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LIBRARY

University of California.

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PhilologischeRundschau

Herausgegeben

von

Dr. C. Wagener und Dr. E. Ludwig

Bremen.

Jahrgang 1906.

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Gotha 1906.

Friedrich Andreas Perthes

Aktiengesellschaft.

••

Register zur „Neuen Philologischen Rundschau''

Jahrgang 1906.

A. Origioalartikel:

I. Klassische Beminiszensea bei Schiller

(F. Bncherer) p. 467. U. Das Schlachtfeld von Issns (Albert

Gmhii) p. 361 und Zusatz p. 407. m. Ithaka (Albert Gruhn) p. 553.

B. Beienalonen :

Abel, Carl, Über Gegensinn und Gegen- laut in den klassischen, germanischen nnd slawischen Sprachen. Heft I (J. Keller) p. 109.

Abelmaniit Bmno, vgl. Horar.

AooiiiB, L. Koterba, De sermone Pa- cayiano et Acciano (P. Welsner) p. 519.

AesohyloB, Lewis Csmpbell, Tragio dnuna in Aeschylos, Sophokles and Shakespeare (R. Petsch) p. 146.

O. A. Danielsson, De locis dnobos AeKshyleis CEnra Inl S. 10-15 n. 576) (F. Wefsner) p. 569.^

A^ahd, R, Attisches Übungsbuch p. 155.

Ahlberg, Axel W., De s finali et eli- sione quadam Plautina (P. Welsner) p. 568.

AlexiOB-Legende, vgl. Roesler, M.

Al^, & et W. Blppmaim, Le^ons de Fran^ais (W. Rötars) p 286. ^

Altenbturg, 0., Lateinisches Übungsbuch f&r Prima im Anschlnfs an die Tat- sachen- und Gedankenkreise der Lektüre nebst stilistischem Anhang (Krause) p. 496

Altendorf; K^ vgl. Homer.

Altes Testament, E. Seil in, Die Spu- ren griechischer Philosophie im Alten Testament (B. Pansch) p. 543.

Ammon^Hey, Melber, Festschrift zum fttnfnndzwanzigjäbrigen Stiftungsfest des Historisch-philologiscbenVereins der Uni- rereit&t Manchen 1905 (A. Funck) p. 466.

Anderson, W. J. und B. Fhenö Spiers, Die Architektur von Griechenland und Born. Eine Skizze ihrer historischen

Entwicklung. Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen von Konrad Bur- ger (E. Neuling) p. 201.

Antiphon, August Mayr, Antiphons Rede gegen die Stiefmutter (G. Wörpcl) p. 26.

Anthologie, A. Veniero, I poeti di TAntologia Palatina secolo 111 a. C. Vol. I, parte 1. Asclepiade, Callimaco, Dioscoride, Leonida Tarentino, Posi- dippo. Testo, versione e commento. Gon introdnzione su la geneei di Tepigramma epidittico ed erotico (ß) p. 121.

d'ArboisdeJubainvUle, H., M^lan- ges H. d'Arbois de Jubainville. Recueil de m^moires concemant ia lit- t^rature et Tbistoire celtiques {—*) p. 467.

Ariost, Th. Roth, Der Einflufs von Ariosts Orlando Furiose auf das fran- zösische Theater (H. Drees) p. 85.

Aristophanes , Henricus van Her- werden, Vindiciae Aristophaneae (Ph. Weber) p. 505.

J. van Leeuwen, Aristophanis Pax (A. Pongratz) p. 577.

W. G. Rutherford, A chapter in the history of annotation being Scholia Aristophanica vol. lU (Sitzler) p. 409.

Aristoteles, Oskar Weifsenfeis, Aristoteles' Lehre vom Staat (M. Hoder- mann) p. 491.

Asoherson, Tgl. Scheffer.

A fafahl , K.. Je 100 franzosische und englisdie Übungsstücke (M. Prollins) p. 522.

Athenaeus, Wilhelm Franzmeyer, Kallizenos' Bericht über das Prachtzelt und den Festzug Ptolemäus' U. (Athe- naeus V. Kap. 25 35) (G. Wörpel) p. 8.

Aug:astinas, Joseph Zurek, De S. Aurelii Augustini praeceptis rhetoricis (P. Welsner) p. 519.

Baoohylides , The poems and fragments

231822

rv

Nene Philologiache Rondschan 1906.

edited wiih introdnctioD, notes and prow

innslation by Rieh. C. Jebb (J. Sitzler)

p. 601. Baedeker, K., Griechenland. Handbnch

f&r Reisende. 4. Anfl. (L. Koch) p. 134. Baker, W. W., De comicis Graeds lit-

terarum indicibns (P. Wefsner) p. 610. Baldensperger, Fernand, Goethe en

France. Etnde de litt^ratnre comparee

(G. Süpfle) p. 254. Ballentine, Fl. O., Some Fhases of the

Cnlt of the Nymphs (P. Weianer) p. 610. Bally, Gh., Pr^cis de Stylistiqne, eaqnisse

d'nne m^thode fondäe sor F^tnde dn

fran9ai8 moderne (Max Erfiger) p. 472. Bang, W., The Queen on the Excellency

or her sex nach der Qnarto 1658 in

Nendruck herausgegeben (H. Spies) p. 572.

Materialien zor Knnde des älteren eng- lischen Dramas. Bd. XIU, XIV, 3^ erster Teil (Heinr. Spies) p. 572.

und B. B. Mo Kerrow, The Enter- lade of Tonth nebst Fragmenten des Playe of Lncres und von Natnre (Heinr. Spies) p. 190.

Barran, F. Petzold, Die Synenyma Barraus Histoire de la R^Tolntion fran- 9aise (K. Engelke) p. 426.

Barth, W., Tgl. Svoronos.

Bäomann, BL., Der Kleine Tonssain-Lan- genscheidt. Englisch (G. Kroger) p. 406.

Banmgartner, Andreas, Lese- nnd Übnngsbach f&r die Mittelstufe des fran- zösischen Unterrichts (M. Erflger) p. 89.

Benaon, A. C, Tgl. Fitgerald.

Beowol^ J. Wight Doff, Homer and Beo- wulf (-tz-) p. 476.

F. Holthausen, Beownlf nebst dem Finnsbnrg- Brnchstück mit Einleitung, Glossar und Anmerkungen herausgegeben von F. H. 1. Teil: Texte und Namen- ▼erzeichnis (-tz-) p. 116.

M. Trautmann, Die neueste Beo- wulfausgabe und die altenglische Vers- lehre (-tz-) p. 880.

Auch zum Beowulf (-tz-) p. 880. Bemitt, Paul - Friedrioh , Lat. caput

und *capum nebst ihren Wortsippen im Französischen (Aug. Andrae) p. 475.

Bewan, Edwyn Bobert, The House of Seleucus (Heinr. Swoboda) p. 247.

Bibliotheoa Bomanioa. Bd. 1 bis 10 (Th. Roth) p. 497.

Biok, Job., vgL Horaz.

Bihler, H., Gesichtspunkte fdr den Über- setzer aus dem Französischen (K. En- gelke) p. 571

Binder, Otto, vgl. Seneca.

Birrell, Au^^uatine, vgl. Marvell.

Bittner, Joaeph, Systematisch geordnetes

Verzeichnis der Programmarbeiten öster- reichischer Mittelschulen p. 622.

Blaüls, Friedr.,.Die Rhythmen der asia- iilschen und römischen Eunstprosa (0. Weise) p. 219.

Boeoklln, vgl. Kern, Gtto.

Böddeker, K., Die wichtigsten Erschei- nungen der französischen Grammatik, ein Lehrbuch für die Oberklassen höherer Lehranstalten. 2. Auflage (Bahrs) p. 68.

Das Verbum im französischen Unter- richt, ein Hilfsbuch, neben jeier Gram- matik zu gebrauchen (Bahrs) p. 63.

BoethiuB, R K. Band, On the Com- position of Boetbius* Coosolatio Philo- sophiae (P. Welsner) p. 609.

Bögli, H., vgl. Cicero.

Bonner Beiträfi^ zur Anglistilf, heraus- gegeben von M. Trautmann; Heft XVII bis XXI (-tz-) p. 828.

BoBBoher, H., vgl. Plautus.

Botrel, Theodor, vgL Tburau.

Bourguet, ]§Smlle, L*Administration finan- ciöre du Sanctnaire Pythiqne au IV« siecle avant J.-O. (0. Wackermann) 127.

Bradley, A. C, vgl. Shakespeare; Smith.

Brandt» Paul, vgl. Sappho.

Breoola, BTariato, II diritto dinastico nelle monarchie dei suecessori d*Alee- sandro Magno (0. Schultheis) p. 10.

Bieymann, Hermann Steinmüller, Breymanns Neuspracblicbe Reformlite- ratur (G. Rolin) j>. 809.

Brie, F. W. D., (iescbichte und Quellen der mittelenglischen Proeachronik The Brüte of England oder The Ohronides of England p. 187.

Brookelmann, C, Semitische 8[Hrach- wissenschaft (P.) p. 455.

Browne, H., vgl. Homer.

Browning, T. Marzials C. B.: Brown- ing (Edm. Ruete) p. 828.

(iermaine Marie Merlette, La vis et Toeuvre de Elisabeth Browning (Edm. Ruete) p. 880.

Bmgmann, K. und B. Delbr&ok, Grund- rifs der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Zweiter Band: Lehre von den Wortformen und ihrem Grebrauch von K. Brugmann. Erster Teil: Allgemeines. Zusammen- setzung (Composita). Nominalstämme. Zweite Bearbeitung (Fr. Stolz) p. 492.

Bruhn, K und B. Freiaer, Aufgaben zum Übersetzen ins Lateinische fftr die Sekunda (W. Bauder) p. 591.

Büoheler, Fr., vgl. Petronius.

Back, Oarl D., Elementarbuch der os-

Begisteg.

kjflch-iimbriflcheii Dialekte. Deutsch von £. Prokosch (Fr. Stolx) p. 173.

Bndde, Gerhard, Bildong und Fertig- keit. Gesammelte AnMtze nur neu- sprachlichen Methodik (C. Beichel) p. 68.

Bülbring, K. D., Die Schreihung eo im Ormalom (-tz-) p. 829.

Bullokar, Eduard Hauck, William Bollokar (Herrn. Jantxen)^. 525.

Systematische Lautlehre Snllokars, Vo- kalismus (Ilerm. Jantzen) p. 525

Bnrger, Konrad, vgl. Anderson, W. J. Buaolt, Qeorg, Oriechische Geschichte

bis zur Schlacht hei Chaeroneia. Band

111, Teil 2: Der peloponnesische Krieg

(H. Swoboda) p. 100. Butler, Perdval, vgl. EUinger. Byron, William E. Leonard, B)rron

and Byronism in America (Herrn. Jant-

sen) p. 451.

H. Yarnhagen, Über Byrons dra- matisches Bruchstfick ., Der umgestaltete Milsgestaltete '* (-tz-) p. 209.

Calderon, Ernst Lindner, Die poe- tische Personifikation in den Jugend- schauspielen Calderons (W. Böhrs) p. 167.

Camerlynek, O., A Handbook of Eng- lish Composition for the üse of Con- tinental Pnpils (K. Grosch) p. 263.

Campbell, Iiewis, vgl. Aeschylns, So- phokles, Shakespeare.

Canfleld, Dorothea Franoes, vgl. Cor- neille; Bacine.

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Edmond Courbaud, Cicero, De

oratore Über primus. Text latin revu et publik d*aprk les travaux les plus r^oents, avec un commentaire critiquo et ezplicatif, une introduction et une no- tice biographique (Fr.Luterbacher) p. 267. Cioero, J. May, Bhytbmische Analvse der Bede Ciceros pro Boscio Amerrno (0. Weise) p. 219.

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Th. Zielinskl, Das Clauselgesetz in Ciceros Beden, Grundzfige einer oratori- schen Bhythmik (0. Weise) p. 219.

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Conrad, H., vgl. Emerson.

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Courbaud, Edm., vgl. Cicero.

Crawford, Ch., A ooneordanoe to the works of Thomas Kyd. I. Teil: A bis Howard (Heinr. Spies) 572.

QybulBkl, Btephanua, Tabulae quibus antiquitates Graecae et Bomanae illu- strantur; das römische Hans; das rö- mische Heer (Bruncke) p. 272.

Q3mewulf; F. Holthausen, Cynewulfii Elene, mit Einleitung, Glossar, Anmer- kungen und der kteinisohen Quelle herausgegeben (-tz-) p. 208.

Gyrano de Bergerao, H. Dftbi^ Cpano de Bergerao, sein Leben und seine Werke (K. Engelke) p. 614.

DanielaBon, A. XL, vgl. Aeschylus.

Daremberg, Ch., Bdm. Baglio et Bdm. Fottler, Dictionnaire des Antiqnit^ grecques et romaines (-u-) p. 223.

Delbrück, B., vgL Bro^ann.

DeUit, Otto, Über lateinische Elemente im Ifittelenglischen (Heinr. Spies) p. 620.

Detieften, D., Die Entdeckung des ger^ manischen Nordens im Altertum (od. Wolff) p. 226.

Deaaau, Herau, Inscriptiones latinae selectae, voL II, pars 2 (0. Hey) p. 421.

Diasertationea philologae Vindobo- Vol. Vm (P. Wetoner) p. 518.

VI

Neue Phüologiflche BtmdBchan 1906.

Dörwald, Paul, Ans der Praxis des griechischen Unterrichts in Obersekonda (G. Schwandke) p. 60.

Dübi, H., Tgl. Cyrano de Bergerac.

Duff, J. Wight» vgl. Beownlf: Homer.

DünBelmann, E., Aliso und die VaniB- schlacht (0. Wackermann), p. 154.

Eiokhoff, C. J. Qud Gustav Kühn, Lehrbuch der englischen Sprache nach der direkten Methode für Handels-, kaufmännische Fortbildungs- ood Mittel- schulen. Teil I (M. Steffen) p. 46.

Eiohler, Albert^ vgl. Frere.

Elagabalus, G. Pasciacco, Elagabalo. Contributo agli stndi sngH „Scriptores Historiae Angnstae'' (J. Sorn) p. 37.

EUlnger, Johann nnd Peroival But- ler, Lehrbuch der Englischen Sprache. Ausgabe A. L Teil. Elementarbnch (Fries) p. 550.

EUlnger, Joh., vgl. Kingsley.

Emerson, Oliver Fanrar, A Middle English Reader, edited, with grammtical introduction , notes and glossary (H. Jantzen) p. 327.

Emerson, B. W., Gesammelte Werke. Band 1: Essays. 1. Reihe, übertragen und mit Einleitung verseben von W. Schölermann. Band 11: Vertreter der Menschheit, fibertragen von H. Co n - rad. Bd. lY: Lebensführung, fiber- tragen von H. Conrad. Band V: Essays. 2. Reihe, übertragen von W. Miefsner (F. Wilkens) p. 548.

Engel, Eduard, Geschichte der eng- lischen Literatur vor. den Anfangen bis zur Gegenwart Mit einem Anhang: Die nordamerikanische Literatur. 6. AiS. (E. Pusch) p. 305.

Engelmann, R, vgl. Przygode; Xeno- phon.

Bpicur, Paulus Linde, De Epicuri vocabulis ab optima Atthide aJienis (Ph. Weber) p. 531.

Emout, A., Le Parier de Pr^neste d*apr^ les inscriptions (Herrn. Jacobsohn) p. 516.

Betherstoff, vgl. Rosenberg.

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Farquhar, D. S c h m i d t , George Farqu- har, sein Leben und seine Originaldra- men (Heinr. Spies) p. 547.

Faustsage, vgl. Herzfeld.

Finok, F. N., Die Aufgabe und Gliede- rung der Sprachwissenschaft (Fr. Stolz) p. 52.

Fischl, Hans, Femsprech- und Melde- wesen im Altertum mit besonderer Be- rficksichtigung der Griechen und Römer (Fr. Luterbacher) p. 199.

Fitagerald, A. C. B e n s o n , Eduard Fitz- gerald (H. H.) p. 428.

Förster - Nietssohe, Elisabeth, vgl. Nietzsche.

Foumival, Rlobard de, Paul Zari- fopol, Kritischer Text der Lieder Ri- chards de Foumival (M. Goldschmidt) p. 450.

Franootte, Henri, Lui et D^ret dans le droit public des grecs (H. Swoboda) p. 269.

Fransmeyer, Wilh., vgL Athenäus; Kallixenos.

Frannce, Abraham, Victoria, a Latin comedy edited from the Penshurst manu- script by G. C. Moore Smith (Heinr. Spies) p. 572.

Frere, Albert Eichler, John Hook- ham Frere, sein Leben und seine Werke, sein Einfluüs auf Lord Byron p. 258.

Fricke, Richard, Le langage de nos enfants. Cours primaire de fran^ais. Französisch für Anfanger. 1. Cours ele- mentaire (Fries) p. 499.

Friedrich, Frits, vgl. Gobineau.

Führer, Ä^ vgl. Schultz, Ferdin.

Oansmann, O., vgl. Metzger.

Oarth, W. J. Leicht, Garth*s „Dispen- sary". Kritische Ausgabe mit Ginlei- tung und Anmerkungen (Herrn. Jantzen) p. 162.

Qaspar, CamiUe, Olympia (H. Rflt^r) p. 54.

Gktst, Peter, vgl. Nietzsche.

Geffken, Johannes, Das griechische Drama. Aischyloa. Sophokles. Euri-

Sides. Mit einem Plan des Theaters es Dionysos zu Athen (R. Petsch) p. 197. Glover, Terrot Beaveley, vgl. Ver-

gilius. Gobineau, Die Renaissance, historische Szenen, deutsch von Ludwig Sche- mann (H. Bihler) p. 612.

Philipp Fürst zu Eulenburg- Hertefeld, Eine Erinnerung an Graf Arthur Gobineau (H. Bihler) p. 87.

Fritz Friedrich, Studien aber Go- bineau (H. Bibler) p. 498.

Goedeokemeyer, Albert, Die Geschichte des griechisdien Skeptizismus (A. Patin) p. 14.

Gk>eihe, vgl. Kern, 0; Goethe in Frank- reich, vgl. Baldensperger.

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VU

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Zarifbpol, P^ ¥ffl. FonrolYal.

Segeler» E.» Gymnaainm und Enltoi^

Staat. Offisner Brief au Herrn Dr. A.

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Autorisierte Übersetzung von E. S c h o e -

1er (Funck) p. 279. TgL Cicero. Zikidifl, Qeorgios, D., ^&o^9i&ae&^ ds

^EiXtp^g avyyoutpilf. Bd. 1, Heft 1

(J. Sitzler) p. 6. ZInimeni« Heinrich» Babylonische Hym- nen und Gebete in Auswahl (R. Hansen)

p. 225. Zurek, Joseph, vgL Augostin. Zwicker, Joh., y^. Veigilius.

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Q«ttia, 18. Januar. Vr. 1, Jahrgang 1906.

Neue

PhilologischeRundschau

a6nuM|^Q|EWM0 von

Dr. 0. Wagener und Dr. IB. Ludwig

in Bremen.

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Inlult: Bes«B8ioneii: 1) George Wasbington Paschal, A Study of Quintut of SmyniA (Cehmptsow) p. 1. 2) Georgioe D. Zikidis. Aiopfh6ostc cic ^TU^va« ottnp«7<U W- Sitsler) p. 5. B) H. Bosseher, De Pkati Car- eidioiie (L. Bncbhold) p. 5. 4) W. Franzmey^r, Eallixeooe' Berioht fiber das P^raehtaelt and den Festsng Ptolemins* IL (G. W5rpel) p. 8. 5) Evaristo Breeoia, H diritto dhiastioo ndle monarehie dei sacoessori dMlessandro Magno (0. Sehnlthels) p. 10. 6) A. Goedeckemeyer, Die Geschichte d's griechischen SkepluiBiBns (A. Pstin) p. 14. 7) W. Jude ich, Topographie von Athf-n (H. Lm^baeh) p. 19. 8) Bobert Ealtenbacher, Der altfranzdsische Boman Fteris et Tienne (B. BGttgers) p. 22. 9) Percy White, The System (Teich- mann) p. 28. Anseigen.

1) Oeorge Washington Faschal: A Study of Qnintuft of Smyma, Chicago, the üniveiBity preas 1904. 82 S. gr. 8.

#—.76.

Dem noeh immer zu wenig beacbteten Dichter der „Poethomenka^ hat der Yorfesaer eine aosfAhrliche und grilndliche üntersachang gewidmet. Die fleifidge Arbeit zerftllt in vier Teile: 1. Bibliographiadies, 2. Bio- giaphiaohea, 3. Stil dea Qaintiia in aeiner Beziebang auf Homer, 4. Qaellen.

Im enten Teil gibt der Verfaaser eine kurze Überaieht Aber die ÜborliefBnmg dea Werkea, Handschriften and Editionen, ohne aoa Eigenem Neoea binznzntan; wir kSnnen ihn darum hier fibergehen. Im zweiten Kapitel aueht er die Lebeimzeit des Dichtere näher zu fixieren. Während man Ms jetzt allgemein Quintna in diis Mitte des 4. Jahrb. n. Chr. aetztei bemfihi aibh Paäehal Zu beweisen, dab er viel frfiher gelebt habe, etwa um die Wende dea 2. und 8. Jahrb. Damals, als die griechische Wissen- «diaft im rOmiachen Beiche wieder auflebte, als Oriechiscb die Sprache der lateiator und der Kaiser wurde, als man sich wieder ffir Homer intereasierte (vgl. Aristidea Ton Smyrna und Philoatrat) in der Zeit isi Ter allem an die Abfasaung eines den Homer ergänzenden Werkcfs zu denken. Ich kann den Beweis hierfllr nicht als erbracht ansehen. Denn

:ll^9^F|bUologi8ehe Randsohau Nr. 1.

wenn ich aach glaube, daTs Eöcbly aflza phantanevoU die Äarsernngen Qi^intas* fiber das Fatam, das über den QOttern steht, in Verbindung mit Julians Bestrebuujgen, das Christentum auszurotten, bringt, so weisen .doch eben^ Ausdrücke und Wendungen, die nur in christlichem Sinne zu deuten sind (wie oiQavol usw.), ^hl auf eine sp&tere Zeit als auf das Ende des 2. Jahrb. hin. Wenn Paschäl behauptet, Tryphiodor müsse geraume Zeit nach Quintus gelebt haben, da er ihm nachgeahmt habe, und da er doch nur zu einer Zeit aus Quintus entlehnen könne, wo dieser nicht mehr viel gelesen worden sei, so kann ich das nicht für beweiskr&ftig halten nach allem, was wir über Benut- zung, Exzerpieren u. dgl. bei antiken Schriftstellern wissen. Ebenso ist die An- sicht, dals die Lobpreisung Roms auf die Zeit vor Konstantin und die Grün- dung Eonstantinopels hinweise, doch nur eine unbegründete Vermutung.

Dann folgt das reichhaltige Kapitel von dem Stil des Quintus in seiner Beziehung zu Homer. Sein Wortschatz ist im wesentlichen ho- merisch (80 Proz.), Ton den nichthomerischen Wörtern gibt der Verfasser eine Liste, nach Autoren geordnet, bei denen sie zuerst vorkommen. Es geht auch hieraus schon hervor, dafs die LektOre unseres Dichters sehr umfangreich gewesen sein mufs. Ob er freilich die Zykliker gelesen hat wie Paschal gerne möchte , das möchte ich, um das gleich hier vor- wegzunehmen, doch wirklich bezweifeln. Beweisen läfst sich natürlich weder, dafs die zyklischen Gedichte damab noch existierten, noch dals sie verloren gegangen waren. Aber die vielen Exzerpte und ausgedehnten mythogiaphischen Handbücher, die es damals schon gab, lassen es auf der einen Seite wahrscheinlich erscheinen, dab die Urquellen verloren gegangen warai, anderseits bleibt es doch dabei, was Noack (Oöttg. gel. Anz. 1892, Nr. SO) betont hat, dab schon die blobe Existenz von Quintus* Werken beweist, dafs die zyklisdien Epen ihm nicht mehr voigelegen haben; sonst hätte er die Ergänzung zu Uias und Odyssee nicht geschrieben und auch nicht zu sdireiben brauchen. Der Ausweg, den der Verfiisser aus diesen Schwierigkeiten sucht, ist meines Erachtens nicht glücklich. Er meint, dafs die zyklischen Epen wohl für die grofse Masse au Quintus' Zeit verloren waren, aber doch nocJi in den grofsen Bibliotheken existierten und gelehrten Leuten . zugänglich waren. Das kann ich nicht glauben, zumal da dann die Anlehnung an die Zykliker doch wohl gröCaer wäre, ds sie tatsächlich ist, und Quintus in diesem Falle sicherlich nicht aas so vielen poetischen Quellen (Tragiker, Alexandriner) geschöpft haben würde, wie es ihm jetzt nachzuweisen ist.

J^ene PhUoJpgiiebe Rondsehau Nr. 1.

Der weitere Inhalt des dritten Kapitels iet ein wenig bunt durch- einaiideigewflTfelt So spricht der Yer&sser noch von der Gestaltung der Chuaktere bei Qnintns und bei Homer, Aber die Gleichnisse, ftber ^e Gotter sowie die leligiflsen und moraliscbenldeen bei Quintäs. Am Schlub dieses Abschnittes gibt er dann eine eingehende Analyse der einzelnen Böeher, 'um die Hflnfigkeit der Nachahmung Homerischer Situationen, Bssdifeibungen und Moti?e su beweisen. Das ist im einzelnen sehr htbseh auBgefBhrt, wenn auch oft der kleinste Berfihrungspunkt ObertnebiBn betont und manches an den Haaren herbeigezogen wird, um eine homd- risdie Fsndlele zu finden. Dabei bleiben dann und das ist das Merk- wflidige fBr einen Dichter, der so hinter Homer her gewesen sein soll noch immer Diskrepanzen und Abweichungen genug fibrig (vgl. S. 61 varies, unUie, differeni fram^ S. 62. 57). Sehr hflbsch ist S. 65 aus- geführt, dab unser Gedicht ebenso wie die Ilias und die Odyssee einen Hanpthelden hat, und zwar in der Person des Neoptolemos. Die Be- urteüong der poetischen Qualität des Dichters, die der Verfasser zugleich 'mit einerAuMhlung von urteilen anderer Gelehrten Aber ihn gibt (S. 64/65), ist im allgemeinen mafsvoU und daher zutreffend* unrichtig aber ist es* zu behaupten, dafs Quintns sich von der Romantik der Alexandriner frei- hflli Wenn auch die Geschichte von der Polyxena keine Spur von Erotik aufweist, so kann man das doch z. B. von der Penthesilea gewilb nicht sagen, und auch die Erzählung von der Oinone ist sicherlich alexandrinisch.

Damit sind wir schon zu dem vierten und wichtigsten Teil der üntersuchui^ gekommen, der von den Quellen der Posthomerika handelt. Ich habe frflher in meiner Dissertation: „De fontibus et mythopoeia Quinti Smymaei'' (Kiel 1891) nachzuweisen verbucht, daCs ich fSr Quintos* Hanptquelle ein mythographisches Handbuch halte. Das ist auch Noaoks Meinung (GOttg. gel Anz. 1892. Okt., S. 772), nur sind wir ftber Art uiid ümfiu^ eines solchen Handbuches verschiedener Ansicht. Dieser Frage ist der Verfiisser leider nicht nachgegangen, offenbar, weil er fflr die Be- nutzung der Zykliker durch Quintus eine Lanze brechen wollte, und das ist ja auch sieher: Wenn Quintus die Werke der Zykliker selbst noch ge- lten hat, so hatte er ja die troischen Sagen in extenso vor sich und bnmchte seine Zuflucht nicht zu Schollen, Exzerpten, Kompendien usw. zu nehmen. Aber, wie gesagt, ich halte den Beweis nicht ffir erbiacht

Was die Benutzung Homers anbetrifft, so habe ich meine Meinung sdton oben auseinandergesetzt. Gewifs hat Quintus Homer ständig be-

Nene PhiUilogiMhe RmidMhaa Nr. 1.

rflcksichtigt, wöUte er doob, dab aein Werk mit den homerisdieii Ge- dichten znaammen gelesen wflrde; aber seit EBchlys Tagen ftbertreibt man daa Sachen nach homeriachen Parallelen meines Braobtens viel ta sehr. Das gebt so weit, dala man, auch wenn fBr eine Sagenversion des Qnintns ein genauer Qaellenbeleg vorliegt, doch nicht dieden als Qndle 'annimmt, sondern lieber eine ähnliche Situation bei Homer aufsucht, die Quintus dann nacl^bildet haben soll Wenn da von einer „imitatio Homeri*' die Bede aein soll, so liegt sie doch viel frfiber und nicht erst bei Quintns.

Was die Tragiker angeht, so gibt der Verfasser eine freie Benutzung des Euripides zu, , Die Oanymedstelle (8, 427 ff.) wflrde ich freilich nicht ausnehmen, sie gebt sicher auf die „Troades*^ zurfick. Eine Benutzung des Äscbylos jedodi, die Baumstark (Philologus 65) in auggedehntem Mabe annimmt, hält er fftr unbewiesen, gibt aber zu, dals Quintus Äachyloe* Werke gekannt habe. Freilich fflgt er wieder merkwfirdig unent- schieden — hinzu: „if extant'', was zu seiner Ober die Erhaltung der Zykliker geäulserten Ansicht sehr im Widerspruch steht. Den Au^fflhrungen des Verfiissers Aber die hiteinischen Dichter stimme ich durchweg bei, auch waa er flber die Benutzung Senecas Neues beigebracht hat, finde ich durchaus akzeptabel; es zeigt wieder, wie weit der Kreia der Lektflire un- seres Dichters war, und wie Ificherlich es ist, in ihm noch immer den Hirten, der auf Smyrnas Fluren seine Tiere weidete, zu sehen.

Nun zum Schluls noch ein Wort flber die Alexandriner. Eine Be- nutzung des ApoUonius Rhodius und des Lycophron das letztere liach Noacks verdienstvoller Untersuchung wird zugegeben. Aber den haupt- sftchlicben Einflufs der Alexandriner auf Quintus erblickt der Yer&saer in dessen Hinneigung zu gelehrten Details (namentlich medizinischer und astronomischer Natur). Nun, wenn das richtig ist, so ist doch ein ein- gehenderes Studium der Alexandriner durch Quintua voriianden, und da, wie schon erwähnt, gewisse Episoden des Werkes durchaus alexandriniachen Charakter tragen, so wflrde ich doch nicht so leicht bei der Hand sein, die Alexandriner als Quelle fflr Quintus auszuschalten, wie man es jetzt wohl tut (vgl fflr Eallimaohus: A. Taccone, Quinto Smimeo e Oallimaoo. Bulletino di Filologica chissica, Marzo 1906). Ich halte nach wie vor eine eingehende Untersuchung fflr nötig, wie viel alexandrinische Erudition im Quintus steckt, und wflrde mich freuen, wenn der Vertasser nach seiner sorgf&Itigen Arbeit flber Quintus im ällgemeiniBn sich dieser [speziellen

Neoe Philologisebe BmicbBcbaa Nr. 1.

ftage eiDmal mit Liebe and Hingabe widmete. Ich bin ftberzengt, daTs dieae üntersaGhung reieb an Ergebnissen sein wflrde. Barnen. F.

2) Georgios ZUddis» Aiopdc&otic ek ^'EXXiQvac ouYYp<K^t<;.

Bd. I, Heft 1. Athen, Michael J. Saliberos, 1904. 160 S. 8.

2 Braohm.

Der Yerfiuser veröffentlicht in diesem Heft eine groGse Anzahl ton VerbessernngsTorschUlgen zu Homers Ilias (S. i—67), zn Sophokles^ (ydipns T^nnna, Antigene und Elektra (8. 68— 86), ZQ Enripides* Hekabe, Medea and EyklopB(S. 86—98, zn Piatons Protagoras nnd Gorgiäs (S. 98— 120)* vn LyknrgB Leocratea (ß. 121—136), zu Xenophons Memorabilien nnd ökonomikoB (S. 136—146), zn Lnkian (S. 146—149), zn Isop (S. 149 bia 164), zn Apollodors Bibliotheke (S. 154— 156) nnd zn Leontios von Neqwlis Leben des hL Johannes des Barmherzigen, Erzbischofii von Ale- xandrien (S. 156—160). Er zeigt sich darin als ein Mann von grorser Belesenheit, dem es leicht ftUt, das seiner Meinung nach fehlerhaft Über- lieferte durch Richtigeres zu ersetzen ; allein er geht dabei zu rasch zu Werke, ohne die Überlieferung allseitig auf ihre Haltbarkeit hin zu prüfen; und so kommt es, dafs die meisten seiner Vorschübe eben nur Vorschlage sind, besonders was die Ilias betrifft Damit ist zugleich gesagt, dafs auch beachtenswerte Verbesserungen unter den mitgeteilten Konjekturen sind; nur mOchte man wflnschen, dafs diese zahlreicher wftren. Immerhin werden die Herausgeber der von dem Verfesser behandelten Schriften gut daran tun, seine VerbessemngsvorschlSge zn Bäte zu ziehen, wenn auch nur; um die von ihm beanstandeten Stellen grflndlich zu prfifen.

Freibnrg i. Br. " J. UtBlor.

3) H. BoBMheri De Vlaati Onrmdione disputatio. Lngduni-

Batavorum apud E. J. BrilL VIII u. 172 S. 8. Die Abhandlung bietet in neun Kapiteln eine kritische Untersuchung des Textes. Endziel deir Untersuchung ist, den Nachweis zu fahren „eoe looos, qui viroe doctos impulerunt, ut crederent febulam consülto decür- tatam esse^ aut male esse intellectos aut infelici oasu parum integroa ad noa pervenisse'' (S. 2). Am Ende der Abhandlung (S. 163) glaubt der Verfesser bewiesen zu haben, dafe uns der Curcnlio nicht in einer Be- srbeitung vorliege, insbesondere nicht von einem Bearbeiter verkflrzt worden

Neue Pbiklogiiche Bondsolura Nr. 1.

86i, keine IHttographien and nur an zwei Stellen grorsere Lfloken anf- weise. Der Verfasser geht analytisch vor, unterwirft jeden TerdSchti^sn Vers and jede nnkbrn Stelle einer eingebenden Prfifang, verteidig' vor- geschlagene Lesarten und Aud^ngen oder macht neue Vorschlftge. In drei Kapiteln (III, V, IX) bringt er Einzeluntersuchung^n De voefibnlo q. e. dierectus, De particulae itaque apud Plautum usu, De l(m in Tri* nummo (825 sqq.) versibus quibusdam immerito suspectis.

Vielen seiner Ausf&hrungen wird man unbedenklich zustimmen kttnnen, se dem Yorsefalage lu V. 15f.

Pb. Hüic pröxnmum illud dstium occlusissimum. Salväy valuistin dsque, oculissimum dstium? statt des flberlieferten zweimaligen osHum acdusissimum oder des von Fleckeisen aufgenommenen zweimaligen ocuUssimmi. Mit Becht seheint er mir die von Ooetz verworfenen Verse 39— -42 zu verteidigen, da die weitschweifige Belehrung ganz gut zum Cihaiakter des Palinurus paust Die Vermutung, dafs dem Vers 61 Id fit, bic quia Iteo aegrotns Iih cubat Verse des Inhalts vorausgegang^ seien: „cur autem hanc non emis. et cur sie clam ante Incem te ad eam surripis?*S halte ich für berech- tigt. Ich stimme dem Verfasser zu, wenn er die Buecblerscbe Lesart V. 318 Chramarum habeo dentes plmos verteidigt, oder V. 494 die Lesart memini, wenn er die vielfach beanstandeten Verse 545 f. unter Beibehal- tung der flberlieferten Lesart tab^as wie folgt emendiert: Qui bis ta- bellas öbsignatas Tb. Quäs tabellas tu mihi, Qoös tu mihi luscös li- bertos, quös Summanos sömnias? Die Auffassung, dals hmter V. 362: Cittpio aütem aliquem emere püerum qui usur&riis Verse des Inhalts aus- gefallen seien: „qui usurariis nunc mihi provideat peouniis; namquoniam iam diu aegrotus sum, me procarare volo; iam nunc deum precabor, ut Sanum me reddat; ubi puerum emero, data opera me procurabo; bic puer mihi prospicere debet ut res^' (V. 388) Nunc mihi quaeratur et q. s., hat manches für sich. Der Annähme der meisten Forscher, dafs sich hinter V. 455 eine gröfsere Lfleke befinde, stimmt auch Bosscher bei.

Fftr unnötig halte ich die vorgeschlagene Änderung V. 259: tarn etsi non oHst statt novi^ V. 267 : in periurando statt iure iurando (mit Hinzufttgong von jt«idem: Qui quidem Ubi auxiUo m periurando fuit)^ da das Schwören des Kupplers, wie einmal der Typus des Leno bei Plantos ausgebildet ist (vgl. Cnrc. 495 ff.), stets verdächtig erscheint und fast den Nebensinn des Falschscbwörens hat. Ob der allgemein verworfene Vers

N«iie Philologische Randschaa Nr. 1.

374: Si reddo illis, qdbiui debeo, pluB alieni est dorch die Konjektur ut inm res se habet? statt phts alieni est gehalten werden kann, erscheint mir aweifiBlbaft; desgleichen ob der Dichter mit Halc^hanta in griechischem Wertspiel den, der gxupei äkag i. e. gtif astendU, qui in se habet Sparern d oäMam (8. 76), vor Angen hatte nnd mit der doppelten Bedeutung des Wortes fpmtßsw spidte. Das römische Publikum des Planti» dürfte ein derartiges Wortspiel nicht verstanden haben; der Wortwitz wird in dem Anklang an lateinisdie Worte zu suchen sein, an welche, ist aller- dinga noch eine offme Frage. Der Nachweis, dafi Plautus niemals ei für eMam brauche, 8. 115 ff., scheint mir nicht einwandfrei geführt zu sein. Der Yersech, dietedms vOUig aus Plautinischen Texten zu entfernen, wird wohl kmne allgemeine Zustimmung finden. Auch erseheint mir der Beweis, dab ütaqu/e nicht, wie 6rix und Lorenz es wollen, manchmal für das ein- fiidw üa in kausaler Bedeutung gesetzt werde, nicht völlig erbracht.

Doch wenden wir uns zu der Hauptfrage, ob der überlieferte Text des Coroulio die Hand eines Retraktators verr&t oder nicht Indem der Yerteser Vers für Vers durch Änderung oder Erklärung der Lesart, durch kvae Binsehiebungen, durch Streichung dreier einzelnen Verse (483, 485, 681) und Annahme zweier grOlserer Lücken (88^ u. 454) im ganzen ein leidlidies Oeftlge zustande bringt, glaubt er das letztere bewiesen zu haben. Dem kann ich mich nicht anschliefsen. Ein ¥^derspruoh, wie er vorliegt in der Angabe des Therapontigonus dem CSurculio gegenüber V. 343 ff., dafs er Planesium für 30 Minen und ihre Ausstattung und Sdmiuck für 10 Minen gekauft habe (emi virginem Triginta minis, vestem, mrum: et pro bis decem aocedunt minae), dafs er das Oeld bei dem Weehsler Lyeo hinterlegt habe (argentum apud tarpessitam situmst Illum quem dixi Lyconem), und in der Forderung desselben Therapontigonus an dm Wechsler Lyco V. 535 f., er solle die 30 Minen zurückgeben, die er bei ihm hinterlegt habe (Nunc nisi tu mihi propere properas dare iam triginta minaa, Qoaa ego qmd te depoeivi, vitam piopera ponere), ist weder dem Fbntua nurasidirmben noch durch irgendeinen Zu&ll in den Text hinein- gekommen. Er wird wohl dem von Bibbeck angenommenen Begisseur, ndCT am dem vollen Drama ein kurzes Nachspiel zurechtstutzte, wie er 68 für seinen Zweck gerade bedurfte *S zur Last gelegt werden müssen. Eben dieser wird auch daflir verantwortlieh zu machen sein, dals die Be» Bskungen des Wechslers Lyco zu dem Ku]^ler Ciappadox unklar sind, dafs die Frage, welche Bewandtnis es mit den 10 Minen hat,

Nene FUlologiMhe RandatkaoL Nr. 1.

die der Enppler von dem Wechsler aDscheiiiend mit Beoht fordert, mid auf die er y. 625 mit den Worten Istas mmaa deoem ab etwas Toriier Besprochenes hinweist, nnaofji^eUart bleibt. (Bez. dieser 10 Minen sogt anch der VerfiuBer S. 68 : guae iUarum sU ratio, in tmubria lotet.) Der Bearbeiter wird daran schuld sein, dab in dem Oesp^ch des Phae- dromns mit Palinnms I, 1 zwar im allgemeinen davon die Bede, ist, welche Schwierigkeiten ihm der Kuppler macht, wie er ihn sdiikaaiert (Alias me posdt pro illa triginta minas, Alias talentam magnnm: neqne quicqnam queo Aequi bonique ab eo impetrare), dafa aber die von Thera- pontigonns drohende Oe&hr mit keinem Worte erw&hnt wird. Und doch mufs vor der Szene II, 3 von dem Soldaten und seinen Beziehungen zu dem Kuppler die Bede gewesen sein, und Phaedromus sowohl wie Cur- culio mfissen den Soldaten kennen; sonst konnte Gurcnlio in dem fremden Lande nicht ohne weiteres an ihn herantreten und ihn begrfiften, und Phaedromus mfilste den Parasiten bei den Worten Y. 337 : „forte aspido militem^ unterbrechen und genauere Auskunft Aber den Soldaten ver- langMi. Mit der Annahme einer kleinen Udke des Inhalts: „militem illum, scis iam , quem saepius lenonem adeuutem vidimus et quem Plar nesii causa id facere suspicabamur'* (S. 54) erscheint die Schwierigkeit nicht gehoben. Schlierslich scheinen mir auch die stark hervortretenden Verschiedenheiten in der Diktion einzelner Szenen auf einen Bearbeiter hinzuweisen.

Dem Endeii^ebnis der Abhandlung kann ich daher nicht zustimmen, doch möchte ich die Besprechung nicht schliefsen, ohne hervorgehoben zu haben, dafs die Untersuchung durchweg mit philologischem Scharfsinn und philologischer Grfindlichkeit gefQhrt ist Die Abhandlung ist fflr jeden, der sich mit Plautinischen Studien beschäftigt, unentbehrlich.

Aliej. L. BvehhoUL

4) Wilhelm Franimeyer, Kallizenos' Beziöht Ober das Pnu^hfe*

zeit und den Festzug Ptolemäus' IL (Athenftus V. Kap. 25 -35).

Dissertation. Strafsbuig i. E., 1904. 69 S. 8.

Die Existenz und weittragende Bedeutung einer spezifisch alezandri-

nischen Kunstrichtung hat erst neuerdings allgemeine Anerkennung ge*

fnnden, aber nur wenige Versuche sind bis jetzt unternommen worden, in

die noch leeren Formen Inhalt zu giefsen und dem schattenhaften ffiUe

ein wenig Leben einzuhauchen. Ein auch nur aunfthernd abuchlielsendes.

Meile Fhilologiielie BuideeluA Nr. 1.

Urtdl über dieses Gebiet muie mangels anerlärslich nOfciger Vorarbeiten anf lange Zeit zorflckgestellt werden, jede Einzelnntersuchnng wird man darom mit Frenden begrflfsen, selbst wenn sich noch nicht alle Anfstel- langen« wie dies ja bei der Schwierigkeit des behandelten Stoffes nicht weiter yerwondem darf, als niet- und nagelfest erweisen sollten. An seinevo Teile wirkt an der nenen Aufgabe der YerÜEisser der vorliegenden Ab- handlung mit, indem er nns eine scharfsinnige, sich anf alle Details er- streckende archäologische Analyse des källixenischen Berichtes Ober die im J. 275/4 unter Ptolemftns IL Philadelphns stattgefiindene Penteter» vcnrlegt. Im ersten Teile (S. 5— S6) wird das in dem Burghöfe zu Aleir a&dria errichtete, zur Aufnahme der Fremden und der Theorien bestimipte Prunkzeli sowie die an das Hauptzelt angelehnte aVQiyS f^ Oefolge und Dienerschaft eingehend beschrieben: Mit groCsem Oescbick und zieni'« lieber Sicherheit berechnet Fräozmeyer die imposanten Dimensionen des Zehes (200 X 1^0 X 75 Ellen) und verbreitet sich sodann über seine tektiflcbe Konstruktion und seine luxuriöse innere Ausschmfickung. Einen leisen Zweifel möchte ich an die Annahme heften, die innere Bfickwand des Zeltes hätte zur Augenweide dienen sollen (S. 9), zumal da sie erst anf Grund einer noch unY^rSffentlichten Konjektur von Bruno Keil gewonnen ist, der statt des fiberlieferten i^fig dqmito dvaTtercvafieriii ^T(h poniert Si^et. Mir scheint es ausgeschlossen, dafs Kallixenos plötzlich zu der Dekoration der Zeltwand fiberspringen sollte, wo im Zusammenhange doch nur von den Speiselagern die Bede ist, ganz abgesehen davon, da&. S^ nach meinem SprachgefQhl wenigstens ein Germanismus ist: der Grieche wfirde wohl äs iipiv öder eiaoipoiiiififf ivantTv^aiärti gesagt haben. Das xard nfdactirtov ist mit Beziehung auf das Zelt gesagt, und der Simi der Stelle ist einfoch der, dafs die Eingangsseite von Klinen nicht besetzt war, eine Bemerkung, die mich gar nicht so mflssig dfinkl Im zweiten Abschnitt (S. 25—53) wird die. mit unglaub- licher Pracht ausgestattete dionysische ftonn^ des Festes beschrieben, vgl. auch Niese, Gesch. d. griech. u. mak. Staaten U, 108, Li 1 Ige, Bresl. DisB. 1901, S. 8 und Wendland, Zeitschr. f. d. neutestam. Wiss. 1904 S. S35ff. Nicht sowohl dem GOtterkultus geweiht, als vielmehr der Verherrlichung des Hertschergeschlechtes dienend, hatte das Fest zum Mittdpunkt die ^ofi/r^ der »Boi ^oiri^^g; wenn die Dionysospompa fiberhaupt noch als int^erender Bestandteil im Gesamtzuge figurierte, 80 ist nicht mit Franzmeyer der Grtind darin zu suchen, weil so die

10 NMe ntOologiddie RundMlMui Nr. 1.

reiehtto 6el«g«iiheit rar EnttUtang alles mOglicheu Olmzes geboten wurde, sondern aasscbliggebend war, dafe Dionysoe a1» Stammvtter der flgyptisehen Dynastie Aber dem Gänsen thronte. Ob ferner dnrob die TatflBdie, daft im Zage ein Doppelaltar einhergetrageii wurde, die An* nabme einer engen Vereinigang des Enltes des Dionysos mit dem der Soteren scbon ftlr diese Zeit eine SkQtae empfängt, darf billig besweifelt werden. Ich glanbe, es sollte damit nnr die l>empelgeno89en8ehaft beider {ofimHxm t^ 9e^) zum Ausdmok gsbracht werden. Niebt bsltbar ist die Termntung des Verfiusers, dars aoch die Herrscherinnen in d«r Verherr«- Uohong mit einbegriffen gewesen seien --* in Betracht Urne doch nur die 3?9 fcottsekrierte Mutter des Philadriphus, Berenike, sllein naaa dsrf nicht aober acht hissen, dafs die Frauen der ersten PkdemBer recht- lich und offisiell keinerlei Anteil au der Begierung hatten und in der Politik gar keine Bolle spielten. Im Sehlufeteil seiner Abhandlung unter«- rieht Franzmeyer den Bericht des Eallixenee einer kunst^iesobichtlichea Würdigung, beleuchtet einige der Hauptsrtten d«- ateiandrinisohen Kunst in ihren einielnen Zweigen und erOrtert kurs den Einfluft der ptoknäi- sehen nefintn auf die rOmisohe Kunst der Kaiserzeit.

MOge die besprochene Schrift, deren Hauptwort in der Feinheit der BinaelauBAlbrungen liegt, zu weiteren Arbeiten anf diesem Gebiete anregen!

KleK

5) Brarinto BMcoia, H dlritto dinastioo nelle monrnnibim dti naccesnori d'Aleasaiidio Mag^a (Studi di storia an- tica pubblicati da Giulio Belcch, Fascicok) Vf.) Borna, Ermanne Loeaoher & Co. YIII u. 167 S. gr. 8. Lin 7.

In dieser gut disponierten und fibersichtlichen Arbeit behandelt Breccia im ersten Kapitel (S. 1—66) die Thronfolge, im zweiten (S. 67—74) die Thronbesteigung, im dritten (S. 75—93) die äufseren Abzeichen der EOnigswflrde, im vierten (S. 94—131) die Beinamen der Herrscher, im fBttften (S. 131—151) die Mitregentschaft, im sechsten (S. 131—165) die Ednigsfamilie, und in einem Anhang die Frage, wann die hellenisti- schen Fflrsten und Fflrstinnen majorenn wurden.

Mit grOfstem Fleifse hat der Verfasser nicht nur zusammengetragen, was er in der weit zerstreuten Literatur, die sein Thema nur gelegent- lich streift, vorfiind, sondern er ist auf die Quellen selber zurflckg^ngen und hat diese gründlich ansgescM^ nnd auf Qruiid sorgfliMiger Prüfungen

Nene PUiologMte RnndBchM Nr. 1. 11

«■d Bmi^fingMi vi^lfNh dte Fnigi& stlbitiiidig goArdart und 00 «irtvoUai Bdlng zur inneren Qwdiiiihte dnr DiadodMnreinte gelieiirt Dmb Afbeit Uk um 10 dtnktnswertor, ab uonre Gbuidblcber der «g. gritchisohen Stetfldlert&mer im aUgemeintti bei der Zeit Aleanden Hidt mMhen and aemh dieee Fingen ger nicht nnterenehen.

FieUich find nieht aUe Behanptangen dee VerfiMsen wianrecbtlNir, 80 gerade die in § 1 an%eitoUte Dieee, die Tbrenfolge lei in den bdle- niitiaeben Staaten dnnh Qeeetz geiegett gewcMn. Bas doroliglngige Stille schweigen nneerer Qnellen ist hier doch sehr bezeidmend. Die Argnmei^ tation Ton Bl»oeia 8. bU die von der eigentftmttoben Aa&ttnng aiagebtt daa Hcneeheilians bitte aioh gegenflber der bOrgerliehen Familie in einer ininjoreo SteUong, anfterfaaib dea Qeaetna, befonden, wenn nidht ein Thienfo^jegeaeti eiiatiert hatte, ist nieht fiberaengend. Ist ea denn der Staat, der die Throniblge geaetalich beatimmt, oder lat ea nieht fielmehr daa Herracherbana selber, das de ven aieh ana regelt? Man ieter* staunt, am Soblob an lesen, dsfe Breocia hierbei blofs an Oewohnbeitii- recht denkt: naktraJmetite non v^gUo soa^tensn feaiäenga ^tm oNKee seritto (S. 6, N. 2); diese Art der Begelang hat doch anter Nieae nie jemand ematlieh beaweifelt.

Eingehend begründet Breocia § 4 die These, dafe die Fhiuen in keinem Diadodiettreidie thronfolgebereohtigt waren. Er sacht das gans beson- den für Ägypten an beweisen, f&r dessen Erbfolge er im Qegensate aar berrscbenden Meinnng das Vorbild nicht im Fharaonenreiche, sondern, wie mir scheint, mit YoUem Rechte in Makedonien sacht (8» 11, Anm. S).

Nach apartaniicher Erbfolge (Herodot VII, 8) ist eist der erste im Porpor geborene Sohn Thronfolger. Das gleiche nahm Strack, hierin Mahal^ folgend, ffir die PtdemAer an. Breccia widerlegt diese Bebaap** tang für Ägypten and die fibrigen hellenistischen Beiehe grflndlieh (g 6 S. 80—36) and beweist, dais fiberall die Erbfolge mit dem Erstgeborenen beginnt (Primogenitnr). Aach fiind niigends geeetslich eine Teilung dea Beiehea unter die Prinsen statt, wie 8. 86—57 f&r verschiedene Reiche, besonders eingehend fflr Ägypten, Syrien and Pergamon, bewiesen ist. Wenn uns gelegentlieh eine Teilnng der Oewalt oder Mitregentschaft entgegentritt, so waren daflir nicht erbrechtUche Chünde aasschlaggebend, sondern TOrtbergehende, besondere Verb&ltnisse der interen oder inneren Politik. Niebt so leugnen ist, dab in ^)ftterer Zeit gelegentUeh eine BcMie Lockerung und Zerrfittnng der YerhUtnisse eintrat, dafs es oft

12 Neae Fhilologiaohe BimdflobM Nr. 1.

Behwer ist, die GesetzmäTBigkeit der Thronfolge zo behaupten. An die Stelle Yon Bechtefragen treten da, wie mir scheint, oft Maohtfragen. Trotz eines grofsen Aufwandes von Scharftinn und grofser Kunst der Dialektik hat mich Breocia (S. 50 ff. 69 f.) nicht fiberzeugt, dals Attalos IIL von Pergamon nicht der Sohn Attalos* IL und der Stratonike sei. Im Eifer, die Besultate der Frfiheren zu bestreiten, geht Yerfiisser hier, wie auch sonst gelegentlich, zu weit Die Worte Mommsens (Hermes 1875, 118) ▼om „Umsetzen der nicht eben sauberen Geschichte^ ins Moralische*^ hat er, wie seine Polemik S. 51 Anm. 2 beweist, nicht verstanden.

Bflckhaltlos beistimmen kann ich dagegen seinen Ausflihmngen S. 60 ff. fiber den gesetzlichen Ausschluß der aulserehelichen EönigssShne Tom Throne, ein Ausschluls, der freilich in der Wirklichkeit Öfter durch SoTsere Umstände wieder aufgehoben wurde. Bei diesem Anlasse wird diB Frage, ob Persens von Makedonien der illegitime Sohn Philippos* V. gewesen sei, entschieden verneint und ab seine Mutter in Cbereinstim- mung mit Beloch, Biv. di stör. ant. VI (1901), S. 3ff., Polykrateia, die Schwiegertochter des Aratos, angesehen (S. 63 Anm. 2); vgl jetzt Beloch, Griech. Gesch. 111,2, S. 96 ff.

F&r das zweite Kapitel, das die Thronbesteigung behandelt, fand Breccia eine gute Vorarbeit in dem Aufsatze von G. Wachem uth, Das Königtum der hellenistischen Zeit, Histor. Vierteljahrsschrift 1899, S. 297 ff.; doch bietet Breccia durchweg mehr und Genaueres fiber den blofs for- malen Wert der Proklamation des Königs durch das Volk und die Ak- klamation beim Kröoungsakt, die feierlichen dvcndfir^Qia, mit berechtigter Kritik der Aufbssung von Szanto in Pauly-Wisdowa, BEL I, 2034, fiber den Treueid der Untertanen und den Eidschwur des KOnigs, sowie fiber den goldenen Kranz (or^^oyog), in welchem Breccia den Vorlfiufer des römischen aurum corcnarium erblickt

Im dritten Kapitel ffihrt uns Breccia den König in seiner ftufseren Erscheinung vor, behandelt also i>e8Hto, insegne, onori und tiMi, d. h. Dinge, die nur teilweise mit dem dirüto dmastico in Zusammenhang stehen. Es wird hier so ziemlich alles untergebracht, was nicht in andere Kapitel hineinpafste. So werden unter onori u. a. behandelt die awfiavog>iSlaMgj die SoQupdQOi^ der Schwur bei der rti^i} des Herrschers, Gebete ffir den Herrscher und das Herrscherhans, staatliche Feste, Landestrauer, Herr- scherkultus, Mfinzbilder und Eponymie. Hier hätte es sidi empfohlen, häufiger als es Breccia getan hat, beim Anfauchen des Vorbildes nicht

Nene Fliflologiiehe BandidiAu Nr. 1. 13

bMB bis auf Alexander den Grolken zurflokzngehen, sondern weiterhin auf perriflohe Sitten nnd fBr Ägypten gewirs auch anf pharaoniache znrfick« zagreifen.

Das umfangreiche vierte Kapitel (S. 94 131) behandelt die Bei- namen der hellenistischen E&nige. Breccia fDhrt hier die zwi- schen 1870 nnd 1876 abge&fste Untersuchung von Alfir. t. Gutschmid, EL Sehr. lY, 107 ff. selbst&ndig weiter nnd dehnt, wahrend M. L. Strack, Die Dynastie der Ptolemfter (1897), S. 110 ff., die Untersuchung auf Ägypten beschränkte, diese auf das Seleukidenreicb und Pergamon aus. Wenn dieser sorgftltige und sehr fleifsige Abschnitt nicht durchweg ge- fflicfaerte Besultate enthUt, so ist die Schuld nicht beim Verfasser zu suchen, sondern in der schon so oft und auch von ihm wiederholt be- klagten ünzuverlässigkeit unserer Überlieferung. Dazu kommt, da& wir in der Annahme von Beinamen eine grofse Mannigfaltigkeit, vielfach geradezu Willkflr finden, so dafs es methodisch falsch wftre, hier allgemeinen, fflr Iftngere Zeit gQltigen „Gesetzen'* nachzuspüren. Vgl. Breccia S. 106. 109 f. 118. 125 Anm. 1 u. 2. Gelegentlich ist hier die Darstellung etwas breit und das Kapitel schon nach seiner Anlage nicht Arei von Wiederholungen. Neben vielem Bichtigen fehlt es auch nicht an Un- richtigem. So beruht die Bestreitung der Erkl&rung des Beinamens *Efrtq>€nn^ als d'edg inapayJjg (S. 116) meines Erachtens auf einer Ver-* kennung des Wesens der Epiphanie, die eben nur bei einem Gotte mög- lieh ist. Auch hier führt die Lust am Widerspruch gelegentlich zu un- berechtigter Polemik, wie S. 117 gegen v. Gutschmid wegen edaeßi^ als Beiname Antiochos' X.; Öfter aber ist der Widerspruch gerechtfertigt, so in dem, was Verfasser S. 118 ff. gegen Stracks Erklärung des Beinamens OtXaSßJUpog, und S. 122 f. gegen v. Gutschmids Versuch, fBr die Ver- wendung von OiloftdtwQ eine allgemeine Begel aufzustellen, sagt; doch hätte ach das, was S. 118—122 steht, fflglioh kürzer und präziser sagen

Eine nützliche Vorarbeit für ein vergleichendes Studium der Über- namen (soprannomi) ist die Zusammenstellung solcher Namen in der Ta- belle S. 126ff.

Im fünften Kapitel (S. 131—151) bebandelt Breccia scbar&innig la coUeffUMä del pciere, d. h. nach Mommsens Terminologie „die Mit- regentschaft** oder blofse partecipaeume al potere, und die auf völliger Gleichheit der Rechtsstellung beruhende „Samtherrschaft'' oder cwreg-

14 Neae Phikitgitchi! BwMiidhM Nr. 1

geh€ß. SAi bMchtensweft ist die allordiagB iiidit m ttclMiem Bil* eigebni« führende Dotenoobnog über die Penon dee Behemebere von EpheeoB unter den PtolemSern 8. 147—149 Note 3.

Das ScklnUipitel (S. 161— ie5) behandelt die ktaigliehe Atnilie, zanftcbet die Polygamie » eodann den Obergang sur Monogamie mit dem fippig wncbernden Konknbinat Hieillber lassen sich ebenaowenig ids fiber die Herkonft der Königinnen nad ihre Titel bestimmte Begeln anüMellen oder aoB dem Torliegenden Material ableiten.

In einem Anhange (8. 165—167) saeht Brtccia im Gegensati m frflberen ünterraehni^ea ab Zeit der Mi^orenaittt flkr bellenittisohe Prinaea und Eteige das 18. Alteragabr nachsaweisen , soweit sieb das Qberfaaapt feststellen lAbt.

Dieser Oberbliok fiber die von Bteooia behandelt«! staatsreebtlidieb Fragen dürfte ger^eigt haben, dafs sein Booh eine nfitdiche und fleiftige 8tadie ist, die die aufgeworfenen Fragen vielEM^h sieher oder deoh so gnt, ab es der 8tsnd unserer Quellen Oberhaupt erlaubt, beantwortet.

Fraaenfeld (Sehweiz). Otto SohwUhnlb.

6) Albert Ooadeekemeyer» Die Oenohiehte den griadhinahim gkeptimmma. Leipzig, Dieterichsehe Verlsgshandlung (Tb. Weioher), 1905. VIII u. 387 8. 8. Jlf 10.-, geb. Jlf IS.-. Das Originelbte und Bedeutendste an diesem Boehe bt seine Ein- teilung, d. h. der Yersuch, in der Oesohichte der läepsb sechs scharf umgrenzte Entwickelungsstufen zu unterscheiden. Auch sind die Prädi- kate, mit denen diese Epochen benannt werden, grolsenteib so treffend, daft sie zu einer bleibenden Terminologie wohl geeignet seheinen. Welchen Wert derartige Konstruktionen, selbst wenn sie nicht ohne Kunst ge* lingen wollen, fBr die Beherrschung des Gesamtstoffes, fBr die Beleuch- tung der Zusammenhftnge zwiacben Richtungen und Schubn und des Vor- h&ltnisses verschiedener Phasen desselben Schulverbandes haben können, das sahen wir seinerzeit mit Staunen und Bewunderung, ab Frans Bren- tano die gesamte Philosophiegeschichte in ein pragmatisches System von verblflffender Oesetzmftbigkeit gliederte. Allein im vorliegenden BsUe fehlen die allgemeinen Ausführungen , welche zum Nachweise eines sol- chen Aufbaues nStig gewesen waren, fast ganz : es bleibt dem Lessr fiber- lassen, aus der Darstellung der einzelnen Denker, deren Oeltung Ar die Oesamtentwickelung meistens auch nur flttchtig angedeutet wird, SchUsse

Neue FMlolegMie BnndwlMtt Nr. 1. 15

«1 »•hw und di« Verbtade selber hersoatelleii. Sogar die NameD jener Gmi^eD, YOD denen miDdeetene der swetie dnnkel ist, bleiben onerklftrt, and in der Vorrede gibt der VerfiwMr der skeptieohen Anwandlang naob, fOr ihre Ricbkigkeit niobk weiter einateben m wollen. Somit yendebtet er kurzerhand auf das Höchste, was er für wissensohaftliche Erkenntnis bitte erreichen können. Das kann uns aber nicht wundern , wenn wir ihn dee öfteren das selbsigewftblte Ziel veigessen oder daranf Tersiehten sehen. Es ist sum Beispiel selbstversMLndliob , dafo CSeero in die 6e- aebiohte der Skepsis gekört; wer aber hier Bdehiung soobte, wamm dem so ist, der finde in dem »mhngreteben Kapitel iber Gieero nur wenige nnralftngliehe Fii^perseige, finde dafür eine DarsteUnng des Oioeroniani- sdben Systems, die sobon deshalb fiberrascbend und eigenartig berühren wird, weil die Kenner bisher an die Eaistens eines soloben Systems fiber- hanpt nicht geglaubt haben.

Das Buch atrfillt, wie gesagt, in RiozeldarsteUungen dw von je als Skeptiker gezählten Philosophen, welche die Wissenschaft im ganae» nnd groben kaum merklieh fördern dfirfkea. Man kann nicht einaial sagen, dafe der gesamte schon Yorliegende Stoff verarbeitet sei. Zum mindesten ist das einleitende Kapitel Qber die Vorhufer des griechischen Skeptiris* mua S. 1 bis 4! dürftig bis zur Ünznlünglickkeli Yen all den Bin- sichten, die uns die fortschreitende Kenntnis der monokratischen Philo- sophie und der Sophistik gebracbl bat, ist hier nichts verwettet^ weder des Herakleitos Aufhebung des Gegensataes nnd der Individnation, noch des Protagon» absoluter Subjektivismus, noch des Parmenides heraUl«' tisierende Scheinlehre, noch Zenons Kampf gegen die scheinbare Bewegung hfttte nach Ooedeckemeyer eine besondere Bedeutung fBr die werdende Skepsis gehabt; und doch weifs er recht gut, wie nachdrücklich die Schul- hüupter selbst an diese Alten, besonders an Herakleitos, anknüpften, und doch hat er au vielen spiteren Stellen die nötige Binmcht bekundet! Also MiUe es ihm entweder an Oestaltuagskraft oder an Mut, die eigene Erkenntnis zum Entwurf eines neuen Grundrisses anszanutzen. In die gleiche Richtung schaut, dafs aus der herkömmlichen Reihe der Skeptiker keiner ausgemustert wurde, keiner neu angenommen ist. Mir aber scheint die Oescbichte der griechischen Philosophie noch nicht so gefestigt, dafe nah der Fdrscher den Ausblick schenken dürfte in die sonstige Literatur, ob kein Veigessener beiznbolen. In einem FUle zuniohst trlSI ih» ein Vorwurf, da ihns die SlMba keineswegs entgaufo» war; er aitiert ja

Nena PliilologiiAe BnndicfaMi Nr. 1.

PjMchters Anftatz fiber das Sk^tische bei Lukiaa 8. 267, wo das NiMiige Ober, den H^ittotimofi gesagt ist; er zitiert aneh Fritzacbes Programtxi S. 317. Hatte er Bun den Hermotimos na^gelefliBn, er wate sehwerfidi an diesem ««Schönredner^' vorflbergegangen« der hier nicht blofs ansschlieA* lieh Ideen der Skeptiker entwickelt, sondern sogar nach ihren schal- mafsigen Tropen arbeitet, der aber anch in anderen Schriften, welche den losten EriQg gegen die Bemfsphiloeophen f&hren, ihre QedankMi orfginelt ani^atst und vom Eigenen bereichert, der demnach anter den kriiascheii Philosophen einen Phtz zu beansprachen hat Ähnlich steht es mit dem Juden Philo^ dessen skeptische Aaslassongen allerdings zar Bekodstraktion Änesidems grBndlicb anqgenatzt werden. Aber gehSrt er denn nicht selbst in eine Spezialgeschichte der Skepsis? Wenn er deshalb ganz aos- zoschliefsen ist, weil et sonst einen anderen Standpunkt einnimmt, weil das nnr Torfibergehende Anwandiangen, gelegentliche Entlehnnngen waren, dann ist jeder Inkonsequente, jeder BfickflUlige, vor allem jeder Eklektiker anszuschlie&en.

Mangd an orsprflngHcher genialer Schöpferkraft ist freilich ein Vor- warf, den sich viele gefiülen lassen mflsBenl Auch unter den Bericht- erstattern! Natfirlich folgt daraus nicht, dafs unserem Autor das Becht oder der Berof bestritten werden kann, auf diesem Boden fleifsig mitzü- sehflrfen; ebenso falsch wäre es, aus den gerflgten Lücken auf mangelnde Vertrautheit mit der Schrütweit za schlielsen, in welcher der Geschicht- schreiber der Skepsis zu Hanse, sein mab. Im Oegenteil, er verfBgt fiber eine ansgedebnte und r&hmliche Belesenheit, obschon er seine Ge- lehraamkeit nirgends zar. Schau trftgt und zwecklose literarische Notizen löblicherweise nicht fiberwuchem lAfst. Auch das ist lobenswert, dafs er sich dem Einflüsse anderer Forscher rasch zu entziehen weifs, wenn ich auch die Empfindung hatte, als ob er sich die Sache manchmal zu leicht ge- nuMdit habe; besonders Hirzel gegenfiber, dessen schwierige Untersuchungen fib«rhaupt gern beiseite geschoben, aber durch flüchtige Gegenbehauptungen sicher nicht erledigt werden. Zweifelhaft dagegen blieb mir, ob die Kenntnis unseres Autors bereits umfassend genug war, um auch jenseits des abgesteckten Gebietes gelegentlich beigebrachtes Material aufzuspfiren; das ans Titeln und Literaturverzeichnissen nicht ohne weiteres als hierher- gehörig zu erkennen ist In dem Fall, den ich zur Sprache bringen will,

trifft ihn yermatlich keine Schuld. Bekanntlich sind meine Hera-

klitisehen Beispiele boykottiert. FOr den Haujitteil zwar, die Analyse der

Haue FbOdflgUie fintefaau Nr. h H

I** in ^9fl dia«n}g, ist von taoheier Seite eine Biwtncdirifk ver* uitM wwdeB, die das Notwendigste enthält Aber die zahlreichen Neben- nntersnoliiingaB sebetDen rettnngsloB der Stille des Todes veifiülen! Nteht als ob alle Naehklliq^ fehlten! So hat mein^Eriteriiim der „Beispiei- kette'' uiTerkennbar nachgewirkt anf einem auch schon von mir betretenen Boden. (S. Wendland, Ein Wort des Heraklit im Nenen Testament, SitL-Ber. d, Berl. Akad. 1898, 49.) Aber vieles wird ignoriert, vieles auch flbersehen! Oompens hat seinwaeit anf meine Klage wegen des „grofiMn nnd kleinen Ereidanfes bei Heraklit^* geantwortet, dab ihm meine Schrift gans entgangen sei So kann auch Goedeckemeyer fremd geblieben sein, was ich Aber das berakliUsche Beweismaterial bei Äneaidem nnd Sextns geschrieben, nnd besonders, was ich im Exkurse: „Inesidem und die Einheitslehre'' fibw sein Oogmatiaisren beigebracht habe. Die scheinbar nnlMichen Schwierigkeiten, welche Änesidems Ver- bindung mit Herakleitos im Gefolge hatte, kann man in kristallUarer Dar-^ legnng noch heute bei Zeller nachlesen, in der neuesten Anfh^pe des dritten Teiles zweiter Hftifte von 1903. Diese Schwierigkeiten haben ftr mich schon lange zu existieren aufgehört, und schon vor Jabrai hat iVanz* Bdl in n Putins Heraklitstudien '' von einer „mfihelosen Lösung dieser Aporien als einer Gegenprobe der Gesamtauffassung*' gesprochen. Eine Widerlegung meiner Brklftmng ist nicht versucht worden. Fappenheim seihet hat mir keinen Widerlegungsversuch angekflndigt, als er mir fftr mein Buch dankte. DafBr werden immer wieder neue, immer wieder un- glflckliche Erklärungsversuche gemacht: der Index libromm prohiUtomm triumphiert! Und ich habe mich tatsächlich schon gefragt, ob ein Neu* druck an anderer Stelle den Bann zu brechen vermöchte.

So auch jflngst, angesichts des letzten unglfi(Aliohen Yersnches. Der finfidl GoedeckemeyerB, verBchiedene EntwickelungBstufen bei Änesidem anzunehmen, den Mann, der in der Jugend Dopnatiker, in reifen Jahren Skqitiker gewesen, im Alter soznsagra in die Jngendsfinde des Dogma- tismus zurfickfiillen zu lassen, ist vom psyoholegischen Standpunkte aus gewib nicht flbel; aber es ist eben nur ein EänbU; der Beweis steht auf ganz schwachen , eigentlich auf gar keinen Ffl&en. Es ist vielmehr ge- radezu unbegreiflich, wie aus Änesidems Tropen und ihrer Begrfindung plötzlich nur folgen soll, dab die Wahrheit bisher noch nidit gefunden worden sei; war doch ihr zwingendes Ergebnis, dafs sie flberhaupt nie gefanden werden könne. Die angezogene PhilostsUe (G. p. 2 66<) spricht

18 Iftne I1iitologii<to flmidichftn Kr. 1.

gar nicht von der noch irioiit gefundenen Wahrbeit, sondern mahnt die Leser aller Zeiten aar Zorflckhaltnng, weil bis zur Stunde noch keine frbereinstimmende Skepsis erzieit worden. Der Unterschied ist grob, dafs die gar nicht so einfiiche Fimge Torerst anssisheiden kinn , ob diese Stelle als bistoriKhes Zeugnis ffir Änesidemsohe Oedankengasge . fiberhanpt in Betracht kommt Was vollends das Zitat aus Photius, was i&B an^gsBohriebenmi Worte in dieser Bichtung bewdsen sollen^ blieb mir unlhfiibart wenn ich nidit. annehmen soll, daTs in dem Sitae Su oO^Biß adt^ ßsßaitag xanlXiifctai die Natiir des griechischen Perfekts gitedlidi verkannt wurde. In der Nihe finden sich ja tatafichlich manche Flflchtq^^ keiten; a. B. wenn dw Autor S. 215 ^ schreibt, er wisse nicht, wie Saisset und Haas dazu kämen, in n^fi ^ffwiljaBug eine Schrift zu' seheut in der sich Änesidem zum Heiaklitismus bekenne, und S. 337, dafs sich die Schule jetzt, nach ihrer Bflckschwenkung zum Dogmatismus, auch ak „setetisch^* beoeiehnen konnte und beiEoichnet habe; wenn er diese Schupen- kung fiKr möglich und tatsächlich erklärt, nachdem er S. 319 von der Kritik des Dogmatismus wörtlich geschrieben, sie gehe d«auf aus . . . die ünbeiechtigtheit jeder doginatischen Bntsoheidung und ... die Berech- tigung der von den Skeptikern bdiaupteten ünlösbarkeit aller Pro» bleme ans Licht zu stdlen.

Es wftre aber wiederum verfehlt und ungerecht, aus dieser Probe auf die Einzelleistungen zu schliefsen, wovon, wenn es der Baum erlaubte, billigerweise die zweite Httfte dieses Berichtes handeln miUste. Im all- gemeinen ist hierfiber gtnstig zu urteilen trota einer gro6en Zahl von Fehlem und Versehen, (Ich wfthle die Beispiele aus mnem eng um- grenzten Abschnitt: I^uckfehler: 148 didicüieB; S. 149 eaucas, S. 188 gar Äntiw^us statt Jjnlomus, was anfeinen denkenden Setzer, das grO&te aller Übel, deutet; 8. 138 steht JpoUodorus Molo, so leider auch im Indezl Bedenklicher scheint es, wenn S. 149 nicht blofs die Bedeutung des unterstrichenen Wortes ^mosi ganz verkannt, sondern insbeoandere die Wendung visis quümsdam movebofifor total miftveistanden wird, sofern nicht etwa Geistererscheinungen unter die rejgelmftTsige Lebenserfhhnmg angerechnet werden sollen«) Aber es kann keinem Zweifel nntnliegen, dab dem Buche durch eine grofse Zahl sehr beäditenswerter GMankeo, Beobaditungen, firklärungen und Besserungen ein dauernder Wert gesichert wird^ Belege kann man beim „Buttern*^ auf jeder zweiten oder dritten Seite findmi.

New FhUokgiielie Bmid«olMMi Nr, 1, 10

FSrmUdieii Tadel verdient nur eines, nämlioh die rficksiehiBloee nnd oDsehAne SülisieniBg. Rfieksichtslos ist es, wenn S. 211^ der Satz: ^Philo Jnd. hat ihn, wie Armin LI. gezeigt hat^S U^r von einer Klammer oaterbcedien wird, welcbe wieder einen Schaltsatz nnd zwei Ekmmem, zwei darch einen Pnnkt getrennte Sfttze und eine Satq[liedemng dnreh „oder wie^* enthftlt, nnd wenn dann der Satz nach 11—12 Zeilen mit dem einsq^en Worte ««gekannt'* zu finde gebt HftMich aber .klii^en die Worte 8. 184: Als die ans de.m.der Gerathtigkoit verwandten Wohl- wdloD «itspringende Pflicht femer usw., oder S. 144: daft sie wegen ikrsB b^rOndeten Zweifels Yon^ der Mi^lichkat einer sicheren Erkenntnis schan in dem auf der dadurch bedingten und jeder fibereilten oder schon durdi bloiM Autorität und nicht durch eigenes Nachdenken be^ wirkten Entscheidung vorbeugenden Methode usw. Diese zweite Bl|it4 stammt fiberdies aus einer auf die dritte Seite fib«greifenden PeriodjB S. 144 146; vgl. S. 271 unten bis 278, Beiq^le sdoher entsetzlichen, beim ersten Lesen vOUig unverständlichen, laut fiberhaupt nicht zu lesen- den Satzungetfime finden sich &at auf jeder Seite. Und diese Perioden bauen sich nicht von selbst, sind also gewollt, kunstvoll und fiberl^l Dagegen muls protestiert werden. Ich gebe zu: die Sprache ist nur das Werkzeug, der Diener des Qedankens. Aber wer die Sprache mifsbandelt, der mifsbandelt auch seinen Leser.

Begensburg. A. Palia«

7) W. Judeieh, Topogxa^e won Athen. Mit 48 Abbildungen im Text und 3 Plänen in Mappe. Mftnchen, G. H. Beck, 1905.

XII U. 416 S. 8. Geh. ^ 18.—, in Halbfirsns jI 20.-.

In der ersten Auflage des Handbuchs der klassischen Altertums- wissensebaft folgte als Anhang zur hellenischen Landeskunde und Topo- grs^e auf 68 Seiten eine Topographie von Athen von der Hand Ltdüngs; Da Loiling schon 1894 starb, fibemahm im folgenden Jahre Jndeich die HerateUung einer nenen Auflage. Judeich glaubte in wenigen Monaten fertig au werden, in Wirklidikeit sind bis zum Erscheinen seines Buches fast sehn Jahre Terflossen. Allerdings kann nun nicht mehr von einer aeaen Aoflage von Lollings Arbeit gesprochen werden. Schon der. Um- fang zeigt dies; aus den 63 Seiten sind Ober 400 geworden., und wir bab«! ein ganz neues Werk vor uns. Verloren .haben wir Lollings knappen aad übersichtlichen Abrifs, gewonnen dafBr ein Buch, das ^ne Zier un-

90 Neue >bilalofiri8ch6 Bnndachau Kr. L

seror deutsebeB Wi88eo8ohaft ist, nnentbehrlioh fBr jeden, desBen For- schungen nach dieser Bichtang gehen, die erste wissengohaftliehe T<q;KH graphid von Athen,

In einer ESnleitiing (S. 1—39) spricht der Verftsser von den Quellen« Bearbeitangen und Hilfsmitteln; hervorzuheben sind die Darlegungen Aber Baumaterial, Banweise und Stein Verbindung, die nirgends so klar und lehrreich zu finden sind* Die drei Hauptteile enthalten die Stadtgeschichte (S. 40-106), Stadteinteilung (S. 107 189) und Stadtbeschieibung (8. 190—403). Die Stadtgescbichte fflhrt von den alterten Zelten bis auf unsere Tage, natfirlich nur soweit Alt-Athen in Betracht kommt. Det erste Abschnitt der Stadteinteilung behandelt den üm£ang und die Be- festigung, im zweiten ist von den Demen, den Stadtvierteln, Strafsen und Wasserbauten die Bede. In der Stadtbeschreibung, die etwas mehr als die Hftlfte des Buches einnimmt, werden nacheinander die Burg, die Bui^- abbftnge, die Unterstadt und die Vorstädte einschlieAlieh des Peirfteus be- handelt

Das Ganze stellt sich als eine nicht minder fleilsige ?rie kritische Bearbeitung dar. Hier galt es, das sichere Wissen klar und Obersichtlich zusanimenzufassen, dort den gegmwärtigen Stand der Forschungen zu be-- lenchten, wieder an anderen Stellen das sprOde und zasammrahangloae Material vereint den Mitforschern vorzulegen. Dabei verdient es beson- ders erwftbnt zu werden, dafs der Verlasser sich nicht auf luftige Hypo- thesen einläfst, sondern flberall festen Grund unter seinen FflÜBen haben will und hat In zahlkMse Streitfragen mu^ er dabei eintreten, er hat es mit gebflhrender Berttcknchtiguiig der gegnerischen Dberzeugung getan. FQr die Leser dieser Blfttter scheint es geboten, seine Stellung zu einer Beihe der bekanntesten Fragen darzulegen.

. Die Ausdehnung des Pehirgikon nach Sfiden wird bezweifelt (S. 111). Das Pehrgikon war bekanntlich iweim)kov; Judeich wird wohl redit behalten, wenn er' die neun Tore auf die Windungen des Buigweges ver- teilt Freilich eichen die Versuche, die ich machte, um danach eine Skizze zu erhalten, ein höchst unwahrscheinliches Bild« Dabei scheint mir eine Vorfrage noch immer der Erledigung zu harren: ob ntiqlidi eine Toranlage immer nur eine feriXui enthidten kann, oder wenn das verneint wird, wie viele TtiSlai dann z. B. die alten PropylSen gehabt habeo, wenn wirklich eine Torwand vorhanden war (S. 908), und wie viele, wenn diese fehlte. ~ Die phalevische Mauer Iftlst Judeich S. 146 znm Pei-

W<ie llülol^giioiie lUmdie^ «L

rieoa, nieht rar j^eriachen Baeht laofen. SchaBe, 4&& die Bewei»- fBhmng sich mit dem blo&en Hiiiweis aaf l^uk. lU, 13, 7 bq^fl'gt ntfd die Ehehe nicht weiter anefBhrt Namentlich liCst sich einwenden, daft dann ja zam Ban dc^ mittleren Maaer wenig Gmnd vorlag. In der Snneakiraiioefhijge tritt Jndeich anf Dörpfelda Seite, wie anißh jflngst Orlbeis Üntersncbungen znm gleichen Ergebnis gelangen (Ath. Mitt. 1905). Trotz- dem'sind die Beweise nicht so, dafs man die G^^er als fiberwnnden an- sehen hnnl Andi in der Hekatompedoüftage hat D5rpfeld an Jndeich «inen Bnnd^enossen, insofern anch dieser den i^mog vidg in dem Hekstompedon wiederfindet Jndeidi setzt deli Tem^I noch ins 7. Jahrh. (3. 236), lädt die ftitesten Oiehelgrnppen vielleiciit erst nachtrtgUch ein- gefügt werden (S. 23d Anm. 2). Von DOrpfeld abweichend IKst er den Baa mit Michaelid 406 v. Chr. abbrennen (S. 240). Dm einen Haupt- einwand von DOrpfelds Gegnern, dafs das Erechtheion nach seiner Aaf- ftsBong nie inschriftlich genannt werde, zn entkrftften, l&rst er nach dem Jahre 406 den Namen iiff/otioq n(&g anf das fireditheion fibergehen, eine Annahme, die doch ernsten Bedenken bq^egnen wird. Beim Gmndrils des Hekatompedon ist Jadeich durch DOrpfelds Zeichnung (Ath. Mitt. 1904, Taifl YI) irregeleitet worden. Wie DOrpfeld mir in einem Briefe vom 18. Jannar 1905 bestätigt, war nach seiner Meinung der ursprflDgliche Ban ein templum in antis, erst bei Erbauung der Ringhalle habe er einen ionischen Pronaos und Opisthodomds erhalten. Damit stimmt es, wenn Schrader im Friese llber den ionischen Säulen die Bog. wagen- beete^ende Frau anbringt Mir wird es niemand verdenken, wenn ich die Yerbindung des dorischen Aufseren mit einem ionischen Inneren im 6. Jahrb. so laoge nicht glaube, bis unzweifelhafte Beweise vorliegen. Diese aber fehlen noch durchaus. Gegner DOrpfelds ist Judeich in der Erechtheionfirage. Er hält es nicht fflr wahrscheinlich , dals die Athener den Olhamn „in einen von hohen Marmorwänden fiberragten Hof** hätten einachlieben wollen (S 246 Anm.). Das Kynoaarges wird in den Sfiden, nicht in den Osten verkgt (S. 372). Das sog. Theseion ist „zweifellos nditig ffir das Hephaistion in Anspruch genommen worden** (S. 326). Sehr erfreulich und nach meiner Meinung gtficklich ist der Versuch, die Agora zeichnerisch darzustellen; natftrlich will die Skizze, wie d^ Yerfheser S. 317 ausdrficklich betont, nicht mehr bieten als Ver- mutnngen. Malinins Au&atz vom Jahre 1904 konnte nicht mehr benutzt werden, er würde aber schwerlieh den Verftsser zu einer Andemag be-

tt Nw» Phaa.flgtocfcd..B«adidi>a Nr. 1.

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wogen habeiii -^ Hit der 8\aa» Yön der Agora kommen wir za deii AbbUdaDgen im Text, deren 48 (genaiiar64) das Bnoh schmAcken, meist Stricfaitnmgen, einige Autotypien uid eine Karte ntut den Manerringen Atheofi (Abb. 9). SoigfUtig ao^wlblt sind sie über das ganze Buch serstarent und mflssen als ebenso dankenswerte wie nneotbehrliche Zugaben bezeichnet werden;

Yortrefflidi endlidi sind die drei Pl&ne, ein grofter Plan von Athcoi (66:47 cm), ein Plan der Akropolis mit ihnen AbU&ngen (44 : 36) nnd drittens ia kleinerem Fonnat ein Plan des Peiräens. Wer je mit ihn- liehen Aufgaben zu tnn gehabt bat, der wiBifs, weiche Fülle von Arbeit in diesen Plänen steckt, und für die glänzende Aosfftbrung soll dem Ver&sser wie dem Verleger hier der gebührende Dank ausgesprochen werden.

Karlsruhe (Baden). B. Li

8) Bobert Ealtenbaeher» Der altframÖiiMlie Bomaa MP«ri0 et ^enne^. Erlangen, Fr. Junge, 1904. 894 S. gr. 8. ji 10— .

Die Geschichte Ton dem tapferen Paris und der schönen Yienne ist einer der beliebtesten Romane des späteren Miitelaltera gewesen. Er war damals in Ihst allen europäischen Sprachen bekannt und gehörte zu den ersten Werken, die Oazton auf seiner Buchdruckerpresse vervielfältigte. „Trotz s^ner ehemals grofsen Verbreitung gehört der Boman zu den sel- tensten Büchern und ist, ungeachtet seines literarischen Wertes und seines seltenen Erfolges, in der französischen Literaturgeschichte, wenn wir von den mehr bibliographisohen Angaben bei Graesse absehen, bislang unbe- rüdtrichtigt geblieben^ (8. 52 der Ausg.). Wie am Schlufs des Buches anerkannt wird, erwähnt Suohier den Boman in seiner Literatuiigeschichte.

Der Herausgeber bietet zunächst eine Inhaltsangabe. Sodann folgen eine Bibliographie, eine Vergleichung der Handschriften und Ausgaben, Mitteilungen über Alter, Heimat und Verfasser, die Quellen und ver- wandte Stoffe, die literarhistorische Stellung, den liteiarisohen Wert und Erfolg des Bomans. Nach einer Beurteilung der Sprache der Hand* Schriften folgt der Abdruck des französischen, katalanischen und spanischen Textes, endlich eine Inhaltsangabe der italienischen Umarbeitung. Die älteste Handschrift, das französische Fragment von Garpentras, stammt aas dem Jahre 1488; in allen ältesten Handschriilen findet sich die An- gabe, dafs der Text aas dem Katalanischen bzw. Provenzalisehen übersetzt

i^ene FküologkMlM BondadMii

mL SfldfiaoBlteifldier ünipniDg ist niöht unwahraeheiDlieh ; die Be- Behung tor Stadt Tieone ist woU von kntuig an gegeben gewesen. Der letzte Bearbeiter, yielleicht aber anch nur Abschreiber« war Pierre de la Cjpede. Wie schon gesagt, erfreute sich der Romain am Ende des 15. nnd Anfang des 16. Jahrh.8 der grftisten Beliebtheit, wurde in Frankreich sogar zu p&dagogischen Zwecken, in England fttr TheaterKwecke nmgear* beitet Eine Anfitthrnng des Bfthnenstteks fsnd im Jahre 1571, am Astnaehtadienstag dnrch die Einderschanq^ieler Ton Westminsfeer vor der Königin Elisabeth statt Die Erz&hlnng vwdtent diese Beliebtheit wegen der reiehen, fesselndeft nnd doch einheitlichen ^mdlnng nnd der sohlichteii, dabei stete angemessenen Sprache.

Die Ausgabe ist sehr sorgOltig gemacht und bringt das gesamte Material an Varianten usw. In dem Kapitel fiber die Sprache der Hand- Bdirifken Termifst man den Vennich einer Sopdemng der bloCs graphischen von den wirklich phonetischen Eigentümlichkeiten. Dabei steht die ein* leitende Bonerkung, die Orthographie der Handschrift sei im ganzen phooetisdi, in seltsamem Widerspruch mit den nachfolgenden Schreibungen, wie z. B. desDormer, ie repmix^ creym^, ay$t, veust, vra^esmewi, mnpUr (kmt&r), mpeeSf deacognejfBsam, um nur wenige Fälle anzufahren.

Haleneee B. WttMgßn.

9) Tmcy WUto, Tlie SjFStoHt Leipzig, Bernhard Tancbnitz^ 1905. 9 Bände. 372 u. 37S S. 12. jl 8.20.

Wer nach dem Titel des Whiteschen Buches ein Sjstem ii^^endwelcber Art zu finden meint, wird es zuerst enttäuscht beiseite legen. Denn erst g^n das Ende des ersten Bandes wird ein Erziehungssystem erwähnt, das folgende Grundsätze enthält: Alle Belehrung muls auf die Vernunft gegrfindet werden, sonst kann die Menschheit nicht fortschreiten. Der von der G^nwart als notwendig angesehene Snpematnraliraius mufs aus den Lehrbllchem der Jugend verbannt werden. Rationalismus und Evo- lotion sind die Waffen, mit denen der Einflufs jahrhundertehnger, in Yor- vteilen und Aberghnben wurzelnder Erziehung zu bekämpfen ist.

Der Leser darf femer nicht erwarten, in dem vorliegenden Werke eine pädagogische Unterweisung Ober dieses System und seine Verwirk- lichung in der Praxis zu finden. Dag^en enthält der zweite Band eine intersannte Schilderung des Lebens und Treibens einer englischen Privat- whule und ihrer Lehrer, die vom Verfechter obiger Grundsätze, Garey

U Keat PMMDgiwdie BondwiMWi Nr. 1.

Bfftler, gegrfindek wortai Ist, am es mit der Jagend m veraaciiao, nach- dem es ihm, wie der erste Band enlhlt, ^icht geglflckt ist, die so sehr der Besserang l>edflrftige stompArianige and blinde Volksmenge dureh Be- tebmng in Oflfentlioben Versammlnngeo edbr daroh eine freie Aosspwh)» in einer nach nenen Grondsltien geleiteten Zeitong ini reibrmier^ und ans ihrer QMcbgQitigkeit anfcarfltteln.

Sp&l*)iche Andeotangen Aber Butlers Lehrmethode finden sich hior and da, and wir erfitbren, wie and warnm er dennoch wieder in seinea Bestrebangen Scbiffbmch erleidet, wenn aaAb seine Schale sich gedeihlich eotwickeli Das Boch gewahrt femer Binblick in das Leben der besseren Stände, denn der neae Jagend- and Weltverbesserer ist der ftlteste Sohn eines Landedehnannes and hat selbst seinem Hrstgebortsreehte and der Anwartschaft anf das Familiengat entsagt, am mit seinen Ideen sn stehen mid za iaMea. Wir erftbren, wie man Zeitang#n einen grSfseren Leser* and Abonnentenkkvn verschaflbn kanh and manches andere. Mtenlein und Weiblein handeln entsprechend den geschilderten CharaktereigentllmHch- keiten. In gewandtem and angenehmem Pbadertone flieAt die Bnäbinng monter fort, so dsJb das Qanze eihe aaterhaltende Lektttre für mehrere Stunden gewUirt and den Oeist Aach tti^ger sa besch&fligen yermag. Ebenso -ladet der dentliche and fehlerfreie Drack zam Lesen ein, der die Tanchnitzschen Sachen so vortrilhaft vor kontinentalen and selbst in Bng- land gedrnckten Bfichem in engüsober Spriu^he ansz^idinet

Borna. Tfl

Terlag ron Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschaft^ Gotha«

Beiträfire

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lateinischen Grammatik

and zur Erklärung lateihiseher Sehriftsteller

von Carl Wagener.

1. Heft,

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HiersQ slt BeUsf«: Prospekt des Yvisges tod Hemuuui Gesenlns io Helle Ober: LehtMeäer 4er en^lsehen Syrsehe n. a.

Gotha, 27. Jannar. Kr. d/'/Jahrgang 1906.

Neue

PhilologischeRundschau

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Dr. C. Wagener und Dr. £. Ludwig

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IneertioDSgebfllir Ar die einmal ffes|>altene Petitieile 80 Pfg.

Inhalt: BezenBionen: 10) Richter, Xenophon in der römischen Literatur (M. Hodermann) p. 26. 11) Aug. May r, Antiphons Rede ^m^xi die Stief- matter (G. Wdrpel) p. 26. 12) T. B. Glofer, Stndies in Yirgü (L. Heit- kamp) p. 27. 13) Fr. Vollmer, Die Oberliefemngsgeschicht^ des Horaz (E. Boseab«^ p. 99. 14) J. Horotits, Sparen grieehiseber Mimea im Orient (P. Wesaner) p. SS. 15) J. Vendrjes, Trait6 d'aocentnation grecqne (J. Sitsler) p. 85. 16) A. Stein, Die Protokolle des römischen Senates nnd ihre BedeQtnng als Geschichtsqttrile l&rTacitna (Bd. Wolffjp.d6. 17) Q. Pasoiueco, Elagabalo (J. Som) p. 37. 18) S. Schlofsmann, Neznm (0. Wackermann) p. äs. 18) J. Steyrer, Der üraprong nnd das Wachstum der Sprache der indogenaanischen Enrofäier (Fr. Stola) p. 39. 20) K. Meister, Der syntak- tische Gebranch des Genetive in den kretischen Dialektinschriften (Fr. Stolz) p. 40. 21) G. Wisaowa, PanlTs Realenzyklopldie Ylll (Otto ScfanUfaefiB) p. 41. 22) Ad. Elages, Fremdländisches Liederbuch ftkr gemischten Chor (Bahn) p. 44 -- 28) Ars. H. Ward, The Marriage of William Ashe (Teich- mami) p. 46. ' 24) C. J. Eickhoff und G. Kfihn, Lehrhnch der en^chen . Spradie (M. Steffen) p. 46. Anzeigen.

10) EroBt Siehter, Xenopium in d«r MmiMhen Literatiir.

WisieinolMiftL Beilage zttm Jalnmberieht des EOn^L Kaunrin* AagQBtarGyiDBflsiiims za Charlottenborg. BerMn, Weidmaaneohe Bachhanlliuig, 190S. 1^4 S. 4. Ji 1.—.

Um festzuJBtelleü, was die BSmer TOd XeiMqphoii wiesen« wie weit Xenophon läid seine Schriften in der lateinischen Literatur gekannt sind, berücksichtigt Yerfasser yorli^nder Studie mit ganz wenigen Ausnahmen nr diejen^en SteHen, wo di^ betreffnicten latoinisoheA Autoren nominar tim Ton Xenophon reden oder aus seinen Werken zu berichtea angeben. Mit Cicero beginnend und bis Isidorus Yon Sevilla absteigenA, ge- langt er, soweit die Prosaiker in Frage kommen , auf Grund sorgfältiger PrflfoDg des sich darbietenden Materials etwa zu folgendem Ergebnis: der genaueste Kenner Xenophons unter den BOmern, sein eigentlicher Herold in Born, ist jedenfclls Cicero« Von den vorchristlichen Autoren nnd es nur Yarro und Cornelius Nepoe, die ihn gelegentlich erwfthnea.

Nene PhUolpgiiolie Bondacbau Nr. 3.

Wie weit die nachchristlichen Schriftsteller: Valerios MaximnSf Cola- mella, L. Annaeus Seneca, die beiden Plinins, Tacitus, Frontinas, M. Va- leriofl Probos, Quintilianas, Gellias, Saetonius, Fronte , Apaleins, Cen- sorinos und Servias ihn ans seinen Werken kennen, wie weit ans Kom- pendien und Qaellen zweiter Klasse wie z. B. aus Giceros t}1>ersetzang des Oeconomicus, die eine wichtige Bolle gespielt haben mag , labt sich mit Sicherheit kaum entscheiden. Völlig nn^cher aber ist es, wie weit die Bekanntschaft der Schriftsteller christlichen Olanbens : Lactantins, Ansonins, Ambrosias, Äagostinos, Hieronymns, Gassiodoras, Priscianus reicht; Isidoros von Sevilla schweigt, und sein Schweigen erscheint doch sehr beredt.

Was sodann die Schriften Xenophons anbetrifft, so werden am meisten angefahrt teils direkt, teils indirekt die Cjropaedie, der Oecono- micns, das Symposion and die Memorabilien; die historischen Schriften Anabasis und Hellenica werden nnr je einmal erwfthnt Xenophon wurde in Born eben immer nur als Philosoph genannt

Innerhalb der Orenzen, die er sich selbst gesteckt, hat Verfasser seine Aufgabe mit Fleifs und Konsequenz durchgeführt. Dafs er die römischen Dichter nicht vollständig in den Kreis seiner Betrachtung ge- zogen hat, erscheint mir im Hinblick auf das Gesamtergebnis der Unter- suchung ziemlich belanglos. Eine Frage ist es vor allem, die, wie Ver- fiisser selbst mit Becht bemerkt, eingehender erörtert zu werden verdient: ob bzw. inwieweit die römischen Schriftsteller unmittelbar aas den Quellen geschöpft oder erst durch literarische Erzeugnisse zweiter Hand mit Xe- nophon und seinen Werken Bekanntschaft gemacht haben. Dafs aus einer derartigen QuellenuntersuchuQg sich interessante und wichtige Fol- gerungen ergeben mflssen, unterli^t keinem Zweifel.

Wernigerode a. H. M

11) AugOBt Mayri AntiphonB Rede gegen die Stiefinntter.

Programm. Kkgenfurt, 1904. 18 S. 8. Je l&nger man sich mit den Beden des Antiphon beschäftigt, desto mehr wird man dessen inne werden, wie schwer es ist, gerade ihnen gegenfiber einen sicheren Standpunkt ftr das urteil zu gewinuen. Wir sind von einem vollen Verständnis noch weit entfernt, vieles liegt noch in tiefem Dunkel, und so ist es denn kein Wunder, wenn ungefähr jede Bede es sieh hat gefallen lassen müssen, irgendwann einmal athetiert zu

NeM IW61o|;iMBe Bimds6bäii Kt. f.

worden. Der YerfiMser der vorKegendto Abhandlung beeebftftigt sieh mit dar ersten Bede; znnidnt behandelt er den zagmnde liegenden Reehtefiül nnd analysiert die jnrietiadhen Deduktionen des Redners, im zweiten Teile ehaiakterisiert er die Bede als oratorisches Kunstwerk. Wir haben es mit tiaer wirUieh gehaltenen, echt antiphcntisdien Oerichtsrede zu tun, die durchaus den Bindruck macht, dafs sie ganz so ist, wie Antiphon sie ffir seinen Klienten verfalst hai Sie betrifit die ßtdXavatg tpi^ov htm-- oiov hi ftfoyolag^ d. h. intellektuelle Urheberschaft eines Mordes, ein Verbrechen, das damals nicht mehr der Kompetenz der iq>hai^ sondern des Areopag unterstand. Streng sachlich genommen hfttte Antiphon nur eine SUfi qmqiimjäaq anstrengen kOnnen, aber um erfolgreich durchzu- dringen, mu&te er als geschickter Anwalt nach sophistischer Ifanier eine andere Klagebasis zu gewinnen suchen. Aufserstande einen stringenten Beweis zu liefern, labt er alle rhetorischen Künste spielen, um einen formeU wie inhaltlich kunstfoUen Wahischeinlichkeitsbeweis zu erbringen, wie denn Oberhaupt, was an logischer Beweisschärfe fehlt, durch Pathos nnd rabulistisdie Kunststflcke verdeckt wird.

Wenn Mayr auch nicht zu neuen, die Wissenschaft fftrdernden Er** gebniflsen gelangt das beabsichtigt er auch gar nicht , so verdient seine Schrift darum nicht weniger Berficksichtigung ; sie hebt die ent- scheidenden Qesichtspunkte, auf die es bei Beantwortung der angeworfenen Fragen ankommt, klar und scharf hervor und kann als gutes Muster gelten, wie man solche Untersuchungen heutzutage führen soll.

KW. Sutew WBrpaL

12) Teixot Seaveley Olover, Stndies in VirgiL London, Ed- ward Arnold, 1904. XIII u. 806 S. 8. seb. 10 S 6 d. Das Intersssante Werk enthält die Quintessenz der Vorlesungen, welche der Yerfiuser an einer Universität Kanadas Ober Yirgils Äneis gehalten hat Obgleich seine ZuhOier von Latein sehr wenig wufs- ten, glaubt er doch sie fär den Dichter gewonnen zu haben, indem er, alles philologische Detail beiseite hissend, die literarische Eigen- tOmlichkeit und den humanen Wert seiner Dichtungen möglichst lebendig darzustellen sich bemflhte. Er hoffit, dafs seine Methode auch in Bngtend dienlich sein werde, dem bedrängten Altertum neue Freunde zu werben. In der Vorrede erhält Fmnkreich eine Verbeugung: „The Oanls early found their way to the CSapitol; auch seinen englischen Landsleuten verdankt

1km PhttihgiMhfl fiadBekM Ifr. A

in Vwiasaar fM^ der teotaohwi FoBwhwig wird nuM gocUudil, okgbMr iBoi neHMnnm VerfuBev die Litonikiir fon BqrM Us Heuuse bdunnft ki „Die Denischen ^ ketM; ea auf & 78^ n^tStvam sich iiMit an Tir- fila Dichtong wi» dio Franzeaen, und mn ein gesünder Kritifeei tiaeB Diehteis an» sein, mniii mm Mk SfB ihm erfreBen»** An im ScblUb dev ¥enede sind Goethes {tennerworte gesteUt: „Wem ein ttodecaeB Menscb an eineift so gmCsen Alten (Bbripede6> Fehler zn rfigen hfttle, scdUe es biHig niokt ander» geschdien ah. anf den Knieen.'^

Wie die Äneia in zmilt Bficher, serftUt das Weik in zwölf Kafite). aiei tagen die Übersohriften: I. daa Zeitalter und der Mensch, IL JM^ mriseba BinASase, Ili. Zeitgenossen, IV. Die Sagen TonAneas^ ?. RaKen, ¥L Born, TU. Angostasv VIIL Dido, IX. Äneaa, X. Hade% XI. Olymfiia, XU. Brgebnisse. Anf den Inhalt der einzelnen Kapitel branchen wir hier nidil naher einzogehen; sie wellen heine neuen Ergebnisse der Wissen^ sofaaft Tinrtngen, sondern Bekanntoe in an^Mrechendw Weise darstellen. Wie^ die> ÜbsrschriOen nrig«!, geht der TerCussr, nnbekflmmert nm Neben* Sachen^ auf die Hauptfragen los; diese erSrtevt er gtOndlich und mit Ge^ schmaefc; fon seiner DaFsteOaiig^ gilt dasselbe, was er Ten der Änei» rflhmt: ,,it wear» its weight of learning like a flower ^\ es gilt sogar da, we er die ¥tter der Ekehe zitiert Griecbisohe nnd hiteinisoha Autoiven werden UMist in englischer ttbeiselzni^ angeführt, Yirgii selbst faftafig in der prittUägen tTbertragong Contngtonn. Im Original werden gern SpHMe der Lebensweisheit foigetn^en^ so^ Bvanders Atide, hospe^^ eanUmnmte cp9» etat, aoek woU wiederholt, am sie recht einzuprägen. Ans der neueren englischen Literatur wird am häufigsten Wordsworth herangezogen. Gera gibt GIovbc di9«i Satan eine epigiaaiinatisebe Sg^tts», aa Sl 12 , m> er von den „little wars nnd long speecbesE*' dw mythischen Häuptlinge bei Li'rins ndet, so & M4, we es vod Zeus und den anderen Göttern der Aisauantika heiftt: „Bs wurde ein phüoseplisollsr Bifpriff, sie ein lit»- nviachea Spielzei^''; so S. M4, wo ?on einem SshnpiMyzent^Optiniiamiis die Bede ist. An andaeen Stelkn weiH» er den Tortrag durch' behagliehen HiQMor an wAraen« So heiftt es auf Sv 68. ren dem Biisittsse dbr Ale- xandriner: „Orid, Uke Psopertius^ was kamed m all the wiadom of the Bgjptians", und auf SL 14^ ?oa Horaz: „who llfaa th» Eo^ror, was eagor to aee* other people marriedf and pious.^'

Bei aller Terehrung fBr dea Diditer ist Gloner niöht blind f&r seine Sidkwaohen, aber er eddfttt sie ala die Fehlwr seiner Tugenden; so wird

VewBhiloii^MiB faMMlutt 1^ iL

8. 4S die «ibySiDisßbe Donkelbeit nuMcbar V«rai xmrflckgef&hil mit ia KeUers fieatoriMa« TorsdiiBdiiie Oedttiken auf eiiMnl ausBodrilckeD. Odor aher er nimmt die vm Goethe mit tobkem Naokdmck voiiigeseliiiebeM Adenoiteiihsltaiig an, bo auf S. 196, we xagegebeB wird, dab der Ch»» nfcter des Aneas gftaalieli «ifthmgin m^ ^«aber eio Miftlingen, wekhei in den Schatten diftnf{te jeden dieUeriflcben Eddig awiscben Ewjpidea ond Dante, ein Mifalingen, wetcbes dar Dicbtnng fftr alle Zeit eine Tftr sn einer nenen Welt Ofiiete^^ nsw. Die Übendiirenglichkeiten, wriehe hier Mgen nnd aneh an anderen Stellen, B. S. 78, IM, begegnen, werden weniger nnneren Beifall finden ab der Naohdmek, mit welehem (Hover immer nnd immer wieder die nationale Bedeotang der VirgiKadien Diditnng faenrorbebt Der behe Bntbnaiasmns, weldieir den Diebter be- aeelle bd dar VerfaerriiebQng aetnea Vaterlandea, seines Volkes nnd seines Hamohera, ist anob henie noch imstande, ähnliche OefÜbk in dem Leset zn wecken. Aber Glofer gewinnt der Dichtung Vügils noch andere Br«' gebniase ab, nnd diesen ist daa Sdilnlakapitel gewidmet Ooetke wfirde die Werkis des MantnanoiB nicht der „Lazaret^ioesie*' sorechnen, sondern der ^rrtlischen, die „den Menschen mit Mnt ansrflstet, die Kämpfe des Lebens zn besteben ^^ Die Oeorgioa sind das Hohelied der Arbeit Sei- licet ammbms est läbar impendendus klingt es eintOnig nnd schwer; aber die Arbeit lohnt anch, nicht blolfl materiell: sie stähtt die Eiftfte des Körpers wie des Oeistes nnd ist die Mnttsr jedes Fortschritts, Ubor omtiui picit. Die so erworbenen Fähigkeiten wendet der Mensch in der Anns in einem höheren Kampfe an. Fem in der Znknnft ahnt er ein Glflok flbr kommende Geschlechter, dem er unverzagt zustrebt wie Aneaa dem lAnde der Verbeiftang. Alles Leid, welches dem einzelnen in diesem Kampfe widerflüirt, ist ihm zum Heils, es erzieht ihn zur Liebe, zur MenaoUishkeit, wie der Diditer das an Dido, Eyander nnd besonders auch an Aneas seihet dargestellt hat

ErjTstrap. !■•' B^MIuwqp«

U) Fr. Vollmer, Bie ÜberlfofenmgtgeBdhiehte des Hon».

Leipzig, Dietericheche Verlagsbuchhandlung, Tb. Weicher, 1905.

a (Sepaiatabdruck a. d. SuppL d. Philol. X, 2^ 8. 261—389.) Der Verfasser stellt durch Äußerungen von Hertz, Christ, Teuffei, Schanz, WicUiam ftst, da(s es „noch heute in weiten Kreisen als Spielerei oder beinahe als Blasphemie gelte, den flberlieferten Teit anzugreifen oder

ao Nene Phadogfadhe Boüaiofaiwi Nt. a

gar dne Eonjektar im Hoiaz m machen *^ Er hat recht Das ist. die coimnanis ojänio, we&n auch L. Mtller seinen abweichenden Standpnnkt bis zu seinem Tode nicht an^s^eben nnd ihn fibergenng verteidigt hat. Bs ist femer wahr, was Vollmer dann behaoptetf dab das kostbare Ma* teiialt das bei Eeller*Holder 1864 1899 aa^eq^ichert war, fast braoh gelegen habe. Nicht einmal die recensio sei za Ende geführt, sonst iSae man längst fiberall c. I, 8, 1: hoc deos vere, da alles andere von einem Glossator der karolingischen Zeit stamme. Das Beispiel ist allerdings glfieklich gewählt, und man wird Vollmer beistimmen mfissen, dafs bei Kelleir und Holder sich vielfach eine trflgli^ie Stoffinasse finde nnd die Kritik fehle. Vollmer geht dann znr indirekten Überlieferung des Horaz Aber, wobei er Eeller-Holders Apparat benutzt und selbstvorstfindlich nachprfift und ergänzt. Hätte man das immer getan, wfirden nicht noch beute die wichtigen Verse I, 12, 37—40 in der Erfigerschen Schul* ausgäbe des Hcmiz als verdächtig unter dem Texte stehen, was ich ffir sehr bedauerlich halte. Seneca bietet Vollmer die Veranlassung, ffir Bu* fiUus sat. I, 2, 27 Bnccillus vorzuscUagen, doch immerhin mit einiger Beserve, da Probus das in der Zeit zwischen Horaz und Seneca etwa ein- gedrungene Bnccillus vielleicht nach besserer Eenntnis wieder in Bnfillus geändert haben kann. Die Durchmusterung gibt ferner Veranlassung zu folgenden Äufserungen: „Quintilian hat aus dem Gedächtnis zitiert, als er itUonsis c. I, 12, 41 ffir incampHs schrieb. Servius geht in der Stellung von V. 45 n. 46 der Ars poet auf Probus zurfick. c III, 7, 1 spielt Candida bei Diomedes mit dem Namen Asterie^ während die eandidi Favomi vergeblich von den Erklärern mifsdeutet werden (P?). 3, 4, 69 wird, wie auch II, 17, 14, gigas durch Priscian gesiebt In Pris- cians Exemplar war wahrscheinlich zu III, 17, 4 fastos zunotiert: fadus.^^ So ergibt sich auch diesem Ver&sser als Resultat der Durchmusterung, dafs die Tradition unserer Horazhandschriften im ganzen zuverlässig und sicher ist Im zweiten Eapitel behandelt Vollmer die direkte hand- schriftliche Überlieferung. Eeller habe verkehrterweise das Archetypon des Horaz ins 1. oder 2. Jahrhundert gesetzt. Leo folgere die Einheit» lichkeit der Oberlieferung ans der im ganzen einheitlichen Anordnung der verschiedenen fificher, aus der Gleichheit der Bfichertitel, ans den Inhalts- angaben und besonders aus den „gemeinsamen Eormptelen^*. Es folgt ein Verzeichnis der in allen unseren Handschriften sich findenden fiberlieferten Fehler im Texte des Horaz. Daraus schliefst er, bald Leo beistimmend.

Nene PMokgfaeie BwrfwlMW Nr 8. W

bald g6g«n ihn poIemitiereDd: „üiiMre ganse direkte Oberliefenmg des Eons geht auf ein einziges antikes Exemplar zorSck/^ Das sei anck leeiit gut ai6glieh, zamal da Horaz teoi zwei Jahrhanderle lang ganz, an- lesen geblieben seL Mit dem 6. Jahrhundert reilse flberall die Kenntnis des Horaz ab. Das ftlteste Zeugnis der spflteren Horazlektflre seien die Exempla diTersomm anctomm ans dem Ende des 8. Jahrhanderts. Ans dem 9. Jahrhundert aber stammten unsere fahrenden Handschriften. Bei der Analyse der uns jetzt Torliegenden Überlieferung geht Vollmer you LeoB Dreiklassensystem aus. Die Anordnung der Bflcher sei ein sehr wichtiges äniseres Kriterium^ die Horazhandschriften zu sondern. Zu der Sdieidung stimmten auch die Textvarianten. Diese Varianten sind nicht Ausgaben, sondern Abschriften. Nirgends fänden sich Spuren einer Be> zensionsarbeit; auch werden die Varianten der beiden Khissen nidit Ton antiken Zeugnissen bestätigt*^ Klasse I sei zweifellos die getreuere Kc^ie. In der Gruppe (D hätten wir in der Tat eine Art von recensio vor uns, freilich keine des Altertums, sondern eine des 9. Jahrhanderts. S. 305: Sehvrieriger, aber doch auch mit vollkommen ausreichender Sicherheit lasse sich beweisen, dafs auch der Bland, nicht etwa, wie Leo meine, ein drittes Apographon flkr sich darstelle, sondern auch aus dem zweiten geflossen sei. Der Ruhm der verlorenen Handschrift, des Bland., den Bentley begrflndet und seine Nachfolger ins Ungemessene vergrOfsert haben, sei nicht verdient Das Sdiiboleth der Horazkritik serm. I, 6, 126: eampum lusumque triganem fllr räbiosi tempara sigm sei nicht beweisend, rabiasi tempara signi brauche nicht im Apographon I gestanden zu haben; die reinen alten Zeugen ABC fehlen in diesem Teile der Satiren. Die Olosse: eaniculares dies dieit qui sunt cahratissimi sei karo- lingische Weisheit. Auch ep. I, 16, 43, sat. 11, 4, 44 und II, 8, 88, auch serm. I, 7, 17 und I, 3, 131 seien gar nicht beweiskräftig. In serm. II, 3, 303 könne demens nicht durch Verschreibung oder Oloe- fliemng entstanden sein. Wenn Vollmer carm. IV, 6, 21 des Bland, flexus gegen das vidus der Handschriften nicht gelten lassen will, weil victus ein viel kflhneres BUd gäbe, so kann ich ihm darin nicht beipflichten; eher darin, dab serm. I, 3, 60 versemur aus einer allgemeiner gehaltenen Umschreibung fär versdur in den Text gedrungen sei, oder darin, dab serm. 1, 1, 108 als Überlieferung nur zu gelten hat: nemm tri. Danach gkabt Vollmer annehmbar gemacht zu haben, dafs B. und Bland, den Beweis liefem, daCi das zweite Apographon noch lange nicht so korrupt

Hau FUMogkflke BmdMbiit Nr. 2.

war, wie die Orappe 0 es eradieinen lassen wfirdef wäre sie allein erhalten. In Abschnitt VI behandelt Yollmer Perph3^on, d. b. ,,eine in der KaroHngerzeit wohl va Lorsch gemachte nnd dann weiter verbreitete willkflrliche Sonderabschrift der Schölten einer Handschrift der 2. Ebsse des Horaz^^ Porphyrion besorgte im 8. Jahrhundert eine kommentiwte Ausgabe des Horaz, von dieser Aasgabe war das Archetypen unserer Handschriften aus dem 6. Jahrhundert ein Exemphir. So wArde sich die Zu-* Stimmung des Porphyrion zu den alten Fehlem mauri (carm. I, 2, 89), po- iabis (I, 20, 1) usw. verstehen. Apographon I wie Apographon n haben jedes ad libitum von den Porphyrionischen Bandseholien des Arob»- ^on exzerpiert. Abschnitt YII versucht den Beweis, dafisi diejenige Hand- schrift des Horaz, welche in die Earolingerzeit flbertrat und ein Exemplai: der Ausgabe des Porphyrie war, dasjenige Exemplar dieser Ausgabe war, das nach dem Jahre 527 Vettius Agorius BasiUus Mavortins besessen und emendiert hatte. Bs fehle, so urteilt Vollmer, jeder Anhalt, irgendwelche Lesart als Mavortianisch zu erkennen. Dies Exemplar des Mavortins, den Text und Kommentar des Porphyrion umfiissend, bnd iigendeinw der v<m Kaiser Karl mit der Suche nach einem Horaz beauftragten Oelehrten. Es wurde zweimal abgeschrieben. Das ürexemplar ging verloren, jene wurden schnell und oft vervielfiUtigt. Ein diesen Untersuchungen ent- sprechendes Stemma wird am Schlub hinzugefflgt.

Ob die wirklichen Besultete dieser bedeutenden und meisterhaft geführten üntersndiungen dem Fleifs und der aufgewandten Gelehrsamkeit entsprechen werden, ist mir zweifelhaft. Der YerfiKSser will ja, wie er selbst am Schlub sagt, „nur zu einer von historisch b^findeter Würdigung der Überlieferung auegehenden Nachprflfung des Textes einladen^'. Und er wird manche Nachfolger finden, die ihm zeigen werden, dals er oft doch mit zu vielen Unbekannten allzusicher rechnete und auch durch seine Untersuchungen nicht die alte Autorität der Huidschrifton allzusehr ersehüttert hat. Möchten diese Nachfolger aber ebenso gelehrt sein, wie der, welcher sie in die Schranken gerufen hati Von den eigenen Ver- suchen des Verfassers ffir die Verbesserung des Textes in den Oden eri- wfthnen wir noch 1) 1, 12, 31 (quia qui B) Handschriften (Bland.) quod D', 4uae 0^ qua. Vollmer vermutet td (voluere). Er tut dies, sich auf Porphyrion berufend, dessen Lemma interpoliert sei. Aber auch an und ffir sich ist ut gut, vgl V. 27 und I, 9, 9. 2) I, 20, 1 schlagt Vdlmer potavi ffir das überlieferte potabis vor. Ich vermutete einst: p€tab0.

Nfl— Pldbaogiidie Bmudiohap Nr. 2. 88

3) Dab das erste Boeh nur 38 Oediehte hat and mit dem nnbedeutendea Persieas odi scUie&t, ist auch Vollmer aaflällig; ja er hält I, 88 nicht Änmal ffir yollsttndig, da eine Myrtale oder Bhode gerufen werden mflsae. Für seine Annahme gibt er folgende Erklärung : Horaz wird o. I, 4—88 d. h. 86 Oediehte schon Tor der Bedaktion vom Bach I III im Kreise desMäcenas bekannt gemacht haben: „bei der definitiven Ausgabe wurden dann 1 3 an Hftcenas, den Oftsar, Vergil nach Oebfihr vorangefBgt und die metrische Ordnung getroffen/^ Das ist eine Annahme, die nicht besser ist, als die vielen anderen, schon von anderen dazu geftuberten. Man sieht, auch femer wird es nicht an Gel^enheit fehlen» verschieden Aber gewisse Horazstellen zu urteilen. 4) In der gelehrten Auseinander- setsong Aber serm* 10, 1—8 lesen wir: „Kurz, ich halte Heiric fBr den Yerfeaser dieser acht Yerse/^ 6) ierrmum, Bachmanns gl&nzende Kon- jektur, wurde durch Porphyr, gesichert (III, 24, 4). ptMieum sei in pon- iieum verderbt worden. 6) In serm. 1, 108 will Vollmer mit Porphyr, vostehen: a gtdbus disaenüre tarnen avarum quipropasUo sm gaudetU 8ohis (vgl y. 66 f.), nicht mit den neueren ErUftrem als uipote avarua. Hizsehberg (Schlesien).

14) J. Horoviti, Spuran gxieohisoher lOmen im Orient

Mit einem Anhang tber das ägyptische Schattenspiel von Fr.

Kern. Berlin, Mayer & Mflller, 1905. 105 8. 6. A 2.40. Die vorliegende Abhandlung bietet eine Art Erg&nzung zu Beichs grobem Werktf Aber den Mimus (vgL N. Ph. B. 1908, S. 488 ff.), insbesondere zum siebenten Kapitel. Der erste Abschnitt, fiberschrieben: t,I>er griechische Mimus und sein Einflufs'S gibt im wesentlichen eine Znsammenfiissung der Hauptresultate Beichs mit gel^enüicben Hinweisen auf neuere Literatur, aus der ich nur hervorheben will, dals Grenfell und Hunt in „The Ozyrhynchus papyri^^ III, Nr. 413 das Fragment einer mimischen Hypothesis veröffentlicht haben, wodurch die Annahmen Beichs eine sehr erwflnschte Bestätigung gefunden haben. Im zweiten Abschnitt verfolgt Horovitz die Spuren des Mimus im Islam, bespricht die mit dem Mimus in enger Beziehung stehenden Omndlagen der Makamen, ferner das arabische, tflrkische und Ägyptische Schattenspiel, und weist darauf hm, dals sich neben dem Earagöz bei den Tflrken noch eine andere Art von dramatischen Darstellungen findet, „Orta ojunu^', Spiel der Mitte ge- nannt, die dem Mimus noch näher steht als der EaragOz. Der dritte

M Neu« nHcOdgMie BondMlunt Nf . 1

▲bseboUt iMNidatt km MTheopbik» und Maria, MimMi nm Christi willen**^; ist ein in sog. geistlicher Bhe lebendes Ask»teapaar, das sich selbst die Demfltigangea, denen der niedere and rerachtete Stand der Mimeii aasgeaetrt war, anlerlegte; Die Gesohichte findet sich in den ^^Lebsiia- besctureibungen der Sdigen des Ostens ^^ des syrischen Bisehofs Johannas fon Sphesns (2. Hftlfbe des 6. Jahrbnnderta) nnd wird von Horoviiz in ¥0llst&ndiger Übersetsnng gegeben (S. 38-^48). Im AnscUnrs daran wird anl andere ^ Narren am Christi willen^' {MtifTtog 6 acMg s. YI and :Si;f4«ar 6 amkdg & YII) biogewieaea und bemerkt, dab es auch im Islain solche wonderUche Heilige gab. Der Yierte Abschnitt führt die tJber- sobrift: „.Bin syrischer Philogelos''. Bs handelt sich am das „Bach der erheiteniden Erstiilangen'^ des Bnrhebrftas (geb. 1286 in Melitene), dessen 16. Kapitel erheiternde Erzählungen von Mimen und Komikern'' auf griechischen Quellen beruht, wie das inhaltlich ?erwandte 16. auf am- Usttben. Auf S. 64—76 gibt Horeritz die Übersetsui^: jenes Kapitels, dessen Inhalt «ch dem Charakter nach aufs engste mit den Ton Reich & 459 IE. Yeröffontlichten Proben aus dem grieduschen Philogelos berührt. Es sind Schnurren und Witze, die so, wie sie sich jetst darbieten,, aller- dings vielfach recht platt und schal sind, aber sofort gewinnen, wenn Mtt sie auf die Bfihne ftbertrflgt und sioh dis betreffende Situai&on an- schaulich vorstellt. Im fanften Abscbuitt wendet sich Horovitz dem „Mimus im Arabisebon '' zu und stelli fest, dafs das an vemchiedenen Orten (so in der liegende von (jueai^ [Qr^rius Thanmaturgos] bei Aba Huraiia s. YII) vorkommende mümisa s Dirne nichts- anderes ist als das grieohisohe /ui/i^, das ja auch den Sinn von 7t6(fyti bd^ommen hatte (bei J<diannes Chxysostonos). Auf daaselbe griechische Wort, bzw. das Ifask. ftifMs^ licht auf liSfiog, fUstt Horovitz im sechsten Abschnitt, betitelt: „Der Mismus in jfidischen Quellen ^S aueb das hebriische mamos zurfick, dessen o in der ersten Silbe seine Pualleh im u des arabisaben nuunisa bat

In einem Anhang (S. 96—104) gibt Fr. Kern Mitteilungen fiber das moderne Igyptisefae Sehattentheater und fährt den lohalt von vier Stficken u.

Beigegeben sind der interessanten Abhandlung sechs Abbildungen, S. &, 84, 46, 63, 85 und 95, mimische Personen und Szenen darstellend.

Balle a. 8. P.

Heue PbilologiHhe BandMluHi l^r. S. 86

15) X Yendxyn, Tndti d'ACcmrtnaticBa gno^at. Pttis, CL KUockdedc, 1904. XVIU o. 27S S. 8. gek fr. 3.50.

Der Verfiuaer hat im Sehaljahr 1902/03 an d«r Universittt Clermont- Fenand einen Kurs Aber die griechisöhe AkaeDtoaticm gebalteot und dar- 108 bt das rarliegende Baoh hervoig^gangea , das alse an erster Stelle fir Stndenten der griecbisdien Spradbe besttmint iet, aber aach mancbeoi Lehrer des Grieehischen gnte Dienste leisten wird.

Es beginnt mit der Definition ¥on Akaent, besprieht die Qnellen ooserer Kenntnis des grieefaisdhen Akzents, li^t dessen Wesen imd Bigen* tflmlicbkeit dar, gibt die Zeichen und den Wert der einzelnen Akzente an nnd zfthlt die Begeln Ar die griechische Akzentnation im allgemeinett and im besonderen auf, indem es auch auf den Satzakzent und die drei HaoptdialeUe eingeht Ate besonders gelungen verdienen die Kapitel fiber die Proklisis und Enklisis hervorgehoben zn werden. Dabei beg[ii(lgt sich der Verfksser nicht mit der Anfthmng der Begeln fttr die Akzen- taation, sondern setzt andi, soweit dies mfiglich ist, an der Hand der Sprachveigleichang die Grfinde dafttr anseinaader, ans praktischen Bilde- sichten jedoch so, dafs die letzteren Abschnitte in kleinerer Schrift bei- gefügt sind, während die enteren in grofsem Druck ein zusammenhängen- des Ganze bilden, das fär sidi, unabhängig von den Erlftnteningen, benutzt werden kann.

Der Vwfiisser hat die einschlägige Literatur, unter den neueren Gelehrten besenden die Fonchnngen J. Wackemagels, flberall zu Bäte gezogen nnd zweckentqnrechend verwertet. Auch hat er es sich angel^n sein lassen, die Abweichungen der neneren Geehrten von der alten Überlieferung anzugeben und vorkommenden&Ils festzustellen, was wir fiber die grie- chische Akzentuation sicher wissen, was zweifelhaft ist nnd wo uns jede Kenntnis mangelt. So ist sein Buch ein zuverlässiger Ffihror in allen diesen Fragen. Im einzelnen ist mir aufgefallen, dafs er sidi in g 43 Über AristoteL soph. elenchoi p. 166 b und 177 b nidit genauer ana- gesprochen und in § 67 bei etnazeg aus lara6res Brngmanns Erklärung Griechische Gramm.* 1900, § 146, 4, nicht beigezog«! hat In g 172 ist dMjtxtja^tu statt djunOja&ai zu schreiben.

Freibarg i. Br. J. SItalar.

Nene Fhilologiiehe Rnndaehaii Nr. 9.

16) Arthur Stein, Die Protokolle des römischen Senates und ihre Bedeutung als Oeschiehtsquelle fOr Tadtus.

(Separatabdruck aus dem 43. Jahresber. der I. dentsdieQ Staata- realschale in Prag.) 1904. Selbstverlag. 33 8. 8.

Der erste Teil dieser lesenswerten Arbeit (ygl. Andreaen, JB. XXX, 326 f., und meine Anz. in W. f. kL Phil. 1904, Nr. 43) handelt vom Ursprung und der weiteren Aosgeetaltong der Senatsakten, von ihrem wesentlichen Inhalt, von den ProtokoUf&hrem und der Bedeatnng ihres Amtes, bringt auch eine chronologische Liste dieser Beamten, soweit ihre Namen bekannt geworden sind. Dann geht Stein zu dem Haupt- zweck seiner Ausführungen fiber: die Wichtigkeit der Senatsprotokolle fQr die römische Geschichtschreibung daizatun und sie namentlich als eine unmittelbare Qrundhige wenigstens der Annalen des Tacitus zu erweisen, die mit einem ganz anderen Mafsstabe zu messen seien als die Historien. Zunächst beschränkt sich der VerfiEtsser anf die erste Hälfte der Annalen und zeigt, gestützt auf die Darlegungen B. Weidemanna (Die Quellen der ersten sechs Bflcher von Tac. Ann., Eleve 1868 und 1869), dab die Taci- teische Erzählung genaue Einzelkenntnis der Senatsverhandlungen verrät; fiber die verschiedenen Anträge, Debatten, Beschlösse wird in streng zeit- licher Folge berichtet (vgl. 3, 56—74), so wie die einzelnen O^nstände in den Sitzungen erledigt worden sind. Zieht sich ein Prozefs ans einem Jahre in das nächste, die Verhandlung ans einer Sitznng in die folgende hinfiber, so hat Tacitus regelmä&ig auch an zwei Stellen besonders referiert Die öftere Erwähnung von sententiae, auch solcher« die nicht zu Beschlfissen geführt haben, deutet gleichfolls darauf hin, dafs der Autor sein Material grofsenteils nicht aus zweiter Hand empfangen hat Manches geht selbstverständlich nur auf das Zeugnis von Mithandelnden und Augen- zeugen, auf persönliche Mitteilungen von Senatoren zurück, so der Bericht (Ann. 2, 88) über den bösen Brief des Ghattenfürsten ; denn jenes Schrift- stück, wenn es überhaupt je existiert hat, scheute man sich wohl in die Senatsakten aufzunehmen.

Steins Auffassung erhält eine ansehnliche Bestätigung durch die in- zwischen erschienene posthume Schrift Mommsens, „Das Verhältnis des Tacitus zn den Akten des Senats'' (Sitzungsber. d. E. PreniB. Akad. d. Wiss. 14. 7. 1904, S. 1146—1155). Darin finden wir nämlich fast alle eben angeführten Indizien für eine (direkte) Benutzung der Senatsproto- kolle durch Tacitus bereits geltend gemacht; es wird gezeigt, wie vor

Nene Philologtoehe Rvttdaebfta Nr. 2. 37

allem Beihenfolge und Aaswahl der erzählten Ereignisse durch die Be- schaffenheit der ,,HanptqaelIe^' bedingt sei; als besonders charakteristisches Beispiel fBhrt Mommsen die Berichte für das Jahr 22 n. Chr. an: Ann. 3, ö2-*7i „lanter im Senat verhandelte Dinge''. Auch das wird betont, dafs Täcitns namentlich in betreff politischer Prozesse (an denen doch in der ersten Kaiserzeit gewifs kein Mangel war), offenbar nach sach- licher Vollständigkeit gestrebt hat'', und dennoch bleibt Mommsen bei der Ansicht, Tadtus habe nnr fBr die yerlorenen Bficher der Histo- rien (als er im Senat sab) großenteils ans den amtlichen Akten geschöpft; ,,aber für die Epoche der julisch-clandischen Dynastie hat er die Senatsprotokolle wenn fiberhanpt, gewifs nnr bei- länfig eingesehen'S Diesen Aussprach mit Mommsens erwähnten eigenen Zugeständnissen in Einklang zu bringen, dürfte jedem schwer fallen, der nicht geneigt ist, vor der Autorität des grofsen Forschers ein Opfer des Intellekts zu bringen.

Homburg y. d. H. Eduard Wolft

17) O. PasducoOi Elagabalo. Contributo agli studi sugli „Scrip- tores Historiae Augustae". Feltre, Premiata tipografia Fanfllo Oastaldi, 1906. 68 S. 8. In der dem bekannten Altertumsforscher G. Tropea gewidmeten Schrift wiU der Verfasser die Oeschichte des unbedeutenden grausamen römischen Kaisers Ehgabal einer kritischen Untersuchung unterziehen, wie er dies schon frflber bei den bedeutenderen Kaisem getan hat. Nach einer Ein- leitung (S. 1 14) und nach einem von S. 16--49 reichenden Teile, der die Geschichte des Elagabal eingebend untersucht, folgt von S. 49—67 eine kritische Prüfung der Biographie des wenig bekannten Lampridius. Der Verfittser konunt hierbei zu folgendem, nicht einwandfreiem Schlüsse: lampridius war ein Mann you geringer Begabung, der das Wahre vom Eabchen nicht immer zu unterscheiden wufste und nur die eine Tendenz verfolgte, den Leser durch unwahre Zutaten zu unterhalten. Wenn er sich hier und da den Anschein gibt, als wolle er seine Quellen kritisch untersuchen, um uns auf Grund dieser eine GharaUemtik dieses schlechten Kaisers zu geben, so mfissen wir dies nur als eitle Prahlerei ansehen; der Historiker kann dabei wenig gewinnen. Zudem sei bei der bekannten Dekadenz der Geschichtschreibung in der damaligen Zeit sowie bei jedem Mangel einer Methode in der Historie diese Biographie, als historische

J

36 Nene PhiloloiciBehe Bnndwiiaii Nr. 2.

Quelle betrachtet, Yon ganz geringem Werte und bOcbstens nur als eine politische Tendenzschrift anzusehen. Der Verfasser geht entschieden zn weit* Eine solche Unwissenheit wird dem Lampridins am so weniger znzatraaen sein, als er ja eine ganze Reihe ?on anderen Biographien verfafst hat, die bei den Oewährsmännern Anklang gefunden haben. Mag vieUeicht die Vita des Elar gabal stellenweise viel Unrichtiges enthalten und znfolge der persBnIicbeD Stimmung des Schreibers, die Yom römischen Patriotismns nnd moralischer Kraft beeinflarst ward letzteres wird von anderen Schriftstellern an Lam- pridins gerfihmt ~>, auch Entscbuldignng finden, so werden doch ander- seits diese Angaben ?on anderen Schriftstellern, wie Die Cassios, He- rodian u. a., vielfach bestätigt. Yopiscus, der bedeutendste der Scriptores bist Augustae, zitiert den Lampridins eben&lls. Fretlidi , eine kritische Oeschichtsdhreibnng, wie etwa bei Linus, Sallnst und Tacitus, kOnnen wir bei ihm gerade so wenig suchen, wie bei allen Scriptores bist Aug. Dals Lampridins ein ganz kritikloses Verfahren eingeschlagen h&tte, läßt sich auch aas dem Buche des Verfassers S. 65 f. selbst als falsch erweisen, Alles in allem: Lampridins* Vita des Elagabal ist den öbrigen Viten der Script, bist. Aug. gleichwertig«

Laibaoh. Jotef Bora.

t8) Siegnraiid Sehlofsmum, VezunL Nachträgliches zun Alt- römischen Schuldreoht Leipzig, A. Deichertsche Verlagsbuchh. Nachf. (Georg Böhme), 1904. XI u. 91 S. 8. J$ S.25. Das „Nachträgliche** zu der von uns in dieser Zeitschrift 1905, S. 9 ff. angezeigten Schrift Schlofsmanns besteht in einer grölseren Zahl YOn Widerlegungen einer eingehenden Kritik jenes Werkes von Eflbler, wobei Ver&sser Oelegenhmt findet, seine in dem Hauptwerke niedergelegten neuen Gedanken durch einige neue Grflnde zu erhärten. Gleichzeitig nimmt er in längerer Vorrede, die ein „Nachwort** zu dem „Altrömischen Schuldredit** sein soll, Veranlassung, die Frage nach der Echtheit der XII Tafeln als der Xviralgeset^ebnng, die jetzt vielfitu^b angezweifelt wird, zu erörtern. Er nimmt hierbei eine ZwischensteUnng ein und spricht von den ZwOlftafeln in dem herkömmlichen Sinne, ohne damit ein Präjudiz fBr die Echtheit geben zn wollen; er sagt vielmehr S. IX: „Die grfind- lidie Erforschung der als Zwölftafelrecht liberiieferten Bechtasätze ist nicht sowohl von einer vorherigen Entscheidung des EchUieitsstreites abhängig, ab vielmehr eine wesentliche Vorbedingung für sie.** Verfineer konunt

bei Minen EüBzelantenmchiiogeii xa deiiBelbeo Ergehniaden wie im Hauptr irerke: nur wenn man nexum mancipiumque .üs einheitliches Ganzes anfia&t {que hat keinen di^anktifen Sinn), gelangt man m einer befrie- digenden Ednstmktion des alten römischen Sohnldrechtes ; beides sind Beslanitoile eines einzigen Qescbftftes gewesen. Bei seiner Prafung des Satzes cum nexum faäet mancipiumque, den Festns ans den Zwftlßafeln flberUefert, kommt Veriaeser in nndarchUssig scheinender Beweisfahreng zu dena SeUnase, daTs die Stelle echt ist; nad selbst angenommen, die Zwölftafeln hätten nicht existiert, so müssen dennoch nexum nad man- dpium nach dem alten Sprachgebrauch ein and dasselbe Geschäft bezeichnet hahen^ Dabei werden mitunter etwas weitschweifige sprachliche Unter- suchungen Aber Bedeutung und Gebrauch der Partikeln eingeffigt (be- achtenswert z. B. die über praelerquam und praeterguam quod S. 30 ff. bei Gelegenheit der Erörterung von Yarr. L L VII 106, der gleichfcUs wichtigen Gnindli^ ffir die Beatimmung des Wesens des nexum). Ebenso aosfOhdidi ist die Besprechung von aea eanfeeeum; auch vindex wird ?on nanem erörtert Eine grolae Beihe von Stellen wird herangezogen und vom Gesichtspunkte der allgemeinen Bechtslehre, der vergleichenden Bechts- wissensehaft nnd auch der Sprachwissenschaft behandelt

Yer&sser gibt freilich selbst zo, da& die von ihm fiber dies Thema voigebiachten Gvedanken zum guten Teil nur den Wert von Hypothesen filr sich in Anspruch nehmen, daä aber auf diesem Gebiete die Forschung IQ vielen Punkten Oberhaupt nur Hypothesen zu schaffen vermag, die aber, indem sie nnentechiedene Fragen von neuem anfroUen oder in nene Be- leuchtung setzen, wohl znr Klftrung beizutragen geeignet sind.

Hanau. Oi.

19) J. Steyver, Der ürsprang und das Wadmtuna d#r

Sprache indagenaaiikclier Euroffter. Wien, HMder,

1905. II n. 175 S. 8. ul(5.2a

Der Yer&sser erklftit in konsequenter Weiterf&hrung seiner Aufistel-

Inngen in der 1887 erschienenen, von den berufenen Kritikern abgelehnten

Schrift: „Die ursprüngliche Einheit des VokalismiB der Gernmnen auf

Grund einer Vergleichnng der bajuwarischen Mundart mit dem Englischen^'

00 bzw. ar als den ältesten Laut nnd vernmtet in dieser vohalisehen

Verbindung den Keim der Sprache der Indogermanen. Disr Yerfiuser der

M K01M Phikkgfawhe IhuAeluw Nr> 8,

YOfUi^iideii Scfarifk ist ein Feind der henschenden Methode, die er ala Zählmethode bezeichnet, nnd macht ,,mit dem in der historischen Zeit gewonnenen Bfistzeug'* ^ einen gewaltigen Sprung in die Urzeit'*. Einem gewöhnlichen Menschen ist es nicht möglich, dem Verfasser auf diesem Sprang ins Ungewisse zu folgen nnd die Entwickelang der Sprache „indo- germanischer Earopäer^* aas seinen Urlautsgebilden zu begreifen, er mob sich mit dem Gedanken trOsten, dals es nur den wenigsten Menschen ver- gönnt sein dürfte, in ein Verständnis der tiefsinnigen Gedankengänge der vorliegenden Schrift einzudringen und mehr darin zu finden als die schnülenhafben Konstruktionen eines sprachlichen Phantasten.

Innsbruck. Fr« MoIb.

20) Karl Meister I Der syntaktiBohe Gebrauch des €tone- tiiYS in den kretieohen DialektinBchriften. Leipziger Inangnraldiasertation. Strafsburg, K J. Trfibner, 1905. 8. [Sonder» abdruck aus den Indogermanischen Forschungen XVni, 133—204.] Die gro&e Zahl der Dialektinschriften der Insel Kreta ermCglicht es, auch Probleme der Syntax an ihnen zu versuchen. Sollten sich aach, wie es bei dieser Dissertation tatsächlich der Fall ist, keine syntaktischen Verschiedenheiten in lokaler Beziehung ergeben, so stellen sich doch zeit- liche dialektische Unterschiede zwischen den älteren nnd jüngeren In- schriften heraus I die freilich deshalb nicht auch in dem gesprochenen Dialekte obgewaltet haben mfissen, da die Gesetzessprache, um die es sich bei den älteren, im epichorischen Alphabet abgefUsten Inschriften meistens handelt, oft altertfimlicher ist als die ümgangasprache. Diesem Gesichts- punkte sorgfältig Bechnung tragend, hat der Ver&sser der vorliegenden, mit grofser Sorgfalt und sehr guter Sachkenntnis abgefafsten Dissertation, von der ich auch fBr die Zeitschrift ffir Osterreichische Gynmasien eine Besprechung verfafst habe, in drei Kapiteln, nämlich L Unabhängiger Genetiv, IL Adverbaler Genetiv, III. Adnominaler Genetiv die ver- sdiiedenen Arten des Genetivs behandelt und die einzelnen Fälle in die verachiedenen Kategorien eingereiht, indem er im zweiten Kapitel an die von Brugmann in der dritten Auflage seiner griechischen Grammatik ge- wählte Anordnung sich anschlofs. Alle dabei in Betracht kommenden Fragen sind sachgemäls nnd eingehend behandelt, so dals nicht nur der Spraehgebrauch der kretensischen Mundarten vollkommen sichergestellt

Neue PhUologiwdie BrodacHw Nr, 9. 41

encbeint^ 60pd«rB «ncii für die griecbischo Oninma(»ik im ftllgameioM einige Srgebaiae g/iwomBu werdoa (vgl 8. 180, 189).

Innsbnick. fir. 8t«bk

31) Oeofg Wiaaowai Paiily» BeatoniyUopftdie der Uassi*

flehen Altertiunswiieenflebaft Neae BearbeituDg, heiau»*

gegebei von Oeorg Wisfowa. VIII. Hatbband: GoroiBcae«

Domodoroa. Stottgart, J. a Metzleraober Verlag, 1901,

8p. 16S3— 2870. Lex -8, Ji 16.--.

Der vorUegeode HalbbeBd ist oogeineiii reich an Artikeln aoa dem

Gebiete dee rOmiechen Staate*-, Verwaltung^- and Strafreobte, wie oonecw

fanr, creatio, cretio, crimen, mii, $ eobiciik), cnbicalarins, poeaa cnllei,

culpa, cara, cnrat^rea, cnria, curiata lex, cursns publious, 'cnetodia, oneto^

damnatio memoriae, damnnin, dardaeariatiu, decemprimi,^|decem¥iri, de*

aetmn, deonoia, decamanns, decoria, decorio, deditieii, defensor civitatis»

iwimQmeo^j delatio nooiinia, delator, delegatio, delictam. Qrieehieeb«-

leohiliche Artikel dagegen finden sieb natorgem&(8 nur wenigc^uad aoeb

die vorhandenen sind im allgemeinen knapper gefiEtbt als die rOmiicta-

rechüiohen, selbst da, wo das Material etwas reicher flielst Qenannt

seien dagidiugt SafAoaiOffihxTug nnd iüyfia ?on Szan t o ; ^c^atey, wo meines

Eraefatens ein Hinweis auf die sahireichen griechischen Darleibensveitrftge

aas Ägypten am Platze gewesen wfare, domjTO/, wo neben dem ^Att

Pioiels'' wegen der Selbständigkeit des Urteils Gaillemer, Droit da

sQcoeaslon Ugitime 8. 197 ff. und sein Artikel „Dattftai'' bei Daiemberg^

Ssglio Erwähnung verdient bitte; femer deMagffaif^y denaCfioB ygag^t

6^eva$g, ihfftidnqf^a und di^juiog (Ihiiidyuoiva^ yon Thalheim.

Bingdiender sind die Artikel des au frflb vemtorbenen Valerian V. Seboeffer. Von ihm rfikren her der vorafigliche Artikel fiber den Arohon Damasias, die scharfiannigen Darlegungen fiber ol dhm (Sp, S409£), die fibeisichtliche Behandlung der iilj$4afjioi (8p. 8706—2719), der Artikel fiber die Pbyle Demetrias (Sp, 9765 f,) und der Artikel Demiurgoi (8p. 9866— S86S), bei dem es sieh als unmöglich erweist, Ar Attika Ober aasichere Vermutungen hinauszukommen, während fftr die dafnofyoi iwc imkh^a Staaten reiches, zaverUssiges Material yorliegt, das]: hier mit grobem Reilh gesammelt ist

VorzOgliche, umflmgreichere Arbeiten mehr historischer Natur sind Demetrios Poliorketes (8p. 9769—2798) vonlEftrst und Demetrios von

4S Ken« Rdblogiiohe Bmitehaii Nr. 9.

Phderon (Sp. 2817—8841) von Martini. Von kleineren Artikeln seien noch rfihmend erwfthnt deKada^lai von Jn deich nnd SzantOi dexa- itatai von Ohler nnd öeKtirii von Koch.

Eine besondere Zierde des achten Halbbandes bilden die grofsen Ar- tikel Dolos nnd Delphoi, anf die die griechische Altertnmswissenschafk stolz sein darf, so wenig es anch gegenwirtig itiOglich ist, hier Abscblie- fsendes zh bieten. Um so mehr ist es anzuerkennen, dafs sich die Ver- fasser der groben, nicht immer dankbaren Aufgabe unterzogen haben, das weit zerstreute, nicht leicht zu fiberblickende Material zu sammeln und wohlgesichtet vorzuliegen. Vom Artikel De los {Sp. 2459^2503) stammt der geographisch-topographische Teil (bis Sp. 3473) von Bürchner, der historische Teil, der auch die innere und die Eultgeschichte der Insel behandelt, von Valerian v. Schoeffer. Im ersten Teil sind die wich- tigsten von den Franzosen wieder ausgegrabenen Reste meistens im An- schlufs an Fougires* Darstellung im „Guide Joanne^' beschrieben, die natOrlich seit der durch die Freigebigkeit des Duc de Loubat ermöglichten Weiterf&hmng der Ausgrabungen und dem Erscheinen der Karte von ArdaiUon und Gonvert nicht unerheblich erweitert werden könnte. Sehr gründlich behandelt der durch seine Dissertation De Doli insulae rebus (1889) für diese Aufgabe besonders gut vorbereitete Valerian T. Schoeffer die Geschichte der Insel. Das Bild wird besonders da klar, wo das inschriftüche Material reichlich zuflieftt. So erhalten wir eine lichtvolle Darstellung der delischen Verhftltnisse fttr die Zeit der athenischen Verwaltung in der ersten Hftlfte des 4. Jahrb. auf Grund des sog. Marmor Sandwicense (GfA II, 814 und 814 b) und des Tempelinventars vom Jahre 364/3 (Bull, de corr. hell. X, 461 ff.)) sodann eine eingehende Dar- stellung der Verfassung und Tempelverwaltung während der Selbstftndig- keit von Dolos. Der Verfasser hat aber nicht blols Material zusammen- getragen, sondern an mehreren Punkten die Forschung selbständig und scharfeinnig weitergefShrt. Zu bedauern ist blols, dafe die inhaltlich zu- sammengehörigen Artikel /hjkia, Jfihddeg^ Jf^JUaüTai^ gegea die sonst nichts einzuwenden wäre, nicht vom gleichen Autor herrfihren, weil dann eine gewisse Einheitlichkeit der Darstellung erzielt worden wäre. Jetzt liegt die Sache so, dafs die attische Theorie nach Dolos viermal behandelt ist, unter Ji^JUa und Jtihaavai von Stengel, unter ^Delios* (Sp. 3445 f.) von Jessen und unter ^Delos' von Val. v. Schoeffer; ferner, dafs man fiber den Chor der Deliaden aus dem Artikel ^Delos' Sf. 2493,

Sew PliilolQglaelie tettdMhft« Nr. 9. 4t

34 ff. Oeoaneres erflhrt als aas ddin Spezialartikel yon Stengel 8f. 3435.

In den sehr um&ngreichen Artikel Delphoi (Sp. 2517 2700) haben äeh drei Bearbeiter geteilt. Die Geographie behandelt 1^. 2517ff. Phi- lippson, die Geschichte Fr. Hiller v. Gaertringen (Sp. 2520ff.), die Chronologie H. Ponatow (Sp. 2583 ff.). Dasechon im Winter 1897/8 abgeschlossene Manuskript von Hüler y. Gaertringen hat H. Pomtow dnrchgeeefaen nnd orgftnzt, und sudem anf ganz besonderen Wonsch des VerfiiaserB, wenn aneh nicht ohne gewichtige Bedenken, eine Archonten* tafel, das Yeneichnis der lebenslänglich fungierenden Neokoroi des py- thischen Apollon, die Hanptliste der delphischen Beamten^ das Verzeichnis der aitolischen Strategen nnd die Hieromnemonenverzeichnisse hinzugefügt. Bb sind des auberordenUich mflbsame, fon eminentem Fleils, groCsem Scharfainn und gificklidier Kombinatioasgabe zeugende Zusammenstellungen, die selbstverständlich noch Konekturen und Ergänzungen erfahren werden. Schon jetzt darf der Benutzer dieser Tabellen nicht fibersehen, was Pomtow selber Sp. 2693 £ eigänzend und berichtigend nachgetragen hat Nie- mand weifs besser als Pomtow selber, dab diese chronologischen Tabellen zu einem erheblichen Teil einen provisorischen Charakter tragen; dafs er sich aber trotzdem dazu verstanden hat, uns die Besultate jahrzehntelanger eingehendster Studien in solch fibersichtlicher Form darzubieten, dab man einmal den gegenwärtigen Stand der Forschung und die dabei erzielte Sicherheit klär fiberblicken kann, dafflr können wir ihm nicht dankbar genug sein» Fr. Hiller v. Gaertringen, der seine Arbeit zu bescheiden als eine ^Skizze' bezeichnet (Sp. 2526), bietet doch mehr, als dieses Wort besagt Über die älteste Zeit des apollinischen Kultes und seine Beein- flussung durch Dionysos, durch den die Ekstase in die Weissagung hin- einkam. Aber Einrichtung und Personal des Orakels, fiber die Gegenstände der Orakelbefragung, Aber Inhalt nnd Form der Orakel und die allgemeine Wirksamkeit des Orakels gibt uns seine Darstellung durchweg klare und TOlUg ausreichende Auskunft, ebenso fiber die Ausbreitung des Kultus dies UMiog und Jelfiwiog im Abschnitt: „Stellting Delphis zu den griechi- schen Stämmen bis zum heiligen Kriege'* (Sp. 2537 2547). Begreif- licherweise steht in diesem Artikel ^Delphoi' das religionsgeschiehtliohe and das geschichtlieh -chronologische Moment im Vordergrund der Dar^ Stellung, während die topographischen und baugesohichtlichen Ergebnisse der franzflsisch«! Aasgrabungen jeweilen an geeigneter Stelle in die ge-

H lieoe FUkM)giM*6 RaadMliM N&

fehicbOidie Daratellttiig eiag^reiht sind. Naohdem jetzt die Aiu^pabiuigaa abgeschlossen sind, dflrfen wir wohl, wenn erst die französische Gesamt* poblikatioQ weiter fortgeschritten ist, fQr den zweiten Sappleoientband der Bealenzyklepädie auch eine von einem PIftadien begleitete Topo- graphie, resp. Periegeae von Delphi erwarten.

Dieser achte Halbband bietet mis wieder eine solöhe FAlle reicher Beldirung in zuf erlSssigster Darstellmig, dafs wir alle Veraniaesung haben« den hochverdienten Herausgeber za dem grofsen Geschiek za b^[lfick- wfiaschen, mit dem er fOr die wichtigsten Artikel jewdlen die tichtigsben Bearbeiter zu finden und ffir sein Werk zn gewinnen versteht.

Fraaenfeld (Schweiz). Otto SohvlUMfi«

22) Ad, Klaget» Fremdlftndisehea Idederbiifih fta gamitclfttaA Chor. Berlin-Grofs-Lichterfelde, Chr. Friedrich Vieweg. 94 & gr. 8.

Die Sammlung enthalt englische und franzteische Lieder und bietet nicht nur die einfachen Melodien, sondern mehrstimmigen Chonata. Sie will also nicht im neusprachlichra Klassen-, sondern im Oesancguoter- rieht Verwendung finden. Sie besteht aus 25 englischen und ebensoviel franzAsischen Liedern; von ersteren sind aber nicht zum Schaden der Sammlung nur acht wirklich englische, wahrend die flbrigen dem Liederschätze der sangeskundigeren Schotten, Iren und Waliser, sowie znn Teil auch amerikanischen Samminngan entnommen sind. Von den firaa«- zOsiachen entstammen mir flknf niohtfranzfisischen Gebietsteilen.

Bei der Auswahl ist ihr Zweek stets mabgebend gewesen: Liebes«- lieder sind also gänzlich vermieden worden; vielldcht ist der Ver&»ser darin etwas zu peinlieh gewesen, denn Lieder wie Bobin Adair, Jobn Anderson, my je Long, long ago würden wohl in den Herzen der Schaler kein Unheil angerichtet haben. Hfibsch ist aber, dab die Be* dfirfnisse des fremdsprachlichen und gesehiohUioh- geographischen Unter- richtes gebührend berficksichtigt worden sind. So finden wir neben Joanne d'Arc, Uarlbrougb s'en va-t^en guerre, Ma Norroandie und anderen auf Frankreich bezfiglichen die belgische Nationalhymne La Braban^onne, dann die sohSnen schottischen und irischen Volks* und Vaterlanddieder von Burns und Th. Moore *- und auch das unvermddliche Bule Britaur nial Wenn aber einmal diese das SelbstgefSbl des Engländers so treff- lich oharakteriaierende und seine eigentlichen HerzenswQnsohe so klar zum

Keo» PMologiiiAe BomMim ». t

Anadniek bviiigen«b, tielgesangene NaiioiiaHiynHie «rfjgfenomneii wunfof w nm&te es ancii ohB« Kfinung gtecbeliea. Dm berflditigte leteto Strapbe ■itte Stelle: ««Dein soll das dir dienstbar geasaehte Welteeer s^ and jede Kfiate, die es uaasoblierst, deta!'^ durfte also den deuisctett Sehtttera mM ToreiitlialteD werden.

Dab Ton den nelodisebea Weisen der ronaaniBdieo Schweiz ein^ Aafnakme gefanden labeiH »t sehr dankenswerfe, uns so mehr, als manehe fon de» wirkHcb frannesiecheft and engKschea Liedern in der Melodie dseh leeht wenig bieten. Um so Heber werden ja dann die SehAIer an aasersM kerrlicben deatsehen Volkslied anrflokkehpen.

In ihrer ganasn Behandlang* Iftfst Ae Sammtmig die Hand eines itlohr tigen Moaibers nad and» die eioee Ifanass erkennoA, der dmI den Fremd«- spraehen miEageben and anch gescbmackvell an ftbersefiaen veHrslehtk Bei nicht weniger ab 96 dar Lieder iMrt die Übersetaang, die flberall dem &eBQdqpnKUiohei» Text beig^eben ist, von des Heraasgebeia Hand her.

Dessaa.

n) Mrs. Hmnphrey Ward, The Marriage of Wflliam Aahe.

Leipzig, Bernhard Tanchnitz, 1905. Zwei B&nde. ZW n. 288 S. IST.

Dieser Boman darf sIcherKelr mit zti den besten gerechnet werden:, d!e die yerfasserm seit ihrem wehftekamiten Bob. Hbmere geschrieben hat Der Leser wird gleich in den ersten Kapitdk lebhaft gefesselt. Wohl enlhnWon dann die mittleren Partien einige ermfidende L&ngen, doch nimmt der Schlafsteil wieder mehr gefangen. Die eingeführten Per- sBMi geköFOff fasi aUe de» h(^here& OesensehaftsfereisBn' Baglamls a»: Staataniaisier, ILerdb nnd Ladies, eüi hoher Qeiallsoher Uv a. Die Hand- hng ist in die Gegenwart verl^ doeh sind cKe CbanAEtem aogenschein* Sek nicht lebende» nnd jetat nocfr pelitiaeh (ättgen Fnrsonen attgelanschi Von den Hauptcharakteren sind der Schriftstellerin die weAlichen am bestem gegttekt, unter denen alcb einige sgrmpathisohe Gestalten befinden. Dan kan man aber die weibliche Hauptperson^ die leichtsianige, wwndef^ liehe Lady Kitty nicht rechnen. Sie iet sohlecht? erzogen in einem flraah AiBcbeD Kloater, nnd ihre Herkunft ist nieht ganz einvKmdfrei. Dennodi findet sie^ die* Lieber einee hool^[ebildeten Aristokraten, de» de nngMcblidi macht, trotzdem sie ibo> Uebt« nnd dem sie die Karriere ?erdliH weil de nieht darfon ablassen kann, wider bessere Einsiebt, mit einem nichts we^

i$ Nene PhiioIogfiMlIe RmidMlia« Nr. 2.

niger als liebreizenden zynischen Dichter zn kokettieren dem die Ver« fasserin leider einen za breiten Banm in der Bntwickelong des Bonuma gewährt hat -^, nnd besonders ' weil sie eine beifsende Spottschrift gegen den Chef ihres Oemabls ver&fst nnd veröffentlicht hat Aach W. Ashe, die Hauptperson, hat seine Frau wider besseres Wissen gehei- ratet, trotzdem er sich wiederholt sagt, dafs sie ihm bei seinem Streben nach Berflhmtheit nnd hohem Range nicht nur unbequem, sondern ge- radezu nachteilig sein wird und sein muls. Vemanftigerweise hätte er dann doch wohl versuchen mflssen, seine junge, unerfiihrene Frau auf bessere Wege zu leiten, anstatt sie in allem gewähren zu lassen und ihr ynmer, ohne dafs sie nur je zu bitten brauchte, alles gleich zu verzeihen, selbst das, was der strenge Kodex englischer Sitte nicht gestattet.

In bezug auf ihren Stil kann der Verfasserin der Vorwurf nicht er- spart werden, der manchem unserer nunlernen deutschen Schriftsteller mit Becht gemacht wird, die Sprache Öfter mit allerlei fremden Brocken ver- ballhornt zu haben. Alle ihre fremdsprachlichen WGrter und Phrasen lielSsen sich ebensogut durch englische ersetzen, woran selbst der Umstand nichts ändert, dafs die Heldin der Erzählung lange Zeit in Frankreich gewesen ist und später sich in Italien aufhielt.

Die fremden Brocken sind auch Veranlassung geworden zu den ein- zigen Druckfehlern, die auf den 600 Druckseiten zu finden sind: Bd. II, S. S: rU ne manquaü anstatt II ne manquaü^ und S. 107 in demselben Bande seremta anstatt aerenatct.

Borna. Ts

24) 0. J. Eickhoff und (hutav Kühn, Lehrbuch deor eng- liBchen Sprache nach der direkten Methode fär Handels-, kaufmännische Fortbildung»- und Mittelschulen. TeilL Witten- berg, B. Herroste Verlag, 1906. IX u. 195 S. 8. Teil IL Ebd. 1906. IV u. 169 S. 8. Ihrem kflrzUch in dieser Zeitschrift angezeigten Lehrbuche der fran- zösischen Sprache haben die Verfasser ein englisches GegenstQck folgen lassen. Da die Schöler das Englische meist in einem reiferen Alter zu erlernen beginnen, als es beim Französischen der Fall ist, so ist der Lehr- stoff seinem Umfang und Inhalt nach dieser grOfseren Beife der Schfiler entsprechend gestaltet. Wie das französische Lehrbuch will auch dieses englische die SchQler so weit fordern, dafs sie mit einiger Sicherheit sich

Nene FliUoLigiB^e BundMbaii Nr. Ä 47

Aber Q^nsOade und Verhältnisse deq tftglichea Lekans . ausdrficken und später dem unterrichte in der Handelskorrespondenz folgen können. Da der Lernende von Anfang an snm Sprechen in der fremden Sprache an- geleitet werden soll, so sind den einzelnen Lektionen Fragen beigefflgt, die dem betreffenden Lesestfick entnommen sind. Der erste Teil des Lahrbochs um&Ist korse Bemerkungen Aber die Aassprache, 21 Lektionen mit je einem in rieh abgeschlossenen, yorwiegend die mannigfachen Yer- bUtnisse und Beziehnngen des täglichen Lebens behandelnden Lesestflcke, daran sich anschliefsende deutsche Übersetznngsstficke und einen kurzen Abrils der Grammatik. Die grammatischen Regeln sind unter Vermeidung alles Unwesentlichen aus den LeseatQcken entwickelt. Den Schlufs macht ein nach Lektionen geordnetes Wörterverzeichnis. Der zweite Teil ist ganz ähnlich angeordnet. Die Lesestacke der 20 Lektionmi behandeln Land und Sitte, Handel and Wandel des Inselreiches, im besonderen die grolsen Industrie- und Handelsstädte sowie eigenartige Zfige des englischen Lebens. Einigen Lektionen sind deutsche ÜbersetzungsQbungen beigefflgt. Die Grammatik ist erweitert nach der syntaktischen Seite hin und be- rficksicbtigt besonders den Gebrauch der Präpositionen. Ein Wörterverzeicb« nb in alphabetischer Ordnung beschliefst den zweiten Teil. Wie beim französischen Teil ist auch hier die äufsere Ausstattung zu loben, und wie jener empfiehlt sich auch dieser englische Teil durch die zweckmäfsig gewählten Lesestflcke, deren lohalt den Interessenkreisen des Schfilers entnommen ist, sowie durch die Beschränkung des grammatischen Stoffes anf das Wesentliche den kaufmännischen Fortbildungsschulen als Hilfs- mittel beim englischen Unterricht.

Bochum. M. Steffen.

Teriag ron Friedrich Andreae Perthes, Akttengesellsehaft, C^etha.

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loaertSontgebflhr fDr die einmal ffespaltene Petitieile 80 Pfg.

Inhalt: Rezensionen: 25) A. Bettore, T. Livio e la decadenza della lingna Latin» sei primi dnqae libri della prina decade delle sne storie (F. Lnterbacber) p. 49. 26) W. Vesper, Obeisetznng der Germania des Tacitns (E. Wolff) p. 50. 27) F. N. Fink, Die Anff^abe und Gliederung der Sprachwissenschaft (Fr. Stolz) p. 58. 28) Panljj RealeD<^klopftdie der klassisehen Altertuns- wissenschaft, herausgegeben von G. Wissowa (0. Schultheis) p. 53. 29) C. Gaspar, Olymina (H. fiüter) p. 54. 30) J. N. Svoronos, Das Athener Nationalnraseum (E. Neuling) p. 56. 31) A. Grnhn, Das Schlachtfeld von Issus (R. Hansen) p. 58. 32) S. Schlossmann, Litis contestatio (0. Wacker- B) p. 69. 88) P. Dörwald, Aus der Praxis des griechiscben Unterrichts

(G. Schwandke) p. 60. 34) A. Przygode und £. Eneeliaann, Griechischer Anfangsunterricht (0. Kohl) p. 61. 35/36) E. BSddeker, Die wichtigsten Encheinnngen der franz. Grammatik; ders. Das Verbum im franz. Unterricht (Bahrs) p. 63. ~ 37) CL Elöpper und H. Schmidt, Franz Stilistik f&r Deutsche (E. Werner) p. 64. 38) H. Heim, Tom Brownes Sohool Days (C. Beichel) p. 67. 39) G. Budde, Bildung und Fertigkeit (C. Beichel) p. 68. 40) C. Mitcalfe, English made easy (K. Grosch) p. 70. Anzeigen.

25) Antonio Bottore, Tito Livio e la deoadensa della lingua

Latina nei primi oinque libri della prima decade delle

sue storie. Padova, tipi della Rivisia di Storia Antka. (Sep.

Abdr. a. d. Rmsta di Storia AnL IX, S. 539/564.) 1905.

38 S. 8.

Ohne Bfiiner von Geburt Ztt sein, schuf Livius das grOfdte rOinische

OeKhiehtswerk. Seine kunstvolle Sprache weicht in vielen Punkten vom

klaasiflchen Latein eines Cicero und Cftsar ab. Man warf ihm Provinzia-

lismen vor, eine gewisse Patavinitas, und man findet bei ihm Neologismen.

Wir können diese beiden Arten ungewöhnlicher Ausdrücke nicht genauer

onteradieiden. Da uns fibrigens von den frfiheren Geschichtswerken der

Bömer sehr wenig erhalten ist, so erscheint uns wohl mancher Ausdruck

bei Livius als neu, den er schon in seinen Quellen fand. Sodann gingen

im kaiserlichen Born Angehörige verschiedener Sprachidiome durcheinander,

Afrikaner, Spanier, Gallier; namentlich die Sprache und Literatur der

/^

bO Nene PlulologiBohe Bundiohftii Nr. 8.

Grieoben wirkte auf die Poesie mid Prosa der Römer ein. Ob Linus bei der Abfassung seiner ersten Bficber scbon einige Kenntnisse der erst später verOffenüicbten Äneide Yirgils hatte, ist zweifelhaft Bettore glaubt es. Er sammdt ans Livios I Y: a) Grftzismen, b) Neologismen, c) archaische Formen, d) poetische Kopstmktionen an4 Ausdrücke, e) andere unklas- sische und seltene Ausdrficke und Wortbedeutungen.

Burgdorf bei Bern. P. Lvtorbaohar.

26) Will Vesper/ Die Oermania des Tadtos deutsch (von W. y.). Mfinchen, G. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, 1906. 57 S. kl. 4. ^ I.SO.

Die Übersetzung Yespers bildet den ersten Band der „Statuen deut- scher Kultur ^ Diese Sammlung (warum nicht „Denkmäler'^ der Kultur?) soll „die Entwickelung der Geschichte, der Beligion und der Sitten un- seres Yolkes in den hervorragendsten Werken jeder Epoche und StrOmong zusammenfassen'', alle besonders wertvollen literarischen Erscheinungen, zunächst des Mittelalters, auch manche halb und ganz vergessenen Werke, teilweise in neuen und lesbaren Obersetzungen, dem modernen Leser er- schliefsen. Mit Becbt ist der Schrift des Bömers, die unsere Yorzeit so unvergleichlich beleuchtet, der Ehrenplatz eingeräumt worden. Mit dem, was Yesper zur Einführung seiner Übersetzung Aber oder vielmehr gegen eine „Tendenz'' der Germania schreibt, bin ich ganz einverstanden, auch seine lebhafte Bewunderung ffir den „letzten grolsen BOmer" teile und verstehe ich; nicht aber die zugleich ausgesprochene ünterschätzung des grölsten römischen Bedners und des Livius, der doch etwas mehr geleistet hat als nur „plump Tatsachen an Tatsachen zu reihen". Hier labt der Yerfasser seinem Temperament zu sehr die Zügel schiefsen. Zu der Notiz Aber des Tacitus Persönlichkeit erinnere ich, dafs sein Geburtsjahr nicht wohl später als 56 n. Chr. anzusetzen, die Herkunft von Interamna höchst fraglich ist. M(^en sie in Temi ihre Yia Comelio Tacito, jetzt vielleicht auch ein Monument des berühmten „Concittadino" haben, Tatr sache bleibt doch, dafs jene Überlieferung äufserst schwach begrfindet und durch keine einzige Andeutung seitens des Historikers gestutzt ist; viel- mehr redet dieser gelegentlich von den „Municipales" in etwas wegwerfen- dem Tone, was er als geborener Interamnate wohl unterlassen haben wfirde. Was nun die Übersetzung selbst angeht, so finde ich, beinahe hätte ich gesagt, selbstverständlich, im einzelnen manches daran auszusetzen.

Neue Philologiaehe RiuidMhAii Nr. 8.

51

ZHweilen hat Vesper die Kraft des Taciteischen Ausdrucks nnberechtigter- weise gemildert oder gesteigert, aaoh wohl eine wörtliche Wiedergabe ver- schmäht, wo sie das einfachste und richtigste gewesen wfire. Im ganzen aber ist seine Übertragang nm so getreuer, je mehr sie sich ans dem Banne der fremden Sprachform befreit hat, und sie darf was sich leider, zumal bei einer Tacitusflbersetznng, nicht von selbst versteht als durchaus lesbar bezeichnet werden. Um eine Probe von Vespers Leistung geben, stelle ich einen kleinen Abschnitt (K. 36) in seiner Yer- deatscbung (in Klammem ein paar Yerbesserungsvorschlftge meinerseitiB) mit der Teuffelschen Übersetzung in Parallele:

Teuffei: Vesper:

Den Chauken und Chatten zur Die Cherusker östlich der Cbau- Seite haben die Cherusker einen all- ken und Chatten haben zu lange in

zu tiefen und in SchlafTheit fiber- gebenden Frieden unangefochten grofsgezogen; und dies gewährte mehr Behaglidikeit als Sicherheit; denn umgeben von gewalttätigen und mächtigen Nachbarn ist es verkehrt ruhig zu bleiben: wo die Faust gilt, da erhält der Stärkere den Namen des Qemäfsigten und Ehrlichen. So heilsen die Cherusker ehemals die Guten, Bedlichen nunmehr nichts- nutzig und töricht; den siegreichen Chatten rechnet man ihr Glfick für Weisheit an. In den Sturz der Cherusker hineingezogen wurde auch ihr Nachbarvolk, die Fosen; im Mifsgeschick sind sie jetzt gleich- gestellte Bundesgenossen, während sie im Olfick ihnen untergeordnet gewesen waren.

ungestörtem, trägem Frieden gelebt; denn so bequem das sein mag, so gefährlich (verkehrt) ist ee auch. Bei so wilden, unzuverlässigen (star- ken und gewalttätigen) Nachbarn rächt sich jede Schwachheit schwer. Wo die Gewalt gilt, sind Buhe (Mä&igung, Selbstbeherrschung) und Ehrlichkeit ein Luxus, den sich nur der Überlegene gestatten darf (Ruh- mestitel des Stärkeren). So verachtet man die Cherusker, die einst die Guten und Gerechten hiefsen, jetzt als verweichlichte (faule, schlaffe) Dummköpfe, und ihren Überwindom, den Chatten, bringt das Glflck den Ruhm der Klugheit Bei dem Nieder- gang der Cherusker geriet ihr Nach- barvolk, die Fosen, in das gleiche ünglfick (wurde mit hineingezogen). Von dem einstigen Glfick hatten sie nichts abbekommen. Das ganze Kapitel ist fibrigens ein erbaulicher Beitrag zu der (von Aristoteles bis zu Nitzsche herab gelehrten) „Herrenmoral'' im Völker-

52 Nene Fhilologiiefae Rmidaohaii Nr. 3.

leben und vielleicht beachtenswert ffir den satnrierten Deutschen der iriedaasefichtigen O^enwart. Honburg t. d. H.

27) F. JS. Finok, Die Angabe und Oliedenmg der Spraeh- wissentchaft. Halle a. S., Rudolf Haupt, 1905. VIII und 65 S. 8. 2.-.

Es ist nicht leicht, in einem kurzen Referate Aber den Inhalt dieser in jeder Beziehung sehr interessanten Schrift erschöpfend zu berichten, zumal es sich als unumgänglich notwendig herausstellt, auf frfihereSdiriften desselben Yer&ssers ausdrfickliche Rücksicht zu nehmen. Es sind dies das Buch: „Die deutsche Sprache als Ausdruck deutscher Weltanschauung. Acht Vorträge.'^ (Marbuig 1899), Aber welches eine ausf&hrliche Be- sprechung aus der Feder des bekannten Sprachforschers Heinrich Winkler im „Anzeiger ffir deutsches Altertum '' XXVII (1901), S. 288--306 vor- liegt. Es ist ferner die kleine Abhandlung (von dem Ver&sser selbst in dem Vorworte zu der im Titel namhaft gemachten Schrift S IV als vielleicht „fiberkurz'' bezeichnet): „Die Klassifikation der Sprachen'' (Mar- burg 1901, 26 Seiten) zu erw&hnen, und endlich der Aufsatz: „Der Sprachunterricht im Dienste der Geistesbildung" (Neue Bahnen, her- ausgegeben von H. Scherer, XI. Jahrg.). In. der neuesten Schrift verfolgt der Verfasser den ausdrficklichen Zweck, in etwas ausführlicherer, wenn auch immer noch gedrängter, und gemeinverständlicherer Weise seine frfiher in gedr&Dgtester Kfirze vorgetragenen Ansichten dem sprachwissenschaft- lichen Publikum vorzulegen* Als das eigentliche Objekt der Sprach- wissenschaft erscheint nach den Ausffihrungen des Verfassers, der seine Ansichten in 47 Leitsätzen zusammengefa(st hat (S. VII VIII), das Sprechen, dessen treibende Kräfte Geffihl und Wille sind. Das Sprechen ist entweder ein individuelles oder Durchschnittssprechen, d. i. die Sprache einer geistigen Gemeinschaft. Es ist eine Kunst, und als solche von an- deren Kfinsten, namentlich der Literatur, zu scheiden. Die engere Auf- gabe der Sprachwissenschaft besteht nun darin, die Bede jeder Sprach- gemeinschaft aus deren geistiger Eigenart zu erklären. Diese Eigenart tritt in der inneren Form, Wortschatz (Vorstellungsreichtum) und dessen Verwendung (Vorstellungsbildung) zutage, diese innere Form ist daher die Weltanschauung der betreffenden Sprachgemeinschaft (S. 35). Auf Orund des Satzes, dafs das Sprechen ein Ausdruck von Geffihlen und Empfin-

Nene FbflologiBeb« Rimdwhwi Nr. 8. ÖS

daDgen sei, hatte Finck bereits in seiner frdheren Abhandlung: „Die Kiassifikation der Sprachen'^ folgende Einteilung der Völker (als Trftger der Sprachen, als Beprfiseotanten des Sprechens) aufgestellt: 1) Völker mit Vorherrschen von Empfindungen; 2) mit annfthernd gleicher Stärke von Empfindungen undOeffihlen; 3) mit Vorherrschen von Gefühlen. Jede dieser drei Kategorien zerflUlt wieder in drei Unterabteilungen, je nachdem grofse, mittlere oder geringe Reiz- barkeit in ibr vorwaltet. In der neuesten Schrift ist Finck geneigt (S. 51), gegenüber dieser frfiher von ihm vorgeschlagenen Einteilung der Sprachen (bzw. Völker) auf Grund der Beizbarkeit (des Temperaments) der filteren morphologischen Klassifikation den Vorzug einzuräumen. Zwei Probleme, Ursprung der Bprache und Sprachwflrdigung, die der Ver- fasser unserer Schrift am Schlüsse * noch erwähnt, gehören nicht in den Bereich der Sprachwissenschaft, sondern ersteres ist ein Problem der Eni* wiekelungsgeschichte des Menschen, letzteres eines der Völkerkunde.

Referent hofft, dafs es ihm gelungen ist, durch den vorstehenden kurzen Bericht den Inhalt der Schrift nach den beiden im Titel angedeu- teten Hauptpunkten: „Aufgabe und Gliederung der Sprach wisseoscbaft 'S richtig charakterisiert zu haben. Im übrigen mufs er es jedem fQr sich überlassen, durch eigene Lektfire in den gehaltvollen Oedankeninhalt der mit grOfster Prägnanz und Gedrungenheit abgefafsten Abhandlung einzu- dringen.

Innsbruck. Fr. Stolx.

28) Panlys Bealencyklopftdie der klaasisoheii Altertums- wissenschaft. Neue Bearbeitung. Herausgegeben von G e o r g Wissowa. Supplement, I. Heft. Stuttgart, J. B. Metzler- scher Verlag, 1903. VI S. u. 374 Sp- Lex.-8. \M ö. -.

Um zu erreichen, dafs die Bealencyklopädie „ihre volle Brauchbarkeit bewahre und nicht vor der Zeit veralte'', war von Anfang an die Ver^ Mfentlichung von Supplementen in Aussicht genommen. Da& der Herau&h ^eber aus GrQnden, die er im Vorwort zu diesem ersten Supplementhefte erörtert, sich dazu entschlossen hat, diese Nachträge nicht erst nach Ab- achlufs des ganzen Werkes, sondern in drei Heften zu publizieren, wird jeder Besitzer und Benfitzer dieses Werkes freudig begrüben. Durch das ?orli^ende Heft ist der Inhalt der in den. Jahren 1894 1901 erschie- nenen Bände I—IV auf die Höbe der derzeitigen Forschung gehoben.

54 Neae Philologisehe RaadiohAa Nr. 3;

Abgesehen von einer ziemlich groISsen Zahl neuer Artikel, beeonders solchen geographischer Nator und von Personennamen, nnd einer grofiwn Ffille Ton Ergänzungen, die teils von den Bearbeitern der betreffenden Artikel, teils von Benutzern, Freunden und Rezensenten der Bealenqrldo- pädie herrflhren, enthält das Heft drei um&ngreichere und wichtige Ar- tikel. Die Topographie von Athen behandelt Sp. 159—219 (niit Plan) Wachsmuth in möglichsier VoUstftndigkeit und dabei doch mflg- liebster Kürze. Das römische Staatsrecht ist vertreten durch den ein- gehenden und lichtvollen Artikel „Civitas^' (Sp^ 800—317) von Eorne- mann, das griechische Staatsrecht, wenn das stolze Wort gestattet ist, durch den Artikel „Demokratia'' (Sp. 346—874), die letzte Arbeit des zu frfih verstorbenen Yalerian v. Schoeffer. Es ist dies eine fleilsige, gründliche und nicht zu breite Darling der Ansichten der Alten und der neueren Forscher über Wesen, Vorzüge und Nachteile der Demokratie. Diese Studie verrät ein solides Überdenken der staatsrecht- lichen Probleme und das Bestreben des Yerfassers, mftglichst objektiv zu sein. Wenn sie trotzdem stellenweise eine subjektivere Färbung zeigt, als vielleicht dem YerfiAsser selber bewufst war, so soll uns das nicht hindern, das frühe Hinscheiden v. Schoeffers im Interesse der Altertumswissenschaft und der Bealencyklopädie insbesondere tief zu bedauern.

Prauenfeld (Schweiz). Otto Soholthofii.

Canulle Ghuspari Olympia. Paris, Hachette et Cie, 1905.

92 S. 8. Der Verfasser gibt in seinem Abdruck aus dem „Diktionär griechi- scher und römischer Altertümer von Daremberg, Saglio und Pottier^' zu- nächst einleitende Bemerkungen über den Ursprung, die Chronologie und den Schauplatz der Spiele, S. 1—17. Den Ursprung sucht Oaspar in den zu Ehren Yerstorbener bei deren Qräberu veranstalteten dyöveg im- %Aq>ioii wie wir ihnen bei Homer begegnen, und läfst sie schon in vor- ätolischer und vordorischer Zeit in direkter Nachbarschaft des Pelopsgrabes stattfinden. Es folgt eine Kritik der Berichte über die angebliche Grün- dung durch Zeus bzw. Herakles (jener in den vordorischen ^HUlwv Yfdfi- fiara, dieser bei Pindar genannt) und über die historische Ära der Olym- piaden nebst den Siegerlisten. Von Interesse ist hier der Nachweis, dafs von der zwölften Olympiade an, welche zeitlich mit der Eroberung Ithomes 732 zusammenffillt, die measenischen Kämpfer verschwinden, während

Neu« Philologjbohe Bandicbfni Nr. 8. 66

hkedftBKNiische aaftaacben. Die Topographie wird za kim behandelt; sie beschäftigt sieh eiiq^ehender nur mit dem Stadiam und Hippodrom. Hier hUte wenigstens der fOr den ersten und letzten Tag des Festes so wichtige Altar des Zeus (S. 61 n. 69) Erwähnung finden mfissen, fftr dessen Topographie der Einblick in Trendelenbnrg, Der grofte Altar des Zeus in Olympia, Berlin, S. Gaertner, 1902, ron Vorteil gewes^ wäre.— Yoa S. 23—81 folgt die Darlegung der Spiele selbst: Organisation, Ver- anf und Bedeutung werden sachgemftft wlftutert. Aus der eingehenden und erschöpfenden Behandlung, die sich, wie aus der Bibliographie her- Torgeht, besonders auf Werke deutscher Forscher stfltzt und in anderen Artikeln des Diktionftrs (Certamina, Cnrsus, Disous, Hellanodikai usw.) ihre Ergänzung findet, können hier nur wenige Momente herausgegriffen werden. Im Abschnitt Aber Zuschauer und Teilnehmer, S. 83—41, inter« essiert der Hinweis auf gemeinschaftlich unterhaltene Rennställe zum Zweck der Eostenrerminderung und fiber das frfihe Schwinden gerade der W^[enrennen, die von der Mitte des 1. Jahrhunderts t. Chr. bis 898 n. Chr., dem Jahre der Aufhebung aller Spiele, nachweislich nur sieben- mal stattgefunden haben. Ffir den Hauptteil der Arbeit, den Verlauf und die Anordnung der Kämpfe im einzelnen, S. 46 69, benutzt Gaspar im greisen und ganzen C. Robert, Die Ordnung der olympischen Spiele und die Sieger der 76. bis 83. Olympiaden, Hermes. 1900; er verteilt die Kämpfe auf fflnf Tage, denen er je einen Tag der Opfer vorangehen und folgen läfst. Kurz und eindringlich würdigt er S. 78 81 die Bedeu- tung der Spiele fflr den Zusammenhalt der Rasse, fttr ihre moralische und körperliche Tfichtigkeit und indirekt fär die Kunst, desgleichen die Grfinde flir den Niedergang bis zum Verbot 398 durch Theodosius I. und zur Einäscherung des Jupitertempels durch Theodosius U. 863. Der Schlub enthält Notizen fiber Nachahmungen der olympischen Spiele in Athen und in Plätzen aufserhalb Griechenlands, worQber meist nur Mfinzen und Stein- inschriften Auskunft geben.

Die fleifsige Arbeit empfiehlt sich durch Sachkenntnis und klare, lebhafte Darstellung; eine genaue und fiist erschöpfende Quellenangabe macht sie auch fBr eingehende Studien brauchbar«

HalbeiBtadt B. BlUr.

56 Nene PMldogtoebe itenfaeliM Nr. 8.

30) J. N. SvoronoB, Das Athener KationahnaBeiun. Piioto- typisefae Wiedergabe seiner Sbhätee mit eriftotemdem Text Deutsche Ausgabe besoi^t von W. Barth. Bstt 5 6: Die Reliefs mit Ausschlufs der Qrabreliefs. Athen, Beck ft Barth, s. a. [1905]. S. 135— 1S2 n. Tafel XLI— LX. Ji 14.40. Bin nenes Doppelheft mit einer neuen FöUe sicher begrfindeter Er- gebnisse und fruehtbarer Anregungen ist den hier in Nr. 7 des Jahrg. 1904 und Nr. 17 vom Jahre 1905 angezeigten gefolgt. Er ffihrt die Besprechung der Beliefs aus dem Saale der Werke des 5. und 4. Jahrb. zu Ende und beginnt unter Ausscheidung der Metopen vom argivischen Heraion eine Bearbeitung der Reliefs im Saale des Hermes. Das Echetosrelief wird aus der Fundstätte und durch eine unbefangene Würdigung des tatsächlich dem Auge Oebotenen zusammen mit einer einleuchtenden, auf eine Herodotstelle bq^ndeten Ergänzung der Inschrift als ein wichtiges historisches Denkmal und Zeugnis der innerpolitiscben Kämpfe Athens um 403 erklärt. Der sog. Finlaykrater mit seiner Beliefdarstellung der Athens und des Marsyas ver- anlafst ein neues Nachspüren der einzelnen Momente in der Marsyaslegeade and bringt auf diesem W^ge Überraschendes Licht in die Kontroverse fiber den Stil des Myron. Die wie selbstverständlich erscheinende Unterordnung unter die Autorität eines Otfried Malier und Brunn hatte noch die neueste Myron* fbrschuttg eines Murray und Furtwängler derart beeinflufst, dafs sie die offensichtli^en stilistischen unterschiede beim Diskobolos und Marsyas des Lateran mit einem offenbaret sacrifizio delV intelletto auszugleichen suchten. Jetzt ergibt sich evident, dafs die an sich gezwungene Kombination von Pausanias I, 34, 1, wo ohne Künstlernamen von einer '^^v(f %bv athrp^v Mdqaiav naiavaa [rectius Tvioo^aa] auf der Akropolis die Rede ist« mit Plinitts 34, 57 My ro fecit ... et Satyrum admirantem tibias et Minenram vollständig ausgeschlossen ist. Mythologisch ist eben die Voraussetzung abzuweisen, als sei der Myronische Marsyas identisch mit dem Marsyas von der Akropolis, und somit ist das ganze „Kapitel fiber die Merkmale der Kunst Myrons, soweit es auf den Kopien dieses Marsyas beruht, aus der Geschichte der griechischen Kunst zu streichen'' (p. 148). Die darauf folgende Untersuchung ffihrt zu dem Ende, dafs Baunacks Vermutung, die Metopen des Asklepiostempels in Epidauros hätten Beliefschmuck besessen, durch vorläufig zwei solcher Metopen endgQltig bewiesen wird, und es erscheint höchst annehmbar, dafs wir in diesen beiden Metopen Werke des Thimotheos vor uns haben, von dem die Bauinschrift redet. Auch

Nene PhUologisetie Bandsohau Nr. 3. 5?

fir]iuis (Bnuia, Griech. Eflnaüer I, 384) bekommt als Efinstlerphysio- gDomie aus der Skopaszeit indindnellere ZOge. Sein Name erscheint als der des Urhebers auf einer Basis aus parischem Marmor, die als Anathem der Familie eines Demainetos fOr einen dreimaligen Sieg im hippischen Agon errichtet ward. Es kann nun nicht mehr bezweifelt werden, dafs die weibliche Statue, die wenige Tage nach Entdeckung jener Basis in ffiofzig Meter Entfernung in einem jüngeren Qebftude eingemauert ge- foDden wurde, zu der Basis gehört. Und diese Statae scheint in der Tat eine „Nereide'' darzustellen, die, weil unter den Nereiden Namen wie Hipponoe und Hippothoe beglaubigt sind, nicht blofs zu einem Weih- geschenk ffir einen hippischen Agon geeignet wäre, sondern auch hier besonders am Platze sein mag, da ein Demainetos bei Aischines und Xenophon als Seesieger um 388 genannt wird. Und weiter bleibt bei ihrer frappanten Ähnlichkeit mit Nereiden vom Denkmal in Xanthos, in dessen Hafenstadt Patara des Bryaxis Tätigkeit längst nachgewiesen ist, die Vermutung, Bryaxis sei der Schöpfer dieses berfihmten Monuments, nicht ohne bedeutsamen Untergrund. Oleichfalls endlich in neue Be- leuchtung gerockt wird der Helenamythus gelegentlich einer Untersuchung der Reliefreste von der Basis der Nemesis in Rhamnus. Warum und wann Helena von Leda der Nemesis zugeführt wurde, war bisher dunkel. Indem Svoronos den Spuren nachgeht, die auf eine Anwesenheit der Helena nach dem Falle Trojas wenigstens in nächster Nähe von Rhamnus hin- weisen und ihren Beinamen im kallimacheischen Hymnus als 'Pufivovaig rechtfertigen, kommt er zu dem Ergebnis, dafs ein in Attika heimischer Mythus in der Helena eine unfreiwillige Sünderin gesehen haben mflsse, die nach Trojas Eroberung zur Entsflhnung ihrer wirklichen Mutter Ne- mesis durch ihre Adoptivmutter Leda zugeföhrt werde. Ungezwungen fttgt sich dieser Deutung auch die vorgeschlagene Anordnung der Basis- figuren, deren Beste glaubhaft zueinander zq passen scheinen.

So gewährt auch dieses neue Doppelheft wieder eine freudig zu be- grfiüsende Bereicherung unseres archäologischen und philologischen Wissens. Ffir das letztere besonders immer mehr mafsgebend wird die Erkenntnis, welche Vorsicht bei einer reiu philologischen Kritik und Kombination der Schriftquellen, namentlich des Pausanias, geboten ist.

Bremen. Enut NonUas-

58 Keilt FhitolflgiKfae JKaadnliMi Mr. 8.

41) «Albert Oraha, Bm IkihTatühtftiM mm Imam. BiieWidw- kgang der Ansicht Jtnkes. Hit ainer £aite. Jiiia, SBtamma OMtenoble, 1905. 47 a 8. jTIL.«-*.

Qn^n die Ydn Jahnke kfindieh aofgostellte JSahanptiiDg, dab 4e Sddacht bei Janis am DeUtschai geliefert aei, wendet sidi Ottuhn 'imd verfaß de& Schauplatz aa den Piyas; 2wei a&dere Paukte glaubt er ferner aachgewieaen au haben: Darius sei durch den Beilanpala maredhiert, wfthrend Alexander weiter eadlich nach Myriandos geBOgen sei, und die Stadt Ibsub habe nicht im inneren Winkel der Bnoht, sondern in der Gegend des heutigen Istendenm (Aleoamdrette) gelegen.

Die beiden letzten Behauptungen kommen mir sehr bedenUieh vor. Zwar ist an dem inneren Winkel des Busens keine sichere Spur öiier unteig^gangenen Stadt nadigewieaen, und Alezandrette darf w^n seiner guten liage Anqmich darauf machen, dab hier eine alte Ansiedelung ge- legen haben mufs; weshalb kommt aber der jfingere Cyrus mit seiner Armee erst nach lasus, bevor er den Strandpab am JonaspfoUer erreicht? Da mufs doch Issus nOrdlich von diesem gelegen haben! Sollte es ferner möglich seiUi dafs, während Alexander sich in Myriandrus, wenig sfidlioh von Alexandrette und dem Beilanpab aufhielt, das Heer des Darios durch diesen Pab seinen Anmarsch vollzogen habe? Yen einem Bestreben Alexanders, den Darios in die schmale Ebene hineinzulocken, ist in den Quellen durchaus nicht die Bede; im Oegentdl, er wird von der Mel- dung, dab. Darios in seinem Bdcken stehe, so fiberraacht, daCs sie ihm uogUiublich erscheint; und wenn er das gewollt hätte, wäre es da wahr- scheinlich, dab er den Darius in seinen Bfid^en kommen lieb, statt dab er nördlich von Piyas oder am Delitsohai seine Ankunft erwartete? Die Schlacht mit verkehrter Fnmt mubte, wenn sie verloren ging, die Lage Alexanders zu einer höchst bedenklichen machen! Der Bückzag des Da- rios wäre auch dann, wenn er nicht im Backen Alexanders gestanden hätte, sehr schwierig gewesen, da er die Engen am Jonaspfeiler und im Beilanpab wieder hätte passieren mfiaaen. Dariua iat aicher von Nord- ostoi in die Strandebene eingedrungen und, als er hörte, Alexander sei schon weiter südlidi, ihm nachgezogen.

Dagegen ist das, was Gruhn über den Ort der Schkcht ausflihrt, beachtenswert Mit den Qaellen scheint in der Tat die Annahme, dafs sie am Pajasfiub statt&nd, besser zu stimmen als die Ansetzung des Schlachtfeldes am DelitschaL Allerdings sind auch Oruhns Behauptungen

narTW irar ^enmitaiigeir; dftßpAIfesänder wtitrencl du'NaAt am Jona»- pbaBT li^OTte und nieM lanter nihrdlfeli raf dam nacfa Pajas abfUlmdeif 6Mhid^ laim mcM aiober bawiMen werden^ Die SUi^ke dea maaedoiiiadieB Bbm» aab&btt? 0ndm* auf etim 89^000, and daf&r eaobeiBt das So&laebl^ fcU am Driitaalu» air IMJ^; es kaa&abar Alenuidef wilittad das Jate«8^ te ihm SlefaHBÜBD ainbivAle, aooh am den griacbiscben Sttdton* des «roftertea OeUetaa, vieNeiobi aneh von nnbahniscben Terattrkmigeii- aa rieb g«sof|«i babeir*

Es ist anzuerkennen, daTs Orubn die Bedenken gegen Jankes Sebrifl hat Itat wvMhii HssflB; aber: adbuc sub indice lis est.

Oldesloe. R.

ii) Segmuai BoUMSBiaim, Litia contevtatio. Stadien zum Römischen ZiTilprozefs. Leipzig, Av Deicbertsche Yerlagsbuch- bmdlaiv ^iMbt (G^org BOtrau), 1905. V u. 211 S. 8. Jf 5 -. VarfinsM' bietet hier wa neuem eine Ihiaht saiuer Studien auf dem 6ebtete> das altr5misoben RechteSf die gleich den beiden früheren voa* uns kurz angeaeigtea AUr^miaehes SihtMtedii und Nexum- geeignet ist, daa in dem nach?rachsenden Gescblechte erlahmende Interesae (Br diese Seite Attertmna neu zu beleben oder zu- heben. Das YorKegende Werk griit zwar ägentlieh Aber die Grenzen der Aufgabe, die sieb unsere Zeii- ttbrift stoHt, schon hinaus} aber dennoch mag ea kurz besprochen werden, da^ auch fQr den Philologen Interessantes zur Behandlung kommt und oannatlieh maachea lezikaGsch Wiebtige durch tergleicheade Heraasiehung emer Mengv Stellen anammengetrageB wird; wie deaii VerfiiSBer in- seinen Dateisaelinngen zur Begrfindung seiner Ansichten nelfach sprachlSche Dinge bdiandalt uad gern die juristisdie Ausdrweksweise' aus dem allgemeinen Spiachgebrancbe und iDSondarheit dem des Sakvalrecbtes herleitet. Sa er* Nheint daa Buch auch fir den Philologen lesenswert, wenngleich die Ba« vtsUnng der rein rechtlichen Saite der Untersuchung den Juristen wr^ bebaken' bleiben mag. Die litis cmUedaUa ist der Akt, mit dem die VeihaadTuug vor dem Mq^istnit scUieftb (nach der mOodKdieB Verkfia«- diguag des Wortlautes der untsr Mitwirkung der Parteien ?on dem PHLtor gatgriiafteneD und featgeateUtan Formel durch den Magistiat) und der san zugieicb dia Verbandlwng mhukeio beginnt, indeor jede der streitenden PMaien* die-f or ihr gebeteneoi und zur Stalto gebraebten Zai^n, die jedeiH Mfe aaeh aabon: der jat uomittelbar fanarsgei^ngaDeA Vm'faaadlung m furo

60 Neae PbUologkehe Bandaohaa Nr. 3.

beigewohnt hatten, aufforderte, ihr im Prozers als Beistand zur Seite sa stehen (S, 189). Bei der grfindlichen, oft etwae amstftndlich erscheinenden üntersachung werden, wie gesagt, eine Anzahl termini nach ihrer ver- schiedenen Bedeutung, ihrem Bedeutungswandel besprochen; so dietare, cancipere, suscipere, (uxipere, redpere, in verba vavere, iwrare u. a. bei Laienschriftstellem , im Sakralrechte, um danach den Oebranch der in Betracht kommenden Ausdrficke bei den Juristen festzustellen. Nach dieser Seite ist aus dem Buche mancherlei fCLr die Lexikographie zu ge- winnen.

Hanau. O. Waokc

33) Faul Dörwald, Ans der Fraxifl des grieohiBohen Unter- richte in Obersekunda. Halle a. S., Buchhandlung des Waisen- hauses. 1905. 196 S. 8.

Auf einer mehr als zwanzigjftbrigen Praxis beruhend, fii&t dieses Buch die Erfiihrungen zusammen, die der Yerfiasser wfihrend dieser Zeit als Lehrer des Griechischen in Oberseknnda gesammelt hat, und bietet seine bereits veröffentlichten Aufs&tze Aber Xenophons Memorabilien mn mehrere Kapitel erweitert.

Im ersten Abschnitt („Die Lektfire**) gewinnt der Verfasser zunächst eine Reihe von Gesichtspunkten flr die Auswahl der LektOre: „Die Schriftwerke mflssen geeignet sein, in die Kultur und das Geistesleben des Griechenvolkes einzuführen, von dessen bleibender Bedeutung eine be- gritndete Vorstellung geben und die besten Seiten des Griechentums in sich darstellen. Daher sind nur Autoren der besten Zeit zu wfthlen, d. b. aus dem Zeitalter der politischen und geistigen Höhe des Griechenvolkes. Diese Schriftwerke mflssen eine anhaltende Beschäftigung und ein Ein- leben ermöglichen; auch muls ihr Verfasser als Persönlichkeit einen wfin- Bchenswerten ideellen Umgang fQr die Schüler bilden*'' Nach diesen Gesichtspunkten empfiehlt Dörwald als passende Lektüre für Obersekunda: Herodot, die Memorabilien Xenophons und die Odyssee, und gibt einige Winke für die Behandlung der Lektüre, von denen ich nur die Warnung vor Übertreibung nach der realen Seite hin und die Mahnung, durch die Lektüre auch die Phantasie anzuregen, hervorheben will. In den folgen- den drei Abschnitten werden nun die oben genannten Schriftwerke (He- rodot, die Memorabilien Xenophons, Homers Odyssee) genauer behandelt nach den Gesichtspunkten: i) Stoffituswahl, 2) Ergebnisse der Lektüre,

NeiM Philologiiobe Bnndschaii Nr. 8. 61

3) (bei Herodot und Xenophon) ein oder mehrere Beispiele der Behand- lang der Lektüre. Namentlich diese letzteren Ansfflhrangen sind ganz «z^gezeicfanet, und es ist erstaunlich, welche FQUe von auch heute -noch interesderenden sittlichen Oedanken und Problemen der Verfasser aus dem alten Texte herauszuarbeiten weifs.

Alles in allem: ein YorbreflHiehes Buch, dessen Lektfire keinen Fach- genoasen ohne Anregung entlassen wird, der den griechischen üntmricbt in Obersekunda erteilt.

Oörliti. Ooorg Sohwandko.

34) A. Fttygode und E. Engelmann , Grieehisdher An- üaxigBiintenidht im AnschluTs an Xenophons Anabasis. II. Obertertia. Berlin, F. A. Herbig, 1906. 190 S. 8. geb. Ji 8.20.

Der zweite Teil dieses Lehrbuches ist, wie die Herausgeber selber sagen, mehr systematisch gehalten''. A. Die F o r m e n 1 e h r e , (S. 1 44) bietet fibersichtliche Paradigmata der Verba fit nebst %ü(jtai^ Tut^fiai^ olda; nur sollte hinter vi^fii nicht das ganze ififii mit allen Emzel- heiten abgedruckt sein, und tefioi^ diöwfii^ tavqiAi sollten nicht am Ende, sondern an der Spitze einer Doppelseite anfangen. Es folgen übersicht- lich die wichtigsten sog. unregelmäfsigen Verba e, y, ffx und verschiedene Stämme, endlich alphabetisch ein gutes, fflr das ganze Gymnasium aus- reichendes Verzeichnis der wichtigsten Verben mit Besonderheiten«

B. Die Präparation (S. 46—136) zerfiUlt wieder in Vokabel- veneichnis zu den einzelnen Paragraphen Anabans II VII fiber und gram- matischer Bemerkungen unter dem Strich. Der Abdruck des a verbo aller hier Yorgefuhrten Verba, gleich II, 1, § 2, eaxofiaif nifinfa^ q>aivta^ fiiT^fih ist durchaus fiberfiflssig, sogar gedächtnisstörend, da diese sämt- lich schon in A alphabetisch stehen. Zusätzlich erscheint jetzt in II, 1 ßo€g^ ytaUg^ xcrAAcW, yuiXJUaTog u. a. Manche Übersetzungen sind Dicht einwandfrei: ^Ai} nicht „Schwert*^ Oberhaupt, dyiav yvf4vi%6g „W. in körp. Gesch.'S einfiicher „turnerischer"; ndien t^ycü/riQdg unnOtig aoeh h c^fiQ^ fibersetzt, „8, tc, womit'* zur Erläuterung in einem Satz mit xagi^ofiai. Mit Recht werden die grammatischen Bemerkungen all- ffläUich geringer und hfiren von VI an ganz auf. Wozu aber fiberhaupt noch ein Vokabular von Buch III oder auch II an? Mit II, 5 Vokativ und Impemtiv ist ja die systematische Formenlehre abgeschlossen. Ein Wfirter^ buch mufs aber doch der Schfiler haben; denn der Durchschnittsschfiler

Neu» JPhikilMiMfte IfciMlwiliWiNfc a

käa» QBmfl^ioh alle YokiM^, bcriehoogtpite» ihien ataiidffift, behatteo« da 8cba*chffltr wai soitwiaar MbnUtor «nb nohfc niditi

a filia Hftoq^trtfelii» derSysitA <& 121^—188) nnd gvfr alM- gsMabt Umv mid^ km; sie nahmen f&nikig^ Seiteo eii^ wml nde Bb^ spiele, fi»t alle ans der Anabasia^ hinflngafBgfc sind; dieia inaar bot griaAiadi ^ dir eiMataea Yerba and ääjßdimm a. a. dtsa Segala anch deotalk AiBa daa Aaabasissfttaea kSanlaB meltfiiiala «attStige Woiia« wia ^^ag, noUol^ eneita di xoj, und aach ganze Tmlai n^ggalasssn weiien« Ol olxiu snd: ndia- Liadlente'* in der Heimat Nicht allea kann ans der Anabasis genommen werden: nfdfoaiyf rd tlov ifii, ^EUvaipdÖBf A^te, ]mfymfid9. Wm CeaL adhMl settte aeben SW/mck und /ui^ fiiXlmfiMP> nicht noch ein dvei Zeilan langes Beispial stehen; fitiöir a^j^vB gehM aam prahibitcvwi Der Optati? beieiohnet in Haupt- sitara eine ,,blolse Annahme'' nmr mit ^. In den Finalsitaen ^nach einem Peteni hftnfif der Opt'S dann nach Verben der Fnrcht „auicb Opf . Zn fiili und fiif o^ braaoht aicht öiog i. gedacht an warden. Bei den Bedingungss&taea ist es nidit eine griechische BegeU sondern eine ffilfa zum* Übersetzen ins Griechische, wenn gelehrt wird, „Steht im Haap4>* satfee ttn Fatnrbegriff, so heifst «wenn]' iAf usw."* Die Beispiele zam Bfant nnd Pot^ sind zu lang.

Der Dmok, anf welchen ich grorsea Wert lege, ist flberall klar, scharf und gkiehas&faig' grofs mit guten Abständen, kleiner Druck ist gav aidii Torhanden, nnr sehr wenig ist gesperrt gedruckt

Die Hemnsgeber erUicea selber in der Verrede zu II: „Wir hftttoo Tielleicht treffender, unsere Xenophon- Grammatik' sagen können'^ Jetzt ist die systematische Grammatik in getrannton Bfldiem, und wenn maa diese zasammenbindet, an drei Tersefaiedenen Stellen gedruckt, ge- trennt durch Vokabularinm.. Das ist. doch eine durchaus unpraktiaAe Siorichtnng. Die Herren Heransgeber mögen die zwei getrennten Teile der EoiveBlebre nnd die Syntax znsammea ab eine kurze Grammaftik ersaheinen lassen, ea ist eine reeht braadbare; daneben mögen sie ein besenderse yokirii>ufanr za BudL I oder auch noch II der Anabaaia benma- geben; wie ich es fflr bessec halte, mit einer kleinen, 12 oder 5 Wecken haitaaden Yeratufe und nrit einaoL dentschen Naehtmg, der daa Qeleste in ffiieier Weise verwertet.

Kieszaach. Ol

JSem FtdMogiMlia Bnotehmi Nr. 8.

ff/M) K. BOddekar, Die wietattgstoft EnOii&bmagmi dir tfnui» mSnUbmk OvammatO:, eni lAhrbmih Or die OtwklMmi lidherer Lebninbllten. 2. Aaflage. Leipzig, BfiBgenche fiorin handliiDg; 1905. XIV n. 176 S. 8. J$ 2.tm.

K Böddeker, Du Verlmm im fipamftiiMlien Cuteixielrt^ «B fiilfebiich, neboi jeder Giaanrntik m gebianohen. Leipsig, Bengenche fiachbsDdloog, 1906. X iL 88 8. 8. Jl . n.

Die beiden Bficber können, da das an iwetter StoBe genannte einen Teil des enten bildet, zosamnien bebandelt werden.

Das Lebrbnch aeicbnete sich anoh in seiner ersten fiestalt (1. Anfi. 1896) bereits ans durch treffliebe Gliederung des grammalisohen Stoffes Mwie dnreh Sdiftrfe nnd Bestimmtheit bei der Formaliernng der spraeh- liohen Gesetze nnd Definitionen. Diese Vorz&ge treten in jedem Kapitel des Boches herror, bei der Behandlnng der Haopt- nnd Fürwörter nicht minder als bei den Partikelo oder bei der Lehre vom Verb. Des Buch ist go eingerichtet, dafs es ffir lateinlemende wie ffir lateinlose Schfller in gleieher Weise verwendbar ist; fftr die letzteren gerade werden sich a. a. die eingehenden Anseinandersetzungen ober das Gesohl^dht der Sub- Btantifa (% 101—119) als nngemein nutzbringend erweisen. Bei den giammatischeu ErkUmngen, die in der zweiten Auflage hier und da wohl eioe andere Fassung erhalten haben, fällt an manchen Stellen der treffend and glflcklich gewählte Ausdruck auf, wie denn Oberhaupt die sdiarfe Markierung unter reiflicher Verwendung von Fett- und Sperrdruck eine charakteristische und sicherlich auch zweckraftfeige Eigentfimlichkeit des Lehrbuches ist*

In einigen wenigen F&llen könnte man über die Fassung der Er* kttrungen abweichender Ansicht sein, so z. B. in den ersten Zeilen der &8 und 70. Ferner ist mir zweifelhaft, ob in dem § 155 angefahrten Beispiel „La somme qu'il me fauf' que wirklich ah logisches Subjekt angesprochen werden kann; Das Vorkommen von Wendungen wie II me la &ut, cette guerre'' scheint das zu verbieten.

Wesentlich anders hat sich in der neuen Auflage die Behandlung der Formenlehre des Verbums gestaltet. Der Verfasser sorgt dafür, dafs bei der Durchnahme der Verben, der regelmäfsigen wie der sog. unregel- mäbigen ein gutes Stock auch der Arbeit in der Klasse auf die Schultern der Schfller gelegt wird. Der Schfiler stellt unter Leitung des Lehrers das ganze Werk in allen iaeinen Formen selbst zusammen und wird sich

64 Nene Philologisohe Bnndschaa Nr. 3.

go der Einheitlichkeit des Systems, das der ganzen Formenbildai^ des Verbs zugrunde liegt, allmählich bewufst. Im Vorwort der zweiten Auflage setzt der Verfasser die Methode, die er dabei befolgt, des weitereä aus- einander und fQgt dem Buch einen Anbang bei, der das ganze Eonjuga- tionssystem mit sämtlichen Paradigmata enthält.

Das an zweiter Stelle genannte Buch umfiifst nur die methodische Ans- einandersetzang unter der Überschrift „Vorwort*^ und jenem „Anhang''; es ist, wie der Titel auch ausdrücklich bemerkt, neben jeder Grammatik zu gebrauchen und zu diesem Zweck als Sonderdruck herausgegeben. Doch entbehrt fär den, der die Entstehung des Buches und seine Zu- sammengehörigkeit mit dem Böddekerschen Lehrbuch nicht kennt, der umstand, dafs es nun tatsächlich nur aus einem Vorwort und einem An- hang besteht, nicht einer gewissen Komik, die ja aber leicht zu beseitigen ist, wenn ein Neudruck nötig wird, was hoffentlich recht bald der Fall ist

37) Clemens Klöpper und Hermann Schmidt , FransöBische Stilistik fttr Deutsche. Dresden und Leipzig, C. A. Koch (E. Ehlers), 1905. VIII u. 382 S. 8. geh. J$ 8.-.

Ausgehend von dem Satze, daTs die Vergleichung der mannigfaltigen Darstelluugsmittel, die Fremdsprache und Muttersprache besitzen, den ein- fachsten Weg biete, auf dem sich das der fremden Sprache Eigentfimlicbe erkennen lasse (Vorwort S. III), haben im ersten Teil (Wortarten) die Ver&sser in der Hauptsache sich darauf beschränkt, fflr eine Reihe von EUlen die Abweichungen im Oebrauch der beiden Sprachen zu verzeichnen, z. B. wie deutschem Adjektiv im Französischen ein substantivischer, ad- verbialer, verbaler Ausdruck, eine Infinitivkonstruktion, ein Nebensatz u. dgl. entspricht. Der zweite Teil (Satzbau), S. 243—335, behandelt die Harmonie des Ausdrucks, Tropen u. dgl., und bietet einige Bemer- kungen zum Periodenbau. Der Anhang gibt teilweise recht äufserliche Anweisungen zar Abfassung eines Aufsatzes, sowie Segeln fiber die Interpunktion.

Die Verfasser sind selbst „weit entfernt, sich anzumafsen, auf dem Gebiete der Sprachvergleichung etwas durchaus Neues gebracht zu haben** (Vorwort S. IV); bei der Besprechung sptaktischer Fragen haben sie allerdings Anschauungen vertreten, die geradezu veraltet sind. So heifst es S. 148 : „Durch diese Konstruktion (je leur ai faU voir la viUe) sollen

Nene Philologische Rundschau Nr. 8. 65

die ZweideQtigkeit oder der Mirsklang beseitigt werden, welche aus dem ZaAmmentreffen eines doppelten regime dired leicht entstehen kOnnen; dav rigime indired kann aber auch seinerseits einen Mirslaat oder eine Zweideutigkeit veranlassen, besonders wenn ein Infinitiv ein solches re- giert^ Der Widerspruch in dieser Erklärung liegt auf der Hand. Durch die Entstehung neuer „Unklarheiten'^ in Sätzen wie je lui ai vu offrir un siege, sowie durch Auftreten der Dativkonstruktion auch ohne Ak- kusativ, z. B. Laissee dire aux gen$ neben laissea dire les gens (wei- tere Belege, auch aus anderen Schriftstellern, bei Tobler, Vermischte Bei- trige I', 200f.) ist erwiesen, dafs das Bestreben, eine Zweideutigkeit zu Termeiden, hier nicht wirksam gewesen sein kann. Zur Erklärung der Kon- struktion, die fibrigens schon im Altfranzdsischen sich findet, verweist Tobler a. a. 0. auf Fälle wie je lui vois des pkurs^ je ne lui ai jamais entendu ce langage; er erblickt in dem Dativ durchaus nicht etwas Se- kundäres, das aus irgendeinem Orunde sich aus der Akkusativkonstruktion eDtwickelt habe, sondern etwas Selbständiges, das daneben bestand und mit jener Ausdrucksweise durchaus nicht identisch war. Wenn in dem vorletzten Beispiel des fleurs iwrch verser des larmes eraetzt wird, so ist letzteres ursprfinglich wohl als ein Begriff zu fassen : ich sehe an ihm Tränenvergiefsen ; so bemerkt Voretzsch (Einführung in das Studium der alt- französischen Literatur. Halle 1905, S. 124) in der Fufsnote zu einer Probe ans dem Rolandslied : Qui lui veist Sarrazins desmembrer, wörtlich „wer an ihm Serrazenenzerstflckeln gesehen hätte''.

Der Wohl- oder Mifsklang als Moment der Sprachentwickelung, der einer ernstlichen Widerlegung wohl nicht mehr bedarf, spielt auch an anderen Stelleu des Buches eine ungerechtfertigte Bolle: „Des Wohllauts oder der Abwechselung wegen sagt man ffir fleuri: en fleur'* usw. (S. 102); f,die französische Sprache mufs ... der Vollständigkeit des Sinnes oder des Wohllauts wegen ein Verbum einschieben'' (S. 132; es handelt sich am de savair nach quesHon ü. dgl.). Endlich soll Wohllaut oder Rhyth- nnis auch von Einflufs auf die Stelloug des Adjektivs sein (S. 255).

Derartige Erklärungen kann man wohl von Franzosen hören, die als einzigen Grund, warum sie eine Ausdrucksweise beanstanden, angeben: Cela sonne dur, cda cJioque mes creiUesl Jeditr handhabt eben unbe- wußt die Gesetze seiner Muttersprache. Jene zu ergrfinden, ist erst Sache des Sprachforschers. Dafs gerade die psychologischen Vorstellungen , die beim Atttibüt in Betracht kommen, verhältnismäfsig leicht zu ermitteln

66 Nene Pbflologiwshe AniidMsbMi Nr. 8.

Bind« beweist die hflbscbe ünteraochang von This (Z. f. frz. Spr. iL Lit XVI, 102 ff.), der im Anscblufs an die Dissertation von Gron (Stellung der attribntiven Ädjektiva im Altfrz. StraTsboig 1898) eine wirUicb ins Wesen der Sacbe eindringende Darstellung gibt.

Bei dem Abschnitt: „Verstärkung des deutschen Verbs durch ein zweites im Französischen*' (S. 181 ff.) wären wohl einzelne EUle schärfer hervorzuheben: die Umschreibung mit uMer und i^entr, die der Darstellnng eine gewisse Lebendigkeit verleiht, tritt namentlich ein, wenn zur Aos- fQhrung der Handlung eine Ortsverftnderung nötig ist, aber auch zum Ausdruck der Nachzeitigkeit, ähnlich wie das S. 184 erwähnte d/enoi/r; vair, enknäre lassen eine Tätigkeit als durch die Sinne wahrgenommen und auf ein Subjekt bezogen erscheinen; zur Beliebtheit dieser Ausdrucks- weise trägt jedenfalls bei, dafs sie eine Infinitivkonstmktion ermöglidit an Stelle eines Nebensatzes, in dem gar die schwerfälligen Formen des Eonjektiv Imperfekt gefordert wären: II /W surpris de vaus vair parlir statt gue vaus patiissiez; umgekehrt wird zu entendre noch dire gefBgt, wenn es sich um Hörensagen, nicht um unmittelbare Sinneswahmehmung handelt; endlich vair sss erleben: H se refuaer le passage er mnfste erleben usw.

Befremdend wirken auch manche andere Angaben. S. 4, K: „Der bestimmte Artikel wird im Französischen durch paur ersetzt: diese Be- wegung hatte den Zweck usw. ce motwement avait paur bui^\ S. 146: „Auch wird der deutsche Eoojunktiv des Präsens im Französischen in konditionalem Sinne gebraucht. Man vermutete, Karl könne nach Moskau gehen: an se doutaii gue Ch. paurraü aller ä Jlf S. 169: „Nichts was: Rien de ce gui^^, ohne Erwähnung von rien qui; ebenso die An- gaben fiber wo auf derselben Seite u. a. Die Präposition bei demander (S. 29 oben) wäre richtigzustellen, einzelnes wohl noch nachzutragen: S. 105 f.: faire ab$erver bemerken (S. 64 ist es in der Bedeutung bemerklich machen genannt), S. 116: je suis presse es eilt mir, S. 158 en san hanneur ihm zu Ehren, S. 94 hilasl maJheureusemeni leider, S. 86: cda va sans dire natürlich.

Lassen die mitgeteilten Proben die wünschenswerte Orflndliohkeit im Erftssen und die nötige Ehirheit in der Darstellung des hemcbenden Sprachgebrauches vermissen von den Anforderungen einer genetiachen Betrachtungsweise ganz zu schweigen , so macht sich dieser unleog^wre Mangel an anderen Stellen, an denen es sich nicht um scharfe Formu-

Neue fhilologiBohe Bnndflohan Nr. 8. 6?

lienmg^ oder XJnteracheidnngexi handelt, weniger geltend. Die alpha- betiKh angeordneten Znsammenstellangen über den Gebrauch der Präposi- tionen nach gewissen Yerben (S. 206-^216), Adjektiven (S. 216—232) und Sobstantiyen (S. 232—240) z. B. sind recht reichhaltig und bequem nun Nachschlagen. Sucht man etwa weiteres Material zur Ulustrierung dniehier stilistischen Erscheinungen, so wird man das Buch, dessen Brauch- barkeit fibrigens durch ein systematisches Inhaltsverzeichnis wesentlich gewinnen würde, gern zu Bäte ziehen, selbst wenn man mit der Fassung der betreffenden Begeln nicht einverstanden ist.

Baden-Baden. E

38) H. Heim (Thomas Hughes): Tom Brownes Sohool Days

by an old boy. In gekürzter Fassung für den Schulgebrauch herausgegeben. Mit 13 Abbildungen und Plftnen. Leipzig, Frey- tag, 1904. XXIII u. 162 S. 8. Jt 180.

Wörterbach dazu Jk —.60. Tom Brownes School Days sind wegen des umfangreichen Wort- schatzes, des Oebrauches zahhreicher seltener Wörter, vieler Ausdrücke und Formen aus der &miliaren Bedeweise und den verschiedenen slang- Arten keine leichte Schullektüre. Anderseits wird man das Buch nur in Sekunda lesen lassen können, in I, vielleicht auch schon in 0 II, hat man fbr diesen Stoff keine Zeit mehr. Der Bearbeiter des Werkes mufs also Sachen, obige Schwierigkeiten möglichst zu verringern. Das hat der Heiau^eber vorli^nder Ausgabe meines Erachtens nicht genügend getan : das Wörterbuch umiaM 49 enggedruckte, doppelspaltige Seiten. Er hat ndie Kapitel über Fufsball, Kricket und Boxkampf sowie alles sonstige gestrichen und gekürzt, was nicht dazu beitrügt, die Gharakterentwicke- long des jugendlichen Helden darzulegen '^ Damit kann man sich nur emverstanden erklären, immerhin hätte noch manches (nach diesem Grund- sätze) fortbleiben können, da 129 Seiten Text für ein Semester reichlich viel sind.

Anmerkungen und Wörterbuch sind durchaus sorgAltig bearbeitet. Dar weniges ist mir bei Stichproben aufgebllen. In der Anmerkung zu 18,32 rnufe es statt „Infinitiv'' Imperativ heilsen. ZuS. 20, 12: give 08 konnte gesagt werden, dab os hier familiär für me gebraucht ist. 20, 14 to prattle away: die im Wörterbuch gegebene Erklärung, daTs aiiay „nach Verben'' „drauflos" hei&t, trifft doch nicht immer zu. -^

Neue Philolo^nscbe Rnndachaa Nr. 3.

Anm. zu 24, 10: to do the steps heifst nicbt nur ,,die Stofen reinigen ^ sondern anch „weifsen''. Anm. zu 28, 27. Die familiären AnsdrOcke sixpenny bit, threepenny bit sind in einer blofaen Anfz&blnng der eng* lischen Mfinzen doch nicht am Platze; in den Worten: „auf den penniee etc.'' ist vor pennies einzuschieben: „jetzigen''. Übrigens hätten, wenn einmal Abbildungen von Mfinzen gegeben wurden, auch die neuesten dar- gestellt werden können, auch der jetzige Schilling z. B. weist abweichende Prägung auf. S. 51, 3 und 81, 9 fehlt in den Anmerkungen und dem Wörterbuch das Wort brick in der familiären Bedeutung: „guter Kerl." S. 68, 5 f hätten die slang-Ausdrücke erklärt werden müssen.

Breslau. Oiurt Relohel.

39) Gtorhard Budde» Büdung tuid Fertigkeit Oesammelte Auf- sätze zur neusprachlichen Methodik. Hannover -Berlin, Carl Meyer (Q. Prior), 1905. 65 S. 8. Jf 1.25.

Die hier zusammengestellten kleinen Aufsätze, die fast alle schon vorher in verschiedenen Zeitschriften erschienen waren, betiteln sich: 1) Der neue Kurs im höheren Schulwesen. 2) Die neusprachliche Reformbewegung in kulturhistorischer Beleuchtung. 3) Die Qren en .einer Reform des neusprachlicheu Unterrichts. 4) W. Mfinchs Stellung zur neusprach- liehen Reformbewegung. 5) Die Zukunft der Oberrealschule. 6) Die historisch -literarische Vorbildung der Neusprachler. 7) Randglossen zum Kölner Neuphilologentage. 8) Organisation und Methodik des neu- sprachlichen Unterrichts am preufsischen Gymnasium. 9) Entwurf eines Lehrplanes für das Englische am Gymnasium.

"Während Verfasser im ersten Aufsatze (1895 geschrieben) noch ziem- lich auf dem alten Standpunkte steht die formale Bildung ist ihm hier denn doch noch der Hauptzweck der Spracherlemung , nähert er sich in den folgenden immer mehr der Reform. In Nr. 2 spricht er sich in Anlehnung an Paulsen dahin aus, dafs der neusprachliche Radi- kalismus eine Folgeerscheinung des Materialismus, also kulturhistorisch begrfindet sei. Jetzt beginne freilich schon der „Rückschwung des Pen- dels'\ immer mehr beginne eine idealistische Denkweise vorzudringen, was sich auch sofort in den pädagogischen Bestrebungen äufsere. Auf neu- sprachlichem Gebiete trete immer mehr die vermittelnde Methode hervor. Dieser Richtung gehört auch Budde (und der Referent) an. Er wendei sich in durchaus sachlicher und ruhiger Weise gegen den Wahn der natfit-

Neue PhQologiMhe Bondaebaa Nr. 8.

Men Methode und die Forderang, dafs Sprechfertigkeit das oberste Ziel sein mtae, erkennt aber «^neidios die Verdienste der Neuerer in beziig auf stärkere Betonang einer guten Ausq>Tache, auf vorbereitende Sprech- übangen und freiere Oestaltung der schriftlichen Arbeiten an'* (S. 16, 25, 64). Seine Hauptforderung ist, dafs durch die Lektüre der Schfiler zur AofiaBsnng der eigentömlichen Denkweise und der fein entwickelten Be- grifiwelt gefDhrt werde, dafs sein Geschmack fQr das Schöne und Grofse gebildet und seine Kenntnis der Geschichte und philosophische Bildung gefördert werde (S. 34). Keinesfalls „dörfe die Lektfire in den Dienst der Sprechfertigkeit und ähnlicher utilitaristischer Ziele gestellt werden'* (S. 34); auch nicht in den Dienst der Grammatik, möchte ich hiozufflgen. Sind das alles aber nicht Forderungen der Beform? Es gelte nachzu- weisen« „dals die Kultur der modernen Völker zwar andersartig als die der Griedien und Bömer, aber deshalb nicht minderwertig sei*' ^) (S. 24), „auch ohne alte Sprachen sei eine humanistische Bildung zu erzielen'* (S. 33). Danach mfisse die Oberrealschule streben, wenn sie bestehen wolle. Auch in den letzten Aufsätzen ist eine Annäherung des Ver* fioers an die Beform zu merken. Während ihm S. 54 noch zweifelhaft ist, ob ein besonderer Lautkursus zur Einübung einer guten Aussprache, der von Anfang an die gröfste Sorgfalt gewidmet werden müsse, nötig sei, sagt er S. 61, dafs besonders durch Münch Zweifel in ihm geweckt worden sind, ob ein solcher nicht doch empfehlenswert sei. Auch Bealien treibt Badde, die Geographie von Grofsbritannien bespricht er an der Hand einer (hoffentlich mit englischer Namengebung versehenen) Karte. Ja sogar der ütilitaritätsstandpunkt, gegen den er sonst so energisch kämpft, kommt zum Durchbruch, indem er sich dafür ausspricht, dafs auch an Gymnasien Englisch und Französisch (mit je zwei Wochenstuuden) obli- gatorisch gemacht werden, und sagt: „Mancher der früheren Abiturienten, die auf der Schule kein Englisch gelernt haben, bat es doch vielleicht später, als ihn sein Beruf in den Weltverkehr hineinzog, sehr beklagt, dafs ihm die Schule eine für diesen Weltverkehr unentbehrliche Waffe, eine wenn auch beschränkte Kenntnis des Englischen, nicht in die Hand gegeben hat. und diese Klagen werden um so häufiger werden, je mehr die neuer- dings inaugurierte Weltpolitik die Deutschen in den Weltverkehr hinein-

1) Merkwürdig berührt das Urteil, dafs „ein Shakespeare und ein Goethe ihre griechischen Vorgänger ausreichend vertn.'ten" (S. 24).

70 Nene Philologische Bundaehau Nr. 8.

zieht, usw. Deshalb mafs der Abitarient, der in das Leben fibergeht, Gelegenheit gehabt haben, sich anf dem Gymnasinm eine gewisse Kenntnis des Englischen anzaeignen*^ (S. 62).

Der Verfosser nnd mit ihm Referent ist gewifs der Ansicht, da& sich beide Ziele, das alte nnd das nene, vereinigen lassen, wenn die Extreme bei beiden vermieden werden. Es ist Zeit, dafs endlich Friede nnd Stetigkeit im Betriebe der neueren Sprachen einkehren, und das ist nur möglich auf der Grundlage der gemäfsigten Beform. In diesem Sinne sind die vorliegenden Aufs&tze der Lektfire jedes zu empfehlen.

Breslau. Cvrt BeioheL

40) C. mtcalfe, English made easy. Eine neue Methode Eng- lisch lesen, schreiben und sprechen zu lernen. Nebst einem An- hang: Winke für den unterrichtenden. Dresden, Holze ft Pahl, 1905. VIII U. 157 S. 8. geb. Jt 2.50.

Das Buch, für Privatanstalten und Pensionate bestimmt, setzt als Lehrer einen Ausländer voraus. Es will keine eigentliche Schulgrammatik sein, dürfte sich aber in der Hand eines gebildeten Ausländers in dem Kreise, für den es geschrieben ist, als recht praktisch erweisen nnd seinen Titel verdienen. Teil I enthält Vokabeln zum Auswendiglernen, die ge- schickt in verschiedene Gruppen geteilt sind, aus denen sich ergiebiger Stoff zu späterer Eonversation entnehmen läfst. Behandelt wird in diesen Gruppen die Zeit (Tage, Monate, Jahreszeiten usw.), der menschliche Körper, Familie, Haus, Stadt, Kleidung, Nahrung, Ländernamen und die abgeleiteten Adjektive und Substantive, Adjektive und Substantive nnd das Gegenteil, verschiedene Wörter desselben Stammes usw. ünregelmäfsig- keiten, z. B. bei der Pluralbildung der Substantive, werden nebenbei erwähnt. Teil II bietet Übungen für die Aussprache zum Lesen. In Teil III wird das Verb behandelt. Die Umschreibungen der defektiven Hilfsverben, Frage, Verneinung und progressive Form werden an Beispielen erläutert. Eine Zusammenstellung der nnregelmäfsigen Verben beschliefst diesen Teil. Die Fassung der in Teil IV gegebenen grammatischen Se- geln befriedigt nicht durchgehends; fibersichtlich nnd leicht verständlich ist die Zusammenstellung der Personal-, Reflexiv- und Possessivpronomina- Teil V enthält Bedewendungen für den täglichen Gebrauch, die nicht wörtlich ins Englische übersetzt werden können. Hier finden sich in bunter Beihenfolge idiomatische Ausdrücke, die auf alle möglichen Lagen

Neae Philologiiehe Bondschan Nr. 8. 71

d68 PeiisioiisIebeiiB Bezog haben, mit FleiCs, Sachkenntnis und Geschick nuammengeetelli Die Winke in Teil VI sind hauptsftohlich an englische Lehierinneu in Pensionaten gerichtet Ausstattung und Druck sind zu loben, bis auf die zu kleinen Lettern des ersten Teiles (S. 1—25). Ver- aehen beim Druck sind selten. Zu verbessern ist: S. 82, letzte Zeile: any*; S. 98, Z. 9 either; S. 137, letzte Zeile: im Jahre 1564; S. 143, Z. 22: ein Wink mit dem Zaunpfahl; 8. 152, Z. 17: value.

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von

Dr. F^. Engelke»

Oberlehrer an der Oberroalschule zn flensbaig. Zweite, verbesserte Auflage. Preis : J$ 0.80.

Methodischer Lehrer -Kommentar zn Xenophons Anabasis.

Bearbeitet von Dr. Reimer Hansen.

1. Heft: Buch I. Preis: Ji 3.

Zu beziehen durch, jede Suchhandlung.

Fflr di« Kfidftktion TArantwortlieh I>r. C. Lvdwlq in Dnelc nd Verlag von Fritdrich Andreas Perthes. AktiengeselUeliAft, Gotha.

Hierzu als Beilage: Prospekt der Weidmannschen BnehhandlnDg in BerÜD, betr. Übersetzungen griechiseher Tragödien, römischer Komödien n. a.

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Gotha, 24. Februar. ffr. 4, Jalugang ^^^

Neue

PhilologischeRundschau

Heraosgegebes Ton

Dr. O. Wagener und Dr. £. Ludwig

in Bremen.

Bnchtint alle 14 Tage. ~ Pnit halbjAhriieh 4 Mark.

BttteUmifM Mhmeo alle Bnchhandliiiigen, sowie die PoetanatalteD des In- und Auslandes sb.

IiMertlonsfebfllif Ar die einmal «espaltene Petitieile 80 Pfir.

Inhalt: Bexensionen: 41) P. D. Ch. Hennings, Homen Odyssee (H. Nauck) p. 73. 42) K. Krumb ach er, Ein Tiilgargrieohischer Weil>er8piegel (Oster) p. 75. 48) Fr. Gnndel finger, Cäsar in der deutschen Literatur (E. Schwabel p. 77. 44) W. Hei big, Zur Gesohicbte des römiüchen Equitatus (Bruncke) p. 80. 45) J. Pistner und A. Stapf er, KurzgefaCste griechische Schul- grammatik (P. Adami) p. 83. 46) Adolf Ha r na ck, Militia Christi (Q. Fr.) p. 84. 47) Tb. Roth, Der Einfluß von ArioBts Orlando Furioso auf das frau- zösiscbe Theater (H. Drees) p. 85. 48) Philipp Fürst Eulenburg-Herte- feld, Eine Erinerang an Graf Arthur Gobineau (H. Bihler) p. 87. 49) J. Hug, Kleine französische Laatr und Lesesohule (M. Krüger) p. 88. 60) A. Baum- gartner. Lese- und Übungsbuch für die Mittelstufe des französischen Ünter- riebts (M. Krüger) p. 89. 51) G. Horace Loriiner. Old Gorgon Graham <Th. Prosiegel) p. 90. 52) F. Lindner, George Villiers, Seoond Duke of Buckingbam: The BehearMl (Th. Pr.) p. 91. 53) Job. Ellinger, Ch. Kingsley, Westward Ho (K. Gro^ch) p. 91. 54) Grace Fleming Swearingen, Die englische Schriftsprache bei CoFerddle (0. Boerner) p. 92. 55) A. Seidel, Wörterbuch der englischen Umgangssprache (If. Thamm) p. 94. 56) L. Sevin, Elementarbuch der luglischen Sprache (K. Grosch) p. 94. Anzeigen.

41) P. D. Ch. Henning«, Homers Odyssee. Ein kritiecher Kom- mentar. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1903. VII u. 603 S. 8. Jl 12. -.

Das Buch zerfällt in sechs Abschnitte (Vorfragen, die Telemachie, die Pbäakenlieder, die Irrfahrten, die Tisis, der Schlufs der Odyssee). Im ersten Abschnitt wird an der erstmaligen Niederschrift der homerischen Oediehte unter Pisistratus festgehalten, in den folgenden fflnf Abschnitten werden nach einer vorausgeschickten Übersicht die vermeintlich unechten Verse ausgemerzt unter Heranziehung, man kann wohl sagen, aller alten und neuen Kritiker, so dafs der Wert des Buches in dieser Beziehung, als einer Fundstätte der gelehrten Kritik, ein ganz aufserordentlicher ist.

Aber wie grofs ist der Ertrag der Arbeit ffir die Erkenntnis des Wesens der Homerischen Darstellungsweise? Keine Besprechung einer Homerstelle ist berflhmter, keine scheint ein gesicherteres Ergebnis zu Tage gebracht

74 Neufl Fliilolo^scbe Randsohm Nr. 4.

ta hftben als Eircbboffs AbhändluDg Ober die Verse a 269 ff. An sich klare Worte sind in der Stelle in a in einer fflr unsere moderne Re- flexion unansgeglicbenen Weise verbunden. Sich selbst kann jemand nicht YöUig mifsversteben , also mnrs nach Kirchhoff ein zweiter Dichter, eben der von a, die Worte eines ersten Dichters, des Dichters ton /?, wo sich jene in verständlicher Verbindung finden, gekannt, aber nicht verstanden haben und in jene unverstftndliche Verbindung gebracht haben. An sich ein zu- läsfflger Oedanke. Aber es mufs dann auch Mifsverstftndlichkeit der Worte und Verse in /^aufgezeigt werden und zwar eine so hochgradige, dafs die scheinbar vorliegende Verkehrtheit der Verbindung in a einigermarsen verständlich wird. Sonst bleibt eben die Denktfttigkeit des zweiten Dich- ters ebenso unbegreiflich wie die des Dichters, der seine eigenen Gedanken- elemente in dieser Weise verbindet Eine erste Unbegreiflidhkeit aber durch eine zweite ünbegreiflichkeit erklären heifst nicht eine ünbegreif- lichkeit erklären und ist nicht eine wissenschaftliche Erklärung. Die in Frage kommenden Gedankenelemente sind ganz und gar nicht miß»- verständlich, und ihr Mi fs Verständnis zu behaupten, ohne ihre Mi fs- verständlichkeit nachzuweisen, ist nicht ein Verfahren, welches der vollen Strenge wissenschaftlicher Methode gerecht wird.

Wenn nun aber einer wenigstens den Eirchhoffschen Beweis anerkennt« so mag er daraufhin mit der Odyssee so oder so ähnlich verfahren, wie Eirchhoff es tut. Welches Fundament hat denn aber H., der Ober jene Stelle in a eine ganz andere Meinung hat? Welche unumstöfsliche Grundhge hat er, auf der er sich das Becht nehmen kann, irgendeine Unebenheit in der Odyssee nicht auf die Rechnung des einen Dichters« sondern auf die eines zweiten zu setzen?

Im wesentlichen operiert er mit zwei Grundansichten, die beide völlig unsicher sind. Erstens stellt er sich auf den Boden der Überlieferung» dafs die uns bekannte Eomposition der Odyssee erst im 6. Jahrb. in Athen hergestellt sei. Diese Oberlieferung kann aber nie als wahr be- wiesen werden, sie kann auch falsch sein, und wenn sie schon äufserlicb richtig sein sollte, so kann doch zugleich wahr sein, dafs damals in Athen im grofsen und ganzen die Einheit wiederhergestellt wurde, die der Dichter selbst dem Gedichte gegeben hatte.

Zweitens operiert auch er mit dem ganz unmethodischen Brklärungs- mittel des Weiterschiebens einer vermeintlichen Dummheit von einem Menschen auf einen andern Menschen, wodurch doch nimmermehr die

Keq« PhilologMia Bondaohaa Nr. 4. 7^

flMgbfeibende Dammheit selbst erklfirt wird. H. sebreibt S. 129 na 6 841/2 : ,;WeDn wir also d 841 die dunkle Mitternacht haben und d 842 den Abend davor, so ist doch auch dem blödesten Auge klar« dafs diese Ordnnng der Yorse nicht von den Verfassern der beiden StQcke her«r rührt V dafs die beiden Stflcko ... von verschiedenen Yer&ssem gedichtet worden sind.^V Hier w&re also der Ordner der Blödsinnige, der weniger gesehen hfttte, als das blödeste Auge sieht oder sehen mofs. Es muDi eodlich einnuil unumwunden audgesprochen werden, dafs eine solche Er- klärung, wie sie die höhere Kritik jet^t su geben liebt, den Namen einer Erklärung mit unrecht trftgt Sie zeigt im Grunde denselben Defekt wie der berfibmte Eircbhoffsche Beweis. Sie erklftit nicht den venneintlicben Unverstand, sondern sie setzt nur den einen Unverstand an die Stelle des andern.

Wer sich von einer solchen AftererklAruog abgestofsen fOhlt, der gewinnt erst Baum für die Frage, ob denn wirklich an einer Stelle alles Einzelne richtig an%e&rst war, und sweitens Baum f&r die weitere Frage, ob nun noch wirklich Dummheit und ein Yerstolb gegen die Logik vor- liegt oder eine nur noch anentwidselte Kunst in der q)rachliohen Form oder in der Komposition grölserer oder kleinerer Einheiten. Es könnte doch sein, daCs die Darstellangsweise der Neueren, die jedes mögliche Mifs- Ttigtftndnis auszuschlieüsen sucht, jede Unebenheit ebnet, noch nicht die Homers war, dafs för ihn das Kunstgesetz der Ausgleichung noch nicht in der später entwickelten Strenge bestand, so dafs er noch Dinge neben- einander sagte, wenn sie nur beide wahr waren oder wahr sein konnten, (^ sich aufs strengste verpflichtet zu fühlen, sie untereinander auszu- gleichen. Auch das Kunstgewissen mufs sich bilden.

Laadsberg a. W. B. Nanok.

42) Karl Knunbaoher, Ein yulg&rgrieehischer WeibenpiegeL

Separatabdruck aus den Sitzungsberichten der philos.-philol. und

der histor. Klasse der KgL Bayer, Akademie der Wissenschaften,

1905, Heft III, München, Verlag der KgL Bayer. Akademie

der Wissenschaften, in Kommission des G. Franzschen Verlags

(J. Both), 1905. S. 335—434. gr. 8.

Eine wunderliche dichterische wenn dichterisch^' überhaupt hier

statthaft ist Leistung, mit der uns Kmmbacher im ,^knaivog zdv yv--

MTMuSif^' (Ittcns a non lucendo) bekannt macht, ünhöflichkeiten gegen

76 Neue Philologisobe Rundaehan Nr. 4.

das schöne Geschlecht sind in der alten and späteren Literatur der Griechen nnd BOmer bis in die späteste byzantinische Zeit nicht selten; doch ein Analogen zu diesem enaivog tQv ywaiYjßhf hat Erambacher weder in der alten, noch in der byzantinischen Literatur aufzufinden vermocht: das Werkchen „hat den zweifelhaften Vorzug, innerhalb der griechischen Literatur, soweit sie uns flberliefert ist, ganz allein zu stehen''. Hin* sichtlich der schamlosen Derbheit des Ausdrucks ist es nach E. u. A. mit Juvenals sechster Satire und den Produkten des deutschen und fran- zösischen Grobianismus des 16. Jahrh.8 zu vergleichen, wenn es auch wohl seine meisten Eonkurrenten an Unverfrorenheit fibertreffe.

Das in vnlgärgriechischer Sprache abgefiifste Produkt findet sich, wie K. in. Abschnitt I darlegt, in einem Sammelband, cod. graec N. 4 des coUfgio Greco in Rom, über den sich E. 8. 339—345 eingehend äufsert. Abschnitt II gibt zunächst den Inhalt: „dieser ist als ungetrenntes Ganzes fiberliefert, zerfällt aber in Wahrheit ganz unbestreitbar in zwei nach Inhalt und Form verschiedene Elemente, die ich nur der Efirze halber mit dem Ehrennamen Gedichte benenne.''

Das erste Elaborat besteht aus 475 paarweise gereimten politischen Versen und sucht die Schlechtigkeit der Frauen durch Zeugnisse ans der Geschichte und Literatur zu beweisen, das zweite umfalst 735 Eurzverse, als deren Grundschema der trochäische Achtsilber gedacht ist, und schildert die Verworfenheit des weiblichen Geschlechts nach mfindlichen Quellen und persönlichen Erfahrungen/'

Auf die ausfflhrliche Inhaltsangabe folgt die Angabe der Quellen; ein grofser Teil derselben ist dem alten und neuen Testament entnommen; hieran reiht E. eingehende Ausffihrungen fiber Sprache und Metrik, die eine so roh und verwahrlost als die andere; daraus ergibt sich sofort die Schwierigkeit der Textkonstitution: „es ist", sagt E., „bei der textkriti- schen Behandlung vor allem zu bedenken, dafs wir es mit einer Hand- schrift zu tun haben, die ... wenn nicht auf dem Schreibtisch des Autors selbst, so doch in dessen nächster Nähe entstanden ist ... Bei dieser Sachlage ist fQr den Herausgeber die allergröfste Zurfickhaltung geboten, wenn er nicht Gefahr laufen will, statt die Handschrift in einem fort den Autor selbst zu korrigieren."

Der folgende Abschnitt behandelt die Frage fiber Zeit und Ort der Entstehung des Werkes. E. spricht sich mit fiberzeugenden Grfinden ffir das 16. Jahrh. als Entstehungszeit aus. Interessant ist der Hinweis auf

Neae Philologiache BandBohiiii Nr. i. 77

die für das Gedicht gegebene Frfihgreoze auf eine deaüiehe Anspielnng (r. 169 f.) anf Arioets Orlando forio80, der 1516 gedruckt wurde. Die Heimat oder wenigstens der Wohnort des Verfassers ist nach K; „offenbar ein Gebiet, wo die Griechen schon seit längerer Zeit in innigster Be- rfibmng mit italienischer Bevölkerung standen. Das zeigen die zahlreichen italienischen Wörter, deren Verständnis beim Leser und Hörer Yoraus- geeetzt wird . . . '* E. führt femer den Beweis, dafs der Verfasser nicht blofs in italienischer Umgebung lebte, sondern dafs er auch die italienische Sprache verstand und eine italienische Schule durchgemacht hat, wie er audi wahrscheinlich dem katholischen Bekenntnisse angehörte; nicht minder ist auch wahrscheinlich, dals wir ihn in einer unter venezianischer Herrschaft stehenden gröfseren griechischen Stadt, vielleicht Eorfu, zu Sachen haben, wenn nicht in Venedig selbst

Es folgt die um ein Viertel verkleinerte Nachbildung der p. 262 des Kodex, sudann S. 375 418 der Text selbst; daran schliefsen sich An- merkungen zum Texte, deutsches und griechisches Register, schliefslich Berichtigungen und Nachträge nebU Inhaltsangabe.

Karlsruhe i. B. Öfter.

43) Friedrich Gundelfiiiger, Cftear in der dentschen literatnr

(Valaestra, Untersuchungen und Texte aus der deutschen und eng- lischen Philologie. Herausgegeben von Alois Brandl, Gustav Boethe und Erich Schmidt, Nr. XXXIII). Berlin, Mayer A Mfiller. VI u. 131 S. 8. .^3.60.

Die Arbeit Gundelfingers unternimmt es, die Wandlungen des lite* rarischen Porträts Gäsars, die es in der deutschen Literatur erfahren hat, dareostellen. Sie beginnt mit den Anschauungen des kirchlichen und weltlichen Mittelalters fiber den grofsen BOmer und endigt mit der be- kannten Charakteristik Mommsens. Der Verfasser teilt seinen weitschich- tigen Steif in zehn Kapitel; von dem schon sehr frfih im Mittelalter entwickelten Gegensatz der lateinischen Aufbssung (Cäsar als Grfinder einer Weltmonarchie) und der deutschen (Cäsar als Bekämpfer und Besieger der Germanen) gelangt Gundelfingers Darstellung zu den Bewertungen Cäsars dueb Beformation und Humanismus, die wohl am häufigsten sich mit dem Bilde des grofsen BOmers beschäftigt haben. Den dritten Ab- sehsitt des Buches bildet die Behandlung von Shakespeares Drama: er ist g^wiasermalsen der Angelpunkt des ganzen Werkes, auf den die vorher-

78 Neu« Philologisch« Rnndschan Nr. 4.

gehenden Abschnitte losstreben nnd von dem die darauffolgenden ihren Ausgang nehmen. Es folgt die Gottschedsche und die Elopstocksche Auf- fassung, und dann in knapperer Skizzierung das, was Goethe, Sehillerund Schlegel von Cftsar dachten , und die Nachkttnge vom Somantismüs an bis auf unsere Tage herunter.

Die Abhandlung, deren sorgfältige Disposition, und, soweit Referent hierin nachkommen konnte, recht vollständige StofiBammlung (besonders in der ersten Hälfte) zu loben ist, unternimmt es, eine LQcke in unserer literargeschichÜichen Kenntnis auszufällen. Ansätze zu ähnlichen Arbeiten finden sich schon frfiher: ich erinnere neben dem bekannten Buche von Jvo Bruns nur an die schöne Schrift von Zielinski, Cicero im Wandel der Jahrhunderte. Wenn man, um eine ähnliche Aufgabe anzufahren, bei dem Vergleiche von Horäzens Liedern in deutscher Obersetzung seit der Beformationszeit bis heute, oder bei den Übertragungen der grofsen Tragiker von der klassizistischen Epoche unserer Zeit an bis auf Wilamo- witzens Euripidesfibertragungen von 1905 immer von neuem den Ein- druck gewinnt, dafs sich in diesen 'Arbeiten der Geschmack nnd die Haupl^edankenrichtungen der Entstehungszeit der Übertragung wider- spiegeln, so ist das bei dem literarischen Porträt grofser Menschen erst recht der Fall. Hätten wir noch mehr Untersuchungen dieser Art, z. B. Aber Bannibal, Pompejus, Julian, so würden wir noch deutlicher, als es schon der^Fall ist, erkennen können, dafs sich nicht nur die Dichter selbst, sondern auch ihre Helden nie ganz rein historisch darstellen, sondern dafs stets die Zeit, in der sie fibersetzt werden, öder in der die Helden behan- delt werden, die entsprechende Beleuchtung dazu hergeben mnfs.

Dieser^ Grundgedanke der Gundelfingerschen Arbeit tritt besonders in ihrem ersten Teile ziemlich scharf hervor und ist klar durchgeführt; auch der Übergang der Beurteilung bei Hans Sachs, der aus Cäsar einen 'Ty- rannen macht, ist gut und fiberzeugend dargestellt. Dagegen glaube ich, dafs das Jugenddrama des Muretus, Julius Cäsar, das der Verfasser ziem- lich ausführlich behandelt hat, wohl zu günstig beurteilt worden ist; so- weit ich sehen kann, ist es weiter nichts, als die in Verse gebrachte Gäsarbiographie des Sueton mit verhältnismäfsig wenig neuen Zutaten. Trotz der häufigen Drucke des Werkes (vgl. Goed. Grdrss. II*, S. 138) ist das Drama wohl in Deutschland nicht von grofsem Einflufs gewesen; wenigstens ist es Referent noch nicht gelungen, auch nur einen Nach- weis einer Schulaufffihrung dieses Dramas aufzufinden. Das ist aber um

Nene Philologbche BandBcban Nr. 4. 79

80 auß&lliger, als die damaligen Schalmänner mit teilweise unbegreiflicher SetinelUgkeit sieb die wirklich bedentenden Erscheinungen auf dem Ge- biete der lateinischen Dramatik zu verschaffen wufsten und auf ihrer Schul- böhne dem deutschen Publikum zugänglich machten. Aus diesem argumen- inm ex silentio darf man wohl den Schlufs ziehen ^ dals man auch schon damals die ünbedeutendfaeit des Dramas empfand und es der Lektfire überUeb. Treffend dagegen ist die Beurteilung von Nie. Frischlins Gftsardramen, und erinnert an manche Gedanken W. Scherers, der wohl am weitesten in der Totalauffassung vom 16. Jahrh. vorgedrungen war.

Im weiteren Verlaufe der Arbeit ist natSrlich das Shakespearesche Stöck die Hauptsache. Fflr eine .literarhistorische Untersuchung findet sich hier reichlich viel ftsthetisierendes Beiwerk, das meines Erachtens wohl nur in loser Beziehung zum Thenia steht (so vor allem die Stelle S. 61, die an den Nietzchescben Aphorismus aus der fröhlichen Wissenschaft ,,sum Böhme Shakespeares'' anknüpft und die Tragik des Brutus erörtert). Man wird auch in manchen, sogar in vielen Stücken, anderer Ansicht sein als der Yerfiasser; aber trotzdem- liegt hier der Kernpunkt des Ganzen; denn von hier aus gewinnt G. den Übergang zu den modernen Auf&ssungen (das Kapitel S. 64 82, ist nur ein Nebenfaden, der neben der Haupt- darstellqng einherläufk), wie sie zunfichst in Voltaires „Mort de Cäsar*' uns entgegentritt, dann bei den deutschen Klassikern sich fortsetzt und in den Stficken der modernen Dramatiker ausklingt.

Das Eigebnis des ganzen Buches ist schlielslich das, dafs die Schil- derungen von Cftsara Charakter sich nach der politischen Grundstimmung der Zeiten, in denen sie entstanden sind, richten, und dafs darum nur die Zeiten ein volles Verständnis und eine zutreffende Schilderung dieses Charakters zu finden vermögen, die der cftsarianischen Zeit am nächsten kommen, in denen ebenfalls die Demokratie nach Überwindung der feind- lichen Geirolten nch zur Weltmonarchie umzuformen trachtete, wie dies io der neawen Zeit in den Tagen des ersten Napoleon der Fäll war und in denen des dritten Napoleon sich zu wiederholen schien.

Zu diesem Eiigebnis gelangt das Gundelfingersche Buch nach grfind- Udien Quellenstudien und sorgfältiger Benutzung der Vorarbeiten Frfiherer, anch ohne fiberfiflssigen Zitatenprunk. Nur ein falsches Zitat ist Be* fereat aufgefiükn: S. 43 Note, wo es Burdig. statt Burgund heüsen muls. Nur zweierlei hätte Beferent noch zu wfinscben: dais einmal der Stil weniger geschraubt und dunkel wäre, mid zweitens, dafs der Haupt-

80 Neof Pbilolog;iMhe Boadacliaii Nr. 4.

qnelle für G.s Darstellung, nämlich Goedeckes Gnmdri&i mehr and ftfter Erwähnung geschehen wäre.

Der Stil zeigt eine starke Neigung zu Neubildungen, wie „Ver- bfligerung" S. 28, und ist w^en der zu häufigen EinfBgung abstrakt ästhetisierender Bemerkungen Öfters recht dunkel. Vgl. z. B. S. 14, Z. b y. 0., S. 93, Z. 9 y. o.» S. 62, Z. 18 y. u., wo man sicher mit ein- facheren Worten dieselbe Sache hätte klarer und yerständlicher ausdrücken können.

Dals Goedecke so wenig zitiert ist, soll kein Vorwurf sein; denn es yersteht sich ganz yon selbst, dals ohne dieses yortreff liehe, fast nie im Stiche lassende Hilfsmittel eine Arbeit wie die yorliegende kaum zu schaffen wäre. Aber um deswillen ist die Unterlassung zu bedauern, weil man bei Goedecke sich nur nach Personen orientieren kann, während G. sich aus ihm eine sachliche Sammlung angelegt hat, die, wie Beferent aus eigener Erfahrung weils, ein saures Stflck Arbeit und Vorarbeit darstellt, das man nicht genügend abschätzen kann, wenn der Verfasser darein den Einblick uns nicht gestattet.

Trotz mancher abweichenden Auffossung im ganzen und im einzelnen steht Beferent nicht an, das Buch Gundelfiugers, besonders in der aus- geführten ersten Hälfte der Darstellung, als eine gute Arbeit zu bezeichnen, der man weitere anschlielsende Bearbeitungen literarischer Porträts wün- schen mochte.

Leipzig. Erait Sohw»be.

44) W. Heibig, Zur Oescliichte des rAmischen Equitatus.

A. Die Equites als berittene Hopliten. Aus den Abhandlungen der E. Bayer. Akademie der Wiss. I. Klasse. 23. Bd. 2. AbL München, G. Franz (J. Both), 1905. S. 267—317. 4. Ji l. 60. Dals die römische Beiterei bis gegen Ende des 4. Jahrh. y. Chr«. keine Beitertruppe im modernen Sinne gewesen ist, sondern nach dem Vorbilde der iTtneig gebildet wurde, die in den Heeren der hellenischen Kolonien Unteritaliens die Kemtruppe bildete, stellt Heibig als zu be- weisenden Satz an2 die Spitze seiner Abhandlung. Durch genaue Prüfung der Berichte der Analisten wird zunächst der unumstOfsliche Beweis er- bracht, dafo der rOmische Equitatus bereits im 7. Jahrb., spätestens aber seit Anfang des 6. als berittene Hopliten ins Feld rückte und dals es zwei Klassen dieser Hopliten gegeben hat, a) die Vornehmeren, die jeder

Nene Pbilologiacbe Bondaehaa Nr. 4. 81

iwei Pferde nnterhielten, eins für den Hopliten, das andere fbr den Knap- pen, and b) solche mit nnr einem Pferde, das bald dem Hopliten, bald dem Knappen, bald beiden als Transportmittel diente. Auf dem Schlacht- felde safsen die Hopliten ab, fibergaben das Pferd dem Knappen and seblessen sich zor Phalanx zusammen, deren Anprall die Schlacht ent- schied. Nar w&hrend der Verfolgang oder des Bflokzoges kämpften sie za Pferde, nachdem sie den grofsen Bandschild aaf den Bficken geworfen oder ihrem Knappen amgehftngt hatten. Nach den Berichten der Analisten waren die römischen Geleres die während der Königszeit aossohla^ebende Trappe.

Ans den vier ersten Bfichern des Livias werden dann von Heibig eine Anzahl Stellen angefahrt and aasfQhrlich besprochen, aas denen her» vorgeht, da(s die Analisten keine gleichzeitigen Qnellen Aber die Schlachten der frfiheren Zeit benutzen konnten, sie waren demnach auf phantastische Schilderungen angewiesen und verfahren nach den taktischen Orundsätzen, die für ihre eigene Zeit im römischen Heere mabgebend waren. Ander- seits zeigt eine weitere Beihe von Liviusstellen, dafs die Analisten ge- zwungen waren, den Beitem völlig verschiedene Aufgaben beizulegen, als die wareir, die ihnen in historisch hellen Zeiten zu&llen; z. B. sollte es den equites gelangen sein, die noch vollständig intakte und von Speeren starrende Phalanx des feindlichen Fufsvolkes in der Front zu durch- brechen — oder sie sind, um Erfolg zu haben, von den Pferden gestiegen und haben den Feind zu Fufs angegriflFen. Solche Schlachtberichte, wie sie Livius II, 20; III, 62 u. 63; IV, 38 u. 39 gibt, müssen zu allen Zeiten ein ungläubiges Kopfschütteln denkender Militärs erregt haben. Alle dieee Stellen werden verständlich, wenn wir mit Heibig annehmen, dab die equites als Hopliten in den Kampf getreten sind.

Diese Ergebnisse des ersten Abschnittes seiner Abhandlung bestätigt Heibig durch Untersuchungen über das einschlägige archäologische MateriaL Als solches kommen besonders tönerne Friesplatten aus dem 6. Jahrb. in Betracht Diese Pbtten dienten als Dekoration archäischer Holztempel, die später durch Steinbauten ersetzt worden sind. H. erörtert dann die Frage, ob die Platten als hellenischer Importartikel oder als lokales Fa- brikat za betrachten seien und kommt zu dem Besultate, dafs sie einer primitiven Phase italischer Kunst zuzuschreiben sind. Aufeer den Fries- platten hat H. eine Anzahl von etruskiscben Gräberfunden herangezogen und kommt danach zu überraschenden and dnrchaus sicheren Schlüssen fiber die Bewaffnung und Kampfesart der Hopliten.

83 Keae PhUologisohe fiondBebaa Nr. 4.

Wir natlaBen «s qds leider versagen, aaf alle Einzelheiten der fieweie- führung eiozogeben *— die lese man in der Abbandlang selbst naeh ^ nnd wollen nur bemerken, dafs ans dem grorsen Schilde von 80cm und tnebr Durchmesser, wie ihn die eqnites anf den beigefügten Abbildungen fahren, mit Gewifsbeit zu scbliefsen ist, dafs diese Schilde nicht im Kampfe zu Pferde benutzt werden konnten, sondern nur von berittenen Hopliteu, die aufser dem Schilde eine lange, nur mit beiden Hftnden zu regierende Stofslanze, «in kurzes eisernes Sehwert, eine zweischneidige bronzene Streitaxt und Beinschienen führten.

Wenn der groCse Schild, cia7r£^==parma Abzeichen des ordo equester zu idlen Zeiten geblieben ist, so ULGat sich das aus dem konservativen Sinne der Bftmer erklären, der diese altertümliche Schutzwaffe, auch nach* dem sie aus der feldmarschmäfsigen B&stung der equites verschwunden iat, fftr die Kulthandlungen des equitatus beibehalten hat. Darum finden wir die Enkel des Augustus, die der ordo equester als principes iuven- tutis begrQfste, dargestellt mit Schilden, die vom Fufse bis zur Hfifte reichen, die also zum Gebrauche für Reiter viel zu grofs sind.

Im dritten Abschnitt behandelt Heibig einige literarische^ Zeugoisae Ober den ursprSngiiehen Charakter des equitatua. Davon wird nament* lieb seine Auseinandersetzung fiber die Festusstelle Mflller S. 221 : Paribus eqüis, id est duobus Bomani utebimtur in praelio, ut andante altero transirent in siccum. pararium aes appellabatur id , quod equitibus iidpkx pro binis e^uis dabatnr allseitige Zustimmung finden, namenfc- lieb dafs das aes hordiariüm im 6. 4. Jahrb. einer Summe von etwa 140 Jl entsprach, die volbtandig ausreichte, damit den jährlichen Unterhalt zweier Pferde zu bestreiten. Dafs aber bei der unter Tarqtdnius Priscus eingetretenen Verdoppelung der equites und ihrer Bezeichnung ab priores und posteriores auch ein Gradunterschied eingetreten sei und die poate- riores als die Reiter mit je einem Pferde in Anspruch genommen wer- den, m(k5hien wir nidit zugeben, da wir die gleiche Bezeichnung auch bei den Zenturionen finden, ohne dafa die Funktionen dieser Offiziere irgendwie verschieden gewesen wären. Die Bezeichnung posteriores hat nur historischen Sinn und ward vom Ktoige Tarquiniua gewählt, um damit den sakralen Bedenken des Augurs Accus Navius aus dem Wege 8U geben.

Ob femer die Karrikaturzdchnung eines Affen, der hinter einem berittenen Hopliteu sitzt (vgl. Fig. li, S. 301), die erotischen Beziehungen

Nene Fhilokigiicfae Banteban Nr. 4.

andeotet, die twisohen Herren ond Knappen eqnee nnd amiger ob- gewaltet haben, mfiebte doeb zweifeUiafb sein. Ich möchte darin lieber einen nnfeineo Witx des Zeichners erbKcken« aneh mfibte, wenn H. recht haben eoUto, der Affe ?or dem Beiter aitaen nnd das Verhältnis ies frotdudi, das ja in Griechenland schon frfih an .finden ist, f&r das 7. Jahrh. aneh in Btmrien nachgewiesen werden.

Die folgenden Abschnitte, d«r vierte bandet von der Taktik der eqmtes, der fBnfte vom Zweikampfe derselben, bringen nnr Bestätigang der schon gewonnenen Ergebnisse.

Mit besonderer Frrade sehen wir der Fertsetaong dieser Abhandlung entgegen, die den eqnitatns als kavaUeristische Truppe behandeln wird.

WoUenbnttel.

45) J. FfBtner und A. Stapfer, Kungefalate grieehiaoh« Schülgrammatik. Erster Teil: Formenlehre. Mflnchen, J. Lindanersche Buchbaodlang (SchOpping), 1905. V n. 95 S. 8.

geb. Jl LSG.

Diese Orammatik reiht sich denen an, die eine Vereinbebung des grieehischen Anfangsuntenfichts anstreben ; doch hätten auch die Genn»^ regeln wegbleiben sollen. Die teiiweis neue Einteilung dea Lernstoffes wird allgemeinen Beifall finden. Die Fassung der Segeln' ist knapp und klar im Ausdruck. Zu beanstanden finde ich § 2 B die deutsche Bezeichr Qung Zahn-, auch Zungenlaute für dentales, § 21 B II Anm. „ebzelne Formen'* fflr Dat Plar. und Femininformen, § 22 II >,,im Dat PI. haben sie wfäai statt ti(Mn'* g^^n den guten alten Qmndsatz, nie das Falsche kiiiter dem Bichtigen zu nennen, sondern umgekehrt, § 31 II 2 fiVQioi (sssescenti) statt (vgl. seseenti), § 62 „jene Verba'S deren Stammcharakteri statt diejenigen Verba, deren. Die äuTsere Darbietung zeichnet sich aus dareh Übersichtlichkeit und guten, scharfen Druck. Ein kurzes alpha* betisches Verzeichnis von seltener vorkommenden oder unregelmftbigen No- minal- und Verbalformen macht den Söhlufs.

Wir haben jetzt f&r das Griechische eine ganze Beihe vereinfiiehter Schulgramroatiken. Indessen kann ich mich des Bedenkens nicht erweh-» reo, ob wir nicht doch weniger vereinfachte Grammatiken als vereinfachte Cbungsbflcher brauchten. Mir scheint die Parole fflr das Griechische zu werden: kurzgefabte tibungabficher, die bald zur SchrifkBtellerlektfire fiber- leiten, und ausffihrlichere Grammatiken, in denen die wichtigsten Punkte

64 SeoB ndlologiaehe Itaodschaa Nr. 4.

b^rfoizubaben nur eine Sache des Druckes ist, in denen man aber «xdi \m der Lektflre Tereinzelt vorkommende Spiaoherscbeinongen wa ihrer sn* gehörigen Stelle verseichnet and eingeordnet findet Fflr den m erwarten- den zweiten Teil der vorliegenden Orammatik sei der.Wnnsdi ausgesprochfiDi dafs er eines nicht zu knappen Anhanges ffir den homerisohen uad hero- doteischen Dialekt nicht entbehre.

Lanbach i. H. P. A4mmL

46) Adolf Harnack, Militia ChiistL Die christliche Beligi<m und der Soldatenstand in den ersten drei Jahrhunderten Tflbbgeji, J/C. B Mohr, 1905. 129 S. 8. jS 2.— .

Drei in der alten Kirche schon empfundene and auch lieate noch lebende Probleme behandelt diese kirchengeschichtliche üntersodiinDg. 1) Hat die christliche Religion selbst in ihrer Geschichte irgendeinqial oder daaemd einen kriegerischen Charakter angenommen and Recht und Pflicht des heiligen Krieges gepredigt? 2) Hat die Kirche militärische Organisation (in übertragenem Sinn) zeitweilig oder dauernd bei sich ein* geführt and ihre Gläubigen oder einen Teil derselben als Sddaten Oiristi disupliniert? 8) Wie hat sich die Kirche tum weltlichen Soldaten* stahd und zam Krieg gestellt, liers sie sie gelten oder duldete oder ver* urteilte sie sie? Frage l und 2 sind zu einer üntersucritung zusammen* ge&Tsl Bis auf die Qegenwart wirft Hamack gelegentliche Streit lichter. Eine ungeheuer reiche, dem Kriegsleben enüehnte Bildersprache hat schon das Neue Testament; und einige vom Soldatenstand entnommene Grund* sitze (z. B. ,,Kein Soldat verflicht sich mit den Geschäften des bfirgeiv liehen Lebens'', 2 Tim. 2,4) haben auf die Bildung des Klerikerstaodea, andere auf Organisation und Abstufung innerhalb der christlichen 6e* meinde eingewirkt (z. B. I. Clem. Rom. ad Gor. 87). Häroack f&brt dabei die einzelnen Schriftsteller vom N. T. bis ins 4. Jahrb., auch einzelne Stflcke aus Märtyrerakten, ausffihrlich an und zeigt, wie sich die Ven- wertung und Ausbeutung militärischer Ausdrflcke und Institutionen er* weitert und verändert hat So gilt bei Origenes der Mönch, der Asket als der eigentliche Streiter Christi. Aus der Untersuchung der Patristik unter diesem einen Gesichtspunkte eigeben sich . also sehr interessante Nebenbeobaohtungen und Rficksdilfisse. Wertvoll erscheint, dals Harnack entschieden eine Beeinfiossung des Christentums durch Mithraskultais ab«- lehnt, auf den die Kirchmiväter oft anspiden* Auch in sprach licher

Nene HukOogisehe Bimaaelisa Nr. 4. 86

Hinriebi bietet Harnacb Schrift viel Ist aohon d«r ansffibilicfae Abdrock der in-Fnge kMUBeodm SteUten im Anbang eine sebfttsenswerte BeU gahe, 80 kommt Onrnack aaoh zu mancben neuen Dentungen, z. B. Pagaoi m^rfiDgUch s= Zivilisten nnd erst spftter sas Landleute, oder zeigt da Bedebnngen anfs Militftrleben auf« wo man sie kaum ahnte, z. B. BOm. 6, 23. Die zweite Untersuchung („ Die cbriitiiche Beligion und der Soldatenr Btaad^*^) zagt die auf&Uende Tatsache, dafs es bis znm Jahre 170 eine eigent- hohe Soldatenfrage Oberhaupt nicht in den Oemeinden gegeben hat. Solche Bouale Fragen konnten erat aaftaucben, ab das eaAtatologisebe Moment mehr nnd mehr .erteoh und man sich fBr Iftngere Zeit auf Erden und im Staate einrichten müfste. So hat die vorcbristlidie Esohatelogie gleich* leitig qnietistiflcb wie konservierend gewirkt Sp&ter herrscht in der BearteUuflg der ^^Soldatenfrage'' ein gewisses Schwanken , besonders bei Tertnllian^ der ,,von dem Vorwurf einer do|^lten Bnchffthrong'' Aiebt ganz SU entlasten ist. An einzelnen Beiq^elen von christlidien Soldaten wird das Erstarken des diristlichen Selbstbewn&tseins daigelegt So be* leitete sich aUmfthlich der letzte grobe Kampf vor und „spitzte, sieb zu der Frage zu, ob das Heer seinen religiösen Traditionen treu bleiben oder dundi Dnldang des Christentums auf sie verzichten aidle''. Und im Heere nerat hat sioh der weltgeeehiditlidie Umschwung vom Heidentum zum Christentum vollzogen. Das hat zu einer Verftndemng auch , des kirch'* liehen Urteils gefBhrt; ^«die Kirche hat zu Arles die bisher Öfter geübte Praxis christlicher Soldaten, um ihres Glaubens will«» fahnenftOchtig zu werden, nicht anr mifsbilligt, sondern unter die furchtbare Strafe der lizkommiinikation gestellt^'; q)ftter schuf die JüvcbesogarncN^h. kriege- risohe Heiliga. Damit liefert diese wertvolle Monographie nicht nur im einzelnen, sondern auch als Ganzes wichtige BeitrBge zu der Frage nach der Entstehung der katholischen Kirche. f^

47) Th. Rolh^ Der EizifliiDB toq JkriosU Orlando Furioto

auf das fraoBdaisclie Theater (MOnchener BcätrSge zur

romaniscdien und englischen Philologie, XXXIV. Heft). Leipzig,

Deicherts Verlag, 1906. XXII u. 26S S. 8. ^ 5.eo.

Diese Arbeit enthcat erheblich mehr, ab der Titel besagt Bund

100 Seiten von 263 sind der Einleitung gewidmet; davon handdn

75^ vpn dem Sinflufs der italienischen Literatur auf die fraozOsisdie im

Nene «lUologisehe RundtofaM Nr. 4.

aUgemeineii ood weiter im besonderen von diesem EiolEUifs auf die fran«^ zOsische Lyrik, das Bpoe, die Erzählung and den Somao, feiner von der fiiowirkoDg Italiens auf Frankreiol» dramatisehe Poesie, einmal dnreh die Tätigkeit der italienischen Schauspieler besonders ip Paria,, anderseits doreh die Eraei^sse der italienischen Dramatik auf die franzöeische Tragödie, die KomOdie, die Pastorale und die Oper; Oberall wird diese Einwirkung nicht nur bis in das 16. Jahrb., sondern bis anf upsere Zeit ▼erfolgt Die Quellen, welche der Verfasser ffir diesen Abschnitt benutzt hat, sind auTserordentlicb zahlreich, die wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Thema, die er mit Umsicht nachgeprfift hat, gleichfidls, häufig genug ist es ihm gelangen, Irrtflme'r, Unklarheiten und üngenauigkeiten richtig- zustellen; der sich fllr unsere wissenschaftlichen Anschauungen ergobende Otiwinn ist beträchtlich. In weiteren 25 Seiten wird Arioets Einfluls zunächst betreffs der fnun^ischen Lyrik und der Epen feptgestellt, auch bisr mit gutem Erfolg und auf Orund eingehender Belesenheit. Arioets Orlando, der Sohwanei^esang der Renaissance, enthält zahhreiohe lyrische Partien; so ist es erklärlich, dafs die Dichter der Plejade diese auslösten und zu selbständigen Sonetten gestalteten. Es wfirde aber, diese Aus- stelloDg sei gestattet, dieser Abschnitt und der folgende Hauptt^ ftber- sichtlicher uod klarer sich gestaltet haben, wenn der Verfasser eine kurze Übersicht ober Ariosts Dichtertätigkeit im allgemeinen Torausgesandt und ihn nicht nur als Epiker, sondern auch als Eomödiendichter und als Sa- tiriker gewürdigt httte. Von besonderem Interesse ist die Darstellung der Einwirkung des Orlando Airioso auf die französische Epik; sein Einflufs wird nachgewisen von Babelais' Gargantua und Pantagmel, Bonsards Fran* oiade und Balfs epischen Qedichten bis auf Boileaus Lutrin und sogar Voltaires Henriade and La Pncelle. Hatte es sich bisher fdr den Ver- fasser um Nachprüfung früherer Forschungen, Zusammenstellung und Be- richtigung ihrer Besultate gehandelt, so betritt er mit der Darstellung des Einflusses Ariosts auf das französische Drama ein bisher nicht unter- suchtes Gebiet, und auch hier sind die Ergebnisse seiner Arbeit frucht- bringend und erfreulich. Die französischen Dramatiker konnten natürlich nicht den gesamten Orlando auf die Bühne bringen, sie haben einzelne besonders geeignete Episoden herausgegriffen, und auch in der vorliegenden Arbeit ist als zweckmäfsigster Weg der Darstellung die Gliederung nach I^isoden gewählt worden.

Am eingehendsten wird die Dramatisierung der Bradamante- Episode

Nene Philologische Rnndsehan Nr. 4.

darch Robert Qaroier behandelt^ derto Darstellaiig «n einer kleinen ge^ 8chlo88en(in Monographie sieh gestaltet, anacbliefsend werden Charles Bati- ters ,, La Rodomontade'* und «, La mort de Bödomoat'S La Galprenide 8 >,Bradamante'^ and Oilberts „Lea amours d*Angelique et de Hedor** besprochen, endlich ThomasCorneilles Versach; die Brada^ mante-Episode zu einem ernsten Druna zn gestalten, der mifsgldckte; dafe die Bpisode anch za einem Operostoff sich eignete, zeigt das Libretto Charles Roys, welches Lacoste komponierte. Weiter wendet sich der Verfhsser def Rolands episode ztt, die vor allebn'ia Mairetis üofamJ /brtmp dramatisiert ist, die anrserdero dein Openri;ext Quin an Us „Roland^, den Lull y komponierte, zugrunde liegt, ein Tett, def im 18. Jahrh. von Marmontel umgestaltet ubd von Piocini neu ver^ tont wurde. Als Nachbildung der IsabeIla*Episode weist ^R. Ni- colas de Montreux* Drama „Isabella'' nach. Die Ginevra-^Bpi" 80 de liegt einer 1564 von der Hofgesellschaft aufgeführten gleichnamigen Tragikomödie zugrunde, deren Verfiisser nicht zu «mitteln ist; abgesehen von dem Nachweis änderer bedeutungslosen NaOhbüdüngen ist dann die Darlegung, dafs Voltaires Tancrftde auf diese Bpisode zurückgeht, besonders beachtenswert. Die Alcina-Episode lag als Idee einem Gartenfeste zi^runde, welches Ludwig XIV. 1664 im Schlofspark zu Ver- sailles veranstaltete, Da nebet machte 170d daraus eiben Opern teit, data Campra in Musik setzte. Die berüchtigte Jöconde^Bpiso'de bot den Stoff ta dem gleichnamigen Einakter von Fagan (1740) und ddm Opern* text Charles ColKs (1768); die Erzählung vom Zauberbecher hat La- fontaine in seinem Einakter „La coupe enohant4e'' dramatisiert, weiter^ Entlehnungen werden für eine Anzahl klrinerer Episoden nachgewiesen; die Ergebnisse seiner Forschungen fafst der Verfasser am Schlnfs kurz zusammen. Dankenswert ist die Literaturfibersicht, die er am Eingang bietet, und die Bibliographie der Ariost-Übeisetzungen , die den Schlufs der Arbeit bildet.

Wernigerode. ^ B. Dreta.

48) Philipp Ftknt m Enleiibiug-Herttf^ald, Bb9 Exiiinenmg an Oraf Arthiu^ Gtobineau. Stuttgart, Fr. Frommanns Ver«- liag (E. Hauff), 1906. 47 S. 8. Diese Mitteilungen erschienen vor etwa 20 Jahren in den Bayreather

Blftttem und wären zunftchst f&r den Kreib von Freunden und Verehrern

88 Neae Philologische Randaehan Nr. 4.

bestimmt, der sich nm Richard Wagner gesammelt hatte. Die Wert- scbätEung, welche OobineaQ dank der vod derVereinigang, die seinen Namen trftgt, gegebenen Anregung bei den Gebildeten der dentschen Nation seit- dem gefnnden hat, macht es wfinschenswert, den Mann anch in seinem häodichen Leben, in den Beziehungen im seinen Freunden kennen zu lernen. Der Fflrst ist mit dem Grafen, der als Gesandter der franz^ysischen Bepublik in Stockholm weilte, im Jahre 1874 zusammengetroffen, und es entwickelte sich bald ein enges FrenndschafbsyerhftltDis, das die beiden Herren ffirs Leben verband. Aus ihrem brieflichen Verkehr gibt die kleine Schrift mit Weghssung alles dessen, was nur persönlichen Wert besitzt, alle Mitteilungen allgemeinen Interesses unter Toranschickung er- klftrender Bemerkungen, welche die Leser f&r den warmfflhlenden, geistig anregenden, mit vollen Händen aus dem Reichtum seiner Natur spendenden Freund gewinnen, bevor sie noch aus seinen eigenen Worten ihn schfitasen gelernt haben. Wie weifs er zu trOsten, wie weifs er ffir andere und fBr sich dem Leid seine wertvolle Seite abzugewinnen! Wie weiis er zur Arbeit auf dem Gebiete der Kunst und der Wissenschaft anzuregen, selbet unermfidlich tätig bis zum plötzlichen Lebensschlusse!

Freiburg i. B. B

49) J. Hng, Kleine französisohe Laut* und Leaesohiüe mit phonetlBChen Erlftuterungen. Zflrich, Grell FflMi, o. J. [1905]. XII U. 52 S. 8. kart. Ji 1.80.

Das Bfichlein, mit einem empfehlenden Vorwort von Professor Andr£ in Lausanne versehen, verdient diese Empfehlung; will auf der ersten Stuf« der Spracherlemung den Schfilem seine Hilfe bieten, es macht nicht Anspruch auf Geltung als französische Phonetik, darum bietet es nur das Kotwendigste, aber dieses in recht annehmbarer Form; leider verzichtet der Verfasser auf phonetische Umschrift seiner Beispiele und beraubt sich und seine Leser damit doch der Möglichkeit, recht genau zu sein. Das BQchlein zerfällt in drei Teile. Der erste behandelt die Laute an sich, der zweite die Laute als Bestandteile von Wörtern, der dritte Teil be- spricht die Bindung, das dumpfe e, die Interpunktion, die Lehre von der Betonung des Wortes und der Wortgruppe, den Unterschied von Silben* akzent und rhetorischem Akzent und gibt einige Winke (ör das Lesen und Vortragen von Dichtwerken in gebundener Sprache. Auf der linkea Seite werden stets die Regeln gegeben und auf der rechten eine Anzidil sorg-

Nene Philologische BaDcbchau Nr. 4.

ftitig gewählter Beiapiele. Eine Liste von Wörter, die nach des Verfassers Müinug häufig falsch ansgesprochen werden, ist zum Beschla(s angefügt. Auf Einzelheiten möchte ich nicht eingehen, da das Buch für deutsche Verhältnisse wohl kaum in Betracht kommen wird, es mfifste denn eine tiefgreifende Umarbeitung erfahren. Denn, was für die Schweizer, für die das Buch geechrieben ist, einen Hauptvorzug bildet, die Bezugnahme auf die durch die Schweizer Mundarten bedingten Fehler in der Aussprache des Französischen, ist für reichedeutsche Benutzer e}ier ein Nachteil: zum mindesten kein Vorteil. Vielleicht entschliefst sich der Verfasser, in einer Nebenausgabe auch die durch die deutschen Mundarten bedingten Sprach- fehler in den Ereia seiner Betrachtung zu ziehen.

Langensalza. Mas Krtiger.

50) Andreas BaxLmgartner, Leae- und Übongabaoh ffir die Ifittelatafe dea franaöalBchen Untenichta. Ausgabe B. Zürich, Orell Fflfsli, o. J. [1905]. VII u. 102 S. 8.

geb. Fr. 1.90; ^ 1.60. Der erste Abschnitt des Lesebuchs enthalt 46 Lesestficke und Ge- dichte. Die Lesestücke behandelo vornehmlich das Scbulleben und die Haustiere. Die Auswahl der Gedichte ist dem kindlichen Standpunkt aogepabt Die. Sprache der Lesestficke ist einfach, aber nicht ungewandt; ihr Inhalt ansprechend. Jedem Stück ist ein Verzeichnis der weniger bekannten Vokabeln beigegeben. Meist finden sich auch geschickte An- legungen zu Sprechübungen über den Inhalt des Lesestficks, zu etymo- logischen Betrachtungen, was ich für sehr nützlich halte, uod zu gram- Stttisehen Übungen im Anschluls an wichtigere im Leaestück vorkommende grammatische Erscheinungen. Deutsche Sätze zum Übersetzen ins Fran- zösische behufs Einprügung dieser grammatischen Erscheinungen fehlen an dieser Stelle des Buches, doch kann sich ein geschickter Lehrer solche bald im Anschlufs an das Lesestück selbst machen oder aber auch den Schüler veranlassen, mit ,den aus dem Lesestück herausgehobenen Wen- dongen sich Beispiele zu bilden. Der zweite Abschnitt enthftlt eine An- zahl von Kapiteln, die als Muster für den Anschauungsunterricht hergesezt sind: La fleur, le hanneton, le pinson etc. Die Behandlung ist recht geschickt und regt zur Nachahmung auch für andere Gegenstände an. Das dritte Hauptatflck des Buches . bildet ein kleines Lustspiel aus dem Sehfilerleben, das für die Mittelstufe ja wohl ansprechend sein mag, dessen

90 Nene Philologische Rundsohaii Nr. 4.

Moral mir aber etwas 2a sehr hervortritt. Das vierte Kapitel bringt 50 Anr^rangeii za QesprftchübiiDgen and schriftlichen Arbeiten: es han- delt sich da am VervpUst&ndigang von Sätzen, um Ersatz eines gegebenen Aosdrackes durch einen anderen, um Beantwortung von Fragen, um Er- weiterung von knnsen Inkaltsangabea von ßrz&hinngen zu aasgef&hrteren Texten, um Abfassung von Briefen u. dgl. Die zugrunde gelegten Stoffe sind durchaus ansprechend und angemessen. Den Beschlufs macht eine kurze systematische Formenlehre, die alles wesentliche bietet, mit allerlei BfltzlicAen Anregungen, den grammatischen Stoff auch ohne Obersetzen aus dem Deutschen einzufiben. Hier und da sind allerdings auch deutsche S&tze beigegeben: an ihrer Stelle würde ich lieber zi^ammenhftngende kleine Stücke im engen Anschlufs an einige der franz03ischei;i Stflcke des Lese- budies sehen. So erscheint denn das Büchlein im allgemeinen recht iHranchbar und empfehlenswert

Langensalza. MiB Krttger^

51) Oeoige Hmraoe Lorimer, Old Ocnrgon GrahaiHi More Letters from a Self-Made Merchant to his Son. Leipsig, Tanchnitz, 1905. 279 S. 8. 1.60.

Der ehrwürdige Porkpacker aus Chikago-Porkopolis schreibt weitere Briefe an den hoflbungsvollen Sohn, der das Studium an der Harvard- Dniv^rsitf aufg^eben hat and von der Pieke aaf dienend bei der Grofe- firma Graham ft Company in Diensten steht. Das Buch ist wie sein Vor^ l&ufec eine geist- and herzerquickende Lektüre und verdient in möglichst viele Binde, nioht blofs in die desEaafmanns, zu kommen. Der prak- tische Geschäft»- and kluge Weltmann bietet genug, um jedem etwas za sagen und alt und jung, gelehrt und ungelehrt, reich und arm mag lesen. Der junge Pierpont hat sich im Lard Departement bewährt, darf heiratra, bekommt immer wichtigere Posten im Geschäft anvertraut und gibt der Firma einen ''prospective partner". Der Humor ist trocken, der Witz ktefe- lieh, das ganze Buch geistreich. Es nimmt sich aus wie eine Serie von gelungen gruppierten, einschlagenden Gedankensplittern. Die Lektüre mag nicht für jeden leicht sein, der Ausländer mufs es wiederholt lesen, am besten mit einem Engländer oder Amerikaner, er wird finden , dafs ihm so nnd so viel von den Pointen entgeht Nach allem werden wir glauben, dafs der Amerikaner and der DolIarkOnig nicht zu den sohlechtesten Menschen gehören. Aach der Schulmann hole sich sein Teil; es ist ganz interessant

Nene HiHologiadie Rundtehan Nr. 4. 9l

ZU Mren, waa der alte EaofmanR fiber Wissen nnd Erziehung denkt nnd wie et seinen Jangen anweist, Lente zu behandeln nnd zn benrteOen. Nflmberg. ^ Theodor ProtiogoL

52) Felix Lmdiier, George VilUen» Secoiid Duke of Bneking- ham: The Behearsal. Mit Einleitung herausgegeben von F. L. (= Hoops, Engl Textbibliothek Heft 9.) Heidelberg, C. Winter, 1904. IV u. 111 S. 8. J$ 2.80.

Der Herausgeber rechtfertigt im Törwort, warum seine deutsehe Ausgabe doch noch erscheine, nachdem schon vorher der Arbersche Re- print existierte. Das Buch soll dem Studenten der englischen Philologie geben; was der Arberschen Ausgabe fehlt. Die umfangreiche Einleitung behandiBlt zunftchst die literargeschichtliche Stellung des StQckes. Es ge- hört zu den Schauspielen, die „eine be^mmte literarische Richtung bekämpfen und einen Wandel in dieser Beziehung veranlassen wollen". Hau denke in erster Linie an Dryden nnd die "heroic plays**, deren Po- sition zu erschüttern war. Eine kurze Skizzierung zeigt sodann, wie sich die parodistischen Stöcke (schon zu Shakespeares Zeit) bildeten ; der Inter-- essent findet weiter schätzenswerte Ergänzungen zu den Arberschen An- gaben Aber Ausgaben und Keys. Der Schlufs bringt die Reibe der Stöcke und Dichter, die parodiert sind. Den Hauptteil des Buches fällt der Abdruck des englischen Tettes (erste London«* Ausgabe 1672, Arbers Reprint), ergänzt durch Fufsnoten aus den Keys. Diesem kurzen Bericht ist sonst nichts beizusetzen. Hätten sich nicht auch Ghefsnuiit (S. 49, 18) und precendents (S. 85, N.) berichtigen lassen? Das Stack ist rein mehr historisch interessant Es bietet dem Literatürfreund ein gutes Beispiel aus dem Werdegang literarischer Entwickelung und literarischer Streite. Das Buch leistet aber aufserhalb des englischen Seminars dieselben guten Dienste wie im Seminar, fär das es freilich eigentlich berechnet ist

Th. Fr.

52) Joh. EUinger, Ch. Eingaley, Wentward Hol In gekärzter Fassung fflr den Schulgebraueh herausgegeben. Mit einer Karten- skizze. Leipzig, 0. Freytag, 1904. VIu. 152 S. 8. geb. ^ 1. 26. Dafs es eine keineswegs leichte Aufgabe ist einen zweibändigen Orighialroämn auf etwa den sechsten Teil seines Umfanges zn karten und dabei den Zosannnenhang nnd die eigentfimlichen Schönheiten des Werkes

92 Neue PbiloloRuehe Bimdachaii Nr. i.

ZU wahren, zeigt auch die vorliegende Bearbeitung von Eingsleys Boman, die sich am besten wohl för Privat- oder karsorische LektQre eignen dürfte. Zu berichtigen ist S. 29, Z. 15 u. 16 Interpunktion; S. 85, Z. 11 : encountered, Z. 27 (to Amjas's great anxiety); S. 88, Z. 5: curassows; S. 95, Z. 8: had; S. 124, Z. 17: people; S. J32, Z. 18: pence; S. 150^ Z. 8: Book.

Elberfeld. K. Orosoh.

54) Graoe Flemii^ Swearingen, Die englische SchrifU spräche bei Ck>yerdale mit einem Anhang fiber ihre weitere Entwickelung in den Bibelübersetzungen bis zu der Anthorized Version 1611. Berlin, Mayer & Müller, 1904. 52 S. 8. Jk 1.20.

Einzeluntersuchungen zur Geschichte der englischen Schriftsprache sind allemal von besonderem Wert, auch dann, wenn sie nur rein deskriptiT das vorliegende Material in einer Sammlung und Ordnung darbieten. Die Forschung im einzelnen ist eben auf diesem Gebiete noch lange nicht erschöpfend. Diesen Mangel wird jeder empfinden, der sich die Aufgabe stellt, die Sprache in einem gewissen Zeitabschnitt umfassend zu behandeln oder ihre Entwickelung von der mittelenglischen bis in die neueste Zeit zu verfolgen.

In jüngster Zeit sind eine Reihe von Einzeluntersuchungen der früh* neuengl. Sprache erschienen. Aber auch umfassendere Arbeiten liegen vor^ wie über die englische Orthographie von Gaxton bis Shakespeare von Rudolf. Es hat sich gezeigt, dafs alle Drucke des 16. Jahrh. entsprechend dem Umstände, dafs die Schriftsprache noch wenig fixiert war, in der Orthographie mehr oder weniger schwanken. Allerdinga macht sich der Zug zur Einheitlichkeit immer mehr geltend, besonders seit Goverdale^ der den Gegenstand der vorliegenden Arbeit bildet.

Die Verfasserin geht zwar über die engen Grenzen einer Detail- untersuchung hinaus,' indem sie mit den anderen Drucken jener Zeit Füh- lung zu gewinnen sucht, aber diese Fühlung ist im ganzen doch eine rein äufserliche geblieben. Sie geht nicht tief. Fragen in gröiserem Zusammen- hang sind kaum einmal gestreift worden. Die ganze Anlage der Arbeit, insbesondere die Tabellen zur Qualität der Vokale, ist doch gar zu sche- matisch gehalten. Auf diese Weise wird vieles in einen Bahmen gebracht, wo es nicht hineingehürt; anderseits werden Erscheinungen auseinander- gerissen, die zusammengehören. Vor zo grofser Schematisierung aber sollte

Nene PhiloSogiBchd Bondsohaa Nr. 4.

maa sich gerade da hflteD, wo wie hier die Erscheinungen recht eigent- lich im Flnsse sind, wo altes nnd neues durcheinandergeht. Fälle wie a(n)D8were werden einfach zusamniengeworfen mit den einheimischen Wörtern mit a, o vor Nasal. Besonders zu beurteilen wären auch wieder satzQDbetonte WOrtchen wie and. Bei fro aber kommt Oberhaupt kein Nasal in Betracht (cf. p. 14/15). Wörter, die durchweg ä vor n + kons, haben, wie schon im me., hätten zusammengestellt werden sollen. Auf das Verhalten der wichtigen alten Doppelformen mit [a] und [q], wie in fasten- festen (p. 41), ist gar keine Sorgfalt verwandt; da wird einfach das ae. fsestnian angeführt (p. 14). Wenn sich bei Coverdale gelegentlich der Einflufs seiner nördlichen Heimat verrät, wie weit spielt er in diesen Formen hinein? Be(e)rd, beard erscheint mitten unter den Beispielen fQr [a]. Bekannt ist der alte Vokalwechsel o-u; aber p. 21 heifst es fälschlich, dafs 0 fBr u vor r stehen soll in forowes. Vgl. auch murthur p. 20. Über den Wechsel von [ou] + ^t und [au] + xt erfährt man weiter nichts, als dafs in doughter altes o + ^^ diphthongisch geworden sei; danebra daughter. Hier lagen bereits eingehende Untersuchungen von Luick vor, woran auch die Verfasserin hätte anknöpfen sollen. Von yee wird falsch behauptet, dafs das 6 im Auslaut vielleicht geschlossen worden sei (aangl. ze!). Wie steht es femer mit der Dehnung von u und o in offener Tonsilbe? So begegnen zahlreiche Mängel und Fehler. Jene groben Fragen der me. und ne. Grammatik sind gar nicht erörtert worden.

Das Schriftbild ist schwankend gerade in jener Zeit; auch dieser umstand scheint mir nicht gendgend beachtet zu sein. Die Verfasserin läfst zu leicht die Orthographie den Ausschlag geben, z. B. wird p. 11 deapth schlechthin mit langem Vokal angesetzt. Das kann man aber wohl bezweifeln, wenn man sieht, dafs in denselben Wörtern ea und e wechseln, z. B. in brest breast bei Stanyhurst (cf. Bernigau p. 47). Dasselbe gilt fQr ready, weapens neben wapens, heaven (p. 12) und viele andere Fälle. Dasselbe ist Aber die Bestimmung der Qualität der Vokale zu sagen. So ist gewifs ea die normale Bezeichnung fQr [~~^. Wenn aber schon im me oft Erhöhung zu [e] eingetreten ist, so gab es auch hier ein Neben- einander von Formen, das sich auch in der Schrift widerapiegelt. So darf great nicht schlechthin mit ["q] angesetzt werden. In allen solchen Fällen hätte eben eine eingehende Einzelforschung einsetzen mflssen.

Zu den Ergebnissen am Schlufs der Arbeit möchte ich nur bemerken, dab wohl auch in der Schreibung ai = [ä] vielfach nördlicher Einflufs

94 Mene Phitologiache Biiad»chw Nr. 4

ZU Beben ist, wie ja in der Tat die nördliche Schteibnog aaeh sonst naob Sflden gedrungen ist; vgl. z. B. ffir Spenser Bauermeister« Zur Sprache Spensers, Dias. Freibarg 1806; p. 24/2fr).

Der Anbang enth&lt einige Hinweise auf die späteren BibelflbersetB- ungen bis zur Authorized Version 1611.

Harburg, a. d. Elbe.

55) A. Seidel, SyetematiBchee Wörterlmeh der englisohen ümgangeepracbe mit einer ausffibrlieben Darstellung der Ans- spracbe des Englisoben. Wien u. Leipzig, J. Hertlebens Yedäg, 0. J. VIII u. 188 8. 8. geb. ul 2.^.

Nacb einer biaucbbaren Besprechung der Lautlehre und Wortbildung im ersten Teil S. 1—16 bietet der Verfasser im zweiten Teil S. 17 188 gegen 7000 Wörter aus allen Gebieten des Lebens, auf 15 Absdinitte verteilt. Die Aussprache ist jedem Worte beigeffigt. Zahlreiche Fnfsnoten enthalten Synonyma, Saoherklarungen, gebrauchliche Phrasen usw.

Da Lehrbflcher nur einen IQckenhaften Wortschatz flbermittrin and die Lektüre als Ersatz fflr Vokabellernen nicht jedennann genfigt, kann man dieses Wörterbuch für Schfiler und besonders ffir den Privatgebrauch empfehlen. Man hat dadurch die Möglichkeit, die Kenntnis des Sprach- materials systematisch zu vervollkommnen. Vermifst wird am Schlüsse ein alphabetisches Register zum Nachschlagen, wie es sich in dem vortreflFlichen Systematic Englisb-German Vokabulary von Gustav Erfiger findet.

Montabaur. Melehler

56) L. Sevin, Elementarbuch der engliscAen Sprache

nach der analytischen Methode bearbeitet. IL Teil. Zweite,

völlig umgearbeitete Auflage. Karlsruhe 1905. VIII u. 22B 8. 8.

geb. J$ 2. 80. Ffinfzehn Jahre nach der ersten Auflage erscheint in völlig neuer Bearbeitung mit einem Vorworte versehen die zweite Auflage von Sevins Elementarbuch. Verfasser unterscheidet scharf zwischen analytischer und direkter Methode, die oft miteinander verwechselt werden. Erstere will dem Schfiler „die Grammatik nicht als System darbieten, sondern ihn dazu ffibren, aus den fremdsprachlichen S&tzen heraus die einzelnen Ele- mente der Grammatik zu entwickeln''; letztere fQhrt direkt in die Fremd- sprache ohne Gebrauch der Muttersprache. Bride Methoden nvüst'

Neue Philologisehe Rnndsoban Nr. 4. ftb

sehdden äch iresentlich Toneinander, baben aber aucb mancbes gemein- sam. Dieses besteht in sorgf&ltiger Verwertung einer wissenschaftlicben LaoUehre und in dem Bestreben den Schfiler m^lichst rasch in den mflndlicben Gtobranch der Fremdsprache and in die Eigenart des betreffenden Landes und Volkes einzufahren. Letzteres sucht Sevin schon im ersten Teile dnreh eine Auswahl von Lesestficken aus englischen and amerikani* sehen Lesebfichem zu erreichen. Das 84 Seiten umfassende Lesebuch enth&lt 30 geschichtliche, geographische und erzählende Abschnitte aus Dickens, Walter Scott, Mitchell, W. Irving, D. Hume usw. sowie einige bekannte Oedicbte. In 30 Abschnitten, denen des Lesebuches entsprechend, ist die Grammatik enthalten: der einfache Satz (Subjekt, Prädikat, Ob- jekt und adverbiale Bestimmung), der zusammengesetzte Satz (Substantiv-, Attributiv- und Advervialsatz) und die Satzverbindung. Der dritte Teil des Buches bietet Sätze und zusammenhängende Stficke zum Übersetzen ins Englische, Fragen und Aufgaben zu freien Arbeiten. Ein WOrter> Verzeichnis bildet den Schlufs des gut ausgestatteten Elementarbuches. Dafs die B- und 0- Abschnitte und die grammatischen Regeln mit viel kleiiieren Typen gedruckt sind als die Obrigen Teile, ist nicht gut Ar die Augen.

Elberfeld, K. Oroseh.

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Gotha, 10. Man. Nr. 5, Jahrgang 1906.

Neue

PhilologischeRundschau

Heraosgegeben von

Dr. 0. Wagener und Dr. E. Ludwig

iix Bremen.

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InaertioQigeMhr Ar die einmal «eapaltene Petitxeile 80 Pfg.

Inhalt: Bezensionen: 57) K. Altendorf, Ästhetischer Kommentar znr Odyssee (H. Naaek) p. 97. 58) Henri Weil, Enripide, H^nbe (F. Bncherer) p. 99. 59)GeorgBnsolt, GriechLsohe Geschichte, Bd. III, Teil 2: Der peloponoesische Krieg (H. Swoboda) p. 100. 60) W. Kroll, Die Altertamswisa^schaft im letzten Yxerteljahrhandert (0. Waokermann) p. 106. 61) C. Abel, Über Gegen- sinn and Gegenlant (J. Keller) p. 109. 62) K. F. SOpfle, Aufgaben zu latein. Stilfibnngen (E. Kraose) p. 112. 63) Festgabe fBr H. Horf, Ans romanischen Sprachen nnd Literaturen (Th. Roth) p. 113. 64) 0. Haupt, Neue französische Handelskorrespondenz (M. Steffen) p. 115. 65) F. Holthausen, Beowulf nebst dem Finnsburg-Bruchstück (-tz-) p. 116. 66) A. G. Bradley, Gaptain John Smith (B. Blume) p. 117. Anzeigen.

57) K. Altendorf, ABthetischer Kommentar sur Odyssee. Giefsen, Emil Roth, 1904. YIII jx. 79 8. 6. ^ 1.50.

A. verfolgt in diesem herzerwärmendeo Bflchlein den doppelten Zweck, erstens naehzaweisen, dafs die Odyssee nicht ans irgendwelchen Einzel- leistongen verschiedener Verfasser besteht, und zweitens in das ästhetische Verständnis der Dichtnng einzufahren.

Nachdem er knrz die Homerische Frage, die DichterpersSnlichkeit, das Verhältnis des Dichters zu seinem Stoffe besprochen hat, dann in meisterhafter Weise den Aufbau des ganzen Gedichtes vorgefahrt hat, endlich noch eine Vorbemerkung über eine besondere Eigentümlichkeit des Gedichtes vorausgeschickt hat, die daher rühren soll, dafs zu Homers Zeiten nie das Ganze zu hOren verlangt worden sei, wendet er sich zu den einzelnen Bflchem und bespricht natürlich nicht alles und jedes, den ganzen Stoff erschöpfend, sondern solche Stellen auswählend, die ihm für seinen doppelten Zweck besonders geeignet erscheinen. Erwähnenswert ist noch, dafs er überall auch für solche Leser schreibt, die des Griechischen nicht mächtig sind. A. hat im allgemeinen die Richtigkeit des Goetheschen Spruches dargetan, dafs es zum Bereifen der Wahrheit eines höheren Organs be-

98 Neae FhUologiBohe Bosdwliaii Nr. 5.

dfirfe als zur Yerteidigang des Irrtams. Wundervoll ist sein Bekenntnis zu 15, 301 496, nachdem er hier fast znm Zweifel an der Einheit der Odyssee gelangt wäre: „Ich mufs gestehen, dafs ich, indem ich dieganxe Episode in einer glficklichen, ompfänglichen Stimmung wieder las, mich, am Ende angekommen, so sehr im Bannkreise des ernsten, ja hebren homerischen Geistes ffihlte, dafs ich mich fast schämte, dem eben ge- äufserten Bedenken je Baum gegeben zu haben/' Völlig durchschlagend ist seine ästhetische BegrQndung der Notwendigkeit der Telemachie im Ganzen der Dichtung neben den Büchern 6—12, mit denen sie in einer architektonischen Eorresponsion stehe (S. 10). Reizend ist seine Motivie- rung der behaglich breiten Darstellung Homers in der Schilderung der Ziegeninsel unmittelbar vor der Erzählung des Cyklopenabenteuers, nach- dem dem Leser schon auf die letztere Appetit gemacht worden war. Während der Dichter W. Jordan in seiner Obersetzung noch daran An- stofs nahm, sagt A.: „So verfährt wohl ein Erzähler,, der etwas sehr Interessantes zu bringen hat, um den Genufs an sein«* schOnen Geschichte zu verlängern.'^ Von grandioser Tiefe und zugleich Kfihnheit ist seine Erklärung von der Überflftssigkeit einer änberlich vorzunehmenden ftöck- verwandlung des Odjsseus im 23. Buche: „Weil in der Dichtkunst Hand- lungen von Personen viel stärkere Sindrficke erzeugen als iigendweldie körperliche Beschreibung, so ist in der Phantasie des Leeers die völlige JEUickverwandlung des Odjsseus bereits vollzogen/^ Schön und erhaben bl^bt diese Erklärung immer, obwohl R. über die Bfick Verwandlung oad die zugehörigen Verse anders denkt, und so ist das^nze Bfichlein voll der herrlichsten Bemerkungen.

Aber noch immer bat auch A. dem Homer nicht völlig genuggetan, auch er liegt noch hin und wieder der bösen Macht des verneinenden Geistes. Aufs schär&te zurfickgewiesen mufs der Vorwurf werden, den ein gelehrter Rezensent (A. Oercke, D. litztg. XXV, Nr. 23) A. macht, dafs ihm die richtige Schulung abgehe. Leider handhabt A. an einigen Stelleo das kritische Messer genau so glänzend wie seine Gegner. So schneidet er z. B. 11, 565—627 und 13, 125—187 heraus, die erstere Stelle ganz, die letztere wenigstens in ihrer jetzigen Fassung beanstandend » und tut das mit so klaren und schneidigen Gründen, die jedem seiner Gegner Ehre machen wfirden. So knöpft auch er weitgehende Folgerungen an die schlichte Einführung des „Saufairten'* in 4, 640, der zu Homers Zeit auf den grofsen Gütern eine allbekannte stehende Figur gewesen sein wird.

Heue Hwliritoghehfr Bondtolwi Nr 6. <«•

uid ioBBtn Erwtbnang nichts anderas za bed«aten bmiicht, als wran in einem hentigeB Bonan der Mt ier oder der Seliafmeirter eines giolseii GoteB zum eiaben Male erwihnt wfiide. So aohliefat er ans dem an« schuldigen „man si^'^ in 6, 43« dafs der Ausdruck darauf ftthre^ anzn- ndkmea, dab dies C. Buch f&r eich vorgetragen worden sei, da er nieht stiBUie mit den einfiMsben Worten in 102, die dem Leser gesagt h&tten, da& Athene Ton den Höhen des 01ym{) herantereiHe. Kann denn Homer nicht in 1 von sich ans gesprochen haben und in 6 auf den Glauben seiaes Vdkee zurfickgegriffea haben? Qanz besonders aber mn& dagq;en Fnmt gemaekt wwden, dals aoch A. die sog. flberleitenden Verse nnd Partien m^ oder weniger pimszigeben bereit ist, weil jener alten Zeit DIB das Ganze, sondern immer nur Teile vorgetragen worden wiren, die ftberleiteaden Stü^e abo eher in ihrer antheatisohen Fsssung httten in Tergesaenheit geraten kAanen. Erstens kann man a priori anch sagen, da& das oft Vorgetragene eher der Verftnderung unterworfen war als des weniger oft Vorgetragene. Dann aber: ist denn das, was f&r die Zeit Tor Homer richtig sein mag, fftr Homer selbst noch richte? Wollte Homer, der Schflpfer einer einheitliche „romantischen Erzfthhing^S nur m Stücken genossen werden? Und sollte das Publikum mit diesem un- geheuren Fortschritt in der Dichtkunst nicht gleichen Schritt haben halten und dieses geistige Wunderwerk, das da vor ihnen entstanden war, nicht in seinem eigensten Wesen, in seiner grolsen Komposition, haben nach- empfinden wollen? Also weg mit dieser Mibkreditierung der fiberleitenden Verse! Gerade an ihnen sollte unsere erkenntnisreiche Zeit den Homer ganz zu verstehen trachten.

Tm^ dieser Ausstellungen aber gilt dem B. dies fillchldn als das schönste, das er fiber Homer gelesen. Möchten sich viele, viele daran erquicken und erheben!

Lindsberg a. W.

58) Henri Wdli Enripide, HAeabe. Troisi^me id. n Ruris, Ha- (diette k CSe., 1906. S. 1»9— 299. gr. 8. fr. 2.

Die neue Auflage der Heknba bringt, anders als die von mir in Kr. 24, Jahrg. 1906 dieser Zeitschrift angezeigten Bearbeitungen der Elektra, des Hippolytus und des Orestes, verUUtnism&Gng wenige Ände- lungen. Die neueren Konjekturen, die Weil in den Text aufgenommen hat, seheinen mir nicht eben zwingend, so das WeckMnsche, von diesem

1€0 Neue PhUologiflohe Rnndsohaa Nr. 5.

unterdessen selbst aufgegebene q>lh)f» statt q>iX^ v. 460, dfiiptxgAacv (Herwerden) fflr dfjtg>ix^w y. 543, ^)cr4> (Hartmann) statt (Xw^ v. 566. V. 525 ist ja ÜMroi neben hcK^iToi kaum zu ertragen; ob aber isKwl aus diaaol verschrieben i^ wie Weil mit F. W. Sobmidt annimmt, oder Ixx^iroi als Qlossem zu betrachten ist, das die erste Leeart verdrängt bat, ist schwer zu entscheiden. v. 367 ist der Herausgeber zu dem fiber- lieferten ileij&efoy zurfickgekehrt; jedenfalls ist seine Erklärung „ich ent^ sende diesen Blick als einen freien aus den Augen** richtig; vgl. 1104 ff. SeiQiog . . . TtvQÖg g>Xoyiag äcplrfliv oaaiov aiydg. v. 298 interpuogiert jetzt Weil tb i* d|ico^a 3cZrv xaxd)$ Xiy^ tb aöv, TteicsL und nimmt die Hermannsche Erklärung wieder auf: tua auctoritas, etiamsi deteriora sua- det, vincit. Die zum Beweise beigezogene Parallelstelle Hippel, v. 11 äyyoö Iht^kaq naideöfiara ist ganz anderer Art Man wird wohl mit Muret liyfjg schreiben müssen. Nfitzlich wäre gegenfiber neueren Änderungen der Hinweis gewesen, dafs Hekabe sich mit den Worten Aayi6>g ki/jig auf den Standpunkt des griechischen Heeres stellt; fflr sie ist natürlich die Verteidigung der Polyxena kein %axag Xiyeiv. Mit seinen eigenen VorschlSgen, die sich übrigens schon in dem 1896 er- schienenen Abdruck des Textes finden, hat Weil diesmal wenig Glück gehabt: v. 745 ig^ inkofi^ofiai^fä» (statt ye) nqbg tb dvcfievls enthält ein arges metrisches Versehen; v. 1046, den er tilgt, ist kaum zu ent- behren. — Die metrische Konstitution der Ghorlieder ist zuweilen an- fechtbar, so V. 947 ff.; ein näheree Eingehen hierauf würde zu weit fQbren; ich verweise daher auf die treffliche Dissertation von B. Ebeling, De tra- gicorum poetarum Oraec. canticis solutis, Halle 1903, S. 42 ff.

Baden-Baden. P. Bvoherar.

59) Georg Bnsolt, Griechische Geschichte bis zur Schlacht

bei Chaeroneia* Band Iir, Teil 2: Der peloponnesische

Krieg. Gotha, Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschaft,

1904. XXXVI, S. 689—1640. 8. Jk 18.-.

Der zweite Teil des dritten Bandes von Busolts Oriechischer Oe-

schiohte erscheint diesmal in längerem Zwischenraum nach der ersten

Hälfte, als wir es von früher her gewohnt sind. Dafür erhalten wir die

genaueste und am meisten in die Einzelheiten gehende Darstellung des

peloponnesischen Krieges, die es bisher gibt auf nicht weniger als

1052 Seiten , und dazu mufste der Verfasser die Schildemng der geistigen

_^ New PhilologiMhe RÄiid»ch«>-Nf.'.5... '•.-:•-. - '•: : /•lOl

Kämpfe während das Elises nodi fltr den nächsten Band aufsparen. Hag es anch manche geben, welche an dieser gewaltigen Ausdehnung des Themas Anstofs nehmen werden, wir wollen dem Verfiisser f&r diese Gabe dankbar sein, die eine zuverlässige und streng kritische Zusammen- fassung der bisherigen Forschungen und damit eine feste Grundlage fflr die Weiterarbeit bietet B. bezeichnet es in der Vorrede als seine Aufgabe, kritiseh zu sammeln und zu sichten, nicht Neues zu bringen und packend darzustellen; doch urteilt er da viel zu bescheiden fiber seine Leistung, denn es ist ja klar, dafs eine Berichtigung von wichtigen Einzelheiten auch auf unsere Qesamtauffassung zurfickwirken mufs. Durch die ein- gehende, dem Sachverhalt bis in die letzten Schlupfwinkel nachspQrende Betrachtangsweise und die ersehApfende Quellen- und Literaturangabe ist B.s Werk fär jeden, der sich mit griechischer Geschichte beschäftigt, unentbehrlich und eine Fundgrube, in welcher er sich fiber jedes wiaaen- schaftliebe Problem unterrichten kann.

Sine hervom^ende Aufmerksamkeit hat B. auch in diesem Bande wieder der Chronologie zugewandt und in dankenswerter Weise seine Er- gebnisse zu Anfang in einer Zeittafel zusammengestellt. Von seinen ein- zelnen AnsfBhrungen verweise ich zunächst darauf, dafs er die Zeit von Ph(Nrmions Zug gegen das amphilochiscbe Argos und das daraus resultierende Bftndnis zwischen Athen und Akamanien mit Wahrscheinlichkeit auf ungefShr 487 bestimmt, dann auf seine Ansätze der Verwickelungen mit Epidamnos S. 769 ff., Anm. 2: Absendung der korinthischen Ansiedler nach Epidamnos im Frfihjahre 435, Schlacht von Leukimme Hochsommer 435, Schlacht von Sybota (in Übereinstimmung mit den meisten Gelehrten) erste Hälfte des September 433; die Schlacht von Foteidaia fixiert B. (S. 799 ff.) auf Juni 432 gegenfiber der herrschenden Ansicht, welche sie in den Monat September dieses Jahres setzt; der Überfall von Phitää fand nach ihm zu Anfang April 431 statt, was mit seiner bereits im Hermes XXXV entwickelten Anschauung fiber die Erntezeit in Attika zusammen- hängt, welche ich nicht teilen kann. Dafs B. in der Chronologie des dekeleiscben Krieges sich Haacke anschliefst, war bereits bekannt; den Zeitpunkt der Schhicbt von Aigospotamoi erweist er ffir Beginn September 405. Mehrfach konnte B. fär seine Ansätze Berechnungen des G5ttinger Astronomen Ambronn benutzen, so ffir die Chronologie der Hermokopiden, wobei B. Keils Vermutungen bestätigt wurden, dann f&r das Datum des Angrilh der Athener auf Euryalos (etwa 5. August 413).

lA*- : :*' ' -Mtii HkflokH^iflehe RandKbMi Nr. 5.

Schon in den frflheren Bftnden, beeondere in dem ersten Teile des dritten Bandes, nahm die Erörterung Aber die Quellen einen breiten Baum ein; ee ist unmittelbar khur, wie verdienstvoll diese Seite der Betraeb- tnng ist, besondere da wir, was zu den schmerzlicbsten Lfleken unserer wissenscbafUicben Arbeit gehSrt, weder eine Quellenkunde der grieobi- sehen Geschichte, noch eine Geschichte der griechisdien Historio- graphie besitzen. Aristoteles' Attische Politie, die in der vorigen Hllfte hervorragende Berficksichtigung &nd, tritt diesmal rartck; dafSr er- halten wir eine ausftthrliche Obersicht Aber Thukydides, die, wenig- stens vorläufig, imstande ist, die als dringendes Bedfirfnis empftindene Monographie Aber den Gründer der Geschichtswissenschaft einigermafsen zu ersetsen. Angefallen ist mir darin, dafs B. die von Ivo Bruns („litera- risches Portrftt'O erwiesene indirekte Charakteristik der Persönlichkeiten durch Tb. nicht genflgend hervorhebt, obwohl er selbstverständlich dieses Werk kennt und benutzt. Gegenflber den vielen, gerade fiber Tb. in den letaten Jahrzehnten geftuberten Hypothesen nimmt B. einen reser- vierten Standpunkt ein, so tu der Ansicht von einer eingreifenden Tätige keit des Herausgebers und Aber die augeblich unrichtige Überlieferung der Urkunden. Richtig und fördernd ist die Bemerkung (S. 654), daft auch Th. sich von dem Banne der Tradition nicht vOllig frei gemacht hat, ebenso der Hinweis darauf, dafs er manches absichtlich flberging (vgl. auch S. 1114, 3). Wertvoll ist die Erörterung fiber Thukydides' religiöse Ansiditeu, besonders Aber das Eingreifen der Tixffi. In den Beden sucht B. einen historischen Kern zu retten; eine ausfflhrliche Betrachtung widmet er Thukydides' Chronologie: das Prilhjahr beginnt nach seiner Ansicht zwischen Mitte März und Anfang April, wahrscheinlich mit der Frfiblings- gleiche, das Winterhalbjahr eine gewisse Latitude zugegeben mit dem sichtbaren Frfihuntoiigange der Pleiaden. Auch Xenophons Hellenika behandelt B. mit Sorgfalt; im allgemeinen bekennt er sich zu denjenigen, welche eine Abfessung des Werkes in mehreren Schichten annehmen. Wichtig sind wieder die eingehenden Beiträge zur Quellenkunde Diodors, speziell fDr den sizilischen Krieg, und der Nachweis, dafs dessen Sehhidit- Schilderungen auch fBr die Zeit von 411 ab ganz wertlos sind. Auch die Herkunft der Nachrichten in Pluterchs Biographien untersucht B. in sub- tiler Weise.

V<m dem vielen Neuen, das sich in dem Bande findet, hebe ich besonders folgende Punkte heraus. Sehr ansprechend ist B.s Ansidit fiber die tak-

Veat PhiloiogiMbe Rudsdiatt Nr. 5. M8

todie AbsMbt der Korivther in dem Treffen T<m Sybota (& 784); wat a 79611 »igt B., dafe der AUsil der chtlkidiaoben Sttdte nieht den- jeeigen Umfkog emidite, den m»n gewtiinlicb annimmt; S. 843 gibt er einen planeiUen Onmd dafür, dals die Athener nicht aofort nach dem formellen KriegsbeediliifiB der Peli^Mmneeier den Ausbrach dea Krieges b«rbei- fahrten (weil sie hofften, noch Tor dem Beginn der Feindseligkeiten mit Petidaea und den Cbalkidiem fertig au werden). In der Kritik des Ver- hattees der Athener gegenflber den Fordenmgen der Spartaner im Winter 432/1 berfihrt sich B. mit der AufBusung Ed. Mejem in dessen viertem Band der 6. d. A.^ der B. noeh nicht vorlag, darin, dals Perikles speziell gegenAber dem Verlangen nach Aufhebung des megariseben Fsephismas mit Becfat aar ünnacbgieUgkeit riet. Ob aber in den Forderungen, wdche die zweite Gesandtschaft der Spartaner stdhe, wirklicb ein Bnt^ gegellkommen au sehm ist, wie B. meint, erscheint doch ab zweifelhaft, mA Seme Yermuting als unsicher, dab die Pel<qK>nne6ier bereit gewesen wftnD, ihr auf Aufhebung der Beichsherrschaft lautendes Ultimatam fiedlen m lassen, wenn die Athener sich bereit gefunden hatteu, das megaiische Piepbiama zu widermfsn. Bine eingehende Betrachtung widmet B. den Maebtnrrittein der beiden Parteien zu Beginn des Krieges. Er zeigt dsbei, data die mittelgrieehischen Staaten in den peloponneeiscfaen Bund eintraten; die sorgfUtige Berechnung der Streitkräfte der Spartaner (die B. inswinehen in seiner groben Abhandlung im Hermes XL 1905 weiter be- grftndete), sowie ihrer Bundesgenossen ist von Wichtigkeit, ebenso der Nachweis, dab die Flotte der peloponneeischen Stidte nur von geringer LeistuagfUiigkeit war. FAr die attische Flotte war ee anderseits Ton grobem Wert, dab der grfibte Teil der Mannschaft aus der BevAlkerung der Beidiestftdte angeworben werden konnte. Die Stflrke dea attischen landheeres sdilfigt B. viel geringer an als Ed. Meyer; zu dessen Ver- stArkung hfttten die Athener bfindnerische Hopliten heranziehen kOnnen, sie verzichteten aber darauf, weil ihnen deren Gesinnung nicht zuvep- IMg genug war. Rs Ansicht fiber Perikles* Kriegsplan ist schon aus Bsinen firftheren Ausfllhrungen in der Festschrifit fflr L Friedl&nder be- kannt; er billigt ihn im Prinzip, findet aber, dab er ohne die notwendige E&Mgie durchgeffihrt wurde (vgl. auch S. 932. 933). Sichtig ist der Hinweis darauf, dab die Peloponnesier zu Anfang Oberhaupt keinen festen Kriegsplan hatten. In dem Urteil fiber Kleon (S. 993 ff.) und fiber Alki- biadcs (S. 1217 ff.) berfihrt sich B. mit Ed. Meyer; man kann sich firauen,

IM Nene PMklogiiehd Bmaaehan Nr. 5.

dab die historische Wiseensohaft in dieser Hiosicht gegenflber den frftheren unklaren Apologeten einen entschieden«! Fortschritt gemacht hat. Nor das urteil Aber Alkibiades* Eriegspolitik (8. 1129) erscheint ab m gflnstig nnd in diesem EUl Ed. Meyers Ansicht richtiger. Das Verhalten der Athener in der Seeschlacht Yon Korkyra (Angnst 427) sdhUgt B. sehr hodi an (S. 1049). Fflr das Verständnis der Einnahme von Eythera ist der Hin- weis nicht unwichtig, dafs die Spartaner vorher ihre Besataong ans der Insel znrfickgeaogen hatten. Das Unternehmen der Athener gegen Boiotien fftfst R ganz anders anf als es gewöhnlich der IUI ist (8. 1141), nicht als Offensive, sondern als Fortsetzung der Ermattungsstrategie; allein dies ist doch nur Schein. Den Wert des mit Sparta 421 abgeschloesenen Bfindnisses ffir die Athener beurteilt B. wesentlich geringer als Bd. Meyer 630). Die Beweggründe, die er daffir vermutet, dab Agis im Sommer 416 von der Schlacht gegen den Sonderbund abstand, sind sehr ansprechend. Auch für die Geschichte der sizilischen Expedition liefert B. beaehtens* werte Beitrfige. So berechnet er die Zahl der attischen Bfltger unter da Schiffsmannschaft auf 5500 Mann. Die einschneidende Kritik, welche er wiederholt an der Strategie des Nikias anlegt, ist sicherlich riditig; dar gegen urteilt er Aber die Absendung der zweiten attischen Expedition zu ungflnstig, und die etwas gereizte Polemik wider die gegenteilige An- schauung Ed. Meyers schieM entschieden fiber das Ziel Auch für den dekeleischen Krieg bietet B. manch Neues, zunächst zur Oiarakterisiening des zweiten und dritten Vertrages der Spartaner mit den Persem. Sein urteil fiber Theramenes ist relativ gflnstig. In der Abschätzung da* Differenzen zwischen Thukydides und Aristoteles fiber die Einsetzung der Vierhundert stellt sich B. mit umfassender Begrfindnng ganz auf den Stand- punkt von Ed. Meyer. Mit letzterem stimmt er auch in der Verurteilui^ des Verfassungsentwurfes der Vierhundert flberein. Treffend wird hervor- gehoben, dafs die Bfickkehr des Alkibiades nach Athen 408 und die daraus resultierende Unterbrechung der Operationen in lonien ein schwerer Fehler war, und ebenso, dab die Zurfickweisung der spartanischen Gesandtschaft im Sommer desselben Jahres durch die Athener und die verhängnisvollen Konsequenzen dieses Schrittes Alkibiades zur Last fallen. Richtig ist die Darstellung der Tätigkeit des Alkibiades im Winter 408/7 (S. 1573, 3) und der Hinweis darauf, dafs seine Absetzung wieder ein Fehler des attischen Demos war; Theramenes' Absicht bei der Übernahme der Mission an Lysander (404) findet eine einleuchtende Erklärung. Auch dafs die

Nene PbiklogiMlM BnndMliMi Mr. 5. 10»

Athener 408 mit Sparta nicht bleis Frieden, sondern aacdi ein Bfindnia aeUoeaent ist Ton grober Wahrscheinlichkeit.

Dem Yielen gegenüber, worin ich durch B.8 Arbeit einen Fortachritt featstellen konnte, sei es gestattet, auch meine Abweichong in einigen Pnnktoi zu betonen oder Berichtigungen ansabringen. Der Yolksbeschlob 10 1 SnppL n. 85o gehOrt nicht in das Jahr 429/38, sondern, wie A. Wil* beim bemerkt (QOttinger Oelehrte Anseigen 1903, S. 774 ff.), wahrschein- lidi in das Jahr 411/0 and hat daher mit der Niederwerfung des Auf- standes ?on Mytilene (S. 1009 ff.) nichts zu tun. In der Übersicht Ober die Übergabeurknnden der Schatzmeister der Göttin (S. 598) hfttte auch die Arbeit von Faul Praske, Leipzig. Stud. XIII Erwähnung yerdient. Der ebenda angeftthrte Volksbeechlufo des Alkibiades fiber Daphuus ist jetzt in Dittenbeigers SjUoge * II 913 publiziert Was B. über die Cn- m^lichkcit sagt, den durch den Frieden von 445 geschaffenen Dualismus «ifrechtzuhalten, ist höchst fraglich; er selbst gibt zu (S. 761. 886 SL), dab eigentlich die Korinther diejenigen waren, die zum Kriege trieben, und da& in l^rta keine sonderliche Neigung herrschte, in ihn einzu- treten. Ich halte da die von Ed. Meyer entwickelte Auffassung (Forsch, z. alten Qesch. II 310 ff.) für viel fiberzengender. Gegen die Ansetzung der Prozesse der AqNisia, des Anaxagoras und besonders des Pheidias auf das Jahr 4S8/2 habe ich mich schon bei Besprechung von Band III 1 ge- wandt; B.s neue Darstellung hat mich nicht von ihrer Bichtigkeit fiber- xengt Vor dem megarischen Psephisma, das die Handelssperre verordnete, setzt B. ein Einfuhrverbot der megarischen Waren an; das Psephisma selbst ist wohl richtiger nicht in den Winter 438/2, sondern in den An- bog des Jahres 481t/l zu setzen. Auch nach B.s Argumentation (S. 947 ff.) finde ich keine Veranlassung, meine Ansicht fallen zu lassen, dafs man g^n Perikles im W^e des Bisangeliever&hrens vorging; zu meiner Freude hat sich jetzt auch Lipsius dieser Ansicht angeschlossen (Att Becht und Bechtsverfahren 1 182, 17). Dafs nach der Aufteilung des Landes in Lesbos nicht die bisherigen Eigentümer die Lose der attischen Kleruchen bewirtschafteten, habe ich in der „Serta Harteliana^^ wahrscheinlich ge- macht. Mit Unrecht, wie ich glaube, hält B. gegenüber den einsichtigen Darlegungen von H. Delbrück an der Schuld des Thukydides an dem Ver- loste von Amphipolis fest. Das Verfahren gegen Alkibiades scheint mir sieht richtig aufgefabt zu sein, dieser wurde sicherlich ge&chtet, vgl. jetit meine Beibftge z. gr. Becbtsgeschichte S. 30. Bei der BrOrterung

106 Nene PhilologlMhe Rnndsobaii Nr. 5.

Ober die Proboloi vermisse ich die Benatsung yen P. Foncaits Anftati (Revue de philo!. XVII 1893, 1 ff.)i bei dem Verhalten des Sokrates in dem Prozers gegen die Feldherren der Arginasensohkcht sind dem Ver^ fiuser die Aagfflhmngen von Emil MflUer (Programm des Oymnasinms in Zittan zur Qedftchtnisfeier am 22. Dezember 1894) unbekannt geblieben, welche meines Erachtens diese Episode entschieden aufkl&ren. Zar Ge- schichte nnd Pärteistellnng von Bhodos im dekeleischen Kriege (S. 1449 ff.) ist jetzt das wichtige Dekret getreten, dessen Anffindnng Verdienst der d&nischen wisBenschaftlichen Expedition ist (Bulletin der dän. Akademie der Wissenschaften 1905, Nr. 2, S. 34 ff.); jedesfalls verdienen die Ton Einch ebenda entwickelten Ansichten ernste Prftftmg. Leider hat sich B. der Ansicht Thalheims angeschlossen, dafs die Entstehung des Eisangelie- gesetzes ungefthr in das Jahr 410 zu setzen sei ; ich kann auch da auf Lipaios verweisen, der (Att Becht I 192, 47) gleich mir dasselbe viel spftter, auf die Mitte des 4. Jahrh. datiert. Auch daTs erst damals das Steif* recht des Rates in Athen beschränkt worden sei, kann ich nach dem, was ich schon frfiher darüber sagte (Hermes XXVIII), keineswegs akzeptieren. Prag. Balarloh ■wobo4a.

60) Wilhelm Krolli Sie AltertiinigwinseiiMhaft im letsten Vierteljahrhimdert. Eine Übersicht aber ihre Entwickelang von 1875 " 1900 im Verein mit mehreren Fachgenossen bearbeitet Leipzig, 0. R. Beislaud, 1905. VII u. 547 S. gr. 8. Jt 14. -. In keiner Periode fast seit den Tagen August Boeckhs ist die Alter- tumswissenschaft so grfindlichem Wechsel in ihrer Methode und in ihren Zielen unterworfen gewesen als in dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts. Durch die mannigfachen Entdeckungen auf dem Gebiete der Archäologie und Epigraphik, die auf griechischem und römischem Boden mehr und mehr den Schutt v<»i den Werken des Altertums fort- räumten, im alten Ilion wie auf Eypem, auf dem Fomm Bomanum wie in Tunis und Algier, am Nil wie am Rhein, durch die Papyrnsfunde in El-Fajfim und an anderen Stellen ist das Gebiet der Forschung erweitert, unsere Kenntnis ergänzt und berichtigt, auch die Wertung der Autoren verändert, so dafs ein schier endloses Labyrinth der Spezialstudien er- wachsen ist. All dies lä&t den Gelehrten denn keiner kann mehr alles zugleich beherrschen das BedQrfnis nach einer zusammenfassenden Darstellung der Ergebnisse und der sich neu darbietenden Probleme emp-

Nene Phüologiwhe Bandtchm Nr, 6. 107

fodeD; und auch der Nioht&ohmanii, der nicht aelbetUtig mitarbeitai kann, aber ffir diese Stadien Interesse bat, kann nnr dnrob eine solche ZofiamoienhsBaDg in einiger Ffihlnng mit der Wissenschaft bleiben. Daher rind Sammelwerke wie Iwan v. Mfillers Handbuch oder auf erweiterter Orandhige das eben im Verlage von B. 0. Teobner unter dem Titel „Die Enltur der Gegenwart ^^ erscheinende mit seinem entMi Bande „Die griechische und römische Altertumswissenschaft*^ ein Bedfirfnis unserer Zeit; SU sehr hat sich die Masse des Aktenmaterials angehftuft. und diesem Bedfirfnis will auch das vorliegende Werk entgegenkommen. Bs wiU nicht registrieren; der Herausgeber sagt ausdrficklich: wer Einzel- heiten sucht, findet deren in den 123 Bftnden des „Bursian** genug; es stellt sich die Aufgabe, die moderne Sichtung und die Verschiebungen des Standpunktes und der Problemstellungen herausauarbeiten, eine Auf- gabe, der jeder der zahlreichen Mitarbeiter nach seiner individuellen Nei- gung gerecht zu werden sucht. So hat das Buch trotz „Bursian** seine vollste Berechtigung und selbetftndige Bedeutung; es erscheint deshalb zugleich als Band 124 des „Jahresberichts Aber die Fortschritte der kUkssi*- sehen Altertumswissenschaft *S dessen Abnehmern es als Fortsetzung ge- liefert wird.

Unter den zur Behandlung kommenden Abschnitten sind einzelne HUfiMUaziplinen der Altertumswissenschaft nicht besonders aufgeffthrt, wie FftUographie, Metrologie; sie sind nicht an sich ausgeschlossen, nur zeigt sieh auch in dieser Zurfickdrftngung die Unterordnung des Kleinen unter dss Gröbere, die, wie das Vorwort betont, mit zur Signatur der modernen Altertumswissenschaft gehfirt. Diese Hilfsdisziplinen kommen, wie in noch höherem Mabe Epigraphik und Chronologie, wieder- holt zur gelegentlichen Besprechung. Behandelt werden von berufenen Ver&ssern folgende Abschnitte: Oriech. und rOm. Metrik von L. Bader- macher (12 S.), rOm. Literatur von W. Kroll (38 S.)i griech. Grammatik von 0. Hoffmann (34 S.), gr. Philosophie von K. Fraechter (45 S.), Mathe- matik, Mechanik, Astronomie von J. L. Heibeig (15 S.)i griech. Medizin von M. Wellmann (10 S.)« griech. Geschichte von Th. Lenschau (39 S.), itau Geschichte von L. Hofasapfel (41 S.), griech. Staatsaltertfimer ym H. Swoboda (64 S.), rOm. Staatsrecht von H. Stein (24 S.), lat. Grammatik von F. Skntsch, darunter lat. Syntax von W. Kroll (41 S.), das antike Privatleben von H. Blfimner (21 S.), antike Geographie von A. Buge (IS S.), antike Kunst von B. Sauer (32 S.), antike Beligion von L. Bloch

i08 Nene Phütdogiaehe Rnadgchan Nr. 5.

(87 S.), gr. Literatur von A. Gercke (72 8.). Wonn aneh der grötere oder geringere umfang der einzelnen Abschnitte mit von der individuellen Neigung der Mitarbeiter abh&ngt, so Iftfst sich daraus doch zugleich ein Mafsstab entnehmen ffir die Bedeutung, die die einzelnen Fächer im Gesamtgebiete der Wissenschaft gefunden haben. So wenn z. B. die römische Literatur und noch mehr die griechische besonders ausffihrlich behandelt werden oder wenn die griechischen Staatsaltertfimer und die griechische Philosophie in weiterem ümiange zur Besprechung kommen. Auf zweierlei ist durchweg Gewicht gelegt: einmal auf Feststellung dessen, was gegen Mher geleistet und erreicht ist, und sodann auf Hinweis dar- auf, was noch zu erledigen bleibt, wo noch Probleme vorliegen oder neue Fragen sich herau^estellt haben. Und die zurzeit unerledigten Aufgaben werden den Berufenen oft recht ernstlich ans Herz gelegt. So wird von Skutsoh (lat. Gramm., S. 351) den Philologen voigehaltra, dafs F^ush- mftnner auf dem Gebiete der lat. Grammatik g^enw&rtig die Indogermar nisten sind, nicht die klassischen Philologen; diese „mfissen sich von den Linguisten ganz unbedingt die grammatische Methode aneignen''. Das stimmt freilich nicht mit dem fiberein, was Oldenbeig-Eiel (in seinem Vortrage fiber Indologie und khssische Philologie in der dritten Plenar- sitzung der Hambui^er Philologenversammlung) sagte: dafs fDr den Diener der juBgen indologischen Wissenschaft die Pflicht erwftchst, sich die Arbeits- technik der älteren und gefestigteren Wissenschaft zu eigen zu machen. Indessen wird wohl Hoffmann (S. 83 zunSchst mit Bficksicht auf die griechische Granmiatik sich ftufsemd ) recht behalten: „Wie es scheint, wird es jetzt hfiben und drfiben besser, und hoffentlich ist die Zeit nicht fem, wo sich allgemein Philologe und Sprachforscher in gemeinsamer Ar- beit zusammenfinden.^

Einen wesentlichen Fortschritt, der vielfiich eine Umwandlung be- deutet, hat die Behandlung der antiken Schriftwerke gemacht, was Be- zension, Emendation und Erkl&rung betrifft, wobei insonderheit der ersteren der Aufschwung des Bibliothekwesens zustatten kam. Von dem Erklärer erwartet man nicht blofs die Erkl&rung der Worte des Schriftstellers und die für das historische Verständnis notwendigen Notizen, sondern auch eine Darl^^ng der Intentionen des Autors, seines Stiles, in welchem Grade dieser sein Eigentum ist und durch die Literaturgattung bedingt wird. Auch die Geschichte der Literatur ist mehr als fMher in den Mittelpunkt gerfickt, die Philologie lernte von der GeschichtswissenschafL

Neoe FbflologüMbe Rnndeehaa }^t. h, 109

Und dadurch, dafs die einzelneo Sohriftsteller nach ihrer Stellung in der Literatur bearbeitet wurden , erfuhren manche eine richtigere Wertung, 80 unter den BOmem namentlich Cicero. In der Behandlung der Texte hat das leidige Jagen nach Konjekturen aufgebort und einon mehr kon- semtiven Yerfahren Phtz gemacht

Auch aitf dem Gebiete der alten Oeechiehte und der Altertflmer ist aofierordenttich viel geschehen, wenn »ich hier immer noch neue Ford^ rangen sich geltend machen, wie z. B. Swoboda (S. 262) die Herstellung neuer Stntegenlisten fBr nötig erachtet Die Kenntnis der römischen Geschichte im besonderen hat sich in zahllosen Dingen berichtigt und erweitert, eine Folge der eingehenderen Erforschung der römischen Pro- finaen; und wenn die Studien nicht selten zu radikalen Ansichten Aber die Utere Geschichte der Bepublik geführt haben, so doch auch nidit minder oft zur Ablehnung sokher.

Wenn somit das Werk nichts weniger als ein bibliographischer Weg- weiser sein will, sondern das GrofszOgige und Bahnbrechende im Gänge und der Entwickelung der Wissenschaft vor Augen ffihrt, so ist doch eine gewaltige Summe von Einzelheiten darin angesammelt, die anlzu6nden das 9 Seiten umfassende Register bequeme Handhabe bietet Und des öfteren wird angedeutet, dals nicht blols die zusammenhangenden Hand- und .Lehrbücher, sondern oft mehr noch die Einzeluntersuchungen von Belang und Wert sind. Das Werk wird fortan zu dem Handapparat jedes Forschers auf dem Gebiete der Altertumswissenschaft gehören; auch in keiner Gymnasmlbibliothek darf es fehlen.

Hanau O. Waokeraia

61) CSarl Abel» Ober Ctogenainn und Ctogenlaut in den khusi- schen, germanischen und slawischen Sprachen. Heft I. Frank- furt a. M., Moritz Diesterweg, 1905. UI u. 64 S. gr. 8. Ji 1. 60. Seit drei Jahrzehnten schon sucht Abel in einer Beihe gröfserer und kleinerer Schriften Gpgenlaut und Gegensinn in hamitischen, semitischen und iDdoeurop&ischen Sprachen nachzuweisen. Die vorliegende Schrift, die in der Hauptsache eine lexikalische Zusammenstellung derjenigen sprachlichen Sncheinungen auf den im Titel angegebenen Sprachgebieten darstellt die A. fBr seine Kategorien des Gegensinns und Gegenlauts in Anspruch ainmit soll in ffinf Lieferungen abgeschlossen sein. Das vorli^ende erste Heft bietet die Buchstaben A bis D und einen Teil von E. Inzwischen

110 Nene Philologiache Rmidwhaii Nr. 5.

ist auch die n. Lieferang (1906) erBchienen (Erlaubeo— Glftozen). Abel geht von der ÄBScbaunng ans, dafs aUe ursprfingliche Sprache asam Teil ans Mangel an hinlAnglich differenzierten Lantformen, zum Teil aoch aus Orfinden denknotwendiger Art weil jeder Begriff nnr durch seinen Oegensatz verständlich werde womOglidi in jedem ««Crwort*^ Sinn und Gegensinn zugleich ausdrficke, so dafs dann eine Oeste als nnterstfltzende Aosdrucksbewegong dem Hörer angebe, in welchem Sinn das Wort ge- braucht sei. Diese Erscheinung des Gegensinns hat sich A«, soweit wir sehen, zuerst im altftgyptischen Sprachgebiet aufgedrängt, und zwar schon vor mehr als dreifsig Jahren. Damals war man aber noch allgemein der Ansicht, dab man mit den ältesten Sprachen wie Sanskrit nnd Altägyp- tisch den „Ursprachen'' sehr nahe stehe, und konnte so leicht einzelne Worte solcher Sprachen als „ürworte'' aufbssen; zeigte sich dann in einer Beihe solcher „ürworte'' Gegensinn, so konnte die Vermutung und schliels- lich die Überzeugung erwachsen, dafs alle ürworte Sinn und Gegensinn zugleich ausdrQcken. Bei unseren heutigen Auffassungen vom Alter dee Menschengeschlechts und von der Art und Dauer der Sprachentwickelung wird man nicht mehr leichthin von ür werten reden und wflrde sich. viel- leicht eher dazu gedrängt sehen, in dem G^ensinn altägjptiaoher und anderer Worte ein Entwickelungsergebnis zu sehen, als eine nrsprflng- liche Erscheinung. Und da z. B. gerade die altägyptische Schrift in den ideographischen Elementen jedes Wortes Sinn und Gegensinn scharf unterscheidet, so wird doch vielleicht die Möglichkeit nicht abzuweisen sein, dafs auch der Sprachlant den Unterschied von Sinn nnd Gegensinn bemerkbar machte, wenn auch die Wissenschaft als Äquivalent f&r die graphische Unterscheidung nur die Geste beiziehen zu mflssen glaubt Wäre die Erscheinung des Gegensinns eine uraprflngliche, dem primitiven Denken angemessene, so mfi&te die Einderspracbe analoge Erscheinungen aufweisen. Das ist aber, soweit wir sehen, nicht der Fäll. Selbst w«in einzelne Kinder beim Anblick eines fremden Mannes „Pftpa*' sagen und den Kopf dazu schfltteln, so ist das nicht Urwort mit Gegensinn, den die begleitende Geste bemerkbar machen soll, sondern die direkte Ablehnung des Gegensinns. Das primitive Denken ist wohl auch zu sehr an das Wort gebunden, als dafs es in weitem Umfang selbständige Voratellungs- Prozesse erkennen liefse, die nicht sof<Hrt auch ihr lautUches Widerepiel in den Bezeichnungen der Vorstellungen fänden. Die Erscheinung dee G^genr Sinns ist nun ohne Zweifel vorhanden. Aber die Erklärung der Brschei-

New PhilologMflhe BimdidMm Nr. 5 111

nong sdieint nur von Fkll zu Fdl möglich za sein, wie die ErklArang aller Bedeotongaentwickelnng, und die gammarische ZurQckf Ahrung der Ersohei- nnng auf Urworte und ursprachlicbe Vorstellungsarten und LautverhftU- Diase ist unter allen ümstftnden zu gewagt Oder sollte, um von vielen Beiqiielen des vorliegenden Heftes nur eines zu bringen, der Oegensinn im giiechisehen itn6 „von weg wieder znrfick'* ein im ürwort schon gegebener sein? Und wenn der Gegensinn, wie so oft, nur in zwei verschiedenen Sprachen an der gleichen Wnrzel zur Erscheinung kommt, wie Englisch wator und Lateinisch vadum („Boden des Wassers^') vorausgesetzt, dab man diese Zusammenstellung ffir znlflssig erklftrte sollte da der Gkund nicht im Bedeutungswandel gesucht werden mfissen, statt in einem nisprfinglichen Gegensinn des ürwortes?

Doch die Tatsache des Oegensinns stellt immerhin noch manche interesBante Aufgabe der ErkUmng von semasiologischen Entwickelungs- ergebnissen, und die Sammlung solcher Erscheinungen, die A. vorlegt, ist verdienstlich und bietet reichen Stoff zum Nachdenken und zur Kritik. Wie man schon aus dem letzten Beispiel ersehen wird, steht A. in seinen etymologisohen Auffiissungen auf anderer Basis, als die Wissenschaft der Btjmoh^e im allgemeinen zu stehen pflegt Er nimmt f&r die ür- ^rächen weitgehende Wurzelvariation an, bei der die Vokale nicht nur, Bondem auch die Mutenstufen im weitesten Umfang variieren. So er- geben sich ihm etymologische Zusammenstellungen, die das Gebiet der FUle von Gegensinn auberordentlich erweitem, ebenso aber auch das (Ge- biet des Gegenhutes. Wenn man die geringe Zahl von Konsonanten, z. B. in den kksösohen Sprachen, ins Auge fabt und dabei in Betracht zieht, dab infolge der angenommenen Wurzelvariation die neuen Muten sich bei A. eigentlich auf drei reduzieren, so Iftfst sich schon rein mathematisch nach den Formeln der Kombination berechnen, dafs eine groliw Zahl von Gegenlauten in jeder wortreichen Sprache sich ergeben mufs, also z. B. neben bal ein lab, neben col ein loc, neben dam ein mad usw. mit den mgehörigen Mntenvarianten, wobei eine innere Beziehung der beiden Gegen- hnte gar nicht zu existieren braucht So stellt A. z. B. deUere und laed-ere als Gegenlaut gleichen Sinnes zusammen. Bunter wird das Bild, wenn die Zusammenstellungen durch verschiedene Sprachen gehen und znm Gegenlaut auch der Gegensinn kommt So findet sich fiber die Silbe y^K in if/iXho folgende Zusammenstellung: Englisch to call, claim, damare, gellen, hallen, heulen, yBkiStify kla-gen und mit Gegenlant bei gleichem

m Nene nUologiidie ftimdflohaii Nr. 6.

Sinn kiyög^ lachen, logere (klagen), ahd. lahan (schelten), lah-8ter.(ScfaiiiSr hang und im ,, Gegensinn'' Schande); da&a ß-ky-og (Tran«r abd im „Oegensinn*' Schmerz); loqui uuilaxBw. Wie man sieht, ist der Begriff des Gegensinns sehr weit gefabt, wie auch der der etymolcgischen Bnfc* s^echang.

Nach unserer Meinung kann aiuch die Erscheinung des Gtegenlantes nur von Fall zu Fall erklärt, werden. Aber die ganze Theorie A.s bemht a»f der Voraussetzung, daTs die ältesten Formen der bekannten Sprachen ihren Ursprachen nicht sehr ferne stehen. Wenn man aber zugeben mofe, daTs selbst diese ältesten Sprachen, wie z. B. das Sanskrit, ane prähisto- rische Entstehungs- oder Bntwickelnngsgeschichte hinter sich haben kOnnen, wie z. B. das Franzfysische in historischer Zeit, so ergebe sich ffir Gegen* sinn und Gegenlaut ganz andere Gesichtspunkte als sie f&r A. in der vor- Uzenden an sich gewifs yerdiensüichen und wertvollen Sammlung mal»* gebend sind.

Lörrach. J.

62) K F. SUpfle, Au%aben sa latetnisehen Stüftbangwi.

IL Teil Aufgaben fär Sekunda. 23., verbesserte Auflage Ton Gt. Sflpfle und C. Stegnumn. Heidelberg, C. Winter, 1905. XII u. 454 S. 8. Das Buch ist in einer Zeit entstanden, wo man Latein zu schreiben verstand. Das kommt ihm noch heut zugute. Denn die Hecaus^ebisr sind verständig genug gewesen, tiefgreifende Änderungen nicht vorsa- nehmen. Sie haben zwar durch zahli-eiche Verbesserungen im einzelnen der berechtigten Forderung, dem SchQler nur korrektes Deutsch vor Augen zu fikhren, Rechnung getragen, aber sich gehfitet, durch allzu starke Modernisierung des Ausdruckes und des Satzbaues den color Latinus der Obersetzung in Frage zu stellen. So haben die Aufgaben ihren Haupt* vorzog nicht eingebübt: ihre Dbertragung ergibt ein wirklich muster- gflltiges Latein und bildet hierdurch das Sprachgefühl des Schülers. Dafs mch gerade in diesem Punkte kaum eines von den vielen neueren Hilfe- bflchem mit dem Süpf leschen messen kann, ist begreiflich ; beginnt doch die Kunst des Lateinschreibens auch den Lehrenden immer mehr abhanden zu kommen.

Inhaltlich entsprechen die Stücke ; obgleich auch hier die Heraus- geber wenig geändert haben, durchaus den Forderungen der Lehrpläne.

Nene PUlologiMbe Rwidwhaii Nr^^R 118

Teilt ergftnaen mid erläutern sie geradezu die Sehriflstellerlektfire der Sekunda (Livins, Cicero, Xenopbon, Herodok, Homer), teils yermitteln sie den Schfilem eine allgemeine Kenntnis des Altertoms. Eünige Au^ben wftrde ieh freilieh lieber der Prima zogewieeen sehen, vor allem die Ab* schnitte fiber Tkoitns nnd Aber die Satiren und Episteln des Horaz« Yielleidit eignet sich aach die Besprechung von Sophokles* Elektra besser fikr diese Stufe.

Fflr die Übersetzung der Aufgaben sind dem Sehfller reichlich Hilfen g^eben, erstens durch eine geschickt zusammengestellte Phraseologie, die j9. Sfipf le zum Verfiisser hat, sodann durch zahlreiche Fulsnoten. In ihnen hatte schon E. F. Sflpf le eine FflUe von feinsinnigen Beobachtungen Aber Sprachgebrauch und Synoojmik niedergelegt. Ein alphabetisch geordnetes Wörterverzeichnis erleichtert das Auffinden dieser Anmerkungen. Vielleicht am^hlt es sieh, das Yerzdchnis bei einer spftteren Auflage noch zu erweitem. loh vermisse z. B. eine Verweisung auf Nr. 74, 17 (aber); 157, 28. 159, 18 (als); 162, 17 (Anlage); 171, 2 (Art); 161, 11 (sich tnssetzen); 237, 5 (beide); 5, 7 (doch); 120, 10 (Einfluls); 197, 6 (Ent- soUuls); 249, 8 (Freigelassener); 165, 19 (gelten); 235, 4 (leb^); 160, 6 (am meisten); 165, 30 (nAmlich); 287, 16 (sehen); 80, 1 350, 9 (so): 3, 2 (80 viel); 225, 23 (vielleicht); 245, 12 (wisse); 164, 19 (zugleich); 167, 6 (zwar); 268, 16 (zwei).

Der Druck ist sehr korrekt. Mir ist nur ein Fehler in der Note 236, 2 und ein &lsehes Zitat in dem Wörterverzeichnis unter „so weit gefaen^* an^fidlen.

So kann man dem alten Buche auch in seiner neuen Aufhige ver- hei&en: postera crescet laude recens.

Potsdam. S

63) Ans xomaniBchen Sprachen nnd Literatnren. Festgabe fftr Heinxieh Mor£ Halle a. S., Max Niemeyer, 1905. 8. Zwölf, grObtenteüs der Schweiz angehörende Freunde oder Sehfller bezw. Sohflierinnen des trefflichen Frankfurter Komanisten haben sich nsammengetan, um ihm in einer Sammlung von grSfseren Aufs&tzen, die der Niemejersche Verhig nunmehr auch im Sonderabdruck veröffentlicht, ein Zeichen ihrer Anhänglichkeit zu flberfeichen. Die Sammlung enthllt folgende Abhandlungen: E. Brugger, Alain de Gomeret. Ein Beitrag mr Artiiuriflchen Namenforschung. (44 S.) -- J. Jud, Die Zehneraahkn

lU Nene Phili^igche Bnndachan Nr. 6.

in den Bomaniseken Spraeten. (36 S.) J. Jeanjaqnet, Hb docmneiit iiiMit dn franfsis dialectal de Fribaarg an XV« sitele. (MS.) W. Degen, Die Eenjagation im Patoia von GremineB [Berner Jura]. (30 S.) L. Od HC bat, VvaAU phon^iqne dans le pateta d^nne com- mase. (68 S.) - E. Keller, Znr italienischen Syntax. (24 S.)— B. Tap- pelet, Ober die Bedeutung der Spraebgeograpbie mit beaanderer Be- rficksicbtigang franzfidscher Mandarten. (32 S.) A. Flnri, Die A&Ange dee franxOeifleben üntmriohtB in Bern. (22 S.) A. Farinelli, Dante nell* opere di Christine de Pisan. (36 8.) -* E. Bovet, La ]^ Um de Gbapelain k TAdonis. (52 S.) -*• E. Sehirmacher, Der jonge Yoltaire und der jnngeOoethe (28 S.) M. Langkavel, Henri Blaze*B Übertragmig des zweiten Teiles von Goethes laust. (16 S.)

Brnggers VerBnch, das als Nantie eines landes und eines Tafel- rittffs vorkommende Wort Gomeret zn erküren, ffihrt in eines der schwie- rigstMi Probleme der Arthnrforschnng, der Namendentong und beweist ras von neuem die Wichtigkeit der Etymologie ak Hilfsmittel der Exegese. Aus der Brklftrung diOBes Namena ergeben sich wichtige Sdilfisse auf die arthurische (^ueUenforschung, und kein Forscher auf diesem Gebiete wird Bniggers Resultate unberfkdosohtigt lassen können. Jud kommt ia seiner kurzen Studie Ober die Zebnerzahlen in den romanisehea Sprachen zu dem Reaultate, dafs eine Akzentuierung auf der Anfangssilbe der latei- ttisdien Zehnerzahlen nur fDr triginta bei Oonsentius bezeugt ist und dah in den romanischen Sprachen (besonders im Spanischen und Portu- giesischen) die regressive und progressive Assimilation in hohem Mafse, vornehmlich bei zwanzig und dreifsig wirksam gewesen ist. Die Schweizer Jeanjaquet, Degen und Gouchat beschftftigen sich mit sprachlichen Unter- suchungen heimatlicher Dialekte, wfthrend Keller einen lehrreieheo Beitrag liefert über das Verhältnis von Haupt- und Nebensatz in der itaUenischen Syntax; besonders interessant ist Gouchats Erforschung des Patois einer welt- fernen Gemeinde in der Gfuyke und seine Feststellung, dafs die lautgesetz- liche Bntwickelung sich im Laufs mehrerer Generationen derartvoUziebt, dals die Lautgesetze in der ersten Generation mehr oder minder latent bleiben, in der zweiten sich noch unregelmftfsig zeigen, in der dritten bereits all- gemeine (Geltung erlangt haben. Tq>polet stellt die Prinzipien fAr eine kartographische Darstellung der Dialekte auf und beweist an der rftumlictaen Verteilung der Dialekte in Frankreich und in der ftanaSeisehen Sehwrtz, daCs als Sprachgrenzen die natflrlichen, die gesehicht-

Nene PMlologIflehe RmidMliAii Nr. 5. 116

liehen md vor allem die konfeBeioirellen Ofenzen sii nennen sind, Wfthrend Flnris AnfsBts nnr lokales Interesse beanspracben kann, be- haoddt Ikrinelli CSiristme de Pisanes Stellung mm grorsen Florentiner imd yerrollstSndigt Oelsners TJnterBnchnnfen auf diesem Gebiete; Bovet besehiftigt rieb mit der alten Streitfirage, welchem von den fifiintOsiacben Diehtem^mid Theorikem die Ebre gebttbre, roersk die Segeln von den drei BinhMtea an allgemeiner Oeltnng gebracht zn haben; im Segetnatz zu Dan«- heifaer kommt er zn dem Scblnste, dafs Cbapelain in seiner Vorrede zn lfaF< liaoe Adonis (16iO) diese Segeln zum ersten Haie eingehend besprach und ab Dotvend^ hinetellte. Sine knrze Qegenflberstellnng der Jngendentwicke* lang Goethes nnd Voltaires liefert Fräulein Schirmaeber und belenehtet die OegensUze des typiisch deutschen und des typisdi französischen Jünglinge, wie sie ihren Jugendbriefen uns entgegentreten. Eine andere Dame endUeb, Frftulein Langkavel, findet in H. Blaze einen gewissenhaften Über^ «tzer des zweiten Teiles ton Goethes Flaust und empfiehlt seine Über- tragung da ftanzfisiscben Lesern zum Studium dieser Dichtung. Diese Hinweisung auf den Inhalt der Festgabe lehrt ohne Zweifel, dafe rie eme Seihe bemerkenawerter Beiträge zur Farderung verschiedenartiger Stadien in rieh scblielst^ die fllr viele eine Quelle de? Belehrung und des Genusses werden können.

Vegeeadk T*. Both.

64) Otto Haupt, Vene fransAsisehe Handelskorrespondens.

Mit grammatischen und stüistischen BrUuterungen. Zum Ge* bnuiche an Handelsschulea , kauftnännischen und gewerblichen Fortbildungsschulen, sowie für den gescbfiftMchen Verkehr und cum Selbstunterricht. Stuttgart, Paul Neff Verlag (Max Schrei- ber), 1905. XVI u. 283 S. 8. geb. Ji 8. -. Sm eigenartiges, von der meist fiblichen Form der Lehrbficher der ftendspraehlicben Handelskorrespondenz abweichendes Buch, das fte Lernende beitimoit ist, die bereits eine gewisse Kenntnis des Französischen besitzen. Nieh des Verfinsers Ansicht soll der Briefwechsel hauptsächlich dazu dienen, bestehende Geschäftsverbindungen zu befestigen, alte zu erneuem and neue anznknflpfen. Deriialb hat er in dem Buche abgesehen von BnadsdireibeD, EmpCshlungs« und Kreditbriefen, Schreiben Aber Konsigna- tioBssendnnge« usw. In zwftlf Kapiteln sind behandelt: Das Angebot, der Preis, der Markt, die Bestellang, die Bitundigung, die Bedhnnng, die

116 Neue Philologia^e lUmdsehM Nr. 5.

Fertigung, £e Lieferung, 4er Versand, IrrUmer, die Zahlung, das Bank- fach, die Bewerbung* Jedes dieser Kapitel bringt zuerst eine nidit zu kleine Anzahl kaufmännischer Fachausdrflcke und entsprechender Bede- wendungen; dann erst kommen fertige firansOsische Briefe. Von diesen letzteren steht links neben dem französischen Text stets ein kurz^ Auszug in deutscher Sprache, der den Leser rasch mit dem Inhalt bekannt macht Nach des Verfassers Worten sollen diese Anszfige auch als Aufgaben fftr selbst anzufertigende Briefe dienen. Allein sollte da nicht die Ver^ Buchung sehr nahe liegen, dab der Schüler die fertigen Musterbriefe wört- lich benutzt? Besondere Aufgaben am Schiurs jedes Kapitels wftren sicherlich zweckdienlicher gewesen. Als Einleitung ist dem Buch eine Beihe nfltzlicher stilistischer Winke vorangeschickt, während den Schlub ein „Grammatiseher Anhang'* bildet, der aber nur etwas fiber die An- wendung des accent aigu, einige oft angewendete Gallizismen und die wichtigsten Punkte aus der ministeriellen Verordnung fiber die Verein- fachungen in der franziSeischen Rechtschreibung und Grammatik enthält In einem besonderen Abschnitt („ Der Brief') sind Anweisungen Aber die Abfassung von Geschäftsbriefen im allgemeinen gegeben, die gebräuch- lichsten Brie&nfänge und Briefechlüsse aufgef&hrt und neben zahlreichen Bedewendungen eine Beihe häufiger vorkommender sinnverwandter WOrter sowie die meist gebrauchten Abkfirzungen und solche geographische Na^ men, die in den beiden Sprachen nicht fibereinstimmen, verzeichnet. Diese neue französische Handelskorrespondenz mit ihrem reichhaltigen Inhalt stellt an den Lernenden bei der Durcharbeitung nicht geringe Anforde- rungen, wird ihm aber auch ein wertvolles Hilbmittel zur Aneignung des französischen kaufmännischen Briefwechsels sein.

Boehum. M

65) F. Holthauaeiii Beowulf nebst dem Fimuibiirg -Brach-

Stück mit Einleitung, Glossar und Anmerkungen herausgegeben

von F. H. I. Teil: Texte und Namenverzeichnis. Heidelberg,

a Winters üniversitätabuchhaAdlung. New Tork, G. E. Stechert,

1905. VII U. 112 S. 8. Ji 2.40.

Der vorliegende erste Teil der neuen Beowulfausgabe bildet das dritte

Hdt der von Morsbach und Holthausen herausgegebenen ehemaligen

Old and Middle English TexU, die jetzt erfreulicherweise ihren Titel ver*

deutscht und in AU* v$kd mUtdmgUsche Texte umgewandelt haben;

Nene Fhilologiaohe BnadMfaa« Nr. 5. ÜT

rieDdcht itatm sieb anaere Bemerkiuige& im Jahrg. 1901 dieses Kattea S. 187 ff^ ein Stflckehen Verdienst an dieser vorteilhaften Indernng zn- Bdhreiben.

Die Ausgabe selbst ist eine hocherfrealicbe Leistung, um so will- kommener, als sie ein sehr notwendiges Qegenstltck zu der ?on Traut* mann bedeutet, auf die wir im Torigen Jahrgänge (S. 549 ff.) hiugewies^ habeo. War jene ein in unserer Wissenschaft gan2 vermzelt dastehender Veisaeb, der wohl nicht auf allgemeinen BeifiaU zu rechne hat, so ist diese ein Meisteistflck gelehrter und im besten Sinne echt pbib* kgiacher Forschung und Emsigkeit und findet sich aufs gewissenhafteste mit 9ßm bisherigen Leistungen auf diesem Gebiete ab. Erster Orundsatz flkr die Ausgabe ist möglichste Schonung der Überlieferung; deshalb ist ne aaeb auf Zupitaas Faksimileausgabe des Gedichtes aufgebaut In allen gnunmatisehen und metrischen Fragen fufst Holthausen auf SicTers' Feststellungen. Fflr Anftnger ist es ganz besonders praktisch, dafs der Aosspnehebezeicbnung grofse 8<M^Mt zugewandt ist. Die Vokallftngen and •kflraen sind unterschieden, die kurzen Diphthonge sind nach dem Yoischli^ BlQbrings in Änglia XIV, 1 gekennzeichnet Neu und yer- diensUieh ist auch der Versuch, die zahlreichen Konjekturen, die die Beewulfforschung bereits gezeitigt hat, auf ihre Urheber hin zu unter- saehen und den rechtm&fsigen Eigentfimer zu ermitteln, was mitunter zu recht lehrreichen Ergebnissen fBbrt. Der Anhang zeigt in einer gut ge* luogenen Rekonstruktion der ersten 52 Verse, wie wahrscheinlich der wirkliche Urtext ausgesehen hat vi^d bringt auch das Finnsburg-Bruchstfick. Den SchluTs bildet ein sorgsames Namenverzeichnis mit Tollstftndiger Stdlenangabe.

Wir behalten uns vor, noch einmal auf das yerdienstliche Werk zu- rfickzukommen, wenn der zweite (Schlufs-) Teil erschienen ist was hoffent- lich nicht mehr allzulange dauert Er soll die Erläuterungen, die Ein<* leitang und das Wörterbuch enthalten. «te-.

66) A. Gt. Bradley, Captain John Smith. London, Macmillan

and Co. (New Tork, The Macmillan Company), 1906. VIII u.

S2& S. 8. geb. 2 6. 6 d.

Der Torliegende Band gehSrt zu der English Men of Action Series

und behandelt das Leben des Captain John Smith, des eigentlichen Be-

grftnders tou Virginien, der ersten englischen Kolonie auf amerikanischem

m Nene FhlloiogiMiu BiuMbMlM Nr. 5.

Bodeo. Mit Beoht verdient Sm. eiDen Platz unter den Ifen of AMaa^ imn er war eism der tatkräftigaten Mftnaer, die dem tatenfirohen Zdt- alter der Einigln Elisabeth entstammten. 1579 za Willongbby ia lin- cdoshtre geboren, nahm er adhon In früher Jugend, von Tatendrang getrieben, als Soldat an Krißgazl^feii in den Niederlanden « üngvn mid der Türkei teil, wo «r aieh durch seine Energie, seine EntsdiloflaiBDbeit und seinen erfinderischen Qeist auszeichnete. In einer Sohlacht verwundet und gefangen genommen, geriet er in Sklaverei, doch gelang es ihm, zn entSiehen und nach abenteuerlichen Ereus>- und QaerzAgen nach England aurfickzukehren. 1606 beteiligte er sich an einer Expedition, die unter Führung des Gaptain Newport im Dienste dar London Company nach Amerika ging und dort in Virginien die erste dauernde englische Kolonie gründete. Der von Sir Walter Baleigh 1684 abgesandten Expedition war es nicht gelungen, auf der Küste des neuen Erdteils festen Fub zu ftasen, sie ito elend zugrunde gegangen, Dals die zweite Expedition, der noch andere folgten, nicht das Schicksal der ersten teilte, war lediglich das Ver- dienst von Sm., der, mit ungemeiner Tatkraft und Umsicht und wahrem kolonisatorischen Talente ausigestattet, die neue Kolonie zu Jamestown durch die grülsten Schwierigkeiten hindurchführte, die ungeeigneten, viel* fach unbotnoäfsigen und aufrührerischen Elemente unter den Anaiedlem durch eiserne Strenge im Zaume hielt und zur Arbeit zwang und auch im Verkehr init d^ Eingeborenen den richtigen Weg zu tareffen wulste. Mehrere 'Male war er in Lebensgefahr. Das eine Mal rettete ihn nur das mutige Dazwischentreten von Pocahontas, der Tochter des Indianerhiapt- lings Powhatan, vom sicheren Tode. Pocahontas wurde spSter die Christ* liehe Gattin des englischen Ansiedlers John Bolfe, ging nach Snglaod und wurde selbst am Hofe mit grofser Auszeichnung empfimgen, starb aber bald darauf in Gravesend, Eine Zeitlang war Sm. Präsident des Bates und Gouverneur der Kolonie. Bei einer Pulverezplosion schwer verwundet, verliels er Virginien 1609 und kehrte nach England zurück. Als 1612 der Tabakbau eingeführt wurde, blühte die neue Kolonie kräftig empor. Sm. erforschte später die nördliche Küste Amerikas, die v(xi ihm New England genannt wurde, und war unansgesetzt, auch schriftstellerisch, in kolonialem Interesse tätig. Er starb 1631 zu London. Seine Lebensschicksale und »er&hrungen sind in verschiedenen Werken niedeigelegt, die Sm. teils allein, teils in Verbindung mit anderen gesehrieben bat. Die bekanntesten darunter sind: The Tme Tcavds,

Neue JPMologiiche EmidBolHWi Nr/ 5. Itt

Adfeataüres md Obsenrations of Oaptun J. Sbl A True Relation of Yi> ginia. A Map of Virginia. A Deacription of New England. The Oenend HiBtoiy of Virginia. Sein letztes, ein Jahr vor seinem Tode geschrie- benes Werk war: Advertisaement for the Inexperianced, or the Pathway to erect a Plantation. In seinen Werken finden sich auch etwa 30 Gedichte, die 10A Freonden and Anhängern ihm zu Ehren verfallt worden sind. Bine Neuauagabe seiner gesamten Werke besorgte Arber 1884.

Sm.*8 Leben ist vielfach behandelt worden. Da seine eigenen Berichte fiber seine Erlebnisse nicht sdten einen recht abenteuerlichen und roman- tischen Anstrich haben, so bat man ihm mehrfach den Vorwurf der ün- Wahrhaftigkeit, der Buhmredigkeit und Eitelkeit gemacht Im vorliegenden Werke gibt Bradley eine Ehrenrettung des merkwördigen , viel verdäch- tigten und geschmähten Mannes und weist scharfsinnig die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurück. Das Buch zeigt eine ehrliche Be- geisterung des Verfassers ffir seinen Helden und ist sehr lebendig und interessant geschrieben. Am Eingange finden wir Sm.*a Bild mit der Um- schrift: The Portraictuer of Oaptayne John Smith, Admirall of New Eng- land, und eine Karte von Virginia in den Jahren 1607 1610.

Bremen. Badolf Bfauao.

Verlag Ton Friedrieh Andreas Perthes, Akttengesellsehaft, €fotha.

Hundert ausgeführte Dispositionen

zu

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Gotha, dl M&n. Hr. B, Jahigang 1906.

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Bertelhiiiftta nehmeD alle Bnehhandlnncren, sowie die Postanstalten des In- and Auslandes aa.

InsertloiiSKebflhr. Ar die einmal (gespaltene Petitsoile 80 P(ir.

Inluat: Besensioneo: 67) A. Veniero, I poeti di PAittologia Palatina (ß) p. 121. 68) M. Niedermano, Cootributions a la orltiqae et a Texplieation des gloaes latines (Fonck) p. 123. 69) W. Prellwitz, Etymologisches Wörter- boeb (Fr. Stols) p. 12t. -> 70) £. Bonrguet, L*Adinini8tration financiere da Sano- tnaire Pythiqoe (0. Wackermann) p. 127. 71) J. A. Scott, StadieB in tbe Oreek YocaüTe (E. Eberhard) p. 129. 72) K. Baedeker, Grieebf^Dland. Hand- baeh f&r Beisende (L. Koch) p. 184. 73) Ed. ▼. Mayer, Pompeji in der Ennst (L. Koch) p. 135. 74) £. Ziegeler, Gymnasium and Knitarstaat (0. Wacker- mano) p. 136 75) Fr. Klincksieek, Chrestomathie der franzöaisehen Lite- ratur des 19. Jabrhandrts (K. Pasch) p. 136. 76) F. W. D. Brie, Geschichte und Qaellen der mittelenglischen Chronik The Brate of England p. 137. 77) W. P. Ker, Essays on medieval literatare p. 188. 78) J. Wright, The English dialect graromar (Heinr. Spies) p. 138. 79) L Kellner, F. W. Thieme, Handwörterboeb der eDglischen and deatechen Sprache (G. Krfiger) p. 140. ->

80) Fr. Nietzsche, Gesammelte Bäefie, IIL Bd. (E. Neuling) p. 141.

81) Meyers GroDses Konrersatlons-Lezikon, XL Bd. p. 142. Anzeigen.

67) A. Veniero, I poetl di TAntologia Palatina seoolo m a. C.

Vol. I, parte 1. Asclepiade, Gallimaco, Dioscoride, Leonida Ta- rentino, Posidippo. Teatot versione e commento. Gon introda- zione an la geneai di Tepigramma epidittico M erotieo. Oatania, Fr. fiassiato, 1905. CXI u. 270 S. 8. Lire 5.

In Italien fehlt ea immer noch an einer vollständigen Oberaetzong der grieehisehen Authologia Palatina; deshalb hat sich der Verfiieaer dazu entflchloaeen, diesem Hangel abzuhelfen. Ton seinem Werke liegt jetzt der erste Teil vor, der die Epigrammendichter des 3. Jahrb. v. Chr., As- klepiades, Eallimachos, Dioskorides, Leouidas von Tarent and Poseidippos, enUiilt, griechischen Text, italienische Übersetzung und Anmerkangen.

Seiner Arbeit voiausgeschickt hat Verf. eine Abhandlung Ober die Ent- wickeluDg des epideiktischen und erotischen Epigramms, das von den Alexan- drinern besonders gepflegt wurde. Diese ist zwar vielleicht etwas wortreicher, als notwendig gewesen wäre, aber sie verrät Studium und Sachkenntnis

X V

IM Mena PhilologiielM Eondichaii Hr. 6.

und weist die Faktoren , die bei der Aoabildung des EpigrammeB tfttig gewesen sind, richtig nach, nftmifch die Aosbildong der Rhetorik, die Einffihrung der Liebe in die griechische Literatur durch Enripdes mid die Verbreitung der kyrenftischen nnd epikoreiacbeft Phikeophle, iwta noch die ftoliseren yerhftttnieae nad sozialen Zoatftnde jener Zeit kamen. Der Boden, anf dem die grofsartige Poesie der frfiheien Zeit gedieh , war nicht mehr vorhanden; ein ganz anders gearteter war an seine Stelle ge- treten, der nur noch kleine, kflnstlich gezflchtete Bifiten trieb. Za dteaen gehört auch das Epigramm, das nach Form imd Lihalt aub kusatf ollste ausgestattet wurde. Allerdings hat der Verfasser dies nur hinsichtlidi des Inhalts im einzelnen genauer nachgewiesen; denn auf Versbau und Spradie genauer einzugehen, lag offenbar seinem Vorhaben zu Ism.

Die einzelnen Dichter werden uns so vorgeführt, dals wir znnftchst ihre Epigramme in griechischem Text mit gf^enfibersteheader italieniaeher Übersetzung in der Versform der italienisohen Epigramme kennen lemen, dann Anmerkungen dazu erhalten, die fiber Ausgaben der Dichter, fiber den mutmalsliehen Verfasser bei zweifelhaften Epigrammen, fiber hand- schriftliche Oberlieferung nnd deren Verbesserung durch Gelehrte, sowie fiber Erklftrnng bei schwierigen Stellen handeln. Was den Tezt der Ge- dichte betrifft, so zeigt sich der Verfieisser sehr konservativ; man wird dies billigen, wenn man auch da und dort wfinscht, dafs er die unhaltbare überlieferte Lesart durch eine angemessenere ersetzt hätte; eigene Besserungen sind selten. Die erklärenden Anmerkungen dfirften viel zafaJceicher und eingehender sein; denn ohne Zweifel werden sich in dem Leserkreis, den er voraussetzt, viele finden, denen die gesuchten Anspielungen mancher Epigramme unbekannt sind und infolgedessen auch das Versttndnis ver- schlossen bleibt. Vermutlich wftren diese Benutzer des Buches dem Ver- fasser auch dankbar, wenn er ihnen einiges fiber die Lebenszeit und die Lebensschicksale der Dichter mitteilen und sie auf das Wesentliehe ihrer Kunst aufmerksam machen wfirde; sie wfirden solche Belehrungen wohl den textkritischen Bemerkungen vorziehen. Vielleicht lUst der Verfiuaer in den folgenden Teilen seines Werkes eine dahingehende Änderung ein* treten; sein Buidi wfirde dadurch gewinnen und seinen Zweck, seine Lands- lente mit der griechischen Anthologie und ihren Dichtem bekaoat zu machen, in noch höherem Grade erfüllen. /K.

Hew PmoltglniB Riifculif Nr. ^ ItS

68) Ibx Xledtemaim, Ckmttilrattoiis k la eritique «t 4 r«K« pUeatton des glotei latiiiM BecoeU de tnYanx pablife ptr la Faeatt^ des Lettret mos tes »uspioee de la SodAM aea- dteique. Premier faacieale). Nenohatel, Attinger Mree (ss Paris, Libnirie Pioard; Leipzig, Hanaasewits)» X n. 49 S. 8. 8 hm. Kritik ond Erkttrang der lateiniaebea Oloeeen m verBBcheD, hat tun deswillen eiaen ganz besoaderen Beiz aa siehf weil hier SebatÜBina aad GelehrsBinkrit in htebsten Mabe fftr ^ LOsoag von Bttsela ia An^rarii' geaominen werden, die, wenn gelangen, reichen wissenschaftlichen Brtiair Inf einem Gebiete Terspriebt, anf dem eben jetat die Krftfte sich lebhafter legm. Und dabei liegt hier das Arbeitsmaterial in der noch ron Bitsohk Genius angeregten, von Loewe und iasbesondere von Ooetz darchgefllhrten Sunmlung des Oorpns gloeiiarioram in seltener VdUsUndigkeit nad wissen- adiafUieher Znvarlfissigkeit vor. FreiUch sind anch die Verderbnisse der Texte 80 mannigfiitt%, dab es selbst einer so geistreichen und ge^ khrtea Kombinationggabe, wie sie Niedermann besitzt, nur selten gdingt, eine Gloese so herznstellen , daTs das MOgUche zur Oewifsheit wird. Die bitiaehen Bemerkangen des ersten Teiles unserer Schrift suchen f&r sieb- zehn Ffllle eiae andere Lüeaag zn erweisen, ak bidier von Ooetz, Heraeos ^ a. gegeben war; zaweilen folgt man dem Gedankengange des VerfiMsers gerne, z. B. wenn er die verschiedenen Schreibungen und Glossen, die sich an IV 237, 1 faseenninas: dausebües vaUaticnis anschliefsen, auf fescm- nmas: pUmsibiks copiUaiUmes zurfickf&fart, oder wenn V 109, 9; 614, 37 hih ofHilo zu giBo: agpiole emendiert wird; attoh II 142, 49 passtimsss; i9&aa9at 1. paamreis esse: M^w^ai will mir trotz des Widerq^raches ▼on Ooetz (D. L»-Ztg; 1906, 5, 8^ 379) annehmbar erseheinen und ebenso anderes Indes der Zweifel an der Sicherheit der Ergebnisse fiberwiegt; am nur eins zu erwShaen, die ErArteraagt welche sich an V 390, 46 er* goMfum: eareer vd Iccub V 390, 47 ergaslar e. q. s. anknflpft, bringt iwar interessante Belege ffir '^r anstatt -er in Endsilben; ob aber die Schieibaag ergastar wirklich unter dem Einflüsse von oaroor entstanden iatp bleibt angewils; das genaue griechische Vorbild ffir ergattiUum fehlt, am nicbsten steht igyaavIjfiOPj das in lateinischer Schreibung s. & bei Diomedes 433, 6 CIL 1X4113 vorliegt, weist vielleicht ergastar hierauf mrfick? C. GL II 63, 83 ergastuUm: i^aüw^iw verglichen mit II 268, 43; 313, 53 kOnnte die Vermutung st&tsen, die sich aber durchaus nur als Vermutung geben wül. Der Wert dessen, was der Verfasser hier

m Nene FJüliOogiMhe Eaadtdum Nr. 6.

ausführt, liegt durchaus in dem vraehgeschichüichen Material, das er in ganz seltenem Mause beherrsoht, and aus demselben Grande verdienen die (8) Remarques ex^gftiqaes des zweiten Teiles (S. 19 46) die grölste Beachtung. Die Art, wie hier namentlich das in den Inschriften bezeugte Yolkslatein, aber auch moderne Sprachen herangezogen werden, um ans scheinbaren Korruptelen in besonnener Erklärung fftr die Lauir und Frarmen- lebre wichtige Ergebnisse zu gewinnen, ist im hCchsten Mabe lehrreich und fruchtbringend ; als ganz besonders gelungen hebe ich aar die Den* tung der Formen ccmiees u. ähnl., des Femininum pelioa, der Schvei- bung.pumeZZa ffir prundla hervor. Anderes, wie die Besprechung von rhododeiMkrum-hrimdrtmMleandrum flbeneugt nidit so sicher, wie sieh denn auch der Verfasser selber keineswegs verhehlt, dals seine Beweise nicht immer Ifickenlos geftthrt sind. Aber reiche Anregung hat er fiberali gegeben, und das Studium seiner Schrift ist ffir jeden, der sich mit der Geschichte der lateinischen Sprache befabt, unerlftfslich* Sondershansen.

69) Waltber Frellwits, EtymologiBöhM Wörtarbueh der griechischen Sprache. Zweite, verbesserte Auflage. OOt- tingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1905. XXI? u. 524 S. 8.

J$ 10. -.

Von der ersten im Jahre 1892 erschienenen Auflage unterscheidet sich diese zweite einmal durch Vermehrung der Seitenzahl um IX und 142 und zweitens durch die Aufnahme von literarischen Naohweisungen in ziemlich beträchtlichem, aber keineswegs erschöpfendem Umfange, wodnrch einem entschiedenen Mangel (vgl. meine Bemerkungen in der Berliner philol. Wochenschrift 1893, S. 152 ff.) in dankenswerter Weise wenigstens zum grofsen Teile abgeholfen und die Brauchbarkeit des Buches gewils wesentlich erhöht worden ist. Bereits in der erwähnten Besprechung der ersten Auflage habe ich trotz einiger Bemängelungen das Brscheinen dieses etymologischen Wörterbuches der griechischen Sprache, das einem dringen- den Bedürfnis der Wissenschaft entgegenkam, mit Freuden begrflist, und ich kann mit um so gröfserem Rechte diese neue, in der Tat sehr ver* besserte Auflage willkommen heilsen, die allerdings jetzt nicht mehr als alleiniges Hilfsmittel neuesten Gepräges auf dem Gebiete der griechischen Etymoloie dasteht, sondern in der Arbeit des belgischen Sprachforschers

Nene Philologisöhe Rimdseban Nr. 6. 135

Boivaeq einen gewiebtigen Konkarrenten erhalten bat, wie ich ans den mir eeinereeit lugekommenen Probebltttern m scbliefeen berechtigt bin ^). Wenn schon an and fBr sich klar ist, dab es bei der Natnr etymo- logischer Untersnehnngen and in noch viel höherem Grade bei der dog* matischen Znsaromenfiissang des gesamten etymologischen Materials einer Sprache nnter selbstverständlicher Berücksichtigang des Sprachschatses aller indogermanischen Sprachen vielfiich anf das sabjektive Ermessen des einzelnen ankommt, so kann man sich in anserem konkreten Falle von der Richtigkeit dieser Tatsache leicht (lberzeiq;en, wenn man neben dem Prellwitaschen etymologischen Wörterbach der griechischen Sprache das jetat beinahe bis zu Ende gediehene lateinische von A. Walde zar Hand nimmt. Ich ersnehe za diesem Zwecke dj^n Leser die im folgenden nam» halt gemachten Artikel des Prellwitzschen Wörterbachs mit den an din betr. Stellen zam Vergleich herangezogenen lateinischen Wörtern mit den betr. Artikeln in Waldes Wörterbach zn vergleichen: Se&XoPf alax^Qy duLfoA^fiai f dlc£i&Py d^eivo, i^fy/^j d^id^fiög, o^dg, ßSeXvfög, yvfivÖQy ileiS9$Qogf Snrcii, xcxo9>i}rfray x^dtoy, %qtßavoq, utiiXog, xtJa^og, Xendpfi^ Xilalofiaiy Uyx'lf f^olofiaij ft9»ia%r^j ^S, axirczto, tntDfogy <rfcM0, atÜiJjuVj etiaj agniXlmj rdfuaog^ t^fdr/ta^ VXti^ VoXig^ fwlsdgf x<r- ifAraia. Wenn Referent in diesen strittigen Fallen , die ans noch gröfeerer Zahl heransgegriffen sind, eine Entscheidnng fällen mtirste, so könnte er sich in den meisten nicht anders als anf die Seite Waldes strilen. Mehr am za beweisen, dafs Referent das Prellwitzsche Bach wirklich einer eingehenden Darchsicht anterzogen hat, als am irgendwie etwa Yollstftndigkeit der möglichen Aasstellangen za erzielen , sei noch anf folgende Einzelheiten aaftnerksam gemacht. Der zweite Bestandteil von iwqtiyttog wie der von ti}A<$}^erog wird za ^eno- gestellt. Dafs eine solche Partizipialbildang -ywoq (angeblich aas -^^Nrog) ein Ding der Unmöglichkeit ist, ist vollkommen zweifellos; nxyt^-fotoq oder -yvitpoi könnten als partizipiale Bildungen von 'gen» in Betracht kommen. Aach in dieser Beziehang lehrt Walde s. v. Mndiges' hinsichtlich dieses Wortes, dessen zweiten Bestandteil man ebenfells za gignere gestellt hat, das Rich- tige. BezSglich inavrög ist nach meinem Erachten Brogmann, dessen Ansfllhrongen Indog. Forsch. 15, 87 ff. zwar erwähnt, aber nicht wider-

1) Des game, irie ich glauben darf, jetzt ToUendete Werk ist mir noch nicht

m »wrt PhÜDiagfaehe Brodtduin Nr. 6.

legt and, ebenso im Beohte, wie ifUf^alog Ton demselben Grieck. Ghramm.' 41 ras Hnef-^-ialfhg richtig gedeutet ist, ohne dab Pretlwiti vsB dieser schon von O. Onrtins, Grmidxflge * 717 angebahnten BrUftmng Kenntnis genommen bitte. Anch hinsichtlich %it stehe ich trota der darehans abiMisenden Bemerkung in anserem Wftrterbncb entschieden aaf Seite Hirts, fBr den anch Walde S 292 sich mit Becht ausspricht Zn dantS^ofiai mMAe ich die ErOrtemngen ?on Lagercranta, Kuhns Zeitacfar. XXXIV 382 ff. benutst sehen, zu daarfUftig die ?on Sdmsen, Bhdni- sches Museum LX 479 ff^ au nufst^yog die ?on Bmgmann, Indog. Forsch. XVU llL, zu &ifiH)tS die ?on Semmer, Oriech. Lautstudien 64 f., zn tami^Lty^ die von Bechtel, Hermes XXXIX 166 f., zu tifoi^pog die von fioresob, Aus Lydien 69 f. Etymologien, wie die ?on mcsro^ aus „*nefc (Tod; lai nee-em, s. 9iws)^iar ,fiberwindeDdS ai. taraa, s. twlffw*^ oder die AnfGmsuttg ton tolfi6» „als Wundkompoeitaim tob toX in rAijfMti mid fia ia.fittifidw** dflrfben meines Btachtens besser unterdiSdtt werden. Betreib der dem eigentlieben lenkalischen Teile vorausgehenden lAattabellen, deren Beigabe dem Benutzer des Baches auch ohne gdehrten spiaohwisaenschaftlichen Apparat die Beurteihmg der verzeichneten Bty- OMdogien ermöglichen soll, sei es mir gestattet zu fragen, ob im Punkte i mit Beeht als altindische Vertretung von idg. a ,,a {()'' angesetzt ist; im Punkte 3 altir. e ns idg. e (nicht auch t); im Punkte 6 altir. o «r idg; 0 (nicht auch «). Doch ist ja immerhin eine tabellarisehe Überaickt etwas kanm durchaus Vollkommenes, tind kann daher auf einzelne Differenxen in d«r Bezeichnung der einzelsprachlidien Vertreter der indogermaniseben Lsote kein allzu groiSns Gewicht gelegt werden. Was die „Lauttabelle B. Die Entstehung der griech. Laute aus denen der Ursprache'' betrifft, so wftrde meines Brachtens die HinzufBgung mindestens je eines Beispieles der tabel- larisch dargestellten laatlicben Vorgfinge im Griechischen aus dem trockenen Schema ein lebenskrtftiges Bild gemacht haben, und die Erreichung des beabsichtigten Zweckes dadurdi sehr gefördert worden sein. Hinzuzufügen wftre meines Erachtens unter äi-ä- = -äif-, z. B. daijf (vgl. Brug- mann, Oriech. Gramm. * 46, Solmsen, Untersuchungen zur griech. Laub* und Verslehre 189); fern« unter u: das knge (geschlossene) e und entsprechend eine gleichlautende Bemerkung zu „oi;, die Länge sn o". Zugleich ist zu bemerken, dals hier aus Versehen „2)'' vor „durch Kon- traktion aus o-Of o-e, e-o^ ausgeblieben ist Bin Versehen ist i « i [9] statt i. Ausgeblieben ist „evsseu [16VS vor ^ einzuschalten. Nicht

Ni^ 6. 197

klar ist imr uBter fiz ,,4) »iis 9> M der EHsaaiUatMm nreier Aspiiikai^ wd wter «: ^4) a dh, if'h, «['Aibei DisaHnktion dnMr Idquideii.''

70) Jfanfle BMigMt» L'Adadiiistmtiaa flaanoitee du BaaetnaiM ^ytfaiqne au IV« mkoke ATaat X4}. Buk, Altarfe r<mto- moiag, Mitrar, 1906. 186 & 8. filier 4ar bwleo EMuer ddphisislier iBBehriften «d raf insdirift- liche QoeUea sOtrt sich dts ^lieewide Werk tet «BBchUefilkb , an d«eD AnffiiidüQg mid Entsiffeniiig er ein bervonagendes VerdieBst flkr sieh in Anaprücli nehmeo kann, bietel hier eine Pracht eeiner Stedien, die geeignet ist, Aber manche Partien des griecfaiechen Altertams heileres li^t so ferbrettea, anrt sam Teil fiber die 2eit dee 8. Jahdi., daa bu wM ^den dnnk^lsten Pnnkt der griediisoben Oesohichte^' genannt hat Obwehl noch »cht aUe delphischen Inschriften t erüffentficht sind, so i^anbt Veiftsser doch mit dem schon Torhandenen reichen Material ein fibeniehtlicbes nnd abgerandetes Bild der Finanzrenndtottg der driphi- sehen Amphik^ronie entwerfen an ktanen, nnd in der Tat hat er wn ein tAchtigee nnd bedentendee Werk die Wissenschaft bereidMrt Fftr die wesentlich in Betracht kommende Periode hat YeriMBer (aof 8. lOn. 11) ^ Namen der jlhrlichen dtiphisehen Arohontra, die sicheren wie die wahracheiidichen, yem Jahre 864— 806, aosammengestellt. Zn den bisher ferOlentliditen Inschriften, die fbr dies Gebiet in fietiacht kommen, ftgt VerfaBaer eine nicht unwichtige hinan: die Becbnniq^ vom Ardbontat des Pslaiea (889—888), deren zw^ Kolumnen er in einem Anhange 8. 176 bis 183 verCflTentliöht, eiginit und bespricht. Die eigentlichen Unter* nkhnngen beginnen mit der merkwürdigen Zeit, wo der dritte heilige Krieg (866 846) nnd die voran^henden Ereignisse aller Angen in starkatcin llabe anf Delphi zogen. Man könnte fragen, ob Verfasser fBr semen Zweck nOtig hatte, so weit ansaoholen, daTs er eine Übersicht der Geschichte des Geldwesens in Griechenland, des figinetisdien, des attischen Silbers nnd Goldes Torsnsohickte von dem Angenblioke an, wo es in aisntliehen Kassen der HeUigUüner aafgesammelt wurde; jedeslklls wird »an ihm Dank wissen, dafs wir hier eine fibersichtliche Znsammenstdlnng dsr regelmftfsigen und anfserordentlichen Einnahmen nnd Hilfaqnellea der heiligen Eansen nnd der Qeldsorten, die dort oiaitea. So ist dieser Abschnitt, Kap. delphisch nnd

Nene PhMologliobe Runtohaii »r. 6.

panhdleniflch zugleich. Die folgenden Abaetanitte gehen anf die delidii- sehen YerhUtnisBe insbesondere ein. ESne eigene Eomttiission war mit der Venniltang der delphischen Kasse betraot, sie hatte die laufenden Ein- kflnfte entgegenzunehmen and die notwendigen Aasgaben zn veranlassen; dies wwen die Prytaneb <Kap; II). Sie werden onterstBtzt oier (bei denAoagaben) beaafkngt dordi die internationalen Be^hOrden, in deren Geschichte zwei Perioden zn onterscheiden sind: 869—339, wo die vaonoiol (nrspcfinglich eine den römisehen Idllen veigleidibare Behörde, deren Aratsbefagnis sich allmählich erweitert) die einzigen Mittels- personen sind zwischen dem Bat von Delphi and den Unternehmern (Kap. ni). Seit 389 tritt noch enie zweite vermittebde Behörde hinan, die Schatzherren (Kap. IV); and hierfBr ist die im Anhange mit* geteilte; Inschrift von Wichtigkeit In beiden Perioden sind die Bwecb- nongen nnd alle geschäftlichen Abmachangen/mögen sie in vertraggemifaen Liefemngen , in Verpachtungen von Ornnd and Boden oder worin soast immer bestehen, bis in kleinste E&nzdheiten der Kontrolle der Amphlk- tyonie (oder vielmehr ihrer Abgeordneten) unterworfen, der alle Behörden und Kollegien nntergeben sind (Kap. V). Alle vorbuidenen Dokumente bestitigen, dafe die Amphiktyotiie in die Finanzverwaltung selbsOnd^ und nach freiem Ermessen eingriff;

Der Schwerpunkt der üntersachung scheint uns in Kap. in (und V) zu liegen, namentlich in der Betrachtung ieirimotcoiol; die geschichtliche Entwiekelung der Behörde, ihre Mitwirkung bei baulichen und sonstigen Arbeiten im und am Tempel , ihre BechnungsflUn-ang wird eingehend erörtert Ver&dser zieht hier wie durchw^ alles erreichbare Material am Bäte, berfielmicht^^t die mannigfechsten Einzelheiten, die in Mooogmphien und Zeitschriften verstreut sind, z. B. bei Feststellung der BevölkemngB«« zahl von Delphi, bei Untersuchung Aber den Bat dieser Stadt Die üstev- suchungen sind so umsichtig und gröndlich wie besonnen und vorsichtig, 80 dab sie ffir das behandelte Gebiet eine zuverlässige Bicfatschnur ab- geben. Mit eigenen Hypothesen ist Verfasser zurfickhaltend und spricht sie gewöhnlich mit ausdrficklichem Vorbehalte aus.

So finden wir in dem Buche Aber eine der wichtigsten KultusstftUfen Griechenlands, bei denen französische Ausgrabungen schon so reiche Aua^ beute zutage gefördert haben, eine, eoweit^ die finanziellen Dinge ai^ht, maCBgebende Darstellung, und es abeltt sieh dieser 96* Band der ffibli<K th^ue des teoles firan^aises d'Athines et de Borne dem Werken 1%.a»i

Heoe FhflologfaAe BimdMhaii Nr. 6.

nolles „Im archives de rintendaooe saeröe de Dfloe^, das als 4». Band denelbea Sammlong 1887 erechienen war und das mit Y. ?. SobAffen Buch fiber][DeloB (1889) die delische Tempelyerwaltang m der bis dabin bertbekannten Sabalverwaltong gemacbt batte, wfirdig ood ebenbürtig an die Seite. Allerdings wird man von den gerade in jflngster Zeit Ton HomoUe wieder mit Erfolg anfgenommenen nnd erweiterten Grabongen in Delpbi nocb mancbe Eig&nznngen nnd gewük aneb Beatfttignngen der io dem vorliegenden Bncbe bebandelten Dinge zn erwarten baben. Hanau. 0.

7t) John A. Bootti Studie« in fhe Gmek Vooatiwe. Bvanston, Illinois, 1905. 23 S. 8. Diese kleine Scbrift, ein Wiederabdruck von drei in tbe Ameriean Journal of Philology (34.-36. Band) erscbienenen Abbandinngen, bat mein lebbaftes Interesse erregt nnd verdient sebr beachtet zn werden. Die erste behandelt den Vokativ bei Homer und Hesiod. Der gelehrte Ver&sser zeigt hier, dab in der Ilias der Vokativ mit ä 73roal, in der Odjssee 103 mal vorkomme, ohne Sin der IL 628 mal, Od. 615 mal. Er stellt den Satz auf, den er in sehr geschickter Weise zu begründen sncht, dals die Anrede mit ä bei Homer nnr da angewandt sei, wo die Bede einen familiären Charakter anfweise oder durch Aufr^ung, Ungeduld oder Alger veranlafst sei, dais aber, wo dies ausgeschlossen sei (in elevated, saered or religions erpressions), ä fehle. So könne diese Interjektion in Gebeten an die Gottheit oder wenn man sich sonst an die Gottheit wende, nicht stehen, vorausgesetzt, daTs man sie als solche erkenne. Ausgenommen seien daher i] 22 k 228 Q 425, wo Athene und Hermes die Gestalt von Menschen angenommen hätten und als G6tter nicht er- kennbar wären. Einige andere Ausnahmen werden durch die starke Auf- regung der Bedenden begründet Ebenso kann nach der Darlegung des Terfiausers d mit einem Patronymicum in der B^el nicht direkt ver- banden werden, da ja dieses den Charakter einer gewissen Wfirde und Ehre an sich trage. Eine ganze Beihe von Stellen werden noch auTserdem an- geflkhrt, in denen die Anreden ohne & erfolgen, weil der familiäre Cha- rakter ausgeschlossen ist, so z. B. beim Abschied Hektors von Andromache, beim Besuch der Thetis bei Hephästos. WShrend Priamoe im letzten Oeaange der Ilias mit dem verkleideten Hermes im vertmulicheren Ge- q^h mehrfach zur Anrede die Inteijektion ä hinzugefDgt hatte, liefe er

Ito UeäB tliilologiwlie ttmidsehftii Kr. 6.

beim Znaammentreffen mit Achill diese Redeweise sofort fiUen und, ob- gleich in diesen Versen 16 mal ein Vokativ sich findet, fehlt in sämt- lichen die Interjektion. Kein Weib (woooan's attitade was too reserred) bedient sich ihrer in den horaiBrischen Gedichten , anch Hektor nicht, wohl aber Thersites. Anch der Dichter selbst wendet in seinen Apo- strophen an die Mnse, an Menelaos, Pfttroklos, Helanippoe oder Bnmlos die Interjektion ä niemals an. In der Odyssee gebrancht, wie der Ver- fasser zeigt, OdysseuB in Gegenwart des Alkinoos nnd der Nansikaa nie ä, wohl aber in seiner Verkleidung als Bettler in Ithaka : t 107 382 finden sich 6 Vokative, sämtlich mit lä; während seines Anfentbalts beim Sanhirten Eninäos wird in 86 Versen (| 80—166) 8 mal in der Anrede d angewandt. Der mehr familiäre Ton der Odyssee weist hier einen reichlicheren Gebranch der Interjektion ä anf als in der Ilias. In der letzteren kommt auf 10 Vokative einer mit cH, in der Od. hingegen auf sechs. Die Anrede ä (plloi (a word of famiiiarity) findet sich in der H. 21 mal, & ninw oder & ninoveg (a word of ftmiliarity er impatience) 9 mal und in v. 1. noch imal (P 171); in der Od. wird A mit Formen von q>llos 34 mal verbunden, mit Ttinov nur imal. Von der B^gel, dab bei Verbindung eines adjektivischen und substantivischen Vokativs von Dichtern ä nicht selten eingeschoben wird, finden sich \m Homer folgende Bei^iele: ^189 (plJiog & MevihxB^ K 43 if 26 561 diot(iiq>ig A Mt- viXae, P 716 Aya^U^q ib MepiXaSj » 408 a 122 t; 1^9 mheQ A lelw. Doppelt steht ä nur an zwei Stellen der Ilias: Z 55 P 288 A ninov, A Mevilae. Am Sdilufs weist der Verfasser darauf hin, dafs Quintne Smymäus, der sich desselben Metrums nnd fiist derselben Eigennamen wie Homer bedient, deutlich zeigt, wie leicht, wenn das Greftthl fBr die Inter- jektion sich geändert bat, sie im Heiameter angewandt werden kann. In weniger als 125 Vokativen hat er die Interjektion 70 mal.

Hesiod beobachtet denselben Sprachgebrauch wie Homer. Nirgends wendet er in einer Anrede an die Gottheit die Interjektion d an; diese findet sich auch bei ihm nur im Ton der Vertraulichkeit oder der Un- geduld nnd des Argers, und zwar in der Theogonie 2 mal (Vok^ ohne A 12 mal), Scut. 4 mal (Vok. ohne i5 4mal), Op. 6 mal (ohne dl 7 mal), dazu imal in den Fragmenten.

Anders verhält es sich mit den homerischen Hymnen, die der Ver- fiEu»er nicht berficksichtigt hat. Es finden sich hier 144 Anreden, davon 132 ohne d, nnr 12 mit der Interjektion. In dem zweiten Hymnml auf

Nwe PliikkgiMhe RiudMliftn Nr. 6. 181

Apollo wird der Qott 2 mal (v. l lu SiS) & am angeredet, ohne dab TOB beeonderer Vertranliebkeit oder Ungeduld die Bede sein kuin. An iwei anderen Stollen der Hymnen wird^die. Gottheit eo angeredet, daTsd hinzugefBgt ist; beide Male stobt oin Adjekti?Qoa dabei: b. Ap. 14 fiA- Tuuq & ^rpol und 26, 11 noXvatägwi! ä Jiiwae. Bemerkenswert ist beide Male ancb die oben erwftbnto Einscbiebong der Inteijektion. In den Epigrammen finden sieb zw6lf Anreden, meist an die Gottbeit: lOnu»! ohne d, 2 mal mit d, beide Male nicht an die Gottheit gerichtet (9, 1 ; 14, 1).

Der zweite Haupttril handelt vom Vokativ bei Äschylos and So* pbokles. Der YerfiEMser fBbrt hier Fälle an, wo, während bei Homer und Hesiod auch in der familiären Sprache die Interjektion ä nur ge- stattet gewesen sei, diese Schriftoteller ä als nnbedingt notwendig erachtet hätten; 1) beim substantivisch gebraachten Partizipiom, 2) bei der Anrede w leblose Gegenstände oder abstrakte Eigenschaften. Mehr ab 200 mal findet diese Begel bei den beiden Tragikern Bestätigung. Um zu zeigen, wie sehr man in diesem EUle die Inteijektion verlangte, fährt er zwei bemerkenswerte Beispiele mit mehrfacher Wiederholung von d an, aus der Antigene 891: cS tiifißogj ä wfig>eiovj & yLaraaxaq^ oixffiig deig>fav(iog und Phil. 936 cS lifiiragj ii nffoßkfjfscQi A ^vrovaiai di^(0r df$iii»j (b Tunaffif&yBS ^r^at. In dej berfihmten Parodos dar Antigene dx^^ig deUov fehlt zwar ä, wird aber unmittelbar damuf in ci Xfvaiag äfidfag ßXexpaqlg gesetzt. Hierzu bemerke ich, dafs in dem bom. Bpigr« XV 8 ahui dimüUyia&e ^ai die Interjektion nicht. steht. In des erwähnten FäUen findet sich nach Anschauung des Verfassers & ab Attsdrad des Interesses und Mitgeffihls. Wenn Personennamen in den Vokativ treten, ohne dafs iigeud welche genauere Bestimmung hinzugeffigt ist, fehlt daher auch <3; hingegen bei Qötternamen, besonders bei Gebeton, stdit es regelmäfsig; so findet sich bei Sophokles 20 mal tb ZeO und nur einmal ZeSy wozu der Verfasser die Bemerkung macht: „here it is an appeal to the sympatbetic, human personality in the divine.'' Als dritten Fall, wo & stehen mufs, fahrt er den an, dafs ein substantivisches Adjektiv in den Vokativ tritt, vorausgesetzt, dafs der Zusammenhang nicht deutlich diese subst. Bedeutung erkennen läfst (Bei Homer ist mir nur eine Stelle dieser Verbindung bekitnnt: ^ 158 <S fiiy d^aidig); endlich mub im Trimeter gesetzt werden, wenn die Arsis des dritten Fu&es «ia einsilbiger Vokativ ist* In den fibrigen Fällen, so werden wir

m Neoe Phtttlogiwhe Bnndedwi Nr. 6.

betehrt, ist die Setauog oder Anslaesung dieser loterjektion bedingt durch Hiatus und Bhythmos; dazu kommt, daTs nnr in den ersten drei Fflfsen gern die Interjektion angewandt wird. So hat Äsohylos in den letzten drei Fflfsen des Trimeters nnr 4 mal sich ihrer bedient Ascbylos gebraucht HO Vokative mit ä, 66 mit lii, ohne & 170, Sophokles 6S8 Vokative mit ä^ 43 mit U&y 365 ohne «S; zwiscben beiden Tragikem findet sich im Ctebrauoh der Interjektion kein Unterschied«

Die dritte Abhandlmg beschftftigt sich mit dem Vokativ bei den lyrischen Dichtern^ Herodot, Enripides, Aristophanes und Phto. Ans der reichen FfiUe des hier Oebotenen gedenke ich aber nur weniges hier zn erwtiinen. Die lyrischen Dichter folgen dem homerischen Sprachgebrandi; am häufigsten findet äich ä bei Alkftns, Anakreon, den Soolia und den Ojinnina popularia (angefikhr 60 «/o) entsprechend dem Charakter dieser Gedichte. Bei Pindar findet sich anter 806 Vokativen 66 mal die Inter- jektion, Der Verfiisser unserer Schrift weist darauf hin, dafs Pindar allein vion idlen lyriscbea und suerst von allen grieoliischen Diehtam bei der An- rede der Muse oder der Musen <& hinzugesetzt habe, weil sie von ihm ah seine eigenen vertrauten Freundinnen angesehen worden seien. .

Herodot befolgt dieselben Grundsätze wie 8<qpliokIes; daher kommen, wie bei diesem, auf 100 Vokative 60 Fälle mit A. Im ganzen steht bei ihm Vokativ mit d 171 mal ^ ohne ä 116 mal. Wie Sophokles ge- braucht Herodot & stets bei substantivierten Partizipien oder Adjektiven, bei Anreden an leblose Gegenstände, ebenso auch an nahe Verwandte, wie Vater, Mutter, Sohn, während d fiist stets bei Eigennamen von Personen weggelassen wird (in 49 Fällen fehlt 47 mal die Interjektion). Bei dem letzten Fall macht der Verfasser ausdrflcklich darauf aufmerksam, dals die Auslassung des ä nicht zufällig erfolgt sei, sondern dals hier bei dem fiuttiUären Ton die Interjektion keine Stelle habe finden können. Von dieser Begel ausgehend sucht er auch den Sprachgebrauch zu begründen, dals in Ausdrficken wie ^yd^eg otJ/ufiaxoi^ Spdffeg aTQon&rai, Svdnes ^Adn^- vaioi die Inteijektion weggeblieben sei, hingegen Herodot d üigaaij ä ^Adirpaioi (<rfme Svdqeg) gesagt habe. Über Dreiviertel aller Fälle, wo bei Herodot & fehlt, fallen auf Rechnung des Vokativs bei Personennamen und bei Phrasen mit SvdQeg.

Bei Enripides stellt sich der Prozentsatz des Vokativs mit & etwas geringer als bei Sophokles (54 ^/o); doch befolgt er mit geringen Aas- nahmen dieselben Grundsätze wie dieser. Der Verftaser fQgt Mar hinzn,

Nene PMlologkebe RandaeluHi Nr. 6. ^-^ ^^

' ■■-■ .— ...— ^— -„— .— 1.1. , ...^^...j^.,.^,,^,.— ^

dab besMiderB bei Boripiäds, aber auch sdion bei Äsobylos nnd Sophokles, TOB allen Worten, welche Sklaven oder Diener bedeuten, aoch ireadoly der Vokativ ohne & gesetzt werde, aasgenommen da, wo diese miteinander reden, was dann in mehr vertrauter Weise geschehe. Die einzige Aus* oahme, wo ftQÖauvXog mit verbunden werde, in allen vorhandenen grieeh. TragSdien sei Sophw Oed. B. 946. Wenn in anderen Füllen mehrere Vokative anfeinander folgten, so bezeichne nach der Grundregel der Vo- kativ mit (3 eine Aufregung oder Vertraulichkeit, der Vokativ ohne A Buhe und Selbstbeherrschung; ein Wechsel bezeichne entweder den Über- gang von der Buhe zur Leidenschaft odiHr umgekehrt.

Aristophanes gebraucht den Vokativ mitd 1000 mal, ohne ä 252 mal abo (80%). Je erhabener sein Stil ist, destoweniger ist Baum üBr &; je mehr et mit seiner Sprache sich der des gewMmlichen Volkes nihert, desto UMbr bedient er raoh dieser Interjektion^

So bat der Ver&sser nadiznweisen gesucht, dab der Gebrauch des A von Homer bis Plato in der griechischen Literatur imoMr mehr annimmt; Plato aber bedient sich der Interjektion bei jedem Vokativ mit der ein- zigen Ausnahme, dafs er das blofse näi in dem Fftlle sagt, wenn ein Sklave angeredet wird, sonst stets A nah

Eine sorgftltige Zusammenstellung der Anreden findet sich in der Dissertation von GL J. Bocke 1, De allocutionis usu, qualis sit apud Thu- eyc&iem, Xenophoatem, oratores Attieos, Dionem, Aristidem (Begimonti BenuBoram 1884), also fflr eine grtfsere Anzahl von Schriftatellem, die von Scott nicht behandelt werden. Wir eriabren hier, dafs Thukydides nur selten die Inteijektion A w^lälst, dafs Xenophon in seiner Anabasis in den mdsten Anreden, besonders wenn Svdifeg ohne nähere Bestimmung folgt, A setzt, in seiner grieeh. Geschichte A ärdQeg und das blofse iMfftg gleich oft gebrauidit^ dafs Antiphon mit einer einzigen Ausnahme immer A hinzufBgt u. a. Wie sehr die Erklärer in ihrem urteil über die Be- deutung der Vokative mit A und ohne A auseinandergehen, daftr ein BeispieL Doberenz sagt: Demosthenes tnm äpdQeg ^A9tyäioi (ohne A) posnit^ cum oommotiore animo et indignabundus loquatur'^ Franke, dab auch da A bisweilen sich finde, wo keine Aufregung des Gemfits ächtbar sei; es sei daher besser bei Demosth. fiberall der Auctorität der Handschriften zu folgen; Behdantz: „Demosth. wfthlt, wenn wir den Handschriften tianen, meist die getragene Form A SwÖQeg ^A^vciiot^ im Affekt der Entrfistang bisweilen ävdifeq 'A&Tpfmoi^ niemals A ^Adij-

184 »eut HiiklogiBdie BwidiehMi Nr. «.

va%oi''\ Kfihner (in der aosfBbrL 6. d. gr. Spr. von Oerth) II, 1, 48 der Yö- kfttiv gMie in der Begel allein, wenn die Anrede mit emem gewiaBea Affßkie anpgesprochen werde^^aleo bei Ernuihniu^en, Drohungen, ÄnTseninigen des Dnwillena usw.; der Vokativ stehe in Verbindaag mit ä bei einer einfachen Anrede, also in dem gewübnlichen Qesprftcbstone, sowie aach in den MTentlicben Beden. Wie Böckel ausffibrlich dargelegt hat, flberwi^ nachdem das arsprftngHehe Geffibl f&r die Interjektion mehr und mehr ver- loren gegangen i^ der Gebranob des Vokativs mit der Interjektion; dodi l&bt neb bei den einsäen Schriftstellern noch ein fester Sprachgebraneb ffir bestimmte Verbindungen oder eine Vorliebe fBr diesen oder jmenOe- brauck nachweisen (so l&Tst Demostbenes an den wenigen Stellen, wo er eine Bede oder einen Satz mit einer Anrede beginnt, ^ weg; die Bede ftefi *Al(mnljaaVf die mit den Worten S SydQeg ^^9irpKuoi ani&ngtv ist unecht); aber fflr eine grofse Aosabl von Fftllen wird b^ di«aen SchnABtellem (ich. rede nie bt von den bei ficott besprochenen) ein merklicher unter- schied nicht anfzuweisen sein. .

Magdeburgs B

72) E. Baedeker, Oriechenland. Handbuch für Beiaende.

Vierte Auflage. Leipzig, K. Baedeker, 1904. 488 8. 8.

geV. Jl 8. . £ine neae Anflage des Baedeker fir Oriechenland hier ansoieigea ersdieint mir leider immer noch weniger im Interesse der Kollegen ge* boten, die das Bnch ffir, eine Beise nach dem „gelebten Lande ^^ g^

bfMchen wollen es wftre ^dlich an der Zeit, dab reichere Mittel an

Beisestipendien ffir Gymnasiallehrer von den verbfiodeten Begiernngen bereit gehalten wfirden als zum Vorteil derer, die sich bequem and zuverlässig fiber den Stand der Au^grabui^en auf dem Festland und den Inseln^Oriechealands unteniehten wollen. Denn das Lob darf maa un- eingeschränkt dem Buche zollen: es hat nicht nur die Fortsdiritte in der wirtschaftlichen Entwickelung des Landes und auf dem Gebiete des Verkehrswesens verfolgt und soi^isam gebucht, sondern es ist auch dw archäologischen F<»chung gerecht geworden, deren letzte Eigebnisae man sonst nirgends so fibersicbtlich und gevrissenhaft zusammengestellt findet. Diesen Vorzog verdankt der Herausgeber namhaften Mitarbeitern. So hat W. Dörpfeld die Darstellung von Olympia« und Athen, P. Wolters die von Delphi beigesteuert. Die vortreffliche kunstgeschichtliche Einleitung, die

Nene FMlologMh« ftHubobn Nc «. 186

EekiiM V. Sferadonits.zttm Verfasser hat, ist tod B. Zahn iiea bearbeitet worteo. Ab neaen PUnen und Eftrtehen warden hifizogefflgt die der Um«- gebttng TOD Athen, der Umgebung von Platftä, des heiligen Bezirkes von Delphi, von Theben, der Stadt Korfa, ton PatraS) des Herften von Argos, des Palastes von Knossos, während die meisten anderen Karten durah BfgftBZttDgen und Umgestaltndgen zieitgemäb verbessert wutdenl Das haben wir Teilndimer der Studienreise im Frühjahre; 1904 besonders dankbar aaf Deloe nnd Kreta, inMykeoft nnd Epidanros «mpftinden/ Somit sei dieser Baedeker allen QOnnera nnd Kennern des klassischen Attertnmd gleidi dringttid empfohlen.

Bremen* L. Kooh.

73) Eduard ▼. Mayer, Pon^eji in Beinor Kunst (fittnd XXlViH der Kunst herausgegeben von B. Muther«) Berlin, Band^Mar^ quard ft Oo., 1906. 68 S. 8.

Don Gharalfter der literarischen Unternehmung entsprechend; der das Büchlein als ein Glied einverleibt werden sollte, hat der Verfasser von vornherein auf eine m(^ nur andeutende Darstellung der Gesamtmd^ei- Dung Pompejis verzichtet und sich darauf beschrftnkt, ..die Kunst, wie sie sich una in Pompejis Denkmälern darbietet, zu wfirdigen. Er tut das in einem Fenilletonstil, der uns fttr den Gegenstand recht wenig angemessen erscbeint, ztimat er mehr pointiert, gesucht, und geistreichelnd als geist- reich ist ' Über Einzelheiten in der Darstellung und Auffassung, in der wir mit dem Ver&sser nicht einer Meinung sind, wollen wir mit ihm nicht rechten. - Jeder Leser der Philol. Bundschau wird ohnehin sich nicht in diesem Schriftchen, sondern bei Mau, dem grflndlichsten Kenner der wieder- erstandenen Stadt auch in Sachen der Kunst Pompejis Bats erholen. Aber anerkennen mfiisen wir ^ doch die herzliche Wärme, die den Verfesser ffir seinen Gegenstand erfällt und mit der er ausgehend von dem pompejani- sehen Haus die Wand, die Gemälde und die Bildwerke Pompejis schildert. Sie vrird das Ihre dazu tun, in dem Kreise, für den das Werkchen be- stimmt ist^ der ScMnheit der Antike neue Freunde zu gewinnen.

Bremen. L. Kooh.

186 NeiM PhilolofsiM^e BimdicliMi Nr. 6.

74) E. Ziegeler, (Symnasiam und Kiiltantaat. (Mfoner Brief an Herrn Dr. A. Kalthoff, Pastor an SL Martini zn Bremen. Bre- men, Bfihle ft Schlenker, 1906. 12 S. 8. Jl --.25.

Die kleine Schrift bezieht sich auf die Yorwürfe, die von P. Ealthoff in einer Broschüre „Schnle nnd EnltuTstaat*' R^gen das hnmanistiflolie Gymnasium voiigebracht werden: „das Lebenaideal der privilegierten (1) Stände in Deutschland schaue sehnsficbtig zurfick in eine entschwundene kfinstlich herausgeputzte (1) Yeigangenheit^S wodurch eine Entwiekelung des Schulwesens im Sinne des modernen Eulturstaates hintangehalten werde, und was dergleichen oft gehörte Vorwürfe mehr sind. YerCnser weist mit Uaren und bestimmten Worten das Irrige solcher Ansichten, die aus Yorurteil oder Unkenntnis hervorgegangen sind, zurfick und ffihrt an einigen geschickt gew&hlten Beispielen aus, dals der klassische Unter- richt fiberall darauf gerichtet ist, die Jugend durch die lehrreiche Be- trachtung der Vergangenheit tftchtig zu machen ffir die Erkenntnis der Aufgaben der Gegenwart. So bietet das Schriftchen einen geeigneten Beitrag zur Widerl^ung der frischen Behauptungen, die immer wieder kfihn in die Welt geschickt werden.

Hanau. O. Waekc

'4

75) Fr. Elincksieck, Chrestomathie der franzdsiaohen Lite« ratnr des 10. Jalirhimdcdrts. (Mit Ausscblufs der drama- tischen.) Leipzig, Bengerscbe Buchhandlung (Gebhardt & Wilisch), 1905. VI u. 404 S. 8. .il 3.75. ^

Diese neue Chrestomathie, eine Erweiterung seines Lesebuchs ffir die -^i

oberen Klassen höherer Lehranstalten, hat der Verfasser ffir Studierende, Freunde der französischen Literatur und auch als Lesebuch ffir die oberste i

Stufe hfiherer Lehranstalten bestimmt. Er will eine Reihe von Schrift- stellern und Dichtem zu Worte kommen lassen, die in anderen Lese- bficbem teils nicht, teils wenig berficksichtigt sind. Von dramatischen Bmchstficken ist aus verschiedenen Gründen abgesehen. Literarische Ein- J

leitungen werden nicht gegeben, da sie doch eine Literaturgeschichte nicht ersetzen können, weil sie die Zusammenhänge nicht darzutun im- ^

Stande sind.

Die Auswahl der Stficke finde ich im allgemeinen zweckmfiTsig, doch läfst sich darfiber sowie fiber die Zahl und die Ausdelmung der Prosa» ]

stellen streiten. Der Verfasser hat sich mit Erfolg bestrebt, wirklich

Nene PliiMo«Mie BnuMlMni 1^. %. ISt

dmiUeriMilie SMIaa ead Gediohte. smimBeBntngiD. BescmderB bat er in«h damaf gOBeben, dafo die 'SchrifMieller und Diehfer ihre Theorien selbst biegen » and dab Kritiker, wieder neh fiber die im Bliebe ?er- leitreteoen Sdirifteteller «nd Diebter Avfoni...

Atte HssptriehtoDgett des li^. Jtbrb. nnd wa ioden. -^ Die nur flr SoUlec bestimiDten Bemerkugen fiber Leben and.Weriie der Sebrift« steller bfttten nieht alpbabetiBoh« sondeni, wie das Bnob aelbet« nadh Lite^ ntoigattiuigen geordnet werden sollen. Daant wftre noeh buige . keine Liteiataiigesolnebte entstanden« die Sdiriftsteller wtren aber dann doch ra ftbenehenf was in der ripbabetiscben Ordnnng niebt meglicb nt.

Selbatveratiiidlicb.kann flfar einen Studiereoden ein derartiges Lese- boeh niMials die mei^icbst' ausgedehnte nnd eingebende Lektfire der SdviflsteUer selbst erselien. Wenn aber das Lesebnch m dieser Lek* tbe anlegt, dann ist^seitt Zweck erreicht Ich ghiibe eine soldie Wir^ krag bei diesena BUcbe* anadimen an dfirfta

HSdbiughaaaen.

76) F. W. D. Brie, Oeaohiohte und Quellen der mittel- . engliaehe^ Z^roeaehronik The Brate ef England oder

The Gbronides of England. Marburg, N. G. Elwer(. VIII n.

130 S. 8. ^ 2. IM).

Difse Arbeit, yon , der ein kljBJnor Teil auoh als |f arbivger Jiabili- tationsBchrift erecbipnen ist, entb&lt Vorstudien zu einer Tom Ver&sser fflr die Early English Text Society vorbereiteten Aosgabe des , Bmte of England. Es mnia als ein sehr verdienstliches Unternehmen gerühmt werden, dals der Verfasser das fiberans umfangreiche Material der Ober- lieferung aufeuarbeiten begonnen bat. Er gibt in der Einleitung ein knrzes Verzeichnis aller bekannten Handschriften und eine Darstellung der bisherigen Forschung. Die beiden Hauptteile seiner Untersuchung behandeln den französischen und den englischen Brüte in chronologischer Beihenfolge der verschiedenen Fassungen. Die Handschriften werden genau beschrieben, Abweichungen festgestellt und daraus Schlflsse auf Abhängige keit und Verwandtschaft heigeleitet. Besonders eingehend verweilt Brie Beioer Abaicht entsprechend bei den englischen Übersetzungen des Bmte, »weit sie handschriftlich oder in alten Drucken von Gaxton ab überliefert nnd, und streift znm Schlufs noch die (f&r die innere Qeschichte des Textes belangloeen) lateinischen Handschriften.

Ito Km PUkhgMM BM^wfcatt Nr. «

77) W. P. Xer, MnmfM mi mbälmnl litnatiiMi LonlaD, Mm- millBn ft (30^ 190&. VII n. 261 8. 8. gib. 5 ■.

IXe Id dieaMi flehmoektti BMlein yereiiigten neben f^Vamjs^ md gate alte Bekannte; nur waren «e mm Teil in engfiaeben Zeitacbriften, deren Beaitses wir ma in DeatscUand niebk ibmll ribmen Mnaen, Ter- graben. Um ao dankbarer brüten wir du yorgeben dar VeriagafaHd» Inng, daa mia £eae literariadi inimerbin interananten Anfaftte in einaai Saonnelbande ingflnglieb madit.

Der erste „2%e emrlier ki$UMrp of EngHA fmm'' dieHta Mhar ab Einleitang snm ersten Bande tan Sir Henry Gndk'a Englisb jiroae aelee- tiena (Landen, Macmillan, 1893). Der sweito y,Hiakifieal nätm m ihe nmOei of DaiUe'' entatainmt dem Modem Qnarterly (Min 1M8). „Be^ modo** nreprftnglieh eine Vtarleaang, gebälten in (teünd wnd iMbar Ter^ (Mfentiiebt in den Stodies in Boropesn litambara (OxC., CBar. Ptaaa 1960). Die AnfiAtse fiber „Chmuer^, ^Oawer^ nnd „Qmkn JW«'' rind d«r Qualtarly Bat iew entnommen (April 1895, April 190a, Jnli liSOi). Der Essay Aber nFroissart** endlich nnd seinen englisoben Überaetser war frfiber aaf Veranlassnng von W. E. Henley flir die nene Aoqgibe ?on Lord Hemers* Gronykle of Syr Jobü Proissart (London, Nntt 1901 £) ge- schrieben worden.

7S) Joneph Wr%ht, The Engliidi dialMt grainmr oom» priging the dialeets of England, of the SheOaiid aaid Orkney ialandn, and of those parts of BcoÜand, Ire- land ft Walen wheze Eng^inh in habüually gpoken.

Oiford, London, Edinburgh, Glasgow, New York, and Toronto, Henry Frowde, 1906. XXIII n. 696 S. 8. geb. 16 a.

Neben dem monumentalen Werke des New English Dictionary steht das gleichfialls mit Recht monumental zu nennende English Dialect Dic- tionary Joseph Wrights, der wohl als der beste Kenner der englischen Dialekte .unter den Lebenden angesprochen werden darf. Erst verhUtnis- mälsig spät, fttr manche Mundarten wegen des starken nivelUerendoi Ein- flusses der Schriftsprache zu spät, hat sich die anglistische Forschung (Dilettanten hatten schon vorher auf diesem Gebiet ihren ünfiig getrieben) der Untersuchung der lebenden Dialekte zi^^ewandt. Wenn die älteren historiachen Grammatiken dea Englischen hierfiber nicht viel zn aigen wnbten , ao lag daa vomehmlidi an dem Fehlen brauchbarer Kinael-

Nene Pldlologigelie Randwhm Nr. 18»

dmtellmganv cBe erat leit ien sedudger Jabfeo «nfkataiidien begimieD: Barnes 1863 (Dorset), Murray 1873 (soatbern coooties of Soofland)« Blwortliy 1876, 1877 nnd 1888 (Wert-Somenet), Bobinson 1876 (Mid-TodBhiie), Aoas 1877 (HoldeneaB), Jackson 187» <ShroiMifaiie>, DarlingtOD 1887 (Soufh Chesbire), Pogge ]8«6 (Derby), Kjeder- qiist 1902 (Pewsey), Hargreates 1904 (Adlingtoo in Laneaabire), KntiaiDga 1905 (West Sonersei), Hirst 1806 (Kendal in Westmoie- faud), daio . einige kleinere Wdrtersammlangen. Eine gewaltige Wendong ia der neneiigliaeben Dialektforsebnng braobte der finfte Band des groben Werkes Ton Bllis^ On Bariy Englisb pronnneiation 1889, in dem sam ersteomal 4er Lantbestand der* lebenden Mnndarten fibersiebtlidi Torgefllbrt wurde. Die Erbsebafk gewissermafsen anf dem Gebiet der Dialektforsdning im gnten tisk Wright an, der 1892 eine mastergdltige Orammatik Beiner Heimat Windhill (West Biding, Yorksbire) in der Englisb Dialekt Sodelf twifratliefata W^Umnd die JSadeiitnng der lebenden IbndarMn tb die : gesamte bistorische Entwiekelni^ der SpmdM immer dentlieber erkannt» wenn ancb man^ma} Abenob&tEt wurde, ontemahm Wrigbt die Henmqgabe des Bnglisb Dialeet Ketionary, das alle in den letzten 200 Jabren in Orolsbritannien gebraacbten dialektischen W6rter nnter Heran* nehnng der englisoben Dialekte in Amerika und den Kolonien katalogi- nerte. Mehr als 2500 Dialektwerke nnd Dialektw6rterbfleber sind bierfQr durchgearbeitet, nnendlieh viele Mitarbeiter in allen Teilen des engliscben Beicbes als Dialektiengen berangeaogen worden.

Die Bnglish dialeet grammar bildet den ersten Seblnisstein zn Wrighta gro&em Dialektbanwerk, als zweiten verbeifst er uns einen be- eooderen Abschnitt Aber historisobe Dialektentwiekelnng in einem nenen Buch fiber die Philologie der englischen Sprache'*. Die Dialektgrammatik adiUdert in groben Zflgen die banptsftchlicben Eigentfimlichkeiten aller Dialekte^ wobei ancb die schriftsprachlichen Formen zur Brlftutemng heran* gesogen werden. Beim einheimischen Wortmaterial gebt er vom Alt- englisehen, beim französischen Lehngut vom Modem-franzflsischen ans.

Bii^teilt ist das Werk folgendermafsen: Introdnction: CSassi- ficatioD and diaraeteristics of the dialects. Cbapter.I: Phonetic aiphabet and the pronundatic« of the simple vowels, diphthongs, triphtbonp aad eonaommts. Chapter II: Tbe vewels of accented sylbbles. Qiapter III: Tbe French eleoMit Chapter IV: Vowela of nnae- eented sylbbles. Chapter Y: Thid oonaonants. -^ Cbiq^ VI:

140 Nem FÜflologlMhe RnndBehM Nr. 6.

Artides» nom», adjeeHfeSf prononiis, Terbs, advtrbd. Index: Seite 301^-696.

Voo der nngehearen Arbeitsleietaiig, die in dem Werke niedergelegt ist, kann man sieb nngeflUir einen Begriff machen, wenn man erflhrt, dab ttber 500000 Zettel mit je einem engliseben Wort nnd seiner dialektischen Ansspraehe „verarbeitet^* worden sind, nnd wenn man hOrt, dafs der Index 2431 Worte, 15934 Dialektformen nnd fiber 90000 Verweise enthllt. Angesichts dessen mnft die Kritik iiwt in Bewunderung verstninmen.

Am besten lohnt man dem energieyollen Verfasser seine grofse Hfihe, nnd das ist zugleich die Aufgabe fttr die Zukunft, wenn man sein Lebens- werk grfindlich ausschöpft und bis snm letaten Tropfen flir unsere gesamte grammatikalische Forschung nutsbar mach!

Berlin.

79) Leon Kellner: F. W. Thieme, Heues und ToUstAndiges Handwerterbnch der engÜBchen und dentsehen Sprache.

Zweiter Teil: Deutsch-Englisch. 18. Auflage, YolbULndig neu bearbeitet von L. E. Braunschweig, Friedrich ViewegftSohn, 1906. XLIV u. 697 8. 4. geb. J$ e.-.

Bei einem guten Wörterbuch kann man das Beete an ihm in emer Besprechung kaum aufzeigen; denn da es aus lauter Brocken besteht, so würde es wertlos sein, einige herauszugreifen und zu zeigen, dafs die An- sätze richtig sind; denn daneben könnte es ungezählte falsche haben. Wenn man also zahlreiche Stichproben gemacht, auch ganze Seiten durch- gelesen hat, ohne etwas beanstanden zu mfissen, so ist dieses das gröbte Lob, das man ihm spenden kann. Ganz durcharbeiten auf einmal kann man keines; nur der tägliche Umgang mit ihm kann einem seine Eigen* Schäften genflgend enthfillen, in welcher Hinsidit es guten Möbeln, guten Uhren und guten Frauen gleicht. Das Torliegende Handbuch ist sauber gearbeitet und kann als zuverlässig empfohlen werden. Einiges, das mir auf* gestofsen ist, sei der Beachtung des Verfassers empfohlen. Ein von der Mutter- sprache des Verfassers ausgehendes Wörterbuch wird immer voller Gefidiren für den Benutzer sein, solange es mehrere fremde Ausdrücke ohne Erklärung nebeneinander setzt So finde ich unter Opferbecher sacrificial cup, com- munion-cup, die Spitze bieten ko make head against, to weather, Trink- geld drink-money, palm-grease, tip, gratuity, sop, kurzes Ruder senil, paddle« alnreiben to mb off, to ruh down*

tkm Pliifcilaglirtlie BrnJu^haa Nr. 6. 141

Angabea wie unter vt ordentlich ^ awfal (?ertranliGh); ?or drei Jahren three yeare ago sind gefthrlieh. unter sich opfern yennisBe ich to sacri* See oneself, bei Hörwerkzeng anditory oiigan; eine Warze , ein Gewiche abbinden, bei Vorderrad front wheel, bei umständlich drcumstantial.

Bei ^oetentativ'' h&tte oetensible, bei ach so! Oh, I see, bd so wie 90, at any rate, in any caae, bei „so schon*' without tbat, neben spider- web spider*s web, bei „leeres GeschwStz'* verbiege^ bei „leerer Stuhle« empfy chair, ,, Leerung der Brief kftsten'' coUeotion, „der Nebel legt sich raf die Longe** the feg oppresses the Inngs, bei Lampenputzer lamp* ligkter erwähnt werden können« Fftr fidsch halte ich: Ortsvorsteher bailifl; Hingang paaaage, transition, hinhelfen to forward, cold ablutions kalte Abreibungen (ablutions ss Waschungen), vor einigen Tagen the other day, Tordringlich eelf-assertive; brand Sorte wird nicht nur von Zigarrmi ge- biaaeht I do not know fBr: ich weils nicht, was ich tun soll, deckt doch niur einen IUI, dasselbe gilt von to bum the candle at both ewds MS dem Vollen wirtschaften; to biet ist ein seltenes Wort, das in kein Handwörterbuch gehört; das Visier am Gewehr ist backsigbt

Berlin. O. Krlger.

80) Tiiedridi Hletoohe, Oetammelte Briefe. Dritter Band. Brate Hälfte, herausgegeben von Elisabeth Förster-Nietzsche und Gurt Wachsmuth. Zweite Hälfte, herau^egeben von Elisabeth Förster-Nietzsche und Petex Gast. Berlin und Leipzigs Schuster ft Löfflor, 1904 und 1906. 671 S. 8. Wer die Nietzsche* Biographie in der (Gesamtausgabe seiner Werke gdesen hat oder lesen will, der findet f&r die dortige Darstellung in dem unfangreiehen dritten Bande der gesammelten Briefe einen besonders wert- vollen Teil der Quellenbdege: fiberblicken die 230 mitgeteilten Briefe doch mehr als zwei Jahrzehnte, vom Dezember 1866 bis in den Dezember 1888, und zeigen sie Nietzsche im persönlichen Verkehr mit an sich so bedeutenden Menschen wie Georg Brandes (21), Hans v. Bfilow (12)« Jakob Burckbardt (11), Gottfried Keller (4), Malwida v. Mejsenbug (86), Fried- rich Bitachl (71), Heinrich v. Stein (15), Hippolyte Täine (6). Neue Oesicbtqmnkte resultieren ans ihrer chronologisch geordneten Veröffentlichung lUerdings weder f&r den Philosophen noch fBr den Menschen Nietzsche. Aber das Bild von ihm fixiert sich und wird fiber das Parteiurteil hinaus a tfnem allgemein gflltigen erhoben. Die Tragödie aller seiner Freund-

]faiM'FliiMflgiMhaBndMlHui'llu&

Bohafteii, die mit UBbeimlieher ÜbereiDstimmiiDg and mit ebeMO p^eho- logisoher Onentrimibarkeit jeder einaelne der Brief wecbael aufs neue ent- hUIt, ist die Tragödie seines Lebens. Oßatg Brandes aufgenommen, nnd YieUeicht noch Malwida ?. Mejsenbog^ sind alle Korreepondeosen anerst von ihm angegangen. Höfiidies Entgegenkommen, freundliche Anteilnahme an seinem Schaffen herrscht im An&nge bei aUen vor. Es folgt: vorsichtiges Bekennen der Mischung von Farcht nnd Yeigntgen am Anblick seines schwindelfreien Wandeins anf eisig-steilen Fel^graten (BnrA- hardt) oder konventionelle Dankssgnng fir flbersandte Werke (Keller), gemischt mit allerlei answeichenden Hirasen (Taine nnd Bfllow), oder dirlich ablehnende Auseinandersetzung in einer, Adressaten wie Schreiber hurenden, Humanität (Ritschi). Dann tritt bei den meisten aHmthliches Verstummen ein oder direktes Mifsverstehen, das zum Brach flhit (v. Stein), wenn es nicht; idealistischer Optimismus nnd schönste Menschlichkeit' noch einmal su Qbertfincben oder, gar zu veigessen versucht (M. v. Meyaenbvg). Verschieden wie die Briefsteller sind an Alter nnd Qesdilecht« Nationalit&t und (%arakter, Beruf und LebensaufiEusungt so kaIeidoskq>isch vielgestaltig sind die Eindrnoksbilder, die der immer angeregte Leser sammelt vom Leboi zweier Seelen, die nach ihrer ersten Beg^nung eine Wegstrecke lang sich attacbierten, um dann wieder sieb an fliehen; so verchleden., bald bezan« bemd und erhebend, dann wieder beklemmend nnd niederdrfickend sind die Oef&hle, die während der nicht wieder loslassenden Lskt&re aoQgelOst werden. Die Stunden, die uns die Briefe der Malwida v. Meysenbng festhalten, gehören wahrlich zu den voll ansgenuizten und unverlorenen. Den Brief Bitschis aber ak Antwort auf Nietisches Oebnrt der Tragödie sollte jeder Philologie aus- wendig kennen oder wenigstens einmid zum Prüfstein seines eigenen philolo- gischen Olaobensbekenntnisses gemacht haben: er wird ihn dann jederzeit zur Hand haben wollen, wenn ihn nach einem erfrischenden Seelenbade gelastet Bremen. Crmat

81) Meyers- Grofises XonyenatioiisJLexikon. Sechste, gftnzlicb neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit mehr als ilOOa Abbildungen im Text und fiber 1400 BUdertAfeln^ Karten usw. Elfter Band* Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, 1906. 908 S. 8 (zu je 2 Sp.). geb. J$ 10. .

Mit musterhafter Promptheit schreitet die Herausgabe der neuen,

verbesserten Auf hge dieaes NacbschUigewerk des allgemeinen Wissens vorv

Hr.«; 14»

dit juk doB. dften fiuidedie sweite Hfllfte das fiMuatwtfkbs 4mg»Cuig6A hat Bei diesem flotten Tempo des Encbeinens wird das ganze Werk btld voOsttaidig Yor nns liegen. Der in Bade stehende Band, der von Kimpolnng bis Kyzikos reioht, trftgt flberall den nenesten politischen Yerhflltniasen Bechnnng, wie er anch die Fortschritte der gelehrten Wissen- Bchaftan, der tecdmiscbea Disziplinen, der Efinste and Literataren sorg- flltig berficksichtigt. Den besten Prflfstein f&r die allgemeine Branchbar- keit einer solchen Enzyklopädie liefern immer die Tagesfragen, von denen einige herausgegriffen seien.. So bietet ita^Bsreicfa der Weltwirtschaft die eingehende Darstellung des Kolonialwesens unter Terschiedenen Ar- tikel mit anßgezeichneten Karten eine treffliche Belehrung, die sich Aber die Praxis des Altertums, des Mittelalters, der neuen und neuesten Zeit eratrecki Hierbei sind die deutschen flberseeischen Besitzungen besonders asaflUirlich bedacht worden. Man vergleiche die Artikel „Kolonien« Ko- loDialtnppe, «SchuleD (Witzenhausen), -Becht (Allgemeines; Deutsches Eolonialrecht), Kolonialbehörden, Kelonialgesellschaften'S Im Anschlnfs hienn sei noch auf dea KoogpeiMt: verwiese. Auf dem Gebiet des innerstaatlichen Lebens spielen neben den sozialen Fragen Kirchen- und Schulsachen inmaer wieder ens hervonagende Bolle. Hier wird man die Artikel Kirche, Kirchengeschichte, Kirchengesetze, -Hoheit, -Lasten, -Ord- Dangai, -Politik, -Provinz, -Bat, -Becht, -Satzungen, -Schändung, -Staat, •Steuer, -Strafen, -Tag-, Verfassung, -Vermögen, -Zucht, -Vorstand mit Vor- tdl stndienn. Gegenstfinde. des Erziehungs* und Schulwesens behandeln „Kind, Kinderarbeit, -^Gtflrten, -Heilstätten, "Krankheit, -Psychologie, -Schrif- ten, -Schutz, -Sterblichkeit; KlosterBchulen '' u. a. m. Die gelehrte Welt findet Ober die neuesten Ausgrabungen von Halbherr und Bvansauf Kreta (Knoesus) ausfBbrliche Mitteilungen.

Terlag Ton Friedrick Andreas Pertlies, Aktiengesellscluifti Gotha.

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Gotha, 7. ApriL Hr. 7, Jahxgang 1906.

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Inhalt: Besensionen: 82) P. Brandt, Sappho (J. Sitaler) p. 145. 88) Lewis Campbell, Tragie drama in Aeechylna, Sophokles and Shakespeare (B. Petsch) pw 146. 81/85) Der römische Limes in Osterreieh; Berichte des Vereins Car- nnntom in Wien (P. W.) p. 149. 86) 0. Sehrader, Sprachyeiigleichnnff nnd Uigescbkbte (Fr. Stob) p. 150. ^ 87) K. Zangemeister^E. Jacobs, Theo- dor Mommsen (Erichsen) p. 158. 88) E. Dttnselmann, Aliso nnd die Vsms- Schlacht (0. Wackermann) p. 154. 89) R. Agahd, Attisches Übongsbach p. 155. 90) A. Mohrbatter, HiUsbnch Ar den ihms. Aufsatz (W. BMn) p. 156. ~ 91) Dorothes Fran ces Canfield, Corneille and Bacine in England (K. Hoffinann) p. 158. 92) W. J. Leicht, Garth*s Dispensarv (Herm. Jantzen) p. 162. 98) Jerome K. Jerome, Tommy and Co. (H. Schmitz) p. 168. -^ 94) W. Schümann, Leitfaden znm Stndinm der Literatur der Vereinigtett Staaten Ton Amerika (K. Posch) p. 164. 95) Job« G. Robertson, The Modem Langnage Review (Heinr. Spies) p. 165. 96) E. Lindner, Die poetische Personi- fikation in den Jngendschanspielen Calderons (W. Böhrs) p. 167. Anseigen.

82) P, Brandt^ Sappho« Bin Lebensbild ans den FrOhlingstageii alt- griechischer Dichtung. Leipzig, Fr. Bothbartb, o. J. [1905]. X o. 144 S. 8. Das Bach zerftllt in drei Kapitel, von denen das erste Ober die Insel Leebos and ihre Bewohner, das zweite fiber Leben nnd Dichten der S^^pho and das dritte fiber das Weiterleben der Sappho in der alten Litemtor handelt; jedoch beschränkt sich der Verfasser nicht auf das, was aieh anmittelbar aaf Sappho bezieht, sondern spricht auch fiber manches, was mit seinem Thema nar in losem Znsammenhang steht, wie z. B. Aber die anderen griechischen Dichterinnen, und man wird dies nicht tadeln, wenn man bedenkt, dals er sein Bach fflr Oymnasiasten , Lehrer, flber- hsnpt für weitere Kreise bestimmt hat. Die Sappbo-Literatar hat er in reichem MaTse za Bäte gezogen, and wenn er anch manchmal Unsicheres nicht aasdrficklich als solches kenntlich gemacht hat, wie z. B. dals die Dichterin Kerkylas von Andros zum Gemahl und eine Tochter Kleis ge- bäht habe, so wird die mit Wärme und Begeisterung geschriebene Biographie

ir TMi.-

146 Neae Philologiiche Bnndiohan Kr. 7.

doch ihren Zweck erfüllen. Am Schlosse sind Anmerkungen beigefugt, die aasffihrliche Literaturnachweise enthalten.

Freiburg i. Br. J. Sitslor.

83) Lewis Campbell, Tragic drama in Aeachylns» Sopho- klea and Shakespeare. An essay. „Senectuti seposui''. London, Smith, Eider & Co., 1904. VIII u. 280 S. 8. 7 sh. 6. Der Verfasser hat seit mehr denn einem halben Jahrhundert an der Erforschung des antiken Dramas teilgenommen ; dafs er nicht verknöchert, sondern mit der Neuzeit fortgeschritten ist, beweist gleich seine feinsinnige und vorsichtige Diskussion der Schlagwörter, mit denen früherhin die all- gemeine Literaturgeschichte obenhin zu scheiden und entscheiden pflegte: „Einfachheit —Fülle", „objektiv subjektiv" usw. C. bildet sich seine eigene Meinung auf Grund vorsichtig abwägender Kritik: „To say that Glytemnestra, Ajax, Dejanira, Philoctetes, are types only and not indivi- dual Personalities, issurely an exaggeration" (p. 5), oder: „Poetical justice is by no means indispensable to the highest ti*agedy" (p. 9). Wirklich dflrfte die Hybris des tragischen Helden auch im Altertum dem auf kausale Verkettung dringenden Dichter immer noch eher zum Bewufstsein gekommen sein als dem von Furcht und Mitleid umfangenen Zuschauer, und wenn C. den Philosophen des 19. Jahrh.s z. B. die Vergewaltigung der antiken Dichter zugunsten ihres Systemes vorhält^), so betont er mit Recht, dafs „ödipus" nicht mit demselben Mafse zu messen sei, wie „Antigene". Dieselbe Vorsicht läfst ihn die unmittelbaren Be- ziehungen zvrischen dem griechischen und dem englischen Drama erwägen, aber nicht fiberschfttzen. Vielleicht wäre hier doch mit grofsem Gewinn Brandls Einleitung zu seinen „Quellen des weltlichen Dramas in Eng- land vor Shakespeare'' (Strafsburg 1898) heranzuziehen gewesen, wie denn auch sein Vortrag Aber Shakespeare und seine Vorgänger (Sh.- Jahrb. 1899) G. sehr wertvolle Gesichtspunkte hätte eröffnen können. Im Qbrigen wfirde auch dadurch das Ergebnis des Verfassers nicht berührt, daCs, wenn sich das englische Drama der griechischen Harmonie und Formvollendung allmählich annähert, die Grflnde nicht in unmittelbarer Belehrung und

1) In seinen AnifEkfamngen fiber Nietzsche hätte G. übrigens darauf hinweisen können, dais der Unterschied zwischen Dionysisch" und „Apollinisch" mindestens bis anf Fr. Schlegel zorflckweist. Vgl. jetzt Spitzer in der Zeitschr. f. Ästhetik n. aU- gemeine Ennstwissenschaft I.

Neae fhilologiiche Rnndachaa Nr. 7. 147

Nadiahmang za sachen seien, sondern im f,dramatic genius instinctively realising essential principles of tragic art'^ Gerade um dieser Tatsache willen behält aber doch seine ganze, vergleichende Zusammenstellung etwas Unbefriedigend-ZuaUiges. Man mag eine einzebe, literarische Erschei- QiiDg, wie die griechische Tragödie, rein deskriptiv behandeln nach der Methode des jftngst verstorbenen Rieh. Heinzel, man mag anderseits eine Erscheinung mit so und so vielen anderen vergleichen, um Eausal- zosammenhängen nachzugehen; aber die Zusammenstellung zweier Er- scheinungen, wie der griechischen und der Shakespeareschen (d. h. doch dmehaus nicht schlechtweg der modernen) Tragödie ist immerhin miMich. Es frommt nicht, einfach Sophokles' und Shakespeares Verfahren bei der Gestaltung der Fabel, der Ffihrung der Handlung und der Charaktere, ihren Ideengehalt, ihre Komposition und Diktion unmittelbar nebenein- ander zu halten und ziffemmftfsig die Berührungen und Abweichungen zu registrieren. Denn wenn beide z. B. in der Charakterfflhrung mit gleichen Mitteln arbeiten, so braucht sie darum noch nicht das gleiche Prinzip zu leiten; jeden&Us mufs eben diese Kernfrage erst untersucht werden, und zn diesem Zwecke heilst es mit der Weltanschauung und Menschen- anffassung, dem psychologischen und ethischen Gemein wissen der Zeit ver- traut sein, auch genau untersuchen, wie weit der Dichter zwischen seinen individuellen Anschauungen und den Anforderungen des vielleicht in viel frfiherer Zeit geformten und auf Grund ganz anderer Psychologie zu festem KausalgefQge geschlossenen Stoffes zu vermitteln suchte. Niemand wird leugnen, dafs Oampbell hierzu bemerkenswerte Ansätze macht, aber prinzipiell durchgeführt ist die Erklärung aus dem Vollen nicht, kann sie aach bei einem Buche dieses ümfanges nicht sein. Anderseits hat die Arbeit darin ihren unleugbaren, kritischen Wert, dafs sie zwar einer vergleichen- den Methode sich bedient, die seit den Tagen der Romantiker nur zu gern ood zn vorschnell angewandt worden ist und der Antithesenjagd der He- gelianer neue Nahrung gegeben hat, anderseits aber die herkömmlichen Kontrastierungen, die doch noch in recht vielen Köpfen spuken, wie vom antiken Handlungs- und modernen Charakterdrama, von der Macht des Schicksals dort, des Willens hier unter die Lupe nimmt, und mit ruhiger Hand Licht und Schatten zu verteilen sucht.

Bedauertich ist, dab G. im zweiten Teil seines Buches, wo er die drei behandelten Dramatiker im einzelnen zu charakterisieren versucht, über die beiden antiken Dichter so eilig hinweggeht, sich meist in ziem-

148 Nene FUlologiaehe Bundflohaa Nr. 7.

lieh allgemeinen Andeatnngen bewegt und ans der streng historiscben AoffasBong heransftlli Es ist doch gewagt, von ,, Antigene'^ und ^Ajas'' über die „Trachinierinnen'^ als Dorchgangsstofe zum ,,Phlloktetes'^ mit seinem „desired end", seinem „gnten Ausgang ^^ vorznschreiten. „Philok- tetes" schlielst in seiner Art so tragisch, wie Ajas, mit einem Zu- sammenbmch des Helden. Dafs er sich dem Qotte fligt nnd nnn, äulser- lich betrachtet, mit dem Leben davonkommt, tut hier so wenig zur Sache, wie bei dem Judas Makkabäus Otto Ludwigs; der Wille ist durch die Übermacht des Gottes gebrochen, und anderes hatte Sophokles auch frflher nicht angestrebt. Der höchsten Gewalt gegenfiber heilst es: „Biegen oder Brechen.'^ Antigone opfert sich freiwillig dem sittlichen Gesetz, ödipus fOgt sich nach heftigem Widerstreben, Ajas wird zerschmettert. Ge- nauer geht C. auf Shakespeare ein, dessen Hamlet *S „Macbelh'S „Othello'^ und „König Lear'^ er ausführlich bespricht, wahrend ein Schlufiskapitel die Romanzen ^^ zusammenfafst und das Ganze durch ein Kapitel ein- geleitet wird, das „the growth of seriousness in Shakespeare'' behandelt. Man kann auch hier den literarhistorischen Ausf&hrungen nicht viel neue Aufischlfisse entnehmen, aber an den Analysen seine Freude haben. Er- freulich ist vor allem die vielleicht zu starke Betonung des Grofsen und Heroischen in Hamlets Charakter, wobei sich G. mit Schicks trefflichem Festvortrag für die Shakespearegesellschaft berührt. Über Gebühr tritt wieder die ungünstige Einwirkung der Zeitverhftitnisse hervor; die durch die Situation und das Streben nach Selbstrechtfertigung hervorgerufenen deterministischen Äußerungen seiner dramatischen Figuren werden dem Dichter immer wieder auf sein eigenes Konto gesetzt werden, bis sie end- lich einmal im Zusammenhange untereinander und mit den philosophischen und religiösen Zeitanschauungen über Freiheit und Notwendigkeit behandelt werden. Es dürften sich dann ebenso durchgehende Prinzipien der Arbeits- weise Shakespeares herausstellen, wie sie sich mir (im ersten Bande meiner Goethe- und Schillerstudien) für Schiller ergeben haben.

Im übrigen mufs doch gesagt werden, dafs C. selbst jeder einseitigen Beeinflussung seiner Leser durch reichliche BQcksichtnahme auf gegne- rische Anschauungen vorbeugt nnd ihnen eine lebendige Mitarbeit durch das Zurückgreifen auf die Quellen usw. ermöglicht, so dafs sein Buch auch in Deutschland in weiteren Kreisen Verbreitung finden sollte. Aber auch der Fachmann wird es mit Vergnügen, hier und da mit reellem Nutzen lesen; vor allem sollte der klassische Philologe, der im Unter-

Nene Fhilologbclie Bimdaolmii Nr. 7. 149

rieht Sophokles erklärt, den Vergleich mit Shakespeare in sich verarbeiten und umgekehrt der Neusprachler und der Germanist fflr seine Macbeth* analjse die Abschnitte Ober die Antike fruchtbar machen.

Heidelberg. Robert Polioli.

84/85) Ber rAmisohe Limes in öeterreioh. Herausgegeben von der

Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Heft V. Mit zwei

Tkfeln und 70 Figuren im Text. Wien, Alfred Holder, 1904.

140 Sp. 4. Heft VI. Mit zwei Tafeln und 109 Figuren im

Text. Ebenda 1906. 168 Sp. 4.

Berichte des Vereins Canmntom in Wien, f&r die Jahre

1902 und 1903. Zwei Hefte mit je zwei Tafeln und 70 Figuren

im Text. Wien, im Selbstverbig des Vereins Carnuntum, 1904

u. 1905.

Die Ausgrabungen in Oamuntum und Umgegend liefern Jahr fBr

Jahr eine so reiche Ausbeute und so viele neue Aufechlfisse, dab die

Darstellung der Ergebnisse jedes Jahr ein stattliches „Limesheft'' fBllt.

Über die beiden vorhergehenden Hefte ist von mir in der Bundschau

1904, Nr. 12, berichtet worden. Die Anktge der Berichte ist dieselbe

geblieben. Ich loinn mich daher fiber die beiden neuen im ganzen kurz

Gissen. Ein Blick auf den Plan des Standkgers von CSamuntum lehrt bei

Yergleiohung mit dem des zweiten Heftes, wie viel inzwischen von dem

grofsen Areal durchforscht worden ist, wie viel aber auch noch weiterhin

zu tun fibrig bleibt. Schon vor zwei Jahren ist von dem Verein Carnuntum

ans Privatmitteln mit öffentlicher ünterstfitzung ein eigenes Museum Gar-

nuntinum erOflhet worden, um die Funde dieses reichen Außgrabungs-

gebietes an Ort und Stelle zusanunenzuhalten, und der Verein gibt auch

einen eigenen Bericht aus, der aber in der Hauptsache mit den Berichten

der Akademie in den oben genannten Limesheften bis auf den Abschnitt

Aber das Kastell ülmns in Heft VI fast völlig identisch ist.

Im Lager selbst sind sowohl die Umfassung des Lagers als die Lager- gassen und -straGsen , sowie das Eloakennetz und die Gebäude weiter er- forscht worden und eine stattliche Anzahl weiterer Eleinftmde zutage gekommen. Ebenso ist in der Zivilstadt ein Bundbau entdeckt worden, der ein Tempel gewesen zu sein scheint, femer einige Grftber an der Strafse von Carnuntum nach Scarabantia, eine römische Wasserleitung u. a. m. Sadien von wirklich kflnstlerischer Bedeutung sind verschwindend wenige

150 Nene Philoloicifehe Bnndsehaii Nr. 7.

vorhanden. Von besonderem Interesse sind immer die Inschriftenfdnde auf Alt&ren, Orabsteben, Ziegeln n. dgl.

Namentlich aber ist auch die Strarsenforschnng weiter aasgedehnt worden und hat wichtige Ergebnisse zutage gefördert. Nach Sfiden ist man Aber die Leitha and das Leithagebirge weitergegangen und hat dort am Ober- gang fiber dieses das Kastell ülmus aufgedeckt, in dem sich mehrere Ansiedelungen übereinander herausgestellt haben.

So sehen wir hier die Frfichte einer überaus regsamen Tätigkeit allerdings in einer, wie es die jahrweise Berichterstattung mit sich bringt, etwas verzettelten Form vorgetragen. Abbildangen, Karten und Pläne lassen nichts zu wünschen übrig, aber ein Wunsch ist gewifs nicht un- berechtigt, es möchte in einem der nächsten Hefte eine Obersichtskarte des ganzen Gebiets von Wien bis zum Neusiedler See mit Eintragung aller alten und neuen, römischen, deutschen und welschen Namen, und aller festgestellten Strafsenzfige geboten werden. Bis jetzt hat man in den Heften da ein Stück, dort eine Inschrift, des betr. Gebiets, aber keine Obersicht fiber den Zusammenhang des Ganzen. Es wäre sogar wünschens- wert, wenn, wie dies beim Lager schon seither geschehen ist, auch vom ganzen Gebiet jedem Heft ein Obersichtskärtchen des ganzen Forschungs- gebiets beigegeben würde, wobei die jährlichen Fortschritte deutlicher vor Augen träten.

0. P. W.

86) 0. Sohrader, Spraohvergleiohimg und Urgesohichte.

Linguistisch-historische Beitrüge zur Erforschung des indogerma- nischen Altertums. Dritte, neubearbeitete Aufhge. I.Teil: Zur Geschichte und Methode der linguistisch-historischen Forschung. Jena, H. Costenoble, 1906. 235 S. 8. Ji 8.—.

Seitdem ich im Jahrgang 1890, S. 118—121, die zweite Auflage dieses von den meisten Seiten beifällig aufgenommenen Werkes einer Be- sprechung unterzogen habe, hat der äufserst rührige Verfiasser sowohl durch das umfangreiche Nachschlagewerk „Beallexikon der bdogermani- Bchen Altertumskunde*^ (Strafsburg 1901), worüber ich in den Jahrgängen 1901, S. 179—188 u. 1902, S. 31—34, ausführiichen Bericht erstattet und dabei insbesondere zu dem von dem Verfasser eingenommenen metho- dischen Standpunkt in der Behandlung unseres Gegenstandes Stellung ge- nommen habe, als auch durch die beiden Monographien „Die Schwieger-

Nero PMolagtoehe BaBdtchftn Nr. 7. 161

nratter und der Hagestolz'' (Brannschweig 1904) und ,,Totenhochzeii'' (Jena 1904) sieb sehr dankenswerte Verdienste um die Wissenschaft der indogermanischen Altertumskunde erworben. Dazu kommt nun der erste Teil der dritten Auflage des in der Überschrift dieses Artikels namhaft gemachten Werkes, welcher eine Neubearbeitung der beiden ersten Kapitel der früheren Auflage „Zur Oeschichte der linguistischen Falfiontologie'' and „Zur Methode und Kritik der linguistisch -historischen Forschung'' darbietet Das erste dieser beiden Kapitel mit seinen vier Unterabteilungen (,,Die AnflkDge der linguistisch^historiscben Forschung", „DieErschliefsung der indogerm. Kultur", Die Annahme indog. Volkertrennungen in ihrer kulturhistorischen Bedeutung. Mit einem Anhang Aber die Erforschung der Lehnwörter in den indog. Sprachen", „Die Untersuchungen Aber die Urheimat des indog. Volkes") entfernt sich nicht allzuweit von dem betreffenden Abschnitt der frfiheren Auflage. Mufste doch die Aufgabe darin bestehen, unter Beseitigung einiger durch den Fortschritt unserer Kenntnisse fiberflfissig gewordenen, fast durchaus nur kurzen Partien das seit 1890 zugewachsene wissenschaftliche Material in seinem ganzen Um- bnge zu Terwerten und richtig einzuordnen. Auch früher Übersehenes (TgL z. B. S. 107 f.) ist sorgsam nachgetragen worden. Wesentliche Ver- besserung hat die vierte Unterabteilung dadurch erfahren, daCs jetzt im Gegensatz zu der mehr losen, einigermafsen wohl nur durch chronologische Bflcksichten veranlafsten Aneinanderreihung der frfiheren Darstellung eine nach den drei Grenzgebieten Sprachwissenschaft, Anthrc^logie, prä- historische Archäologie planmäflsig durchgeführte Darstellung der Ge- schichte der Urheimateflri^fe Phitz gegrilfon hat, wodurch noch viel deut- licher die Bichtigkeit des Grundsatzes in die Augen springt, dab in letzter Linie doch nur von der Sprachwissenschaft eine Aufklärung fiber die Frage der Urheimat der Indogermanen zu erhoffen sei, ein Leitsatz, den auch Beferent schon 1894 in der aus Anlafs des Anthropologenkongresses heraus- gegebenen Festschrift „Beiträge zur Anthropologie, Ethnologie und Ur- geschichte von Tirol'', S. 41 ff., energisch verfochten hat. Viel wesent- lichere Änderungen hat der zweite Teil erfiahren, wie sich schon ans einer rein äufserlichen Betrachtung ergibt. Das frfthere erste Kapitel „Die indogerm. Sprach- und Volkerverwandtschaft'' ist jetzt in zwei zerlegt, „Die indogermanische Spracheinheit" und „Die indogermanische VOlker- einheit", die Kapitel II— VI („Der Verlust alten Sprachguts", „Geo- graphische Verbreitung der indog. Gleichungen", „Wortform", „Wort-

1^ NwM Philologfafllie BmidifliuHi Nr. 7.

bedeatnng^S nLebnwort'O rind auch in der neuen Auflage bestehen ge- blieben, nnr hat Kap. III (bzw. lY) den beachtenswerten Znaats „und Chronologie'' erhalten, durch den hinl&nglich deutlich danuif hingewiesen ist, dab der Ver&sser dem frfiher wenig oder gar nicht beobaditeten Ge- sichtspunkte des zeitlichen Verhftltnisses der indog. Gleichungen jetzt die gebfihrende Berficksichtigung und Würdigung hat angedeihen lassen. Das YIII. Kapitel der zweiten Auflage „Folgerungen'' ist durch drei (VIII bis X) ersetzt, welche die bezeichnenden Titel flihren: „Die kultur- historische Begriffsentwickelung", „Sprach- und Sachforschung", „Die indogermanische Altertumskunde". Dem Kundigen zeigen schon die Ober- schriften der neu hinzugekommenen Kapitel, dab der Verfasser mit richtigem Erfassen die Kardinalfiagen herausgegriffen hat, welche in den letzten an literarischen Erzeugnissen so reichen Jahren im Vordergrunde des Inter- esses gestanden sind und auch kOnftighin noch stehen werden. Die Aus- führungen Sch.s zeigen durchaus das Bestreben, durch sorgsames AbwSgen der Grflnde und Gegengrfinde die Wahrheit zu ermitteln. Fflr besonders gelungen halte ich das vierte Kapitel, das auch das wichtigste fBr die Methode der Forschung ist. Ich mufs offen gestehen, dab ich auch heuer wieder in der Vorlesung, welche ich Aber „Herkunft und Ausbreitung der Indogermanen " halte, neuerdings zur festen Überzeugung von der ün- fruchtbarbeit der hyperskeptischen Forschungsrichtnng, die neuestens mehr- fach beliebt ist, gekommen bin. Ich unterschreibe natfirlich durchaus nicht alles, was Schrader auqgeflkhrt hat, ja ich darf wohl verraten, dals mir die Darlegungen von Hoops in dem 1906 erschienenen Buche „Wald- b&ume und Kulturpflanzen im germanisdien Altertum" sehr beachtens- werte Winke fDr die lokale Fixierung der Urheimat der Indogermanen in einer anderen als der von Schmder vertretenen Sichtung zu geben scheinen. Aber die Grundprinzipien der Forschung, die in Schr.s Arbeiten vertreten sind, halte ich im ganzen und groben fflr richtig und geeignet ein auf ihnen aufgerichtetes Gebäude zu tragen, das, wenn es gestattet ist, bei dem Bilde zu bleiben, als wohnliche Behausung des indogermanischen Spracfa- stammes dienen kann. Im fibrigen ist der Inhalt dieses ersten Teiles trotz seiner scheinbaren Geschlossenheit dodi so eng mit den beiden anderen Teilen, insbesondere dem letzten „Die Urzeit" verwachsen, dab es geraten erscheint, weitere Auseinandersetzungen bis zum Erscheinen des letzten Teiles auftuschieben.

Hier möchte ich nur noch zwei Punkte kurz berühren, die mit dem

Nene Fldlologiiehe Buodieban Nr. 7. 158

Haupteweck des Baches nichts zu tun haben. Die S. 135 stehende, frflher allgemein angenommene ZnsammensteUnng des lateinischen Faturams auf -to und des altirischen auf -fr (tmfe-to, no eharub) mnfs nach den Be* fflerknngen von Sommer, Lat. Lant- und Formenlehre 578 ^ nnd Thnrneysen, Prorektoratsrede, S. 11, entfidlen. S. 310 wird von dem bekannten Hiatus zwischen der palftolithischen Zeit nnd der neolithischen oder jQngeren Steinzeit gesprochen. Dafs hienron heutzutage insbesondere nach- den unter- sachungen von Piette in der Höhle von Mas-d'Azil nicht mehr die Bede sein kann, ersieht man aus dem ausgezeichneten Buche von Sophus Mfiller, üigeschichte Europas (Strasburg 1905), S. 15 ff.

Innsbruck. Fr« Blols.

87) ZaBgemeiBter, Theodor Mommsen als Schxiftsteller. Ein Veizeichnis seiner Schriften. Im Auftrage der Königlichen Bibliothek bearbeitet und fortgesetzt von EmilJacobs. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1905. XI u. 189 S. 8. Ji 6.—. Hit 920 Nummern hatte Zangemeister im Jahre 1887 sein Ver- zeichnis der Schriften Mommsens abgeschlossen, auf 1518 Titel ist die Zahl in dem vorliegenden Werk angewachsen. An die chronologisch ge- ordneten Titel reiht sich ein Verzeichnis der Druckwerke an, die Beitrage von Momrosen enthalten; den Schlufs bildet ein alphabetisches Register zum bequemen Aufsuchen des etwa Gewünschten, unter den Titeln mOgen etwa 100 Nummern von Neuauflagen und Übersetzungen sein, besonders der Römischen Geschichte; in einem bibliographischen Werk durften diese nicht fehlen ; eher anfechtbar ist die Aufnahme einiger politischer Aufrufe, unter denen mit vielen anderen auch Mommsens Name steht, von denen man aber durchaus nicht weifs, da& er der Verfasser ist.

Das Buch ist zum Nachschli^en , nicht zum Lesen bestimmt, bietet aber schon beim Durchblättern viel Interessantes. Wir sehen den grofsen Gelehrten Sagen, Sprichwörter und plattdeutsche Reime sammeln auf dem Titel dieser Sammlungen nennt er sich nicht Theodor, sondern Jens Tb. Mommsen , im Verein mit seinem Bruder Tycho und Theodor Storm gibt er ein Liederbuch heraus, an der Zusammenstellung der „Musenklfinge aus Deutschlands Leierkasten'* ist er beteiligt und schreibt selbst noch bis ins Alter hinein gelegentlich Verse. Wir sehen ihn von seiner Jugend an bis ins höchste Alter politisch tatig durch Besprechungen von Schriften zum Kampf Schleswig-Holsteins gegen Dänemark, als B/^

154 Nero Phüologiidie Rpadiehan Nr. 7.

dakteur der Scbleswig- Holsteinischen Zeitang, dann in den prenrsischen Verfassangskftmpfen ; zn der Transvaal- Angelegenheit und dem Verhältnis Deutschlands zu Enghind und Frankreich wie zu allen inneren Streitp fragen nimmt er lebhaft Stellung.

Das ist aber alles wenig im Vergleich zu der riesenhaften geschicht- lichen Arbeit, die uns hier in den Titeln entgegentritt und die bei weitem den grorsten Teil des Werkes einnimmt. Auch das Kleinste ist hier mit Sorgfalt registriert; „Enth&lt Bemerkungen von Tb. Mommaen" ist eine Notiz, die unter zahlreichen Titeln uns entgegentritt Nur eins h&tte vielleicht mancher noch gewünscht, ein systematisches Begister, vieUeicht statt des Verzeichnisses der Druckwerke.

Sondershausen.

88) E. Dttiuselmaiuii AUbo und die VaroHohlacht Bremen, Gustav Winter, 1905. 24 S. 8. .A^ .50.

Ver&sser stellt eine neue Hypothese Aber die Ortlichkeit der Varus- schlacht und zugleich fiber die von Aliso auf. Er geht davon aus, dafs der Lupias nicht die Lippe sei, trotz der Namensftbnlichkeit, sondern die Hunte; Aliso mfisse ein Strafsenknotenpunkt gewesen sein; das sei Hunte- burg am Zusammenfiufs von Else und Hunte = Elisen und Lupias. Wenn wirklich sich die verschiedenen Strafsen, die in dieser Gegend am Bande der Moore zusammenlanfen, sich als von den B5mern herrfihrend erweisen sollten, so wflrde die Vermutung des Verfossers Aber die Lage von Aliso viel fOr sich haben. Da ein kleiner Best der Legionen des Varus sieb nach Aliso rettete, so mflfste die Schlacht nicht allzuweit davon sich ab- gespielt haben. Verfasser Iftfst sie ihren Anfong nehmen in der Gegend von Bamstorf an der Hunte (Amt Diepholz), wo das eiste Lager ge- schlagen wurde, das „durch seinen grofsen umfang einige Jahre später dem Germanicus zeigte, dals es von drei Legionen hergerichtet sei'^; am zweiten Ti^e warfen die BOmer bei Cornau a. d. Hunte W&lle auf. Der entscheidende Moment des Kampfes ist bei Sankt Hfllfe (Amt Diepholz) eingetreten. Endlich eneichten die BOmer kurz vor Lemfl^rde hoher ge- legenes Land, wo das letzte Lager errichtet wurde, worauf dann auf dem Marler Felde die Katastrophe sich vollzog. Hier war bis zum Jahre 1607 ein Monu- ment aus greisen Steinen vorhanden, das „auf alle F&Ue auf dem Schlachtfelde selbst errichtet sein wird'S sei es von Germanicus zum Gedichtnis der Legionen, sei es von den Germanen zur Erinnerung an ihren grofsen Sieg.

NeiM Fhflologiiolie BimdMliaa Mr. 7.

Wenngleich die Ansfllhnuigen des Verfassers nicht immer zwingende BeweisAhrung zeigen« so verdient doch seine Hypothese, die sich im wesenütchen auf Sparen und Beste von Befestigungs- and Wegeanlagen Btfitit, Beachtung; freilich kann sie erst darch Orabungen und neue Fände namenilicb bei Battinghansen und Bamstorf und f&r Aliso sdbst bei Hanteburg weitere Bestätigung finden.

Hanau. O.

89) B. Agahd, Attisches Übungsbuch. Gottingen, Vandenhoeck k Buprecht, 1906. YIII u. 164 S. 8. Ji 2.40.

Diee ist das vierte Buch zur Homerischen Methode. Allen Bespekt vor der Arbeitskraft des Verfassers I Es soll zur Einübung des attischen Dialekts und der Satzlehre dienen und zwar in 0. UI, ü. II und 0. II des alten '^ Gymnasiums wie die moderne Bezeichnung fflr uns hütet und in 0. II und I der Beformscbulen. Der Stoff zum Übersetzen aus dem Deutschen ins Oriechische schliefst sich an die attische Grammatik an und behandelt in drei Teilen 1) die Formenlehre nebst der Lehre vom Artikel, 2) die genera verba, modi, die Satzteile, 3) die Satzarten. Zwei Verzeichnisse zu T. I, II und lU geben die noch nicht bekannten Vo* kabeln. Das Pensum der 0. III ich spreche hier nur von dem Oebrauche auf Gymnasien umfiiftt neben Bepetition in der HomerlektQre die Formenlehre bis zu den Verben auf /it inklus. Dafs „vielleicht noch^^ die unregelm&lsigen Verba durchgenommen werden könnten, halte ich nach einer langjährigen Erbhrung von früher fflr unmöglich, wenn wenigstens eine wirklich sichere Grundlage gelegt werden soll, wie sie unbedingt erforderlich ist Aufser diesen in ü. II Teil II auch reichlich viel , 80 dafs flQr 0. II Inf., Part und die Satzarten blieben. Die Auswahl des Stoffes ist aus Xenophons Hellenika genommen. Der Aufbau ist ganz vortrefflich. Der Anschlufs an die Lektfire hat den Vorteil, dafs das Obersetzen ins Oriechische inhaltlich mit dem aus dem Griecbiachen Hand in Hand geht So wird auch der Vokabelnschatz zweimal festgelegt Freilich ist eine gewisse Eioseitigkeit nicht zu leugnen, da der Schfller sich in drei Klassen reichlich hinge in Xenophons Gesichtskreise bewegt Sehr bedenklich aber ist die konsequente Durchffibrung von nur zusammen- hängenden Stocken. Das Übersetzen ins Griechische hat doch, seit das %og. graeenm ge&Uen ist, keinen anderen Zweck als dem Einpauken der grammatischen Segeln zur Hilfe zu kommen. Dazu bedarf es kleiner

156 Keoe PhtMogiiAe ttmdgdyHi Nr, 7.

Binzebätae, in denen man die dnichgenoinmenen Formen und syntaktisclien Regeln anwenden soll Dafs solche , besondere fflr II nnd I das Bnch ist zunftcbst doch ffir Beformschalen geschaffen nicht sehr anregend sind, ist gewiA. Ob aber fiberhanpt fOr diese Altersstufe die Anbng»- grfinde einer alten Sprache eine passende Geistesnahning bilden, ktonte auch noch bezweifelt werden. Dafs mit Hilfe dieser Sfttze die Formen* lehre wirklich sicher festgelegt wird, halte ich for unmöglich. Wie viel unnfitze Zeit ginge verloren, wenn einem Tertianer und Sekundaner zu- gemutet werden sollte, Sätze von vier, fBnf, sechs Zeilen Länge auch nur einigermalsen zu bewältigen ! und ich behaupte unnfitze Zeit! Denn bei den Schwierigkeiten auf Schritt und Tritt käme man nicht weiter und der eigentliche Zweck, grammatische Sicherheit zu lernen, wfirde doch nicht erreicht. Deshalb sind auch so viele Hilfen nötig, die dem Schaler keinen wirklichen Vorteil bringen. Solche gelegentlichen Bemerkungen haften doch nur bei besonders Begabten, und wie selten gibt es Muster- klassen ! Einzelne zusammenhängende Stficke wfirden ffir etwaige Haus- arbeiten ganz erwünscht sein. Was die Sprache anbetrifft, so ist sie zu sehr der griechischen Konstruktion angepafst, sie ist daher oft h^ und nn- geftllig.

Recht dankenswert ist der Anhang ffir Mafse, Gewichte, Mfinzen, ' Zeitmessung sowie ein Abrifs der Literaturgeschichte. Doch scheint mir der Stoff, z. B. in den Längen- und Hohtmafsen reichlich umfangreich zu sein. Auch wfirde dieser Anhang sich besser ffir eine Orammatik eignen, welche in den Händen der Schfiler bis zum Maturitätsexamen bleiben soll.

Hameln. O. Walthor.

90) A. Mohrbutter, Hüfabuch fOr den fransösisohen Auftutts.

Leipzig, Etengersche Buchhandlung, 1905. 151 S. 8. Jf2.^. Die ältere grammatische Schute hat der Pflege des Wortschatzes und des Idiomatischen im allgemeinen nicht die Bedeutung gewährt, die diese Seite der Sprachaneignung unbedingt verdient und erfordert Sagt doch Manch mit Recht: „In der wirklichen Welt wiegt gröberes Ine- gehen nach der stilistischen Seite schwerer als manche grammatische Unrichtigkeit.*' Es mufs daher von frfih an das phraseologische Gebiet neben dem grammatischen angebaut werden, wenn auf der Oberstufe die Forderung des fremdsprachlichen Aufsatzes nicht auf unfiberwindbare

NwM PMlolflgtolte BanaKluw Nr. 7, 167

Sehwierigkeiten stoben soll. Diesem Bedfirfhis will der Verfasser mit seinem Bach entgegenkommen. Bs soll dem SchQler einen festen Halt fQr das Lernen nnd Sammeln bieten. L6blieherweise ist daher der erste Teil mit Schreibpapier dorchsohossen. Die Phrasen selbst sind das Eigebnis langjähriger Sammlung aus den bekannten Sehulschriftstellem, mit besonderer Berficksicbtignng der historischen Lektüre. . Das ist natür- lich im ganien ein gntes Verfahren, aber es führt anch leicht znr Auf- nahme von Wendungen 9 die an der betr. Stelle am Platz sein mögen, aber sieh nicht allgemein verwenden lassen, oder zum mindesten etwas Ungewöhnliches haben. Man bekonunt bei verständnisloser Anwendung solcher Redensarten leicht den Eindruck eines mit bunten Lappen besetzten Kleides. Womnf es ankommt, das ist der sichere Besitz einer Reihe wirklich geläufiger Verbindungen. Daher würde ich nicht: „enjamber an obstacle^* für „ein Hindernis überwinden*^ gegeben haben, oder „battre nn cri'* für „einen Schrei ausstofsen^S oder „snivre des n^ociations'' für „Verhandlungen fahren'', oder „rendre foi äqn'' für „jemandem Olauben schenken'', oder „demander des congfe" für um „Urlaub bitten". Ohne Zusatz sind auch irreführend Ausdrücke wie: acheminer les soldats = führen, k beut portant = ohne Schonung, affecter de faire qch. = sich bemühen.

Erfreulicherweise hat allerdings der Verfasser in vielen Fällen den Gebrauch von Wendungen durch beigefügte Belegstellen erläutert; zu be» dauern ist, dafs dies nicht noch häufiger geschehen ist, wo es wirklich Dttig war. Auch die Anordnung trägt die Spur des allmählichen Ent- stehensL Hier wäre es doch erforderlich gewesen, eine etwas übersicht- lichere Ordnung herzustellen. Manches steht auf die Weise doppelt, wie entrer en lutte (einen Kampf beginnen und aufnehmen), oder standhalten, oder um etwas spielen u. a. Ein blolses Versehen ist es wohl, wenn „sich einer Sache schämen" unter „Sache" aufgeführt ist. Zeichen von Flüchtigkeit sind Wendungen wie: avoir d*usage („Lebensart") oder pro- fesser d'outmges („Beschimpfung"). Auch mit der Auswahl der aufgenom- menen Wendungen wird man sich nicht immer einverstanden erklären. Manches könnte fehlen, wie „zusammengekauert", oder „leise durchklingen kören", während man anderes vergeblich sucht.

An die Wendungen schlielst sich eine Zusammenstellung französischer ^raeheigentümlichkeiten mit reichlichen Beispiden. Auch hier wäre eine gründMcbe Sichtung wünschenswert. Auch im dritten Teil, der eine

168 NeiM FldlologifDhe Buidsoban Nr. 7.

Übersicht fiber den Qebraach der Prftpositicmen nach Subatantiven , Ad* jektiven und Verben enthält, erscheint mir manches flberfiflssig. Vieles stände jedenfalls richtiger im ersten Teil.

Trotz dieser Ansstellangen ist das Bach als brandibar zu bezeichnen und kann es noch mehr werden, wenn es ffir die zweite Auflage gründ- lich durchgesehen wird.

Bremen. W. R5hr«.

9 t) Boroihea Franoes Oanfldd, Corneille and Eadne in Bioland. A study of the English transhitions of the two Cor- neilles and Racine, with especial referenee to their presentation on the English stage. New- York, The MacmiUan Co., 1904. XIV u. 295 S. 8. geb.

Diese Forschung hat die englischen Übersetzungen und Bearbeitongen von Dramen Bacines und der beiden Corneille zu ihrem Gegenstande, gewifs ein wichtiges und bedeutsames Unternehmen. „The lifo of the great French tragedy writers on the English stage is the real subject of this study *S wie die Verfasserin in ihrer Vorrede sagt. Danach mfifate man erwarten, dafs sie ihre Untersuchung auf die beiden groCsen Klassiker beschränken würde, und das hätte Sinn gehabt. Es ist aber nicht einzu- sehen, weshalb sie unter absichtlicher Vernachlässigung aller fibrigen gerade den jQngeren Corneille mitbehandelt; warum nicht auch z. B. den ihm literarisch verwandten Quinault, dessen Agrippa von John Dancer^ einem NicomMe-Obersetzer, übersetzt worden ist? Hat des ferneren diese Schrift die prinzipielle Tendenz, the lifo of the great French tragedy writers on the English stage nachzuweisen, so gehören, streng genommen, die nicht aufgeführten Stücke gar nicht hierher. Doch sie werden mit UDgef&hr derselben Liebe behandelt, wie die anderen. John Ozell, einem Zeitgenossen Gibbers, dessen Übersetzungen weder für die Aufführung ge- schrieben wurden, noch jemals die Bühne gesehen haben, und der im übrigen, wie die Verfasserin verdienstvollerweise feststellt, Butters Cid- übertragung einfach plagiiert hat, ist ein ganzes Kapitel gewidmet. Und wenn eingehend ausgef&hrt wird, dafs die Versionen der Bestorationszeit in erster Linie als Lesedramen gedacht waren und demgemäfs nicht als Theaterstücke, sondern rein literarisch zu nehmen sind, so ist mit diesen für einen Teil grundlegenden Erörterungen der theatetgeschichtlichen Tendenz unserer Arbeit der Boden entzogen, während anderseits die Ver-

Nene Philologieehe RnndsehM Nr. 7. 169

fasaerin bei passender Gelegenheit in Bfihnendötails, Zahl der Aaffflhmngen, Bollenbesetznng nsw. schwelgt nnd die literarische Entwiekelung völlig Yeigifst Einmal verzeichnet sie sogar die Einnahmen der Theaterkasse (S. 139). Sie ist sich im Omnde nicht khir darüber, ob sie einen Bei- trag tm vergleichenden Literatur- oder zur Theatergeschichte liefern will; dies ist der springende Punkt.

Worden die nicht aufgeführten Übersetzungen des literargeschicht- lichen Zusammenhanges wegen mit eingeffigt, so hätte in eben diesem Zusammenhange auf die anregende Bedeutung der heroic plays wenigstens hingewiesen werden mflssen, was nicht geschieht. Es wird darauf auf- merksam gemacht, dafs Mrs. Gatharine Philips, „the matchless Orinda^S ihre Version des Pompfe, mit der sie die Übersetzungsperiode der Bestoration einleiten sollte, auf die Bitte des Earl of Orrery fertiggestellt und zudem den Beim in die englische Dramenflbersetzung aus dem Französischen angefahrt hat. Es wird aber gar nicht erwähnt, dals dieser Earl of Orrery (Boger Boyle), ein ausgezeichneter Kenner der französischen Literatur, der besonders zu der Sichtung La OalprenMes und des Fräuleins von Scudiry Beziehungen hatte und den Polexandre des Herrn v. Gomberville nach- zuahmen versuchte, als „the father ofEnglish heroic plays ^^ durch seinen zwar erst 1667 gespielten, aber wahrscheinlich viel früher, wohl von allen seinen Dramen zuerst geschriebenen Black Prince den gereimten Vers im englischen Drama „revived*^ und durch dies Beispiel Dryden angeregt hat (vgl. A. W. Ward, A History of English Dramatic Literature to the Deatb of Queen Anne, vol. II, p. 492 sq.). Weniger in unzureichenden Kenntnissen dürfte diese unverzeihliche Unterlassungssünde der Verfasserin ihren Orund haben, als vielmehr in ihrer ganzen methodischen Unklarheit. Die sieh ans dieser ergebende Unsicherheit macht sich auch in der An- ordnung des Stoffes geltend. So handelt ein „Iphigänie'^ überschriebenes Kapitel merkwürdigerweise zur Hälfte von Thomas Brereton, einem Über- setzer der beiden geistlichen Stücke Bacines, der von Bechts wegen in ein späteres, „Esther and Athalie*' benanntes Kapitel gehört hätte. Ebenso ist (Jibbers Caesar in Egypt, den die Verfasserin im Gegensatz zu Max Stoye Das Verhältnis von Gibbers Tragödie Caesar in Egypt zu Fletehers Tbe Fälse One'' (Halle, Diss. 1897) auf Comeilles Pompte zurückführt, unter den „Hiscellaneous Translations'' besprochen, während er in dem Kapitel „Colley Cibber'' gar nicht erwähnt wird. Der chronologische Gesichtspankt kann für diese willkürlichen Verschiebungen nicht ausschlag-

160 Nene Fhiloloi^he Rmi^^ehAii Nr. 7.

gebend gewesen sein, da er z. B. durch das Kapitel, das die zeitlich auseinanderliegenden Versionen von Comeilles Le Menteur im Zusammen- hang untersucht, unberficksichtigt gelassen ist

Die Arbeit wird also nicht den Bang eines selbständigen und in sich fertigen literaturwissenschaftlichen Werkes beanspruchen ddrfen, wohl aber bedeutet sie immerhin eine dankenswerte,'^ weil fleibige und innerhalb ihrer Grenzen erschöpfende Materialsammlung. Im ganzen sind es über 50 Übersetzungen, die in ihren Bntstehungsumstftnden erörtert und meist auf ihr Verhältnis zum Original hin geprQfb werden. Folgende Punkte lassen sich als sachliche Hauptresultate aus diesen Untersuchungen heraus- heben.

Durch den Einflufs der Oemahlin Karls I., Henriette Maria, der Tochter Heinrichs IV. von Frankreich, beginnen die englischen Beziehungen zum französischen Klassizismus bereits in den dreifsiger Jahren des 17. Jahrb. (Butters Cidfibersetzung). Sodann sind zwei Blfitezeiten in der englischen Übersetzungsliteratur französischer Dramen zu unterscheiden. Die eine fällt etwa mit der Begiemng Karls II. zusammen und hat ihre Höhepunkte in den beiden Übertragungen der matchless Orinda (Pompfc und Horace) und in der Pomp^fibersetzung von „Gertain Persona of Ho- nour'^ (Waller, Lord Backhurst u. a.). Die andere Blütezeit umgreift ungef&hr die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrb., und ihre Leistungen grup- pieren sich vornehmlich um den aufserordentlichen Bühnenerfolg von Am- brose Philips* The Distrest Mother, einer Übertragung von Bacines Andro- maque (1712). Durch die Bewunderung Comeilles wird die erste Blfite- periode gekennzeichnet. Sie trug ein vornehmeres und mehr literarisches Oepräge und lieferte treue und verhältnism&fsig wertvolle Arbeiten, während die zweite zwar quantitativ produktiver war, aber weniger eigentliche Übersetzungen, als untergeordnete Bühnenbearbeitungen mit vulgariäerten Schlüssen und Vergröberungen gab. Denn sie wurde durch die Interessen der Theaterleute beherrscht. Durch den hauptsächlich Garrick zu ver- dankenden Kassenerfolg des Boman Fäther von Whitehead, einer Horace- bearbeitung (1750), wird noch einmal eine gelinde Nachflut angeregt, die indessen bald wieder abebbt, und was sich an Übersetzungsversuchen aus den französischen Klassikern bis ins 19. Jahrhundert hinein rettet, sind im grofsen und ganzen nur aus religiösen Absichten unternommene Über- tragungen von Bacines Athalie.

Einen Einwand möchte ich noch machen gegen die literarhistorisehe

Hw PMokgkwhe BaadiohM Nr, 7. 161

Biittchilziiog, welche die yerfafiserin jenen beiden BlQtezeiten zuteil werden Iftlat Auf S. 115—118 f&hrt sie aus, daTs die Übersetznngsliteratnr der ersten Periode ganz auberhalb des lebendigen Literatariebens gestanden und ein zorfickgezogenes and gleichsam kfinstliches Dasein geführt hätte, während die der zweiten Periode einen Bestandteil in diesem Tagesleben der Literatar bildete and einen Faktor in den Kämpfen der literarischen Entwickelang biBdeatete. Die Verfesserin fibersieht meines Eracbtens hier- bei, dab diese Erscheinnng nar ein Symptom der allgemeinen Wandlang in den literarischen Verhältnissen abgibt Gegen Anfang des 18. Jahrh.s begann, bekanntlich darch die Wochenschriften asw., der Demokratisie- rongsprozels des englischen Literatariebens, wohingegen es im Zeitalter Drydens ein solches öffentliches Litemtarleben im modernen Sinne einfiush noch nicht gab. Bei näherem Zasehen beschränken sich ferner die om die Übersetzangen des 18. Jahrh^s gefBbrten „Kämpfe'* auch lediglich daranf, dab ihnen bekannte Männer, Addison etwa, einen Prolog schrieben, und dafs fflr The Distrest Mother von Steele und Addison im Spectator agitiert und gegen dieses selbe Stfiek eine Broschfire ge- schrieben worden ist Die fibrigen waren persönliche Zänkereien, die mit den Stocken als solchen durchaus nichts zu tun hatten. Sie zeigen blob aaft neue den Zer&ll nnd die Verindustrialisierung der damaligen eng- lischen Dramatik, niemals aber können sie als Argument daffir dienen, dab die Übersetzangen und überhanpt^der französische Stil in der frflhereu Zeit aaf weniger lebendiges Interesse gestofsen wären. Sind im Gegenteil die gewaltsamen ümarbeitangen nicht rielleicht das Anzeichen einer un- bewobten Auflehnung wider die Intensität der französischen Beeinflussung? In der Bestoration spielte sich das literarische Tagesleben nur in weniger öffentlichen, mehr aristokratischen Formen ab, nnd es ist zum mindesten uafiberlegt zu behaupten, dab eine aristokratische Literaturgattung eines solchen aristokratischen Zeitalters ohne natfirliche Lebendigkeit gewesen wäre. Das Aufsehen, das der Pompey der Orinda gemacht hat, und das die Verfasserin mit Genugtuung schildert, ist ein Beweis für diese Le- bendigkeit. Der Pompeius der persons of honour wurde, wie Ward erzählt (a. a. 0. p. 474, Note), in Drydens Essay on Dramatic Poesy als a powerfiil „argumenf* in fitvoor of yerse hervorgehoben. Und JohnCrowne, fon derYerfiasserin selbst a familiär figure of that day, known as „starched Johnnie'', genannt (S. 88), soll auch f&r den Horaoe der Hrs. Phi- lips einen Prolog geschrieben haben. Man wird also schwerlich betonen

162 Nene PMIologliohe RmidiohOT Nr. 7.

dfirfen, d&Ts die tTberBetzungen ans der Zeit Karls IL were a&r off ftom the everyday literary life of their day.

Fraglich ist wohl auch die Richtigkeit folgenden Satzes fiber Ratters Cid: Rntter*8 blank verse mnst have been very mach oat of fashioa at that time (S. 14), nämlich in den dreifsiger Jahren des 17. Jahrhanderts.

Charlottenbarg.

92) W. J. Leicht» Oarfh's ,,I>i8p6n8axy'^ Kritische Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen, (ss Englische Textbibliothek, herausgegeben von J. Hoops, Bd. 10.) Heidelberg, Carl Winters Universitätsbuchhandlnng, 1906. VIEL u. 175 S. 8. Ji 2.40.

Dafs das alte satirische Heldengedicht Tom Streite um die Armen* apotheke, der sich am Schlüsse des 17. Jahrh.s zwischen den Londoner Ärsten und Apothekern entspann, ziemlich bald der Vergessenheit anheim- gefallen ist, ist nicht gerade zu verwundern. Denn wenn dieser Stoff auch lächerlich und , solange die Fmge brennend war, sogar so anziehend erschien, dafs das Gedicht es binnen Jahresfrist auf vier Auflagen brachte (1699 u. 1700), so ist er doch keineswegs von dauerndem Interesse, und die kflnstlerische Leistung an sich ist auch nicht grofs genug, um ihm zum Fortleben zu verhelfen. Immerhin aber ist das Werk nicht ganz bedeutunglos und verdient ebenso wie sein YerftsBer mindestens eine ge- rechte Wfirdignng und Einordnung in die Oeiste^geschichte jener Zeiten, und darum ist die auf die Herausgabe verwandte Arbeit nicht verloren.

Leicht ist fibrigens nicht der erste, der in Deutschland auf den fast verschollenen Dichter Oarth wieder aufmerksam gemacht hat. Schon 1900 erschien eine beachtenswerte Schrift von Schenk, die Garth*s Stellang zum komischen Epos wflrdigte (Anglistisehe Forschungen heransgegeben von Hoops, Bd. S). Eine treffliche Ergänzung dazu, natürlich in vieler Beziehung auf ihr ftifsend, ist die vorliegende Ausgabe.

Die Einleitung skizziert kurz das Leben des Dichters and Arztes (1661—1719), gibt die Entstehungsgeschichte der Dispensary, die kultur- geschichtlich von Wert ist, und teilt einige Urteile der Zeitgenossen und Nachwelt mit, wozu fibrigens (S. 13) zu bemerken ist, dafs aach (Cham- bers ((^clop. of Engl. Lit. II, 110) noch einige often-gwulhed fragmenk anffihrt. Ffir die Herausarbeitung der literargeschichtlichen Stellung des Werkes hatte schon Schenk das meiste geleistet; es ist eine anmittelbare und sehr genaue Nachahmung von Boileaos Lutrin. Den Sdiloft der

Nene Fbilolocuebe BuidMhaii Nr. 7. 168

EmleitoDg bildea bibliographische Angaben. Ee folgt dann der Text der sechs Gesänge nach der siebenten Ausgabe von 1714 mit Yerzeich- DQDg der Abweichungen der anderen Ausgaben und darauf der ComplecU Keif, der in demselben Jahre erschien und uns Aber eine Menge persön- licher Fiageu Aufschlub gibt Der dritte Teil enthält die Anmer- kungen, die sachliche« sprachliche und stilistische Fragen kurz erOrtern. So sehr die dabei bewiesene Knappheit zu wünschen war, so hätte eine etwas andere Verarbeitung doch wohl besseren Eindruck gemacht; denn die grofse Zahl von Zitaten aus allgemein bekannten Nachschlagewerken wie Geoiges, Muret, ElOpper u. a. wirkt nicht eben schön. Manche sind ancb allzu elementar gehalten. S. 146 fällt bei Erwähnung der beiden Decier die (nicht einmal bezeichnete) Bechnung nach der Gründung Roms auf; wenn ferner überhaupt eine Quellenangabe gemacht wurde, so mufste neben Linus VIII, 9 auch X, 28 erwähnt werden. 8. 170 ist die Er- klärung des Priapus ein bifschen naiv; wenn der Dr. Psylas-Chamberlajne, der im Key ausdrücklich als Geburtshelfer bezeichnet ist, ein Bild von ihm bei sich trägt, so ist er da gewifs nicht als Gott der „Baumfrüchte, Gärten und Weinberge*^ au&ufassen. S. 169, Z. 8 v. u. ist ein Druck- fehler (L bdieved) stehen geblieben. Königsberg i. Pr.

93) Jerome X. Jeramey Tommy and Ck). Leipzig, B. Täuchnitz (= Täuchn. ed. voL S762). 286 S. 8. Jt 1. 60.

„Tommy and Co" ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das in den Dienst eines Journalisten tritt und allmählich durch die treff- lichen Dienste, die es seinem Henn und dem von ihm im Verein mit anderen Litemten und Nichtliteraten gegründeten Journal, „Good Humor'', leistet, zu einer leitenden Stellung in der Redaktion dieses neuen Blattes gelangt. Dieses ist in aller Kürze der novellistische Hintergrund der vorliegenden, in echt jeromscher Art, d. h. in unverfänglichem, nicht Terletzendem Humor geschriebenen Erzählung. Sie besteht aus sieben Kapiteln, in denen Tommys aufsteigende Laufbahn sich wie ein roter Faden hindurchzieht und den Zusammenhang vermittelt. Die Menge der Personen, die der Ver&sser uns in den einzelnen Abschnitten vorführt, mag vielleicht etwas verwirrend wirken, so dafs es mitunter schwierig ist, den Zusammoihang mit dem Vorhergehenden zu ^kennen. Das Buch ist ToU der köstlichsten Schilderungen, entbehrt dabei aber auch keineswegs

164 Neae Phflobgiidie Bundaehau Nr. 7.

des ernsten Hinteifprandes. Sohon gleich das erste Kapitel (Peter Hope plans his prospectns), in dem Hope Tommy als dienstbaren Oeist in sein bescheidenes Haus aufnimmt, fllhrt uns die Heldin des Buches in einer Weise vor, die auch den verhftrtetsten Orie^gram in heitere Stimmung zu versetzen geeignet ist. Wie sie dann im weiteren Verlaufe dieses ersten Kapitels ihr Probestfick als Beporter glänzend besteht und daffir bald in den Kreis der Journalisten aufgenommen wird, wird uns in humorvoller Weise erzählt Unser Gesamturteil Ober Tommy and Co k(^nnen wir dahin zusammenfassen, dafs wir das Buch den Freunden einer humo- ristischen Lektfire angel^entlich empfehlen ktanen. Aachen.

94) Walter Sehmnanii, Leitfaden ram Stadium der Idteratiir der Vereinigten Staaten von Amerika. OielseD, Bmil Both, 1906. 139 S. 8. Ji 2.-.

Bei den immer enger werdenden Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wird es zur Pflicht, auch der Literatur dieses Landes in ihrer Gesamtheit näherzutreten. Unsere englischen Literatur- geschichten aber haben sie bisher entweder nicht oder nur anhangsweise in einem kurzen Überblick mitbehaudelt. Es ist daher mit Freuden zu begrOfsen, dals uns ein Vertreter des Iiandes selbst mit einem Leitfaden beschenkt. Walter Schumann ist Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Mainz. Das Buch soll nach Angabe des Verftssers eine Über- sicht der Literatur der Vereinigten Staaten in knapper Form sein und als Leitfiiden zum Studium dienen, aber auch dem Laien das Wichtige mit- teilen. In der Einleitung spricht Seh. Aber das Alter der nordamerikani- schen Literatur und gibt eine kurze Charakteristik der Haup^^rioden. Seltsamerweise werden bei der Vergleichung mit den Alteren Literaturen von unserer deutschen nur das Nibelungenlied, die Heistersinger und Minnesänger (in dieser Folge 1) und keine Namen von Dichtem genannt, während aus der englischen Literatur, Mitten, Cbaucer, Shakespeare (in dieser Folge!) und aus der französischen Balzac, Corneille, Desoartea an- gegeben werden. Die Haup^rioden sind die Eolonialperiode, die Bevo- lutionsperiode und die Nationalperiode. Mit Unterabteilungen fBr die ein- zelnen Literaturgattungen werden dann die Schriftsteller der drei grolaen Perioden aufgeführt. Über die Frage, ob der Verfiuser vollständiger hätte sein sollen oder ob er zu viele Schriftsteller angibt, wird deh streiten lassen,

96M FhilologiMhe BmidieliAU Nr. 7. 166

doch ist mir anfjgefiilleD , dab z. B. Sdierr, (lesdiichte der englischen Literatur, in seinem Blick auf die anglo^amerikanische Literatur Schrift- skeUer erwfthnt, die bei Schumann fehlen. In den Artikeln, die den ein* xeben Schriftskellem gewidmet sind, yermisse ich Sfters eine sorgftltige Gbaiakteristik, sowohl der PerBonen als auch der Werke. Eine blorse AuMhlung kann doch wenig Vorteil bringen. Da die Lebenszeit gleich hinter den Namen angegeben wird, ist eine Bemerkung wie: Er starb 1901, ohne nfthere Auskunft, meines Erachtens flberflflsdg.

Nicht nSher eingehen will ich auf die sprachliche Form des Buches. Es ist leider sehr entstellt durch eine groÜBe Menge von Anglizismen. Auch die seit Wustmanns Vorgang mit Erfolg bekfanpffce Inversion nach ^imd** findet sich sehr häufig.

Trotz dieser AnssteUungeu ist das Werkchen den Fiichgenossen zu empfehlen, da es eine Lficke ansfiUlt, die wohl numchem schon flihlbar geworden ist

Hildburghausen. K. Puoh.

95) The Modem Language Review. A quarterly Journal devoted to the study of medieval and modern literature and philology edited by John &• Robertson. Cambridge, Unirersity Press. VoL I, Nr. 1 Okt 1906. 84 S. 8. Nr. 2 Jan. 1906. 88 S. 8.

Jährlich 8 s. Wieder eine neue Zeitschrift! wird mancher Bibliothekar und mancher Privatgelehrte zunächst mit einer etwas schmerzlichen Überraschung aus- rufen, wenn er sich genötigt sieht, einen neuen Posten in sein Ausgaben- konto einzustellen. Und doch! diese Zeitschrift mufste kommen, über kurz oder lang, und wer die Entwickelung des Studiums der neueren Sprachen in Deutschland, England, Nordamerika verfolgt hat, wird nicht nur gerecht sein und die Existenzberechtigung der Modem Language Bariew anerkennen, er wird sich auch aufrichtig ihrer freuen; denn jeden neuen ehrlichen Mitkämpfer heifsen wir gern in unseren Reihen will- kommen. England war, selbst auf dem heimatlichen Oebiete des Studiums der englischen Sprache und Literatur, infolge der Eigenart seiner üni- vnraitftto- und Studienverhftltnisse aig ins HintertrefTen gekommen. Mit einer allerdings numchnud fiber das Ziel hinausschiefsenden Energie hat die deutsche Wissenschaft das germanische und das romanische Altertum wieder aufzubauen begonnen und Jungamerika ist unseren Spuren seit

166 Nene Phüabgiflehe Brodadum Nn 7.

etwa zwei Jahrzehnten in steigendem Mafse and mit wachsendem Erfolge nachgekommen, wobei es den Mangel der Tradition durch die Herfiber- nahme dentscher Methode und deutschen FleiGses zu ersetzen sachte. England blieb zunächst zurfick, wenn auch einige heryorragende englische Gelehrte grundlegend oder organisatorisch fordernd gewirkt haben.

Das kam auch in der Art und Zahl der Zeitschriften zum Aosdnick. Wenn wir vom Aihmaeum absehen, das etwa unserem Literarischen ZentraXblaü entspricht, gab es in England bisher nur eine (seit 1897 be- stehende) Zeitschrift, die der Bedeutung und den Bedfirfnissen der neueren Sprachen Bechnung trug, nämlich Modem Language Qarterly. Was letztere in kleinerem Mafse geleistet hat, will die Modem Language Review auf einer weiteren Grundlage durchführen. Aufser Aufsätzen und Beprechungen von streng wissenschaftlichem Charakter sollen auch kurze Notizen sowie bisher, unveröffentlichte Texte von literarischem oder philoli^schem Wert Aufnahme finden ; auch wird jeder (vierteljährlich erscheinenden) Nummer eine Bficherschau beigegeben werden.

Die beiden ersten Nummern enthalten bereits eine Beihe bemerkens- werter Artikel von bekannten Fachgelehrten. Wir heben daraus hervor: einen Aufsatz des durch seine Specimens of Middle Scots und seine Aus- gabe der Bhetoriken des 16. Jahrhunderts vorteilhaft bekannt gewordenen G. Gregory Smith fiber das amparative study of literature, einen weiteren von P. Toynbee, English trandations of Dank in the eigh- teenth ceniury, eine Fortsetzung zu desselben Ver&ssers Artikel in dem frfih verblichenen Journal of comparative literature Bd. I und willkommene Ergänzung zu Kuhns* Buch über Dante and the English poets from Cbaucer to Tennyson, New Tork 1904. Der rQhrige Herausgeber der „Materialien zur Kunde des älteren englischen Dramas'^ W. Bang yer- Gffeutlicht wertvolle „Memorandums of the immortdlJBen" (BenJonson). F. W. Moor man handelt aber den Pre-Shakespearean ghost, der seit Abfassung dieses Aufsatzes auch Gegenstand einer umfänglichen Abhand- lung geworden ist (Ankenbrand, Die Figur des Geistes im Drama der englischen Benaissance, Leipzig 1905). Die Besprechungen sind in einem gerechten und vornehmen Tone gehalten.

Wir können dem Herausgeber und Verlag nur wBnschen, daä die folgenden Nummern den beiden ersten ebenbfirtig seien.

Berlin.

Nentt Philokgiiohe Bondadiaii Kr. 7. 167

96) Xniflt Undnw, Die poetische FerMDiflkation in den JngendBchanBpielen CalderonB. (MQnchener Beitr&ge zur Tom. u. engl. Phil. XXXII. HefL) Leipzig, A. Deicherta Nachf. 0. Böhme, 1904, 150 S. 8. J$ 4^-.

Vorliegende Mflnchener Dissertation betrachtet die Personifikationen, deren sich der grorse spanische Dichter in seinen Jagendwerken bedient. Bei der unglanblichen Fruchtbarkeit der spanischen Dramatiker war eine Beschränkung auf eine bestimmte Oruppe von Werken geboten. Der Ver- gaser hat zu dem Zweck 28 Jagendwerke untersucht, unter denen sich aber gerade eine Anzahl seiner besten Stücke (La vida es sueno, El mädico de SQ honra, La devociön de la cruz) beAnden, und es ist ihm gelungen, eine recht lesbare und interessante Darstellung des leider oft zu reichen Bilderschmuckes za geben, den Galderon in seine comedias einstreut. Die Bilder sind b vier Gruppen geordnet: l) Personifikationen aus dem Oe- biete der Natar, die natOrlich am häufigsten aufhreten ; 2) Personifikationen, die sich auf Teile des menschlichen Körpers und seine Äufserungen be- ziehen; 3) Personifikationen von abstrakten Begriffen; 4) Peraonifikationen von Oebäuden und Oeräten.

Eine Durchsicht des Buches verschafft dem Leser eine gute An- schauung der Galderonschen Technik, zumal der Herausgeber die nötigen Beistellen in ziemlichem Umfange in deutscher ProsaQbersetzuDg beifQgt. Seine Arbeit wird sich als ein wertvoller Baustein fQr die Eenntnb des poetischen Verfahrens eines grofsen Meisters bewähren.

Bremen. W. Rohrs.

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iBhAlt: Besentioveti: 97) 6. Pierltfoni. Xtoofbxmtis rei pobliea Laoedienio- niorom (M. WieBentbal) p. 169. 98) John Pentland Mahaffy, Tbe Vtogtem of ReOMüMB in Aleiaader^B Ktopfre (B. Hmsen) p. 169. 99) H. Klein, guentber, Qnaestiones ad Aatronoinicon liliroa, qai sab Manllii nomine fetmntai* pertinenteB (A. Kraemet) p. ItO. lOÖ) Carl t). Back, filementarbncti 4er oäEMi-nnibrfiohen Üialdtte, denUoh ron B. Prokoeeli (fV. Stolz) p. 178. 101) H. C. Nu tt in ff. Stadies in the Si-ClaoM (A. Dittmar) p. 174. 109) FestMfarift Adolf tobler (Aag. Andtae) p. l79. 103) W. Bang ond B. B. Mo Kerrow, The Enterlade of Yonth (H. Spiei) p. 190. Entgegnnn« Ton J. Sieyrer and Erwidernng von Fr. Stolz p. 191. Anzeigen.

97) Mnafl Picrleottii Zmaphontit im publioft Laeedaeiiio*

nioram nt. (0. P.). BeioHol, aptid Weidoiannos, MGMT.

II Q. 62 8. 8. Jtl.QO

Im WeidoHmtiBcbeii Hhqm hatt geftrdert darcb Dielssche Mftetttik, wieder dn kleinef Xenopbon dae Liobt der Welt erblieki Der gesnnde Jonge siebt eeineii ttteren BrOdero« iie in dieser Zeitschrift 1902, Nr. 4, 1903, Kr. 8 01)4 Nr. tngesMigt worden sind, aufis Haar ähnlich: ein Benemmierbaby. Freilieb Pierleoni bfttte sieb nacb all den Mfihen das Kind noch seM^tter gewttüsebt. Aber er darf doch mit Befriedigang und nicht bleib mit Besignatien erklftren: teitam constitnere eonatos sam, qni nnnc in Incem prodit emen datier atque antea, non quantom Tolai afe oerte qnantnm potni.

Schwelm. Max WtoaottlhaL

98) Jolrn PanUaad MMh/Jfyf The FrogMsi «f Eellenism in

AI&Mmnd^B EmpiM. (Chicago, The ünivetsity Press.) London, T. Fisher ünwin, 1905. 154 S. 8. Ifabaffyi eheoMds Prolimor der alten Oesobichte in Dablin, bat an 4er ümversittt Chicago sechs Vorlesungen Ober den Henenismns gebalten.

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170 Nene FhQologiMhe BnndiohAQ Nr. 8.

dies Wort im Sinne der deutschen Forscher gefiEtTst, also Aber die grie- chische Bildung in Mazedonien und den von Alexander dem Orolsen unter- worfenen Gebieten. Diese Vorlesungen werden hier weiteren Kreisen zu- gftnglich gemacht. Sie behandeln: 1. Xenophon als Vorläufer des Helle- nismus. 3. Mazedonien und Griechenland. 8. Ägypten. 4. Syrien. 5. All- gemeine Betrachtungen Aber den Hellenismus. 6. Einwirkung des Helle- nismus auf das Christentum.

Die Vorträge sind auf ein gebildetes Publikum berechnet und gehen Aber das Populär- Wissenschaftliche hinaus; überall sieht man, dab sie auf ernsten und eindringenden Studien beruhen und daTs der Verfasser die Arbeiten früherer, insbesondere auch der deutschen Forscher gebührend berücksichtigt. Wenn man auch nicht mit allen Behauptungen des Ver- fassers einverstanden sein mag z. B. dafs Agesilaus die Eroberung auch nur eines Teils des persischen Beichs erreicht hätte, wenn die Erhebung in Griechenland gegen Sparta nicht ausgebrochen wäre, halte ich für ausgeschlossen , so macht das Ganze doch einen ^ehr erfreulichen Ein- druck. Die ersten Spuren des Hellenismus, die der Verfasser mit Becht bei Xenophon findet, die Gründe, weshalb das so gewaltig einwirkende Mazedonien doch innerlich das alte Mazedonien bleibt und zur Bömerzeit vor den anderen hellenisierten Ländern ganz zurücktritt, die Einwirkung der griechischen Bildung und besonders der stoischen Philosophie auf den Geist des Christentums bei dessen erstem internationalen Vertreter, dem Apostel Paulus, das ist, um ein paar Beispiele anzufahren, trefflich daif^elegt

Besonders denen, welche sich mit der hellenistischen Periode weniger beschäftigt haben erst in neuerer Zeit hat sich ja die Philologie mit höchst erfreulichem Eifer auf diese für die Weltgeschichte schon wegen der Vorbereitung und der Entwickelung des Christentums so widitige Epoche geworfen , seien die auch in ansprechendem Stil geschriebenen Vorträge warm empfohlen.

Oldesloe. R. Baasmi. '

Hennaiin Kleinguentheri duaestiones ad Astronomiooii Ubrosy qui sub Manilii nomine feruntor, pertinentes.

Diss. inaug. philol. Jenens.; Lipsiae 1905 (Summarium; 59 S. und Vita). Die übersichtlich gegliederte Dissertation, die schon im Titel ihre Stellung zu den Anschauungen über den Namen des Dichters zu erkennen

Nene FhilologiBehe Bimdsehaii Nr. 8. 171

gibt« knfipft an die Ausgabe des ersten Baches der Astronomica des Eog- ttnden A. E. Hoosman (London 1903) an, das die gesamte deutsche und anch die eogliscbe Kritik nicht gflnstig aufgenommen hat, zumal da die Leistungen Honsoiana 9eu seinem anmarsenden Tone in keinem YerhUtnis stehen. Dem ersten Teile seiner Arbeit (pars prima druckt er zweimal statt prior, ebenso S. 7 primos tres libros statt priores) gibt der Verfasser, der die gesamte Literatur Ober die Astronomica, wie rOhmend berrorgehoben werden soll, fleifsig benutzt und am Ende seiner Arbeit nisammengestellt hat, die Überschrift „De studiis Housmanianis'^ und setzt sich zunächst Aber den Wert der Handschriften mit dem englischen Forscher auseinander, von dessen Anschauungen er in nicht unwesentlichen Punkten abweicht, besonders in der Beurteilung des Madrider Kodex (M). Er selbst will den goldenen Mittelweg gehen und aus den beiden Hand* Schriftenklassen, die aus M. und aus 0. (Gembhicensis, vgl. Paul Thomas lucubraiiones Manilianae. Oandavi 1888) geflossen sind, mit sorgfältiger Kritik auswählen, was fDr den Gedanken, den der Dichter zum Ausdruck bringen will, und seine Diktion am angemessensten zu sein scheint. Als* dann bekämpft K. S. 6 11 die Ansichten Housmans fiber die Ab- fiissungszeit. Es freut mich aufserordentlich, dafs auch K. (S. 6, A. 6) der Anschauung beipflichtet, dafs keine Stelle auf Ereignisse nach Augustns' Tod hinweist, sowie dafs er die Konjektur Housmans

TI 776 Qua genitus Caesar melius nunc condidit urbem verwirft Wenn er mich tadelt (S. 8, A. 1), dafs ich den Vers in der Fassung des Gemblacensis

Qua genitus cum fratre Bemus haue condidit urbem in meiner Abhandlung Ort und Zeit der Abfassung der Astronomica des Manilius'S Frankfurt a. M. 1904, S. 4, unter die Stellen aufgenommen habe, aus denen die Abfassung der Astronomica in Bom hervorgehen soll, 80 fibersieht er, dafs ich ausdrücklich die Bedingung, „wenn die Über- lieferung richtig ist'' (Z. 19 v. u.) hinzugefägt , sowie dafs ich S. 22 in einer Anmerkung (6) auf die Yoigtscheu Vorschlage, über deren Un- annehmbarkeit der Verfasser mit mir übereinstimmt, hingewiesen habe, wie mir auch früher die Verderbtheit der Stelle (Diss. S. 23, A. 3) nicht ent- gangen ist.

E. entscheidet sich für die Abfassung des Werkes, das ohne Zweifel dem Augustus gewidmet ist, unter der Regierungszeit dieses Kaisers. Mit Woltjer und Housman ändert er daher die überlieferten Präsentia regü

l'S itene Phflologiscfae Rundachan Nr. A

(t äOO) und cemit (I 801) in räga und cM%M; fefii«r Mditbt 6r did ÄtidehiDg Houamansl I 797 repl4bU 8n (statt repMtit).

Nicht mit unrecht weist er auf di^ Ünsichörlidt der Lesnff^ biUt Bei Hör. Od. Ilt 8, 12 hin. Beadhtendwei^ ist ib diesem Absctmitte di^ Audegong Von V 5ä. BoIIs (Sphftrft, Leipzig 190d, S. 388) Anschimbng, dafs der Dichtet eine Fortsetzung habe schreiben wdllen, dafü diese Ab-» sieht abef nicht (losgef9hrt Worden ist, ed däd die A. unrollendet ge^ gebliebefa sind, teilt der VeirGossefr. Die Frage ^ ob dlis fflnfte Boeh psxi dder nur zum Teil untet Angustus verhlst sei, Iftfst er offen und söhWMht damit auf&llenderweise seine 8. 6, A. 6 aosgesprochene Meinung ohne Orond ab. JedeüfiGills so hätte er hinzufügen kSnnetl iM für Abfassung uüter Tiberius nirgends ein Anhalt. Wie Wir es bns erUären wollen, dars die A. unrollendet sind, darüber zu entscheiden U&t uns EL die Wähl: tielleicht legte Manilius nach seines OOnners 1?od, als l^beriiu den Thron bestieg, die Feder bieder, wenn nlöht durch irgend einen Zufkll oder die Stihuld des Verlegers die Vollendung unterbUeben ist, oder der Dichter gar zu denen gehörte, die (Tae. ann. 9ä) unter llberius die Hei-^ tüat verlassen mufsten.

Im dritten Abschnitt des ersten Teiles handelt K. Aber die QueUen des Manilitis. Wie et Housmans Konjekturen (S. 14) mit Recht verwirft, so ist der Tadel berechtigt, den er ihm wegen seiner sourer&nen Ver- achtung derer ausspricht, die nach den Quellen des Dichters geforscht haben. Er Weist darauf hin, wie dieser fBr die Abfiissung seines Werkes die Kenntnis der Ereignisse der griechischen und römischen Geschichte, ebenso wie mythologisches und geographisches Material nicht erst speziell aus Bfichern zu schOt)fen brauchte.

Ferner meint er, däfs in jener Zeit auch prosaische Schriften fiber Astro- logie in Bom verbreitet waren. Der Ansicht anderer Forscher zustimmend, liimmt er Benutzung eines Ölobus an und verwirft die Anschauung Bolls {Sphära 384): „Der Dichter des gestirhten Himmels hat weder diesen hoch eineb Globus jemals ernstlich angesehen.^' Poseidonios rechnet er, wie andere vor ihm, mit Becht zu den Quellen unseres Astroli^n.

tm zweiten Teile bemfiht'sich K. einzelne Stellen der Astronomica, die sachliche oder sprachliche Schwierigkeiten bieten, zu verbeBsem oder durch deutsche, zum Teil recht gelungene Übersetzung zu erklären. Unter sörgOltiger Benutzung der vorhandenen Literatur werden besprechen: I 10, dde. 412 ff.; 766. 795. 807. 1684 ffl; II 1 ff., 226 ff. 252 ff. 831;

Neiif Pbilotogiaijia Bna»cli»a Kr, 8. %1^

m 4, 87, »03; )V 379 f., J JSOfi ff, N|ur «in ßeispißl will ioh ^fQJureii, wo Ks VoiBcblag /u^er nomnatunbar ist;

I 19; Ofus wirnv» YVßeQjae fib^is ad tooto fiaa^^.

K. liest: D^ß fuiinmin yiF^aqva ^i^Ues üd t^nt^ eaqenda. So got wie |[. diM9 ,yfa«i0'' AberftOang nepot, könntQ man natfirliqb wnk den ^aatz bgbiles prosaisch and tüßr&mig änden. Ich kann aber mda^ die Epitbeta molestun; und saperQiicim für das Verbam Ihcie nicht gelto) Iwen .UQd gV^obe, diesioal h^t HoosipaQ 4l^s Biehtige gtetrctfen, wenn er flWQk: „^rte aptifi^n^w eej^ fmB.^' K. h«b offenbar, als er sieb mit der Ab^ht tnig, den einzelnen Vers (}0) zo ependierea, den Za-r samm^aiig mit dei» Vorhergehenden niisht genOgend beachtet, sonst^ wftrde er ni^t i^nf den ^nglfickseligen Oed^nken gekoaünen sein, babile» auf anipinm land vire? zn bezieben s es beiist doch in den Asfironomica;

y. 7 ^anc mihi, tu, Caesar,

Dias aniipnm, viresqne fiMlis ad tanta caoenda. ▲9«b möchte ieb dep b&beohep Chiwuqs das animum vires(qi^e) fhcis flieht miesen.

Recht dankenswert sind die beiden ExknrsQ ßm Ende der Arbeit, Too depen dfr erste die Verwechselnngen der Konsonanten b und y sowie der Vokale i und e in den Handschriften der Astronomica zusammenstellt and der zweite die wiederholt Torkommendian VersschlflifiBe enthält.

Frankfart a M. A.

100) Owl D. Back, Elementarbuoh der oddfich-iimbrischen Dialekte. Dentsoh von E. Prekoseh. [Sammlung indogerma- nischer Lehrbteher herausgegeben von Dr. Hermann Hirt usw. 1. Beihe: Grammatiken.] Heidelberg, G. Winter 1905. XI u. 2858. 8.

Ji 4.60. JDieses zur Eiufftbrung in das Studium der oskisch-nmbriacben Piftr lekte dienende und als Omndlage ffir Übungen bestimmte Elementarbach ist ein(B „durch Verupinderung der Beispiele in der Lautlehre und jdurc)| Weg^^ttsung der Wortbüdnugslehre und minder wichtiger AnmerkuogjBn» ermiSglißhte kfirzere Fiiisa^g von desselben Gelehrten im Jahre 1904 err Bohienem Buche „AGrapo^iar of Oscan and Umbrian'', das ich im Jahr- gang 1904, S. 491—493 besprodien habe. Auf dieses Buch, 4^B8el2 hervorragende Wichtigkeit a. a. 0. in dae gebfibreode Liebt gerfidct word^J^ ist, wird in unserem Elementarbuoh ziemlich <rft verwiesen« und es mnis

174 Nene Phüologische Bnndaehaa Nr. 8.

daher jenes groraere Werk jedenfalls in den Händen des akademischen Lehrers sein, der, wie es gewifs hftnfig geschehen wird, dieses treff liehe Elementarbuch znr Grundlage seines Unterrichts in der italischen Dialekt- knnde wählen wird. Da die Einrichtung unseres Elementarbuches, ab- gesehen von den durch den Zweck desselben notwendig gewordenen Efirsungeo sich eng an das grorsere Buch anschliefst, dessen Einteilung und Oliede* rung ich a. a. 0. in hinlänglicher AuafQhrlichkeit angegeben habe, so genfigt es zur Orientierung des Lesers in dieser Hinsicht auf die er- wähnte Besprechung zu verweisen. Denn was a. a. 0. Ober den Wert und die Bedeutung der englischen ürbearbeitung gesagt ist, gilt selbstverständ- lich auch von der gekürzten Darstellung in unserem Elementarbuehe, die zweifelsohne als wohlgelungen bezeichnet werden mufs, so dafs der Dank f&r die Bereicheruog der deutschen sprachwissenschaftlichen Literatur durch dieses vortre£fliche Unterrichtsmittel neben dem um die indo- germanische Sprachwissenschaft mannigfach verdienten Verfasser des eng- lischen Originals mit Fug und Becht auch Herrn E. Prokosch gebflhrt, der die Arbeit der Übersetzung und Verkürzung in so anerkennenswerter Weise durchgeföhrt hat.

Innsbruck. Fr. Stols.

101) H. C. Ifntting, Studies in the Si-Olaose. I. Goncessive Si-clauses in Plautus. IL Subjunctive protasis with indicative apodosis in Plautus. (= University of California Publications. Glassical Philology vol. I, No. 2, p. 35 94. January 1905). Berkeley, California, The University Press. 60 S. 8. S . 60. Wenn ich mit den Ergebnissen dieser Abhandlung über die Si- Perioden nicht einverstanden bin, so liegt dies zunächst und vor allem an gewissen prinzipiellen Bedenken gegenüber der Methode des Verfassers. So zieht sich durch die ganze Arbeit die Anschauung, dafs die lateinische Sprache zur Zeit des Plautus noch recht unentwickelt gewesen sei; Ausdrücke wie the somewhat undeveloped state of the language at the time of Plautus und im Gegensatz dazu the developed constructions of Cicero's time finden sich sehr häufig (S. 49. 50. 52. 54. 56. 58. 60. 65). Oegen eine solche Auffassung mufs immer und immer wieder mit aller Schärfe und Be- stimmtheit protestiert werden. Die Sprache des Plautus steht dem Ur- zustand der Sprache keinen Schritt näher als die ciceronianische. Zwischen Cicero und Plautus gähnt keine Kluft, in der die lateinische Sprache,

Nene Phitologtoeha BandBelum Nr. 8. 176

iBsbesondere die Syntax, aof&dlende und gebeiiDiiiflyoIIe Sprfli^e gemacht Utte. Die unterschiede, die mit so grober Betriebsamkeit festgestellt m werden pflegen, sind in Wirklichkeit meist gar nicht vorhanden, nnd jede BrkUrong einer syntaktischen Erscheinung, die auf dem Satze bemht, dals das Latein des Phintns auf einer tieferen Entwicklungsstofe bestehe ist znrBck- xnwdsen. In dieser 'Cbeneugang hat mich auch das nicht wankend ge- macht, was Yerlssser vorbringt Um seine These zu begründen behauptet er nftmlich znnftchst, der Oebranch des Indikativs und Konjunktivs sei zur Zeit des Plautus im allgemeinen nicht so sorgfUtig differenziert gewesen wie in sp&terer Zeit Denn erstens finde sich bei Plautus neben ita me di amabunt auch ita me di ament, zweitens komme in der Uteren Sprache neben adeam auch adeo in deliberativer Bedeutung vor, und drittem habe in Kondizionalsfttzen gelegentlich eine bemerkenswerte Va* ruttion der Modi statt (Konjunktiv im Vordersatz, Indikativ im Nachsatz). Hier verebt nun Nutting, da(s der Indikativ des Futurums auch im khssischsten Latein nicht selten da steht, wo man „eigentliche^ den Kon* junktiv erwarten sollte (z. B. laudabunt in konzessivem Sinn ffir liudent bei Hör. carm. I, 7 ), femer bedenkt er nicht, dafs sogar Cicero gelegentlich adeo ffir adeam sagt, und endlich weifs er doch ganz genau, dals das Schema si sit-est auch bei den sp&teren Schriftsteilem so oft vorkommt, dafs es schon Iftngst die Aufmerksamkei)^ der Forscher erregt hat. Nutting begeht aber denselben Fehler, den so viele andere Oelehrte begehen: anstatt nach dem Orande zu fragen, weshalb Plautus an der betreffenden Stelle gerade amabunt sagt und nicht ament, und weshalb Terenz an der einen Stelle adeo wählt, an der anderen aber adeam, stellt man einfach diese beiden völlig voneinander verschiedenen Ausdrucksweisen einander gleich und degradiert so Plautus und Terenz zu sprachlichen Stfimpem, die noch in den Kinderschuhen stecken. Aber die ünfiUiigkeit zwischen Indikativ und Konjunktiv zu scheiden ist nicht das einzige, was Nutting dem Zeitalter des Plautus vorwirft, er geht so weit zu behaupten, damals seien die grammatischen Begriffe und YorstelluDgen Oberhaupt weder so auf Symmetrie bedacht, noch so deutlich bestimmt gewesen, wie in q[»&teren Tagen (in Plautus* day grammatical conceptions were neither so sym- metrical nor so clearly defined as at a later time S. 61), gewisse sprach- liche Erscheinungen verrieten einen Mangel an besonderer Wertschätzung des symmetrischen Satzbaues (betray a lack of keen appredation for sym- metrical sentence stmcture S. 62), Plautus habe Oberhaupt ein rohes

in ITeM FbilolagiMhe Buidaek«! Nr. 8.

giuuDttiflehiB Oefflbl (t mide giUDmi4ual fiaeling 6, 58), er am BMh nicht 10 ivaioiert aof grunnatiadi« KoMien wie Oiaefo (trtlned to (jimi^ natical nkeÜM S. 67) lud nodi frti fod der Eneehtaehaft ekraager gnin^ matieeber VorstellnDgan (kb# Üxnil of hui aad hsA gmmmBÜßßX ooDoep* tiMa S. M). Mm siehfc, Nutttng kam eiofa oi^t geang tan, nm Plaataa ak eioea piAbietoriedieQ HöhlemneoBofaen aqa der Waawaapmode fimmabdiaa. Uad was fflbrt er aum Beweise seiner abenteneiliehea Behaoptongeii auf Br zitiert eiaige Beispiele ym koiyuDfctiTisehan Bedtagaagq^riiHieB, darea Vordarsate ein anderes Teaapqs bat ab der Naeheata, z. B. Aul. 5aa oampeUareia ego iUam, ni metnaoi ne deeinat aiemorare mores mnlianirat nana sie einan. Des ist alles. Apab biar wird also die Frage, ob denn die Veisahiedenbeit der Form doroh eine Varsahiadeahait der Baden«» tang barvorgerofen sein ktaota, ftbarbanpt nieht aafgavorfan. Aberaelbek wenn die Antwort anf diese Frage verneinend ansfoUea mfiftte, so dttrfie man nicbt ainoi solaben sprachgewaltigan Ennstle? wie ein atanmielDdes Wiekelkind bebandeln, sondern man milfste derartige stUiatisefae ünaben<r heiten anter die FrMheitsn reebnen, die sieh %\x allen Zeiten nnd Ui allen Völkern wirkliaba und groiee Dichter nach dem Grnndaats Quod liset Jovi non licet bovi mit fieobt beransnebmen dOrfon.

Aber diese Bespektlosigkeit vor Flantns und Terena ist nieht daa einzige, was sieb Nnttiog zu schulden kommen IftTst Es kommt noch hinan, dab anah seine Ansebanaagen Ober das Wesen der Isteinisobeo Modi höchst mangelhaft sind. Bo gebt er mit keinem Wort darauf ein, dafs der lateinische Eonjnnktiv ein synkretistischer Modns ist nnd die Bedeutungen des alten Konjunktivs nnd des alten Opiativa in üch ver^ einigt. Fflr ihn ist nach alter, aber nicht guter Sitte der lateiniacha Konjunktiv eine einheitliche, geschlossene Masse. Die Frage z. B. ob in ezspecto si quid dicas (8. f 6) der Konjunktiv anders auftufassen ist ala in quid si evooemns (8. 89), wird nicht berBbrt, ebensowenig daa Problemt ob der lateinische Irrealis auf den alten Konjunktiv oder auf den alte» Optativ zurOckgebt, ja, an die Migliohkeit, dafis ein Konjunktiv Imper«»* fekti im gegebenen Fall auch als Potentialis der Vergangenheit anzusehen ist, sebeint Nutting Oberhaupt nicbt zu denken. Der Indikativ ist fQr Nuttipg naoh wie vor der Modns der Wirklichkeit, der Tatsftchliobkeit, dar Konjunktiv der Modns der Annahme, der Möglickeit -^ als ob nicht aaefa die allerwirkliohsten Tatsachen und die aUertateacblicbstan Wirklieb^ keiten gerade im Lateinischen unzähligemal durah den Kotgunktiv au»*

Nene PhUologiacbe Bnodsohi^ii Nr. 8. 177

gedrfickt wfirden, qdcI als ob nicht aach reine Annahmen und gedachte Möglichkeiten sehr häufig im Indikativ etachienen. Wann endlich werden diese ahgeschoiackten D^nitionen und kindlichen Anschauungen aus unseren grammatischen Abhandlungen nnd Lehrbfichem verschwinden 1 Wer da sagt: „Der Indikativ ist der Modus der Wirklichkeit, der Konjunktiv der Modus der Annahme, gleicht dem, der da sagt: ,Die Sonne geht im Osten tnf/** Beide sprechen etwas aus, was durch jahrtausendelangen Gebrauch ||«hpiligt ist, aber auch etwas, was vor dem Forum der Wissenschaft und Vernunft nicht besteht

Damit könnte ich eigentlich meine Besprechung schlieÜBen: denn auf QDsicherem Fundament kann sich kein solider Bau erheben. Um jedoch dem Vorwurf zu entgehen, ich hfttte zu allgemein geurteilt, will ich wenigstens auf einen bestimmten Abschnitt etwas nfther eingehen» Auf S. 53 ff. behandelt Verfasser die Bedingungssätze, deren Vordersatz kon* junktivisch ist, während der Nachsatz den Indikativ von posse aufweist. Er unterscheidet hier drei Typen und behandelt zunächst die Sätze der tdchtbedingten Möglichkeit (unoonditione ability). Zu diesen rechnet er z. B. Cure. 268: Siquidem incubare velint qui periuraverint, locus non praeberi potis est in Gapitolio. Hier sei das Unvermögen des Kapitels, allen Meineidigen Baum zu gewähren, in keiner Weise abhängig von deren Wunsch (the inability of the Gapitoline to provide accomodation for all perjurers is not in any way dependent on their wish to find a resting place within its liinits). Deshalb habe der Sprecher, wenn er zur Apo- dosis komme, die Freiheit, diese Möglichkeit auch als nichtbedingt aus^ zusprechen, anstatt also zu sagen: es könnte kein Platz gewährt werden, stehe es ihm frei zu sagen: es kann kein Platz gewährt werden. Hier befindet sich Verfasser in einem doppelten Irrtum. Erstens kommt es nicht darauf an, was die Meineidigen wollen, sondern was der Sprecher will. Daran aber, dab der Sprecher den Hauptsatz tatsächlich abhängig machen will von der ErffiUung der Bedingung, ist auch nicht im geringsten zu zweifeln. Sonst wQrde er eben keine Bedingungsperiode gebildet haben, und es ist doch auch nicht unwesentlich, dafs im Vordersatz das Verbum incubare = „sich zum Traum hinlegen'^ gewählt ist: ein liegender Mensch braucht bekanntlich mindestens dreimal soviel Baum wie ein stehender. Femer aber wäre die Form locus non praeberi possit um kein Haar abhängiger oder unselbständiger als die indikativische. Ob ich sage: „den Meineidigen kann kein Platz auf dem Kapitel gewährt wer-

178 Nene Philologische Rondactiaa Nr. 8.

den^^ oder „den Meineidigen könnte kein Platz auf dem Kapitol ge- währt werden'': in beiden Fällen mors ich, wenn überhaupt ein ver- ständiger Sinn heranskoramcn soll, hinzufSgen: „wenn sie sich zam Traum hinlegten ^'4 Ich kann also nicht zugeben, dafs in diesem Beispiele eine „nichtbedingte Möglichkeit'^ vorliege, oder daTs mit Hilfe dieses Ans- dmcks irgendetwas gewonnen werde, um den unterschied zwischen Indi- kativ und Konjunktiv zu erkennen. Unter Nr. 2 folgen die Sätze der conditiuned ability (der bedingten Möglichkeit) nach Art von Cure. 246 Potin coniecturam facere, si narrem tibi hac nocte quod ego somniavi dormiens? Hier mufs auch Nutting zugeben, dafs der Satz potin con- iecturam facere erst durch den Vordersatz Sinn und Verstand bekommt, und hier erfahren wir denn die tiefgrfindige Weisheit, dafs an deni Indi- kativ der unentwickelte Zustand der plautinischen Sprache schuld sei! Ja, hätte denn Cicero anders geschrieben, wenn er denselben Oedanken hätte ausdrücken wollen? Und weiter: Wenn einmal dieser unentwickelte Zu- stand für die zweite Gruppe in Anspruch genommen wird, warum ge- schieht dies nicht auch für die erste und dritte? Zumal doch die Anzahl der Beispiele gar nicht so grofs ist, und Nutting selbst zugeben mufs, dafs man nicht immer scharf zwischen den einzelnen Gruppen scheiden könne? £r fühlt sich offenbar selbst im innersten Herzen etwas unbe- haglich, wenn er eine Periodenform, die doch auch in der sog. klassischen Zeit tausendmal angewendet worden ist, mit Hilfe eines solchen ab- geschmackten Mittels erklären mufs. Dies Unbehagen hindert ihn freilich nicht, noch auf derselben Seite zu behaupten, dafs in Beispielen wie Merc. 517 Sed quid ais, Pasicompsa? possin tu, si ussns venerit, sub- temen tenue nere? Possum ein rein äufserlicher, nur durch die Uo- entwickeltheit des plautinischen Sprachgefühls zu erklärender Übergang vom Konjunktiv zum Indikativ vorliege. Wer also auf die Frage: „Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo Herr NN wohnt'' die Antwort gibt: „Na- türlich kann ich das!'' der zeigt, dafs er ein wahrhaft vorsfindflut- liches Sprachgefühl hat!

In der dritten Gruppe fafst Nutting unter der Überschrift: Ana- coluthon Beispiele nach Art von Bud. 566 zusammen Vel ego amare utramvis possum, si probe adoptus siem (S. 55). Hier werde, meint Nutting, der rarste Teil des Satzes als reine Aussage einer Tatsache aus- gesprochen. Dann aber wurde der Sprecher inne, dafs diese Tatsache doch gewissen Bedingungen unterliege. Diese füge er nach einer kleinen Pause

Nene Fhflologisehe BuHbehau Nr. a 179

uakolathiach hinzu, meist um im Hörer ein Lachen der Überraachong za wecken. Hier kann ich zunächst nicht zugeben, dafs die Worte vel ego ntnunm amare possum eine Tatsache enthielten, sie stellen vielmehr eine Behauptung dar, ebenso wie es eine Behauptung wftre, wenn der Sprecher den Konjunktiv possim gewählt hätte« Femer aber wäre der Zweck der Überraschung genau so erreicht worden, wenn es possim hierse. Endlich sieht man nicht ein, weshalb nur Beispiele wie das vorliegende als ana- koluthisoh bezeichnet werden. Sind denn die Oruppen 1 und 2 nicht auch anakoluthisch? Wäre es also nicht am einfachsten, man begnügte sich damit, zu behaupten, in allen Fällen des Schemas si sit-potest liege ein Anakoluth vor?

Durch die Unterscheidung von drei Gruppen wird also die Einsicht in das Wesen dieser Periodenform nicht im geringsten gefördert. Sie trennen Beispiele, die offenbar zusammengehören, sie errichten Scheide- wände, die bei festem Zugreifen sofort einstürzen.

Und wie hier, so ist es auch in den übrigen Abschnitten der Ab- handlung. Die Unterscheidungen und Gruppierungen des Verfassers halten sich meist an der Oberfläche, und ein tieferes Eindringen in die beim Sprechen vorliegenden psychischen Vorgänge wird vermifst

Grimma. A. Dittnar.

102) Festschrift Adolf Tobler zum siebzigsten Geburtstage dar- gereicht von der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen. Braunschweig, Georg Westermann, 1905. 477 S. 8.

^ 8.-. War die in der „Kundschau'* vom 14. Mai 1904 angezeigte Festr Schrift ein Grufs an deutsche Philologen und Schulmänner, so ist die vorliegende ein Geschenk, ein Geburtstagsgeschenk, das Schüler und Freunde, fünfundzwanzig an der Zahl, dem „Meister der romanischen Philologie'' zu seinem Ehrentage dargereicht haben. Man sieht es den Arbeiten an, dafd Liebe und Verehrung für den Gelehrten die Feder geführt haben, und wie ein jeder bemüht gewesen ist, sein Bestes zu geben. Es steckt viel Wissen in dem Bande, und man kann sich viel Belehrung daraus holen. Wir wollen nun die den verschiedensten Gebieten der Sprache und Literatur entnommenen Arbeiten an uns vorbeiziehen lassen und auf den Inhalt einiger mehr oder weniger kurz eingehen.

1. Vom echten Ringe. (Nach A. Toblers Ausgabe des Vrai aniel

180 Neue Phüölogiaohe Kmidsebaii Nr. 8:

188i.) Von Gastav Gröber, Strafsborg i. E. 2. Tausend portagiet Bische Sprichwörter. Von Carolina Michaelis de VasconcelloR, Porto. Cber den dritten Beitrag vgl. unten« 4. Dante und Adolf Pichler. VonA. Brandl, Berlin. 5. Neuere spanische Lyriker. (Nünez de Arce, Bamön de Gampoamor, Gustavo Adolfe Bto^uer.) Von George Carel, Cbarlottenburg. 6. Baudissin als Übersetzer Shaksperes. Von Hermann Conrad, Grefe- Lichterfelde. 7. Bo-» manisiihe Einflüsse in Gottfried Kellers Dichtung. Von Max Cornicelius, Berlin. 8. Zum V^ortschatz der Pariser Lumpen-^ Sammler. Von Otto Driesen, Charlottenburg.

9. Physiologus-Fabeleien über das Brüten des Vogels Straufs. Von Max Goldstaub, Berlin. Die alte Fabel, wonach die Sonnenglut die in den Sand vergrabenen, zur Zeit der höchsten Hitse gelegten Eier an Stelle des von Natnr vergefslichen Vogels ausbrütet, die neuere, dafs der Straufs seine Eier blofs durch die Glut seines Blickes ausbrütet, sowie endlich die Einführung der Schlange in die Straufsfabel nehmen ihren Ursprung von einer Stelle im „Buche Hieb''. Hauptsache war nun, daG9 diese Stelle mit ihren Deutungen eben auch vom Phjsio- logus aufgenommen wurde, dessen Spuren ja bis in unsere Tage hinein- reichen.

10. Zur Geschichte der Faustsage in England und Frank- reich. Von Georg Herzfeld, Berlin. Die Abhandlung sucht die Frage zu beantworten, wie Graf Hamilton in seiner französisch geschrie- benen Faustnovelle, L*euchanteur Faustus, um 1700 entstanden, die auch Goethe im zweiten Teil von Faust als Quelle benutzt hat, dazu gekommen ist, die Gestalt des Faust nach England zu übertragen. Zur Beantwor- tung der Frage wird der Mathematiker und Alchimist John Dee heran- gezogen, der 1527 geboren wurde und von dessen Person Hamilton jeden«« falls Kenntnis gehabt hat.

11. Die beiden Kreuzlieder des Trobadors Guiraut von Bornelh, nach sämtUchen Handschriften kritisch herausgegeben und übersetzt von Adolf Kolsen, Aachen. 12. V7as ist slang, bezüg- lich argot? Von G. Erueger, Berlin.

id. Lope de Vega als Schüler Ariosts. Von Albert Lud- wig, Sohöneberg. Die Ergänzung einer von Tobler uigeregten Disser- tation : Verhältnis Lopes zu seinen italienischen Vorgängern in der Gestal*» tung der Karlssage.

Heue PhÜologfache Bandaehaa Nr. 8. 181

14. Bomaniflcb^snnd FraiizOsisches im Niederdeotsoheo. Von EL Mackel, FriedraaiL 16. üngedriiekte Verse YonQresset a& Friedrich den Grofsen. Von Wilhelm Mangold, Berlin. 16. Seaiön aead^mica ideaL Por F. de Mngica, Berlin. 17. Mi8<^ teilen aar nenfransOsischen Syntax. Von Alfred Bisop, Berlin.

18. Der Estherstoff in der germanischen und romani- schen Literatur. Von Felix Bosenberg, Gharlottenbarg. Es wird xnn&chst die Frage beantwortet, woher es kommt, dafs dieser Stoff zn allen Zeiten and bei allen Volkern poetische Bearbeiter gefunden hat Verftaser will dann keine neuen, bis jetzt unbekannten Estherdichtungen beibringen, sondern zeigen, wie die Dichter den Stoff benutzt haben; er will Bekanntes anordnen.

19. Über Satzverbindung in der ältesten französischen Spraehe. Von Siegbert Schayer, Berlin. 20. Vittoria Colonna ispira L*uomo dalle quattro anime. Oiovanni Speranza, BerUno. 21. Chaucer*s'Betractatio\ Von Heinrich Spies, Berlin.

92. Über Vittorio Alfieris ^Agamennone* und 'Oreste\ Von Willi SplettstOfser, Berlin. Die Erweiterung und Ergänzung eines im Seminar (vor Tobler) gehalteneu Vortrages. Die beiden StQcke werden zu den bedeutendsten Schöpfungen des Dichters gerechnet.

23. Ein bretonischer Barde. Von Gustav Thurau, Königs berg. Gemeint ist der Bretone Theodor Botrel, 1870 geboren, der in dem populären Montmartredichterkreise eine eigenartige und beachtens- werte Stellung einnimmt, und zwar hauptsächlich deshalb, weil er in seinen Sammlungen, wie den „Chansons de chez nous^S „Chansons en sabats'' und den „Contes du Lit*Glos^S zum grofsen Teil alte Volk»* flberlieferungen poetisch bearbeitet. Die Art findet immer und Aberall Anklang! Eine Hauptrolle spielen bei den Bretonen wie auch bei dem Dichter Meer und Tod. Ein Gedicht erzählt die Sage von der unter«" gegangenen Stadt Ys, ein anderes bringt eine Variante des „Fliegenden Holländers''. Sodann ist das Motiv von der menschlichen Hand benutzt« an die sich ja allerlei abergläubische Vorstellungen knüpfen; mir fällt dabei eine Sage ein, die Grässe in seinem „Sagenbuch des Preufrischen Staates'' unter dem Titel „Die Mohrenhand'' erzählt. Ferner begegnen wir der Werwolisage; in „LeNoöl des Bdtea" hat der Dichter den alten weitverbreiteten Volksaberghiuben poetisch verwertet, dafs in der Weih- naehtsnacht die Tiere reden. Ich verweise noch auf die „Lägende de NoM"

182 Nene FbilologiBebe RnndsoKaa Nr. 8.

in dem Bande von Alcius Ledien, „Nouvelles et L^endes** reeueillies k Domain (boarg picard), Paris 1895, nnd erinnere daran, dafs anch Long- fellow in „Evangeline*' den Aberglauben benatzt (For he told them tales of the Lonp-garou in the forest, And how on Christmas eve the oxen talked in tbe stable . . .). Es steckt Oberhaupt viel Märchen- nnd Sagenwisseo in den Liedern Botreis. Am wenigsten eigenartig ist er in den Liebesliedern. Die Arbeit regt daza an, sich mit dem Dichter nfther zn beschäftigen.

24. Reimende Ansdrficke im Nenenglischen. Von H. W liiert, Berlin. Den unterschied zwischen reinen und unreinen Beimen sollte man auch auf diese Art Ansdrficke anwenden. Es ist gewib ein Unterschied zwischen : make break, yearned bumed und ; bardy sparely. Das Auge will auch was haben! Die reinen Ausdrücke haben ffir uns mehr Wert! Wir fflgen der Sammlung, die der Verf. eine bescheidene neont, einige Beispiele, welche uns beim Lesen einiger neu- englischer Bände (Tauchnitz) aufgestoGsen sind, bei. Sie lassen sich leicht in die alphabetische Anordnung einreihen. Aus „Forest days'S a romance of old times by G. P. B. James : That is neither thine nor mine , . .

There were servants hurrying hUher and ihäher . . . and, sitting down peU-mdl with . . (aus dem Französischen ; wir belegen aus Maupassant, „Suicides'^ ... je jette p&e-mele dans le mftme meuble mes lettres et mes factures . . .)

Aus „The stolen bacillus*S etc. by H. 0. Wells: ... and death ... would . . and go hüher and ihüher seeking bis vistims.

In some uncountable way, while he moved hiüter and thOher in London, bis sight moved kUher and thUher in a manner . . .

And a man in the distance selling the special Paü MmH

Aus „Cunning Murrell'' by Arthur Morrison: A man went running peü meU up the laue.

. . . Murreil . . . passed bis hand tioice or ihrice over the bot cinders of the fire . . .

. . . and she kissed the child passionately itvice or ihrice . . .

And there was barely time to see* that he wore a smock-frock.

Bat it checked the hubhub for a moment.

I devCt I henH I toad yow . . . (dialektisch).

Aus „Tales of Mean Streets** by Arthur Morrison: . . . as he floundered gallantly this way and that, among the shies and the hokey-pokey barrows.

Nene PhilologiBche Bundflcbsa Nr. 8. 18^

Then he took Billy Ghope by the collar, hauled him peU-mdl aloDg the passage. .

The condactor . . . was canght between the two peU-mells ...

He lifted the knocker ... and knocked a gentle rat -tat (Schall- naehahmang.)

0 yoa an' yoar comfort! ... a-tcüin* an' a-moüin* with every- thing ...

If only he coold ... and by hooh or crock keep the outgoings paid . . «

... the vile System of society whose whole and adle effect was . . .

Ans ,, Christmas Stories'' by Dickens, CioUiBS etc.: ... we mnst help oofselves and take the honse ivhoUy and solefy into our own hands.

. . . and, after ukilking on at her side for a little while and taVcing with her, looked at me. Im Anschlufs ans einem Briefe Brownings, in dem von Garlyle die Bede ist: who ioaJked about the place and taXkeä yery wisely and beaatifiilly.

... and possibly by some mysterions hurry and ftunry at the parlonr door . .

. . . and if yoa did, yoa couUMt because 1 wouUMt

Bat the miserable people . . were all huddled together, men and women and children, higgledy^piggledy, like sheep in a pen.

Mr. Jelly reported that the mothers and sons^ larboard and starboa/rd, were as happy . . . as any fear people on board ship conld . . . wish to be.

In the midst of this childish hubtibby I saw ...

Ans „I saw three ships'' by Q.: Parson Babbage held np bis band, and screamed oat over the hubhub

As the little schooner came ... a hnge sea caught her broad-side, and lifted as if to fling her high and dry, (anrein.)

The man on the wreck . . . drenched twice or thrice . . .

So when the fiddles Struck np the air of Bandy my dandy" ...

. . . eise rd bare heard some mention of a shal-hl afore this u. ö.

we 'm come to marry, not to bury. By the look o't 'tis neither marry nor bury, Nim nor Doli . . . (anrein.)

Hearing the hoofs in bis yard and the sergeant-s stram-a-ram npon tbe door . . . (Schallnachahmang.)

Take off those ftd-lals, an' sit in yoar petticoat by the fire, here . . .

Aus „Selections from American Humonr^' by Mark Twain: ... and he osed tp fetch him datvn-taum sometimes ...

184 Nene Philologische Rimdsohan Nr. 8.

Stop her, sir! Ting-Brling^Ungt Ji.\6. (Laatnachahmaogf der Olöcke).

. . here come Brer Rabbit pacing' down de road UppUif-eUppi^f, clippUyrUppHy (Schallnachahmang).

Atis ,,The Blacksmith of Voe'' by Paul Coshing: Bai, tat, iai ... (SchallDachahmung; Hammer des Auktionators).

Ergreifend wirkt die Sohallnaohahmiing der HamnaerschlSge- zmn Sarge der Mutter in Dickens' „Copperfield": Bai tat-tai, B^xt—UO- tat, Bai tat^tai. Wieder aus Gushing:

. . it flew hüher and ihither ...

He swore, laughed, frowned, snapped his fingers and slapped his thighs ...

Do you know what you*ye gone and dane, you bom idiotl

Ah me! who were the happy people who used to Ue down and die at pleasure?

But he was a rusty, dusty, devil-driven old scrivener.

What is it, lassie? Fretting about leaving your crusty, rustjf old dad?

rd as lief have a hurdy-gurdy as either, as far as Fm conoemod.

When the gods are merry they will have their yoke, tc^-»<%.

She is detormined to get me married by hook or by crooh.

Would you have me think my &ther harbours ... iü-wäl ...f

. . . and the low htfbbub ceased . . ,

. . . judging from the hubbub of voices and the vehement gesticu- lations.

Pitiably kmel miserably tarnet

... the woman will yet have scoured over every Highway and bytoay . . . (unrein.)

. . . known among the immortal big-tvigs as second causes.

As it happened, it was May-day.

Aus „Macbeth" (I, 1) ist uns in Erinnerung: When the hurhfimrly 's done . . ., das Vols treffend mit hoUergepcUer widergibt, w&hrend Schillere „Eriegsgetfimmel" wohl den Sinn, aber nicht die Form trifft.

25. Taut soit peu. Von Oeorg Ebeling, Gharlottenburg.

3. Französische Interjektionen. Von E. Sachs, Branden- burg. Nach Festlegung des gewifs, auch ffir uns, intoressanton Gebietes „Interjektion", gibt der Verfasser in alphabetischer Anordnung eine Samm- lung von Interjektionen, die natürlich auf Vollständigkeit keinen An- spruch machen kann noch will. Maupassant ist dreimalals Quelle angegeben.

VwBii$ Philologla^lie Biiiid«o|i»ii Nr* a.

Ol wir 0110 fiel mk VwjßBmni bescUlftigt und uiMer Aogonmerk toch besonders aof die Interjektionen gerichtet haben, die ja seinem Stile ein 80 charakteristisches Oeprlge verleihen» so ist es vielleicht angebracht, hier als Ergänzung zu der ^jicbssdien Liste unsere dnrph andere, meist Zolasche, Interjektionen ▼ermehiien Aufzeichnungen mitzuteilen. Wir wählen ebenfalls, der Übersichtlichkeit wegen, die alphabetische Beihen- folge, stellen jedoch hier und da Zusammengehöriges zusammen.

Ah! tsos le 00a, ab! Ta-na-piedi, aht

A

er^e-la-faim. (Inieijaktioneii io Ver^

ibieatStl

bindnDgr mit Sehimpfwörtera. wie Mer;

idiei!

ama „Le Noy<-.)

ifien! AdiMi

A la bonne henre.

Ah!

A la boDne henre, A la bonne benre.

Ab! ah!

A la siehe. (Wird inm Hnnde gesagt.

Ab! ah! ahl

der rieh legen soll)

Ah! ahl ah! ah!

A baa. (Ebenfalla.)

Ah! ... ah! ah! ah! ... ah! ahl ahl

Ah bien . . ah bien.

Allons, allons!

Ab ben noo, pov sAr. (Dialsktiach ; aoi

AlloBB, a table!

„Au Champs".)

Allons, debont!

Ab boni

Allons donc.

Ab! boDJeiir.

Allons, en roate!

Ah, ^1

Allons, tont bean . . tont bean.

Ab! 9aii|i!

AUona vite!

Ab! (a, oai . . iMur cstmpk.

Allons, TojOBa.

Abi 9a, Tayons.

Attends, attends, attends.

Ab! earten.

Attention!

Ab! e*eat dn propre! AUez.

An fait.

Ab! mala dod! Ah! mala dou!

An galop!

Ab! maifl hod, ah! maia boo, ah! mafi

An revoir !

Don! (Ana „Qni Salt 9")

A la reToynre .. merei ben. (Dasselba

Ab! noD, par estmpla.

dialektisehs ans „Le Thre Amable".)

Ah, maia non, par ezemple.

An seconrs!

Abi nMB Dien! ah! »on Diea!

An seconrs, an seconrs!

Ab <mi!

An seconrs! an seconrs! an seeenrs!

Ab, oQi .. ah, ou, ah, oni!

An seconrs! an seconrs! an fen! an fent

Ab! oni, parlons-en, la belle!

HUfe! Hilfe! A Taide, a Faidel

Ab, iil

ATant!

Ab! .. Ta!

AblTraiamtl

B

Abi naiment .. Eh bien!

Bah!

Ab! mia^!

Ah bah!

Abi. ..ah!... canaUlal... Canaille!...

Basti

eanaiUel ... auaUlsl ... (Aoa „yne

Baste!

loir^" der Sammlapg „Le Boaier de

BigrsI

M«* HaaM»".)

Bigie de bigre.

186

Keoe FUlologiiehe Bondscluni Nr. 8.

BirrI Birrl (Jigenpnohe; Kachabmnog des FlttgeUchlages.)

Bit, brr, brr. (EbeDso.)

Brrron . . . pao 1 (FlUgelflohUif and Scbulk.)

Pifl pao! (Schnls; hier Schreckacholii.)

Pif! paf! (Schals; Pif und Psf kommen auob als Handenamen Tor-in ^,Les B^ casses".)

Pan ! pan ! pan 1 (Scbfisse ; aas Masotte ". In „La Terre" Ton Zola liest man eben- falls Pan! pan! pan! Unanständig; pets werden mit Schüssen Terglicben. Bzing, bsing! Kngelgesaase im Kri^e: aas dem „Figaro".)

C* te blagae!

Des blagaes! des blagnes! des blagaesl

Bon.

Qael bonhenrl

Qael bonheor, oh! qael bonheur!

Boagre.

(Bosgre in Verbindang mit Namen and Schimpfwörtern findet sich oft in Zolas „La Terre"; a. a.:

Oe boagre de C^sar.

Ge boagre de J^sas-Obrist. (Es ist nicht der Herr gemeint, sondern es handelt sich hier am einen Beinamen.)

Bongre de bdte.

Boagre de salop.

Boagre de mal ^ler^!

Ah! ce boagre de fSarcear.

Ah! la boagresse de gamine.

Bongres de bratesl

Boagres de saligots, toas les deax.)

Boom. (Tfirgeraasch).

Boam! boaml

Yoila, boam!

Bravo

BraTO, braro . . !

Bref.

C

9a, Toyons. 9a y est! Certes.

Ghoaette. (Aas „Le Champ d*OH?iers".) Chat.

Co-co-ri-co. (Nachahmang des Hahnen- schreis; aas „La Maison Tellier".)

Conen! oonenl ooaenl oonen! (BnteA* gesohrei. „La Maison Tellier".)

Conunent ^a.

Comment donel

CMblen!

Cr^ ooehon!

Crö coqain.

Cr^ coqain, va!

Cr6 Teinard,

Cristi!

Cristi de cristi. (Aas „Dirorce" and Le Troa ". ; der Artikel bringt den Beleg aas der Geschichte „L'Inconnae", die übrigens auch, anf derselben Seite, das einfache Cristi! aafweist.)

D

Dame.

Dare-dare-(Aas „Masotte")

D^sespoir!

Ah! diable.

Aliens . . . qae diable !

De qai diable?

Oa diable.

Poarqaoi, diable. (Mille diables! in Dan-

dets „Petit Chose".) Qae diable! (Aas „Masotte".) Et da diable si . . (Aas „Mnsotte". und:

C*e8t bien le diable si . . in Zolas

,,D^bacle".) Dien! Mon Dien. Oh! mon Dien! Mon Dien! Mon Dien! Mon Dien, mon Dien, mon Dien! Bon Dien. Diea de Dien. (Aas dem Roman „Fort

comme la Mort"; in „D^b&cle" and

„Le Bdre" heilst es: Ah! bon Dien de

bon Dien!) Seignear! Seignear Diea! Diea Seignear . . Diea Seignear . . Diea

Seignear! Seignear Diea, c'est-il possible! Pas possible! Seignear Diea! (Ans Zolas

„D^bacle" belege ich: Mais ee n'est

pas Diea possible.)

Schwüre and Betea^rangen :

Keoe FhflologiMhe Biuidaehaü Nr. 8.

187

DWaat r bon Dien!

8b IIm» DieiL

Je k jure snr le bon Dien.

Je te jure derant IHea ...

(Tcft ponrtant la rixiiS dn bon Dien, la ■ainte TMt^ . . L4, aar mon &oe et BOD lalnt.

Sor mon aalnt ^temeL

Snr ma parole, rar mon salati (Ans „Mnaotte*'.)

Sor la tdte d*mon p^, d*ma m6, d^mon grand-p^, de ma grand* m^, et da bon Dien qni m*entend^ je jare . . . (Dialek- tiaeh; ans „Tribonanz Boatiqaea".)

Qae Kotre-Seignear me jage si je . . .

Din-din. (Glocke.)

IMng-don-don. (Oloekengel&ate; aoa Daa- deta „Petit Ghoee'': Dig! dongl)

Dia donc.

B

Eb!

Eh! Eb!

Eb bien.

Eh bien, qaoi!

Eh bien! .. Toilä!

Eb beo. (Dialektisch.)

Ebben! .. rMi toat.

Eh ben! vrai.

£n roate!

EntendesTona!

Fea!

Fi, fi donc

Oh! fli

Fichiie!

Foi d^honnöte bomme.

FoQto.

Oare.

Gare a toij

Gloogooa. (Gkrinach der Dacbrinne.)

Gniaa . . gnian . gniaa . . (Darch

SchBNrs vernraaobte l^ne.) Et gnon, et gnon. {SV^tae bei einer

ScblSgerei)

Or&oel grftcel grftce! Graee k Dien.

Hardi! baidi! tire!

EL

m\ b^I

m\ b4! h4! ]k dedana, lea gena! b^! oavres!

E6 ben.

Hein?

Hein!

H^laa!

Hea! .. beal ..

Hip, hip, bip, barrabi

HoU! b^! hola! la-baa!

Holal hola! qaelqa*an!

Hon! bon! boa! qa^ mia^rel boa» hoa. (Wahracheinlicb iat statt bon! acbon hoa za lesen, obgleich aocb hon! als Intern jektion vorkommt.)

Horrear!

Hoixeor! horrear!

Ob! rhorrearl

Hon! Hoa! (Um den Hand za veijagen.)

Hael (Raf fflr die Pferde.)

Hae cocotte!

Hae donc, C!ocotte! Hae donc, Cocotte! (Bafe des Kntschers ana Pferd. Aas Zolas „D^b&ole": A bae, k dial Aas „La Terre": Dia hae! boagre! and: Dia hae! hep!)

Ham, ham.

Horrab! harrah!

J

Jteas, J^os .. Jdsas! Oh! Jäsas-Marie!

Ah! ah! ah! .. Jtes, Marie .. Ah! ah! ah!

La, Uy toat beao, toat beaa . . toat beaa. La-i-toa! (Aosraf einea Betrankenen, der fallt and sich wehe tat.)

M

Ma foi. Ma foi noD.

18«

H em Phitolflgi-he Bnndaduui Nr. S.

twat pi«

.. par extoplt, m%

Mais oomment dono.

MuB li.

Maif non.

Mais Toilk

lialheorl

Mäün!

Meici.

Merci, merci.

Merei, par ezemple!

Minate.

Mis^e .. mis^re ..

Misörioordel

Morblen!

V Na.

Ki wn Di eoBB«, ja t*embro«ilte. (Ans

. ,,La OoBfimiaii Tbäodale Sabot" nod „La FiceUe".)

Joroiw:

Nom d*im ebien ..! (Wwda aook ia ZoUb „D^b&ole" and „La Terre" ge- foBden.)

Saor^ nom d*aii cblen.

Eh bien, nom de D . . . (Ana Piet&tartakr •fefaten aohreibt ein Flgaroartikd nir N. d. D.)

Nom Dient (Wmde in „DMicte" niebt weniger ala 35 mal gefnnden.)

Saerö nom de Dien ! (Ana dieser Betenerang sind bekanntlich nnseie IntcijektioDea ^Saokerlot" nnd „Sapperiof* eatstan* den. Ich kann anfällig ans Marlitte Roman „Die Fran mit den Karfonkel- ateinen" belegen: „Sackerlot, das wir* einer nach meinem Sinnl" „Sapperlot, die kann*! aberf« In „Döbiele'' kommt Tor: Sacr^ bon Dien!)

Nom de Dien, de Dien, de Dien, de Dien ! („Pöb&de" : Nom de Dien ! nom de Dien 1 In „La Terre": Nom de Dien de pom de Dien!)

Cr^ . . . cr^ . . . crö . . . cr^ nom de Dien de cocbon. (Ana ,,La Fetite Roqne".)

Nom de Dien wnrde anch in Verbindnng mit einem Schimpfwort gefunden:

Nom de Dien de chfqiipiiD! (Ana ,,1>

Mal d*Andr«.") (Viele Belege dleper ^ ip ZQlaa „U

Terre": Nom d$ Di^n da b4te| Nom de Pl^n de boii^reaae! Nom de Dien de chienr d*encB6p Ah! nom de Dieu de aalope. Ab! ce nom d^ Dien de J^ana-Ghiiitr

(J. Gh. iat, wie schon gesagt, eia Bei-

naiy^e.) Nopi de Die« de ß^i^on! (N/ime dea

Ssdbi.) Ah! la nom de l>m goensard ! U, ». m.

Wir bringtn nocli awei Belag» W99

Zolaa „D^baele'«: Ijlom da Dien d^

cafard! und Ce apm Die« da QOj:boa-

la!) Nom de nom. Nom d'nn nom. £n arantl nom d*nB nom! Cr^ nom d*nn nom ..! Nom d*an nom, d*nn aom, d*an nom ..! Nom d*nn nom, d*nn nom, d*nn nom, d*ao

nom ..! (Ana „Le Noy^".) Nom d*an tonnerre. (Neben Nom de Dien !

ist Tonnerre de pien! sehr beliebt bei

Zola; es findet sich 23 mal {n „D^

b&cle"; aniserdem konunen Tor: Toa?

nerre de bon Dien! nnd die WeDdaD|;en:

Du tonnerre de Dien , pi je . . . nnd:

Qnand le tonnerre de Dien y aerait . . .

diese anch in „L% Terre".) Im Englischen : Name o* thnnder ! (Beleg

ans „I saw three ahips.") Non; ah! maia 9a, non. Non, ponr 9a non. Non, vraiment, non! Ponr 9a non; oh! ponr 9a non . . Noo!

Non ! . . Bien yrai. Parole d*honnenr non, (Ans „Mnaotte'^)

ö prodige. 0 atapeur. Oh!

Oh, alleal Oh! la! la!

Keo« nrilologiaelie Attndaehftü Nr. 8.

IM

Ob m^

Ob non, ponr sftr, oh nonl

Obj 1^ etemple.

Oni, poor 9a.

Ob, ooil

Ob! oni, oh! oni.

Ob! oni, ya.

Mais oni.

Itaik ool . . . Mate ovi . < .

HaiB oni morblen!

Mon Dieü oni.

Oh^.

Ob«! oh^!

Ob«! .. attention.

Ona, ona, ona. (UnTent&odliehe Länte

eines Alten.) Oni!

Flui. (TIlrdfiMB.) Paal paal (SchlKge

Bchinn.) Farbton ! Mail parblen! Mais oniy parblen! Eh! oni parblen« Parblen! parblen! Parblen .. allez .. Ah! Paidi.

Pardi«! (Diakktiach.) Pardine. Patdon!

Pardon! Piti«! Grfioe! Ma parole! Paroto d'honnenri Snr r rhonnenr. Sür ma parole. Fktatraal

Patience! patienoel Penh! (Ans ,,Mn8otte<'.) Ponah. (Ekel, Widerwille.) Ponf.

mit den Sannen-

Qoi nj9? QqoL

S

Sac a papier! (Aus „Mnsotte"; Be- kräftigung.)

Sacreblen !

Ab! te Y^la, sacr« pn90t, sacr^ pn(ot, sa- ci6 pn^ot!

(ünsäblige Male kommt sacr« in Verbin- dang mit Schimpfwörteni wieder Zolas „La Terre" tor. TT. a.:

Sacr« cocn.

Saer« Ifiche!

Sacre tdtn.

Ah! cacr« malin.

Ah! oni, saer« faroenr.

Eh! sacr« faroenr.

Eh bien! sacr« bongre.

Mais, sacr« cnl-de-jatte !

Sacr«e dinde!

Ah! sacröe rosse!

Sacr^s l&ches, oni!

Ah! les saor^es gonioes. Noch ein krasses Beispiel:

SaoT« cochon, la-hanti (Womit QM ge- meint ist.)

Sacristi!

Mais sacristi! (Ans saeristi entsteht Sa- P'istil das ioh in Dandets „Bofs en exü" nnd „Petit Chose" lese. Wir kennen den Mach ebenfalls, in dem Ro- man heUkt*s wieder: „8apristt das wäre!")

Saperlipopette! („Bonle de Snif" nnd „L*Aroi Joseph". Saperlottel in „La Terre" und: Mais, saprelotte ... TOjons! . ; . toyonsl in dem Lostpiele „La Piste" Ton Sardön.)

Si c*est pas nne pitiö!

Si on peut dire.

Si on pent dire! . . si on pent dire . . Si on pent dii«! (Dasselbe besagend wie die Interjektionen mit possible )

Stop!

Ponr str!

Rieb

rien de rien.

Tenez. Tiens!

9a, par ezemple.

190

Nene FhflologiBohe BandachM Nr. &

Tieiu! commentl

Tiena, tiens . . aht pu exemple . . Oht

Tiens, tiensy tienB» Toila, toIU.

Tio-tao. (Lantnaehabmnng der ühr. In

dem Boman „Fort comme la Mort"

wird das Tic tac ausgelegt wie: fa Ta

9a Ta, fa Ta.) Tiiit, tiiit, tiiit, tiiit. (Ruf nach einem

▼erlaufenen Honde.) Tonnene. Ton ton, ton taine ton ton. (Air de

chasae.) (}a Ta. Tope lal Tope la, tope la. Tralala. Tra-la-la. Trarla-la-la.

Ya donc

Va»-y

Va-t'en!

Ventreblen I

Yictoire! (Ansrnf der Freude Über das

Gelingen einer Sache.) Bien Tite, bien Tite .. mais bien Tlte.

YiTe la France!

Yi?e la patriel

YiTe la Böpnblique! me la B^nbliqaet

▼ive la B^nbliqne! Yoilal En Toila. Yoila . . ToiU.

Yoila . . Toila . . Toili ce que c^eat Kons Toila propres, ah bien! noua roili

propres. Y'lan, T^lan, Vlan. (Ohrfeigen.) Yoyez-Tois. Yoyons. Yrai.

Bien TraL Non, Trai. Oh, Trai.

Eh bien, lA, rrai. Yrai . . Yrai . . YraL MaiB \i, vraiment, Traiment, bien trai*

ment de fraiment. (Aus „TTette''.)

Zut!

Diese Sammlang wurde beim Lesen der Novellen, sämtlicher, wie sie in den 17 Bänden zar Verffigung stehen, und der zwei anderen Werke angelegt, aber auch bei Zuhilfenahme der übrigen Werke dürfte sich das Maupassantsche Interjektionsbild nicht viel anders gestalten.

Wilhelmshaven. Aognsl Andrae.

103) W. Bang und B. B. M^'Kerrow, The Enterlade of Yonfh nebst Fragmenten des Playe of Lucres und von Natnre heraus- gegeben von W. B. u. Mc E. (Materialien zur Kunde des älteren englischen Dramas, begründet und herausgegeben von W. Bang, Bd. XII.) Louvain, A. üjstruyst; Leipzig, 0. Harrassowitz, 1905. XXIV u. 108 S. 8 mit 16 Faksimiles.

Suhekriptionspreis .^8.50; Einzelpreis Jf 11.30. Mit anfeuerndem Eifer wirkt der verdienstvolle Herausgeber der Sammlung zugleich als Herausgeber einzelner Nummern, in diesem Fall in Gemeinschaft mit dem bekannten englischen Oelehrten McKerrow. Auch hier gibt die Einleitung nicht nur Bechenschaft über die bisherige Forschung, sondern bietet mancherlei tatsächlich Neues oder interessante

Nene FhiloloiriMhe Rnndaebaa Nr. 8. 191

Yermatiuigen, die erst durch die weitere Forschiing zur Gewifsheit erhoben werden mfiseen. Das gilt besonders f&r das von Bang Aber das Verhältnis des Enterlade of Tonth zu Hyckescomef Gesagte. Allgemeines methodo- logisches Interesse beansprucht der § 5 der Einleitung über die beiden alten yollständigen Ausgaben und das Fragment, die sämtlich undatiert sind. Hier werden (in ähnlicher Weise fibrigens wie es vorher mit greisem Erfolge von Schick in seiner Ausgabe von Eyd's Spanish Tra- gedy getan ist) die zum Drucken der Holzschnitte benutzten Blöcke in ihrer Verwendung und Abnutzung als Kriterien Ar die Entstehungszeit der Drucke herangezogen. Im Abdruck der alten Ausgaben folgen die drei nacheinander. Warum hat man hier nicht den zum Vergleich viel fibersichtlicheren Parallel druck gewählt? Das Fragment ist höchst dan- kenswerterweise vollständig &ksimiliert gegeben. Von den Anmerkungen ist die Erläuterung zu Vers 19 zu berichtigen. Hier wird die Schreibung I frä ffir i wis = me. tfunsse durch frfihe Anlehnung an das Präteritum I unsi(e) erklärt Aus der Bemerkung des Herausgebers Allerdings ist auch I fk>w (= enaugh) gut zu belegen , und Schreibungen wie I seyen =ffsey€n etc. sind keinesw^ selten" geht schon hervor« dafs eine all- gemeine Erklärung, nicht eine besondere f&r I tvis gegeben werden mufs. Sie liegt einfach darin, dafs man das Präfix i, y, nachdem es in der Schrift von dem zugehörigen Worte getrennt werden konnte, mit dem grofsen Buchstaben I schrieb genau so wie in dem Personalpronomen der ersten Person, um es aus der Umgebung hervorzuheben. Zu thys ffir thus vergleiche man das in meinen „Studien zur Geschichte des englischen Pronomens" § 202 f. Gesagte. Den Beschlufs des Bandes machen gemäfs dem Titel noch zwei Fragmente, ersteres, bisher ganz unbekannt, nach Ms. Harl. 5919 f. 20 No. 98, letzteres, früher in Brandls Quellen S. 73 ff. veröffentlicht, nach zwei neu aufgefundenen Seiten im Besitz des Antiquars B. Qnaritch.

Berlin. Beinrloh Sples.

Entgegnnng

auf die Besprechung meines Boches „Der Ursprang und das Wachstum der Sprache indogermanischer Europäer'* in Nr. 2 1906. Die besprochene Arbeit ist eine Studie über die prähistorische Entwickelung des Yokalismas. Um zu einer Klarheit Aber die quantitativen und qualitativen Vokal Verhältnisse zu gelangen, wurden die WOrter mit dem Begriffe durch- bohren, drehen, flechten auf 80 Seiten und die des Zeugens auf

1^2 Heae Pfailaloffiflche Biindicfian Nr. 6.

40 Seiten nach ibrer betfriffliebefl und läntlichMi Mib bin einer 1Jiit0p> enchung iknterzogen. Did Bfgrifiientirickelnngy die Tom KreiefiMdgen aw Bogen- nnd Hakenfönnigen (Winkeligen) ftlhrte, der in den Warzeln der Wörter des Fiechtens sich spiegelnde Fortschritt Tom fechten mit Säten (einer ETinzännang, Ton KOrben, Matten) bis «am Weben, das lantliche Ter- ^ftltnis xwiechen den Wörtern des Tragens md denen des Gkrtrsgenen (MelMB, Last 9 Gewicht» Kind» Fmchtkom) ergaben, dafo Ton or, er sich ar sonderte, und von or, er und ar die (nach einzelnen Beispielen als nrindogermanisch bezeichneten) Vokale 8 (ü), t, ri^ ä nnd ans diesen die Karten entstandtifl (S. 104). Daran knflpft sieh die Veränderte Slellnngnfthine snr Frage dtfe Ablantes nnd der Entstehung der Zeitformen des starken Yerbume (8< 156)* Nebst anderem handelt es sich darum, ob der Etymologe nach diesen Aas- nen noch bei dem alten System e:o, et;, bei der Aufstellung Ton Wurzeln mit eu usw. terbleiben könne.

Dies ist der Gegenstand der Beurteilung. Ton all diesen Fragen wird in der Besprechung nichts erwähnt.

Wien. Jf. tfleyror.

Erwtdemng.

Wenn Herr Steyrer glaubt, durch seine Studie „zu einer Klarheit Aber die quantitaüTen und qualitativen Vokalvethältnisse^ der Indogermanisehen Ursprache gelangt zu sein, so ist das sein gutes Bechi Ebenso siiir ist es aber auch das Recht des Bezensenten, wenn er eine Arbeit fiberhaupt ftr vollkommen verfehlt hält, diese Ansicht in aller Kürze zum Ansdrock zu bringen. Und dies ist in der beanstandeten Besprechung geschehen.

Innsbruck. Fr. Sldbk

T- , I r II ■■ I " f -

Verlag Ton Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschafty Ootiu.

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der

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r«r dift B*dftktiOB vdmitwortliek Dr. E. Latfwl« Draek «ad YtrlAf tob Fri«4riek Andraai P*rthM, ▲kti«]iff«««UMlMft, Ctotka.

Hierzu als Beila^: Prospekt der WeldmamiBcben Ba«]i]iaiidlaii|r in B«iliB BW. 68, über: Nene Werke der Uasslsehen Phlloioirie and AlterCoiiiBwtaeiiieiMft.

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Inhalt: Besensionen: 104) C. Rehdants und 0. Oarnnth» Xenophooa Ana- bans, e. Anfl., besoigt von W. Nitacbe (Hansen) p. 198. » 106) B. Preis- werk, De ioTentione orationnm Giceronianaram (Fr. Laterbarher) p. 194. - 106) Ph. Cbampanlt, Pbäniciens etGi-iK» en Itaiid d*aprte rOdvssäe (G. Lang) p. 195. 107/106) H. übell, Die griecbisobe Tragödie; Job. Oeffken, Das grieeb. Drama (R. Petscb) p. 197. 109) K Fiscbl, Fernspraoh- und Melde- wesen im Altertum (Fr. Lnterbacher) p. 199 110) W. J. Anderson nnd B. Pben^ Spiere, Die Arebitektnr Ton Griecbenland und Born. Obersetsnng Ton Konrad Barger (E. Nenlng) p. 201. 111) 0. Graden wits, Latercoli Yocnm Latinarnm p. 202. 112) Griecbenland und Kleinasien p. 204. 118) Tb. Gsell Fels, Bom nnd die Campagna p. 205. 114) C. Yoretseb, EinfBbrnng in das Stadium der altfranzOocben Litfratur (B. Böttgers) pi 206. 115) F. Holtbaasen, CTnewulfs Elene (-tz-) p. 208. 116) H. Yarnbageii, Ober Byrons, Der umgestaltete Milsgestaltete (-ts-) p. 209. 117) Jobo Bas- kin, Steine von Venedig, flbersetzt Tun Hedwig J ab n (F. Wilkens) p. 209. 118) Tb. Bentield Harbottie, Dicti«*nai7 of Battles p. 211. 119) H. & Cutterin, Ballade Oid and New (H. Jantsen) p. 212. 120) G. Krueger, Snglisebes Lesebocb (Babrs) p. 213. 121) Birkbeck Hill, Samuel Jonson's Life of tbe Englisb Poets (P.) p. 214.

104) C. Rehdantz nnd 0. Camuth, Xenophons Anabatis.

2. Bd. BucblV— VII. 6. Aufl., besorgt von Wilhelm Nitsch«.

Mit einer Karte. Berlin, Weidmannsche Bachhandlang, 1905.

248 S. 8. 2.40.

Die neae Bearbeitnag der Behdantzschen Anabasis entspricht im grofen nnd ganzen den frfiberen Aasgaben; von den sehr zahlreichen Zitaten sind im Interesse der Schule einige fortgelassen, eine Ausgabe ffir die Schule ' allein ist sie indes nicht geworden, sondern hat den alten Charakter bei- behalten. Der Text ist mit Bucksicht auf Gemolls Ausgabe an manchen Steilen geändert, doch folgt N. ihr keineswegs fiberall. Ffir die Schale sind diese Abweichungen fast sämtlich von geringerer Bedeutung; dem philologischen Kritiker AUt bei der mangelhaften Beschaffenheit der Haupt- handDchrift die Entscheidung oft schwer. Y, 8, 6 liest N. 6 tdv xttfivoyra inAyiav\ die Änderung scheint mir um so weniger nötig, als § 8 steht

194 Keue Pbilologiiehe Bnndwlira Nr. d.

TofifToy Syuv, und das Partizip einw Fdtteritama bewer paTst als das des Prtsens. 6. iv, Z. 14 fehlt vor vioy: 4, 27; statt 6, 29 in derselben Zeile lies 4, 29.

Der wissensohaftliehe Wert des Bndhes ist nach wie FOr anzDerkennen.

Oldesloe.

t05) Badolf Fteiawerkt I># inTentione orationam dcerania^ nanun. Basel, Dmck von Friedr. Beinfaardt, 1905. 124 8. 8. Die Italische Beredsamkeit ging aus dem VolkslebeD der rOmischeo Republik hervor. Der blinde AppinSf Fabios Canctator, der alte Gito 1)efolgteB bei ihren fieden an den Senat, das Volk, die Siebter, das Heer den Omndsata: ftm Istie, imha »fumtm. Nach der Unterwerfung Orieohenlands begannen dann die BOmer, ihre Beden nach griechischen Kunstregeln und Mustern auszubilden ; zumal Cicero studierte die griechische Sprache, Literatur und Bedekunst sehr eifrig. Er suchte sieb fiberbaopt Kenntnisse in allen Wissenschaften zu erwerben. Gr ist der aUseitigsto Bediier des Altertums und hat die griechisehe Theorie der Bedekanst in «m&ssendsker Weise mit der römischen Praiis verbunden. Pr. sucht in seiner fleißigen, aus langen Studien hervorgegangenen Schrift in bezog auf die invefdio die griechischen und römischen Elemente in Cioeros Beden «tt unterscheiden. Er bebandelt in f&uf Teilen a) Anfang und Sohlufa, b) die Erzählungen, c) die Beweisf&hrungen, d) die Schilderung der Per- faneQ, e) einsehe kflnstliche DaratellungsforiBen. Kr hat diese wtttsohich- tige und ecbwlerige Materie mit löblichem Oeschicke gegliedert und mit besonnenen Urteil erörtert. Doch scheint es miri dafs Pr. den Cicero in seinen Uteren Jahren, wo er freilich eifrig studierte und Schriften abfafste, als Bedner au stark nach den Schablonen der LehrbOcher und SchuMbungen arbeiten lasse. Als praktischer Mann war Cicero frflhaeitig Aber die grieohi- Ittben Mrblcher der Bhetorik surfickgegingen auf die attischen Bedner der Blfltensit, Perikles (Beden bei Thukydides), Xenophon (Bede des sterbenden dyrus, Cyrop. 8, 7), Plato, Demostbenes, Lysias. Dies soheint mir von Pr. nicht genOgend betont zu werden. Bei Plato (Crito 11, 12) reden die Gesetze zu Sokratee; so lUst Cicero oft die Beapublica sprechen. Der Angeklsgte au Athen wies die Biobter auf seine Freunde und Familie hin, die seine Freisprechung wflnschen; in Born schwieg er und liefe den Anwalt sprechen. Nach Pr. Si. 14 und 19 könnte man meinen, dafe die Verweadang der

Nene Phildogiidi« fimidflchaa Nr. 9. 195

Yerwandten und Freunde zur Errq^ang des Miüeides der Richter speziell^ lömifldk Bei.

Bnrgdorf bei Bern. Fraax L«terb»oh0r. .

106) Philippe Champault, PhinieieiiB et Oreos en Italie d^aprts rOdysa^e, 6tade gfogiaphiqae, historiqae et sociale par ane m^thode nouvelle. Paris, E. Leroux, 1906. 602 8. 8.

fr. 6. -. Der langen Bede kurzer Sinn ist, daTs das Phfiakenland gefunden ist and iwar in der Insel Ischia. Die ,,neue Methode'', deren sich der Titel rftbmt, beateht im wesentlichen darin , dals man auf jede exakte Beweis- Ahrtmg verzichtet, lediglich Hypothese auf Hypothese baut, Erwägungen aUgemeiaaler Art („la sociolpgie") an die Stelle von wissenschaftlicher BegrSndiii^ setzt und sich in breiter Buhmredigkeit selber fiber die flbenaadiendea Besultate wundert, welche sich auf diese Weise spielend Iricht gewinnen lassen. Das Ganze baut sich auf der gänzlich unbe- wieseneo Hypothese B6rards (Les Phfoidens et TOdyss^e, Paris 19021) laf, data die Pblaken Phönizier seien, ursprOnglich in Eumä bei Neapel gesessen hatten und von dort nach Eorfu zurfickgewandert seien. Cbampault verbessert seinen Meister nur im zweiten Punkt: Warum hätten die Phäaken soweit von ihren Utaen Nachbarn fliehen sollen? Sieh, das Oute lag so nah! Also sind sie blofs auf die nächste lasel, natftrlioh auf die grOfste und fruchtbarste, also auf Ischia geflohen. Bi iat nur sa verwundern, dafs noch niemand auf diesen ingeniösen Oe« danken gekommen ist; vollends da, nach Champault, „Ischia 'S auch ety- mologisch gar nichts anderes bedeutet als „Insel Scheria'S „Scheria'' iber lieiM naeh B<iard schwarz *^ Ischia aber ist „die schwarze Insel *^ mr i^oxfi^t ^i^ ^^ jedermann durch eigenen Augenschein fiberzeugen kann. Ischia hat ferner Beige, es ist fruchtbar; beides bezeugt Homer fen Scheria; die von Homer beschriebenen Ortlichkeiten sind sogar doppelt Tirhaaden« aar Auswahl; es stimmt also -- alles. Diese Theorie wird fea der vulkanischen Natur der Insel in willkommener Weise gestfltzt: 1) die Beatrafnng der Phäaken durch Poseidon weist auf vulkanische Vor- |ü|e hia (das liefte sich noch hOren), und 2) solche Vorgänge dauern Ulk beaseriaeher Zeit ununterbrochen fort, wodurch sich alles erklärt, ~ nicht stimmt.

Biiard setst die Insd der Kalypso in die Meerenge vim Gibraltar;

Id6 Keae Philologisehe finndaclian Kr. 9.

, Ghampault findet dies bestätigt durch Skylax, der von Karthago nach Genta sieben Tage und sieben Nächte rechne; zähle man dazu die Ent- fernung von Messina bis Karthago, so erhalte man genau die homerische Distanz zwischen Gharybde und Kaljpsos Insel: neun Tage und nenn Nächte. Nachdem auf diese Weise Birards Hypothese ,, bewiesen'^ erscheint, geht Ghampault daran, auch den Bflckweg an der Hand von Skylax aufs genaueste zu bestimmen. DaTs Homer dabei deutlich sagt, dafs diese Fahrt Aber das offene Meer schnurstracks nach Osten ging, den grofsen Bären immer zur Linken, kfimmert Gh. wenig; nach ihm handelt es sich um eine KQstenfahrt, dem spanisch -ligurisch- italischen Ufer enthng nach Ischia „L^Ourse est, ici et lä, plus ou moins ägauche, mais partoni eile est sur la gauche''. Die von Skylax auf dieser Beute angegebenen Strecken zusammengezählt ergeben achtzehn Tage und fBnfzehn Nächte; ein Sommertag ist aber = zwei Sommernächten, also achtzehn Tage und fflnfeehn Nächte = siebzehn Tage und siebzehn Nächte, wir finden also „avec une approximation aussi satisfaisante que possible** die sieb- zehn Tage und siebzehn Nächte, welche Homer angibt, bei Skylax wieder. So ist mit einem Schlag sowohl der Weg, den Odysseus von Kalypso zurfickkehrend einschlug, als auch sein Ziel, das Phäakenland, dordi diese neueste der „exakten'' Methoden, „gefunden".

Die Phäaken Ischias sind nach Gh. hellenisierte FbOnizier aus Theben und Eub6a. Der Nostos ist auf Ischia gedichtet von dem durchreisenden, dort blindgewordenen Homer. Nfichst Ischia verherrlicht er die um- liegende Festlandskfiste : die Kyklopen auf den Fblegräischen Feldern am Nordufer des Golfes von Neapel, Nisida die Ziegeninsel vor der Grotte des Folyphem (darin folgt Gh. den Theorien B^rards, der aber nicht die ungeheuerliche Zumutung stellt, zu glauben, dafs das Land des Alkinoos sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinde). Den Eingang zur Unter- welt, den Birard seltsamerweise in sein Kyklopenland in die Nähe von Kumä versetzt, verpfianzt dafür Gh. nach Sardinien, wo er mit B^nurd auch die Lästrygonen sucht. Die Insel der Girce ist Pianoea bei Elba, die Inseln des Äolus sind nicht die Liparischen, sondern die Agatiachen. Im fibrigen korrigiert er B^rards Aufstellungen nur unwesentlich.

Das dicke Buch kann immerhin auf den Wort Anspruch machen, einmal jedermann klar und deutlich zu zeigen , wohin man gelangt, wenn man in homerischer Geographie, wie leider auch DOrpfeld in seiner Itbaka- Leukas-Hypothese, auf jede sichere historische Grundlage von vomberein

Nene Philologische Boodsohau Nr. 9. 197

feniebten za kOnnen glaubt and an ihre Stelle ganz subjektive Aus- Iq^ODgen von Homerstellen oder weithergeholte Erwägungen zu Beweis- grSnden erbebt, wenn man, kurz gesagt, statt des kritischen Verstandes die dichtende Phantasie walten lä&t.

Heilbrono a. N. Oastaw LaBf.

107) Hermann übell, Die griechiBche Tragödie. Hit 9 Voll-

bildern in Tonfttzung. (= Die Literatur, herausgegeben von Brandes, Bd. XVII.) Berlin, Bard, Marquardt ft Co., o. J. 45 S. kl. 8. kartooDiert Jk 1. 25.

108) Johannea Oeffken, Daa griechiache Drama. Aiachyloa.

Sophöklea. Enripidea. Mit einem Plan des Theaters des Dio- nysos zu Athen. Leipzig, Berlin, Th. Hofmann, 1904. II u. 113 S. 8. geb. .il 2. 20.

Das Buch des Archftologen Ubell ist in warmer, hier und da etwas gesuchter Sprache für weiteste Kreise geschrieben, die es zum Genufs und Verständnis der Wilamowitzschen Übersetzungen und vor allem der Nachdichtungen Hugos v. Hofmannsthal anleiten soll. In den Übertragungen von Arnim und Wibunowitz sieht ü. freilich nicht mehr, als „den besten Kommentar, den es bis jetzt gibt", aber angesichts des Leserkreises, für den er arbeitet, hätte er lieber sagen sollen, was er au jenen vermifst und was «r anders wünschte, als blofs kritische Seitenbemerkungen zu geben De^leichen mulste er Arnim, der mit seiner Skepsis bezüglich der diony- Biacben Becbtgläubigkeit des Bakchendichters doch nicht allein steht, mit Orfin den gegenübertreten. Am nützlichsten dürfte sich der letzte Teil des Schriftchens, die technische Analyse der „Medea" erweisen, wo Pankt fltr Punkt die Verschiedenheit der Voraussetzungen dargelegt wird, mit denen der antike und der moderne Zuschauer sich dem Theater nahen, um so deutlicher aber der bleibende Wert des alten Dramas für die Gegenwart und Zukunft hervortritt

Sadilicher und methodischer wendet sichOeffken an engere Kreise die entweder griechische Dramen im Original gelesen haben, oder im Be- griffe stehen, es zu tun; insbesondere dem Schüler will er das Auge für daa Wesen des antiken Theaters öffnen, wie es ihm und unzähligen anderen eben Wilamowitz geöffnet hat „Die Dankbarkeit, die die Kunde von der TiagOdie ihm schuldet, verlangt, dab man von ihm nicht nur das wisse, was die Zeitungen über ihn sagen, sondern auch im einzelnen die Felder

198_ Itene ftiilologtsche ftnndiclum Nr. 9.

kenne, die sein Qenius erleachtet und erschlossen hat Kundige werden finden, dars ich mich seinen Ansfflhmngen Sfter anch im Wortlaut, b#* wufst oder nnbewufst, angeschlossen habe mid werden darin nm der großen Sache willen, deren Vertretung es gilt, kein Unrecht erkennen/* Damit ist der Standpunkt des Verfassers charakterisiert und wir haben nur kinza- zufugen, dafs er keinen literarhistorischen Leitfaden gibt, sondern nach geschichtlichen und technischen Vorbemerkungen einzelne Werke, die für die Nachwelt besonders wertvoll würden, genauer analysiert. (Orestie, Antigene, Aias, Alkestis, Medea, Hippolytos, Odipus.) Das Prinzip der Inhaltsan^be, die bisweilen zur Paraphrase erweitert wird, Überwiegt, doch bleibt noch Baum fBr problematische, technische und historische Erörterungen, unter anderem ist es erfreulieb , da& 0. Kaibels AusRh- rungen fiber „Antigene'* nicht ohne weiteres akzeptiert hat, %ach nicht mehr in den Chorus der Schuldsucher einstimmt, sondern das Drama psychologisch zu fassen sucht und, mit Bezug auf die yiel amstrittenen Verse der Abschiedsrede energisch daran erinnert, wie fem ans dock noeb immer das seelische Leben der Griechen steht; da ist es nicht leicht, das „üngriechische** einer Vorstellung zu erweisen. Möchte doch das dianoSüaohe Element des griechischen Dramas noch genauer untersucht werden als bisher geschah; Aristoteles* trockene Aufzfthlung der Teile *^ der Tragödie bep weist doch zum mindesten, dafs das spätere Publikum darin etwas wesentliches, um seiner selbst willen in~die Tragödie gehöriges sah. Aber wie verschieden sind die Beflexionen des Chors und der Hauptflgurea and wie anders reflektieren sophokleische und euripideische Helden 1 Es Bub hier vor allem auf den grofsen unterschied zwischen Beflexienen vor und nach dem Entschlufs geachtet werden. Das GefQhMeben dea lieaf sehen entwickelt sich schneller, als die Möglichkeit, sprachlich, d. h. mit Hilfe von Vorstellungen bzw. deren Zeichen das GefDhlte denUieh n machen. Sobald der Mensch zu reden beginnt, steigt er ans der Urtiefe seines Wesens auf das Podium, wo er einer unter vielen ist und sieh ihnen mit Hilfe abgeschliffener und abgegriffener Vorstellungen veiatiLodlich machen mufs. Handelt es sich nun darum, ein starkes und individneUr unmittelbares, aber nicht eben alltSglicbes Gefühl gegen die platten An- klagen der Durchschnittswelt (hier des Chors) und zugleich (in wekhem schwierigen Falle die scheidende Antigene ist) gegen das sich aufbftamende Lebensgeffihl zu verteidigen, so bekommen die betr. Auseinandersetxmigen leicht einen primitiven, auf eine niedriger organisierte Zabörenchaft be-

mho^tep, oofoetnalien, ja (i|{»i$^«cb^bere<|bD6Ddeii Aiwlnah. itf^tf d|i «of die Spraebe i^^ Kinder, di« Inaweilen reabt »Itklof , ja xqk wd henba radeo, weil sie daqeaiget was sie fflblen, oicbt ia Worte fmsß kOoaea Qod ueb doch aacb yeratlDdlich maohea wollen bei denea« in deren Brust sie ein uaiBitt^lbares Mitschwiagen der eigeaea Leiden aad Freuden, Boffoungea und Qeaogstigang^n nicht ohne weiteres Toraaswt ^etarn wagen. Danaab beurteile man die Abaebiedsrede der Antigene, d(? in Wabrbeii langst ^nd &st au ihrer Tat eatachloesem ist, aber aaf Qrmfu/i Toa OefBUen» iie sie bier nicht anasprecben kann«

Seidalbeig. PollWt Ffl^lu

1Q9) Hm« FiMh), Itwufineh^ xßt^ HeUew^sf« faß Ait^tpaam mit besonderer Berficksicbtigung der Qrieohen und SAm^r. ]Pror granrni. Schweiofurt 1904. 40 S. 8. Nach Asidijlus versprach AgunemaQu bei seiner Abfahrt von Argan seiaer Qenoahlin, er wolle ihr die Binaabma Trojas darah Feaeiipiobw melden, iind errichtete hierfBr Zwischeostatioaea. Diesa Koricbtuag »W Melden aiaes ^rwartetea Ereigpiasaa kam ^u den Oriecben f pn den ign^ter^ oder PbSniziem. Od. X, 30 yuxl i^ nv^noliowag iltöaaafi^ fyyig iäyfm seheint zu bedeuten, dals eine sur Landung günstige Stelle aP| Tage durah Bauch, in der Nacht durch Feuerachein den nabenden 8ee&br«m keant- lich geinacht wurde. Als Miltiades Faros belagerte, geriet auf lijktfotß ein Wa|d in Brand, was man bei Faros für eiq Zeicbea der nabenden Flotte dea Oatis hielt (nach Ephorus). Man derf aanebnuen, dab di^ Psrier in der Nacht Feuerzeichen erhoben hatten, um ihre Freande zu Qilfe za rafen, da pchon Homer (IL 18, 21 1) diesen Briiucb kennt 480 wurde den Griechen bei Artemision das Nahen der persischen Flotte von Skiatbos aus durch Feuer signalisiert; mehr vermag ich ans Heri^ot 7, (82 nicht an erkennen, Fischl meint, hier handle es sich „um Meldung eines Ereignisses, das niamand ahnen konnte'S 479 tat Mardonius durch Feuer« zeichen (ber die Inseln hin, wo also Fackelposten waren, dem Xerves nach Sardes die Einnahme Athens kund (Her. 9, 3). Im August 479 war an einem Vormittag die Schkicht bei PlatU und gleichen Tags dis Schlacht bei Mlkala^ b^i d^r^ Beginn die Bede herumging, Mardonii^ sei besiegt (Her. 9, 100); Leotychides wird sie sur Ermutigung seiner Truppen aus- gestreut haben. Fischl bildet sich ein, diese Kunde sei am hellen Mittag durch den Fyrotelegraphen so schnell fibermittelt worden. 427 wurde

MO N«ii6 Philolofffsehe Bunteban Nr. 9.

der peloponnesischen Flotte bei Gorcyra das Nahen der Flotte des Ernymedon signalisiert: Thuk. 3,80, 2 -bnö viwca airoig iq^qvtxn^dyftav i&jpfLWta vfjeg l^^fp^aitop mgoanliovaai Arcb jifvyuAdog. DaTs es nnr atbenische SchiiFe sein konnten, war klar; die Zahl 60 setzte wohl blofs Thnkydides hinzu; die Bichtnng von Lenkas her ergab der Ort der Signale; „immerhin mfissen wir diese Leistungen bewundern". Ich glaube nicht, daTs dnh jlivyMog mit lq^qv%tfai^9rflCLV ssu verbinden sei. Die Spartaner fiihren nun dem Lande nach heimwftrts und transportieren die SchiiFe über den Isthmus von Lenkas, Snwq piij ntQinUovttQ 6q>&Cknv. Das kann doch nur bedeuten, sie bfttten gef&rchtet, dafs die athenische Flotte von Eorfo her sie verfolge, nicht dafs sie meinten, Eurymedon sei vielleicht noch bei Leukas; Fischl sagt nichts darfiber. Feuerzeichen, die ruhig empor- gehalten wurden, bedeuteten, dafs kein besonderer Orund zur Unruhe vorliege, und hiersen tpf^toi tpilioi ; Hin- und Herschwenken von Fackeln deutete auf nahende Feinde {fp. nolifuoi). Mifsdeutung kam oft vor, zumal wo zwei Feinde einander gegenfiberstanden, wie Thuk. 3, 23, 8 bei der Be- lagerung von PlatUL Aneas Tacticus gab Anweisungen Aber die Feoer- telegraphie. Antigonus richtete in seinem Reiche ein Netz von Lauffeuern und Eilboten ein. Ebenso legte Philipp V. von Mazedonien vom Berge Tisaion in Thessalien als Zentrale Feuerlinien nach Peparethus, Eaböa und Phokis an. Poljbius kennt Einrichtungen, um durch Kombination von Lichtsigoalen Wörter und Sätzchen mitzuteilen. Auch bei den Puniem und BOmem werden Feuersignale oft erwähnt In der Kaiserzeit be- standen im Osten Feuerstationen zum Signalisieren von Buchstaben (nach Julius Africanus). Bei den Griechen werden ffir Seeschlachten Signale mit einer Purpurflagge erwähnt; dieses Zeichen kommt bei den ROmero oft vor. Vegetius kennt auch eine Zeichengebung mit Balken, die freilich nicht genauer ausgebildet war, wie der optische Telegraph des dande Ghappe im vorigen Jahrhundert. Nach Cäsar verbreiteten die Gallier wichtige Nachrichten rasch clamare per agros regumesque, vielleicht durch Reiter (vgl. Pategyas in Xen. An. 1, 8, 1). Fischl stellt auch die Nach- richten Ober griechische Schnelläufer zusammen ; auf Schallsignale, Leucht- tflrme und Brieftauben geht er nicht ein.

Burgdorf bei Bern. F. Lvtorbaohw.

Nene PhilologiBdie Bundsobau^Nr. 9. 201

HO) W. J. Anderson und B. Fhenö Spien, Die Axchi- tektor ypn Griechenland und Born. Eine Skizze ihrer historischen Bntwiokelang. Autorisierte Übersetzung aus dem. Englischen ?on Eonrad Burger. Fflnf Lieferungen mit 185 Abbildungen, darunter 43 ganzseitigen Tafeln. Leipzig, Karl W. Hiersemann, 1905. jede Lieferong Ji 3.—.

Das Werk macht ftufserlich einen sehr günstigen Eindruck. Das kommt wohl in erster Linie auf das Konto des bekannten Verlages, der nioht nur f&r eine vornehme Ausstattung des Gkmzen, sondern vor allem für eine technisch vollendete und in der Aus?rahl wertvolle Bildersammlung gesorgt hat. In dieser Beziehung ist uneingeschränktes Lob am Platze, namentlich was die franzdsiscben und englischen Spezialwerken entnommenet ferner auf neuen photographischen Aufnahmen oder auf Zeichnungen der beiden englischen Verfasser beruhende Vermehrung des landläufigen Illustra- tioDBOiaterials anlangt. Nicht auf derselben Höbe steht die deutsche Text- bearbeitong. Stellenweise wird man doch gar zu sehr daran erinnert, daüs mau eine „Übersetzung^^ vor sich hat, und namentlich in den ersten Par- tien w&re eine Wiederholungen wie Irrtümer vermeidende und Wider- sprüche^ ausgleichende „Bearbeitung*^ nicht blofs wünschenswert, sondern erforderlich gewesen. Die Schuld an diesem Fehler trifft ^freilich wohl schon den englischen Herausgeber Spiere, der dem offenbar nicht druck- fertig hinterlassenen Konzepte Andersons eine gar zu weitgehende Pietät gezollt hat. Vom Schlafs der griechischen Architektur an hat Spiere denn auch selbständig verfahren und damit wesentlichen Nutzen gestif- tet. Entstanden ist das vorliegende Buch aus Vorlesungen an der Kunst- schule in Glasgow. Das darf zur Beurteilung des Ganzen nicht aufser acht gelassen werden, und ebenso mula der deutsche Leser bei den Kapiteln über die römische Architektur den beabsichtigten Vereuch ihres Ver&ssereJiim Auge behalten: „einige der Grundregeln darzulegen, welche den römischen Baumeister bei dem Entwerfen seines Planes leite- ten, und welche die Boole des Beaux Arts in Paris zur Basis ^ihrer Studien gemacht hat^S Spiere selbst gesteht zu, „dafs diese in manchen Fällen in archäologischer Hinsicht nicht ganz zuverlässig sein mögen*', ebenso wie er hier und da einige Theorien aufgestellt habe, die noch nicht allgemein anerkannt sind. Hier auf eine Kontroverse im einzelnen ein- zugehen, würde daher weder ein Ziel noch ein Ende haben. Durcharbeiten Ins an den SohliUs mu(8 sich der deutsche Philologe und Archäologe;

SOd Keae Philologische Rnndschaii Kr. 9.

auf ein genoftchlicbes Lesen darf er nicht rechnen. Da er aber weifs, was englischen Beiäenden und Forschern allein schon durch ihre Ausgrabungen und Sammlungen die Archftologie zn verdanken hat, so ist es immer- bin von grorsem Interesse, zu erfahren, wie sich im Kopfe eines Glasgower Fachmanns die antike Architektur aufbaut und was Studierenden an der dortigen Kunstschule geboten wurde.

Diesen Standpunkt zur richtigen Wertung des fibrigens als Band I von „Hiersemanns Handbüchern*^ erschienenen Werkes nicht klar präzisiert zu haben, wflrde ich als eine Mifsachtung der gewaltigen Arbeit deutscher Archäologen und Architekten ansehen, und was würde wohl ein Eng- länder sagen, wenn ihm in der englischen Übersetzung eines deutschen Buches ein ähnliches „Literaturverzeichnis*' zugemutet würde? Von nicht aufgefBhrten deutschen Hauptwerken zu schweigen, macht es doch auch auf einen Deutschen, der sich von Chauvinismus frei weifs, einen selt- samen Eindruck, z. B. Schliemanns Bücher so zitiert zu finden: Scblie- mann, H. Ilios ville et pays des Troyens. Resultats des fouilles. Trad. par E Egger. Paris 1886. Schliemann, H. Mykenae. Leipzig 1878. Schliemann, H. The prehistoric palace at Tiryns. London 1886.

Bremen. Grast NoiiUbs.

111) Otto Oradenwitz, LateronU Yocam Latinamm. Voces latinas et a fronte et a tergo ordinandas curavit 0. 6. Leipzig, S. Hirzel, 1904. 546 S. 8. A 16.-.

Das Buch enthält zunächst ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis aller vorkommenden lateinischen Wörter, soweit sie bei Georges (grofse Ausgabe von 1879), in Pauckers bekannten Sammlungen (Addenda lexicis latinis u. a.) und in den verschiedenen Jahrgängen des Wülfflinschen Ar- chivs sich finden. Was über Georges hinaus ermittelt ward, ist mit einem Stern versehen angeführt Die Kaumverhältnisse sind in den ein- zelnen Kolumnen so bemessen, dafs neue Funde sich leicht eintragen lassen. Wie bei Georges ist konsonantisches i als Jod geschrieben, doch hat man in gewissen Formen die andere Schreibung noch einmal auf- geführt. So steht ahicio und dann in einer späteren Zeile objuM\ aber nur abjectus abjectio; ferner eicio und ejicio, aber nur ejaculo ejecta- mentum ejectatio ejecticius usw. Ebenso bei inicio subicio usw. Aufser Aeceo (decco Druckfehler!) pudeo steht noch einmal decet pudet; dagegen nur misereo poeniteo, nicht auch miseret poenitet (die klassische Schrei-

Nene Pliilologisohe EnndBchati Nr. 9. SOft

boDg paeoitet fällt ganz aas, während doch sonst voltar und vultnr, volnero nnd vulnoro u. a. m. in doppelten Formen gegeben sind), umgekehrt wird nnr taedet notiert, obwohl doch auch persönliches taedeo vorkommt. Wenn issa (ipsa) selbständig auftritt, mufste auch isse (ipse) verzeichnet werden; wenn issalos, dann auch ipsirous ipsima. Solche aus Georges flbernommene Unebenheiten hätten wohl aasgeglichen werden können. Za erwägen wäre ferner gewesen, ob für den beabsichtigten Zweck nicht die Anföhrung der Veiba im Infinitiv statt in der 1. S. Praes. manche Torteile gebracht hätte. Bei jetziger Wiedergabe steht ohne Zusatz das Adverb Manifeste Ober dem gleichlautenden Veibum (oder umgekehrt), ebenso leo fiber leo (Verb und Sahst); mando fiber mando (mandare und mandere); manduco fiber manduco (Verb und Subsi). £in unterscheidendes Zeichen hätte keine Zeile mehr ausgemacht.

Diesem Existenzverzeichnis aller Wörter, das von S. 1—278 reicht, folgt nun die eigentliche lexikalische Neuerung, der Konträrindex („voces ordinantur a tei^C), eine Aufzeichnung der Wörter atomistisch '' nach dem Kennzeichen des letzten, vor-, dritt- viert- usw. letzten Buchstabens, wiederum nach dem alphabetischen Merkmale. Hierbei nun ergeben sich sehr interessante lehrhafte Gruppierungen, die dem Sprachforscher grofse Vorteile bequem an die Hand geben, da die Tatsachen der Form- bildung, Zusammensetzungen und statistische Ergebnisse sich nunmehr sehr schnell kontrollieren lassen. Und ffir textkritische Verlegenheiten scheint sich mit dem neuen Index mancherlei Audhilfe gewinnen zu lassen. Das „Wie^' hat der Herausgeber in seiner „Einfahruiig in die Papyruskunde *^ (Leipzig bei S. Hirzel) mit der Behandlung einiger praktischer Fälle dargetan; und diese Probe läfst sich in die Pxaxis lateinischer Texte umsetzen. Dafs ein routinierter Textkritiker das neue Mittel verachten wird, etwa wie ein gewiegter Kenner der lateinischen Paläographie auf (}appellis Lexikon abbreviaturarum geringschätzig hei-absiebt, ist sicher. Aber eilfertigen Arbeitern auf diesem Gebiete wäre es zu raten, wenn sie mit solchem Mittel wenigstens die Nachprüfung bei ihren Funden machten; wir blieben dann von mancher sog. Emendation verschont. Ein sorgfältiger Kritiker dagegen kann an schwierigen Stellen, wenn er erst mit der Handhabung des hier gebotenen Materials vertraut ist, gewifs manche Anregung zur Ermittelung des gesuchten Resultates herausholen. In diesem Sinne seien die Laterculi der Beachtung der Fachgenossen empfohlen. Zum Schlufs möchte Referent noch den Wunsch aussprechen, dals die, welche

204 Nene Philologische Sandschan Nr. d.

Anlars haben, das Bach häufiger zurate zu ziehen, nach einiger Zeit einmal über ihre Erfahrungen Hitteilung machten.

Der Druck des Buches ist sorgfältig überwacht, die Schriftbilder von wohltuender OrOfse, und das Papier, da ein solcher Notknecht doch viel Strapazen auszuhalten hat, von angemessener Qualität.

112) Griechenland nnd Eleinasien. 6. Auflage. Mit 13 Karten, 23 Plänen und Grundrissen und 3 bildlichen Darstellongen. (Meyers Beisebücher.) Verlag des bibliographiscben^^^Insti- tuts in Leipzig und Wien, 1906. X u. 336 S. 8.

In Leinen gebunden ^7.60. Seitdem unsere hanseatischen Dampfergesellscbaften, die Hambttig* Amerikanische Paketfahrt wie die deutsche Levantelinie, die Sonderfahrten nach den Hauptorten des Mittelmeeres eingerichtet haben, hat die Zahl der nach Griechenland und den vorderasiatischen Landsdiaften Beiaenden erheblich zugenommen, und unseie Fachgenossen machen vorzugsweise von dieser günstigen Gelegenheit Gebrauch, um die wichtigsten Stätten des khssischen Altertums kennen zu lernen. Da dürfte der Hinweis auf die neueste Auflage des vorliegenden Beisehandbuches wohl am Platxe sein. Der Führer ist in allen Abschnitten vollständig durcbgearbritet, so dab der Beisende Aber alle Neuerungen des Verkehrs und fiberhaupt über die touristische Praxis beste Auskunft erhält. Die Bevision imd Ergänzung des Kartenmateriales und der Pläne ist dem jetzigen Stande der tqio- graphischen Kenntnisse entsprechend durchgeführt Da die Verfosser der einzelnen Abschnitte ihren bezüglichen Land- und Ortschaften angehören oder sich wenigstens jahrelang an Ort und Stelle mit allen Verhältnissen bekannt gemacht haben, so konnten die wirtschaftlichen Fragen mit voller Sachkunde behandelt werden. Nicht minder zuverlässig sind die Materien des wissenschaftlichen Gebietes gehalten; hier hat A. Phillipson den geo- grspbischen, Lisko den archäologischen Teil besorgt Dafs den jüngsten Fragen und Ergebnissen Bechnung getragen ist, zeigt u* a. die Behand- lang der Ithaka- und Leukastheorie Dürpfelds S. 67 f., für welche die Literatur bis zum Jahre 1906 verwertet ist Vgl. aufserdem noob die Abschnitte Magnesia, Pergamon, Prione und Troja.

Üeiia Phnologfsebe BosibchAii Nr. 9. 20&

113) Keyen BeisebHohen Th. Oaell Fels, Som und die Campagna« Sechste Auflage. Mit 6 Jfarten, 5S Pi&nen und Grundrissen, 61 Ansichten. Leipzig u. Wien, Bibliographisches Institut, 1906. XVI 8. u. 1146 Sp. In Leinen geb. Ji 12.50. Der erste Herausgeber dieses bewährten BomfBhrers hat die beiden letzten Auflagen nicht mehr erlebt. Aber an seinen Grundsätzen hat der Fortsetzer des Werkes festgehalten und damit in diesem Falle dem Haupt- tweck des Beisebuches am besten gedient. Bekanntlich tut sich dieser Cicerone vor ähnlichen Hilfsmitteln durch sein massenhaftes Material aus den mannigfachsten Kunstgebieten hervor, das Gsell Fels für ein ambu- lantes Studium ebenso zweck mäfsig zu wählen und zu gruppieren verstand, wie er es der Bedeutung der Objekte und der durchschnittlichen Aufnahme- fähigkeit der gebildeten Leser entsprechend dargestellt hat. Ist nun in der Anlage dieses Bomffihrers, der mit Recht als ein vollständiges Hand- bach der rSmischen Eunstschätze und ihrer Geschichte bezeichnet wer- den kann, bei der neuen Auflage nichts wesentliches geändert worden, 80 brachten die zehn Jahre, die seit der vierten Ausgabe verflossen sind, doch reichlich viel Stoff zu neuer Prüfung und Eintragung. Veränderte Aufstellungen in den Sammlungen, Zugäoge zu den antiken Eunstschätzen mufsten berücksichtigt und die Ergebnisse der Kunstforschung (Helbigs, Bodes, Eraus*, Wölfflins u. a ) für manche Gegenstände des alten Bestandes verwertet werden. Die neuesten Ausgrabungen auf dem Römischen Forum haben natürlich ebenfalls (nach Hülsen) gebührende Beachtung gefunden. Neue Pläne und Abbildungen sind zu den früheren Illustrationen hinzu- gekommen. — Der Veränderungen der Verkehi'sgelegenheiten im modernen Born sind im letzten Jahrzehnt recht viele eingetreten, und demgemäfs wurden denn auch alle Fragen des geschäftlichen Lebens und Treibens sehr eingehend behandelt, so dafs man an der Hand des neuen Führers Zeit und Geld sparen kann; und auf wirtschaftlichem Gebiet lohnt schon ein einziges Vorkommnis die Benutzung der neuesten Auflage statt einer älteren.

Zum SchluTs sei noch bemerkt, dafs diese sechste Auflage von Prof. B. ScbSner in Rom besorgt ist, der als einer der besten Kenner der ewigen Stadt gilt und das Buch jedenfalls auf der Höhe seiner Zuverlässig- keit erhalten hat.

806 Neae Philologische Randuchau Nr. 9.

114) Carl Voretzsch, Einführung in das Stndiom der Alt- französischen Literatur im Aoschlurs an die Bioführang ia das Studium der Altfrauzöäichen Sprache. (II. Bd. der Samm- lung kurzer Lehrböcher der romanischen Sprachen und Litera- turen.) Halle a. S., Max Niemeyer, 1905. XVII u. 573 S. 8.

Ji 9.—. Das dem Andenken von Gaston Paris gewidmete Buch schlierst sich in Ausstattung und Inhalt wfirdig dem so bald in zweiter Auflage nötig gewordenen ersten Bande der Sammlung an. Wie letzterer soll es ,,ia erster Linie dem Studenten nützlich sein, welcher nicht Gelegenheit hat, eine Vorlesung über altfranzösische Literaturgeschichte zu hören oder welcher seine Kenntnisse mit Hilfe eines gedruckten Buches weiter bilden wil^^ Aas pädagogischen Gründen schien es dem Verfasser richtig, „die Anfänge, als Grundlage der weiteren Entwickelung, möglichst genau, die Zeit der Hauptblflte (12. Jahrhundert) mit annähernder Vollständigkeit, die Zeit der Nach blute (13. Jahrhundert) unter Hervorhebung des Wesent- lichen darzustellen''. Für den Ausgang der altfranzösischen Periode (An- fang des 14. bis Mitte des 16. Jahrhunderts) ist nur eine kurze Obersicht gegeben worden, da eine geordnete Behandlung in einem anderen Bande der Sammlung durch Heuckenkamp-Qreifswald vorbereitet wird.

In der Darstellung der Literaturgeschichte sind die Beziehungen zum Auslande, namentlich zur deutschen Literatur, in ausgiebigster Weise be- rücksichtigt worden. Auch sind „die verschiedenen Meinungen über die schwierigen ürsprungsf ragen der einzelnen Gattungen in ihrer Entwickelung^' dargestellt, so dafs das Buch schon aus diesen Gründen auch solchen Freunden der mittelalterlichen Literaturen warm empfohlen werden kann, die sieb über diese Frage orientieren möchten, ohne gerade altfranzödische Studien treiben zu wollen. Einzelne aus den Texten gegebene Proben sollen nicht etwa die Chrestomathie ersetzen, sondern lebendige Beispiele gewisser Dicb- tungsarten geben, die trotz genauester Definitionen nur durch die Texte selbst verstanden werden köifnen.

Was die Einteilung des Werkes betrifft, so gibt Verfasser in der 65 Seiten umfassenden Einleitung zunächst die wichtigäten geschichtlichen Tatsachen über die Anfänge der französischen Nation, ihre Zusammensetzung, ihre Sprache und die darin abgefafsten ältesten nicht literarischen Texte; er behandelt so- dann die Form der gebundenen Bede und den Anteil, den die verschiedenen nationalen Elemente an der altfranzösischen Literatur haben, und schliefst

Üene PhtlologlBcbe Rnndschan Nr. 9. 207

mit einer die wichtigsten allgemeinen Werice, Zeitschriften usw. umfassenden Bibliographie. Den Hauptinhalt des Werkes bilden sodann folgende Ab- schnitte: A. Die Zeit der Anfänge. B. Die alten Gattungen im 12. Jahr- handert. C. Übergänge. D. Die höfische Dichtung der Übergangszeit. E. Die Zeit der NachblQte. F. Der Ausgang der altfranzOsischen Literatur. Während die beiden letzten Abschnitte verhäitnismäfsig kurz behandelt wor- den sind, nehmen selbstverständlich die Darstellungen des Heldenepos in seiner Blfitezeit und der höfischen Dichtung den breitesten Baum ein.

Von besonderem Interesse sind die Abschnitte Qber die AnßLnge der Heldeodichtnng bzw. das Merowingerepos und die fränkische Heldensage, Themata t mit denen der Verfasser sich schon fräher besonders eingehend beschäftigt hat. Doch auch in allen anderen Teilen berQhrt die um- fiissende Sachkenntnis und das sichere Abwägen zwischen sich entgegen- stehenden Meinungen vertrauenerweckend, so u. a. in der Darstellung des jetzigen Standes der Meinungen über den Anteil der keltischen Überlieferong an den Werken des Chrestien de Troyes bzw. der höfischen Dichtung, sowie Ober die Entwickelung der lyrischen Poesie,

Einige unbedeutende Bemerkungen über Einzelheiten seien hier an- gef&hrt: S. 110 heifst es Z. 4 v. u.: „Ob es sich dabei um gesänge in lyrischer form, d. h. um Volkslieder, oder um kürzere oder längere epen handelt, läfst sich nicht entscheiden.*^ Können Volkslieder nicht auch in epischer, oder episch- lyrischer Form existiert haben? Ihre Möglichkeit wird S. 136 auch vom Verf. anerkannt. S. 122, Z. 3 v. u. mufs es Th. statt Gh. Moller heifsen. S. 123, Z. 1959 darf wohl vor dem abhängigen Satz mit dem Subjonctif kein Komma stehen; abgesehen vom Fehlen des Kommas in entsprechenden Fällen in der modernen Sprache ist doch die Verbindung von regierendem und untergeordnetem Satze schon infolge der NichtVerwendung der Konjunktion noch enger geworden. Dafs in Z. 1968, S. 124 das cesf nur die Geltung des Artikels haben soll, ist nicht sehr wahrscheinlich. Zu der Erklärung von mal statt md (Z. 2006, S. 115) wäre wohl das von Meyer-LQbke (EinfQhrung § 26 Schlafs) tkber den Binflafs des dunkeln, d. h. natflrlich volaren 1 Oesagte zu berflcksichtigen. Der Satz bei M.-L ist allerdings durch ein Versehen des Setzers entstellt, in- aofem als das, was Mussafia betrifft, zwei Zeilen höher hinter sei eingeschaltet werden mufs. Hinsichtlich der Wiederholungstiraden könnte S. 203 wohl mit mehr Nachdruck betont werden, dafs die Wiederholungen in hasse 173—176 oder 84—- 86 kAnstlerisch wirken, daTs sehliefslich

908 Nene Philologiscke BnncbwliAii Nr.

aber die mechanischen Nacbahroangen einen darcbans schablonenbafteiit unkfiastlerischen Eindruck hervorrufen. S. 351, 6, Z. 6 lies sei es statt sein. »

Haiensee. B. B^ttfart.

^115) F. HolthauMn, CTnewnlfs Elene, mit Einleitung, 01c

Anmerkungen und der lateinischen Quelle herausgegeben (a» Ali- und mittelenglische Texte, herausgegeben Ton Morebach und Holt hausen, Bd. 4). Heidelbeig, Oarl Winters üniTBrntftta- buchhandlung, New Tork, O. E. Stechert, 1906. XVI u. 99 a 8.

Elme gehört zu den Werken der altenglischeu Literatur, an denen kein Student vorflbergehen darf, ja viele werden durch ihr Studium in die ersten Geheimnisse der englischen Sprachgeschichte eingeweiht. Zu* pitzas treifliche Ausgabe war in ihrer Art eine geradezu klasosche Arbeit, aber nach des Verfassers Tode ist sie trotz einer Neubearbeitung nicht anf der Höhe der Forschung geblieben, und so ist es denn noit Freuden zu begrtifsen, daä Holthausens Meisterhand sich der Diobtnng mit gewohntem Fleifs und Geschick angenommen hat. Die GrundsUse der Ausgabe sind dieselben wie bei Holthausens Beaumlf (vgl. diese Zeiii- schrift lfd. Jahrg., S. 116): Abteilung der Zftsur, enger Ansohlufs an die Oberlieferung, möglichst genaue Bezeichnung der Vokale. Gegen Znpitza sind die Satzzeichen an Zahl beschr&nkt, die Quellenangaben sind kritischer gestaltet. Das vollstllndige Wörterbuch ist abweichend von der sonst fiblichen alphabetischen Anordnung etymologisch angelegt, was zwar dem Anfänger zweifellos das Einlesen erschwert, anderseits aber auch eine Beihe bedeutender Vorteile bietet; verwandte Sprachformen, namentlich poetische, sind oft hinzugeffigt. Die Einleitung ist ein kleines MeistersiAck ffir sich, da sie auf ihren sechs Seiten eine ganz erstaunliche FöUe von Tatsachen Ober die Handschrift, die Ausgaben, die Quellen^ die Entstebungs- zeit, den Verfasser, die Sprache und die Obersetzungen des Gedichts, sowie treiflich ausgewählte, sehr reichhaltige Literaturangaben enthftli Sehr dankenswert ist es auch, dafs dem Text der EUne im Anhang noch die Bnnenstellen ans JüUana und Christ und das Sdhlulsgedicbt der Hand- ^hrift von Vercelli beigegeben sind ; endlieb sind aueh die sachlich und sprach« lieh erläuternden Anmerkungen noch besonders rQlimend heryoizi^eben. da floleh ein laufender Kommentar biaber Oberbaopt iwieh nicht verhanden

Keue Pbflologiflcbe Enndseban Nr. 9.

war, obscboD er f&r solche Studenten, die sich privatim mit der Dichtung beschäftigen wollen, von grOfster Wichtigiceit ist. «te«.

116) H. Vamhagen, Über Byrons dramatlBohes Bmchstfliek „Dar umgestaltete MiXiBge8taltete^ Bede beim Antritt des Prorektorates der Kgl. B. Friedrich- Alexanders-Dniv. Erlangen am 4. November 1905 gehalten. Erlangen, Universitätsbuch- drackerei von Jnnge ft Sohn, 1905. 27 S. gr. 4. Ji —.80. Nach einigen allgemeinen Bemerkungen, namentlich Aber die noch immer vorherrschende Oeringschätzung des Dichters in England, legt der Yerfiisser eine Sonderuntersnchung Aber das im Titel genannte Bruchstfick vor. Er beginnt mit einer Inhaltsangabe der einen von Byron selbst ge- nannten Quelle, des Bomans The Three Broäurs, der zu der Gruppe der minderwertigsten Bitter- und Bftuberromane gehOri Byron hat ihn wahr* Bcheinlich deswegen besonders beachtet, weil einer der Helden, ein hoch- begabter Mann, gleich ihm unter einer körperlichen Mirsbildnng zu leiden hatte. Nach einer weiteren Inhaltsangabe von Byrons Dichtung folgt dann ein ziemlich breit angelegter Vergleich zwischen Drama und Boman, und fernerhin wird der vom Dichter selbst auch schon zugegebene Einflub von Goethes Faust erörtert und als recht unbedeutend erwiesen. Verfasser sucht sodann den Absichten und Gedankengängen des Dichters bei der AbfiiSBung des Stfickes nachzugehen, kommt aber begreiflicherweise nur zu einem ziemlich allgemeinen Ergebnis, das ebenso wie das im wesentlichen ablehnende ftsthetische urteil zu beweisen scheint, dafs bei einem solchen, augenscheinlich nur flAchtig hingeworfenen Bruchstfick die Kritik eigent- lich wohl kaum mit so schwerem Geschfitz anzurficken brauchte. Psycho- logische Untersuchung ist allemal dankenswert und gerecht, weil sie uns in das Innenleben des Dichters Einblick gewähren kann ; ästhetische Kritik aber dflrfte in solchen Fällen nur ungerecht sein, weil sehr notwendige Voraussetzungen fehlen.

K. ^te-

il?) John Buakin, Steine von Venedig, d Bände. Aus dem Englischen von Hedwig Jahn. Jena, Eugen Diederichs. I. Bd. (1903) 497 S. 8. Jt 10. . II. Bd. (1904) 441 S. 8. Jt 10. . III. Bd. (1906) 458 8. 8. Jt 10.—. Der erste Band des berfihmten Buches enthält t wie bekannt, eine allgemeine Abhandlung über Architektur, der zweite und dritte Band be-

Stift Nene PlilMogigclie B>indic|»»n Kl ^ _^

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aebreibepde und historische Studien Ober Venedig und leine grersen Oe* bände. Die ente Aufgabe Ton 1861 und 1858 war mit praditfoUen Stichen geziert, die nach Zeichnungen des YerfiasserB von den henror* rageadsten Stechern ausgeffihrt worden waren. In den 'Steinen* tocht Buäkin ansfflhrlicb nachzuweisen, dafs Kunst und Sittlichkeit in« Wechsel* Wirkung stehen und dafs jede menschliche Arbeit in Hinsicht auf Schön- heit Ton dem glflcklichen Leben des Arbeiters abhängt. Wäre Bnskin nicht so temperamentToll einseitig, so hätten seine BAcher nicht solche Erfolge gehabt. Aber trotzdem seine Knnätlehren bis heute wiederholt von Kfinstleru und Kunstgelehrten totgeschlagen worden sind, hat man ihre Seele nicht vernichten können, ja es will uns scheinen, als ob viele Kunstfreunde gerade jetzt wieder Trost an Bnskins Eentrallebre finden konnten und Mut zum Widerstände gegen das Schlagwort, dafs Kunst und Sittlichkeit nichts miteinander zu schaffen hätten. Setzen wir femer auf das Kredit von 'Steine* nichi blofs das mit tiebtem Verständnis und höchster Liebe und Begeisterung geschriebene sechste Kapitel des zweiten Bandes: Das Wesen der Gh>tik, sondern auch ich greife aus dem fiber* reichen Inhalte einiges heraus die herrlichen Beschreibungen: Von Padua nach Venedig, Venedig von der Lagune gesehen, Vergleich zwischen San Marco und einer englischen Kathedrale, Das Innere von San Marco, Das Orabmal von Gau Grande della Scah in Verona, Europa aus der Vogelperspektive gesehen, g 7 ff. des dritten Bandes, welche von der vene^ zianischen Sitte handeln, dafs alle Bräute gleichzeitig am Markustage getraut wurden usw. usw. Heben wir ferner die Anregungen hervor, die Buskin durch ^Steine' zum Studium der byzantinischen Kunst gegeben hat, deren Einflufs, wie uns in den letzten Jahren gezeigt ist, viel weiter reicht, als er selbst ahnen mochte. Und weisen wir schliefslich auf die scböuen Holzschnitte, Chromolithographien und Kupferdrucke hin, die auch in den späteren englischen Aui*gaben nicht fehlen, so glauben wir die Hauptgründe zusammengestellt zu haben, die eine Übersetzung des be- rühmten Buches dem deutschen gebildeten Publikum willkommen machen. Diese Übersetzung liegt nun in der bekannten splendiden Ausstattong bei Eugen Diederichs vor, und ein tflchtiges Stück Arbeit hak Hedwig Jahn in drei Jahren vollbracht Sie zeigt ohne Fragie Sachkenntnis und Geschmack und hat sich bemQbt, das Original, wenn ich so sigen darf, in anderer Technik getreu zu kopieren. Freilich sind die glAhendsten Farben von 'Stones' bei der Wie4ergabe etwas verblafst

Jbfeiiton o««h 'un4' iai %wwt in d#r PresM und am KQotor gang uB« gilKs bl^H abei trotzitoiD f«MbBWcUM. <-- II, S. 179, § 8 irt dtr ento 8Ato unfersttndlieb. Kr mali heuten: "Anf den Weltkarten, welche die voderne Wiasenscbaft eotworfen bat\ und nicht: 'In den Tabelleo, die die moderne WisaeDflebaA in aller WeH anfgeetellt hat.' II, S. 194 uiteii: * Liberal and illiberal profeeeii^ps' aind nicht 'gezwungene oderun* güwaogeoe', Bondern 'flieie und praktieehe', 'vomebipf und niedrige Be* rafil'. III, S 77, Z. 9 ff. ist nadentech und murs heifgen: '(Die Grab* aller) waren am eo (etaU: gwade soiiel) pritchfeiger ak die zu gleicher Zeit Ar die Ffireten ven Enrope erricht(»ten, ja bescheidener die Menamenta der grolhen Dogfn gewesen wmß* (Nicht: ftls die Hon. der gr. Dogen b^spheidener yiweeen waren.)' ^ Ul, $. 81, ft. 53: 'It ie aet over tbe pepab' hnUat nicht 'gegenftber', Kadern '4ber' dem Portal S. 92: Oaa uKmerne Vßb scheint nicht seinen 'Ritt' (pace), sondern seino 'Gang^ art' zu beecblennigen. Der gttn^e 9at# Qberhfinpt ist nicht gelungen.

Auf weitere Binaelheiteu einzageben, verbietet mir der 8aom* Nur aorti ^10 Wort über die Tafelp, Pia Heliogirivilren stehen allerdings den Kapfi^rdruckea der teueren engliscban Aqsgibe etwas paehv nber die B0I9* sQbni^ und CbromoUthegraphien sind deuon der Allensoben Ausgabe voll- homqyen gleichwertig. II, 90 mdwn di* b^deo Reproduktionen uuh likebri (sieh» dfi9 Original 1) ingeondpet wfrd^n, da aoaet der Appapdii: wht dazu piCit

•wmeil. P. Wilfc^Aip

U8> ThOBBM BettiUU HavbotiU, Dietiosiaiy of BatÜet. London, Swan Sonnenschein k Oe., 1904. I u. 398 S. 8. geb. 7 ■. 6. Das Bach Tcneiebnet in alphabetischer Folge, in der Begel nach den ftblich gewordenen Ortaoamen, alle Schlacht«i Ton den ftlteaten Zeiten bis aaf unsere Tage. Man ktante dem Titsl hiazungen ,, mit besonderer Bsrfcksichtigang der BngUeehea Oeoehiohte^^ Denn ans dieser wird erstaunlich Tiel an Namen und Daten beigebracht; jede Drift ^^ und jedes „Eopje'S die in den letzten Bnrenkimpfen durch kriegerische Zusammen- atlfa» bekannt geworden aini Sndet man unter den Scblaohtartea angef fthrl. Bit BiniichtBng der Artikel ist die, dab jedem Eampforte in Klammern die^ galäafige Denennang des. Kricgea folgt, wobei z. B. der Feldzng von 1860 als ,8even Welraa War» angefltbrt wird. Datum, die Parteien, SasfesMskea, Aa^gaBfi diaraktiniache Meikmale nanbea ihk Bestandteils

219 Neu« PliÜologfaMlie ftandflohaii Mr. ^.

der meigb kurzen Beschreibung aus. Bedaaerlich ist, daTs nicht mit wenigoi Worten die Lage und LandBchaftezngehSrigkeit der Kampforte nfther be- stimmt ist; eine solche BeifQgnng wfirde die Orientiemng sehr erleiditeni, da die allgemeine Benennung des Krieges oft nicht ausreicht So kann man mit „Bergen^' S. 33 nichts anfangen, da dieser Name auf dem betr. Eri^fsschauplatze sich Öfter findet. Adrianopel (323 p. Chr.) and Hadria- nopel (378 p. Chr.) sind doch nicht verschiedene Orte, stehen aber alpha- betisch gesondert. Manche Kampftage sind wir unter anderen Stich- namen zu zitieren gewohnt, so BomhO?d (HarbotUe: Bomho?en), die Normannenschlacht bei Loewen (statt Dyle); Ariorists Kampf mit Citar sucht man anch zunächst nicht unter Mflhlhausen. Im Bedarfsfidle ?er* treten bei H. bekannte Stadteroberungen entscheidende Kampfe; vgl. Jeru- salem, Magdebnig, Syrakus (213/2), Theben (385), Troja. Sonst werden mangelnde Ortsbezeichnungen durch Personen- und YOlkemamen ersetzt, vgl. Boadicea, Julians defeat, Varus, Treviri (Kampf mit Ofisar 66 v. Gh.). Nicht angeffihrt ist die Schlacht bei Sahunis auf Ciypern. Dafs in der neuen (}eschichte hier und da die AufiTaasung von der uns geläufigen Be- urteilung abweicht, mag nebenbei erwähnt werden. So wird der Tag von Dennewitz dem Kronprinzen von Schweden angerechnet und der Name Bfllow gar nicht erwähnt Ungenaue Bezeichnungen oder Druckversehen fremdländischer Namen (vom Engl. Standpunkte aus) hat Beferent trotz der Namenmenge nur vereinzelt gefunden, S. 31 Carius Dentatua, S. 107 Hastenbech (st. -beck), Slade (st. Stade), Seven (st Zeven); & 182 Ge- neral Flies (st Flies, bei Langensalza). S. 218 St Jakob a. d. Mira (st Birs). In den meisten Fällen leisten unsere Konversationslexika die gleichen Dienste wie Harbottle, doeb ist ein „SpezialWörterbuch** wie das Harbottles natflrlich bequemer; in der Englischen Oeschichte ist sein Material jedoch reichlicher, da Verfasser auch die entlegensten Daten her- beizieht FAr die englische Lektfire dflrfte das Buch reobt gute Dienste leisten und daher unsem SchulbibUotheken wobl zu empfehlen sein. Druck und Ausstattung des Buches sind vortreflTlich.

1 19) H. B. Cotterill» Ballads^Old aad New. Selected and Edited for School üse with Olossary etc. Part I. IL London, Macmillan ft (30. Limited, 1906. X u. 122, X u. 108 8. 8. je 8. 1. . Die beiden hflbschen Bändchen sind Scbulbflcher aus der von J. H.

Fowler heranq^^gebenen Sammlung Etijfiish LüeratHtr€ far Seeomhrp

Mct6 PhlMöglaclie ftiribehaii Hr. 9. M

Sduxts. Sie dfirften fflr eDglische Scboleii ihren Zweck sehr gut erfüllen, denn sie sind praktisch angelegt und enthalten eine treifende and geschickte Auswahl aas der angehearen Fülle des Stoffes ?on der ältesten bis sar jfiDgsten Zeit Alte Volksdichtangen, wo nötig, in sprachlicher Erneae- nii^, sind zwar in der flberwiegenden Mehrzahl, doch fehlt es auch nicht an Erzeugnissen der Eanstdicbtung, z. B. sind Campbell, Hemans, Soutbey, Tennyson u. a. vertreten. Eine kleine Einleitung gibt in kurzen Zögen AufschluTs Qber Wesen und Bedeutung der eng ischen Balladea- dichtung, am Ende unterrichten Notes Aber geschichtliche und sonstige seehüche Fragen sowie Aber veraltete und mundartliche Wörter, und aufser- dem ist noch ein Wörterbuch hinzugefflgt, das vor allem den Zweck hat, altertflmliche oder nur in der poetischen Sprache fortlebende Wörter, deren Kenntnis fBr den gebildeten Englander aber noch immer notwendig ist, zo erklären und ihre arsprfingliche Bedeutung nachzuweisen. Die beiden Heftchen werden auch deutschen Lehrern, Studenten und allen Freanden der englischen Dichtung willkommen sein, da sie recht bequem und fttr wenig Oeld eine Menge sonst bei uns nicht immer ganz leicht zu habender Dichtungen zugänglich machen.

KOnigaberg i. Fr. ^^^ ■araaami JftAtsMu

1 20) €hi8tay Kraeger, Engliaohes Vnteniohtowerk f&r höhere Schulen. Dritter Teil: Lesebuch. Mit 8 &rbigen Karten und Täfeln. Wien, F. Tempsky; Leipzig, 0. Freytag, 1906. 400 S. 8.

Jt 3.6D.

Der Name des Verftssers bärgt fBr eine gute Auswahl der Lesestoffe und Oberhaupt fOr ein gutes Oelingen des Werkes. Der Hauptteil des Buches nimmt etwas mehr als die Hälfte des Ganzen ein; er umfafst Märchen, kleine Geschichten humoristischen Inhalts, eine den Scbfilem UBiBer sehr willkommene Beigabe, einen Abrifs der englischen Geschichte wiesentlieh biographischer Art und, was mit Freuden zu b^rfifsen ist, auch eine Reihe von Aufs&tzen fiber Land und Leute von Amerika. Dann folgt eine Reihe von Stacken von teilweise mehr allgemeinem Inhalt, z. B. YoIkstSmliches, Naturwissenschaftliches und Technisches, sowie eine kkiiie Briefiammlung;

Deii Schluls bilden 46 Gedichte, zum Teil mit beigef&gter phone* tischer Umschrift, eine Reibe englischer Lieder mit Noten, eine Anzahl Bätsd und Scherzverachen und endlich ein ziemlich ausfllhiltches Wörterbuch.

Die Umschrift iinteischeid^t rieh som Teil FOtteilhaft ton der Bonrt gebräachlichen; nur tinl^chte ieh Bedenken erbeben gegen die Wiedergabe der Schlüfslanto von Wörtern wie dreaiy und de?er. Der Last des y Übt sich meinea Eraehtena nicht dareb i aaedrficken, und wenn bei der Wiedergabe dea Schlnfalantea von derer ein r mit benutzt wird, so kann das leicht an irrtfimlieher Aussprache führen.

Eine grofse Rdhe ?on Stflcken sind unter dem Text mit Anmerkungen, zuerst deutschen, dann engliechen, versehen. Der Verfasser verlangt nim- lieh von den Schfllem nur Bepetition, keine Präiumtion, um fein- prftgung einer tischen Aussj^che auf diese Weise vorzubtagen. Durch yorq)rechen und Vorlesen des Lehrett wird allerdings mancher Flshler vermieden, aber es ist doch recht fraglidi, ob es wohlgetan iat, auf die hftusliche Arbeit des Schfilera an einem ihm zum ersten Male unter die Augen kommenden Texte zu verzichten; die Freude des einzelnen an dem selbstlndigen Herausbringen durch eben jene Arbeit wflrde dabei doch ganz in Wegfall kommen. Sicher sind aber in dieser Sache zwei oder mehrere Anrichten möglich, und mit Hilfe des beigegebenen Wörter- buchs mit Umschrift kann doch auch beim Priparieren sch<m mandier Irrtum in der Ausbräche beseitigt werden. Dadurch, daft der YerfiisBer in der auch den Schfilem zugftnglichen Vorrede fflr den W^all der eigentlichen PriLparation pUdiert, erachwert er Fachgenossen, die die Vorzflge des Buches anerkennen, seine Einfflhrung, welche in Lindem, wo keine Ausgaben mit Noten unter dem Text gestattet riud, Oberhaupt nicht m(iglich ist.

Dessau.

121) Samuel Johnacm^B Utm «f fhe Ingliih Poeta» editad by

OMfge Blrkbeek HUL With brief memoir of Dr. Birkbaek

Hill by Hanld SfeiiMr Seett. 8 volnmes. Oxford, Clarendoi

Press, 1906. XXIV u. 4S7| 440; M6 S. 8. grik 86 a. Mi

Dia vorliegende kommantierti Ausgabe von Johnaea^a Livaa of ttle

Pöeta iat Birkbeek Hilla Matea Werk ttof dem Gebiete M Jobnaoi-

forschung. Der hochverdiente Gelehrte, wdoher berribi arit drei Atosn

nicht mehr unter den Lebenden wrilt, bat die im Jahre iMft begonnene

Arbeit unter fortwährenden BtOrüngan noch ao w«it voUäidak« dab ai

seiMflD Keffsn Haiold Spencer Scott teCglich gewaaan iat| M latt «*-

Keoe FUlolo|fl«Aie Bnsdtoluiii Hr. 9. 815

hUtBifinftfirig wenigen ÄndeniAgan nnd Zutaten als ein abgeachloasenes Gantas der OftntÜcbkeit zu fibergeben.

Der ftbgednteMe Text berubt auf demjenigen der fierUtndigen Oktar- iSflgabe Tom Jabre 1T83, der letzten, welebe m Johnsons Lebzeiten meiiienen ist Die Orthographie ist beibehalten worden, abgesehen Ton IWen, wo angenlkllige Dmckfehler zu korrigieren waren ; dagegen bat der letsle Herausgeber nanb Birkbeck Hills ausdrficklicber Bestimmung die im Ori- ginal nicht recht planmarsige Interpunktion nach modernem Oebrauchegeregelt

Die sehr zahlreichen Fnfsnoten und die Terschiedenen den einzelnen Lives angehängten Exkurse bieten eine grofse Ffille ?on wertroUem Ifa- teriaL Sie bringen Vergleiche mit dem Wortlaut d^ ersten Ausgabe aus den Jahren 1779^81, femer Fftrallelstellen und sonstige erläuternde Zi- tate aus Johnsons Schriften selbst, sowie aus vielen anderen Autoren, Urteile neuerer und neuester Dichter und Kritiker fiber die TOn Johnson behandelten Schriftsteller, literargesehichtliche, biographische und welt- gesdiicbtliche Notizen usw., alles nach den zuTcrlässigsten Quellen und mit streng philologischer Oenauigkeit Es ist uns hier schlechterdings nnmdglieb , auf dieses Biesenmaterial nfther einzugeben. Man erhält bei der Lektflre auf jeder Seite den Eindruck, dafs aus der in Betracht kommen- den umfimgreichen Literatur jedenfiiUs alles Wesentliche zusammengetragen ist Ein grolser Vorzug der Ausgabe besteht dabei in dem Umstände, dafs alle Zitate aus weniger zugänglichen Schriften Tolbl&ndig abgedruckt sind. Denn wie Darid Hume, hatte Birkbeck Hill es sieb zur Regel gemacht, „thaterery book should be as complete as possible within itself, and should nerer refer for anything material to other books'\ ^ Sehr dan- kenswert ist ein dem dritten Bande beigefflgter ausfflhrlicher Index, weloher den Wert des Buches als Nachschlagewerk bedeutend erhöbt. Die äufsere Ausstattung ist nach jeder Seite hin des Oxforder Verlages wfirdig.

Spencer Scott hat der Ausgabe der Lives in pietatvoUer Weise eine längere Biographie seines Oheims vorausgeschickt, aus der wir einige Hauptdaten mitteilen wollen.

Oeofge Birkbeck Norman Hill wurde geboren am 7. Juni 18S5 zu Bruce Castle-Tottenbam in Middlesex als zweiter Sohn Arthur Hills, der seit 18S8_im Verein mit seiner Gattin Ellen Tilt geb. Maurice die nach dem sog. Birminghamer oder Hazelwood-System eingerichtete Schule in Bruce Castle leitete. Einer von Birkbeck Hills Oheimen war der bekannte Bowland Hill, dessen Histoxy of Pennj Postage der Neffe 1880

älö McTO ftidologiaohe fhmdiehäii Nr. 9.

nebst einer Lebensbescbreibang herausgegeben hat Nachdem Birkbeck Hill die Schale seines Vaters durchgemaicbt hatte, beasog er 1855 die Universität Oxford, wo er zunftchst ganz in das Fahrwasser der Edinburgh Review kam, bis er in den von Barne-Jones and William Morris gelei* teten Kreis eingeföhrt wnrde, wo er a. a. auch Dante Oabriel Bossetti kennen lernte. 1858 kehrte er zu seinem Vater znrfick, am ihn bei der Leitoog der Schale za anterstfltzen. Er verheiratete sich und blieb ia Bruoe Oastle bis 1977, seit 1868 als alleiniger Direktor. 1877 nötigte iha sein immer mangelhafter werdender Gesondbeitszastand, die Direktorstelle aaf« zageben. Er wohnte dann bis 1886 in Barghfield bei Beading und darauf eine Zeitlang in Oxford, wo er wieder in einem sehr anregenden Kreise verkehrte und u. a. fOr die Clarendon Press die seit 1869 ins Auge ge- faTste Ausgabe von Boswell's Life of Johnson vollendete. 1893 siedelte er nach Hampstead fiber und dort blieb er, abgesehen von einer Beise nach Amerika und von wiederholtem längerem Winteraufenthalt im Sfides, bis zu seinem Tode. Er starb den 27. Februar 1903.

Von seinen zahlreichen Arbeiten, zu denen anch eine grofse Beihe von Aufsätzen in der Saturday Beview, im Ck>rnhill Magazine, im Speaker, in der Fall Mall Gazette, in den Times, in Macroillau*8 Magazine and anderen Zeitschriften und Tagesblättem gehört, seien hier nur diejenigen in Erinnerung gebracht, welche sich auf Samuel Johnson beziehen; es sind die folgenden: Dr. J., bis friends and his critics. London 1878. Boswell*s Correspondence with the Hon. A. Erskine and His Journal of a Tour to Corsica, edited London 1879. Bosweirs Life of Johnson, including B.s Journal of a Tour to the Hebrides and J.8 Diary of a Journey into North VITales, edited Oxford 1887. Johnson: History of Bassehs, edited Oxford 1887. Wit and Wisdom of S. J., selected and arranged. Oxford 1888.— Footsteps of Dr. J. (Scotland). London 1890. Lettres of S. J., collected and edited. Oxford 1892. Johnsonian Miscellanies. Oxford 1897. Bosweirs Proof Sheets. The Boswell Centenary. Induded in Johnson Clnb Papers by Various Hands. London 1899. P.

Verlag von Friedrich Andreas Perthes, Aktlengesellsehafty Gotha.

Methodischer Lehrer -Konunentar zu Ott Metamorphosen

Bearbeitet von Dr. Adolf Lange.

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, Gotha, 19. Hai Nr. 10, Jahrgang 1906

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PhilologischeRundschau

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Inhalt: Besenaionen: 132) 0. G. Cobet, Lyriae orationes, rec. J. J. Hartman (G. Wörpel) p. 217. 123/125) Th. Zielinski, Oanaelgeaet« in Cioeros Reden; Fried r. Blafs, Die Rhythmen der asianischen nnd römischen Knnstproea; J. May, Rhythmisehe Analyse der Rede Ciceros pro Roscio Amerino (0. Weite) p. 219. 126) H. Stendinff, Grieoh. u. römische Mythologie (P. W.) p. 222. 127) Ch. Daremberg, £dm. Saglio et Edm. Pottier, IMctionnaire des Antiqnit^ greoqnes et romaines (-u-) p. 223. 128) Der alte Orient (R. Hansen) p. 225. 129) D. Detlefsen, Die Entdeckung des germanischen Nordens im Altertam (Ed. Wolff) p. 226. -* 130) H. Stare, Answahl fran- zösischer Gedichte (Fries) p. 231. 131) C^saire Villatte, Land o. Leute in Frankreich, bearb. von Rieh. Scherffig p. 231. 132) G. Stier, Übungsbuch snm Übeisetzen ans dem Deutschen in das Französische (Fries) p. 232. 133) Fb. Plattner, Ausführliche Grammatik der franz. Sprache (H. Bihler) p. 233. 134) Fr. Metzger u. 0. Ganzmann, Lehigaog der franz. Sprache (H Sdimidt) p. 235. 135) Margarete Roesler, Die Fassung der Alexios- Legende (Heinr. Spies) p. 237. 136) H. Plate G. Tanger, Lehrgang der englischen Sprache (Babrs) p. 288. 137) H. Plate K. Münster, Lehrgang der englischen Sprache (Bahrs) p. 238. Anzeigen.

122) C. O. Oobet, Lynae orationes. Editio quarta, qnam novis earis recensait J. J. Hartman. Lngdani-Batavoram, E. J. Brill, 1905. LXI u. 280 S. 8. Ji 4.-.

Den meisten hoUftndiscben Philologen sind die antiken Elassikertexte noch immer nichts weiter als Objekte zur Betätigung des Divinations- ▼ermögena So stark jetzt in Deutschland die ehedem auch bei uns be- liebte desnltorische Art der Textkritik in Verruf geraten ist, bei den Batayern steht sie in höchster Blüte, der pniritus emendandi seheint bei ihnen unausrottbar zu sein. Auch das zur Besprechung stehende Buch macht Ton dieser B^el keine Ausnahme. Bezeichnend für den Stand- punkt ron Hartman, der schon eine frühere Neuausgabe von Gebets Lysias besorgte (1890), ist das Selbstbekenntnis, er habe es mit Protagoras ge- halten, der sich selber als t^$ dlrid^elag fihQOP betrachtete; nicht minder ungeeignet, ein günstiges Vorurteil für sich zu erwecken, ist es auch, wenn

j

218 Nene PhilologiBche Bundschau Nr. 10.

er oiFen zugesteht, er neige einem grölseren Badikaüsmus zu als Herwer- den, Polak und Naber, deren Selbstherrlichkeit und Mifsachtung gegenflber der urkundlichen Überlieferung ja jedermann sattsam bekannt sind. Aus der groCsen Hasse der Konjekturen sei nur einiges wenige herausgegriffen. Or. 24, 8 wird fflr g>aivoififiy der Indikativ q>aivofiai eingesetzt Das Präsens ist hier ganz undenkbar, mindestens mtirste iq>aiv6firp stehen; indes findet der Optativ durch die überaus oft vorkommende Assimilation des Modus eine hinreichende Erklärung. Willkfirlich ist § 22 die Änderung von ineidij äTteaTi^aey in irtü dTteaTiftpiep. § 25 wird Nabers unsagbar mattes irtaviibv für das wirkungsvolle äftdvrtov zu ver- teidigen gesucht: aber H. merkt nicht, wie er damit dem Sprecher der Bede den besten Trumpf er sei ein guter Demokrat aus der Hand nimmt, den er sich absichtlich bis zum letzten Augenblick aufgespart hat, um desto grölseren Eindruck auf die Richter zu machen. Or. 32, 6 ist mit der Einschaltung von (ycal dqaxjjiäg) gar nichts gewonnen; ja, man kann mit einiger Sicherheit behaupten, dafs in der Lücke gerade ÖQcextJiäg nicht gestanden hat, da dieses in den BechnungsaufsteUungen bekanntlich ausgelassen zu werden pflegt Nicht einmal einen Schein des Rechts hat der Herausgeber fflr sich, wenn er § 9 den Eigennamen JioyeiTüfv tilgt, weil er sich innerhalb 30 Zeilen zweimal findet § S ist fierä BQaatillov sicher Glossem (vgl. Wilamowitz, Hermes 35, 1900, S. 536), nichtsdestoweniger aber von H. unangetastet geblieben, gestrichen dagegen § 7, wo es schlechterdings nicht fehlen kann und auch schon zum äufseren Abschlufs der Periode erforderlich ist § 23 wird fna&tDaai ämilr layfievop in (AiadiiHjawa dTCTjlldx^aL geändert. Doch ist es ganz gewöhn- licher Sprachgebrauch, an dem sich kein Primaner mehr stöfst, dafs die Haupthandlnng und der hervorzuhebende B^riff durch das Partizip und die Nebenbestimmung durch ein verbum finitum ausgedrückt wird. Zum Oberflufs setze ich einige Parallelen hierher: Plato Qorg. p. 483 e dv ij^äg tid^ified'a TtldTTorveg^ wo wir eher erwarten Tid-ifisyoL TcXtirzofiey; be- sonders klar p. 486 c e^&jztv riTCTowa fiij didövai dmpfy vgl. auch Soph. AI. 387, 1134. Es lohnt sich nicht, noch mehr solcher Einfälle hier zu registrieren oder die Stellen anzuführen, wo H. die ihm überflüssig er- scheinenden SchOfslinge und Auswüchse des Originals kurzerhand zu- oder abschneidet, keine der mitgeteilten Konjekturen hat irgendwo auch nur einen geringen Grad der Probabilität Affirmanti incumbit probatio: der Herausgeber fiberhebt sich der Mühe, seine Vorschläge sachlich zu be-

Neue PbilologiBche BandBchan Nr. 10. 219

grOnden, geschweige denn, da& er den Versach macht, die handschriflr liehe Leeart auf ihre Haltbarkeit hin zu prüfen, Ansdrflcke wie „admodam absurdum, inyenastom, barbaram'' ersetzen den Beweis. Die „Emen- dationen** seiner Landslente werden dagegen Aber den grfinen Klee gelobt, da ist alles „ingeniosnm, praestantissimnm , lepidissimum , rectissimom ond felicissimnm''.

Die SammlaDg der Fragmente ist dfirftig bis zar ünznlftnglichkeit. Zu fr. 36 8. Wendhind, Dt. Lit.-Ztg. 1904, Sp. 2539.

Die Einrichtong des Baches ist so unpraktisch wie nur mOglich. Wer sich Ober irgend eine Stelle genauer informieren will, ist genötigt» in Tier verschiedenen Abschnitten der Prolegomena nachzusuchen. Eine adnotatio critica fehlt ganz, dafttr wird auf Thalheim verwiesen, auch weicht H. von der althergebrachten Sitte ab, vermeintliche Glosseme and moderne Einschaltungen durch oancellae kenntlich zu machen. Warum? Sic l^entium oculis gratior fore textus videbatur, heilst es p. XLV.

Ans dem Gesagten wird zur Genflge hervorgehen, dafs man die Aus« gäbe von Hartman als verfehlt zu bezeichnen allen Anlafs hat.

Kiel. GttiteT WSrpeL

123/125) Th. Zielmaki, Das danaelgeaetz in Cüceroa Beden,

Grundzüge einer oratorischen Rhythmik. Leipzig, Dieterichs Ver- lag, 1904. Vni U. 253 S. 8. Ji 8.40. Friedrich Blafa, Die Rhythmen der aaianiBchen nnd römischen KnncrtproBa. Leipz^, Deicherts Yerli^, Nachf. G. Boehme, 1905. 231 S. 8. Ji 6.—. X Maji Rhythmische Analyse der Rede Ciceros pro Roscio Amerino. Leipzig, G. Fock, 1905. 133 S. 8.

Ji 8.—. Die Schriften Aber die Rhythmen der griechischen, besonders aber der römischen Ennstprosa sind im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus der Erde geschossen. Deutsche, Franzosen und Engländer haben miteinander gewett- eifert, auf diesem Gebiete Klarheit zu schaffen. Je unbestimmter die Angaben der rhetorischen Schriften des Altertums hierüber lauten, um so mehr Spielraum hat die subjektive Annahme; daher darf es nicht be- fremden, dafs die Meinungen der verschiedenen Gelehrten stark voneinander abweichen. Dies tritt auch in den vorliegenden drei Bflchem deutlich hervor. Zielinskis Arbeit, die auf Anregungen Nordens hin entstanden ist.

S20 Nene PhüologiBohe Bandsehan Nr. 10.

bildet einen so schroffen Gegensatz zu der von Blafs, dafs dieser S. 118 dessen Behauptungen direkt zurückweist Doch geschieht dies meines Er- achtens mit Unrecht Denn daTs sie „an unwahrscheinlicher Subtilit&t wohl das Äufserste liefere 'S kann ich durchaus nicht finden. Auf Gmnd einer sorgfilltigen Untersuchung aller uns erhaltenen Giceronianischen Beden kommt Zielinski zu dem Ergebnis, dafs von den darin enthaltenen 17902 Klauseln 4184, also etwa ein Viertel die Form .v^..c (also Creticus und Trochäus) aufweisen, die fibrigen aber nur insofern ab- weichen, als sie statt eines Trochäus 1^, 2, 2}, 3 usw. Trochäen bieten. Der Creticus ist allen gemeinsam, nur wird er ab und zu durch einen Molossus ersetzt Je nach der Häufigkeit des Vorkommens werden die Klauseln in bevorzugte, erlaubte, gemiedene, verpönte, gesuchte ein- geteilt; doch begnfigt sich der Verfasser nicht mit der Theorie, d. h. mit der Aufstellung eines Systems und der Wfirdigung der einzelnen Typen, sondern er zieht im zweiten Teil 8. 171 ff. auch seine Schlösse auf Orthographie, Prosodie und Akzentlehre, ja er gibt sogar bedeutsame Winke ffir die Textkritik und ffir die höhere Kritik. So folgert er z. B. aus der Form der Klauseln, dafs die Endungen -rimus und -ritis im Kon- junktiv des Perfekts und im Indikativ des Futurum exactum durchweg die erste Silbe lang haben, dafs der Genetiv des Singulars bei den appeV lativen Substantiven mit der Endung -ins und -ium auf -t, bei den Ad- jektiven auf -ii und bei den Eigennamen bald auf jenes, bald auf dieses ausgeht, dafs Cicero nur vinclum, nicht vinculum gesprochen hat u. a. Kurz, das Buch ist eine abgerundete, schOne Arbeit, die wohl im ein- zelnen hier und da noch der Nachbesserung bedarf, aber als Ganzes An- erkennung verdient

Ganz anders geartet ist die Schrift von Blafs. Nach kurzer Erörte- rung des Rhythmus der attischen Kunstprosa wird darin der asianische Rhythmus behandelt, wobei der Verfasser zu folgendem Ergebnis kommt: Während den attischen Rednern der zweigeteilte Ausdruck, d. h. die Anti- these und sonstiger Parallelismus eigentfimlich ist, gliedern die asianischen die Periode in Kommata und Kola; während jene von rhythmischen Satzschlflssen und Satzanfängen nichts wissen, sind in diesen solche seit Hegesias von Magnesia und Theophrast von Eresos nachweisbar. Cicero vereinigt asianische Praxis mit alter attischer Theorie. Das Wesentlichste an seiner Periode ist, wie schon E. Mfiller, De numero Ciceroniano, Kiel 1886, gesehen hat, die Responsion oder Korrespondenz der Satzglieder,

Nene Philologiecbe RnndBchan Nr. 10. 221

die sich in ihrer Aaedehnang und in ihrem rhythmischen Bau entsprechen, daher in ihrer Wirkung auf das Ohr als gleichmäfsig und geregelt emp- fanden werden wie in der Poesie der Beim. Diesen theoretischen Aus- einandersetzungen folgen praktische Beispiele; denn es werden Belege fOr den asianischen Rhythmus aus nentestamentlichen Brieien (Paulus, He- brfterbrief), Pausanias, Cicero, Seneca, Curtius und Apulejus g^eben; be- sonders eingehend sind der Thessalonicher- und der Oalaterbrief behandelt. G^nflber fr&heren Schriften hat BV in zweifacher Hinsicht an seinem System bedeutende Verbesserungen yorgenommen: einmal IftTst er die Rhythmen nicht mehr beständig ineinander fibergreifen und sodann macht er sie nicht mehr gänzlich unabhängig vom Sinne, sondern stellt jetzt den Satz auf: „weder ist die rhythmische Gliederung an die Satzgliederung gebunden, noch ist sie ?on dieser einfach unabhängig/* Aber immerhin ist das System noch nicht ohne Mängel, vor allem hat die Subjektivität zu viel Spielraum. In vielen Fällen sagt man sich, dals es nicht so sein mufs, sondern auch anders sein kann.

Am weitesten geht in der Annahme und DurchfQhrung der Rhythmen die Schrift von J. May, der die ganze Rede Ciceros pro Roscio Amerino analysiert und das Prinzip der Responsion und der Symmetrie darin überall beobachtet sein läfst. Er geht von der Ansicht aus, dafs die Rhythmen an den Gedanken gebunden und dadurch, nicht durch die Form des Ko- lons an sich bedingt sind, und dafs nur zusammenhängende Gedanken sich rhythmisch entsprechen. Freilich kann er nnr. wenige Fälle vorfQhren, wo diese völlige Übereinstimmung zwischen Inhalt und Form zutage tritt, K. B. § 147 quanto bis afBceretur: non minora bis redderet und § 63 nuigna bis humanitatis: multum bis sanguinis; meist korrespondieren nur Satzteile und zwar in der Regel solche, die eines besonders markanten Ausdruckes bedfirfen. Dabei kommt es häufig vor, dafs einem Gretieus + Trochäus ein Trochäus + Gretieus entspricht, ebenso einem Ditrochäus ein Gretieus -f Trochäus oder Trochäus + Gretieus. Selten sind Fälle; wie § 6 suspicionem omn || emque metum toUatis = _^^_-||_vyvy--v^, wo ein Wort zerrissen wird, oder § 44 (quod consue) tudine patres faciunt|| quod benivolentia fit = _ ^ ^ w - ^ ^ i^ || - v> v^ w _ w _ C7, wo nur die eine Hälfte von consuetudine zur Herstellung der Responsion benutzt wird. Dab es aber auch in dieser Schrift nicht an subjektiven Zurechtlegungen fehlt, beweist jede Seite der Schrift, z. B. gleich der Anfiing der Ana- lyse von § 1, wo es heifst : Gredo ego vos, iudices, mirari _vyw--o dl

Nene Philologische Bnodschan Nr. 10.

rhythmisch gedachter Anfang bestehend ans Choriambus und Dicreticos, wobei der zweite, irreguläre das Staunen besonders hervorhebt. Die Ver- bindung chori. mit cret hebt auch J. Wolff de daasulis Gic. hervor, konstruiert aber aus obigen Eingangsworten, indem er nur -ces nurari

berücksichtigt, die Klausel ^ Palimbacchius mit vorausgehender Länge,

was aber nicht richtig sein kann. läv. 21, 21, 3 ahmt die Stelle nach [ebenso 24, 38, 1: credo ego vos audisse, milites], scheint aber dabei an den Rhythmus nicht gedacht zu haben; nobilissimi sedeant, potissimom surrexerim: es entsprechen sich die beiden Superlative und antithetisch

die Yerba: -v^_w_wwif||v>_^ v^i^ je acht Silben. Dem Chori.

der ersten Beihe steht in der zweiten ein Gret. gegenüber, wenn man nicht jenen auch kret. messen will (Auflösung der zweiten Länge). Dann gehen je zwei Trochäen voraus. Statt des zweiten Trochäus steht in der zweiten Beihe ein Spondeus, wodurch der Gegensatz der Verba besonders auffällig wird.^' Doch genug davon! Ein jeder wird schon aus dieser kleinen Probe erkennen, dafs von sicheren Ergebnissen auch bei dieser Untersuchung keine Bede sein kann.

Eisenberg (S.-A.). O. ItVelae.

126) Hermann Stending, OxiechiBche und römische Mytho- logie. Dritte, umgearbeitete Auflage. (Sammlung OOschen.) Leipzig, 0. J. OOschen, 1905. 146 S. 8. geb. Jd -.80.

Das handliche Bfichlein erscheint bereits in dritter Auflage. Darin darf gewifs ein Beweis dafBr erblickt werden, dafs es sich von seinem ersten Erscheinen an groGaen Beifalls zu erfreuen hatte. Und ich wfilste auch keine andere Bearbeitung dieses Gegenstandes zu nennen, die bei solch bescheidenem Umfang eine gleich vollständige und klare, und ebenso verständige wie verständliche Darstellung des unerschöpflichen Oebietes darböte. Wir finden darin den Niederschlag aus den Ergebnissen der neuesten Forschungen, und der Fortschritt in der Behandlung des O^en- standes auf Orund dieser tritt klar vor Augen, wenn wir sie mit früheren kompendiOsen Darstellungen vergleichen, die nicht viel mehr boten, als einfach die alte GOtter- und Heldensage ohne ein tieferes Eingehen auf ihren Sinn und ihre Bedeutung. Statt einer ein&chen Wiedergabe der alten Eosmo- und Theogonie finden wir hier eine verständnisvolle Dar- legung der Entstehung des Götterglaubens und Gottesdienstes und der

Nene Philologische Rnndschan Nr. 10.

oatfirlicben Bntwickelang der griechischen and römischen Beligion ans den primitiven Anfängen bis zu den hoben olympischen Gottheiten. Bei der römischen Mythologie ist noch besonders zn loben die Unterscheidung der echt römischen von den aas dem Terkehr mit den Griechen eingedrungenen Gottheiten. Das gutgeschriebene Bfichlein wird auch fernerhin allen, die eine raache Einffihrung in die griechische und rSmische Mythologie er- streben, nfitzliche Dienste tun.

0. P. "W.

127) Ch. Daremberg, Edin. Saglio et Edm. Fottier, Dictionnaire des AntiqnitÖB grocques et romaines d'^>rte les textes et les monuments contenant Vexplication des termes qui se rap- portent aux mceurs, aux institutions, & la religion, aux arts, aux aciences, au costume, au mobilier, & la guerre, ä la marine, aux m^tiers, aux monnaies, poids et mesures &c. et en general ä la vie publique et privfe des anciens. Ouvrages rMigi par une 80cift6 d'foriyains sp6ciaux, d'archfologues et de professeurs sous la direction de MM. Ch. D., Edm. S. et Edm. P. et om6 de plus de 7000 figures d*aprte Tantique dessintes par P. Sellier. 24—38. fiiscic. 4^ Paris, librairie Hachette et Cü« [1898—1906]. Prix de chaque fasc. Frcs. 5.

Die Eigenart dieses grofsen Wörterbuches, dessen frühere Lieferungen in dieser Zeitschrift mehrere Male besprochen sind, ist in dem ausf&hrlich angegebenen Titel zur Genfige bezeichnet Der Schwerpunkt liegt, be- sonders bis zur Mitte des Werkes hin, nicht sowohl in der Erläuterung antiquarischer Einzelheiten als in den monographisch ausgeffihrten grOfseren Artikeln, in denen die Einzelheiten zusammenhangmäTsig mit verarbeitet sind. Der Vielseitigkeit des massenhaften Materiales kann die Bericht- erstattui^ eines Einzelnen selbstverständlich nicht gerecht werden, aber es muls doch festgestellt werden, dafs auf allen Gebieten französische Gelehrte tätig sind, die zu den ersten ihres Faches zählen oder von nam- haften Autoritäten der Mitarbeiterschaft gewürdigt sind. So treffen wir auch manche Bekannte wieder, deren Werke in dieser Zeitschrift zur Besprechung gebracht sind, wie B. Gagnat, Foustel de Goulanges, G. Gaqiar, P. Gauckler, G. Lafoye, J. Martha, 0. Navarre, S. und TL Beinach. Aulaer ihnen und den beiden amtierenden Leitern Saglio und

224 New Pbflotogisdie Bnndidum Nr. 10.

Pottier seien noch E. Babelon, Ed. Cyoq, F. Durrbacb, 6. A. HUd, 0. Humbertf Hunziker« Ch. L6crivain, A. Legrand, F. Lenormant, A. Mar- tin, E* Michon, P. Perdrizat, J. Toutain, H. ThMenat genannt, denen andere Beferenten wieder andere Namen ans ier begegnenden Ffdle bei- gesellen würden. Der Pariser Oeneralstab bat die Mitarbeiter natfirlieh in nftcbeter Nabe gewählt, doch bezeugt die Mitwirknng Gumonts and Gaspars, dafs man nicht engherzig weitere Kreise aoagescblossen hat Der Anftatz Nävi 8 ist von dem Engländer Cecil Torr yerfafst nnd nach dem englischen Mannskript ins Französische fibertragen. Beiläufig bemerkt ist dieser Artikel dadurch bemerkenswert, daTs der Verftsser die Schrifteo A. Brensings fiber die Nautik der Alten und die Lösung der Trierenfrage gar nicht kennt, während weniger bedeutende deutsche Literatur an- gef&brt wird.

Mit der 38. Lieferung ist das Lexikon bis zu dem Stichwort Pistor Yorgerfickt. Die Volumina sind etwas unheimlich angeschwollen. Oeht doch die Zählung bei dem dritten Bande bis Seite 2143, ist die Zahl der v(Hrtreff lieh au9gefQhrten Bildwerke im Verlaufe des Erscheinens von 6000 auf 7000 erhöht worden 1 Es war daher praktisch, noch eine äulsere Unter- teilung einzuführen und die Buchstaben H I J E als eine Art Halbband ▼on einem zweiten, L bis M, zu sondern. DaTs man von Pistor bis zum Schlufs, der programmäfsig etwa mit der 40. Lieferung (jede zählt zirka 160— 180 Quartseiten) eintreten sollte, mit zwei Lieferungen ausreichen wird, ist ganz ausgeschlossen. Ein Abweichen yon der einmal beliebten Dar- stellungsweise würde dem Werke aber viel von seinen Vorzügen nehmen. Also wird man sich mit dem (bedanken an eine Ausdehnung des Unternehmens ▼ertrant machen, die ja eine Verlängerung der Erscheinungstermine nicht unbedingt zur Folge zu haben braucht Freilich bringt die jetzige Be* nutzung der Lieferungen, die bis zur Vollendung eines Halbbandes locker herumliegen, mancherlei Umständlichkeiten mit sich, sohmge man sieb diese und jene Materie, die in irgendeinem Hauptartikel steckt, heraus* suchen mufs, und das bei einem Kolumnentitel, der immer nur drei Ma* juakelbuchstaben umfafst. Doch hat Edm. Pottier, der inzwischen in die folle Bedaktionsstellung elDgetreton ist, mit der Beilage von tables de matiire partielles eine gewisse Abhilfe geschaifen, die in den oben bezeichneten Lieferungen die Buchstaben F bis J und dann wieder E bis 0 berücksichtigen, mithin über die festgelegten Bandgrenzen hinauggreifen. Sie weisen unter 17 gleichen Genendüteln (I lostitutions grecques bis

Nene Phflologiflche BuDdsehan Nr. 10.

XVn CoBtame, Toilette, Bijoax) auf die im Bereich der betr. Buchstaben-* gmppen behandelten Stichworte hin. So hat, um das kleinste Kapitel 20 nehmen, die Überschrift Marine im ersten Index folgende Titel: ißquipages— Fftbri, Navires Qaulus. Hennolia Hippagogi; Offi- ciers Gubernator; Pilotes— Oubemator; Soldats de marine Hyp^rfttte. Im zweiten: Chantiers— Navalia; fiquipages Metoikoi, Navis; Flotte Navis; Navires— Lembulus, Lembus, Liburna, Linter, Materia, Mercatura, Modius, Musculus, Nauderus, Naucraria, Nauphylax, Nauta, Nautae, Navalia, Nayarchus, Naviculariug, Navis; Ports Mer- catura, Navalia, Negotiator. Diese jetzt ganz zweckdienlichen provisorischen Teilindices werden spAter natürlich durch ein einheitliches Generalregister aolser Kurs setzt Schon des internationalen Gebrauchs halber wfire es gut, wenn alsdann die nicht in den Stichworten genannten, aber im Zu- sammenhange vorkommenden Personen- und Sachnamen, besonders die grie- chischen (mit griechischen Lettern I) und lateinischen 1. 1., dabei eingereiht wflrden, zumal die in dem AntiquitfttenwOrterbuche fixierten französischen Benennungen der behandelten Gegenstände von unseren Schlagwörtern mehrfach abweichen. -n-

128) Der alte Orient 6. Jahrgang, Heft 3: Otto Weber^ San- herib. 29 S. Heft 4: Alfred Wiedemann^ Magie und Zauberei im alten Ägypten. 32 S. 7. Jahrg., Heft 1: Bnmo Mei&ner^ Aus dem altbabylonischen Becht.

31 S. Heft 2: Hugo Winekler^ Die Euphratländer und das Mittelmeer. 32 S. Heft 3: Heinrich Zim- mem^ Babylonische Hymnen und Gebete in Auswahl.

32 S. Leipzig, J. G Hinrichs, 1904. 1905. 8. je Jd --.60. Ffinf neue Hefte der schon Öfter in dieser Bundschau ^* empfohlenen

Sammlung gemeinverständlicher Darstellungen, herausgegeben von der Vorderasiatischen Gesellschaft. Kulturgeschichtliches bieten VVledemann und Zimmern: sie fQhren uns in die religiösen und superstitiOsen An- schauungen der Hamiten und Semiten; die Vergleichung mit jfidisch- christlichen und modernen Anschauungen ergibt natürlich viel Verwandtes, die menschlichen Geffihle sind eben immer ähnlich gewesen. Meifsner behandelt die privatrechtlichen Verhältnisse der alten Babylonier nach den zahlreichen Geschäftsurkunden, die uns aus der ersten BIfltezeit Baby- lons, unter Haomiurabi und seiner Dynastie, erhalten sind. Sanheribs

22( Nene PhilologiBohe Rnndschaa Nr. 10.

Oesobichte and seiDe Persönlichkeit lernt man durch die erhaltenen Qaellen mit aasreichender Sicherheit kennen; seine Pläne, Ninive eine dauernde Yorberrschafb in Vorderasien m verschaffen, gingen fiber das Erreichbare hinaus, and schon zn seinen Lebzeiten begann das von ihm zerstörte Ba^ bylon sieb wieder zn erheben; die herrschsfiohtige hierarchische Partei hat jedenfalls die Verachwörnng veranlaM« die mit der Brmorda&g des Königs endete.

Die schwierige Frage, in welcher Abhängigkeit oder in welchen engeren Beziehungen das östliche Mittelmeer zu den Enphratländern stand, be-- handelt Winckler, der mit kfihnem Wagemut auch die dunkelsten Pnnkte zu erhellen sucht. Natfirlich sind die Vermutungen nicht immer sieher. Die Erörterung der Tbalassokratieliste bei Diodor wird aber den klassi- schen Philologen von besonderem Interesse sein, da sie sonst kaum ein- gehend behandelt worden ist.

Oldesloe. BL

129) D. Detlefsen, Die Entdeokung dea germamsohen Nor- dens im Altertum. (Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie, herausgegeben von W. Sleglin. 8 Heft.) Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1904. 65 S. Lex.-8. ^2.40.

Der von D. seit langen Jahren mit Vorliebe und nicht geringem Erfolg gepflegte Zweig der deutschen Altertumsforschung erheischt, soweit literarische Quellen in Frage kommen« sehr sorgfältige philologische Klein- arbeit. Denn bei dem trümmerhaften und unsicheren Zustande der Über- lieferung und den in der Natur des Gegenstandes liegenden Schwierig- keiten ist eine methodische Kritik und genaue Auslegung der Schrifttexte als erste Vorbedingung fortschreitender historischer Erkenntnis zu betrachten. So hat denn auch D. nach dem Erscheinen seiner verdienstvollen Ausgabe der Naturalis historia sowie vieler Einzelschriften über die Quellen des Plinius nicht geruht und kürzlich noch (im neunten Heft der Sieg- linschen Sammlung) die geographichen Bücher des Plinius (III VI) aufe gründlichste bearbeitet und mit vollständigem kritischem Apparat herausgegeben. Auf diese Leistungen gestützt, durfte er mit Zuversicht hoffen, ,, manches wesentlich Neue beibringen zu können''. Die vor- liegende Abhandlung gibt einen chronologischen Überblick der Entdeckungen

Nene Philolog^uebe Bondtchau Nr. 10. 827

fahrten an der deutschen Nordseekflste, von Pytheas (um 326 v. Chr.) bis Eor römischen Eaiserzeit, beschränkt sich aber hauptsächlich auf Kritik und Interpretation der bezflglichen Schrifttexte ^ in erster Reihe natürlich der germanischen Nachrichten bei Plinius, die in zwei handschriftlich ganz verschieden fiberlieferte Gruppen zerfallen: n. h. 4, 94—104 und 37, 33 46. Weitläufige Polemiken, zu denen es an Veranlassung nicht fehlte, hat D. mit Recht vermieden; nur auf Hfillenhoff nimmt er, wie begreiflich, öfter Bezug, wo dieser Bahnbrecher der deutschen Altertums- kunde fehlgegriifen oder Schwierigkeiten ungelöst gelassen hat. Unter den vielen vom Verfasser in überzeugender Weise yerbesserten und er» klärten Stellen des Pliniustextes hebe ich eine hervor, die als Angelpunkt für weitere Forschungen zu dienen geeignet ist: n. h. 37, 35 (von D. bereits im Hermes 32, 191 if. behandelt). Hier hat eine geringfügige Korruptel zu den absonderlichsten Hypothesen und Deutungsversuchen ge* führt Die beste Hs. B hat guionibus, die jüngeren aus naheliegender Vermutung guionibus. Detlefeen liest (^Inyguionibus, Germaniae genti, und erklärt die Verderbnis so: Die erste Silbe des Volkernamens wurde von dem Schreiber eines Archetyps ffir die Präposition in gehalten und ab- getrennt, weshalb in B und F auch genti in gente geändert ist; sohliefslich kamen die zwei „unbequemen'' Buchstaben ganz in Fortfall. Den Schlüssel zum vollen Verständnis der Stelle, auch für den von Müllenhoff verdäch-' tigten Zusatz Oermaniae genti, finden wir in n. h. 4, 96 Incipit deinde . . . ab gente Inguaeonum, und 4, 99 alterum genus Ingyaeones, quorum pars Cimbri sq. (wegen der abweichenden Schreibungen, die auch sonst bei Pli* nius vorkommen, vgl. Tac. Oerm. 43 Lugiorum, ligiorum, lygios usw., femer Sigambri, Sygambri, Sugambri; Gharydes, Charudes; s. Müllenhoff, D. A. IV 603 ff,). Unter dem aestuarium Oceani ist unser „Wattenmeer '* zu verstehen, die deutsche Nordseeküste von der Scheide bis nach Schleswig hin, umwohnt von dem Volkerverein der Inguionen (Ingyaeonen, Ingaevonen), zu denen auch die Teutonen gehörten. Müllenhoff wollte an unserer Stelle Teuionibus lesen, was schon im Hinblick auf den gleich folgenden Dativ Teutonis schlechterdings unannehmbar ist. Sonach ist der von Plinius hier angezogene Pytheas ältester Gewährsmann für den griechisch ge- formten Namen der Anwohner des Wattenmeeres, die also schon minde- Bteos 400 Jahre vor Plinius und Tacitus dieselben Sitze innehatten. Auch den einheimischen Namen für das aestuarium '\ meint D., habe der Massaliote überliefert in der (handschriftlich am besten beglaubigten)

228 Nene Philologische Bnndsebaa Nr. 10.

Form Metuanis (idis). Die germanische Wurzel dieses nach Analogie von Thebais, Ghaucis usw. gebildeten Wortes sei in Matte, fries. mSde, maade, miede, mhd. mate (Sumpf, Moor, Marsch), wiederzuerkennen. Was Pytheas femer fiber die eine Tagfahrt vom Festlande entfernte Bernstein* insel Abalns berichtet, triflft im ganzen auf Helgoland zu, das allerdings vor 2000 Jahren einen weit grOfseren umfang gehabt hat als heute. Dafs damals dort Bernstein angeschwemmt wurde mehr hat P. nicht be- hauptet—, ist an sich nicht unwahrscheinlich; in der römischen Kaiser- zeit ist freilich von Bemsteingewinnung auf der Insel nicht mehr die Bede, selbst der Name Abalns war verschollen, und noch im Mittelalter hat die Insel ihren Namen wiederholt gewechselt. Ob Abalus des Pytheas mit der von Timäus (bei Plin. 37, 86 und Diod. 5, 23, 1) BaalXeia genannten Insel identisch ist? Mit den sehr gründlichen Untersuchungen Qber diese Frage sowie Aber Baunonia {= Fabaria), Baicia und andere Inselnamen, die Plinius aus griechischen Quellen entnommen hat, verbindet D. manche einleuchtende, ja fiberzeugende Verbesserungen und Deutungen des Textes der Naturalis historia. 37, 61 liest er: in eadem Germanioe Basilia in- sula nasci, wodurch die Stelle einen befriedigenden Sinn erhält 4, 94 bezieht D. im Gegensatze zu Müllenhoff die Worte quae appellatur Bau- nonia richtig auf das folgende unam; „den mehreren unbenannten Inseln wird eine einzelne gegenfibergestellt, welche Timäus Baunonia nannte '\ Auch fiber das bei Plinius 4, 95 erhaltene Zitat aus dem n^Lnlovq des Xenophon von Lampsakus urteilt D. anders als MfiUenhoff. In der sehr grofsen, drei Tagereisen vom Festlande entfernt liegenden Insel Baicia sieht er nicht eine „Fabelei'* und Entstellung. Das „Ufer der Skythen*' sei vermutlich die deutsche Ostseekflste, Baicia das sfidliche Schweden, von wo aus einem griechischen Kaufmann, der weiter als Pytheas gefahren, Nachrichten durch Eingeborene zugetragen worden seien. Ähnlich steht es mit der Herkunft der durch Philemon (um 100 v. Chr.) vermittelten Überlieferung von der „Morimamsa**; dieses „Meer der Toten** (?) sei nördlich von Jfitland zu suchen, unter Bubeae oder Busbeae das Voi^ebirge Lindesnäs, der sfidliche Ausläufer des mens Saevo (Ejdlengebirge), zu ver- stehen. Philemon hatte schon Kunde davon, dafs an der Ostseeküste^ im Samlande, Bernstein gegraben werde.

Jene Morimarusa bildete einen Teil des sinus Codanus, den Pliqius und Mola nach derselben griechischen Quelle ziemlich fibereinstimmend schildern (refertus insulis), nur dafs von Mola 3, 31 der Oodanus äugen-

Nene PbUologisehe BnndBeban Nr. 10.

scheinlicb mit dem aestoariam Metnonidia zusammengeworfen wird. In die ebenfalls arg verworrene Beschreibung von Mela 8, 54 sucht D. einige Klarheit zu bringen, indem er korrigiert: septem Haemodae, contra Ger- maniam muUae (st. vectae) in eo sinn, quem Godanum diximua. Die Interpunktion hinter Haemodae und die Beziehung der Worte contra 0er- maniam auf das Folgende begrfindet er so: „Im Zusammenhang dieser Inselbescfareibung wird immer (?) erst das Land angegeben, zu dem die dann angeführten Inseln gehören'^ (63: super Britanniam Juvema est; 65: quae Sarmatis adversa sunt sqq.). Dafs dieser Grund nicht stich- haltig ist, zeigt 57: Tbyle Belgarum litori adposita est, und 48: Sena in Britannico mari Ossismicis adversa litoribus. Und das vorgeschlagene „multae'' dürfte nach den beiden bestimmten Zahlen 30 und 7 nicht wohl angebracht sein. Die Lesart einiger geringer Handschriften „versae^^ ist, wenn eine Konjektur der Abschreiber, sicher keine schlechte. Unbedingt beifallswert ist die von D. übernommene leichte Textänderung J. Müllers in Plin. n. h. 4, 96 quare (st. quam) alierum orbem terrarum eam ap- pellan^ i. e. die griechischen Gelehrten, denen Plinius hier folgte. Mit Recht wird auf 6, 81 hingewiesen: Taprobanen (ein „Gegenstück'' zu Scadinavia) alterum orbem terrarum esse diu existimatum est. Vgl auch Vell. 2, 46, 1 in Britanniam . . ., alterum paene orbem. Solin. 22, 1. Von dem gleichen Gesichtspunkt aus versucht D. die Schlufsworte bei Plinius 4, 96 befriedigend zu deuten; die Änderung „opinio de Ogygia" (statt opinione Aeningia) ist etwas kühn, doch nicht übel ausgedacht.

Von S. 87 ab gibt D. einen Überblick über die nach dem germani- schen Norden gerichteten römischen Entdeckungsfahrten, die sich ihrem Charakter nach von den Uteren Unternehmungen der Griechen ebenso sehr unterscheiden wie die auf jenen Expeditionen beruhenden griechischen von den römischen Nachrichten. Bei den griechischen Schriftstellern herrschte, obwohl sie ihre Kenntnisse teilweise kaufmännischen Unterneh- mungen verdankten, im allgemeinen das Bestreben, die geographische Wissenschaft zu bereichern; die Römer dagegen drangen als Krieger und Eroberer vor: Bellum aperit gentes s. Tac. Germ. 1; Agr. 22; Liv. 28, 44; 86, 17, 14; Mela 8, 49 u. ö. und demgemäfs waren auch ihre Berichte über neuerscblosseue Länder und Meere hauptsächlich auf praktische Bedürfnisse beschränkt Es mufs immer von neuem betont werden, dals die römischen Geographen lange fast ganz von griechischen Quellen abhängig waren, dafs viele Namen von Nord Völkern, zumal auch

280 Nene Pbilologiaobe Kundachan Nr. 10.

von ostelbiaohen Stämmen, zuerst durch Griechen in die Literatur ein- geführt und in griechische Form nmgeprftgt worden sind. Das h&ufige Snfflx -ones ist vielfach irrigerweise als zu dem germanischen Element des Namensstammes gehörig betrachtet worden. Wir haben zu trennen: Sui-ones, Sit-ones usw. Die Eroberungszüge des Drusus, insbesondere die im Jahre 12 v. Chr. vom Flevo aus unternommene Fahrt, kennzeichnet Plinius nach ihrer Ausdehnung und dem Hauptergebnis mit den Worten (n. h. 4, 97): XXII inde insulae Bomanis armis cognitae. Die Zahl dieser Eilande, von Texel bis Neuwerk an der Eibmfindung, hat sich seitdem durch säkulare Bojtenveränderungen um vier verringert Hit einer zweiten, vielleicht auch von Drusus geleiteten Expedition bringt D. die Überlieferung von den „Säulen des Herkules'' (Tac. Germ. 84) in Ver- bindung. Den Anlafs dazu dürften seiner Ansicht nach die beiden Klippen Helgolands gegeben haben, die in ihrer ehemaligen Gestalt dem von den friesischen Inseln, d. h. von Süden her, Ansegelnden „aus weiter Ferne wie ein paar ungefähr gleich breite und hohe Säulen nebeneinander er« scheinen mufsten''. Übrigens ist D. geneigt, auch die ann. 2, 8d er^ wähnten „insulae saxis abruptaC auf Helgoland zu deuten. Die bei Seneca suas. 1, 15 aufbewahrten Verse des Albinovanus Pedo hat bereits Bergk lieber auf die kühne Tat des Drusus (dem der Name Germanicus im voraus beigelegt worden) beziehen wollen als auf den verunglückten Bückzug des jüngeren Germanicus (16 n. Chr.). Diese Begebenheit war allerdings, wie D. mit Recht hervorhebt, kein geeigneter Gegenstand für ein Gedicht, das den kaiserlichen Prinzen verherrlichen sollte, abgesehen davon, dafs, in dem erhaltenen Fragment wenigstens, von Stürmen keine Bede ist Ob Tacitus bei der Beschreibung des „mare pigrum'' Germ. 45 jene Dichtung des Albinovanus im Gedächtnis gehabt habe, ist buchst fraglich. Er griff dabei wohl, wie auch Agr. 10, eher auf eine aus grie- chischen Quellen geflossene Dberlieferung zurück. Und die Vorstellung von einem „alter orbis terrarum^' war, wie oben bemerkt, eine unter den Eosmographen weitverbreitete.

Über die cimbrische Halbinsel hinaus, soviel steht fest, ist damals kein Bömer gefahren; das zeigt auch die ganze Darstellung des Tacitus^ dem das Nordmeer als völlig unbekannt gilt. Zur Germania bringt D.s Schrift noch eine Antgiil guter Beobachtungen und Deutungen, die ich an anderer Stelle eingehend zu würdigen gedenke.

Homburg v. d. H. Edvard ItVeUt

Nene Pbilologiscbe Bondschau Nr. 10. 281

130) Heiürioli Baorei Auswahl fransösischer Gedichte ffir Schale und Haas« S. Auflage. Berlin, F. A. Herbig« 1905.

VIII U. 143 S. 8. M 1.60; geb. J$ 2.—.

Das Bach ist eine erweiterte Separataasgabe'^ der poetischen Teile der flatizOeiachen Lehrbücher deseelben Verfassera und bringt eine Reihe gut ao^g^^fthlter poetischer Werke von Corneille bis Nicolas Martin in chronologischer Anordnung. Kinderlieder hat der Verfasser mit Recht lasgeschloeseti and sich bei seiner Auswahl auf hervorragende Dichteir beschrankt Das verdienstvolle Buch verdient beste Bmpfehlung und^verrät flberall den kundigen Schulmann. Besonders lobend ist hervorzuheben, da& der Verfhsser von den einzelnen Dichtern unter der Überschrift nur Geburts- und Todesjahr angibt, und dafs er von Anmerkungen und Wörter-^ buch gänzlich absieht.

Nauen. Fries.

131) Langensoheidts Sachwörterbttcber : Cösaire Villatte, Land und Leute in Frankreich» Völlig nea bearbeitet von Rieh. Sc her ff ig. Dritte Bearbeitung. Berlin-Schöneberg« Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung (Prof. 0. Langenscheidt). XX u. 439 S. Anhang 93 S. u. Notizblfttten 8. geb. Ji d. -. Das Buch gibt alles, was man beim Besuch des französischen Nachbar«- kndes von Land und Leuten wissen und verstehen mufs, um dort mit Torteil zu verkehren, und fewar bietet es seibe Auskfinfke in alphabetischer Folge der besprochenen Gegenstände, gewährt also im Bedarfsfalle jeden*^ fidls die schnellste Belehrung. Dafs diese auf zuverlässiger Beobachtung und auf besten Vorarbeiten beruht, erkennt man namentlich an den um* fiissenderen Artikeln. Übrigens kann man nach der S. xvxff. vorauf^ geschickten sachlich geordneten Übersicht der im Werke enthaltenen Gegen- stände, die unter bestimmten Titeln wie ,, Staat, Regierung und Gesetz Festtage Geistiges Leben Sport Volkswirtschaft^ usw. zusammen- gestellt sind, die in zerstreuten - Abschnitten gebotene Unterweisung auch systematisch durchgehen. Die vorliegende dritte Auflage bringt die einzelnen Artikel vielfach ergänzt oder, entsprechend den grofsen Ver- änderungen der äulkeren Lebensformen wie den Wandlungen der öffent- lichen Meinung, völlig umgestaltet. Und nicht wenige sind neu hinzu- gekommen. Was unsere Kollegen (Neumann, Plattner, Rofsmann-Brunne^

Nene Philologische Bnndschma Nr. 10.

manii, Stier xl a.) auf ihren Stadienreisen ausgearbeitet und in ihren bezfiglichen Beiseberichten niedergelegt haben, ist neben anderen Qnellen- schriften der neuen Auflage zustatten gekommen. So kann das Wörter- buch neben den bekannten Beiseffihrem, die es sehr wesentlich ergftnzt, mit Vorteil gebraucht werden. Übrigens leistet es den Kollegen, und auf diesen Punkt sei besonders aufmerksam gemacht, bei vielen Fragen der modernen Elassenlektflre recht gute Dienste. Angebunden ist dem Wörterbuch noch ein um&ngreicher Anhang französischer Dialoge, deren Themen dem Beisegebiet (Vorbereitungen, Abreise, Ankunft, Promenaden, Museumsbesuohe usw.) angehören; diese StQcke sind den „Französischen Unterrichtsbriefen nach der Methode Tonss.-Langen8Cheidt*^ entnommen und werden manchem Benutzer des Buches eine angenehme Zugabe sein.

132) Qeorg Stier , Übungsbnoh zum Übenetzen aiu dem Deutschen in dae Fransösieehe. Cöthen, Otto Schulze,

1906. IV u. 216 S. 8. 2.10.

Das „Übungsbuch schliefst sich zunächst an die Kleine Syntax der französischen Sprache ^^ desselben Ver&ssers an, kann aber, wie der Ver- fasser richtig erw&hnt, neben jeder anderen Syntax gebraucht werden. Es enthält eine aufsergewöhnlich reiche Auswahl von Einzels&tzen zu den verschiedensten Kapiteln der französischen Syntax, daneben eine ziemlich grofse Anzahl zusammenhängender Texte. Die Einzelsätze sind nach dem Vor- wort dem Dictionnaire de TAcadimie, den Werken guter SchriftsteUer und französischen Schulbüchern entlehnt; zu den zusanunenhängenden Texten werden die Quellen angegeben. Das Buch eignet sich vorzüglich zur Einübung der französischen Syntax und wird bis zur obersten Stufe mit bestem Erfolg zu verwenden sein. Die &st fiberreiche Fülle der Beispiele ermöglicht jedem Lehrer die ihm zusagende Auswahl; es wird jeder seine Ansprüche an ein derartiges Buch vollauf befriedigt finden» Der Schüler, der das Buch mit Verständnis durchgearbeitet hat, wird über einen groben Schatz sicherer französischer Kenntnisse verfügen, und dem Lehrer wird es eine Freude sein, nach einem Buch zu arbeiten, das an ihn und an seine Schüler die höchsten Anforderungen stellt Verfasser gibt unter dem Text die ihm nötig erseheinenden Anmerkungen und zum Schlufs ein vollständiges Wörterbuch zu jedem einzelnen Abschnitt. Ein- zelne Texte verlangen wohl zu viele Vokabeln und werden bei der hoffent-

Nene Philologiacb» Bondacban Nr. 10. 239

lieh rocht bald za Teröffentiichenden zweiten Auflege yielleicbt aosgeBchiedeni das Wörterbuch enthält ziemlich viele Druckfehler.

Kaoea. Frlea.

133) Fh. Flattneri Auaffikrlicbe Grammatik dar franiöBiMheii Spraühe. IL Teil: Ergänzungen. Drittes Heft: Das Verbum in syntaktischer Hinsicht. Earlsruhet J. Bielefdds Yerhig, 1906. 155 S. 8. Jd 2.60.

Der nnermfidliche Sammler gestattet nns einen weiteren Einblick Ib seine Teich gefällten Mappen nnd zwar diesmal flär die §g 233—302 seiner 1899 erschienenen Grammatik. Was damals sowie später beim BrscheineQ der Ergänzqngshefte gerahmt wnrde, trifft auch hier zu. Ein umfassen- der Überblick fiber die mehr oder weniger berechtigten Abweichungen yon den gesetzlich anerkannten Regeln, fiber fehlerhafte Bildungen, Aber ver- altete nnd neu aufgekommene Fassungen ist wohl jedem willkommen, der die Fremdsprache bis zu einem gewissen Orade zu beherrschen strebi Wenn der Lehrer auch streng auf die Beobachtung der durch die Akademie aufgestellten Gesetze halten muls, so dürfen doch durch den Zufall ge- gebene oder durch Nachdenken gewonnene Möglichkeiten nicht unbedingt Terworfen werden. Darum wird zumal die Lehrerwelt auch dieses Heft mit Dank entgegennehmen.

um schon Gesagtes nicht zu wiederholen, sei ins einzelne nur wenig bemerkt. Im Kapitel der Wortstellung durfte zu den Beispielen: , ,11 &ut songer ä commencer bien, pour bien finir. Affaiblissez seulement ces ressorts, et le d^rdre nattra, et se produiront soudainement des sjmptömes de malaise. Au-dessus de cette limite le droit d*<lire existe par cela seul qu'existe en fidt la capacitä de reconnattre la capacitä sup^rieure qu*on cheiche» Le pavö est sec et sonore, le gaz est flambant, rieuses sont les feomies, et provocants les froufrous de la soie'S der Einflufs des Chiasmus nicht unerwähnt bleiben. Wenn das Geb5r der Deutschen ffir diese Fein- heit minder empfänglich ist, so ist es um so mehr angezeigt, immer wieder darauf hinzuweisen.

Die Lehre vom Bau der Bedingungssätze, die gerade im Französischen einen besonderen Vorzug der Mannigfaltigkeit haben, sollte der Übersichtlich- keit wegen nicht stfickweise bei der Wortstellung oder beim Eonjunkti? behandelt werden. Wie soll man es verstehen, wenn § 228, b 1 gesagt

^4 Nene Philologische Randschan Nr. 10.

wird: „Folgendes qne kann unmöglich werden 1. wenn bereits ein anderes qne vorausgeht: Mais tel est le degr^ Milton a porM ce talent, qne, n'en edt-il possM^ aucun autre, sa place sendt marqute parmi les mattres'^? Dem Yer&sser schwebt offenbar vor, dars man sagen könnte: II n*en eftt poss^d^ aucun autre, que sa place serait marqu^e parmi les maltres, oder auch : N'en edt-il poss^d^ aucun autre, que usw., d. h. dafs die Folge ala Folgesatz mit que der in Hauptsatzform gegebenen Bedingung angeschloBsea werden kann. Nun ist aber die Folge schon als solche durch que an einen vorausgehenden Satz angeschlossen und vom Wegfallen eines que kann nicht die Bede sein, undeutlich ist auch, § 253, A. 1, die Fassung: „Das deutsche ,wenn^ kann öfter durch que mit Konjunktiv ersetzt sein: Jauflhre ne peut attendre la venue du tyran, mais quMl revienne dans huit jours, 11 est sür de l'y trouver.** Die Bedingung kann eben auch in Be- fehlsform gegeben werden: Ecris-mois, je te räpondrai, und an Stelle des Imperativs der dritten Person tritt bekanntlich der Snbjonctif. Ebenso § 255: Qu'il continu&t, il devenait, en effet, un morphinomane dans un temps donn^.

Oegen die strengen Oeaetze Aber die Verwendbarkeit des Konjunktivs scheint sich das Freiheitsbedfirfnis der Franzosen am meisten za wehren, und es ist zu verwundem, dafs das Unterrichtsministerium es sich nicht ebenfalls zur Aufgabe gemacht hat, die Fesseln zu lockern. Man will sich die Freiheit wahren, durch den Modus auszudrficken , ob das Haupt- gewicht auf dem Abhängigkeitsverhältnisse oder auf dem Inhalt des Neben- satzes ruhe. Das eingeschobene que je sache 262, Zusatz 2) erklArt sich dagegen aus quod sciam, während autant que je sais, ä ce qoe je sais dem lateinischen quantum scio entspricht.

Ob der Infinitiv de, ä oder keine Präposition vor sich hat, hängt oft von einer kleinen Nuancierung des Gedankens oder auch von landschaft- lichen Bevorzugungen ab. In dem Satze 267, 4): Une fois Minorque reconquise, la cour d'&pagne n'eut plus qu'une penste, recouvrer ä tont prix Gibraltar, tritt der Infinitiv als Apposition zu pens^. Ist der histo- rische Infinitiv 272): Grenouilles aussitöt de sauter dans les ondes, nicht etwa, wie auch aus dem archaischen Wegfall des Artikels ge- schlossen werden mag, ein Überbleibsel aus einer Zeit der Sprachentwicke- lung, in welcher zufolge der Völkerwanderung das Zeitwort im Munde der Eindringlinge nur im Infinitiv existierte, wie in der lingua franca?

Die Leygesschen Zugeständnisse hätten besonders in bezug auf die

Nene Philologiache BondBchau Nr. 10. 235

YeriLnderlichkeit des Partizips mehr Berficksichtigang finden dürfen. Bei der Lehre vom Akkusativ mit dem Infinitiv mufste vor allem genau g»- sehieden werden, ob dieser im Relativsatz, in welchem das Belativ Sub- jekt zum Infinitiv ist, in Abhängigkeit von den Verben des Denkens und Sagens sich findet oder nach faire, laisser, entendre, voir, sentir und einigen verwandten, nebst einer Angabe, in welchen Fällen der aktive und der passive Infinitiv der Form nach gleich sein kOnnen.

Freiburg i. B. H. Blhlor.

134) Er. Metzger und 0. Oanzmann, Lehrbueh der firan- sösiBchen Sprache auf Onmdlage der Handlung und des Erlebnisses. I. Stufe. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage. Berlin, Verlag von Beuther ft Beichard, 1905. X u. 260 S. 8. geb. Ji 2. -.

Die von Ganzmann allein verfafste erste Auflage dieses Lehrbuchs ist von mir in Nr. 4, Jahrg. 1903 dieser Zeitschrift besprochen worden. Das empfehlende urteil, das ich dort zum Ausdruck brachte, gilt in min- destens ebenso hohem Mafse fQr die jetzt vorliegende zweite Auflage.

Ein Yeigleich mit der ersten Ausgabe zeigt, dafs die äufsere An- ordnung in ihren Grundzngen dieselbe geblieben ist, die einzelnen Teile aber eine vollständige Umarbeitung erfahren haben. Der Stoff ist gekfirzt nnd umfaist statt der früheren 42 nur 28 Lektionen; daffir ist er aber durch die mannigfaltigsten Übungen, die von dem grofsen p&dagogischen Geschick der Verfasser zeugen, methodisch weit mehr ausgeschöpft, so dals das Buch um nahezu 100 Seiten umfangreicher geworden ist.

Der französische Text erscheint jetzt zuerst fast durchweg in Dialog- form und erst später in der Form der Erzählung. Obersetzungsübungen sind in grOfserer Zahl vorhanden, beschränken sich aber mit Becht auf eine Umbildung der vorher durchgenommenen französischen Stoffe. Neu and die beigefügten Zeichnungen, die Briefe in Schreibschrift, der Anhang mit Gedichten und Erzählungen und die systematische Zusammenstellung des vorgekommenen grammatischen Pensums. Aufgefallen ist mir, dafs die ersten Lektionen nicht mehr in phonetischer Umschrift gegeben sind. Es ist mir das um so unverständlicher, als Ganzmann deine Erfahrungen mit dieser Einrichtung ausdrücklich als sehr güostige bezeichnete. Es

Nene Philologische BnndBchan Nr. 10.

Wäre deshalb meines Erachtens notwendig gewesen, dem Leser Aber diesen Punkt im Vorwort Anfkl&rang zu geben. Das ist aber nicht geschehen.

Die wenigen Ausstellungen, die ich in der Besprechung der ersten Auflage zu nmchen hatte, sind im allgemeinen berücksichtigt worden, doch lassen die Verfasser die französische Woche noch mit dimanche, statt mit lundi beginnen. Für eine neue Au^be gebe ich die folgenden Verbesserungsvorschlftge. S. 6 sollte nicht aui als Beispiel für geschlossenes u angeführt werden, da es sich in diesem Wort gar nicht um den Yollen Vokal handelt. S. 21 tritt der Lehrer mit einem Bonjcur, messieurs in die Klasse; das ist auch in dem höflichen Frankreich nicht Sitte. Auf derselben Seite findet sich der Ausdruck solle dHcole, der nur von einer Volksschule gebraucht werden kann. Ganz falsch ist S. 25 die Wendung amasser Jes livres statt ramasser. S. 57 redet die Lehrerin ihre Schäle- rinnen mit iu an; das ist ganz und gar unfranzösisch. Statt la doehe sonne huü heures heifst es besser huU heures sonneni. S. 64 : La p(mme est douce. Qu^est-ce qui est encore doux (douce)? Die hinzugefügte Fe- mininform ist hier unmöglich. S. 71: Veuiüe examiner » c^est jusU. Die Form veuilie kommt nicht vor; der Franzose würde sagen: Veux-tu bien voir si .,, S. 84 ist garde- manger im Sinne von Speisekammer gebraucht. Dieses Wort bedeutet aber in der Regel einen gegen Fliegen Schutz gewährenden Speisebehälter (Fliegenschrank). Für Speisekammer gibt es in den verschiedenen Teilen Frankreichs verschiedene Bezeichnungen, von denen mir la souiUarde, Fofjfiee und la dipense bekannt sind. Nach S. 66 67 wird in Frankreich der ehou nach Gewicht verkauft, was dort ebensowenig wie bei uns der Fall ist. An einigen Stellen hätten mehrere Ausdrücke statt eines einzigen gegeben werden sollen. So z. B. S. 17 neben nettoyer les chambres auch faire les chambres, S. 21 neben gm estabsent? auch das gebräuchlichere gut mangue? S. 85 neben combien co&te ce chau? auch eambien vendee-vautf ee chou? und vor allem das in der Umgangssprache übliche eambien ce chau? S. 86 sagt der Kaufmann: Que desireS'Vaus encore? Der idiomatische Ausdruck ist in dieeem Fdle: Et avec cela (ceci)? S. 96 sollte neben laver la vaisseUe die Wendung faire la vaisseUe nicht fehlen.

Altona. B. Bohmidi.

Nene PhaologiBohe Randsehaa Nr. 10. 287

135) llaigarete Boeeler, Die FaBsungen der Alexius-Legende

mit besonderer Berücksicbtignog der mittelenglischeii Yersionea (Wiaier Beiträge zur englischen Philologie, herausgegeben von jr. Schipper^ Bd. XXI). Wien u. Leipzig, Wilhelm BraumflUer, 1905. X u. 197 S. 8. Ji 6.-.

Die Lorbeeren des „stärkeren Geschlechts'^ lassen der verehrten Fraaenwelt auch auf dem Gebiete der Anglistik keine Buhe. Im all- gemeinen zeigt das, was sie bisher in unserer Wissenschaft geleistet haben, mehr den Charakter einer (meist guten) Systematik als den Gedankenflug SU neuen Gesichtspunkten oder methodischen Grundlagen. Ob das in den geistigen Fähigkeiten des „schwächeren Geschlechts*' oder den Mängeln der Vorbildung begrfindet ist, wird sich erst später nach Sammlung grO&erer Erfahrungen mit Bestimmtheit entscheiden lassen. Die Yer- fisaerin der vorliegenden Untersuchung hat fftr ihre Arbeit aufser dem bei der studierenden weiblichen Jugend nie versagenden Fleifse guts Kennt- nisse, auch des Griechischen, was in unseren Tagen besonders erfreulich wirkt, und einen scharfen kritischen Blick mitgebracht

Die Art der Verbreitung von Sageustoffen und die Abhängigkeit der ein- zelnen Fassungen voneinander ist ein sehr heikles Gebiet, auf dem frfiher durch geschäftige Dilettanten mit eitler Spekulation und Hypothese viel Unheil angerichtet worden ist. Die Verfosserin hat diese gefieihrliche Klippe glücklich vermieden. Sie packt die bisherige Forschung mit kecker Kritik an, berichtigt Amiaud, Mafsmann, Horstmann und zieht selbst mit Vorsicht und Zurückhaltung. ihre Schlufsfolgerungen. Mit nicht geringer Mühe ist das ganze Material mit vereinzelten Ausnahmen, die unerreichbar waren, zusammengetragen und gleichmäfsig verarbeitet worden. Im ersten Teil werden die Quellen betrachtet, die bisherigen Ansichten besprochen und eine Gruppierung der Texte gegeben. Im zweiten Teil wird dar- gestellt, welche Formen die Einzelheiten der Alexiuslegende in verschie- denen Texten angenommen haben, von den Namen des Alexius und seiner Eltern und seiner Geburt an bis zu seinem Tode und zur Beisetzung. Im dritten Teil werden die gemeinsamen Züge der mittelenglischen Ver- aionen, mit denen sieb Schipper bereits früher eingehend beschäftigt hat, zusammengestellt, im vierten diese selbst und das Verhältnis zu den Quellen erOrtert, im fQnften endlich die Beziehungen zwischen den ein- zelnen mittelenglischen Versionen im Anschlufs an Horstmann gewürdigt. Ein besonderer dauernder Wert ist der Arbeit dadurch verliehen, dafs im

288 Neue PbUologiBche Rondschaa Nr. 10.

Anhang eine Anzahl von Texten nach Handschriften ans den yerechieden* sten Ländern znm ersten Male abgedruckt ist.

Berlin. Hofanriidi Spla«.

136) Plate, Lehrgang der englitohen Spraehe. Erster Teil.

Unterstufe. 79. Aufl. bearbeitet von O. Tanger. Dresden, L. Ehlermann, 1903. XI u. 271 S. 8. geb. Jt 2.40.

Mit der Neubearbeitung eines schon seit manchem Jahrzehnt in deutschen Schulen heimischen Werkes bat sich Prof. Dr. Tanger ein Ver- dienst erworben. Was im Laufe der Zeit an Verbesserungen im neu- sprachlichen Unterricht errungen wurde, ist zum grofsen TeU vom Yerfiuser benutzt und aufgenommen worden. Auch in der Behandlung der Aus- sprache ist mancherlei ge&ndert. Ein Wechsel des ganzen Systems wftre noch erfreulicher, ist aber wohl nicht tunlich gewesen. Die diakri- tischen Zeichen (Punkte, Striche, H&kchen usw.) machen den Schfilem die Sache nicht leicht und bieten filr das richtige Auffassen und Fest- halten der Laute doch nicht genflgend Oew&hr.

Im übrigen aber ist das Buch sehr praktisch eingerichtet und wohl geeignet, den Schfilem während eines dreijährigen Unterrichts genfigende grammatische Kenntnisse und bei ausreichender Unterstfitzung durch andere Lektfire auch einige Übung im Sprechen, wenigstens auf ein£achen Ge- bieten, zu vermitteln.

Ob das Buch, wie der Verfiisser meint, schon in 1^ bis 2 Jahren sich bewältigen läfst, scheint mir zweifelhaft.

Das Buch zerftUt in yier Hauptteile: Abhandlung fiber die Aus- sprache, eine stufenweise EinfShrung in die Sprache, wobei besonders das Verb in englischen und deutschen Studien an Gegenständen und Yoigängen aus dem Leben des Kindes eingefibt wird, dann eine Elementargrammatik, die fiber das ganz Elementare auch schon etwas hinausgeht, und ein Lese- buch, aus kleinen lehrreichen Geschichten in leichter Sprache bestehend.

Zum Schlufs wird ein Wörterverzeichnis und Wörterbuch gegeben.

Dessau. Bahn.

1 37) H. Plate, Lehrgang der englisdien Sprache. Zweiter TeU.

Mittelstufe, methodisches Lese- und Obuugsbuch mit Sprachlehre. 61., der Neubearbeitung 6. Aufl. Durchgesehen von K. Mfinster. Dresden, L. Bhlermann [o. J.]. YIII u. 368 S. 6. geb. Jl a .

Nene Philologische Bnndschaa Nr. 10. 239

Das Bach soll, wie Dr. 0. Kares im Vorwort zur 54. Auflage 189& sagt, fQr das zweite und dritte, im Notfall auch noch f&r ein viertes ünterrichtsjahr ausreichen. Dafs es als Fortsetzung des zuerst besprochenen Buches dienen soll, ist kaum anzunehmen, da letzteres viel zu umfang- reich ist, um in einem Jahre erledigt zu werden, und das vorliegende Werk dann vielfach blofse Wiederholung sein wfirde.

Die beiden Hauptabschnitte des Werkes sind eine Sprachlehre, die etwa in demselben Umfange, wie es andere Schulbficher tun, dem Schfller die Grammatik vorführt, und zwar so, dafs sie in der Hand eines erfiah- renen Lehrers auch für die Oberstufe wohl noch ausreicht, und ein Lese- ond Übungsbuch, das ans englischen und deutschen Stücken so zusammen- gesetzt, ist, dafs die letzteren die ersteren meistens fortsetzen. Den Haupt- inhalt dieser Stücke bildet eine kurze Geschichte des englischen Mittel- alters, bisweilen unterbrochen durch abgeschlossene Darstellungen und Beschreibungen von Begebenheiten und Ortlichkeiten der Neuzeit Die Auswahl ist dem Standpunkt der Schüler entsprechend; zu hohe Anforde- rungen werden, eben weil sie die neuere Geschichte weniger behandelt, und weil das deutsche Stück nach Charakter und Stil dem vorausgehenden englischen gleich oder doch ähnlich ist, nicht an ihn gestellt, so dafs der Untersekundaner auch der Übersetzung der deutschen Stücke der letzten Hälfte gewachsen sein mufs.

Zar Vervollständigung der Darstellungen aus der Geschichte hat Dr. Münster noch einen kurzen Abrils wenigstens aus der neueren Ge- schichte beigefügt, aber nur in englischer Sprache.

Das Werk darf auch in seiner neuen Auflage höheren Lehranstalten^ namentlich Realschulen, warm empfohlen werden.

Dessau.

Yerlag von Friedrich Andreas Perthes, Akttengesellschaft, Gotha»

Methodischer Lehrer-Kommentar zu Ott Metamorphosen.

Bearbeitet von Dr. Adolf Lange.

1. Heft: Buch I-V. Preiß: Ji 4.

Methodischer Lehrer -Kommentar zn lenophons Anabasis.

Bearbeitet von Dr. Belmer Hansen.

1. Heft: Buch I. Preis: Ji 3. ^ Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

-240 Nene Philolopsche BondBchan Nr. 10.

Terlag Ton Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschaft, Cfofha«

ünndert ansgef fihrte Dispositionen

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über fUr die obersten Stufen der höheren Lehranstalten.

Von Dr. Edmund Fritze,

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a) Entwurf einer Aufsatzlehre.

b) Die ersten 48 Dispositionen. Preis: Jt 3.

Zweites Bftndeben:

Die letzten 52 Dispositionen.

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für die Schule zusammengestellt

von

Heinrieh Schmitz,

Professor am RealgymDasiom za Aachen. Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Preis: Ji 1. .

FIRST STEPS IN ENGLISH CONVERSATION.

For use in schools.

Ein Hilfsbuch

übr den Gebrauch des Englischen als üntenichta-

ond SchnlTerkehrssprache.

Auf Gnmd der neuen Lehrplftne von 1901

bearbeitet von

Dr. phil. et jur. M- Thamtrit

Oberlehrer des Kadettenkorps. Preis: Ji 0.80.

Zu beziehen durch jede Buchhandlung.

Fftr die Bedaktion venntirortlieli Dr. E. LfliwlQ in I Dniek nad VeiUg ron Friedrieli Andreas Perthee, AktiengeeeUschnft, GotlM.

,-^liM

Gotha, 2. JnnL Nr. U, Jahxgang 1906.

Neue

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Xnlialt: Besengionen: 188/18^ A. Weidner P. Vogel, Lyriai* nsgenfililte Beden; H. Windel, Lvsae' Reden, Answabl (6. Wörpel) j^. 241.

140) W. M. Linda ay, Plauti Comoediae, Tom. 1 (P. Wefener) p. 244.

141) A. Michaelis, Anhäologieche Entdeeknngen des 19. JahrhnndcKU (P. WeiKsfteker) p. 245. 142) E. R. Bevan, The Honse of Selencns (H. Swoboda) p. 247. 143) W. Spemann, Knnettexikon p. 910. -*- 144) O, Gtthling» TaMbenworterbneb der grieebieoben nnd deut^phen ^[kCfhcbe (SchleoCBinger) p. 250. 145) A. Hemme, Was mnis der Gebildete vom Griecbiscben wiesen p. 262. *- 146/148) Fr4d6rie Loli6e, Histoin deiLiti^ifr toset oonparto des origines an XX« si^le; Ferd. Baldensperger, Goetbe en France; A. L. Jellinek, Bibliographie der rergleicbenden Lmratnrgesehiehte (G. Sftpfle) pi 254. «- 149) Jereme K. Jerome, Idle Ideas in (905 (Seim. Schmitz) p. 257. 150) Alb. Eicbler, John Hookbam Frere p. 258.

151) T. 0. Hirst, A gramraar of tbe dialect of Eendal (Heinr. Spies) p. 259. •**

152) Clans Sobnldt, Die Bildung der schwachen Yerba im Altengliscben (Heinr. Spies) p. 260. 153/154) 8. Hamburger, Eoglish Lessons afber S. Alge*B Metbod; L. Walker, Grammatisches ÜDung8bn<£ fOr den eafdiseb«! Unterricht (K. Groech) p. 261. 155) G. Camerlynek, A Handbpok of Enelish Composition for tbe üse of Continental Pnpils (K. Grosch) p. 268. AoidgeB.

ia8/l39) A. Weidaw, Lysiaft' ausgewählte Bedrau 2, Aufl. tqu

Paul Vogel. Le^zig, G. Frejtag, 1905. 164 S. 8. JK 1.50.

Kommenter ^a yon P. Y. 45 S. 8. steif geb* . 50.

Hans Windel, Lyaiaa' Beden. AiwwaU f(b den Sabulgebxgacb.

Bidefeld mi Leipzig, Velbagen ft Elasiog, 1905. Text JXl

Q. 153 & 8. Eommentar 82 S. 8. Gegen den geraame Zeit reeht ftthlbaren Mangel einer den Bedflrfi- niaeen der Schale entsprechenden Aufgabe des Lysias ist in den letzte Jahren grtndlieh Abhilfe geschaffen werden. Dem vortrefflichen Kom- mentar von Eocks-Schnee, der in manche Punkten Aber das hinausgeht, was das knappe Mafs des nächsten BedCbrfhisses erheischt, folgte die Aus- gabe von Sewera, dieser die von Kleffner auf dem Fufse, ihnen stellen sich numnehr die oben graannten Bearbeitnngen an die Seite. Beide

242 Neue Philologiacfae BnndBchan Nr. 11.

Herausgeber stecken sich das Ziel, lediglich dem nnmittelbaren Yerständnis der Textesworte zu dienen und sich dabei auf das Wichtigste und anom- gänglich Notwendige zu beschränken, einmal, um nirgend das den Unter- richt belebende Moment der Mitteilung des Lehrers aus seinem Wissens- schätz auszuschalten und dann, um den Schüler durch selbständige und angestrengte Tätigkeit die sich darbietenden Schwierigkeiten überwinden zu lassen und ihn so an „Denkenwollen und Denkenkönnen ^^ zu gewöhnen. Vogel hat die Ausgabe von Weidner im Sinne eines reinen Schüler- buches einer eingehenden Umarbeitung unterzogen, durch die ihr ein &st völlig verändertes Aussehen verliehen wird. Die praefatio ist nicht mehr lateinisch gehalten, der index rerum ac nominum memorabilium und, als für die Schule nicht in Betracht kommend, die discrepantia scrlptorae memorabilis sind gestrichen als textliche Grundlage ist Thalheim mab- gebend gewesen, ohne dafs freilich seine kritischen Zeichen mit über- nommen wären , die allgemeine Einleitung und die das Verständnis der einzelnen Beden vorbereitenden Bemerkungen teils gekürzt, teils erweitert, ferner erscheinen die Beden in anderer Abfolge, vor allem aber ist or. I i7t€Q roCf ^EQavoo&ivavg g>6vov wegen des anstöfsigen Ehebruchromans nicht wieder mit aufgenommen (wirklich eine übel angebrachte Dezenz und Prüderie!) und dafür or. XIV nun ^AXvußiddov adoptiert, „in der zwar Obszönes mit unterläuft, jedoch nicht im Mittelpunkt steht''. Diea Verfahren hat mit der Austreibung des Teufels dnrch Beelzebub ver- zweifelte Ähnlichkeit; vollends liefs sich ein ungeeigneterer Ersatz als die Alkibiadesrede schwerlich finden, aus dem Orunde, weil sowohl ihre juristischen wie die militärischen Voraussetzungen strittig sind; vgL darüber die von mir im „Gymnasium'' 1906 Nr. 9 aufgestellte Hypo- these. In der vita durfte der Hinweis darauf nicht fehlen, dafs die Be- ziehungen unseres Bedners zu Sokrates und Plato einen nicht eben gering anzuschlagenden Einflufs auf seine Anschauungen ausgeübt haben. Miis- verständlich ist es, wenn gesagt wird, der eigentümliche Beiz der Bedea liege in dem 9i9og. Lysias gibt sich aber nicht, wie z. B. Hypereides,. wie er ist, schildert seine Personen auch nicht so, wie sie in Wirklich-^ keit sind, sondern unter der Maske, die er ihnen aufsetzt, er täusobt una einen Charakter vor, und in dieser Kunst der Bthographie ist er kekaimt^ lieh unerreicht. Zu beanstanden ist ferner die Behauptung, dafs der Tod des Bruders den L. aus einem tändelnden Künstler zu einem praktischen Staats- und Gerichtsredner gemacht habe. Vielmehr ist daran festzobalteD»

Neae Philologische Buidschaii Nr. 11. 248

dafs er stets neben der forensischen anch die epideiktisohe Beredsamkeit gepflegt hat, wie fiberhanpt fttr ihn der ans ganz geläufige unterschied zwischen diesen beiden Gattungen noch gar nicht existierte. Die Er- kläraogen sind so karz und sparsam wie nur möglich gehalten, und wenn de mir auch nicht immer das Richtige zu treffen scheinen, so dürften sie dodi ihrer Aufgabe gerecht werden, die Benutzung sog. Präparationen unnötig zu machen und den Schüler von den gefährlichen Eselsbrücken fernzuhalten.

Die Sammlung von Windel umfafst die Beden 7, 10, 12, 13, 16, 19, 22--25, 30, 32. Im ersten Teile der Einleitung wird, natürlich ohne die geringste wissenschaftliche Ambition, der Entwickelungsgang der attischen Beredsamkeit kurz dargelegt und die Dekas der Bedner mit ein paar Strichen charakterisiert, eine selbständige Stellungnahme zu ihrer Persönlichkeit tritt nirgend zuti^e. Ablehnen mufs ich das aus Dionys Ton HaL entlehnte urteil über Isaios peremtorisch sind die Entschei- dungen jenes antiken Polyhistor für uns ja keineswegs als unzeitgemäfs muls es gelten, in der für Sophismen , für das l^cn toü TrudytaaTog-Beien und ünsachklichkeit geradezu mustergültigen Leokratea des Lykurg eine „meisterhafte** Bede zu sehen, endlich ist meines Erachtens das Geburts- jahr des Hypereides höher hinaufzurücken als 383; mit diesem späten Ansätze wäre die Nachricht schwer vereinbar, dafs er die Stellung eines Diäteten bekleidet habe, wozu er das 60. Lebensjahr überschritten haben mufste. Die dann folgende Übersicht über das Gerichtswesen und die athenische Geschichte jener Zeit entspricht in jeder Weise dem Stande der Elassenstufe und ist der Fassungskraft des Sekundaners angepafst Die Erläuterungen sind klar und knapp; grammatische Brörtemogen sind ver- mieden, besonderes Gewicht wird auf genaues Konstruieren gelegt Störend aber wirkt es, wenn der Kommentar eine andere IVissung des Textes vor- aussetzt, als ihn die Ausgabe selbst aufweist So wird sich der Schüler erfolglos abquälen, or. 24, 2 nach «r^xo^xrireZ einer Apoeiopese auf die Spur zu Icoromen, wo W. statt der handschriftlichen Lesart u fiiv yäQ die schlechte Konjektur cv fiiy yStQ aufgenommen hat Zu c5$ fi^ ol6y t% (g 4) wird angemerkt: erg. ^ letzteres findet sich aber schon nach dem Vorgänge von Schulze eingesetzt Übrigens hätte in der Binführui^ XU dieser Bede der alte, durch die Überschrift im Palatinus veianla&te Irrtum endlich beseitigt werden sollen, als hätten wir es mit einer Eia- asgdie zu tun: es handelt sich aber um keinen eigentlichen Prozefs, son-

Neae PhilologiBcbe Rundschau Nr. 11.

der» um eine Tor dean Bat, einem VerwaltongskOrper, auegetragene Sache. Idi könnte noch eine lange Reihe von Stellen namhaft oaachen, wo mir die Wahl des Herai«Bgebers unter den veraehiedenen EiklftrongsveiBodieii nicht besonders glücklich oder gar unrichtig scheinti doch würde die B^ grfiftdung einen flher Gd^fihr grofsen Baum beanspruchen.

Auüserlich führen sich die beiden neuen Ausgehen doreb g^Ulige Ausstattung und groüsen, scharfen Druck aufs vorteilhafteste ein.

Kiel. Outew W9rp«U

140) W^ IL Lindaay, T. Maeei Flauti eomo^iM. BeoognoTit

brevique adnotatione critica instruxit (W. M. Lu). T. L Ain-

phitruo *^ M^cator. T. II. Miles gloriosus —* Vidularin. ¥t9f^

meftta. Osionü e tgrpographeo darendoniano. liOndinii et Neii

Sboroci apud Henricnm Frowde, ohne Jahreszahl [1904 u. l9Qb]

und ohne Seitenzahlen. 38 Bogen 8. Je d siu

Diese Plautusansgabe bildet einen Bestandteil der 'Scriptorum classicorum

bibliotheoa Oionieusis'; au ihrer Bearbeitung konnten die Leiter der genann-

ten AuspU)enaammloog schwerlieh einen geeigneteren eogliseben Getebrtai

üxki^f ak es loodsaj ist, der sich durdi verschiedene YeröffisutUdiungen

-r* ich erinuere uur an die Au^gajbe Gaptivi (vgl. Neue Phil. Rund-

scbau 1901« ä52ff.) und au die Untersuchung über die antiken Phmbii-

ao^hen (vgl a. a. 0. 1904« S. 483 ff.) um die TextgeBchichte qqd

die Textkritik des pbutauischen Komüdien sehr verdient gemacht hat Die

Beseusion des PhmtustaxteSt die L. uns jeixt vorlegt, bildet den Abachlife

jener Studien, die da« Ziel verfe]0ten« mit Hilfe der vorhandenen Haad-

sohrtften deren Veclegen und durch diese wiederum den Text der aliaw

AretMtypi zu rekflnstruieren. Auf diese Dinge, die in der Vonede in EOne

dargelegt weedmi, noch einmal nSlier einsugehen, dürfte sich nobl erübci-

gen. Der A.Wdnk ist, wie amfa der Titel ankündigt, entspreebettd

den für die Bibl. OxoA. maßgebenden Orunds&txen vereinfisehk aber nlaht

unr insofern, als der Herausgeber statt der Varianten der einxelnen Hui4-

Schriften die tfosarten der antiken Archetyp! setz^ soweit sie sich ennitbeibi

bssen: L. ist noch weiter gegangen und hat auch von dem matbedianh

redflsd^rteii Apparat mancherlei weggelassen, u. a, auch die Yeimerite über

die Y^iieiluug des Textes an die einzelnen Personen, so ctaTs man in

dieser Hinsicht aus s^ner Ausgabe auf die Ob^liefemug keiuerlm Sdiltoe

aieheu kann. Anderseits hat J^. im Apparat nicht nur die E<»jektmr«a

Nene PhflologiBche Rnndschan Nr. 11. 5M

fermerkt^ 4ie et in de& Teit aufgenommen bat (wobei wieder gelegentlidi Angaben D»hlen), sondern hat deren noch eine ganze Anzahl hinzugefügt, teils fremie, teils eigene. Wer einen dnrchgehends urkandlioh belegten Text brandlt, wird daher statt zu der Auagabe von Lindsay zn der von 6oetz-Sch(^Ii greifen müssen, die sich von jener antserdem durch dne konservativB» Oestaltang des Textes selbst unterscheidet Für einen voll«- stftndigefren Apparat verweist L. selbst in der Vorrede auf die Ausgaben Too Leo und von Ooetz« Leewe und Scholl (die aber, nicht nur aus zeit- lichen OrSnden, doch wöbl in umgekehrter Reihenfolge anzuführen warst). Um geg«nOber den dentsehen Ausgaben seiner eigenen, die ja von jenra in weitem Ümfiinge abhängig ist und naturgemftib sein mufste, eine gewtes Eigenart zu geben, hat L den palftographischen Gesichtspunkt besondeni in den Y<tfdergrund geiUckt, und so finden wir im Apparat häufig Ter- Weisungen auf der Herausgebers Schrift ^Introduotion to Latin Textual Emendatien, based on the Text of Pbiutus\ eine Schdft, die der isngfisehe Student, fQr den die Ausgabe in erster Linie bestimmt ist (s. u. a. die fifar 'eogfische YerhUtnisse charakteristische Bemerkmig «uf 3. 9 der Praehtio), bei BeMtstung des letzteren vielftch wird zu Rate ziehen müssen. Beiden Bünden ist ein Schema metrorum beigegeben; im Tett finden sidi nur Msnfthmsweise Hilfsn, wo ungewöhnliche Messungen eder Hiato solche nStig machten. Veiglichen mit der in dersdben Saunnhing enchienenen Terenzausgabe von Tyrrel (s. N. Ph. B. 1903, S. 862 f.) mnb die Plant»- ansgabe von Lindsay als em ungleich wertvoltont Zuwachs der BtbL (teen. beaeichnet wettlen.

Salto *. & P. l¥«OiBer.

t4l) Addif Midiaelifl, IMe artdiAdlogiaehen JEatdeckungem

4m memunkatm Jidirhii»torfak Leipmg, E. A. Seamann,

1S06. Vlli U. a85 S. 6. .il 5.201

Der Qegonakand dieses Buches ist ein so naheKcigender, dafs man

«ich eigentliGb wmKdiem aufs, da6 nraiirere Jahre des neuen Jahrhunderts

dartfber hingehen konnten, bb er einen Bearbeiter geflinden hat Auch

entbehrt derselbe keineswegs des Beiaes. Deu was gibt es Anzäriiendetes,

ah nach langer Wasteung, nach mfibsamem Steigen auf freier Hohe an-

getangt esnen RtekbUck auf das durchwanderte Gebiet zu werfen? Aber

■ieht Uofs mzend ist solche Aufgabe, sondern, wie ein gewissenhafber

fiauflkalter an Schlusse des Jahres seine Abrechnung macht, so hat auch

346 Neae PhüologiBohe ftnndaohaa Nr. 11.

jede Wissenschaft die Verpflichtung nach längeren Zeitrftamen ein Easit des Erreichten zu ziehen, und welchen Berufeneren hätte die Ardiftologie finden können, diese Aufgabe zu unternehmen, als den Gelehrten, der seit fttnfzig Jahren die Entwickelung der Archäologie als Lehrer and Forscher mit aufmerksamen Augen verfolgt hat und von ihr mit Äneas sagen kann: quorum pars magna fui, wenn er sich auch bescheiden nicht unter die Schnitter rechnet, sondern nur als Oarbenbinder seines Amtes walten will? Die Aufgabe also war verlockend, ihre Lösung am Ende auch ffir eine andere Kraft nicht allzu schwer, aber die Art der Lösung hatte ihre besondere Schwierigkeit. SoUte sie rein wissenschaftlich, oder mehr dilet- tantisch gelöst werden? Dort lag die Gefahr zu gründlichen Eingehens, hier die allzu oberflächlicher Behandlung vor. Dafs ein Meister des Fachs sich der lohnenden Aufgabe im Sinne einer mehr populären Lösung an* genommen hat, ist als ein wahres Glfick zu betrachten. Wir haben ao ein Buch erhalten, wie sie uns in der wissenschaftlichen Literatar selten begegnen. Durch und durch streng wissenschaftlich, auf genauester Kenntnis des weitumfassenden Gebietes beruhend, bietet es zugleich die angenehmste Dnterhaltungslektfire, die man sich wQnschen kann; man liest und liest und kann nicht davon loskommen. Man übersieht hier in klarem Über- blick und, obwohl man selbst doch auch alle diese Entdeckungen teils als Student mit Interesse vernommen, teils in späteren Jahrzehnten mit Auf* merksamkeit verfolgt hat, mit Staunen die ungeheuren Erfolge, die die Archäologie im 19 Jahrhundert errungen hat; man sieht, wie diese Ent- deckungstätigkeit, anfangs noch mehr dilettantisch, mehr sohatzgräberisch oder einem Trieb der Neugier und der Bereicherung der Museen mit Schaustficken folgend, doch mehr und mehr in die Bahn methodischer Forschung eingelenkt hat und dadurch nicht nur der Archäologie allein, sondern auch unserer Kenntnis der ganzen Geschichte des Altertums, nicht nur der Kunstgeschichte, eine ungeahnte Erweiterung, Vertiefung und Be* reichemng gebracht hat; wie die Entdeckungen des Spatens auch Ent- deckungen innerhalb der Masse des schon frflher Entdeckten zur Folge hatten und eine Menge falscher Vorstellungen und Datierungen berichtigt haben, wie wir namentlich dadurch ein richtigeres und vollständigeres Bild der Entwickelung der antiken Kunst vom Tigris bis zn den Säulen des Herkules erhalten haben. Das ist ein langer Satz geworden, aber er möge stehen bleiben als ein Sinnbild davon, wie den Leser das Bach nicht losläfst, wenn er einmal angefangen hat Und dann ist es ein

Nene Philoloyache BniidBclwa Nr. 11. 247

weiterer Vorzug desselben, daTs es für den Laien ebenso anziehend ge- geschrieben ist, wie ffir den Fachmann. Jener kann es, ohne besondere Vorkenntnisse zn besitzen, mit hinreichendem Verständnis lesen, diesem bietet es den seltenen OenoÜB, da(s er ohne gelehrtes Beiwerk den ganzen langen W% durch ein Jahrhundert rasch und leicht durchmessen oder, konnte man vielleicht auch sagen, das Dessert einer flbeneichlichen Mahl- zeit behaglich genieJsen kann. Wandelt ihn aber das Bedürfnis an, sich auf Details einzulassen, so findet er nicht nur auf den B&ndem die Bilder- nachweise, sondern auch am Schluis aufser einem reichhaltigen Bogister, eine gedrängte Quellenangabe und, was besonders wertvoll ist, eine chrono- l(^[i8che Cbersicht der Entdeckungen von 1792 1905.

Wir haben hier eine Probe streng wissenschaftlicher Arbeit in popu- lärer Form, wie wir sie von deutschen Gelehrten selten finden, ein von Anfimg bis zu Ende q^nnendes und lehrreiches Buch, das auch den Geg- nern der Altertumswissenschaft, den Lobrednem der „exakten^* Wissen- schaften, das Geständnis abringen mufs, dafs auch die Archäologie ein Bildungselement der Gegenwart ist und bleiben mufs. So möchte ich es geradezu als eine Verteidigungsschrift der Altertumsstudien begrfifsen, obwohl der Verfasser sich von jeder tendenziösen Bemerkung freihält, im Gegenteil verschiedentlich betont, wie sich das Versäumnis der Beiziebung von Architekten bei Ausgrabungen oft bitter gerächt hat, aber allerdings auch nicht verschweigt, dafs die Unternehmungen ungeschulter Forscher wie Schliemann, erst dann zu lohnenden Ergebnissen geffihrt haben, wenn sie sich mit den Vertretern der wissenschaftlichen Forschung verbanden« Ich kann nur wfinsehen, dafs mflglichst viele Leser der Bundschau sich mit dem Buche vertraut nuichen, und verspreche mir hiervon, da& sie es auch weiteren Kreisen empfehlen und damit der Sache der Altertumsstudien, also auch der Gymnasien, einen guten Dienst tun.

Calw. Pa«l WalBflolMr.

142) Edwjm Robert Bevaiii The Hoiise of Seleuoua.

London, Edward Arnold, 1902. Zwei Bände. 8. XII u. 330 S.;

VIII u. 333 S. Mit Plänen u. Karten. gab. 80 Sh.

Es ist merkwflrdig, wie bmge es dauerte, bis die historische Wissen* Schaft es wieder zu einer Gesamtdarstellung der Seleukidengeschichte ge- bracht hat; der unmittelbare Vorgänger B.s ist der Jesuit Fröhlich mit seinen „Ännales oompendiarii regum et verum Sjfriae", welche im Jahre

£48 N«ue PhilologiiGtie Bimdiohau Nr. 11.

1744 (I) encbie&en. Die Tatsache erkIMi sich w<dil nur daraoB, dab dii Fonchofig mit ünracht lange Zeit hindurch die ao wichtige Oeachiehte dea Hellenismaa, boaeite Uefa, waa trotz Joh. Gnai Droyaana Verdienst lioeh bia vor wenigen Jahren der Fall war. Bin Zeichen neben an- diafen Ar die aeitdem eingetretene Wandlung iat Ka Bach. In dem eben BlffiMrkten ist achm daa Verdienst des Werkes enthalten; wir bnmchtan dringend eine apezielle ana dem Geaamtgebiete dea Helleniamna lo^^elMa n&d doch auf dessen Sntwickelung ateta Bteksicht nehmende Beaibeitong des Themaa. DaA wir aie endlich beailaen, dafOr gebührt dem Vertesv aufrichtiger Dank; unzwdfelhaft steckt ml an ehrlicher und gewisscD» hafter Arbeit in seitier Leiatong. Dennoch mOehte man sich nodi mehr WQbBChen, als hier geboten wird. B.a Buch iat kein Oeschiditawerk in grofsem Stil und kommt den Leistungen fthnlicber Art, wie ne gende Sngtand anftuweiaen hat, wie aie Grate und Freeman adioÜBn^ nicht itt entferatesten gleich« Es iat eine breit angelegte, etwaa nficbteme Dap* sMlung, manchmal gleicht die Behandlung ganz derjenigen einea Kmd*- tachat SU einer durchaehlagenden Wiiknng mangelt yor allem die Gabe hlatoriacher Schilderung^ welche den Leaer zu feaaeln Termag snd die gerade die früher genannten engüachen Geackiohtaßhniber ao aehr mih Michnet

Damit ULngt zuaammen, dafs B. eigentlich wenig aeM Gesicht»* fttkta er5flhet und sich mit einer Znaammenfloaung dea beratta Bekanatas mMrlioh nach den neueaten Ergeboieaen der Wisaanechafti begnflgt Damit iat auch eine ewmte Eigenifimlichkeit dea Werkea beaeiehnet: im ganaen bietet ea wenig eigene FcraAung« die fiot ow in den auf recht knappen Baan et&geaohrftnkten Appendioea zum Akiadruck kommt Oecade in ahiAtigeft Fmgen ^mzi^tet der Vtaibaaar häufig auf ein^ neue LOanng und begnOgt sich mit der Wendung« diea oder jenea kSnne nicht entsahkden UMdeo. Hun ist zuzugeben, dab die unzureicheiidB Ober- Ueferung ^fter eine solche Haltung entschuldigen mag; aber einer Reihe IM wUhtigen ProUemea gegMiBber« üfaer wriabe der htmt fai einem aofeheii Werke AnfiEmhln£i zu findeu beredttigtL iak« hak B. au grobe Zn- rfidAaltung gefibt So sind die grundlagendfiu Ergehmsse« welche Mitteis (i^Beichsrecht und Volkarecht^) fitar die Helleniaiemng Qjrriens gewonnen hrt, aadit genfigend berfiokaichtigt; die Frage nadi dem Hermcherkullaa ind die ebenso bedeutende nach dem Fflrstenreehte ^er Seleukiden sind ingegriffen, sie haben seit dem Erscheinen von &a Werk dumh

Nene PhUologiflche RnndBcban Nr. 11. 249

das VerdieDst von Beloch and Ev. Breccia bedeutende Forderung erfiahrenj der Organisation der Beichsverwaltnng ist zum Schlufs (cap. 33) ein6 dfirfUge Skizze gewidmet auch da haben seitdem Beloch (Griech. Qesch; m 1 , Abschnitt 10) and sein Schfller Oardinali {II regno di P&rgamo)\ letzterer soweit es sein Haaptthema zaliers, viel energischer die Dinge angepackt.

Trotzdem sind diejenigen Abschnitte, welche sich mit den Zuständen beschäftigen, mehr gelungen als die Darstellung der politischen Qeachichte. Sehr gut, wenn auch etwas sohematisch angelegt, ist cap. 7 „The IVo^ hlems of Äsia minar^'; auch die Stellung der griechisch -kleinasiatischen Städte zu Alexander d. Qr. und seinen Nachfolgern, sowie zu den Selea«- kiden wird eingehend berficksichtigt. Merkwördig ist, dafs die Geschichte der Seleukiden bis zum Tode Seleukos III. nur mit Bücksicht auf Yot^ deiBsien abgehandelt wird und dann erst in einer Reihe von Kapiteln die Östlichen Länder, besonders Syrien und Iran, das Verhältnis zu den Parthem und den Indern nachgeholt werden. Das urteil des Verfassers Aber Antiochos III. ist nicht gQnstig; meiner Ansicht nach ist er diesem Herrscher nicht ganz gerecht geworden, noch weniger der eigentfimlichen und interessanten Persönlichkeit des Antiochos Epipbanes, fiber welchbn B. Oberhaupt zu keiner einheitlichen Ansicht gekommen ist.

Die Ausstattung des Werkes besonders mit hfibschen Münztafsln ist rOhmend heryorzuheben.

Prag. HelnHoh SwoboA»*

143) Wilhelm Spemaim, Kunstlezikoii. Ein Handbuch für Künstler und Kunstfreunde. Berlin und Stuttgart, W. Spemann, 1905. II U. 1054 S. 8. geb. J$ 12.60.

Der Herausgeber nennt im Vorwort sein Kunfttlexikon einen ErsatK und eine Fortsetzung der längst vergriffenöi Bflcher ton Br. Bücher und Herm. Alex. MflUer. Es erklärt unter den Stichworten ?on Sach-^ und Personennamen allgemein Theoretisches, Technisches aus dem Bereich der Kftnste und Gewerbe, Gegenstände der sakralen Ausstattung in Tempeln und kirchlichen Baulichkeiten, Kunstgeschichtliches (Arabische, Deutscht, Französische, Englische Kunst usw.). Orte mit irgendwie bemerkenswerten Ettustw^ken, Sammlungen, Galerien; KflnsQer aller Zelten und Nationen, Kuastforsoher, Objekte der Darstellung aus Bibel, Legende und Mytho- logie; Allegorie und Symbolik; einzelne namhafte Kanstgegeditände usw.

250 Nene Philologiscbe Rundschau Nr. 11.

Seinen Yoi^^ängem gegenüber bringt das Eonstlexikon wohl das Drei- fache an Materialien. Nnr eine kleine Zahl von Artikeln konnte aas den erwähnten Werken unverändert fibemommen werden, die Mehrzahl wurde umgearbeitet, und viele Sach- und Personennamen verlangten neue Aof- nähme; waren doch seit dem Erscheinen Bacher- Müllers über zwanzig Jahre emsiger Forschung verflossen. Da die Bearbeitung einer solchen Menge des Stoffes die Kräfte eines einzelnen übersteigt, so bat sich der Herausgeber eine zahlreiche Mitarbeiterschaft namhafter Eunstforscher Ar sein unternehmen gewonnen, dessen Ergebnisse nunmehr allen Anf<M:de- rungen genügen, die man an eine derartige Enzyklopädie stellt So er- klärlich es wäre, wenn in den Tausenden von Artikeln gelegentlich einmal Versehen mit unterliefen, hat Referent in zahlreichen Stichproben doch alles korrekt gefunden. Erwähnt sei noch, dafs ein sehr umfassendes Verzeichnis der Quellenschriften am Schlüsse des Bandes auch weiterer Anregung dient Die beig^ebenen Illustrationen sind einmal Holzschnitte, die am zugehörigen Platze eingelassen sind, zur Erläuterung kundttechnischer Einzelheiten, und aulserdem eine Sammlang von Abbildungen, die nach Photographien hergestellt und nach ihrer Gattung (Baukunst, Plastik, Malerei) so gruppiert sind, dab sie gewissermafsen einen Abrifs der Kunst geben« Diese zweite Beigabe nimmt 128 Kolumnen (auf 68 Blättern) in Anspruch; diese Blätter sind ohne Bücksicht auf den Text über das ganze Werk verteilt. Für den Hauptzweck möchte Referent doch empfehlen, bei der nächsten Auflage, die gewilis nicht laqge ausbleiben wird, diese Blätter entweder alle zusammen an den Scblufs des Bandes zu verweisen oder sie als Sonderheft zu geb<e9; Bilder und Textbuch würden dann mehr geschont bleiben und ZusammengriiOriges bequemer zu geniefsen sein. Man muls sonst dem geschmackvoll ausgeführten Einbände nachrühmen, dab er für seine Zwecke recht dauerhaft hergestellt ist, wie denn, überhaupt die Ausstattung dem Verlage alle Ehre macht. Als zuverlässiger Ratgeber in allen Eunstaogelegenheiten eignet sich das Lexikon trefflich für Privat- büchereien wie fQr die Bibliotheken höherer Lehranstalten.

144) Langenscheidts Taschen wörterbttcher. Otto Oüthling, Taschenwörterbuch der ^echischen und deutschen Sprache. Teil II: Deutsch-Griechisch. Berlin-Schöne- berg, Langenscheidtsche Verlagshandlung (Prof. 0. Langenscheidt), 1906. 546 S. kl. 8. geb. Ji 2.-.

Nene FhilologiBche Bondsebau Nr. 11. 251

Beim Durchsehen des Baches ftllt zanftchst eine gewisse Vngleich- mäbigkeit der angegebenen Wörter auf, sofern man sie im deutschen n. oder im griechischen I. Teil nachschlägt So fehlt in II z. B. aburteilen, während I bietet xqinad'ai abgeurteilt werden, nichtsnutzig, in I aber naQdoTjfiog ... nichtsnutzig, angesehen (I eiTifiög angesehen), angreifen, Ausdruck, auseinandersetzen, sich benehmen, bereit sein, bilden, während II nqoaßAXha&ai j ^fia^ dttjyeiad'aiy nQoaq>iQea&ai^ i&ikuvj ftaidetkiv gibt. Bei „Bezug haben auf etwas'' steht in II s. sich beziehen; dies aber fehlt, während I veivuv angibt. Fassung ss Geistesgegenwart als positive Begriffe sind in II nicht angegeben. Ausdrücke wie „unefsbar, Ungewogen- heit, ünmannbarkeit'S auch „Erratung, Nachstrebung und Schiflbhinter- teil'^ wfirden wir ohne Bedauern Termissen. Unfreiheit, üngehörigkeit fehlt. Bei dem kleinen Baum , auf den eine so grofse Wörtermenge zu- sammengedrängt ist, fehlen selbBtTersUndlich sämtliche Eigennamen. An Druckversehen habe ich folgende beobachtet: bei MqiAq ist & ver- fehlt, ebenso bei neQiTtlovg und r^if (wofSr jedesmal ^ steht), dann tGv awi6vt(a¥ nXfjdvg und td vfjg yli&mig HthtfOfia (wo 6 stehen geblieben ist). Akzente sind abgesprungen: S. 403 yAndyeiogy S. 268: l^ead'aiy S. 446 td diitpoqov^ S. 540 dnt^ivuvy S. 266 hat tixxvnjgy ijTog fidschen Akzent und ist ^ neqißoh^ als ein Wort gedruckt. S. 158 steht qfiqpta anstatt g^gafia^ S. 359 tBqptev' anstatt xeQfiivd'irrif S. 219 dfivydaXfj anstatt dfivydiXri, S. 194 dvaneia&iljg anstatt dvonu&^j S. 202 &Qaa6g statt &Qaaflg und IV-r^og statt Snejcifog (S. 203 unter kflnstlich ist's richtig), S. 224 steht Motze = rd ^fufiidifivoy: wir würden lieber das masc. sehen: der Hetzen. Ebenso wird bei uns zum Vernieten „das Niet'* verwendet, S. 242 xlvrqwj während au» dem Olückstopf „die Niete'* herausgezogen wird. Als Kleinigkeiten erwähne ich noch yuata-- Xifvaoev (x anst. x) S. 422, nqaoq^äa-^i. anstatt . . a9aiy S. 448 in ifioi laxi aiQeia&ai S. 464, wo das y fehlt, endlich nlitav fita96gy S. 526 6 htixAq>iog X&yog^ S. 165, wo das Substantiv voiangestellt ist Nach der bekannten Onome : xb fiij dhuiiw eifyw oi Xi^&u 9'w6g erwartet man S. 252 {Br Parteilichkeit ij fiijy nicht ^ oi di-mia ypüfiri. Ein Irrtum ist dem Setzer unterlaufen, wo er S. 282 zu rotbärtig gesetzt hat: idv^fdg xctg nanuig. Die Angabe des Yerbums im Infinitiv stört fttr die attische Prosa durch die immer wiederkehrenden Formen e^ea^ai usw., die man bei stilistischen Übungen fortwährend beanstanden mufs. S. 298 ist bei „schildern** ganz schön angegeben di^iivai {-idxea&ai).

\

N^ae Philologischo Bnndechaii Nr. 11.

Das Ganze mufs als eine sorgfältige, gediegene Arbeit bezeichnet werden, di^ die oben angef&hrten kleinen Ansstellangen gegenfiber der Fülle des Gebotenen gewifs nicht in Betracht kommen können. Für leichtere stilistische Aufgaben wird das BQchlein eine scb&tzbare Hilfe sein: möge es auch stets in der richtigen Weise benutzt werden!

Ansbach. SoUonMasor.

145) Adolf Hemme, Was mufs der Gebildete Yom Grieohi'« sehen wiBsen? Zweite, verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig, Avenarius, 1905. XZXII u. 156 S. 8. geb. Ji 3.75. Das vorliegende Hemmesche Werk, deßsen erste Auflage schon seit Ende 1901 im Buchhandel vergriffen gewesen ist, gehört zweifellos zu den Bfichern, welche einem wirklichen Bedürfnis entgegenkommen. Nur ein verb&ltnismftfsig kleiner Teil der Gebildeten lernt auf der Schule Griechisch ; die griechischen Fremdwörter spielen aber eine so bedeutende Bolle in der Terminologie der meisten Wissenschaften, dafs ein näheres Verständaia derselben für weite Kreise nicht nur wünschenswert, sondern geradezu notwendig ist. Dafs selbst der griechische Schulunterricht hierzu nicht nach allen Seiten hin ausreichende Anleitung gibt, wird jeder ohne wei- ' teres zugestehen, der weife, wie wenig z. B. naturwissenschafUiche Aue- drücke bei den Schulklassikern vorkommen. Hemme behandelt in zwei einleitenden Kapiteln, deren Ausführungen wir im ganzen sehr beistimmen,

1. die Frage: „Was muls der Gebildete vom Griechischen wissen?*' und

2. Die Bedeutung und den Gebrauch von Fremdwörtern. Das eigentliche Werk zerftUt in zwei Hauptabteilungen, nämlich eine kurz orientierende Grammatik (S. xiv— xxpc) und ein teils alphabetisch, teils nach etymologi- schen Grundsätzen angeordnetes Verzeichnis der griechischen Wortstämme und Wörter, welche heute zum allgemeinen Sprachgnt der Gebildeten oder zur speziellen Terminologie der einzelnen Fachwissenschaften gehören. Neben den Fremd- und Lehnwörtern haben in dem WOrterbuche auch die sog. Bealien des griechischen Altertums, soweit sie für die allgemeine Bildung bedeutsam sind, ihre sprachliche und sachliche Erklärung ge- funden. Sämtliche griechische WOrter sind in lateinischer Schrift ab- gedruckt; die Tonstelle wird überall durch den Akut, YdatUänge durch einen wagerechten Strich bezeichnet letzteres aber im allgemeinen nur bei e und o und teilweise bei u ein Prinzip, über das man vielleicht streiten kann. Eine Anleitung zum Lesen der eigentlichen griechischen

Nene Philologische Rundschau Nr. 11.

Scbiifk wird auf S. xiv ff. gegeben. Die Einrichtong des WörterbacbeB wird man am besten an einigen cbarakterisüsehen Beispielen kennen lernen. Wir fahren die folgenden an: Akademeia, lai Academia, Hain des Heros Ak&demos im NW. Athens mit Gymnasiam mid öffentlichen Anlagen, wo Flato lehrte; daher 1) Schule and Philosophie des Flato; jetzt Hochschule, gelehrte Oesellschaft usw., Akademie lat. academ-ious 1) adj. a) die Ak. betr.; b) theoretisch, -isch; 2) s. a) Schfller des Flato; b) Mitglied einer gelehrten Gesellschaft, -iker. gamma griech. Buchstabe „^, r^^ jetzt 1) von Guido von Arezzo zur Bezeichnung der ersten Note der Ton- leiter gebraucht, fr. gamme Tonleiter, Qamme; 2) Schmetterling t dessen Fifigel das Zeichen eines r zeigen. Gammaverbindungen s. alpha. digamma Doppelgamma „/'S ähnlich dem lat. Buchstaben v. präsbys alt, 8. der Alte, der Greis. presb^^s l) der Greis, 2) Weitsichtiger, Presb^ Fresbytismus od. Fresbyopie, s. op, Weitsichtigkeit, entg. Myop, -ie. presb;fteroS) lat. -er, eig. älter, s. Altester einer Gemeine, einer Kirche, „Priester'' L, fr. prStre, e. priest vgl. lat. Spracbm. [d. h. Hemmes Werk: Das latein. Sprachmaterial im Wortschatze der deut*- sehen, französ. und engl Sprache, Leipzig 1904, siehe Neue Fhil. Bdsch. 1905, S. 183 ff.] Archipresbyter, s. ärcho, Erzpriester. presbyt^r- ion, lat -ium, Rat der Altesten, Amt, Amtshaus der Fresbyter, später der durch Schranken vom Laienschiff getrennte, fDr die Geistlichen und den Altar bestimmte Baum in altchristlichen Basiliken, hoher Chor. presbyter-ätus (latein.) Ältestenamt, -»iat. Fresbyterianer, Anhänger des Presbyterianismus, d. L Lehre der unter Kirchenältesten stehenden schottischen Frotestanten. Wie man aus diesen drei Beispielen ersieht, .bietet Hemme auf engem Baume alles, was den allgemein Gebildeten und den Vertreter irgendeiner SpezialWissenschaft interessieren ^n. Der Titel des Buches ist ein wenig ungenau gefafst, da er die Terminologie der Einzelwissenscbaften nicht erwähnt. Hemme hat ihn trotz Einspruchs der Kritik von der ersten Auflage her beibehalten; wir möchten eine Abänderung aber doch empfehlen. Im fibrigen haben wir zu dem treff- lichen und sehr praktisch angelegten Buche, das auch äulserlich gut aus- gestattet ist, nichts Wesentliches zu bemerken. Unter saurus fehlt die fossile „Donnerecbse" brontosaurus« und ein Druckfehler ist schab- bäh auf S. 125.

254 Neue Philologische Rnndechau Nr. II.

146/148) FrMiric Lolite, Histoire dM Littöratnres comparöes

des origines au XX* sitole. Pr^face de 0. Orferd, de racadömie

fraD9ai8e. Paris, Gh. Delagrave, s. a. XIII u. 497 S. 12 ®. Fernand Baldensperger, Goethe en France. Bbide de

litt^ratare compar^e. Paris, Librairie Hacheite et Cie., 1904.

II u. 392 S. gr. 8. Artnr L. JeUinek, Bibliographie der yergleichenden

liiteratoq^eachichte. I. Band. Beriin, A. Duncker, 1903.

IV ü. 76 S. gr. 8. J^S.^.

Die Bedeutung der vergleichenden Literaturgeschichte, deren Begriff und Wesen in den letzten zwanzig Jahren Gegenstand wichtiger kritischer Erörterungen war, deren höchste und letzte Aufgabe die ErgrOndung uad Darlegung des internationalen Werdegangs der Weltliteratur bildet, ist so grofs, dafs sie sich nach und nach zu einer neuen wissenschaftlicbeB Disziplin entwickelt und in verschiedenen Ländern seit mehr oder mindw langer Zeit akademisches Bflrgerrecht erworben hat. „La oritique com- parative'S bekennt offen der Lyoner Oelehrte Jos. Texte, der erste üoi- versitätsprofessor der vergleichenden Literaturgeschichte in Frankreich, „n'est pas nie en France; eile a pour patrie rAUemagne'', und in der Tat, der erste, der systematisch literaturvergleichende Ziele verfolgte und die so wichtigen Quellen der internationalen Yolkspoesie aufdeckte, war unser Herder; das Wort Weltliteratur prftgte ein Ooethe, er, der den berfihmten Ausspruch tat: eine jede Literatur ennuyiert sich zuletzt in sich selbst, wenn sie nicht durch fremde Teilnahme wieder aufgefrischt ist. Und kein Volk kann sich rflhmen, seine Bildung auaschliefalich eigener Kraft zu verdanken;/ gegenseitige geistige Annäherung und Durch- dringung der einzelne Kulturvölker hat zu allen Zeiten stattgehabt, ja mufs als die unerläTsliche Bedingung jeden Fortschrittes bezeichnet wer- den. Nicht isoliert entwickeln sich die einzelnen Literaturen, sondern sie bilden sich unter gegenseitiger Wechselwirkung, inmitten eines regen und fortdauernden internationalen geistigen Verkehrs. Diese Erkenntnis „soIP^ allmählich zur Yölkervermittelung, zur Völkereintracht, zum Be- wurstsein der Zusammengehörigkeit der Völker fShren: in diesem Sinne ist auch F. Loli^es „Histoire des litt^ratures compartoi des origines an XX* sitele'* geschrieben, ein fesselndes, auch fSr uns Deutsche sehr lesens- wertes Buch, das 0. Or&rd mit einer Vorrede versehen hat. „Noos marchons vers Tunitä. Tout Tannonce. Les peuples se voient entralnfe.

Neae Piiilologisehe BandBchan Nr. 11. 256

Ans qu*ils pdfiseot s*eii Mfendre, dans an mSme cercle de fie. C'est le gmod signe des temps. üne actmM inoole se d^pense poar raccomplisse- ment de cette oeufre de reeaerrement et de couoentratioo.^ Und können wir uns» fragt ein deutscher Literarhistoriker, Ober die Tatsache hinweg- täuschen, dals gerade in onserer Zeit Literatur, Kunst und Musik, data das geistige Leben aller zivilisierten Nationen bis ins Mark hinein kosmo- politiBch ist? wer wollte es leugnen, dafs die literarischen Ideale jetzt überall so ziemlich die gleichen sind, dafs allerorts ein .ähnlicher Eunstgeschmack herrscht, dafs das moderne Schrifttum in seinen mftch- tig^ten Wortftkhrem, dem Drama und dem Bomane, in den letzten Jahr- zehnten mehr denn je nach einer „Weltliteratur'' neigt? unser Gesamt- urteil fiber Loli^es Arbeit selbst können wir kurz dabin zusammenfassen: Der Verfasser besitzt nicht nur die schätzenswerte Gabe, das, was emsiger Gelehrtenfleifs allerorts mfihsam erforscht, hier zu einem gefälligen. Ober* sichtlichen Ghmzen zusammenzustelleh, viebnehr entspricht er auch den Anforderungen, die an den Tergleichenden literariiistoriker zu stellen sind, Tollkommen ; gerne wird man daher dem begeisterten Lobe beistimmen, das Qrterd ihm gespendet

Was den deutsohen Leser bei Lofite besonders: angenehm berfihrt, sein Veiständttis und sein fein entwickelter Sinn ffir deutsches Denket^, deutBches Ffihlen und Empfinden, das mfissen wir gleicherweise, ja in noch höherem Grade rahmen bei dem Verfasser des auf breiter Grundlage auf- gebauten und zugleich grundlegenden Werkes „Goethe en France*'. Feman4 &ldensperger, der Nachfolger des seiner Wissenschaft nnerwartet firfib durch den Tod entrissenen Professors Texte, hat durch seine auf umfassenden Studien beruhende Doktordissertaticm fiber „Gottfried Keller, ia Tie et ses osuvres*', die er als Extraordinarius der deutschen und eng- tfaehen Sprache and Literatur in Naocj schrieb, seine Vertrautheit mit und «eine UrteilsfiUiigkeit fiber deutsche Sprache und Uterat^jir dokumen- tiert Eine weit gröfsere und weit wichtigere Aufgabe stellte er sich, ala er in dmi vorliegenden Buche es unternahm, als Franzose den deut- sehesten aller deniecben Dichter in seiner Gesaodteinwirkung auf Frank- iMch den Fhuizosen Torzuffihren, diesen zn zeigen, wie unser Goethe das, was er einsk in seinem Bildungsgange dem Nachbarland verdankt hatte, durch 4ie faeirtichBten Spenden tauaendfiich zurfickgegeben hat Seine Aufgabe hat BalAensperger nach jahrelangen Vorstudien und unter Ver- wertung der in Deutschland und Frankreich veröffentlichten einschlägigen

256 Nene Philologische Bimdachaa Nr. 11.

Vorarbeiten so glficklich gelöst, daTs das Werk ifam als Vertreter seiner Wissenschaft in Frankreich alle Ehre macht. Den Stoff selbst hat er in folgenden vier Abteilungen behandelt: L L'autear de Werther (1. „Tfites iVoides'* et „&mes sensibles''; 2. Werthers aristocrates et chr^tiens; 3. Lee tisitenrs fran9ais de Goethe; 4. Le mal da sitele). 11. Le poite drama- tique et lyrique (1. La räforme dramatique; 2. Le lyrisme romantique; 3. Autonr de Fftust; 4. L*hommage da romantisme). IIL Science et fiction (1. Le lendemain da romantisme; 3. Physiciens et natoralistes; 3. La r^novation philosophiqae ; 4. Anx alentonrs da Pamasse). IV. La person- nalit^ de Goethe (1. ,Jmpa8sibles'' et „compr^hensifs"; 2. L'OBUvre ex- pliqa^e par la vie; 3. La cultare da Moi; 4. Traditionalistes et iatelleo- taels). Den Schlafs des Baches bildet eine 30 Seiten amfasseiide „Con- clnsion''; beigegeben ist anch ein ausführliches Namenregister. Auf Ein- zelnes näher einzugehen, verbietet mir hier, wie auch bei dem Loli^eschen Buche, der mir zugemessene Baum in dieser „Bundschau''. Nur daran möchte ich kurz erinnern, dafs bereits vor zwanzig Jahren der deutsche Literarhistoriker Theodor Süpfle in seinen Studien über „Goethes liteia- rischen Einflufs auf Frankreich'' feststellen konnte^ welch umfassenden und tiefen, wenn auch aus Ünkenntiiis oder Gehfiss^keit oft bestrittenen, Einflufs auf Frankreich Goethe ausgefibt hat. „Und wenn auch der fran- zösische Geist unseren Goethe nicht ganz so innerlich, als wir wfiDScben möchten, in sich aufgenommen bat oder aufinehmen konnte, so erfuhr er doch, wenn auch zam Teil unbewüfst oder selbst widerwillig, nach wich- tigen Beziehungen hin dessen Einwirkung. Das hohe und umfassende Genie Goethes, welches Meisterwerke jeder Art und in ganz neuer Art schuf, fand bald stille, bald stQrmische Aufnahme jenseits der Grenze und rief nicht blofs bei Dichtem und Schriftstellern Frankreichs befruchtenden Einflufs, zahlreiche Nachbildungen hervor, sondern vermochte, wenigstens mittelbar, auch auf die Anschauungen der Gebildeten einen unverkennbaren und mehr als augenblicklichen Eindruck auszuüben."

Von einer genauen Angabe der gesamten von ihm benutaten Literatur glaubte Baldensperger offenbar um so eher Abstand nehmen zu dfirfen, da er noch im Erscheinungsjahre seines „Goethe en France" die zweite, ver- mehrte Auflage der von Louis- P. Betz zusammengestellten Bibliographie „La litt^rature comparte, essai bibliographique" herausgab. Dieses Namen- und Titelverzeichnis reicht bis zum Juni 1903 ungef&hr. In demselben Jahre 1903 erschien eine „Bibliograt^hie der Vergleichenden Literatur-

Nene Philologische Randiehaa Nr. 11. 257

geschicfaie'*, henm^gebeiL von Artnr L. Jellinek in Wien; sie schliefst sieh an die in den beiden ersten Jahrgängen der (von Max Koch redi«^ gierten) „Stadien zur vergleichenden Literatnrgeschicfate'* gegebene biblio- grqiliische ZosammensteUnng an nnd versucht anfänglich vierteljährlich, ^äter jährlich erscheincmd - eine regelmäfsige Übersicht fiber die ein- schlägigen Brseheinnngen nnd Forschnngen zn geben. Hinsichtlich der Voll* stäodigkcit ist dieae den Fachgenossen so erwünschte nnd wertvolle Pnbli- kation natürlich anf die Unterstützung der Autoren und Verleger angewiesen: eine gmrisae VoHstäsdigkeit zn erröchen, wird mOglieh sein, wenn die «ft wiederholte Bitte des Herausgebers um Zosendung oder Idhweise Überlassung von Abhandlungen, besonders Dissertationen und GeliegenheitBschriften, nicht ungehört verhallt Der mir vorliegende erste Band der neuen Bibliogra- phie umfia&t die literatar etwa von Mitte 1902 bis Mitte 1903. Nicht dankbar genug ist anzuerkennen, dars Jellinek hier kein blofses Titel- wrzeiGhnia gibt, sondern audi den Inhalt der Schriften berücksichtigt und Eraerpte in die Bibli<^gn9hie selbst eingcarbeilbet hat beeonders da, wo es sich um Entlflgenes und unter irreführendem Titel Verborgenes handelt. tfaanlMiii. OoHMod SIpfte.

149) Jmnm/b K Joome, Idle Ideas in 190& Leipaig, B.Taoeii- niiz, 1905 (^s Txuchn. ed. vol. 8835). 272 S. 8. Jl 1.60. Die im Jahre 1889 ersohieneoea Idle Thoughts of an Idle Fellow iuibeB den Suhm Jerome's begründet Freilich haftte Jeti>Di» sdion im Jaihre vorher eme Schrift verüffentlicht On the Stage and off. Doch ent die obengenannten Thoughts lenkten die Auftneiiksamkeit eines gif^fseren Publikuma «mf den neuen litenurischen Stern. Auch die Seoond Thoughts ef an Idle Fellow (1898) fanden bald ^nen auagedshnten Leeerkreis. Die verliegenden Idle Ideas in if 05 mOdite ieh den Idle und Seeond Thoughts anmiheB. Die 21 Aufirilta» dieser nevesten VerüBtetliehuag Jerome*g, die ohne jegHcben neveltiitisBhen Hintei^miid sich übel: die versdiieden- aitigaten Fnigsn vtrbreiten, aiad mit einer kOitlichen Naivettt und einer wohltoendeB iVisdie gesdiriebeB und bevegra vidi ganz anf dem Gebiete, fai dem J&onse grofs lat^ Sie Migen uns den Ver&sser als den humor- fidkn Flanderer, der in snhetzhafler Form den Leser zu unterhalten ver- steht und dabei nieht uafterläfst, auf Schäden im geseliacfaaltttohea Leben der QegBnwart fainzuweisein. Die Cbenohriften einiger Kapitel mfigen feigen^ wie versohiedeoartig die Gegenstände sind, die der geistreidie

268 Neue Philologische Biuidachaa Nr. 11.

Gausenr behandelt: Sollen Frauen schön sein? Welches ist die beste Zeit sich zu belustigen? Dürfen verheiratete Männer Golf spielen? Wie ist die Dienstbotenfn^e zu Uysen? usw. Dann spricht er über frohe Heiraten, den amerikanischen Ehemann, die Annehmlichkeiten der Musik, die wohl- feile Arbeit der Chinesen und noch über manches andere. Kurz ein köst- liches Buch, dessen Lektüre wir angelegentlich empfehlen können.

Aachen. Heburloh Sohaits.

150) Albert Eiohler, John Hookham Frere, sein Leben und seine Werke, sein Einflnfs auf Lord Byron. (Wiener Beitrage zur englischen Philologie XX.) Wien und Leipzig, W. Brau- müller, 1905. YlII u. 194 S. 8. Ji 6.-.

Dies ist ein frisch und flott geschriebener Essay, dem man eine warme persönliche Empfindung auf Schritt und Tritt anmerkt; sie dürfte daher auch für denjenigen von Interesse sein, der sich nicht lediglich Tom wissenschaftlichen Standpunkt aus mit Lord Byron und seiner vielbew^[teiL Zeit beschäftigt. Die Studie Eichlers führt uns eine der interessantesten, Persönlichkeiten des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts Tor, einen Mann, der mit den bedeutendsten Geistern seiner Zeit wie Goleridge, Southey, Byron, Scott u. a. in Beziehung gestanden hat Ans einer alten, schon 1212 in Suifolk urkundlich bezeugten, Normannen&milie stammend betätigte sich Frere, der 1769 in London geboren wurde, schon auf der altberfihmten Etoner Schule literarisch durch die Herausgabe einer Schüler- zeitschrift Ihe Microoosm (6. November 1786 bis 30. Juli 1787), die nicht nur den kleinen Kreis der Schule, sondern auch schon die groiee Welt der Politik und Literatur in den Kreis ihrer oft mit recht scharfer Satire gewürzten Betrachtung zogen. Frere hatte hieran einen hervor- ragenden Anteil. Auf die Schuljahre in Eton folgten die Studienjahre in Cambridge (Gaius GoU^) und dann die diplomatische Laufbahn, während der er auch 1796 als überzeugter Anhänger des grofsen William Pitt und Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt dem Parlament angehörte. Audi in dieser Stellung gab er wiederum ein Kampfblatt, den Anti^JaoMn or Weehly Examiner, ein patriotisches Toryorgan heraus, dessen Tendenz und Inhalt durch den Titel genügend angedeutet sind. 1800 kam Frere ab Envcjf extraordinary and plmipatenHary nach Portugal, 1802 als bevoll- mächtigter Minister nach Spanien, wo sich ihm reiche Gelegenheit bot, die Literatur des Landes eingehend zu studieren. 1807 starb Frere's Vater

Nene Philologieche Bandachaa Nr. 11.

imd John Hookbam wurde Nachfolger im Majorat auf Roffdon HiU, spielte aber nebenbei einen der gesucbtesten Gesellschafter in auserlesenen Kreisen der Hauptstadt. Nach dem Tode seiner Mutter giug er eine sp&te, kinderlos gebliebene, glfickliche Ehe mit EUeahefh Jemima, einer verwitweten Lad^ JErroU, ein. Dies war auch die Zeit, in der er vielen grofsen MäDnem seiner Zeit nahetrat 1820 siedelte er nach Malta über, wo er den Best seines Lebens, abgesehen von einem kurzen Ausflug nach London, ▼erlebte und 1846 starb.

Eichler betrachtet nach seiner auf Quellenstudien beruhenden Bio- graphie Frere*s dessen Werke, zunächst seine Übersetzungsarbeiten, vor allem von Aristophanes, der Ilias, Lieder und Oden GatulPs auch aus dem Spanischen, Italienischen und Französischen. Eingehend wird hierauf Frere*s Originalwerk Manks and Giants (1817) gewürdigt, von dem auch eine gute deutsche Prosaübersetzung gegeben wird. Schliefslich erörtert Eicbler dann die Beziehungen, persönlicher und literarischer Art, die Frere mit Lord Byron vorbanden, besonders mit Bücksicht auf B^po und Don Juan. Auf S. 191 ist noch eine kurzgefafste kritiS(;he Bibliographie angehängt. Man darf in der Untersuchung Eichlers eine wertvolle und nützliche Leistung erblicken.

151) T. 0. Hirst, A grammar of the dialect af Kendal

(Westmoreland) descriptive and historical with specimens and a

glossary (Anglislische Forschungen herausgegeben von Joh. Hoops.

Heft 16.) Heidelberg, C. Winter, 1906. V u. 170 S. 8, ^ 4. -

Darstellungen der Eigentümlichkeiten lebender Mundarten müssen

wir in unseren Zeiten, wo der nivellierende Einfiufs der Schriftsprache

anfserordentlich zerstörend wirkt, als doppelt verdienstlich begrüfsen. Die

englische Mundartenforschung, die durch das grobe Werk von EUis,

On Early English pronunciatian inauguriert ist und besonders seit den

siebziger Jahren einen mächtigen Aufschwung genommen hat, dürfte jetzt

nach Vollendung des Wrigbf sehen English DiaUd DicHonary ihre

Blütezeit erleben. Was auf dem Gebiete letzthin geleistet worden ist,

habe ich in dieser Zeitschrift bei Oel^enheit der Besprechung von Wright*s

English Dialect Orammar (1906, S. 138 ff.) kurz angedeutet.

Die Arbeit von Hirst, die die erweiterte und verbesserte Fassung einer Liverpooler Dissertation darstellt, befafst sich mit einem Dialekt, dessen einheimisches Spracbgut im wesentlichen nördliches Gepräge zeigt,

^60 Neue Philologische Bnndscbaa Nr. 11.

bei dem aber das skandinavische (and zwar ostskandiuaviscbe) Lehngat etwa ein Achtel des Ganzen ausmacht. Das Ideal far jeden Dialekt- forscher ist natürlich die Beschreibang der Mundart seiner engeren Hei- mat, mit der er aufgewachsen und verwachsen ist. Das kommt nur selten wie bei Wright, Dialect of Windhill, vor, ist bei Hinrt nicht der Fall. Der Verfasser hat vielmehr seine gesamte Kenntnis von einem Roger Cap» stick, der 1649 in Low Park Farm, nahe Sedbeigh 1849 geboren istani während des gröfsten Teils seines Lebens als Farmer im E^ndal'scbeii ansässig war. Hirst versichert, dafs dieser Mr. Gapatick den Dialekt seiner Heimat, wie er in seiner Jugendzeit gesprochen wurde >, ange- zeichnet bewahrt habe nnd nur zu einem sehr geringen Teil durch die Aussprache von Leuten aus anderen Landesleilen beeinflufst sei Das läfst si<^ natflrlich von hier aus nicht nachkontoollieren, wie auch der rein beschreibende Teil der Untersuchung ohne Nachprfifung hiagienom- men werden mufs. Nach der historischen Grundlage, die dw Verfasnr seiner Arbeit gegeben hat, wie nach der Art der Anlage zu urteileiK scheint er sorgftltig und gewissenhaft zu Werke gegangen zu sein. Die üntemehung erstreckt sich nicht nur auf eine Lautlehre (VokalisuM und Konsonantismus), sie bietet auch Grundzfige der ForoDenlehre and dankenswerterweise ein paar Betrachtungen syntaktischer Art* Daran schlieften «ich Diakktproben in {dionetiacher Umschrift nach Sweet und ein ebenfiills phonetisch angelegtes Glossar. Eine solche sprachliche Arbeit mub bei der Eigenart und Schwierigkeit des Stoffes naturgemäß manches unerklärt lassen, doch tut das dem Nutzen einer derartigen Unter- suchung keinen Abbruch.

Betlli.

152) dann Sehnldt, Die BUdong der sdiwaolMii Terba im

AltengÜBChan. (Kieler Indien zur englischen Philologie,

herausgegeben von F. Holtliaiieeii. Neue Folge. Heft l.)

Kiel, Bobert Cordes, 1905. 95 &. 8. Ji 2.60.

Diese Kieler Dektorschrift, mit der die neue Folge der Kieler Studien

zur englischen Philologie viel vorteilhafter eröffnet wird, als seinerzeit die

ursprfingliche ^mmlung mit der methodisch verfehlten Arbeit von Dieim

tber die Pronomina im Frfthmittelenglischen {vgl. meine Besprechung in

dieser Zeitschrift, Jahrg. 1904, Nr. 14 f., ist eine verdienstliche und ntits*

liehe Behandlung der altenglischen schwachen Verben, die in den Wörter«»

Nene Philologieebe Bnndicbaa Nr. 11. 261

bAchern von Sweet and Bosworth -Toller sowie in der Glossensammlaiig TOD Napiar belegt sind. In Anordnong und Yerarbritung des Stoffes hat sieh der Verfasser an die yorbildlichtti Muster von Wilmanns (Deutsche Gnunmatik II § 28 88 und Sievers (Angelsächsische Grammatik § 381 bis 397) gehalten. In der Behandlung scheidet er genau einheimisches (englisches) Sprachgut vom Lehngat (altnordischem und griechisch -latei- Biseheiii). Die grOfsere Menge der dem ersteren angehörigen Verben wird wiedw genau gegliedert ia einfache und mit Suffixen gegebildete schwaehe Verba, erstere wieder in schwache Verba neben anderen Verben (z. B. bädan zwingen: bidan ertragen), schwache Verben neben Sob^aotiven (x. B. atcsftan : cfne^ ein Handwerk ansüben) und Adjektiven ^ B. hie^dan zu heard härten), Beste der e* Klasse und schwache Wurzel- vwba^ Die Arbeit verrät Fleifs, Sorgfalt und eine gute methodische Anleitung. Mit besonderer Befriedigung^ nimmt man auch ein detailliertes lahattflvenBeiohais and ein nicht hoch genug einzuschätzendes alphabetisches Veneiohnifl der Verben mit Angabe der Seite, auf der aie behandelt änd, entsgegen. Das BüqUein ist aufserordenüich schOn und deutlich gedruckt. Berlin. , Boinrlok Sples.

153/154) Sb Hambiurgw, English LesBona after & Alge'a Me- thod for the First Instruction in Foreign Languages. With Ed. HOlzel*a Pictures. Fifth Edition. St. Gallen, Fehrscbe Buch- handlung, 1905. Ffir das Deutsche Beich: Verlag von Fr. Brand- stetter in Leipzig. X u. 2i6 & ». geb. Ji 2.40.

Walkiur, GxainmatiMhes Ütaugabuch fOr den 9iig- lisehea üiitenieht. Nach der analytischen Methoda Leipzig, BArrsche Bnchhaudlung, 1905. H n. 2a2 S. 8. g^. ^ 2.40. Beiden Bttchem sind die HOlzelschen Bilder zugrunde gelegt Das IM Sophie Hamburger ist nach der direkten Methode, atao unter Aus- achhlA des Deutschen bearbeitet, wie Alges Spiachbacher, die nicht nur in der Schweiz weit verbreitet sind, sondern auch in anderen LSndern inseheiids an Boden gewinnen. Es ist bereits in ffinfter Auflage erschienen, nach Auartattung und Druck tadelloe (S. 30, Z. 13 ¥. u.: We; 3. 186, Z. 1 V. 0.: as I said). Ein zwar kleiner, aber guter Separatdruck der HfilBBlaDlien Wandbilder fQr den Anschauungsunterricht ist in Mappe bei- gegeben. Den 73 Lektionen folgt eine kurze zusammenfassende Grammatik, eine Sammlung von 34 Gedichten, unter denen auch viele stehen, die

262 Nene Philologische Rundschau Nr. 11.

sich in den landläufigen englischen BQchern nicht finden , und ein Yoca- bulary mit Explanation of the more difficult words and phrases. Ein Dutzend oder mehr anderer Gedichte und Anekdoten sind in die Lektionen eingestreut. Das Buch ist typisch und besitzt die YorzQge der Methode, nach welcher es gearbeitet ist. Wer sich mit dieser befreundet hat oder befreunden will, dem ist es nur zu empfehlen, er wird es sicher schätzen. Die genommenen Stichproben erwiesen sich als durchaus zuverlässig. Eine ausfBhrliche Erläuterung der didaktischen Grundsätze gibt P. Langes Broschüre: Alges Lehrmethode und Lehrmittel, St Gallen und Leipzig 1905.

Walker folgt in seinem grammatischen Übungsbuche der analyti- schen Methode und hofit dieser „auch in den Schulen zu einem end- lichen Siege zu verhelfen, die noch zwischen ja und nein schwanken**. Ob er dieses Ziel erreichen wird, scheint mir zweifelhaft. Wenn auch nicht zu verkennen ist, dafs das Übungsbuch grofse Sachkenntnis und pädagogisches Geschick verrät, so ist es doch möglich, dafs die nicht zu vermeidende Einförmigkeit der Beispiele ein wesentliches Hindernis sein, und dafs mancher Lehrer die ans Literatur und Geschichte entnommenen von Walker aber verworfenen Übungssätze vorziehen könnte. Ich glaube, das ist eine Frage, die nur durch praktisches Erproben entschieden werden kann. Dem sehr Qbersichtlich und gut gedruckten Buche, das allen m dieser Hinsicht zu stellenden Forderungen vollauf gerecht wird, ist ein „Pictorial Plan of London** beigelegt, der ohne Zweifel von Lehrer und Schüler gern und mit Vorteil im Unterricht benutzt werden wird. Die beiden Kursus bieten Stoff f&r drei Jahre englischen Unterrichtes, der im ersten Jahre ohne systematische Grammatik zu betreiben ist. Der erste Kursus, Lektion 1 40, schliefst sich an die Bilder der Jahreszeiten: Frühling Lektion 1—7; 35 und 40; der zweite an die fibrigen: Wirt- schaftshof, Wald, Grofsstadt, Hochgebirge, Wohnung, und zwar so, dafs die einzelnen Bilder in verschiedener Reihenfolge verwertet werden, z. B. der Wald in Lektion 5, 7, 12, 16, 17, 24; das Hochgebirge in Lektion 9, 11, 14, 21 usw. Als Anhang findet sich May*s Jonrney to London, das f&r Konversationsfibungen besonders geeignet ist. (Erratum S. 172, Z. 3 joumey.)

Elberfeld. K

Nene PhilologiBcbe BundBcbaa Nr. 11.

155) O. Camerlynck, A Handbook of English Ck>mpo8itioxi for the Use of Continental Pupils. Leipzig, Friedrich Brandstetter, 1906. VIII u. 176 S. 8. geb. .4 1.60.

Nicht Dor f&r Lehrer, die nach direkter Methode unterrichten, son- dern auch fOr „vermittelnde'' bietet das kleine Aofsatzbuch reichlich Stoff zu freien Arbeiten auf dem Gebiete der englischen Bealienkunde, ffir die man oft nach passenden Gegenständen zu suchen gezwungen ist. Die 100 Themen, dem Verständnis von Anfängern in der englischen Sprache angepafst, enthalten so verschiedenerlei Aber Land und Leute, dafs wir uns darauf beschränken müssen, einzelne anzufahren: The Union Jack, Bank Holiday, On Hampstead Heath, Hyde Park, Association Foot- ball, Bngby Football, Gricket, Christmas, Tommy Atkins, Jack Tar, In the Factorey, Glass usw. Warum in Nr. 15 Gasabianca mit der Schlacht bei Trafalgar in Beziehung gebracht wird, verstehe ich nicht recht. Die beigefBgten, meist originalen Abbildungen sind fast ausnahmslos gut und lehrreich. Der erklärenden Tätigkeit des Lehrers ist fiberall weiter Spiel- laum gelassen, da er sich nicht an die Reihenfolge zu binden braucht. Das handliche Buch, zunächst fftr den Gebrauch an Schulen in Frank- reich, dann auf dem Kontinente Oberhaupt, bestimmt, ist sauber gedruckt und trefflich ausgestattet. Vielleicht liefisen sich bei einer neuen Auf- lage die kleinen Typen der Anmerkungen usw. durch grölsere, dem Auge wohltätigere ersetzen. Das Buch wird manchem Fächgenossen willkom- men sein und die Empfehlung, die wir ihm auf seinen Weg mitgeben können, rechtfertigen.

Elberfeld. K

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Inhalt: Bezensionen: 156) H. Browne, HaDdbook of Homeric study (H. Eloge) p. 265. ~ 157) Edm. Courbaud, Cicero, De oratore über primufl (Franz Laterbacber) p. 267. 158) H Francotte, Loi et D^cret dans le droit public des Grecs (H. Swoboda) p. 269. 159) Geneya Misener, The meaning of yüg (J. Sitzler) p. 270. 160) St. Cybulski, Tabulae quibua antiquitates Graecae et Bomanae illustrantur (Brnncke) p. 272. - 161) B. Lembert, Der Wunderglaube bei Bömem und Griechen (Franz Luterbacher) p 274. 162) M. Schanz, Geschichte der Bömischen Literatur III. Teil (0. Weise) p. 276. 163) M. Schanz, Geschichte der Bömischen Literatur IV. Teil (0. Weise) p. 276. -— 164) Mitteilungen der Altertums- Kommission für West- falen (0. Wackermann) p. 277. 165) Th. Zielinski, Die Antike und wir (Punck) p. 279. 166) Otto Kern, Goethe, Böcklin, Mommsen. Vier Vorträge üW die Antike (Funck) p. 281. ~ 167) E. Herzog, Streitfragen der Bomanischen Philologie (B. Bottgers) p. 282 168) E Lavisse, Histoire de France (J. Jung) p. 284. 169) A. Mennung, Jean-Fran^ois Sarasins Leben und Werke (G. Söpfle) p. 284. 170) S. Alge et W. Bippmann, Le9on8 de Fran9ais (W. Bobrs) p. 286. Anzeigen.

156) Henry Browne , Handbook of Homeric study. With Twenty Two Plates. London, Longmans, Green and Co., 1905. XVI a. 333 S. 8. geb. 6 s.

Der Zweck dee Baches ist durch den Titel angedeutet: es soll eine EinfQhrung in das Studium der homerischen Dichtungen geben und auch ein Ffihrer in diesem Studium sein und ist demgemäfs zunächst für Stu- denten berechnet Der Herr Verfasser hat es mit grofsem Geschick ver- standen, die gesamten hier in Betracht kommenden Fragen auf den 333 Seiten des Baches zu behandeln und zwar so, dafs dem Studierenden teils unmittelbar der Wissensstoff geboten wird, teils Mittel an die Hand ge- geben werden, aus anderen Quellen za schöpfen. Nach einem einleitenden Überblick fiber die homerische Poesie wird im ersten Kapitel der epische ZykluSf die Behandlung der homerischen Dichtungen bei den Griechen, der homerische Dialekt, der uds überlieferte Homertext, Grammatik, Stil und Metrum der homerischen Dichtungen abgehandelt. Das zweite Ka- pitel hat dann die Frage der Persönlichkeit Homers und die Entstehung

266 Nene PhilologiBche BoDdachan Nr. 12.

der homerischen Dichtungen zum Gegenstande; das dritte Kapitel gibt einen Überblick Aber die homerische Frage, das vierte bespricht die Eoltar- verhältniase , die in den homerischen Epen zutage treten; Kapitel 5 be- handelt die Frage, welchem Volke die Menschen der Ilias und Oijvaee angehört haben und zwar mit ausfQhrlicher Heranziehung der Ergebnisse der Ausgrabungen; Kapitel 6 bespricht dann noch die homerische Kunst. Man sieht aus diesem flflchtigen Abrifs des Inhalts, dafs in dem Buche keine in das Gebiet des homerischen Studiums gehörende Frage Aber- gangen ist. Natfirlich ist nicht alles mit gleicher AusfBhrlichkeit be- handelt; das ist auf dem engen Baume von ein paar hundert Seiten nicht möglich und zur Erreichung des Zweckes des Buches auch nicht nötig» Überall aber sind die aufzuwerfenden Fragen dem Studierenden klargel^t und der augenblickliche Stand der Forschung bezeichnet, ebenso die Hauptrichtungen, in denen sich die verschiedenen Lösungsversuche der einzelnen Fragen bewegen. Etwas gar zu ausfuhrlich sind wohl die kre- tischen Ausgrabungen wie fiberhaupt die mykenische Kultur behandelt; da die homerische Kultur der mykenischen doch nicht völlig entspricht» sondern eine etwas jüngere Stufe darstellt, so hätte Angabe der Quellen genfigt, aus denen der Studierende sich über diesen Gegenstand unterrichten kann. Auch Bidgeways Ansicht über die keltische Herkunft der Achfter ist wohl etwas zu stark betont, weniger durch Ausführlichkeit als dadurch, dafs ihr eine zu weitgehende Geltungsgewifsheit beigemessen wird. In- dessen ist diese Betonung englischer Erfolge und englischer Ansichten bei einem englischen Gelehrten verzeihlich. Hiermit hängt noch eine Auf- stellung zusammen, die Beferent zu machen hat, nämlich dafs bei Angabe der Literatur englische Forschungen auch weniger bedeutende stark in den Vordergrund treten, während z. B. von den deutschen Schriften nur eine kleinere Zahl, im wesentlichen nur die bekanntesten, aufgeführt sind. Im ganzen ist indes das Handbuch des Homerstudiums nach Ansicht des Beferenten ein gutes Buch, welches auch einem Deutschen, der sich mit den homerischen Dichtungen und den einschlägigen Fragen eingehender beschäftigen will; Förderung und Anregung geben kann. Besonders möchte Beferent noch die Besonnenheit des Urteils und die ruhige Klarheit lobend hervorheben, mit der die verschiedenen Ansich- ten, die über die einzelnen einschlägigen Punkte in der Literatur hervor- gehoben sind, dargelegt und gewürdigt werden.

Cöthen. H

Nene Philologische Rundschau Nr. 12. 267

157) Xdmond Conrbaad, Oeuvres de Cicöron, De oratore über primiis. Text latin revu et publik d*apr^ les travaax les plus r^cents, avec un commentaire critique et explicatif, nne introdaction et une notice biographique. Paris, Librairie Hachette ft Gie., 1905. LXXXVIII a. 219 S. 8. S. i-LU bieten eine vortreffliche Einleitung in dieses oratorische Heisterwerk, in welchem Cicero gegenüber der einseitigen grammatischen and rhetorischen Ausbildung der damaligen Redner vergeblich einen um- fiissenderen Unterricht in den Wissenschaften empfahl, wie er erst in moderner Zeit die Grundlage der wissenschaftlichen Berufsstadien geworden ist. Die folgenden 20 Seiten handeln in gründlicher Weise fiber die Handschrifben zn dem Werke de oratore, wozu namentlich Studien von Strubel und Friedrich benutzt wurden, fiber die Ausgaben, die Handhabung der Textkritik und besondere Hilfsmittel ffir die Erklärung. Dann spricht Coorbaad fiber Crassus, Antonius, den Augur Scaevola, Sulpicius, Gotta, Oatalos, GSsar, Strabo, denen in den Bfichem de oratore das Gespräch stfickweise zi^eteilt ist, und fiber Q. Gicero, dem das Werk gewidmet ist. Der Text ist sehr schön gedruckt; S. 217 steht falsch Empododes. unter dem Teii finden sich zunächst Angaben fiber die handschriftliche Oberliefemng und kritische Notizen, darauf der Kommentar. Gourbaud folgt in der Texte^estaltung so weit, als es irgend möglich ist, den Hand- schriften. Er hält sich also an den Text der Mutili (Harleianus 2736 und Erlangensis 848, zu denen in den anderen Bfichern der Abrincensis kommt), in zweiter Linie an den verlorenen Kodex von Lodi, dessen Lesungen sich aus der Übereinstimmung des Ottobonianus 2057 und des Palatinus 1469 erschliefaen lassen, zuweilen an jfingere Handschriften. In der Aufnahme von Emendationen ist er doch zu ängstlich. § 125 sollte aub^imus stehen, nicht su-bimus.

Vorwort § 1^28. 5. Zu quoniam, guae rofissen zwei Verben folgen. Dafs man exdderufU doppelt denken solle, ist grammatisch nicht annehmbar. Nach digna setze ich mit Piderit sunty entsprechend sutM^s. Sehfitz fehlte, indem er sint ergänzte. 8. ne qui ... ptUet, converiat animum ad damit niemand glaube . . . , so wende er seine Aufmerksam- keit auf . Dies ist eine unlogische Satzbildnng. Entweder ist mit Bake ne durch si zu ersetzen (wenn jemand glaubt . . ., so achte er auf) oder mit anderen Ausgaben qui convertai aufzunehmen (so wird der, welcher auf ... achten will, erkennen). Richtig scheinen: 15 coti'

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secutus, 18 ignarcU L, 20 nisi subest res L, 23 non quo, dagegen 18 laborent M ist kaum passend.

Einleitung § 24 29. G. schreibt 27 mit M in loquendo lepos (L. iocando). 2S me haec tua platanus admonuü erklärt er haee wohl richtig als Akkus. Dafs man neben ttia als Nomin. isla erwartet, fühle ich nicht; haec ist die dem Scävola, ista die dem Grassus näherstehende.

Gespräch über das Wesen der Beredsamkeit, § 30—95. 32 provacare impröbos wird durch eine längere Notiz gerechtfertigt. 56 sind die Worte de conimuni dvium iure mit Becht beibehalten als Gegensatz zu 58 de iure dvium . . . discripto. 58 schreibt G. nach eigener Vermutung de legibus, de instihUis (L de legibus instituendis). Die Erklärung, durch welche guae im Anfang von 75 gehalten wird, überzeugt nicht. Gute Lesungen sind: 31 perpauds, 33 deseribere, 53 maxime, 59 artes, Ih summo illo, 90 intdlegendi prudentiam acuerd atque. Zweifelhaft sind: 87 [esse] optaret, 88 [nosse] posse.

Übergang § 96 106. 97 per me ipsum] Die meisten Aus- gaben bieten willkürlich memei. 99 liest G. : me guidem [fcUeor] semper a genere hoc toto sermonis refugisse et tibi cupienH atque instanti sae- pissime negasse \ju£\ tute patdo ante dixisti, weil fcUear und td in ML fehlen. 102 inquit [Sulpicius], Dafs der Name Snlpicius interpoliert seif ist unglaublich. Seine Weglassung erzeugt eine unerträgliche Unklarheit.

Gespräch über die Erfordernisse des Redners: a) An- sicht des Grassus § 107 205. § 117 potuerat, nach Wilkins, scheint unrichtig statt potuit (Hss. potuerif). 144 in qua praedpUur primum ut pure et Latine loquamur ist in qua mit hquamur zu verbinden. Die Erklärung von Sorof und die Änderung in quo (Schütz, Gourbaud) billige ich nicht. 147. Statt sed iis vermute ich: et iis. 179 si- mili\in re]. Diese Worte werden von Sorof richtig erklärt. G. fragt: „qne signifie alors quodam modo errare?" Es sagt, dafs Buculeius nicht geirrt, sondern sich nur im Ausdruck gegen die Bänkesucht des Käufers nicht vorgesehen hatte. 182 schreibt G. de capite hominis, constdaris praesertim, da bei der Interpunktion cansularis, praesertim cum ein circulus vitiosus entstehe. Ich halte dies nicht für richtig, da die Ausdrücke ex Omnibus rebus dvüibus (aus dem ganzen bürgerlichen Leben; vgl. Liv. 22, 3, 4 dvilibus beüicisque rebus) und in dvili iure nicht syno- nym sind. 187. Die fünf Elemente der Bedekunst schienen ignota quondam omnibus, indem man sie nur unbewufst anwandte. G. schreibt:

Nene Philologische Rundschau Nr. 12. 269

ignota quodam modo [omn^ms], was mir nicht ^efilllt. 202 Wenn auch prodamatorem nnr hier vorkommt, so ist doch die Tilgung des^^ro (nach Ellendt) kaum zu billigen (vgl. Liv. 22, 26, 2 proclamando pro sordidis hominilms cmisisque). Oute Lesungen sind: 142 et venusiate, 164 mea quoque te iam causa, 183 Romae . . . mortuasque ...in con- cubintie loco, 191 coguntur, 193 sive quem civilis scientia (sc. delectat). Zweifelhaft sind 128 possunt, 146 id egisse, 199 dicai.

b) Ansicht des Antonius § 206—26 2. 219 liest C. mit den Hss. de moribus hominum und weist die Änderung de moiibus animorwn überzeugend zurfick. - 239 beweist er die Richtigkeit der Überlieferung quod Crassi ßiam C. filio suo despondisset. 251 kehrt er zur Kor- rektur des Taläus zurück: Paeanem aut Nomionem. 253 ist ei qui nach Sorof aufgenommen, während die Satzkonstruktion eos qui verlangt. 259 wird irrauserit verworfen und nach Hss. irraucuerit gelesen.

Burgdorf bei Bern. Franz Lvterbaohor.

158) Henri Francotte, Loi et Döcret dans le droit public des Grecs. [Separatabdruck aus dem „Mus^e Beige** Bd. VIII] Louvaiu, Ch. Peeters, 1904. 12 S. 8. Der Verfasser behandelt eine der wichtigsten Fragen des griechischen Staatsrechts, den Unterschied zwischen vdiiog und xpr^q^ia/Aa, auf welche die antike Überlieferung die Antwort schuldig bleibt und für die bis jetzt auch die moderne Wissenschaft keine Lösung bot. Denn dafs die gangbare Gleichstellung mit den BegrifiFen „Gesetz" und „Verordnung '% die übrigens meines Wissens auf Schümann zurückgeht, nicht ausreichend sei, bemerkt Pr. mit vollem Recht. Dem gegenüber will er dem Problem nicht auf dem Wege dogmatischer Bestimmung, sondern durch historische Erwägungen beikommen und stellt für Athen folgende Ansicht auf: Seit Solon gab es ein bestimmtes Corpus von gesetzlichen Vorschriften, welches zuletzt unter dem Archontate des Eukleides einer neuen Zusammenstellung und Ordnung unterzogen wurde. Dieses Corpus hatte die Garantie be- sonderer Dauer und durfte nur in speziellem Verfahren, im 4. Jahrhundert durch Nomotheten, abgeändert werden. Alle anderen Angelegenheiten, welche nicht im Anschlufs an die bestehenden Gesetze geregelt werden konnten, wurden durch Beschlüsse des Volkes geordnet. Es hat also nach dem Verfasser zwischen den beiden Gattungen keinen theoretischen, son- dern nur einen faktischen Unterschied gegeben. Ich halte die von Fr.

270 Neue Philologische Knodacbaa Nr. 12.

aufgestellte Ansicht dem Wesen nach für richtig und zutreffend. Er knüpft an sie Vermutungen darüber, auf welche Weise vor dem 4 Jahrhundert die Revision der Gesetze stattfand, die allerdings sehr hypothetischer Natur sind, sowohl was die Bolle des Areopags in dieser Hinsicht, als, seit der Beform des Ephialtes, diejenige der Nomophylaken anlangt; die Existenz dieses Kollegiums im 5. Jahrhundert ist mir trotz des Anonymus Argentinensis in höchstem Mafse zweifelhaft. Überhaupt ist die Frage nach dem Gesetzgebungsverfahren in diesem Jahrhundert durchaus kontroverser Natur, vgl. meine Bemerkungen in EroUs „Altertumswissenschaft'* S. 256 ff.

In den übrigen griechischen Staaten sind nun, worauf ich bereits früher hinwies (Griech. Volksbeschlüsse S. 236 ff.), die Spuren für ein nomothetisches Verfahren gering. Doch wird Fr. gewifs damit recht haben, dafs er auch da den unterschied der Gesetze von den Volksbeschlüssen in ihrer grüfseren Stabilität sieht. Wie er nun aus den Inschriften nach- weist, gab es verschiedene Modalitäten, um auch Psephismen eine ähn- liche Dauer zu verschaffen. Die älteste und einfachste Form besteht darin, dafs durch die Sanktionsformel eine Strafe auf Abänderung des Beschlusses gesetzt wird ; wirksamer war, wenn wie z. B. in Pergamon, ein Volksbeschlufd unter die Gesetze einregistriert wurde und daher nur in der gleichen Weise wie jene abgeändert werden konnte. Eine dritte Art sieht Fr. in der manchen Dekreten hinzugefügten Formel tadra ö* dlvai elg q)vla/,t)v (od. owvriQiav) vfjg nökeiog und meint, dafs der Bestand dieser Kategorie von Dekreten ebenfalls durch besondere Eantelen gesichert war. Doch bedarf die staatsrechtlicHie Bedeutung dieser und ähnlicher Formeln einer nochmaligen Untersuchung. Das gegenseitige Verhältnis der Volks- beschlüsse und der königlichen Erlässe in Pergamon, welches Fr. streift, ist seitdem von Cardinali, H regno di Pergamo S. 266 ff. in ausführ- icher Weise untersucht worden.

Prag. Heinrioh Swoboda.

159) Oeneva Miseneri The meaning of f^p. A dissertation sub- mitted to the faculties of tue graduate schools of arts, litera- ture and science in candidacy tor the degree of doctor of philo- sophy. The Lord Baltimore Press, 1904. 75 S. 8. Das Thema der vorliegenden Doktordissertation wurde, wie die Vor- rede mitteilt, von Professor P. Storey an der Universität Chicago gestellt, der auch die Disseitation selbst einer Durchsicht unterzog. Das erste

Nene Philologisohe Bimdaobaa Nr. 12. 271

Eapitd gibt eine kritische Übersicht fiber die bis jetzt vorgebrachten Ansichten über die Bedentang Ton ydQ. G. Misener weist mit Recht darauf hin, dals trotz der Entstehung von ydq aus yi und äga^ an der die Sprachforschung auch jetzt noch festh&lt, die Partikel in der anf uns gekommenen Gräzität durchweg kausale Grundbedeutung zeigt. Diese offenbart sich der Hauptsache nach in vierfacher Beziehung, nämlich kausal im engeren Sinne, explikativ oder epexegetisch, motivierend und konfir- mstiv. Natflrlich lassen sich diese besonderen Bedeutungen nicht flberall streng voneinander scheiden, sondern gehen oft ineinander Aber; auch treten mannigfache Differenzierungen und Modifikationen der Bedeutung ein, je nach der Art des Satzes, in dem ydQ steht, der Stellung, die der ^^a^Satz zum flbergeordneten Satz einnimmt, der Eigentümlichkeit, welche die griechische Sprache hinsichtlich der Begründung aufweist, und den Wortverbindungen, in denen sich ydq findet. Danach unterscheidet G. Mi- sener neun Fälle der Verwendung von ydQf nämlich in Aussagesätzen, die in Beziehung zu einem vorhergehenden Satze stehen, in Sätzen, die sich auf einen nachfolgenden Satz beziehen, in Fragesätzen, in den Verbindungen dXla yuQj vCv öi yoQy xat ydQy in Antworten, in Wünschen und in den Komposita toiydQ und xoiyaqoijv. In allen neun Fällen wird die Unter- suchung, soweit es möglich ist, nach den vier Gesichtspunkten vorgenom- men, die hinsichtlich der Bedeutung besonders in Betracht kommen, näm- lich ob yiq kausal, explikativ, motivierend oder konfirmativ ist.

Indes sind in der vorliegenden Dissertation nicht alle diese Fälle behandelt, sondern nur die vier ersten; die Behandlung der fünf anderen stellt G. Misener für später in Aussicht. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit y&q in Aussagesätzen, das dritte Kapitel mit den vorangestellten ^'ci^- Sätzen, das vierte Kapitel mit ydq in Fragesätzen und das fünfte Kapitel mit äkla yaq. Überall wird in der Weise vorgegangen, dafs vom Einfachen und Durchsichtigen zum weniger Klaren und Schwierigeren fort- geschritten wird; infolge dieser Anordnung wird das letztere durch das erstere deutlich und verständlich. Die Beispiele sind gut gewählt; jedoch hätte auf die Bequemlichkeit des Lesers bei der Anßhrung etwas mehr Bücksicht genommen werden können; manche davon sind nämlich so un- vollständig mitgeteilt, dafs man sich nur durch Nachschlagen fiber den Zusammenhang orientieren kann. Mit der Erklärung und Auffassung 0. Miseners kann man fast flberall einverstanden sein; aber wenn man auch einmal abweichender Ansicht ist, tut dies der Darlegung im ganzen

272 Nene Philologiscbe Bandsehan Nr. 12.

keinen Abbruch, welche, von der Grundbedeutung von ydq ansehend den Gebrauch dieser Partikel nach seinen verschiedenen Seiten anschau- lich entwickelt.

Ich brauche kaum besonders zu erwähnen, dafs die Arbeit G. Miseners auf den Untersuchungen und Forschungen der Vorgänger auf diesem Ge- biete beruht. Die kausale Grundbedeutung von ydq betonte schon nach- drücklich Sernatinger, und auch Broschmann kam in seiner Untersuchung über den Gebrauch dieser Partikel bei Herodot im wesentlichen zu dem gleichen Ergebnis; an der Sammlung reichen Materials fär den Gebrauch von ydQ fehlte es nicht, auch auf die wescDtlichen, dabei in Betracht kommenden Gesichtspunkte war schon hingewiesen. Aber alles dies schmä- lert den Wert der Untersuchung G. Miseners nicht, in der die Arbeiten der früheren Gelehrten mit gesundem und selbständigem Urteil benutzt und durch die geschickte Anordnung und Behandlung die Einsicht in die Verwendung von ydcQ gefördert wird.

Freibnrg i. Br. J. Slizler.

160) StephanuB Cybulski, Tabulae qnibos antiquitates Graecae et Bomanae illuBtrantur. Lipsiae, E. F. Eoehler. Tabula XL 3. Aufl. 1905. Das römische Haus. ^4.—. Text dazu ^ 1.—. Tabula V. VI. VIT. 2. Aufl, Das rö- mische Heer. Je Jt 4. . B. Loeper^ Das alte Athen. Erklärender Text zu Tab. XlVa und XIVb. 1905. 82 S. 8. Jt 1. 50. Das ganze Werk unter dem Titel: Die Kultur der Griechen und Römer, dargestellt an der Hand der Gebrauchsgegenstäode und Bauten. Bilderatlas mit erläuterndem Text Leipzig, K. F. Koehler, 1905. XII u. 39 S. 4. XX Tafeln. 4.-.

Dafs von dem in dieser Zeitschrift schon mehrfach erwähnten Ao- schauungswerke fQr die griechischen und römischen Altertümer bereits eine zweite oder gar dritte Auflage der Tafeln nötig geworden ist, kann bei der anerkannten Sorgfalt, mit der das Werk ausgeführt ist; nur als ein wohlverdienter Erfolg gelten. Vergleicht man die neu vorliegenden Tafeln V, VI und VII mit der ersten Auflage , so erkennt man , dafs Herausgeber und Verleger keine Mfihe und Kosten scheuen, ihr Weit immer vollständiger zu machen. Es enthalten Tafel VI und VII jetzt je sechs Darstellungen römischer Krieger, während es sonst nur vier waren, hinzugefügt sind auf VI der miles praetoriauus und sagittarius, auf VII

K«iie PhilologiBehe BnndaeluHi Nr. 13. 273

der tribnDiis militam nad eques cataphnctos. Tafel V zeigt nea die cftligae, Boleae ferreae für die Pferdehofe, die eisernen Streitkolben und die Corona rostrata sive navalis. Bei der in dritter Auflage erschienenen Tkfel XI ist eine Termehrte Darstellung der römischen Säulenkapitäle zu beachten, ferner die Wandmalereien in ihren Yier yerschiedenen Stilarten, die Mosaiken der Fnlsböden und ein Qrundrifs vom Hause der Vettier. Die AusfQhrung der farbigen Tafeln steht auf der Höhe der Leistungs- fthigkeit, doch lie&e es sich ffir spätere Auflagen wohl machen, dafs der Eopf des tribnnus militum etwas mehr geistigen Ausdruck erhält und dafs die Figur des Imperator, wenn sie wirklich den C. J. Cäsar darstellen soll, einen anderen Eopf bekoount, denn ein Cäsar mit Tollem ergrauten Haupt- haar ist nicht gut vorstellbar. Was nun den Text zu den Abbildungen betrillt, so sind die Erläuterungen zu Tafel V— VII von Prof. Dr. Martin Fickekcherer im allgemeinen ausreichend, nur möchten wir um mehr und um genauere Zitate bitten, so könnte z. B bei eques cataphractus auf Tacitus Hist. 1, 79 verwiesen werden, wo vom Kampfe gegen die Bhoxo- lauer die Bede ist und die cataphracta ein tegimen ferreis lamminis aut praeduro corio consertum adv^rsus ictus impenetrabile genannt wird. An einer anderen Stelle wird V^etius wörtlich zitiert, aber Buch und Kapitel (II, 16) nicht genannt. Verfehlt möchte es sein, wenn der Centurio Hauptmann heifst und einige Zeilen weiter gesagt wird: als Abzeichen seiner Wfirde trägt der Unteroffizier einen Bebstock.

In dem Texte zur elften Tafel schliefst sich Cybulski eng an das treffliche Werk von August Mau, Pompei in Leben und Kunst an, ja er gibt, so weit es die Abbildungen der Tafel erfordern, einen Auszug aus dem genannten Buche, was man nur billigen kann. Ganz vortrefflich ist der Text zu Tafel XIVa und XIVb. Das alte Athen von B. Loeper. Hier werden die neuesten Forschungen und Ausgrabungen Dörpfelds be- rficksichtigt und auf 80 Seiten in Wort und Bild eine kurze Geschichte der Stadt Atben gegeben von den ältesten Zeiten bis in unsere Tage. Eine fflr die Stadtgesohichto wichtige Notiz habe ich hier nicht vermilst; zu ein- gehend ist mir die Geschichte der Phylen und Demen (S. 14) erschienen.

Was nun die Quartauqgabe des ganzen Werkes betrifft, so wäre mein Wunsch, dafs ee jeder Schaler der Oberklassen unserer Qynmasien besälse, dals ea wie die Handlexika zu dem Bficherbestande eines Primaners ge* hörte; denn bei dem modernen üntorrichtsbetriebe mufs auch ein solches NachseUagebuch fflr die Anschauung vorhanden sein. Der Preis ist so

274 Neue Philologieohe Rnndsehan Nr. 12.

niedrig gesetzt, dals er keine Schwierigkeiten machen kann. Bei der Wiedergabe der Tafeln sind die Darstellungen der griechischen und römischen Mflnzen am besten gelangen, am wenigsten schön die Karten ?om alten Rom. Vielleicht entschlierst sich die Verlagshandlang daza, aach diesen Bilderatlas in Bantdrack erscheinen zu lassen, wodurch er an Brauchbarkeit gewinnen würde. Der Text des Atlas ist überall karz und verständlich ge- halten. Das Werk kann nicht angelegentlich genug empfohlen werden. Wolfenbüttel . Brvnoke.

161) Baimtmd Lembert, Der Wunderglaube bei Bömern und Ghriechen. I. Teil: Das Wunder bei den römi- schenHistorikern. Eine religionsgeschichtliche Stadie. Augs- burg, Haas k Grabherr, 1905. 63 8. 8. Die vorliegende Arbeit ist als ein Teil einer gröfseren gedacht, welche Umfang, Art und Entwicklung des Wunderglaubens bei den Bömern und Griechen Untersachen soll.'* Diese betrachteten alles als Wunder, was ihnen als Äufserung einer göttlichen Macht erschien; Gegensatz dazu war ihnen nicht das Naturgesetz, da sie diesen Begriff kaum kannten, son- dern der in seinem Handeln eingeschränkte Mensch. Der Wunderglaube der Bömer entsprang der Furcht vor der Zukunft. Selten tritt bei ihnen die Gottheit direkt mit dem Menschen in Berührung. Nur in wenigen Fällen erscheint sie ihm selbst, öfter ein Wesen in übermenschlicher Gröfse; die Gespensterfurcbt dringt erst in der Eaiserzeit mit dem orien- talischen Aberglauben ein. Die Götter liefsen warnende Erscheinungen geschehen an ihren Statuen, Tempeln und Tempelgeräten; sie deuteten den Menschen durch Träume oder geheimnisvolle Stimmen ihren Willen an. Der ältere Afrikanus (S 14 u. 20 heifst er der jüngere Scipio) rühmte sich göttlicher Eingebungen. Von einer Gottesverwandtschaft der menschlichen Seele, wie griechische Seher und Sokrates sie fühlten, wufsten die Bömer nichts. Der Staat ordnete die Seherkunst für öffent- liche Dinge mittels der sibyllinischen Bücher, so dafs sie nur im Privat- leben ihr Unwesen treiben konnte. Galigula und Nero wurden nadi Saeton von Visionen geängstigt, die nur ihrem krankhaften Gehirn entsprangen. Überaus grofs ist dagegen die Fülle der Erscheinungen , die den Kö- mern als indirekte Äufserungen der Götter galten. Jede seltsame Er- scheinung war ein Götterzeichen für den, auf dessen Boden sie geschah. Den Staat betrafen namentlich die Wunder oder Prodigien an der Sonne,

New PhilologiflGbe Bundscliaa Nr. 19. 275

dem Monde, am Himmel flberbaapt, in der Atmosphäre. Wenige Zei- chen geschahen mit Bäumen. Dagegen in bezi^ aaf das Tierreich haben die Bömer, wie die Griechen und Etrusker, teils durch Beobachtung des Vogelfluges» teils durch die Eingeweideschau den Willen der Götter erforscht. Die einzelnen Tatsachen f&r sich sind keine Wunder, z. B. dals dem Flaminius das getroffene Opferkalb vom Altar entflieht und die Um- stehenden mit Blnt bespritzt, dafs sein Pferd stürzt und ihn abwirft, dafs er mit einem Teil des Heeres umkommt. Das Wunderbare kam in diese Begebenheiten hinein, indem man sie in einen Kausalzusammenhang brachte. Die Vernunft sieht einen solchen nicht ein; der Aberghiube aber be- trachtete das Entfliehen des Opferkalbes und den Sturz des Pferdes als Zeichen des Zornes der Götter Aber Flaminius und seinen Untergang als Strafe daffir, dafs er die zürnenden Götter nicht versöhnte. An den Schlangen haftete die Vorstellung von etwas Wunderbarem; meistens be- denteten sie Schlimmes. Von böser Bedeutung waren alle Mifsgeburten, auch unter den Menschen, und wurden erbarmungslos beseitigt. Nur zwei Bömer erscheinen als Wundertäter. Der Augur Attus Navius (unter Tarquinitts Priscns, nicht Bomulus S. 40) durchschnitt mit einem Messer einen Wetzstein, und Vespasian liefe sich in Alexandrien bewegen, einen Blinden und eine lahme Hand zu heilen. In der Eaiserzeit war der Wunderglaube arg, so dafs man alles mögliche deutete. Z. B. Augustus unternahm an den Nonen und Nundinen nichts wichtiges, weil ihn der Anfang dieser Wörter an tum erinnerte.

Dann untersucht Lembert die persönliche Stellung der Historiker zum Wunderglauben. Andere hervorragende Männer, wie Cicero, werden über- gangen. Wenn auch bereits 249 P. Claudius Pulcher die heiligen Hühner und 217 Flaminius die ihm zuteil gewordenen Zeichen verachtete, so scheint es doch, „dafs der zweite punische Krieg den Höhepunkt des Wunderglaubens darstellt''. Hier wäre es passend gewesen, den Fabius Conctator zu erwähnen. Dies war ein von Aberglauben erfüllter Mann; er war 62 Jahre Augur, 12 Jahre Pontifex, und er verfocht das Alte g^en die b^innende Aufklärung. Sodann pflanzten die Dichter den Wunderglauben fort, weil er ihrer Phantasie einen erwünschten Spielraum bot. Diese Punkte werden also in der Fortsetzung dieser Arbeit be- sprodien werden.

Burgdorf bei Bern. F. Lvtarbaoher.

276 Neue Phüol<tfflche Kttndachan Nr. 12.

162) H. SohaiUB, Geschichte der römiBchen Literatiir bis mm

Oesetzgebiingswerk des Kaisers Jnstinian. III. Teil: Die Zeit von Hadrian 117 bis auf Gonstantiu 324 2. Aufl. MflncheD, C. H. Becksche Bachhandiung, Oskar Beck, 1905. XVI n. 512 8. 8. JH 9,—; geb. Jf 10.80.

Die zweite Auflage dieses Bandes unterscheidet sich von der ersten schon durch ihren grörseren umfang; denn sie ist von 408 auf 512 Seiten angewachsen. Dies erkl&rt sich daraus, dafs teils vorhandene Abschnitte erweitert, teils neue aufgenommen worden sind. So weist die Auseinander- setzung fiber die verlorenen Beden Frontos eine geringe und die Aber TertuUian eine bedeutende Vermehrung auf, so hat der Verfasser bei C^rian auf Grund der Hertelschen Sammlung eine Reihe pseudocypriani- scher Schriften aufgenommen wie de singularitate clericorum, die exhor- tatio de paenitentia, die sog. caena Gypriani und bei Novation Pseudo- novatiana. Mehrfach sind auch Charakteristiken der schriftstellerischen Tätigkeit einzelner Autoren hinzugefügt worden, die bisher fehlten, z. B. bei Sueton und bei den Briefen C^prians. Verbesserungen anderer Art finden sich auf jeder Seite. Ab und zu sind in Fufsnoten Erläuterungen (z. B. auf S. 1) oder Hinweise auf neu erschienene Schriften Aber den betreffenden Gegenstand (z. B. auf S. 4) gegeben worden; hier und da wird eine Wortform oder ein Ausdruck verbessert, so S. 7 unterschoben in untergeschoben und S. 8 geben durch aufweisen. Von besonderer Wich- tigkeit ist die Hinzuffigung eines alphabetischen Registers, weil dadurch die Benutzung erleichtert und die Brauchbarkeit erhöht wird.

Eisenberg (S.-A ). O. Weise.

163) M. Schanz, Geschichte der römischen Literatur bis anim

Oesetzgebnngswerk des Kaisers Jnstinian. IV. Teil: Die römische Literatur von Constantin bis zum Ge- setzgebungswerk Justinians. 1. Hälfte: Die Literatur des 4. Jahrhunderts. Manchen, Becksche Buchhandlang, 190&. XV U 469 S. 8. ^ 8.60; geb. J$ 10.20.

Der reiche Inhalt dieses Bandes der Schanzschen Literaturgeschichte ist vom Verfasser mit Recht in die beiden Hauptabschnitte national- römische und christliche Literatur zerlegt worden. In beiden fiberwiegt die Prosa bei weitem Aber die Poesie sowohl nach der Zahl der Werke als nach ihrer Bedeutung. Mit gewohnter Meisterschaft spricht sich Seh.

Nene Pknlologiaebe Rondeohau Nr. 12. 277

fiber die Stellang der in Betracht kommenden Kaiser Cionstantin und OonstantiQS, Julian, Valeotinian und Oratian, Theodoeios desOrofsen und Bngenina zum Schrifttum ihrer Zeit aus; darauf wflrdigt er die einzelnen Scfanfteteller, ffihrt uns ihre Lebensgeschichte vor« charakterisiert ihre Werke, nennt die wichtigsten Ausgaben usw. Überall tritt uns sein klares, malsYolles Urteil, seine grflndliche Literaturkenntnis und Belesenheit« sein Geschick in der Auswahl und Gruppierung, sein Geschmack in der Dar- stellung (auch die Vorliebe ffir Fremdwörter ist ganz wesentlich geringer geworden) entgegen, so dafs das Buch nicht bloüsi als Nachschlagewerk, sondern auch als Lesebuch geeignet erscheint Namentlich wohl gelungen sind die Abschnitte über Ausonius, dessen Moseila nach dem Urteil des Verfassers keinen Vergleich aushält mit dem Beisegedicht des Butilius Namatianus, fiber Prudentius und Paulinns, die er mit Recht als die grötsten Dichter des christlichen Altertums Oberhaupt bezeichnet. Ober den Historiker Ammianus Ifaroellinus und die Kirchenväter Ambroeius und Hieronymus. Im Gegensatz zu frfiheren Bänden ist hier schon bei der ersten Auflage ein sorgfältiges alphabetisches Register beigegeben worden. Eisenberg (8.-A.). O. W«lsa.

164) MitteUnngen der Altertoms-XommiBsion für Westfalen.

Heft IV. Mit 20 Tafeln und vielen Abbildungen im Texte. Monster i. W., Aschendorflbche Buchhandlung, 1906. VI und 163 S. gr. 8. Jt 10.—.

Seit dem im III. Hefte der „Mitteilungen^' gegebenen Berichte (von uns besprochen Ph. R. 1904 S. 428—481) sind die Arbeiten der Altertums-Eommission f. Westf. mit gleicher Schärfe, Umsicht, Geduld und auch oft Entsagung fortgesetzt, und die Ergebnisse, zum Teil frfiheres mit znsammenfossend, sind in dem vorliegenden Hefke niedergelegt worden. Der im HL Hefte in Aussicht gestellte ausfQhrliche Ausgrabnngsbericht Dahros fiber weitere Untersuchungen des grofsen Lagers ist einstweilen zu- rfickgestellt, da die darin gezogenen 8chlfis8e sich mit anderen sicheren Beobachtungen nicht immer vereinigen lielsen. Daffir bringt der erste Auftatz einen zusammenfassenden Bericht fiber „das grofse Lager 1901—1904'' von H. Dragendorff, F. Koepp, E Erfiger und C. Schucbardt Es ist natfirlich, dafs bei dem Fortschreiten der Qrabungsarbeiten auf so ausgedehntem Gebiete frfiher aufgestellte Annahmen mitunter ihren Halt verlieren und nun einer richtigeren Erkenntnis Platz machen mfissen. So

278 Neae Philologische Knndsehaa Kr. 12.

haben hier die neuereD Nachforschangen ergeben, dafs die frfiher an- genommenen Befestigungsanlagen nicht durchgehend vorhanden waren oder andere Erklärung nötig machen. T firme sind danach in der Wall- konstruktion des grorsen Lagers nicht vorhanden, insbesondere hat „der achteckige Turm" der vorgeschobenen Front niemals bestanden. ZurVer- anschaulichung dient namentlich die Tafel IL Der zweite Aufsatz, der den gröfsten Raum einnimmt (S. 33—79) behandelt „das üferkastell 1903 und 1904''; den Bericht liefern H. Dragendorff, F. Koepp, E. KrOger (einen Beitrag H. Breme). Hier ist besonders auf die vier verschiedenen Perioden Gewicht gelegt, die auf Tafel IV in vortrefflicher Weise durch Buntdruck zur Anschauung kommen. Auch die gefandenen Innenbauten erwecken Interesse. Einige Ganabae haben sich gelegentlich auTserhalb des üferkastelles gefunden. Im Innern sind zahlreiche Wohnräume ganz frei- gelegt und die dazu gehörigen Vorrats- und Eochgruben ausgeleert, wäh- rend im grofsen Lager bis dahin vorwiegend die Verschanzungsanlagen unter- sucht sind. Die elf Tafeln photographischer Aufnahmen beziehen sich alle auf das Uferkastell. Der dritte Aufsatz (S. 83—128) enthält Bericht und Erklärung der „Fundstflcke aus dem grofsen Lager und dem üferkastell 1903 und 1904''; er rührt her von E. Erfiger und re- gistriert die römischen, prähistorischen, karolingischen und noch später mittelalterlichen Fundstficke. Den qualitativen Unterschied zwischen den Funden aus dem Uferkastell und denen aus dem grofsen Lager (vgl. unseren Bericht N. Ph. B. 1904 S. 430) hat die nunmehr sehr weit geffihrte Untersuchung des Uferkastells lediglich bestätigt, wenngleich Terra Sigil- lata hier nicht mehr so selten gefunden wurde wie früher.

Einen lehrreichen Beitrag liefert zu diesem Aufsätze ein militärischer Fachmann, E. Schramm, der eine neue Untersuchung der „Geschfitz- pfetle von Aliso'^ vorgenommen hat und dabei gegenüber der früheren zu dem Wahrscheinlichkeitsergebnis kommt, dalis die Pfeile, in der Form, wie sie bei Haltern gefunden wurden, nur als Pfeil- bzw. Lanzenspitzen zu betrachten sind. Schramm möchte auch die Haitempfeile nicht als Normaltyp bezeichnen. Im Gegenteil, es dürfte sich hier vielleicht ledig- lich um einen Versuch handeln. Wie es manchmal das Los einer mili- tärischen Ei^dung gewesen ist, die, am grünen Tische gemacht, bei der Truppe nicht die erwartete Gegenliebe fand, so ist es vielleicht auch hier gerade diesem Umstände zu danken, daA so grolse Mengen von Pfeil- spitzen, anscheinend ungebraucht, gefunden wurden.*' Man sieht, die

Neae Pliilologisohe RoDdacbaa Nr. 12. 279

letzten Orabnngen und letzten üntersacboDgen haben manches neue Er- gebnis gezeitigt, haben manche Ergänzungen, manche Berichtigungen des frfiher Erarbeiteten, auch neue Probleme gebracht, und so dürfen wir bei Haltern noch vieles Neue erwarten, wenn, woffir die Gewähr vorliegt, mit gleicher Umsicht und ünyerdrossenheit weiter gearbeitet wird.

Der vierte und letzte Aufeatz dieses lY. Heftes, von A. Hartmann (und Dragendorflf), berichtet Aber die „Ausgrabungen im , Römer- lager' bei Kneblinghausen 1903 und 1904'\ Die Bezeichnung „Bömerlager" ist immer noch mit Vorbehalt anzuwenden. Wohl sind an mehreren Stellen vollständigere Messungen der ümwallnng vorgenommen, wohl haben die erneuerten Grabungen und Messungen ergeben, dafs das Lager eine geradezu vorschriftsmftfsige römische Anlage zeigt; wohl haben sich wieder zahlreiche Scherben gefunden. Allein unter diesen ist bis jetzt keine einzige römische, auch keine, von der man mit Bestimmtheit sagen könnte, dafs sie eine der von den Römern in augusteischer Zeit benutzten Gattungen unrömischer Technik zeigten. Nach Analogien zu schliefsen scheinen sie der Spät-Latineperiode (etwa um die Zeit der Geburt Christi) anzugehören. Die Lage der Fundstficke legt die Vermutung nahe, dafs die Scherben älter sind als die Befestigungsanlagen, in deren Kreise sich fibrigens auch eine gröfsere Zahl von Modellen finden. Somit ist mit einem Römerlager ^^ Kneblinghausen noch nicht als mit einer gesicherten Oröfse zu rechnen; es ist bis dabin ebensowenig bewiesen, dafs es römisch sein mufs, wie dafs es nicht römisch sein kann. Auch hier also mufs noch vieles weiterer Untersuchung vorbehalten bleiben.

In den „Erläuterungen zu den Tafeln ^^ finden sich (zu Tafel XVII) aus der Feder H. Bremes einige kurze aber lehrreiche Bemerkungen fiber die Veränderungen, die das Lippetal bei Haltern durchgemacht hat.

Hanau. 0. Waokc

165) Th. Zielinski, Die Antike und wir. Autorisierte Über- setzung von E. Sehoeler. Leipzig, Dieterichsche Verlagsbuch- handlung, 1905. II U. 126 S. 8. Ji 2.40; geb. Ji 3.—. Die acht Vorlesungen, welche Zielinski im Frfihling 1903 auf die Aufforderung des Kuratoriums des St. Petersburger Lehibezirks vor einem freiwilligen Publikum von dortigen Gymnasial- und Bealschulabiturienten gehalten hat, haben in Rufsland solchen Beifall gefunden, dafs der ersten Auflage schon im Anfange vorigen Jahres eine zweite gefolgt ist; nach

280 Nene PhiloIogiBehe BondBchaa Kr. 12.

dieser hat unter Mitwirkang des Verfassers Schoeler die Vorträge ins Deutsche übertragen. Die vier ersten behandeln nach einer aUgemeimm EinleituDg den Bildungswert, die folgenden erst den Kultarwert der An- tike, dann die Wissenschaft von der Antike. Die dem Original bei- gegebenen gr6fseren Exkurse sind, weil sie sich nur auf russische Yerhiit^ nisse beziehen, weggehissen; es bleibt dem Buche trotzdem der eigenartige Reiz, die grofsen Fragen unserer geistigen Kultur vor der Jugend des Landes erörtert zu sehen, aus dem sonst jetzt zu uns fast nichts als Be- richte von rohen und blutigen Pärteikämpfen dringen, von Gewalttaten, die jeder Gesittung Hohn zu sprechen scheinen. DaCs auch hier, was selbst ein unglflcklicher Krieg nicht in Frage stellen konnte, nicht nnr auf dem Gebiete moderner Technik Grofses geleistet wird, sondern edal- denkende Männer den E[ampf um die idealen Göter der Menschheit mit allem Ernste durchfechten, daffir legen diese weitblickenden, feinsinnigen und warmherzigen Vorträge das schönste Zeugnis ab. Indem sie durch die Kraft des Logos zu überzeugen suchen, nur die eigene Sache gegen- fiber mannigfachen Mifsverstftndniasen wie absichtlichen Müsdeutungen ins rechte Licht setzen, meiden sie jegliche irgend verletzende Polemik, ohne doch der eigenen Überzeugung irgend etwas zu vergeben. Auch dadurdi erweist sich der Verfasser als ganz besonders berufen, auf eine Ver- ständigung Aber diese so verwickelten Fragen hinzuarbeiten, dafs er, mit der Wissenschaft wie mit der Schule gleich vertraut, den An^rfichen beider durchaus gerecht wird und zugleich von der Höhe philosophischer Betrachtung aus auch die Anschauungen der modernen Naturwissenschaft in geistreichster Weise zu verwerten versteht. Die scharfe Gliederung des Ganzen wie der einzelnen Teile, die durch Frage und Antwort auf daa glöcklichste belebte Entwickelung der Gedanken, eine Fälle anschaulicher Bilder und fein durohgeffihrter Vergleiche fesseln den Leser immer anb neue, so dafs auch, wo er einmal einem Gedanken sich nicht ganz anzu- sohliefsen vermag, nirgends das Interesse abgelenkt oder gestört -wird. Die Forderung, dafs uns die Antike nicht mehr eine starre Norm, sondern ein segensreich befruchtender Same sein soll, wird gerade in dieser Formu- lierung fiherall Anklang finden. Dem eigenen, vielgeprCften Vaterlande des Verfassers möchten wir vor allem wünschen, dafs der Gedanke des rastlos ringenden Fortschrittes, mit dem in einem wundervollen Mythos seine Vor- träge ausklingen, nicht immer wieder Hemmnisse und Bfickschläge erüdire. Sondershansen.

Neae Philologische Rnndachan Nr. 12. 281

IS 6) Otto Kern, Goethe, Böcklin, Mommsen. Vier Vorträge Aber die Antike. Berlin, Weidmaonsche Buchbandlung, 1906. 101 S. 8. Ji 1.80.

Der Verfasser bat die Bachaasgabe der Vortrftge, welche er in den Hochschalkarsen des vorigen Jahres zu Rostock gehalten hat, einem Freande des klassischen Altertams, Dr. Bramow in Rostock, gewidmet; seinen Wunsch, dars sein Bach solche Leser, wie dieser es sei, finde, erweitem wir dabin, dafs es nicht nur den Herzen derer, die der Alter- tamswissenschaft liebevolles Verständnis entgegenbringen, wohltnn, sondern namentlich die Lanen erwärmen and die Kaltherzigen oder Feindseligen gewinnen möge. Dies wird ihm um so eher gelingen, als es sich frei von Angriffen auf Andersdenkende hält und nur darauf ausgeht, wieder einmal darzutun, wie anauf löslich die Antike mit dem Geistesleben der gröfsten Denker und EQnstler unseres Volkes verknQpft ist. Bei Mommsen bedurfte dies ja nicht erst des Beweises; so trägt der ihm gewidmete Vortrag mehr den Charakter der Huldigung für den Mann, „in dem die Altertumswissenschaft unserer Zeit ihren Heros verehrt'S* aber wir hören uns gerne daran erinnert, dafs, wie schon längst die Römische Geschichte als ein Werk unserer deutschen Nationalliteratur gilt, nunmehr auch die ,, Reden und Aufsätze'' bestimmt sind, den grofsen Altertumsforscher zu- gleich als vaterländischen Schriftsteller unserer Nation nahezubringen. Eine Fülle feinsinniger und neuer Bemerkungen bringt der Vortrag Qber Böcklin ; freilich setzt er eine Vertrautheit mit den Werken des Efinstlers voraus, wie sie erst von der weiteren Verbreitung seiner Bilder auch durch populäre Reproduktionen zu erhoffen ist; dafs der so ganz eigenartige Kflnstler selber je „populär" werden könnte, bezweifeln auch wir, aber das Verständnis für seine Qröfse mufs und wird weiter dringen und, wie es sich nur dem erschliefst, der sich mit der Sagenwelt der Griechen ver- traut macht, so wird es rückwirkend auch für die Antike neue Liebe erwecken. Dieser Vortrs^ steht in enger Beziehung zu dem über Goethe, insofern in beiden ins hellste Licht gerückt wird, dafs der Dichter wie der Maler fest in der vielseitigsten Anschauung hellenischer Poesie wurzeln und eben von da aus zu so ganz persönlich eigenartigen Schö- pfungen gelangen. So spiegeln diese drei Vorträge die allgemeinen Ge- danken wieder, welche der einführende entwickelt hatte. Hier setzt sich der Redner vor allen! mit jener Auffassung des „klassischen" Altertums auseinander, welche seit den Tagen Lessings und Winckelmanns die herr-

Nene Philologische RondschAU Nr. 12.

sehende war und in Schillers Gedicht ,,Die Götter Griechenlands'^ den reinsten Ausdmck fand. Dafs sie unter dem Einflüsse der historischen Betrachtungsweise so, wie sie fQr Rom namentlich Mommsen gelehrt hat, jetzt wesentlich anders geworden ist, dafs wir richtiger erkennen, was an der antiken Kunst historisch bedingt, was von bleibendem Werte ist, muls man zugeben; aber wir yernehmen ungeme, wenn in die berechtigte Kritik der Denkweise jener Männer auch nur ein Ton des Tadels hinein- klingt. Auch wird keine noch so geläuterte historische Anschauung die zündende Macht der Begeisterung ersetzen können, mit der vor allen Schiller unsere Seelen erfüllte; und ist es nicht schwungvolle Begeisterung, so ist es doch eine ihr nahe verwandte Wärme der Dberzeugung« welche auch diesen Vorträgen gerade ihren Beiz und ihre werbende Kraft verleiht Sondershausen.

167) Engen Herzog, Streitfragen der Bomanisöhen Fhflo-

logie. Erstes Bändchen: Die Lautgesetzfrage. Zur französischen

Lautgeschichte. Halle a. S., Max Niemeyer, 1904. 122 S. 8.

Ji 3.60.

Die wertvollen Untersuchungen, die Verfasser den Bomanisten in diesem Bändchen vorlegt, beziehen sich 1) auf die Frage: Gibt es Laut- gesetze? (§ 1 55); 2) auf die Entwiokelung von lat. intervok. -ty im Französischen (und Provenzalischen) , wobei auch das SufGx -ise aus- führlicher betrachtet wird 56—69); 3) auf die Entwickelung von oleum und hordeum 70—73); 4) auf die Geschichte des gedeckten Zwischenton- vokals im Französischen 74—76), woran sich die Betrachtung der Verbalendung der ersten, zweiten (und wo diese Endung betont war, auch der dritten) Person Pluralis des Eonj. Imperf. der ersten Konjugation: amissions usw. 77) und der Wörter, bei denen drei Silben dem betonten Vokal vorhergehen, anschliefst 78 79). Die Untersuchungen 2 4 beruhen auf den Ergebnissen des ersten Teils.

Der erste Teil behandelt eine in den letzten Jahren vielfach auf* geworfene, teils bejahte, teils verneinte Frage. Herzog gehört zu den- jenigen, die Lautgesetze und ihre Ausnabmlosigkeit anerkennen. Seine Auseinandersetzungen sind einleuchtend; er zieht alle Einwände vorsichtig in Betracht und formuliert schliefsltch den Begriff „Lautgesetz'^ derartig, dafs kaum etwas g^en seine Ansichten gesagt werden kann. Hauptsfich- lich wendet er sich gegen Wechlsler, der dieselbe Frage in den Forschnogen

Neue Philologische Rondsehaa Nr. 12.

zur BomaDischen Philologie (Festgabe fQr Sachier), S. 340 ff., behandelt hatte. In dem Rahmen dieser kurzen Besprechung ist es unmöglich, auf irgendeinen der diskutierten Punkte einzugehen. Es mufs genügen, zu sagen, dafs keiner, der die Fragen über Gesetzmäfsigkeit und Begrfindung des Lautwandels eingehender studieren will, Herzogs Schrift unberück- sichtigt lassen kann. Den Hauptpunkt derselben bildet die Auseinander- setzung, dafs der Grund fßr den Wandel der Laute in der Altemation der Geschlechter, der jungen und alten sprechenden Individuen zu finden sei. Verfasser schlftgt für dieses Prinzip den Namen alteruistisches oder AblOsungsprinzip vor. Es unterliegt nun wohl keinem Zweifel, dafs diese Ansicht viel Richtiges enthält, dafs das Kind die Sprache von Erwachsenen lernt, seinerseits nun aber selbst heranwächst, wobei sich seine Spracfaorgane entwickeln und verändern und mit ihnen natürlich auch die durch sie hervorgebrachten Laute; diese Veränderungen sind naturgemäfs minimal und unmerkbar, können aber im Laufe mehrerer Generationen grofs genug werden, um ins Bewurstsein zu treten. Verfasser ist sich aber zugleich ganz klar darüber, dafs seine Ansicht vorläufig nur den Wert einer Hypothese hat und vielfach angefochten werden wird. Indes läfst sich immerhin zugeben, dafs sie eine der physiologischen Ursachen far den Lautwandel angibt, dafs es aber noch manche andere Ursachen geben wird, die mehr auf psychischem Gebiete zu suchen sind. Eine der letzteren, und zwar eine äufserst weitreichende, scheint nun nach den ausführlichen, mit kritischen Randbemerkungen begleiteten Angaben Morfs in der Studie von L. Gauchat nachgewiesen zu sein, die betitelt ist „L*unit£ phon^tique dans le patois d*une commune [Obarmey, Gru- yire]'' und die in dem Sammelbande Aus romanischen Sprachen und Literaturen. Festschrift, Heinrich Morf zur Feier seiner fünfundzwanzigjährigen Lehrtätigkeit von seinen Schülern dargebracht. Halle 1905, veröffentlicht ist. Diese Ursache bzw. Quelle des Lautwandels ist in der steten Veränderung des Wortschatzes, für welche das Leben sorgt, zu suchen (vgl. Archiv f. d. Stnd. d. neueren Spr., Neue Folge XV. Bd., S. 444). Morf behandelt allerdings zum Schlufs seiner Besprechung die Frage: Gibt es Lautgesetze? als vorläufig ziemlich be- langlos, da bisher, wenn sie auch vorhanden wären, noch keine gefunden seien Y sondern nur Lautregeln. Es wird interessant sein zu hören, wie Eertog auf dem bevorstehenden Neuphilologentag zu München sich zu dieser Ansicht äufsem wird.

284 Nene Philologische Rnndschaa Nr. 12.

Die im zweiten Teil von Herzogs Schrift behandelten Fragen stehen in der Art der Betrachtang in engem Zusammenbange mit den vorher entwickelten Ansichten und werden als Belege ffir dieselbe benutzt.

Haiensee. B. &5ttger8.

168) Emest Lavisse, Histoire de France depuis les origines

jusqu* ä la r^volution, publice avec la collaboration de MM. Bayet etc. Tome septiftme, premiftre partie: LouisXIV. LaFronde. Le Roi. Colbert (1643 1685) par E. Larlsse. Paris, Hachette et Cie., 1906. 407 S. 8. 6 fr».

In diesem Bande schildert der rühmlich bekannte Oeschicbtsforscher den Tod Ludwigs XIIF. und die folgende Periode, in der die Politik Frank- reichs vom Kardinal Mazarin geleitet wurde (1643—1661), die AnßLnge Ludwigs XIV., die Wirtschaftspolitik Colberts (Finanzgebahrung, Ackerbau und Gewerbe, Handel und Kolonien), die Entwicklung des Absolutismus und dessen Rückwirkung auf die verschiedenen Klassen der Bevölkerung. Ein zweiter Band wird die Ereignisse bis 1685 herabführen. Die Dar- stellung liest sich gut, zumal auch die Quellen reichlich fliefsen, und in den Abschnitten, die deutsche Verhältnisse betreffen, so den Westfälischen Frieden und die Abtretung des Elsafs an Frankreich, ist die neueste Spezialliteratur, wie in dem ganzen Werke, fleifsig herangezogen. Indem wir mit Interesse der Fortsetzung entgegensehen, die uns in baldige Auf- sicht gestellt ist, empfehlen wir das Werk von Lavisse neuerdings der Aufmerksamkeit auch unserer Lehrerkreise.

Prag. J. JoBK«

169) Albert Mennung, Jean-FraD9oi8 Sarasins Leben nnd

Werke, seine Zeit und Gesellschaft Kritischer Beitrag zur

französischen Literatur- und Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts.

Unter Benutzung ungedruckter Quellen. II Band. Halle a. 8.,

M. Niemeyer, 1904. XIX u. 606 S. gr, 8. Ji 14.-.

Über den ersten Band von Mennungs grundlegendem Werke über

Sarasin habe ich in dieser Rundschau (Jahrg. 1903, Nr. 7, S. 160—164)

ausführlich berichtet. Das Lob, das man dem ersten Bande spenden

mufste, gebfihrt in demselben, wenn nicht in noch erhöhtem Grade auch

dem vorliegenden zweiten, mit welchem das Werk selbst seinen Abschlufs

findet. Der Verfasser, der das gesamte Quellenmaterial durchgeaibeitet

Nene PbilologiBche Rundschau Nr. 12. 285

bat and beherrscht wie kein zweiter, hat hier ein biographisches Kunst- werk Yon bleibendem Werte geschaffen; wohl war diese Arbeit mit un- fläglicber Mühe verbanden, ist aber auch unschätzbar für die Fachgenossen, die sich der reichen Oabe von Herzen freaen dfirfen: Mennung leistet das Oberhaupt Erreichbare, und sein Buch wird über keine Sarasins Le- ben, Werke, Zeit und Gesellschaft betreffende Frage den Suchenden im Stiche lassen; dafs man dem Urteile des gelehrten Verfassers in allen Punkten unbedingt beipflichten müsse, soll jedoch damit nicht gesagt sein.

Aus dem Inhalte des zweiten Bandes, der uns das äufsere und innere Leben Sarasins im Dienste Gontis (1648 1654) vor Augen führt, möchte ich hier besonders hervorheben Mennungs Ausführungen über die Histoire du si^e de Dunkerque, die Conspiration de Valstein, den Dialog S'il faut qu'un jeune homme seit amoureux, das heroisch - komische Epos Dulot vainctt, die letzte Dichtung Sarasins, ferner hinweisen auf den um- fang- und inbaltreichen Exkurs über die Liebestheorien und den Frauen- kultus der Komanen das Vollständigste, was über diesen Gegenstand bisher überhaupt geschrieben wurde , endlich auch erwähnen die wich- tige Untersuchung über eine der interessantesten Fragen, die das an dnnklen Punkten so reiche Leben Sarasins bietet, nämlich über seinen ?ermeiatlichen Aufenthalt in Deutschland. Eine treffende Charakteristik Sarasins sowie eine Zusammenstellung der Urteile der Mit- und Nachwelt über ihn bilden den Schlufs des Werkes. Im Anhange erbalten wir eine Bibliographie, die an Genauigkeit und Vollständis^keit nichts zu wünschen übrig lassen dürfte: zugleich auch eine Musterleistung Mennungscher Gründlichkeit.

Sarasin war eine Berühmtheit seines Jahrhunderts, nicht etwa durch seine politische Bolle, die man nach Abschlufs des Friedens bald ver- gessen hatte, sondern lediglich durch seine literarischen Erzeugnisse. Diesen Buhm hat er verdient, denn Frankreich besafs, wie Mennung dar- legt, im 17. Jahrhundert kein zweites so eigenartiges und vielgestaltiges Genie wie ihn. Die Mannigfaltigkeit seiner an sich nicht umfangreichen Werke ist geradezu überraschend. Er schrieb in Prosa historische, philo- sophisch-kritische, politische, satirische Schriften, seine dichterische Kunst zeigte er in epischen und burlesk - satirischen Gedichten, in Balla- den, Stanzen, Sonetten, Chansons, Bondeaux, Elegien u. a. m. In einer Mischung von Prosa und Versen verfafste er jene unnachahmliche Pompe fan^bre de Voiture, die majestätische Ode de Calliope sur la bataille de

Neue Pbilolo^sche Bnndscban Nr. 12.

Lena, die episch-plastische Lettre escrite de Ghantilly k Mme de Montaoaier und die erst durch Mennung bekannt gewordene Lettre & MU« d^ Verpiliire; diese eigenartige Mischform wird dnrch ihn eine beliebte Eunstform: er ward zum Schöpfer der heiteren, pikanten, oft satirisch gefärbten LeUre jener Zeit, deren auch Voltaire sich bediente und bei- spielsweise seinen Temple du 6oüt in ihr abfafste.

„Sarasin hat seinem Jahrhundert aus der Seele gesprochen^': er- schienen doch innerhalb vier Dezennien nicht weniger als zwölf Auflagen seiner Werke. Gehört er auch nicht zu jenen Dichterstemen erster Gröfse, die ihren Glanz durch alle Jahrhunderte unvermindert bewahren, so ist er doch einem jener seltenen Kometen vergleichbar, die eine Zeitlang hell strahlen und dann langsam verschwinden, einen leuchtenden Lichtschimmer hinter sich lassend. Perrault schrieb in seinen „Hommes illustres '^ Aber ihn: „Sarrasin a estä un des plus beaux genies pour les belies lettres, des plus faciles et des plus uni verseis qu'on ayt veus il y a longtemps'' und nicht minder treffend ist das urteil La Brny^res: „Yoiture et Sarrasin 4taient n^s pour leur sitele, et ils ont paru dans un temps il semble qu'ils ^taient attendus.^'

Mannheim. GottfHod SApflo.

170) S. Alge et W. Bippmaniiy L69on8 de Fran9ai8. 9. Aufl. 2 Teile. St. Gallen, Fehr, 1905. 8.

Vom allgemein theoretischen Standpunkte aus haben wir hier sicher- lich eine ausgezeichnete pädagogische Leistung vor uns. Es ist von dem rühmlichst bekannten Schweizer Schulmann S. Alge, im ersten Teile in Verbindung mit W. Bippmann, der Versuch gemacht und konsequent durchgeführt, mit vollständiger Ausschaltung der Muttersprache für Aus- länder eine Einführung in die französische Sprache und Grammatik zu liefern. Der Sprachstoff lehnt sich im ersten Teil an die Hölzelschen Bilder und im zweiten Teil an eine Anzahl Anekdoten an, wozu sich zum Schlufs eine längere, niedliche Kindergeschichte La Täche du petit Pierre von Jeanne Mairet (Mme Charles Bigot) gesellt.

Dafs die Sache möglich ist, ist natürlich nicht zu bezweifeln, und von den Versuchen, die ich kenne, diese Aufgabe zu lösen, ist ohne Zweifel die vorliegende Lösung die vollkommenst«. Hinzukommen mufs aller- dings noch ein sehr geschickter und sprachkundiger liChrer und eine kleine Anzahl normal begabter Schüler, Bedingungen, die nun freilich in Wirk-

Nene Philologische RrmdschAU Nr. 12. 287

lichkeit nicht immer erfBUt sind. Und hieran wird eben die Brauchbar- keit des vortrefflichen Baches leicht scheitern, ganz abgesehen davon, daüs die zor Yerffigung stehende Zeit und anders geartete Lehrziele die An- wendung der Methode nicht immer zulassen. Denn in starken oder gar fiberf&llten Klassen und mit mäfsig begabten Schfilem erreicht man, das ist doch meine Meinung, mit dieser Methode weniger als mit einer gram- matischen Übersetzungsmethode. Dabei soll natQrlich nicht verkannt wer- den, dafs unter günstigen Bedingen mit Alges Buch sehr erfreuliche Re- sultate zu erzielen sind und dafs sich zugleich der Unterricht auf die Weise aufserordentlich reizvoll und anregend gestalten läfst. Aber die Macht der gegebenen Yerh&ltnisse wird in den meisten Fällen die An- wendung der Methode ausschliefsen.

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Inhalt: BesenBionen: 171) W. MotBchmann, Die Chanktere bei Lysias (G. ?röipel) p. 289. 172) H. Bögli, Ckma Bede Ar Cädna (Fr. Later* baefaer) p. 292. 173) B. Pöblmann, Zur Geacbichte der antiken Pabliiistik (G. Feiser) p. 295 174) K. Vor» 1er, Spraebe ala Sohöpfnng nnd Entwicklung (J.Keller) p. 297. 176) Friedr. Holzweileig, Obanggbneh Ar den ünter- rieht im Lateiniaehen ; Enrens der Oberseknnda nnd Prima (E. Köbler) p. 902. 176) G. PelliBBier, Etndee de litt^ratnre et de morale oontemponuneB (8.) p. 302. 177) L. Lagarde, La Intte ponr la vie (FrieB) p. 808. 178) Geoige C. WilliamBon, Milton (H« Jantten) p. 304. 179) Ednard Engel, GeBchlcbte der engliseben Literator (K. Pnsch) p 305. 180) Stein, m filier, Breymanns Nenspracblicbe Beform-Literatnr (G. Bolin) p. 309. Anzeigen-

171) Wilhelm Motsohmaim, Die COiaraktere bei Lynat.

Mfiachen, Seitz, 1905. 58 S. 8. Der Scholiast Hermogenes sagt, der Bedoer, der Reichtum und fthn- liehe Dinge darBtellen wolle, lufisBe von besonderen Fällen absehen und typisch zu Werke gehen, und f&hrt dann fort: Biai yccQ o< zotofivoi tönoi Yiyv§iyaa§iiyoi t^) ^vai^ h xalq naifaaYLevaiq. Xfyei y&q oiovg dneQ- y&ßfoi ij Ttma xal oiovg td nlowBip* yuzl ^ ye6vqg %at yfjfag. Aus dieser Notiz, die der vorliegenden Abhandlung zum Ausgangspunkt dient, Bchliefst der Verfasser, dafs Lysias in einer selbständigen, naqaoTMvdi d. h. „Yorfibungen"' betitelten Schrift Charakterstudien allgemeiner Art Aber gewisse gröbere Menschenklassen niedergelegt habe, die rhetorischen Zwecken dienten und yomehmlich als Hilfemittel Ar die rhetorische Be- weisführung gedacht waren. QewiTs ist, dals unser Redner schon früh- zeitig schriftstellerisch tätig gewesen ist. Bei seinem Debüt gegen Era* tosthenes weils er mit Geschick sämtliche Mittel der Sprache die iüfydfiii^ gleicherma&en wie die gorgianische U^tg zu handhaben, was ohne Vor- studien natfirlich nicht möglich gewesen wäre. Aber dafs 7taQa<nLBvai der Titel eines besonderen Buches gewesen ist, will mir nicht recht ein-

290 Nene PhQologiBche RnndschAU Nr. 13.

leuchten. Ich bin eher geneigt anzunehmen, daTs Hermogenes die ^iaeig das ist tibrigens der landläufige Titel solcher Übungen im Auge gehabt hat, die einzelne typische Fälle zum G^nstande hatten und uns zum Teil noch bekannt sind '). Der Verfiisser legt sich mm die Frage yor, ob die erhaltenen Beden eine Bestätigung jener SchoUastennotiz bilden und eine typische Charakteristik aufzuweisen haben. Der Stoff ist in der Weise disponiert, dafs zunächst die Art der Behandlung der Qegner teils in Anklage- teils in Verteidigungsreden eingehend beleuchtet wird; der zweite Teil legt die Darstellung des Sprechers einmal in der Verteidigung und dann in der Anklage dar. Das Resultat, zu dem M. gelangt, ist kurz dieses : wo der Sprecher als Ankläger auftritt, beschränkt sich Lysias auf diejenigen Fakta aus dem Leben des Angeklagten, die einen Schlols auf die Berechtigung oder Nichtberechtigung der Anklage gestatten, und dies auch nur insoweit, als sie als Belege einzelner typischer Charakter- Züge gelten können. Wo sich der Bedner verteidigt, vermeidet er ein näheres Eingehen auf die Persönlichkeit des Gegners, der ihm nur Re- präsentant einer gröfseren Menschenklasse ist, und schliefst damit jede individuelle Charakteristik aus. Verteidigt sich der Sprecher, so zieht er manche Zflge aus seinem sonstigen Leben heran, die streng genommen extra causam liegen, mit einem typischen Bilde aber gut harmonieren. Der als Ankläger fungierende Sprecher läfst seine Person naturgemäfs ans dem Spiele, er erwähnt sie nach M. nur da, wo es den Forderungen der Ethopoeie nachzukommen gilt. Diese Ansicht grfindet sich in erster Linie auf diejenigen Stellen, wo das Bestreben des Redners zutage tritt, die Gunst der Richter fär sich zu gewinnen und als bouhomme zu erscheinen, der die Anklage nicht aus freien Stficken, sondern von der Gegenpartei gezwungen erhebt. Allein man darf nicht vergessen, dafs alle die kleinen Kunstgriffe und Mittelchen, die auf moralischen Effekt abzielen, nicht spezifisch lysianisch sind, sondern so alt wie die forensische Kunst über- haupt, wie sie denn auch ja in den antiken rhetorischen Handbüchern ein stehendes Kapitel ausmachen. Sie anzuwenden ist, wie schon Dionys von HaL bemerkt, das Proömium der gegebene Ort, was natürlich nicht aus- schliefst, dafs sich der Sprecher ihrer auch anderswo im Verlauf der Bede erinnert, zumal wenn er mit Gründen sachlicher Natur zu operieren

1) So nennt Tbeon Plrogymn. c. II ne^l itvaxaXvTitfiQftav nnd nt^i AfißXmawi'f vgl. Wak, Rhet gr. I 165; V 3; VII 16.

Neue Philologische Randuchau Nr. 13. 291

aufserstande ist. Als Etbopoeie darf man dies aber nuter keinen um- ständen ansprechen, es ist vielmehr 6b& i^&og selber, freilich ein konven* tionelleSf wenn ich mich so ausdrficken darf, denn echtes Ethos ist der Moral des Ljsias dorchaos fremd.

Ans dem soeben gegebenen Besumä wird man den Eindruck ge- wonnen haben, dafs M. von der seit dem Altertum bis auf den heutigen Tdg vielgepriesenen Ijsianischen Meisterschaft in der ij^onotta recht wenig übrig läfst Man wird indes seiner Ansicht kaum beipflichten können. Das ftQ^vov xpeCdog seiner Argumentation liegt in der Formulierung der Frage, die er S. 9 gibt: „Wenn irgend jemand, so fand sich ein Logo- graph vor die Entscheidung gestellt, die ihn zwang, zwischen individueller and typischer Charakteristik zu wählen'' als ob ein Eompromifs beider Arten zu den Unmöglichkeiten gehörte ! Sind denn die Reden des Lysias wirklich nur vage Schemata, ohne Leben und individuelle Zeichnung? Sicher nein! Natfirlich hat er, wie die alten rhetorischen Gemeinplätze, 80 auch eine Beihe tralatizischer Figuren verwendet, aber das Typische ist ihm nur die Basis, er bleibt dabei nicht stehen, sondern läfst sich an Individualitäten aus und modelliert ihren intimen Charakter. So weifs Lysias sich mit grofser Kunst dem Stand und Bildungsgrade seines Klienten anzupassen, sich in seine Denk- und Anschauungsweise zu versetzen, und „den Ton der gekränkten Unschuld, des harmlosen Biedermannes ebensogut zu treffen, wie den des Ehrabschneiders und des Wirtes einer eleganten Spielhölle''. (Wilamowitz, Griech. Lit d. Alt. S. 62). Die Ethopoie und die diatinniOig wären aber keine vollständigen, hätte Lysias nicht auch die Diktion dazu verwertet, verschiedene Leute verschieden darzu- stellen. Der Verfasser stellt dies allerdings in Abrede, weil dies Bemuhen doch ganz zwecklos gewesen wäre. Es genüge hier der Hinweis darauf, eine wie ganz anders geartete Stilisierung ein und derselbe Gedanke durch den aus vornehmer Familie stammenden Mantitheos erfährt und durch den aus der faex plebis hervorgegangenen ddiva%og\ näheres in meiner Abhandlung ober die XXIV. Rede, S. 6—10.

Wer rigoristisch urteilen wollte, könnte nicht ohne Grund den Ver- fasser einer Inkonsequenz zeihen. Denn wer behauptet, Lysias habe nur typische Charakteristik angewendet und der individuellen keinerlei Kon- zessionen gemacht, darf nicht fast in demselben Atemzuge dem Bedner das Recht vindizieren wollen, in gewissen „absonderlichen" Fällen den Sprecher anders reden und darstellen zu lassen: die gegen die aufge-

292 Neae Philologische Rundschau Nr. 13.

stellte Regel yerstofsenden Beden mfifsten dann fSglich atbetierfc werden. Diese Konsequenz zog Br uns. Bei seinem eminent künstlerischen Emp- finden nnd der ihm eigenen, seltenen FeinfBhIigkeit merkte er bald hmtos, dars die Charakterisierung in gewissen Beden in einem derart auffallend höheren Grade als sonst verwendet ist, daüs kein anderer Aus- weg blieb, als sie dem Lysias abzusprechen. Ich persönlich habe mit Bruns sehr eingehend über diese Frage Terhandelt, und wie ich mitzu- teilen in der Lage bin, war er selber zuletzt geneigt, seine Ansicht, ab bedinge eine scheinbar allzu scharf akzentuierte Selbstcharakteristik zu- gleich ein grundsfttzliches Abweichen tou den im übrigen von Lysias beobachteten Oepflogenheiten, zu modifizieren und das im Lii Portr. ge- fundene und formulierte Gesetz als etwas zu eng von ihm geMst anzu- erkennen.

Der Verfasser vertritt seine Sache nicht ohne Umsicht und Geschick und trägt auch an seinem Teile durch eine Reihe scharfsinniger Beobach- tungen zum besseren Verständnis der lysianischen Beredsamkeit bei: sein Gesamtergebnis aber mufi ich ablehnen.

Kiel. Chuitaw IRRIrpeL

172) H. Bögli, CioeroB Bede fttr A. Cftdna. Beilage zum Jahresbericht des Gymnasiums Burgdorf (Schweiz), in Kommission bei G. Langlois, 1906. 58 S. 8. Ji 1.25.

Sex. Äbutius entrifs dem A. Gäcina 69 v. Chr. eine ihm durch ein Testament zufollende Besitzung mit Waffengewalt und wurde daher durch ein prätorisches Interdikt aufgefordert, diesen unrechtmäfsigerweise erlangten Besitz ohne Widerrede aufzugeben und seinen Anspruch auf gesetzliche Weise geltend zu machen. Da er sich dessen weigerte, wurde er zu einer Wette {sponsio) um die Ugitima pars, wohl den dritten Teil des durch die Zensoren festgesetzten Wertes des streitigen Gutes, gezwungen und vor ein Gericht von Sachverständigen {recuperatares) gestellt. Bei der dritten Verhandlung in diesem verwickelten Streite hielt Cicero seine durch neue Interpretationen juristischer Ausdrücke, lichtvolle Rechts- belehrungen und scharfe Logik ausgezeichnete Rede fQr den Kläger Gäcioa. In der Narratio fiEifste er die Vorgeschichte des Handels so nachlässig und kurz zusammen, dafs wir über manche bedeutsame Dinge im unklaren bleiben. Ebenso sind in § 94 die Beweise für den Besitz Gäcinas an diesem Gute nur kurz zusammengefafst, und in § 95 ist ein wichtiger

Nene Philologiaebe Bnndflehan Mr. 18.

Absehnitt der Rede, in welchem das Eigentum Oftdnas an dem Streit- objekt dargetan wurde, ausge&Uen, wie aus g 104 m^ id ipsum docutsse^ ftmdum esse Caednae ersichtlich ist

So gibt denn diese Bede Anlab zu vielen Rechtsfragen, fiber Rechts- geschftfte zwischen Ehegatten, fiber Brbeinsetzung und Legate an Frauen nach der Lex Voconia, fiber Erbteilnng durch einen Schiedsrichter, fiber die Ausstolsung eines Ansprechers aus einem Grundstfick mit erlaubten und unerlaubten Mitteln {deieetio vi moribus und deiectio vi eoactis ho- niimbm)^ fiber die in solchen Fällen fiblichen Interdikte und Elageformeu, fiber den Abschluis der Wette und den Wettprozefs mit Gefährdung der bfiigerlichen ünbescholtenheit (iudicium turpe).

BOgli erzählt zunächst die Vorgeschichte des Prozesses. Er erklärt, wie es möglich war und welchen Zweck es hatte, daTs M. Fulcinius seiner Frau Gäsennia ein Landgut yerkaufte. Dazu erwarb sie nach dem Tode des Gatten und Sohnes bei der Erbsteigerung durch den Sex. Ibutius den Fundus Fuldnianus. Ihr Testament bestimmte ihren zweiten Gatten Ca- dna, den Freigelassenen M. Fulcinius und den Sex. Äbutius als Erben, letzteren ffir eine sexttda, % Unze, d. h. 77t. Cum ipse sextülam suam nimium exaggerarei, nomine heredis arbitrum famüiae herciscundae posUdavii,

Über die actio familiae herciscundae handelt Bögli S. 10—23. In einer sorgfältigen Erörterung der Worte Ciceros und mit Benutzung vieler juristiscber Hilfsmittel stellt er fest, dafs nicht der die Erbschaft besitzende Oädna dieses Begehren der Teilung durch einen Schiedsrichter stellte, wie man bisher annahm, pondem der erst Mitbesitz fordernde Äbutius.

Da Oäcina sich nicht widei'setzte , behauptete Äbutius nun, er habe den Fundus Fulcinianus auf jener Steigerung als Eigentum erworben, Gä- sennia habe nur durch das Testament des ersten Mannes den lebensläng- lichen Nieüsbrauch gehabt. Man einigte sich, beide sollten an einem bestimmten Tage mit Zeugen auf jenes Grundstfick gehen und Äbutius solle Oäcina mit scheinbarer Gewalt austreiben. Mit dieser rechtmäfsigen vis ac deductio oder deiectio vi befafst sich Bögli S. 29 42. Da wir keinen Fall kenneu, in dem sie durcbgeffihrt wurde, so ist ihr Wesen und Zweck unklar. Sicher erscheint, dafs keinem der beiden Gegner durch diesen Akt ein Vorsprung im Eigentumsanspruch erwuchs.

Hätte Äbutius die Deductio in öblicher Weise vollzogen, so wäre ihm vom Prätor das Interdiktum de vi zugestellt worden : Unde tu, Sex. Aehuti,

294 Neue Philologische RundBchau Nr. 13.

atU famüia aut procurater hius Ä. Caecinam aut famüiam aut pro^ curatarem Ä. Caecinae in hoc anno vi deiecisti, cum ille possideret^ quoä nee vi nee elam nee precario a te possideret, eo A. Caecinam restihuu. Er hätte nach Cic. pro Toll. 45 vier Einreden erheben können: non possedisse Ä. Caecinam vel vi ab se possedisse vel elam vd precario. Da Äbutius keine dieser Einreden begrfinden konnte, so verfiel er auf eine Spitzfindigkeit. Er wollte dem Interdikt entgegentreten mit der Einrede: non deieeif sed reieci, Mch habe Gäcina nicht ans dem Gut heraosgestorsen, sondern ihn gehindert, es zu betreten .

Als Oäcina an dem verabredeten Tag mit Freunden und Bechts- beiständen an das streitige Onindstfick herankam, wnrde er von Äbutina und einer bewaffneten Bande unter Lebensgefahr verjagt Darauf erliefo der Prätor P. Dolabella das Interdikt de vi armata: ünde tu. Sex, Aebtäi, aut famüia aut procurator tuus A. Caecinam aut famüiam aut procuratorem A. Caecinae in hoc anno vi hominibus coactis armatisve deiecisti, eo A. Caecinam restituas. Indem er dem Äbutius jede Einrede abschnitt, forderte er ihn auf, den mit Waffen erlangten Besitz aufzu- geben. Statt zu gehorchen und den Rechtsweg zu betreten, erhob Äbutius die Einrede: non deieci, sed reieci; non possidebat. Über dieses Interdikt spricht Bögli S. 42 f. Er gibt zu , dafs dieses Interdikt für den Ruf des Beklagten gefährlich erscheine. Dagegen meint er mit Savigny u. a. im Gegensatz zu Cicero: „Dafs zur Dejektion im Sinne des Interdikts Besitz erforderlich ist, wird eben im Interdikt als selbstverständlich vorausgesetztes und billigt die Einrede des Äbutius. Damit ist aber der unterschied der beiden Interdikte aufgehoben.

Sulla befiehlt durch ein Gesetz Volaterranos eodem iure esse, quo fuerint Ariminenses; quos quis ignorat duodecim eoloniarum fuisse? Äbutius warf dem Gäcina vor, er könne nicht Erbe der Cäsennia sein, weil er Volaterraner sei. Nach den Rechtsgelehrten forderte nun Cäcina den arbiter familiae herciscundae, um den Äbutius zu verleiten, ihn als Erben an- zuerkennen. Bögli zeigt, dafs umgekehrt Äbutius den Schiedsrichter verlangte. Wenn er nun aber aus den Rechtssatzungen den Schlufs zieht: „Sodann hatte der arbiter zunächst Gäcinas Erbrecht zu untersuchen und darfiber zu entscheiden 'S so glaube ich, dafs dieser für andere Fälle richtige Satz hier eine Ausnahme erleidet. Hätte der arbiter dem Cäcina das Erbrecht abgesprochen, weil er Volaterraner sei, so hätte er das Recht vieler BQrger verletzt, da diese bisher nach Cicero § 102 a civü)us Bomanis heredittUes

Nene Philologische Rnndachaa Kr. 18. 295

a^ere konnten. Die Volkstribunen bitten dem Gftcina beigestanden und hätten die Sacbe dem Senate oder Volke voiigel^ Darum erschrak GScina nicht ob der Bede des Äbatius. Hätte Gftcina das Erbe ver- loren« so wftre es nach den Becht^elehrten an M. Fuldnius und Äbutius gefallen; Bögli S. 19 wendet nichts ein. Da fflr diese beiden nur^ü bestimmt war, so hätten die Gognati der Gftsennia das Übrige beansprucht

ytPiso hat vor dem Bichterstuhl der Wissenschaft den Prozeis ge- wonnen" (S. 57). Er sagte: a) reieeit, non deieeU, b) Gftcina ist nicht milabandelt worden, o) da Gftcina den Fundus nicht betrat, so ist er nicht dorthin zu restituieren. Mit diesen negativen Behauptungen konnte er dem Äbutius den Besitz des Landgutes nicht verschaffen, um den Prozeis ZQ gewinnen, raubte er extra causam positive Beweise fOr das Eigentums- und Besitzrecht des Äbutius vorbringen. Die Widerlegung derselben fehlt; sie stand in der Lücke § 95.

Bnrgdorf bei Bern. Fraas Lmierbaoher.

173) Bobert Pöhlmann, Zur Oesohidite der antiken Publi- zistik. (Sep.-A.) München, O. Franzscher Verlag (J. Both), 1904. 8. 3—79- 8. Die bedeutsame Schrift beschäftigt sich mit den beiden bekannten, an Gftsar gerichteten pseudo-sallustianischen Pamphleten und sucht, wenn anch nicht geradezu ihre Echtheit, so doch ihren politischen und histo- rischen Wert durch eine eingehende Untersuchung zu erweisen. Es liegt auf der Hand , von welcher Bedeutung es f&r die Geschichte der antiken Publizistik wäre, wenn der Nachweis gelänge, dars diese beiden Schriften, die gewöhnlich in eine sehr späte Zeit, etwa gegen Ende des 1. Jahr- honderts n. Chr. gesetzt werden, in die Zeit Sallusts gehören. In dem ersten Teil seiner Schrift beschäftigt sich Pöhlmann mit den Aigumenten, welche die Sprach- und Stilkritik gegen die Echtheit der Pamphlete vor- gebracht hat. Die wuchtigen Angriffe, die er g^en die Methode dieser Kritik überhaupt richtet, werden auch den, dem sie zu scharf erscheinen, zun Nachdenken darfiber veranlassen, ob man nicht wirklich in der Sprach- statistik vielfach mechanisch und schablonenhaft verfahre, in der „Paral- lelenjagd'^ zu weit gehe. Es gelingt P. in einzelnen Fällen nachzuweisen, dab die angebliche Anlehnung an sallustische Stellen nur eine sehr schein- bare ist. Es bleiben aber doch auch so starke Obereinstimmungen fibrig, wie im zweiten Pamphlet 8, 4 malitia praemiis exercetur; ubi ea demp-

296 K«iie Pbilologiaebe Bandfchau Kr. 18

seris, nemo omDiam gratuito malus est; und Historien, Bede des Philippos § 9: nam nbi maloe praemia secnntor, band fiusUe qaisqnam giatuito bonns est. Am frappantesten jedoch ist die Obereinstimmnng einer Stelle der Pseadosallnstianischen Inveküve, in Cioeronem (UI,5) meroennarios patronns, cnins nulla pars corporis a tnrpitndine vacat, lingna vana, manne rapacissimae, gnla immensa, pedes fngaces: qnae honesto nominari non possnntt inhonestissima mit einer Cbamktoristik des L. Domitins im zweiten Pampbiet (9, 2) qnoins nnllom membmm a flagitio, ant fiusinore vacat: lingna vana, manne cmentae, pedes fngaces: qnae honesto nominari neqne- nnt« inhonestissima, dafs hier einer den anderen benutzt bat, ist Uar, nnd wenn meine Annahme (De invectivis qnae Sallnstii et Ciceronia nominibm femntnr. Programm des EgL Berger^Gymnasinms und der Oberrealschole Posen 1903, 8. 10) richtig ist, dafs sich in der Invektive keine Tatsache findet, die sich nach dem Jahre 53 vor Christus ereignet hat, so ist es das weitous Wahrscheinlichere, da(s der Pamphletist hier die Invektive benutzt bat Der zweite Teil gibt eine genaue historisch- politische Analyse der beiden Pamphleto und zwar zunftchst des zweiten. Als den eigentlichen Anlafs zu seiner Abfassung erweist Pöhlmann den Staatsstreich des Konsuls G. Claudius Marcellus, der sich anfangs Dezember des Jah- res 53 auf eigene Faust mit Pompejus dahin in Verbindung setzte, dab dieser den Oberbefehl fiber die Truppen in Italien übernahm, während man bisher als wirkliche oder fingierte Abfassungszeit das Jahr 51 oder das Ende des Jahres 46 annahm. Schritt für Schritt folgt Pöhlmann dem Pamphletisten, um darzutun, dafs die Situation, aus der heraus er schreibt oder zu schreiben vorgibt, historisch richte gezeichnet ist. „Der Autor bat'S um Pöhlmanns Worto zu gebrauchen, „aus einer verworrenen Zeit, in welcher Verhandlungen und Entscheidungen sich förmlich dr&ngten, ein Augenblicksbild gegeben, welches die wichtigsten Momente so scharf und klar hervorhebt, wie es nur auf Omnd einer klaren Anschauung der Zeitverhältnisse möglich war.'' Pöhlmann weist nach, dafs der Charakte- risierung Cäsars und seiner aristokratischen Gegner ein hoher selbständiger Wert zukommt. Und dafs das, was er über die Vergangenheit der Be- publik sagt, eine lebendige Anschauung der politischen und sozialen Ver- hältnisse erkennen läfst. Demnach verdienen auch die Beformvorschlfige des Pamphletisten, die auf eine Emanzipierung der Regierung, Justiz and Verwaltung von der Herrschaft des Kapitals hinaushiufen, gröfsere Beach- tung, als man ihnen bisher geschenkt hat Freilich ist ja gerade in den

Neue Philoloi^he RnodBohan Nr. 13. 297

ErwartoDgen, die er an die Erffillangen seiner VorscUSge knfipft, viel hohle Bbetorik enthalten, aber man wird Pöhlmann zugeben dürfen, dafs hier jedenlalls eine Leistung vorliegt, die ein nicht geringes politisches Wissen verrftt nnd den Ideengehalt der sallustianischen Zeit geschickt reproduziert Weniger überzeugend wirkt der Versuch Pöhlmanns, die Möglichkeit zu b^ünden, dafs auch das andere Schriftstück, das uns in die Zeit nach Oäsars Sieg, in die Ära der Beform selbst hineinversetzt, von demselben Verfasser herrühre. So geschickt F. auch hier die wenigen Weizenkömer von der Spreu zu sondern versteht, so mufs doch auch er zugeben, dafs hier die rhetorische Phrase fiberwuchert und dafs es au historischem Wissen und politischem Verständnis weit hinter dem anderen zurückbleibt

Pöhlmanns Schrift gebührt nicht nur das Verdienst, die Frage nach dem Werte der beiden pseudosallustianischen Pamphlete noch einmal auf- gerollt und sehr Bedeutsames zu ihrer Lösung beigebracht zu haben : die geistvollen Bemerkungen, mit denen er seine Ansichten begründet, sind zugleich ein wertvoller Beitrag für die Geschichte des Konfliktes zwischen Cüsar und Pompejus überhaupt.

Posen. O. Polaer.

174) Karl Vofsler, Sprache als Schöpfung und Entwicklung

eine theoretische Untersuchung mit praktischen Beispielen. Heidel- berg, Carl Winters üniversitätsbuchhandlung, 1906. VIII und 154 S. 8. ^ 4 -

Das menschliche Sprechen ist nach Vofsler in allen Fällen unmittel- bare Verlautbarung einer inneren Anschauung und somit immer Sprach- schöpfung. Die innere Anschauung aber ist immer individuell, also unendlich vielfältig durch Faktoren der Stimmung, Auffassung, Vorstellung, des Grades der Klarheit und der Geistesstärke bestimmt. Somit ist die innere Anschauung bei verschiedenen Individuen, ja selbst bei demselben Individuum niemals die gleiche, und ebensowenig ihre Verlautbarung, wenn auch anscheinend die gleichen Worte gebraucht werden. Alles Sprechen ist als Sprachschöpfung raumlos und zeitlos, ein Sprung aus dem metaphysischen Sein des reinen Geistes, der wir sind, in die Welt des Bäumlichen und Zeitlichen. Sprechen ist also eine Offenbarung des reinen Geistes. Demnach ist auch der erste wortähnliche Laut, der sich dem ersten noch halbtierischen Menschen wesen entrang, nicht in höherem MaH^e

298 Nene Philologiaohe Rmidschaa Nr. 13.

SprachscbOpfoDg als alles Sprechen aller beutigeii Menschen. Es li^gt anf der Handf dafs hiernach alles Sprechen einen schöpferischen Laut- wandel darstellt. Aber auch das HnngergebrClll des Löwen und das Schnurren der Katze am Ofen, also jede Lantgebnng jedes Tieres, soweit sie Ausfluls einer inneren Stimmung ist, stellt einen 8ch<^feri8chen Laut- wandel dar. Also ist auch das Schnurren der Katze ein ^rung ans ihrem metaphysichen Sein in die Welt des Bäumlichen und Zeitlichen, eine Offenbarung des reinen Katzengeistes; wenn auch V. diese letzte Kon- sequenz nicht au£fgesprocben hat.

Aller schöpferische Lautwandel hat nach V., weil er durchaus indi- viduell ist, den Charakter des Monologischen. So viele geistige Inhalte es gibt, ebenso viele Lautvariationen gibt es. Mehrdeutigkeit von Worten ist Täuschung, sie existiert nicht. Genau mit der Variante des Inhalts variiert der Laut. Diese unendliche und immer individuelle Lautvariation ist wissenschaftlich nicht fafsbar, schon deswegen gibt es keine Laut- gesetze. Die Sprache als ununterbrochen fortdauernde Schöpfung des reinen Geistes entzieht sich aller Gesetzlichkeit Der reine Geist ist ja seinem Wesen nach frei. Allerdings heifst es an anderer Stelle, jede bestimmte Gemütsverfassung müsse immer „haarscharf*^ denselben Laut erzeugen, und wenn V. dabei noch die Platonische Auffassung ausspricht, der Geist sei bei allen Menschen der gleiche quantitative unterschiede gibt er jedoch zu , so müfste man doch zu dem Schluis kommen, dieser reine Geist arbeite wenigstens in der Sichtung auf seine Verlautbarung rein mechanisch, und es sei so die schönste Grundlage für die Erweisung der allerstrengsten Gesetzlichkeit auch des allerindividuellsten Lautwandels gegeben; und es wäre seltsam, wenn dieser strenge Mechanismus sich nicht unter allgemeinere Gesichtspunkte bringen liefse. Msn müfste hiemach sogar eine doppelte Grammatik '* aufstellen können, eine, die die inneren Anschauungen aus den Lauten erschliefsen lehrte, und eine, die dazu an- leitete^ aus der inneren Anschauung die Laute zu konstruieren, und diese letztere Grammatik müfste eigentlich die mafi^ebenden Gesichtspunkte für die Laute aller Sprachen aufisteilen, wäre also eine Universalgrammatik aller Sprachen und Dialekte der Welt. Aber freilich ist bei diesen Aus- führungen über den immer individuellen schöpferischen Lautwandel das überlieferte Material der Sprache nicht mit in Betracht gezogen, das die verschiedenen Sprachen und Dialekte konstituiert, so dab alles, was über Sprache als Schöpfung gesagt ist, eigentlich nur für den Gefühlsakzent

Nene Pbilologiscti« RondKhau Nr. 13. 299

der Sprache in seinem weitesten umfang Geltang haben kann. Aber ob auch nur auf diesem Gebiet die erwähnte haarscharfe Entsprechung von GemOlsIage und Verlautbarung statthat, ist zum mindesten nicht zu er- weisen, y. selbst scheint gelegentlich wieder die postulierte haarscharfe BespoDsion aufzugeben, wenn er z. B. von sQditalienischen Dialekten sagt (S. 63), dafs dieselbe innere Läget die zur Diphthongierung gefahrt habe, auch zur Monophthongierung fahren könne.

Der schöpferische Lautwandel nun, den jedes Sprechen individuell vollzieht, stellt Myriaden von sprachlichen Keimen dar, die in das, was T. Sprachentwicklung nennt, eingehen könnten, die aber doch mit verechwindenden Ausnahmen ffir diese Entwicklung verloren gehen. So- fern nämlich die Sprache auch ein soziales Phänomen ist, hat sie eine Entwicklung. Einzelne Lautvariationen finden allgemeine Aufnahme und Fixierung durch Analogie und Tendenz des Gesamtwillens oder des Gesamt- instinkts. Es ist nämlich nach V. ein Irrtum, den Lautwandel ffir generell anzusehen statt ffir individuell, fflr gesetzmäfsig, statt ffir frei. Der Irrtum konnte dadurch entstehen, dafs mehrere Individuen unabhängig vonein- ander zu ähnlichem Lautwandel geffihrt werden, weil Ausgangspunkt und MiUeu für viele Individuen so gnt wie gleich sind. Indem man nun das Ähnliche als gleich hinnahm und das entwicklungsgeschichtlich Aus- geglichene als a priori bestimmt auf&fste, entstand der irrige Glaube an generelle Lautgesetze. Der individuelle Faktor der Sprachschöpfung, den V. auch als die theoretische Seite der Sprache bezeichnet, differiert ins Unendliche; der praktische willkfirlicher Analogie vereinigt zur Sprach- gemeinschaft. Die auf dem rein sozialen Entwicklungsgebiet der Sprache zur Erscheinung kommende Gesetzmäfsigkeit des Sprachlichen entzieht sich jeder ästhetischen Erklärung. Sie erklärt sich vielmehr ohne weiteres aus der sprachlichen Faulheit Da nun dem Verfasser schon die Erklärung der Lautvariabilität aus ünvollkommenheiten der richtigen Aus-, spräche ab Ausflufs der allerverruchtesten Weltanschauung^* erscheint, so mfifste doch die Erklärung des Gesetzmäfsigen in der Sprache aus sprachlicher Faulheit der Ausflufs einer womöglich noch verruchteren Weltanschauung sein, wenn denn doch einmal die möglichen Weltanschau- ungen nach Graden der Verruchtheit eingeteilt werden sollen.

Wie sich nun freilich ans dem schöpferischen Lautwandel durch sprachliche Faulheit die verschiedenen Sprachen mit ihrem Wortschatz und ihrer analogischen Formenfülle herausbilden, das hat V. nicht näher

SOG Neue PhilologiBche Kundschau Nr. 13.

ausgeführt. Auf dem Gebiete der Sprachentwicklung läTst sich nach V. ein wesentlicher Unterschied zwischen Lautwandel und aualogischen Spi-achbildungen nicht konstruieren. Beide sind psychischen Ursprungs« Beide treten sprunghaft in die Erscheinung nach einer Reihe von Mittel- stufen, die sich der Beobachtung entziehen. Die Analogie selbst ist psy- chische Machtfrage: die häufiger gebrauchten Formen attrahieren die sel- tener gebrauchten. Aber die Wurzel dieser Erscheinung ist nicht in der sozialen Wechselwirkung zu suchen, sondern in der „theoretischen'' Welt der geistigen Verwandtschaft, d. h. in der Qualität des Anschauungs- vermögens, die bewirkt, dals ähnlichen Anschauungen ähnliche Laute ent- sprechen. Das Individuelle ist hiemach mit und ohne Wechsel- verkehr Sprache als Schöpfung und das Gemeinsame und Begelmäfsige mit und ohne Wechselverkehr Sprache als Entwicklung. Wie die hier ausgesprochenen positiven Faktoren der Entstehung des Begelmäfsigen in den Sprachen (psychische Machtfrage, Attraktion, Analogie) sich zu jenem negativen Erklärungsprinzip der sprach- lichen Faulheit verhalten, wird nicht weiter ausgeführt.

Obwohl nun V. zur Erklärung des Begelmäfsigen, sog. Gesetzlichen in -der Sprache immer wieder auf Gesamtwillen und Geeamtinstinkt, auf Generalität der Anschauung u. dgl. zurückkommt, so verwirft er doch alle Völkerpsychologie und somit die ganze Basis des Wundtschen Werkes über die Sprache. Und obwohl er von der Ansicht ausgeht, dals einer bestimmten inneren Anschauung und Gemfitslage ein ganz bestimmter Laut entsprechen müsse, und zwar bei Mensch und Tier, so lehnt er doch die Auffassung der Sprache als eines Naturproduktes ab. Und obgleich er für alle sprachlichen Erscheinungen mit vollem Becht psychologische Er- klärung versucht und gelegentlich mangelhafte psychologische Erklärungen anderer rügt, so weist er doch im schärfsten Gegensatz zu Max Müller jeden Versuch der Psychologen von Fach, das Sprachliche aus dem Psy- chischen zu erklären, mit Entrüstung zurück. Die Psychologen „mit ihrem naturphilosophischen Mischmasch sind uns allen ein Greuel und eine Gefahr geworden''. Wundts Psychologie beschäftige sich nur mit Phäno- menen der Psyche, Ästhetik dagegen (und somit die ästhetische Sprach- forschung V.s) und Logik untersuchten den Geist, sofern er Schöpfer und unbedingte Ursache sei. Wer also Psychologie zur Grundlage von Ästhetik und Logik macht, „der zäumt seinen Gaul am Schwänze auf". Also müsse Psychologie aus Ästhetik und Logik erklärt werden, das Bedingte

Neue Philologische Rundschau Nr. 13.

nod Belative aas dem Unbedingten nnd Absoluten , nicht aber umgekehrt. Alle diese Behauptungen würden nach unserer Meinung hinfällig sein, wenn Wundt seine wissenschaftliche Besonnenheit aufgeben und frischweg wie y. selbst vom reinen Oeist ^^ und der ,, unbedingten Ursache'^ als einer bekannten Orölse reden wollte. Aber der „vorsichtige Empiriker" weifs, dafs wir wissenschaftlich nur berechtigt sind, von Phänomenen des Psy- chischen zu wissen, zu denen eben auch alles Sprachliche als ein Teil dieser Phänomene gehört. So scheint es uns die selbstverständliche Auf- gabe jeder wissenschaftlichen Psychologie zu sein, die sprachlichen Er- scheinungen alle in den Kreis ihrer Betrachtung zu ziehen. V. steht mit seinen Anschauungen anf diesem Gebiet ganz auf dem Boden der Auf- fassungen von Benedetto Groce.

und wenn V. sich so scharf gegen Lautgesetze wendet, weil damit wohl dem reinen Geist, der doch frei ist, Zwang angetan wäre, aber doch allenthalben Tendenzen und Richtungen des Gesamtinstinktes oder Ge- samtwillens einer Sprachgemeinschaft annimmt, so scheint es sich uns fast nur um Verschiedenheiten des Ausdruckes zu handeln. Wir glauben nicht, dafs ein besonnener Sprachforscher unter Lautgesetz jemals etwas anderes verstanden hat als die Tatsache einer generellen Richtung oder Tendenz der Aussprache, die in ihrem Ergebnis zur annähernden Regelmäfsigkeit oder Gleichartigkeit einer Reihe von lautlichen Erscheinungen geführt hat Schwerlich wird man jemals das Wort im Sinne eines Gesetzes verstanden haben, das von irgend aufsen her auf die Funktionen der Sprecborgane einwirkt und sie zu analoger Betätigung zwingt Es kann doch wohl nichts anderes bedeuten als Feststellung des auf Grund einer Gesamttendenz tat- sächlich Gewordenen.

Interessant und schön sind V.s Ausführungen in den praktischen Teilen. So wenig wir den Darlegungen seiner ph ilosopbischen Einleitung mit ihrer scharfen Sonderung von Intellekt iind Willen zu folgen ver- mögen, so zutreffend und fein finden wir seine ästhetischen Bemerkungen und Ausführungen zu italienischen und französischen poetischen. Texten und seine psychologischen Deutungen von Erscheinungen des Lautwandels im Französischen älterer und neuerer Zeit. Auf diesen Gebieten werden die Vertreter der neueren Sprachen vieles Neue und Schöne, vieles An- regende und für den fremdsprachlichen Unterricht Instruktive finden.

Lörrach. J. Koller.

Neae Philologiache Rundschan Nr. 13.

175) Friedlich Holzweifsig, DTbrn^fibuch ttr den Untemcht

im Lateinischen. Kursus der ObersekaDda und Prima.

Hannover, Nordd. Verlagsanstalt 0. Goedel, 1905. XII u. 342 S.

gr, 8. ^ 3. .

Das Buch enthält in den ersten 11 1 Stöcken oder Paragraphen S. 1—93 Einzelsätze zur Etnflbung der stilistisch -grammatischen Eigen- tflmlichkeiten der lateinischen Sprache, zu denen auf S. 292 317 in ebenso vielen Paragraphen lateinische Beispiele aus der Grammatik gegeben werden. Es folgen dann bis S. 228, namentlich fQr IIa bestimmt, zu» sammenhängende Übungsstficke, deren Inhalt aus der römischen Geschichte besonders des ersten und zweiten Punischen Eri^es genommen ist. Der dritte Abschnitt von S. 229—236 behandelt die Beschäftigung mit Kunst und Wissenschaft bei den Römern, der vierte von S. 236 291 umfafst die Entwicklung der römischen Literatur bis zu ihrem Verfalle. Am Schlosse ist nach der Folge der Paragraphen ein Wörterverzeichnis hinzugefQgt^ welches diejenigen Vokabeln enthält, die nach des Verfassers Erfahrung nicht fest im Gedächtnisse der Schüler hafteten. Das Buch ist gut and praktisch angelegt; ob freilich der Teil Ober die Entwicklung der römischen Literatur, in welchem den Schölern eine ganze Reihe von Schriftstellern vorgeführt wird, die sie nie lesen und kennen lernen werden, in allen Stücken gerade angemessen ist, darüber läfst sich streiten. Ebenso mag^ man über einzelne lateinische Ausdrücke und Vokabeln anderer Ansicht sein. Aber im ganzen ist das Buch jedenfalls sehr empfehlenswert und wird beim Unterrichte von grofsem Nutzen sein. 8. 182 connubium und S. 238 vs. Satuminus sind wohl Druckfehler.

Bückebarg. E. KBUer.

176) (Jeoi^eB Pdliseier, Stades de littöratnre et de morale oon*

temporaines. Püris, Ed. Gornffly, 1905. 324 S. 8. 3 fr. &o. Diese Studien des ausgezeichneten Verfassers des Mouvement litt£-» raire au XIX*Si%cle und des Pr^cis de Thistoire de la litt^* rature fraufaise geben wieder vorzügliche Proben seines besonnenen^ eindringenden und umfassenden Urteils ab. Andere mögen ihn an Eigen<^ artigkeit oder Kraft der Auffassung überragen, wir wüfsten aber kaum einen anderen neueren französischen Kritiker, Lanson ausgenommen, der gerade ausländischen Bedürfnissen durch seine Art der Darstellung besser entsprechen würde. Pellissier gibt in der Regel nur in sich abgeschlossene

N«ii6 PlulologiMhe Bondachaa Nr. 18.

Dantellimgeii und kommt auf diese Yfem dem Wonscbe der Nicht- temown mehr entgegen. Zuitchst b^;egnen wir einer kleinen Abband- lang über iffiranzöfiische Literatur am AnfEuig des 20. Jahrhunderts ^S eine willkommene Übersicht der jetzigen literarischen Strömungen. Zu be-> merken wftre hier namentlidi die entschiedene Stellungnahme gegen das «EfinsUiche^^ und„OberflSchliche'^ des Brunetitoeschen Brolutionismus und was Pellissier zugunsten der freien metrischen Gestaltung der franzteischen Poesie durch die Symbolisten änisert Gute und zutreffende Bemerkungen finden sich in dem Genfer Vortrage fiber le style noble et la tra- g6die classique. Nur ist es nicht richtig zu sagen, dals Brifaut die Namen der Peisonen in einer Tragödie ,,que le public avait mal re^ue'* äderte und so aus einer spanischen im Handumdrehen eine assyrische machte. Diese ergötzliche Umwandlung geschah auf Veranhissung der sehr kitzUchen napoleonischen Zensur vor der Auff&hmng und weil der Krieg mit Spanien eben angebrochen war. (Vgl das eigene Zeugnis Bri- faxkts im Thäfttre en France von Petit de Julleville, S. 356.) Es ist interessant, in Sainte-Beuve et Taine et la critique litt^raire einen starken Bfickschlag gegen Taine zu konstatieren: ^^Du syst&me de Taine rien ne restera que ce qui provenait de Sainte-Beuve.*^ Dieselbe Strömung hat sich auch auf rein geschichtlichem Gebiet auffallend be- merklich gemacht. In Voltaire philosophe siebt P. im Gegensatz zu Brunetiire und Faguet eine Art Positivist, der sich sehr gut der Grenzen des menschlichen Verstandes bewufst war und deswegen auch jede Metaphysik verachtete: „affirmer'\ sagt er, „n'est permis qn*en gäo- m4trie.'' '— Ferdinand Fahre bringt bemerkenswerte Aufzeichnungen über diesen grofsen noch immer verkannten Schriftsteller. Zu erwähnen wäre noch Taffaire Dreyfns et la littörature franfaise. M. de Vogfi^ romancier. Les Amitids franfaises de M, Maurice Barr^. Le pysan dans notre littirature moderne. La langue litt^raire moderne. M. Henri de B^gnier und La conversion de M. Ferdinand Bruneti^re, wo P. einen entschieden freisinnigen und republikanischen Standpunkt vertritt. 8.

ni) Louis Lagarde, La lutte pour la vie* (Violets Sprach- lehmovellen.) Stuttgart, Wilh. Violet, 1906. VIII u. 144 S. 8.

geb. Jf 2. 50. Wie der Titel besagt, ist das kleine Buch ausdrficklich zu dem Zweck geschrieben, die französische Sprache zu lehren und gleichzeitig die Be-

304 Nene Philologische Rnndechan Nr. 18.

kanntscbaft mit den Erscheinnogen des praktischen Lebens in Frankreicb zu vermitteln. Als erste Lektflre eignet es sich auch fftr unsere höherei» Schulen, wenngleich der Inhalt manchmal recht naiv ist und man oft die verstimmende Absicht merkt, möglichst viel zu bringen. Der Held der Erzählung ist leider auch zu viel „Held^^ im Stil der veralteten Booiane und ein wahres Muster von Edelmut und Tficbtigkeit; er hat alle Mflhe und Not des Lebens gekostet und wird schliefslich der Schwiegersohn seines reichen Prinzipals. Dals S. 141 einzelne Stellen vorkommen, die sich scbon auf S. 102 und 103 fast wörtlich fanden, hätte der Verfasser vermeiden sollen. In einem besonderen Anhang von 29 Seiten werden Anmerkungen zu dem Text gegeben, teilweise in französischer Sprache; das Deutsche ist darin nicht ganz einwandfrei, die Bezeichnung der Aussprache seltsam. Nauen. Fries.

178) Oeorge C. WilliamBon, Milton. London, 0. Bell & Sons, 1906. 113 S. kL 8. S. 1,

Ein hübsches, kleines B&chlein aus BdVs Miniature Series of Greai Wrüers, vorzuglich geeignet, die erste Bekanntschaft mit dem Dichter zu vermitteln, sachlich zuverlässig, gut geschrieben und schön ausgestattet,, namentlich mit ffinf wohlgelungenen Bildern und zwei Handschriften- nachbildungen. S. 9 57 enthält einen geschickten Lebensabrils, wobei merkwürdigerweise die Tatsache fibergangen ist, dafs im 18. Jahrhundert des Dichters Gebeine nach der Westminsterabtei überfahrt wurden. Es folgt dann eine Charakteristik der Prosawerke (S. 58—66), die zwar fast völlig, auch in England, vergessen sind, aber fQr den Forscher und für die Kenntnis von Miltons Leben und Charakter bedeutenden Wert haben^ femer eine allgemeine Würdigung der poetischen Werke (S. 67 86), bei der fi-eilich manches, z. B. VAUegro und II Penseroso, etwas kurz weg- kommt — aber vielleicht nur, weil diese Gedichte in England noch zum Gemeingut der Gebildeten gehören und in sehr weiten Kreisen bekannt sind und endlich, wohl der beste Abschnitt des Buches, eine sehr gute Inhaltsangabe und Beurteilung des Scmson Agonistes. Den Schlufs bilden einige Bemerkungen über Miltonliteratur und Bildnisse des Dichters»

Königsberg i. Fr. HermaBn Jaatsen.

Nene Phaologitche Bnndjchan Nr. 18. 805

179) Bdnaxd Bngelt Gesehidite d«r engliiehen Litoratiur

TOD den AnODgen bis sar Gegenwart. Mit einem Anhang: Die nordamerikanische Literatur. 6. Anfl. (In neuer Be- arbeitung.) Leipzig, Julius Baedeker, 1906. YIII u. 588 S. gr. 8. Ji 8.—.

Der Yerfiuser des nunmehr in sechster Auflage erschienenen Werkes will ein Handbuch der gesamten Literatur englischer Sprache liefern. Daher ist auch die Gegenwart und die nordamerikanische Literatur mit eingeBchlossen. Das ist jedenfalls sehr anerkennenswert. Dienen soll das Bach den Freunden schOner Literatur, Lehrern, reifenden Sohfilem und Schfilerinnen höherer Lehranstalten. Eine gewisse Yollständigkeit auch des weniger Wertvollen soll ihm die Eigenschaft eines Nachschlage- werks verleihen. Da aber das Werk bauptsftchlich zum Genuis der eng- lischen Literatur hinleiten soU, so hat der Verfiisser in der Hauptsache nur literarische Erzeugnisse von geschichtlicher Bedeutung und künstle- rischem Wert aufgenommen. Der Verfosser will absehen von eingehenden schfilerhaften^ Inhaltsangaben, besonders von Bomanen, da er auf die selb- ständige Beschäftigung mit der englischen Literatur hinwirken und keine Brficke zur Halb- oder Viertelbildung bieten will. Dagegen möchte ich aber doch einwenden, dafs die lubaltsangaben nicht schfllerhaft zu sein brauchen und dafe Inhaltsangaben auch als Gedfichtnisstötzen fQr frfiher Gelesenes sebr gut gebraucht werden können. Engel hat nicht aus elf Literaturgeschichten eine zwölfte schreiben wollen, man soll daher von ihm nur Mitteilungen und Urteile fiber Selbstgeleseoes erwarten. Er will mit aller Absicht subjektiv verfahren. Seine Forschungen will er in einem sprachlichen Gewände bieten, das nichts von der Oelebrtenmundart an sich hat, in der bisher wissenschaftliche Bücher geschrieben worden seien. Damit wird meines Erachtens ein Hieb gegen etwas geführt, das gar nicht mehr besteht. Die gefällige Darstellung wird heutzutage nicht mehr für unwissenschaftlich gebalten (vgl. S. 487). Sei dem wie ihm wolle, der Verfasser zeigt jedenfalls eine sehr lebendige Darstellung. Das Buch liest sich fast in allen Teilen sehr gut Die selbstbewufste Art, in der er seine urteile abgibt, wirkt erfrischend. Ob diese alle ohne weiteres als richtig hingenommen zu werden verdienen, ist freilich eine andere Frage. Jeden&lls ist zuzugeben, dafs ein frisches Bekennen des Selbsterfahrenen, auch wenn dieses falsch ist, mehr Eindruck macht, als das sorgfältige Auf- zählen verschiedener Meinungen mit Anschlufs eines sog. objektiven Urteils.

306 Neue Philologiiche BmKbehsu Nr. 18.

Das Buch beginnt mit einer flott geeohriebenen Binleitang Aber den Charakter der englischen Literatur. Dann wird die englische lateratnr in nenn Bflchem, jedes mit einer grölaeren oder kleineren Anzahl von Kapiteln dorchgesprochen. An der Spitze des ersten Buches steht ein Kapitel über die englische Sprache. Besonders gut lesen sich die Kapitel Aber Chaucer, Shakespeare, Bums, Byron, Scott, Garlyle und Buskin.

Inhaltlich habe ich aber an dem Buche manches auszusetzen. S. 15 wird der Bemerkung, dab die Normannen in kurzer Zeit gute Englftnder wurden, der Satz hinzugefügt: Deutsches Blut hat sich von jeher schnell an fremden Boden gewohnt. Es mufs doch heirsen germanisches Blut. Da(a die englische Sprache sich durch Wohllaut auszeichne (3. 22), wird wohl nicht allgemein geglaubt Im französischen BolandsUed (S. 26 er- w&hnt) findet sich nach Engel kaum ein Vergleichsbild. Tats&chlich ist nur ein Yergleich wirklich ausgef&hrt. S. 27 scheint Engel Des Sängers Weitfidirt mit der Dichtung Der Wanderer zu verwechseln. Ob der Hymnus, den wir bei Engel abgedruckt finden, Oftdmon zu belassen ist, ist nach Körting, Orundrifs, S. 40, doch fraglich. Unrichtig ist aidier, dals der Heliand althochdeutsch sei. Die Metra des Boethius in alliterierender Langzeile stammen nicht von Alfred, sondern von einem Unbekannten im 10. Jahrhundert (Wfilker, Englische Literaturgesdiichte, S. 65). Nach S. 33 könnte es scheinen, als ob die Geschichtsbficher des Orosius nicht lateinisch geschrieben wären. Das Ormulum hat nicht 10000, sondern gegen 20000 Verse, Eule und Nachtigall nicht 1700 sondern 1792. S. 66 heifst es: John Gower hat den Stoff der Erzählung des Weibes von Bath von Ghaucer entlehnt und ihm den schuldigen Zoll der Ehrfurcht in seinem Werke Confessio Amantis dargebracht. Ten Brink II 162 spricht aber bei dieser Erzählung, die bei Gower die vom Ritter Florent ist, von einer unmittelbaren Vorlage, die uns unbekannt ist. Ob die Confessio amantis ein Zoll der Ehrfurcht ist, mag auch dahingestellt bleiben. Gower und Ghaucer beeinflufsten sich gegen- seitig (WQlker, S. 132. 133). Dafs Gower ein literarischer Widersacher Chaucers wurde, ist vielleicht zu viel gesagt. Der Dichter Lydgate läfst seine Story of Thebes nicht von Chaucers Ca^terbury- Pilgern erzählen, sondern er erzählt sie selbst als fünfzigjähriger Mönch von Bury, als welcher er sich den heimkehrenden Pilgern in Canterbury ansebliebt, ein drolliger Anachronismus, da die Pilgerfahrt ins Jahr 1387 ftUt (nach Chaucers astronomischen Angaben), der Mönch aber erst 1420 mit den

Nene PhüologiKhe BandMhaa Nr. 18. 307

Pilgern znsammeDtriflft Oower, der aaf S. 59 eingehender behandelt wird, hat nicht drei sondern vier Bficher geschrieben; es fehlt die Chro- nica tripartita. Engel sagt von John Lydgate: Ans den Fälle of Princes ist eine lange literatnrgeschiohtliche Abhandlung in gereimten Versen ' Aber Chancers Dichtungen zu vermerken. Das ganze Gedicht aber ist in Ghancerstrophen abge&fst. Die Stelle Ober Chaucer findet uch im Prolog. Siehe ten Brink II 237. The Harrowing of Hell nennt Engel ein Mirakel- spiel, Koch, Shakespeare S. 208, ein Mysterium. Er spricht von der Mirakelbfihne, von Mirakelzyklen, von einem Mirakelspiele, in dem Pilatus auftritt. Er scheint also den Unterschied, den er selbst angibt, nicht festzuhalten. Von Ben Jonson hat Engel eine sehr geringe Meinung, er spricht ihm den Humor ab, wfthrend Wülker (S. 301/2) glaubt, dafs die beiden Lastspiele „Volpone'^ und „Epicoene" auf die Lachmuskeln der HOrer wirken mu&ten. S. 174 ist als Dramatiker John Day genannt, es wird ein Urteil Ober ihn gefällt, aber ohne dafs auch nur ein Werk von ihm angefahrt wird. Von Cyril Toumeur (auch Turner) werden zwei Stficke angegeben, es wird ihm äufserliche Shakespeare-Nachahmung vorgeworfen, und damit verharre. Wfllker und Körting ffihren die beiden gar nicht mit an, wohl mit Recht. Bei Spenser (S. 180) fehlt die An- gabe des Todesjahrs (1599). Bei Baleigh hätte der Lebensgang genauer angegeben werden sollen. Man erfährt nicht, wann und warum er eine zwölfjährige Gefangenschaft erduldete und weshalb er aufs Schafott (nicht SchaiTot, wie Engel schreibt) steigen mufste. Francis Bacon ist meines Wissens am bekanntesten unter dem Namen Baco(n) von Verulam, nicht als Baron von Verulam, wie Engel meint. William Tyndale (S. 199) wurde nach Engel in Vilvorde verbrannt. Nach Wfilker und ten Brink wurde er nach langer Kerkerhaft im Gef&ngnis erdrosselt und dann verbrannt. Auffftllig ist, dafs Engel Dryden als Dramatiker aufifBhrt, aber nicht ein einziges StQck mit Namen nennt. Dasselbe unterläfst er bei Oeorge Farquhar und John Vanbrugh. Engel sieht in Bobertsons Ge- schichte von Schottland eine wertvolle, gewissenhafte Arbeit, Körting hält sie fßr unkritisch und unroethodisch , Engel findet ihren Stil farblos und schablonenhaft, Körting rfihmt ihre anziehende Darstellung. Gibbon ist nach Körting veraltet, Engel sagt, dafs sein Werk noch heute der wissenschaftlichen Kritik gewachsen sei. Wem soll man glauben? Fieldings letzter Boman ist nicht Amelia, sondern The Life of Jonathan Wild the Oreat. Bichard Gumberland (S. 298) ist Engel ein BQbnendichter grofsen

806 Keue Philologuehe Bundiehaa Kr. 18.

StÜB, Wfilker nennt seine Tnoenpiele und rfibraeligen EomOdien Sdrand- stteke, gfinstiger urteilt Aber ihn EMing. Auf Soatbey werden Ton Bngd Platens Spottverse aof Eotzebne angewandt (,,Er schmierte nsw/^« ^^ "o, dab der Leser auf den Gedanken kommen konnte, sie stammten Ton Byron. Das harte Urteil, das Engel fiber Sonthey fiUlt, scheint aber ongeredit zu sein. S. Körting S. 348 (Abhandlung Hennigs in Anglia UI 496) und Wfilker S. 481. Lewis Wallace (S. 386) gehört nicht hierher, sondern in das Kapitel von der nordamerikanischen Literatur. Bei John Hay (S. 470) hätte doch gesagt werden können, dab dieser Mann von Haus aus Jurist und seit 1898 Staatssekretftr der Vereinigten Staaten ist Engel kennt ihn nur als Obersten, eine Stellung, die er doch nur im Bfii^erkriege hatte. Von seinen dichterischen Werken nennt Schumann (Leitbden): Oastilian Days, Pike Gounty Ballads und Poems. Ich halte es fBr verkehrt, fiber ein Werk viel zu reden, ohne dab auch nur im geringsten auf den Inhalt eingegangen wird. Das findet sich bei der Besprechung des Qedichtss The Baven von E. Poe. Mark Twain gibt in seinen Selections from American Humour (Tauchnitz) S. 7 selbst an, dab er in Hannibal, Mo, geboren sei. Engel sagt, er sei in Florida, Missouri, geboren. Charles Dudley Warners Tod (S. 504) im Jahre 1900 nicht angegeben.

Der Banmerspamis wegen will ich es unterlassen, die vielen falschen Jahreszahlen aufzuffihren, die sich in Engels Buch finden. Ich habe mir 29 Falle angemerkt, in denen der Verfasser von den Zahlen bei Wfilker und Körting abweicht. In vielen Fallen macht er zweifellos falsche An- gaben.

Die Zitate, die Engel zur Veransdiaulichung der Schreib- und Dicht- weise gibt, sind teils englisch, teils in deutscher Übersetzung gegeben. Die aus dem angelsächsischen (Engel: altenglischen) Widsith ist ohne den Urtext unverständlich. Sonderbar wirkt als Probe aus Percys Beliques die Ballade Edward S. 67. Es sind nämlich die wesentlichen Strophen w^- gehissen. Edward verläfst Hof und Haus, weil er seinen Geier, tot- geschlagen hat!

Die Mitteilungen fiber das Leben der Schriftsteller sind oft ziemlich dörftig ausgefallen, so dafs wir über ihre Entwicklung meistens nichts er- fahren. Gewöhnlich wird im Eingänge der denselben gewidmeten Abschnitte eine Liste der Hauptwerke gegeben und dann fiber einzelne Werke einiges gesagt. Das Biographische ist entschieden in vielen Fällen zu knrz ge- kommen.

Nene Philologiwlie RnndaebM Nr. 13. d09

In fonneller Hinaicht ist Aber Engeb Buch folgendeB zu bemerken: Bb bfttte Yon den Werken immer auch der englische Titel angegeben werden sollen, da die deutsche Übersetzung nicht immer auf das richtige englische Wort weist

Das Buch enthftlt eine nicht geringe Zahl von Drackfehlem der ver- schiedensten Art.

Aach ist dem Yerfiuser sein Yorbaben, in einem einwandfreien Deutsch za reden, nicht durchaus gelungen. Einige Beispiele mögen dies beweisen. S. 17 zuwidere Formen; S. 60 Seine Oedichte sind heute vor Lange- weile unlesbar; S. 84 wogegen ein Dritteljahrhnndert auf- erstandenen Dentschen Beiches noch so gut wie nichts fQr kom- mende Jahrhunderte bervoiigebracht hat; S. 8i die schwellende Ernte; S. 353 Sein Beispiel, eines so hochstehenden Mannes, wirkte weit- hin leuchtend; S. 300 Bums ... ein grOfster Dichter; S. 334 Eindruck ftben. S. 411 und an anderen Stellen: mehre st mehrere, ä. 430 Seine zwei bekanntesten Stficke... sind nicht talentlos.

Diese Mftngel tun dem Buche wirklich Eintrag. Ich glaube daher aussprechen zu mOssen, dafs es philologischen Stadien nicht zugrunde gelegt werden kann. Vielleicht hat aber der Verfasser das auch gar nicht gewollt Denn „die echt philologischen (!) Kritiker, die ihr Lebelang sich handwerksmftisig mit Literatur und Literaten beschäftigen** (S. 265 im Abschnitt Ober Sam. Johnson), sind ihm ein Greuel, und in der Einleitung ist auch von der Verwendung seines Buches durch Studierende nicht die Rede.

Trotz aller Ausstellnngen mufs ich aber sagen, dafs Engels Literatur- geschichte wegen ihrer frischen Darstellung und namentlich wegen ihrer Beröcksichtigang der modernsten Literatur, besonders des Romans, nicht unbeachtet bleiben darf.

HOdborgbausen. Kmtl Pvaolu

180) Steixuntdler, Hemnaim BreymannB Neuspraohliohe Beform -Literatur. (Drittes Heft) Eine bibliographisch- kritische Überaicht. Leipzig, A. Deichertsche Verlagsbuchhand- lung Nachf. (Georg Böhme). 1905. 152 S. 8. 4.-. Das vorliegende dritte Heft von H. Breymanns neudprachlicher Re- form-Literatur ist von Breymanns ehemaligem ScbQler, Prof. Dr. Steiu- mflUer verfafst, der das bibliographische Material seines Lehrera gesichtet,

310 Nene Philologiüche Rundacban Nr. 13.

selbständig yerarbeitet und ergänzt hat. Die äaüsere Anlage and die so praktische und fibersichtliche Einteilung der beiden ersten Hefte ist vollständig beibehalten worden, und die mühevolle Arbeit selbst ist mit demselben aufserordentlichen Fleirs und derselben Umsicht ausgefQhrt.

Die Schrift zerfällt in zwei Teile. Der erste enthält die neuen Auflagen und Zusätze zu den fräheren Schriften, der zweite Teil bringt ein vollständiges Verzeichnis der neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der neusprachlichen Reform-Literatur (leider mit Ausschlufs des ffir jeden gediegenen Phonetiker unumgänglich notwendigen Englischen).

Auf den ausfQhrlichen Titel eines jeden Werkes folgt, wenn not- wendig, eine knappe, die wichtigsten Punkte der Arbeit enthaltende In- haltsangabe. — Hieran reiht sich jedesmal eine in möglichst kurze, be- zeichnende Sätze gefofste Zusammenstellung ÜEushmännischer Urteile Ober die Vorzüge und Mängel der betreffenden Schrift. Auf die Urteile der fachmännischen Kritik folgen ergänzende und berichtigende, in den meisten Fällen überzeugende Anmerkungen des Verfassers. Den Beschlnb bildet das chronologisch geordnete Verzeichnis der Belegstellen, das uns instand setzt, die nur angedeuteten Urteile der Kritik in extenso kennen zu lernen oder zweifelhaft erscheinende Angaben zu kontrollieren. Innerhalb des betreffenden Gebietes sind alle Schriften und Artikel in chronolc^scher Reihenfolge und zudem in alphabetischer Ordnung aufgeführt worden.

Dem Verzeichnisse schliefst sich ein sehr ausführlicher, ein Drittel des ganzen Buches umfassender, lehrreicher und in jeder Hinsicht inter- essanter Bückblick an, in welchem der Verfasser die wichtigsten Fragen der neusprachlichen Beform vorbringt, ihre von verschiedenen Seiten gebotenen Losungen einer eingehenden Prüfung unterzieht, um sie sodann vom eigenen Standpunkte aus zu erörtern und zu beantworten: so die Frage über den Wert und Unwert der Beform, das Ziel der Sprechfertig- keit, die Ausschaltung der Mutterspi*ache, das Obersetzen aus der Mutter- sprache, das Diktat, den Anschauungsunterricht, die Frage über die Ferien- kurse und Studienreisen, über den Gesang beim Unterricht usw. Seine Ausführungen sind auf langer Erfahrung gegründet und so umsichtig, seine Beobachtungen so fein, seine Worte so überzeugend, dafs, falls man noch nicht Anhänger der vermittelnden Beformmethode ist, man sich recht gern mit dem Verfasser und dem Gros der neuphilologischen Lehrerschaft Deutschlands und Österreichs auf den durch den langjährigen Methoden- kampf herausgebildeten gemäfsigten und vermittelnden Standpunkt stellt

Nene PhiloloiriBche Rnndacbau Nr. 13. Sil

Diese mühevolle, gewiseenhafte, grflndliohe Arbeit ist eine reiche Fandgrabe fBr alle, die sich fiber die Leistungen der Beformbewegung onterrichten wollen. Den Lernenden ein treffliclier Wegweiser durch die weitverzweigte Literatur der neusprachlichen Reform, ist sie den Fach- männern an Schale und Universität nicht nur willkommen, sondern sogar unentbehrlich. Vollständigkeit, Genauigkeit, Objektivität sind die Eigenschaften, welche dieses Buch Steinmüllers, wie jene Brey- manns, auszeichnen.

Möge die von Herrn Professor Dr. Steinmüller aufgewendete grofse Mühe die ihm gebührende Anerkennung der Fachgenossen und aller Freunde unserer Wissenschaft finden!

Prag. Ctastaw RoUb.

Berichtigung.

In Nr. 12, S. 279, Z. 17 von unten ist statt Modellen zu lesen: Mardellen.

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Inhalt: Bezensionen: 181) N. Wecklein, Stadien zur Ilias (E. Eberhard) p. 313. 182) J. Moeller, Stndia Maniliana (A. Kraemer) p. 318.

183) J. A. Mahaffy, The Silyer Age of the Greek World (-a-) p. 318.

184) S. Schlofsmann, Persona and Ilodaionov im Becht und im christlichen Do£^a (0. Wackermann) p. 320. 185) M^langes Nicole, Becneil de m^moires de Philologie dassiqne et d*arch6ologie offierts ä Jales Nicole (Fanck) p. 321. 186) R. Kipling, They (Ad. Herting) p. 326. 187) 0. F. Emerson, A Middle Ent(lish Reader (H. Jantzen) p. 327. 188) F. T. März i als, Browning (Edm. Rnete) p. 328. 189) M. Trantraann, Bonner Beitrage zor Anglistik (-tz-) p. 328. 190) G. Kraeger, Englisches ünterrichtswerk för höhere Schalen (Bahn) p. 333. Anzeigen.

181) ir. Wecklem, Studien zur Ilias. Halle a. d.s., Max Nie- meyer« 1905. IV n. 61 8. 8. Ji 1. 60.

Der gelehrte Verfasser der vorliegenden Schrift meint, da sich in der homerischen Frage nach mehr als hundert Jahren immer noch die Par- teien gegenfiberstehen , müsse man bei dem ernsten Forschnngstriebe der Männer, welche die widersprechenden Ansichten vertreten, in der Fort- daner der Fehde das zuverlässige Wahrzeichen daffir erblicken, dafs ge- wichtige Orflnde die eine wie die andere Ansicht unterstützen und dafs die Gegengrfinde von keiner Partei als durchschhigend bisher anerkannt worden sind. Wenn also, so fährt er fort, beide Parteien glauben können im Besitze der Wahrheit zu sein, so dränge sich von selbst der Gedanke auf, dals die endgültige LOsung der Frage in einer Vermittlung der abweichenden Ansichten gesucht werden müsse und dafs die Wahrheit ^war nicht in der Mitte, wohl aber in der Tiefe liege. Die vorliegende kleine Schrift will einen Beitrag zur Lösung der homerischen Frage liefern. Wenn man ein iiiya ßißJUay als fiiya naytAy bezeichne, so könne zwar dieses fiinf^ ßißJUw nicht den Anspruch erheben als fieya äyad^ zu erscheinen, aber der Oednld der Leser werde doch weniger zugemutet

' » /

314 Nene FfailologiMshe BnndBchan Nr. 14.

Nachdem der Verfasser in treffender Weise über die Onomatopöie bei Homer gesprochen und ausdrücklich auf eines der schönsten Beispiele, welches bisher unerwähnt geblieben sei, auf F 63 : %ff^ i* i^ avxiy icrf « Xaßiaw TLQOTeQdiaiv ddofknv, womit das E n a c k e n der E n o ch e n , die der hungrige Lowe zerbreche, zu Oehör gebracht werde, hingewiesen hat, spricht er fiber die Epanalepsis bei demselben Dichter und über die Metonymie. Unbeachtet, sagt er, bleibt gewöhnlich die schöne und wirkungsvolle Wendung, bei welcher nicht Worte, sondern Oedanken, Sätze sich wie Ursache und Wir- kung verhalten. Hier bricht er eine Lanze für die Lesart in Horaz' Ep. 1, 2, 10 quid Paris? ut salvus regnet vivatque beatus cogi posse negai Für „Paris sagt, man könne ihn nicht zwingen die Helena zurückzugeben^* heifse es: „Paris sagt, man könne ihn nicht zwingen glücklich zu leben ^^ Das Mifsverständnis dieser Figur habe zu der Lesart quod Paris, ut usw. gefQhrt. Der Herausgeber sucht dann nachzuweisen, dafs die rich- tigen und vollgültigen Beispiele dieser Figur sich in A, /, JT bis T, 0), Xy also in den Gesängen der Achill eis finden. Da in den übrigen Ge- sängen der Ilias entweder kein Beispiel sich finde oder die Verwendui^ dieser Figur sich auf volkstümliche Redensarten beschränke, so dürfte, meint er, es nicht zu gewagt sein in diesem Sprachgebrauch eine Eigen- tümlichkeit des Verfassers der Achilleis und zugleich einen Beweis daMac zu sehen, dafs die ganze Achilleis von einzelnen Interpolationen und dea zwei letzten Gesängen der Ilias abgesehen dem gleichen Dichter an- gehöre. Die Entstehung der Ilias denkt sich der Verfasser dieser Schrift als eine gleichartige Fortentwicklung. Vor allon, sagt er, ist fest- zuhalten, dafs die Gesänge nicht unabhängig von einander entstanden, son- dern dafs jeder neue Dichter das von seinem Vorgänger Geschaffene kannte und seine eigene Dichtung als Fortsetzung oder Erweiterung mit dem Früheren in Zusammenhang brachte oder doch darauf bezog. Den Anftng bildeten nach seiner Ansicht die historischen Gesänge der Hias, und die ersten Sänger, die man als eigentliche Volkssänger betrachten kann, dichteten von den Leiden und Bedrängnissen der Stadt Ilios. Mag auch die Sage vom Baub der Helena und ihre Wiedergewinnung ursprünglich rein mythisch sein, jeden&lls hat sich ein historischer Kern von der Belagerung und Eroberung einer Stadt an den Mythus angesetzt Die Gesänge, in denen des Achill nicht gedacht ist, drehen sich um das Schicksal von Hios, bilden also eine eigentliche Dias. In der Urilias ist der Hauptheld der Achäer Ajas. An zweiter SteUe kam der grolse Meister,

Nene Phüologbche BnndMhaa Nr. 14. 816

welcher einen nenen Plan und einen neuen Greist zn den alten Dichtungen hinzubrachte. Der YerftsBer kann sich nicht genug tun, um die Bedeu- tung dieses Dichters hervorzuheben. Das Schönste und Erhabenste, sagt er, was die Ilias bietet, überhaupt das Herrlichste in ethisdier und ästhe- tischer Beziehung gehört der Achilleis an; wenn man Homer als Huster der epischen Poesie betrachtet, so kann die Achilleis als ein Homer im Homer bezeichnet werden. Solche gottbegnadeten S&nger, wie es der Ver- fasser der Aohilleis war, bringt eine Epoche, zumal eine so frfihe, nicht viele hervor. Und an einer anderen SteUe sagt er: Wer den groben Unterschied zwischen der Achilleis und den flbrigen OesSngen der Dias und den geistigen und kflnstlerischen Fortschritt, für welchen der Reich- tum an sinnigen und wohlberechneten Beden in der Achilleis charakte- ristisch ist, gebflhrend beachtet, wird nicht für beide Teile eine gleich- artige Entstehung und Entwicklung annehmen können; am allerwenigsten wird er an die Einheit des Dichters glauben können. Da in dem Zorn des Achilleus die Einheit unserer Ilias ruht, so werden wir in dem genialen YerJEssser der Achilleis den grofsen Dichter erkennen, welcher epische Ges&nge zur grofsen Epopöe erhoben hat Die historischen OesSnge, fährt er fort, konnten unabhängig von der Achilleis existieren, nicht aber die Achilleis unabhängig von jenen, welche ihre Voraussetzung bilden. Die Leidenschaft gegen Agamemnon wird unterdrückt durch eine gröbere Leidenschaft, durch das heftige Verhmgen den Freund zu rldien. An dritter Stelle erscheinen nach Ansicht desVerftssers Diaskeuasten, welche das neue Werk durch Zusätze ergänzten und die alte Ilias zur Achilleis in engere Beziehung brachten, aber auch neue Bhapsodien von verschie- dener Gflte hinzufOgten, z. B. die "EKvo(fog nal ^Avdijoiiixirf^ öfiMaj die Sarpedonszenen, die ^O/r^o^roi/a, die^Wov iiqunuaj die Gsofiaxia^ den 28. und 24. Oesang. Den Oesang Ky welchen J. Schultz (Das Lied vom Zorn Achills, BerL 1901) als ein Stflck altechter Poesie ansieht, hält WecUein fDr jflnger als die Odyssee; „der Ver&sser hat die ganze Doloneia aus den Fingern gesogen*'. Oesang 9^ und Q fallen den flbrigen Gesängen der Achilleis g^nflber so ab, dab sie oft den Eindruck des Kindlichen machen und nicht dem grofsen Dichter der Achilleis angehören können. Daneben her gingen als Interpolatoren die Bhapsoden, welche in die (besänge, die sie vortrugen, das einfBgten, was ihnen fBr das Verständnis ihrer Zu- hörer forderlich, deren Wflnschen entg^enkommend oder aus irgendeinem Gründe geeignet zu sein schien.

61Q Nene PbilologiBohe BnndBchaa Nr. 14.

Dies ist die Anncht Weckleins. Wenn wir auch nicht in allen SiAcken seinen Anschaunngen zustimmen können, so mfissen wir doch zugestehen, dafii der von ihm eingeschlagene Weg zu einer zuverUssigeu Lösung der honierischen Frage beitragen muTs. Aurserdem bietet die vorliegende Abhandlung eine Menge treffender Beobachtungen; der Verfasser besitzt ein auiserordentlich feines Gefühl ffir dichterische Schönheit Als die epischste Stelle der Dias bezeichnet er das Oebet Achills an den dodonftischen Zeus (il 220 ff.) und sucht dies zu begründen. Auf der höchsten Stufe der Sittlichkeit scheint ihm Achills Bede S 87 ff. zu stehen. In vorzüglicher Weise entwickelt er den Inhalt des ersten und neunten Oesangs, um darzutun, ein wie feiner Beobachter des Seelenlebens, ein wie guter Kenner der Leidenschaften, welche vom leisen Wehen zum höchsten Sturm allmählich fortschritten, der Dichter seiner Achilleis ge- wesen sei; auch eine Beihe anderer Stellen bespricht er in diesem Sinne. Um so manchen Widerspruch mit anderen Stellen zu beseitigen, weist er darauf hin, dafs man an die Ilias niemals den Mafsstab eines Bonums anlegen dürfe, welchen man gedruckt mit gespannter Aufmerksamkeit lese; man müsse sich immer vergegenwärtigen, dafs nur einzelne Gesänge vor- getragen worden seien und dals man bei einer Dichtung, die für münd- lichen Vortrag einzelner Partien bestimmt sei, kleine Unebenheiten, welche dem Hörer entgehen , nicht auf die Goldwage legen dürfe. Dann müsse man beachten, dals der Mensch in verschiedenen Stimmungen ganz verschieden spreche. Wenn man aus der Wiederholung timlicher Stellen auf Unecbtheit dieser oder jener zu schlieÜBen pflegte, so zeigt er, dals der Dichter der Achilleis sich nicht zu scheuen brauchte durch die Freude an schönen Partien früherer Gesänge sich poL ähnlichen Liedern anregen zu lassen. Geradezu meisterhaft ist die Besprechung der vier Monologe der Ilias, in welchen ein innerer Konflikt, ein Schwanken zwischen Ehre und Nutzen zum Anstrag kommt. Durch eine grofse Anzahl von Beweisstellen bemüht sich dann der Verfasser darzutun, dab, wenn Achill in den Ge- sängen, welche nicht der Achilleis angehören (B-£, H, 9, ^-O), er- wähnt wird, dies ein späterer Zusatz ist. Solche eingeschaltete Flickstflcke sind dazu bestimmt teils auf die Achilleis zurückzuweisen, teils deren Fortsetzung vorzubereiten.

Der Herausgeber schlielst seine Schrift mit dem Satz, dem wir unsere Zustimmung nicht versagen können: „Eine Theorie, welche uns die Ent- stehung der homerischen Epopöe erklären will, hat uns begreiflich zu

Neue Philologische RnndBchaa Nr. 14. 317

macheD, wie es kommt, dafs der von yerachiedenen Sftngern herr&hreoden Dichtung der Stempel des grGfsten Dichtergenius der Griechen und wohl der Menschheit aufgedrückt ist. Nur wer dies, ohne den Ergebnissen der wissenschaftlichen Kritik Abbruch zu tun, begreiflich macht, kann auf Zustimmung rechnen.'^

Von den Stellen, welche Wecklein als unecht verwirft, will ich nur wenige hervorheben. ^175 und P63 sind gleichlautend; Eöchly wollte P 63 f. ausscheiden; Wecklein sieht ^ 175 als interpoliert an, ebenso N 131—133, welche er als aus /T 215— 217 stammend erachtet JT841 erscheint ihm als Original, £416 mit den zwei folgenden Versen als fiberflüssig und ungehörig. 0 151, meint er, sei aus dieser Stelle in Z 127 gekommen, wo der Vers nicht am PU&tze sei. £ 157 vermutet er, dab die Worte inei bis idi^avo erst nachträglich eingesetzt seien. Als Inter- polation ausscheiden will er auch V 176, femer / 526, weil dieser Vers dem Zusammenhange widerspreche, N 324 f., Verse, welche nicht schon von anderen angezweifelt worden seien, deren ünechtheit aber in die Augen springe. Während Eöchly H 117 119 tilgen wollte, verwirft der Verfasser dieser Schrift nur die beiden letzten Verse, den ersten aber will er so gelesen wissen: Sg niq % äduijg aal del fi6&<w &n^ dxj6Qr[cog. Den fiberlieferten Text Z 396 ^Herüavogy ^Herltavy dg svaunf h&lt er fttr unmöglich und vermutet, dafs er ursprfinglich ^Hetuavog (also wiederholt), emu i* oder mit Bentley ^Herliovog, 8 valev gelautet habe. £ 412 nimmt er Antob an den Worten fiij dijv AiyuHeia, da der Sinn fBr iiljv verlange ^afid; einige Handschriften haben die Lesart fiilj Ttwg^ Dfintzer schrieb fiij d^; 5364 zieht er die Lesart fie&iecey wenn sie auch weniger gut beglaubigt ist als fie&Ufi&^y dieser vor. /T 167 nimmt er an der flberlieferten Lesart itQ^vfay Anstofs; er vermutet, ursprfinglich habe d yLQivimf an dieser Stelle gestanden.

In den Zahlen sind mir folgende Fehler aufge&llen: S. 2 £ 162 (ffir 161), S. 10 2 208 (fllr 268), S. 22 X 121 (fllr 122) und S. 23 X 123 (ffir 122). Der Druck ist sehr korrekt; Akzent und Spiritus sind abgesprungen S. 7 (w^og)^ S. 12 (ij), ebenda steht ^ywn^ (fBr äyoa%^)\ der Akzent ist unrichtig S. 7 idui^g (ffir äduiig), S. 21 i%dq oi (ffir Sträq oX), 8. 10 «2 n; vig (ftr vi5)i 8. 25 yAq vi noi iavw (ffir tl). S. 17 u. 21 steht n^iafieiOj S. 19 hingegen nfwßua.

Die Lektfire dieses interessanten und anregenden Buches sei hiermit

Magdeburg.

818 Nene Phflologiwhe Bund^han Nr. 14.

182) Joannes Möeller, Stndia ManiHana, Disa. iiurag. Mtrbaigi Gatt Vn u. 51. 8. Die eigentliche Arbeit, der ein kurzer Plan und eine Übersidit über die bei den Literatorangaben verwendeten Abkürzungen Yomaflgesohiekt, sowie ein ansf&hrliches Sach- nnd NamenverzeichniB angefOgt ist, zeiffiUt in vier Teile. Im ersten wird die Frage nach den Quellen des Maniliua, insbesondere sein Verhältnis zu der alexandrinischen Eatasterismendichtong, zu lOsen gesucht. Im groben ganzen wird man Möllers Besnltat ab richtig bezeichnen mflssen, zumal seine Darlegungen sich fiberall durch Orfindlichkeit und soigfUtige Benutzung der einschlägigen Literatar aus- zeichnen. Im zweiten Abschnitt wird daigetan, wie gering Yerhlltiiift* m&Isig die astronomischen Kenntnisse des Dichters gewesen sind. In der Annahme der Benutzung eines Olobus unterscheidet sich M. von Bdl (vgL B. ]^. W. 1899). Benutzung eines Aratkommentars wird in diesem wie im vorigen Abschnitt vomu^^esetzt (S. 26 u. 36). Der dritte Ab- schnitt macht wahrscheinlich, dab Oermanicus die Astronomica des Ma- nilius gekannt und benutzt hat Ffir die Ab&ssnngszeit gewinnt M. als terminus ante quem das Jahr 16 n. Chr. Oeb (S. 41). Im letzten Teil der Arbeit verwirft M. in Übeinstimmung mit Maab u. a. die Be- nutzung der sog. Empedokleischen Sphära; hierin wird er auf aUgemeinen Bei&ll rechnen dfirfen. Mit zwei Exkursen (de ampliore Oatasterismo- rum eylloga; de Gosmae q^Uoga) schliebt die Dissertation, die, wenn man auch nicht in allen Einzelheiten mit M. fibereinstimmen wird, ab eine wertvolle Bereicherung der Maniliusliteratur bezeichnet werden darf. Frankftirt a. M. iL Krmmmmtm

183) J. P. Mahaiiy, The Saver Age 0f fhe Greek World.

Chicago, The üniversity of Chicago Press. London, T. Fisher ün- win, 1906. 485 8. 8. geb. 3.17 IMk.

Der auf dem Gebiete der griechischen Altertumswissenschaft wohl* bekannte Yerfittser, ehemals Professor an der Universität Dublin, bietet in diesem Buche gewiasermaben eine neue, verbesserte Auflage seines jetzt vergriffenen Werkes „The Oreek World under Boman Sway'S Andererseito ist die Arbeit eioe Fortsetzung seines bei^Macmillan k Co. erschienenen Buches „Oreek Life and Thought from Alezander to the Boman Gon- quesf". Die Einleitung (& 1—19) schildert in greisen Zflgen den ver- hängnisvollen Binflufs der rOmischen Eroberung auf das HeUenentum* In

Nene Phüologhwhe Bondachan Nr. 14. 819

den drei nSchsten Kapiteln wird die Entwioklung der griechiaohen Eultnr im inneren Asien, beeonders in Indien, femer in Oberftgypten, in Syrien und in ünterSgypten des n&heren beleuchtet Darauf folgt ein Absebnitt fiber die EinbOrgerang der griechischen Philosophie in der römischen Oe- Seilschaft. Die beiden nächsten etwas längeren Kapitel behandeln die allgemeine Einwirkung des Griechentums auf Born und speziell die helle- nistischen Sichtungen des Ciceronianischen Freundeskreises. Die Überschriften der nächsten Kapitel lauten : Die Periode der römisdien Bfirgerkri^e von CScero bis Augustus* Die asketische Beligion im ersten Jahrhundert. Das westliche Hellenentum unter den ersten römischen Kaisern. Kolonie sation. OroC^echenU&nd. Das östliche Griechentum unter den ersten römischen Kaisem. Die Lage Griechenlands von Augustus bis Vecfpasian. Der Hellenismus der ersten römischen Kaiser. Plutarch und seine Zeit Das östliche Hellenentum unter dem Flavischen Hause. Den Schlufs bildet eine Übersicht ober die Literatur des ersten Jahrhunderts nach Christus, mit AnsschluJs der Evangelien, welche der Yer&sser an anderer Stelle zu behandehi gedenkt.

Mahafl^ Werk vereinigt mit strenger Wissenschaftlichkeit die Vor- zöge eleganter und anregender Darstellung. Es gibt ein äußerst anschau- liches, durch zahlreiche Einzelschilderungen belebtes Bild der behandelten Kulturperiode. Von besonderem Interesse sind die Kapitel fiber das Hel- lenentum im inneren Asien, fiber den Hellenismus des Ciceronianischen Freundeskreises und Aber Plutarch und seine Zeit In dem zuletzt ge- nannten Abschnitt wendet der Verfasser sich, und zwar wohl mit Becht, gegen die flbertriebenen Schilderungen von dem sittlichen und allgemein kulturellen Verfall Nordgriechenlands im ersten christlichen Jahrhundert, welche Friedländer, Hertzberg und andere nach den „Metamorphosen'^ des Apulcgus und nach Lukians „Esel'' gegeben haben (S. 342 ff.) Becht treffend scheint uns der Vergleich mit der modernen naturalistischen Li- teratur Frankreichs, von der in ähnlicher Weise die Worte des Verfassers gelten dürften: „The society far which such booka are written must have shown üiat they are to its taste; the society which sttch boois portrojf may be whoUy different and grossly libelled by being made to reflect the viees of the author and bis readers." Mahaffy hält es nicht f&r wahr- scheinlich, dals Apulejus Lukian als Quelle benutzt habe, neigt vielmehr zu der Ansieht, daTs beide unabhängig voneinander nach derselben Vorlage gearbeitet haben, nämlich nach den von Photius erwähnten, jetzt ver-

Neue FhilologiMhe Bondschaa Nr. 14.

lorenen Metamorphosen '^ des Lncios von Paträ, welche zar Zeit Neros entstanden sein mfifsten.

Yielleicht ist es nicht unangebracht, bei dieser Oelegoiheit wieder einmal auf Mahafiys änfserst praktisches Büchlein „Oreek Antiquities^' hinzuweisen, welches seit 1876 bei Macmillan in den Oreenschen ,,Hi- story Primers ^* erscheint (Preis 1 Shilling). Die kleine Übersicht gibt in knapper, aber durchaus nicht trockener Form wohl alles, was ffir den Unterricht in den oberen Oymnasialklassen zu verwenden ist und kann vom Lehrer auch neben Wohlrabs „Realien^' mit Nutzoi gebraucht werden. ««^

184) Siegmund SofaloiBmann, Persona und Ilpdacoicov im Becht nnd im ohriBilichen Degma. Einladungsschrift der üni- versitftt Kiel zu der Feier des 27. Januar 1906. Kiel, Lipsius k Tischer, 1906. IV u. 128 S. gr. 8. Die Schrift, die, vorwiegend fftr Juristen bestimmt, sich die Aufgabe stellt, das System des Privatrechts von einem „Schädling'' zu befreien, ist gleich den früheren von uns besprochenen Schriften desselben Verfassers auch ffir Philologen von Interesse und bringt f&r die lexikographiache Feststellung der in Frage stehenden Begriffe wertvolle, auf grflndlicher Unter- suchung fufsende Beiträge. Verfasser geht bei der Bestimmung der Bedeutung Yon persona davon aus, dafs in den Begriffen „Person'', „Persönlichkeit", „physische, juristische Person", „Bechtsßlhigkeit" nur unnfltzer Ballast mit fortgeschleppt wird, mit dem die oberflächliche Systematik des 18. Jahr- hunderts die wissenschaftliche Darstellung des Privatrechtes beladen hat. Allerdings gebrauchen die römischen Juristen mit einer gewissen Vorliebe das Wort persona, so dafs man eine vermeintliche technisch -juristische Bedeutung annahm. Verfasser prüft nun die Quellenzeugnisse, auf die man sich stützt, und geht der Oeschichte des Wortes nach. Hier bringt er eine ebenso gründliche wie erschöpfende sprachgeschichtliche Untersuchung mit interessanten Einzelheiten auch der Verbindungen, in denen das Wort erscheint, die zu dem Ergebnis ffihrt, dafs der Bedeutungsfortschritt „Maske— Bolle— Person" sich zeigt; aber selbst die Proben aus juristi- schen Quellen weisen eine spezifisch -juristische Bedeutung von persona nicht auf, stehen vielmehr mit dieser oft genug geradezu im Widerspruch. Kurz, das Wort persona entbehrt von vornherein jeder Beziehung auf das Recht In gleicher Weise geht Verfasser dem Milsbrauch des Wortes

; w" V f .

Of

Kene PlulologMohe Bundflohan Nr, 14. 821

ftf^ümop zu Leibe, für das man die nämliche technisch -juristische Be- deutung „rechtsfähiges Subjekt'' eingesetzt hat. Auch dieses Wartes Bedeutungsentwicklung (,, Gesicht Maske Person'') wird eingehend untersucht. Die Ausdrficke fCQ6aion:w und pers^^na decken sich im kirch- lichen Sprachgebrauch durchaus; Ttfiaamw ist aber schon seit dem 4. Jahrhundert allgemein s= iTtöaraaigj wie auch äTtQdatoTtog und dw- rtiaraxog gleichgeseszt werden. Da persona und nqiamTtov bei den Dogmenstreitigkeiten und in den trinitarischen und christologischen Er- örterungen der Eirchenschriftsteller einen breiten Baum einnahmen und beide Ausdrficke durchgängig gleichgestellt wurden, so ging diese Gleich- stellung aus dem Gebrauche der Eirchenschriftsteller in den allgemeinen Sprachgebrauch der Gebildeten Aber. Auch hier kommt Yerfiasser zu dem Schlüsse: so wenig persona bei den BOmern eine sonderlich juristische Bedeutung hat, so birgt auch ftQdaomw bei den Griechen irgoadeinen juristisch wertvollen Gehalt nicht in sich. Damit glaubt Verfasser der dem juristischen Begriff yon „Person" zugrunde liegenden und auf ihm iufsenden Dogmatik ein wesentliches Stflck ihres Fundamentes entzogen zu haben.

Die Lektflre des lehrreichen und in der Beweisffihrung anziehenden Buches wird etwas erschwert durch die oft sehr umfangreidien An- merkangen, die als Fufsnoten eingesetzt sind und auf manchen Seiten nur f&r drei Zeilen Text flbrig lassen.

Hanau. O. WsMik«

185) MölAiiges Hioole. Becueil de m^moires de philologie dassique

et d'arcbtologie Offerte ä Jnles Nieole, professeur ä Tuniversit^

de Geni?e, ä Toccasion du XXX* anniversaire de son professorat.

Avec un portrait, 19 vignettes et 20 planches. Genive, Impri-

merie W. Kündig et fils, 1906. 2 BI. u. 671 S. 8. Fi€8.d0.

Zu Ehren des Gelehrten, dessen sprechendes Bildnis die erste Seite

der ihm gewidmeten Festschrift sohmfickt, haben sich 60 Fachgenossen

vereinigt und jeder aus seinem Forschungsgebiete eine wissenschaftliche

Erörterung beigesteuert, die teils an die eigenen Interessen des Gefeierten

nnmittelbar anknfipft, teils doch als ein Zeichen persönlicher Yerehrung

seiner Sympathie gewifs sein darf. An die weit fiberwiegende Zahl von

Deutsohen schHe&t sich eine stattliche Reihe französischer und englischer

Forsober an; zwei 4ar letzteren, Tyrrell uid Mahaffy, haben die griechi-

Keae Philologische Rnndsehwi Nr. 14.

sehen Holdigungsepigramme verfaTst; aber auch Griechenland, Holland, Belgien, Italien, Bursland und Amerika sind mit angesehenen Namen ver- treten. Neben der deutschen und der englischen Sprache erscheint als internationale Oelehrtensprache eigentlich das Französische; es bedienen sich seiner nicht nur die Belgier Francotte und Waltzing, sondern auch die Griechen Gavvadias und Zenghelis, der Italiener Gomparetti, der Bosse Latyschew und selbst der Deutsche Erman (Monster), gar nicht zu gedenken der Kollegen des Jubilars aus der französischen Schweiz; das Lateinische haben nur Blafs, Herwerden und Wessely zu Worte kommen lassen, das Griechische aber Lambros und Tsountas. So bietet schon äu&erlich die umfangreiche Festschrift ein abwechslungsreiches BUd sowohl der aus- gedehnten Verehrung, deren sich der gefeierte Gelehrte erfireut, wie des wissenschaftlichen Strebens und Schaffens in den verschiedensten Teilen der gebildeten Welt

Noch bemerkenswerter ist der überaus mannigfaltige Inhalt des Werkes. Nur verhältnismäfsig selten sind Utere Probleme wieder behandelt. So hat Blafs die Verteilung der Personen in Aschylos' Choephoren, ins- besondere in den Versen 479 bis 509, sowie 306 fil einer auch im ein- zelnen vielfach einschneidenden Kritik unterzc^en. Körte zu beweisen unternommen, dafs Äschylos* Hiketiden schon Tor 480 entstanden seien, Girard fßr Thukydides I 11 die Schreibung inQati^aav durch Bezug- nahme auf die Dias und die Kyprien zu verteidigen gesucht; Ludwich bringt neue Emendationen zu Xenophanes im AnschluTs an die von Nicole herausgegebenen Genfer Iliasscholien , Bob er t erörtert die Komposition der Hesiodeischen Theogonie und gelangt zu dem Ergebnis, dafs sie als ein in sich geschlossenes poetisches Ganze in Form eines Hymnus auf Zeus und die Musen das religiöse Bekenntnis Hesiods bringe; Hitzig legt dar, dafs dem Pausaniaskodex 1399 der Biblioth^ue Nationale zu Paris ein höherer Wert zukomme, als man bisher angenommen habe; Bzach teilt die glänzenden Konjekturen Gutschmids zu den sibyllinischen Bflchem mit und ergänzt sie durch eigene Vermutungen; Lambros bringt nicht edierte Stficke des Diogenes von Laerte aus einer Handschrift vom Athos. Die lateinische Literatur ist nur wenig berficksichtigt; wir erbalten von Blümner eine ansehnliche Zahl feiner Konjekturen zu Apulejus Meta* morphosen, von Oltramare eine eingehende Besprechung des Gedanken- ganges der Epistel des Horaz an Augustus (II 1); Weil verficht die An- sicht, dafis bei Horaz carm. I 1 v. 1 und 2, sowie 35 und 36 fDr sich

Nene Philologische BandBehan Nr. 14. 323

m nehmen, dann die dazwischenliegenden zu Yierzeilen zmommenzofassen seien, in carm. lY 4 vermutet er, daTs v. 18—22 nachträglich vielleicht als Antwort auf eine Anfrage des gern mit gelehrten Dingen beschäftigten Tiberins (Snet Tib. 70) eingefügt seien. Mit der christlichen Zeit und ihrer Literatur beschäftigt sich der Aufsatz von Bauer Aber den Dia- merismos aus der Chronik des Hippolytus vom Jahre 234, der von Gony- beare über eine in der Laurentiana erhaltene pseudo-hieronymianische Schrift De christianitate und der von Duchesne Ober das christliche Armenien in der Kirchengeschichte des Eusebios.

Ein altes sprachliches Bätsei sucht auf neuem Wege Br£al zu lösen, indem er alavfivi^Ti^g mit fivdo) zusammenbringt und die ersten Silben auf del und aihf zurflckfAhrt, die Beziehung auf alaa aber ganz abweist; TöUig befriedigend ist auch diese Lösung nicht Von weittragenderer Be- deutung ist Saussures Aufsatz Ober dßfjo^Jivaig'^ er verwirft die volks- etymologische Zerlegung in äfii) Haigf knüpft dafür an den Verbalstamm Ton älifa an und gewinnt so das Material für eine ganze Beihe anderer Bildungen, so von dlooitQoxog = Mühlstein und von TqLTCT'dlefiog. Minder überzeugend ist trotz der geistreichen Behandlung des Stoffes Murets Versuch, den homerischen Helden Glaukos als Stammvater des portug« louco, kastilian. loco Dummkopf zu erweisen. Der griechischen Sprachwissenschaft führt neues Material zu Her werden mit den „Nova Addenda ad lexicon meum Oraecum supplet. et dial. eiusque appendicem'S der lateinischen Waltzing durch ein Olossar aus einer Brüsseler Hand- schrift des 12. Jahrhunderts. Die lateinische Grammatik und Stilistik wird in wertvoller Weise bereichert durch Havets feinsinnige, auch kritisch erfolgreiche Behandlung des Themas, wie die Bömer ein Wort hervorzuheben wufsten, indem sie es von seinem nächstzugehörigen Be- zngsworte trennten; in die spätere lateinische Sprachgeschichte führt Le Coultres Aufsatz über die Aussprache des Lateinischen unter Karl dem Grofsen ein, auf die er aus Alcuins Schrift De orthographia Bückschlüsse ZQ ziehen versucht

Dem historisch -epigraphischen Gebiete gehört, aulser Tsountas* Besprechung des Sehatzhauses und der zwei Opferstöcke der Demeter und Eore in Eleusis sowie dem neuen, bei der verstümmelten Überlieferung naturgemäfs höchst unsicheren Ergänzungsversuche Wilhelms zu der athe- nischen Urkunde L G. I SuppL, p. 14, 46a, sodann Homolies eingehende Erörterung einer 1896 gefundenen delphischen Inschrift an, an der auch

324 Nene Phüologiflche Bnndgchfttt Nr. 14.

die Entwickeltmg des Begriffes nii/xvog erläutert wird; ebenso kommt die von Francotte behandelte Frage der Versorgung griechischer St&dte mit billigem und unentgeltlichem Brote zu wichtigeren allgemeinen Ergeb- nissen. In anderer Weise werden die Inschriften fruchtbar gemacht ftr unsere Kenntnis antiker Anschauungsweise, indem Latyschow neu ge- fundene metrische Grabinschriften aus Pantikapäum veröffentlicht. Ein wichtiges historisches Ergebnis gewinnt Hoileaux dadurch, dafs er gegen Beloch beweist, dafs, wie auch Niese annahm, der erste Zug Antiochos* des Qrolisen nach Gölesyrien schon gegen Ptolemäus Philopator gerichtet war und demnach die Schlacht bei Sellasia in das Jahr 222 zu setzen ist. Das seltener bearbeitete Oebiet antiker Mathematik behandelt 8 myly, der die Verwendung des griechischen Alj^bets in der Bechenkunst ge^^en hftufig geäufserte Oeringschätzung zu schfitzen sucht. Wir schliefsen an diese AuMtze, die ja zum Teil schon der Archäologie angehören, zunächst die wichtige Auseinandersetzung Dörpfelds fiber Verbrennung und Bestat- tung der Toten im alten Qriechenland an; er beweist den Satz, dafis aUe Toten zuerst dem Feuer ausgesetzt und dann beerdigt sind. Auch der Darlegung Helbigs, dafs während der Entwickelungsperiode des Epos zahlreiche Krieger fiber Streitwagen verffigten, ohne doch gerade als getrennte Truppe besondere Verwendung zu finden, wird man gerne zustimmen, wenn auch die Bilder auf der Dipylonvase zu typisch wiederholt erscheinen, um einen bestimmten Schlufs auf* die Zahl zuzulassen. Die Besprechung eines neu gefundenen römischen Hauses zu Thibilis gibt Gag na t Anlals, die Prosopographie durch genauere Kenntnis mehrerer Glieder des Hauses der Antistii zu bereichern. Von den Untersuchungen, welche sich mit der antiken Kunst und Kunstfertigkeit beschäftigen, greift auf die älteste Zeit die Studie von Zenghelis zurfick; sie lehrt verschiedene Arten prä- historischer Bronze in Griechenland kennen und sodann eine einftche Weise, um chemisch den Zinnzusatz festzustellen. Gavvadias verficht die Annahme, da& Pansias die Tholos von Epidauros mit Fresken ge- schmückt habe; Georges Nicole bespricht eine unvollendete ApoUo- statue vom Pentelikon, die ffir die Erkenntnis der Entwicklung antiker Marmorarbeit wichtig ist, sowie eine rotfigurige Hydria aus Athen, deren schöne Malereien des Meidias nicht unwert erscheinen. Für einen Ganymed (Sammlung Sartiges) aus Alabaster vermutet Salomon Beinach, er sei eine vielleicht in Ägypten gefertigte kleine Kopie nach einem Vorbilde aus der Praxitelischen Schule. Pottier weist nadi, dals eine Bronze

Nene Philologische Bnndachan Nr. 14.

ans Neapel, die man gewöhnlich als „Alexander zu Pferde*^ bezeichne, vielmehr einen der Beiter des Königs darstelle. Von Furtwängler erhalten wir eine sehr ansprechende Behandlung einer messapischen Vase, die ein hübsches Bild aus dem Hofe eines sogen. Ausspannwirtshauses zeigt Low 7 sucht für verschiedene Darstellungen des Parisurteils die Vorlagen zu ermitteln und zieht zum Vergleiche die Einwirkung des Baffiieliacheii Bildes anf spSkteve heran. Von ganz hervorragendem Inter- esse ist endlich das, was Milliet über den verstörten Blick auf Bild- werken der alexandrinischen Zeit in geistreichem Vergleich mit der Kunst des 19. Jahrhunderts entwickelt.

Ein besonderer Ehrenplatz gebührt gerade in dieser Festschrift den zahlreichen Beiträgen, welche an den Namen Ägyptens und seiner Papyrus- funde anknüpfen. Den allgemeinsten Charakter trägt hier Wi e de mann s Studie über die Anfänge dramatischer Poesie im alten Ägypten; wir lernen, dafs unabhängig von griechischem Einflüsse sich im Nillande eine Art Mysterienstücke mit pantomimischen Darstellungen, aber auch Ansätzen zu einem Chor entwickelt hat. Naville erläutert die Beste eines Tem- pels der elften Dynastie in Theben. Qrenfell und Hunt teilen aus Hermopolis vier Papyrusfragmente mit, je eines aus Aristophanes* Equites 37—46 und 86—95 und Lysistrata 433—447 und 469—484, eines aus einer unbekannten Komödie und eines aus Uias XVIII 574 579 und 615 619. Aus einem Heidelberger Papyrus, dessen griechischen Text Gerhard herstellt, charakterisiert Grusius mythologische Epigramme, in denen homerische Stoffe zu Schulübungen verwendet scheinen. Die eigentlich klassische Philologie erhält also hier nur kargen Oewinn. Desto reicher ist der sonstige Ertrag. Ein überaus lehrreicher Aufsatz von Er man legt die grüfsere oder geringere Leichtigkeit von Fälschungen in griechiseh-rftmischen Akten dar. Wilcken bringt eine neue Textkonstruk- tion vom Traume des Königs Nektonabos, mit dem sich inhaltlich Mas- peros Besprechung des Anfanges der zweiten Erzählung von Satni- Khftmols berührt: in beiden Fällen handelt es sich um Traumorakel. Mahaffy weist im Anschluls an das aus Papyri späterer Zeit Ermittelte aua aramäischen Urkunden nach, dafs die Juden schon zu Xerxes* Zeit in Ägypten als internationale Bankiers ansässig waren; Theodor Beinach zeigt ans einem Papyrus des Jahres 217 v. Chr., dafs sie sogar in einem 80 kleinen Ort wie Alexandronesus eine Synagoge hatten. Oleichfalls aus der Ftolemäerzeit (26. Februar 221) stammt die von Jouguet und

Nene Philologische Rnndachan Nr. 14.

Lefebvre bearbeitete a^ev^ig einer Frau, die, im Bade von einer an- deren geschlagen, das Recht, um das sie ein elender yuofidfxqg beträgt, bei dem Könige selber sacht. Aus der römischen Zeit erweckt besonderes geschichtliches Interesse das Briefjournal eines römischen Kommandanten über Bequisition von Kamelen fBr einen Zag, den Gomparette zu dem Manrenaufstande des Jahres 172/73 n. Chr. in Beziehung bringt. Über 8iayqa(paL (Bankurkunden) im allgemeinen spricht anschliefsend an eine hier im Vereine mit Schubart und Vitelli veröffentlichte Urkunde des Jahres 204 n. Chr. aus Hermopolis eingehend Grade nwitz. Wessely weist durch einen Papyrus vom Jahre 245 n. Chr. nach, dab auch nach 201/2 noch alle 14 Jahre in Ägypten ein Zensus gehalten sei. Mitteis legt nach einem Leipziger Papyrus eine Liste von Statthaitemamen der Teilprovinz Thebais aus dem 4. Jahrhundert nach Christus vor. Auf ältere ägyptische Funde endlich greift Qoodspeed zurück und teilt aus Ab- botts Sammlung in Newyork Urkunden mit, die auch sprachlich durch die Mischung lateinischer und griechischer Elemente manches Merkwürdige bieten.

Dies im wesentlichen der Inhalt der überaus reichen Festschrift. Gerade die Mannigfaltigkeit des Gebotenen verbanden mit dem hohen Preise wird es verwehren, dafs sie in den Besitz vieler einzelnen gelangt. Um deswillen schien es zweckmäTsig, an öffentlicher Stelle etwas genauer über das, was hier zu finden ist, zu berichten.

Sondershausen.

186) Badyard Kipling, „They'*. With illustrations by F. H. Townsend. London, Macmillan & Co., 1905. 80 S. 8. geb. 8 8.

Die bereits in dem Sammelbande Traffics and Diacoveries veröffent- lichte Erzählung „They*^ erscheint hier in einer eleganten Einzdausgabe, einseitig gedruckt, hübsch gebunden und mit fünfzehn geschmackvollen, farbigen Illustrationen versehen. „They*' sind Kinder, die in dem Hause einer blinden, auf einem vornehmen Landsitze wohnenden Dame Aufiiahme gefunden haben. Die seelischen Leiden dieser letzteren bilden in ziem- lich mysteriöser Weise dargestellt den Hauptgegenstand der Erzählung. Ein hübsches, besonders für Geschenkzwecke geeignetes Buch.

Apenrade.

Neue Pbiloldgiflehe Bondsehaa Nr. 14. 327

187) Oliver Farrar Emerson, A Middle EngliBh Reader,

edited, with grammatical introdaction, notes and glossary. New Tork, The Macmillan Company; London, Macmillan & Co., 1905. GXX IL 475 S. 8. S. 8 net.

Das Torliegende mittelenglische Lesebach ist wieder einmal ein Werk YOQ echt amerikanischer Brauchbarkeit and praktischer Zweckmäfsigkeit und dabei inhaltlich and sachlich so gediegen, dafs es eine wahre Freade sein mnfs, unter seiner FQhrung zum ersten Male in die Qeheimnisse der mittelenglischen Sprache und Literatur einzudringen. Es umfafst den ganzen mittelenglischen Zeitraum, d. h. das 12. bis 14. Jahrhundert und ist sehr richtig auf dem wichtigsten der mittelenglischen Dialekte, dem Mittellftndischen, aufgebaut. Voran geht eine sehr klare, übersichtliche und zuverUssige grammatische Einleitong (S. xiii-czx), die mir zu dem Besten zu gehören scheint, was auf diesem Gebiete überhaupt vorhanden ist, da Morsbachs grofsangelegte Grammatik leider noch immer nicht Yollendet yorli^ Auch hier bildet das MitteUftndische den Ausgangs- punkt, die Erscheinungen der wichtigsten anderen Mundarten sind als Abweichungen von dieser Grundlage gekennzeichnet. Selbstverständlich ist die geschichtliche Betrachtungsweise eingeschlagen und der Zusammen- hang mit dem Altenglischen wie mit anderen germanischen Sprachzweigen stftndig gewahrt. Die Texte umfiassen 246 Seiten, wovon die ersten 125 (13 Stück) auf das Mittelländische kommen, während der nördliche (6 Stücke), der südländische (8 Stücke) und der Londoner Dialekt (4 Stücke) den Best einnehmen. Die Proben sind aasgezeichnet gewählt, sowohl was ihren allgemeinen, wie ihren besonderen literarhistorischen und sprach- lichen Wert anlangt; sie sind mit grofser Sorgfalt meist den neuesten and besten Ausgaben entnommen, oft ist aber auch unmittelbar auf die Handschriften zurückgegangen, unter dem Texte stehen Fufsnoten text- kritischen Inhalts, die über Abkürzungen und ihre Auflösung Auskunft geben oder besonders wichtige abweichende Lesarten verzeichnen. Den Texten folgen die Anmerkungen (S. 247 318), die auch mit grofsem Geschick gearbeitet sind. Sie enthalten zunächst die notwendigen literar- geschiditlichen und bibliographischen Angaben und erläutern dann in aller Kürze sprachliche und sachliche Fragen in ausreichender Weise. Der vierte Hauptteil wird von dem Wörterbuch gebildet, das ja in derartigen Büchern eine ungemein wichtige Rolle für den Studierenden spielt. Es ist alphabetisch angeordnet und wie das ganze Werk auf dem Mittel-

S28 Neue Philologigche ttpadachau Kr. 14. __^_^

l&adischen begründet, doch sind natfirlich aoch die Vokabeln der anderai Dialekte an passender Stelle untergebracht. Etymologische Angaben finden sich in erfreulicher Fülle. Den Schlufs bildet ein Verzeichnis der in dea Texten vorkommenden unregelmäfsigen Verben mit ihren Stammformen, gleichfalls eine praktische und namentlich für den Anfänger ungemein nützliche Beigabe.

Wir beurteilen das Werk als eine prächtige Leistung, ein aotgezeicfa- netes Lehr- uad Lernbuch, trefflich geeignet zum Privatstudium und zom akademischen Gebrauch und zwar in gleicher Weise wie für Engiftndar so auch für Deutsche.

Königsberg i. Pr.

188) Bell'B Miniature Series of Oreat Writen. Sir Frank T. Xarzials C. B. : Browning. London, Qeoige Bell ft Sons, 1905. 100 S. kl. 8. geb. 1 a.

Wer sich rasch über Robert Brownings Leben und Werke orientieren will, dem sei Sir Frank T. Marzials' Büchlein empfohlen, das in knappem Rahmen den grofsen Dichter und edlen Menschen warmherzig und gerecht zu würdigen versucht. Einige Illustrationen, die uns den Dichter mid seine Frau, seine Wohnungen in London, den Palazzo Rezzonico in Ve- nedig, in dem er 1889 gestorben ist, und Elisabeths Vaterhans in Wim- pole Street vor Augen führen, dienen dem schmucken Bändchen zur will- kommenen Zierde. Ein Anhang enthält eine chronologisch geordnete Zusammenstellung sämtlicher Dichtungen Brownings und weist auf die vier bisher erschienenen Biographien sowie auf einige andere, eine tiefere Kenntnis des Dichters vermittelnde Werke hin.

Bremen.

189) M. Trautmann, Bonner Beitrage zur Anglistik. Heft

XVII— XXI. Bonn, P. Hanstein, 1905.

XVII. Sammelheft. 191 S. 8. ul 6.— .

0. Orfiters eröffnet das Heft mit einer Abhandlung „Über einige

Beziehungen zwischen altsächsischer und altenglischer Dichtung*^ (S. 1

bis 50). Er wandelt darin ganz in den Bahnen, die Trautmann mit seinen

Vermutungen fiber den altenglischen ürspmng des HildehrandaHedes und

des Heliand gewiesen hat, und geht darauf aus zu zeigen, dafs „ein TmI

der altsächsischen Genesis und eine Stelle des Heliand von der alteng*

Nene Phflologiflohe Bondflehan Nr. 14. 329

liscboi Dichtung abhängen '^ Zn diesem Zwecke stellt er eine ganze Anzahl yon Stellen einander gegenüber, um erstens Berfihmngsponkte oder naeb seiner Anschaanng ein Abhängigkeitsverjiftltnis zwischen der alt- gftcbsischen Oenesis mid dem dritten Teile des altenglischen Orist, und zweitens zwischen Heliand and Crisi III nachzuweisen, wozn noch einige andere altengliscbe Denkmäler (Christi Höllenfahrt, Auferstehung, Himmel- fiüirt sowie Phönix) kommen. Die erste Hftlfte der Untersuchung leidet aber an einem schweren methodischen Fehler. Grfiters spricht inmierfort Yon der altsächsischen Genesis, verwendet aber nicht eine einzige Stelle aus der wirklidien, von Zangemeister 1894 aufgefundenen und von ihm und Braune heraui^egebenen altsächsischen Genesis, sondern beschränkt sich durchaus auf die altenglische Genesis, die zwar tatsächlich aus dem Altsächsischen übersetzt wurde, aber doch immer eine altenglische, nicht altsächsische Dichtung ist. Ein zweites Bedenken ist gegen die Wahl jener angeblich zusammengehörigen Stellen geltend zu machen und zwar ebenso im ersten wie im zweiten Teile der Arbeit Wo sich an zwei Stellen dasselbe Wort oder auch nur eine gewisse Ähnlichkeit in Form oder Gedanken findet, werden sie einander gegenübergestellt, und das soll dann wohl den Beweis für die Abhängigkeit liefern. Am stärksten tritt das S. 35 hervor, wo Grüters von einer Anlehnung zweier Heliandstellen aneinander spricht (Y. 3591 ff. u. 1033 ff.). Zum Beweise dient ihm da die Gegenüberstellung von mancunni und irminihioda, von Adam endi Eoan und Ädaman endi JEuan usw., kurz es handelt sich hier wie fast fiberall um ganz unauffällige, gewöhnliche Wörter und Wendungen oder synonymische Aosdrficke, die naturgemäß häufig vorkommen und öfter wiederkehren müssen. In der zweiten Arbeit handelt K. D. Bfllbring sehr sorgfütig über „Die Schreibung eo im Ormulum*' (S. 51—82) in Fortsetzung seiner Ausführungen im 15. Hefte der Bonner Beiträge. (Vgl. diese Zeitschrift 1905, S. 549). An dritter Stelle steht W. Heuser^ der sich namentlich durch seine treffliche Arbeit über die Eildaregedichte (Bonner Beitr. 14; vgl diese Zeitschrift 1905, S. 548) vorteilhaft bekannt gemacht hat Er gibt „Das firühmittelenglische Josephlied'* (Ms. Bodl. 652) heraus (S. 88 121), das bisher merkwürdigerweise den Anglisten vöUig entgangen isti obwohl es mit zu den besten und erfreulichsten Denkmälern seiner Zeit gehört; aus den beigefügten sprachlichen und literargeschichtlichen Er- läuterungen ergibt sich, dafs das Gedicht in den sächsischen Süden und in den Anfang des 14. Jahrhunderts gehört Die kleine Arbeit ist wieder

830 Neue IliilologiBohe Bnndsohaii Nr. 14.

eine ausgezeichnete Leistung. Der Best des Bandes gehGrt Trtatp mann. Der erste, auf dem Titelblatt genannte Aufiaatz ^ NaohtriigUcheB zu Finn und Hildebrand" ist aber im Buche selbst gar nicht Torhanden. Dann folgt der Abdruck des bereits im Mai 1904 auf dem Neuphilo- logentage zu Köln gehaltenen Vortrages „Der Heliand eine Überaetamg aus dem Altenglischen'' (S. 123 141), worin er glaubt, den Nachweis fuhren zu können, dafs diese Tatsache ebenso richtig sei wie seine gleioh« artige Vermutung in bezug auf das Hildebrandslied (vgL diese Zeitschrift 1903, S. 619 f.). Dafs Beruhrungen zwischen Heliand und altengüscher Dichtung vorhanden sind, daä in den Handschriften manches auf eng- lischen Einfluls deutet, ist nicht zu leugnen, aber es gibt noch andere und wahrscheinlichere Wege, um das zu erklären, als die Trautmanns. Vor allem hat sich dieser nicht mit der sehr einleuchtenden Hypothese vom Werdener Ursprung der Handschrift G und mit den Angaben der Piae- fatio abgefunden, die doch nicht ohne weiteres stillschweigend flbergangen werden dürfen. ~ S. 142 steht „die Auflösung des 11. (9.) Bfttsels'' (= der Anker) mit kurzer Begründung. Es folgt dann S. 144—174 als „ein Grufs an Herren Eduard Sievers'' unter der Überschrift „Auch zum Beowulf'' die Antwort auf Sievers* Au£Eatz „Zum Beownlf' \ der in den „Beitr. z. Gesch. d. dtsch. Spr. u. Lit. XXIX, S. 305 ff. erschienen ist und schon Trautmanns Nachwort zum Vorwort seiner BeowulfEiusgabe (Bonn. Beitr. XVI; vgl. diese Zeitschrift 1905, S. 549) hervorgerufen hatte. Sie ist in scharf-ironischem Tone geschrieben, beschftftigt sich aber so mit textkritischen und metrischen Einzelfragen, dab es an dieser Stelle nidit angängig ist, n&her darauf einzugehen. Der letzte Beitrag endlich, „Die neueste Beowul&usgabe und die altenglische Verslehre'' (S. 176 191X enthält eine Besprechung von Holthausens Beowulf (vgl. diese Zeitschrift 1906, S. 116), die naturgem&fs die Begrfindung des Textes auf die metri- schen Anschauungen von Sievers f&r einen Hauptfehler erUftrt Im fibrjgea ist dieser Au&atz desw^en recht wichtig, weil Trautmann die Gelegen- heit benutzt, um seine eigene Verslehre, die er später einmal ausflUuüdi darzustellen hoflft, in den Haupt- und GrundzOgen vorzulegen (S. 181 IL). Sievers* Theorie wird dabei als „Silbtfihaufenlehre'' bezeichnet und verworfen. XVIII. Heft. £. Krnislnga» A Grammar of the Dialeot of West Somerset, Deecriptive and Historioal. 182 S. Jk 6.-. Das stattliche, sorgfiUtig nnd gewissenhaft gearbeitete Buch bietet einen trefflichen Beitrag zur näheren Kenntnis nnd Erforschung der eng-

Nene PhilologiBehe BondBchaa Nr. 14. 3dl

Sschen Dialekte, fBr die erat wenige wissenschaftlich brauchbare Arbeiten forliegen« Bs enihSlt zunächst eine genaue Beschreibung der g%en« wSrtigiBn Mundart, dann eine ebenso gediegene und wertvolle geschicht- liehe ünterBUchnng derselben. Die beiden Schlufskapitel behandeln einige besondere Fragen der historischen englischen Grammatik, namentlich hin- siditlich der Mundarten, und eine ünterauchnng des Verhältnisses des West SomeiBetdialektB zu seinen Nachbarmundarten. Sehr geschickt und pnktiseli ist das Glossar am Sdüusse des Bandes angelegt, das auch die Verwendung des Buches ffir Nachschlagezwecke ermöglicht. XIX. Sammelheft. 218 S. Jfl.—.

L Abhandlung: Oatermann^ Lautlehre des germanischen Wortschatzes in der von Morton herausgegebenen Hand- schrift der Ancren Biwle (S. 1 91). Eine sorgsame und er- BchOpfiuide Behandlung des Themas. Der grobe Umfang der Arbeit erklärt sich einmal daraus, dals auch bei den einfachsten, ganz regelmäfsigen Laut- voigängen alle Belege angefahrt werden, und zweitens durch die Tatsache, dab sieh in der Handschrift eine Beihe auffiüliger und von der gewöhn- lichen Entwicklung abweichender Eigentflmlichkeiten findet, die mit be- SMiderer Aufmerksamkeit gesammelt und besprochen sind. U. Abhand- lung: Irene Williams^ A Grammatical Investigation of the Old Kentish Glosses (S. 92—166). Die Ver&sserin behandelt ihr eng umgrenztes Gebiet mit FleilB und Sorgfalt und stellt alle Erschei- nungen der Laut- und Formenlehre sowie die üngenauigkeiten in der Übersetzung fest.— III. Abhandlung : M. Traatmaim, Alte und neue Antworten auf altenglische Bätsei (S. 167—215). Dieses Gebiet scheint Trautmann ganz besonders gut zu liegen, und es ist sehr dankens- wert, dab er die an schwierigen Fragen reiche Arbeit an den Bätsein, die er schon 1894 im Beibhitt zur Anglia V begonnen hatte, hier wieder anfnifliini Die altenglischen Bätsei sind recht verwickelt und schwer zu deuten. So viele Gelehrte sich schon den Kopf darüber zerbrochen haben, so viele Losungen sind auch herausgekommen. Trautmano behandelt die ganze Angelq^nheit mit der ihm eigenen Gründlichkeit, und da hier tsztfaritiaohe Fragen nicht in erster Linie in Betracht kommen, so hat er ins Problem ganz entschieden weiter gefördert und in vielen Fällen ge- wils das Biehtige gefunden. IV. Abhandlung: Trantmann^ Hasu (8. 216 218). Eine kurze Untersuchung Aber die unklare und sehr ver- vuecfaiedeD angegebene Bedeutung dieses altenglischen Adjektivs. Traut-

dd2 Nene Philologische Bnndeduui Kr. 14.

mann entscheidet sich nach Betrachtung aller Stellen, an denen es Torkommt, f&r die allgemeine Bedeutung glängend, die auch richtiger zu sein scheint als goldgelb, grau, graubraun, dunkelfarbig, wie man früher vermutete.

XX. Heft. W. Yersliofeii, Charakterisierung durch Mit- handelnde in Shakespeare's Dramen. 157 S. ul5.— .

Das Thema gehört in das Gebiet der Ästhetik und der Technik des Dramas. Zur Fflhrung der Untersuchung greift der Yerfiisser drei Dramen aus den drei Hauptperioden von Shakespeares Tätigkeit heraus , Tiims Andranicus, Bichard IIL und Hamlet. Ist diese Beschränkung auch mit Böcksicht auf den Umfang verständlich, so erscheint sie dodi in Anbetracht der zahlreichen und so verschiedenartigen Werke des Diditers als etwas zu klein und namentlich auch deswegen bedenklich, weil kein einziges Lustspiel mit herangezogen ist Wie bei Shakespeare nidit anders zu erwarten, ergibt sich aus der Arbeit zunächst, dafs bei ihm die direkte Charakteristik stets die Hauptsache und das Wichtigste ist and dals die indirekte, oder wie V. sagt, die Beflexcharakteristik immer erst in zweiter Beihe kommt und naturgemäß stets zu der ersten stimmL Die Methode der Arbeit ist die, dafs in der ersten Hälfte jeder Betradi- tung die Stellen, wo jemand fiber den Helden etwas sagt, gesammelt werdeo, während die zweite Hälfte eine Zusammenfassung der daraus sich ergebenden Folgerungen bietet. Ein Mangel ist darin zu sehen, dafs die Stellen in grOfster Ffille, wie es scheint, überhaupt vollständig aufgezählt sind, auch solche, bei denen es sich um ganz gleichgültige Bemerkungen handelt, die mit Charakteristik gar nidits zu tun haben, oder auch solche, die in höchster Erregung gesprochen sind und daher nicht als objektiTe Zeugnisse Ar Charakterisierung zu verwenden waren. Die Darstellung hätte übrigens glatter und vor allem sprachreiner sein kftnnen. Wörter wie Agierende, rekapitulieren, moguieren, numerisA u. a., Formen wie Charakteristika statt CharaJsterisiiken, grammatische Fehler wie m Ver- lauf derer, Erinnerung an ihrer beiden Liebe, unmögliche Genetive wie Charakteristik Clarence^, die Einwendung Basencrantt^ hätten vermieden werden können, die stets englische Schreibung EUsabeth, Henry usw. ist auch nicht schön. Ob die Wiedergabe des englischen Textes immer genau ist, ist nicht durchweg nachgeprüft worden, doch finden sich S. 20 u. 21 in den beiden Anführungen aus TU. Andr. II, lY, 16 ff. gegenüber dem Text der Globe Edition, die doch zugrunde gelegt ist, sechs Inteipunktion»- fehler und ein ausgelassenes Wort, und die Stelle I, i, 62 aus BiduurdllL

N^ne FhiklogiBehe Biudflehan Nr. 14. 833

(8. 67) hei&t nicht Whjf. ihis is Ü, tvhen . . ., sondern Why, this it is,

XXL Heft J. Wilkes^ Lautlehre zu Aelfrics Heptateuch und Buch Hiob. 176 S. Jf 5.60.

Die Arbeit ist ans der Schule Bfllbrings herrorgegangen und hat bereits mehrere (Jegenstficke in den Bonner Beiträgen, wie besonders auch in den Schriften ron Storsberg und Trilsbach^ denen sie leider auch darin gleicht, dafs der Verfasser ebenfalls den guten Bat seines Lehrers nicht beachtete. Denn Vollständigkeit der Belege fttr jede lautliche Erscheinung anzustreben, war hier ebensowenig wie in jenen Arbeiten nötig. Die Arbeit ist flbrigens, wie der Ver&sser selbst zweimal wohl- geffl% betont, „mit grOfster Sorgfalt^' angefertigt, wenigstens was die Sammlung der Belegstellen anlangt, die allerdings begreiflicherweise nicht nachgeprflft wurde. Die Schrift ist an sich insofern yon Wert, als sie erschSpfend Aber den Lantstand der behandelten Werke unterrichtet, aber mit grGfserer Kflrze hätte sich dasselbe Ziel erreichen lassen. Etwas weniger Belegstellen und dafOr Hinweise auf die Mundart, zusammen- fiissende Betrachtungen und eine Inhaltsübersicht, die fehlen, wäre besser gewesen. Sehr wichtig ist es dagegen, dafs Wilkes Qreins Ausgabe von Aelfrics Werken in der „Bibliothek der angelsächsischen Prosa ^^ mit der Handschrift genau rerglichen hat und die Ergebnisse dieser Nachprüfung auf den ersten 30 Seiten seines Buches mitteilt

K. -t«-.

190) O. Kmeger» EngliBohea IJnterriohtswerk fOr höhere Schulen« Unter Mitwirkung yon W. Wrlght. IL Teil: Gram- matik. Leipzig, G. Freytag, 1906. 374 S. 8. geb.ul4.~. Der durch eine Kette verschiedener Veröffenüichnngen auf dem Ge- biete der englischen Sprachlehre bereits rfihmlich bekannte Verfasser hat diesen in Gestalt obigen Werkes ein weiteres bemerkenswerteres Glied folgen lassen, durch welches er sich ein neues Verdienst erworben hat. Dafs der Verfasser der „Schwierigkeiten des Englischen^* auch eine gute Sehulgrämmatik zuschreiben imstande sein würde, war vorauszusehen, und dab er fllr sein ünterrichtswerk , dessen erster Teil vor kurzem in dieser Zeitschrift besprochen wurde, die sehr schätzbare Hilfe eines englischen Fachgenossen nicht verschmäht hat, ist dem Buche sicher sehr zu statten gekommen.

334 Keae Fhiloloiriwbe Bnndaehaii Nr. 14.

Zweckm&rsige ÄDordoüDg des ganzen Stoffes^ wobei heironaheben ist, dafs Verfasser erfreulicherweise die Syntax des Verbs als das Schwierigen wieder in den zweiten Teil yerl^ hat, wo sie sich vor 1892 in fi»t allen LehrbQchem befand, Klarheit und Bestimmtheit des Ansdracks in der Fassong der Regeln, scharfes Auseinanderhalten des deutschen nnd des englisdien Stand- punkts bei der Beobachtung der grammatisdien Erscheinungen, Inine g^ haltvolle und darum dem Gedächtnis leicht einprftgbare Beispiele: das sind unleugbare Vorzfige des Buches. Überall sieht man, dab hier Kenner am Werke gewesen sind, die keine Mühe im Sammeln des Materials geedieat haben und der Sprache in alle Winkel nachgegangen sind, um alle ihre mannichfaltigen feinen Unterschiede zu erkennen und zu erklären. Manch- mal freilich kOnnte man im Zweifel sein, ob solche Ausffihrlidikeit fBr die Schule erforderlich ist Diesem Einwurf ist aber dadurch vorgebeugt wor- den, dafs die Grammatik eigentlich aus drei Teilen besteht. Nur das Nichteingeklammerte ist für die erste systematische Durchnahme, abo wohl bis zur 11^ inkl. bestimmt; das mit einfachen ümklamroerangslinieD Versehene ist den oberen Klassen vorbehalten, während das doppelt Ein* geklammerte fQr die bestimmt ist, die Grund haben, sich noch eingehender mit der Sache zu beschäftigen. So reicht also die Grammatik wohl ein wenig über die Schule hinaus, aber daraus wird bei dieser deutlichen Markierung des Wichtigen und weniger Wichtigen gewils niemand und namentlich nicht diejenigen, die das Werk zum Privatstudium benutzen, den Bearbeitern einen Vorwurf machen. Überdies ist es ja jedem Lehrer überlassen, wieviel er seinen Schülern bieten will, und, wie ich höre, ist für die Schulen mit sechsjährigem Kursus bereits eine kurzgehlste Ausgabe geplant.

Gerade die schwierigeren Kapitel erfahren eine besonders sorgflütige und teilweise neue Behandlung, so die von den Modalverben, vom Kon- junktiv, vom Bedingungssatz, vom Akkusativ mit dem Infinitv und v(Hn Gorundium. Ob in einzelnen Fällen die Änderung grammatisdier Be- zeichnungen wirklich notwendig oder zweckmäfsig ist, darüber Iftbt sidi ja vielleicht streiten; übrigens gebraucht Verfiisser gelegenilich auch selbst wieder die alten Namen.

Stellen, bei denen etwa wesentliche Änderungen erforderlich wären, sind mir bis jetzt nicht aufge&Uen. § 103 vrflrde, wenn nicht ein Druck- fehler vorliegt, einer deutlicheren Fassung bedürfen.

Von Druckfehlem notiere ich folgende: S. 28, Z. 2, wo von drri Akzentangaben eines Wortes eine doppelt steht; S. 33, Z. 21 feUt za

Nene Fhilolo^sohe Rnndscban Kr. 14.

der Zahl ^) die Anmerkung; S. 37 mnfs es statt pliers ^ heifsen sbears ^); S. 57, Z. 13 steht Yesnsius statt Vesuyius; S. 130, Z. 9 des statt das; S. 230 unten ist to him umzustellen; S. 237, Z. 16 ist statt I und II zu setzen A und B.

Was die gewählte Umschrift betrifft, so ist sie genau und leicht ver- stSndlich; bedenklich erscheint mir nur, dafs der r-Laut in allen Fällen nur ein Zeichen hat, die beiden r in brotfaer also durch dasselbe Zeichen dargestellt werden.

Zum Schlnfs kann ich nur noch dem Wunsche Ausdruck geben , dafs möglichstalle Neusprachler selbst die unglQcklichen und schwer gekränkten Grammatiker, mit denen die Vorrede stellenweise nicht eben sänfbiglich umgeht diese Qrammatik und womöglich auch die „Schwierigkeiten des Englischen** ihrer Privatbibliothek einverleiben, denn die Anzahl derer, denen diese Werke gar nichts Neues bieten, wird nicht grofs sein.

Dessau. Bahrs.

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Inhalt: BeienBionen: 191) H. Klnge, Homen Odjraee (H. Nanck) p. 887. 192) J. Zwicker, De yocabtOis et rebus Galileis si?e Transpadanls apad Yeigiliom (L. Heitkamp) p. 889. 198) V. Hortet» Beeberohes eritiqaes sur Vitnnre et son oeayre (A. Kraemer) p. 841. 194) M. Manitias, Maren nnd Satiren ans dem Lateinischen (Fnnck) p. 842. 195) E. F. ▼. N&gelsbaob- Iw. ▼. Mttller» Lateinische Stilistik (0. Wackermann) p. 848. 196) W. Wnndt, Völkerpsychologie, IL Bd. Mythos nnd Beligion (J. Keller) p. 846. 197) O. Schnlts-Gora o. W. Meyer-Lttbke, Altprovenzalisches Elementar- bnch (O. Hennicke) ]p. 856. 198/199) F. Stofsberg, Die Sprache des alt- eqgliwdien Martyrologinms ; 6. Trilsbach, Die Lantlebie der spätwestsftchsisohen Evangelien (-tz-) p. 857. 200) E. L5we, BdMge znr Metrik Badyaid Kiplings (Ad. HertiDg) p. 858. Anzeigen.

19 1) H. Kluge, Homers Odyasee. Ffir den Schalgebrauch erkiftrt.

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Charakteristisch ist dem Bfichlein, das die Fragen der sog. höheren Homerkritik, wenigstens ffir das Bewurstsein der Schfiler, nicht berfihrt, die VFahrheitaliebe und die Offenheit, mit der bisher fibliche Erklärungen als ungenflgend dargetan werden, selbst mit dem Eingestfindnis, daä die richtige Erklärung noch nicht gefunden sei, so zu 7, 245, weshalb Kalypeo das Beiwort doUeaaa gegeben werde ; zu 8, 124, was das oiifay der Maultiere

838 Nene Flülologiaohe Bondsohan Nr. 15.

bedeute; zu 8, 416 fiber die Beschaffenheit des Schwertes des Earyalas-, zu 9, 84 fiber die Beschaffenheit des Lotos. Ja, hin und wieder wird sogar unverhohlen ausgesprochen, dalB der Dichter vergessen habe, was er gesagt, so zu 7, 45, daTs die weltferne Insel der PhSaken keine grofs- artigen Befestigungswerke brauche; zu 8, 556, dafs die Phfiaken als ruder- liebend und schiffskundig bezeichnet worden sind, während doch nachher von ihren Schiffen gesagt wird, dafs sie von selber wissen, wohin die In- sassen fahren wollen, und alle Länder und Städte kennen, nach denen sie selbsttätig steuern; zu 9, 359, dafs die Kyklopen so geschildert sind, dafs es unwahrscheinlich sei, dafs sie auch selbst Wein kel- terten; zu 9, 491, dalis das Schiff des Odysseus schon das erste Mal, als er den Kyklopen von diesem aus anrief, auf Hörweite entfernt gewesen sei. Auf alle FäUe kommt der Herausgeber damit dem Be- dürfnis der Jugend nach Klarheit und Wahrheit entg^en, und nichts ist grälslicher, als wenn ein Erklärer alles weils, während dem Hörer noch Zweifel zurückbleiben. Aber eine andere Frage ist, ob die Ur- teilskraft, die ein Junge in den Jahren aufbringt, ausreichend ist für die Erkenntnis der Wahrheit. Wer das erste Mal jemanden auf Hör- weite anruft, der kann diesen nicht mehr in verständlicher Weise aus einer doppelt so grofsen Entfemui^ anrufen: urteilt ein Junge. Ist es nun aber wahr, dals Homer seine Angabe über die erstmalige Ent- fernung des Odysseus von Polyphem bei der Erzählung des zweiten An- rufs schon wieder vergessen hat? Sagt man damit den Jungen die Wahrheit, und erkennen diese damit die Wahrheit? Ist nicht vielmehr die Wahrheit, dafs Homer seine Dichtung webte aus Sonnenklarheit und aus Wunderbarem, mit vollem BewuCstsein , wie ein echter Märchen- erzähler?

Während der Herausgeber in den angezogenen Stellen zu vorsichtig war, etwas Ungewisses oder unbegreifliches den Schölem als gewifs oder begreiflich hinzustellen, hat er zuweilen an Stellen von Ungewisser Er- klärung eine einzelne, ganz bestinmite gegeben. So sind ihm 7, 6 die Xi&oi S&jtoif insofern sie durch langjährige Benutzung blank und glatt geworden waren; 7, 252 heifst ihm dyybäg el(iv (w^en 5, 130) ganz sicher „mit den Beinen umklammernd^^; 8, 188 wird auch nicht die Möglichkeit einer plusquamperfektischen Bedeutung des edlayuBvov an- genommen; 8, 547 nicht Gauers Übersetzung „begreift'' für hci\paijj mit ausgelassenem Objekt als möglich erwähnt; 9,261 äkkip^ M&y SiXa

Nene Pfaüologiecbe Bnodflchaii Nr. 15. 889

xilev&a nur „bald den einen, bald den anderen Weg*^ erklärt. Es ist doch einmal so, dafs wir an vielen Stellen den SchQlem nicht ein ächeres Wissen geben können.

Zwei Bemerkungen in diesem Sinne seien dem Beferenten gestaittet.

8, 232 (vgl 451 u. 453) ist TLOfiidij vielleicht nicht sehr verschieden von unserem heutigen „Training''. 9, 483 ist es doch wohl am einfachsten, mit Axt an das Steuerruder an der Spitze des Schiffs zu denken; wer kann sagen, dafs dieses nicht auch mit ohjiov bezeichnet werden konnte?

Ffir einen Neudruck wäre zum Teil notwendig, zum Teil vielleicht erwünscht Veränderungen vorzunehmen 7, 197 unten äaacc^ 264 das Tempus der Verba, 245 Anffihrungsstriche vor und hinter also, 8, 21 -eaaiy 388 Odysseus ist ein Zuhörer, ebenso die Phäaken; also etwa im Deutschen wiederzugeben: „(Odysseus) und auch die anderen Zuhörer, die Phäaken 'S 474 die Bemerkung „der Vers ist interessant*' versteht der Schaler nicht neben dem, was als besonders interessant herausgehoben wird, 501 sind wohl die Griechen als Subjekt in den Hauptsatz zu bringen ;

9, 189 der Dichter greift zu dem vor, was Odysseus, 198 das Tempus der Verba, 273 ihn statt Polyphem, 424 im Text fjde, die Anmerkung zu 496 scheint erledigt durch die zu 455.

Eine Fortfflhrung der Eingesehen Erklärung wäre höchst wünschenswert. Denn so genau stellt sich keiner der dem Beferenten bekannten Erklärer auf den Standpunkt der Schüler ; es mufs ihnen wohl und warm werden bei der Terständigen, bescheidenen Offenherzigkeit, die auch sie zum Urteilen aufruft.

Landsberg a. W. H. Navok.

192) Johannes Zwicker, De vocabnlis et rebus Ghdlids sive Transpadanis apnd Veif;ilinm. Leipzig, Emil Graefe, 1905. 93 S. 8. Jt 1. 20.

Die Vorrede der gehaltvollen Leipziger Inauguraldissertation erörtert die Bedeutung der keltischen Provinzen für das römische Geistesleben im letzten vorchristlichen Jahrhundert. Dafs auch Virgil keltischen Ur- sprunges sei, glaubt Kapitel I mit Sicherheit nachgewiesen zu haben. Denn der Name seines Geburtsortes Andes sei ein keltischer Gauname und derselbe, welchen Cäsar von einem Stamme an der Loire gebraucht. Auch die Namen seiner nächsten Angehörigen sind keltisch, so begegnet z. B. der Stamm nMg-, von welchem der Name seiner Mutter Magia abgeleitet ist, in zisalpinischen Inschriften 89 mal; der Name seines Bruders Silo ist

840 N0a6 PhflologiMibe Bnndiohaii Nr. 15.

in YoL y des G.IX. 10 mal vertreten, in sieben anderen Bänden nur 13 mal; dab anch der Name Vergilins keltisch sei« steht fBr den Verfasser anber allem Zweifel; wenn der Name sich anch in etmskischen Inschriften finde, so beweise das nichts, denn er komme fiberall vor, in Latinm z. B. (CLL. XIV) 10 mal. Wie den Namen Vergilins gegen etmskische, so verteidigt er Maro gegen nmbrische Ansprflche ; Maro avanciert nicht mit Wilamowitz znm nmbrischen Dorfechnlzen, sondern bleibt keltischer Bergführer. Znm Schlnft des Kapitels glaubt der Verfasser seine Beweis- ffihrang noch nnterstfitaen zu sollen dorch die Legende von der Oebort Virgils und der an Ort und Stelle gepflanzten Pappel.

Kapitel n „De vodbns Gfallicis apud V.^* behandelt die Pflanzen- namen amellns, salinnca, vibnmnm, carex, comlus, bibiscus, labrusca, mscum, siler, die Tiemamen ums, damma, die Sachnamen cateia, lanoes, pUentum, pedum; darauf kfirzer die schon vor Viigil den BOmem ge- linfigen WOrter Alpes, essedum, caterva, baca, caetra, parma, pecnliom, gaesnm, volaemum, minium, virgatus, vates, laena, sagulum, turma; schließlich den Semiten baccar, die ümbrer tofus und bufo; dazu anhangs- weise einige FUle, wo der Dichter lateinische WOrter nach gallischem Sprachgebrauch verwendet hat.

Im dritten Kapitel: „De rebus Oallicis'' folgt der Verfasser, welcher i im vorigen Abschnitte eingesehen hat, wie schwer die Kunst des Dis-

I ponierens ist, der Fflhrung des Dichters, nämlich der Anordnung der 6e*

i orgica und behandelt als zirkumpadanische Besonderheiten

I 1) die Aschendfingnng, die Bohnensaat, das Oarbenbfindel, den Bflder-

pflug, das viermalige Pflfigen,

2) tiUa, taxuB, alnus, centaureum, qrtisus, salix, ulmus usw., femer aesculus und salix als Bebenbftume, die späte EntwicUung der Beben, Zeit und Ort sie zu pflanzen, endlich die rhätische Traube,

3) die einheimische Bindviehrasse, das Weiden in der Morgenfrfihe, die Zucht weifswoU^^er Schafe. Hier scheint dem Verfasser auch der beste Ort, aber den Schwan, das Wildschwein und die Eichelmast der Sdiweine zu handeln.

4) Viigils Bienen endlich weisen sich als Zirkumpadaner nur durch ihre Gold&rbe aus. DafBr spricht der Verfasser jetzt fiber den Erzreicfatnm, die Hirtenhäuser, endlich fiber die Einbäume der Transpadaner, um zu allerletzt einiges fiber die Befiruchtung der spanischen Stuten durch deu Wind und Aber die Mistel beizubringen.

Nene PMdogiacha BnndMhan Kr. IB. 8*1

Die AbhandlnoK, welche so manche Gebiete der Spnudiwiesenecbaft berfihrtf ist in ganz achtbarem Latein abgefiilst; Magiae ipeins bene parientis cansa anf S. 26 ist aber Yerbesserangsbedflrftig. Der Druck ist sehr deutlich, Aber die nicht seltenen Versehen liest man gern hinw^.

J^ystrop.

193) Victor Hortet, Beeherehes eritiqnes aar Vitrave et 8on CBiiTre. Bevne archMogiqne, Fftris 1902, Bd. XU, S. 89 bis 81 und 1904, Bd. III, S. 222 bis 283.

Im Vorwort (S. 89— -43) gibt Mortet eine gate Übersicht fiber die verschiedenen Ansichten ?on der Lebenszeit des römischen Eriegsban- meisten Vitmvius Pollio und der Abfiusong der ans erhaltenen zehn Bficher „De architectnra^^ Alsdann folgt ein Abschnitt, der die Über- schrift trfigt „Examen de h& dMicaoe du de arehüectura et qiract&re de oette oBayre*'. Die Widmung an den Kaiser wird eingebend b^andelt nnd die wichtige Stelle per sororis commendationem, die auf Augustus' Schwester Okta?ia bezogen wird, in per fiiToris commendationem geftndert. Dies ist ein methodischer Fehler, da damit ein bedeutsames Aigument ftr Abfassung unter dem ersten römischen Kaiser beseitigt wird, lediglich m Mortets yorgefkbte Meinung, dab Vitruy nicht unter Augustus ge- schrieben habe, zu sttttzen. Weder der negative Beweis, dab das Werk nicht dem Augustus, noch der positive, dafs es dem Titus gewidmet sei dies ist Ms Ansicht , kann als gelungen betrachtet werden.

Vom zweiten Teil (Vitru?e et les Vitmvius d*apris les sources) ist bis jetzt die erste Hälfte (les sources littAaires) erschienen, wfthrend die zweite (les sources ^pigraphiques) noch aussteht Es wird die gens Vi- tnivia eingehend behandelt, indem die Stellen zusammengestellt werden, an denen sich der Name Vitruv findet Betreib der Erwähnung eines Vi- tmv unter den Quellen des Plinius kOnne nicht entschieden werden, ob 68 sich um einen Schriftsteller handle, der im eigentlichen Sinne Aber Baukunst geschrieben habe (S. 283). Den von Frontin erwähnten Vi- truvins architectus mit dem Verbsser der zehn Bficher de architectum zu identifizieren, seien wir durch nichts berechtigt (S. 223). Die Stelle bei Servius (zu Veig. Aen. VI 43, t n, p. 12 ed. Thilo) bezieht M. auf eisen andern Vitruv ab den uns vorliegenden (8. 229). Nach meiner Meinung kann darflber kein Zweifel sein, dab Döring (Rh. Mus. N. F., Bd. 67 [1902], S. 11) betreffs der Serviusstelle das Sichtige getroffen hat

342 Nene PhilologiBche RnndBchau Kr. 16.

Bei Serviüs hören wir von der Schrift eines Vitruv, qni de architectonica scripsit, also einem Werke von dem gleichen Inhalt wie das uns vor- liegende. Die Stelle: Vitravias, cam aliqno arcemar ingressa id ostiam dicit ab ostando, cum ingredimar aditum ab adeundo, die von üssing, Erohn a. a. falsch' erklärt worden ist, bedeutet: das, wodurch wir vom Eintreten abgehalten werden, nennt Y. ostiam von ostare, die Öffnung dagegen, durch die wir eintreten, nennt er aditus von adire« Da diese Beobachtung wie eine Prfifung der in unserem Texte vorkommenden Stellen von ostium tlnd aditus zeigt absolut richtig ist, so ist sicher, dafs Servius unseren Vitruvtezt vor Augen hatte, wenn er nicht die Notiz aus einem älteren Grammatiker blofs fibemommen hat.

Warum M. diese äberzeugende Beweisffihrung Degerings nicht an- erkennen will, kann ich nicht verstehen. Auf alle Fälle ist das Zeugnis des Servius nur für, nicht aber gegen die Authentizität des unter dem Namen Vitruvs fiberlieferten Werkes zu verwenden, und man mfiMe, um seine Beweiskraft abzuschwächen darin wird man Degering unbedingt beipflichten mfissen , schon behaupten, dafs der Fälscher bei dem Oe- brauch der Worte aditus und ostium immer Bäcksicht auf die Servius- stelle genommen habe, da dieser Gebrauch durchaus nicht al^emein ist, vieLoaehr andere Schriftsteller diese Worte promiscue verwenden.

Frankfurt a. M. A.

194) (Bücher der Weisheit und Schönheit.) M. Manitias, M&ren und Satiren aus dem Lateinischen in Auswahl. Stuttgart, Greiner & Pfeiffer, o. J. 177 S. 8. geb. Ji 2.Ö0. In der recht buntscheckigen Sammlung von Schriften, welche J. B. V. Qrotthufs unter dem Titel „Bficher der Weisheit und Schönheit'' herausgibt, veröffentlicht Manitius eine Auswahl aus lateinischen Schrift- werken des Apulejus, Petronius, Prudentius, Notker, Amarcius, Nigellius Wirecker, Gervasius von Tilbury, Eberhardus Teutonious und Gäsarioa von Heisterbach. Mau sieht, es sind BmchstQcke aus zwölf Jahrhunderten, ans Schriftstellern und Werken höchst verschiedener Art, welche hier vereinigt erscheinen. In der sehr gut geschriebenen Einleitung sagt der Herausgeber, sie verschmölzen dadurch zu einer gewissen Einheit, dafs sie alle mehr oder weniger zur volkstömlichen Dichtung gehörten, und er versucht dann im einzelnen mit Geschick, sie in dieser Richtung nfther zu charakterisieren. Er verhehlt sich dabei wohl selber kaum, dafs auf diese

Nene PbilologiBehe Bmidacbiiii Nr. 15. 843

Weise weder ein geschlossenes Bild einer Knltarepoche, noch auch, was 80 eher angestrebt werden könnte, die Entwickeinng einer einzelnen Schrift- gattai^, sei es nun Mftrchen oder Satire, im Zusammenhang vorgefQhrt wird. Es sind mehr Proben des geistigen Lebens yerschiedener Jahr- hunderte, Beweisstücke dafür, wie die geistigen und sittlichen Anschau- uDgen teils des Volkes teils der Gebildeten in der Literatur ihren Ausdruck fanden; beeonderen Anspruch auf „Weisheit^* mOgen am ehesten die apolo- getischen Stficke aus Prudentius erheben; das Lob der „Schönheit'' ist Apulejus' Amor und Psyche unbestritten ; die fibrigen Fragmente werden - wesentlich kulturhistorisches Interesse erwecken« Der fluTsere Einband ist entschieden geschmackvoll, die blau-gelb-scbwarz-weifsen Innenblfttter be- leidigen geradezu das Auge. Sondershausen.

195) Iwan Koller, Karl Friedrich v. NftgelabaohB Latei- xdsche Stilistik. Neunte, vermehrte und verbesserte Auflage (besorgt von I. M.). Nürnberg, Eonrad Geiger, 1905 XXXII u. 942 S. gr. 8. ^12.-; geb. A 14.-.

Am 28. März 1906 beging die philosophische Fakultät der Universität Erlangen durch einen Akt der Pietät am Grabe E. F. v. Nägelsbachs den 100. Geburtstag des Mannes, der mit L. Döderlein als der Begründer einer bayerischen Pbilologenschule zu betrachten ist, und brachte damit das Andenken an den grofsen Philologen wieder in Erinnerung. Wenige Monate vorher war in dem vorliegenden Werke da» ehrwürdige Denkmal, das Nägelsbach sich selbst aere perennius im Jahre 1846 errichtet hatte, in erneuter Gestalt der Gelehrten weit vor Augen gestellt: die „La- teinische Stilistik 'S das Werk, durch das seit seinem ersten Erscheinen bis auf den heutigen Tag zahllose Jünger der Wissenschaft in das Wesen und in ein tieferes Verständnis der lateinischen Sprache eingefflhrt und auch manche Meister zu neuen Studien angeregt sind. Denn noch heute gilt uneingeschränkt, was der jetzige Bearbeiter des Werkes, Iwan v. Mfiller, als er zum ersten Male eine neue Auflage zu besorgen hatte die sechste, im Jahre 1876 , aussprach: „Die Nägelsbachsche Stilistik hat seit ihrem Bestehen nicht nur auf die Praxis des Lateinunterrichtes, auf die Interpretation der Klassiker ebensosehr wie auf die stilistischen Obungen einen unverkennbar heilsamen Einflufs angäbt, sondern auch zu manchen wisaenschafUichen Forschungen auf dem Gebiete des Sermo Latinus An-

844 Nene Pfailologisehe Bandaohaa Nr. 15.

stofs gegeben.'* Deshalb. wird auch die vorliegende neae Auflage, ans der Hand des vielleicht berafensten Fächmannes hervorg^;angen, aüseitig mit Frende nnd Dank entgegenommen werden. So vieles nnn im Laufe der Zeit seit Nagelsbachs erster Arbeit die Forschung auf dem Gebiete der Stilistik hat binzof&gen kGnnen, so wird doch bis jetzt derW^g« den er einst als der Begrflnder der. wissenschaftlichen Yergleichnng des latei- nischen Aosdracks mit dem deutsdien, als der Begründer der kom- parativen Stilistik einschlug, als der richtige anerkannt; keiner der ^teren Bearbeiter ist von den Orundsätzen abgewichen, welche der Ver- fasser der Stilistik bereits in der Vorrede zur ersten Auflage ausgesprochen hat; denn diese haben sich bis heute bewShrt oder doch als gleich- berechtigt gezeigt neben den späteren Sichtungen der historischen Stil- theorie.

Nagelsbach hat ursprünglich bei seinem Werke im Auge gehabt, dab es zur Unterstützung des Sprachunterrichtes diesen Begriff aber nicht zu eng gefalst dienen sollte, er wollte deneo, die berufen cdnd Latei- nisch zu lehren, eine gute Handhabe für ihre Methode zu unterrichten geben. „Wer Latein gut lehren will'S sagt er, „der muls es vor allen Dingen gelernt haben und, weil ein Abschlufs hierin nicht mOglich ist, mit unablässiger Bemühung immer besser lernen.*' Nicht ohne Abeicht hat L Müller auch in dieser neunten Auflage NSgelsbachs Vorrede zur ersten in vollem ümftnge wieder mit abdrucken lassen; er bekennt sich damit zu den gleichen Grundsätzen. Beide gehen davon aus, daGs dem Stilisten Darstellungsmittel aus der Sprache, mit der er sich befafst, verschafft werden müssen. Und hier handelt sich's um die Frage: wie reichen die dem Lateiner karg zugemessenen Darstellungsmittel zur Deckung der Anforderungen des Deutschen aus? Die Lehre von der Korrektheit gehört in die Grammatik, die Lehre von der Schönheit des Stils in die Rhetorik; die Stilistik steht in der Mitte zwischen beiden und untersucht das Verhältnis der Darstellungsmittel im Lateinischen zu denen im Deutschen. Daher ist ihr erster Teil bei NSgelsbach-Müller, nach einer Einleitung über Aufgabe und Einteilung der Stilistik, die Topik 1—139), d. h. die Nachweisung, wo der dem deutschen entsprechende lateinische Ausdruck zu suchen ist, der zweite Teil die Architektonik 140—203), d. h Vergleichung beider Sprachen hinsichtlich ihres Bede- baues, des Satzes und der Periode. Da überall von der deutschen l^rache oder von ihrem Verhältnis zur lateinischen ausgegangen wird, so stand

Nene Fhttologisohe Bnndflohaa Nr. 15. 345

frfiher aaf dem Titelblatt: Lateinische Stilistik ffir Deutsche. Wenn bei der vorliegenden Auflage dieser Zusatz fortgelassen ist, so ist deshalb doch in keiner Weise von der früheren Methode abgewichen ; und auch an der Oliedemng des Qanzen in Abschnitte, Kapitel und Paragraphen ist nichts geändert worden. Aus dem Geiste der Sprache heraus wird überall die Erlflutemng gegeben, vielfach in noch reicherem Mafse als in den früheren Auflagen. In einer grofsen Summe von Beispielen werden, nach Auf- stellung der Theorie, jedesmal Proben gebracht; z. B. wenn § 67 die Wiedergabe einiger Abstrakta von sehr allgemeiner Bedeutung, wie Ver- hältnis, Verhältnisse, Oeist, Bücksicht, Beziehung, an einer Menge von Beispielen aus den lateinischen Schriftstellern gezeigt wird. Einen in ähnlicher Weise in die Augen springenden Beleg für die Methodik gibt namentlich die Erörterung über die Metaphern 126 ff.). Die Kenntnis der Metaphern im Lateinischen ist deshalb von ungemeiner Wichtigkeit, weil wohl jeden Augenblich Metaphern schöpferisch erfunden werden können, aber in einer abgeschlossenen Sprache ihre Zahl fixiert ist und eine will- kürliche Vermehrung derselben nur nach den sichersten Analogien ge- stattet isi Nach diesem Gesichtspunkte werden unterschieden : 1) gleiche Metaphern, d. h. solche, die im Lateinischen und Deutschen ungefähr auf gleicher Anschauung beruhen; 2) ungleiche Metaphern, jedoch von gleich starker Kraft sinnlicher Veranschanlichung; 3) stärkere Metaphern für schwächere deutsche; 4) Metaphern für deutsche Ausdrücke, welche kein Bild geben. Man sieht, wie bei Nägelsbach - Müller das Gewicht gelegt wird auf das Verhältnis der lateinischen Metapher zur deutlichen, nicht stellt er sich zur Aufgabe, die im Latein überhaupt vorkommenden Me- taphern zu verzeichnen.

Diese Beispiele mögen genügen zur Kennzeichnung der angewendeten Methode. Es kann nicht unsere Absiebt sein, dem ganzen Reichtum des Nägelsbachschen Werkes nachzugehen; wozu ylaß% ^^di/jvaCel Was aber die erneuerte Gestalt betrifft, so mag man in den verschiedensten Abschnitten Vergleiche einzelner Partien mit der achten Auflage anstellen, und überall wird man der nacharbeitenden, ergänzenden, bessernden Hand begegnen. Manches ist gekürzt, vieles erweitert, die Stellen sind wesentlich vermehrt; einzelne Segeln sind deutlicher und bestimmter gefafst, z. B. wenn man S. 156 u. mit S. 148 u. der achten Auflage zusammenhält, und solcher Vergleiche lassen sich viele anstellen mit ähnlichem Ergebnis. Die deutsche Ausdrucksweise, um nicht zu sagen Übersetzung ist häufiger hinzugefügt

346 Keae FhilologiBebe BniKbcluHi Nr. 15.

als früher; und der interpretierende Lateinlehrer findet einen gar reichen Schatz von geeigneten and schlagenden Übersetzungen, die dem Geiste der Sprache, auch der modernen, gerecht werden. So ist der Text des Werkes von 751 Seiten der achten Auflage auf 906 der neunten angewachsen, wovon nur sehr wenig auf den einige Male etwas erweiterten Druck kommt Auch die den einzelnen Abschnitten beigefägten Literaturnach- weise lassen erkennen, dals der Umsicht des Bearbeiters nichts Erreich- bares von irgendwelcher Bedeutung entgangen ist, wie denn eine groISw Menge von Schriften, die nach dem Jahre 1888 (8. Aufl.) erschienen sind, hinzugekommen sind; ebenso haben neuere Kommentatoren Berflcksichtigang gefunden. Ein überaus reichhaltiges Wortregister (S. 807 855) und ein ebensolches Sachregister (S. 856 876) lassen das Werk auch bei einem einzelnen gelegentlichen Bedürfnis bequem benutzen. Die aus den latei- nischen Autoren angefahrten Stellen sind in einem besonderen Stellen- register (S. 877 939), dem auch die aus den Script. Graed zur Be» trachtung herangezogenen angefügt sind, vereinigt; auch hier sind viele neue hinzugekommen, einige durch passendere oder wohl auch kritisch mehr gesicherte ersetzt Auch hierdurch ist das Nachschhigen bequem gemacht. Aber das Werk ist keineswegs zum Nachschlagen bestimmt, es will und nicht blofs in den theoretischen Abschnitten im Zu- sanmienhange gelesen, nein, jede Partie will studiert sein; nur dann wird man Nägelsbach-Müllers grundlegendes Werk mit demjenigen Nutzen ge- brauchen, den es stiften will \ml den es zu stiften vermag bei dem angehenden wie bei dem gereiften Philologen; dann wird man anch in dem Werke das erkennen, was es in Wahrheit ist, ein rühmliches Denkmal deutscher Forschung, deutscher Gelehrsamkeit und deutacher Gründlichkeit

Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich, der Druck korrekt; nur selten begegnet ein Druckversehen (hier und da einmal am Kopf eine falsche Paragraphenzahl); im Stellenregister mufs es zu Plin. min. VII 20 4 statt S. 191 heifsen 291; S. 408, Z. 3 v. u. steht (wie in der achten Auflage) imperitanto für imperitante.

Hanau. O.

196) Wflh. Wundt, Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythus und Sitte. U. Band:

Nene Fhilologisohe Bondsobaa Nr. 15. 347

Mythus und Beligion. I. Teil Mit 53 Abbildangen im Text. Leipzig, Engelmann, 1905. XI u. 617 S. gr. 8.

Ji 14.—; geb. Jt 17.—. Nachdem der erste t,Band*^ ?on Wundts grofs angelegter Völkerpsycho- logie in zwei Teilen bereits in zweiter Auflage erschienen ist, erscheint jetzt die erste Hftlfte des zweiten Bandes. Das Thema des ersten Bandes war bekanntlich die Sprache, der zweite Band beschäftigt sich mit Mythus und Beligion. Der erste ging aus von der Ausdrucksbewegung, einer peychophysischen Betätigung des menschUchen Wesens, und fBhrte so zum entwickeltsten und folgenreichsten Teil menschlicher Ausdrucksbewegung, zur Sprache; der zweite Band geht aus von der Phantasie als allgemeiner seelischer Funktion und fährt so zu Mythus und Kunst im weitesten ümfimge des Wortes und zu Beligion und Sitte. Dafs etwa drei Viertel des Yorliegenden ersten Teils des zweiten Bandes sich mit Entstehung und Entwicklung der verschiedenen Efinste bis zu ihren höchsten Formen be- schäftigt, kann man dem Titel des Buches allerdings nicht entnehmen.

Die individuelle Phantasietätigkeit ist nach W. die letzte Quelle aller Mythenbildung, aller religiOeen Vorstellungen und Oefflhie. Die Oebilde der Phantasie sind äufserst komplexer Art, und sie auf ihre einfEichsten Faktoren zurfickzuf&hren ist Au^be der experimentellen Psychologie. Die Phantasiebildungen in unseren Sinneswahmehmungeu bieten sich als ge- eignetstes Objekt experimenteller Analyse. Indem nun W. die Tätigkeit unserer Phantasie auf dem Oebiet räumlicher und zeitlicher Sinneswahr- nehmong an pseudoekopischen Erscheinungen in Formen- und Orörsen- anfEusnngen und an assimilativen Wirkungen des Sprachrhythmus auf Takt- aufhsBungen untersucht, ergeben sich ihm schon bei den Sinneswahmeh- mungeu drei Fkktoren: neben dem objektiven Eindruck und mit ihm sich verbindend reproduktive Elemente und ein Oefählsfaktor. Das eigenartige Wesen der Phantasie läfst sich ihm dann auf zwei Prinzipien sediachen Oeschehens zurflckf&hren, auf die allbelebende Apperzep- tion, die heutzutage in der wissenschaftlichen Ästhetik als „Einfühlung'' eine bedeutsame Bolle spielt, und die in allen Lebensaltern auf allen Gebieten der Kunst und des Lebens unsere Auffassungen beherrscht, und auf das Prinzip der gefählssteigemden Macht der Illusion. Auch dieses Prinzip beherrscht unser Seelenleben auf allen Stufen und in allen Formen und macht die ungeheuren Wirkungen der belebenden Apperzeption in den Phantasieschöpfnngen erst erklärlich.

848 Neue Phaologische Bnndschaa Nr. 15.

Die Betrachtnng der Phantasie des Kindes, die sich nnr als repro- duktiv erweist, noch nicht als kombinierend, und der jedes noch so anvoU- kommene Phantom (Puppe) als Beiz genagt, um die dem wirklichen Gegenstand anhaftenden Gefühle auszulösen, bildet den Übeigang zur Untersuchung der primitivsten Kunst und ihrer Entwicklung. Der Wilde zeichnet wie das Kind ursprünglich nur Augenblicksbilder und diese nur aus der Erinnerung. Es sind mehr nur ideographische Zeichen ffir Gegenstftnde, was der Wilde zeichnet; daher der leichte Übergang zu einer Bilderaohrift Unter dem Eindruck bedeutender Erlebnisse kann diese Augenblickskunst zum Mittel der Erinnerung werden, womit dann zugleich der Antrieb ge- geben ist, in Nachahmung des Gesehenen der Nachwelt ein möglichst getreues Bild dessen zu geben, was des Andenkens wfirdig erschien. Damit ist die primitive Stufe äberschritten und eine weite Bahn eröffnet, die bis zu den höchsten Leistungen auf dem Gebiete der Portrfttkunst nicht nur, sondern der Idealkunst überhaupt emporffihrt.

Gleichzeitig entwickelt sich die Zierkunst aus den einfachsten Anlässen, ungesucht aus Faktoren der Herstellungstechnik, wie z. B. in der Keramik das primitive Geflechtsomament ungewollt von der geflochtenen Form, in der ein Tongefäfs geformt wird, sich auf das Gefäfs fibertrSgt, um dann übliches und später vereinfachtes und stilisiertes Ziermotiv zu werden. Anderweitige geometrische Ornamente sind immer erst End- resultate einer langen Entwicklung. Dies wird am Schlangenmotiv und seiner Entwicklung bis zum Mäander, am Alligatormotiv und seiner mehr und mehr stilisierten Vereinfachung bis zu dem Punkte aufgewiesen, wo das inzwischen entwickelte Interesse für die Pflanze die leblos gewordenen Motive im Sinne des Pflanzenomaments allmählich reicher und immer reicher ausgestaltet und neu belebt. Schon die höheren Tiere blieben vor allzu grofser Stilisierung und vor Umwandlung in geometrische Figuren bewahrt, nicht nur auf Waffenstücken, wo sie ja zugleich Schrecken einflöfsen sollten, sondern auch auf dem Gebiet der Keramik; und mit der Einführung der Menschengestalt in die Ornamentik des Tongefäfses war ein Motiv ein- getreten, das nicht nur der geometrischen Vereinfachung gänzlich widerstrebte, sondern das umgekehrt den Ant^eb zu freierer und immer freierer Be- handlung mit sich brachte in immer individualisierterer Nachbildung der Wirklichkeit, bis schliefslich das geometrische Ornament zur Bolle desBahmens herabsank, innerhalb dessen der Mensch und sein Erleben in immer vollendeterer Darstellung Gegenstand der künstlerischen Wiedergabe wurde.

Nene Philologiaehe Bandschan Nr. 15. \ 849

Jene Zierkunst wandert späterhin auf grorsere Gegenstände mensch- licher Kunst aber und wird so za einer Haaptqnelle für höhere Kunst- formen, z. B. f&r die Entwicklung der Architektur. Die Baukunst ist zwar gebundene Kunst, weil sie in erster Reihe ganz bestimmt indivi- dualisierten Bedürfnissen menschlichen Gemeinschaftslebens zu dienen hat. Trotzdem ist sie wie kaum eine andere zum Ausdruck der geistigen Eigen* Schäften und Richtungen der Völker und Zeiten geworden, in der Haupt- sache durch religiöse Ideen bestimmt. Von der Erdhöhle und dem Zelt ao^hend fahrt sie zur Kegelhütte und Giebelhütte, von da zur Mastaba und Pyramide einerseits und anderseits zum Tempelbau mit Opferstein, Obelisk oder Altar, zur Pfeiler- und Säulenbildung in stetigem Wandel der Stilformen, entsprechend den herrschenden Ideen der Zeiten. Wir können hier auf die zahlreichen feinen Bemerkungen W.s über die psychischen Motive des Stilwandels im allgemeinen und über alle Einzelheiten der Konstruktion der Bauten und der Form ihrer typischen Grundbestandteile begreif liefaerweise nicht eingehen. Das Motiv der Ermüdung bei Ent- stehung neuer Stilarten wird ebenso abgelehnt wie das der Erfindung des neuen Stils. Eher könne man von einem Finder als von einem Erfinder des Neuen reden. Das Vorhandene wird in verhältnismäfsig engen Grenzen ofk nur unter dem Zwang praktischer Bedürfnisse umgestaltet, bis unter dem Einflufs des allgemeinen Wandels der Weltanschauungen dasjenige erreicht ist, was den herrschenden Ideen der Zeit entspricht, als ihr Ausdruck angesehen werden kann, und was nun umgekehrt die herr- schende Weltanschauung trägt und fördert. Daher werden auch zu keiner Zeit „Erfinder^' neuer Stilarten genannt.

Aach die Darstellung der Entwicklung von Skulptur und Malerei ist aulserordentlich instruktiv und klar, im einzelnen reich an feinen Be- obachtungen und psychologischen Begründungen. Die Persönlichkeit der schaffenden Künstler tritt hier viel mehr hervor in ihrer individuellen Bedeutung, ohne dals diese Künste deshalb an der Eigenschaft aller Kunst, Ausdruck der Ideen einer bestimmten Zeit zu sein, Einbulse erlitten. Die Skulptur ist ursprünglich immer polychrom und arbeitet sich erst all- mählich zur Beseitigung aller Natuifarbe hindurch bis zum Ziel rein plastischer Wirkung; indes die Malerei die Naturfarbe bis zum letzten Schritt, der Beobachtung und Darstellung der Luftperspektive, treu wieder- zugeben sucht. Das malerische Portrftt wird deshalb und wegen der Ein- heit des Augenpunktes vom Beschauer momentan erfafst und genossen,

860 Neue Philologiacbe Bnndachan Nr. 15. ^

das plastische langsam und aHmlhlich erst gewürdigt Das griechische Profil ist, wie Adolf Hildebrand zuerst gesehen hat, aus Motiven der plastischen Perspektive entstanden, nicht aus Nachahmung der griechischen Menschen. Wenn aber die griechische Skulptur den schönen Mensdien entdeckt hat, so hat die moderne Malerei die sch6ne Natur entdeekt Diese Tatsache, die in unserer Landschaftsmalerei zum Ausdrude kommt, ist nach W. eine der grSbten kfinstterisehen Entdeckungen aller Zeiten. Die Wahrnehmung, dafs die Landschaft fBr uns der Ausdruck einer Stimmung sein kann, und die kfinstlerische Darstellung dieser Stim- mung im Landschaftsbild hat nun der modernen Welt das Auge für die Natur und ihre Schönheit erst recht erschlossen. Selbstrerständlich steht auch diese kfinstierische Entdeckung im Zusammenhang mit der allgemeinen Richtung der Zeit, deren Interesse auf allen Gebieten in erster Beihe der Natur zugewandt ist So erkl&rt es sich anderseits auch wieder, dals Eunstrichter, die aulserhalb dieser Zeitrichtung stehen, von Lessing an bis herab zu Oervinus u. a., keinen rechten Standpunkt zur Beurteilung der Landschaftsmalerei finden.

Die musischen Eflnste entwickeln sich aus einer Selbstdarstellung des Menschen in Tanz und Oesang. Rhythmische Bewegung und das Wort in rhythmisch gesungenem Vortrag bilden ursprünglich wohl flberall eine untrennbare Einheit, so dab die Frage, ob das Lied oder der Tsnz das ursprünglichere sei, fiüsch gestellt ist Natur und Liebe, die uns die Haupthemata des Liedes zu sein scheinen, fehlen im Utesten Lied völlig. Die ursprflnglichen Gattungen sind dasEultlied und das Arbeitalied. Das Eultlied ist in seiner primitivsten Form Zauberlied. Als solches entwickelt es eine gewisse Neigung zum Unverstfindlichen , die in den dem Volk unverstftndlichen Eirchensprachen unserer Beligionen bis auf den heutigen Tag lebendig geblieben ist Zugteich neigt es zu Wiederholungen, die ün Laufe der Entwicklung des Liedes sich zu den festen Formen des Befirains, der Elangwiederholungen, des Parallelismus membrorum aus- gebildet haben. Das Eultlied schreitet fort bis zu den^hOchsten Formen des Hymnus, das Arbeitalied bleibt aus naheliegenden Qr&nden stabil

Die primitivste Form erzählender Poesie ist das Märchen. Es ist nicht, wie Grinsm gemeint hat, ein letzter Best der alten gnb- artigen Naturmythen und Heldoisagen, sondern es bildet die Uteste Boden- schicht, aas der unter gegebenen Umstünden mit Notwendigkeit Natur- mythus h(äieren Stils und Heldensage heranswadisen. Domrtechflii ist

Nene PhilologiMbe BnndBchMi Nr. 15. 351

nicht der letzte dflrftige Best der ehemaligen Walkfire in der Waberlohe, soodem die Walkfire hat sieh ans dem DomrOechen entwickelt in den Helden- Seiten des altgermanischen Adels. Die Märchen der Völker stammen aber auch nicht« wie Benfey meinte, alle aus Indien, sondern die Be- dingnngen der Entstehung primitivster Mürchenpoesie sind bei allen Völ- kern in fthnlicher Weise vorhanden, so daTs trotz aller Möglichkeiten leichter Übertragung und Wanderung der Märchen doch allenthalben ge- nuine Märchenstoffe gefunden werden. Das ursprflngliche Märchen ist viel mter als die Sage, es ist nie erlebt, zeitlos, ohne Moral; seine Kausalität ist das Wunder und der Zauber. Ein ganz ursprAngUcbes Märchen existiert niigends mebr, nur Assoziationen ursprfinglich getrennter Märchenstoffe. Die Motive der ältesten Märchenstoffe sind wohl mythologischer Art, be- ziehen sich auf Kosmogonie, Theogonie, auf Sonne, Stammesursprung, Seelen- fortleben. Das nicht mehr verstandene mythologische Märchen wird zum Zaubermärchen. Oleich alt und gleich verbreitet ist das Tiermärchen, das sich zur Tier&bel weiter entwickelt hat Der Märchenheld ist ent- weder der harmlose Starke, der seine Kraft noch nicht kennt, oder der Kluge, der sich immer zu helfen weils, also Helden wie Siegfried, Achilles, Odysseus sind in ihrem Orundwesen echte Märchenhelden. In späteren Zeiten entwickeln sich noch neue Arten von Märchen, z. B. biologische ^S die a. a. yerschiedene Arten des Lebens einander gegenflberstellen, wie Kain und Abel, Esau und Jakob. Die Beligion, die den Hintergrund der ältesten Mftrchendichtung bildet, ist natfirlich eine primitive, eine Beligion der niederen Dämonen, noch nicht die der grofsen Oötter.

Aas den im Märchen gegebenen Faktoren unter Hinzutritt even- tuell des Ahnenkultus entwickelt sich in Heldenzeitaltem nach groljsen historischen Erlebnissen das Heldenlied und das Epos. Die Alternative üseners, wonach alle Helden Oötter gewesen seien, wenn ne nicht als historische Persönlichkeiten nachzuweisen seien, lehnt W. ab. Achill und Odysseua haben längst unter diesen oder anderen Namen als Märchenhelden existiert, ehe sie in das Epos eingingen. Der Stoff des Epos ist eine Assimilation zwischen dem ursprflnglichen Märchenstoff und der geschicht- lich fundierten Heldensage. Die Entwicklung des Epos unter Mit- wirkung einer berufsmäbigen Sängerschule wird nach Stoff und Form auf den verschiedenen Stufen gezeigt an den Heldenliedern der Karakirgisen, Orolsrnssen und Serben, an dem finnischen Kalewala, dem deutschen und griechischen Epos. Durch die Form des Bomanzenzyklus wird die Entwick-

952 N^e Philologische BandBchan Nr. 16.

lang zom £po8 gehemmt. Die Assimilation zwischen Märchen and Helden- sage vollzieht sich in Zeiten erhöhter nationaler Stimmnng. FUlt diese Assimilation zusammen mit der Entfaltung eines Herrenstandes, einer tapferen and in E&mpfen bewährten Aristokratie, so überträgt sich die Weltanschauung dieser Aristokratie, dieses Herrentums auf die religi^n Vorstellungen, und aus der niederen Sphäre einer Dämonenreligion wachsen die HerrengOtter heraus, die in Leben und Bedeutung ein Idealbild des Herrenstandes auf Erden darstellen. In diesem Sinne hat das alte Wort, Homer habe den Griechen ihre Qotter geschaffen , seine volle Gel- tung. Neben dieser Götteraristokratie sind in den homerischen Gedichten noch Re^te der alten Märchen mit ihrem Dämonenglauben in grofser Zahl erhalten geblieben.

Der Tanz in seinen verschiedenen Formen, besonders der Eulttanz und der mimische Tanz Oberhaupt, leitet Ober zu den verschiedenen Formen des Mimus und des Dramas. Er wird unterstützt durch Trommel, Rassel und Pauke, frühzeitig auch durch Blasinstrumente, die gleichfalls nur als Lärminstrumente verwendet werden. Aus diesem Streben nach Lärm erwuchs unsere ganze Instrumentalmusik, ursprfinglich unselbständig nur als Begleiterin von Sang und Tanz, spät erst selbständig; wie die Landschaft spät erst aus dem begleitenden Hintergrund des Menschenbildes sich zur Selbständigkeit herausarbeitete. W. verfolgt die Entstehung und Entwicklung der Musik vom Monochord an, zu dem die Bogensehne An- lafs geboten haben mochte, bis zur homophonen Gesangsmelodie und zur Entstehung von Tonskalen unter Einflufs der heiligen Zahlen, an deren magische Kraft der Mensch ursprünglich immer glaubt, und bis in die Entwicklung der griechischen und modernen Musik.

Ein besonders ausführliches Kapitel widmet W. der Entwicklung des Mimus und des Dramas. Der Mimus des Altertums umfkfst alle mi- misch-dramatischen Gattungen aufserhalb des Gebietes der klassischen Tragödie und Komödie. Dazu kommt noch der praktische Unterschied, dafs der Mimus von fahrendem Volk aufgeffihrt wird, das Drama von Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft unter Aussehlufs der Frau. Der Mimus, ursprünglich eine Darstellung des Lebens und Treibens der Dä- monen, entwickelt sich znr heiteren Nachahmung des wirklichen Le- bens, er ist wanderfthig, weil er Typen entwickelt, die allenthalben wiederkehren. Er entwickelt sich nach der einen Seite zur Burleske und Posse, haoh der anderen zum religiösen Mimus, wie im griediiscben

Nene PhOologiiGbe Bnndaclum Nr. 15. 358

Altertom, so im deutschen Mittelalter. Aus den biblischen Stoffen er- wächst die Posse wie das Passionsspiel, genaa wie der religiöse Mimos neben den mythologischen nnd denen der weltlichen Borleske im Altertum. Sobald der Bfimns abgeschlossene Znsammenh&nge mythologischer Vorgänge schildert f ist er zom Drama geworden. So wurzeln Tragödie und Ko- mödie im religiösen Mimus. und nach der anderen Seite ist unser Puppenspiel mit der lustigen Person und ihrer stereotypen Tracht ein Überlebnia des burlesken Mimus.

Als ganz einzigartige Erscheinung steht die Entwicklung des grie- chischen Dramas da. Einzigartig im rapiden Ablauf der Entwicklung ZOT höchsten Idealkunst, einzigartig in der scharfen Sonderung und Er- schöpfung der möglichen Gattungen, einzigartig in der Grofsartigkeit seiner Helden, die Götter sind oder Göttern und Titanen gleichen. Das ursprQng- liche Oeftthl der religiösen Hingabe geht im Laufe dieser Entwicklung allmfthlich in die moralischen Regungen ?on Furcht und Mitleid Ober. Ob freilich dieser Satz W.s sich ganz in Einklang bringen läfst mit dem, was Aristoteles unter Furcht und Mitleid versteht, möchten wir bezweifeln. Das Aristotelische iXeog rteQi xbv infA^ionf^ g>6ßog rregi zbiv Bfioiov scheint uns durchaus auch mit der religiösen Hingabe bestehen zu können. In der Katharsisfrage wird die Auffassung, die J. Bemays begrfindet hat, abgelehnt W. neigt sich mehr der Anschauung Lessings zu, die sich eher im Einklang befinde mit der Aristotelischen Auffassung der Tugend als deijenigen Art zu handeln, die die Extreme vermeidet. Übrigens geht diese Partie des Buches zu wenig auf den Wortlaut des alten Philo- sophen ein, ist auch aulberdem noch zu wenig grfindlich und eingehend, als daÜB sie der Lessingschen Auffassung viele Anh&nger znföhren könnte. Auch scheinen uns Sfttze wie folgende : Darum weckt das Schicksal des tragischen Helden weder Schrecken noch erregt es ausschliefslich oder auch nur vorwiegend Mitleid. Der Schrecken bildet gar keine, das Mitleid eine unzulängliche Lösung des tragischen Konflikts^' die Aristotelische Auffassung von Furcht (nicht Schrecken!) und Mitleid doch einigermafsen zu verfehlen. Wenn W. dann fortAhrt: „Vielmehr ist die Erhebung Aber das Leben selbst und die in dieser Erhebung liegende Entlastung des Oemfits das Motiv, dem die Tragödie . . . zustrebt^', so dflrfte Aristoteles mit seiner lal&afaig t(üv toioivwv Ttadrifjidtünf gerade diese Entlastung** und die davon kaum trennbare „Erhebung ober das Leben** gemeint haben. In der Erhebung des eigenen Willens sieht W. den innersten Kern der

354 Nene Philologische Rnndschan Nr. 15.

modernen Tr^ödie und im Konflikt des menschlichen Wollens mid Könnens das eigentliche und unvergängliche Thema aller Tragödie. Die Genea- logie der verschiedensten Formen dramatischer Poesie wird schliefslieh graphisch zur Anschauang gebracht.

Nachdem so im zweiten Kapitel aaf etwa 440 Seiten die Phantasie in der Kunst eine allseitige Betrachtang and Darstellung gefunden hat, wird im dritten Kapital auf 90 Seiten die mythenbildende Phan- tasie behandelt. An einer fortlaufenden Kritik der bisherigen V^suche, die Entstehung der Mythen zu erklären, zeigt W. die Notwendigkeit einer rein psychologischen Interpretation des Mythus. Denn die Mjthen- bildung gebort nach seiner Aufibssang durchaus nur der Gef&bls- und Vorstellungswelt des Menschen an. Dafs damit alle Annahmen einer wo- möglich geoffenbarten ürreligion fallen, ist selbstverständlich. Es üedlen aber auch alle einseit^ animistischen und manistischen Theorien ; ebenso die symbo- listische und rationalistische Mythendeutung, die der mythenbildenden Phantasie der ältesten Völker unmögliche Auffassungen und Interessen zu- schreiben. Der ursprüngliche Naturmythus ist nicht symbolisch, sondern Wirklichkeit fQr die Gesellschaft, in der er entstand, und theoretische In- teressen irgendwelcher Art liegen derselben Gesellschaft völlig fem. Auch die Wanderhypothesen von J. Braun, E. Böth und 0. Gruppe, die auf eine lokalisierte Erfindung des Mythus zurückgehen, werden ebenso wie in dem analogen Fall des Märchens abgelehnt. Ebenso die Illusionstheorie Steinthals, die sich auf Irrtümer der Herbartschen Psychologie grfindet

So bleibt als Quelle aller Mythenbildung nur jene „gesteigerte Ein- fühlung'' in die Natur übrig, die wir in der alles belebenden and personifizierenden Apperzeption kennen. Alle Gefühle und Affekte, die das Objekt in uns erregt, werden zu Eigenschaften des Ob- jekts selbst. Das ist die bei allen Völkern gleiche Grundfunktion der mythenbildenden Phantasie. Alle ursprünglichen mythologischen Vor- stellungen haben für den Menschen das Attribut absoluter Wirklichkeit, somit vollen Wahrnehmungscharakter. Das Bild des Verstorbenen im Traume des Überlebenden ist seiüe Seele. Mit dem letzten Atemzug haucht der Sterbende wirklich seine Seele aus, die nun mit naheliegraden Assoziationen als Wölkchen oder Vogel in die Lüfte fthrt. Mit dem Bild des Vogels assoziiert sich dann das des Schiffs oder der auf- und absteigenden Sonne. So entstehen die Mythen vom Totenvogel, Seeleaschiff und die zahlreichen Verbindungen zwischen Seelenglauben und Sonnenmythen.

Nene PhilologiBohe BondBohaa Nr. 15. 355

Schon sehr frflh bemächtigt sich die Dichtung des mythischen Stoffes. Das heifst, die individaelle Phantasie greift ein und ändert an den Gber- lieferten Mythen. Mythen, die noch ganz frei sind von diesem Eingreifen des nmdichtenden oder zndichtenden Individuums, haben wir nicht mehr. Es bleibt eine Aufgabe der analysierenden Psychologie, in den überlieferten Mythen das Individuelle vom Allgemeinen zu sondern. Wird der Mythus an das Individuelle in Baum und Zeit und an bestimmte göttliche oder menschliche Personen gebunden, so ist der Weg zur Entwicklung des Hymnus und Eipos gefunden. In alten, auch den ältesten und dflrfbigsten Formen des Mythus sind kosmogonische Motive in märchenhaften Erzäh- lungen enthalten. Die ältesten Eosmogonien sind notwendig zugleich Theogonien. Erst auf einer höheren Stufe der religiösen Entwicklung, wo die Götter bereits losgelöst von der Natur als Weltordner gedacht werden, wie bei den alten Hebräern, erscheinen Welt und Mensch jals Werk dieser Qötter. Die philologische Betrachtung der Mythen ist in erster Beihe auf die Dichtung am Mythus gerichtet, die ethno- logische sucht das Nationale an den Mythen und ihre Wanderungen festzustellen, die Völkerpsychologie sucht die Ursachen der Ent- stehung des Mythus zu ergrflnden und das ursprünglich und allgemein Mythische von den dichterischen Zutaten nach be- stimmten Merkmalen zu scheiden, eine Aufgabe allerdings, die nicht in allen Fällen gelöst werden kann.

Wenn wir hier den Versuch genuicht haben, auf engem Baum ein ungefähres Bild von der reichen und auf jeder Seite interessanten In- halfesfiOUe des vorliegenden umßlnglichen Buches zu geben, so sind wir uns wohl bewu&t, eine eigentlich unlösbare Aufgabe unternommen und eine Auswahl aus dem weiten Stoffgebiet getroffen zu haben, der unter allen Umständen der Vorwurf der Willkürlichkeit gemacht werden kann. Aber Vollständigkeit der Inhaltsangabe wird man nicht erwarten können. Es genügte hier zu zeigen, wie viel auch für den Unterricht an Aufklärung wichtiger Fragen und jedenfalls an Anregung nach so vielen Seiten hin aus dem Buch zu gewinnen ist. Man hat bei der Lektüre des Buches das gleiche Gefühl, das Goethe hatte, wenn er Kant las, als ob man in ein hell erleuchtetes Zimmer träte, wo alle Gegen- stände in ihrer wahren Gestalt scharf umrissen und in voller Belichtung uns entgegentreten.

Lörrach. J. K«ller.

356 Nene PbilologiBche Bimdgebaa Nr. 15.

197) 0. Schtiltz-Oora, AltproyensaliBches Elementarbueh.

(Sammlang romanischer Elementarbflcher, herausgegeben Ton W. Meyer-Lübke, 1. Beihe: Grammatiken.) Heidelberg, Oarl Winters üniversitfttsbachhandluDg, 1906. X n. 186 S. 8.

Jt 8.60.

Nachdem vor einigen Jahren der erste Band der neben einer ger- manischen and einer indogermanischen bei Winter in Heidelberg er- scheinenden Sammlung romanischer Elementarbflcher, die „Einffthrung in das Studium der romanischen Sprachwissenschaft 'S ?on dem Oeeamtheraus- geber dieser Sammlung, dem Wiener Romanisten Meyer-Lflbke selbst, er- schienen war, li^ jetzt ein Altprovenzalisches Elementarbuch** ?on dem KOnigsberger Gelehrten, Prof. 0. Schultz-Gora, vor.

Um es gleich zu sagen, scheint mir in diesem Werke das Ziel dieser sprachlichen Handbflcher, die Vereinigung von wissenschaftlicher Grfindlich- keit und praktischer Einfachheit, Klarheit und Kflrze auch fflr das Ver- ständnis des Anfängers, vortrefflich erreicht zu sein. Wie wird doch durch solche Hilfsmittel heutzutage dem jungen Studierenden die Arbeit erleich- tert, und ein wie grofser Dienst wird damit der Wissenschaft selbst ge- leistet! — Schultz -Geras Elementarbuch gibt nftchst einem Kapitel mit Literaturangaben und Bemerkungen Aber die Abgrenzung des Provenzali- schen und die Dialekte eine 50 Seiten umfassende Lautlehre, welche viele eigene, wertvolle Forschung enthält. Hierauf werden die Formen, und zwar ebenso wie die Laute, vom etymologischen Gesichtspunkte entwickelt, wobei eine möglichst gleichförmige Orthographie angewendet wird, die sich im wesentlichen mit der von Levy in seinem provenzalischen Supple- mentlexikon zu Baynouard deckt. Hiernach wird natfirlich der Lernende einen leichteren und sichereren Einblick in die Sprache gewinnen, als es nach den kurzen und dazu graphisch vielformigen Paradigmen der Lese- bücher von Bartsch und Appel möglich ist. Den Schlufs der Formenlehre bilden interes^te Bemerkungen Aber die Wortbildung.

Der dritte Hauptteil der Grammatik „Syntaktisches'' (& 113—139), in den drei Kapiteln „Die flexiblen Bedeteile", „Der Satz", „Die Wort- stellung", mufs wiederum als eine wertvolle, neue Gabe des Veriaasers begrflfst werden, da die Syntax in den bisherigen provenzalischen Kom- pendien noch nicht behandelt worden ist Bei den in diesem Abschnitte enthaltenen provenzalischen Beispielen sähen wir gerne die deutsche Über- tragung häufiger hinzugefBgt, als es geschehen ist, zumal da nicht alle

Nene Philologisehe Bnndflohan Nr. 15. 957

Wörter im Verzeichnis zu den Texten enthalten sind, und ein billiges proyenzalisches Olosaar noch nicht vorhanden ist.

Es folgen nun 24 Seiten, jedenfalls ffir Seminarübungen bestimmte Texte, die entweder kritischen Ausgaben (u. a. Appel, Bartsch, P. Meyer, Stiauning), oder auch Handschriften entnommen sind; einige Fufsnoten sollen das Verständnis erleichtern helfen.

Den Schlufs des Buches bilden zwei Wörterverzeichnisse, und zwar eines zu den Texten mit der deutschen Bedeutung, aber „nur etwas weniger bekannte, namentlich solche, die nicht schon in der Grammatik beg^nen^S enthaltend; sodann ein zweites, das nur die in der Grammatik vorkommenden Formen (ohne Bedeutung) mit der Seitenzahl angibt. Mir möchte es scheinen, als ob beide Wörterverzeichnisse, ohne den umfang des Elementarbuches wesentlich zu erweitern, zu einem einzigen ver- schmolzen werden könnten, das alle im Buche vorkommenden Vokabeln mit ihrer Bedeutung, bei den im grammatischeo Teile vorkommenden mit Beibehaltung der Seitenzahl, enthielte. Das würde den Gebrauch des trefflichen, aufs wärmste zu empfehlenden Buches noch erleichtern.

Mögen auch die in Aussicht gestellten, das Provenzalische betreffen- den Elementarbflcher (ein katalanisches von Hadwiger, ein Orundrifs der altprovenzalischen Literaturgeschichte von Crescini, ein provenzalisches Wörterbuch von Levy) bald folgen.

Bremen. O. Heaiüoke.

198/199) F. StoÜBberg, Die Sprache des altenglischen Martyro- logiimuL O. Trilebach, Die LanÜehre der sp&twestB&chBiBchen Eyangelien. Bonn, P. Hansteins Verlag, 1905. 168 u. 174 Seiten. 8. je 4. .

Beide Arbeiten sind so genau nach demselben Schema gefertigt, dals manche Teile sogar wörtlich übereinstimmen, beide behandeln eine rein sprachliche Ftage bei nah verwandten Denkmälern, beide weisen gemein- schaftliche Fehler auf. Der wesentlichste liegt darin, dafs sie viel zu breitspurig sind. Die Sprache des altenglischen Martyrologiums (heraus- gegeben von Herzfeld, E. E. T., S. 116 [1900]) ist ein Gemisch von S&chsisch, das überwiegt, und Anglisch, die der Evangelien (herausgegeben von Skeat, 1871 1889) ein ganz ausgezeichnetes Spätwestsächsisch. um diese Tatsachen zu beweisen, die jedem Kundigen, wenn er auch nur ein paar

858 Neue Fhilolofliflche BundBohan Nr. 15.

Seiten der Texte liest, unmittelbar ins Aoge Men, wenden die Herren je einen stattlichen Band von Ober zehn Druckbogen auf. Immerhin k5nnte man sich eine Zusammenstellung der Lautverhältnisse noch gefallen lassen, aber für jeden noch so natQrlichen und r^elmäfsigen Laut?organg sämt- liche Wörter, die ihn aufweisen, in alphabetischer Folge mit genauer Stellenangabe zu verzeichnen, ist ebenso überflfissig wie langweilig. Nur ein Beispiel : Zum Beweise, dafs in den Evangelien westgermanisch u aus- nahmslos u geblieben ist (also in budan, forbudon, bugan usw.), zählt Trilsbach 4| Seiten zu je 84 Zeilen Belege auf, und so ist es überall in beiden Schriften ! Drei Zeilen hätten da auch genfigt. Beide Verfasser haben sich einen schlimmen Streich gespielt, dafs sie den wohlgemeinten und verständigen Bat Bölbrings, der ihnen die Untersuchungen anriet, in den Wind geschlagen haben. Es war selbstverständlich das einzig Bichtige, nur die Formen zusammenzustellen, die im Spätaltenglischen schwanken, oder sonst irgendwie auffällig oder von Wert sind. Statt dessen glaubten beide lieber eine vollständige Lautlehre '^ schreiben zu sollen, wobei sie leider nur vergafsen, dafs eine Lautlehre auch vollständig sein kann, wenn nicht alle Belegstellen aufgezählt werden; denn auf die Erscheinungen selbst, nicht auf die Summe der Einzelfölle kommt es an. Sachlich scheinen sonst die Listen im wesentlichen zu stimmen, doch finden sich auch wunderliche Mifsgriffe und Fehler. Stofsberg kennt z. B. einen „Grund- rifs der germanischen Philologie^' von Paul und Braune (S. 5) and hat S. 52 eine grammatisch falsche Kapitelüberschrift; Trilsbach leistet sich Formen wie Cirkonßex und Kompositis und verzeichnet in seinem „In- halt'' nicht einmal die Hauptsache seiner Untersuchung, die Ergebnisse ^ die S. 171 beginnen. Die unerfreulichen Kennzeichen von Anfänger- arbeiten machen sich leider allzu deutlich bemerkbar.

200) Ernst Löwe, Beiträge zur Metrik Kudyard Kiplings.

(= Marburger Studien zur englischen Philologie. Heft 10.) Mar- burg, Elwertsche Verlagsbuchhandlung, 1906. YIII u. 103 S. 8.

.il 2.60. Eine Arbeit, die von gründlicher Kenntnis aller in Betracht kom- menden Fragen ebenso deutliches Zeugnis abl^t, ?rie von intensivem Fleifse. Alle Angaben auf ihre Bichtigkeit zu prüfen, war dem Referenten bei der fibergrofsen Fülle des Stoffes unmöglich. Stichproben erwiesen die

Neue Philologisebe BnndBchan Nr. 15. 869

Znferlftssigkeit des Gebotenen. Das Ergebnis scheint mir zu der auf- gewandten Mfihe nicht im richtigen Verhältnis zu stehen; es bestätigt in der Hauptsache nur bekannte Tatsachen und ist kaum geeignet, dem Bilde des Dichters E. wesentliche neue Zfige hinzuzufügen. Bedauerlich ist, dafs der Verfasser fast ganz von der Wiedergabe umfangreicherer Beispiele be- sonders beim Stropheubau absieht. So entbehrt die Dai-stellung sehr der Anschaulichkeit, und das Bild, das der Leser sich von der dichte- rischen Technik E.s bilden kann, bleibt ziemlich verschwommen.

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'■' Gotha, 11. Anglist. Nr. 16, Jahrgang 1906.

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1^

Inhalt: Das Schlachtfeld you Ibsqs (Alb. Gruhn) p. 361.

Rezensionen: 201) G. Kern- Fried r.Paetzolt, Sophokles* Antigone (A.Kraeroer) p. 373. 202) L. Härtens, Die Platolektüre im Gymnasium (Edm. Fritze) p. 375. 203) E. Kranse. Übongen zam Obersetzen im Anschlnfo an Tacitos* Germania (E. Köhler) p. 376. 204) 0. E. Schmidt-W. Wagner, Rom (Erichsen) p. 377. 205) Läon Levranlt, La Fable (C Friesland) p. 379. 206) G. M. Merlette, La vie et l'canvre de Elisabeth Browning (Edm. Boete) p. 380. 207) Ang. Wfinsche, Die Pflanzenfabel in der Weltliteratur p. 382. Anzeigen.

Das Schlachtfeld von Issus.

Von Dr. Albert Gruhn.

Von den berühmten Schlachtfeldern des Altertums sind trotz an- gestrengtester Forschung mehrere noch nicht genau bestimmt Am eifrigsten hat sich in letzter Zeit Professor Eromayer bemüht, diese Lücke in der Geschichtswissenschaft auszufüllen. Um für sein Buch ,, Antike Schlachtfelder in Griechenland^* möglichst sichere Ergebnisse. zu gewinnen, unternahm er im Frühjahr 1900 mit dem Obersten z. D. A. Janke eine Beise nach Griechenland, die von Sellasia hinauf bis Philippi führte. Von dieser Unternehmung f&hlte sich Janke so befriedigt, dafs er beschlofs, auf eigene Faust für die Vervollständigung dieses Teils der Kriegsgeschichte Untersuchungen anzustellen. Der Chef des Generalstabes der Armee, Graf von Schliefen, hiefs seine Absicht gut und gab ihm zwei Offiziere als Topographen mit, nämlich die Oberleutnants v. Bismarck und v. Maries, zu denen dann noch, von anderer Seite angeregt, der Oberleutnant v. Plessen kam. Auch die Gesellschaft fQr Erdkunde forderte den Plan, indem sie einen Beisezuschuls bewilligte. Janke war danach aufs beste ausgerüstet, um sein Vorhaben erfolgreich durchzuführen. Dals er keinen Historiker oder Archäologen zur Beteiligung gewinnen konnte, dürfte nicht allzu- schwer ins Gewicht fallen , da er selbst und seine drei Mitarbeiter gerade

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V

Nene Philologische Rundachaa Nr. 16.

auf dem Gebiete der Geschichte ganz gut Bescheid wissen. Die Forschungs- reise fond im Frühjahr 1902 statt und hatte als Hauptziel, die Schlacht- felder am Granikus und bei Issus endgültig festzulegen.

Die Beise ist zur vollen Zufriedenheit der beteiligten Herren ver- laufen. Besonders glücklich war man, weil man glaubte, den Jahrhunderte alten Streit um die Lage des Schlachtfeldes von Issus ein flir allemal ent- schieden zu haben. Dieses Siegesbewofstsein trat besonders lebhaft in den Vorträgen zutage, die in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften Berlins im Winter 1903/4 gehalten wurden. Ein sonderliches Wunder wäre es nun nicht gewesen, wenn die vier trefflich geschulten preuisischen Offiziere das Problem wirklich gelöst hätten, allein ihre Beweisführung fand sofort nicht jedermanns Zustimmung; unter anderen machte auch ich in der Gesellschaft f&r Erdkunde meine Bedenken Oberst Janke gegenüber geltend. Da man jedoch den vollständigen Stoff nicht zur Hand hatte, so mufste man sich gedulden, bis die Ergebnisse der Forschungsreise in Buchform vorlagen. Das Werk erschien mid führt den Titel „Aaf Ale- xanders des Grofsen Pfaden. Eine Beise durch Eleinasien von A. Janke, Oberst z. D.*' (1904), ist mit grofsem Fleifs, namentlich im Hinblick auf die Quellen, bearbeitet und bietet aufser zwanzig guten Abbildungen sechs vorzügliche Pläne zu den Schlachtfeldern von Issus und am Granikus. Erst an der Hand dieser Karten liefsen sich Jankes Schlufsfolgerungen eingehend nachprüfen und zuverlässige Unterlagen für die eigene Ansicht gewinnen. Mich persönlich fesselte zunächst nur die Issusfrage, und ich war nicht wenig überrascht, als ich bei der Vertiefung in Jankes Werk er- kannte, dafs ich ihm gegenüber recht behielte. Trotz der besten Hilfs- mittel hat er das Schlachtfeld an eine falsche Stelle verlegt. Mit Bück- sicht auf die Geschichtswissenschaft habe ich nicht gezögert, meine ab- weichende Ansicht und ihre Begründung öffentlich bekanntzugeben. Die kleine Schrift helfet „Das Schlachtfeld von Issus. Eine Widerlegnng der Ansicht Jankes'' (Jena 1905). Da durch die oben erwähnten Vorträge die irrige Ansicht von der Lage des issischen Schlachtfeldes auch in weitere Kreise getragen worden ist, so dürfte es nur billig sein, wenn die Zeitschriften nunmehr auch für die Richtigstellung des Sachverhalts sorgten. Aus dieser Erwägung will ich hier kurz meine Ansicht darlegen.

Der Hauptstreit dreht sich um die Frage, ob der von den alten Schriftstellern genannte Flufs Pinaros der heutige Pajas oder der Deli Tscha! sei. Am Pinaros hat die Schlacht stattgefunden, das ist allgemein

Neae FfailologiBche Bnndschaa Nr. 16. 363

zQg^ebene Tatsache. Zwischen Pajas und Deli Tschai, die beide von Osten nach Westen, vom Amannsgebirge nach dem Mittelmeer, strömen, liegen 10 km. Der Pajas ist etwa 4 km lang und hat sehr steile Ufer bis kurz ?or seiner Mfindung, der Deli Tschai dagegen bt doppelt so lang, 8 km, und hat fast durchweg ziemlich niedrige, lehmige Ufer. Mit Janke stimme ich darin überein, dafs Alexander die Schlacht mit verkehrter Front schlug, dafs er den Aufmarsch von Sfiden her vollzog, also den rechten Flügel am Amanus und den linken am Meere hatte. Ich weiche aber darin von Janke ab, dafs dieser die Schlacht am Deli Tschai, ich dagegen am Pajas stattfinden, jener den Darius von Norden, ich dagegen von Süden, näm« lieh Alezander voraus, anmarschieren lasse.

Den Ausgangspunkt meiner Untersuchung bildet der Ort von Ale- xanders Nachtlager vor der Schlacht, ein Ort, hinsichtlich dessen ich mit Janke durchaus übereinstimme, n&mlich das heutige Derbent, die Enge am Jonaspfeiler, südlich vom Sari Saki Su, eine Stelle, die Janke als Pafs des Arrian bezeichnet. Von hier bricht Alexander am Morgen des Schlacht- tages auf. Darius rückt ihm nicht entgegen, sondern behält die Stellung, die er während der Nacht hatte, auch am Tage bei, nämlich die Stellung am rechten Ufer des Pinaros. Infolgedessen kann man schon aus den Meldungen von Alexanders Vorposten während der Nacht die Entfernung des Pinaros vom Jonaspfeiler berechnen. Die Vorposten melden nun, dab Darius 30 Stadien oder 5| km entfernt stehe. Die Frage ist, wo diese Vorposten zu suchen sind. Aus militärischen Gründen darf man sie nir- gends anders als am Nordrande des Kückens von Eski Bas Pajas, d. h. etwa 7 km nOrdlich von Derbent, annehmen. Rechnet man beide Ent- fernungen zusammen, so erhält man 12^ km, und das ist die tatsächliche Entfernung zwischen Derbent und dem Pajas.

An dieselbe Stelle gelangt man, wenn man die Zeitdauer von Ale- xanders Anmarsch berechnet. Da die Schlacht Ende Oktober oder Anfang November stattgefunden hat, so kommt nur ein Tag von 10 Stunden in Betracht. Dieser Tag wird von drei Handlungen ausgefüllt, nämlich von dem Anmarsch, von der eigentlichen Schlacht und von der Verfolgung. FOr die Schlacht darf man sicherlich nicht weniger als drei Stunden und für die Verfolgung, die bis zum Einbruch der Dunkelheit sich erstreckte« auch nicht unter zwei Stunden ansetzen, so bleiben für den Anmarsch nur 5 Stunden übrig. In 5 Stunden konnte man allenfalls 22 km marschieren. Diese Marschleistung wird aber durch mehrere Umstände erheblich ver-

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mindert. Zunächst hat Alexander von Derbent bis Eski Bas Pajas ein sehr schwieriges Gelände zu überwinden, sodann läfst er seine Trappen mehrmals Bast machen, weil er sie bei der damaligen Eampfesweise nicht ermüdet an den Feind bringen durfte, drittens hat er einen Aufmarach von 4 km auszuführen , viertens wird er von des Darius Vorhut zu behut- samem Vorgehen genötigt, fünftens mufste er den Feind aus seiner rechten Flanke vertreiben, sechstens hielt er an alle Offiziere und Unteroffiziere, die Front entlang reitend, eine kurze Ansprache und endlich nahm er noch unmittelbar vor Beginn der Schlacht Beitereiverschiebungen vom rechten nach dem linken Flügel vor. Alle diese Umstände und andere mufsten den Vormarsch derartig verzögern, dafs er in den 6—6 Stunden nicht mehr als 12 13 km bewältigen konnte. Also mufs die Schlacht am Pajas geschlagen worden sein.

Die Beschaffenheit des Pajas stimmt nun durchaus zu der Be- schreibung, welche die Geschichtsquellen von dem Pinaros geben. Auch Janke kann das nicht leugnen, er nimmt aber an zwei Punkten Anstofs: einmal sind ihm die Ufer des Pajas gar zu hoch, sodann ist er ihm zu kurz. Dabei übersieht Janke, dafs alle Quellen den Pinaros als sehr steilufrigen Flufs bezeichnen. Wenn sein Bett heute noch erheblich tiefer gelegen als damals ist, so ist das bei kurzen Gebirgsflüssen ganz natürlich; das Geröll hat seinen Ober- und Mittellauf ausgehöhlt; bei nur ^i cm jähr- licher Vertiefung in 2200 Jahren allein schon um 11 m. Nach einer der Hauptquellen soll der Pinaros nur 2,5 km lang sein, der P^as ist aber tatsächlich 4 km lang. Es zeigt sich jedoch, dafs die Schätzung von 2,5 km richtig ist, wenn man nur die allgemeinen Fluchtlinien von Gebirge und Meer ins Auge fafst. Nimmt man die 4 km zur Grundlage und berechnet danach die Gröfse von Alexanders Heer, dessen Aufstellung genau bekannt ist, so ist das Ergebnis von überraschender Übereinstimmung. Endlich ist auch die Gebirgsbildang südlich vom Pajas von einer der- artigen Beschaffenheit, dafs eine dort aufgestellte Abteilung Alezander in den Bücken kommen mufste, wie die Quellen zu berichten wissen. Kurz, man mag diese Quellen deuten und wenden, wie man will, bei rich- tiger Schlufsfolgemng führen alle Angaben auf den Pajas als auf den Pi- naros der alten Geschichtschreiber.

Mit dieser positiven Beweisführung aber habe ich mich nicht be- gnügt, sondern habe sie noch durch eine negative ergänzt, indem ich probeweise mit Janke annahm, dafs der Doli Tscha! der alte Pinaros sei.

Nene Phüologiache Randaebaa Nr. 16. 865

An acht Punkten zeige ich nun, dafs sich diese Behauptung zu den An- gaben der Quellen in Widerspruch setzt 1. Die Entfernung ist zu grofs; der Deli Tschai liegt 22,5 km nördlich vom Jonaspfeiler. Damit ist die Meldung von Alexanders Vorposten in keiner Weise zu vereinbaren. 2. Die Dauer des Marsches wQrde selbst bei gutem Gelände fast den ganzen Tag beanspruchen. Der jüngere Gyrus wie Alexander sind durchschnittlich täg- lich 25 km marschiert. Hätten bei dem Marsche von 22,b km noch alle die Handlungen stattgefunden, von denen die Quellen berichten, dann hätte der ganze Tag nicht hingereicht. Dieser zehnstfindige Tag will aber neben dem Marsch noch Baum ffir eine gewaltige Schlacht und Baum fQr eine scharfe Verfolgung haben. 3. Die Angaben Aber den Auf- marsch passen nur fQr das Gelände von Eski Bas Pajas bis zum Flufs Pajas, nicht aber fQr die Gegend nördlich von diesem Flusse, wohin Janke den Übergang vom Beihenmarsch in die Phalanzstellung verlegt. 4. Wenn der Deli Tscha! der Schlachtfiufs sein soll, dann mufs Alexanders Heer vorher drei ansehnliche GebirgsflQsse überschreiten, nämlich den Pajas, den Eurudere und den Babat Tschai. Von solchen Fiufsübergängen steht aber in den Quellen kein Wort, auch ist Jankes Annahme, dafs diese Flüsse wahrscheinlich um diese Zeit sehr seicht gewesen seien, hinftllig, da es tags vorher aufserordentlich stark geregnet hat. Cberdies mu&ten die Flufsübergänge das Vorrücken sehr verzOgem, so dafs Alexander für die 22,5 km erat recht einen vollen Tag gebraucht haben würde und damit keine Zeit zu einer Schlacht übrig behalten hätte. 5. Die Beschaffenheit des Deli Tschai stimmt so wenig zu der Beschreibung, die sich in den Quellen vom Pinaros findet er ist viel zu lang, 8,8 km, und hat keine Steilufer, sondern niedrige Lehmufer , dafs selbst Janke nicht umhin kann einzuräumen, dafs der Pajas den Quellen berichten besser entspreche. „Der Deli Tschai", schreibe ich, „hat mit dem Pinaros eine allgemeine Ähnlichkeit, etwa wie die Oder mit dem Bhein.'' 6. Janke sieht sich am Deli Tschai gezwungen, Alexander eine längere Scblachtlinie zu geben, als die Quellen zulassen, während der Pajas ganz vortrefflich dazu pafst. 7. Die Schlucht am oberen Deli Tschai und der dahinter liegende Berg- vorsprung werden in den Quellen nicht erwähnt, obwohl in diesen sonst jeder Einzelheit gedacht wird. Sie passen auch nicht zu der Schilderung von dem Angriff der Agrianer auf die Perser, bevor Alexander den Pinaros erreichte. Er ist an den Abhang entlang marschiert, vor dem Beginn der Schlacht 8. Der Weg, den die Verfolgung nimmt, läfst sich

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beqnem nördlich vom Pinaros nachweiseD, wobei namentlich jene Schlacht, an der die Verfolgung vorbeigeht, eine wichtige Bolle spielt. Janke da- gegen kommt wieder in Verlegenheit, wenn er auf dem Gelände nördlich vom Deli Tschai für die Angaben der Quellen einige Anhaltspunkte nam- haft machen soll.

Dieser acht&che Gegenbeweis wirkt so erdrückend, dafs Jankes An- sicht von der Lage des Schlachtfeldes als endgültig abgetan betrachtet werden darf. Janke hat in seiner Untersuchung sich einen Fehler zuschulden kommen lassen, der unseren Militärschrifbstellern nur gar zu nahe liegt Er hat heutige Manövererfahrungen auf die Zeit des grofsen Makedonen- königs, also auf eine Vergangenheit, ^ie mehr als 2200 Jahre zurückliegt, angewandt. Bedenklich ist es für alle FUle, theoretische Erwägungen allgemeiner Art gegen den Verlauf einer Schlacht anzufahren, die unter dem Zwange der Verhältnisse in einer Enge und an einer Stelle geschlagen worden ist, wie man sie sich für Manöverfibungen ganz gewifs nicht aussucht Das Exerzierreglement hat seine Vorteile, schliefst aber auch eine grofse Gefahr in sich. Man vergifst, dafs eine aufsergewöhnliche Lage auch aufsergewöhnliche Mafsnahmen und Leistungen nötig macht Indem Janke nun seine heutigen Ansichten über eine solche Schlacht in den Vordergrund stellt, sieht er sich auf Schritt und Tritt genötigt, die An- gaben der Quellen als irrig zu bezeichnen. Ich habe gerade den umgekehrten Weg gewählt, bin überall den Quellen gefolgt und habe diejenigen Schlufa- folgerungen gezogen, die sie miteinander in Einklang bringen.

Diese sachgemäfse Behandlung der alten Historiker hat mir noch die Genugtuung gewährt, den Anmarsch des Darius und die Li^e von Issos unzweideutig zu bestimmen. Dieser Aufgabe ist der letzte Teil meiner Schrift gewidmet. Darius ist von Süden her, über den Beilanpafs in Ei- likien, das am Jonaspfeiler oder in der Gegend des heutigen Alexandrette beginnt, eingerückt. Alexander, der ihm entgegengezogen war, ist ihm, durch Parmenios Vorposten von dem persischen Anmarsch unterrichtet, ausgebogen und über Issus, das in der Nähe des heutigen Alexandrette oder Iskenderum gesucht werden mufs, nach Myriandros vorgerückt Erst nachdem Darius in seinem Rücken steht, macht Alexander kehrt und nötigt seinen Gegner, der mit seinem grofsen Heer in die Enge zwischen Amanus und Mittelmeer wie in eine Falle gegangen war, an einer Stelle zur Schlacht, wo seine gewaltigen Truppenmassen mehr hinderlich als vor- teilhaft waren. Das ist der springende Punkt, den Janke völlig aus den

Nene PbüologiBche BnndBchao Nr. 16. 867

Aagen yerloren hat. Die Schlacht ist auf einem sehr eingeengten Ge- lände geschlagen worden nnd nicht an einer Stelle, wo, wie ich in meinem Bache sage, nicht blofs Danas einen hinreichend grofsen Exerzierplatz erh&lt, sondern Tor allem aach Alexander, der noch einen gehörigen Baum- Vorrat abzogeben in der Lage ist. In allen Quellen Qber die Schlacht von Issos wird der groüse Raummangel betont, nur Janke will davon nichts wissen und verlegt seine Schlacht auf ein Gelände, das keinem von beiden Heeren Schwierigkeiten macht. Trotz des Irrtums behält aber Jankes Buch wegen der tatsächlichen Angaben seinen hohen Wert.

Gegen meine Darstellung ist zuerst Prof. Edmund Lammert in Leipzig aufgetreten (B. ph. W. 1905, Nr. 50). Er stützt sich vor allem auf die Erklärung v. Mar^\ „dafs sie alle mit Janke einstimmig an Ort und Stelle zu der Überzeugung gelangt seien, dafs die Ufer des Pajas im oberen und mittleren Laufe fflr eine Gefechtshandlung aller Truppen- gattungen niemals in Frage kommen können, da sie völlig unpassierbar sind''. V. Mar^ schreibt zu der von mir vermuteten Erhöhung der Flub- ufer: „Gerade das Gegenteil ist der Fall! Das starke Gefälle, das der Pajas dereinst gehabt haben mufs, damit er sein bis 10 m tiefes Bett aushöhlen konnte, ist schon seit langer Zeit nicht mehr vorhanden. Es hat sich die Efiste, wie dies auch an zahlreichen anderen Stellen des Mittelmeeres nachgewiesen worden ist, in den letzten zwei Jahrtausenden um etwa 3 m gehoben und das Geffille des Pajas entsprechend verringert . . . Es dürfte daher zur Zeit der Schlacht von Issus der Pajas noch etwas höhere Ufer als heute gehabt haben.'' Infolge dieser Erklärung schlielst Lammert: „Aus sachlichen Grfinden mufs der Pajas also fflr abgetan erklärt werden." Was L. des weiteren ausführt, ist fast ergötzlich. Polybius soll „die Beschreibung des Eallisthenes unrichtig aufgefafst haben", Pol. XII, 17, 3 soll „Eallisthenes nicht von der Länge des Flufslaufes, son- dern von der Breite der Ebene reden", es soll „hier eine irrtümliche Obertragung der Geländebreite von der makedonischen Aufstellung am Pajas auf die persische am Pinarus stattgefunden haben " man beachte die völlige Willkür in allen diesen Annahmen , Flufsufer von 2 4 m Höhe sollen „vom Flufsbette aus natürlich als HQgel (X6q>oiy*^ er- scheinen, wonach so ziemlich alle Flüsse von Hügeln flankiert sind; denn ein wenig höher sind ja überall die Ufer als der Wasserspiegel; mit der Froschperspektive arbeiten wir aber noch nicht. Er kann es nicht begreifen, dafs Darius an Alexander vorbeigezogen sein könne, weil

Nene Philologische Bandscbaa Nr. 16.

er sich Alexander am Beilanpars denkt and ganz vergirst, dafs er in Myriandros steht, das man gut 15 km südlich von der Ebene von Skao- derun suchen darf und tatsächlich sacht Er weifs nichts da?on, obwohl es aach in meiner Schrift steht, dafs Parmenio im Kriegsrat den Plan verficht, man solle Darius in die Enge zwischen Meer and Amanos herein- lassen, und dafs die Qaellen berichten, daTs Alexander zur Erkandang von Danas' Stellang einen Schnellrnderer abgeschickt hat; er stellt es auf Spalte 1603 so dar, als wären das willkfirliche Annahmen von mir. Mir ist selten eine so unznreichende Kritik begegnet wie die, die L. an meinem Bache geübt hat. Ganz ankritisch ist aach Lammerts Hinweis auf die niedrigen Flufsufer des anteren Granikas; denn auch das Schlachtfeld an diesem Flusse hat Janke falsch angesetzt. Trotzdem hat A. Janke sie zur Grundlage seiner Besprechung meines Baches in der W. f. kl. Ph. Nr. 6 genommen. Auch er schreibt: „Jeder einzelne Mann ist beim Herabsteigen am Tage von der Ebene bei Alexandrette aus zu erkennen, nachts ist jeder Wagen zu hören.'^ Janke mufste es wissen, dafs Alexander in Myriandros und nicht unmittelbar am Beilanpafs stand, wie konnte er also diesen Satz niederschreiben ! Wie kann er, indem er sich nachträglich dieser Tatsache erinnert, fortfahren: „Jedenfalls ist es undenkbar, dafs Alexander den Ab- stieg des persischen Heeres vom Beilanpafs nicht entdeckt haben sollte.'^ Die Qaellen berichten es doch, und jeder Erfahrene weifs, dafs das un- glaublichste schon Ereignis geworden ist. Soll ich hier etwa von den vielen Schlachten sprechen, bei denen sich „undenkbares"' zugetragen hat? Janke schreibt weiter: „In diese (die Küstenebene) hinein begibt sich Darius nach Gruhn mit seinem ganzen Heere und kümmert sich zunächst um Alexanders Heer gar nicht, sondern marschiert nordwärts über den Pafs am Jonaspfeiler und über den Pajas.'* Hier geschieht seitens Jankes unglaubliches. Wie sollte sich denn Darios um Alexander kümmern, da er von dessen Nähe keine Ahnung hatte und ganz und gar nicht wafste, dafs er südlich von ihm, in Myriandros, stand! Er vermutete ihn doch noch bei Mallus. Nach Janke lag Jesus „entsprechend der Dber- lieferung nicht bei Alexandrette, sondern nördlich nahe der tiefsten Ein- buchtung (Plinius: in recessu intimo) des nach ihm genannten Issischen Meerbusens''. Herr Oberst Janke wird es gewifs erstaunlich finden, wenn ich des Plinius recessus nicht auf den ganzen Meerbusen zwischen Klein- asien und Syrien, sondern auf die kleinere Bucht von Alexandrette beziehe. Der Beweis, dafs die Alten der Bezeichnung Issischer Meerbusen einen

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grAberen umfang gegeben haben, ist noch nicht erbracht. Im flbrigen erwidere ich die Bemerkung Jankes: f,Der Herr Oberlehrer verrät uns nicht, wie er seine militärischen Kenntnisse erworben hat^S mit der Frage: ^Woher hat denn der Herr Oberst seine historischen und philologischen Kenntnisse? Sollte ich nicht vielleicht längere Zeit beim Militär als er auf der Universität zugebracht haben?''

Man wird mir wohl zugeben, dafs an Lammerts und Jankes Kritik alles unwesentlich ist bis auf die Behauptung, dafs der Pajas wegen der Steilheit seiner hohen Ufer fär eine Schlacht nicht in Frage kommen könne. Mir lag also ob, Marto* oben abgegebene Erklärung zu widerlegen. Das habe ich in der B. ph. W. Nr. 8 so gründlich getan, dafs Lammert sofort eine Entgegnung dazu fägte mit folgender Bichtigstellung: „Zu meinem Be- dauern habe ich bei der Wiedergabe seiner (v. Marto*) Worte aus Ver- sehen , Käste* anstatt , Meeresspiegel* geschrieben. Es mufs also hei&en: ,Der Meeresspiegel hat sich gehoben.* Mit dieser Änderung hält Herr V. Maries seine Ansicht aufrecht; sich noch weiter mit G. herumzustreiten, lehnt er ab.*' Dazu ist noch die Anmerkung gemacht: „Herr v. Marto hat mich sofort nach Durchsicht des Korrekturbogens auf den Schreibfehler aufmerksam gemacht; die Druckerei konnte aber meine nachträglich ein- gesandte Verbesserung nicht mehr ausfahren.** Die Herren L. und M. tun mir leid, sie kommen aus dem Begen in die Traufe. Dafs L. sich solche Schreibfehler leistet, ist fär seine Kritik höchst bezeichnend; ihm ist es ganz gleich, ob sich die Kfiste oder der Meeresspiegel gehoben hat, den grofsen Unterschied weife er persönlich nicht zu erkennen, und dabei mischt er sich mit der Miene eines Sachverständigen in den Streit um die Lage des Issusschlachtfeldes ! Von Herrn v. Maries erwartete ich allerdings mehr Vorsicht. Ich könnte ihn mit seiner neuesten Behauptung ähnlich widerlegen wie mit seiner Kflstenhebung, d. h. an der Hand der physischen Erdkunde. Mir steht aber ein noch viel einfocheres und Herrn v. Maries wohlbekanntes Mittel zu Gebote, nämlich das Bach, zu dem er selbst mit beigesteuert hat, Jankes „Auf Alexanders des Grofsen Pfaden**. Sollte es möglich sein, dafs v. Maries gar nicht weifs, was in diesem Buche steht! Die vier Herren waren doch sonst so einig in ihren Ansichten. Auf S. 8 lese ich: „Nach Tomaschek ist die Ebene von Alexandrette von allerjfingster Entstehung und eigentlich in fortdauernder Bildung begriffen. Es ist ein StOck Land, welches durch die allmähliche Emporhebung san- diger Sedimente des Meeres fortwährend anwächst, die Bucht ausföUt und

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die See zaröckdrängt. Die tieferen Äbzugskaoftle haben die marinen Sand- and Mergeldiluvionen entblöfst. Ein Meeresdilavium von grobem Ealksteinkonglomerat sind auch die niedrigen Hfigel an der Küste von Aleiandrette. GoL Sqnire berichtet aus dem Jahre 1802, dafs das Meer seit 100 Jahren am 1 Mile (= l,6i km) zurückgetreten sei und dafs man an den Buinen eines Steinbaaes landeinwärts Eisenringe gesehen habe, an denen einst die Schiffe mit Tauen befestigt wurden. Auch Fischer erklärt, dafs das Meer bei Alexandrette in den letzten zwölf Jahren um 10 15 Faden zurückgetreten sei/^ Wie nun, Herr v. Mar^s? Auf wessen Autorität hin lassen Sie auf einmal sich den Meeresspiegel um 3 m heben? Oder meinen Sie, dafs er sich bei Alexandrette um mehrere Meter gesenkt, aber 20 km nOrdlicb um 3 m gehoben habe? Es wird doch wohl nötig sein, „sich mit Gr. noch weiter herumzustreiten ''. Oder soll ich erklären: „Es ist nicht mehr nötig''? Aus „sachlichen Oründen'' dürfte der Einwand, dafs sich das Bett des Pajas in den letzten 2200 Jahren nicht vertieft habe, „für abgetan'' gelten.

Gegen meine Behauptung, dafs Darius über den Beilanpafs anmarschiert sei, ist nichts Stichhaltiges vorgebracht worden. L. irrt sich, wenn er schreibt, ich liefse nur Alexander kehrt machen (Sp. 256); schon auf der beigefügten Karte kann er sich vom Gegenteil überzeugen. Viel vorsich- tiger als Lammerts und Jankes Besprechungen ist die von B. Hansen in Nr. 3 dieser „Bundschau". Sie gibt mir Gelegenheit, mich über den Anmarsch des Darius und die Lage von Issus noch einmal zu äufsem. Für den Beilanpafs sprechen folgende Erwägungen:

1) Alexander will Darius au&uchen und marschiert, wie von keiner Seite bestritten wird, dem Beilanpafs zu. Darius* Lager in Sochoi mufi also jenseits dieses Passes gelegen haben.

2) Amyntas rät Darius, seine Stellung in Sochoi beizubehalten, weil er hier genug freies Feld zur Entfaltung seiner gewaltigen Heeresmassen habe; ziehe er aber über das Gebirge, sp gerate er in die Enge und werde von seiner numerischen Überlegenheit keinen Vorteil haben. Diese Darstellung ist unzutreffend für den Fall, dafs Darios durch den Pafis von Toprak Ealessi zu marschieren beabsichtigte; denn in dem Gilicien jenseits dieses Passes findet sich das schönste Manövergelände für eine grofse Armee. Amyntas konnte aber, als er jene Ansichten aussprach, nicht annehmen« dab man nach der Überschreitung des Passes von Toprak Ealessi Ale-

Nene Philologfsehe Amdiehaii Nr. 16. 371

xaDder nicht mehr vor sich haben werde, sondern ihm nach Stiden hin werde folgen mfiseeD. Er konnte Alexander nicht in Myriandros suchen. £r yerniotete, dafs Alexander ihnen von Mallus entgegenziehen und dars man etwa halbwegs, in den Engen zwischen Amanus und Meer, in der Gegend des späteren Schlachtfeldes, mit ihm zusammentreffen wQrde; dafs Alexander fehlerhafterweise dartlber hinausmarschieren würde, konnte er nicht annehmen.

3) Hätte Darius den Fafs von Toprak Ealessi benutzt; dann konnte er nicht anmittelbar nach dem Abstiege in ein änrserst enges Gelände mit neuen Pässen geraten. Selbst wenn unter Voraussetzung eines solchen Anmarsches die Schlacht nicht an den Deli Tschai, sondern noch südlicher an den Pajas verlegt wird, bleibt er den eigentlichen Engpässen noch immer fem. Nach den Quellen aber hat er sie durchzogen ; Plutarch, Alex. d. Gr., 20 (in meiner Schrift S. 37), Arrian II, 6 u. II, 7 („aus einer weiten Ebene her in die Engpässe zusammengedrängt'') u. II, 8 („über den bereits zurückgelegten Weg'', ein Ausdruck, der sich nur auf des Darius Nordmarsch beziehen kann), Curtins Rufus III, 17 und besonders 21, wo man aus der Gegend von Myriandros die Wachtfeuer von Darius' Lager erblicken kann, und noch mehrere andere Stelleu.

4) Zwei Quellenschriftsteller erwähnen aber ausdrücklich den ent- gegengesetzten Vorbeimarsch der beiden Könige. Plutarch 20 heifst es: „Darius brach auf und rückte nach Eilikien vor, wie zu gleicher Zeit Alexander nach Syrien gegen Darius. In der Nacht verfehlten sie einander beiderseits und kehrten also wieder um." Hierzu stimmt Curtius III, 20 : „Zufällig gelangten in ein und derselben Nacht hier Alexander zu den Engpässen, die den Zugang zu Syrien bilden, dort Darius an die Stelle, die den Namen des Amanischen Tores führt." Infolge dieses Anmarsches von Süden überschreitet die Reiterei des Darius den Pinaros auch zweimal Curtius III, 20 (am Ende) und III, 22.

Hinsichtlich der Lage der Stadt Issos bin ich selbst dagegen, sie gerade an der Stelle des heutigen Alexandrette zu suchen. Eines steht für mich fest: die Hafenstadt kann nicht dort gelegen haben, wo kein Hafen ist, also nicht auf der Strecke uOrdlich vom Eurudere bis zum innersten Winkel des Meerbusens. Es bleibt also ein Spielraum von etwa 20 km, und darauf kämen drei Stellen in Betracht: die Ebene von Ale- xandrette, der Strandpafs n^^rdlich vom Jonaspfeiler und das heutige Pajas mit seinen nördlich vorgehigerten Ruinen. Hansen verweist mich auf

872 Neue PhilologiMhe Bundschaii Nr. 16.

Xenophons Darstellang (I, 4), und ich bin ihm dankbar , dafs ich mich Ober dessen Angaben äolsern darl Nach Xenophon istlssos die «^ftnlseiiBte Stadt Eilikiens 'S sie mafs also in dem sehr spitzen Winkel gesacht werden, der sich zwischen Meer und Amanns bis zum heutigen Alexandrette ausdehnt; denn Myriaudros, das dann folgt, ist bereits eine phOnikische Stadt. Die Ent- fernung von Issns bis Myriaudros beträgt nach Xenophon 10 Parasangen oder 56,6 km. Genau in der Mitte soll der Pafs zwischen Eilikien und Syrien liegen. Janke Ywlegt den Pafs in die Qegend nördlich und südlich vom Jonaspfeiler und mufs sich den Begriff eines Strandpasses erst schaffen, um die beschriebenen Befestigungen unterzubringen. Für mich steht fest, dab der kilikisch-syrische Pafs kein anderer als der Beilanpafs und der Korsos der Beilanflufs ist. Ruinen am Beilanpafs weisen noch heute auf ehe- malige Festungswerke hin. Mersin Su und Sarisaki Su sind zu schmal für die angegebene Breite des Karsos, gleich 30,66 m. Folglich sind nach Xenophon Issos und Myriaudros etwa 25 km nördlich und südlich yom Beilanpafs zu suchen. Von Alexandrette bis zum Pajas sind 21 km; ?on der Beilanmündung bis zur Skala von Pajas würde fiist genau die Ent- fernung, die Xenophon angibt, herauskommen. Issus ist einmal eine blühende Hafenstadt gewesen; es hat offenbar nördlich von der wichtigen Verkehrsstrafse über den Beilanpaüs dieselbe Bolle gespielt, wie Myriandros südlich davon; unmittelbar am Fufse des Beilan- Passes aber scheint vor Alexanders Zeit keine Stadt gelegen zu haben, weil sich dort früher die Grenzbefestigungen von Kilikien und Syrien befunden hatten, und die Nfthe solcher keine Stadtentwicklung zuliefs. Alexander mufs diese Befestigungen in Trümmern vorgefunden haben. Ich halte es für möglich, Pajas mit mit Issus gleichzusetzen. Ich möchte sogar die Wortform nicht ganz unbeachtet lassen, denn Pajas leitet sich offenbar von Baiae her; wie er- klärt sich aber das S der Endung? Sollten wir es hier nicht mit einer Zu* sammensetzung zu tun haben, etwa mit Baiae Issi? Auf den italienischen Küstenkarten des 16. Jahrhunderts findet sich die Form Payasso, die einigermafsen an die Verschmelzung von Baiae Issi erinnert. Anderseits liegt es mir fern, besonderen Nachdruck auf die von Xenophon angegebene Wegeslänge zu legen. Ich vermute, dafs X. ein durchschnittliches Tages- mafs seinen Berichten nachträglich zugefQgt hat Es ist sehr wahrschein- lich, dafs Kyros an jenen Tagen nicht 27|^km, sondern viel weniger marschiert ist, einmal wegen des engen Qeländes, sodann wegen der Ver- zögerung, die er am Korsos erlitt, wo er die Flotte heranziehen mufste.

Neue PhilologiMhe Bondaobaii Nr. 16. 873

Man könnte deshalb lasos in der Ebene zwischen dem Jonaspfeiler nnd Eski Bas Pftjas suchen, an der Stelle, die Janke als Strandpafs des Xeno* phon bezeichnet. Nach Janke S. 18 finden sich hier recht bemerkens- werte Beste einer ehemaligen Ansiedlaog und eines Hafens. Es heifst bei ihm: „Zwischen beiden Flfiasen (Mersin Su und Sarisaki Sa) fioden sich am Gebirge in der Nähe des Dorfes Sarisaki und am Strande Beste ?oa Mauern, welche quer durch die Ebene geffihrt und Verteidigungszwecken gedient zu haben scheinen. Der nördliche Best am Strande besteht aus einer umgestOrzten Mauermasse mit Ziegeln, welche auch Ainsworth als römisches Backsteinwerk bezeichnet. 600 m südlich davon steht eine Mauer aus gut behauenen und stellenweise mit Kalk verbundenen Steinen aus späterer Zeit Sie dient jetzt als Material für den Bau der neuen Strafae. Auch südlich vom Sarisaki finden sich noch Beste eines Lan- dungssteges, eines Turmes und einer Mauer.'' Hier ist also die Stelle, an der Issus meines Erachtens am wahrscheinlichsten gelegen hat. Mit dieser Vermutung setze ich mich nicht in Widerspruch zu den Schlufs- folgerungen in meinem Buche; denn ich habe Issus nur „in die Qegend des heutigen Iskenderun'' verlegt, nicht unmittelbar an dessen Stelle; die Gegend von Iskenderun bildet aber den Gegensatz zu der Gegend in re- cessn intime des ganzen Meerbusens, wo Janke und andere Issus gesucht haben.

201) Sophokles' Antigone. Für den Schulgebrauch erklärt von Georg Kern. 5. Auflage, besorgt von Friedrich Paetzolt. Gotha, Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschaft, 1905.

Ji 1.20. Die Eernsche Ausgabe von Sophokles* Antigone, die es bei ihrem ersten Erscheinen als ihr Ziel bezeichnet hat, den Schülern eine knapp gefafste, wirksame Hilfe zu bieten, so dafs sie mit Anwendung des Lexikons im- stande sind, ein vorläufig ausreichendes Verständnis des Stückes zu ge- winnen und unpassende Hilfsmittel zu verschmähen, erscheint in der fünften Auflage in wesentlich veränderter Gestalt. Der Heraus- geber F. Paetzolt hat mit Becht an dem von G. Kern festgestellten Texte fast durchw^ festgehalten; denn dieser scheint mir zur Überlieferung die richtige Stellung eingenommen zu haben: sie ist ihm als der festeste, mit Pietät zu behandelnde Anhalt erschienen. Denn so sagte er im Vorwort zur ersten Auflage eine Änderung bietet bei den vielfachen

374 Nene Philologische Rnndsohan Nr. 16.

Möglichkeiten selten unerschfltterliche Sicherheit, und selbst dem gröfsten Oenius wird die Kritik vieler folgender Jahrhunderte neben dem UnOber- troffenen auch Schwächen und Ungewöhnliches, ja Seltsames nachweisen können. An einigen Stellen hat Paetzolt die Interpunktion geändert; Abweichungen vom Kernschen Texte sind in einem Anhange S. 111 u. 112 sorgfältig verzeichnet. Beispielsweise hatte E. die überlieferten Worte ärrig Stbq V. 4 beibehalten; F. nimmt, da o^ir üvtr^ StBq nur durch eine gewundene Erklärung zu verstehen sei, Dindorfs Verbesserung ovx dzi^ifiov auf. Fast in gleichem Wortlaute wie in der vierten Auflage ist Kerns Einleitung (fiber die Einteilung des Dramas, den Vers des Dia- logs, die Verteilung der Bollen unter die drei Schauspieler) beibehalten. Um jedoch den Blick des Schfilers immer wieder auf den Zusammenhang des Ganzen zu lenken, ohne ihn zu beständigem Zurückblättern zu ver- anlassen, sind die einzelnen Abschnitte der Einteilung des Dramas an den betreffenden Stellen der Tragödie teils mit denselben, teils mit anderen Worten im Kommentar wiederholt.

Dieser Kernschen „Einteilung des Dramas^* hat P. eine kurze, recht brauchbare Einleitung vorausgeschickt über: 1. Entwicklung der griechi- schen Tragödie, 2. Leben des Sophokles, 8. die Fabel des Dramas Anti- gene. Dagegen sind Angaben fiber das griechische Theater und die Bfihnen- einrichtung nicht in diese Einleitung aufgenommen. Solche Kenntnisse soll der Lehrer dem Schüler unter Benutzung von Anschauungsmitteln beibringen. Beifall finden wird es, denk* ich, dafs P. die Möglichkeit einer dem modernen Drama entsprechenden Einteilung in Akte und Szenen nicht, wie es Muff getan hat, in Form von derartigen Überschriften zum Ausdruck bringt.

Sehr beachtenswert sind die Inhaltsangaben, die die einzelnen Teile des Dramas zum Unterschiede von den früheren Auflagen begleiten: sie sind meist kurz und doch erschöpfend, übrigens durch fetten Druck kenntlich.

Hecht praktisch ist es, dafs im Kommentar diejenigen Worte der erklärenden Anmerkungen gesperrt gedruckt sind, die für die Übersetzung benutzt werden können, während da, wo die Übersetzung direkt gegeben wird, dies in Anführungszeichen geschieht Dafs die Anmerkungen der vierten Auflage mit Sorgfalt geprüft, ergänzt und berichtigt sind, bedarf kaum der Erwähnung. Wie gründlich der Heransgeber zu Werke gegangen ist, ersieht man z. B. leicht bei einem Vergleiche der Anmerkungen zu V. 1. 2. 4. 71. 8H. 99. 111. 126. 141. 154. 1353.

Neue Pbilologisohe Bondschaa Nr. 16. 375

Bei der Übersicht über die Versmafse der Ghorgeaänge (in der vierten Auflage nach S. 76 Anhang ohne Seitenzfthlung, in der fünften Auflage S. 113— 119) sind unter möglichster Anlehnung an die Horazische Metrik die Bezeichnungen der einzelnen Verse zugefügt.

Diese neue Auflage entspricht sichtlich allen Anforderungen, die man an eine moderne Schulausgabe des Sophokles zu stellen berechtigt ist, zumal da fiberall zutage tritt, dafs der Herausgeber mit Ernst bestrebt ge- wesen ist, auch die n e u e r e n wissenschaftlichen Arbeiten aus den einschlägigen Gebieten der Philologie und Pädagogik (bis zu übles Bemerkungen zur Anakoluthie bei griechischen Schriftstellern, besonders bei Sophokles, Dresden 1905, und dem Schülerkommentar von Hüter, Leipzig 1905) zu verwerten. Dem Schüler wird sie eine aufserordentlich brauchbare Stütze bei seiner Arbeit sein und ihm doch noch genug selbst zu tun übrig lassen.

Frankfurt a. M. A

202) Ludwig MartenB, Die Platolektttre im G^snnnasium.

Elberfeld, Kommissionsverlag von A. Martini & Grüttefien, 1906. 65 S. 8. Ji —.80.

Diese lebendig geschriebene Schrift tritt für die Erweiterung der Platolektflre im Gymnasium ein und bringt dafür durch ihre warmen und beherzigenswerten Ausführungen, in denen der Wert dieser Lektüre durch den Hinweis auf die dem Schulunterricht vorzugsweise zugänglichen Werke des Plato und durch ihre Charakterisierung dargelegt wird, durchaus zu- treffende Gründe bei; mit Becht werden zugunsten Piatos ein Verzicht auf die Lesung der Xenophontischen „Memorabilien'S da „doch Xeno- phon gar zu wenig von dem Geist des Sokrates aufzufassen imstande war'* (S. 7), und eine Einschränkung der Thukydideslektfire (S. 4) empfohlen. Eingehender werden die „Apologie'', der „Gorgias" (auf S. 28—41 mit einer ausführlichen Würdigung des reichen und auch für unser modernes Leben beachtenswerte Normen aufstellenden Inhaltes), der „Eriton", der „Laches", der „Euthyphron", der „Phädon" und der Diotimahymnns des „Symposion" besprochen. Beim „Eriton" hatte wohl noch daraufhin- gewiesen werden können, wie in c. 10 (p. 49 A bis E) der dem damaligen Griechenland sonst noch fiemde Grundsatz ausgesprochen wird, dafs man auch kein Unrecht erwidern oder es durch unrechte Handlungen abwehren dürfe, und beim „Laches" und beim „Euthyphron" wäre vielleicht noch direkter darzntun gewesen, wie die genauen Definitionen („ Die Tapferkeit

876 Nene Philologuche Rondschaa Nr. 16.

ißt die auf der Einsiebt in das Wesen des Outen und des BOsen beruhende Beharrlichkeit der Seele ^S ,,die Fr(^mmigkeit ist Gottesdienst zar Ver- wirklichung des Guten'') doch eben nur scheinbar fehlen und sich in Wahrheit mit Notwendigkeit aus den vorhergehenden Erörterungen ergeben. Den „Phädon'' will Martens mit Becht nicht ganz lesen (ich habe auch, wenn ich ihn gelesen habe, die Kap. 15 28 u. 49—56 [p. 69 E bis 80 B und p. 102 A bis 107 B] fiberscblagen und nur zur Herstellung des Zusammen- hanges eine Inhaltsangabe von ihnen gegeben) und den „Protagoras'* will er ganz beiseite lassen, aber ifir diesen möchte ich ein gutes Wort ein- legen, da er doch neben den abstrakten Partien seines Inhalts durch seinen dramatischen Aufbau und seine köstliche CSharakterisierung der Sophisten auch eine reiche FflUe konkreteren Stoffes in sich sehliefst Freilich kann man nicht alle die erwähnten Schrifben mit jedem einzelnen Schfilerjahrgange lesen, aber wenn man, wie Martens (auf S. 4) vorschlagt, die „Apologie'^ und, wie ich hinzufQgen wfirde, den „Eriton^' regelinftlsig in Obersekunda liest, kann man doch in Unter- und in Oberprima noch je einen der gröfseren Dialoge oder „Laches^* und „Euthyphron^* und einen gröfseren Dialog bewältigen und hat bei deron Lektöre eine gute Gelegenheit, auf den Inhalt anderer Gespräche und damit auf alles das, was Martens mit gutem Grunde fßr besonders erwähnenswert erklärt, die Persönlichkeit des Sokrates, die Ideenlehre, die Platonische AufFassung des Eros, seine ethischen Grundsätze u. a. m., einzugehen und den Schfilem durch diesen ganzen Unterricht einen hervorragend wertvollen Besitz zu flbermitteln. Darauf anfs neue aufmerksam gemacht zu haben, ist, wie noch einmal anerkannt werden möge, ein Verdienst der vorliegenden Schrift Bremen. Bdoi. Rrltse.

203) E. Krause^ Übungen zum Übersetzen im AnBchlofs an Tadtns' Oermanla. Hannover, Nordd. Yerlagsaustalt 0. Goe- del, 1905. 60 S. 8. JH —.60.

Von den 57 Stficken, welche das Heftchen umfafst, steht eine ziem- lich grofse Zahl mit dem Inhalte der Germania nur in losem Zusammen- hange, so die beiden einleitenden Stocke, die fiber den Zweck und die Absicht der Germania handeln, Stflck 4 fiber die Heimataliebe der Ger- manen, Stflck 6 8, 15 17, die in fesselnder Weise den Schfller mit den Hauptgöttern der nordischen Mythologie bekannt machen, u. a. Die Darstellung und Sprache ist gut und leicht fafslich, begnfigt sich aber

Nene Pbilologiacbe Bondaehan Nr. 16. 377

nie mit blofser Umschreibung, so da& der Schüler genflgend Oelegenheit hat ZQ eigener Arbeit nnd eigenem Nachdenken. Die Fofsnoten geben Vokabeln and zahlreiche Verweise auch auf andere Schriftsteller als Tacitos, 80 O&aar, Cicero, Honiz, Saeton ; diese Verweise aber sind sachlicher Natur, so dars sie zur blofsen Übersetzung nicht herangezogen zu werden brauchen. Das Heft ist wohl geeignet, den Schfiler auch neben der Erklärung bei der LektQre tiefer in die Germania einzufOhren und sein Interesse zu wecken. Ich glaube es warm empfehlen zu dfirfen.

Bflckeburg. B. K5Uer.

204) O. E. Schmidt: W. Wftgner, Born. Oesohiohte des römiBchen Volkes und seiner Knltnr. In achter Auf- lage bearbeitet. Mit 322 Abbildmigen und zwei Karten. Leipzig, Otto Spamer, 1905. XIV u. 846 S. 8. geb. Jt 12.—.

Oar manchen Angriff haben die Wägnerschen Werke über Hellas und Rom erfahren mfissen. Aber es ist schwer, eine populäre Geschichte zu schreiben, die zugleich interessant ist und dem Stande der wissenschaft- lichen Forschung entspricht; besonders schwer ist es für die ältere römische Zeit, in deren Überlieferung Sage, nationale Prahlerei und Geschichte^ konstmktion das wirklich Geschichtliche überwuchert hat. Und doch kann die Überlieferung, auch wenn sie ungeschichtlich ist, nicht über- gangen werden, am wenigsten in einem Werk, das fQr die Jugend be- stimmt ist. Der Bearbeiter der vorliegenden achten wie der früheren Auflagen, Rektor Dr. Schmidt in Würzen, hat daher ganz recht, wenn er möglichst schonend an die Tradition herangeht, sie mitteilt und, wenn nötig, etwa hinzufQgt: „So erzählt die Sage^' oder „Das sagt Livius; der zuverlässigere Polybius weifs nichts davon.'^ Immerhin wäre an einzelnen Stellen eine noch gründlichere Auiräumnng mit der nationalen Prahlerei am Platze gewesen; so wird z. B. auf S. 204 der angebliche Ausspruch des Pyrrhus: „Noch eine solche Schlacht, und ich kehre ohne Heer nach Epims zurück*' ohne Bemerkung wiederholt, und doch kann das Wort nie etwas anderes als eine Erfindung römischer Ruhmredigkeit sein. Aus dem Festhalten an der Überlieferung der Römer ergibt sich wieder, dafs die ganze Darstellung von Anfang bis Ende zu römisch gefärbt ist; die guten Eigenschaften der Römer werden mit Recht verherrlicht, aber die Bru- talität und Tücke ihrer Politik und Kriegführung werden nicht genügend hervorgehoben; so findet in der Erzählung der gallischen Kriege Gäsars

378 Nene Philologisehe Boodfloban Nr. 16.

nur die Hinrichtang des Yerciogetorix einen Tadel, aber kein Wort liert man fiber seine Hinterlist und Grausamkeit gegen Gallier und Germanen.

Anzuerkennen ist die grofse Sorgfalt, mit welcher der Herausgeber die neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen zu verwenden sich bemüht hat; alle neueren Werke hat er benutzt und viele Teile des Buches umgearbeitet, um veraltete Anschauungen auszumerzen und alles dem neuesten Stande der Wissenschaft entsprechend darzustellen. Der siebenten Auflage des Buches war ein Bericht über die römischen Au»- grabungen anhangsweise beigefügt worden; er ist jetzt erweitert und mit dem Ganzen organisch verbunden worden, so dafs er von der traditionellen Darstellung der römischen Eönigszeit zu der Beantwortung der Frage, was wir von der Königszeit wissen, überleitet. Besonders zahlreich und wertvoll sind die Umarbeitungen auf dem Gebiet der Kulturgeschichte; ich verweise nur auf die Abschnitte über die ältesten römischen Gott- heiten, über die Aufnahme griechischer Gottheiten, über den Mithras- und Isisdienst, über das Millionen viertel auf dem Palatin und das Villenwesen der Römer. Umgearbeitet ist unter anderem auch der Abschnitt über das Ende des Tiberius, von dem es am Schlnfs heifst: „er war weder gut noch grofs, aber ehrlich und unglücklich^'; leider aber findet der gemeine Klatsch des vornehmen Pöbels in Born in der Er- zählung der Geschichte des unglücklichen Kaisers noch zu viel Berück- sichtigung. Erwünscht für das Verständnis der ersten Kaiserzeit wäre übrigens eine Stammtafel des julisch-claudischen Hauses.

Dafs in einem Band von über 800 Seiten auch einzelnes za Aus- stellungen Anlafs gibt, ist selbstverständlich. So heifst es S. 22: „Die Lage Latiums am Meer forderte frühzeitig zur Schiffahrt und zum Tausch- handel heraus ^^; ist das wohl richtig bei einer flachen hafenlosen Küste? 8. 28 liest man: „Der zur Bebauung geeignete Baum auf dem Pabttin beträgt etwa 10 ha und genügte für etwa 3000 Lehmhütten.'' Bichtig, mit genauer Not; aber dann fehlt jeder Platz für Strafsen, Höfe und Gärten; 1000 Hütten würden den Platz wohl ausfüllen. S. 78: „Das bronzene Schwert, das sich leicht verbog, war nur zum Hieb eingerichtet'* Meines Erachtens war das antike Bronzeschwert gerade zum Hauen zo spröde und daher nur Stichwaffe, ganz abgesehen davon, dafo der knrze Griff ein ordentliches Anfassen zum Hieb nicht zuliefs. S. 218 wird bei der Beschreibung eines römischen Lagers wiederholt auf die Himmels- gegenden Bezug genommen; das mag bei einem bestimmten Lager richtig

Nene Philologische Bondachau Nr. 16. 379

sein, aber nie allgemein, da die Anlage sich doch nach den örtlichen YerhUtnissen, der Stellung des Feindes u. a. richten mufste. S. 120 wird erzählt, da&, wenn mehrere Olftubiger da waren, sie das Recht ge- habt h&tten, den Leib des getöteten Schuldners nach den Betragen ihrer Geldforderangen zu zerschneiden. Das in partes secanto des alten Ge- setzes kann aber unmöglich etwas anderes bedeuten als: die Gläubiger durften sich den Erlös aus dem Verkauf der Habe und der Person des Schuldners teilen. In den AusfOhrungen über die römische Literatur sind die Prosaiker im Verhältnis zu den Dichtern zu dfirftig behandelt.

Die Darstellung ist durchweg klar und angemessen. Wenn es aber in der Erzählung von Gamillus heifst: ,, Die Götter zürnten der mensch- lichen Hoflfart; sie bereiteten Strafe^', so mag ein römischer Geschicht- schreiber so erzählt haben; in ein Geschichtswerk unserer Zeit passen solche Aasdrficke nicht hinein.

Wie die vorigen Auflagen ist die vorliegende mit Illustrationen und Plänen reich ausgestattet; etwa fünfzig neue Bilder sind hinzugekommen, etwa fünfzig alte sind neu gearbeitet; sie sind durchweg hübsch und zu dem Text passend ausgewählt; bei einigen der Pläne und Karten wäre die Hinzufügung des Mafsstabes noch erwünscht. Im grofsen und ganzen darf man wohl sagen, das vorliegende Werk ist als interessant und lehr- reich für die Jugend geeignet, und auch für solche, die, ohne tiefere wissenschaftliche Studien zu machen, sich eine allgemeine Kenntnis der römischen Geschichte aneignen wollen.

Sondershansen. J. Briohsoii.

205) L6on Levraulty Les Oenres Littöraires. (Evolution du Genre.) La Fable. Paris, Delaplane, o. J. [1905]. 151 S. 12.

geb. fr. —.75. Wiederum ein Glied einer in diesen Blättern schon mehrfach be- sprochenen Kompendienreihe (vgl. Jahrg. 1902, S. 207 u. 568; 1903, S. 235; 1904, S. 209). Auch von ihm läfst sich nur Gutes sagen. Um die Entwicklung der französischen Fabel als literarischer Gattung klarzu- legen, bietet Levrault den Stoff in vier Abschnitten dar. Wenn er im ersten gegen seine sonstige Gewohnheit das Gebiet der heimischen Literatur verlälst, um ein Bild der antiken Fabel zu geben, so geschieht das wegen des Abhängigkeitsverhältnisses, in dem sich die französischen Fabolisten unleugbar befinden. Während dann der zweite Abschnitt die

380 Nene Philologische Rondschaa Nr. 16.

aufeteigende EntwickluDg der Gattung bis ins 17. Jahrhundert yerfolgt, schildert der dritte ihren Höhepunkt in Lafontaine. Dafs ihn bis heute noch keiner seiner Laudsleute wieder erreicht hat, wird im vierten Ab- schnitt an dem weiteren Fortgange der Fabel gezeigt. An solchem Ergebnis wird auch die bei Levrault noch nicht erw&hnte Samm- lung nichts ändern können, die Max Hecht unter dem Titel «, Fahles de Le Puits (De Sagesse), arri^re-petit-fils de Lafontaines^ jQngst in London herausgegeben hat. Mit ihren Einfällen, Späfsen, Wortspielen nnd Seiten- hieben sind diese 30 Fabeln eine amüsante Lektflre; ethische Absichten darf man von ihnen trotz der getreulich angefügten Moral aller- dings nicht erwarten.

HannoTer. Carl Frleslaad.

206) Gtormaine Marie Meriette^ La vie et FceuTre de EHaa- beth Browning. Paris, Librairie Armand Colin, 1905. Xu. 365 S. gr. 8. imgeb. 8 fr.

Eine Biographie Elisabeth Brownings zu schreiben, ist erst möglich geworden seit den zwei grundlegenden Veröffentlichungen der Jahre 1897 und 1898, seit Frederic 0. Eenyon The Letters of Elisabeth Barrett Browning in zwei Bänden herausgegeben und der Sohn des Dichterpaares in hochherzigem Entsohlafs den wie ein Heiligtum gehüteten Brief- wechsel zwischen Robert und Elisabeth aus den zwei Jahren vor ihrer Vermählung veröffentlicht und damit ein menschliches Dokument von unschätzbarem Wert der Welt zugänglich gemacht hat. Ellen Key hat in ihrer Studie fiber Elisabeth und Robert Browning daraus ^geschöpft, und ein französischer Gelehrter, Germaine Marie Merlette, bietet uns jetzt meines Wissens die erste grundlegende Biographie der ausgezeich- neten Frau, deren Wesen er mit dem von ihr selbst an George Sand gerichteten Worte: Vrai gänie, mais vraie femme, deren Begabung er als tont subjectif et feminin (S. 165) treffend kennzeichnet. Der Ver- fasser hat sich nicht darauf beschränkt, das gedruckt vorliegende Material sorgfältig zu sammeln und zu prüfen, er ist auch mit dem Sohne, Mr. Robert Barrett Browning, sowie mit den noch lebenden Freundinnen Elisa- beths in persönliche Beziehungen getreten, er hat die Stätten, die die Dichterin bewohnt hat, in England und Italien aufgesucht und weifs uns z. B. ihr Jugendparadies Hope End aus eigener Anschauung lebendig zu vergegenwärtigen (S. 5). Er hat im Palazzo Rezzonico eine Federzeich-

Nene Phaologiache Bandachan Nr. 16. 381

nung von Dante Gabriel Boesetti gesehen, die Tennyson darstellt, wie er den Brownings seine Dichtung „Maud'^ vorliest (S. 247); der inzwischen ver- storbenen Miss Swanwick verdankt er eine bemerkenswerte Äufsernng Brownings, die sich auf Elisabeths portugiesische Sonette bezieht (S. 163), und Miss Bridell Fox hat ihm den Eindruck geschildert, den der Dichterin änisere Erscheinung bei ihr hinterlassen hat (S. 244). Hervorgehoben sei hier, dab es nunmehr urkundlich feststeht, dafs Elisabeth nicht, wie früher angenommen wurde, 1809, sondern bereits am 6. März 1806 geboren ist (S. 3, 2, vgl. The Letters of Elisabeth Barrett Browning, vol. I, p. 1. Der erste Hinweis auf das richtige Datum findet sich bereits in einer gelegent- lichen Bemerkung in Mrs. Sutherland Orrs 1891 erschienenem Buche „Life and Letters of Robert Browning ^^> p. 141).

So sorgsam der Verfasser den Einwirkungen nachgegangen ist, die Elisabeth von toten und lebenden Dichtern, von ihren Studien, ihrer Zeit, ihrer Umgebung, ihren Schicksalen empfangen hat, so feinsinnig er das Erwachen und die Ent&Itung ihrer eigenen Art darlegt, so liebevoll mit einem "^ort das Lebensbild herausgearbeitet ist, so hätte es doch durch reichlichere Anführungen aus Elisabeths geist- und temperamentvollen Briefen noch an Lebendigkeit gewinnen künnen, und manche charakte- ristische Einzelheiten, die in die Anmerkungen verwiesen worden sind, würden, in den Text verwoben, dessen Wirkung und Beiz noch erhobt haben. Von den, Elisabeth gewidmeten, Gedichten Bobert Brownings hätten auch einige der zu Ferishtahs Fancies gehörigen kleinen Lieder Erwähnung verdient, die das Verhältnis der Gatten zueinander in ebenso zarter wie charakteristischer Weise widerspiegeln. Bei weitem den gröfsten Baum hat der Verfasser einer gewissenhaften und eingehenden Analyse der Dichtungen Elisabeths gewidmet Er beweist dabei nicht nur jene un- bestochene, von Vorurteilen freie Liebe, ohne die alle Kritik unfruchtbar bleibt, sondern auch ein feines und treffendes Urteil, das sich durch keine Vorliebe beirren läfst und niemals versucht, unleugbare Schwächen durch sophistische Argumente als Vorzüge hinzustellen. Wenn er freilich S. 177 in den sog. portugiesischen Sonetten den Ausdruck einer recht eigentlich christlichen Auffassung der Liebe findet, so erblicke ich vielmehr in diesen Gedichten den ergreifenden Ausdruck der ganz persönlichen Zweifel, Ängste und beseligenden Gef&hle, die die Liebeswerbung des jüngeren, kraft- vollen und hochbegabten Mannes in dem Herzen der an Geist und Gemüt ihm ebenbürtigen, aber zarten, leidenden, sechs Jahre älteren Frau auf-

Neue Philologische Bandschaii Nr. 16.

regen mufste, die für sich kein Leben und kein LiebesglOck mehr erhofft hatte. Nicht za vermeiden ist es, dafs bei solchen Analysen die Form hinter den Inhalt zarficktritt. Wenn nun auch bei Elisabeth Browning, wie es S. 32 treffend heifat, die bewufste Efinstlerin (Vartiste) der Den- kerin und Dichterin nachsteht, so tritt uns doch in ihren mannigfaltigen selbstgeschaffenen Strophen, in der oft bezaubernden Mnsik ihrer Verse, in ihrer Herrschaft über die Sprache, in den eigenartigen, oft allzu kühnen, ja wunderlichen Bildern, in dem vollendeten Aufbau allerdings nur ein- zelner Gedichte eine solche schöpferische Dichterkraft entgegen, dafs wir ein Kapitel, in dem diese Züge neben ihren Schwächen zusammenfassend gewürdigt würden, nur ungern vermissen. Die gelegentlichen Bemerkungen im Text und die im Anhang gegebenen Ausführungen vermögen ein solches Kapitel nicht zu ersetzen. Wenn der Verfasser häufig mit gutem Grunde in Elisabeths Dichtungen einen sicheren Geschmack vermifst, so darf ich den Kenner auch der deutschen Literatur, als den er sich verschiedentlich ausweist, wohl auf Schillers Distichon hinweisen, das diesen Mangel fein und einleuchtend erklärt:

Warum will sich Geschmack und Genie so selten vereinen? Jener fürchtet die Kraft, dieses verachtet den Zaum. Es bleibt mir noch übrig, auszusprechen, dafs ich der Lektüre dieses an- ziehenden und gehaltvollen Werkes über Elisabeth Browning eine Anzahl anregender und genufsreicher Stunden verdanke, und ich bin überzeugt, dafs es bei jedem Leser, dem die Dichterin bereits vertraut ist denselben Eindruck hinterlassen wird.

Bremen. Bdimmd Ruete.

207) Aug. Wünsche^ Die Fflanzenfabel in der WeltUteratur.

Leipzig und Wien, Akademischer Verlag, 1905. 184 S. 8. Der Verfasser ist zu seiner Studie durch die beiden Pflanzenfobeln angeregt worden, welche sich im Alten Testament Siebter 9, 7—15 und 2 Könige 14, 9 f. finden. Er hat es unternommen , die Fflanzenfabel in der Weltliteratur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart darzu- stellen. Im einzelnen behandelt er zunächst die Pflanzenfabel im Unter- schiede von der Tierfabel und darauf der Reihe nach die E^nzenfabel in der orientalischen, in der klassischen und in der älteren, neueren und neuesten deutschen Literatur. Die lateinische Fabel des Mittel- alters ist von W. in vielen Fällen nur zum Vergleiche herangezc^en wor-

Nene Philologische Rnndschaa Nr. 16. 388

den, zum Teil nur mit Angabe der Titel (S. 111 f.). In den englischen Fäbelsammlnngen scheint sich keine Pflanzenfabel zu finden, in der fran- zösischen Literatur ist nur eine kleine Zahl vorhanden. Die Italiener, Spanier und Portugiesen sind von dem Verfasser nicht in den Bereich der üntersachnng gezogen worden ; der Titel der Studie ist demnach nicht in seinem vollen Umfange zu verstehen. Merkwürdigerweise fehlte es bisher an einer Monographie fiber die Pflanzenfabel, die eingehend ihre Eigenart und ihren Unterschied von der Tierfabel kennzeichnet. W.s gediegene und in den selbstgezogenen Grenzen sehr gründliche Arbeit fQllt deshalb eine wirkliche LOcke aus und mufs als ein wertvoller Beitrag zu der Li- teratur fiber die Fabeldichtung mit Dank begrflfst werden.

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Inhalt: Bezensioneo: 206) Hago Michael, Die Heimat des Ochaseiu (Rater) p. 386. 209) Karl Stadler, Horas* Sämtliche Gedichte (E. Boeenberg) p. 389. 210) H. B. Wright, Tbe Oampaii^o of Plataea (W. Olsen) p. 394. ^ 211) Georg Grnpp, Knltor der alten Kelten nnd Germanen (Ed. Wolff) p. 895. 212) Georg Schmid, De Inscinia qnae est apad Yeteres (0. Tttsel- mann) p. 397. 213) Angast Man, Fahrer dnrch Pompeji (E. Ziegeler) p. 399. 214) K. F. Sapfle-C. Stegmann, Aufgaben zn lateinischen Stil- abnngen. IIL Teil: Aoijnben Ar Prima (Kranse) p. 399. 215) Chr. Oster- mann-H.J. Mailer-G. Michaelis, Lateinisches Übungsbneh. Zweiter Teil: Quinta (E. Hohmann) p. 400. 216) James de Chamhrier, De Säbastopol iSolförino (W. Bohle) p. 403. 217) E. Bestand, Die Prinzessin im Morgen- land. In deutschen Versen von Fr. y. Oppeln-Bronikowski (K. Engelke) p. 404. 218) Augustine Birrell, Andrew ManreU (H. H.) p. 405. 219) H. Baumann, Der Kleine Toussaint-Langenscheidt Englisch (G. Krager) p. 406. Zusatz zu Nr. 16 (Alb. Gruhn) p. 407. Anzeigen.

208) Hngo Miehael, Die Heimat des OdyBBens. Ein Beitrag zur Kritik der DSrpfeldschen Leakas-Ithaka-Hypothese. Hit einem Bilde and einer Kartenskizze. Jaaer, Oskar HeHmann, 1905. 32 S. 8. JL 1.-.

Der Verfasser bekämpft die Lenkas-Ithaka- Hypothese , wie vorher schon in einer 1902 veröffentlichten Arbeit ,,Da8 homerische nnd das heutige Ithaka''. Er legt seiner Kritik Dörpfelds Schrift ,,Iienkas'' (Athen, Beck ft Barth, 1905) zngmnde nnd will die Frage besondere vom philo- logischen Standpunkt ans betrachten. Od. IX, 24 werden drei Inseln als in der NShe von Ithaka liegend genannt, Dnlichion, Same nnd Zakynthos. Michael sagt, von ihnen sei Dnlichion einwandfrei nicht zn bestimmen; man sehe als Dnlichion an: das westliche Olied von Kephallenia oder eine der Echinaden oder auch einen Platz des Festlandes an der dortigen Koste; aber weder im Altertum noch in der Neuzeit bis auf Draheim (W. flir Uass. Phil. 1894, S. 63) und Dörpfeld habe man die Theorie anstellt, dafs Leukas die fehlende Insel sei, weil man mit Recht die

886 Nene Fhttologiaohe Bundachaa Nr. 17.

DalicbioD- Frage für etwas ganz Nebensächliches gehalten habe, und weil man nicht, um fftr Dulichion eine vierte Insel verfügbar zu machen, die alte Überlieferung umstofsen wollte, nach welcher Leukas in früherer Zeit eine Halbinsel war (S. 1—8). Für Michael ist also die Dulichion-Frage von untergeordneter Bedeutung. DOrpfeld hat nun gemeint, wenn er be- weise, dab Leukas in alter Zeit eine Insel gewesen sei und er glaubt dazu imstande zu sein so habe man vier Inseln und Leukas sei dann das homerische Ithaka. Michael aber will von den erdgeschichüichen Untersuchungen Dörpfelds nichts wissen (S. 9 u. 10); er sieht dessen Angaben als zu wenig begründet an und stellt der geologischen Forschung die geschichtliche Überlieferung entgegen (S. 11—14). Gesetzt aber auch, so führt er im Hauptteil aus, Leukas lasse sich als Insel erweisen, so könne es doch nicht Ithaka gewesen sein, da es den Angaben des Epos nicht entspreche (S. 15-— 32). So etwa der Gang der Kritik.

Ob die Dulichion-Frage wirklich untergeordneter Natur ist, wird sich bezweifeln lassen; wenn die Insel in der Odyssee auch nur neupmal ge- nannt wird, so Iftfst sie sich doch nicht übersehen, weil sie die meisten Freier stellt Dazu kommt, dafs in klassischer Zeit an der Ostküste von Eephallenia eine Stadt Dulichion gelegen hat, die durch Hesychius und das heute noch vorhandene Dulicho gesichert erscheint. Wären wir berech- tigt, im heutigen Kephallenia das alte Dulichion zu sehen, so würden sich daraus Folgerungen ziehen lassen, welche für die Leukas-Ithaka-Frage entscheidende Bedeutung hätten.

Auch die Bemerkungen Michaels über die geologischen Untersuchungen Dörpfelds wirken nicht überzeugehd, besonders nicht, wenn wir dessen Antwort (W. für klass. Phil. 1906, Nr. 48 u. 49) vorurteilsfrei prüfen. Dörpfeld will zwar den Sund zwischen Leukas und dem Festland noch weiter gründlich untersuchen lassen, glaubt aber auf Grund der Forschungen, die er seit dem Erscheinen von Michaels Kritik mit Geologen, Ingenieuren und deutschen Offizieren veranstaltet hat, an seiner Behauptung, dafs Leukas eine Insel gewesen sei, festhalten zu müssen. Auch er nimmt mit Negris an, dab das Meeresniveau in jener Gegend sich in den letzten 2^ Jahrtausenden um 3 m gehoben hat; da aber nach dem Ent^ stehen der nördlichen Nehrung und nachdem die Eorinther den Sund auch im Süden durch zwei Molen geschlossen hatten, durch Ablage- rungen zahlreicher Bäche, die von beiden Seiten in den festgeschlos- senen Sund münden, über 5 m tiefe Schlammscbichten sich gebildet

Nene FhUologisehe BnndBchaa Nr. 17. 387

haben, die natfirlich nach der Tiefe fester werden, so folgert er, dafs Leukas um so mehr Insel war, je höher wir ins Altertum hinauf- gehen, dals es aber jetzt und in Zukunft eine wirkliche Halbinsel werden wird, wenn man nicht künstlich eine Fahrrinne offen hält Ein abschliefsendes Urteil auf diesem Gebiet wird sich nicht eher fällen lassen, als bis die versprochenen Untersuchungen stattgefunden haben. Sie werden dann auch die geschichtliche Überlieferung, auf die sich Michael im dritten Teil seiner Kritik stfitzt, entsprechend beeinflussen. In betreff derselben nimmt Dörpfeld das, was die alten Schriftsteller über Ithaka, Leukas und die anderen Inseln berichten, soweit es ihre eigene Zeit an- geht, ohne weiteres an; sobald sie aber ihre Ansichten fiber die um mehrere Jahrhunderte vor ihnen liegende Zeit mitteilen und ihre eigenen Theorien fiber homerische Geographie vorbringen, behält er sich das Recht vor, ihre Angaben nach Homer selbst und nach der Wirklichkeit zu prüfen. Er bestreitet, dafs irgendein Schriftsteller Leukas für seine Zeit eine Halbinsel nennt, hält es mit Michael fQr unerlaubt, die bestimmte Nachricht, dafs die Korinther den Isthmus von Leukas durchschnitten haben, irgendwie in Zweifel zu ziehen, urteilt aber anders über die Folge- rung, dafs Leukas erst durch die Korinther zur Insel gemacht worden und früher eine Halbinsel gewesen sei. Der Durchstich der Korinther ist nach Dörpfeld entweder in der Nehrung erfolgt oder es ist dei enge Weg zwischen Nehrung und Festland vertieft worden.

Wie steht es endlich mit der Behauptung Michaels, dafs, gesetzt auch, Leukas wäre eine Insel gewesen, es doch nicht Ithaka sein künne, da es den Angaben Homers nicht entspräche? Die Art, wie er die in Betracht kommenden homerischen Stellen der Beihe nach durchgeht und nachweist, dafs sie auf Ithaka besser passen wie auf Leukas, zeugt von scharfsinniger Beobachtung und entbehrt in manchen Punkten nicht einer gewissen zwingenden Notwendigkeit. Die homerische Insel war rauh, felsig, fQr Pferde nicht geeignet und klein; das alles palst vortrefflich auf Ithaka. In der wichtigen Stelle (Od. IX, 21 --26): vaierdü) 'id-^rpf evdeielov itf d* ^qoq aivfjj Ni^Qiroy dvoaiqwXlovy dQifiQeTteg' äfig>l de vfjaoi TcoXlai vaufiAovoi fiAXa axedbv dXXi^XfjaiVy //ovXixi6v ta JSdfifj te mal iXijeaaa Zdncw&og. adrij de xd'aixaXij TtowneQtixri dv &Xi xeiTai nQÖg ^6g>oy, al Si % Svevd'e Ttqbq fjö % ^eXi6v

Nene Phllologbehe Bnncbohaa Nr. 17.

ist äi^pl, auf Itbaka bezogen, klar und verständlicht ai de % Svev&e geht auf die EchinadeDf ^6q>og pafst auf Ithaka nicht minder wie auf Leutas; Vers 26 mit dem schwierigen x^^f^^y ^^ ^^ ^^^^^ ^i^ Od. X, 196 nur als „flach, niedrig^* gelten lassen will, und dem noch schwierigeren TittwneQTtirq wird als späterer Zusatz eines Verfassers angesehen, der Ithaka unter dem Eindruck einer Femsicht geschildert habe. In Od. XIV, 19 hat Dörpfeld aus ne^iy „auf dem Landwege'^ schliefsen wollen, dafs eine dem Lande nahe liegende Insel die Heimat des Odjsseus ge- wesen sein müsse, während Michael mit Becht an der alten BrUämng „denn zu Fufs bist du schwerlich hergekommen^^ festhält, so dafs die vielen voraufgehenden etwas eindringlichen Fragen in scherzendem Ton abgeschlossen werden. Auch die Momente, die Michael gegen vier weitere, von Dörpfeld als Beweise fQr seine Hypothese gedeutete Stellen vorbringt es sind Od. XXI, 346 in Verbindung mit I, 245; XIV, 315 ff.; IV, 844 ff.; und ein Passus aus dem homerischen Hymnus auf Apollo beweisen die Akribie des Philologen, besonders das, was fiber Asteris-Daskalio und Asteris-Arkudi gesagt wird. Und wie stellt sich DGrpfeld zu dieser Kritik? Er meint, was die einzelnen Worte bedeuten könnten, sei längst untersucht, was sie aber im einzelnen Falle heilaen mfiCsten, könne die Philologie nicht immer ausmachen, da müsse auch die Oec^p^phie und Archäologie hinzukommen; sie würden dann in den Grenzen der von den Philologen festgestellten Bedeutung fBr einige Stellen vielleicht die allein passende Bedeutung bestimmen können. Von diesem Standpunkt aus beurteilt er die strittige Stelle Od. IX, 21 26 anders wie Michael und hält dessen Behauptung, die Verse 24 und 25 seien höchst wahrscheinlich ein späterer Zusatz, für bedenkliche Willkür; sie liefern ihm im Gegenteil ein deutliches Bild vom Vaterland des Odysseus und seiner Lage. Er &fst xd'aiiah^ als „niedrig im Meer, nahe an d«r Küste ^' (so auch Apollodor und Diels), nawneqritri in Verbindung mit TT^ds ^(S^oy als „die äufserste nach Westen^*; dabei ist, was seit Partsch allgemein geschieht, nicht die heutige Orientierung anzunehmen, sondern die Koste Akamaniens und Ätoliens ungefihr als West -Ost- Linie anzu- sehen; Ithaka ist dann also von den Inseln die alleräufserste nach Westen und liegt dicht am Festlande. Dörpfeld glaubt besonders aus dieser Stelle aufs bestimmteste erwiesen, dafs Homer seiner Insel Ithaka die einzig- artige und charakteristische Lage von Leukas gegeben hat; er beschäftigt sich deshalb auch nicht mit anderen Auslegungen Michaels, sondern weist

Nene FhflologiBehe Bnndsohaa Nr. 17.

nur noch den Vorwurf zorfick, dafs er den Gewaltakt, den er diesem vor- werfe, selbst begehe, wenn er Od. XV, 33 „die Vorschriften Athenas f&r die Bfickreise** streiche, weil er eingesehen habe, dafs seine Übersetzung von hiäg r/jamv „entfernt von den Inseln'* unrichtig sei; DGrpfeld will diese ErkUmng durchaus nicht anheben, und wenn er die Stelle streicht, 80 tot er es nicht seiner Theorie zuliebe, sondern nachdem Eirchhoff und y. Wilamowitz die Worte der Athena aus philologischen Gründen für einen späteren Zusatz erklärt haben. Der allgemein gehaltenen Behauptung Michaels aber, Leukas entspreche nicht den Angaben des Epos, will Dörpfeld erat später in einem gröCseren Werke fiber Leukas entgegen- treten.

Alle Freunde homerischer Forschung sehen dieser Arbeit mit Interesse entgegen, sind aber inzwischen der Kritik, wie sie in Michaels Arbeit vor- liegt, zu Dapk verpflichtet, da sie anregt und der Wahrheit die Wege ebnet. Sie eei zum Studium der Leukas-Ithaka-Frage dringend empfohlen.

Halberstadt. Bflter.

209) Karl Staedler, Horaz* Sftmfliche Gtodichta. Im Sinne J. G. Herders erklärt Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1905. 252 S. JUS.--.

Der Verfasser glaubt in dem vorliegenden Kommentar zum eratenmal ein Werk geschaffen zu haben, wie es Herder gewfinscht hat, bei dem es heiM: „Ich wollte gern einen Kommentar Aber Horaz lesen ..., wo er nicht als ein klassischer Autor behandelt, sein Oedanke langweilig und ungef&hr bestimmt, sein Ausdruck abgetrennt vom Ganzen zergliedert und verdolmetscht wird ... wo man ihn als einen lebenden Dichter betrachtete, der Ober diesen Vorfall zu diesem Zwecke so schrieb und schreiben mulste ...** Herders Wunsch wird jeder gerechtfertigt finden und ihn audi noch nicht ganz erfBUt sehen, trotzdem jeder unbeÜEingene Kritiker eingestehen muls, dais sich seit hmger Zeit kein Gelehrter mit Horaz mehr beschäftigt hat, der ihn nicht aus seiner Zeit, aus seinem Leben und Empfinden zu b^[reifen versucht hätte. Wenn Staedler dies leugnet, so hat er alle neueren Horazausgaben nicht nach ihrem Recht gewürdigt Oder ist er etwa so sehr von seiner Kongenialität mit Horaz und seiner ungewöhnlichen Kenntnis der innersten B^gungen jener Zeit flberzeugt, dab uns nichts anderes flbrig bleibt, als ihn entweder wie einen Qott zu bewundem oder als verblendet und anmaibend völlig zu ignorieren.

890 Neae Philologisohe Rundschau Nr. 17.

Nach Staedler ist es noch keinem der HorazkeiiDer zum Bewnlstsein ge- kommen, „ dafs jedes Gedicht von irgendwie lyrischem Charakter ein Stück Dicbterlebens ist, nur als solches verständlich mid geniebbar '^ Als ob nicht jeder bessere Primaner diese triviale Weisheit lange schon vertragen hätte, als wenn wir, die wir deutsche Dichter gelesen und in ihr Innenleben geblickt haben, bei Horaz vorübergegangen wären mit Scheuklappen vor den Augen!! „Schon traut selbst die Jugend auf der Primanerbank ihm nicht mehr'^ usw. Armer Verfasser! Ich kann ihm versichern, dals es viele Gymnasien gibt , an denen die Primaner jetzt viel mehr im Horaz leisten, als ich und meine Mitschüler vor vierzig Jahren, und dafs „sein Stern nicht im Niedergang '^ ist, wenigstens nicht mehr, als die übrigen Sterne des klassischen Altertums. Es war gewifs unrecht, wenn einzelne das Forschen nach den realen Grundlagen der Horazischen Gedichte als Neugier und Barbarei bezeichnen zu können glaubten, aber es ist geradezu unverständlich, wie der Verfasser behaupten kann (S. yii): „Von solchem Mifstrauen fem, glaubt dieser Ergänzungskommentar unbedingt an das Wort des Dichters, wie man es jedem anständigen Menschen schuldig ist, und die bisher so stummen Worte bekommen eine wundersame Sprache, all die blinden Verse tuen fröhlichhelle Augen auf.^^ Erstens waren nicht alle Worte bisher „stummes nur wenig Verse blind ^^; sonst hätte man nie die Klarheit und Verständlichkeit des Dichters gerühmt und zwei- tens gibt es bei Horaz wie bei vielen Dichtern manche Gedichte, die der Gelehrsamkeit, der Nachahmung, dem Studium entquillen, die keine „fröhlich hellen Augen" haben, sondern ruhige, ernste, zuweilen tiefe, und drittens mufs man auch weder bei Horaz noch bei gröfseren Dichtem so „neugierig*^ sein wollen, um auch das weniger Interessante, allzu Menschliche, zu ergrübein. Der Dichter soll sich zu allen Zeiten in einer gewissen vornehmen Entfernung von wirklichen Gefühlen halten. Aber in der Einleitung S. 7 finden wir ein anderes, tatsächlich neues Moment, das immerhin, wenn es richtig wäre, auch sehr wichtig werden könnte. „Die Gedichte treten nicht in der von Horaz selbst herrührenden Grap- piemng auf, sondern in der Zeitfolge ihrer Entstehung.^ „Erst in dieser chronologischen Ordnung seiner poetischen Äufserungen wird sichtbar, was wir zu sehen begehren : wie er ein Dichter ward, der Freund Mäcens ge- worden ist, der Anhänger Oktavians und Verehrer des Augustus wurde ^^ usw. Das wäre ja das Ei des Kolumbus! Wie viel ist über die Ord- nung der Horazgedichte geschrieben! Keiner hat es je allen recht zu

Ntme Phflologiflohe Bnndachan Nr. 17. 891

machen verstanden. Und nnn iet sie gefunden!? 0 nein! Wir haben den Yeriasser falsch verstanden. Er macht sich selbst eine Ordnung, ffir die er nicht den geringsten Anhalt äuTserlich findet. Da folgen unter der Bubrik: Bepublikaner 712—715 (42—39 v. Chr.) aufeinander: 0, 1, 28. £. 15. £. 8. Sat. 1, 7. 0. 1, 4. E. 12. Sat. 1. 2. 0. 11, 3. Es steht sogar eine Ode des vierten Buches IV, 12 vor 0. 1, 8 usw. unter der Bubrik: Um- schwung 716—720 (38—34 V. Chr.): E. 4. Sat. 1, 8. E. 6. E. 17. 0. III, 24. E. 10. O. 1. 1. 0. 1. 32. Sat. 1. 1. 0. 1, 14 usw. unter der Bubrik: GSr Hurianer 721—724 (33 80 v. Chr.): Sat II, 4. Sat II, 2. 0. 1, 19. 0. 1,22. . . . E.I. 0. III, 19. . . . 0. III, 25. 0.1, 12. Unter der Bubrik: Dichterb«he: 0. HI, 8.0. I, 26. 0. 1, 17. 0. III, 4. 0. I, 28. . . . und am Schlols 0. III, 27. E. 1. 11. Unter der Bubrik: Philosoph 731—734. 23 20. 0. II, 14. E. I, 8. KI, 7. unter: Noch einmal Dichter 736—742 (19—12 V. Chr.): 0. IV, 15. 0. IV, 6. C. S. IV, 3; IV, 10; IV, 1. K II, 2. 0. IV, 4. Unter Theoretiker 743—746 (11—8 v. Chr.) A. P. 1 ff. Herbst 743. A. P. 89. Frahling 744. A. P. 295. Herbst 744. Also hat Hoias sich die grOfste Mflhe gegeben, die Gedichte so herauszugeben oder zu ordnen, daTs die natfirliche Ordnung der Entstehung völlig un- erkannt bleibt Ist es denn menschenmöglich anzunehmen, dafs Horaz zu be- stimmter Zeit immer nur bestimmte Arten von Gedichten gemacht habe? Zuerst etwa nur politische? dann auf der Dichterhöhe wesentlich Liebeth lieder, dann philosophische, dann wieder Liebesgedichte, dann theoretische? Ich will nur einzelne tatsächlich dunkle Gedichte in der Beihen- folge des Herausgebers anf&hren und kurz audeuten, ob rie nun durch ihn eine Beleuchtung erhalten haben, die uns zum Genufs genfigt. Da ist zunSchst I, 28. Viele haben die Ode zu verstehen geglaubt; viele Einzelschriften sind Aber sie geschrieben. Dennoch sind mir noch fiber die Ode viele Zweifel geblieben und auch wohl anderen. Was sagt nun E. Staedler? Um den gewünschten Sinn zu erhalten, stellt er v. 17—36 an den Anfang und 1 16 ans Endel Woher diese sinnlose ^^ Verwechs- lung gekommen ist, weilis er nicht zu erklären, aber sie hat statt- gefunden! Femer v. 14 wird te in me ge&ndert. Kann das, was so herauskommt, noch wirklich darauf Anspruch machen, ffir eine alle be- friedigende Erklärung zu gelten? Und was kommt heraus? Als Horaz nach der Schlacht bei Philippi und dem Seesturm nach Bom zurfick- gekehrt sei, da habe er des verehrten Feldherm Brutus unseliges Ende erfthren, aber „was den teuren Vater getötetes habe er nicht gewuTst.

392 Nene PMlologiaotie Bnndsehan Nr. 17.

„Mit diesen beiden Toten sind Glfick und HoflEhung ihm veisanken: die Toten aber kehren nimmer zorflck, Sterben ist aller Lebenden Los, auch der grö&ten nnd besten! Angeregt dnreh den jfing^ erlebten Seestarm, gestaltet sich ihm sein Leid zn dieser Vision von dem hochberOhmten Archytasy der, Philosoph und Feldherr zogleioh, wie Bmtos, dem All- bezwinger, auch erlag; zu Bom, in der ersten dfirftigen Bdumsang, die er fand, schreibt er seine ersten lateinischen Verse nieder/^ Wanim mnfs das Gedicht in Bom geschrieben sein? Es sieht eher wie ein Strandlied ans? Was hat seines Vaters Tod mit onserem Liede zn zn schaffen? Wenn Arcbytas Ähnlickeit mit Brutus hatte, war doch die Todesart nnd der Todesort sicherlich ganz verschieden! unter BS wo der Verfasser den Inhalt des Liedes angibt, heilst es am Schlufs: t,Die jetzt beruhigte Seele jedoch, im Begriff den Weg zum n&chtigen Hades zu beschreiten, belehrt ihn durch erhabene Beispiele, dab die gleiche Nacht aUer wartet, diesen Weg des Todes alle treten, mflssen.^^ um diese Trivialität zu melden, bedurfte es da der Seele eines Archytas, bei dem St. an Brutus dachte? Lassen die Beispiele: Tantalos, Tithonos, Minos sich mit Horazens Lage vereinen? Ich habe nichts zur Aufklftmng des Gedichtes gefunden, sondern nur neue Schwierigkeiten. Auch II, 6 gilt der Zeit seiner Enstehung nach und nach seiner Veranhissung nicht allen als khur. Was bat nun der Herausgeber zum Verständnis beigebracht? Horaz* Eintritt in Mäcens Haus als täglichen Gastes hat seinen Verkehr mit dem älteren Kreise der Studien- und Kriegsgefthrten allerdings etwas gelockert. Wohl gönnen sie ihrem Schätzung und Liebling von Herzmi sein neues Glfick (wo steht das?), manche aber trauern, da diese Locke- rung eine völlige Lösung bedeuten werde. Den dieser Gedanke am schmera- lichsten drfickte (?), war der junge Septimius, der sich in schöner Begeiste- rung dem Dichter angeschlossen und sich ihm, als seine Zukunft noch un- gesichert war, so manches Mal zum treuen Gefthrten gelobt hatte, wohin auch immer das Schicksal auf rauhen Pfaden zu Wasser und zu Lande ihn fähren möge. (Aber der Gedanke ist vom Verfasser verschoben nnd mubte in engere Beziehung zu dem Inhalt des Gedichtes gesetzt werden.) Diesem nun gibt der Dichter in feierlicher Odenform die Versicherung bis zum Tode ungetrennter Gemeinschaft, indem er sich von Mäcens Gunst ein langes (!), erfreuliches Leben erhofft (wo steht davon etwas?): zum Dichter- ruhm auch die Mittel, seine letzten Jahre im reizenden Tibur oder in dem noch schöneren Tarent zuzubringen, wohin er nur kfirzlich erst Mäceo,

Nene Philologische Bandachaa Nr. 17. 393

zur Zasammenkünft der Triumvini, begleitet batte.'^ Aber wo stebt in diesem Liede etwas von Mftcen? Wie erklärt sich der traurig gefärbte Schinfs mit dem Tode^edanken? Wie soll ich iniquae Parcae verstehen? Da glaube ich in meiner Ausgabe doch den Bätsein des Gedichtes weit näher gekommen zu sein. Was man von dem Buche zu erwarten hat, mag man auch aus I, 20 ersehen, wo nach einer gänzlich unnötigen Phantasie unter A über Mäcens Unglfick mit der Terentia unter C folgendes zu lesen ist „Die drei Strophen erscheinen unvollständig, sowohl zu Anfang, wo man eine Hindeutung auf den erwarteten Besuch vermifst, als auch in der Mitte, wo ein Satz zu ergänzen wäre: Schöne, stolze Er- innerungen soll dieser Trank uns wecken, die hinwegheben Qber die Oegen- wart^S und besonders am Schlüsse, wo das Wort fehlt: „Meines Weines Kraft besteht eben in der Liebe, die ihn dir kredenzi^^ „Der Dichter scheint in der Zeit beschränkt gewesen und zuletzt gar von dem un- erwartet frfib angekommenen Freund fiberrascht worden zu sein, der nun die nicht ganz vollendete Ode las, ihren Sinn verstand und den Treuen schweigend umarmte/^

Wenn ich von dem wunderlichem Scblufssatz absehe, der meiner Mei- nung nach auf eine falsche Ansicht von der Art der Oedichte des Horaz schliefsen läfst, so gebe ich zu, dafs ich ähnliche Gedanken fiber das Gedicht stets gehegt habe. Leider sind aber diese gerade die Haupt- gedanken — von dem Dichter nicht ausgesprochen, und unser Herausgeber hat uns dies nicht zu erklären vermocht.

Zu den dunkeln Gedichten gehört bekanntlich auch H, 20. Der Herausgeber hat dazu folgende Situation erfunden: „Noch im September (723), in jenen gefährlichen Spätsommertagen , wo der Libitina Geschäft gedeiht, traf Horaz der schmerzlichste Schlag: Seine Ginara starb, die einzige, die ihn um seiner selbst willen geliebt, die lebenslang Betrauerte. In ihr glaubte er die treue Gefährtin gefunden zu haben, die seine länd- liche Einsamkeit teilen und Mäcens Geschenk ihm doppelt wert machen würde: nun hat der Ted die kaum Sechzehnjährige dahingerafft, als eben sein Landhaus zu ihrem Empfang fertig steht Sein Leben dfinkt dem schwer Erschfitterten aller Freuden bar, und mit jener Leichtigkeit des antiken Menschen, ein Dasein wegzuwerfen, das nur noch Leid gewährt, denkt auch Horaz an den Tod. Seine einzige Sorge ist der geliebte Freund und dessen Klage, wenn er statt des siegjubelnden Dichters ein stummes Grab antrifft. Was dem Toten das Leben verleidete, werden

394 Neae Fhilologiflohe Sondaelum Nr. 17.

Andere ihm erklären, aber ein Abechiedswort gebflbrt dem Zurfickbleiben- den, eines des Dankes nnd der Becbtfertigang ffir den BescbOtzer: diese zwei Worte spricht die Ode (das allein ist richtig!), indem sie den leib- lichen Tod leugnet and das Werk des Dichters als bereits vollendet bezeichnete^ Der kleine erdachte Boman ist durch nichts im Gedichte angedeutet, ja er ist für diese Situation unwahrscheinlich. Denn wer so unglficklich ist, nimmt nicht seine Zuflucht zu reicher Mythologie, spricht auch nicht von invidia maior. Das Gedicht selbst hat zu erotischen Dingen keine innere Beziehung.

So habe ich eine Belehrung in dem Buche nicht erhalten, höchstens dann, wenn Staedler Garthausens genaue Geschichte des Augustus sdtierte und historische Fakta mit Eoraz in Beziehung setzte. Aber das haben wir alle getan, die wir Horaz erklärt haben. Was St. aus sich gibt, sind meist Träume und Schäume. Ein mit dem Lorbeer des dichte- rischen Übersetzers gezierter Gelehrter wie St. hätte diesen Bfickschritt in der Wissenschaft nicht tun und ihn nicht mit so ungerechten Urteilen fiber seine Vorgänger begleiten sollen.

Hirschberg (Schlesien). Emil Rosenbers-

210) H. B. Wright, The Campaign of Flataea. New Haven 1904. 148 S. 8. Der Verfasser hat der Philosophischen Fakultät der Universität New Haven eine umfangreiche Schrift fiber die Schlacht von Platäa eingereicht Er hat die antiken Quellen und die moderne Literatur sehr sorgfältig und erschöpfend benutzt. Die Scheidung in die vorperikleische Tradition und die perikleische Redaktion derselben ist zum Teil mit Glfick versucht, zum Teil vnrd sie, weil subjektiv, auf Widerspruch stofsen. Am wenig- sten gesichert erscheint mir, was dabei fiber die Abfassungszeit des Hero- doteischen Gechichtswerks S. 80 angenommen wird. Was die Untersuchung der einzelnen Punkte betrifft, so ist diese von Delbrück zum Teil beeinfluTst Ober das Zahlenverhältnis der kämpfenden Parteien wird von vorherein als feststehend angenommen, dafs 20000 bis 30000 griechische Hopliten, unterstützt von ebensoviel Leichtbewaffneten, eine nur wenig zahlreichere Streitmacht von Asiaten geschlagen haben. Der Sieg wird neben der Tapferkeit und Disziplin der Spartaner vor allem der überlegenen Feld- hermkunst des Pausanias verdankt. Der letzte Stellungswechsel der Grie- chen vor der Schlacht soll eine fingierte Flucht gewesen sein. Dies im

Heofl FhUologiMlM Bundsohau Nr. 17.

W

spartanisohen Heere beliebte TftaachnogBmaDöver ist auch hier von Eifo^ gekrönt gewesen. Wenn der Verfasser aber znm Beweise dieser AnfEaasiing Plato im Laches c. 17 heranzieht, so moDs ich doch zu bedenken geben, dafo Plato ausdrücklich sagt, dafs diese Scheinflucht erst angewandt ist, inuiii nQdg %dig YeQQoq^QOig iyiyovTOy als in der Schlacht selbst

Von den drei Anhängen bringt der erste eine Übersicht und Wür- digung Bftmtlicher antiker Dokumente und Monumente. Das Bild der Schlangensftule ist als Schmuck beigefBgt

Der zweite Anhang gibt eine Übersicht fiber die moderne Literatur und der dritte eine geschickt geordnete Tabelle s&mtlicher in Betracht kommenden Stellen der alten Schriftsteller. So ist die Schrift ffir alle, die sich weiter mit demselben Stoff beschäftigen wollen, ein sehr bequemes und zuverlässiges HiUsmittel, fBr das dem Verfasser Anerkennung gebflhri

OreUbwald. W. Olsen.

211) Qemg Orupp, Kultur der alten Kelten und Germanen.

Mit einem Bfickblick auf die Urgeschichte. Mfinchen, Allg.

Verlagsgesellschafk, 1906. XII u. 319 S. 8. Jf 5. 80; geb. Ji 7. 50. nDans les choses gauloises nous sommes rMuits ä beaucoup ignorer^S sdirieb mit gutem Grunde Fustel de Cioulanges (La Oaule Bomaine S. 33), obwohl oder weil er den Gegenstand seiner Forschung sicherlich besser beherrschte als der VerÜEisser dieses Buches. Go. fiberrascht uns zwar dnrch die Ffllle und bnnte Mannigfaltigkeit des fiberallher emsig ge- sammelten Stoffes (der mit zahlreichen Dlustrationen ausgestattet ist), er enttäuscht aber bei näherer Prfifung durch den Mangel an Zuverlässigkeit und an planmälsiger Verarbeitung des Materials, nicht minder durch die wenig Borgftltige, geschweige denn kunstvolle Daistellungsweiae. Was des VerÜEUseiB wissenschaftliche Gesamtauflassung angeht, so sind daffir ein paar Sätze des Vorworts bezeichnend: ,, Unter dem Einfluls der Entwicklungs- lebro gelangt nuin leicht dazu, den Eulturbesitz der Urzeit zu unterschätzen. Je mehr man sich vertieft, desto mehr tritt die Fülle und der Beichtum der uralten Kultur zutage. Unendlich viele (I) Erscheinungen des Mittelalters haben ihre Voraussetzung in uralten Einrichtungen.'^ Nun gebe ich gern zu, dab Gr. sich mit Lust und Liebe in den Gegenstand vertieft und die Zustände der keltogermanischen Urzeit seinem inneren Auge lebendig zu machen gesucht hat; dals es ihm aber gelungen sei, von

896 Nene Philologisobe Bondschan Nr. 17.

jener Eulturperiode ein anschauliches Gesamtbild von einiger Wahrschein- lichkeit zu entwerfen, das kann ich nicht zugestehen. Auch sind die einzelnen Bestandteile seiner Schilderung, wenn man die oft nur äuÜMr- lieh und zufällig aneinander gereihten, nicht einwandfrei stilisierten No- tizen so nennen will, ebenso ungleich an Ursprung, Art und Wert wie die Quellen, denen sie entstammen. Vieles ist ungenügend b^Iaubigt oder an sich unglaubwürdig und phantastisch. Selbst die S. 175 191 gegebenen allgemeinen Charakteristiken der Kelten und der Oermanen sind wenig klar und zutrefifend. Von diesen heilst es S. 183: „Sie traten mit viel Oerftusch in die Welt, zerstörten aber nicht blofs Veraltetes, sondern schufen auch Neues, erneuerten die veraltete Eulturwelt und bil- deten ein neues Eulturideal. Von der grofsstädtischen Übersättigung kehrte unter der Hand der Germanen die Kultur zurück zur Waldein&ch- heit." Wer findet aus solchem Schwulst den dem Verfasser vorschwebenden Grundgedanken leicht heraus? Und S. 188: „Die Treue (des Gtorm.) entsprang aber nicht etwa der Selbstbeherrschung als Ergebnis eines Kampfes mit sich selbst, sondern blofs einer kräft^ angelegten, wenn man will einer cholerischen Natur. Selbst Tacitus h&lt die gerühmte Treue fßr keine besondere Tugend, sondern für Beharrlichkeit, Nachhaltig- keit, Folgerichtigkeit (!).'^ . . . „Wie die knorrigen Äste der Eiche und ihre harten Wurzeln sich eigensinnig biegen (!), so war die germanische Mannesart ; sie schlofs die Leidenschaft nicht aus, verband sich mit Eigen- sinn, Mafslosigkeit, Tollkühnheit und Wagemut, aber enthielt etwas Bitterliches."

Tacitus wird vom Verfasser mehrfach mifsverstanden oder miCadeutet, so schliefst dieser (S. 190, Anm. 2) irrigerweise aus Germ. 3, 14 auf die Verwendung griechischer Buchstaben bei den Germanen; Genn. 46, 19 inlaborare domibus bedeutet, trotz Müllenhoff, nicht: „im Hause sich abarbeiten"; 12, 3 corpore infames kann unmöglich von „schwer Kran- ken" gesagt sein. Von der Salzgewinnung der Kelten und Germanen heifst es S. 44, Anm. 5: „Wie es scheint, schütteten sie um die Salz- quellen Holzstöfse auf, zündeten sie an und gössen das Salzwasser darüber.^ Warum beruft sich Gr. hier nicht einfach auf Tac. ann. 13, 57 und Plin. n. h. 31, 82, wo dieses Verfahren bestimmt bezeugt wird? Von wenig Sorgfalt und Überlegung zeugen manche fragwürdige Etymologien, die Gr., ich weifs nicht, auf welche Autorität hin, vorbringt, z. B. S. 94, Anm. 9 ; S. 111, Anm. 1 ; S. 115, Anm. 3; S. 148 u. ö.; S. 131 findet sich gar

Nene Philologische Bnndsehaa Nr. 17. 397

der Satz, zu dem allerdings die FuCsnote (5) im Widersprach steht: ,9 Überallhin begleiteten sie (die Ambacti) den Herrn, ... weshalb sie aach die Herumgetriebenen, Ambakten, genannt wurden.^^

Manche sonstige ünvoUkommenheiten des Baches, in dem nebenbei die Drackversehen nach Hunderten zählen, kennzeichne ich an anderer Stelle und will hier von weiterer Einzelkritik absehen, so sehr diese fiberall herausgefordert wird. Im allgemeinen kann ich leider nur das gerade Gegenteil konstatieren von dem Panegyrikos, den die Verlagshandlang dem Werke vorausgeschickt hat: „Die souveräne Beherrschung des Stoffes zeigt sich in der lebensvollen Darstellung und in der abgerundeten, an- ziehenden Sprache '' usw. usw. Eben weil der Verfasser von dem massenhaften Stoffe beherrscht, ja überwältigt wurde, konnte ihm eine abgerundete, lebensvolle Darstellung nicht gelingen, und die Frage liegt nahe: Wie kam er dazu, den Erfolg seiner fleifsigen und vielseitigen Stadien durch diese offenbar fibereilte Veröffentlichung der noch so wenig geklärten Ergebnisse zu kompromittieren? Hätte er doch, im eigenen vrie im Interesse der Leser, den Grundsatz des alten Experten Quintilian beherzigen wollen (inst. or. praef. 2): dabam libris otium, ut refrigerato inventionis amore diligentius repetitos tamquam lector perpenderem!

Homburg v. d. H. Eduard WoUr.

212) G^eorgiuB Schmid, De lusoinia quae est apud veteres.

E Gomment. Ministerii Instr. Fubl. Petropoli 1904. Lipsiae vendit

G. Fock. 23 S. 8. Wie unlängst den Steinbock, so behandelt G. Schmid in Petersburg in der vorliegenden Schrift die Nachtigall bei den Alten. Die homerische Stelle, in der sie vorkommt, Od. XIX 518—523, wird eingehend erklärt, sodann aus ^ te d-a/iä tQwnOaa xiu noXvrff^ia gxavi^ (521) das im- TtQoxiovaa xiei v. 18 des Hymnus auf Pan, der als ein Cento aus Homer bezeichnet wird nicht weniger als 42 Stellen zeigen Anklänge an Jio- merische Wendungen in inizQOTtiovaa xiev geändert, wobei es frei- lich bedenklich scheint, dafs iniTQOTtiw und initQonAwj wo es sonst vorkommt, die Bedeutung „häufig verändern'* nicht hat; olo^, das G.Her- mann in V. 14 desselben Hymnus eingesetzt hat, findet eine Stfitze an der homerischen Bedeutung dieses Wortes D. XXIV 499 = B^oxjoq UUaoPj und fftr 9^6lß yäq nd^g i^gdg inBlS^dtv v. 33 wird mit Bfick-

398 Neae Philologische Rnndachaa Nr. 17.

sieht auf n. IX 3 u. 9 a. Od. X 247 ansprechend ßiXe yctf n69og usw. vermutet.

Auch dem Sophokles hat die homerische Nachtigallstelle Torgeschwebt bei dem Chorliede Oed. Gol. 670—680: nohjvffjkoL f^Aiyi^v und ihitffA^ai = Uyua (Äivi!Q€%ai\ x^t^^S = X^Ü^^ ^^ ßiaaais; ebenso wird d-afÄi^ovoa nichts anderes ausdrflcken sollen als d-a/iä tQia7t0aa bei Homer. Nicht zu halten ist vdv ohdri ävexovaa yuaaiif; den Heilungsversuchen (G. Dindorf : oivöTta viiiovaa Erfurdt: olviartbif q^ovaä) fBgt Schmid zwei hinzu: dyixovraj das sich durch SophoUeische Eonzinnit&t empfiehlt, oder (fikrta^ das an IL XIV 347 erinnern wflrde, wie ifwJJAda an Od. XIX 440 erinnert, was schon der Scholiast gesehen hat.

Mit der Nachtigall verbindet S. den Wiedehopf, der bei Aristophanes ihr Mann ist. Aristoteles sagt von ihm, dab er auf Beigen und in Wid- dern wohne, und TtefQaiog bQyig wird er auch in dem Aischylosfragment Nr. 304 genannt. Ob dieses in den Tereus des Sophokles gehört, wie Welcher und Oder vermuten, will S. nicht entscheiden, er teilt aber mit Welcker die Worte dem Hermes zu, und zwar am Ende des Dramas, und verbessert dei di filau vOrd^ an äXlov äs tötcov nach Aelian de nat. an. HI 26, dem die Dichterstelle vorgelegen zu haben scheint, inäd 8i fiiau %&pi^ htaXldaaayy TÖrcw, wobei er tOvde auf die auf der Bfihne anwesenden Procne und Philomela bezieht.

Den Wohnsitz des Wiedehopfes gibt auch Aristophanes an verschiedenen Stellen der VOgel natuigetreu an, dagegen arbeitet er auf komische Wir- kung, wenn er gegen die Natur ihn zum Eömerfresser macht, oder gegen die allgemein bekannte Sage ihn die Nachtigall zärtlich anschwärmen und ihren Gesang Qberschwenglich preisen Iftlst, auch dem Wiedehopf- gesang Nachtigalltone untermischt. Deren Wiedergabe bei Aristophanes vergleicht S. mit den sprachlichen Lauten, die Bechstein in Brehms Leben der Vögel und andere zu demselben Zwecke verwenden; wie er denn Ober- haupt von dem im vorhergehenden skizzierten Wege seiner Untersuchung nach Art eines Spaziergängers, der keine Eile hat, nach links und rechts abschweifk, z. B. auch, um Standort und BlOtezeit von Narzisse und Krokus zu erörtern, oder eine Vermutung Aber die Etymologie des deutschen Wortes Wiedehopf vorzutragen: die fibliche Herleitung des Orundwortes von hfipfen verwirft er, weil der Vogel schreitet, und sucht darin den Lockruf hf^, was er auch durch den Hinweis auf den Namen des Wieda- hopfes in den niederdeutschen Dialekten hätte stQtzen können.

Neue PMIoIogiBche BandBcban Nr. 17. 399

Die interessante Arbeit, deren sprachliche Form eine aufftllige Vor- liebe Ar das Pronomen idem zeigt, beweist wieder, dafs der Philologie auch von seiten der Naturwissenschaft Licht kommen kann.

Havelberg. O.

213) August Man, Ftkhrer durch Pompeji Anf Veranlassung des

Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts verfafsi Vierte, verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 35 Abbildungen und sechs Plänen. Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1903. 123 S. 8.

geb. Jk 3.—. Das vorliegende Buch bedarf keiner Empfehlung mehr: von dem besten Kenner Pompejis ver&fst, ist es allen Besuchern als der zuverlässigste F&brer durch die nun zur Hälfte wieder ausgegrabene Stadt bekannt Wer an Ort und Stelle vor den oft arg zertrümmerten Ruinen steht, wird dem Verfasser besonders dankbar sein fBr die zahlreichen Bilder, welche die wichtigsten Qebäude in ihrer ursprünglichen Schönheit darstellen. Das Bficblein ist aber auch vor Beginn der Reise sehr nfltzlich zu lesen. Es ist hl einem so konzisen Stile geschrieben, dafs es schwer sein dürfte, ein fiberflüssiges Wort darin zu finden. Wer ausfGIhrlichere Belehrung sucht, mub des Verfassers gröfseres Werk „Pompeji in Leben und Kunst*' lesen, das zwischen der dritten und vierten Auflage des Führers erschienen ist Bremen. Brast Ziegeler.

214) K F. Süpfle, Aufgaben zu lateinischen Stilübnngen«

III. Teil. Aufgaben für Prima. Zwölfte, gänzlich um- gearbeitete Auflage von 0. Sflpf le und C. Stegmann. Heidel- berg, 0. Winter, 1906. VIII u. 310 S. 8. geb. Jk 2.60. Auch bei Bearbeitung dieses Teiles sind die Herausgeber sehr schonend zu Werke gegangen: sie haben sich im wesentlichen darauf beschränkt, eine Beihe von weniger geeigneten Stücken zu streichen und in den übrigen den deutschen Ausdruck nachzubessern. Die zahlreichen Fufs- noten K. F. Sflpfles mit ihrer Fülle von stilistischen, lexikalischen und synonymen Belehrungen sind meist unverändert in die neue Auflage über- nommen, dagegen ist das Register, das früher das Auffinden dieser An- merkungen erleichterte, fortgefallen. Diese Neuerung wäre berechtigt, wenn die Phraseologie, die jetzt dem Buche angehängt ist, das Wesentliche von dem enthielte, was in den Noten gelehrt wird. Aber das ist keines-

400 Nene PhilologiBche Bondschan Nr. 17.

wegs der Fall. HoffenUich entschlieÜBen sich die Herausgeber dazu, bei der nächsten Autlage Fnfsnoten und Phraseologie in engere Beziehung zueinander zu setzen; am zweckm&lsigten w&re es vielleicht, überhaupt nur das, was lediglich transitorischen Wert hat, jenen zu belassen, alles andere aber dieser zuzuweisen. Bei dieser Einrichtung wflrde niemand mehr das frühere Register Termissen, und zugleich lielse sich der Umfang der Anmerkungen beträchtlich vermindern.

An Versehen und Druckfehlem ist mir folgendes aufgefallen : In den Fufsnoten: St 19, A. 20 ae conquerendum ; St 32, A. 3 rei st re; St 61, A. 16 labi st elabi; St 169, A. 1 petere st patere. In der Phraseo- logie: S. 278 a se impetrare mit folg. Inf.; S. 286 opportune accidit at; S. 287 quid est aliud omnia arma largiri? wo nisi auggefallen ist; S. 291 Schenkung st Schwenkung; S. 294 praesens st praesentem; S. 301 ao- comodate; S. 304 vergifs mich nicht mei memineris st. memento.

Potsdam. I

216) Chr. Ostermanii, LateinifloheB Übungsbuch. Zweiter Teil: Quinta. Ausgabe G, bearbeitet von H. J. Mflller und 6. Ml- ehaelis. Mit Formenlehre und zwei Karten. Leipzig -Berlin, B. G. Teubner, 1906. 312 S. 8. Der Quintateil der Ausgabe G des Ostermannschen Übungsbuches ist zwar nach denselben Prinzipien bearbeitet wie der Sextateil, den ich im „Gymnasium^' XXIV, S. 49 ff., ausführlich besprochen habe; aber er unterscheidet sich in der ganzen Einteilung des Stoffes und in der Fassung der Vorlagen zum Obersetzen bei weitem nicht in dem Mafse von dem Quintateil der Ausg. A, wie dies bei dem Sextateil der Fall war. Das tritt schon ftufserlich in der Anordnung des Stoffes hervor: diese weicht von A nur darin ab, dals nach Wiederholung und Erweiterung der Komposita von esse (I) die fQnf Deklinationen behandelt werden (EL), an die sich dann die Konjugationen (III) und die Deponentia (IV) anschliefsen. (In Ausg. A sind die Deponentia IL, die Deklinationen III., die Konju- gationen IV. Kapitel.) Die flbrigen Abschnitte der Lehraufgabe werden in fast derselben Reihenfolge vorgenommen wie in A, nur iab die in A gebotenen Kapitel IX Konjuktionen, XI Pxftpositionen und XII Konstruk- tion der Stftdtenamen fehlen. Was die Vorlagen zum Obersetzen anbetrifft, so springt zunftchst als G^ensatz zum Sextateil G eine Ver- mehrung der Stocke mit Einzelsätzen ins Auge. Der lateinische Teil

Neaa PhflologiMlie BandMliaa Kr. 17. 401

zonäishst enibftlt nioht die „aUeinige an sich erklärliche Ausnahme von St&ck 75 (Zahlwörter) *S wie es im Vorw. S. vi heifst, sondern ich finde in diesem Teil noch die ganz ans Einzelsfttzen bestehenden Stflcke 82. 83. 97. 98. 99. 100. Im deutschen Teil sodann ist gegen den ersten Teil der Ansg. 0 sogar eine ganz beträchtliohe Zunahme der Stflcke mit Einzel- Bfttzen za bemerken. Somit sind die Verfasser hinsichtlich des Übungs- materials zum Übersetzen in das Lateinische zu dem in der alten Aus- gabe A vertretenen Gesichtspunkt zurfickgekehrt, dab zur Befestigung und Erweiterung der grammatischen Kenntnisse deutsche Einzelsätze am ge- eignetsten sind. Zu loben ist, daTs diese Stücke mit deutschen Einzel- sätzen gegenflber den bisweilen sehr langen Stücken der Ausg. A in kleinere Abschnitte zerlegt sind, wodurch dem Schfller die Übersicht er- leichtert wird.

Die zusammenhängenden Stflcke im ersten Teil sind mit kleinen Abäodenmgen aus A flbemommen. Als ganz neu sind mir nur St. 76 (ein natflrlioh sehr zusammengedrängter lat. Text des Monumentum An- cyranum) und 77 --81 aufge&llen. Im Oegensatz zu A sind in durchaus zu billigender Weise die Überschriften der einzelnen Stflcke lateinisch gegeben, und auch hier ist eine reichlichere Qliederung der Stflcke durch- geflthrL Die zusammenhängenden Stflcke des zweiten Teils (deutsch) ent- sprechen alle inhaltlich den lat Stflcken des ersten Teils.

Der dritten Abteilung des Buches, dem Wörterverzeichnis, ist auf 30 Seiten eine „Zusammenstellung der im Sextateil gelernten Vo- kabeln'* vorausgeschickt. Das halte ich für eine sehr praktische Neuerung. Die Notwendigkeit einer planmälsigen Wiederholung der in VI gelernten Vokabeln mufs jeder zugeben. Die in 0 gebotene Zusammenstellung der in VI gelernten Vokabeln ist nun um so willkoQimener, als sie gi^ii(^in der Beihenfolge abgedruckt sind, wie sie in C fflr Sexta zusammengestellt sind. Denn gerade durch die Wahl dieser, nicht der alphabetischen Anordnung wird dem lokalen Gedächtnis des Schfllers eine Stfltze gegeben, wie mit Becht schon die Herausgeber im Vorwort bemerken. Wir mochten der Verlagsbuchhandlung sehr empfehlen, bei einem Neudruck der Auqg. A dss Quintateils auch fflr diesen zu Wiederholungszwecken eine entsprechende Zusammenstellung der in VIA gelernten Vokabeln zu geben. HoiTent- lich verschwindet dann auch die S. 164 fflr acies gebotene Verdeutschung „Schhushtreihe^, um dem „Treffen'* Platz zu machen.

Die fibrigen auf V zu erlernenden Vokabeln und Bedensarten folgen

402 Neae Philologische Bandflchaa Nr. 17.

nach denselben Grundsätzen wie im Sex tateil G zosammengesteUt. Diese Wortkunde hätte sehr entlastet werden können, wenn das im Vorwort angekündigte Prinzip wirklich durchgeführt worden wäre, Vokabeln, die in VI G vorgekommen sind, in der Wortkunde zu V G keine Aufnahme xa gewähren. Nun werden aber eine ganze Menge der auf VI gelernten Vokabeln, die zudem in der erwähnten Zusammenstellung^ enthalten sind, in der Wortkunde zu V G mitgenommen. Das ist, zumal wenn dem Sextaner doch im allgemeinen geläufige Worte wie mensa, regina wieder- holt, ja noch am Ende des V-Teils auftauchen (s. z. B. S. 195. 214), überflüssig. An das Wörterverzeichnis reiht sich wie in Ausg. A ein „Verzeichnis der Eigennamen*', dem mit Recht die Nebenau^gabe zugewiesen wird, die Quintaner allmählich daran zu gewühoen, mit einem alphabetisch geordneten Wörterbuch umzugehen. Die anhangsweise nun folgenden WOrterverbindungen, Redensarten und Sprich- wörter sowie die ganze vierte Abteilung des Buches, die Formenlehre enthaltend, sind im ganzen ein Abdruck aus A. Hier möchte ich nur auf eine Äufserlichkeit aufmerksam machen. Die Formenlehre beginnt in A wie G mit einer „Übersicht der vier Konjugationen 'S an die sich dann capio als Paradigma der „Verba der dritten Konjugation auf io'' an- schlieCst. Diese Übersicht bat den Zweck, dem Quintaner die auf VI noch nicht gelernten Formen des Verbs (im wesentlichen Infinitive und Parti- zipien), die er fBr die Übersetzungsübungen auf V braucht, vorzuführen, und dazu gehört auch, dafs er die hiteinischen Bezeichnungen ftr diese Verbalformen kennen lernt. Nun findet sich der Terminus „Qerundium'* und „Qerundivum" erst S. 263 (ausgeschrieben), während S. 256/7 und 259 dem Schüler unverständliche Abkürzungen stehen. Wenngleich natür- lich der Lehrer die entsprechende Aufklärung geben vrird, dürfte sich bei einem Neudruck doch empfehlen, schon S. 256/7 und 259 der Auqg. C (S. 258/9 und 260 A) die Termini vollständig anzugeben.

Der Ausg. G sind zwei Karten beigegeben: „Oriechenland*' und „Das Beich Alexanders des Grofsen^^ Die Karte in A „Die Besitzungen der Bömer und Karthager im Zeitalter der Punischen Kriege'* ist in G leid^ verschwunden. Sie mülste bei einer neuen Auflage unbedingt wieder Platz finden, zum mindesten als Ersatz für sie eine Karte von Italien, da die zusammenhängenden Stücke zum grofsen Teil der römischen Geschichte entnommen sind und bei ibrer Lektüre sachliche und sprachlidie Be- lehrung Hand in Hand gehen muls, wie die Herausgeber selbst bemerken.

Nene PbaologiBcbe BnndBebaa Nr. 17. 403

Wenn die Verfasser die Erwaitang aassprechen, dafs dieses Buch den Schfilern leichter fallen wird als der erste Teil der neuen Ausg. C, so ist das ganz natürlich; denn die Hauptschwierigkeit beim Gebrauch jenes Teiles lag darin, daTs mit dem Verbum begonnen und der Schüler von vornherein an zusammenhängende Stücke geführt wurde. Beherrscht der Schöler aber erst die regelmäfsigen Deklinationen und Konjugationen, and verfügt er dazu über einen angemessenen Vokabelschatz, dann ist für ihn der Gang und die Methode des Unterrichts, wie ihn G verlangt, nicht mehr so ungewöhnlich und schwer, und so erklärt sich auch, weshalb die alte Ausg. A V zum grofsen Teil unverändert in die Ausg. G hinüber- genommen werden konnte. Das Gesagte gilt erst recht für Quarta, so dafs eine Änderung des Ostermann A für diese Klasse überflüssig erscheint. Die Herausgeber erklären denn auch ausdrücklich, dafs mit diesem Quinta- teil G die Umgestaltung des Übungsbuches ihren Abschlufs erreicht hat, da der nächste Teil in seiner ursprünglichen Fassung sich ohne weiteres an die Neubearbeitungen VI und V anschliefsen lasse.

Bdssel. E. Hohma

216) James de Chambrier, De Söbastopol k Solförino, apo- gte du Second Empire. Paris, A. Fontemoing, 1906. 256 S. 8.

8 fr. 50.

Vorliegendes Werk bildet die Fortsetzung zu den schon früher er- schienenen Arbeiten des Verfassers über „La Gour et la Soci6tä du Se- cond Empire''. Der Verfasser behandelt die Zeit nach dem Krimkriege, in der durch die Schlachten bei Magenta und Solferino und den Frieden von ViUafranca die Einigung Italiens vorbereitet wird, und endigt mit dem Jahre 1860. Zeiten, Personen und Ereignisse werden dem Leser in interessantestem Plauderton dargestellt. Wir sehen Napoleon als Schieds- richter Europas auf der Höhe seiner Macht. Er interveniert bei dem Streit zwischen Preufsen und der Schweiz Neuschatels wegen. Wir be- gleiten ihn nach Biarritz, zu den Zusammenkünften von Stuttgart, Os- bome, im Winterpalais; wir erleben das Attentat des Orsini. Der ita- lienische Feldzug wird dargestellt mit ausführlichen Personenschilderungen im Anschlufs daran, z. B. des Kaisers Franz Joseph, der Kaiserin Elisa- beth. Das Werk endigt mit der Erzählung von der Abtretung Nizzas und Savoyens an Frankreich, Darstellung der italienischen Verhältnisse und dem Auftreten Garibaldis.

Langfiihr. ^ W. Bvhle.

404 Nene PhiloIogiBohe BnndaehM Kr. 17.

217) E. BoBtand, IMe FrinzMam im Morgeiiland. Drama in vier Aufzogen. In deutschen Versen von Fr. t. Oppeln-Bronl- kowski. [Französisches Theater Nr. 12.] Berlin, Köln, Leipzig, Alb. Ahn, o. J. XX u. 83 S. 8. .iV 8.-.

Die Übertragung ist dem „Meister Fulda '^ zugeeignet Liegt darin nicht eine Aufforderung, die beiden Übersetzer zu vergleichen? Gewila ist Fulda ein feiner Kenner der französischen Sprache und ein gewandter Dolmetsch Mob'&rescher Komik und Boetandscben Qeistes. Aber O.-B. ist sein Meister in der Treue, er flbertriSt ihn durch die liebevolle Vertiefung in die Ideen des Urtextes und die kongeniale Schaffung der Stimmung, Dies Drama macht den Eindruck eines Originalwerkes und erschöpft doch fast restlos den Inhalt der ursprünglichen Fassung. Nur an zwei Stellen zeigt die völlige Beherrschung des Idioms eine Lflcke: wenn in Akt EU Sz. 5 cftUn wiederholt durch „verschmitzt** flbersetzt ist, wo es sich doch um des Squarciafico „einschmeichelnde'* Bede handelt, und im sechsten Auftritt desselben Aufisuges, wenn aveomalice mit „schnippisch** wieder- gegeben wird, obwohl die Zofe Sorismunde ihrer Herrin „boshaft** einen Stich versetzen will. Als Beispiel, wie v. O.-B. „fibersetzt**, sei die Klage Melissindes (Akt m, Sz. 7) angefUirt, die zugleich den Grand- akkord des ganzen Stfickee hören l&(st:

Mais puis-je Vaocabler, malheureuz, quand sur moi Je suis d^e, hflas, encor plus que sur toil Que Toubli dans tes bras 6ttAi donc peu supidme. Et comme je restais divisfe en moi-mfimel Hflas, grande inquiftte, 6 mon ftme, oü, comment, C!onnattras-tu jamais rentier rassasiement? ^ternelle assoiffiSe, afGunfe immortelle, Le pain, donc est-il? La source, donc est-dle?

Und kann ich dich, unseliger, denn schmähen, Wo ich noch tiefer mich entzaubert ffihle? Vergessen fimd ich nicht an deiner Brust, Zweispaltig blieb mein Herz des Grams bewulst 0 Seele, du ünstäte, wo und wann Trifbt du den höchsten Frieden jemals an? unsterblich hungernd, ewig dursterfUlt Wo ist das Brot, die Quelle, die dich stillt?

Neiia Fhflolo^he Bnndfloban Nr. 17. 405

EiDleitend gibt der Verfasser eine eindringende Beurteilung der Werke Bostands und kennzeichnet treffend seine Stellung in der französischen Literatur sowie seine Eigenart, die er als ,,eine seltsame Mischung von Stimmungslyrik und abgefeimter Theatralik'' charakterisiert.

Flensburg. Karl Baselke.

218) English Men of Letters. Auputine Biirelli Andrew XarvelL London, MacmiUan & Co. 1905. 242 S. 8.

2 B. net

Mar?ell, ein Zeitgenosse und Freund Miltons, hat unter den 25 bis 30 Dichtem '*of mark and interest'* des 17. Jahrhunderts eine beachtens- werte Stellung eingenommen. Keiner gleicht ihm in seiner Liebe '^of gardens and woods, of meads and rivers and birds** (p. 227). Die Proben aus seiner Gedichtsammlung, die in die bekanntesten Anthologien fiber- noQimen sind (p. 280), haben seinen Ruf als Dichter fest begrfindet; zu seiner Zeit hat er aber als ''scholar, traveller, diplomat, ftmous wit, and acti?e member of Parliament** (p. 2) eine noch grölsere Bedeutung ge- habt denn als Dichter. Wir werden allerdings geneigt sein, seine poli- tischen Satiren als ^Mntensely lobbyish and occasional'*, oft auch als ^'rough in execntion, careless, breathless" (p. 129) zu bezeichnen; zu seinerzeit war er aber einer der gefBrchtetsten ^'controversionalists**, der stets seine Feder bereit hatte, um die bedrohte bürgerliche Freiheit zu schfitzen oder Ustigen, das Gewissen beengenden Strömungen in der anglikanischen Kirche mit Erfolg entgegenzutreten. Man hat ihn bezeichnet als "the liveliest droll of the age, who writ in a burlesque strain but with so peculiar and entertaining a conduct that from the King down to the tradesman bis books were read with great pleasure" (p. 152). Marvells Einfluß zeigt sich selbst noch in dem ihm geistig verwandten Swift.

Vorliegende Darstellung gibt einen anziehenden Einblick in die poli- tischen, besonders in die parlamentarischen Yerhftltnisse von der Bestauration bis 1678, da Marvell als member for Kingston-upon-Hull freilich ''rarely opened bis mouth" (p. 211), aber in seinen Briefen an seine Wähler, sowie in seinen Streitschriften seine Anteilnahme an den damaligen Kämpfen in Staat und Kirche kund gibi Im fibrigen beweist die Darstellung Birrells, dab wir in der Tat "kuow all about him but very little of him**.

Münster L W. H. H.

i06 Neue Fhilologisehe Bnndschaa Kr. 17.

219) BaDmanQ (Master of Arts of London ünivereity), Der Kleine TouBsaint-LangenBoheidt Englisch. Berlin-SchOne- berg, Langenscbeidtsche Yerlagsbuchhandlnng, o. X LXXX n. 352 S. 8. J$S.—.

Die Belehrungen Aber Aussprache, sowie die „kurze aber yollst&n- dige** Grammatik sind unwissenschaftlich. So heifst es: Die stimmhaften Auslauter mfissen ganz auf der Zunge zerschmelzen" (S. xiv). ,,£&! s nach stimmhaftem Mitlauter wird stimmhaft: bags Säcke" (ebenda): Eb ist es ja das schon. „Die langen Yokallaute s, I, 0, ü sind im Munde des Engländers ganz diphthongisch" (S. xv). Dann sind es eben keine Vokale, sondern Vokalverbindungen. „Aber auch die kurzen Laute S, l, 0, ti haben schwachen diphthongischen Nachklang, die beiden ersteren auf i oder ^, die beiden letzteren auf ^ oder ö." Also spricht man bid wie biid oder bied, bed wie beid oder beed? „Bei der Aussprache von I lehnt sich die Zunge im Englischen an den harten Gaumen, im Deutsehen an die Oberzähne" (S. xv). Es gibt aber zwei Arten von 1 im Eng- lischen. After ascending, on seeing sollen Partizipialsätze sein (S. xxv).

unter Verstärknng des Komparativs und Superlativs wird gebracht: a) much, far, a great deal (S. xli); kann man diese auch vor dem Super- lativ gebrauchen? Wieso the longer the better eine Verstärkung enthält, kann ich nicht einsehen; hier werden zwei Komparative verglichen.

Der Gebrauch des Konjunktivs ist heute sehr beschränkt. Er kommt am häufigsten in frommen Wünschen vor" (S. xltx). Z. B. The devil take you all ! He must have guessed it und he has to guess it (S. Lxn) bezeichnen etwas völlig Verschiedenes. Die Gespräche sind brauchbar, da sie die wirklich gesprochene Sprache vorführen. Unangenehm f&llt der häufige Gebrauch von miss ohne Namen auf; so spricht kein gentleman. Die Übersetzung von physician durch „approbierter Arzt" (Gespräch 16) ist unrichtig. Die Anpreisung der Langenscheidtschen Verlag^egenstände in zwei Gesprächen, „their works are produced by the best linguists in Europe", ist geschmacklos.

Das auf die Gespräche folgende kleine Wörterbuch ist f&r den Notbll völlig ausreichend.

Berhn. O. KHIgor.

Neae PhiloloiKBcbe Rondsebaa Nr. 17. 407

» ' ' ' - ' ~--. .. ..- . -■ i... -. I . ~

Zusatz zu dem Aufsätze ^^Das Schlaehtfeld tob Issus^^ in Nr. 16 dieser Zeitsehrift.

Herr Dr. Albert Oruhn schickt uns uacbträglich folgende An- merkung ein, die sich auf die Worte in seinem Aufsätze Das Schlachtfeld von Issns" S. 362 Z. 12 v. o. („unter anderen machte auch ich in der Gesellschaft för Erdkunde meine Bedenken Oberst Janke gegenüber gelt^d'') bezieht:

Mein £inwand stützte sich damals, da ich die Quellen noch nicht kannte, lediglich auf taktische Erwägungen. Es schien mir unbegreiflich, dafs Alexander die für ihn so unendlich vorteilhaftere Linie am Pajas über- schritten haben sollte, um sich den gewaltigen Heeresmassen des Darius in dem freien Gelände am Doli Tschai auszuliefern. Darius mufste die Schlacht am Pajas annehmen, ob er wollte oder nicht; denn einmal war die Verpflegung seiner Massen in Eilikien, dessen besten Teil Alexanders Statthalter in Händen hatten, zu schwierig und für längere Zeit un- mi^glich, andererseits hatte Alexander seine Flotte in der Nähe. Nach meinem Urteil wäre Alexander ein Tor, zu deutsch Esel gewesen, wenn er über den Pajas hinausgerückt wäre.

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406 »ene Philologfaehe Rnndachaa Nr. 17.

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Inhalt: Bezensionen: 220) W. G. Ratherford, A chapter in the historr of annotation being Scholia AriBtophanica vol. III (Sitzler) p. 409. 221) B. Abel- mann, Die Lieder des Horaz (E. Boeenbeig) p. 411. 222) Fr. ßtlcheler, Petronii Satorae (K. Bürger) p. 413. 223) J. B. Carter, The religion of Noma (Fr. Laterbacber) p. 416. 224) Herrn. Dessan, Inscriptiones latinae selectae vol. II (0. Hey) p. 421. 225) Baoal de la Orasserie, De la Cat^gorie da Genre (P.) p. 422. 226) K. Yollmöller, Romanische For- schongen (M. Goldsehmidt) p. 423. 227) F. Petzold, Die Synonyma in BairaoB Histoire de la B^volation franfaise (E. Engelke) p. 426. 228) B. A. Hngenholtz, Shakespeare Reader for Schools (E. Posch) p. 426. 229) Sir Rennen Bodd, Sir Walter Raleigh (E. Posch) p. 427. 230) A. C. Benson, Edoard Fitzgerald (H. H.) p. 428. 231) Ad. Römer, Zor Reform der PrflfansBordnnng für das Lehramt in den philosophiBch- historischen Fftchem (A. Schlenlsinger) p. 429. 232) L. Weniger, Ratschläge aof den Lebensweg (0. Wackeimann) p. 430. Anzeigen.

220) W. O. Bntherford, A ohapter in fhe history of anno- tation being Seholia Aiiatophanica vol. m. London, Macmillan and Co., 1905. XI a. 494 S. 8. 25 sh.

Der Verfasaer hat im Jahre 1896 die Schollen zu den St&cken des Aristophanes, die sich im Codex Bavennas finden, in zwei Bänden heraus- gegeben; als dritten Band IftTst er jetzt den vorliegenden folgen, der jedoch diesen Titel nnr als Untertitel fahrt, während er seinen Haupttitel „Ein Kapitel ans der Geschichte der Anmerkung ^^ seinem Inhalt verdankt.

Butherford hat sich nämlich nach Beendigung seiner Ausgabe noch weiter mit den Scholien zu Aristophanes beschäftigt Da er einen ge- nauen Einblick in ihr Wesen gewinnen wollte, hat er sich^ die Mflhe nicht verdriefsen lassen, sie auf ihre Beetandteile hin zu untersuchen, und ihre schichten- und gruppenweise Sonderung und Zerlegung hat ihn nicht iHu: fiber ihren Wert, sondern tfuch aber ihre Entstehung aufgeklärt. Die Ergebnisse dieser seiner Untersuchung legt er in dem vorli^nden dritten Bande nieder.

V

410 Neue FhQologiMbe Bandsohaa Nr. 18.

Die Einleitung besteht ans zwei Kapiteln. Das erste spricht im allgemeinen fiber die verschiedenen Arten der Anmerkungen, die sich auf Feststellung des Textes « Erkl&rung des Inhalts und Würdigung des Ge- sagten nach verschiedenen Seiten hin beziehen können; das zweite da- gegen weist mit Nachdruck auf den Unterschied hin, der zwischen uns und den Griechen in der Aufibssung der Sprache und des geschriebenen Wortes besteht. Für den Griechen gab es nämlich nur eine Sprache, n&mlich seine eigene, und nur eine Gebrauchsweise der Sprache, die mOndliche, und so sieht er in dem geschriebenen Wort auch nur die Fixierung des gesprochenen Wortes. Auf diesen Anschauungen bantm sich die grofsen Kommentare auf, welche die Grammatik und Bhetorik zu den Literaturwerken der Griechen schufen; aus ihnen wurden bald grOlsere, bald kleinere Auszflge hergestellt, und als ihren letzten, allerdings vielfach getrabten and geftlschten Best hat man die Bandscholien anza- zusehen, die in später Zeit den Fergamentausgaben der in der Schule behandelten Schriftsteller beigaben wurden.

Nach diesen Vorbemerkungen wendet sich der Verfasser seinem Thema, der Untersuchung der Bandscholien des Codex Bavennas des Aristophanea, zu. Das erste Buch betrachtet die Anmerkungen, die den Text und dessen Überlieferung betretTen. B. kommt zu dem Ergebnis, dab in den Schollen ein Text strenge befolgt wurde und das Streben dahin ging, alle Schulausgaben mit diesem Text in Übereinstimmung zu bringen. Bea in den Schollen erwähnten Varianten und Konjekturen mifst er nur geringen Wert bei Hinsichtlich der Schreibung und Akzentuierung der Wörter labt sieh mit Sicherheit nur feststellen, dals Aspiration nirgends behan- delt wird, sei es, dafs die Erklärer sie vernachlässigten oder einen Text benutzten, in dem sie bezeichnet war. Auch die Metrik schlieGaen die Bavennas-Scholien grundsätzlich aus; denn die paar Ausnahmen sind zu- fällig unter sie geraten.

Das zweite Buch beschäftigt sich mit den Schollen, die sich auf die Erklärung des Inhalts beziehen. Hier kommt zuerst das laute Lesen in Betracht, fär das in den Schollen wiederholt genaue Anweisungen geg^en werden; dabei wird das Lesen %a&^ induLfiatv, ncträ ft(foa(p3icn^ und nunä diaaroljif unterschieden, von denen das erstere das ij^og^ das mittlere die musikalischen Akzente und das letztere die Interpunktion zun Aus- druck bringt Daran schliefst sich die Betrachtung der Seholien, welche die Tropen und Figuren zur Erklärung eines Wortes oder Ausdruckes an-

Neae Philologische Bnndschan Nr. 18. 411

ffihren. Der dritte Abschnitt stellt die Schollen zusammen, die seltene Wörter oder unbekannte Tatsachen erklären, der vierte und ffinfte die Bemerkungen fiber Etymologie und Analogie, der sechste die ästhetischen Urteile, die sich in den Schollen finden.

Den einzelnen Abschnitten des Buches ffigt der Verfasser längere Anmerkungen bei, in denen er teils, wie bei den Tropen und Figuren, die im Bavennas bezeichneten Fälle aufzählt, teils weitere Ausfährungen zu dem in den Abschnitten selbst Gesagten gibt, wie er denn äberall darauf ausgeht, alles, was in das von ihm behandelte Oebiet einschlägt, beizuziehen und zu verwerten, um uns so einen möglichst klaren Einblick in das Thema zu gewähren. Am Schlüsse des Buches sind reichhaltige Indices beigegeben, welche die Benutzung der interessanten und lehr- reichen Abhandlung erleichtern.

Freiburg i. Br. J. BiCsler.

221) Bruno Abelmaniii Die Lieder des Horazi sinngemäfs frei in deutsche Reime fibertragen. Schleusingen, Max Schewe, 1905. X u. S. 194. 8. Der Verfasser dieses höbsch ausgestatteten Buches kann sich fQr die Originalmetra, überhaupt für die reimlose Poesie nicht erwärmen. Stadel- mann und Edm. Bartsch haben in den gereimten Übertragungen „köstliche Perlen** geliefert, und den Verfasser, „der auch ein bifschen in Poesie sfindigt** was wir keinem deutschen Mann verargen dflrfen verlockt, allmählich alle Oden in Reime zu fibertragen, um sie nach der Durchnahme als Ganze zum Gehör seiner Schöler zu bringen. Fftr die „Realisten** hat der Verfasser auch noch erläuternde Anmerkungen und am Schlüsse ein alphabetisches Verzeichnis der vorkommenden Personen und Ortsnamen mit Sagen und Geschichten und auch eine recht er- schöpfende Einleitung hinzugefQgt.

Dem ursprünglichen Zwecke, den der Verfasser beim Entwerfen dieser Verdeutschungen gehabt hat, mögen sie in der Tat dienlich sein, nament- lich wenn der Dichter selbst sie seinen Primanern vorliest. Einem weiteren Kreise werden sie, förchte ich, nicht den Horaz zu einem gelesenen und recht gewürdigten Dichter machen, können es auch wohl nicht. Originalmetra sind nicht angewandt, aber eigentlich moderne meistenteils auch nicht. Die Hehrheit und Hoheit der metrischen Form und zum Teil auch des In- halts hat es dem Verfasser doch angetan ; er kann und will sie nicht ganz

412 Neae Philologiache Bondaohan Nr. IB. '

missen. Den Ton des deutschen Lieds findet er zu selten. Er ist ein Talent, das hfibsch reimt und meist auch die Sprache geschickt handhabt, aber kein Genie. Denn es fehlt nirgends an Schlacken, Trivialitftten, schlechten Beimen, Härten. Ich wähle 0. II, 3: An Dellins. Es ist ?iel- leicht nicht das beste der Übertragungen, obwohl ich kein besseres fand, aber es ist sicherlich keins der schlechtesten. Daran mag jeder selbst ent- scheiden, ob solche Poesie aufser in der Schule geeignet ist, dem Dichter Freunde zu verschaffen:

Bewahre Gleichmut immer in Gefahren, Nicht minder sollst du in des Glflcksgenofs Dich yor der Freude Überschwange wahren: Denn sterben mufst du einmal, Dellius. Ob du in Trflbsal hingebracht dein Leben, Ob du auf still entlegnem Basenplan Mit edlem Tropfen der Falemerreben An Festen dir zugute was getan. Sieh dort, der Silberpappel Zweige einen Mit hoher Fichte sich zum Schattendach, Und munter hflpft daneben yon den Steinen Das Bächlein plätschernd seinen Bahnen nach: Dahin lafs Wein und duftig Salböl senden, Dahin die Böse, die so kurz nur blflht, So lange Glflck und Jugend noch nicht enden Und mUd die Parze Dir den Faden zieht. Yon den erkauften Wäldern mulst du scheiden, Vom Landhaus an dem gelben Tiberstrom, Und lachend würd sich dann der Erbe weiden An deiner Schätze hochgetflnntem Dom. Ob reich und yon altadligem Geschlechte, Ob niedrer Herkunft ohne Hof und Haus Du hinlebst gleich sind stets des Todes Bechte, Kein Opfer läfst der grimme Schlächter aus. Der Menschheit Ziel ist eins, die Lose schwingen In einer Urne sich durch Schicksals Hand: Spät oder frflh whrd unsres aus ihr springen. Dann ffthrt uns Oharon an den Trauerstrand.

Das Eunststflck, uns einen deutschen Horaz zu schaffen, einen sol- chen, wie er heute aussehen mflfste, um sich noch auCserhalb der Lehr- und Lemkreise Freunde zu erwerben, wird Oberhaupt wohl nicht geleistet werden.

Hirschberg i. Schi.

Keae Phflologiflche BundBehaa Nr. 18. 413

222) FrandsooB Büoheler, Petronii Satnrae et liber Fria- peamm qnartam edidit Adiectae sunt Yarronis et Senecae satorae EÖmilesque reliqoiae. Berolini apud WeidmannoslfDGCGGIY. 254 S. 8. Ji 3,00.

Nach zweiandzwanzigjährigem Zwischenraame seit dem Erscheinen der dritten Anflage hat endlich 1904 die vierte Auflage der Bfichelerschen Handausgabe des Petronios und der mit ihm verwandten Schriftsteller er- scheinen können. 22 Jahre ist gewifs eine lange Zeit, aber wenn man bedenkt, wie sehr die Zahl der klassischen Philologen zeitweilig zosammengeschmolzen war, so wird man doch mit Genngtanng feststellen können, dals das Interesse ffir diesen Schriftsteller unter den Philologen doch noch lebhaft genug gewesen ist. Diejenigen freilich, die sich näher mit Petronius beschäftigten, erwarteten die neue Aaflage schon lange mit Ungeduld; wufsten sie doch aus den zahlreichen Bemerkungen, die Bficheler zu Friedländers Ausgabe der Gena Trimalchionis beigesteuert hatte, mit welchem Eifer und Erfolge der Altmeister nach wie vor an der Beinigung und Verbesserung des Petroniusteztes weiterarbeitete. Ihre Erwartung hat die neue Ausgabe nicht getäuscht; sie stellt sich als eine in jeder Beziehung dem Fortschritte der Wissenschaft entsprechend ergänzte und Torbesserte dar.

Einiges ist neu hinzugekommen, so das Testimonium aus Marius Mercator auf S. 4 und ein Fragment des Varro Nr. 578 b. Auch die Bruchstacke der Leges convivales, von denen es in der dritten Auf- lage noch heifisen mubte: „Tabuhie ahenae fragmentum modo VercelUs mventum, quod legis Tappulae praescriptionem servavit, propediem edent, penes quos eins rei potestas est 'S sind nun S. 241 ebenfalls abgedruckt. Neues handschriftliches Material ist benutzt fBr das Testamentum porcelli. Hinzugekommen sind hier die Lesarten der von Heylbut und Ihm fBr Bachelor verglichenen Codices Pftlatinus Vaticanus lai 57 und Beginensis 980, und infolge davon ist an zwei Stellen der Text geändert S. 244 13 semis fttr semissem und 17 testamento meo fBr in medio testamento. Femer sind zur Bequemlichkeit der Benutzer im Texte des Petronius die Kapitel noch in Paragraphen eingeteUt und dadurch besonders die Be- nutzung der Indioes wesentlich erleichtet Auch sind bei Zitaten aus anderen Schriftsteilem, die ja besonders in der Satire Senecas sehr zahl- reich sind, aber auch bei Petron und Varro nicht ganz fehlen, die be- treffenden Stellen in den Anmerkungen nachgewiesen.

414 Nene Phüologisehe BnndBohau Nr. 18.

Die Gestaltung des Textes ist dem Zuge der Zeit ODtsprechend wesent- lich konservativer geworden. Viele Konjekturen, die in der dritten Auflage im Texte standen, sind in die An. crit. verwiesen, solche, die sich dort in den Anmerkungen fanden, ganz weggelassen, vielfach ist auch durch die Änderung eines „flagitamus" oder „conicio'^ in ein „optarem*^ oder „con- ieceram^* ein wesentlich geringerer Qrad von Zuversichtlichkeit bei der Empfehlung einer Änderung zum Ausdruck gekommen. Die Abweichungen von der vorigen Auflage beschrftnken sich demgemäfs in der Hauptsache auf die Wiederherstellung der handschriftlichen Lesart; in der Gena Tri- malchionis finden sich die meisten zum Teil nach Büchelers Anregungen schon bei Friedländer. Im Texte des Petronius, auf den ich mich im folgenden beschränke, habe ich folgende bemerkt: In Übereinstimmung mit Friedländer schreibt jetzt Bücheier mit der Handschrift S. 22, 7 in promulsidari für inter promulsidaria, S. 23, 26 u. 49, 36 tangomenas f&r tengomenas; S. 25, 14 cos culavit fQr testiculavit; S. 27, 19 duravi f&r decrevi und 41, 7 egi ffir ego; ferner läfst er jetzt mit diesem S. 25, 12 die vulgäre Form credrae zu der mit in der Anmerkung hinzugefügten Er- klärung: idem est quod cedrae, und ähnlich 30, 14 amphitheater ffir amphiteatrum und 42, 35 tisicus für phthisicus. Aufserdem stellt er noch an folgenden Stellen die handschriftliche Lesung wieder her: 14, 7 adsentationem für adsensionem; 32, 1 ne für nee; 38, 33 non conieci f&r (non) coniecero; 40, 13 et und remissio für sed und missio; 42, 18 dum für cum; 42, 27 suis se teneant für suis sedibus se teneant unter An- nahme einer recht auffälligen Ellipse; 42, 32 canturire belle deverbia, adicere melicam für belle diverbia dicere, melica canturire ; 48, 19 assen- temur ffir assectemur; 49, 25 exsonabant für sonabant; 55, 4 antescho- lanus für anteseholarius ; 56, 3 omnia cernens qui timet fllr omnia circum qui tenet; 56, 27 litteratum fdr litteratorum; 58, 6 quicquid für quod; 58, 20 iunxit f&r vinxit; 62, 17 vultu meo contero für vultui meo con- sero; 67, 31 animo für animi; 90 Vers 210 volucer fBr volucris; 98, 20 sputisque mit folgender Lücke für sputis obrutus; 101, 5 ante f&r ad und 104, 1 pensionem für pensationem. Hierzu kommen noch zwei Stellen der Cena, wo es Bücheier auch wieder durch Herstellung vulgfb^r Sprach- formen gelingt, die in den Ausgaben bisher stark geänderte Lesung von H fast völlig zu wahren. S. 31, 2 nämlich stellt er aus den Worten qni potes loquere, non loqui an Stelle der Yulgata qui potes loqui, non lo- quere überzeugend her qui potes loquere, non loquis und ebenso 41, 3

Nene Fhflologiflche Bimdaehra Nr. 18. 415

aus bene moriar statt der Yalgata bene morata das Adjektivam benemoria. Nach frfiheren Yeröffeotlichangen im Rhein. Mus., auf die in der An. mt. hingewiesen wird, hat er schliefslich neu in den Text gesetzt S. 13, 10 poenae und 24, 6 oclopectam.

Zn den kurzen Erl&atemngen, die B. schon frfiher för einige schwer verständliche Textstellen gegeben hat, sind auch wieder einige hinzu- gekommen. Zum Teil finden sie sich schon bei FriedUnder, andere sind ganz neu. Alle sind höchst beachtenswert, so dals man jRlr eine neue Auflage noch gröfsere Freigebigkeit wfinschen möchte. Es sind folgende Stellen: S. 38, 37 qui te primus deurode ferit, in der An. crii wohl mit Recht erklart durch deüQo iij i. e. accedere ad se yel sequi ut delicium; 49, 24 gingilipho, wo jetzt in der An. statt Heinsius* Konjektur singuli sophos die Bemerkung steht: subest tale yiyyXiafAolj und 83, 10 quidquid exigeret, dummodo placeret yestis, rapinae comes, wo die Konjektur duce me fQr dum modo ersetzt ist durch die Erklftrung: iungendum exigeret nqiinae comes; femer 37, 31 illi balatum duxissem, im Index erkl&rt durch die Übersetzung': ich hätte ihm das Blöken gelegt, und 50, 33 bo- natus, ebenda erläutert durch die Bemerkung: sie fictum ut malatus. Auch sonst ist im Index im Zusammenhange mit den Textesänderungen manches geändert und hinzugekommen, wie amphitheater, ^ aginavi, arietes cnlavit usw.; unterblieben ist leider die Aufnahme der neuen Formen tisicus und benemoria, auch die harte Ellipse S. 42, 27 suis se teneant hätte neben den anderen Beispielen dieser Figur wohl angemerkt werden können.

Die An. erit. ist natfirlich ebenfalls vielfach verändert. ZaUreiche in ihr frfiher erwähnte Besserungsvorschläge sind weggelassen, andere durch neue ersetzL Es wfirde zu weit führen, alles einzelne anzufllhren, im allgemeinen wird man ftst fiberall die neuen Vorschläge als Besserungen bezeichnen und auch sonst sich mit dem Inhalte der An. crit einverstanden erklären dfirfen. Nur an drei Stellen möchte ich widersprechen. Warum steht zu 17, 20 ut putaies hoc convenisse in der An. die Bemerkung ex- spedatnr eos convivas esse aut nobiscum venisse? Die Stelle ist meiner Meinung nach in bester Ordnung. Als die beiden Syrer sich bei ihrem Raubzuge fiberrascht sehen, lassen sie sich sofort beide so gleichmä(sig zu Boden fallen, dab man glauben konnte, sie hätten sich dazu vorher ver- abredet Warum ist zu 68, 89 „numquid vis^^ inquii et non plane iam molestum erat munus die Vermutung inquit „etiamnum?^^ plane iam eta beseitigt, während diese doch allein dem Sinne entspricht und etiamnnm

416 Nene Philologische Bnndsohaa Nr. 18.

wenigstens fBr et iam non 19, 34 auch Bficheler wahrscheinlich ist? Warom steht schlierslich zu 107, 10 pigiciaca in der An. physica an Aphrodisiaca? wo doch die alte Erklärung durch Ableitung von nvyiJ^uv am nächsten liegt?

Besondere Beachtung verdient es noch, dais B. 33, 4 Sibyllam (tuidem Gumis ego ipse oculis meis vidi nicht mit Friedländer Cumis als unecht eingeklammert hat. Die Ächtung jenes Wortes, gegen das an und fBr sich nicht das geringste einzuwenden ist, ist eine Folge der durch Monmisens Aufeatz Hermes XIII 106 f. herrschend gewordenen Annahme, dafs die Gena eben in Cumä spiele, so dafs dieses hier nicht namentlich erwähnt werden könne. Wenn Bficheler trotzdem Cumis im Text gelassen hat, so ist er wohl der Ansicht gewesen, der ich durchaus beipflichte, dals man auch von einem alten Romanschriftsteller nicht verlangen könne denn von einem modernen verlangt es ohnehin keiner , daTs die Schilderung der örtlichen Verhältnisse nun auch genau und widerspruchslos einer ganz bestimmten örtlichkeit entsprechen mfisse und er nirgends irgendwelche Phantasiezfige einsetzen dfirfe.

Der Druck ist musterhaft, auch im Index. Hoffen wir, dafs die neue Auflage , deren Anzeige nicht durch die Schuld des Unterzeichneten hier so spät erscheint, dazu beitrage, das Interesse f&r diesen in gewissem Sinne modernsten und interessantesten Schriftsteller des Altertums so zu beleben, dafs recht bald noch von des Altmeisters Hand eine fQnfte er- scheinen kann.

Blankenburg a. Harz.

223) J. B. Carter, The religion ^ Numa and other essays on the religion of ancient Borne. London, Macmillan and Co., 1906. X U. 189 S. 8. geb. Ji 3. GO.

Der Versuch, der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen eine vergleichende Mythologie zur Seite zu stellen, hat zu der Einsicht geffihrt, dafs kein einziger religiöser Begriff sich als urindoger- manisch erweisen läfst. Da also die Italiker sich von den verwandten Völkern ausschieden, waren ihre religiösen Vorstellungen noch sehr pri- mitive. Menschen auf dieser niedrigen Kulturstufe leben in einer Vor- stellungsweise, die man Animismus nennt; sie meinen, daCs jedem Dinge eine besondere Kraft innewohne, und steigern die ihr Wohl am meisten betreffenden Kräfte zu göttlichen Mächten, von denen sie sich kein klares

Nene Phüologiflche Bmidflohau Nr. 18. "sg^l^qsNj^^ 417

Bild machen. Wie die übrigen Italiker diese Vorstellungen weiter ent- wickelten, ist unbekannt; dagegen Ober „Religion und Kultus der Römer ^' hat Georg Wissowa im Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft 4 (1902) Klarheit geschaffen. Ihm folgend schildert sein ehemaliger Schüler Carter in dem vorliegenden Buche das religiöse Leben der Römer Tom Beginne der Stadt bis zu Augustus* Tod. Er unterscheidet fünf Perioden: 1) die älteste Religionsordnung, 2) fremde Einflüsse unter den Tarqniniem, 3) die Staatsreligion der Republik bis zum Siege bei Zama, 4) Verfall des alten Glaubens, 5) Reform des Augustus.

I. The religion of Numa. Zu der Zeit, wo unsere Kunde von den Römern beginnt, haben sie viele Qötter; aber diese sind nur Namen von Mächten ohne ausgeprägte Persönlichkeit. Sie vermählen sich nicht, und es gibt in Rom keine Götterkinder, keine Göttergenealogien, keine eigentliche Mythologie. Janus ist die Türe; er hat ein Doppelgesicht, weil die Tür nach aufsen und nach innen schaut. Vesta ist der Herd, Lar die Flur, Faunus der Wald, Tellus die Erde, welche das Saatkorn empfingt und daraus die Saat hervorbringt; Geres ist das Wachstum, Mars der Beschützer der Stadt und Fluren gegen äu&ere Feinde. Jup- piter war der Gott des Himmels und ¥nirde dann der Schirmer des Staates und des Eides (als Diovis Fidius, dann Dius Fidius). Diese ein- fachen Religionsanschauungen spiegeln uns die Interessen einer in Acker- bau, Viehzucht und Krieg lebenden Gemeinde. Der Kult war ein For- malismus, ängstliche ErfQllung von Formen, wodurch man sich die Götter- mächte geneigt erhielt Die Furcht vor den Verstorbenen bewirkte ihre Verehrung als gute Götter, di Manes. Der einzelne Mann verehrte seinen Geist als Genius, die Frau den ihrigen als Juno. Die Familie verehrte am Herde den Genius des Hausvaters, zwei Laren, die Penaten (meistens zwei, z. B. Vulkan und Vesta) und die Manen der Vorfahren. Mittelpunkt des religiösen Lebens war der Staat als die Verbindung der Familien mit dem König als Oberpriester. Die wichtigste Quelle für die altrömische Religion sind die Festkalender, aus denen Th. Mommsen die älteste Fest- ordnung bestimmt hat, die von der Sage dem Numa Pompilius zu- geschrieben wird.

n. The reorganisation of Servius. Der Wall und die Ver- fassung des Servius berechtigen zu dem Glauben, dafs Servius wirklich gelebt hat. Auf ihn führt die Sage eine während langer Zeiten erfolgte Um- wandlung zurück, das Aufkommen der Plebs, d. h. des Handwerks und Hau-

418 Ken« FhOologiflcbe RnndaehMi Nr. 18.

dels. ErBteres kam ans Etrarien, letzterer von den Griechen ünteritaliens (zumal von Camä) dorch Vermittlong der Latiner. Von Tibor her fiber- nahmen die BOmer den Kult des Herkules als des Gottes des Handels und der Beisenden, von Tuskulnm den Beitergott Gastor mit seinem Bruder PoUux. Sie kannten diese Götter zunächst nur als latinische, indem der Staat ihnen Eultstätten innerhalb des unverröckbaren Pomeriums, d. h. der heiligen Weichbildslinie, errichtete. Nun begann auch Fortuna in Bom verehrt zu werden; sie war die Göttin der Fruchtbarkeit und FQlle und wurde erst lange später unter griechischem Einflüsse Glücksgöttin. Viele Götter entwickelten sich jetzt zu menschenähnlichen Wesen, indem man ihnen Wohnungen, Tempel, zu bauen begann. Bom gehörte zum Latiner- bunde, dessen Schutzgott Jnppiter Latiaris auf dem Albanerberge war. Als die Leitung des Bundes von Alba Longa auf Aricia Qberging, wurde Diana Nemorensis von Aricia zweite Bundesgottheit. Da Bom nach der Ffihrung des Bundes strebte, baute es dem Jnppiter einen Tempel auf dem Albanerberg und der Diana auf dem Aventin aufserhalb des Pomeriums, wo sie als Göttin der Wälder, Jäger, Geburten, Frauen verehrt wurde. Auf dem Aventin erhielt auch Minerva als Schätzerin des Handwerks einen Tempel. Ihre Verehrung stammte aus F^lerii, der einzigen Latiner- stadt auf der etruskischen Seite des Tibers, und kam mit Handwerkern aus Sfldetrurien nach Bom. Der Schirmer des Staates Jnppiter wurde seit alter Zeit als Feretrius auf dem Eapitol verehrt Dort erhielt er nun einen grofsen Tempel, und er wurde durch die Beinamen Optimus Maxi- mus über jeden andern Gott und Jnppiter, zumal den Jnppiter Latiaris, erhöht An seinem Tempel erhielten Juno und Minerva Anteil.

Die ältesten Götter Boms wurden als eingeborene bezeichnet, als di indigfites, die später aufgenommenen (Herkules, die Gastores, Fortuna, Diana, Minerva) als neu angesessene, di novensides (oder novensiles). Mit der Aufnahme der Minerva in die kapitolinische Dreiheit ist die staatliche Gleichstellung beider Klassen vollzogen und der Kreis der di patrii ge- schlossen.

HL The Coming ofthe Sibyl. Eine weitere Umwandlung der Staatsreligion wurde herbeigeführt durch den zu Ende der Königszeit von Gumä nach Bom übertragenen Kult des Heilgottes Apollo und die gleich- zeitig aufgenommenen Sibyllenorakel. Die unter die Wache des Senates und der duoviri (später decemviri) sacris faciundis gestellten OrakelbQcher veranlafsten eine Lockerung der Grundlagen des alten Glaubens, eine Zu-

Nene FhüologiBche Bondsobaa Nr. 18. 419

nähme des Aberglaabens, die Aufnahme griechischer Gottesdienste and das Aufkommen prunkvoller Prozessionen. 496 wurde bei einer Hungersnot der Kult der Demeter-Geres von Cumä nach Rom fibertragen und ihr ein Tempel im Tale des Circus Maximus zuerkannt. 495 folgte Hermes ifinoXäiogy Mercurius, als Gott des Handels mit einem Tempel am Aventin. Der Verkehr mit Sfiditalien bedurfte eines Meeresgottee; Poseidon (von Pästum) wurde mit dem bisherigen Wasseigotte Neptunus vermengt und erhielt einen Sitz auf dem Marsfeld. Dort bekam 431 auch Apollo mit Artemis-Diana und Latona einen Tempel. 292 wurde infolge einer Fest der Heilgott Aeskulap aus Epidaurus geholt und auf der Tiberinsel angesiedelt In der Eri^not von 249 erhielten die di Manes den Pluto und die Perse- phone als Herrscherpaar. Der römische Staat übernahm ihren Kult von Tarent und brachte ihnen als Dis und Proeerpina nächtliche Opfer beim Tarentum, die alle hundert Jahre erneuert werden sollten.

Hannibals Siege lagen wie ein Alp auf den Gemfitem, der Aber- glaube wuchs, eine Menge religiöser Feiern wurden nach sibyllinischen Spruchen angeordnet Die griechischen Götter fiberschritten nun das Po- merium; 217 erhielten Mens und Venus Erycina Tempel auf dem Eapitol. unter gewaltiger Begeisterung der Menge wurde 204 der heilige Stein der phiygischen Göttermutter Gybele in den heiligsten Stadtteil, auf den Palatin, gebracht Er half mit zum Siege; dieser aber wurde mit dem Untergänge der altrömischen Religion erkauft. Denn der schwärmerische Gottesdienst der entmannten Gybelepriester mit ihrem Gymbelspiel und Gesang und den orientalischen Tänzen brachte mehr Schaden fllr Frömmig- keit und Sittlichkeit als alle andern fremden Kulte zusanmien. Damit hatten die sibyllinischen Bficher in der Hauptsache ihren Dienst getan. Als der Siegesrausch vorbei war, suchte der Senat das Übel einzudänmien; kein Bömer durfte Gybelepriester werden, und die Diener der Göttermutter durften ihren Kult nur an bestimmten Tagen auCaerhalb des palatinischen Tempels ausfiben.

IV. The decline of faith. Nachdem die religiöse Bedeutung des Pomeriums gebrochen vrar, wurden mehr und mehr griechische Götter und Gottesdienste aufgenonmien und mit den rönüschen verschmolzen. Die Staatsreligion lag im Kampfe mit griechischer Superstition und Auf- klärung. 186 trat der Senat den Geheimdiensten des Dionysus-Liber, den Bakchanalien, entgegen. 181 wurde ein Versuch, pythagoreische Ideen durch die angeblichen Bficher des Numa in die römische Religion einzu-

420 Neae Philologisohe BondBcbaa Nr. 18.

mischen, vereitelt. Aber um dieselbe Zeit übersetzte Ennins die heilige Geschichte des Euhemerus, der den Göttern einen historischen Ursprung gab. 173 wurden die Epikureer, 161 die Philosophen Oberhaupt aus- gewiesen. Doch bildete sich um Scipio und Laelius ein Kreis von Männern, welche die stoische Ethik auf ihre Lebensführung anwendeten, jedoch die Erhaltung der Staatsreligion für notwendig hielten. Inzwischen war der Mittelstand verschwunden und ein Klassenhafs zwischen Armen und Beidien entstanden, der das religiöse Empfinden schädigte, die Tragödie der Grakchen und die Bürgerkriege hervorrief. Die Staatsreligion vermochte die reli- giösen Bedürfnisse der Menge nicht mehr zu befriedigen, sie wendete sich ausländischen Privatkulten zu. Zum Dienste der Magna Mater kam durch Sulla der lärmende Kult der kappadozischen oder Enyo unter dem Namen der alten Göttin Bellona. Von Puteoli her drang der ägyptische Kult der Isis ein, obwohl die Konsuln 58, 53, 50, 48 ihre Altäre zerstörten. Dazu kam der Dienst der Dea Syria und des Mithras. Verderblich wirkte auch, dafs seit Sulla bei Besetzung der bedeutendei'en Priesterämter die Politik mitspielte, so dafs die Priester vielfach die alten Riten nicht kannten und den Festkalender nicht in Ordnung hielten.

V. The Augustan renaissance. Dieser Abschnitt erzählt ziem- lich ausfährlich, was Wissowa § 15 kurz zusammenfafst. Um die Re- volution zu bannen und seine Herrschaft zu befestigen, mufste Augustus den Patriotismus neu beleben, den Geist der Einheit und des gemein- samen Interesses, die alten Formen und Sitten wiederherstellen und ihnen einen neuen Inhalt zu geben suchen. 32 wurde das Kollegium der Fe- tialen erneuert, um der Kleopatra den Krieg zu erklären, damit er nicht als ein Bürgerkrieg, sondern als ein Kampf gegen einen auswärtigen Feind erscheine. Bald nach der Schlacht bei Aktium erhielten die Arvalbrüder ein Heiligtum beim fünften Meilenstein an der Via Gampana. Sie sollten mitwirken zur Wiederbelebung der Landwirtschaft und ein Bindeglied zwischen der bäuerlichen Bevölkerung und der kaiserlichen Familie bilden. In die grofsen Priesterschaften der Augurn, Pontifizes und Orakelbewahrer trat der Kaiser selbst ein mit angesehenen Stützen seiner Herrschaft Der Verfall der Staatsreligion zeigte sich äufserlieh au dem kläglicheo Zustande der Tempel; diese wurden renoviert und neue erbaut Nachdem Cäsar auf seinem Forum der Venus Genitrix als Stamm-Mutter der Julier einen Tempel errichtet hatte, erbaute Augustus 29 dem Divus Julius und später auf seinem Forum dem Stammvater seines Geschlechtes, dem Mars Dltor,

Neae Philologieohe Bnndsohaa Nr. 18. 421

Tempel. Da am Kulte der kapitolinischen Oötter republikanische Er- innerungen hafteten, bevorzugte der Kaiser die Kulte des Apollo, des Mars und der Yesta. 28 ¥mrde dem Apollo der palatinische Tempel geweiht und die sibyllinischen Bücher wurden aus dem Tempel des kapi- toKnischen Juppiter in den neuen Apollotempel gebracht. 17 v. Chr. zog bei den Sftkularspielen die Festprozession vom Apollotempel zum Juppitertempel und zum ersteren zurfick. Das Ansehen der Vestalinen wurde erhöht, und nach dem Tode des Lepidus wurde der Kaiser 12 v. Chr. Pontifex maximus und damit Vorsteher des Vestadienstes. Wie jeder Haushalt den Genius des Hausvaters, so verehrte die kaiserliche Familie den Genius des Kaisers und der Staat bisher den Genius populi Bomani. Nach Vollendung der Einteilung der Stadt in 14 Begionen wurde der Genius des Kaisers auch an den Strafsenkreuzungen {campita) verehrt, indem zwischen die beiden Laren ein Bild des Kaisers gestellt und die Bezirksvereine {ccUegia com- pUaiida) erneuert wurden. Diese Beformen des Augustus erschienen manchen Gebildeten so bedeutungsvoll, dafs sie an den ewigen Fortbestand Borns glaubten. Doch bot diese Staatsreligion den Notleidenden, Armen und Sklaven geringen Trost durch die Hoffnung auf eine ausgleichende Gerechtigkeit, und die alten Gottesdienste des Orients lielsen sich dadurch nicht verdrängen, sondern drangen mehr und mehr in Italien ein, bis schlielslich alle diese Kulte vom Christentum fiberwunden wurden. Burgdorf bei Bern. FrauB Lvlerbaoher.

224) Herrn. Dessau , InscriptioiieB latinae eelectae, vol. II,

pars 2 (S. 737 1040). Berlin, Weidmannsche Buchhandlung.

8. Ji 10. -.

Mit erfreulicher Schnelligkeit ist dem ersten Teil des zweiten Bandes

der zweite gefolgt und damit der Text des Monumentalwerkes zum Ab«

sehluüs gebracht. Da Zweck und Anlage desselben in dieser Zeitschrift

bereits ausf&hrlich besprochen worden sind (vgl. 1895, S. 153; 1903,

S. 363), so können wir uns kurz fassen. Die ffinf Abschnitte (XV— XIX)

des neuen Bandes enthalten tituli folgender Kategorien: coUegiorum;

ministrorum vitae privatae, opificum, artificum; sepulcrales; instrumenti

domestici; dazu kommen Analecta varia, die sich in keiner anderen Bubrik

unterbringen lielsen, wie fosti und defixiones. Als recht dankenswerter

Anhang erscheint eine Beihe von griechischen Inschriften, die sich auf

römische Dinge beziehen. Der Band hat im ganzen 1672 Nummern,

422 Nene PhilologiBche Rnndschan Nr. 18.

zam Teil recht umfangreiche, wie z. B. die sog. Laudatio Turiae, S. 924 bis 928 ; bei dieser wie den anderen Stücken, welche auf eine neue Seite übergreifen, würde es sich in einer künftigen Auflage vielleicht empfehlen., die Anmerkungen nicht an den Schlufs des ganzen Textes, sondern onier die einzelnen Seiten zu setzen, wie bei den Fasti Maffeiani 8744. Im Faksimile ist nur die Duenosinschrift (8743 'vas Dresselianum') gegeben, was ja nicht nur in der sprachgeschichtlich - epigraphiachen Bedeutung dieser Inschrift begründet ist; zur Literatur über sie kommt neuestons P. Kretschmers Aufsatz in der Zeitschr. f. d. Ost. Gymn. 1906, S. 495. Möge nun der Indexband auch bald folgen und die Fülle des in dem Werk aufgestapelten Materials der gelehrten Forschung bequem zugäng- lich machen!

München. O. Hey.

225) Baoul de la Orasserie, De la Categorie du Genie.

(£tude de linguisüque et de psychologie linguistique.) Paria, E. Leroux, 1906. V u. 256 S. 12. 6 fr.

Das Kapitel des grammatischen Geschlechts hat von jeher zu den inter- essantesten Gebieten der allgemeinen Sprachwissenschaft gehört, und es ist schon vielfach von den verschiedensten Standpunkten aus behandelt worden. Wenn ein Mann wie la Grasserie die Untersuchung dieses Gegenstandes unternimmt, so kann man jedenfalls eine sehr weitblickende Betrachtung erwarten, und sein Buch entspricht auch vollkommen dieser Erwartung. Es umfafst alle bekannten Sprachen und sucht das Thema nach jeder Richtung hin zu erschöpfen. Der erste Teil des Buches ist theore- tischer Natur: er führt in abstracto die verschiedenen Arten des gram- matischen Geschlechtes auf, gibt ihre Kennzeichen an und behandelt die Anwendungssphäre und die wesentlichen Funktionen derselben. Der zweite, experimentelle Teil gibt eine reichhaltige Sammlung von Beispielen und beweist die vorher theoretisch aufgestellten Behauptungen auf in- duktivem Wege. Im einzelnen wird bei dem Geschlecht studiert 1) sein Begriff an sich und die sich daraus ergebenden Genussysteme in den bekannten Sprachen, 2) die verschiedenen Arten, in denen es zum Ausdruck konmit, und 3) seine grammatische Funktion. Der Verfasser unterscheidet Sprachen mit subjektivem Geschlecht, solche mit objektivem und endlich solche mit künstlichem Genus, das heifst Sprachen, in denen das natürliche Gesehleoht durch* Ver-

Neue Philologische Randschau Nr. 18. 423

mischungsvorgänge weit aber seine eigentlichen Grenzen hinausgetragen worden ist Bei den Sprachen mit subjektivem Genus ist von be- sonderem Interesse ein System, dessen Sprachformen nicht allein von dem Geschlecht der besprochenen Person, sondern auch von dem der re- denden oder der angeredeten abhängen (Männer- nnd Weiberspmche bei den Earalben, Dabotahs und Ghiquitos, eigentümliche Yerbalformen der Basken; vgl. S. 19 f.). Das objektive Genus, welches den meisten Eultnrsprachen fehlt, nimmt in la Grasseries Buch einen grorsen Raum ein; mehrfach greift es auf das Gebiet des subjektiven Geschlechts hin- über (S. 41 f.). Sehr ausführlich wird auch das künstliche Genus behandelt, das namentlich in den semitischen, hamitischeu und indo- germanischen Sprachen vorherrscht.

Wegen der Fülle und Vielseitigkeit des Stoffes würde ein näheres Eingehen auf Einzelheiten hier zwecklos sein. Wir begnügen uns aus diesem Grunde damit, auf die allgemeine Bedeutsamkeit des Buches hin- zuweisen. Es enthält nicht blofs für Linguisten, sondern überhaupt fdr jeden Philologen sehr viel Wichtiges und Anregendes. Zu bedauern ist, dafs der Verfasser keinerlei bibliographische Angaben hinzugefügt hat.

P.

226) Karl VollmöUery Romanische Forsohnngen. Organ für romanische Sprachen und Mittellatein. XVI. Band, 3. Heft. (Ausgegeben im November 1904) [I]. XIX. Band, l. Heft (Januar 1905) [II]. Erlangen, Fr. Junge. 8.

Ist es schon keine leichte Aufgabe, über die heutzutage in unserem Fache immer beliebter gewordenen Festschriften zu berichten, so ist es für den einzelnen fast unmöglich, willkürlich herausgegriffenen Heften einer Zeitschrift gerecht zu werden. Denn bei den Festschriften handelt es sich doch zumeist um Aufsätze, die mit dem Arbeitsgebiete des Mannes, den man ehren will, im Zusammenhang stehen. In einer wissenschaft- lichen Zeitschrift aber, namentlich wenn sie einem so weitumfassenden Gebiete gewidmet ist wie die „Romanischen Forschungen'', werden wir immer nur wenig finden, das uns näher angeht.

So müssen wir uns denn hier damit begnügen, den Inhalt dieser beiden umfangreichen Hefte kurz zusammenzufassen.

Dem mittellateinischen Gebiete sind zwei Aufsätze entnommen. F. Michael Huber (Metten) veröffentlicht die erste kritische Ausgabe

424 Nene Philologisehe Bnndaehaa Nr. 18.

der „Yisio Monachi de Eynsham'' (I, 641 733). Gröber spricht im GruDdrirs II, 1, 277 von der Vision eines Mönchs von Eyesham und in der Überschrift der Vision heifst es: Incipit tractatus de Visione Monachi Eveshamiae. Es wäre also wünschenswert gewesen, dafs der Verfasser die Ursachen dieser Abweichungen erklärt hätte. Im üb- rigen sind dergleichen Visionen interessant genug, da auf sie ja auch das bedeutendste Werk des Mittelalters, die „Göttliche Komödie *S zurückgeht.

P. G. Juret bringt eine „Etüde grammatioale sur le latin de A. Filastrius (II, 130 320). Dieser Kirchenvater, dessen Work „diversarum hereseon Über** im Jahre 383 erschien (herausgegeben von Fr. Marx 1898), lebte demnach in einer Zeit, in der das weströmische Reich noch nicht von den „Barbaren** zerstört war. Er ist eine gute Quelle für die Kenntnis des von barbarischen Einflüssen noch wenig berührten Lateins des 4. Jahrhunderts. Gegen Marx* Meinung, dals Filastrius kein Italiener, sondern ein Ägypter gewesen sei, fuhrt Jnret sehr gewichtige Gründe ins Feld.

Paul Marchot ist mit zwei Etymologien vertreten (I, 734). Er will prov. caissa, caitius, fr. chaitis (Nebenform von chetis) von ^casca, *cactivn3 ableiten und erklärt die letzteren Formen als Ergebnisse einer Assimilation (das zweite c sei durch das erste hervorgerufen worden). Obschon ich selbst einmal als Etymon des span. quijada ein sehr hypo- thetisches *caxata aufgestellt habe („Zur Kritik der altgermanischen Ele- mente im Spanischen**, S. 6), erscheint mir heutzutage ein solches Etymon noch stärkerer Stützen bedürftig.

In einem weiteren Artikel weist Marchot die Bedenken zurück, die das Dictionnaire giniral gegen Diez* Herleitung von fr. framboise aus nieder!, brämbezie äuGsert.

Leo Jordan macht uns mit Peres von Neeles gereimter Inhalts- angabe zu einem Sammelkodex bekannt (1, 735—756). Diese Handschrift der Pariser Nationalbibliothek, die im Jahre 1288 geschrieben worden ist, enthält 22 Nummern, darunter Floire e Blancheflor, Gliges, Erec, Ille und Galeron, Amadas und Idoine. Die Inhaltsangabe der ersten neun Nummern ist verloren gegangen. Aber auch das Vorhandene ist nicht ohne literarischen Wert. Wir ersehen aus der Handschrift, welche Denk- mäler der franzüsischen Literatur in dem Arras des 13. Jahrhunderts am meisten beliebt waren, und können für einige anonyme Dichtungen, über

Nene Philologische Biudsehan Nr. 18. 425

deren Entstehnngszeit man bis jetzt gar nichts wolste, wenigstens den „Terminns ante quem^^ feststellen.

Die Sprache im „Libvre da bon Jehan, Doc de Bretagne'' des Quillaume de Saint-Andri (eine gereimte Chronik des 14. Jahr- hunderts) behandelt Bichard Beis (II, 76 129) und die historische Formenlehre der Dialekte von Bonrnois-Besanfon Alfred Beiff (I, 847—958). Aus letzterer Abhandlung ersehen wir u. a., dafs in Bouraois als Adjektiv ausschliefslich grandis Weiterbildung fand, was im allgemeinen Scbriftfranziysiscli bekanntlich nnr noch von Wörtern wie grand'm&re, grand'route gilt.

Johann Luzis sorgftltiger Lautlehre der sutselvischen Dia- lekte (I, 757 846) entnehmen wir, dafs im Kanton Graubfinden das Deutsche fiber kurz oder lang den Sieg fiber das B&toromanische davon- tragen wird. Man sieht ein, dafs man im eigenen Dorf ohne die Kenntnis des Deutschen sehr beeinträchtigt ist. Die Folge davon ist das Bestreben, die deutsche Sprache zu lernen, und die Einffihrung derselben als Schul- sprache, und weil man sieht, dafs bei den dentschsprechenden Kindern das Lernen in diesen Schalen leichter geht, so &ngen seit etwa zwei Jahr- zehnten ganz romanische Eltern an, mit ihren Kindern nur deutsch zu reden, was in Zukunft immer mehr der FftU sein wird.'' Da(s der Schule die Hauptaufgabe bei allen Assimilierungsversuchen zuf&llt, dessen sollte man sich auch bei dem Kampf gegen das Polentum in den Ostmarken bewufst sein.

Eine sehr interessante Abhandlung bringt GeorgWenderoth fiber Estienne Pasquiers poetische Theorien und seine Tätigkeit als Literarhistoriker (II, 1 75). Da Pasquier in einem nahen persönlichen Verhältnisse zu den Dichtem der Plejade stand, so verdienen seine poeti- schen Theorien um so mehr Interesse. In einer Zeit, da von der ge- samten altfranzösischen Literatur kaum mehr als der Bosenroman und die modernisierten Prosaromane der Biblioth^ue bleue bekannt waren, hat sich Pasquier eingehend mit der alten Dichtung, insbesondere mit der Lyrik beschäftigt. Wenn wir auch aus seiner Darstellung nichts Neues er&hren, so bleibt ihm doch das Verdienst, dafs er seinen Zeitgenossen das Verständnis ffir diese Dichtungen eröflfhet hat. Auf diesen, nach unseren Begriffen laienhaften, literarischen Forschungen beruht doch schließ- lich unsere moderne Literaturgeschichte.

Kattowitz. M. Ooldsohmldl.

m Nene Philologimdie BondaciMW Nr. 18.

227) F. Petmld, Die Synonyma in Banrans Satoire de la SÖYolution firanfaiae. Mfihlhausen i. Thfir., Kimunisrioi»- Verlag der Heinrichshofenschen Bochhandliuig (F. Schröter), o. J. 35 S. 8. Es mag eine natzbringende, wenn ancb nngebfihrlich viel Zeit raabende Arbeit sein, bei der Lektüre eines Werkes die s&niüichen Synonyma nod was sich alles so nennen Iftbt, mit den Schfilem zosammenzosteUen; ans diesem nun gedruckt verübenden Verzeichnis ergibt sich aber im Omnde recht wenig, vor allem wenig Aber die Art, wie die Sache im Unterricht behandelt wurde. Ist anf den (xebranch der Muttersprache verzichtet oder ist sie zum Vergleich herangezogen? Man möchte versucht sein, das letztere nicht anzunehmen, wenn man sieht, wie dfirftig sie neben dem fremden Idiom erscheint. Bei dem einzigen Worte „Aufregung'' z. B. findet sich: mouvement, effervescence, fermentation , inquiftude, agitatioo, exaltation, fehauffement, Emotion, animation, commotion; als ob wir nicht auch : Aufwallung, Gttrung, Unruhe, Bewegtheit, fiberspannte B^ieisternng, Erhitzung, Bfihrung, Belebtheit, Erschfltterung u. a. m. hatten! Oder wenn unter „aulserordenüich grofs u. a/*: immense, infini, innombnble, inoul, Enorme, extraordinaire, excessif, extrfime, extrfimement conaidtoble, suprdme, prodigieux, imposant, profond, athlitique angeführt stehen.

Ffir die Erkennung der synonymischen Unterschiede bieten sich doch nur drei Wege: entweder man erklärt die Abschattungen an Beiq^ielen sie werden sich so schwer einprSgen lassen oder man benutzt die lateinische E^ologie das geht nicht an aUen Schulen oder endlich man sucht denjenigen deutschen Ausdruck, der sich am vollkommensten mit dem fran- zösischen deckt und zieht die zugehörige französische Wort&milie zur Er- läuterung heran. Der letzte W% ist vielleicht der mflhsamste fllr den Lehrer, aber auch der sicherste. Die Bildung des SprachgefBhls durch die konversationelle Verwendung der fremden Sprache muls dann das flbrige ton.

Flensburg.

B. A. Hugenholti, Shakeapeaie Reader for Sehoda,

an Introduction of fifteen of the Phys in Namtive and Extnci Leeuwarden, Me\jer ft Schaafsma, 1905. 2 Bde. VI u. 207 n. 219 S. 8. it Ji 8.00.

Der Verfasser halt eine EinfBhrung in die Werke Shakespeans ver- mittelst prosaischer Inhaltsangaben deshalb fBr wttnsdienswert, wdl die

Nene PUlologiBehe Bnndsohaa Nr. 18. 427

volbtftndige Durchnahme von Stücken auf erhebliche Schwierigkeiten störst, 80 daüB der Dichter den Schfilern nur wenig bekannt wird. Er hat in den beiden Bändchen die Tales from Shakespeare by Gh. and M.Lamb, The Shake- speare Story Book by Mary Macleod und Historical Tales from Shakespeare by A. T. Quiller- Couch so benutzt, dafs gewisse Stellen der Erzählung durch den Shakespeareschen Text ersetzt werden. Bei zwei Stücken, Ro- meo and Jnliet, und Macbeth gibt er statt einer Inhaltsangabe eine Kür- zung des Originals mit geeigneten Überschriften fQr die einzelnen Teile.

Bei Shakespeare kommt es aber weniger auf die Bekanntschaft mit dem Inhalt der Stücke, als vielmehr darauf an zu sehen, wie der Stoff vom Dichter gestaltet worden ist.

Aus diesem Qninde halte ich Kürzungen des Textes für schädlicher als prosaische Inhaltsangaben. Diese können, wenn sie gut geschrieben sind, den Schülern wenigstens modernes Englisch vermitteln. Die Kürzungen aber verdunkeln den Aufbau des Stückes, da sie von Akt- und Szenen- einteilung absehen.

Meine Ansicht ist: entweder liest man Shakespeare, wie er ist, oder man liest ihn nicht. Einen grofsen Schaden kann ich nicht darin er- blicken, dafs Schüler höherer Lehranstalten nur ein oder höchstens zwei Stücke lesen. Besser, sie lesen dieses wenige gründlich, als dals sie den Inhalt von fünf bis zehn Stücken erfahren, ohne dafs sie mit der Eigenart des Dichters vertraut gemacht werden.

Ich kann auch mein Bedenken gegen den Preis der Bändchen nicht unterdrücken. Wenn Shakespeares sämtliche Werke für 3. 85 ^ zu haben sind, dann darf das Surrogat für fünfzehn Stücke nicht 5 Ji kosten. In Deutschland wenigstens, glaube ich, würde man vor einer solchen Aus- gabe zurückschrecken.

Idi will aber nicht in Abrede stellen, dafs der Ver&sser mit Qeschick gearbeitet hat Ich habe mit Genufs die beiden Bändchen gelesen, da beim Kenner eben an die Stelle der Inhaltsangabe in der Vorstellung leicht das Original tritt Die eingestreuten Stellen aus Shakespeare sind gut gewählt

Hildbnrghansen. K. Pvsoli.

229) Sir Bennell Bodd, Sir Walter Baleigh. London, Macmillan and Co. Limited, 1904. YIII u. 292 S. 8. geb. sh. 21.

Diese Lebensbeschreibung ist ein Band der Serie English Men of Action. Auf Grund eines reichen Quellenmaterials hat Sir Banneil Bodd

429 Neae Phflologische Rimdiohaa Nr. 18.

eine eingehende, höchst interessante Qeschichte des bedeutenden Ifannes geschrieben. Es ist aber dem Verfasser auch gelungen, uns mit den Perscmen, zu denen Baleigh in Beziehung stand, vertraut zu machen. Wir lernen aus dem Buche die Königin Elisabeth und das Treiben an ihrem Hofe kennen und erfahren auch, welch Geistes Kind Elisabeths Nachfolger Jakob I. war. Es mufs besonders henrorgehoben werden, dafs der Ver- fasser mit Erfolg bestrebt gewesen ist, den Leser in den Oeist der Zeit zu versetzen. Das geschieht gleich im zweiten Kapitel, das von Baleigfas Tätigkeit in Irland 1580—1581 handelt. Die Darstellung ist oft so spannend, dafs man einen Roman zu lesen meint Das Buch wird hiermit aufis angelegentlichste empfohlen.

Hildbnrghansen.

230) English Men of Letterg. A. C. Benfion, Eduaxd Fiti- gerald. London, Macmillan ft Co., 1905. VI u. 207 S. 8.

^ B. Det

Fitzgerald ist ein wohl auch manchem Engländer noch unbekannter Dichter, dessen Werke ^'a Single small volume of imparishable qualitj, some accomplished transhtions of no great literary importance, a litUe piece of deUcate prose writing, and many beautiful letters*' bilden (p. l) und dessen ^*fame partly depends upon the accident of bis having been the chosen friend of several remarkable men^^ (p. 67). Tennjson, Oarlyle, Thackeray, Spedding kannten den als Sonderling zu bezeichnenden Dichter *' who had money enough for bis wants'* (p. 9) und dessen ^*only plan of action was to do what he liked, and not to be bothered'' (p. 167). Ke im Buche ausführlich gegebene Lebensbeschreibung kann nur denjenigen interessieren, der sich den Dichter zum Spezialstudium erwthlt hat Seine Übersetzungen sind '*not really worth a very critical examinaticm, they have no permanent or intrinsic merit such as belongs to the Omar and the Letters'' (p. 118).

Omar Khayy&m, ein orientalischer Weiser aus dem 11. Jahrhundert (p. 100), ist der Verfiisser einer Reihe von quadrains, in denen er im Tone orientalischer Farbenpracht und Gedankenwelt von Liebe und Wein, Schön- heit und Beiz, Leben und Tod, und von dem, was jenseits des Todes li^ singt Fitzgerald hat sich in die sein eigenes Wesen ansprechende Stim- mung dieses Oedichtes einzuleben verstanden und, ohne den ScheiD einer Obersetzung meiden zu wollen, seiner Übertragung ein englisches GeprSge

Nene Phüdogiaehe Boncbehan Nr. 18. 42i

in Aosdruck and Geist za geben gewn&t Einzelne Stanzen werden ihm einen Platz in der Reibe engliscber Dicbter dauernd siebern.

Münster i. W. H. H.

2S1) Adolf BAmeri Zur Beform der Früfungflordnung für das Lehramt in den pbilologiscb-bistoriscben Fftcbem. Mfinchen, J. Lindaner, 1906. 49 S. 8. JK l.~.

Eine besonnene, omsicbtige Arbeit Aber eine brennende Frage der 6^[enwart, zngleich aucb eine gedankenreiche, dnrch die sichere Herr- schaft fiber das in Frage kommende Gebiet weit Aber die weifs- blauen GrenzpfiUiIe hinaus wirkende und die mannigfachste Anregung gewährende Schrift ist es, die hier Torli^t Der Yerfiisser, frflher lange Jahre als Professor, Bektor und Bedakteur der Blätter ffir das bayerische Oymnasial- schnlwesen tätig, dflrfte wie wenige in der Lage und berufen sein, ein gewichtiges Wort im Streite der Ansichten Aber eine Sache zu sprechen, fDr die er, wie das aus seinen AusfUurungen ersichtlich ist, von jeher ein warmes Herz gehabt hat.

Im Gegensatz zu dem vom Gymnasialverein Mfinchen gemachten Vorschlag, es sollten die Lehramtsprflfungen wie bisher in Manchen ab- gehalten werden, wird hier der Antrag gestellt, die schriftliche Prüfung, an der nach wie vor Schulmänner beteiligt sein sollen, an die drei Landes- universitäten zu verlegen und nur die mfindliche Prfifung in Manchen beizubehalten, eine Mafsregel, die mit einer Beihe einleuchtender Grfinde empfohlen wird. Das in Bayern geltende und auch anderwärts erprobte Klassf'nlehrersystem soll durch eine Änderung des Examens in keiner Weise gefthrdet werden. Hier wendet sich Verfasser mit viel Humor gegen den Spezialisten fär Deutsch wie g^en den Fächlehrer der Ge- schichte. Die Aufnahme der Geographie unter die PflichtsAcher der Prfl«- fnng wird befürwortet, jedoch sind die zu stellenden Anforderungen, den gymnasialen Zwecken entsprechend, genau zu bestimmen. Während Verfasser fär ein vieijähriges üniversitätsstudium eintritt, wendet er sich aus gewich- tigen, nämlich pekuniär -ökonomischen, gesundheitlichen und sachlichen vom Standpunkt der Universität aus nicht zu leugnenden Gründen entschieden gegen den vorgeschlagenen Nachweis eines fünften üniversitäts- jahree. Mit dem Freiwilligen- und Seminaijahr gäbe das sieben Jahre! In den Mittelpunkt des ersten Examens will Verfasser die klassi- schen Autoren gerflckt, u. a. von Aschylus mindestens die Perser, von

4S0 Nene PhilologiBche Bnndachan Nr, 18.

Euripides die meisten in der Schnle gelesenen Dramen und von Aristo- phanes die Wolken anstatt des Sophokles geprüft wissen; aus griechischen und römischen Aqtiquitäten soll gelegentlich der Geschichte geprfift wer- den, endlich soll Archäologie womöglich schon unter die Prüfungsgegen- stände des ersten Examens aufgenommen werden, da der bisherige Prüfungs- modus die Sicherheit in der Erklärung der Darstellungen und in der Beurteilung ihrer Formen nicht in wünschenswertem Mafse zutage fördern könne infolge der bis ans Ende der üniversitätszeit aufgeschobenen Be- schäftigung mit den Kunstdenkmälern des Altertums. Zudem schlielse sich so der Eintritt in den archäologischen Gedankenkreis unmittelbar an die Anregungen an, die dem Schüler in dieser Hinsicht bereits auf dem Gymnasium gegeben worden seien.

Dies mögen etwa die Hauptpunkte der gediegenen Untersuchung sein, deren Lektüre im Zusammenhang und mit den jeweiligen Gründen ge- stützt auch dem nicbtbayerischen Fachmann als fesselnd und belehrend ans Herz gel^ werden kann.

Anabach. A. 8ohloiif)iiBg«r.

232) Ludwig Weniger, Batschläge auf den Lebensweg.

Deutschen Jünglingen erteilt. Berlin, Weidmannsche Buch- handlung, 1906. Vn u. 291 S. 8. J$ 5.—. Verfasser, Direktor des Wilhelm-Ernst-Gjmnasiums in Weimar, hat ein Vierteljahrhundert hindurch (von 1882 bis 1906) die Aufgabe gehabt, seine Abiturienten jedes Mal mit einer Abschiedsrede zu entlassen. Diese 25 Reden sind hier zusammengestellt. Er durfte sie wohl „Bat- schläge auf den Lebensweg" nennen; denn sie sind so gehalten, dals sie auch über den Kreis derjenigen Schüler hinaus, vor denen Verfasser ge- sprochen hat, Bedeutung haben und Beachtung finden können ; wenngleich wir nicht annehmen, dafs die Beden, wie der Verfasser hoflft, auch von Konfirmanden aus gebildeten Familien werden gelesen werden. Die Bichtgedanken, die den Ausführungen zugrunde li^en, sind, wie Verfasser sagt, die drei Sterne seines Lebens: Evangelium, Vaterland, Hellenismus. In sinnreicher Weise geht er gern von Gedanken des Griechentums aus und weifs diese in allgemeiner Weise für seine pädagogischen Zwecke zu verwerten. So, wenn er in der dritten Bede („Vom Sehwinden des Bau- mes und der Zeit") von der homerischen Erzählung von dem Schlangen- wunder in Aulis und seiner Deutung durch Kalchas anseht; odw wenn

Neae Phildogiache Bimdaohaii Nr. 18. 431

er von der Mi so log ie spricht, vor der in Piatons Phaedon Sokrates seine Schaler warnt; oder wenn (in der letzten Bede) an das 1859 in Eleosis gefundene Belief bild des Triptolemos zwischen den Göttinnen Demeter und Persephone angeknfipft nnd der von der Schule in das Leben hinausziehende Jüngling auch als ein „Triptolemos'* angesprochen wird, der die Aufgabe erh&lt, das ihm von der Schule fibergebene Sameukom zu fruchtbringender Aussaat zu benutzen; ganz abgesehen davon, dafs an zahlreichen Stellen gelegentlich Erinnerungen an das Altertum und klassische Schriftstellen eingestreut und weiter verwertet werden. Hierin mag die Berechtigung daf&r erkannt werden, dafs diese Schulreden auch in der Neuen Philol. Bdsch. Besprechung finden. Sie verdienen Oberhaupt, dafs ideal ver- anlagte Jfinglinge, die sich der Erinnerung an ihre wissenschaftliche Vor- bereitungszeit nicht entschlagen, auf sie aufmerksam gemacht werden. Fruchtbringend und anregend mögen sie noch auf andere wirken. Hanau. 0.

YerlAg Ton Frledrle]i Andreas Perthes, Aktlengesellseliaft, C^otha.

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Übersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische

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1. Heft: Haehtmann, C, Übungsstficke im Anschlufs an Ciceros vierte Bede gegen Verres. Preis kart. Jt 0.80.

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3. Heft: Strenge, J«, Übungsstficke im Anschlufs an Ciceros Rede ffir

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Jugurthinischen Krieg. Preis kart Jt 0.80.

7. Heft: HMhtmann, C, Übungsstficke im Anschlufs an Ciceros Beden

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482 Neue Philologische Bondachaa Nr. 18.

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Gotha, 22. September. Hr. 19» Jahrgang 1906.

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Inhalt: BezenBionen: 283) J. Classen-J. Stenp, Thnkydides, VI. Bach (J. Sitsler) p. 433. 234) M. Heynacher, Liviiu, IIb. I (Franz Lnterbacher) p. 443. 236) W. D. Lowe, Petronii cena Trimalchionifl (K. Bürger) p. 444. 236) M. Niedermann, Pr^is de pfaon^tiqne historiqne da latln (Fonek) p. 446. 237) Th. Mommsen, Gesammelte Schriften. I. Abteilang: Jaristiflohe Sebriften, II. Bd. (H. F. Hitzig)p. 447. 238) E. and Leo Weber, Zar Er- innerong an Hnso Weber (0. Wackermann) p. 448. 239) P. Zarifopol, Kritischer Text der Lieder Richards de Fonrnival (M. Goldschmidt) p. 450. 240) W. Bicken, Französiscbes Gymnasialbach (Fries) p. 451. 241) William £. Leonard, £^n and Byronism in America (Herrn. Jantzen) p. 451. 242) E. E. Stoll, John Webster (Herm. Jantzen) p. 452. ~ 243) Fred. Harrison, Chatham (K. Pasch) p. 454. 244) Alfr. H. Miles, The Poets and the Poetry of the Nineteenth Centoir (G. Krüger) p. 454. 245) C. Brockelmann, Semitische Sprachwissenschaft (P.) p. 455. Anzeigen.

233) Thnkydides erklärt von J. Classen- J. Stenp. Sechster Band. VI. Buch. Mit zwei Karten von H. Kiepert 3. Aufl. bearbeitet von J. S. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1905. lY u. 295 S. 8. Jk 3.—.

J. Steups Neubearbeitung des sechsten Buches der Gbissenschen Thu- kydides- Ausgabe reiht sich den von ihm Mher schon neu bearbeiteten Bflchem ebenbürtig an. Wir finden in ihm denselben Fleifs in der Durchforschung und Verwertung der Thnkydides -Literatur und dieselbe eindringende Schärfe in der Erklärung und Beurteilung des Textes; jedoch ist dem Verüeuser meine Erklärung von 87, 4 /i^ ddeel yaviwsduv „Qe- fahr laufen nicht ungestraft zu bleiben** entgangen, ebenso wie die Schrei- bungen 82, 2 ^IwvBq ^eg xat 7taiioi%oßvTes lUkoTtovinfiioiq Jtaqußav yuzl nXdoatv oktw und 89, 6 Srry xat (add&fds ^aaov ^i%iiiiiat)j L Das Buch ist in der neuen Auflage von dem Verfasser wieder auf die Höhe der jetzigen Forschung gebracht, sowohl was den Text als auch was die Erklärung betrifft ^'-* ' ; ^--^.^

/

434 Nene FhUologisohe Bondsohaa Kr. 19.

In der Feststellung des Textes verhält sich der Yerfaaaer gegen die Neuerungen E. Hudes in seiner kritischen Ausgabe ablehnend. Ich stimme ihm darin völlig bei, gehe aber in der Ablehnung noch einen Schritt weiter. Kap. 8, 3 behauptet Hude, tmcI toIq avQcrniyöig %tJL könne mcht mehr von wx»' Sri xd^ abhängen, sondern schlierse sich final an h- ydriaia cdd'ig iyiyvero an; daher fOgt er zwischen xai und töIq avoa- vrffdig den Artikel to0 ein. Der Verfasser stimmt ihm in der AufTassong des Satzes bei, weist aber mit Recht toO als unnötig ab. Es läfst sich nicht leugnen, dafs Hudes Begründung seiner Ansicht, wenn man yuxl tolg axqavrffoig %%X. von yuxS^ Sri %qi^ abhängen lasse, ergebe sich der Sinn, als ob die Athener Aber die Abstimmungsweise beraten wollten, beim ersten Anblick etwas Bestechendes hat Bedenken hat man aber sofort, wenn man diese Auffassung von xa^' Sri auf den ersten Teil unseres Satzes oder auf 9, 1 xa^' Srt jj(^ ig SiyceXiccy exitleiv fiberträgt; denn da ergibt sich der Sinn, als ob die Athener beraten wollten, wie man bei der Ausrfistung und Aus&hrt von Schiffen verfahren mflsse. Demnach muTs %a&' Sri x^ ^^^ ^^^^ ^^^^ andere Bedeutung haben. Nach 8, 2 beschlossen die Athener, 60 Schiffe nach Sizilien zu schicken, und er- wählten die Feldherren. In der vier Tage später stattfindenden zweiten Versammlung wurde, wie Kap. 9 f. zeigen, fiber umfang und Qrdfae der Ausrfistung Beratung gepflogen und Beschlufs gefafst. Die Worte 8, 3 xay Sri xQ^ ^'^^ können also nur bedeuten: in welchem Mafse und ümiang es nötig sei, dafs die Ausrfistung ffir die schon beschlossenen 60 Schiffe schnellstens beschafft und den Feldherren etwaige Nachforde- rungen durch Volksbeschlufs bewilligt werden. So gefafst, behält der Satz seine einheitliche Konstruktion; keinesfalls aber darf man demThu- kydides eine so mifsverständliche Satzbildung zutrauen, wie sie bei Endes Auffassung entsteht, zumal da toC tb ßovleöea&ai^ Tuxd^ &n ...., luxi To€ Toig atQOTfiydig htL^ bezw. ßovXeiiea&ai ze, xad^ Sri ..., luu tcvg xtL nahe genug lag. Auch 18, 2 geht Hude zu weit, wenn er u ye ffsvrxdäijoixv Tcdvreg ^ qmXonQivoiw olg XQ^^ ßovi&eir in ^vxd^oifiey ftdrtag 9 {fvlo^qivolfAfv abändert; denn nur mit qn)XoKQivöifi&^ trifft er das Rich- tige; ^(fvx^oiey TtAwBg dagegen mufs beibehalten werden, da es sich auf die obI iftmaloiSfieyoi zurfickbezieht und so den Grund zu qjvXoTn^t^difitif^ oIq xq^^ ßoTi&eiy enthält: wenn alle sich ruhig verhalten wfirden, also niemand sich um Hilfe an uns wenden wfirde, oder wenn wir, fitUs jemand unsere Hilfe beehrt, mit Bficksicht auf die Abstammung entsdieiden

Nene PhilologiBohe Bnndachan Nr. 19. 435

würden, wem wir helfen mflssen. Ebensowenig ist 77, 2 Hades Schrei- bung Toi>g di st. Toig di zu billigen; denn wie sollte ein Abschreiber nach %<Aq fUy ... Tobg di plötzlich auf zoig di kommen? Qerade das Umgekehrte wftre wahrscheinlich. Der Fehler steckt in dt^airat, wie V. Herwerden richte; erkannte, das ans einer Beischrift in den Text drang nnd dann auch die Änderung Uyovrsg st Xiyowag herbeifahrte; die or- sprfingliche Lesart ist also rdig de ... liyowag yuxyuwQyeir.

Man stobt beim Lesen des Thokydides wiederholt auf Stellen, die einem dem sprachlichen Ausdruck nach oder im Zusammenhang nicht ganz richtig oder passend erscheinen. Auch der Verfasser hat auf eine grOlsere Zahl solcher hingewiesen. Zur Erklärung erwähnt er einigemal den unfertigen Zustand des Thukydideischen Oeschichtswerkes, in den meisten Wim aber sucht er durch Besserungen Abhilfe zu schaffen. Ich ibehte, dafs er damit (^r den Thukydides selbst korrigierte, den man nicht für vollkommen halten darf, sondern der gewils auch wie jeder andere seine Schwächen hatte, die der Heransgeber zwar anmerken, aber nicht beseitigen soll. Dahin rechne ich 2, 3 icot SjioQot. xriL, womit zugleich die Vereinigung beider angedeutet wird, die S^fiTtcnrreg zum Ausdruck brii^, 25, 2, wo man aus der Angabe fiber die Transport- trieren selbst schliefsen mufs, daä der Best Eriegstrieren sind, 32, 3, wo voioide das im Vorhergehenden nur unklar angedeutete Verhalten der Syrakusaner den Qerfichten von der Ankunft der Athener gegenfiber be- zeichnet, das dann in tOv fiiy ... %&¥ 6i klarer dargelegt wird , 49, 4, wo imcofn^ofAiHar airOr nicht die im vorhergehenden Satz erwähnten noXkoi6q meint, sondern die Syrakusaner im allgemeinen: und obgleich sie ihre Habe in die Stadt schaffen, werde das Heer nicht in Not kommen, 54, 5, wo Thukydides, obgleich er im Vorhergehenden ausdrficklich sagt, dafs Hippias die Herrschaft erhielt, doch von Hipparchos den ungenauen Ausdruck xipf SXXrjv dfxiljv gebraucht, weil dieser eben als Bruder an der Regierung teilnahm , wie es ja auch gleich im Folgenden ziqawot oSroi und im Vorhergehenden von Aristogeiton fpoßijd'eig xij» '[jcnd^ov diSvafiiv hfißovleiti . . . xardkiHfiv x^qawidt heilst, 62, 4, wo der Satz Ntxlag 6i xriU nachträglich zum vorhergehenden hinzugefOgt wird, um anzugeben, was zwischen der Eroberung Hykkaras und der Bfickkehr nach Eatane geschah, und so den Bericht zu vervollständigen, was wir mit dem Plus- quamperfekt bezeichnen, 71, 2, wo der Schriftsteller die Worte äg ig iaif %tL an rcf Skia ... ftaf^aayuevAaiavtav anfügt, ohne an die

4a6 Neue Philologiiohe Bandaohaii Nr. 19.

angefangene Konstruktion zu denken, 74, 1, wo der Deutlichkeit wegpen Ol ToCra ßovl6fi&H)i nachträglich beigef&gt wird, da die Partie, azaaul- ^ovreg yuxi h SrcXoig orteg alle Messenier umfassen, was auch aus ir^e- KqAvow ^,die Oberhand behalten** hervorgeht, 86, 2, wo man inoftveA- ea&ai nicht als Medium fassen darf, woför der Verfasser auf Diod. Sic 4, 31 hätte verweisen kOnnen, sondern einen bei Thukydides ancb sonst häufigen Subjektswechsel annehmen mufs, der durch den vorher- gehenden Satz Sri . . . ftdQeofiey allerdings erleichtert ist , 88, 5, wo un- genau rdy xuii&va ffir den Rest des Winters steht, was nur in fie&oQ- fiiadfim^oi %tL angedeutet ist, 93, 3, wo das Subjekt zu raCra de ^vr- ^ifiei^i %tL aus dem Zusammenhang ergänzt werden mnls, nämlich die Gesandten der Eorinthier und Syrakusaner, die eben zu diesem Zweck nach Sparta gekommen waren, und schliefslich manche Angaben hinsicht- lich der Belagerungswerke von Syiukus {töv %ihtXopf Tsixogy %ijv 7cvU6a\ die der Geschichtschreiber als bekannt voraussetzt und damals auch als bekannt veraussetzen durfte.

Besonders gilt diese Beobachtung von den Beden, in denen der Aus- druck naturgemäfs kflhner, Satz- und Gedankenverbindung freier imd sprunghafter ist; denn der Redner darf sich mehr erlauben als der Schrift- steller. So sagt der Redner 10, 2 ^ ro0 alaxiopog ^ ^f^t^t ^^ uq Gegensatz zu den Athenern die schimpfliche Lage der Spartaner beim Friedensschluls zu schildern, ohne daran zu denken, dafs ein ZuhOrer ans diesen Worten auch heraushören konnte, die Athener seien ebenfidls in schlimmer Lage gewesen; er hätte ohne Vergleichung auch hi raC ataxi- azov sagen können, nie aber das abgeschwächte Ix toß ala%lcfiH>q ohne ^ ^liiv „in einer ziemlich schimpflichen Lage*^ Kap. 20, 2 f. will Ni- kias den Athenern die Macht Siziliens möglichst klar vor Augen stellen; daher weist er auf die Gröfse, Unabhängigkeit und innere Ruhe der dor^ tigen Städte hin, sowie auf deren Zahl, die er durch die G^egentlberstd- lung &gi h fii^ n^q) nolX&g nachdrücklich hervorhebt Obwohl es niu aber niemand zweifelhaft sein kann, dab er die griechischen l^dte auf Sizilien meint, fägt er doch zum Schlüsse mit stärkster Betonung nodi %äg ^Elktpfldag hinzu, um seine Mitbürger die Schwierigkeit der Unter- nehmung ganz erkennen zu lassen; Griechen sind es, die Aber diese Macht- mittel verfBgen, nicht etwa Barbaren, fiber die man, auch wenn sie viel zahlreicher sind, leicht Herr werden kann. Darauf nennt er ihre Zahl, wobei er gerade die Gleichmäfsigkeit ihrer Ausrfistung mit der der Athener,

Nene PhflologiBche Bondsohsn Nr. 19. 437

auf die schon mit Tdg^EUiip^ldag hingewiesen ist, besonders betont, und f&hrt Selinns und Syrakus namentlich an, deren Streitmacht nnd Reichtum er schildert. Dabei f&llt ihm aber ein, dafs die Syraknsaner vor den SeU- nontiem noch etwas voraus haben, und so schlierst er, ganz im Charakter wirklich gehaltener Beden, den beide Stftdte gemeinsam betreffenden Teil mit SBhwvrrioig ab und f&ngt den nächsten mit SvQamoaioig di yuai an: den Selinuntiem nämlich; den Syraknsanern aber wird aufserdem noch usw., mit di yuxi andeutend, dafs das vorher Gesagte auch von den Syrakusanern gili In dem Satz Svi(cnu>aloig de yuxl %tJL setzt Nikias div d^x^js hinzu, um auch hier wieder das fBr die Athener Qeffihrliche anzuzeigen; das Verhältnis zwischen Athen und den Sikelem besteht schon lange, ist also gefeetigt und deshalb ffir die Athener schwer Itelich; „infolge ihrer Herr-. Schaft Aber einige Barbaren*' hätte Thukydides nicht mit ßaqßdquiv tivOv dai dfxfjgj sondern mit ärtd ßaqßAqioy xivöv äq^oiAhfiov aufi^edrfickt. In einer Bede ist auch ein Ausdruck wie 84, 2 ^ot x^tSgpa y% ^ ifa^eqC^ 1j ^ hög yi tov tffd/tov nicht zu tadeln, obwohl er logisch anfechtbar ist; ähnlich sagt Philoktet bei Sophokles 771 iq>Ufiai \ hu&na iii^ ÜKovra fii^i xff i^^xro I y^yoig fie&eivai rofea, um nachdrücklich „auf gar keine Weise, unter gar keinen Umständen '* auszudrücken, und derartiges findet sich in Beden auch heute noch. Die Worte in der Bede des Athenagoras 86, 2 ol yäq dadidveg Idlq %% xriU können nur, wie der Verf. gut nachweist, auf geheime Umtriebe gehen, die durch Erregung der all- gemeinen Angst vor den Athenern verdeckt werden sollen. Der Verf. hält d9di6w9s für verschrieben; ich glaube, dafs die dunkle Ausdrucksweise absichtlich gewählt ist, da ja solche geheimnisvollen Andeutungen und unbestimmten Verdächtigungen für die Parteirede charakteristisch sind. Athenagoras sagt, er wundere sich Aber die Verbreiter der einschfichtem- den Nachrichten, dafs sie so einftltig seien zu glauben, man merke ihre Absicht nicht; hätten doch alle, die eine Befürchtung für ihre Person hegten, den Wunsch, durch Erregung allgemeiner Furcht sich zu decken nnd der Strafe zu entgehen; so machten es jetzt auch jene, die ja immer auf Umtriebe und politische Wühlereien ausgingen. Mit groüser Berech- nung spricht auch der syrakusanische Stratege Kap. 41 ; unter Zurück- weisung jeder Verleumdungssucht fordert er zu Büstungen auf; denn auch für den IUI, dab man sie nicht brauche, schade es nichts, wenn man mit allem Notwendigen versehen sei und sich durch Aussendung von ge- eigneten Persönlichkeiten über Stinmiung und Verhältnisse in den anderen

438 Nene Fhflologisohe Rimdseliaii Nr. 19.

Städten anterrichtet habe. Zum eisteren fBgt er %ijv d^ ifvifiiluap %tL^ womit er dies als ihre An^be in Anspruch nimmt und unberufene Ein- mischung scharf zurfickweist, zum zweiten 6i %ai iniimuh^iu^a xrA., um zu beweisen, dafs sie auch tatsächlich ihrer Aufgabe nachkommen, und schliefst dann mit xat Srt fiy xxL^ der Anerkennung der Soaverftnitftt der Volksversammlung, ab. Kap. 78, 1 fordert Hermokratee die Si- zilier zum gemeinsamen Kampf gegen die Athener auf; denn jetzt hätten sie als Bundesgenossen noch die Syrakusaner, und zwar nicht allein {yuai oÖK iQfjiÄw)^ wie er mit stolzem Selbstbewnlstsein , das seine Wir- kung auf die Zuhörer nicht verfehlt, hinzuffigt; auch sollten sie ddi durch die Vorspiegelungen der Athener nicht täuschen lassen, die nicht gekommen seien, um Syrakus zu bestrafen, sondern dies nur vorgäben, um sich so die Freundschaft der Sizilier mehr (o^ fjaaop) zu sichern. In seiner Erwiderung 82, 2 macht Euphemos mit den Worten ezei di xat ohtog^ mit denen er den von Hermokratee angegebenen Grund an- erkennt, den Übergang zum Beweise, dals die Athener ihre Herrschaft wirklich dx^ws e^ovaiv, ein Eunstmittel, das mit Vorliebe angewandt wird, da es infolge der Überraschung der Zuhörer, die statt Anerkennung Widerlegung erwartet haben, besonders wirksam ist; aber in § 4 scheint zwischen kßoihnmo und xot der Infinitiv eiuv ausgefallen zu sein, der sprachlich und inhaltlich verhingt wird. Am Ende seiner Bede (Kap. 87, 4 f.) weist Euphemos darauf hin , dafs alle fiberall bei den Athenern Hilfe gegen Bedrfickungen finden, und fordert die Kamarinäer auf, diese gemeinsam jedem, der sie brauche, und auch ihnen jetzt zu Ctobote stehende Hilfe nicht zurfickznweiaen, sondern sie ebenso wie die anderen, die sich in der Not ihrer bedienen, zu gebrauchen, um gegen die Sjnir kusaner, ihre Bedränger, vorzugehen; dies ist der Sinn von i^iadacafrwg töig äXXo^ „den andern euch gleichstellendes d. h. ebenso verMreod wie sie. Bhetorisches Oepräge zeigt auch 91, 4 äate ii^ tufl %fiq Jk- %eXiag xtL, wie Alkibiades den Spartanern zuruft, nachdem er ihnen gezeigt hat, dafs mit der Eroberung von Syrakus Sizilien und dann auch Italien in die Gewalt der Athener kommen werde, wodurch der Peloponnes selbst gefthrdet sei. Sie sollten sich bewuCst sein, lautet seine Mahnung, dafs sie jetzt nicht nur fiber das Wohl Siziliens beraten, wozu sie zu- sammengekommen seien, sondern zugleich auch fiber den Peloponnes, der ebenfalls gefthrdet sm, wenn sie seinen Batschlägen nicht folgten; mir die Befolgung seiner Batschläge retbst Sizilien und damit auch den Felo-

Nene Fhflologiioha Bnndadwa Nr. 19. 489

ponnee ans der Oefiihr, in der sie schweben and deren Abwendung der Gßgenstand der jetadgen Beratung der Spartaner ist: dieser Gedanke kommt durch die kurze, scharfe Qegenflberstellung zum wirksamsten Aus- druck, wenn er auch der strengen Logik nicht ganz entspricht

Neben Stellen der behandelten Art fehlt es bei Thukydidee auch nicht an solchen, die durch die Überlieferung entstellt wurden. Manche sind von den Gelehrten wieder geheilt worden, auf andere will ich hier n&her eingehen. Der Verfasser will 2, 5 dmiamlw in der Bedeutung nweg-, zurflckdrftngen*' halten, indem er auf 8, 89, 5 verweist. Von diesen zwei Stellen abgesehen findet sich dnoariJiluv noch 62 mal bei Thukjdides, immer in der Bedeutung ,, wegsenden *^ Bei diesem Sach- verhalt wird man an unserer Stelle an der allgemein angenommenen Verbesserung dyiarBilcn^ festhalten mfissen, das auch 3, 98, 1 und 6, 70, 3 ebenso gebraucht ist; 8, 89, 5 aber ist dTtoxäHuv „aus seiner Bahn zurfickstoisen oder drängen*' zu schreiben, vgL Suidas dnoMikav- %9q' dftoxXivavrtg. Kap. 4, 2 vermutet derVer&sser gut, da(s in avatjß in dem Satze yuxl U MBydutav %%l. ein Eigenname steckt, dessen Her- stellung jedoch unsicher bleiben mufs, bis man weitere Aufschlflsse fiber die Grfinder von Selinus hat. Nahe kommen Bvflgy ßjaovg^ ^(Mvqs, StiMJljg. Nach diä td ftffinifiäa&ai 9, 2 wflnscht der Verfiisser etwa %e yuxi TthiUn if^odad'ai oder re %ai noiXä sdrvxiif mflfiS'Cu^i aber dieser Begriff liegt doch wohl in ftqcr$iiUSta^ou^ da er ja nur infolge seines Glflckes und seiner Erfolge mehr geehrt wird. Wäre es fiberdies nicht auflUlend zu sagen diÄ %b nhüm ÖQ^oOad'ai dftcv ftofSt yvt&§ir[y? Kap. 18, 1 möchte ich das fiberlieferte xatof^aüirfai g^gen die Änderung in iunoii9oütai in Schutz nehmen; der Plural des Verbs steht auch sonst bei Thukjdides (vgl 2, 8, 2; 6, 26, 2; 6, 76, 2; 6, 62, 4; 8, 10, 1) nach einem pluralischen Neutrum und pabt hier bei ilix^^o ^^^ ftlüma zur Betonung der wiederholten EBlle gut; ähnlich auch Antiphon 6, 84: oddheQa dMpikifia»^ wo manche allerdings auch ägdlqaeif korrigieren. Kap. 17, 1 schreibt der Verfiisser xdirgaMa ^ ifiij veövKis xv^ meinem GefAhle nach weniger angemessen als das fiberlieferte xat taCta; denn man wfinscht hier nicht den Zeitpunkt, sondern den Erfolg betont. Das Folgende erklftrt der Verfasser „trat mit dem Machtgebiet der Pelopon- nesier in Verkehr**; aber die Verbindung &iAihfiw ig %i^ IL iAfa§uy befriedigt weder sprachlich noch sachlich, da sich an ^fokufigB natnigemftls l6yoig nfiftouaiv anschlielst und nicht die Angabe des Ortes, sondern des

440 Nene Philologische Bnndflchaii Nr. 19.

Zieles der Tätigkeit erwartet wird. HUt man die flberlieferte Lesart fBr richtig, so kann man nur erklären: and dies war die Art, wie meine un- besonnene Jugend gegen die Macht der P. mit passenden Worten umging, und der Erfolg, den sie durch Vertrauen erweckenden Eifer erzielte. Je- doch scheint mir äfiiXtfre fehlerhaft fiberliefert st öfilloiSj abhängig von Ttginovai: „mit Worten, wie sie fBr die Massen passen''; so konmitaadi re %ai zu seinem Recht. Zu ig «i gegen'' in feindlichem Sinne vgl. z. B. 4, 95, 2: xiaqf^aatB lg airoiig. Warum soll 18, 6 v^ iTcixm^pifp nidit Akkus, der Beziehung zu iypiQdaea&ai sein, eine AufiEassung, die den Subjektswechsel vermeidet? Eap. 33, 4 will der VerfiBSser den Plural Tciatd durch die Annahme einer Beziehung auf die folgenden Substantiva tifr TÖkfiav ahiChf xai d^afiiv rechtfertigen, was nicht angeht; als Sub- jekt kann nur das, was man fiber den geplanten Angriff der Athener aof Sizilien sagt, gedacht werden, und das Neutrum Plural steht wie auch sonst bei elvai und ylyyea&at^ vgl. 1, 8, 2; 2, 10, 2; 56, 1 ; 3, 16, 2 usw. Auch der Satz o6 yäq ü) ii^ T^xfitHii yt %%%. ist wohl an seinem Platze, wenn man -ml oix dyilmaTw e^ioiye mit dem vorhergehenden ulAXXiotw 6ij efytay enge verbindet Eap. 34, 1 schreibt der Verfasser ^vfifiaxiSa Ttouiiia&a ijfÄiv ; viel einfacher ist es, das fiberlieferte noiüiied^a in noidwai zu ändern, was schon durch das folgende di%(av%ai empfohlen wird. Die Verschreibung lag nach neiQiified'a und nifintofiey nahe. Ebenda § 4 verteidigt der Yerfosser das fiberlieferte tcbqI zfj 2i%ßki(fj ohne jedoch weder aus Thukydides noch aus der attischen Prosa Oberhaupt eine Pa- rallele anfahren zu können ; ja, er mufs noch toü vor huuvovg 7te(iai(o9fjpai streichen. Die Eap. 52, 1 erwähnten Sqtuo will der Verfasser, wenn ich ihn recht verstehe, auf einen beschworenen Vertrag zwischen Athen und Eamarina beziehen, und er denkt dabei an das mit Laches abgeschlossene Bfindnis. Dieser Annahme widerspricht aber der Inhalt des Vertrags, der bestimmt, die Athener nur aufzunehmen, wenn sie mit einem Schiffe knden, eine Bestimmung, die gewifs nicht auf ein Bfindnis zwischen den zwei Staaten hinweist; dasselbe geht auch aus der den Athenern v<m be- freundeter Seite gemachten Mitteilung hervor, die Eamarinäer seien bereit, sich ihnen anzuschliefsen. Die hier genannten 8Qiua können aber nur, wie Glassen richtig bemerkte, die im Frieden zu Gela zwischen den sizili- schen Städten vereinbarten Bestimmungen sein, in die Athen fibrigens auch eingeschlossen war, vgl. 4, 65 ; 5, 5. Eap. 53, 1 vermutet der Ver^ üasser in iilXovg Tiydg, tdiv aTQariünChf (xivtav) fier aitoD fiefivpn)-

Nene PhSlokglMhe Bnndbchan Nr. 19. 441

fiinap; aber die Wiederholung Tivdg und tivöv mibftllt ebenso, wie das XQ unbestimmte irt SXlovg virdg^ bei dem man rCiv avqaxwndv als Gegensatz za Ini te ^Ahußidärpf ungern vermifst Vielleicht ist nach Ti9r HTfarianriSr ausge&Ilen (yuxt %c(fS) %(av fitr a^o0/ti.: „da sie eben- £dls mit ihm usw.; Alkibiades war nämlich nur w^gen Mysterien- frevels angeklagt, wie der Verfasser mit Recht bemerkt. Dazu träte dann als eigänzende Bestimmung röy di "Kai Ttefl T0y ^R Kap. 60, 1 schiebt der VerfiEMser nach ig robg neqi r^ iAvaziyU&¥ gut xai zobg neQl Ti3y ^Effiöy ein; aber vor Saneg iddyuu ahulnatog ehai fehlt nichts; der dg %<2f¥ dadefdinav soll ganz allgemein eben nur zu einer Anzeige bestimmt werden. Der Verfinsser mSchte Tcegi T0y ^EffiOy ergänzen, was nach § 4 xai j fi^ advdg xtL kaum mOglich ist; denn hier erst wird der G^nstand des fAfpnkiv angegeben td %&¥ ^Eq^&¥. Auch 62, 5 kann ich dem Verfasser nicht beistimmen, wenn er die Stellung des partit. Qenetivs ig %obg %(3f¥ ^-MS^jQfv ^vfifidxavg schlitzen will, die Erflger mit Becht in ig %Qf¥ X rai>g $. abgeändert hat. Es findet sich weder im Thukydides noch meines Wissens in einem anderen attischen Schriftsteller ein Bei- spiel, wo bei einem präpositionalen Ausdruck der Gen. pari zwischen Artikel und Substantiv stände. Diese Stellung kommt bei unserem Hi- storiker nur vor, wenn der Genetiv nicht unmittelbar hinter den Artikel tritt oder von einem zum regierenden Nomen gehörigen Worte abhängig ist, wie 4, 125, 3 TÖlg rdv ipayvitav Ttf^dnoig nQoaxuaofAi^oig und 8, 90, 1 oi di %<bv %9%nonu>aiwv fidJUtna hctprloi hweg t^ %oioi%tf eidUy wo die Gen. von nndnoig und fidJUara abhängen; flberdies steht im letz- teren EUl di zwischen Artikel und Genetiv. Wo sonst eine ähnliche Stellung vorkommt, ist der Gen. attributiv oder verdächtig, dieses 1, 126, 6 [rOv l^drpfaiani]. 4, 111, 2 [tOy Tofoyaitay] oder ^fdod^ei^ %&¥ T. 8, 73, 6 \%Q(¥ JSa^eW], jenes in Fällen wie 1, 26, 3 o\ %&¥ ^Enidafivlan^ ifvyAdug. 4, 52, 2 Oi Mv%ihtfml(uv gwydSeg yuxi xCiv SHunf ^eaßianf; ebenso 1, 25, 4 öfioia roig ^BlUJHap Ttlovauotdtoig im Gegensatz zu den reichen asiatischen Staaten, aber 4, 76, 3 ist wohl äXXoi (re) iS^O^xo- fieyoff ivsdldoacty tmxI oi ['0^o/i«yiW] q^dSsg icvL zu lesen. Kap. 65, 3 liegt der Fehler nicht in nQoaeliaaygag ^ wofttr der Verfiisser nifoeli- aopveg wfinscht, sondern in ig, das unter Einwirkung des eg in ndoeld- aawteg das richtige 7r(f6g verdrängt hat, vgl. 4, 72, 4; 6, 73, 3. Auch 69, 1 ist yuxi iTteXijlö&eaaVy wie es scheint, aus x&uiae iXuihi^waiß ver- sehenüich entstanden; auf diese in die Stadt Gegangenen bezieht sich

442 Kene Fhüologiadie Rnndsehan Nr. 19.

dann ol di, wie der Verfiftsser richtig gesehen hat. Kap. 72, 1 genfigt die Anssohliefeang von Nd^ov xa/, das ans einer Beischrift in den Text gelangte, während in § 3 keine Änderung notwendig erscheint. Der Ver- ftsser yermiM nach rdig nf^divoiq %(Sf¥ ^Elkijvtay ifineiQif etwa dntiqovg %aly ein Begriff, der in Idn&rag liegt, vgl. Hesych. Idtdnag' ^eiQOvgx nur Steigerung wird noch Ag Anüv x^Q<>^^X^^^ ««^ ^^ si^n Leate ans der Werkstfitte hinzngefBgi Die x^QO^^TC^ccg sind auch Xenoph. resp. Lac. 11, 1 den atQovi&fai gegenflhergestellt und ebenso Plut. oompar. Lyc. c. Numa 2 : Tctg fiev ßavaiaovg drcoiuxO^aiQovaa zixyctg dg olxezC^v TMti ija%oiyua¥ xuqagj otirvobg di Tobg TioUxag dg rij^ damSa tmxI döfv 0vvdyovaa noXifiov XBiqozixycig %cti d^Bqinowag \^qeog wtag. Daraus ersieht man die Entstehung des Ausdruckes noUpiov xeiQot^x'^g^ den PoIIbx I 156 ftlschlich dem Thukydides zuschreibt und Dio Osss. 50, 16, 1 noch erweitert. Ein Gegensatz zwischen Ididttig und x^Q^h'^S finde ich nirgends; dem IdidTtig steht der dantitijg gegenfiber, vgl. Xen. Gyrop. 1, 5, 11; Hipparch. 8, 1. Kap. 80, 1 erklärt der Yerfiisser die Worte i^e di ig %ijv ^vfifiaxictv nQo^fiÖTBfov „vielmehr mit allem ESfer in das Gebiet der B. ziehen '\ zweifelhaft wegen der Bedeutung von ^vfifi^la und auflatlend im Munde des Syrakusaners, der mit dem Gebiet der B. nur seine Heimat meinen kann. Der Sinn verlangt: sondern nur um so bereitwilliger zur gemeinsamen Hilfe zusammentreten ; daher lese ich ^fißo^ &uav, vgl 2, 82; die Seltenheit des Wortes war an der Verschreibang schuld. Kap. 82, 8 will der Verfasser ti zu iniriaauv ziehen, weil er ghiubt, ciidiv nuiche eine Verbindung mit ftäXlov unmöglich ; aber vt tritt oft zu oMiy Qifidh) fiäUw, vgl Herod. 4, 118; Xen. oecon. 3, 8, 10; 15, 7, 8; Hieron. 2, 18; Cyrop. 7, 1, 6; Plat. Phaedon 87 d; Soph. Aiaa 280; Eurip. Ale 522. Kap. 85, 2 erscheint mir die Änderung des fiber- lieferten Dat. Totg ^fÄftdxoig bedenklich ; wahrscheinlicher ist der Aushll von ^(onreg, das aber nicht mit Stein hinter, sondern vor aittnfdfiovg einzuschalten ist, da es nach naQcnu&xs leicht verloren gehen konnte. In § 3 läM sich ßiq nicht mit dTteXd^rctaii verbinden; es ist vermutlich der Best von öfioloyi^fy dessen Anfiing nach ircÖTtttp ausgelassen wurde; zu öfioXoylf palst int t^ i^/uer^^ §vatTJiictyteg indTttif, sowie das fol- gende 9 TMxl %a% i^fjiletr xfL Zur Ersetzung von iidXuna 93, 2 durch das xAXUata des Vatic. liegt kein Grund vor; fidUata findet sich bei äKfmkäv ()fter, z. B. Xen. mem. 2, 4, l; sjmp. 4, 7, ebensowenig zur Abänderung von äntxtx^qtfjav 95, 1 in i^exfi^iftfsaify vgl. 5, 75, 1; 1,

/ -

^lr.v .... ,

Nene FhilologiMhe BnndachMi Nr. 19. X^^ii r ^ . 448

101, 6; 112, 6; 2, 72, 2; 7, 82, 1; 4, 1, 4; 3, 103, 3; 7, 62, 1; 41, 4. Kap. 102, 2 schreibt der Verfasser gat dMyatog iaögiwog statt des fiberlieferten ddwdtovg ^ofievovg, aber 105, 2 ist Skia ik%a des Vat doch nur eine Erklärnng zu Saa SHa der anderen Handschriften, und auch 104, 2 ist TaQOPvlyov si Teqivauiv wenig wahrscheinlich, eimnal weil Bekanntes nicht in Unbekanntes verschrieben zu werden pflegt, und dann weil diese Bestimmung nach Ix To€f TAqawog ügag Ttaqmlsi %i[¥ ^IxaUm völlig mfifsig ist *

Freibnrg i. Br. 1. WIslMr.

234) Max Heynacher, Titi Livii ab urbe oondita Über L

Ausgabe ffir den Schnlgebrauch. Vierte, verbesserte Auflage. Ootha, Friedrich Andreas Perthes, Aktiengesellschaft, 1906. Text IV u. 54 S., Kommentar 52 S. 8. J$ L-.

Gute Lesungen sind: praef. 11 sero\ 1, 1 fnkenml^ 9, 12 TaHasü und 48, 6 OupHum nach W. Heraeus; 59, 12 seMorüms nach W. Soltan. Unhaltbar ist 9, 13 violaii hospitii foedm. Ich bin mit H. einverstan« den, dafs hcspüii faedus das Oastrecht bezeichnet; aber die «Verletzung des Gastrechts' kann nur violatiun hospiiii foedus heilisen. 32, 17 setze man praeustam sanguineam (nach Madvig und Wissowa).

Die Erklärung ist sehr knapp gehalten, 1, 1 fuerant . . . quaerebemf] Der Indikativ bezeichnet diese Nebensätze nicht als Erklärung des livinSv sondern als unzweifelhaft, weil das Ganze von canstat abhängt § 3 et . . . appeUoH sollte in Parenthese stehen, da der folgende Satz noch von amsia^ regiert ist 1, 8 sanoDisse gehört zu tradimt, nicht zu fama est. 2, 5 imjplessel ist gleichbedeutend mit impteret; dab die Folge nicht mehr fortbestehe, ist nicht richtig. 3, 10 maseimus] „für maiar". Zur stirps gehörten auch die Enkel. 5, 1 Lmpercua hat mit airooo so wenig zu tun wie Mamercus. Es bedeutet einfach Wolf, wie die Wölfin als Amme des Bomulus auch Luperca heifst 18, 10 peregü veifbis OMpicia, guae mitU vdlef] H. meint: „Der Konj. vellet erklärt sich als Vermischung von 1) quae a/Hspida mUU veliet und 2) amapieia quae mMi voimt'^ Der Betende sagt zu Juppiter: Haec 8unt (Hupicia, guae mitti vdim oder haec ampicia mUH veUm. Bin vcIo, vMbam, volm ist gegenüber Juppiter unstatthaft, auch gegen einen Unteigebenen nicht höflich. 19, 2. Die Angaben Aber JanuB stimmen nicht zu Wissowa S. 94 und Steuding, 3. Aufl., S. 123. 33, 5. Muräa ist nicht Myrtea, nicht

444 Neae FhUologiaehe ttondwbaa Nr. 19.

VeDOB. 36. Attas Navius, nicht Attius Navos! 46, 8. Celeriter adalescenteni suae temeritatis implet. Arruns Tarquinius et TalUa minor prope continuatis faneribas cum domos vacuas novo matrimonio fecisseoi» ionguntor nuptiis] Subjekt zu iungumtur sind der adulescens und die ihn bestfirmende TuUia maior. Arruns und Tullia minor sterben und machen dadurch die Häuser frei fOr eine neue Ehe. Dafs Livius den Ludus und Anuns verwechselt habe, glaube ich nicht

Bargdorf bei Bern. ^ Fraas liVtorbaoher.

235) W. D. Lowe, Petronii oena TrimalchioniB edited with

critical and explanatoiy notes and translated into english proea.

Cambridge, Deighton Bell and Co. (London 0. Bell and sonn),

1905. XU u. 182 S. 8.

Yorli^ende Ausgabe der Gena Trimalchionis wird man am k&rzesten

als eine Bearbeitung von Friedl&nders Ausgabe filr englische Studenten

und Leser charakterisieren kSnnen. Wie diese Aufgabe und in engem

Anschlüsse an sie beginnt sie mit einer Einleitung, in der nacheinander

der Verfasser, Inhalt und Zweck des Bomans sowie Zeit und OrÜichkeit

der Gena kurz besprochen werden. Neues ist darin nicht zu finden. Ver-

miüst wird eine Würdigung der literarischen Bedeutung des Bomans und

seiner Beziehungen zu der sonstigen biotischen Literatur. Griechischer

Einflufs wird schroff abgelehnt, auch die bekannte Hypothese von Klebs

nur zweifelnd erwfthni

Es folgt dann nach einer kurzen Skizze der der Gena vorhergehenden Ereignisse und einem Verzeichnisse der handelnden Personen der Text mit nebengedruckter Übersetzung; unter dem Texte befindet sich zunftchst die An. crit und dann ein sehr ausfBhrlicher englischer Kommentar. So hat man alles, was man braucht, bequem beieinander; doch ist leider die Benutzung durch das Fehlen der Zeilenzfthlung unnStig erschwert

Der Text soll nach Lowes Angabe der von Bfichelers vierter Auflage sein, abgesehen von rein orthographischen Abweichungen und einigen wenigen abweichenden Lesungen, die dann speziell erwfthnt seien. Dodi ist diese Behauptung nicht ganz richtig. Die Ausgabe ist in der Haupt- sache nicht nach Bachelors vierter Auflage, sondern nach der dritten und Friedl&nders Ausgabe gearbeitet; die vierte ist zwar noch benntxt, aber nur ganz oberflächlich. So schreibt Lowe an einigen Stellen, wo Bachelor in der dritten Auflage eine Konjektur aufgenommen, daffir aber

Neoe Phüologlaohe Bnndgchan Nr. 19. 446

in der Yierten mit Friedlftnder wieder die auch von Lowe aofgenommene handschriftliche Lesong eingesetzt hat, Bficheler ansdrficklich noch die in der dritten Auflage stehende Lesung zu wie S. 18 inter promulsidaria, S. 36 testiculavit, S. 46 decrevi, S. 68 Ventilat quidem, S. 152 assectemur; an einigen anderen, wo Bficheler noch Aber FriedlSnder und den diesem anch hier folgenden Lowe hinaus in der vierten Auf hige zur Handschrift znrfickgekehrt ist, vergifst er die Abweichung zu bemerken, wie S. 70 nee, S. 102 non coniecero und anderen. Was aber das schlimmste ist, einige Leearten, die Bficheler in der vierten Auflage neu eingesetzt hat und die besonders beachtenswert sind, werden fiberhaupt nicht erwfthnt, wie oclo- pectam 8. 30, potes loquere, non loquis 8. 66 und benemoria S. 114. Auch sonst finden sich in den Angaben manche üngenauigkeiten ; so wird S. 24 bei supellecticarius und S. 26 bei tengomenas auch die Abweichung von Bfichelers Texte verschwiegen, und ebenda ist quae ein Druckfehler ffir quare. Selbsttndige Teztesfinderungen hat Lowe nicht voigenommen; in der An. Grit bringt er einmal eine eigene Vermutung S. 54, die aber nichts weniger als wahrscheinlich ist

Die Übersetzung zu beurteilen möchte ich mir nicht erlauben und nur das eine bemerken, dafs sie manchmal englischer Sitte entsprechend nach meinem Oeschmacke gar zu zimperlich ist Beispielsweise fflhre ich an, daTs Lowe die Stelle S. 6: „Trimalchio digitos concrepuit, ad quod Signum matellam spado ludenti subiecit ezonerata ille vesica aquam po- poscit et'^ folgendermalsen fibersetzt: „Trimalchio snapped bis fingers and the eunueh, hearing the signal, obeyed, bis master still continuing the game. Then he called for some water to wash bis hands.**

Die Anmerkungen sind im ganzen zweckentsprechend. Zunftchst bieten sie eine vollstfindige Zusammenstellung des bisher zur ErkUrung vor- gebrachten Materials, doch gehen sie manchmal auch nicht ohne Erfolg neue und selbständige Wege. Meist sind sie so gearbeitet, dab die ver- schiedenen Möglichkeiten der Erklärung nebeneinander gestellt werden und die Entscheidung dem Leser fiberhissen bleibt Zuweilen scheinen sie mir nach der Mher fiblichen Weise allzusehr mit nicht direkt not- wendigen Zitaten fiberladen.

JMe äu&ere Ausstattung ist nach englischer Qewohnheit auberordent- lich splendide.

Alles in allem eine Aufgabe, die der deutsche Petronforscher zwar nicht gerade zum unentbehrlichen Handwerkzeuge rechnen wird, die aber

446 Nene Philologiaehe Rundschaa Nr. 19.

für englische Studenten und Leser gewifs wird recht nützlich weiden können.

Blankenhnrg s. H. K

236) Max Niedermann, Fröds de phouötiqae historique du latm (= Nouvelle coUection ä Tusage des classes XXVIII). Avec un avant-propos par A. MeiUet. Paris, Librairie C. Klinok- sieck, 1906. XII u. 152 S. 12o. frcs. s.50.

Der Beifall, den eine 1904 als Beilage zum Jahresberichte des Gymnasiums von Chanx- de -Fonds herausg^ebene Skizze Aber den la- teinischen Yokalismus gefunden hatte, hat den Verfiisser bewogen, nun- mehr die gesamte Lautlehre des Lateinischen in einem kurzen Abiils darzustellen. Er ist nicht nur als wissenschaftliches Hilfsmittel f&r den Unterricht des Lehrers gedacht, sondern zugleich bestimmt, bei reiferen Schfilern höherer Lehranstalten mit der richtigen Vorstellung von der Entwicklung der lateinischen Laute lebhafteres Interesse f&r den Unterricht zu erwecken. Trotz der warmen Worte, in denen auch MeiUet in seiner Vorrede der Hoffnung Ausdruck gibt, auf diesem Wege dem grammatischen Unterrichte Oberhaupt neue Sympathien gewonnen zu sehen, bleibt ein wirklich greifbarer Erfolg eben dieses Mittels zweifelhaft; bei der beschränkten Zeit, welche dem altsprachlichen Unter- richt gegSnnt ist, wird die Grammatik immer nur in den Dienst tieferer Erkenntnis der in der Literatur fortlebenden Geisteswelt zu stellen sein; auch nur eine knapp bemessene Beschäftigung mit einem so geringen Ausschnitte der Grammatik, wie sie dieses Werkchen ermögUehen will, wird schwerlich je um ihrer selbst willen im Elasseonnterrichte Platz finden. Aber, klar und scharf umrissen wie diese Übersicht groben ist, wird sie nicht verfehlen, bei allen, die mit der lateinischen Sprache sich wissenschaftlich lernend oder lehrend zu befassen haben, gesunde An- schauungen und rege Teilnahme fQr sprachliches Leben zu f&rdem. Man erhält in engem Bahmen ein gutes Bild von dem augenblicklichen Stande der lateinischen Lautlehre, ein Bild, das als Ganzes um so deutlicher vor Augen tritt, weil die Bficksicht auf die jugendlichen französischen Leeer es verwehrte, den Blick auf andere Sprachen als gelegentlich einmal das FranzösiBche selber abzulenken. Bleibt recht oft, was nicht minder durch die schwierige Eigenart des Gegenstandes als durch die notgedrangene Eflrze der Behandlung bedingt war, ein einzelner Zug dieses Bildes donkd,

Nene Philologische Randschan Nr. 19. 447

SO wird eben dadurch das Nachdenken angeregt und hoffentlich mancher junge Latinist veranlafst, bei den umfangreichen Werken, die der Ver- fasser nennt, sich weitere Aufklärung oder bestimmteren Hinweis fOr eigene Forschung zu suchen. An Einzelheiten sei an dieser Stelle nur noch auf die sehr lehrreiche und fruchtbare Behandlung des Auslauts der Präpositionen in der Zusammensetzung hingewiesen.

Sondershausen. Fimok^

237) Theodor Mommsen, Oesammelte Schriften. I. Abteilung: Juristische Schriften. Zweiter Band. Berlin, Weid- mannsche Buchhandlung, 1906. VIII u. 459 S. 8. Jf 12.—. Dem ersten Bande der juristischen Schriften ist der zweite, wiederum herausgegeben von Bernhard Kühler, rasch gefolgt. Er bringt, ent- sprechend Mommsens eigener Anordnung, die Abhandlungen fiber rO- midche Juristen und römische Gesetzbücher; es sind im ganzen 39 (43) Abhandlnngen, die in den Jahren 1850 1904 erschienen sind. Die Anordnung ist folgende: zunächst Aufsätze zur Biographie und zu den Werken einzelner Juristen, diese nach dem Alter geordnet (I~XI), dann als Übergang zu den Gesetzbüchern die Abhandlungen über Text und Ordnung der Digesten (XII-XIV); nach den kurzen Bemerkungen über JtoieKiidelTog (XV) und über das ägyptische Gesetzbuch (XVI) folgen AuMtze fiber kaiserliche Eonstitntionen und Konstitutionensammlungen, chronologisch geordnet (XVII-XXXIV), den Schlufs (tTbergang zur mittel- atterlioben Rechtsliteratur) bilden die Abbandlungen über den Gaius von Autnn, über Paulus Diaconus, fiber Prozessformeln in Petrus-Handschriften, fiber Fittings Ausgabe juristischer Schrifben des früheren Mittelalters und fiber die von Huschke herausg^ebenen magistratuum et sacerdotiornm populi Bomani expositiones ineditae '' (XXX V-XXXIX). Schon diese Zu- sammenstellung zeigt das ümfitssende und Alldurchdringende von Momm- sens Forschertätigkeit auf dem Gebiete der römischen Quellenkunde; einige der Abhandlungen beziehen sich auf Themata, die ihn noch in den letzten Jahren beschäftigten (Papyri, Codex Theodosianus, Auseinandersetzung mit Hofmann); es hat aber auch einen eigenen Reiz, jetzt gerade die älteren Aufisätze durchzulesen und zu ermessen, wie sehr diese späteren Forschungen neue Ziele gesteckt und neue Wege gewiesen haben; man denke etwa an die reiche Literatur, die sich an das Gaius-Problem (Gaius ein Provinzialjurist, 1859) seither angeschlossen hat oder an die bahn-

448 »eae PhüologiBche Bnndaehan Nr. 19.

brechenden, auf genauer Handscbriftenvergleichiing basierenden ünter- sacbungen fiber die subscriptiones in der grofsen Abhandlung ,,fiber die Zeitfolge der Verordnungen DiocletianB und seiner Mitr^nten^' (1860) und die hier gewonnenen Grundlagen für die Ausgabe des Codex. Gtewils wird jeder Leser dem urteil des Herausgebers beistimmen: ,, viele der Aufsätze dieses Bandes sind bahnbrechend oder grundlegend , andere ab- schliefsend; mögen manche in ihren Bndergebnissen bestritten »ein, so ist doch kein einziger ohne dauernden Gewinn fDr die Wissenschaft."

Der Herausgeber hat seines Amtes mit grober Umsicht und Sorgfalt und mit ebenso grofser Pietät gewaltet; er beschränkt sich darauf, in Anmerkungen auf die seither erschienene Literatur, besonders auf eigene spätere Bemerkungen Mommsens zu verweisen; gewissenhaft zeigt er auch, wo etwa neue Quellen- und Handschriftenfunde oder neuere Forschung eher zu abweichenden Resultaten zu fflhren scheint (so etwa bei XXXVII). So hat er sich durch die selbstlose und auTopfemde Arbeit, die in der Herausgabe dieses Bandes li^, erneut den Anspruch auf den Dank aller Freunde der römischen Recht^eschichte erworben.

Zflrich.

238) Ernst und Leo Weber, Zur Erinnenmg an Hugo Weber.

Weimar, Hermann Böhlaus Nachfolger, 1906. VI u. 336 S. gr. 8. Mit dem Bildnis Hugo Webers in Photogravfire. Jt 8. . „Ein Buch fSr die Freunde des Oymnasiums.'^ So heifst es in der Ankündigung dieses Werkes. Der Mann, dessen Leben und Werke hier von seinen Söhnen pietätvoll und eingehend besprochen werden, war als Pädagoge als Schriftsteller und Lehrer, zuletzt von Ostern 1881 bis Ostern 1898 als Direktor des Karl-Friedrich-Gymnasiums in Bisenach einer der tapfersten und erfohrensten Vorkämpfer fBr das Gymnasium; und als Philologe war er ein eifriger und erfolgreicher Mitarbeiter der Koryphäen seines Faches und suchte namentlich die sprachvergleichende Wissenschaft immer weiter zu verfolgen. So bringt das Buch einen inter- essanten Beitrag zur Schulgeschichte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und zugleich ein gut StQck Gelehrtengeschichte. Das Feld der pädagogischen Tätigkeit Webers war ausschlieMich das Gymnasium; und der von ihm gestellten Forderung eines umfangreichen Wissens im Vereine mit richtigem pädagogischen Takt wufste er selbst am meisten gerecht zu werden. Wiederholt ergriff er in der bewegten Zeit des

Neae PhüologiMhe BnndMbaii Nr. 19. 449

Kampfes um das Becht des Oyamasiams das Wort, um mit Kraft and Überzengang fOr dasselbe in der Gegenwart einzatreten. In der engsten Verbindung beider alten Sprachen li^ ihm das Heil des Gymnasiums, mit ihnen steht und fUlt seine Zukanft. So nahm er an der Beform- bew^^g den lebhaftesten Anteil, arbeitete wiederholt Normallehrpläne ans und wies namentlich dem Griechischen seine bedeutsame Stellung zu ; denn „eben nur in Hellas sei das echte, wahre Menschentum zu Hause, nicht in Bom^^; das Beformgymnasium aber war ihm nichts weniger als genehm. Seine Ansichten fiber die Bedeutung des Gymnasiums werden von ihm selbst im Zusammenhange dargelegt in der dem Buche S. 145—160 ein* gefBgten „Antrittsrede zur Übernahme des Direktorats des Karl-Friedr.- Gymn. in Eisenach *S in der er besonders das Griechische betont. In seinen Entiassnngsreden an die Abiturienten wendet er sich gern gegen die mo- derne Bichtung, fOr einen speziellen Beruf vorbilden zu wollen und so nur der praktischen Verwendbarkeit, der gemeinen Nfitzlichkeit zu dienen; im weiteren Sinne ffihrt ihn das ein andermal zu einer Philippika gegen den Materialismus; wiederum bespricht er abwägend den erziehlichen Wert des Französischen und Lateinischen, oder er behandelt das Verhältnis zwischen Schule und Publikum, bei denen beiden er das Bestreben findet, die Schuld an Mifsverhältnissen und MiMingen auf den anderen abzu- wälzen.

So wird uns Weber als Pädagoge, als verständiger und fiberzeugter Ver- treter des Gymnasiums voigefOhrt. Aber auch als Philologe mit einer ebenso vielseitigen wie tiefgehenden Bildung tritt er uns entgegen. In die sprach- vergleichende Forschung, in der er bald als G^^er bald Hand in Hand mit Gorssen, G. Curtius u. a. arbeitete, zog er auch das von ihm be- herrschte Litauische und das nahe verwandte Lettische und die slavischen Spradien hinein. Besonders eingehend aber war seine Beschäftigung mit den klassischen, namentlich den griechischen Schriftstellern, seine Studien zu dem Lexikon des Hesychios, zu Hippokrates, zu Aristophanes, Plautus; zahlreich sind seine geistvollen, oft zwingenden Konjekturen zu Schul- schriftstellem.

Ein rflhmliches Zeugnis von seiner eingehenden Beschäftigung mit Hippokrates wird nicht nur in seinen Bemerkungen zu den hippokra- tischen Schriften erbracht, ffir deren Textgestaltung (und Beurteilung der malsgebenden Handschriften) er manches Neue brachte, sondern nament- lich durch den S. 275—329 zum Abdruck gebrachten ausführlichen Auf-

460 Neue FhilologiMshe BnndMbMi Nr. 19.

satz über „Hippokrates von Eos 'S ffir dessen Darbietung den Söhnen seines Verfassers besonderer Dank gebflhrt.

Die Einrichtung des vorliegenden Buches ist so gehalten, dab auf eine kurze Darstellung des äuiseren Lebensganges des Mannes (S. 1 11) eine eingehende Besprechung und Würdigung seines Lebenswerkes, seiner Tätigkeit als Pädagoge und als Philologe, und seiner zahlreichen Schriften folgt. Dann werden in einem vollständigen Verzeichnis die Schriften W.s zusammengestellt (S. 112—118), nach den Jahren des Erscheinens geordnet, einschliefslich der meist ausführlichen Anzeigen wissenschaftlicher Arbeiten anderer. Danach enthält das Buch „Ausgewählte Beden und Aufsätze ;' (S. 119 329), von denen nur ^ kleiner Teil bisher Ter* öffentlicht war. Wir wünschen dem Buche, das uns einen der verstän- digsten und überzeugtesten Verfechter der Bedeutung der humanistischen Studien und einen tüchtigen Gelehrten in anschaulicher und ansprechender Weise vorführt, die weiteste Verbreitung; insonderheit müge jedes Gym- nasium in seiner Bücherei ihm einen Platz einräumen.

Hanau. O. WAokarmamu

239) Faul Zazifopol, Kritischer Text der Lieder Biehazdn de FounÜTaL Inauguraldissertation. Halle a. S., Druck von E. Earras, 1904. 59 S. 8.

Während der „Bestiaire d*amour^^ des Richard de F. bereits vor 46 Jahren durch den Druck allgemeiner zugänglich gemacht war (ein Werk, das nach Gaston Paris* Urteil „avec une ingfoiositi subtile ^' ver- fsM ist), waren von Richards Liedern bisher nur wenige gedruckt Dieaer Aufgabe hat sidi Zarifopol unterzogen.

In einer nicht eben umfangreichen Einleitung berichtet er über Leben und Werke des Dichters, gibt einen Stammbaum der fAr den Text benutzten Handschriften und bringt sodann den Text der 21 Bichard zuzuschreibenden Gedichte. Die Orthographie ist jedesmal die der Handschrift, die fb das in Frage kommende Lied die beste Lesart aufweist Unseres Eracfatena hätte der Verfasser, ehe er an die Veröffentlichung eines kritiadien Textes ging, die Sprache der Lieder im Zusammenhang untersuchen mflssen«

Die Varianten der anderen Handschriften, soweit sie nicht Uob Orthographisches betreffen, sind beigefOgt. Dagegen vermüst man An- merkungw, in denen die unveratändlichen Stellen u. ig^ zu behandeln gewesen wären. Eine ziemlich umfiangreiche Liste von Verbesserungen su

Nene FhQologiiolM BmidMhaa Nr. 19. 451

dem Text hat Steffens (Bonn) im Idterahirblatt f. germ. u. rom. Phil. XXVn, 111—117 veröffentlicht

Katiowiti. M. CtoldsohmMt.

240) ^inihelm Bidken, FranaösiBoheB Ojrmnasialbaoh fttr den

Unterricht bis znm Abschlnb der Untersekunda. Zweite (ver- besserte) Auflage. Berlin, Ohenmitz, Leipzig, Gronau, 1906. lY u. 204 S. 8. Ji 2.80.

Das verdienstvolle Buch, das hier in zweiter Auflage vorliegt, soll 68 dem (Symnasiasten ermöglichen, auch bei der dem Französischen zu- gewiesenen geringen Stundenzahl sich eine sichere Kenntnis der fran- zOsiaohen Sprache in den Klassen lY bis Uli zu erwerben; die Verwen- dung des Buches bis zur 0 III der Bealgymnasien einschlieÜBlich erscheint nicht aui|[e8chlossen. Die französischen Texte sind sehr zahlreich und vortrefflich zosammengestellt, die deutschen Texte schlielsen sich daran an und sind gleichfiüls gut ausgewählt. Die „Onunmaük^* gibt ihre Segeln in wfinschenswertester Kfirze, die vielleicht hier und da etwaa zu weit getrieben scheint; die Fassung der Begeln mufs oft als sehr glfick- licb bezeichnet werden. Das „Wörterverzeichnis zu den französischen Stoffen'* ist vollständig, ebenso das alphabetische „Wörterverzeichnis zu den deutschen Übungen '^ Sehr dankenswert ist das „etymologisch grup- pierte Wörterverzeichnis *\ das das Verständnis der Schflier angezeichnet zu f&rdem imstande ist Den Schlufs bildet ein Anhang von sechs Ge- diditen mit dem dazu nötigen Wörterverzeichnis.

Naiwn. Fries.

241) WflUam IL Leonard, Byron and Byroniam in America.

Boston (Nichols Press), 1905. VII u. 126 S. 8. Is war eine ganz dankbare Aufgabe, nachdem man Byrons ESnflnfii auf die Literaturen der europftischen Lftnder mehrfach untersucht und als aofserordentlidi grob und nadihaltig festgestellt hatte, aach einmal zu- zusehen, wie die VerhUtnisse in Amerika liegen. Das Ergebnis ist lehr- reich geaag, wenn auch mehr fb unsere Erkenntnis des amerikanischen Yolkschazakters als fibr die Literaturgesehichte. Denn ans dem Durch- sUHwm einer Unmenge alter Zeitungen und aas dem Lesen zahlreicher meist sehr minderwertiger Gediditbiode ergab sidi einfiich und klar, daOi Byron in und auf Amerika Oberhaupt keinen irgendwie nennenswerten

462 Neae FhilologiMbe Bnndfloliaa Nr. 19.

EinflolB ausgeübt hat. Gewib, als er in Europa Modedichter war, hat man ihn auch jenseits des Ozeans nacbgedmckt and gelesen, und nicht wenige höchst unbedeutende* Verseschmiede haben es auch versucht nach- zumachen, wie er sich räuspert und wie er spuckt ; mit seinen Schwächen ist ihnen das auch hinlänglich gelangen, mit seinen meisterlichen ZOgMi aber nicht, denn die lassen sich eben nicht nachmachen. Die Ober Byron urteilende Kritik ist ebenfalls nicht der Bede wert Auch heate spielt er drfiben keine Bolle, noch viel weniger als in England. Die ein- zigen, die sich noch vorfibergehend fOr ihn begeistern, sollen die Schul- jungen sein, die ihn als verbotene Lektflre mit um so gröberem ISfer lesen. Diese Vorliebe der amerikanischen Jugend ist etwa mit der Be- geisterung unserer Jungen fflr Indianeigeeohichten zu vergleichen. Sdir bezeichnend ist des Verfassers eigenes Urteil Ober Byron, das als typisch fBr das der Amerikaner überhaupt gelten darf (S. 117): Byron ia a btr- barian who uses bad grammar and makes hobbling iambics; Byron haa no philosophy; Byron is a poet for lawyers and bartenders! unange- nehm wirkt flbrigens noch in dem Buche die mehrfiM>h aufOIlig fabcbe Schreibung deutscher Bflchertitel.

Königsberg i. Pr. BerauMUi Ja

242) Eimer Edgar StoU, John Webster. The Periods of bis Work as determined by bis Belations to the Drama of bis Day. Cambridge, Harvard Cioöperative Society, 1905. 216 S. 8.

DoUm2.— . Ein vortreffliches Werk von grOndlichster Qelehraamkeit und guter Darstellung, das von einem seltenen ScharMnn, von hervorragender Be- obachtungsgabe und ungewöhnlidiem Wissen zeugt Obwohl bei dem fast gänzlich unbekannten Lebensgange Websters und der sdemlichen Unaieher- heit des verfDgbaren Materials nicht inuner haarscharfe Beweise erbradik werden können, sind doch die Untersuchungen und Feststellungen dea Verfiassers von solcher Sicherheit, dab man sidi ihm beinahe flbmül au folgen gezwungen sieht; denn seine Grttnde sind eben stets stichhaltig, seine Belege flberall richtig, und gerade die ihm eigene Ejiappheit im Ausdruck verstärkt den Eindruck des Treffenden. Die drei ersten Ka- pitel des Buches erschienen bereits im Sommer 1904 als Mflncheotir Doktordissertation; jetzt sind sie erweitert und umgearbeitet, und zwei weitere wichtige Abschnitte sind hinzugefBgi

Naoe Phflologfaehft Bgndaehan Nr. 19. 458

Darch dieaes Werk erfaftlt man zum ersten Male ein klar mnrisBenes und riehtiges Bild von Websters Tätigkeit and Bedentong. Sein Wirken verlänft in drei grofsen Abschnitten. Ans dem ersten (Period of Appren- tioeahip and Fftrtnership) sind drei Dramen verloren gegangen, erhalten rind Sir Thomas Wyatt (1602), Westward Ho (1604/05), Northward Ho (1605/06) und die Indudian zn Marstons Maloontent (vor dem Juli 1604). In den drei ersten ist er Mitarbeiter Dekkers, aber von so geringer Be- deutung, dab Sparen eigener, selbständiger Betfttigang fast Oberhaupt nicht wahrzunehmen sind. Die Indudion zu Marstons Drama ist zwar auch eine sehr mäfnge Leistung, aber sie gehOrt ihm doch wenigstens vollständig an. In der zweiten Periode (Period of the Bevenge Plays) steht er auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Jetzt entstehen seine beiden berfihmtesten und besten Stficke The White Devil, or Vittoria Clorombona (1611/12) und The Duchess of Malfi (1617). Hier ist er verhältnismäßig selbständig, wenigstens ahmt er nicht sklavisch nach; aber ein Original- genie ist Webster nie. Das erweisen auch bei diesen Dramen die mannig- fliehen Einflösse, unter denen er zum Teil vielleicht nnbewubt steht Einmal beherrscht ihn eine bestimmte Tragödiengattung, die Bachetragö- die — deren vollendetstes Beispiel Shakespeares Hamlet ist , dann wirken auf ihn andere Dramatiker, vor allem Marston, aber auch Tour- neur und Ghapman. Im Schlu&absdmitt seines Wirkens (The Flet- cherian and Bolectic Period) verfällt er wieder gröfster Zersplitterung und Unselbständigkeit Die Modedichter Beaumont und Fletcher und Maasinger sind jetzt seine vornehmsten Muster, aber er verschmäht es auch nicht, den alten, bewährten Kräften Marlowe, Heywood und Shake- speare grolae und kleine Dinge abzusehen und nachzumachen, wie es an den hierher gehörigen Stflcken deutlich wahrzunehmen ist; aulser einem verlorenen Guise sind das The Devils Law-Ciase (1620 1622), Appiua and Virginia, das cdch nur recht unbestimmt in die Zeit zwischen 1623 und 1639 setzen läfst, und A Ciure for a Cuckold (nach dem November 1624).

Das rind in den kfirzesten Zögen die Hauptergebnisse und wichtigsten Tatsachen, die uns das Buch fibermittelt ; auGserdem enthält es aber noch eine FUle von höchst wertvollen Einzelheiten, wie z. B. die ganz aus- gezeichnete (Schichte der Bachetragödie (S. 94—116), und von wich- tigem Material und StofBaammlungen, namentlich in den vielen umfang- iddhen Fubnoten.

464 Neue Phüdogiidie BnndBduwi Nr. 19.

Durch StoUs gewissenhafte Untersnchiingen wird John Webster des Buhmes entkleidet, dessen er sich noch heute, seihet in guten laterator- geschichten, erfreut; Chambers in der Gydopaedia z. B. schfttst ihn nodi sehr hoch ein, und Gwynn (Masters of Engl. Lit. 1904, S. 68) versteigt sich sogar zu der Behauptung, dals Webster eine H8he tragischer Kraft erreichte, die nur von Shakespeare fibertroffen werde. Stell erweist ihn als einen sehr mittelmälsigen Qeist und seine Werke zum alleigrObten Teil als Nachahmung. Daffir leuchtet uns aber aus dem Buche ein anderes, wertvolleres Bild entgegen: das der Wahrheit und echter, ernster, wissan- schaftlicher Forschung. Fflr die Oeschichte des englischen Dramas gehört Stolls Buch fortan zu den unentbehrlichen Hilfsmitteln.

Königsberg i. Pr.

243) Frederic HaniMn, Chatham. London, MacmiUan ft C. Li- mited, 1905. VI u. 239 S. 8. gdb. «h. 3^.

Die Lebensbeschreibung des älteren Pitt, ein Band der Sammlung Twelve English Statesman, ist ein Buch, das allen, die sich mit engUsoher Geschichte beschfiftigen, aufs wftrmste empfohlen werden mufs. Wie jede gute Biographie eines Staatsmannes ergänzt auch diese die Angabe der allgemeinen Oeschichtsdarstellung durch verständnisvolles Bindringen in das politische Getriebe. Das Buch bietet jedenfalls eine gerechte Beurteilung des greisen Mannes, der als der Schöpfer des British Empire angesehen werden mufs. Die Schwächen Pitts werden nicht geleugnet, seine Ver- dienste aber in vorzfiglicher Weise in das richtige Licht gestellt.

flildborghansen.

244) Alfred H. Miles, The Foete and fhe Poetry of the Vine-

teenth Century. Geoige Crabbe to Samuel Taylor Goleridge.

Edited by A. M. London, George Boutledge ft Sons, Ltd. New

York: E. P. Dutton ft Co., 1905. XYI u. 556 S. 8. 1 8. 6 d.

Es ist dies eine hfibsehe Auswahl mit Anmerkungen, die Gedichte

von George Crabbe (1754—1832), William Blake (1757—1827), Samuel

Rogers (1763 1855), Robert Bloomfield (1766 1823), James Hogg

(1770 1835), William Wordsworiih (1770 1850), Sir Walter Scott

(1771—1832), Samuel Taylor Goleridge (1772—1 834) bringt Blake scheint

mir herzlich unbedeutend, oft geradezu unabsichtlich spafshaft. In dem

Gedichte The Borongh, von Crabbe, S. 60 verstehe ich die Zeile 25 nioht:

Nene PMlologfache Rimdeehan Kr. 19. 465

Art thoa not present, this calm scene before,

Was bedeutet hier preseot? Das vorzfiglicb gedruckte billige Büchlein ist wohl zu empfehlen.

Berlin. O.

245) C. Brockelmann, SemitiBohe SprachwisBenschaft. Leipzig, Göschen, 1906. 160 S. 8. gfh,Ji -,80.

Die erste Abteilung des vorliegenden Büchleins handelt über die semi- tischen Sprachen im allgemeinen, ihre Verbreitung, ihre Hauptunterschiede usw.; sie schliefst sich im wesentlichen anNOldekes bekannte Skizze an. Der zweite Hauptabschnitt bespricht die semitische Schrift, und der dritte und wesentlichste Teil, der allein 106 Seiten umfafst, bietet eine ver- gleichende Grammatik der semitischen Sprachen. Wie die früher erschienenen Arbeiten von Wright (1890) und Zimmern (1898), ist diese neue zusammenÜEtssende Übersicht mit grofsem Danke zu begrüfsen. Sie gibt in streng wissenschaftlicher Weise den jetzigen Stand der For- schung wieder und ist im einzelnen sehr klar und praktisch abgefafst. Da alle fremden Alphabete in Lateinschrift (mit den üblichen diakritischen Zeichen) transkribiert sind, können die weitesten Kreise sich das Büchlein zunutze machen. Jedenfalls seien auiser den Semitologen auch besonders die Indogermanisten auf den kleinen Abrifs aufmerksam gemacht. Sogar fBr den Schulunterricht im Hebräischen wird er Lehrern, die ihren Unter- richt sprachwissenschaftlich zu vertiefen suchen, vielfach nützen können.

Hoffentlich löst der Verfasser bald sein Versprechen ein, dieser kurzen Übersicht einen ausfQhrlicheren Grundrifs folgen zu lassen, der auch eine vergleichende Darstellung der semitischen Syntax enthalten soll. P.

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Inhalt: Elassigcbe BeminiBzenzen bei Schiller (F. Bacherer) p. 457.

Bezensionen: 246) Rad. Kafsner, Platons Ion, Lysis, Cbarmides (J. Jakob) p. 459. 247) Jos. Bick, Horazkritik seit 1880 (E. Bosenberg) p. 462. 248) 0. Hense, Die Modifizierang der Masken in der griechischen Tragödie (M. Hodermann) p. 465. 249) Ammon, Hey, Helber, Festschrift zum fönf- nndzwanzigjährigen Stiftangsfest des Historisch-philologiscben Vereins (A. Fauck) p. 466. 250) M^langesH. d'Arbois de Jabainville. Becneil de memoires conceniant la litt^ratare et Thistoire celtiqaes (—*) p. 467. 251) M. Uaacke, Un pr^arsear de Moli^re (U. Drees) p. 470. 252) £. E. B. Lacombll, Joles Clareüe, Arine, Toepffer, Sardoa, Herviea, Contes cboisis (A. Bohr) p. 471. 253) Ch. Bally, Prdcis de Stylistiqae (Max Krfiger) p. 472. 254) Paal Fried r. Bernitt, Lat. capat and *capam nebet ihren Wortsippen im Franzö- sischen (Aag. Andrae) p. 475. 255) G. M. Küffner, Das anveränderliche Eigenschaftswort im Französischen (H. Bihler) p. 475. 256) J. Wight, Homer and Beowaif (-tz-) p. 476. 257) A. C. Bradley, Shakesperean Tragedy (Jantzen) p. 477. ^. Anzeigen.

Klassische Reminiszenzen bei Schiller.

Von F. Bacherer.

EL StempÜDger hat ia einer dankenswerten bibliographischen Studie die umfangreiche Literatur Ober Schillers Verhältnis zum Altertum zu- sammengestellt (Blätter f. d. Gymnasialwesen 41 [1905], S. 305 £f.) Wenn ich im folgenden eine kleine Nachlese klassischer Reminiszenzen bei dem Dichter gebe, hoffe ich, die naheliegende Gefahr, zufällige Übereinstim- mung ffir bewufste oder unbewufste Nachbildung zu halten, vermieden zu haben.

In der Jungfrau von Orleans (I, 9) fafst Baoul seinen Bericht über das erste Znsammentreffen der Johanna mit dem Feinde in die Worte zusammen: Ein Schlachten war^s, nicht eine Schlacht zu nennen 1 Hierin sieht man nicht mit Unrecht einen Anklang an Liv. XXII, c. 48, wo es von

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den Afrikanern, die das römische Fofsvolk bei Gannä vernichten, heilst: Afris prope iam fessis caede magis quam pugna. Die Übereinstimmaog ist nicht auffallend, da Schiller sich eingehender mit Li?ius beschäftigt hat, wie wir aus einem Briefe an Körner vom 28. September 1789 wissen: Ich habe den Livius mit hierher (nach Kudolstadt) genommen, den ich jetzt zum allererstenmal lese und der mir flberaus viel VergnQgen gibt (Jonas, Sch's Briefe II, S. 341). Trotz dieser Briefstelle möchte ich an- nehmen, dafs der Dichter den Livius schon weit frflher, wenn auch nur flüchtig, kennen gelernt hat. Auf der „Karlsschule'' wurde Livius ge- lesen (Weltrich I , S. 245). Für Schiller liefs sich dies bis jetzt nicht feststellen, scheint sich mir aber aus einer Stelle des Fiesko (II, 17) mit Sicherheit zu ergeben. Fiesko sagt zum Maler Bomano: Doch über des KQnstlers Bewunderung vergess' ich das Werk zu verschlingen. Ich könnte hier stehen und hingaffen, und ein Erdbeben fiberhören. Dieser auffallende Ausdruck ist ohne Zweifel eine unbewulste Reminiszenz aas der Livianischen Schilderung der Schlacht am Trasimener See (XKII, c. 5): tantusque fuit ardor animorum, adeo intentus pugnae animus, nt eum motum terrae, qui multarum urbium magnas partes prostravit, ... nemo pugnantium senserit. Auf die Kenntnis des 22. Baches des Livius läfst endlich auch ein Wort Karls in den Räubern schliefäen (I, 2): Feuchtohrige Buben fischen Phrases aus der Schlacht bei Gannä eine Stelle, bei der wohl Ludwigsburger Eindrücke überwiegen; man denke an Winter, bei dem das Lesen eines Dichters „nichts als Phrasenjagd" war (Berger, Schiller I, S. 48).

Livius trat nur vorübergehend in den Gedankenkreis Schillers; sein Lieblingshistoriker war ja Plutarch; der Dichter selbst spricht, wenn er in der oben erwähnten Szene der Räuber Karl sagen läfst: Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Sekulum, wenn ich in meinem Plutarch lese von grofsen Menschen. Die Schirachsche Übersetzung des Plutarch, die sich Schiller 1780 erworben hat, findet sich jetzt noch in seiner Biblio- thek. Wie tief der Einflufs Plutarchs war, auch noch zur Zeit, als sich der Dichter von ihm abzuwenden begann, hat K. Fries in einem ergebnis- reichen Aufiaatz gezeigt (Neue Jahrb. f. d. kl. A. 1898, I, S. 351—364. 418 431). Auch im Wallenstein weist er noch Plutarchische Remi- niszenzen nach, denen ich folgende anreihen möchte: Wallensteins Tod I, 5: Doch dieses Heer, das kaiserlich sich nennt, das hier in Böbeim hauset, das hat keine; das ist der Auswurf fremder Länder, ist der auf-

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gegebne Teil des Volks, dem nichts gehöret, als die allgemeine Sonne, vgl. Plat. Ti. Gracchus c. 9, 4: toig di irtiq vtjg ^haUaq iia- XOfihoiq yuai dTtodvjßOxoivaiv digog xal gxoTÖgf älXov de oddevdg fieteoTiv usw. (Ich gebe die Stelle im Urtext, da mir die Schirachsche Obersetzong nicht zur Hand ist.)

Unter den rOmischen Dichtem stand neben Virgil Horaz unserem Dichter besonders nahe. Stemplinger erinnert daran (Schiller und Horaz, Studien zur yergleich. Literaturgesch. Schillerheft. 1905, S. 49), dafs der junge Schiller einem Freunde es war F. Moser (Hartmann, J., Sch's Jugendfreunde, S. 12 ff.) die Horazverse ins Stammbuch schrieb: Sperat infestis, me- tuit secnndis | alteram sortem bene praeparatum | pectus (c. 10, 13), und findet einen Nachklang davon in der Braut von Messina: Darum in deinen fröhlichen Tagen ffirchte des Unglflcks tflckische Nähe. Mit mehr Recht hätte er auf die Mahnung Qordons in Wallensteins Tod (V, 4) ver- weisen können: Dem Unglfick ist die Hoffnung zugesendet. Furcht soll das Haupt des Glficklichen umschweben.

Die bisher erwähnten Anklänge gehen auf Eindrücke zurück, die der junge Schiller empfongen. Als er sich dann wieder der Antike näherte, zog ihn vor allem die griechische Tragödie an. Zwei Stellen aus Wallen- stein, die den Einflufs des Sophokles und Euripides zeigen, mögen deu Schlufs unseres Aufiaatzes bilden. Im Prologe wird Wallenstein des Olückes abenteuerlicher Sohn genannt, wie Odipus bei Sophokles (Oed. rez 1080) von sich sagt: eyta d' kfiowdy naida Tfjg Ti^rig viiiwv. Die Äußerung Gordons (Wallensteins Tod IV, 6): „Ein Wort nimmt sich, ein Leben nie zurück ^^ weist auf Euripides, Hiketid. 775 ff. roOro yäq fiövov ßgoröig ohi eati tdvalxa^ ävahad'h laßelv, xpvxfjv ßgorelav* x(i]/u£fr(»y d* elaiv nöifou

246) Rudolf KafBner, Platons Ion» LyBiB, Charmides. Ins

Deutsche fibertragen von B. E. Jena und Leipzig, Franz Die- derichs, 1905. 125 S. 8. ^2,50.

Kafsners Übersetzung erscheint weit mehr als eine künstlerische wie als eine im engereu Sinn philologische Leistung. Sie will nicht wortgetreu sich dem Ausdruck Platons anschliefsen , sondern behandelt unbeschadet der Genauigkeit der Wiedergabe des Oedankeninhaltes die Form mit aller Freiheit, nur bestrebt den Sinn des Autors in so licht» voller, flüssiger und gefälliger Sprache zu vermitteln, dafs der Leser ver-

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gessen mag, dafs er eine Übersetzuog, keiu Originalwerk vor sich hat, und 80 zu reinem GFenofs des Werkes auch der gelangen kann, dem es nicht vergönnt war an den Quellen griechischen Schrifttums zu schöpfen.

Man wird dem Obersetzer gern das Zeugnis geben, dals es ihm in hervorragendem Mafs gelungen ist sein Ziel zu erreichen. Die Sprache der Wiedergabe ist von einer behäbigen Breite, die ja in der Sprache des Sokrates selbst ein Vorbild findet, fiber dieses aber im Interesse der Deut- lichkeit noch hinausgeht, indem der Autor fortwährend Satzglieder und ganze Sätzchen einschiebt, die zwar wörtlich im griechischen Text nicht enthalten sind, wohl aber in dessen Verlängerungslinie liegen und ent- weder kleine Gedankensprünge desselben ergänzen oder in ihm nur flöchtig Angedeutetes kräftig herausarbeiten. Im fibrigen ist sie durchaus von groCser Frische und Natürlichkeit, ganz dem Leben abgelauscht. Es sei gestattet als Probe eine ganz kurze, fast aufs Qeratewohl herausgegriffene Stelle in Kafs- ners und der immer noch verbreitetsten und als Gesamtleistung respektabel- sten Schleiermacherschen Übersetzung gegenüberzustellen, Gharm. 164 E ff.: vtiXiTWfrrog Hv T/dij id-iXu diaXiyea%^ai. luxt ndvv ye^ eqpi] 6 K^ivlag^ €7tei TOI %ai lirrt q>il6aoq>6g te nai, (bg doxsi üXXoig ts aal hwr^j 7t6w noirp;i>u6g, Toiho f^iv, ijv d' iydy äq>lle KQula, TcÖQQfod-eif 6fAh td lialdv inaqxu and Tfjg Söhavog avyyeysiag. Das heifst bei Schleier- macher: Da er schon in diesen Jahren ist, wird er sich ja wohl dem Gespräch hergeben. Und sehr gern, sagte Eritias. Denn nachdenklich ist er und wie es andern and ihn selbst dünkt, auch sehr dichterisch. Dieser Vorzug, lieber Eritias, sprach ich, eignet euch schon lange her wegen der Verwandtschaft mit Selon. E. dag^en übersetzt: Gharmides ist schlielslich erwachsen und wird gern mit uns reden wollen. Sogar sehr gern, meinte Eritias. Denn sei fiberzeugt, er denkt viel und über alles Mögliche nach und hat Begabung zum Dichter, wie er selbst und auch seine Freunde glauben. Das Dichten, Eritias, steckt euch allen nodi von Selon her im Blut. Der formelle Fortschritt der Übersetzung E.s ist unverkennbar.

Die Übersetzung zeigt durchaus klare und scharfe Auffassung des Textes; dafs Einzelheiten Bedenken hervoirufen, ist selbstverständlich. Nur einige wesentlichere Irrtümer bzw. Versehen seien hier richtiggestellt IrrefEihrend ist es, wenn im Jon ^a\p(fd6g durchaus mit „Sänger'* übersetzt wird, was doch niemals einen Dichterinterpreten bedeuten kann. Hier mufste das Fremdwort Rhapsode beibehalten werden. Am Ende des

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Dialogs lesen wir die Qrobbeit: Da wirst mir stets fDr einen Mann gel- ten, den Gott erkoren hat, ja Oott, nnd der nnr so nebenbei gar nichts von dem versteht, worüber er in einem fort redet. So deutlich wird Sokrates durchaus nicht; seine Worte 542 B: iniqjuu aoi d-elov ävai Tutt fiij texyiTLÖv neqi 'OfiiJQOv htaivirriVf heifsen nur: Du bist ein von Gott begeisterter, nicht aber durch systematisches Studium gewordener Erklärer des Homer. Lys. 204 A heifst {h Uyoig)^ &v ifiimq Sv aoi iAi%adiddifiBv nicht: und da könnten wir dich gut brauchen, sondern: und da wollen wir dich gern mittun lassen, worauf Sokrates ganz passend erwidert: %aXc^ di TtoiaüweQf das ist lieb von euch. Lys. 204 D klagt Eritias: Schrecklich ist Hippothales; iäv non^fima iifiGv im- Xeinf^arj yLarawkeiv %al avyyQdfifiata. Es werden deutlich drei Stufen unterschieden: das Lob des Lysis in Prosa {xataXoyddtiv)^ die Gedichte auf ihn, die (gesungenen) Lieder auf ihn. Es mflfste also avyyqAfJLUcna Dichtungen bezeichnen, eine Bedeutung, die nicht nachweisbar ist (gerade in unserer Schrift werden die ovyyQtifjifiara als Prosaschriften den Ith] der Dichter ausdrficklich gegenfibergestellt 214 B). Der Text ist jeden- falls korrupt; K. flbersetzt: Gedichte und Epigramme, liest also imyqiii' fiava. Nun hat aber iniyqafifia in damaliger Grftzit&t noch nicht die allgemeine Bedeutung: kurzes Gedicht, sondern nur: Grabinschrift (Plat. Phaedr. 264 G; Thuc. 6, 54), ist hier also gänzlich unpassend. Stände es im Text, so könnte es nur in den Text geratene Glosse eines späteren Lesers zu noii^fiaza sein. 214G durfte ädixsl nicht übersetzt werden: er beleidigt ihn. Die Bedeutung von ddixsiv ist hier viel allgemeiner: er beeinträchtigt ihn, er greift in seine Bechtäsphäre ein; verglichen kann gut cap. XIII der Apologie werden. Charm. 155 D wird: irtei hißXeipe fioi TÖig iq>9aXfAolq dfiijx^^ ^^ olov fibersetzt: als er mich mit arglosen Augen ansah, was in den Textworten in keiner Weise liegt. Diese heifsen wohl: als er mich mit einem seiner unbeschreiblichen (unbeschreiblich seelenvollen) Blicke ansah. Gharm. 157 E ist xai xfj SUj] Xeyo^ivjß eddaifioviif &lsch fibersetzt: und jegliches Glfick der Seele, statt: was man sonst noch so Glfick heifst.

So flfissig die Übersetzung im ganzen auch ist, manche Stellen leiden doch an Unklarheit. Lys. 218 D q>ilog TvdreQÖv iazi t(p q>ilog ^ oi heilst nicht: man ist doch nicht Freund seiner selbst willen, sondern: ist man Freund im Verhältnis zu irgendeinem andern oder nicht? Sinnlos heifst es Charm. 154 E tl ohi dTcediSaafiev aito€ avrd toiho: warum

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entkleiden wir ihn denn nicht seiner Seele, statt: wamm entkleiden wir denn nicht seine Seele? Merkwürdig klingt Ion 514 B: oixoCv ab vn^r ^EXXijvwv Sgiarog ^axptpddg el: Ion, ich liebe dich, sage, bist da nicht von allen Griechen der beste Sftnger?

Das einige AassteUungen, die den Wert der Arbeit im ganzen nicht beeinträchtigen sollen; ihr ist ein möglichst weiter Leserkreis zn wflnscheiu Freilich, ob Yon denen, die in platonische Philosophie nicht tiefer ein- gedrungen sind, viele die Geduld haben, die oft sehr spinOsen und wenig ergebnisreichen Untersuchnngen der drei Dialoge durchzuarbeiten, ohne hinterher dieselben GefQhle zu verspüren wie die Dialogffihrenden im Ljsis 222 G: üaTteQ fie^ofiey tnb toß Idyav^ und ob zur EinfQhrung des allgemein Gebildeten in Piatons Philosophie gerade diese drei Dialoge sehr geeignet sind, die doch wenig sichere Endergebnisse zeitigen und in ihrer Echtheit sämtlich, der Ion mit sehr triftigen Grfinden, angefochten sind noch dazu ohne orientierende Einleitung and erklärende An- merkungen — , ist eine andere Frage. Für den Philologen jedenfalls wird ein Hil&mittel wie das vorliegende stets erwünscht sein und Theorie wie Praxis der Übersetzungskunst können aus solchen Werken reichen Nutzen ziehen.

Asohaffenburg. J. Jakob.

247) Joeef Biok, Horazkritik seit 1880. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner, 1906. 89 S. 8. Der Gedankengang dieser Schrift ist folgender: Probns wurde in der Vita Horatii nicht genannt, „weil er nur Textesrezensionen mit kritischen Semeien (cnj/uetoy), aber keine Kommentare besorgte''. Vollmer irrte, wenn er urteilte, dafs alle unsere Handschriften auf Mavortius zurück- gehen würden, wenn die Schreiber nicht eben ad libitum die ihnen nnnütx erscheinende subscriptio weggelassen hatten. Felix hat einen grofsen Ein- flufs auf die emendatio des Mavortius gehabt. Mavortius hätte nicht: ut potui emendavi gesagt, wenn er andere Codices zur Einsichtnahme zur Hand gehabt hätte. Beim Nachlesen einer zweiten Handschrift hätte es nicht conferente, sondern contra legente geheifeen. Die Bezension des Mavortius läfst sich noch heute erkennen, doch ist die Sache nicht so einfach infolge der systematischen Nivellierung in unseren Handschriften. Die Sonderlesarten, welche der zweiten Klasse ihr eigenes Gepräge ver- leihen, sind der Hand eines hochgebildeten Textrezensenten zuzuschreiben.

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Unmöglich kann ansere gesamte Überliefernng auf dem von Mavortios revidierten Exemplare beruhen, wie am besten die sich deutlich von allen anderen Handschriften abhebenden subskribierten Codices dartun. Die Überlieferung der subskribierten Handschriften im daktylischen Teile des Horaz ist sehr sp&rlich. Die Emendationen des Mavortius und Felix zeugen von gutem Oeschmack und beschränken sich nur auf die Wort- kritik. Eis sind Textänderungen, orthographische Änderungen und solche der Interpunktion. Bick möchte aber schfieüsen, dafs Mavortius einen Kodex emendierte, der nur die vier BOcher carmina, das carm. saec. und die Epoden enthielt. Der cod., den Mavortius seiner Bezension zogrunde legte, scheint folgende Anordnung gehabt zu haben: carm. IV, c. saec., epodi. Man kann annehmen, dals die Handschrift mit dem Autograph des Ma- vortius noch bis zum Ende des 6. und im Anfang des 7. Jahrhunderts existierte. Der Schlufs Winstedts, dalis Mavortius den ganzen Horaz emen- diert haben müsse, weil er auch den ganzen Prudentius durchgesehen habe, ist irrig. Das zweite Kapitel trägt die Überschrift: Die Glaubwürdig- keit des Cmquius. Der Verfasser appelliert „von der Hartnäckigkeit vieler Eachgenossen an die Einsicht der Unbefangenen^'. Er beklagt, dafs nach wie vor die grofse Mehrzahl der Oelehrten fortfahre, den sog. Vetustissi- mus als die Hauptgrundlage der Textgestaltung zu feiern, obwohl von ihnen eingestanden werde, dals die Lesarten der blandinischen Hand- schriften von Gruquius unvollständig, flflchtig und mit mancherlei Fehlern und Verwechslungen mitgeteilt worden seien. Häulsner zieht in seiner Schrift: Cmquius und die Horazkritik. Leipzig 1884, mit Recht den Schlufs: es erscheint nur wissenschaftlich konsequent, wenn wir den Ausgaben des Cmquius jeden normativen Wert ffir die Horazkritik absprechen, indem wir auf sie den Satz des Cartesius anwenden: de omnibus dubi- tandum. Auf das Zeugnis des Cmquius allein darf eine Lesart nicht in den Text aufgenommen werden, da er auch beim cod. Divaei trotz Uarster und bestimmtester Angabe Falsches berichtet. Der Vetustissimus trage cUesen Namen mit Unrecht. Die Angaben des Cmquius beruhten nicht auf Täuschung, wie Keller annimmt, sondern auf seiner geringen Bildung. Den Männern jener Zeit sei es weniger auf Genauigkeit ihrer Angaben als leider auf geistreiche . . . Konjekturen angekommen. Das dritte Kapitel handelt von den Handschriften k lassen des Horaz. Zunächst wird Kellers Dreiklassensystem geprOft. James Oow ist einer der wenigen, die sich mit Kellers kritischen Prinzipien ernster und eingehender beschäftigt haben.

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W. Christ hat die Frage nach den Fehlern an Kellers Prinzipien fast gar nicht gestellt. Gow hat zn wenig auf die systematische Nivelliernng der Handschriften des Horaz geachtet. Diese können wir noch hente verfolgen, wenn wir den cod. v vergleichen mit dem ans v abgeschriebenen cod w. Keller selbst hat lieber fttr Handschriftenklassen Lesarten« klassen setzen wollen. Ans der Polemik gegen einzelne Behanptangen Gows fflhre ich an: „Man sieht hier ganz deutlich, daTs die wirklichen Hanptlesarten der ersten Klasse an diesen Stellen arduum, labomm, omina- tis, male, saloare sind. Der Standpunkt Qows, Handschriften deshalb, weil sie nnvoIlstAndig sind oder partienweise mit anderen Klassen gehen, ohne Bflcksicht auf ihr Alter und ihre Bedeutung f&r die Kritik gflnzlich zn flbergehen, sei nicht zu billigen. Aus der Polemik gegen Christ scheint mir besonders wichtig, dafs für die Erforschung der Verwandtschafts- verhftltnisse unter den einzelnen Handschriften nicht nur die Trennung der Gedichte von Bedeutung sei, sondern auch innerhalb des einzelnen Gedichtes die verschiedene Abteilung der einzelnen Verse. Ffir die Auf- stellung eines Handschriftenstemmas seien auch nicht nur Hauptvarianten (serm. I, 6, 126) von Bedeutung. Manche Varianten seien älter als die subscriptio Mavortii usw. Der Archetypus von FL mfisse schon diese Fehler und Interpolationen gehabt haben, bevor noch seine einzelnen Gedichte Überschriften erhalten hfttten. Ein auf Christschen Prinzipien konstruierter Apparat sei weiter nichts als eine ungenfigende Handschriften- auslese aus der Kellerschen zweiten und dritten Klasse. Im ganzen Horaz lassen sich nicht einmal an 243 Stellen alle vier Klassen kon- struieren. Die Aufstellungen Leos seien gewagt und unbewiesen. Lejays Ansichten nftherten sich immer mehr denen Kellers. Vollmers Zwei- klassenunterscheidung stelle nichts anderes vor als Kellers Drei- klasseneinteilung. Jede der drei Klassen habe ihre eigenen Ver^ derbnisse erfahren und zwar unabhängig von den beiden anderen Klassen. Kellers Zweiklassenprinzip sei das beste; danach sei eine Lesart, die von zwei Klassen zusammen geboten werde, besser als die von der dritten alleinstehenden Klasse bezeugte.

Die ganze Arbeit Bicks charakterisiert sich also, da ich von der Wiedergabe der sehr ins einzelne gehenden Untersuchungen namentlich im Kampfe mit Christ Abstand nehmen mufs, als eine Verteidigung der Ansichten Kellers, ja als eine Ehrenrettung dieses in der Tat hochverdienten Mannes, der wegen seiner Verurteilung des Vetustissimus

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allza arg geschinftht worden ist. Ich lasse dabingestellt, ob Bick nament- lich in bezng anf Crnqnius seine Oegner überf&hren wird; jedenfalls hat er durch seine marsvoll gehaltene Polemik, seine Gründlichkeit und Be- herrschuog des sehr schwer zu ordnenden Materials sich grofsen Dank verdient, wenn auch, wie ich f&rchte, die praktische Ausbeute für den Text nicht allzu grofs sein dürfte. Hirschberg (Schlesien).

248) Otto Hense, Die Modiflrienmg der Kaske in der grie« chischen Tragödie. 2. Auflage. Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagsbuchhandlung, 1905. TI u. 38 S. gr. 8.

Ji. 2.40. Von der Tätsache ausgehend, dafs die alten Tragiker gegen die Schwierigkeiten, welche die Maske ihrem dramatischen Schaffen entgegen- stellte, mit Bewufstsein ankämpften, beleuchtet Ver&sser vorliegender Abhandlung die Mittel, deren sie sich bedienten, um der Kollision, in welche die Handlung mit der Maske geraten konnte, aus dem Wege zu gehen (Verdeckung einzelner Personen, Bflckenstellung usw.). Vor allem aber kommt es ihm darauf an, diejenigen Stellen zu erörtern, in denen, nach dem eigenen Zeugnis der Dichter, Modifizierung der Maske, d. h. verändertes Aussehen einer Maske innerhalb einer und derselben Bolle anzunehmen ist

Sorgfältige Prüfung des in Betracht kommenden Materials fflhrt zu dem Ergebnis, dafs die Modifizierung der Maske, ein verhältnismäfsig selten gebrauchtes Mittel, sich erst allmählich durchgesetzt hat. Bei Äschylus z. B. .findet sich erst in der Orestie ein Beispiel veränderter Maske, für Sophokles kommt die Blendung des ödipus in Frage, und Euripides mufs mindestens in der Hekabe und im Kyklops zu diesem Kunstgriff seine Zuflucht nehmen. Immerhin sehen wir, dafs die alten Meister kein Bedenken trugen, eine Person nach der Peripetie in einer die Veränderung des Aufseren (Blendung o. ä.) sinnenfUlig darstellenden Maske vor Augen zu fQhren. Zieht man die Maske als Vollmaske in Betracht (Haartracht, An- und Ablegen eines Schmuckes oder irgend- welcher Insignien), so vermehren sich zwar die Beispiele der Modifizierung; und doch muis man anerkennen, dafs in einer ungleich grOiseren Anzahl von lallen z. B. zum Ausdruck der veränderten Gemütsverfassung und Wandlung der Stimmung die alten Dramatiker die Modifizierung der

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Maske, ohne die Natarwahrheit zu verletzen, so gut es ihnen möglich war, vermieden haben, wenn es ihnen auch nicht immer gelungen ist, den Widerstand der „starren Maske*' yOlIig zu brechen.

Diese Tatsache flberzengend dargetan zu haben, ist das nnbestrittene Verdienst des Ver&ssers. Seine namentlich in der kritischen Behandlung der Stellen streng methodisch durchgef&hrte Abhandlung ist aber auch aus dem Grunde sehr beachtenswert, weil sie einen wichtigen Beitrag zur Technik des alten Dramas liefert und zur Inangriffnahme nidit weniger noch ungelöster Probleme fruchtbare Anregungen bietet

Wernigerode a. H. M

249) Ammon, Hey, Melber, Festschrift zum fOnfimdiwaiizig- jfthrigen Stiftungsfest des Histoxisch-philologiBcheii Vereins der ünivendtftt Mttnehen 1906. Bedigiert you A., H. und M. Mfinchen, J. Lindauersche Buchhandlung in Kommission, 1905. IV u. 96 S. 8. Für die TBchtigkeit des studentischen Vereins, dem wir die vor- liegende Schrift verdanken, ist es an sich schon das beste Zeichen, dab Gelehrte wie Wis80?ra und Zielinski ihre Anhänglichkeit in wissen- sehaftiichen BeitrSgen zu dieser Festgabe bekunden. Das beigegebene Verzeichnis der Ehrenmitglieder zeigt, in wie enger Verbindung der Verein mit den Lehrern der Hochschule steht; das der fibrigen Hitglieder belehrt uns, dalis an einen festen Stamm junger bayerischer Philologen sich auch auswärtige und Ausländer zu dauernder Verbindung angliedern. Die Beiträge selber zehn von acht yerschiedenen Verfassern sind insofern ganz einheiüich, als sie alle der klassischen Philologie in engerem Sinne angehören; innerhalb dieses Gebietes aber zeugt die Mannig&ltig- keit der behandelten Fragen you einer greisen Verschiedenheit der Inter- essen. Wissowa verteidigt gegen Sepp die selbständige Bedeutung des Leidensis b insbesondere fDr Tacitus* Germania und behandelt genauer die Entstehungsgeschichte dieser Handschrift. Hey bespricht kritisch Piautas Amph. 836 838, Aulul. 77, Cicero ad fam. I 10, Seneca ep. 73, 6, Quintilian VIH 5, 22, Apuleius mei 7, 8, Galpurnius Flaccus decL arg. 2, Tertullian de pudic. 1, Cyprianus Gallus Jos. 540, Gen. 1353, Victorinus de Jesu Christo deo et hom. 114. Semenov bringt kritische Bemer- kungen zu den Fragmenten des Simonides von Eeos (14, 86, 18, 30, 31, 45, 52, 73, 74, 80 B, 96, 109, 157 Bergk); f&r das zu fr. 74 ver-

Nene Fhilologisohe Bmubehaa Nr. 20. 407

teidigte xhfvd konnte auf Homer Od. 17, 386 verwiesen werden. Am- nion begrfiDdet kritische Vermutungen zu Horaz carm. I, 2, 21 24, epist II 3, 26, Cicero or. 105, 110, Lael. 99, de fin. V 80, Plinios n. h. VII 176, C!omelia8 Nepos 3, 2. Soweit die Textkritik. Besonders lehrreich und feinsinnig sind die mit Hilfe des Thesaurus -Materials an- gestellten sprachgeschichtlichen Erörterungen von Goetz Ober den fiber- tragenen Gebrauch der Ausdrficke für Weifs und Schwarz bei den Bömem. Eingehende Beobachtungen fiber die Art, wie Epiktet das Kind im Gleichnis verwendet, teils negativ abmahnend, teils positiv vor- bildlich, — f&hren Benner zu dem wichtigen Nachweise, dafs der Stoiker nicht nur die Psychologie des Kindes richtig erfafst, sondern auch eine Ahnung von dem ethischen Werte der Eindesseele gehabt hat Hasenclever erkennt in der Gestalt des Momoe bei Lukian aus sach- lichen und sprachlichen Indizien die historische Persönlichkeit des De- mosthenes und dementsprechend in den Göttern der Götterversammlung das athenische Publikum wieder. Semenov möchte die allerdings sehr wunderbare Notiz des Plinius n. h. VI! 21, 85 fiber die Ilias in nuce auf eine mifsverstandene Wiedergabe eines griechischen iv yuxfpiif oder hi yut^Vf oder auch Ix KatjvCiv {h, Kaqiaq) zurfickfQhren. Zielinski behandelt die Cicerokarikatur im Altertum, indem er die pseudosallustia- nische Invektive in einer ganzen Beihe von Punkten mit der fingierten Bede des Calenus bei Gassius Dio XLVI, l ff. zusammenhält; er lehnt es ab, sie mit Beitzenstein und Schwartz bestimmter auf die Lebenszeit des Cicero zu datieren und gelangt zu dem Gesamturteil: „Zum Teil treff- liche Sentenzen, aber auf kindische Weise gruppiert und eingeffihrt; wir hätten also ein aus guter Quelle geschöpftes, aber von einem schlechten Bhetor zurechtgestutztes Material/' Wir schliefsen die Besprechung gerne mit einem besonderen Hinweise auf die schönen Erörterungen von Am- mon Aber Cicero als Naturschilderer; sie lehren aub beredteste, wie moderne Forschung hier Batzels Werk „Über Naturschilderung'* ffir die Antike fruchtbar gemacht werden kann.

Die knappe Geschichte des Vereins von Buepprecht beweist das Wachsen, Blflhen und Gedeihen des Vereins in Vergangenheit und Gegen- wart; sie berechtigt zu der gleichen Hoffnung ffir die Zukunft.

Sondershausen. A.

468 Neue Philologische Bnndscbfta Nr. 20.

250) Mölanges H. d'Arbois de JubainTÜIe. BecueQ de in6- moires concemant la littöratore et rhistoire celtiqueB

d6ii6 a M. H. d*A. de J. ä roccasion du 78* anniversaire de sa naissance. Paris, Albert Fontemoing, o. J. [1906]. VII n. 287 S. 8. Die vorliegende Festschrift enthält aoüser einer Widmung von J. Loth folgende Aufsätze: P. Co Hin et: Les ^l^ments d'importation äfarang&re dans les lois du pays de Galles. G. Dottin:Les diphtongues toniques en ga^lique d'Irlande. ELErnault: Le naot Dieu en breton. M. Grammont: La Mätattee en breton armoricain. G. Jullian: Les Salyens celto-Iigures. A. Le Braz: L^origine d'une Gwerz bre- tonne. P. Le Nestour: Le myst^re, en moyen- breton, de la De- straction de Jerusalem. P. Le Bouz: üne chanson bretonne: La mort de Duguay-Trouin. F. Lot ; Becherches de toponomastique. J. Loth: Gontribution ä la lexicographie et Etymologie celtiques. A. Meillet: Le g^nitif singulier irlandais du type tüaithe. E. Philipen: La d^ clinaison dans Tonomastique de Tlb^rie. S. Bein ach: Un tabou guer- rier cbez les Gaulois du temps de C^r. J. Vendres: L'^volution de Tadverbe cid en vieil irlandais. Die meisten Arbeiten der Beihe haben nicht allein spezielle Bedeutung fär Keltisten; in aller Efirze sei hier auf einiges hingewiesen, das von allgemeinem Interesse ist So zunächst auf die in dem ersten Aufsatz beleuchteten, zum Teil recht eigentömlichen wallisischen Bechtsverhältnisse. Collinet zeigt u. a., dafs, im Gegensatz zu einer ziemlich verbreiteten Ansicht, das römische Becht auf das walli- sische von geringem Einflufs gewesen ist; anderseits hat die Kirche auf die Bechtsentwicklung eine grofse Einwirkung ausgefibt. Im einzelnen werden noch besprochen Gesetze über Zeugenaussagen, Pubertätstermin und Vorrechte des Königs. ~ Die Arbeit über das Wort „Gott'' im Bretonischen enthält manche interessante Beiträge zur Namenkunde, ü. a. wird auf S. 49 der bekannte Name D<m(u?)ald (vgl. Shakesp. Macbeth 1, 2, 9) besprochen; er bedeutet nach Emault „grofser Häuptling*'. Zu S. 61 ist zu bemerken, dafs Andreas auch in Deutschland analogisch zu ^Ändrcieus geworden zu sein scheint; man vgl. die niederdeutschen Fa- miliennamen Tewes {= Matthaeus? oder Sohn des M. ?) Mewes {^Bar- tholamaeus? oder Sohn des B.?) und dementsprechend Drewes (= *An' draeus? oder Sohn des "^A.?). Zu S. 79 vgl. man, wenn auch nur, um

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Nene Philologisehe Bundsobaa Nr. 20.

die Yersohiedenheit in der AufFassang zu konstatieren, Jonas 3, 3 und (Genesis 10, 9 (dazn Martis und Holzingers Bemerkungen in Martis „Kurzem Handkommentar''). Historiker werden mit Interesse den Aufsatz fiber die kelto-ligurisohen Salyer (S. 97 ff), die alten Bewohner der Provence, lesen, fiber die wir wegen der Nachbarschaft Massilias genauere Einzel- heiten als fiber irgendeine andere Völkerschaft Galliens besitzen. Es handelt sich bei diesem Volke um die Unterjochung einer eingeborenen ligurischen Basse durch keltische Eroberer, die ihnen ihre Häuptlinge, ihre Sprache und ihren Volksnamen aufzwangen, wobei aber, unter keltischer Oberhoheit vereinigt, ihre alten Stamm verbände bestehen blieben. LeBraz's Artikel liefert einen neueu Beweis far die frfiher von dem Verfasser aus^ gesprochene Behauptung, dafs die gelehrte und zum Teil auch die volks- tfimliche Literatur der Bretagne ihre Entstehung französischen Vorbildern und Anregungen verdankt Le Braz fafst die Ergebnisse seiner Nach- forschungen fiber die „Gwerz'' Markizes Degange in folgende Sätze zusammen: l. sous sa forme primitive, cette complainte bretonne est la mise en oeuvre d*un fait-divera languedocien introdnit en Bretagne au XVIII* sitele par le colportage; 2. avant de passer, sous une nouvelle rubrique, dans le Barzaz-Breiz ou Histoire poetique de la Bretagne, eile s^est compliqute, en route, et par une bonne moiti^, d*un apport slave. U est difficile, aprte cela, d'y däcouvrir, ä part la forme, quoi que ce soit de breton/' Aach die von Nestour behandelte „Tragödie'^ von der Zerstörung Jerusalems, von der D. Le Pelletier Bruchstficke als Zitate in seinem „Dictionnaire breton-fraufais^^ abgedruckt hat, beruht auf einem französischen Vorbilde; sie ist, wie N. nachweist, dem Misterium nach- geahmt, welches zuerst 1491 bei V6rard abgedruckt erschien, wahrschein- lich nach J. Treppereis Ausgabe von 1510, zugleich mit Benutzung einer anderen, verloren gegangenen Quelle. Le Boux hat die bretonische Dichtung „La mort de Dugnay-Trouin'' (Pariser Nationalbibl, Fonds cel- tique, no. 112, p. 158—160) kritisch herausgegeben und mit Anmerkungen und einer französischen Übersetzung begleitet Ferdinand Lot's Aufsatz beschäftigt sich mit den keltischen Ortsnamen, die auf %xellos {osceüos, ffsceUos), oxima, axisama, tkccio und ucdacus zurfickgehen. Sehr reich- haltig sind J. Loth*s lezikographische und etymologische Beiträge (S. 195 bis 227). BeiMeillet*s Abhandlung wird u. a. auch der lat. Gen. sing, der ersten Deklination auf -äs und -ae besprochen (S. 235 f.)- Einer der wichtigsten Aufeätze der Reihe ist jedenfalls der von Philipen

470 Nene Philologische Rundschau Nr. 20.

(S. 237 269). Wilhelm v. Hamboldt hatte 1821 in seiner Schrift „PrQfang der üntersachungen über die Urbewohner HispaDiens vermittelst der Yaskischen Sprache '* die Ansicht ausgesprochen, daCs die hentigen Basken körperlich und sprachlich die Nachkommen der alten Iberer seien. Noch heute kann diese Ansicht als die allgemein herrschende bezeichnet werden, obwohl sie schon von hervorragenden Kennern des Baskischen, wie Van Eys und Vinson, ziemlich deutlich auch von Hfibner, bestritten worden ist. Philipen weist nun auf Grund eines sehr reichhaltigen, methodisch verarbeiteten Materials nach, dafs das Iberische eine flektierende Sprache war, welche in Stamm- und EasussufGzen zahlreiche Ankl&nge an die indo- germanischen Sprachen erkennen Iftrst, während sie anderseits mit dem agglutinierenden , sprachverwandtschaftlich ganz isoliert dastehenden Bas- kischen überhaupt nichts gemein hat. Der vorletzte Artikel bezieht sich auf Cäsar, Bell. Qall. 6, 18, der letzte auf das dem latein. quid, griech. ti entsprechende altirische cid, soweit seine adverbielle Verwendung in Frage kommt.

Die besprochene Festschrift verdient, wie man sieht, in mehr als einer Hinsicht allgemeine Beachtung. ^

251) M. Haacke, ün pröcurseur de Moli^re. Halle a. S., Buchhandlung des Waisenhauses, 1906. 15 S. 8. ^ -—.40. Dafs unter den Vorläufern Molikes Pierre de Larivey eine wich- tige Stellung einnimmt, ist neuerdings durch die Arbeiten Darmstetters, Bigais und Doumics überzeugend dargelegt. Seine literarische Bedeutung beruht darauf, dafs er in seinen Kom()dien, die meist freie Übersetzungen italienischer Originale sind, die Franzosen mit den Typen der italienischen Komödie bekannt gemacht hat, so dafs diese nun auch in das französische Lustspiel übergehen; sie beruht ferner darauf, dafs er die elegante Lust- spielprosa der Werke MoliÄres vorbereitet hat. Larive]^ Bedeutung im einzelnen würdigt die vorliegende Abhandl'mg von M. Haacke. Sie zeigt, wie Larivey auf die Entwicklung des Lustspiels einen viel greiseren Einflufs gehabt hat, als Jodelle und seine Nachfolger. Lariveys Lustspiele sind nicht sklavisch genaue Übersetzungen seiner Originale , sie sind viel- mehr sorgsam im Sinne des französischen Geschmackes umgearbeitet, und die Verfasserin weist überzeugend nach, dafs die von Larivey getroffenen Änderungen tatsächliche Verbesserungen bedeuten. Eingehend würdigt die

Nene Pbilologiscbe Rnodscbau Nr. 20. 471

Verfasserin den Prosastil des Dichters, die Lebhaftigkeit des Dialogs, die Anmnt und Natürlichkeit der Rede, die ihn als einen würdigen Vorläufer Moliires erscheinen lassen und manche seiner Lustspiele (la Veuve, les Esprits) noch heute zugfähig machen. Nach dieser Sichtung hin ist der Dichter neuschöpferisch und reformatorisch tätig gewesen. An mehrfachen Beispielen zeigt die Verfasserin, wie Moliire an die Werke Lariveys sich angelehnt, manche Einzelzüge und typische Lustspielfiguren aus ihnen ent- nommen hat. Dennoch hat der grofse Dichter vieles hinzugetan und hin- zutun müssen, um das Lustspiel zu der klassischen Höhe emporzuheben, die wir in seinen Komödien bewundern. Auch in dieser Beziehung gibt die Verfasserin dankenswerte Fingerzeige; das Thema erschöpfend zu behandeln wird es noch zahlreicher Einzeluntersuchungen bedürfen. Jeden- falls bietet die vorliegende Arbeit dazu wertvolle Anregungen.

Wernigerode a. H. B. Drees.

252) E. E. B. Lacomblö: JuleB Claretie, Axen», ToapSei, SardoUy Hervieu, Contes choisis. VT6c6i6s d*une notice litt^raire et de notes explicatives. Deuziime Edition. Groniugue, F. Noordhoff, Editeur, 1905. VI u. 152 S. 8. geh. fi. —.60.

Schon einmal (Nr. 20, Jahrg. 1901 dieser Zeitschrift) hat Referent die Lacombl^schen Ausgaben moderner Schriftsteller für den Schulgebrauch empfohlen; auch das vorliegende Bändchen kann wegen seines Inhalts Beachtung beanspruchen.

Da ist vor allem der Akademiker Glaretie mit vier Novellen ver- treten: La Cigarette, Tuyet, CaÜssau und Bourn-Bourn, von denen be- sonders die ersten drei durch ihre spannende Darstellung das Interesse des Lesers wohl bis zum letzten Federstrich festhalten werden. Ar^nes Chien d'AveugU ist auch in deutschen Angaben erschienen, ebenso des Genfer Professors Toepfifer etwas altmodische, dazu an inneren Wider- sprüchen leidende Erzählung Col cFAnieme; dagegen erinnert sich Re- ferent nicht, Sardous köstlicher Novelle HOhus, deren Gegenstand der bei der franzüsischen Mobilgarde nicht seltene Typus des miles gloriosus ist, begegnet zu sein; auch Hervieus Scene de College, die nur eine Prügelei, eine Art Duell, aus einem französischen Oymnasialinternat vorführt, wird wohl und zwar mit vollem Recht noch in kein anderes Schulbuch Eingang gefunden haben.

Die Stelle der Einleitung vertritt eine Natke. Sie läfst sich auf

472 Nene Pbilologisefae Rimdaobaii Nr. 20.

die obligaten biographischen Einzelheiten nicht ein, dafOr bietet sie nns eine höchst ansprechende literarisch-historische Besprechung der Gattung ,, Er- zählung ^' dar; leider ist sie inhaltlich selbst für Primaner etwas zu hoch.

Die (frauzösisch geschriebenen) Fufsnoten sind stellenweise geradezu musterhaft, allein ihr Ziel, ein flottes Lesen zu ermöglichen, werden sie bei dem Durchschnitt unserer Primaner nicht vOllig erreichen. Dab sie freilich nur ausnahmsweise das Holländische zur Erklärung henm- ziehen, mag dahingehen, aber gar nicht selten sind die unangenehmen Fälle, wo sie fiberflflssig sind oder teils ungenau, teils unvollständig sind, oder wo sie bei erklärungsbedürftigen Stellen ganz fehlen. Was soll z. B. die Anmerkung zu silure (S. 69) oder fourriftre (S. 96), wenn der Text selber gleich auf den nächsten Seiten die notwendige Erklärung gibt? und BeifQgungen wie (Trochu) ne en 1815 (S. 128) oder (le bouleyard Poissonni^re) long de 350 metres (S. 130) sind nur mfifsige LfickenbQfser. Wie schief ist die Note Lühuanie, pariie de Vancienne Potogne, au S. de la BaUique, pariagSe enire la Bussie et FAUemagne (S. 146)1 Auch bei Br6bant (S. 137) hätte der Verfasser anf&hren sollen, nicht dals es ein Hotel, sondern ein sehr feines und teueres Restaurant ist es soll hier auf den Sybaritismus einiger französischer Generäle, wie er sich seihet während der Belagerung von Paris 1870 1871 zeigte, hingewiesen wer- den. — Nicht minder möchte man der Anmerkung zu an ha danneraii le hon JHeu sans confession (S. 61), wenigstens im Interesse der pro» testantischen Schfiler, eine andere, prägnantere Fassung wfinschen. Wie soll sich vollends der Schfiler helfen, wenn er auf Stellen stöfst wie M'est aüis (S. 74) oder J'aurais ete rauler (S. 78)? Denn dafs er der- artige Wendungen der familiären Umgangssprache kennen soll, ist nicht gut zu verlangen, und Grammatik und Wörterbuch möchten ihn da schmählich im Stich lassen.

Doch genug der Ausstellungen ; es könnte sonst scheinen, als ob ihrer im Verhältnis zu dem Guten, das der Verfasser bietet, zu viele wären.

Neustadt (Westpr ). A. Bobr.

253) Ch. Bally^ PrödB de StyliBtique, esquisse d*une mdliode fondie sur Tätude du franfais moderne. Gen^ve, E^gimann & de, 0. J. [1905]. 183 S. 8. fm. 3,ö0.

Ein Buch, das die Stilistik allein behandelt und nicht zugleich auch

die Poetik und Bhetorik in den Kreis der Betrachtung zieht, ist bisher

Nene Philologische Bnndschftu Nr. 80. 473

eine Seltenheit. Nunmehr sobeinen aber die Gelehrten dieses bis jetzt wenig angebaute Gebiet der Stilistik energisch in Angriff nehmen zu wollen. Vor kurzem ist die Deutsche Stilistik von fiichard M. Meyer erschienen, nun liegt auch fttr das NeufranzOsische ein Buch vor, das, wie der Verfasser wiederholt betont, kein strenges System der Stilistik habe geben wollen oder können denn dazu seien die Vorarbeiten auf diesem bisher so vemachlflssigteu Gebiet zu wenig umfangreich , das aber die Wege weisen wolle, wie sich, auf psychologischer Grundlage und losgelöst von der bisher fiblicheo Betrachtung der Stilistik nach dem Muster der Alten, schliefslich das Ziel erreichen lasse, eine anschauliche Charakteristik der Ansdrucksmittel der Sprache im allgemeinen und der französischen im besondieren zu geben. Ballys Buch ist entstanden aus Vorlesungen, die der Verfasser, Privatdozent an der Universität Genf, im Französischen Seminar der Universität Genf und in den von dieser Hochschule ver- anstalteten Ferienkursen gehalten hat. Dieser Ursprung erklärt manche Eigenart des Buches, so Anmerkungen über das Erlernen fremder Sprachen, dazu häufiger vorkommende Ausblicke auf nichtfranzösische Sprachen, be- eonders auf das Deutsche, und namentlich die AnfQgung eines an sich recht interessanten, an praktischen Winken reichen Abschnittes Ober die Kunst der Übersetzung, der streng genommen ja nicht in eine Stilistik hineingehört, und in richtiger Erkenntnis der Sachlage vom Verfasser auch nur als Anhang bezeichnet worden ist.

In sieben Kapiteln behandelt Bally seinen eigentlichen Gegenstand: im ersten Kapitel definiert er den Begriff Stilistik. „La stylistique, sagt er, Studie les moyens d*expression dont dispose une langue, les proc^däs ginörauz employfe par eile pour rendre par la parole les ph^nomines du monde extirieur aussi bien que les idfes, les sentiments et en giniral tous les mouvements de notre vie Interieure. Elle observe les rapports qui existent dans une langue donn^e entre les choses ä exprimer et leur expression; eile cherche ä diterminer les lois et les tendances que sait cette langue pour arriver ä Texpression de la pensäe sous toutes ses formes. Elle recherche enfin une mäthode propre ä faire dteouvrir ces moyens d*expression, k les d6fi- nir, ä les classer et ä en montrer le juste emploi''. Diese etwas lange Defini- tion, die sich gewifs in eine kürzere und bestimmtere Form bringen liefse, zeigt, dafs der Verfasser, wie er es auch nachher ausdrficklich bemerkt, sich nicht auf die geschriebene Sprache beschränken will, sondern auch ganz besondere die gesprochene Sprache in den Kreis seiner Betrachtung zieht; ja

474 Nene Fhilologisohe Bnndfleba« Mr. 20.

er hält die Ausdrucksmittel der Scbriftspraohe nur fflr ümbildangeD der Formen der gesprochenen Sprache und betont« dafo natnigemSTs demnach bei der Betrachtung dieser Ausdrucksmittel von der gesprochenen Sprache anssu- gehen sei. Das ist durchaus als richtig anzuerkennen: mannig&che sprach- liche Ausdrucksmittel, die man früher als Erfindungen der Schriftsteller und Sprachgelehrten zum Zwecke des Schmuckes der Sprache ansah, erweisen sich als veredelte volkstflmlicbe Ausdrucksweisen, und so kann man Bally zustimmen, wenn er in seinen Betrachtungen von der ge- sprochenen Sprache ausgebt, nur mufste er genauer betonen, da6 er unter langue parlöe nur die Umgangssprache, nicht etwa auch die Kunst der Beredsamkeit mit versteht, deren Behandlung denn doch einer besonderen Wissenschaft, der auf der Stilistik aufzubauenden Bhetorik, vorzubehalten wäre.

Im ersten Kapitel bestimmt er dann noch des genaueren das Ge- biet der Stilistik und legt die Grenzlinien gegen die anderen Gebiete der Sprachwissenschaft, Syntax, Lexikologie, Etymologie usw. fest Im folgenden schreitet er von der Betrachtung der WOrter (Kap. II), insbe* sondere der Synonyma (Kap. III), zur Betrachtuog der phrasfologie (Kap. lY), des langage figur6 (Kap. V) vorwärts, widmet ein Kapitel dem Satzbaa (Kap. VI) und schliefst und krönt seine Betrachtung durch eine sehr anregende, auf Delbrficks Grundfragen der Sprachforschung, Wundts Sprache und Pauls Prinzipien der Sprachgeschichte beruhende und feine treffende Bemerkungen enthaltende Abhandlung Ober le langage subjectif (Kap. VII).

In vielen Einzelheiten kann man ja anderer Ansicht sein als der Verfasser, mag auch tadeln, dafs er gar zu wenig eine erschöpfende Be- handlung seines Themas angestrebt hat, aber das, was er gibt, wird man mit Interesse lesen und manche schöne Anregung seinem flott geschriebenen Buche verdanken. Dafs Professor Bemard Bouvier in Genf die Widmung des Buches angenommen hat, ist immerhin auch eine Empfehlung fttr das Werk. Möge der Wunsch des Verfassers in ErffiUung gehen, dafs das Buch eine Anregung werde zu weiteren Forschungen auf dem noch so wenig be- arbeiteten Gebiete der Stilistik. Dann darf aber nicht eine Beschränkung auf die Bedeutung der Ausdrucksmittel der gegenwärtigen französischen Sprache, wie der Verfasser wiU, stattfinden, sondern gerade so gut mub auch die Vergangenheit in Betracht gezogen werden. Was Meyer am Schlüsse seines Buches als wfinschenswert fflr uns Deutsche bezeichnet, „eine um-

^ Nene FhflologiBcbe BandBebaa Nr. 20. 475

lasBende empirisohe Stilistik, die den Oebraneh aller Stilformen und Mittel nach Gattungen, Zeiten und Persönlichkeiten darstellt, einen indiiidnellen Sprachatlas zur deutschen Literaturgeschichte '\ das ist auch f&r das Französisehe wünschenswert. Langensalza.

254) Paul-Friedrich Bexnitt, Lat caput nnd ^oapuin nebst

ihren Wortsippen im FransösiBchen. Ein Beitrag zur franzosischen bzw. romanischen Wortgeschichte. Kiel, Bobert Cordes, 1905. 229 S. 8. J(6.— .

Die vorliegende Aibeit weist nach, eine wie um&ngreiche Wortuppe in der französischen Sprache auf lat caput, bzw. auf volkslateinisches «oapum zurfickzuffihren ist Sie beschränkt sich auf das Französische im engeren Sinne und berficksicbtigt Dialekte, Argot, Orts- und Personen- namen nur gelegentlich. Der erste Teil, Caput, behandelt in Kap. 1 die nominalen Ableitungen von caput im Franz., in Kap. 2 die verbalen, in Kap. 3 die mit caput gebildeten Komposita bzw. Juxtaposita, in Kap. 4 die fUschlich zu lat caput gezogenen frz. Worte; der zweite Teil, ^Ca«* pum, in Kap. 1 wieder die nominalen, in Kap. 2 die verbalen Ab- leitungen von vklt '^'capum im Frz. und in Kap. 3 die fälschlich zu *capum gezogenen frz. Worte.

Da es zur Zeit noch an derartigen umfassenden Untersuchungen Ober die Entwicklung und Verbreitung einzelner Wortsippen sehr fehlt, so ist diese fleiftige und grfindliche Arbeit um so mehr zu begrfifsen.

Wilhelmshaven. Aog. Aadrae.

255) O. M. KtSner, Das unveränderliche Eigenschaftswort

im Französischen. Beilage zum Jahresbericht der K. Real- schule Lttdwigshafen am Rhein, 1906. 40 S. 8. Aus einem reichen, vielseitigen Lesestoff hat der Verfasser eine Ffille von Bedewendungen zusammengestellt, in denen das Adjektiv nur in der Maskulinform der Einzahl vorkommt. Allen im Fache Tätigen wird die Arbeit w^en ihrer Reichhaltigkeit willkommen sein. Aber eine Frage. Wäre es nicht lehrreicher gewesen, anstatt die Adjektive in alphabetiBcher Reihenfolge aufzuzählen, sie nach der Funktion zu ordnen, die ihnen je- weils im Satze zugewiesen ist, und damit die Begrfindung der Form zu geben P Dann wfirden die Adjektive, welche Subjekts- oder Objektsprädi-

476 Nene Fhilologiache Rondacliaa Nr. 20. ^

kativ oder substaDtivisch gebraucht sindf von denjenigen geschieden, welche adverbiale Bedentang angenommen haben. Diese Unterscheidung schwebt offenbar dem Verfasser vor, wenn er f,troaver und juger mit folgendem unveränderlichem Zeitwort und de oder que besonders stellt'', und wenn er sagt: „In eine eigene Gruppe zu stellen wäre il fait ... es ist, haupt- sächlich vom Wetter, ich hab* es aber unterlassen/' In „toutes et quantes fois vous le jugerez convenable'' ist convenable prädikativ zu le, ebenso beau zu que in „D^faire ce que le hasard lui avaitfoumi si beau''. Von einer ünveräuderlichkeit des Adjektivs kann man in diesen Fällen doch nur insofern sprechen, als beau und convenable die gemeinsame Form f&r Maskulinum und Neutrum sind. In „on ne trouverait pas mauvais qae (oder de)'' ist das Adjektiv vorausgestelltes Objektsprädikativ zum folgen- den Infinitiv oder Dafssatz und ist Neutrum. Ebensowenig ist in dem Satze „lls s*aimaient de cet amour qui ne commence sur la tene que pour se continuer meiUeur au sein de Dieu" meilleur unveränderlich, es ist Maskulinum. Wer kann behaupten, dafs, wenn ein Franzose „on venait peu nombreux" schreibt, dieses Adjektiv nicht Plural sei? On n'est pas toujours jeune et jolie sagt die Mutter zu ihrer Tochter, und der Vorsitzende sagt zur Versammlung: Ici on est ^nz. Wenn der Ver- fasser in „ils allaient vivre tranquilles" einen Fehler sehen will, so be- zweifeln wir, dafs er sich der Zustimmung des französischen Unterrichts- ministeriums versichert hat Froid in j*ai froid ist Substantiv gleich faim in j*ai faim. Der Artikel fehlt wie in so vielen phrases faites. Wfin- sehenswert wäre gewesen, der Verfasser hätte durchweg vollständige Sätie aufgenommen, in welchen die ünveräuderlichkeit des Eigenschaftswortes ins Auge f&llt. Es lag ihm aber hauptsächlich daran, eine zutreffende Verdeutschung der mannigfaltigen AusdrQcke zu geben, und dies ist ihm mit einer Ausnahme entschieden gelungen. „Fait voler si haut la pous- siere, so hoch auffliegen macht", statt so hoch aufwirbelt, ist ein im Munde des Lehrers unverzeihlicher Gallizismus.

Freiburg i. B. H. Bihler.

J. Wighti Homer and Beownlf: A Literaxy ParalleL

Beprinted from the Saga -Book of the Viking Club, 1906. 25 S. 8. Olficklicherweise ist der Inhalt des Heftchens nicht so verf&nglich wie der Titel; man mufste danach fast beffirchten, dafs der Beowulf als

Nene Phüologiflche Bnndaehm Nr. 20. 477

altengliscbe Ilias oder Odyssee gepriesen werdeo wfirde, wie es lange genug ähnlich mit nnserem Nibelungen- und Eadrunliede gegangen ist Dem ist nan aber nicht so, sondern der Verfasser (von dem flbrigens auch eine recht gute Byronanswahl herrfihrt; vgl. diese Zeitschrift 1905, S. 93 f.) begnfigt sich, einige wenige ganz allgemeine Ähnlichkeiten zwischen Beo- wulf und den homerischen Gedichten hervorzuheben, die tatsächlich vor- handen sind und sich höchst zwanglos und natfirlich aus den entsprechen- den Zeit- und Eulturverhältnissen erklären. Solche Ähnlichkeiten sind etwa die lebendige Darstellung (dramatische und lyrische Stellen), die Be- handlung menschlicher Empfindungen, formelhafte Wendungen, die Lebens- weise der Menschen; zwei recht bezeichnende Unterschiede sind es, dafs im Beowulf ganz anders als in den homerischen Gedichten so gut wie gar keine Gleichnisse vorkommen, woför allerdings die FQUe der Metaphern einigermafsen entschädigt, und dafs auch fast gar keine götir liehen Wesen auftreten.

K. «ts-.

257) A. C. Bradley^ Shakesperean Tragedy. Lectures on Hamlet, Othello, King Lear, Macbeth. London, Macmillan and Ck>., Lim. New York, The Macmillan Company, 1904. XI n. 498 S. 8. geb. Sh. 10. .

Es ist keine ganz leichte Aufgabe, sich durch ein so umfangreiches Buch, das doch nur vier Dramen Shakespeares behandelt, durchzuarbeiten; aber trotz der gelegentlich etwas sehr stark hervortretenden Breite und Umständlichkeit in der AusfQhrung ist es doch eine Freude, sich mit ihm zu beschäftigen. Man merkt es ihm an, dafs es aus Hochschul- vorträgen hervorgegangen ist, denn fast durchgängig zeigt sich die mfindlicbe Bedeweise, nur hier und da spQrt man später hineingearbei- tete Zutaten. VorzQglich und fflr die erste BinfSbrung in Shake- speare trefflich geeignet sind die ersten, einleitenden Vorlesungen The Substance of ShaJcespearean Tragedy, Canstrudian in Stk's Tragedies, Sh.^8 Tragic Period (S. 5 89). Wir finden da ganz ausgezeichnete Be- merkungen fiber das Wesen des Tragischen, wie es bei Sh. aufzufassen ist, und vor allem auch fiber den technischen Aufbau der Handlung; das sind alles sehr notwendige Dinge und ffir das rechte Verständnis des Dichters um so wichtiger, als der unbefimgene Mensch heutzutage nur allzuleicht geneigt ist, Sh. nach modernem Mafse zu messen. Hieran

476 Nene PhUologifelie Bundachaa Nr. 90.

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Bchliefaen sich nun sehr ansfObrliche, sorgftitige Analysen der im Titel genannten Dichtungen, die natfirlich vollständig und im einzelnen genosseo werden mflssen, wenn man etwas von ihpen haben will.

Bandet (S. 89 174) scheint mir weitaus am besten und glück- lichsten behandelt zu sein; in ihn und seinen Charakter versenkt sich der Verfasser offenbar mit besonderer Liebe. Er geht von der kurzen Erwähnung einiger verkehrter Theorien Ober das Stfick aus, um dann im Anschlufs an eine psychologisch und ästhetisch gleich vollendete Charak- teristik des Helden eine glänzende Analyse des ganzen Dramas zu geben. Im zweiten Teile werden dann die Charaktere der Nebenpersonen je nach ihrer Bedeutung mehr oder minder ausführlich, aber stets treffend und anziehend gewürdigt

Im OiheUo (S. 175 242) sucht er zunächst die natürliche Not- wendigkeit in der Entstehung und Entwicklung der Eifersucht des Helden zu begründen, die ja von manchen Kritikern geradezu fQr unsinnig erklftrt wird; nur mit der Schlufsbetrachtung können wir nicht einverstanden sein, dafs nämlich am Ende der furchtbaren Ereignisse, als der Held mit einem Kusse auf Desdemonas Leiche gestorben ist, „uns die schmerzvollste aller Tragödien im Augenblick vom Schmerze frei läfst und uns mit Jubel er- füllt über die Macht von hve and man's unconqueräble mind^\ Fast ebenso grofsen Baum wie die Charakteristik Othellos nimmt die Jagos ein, dem Bradley auch ganz besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat; seine Beobachtungen zur Erkenntnis dieses Bösewichts gehören mit zu den wert- vollsten im ganzen Buche.

Die AusfBhrungen über King Lear dagegen (S. 243—330) finde idi am wenigsten gelungen. Vor allem befremdet der grolse Unterschied, den der Yer&sser hier zwischen dem Stück als Bühnen- und Lesedrama macht; den höchsten Oenufs habe man nur beim Lesen, nicht beim Sehen. Dann macht er eine Reihe von Einwürfen gegen das Werk als Drama, z. B. gegen die ünnatürlichkeit der ersten Szene, gegen die Doppelband- lung, gegen den unbefriedigenden Ausgang und andere Dinge. Viele werden ihm dabei in seinem Tadel beistimmen, andere werden reichliche Gründe zum Widerspruch finden. Hier ist nur merkwürdig, dafs Bradley alle diese Mängel und Schwächen, die er so stark hervorhebt, im zweiten Teile seiner Besprechung selbst sehr tatkräftig widerl^ und sie sogar in Vorzüge und Schönheiten umzuwandeln bemüht ist. Das könne man auch ohne weiteres, wenn man nur das Werk nicht als Drama, son-

NeuA Fhildogiflohe Rniid§ehan Nr. 90. 479

dern lediglich als Dichtung, als grofses Erzeugnis kfinstlerischer Phantasie und Gestaltungskraft ansehe, es etwa unter ähnlichen Gesichtspunkten wie Faust oder die Göttliche Komödie betrachte. Dieser Dualismus erscheint denn doch etwas gezwungen!

Macbeth endlich (S. 331 —400) gibt kaum Anlafs zu irgendwelchem Einspruch; ist doch diese wundervolle GharaktertragOdie so durchsichtig und leicht zu erfassen wie kaum ein anderes Werk Shakespeares. Die Lady wird, ohne dafs sie flberschätzt wird, vom rein menschlichen Stand- punkt aus gewürdigt, die Hexen werden im wesentlichen als noenschliche Frauen verstanden ; die Wirkung ihrer Reden und Prophezeiungen ist nur deswegen so grofs auf Macbeth, weil die betreffenden Gedanken schon längst wenn auch vielleicht unbewufst in seiner Seele geschlummert haben.

Den Schlufs des Bandes nehmen noch zweiunddreifsig zum Teil sehr ausführliche und wichtige Anmerkungen ein, in denen der Verfasser meist die Ergebnisse seiner eigenen Forschungen Ober zahlreiche Einzel- fragen niederlegt. Sie werden ffir den Gelehrten der willkommenste Teil des schönen Buches sein, das sonst seiner ganzen Anlage nach f&r weitere Leserkreise bestimmt ist. Ein Index (S. 496 489) erschliefst wenigstens die wichtigsten Punkte des reichhaltigen Werkes auch denen, die es ge- legentlich zum Nachschlagen verwenden wollen. Alles in allem ge- nommen ist es eine prächtige Leistung, die jedem Shakespearefreunde Genufs bereiten, jeder Bücherei zur Zierde gereichen wird. Schliefslich sei noch besonders hervorgehoben, dafs auch die deutsche Forschung, insbesondere Wilhelm Schlegels nie veraltendes Verdienst um Shakespeare gebührend anerkannt wird.

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Inlialt: Bezensionen: 258) W. Pater, Plato and der Piatonismus, übersetzt von H. Hecht (E. Wflst) P. 481. 369) M. Schastcr, Oatollns* Sämtliche DichtoDgen in dentscher Ühertragnog (G. Schüler) p. 486. 260) W. Janeil, Ausgewählte Inschriften. Griechisch und Dentsch (B. Bemdt) p. 487.

261) M. H. Morgan, On the langnage of VitmyiQs (A. Kraemer) p. 4^9.

262) Oskar Weifsenfeis, Aristoteles* Lehre vom Staat (M. Hodermann) p. 491. 26B) K. Brngmann und B. Delbrück, Gnindrifs der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Zweiter Band, erster Teil (Fr. Stolz) p. 492. 264) 0. Altenhnrg, Lateiniscbes Übangsbuch für Prima (Krause) p. 496. 265) Bihliotbeea Bomanica (Th. Botb) p. 497. 266) Fritz Friedrich, Studien über Gobiueau (H. Bihler) p. 498. 267) B. Fricke, Le langage cle noB enfants (Fries) p. 499. 268) E. Pollak, Französischer Sprachführer (Fries) p. 500. 269) Grondhout und Boorda, H. Bider Haggard, Mr. Meeson*s Will (Teichmann) p. 5C0. 270) J. G. Bobertson, The Modern Langnage Beview (Heinr. Spies) p. 501. 271) H. H. Wingerath, New English Beading-Book (J. Jent) p. 502. Anzeigen.

268) Hans Heeht: W. Pater, Plato nnd der Platoniraias.

Ans dem Englisohen Qbertragen von H. H. Mit Buchornamenten TOD P. Haustein. Jena und Leipzig, E. Diederichs, 1904. Vin u, 340 S. 8. Ji 6. -.

Das Werk ist in England im Jahre 1893 erschienen, nachdem ein- zelne Teile schon vorher in Zeitschriften veröffentlicht waren. Es zerfällt in zehn Kapitel (= einzelne Essays), jedes davon wieder in mehrere, meist nur locker zusammenhängende Abschnitte.

I. Plato und die Lehre von der Bewegung. Nach einer einleitenden Bemerkung über die verschiedenen Methoden der Betrach- tung eines philosophischen Systems erzählt uns Pater von der Person und Lehre Heraklits, von Piatos Kampf gegen dessen These, es sei unmöglich, von einem Ding etwas auszusagen, was für alle immer Geltung habe hierzu wird KratyL 439—440 in Übersetzung gegeben , vom Port- leben Heraklitischer Gedanken (Hegel, Darwin), voif Piatos Auitreten auch gegen die politische „Beweglichkeit'' der Griechen, speziell der lonier.

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Anfechtbar ist hier vor allem die Behauptung (S. 10): „Heraklits Bin- flub auf Plato äufserte sich lediglich negativ als Gegnerschaft oder ab Reaktion; denn Piatos Stellungnahme gegen jede Philosophie der Be- wegung wurde bei ihm sozusagen zur fixen Idee/' Demnach hätte Plato die heraklitische Lehre gänzlich negiert, jede Bewegung geleugnet? Nein, im System Piatos nimmt die Bewegung eine sehr bedeutsame Stellang ein (Phaedr. 246 c~ 246 a, Politikus 269 d 270 a, Leg. 893 b— 899 b) und auch im einzelnen fehlt es nicht an beifälligen Erinnerungen an Heraklit (Theaet. 181a, Symp. 187a, Soph. 242 e, Politeia 388e, 493b, 498 a, 663 e usw.).

II. Plato und die Lehre von der Ruhe. Hier gibt uns Pftter eine Darstellung der Lehre des Zeno, Xenophanes, Parmenides, schildert ihr Fortleben bis in unsere Zeit herein, die Stellung Piatos zu derselben (mit Obersetzung von Politeia 478—479, 514—515) und gibt als Probe ibr einen späteren griechischen „Eleaten^' das Tischgebet des Eleantbea an Zeus wieder. Obwohl Pater an anderer Stelle (S. 164) das groCw Verdienst Piatos um dis Schöpfung einer also bis dabin doch noch nicht vorhandenen philosophischen Terminologie anerkennt, bringt er doch hier (S. 34) das merkwürdige urteil: „Man achte beim Lesen von Piatos Werken, wie z. B. bei den letzten Seiten des fBnften Buches des Staates, gelegentlich darauf, wie eigentfimlich die von dem abstrakten Yerbum ,sein* abgeleiteten Begriffe sich dort anhäufen. Auch Plato scheint . . . deigleichen fast mechanisch zusammenzupferchen'* (!). Femer zeigt der Auszug aus dem berflhmten Höblengleichnis (S. 50 f.), wo das Wesentliche weggehissen ist, dafs Pater die Lehre von der in vier Stufen aufisteigenden Tätigkeit des menschlichen Oeistes (eixaaio, nUntg^ didroia, voüg) und den entsprechenden Objekten (Schattenbilder, Körper, Wissenschaften, Ideen) nicht verstanden hat Der AusAhrung S. 36 ist entgegenzuhalten, dafs sich Xenophanes mit logischen UntersuchnogeD nicht beschäftigt hat.

UL Plato und die Lehre von der Zahl. Hier erfahren wir viel, freilich auch viel Nebensächliches (die Wunder, die lamblichus und Porphyrius zu berichten wissen) Ober die Person und Lehre des Pytha- goras, ihren Einfluls auf Plato (von Pythagoras stammt der Gedanke des Idealstaates und der Yersuch, das pyth. niQag das soll wohl ss Idee sein? dem Ibtufoy aufzudrängen), fiber das Problem der dpdfonfng und fMBfjitpiix^oaig bei Plato (mit Übers, von Men. 80, Phaed. 76), fiber

Nene Philologfaehe Bandflohan Nr. 31. 488

das Fortleben der natarwissenBohaftlichen und miiaikaliaohen Theorien der .Fythagoreer bei Plato und in späteren Zeiten.

IV. Plato und Sokrates. Der Beihe nach werden behandelt der xenophontische and der platonische Sokrates, das Bild des letzteren nach der Apologie und Phftdo, sein Verhftltnis zu Anaxagoias, Phto als der Erbe des ««philosophisdien BewoMseins** und der f,religiOsen Seele ^' des Sokrates, Sokrates als Lehrer der athenischen Jagend; seine Beweise ftr die Unsterblichkeit der Seele; sein Tod (eingestreot sind Übers, von Phaed. 59, 110, Apol. 38, Hegels Urteil Ober Sokrates). Befremdend wirkt vor allem die Behauptung (S. 86), die Apologie sei „eine wahr- heitsgetreue Wiedergabe der Verteidigungsrede des Sokrates*^ (vgl. Joil, Der Uyog Sam^mixdg, Archiv f. Oeedi. d. Philos., N. F. 1, 1896, S. 466 ff. und namenüich ebda. N. F. II, 1896, S. 66) H6chst naiv schliefst P. auf die histCHriscfae Wahrheit des PhSdo (S. 86) : Denn versdiiedene Einzelheiten im Phaed. sind zu sehr landl&ufiger und alltäglicher Natur, als da(8 sie fSr rein literarische Erfindungen gelten könnten, so das Beiben der nunmehr der Ketten entledigten Beine, der recht schwere Entschlofs, gleichgflltig zu erscheinen*' usw. Sokmtes ist dem Verfiisfier (S. 93) ein Enthusiast des Wissens (doch eher des Oegenteils!), S. 107 sagt er von seiuMi ünsterblichkeitsbeweisen, „sie taugen mitunter nicht mehr als Wortspielereien**. Kommentar fiberflflssig!

y. Plato und die Sophisten. Der Verfasser bespricht hier die Berflhrungspunkte und Oegenaätze zwisdien den Sophisten und Sokrates- Plato, die für das Aufblflhoi der Sophistik gfinstige Sitoation in Athen (mit Übers, von Politeia 492 u. 496), die Ethik der Sophisten (an der Bdiandlung der Frage „was ist Qerechtigkeit?'' im ersten Buch der Poli- teia gezeigt), die „innere Lflge'* der Sophistik, den Mangel einer realen Unterlage bei ihren Deklamationen (Oegenbeispiel: Sokrates Qber die Liebe Symp. 210 in Übers.). Die reiche Quelle fQr die Beurteilung der Sophisten, die im Soph. fliebt, hat Pater unberficksichtigt gelassen.

VI. Der Genius Piatos. Interessante, von Liebe zum Qegen- stande getragene Ausf&hrungenfiber : Piatos Persönlichkeit, sein Leben in und mit der Sinnenwelt, seine Flhigkeit, lebenswahre Charaktere zu zeichnen, sein kfinstlerisches Auge und Ohr; Plato als „Liebender*' und seine Selbst- zucht (dazu Politeia 671—572, „Phtos Abendgebet**, fibers.), sein Stil als Ausdruck seines Temperaments, seine Adelung der Sinne durch die Kunst, sein Lebensgang.

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YII. Die Lehre PUtos: 1. Die Ideenlebre. Hier spricht Pater Aber die moderne Beurteilang logischer Dniv^rsalieii " (s= Verallr gemeinerungeu) , die Ideen bei Sokrates ab „universale Definitionea, die durch die doppelte Methode der Einschliefsang und Anaschliefsung induktiv gewonnen werden", den Fortschritt Piatos fiber Sokrates hinaus (mit Übers, von Phfidr. 249—250). 2. DieDialektik. Nach einer Einleitiuig Aber die Form der philosophischen Darstellung (Gedicht, Abhandlung, Essay) schildert der Yerfiisser Piatos Fähigkeit, den sprachlichen Ausdruck dem Begriff anzupassen, den Fortschritt der Untersuchung in seinen Essays *\ die Mängel seiner Methode (Unsicherheit in Yerhiuf und Ergebnis, be- dingte Anwendbarkeit und Subjektivität), die Fortdauer der Ideenlehre und Dialektik, ihre Bedeutung ffir den modernen Menschen« Es genügt festzustellen, dafs Pater sich bei der Darstellung der Ideenlehre der Fflh- rung des Aristoteles anvertraut; es kehrt damit der alte Grundirrtam wieder, Plato habe den Ideen die Geltung einer Substanz, also Bealitftt zuerkannt. Eigentfimlich ist es femer, dafs Pater nicht in abstracto über die Ideenlebre spricht, sondern sie nur an Beispielen erläutert und zwar lediglich an naturwissenschaftlichen (Muschel, Kohle). Man halte damit das Geständnis S. 180 zusammen: „Wir sind von Natur ans nicht dazu angetan, fSr das Abstrakte als solches liebe oder Interesse zu empfinden oder uns zu Begriffen hingezogen zu ffihlen, die man augenscheinlich mit grObter Sorgfidt aller begleitenden Umstände, der Farbe, der AbwechaluDg beraubt hat, kraft deren sich alle möglichen Erscheinungen der Beschaffen- heit, dem natfirlichen Wesen unseres Geistes anpassen und mit unserer wahren Natur vereinigt werden können !''

VIII. Lakedämon. Im AnschluUs an die Übers, von Prot 342 bis 343 trägt Pater hier ziemlich ungeordnet und häufig in recht ele- mentarer Weise vor fiber Lage Spartas, Bevölkerung, ihre Einteilung in drei Klassen, die Staatsverwaltung, die staatliche Erziehung, die geistige Bildung, die religiöse Betätigung der Spartaner (Apollokult, Hyakinthien, die Diosknren). Dieses Kapitel nimmt den achten Teil des ganzen Werkes ein; seine Einffigung hielt der Verfasser wohl deshalb ffir nötig, um im folgenden ffir seine meines Erachtens zu stark betonte Be- hauptung, dem Plato habe bei der Schöpfung seines Idealstaates ein ver- vollkommnetes Sparta vor Augen geschwebt, zurfickverweisen zu können. Interessant sind hier Parallelen wie die zwischen dem Ballspiel der Spar- taner und dem foot-ball, dem Verbot fär die spartanische und die Oxforder

Nene Philologische BnndBchaii Nr. 31. i85

Jugend, den Harkt za besacben. Der Übersetzer verallgemeinert diese Oedankenreihen in seiner Einleitung (S. yu) in der kfihnen Behauptung: ^Lakedftmon der Idealstaat, Griechenland England, Plato Pater: das geistig-strenge Band ist nicht zu trennen.'*

IX. Der Staat Piatos Politeia ist dem Yerfiuaser ein Protest gegen das „Zentrifugale'* im ionischen Charakter; er handelt dann weiter fiber die in der Politeia verhngte Unterordnung des einzelnen unter das Ghmze, Piatos Ansicht fiber die menschliche Individualität, die drei E^assen im Staat, die Zuteilung der Bevölkerung in diese Klassen (Pol. 414 fibers.), die einzelnen Stände, namentlich die PhilosophenkOnige (mit Übers, von Pol. 620—521, 346—847), spätere ReaUsieningen dieses Gedankens (Ifork Anrel, Ludwig der Heilige).

X. Die Ästhetik Piatos. Plato ist nach dem Verfiuser der Erfinder des Satzes: l'art pour l'art; er hat die Empfllnglichkeit des menschlichen Auges und Ohres ffir die Kunst wahrgenommen und fflr die politische Erziehung in seinem Staat dienstbar gemacht; daher die Not- wendigkeit, die Produkte kfinsUerischen Schaffens streng zu sichten (Pol. 398, 400 402 fibers.) im Hinblick darauf, ob sie zur Erziehung zur EinÜEUshheit, ufOüiAiirqgj förderlich sind. Dadurch bedingte Konzentration der Kiaft.

Wenn der Yerfesser seine Absicht (S. 8): „Plato als einem Eigebnis vorausgegangener und zeitgen(iBsischer Strömungen griechischer spekulativer Philosophie und griechischen Lebens im allgemeinen seinen natflrlichen Pbtz anzuweisen ^S erreichen wollte, mulbte er von den Vorgängern Piatos sicher noch die Atomisten, von den Zeitgenossen ebenso sicher noch die beiden mit ihm rivaUsierenden Häupter athenischer Schulen, Antisthenes und Isokrates, berflcksichtigen. Noch ein Wort zur Form, die dem Platoniker Pater alles ist (S. 5). Die Form einzelner Essajs ist meines Erachtens f&r die Darstellung eines so umfimgreichen, in sich innig zusammenhängenden SfarfE» nicht recht geeignet; sie veranla&te denn auch den Yeifiisser im Interesse einer abgerundeten Ausführung Öfters zu Wieder- holungen und Widersprachen. An solchen wären aufser den schon an- geffthrteu noch zu erwähnen: die Bemertamgen fiber die ^trqlaalai S. 61 und 230, fiber den dorischen Stil S. 121 und 250, fiber die „debitae natuiae'* Bacons S. 186 und 207, fiber den Apollokult S. 121 und 265. Die Art des Sokrates zu fragen, „der eiste, ungepflegte, natfirliche Trieb der kunst- vollen Dialoge Piatos", ist S. 88 „formlos, aber keineswegs unmetho-

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disch*' ; dagegen erhält Platoe also doch verbesserte! Dialektik S. 219 das Prädikat „denkbar grorster Ungenanigkeit und Zaftlligkeit der Me* thode'S Merkwürdig geht der Verfasser mit dem Worte „katholiaeh^^ (freilich immer in Anftthmngszeichen) um: . . . «« katholisches das sind die Eigenschaften, die wir, z. B. bei der Tugend, suchen mfissen (ß. 94). Sokrates sachte nach „katholischen'^ Definitionen (S. 96). Die Lake- dftmonier waren die HCiter dieses „katholischen** ... Zentrums des grie- chischen Kultus (S. 264).

Trotz dieser Lücken und M&ngel jedodi sei das Werk jedem Ge- bildeten Oberhaupt, aber auch jedem, der sich speziell mit Plato beachtf- t^ warm empfohlen; der Bedeutung Piatos auf ästhetischem und sozial- politischem Qebiet ist Pater gewifs gerecht geworden, weniger der Br- kenntnistheorie; aber der geistreiche Verfasser streut auch eine solche Menge origineller Einblicke in Piatos Schaffen und Ausblicke auf spAtore (auch auf die modernen) Zeiten ein, dab das Buch in verschiedenen Bicii- tungen anregend zu wirken geeignet erscheint

Das Deutsch der Übersetzung ist sehr wohl verstftndlich und, von Kleinigkeiten abgesehen, korrekt Das Verhältnis der Obersetzung zum Original konnte, da letzteres nicht vorlag, nicht beurteilt werden.

München. B. ¥nM.

269) Mauxis Schuster, ValerioB Catollae' SAmiliehe IKch- tnngen in deutscher Übertragung nebst ausführlichen Erläuterungen. Zweite, unveränderte Auflage. Wien, B. Pa- pauschek und B. Lechner ft Sohn, 1906. VIII u. 276 8. 8.

Elegant broechierfc ^ 3. 20 (E. a 84). Zum ersten Male wird hier einem gröfseren Leserkreise eine Über- tragUQg der gesamten Dichtungen Oatulla dargeboten; selbst die beiden PseudocatulUana (c. 19 u. 20) haben Aufnahme gefunden, nur c. 97 isi bis auf zwei Verse gekürzt worden. Somit ist der Lee«r jetzt mdir als bisher in der Lage, ein vollständiges Bild von Borns grOlstem Lyriker zu gewinnen. Sch.s Übertragung, eine durchaus sdbstfaidige Leistung, kann im grolsen und ganzen Th. Heyses Meisterwerke der Übersetzungskunst gleich erachtet werden, an manchen Stellen (z. B. c. 64, 246 if.; c 65, 15 ST.; c. 66, 7 ST. u. a.) dfirfte ihr sogar die Palme gebfihren. Auch Seh. huldigt dem Orundsatze: So wörtlich wie möglich! Doch sdieut er sich sieht, zuweilen statt der wörtlichen Übersetzung eine genaue Wieder-

Nene FhUologiaolie Rondaduui Hh. 21. 487

gäbe des Siniies zu bieten. Allenfhalben bemflht er sieb, die Ausdrucke- weise Catulls nacbzubilden, Grondton und Farbe der ürdiobtung wieder- augebeu, die allzu grobkörnigen Derbheiten jedoch sucht er zu mildem. Die VerBmafse seiner Vorlage hat er im allgemeinen beibehalten, die Cfaoliamben aber und die Galliamben (c 63) durch iambische Senare bzw. Septenare ersetzt Seine Verse sind glatt und flieCsend. FQr seine Arbeit hat er die hauptsächlichsten GatuUaupgaben berflcksicbtigt, hin uud wieder jedoch geht er seine eigenen Wege. Die Fulinioten und „Brl&u- tenmgen'* geben hierfiber einige Auskunft. Jedes Gedicht ist mit einer das Verständnis erleichternden Oberscbrift versehen. Der eigentliohen tTbertoagung geht (S. 1 13) ein flott geschriebener Abrifs Ober ,,De8 Dichters Leben und Wesen'' voran. Den Schluls bilden (S. 157—272) „Erläuterungen'', die so reichlich und ausführlich sind, daTs selbst der Niehtfiichmann jedes einaelne Gedicht in vollem Umfange verstehen kann. Wir stehen nicht an zu behaupten, dab Seh. uns in seiner Übertragung einen deutsehen OatuU beschieden hat.

Wilhelmshaven. O. loliUer.

260) Walther Janeil, AuBgewAhlte Inaohxiften. Grieehiaoh und Oeataoh. Mit einer Titelvignette und drei Abbildungen. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1906. 148 S. 8.

geh. .4 4—.

Bereite 1903 hatte der Verftsser in dem Programm des Gymnasiums Nenstrelitz einige griechische Inschriften mit deutscher Übeisetzung heraus- gegeben, ein Versuch, der von der Kritik mit Bei&U aufgenommen wurde (vgl. auch diese Zeitschr. Jahrg. 1908, S. 420) und ihn deshalb ver- anlabte, seine Studien nunmehr in erweiterter Form der Öffentlichkeit zu fibeiffeben.

In dw EinfBhrung bespricht Verfasser kurz die beiden Hauptgruppen von Inschriften, die man unterscheidet, die Auf- oder Beischriften und die eigentlichen Inschriften (Urkunden offiziellen oder privaten Charakters), femer Form und Material, Schreibrichtung und Schreibmethode, Dialekt und Ausdrucksweise der Inschriften, den Ort ihrer Aufstellung und die wichtigsten der bisher erschienenen Sammlungen, kurz alles, was zum Verständnis dieser Urkunden, worunter er nur die Denkmäler monumen- talen Charakters versteht, unumgänglich nOtig ist Die Auswahl selbst nmfafst 230 Inschriften; sie zerfällt in zwei Hauptteile, von denen der

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erste (Nr. 1 98) Urkunden ans dem öffentlichen d. h. dem staaüiohea und bfirgerlichen Leben der Griechen enthält, und zwar in der Weise, dafe zunächst (Nr. 1—56) die Torrömische, sodann (Nr. 56—98) die rSmiscbe Periode behandelt wird, während der zweite Hauptteil (Nr. 99 230) Urkunden aus dem religiösen Leben der Qriechen bringt So finden in gleicher Weise die staatlichen und privaten, die religi(toen und Eoltor- Verhältnisse Altgriechenlands Berücksichtigung. Teil I ist gleichzeitig nach sachlichen und zeitlichen Prinzipien geordnet, während in Teil II die ein- zelnen Inschriften nur nach sachlichen Oesiditspunkten gruppiert sind. Überall aber stellt ein fortlaufender Text mit zahlreichen historisch- anti- quarischen Notizen den Zusammenhang zwischen den einzelnen Inschriften her. Neben den Originaltext ist rechts eine auch stilistisch wohlgelungene Übersetzung gestellt.

Soviel im allgemeinen, nun das einzelne! Lehrreiche Beispiele f&r den Bichter- und Bfirgereid die Formeln dafär hüteten in ganz Griechen- land wohl ziemlich gleich eröffnen die mit vielem .Geschick getroffene Auswahl. Es folgt eine gröfsere Anzahl von Ehrendekreten, durchweg sehr interessanten Schriftstücken, die uns zum Teil ganz modern berfihren, darunter solche ffir scheidende Beamte, ffir literarische Tätigkeit, für Ärzte, Baumeister usw.; eine ganze Beihe betrifft die Verleihung der Proxenie, des Bürgenechts und anderer Ehren an verdienstvolle Ausländer. Die Wirren des Peloponnesischen Krieges ziehen in einer Beihe von In- schriften an unserem geistigen Auge vorüber, andere führen in die Zeit der Diadochen und des Hellenismus und zeigen den Niedergang der poli- tischen und geistigen Kräfte des Griechentums. Wir erhalten AufischloTs über die Beziehungen der griechischen Stadtstaaten zueinander, u. a. finden wir unter den Friedens- und Bündnisverträgen auch die uralte auf einer Bronzetafel aufgezeichnete Bhetra aus Olympia (vgl. die Abbildung auf S. 44), die den Abschlufs eines Vertrages iswischen den Eleem und Heräem enthält, worin beide Staaten Bundesgenossenschaft auf hundert Jahre schlielsen. Nicht minder interessant ist das Protokoll einer athe- nischen Volksversammlung aus dem Jahre 446/45 über einen Vertrag zwischen Chalkis und Athen und der athenische Volksbeschlufs, der sich auf den 377 neubegrfindeten Seebund bezieht. Es folgen einige kultur- historisch bedeutsame Dokumente, meist Königsbriefe, darunter solche des Perserkönigs Darius 1., Alexanders d. Gr. und einiger hellenistischen Fürsten, in einer Anmerkung finden wir auch den ältesten erhaltenen Brief in

Mrae Fhilologiscbe Bnndioliaa Nr. 21. 489

grieohiacher Sprache (vgl. Jahresh. d. Osterr. arch. Inst VII [1894] S. 94 ff.); ihnen schliersen sich gleichfalls als Willensänliseningen der Herrscher die Chroniken ata, die auf ihrea Befehl aufgezeichneten Darstellungen ihrer Taten. Es sind Urkunden ähnlich dem bekannten Monumentum Ancy- rannm. Stficke aus dem berOhmten Marmor Parium beechliefsen diesen Teil. Griechenland während der Bömerzeit ist der Titel des folgenden Abschnittes. Briefe römischer Konsuln und asiatischer Despoten, Volks- beeehlflsse, Ehreninschriften und Ehrendekret«, Eaiserbriefe und Edikte der Imperatoren wechseln in bunter Beihe miteinander ab und geben ein an- ziehendes Bild von den Beziehungen der weltbeherrschenden Boma zu dem kleinen Griechenvolke, dessen höherer Kultur das Bömerreich soviel zu verdanken hatte. Die Inschriften des zweiten Teiles (Urkunden aus dem religiösen Leben der Griechen) haben vor allem kulturhistorischen Wert; sie gewähren lehrreiche Einblicke in die Religion und Kultur, den Glauben und Aberglauben der Griechen. Eine grOfsere Anzahl Weihinschriften eröffnet die Auswahl, es folgen Priesterlisten, Opfervorschriften, Besucha- ordnungen fftr Tempel, Orakelbefragungen, einige der berühmten Heil- berichte aus dem Asklepiosheiligtum zu Epidauros, Zauberstficke, Fluch- tafeln und last not least zahlreiche Grabinschriften zum Teil mit metri- schen Übersetzungen, von denen nur eine (Nr. 109) dnovägnav %aq>f&v (Heimat ftr Heimatlose) erwähnt sein mag. Anmerkungen mit Literatur- nachweisen bilden den Schluß des lehrreichen Buches, das nicht allein ein wichtiges Hilfsmittel fDr epigraphische Seminarflbungen bildet, son- dern auch fär die Interpretation der griechischen Klassiker auf den oberen Klassen der Gymnasien; in Betracht kommen hier namentlich Thukydides und Demosthenes. Bilden die Inschriften doch gewissermalsen die kon- krete Ergänzung zu den abstrakten Erörterungen über Fragen aus dem Gebiet der grieehisdi- römischen Staat»-, Privat- und BeligionsaltertQmer. Ljok. Biehard Bemdl.

261) Morris BL Morgan, Qn the langnage of VitruTiaa.

Proceedings of the American Academy of Arte and Sciences. VoL XLI, 1906, p. 467—602. 8. Nachdem Degering in seinem vortrefflichen Aufsatze über den Ver- fasser der X libri de Architectnia im Bh. M. f. Ph. 1902, S. 8 ff. den wichtigsten saohlichen Beweisgrflnden, die üssing in seiner Schrift Be- tnigtnioger over Vitaruvii de architectura libri decem, med saerligt Hensyn

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tilden Tid, paa hvilken dette Skrift kan vaere forfattet, Kopenhagen 1896 (ins Engl, fibers. u. d. Titel Obsenrations od Vitnivü de architectura libri deoem, with special regard to the time at which this work was written, London 1898) gegen den Techniker Vitrav ins Feld geführt hatte, nm darzutan, dab das unter dessen Namen überlieferte Werk von einem Fälscher des dritten oder vierten nachchristlichen Jahrhunderts stamme, den Boden entzogen hatte, muffte noch die zweite Gattung der Gründe, mit denen üsang operierte, als unhaltbar nachgewiesen werden. Diese Aufgabe stellt sich H. Morgan in der vorliegenden englisch geschriebenen Arbeit. Nach üssing sollte die Sprache der Zehn Bücher über Baukunst mancherlei Eigentümlichkeiten zeigen, die dem 3. oder 4. Jahrhundert zuzuweisen und der Augusteischen Zeit absolut fremd seien. M. prüft die einzelne Behauptungen aufs sorgfältigste, und mit gründlicher Kenntnis der latei- nischen Sprache und der einschlägigen Literatur ausgerüstet, versteht er es, üssing zahlreiche Irrtümer nachzuweisen und uns zu überzeugen, dab aus dem Stile des Werkes nicht auf späte Abfassung geschloasen werden kann. Mit Recht betont er auch, dafs es manchmal dem Verfasser weniger gelungen sei, sich verständlich auszudrücken, weil es ihm an schriftstelle- rischer Fähigkeit und Fertigkeit gefehlt habe, sowie dafs bei Beurteilung des Stils der vorliegenden Bücher mit der Tatsache gerechnet werden müsse, dafs dies das einzige Werk der römischen Literatur dieser Art sei, das auf uns gekommen ist. Die Einzelheiten mufs mau in der Schrift selbst nachlesen.

Am Schlüsse (S. 501 und 502) fafst M. sein Ergebnis, in dem er mit Erohn (B. phil. W. 1897, Sp. 773 flf.) übereinstimmt, zusammen (the many heads of üssing*s indictment are therefore reduced to the mi- nimum). Dafs wir bei den romanischen Völkern Eigentümlichkeiten der Vitruvianischen Sprache wiederfinden, erklärt sich leicht, da jenen das Lateinische durch Soldaten und Leute aus dem Volke übermittelt wurde. M. meint sogar, wer die Sprache der Zehn Bücher über Baukunst für die eines späteren lateinischen Schriftstellers halte, habe das Werk unmöglich mit Sorgfalt durchgelesen. Denn die späteren lateinischen Autoren seien trotz ihrer stilistischen und grammatischen Mängel im Vergleich zu Vitrav leicht und ohne Anstofs lesbar. Eine Fälschung oder Kompilation ans späterer Zeit würde aller Wahrscheinlichkeit nach von einem an schrift- stellerische Tätigkeit gewöhnten Mann herrühren.

Durch die vorliegende Arbeit, die eine wichtige Ergänzung zu Dqge- rings und Krohns Aufsätzen bildet, ist die Vitravforsohung wesentlich ge-

Nene Fhilologiflche Bandschau Nr. 21. 491

fördert, and da auch Mortets Versuch (Recherches sur Vitruve et son (BU?re, Be?ue archdologique 1902 und 1904), den Vitrav der Zeit des Titos zuzuweisen, als gescheitert betrachtet werden mufs, so kann kein Zweifel sein, dafs die Zehn Bflcher Aber Baukunst dem Eriegsbaumeister des Augustns zuzuschreiben sind.

Frankfort a. M. A. Kraemer.

262) Oskar WeifBenfelB, AxistotaleB' Lehre vom Staat

(Qymnasialbibliothek herausgeg. von H u g o H o f f m a n n. 40. Heft.) Gfitersloh, G. Bertelsmann, 1906. 88 S. 8. Ji 1.20.

Von der richtigen Erwägung ausgehend, dafs ohne einen Einblick in die Theorie vom Staate die Kenntnis des griechischen Altertums immer lückenhaft ist, sucht Verfasser vorliegender Schrift den reiferen Schüler mit den Orundgedanken der Aristotelischen Lehre vom Staate bekannt zu machen.

Der nüchternen Beobachtung des griechischen Philosophen entsprechend entwickelt er, nachdem er das Bemerkenswerteste über die überlieferte Gestalt der Aristotelischen Schrift vorausgeschickt und den Staat Piatons mit dem des Aristoteles verglichen hat, die leitenden Gedanken und Lieb- lingssätze des Aristoteles in schlichter, gemeinverständlicher Darstellung. Besonders eingehend behandelt er was dem geschichtlichen Unterricht sehr zustatten kommt die Hauptformen des Staates mit ihren charak- teristischen Kennzeichen. Geschickt eingeflochtene Parallelen und Hin- weise auf die Ideen späterer Theoretiker wie Macchiavelli, Hobbes, Mira- beau u. a. tragen wesentlich dazu bei, das Interesse zu wecken und das Verständnis zu vertiefen. Auch die Betrachtungen über die Ursachen der Staatsumwälzungen, über die beste Verfassung, über den Wert der Erziehung u. ä., bei denen immer auf die Gegenbilder im modernen staat- lichen Leben aufmerksam gemacht wird, sind reich an fruchtbaren An- regungen. Schliefslich sei noch erwähnt, dafs Verfasser in mafsvoUer Anwendung des Konzentrationsprinzips auch die mannigfachen Beziehungen zu Horaz und zu der philosophischen Lektüre der Prima ein Gebiet, dem ein grofser Teil seiner schriftstellerischen Tätigkeit gewidmet gewesen ist geschickt aufgedeckt hat, vor allem in dem Urteil über den ßiog no-

Die kleine Schrift, die einen reichen Inhalt in anspruchsloser Form bietet, ist eine von den letzten Gaben, die wir dem um Wissenschaft und

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Schule hochverdienten Manne verdanken. Wir zweifeln nicht, dafs sie geeignet ist, das auf induktivem Wege gewonnene Wissen vetständiger und wissenschaftlich interessierter Primaner zu klären und zu vertiefen. Damm sei sie denen, für die sie bestimmt ist, bestens empfohlen. Wernigerode a. H. M. Bodc

263) K Bmgmaim und B. Delbrück, Onindrifs der ver- gleichenden Ghrammatik der indogermamschen Spra- chen. Zweiter Band: Lehre von den Wortformen und ihrem Oebrauch von E. Brugmann. Erster Teil: Allgemeines. Zu- sammensetzung (Komposita). Nominalstämme. Zweite Bearbeitung. Strafsburg, Karl J. Trübner, 1906, XV u. 688 S. 8. Ji 17.50. Ein Zeitraum von 17 Jahren ist seit dem Erscheinen der ersten Auf- lage des zweiten Bandes (erste Hälfte) unseres monumentalen Werkes verflossen (vgl. Jahrg. 1889, S. 38 ff.). Dieser umfangreiche zweite Band wird in der Neuauflage in drei Teilen erscheinen, von denen ein jeder fBr sich ein geschlossenes Ganze mit eigener Paragraphierung und Pagi- nierung bilden wird, eine Neuerung, die unseren vollen Beifall verdient. Was zunächst den äufseren Umfang dieses ersten Teiles der Neuauflage anlangt, so umfafst er 688 Seiten gegen 462 der ersten Auflage, eine Vermehrung, die den allgemeinen, an die Spitze gestellten Ansfährungen (49 S. gegen 20), den Auseinandersetzungen fiber die Bildung der Nominal- stämme (448 gegen 343) und ganz besonders jenen fiber ihre Bedeutung (111 gegen 29) zugute gekommen ist. Nach diesen kurzen Angaben fiber das rein äufserliche Verhältnis des Umfianges der beiden Bearbeitungen bemerke ich hinsichtlich des Inhalts im allgemeinen, dafs schon der neue Untertitel „Die Lehre von den Wortformen und ihrem Gebrauch (Wort- lehre) ^^ im Gegensatz zu dem der ersten Auflage „Wortbildungslehre (Stammbildungs- und Flexionslehre) '^ der geänderten wissenschaftlichen Auffassung des Verfassers Rechnung trägt, der sich über das Verhältnis von Satz und Wort und die daraus sich ergebenden Folgerungen f&r die Gliederung des grammatischen Stoffes bereits in der 1903 erschienenen zweiten Lieferung seiner Kurzen vergl. Grammatik, S. 281 f., und ebenso in der dritten (1904 erschienenen) S. 623 ff. in ziemlich ausfBhr- licher Weise geäufsert hatte. Überhaupt finden wir in dem eben ge- nannten Werke S. 282 297 eine nur etwas kfirzere Erörterung last aller jener Gesichtspunkte, welche in dem 'Allgemeines' fiberschriebenen einleiten-

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den Kapitel des ersten Teiles unseres zweiten Bandes einer eingehenderen Darstellung unterzogen werden. Es nmfafst dieses Kapitel drei Abschnitte nSatz und Wort*', „Struktur und Benennung der idg. Wortformen und ihrer Bildungselemente^S „Motive und Arten der Wortbildungsvorgänge". Ohne mich anf eine auaf&hrliche Wiedergabe der einzelnen in diesen drei Abschnitten behandelten sprachlichen Erscheinungen einzulassen, bei deren Erkl&rung es sich darum handelt, die jederzeit treibenden Kräfte ausfindig zu machen, bemerke ich nur, da&Brngmann den schon Indog. Forsch. 14, 1, Kurze ve^l. Gramm., S. 285, f&r Affix (Präfix, Suffix) und Infix vorgeschlagenen and in dem eben genannten Buche bereits verwendeten Ausdruck For- mans (das Formans, elemenhim formans) auch in dieser „Wortlehre'* allgemein verwendet hat, und zwar wird man mit Rficksicht auf die vor- gebrachten Grfinde, die offenbar auch Wackemagel in seiner Altindischen Gramm. 2, 10 bewogen haben, den noch früher von Brugmann vor- geschlagenen Terminus ^ Formati v' statt der Bezeichnung Affix, Suffix usw. einzufOhren, die Einfährung dieser neuen Bezeichnung nur gutheifsen können. Die Bezeichnung 'Formans* dürfte den Vorzug vor 'Formativ' verdienen, da die nicht zu missende Ableitung 'formantisch' besser klingt und bequemer zum Gebrauch ist als das von 'Forroativ' abzuleitende 'formativiseh'.

In der Lehre von der Zusammensetzung, deren Darstellung be- reits in der Kurzen vergl. Gramm, auf Grund der von Brugmann in den Berichten der Kgl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften und in den Indog. Forsch, veröffentlichten, nicht unwesentlich von Wundts Auffassung in seiner „Yölkerspychologie^' beeinflufsten Abhandlungen vielfache Ver- besserungen und tiefgreifende Richtigstellung älterer Ansichten aufzuweisen hatte, erscheint jetzt als neuer Gesichtspunkt die Einführung der Begriffe „esozentrische^' und „exozentrische Komposita'' (nach A. Aleksandrow, Litauische Studien I: Nominalzusammensetzungen [Dorpat 1888J, S. 110, vgl Indog. Forsch. 18, 60), deren Berechtigung der Verfasser S. 73 mit Erfolg gegen Neckel, Indog. Forsch. XX, 249 ff., verteidigt. Inbesondere bedeutet der Abschnitt „Zur Geschichte der Nominalkomposita'' (l. Volks- tümliche und künstliche Bildungen. 2. Stammkomposita. 3. Kasuskomposita. 4. Vermischung der Stamm- und der Kasuskomposita. 5. ümdeutung verbaler und nominaler Kompositionsglieder. 6. Negationspartikel im Vorderglied. 7. Formantische Gestaltung des Schlufsglieds der Deklina- bilia. 8. Betonung. 9. Nominalkomposita als Pei-sonennamen) einen ganz

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aofserordenüichen Fortschritt im Vergleich zur Darstellong in der ersten Auflage. Hierbei hat es Beferenten besonders gefreut zu sehen, dab die Ergebnisse seiner in den 'Wiener Studien (Bd. 23, 25, 26, 27) Aber den Gegenstand (Wortzusammensetzung im Griechischen und Lateinischen) ver- öffentlichten Untersuchungen grOfstenteils in den 'Grundrila' Aufnahme gefunden haben.

In der Darstellung der ^Nominalstämme' ist vor allem hervorzuheben, dafs jetzt als gleichgeordnete Unterabteilungen erscheinen: 1) Beduplizierte Nomina, 2) Nomina ohne stammbildende Formantien (Wurzelnomina), 3) Nomina mit stammbildenden Endformantien, und zwar sowohl in dem Abschnitt 'Bildung der Nominalstämme (Formgruppen)' als auch in dem Ab- schnitt' Bedeutung der Nominalstämme (Bedeutungsgruppen)'. Bei der letzten, weitaus zahlreichsten Klasse ist auch in der Neubearbeitung in dem Ab- schnitt über ihre Bildung allerdings cUe Form zum mafsgebenden Prinzip der Einteilung gemacht (Vokalische Formantia, m- und »-Formantia usw.), allein oft auch schon die Bedeutung beröcksichtigt, „teils um die formalen Einzelheiten übersichtlich gruppieren zu können, teils um die Betrachtung des Formantischen und die des Inhaltlichen nicht mehr voneinander zu trennen, als das Interesse der Übersichtlichkeit gebieterisch verlangt'' (S. 126). So werden, um ein Beispiel anzuführen, bei Behandlung des 'Formans' -o- -ö- folgende Gruppen als uridogerm. angesetzt: 1) Yerbal- abstrakta, wie zöf^og und TOfiij 'Schneider, Schnitt', Nomina agentis (Adjektiva) wie To/iög 'schneidend'. 2) -o- und -ä- erscheinen oft mit dem Aussehen eines sekundären Bildungselementes, und zwar -o- häufig im Ausgang der Komposita, -o-m (Neutrum) zur Herstellung von Kollektiva und Abstrakta, -a- zur Herstellung von KoUektiva, oft nur Erweiterung ohne merkliche Bedeutungsmodifikation auftretend, -s- zur Bezeichnung des natürlichen weiblichen Geschlechts, Adjektiva auf -o-s mit den Unterabteilungen: Bildungen zu deklinablen Nomina, Ordinal- zahlbildungen, Bildungen zu Kasusformen und Adverbien. Die dritte und letzte Unterabteilung bilden die zahlreichen -o- und d-Formen, die sich in keine der unter 1) und 2) aufgeführten Klassen einreihen lassen. Dieses Beispiel, welches ich als eines der besten aus der ganzen Beihe der ein- zelnen Formantien herausgegriffen habe, zeigt deutlich, wie das Inhalt- liche auch schon bei der auf der Form beruhenden Gliederung in der oben angegebenen Weise zur Geltung kommt und in belebender und belehrender Weise in die an und für sich etwas trockene Darstellung eingreift. Ein

Nene Philologiflohe Rondsehaa Nr. 21. ^

anderer Fall, auf den Bragmann S. 589 selbst zu sprechen kommt, ist der im §126 behandelte. In diesem Paragraphen sind „von den all- gemeinidg. uo- Adjektiva, die eine kanm näher zu umschreibende Funktion des Formans zeigen, wie lat. vivos, arduos, calvos, saevos, parvos, ab- getrennt die exkursiven Qruppen der Adjektiva mit Farbbedeutung, wie lat helvos, flävos, der Adjektiva mit Totalitätssinn, wie lat. salvos, und der Adjektiva mit den Bedeutungen 'links', 'rechts', wie lat. laevos^'. In sehr lichtvoller Weise werden die Schwierigkeiten auseinandergesetzt, welche infolge verschiedener Grfinde, z. B. Unsicherheit der Herkunft der Formantien, sowie der ursprflnglichen Bedeutung der stammformantischen Nomina, Synkretismus der Formantien, nicht zum letzten auch der enge Zusammenhang der Semantik mit Grammatik und Wörterbuch und die unzureichende Terminologie der Semantik, der Aufstellung der 'Bedeu- tnngsgruppen^ im Wege stehen. Trotzdem gelingt es dem Verfasser, das in Betracht kommende Wortmaterial in f&nf solcher Gruppen zusammen- zufassen: 1) Gegenstandbezeichnende Substantiva (Konkreta), 2) Vorgang- und eigenschaffcbezeichnende Substantiva (Abstrakta), 3) KoUektiva), 4) Ad- jektiva, 5) Deminutiva (nebst Hypokoristika, Amplifikativa, Deteriorativa. Indem ich von einer ausdrficUichen Aufzählung der zahlreichen Unter- abteilungen absehe, in welche die Gruppen 1), 2) und 4) zerlegt werden (11, 4 und 9), bemerke ich nur, dais wiederum der Vergleich dieses Ab- schnittes mit dem entsprechenden der ersten Bearbeitung einen ganz aufser- ordentlichen Fortschritt der Darstellung in jeder Beziehung aufweist, der in Anbetracht der oben berührten Schwierigkeiten mannigfiedtigster Art ein ganz besonders augenfälliger Beweis ffir die tiefeingreifende Forschungs- arbeit des Meisters der indogermanischen Sprachwissenschaft ist. Dies erhellt auch ans einem Vergleich des eben erwähnten Kapitels mit dem betreffenden Abschnitt der Kurzen vergl Grammatik (S. 315—353), wo eine Übersicht der Nomina auf Grund der Bedeutung gegeben ist

Ich 8chlieli9e diese kurze Anzeige mit dem lebhaftesten Wunsche, dafs uns Brugmanns unermfidliche Schaffenskraft auch die Fortsetzung und den Abschlufs der Neuauflage des zweiten Bandes des Grundrisses baldigst bescheren mOge.

Innsbruck. IV. UoIb.

496 Neoe Philologiach« Bmdaclum Nr. 21.

264) 0. Altenburg, Lateiiii8ohe8 ÜbungBlmeli fOr Frima

im Anscblars an die Tatsachen* und Oedankenkreise der LekUie nebst stilistischem Anbang. Berlin, Weidmannsche Bachhand- lung, 1906 VII n. 132 S. 8. geb. ^ l.GO.

Bei Abfassung des Buches hat sich .der Verfasser von den Qrond- Sätzen leiten lassen, die er selbst Ober die Lateinöbungen in Prinaa in eiaigen Aufsätzen der Lehrproben aufgestellt bat Auf blofse Wiedergabe oder Umschreibung der Schriftstellertexte verzichtet er, sucht vielmehr gewisse allgemeine kulturgeschichtliche, historische oder philosophische Gesicht»- punkte auf, unter denen er das Tatsachennoaterial, das die LekUre des Cicero, Livius, Tacitus und Horaz liefert, zusaomienfassend betrachtet und beleuchtet. Er weist flberall auf die Ideen hin, die das Altertum be- wegte, und leitet den Schiller dazu an, nicht am Einzelnen und Stoff- lichen haften zu bleiben, sondern die grofsen Zusammenhänge und den Qeist der Antike zu erfassen. Diese Betrachtungsweise ist ebenso anregend wie fruchtbar und macht die Stflcke zu einem wertvollen Hilfismittel fBr die Vertiefung der Lektflre.

Weniger glflcUich als im Inhalte sind die Übungen in ihrer Form. Eine Übertragung in einwandfreies Latein scheint mir nicht immer mög- lich zu sein, und auch der deutsche Ausdruck ist nicht fiberall treffend. So lesen wir S. 4: „Horaz setzte auch seinen Eesttagqgästen nichts anderes als Gemfise in Speck vor. Sollte aber jemand so einfache Gerichte und so billige Weine nicht mögen, so ...'' S. 12: „Diese Bede mnb einen tiefen Eindruck gemacht haben, denn er wurde gefeiert . . .^' S. 14: „Ihr alle wilst, mit welcher Geduld Kaiser Friedrich diese SchicksalB- fBgung getragen hat, zumal da es ffir ihn aus war mit der schtaen Hoffnung, dem Dentschen Beiche werde unter seiner B^emng Friede und Freiheit erhalten bleiben . . .'' S. 25: „Während Oäsar in Eilmärschen auf Born zueilte, zeigte sich Pompejus so kopflos, ein grofser Teil seiner Anhänger so blut- und beutegierig, dals Cicero es oft bereute, dem Kriege nicht fem geblieben zu sein/' (Während Oäsar gegen Born zog, nahm Cicero noch gar nicht am Kriege teil!) S. 26 wird gesagt, dalis sich der „Anhang des Pompejus in drei Teile spaltete*', es bleibt aber völlig an- khir« welches der dritte Teil ist S. 30 wird „in die Gemoniä geworfen **, S. 46: „fiber die unzugänglichen Gipfel der Alpen Deutschland auf- gesucht'' S. 52 wird vom „Geknirsche der Pferde" (= ftemitus) ge- sprochen«

Nene Philologieehe Bnndechaa Nr. 21. 497

Ad sachlichen Unrichtigkeiten ist mir aufgefallen : S. 1 werden die Fennen den Germanen gerechnet; S. 2 wird ans den Worten des Tacitus se- cori adversns deos gefolgert, dafs die Fennen ,, weder an göttliche Wesen glaubten noch sie durch Gebete und Opfer verehrten '^ S. 28 wird Sori- bonia die erste Frau des Augustus genannt; S. 30 werden die Yorgftnge bei Tac. ann. 1, 69 nach Ära übiorum verlegt; S. 40 und 123 finden sich die Abkürzungen Jul. Agricola und Servius Sulp!; S. 40 wird von ,, Feinden'' gesprochen statt von Provinzialen oder Briten; S. 104 ist das Zitat aus Cic. de sen. ungenau.

Die stilistischen Winke am Schlüsse des Buches enthalten viel Gutes, sind aber zu wortreich und stellenweis so gefiifst, als sollten sie mehr für die Lehrenden als flir die Lernenden eine Anleitung sein. Potsdam.

265) Bibliotheca Bomanicsu Bd. i lO. Strafsburg i. E., J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mfindel) s. a. [1905]. je JH -. 40.

Diese beachtenswerte Sammlung französischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Schriftsteller, deren erste, zehn Bändchen um&ssende Lieferung nunmehr vorliegt, stellt sich als Au^be, die hervorragendsten Geisteswerke der romanischen Völker in billigen 40 Pfennig jedes Heft Ausgaben nicht nur einzelnen Gelehrtenkreisen und der Schule, sondern auch den weitesten Schichten der gebildeten Welt zugänglich zu machen; was die Beclambibliothek fQr die Verbreitung des deutschen Geistes tut, soll in kleinerem Malsstabe die Bibliotheca Bomanica fflr die Ausbreitung jener Geistesscbätze leisten, welche in den unsterblichen, der Weltliteratur längst angehörenden Werken der ersten romanischen Literatur- grölisen aufgespeichert sind. Die Eigenart dieses Unternehmens besteht darin, dals umfangreichere Werke nicht auf einmal, sondern in versdile- denen Lieferungen erscheinen; unser modernes Lesepublikum wird also nicht gleich von vornherein durch den grofsen üm&ng der einzelnen Werke von ihrer Lektfire abgeschreckt; dabei ist die Druckeinricfa- tung von der Art, dafs die Bändchen später zu Bänden und zu Gesamt- auiagaben der Werke eines Schriftstellers zusammengefafst werden können. Ein weiterer Vorzug der Sammlung beruht in der Zuveriässigkeit der Texte, welche fast durchweg auf Ausgaben letzter Hand gegründet sind. Jedes Bändchen ist mit einer kurzgefaCerten , selbständigen Einleitung in der Sprache des Autors, die den Text literarisch beleuchtet und kritisch

49B Nene Fhiblogiaohe BniidMbmi Nr. 21.

würdigt, verseben. Die ersten nenn Hefte sind von dem bekannten Stiafo- buiger Bomanisten Oastav Qroeber, in dessen Hftnden die Leitang des ganzeo ünternebmens sieb befindet, das zebnte Heft von Fran C. M. de Yasconcellos ediert Die flnisere Ausstattung ist praktiscb und geeehuEiBck- voll ; nur der Druck dürfte etwas gröfser und stellenweise deuilicber sein. Bisber sind folgende Bändeben ersebienen: 1. Molike, Le MisanthTope; 2* id., Les Femmes savantes; 3. P. Ciorneille, Le Cid; 4. Deecartes, Dis- cours de la Metbode; 5. und 6. Dante, Divina Gommedia I, Inferno; 7. Boccaccio, Decameron I, Firma giomata; 8. und 9. Oslderon, Ia vida es sueno; 9. Bestif de la Bretonne, L*an 2000; 10. Gamoes, OsLunadas, Ouiti I, n. Die nftcbste Lieferung wird enthalten: Baeine, Athalie; Petrarca, Birne I; DantOi Divina Gommedia II, Purgatorio; Beaumarchais, Le Baibier de Siville; Tillier, Mon oncle Benjamin I; Cervantes, Don Quichotte I; Boccaccio, Decameron II; Qil Vicente, Autos usw. Lübeck.

266) Fiits Friedrich I Stadien Aber Gobineau. Kritik seiner Bedeutung für die WissensobaO. Leipzig, Eduard Avenaiiua, 1906. XVni u. 317 S. 8. .4 6.-.

Eigenartig ist das Schicksal der Werke des Grafen von Gobineau, dieses an intuitiver Phantasie, numerischer Beredsamkeit und unermfldlicher Arbeitskraft so reichen Mannes. Nach seinem Tode bleiben sie zwanzig Jähre in Vergessenheit, bis Deutschen die Ehre zuteil wird, die Aufinerksamikeit der Gelehrten sowohl wie der Literaturfreunde wieder auf sie zu Itmken. Sie geben sofort eine solche FfiUe von Anregungen, dalis Artikel, &o- schfiren und Bficher uch drftngen, teils voll begeisterter Bewundming und YerheCTliohnng, wihrend andere bei aller Anerkennung des unbestreitbar Guten eine gewisse feindselige Gesinnung verraten.

In diesen Widerstreit der Ansichten El&rung zu turingen und be- sondim die wissenschaftliohe Bedeutung der einzelnen Arbeiten und damit des gesamten Lebenswerkes des Grafen festzustellen hat Friedrich sich zur Angabe gemacht Das der Frau v. StaSl entnommene Motto „La fiiculti d'admirer la v6ritable grandeur k travers les &utes de goftt en littArature conune k travers les incons^uences de la vie, eette hßoM est la seule qui honore celui qui juge^^ ist dabei sein getreuer Leitstern.

Bei einem dichterisch bochbegaUen Mann, der über ein umfangreichea Wissen varfBgt, sich dasselbe aber niebt auf dem Wege wissenschaftlieher

Nftne PhilolDgMehe Bundaehan Nr. 81. 499

FonehuDg angeeignet hat, ist es nicht za verwandern, daTs da and dort Dichtong und Wahrheit ineinander spielen. Hier ist kritische Scheidung, um im Gegensatz der Meinungen weder nach der einen noch nach der anderen Seite ungerecht zu werden, vonnöten, und das vorliegende Werk bietet sie in flberzeugender Weise. Die Bassenfrage mit ihrer Anwendung anf die Geschichte der Perser, die Geschichte der Religionen und Philo- soidiien Zentralasiens, das persische Theater, die lebenswahre Schilderung der Menschen und die poetischen Lizenzen der Benaissance, alles findet so eingehende Würdigung, daCs der Leser immer wieder mit neuer Bei- friedigung zu den Werken des Meisters wie zu dem seines Interpreten zurfickgreifen wird.

Fteiburg LB.

26T) Biohard Fricke, Le langage de nos enfants. Ck)ur8 primaire de fran9ai8. Französisch f&r Anfänger. I. Ciours ^1^ mentaire. Erster Teil (Ffir Sexta.) Wien und Leipzig, Tempsky 4. Freytag, 1906. X u. 202 S. 8. .^2.-.

Zur Vermeidung eines längeren Vorwortes hat der Verfasser seinem Buch ein ausführliches Begleitwort beigeben lassen, in dem er sich über die Entstehung des Buches, den Plan, den Anfangsunterricht, die vor- handenen Hilfsbficher, das ünterrichtsergebnis, die Grundsätze fBr den Aufbau des Lehrbuches, den Lehrstoff, die Stellung zu den verschiedenen Strömungen, die Ausnutzung des Buches, das Wörterbuch und die Unter- richtswei» ausspricht und zum Schlub eine Übersicht Aber die zum Herbat 1906 zu erwartenden Teile fb* Quinta und Quarta gibt Das Buch ist aus der ünterrichtspraxis hervoigegangen und verrät auf jeder Seite den grflndliohen, gewissenhaften und tflchtigen Schulmann; die Anlegung zu dem Aufbau des Buches ist nach dem Vorwort wesentUch aus den Kreisen der Beformsohulen entsprungen, es braucht sich aber auf diese. Schnlform nich;t zu beschränken. Die fremde Sprache will der Verfasser dem Kinde möglichst leicht machen, das lebend^e Wort des Lehrers soll die Haupt- sache sein, durch häufige Wiederholungen wird der Stoff immer fester eingeprägt und allmählich das Verständnis so weit vertieft, dafs am SchluTs des Schuljahres der gröfste Teil der Klasse das Pensum sicher beherrscht. Kleine Bilder soflen das Wort des Lehrers unterstützen , und am Schlufs werden sämtliche Wörter in entsprechender Ordnung mehrmals zusammen- ge&Gsi Das Buch ist ein eigenartiger und ungewöhnlicher' Vorsieh, von

600 Neoe Phllatogiache Bnndaehaa Nr. 21.

dem sioh der Verfasser viel verspricht ; der Indaktion ist als der eigenüichen Mutter alles Sprachwiasens tatsächlich der Yorzng eingerftumt, also eine Art MittelstraTse eingeschhigen'' worden. Der ehrlichen Arbeit des VeriassiEB gebflhrt nneingeschrftnktes Lob, nnd das Buch verdient von Fachgenoasen sorgAltig geprfift zu weisen; ob aber die Erwartungen, die der Yerfiuser an sein Werk zu knflpfen scheint, dch erfttllen werden, mag mancher bezweifeln. Ffir meinen Geschmack ist das Buch zu trocken und tilgt dem Bedflrfnis der Jugend nach intereasantem Stoff zu wenig Rechnung. Auch scheint es mir nicht richtig, wenn die unr^lmäfaigen Verben schon ziemlich ausfDhrlich im ersten Schuljahre vorkommen und wiederholt auf die sp&teren Teile hingewiesen wird; auf die Bilder wflrde idi ebenfidls verzichten^ zumal nicht immer mit Sicherheit zu erkennen ist, was im Bilde dargestellt sein soll.

Hauen« Fvtmmm

268) Emil FoUak, Franaöstocher Spraöhftthrer. Vierte, ver-

besserte Auflage. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, 0. J. [1906]. VI u. 641 S. kL 8. geb. Jt 3.60.

Das zu der Sammlung „Meyers Sprachftthrer^^ gehörige Bindchen erscheint hier in vierter Auflage und ist nach den altbewährten Qrund- sfttzen der G^esamtsammlung eingerichtet. Leider hat Polhik, der mitten in der Arbeit, wie es im Vorwort heifst, am 19. Januar 1906 plötzlich verschieden ist, die neue Auflage nicht mehr zu Ende ftthreu können; an seine Stelle ist Frftulein Marie Frenzl in Paris getreten. Das Buch erf&llt als Sprachführer in hervorragender Weise seinen Zweck und wird nie vergeblich zu Bäte gezogen werden. Nach dem eigentlicben „Spradi- f&hrer*^ (deutsch-französisch) folgen noch ein französiscb-deutsches Wörter- buch, eine Beihe Ausspracheregeln, die Hegeln fiber den Gebrauch von avoir und ttre, eine Übersicht fiber die Konjugationen und Briefmuster.

Hauen. nrlMi.

269) Gitmdhout und Soorda, BL Bider Haggard, Hr. Moe-

scm'a linil, mit englischen Anmerkungen versehen. 2. Ausgabe. Groningen, P. Noordhoflf, 1906. VIIIu. 272 S. gr. 8. JH 2.50. Becht empfehlenswert, weil 1) der Verfittser einen interessanten Stoff (Abenteurerroman) geliefert hat, der immer seine Leeer bei jung und

Nene Phüologiaclie BniidKhw Nr. 81. BOl

alt finden wird: Verlieben beim ersten Anblick, Enterbung, Schiff- brach, Bettung auf einsame Insel, Tätowieren eines Testamentes auf den Rflcken einer jungen Dame, unter ungflnstigsten Bedingungen ge- wonnener Prozeb um Millionen, also kein Mangel an spannendem Stoff, der lebendig, ohne Übertreibung dee Möglichen erzählt ist Dazu Blicke in die verwickelten Wege der Rechtsprechung und in das Beich des gro&en Yerlagsbuchhandels, mit einem Hinweis, wie die drückende soziale Lage der bedauernswerten armen Literaten gelOet werden kann.

2) haben die Herausgeber ihr bestes Wissen und Können aufgeboten, um dem Leeer alle Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Sie haben alles trefflich erklärt, was man billig erläutert zu haben wfinschen und verlangen kann , und lassen nie im Stiche , was man ja sonst nicht von allen Erklärem behaupten kann. Die hier und da von den Herausgebern fär ihre Landsleute den englischen Erklärungen beigefQgten holländischen stören den Nichtholländer keineswegs und sind ihm entbehrlich. Das angefl^ alphabetische Verzeichnis der Anmerkungen erleichtert dem Lernenden das Auffinden bei Wiederholungen. Lobend ist auch anzu- erkennen, daÜB ein Teil der Anmerkungen die gute Aussprache des Eng- lischen zu unterstOtzen bestimmt ist

Endlich muüs 3) der soigAltige Druck des Buches gerfihmt werden« Hamsom cab (S. 249, Z. 7) ist der einzige Druckfehler im ganzen Texte, dngette-box der einzige im Wörterverzeichnisse, S. 261. Ein etwas ungewöhnlicher Ausdruck ist in under an hour (S. 28, Z. 5); fore- head (S. 5, Z. 19) wird sowohl mit als ohne h gesprochen.

Borna. Ti

270) J. O. Bobertson, The Modem Lang^iage Review.

A quarterly Journal devoted to the study of medieval and mo- dern literature and philology edited. Vol. I. Nr. JH. Cambridge, the üniversity Press, 1906. 8. 2 ab. 6

Die dritte Nummer dieser neuen angKstischen Zeitschrift auf eng- lischem Boden (vgl. Neue Philologische Bundschan 1906, S. 166 f.) bringt vor allem den Anfang eines Artikels von E. Armstrong Ober Danfom rdatian to the sporis and pasiimes of his age. Der Gedanke, Dantes Werke daraufhin zu durchforschen, mulste dem an solchen Dingen hervor- ragend interessierten Engländer besondere Befriedigung gefahren, wenn auch die Ergebnisse, wie vorauszusehen, bei der Gedankenrichtung Dantes

Nene Phüologiflehe BundadM» Nr. 21.

nar dfirftige sein können. Mit grofisein Interesse liest man den Auf- satz F. W. Moorman's über Shahespeare^s Ohods, der im einiehien nachweist, wie die Gestalt des Geistes, der bei den Yorl&nfem Shakespeares ein blofses Phantom war, bei diesem menschenfthnliclmr wird and mansch- liehe Eigenschaften und Empfindungen in charakteristisdier Weise aar Schau tragt. Die amerikanische Forschung ist durch J. T. Hatfield vertreten, der als Vorläufer seiner demnächst erseheinenden Ausgabe von Wilhelm Müllers Gedichten einige der von ihm neugefundenen politischen Lieder des Dichters veröffentlicht. Ein junger Gelehrter J. Deroc- quigny steuert Lexicographical notes bei, P. G. Thomas sucht in seinen Noies an the language of Beoundf dialektische Elemente ansBU- scheiden, und der Mitherausgeber des Oxford Dictionary H. Bradley kl&rt manche Schwierigkeiten in Greenes Werken auf. Wenn ieh schliefslich erwähne, dafs das Heft auch noch eine kritische Ausgabe von Girant de Bomelh^s Los ApleU» sowie eine Anzahl kleiner Notizen, Besprechungen und Bficherlisten enthält, so wird man sehen, dab die Zeitschrift ganz nach deutschem Vorbild redigiert wird und ihres Er- folges sicher sein darf.

Berlin Balmioli SpiMi.

271) Hubert H. Wingerath, Hew English Boading-Book

for the use of Middle Forms in German High Schools. Second Edition. Bevised and enlarged. With a map of Great Britain and Ireland. Gologne, Dumont-Sdiauberg, 1906. VI u. 367 S. 8.

jt aso. Wer darauf verzichtet, mit seinen Schülern ganze Stficke eines Autors zu lesen, dem kann diese Chrestomathie bestens empfohlen werden. Sie erhebt mit Recht den Anspruch auf Neuheit. Ihre zahlreichen, die wich- tigsten Gebiete des äufseren und inneren Lebens berfihrenden Lesestflcke aller Literaturgattungen mit Ausnahme des Dramas sind fast ausschliels- lich Schriftstellern des 19. Jahrhunderts entnommen. Die einleitenden „Object Lessons^^ fQhren den Schfiler in die Umgangssprache ein und eignen sich vortrefflich zu konversationeller Verwendung. Obwohl sich der Herausgeber, wie er sagt, mehr auf den allgemein pädagogischen, als auf den einseitig fachlichen Standpunkt stellt und den Schiller zunächst mit seiner deutschen Umgebung vertraut macht, bevor er ihn in die Fremde fQhrt, hat er doch der englischen Geschichte und Geographie einen

Nene Phiklogiflche Bimdadiw Kr. 21. 608

80 breiten Baum zugewisen, daTs die hübsche, dem Werke beigegebene Karte sehr willkommen erscheint.

Ein Wörterverzeichnis hat W. nicht f&r nötig erachtet. Er will den Schüler an den Gebnnch des Wörterbuches gewöhnen. Ich meine aber, ein Vokabular mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung namentlich der Eigennamen, ein Gebiet, auf dem die Schulwörterbficher, ja selbst die grofsen enzyklopädischen Lexika oft trostlos im Stiche lassen, würde dem Buche in den Augen des Schfllers mehr Beiz verleihen und eher zu selb- stftndigem Lesen anregen.

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BeeteUnngen nehmeo alle Buchhandlungen, sowie die Poetanatalten des In- ond Aaslandes na.

Insertionsgebflhr fQr die einmal gespaltene Petitseile 80 Pfg.

Inhalt: Besen sionen: 273) H. van Her werden, Vindioiae Ariatopbaiieae (Pb. Weber) p. 505. 273) A. Spengel, Die Komödien des P. Terentios, II. Band- eben: Adelpboe (P. Wcfsner) p. 513. 274) W. Cbrist, Sprachliche Verwandt- scbaft der GriLko-Italer (Fr. Stolz) p. 516. 275) A. Ernont, Le Parier de Pr^este (H. Jacobeobn) p. 516. -* 276) Dissertationes philologae Vindobonenses (P. We&ner) p. 518. 277) Ferd. Schnlts-A. Ffihrer, Kleine lateinische Sprachlehre (E. Kranse) p. 520. 278) E. Afsfabl, Je 100 fransösisobe nnd englische Übnngestüoke (M. Ph>llins) p. 522. 279/280) C. Qrimm, Glossar zum Vespasian - Psalter nnd den Hymnen; John yan Zandt Gortelyon, Die altenglischen Namen der Insekten, Spinnen nnd Emstentiere (Heinrich Spies) p. 523. 281/282) Ed. Hanck, William BnUokar; ders. Systematische Lant- lehre Bullokars (Herrn. Jantzen) p. 525. 283) R. Jordan, Eigentümlichkeiten des anglischen Wortschatzes (-tz-) p. 526. Anzeigen.

272) HenrioiiB van Herwerden, Vindidae Aiistophaneae.

Lugdani, Batavoram apnd A. W. Sijthoff, MDGGGCVL VUI u. 124 S. 8. Jk 8.50.

unbehindert von der Jahre Bfirde tammelt sich der als gelehrter Forecher hochgeschätzte van Herwerden rastlos immer wieder anfs nene mit jugendlicher Begeisterung auf dem ihm lieb gewordenen Felde der Textkritik, auf welchem ja seiner feingeschärften Eombinationsgabe im Ver- laufe des letzten halben Jahrhunderts mehr als einmal die adelnde Palme zuerkannt werden konnte, z. B. Aristoph. fr. 114. Seinen erst vor zwei Jahren erschienenen CioUectanea critica, epicritica, exegetica ad iragmenta |

C!omicorttm (vgl. Jahrg. 1904, Nr. 7 dieser Zeitschrift) läfst er nunmehr eine zusammenfassende Sichtung der fiberaus zahlreichen von ihm in froheren Werken und nicht zum unerheblichsten Teile auch in Zeitschriften (vgl. die Aufzählung derselben S. ynf.) veröffentlichten teils kritischen teils erklärenden Bemerkungen folgen, in welchen er seine Beobachtungen, Mutmafsungen, Konjekturen nnd anderweitigen Vorschläge , soweit sie sich auf die Textgeetaltung in den erhaltenen elf Stücken des Aristophanee

606 Nene FbilolofriBche Bandflolura Nr. 22.

beziehen, niedergelegt hat. Von diesen umfassen Ach. S. 1—16, EqiL S. 16—32, Nub. S. 33—43, Vesp. 44—54, Pax S. 55—62, Av. S. 62 bis 77, Lys. S. 78 82, Thesm. S. 83 87, Ean. S. 87 101, PInL S. 102—112, EiccI. 112—122. Den Schlafs bilden je eine Seite Addenda und Errata nebst Angabe der vier behandelten Stellen anderer Autoren.

So hochwillkommen nun eine gedrängte Skizzierung der Stellung- nahme des Ver&ssers zu dem schier unerschöpflichen Schwall seiner früheren Vorschläge, zumal in obiger das rasche Auffinden erleichternder Reihen- folge, zweifellos gewesen wäre, fQhlt man sich in dieser durch den Wortlaut der Praefatio (lucubrationibus probabitur ultimis) erregten Hoffnung auf eine im wünschbar besten Sinne endgültige Klärung und Läuterung bei näherem Zusehen leider unangenehm enttäuscht Gleich von vornherein leidet der absolute Wert dieser VerOffentlichang einen nicht unwesentlichen Abbruch an allgemeinerem Interesse, insofern der Verfasser seine Bemerkungen mit hauptsächlicher, um nicht zu sagen aos- schUeüslicher, Rficksichtnahme auf bestimmte Ausgaben macht, nämlich Yeep. von Starkie, Fax von Mazon, während doch die ein Jahr später erschienene des Engländers Sharpley von der Kritik als die beste von allen anerkannt worden ist, die übrigen von van Leeuwen. Wenn er dabei nicht müde wird, die Aufnahme seiner Konjekturen seitens dieses oder jenes mit HochgefQhl zu registrieren und umgekehrt jedesmal klagt, wenn ihm an irgendeiner Stelle noch niemand Gehör geschenkt hat, so dürfte er durch dieses Wichtigtun ebensowenig imponieren als dadurch, dab er bei strittiger Priorität von Konjekturen in allen jenen Fällen, wo er zeit- lich nachfolgt, die betreffenden Vorschläge selbständig gemacht haben will, während er dort, wo er zeitlich vorangeht, prätenziöe, ja mitunter lärmend nch allein als Intimen Vater aufspielt. Indem er im übrigen seine eigenen Koqjektnren teils ohne Beifügung der anderswo gegebenen Begründung aufrecht erhält, teils durch Anwendung verbessernder Feile ergänzt oder aber durch ganz neue eisetzt, teils aber auch zu den Vorschlägen anderer beistimmend, verneinend, abändernd, ergänzend, verbessernd Stellung nimmt, öfter auch bekanntlieh eine leidige und anstOfsige Manier oder „M»* nie^' aller Konjekturalkritiker, deren Lächerlichkeit namentlich Wecklein schon wiederholt trefflieh beleuchtet hat 2, 3, 4 und noch mehr Les- arten für möglich und gleichberechtigt erklärt, kann mit einziger Aus- nahme jener Fälle, in denen H. seine früheren Vorschläge vollständig zurücknimmt, nach keiner Richtung hin auch nur annähernd von einer

Nene Fhflologiaehe Bnndflohaa Nr. 22. 607

erschöpfenden Akkaratesse and Vollstftndigkeit in der VorfQhning des ein- schUgigen Materials gesprochen werden. Dazu kommt noch, dafs die Fassung oft über das, was H. jetzt eigentlich will, im unklaren Ift&t, so z. B Ban. 937 ff, wo zudem am Schiasse auch die Zustimmung Velsens zur Zuteilung der Worte Kirfpia<Hf>0rta layvig (944) unerwfthnt ge- blieben ist.

Angesichts dieses unmethodischen and zwischen eigenen und fremden, frflheren und späteren, nötigen und überflfissigen Besserungsversnchen hin und her pendelnden und der ernster Arbeit ziemenden, ja unumgänglich zu fordernden mannhaft ruhigen Wfirde abholden Verfahrens, mit einem Worte des Mangels eines festen Punktes in der Erscheinungen Flucht ent- steht fflr den Referenten die heikle Frage, worQber er denn eigentlich, indem er sich der ihm gewordenen undankbaren Aufgabe unterzieht, den Leser im einzelnen informieren soll, ohne ffirchten zu müssen, ihn auf eine allzu schwere Geduldprobe zu stellen. Sogar ein yollstftndig erschöpfendes Verzeichnis der in der Schrift berührten Stellen hätte allenfalls höchstens för solche, die in der kaum mehr übersehbaren Textkritik des Aristo- phanes ganz heimisch sind, und selbst fQr diese wohl nur einen problema- tischen Wert, nicht etwa wegen der verzeihlichen ünbekanntschaft des Verfassers mit manchen Vorschlägen anderer, sondern insofern sie eben- falls, wie schon angedeutet, nicht einmal mit dem Buche in der Hand bündigen oder auch nur genügenden Aufschlufs über das Warum finden, ja mitunter sogar über das Was ohne weiteres auf frühere Schriften ver* wiesen werden, ein beigesetztes bene oder male aber ebenso subjektiv und irrelevant ist wie parum mihi liquet. Auf blofse Vermutungen und fQr H. selbst Unsicheres näher einzugehen dürfte daher nicht am Platze sein; ebenso dürften an sich richtige Bemerkungen, die aber nichts Neues ent- halten, fOglich unberücksichtigt bleiben ; eher dürfte es sich vielleicht im allgemeinen Interesse der Mfihe verlohnen, die beseitigten früheren Vor- schläge namhaft zu machen und zu einzelnen neuen Stellung zu nehmen, selbstverständlich auch auf sprachlich Interessantes hinzuweisen.

Schlechtweg widerrufen sind die früheren Konjekturen zu Ach. 36; Equ. 360; 664; 747; Nub. 1296; Vesp. 524; Pax 48; auch 720; Av. 336 f.; wie es scheint, auch .401; 1080; Lys. 107; 338; 600; 747; 1166; Thesm. 604; 793; Ban 234 (auch 285); Plut. 188; 809; 430; 475; 687; 1014; 1066 (nach Poll. VII, 38); 1153; 1158; Eccl. 2; 16; 62; 590; 606; 663; 720; 742; 1108. Ach. 685 wird nunmehr der

606 Meae PbUdkgiMiie BnndMhaii Nr. 22.

(^Iflcklicheren Eonjektar Richards beigepflichtet in ai%^\ Av. 775 der van LeeuwenB %ifavovfiivag; EccL 202, wo H. frfiher die Konjektur Mei- nekes tfifJ^ezai empfiehl, tritt er jetzt mit Leeuwen der Willems iQ(y}i^erai bei; desgleichen zieht er Thesm. 498 and 567 seine Vorschlüge zugunsten Blaydes znrBck. Vor letzterem streckt er auch Av. 943 nach van Leeawens Vorgang die Viraffen, nicht ganz 1014, wo er statt Blaydes-Leeuwens xex/yijraf n:6hg wegen der ünentbehrlichkeit des Artikels zum mindesten xenuniS^ ^ nölig fordert, daneben aber gleichzeitig mit noch vier weiteren Vorschl&gen aufwartet. Etwas befremdend ist die Wahrnehmung, dab H. seine von Kock in der vierten Auflage aufgenommene Konjektur zu Bau. 1801 jetzt zu gunsten Leeuwens, wenn auch mit einer kleinen Änderung, unterdrfickt Ach. 885, wo EL frfiher ffir naisiv iip AU täv lesen wollte naiuv irti- Cftaatw, was nie und nimmer richtig sein konnte, schUgt er jetzt xi&r- tuv «y SXig (oder er Sdtpi) täy vor, meines Erachtens immer noch zu gewaltsam. Ertriglicher scheinen die neuen VorschUge zu Nub. 1807 ff.; Vesp. 571 ff.; 608; vgl. Av. 524 ff. Ffir das verderbte fioi Av. 544 verdient Herwerdens Vorschlag tot jedenfiüls den Vorzug vor Dindoris rCr und Blaydes ttov, welch letzterem sich auch van Leeuwen angeschlossen hat Av. 1829 und ll386 hatte H. frfiher q>aOlogj bzw. ^oCilor ffir deriUSg, bzw. dulAif vermutet, während er jetzt an ersterer Stelle zu Bergks itpLog hinneigt Lys. 291 hält er neben dem von ihm frfiher geforderten kfiip (st ifioO) auch das von Leeuwen eingesetzte ifiol ffir mOglich, wie er letzterem sich auch 507 und Eocl. 78; 508: 508 und 1070 ansdiUeCst und Bau. 828 und Plut. 681 zuneigt. Der starke Zweifel an der Echt- heit von Eccl. 322 wird aufrecht erhalten, meines Erachtens mit Unrecht Der Vers begrfindet ja die beschwichtigende Selbstbeantwortung der V. 820 von Bl. angeworfenen Frage. Mit vollem Becht dagegen wird das Pf. drt^fpifja Lys. 420 gßgea Bhiydes aufs neue in Schutz genommen; aber ib. 42 dfirfte letzterer mit vi d^ Sy al ywaiTug zusammen mit Meinekes iifyaaaifiM&a das Bichtige getroffen haben, ebenso mit äpig 143, fna^ 840. Ffir Interessenten ist ferner noch nachlesenswert, was H. zu Ban. 467, 1027; Plut 119 f., 597, 839; Eccl. 804, 906 fiber sein Verhftltnis zu dem van Leenwenschen Text si^

Ach. 197 und 198 sollen jetzt mit Beiske umgestellt und dann statt fiij ^itijfeip gelesen werden ^ fujKir oiqov; letzteres ist ebenso un- nötig wie die zu Ban. 859 vorgeschlagene Änderung, wo die Vulgata gerade in dem angefochtenen fii) 'y xai^; das einzig Bichtige bietet;

Neue Fhflologiflohe BnndsolHUi Nr. 22. 509

ist dies doch der HauptbrSger des Gedankens , wie schon die Erklftrung des SchoUasten beweist, der offenbar von diesem Ansdruck beeinflufst znr Unterscheidong des Verfahrens der fibrigen Komiker von dem des Aristo- phanes sich des Adv. ÄMtlfnaq bedient. Statt der leichtfertigen Eonjektar xilf i}S|ai znr Ansf&Ilang der Lficke Eqn. 940 wird ai y r^ia vor- geschlagen. Ganz wertlos ist die neue Eoqektor zu 1373, nnnOtig gegen- über der von Soidas gegebenen ErUftning fllr wxnLvXfiikia (s. bei Kock !) der an sich ansprechende Vorschlag zn Equ. 49, deegleicben die zu V. 712 geforderte Tempusftnderung. Bau. 682 rOhrt die angefBhrte Konjektur nicht von Bergk her, der vielmehr das Richtige gesehen hat (vgl Weck- lein B. G. 31. XXVI, 43), sondern von Blaydes. Ban. 1423 hillt H. trotz der richtigen Erklärung von dvatoiui in Kocks neuester Auflage immer noch an der Ergänzung von yptifitp^ fest. Auch V. 31 ist des letzteren ah d^ oih^ dem von H. verteidigten ovKofh^ entschieden vorzu- ziehen. Umgekehrt verdient Nub. 838 der auf handschriftlicher Grund- lage beruhende jetzige Vorschlag Herwerdens fiov Koraloikig (frOher wollte er Tuxtalofg fjiov) den Vorzug vor der nichtattischen Form yunaliu^ die nach Blaydes* Konjektur Meineke und van Leeuwen aufgenommen haben, dagegen dfirfte Ober die ibid. 974 jetzt geforderte Minderung von Sovr^vig in dfifi-ig als eine doch zu gewagte zur Tagesordnung überzugehen sein. Beachtenswerter ist vielleicht Ach. 339 AtwinaXov q statt ait^ 8vi t^j bestechend 570 tevxofjidxagj desgleichen 709 [^vraiog nakaiwy, eine Ver- besserung von Hamakers Vermutung, sehr fein 649 xiJdoyy (^vtofiiHavj ganz vortrefflich vollends der Vorschlag 832 noXvnffayfioa^ als Vokativ zu nehmen. Dagegen scheint mir Equ. 29 in metrischer Hinsicht durch Weglassung von rOy, wie Benfley und nach ihm andere wollen, am besten geheilt; Kock wenigstens bemerkt unter AnfDhrung fBnf weiterer Beleg- stellen, dab bei Aristoph. die Aushissung des Subjekts bei absoluten Gene- tiven sehr häufig sei. V. 44 soll durch Weglassung des Beistrichs hinter doülov eine Verbindung nach Art der sonst vorkommenden doCloi idivo- noioij fioxaiifaTtoiol USW. gewonnen werden, was aber hier angesichts des weiteren Zusatzes naq>laf6m meines Erachtens kaum angeht. V. 124 ist Leeuwens Erklärung ganz sachgemäTs. Nub. 460 f. (nicht 467!) er- seheint durch Bentleys iA€mv6loi%og (Lesart des Harlei^isis 2) unter billiger Berficksiehtignng von Athen. 14, 663 C (Kock vergleicht auch IfarL 13, 92, 2) hinlänglich saniert; immerhin zeugt die jetzt von Herwerden nach Analogie von l%9voUiiifi Fax 814 voigesohlagene Neu-

610 Nene Fhilologiflohe Kandschau Nr. 22.

bilduDg fiadTVQoUfjiiig s=s tesünrn pernicies, was dem voo Leeawen ge- forderten Sinne entspräche, von aarsergewObnliohem Geist nnd Oesohick. Av. 592 bedarf xpliveg mit Bficksiobt anf Aristoteles Tierk. 4, 8, 15 schwerlich einer Änderung. Über d' 812, das H. streichen will, ist za vergleichen, was Fritzsche fiber den Sinn der Stelle mit oder ohne d' anafBhri Ist Av. 842 die Vermatong Bekkers, dafs die Wachen aof das Ertönen der Glocken antworten mafsten, begrfindet, so bedarf es meines Erachtens Oberhaupt keiner Textänderung ; auch dflrften sich wenige geeig- nete Medien finden, denen die „acuta Leenwenii correctio^^ haui&svd* bzw. das scherzhafte ä7tQoa86%r[iovy womit dieses sonst nur noch einmal (Xen. Hell. 2, 4, 24) vorkommende Kompositum mundgerecht gemacht werden soll, suggeriert werden könnte. Da Av. 1410 nach Eock eine Parodie von Ale. 84 ist, bedarf die allerdings seltsame Zusammensetzung rm^- TtoiTuloi wohl kaum der Änderung in nregä nomhoi^ wie ja auch H. selbst 1548 seinen Vorschlag fiiad&eos zurückgezogen hat. Plut. 282 ist (jpwOp statt dvfÄühf eine sinngemäfse, aber kaum angängige Besserung. Treffend dagegen scheint die Lficke Ran. 592 durch oiSi »adg ausgefttUt Der Vorschlag d^tkeQov (st. d^vrigtog) ßlinuv vollends Plut 1048 ist der Palme wQrdig; auch aitdg st. avrijv ib. 152 scheint ins Schwarze getroffen zu haben, insofern hier bei der früher üblichen Schreibweise genau genommen von einer Änderung nicht wohl gesprochen werden kann. Der Beobach- tung Meinekes entsprechend, dafs bei Aristoph. im Dialog das Metrum überall die zweisilbige Form ix^dg zulasse, ist Plut 344 zu schreiben ^ *X^dg. Sehr gefällig repräsentiert sich zwar auch 666 h$6v st. iueiy ist jedoch gegenüber der von Eock auf Grund analoger Stellen (Plato Qwg. 474 B und Aesch. Choeph. 214) g^ebenen Erklärung überflüssig. Ban. 168 hat Hamaker als interpoliert bezeichnet, nach WecUein mit Becht, welch letzterer anderen&Us unter Hinweis auf Aesch. Cho. 680 ein dem Sinne entsprechendes äXliog vermifst, wobei man „also in ini roCfro ein Glos- sem sehen** würde. Da scheint mir nun wiederum Herwerdens Vorschlag dg Toifr' l(^erot dank der leichten Änderung zur Bettung des Verses wohl geeignet, ich mufs ihm aber zu meinem Bedauern die Priorität ab- sprechen, da ihm damit schon 1889 Mähly zuvorgekonmiea ist (B. G. BL XXV, 237). Für gänzlich mif^<(^ckt erachte ich dagegen die obendrein überflüssige Änderung Ban. 1308. unnötig erscheint ferner die von Leeur wen aufgenonunene Emendation Herwerdens zu Equ. 84 sowie die teil- weiM auf Eock zurückgehende Änderung von Ban. 648 und gar eist das

Nene PhilotogiMhe Bnndtdmu Nr. 22. 611

UDverständige Bfltteln an dem innerea Obj. rafha ib. 703. Eqn. 274 ist xae niebt zu andern, sondern mit Sauppe eine Lficke anzunebmen, weil die Ökonomie des StQckes fordert, dals der Gbor wie gleicb nachber zwei Verse spricbt Und wenn H. die Weckleineche Verteidigung der Ob«r- lieferung von Ban. 1073 (B. 0. Bl. XVm, 203) gekannt bfttte, tftte er sieb gewiüs nicbts mebr zugute auf sein von Leeuwen aufgenommenes xai/Hxft. Ebenso ungereimt ist angenchts der Erklärung des Seholiasteu eine Änderung von V. 289. Um so anerkennenswerter hinwiederum ist die unumwundene Zustimmung zu der richtigen Sacberklftrung Willems unter Vesp. 1537. Weckleins Vorschlag volfr olda zu Eccl. 115 (Neues Bbein. Mus. XXIII, 550) scheint dem Verfasser entgangen zu sein, be- greiflicher desselben Vorschlag zu 58 7div' SXltfs %9$ (B. 0. BL XVIII, 34) und sein Bedenken zu Ban. 562. Letzterer erklftrt auch Ban. 207 xvxyo- ßatfix^^ (Velsen) fitr passender. Auch seine Bemerkung zu Av. 956 f. (B. G. BL XIX, 382) ist nicht unbeachtet zu husen; dagegen scheint ibid. 1308 eine Weniger voraussetzungsloee Kenntnis des Perversen seitens der Leser zu bedingen, als dies bei H. der Fäll ist, der durch die SchluTs* bemerkung zu Ban. 237 eine bessere Meinung Aber dieselben bekundet

Im folgenden mOgen mir nunmehr bezfiglich der eingestreuten sprach- lichen Bemerkungen noch einige Äußerungen verstattet sein. DaGs d^/- fiai Ach. 1 Med. ist, geht nicht, wie H. meint, aus dem beim Obj. vi^ wxfdim stehenden Beflexiv ifiovwoß hervor, woran mit Becht noch niemand Anstols genonunen hat, wohl aber aus dem Sinne (vgL damit die Worte des WSchters Soph. AnL 317); sollte daher Herwerdens Bemerkung, er er- innere nch nicht y das aktive Perf. dürjxß gelesen zu haben, nur auf Aristoph. sich beziehen, so scheint dieselbe allerdings durch Stellen wie ddufno y ifi(ww6p Ban. 43, d^ncmiß aeawiv Vesp. 778, rök &vfidiif denu&if Nub. 1819 unterstfltzt zu werden; soll sie jedodi ttt das Gesamtgebiet der literatur gelteut so wird sie durch Bahr. 77, 1 widerlegt Zu Equ. 18, wo fibrigens die cfynkopierte Form %oii\p9VQim%6^ heilsen mub, fehlen sowohl im angezogenen Leodkon als im Appendii unter %qiiua%o/¥ die bereits von Kode angeflihrten Shnlichen Synkopeformen Ynapuiidnmfs = ynafudioiu&wflS and th^ajuiw ss tnQddfoxiiOP. Dergleichen sind zu den Ach. 1481 aul|B[efHhrten verUngerten Aoristformen nodi Ttafuxa^ä»^ inwm^üvj dne^nya^w und xinro0xe^2y hinzuzufügen. Die daraus von H. gezogene Folgerung erweist sich somit als unumgftnglich. Das zu Eq. 1080 Aber die Form ftoüif st ndda in Kompositis Bemerkte ist richtig.

519 Nene Pbilologisclie Bundflohaa Nr. 22.

Wenn aach, bei Homer weniggtenB, dianq^iaata ohne Obj. vorkommt, so kann doch so viel zugegeben werden, dab Eqo. 93 der Ctobranch Ton dianqiSmovai (nicht diomnAwovail) einigerma&en aofBQlig ist; aber anch das von H. vorgeschlagene «9 ni^ittovai erscheint matt. Das ibid. zn y. 101 Bemerkte ist hinftUig; es braucht da nämlich keiner Eiigftnsung von sKjUj vielmehr erklärt sich &q edtvx^ durch einfiache Ellipse von ^i; Verbindungen wie ei^ noaXag^ xorxiS^ iari finden sich bei allen Attikem häufig; vgl. auch Er. Gr. § 62, 2, A. 3, 4. Warum iv tc6Ui Equ. 383 nur bedeuten könne „auf der Burg**, ist mir unklar. Dankenswert ist der Hinweis auf die Freiheit, mit der man schon im Zeitalter des Aristoph. anfing zu sagen xa^' hivxaAq st xa^ hii&q aivotig (S. 20 extr.), insofern selbst Dyroff noch in seiner Würzburger Inauguraldissertation (1892) bei Besprechung der einzigen hierher gehörigen Stelle aus Thuk. (S. 25 extr.) von dem „tragischen*' Gebrauch des Befiexivs der dritten Person fBr das der ersten spricht Die Richtigkeit der Form ^vrdii^vepLo» Equ. 597 darf nach meiner Überzeugung nicht in Zweifel gezogen werden. Wenn aber H. behauptet, OKsudfioy sei weder zu ax£Sk>g noch zu amevij ein Deminutiv, so mag ihn Plato Alcib. I, 113 £ OKevaQiwv xavaveTfifji- fjihwpj wo es doch zweifellos Deminutiv zu cnui/^ ist, eines Besseren be- lehren. Auf orthographische Verbesserungen wie fiely^vfii und ro» aiuXu (Fax 352) und OeQigwrvva (Ban. 671) u. ä. sei nebenbei hingewiesen, femer auf gelegentliche Ergebnisse f&r andere Schriftsteller. Alciphr. Bp. II, 8, g 3 verlangt H. den Sing. KtaXuida, aber abgesehen von dem bei Apollonios von Tyana vorkommenden KioXidSeg Yivainsg spricht auch nyeTvJJUSag fBr den Plural. Mehr Beachtung verdient vielleicht das unter Thesm. 574 aber Juvenal XH, 40 Gesagte. Die Behauptung, dals dem griech. aiftiSa das lat sampulum oder rimpurium entspricht, erAhrt eine weitere Unterstützung durch die bereits von Stowasser vermutete Identität der beiden ht Wörter. Schliefslich will ich nicht versäumen, auf die Ergänzung zu pap. Lips. 13, 411 (Archiv fttr PapyroBforschung ni, 107) e[^x]o/i^miiy und kurz vorher (V. 4) {jiij &]%i/(ap hinzuweisen. Ein gewisses Interesse dflrften vielleicht noch die bei einzelnen Stellen sich findenden Angaben fiber ihr Vorkommen bei anderen Autoren, sei es als einfiEU^he Zitate oder, wie z. B. Plut 208 bei Julianus Apostata Ep. XI, in Anwendung auf bestimmte Verhältnisse, beansprachen. Dab indes bei solchen Zitaten peinlichste Vorsicht geboten ist, zeigt die Abweichung von Plut 386 bei Procopius Gazanus Ep. XXXIU.

Nene Philologiaohe Rnodschm Nr. 22. 518

Endlich ist es wobl auch der Mfihe wert, die zeitliche Priorität in strit- tigen Fällen der oben angedeuteten Art, soweit sie sich aus dieser Schrift entnehmen läfst, knrz festzustellen. Thesm. 558 hat Bachmann zuerst Tor %^a getilgt; Ay. 1212 Ttög robg xoXoui^ovg TtaQfjl&eg; Bergk; Equ. 729 nunaanaqi^sxB (jetzt von H. wieder aufgegeben), Nub. 579 ^ und Thesm. 740 ^q^jig und 1224 Oobet; Nnb. 525 oi xbv Geelius; Vesp. 64 ijiACiv Hamaker; Pax 150 xoAad^ fyto 7t6vovg 7tov& Heimsöth; Ach. 2 TQL StT % Equ. 814 fisydlrpf, Nub. 1149 daijyayov (als Lesart des Ambrosianus) und Eccl. 19 &v van Herwerden; Eccl. 1018 zuerst verworfen von Mehler; Equ. 223 d>g zdv Jfj^ov Meineke; Av. 1347 ^ Beiske; Thesm. 886 Velsen. Zweifelhaft bleiben Equ. 1296 iXBBivdiq und 1376 TOiadi axfoiiiXketai Herwerden oder Velsen; Vesp. 1374 iaq>ey' fieyTp^ Herwerden oder üsener.

Die flberaus zahlreichen Druckversehen Mlen nach der ausdrücklichen Versicherung des Verfassers nicht etwa der Nachlässigkeit Vollgraffis, der die Eorrekturarbeit besorgt hat, sondern „typothetarum somnolentiae'' zur Last. Aufser den auf der letzten Seite richtiggestellten, habe ich mir noch etwa hundert notiert, von denen ich besonders folgende richtigzu- stellen bitte. S. VII, Z. 8 1. summi; S. vm, Z. 4 u. S 25, Z. 11 in; S. 8, Z. 22 simulac; S. 9, Z. 10 et; S. 19, Z. 13 v. u. V. 275; S. 23, Z. 16 inspicias; S. 25, Z. 16 erravit; S. 26, Z. 11 dicere; S. 28, Z. 18 loci; S. 31, Z. 12 occurrit; Z. 19 codicum; S. 32, Z. 5 v. u. si foret; S. 39, Z. 3 antiquitus; S. 50, Z. 8 v. u. obscoeni; S. 54, Z. 11 v. u. usnrpatam; S. 60, Z. 3 v. u. obscoena; S. 62, Z. 7 v. u. Appendice; S. 77, Z. 6 V. u. De. Aufserdem fehlt S. 76, Z. 16 hinter p. die Seitenzahl.

Aschaifenbnrg. Ph. Web^r.

273) A. Spengel, Die Komödien des F. Terentfos. Zweites

Bflndcben: Adelphoe. 2. Aufl. Berlin, Weidmann, 1905.

220 S. 8. Jf 2 20.

Im Jahre 1875 eröffnete Andreas Spengel seine erklärende Terenz-

ausgabe mit der Andria, der im Jahre 1879 die Adelphoe folgten;

ttber diese beiden Stficke ist die Ausgabe leider nicht hinausgekommen.

Von der Andria erschien die zweite Auflage bereits 1888; der Zeitraum,

der zwischen den beiden Ausgaben des anderen Stückes liegt, ist gerade

doppelt so grofs. Die neue Bearbeitung der Adolphoe war Spengels letztes

Werk; wie ein Nachwort am Schlüsse uns mitteilt, konnte er nur noch

614 Nene Pfailologi§obe Rnndaehan Nr. 22.

die ersten Bogen einer genaueren Durchsicht unterziehen, dann nötigte ihn seine Krankheit, die Korrektur seinem Freunde M. Bottmanner zu fibertragen, und noch ehe die Arbeit abgeschlossen war, wurde der ver- dienstvoUe Gelehrte am 29. September 1905 abgerufen. Wie grundlich Sp. in der langen Zeit seit dem ersten Erscheinen der Adelphoe die neue Auflage vorbereitet hat, geht daraus hervor, dafs man es ihr so gut wie gar nicht anmerkt, dafs der Autor nicht mehr die letzte Feile hat an- legen können.

Die äufsere Einrichtung der Au^be ist im grofsen und ganzen die- selbe geblieben, nur hat die frfihere Einleitung jetzt ihren Platz zwischen dem Text und dem kritischen Anhang gefunden (S. 154—172); der üm&iig des Bändchens ist von xvi -f 131 = 147 Seiten auf 220 gestiegen (der Preis entsprechend von Jk 1. 50 auf wii 2. 20). Wenn dieser Umstand schon eine ganz erhebliche Bereicherung des Inhaltes erwarten l&Gat, so bestätigt sich dies bei einem Vergleich der beiden Aufhigen. Der viel- fach vermehrte Kommentar brachte eine Ausdehnung der eigentlichen Ausgabe von 112 auf 153 Seiten mit sich; die frfihere Einleitang ist um 5 Seiten vermehrt, der kritische Anhang ist von 14 Seiten bis zu 38 angewachsen.

Der Text hat manche Änderung und Verbesserung erfiihren, die zum Teil durch die bessere Kenntnis der Überlieferung, vor allem aber durch die genauere Untersuchung des Sprachgebrauchs, der Prosodie und Metrik des Terenz wie der szenischen Dichter fiberhaupt nötig geworden waren. In allen diesen F&Uen kann man nicht nur erkennen, wie sorgsam Sp. die Literatur verfolgt und benutzt hat, sondern hat auch reichliche Oe- legenheit, sein selbständiges Urteil und sein feines Verständnis ffir den Dichter zu beobachten. Hervorheben möchte ich hier eine Neuerung im Kommentar: zu den kurzen Einffihrungen in die einzelnen Szenen sind jetast noch Bfickblicke hinzugekommen, die den Inhalt einer oder mehrerer Szenen noch einmal zusanmienfassen und den Fortgang der Handlung dar- legen, zugleich aber auch der ästhetischen Wfirdigung des Stfickes dienen.

Von der ehemaligen Einleitung ist der erste Abschnitt „Handlung und Charaktere der Komödie^* an mehreren Stellen erweitert (so ist am Ende noch eine Charakteristik des Leno hinzugekommen); es folgt jetzt gleich die Erörterung fiber die Personennamen (früher § 6), die ganz er- heblich verändert und bereichert ist; die §§ 2 4 der ersten Auflage: „Der Schlufs der Komödie ^S „Kontamination des Stfickes^* und „Andere

Nene Fhilolof^he Bundechau Nr. 22. 515

Abweichungen vom griechischen Original'^ sind zwar im ganzen dieselben geblieben, weisen aber auch im einzelnen zahlreiche Berichtigungen und Zusätze auf; der einstige § 5, „Ort der Handlanges hat jetzt seinen Platz in der Anmerkung zum Personenverzeichnis (S. 10) gefunden; neu an- gefftgt ist eine Erörterung der Frage, wie die Handlung des Stfickes nach innerlich und äuTserlich zusammenhängenden Szenenkomplezen in fünf Akte einzuteilen sei, eine Erörterung, die offenbar mit Bficksicht auf die Bemerkungen Haulers (Phormio S. 45 ff.) und Eauers (Adelph. S. 15) aufgenommen worden ist. Der kritische Anhang hat sich wohl am meisten verändert; von den alten Anmerkungen findet sich nur ein kleinerer Teil wieder, und auch der hat vielfach, wie natürlich, ein anderes Aussehen gewonnen. Dazu sind aber nun eine Menge neuer Bemerkungen gekom- men, in denen Sp. sich mit anderen Gelehrten auseinandersetzt und zu den verschiedenen Problemen, die die Terenzkritik bietet, Stellung nimmt. Diese neuen Anmerkungen haben oft einen grofsen Umfang angenommen, wo- durch sich auch das starke Anwachsen des Anhangs erklärt So wird um einiges von dem Zuwachs anzuführen zu 241 das Verhältnis von duc und duee erörtert; zu 264 werden die Ausdrücke faris crepuU, crejpuit osiium auf ihre Bedeutung untersucht (gemeint ist „der knarrende Ton, der durch die Beibung der Zapfen und das Streifen der Tür an der Schwelle bei der Drehung entsteht^'); darauf folgt gleich eine längere Untersuchung über die Messung der Pronomina, an die sich quidem an- schlieist (S. 187 -—1911); zu 320 spricht Sp. über die AufÜEUSung der häufigen Wendungen mit cesso, cessus als Frage oder Aussage u. v. a.

Erwähnen möchte ich zum Schlüsse noch, dafs Sp. eine grofse An- zahl von Winken für eine passende Verdeutschung hinzugefügt und sehr viele Zitate (namentlich auch aus Donat), die firüher nur angedeutet waren, ausgeechrieben hat

Mag man auch nicht überall Spengels Ansicht zustimmen, so kann man doch sagen, daCs die neue Aufgabe der Adelphoe eine hervorragende Leistung ist, die neben der Ausgabe von Eauer ihren Platz ehrenvoll be- hauptet und sicherlich allerseits die verdiente Anerkennung finden wird.

Halle a. 8. P. Wefkamr.

516 Neue Philologische Bnndaehaa Nr. 29.

II ■■ -~-

274) W. Christ, Sprachliche Verwandtschaft der OrAko-Italer.

[S.-A. a. d. Sitzangsb. d. philo8.-philol. a. d. histor. EL d. Kgl.

Bayer. Ak. d.W. 1906. HeftlL] München, a. Franz. S. 151— 246. 8. Nachdem der Verfasser dieser Abhandlang, der noch vor ihrem Erscheinen im Dmcke der unaufhaltbaren Moira den schuldigen Tribut abgezahlt hat, in den Sitzungsberichten vom Jahre 1905 eine verdienstliche Abhandlung unter dem Titel „Griechische Nachrichten fiber Italien'' veröffentlicht hatte, liegt uns jetzt als Abschlufs seiner reichen und vielseitigen litera- rischen Tätigkeit dieser Versuch vor, eine zum festen Bestände seiner wissen- schaftlichen Überzeugung gehörige Hypothese mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln neuerdings zu verteidigen. Ihm steht als Gtesamteigebnia fest, „dafs in der Tat vor der Sonderentwicklung des Griechischen und Lateinischen eine gemeinsame grftko- italische Vorstufe anzunehmen ist** (S. 239). Da die Untersuchung neue Gesichtspunkte nicht zutage gefordert hat und namentlich hinsichtlich des als Beweismaterial herangezogenen Wortschatzes einer genauen Eontrolle unterworfen werden müfste, so ver- mag ihr Ergebnis die gegenwärtig von der weitaus gröfseren Mehrheit der Forscher gebilligte Ansicht von der ünbaltbarkeit der gräko-italischen Hypothese nicht zu erschüttern, und es bleibt daher trotz Aseoli die von J Wackernagel bei Hinneberg (Die Kultur der Gegenwart) 1 8, 286 gemachte und von Christ S. 208 als „ganz apodiktisch '^ bezeichnete Äufsemng be- stehen, „dafs von einer engeren Verwandtschaft der Griechen und La- teiner nicht mehr die Bede sein kOnne'* (Christ a. a. 0.). Nur sollte es, wie in der Tat bei Wackernagel steht, richtiger beifsen „des Griechischen und Lateinischen''. So wird denn auch das in dem letzten Kapitel „Zu- sammenfassende Schlttfsfolgerungen" entworfene Bild Aber die vorhistori- schen Berührungen der Griechen, Italiker und Kelten, in weldiem fibrigens der Einflufs der Ideen von Bradkes nicht zu verkennen ist, vorlftuflg nnr Zukunftsmusik bleiben.

Innsbruck. Fr«

275) A. Eteont, Le Parier de Prineste d*aprte les inflcriptions. Patte, E. Bouillon, 1905. 63 S. 8. in. 4.

Die Sprache von Präneste eignet sich gut zu einer Monographie. Dafs sie von der Sprache Roms unterschieden war, berichten lateinische Schriftsteller mehrfach, Lucilius (Marx 1322) hat einen gewissen Vettins verspottet, weil er sich ihrer bediente. Dazu kommt, dab eine ganz be»

Nene Phflologfadhe Bundachatt Nr. 28. 617

trfichüiehe Anzahl ?on Inschriften ans der Zeit der relativen ünabhftngig- keit der Stadt, ihrer Bondeegenoesenschaftf die bis 90 dauert, erhalten ist, die nns ein verhUtnismftfsig reiehes Material liefern. Aber in dessen Verwertang zur Bestimmung des Dialekts ist Vorsicht geboten, damit nicht die Zafllligkeit der Überlieferung dazu verleitet, Altertflmlichkeiten als Formen mit landschaftlich beschränkter Geltung anzusehen. Von hier aus stellt sich z. B. die Qesehichte der Diphthonge etwas anders dar, als der Verfiuser des vorliegenden Buches sie gibt. Die Darstellung läfst des öfteren die nötige Sorgfidt und Vollständigkeit vermissen. Gleich zu An- fang fehlt in der an sich recht dankenswerten Sammlung der Inschriften die zwar noch nicht im Corpus, aber sonst mehrfach abgedruckte qpeinody devincam ted. Hätte der Ver&sser Corp. I, 1172 mit IX, 3907 identifiziert, so hätte er kaum, auch zweifelnd nicht, Caecüiams als nom. pl. eines o-Stammes angefahrt, p. 53 scheint er BectwMnes auf der sententia Miauciorum fär ein Nomen der 2. Dekl. zu halten, obwohl z. 39 Deo- Uminebfus steht Bei diesen Formen des nom. pl. auf -eis wie bei denen des nom. sg. Ton io-Stämmen findet sich eine etwas zwecklose Häufung nichtpränestinischer Beispiele, die Wert nur gehabt hätte, wenn sämtliche Belege gebracht würden, -t des nom. sg. aus -is durch Abfall des s zu erklären, geht nicht an, da ausL s nach langem Vokal höchstens in Präneste und Pisaurum geschwunden ist (p. 41). Wohl aber wäre eine Bemerkung darfiber am Platze gewesen, dafs zwar -os (-ios), -tcs (-ius) und -o (-to) im Aittlaut der o(-io)- Stämme erscheinen, nie aber -41 (^) und soweit mir bekannt, in alter Zeit in Latium. überhaupt nicht im Auslaut natiomk jf. 6 uo. 2 kann gen. pL sein, zu Corp. I 696 Caesaru ist Eph. q[)igr. VI no. 66 p. 60 sq. zu vergleichen, anderes erledigt sich anders. Es scheint, als ob -u, wenn es in den Auslaut tritt, geradeso zu -0 werde wie -i zu -e (cf. magi8:fnage). üngenfigend ist im ganzen die Behand«* lung der Eigennamen. Äüia kann nicht aus AüKa synkopiert sein, da dies langes i in zweiter Silbe hat Foratia und Ftiena sind vöU^ ungeeignet, für Präneste zu erweisen , dals lat h =s i^. gh durch f vertreten sei. Hier wird man das Fehlerhafte aus W. Schulzes Buch fiber lateinische ESgtnnanien leicht richtig stellen und aus diesem Buche sidi auch er- giBzen, was Emout fiber etruskisohen Einflub in Pläneste treffend her- vorhebt

Im ganzen aber wird man dem Verfinser das Zeugnis nicht vemgen, dab «r mit üttaicht zu Werke geht Er weiA in der modernen fi^pradi-

518 Neae Fhilolof^iBche Rnndaehaii Nr. 22.

Wissenschaft Bescheid (freilich durfte er Äpiranius nicht aus prothettsehem a -f- Pe^onius herleiten), und man kann ihm dankbar daf&r sein, dab er die Besonderheiten der Sprache der pränestinisohen Inschriften flbersicht- lich zusammengestellt und erlftutert hat.

MllDchen. Berauuui Jaoobtoha.

276) Dissertationes phüologae VindobonenBes. VoL VlII. Wien und Leipzig, F. Deuticke, 1905. 192 8. 8. J$ 6. .

Dieser Band enthftlt drei Abhandlungen, deren erste Joseph Pavlu zum Ver&sser hat und den Titel fBhrt „Alcibiades prior quo iure vulgo tribuatur Piatoni''. F. gibt zunftchst eine Übersicht über die Echtheits- frage in alter und neuer Zeit; dann sucht er durch eine genaue Analjse den Zweck zu ermitteln, den der VerfiEuser des Ale. verfolgte; er ver- gleicht weiterhin den Dialog mit den echten Schriften Piatons naeh In- halt und Form und kommt zu dem Ergebnis, dafs der Ale. unmöglich von Piaton herr&hren könne. Die Grttnde dafBr sind folgende: PI. hat in seinen kleineren Dialogen, zu denen der Ale. gerechnet werden mfiUste, die Erörterung nie zu Ende, bis zu einer bestimmt formulierten Defi- nition der erörterten Tugend durchgefithrt, wie es im Ale. der Fall ist; die Charakterzeichnung des Sokrates und Alcibiades weicht er- heblich von der pbtonischen ab, das Daimonion des ersteren ist anders aufge&fst als bei Piaton und wird viel hftufiger herangezogen, als es bei letzterem geschidit; einzelne Begriffe, wie z. B. ütmp^oairqj werden bald so, bald so erklärt, die Tugend allein als ein Gut anerkannt; der Sprach- gebrauch ist zwar im allgemeinen platonisch, aber der Ale weist nidit, wie bei den echten Dialogen der Fall, die EigentBmlichkeiten einer be- stimmten Periode auf, sondern enthält Ausdrücke, die Phton teils umr in seiner frfiheren, teils nur in seiner späteren Zeit gebraucht hat, ohne Unterschied nebeneinander, so dafs es ganz unmöglich ist, den Dialog einem bestimmten Abschnitt in Piatons Schriftstellerei zuzuteilen.

Der letzterwähnte Umstand läCst sich aber ohne weiteres veistehoi, wenn der Verfiisser des Dialogs Schriften Piatons verscdiiedener Bnt- stehungszeit benutzt oder sich wenigstens an sie angelehnt hat Als solche werden ermittelt: Gharmides, Protagoras, Gorgias, Symposion, Staat und Gesetze. Daneben können Xenophons Memorabilien und Eyropädie als Quellen angesehen werden. Der Yer&sser des Ale. war ein Akademiker, die Schrift kann wegen Benutzung der Gesetze erst nach Piatons Tode

Nene PMloIogiflohe Bandschau Nr. 22. 619

entstanden sein; die Stelle p. 116 D, wo von den Peparethiern die Bede ist, fBhrt auf die Jahre 340/39.

Die zweite Abhandlung ist betitelt „De S. Anrelii Augastini prae» ceptis rhetoricis^S ihr Verfasser ist Joseph 2urek. Dieser will nach- weisen, dafs der kleine Traktat De rhetorica, den Halm in seine Bhet lat. min. (p. 137—151) aufgenommen hat, mit dem Kirchenvater nichts zu tun hat Schon die Überlieferung bietet der bisherigen Annahme keine ausreichende Stütze, denn in allen Handschriften erscheint der Traktat anonym, ausgenommen den Bern*. 363 s. IX, wo aber das Fragment De dialectica vorausgeht, von dem der Name wohl irrtümlich auf das folgende Stflck fibertragen wurde. Was den Inhalt angeht, so haben wir es offenbar mit einer Schrift zu tun, die ffir ünterrichtszwecke verfafst ist; der Autor beruft sich 5fter auf Hermagoras [daneben auch auf Theodoros v. Gadara und einen Demokrates, den er als seinen Lehrer bezeichnet; 2. erw&hnt dies nicht] und bekämpft Apollodor; nur einmal bevorzugt er die Lehre der Apollodoreer vor der seines sonstigen Ffihrers. Augustin erwähnt diese Leute nirgends in seinen Schriften. Aus den Disciplinae kann der Traktat deshalb nicht stammen, weil er nicht die jenen eigentfimliche Dialogform aufweist (vgl. Betract. 1, 6); ein sonstiges Lehrbuch der Art hat aber Augu- stin, wie er selbst (De doctr. Christ. 1, 2) angibt, nicht veröffentlicht. So bliebe nur noch die eine Möglichkeit, dafs ein Schfiler des Kirchen- vaters dessen Lehrvortrag nachgeschrieben und dann herausgegeben habe [was aber doch eigentlich durch die AnfQhrung des ^Democrates prae- ceptor mens' p. 146, 26 H. ganz ausgeschlossen ist.] Demgegenüber sucht i. durch Vergleichung des Traktats mit den rhetorischen Lehren, die sich hier und da bei Augustin finden, zu erweisen, dals keinerlei Ge- meinschaft zwischen ihnen besteht. Augustin schliefst sich in seinen An- schauungen an Cicero an, wenn er auch in bezug auf das Ziel der rheto- rischen Ausbildung einen anderen, höheren Standpunkt einnimmt als jener. DasEi^ebnis der Untersuchung ist also, dafs der Traktat den Namen des Bischofs von Hippe zu Unrecht tr&gt; nach der positiven Seite hin hat aber i. nichts getan, um Ursprung und Entstehungszeit des Schrifkchens zu ermitteln, nur einmal (S. 89) sagt er 'speciem commentariorum ad dictata magistri cuiusdam dicendi scriptorum prae se ferre\ also ein EoUegienheft

Den Schlufs bildet die Untersuchung von L. Eoterba „Desermone Pacuviano et Acciano'S die fast soviel Baum einnimmt, wie die anderen beiden Arbeiten zusanmuen. Es ist, soviel ich sehe, eine recht gründliche

690 Nene Philologiwlie Bimdaohaii Nr. 2i.

und sorgfältige Dissertation, deren Wert einooal in der Sammlnng des Materials liegt, sodann aber anch in den vielen Einzelergebnissen, zu denen der Verfasser mit Hilfe von jenem gelangt. Fflr die Kritik der Frag- mente der beiden Dichter ftllt ziemlich viel ab, nnd Bibbecks Aasgabe bedarf in vielen Fällen der Berichtigung. Aber anch ffir die Antoreo, denen wir jene Bmchstficke verdanken, wie Nonios und Festos und selbst Fulgentios, kommt einiges dabei heraus. Der Charakter der Abhandlung macht es unmöglich, auf den Inhalt näher einzugehen; nur so viel sei er- wähnt, da£3 E. im ersten Kapitel „De fragmentorum orthographia^* han- delt, im zweiten „De re metrica et prosodia*', im dritten De singalorum vocabulorum usu et formatione", im vierten Aber die Syntax und im letzten „De translationibus et figuris^^

Allen drei Arbeiten sind Indices beigegeben.

Halle a. 8. P.

277) Ferd. Sohults, Kleine lateiniaohe Sprachlehre. 24. Aus- gabe besorgt von A. Fflhrer. Paderborn, F. SchOningh, 1904. VI U. 290 S. 8. geb. Jf 2. 40.

Die kleine lateinische Sprachlehre von Schultz war bekanntlich ur- sprfinglich nur für die unteren und mittleren Klassen bestimmt und ist erst später durch einzelne Ergänzungen auch den Bedfirfnissen der Ober- klassen angepafst worden. Aus dieser Entstehungsgeschichte der Gram- matik erklärte sich die ausfDhrliche Behandlung der Formenlehre und die knappe Fassung der Syntax. Der neue Herausgeber hat mit Erfolg begonnen, dies Mifsverhältnis auszugleichen. Er hat besonders die Lehre von der Deklination nicht unwesentlich gekürzt und manche Funkte der Syntax eingehender berflcksichtigt. Doch bleibt in dieser Sichtung noch einiges zu tun. Worte wie oometes, musice, grammatice 13), vermis, tripus 29) verdienen keine Erwähnung; ebensowenig das nicht muster- gtiltige iuvaturus 88) und das unklassische paveo 93). Dagegen sind versehentlich die Genitivformen der meisten im § 29 besprochenen Substantiva nicht angegeben und im § 27 fehlen die deutschen Bedeu- tungen von &UX, lis usw. Nach der Streichung des § 22, die an sich nur zu billigen ist, waren diese Angaben unerläfslich. Zu bedauern ist auch, dafs nach Ausmerzung der Mobilia 4) nicht wenigstens victrix im § 175 Erwähnung gefunden hat. Dagegen war es flberflfissig, veqMr und locus an zwei Stellen 18 und 37) zu bespredien.

Nene Philologiaehe Bnndachau Nr. 22. 521

In der Syntax yermifst man qaoniam, qnandoqaidem, etsi and quam- qnam in den Bedentnngen obgleich und zwar, ut =: z. B. 156), schwerlich 162), die Angabe, welchen Modus forsitan erfordert 162), die Verwendung von quaeso beim Imperativ 138), sive quod 233), videri =s drohen 259). Vor § 225 wäre ein einleitender Abschnitt fiber Zeitstufen und Zeitarten wflnschenswert; § 177, 6 war auf Ver* bindungen hinzuweisen wie animo non defecerunt, bouo animo este, ani- mmn induzerunt; § 284, 1, Z. l muTste erw&hnt werden, dafs bei piget, padet usw. die Person, deren QefBhl erregt wird, als Subjekt gilt.

Einiges ist nicht genau genug gefafst: et = etiam ist nicht nur dichterisch 151, Z. 4), quisque wird auch bei CSsar und Cicero nicht immer einem betonten Worte nachgesetzt 58); aequiperare 182), in- cusare in der Bedeutung ankbgen wegen etwas 203) sind unkkissisch.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten ist gerade die Darstellung der Syntax ganz vortrefflich. Sie zeichnet sich besonders aus durch klare und bOndige Fassung der Hegeln (z. B. § 841, 8 fiber antequam) und durch geschickte Einordnung des stilistischen Lehrstoffes. Recht an- sprechend sind vor allem die E^apitel fiber die Pronomina, den Acc. c. infin., die Wortstellung und den Satzbau.

Von hohem didaktischem Wert sind die zahhreichen Anmerkungen, in denen vor unlateinischen Wendungen gewarnt wird. Vielleicht wären auch bei declarare 254), experiri 252), minari und imminere 268) solche Warnungen angebracht

Die Beispielsätze sind meist recht geschickt gewählt, besonderen Bei- fiül verdient die Verwendung von Dichterstellen. Nur mfilste wenigstens bei Versen, die zu geflflgelten Worten geworden sind, der Verfiuser ge- nannt werden. Gestrichen mOchte ich nur drei Beiq^iele sehen: im § 269 das dem Hamilcar des Nepoe entnommene wegen seines bedenkliohen Inhalts; im § 230 a den Satz Ciceros: cum ver esse coeperat, Verres dahat se labori atque itineribus, weil der Schfiler, der die Verrinen nicht kennt, hieraus leicht eine ftlsche Vorstellung von Verres gewinnt; endlich mifsftllt in § 162 das Formelbeispiel nonne vides wegen des daktylischen Rhythmus.

Die Ausstattung des Buches und die Fehlerlosigkeit des Druckes ver- dienen alles Lob. Es findet sich nur § 37 AJtaria st. altaria; § 150 zweimal im Tage si am T.; § 142 cotidie, während sonst die Schreibung mit tt angewendet ist

Potsdam. E

532 Nene Philologisohe BnndBohan Nr. 22.

278) K. Afsfabl, Je 100 französisohe und englische Übungs- Btücke. Stattgart, Bonz ft Co. 1905. 8. ^ 1.20.

Die in der Sammlaog euthaltenen Übungsstficke sind als Vorlagen für die schriftliche Prfifnng in den beiden neueren Fremdsprachen in den Jahren 1897 1905 bei der Zentralprflfung ffir Einjahrig-Freiwillige von dem Herau^eber mit Genehmigung der Eönigl. Wfirttembergischen PrfifoDgB- kommission gegeben worden. Sie bilden die Fortsetzung zweier frfiker erschienenen Sammlungen mit ähnlichen StQcken. Es sind Texte ans den verschiedensten Stoffgebieten: Geschichte, Geographie, Erzählung u. a.; sie bilden inhaltlich ein möglichst abgerundetes Ganze und haben einen Umfang von etwa 120 Wörtern. Was sie uns erzählen, ist zwar nicht viel Neues, aber doch ganz unterhaltend und belehrend. Wenig einwandfrei ist leider die sprachliche Darstellung der einzelnen Texte, die ganz das Gepräge der Sprache zeigt, in die sie fibertragen werden sollen. Aua- drficke wie „die beste Gesundheit geniefsen*' (17), „der Stand meiner Gesundheit*^ (34), „ich bin sehr unwohl, indem ich an einem starken Husten leide** (34), „die Gebeine werden fibertragen** (8), „ein Schub zerschmetterte seinen Arm und seinen Körper*^ (gehört denn der Arm nicht zum Körper?) hätten vermieden werden mflssen. Der Satz „Nero hatte seinen Feldherm Vespasian geschickt, welcher, nachdem er . . .** (56) erinnert sehr an alte, scheinbar noch nicht ganz vergangene Zeiten; spaikig sind auch „die jungen Kinder" (2). Im allgemeinen beweist gerade diese Sammlung mit ihren Stilblfiten, wie schwer die Hinfibersetzui^ von Texten in auch nur einigermafsen brauchbarem Deutsch ist. Sollte man sie daher als Prflfnngsarbeit nicht lieber ganz fallen lassen? Wird doch durch die richtige Übersetzung ffir die Übertragung besonders zurechtgemaehter Texte schliefslich nur bewiesen, dais ein Prfifling die grammatisdien Regeln anwenden kann, und meist auch nur dann, wenn er gleichsam „mit der Nase darauf gestofsen wird**. Wenn z. B. bei der nachgestellten Apposition, wie es die Texte tun („man kennt viele Anekdoten von Fried- rich dem Grofsen, König von Preufsen** [52] oder „des ältesten Sohnes Ludwig Philippe, Königs der Franzosen** [91]) oder „Lissabon, Haupt- stadt von Portugal** [29], der Artikel gleich fortgelassen wird, dann ist es f&r den Schfiler kein Kunststfick mehr, richtiges Franzömdi zu liefeni. Ffir den erreichten Grad des sprachlichen Könnens beweist diese Bichtig- keit nattrlich gar nichts. Dafs die Graounatik in ihren Heuptgeaetwn

Nene FhilologiBohe Bondaehaa Nr. 22. 523

dem Prfifling bekannt sein mufs, ist selbstverstftndlicb, nnr scheint es mir nicht richtig wenn es auch allgemeiner Gebrauch ist , die Kenntnis und richtige Anwendung grammatischer Begeln und Ausnahmen zum Prfifstein und MaTsstab fBr das in der Sprachbeherrschung erreichte Eönneu zu machen.

Die Anforderungen, die das Buch an den Wortschatz der Prfiflinge stellt, sind recht bescheidene: ,, eindringen 'S „liegen'' (Ort), „auftragen'' (Bssen), „teilen", „erobern", „versammeln", „Krieg fBhren" und viele andere der angegebenen Vokabeln mfifsten doch als bekannt vorausgesetzt werden; hingegen werden Vokabeln wie: „Schlingel", „Sand", „hüpfen", „Ohrfeige", die nicht gegeben sind, nicht wenigen Prflflingen fehlen. Auch die Bezeichnung des Qeschlechts bei den selteneren der als unbekannt angegebenen Substantiva wäre billig gewesen; oder verlangt der Heraus- geber etwa, dafs alle Substantiva ihrem Qeschlechte nach bekannt sind? In den englischen Stficken sind die Sätze kfirzer und daher sprachlich etwas besser gelungen.

Jüterbog. M. Prslltaui.

279/280) Conrad Orimin, OloBsar zum VeBpacdan-Fsalter und den Hymnen. Heidelberg, G. Winter, 1906. VI u. 220 S. 8.

John van Zandt Ctortelyou» Die altenglisdien Namen

der Insekten, Spinnen und Erustentiere. Ebenda 1906. V u.

124 S. 8. Jf 3.60.

[A. u. d. T. Anglistische Forschungen, herausgeg. von J. Hoops.

Heft 18 und 19.] Mit der ersten sehr verdienstlichen Arbeit wird ein altes Desideratum endlich erfftUt. Der berfihmte „Vespasian-Psalter'S den man ursprfinglidi auch als kentischen Psalter bezeichnete, bis er durch Zeuner 1891 als merzisch erkannt wurde, ist in den letzten Jahren Gegenstand grfindlicheu Studiums gewesen. Ich kann nur meiner grolseu Freude darüber Ana- druck geben, dafs wir der Initiative des Herausgebers der Sammlung und dem Fleifse eines seiner Schfiler jetzt ein Glossar verdanken, das den ge- samten Wortschatz mit sämtlichen Belegstellen gewissenhaft verzeichnet und damit diese Arbeit endgültig erledigt Der frflhere Versuch Zeuners war mit der Ausarbeitung nur bis zum Buchstaben E, mit der Veröffent- lichung nur bis bisjiian gekommen. Wir werden solche Arbeiten wie

524 Nene Fhilologische BondBchaa Nr. 22.

die Grimms um so mehr anerkennen, als heutzutage leider so vielfiidi in wissenschaftlicheD Untersuchungen nur halbe und unvollkommene Arbeit geliefert, manchmal geradezu Raubbau mit Themen getrieben wird, die einer viel grfindlicheren Bearbeitung bedfirften. Mit dem Prinzip der Anordnung der Wörter kann man sich durchaus einverstanden erklftren. In das Glossar zum Vespasian- Psalter ist auch eins zu den Yeqittsian- Hymnen mit eingeschlossen. Einer der in letzterer Zeit häufigeren ZnfiUle hat es gewollt, dafs ein SpezialWörterbuch zu den Hymnen fest gleich- zeitig auch in den Veröffentlichungen der Universität Liverpool, in den Otia Merseiana, Band IV, S. 84 119 (nach meinen im British Mu- seum gemachten Notizen S. 84 130) erschienen ist. Der Ver&saer hat wohl daran getan, darum diesen Teil seiner Arbeit nicht zu unter- drücken. — Der Wunsch, der sich nach Betrachtung eines solchen Buches aufdrängt, ist der, es möchten doch recht viele Arbeiten dieser Art von jungen Anftngern unserer Wissenschaft gemacht werden. Wir kommen damit weiter als mit vielen anderen Dissertationen der letzten Jahre, bei denen man das jämmerliche Zappeln der Verfasser bedauern mufs, wenn sie den Mangel an Resultaten durch grolises Wortgeklingel zu ersetzen suchen.

Die andere nicht minder erfreuliche Arbeit von Cortelyou bildet ein Glied in der langen Kette von Untersuchungen altenglischer Namen. Auch diese Forschung ist von Hoops, der sie selbst 1889 mit einer dem- nächst in erweiterter Form erscheinenden Abhandlung fiber die altengli- schen Pflanzennamen inaugurierte, in den letzten Jahren kräftigst ge{5rdert worden. Auch hier begrQfse ich den allein richtigen Grundsatz, ein Gebiet erschöpfend zu behandeln, sei es auch an und fOr sich begrenzten Umfimgs. Der Verfasser hat die gesamte altenglische Literatur, Poesie wie Proea, Ge- drucktes wie nur handschriftlich Vorhandenes, mit hochanzuerkennendem Fleifs durchforscht und dann sein reiches Material in ein auch vom natnr- wissenschafüichen Standpunkt aus einwandfreies System gebracht. Diese Untersuchung zeigt wieder einmal, wie interessant solche meist als reeht abstrakt angesehenen etymologischen Arbeiten werden können, wenn der VerüEttser es nur versteht, aus dem trockenen Wortmaterial Schlfisse auf die Kultur und das Gemfit des betreffenden Volkes und seiner Glieder zu ziehen. Das hat G. verstanden und kommt damit auch allgemeinen Inter- essen entgegen. Ein Anhang enthält Teitbesserungen , die sich aus der Arbeit ergeben. Als besonders nfitzlich fflr schnelle Orientierung und

Neoe Fhlloloirtehe BniidiohaQ Nr. 22.

lexikaliaohe Arbeiten wird das alphabetische Verzeichnis der behandelten Wörter am Schlafs des Baches empfanden werden. Zn dem gaten Deutsch des Baches, das besser ist als in vielen Dissertationen deutscher Ge- lehrter, kann man dem Verfiisser nur gratulieren. Hoffentlich findet auch dieses Buch recht viele Nachahmer, auch auf mittelenglischem Oebiet. * Berlin. HalBrleli Bptos.

281/282) Eduard Hanck, William Bnllokar. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Oberrealschule zu Marburg. 1905. 12 S. 4. SystematiBdie Lautlehre Bnllokars (Vokalismns).

(=s Marburger Studien zur englischen Philologie, Hefl 12.) Marburg, Elwertsche Verlagsbuchhandlung, 1906. VII u. 104 S. 8.

Ji 2.80.

Die BemShnngen der alten englischen Grammatiker und Phonetiker des 16. Jahrhunderts treten in der neueren Wissenschaft immer mehr in den Vordergrund, da ihre Angaben ffir die Geschichte der englischen Sprache, vor allem aber fSr unsere Kenntnis der Aussprache im Zeitalter Shakespeares von aufserordentlich grofser Bedeutung sind. Auber den älteren Darlegungen von EUis in f,Early English Pronunciation '* und Sweet in der „History of English Sounds'^ gehören aus jfingster Zeit hierher Jiriczeks treffliche Ausgabe von Alexander Gills „Lc^onomia Ang- lica^* (1903) und die von Brotanek herausgegebene Sammlung von Neu- drucken frflhneuenglischer Grammatiker, von der bisher der Neudruck von G. Masons „Grammaire Angloise^^ (1906) erschienen ist In diese Sichtung ordnen sich Haucks beide hier vorliegenden Arbeiten ein.

In seiner Programmarbeit bespricht H. im Anschlufs an Humphreys Darstellung im „Dictionaiy of National Biography'* kurz Bnllokars Leben und Werke. Damach hat BuUokar etwa von 1620—1690 hauptsächlich in London gelebt und eine ziemlich abenteuerliche Laufbahn als Lehrer, Soldat, Landwirt und Schriftsteller gehabt. Als Lehrer ärgerte er sich, was man ihm nicht verdenken kann, fiber die Mangelhaftigkeit und Schwierigkeit der englischen Bechtschreibung und kam auf Beformgedanken, die im wesentlichen auf phonetischen Grundlagen beruhten. Als Unter- scheidungszeichen fllr die verschiedenen Laute er wollte möglichst fCkr jeden Laut eine eigene Bezeichnung, ohne dabei allzu viele neue Buch- staben zu erfinden benutzte er Haken, Striche, Punkte, Kommas usw.,

626 Neae Philologiwbe BmidflohaQ Nr. 22.

die Aber, unter oder neben die alten Bachstaben gesetzt wurden. In seinem „Booke at large, for the Amendment of Orthographie for-English Speech** (1580), das fibrigens bis auf Titel und Vorrede in unserer sog. deotechen Druckschrift (Black Letters) gedruckt ist und beute sehr selten ist, setrt er seine Methode, mit der er aber keinen praktischen Erfolg gehabt hat, gründlich auseinander. Ffinf Jahre später erschien von ihm noch in seiner eigenen Orthographie eine Übersetzung von Äsops Fabeln und den Sprficheo des Gate, 1686 gab er eine „Bref Orammar*' heraus.

In seiner zweiten Schrift hat nun Hauck in dankenswerter Weise die Lautlehre Bnllokars und zwar den Vokalismus, der natürlich am wich- tigsten ist, systematisch und erschöpfend dargestellt Dies war um so erwünschter, als bei Ellis und Sweet nur ein Teil der von Bullokar pho- netisch umschriebenen Wörter verwertet war und zwar nicht einmal durch- weg in völlig getreuer Wiedergabe. Durch Haucks Buch ist man nun- mehr in der Lage, genau und sicher festzustellen, wie die betreffenden Wörter am Ende des 16. Jahrhunderts gesprochen worden sind.

Aber eins vermilst man an Haucks Arbeit, das ist ein alphabetiscbes Verzeichnis aller von Bullokar phonetisch umschriebenen Wörter in der gegenwärtigen und daneben in BuUokars Form. Dadurch hätte das Buch für weitere Kreise der Fachgenossen erheblich an Wert und auch an praktischer Verwendbarkeit gewonnen; denn so ist es zu Nachschlage- zwecken und rascher Orientierung etwa in Hinsicht auf Sbakespeare- lektüre nur recht unbequem verwendbar. Vielleicht findet der Ver- fasser Gelegenheit, diesem Mangel in einer weiteren Veröffentlichung noch abzuhelfen.

Königsberg i. Pr. HormaBB JanlBMk

283) B. Jordan, EigentttmUchkeiten des anglischen Wortr

BOhataseB (= Anglistische Forschungen, herausgegeben von

J. Hoops, Heft 17). Heidelberg, C. Winters üniversitätsbuchband-

lung, 1906. Vm u. 131 S. 8. .^3.60.

Der Verfasser hat sich bereits durch eine inhaltsvolle und lehrreiche

Sonderuntersuchung über die altenglischen Säugetiemamen (Heft 12 der

Anglist. Forsch., vgl. diese Zeitschr. 1903, S. 406 f.) vorteUhaft in die

Wissenschafi; eingeführt, und die vorliegende Arbeit, „eine wortgeogra-

phische Untersuchung mit el^mologischen Anmerkungen*', ist wieder eine

Leistung, die alle Achtung verdient. Das Thema ist schwierig wegen der

Neue Philologisehe RwidschaQ Nr. 22. 52T

oft miingelDden Sicherheit in dem zur Verffigung steheDden Material, aber da Jordan mit aller Vorsicht, Zorfickhaltong und Gewissenhaftigkeit zu Werke gegangen ist, wird die von ihm aufgestellte und begründete Liste des anglischen Wortschatzes so gut wie ganz richtig sein. Besonders wichtig ist aber noch ein gröberer Qesichtspankt, der sich als Haupt- und End- ziel der Untersuchung herausstellt, die Frage nämlich, welche Stellung des Anglischen und S&chsischen zu den germanischen Sprachen des Fest- landes sich aus dem Wortschatze ergibt. Die LOsung lautet, dafs sich das Anglische mit dem Nordischen, das Westsächsische aber mit dem West- germanischen, insbesondere dem Friesischen und Altsächsischen berührt, was fibrigens zu anderweitig gefundenen Ei^ebnissen durchaus stimmt. Auch das Verhältnis der altenglischen Mundarten zur neuenglischen Schrift- sprache wird mit besprochen, und es zeigt sich auch aus der Betrachtung des Wortschatzes, dab das Westsächsische dem Neuenglischen näher steht als das Anglische.

K.

Entgegnung (?gl. Nr. 18 S. 426). Zu F. Petzold: Die Synonyma in Barraus Histoire de la Revolution fran9aise. Die Besprechung (von Engelke) beginnt: „Es mag eine nutzbringende, wenn auch uDgebUhrlich viel Zeit raabende Arbeit seiOi bei der Lektflre eines Werkes die sämtlichen Synonyma und was sich alles so nennen labt, mit den Schfilern zasammenzustellen. *' Ich habe die Arbeit natürlich fBr die Schiller und nicht mit ihnen gemacht.

P. Petsold.

Berichtigung zu Nr. 20 dieser Zeitschrift: S. 476 Zeile 6 von unten ist zu lesen: J. Wight Duff, Homer and Beowulf.

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Inhalt: Besensionen: 284) Bud. Kassiier, Flatona Phaidio« ins Deutsclie Ikber^ tragen (Fr. Berschlag) p. 529. 285) P. Linde, De Epicori vocabnlis ab optima Attbide alienis (Ph. Weber) p. 581. 286/287) A. £. Honsman, Invenalis satorae; Job. Perciyal Postgate, Corpiu poetamm Latinomm. Easc. V.: Martialia, InvenaliB, Nemesianoa (G. Wörpel) p. 533. 288) £. 8 ellin, Die Sparen griediiscber Pbiloeopbie im Alten Testament (B. Panscb) p. 543. ^

289) K Hesselmeyer, Hannibak Alpenübergang (Fr. Laterbacber) p. 544.

290) B. Scbreckhas, Über Entstebnngszeit aod Verfasser des Htns Andronicos (Herrn. Jaatsen) p. 546. -* 291) D. Sobmidt, Geom Farqnbar (Heinr. Spiee) p. 547. 292) W. Scbölermann, H. Conrad, W. Miefsner, B. W. Emer- son, Gesammelte Werke ins Dentscbe übertragen (F. Wilkens) p. 548. 298) Job. Ellinger nnd Percival Butler, Lebrbnch der englischen Sprache (Fries) p. 550. Anzeigen.

284) Budolf Kassner, Flatons Fhaidios ins Deutsche flbertragen (yon R. E.). Jena und Leipzig, Eugen Diedericbs, 1904. 96 S. 8.

Jf 2. -. Eine in trefflichem ftoTserem Oewande erschienene Übersetzung, die sich bei der ersten Lektüre und ohne gleichzeitige Zuhilfenahme des griechischen Textes flberaus glatt und geftllig liest Wohl fehlt es auch abgesehen von dem unbezweifelbaren Druckfehler S. 45: „die Quellen der Flfigeln'' nicht an kleinen Manieriertheiten, wie es z. B. das S. 33—40 aufGiillend sich häufende konditionale „so^ ist, fehlt es nicht an einzelnen sprach- lichen Härten und Unebenheiten, so S. 33 f. (ss 244 D): „um wieviel vollkommener und ehrwürdiger die Kunst des Sehers als die des Vogel- schauers ist, ... um so edler ist auch ... der Wahnsinn als die Besonnen* heit'* oder 8. 37 (=246 E): „Zeus . . . ordnet die Dinge und trägt ihre Sorge'S <^ber das alles vermag den guten äufseren Oesamteindruck nicht sonderlich zu beeinträchtigen. Anders freilich gestaltet sich das Bild, wenn man diese Obersetznng an der Hand des platonischen Textes prfift. Da treten allenthalben Flfichtigkeiten hervor, die dieses Obersetzungswerk

■■■)

580 Nene ^ologlBehe BandMhan Nr. 38.

als nicht gereift genug erscheinen lassen. Ich bin mir ja wohl bewurst, dab mit dieser Übertragung keine Schulübersetzung geboten werden soll, aber auch aulserhalb der Schule sollte man nicht (wie auf 8. 19 = 237 B) ßovUAwd^at mit „einen Bat geben** fibersetzen. Ähnlich liegt der Fall auf S. 29 (s= 242 D), wo %bv ^Equna ohi ^AcpqodlTtig xal &e6r %inx ^bI; mit glaubst du denn nicht mehr an Eros und Aphrodite?** wieder- gegeben ist Weiter ist S. 27 der in 242 D enthaltene Hexameter nicht in deutsch-metrischer Übersetzung nachgebildet, so dals die (S. 27 = E) folgende Bemerkung des SokrateSf er habe bereits in Versen gesprochen (Ith] q>9iyyofiai), dem nicht weiter unterrichteten Leser unklar bleiben muft. Ich kSnnte ferner &st von jeder Seite Belege dafOr bringen, dafs hier Piaton Oberhaupt nicht fibersetzt, sondern paraphra- siert wird, und dafs nicht nur Sätze und Satzglieder aus- gelassen, sondern umgekehrt sogar aus dem Eigenen ein- geschwärzt werden. Gegen eine solche Willkflr bei der Übersetzung eines Prosasdiriftstellers mufs aufis schärfete Stellung genommen werden: auch in einer „Übertragung** wfinscht man Piaton und nicht Herrn Eiassner zu hOren, der der äufseren Glätte und Gtolecktheit des deutschen Aus- drucks zuliebe seine Vorlage meistert, anstatt sich ihr bis in die ent- sagungsvolle Kleinarbeit hinein unterzuordnen. Gewilis ist manche Partie meisterhaft gelungen und das platonische Gedankengut ist auch in der Paraphrasierung mit Geist und Glflck wiedergegeben, aber die Arbeit scheint zu rasch vor sich gegangen zu sein. Es fehlt ihr die Reife, die letzte Fbile. Dies zeigt sich auch in der stellenweise unzulänglichen kritischen Bebandlui^ des griechischen Textes, die ich wieder an drei Beispielen dartun will: der ganze Tenor der reizvollen Schilderung in 229 A-D mfindet in die poetische Gewifsheit des Sokrates aus, dab gerade hier Boreas seinen be- kannten Raub begangen habe, mag er nun in dogmatischer oder ratio» naiistischer Weise verstanden sein. Der Zusatz: ^ ^A^dm) nifftm %%X. (D), der S. 6 wiedergegeben ist, weist mit seiner frostigen Gelehr- samkeit zu deutlich auf scholiastischen Ursprung hin, als daCs er einer Übersetzung gewflrdigt werden durfte. Umgekehrt sind zwei Streichungen ungerechtfertigt: S. 19 (£=237 A) die ironische und an lituigische Ge* betsformeln der Griechen gemahnende Deutung des Namens der Musen und S. 46 (s= 262 B) das echt platonische Spiel mit den Doppelnamen des Bros. Es kann nur bedauert werden, dafs eine Arbeit, die trotz aUeni und allem eindringendes sachliches Verständnis und eine nidit gewMm-

Neue FhUologieelie Bundechaii Nr. 28. 681

liehe spraohliche Oewandtheit verrät, infolge von Flüchtigkeiten nnd^Will- kfirliehkeiten nicht den Bang gewonnen bat, den sie oflfenbar erstrebte, ein Gegenstfick zn bilden zn den klassischen Übersetzungen, die v. Wila- mowitz den griechischen Tragödien gewidmet hat

Augsburg. Frledrieh Beysohlag.

285) Fauliis Undei De Epienri yocabolis ab optima At- thide alieniB. Vratislaviae, M. et H. Marens, MGMYI. 68 S. 8.

j$ 2.-. Vorliegendes Schriftchen bildet das dritte Heft des nennten Bandes der von Prof. Eduard Förster herausgegebenen Breslaner philologischen Abbandlangen. Aufgebaut auf den verschiedenen von üsener verSIfent- lichten Fragmenten Epikurs, wie sie S. l aufgezählt sind, behandelt es unter gewissenhafter Berttcksichtigung aller Literaturdenkmäler, auch der Inschriften und Papyri, sowie der vorhandenen SpezialWörterbücher ver- milst habe ich aufser den beiden in den Fufsnoten S. 3 angegebenen Werken einzig noch Fonnans Index Andocideus-Lycui^eus- Dinarchens aus dem Wortschatze Epikurs die von den rein attisch schreiben- den Autoren gemiedenen Wörter, im ganzen etwas über 400, wobei den in einer irgendwie neuen Bedeutung gebrauchten besondere Beach- tung zuteil wird. Der Verfasser unterscheidet dabei zwischen Wörtern, die bereits vor Epikur, und solchen, die zuerst bei diesem vorkommen. Brstere werden wieder in der Weise untergeteilt, dafs zunächst die nur bei IMchtern und in ionischer Prosa (und nur ausnahmsweise bei anderen Prosaikern), hernach die bei Dichtern und nichtionischen Prosaisten, schliefslich die nur bei Prosaikern vorkommenden behandelt werden. Diese Prosaiker werden ihrerseits in zwei Gruppen vorgeführt, nämlich lonier, und zwar allein oder neben anderen, und Nichtionier, und zwar a, Xenophon, ß^ Aristoteles (das ganze corpus) und Theophrast nebst Fragmenten. Namentlich fQr diesen letzten Unterteil war der Ver- fjBSser mehr auf absolute Zuverlässigkeit der Belege als auf Vollständigkeit bedacht Bei den vor Epikur nicht belegbaren Wörtern erfolgt die Unter- teilung in der Weise, dafe zunächst die auch später noch gebräuchlichen, dann die überhaupt nur bei Epikur sich findenden vorgeführt und bei erateren nochmals das Augenmerk auf ihr Vorkommen bis Pliitarch oder noch nach demselben gerichtet wird. Innerhalb der einzelnen Unter- abteilungen sind die Vokabeln nach den Hauptredeteilen alphabetisch ge-

532 < Nene Philologisehe Rnndaeban Nr. 28.

ordnet, nur bei dem aosschliefslich Epikar eigenen Sprachgat tritt an Stelle der alphabetischen Beihenfolge die der Wortbildung: Sobst aaf -fiOf 'fiög, 'Cigy -la, bzw. -aia, -etay denen vereinzelt noch ngoxava- OTQoqn^ angereiht ist; zwei Verba mit zwei Präpositionen; sechs Verbt mit einfacher Präposition; drei Adjektiva. Anf den Abschnitt Aber die von Epikur zuerst in neuer Bedentang gebrauchten Wörter sowie die Phrase ilTtlda {)7toYQd(peLv (S. 53 f.) sei noch einmal besonders hingewiesen. Die letzten drei Seiten bieten einen Index vocabulorom.

Im ganzen stellt die, wie bereits bemerkt, mit umfassendster Literatur- künde ausgearbeitete Schrift, als deren Schluisergebnis deutlich und sicher der Satz hervorgeht, dafs Epikurs Wortschatz so ziemlich die Mitte zwi- schen dem des Aristoteles und jenem des Polybius hält, ihrem jungen Verfasser ein schönes Zeugnis wissenschaftlicher Methode und tflchtigea philologischen Wissens aus. Sind es doch keineswegs an der breiten Heerstrafse liegende, sondern teilweise recht entlegene Quellen, durch deren geschickte Benutzung er das von ihm gesammelte spröde Material zu einem derart fruchtgesegneten Ertrage gebracht hat, wie er wohl auch ^em geschulteren Forscher schwerlich besser hätte geraten können. Abgesehen von dem unmittelbaren Gewinn far das Verständnis und die Erklärui^ der Fragmente Epikurs erfährt auch die Lexikographie im allgemeinen einige Bereicherung und daneben auch die Ansicht von Wilamowitz über die Koiv^ eine nicht zu unterschätzende StQtze.

Unter wniAta (S. 9) ist das Vorkommen des Wortes bei Plutarch fibersehen, z. B. Them. 22, 1. Zu I, 1 b 6Xooxe^$ gestatte ich mir nach anzuführen Polyb. 9, 63 &fav tig ökoax^i^g ^ ftavgida Ttunakaii'- ßdyg Tuvdwog; femer zu i^rtAffOHfig (S. 37) schon mit Bficksicht auf die neuesten Spekulationen von Le Bon die Stelle aus Gelsus bei Origenes a Gelsum IV, 11, p. 508 B: Srt yuatä jigifviav /utx^<3y xt^xAovg xad Savfwp iftavddovg re yuxl awödovg, iüTtvQtlHfeig xcrt irvixlöaeig avfißaivavcu^ luu Sri fieuct tbv Tekevratov im ^isvKoXUavog xarcntXvafiihf ^ fte^lodag lunA Ti)v tdv SXcDv dfiOißijv hiw6(((aaLV ärtaizel und ibid. 14 p. 510: qxtai o\ dnd Ttjg Sroäg laxrSt Tteglodov e%TtigbHJiv to0 nravrdg ylvea&ai. Dazu HeraUitoa bei Diog. L. IX, 8 : yewökf&ai klAo^iov h, TtvQÖg %ai TtdJUv ht^cvQofkr&ai und Aristot. bei Eusebius Praep. Ev. XV, 14, p. 58: xard rtwxg eifiaffiipovs XqdvQvg iKTcugoüad-ai %biv aöfXTtavra xöüfxov. Zu dTtauccrdataatg (8. 32) ffige man noch Nicet. Chromat, de orthodoxa fide I, 9, p. 14 ed. Morelli 1592 und vergleiche damit das Adj. dTtownburratixai neQlodo Synes. de

Nene Philologisohe Rnndsohaa Nr. 28. 533

Providentia II, p. 127 D. Beide Wörter, hjtiq(aaiq und dnoYja%ii(naaigj fiDden sich au&erdem noch wiederholt bei dem Astrologen Firmicus Ma- temiiB (Mfinchener Cod. Lat 49, p. 45 ff.). Zu ivioyqfia (S. 43) sollte vielleicht im ADBchlnfs an die Stelle ans dem ersten Eorintherbriefe auf iptfyäiv „opfern'^ in Clitodemi fr. 2 bei Athenaeus XIV, 80 hingewiesen werden. Die Zerrei(sang bzw. DoppelauffUirnng von yunaoTQoqn^, xara- atfiq>eiVj 7t(f(nunaa%qoq)^ y iTtißlrfri'K&g u. a. wirkt zwar etwas störend, liels sich aber nicht gut vermeiden. Die Echtheit der paulinisohen Briefe, insbesondere des Philipperbriefes aber kann nach den Ausführungen von Jftlicher in Marburg (Einl. i. d. N. T., Tfib. u. Lpz. 1901, S. 96 f.) und Belser in Tflbingen (Einl. i. d. N. T., Freib. i. Br. 1906) wohl nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Wie letzterer gegen Holsten, so hat sie schon 1847 Lfinemann gegen Baur ausreichend verteidigt Auch Hilgenfeld trat wiederholt fflr sie auf den Plan, femer Weizsäcker (Jahrb. f. d. Theoh 1876), E. W. Schmid (Neut. Hyperkritik, Berlin 1880) und insbesondere Giemen (Paulos, Sein Leben und Wirken I, 130 ff.).

Der Druck ist recht sauber. Aulser etwa neun Versehen leichtester Art tilge man S. 18 extr. Prae-.

Aachaienbarg. Ph. W«b«r.

286/287) A. E. HooBmaii, D. Innü InvenaliB saturae. Londini, apud E. Grant Richards, 1905. XXXVI u. 146 S. 8. 4 Sh. 6. Johannes FerdTal FoBtgate, GkxrpnB poetamm latinomnL

Pasc V: Hartialis, luvenalis, Nemesianus. Londini, sumptibus 0. Bell et fiUorum, 1906. Xu u. 141 S. (431—572).

4 Sh. 6. MaMose Überhebung des eigenen Urteils, flbertriebene SelbstgefUligkeit und Eitelkeit und in weiterer Ergftnzung dazu eine hart an Abgunst streifende Taktlosigkeit ho<di?erdienten Gelehrten gegenfiber das ist die Signatur, unter der ausnahmslos die Publikationen Housmans stehen. Eine emstliehe und gedeihliche Selbstkritik mfiCste ihm aber sagen, dals die Heftigkeit des Angriflb die fiberzeugende Kraft echter Beweisgründe nimmermehr zu ersetzen geeignet ist und dab die objektive Wahrheit der Tatsachen unter den Zerrbildern, die eine rein persönliche Eampfesweise schafft, zum Schaden der Wissenschaft und dem Autor nicht zu Frommen nur zu leicht verdunkelt und unnötig aufgehalten zu werden droht.

Die WunderUofakeiten nehmen schon auf dem Titelblatt ihren An&ng.

534 Neae Fhilologisohe Bnndsohan Nr. 23.

^Editorum in usuin steht da zu lesen mit einer mehr komifloh als^achftd- lieh wirkenden Entgleisung. Als ob die Grundsätze und die Technik guten Edierens der gelehrten Welt, die doch eine grofse Anzahl gemdesa klassischer Ausgaben zuwege gebracht hat, YöUig neu wären! Nur ein Schritt trennt den Demiui^en, der allein und aus eigner Machtvollkom- menheit den Kosmos gestalten zu können wähnt, und den krassen Ghao- tiker, der durch die Emanationen eines ungezfigelten Kritizismus alles za- nichte macht: Housroans Manilius ist ein Beispiel dafür. Eine literarisohe Ungezogenheit ist auch der erste Absatz des Buches, in dem in äulserst abgeschmackten Kraftausdrficken die herrschenden Richtungen der Text- kritik der Lächerlichkeit preisgegeben werden sollen. Die Bolle des Ver- treters wahrer Methode, die mangels befähigter Philologen bisher nicht vergeben werden konnte, nimmt H. keck und kfihn fOr sich in Ansprach, und so bietet er denn „to the readers and especially to ihe editors of luvenal the first apparatus criticus which they have ever seen''. Motiv: „humane concern for the relief of a people sitting in darkness'^ Prfifen wir, in welchem Verhältnis diese anmalsenden Worte zu der Sicherheit der Aufstellungen stehen. Zu diesem Zwecke ist es nötig, uns Bachelors Ansicht Aber die Handschriftenfrage, die H. vor allem bekämpft, kurz zu vergegenwärtigen. Unter den zahlreichen Codices läfst sich unschwer eine Bifurkation feststellen. Die malsgebende Handschrift, auf die sich unser Text grflnden mufs, |st der Montepessulanus oder Pithoeanus P. Ihm gegenfiber stehen, eine ganz andere Bezension repräsentierend, die inter- polierten codd., allgemein als fi-Klasse, von H. mit dem neuen Sigel V bezeichnet. In P treten, aulser den von diesem selbst voi^genommenen Änderungen (P pr.), zahlreiche andere Konjekturen zweiter und dritter Hand sinnfällig zutage (p), durch die eine fremde Überlieferui^ hineingetragen wird, und zwar ergibt sich, dals p mit oi in engster Verwandtschaft steht Dafs die Trennung der beiden Familien keine derartige ist, dab nicht Verbindungslinien von einer zur anderen f&hrten, ist selbstverständlich, und wenn H. diese Entdeckung fftr sich beansprucht, so hätte ihn Bficfae- lers Einleitung in Friedländers Ausgabe S. 117 eines Besseren belehren können. Schon seine Annahme, allen Handschriften« P wie oi, liege ein mit Varianten versehenes Exemplar der Nicäusrezension zugrunde, verbot Bficheler, die oi-Klasse unbesehen zu verdammen. H. erhebt gegen ihn den Vorwurf, in seinem Apparat kaum mehr als eine durch „defects and auper- fluities*' verdorbene Kollation von P zu geben, vor allem habe sich sein

Nene Fhflologiiohe RnndaehM Nr. S8.

Bestreben verhängniBVoll erwiesen, die durch die Korrektoren dem P im- putierten Lesarten genau zu r^strieren, weil sich ein schlechterer Ver- treter von a> als p Oberhaupt nicht finden lielse, die gesamte Kritik werde umgestAtzt, wenn man P anstatt mit einer guten Handschrift der inter- polierten Klasse einseitig mit p vergliche. Hier geht dem neuesten Herauflh geber ganz und gar der Weitblick ab in der Bewertung und Veranschlagung der Bfichelerschen Argumentationen. Als eine unbewiesene Behauptung murs es zunilchst gelten, dafs p der schlechteste Sprofs des onStammes ist: oder glaubt H. erkennen zu kAnnen, nach weldien und nach wievielen Handschriften von w der bzw. die Korrektoren die Bekognition des Textes von P vorgenommen haben? Doch wohl schwerlich, und dals p der beste TrSger der Vulgatafiberlieferung sei, hat auch Bficheler nirgends behauptet. Hingegen ist unleugbar, daTs p ein einigermaßen getreues Spiegelbild auch der inferioren Godd. liefert. Aufgabe des Editors ist nunmehr, eine möglichst scharfe Scheidung beider Traditionen durchzuführen. Welchen Weg hfttte denn Bficheler, um die Lesungen des Codex optimus zu ge- winnen, sonst einschlagen sollen, als dafs er P an p mab, und inwiefern hatte sich ihm die Sichtung des Wustes der in den Cod. dett fiberkom- menen Diskrepanzen nfitzlich erweisen kOnnen, um die ursprfinglidie Ge- stalt von P herzustellen? Die ca- Handschriften sind nun einmal durch willkfirliche, wenn auch manchmal bestechende Konjekturen und durch Interpolationen entstellt und erheisdien die allergrOMe Vorsicht, wfthrend der Text von P in allen FBllen als der bessere und unversehrtere a priori anzunehmen ist. Eine Prfifung der ganzen Frage an der Hand des von Beer, Spie. luv., Hosius, App. crit. und Housman zusammengetragenen Materials hat mich in der Ansicht befestigt, dals die a>- Familie, wenn sie auch nicht ganz zu eliminieren ist, so doch in der Praxis ein- zig den Wert hat, festzustellen, ob die Korrekturen in P von diesem selbst oder von zweiter Hand herrfihren. Wem diese Erkenntnis nicht Mols zu äuiserem Besitz geworden ist, sondern sich zu legitimem Eigentum verwandelt hat, der wird in Bfichelers Adn. criL die Mittel finden, deren er zu einer kritischen Bearbeitung und systematischen Durchforschung des handschriftlichen Problems benötigt Von dem Heraus- geber hitte man fBglich verlangen können, dals er die Intentionen seines grofsen Vorgftngers khrer durchschaute, ehe er bis zur Ermfidung die Be- schuldigung gegen ihn wiederholte, er habe aus Mangel an Sachkenntnis und ürteilsAhigkeit (t) dem Publikum die Kollationen der Vulgata vor-

536 Nene PhiklogiflcliO Bondaohan Nr. 88,

enthalten, nm desto leichter mit seiner These Aber die Pripondenuu des Pithoeanus gewonnenes Spiel zu haben. Wer sich im einzelnen fiber die Les- arten der interpolierten Klasse unterrichten will wo sie als wertvoll in Betracht kommen, erwfthnt sie Bficheler auch meist , nehme Hosios* Buch zur Hand, ein guter kritischer Apparat aber soll nicht auf eine Eongiu- tination von Notae variorum hinauslaufen, sondern eine selbetftndige Arbeit des Herausgebers darstellen, dem die buntsdieckige Fülle der Lesarten nur Mittel zu dem Zwecke ist, bis zur letzten Quelle der Überlieferung vorzu- dringen und den Archetypus der verschiedenen Handschrifken zu rekon- struieren: in dieser Beziehung hätte H. von seinem Landsmann Lindsay unendlich viel lernen können.

Schier unerträglich sind die Tiraden S. zi-xri, die mit zum Teil schwacher Logik (s. S. xit), aber stets durchsetzt mit offenen oder la- tenten Invektiven gegen ünfthigkeit anderer Gelehrten (neben Bficheler noch Friedländer und Vablen) fiade Binsenwahrheiten fiber die rechte Art der Kritik und der Herausgabe antiker Texte bieten; in einem Proseminar mOgen derlei Erörterungen wohl am Phitze sein, in einer wissenschaftlichen Ausgabe sind sie ungehörig. Mit groftem Pathos verkfindet H. alsdann, die herrschende Bichtung von Orund aus zu reformieren, wenngleich er sich in einem Anflug bitterer Resignation mit Bficksicht auf den Mangel an „knowledge and judgment^^ der „prattlers about P*s authority'' nicht verhehlt, dals seine Aussichten auf Erfolg vorerst nur verschwindend ge- ringe sind. Die Superiorität von P wird kurzerhand bestritten, nach Be- weisen oder Orfinden, dies zu erhärten, spfiht man umsonst aus. Cber V ist zwar „a shower of Interpolation^' niedeig^;angen, von dem P ver- schont geblieben ist, ihr Text ist „obliterated and overlaid with fabe- hoods'S trotzdem hält sie H. ffir gerade so gut und oft noch besser als P. An zahlreichen Stellen bevorzugt er darum die Schreibungen der deterio- res, z. B. I 166 gutture statt pectore; 168 ira st irae; VI 371 ex^^ee- tatos st. 8pectato8; VIII 78 desideret sL deriderat] 88 accipiet ffir acd- piat\ IX 132 convenmtU f. convenient; X 312 metuet, P: metuU; XI 93 habendum f. habendam\ 184 IkebU V^ Ucebat P; XII 93 neu st. nee; XIY 38 subeant st. subeunt; 43 usguam, P: umquam; XV 18 et V, aique P. Was an den genannten Stellen wirklich echt ist, lälst sich mit absoluter Qewilsheit nicht sagen, an sich möc^ch und sprachlich korrekt sind fiberall beide Lesarten und ffir ihre Wahl sind lediglich subjektive Momente ausschlaggebend; aber ffir den Beweis der geringeren Ofite von P

Nene Philologische Bnndeohaa Mr. 33. &Sf

reicht dies Material auch nicht im entferntesten ans. Der kraftlose Eklekti- zismus« dem fl. das Wort redet « dieses planlose Hinundherschwanken zwischen P und ta bedeutet einen entschiedenen Bfickschritt und wOrde« wenn dies Verfiihren Anhänger f&nde, was indes kaum zu befllrchten ist« die Juvenalkritik auf einen etliche Menschenalter hinter uns li^enden Standpunkt, etwa auf den von Buperti, zurückwerfen. Hier und da scheint H. sogar selber an seiner Mission irre geworden zu sein, sdiweren Herzens bekennt er: „I have sacriflced truth to worldly wisdom^', indem er in neutralen Fftllen P unbedingten Vorzug einräumte und an zweifelhaften Stellen, wo „'Fs readings are slightly the more probable^' wider seine Überzeugung aus reiner „complaisance^^ der heutigen Bichtung gegenfiber die Wage zu P*s Gunsten geneigt hat. Wie Seibstpersiflage klingt da der Satz „this is no way to eam applause". Sicherlich nicht! Die viel- berufene Wissenschaftlichkeit zerflattert ihm unter den Händen.

Von den Vulgatahandschriften nennt H. folgende als besonders ergiebig: den schon von Jahn benutzten ürbinas U (h) und Parisinus Q (g), die gleichsam eine Bezension fär sich verkörpern; diesen zunächst beanq)rucht Bodleianus 0 besondere Beachtung, mehr nach P neigen Parisinus F und Gantabrigiensis T. Am weitesten von P entfernt sich L(eiden8is 82), der im allgemeinen einen schlechten Text bietet. Man kann sich hier des Eindrucks nicht erwehren, dals der Herausgeber noch stark unter dem Banne der Mächte steht, mit denen er S. xm glaubt bereits ge- brochen zu haben, nämlich die Handschriften zu zählen, anstatt sie zu wägen. Der oft einmfitige Konsens von w gegen P darf uns nicht be- stricken, er findet seine Erklärung darin, dafs P frflbzeitig von der Vul- gata fiberwuchert worden und nie recht zu der ihm gebfihrenden Qeltung gelangt ist. Das S. zxu gegebene Verzeichnis von Lesarten, die angeblich nur aus einer oder mehreren V^Handschriften gewonnen werden können, ist mehr als einem Bedenken unterworfen, zunächst weil P an elf Stellen in der lectio prima, die später vom Korrektor wegradiert und aus w ge- ändert wurde, dasselbe hatte und dann, weil der Herausgeber sogleich seine Zuflucht zu V nimmt, ohne zu untersuchen, ob sich nicht in den Korruptelen von P noch die Spuren des Bichtigen entdecken lassen können oder wenigstens seinen Schriftzflgen das ürsprfingliche am nächsten kommt (vgl. z. B. VI 885, IX 14). Bedenken wir endlich , dafs demgegenüber im ganzen 166 Fälle stehen, wo entweder nur eine oder ein Handschriften- paar aus jener Heptas in echten Lesarten mit P Qbereinstimmt , wo alle

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Übrigen von ihm abweichen, so erhellt daraus zur Genfige, dars ^ ein sehr ungleicher Bivale von P ist.

Ganz entschieden zu kurz kommen die Testimouien sowie die Scholicn; wir erfahren nur, dafs 2, der Scholiast in P und im Sangallensis, unsere reinste Wissensquelle ist, was in dieser Fassung nicht einmal richtig ist „Auf Überlieferungsgeschichte und Quellenforschung gebe ich nichts'', sagt er souverän (S. xxviii): wenn etwas, so gehören diese beiden Dis- ziplinen zum unentbehrlichen BQstzei^ eines Bditors.

Entgegen der allgemein verbreiteten Anschauung, dafs die Oberliefe- rung luvenals im ganzen eine vorzQgliche ist, glaubt H., dafs der Text an zahlreichen und tiefgehenden Schäden leide und von den skrupellosen Abschreibern heillos verderbt sei, so dafs die correctio oft als unmöglich erscheine. Als Kronzeugen für seine Behauptung ruft er den Bodl. 0 an, in dem vor einigen Jahren bekanntlich Winstedt nach VI 365 ein Fragment von 34 neuen Versen entdeckte, die sich sonst in keiner anderen Handschrift erhalten haben. Indessen werden sie von der Mehrzahl der neueren Forscher als unecht verworfen, ganz neuerdings von Bühl, Bhein. Mus. 61, 355, Anm. 1. Mit äufseren Gründen läfst sich dem Problem nicht beikommen (Buche 1er, Bhein. Mus. 54, 484 bestritt, Winter- feld, Gott. gel. Anz. 1899, S. 895, verteidigte auf diese Weise die Echt- heit), und innere Gründe ^prallen wirkungslos ab: wer da sagt, er spüre in den neuen Versen einen Hauch von des alten Bömers Geist, vermag seine Hypothese ebensowenig zu stützen, wie der, der in ihnen das Elaborat eines geschickten Nachahmers erblickt. Solange keine ansprechende Er- klärung gefunden wird, durch welchen Zufall jenes Einschiebsel sich gerade in 0 allein verirrt hat, werden wir es für apokryph erklären müssen. Winterfeld und ganz auf dessen Seite steht H. vermutet, da(8 die Vorlage der Oxforder Handschrift eine reine oi- Handschrift ohne Zusätze gewesen sei. „Daneben gab es aber an dem Ort, wo sie aufbewahrt wurde, eine uralte Handschrift, entweder das Archetypen von P w oder eine ihm gleichwertige: aus dieser wurden die Defekte ergänzt'' Dafo dieser Hypothese jedoch alle Wahrscheinlichkeit abgeht und neue Apore- mata schafft, hat sehr scharfsinnig Polstorff in dieser Zeitschrift 1904, S. 76, nachgewiesen. Es wäre in der Tat unerfindlich, warum 0 wie auch alle anderen Handschriften mit XVI 60 abbricht. P ist zwar defekt, doch sollte sein Text auf dem nächsten Blatt klärlich weiter gehen (s. Buch, b. Fried]. S. 114), sein Prototyp ist mithin volbtändig gewesen. Hat der

Neue PhilologiBche Bandschau Nr. 23. 539

Schreiber von 0 aber wirklich die Vorlage von P zur Hand gehabt, so hätte er doch wohl, wenn er eine AusfOlIung der Lücken beabsichtigte, in erster Linie den Hauptdefekt am Ende des ffinften Satirenbuches zu beseitigen gesucht. So müssen wir uns vorläufig mit einem Mgnoramus' begnügen und abwarten, ob nicht etwa neue Überlieferungsquellen für unseren Dichter aufspringen. Wofern H. also nicht andere Argumente ins Treffen fQhren kann, so ist er den Beweis für seine Behauptung, der Juvenaltext sei stark verderbt, schuldig geblieben.

Der letzte gröfsere Abschnitt der Prolegomena beschäftigt sich mit den Interpolationen. Ich möchte den Standpunkt des Herausgebers „ver- kappten Bibbeckianismus*' nennen, denn sein Interesse gravitiert stark nach der Richtung der ehemals beliebten, jetzt ganz aus der Mode ge- kommenen Interpolationenhascherei. Obschon er zugesteht, dafs das uns Unverständliche nur dann als interpolatio angesprochen werden dürfe, wenn es klar zutage liegt, was den Schreiber zu seinem Emblem veranlafst hat, so hofft er gleichwohl im Interesse des Dichters noch von manchem anderen, dafs es „spurious" sei: VIII lll; 223; XIV 119 (trotz Priscian) ; 208 f. (vgl. Priedl. zu II 91), XV 10—12. Von den Versen, die sicher fremdes Eigentum seien, bezeichnet er eine Anzahl als „explanations or summa- ries'S die an sich richtig seien, die aber in den Text zu setzen nicht minder unsinnig wäre, als wollte man etwa eine Perioche des Livius einem seiner Bücher einverleiben. Dazu rechnet er HI 281; VI 134; VII 50 f.; Vni 258; XHI 166; XIV 208 f. Andere Einschiebungen rühren von der Hand solcher Leser her, die den Dichter nicht verstanden und die überlieferte Fassung durch verkehrte Paraphrasen erweiterten: HI 113;

V 66; VI 188; 346—348; VUI 124; IX 119 (auch von Buch, athetiert, von Friedl. und Vahlen aber mit Glück verteidigt); XI 99; 165 f.; XII 50 f.; XIH 90. Die schlimmste Fälschung soll XIH 281 sein, condemned by sense, by diction and by metre. Sinn und Diktion hat Vahlen ge- sichert, nnd dafs ergo nicht allein Trochäus ist, sondern auch spondeische Messnng zuläfst, zeigt IX 82. Auch sonst operiert H., um kleine Un- ebenheiten in Ausdruck oder Gedanken wegzuräumen, mit Lücken (nach I 131; 156; II 68; 169; VI 295; 829; 585; VHI 160; IX 133; XIV 229; XVI 2) und Transpositionen (VI 307 f.; 558 f.; VIII 202; XIV 23;

VI 120). Zur Widerlegung dieser Theorie sind nicht viele Worte von- nöten. Das Bestreben, einen Autor auf Normen festzulegen, die nur in unserer Vorstellung existieren, in der Gestaltung seiner Gedankenreihen

640 Nene Fhilologltche Bmidaohaii Nr. 28.

starre Begdn und GnindsäUe darchzafflhren, die nach willUrlichen Prft- miasen von uns konstnüert sindf aber nicht aus der FfiUe der EiDzelflLlle und ans der Erkeuntnid von des Schriftetellers Wesen and Art resultieren, dies Bestreben wirkt doppelt schädlich bei einem Dichter wie layenal, dem formale Sorgfalt fem lag, weil Zorn nnd Groll ihm die Feder fBbr- ten, der nirgend harmonische Oliederang oder r^elm&fsigen FloTs in der Abfolge der Gedanken anstrebt, nirgend nach Schablone und Disposition arbeitet, sowenig wie sich der banse und widerspruchsvolle Lauf des von ihm getreu kopierten Lebens mit Lineal und Zirkeln formalisieren Ififst: nicht kleinliche kritische Kfinsteleien sind bei seiner Beurteilung maß- gebend, sondern der Pulsschlag des aufgeregten Herzens.

Einige Worte noch Aber den Text H. nimmt nicht allein Konjek- turen auf, die ihm sicher scheinen, sondern auch solche, die ihm selber zweifelhaft vorkommen, um „to arrest attention and challenge Opposition^. Das verfahrt ihn denn zu so vagen Vermutungen ^) wie VI 195 ferendis (= fereUdis) st rdictis, v. 60 tereüs fflr Oereris, wodurch die Stelle der Pointe beraubt wird, oder 168 gestare flir dedü hunc (vgl. Weidner). Folgende Änderungen sind durch Wortwiederbolungen veranlafst: VI 65 gannit st. hngum; VIII 7 panHfices st Carvinum; 49 pube st plebe; 112 quia, nam P oi; XI 74 nempe, codd. saepe, und auch anderswo hält er es fOr ausgeschlossen, dals Juvenal dasselbe Wort in zwei aufeinander folgenden Versen verwendet habe, s. zu VI 604. Um so befremdlicher ist es deshalb, dals er XIV 71 civis hineinkonjiziert, wo die Manuskripte das ein- wandfreie pairia bieten. Wer mit Juvenals genus dicendi auch nur ober- flftchlich vertraut ist, wird an solchen Wiederholungen keinen Anstols nehmen, vgl auch Friedl. S. 56, Anm. 8. XI 168 ist ramiüs (Pa>: divitia) offenbar durch Weidners irrige Note veranlafst. Nicht viel besser ist, was er sonst vorschlägt : II 168 praebuerü f&r inckUsü; III 109 aul{fa) tibi st eri nee; IV 8 qum sU st minime (nach S); X 197 are (oder vol- tmque) fftr das durch oi und indirekte Überlieferung gewonnene ilfe; 295 euperee. osque tuum st cuperet atque mum {auam)] 313 lex irae st irati; 826 nempe haec codd., coepto (oder certa) e coni.; XI 148 qui steterii tb quisquam erit; XII 14 et grandi cervix iret fflr iret et agr. c; 78 similis (tcKos) st igüur; XIII 49 et imi fflr das in

1) leh übergehe die za dem nengefbndenen Fragment vorgetragenen BeeeerangBYor* •ehlige, wie sie bereitB im Class. Bev. veri^flfontücht Bind. Oberaeben ist die niebt ganz ertmgloae Abbandlnng von Decker, Bev. de Tinatr. pubL en Belg. 1904» 8. 301.

Nene PbilologiBehe Bundschaa Nr. 23. 641

Ol erhaltene atiquis; 179 scium st minimus; XVI 18 inquis st. igt- tur; XIV 269 simüis (im Sinne von concohr) st. oc t;t{f8; XV 98 ist die eigentliche Schwierigkeit durch das nnsftglich matte si cui für das allerdings singulare , aber doch wohl echte sicid (=? aiquidem) gar nicht berfihrt. An all diesen Stellen läfst sich die handschriftliche Lesart mit Hilfe einer besonnenen Exegese, die niemals forciert zu werden braucht, hinlftnglich schfitzen. Nicht so einschneidend, aber trotzdem grundlos, wird an der Tradition gerfittelt II 111 twrpi st. Ui/irpis^ III 205 ') prae- darum, praedarum codd«; III 217 ^) (e)marmore\ IV 128 per st. m;

VI 461 in terris st. inlerea (vgl. aber XI 14); 656 miUe st. mane;

VII 22 speranda st. apeclanda; 188 servas st. sennd; 242 eures at fflr curas ai; IX 60 nunc {ss hoc pacta) st. ne hie; 118 tum est hie bL tunc his; X 351 V€ma (prava) st. magna; XII 61 acdpe, aspice Pa>; XIV 255 paler ut A. p. et\ ILY 90 arUe, auiem codd. VII 40 polemisiert der Herauegeber gegen die Annahme, dafs das haec (v. 41) auf einen Eigen- namen hinweise, indem er es im Sinne von talis zu fassen scheint, was an sich richtigem Sprachgebrauch nicht zuwider ist, aber doch etwas ab- seits liegt. Ich verweise auf meine allgemein aufgenommene Erklfirung der ganzen Stelle in der Abhandlung Aber Maculo (Beitr. f. A. Schöne, S. 11—23). Inkonsequent ist H. aber, wenn er III 218 aera vorschlägt und haec ausmerzt, weil es keinen bestimmten Hinweis enthalte, vgl. auch Friedl. Der kritische Apparat ist durch ausgedehnte BerQcksichtigung der Codices deteriores, die aber nur an einzelnen Stellen neu kollationiert wurden, gegenfiber dem Büchelerschen recht umfangreich geworden. Über- sichtlich ist er aber nicht, und ich bezweifle, dafs er sich als praktisch erweisen wird. Einen viel zu breiten Raum nimmt die Empfehlung und Begrfindung eigener und die Bekämpfung fremder Konjekturen ein; nach unseren Begriffen ist dies ffir den Editor nur ein opus supererogatum, das unter dem Texte nur spflrlich ge&bt werden darf.

Die von H. flir das Postgatesche Corpus besorgte Ausgabe stimmt mit der selbständigen hinsichtlich der textkritischen Prinzipien natörlich völlig flberein: auch hier bricht er S. viii f&r die Vulgatamanuskripte eine Lanze und bekämpft den „immodicum codiois qnantumvis egr^i amorero'S der auf Unkenntnis der fibrigen Handschriften beruhe. In dem Gebrauch der Sigel hat er sich hier Bficheler angeschlossen. Der Text ist, der Qepflogenheit jener Sammlung gemäfs, in zwei grofsen Kolumnen gedruckt, leider ist für den in recht kleinen Typen gesetzten Apparat der doppelspaltige Satz

542 Nene PbilologiBche Rundschau Nr. 23.

nicht verwendet worden, wodurch dem Benutzer manche ünbeqaemliehkeit erwachsen dfirfte. Die Aufnahme eigener Konjekturen hat er vermiedeDt doch verweist er durch eine sonderbarerweise nicht vor das ihm korrupt erscheinende einzelne Wort, sondern an den Versanfang gesetzte crux auf seine unten verzeichnete Vermutung. Als neuen Vorschlag habe ich mir nar IX 134 angemerkt, wo er schreiben möchte hirbae, quam cemis crescere, moüi, während in der Hauptausgabe steht t., propercU quae er. mölli. Die Entstehung der Dittogmphie in P hat meines Erachtens Fried- länder gut erklärt, und warum sich H. gerade hier so ängstlich an den Monte- pessulanus anklamtnerie , den er doch sonst so unermüdlich zerrupft, ist mir ebensowenig erklärlich wie die von ihm in Anschlufs an P g^ebene unmetrische Fassung von XII [ 49, wo das Richtige diesmal wirklich aus (tf ohne Mühe entnommen werden konnte.

Alles in allem enthält weder die eine noch die andere Ausgabe von H. Neuerungen, die fOr die Praxis der Textkritik grundstflrzend oder auch nur geeignet wären, die bisherigen Anschauungen fiber die handschrift- lichen Verhältnisse in irgendeinem Punkte zu modifizieren, und man wird ihnen darum keinerlei tiefgehende, geschweige denn abschliefsende Be- deutung zumessen dflrfen.

Eine relativ sehr leichte Aufgabe fiel J. D. Du ff mit der Bearbei- tung der Epigramme Martials zu. Ihm bot Lindsay das gesamte Material feinsinnig verarbeitet und sorgsam gesichtet dar, so dafs der neue Herausgeber sich damit bescheiden konnte, fast ausschliefslich reproduzie- rend tätig zu sein. Ein Referat fiber die kritischen Subsidien erQbrigt sich, da ich Rundschau 1904, S. 3 IT., den Standpunkt und die Methode Liudsays eingehend gewürdigt habe. Auf seine erschöpfenden Arbeiten mufs auch verwiesen werden, wer dem Martial ein ernsteres Stadium widmet, Duffs nicht einmal eine volle Seite umspannende Vorrede gibt nur das Fazit der Handschrifbenforschung und fiberläfst die Eontrolle der Rechnung dem Leser selbst. Der Index lect. discr. ist in einem aller- dings unbedeutenden Punkte dadurch etwas ungleich geraten, dals er inr sogen. Liber spectaculorum manche recht nebensächliche Variante nam- haft macht, während er sonst des Herausgebers Zwecken entsprochen zu haben scheint, aus dem von Lindsay ohnehin stark vereinfachten Apparat nur das Beachtenswerteste auszusondern. In der Texteskonstituierung neigt D. einem gemäfsigten EonservativismuB zu, immerhin hätte er sich nament- lich Housmans Vermutungen gegenflbeff die auch hier wieder recht zweifd-

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haften Wertes sind, in der Aufnahme doch etwas minder willf&hrig er- weisen sollen. Von diesen kleinen Mängeln abgesehen, entspricht aber die Ausgabe billigen Anforderungen und verdient durchaus Anerkennung, an der indes Lindsay ein voUgerflttelt Mafs des Anteils zukommt.

An Martial und Juvenal schliefst sich, impari ingo mit ihnen ver- bunden, Olympius Nemesianus an. Die vier Bklogen umfassenden Bucolica, die mit denen des Galpurnins Siculus fiberliefert sind, haben in H. Sehen kl, der bereits früher (1885) eine Ausgabe geliefert und sich auch in anderen Arbeiten mit ihnen beschäftigt hat, einen trefflichen Herausgeber gefunden. Die Gurae criticae sind in der Vorrede zu Gal- parnius im vierten Fftszikel des Corpus ausfQhrlicher mitgeteilt. Die Cynegetica desselben Dichters sowie die Fragmente, darunter das Ades- poton „De aucupio'^ hat mit Unterstfitzung Schenkls, dem auch die richtige Schätzung von a (G) verdankt wird, Postgate besorgt, den Hauptkodez A (Parisinus 7561) von neuem verglichen und die nicht immer ganz genauen Angaben der Frfiheren mehrfach berichtigt Durch diese Ausgaben dfirfte die von Baehrens aufser Kurs gesetzt sein.

Die äufsere Ausstattung beider Werke ist, wie wir es bei englischen BQchern nicht anders gewohnt sind, musterhaft.

Kiel. OastoT W5rp«l.

288) E. Sellixii Die Sporen grieohieoher Philosophie im Alten Testament Leipzig, A. DeichertsNachf, 1905. 32 S. 8. Jk —.60. Die kleine Schrift, als Dekanatsrede in Wien gehalten, wendet sich gegen „Moritz Friedländer, Griechische Philosophie im A. T.'' Dafs bei Sir. und Sap. SaL direkter Binflufs griechischen Geistes vorliegt, ist all- gemein anerkannt. Auch fQr Qoheletii wird es nicht zu bestreiten sein, das nicht hinter das 3. Jahrhundert zu verlegen ist. Aber Friedländer geht weiter, er sucht ähnliche Einwirkung auch in den Psalmen, Provv. und im Hieb nachzuweisen. Demgegenfiber liest S. in der wichtigsten Stelle Prov. 8, 30 nicht amon (LXX: äffid^ovoa), sondern amun (Pflegling, Liebling) und zeigt, dafs in Hieb 28 die „Weisheit'^ wohl personifiziert, aber nicht in dem späteren Sinne hypostasiert sei. So bewiesen diese beiden Hauptstellen nichts, ganz abgesehen davon, dafs sie nach den meisten Auslegern ffir die spätesten Teile der betr. Schriften gelten. Auch in den Psalmen sei der Kampf gegen die „Gottlosen'^ nidit der gegen theoretischen Atheismus. Der im fibrigen in den Schriften betonte üni-

544 Nene Phüdoglache Rimd«clu»i Nr. 28.

versaUsmas sei nieht erst durch den Helleniamus hervorgerufen , eondem weit älteren Datums. Übrigens dürfe man nicht veigessen, dafs Israel auch in älterer Zeit doch nicht das von der Berührung mit anderen Völ- kern ganz abgeschlossene Volk gewesen sei; so seien, wie auch sonst nach- gewiesen, alte Einflüsse griechischer Kultur natürlich, ohne dals sie, und insbesondere griechische Philosophie, in dem angenommenen Malse bildend gewirkt. Der Vortrag ist ein wertvoller Beitrag fOr das Verständnis der jüngeren alttestamentlichen Schriften.

Buxtehude. B

289) HesBelmeyer, Hannibals Alpenübergang im Idehte der neueren Kriegsgesohiohte. Tübingen, J. G. B. Mohr,

1906. 48 S. 8. Jt -.80.

L. Gincius Alimentus schrieb nach Liv. 21, 38, 5, er habe Hannibal selbst sagen hören: pastquam Bhodanum transierü, triginta sex müia haminum ... amisisse. Dann OhrtLivius fort: Taurini SemigäBi (UbA-- vis) proxuma gens erat in Itäliam degresso; id cum inter omnes eonskt, eo magis miror ambigi, quanam Alpis transierii. Alle Quellen des Livius stimmten darin überein, dafs die Tauriner das erste Volk waren, zu dem Hannibal beim Abstieg von den Alpen kam. Hesselmeyer sagt S. 26 : Dieser Gincius Alimentus ist es denn auch, auf den sich Livius als auf den Kronzeugen beruft, wenn er sagt, dafs Hannibal nicht im Tal der Dora Baltea, also nicht über den Kleinen St. Bernhard, sondern im Tal der Dora Biparia, also über den Mt. Gen^vre oder über den Mi Genis in die Poebene herabgestiegen sei; denn ex ipso audisae Hannibale . . . Taurinis in Italiam degressum esse.*^ Wer in dieser verwickelten Kon- troverse mitreden will, sollte die Berichte des Polybius und Livius genauer studieren.

57 V. Ghr. zog Servius Galba aus dem AUobrogenlande mit Truppen nach Octodurus im Wallis, dem heutigen Martigny-Bourg, von wo man zum OroGsen St. Bernhard emporsteigt, und zurück. In dem Berichte Gftsars über diesen Zug Galbas (B. G. HI, 1 6) werden der Genfer See und die Rhone nicht erwihnt. Als einen der Gründe, warum Hannibal nicht über den Groben St. Bernhard gegangen sein könne, führt H. S. 22 an: „Sodann wftre auf dieser Beute die Passierung des Seebeckens des Genfer Sees für Hannibal unvermeidlich gewesen, und diese Tatsache wftre sichedich nicht vergessen worden. Wenn je, so ist hier ein argumentum

Neae Philologisclie Rundschaa Nr. 23. 545

ex silentio sicher am Platz/^ Ich halte diesen SchloTs nicht fßr zwingend. Dem Livins war klar, dafs der Anklang des Namens Poeninas „an Poenus lediglich ein äoTserlicher sei, und dafs das Wesen des Poeninus mit den Puiiem rein nichts zu schaffen habe^' (S. 23). Dies ist die richtige Anf- fasBong der Worte negue montibus his ab transUu Poenorum uUo namen ßnmi indihm (21, 38, 9). Aber S. 40 sind die Poeni doch auf dem Poeninns; Hasdmbal „mub die beiden Bernhardpässe benutzt haben ^^

H. glaubt nämlich, dalis auch Hannibals Heer getrennt fiber zwei oder drei Pässe marschierte. „Die eine Kolonne, die auf dem linken Is^ufer marschierte, fiberschritt nachher in zwei getrennten Abteilungen die Zentralkette fiber die beiden Mt. Cenispässe, die andere Kolcmne, ver- mutlich in der Hauptsache aus der Reiterei bestehend, blieb auf dem rechten Is^reufer und fiberschritt die Zentralkette über den ebenso bequemen Kleinen St. Bernhard/^ Man kann diese den klaren Angaben der Alten widersprechende Annahme nicht scharf genug zurfickweisen. Nach Erfindung der Feuerwaffen konnten Prinz Eugen und Napoleon eine solche Teilung der Truppen beim Alpenfibergang wagen. Hannibal da* gegen muftte wegen der Angriffe der Alpenvölker sein Heer beisammen halten. Auch Cäsar benutzte 58 v. Chr. mit 30000 Mann nur den einen Pafs fiber den Mt Genftvre und hatte mehrere Kämpfe mit deu Alpen- Völkern zu bestehen.

Nach Polybius marschierte Hannibal mit 46000 Mann von der Bhone ab und langte mit 26000 Mann in Italien an, verlor also 43 Prozent seiner Mannschaft; vom Beginn des Aufstieges zu den Pyrenäen bis nach Überschreitung der Bhone war ein Verlust von 13000 Mann, also 22 Pro- zent, eingetreten. Ohne diese Angaben Polybs zu kennen, polemisiert H. S. 39 gegen Scipio, welcher diesen Verlust von 56 Prozent rhetorisch auf duas partes erhöht und ganz dem Alpenzug beilegt. Indem H. die Kämpfe beim B^inn des Aufstiegs und beim Aei;x($/rer^oy ignoriert, fragt er er- staunt: „Wie sollte Hannibal, der bei gutem Wetter und guter Verpflegung und von den Bömern unbehelligt bis auf die Zentralkette kam beim Ab- stieg 66 Prozent verloren haben?'' H. erhebt gegen Polybius den schweren Vorwurf, die angebliche Verwertung seiner Studienreise in den Alpen sei „eitel Oeflunker'' (S. 27). Seine Zahlen jedoch erklärt Polybius ans einer von Hannibal errichteten Inschrift genommen zu haben.

Hannibal brach Mitte Juni von Neukarthago auf und kam Ende Oktober in Italien an, wie ich im Philologus 1901 (LX, 307 f.) dargelegt

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habe. H. läfst ihn schon den 21. September ankommen, was den Be- richten der Alten durchaus widerspricht.

Interessant ist zu vernehmen, dafs Tor Hannibals Elefanten schon das Mammut Aber die Alpen gegangen war (nach Prof. Koken in Tfibingen). Auch die Zusammenstellung der strategischen Alpenfibergftnge ans neaerer Zeit liest man gern; aber fflr die Frage nach dem Wege Hannibals ist damit nichts gewonnen.

Burgdorf bei Bern. Fraam LviarbAolMr.

290) Bichaxd SohreokbaB, Über Entetehungsseit und Ver- fasser des ,, Titas Andronicus'^ Bostocker Inangnral- dissertation. Berlin, Meyer & MflUer, 1906. 64 S. 8. ul 1.60. Seit Edward Bavenscrofb 1687 in der Vorrede zu einer schlechten Neubearbeitung des Titus Andronicus mitgeteilt hat, dafs er von einon früheren Böhnenmitgliede gehört habe, das Stück sei ursprünglich nicht Shakespeares Eigentum, sondern es stamme von einem unbekannten Ver- fasser, und Shakespeare habe nur einige „Master-touches'^ hinzugefBgt, glauben die englischen und amerikanischen Forscher meistenteils diese Angabe und suchen sie auch zu vertreten. Obwohl die Notiz sehr spftt ist, ganz allein für sich dasteht und einen unzuverUssigen und wenig vertrauenswürdigen Urheber hat, halten sie doch daran fest, weil sie ihrem Shakespeare ein so blutrünstiges und höchst unvollkommenes Machwerk nicht glauben zutrauen zu dürfen. Die deutsche Wissenschaft hat dagegen seit Schlegel fast ausnahmslos mit guten Gründen an der Echtheit des Stückes festgehalten. Zahlreiche Untersuchungen sind über diese Ftage bereits angestellt worden, und namentlich A. SchrOeis Schrift über Titos Andronicus (1891) hatte sie eigentlich im Sinne der deutschen Ansicht entscheiden können, aber die Gelehrten englischer Zunge haben sich doch nicht ganz bekehren lassen. Schreckhas prüft non noeä einmal die ganze Sache gewissenhaft durch, ohne aber wesentlich Neues za bringen. Er ergänzt und vertieft nur hier und da schon bekannte Tatsachen und kommt auf Grund seiner gut disponierten, auch methodisch soigfiUtigen Darl^fung zu dem Eigebnis, dafs Tüus doch ein echtes Werk Shakespeares ist. Dals er gel^entlich, von der Vorliebe für sein Thema verffihrt, in etwas zu hochtrabenden Superlativen von hochpoetisohen Stellen, glänzend« Charakteristik n. dgl. spricht, ist zwar nicht überall richtig, kommt aber schlielUich nicht erheblich in Betracht, da diese stilistischen Übertreibnngse

Nene Phflologigche BandBchau Nr. 28. 547

auf die Tatsachen selbst keinen Binflols haben. Das Problem ist eines von denen, wo die änftere Kritik, die hier auch meines Erachtens un- widerl^liche Beweise bringt, die Hauptsache ist, wihrend die höhere, innere Kritik an Sicherheit der Ergebnisse im Bfickstande bleibt, ohne dab sie indessen ganz zn verachten wäre. In unserem Falle bOte sie manche Schwächen zum Angriff, die wir indessen nicht ausnutzen wollen, da sie keine sachliche Bedeutung haben. Königsberg L Pr.

291) Sehmidt» George Farquhari sein Leben und seine Original- dramen. (Wiener Beiträge zur englischen Philologie, heraus* gegeben von J. Sehlpper. Band XYIII.) Wien und Leipzig, W. BraumöUer, 1904. VII u. 372 S. 8. Jt 8. -.

Als einzige %»ezialarbeit Ober Farquhar besaTsen wir bisher nur die Erlanger Dissertation von Hallbaner: Life and workes of G. F. 1880, die zugleich auch als Holzmindener Programm erschienen war. Die literatur- geschichUichen Darstellungen lassen Farquhar in der Begel nur eine sehr mangelhafte, vielfach nicht auf eigene Anschauung gegrfindete Würdigung zuteil werden. Der mehrfiieh in Bezensionen zutage getretene Wunsch nach einer neuerlichen, tiefer eindringenden Abhandlung Aber Farquhar hat den Ver&sser dieser monströsen Monographie, der bereits in der Fest- schrift fär J. Sdiipper (1902) F. als Epiker gewfirdigt hatte, zu seiner Arbeit bestimmt. In sehr anerkennenswerter Weise hat sich der Verfasser nicht mit dem ihm auf dem Kontinent zur VerfDgung stehenden Material begnägt, sondern neue bisher nicht verwertete Quellen ausgebeutet, auch eine von ihm im British Museum entdeckte Sammlung von Farquhar- Briefen fAr seine Darstellung herangezogen. So bekommen wir mancherlei Neues zu hören, wofür wir dem Verftsser sehr dankbar sein dfirfen. Leider wird dem Leser die Freude an dem Buch durch eins vergällt durch eine unglaubliche, unerträgliche WeitschweiAgkeit bei den „Analysen''. Wenn ich den Umfang einiger dieser „Analysen'' mit dem der Stflcke selbst in den mir gerade zur YerfBgung stehenden Ausgaben vergleiche, so stellt sich zum Beispiel heraus, dafs bei Sir Harry Wildair aaf 71 Seiten Text 37 Seiten Inhaltsangabe kommen , bei The constant couple auf 83 Bmten Text 45, ebenso bei The recruiting officer auf 96 Seiten und bei The beaux* stratagem gar auf 91 Seiten Text 54 Seiten Analyse, von dem Verhältnis des Iidmlts der einsrtnen Seiten einmal ganz zu schweigen. Nun

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frage ich, worflber soll man sich mehr wundern: Aber den Verfitteer, der die Geduld hat, das zu schreiben, und den Leser, das asu verdauen, oder aber den Verleger, der das Geld hergibt, das ni drackeUf und den Kiofeit es (mit acht Mark!) zu bezahlen? Man stelle sich einmal vcFf diese Methode, die bei Dissertationen fiber Dramen der nachshakespeareseheD Zeit schon böse grassiert, fände in diesem greisen Stile Nadiahmer! und man holte die bei Dramatikern zweiten Grades wie Farquhar geübte Pnuds bei denen ersten Banges nach! Das Unheil wäre ja gar nicht ansra- denken! Wo man schon hoffen durfte, daTs der selige Dfintzer seine Methode mit ins Grab genommen hftttel Eine so junge Wissenschaft wie die Anglistik braucht ihre Kräfte, geistige wie materielle, allerdringendst und sollte sie nicht durch solche VersQndigungen an Geschmack und Methode verschleudern. Bremen.

292) B. W. Emerson, Oenammelte Werke. Band I: Essays. 1 . Reihe ; flbertragen und mit Einleitung versehen von Seholer- mann. 2. Aufl. 1905. 226 S. 8. Band 11: Vertreter der Menschheit; flbertragen von U. Conrad. 2. Aufl. 1905. 244 8. 8. Band IV: Lebensfflhrung; fibertiagen Ton H. Conrad. 1908. 280 S. 8. Band V: Essays. 2. Beibe; flbertragen von W. MieAner. 1904. 250 S. 8. Buchausstat- tung von Fritz Schumacher. Jena, Bugen Diederichs.

Jeder Band jl S. —. Von den Werken Emersons sind einzdne schon frfiher ins Deotsche Qbersetzt worden ; trotzdem darf man es als ein literarisches Ereignis be- zeichnen, dafs Eugen Diederichs in Jena nun alle Hauptwerke des groCnn amerikanischen Ethikers in gleichförmiger voraehmer Ausstattung dar wachsenden Zahl seiner Freunde in Deutschland zugänglich gemacht hat. Bei diesem Ankfs liegt es nahe, einen Blick auf Emersons Oesamtwerk zu werfen und zu zeigen, dals seine Weltanschauung ein wertvoUer Kultur faktor und ein Trost ffir die Ungezählten werden kann, die angesichts der Torheit, der Bosheit und des Elends unter den Menschen wehen Heraens an Qegenwart und Zukunft verzweifeln möchten. Aber wer könnte Emerson auf kleinem Baume gebflhrend wflrdigen! Auch haben H. Grioun, K. Fe- dern, E. Lamprecht u. a. weit Treffenderes tber ihn gesagti als ich ea je könnte. Dennoch dflrfken einige orientierende Benokerkangen nicht Aber-

Nene Pbflologiselie RondsohMi Nr. 28. 549

flfissig sein 9 wenn sie ancb nur Bekanntes in Erinnerung bringen nnd nnznttnglich ausfallen mfissen.

Emerson mifst wie Plato nnd die dentscben Idealisten nnr den Ideen realen, ewigen Wert zn. Die Dinge baben für die Seele nur repräsen- tativen Wert als Symbole oder Inkarnationen von Ideen, und ibnen kommt kein Ewigkeitswert zu. Er glaubt, dafs die Materie nnd die sittlicbe Welt einem strengen Gesetze geboreben, das unsere ünznlänglicbkeit indes nnr in sebr bescbrSnktem ümftnge zu erkennen vermöge. Aber jene Ideen nnd dieses bShere Gesetz, das jenseits unserer Wabmebmnng wal- tet, strebt Emerson zn ergründen. Daber baben die Mystiker, besonders Swedenborg, aber ancb Jakob BObme greisen Einflurs auf ibn ans- gefibt. Er ist fest flberzengt, dafs die menschlicbe Natur gut ist nnd dab alles Irdiscbe der Vervollkommnung zustrebt. In dieser Ansiebt konnte ibn selbst der Blick in die Londoner Höhlen des Lasters und des Elends, zn denen ihn Oarlyle absichtlich (Bhrte, nicht wankend machen. Hierzu tritt ein Individualismus, der zwar vor fiberraschenden Eonsequenzen nicht zurflcksebreckt, aber im ganzen sehr gesnnd genannt werden mufs. Er beruht anf einem stolz bescheidenen Selbstvertrauen nnd fordert zwar flberall das Becht der freien Persönlichkeit, will aber von einem schranken- losen Ausleben der Triebe nichts wissen und findet sein heilsames Korrektiv in der Liebe, der Ehrfurcht, dem PflichtgefBhl nnd der unbestechlichsten Wahrhaftigkeit gegen sich selbst, die ein jeder flben soll. Wie Carlyle und Buekin ist fimerson ein Gegner der demokratischen GescfaicbtsanfGis- sung. Er behauptet, die Welt wird von wenigen Tüchtigen geleitet, und alle Bewegungen, die zum Heil der Menschheit ausschlagen sollen, heben eben jene empor und haben keinen anderen Grund als den , dals die Lei- tung der ünfthigen unertrftglicb geworden ist. Wie eben jene Männer stand er zur sozialen Frage: ebne vorangegangene sittliche ist keine so- ziale Begeneration möglich. Sie kann nur durch ftnfserste Selbstverleug- nung und Hintansetzung aller materiellen Interessen verwirklicht werden (Federn). Die puritanische Überzeugung und den strengen Dogmenglanben, in welchen der Predigersohn erzogen war, bat Emerson abgestreift;. Als seine neuen Ansebanungen damit in Konflikt gerieten, legte er sein Predigt- amt nieder. Pantheistische Vorstellungen erfüllen ihn, die gewifs mit dem tiefen NatnrgefBbl zusammenhängen, welches ihn und seine Gesinnungs- genossen von Oonoord beseelte.

Von der vorliegenden Übersetzung stammen Band II, IV und ein Teil

ööO Nene Phildogfache Bwndiiohaii Nr. 2S.

von y aus der Feder von H. Conrad. Das ist aniqgereifte Arbeit Bs ist ein Oennrs, Übersetzung and Original nebeneinander zn lesen, denn (X versteht Emersons Gedanken und weib sie deutsch wiedermgeben. 8r strebt, diese zn verdenUichen nnd zugleich den aphoristischen, fttr Emeisoii so charakteristischen Stil nach Erftften festzuhalten.

Miefsner, welcher den gröberen Teil des fünften Bandes fiberbrngen hat, ist dagegen zu genial mit Emersons Stil umgegangen. Mit der Wieder* gäbe der Oedanken ist meines Erachtens die An^be eines Emerson- Übersetzers nicht erledigt M. aber ist stellenweise zn weitschweifig and selbst dunkel, wo Emersons prfignante Kürze klarer ist Bei einer zweiten Auflage möchte ich empfehlen, die sonst richtige Obersetzung EmerBOBS Stile mehr anzugleichen.

Band I, übertragen von Schölermann, liegt bereits in zweiter Auflage vor. Eine hübsche Einleitung des Übersetzers bildet die EinfÜhning in Emm^ons Oedankenwelt Die Übersetzung bietet gelungene Partien, aber ich bedauere, dafs sich noch in der zweiten Auflage eine Anzahl v<» Yeiv sehen finden, die das Verständnis der Übersetzung erschweren. Sollte Seh. zu rasch gearbeitet haben?

Ich will diese Anzeige nicht schliefsen, ohne darauf hinzuweisen, dab diese Bände mit ihrer vornehmen äulseren und inneren Ausstattung schöne Qeschenkwerke bilden für Freunde ernster Lektüre und fieondlicher Lebensaufbssung.

Bremen.

293) Johann EUinger und Ferdral Butler, Lehrbneh der Englisehen Spraohe. Ausgabe A. I Teil. (Blementarbuch.) Wien, Tempsky, 1905. 166 S. 8. geb. J^ 8.--.

Die Verfasser wollen in ihrem Buch den «iglisdien Lehrstoff fllr das erste Jahr in Österreichischen Bealsdiulen, Gymnasien und verwandten Lehranstalten Qbermittehi und legen den grO&ten Wert auf das Sprechen der fremden Sprache. Es werden zunächst 26 Lektionen mit ausschliefilidi englischen Texten gegeben, an die sich ebenfalls in englischer Spradie Fragen und Übungen anschlielsen. Die Texte sind vortrefflich gewählt und be- bandeln zunächst die einfiu^hsten Verhältnisse: Schalaimmer, Einteilung der Stunden, Monatsdatnm, Schulleben usw., um dann au etwas schwie- rigeren überzugehen und den menschlidien EOrper, Kleidung, die Jahrea- Zeiten, ein englisches Haus usw. zu besdireiben; daneben finden sich einige

Nene PhildogiMhe Rnndsohaa Nr. 28. 551

Gedichte und Anekdoten. Ffir die Anschauung ist durch zehn hfibsche Bilder gesorgt. Eine Zusamoaenstellung von Schulredensarten und Sprichwörtern ist sehr dankenswert, ebenso die Abbildung der englischen Mflnzen auf einer beigefflgten Karte. Die 26 Lektionen werden im einzelnen noch auf 20 Seiten erklärt, dann folgen die Texte der 10 ersten Lektionen in Lautschrift, die bis auf Kleinigkeiten sehr sorgfältig durchgefflhrt ist Auf 48 Seiten folgt dann die Eleraentargrammatik in wünschenswerter Kürze, darauf ein alphabetisches Wörterverzeichnis mit der Bezeichnung der Aussprache und schliefslich auf 6 Seiten eine kleine Anzahl deutscher Texte, die sich eng an die englischen anschliefsen, zum Zwecke der Über- setzung in die fremde Sprache aber wohl einen viel zu geringen Baum einnehmen. Einer der Verfasser ist geborener Engländer, was natürlich dem fremden Text sehr zustatten kommt; der deutsche Text enthält für Beichsdeutsche manches Eigentümliche.

Nanen. Fries.

Verlag toh Friedricli Andreas Perthes, Aktiengesellsehaft, Ootha.

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Gotha, 1. Beiemb«:. Nr. 24, Jahi^^ang 1906.

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Herausgegeben von

Dr. O. Wagener und Dr. E. Ludwig

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Inhalt: Itbaka (Albert Qrabn) p. 5&3.

Besensionen: 294) J. Sitzler, Thücydides, I. Buch (0. Wackermann) p. 566. 295) Panlson, OommeDtationes phüologae in honorem Johannis Paolson (P. Wefraer) p. 568. 296) Oskar Küspert, Ober Bedeatnng und Qebrancb des Wortes ,,capüt" II. Teil (A. Fnnck) p. 570. 297) H. Bihler, Gesicbtsponkte für das Obersetzen ans dem Französiscben (K. Engelke) p. 571. 298/801) W. Bang, Materialien zur Kunde des älteren engl^hen Dramas; W. Bang, The Queen or the Excellency of her sex; Abraham Praunce, Victoria; Ch. Crawford, A concordane to the works of Thomas Eyd (Heinrich Spies) p. 572. 302) Meyers Grofses Eonversations- Lexikon, XII. Band, p. 574. Anzeigen.

Ithaka.

Von Albert Omlm.

Gegen Dörpfeld und seine Ansiebt, dafs das heutige Leukas das ho- merische Ithaka sei, ist bisher niemand mit grOfserem Eifer aufgetreten als Oustav Lang. In den „Sfldwestdeutschen Schulbl&ttem** hat er seit 1904 eine Reihe von Aufsätzen veröffentlicht, die nunmehr gesammelt und zum Teil Oberarbeitet in dem Buche „Untersuchungen zur Geographie der Odysseys Karlsruhe, F. Gutsch, 1905 (112 8. 8. Jt 3) vorliegen. Es mag sein, dafs ihnen Unebenheiten, Wiederholungen und andere Mängel anhaften, als Gesamtleistung verdienen sie volle Anerkennung, da sie den Stoff der Ithakafrage in klarer Gliederung und mit fast allzu grofis^r Gründlichkeit behandeln. Die Nachsicht der Kritiker anzurufen, wie er es tut, hatte er gar keinen Anlafs, zumal er selbst um der Sache und der Wahrheit willen Stofs und Gegenstofs im Meinnngskampfe recht trefflich zu ffihren weifs.

Der erste Aufiatz trftgt die Überschrift „Leukas 'S Er richtet sich gegen Dörpfelds kühne Behauptung, dafs „Leukas, wie sicher bewiesen werden kann, zu allen Zeiten eine Insel war und auch stets Insel

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genannt wurde, sowohl wenn der Kanal zwischen ihr und dem Festlande unpassierbar war, als auch wenn Schiffe durchfahren konnten ^\ „Za keiner Zeit", schreibt D. weiter (Leukas, S. 4), „hat man Lenkas eine Halb- insel genannt. Aach in der Gegenwart, wo eine StraTse über die Meerenge gebaut ist und nur noch eine schmale Durchfahrt besteht, nennt jedermann Leukas eine Insel.'* Zar Widerlegang dieser Ansicht behandelt Lang sehr eingehend die geologischen Verhältnisse der Lagane zwischen Lenkas und Akarnanien and sucht dann die gewonnenen Ergeb- nisse mit der geschichtlichen Überlieferung zu vereinbaren. Geologisch wichtig sind vier Punkte:

1. Die Tiefe des Wassers und des Schlammes in der Lagane,

2. die anter Wasser liegenden Molen am Sfldeingange der Lagane,

a. die gleich&Us fast ganz überflutete antike Steinbrficke in der Höhe von Alt-Leukas nnd

4, die vor Alt-Leukas im Wasser gefundenen Friedho&teine. Bei ihrer Besprechung verliert sich L. öfter ins Einzelne nnd Kleinliche. Homer steht gewissermafsen an der Schwelle der Nenzeit; im Orient und in Ägypten hatte man eine mehrtausendjährige Geschichte bereits hinter sich. Wie kann man da bei einer Homerfrage bis anf die Eiszeit znrück- greifen! Man gleitet da bei jeder Behauptang rechts nnd links aas. Es ist deshalb fast alles ohne Halt, was L. in folgenden Sätzen niederlegt: „Nach den nenesten Untersnchungen stand das Meer am Lenkas nach der Eiszeit um ca. 200 m höher als heutzutage, sank dann raseh nnd erreichte einige tansend Jahre v. Chr. seinen tiefbten Stand, mindestens 5 m unter dem heutigen Niveau. Seither ist das Meer wieder in lang- samem Steigen begriffen, und zwar scheint die Steigerung des Wasser- standes in 1000 Jahren ca. 1,6 m zu betragen. Solange nun das Meer um Leukas noch hoch stand, setzte es die Ealksteinschichten ab, die den Untergrund bilden; als es dann allmählich zum niederen Eüstengewässer herabsank, setzten sich mehr und mehr Schhunmschichten zwischen den Kalk- schichten ab. Dann wurde es allmählich so nieder (niedrig), dafs sich zwi- schen Leukas und dem Festlande eine Lagune bildete ganz analog der heute bestehenden. Zuletzt aber stand das Meer so tief, dafs der in der Lagune niedergelegte Bchlamm über Wasser geriet, an der Luft austrocknete und eine feste Landbrücke von 4 5 km Breite zwischen Leukas und dem Festland bildete. Das ist der Zustand, den wir im homerischen Zeitalter vorauszusetzen haben.'' (S. 13/14.) Diese AusfQhrungen schaden der Arbeit

Neae Philologiaobe Bondsehan Kr. 24. 665

Längs Qod bieten den Qegnern mannigfiache Blöfsen zum Angriff; der durchaus richtige Orundgedanke wird dadurch verdunkelt

Lang wie Dörpfeid, Negris n. a. buchen den unglaublichen Fehler, dafs sie das Meer in der völlig geschichtlichen Zeit seit Homer (assyrische, ägyptische und andere Quellen!) meterhoch steigen lassen. Der eine rechnet mit drei, der andere mit noch mehr Metern. Sie behandeln das Meer, als wäre es ein Springbrunnen, den man bald höher, bald niedriger schrauben kann. Man kann doch das Meer nicht in einem beschrftnkten Kreise um Leukas herum sich heben lassen; es mufs bei einer gröfseren Steigung und drei Meter sind sehr erheblich die Oberfläche des ganzen Mittelmeeres, ja aller Meere in Mitleidenschaft gezogen werden. Woher will man denn in der geschichtlichen Zeit das Wasser fBr eine solche Auff&Uung nehmen 1 Nirgends, aber auch nirgends, gibt es einen aufgespeicherten Vorrat von solchem umfange. Es ist aber auch nicht an eine Hebung des Meeresbodens zu denken. Da und dort tritt wohl eine senkrechte Verschiebung ein, ist aber fflr die Höhe des Meeresspiegels völlig belanglos; im allgemeinen vertiefen sich die Meeresbecken. Mufs man aus diesem Grunde schon mit einer stetigen Senkung der Meeres- oberfläche rechnen, so ist sie ganz zweifellos, wenn man die allmähliche Einsickerung des Wassers nach dem Erdkern hin und seine Verflüchtigung in den Weltenraum mit hinzunimmt.

Es war nicht erforderlich, besondere geologische Untersuchungen fSr die Ithakafrage anzustellen. Dörpfeld wufste offenbar nicht, dafs geo- logische Forschungen erst durch geschichtliche Zeugnisse einen fflr uns brauchbaren zeitlichen Halt bekommen. Wie viele Inseln gibt es, die ehemals Festlandsteile waren I Alle Inseln im Ionischen und Ägäischen Meere bis auf Santorin gehören dazu. Was ist mit solcher allgemeinen Kenntnis fQr die Homerfrage gewonnen oder nicht gewonnen! Leukas war geologisch einmal eine Halbinsel, das ist aufser jeder Frage. Die Frage ist lediglich, wann Leukas zur Insel geworden ist, und diese Frage beantwortet nicht die Oeologie, sondern die Oeschichte. Eine einzige ge- schichtliche Angabe schlägt in solchem Falle noch so viele und geistreiche Vermutungen eines Geologen aus dem Felde.

Solcher Angaben aber gibt es fQr Leukas gerade flbergenug, und Lang stellt sie auf S. 15—20 zusammen. Wer immer im Altertum ein- mal Leukas zu erwähnen hatte, vergifst nicht daran zu erinnern, dafs es einst eine Halbinsel gewesen ist. Und dagegen behauptet Dörpfeld: „Zu

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keiner Zeit hat mau Leukas eine Halbinsel genannt *M Es wird nicht nnr berichtet, dafs man es so genannt hat, nein, es wird sogar mit- geteilt, wann und wie Leukas zur Insel geworden ist. Um 640 v. Chr. haben die Korinther die Landenge zwischen Leukas und Akarnanien durch- stochen. Was will man noch mehr! Das müssen schwerwiegende Gründe sein, um die Olaubhaftigkeit solcher Angabe zu erschüttern, und was führt Düi-pfeld gegen sie an? Eine Vermutung! Die alexandrinischen Homererklärer sollen Leukas zur Halbinsel gestempelt haben, damit Ithaka Ithaka bleibe. Die Voraussetzung für diese Vermutung ist bereits Dörpfelds Annahme, dafs Leukas einmal Ithaka gewesen sei. Als ob die Alexandriner nicht noch stolzer als Dörpfeld gewesen wftren, wenn sie das wirkliche Ithaka entdeckt hätten! Gerade diese Alexandriner, die sieb darauf verbeifsen, irgendeine Dunkelheit oder Schwierigkeit aufzuhellen! In dem Charakter der Alexandriner fehlt jederAnhalt für Dörpfelds ge- wagte Annahme.

Dörpfeld und seine Anhänger hätten gut getan, auch die weiteren geschichtlichen Angaben über den Sund zwischen Leukas und dem Fest- lande in gründliche Erwägung zu ziehen. Wenn es nämlich feststeht, dafs das Meer seit der Herstellung des Kanals, also seit 640 v. Chr., in einem fort bemüht ist, die Lagune wieder zu schliefsen, so kann das Meer nicht diese Fahrrinne geschaffen haben; es müssen andere Kräfte gewesen sein. Nur Landveränderung oder der Mensch oder beide zusammen können in Betracht kommen.

Nun weifs man, dafs die Ionischen Inseln die Band- oder Gipfelzone einer eingesunkenen Erdscholle bilden, ein zerstückeltes Karstgebiet, das von Leukas bis Kythera reicht. Es liegt also Landsenkung vor, die noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Die Tiefenlage zwischen Leukas und Akarnanien hat die Korinther ermutigt, den Kanal zu graben. Sie hatten aber nicht mit der Meeresströmung gerechnet. Diese war dem Werke überaus ungünstig; sie verschlammte und verflachte den Kanal, auch unter- spülte sie die Seitenwände und brachte Bodenrutschungen zustande. Zam Schutze bauten die Korinther die Molen, und für die Verbindung mit dem Festlande errichteten sie oder andere zunächst den Steindamm und über ihm später die Brücke. Aber alle diese Vorkehrungen waren auf die Dauer vergeblich. Molen und Brücke sind unter Wasser gesunken, und selbst einen Friedhof hat man auf seinem Grunde entdeckt Nach Dörpfelds Er- klärung sollen die Friedhofsteine auf einem Schiff verladen gewesen sein,

Neue Philologische BondBohaü Nr. 24. 567

am f&r den Bau einer Festang in Akarnanien verwandt zu werden. Dieses Schiff soll dann gesunken sein and die Steine explosivartig ausgestreut haben. Als ob es in Akarnanien keinen Baustoff gegeben hätte, als ob Friedhof- steine gerade das hergebrachte, begehrteste Material fBr Festungsbau ge- wesen wären! Man denke sich: auf dem Grunde der ganz seichten La- gune — sie ist nur ^/s m tief findet man Molen , eine Steinbrflcke und einen Friedhof, und man sieht tagtäglich vor sich, wie das Meer die Lagune immer mehr zuschüttet, und da lehnt man es entrüstet ab, von einer Landsenkung zu reden! Lang hat durchaus recht: „Leukas war noch nie eine Insel im vollen Sinne des Worts; denn obne künstliche Ofihung und Offenhaltuog einer Fahrrinne war die Durchfahrt zwischen ihm und dem Festland zu allen Zeiten unmöglich^' (S. 20).

Im zweiten Aufsatz bespricht Lang die Dulichionfrage. Es ist der schwächste Teil seines Buches. In den erdgeschichtlichen Untersuchungen, die er auch an dieser Stelle vornimmt, hat er kein Olück. Er kommt zu folgendem Schlafsergebnis: „Wo steckt Dulichion?*^ Am Ache- loos. „Eine der damals schon landfest gewordenen Inseln, die gröfste der ganzen zahlreichen Gruppe, hat die längliche Gestalt, welche der Name Dulichion (vom homerischen Adj. doXixdg, ilang*), , Lang- land \ voraussetzt; ich meine damit den inselartigen Bergzug, der den Acheloos nach seinem Austritt aus dem Gebirge im Westen begleitet. Von dieser ursprünglichen Insel ging vermutlich der Name auf die Delta- insel, der sie (er?) in homerischer Zeit angehörte, über, schliefslich auf die ganze Acheloosebene , ja auf das ganze Reich , das von Dulichion aus beherrscht wurde. Die homerische Hauptstadt ist entweder an der Hafen- bucht des späteren Oiniadai zu suchen oder vielleicht besser an der alten Westküste nördlich davon, am Westufer des eigentlichen , Langeland '^'. (S. 32). Wie unwirtlich es am Acheloos aussieht, weifs Lang; dorthin gerade den reichsten Teil von Westionien zu verlegen, heifst der home- rischen Welt ein ganz anderes Antlitz geben, als es die heutige hat. Dulichion gehört mit Same zusammen, das beweisen alle Stellen im Ho- mer, und wie Same zu dem Inselbogen Leukas -Eythera gehört, so muÜB auch Dulichion dort gesucht werden. Nirgends ist gesagt, dals Dulichion eine Insel für sich ist, aber mit Same zusammen mufs es eine Insel sein, wie England -Schottland eine einzige Insel und Schweden -Norwegen eine einzige Halbinsel bilden. Das t«-W entspricht unseren Bindestrichen. Sollte man meinen, dals man je anders hätte schlielsen können? West-

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lieh von Ithaka-Tbiaki mfissen Dnlicbion und Same gesacht werden; es sind die beiden Stadtstaaten auf der bentigen Insel Eepballenia, an die nocb beute die beiden Städte Dolicho und Samos erinnern. Wie es eine Zeit gegeben hat, wo der Name Gro&britannien f&r England-Schottbind nocb nicbt flblich war, so gab es einst eine Zeit, wo der Name Eepballenia für Dulichion-Same noch nicht gebraucht wurde. Die OrOfse Eephallenias pabt vortrefflich zu der grofsen Zahl der Freier, die Duliohion stellt Von hier aus ist der Name auf eine der Acheloosinseln fibertragen worden, um anzudeuten, dals diese homerischen Ecbinaden einmal zu Dulichion gehört haben.

Der dritte Aufsatz trftgt die Überschrift „Asteris". In ihm be- kämpft Lang die Ansicht Dörpfelds, dafs nicht Daskalio, das im Sunde zwischen Eepballenia und TbiaU gelegen ist, Asteris sei, sondern die Insel Arkudi, sQdlicb von Leukas. Hierbei ist von grofser Wichtigkeit die Frage nach den ,,hfiivag dfiq>iMfÄOvg^\ die von L. nicbt hinreichend aufgehellt wird. Dals Dörpfelds Übersetzung mit Doppelbafen oder Zwil- lingshafen den Sinn nicht trifft, ergibt sich einfach daraus, dals Homer von den beiden Häfen nur deshalb spricht, um anzudeuten, dafs man an keiner Seite der Insel vorbeifahren konnte, ohne von den Aufpassern ge- sehen zu werden ; in einem Sunde kommen aber nur zwei Seiten in Betracht. Folglich palst die Bezeichnung gerade ffir Daskalio und ganz und gar nicht für Arkudi. Wenn aber die beutigen Häfen sowohl von Daskalio wie von Thiaki nicht mehr ganz der homerischen Schilderung entsprechen, so mufs man sich daran erinnern, dafs wir uns in einem Senkungsgebiete befinden, und in einem solchen werden die Häfen gerade am meisten verändert. Gegen Arkudi spricht vor allem die Warnung der Athene an Telemach 0 28 ff. Lang ffihrt zwar die VerBO an, vergilst aber, die rechten Polge- rungen daraus zu ziehen. Denn wäre Arkudi gleich Asteris, dann dfirfte Athene nicbt sagen:

diXot htiäg vifliov inkjffiiv euBfyia vfjay „halte das Schiff von den Inseln fern'\ sondern mfifste gerade entg^ngesetzt raten: „Fahre durch den Sund zwischen Eepballenia und Itiiakal'' Auch wfirde der W% an der Efiste entlang oder vom Acheloos ans zu Lande recht empfehlenswert gewesen sein. Fflr Arkudi -Asteris sind Athenes Worte geradezu sinnwidrig. Nicht viel Besswes kann man von der Behaup- tung sagen, dafs der Meeresteil um Arkudi ein noQ&fiig sein soll. Gerade DOrpfelds beste Stütze ist ein schwaches Bohr, das beim ersten festen Griffe zusammenknickt.

Nene Phttologiache Bandachaa Nr. 24. 569

Der vierte Aufsatz bietet eine Darstellung homerischer Landschaft. L. bespricht die typischen Merkmale, die kontrollierbare Einzellandschaft und die MärchenlandsehafL Wenn man auch dieser und jener Meinung nicht beistimmen kann, so liefert das Oanze doch ein recht anschauliches Bild von Homers Welt und leitet gut zum letzten grOfseren Aufsatz, zu „Ithaka^S hinüber.

Hier bestimmt L. die homerischen Berge, Häfen und Ortlichkeiten. Des „Odysseus Stadt ^' findet er im Norden der Insel bei dem heutigen Stavrös, des Laertes Landgut nördlich davon, Eumäos' Schweinezucht aber ganz im Sfiden auf der Hochfläche von Marathia in der Nähe des Eorax und der Quelle Arethusa. Von den Bergen verlegt er das Nelon nordöstlich von Stavrös, das Neriton auf den Bergrücken südlich davon. Als den Hafen des Telemach sieht er die Bucht des H. Andreas, genau im Süden Ithakas, an, als den Phorkysbafen die Bucht von Wathy, als den Kheithronhafen den Hafen von Phrikes und als den Stadthafen den Hafen von Felis, Öst- lich von Daskaliö. Die Orotte am Phorkysbafen hält er für eingestürzt und unauffindbar.

Man mufe L. ohne weiteres zugeben, dals das Verschwinden einer Grotte, die in MeereshOhe big, durchaus wahrscheinlich ist; denn da Ithaka in demselben Senkungsbogen wie Leukas liegt, so kOnnen hier ebenso grofse Veränderungen vor sich gegangen sein wie bei Leukas, wo, wie wir gesehen haben, meterhohe Molen und eine noch höhere Brücke unter Wasser liegen. Immerhin müfste man Ithaka erst genau durchforschen, bevor man eine solche Folgerung als notwendig hinnimmt

Mit den Feststellungen Längs stimme ich nicht durchweg überein. Ich sehe in Odysseus den OberkOnig von Ithaka, dessen Besitz lediglich die Nordspitze der Insel umfiüste. Das übrige Oebiet gehörte zu Eroky- leia und Aigilips. Deshalb darf das Oehöft des Eumaios nicht im Süden der Insel auf der Hochfläche von Marathia gesucht werden, sondern mufs gleich&lls im Norden gelegen haben. Der Weg von Eumaios Oehöft zur Stadt ist nach der Darstellung in der Odyssee sehr kurz. Aus demselben Qrunde muls auch der Hafen des Telemach an der Nordostseite der Insel liegen. Die Bootsleute umfahren die Nordspitze der Insel und werden deshalb von den Spähern, die nach Süden auslugen, erst bemerkt, wenn sie im Stadthafen anlegen. Des Odysseus Wohnsitz und Landgut müssen nach Homers Schilderung sehr klein gewesen sein.

L. kommt zu dem Ergebnis, dafs die ganze homerische Darstellung

5e0 Neae PhilologiBefae Bandsohan Nr. 24.

vortrefflich auf Ithaka und ganz and gar nicht auf Leukas paTst. Man kann ihm darin in der Hauptsache beipflichten, er urteilt überall sachlich und vorsichtig, und trotzdem ist vor kurzem in den Neuen Jahrbficbem fDr das klassische Altertum usw. (Bd. XYII, S. 233—245) ein Aufsatz von Walter v. Maries erschienen, der das genaue Oegenteil behauptet Da heifst es S. 234 in Sperrdruck, „daTs die Insel Thiaki nie und nimmer- mehr topographisch mit der Landschaftsschilderang Homers in Einklang gebracht werden kann ^'. Marto tut sich etwas darauf zugute, dafs er sich zehn Monate auf Leukas und Ithaka habe aufhalten können, wfthrend Dörpfelds Gegner, darunter auch Lang, nur zwei Tage oder noch weniger dort geweilt bätten. Kennte ich Marto' Leistungen nicht von Issus her, ich lielse mich vielleicht verblüffen vielleicht! So aber weifs ich, dafs es mOglich ist, dals man vortrefflich sieht und zeichnet, aber nicht gleichzeitig ebenso trefflich urteilt. Es gehört eine gevrisse Oabe dazu, Berichtetes, Erzähltes sich anschaulich vorzustellen. Wem diese Oabe ver- sagt ist, der mag die Wirklichkeit noch so scharf erfassen, für die Ver- gleichung dieser Wirklichkeit mit einem blofsen Voratellungsbilde ist er dennoch nicht die geeignete Persönlichkeit. Oerade Marfes* Au&atz hat mich veranlafst, der Ithakafrage näher zu treten; denn hat jede seiner Seiten hat bei mir, obwohl ich der Frage völlig fremd gegenüber stand, den lebhaftesten Widerspruch ausgelöst. Da sich Marfes besonders gegen die Ansichten von Lang wendet, so will ich hier einige seiner Ur- teile in die richtige Beleuchtung rücken. S. 237 schreibt er: „Wenn aber die Stadt des Odysseus bei Stavrös gelegen hätte, so konnte natürlich Telemach, falls er nicht von Athene beeinflufst wurde, und dies konnten die Freier nicht wissen, ebensogut die Ostküste von Thiaki ansteuern, da hier die besten Häfen waren, etwa die Bucht von Frikes. So liegt also Daskalio- Asteris an ganz unmöglicher Stelle. Unbedingt muMen die Freier an der Südspitze von Thiaki dem heimkehrenden Kö- nigssohne auflauem*'. Ja gewife, unbedingt, wenn sie so wie Herr V. Marfes gerechnet, und wenn sie es gedurft hätten. Durflien sie denn aber überall in der Welt so schiankenlos schalten wie auf des Odysseus Besitztum? Die Freier haben gar nicht mit der M(^lichkeit, dab Telemach auf einem anderen Wege als dem üblichen heimkehren würde, gerechnet; hätten sie das getan, dann hätte Homer es hervorgehoben. Der Dichter stellt seine Personen mit den Fehlern dar, die er fDr die Handlung braucht. Wenn dem nicht so wäre, wie viele Unbedingt

Nene PhAologpisehe Bnodschaa Nr. 24. 561

liersen sieb bei jeder episcben and dramatiscben Handlang anbringen. Was bätten die Freier nicbt alles anbedingt tan müssen, als es sich für sie im Kampf mit Odysseas am Tod and Leben handelte! Sie tan aber nichts anderes, als was sie der Dichter tan läfst. So erwarten sie eben den Telemach aaf Daskaliö, anmittelbar vor dem Hafen der Odysseusstadt. Dafs sie nicht alle Möglichkeiten in Bech- nang gezogen hatten, geht ja schon daraas hervor, dafs Homer- Athene dem harmlosen Telemach jenen Bat gibt, der den Freiern ein Schnippchen schlägt. Er f&hrt die Landkllste hinauf bis zu den Echinaden and dann von dort znr Nordostspitze von Ithaka. Mar^s' Behaaptang ist aber in sich selbst anlogisch. Wenn Telemach nicht von anderer Seite beeinflafst worden wäre, dann wäre er geradeaas von Blis darch den Sand nach Hanse gefahren; mit Athenes Einflafs rechneten aber die Freier nicht, folglich mnfsten sie ihn im Sande aaf Daskaliö erwarten. Daskaliö -Asteris liegt also nicht „an ganz nnmöglicher'S sondern an der dnrchaas rich- tigen Stelle.

Abzalebnen ist aach Marto' urteil Aber die Bai von Vathy. Diese prächtige, tief in das Land eindringende Bacht wflrde also in erster Linie fnr einen Stadthafen gepafst haben, wenn man in der Nähe des hea- tigen Vathy die Stadt des Odysseas gesacht hätte. Dies war aber fflr die Vertreter der Theorie Thiaki- Ithaka nicht möglich, da dann Daskaliö nicht als Asteris bezeichnet werden konnte. So mofste diese herrliche, grofse Wasserfläche sich mit der sehr viel bescheideneren Bolle des Phorkys- hafens begnügen. Man steht vollends vor einem topographi- schen Bätsei, das Lang, Michael^ Menge and andere anfgebenl^' (S. 239.) Marto geht von der Voraossetzang aas, dafs jederzeit der Haaptort einer Eüstengegend dort gelegen habe, wo der beste Hafen and die schönste Ebene sei. Entrüstet könnte er rafen: „Wie kann man Bom aaf den sieben Hügeln and an dem hafenarmen Tiber Sachen and nicht an der herrlichen Bncht Eampaniens! Wie könnt ihr Athen ins Innere des Landes and den Peiräeos ao die Küste setzen! Je besser eine Hafen- gegend ist, am so bedeatender maus der zagehörige Ort sein. Andere Oesichtspankte sind aasgeschloesenl Wer anders arteilt, der ist mir ein Bätsel.'^ Die Geschichtsforscher sind nnn leider solche Bätselsteller. Die behaapten z. B., dafs man in alten Tagen die Städte gern dort gründete, wo sie Seeräabem schwer zngänglich waren and leicht verteidigt werden konnten; sie würden z. B. die Lage der Odysseosstadt bei Stavrös geradeza

562 Neue Philologische Rundschaii Nr. 24.

vorbildlich finden. Dazu kommt aber noch, dafs des Odysseus Hauptstadt nicht dort liegen kann, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine mittelbare Herrschaft ausübte. Man mufs eben den Angaben des Dichters folgen und nicht, wenn man eine schöne Oegend findet, sofort den SchloTs ziehen, dafs diese Gegend auch einmal geschichtlich bedeutsam gewesen sein müsse. Ist z. B. der günstige Hafen des ägyptischen Alexandrien nicht erst von Alexander entdeckt worden? Wäre es nicht verkehrt, wollte man an dieser Stelle Memphis oder Theben suchen? Von einem Bätsei in solchen Dingen kann gar keine Rede sein.

Maries schreibt aber noch merkwürdigere Urteile nieder. Auf S. 243 liest man folgendes : Es dürfte aber auch klar sein, dafs Kephallenia zur Umgebung von Thiaki zu rechnen eine verkehrte Ausdrucksweise wäre. Ein Blick auf die Karte genügt, (uro) zu zeigen, dafs Thiaki wohl dem so aufserordentlich viel grölseren Kephallenia vorgelagert ist und damit zu dessen Umgebung gehört, aber nicht umgekehrt.'' Was soll man zu solchem Schnitzer sagen? Weil Kephallenia gröfser als Ithaka ist, deshalb darf Homer nicht sagen, dafs neben Ithaka Kephallenia gelegen ist. Es handelt sich nämlich um Od. IX 22 ff. : d^fpl di vfjaoi TtoXXal vaierdovav (idka axedbv äXXrjhjaiVy JovXixi6v ZB JSdfifi te xat iXf^eaaa ZauLwd^og.

Man darf also nach Maries nicht sagen, dafs um Dolos herum Tenos, Syros, Faros, Naxos und Myconos gelegen sind.

Auch auf den so heifs umstrittenen Vers (i 25)

avzij de x^ojuaAi} TtawTtBQxArr^ eiv dU yLeizai geht von Mar^ ein. Lang übersetzt: „Selbst liegt es niedrig am weitesten aufsen im Meer.'' v. Wilamowitz, der das folgende ngdg CcS> q>ov hinzuzieht, erklärt: „Ithaka selbst liegt niedrig nach dem Dunkel zu im Meere", wobei er TtawneQxdn'q ausläfst. Dörpfeld übersetzt: „Sie selbst liegt unten im Meere als allerletzte nach Westen", und erläutert „unten im Meere" als „dicht am Festlande" und den Westen als unseren Norden. Dals xd^afiah^ bei Homer „niedrig, nicht hoch " bedeutet, hat schon v. Wilamowitz nachgewiesen, und werde ich an anderer Stelle noch ausführlicher tun. Mit Dörpfeldscher Willkür könnte man auch TtawTtBq^dtti '^izai zusammenstellen, was grammatisch noch gerechtfertigter wäre, und nawTVBQTdz'q als „auf der Höhe", „draufseu im Meere" erklären und damit beweisen, dafs Ithaka recht entfernt vom

Nene Philologische Bondschan Nr. 24. 563

Festlande gesucht werden müsse. Der heutige Ausdruck x<^A^^^ = ^^^^^ an der Küste, beweist gar nichts. Ich kann nicht den Begriff „herunter kommen^' = niederkommen aus dem Begriff der Niederkunft = Ent- bindung erklären wollen. Ein technischer Ausdruck darf nicht zur Er- läuterung eines rein sprachlichen Begriffes herangezogen werden; ich darf zwar xafirihi aus xd^aiAuh/j erläutern, aber nicht umgekehrt %d^aiJLah^ aus xapL'qXa. Trotz unserer Wendung „auf der Höhe'' bedeutet „hoch'' doch nicht „fem von der Küste". Solche und ähnliche Betrachtungen liegen y. Mar^ fem, ihm ist „nahe am Festlande gelegen" die „einzig mögliche Bedeutung" von xd^aiAaXii -Mizai. Ich habe nichts dag^en, wenn man nawnBQZikri „zu äufserst", „am weitesten" über- setzt, wahrscheinlicher aber erscheint mir die Bedeutung „ganz oben", so dafs der Vers für mich lautet: „Sie selbst (Ithaka) liegt niedrig, ganz oben im Meere." Das will si^en, Ithaka erscheint niedrig, wenn ich ihm von der See aus nahe. Diese Angabe pafst so voll- ständig auf Thiaki, dafs sie von allen Beisenden erwähnt wird, zuletzt auch von Mar^. Er sagt S 242: „Man kann Thiaki als Insel nur er- kennen, wenn man sich zu Schiff dem Sunde zwischen ihm und Kephal- lenia nähert, beziehungsweise auf die angegebene Art und Weise passiert. Die einzige Landstelle, von der die Inselnatur Thiakis , aber auch nur bei sichtigem Wetter, zu erkennen ist, ist das Kap Dukato, die Südwestspitze von Leukas. . . . Unter allen anderen Gesichtspunkten werden die Bergformen Thiakis von den weit mächtigeren Höhen Kephallenias erdrückt oder gänzlich verborgen." Aber obwohl er selbst diesen Eindmck des Erdrückt- und Verborgenseins schildert, schreibt er doch einige Zeilen weiter: „Bedeutet dies {x^aiAahfj) ,mit niedrigen Bergen', so ist dasein unlösbarer Widersprach mit den 700 m hohen Bergen Thiakis" (S. 243). Was haben ihm also die zehn Monate Aufenthalt im Ionischen Meere genützt? Ihm erscheint Thiaki geradezu erdrockt und gänzlich verborgen, und dennoch soll es nicht flach im Meere liegen. Als ob die Begriffe „hoch und niedrig" überhaupt jemals absolut gebraucht werden könnten! Etwas ist immer nur hoch oder niedrig im Vergleich zu etwas anderem. Wenn ich die Ionischen Inseln überblicke soweit das eben möglich ist , so liegt Ithaka im Vergleich zu den anderen flach im Meere; dabei kann es aber felsig sein und 700 m hohe Berge haben ; dabei mögen Neion und Neriton, wenn man in ihrer Nähe ist, recht mächtig und weithin sichtbar erscheinen. Auch hierbei spielt die Verhältnismäfsigkeit (Relativität) eine

564 Nene Philologigehe Rasdacban Nr. 24.

Bolle. Das Nelon ist nur emporragend und weit bemerkbar, wenn man andere Teile der Insel daneben sieht Nicht der Widerspruch , sondern gerade die Widerspruohslosigkeit mufs uns bei dieser Homerischen Dar- stellung auffallen ; denn eine gewisse Freiheit in den Ausdrücken räumt man dem Dichter doch gern ein.

Die Hauptschwäche Maries* besteht aber darin, dafs er die Dörpfeld- schen Ansichten völlig kritiklos übernimmt. So weila auch er tou einer Fähre ^^ bei Ithaka zu erzählen. S. 243: „Nach Homer vermittelt eine Fähre den Verkehr zwischen dem Festlande und der Insel. Ist letztere Thiaki, so mufs die Fähre, falls sie nach dem tetlich gelegenen Akar- nanien ging, ca 38 km Meeresfläche durchlaufen. Oing sie aber nach Leukas, dessen angeblicher Festbindscharakter fBr die philologischen Q^pier Dörpfelds ~ trotz aller geologischen Beweise von Autopten! die stets wieder hervorgeholte pike de risistance ist, so bliebe für die Fähre immer noch eine Entfernung von mindestens 8 km zu fiberwinden. Also auch bei diesen allgemeinen geographisch-topographischen Betrachtungen häufen sich die Unmöglichkeiten für die Oleichstellung Thiakis mit Ithaka." Nirgends bei Homer findet sich unser heutiger BegnS von einer Fähre, er hat auch nicht einen entsprechenden Ausdruck dafttr. Trotzdem reden Dörpfeld und Marfes davon wie von etwas Selbstverständlichem. Die Verse, auf die sie sich stützen, stehen Od. XX 185 ff. :

Toiai d' €Ttl xqitoq fß^B Oiloitiogy o^ctfiog iofdqdVj ßofhf atuqav iivria%fj((aiv äytaif mal moyag alyag ^- TCOQd'fifjeg d^ äga ToiSaye diijyayovy cSts xat äXlovg ävd'QÜTtovg TtifjiTcovaiv, Stig atpiag daaq)UtiTai . Das Wort TcoQd^fxfjeg kommt nun bei Homer nur einmal, eben nur an dieser Stelle, vor. Es leitet sich natürlich von /ro^^/ud^. Ort zur Ober- fahrt, Meerenge, Sund, her. Es entspricht also unseren Worten: Boots- leute, Schiffer, Matrosen. Eine Fähre ist schon eine Besonderheit im Verkehr, und gerade ein Homer hätte es nicht unterlassen, sie zu be- schreiben. Höchstens darf man an Schiffer denken, die sich hauptsäch- lich mit dem Oüter- oder Frachteuverkehr befafsten. Danach ist alles hinfällig, was D. und M. über die Unmöglichkeit eines Frachten- verkehrs mit dem Festlande schreiben. Homer wählte offenbar den Aus- druck TtoQd^fifjegy Sundfohrleute , weil es sich um die Schiffer des Stadt- hafens handelt, die von hier den Sund querten oder nordwärts die 8 km nach Leukas hinüberfuhren.

Nene PhilologiBclie BoDdacbaa Nr. 24. 665

Es ist verwunderlich, dafs Lang trotz seiner Gründlichkeit so wenig Wert darauf gelegt hat, dafs Homer neben Ithaka auch Leukas kennt. Er nennt es unzweideutig Od. XXIV 11:

TväQ d Xaav ^SiyL^avo^ te ^oäg xat ^evxdda nhqipf. Es ist ganz ausgeschlossen, dafs es sich hier um „einen fabelhaften Felsen am Okeanos'' handelt. Die Bezeichnung entspricht so sehr der bis heute üblichen, dafs sie nur der Erfahrung entlehnt sein kann. Die Seelen der erschlagenen Freier schweben der Unterwelt zu, die in der Odyssee als eine Gegend am nördlichen Pindos gedacht ist. Der W^ von Ithaka dorthin f&hrt an dem Leukasfelsen vorüber. Homer hat also eine ganz zutreffende Ansicht. Das heutige Adriatische Meer fafst er als einen Arm des Ozeans auf und die Nordostrichtung drückt er durch die Worte aus: [(o 12) ^€ naq* *HeXioio niXag xat dflpLOv ^OyeiQwv ^laav; der Norden ist das Reich der Nebel und Träume, und der Osten die Tore der Sonne. Also Leukas ist Homer wohl bekannt, und er unterscheidet es deutlich von Ithaka; denn des Okeanos Arm läfst er dazwischen fluten; auch die zu Ithaka nordöstliche Lage gibt er richtig an. Dieses Leukas ist nun auch Od. II 635 gemeint:

ol' T ijnuQOv ^ov lyd' äwiTtiQaia veixovto. Das Festland {^nuQov) ist Akarnanien , das Gegenüberliegende (ebenfalls Festland, irtiTtiqua) ist Leukas. Dort weideten einige der Herden des Odysseus, von dort schafften die noQ&fdfjeg das zum Schlachten bestimmte Vieh nach Ithaka, dort war es so menschenleer, dafs nur selten ein Rei- sender die TcoQd^f^ljeg zur Überfahrt in Anspruch nahm.

An oder auf der Landzunge, die Leukas an das Festland band, mufs Nerikos gelegen haben, das Laertes Od. 24, 377 f. erw&hnt: oZoc; NiJQiTLOv «lAov, eiyiTClÄevov TrzoXied'QOv,

L. handelt gewalttätig, wenn er in dem Vers Od. II 632: ol ^* ^I&dKfpf Axo» %al Ni^Qifov eivoaiqwXlov

statt NiJQiTov N^qtyüov lesen will. Das Ni^qitov mufs wegen t 21 f.

unbedingt auf Ithaka angesetzt werden; es ist der dem Odysseus unter- stellte Inselteil im Norden, der Krokyleia und Aigilips gleichgeordnet ist Die Verse Od. II 631—737 sind genau so gebaut wie Od. II 536 ff. : ot <)' ^E6ßoiav ejKflv fiivea mfeiovreg "Aßaviegj XaXydda % Hgh^idy te Ttokvatdqmliv ^' ^lariaicer

566 Nene Philologische Rundschau Nr. 24.

di xe KaQvatov exov ^d oi 2xi6qa vaiexdaaKOv . . . Wie hier Euböa der Name för die ganze Insel und Cbalkis, Eretria, Hi- stiäa, Kerinthos, Dion, Earystos and Styra Stadtgemeinden oder Stadt- staaten bezeichnen, so ist Ithaka Oesamtuame fflr die Stadtgebiete Neriton, Krokyleia und Aigilips. Hier in Ithaka aber haben wir die in Griecben- land seltene Erscheinung, dafs die Namen nicbt den Ortschaften, sondern den charakterintischen Bodenformen entlehnt sind. In dem hohen, wald- reichen Neritongebiete im Norden der Insel lag auch der Berg Nelon, und an dessen Fafs oder Abhang des Odyssens Stadt Sollte diese Be- stimmung aus irgendeinem Grunde unhaltbar sein, z. B. wegen y351, so mufs Ithaka in vier Einzelgebiete zerlegt werden, wovon der nördlichste den Gesamtnamen auch als Sondernamen führt.

Zum Schlufs noch eine kurze Bemerkung fiber die bekannte Wen- dung:

ov fiiv ydQ XL ae neC,bv oXoiiai ev&ad^ iTua&ai,

Dieser Vers will keinen Scherz zum besten geben, wie der Zusammen- hang mehrfach bezeugt, sondern die Unmöglichkeit andeuten, nach Ithaka zu Fufs zu gelangen. Nach Leukas hätte Odyssens auch zu FuCs kommen können, nach Ithaka aber nicht. Wäre Ithaka Leukas gewesen, dann wäre des Eumäos Bemerkung sinnlos; dorthin bätt« der BetÜer gerade den Fufspfad gewählt, nach Ithaka aber mufste selbst ein Bettler zu Schiff kommen.

Auf alle weiteren Einzelheiten gedenke ich demnächst in einer be- sonderen Schrift einzugehen. Dörpfelds Leukas -Ithaka -Hypothese ist in jeder Hinsicht unhaltbar.

294) J. Sitzler y Thucydides. För den Schulgebrauch erklärt.

L Buch. Zweite, verbesserte Auflage. Gotha, Friedrich Andreas

Perthes, Aktiengesellschaft, 1906. Ausgabe A (Anmerkungen

unter dem Text). IV u. 189 S. 8. Jd 2. 10.

Sitzlers Au^be des Thukydides ist ffir Schüler bestimmt und fSr

alle, die unter denselben Voraussetzungen die Lektfire beginnen ; sie hat sich,

wie es scheint, für ihren Zweck als brauchbar erwiesen; erschienen sind

bis jetzt aufser dem vorliegenden Heft das 2., 6. und 7. Buch, die beiden

letzteren ebenfalls in zweiter Auflage. Die vorausgeschickte neun Seiten

umfassende Einleitung bespricht kurz das Leben und das Gescbichtswerk

Nene Philologische BondBchaa Nr. 24. 567

des Tb., bringt eine knappe Übersiebt des Inbalts der einzelnen Bücher, dann einige treffende Bemerkungen fiber Darstellung und Geschichts- auffassung des Schriftstellers und ein paar kurze Worte über die Sprache. Letztere kommt jedesmal an entsprechender Stelle in den Anmerkungen zur Behandlung, wodurch dem sich vorbereitenden Schüler die Möglichkeit geboten wird, die zahlreichen Schwierigkeiten zu überwinden, die ihm bei der Freiheit des Th. in Konstruktion und Satzbau, der häutigen Inkou- zinnität bei Verbindung der Satzglieder, in Anakoluthien, der Häufung von Partizipien begegnen. Erleichterung bringen auch viel kurze aber geschmackvolle Übersetzungshilfen, wobei indes häufig nicht die glatte Wiedergabe des deutschen Ausdruckes eingesetzt, sondern die Bedeutung hergeleitet wird. Nicht selten wird bei einer längeren Stelle, die im Zu- sammenhange Schwierigkeiten zu bieten scheint, der Sinn erläutert. In den Anmerkungen wird (durch auszeichnenden Druck) die Erzählung in Abschnitte eingeteilt, und diese werden mit kurzen Überschriften versehen, während die Besprechung des Inhaltes, sowie die Disponierung der Er- zählung und der Reden dem Unterrichte vorbehalten bleibt. Und wenn der Leser nicht mit diesem zu rechnen hat, wenn er zu privater Lektüre der Ausgabe sich bedient, so wird er in den gebotenen Anmerkungen alle diejenigen Hilfen und Fingerzeige finden, die ihm ein volles Verständnis erschliefsen , und zwar nicht blofs in der eigentlichen Erzählung, sondern auch (wie z. B. zu c. 20« 3), wo Th. selbst gelegentlich Kritik übt oder polemisiert. Wir stehen nicht an, die Hoffnung auszusprechen, dafs die Ausgabe, wie ihr Verfasser es wünscht, ihrerseits dazu beitragen wird, die Lektüre des grofsen Historikers namentlich in unseren Gymnasien zu fordern und zu erweitern.

Die Überlieferung des Textes wird von S. schonend behandelt; an einigen Stellen hat er, mit Rücksicht auf seine Leser, notwendig scheinende Ergänzungen hinzugefügt, an anderen „unpassende Zusätze'' der Hand- schrift in Klammern gesetzt Warum indessen c. 24, 3 ^ nQv ^Ertidafi- vitav Ttöhg und 50, 1 ol irti ttp de^itp ydqff „unpassend^' sein soll, ist nicht zu ermessen. Unnötig erscheint anderseits c. 76, 2 der Zusatz rqiöv zu rCiv (ÄeyiarcDv, da die drei Beweggründe in der Apposition un- mittelbar hinzugefügt werden, c. 91, 5 kann e(paaav, das S. mit Krüger verwirft, fehlen; doch möchten wir lieber Glassens Begründung gelten lassen: „hier kann (trotz des voraufgegangenen el/rey) die gewichtige Begründung nicht leicht der erneuten Einführung entbehren'', c. 87, 1 mufs i'(poqog

568 Nene Philologisehe Bnndachaa Nr. 24

Bhf kgj ins S. als unpassend einklammert, stehen bleiben, wie Ludwig Herbst „Zu Thukydides. Erklärungen und Wiederherstellungen '' I. Reibe. Leipzig 1892, S. 34—36, Ullrich folgend, nachgewiesen hat. Hanau. O.

295) CrommentationeB phflologae: in honorem JohannisPanlson scripserunt cultores et amici. Göteborg, Wettergren ft Kerber, 1905. 215 S. 8. Der erste Beitrag zu diesem Sammelband ist ein kleiner Aufsatz von Äxd W. ÄMberg, 'De s finali et elisione quadam Plautina' (S. 1 6). Anknüpfend an Leo (Plaut. Forsch, c. V 9, S. 297 ff.) und im Gegensatz zu diesem behauptet A., dafs die Elision von auslautendem s auch nach langem Vokal an einigen Stellen bei Plautus angenommen werden könne. Nicht sowohl Tonanschlufs habe in Verbindungen, wie sie Cicero, Orator 153, anführt, den Verlust des s herbeigeführt, sondern s sei dem Anfangs- konsonanten des folgenden Wortes assimiliert worden und dann einfacher Konsonant an die Stelle des Doppelkonsonanten getreten; so in multi- modis, tectifractis, danach Analogiebildung in passicrinibus. Dagegen sei ein&cher Abfall oder Unterdrückung der auf 8 auslautenden Silbe anzunehmen bei vokalischem Anfang des zweiten Wortes, wenn die weggefallene Endung mit Hilfe eines Nachbarwortes mit Sicherheit zu ergänzen sei; so bei Cicero vas argenteis und danach bei Plautus Men. 308 ill(os) homines, Trin. 920 ist(os) homines, Gas. 778 ill(as) ambas, vielleicht auch Trin. 601 ex nostr(i8) aedibus [nicht Gapt. 691 exemplis pe8sum(is) excruciauero und As. 807 quot pur(as) habuerit wegen möglicher Ergänzung von pessim-e und pur-e]; weiterhin Merc. 192 armamentis complicand(is) et componendis, Trin. 302 imperi(is) et praeceptis, Truc. 658 istos mundul(os) urbanos amasios oder istos mundulos ur- ban(o8) amasios. E. Törtubladh, 'Ad Statium adnotationes' (Seite 41 54) behandelt Silv. I 1, 22 28; 37—39; 63—65; 100 102; 134—136; 201—203; I 3, 61—63; H 2, 92—93. Elias JanjBon, 'Begina elegiarum' (S. 98 105) bringt zu Prep. V 11 eine schwedische Übertragung, die dem lateinischen Text gegenübergestellt ist. Lars WäMin veröffentlicht (S. 106 123) eine 'CoUatio codicis Vegetii de re militari librorum lundensis [H. L. a) fol. 13 membr. s. XII]'. Die Hand- schrift gehört zur Klasse ft, da ihr die Eutropiussubskription fehlt, und

Neae Philologisehe Biindaehaa Nr. 34. 569

geht meist mit der Familie dP, hat aber auch manche Sonderlesarten, darunter solche, die nur aus alten Ausgaben bekannt sind; auch in der Ka- piteleinteilung weicht sie gelegentlich ?on den anderen Handschriften ab. P. Persson schreibt 'De locis nonnullis panegyricorum latinorum' (Seite 130—133), nämlich über Paneg. YU 11 p. 169, 5 sq.; IX 6 p. 197, 13 sqq.; X 9 p. 200, 2 sqq. ed. Baehr. 0. A. Danielssan, 'De locis duobus Aeschyleis^ (S. 164 189) erörtert ausführlich ^Entct ini @. 10 15 u. 576 ff. Der Beitrag von Otto Lagercrantz hat zum Gegen- stand 'Hesiodi Op. 465—69^ (S. 190—193); erläutert wird der Ausdruck ivdqvov elTLipTotp fjieodßfav unter Heranziehung einer Tanagrafigur (vgl. Bulletin de Gorresp. Hell. XVII 80 ff.), einen mit zwei Bindern pflügenden Bauer darstellend (die Abbildung ist beigegeben). Den Schlufs des Bandes bildet eine Untersuchung von Carl Thtdin, ^Synonyma quaedam latina' (S. 194—213); es handelt sich um prodigium, portentum, ostentum und monstrum. Th. stellt zunächst die Erklärungen aus alter und neuer Zeit zusammen [dals Sueton Qalba 4 nicht zu 'Sueton, Pratum' p. 284 B. stimmt, ist begieiflich, da die an letzterem Ort ver- öffentlichten Differentiae mit Sueton kaum etwas zu tun haben (vgl. Mac6, Essai sur Su^tone 338 ff.), sowenig als die von Keil, Qr. L. VII, 519 ff. abgedruckte Sammlung mit Ck)rnelius Fronte]; sodann prüft er die Ety- mologie der vier Wörter: monstrum v. ^men in moneo, daher 'eine als göttliche Mahnung aufgefa&te Erscheinung', ostentum (ops-ten- tum) und portentum (por-t.) = das Vorgehaltene, also 'eine auf- fallende, gottgesandte Erscheinung', prodigium nicht von ^agh oder ^ag 'sagen [so auch Walde, Lat. etym. Wörterb.], sondern mit agere ver- wandt, 'die Handlung selbst, das Hervorbringen auffallender Erscheinungen (vgl. adagium und adagio ^ das mit einer Handlung verbundene, der an eine bestimmte Handlung angeknüpfte Spruch). Was den Gebrauch der Wörter angeht, so macht Cicero keinen Unterschied, nur prodigium verwendet er seltener im Sinne von 'Ungeheuer'; auch bei den Dichtern wird nicht weiter unterschieden. Livius bevorzugt prodigium (nach X 47 ist a. u 461 der Termin, vor welchem keine regelmäfsige Aufzeichnung der Staatsprodigien stattfand). Im einzelnen sind zu unterscheiden pro- digia propria oder publica und pr. privata. Bei jenen hat das Wort pr. die Bedeutung 'ein als Zeichen des göttlichen Zornes geltendes auTser- gewöhnliches oder naturwidriges Vorkommnis' (Wissowa, Bei. u. Kult. 53); beim pr. privatum wird das Wort in weiterem Sinne gebraucht und kann

570 Neae Philologisohe Bnndaehati Nr. 24.

auch ein glflckliohes Vorzeichen bedeuten; die AnfTassung hat vielfach geschwankt Der Begriff ostentam hat eine weite Ausdehnung und ist daher am wenigsten ausgeprägt; speziell scheint es das Gegenstuck vom publicum prodigium zu sein und ffir den Privatgebrauch zu gelten. Das Wort portentum^ mehr ein Ausdruck der Dichter und Rhetoren, ist stärker als ostentum und kommt an Bedeutung dem prodigium gleich; es bezeichnet eine seltene, Schrecken erregende Erscheinung. Ein mon- strum ist eigentlich ein göttliches Mahnzeichen; im Sinne von 'Aus- geburt' oder 'Mifsgeburt' kommt es verhältnismärsig selten vor und erst in späterer Zeit (aufser Cicero Plinius und Juvenal); als 'Scheusal, Un- geheuer' finden wir es bei Plautus und Terenz, bei ersterem auch als 'Spuk' (^ qxiafjta; vgl. 'Mostellaria'). Von vereinzelter Ausnahme ab- gesehen hat monstrum schlimme Bedeutung.

Bei den übrigen Beiträgen muls ich mich mit der AnfBhrung von Verfasser und Überschrift begnfigen, da sie schwedisch geschrieben sind: Martin P. N. ^«bson/Dödsklagan och Tragedi' (S. 7—24); Ä. Jf. Ale- xandersan, 'Om betydelsen af ordet JlaQe^uQeaiaf Thukyd. IV 12; VII 34 u. 40 (S. 25—40); Johann Satnudssan, 'Det logiska subjektet vid valet af Pronomina iablat. absol.' (S. 55—62); Rudolf Böding, 'Nägra ord i den homeriska frägan' (S. 63—76); Jtdius österberg/EoTBÜns^ Maeoenas och striden vid Actium' (S. 77—85); Claes Lindskog, 'Sparta och dess Bunds- f5rvanter enligt Tukydides framställning (S. 86—97); Adolf WaOerius, ' Piatonismen hos Klemens af Alexandria' (S. 124—129); K. F. Johansson, 'Qrek. %e^iÄi6eig (S. 134—139); Vüh. LundsMim, 'Nägra anteckningar om de grekiska handskrifterna; Bibl. Naz. Vitt. Eman. i Rom' (S. 140 bis 146); Lennart EjeOberg, 'Studier tili den grekiska hj&ltesagen. L' (S. 147—151); Otto j^Itron/ Antik och svensk hexameter' (S. 152—163).

Halle a. S. P, Wefbaor.

296) Oskar Küapert, Über Bedeutimg und €tebrauch des Wortes y^oaput^. IL Teil. Eine lexikalisch-semasiologische Untersuchung. Programm des E. hum. Gymnasiums in Hof fBr das Schu^ahr 1905/6. 53 S. 8. Der in Nr. 17 des Jahrg. 1905 dieser Zeitschr. 8. 399 besprochenen Untersuchung lälst der Ver&sser nunmehr einen zweiten Teil folgen» welcher die Literatur bis auf Apulejus, also bis zum Beginn der christ- lichen Schriftsteller behandelt. Besondere neue Ergebnisse in der Be»

Nene PhiloIogiBche BnndaeliAa Nr. 24. 571

deatangsentwickloog haben sich nicht feststellen lassen. Dennoch ist auch diese Darstellung dankenswert, da sie JfBr bestimmte Schriftstellergruppen wie fttr die einzelnen Autoren manches zutage f&rdert, was der Erklärung und gelegentlich auch der Stilistik zugute kommt. Notwendig war sie, wenn, was wir hoffen, der Verfasser das Wort caput noch bis zu seinem Übergange in die romanischen Sprachen verfolgen will; seine Stadien wfirden dann zu dem in Nr. 20 des Jahrg. 1906 dieser Zeitschr. ange- zeigten Buche von Bemett Aber caput und '^capum nebst ihren Wort- sippen im Französischen hinflberffihren. Er verspricht zunftehst noch eine Untersuchung fiber die Ableitungen und Komposita von caput Auch diese wird willkommen sein.

Sondershaosen. A

297) H. Bihler, OeBichtspiinkte fOr das Übenetsen aus dem FranzOsischeiL Programmbeilage des Bertholdsgymna- siums zu Freiburg i. B. Hochreuther 1906. 21 S. 8.

Eine aus dem Unterricht hervorgegangene, fleifsige Sammlung von Beispielen für einige der Hauptunterschiede, die bei dem Übersetzen aus dem Französischen ins Deutsche zu beachten sind; mit recht hflbschen Beobachtungen, wie z. B. dafs unser örtliches „hier^^ im Alexandriner häufig durch Substantive wie pays, rivage usw. gegeben wird, während umgekehrt ici oft fibertragenen Sinn hat: Areas, je t*ai choisi pour cette confidence; U fieiut montrer ici (bei dieser Gelegenheit) ton tkle et ta prudence. Gut bemerkt ist ferner, dafs wir, entgegen dem Franzosen, die interrogative Fassung der relativen vorziehen: Si vous saviez le mal que vous me faites „wenn Sie wfibten, wie weh Sie mir tun''.

Mit der Motivierung der französischen Spracherscheinungen kann ich mich nicht immer einverstanden erklären. Wenn der Franzose, um den Be- sitzer zu bezeichnen, häufig den Relativsatz statt des Possessivpronomens gebraucht, so liegt meines Erachtens der Hauptgrund weniger im Bau des Alexandriners als in den Tonverhältnissen der Sprache (Les döfauts qu'elle & drfickt infolge des accent tonique viel kräftiger den Besitz aus als ses d^&üts) und auliaerdem in der geringeren Bektionsf&higkeit des franz. Substantivs, wie sich aus Konstruktionen ergibt wie la conduite qu*il avait tenu (st. sa c.) dans cette occasion, le long s^jour qu*il avait fait (st. son long s.) parmi eux, l'habitude qu'il avait (st. son h.) de leur langue. Das franz. Subst. hat nicht die Kraft, sich zwei Be-

572 Nene Fhilologiidie BimdBcluui Nr. 34.

ziehangen, die possessive and eine andere (sod s^joar panni nous), anzn- gliedern.

Eine unzolängliche Erklärung findet der eigentümliche Gebranch von on. Mit Recht erkennt der Verfiiaser darin oft eineo Euphemismus; aber noch vielerlei anderes drfickt es ans. In dem on se levait trop tard, on se couchait trop tot des Hausdrachens in Lafontaines Le mal Mari6 liegt impertinente Grobheit; wenn man von einer jungen Dame sagt, die das Nähen lernen soll und nicht will: on est trop grande dame pour cela, so ist es feiner Spott. Eine Art h6f lieber Verallgemeinerung enthält das on, wenn Serriires in Le Petit Ghose zu Daniel Eyssette sagt: On fera (st nous ferons) connaissance en trinquant. Auch der Wohlklang spielt eine Bolle, sobald man bei Schilderungen dem schleppenden nous nous levions avec le jour; nous travaillions jusqu* k dix heures usw. on se levait*, on tra- vaillait usw. vorzieht. Wobei dann dem on etwas Programmartiges an- haftet ähnlich dem on dansera, on fera de la musique auf Einladungs- karten.

Die verschiedenartige Verwendung dieses vielsagenden und bequemen Wörtchens, das fBr alle drei Personen gebraucht wird, könnte den Gegen- stand einer fesselnden Untersuchung abgeben.

Flensburg. B

298/301) Materialien zur Kunde des filteren englischen Dramas begrfindet und herausgegeben von W. Bang. Bd. XIII, XIV, XV erster Teil. Louvain, A. üystpmyst, Leipzig, 0. Harrasso- witz, London, D. Nutt, 1906. The Qneen or the Exeelleney of her sex nach der Quarte 1653 in Neudruck herausgegeben von W. Bang. IX u. 60 S. 4.

Sabskriptioniprois 4.i0; Bonst uf 5.90.

Abraham Frannee, Victoria , a Latin comedy edited firom the Penshurst manuscript by Q. C. Moore Smith. XL u. 130 S.

Sabskz^tionaprela Jl 6. 40; sonst Ji 8. . Ch. Crairfordy A concordane to the works of Thomas Eyd. Erster Teil: Ä bis Howard. V u. 200 S. 4.

SabskriptioBspreiB J$ 16, —; sonst J$ 20. . Mit nnermfidlichem Eifer ist Professor Bang als Organisator der Sammlung und als Hexausgeber tätig. Mit der Queen ^* kehrt Bang, wie er uns im Vorwort gesteht, zu einer Jugendliebe zurück. Seit seiner

Nene Fbilologiaehe BimdMhaa Nr. 24. 573

Gymnasiastenzeit war ihm John Forde, zunächst in Bodenstedte Über- setzung, dann im Original ein vertrauter Freund. Den Philologen reizte es später, die gemeinsamen Arbeiten von Forde und Dekker auf ihre Be- standteile hin zu untersuchen. Seine Studien haben Bang nunmehr dazu gefBhrt, das jetzt neu veröffentlichte Stfick, trotzdem äufsere Zeugnisse voltetändig fehlen, Forde zuzuschreiben. Als Grfinde fährt er an: „Auf beiden Seiten werden die herrlichsten Charaktere durch das gemeinste Gelichter in ihrer Wirkung geradezu erdräckt - das ist Forde. Auf beiden Seiten konstatieren wir ferner ein Nebeneinander moralisch und poetisch hocherhabener Stellen und solcher, die durch rohe Takt* und Geschmacklosigkeiten und den niedrigsten , Humor' entstellt werden das ist wieder Forde/' Weiter weist B. auf die Gharakterzeichnung, den Ideenkreis und Wortschatz hin. Der Beweis im einzelnen wird uns in der Dissertation eines Scbälers Bangs vorgelegt werden. Über Ab- ÜBssungszeit und Quellen läfst sich vorläufig nichts Sicheres sagen. Der Textabdruck beruht auf einem in Bangs Besitz befindlichen Exemplar der Quarte des Jahres 1653 (der einzigen Ausgabe) und darf bei der be- währten Zuverlässigkeit des Herausgebers ald genau angesehen werden. Auch typographisch ist die Übereinstimmung prächtig gewahrt.

Die zweite Ausgabe stammt von dem Herausgeber des „Pedantius'S den ich in dieser Zeitschrift 1905 S. 570 angezeigt habe. „Victoria'' von Abraham Fraunce ist kein interessantes Stfick, auch kein Stfick von grofaem Wert, da Handlung und Gharakterzeichnung die gewöhn- lichsten Gesetze dramatischer Buhnenknnst aufer acht lassen und ein Ballast von Zitaten und Anspielungen jeden höheren Schwung verhindert. Darum ist es auch nie gedruckt worden, der jetzige ist der erste nach der einzigen Originalhandschrift, die der Besitzer Lord De L*Isle and Dudley mit der Liberalität eines englischen Adligen gern zur Verfflgung gestellt hat Entbehrt das Stfick auch aus den eben angegebenen Grflnden im allgemeinen des Beizes, so ist es doch, wie alle lateinischen Schul- komödien, insofern von Interesse, als es uns einen Einblick in die Geschichte der englischen Universitäten gestattet, auf die dort gepflegten Studien und Vergnfigungen lehrreiche Streiflichter wirft und vielleicht auch hier und da einen bisher noch nicht zu erkennenden Einflufs auf die Geschichte des Yolksdramas selbst gehabt hat Auch sei nicht vergessen zu be- merken, dafs der Verfissser sein Drama keinem Geringeren als Philipp Sidney widmen durfte. Der Herausgeber hat sich seiner vielleicht nicht immer

574 Neoe FhilologiBche RnndaehMi Nr. 24.

ganz dankbaren Aufgabe mit der gewohnten liebe und Akkurateeee eoi- ledigt, und der Verlag hat das denkbar möglichste getan, die saubere Arbeit in einer wfirdigen Ausstattung unter Beigabe des Faksimiles der Widmung an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Einleitung gibt eine höchst dankenswerte Übersicht Aber Leben und Werke Fraunces, und der Kommentar klärt manche schwer verständliche Stelle mit grolser Gelehr- samkeit auf.

Der letzte gewaltige Band, die erste Hälfte einer Kyd- Konkordanz, wird vielen etwas bringen, obgleich der Ver&sser sein Buch zunächst dazu bestimmt hat, seine Ansicht von der Autorschaft Kyds an dem anonymen Stfick „Arden of Feversham'' nachzuprfifen. Ich brauche kaum darauf hinzuweisen, wofflr nicht alles sich dieses Werk, das einen dauernden Wert beanspruchen darf, nfitzlich erweisen wird. lateiarhistoriker und Sprach- forscher werden in gleicher Weise ihre Freude daran haben und die ent- sagungsvolle Arbeit des Verfassers hoch anerkennen. Wenn der zweite Teil .vorliegt, soll hierüber wie über die äufsere Anlage noch ein Wort gesagt werden.

Bremen. Helmioh Bpi^tu

302) Meyen Grofses Konvenations-Lexikoii. Ein Nachschhge- werk des Allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit mehr als 11 000 Abbildungen im Text und auf über 1400 Bildertafeln, Karten und Plänen, sowie 130 Textbeihigen. Zwölfter Band. Leipzig und Wien, Biblio- graphisches Institut, 1905. 908 S. (zu zwei Spalten). 8.

geb. J$ 10.-. Der vorliegende Band ist ganz dem Budistaben L gewidmet Sein erster Artikel gibt unter dem Schriftzeichen L eine Fülle von AuflOsungeD der Abbreviaturen, die sich an dieses Lautzeichen auf den verschiedensten Gebieten des gelehrten und geschäftlichen Schriftwesens anknüpfen und die auch dem Kundigsten noch mancherlei Belehrung spenden; das letzte Stichwort berichtet über die Träger des Namens „Lyra''. Da es bei dem zugemessenen Baum nicht angeht, alle Gebiete der zahlreichen Erklämngs- objekte zu besprechen, so beschränkt sich Referent vorerst darauf, auf einige Gruppen hinzuweisen, die sach- und fochgemäfs in diesem Bande erledigt sind und den Lesern dieser Zeitschrift am nächsten liegen. Sehr grofs ist diesmal die Zahl der Artikel, welche Personen und Gegenstände

Nene PhilologiBche Rmidflebaa Nr. 24. 575

des klassischen Altertums behandeln (7gl. Labeo Laberius Labienus Laby- rinth Lakonien Laokoon Latiner Feriae latinae Limes [mit Karte] Lines Livius nsw), und zwar, soweit sich das nach Stichproben erkennen läfst, in genauer Ffihlnng mit dem heutigen Staude der Wissenschaft. Vgl. Leukas und die Dörpfeldsche Hypothese. Die Gelehrten- und Schul- geschichte ist vertreten mit den Namen Lachmann, Lambros, L. Lange, Wichard Lange, Lafsberg, LaTswitz, Lattmann, Lazarus, Lehrs, Gh. und F. Lenormant, Lepsius, Leskien, Linnö u. a. m. Weiterhin seien genannt die Titel Lateinische Sprache, Lateinische Literatur des Mittelalters, Laut- lehre, Lautverschiebung Lesebuch, Lesehallen Literatur , endlich : Lehramtsprüfung, Lehrer, Lehrerin (nebst Ableitungen), Lehrfreiheit, Lehr- mittel. Diese Fächbezeichnungen bilden natürlich nur einen kleinen Teil des Belehrungsstoffes, der hier in einer Legion von Namen und Aus- drücken aller Wissensgebiete niedergelegt ist.

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Intertiontffebflhr fQr die einmal i^paltene Petiiseile 80 Pff.

Inhalt: Bezenflionen: 303) J. van Leenwen, Aristopbanis Paz (F. Pongrati) p. 577. 304) 0. Binder, Die AbfasBimgBzeit you Seneeas Briefen (F. Adami) p. 579. 305) L. Yalmaeei, Cornelio Tacito, II libio terzo delle Storei (Ed. Wolff) p. 580. 306) Pb. Kropp, Die minoiecb-mykeniBcbe Knitor im Liebte der Überliefemng bei Herodot (H. Klage) p. 583. 807/308) A. Levi, Delitto e pena nel pensiero dei Greci; derselbe: Gii accatoni nei poemi omeriei (0. Scbnltbefe) p. 584. 309) B. Pöblmann, Gmndri/B der giiecbisoben Ge- scbicbte (4. Baner) p. 587. ^ 310) P. 0. Scbjott, Die rdmiecbe Gescbichte im Liebte der neaesten Forsebnngen (J. Jnng) p. 587. 311) Th. Hommsen, Gesammelte Schriften. IV. Eßstoriscbe Schriften. Erster Band (J. Jung) p. 588. 312) H. Mniik, Lehr- n. Anschaanngsbebelfe zu den griechischen Schnlklaasikem (M. Hoderroann) p. 589. 318) K. Qniebl, Französische Ausspräche nnd Sprach- fertigkeit (H. Schmidt) p. 590. -* 314) E. Brnhn and B. Preiser, Aufgaben zaai Übersetzen ins Lateinische (W. Baader) p. 591. 315) 0. Jespersen, Growth and stractore of the English langaage (Heinrich Spies) p. 592. 316) G. Saintsbary, A bistory of English prosody from the tweifth oentary to the present day p. 595. 317) G. Ploetz, English Vocabnlanr (Ernst Hansen) p. 596. 318) Meyers Groises Konyersations- Lexikon, XIII. Band p. 598. Anzeigen.

303) J. van Leeawen J. F., AristophaniB Paz. Cum Freie-

gomenis et Ciommentariis edidit (F. ?. L.). Lugdnni Batavornm

apud A. W. Sijthoff, 1906. 201 R. 8. Ji 5. -.

Mit diesem Stücke schliefst Leeuwen seine bekannte Aristopbanes-

ausgabe. Er fiAfst sich in der Einleitung kfirzer, als man es sonst wohl bei

ihm gewohnt ist. Zunftchst weist er daranf hin, dab Aristophanes, der

schon im Jahre 425 mit jugendlichem Feuer f&r den Frieden eingetreten

sei, nnnmehr nach Eleons Tod seine Zeit fOr gekommen erachtet and im

Jahre 421 das Frieden ^^ betitelte Stflck den Archonten flbergeben habe.

Der erste Preis sei aber nicht ihm, sondern seinem Nebenbuhler Enpolis

zuerkannt worden, der mit der Geifselung der Sophisten ein beliebtes

Thema angeschlagen und ein zugkräftiges Stflck geschaffen habe. Auch

die Frage einer altera pax wird kurz gewflrdigt, wobei der Herausgeber

578 Nene Philologische Bnndachan Nr. 25.

wie in ähnlichem Falle bei den Wolken und beim Flatus in durchaus überzeugender Weise zu einem negativen Resultate gelangt.

Yermilkt wird eine eingehende, besondere Behandlung der Frage nach der Inszenierung des Stfickes, vielleicht in Form eines Exkurses. Wir finden das Material zerstreut teils in den Anmerkungen zum Index nominum, teils in den exegetischen Bemerkungen, teils in den kritischen Noten und in den eingeschal- teten szenischen Bemerkungen. Ohne sich auf nähere Erörterungen einzu- lassen , weist Leenwen Roberts neuestens auch von Merry und Mazon an- genommenen Vorschlag zurück, das Haus des Trygäus und den Palast des Juppiter sich nebeneinander vorzustellen. Mit Recht verweist er kurz auf Vers 821, wo das Adverbium Spofd^ev schon eine solche Annahme ver- biete. Wie Leeuwen selbst aber sich die Szenerie vorstellt, darüber erMren wir nichts Näheres. Das Svtqov verlegt er, wiederum ohne genauere Be- gründung, in die Orchestra; hier bezeichne ein Steinhaufen die Stelle, an der sich die Öffnung zum üptqov befinde. Bis hierher können wir folgen, ohne daTs wir zum Widerspruche uns veranlafst sähen. Die Schwierigkeit beginnt aber mit V. 469 : Syeiov, Swilyigrov ^dtj aqxp. Der Vers ist in sämtlichen in Betracht kommenden Handschriften dem Chore zugeteilt, bzw. dem Chorführer, welcher den Trygäus und Mercurius zur Mitarbeit auffordert. Wie soll das aber geschehen, wenn beide auf erhöhter Bühne vor dem Hause des Zeus agieren, das Sptqov aber in die Orchestra ver- legt ist? Es ist nicht zu verwundern, dafs der Herausgeber da raÜos ist Mit einem kritischen Salto mortale sucht er nun über die Aporie hinw%- zukommen, indem er im Widerspruch mit der Überlieferung V. 469 deni Trygäus, V. 470 dem Chorführer zuteilt Schade, dals damit die Er- klärung der Stelle nur noch verwickelter und nnWtüirscheinlicher wird. Schon die beiden Dualformen Syeiav und ^wikKetov mulsten davor warnen, da sie sich doch nur auf zwei Personen beziehen können. Noch wichtiger aber ist, daHs die Worte ovkqvv ^Imd xal iiaQtQfiai dem Chore schlechter- dings nicht beigelegt werden können, da ja nach dem Vorausgehenden Mercurius sich von dessen redlichen Bemühungen bereits hat überzeugen müssen. Noch schlimmer wird die Sache dadurch, dafs Leeuwen sich genötigt sieht auch den sicher überlieferten Vers 416 für unecht zu er- klären. So läfst sich also nicht sagen, dafs zur Lösung dieser wichtigen szenischen Frage etwas beigetragen sei

Im übrigen ist der den Text begleitende Kommentar bei alier Ge- nauigkeit und Detaillierung streng sachlich gehalten und erm(^licbt ein

Nene Philologisohe Bündsehaa Kr. 26. 57d

BinleBen in das Stfick ohne Zuhilfenahme anderer Hilfemittel. Die Ver- weise nnd Zitate fSr den Kommentar sind am Fofse jeder Seite in einer besonderen Spalte zusammengestellt. Es mnls wiederholt betont werden, dafs diese prinzipielle Scheidung ihr Mifsliches mit sich bringt, da bei kurzen Zitaten die Bequemlichkeit und Cbersicht geopfert wird. Im ein- zelnen mag auch bei den Erklärungen dieses oder jenes auszusetzen sein, so bei V. 32 die allzu breite grammatische Exkursion , die Zitierung und weitläufige Widerlegung des Scholiasten in V. 7 und namentlich Y. 185, die Notierung von Parallelstellen , welche f&r die Erklärung ohne Belang sind, z. B. Y. 64. 105. 403. Nur an wenigen Stellen weifs Leeuwen keine plausible Erklärung zu geben, scheut sich aber dann nicht das zu bekennen, so Y. 628. 837. 1077.

Die Drucklegung zeigt die grOlste Sorgfalt, und es begegnen nur wenige Versehen.

So hat Leeuwen ein Werk vollendet, an das er Jahre seines Lebens gesetzt, mit dem er etwas Eigenartiges geschaffen und neue Ideen in die Aristophaneserklärung gebracht hat.

Möchte diese Ausgabe in Qelehrtenkreisen die ihr gebfihrende Yer- breitung finden und Leeuwen instand gesetzt werden, eine Neubearbeitung zu besorgen unter Yerwertung dessen, was die Kritik ihm Brauchbares und Schätzenswertes geboten.

Freising. P. Pongrats.

304) Otto Binder, Die AbfAsaungsseit von Senecas Briefen.

Inaug.-Diss. Tflbingen, Eommissionsverhig J. J. Heckenhauer,

1905. 2 Bl. 62 S. 8. Im ersten Kapitel wird auf Qrnnd der Zeitangabe der Briefe selbst die Zeitdauer des Briefwechsels auf 63 bis Oktober 64 n. Chr. festgesetzt. Mit Recht wird dabei der in Brief 23 und 67 erwähnte Frfihling als ein und derselbe (des J. 64) aufgefafst. Im zweiten Kapitel versucht der Yerfasser sein Ergebnis zu stfitzen und den Anfang des Briefverkehrs ge- nauer (auf Juni 63) zu bestimmen durch das eigenartige Yer&hren, dafs aus je zwei oder mehreren Briefen Senecas ein entsprechender Ant- wortbrief des Lucilius festgestellt und darauf durch Berechnung der Dauer des Postverkehrs zwischen Syrakus und Rom bzw. Neapel (rund vier bzw. drei Tage) die Gesamtzeitdauer des Briefwechsels gewonnen wird. Wieweit allerdings ein inquis, quaeris, selbst scnbis fingiert oder auf wirkliche

680 Neue Philologische Rnndschaa Nr. 25.

briefliche Äurseningen des Lacilius zurückweist, ist schwer za entscheiden, und an manchen Stellen wird man anderer Meinung sein können als der Verfasser. Aber anzuerkennen ist, dafs er im ganzen die richtige Mitte gesucht und gegebenenfalls es bei der Wahrscheinlichkeitsannahme gelassen hat Wertvoll ist in diesem Teil die Erörterung über den Postverkehr der Eaiserzeit im allgemeinen. Im dritten Kapitel wird u. a. überzeugend gegen die Umstellungen in der überlieferten Reihenfolge der Briefe, gegen die Annahme bündelweiser Absendung, hier eine kleine Einlage über epistulae als „Briefes gegen Datierungsversuche aus ähnlichen Stellen bei Lucian und Senecas quaest nat. eingetreten. Die sorgfältige Arbeit liest sich gut, nur stört der circulus im Schluis der Einleitung.

Frankfurt a. M. F. AdamL

305) Luigi Valmaggi, Comelio Tadto, TL libxo terzo delle Storie commentato da L. V. Gon introduzione e appendice critica. (Gollezione di classici greci e latini con note italiane.) Torino, Erm. Loescher, 1906. XXV u. 122 S. 8. Lire 1. 80 Diese in grofsen Intervallen erscheinende Historienausgabe beruht auf sehr fieifsigen Studien und überrascht durch die Reichhaltigkeit des Kommentars, der freilich auch manche über den Gesichtskreis des Oym- nasialschülers hinausliegende Materien behandelt. Das gilt zugleich von der Einleitung, in welcher die Tacitusliteratur des letzten Dezenniums, vornehmlich über die Historien, verzeichnet und meistens kurz und zu- treffend kritisiert ist. Als Vorarbeiten für das vorliegende Heft kommen mehrere kleine textkritische und exegetische Abhandlungen V.s in Betracht, so seine Tacitiana (Atti della R. Accademia delle scienze di Torino), Torino, Carlo Clausen, 1905. Über des Herausgebers Textgestaltung habe ich bereits an anderer Stelle (Woch. f. kl. Phil. 1906, Nr. 22, Sp. 603 bis 606) berichtet und das mitunter freilich zu weitgehende Bestreben anerkannt, an dem Überlieferten möglichst festzuhalten. Nur vereinzelte, freilich nicht gerade überzeugende Konjekturen eigener Erfindung, wie 40, 7 und 44, 4, im übrigen eine verständige Auswahl der von anderen vorgeschlagenen Änderungen.

In der Auslegung des Textes läTst V. oft verschiedene Auflassungen zum Worte kommen, ohne sich bestimmt für die eine oder die andere zu erklären. So begegnet er sich mit Heraus in dem Zweifel betreffs der Deutung von 10, 11 singultu,^das meines Erachtens unbedingt ebenso als

Nene PhUologuche Bnndichaa Nr. 25. 581

,,abIativo di concomitanza^^ gemeint ist, wie 4, 81, 6 gemitu, 1, 27, 14 und 2, 70, 13 clamore et gaudio (gaadiis) u. a. m. Die von Döderlein und Heraus verglichenen Dichterstellen, Verg. Aen. 5, 199 (auch Aen. 9, 415) und Ovid. am 3, 9, 12, dürfen nns nicht irre machen. Was zn qnatit sonst zu ergänzen ist, schon im Hinblick auf lacera veste, zeigt Ann. 1, 23, 1 incendebat haec fietu et pectus atque ob manibus ver- berans, oder Vei^. Aen. 11, 86 pectora nunc foedans pugnis, nunc unguibus ora. Eine ähnliche Situation wie an unserer Stelle wird auch geschildert Ann. l, 41, 3 gemitus ac planctus etiam militum aures oraque advertere. Vgl. 4, 3, 7 os verberaverat.

23, 6 f. arreptis e strage scutis ignorati abscidissent. V. läfst es unentschieden, ob ignorati mit den vorhergehenden Worten oder mit dem folgenden vincla-absoidissent zu verbinden sei. Mir scheint die Be- ziehung nicht zweifelhaft ; denn, wie der Zusammenhang lehrt, konnte das Durchschneiden der Stränge an der „in vacuo et aperto'' aufgestellten Balliste nicht unbemerkt und unbeobachtet geschehen. Es kam den beiden namenlosen Helden zunächst nur darauf an, nicht als Prä- torianer (denn an diese Truppe allein ist zu denken) kenntlich zu sein und so an das Oeschfitz fiberhaupt heranzukommen (dieser Begriff der Be- wegung ist zu ergänzen); dazu dienten ihnen die aufgerafften Schilde gefallener Yitellianer, vielleicht auch die Beseitigung ihres Helmbusches. Sobald sie ihren Zweck, die Balliste unbrauchbar zu machen, erreicht hatten, war es natfirlich mit der Verstellung vorbei. Mit Recht macht y. gegen Orelli-Meiser geltend, dafs auf dem nächtlichen Schlachtfelde, das erst später der aufgehende Mond beleuchtete, nicht etwa Farben, Auf- schrift oder Verzierungen der Schilde, sondern allenfalls nur ihre Form in die Augen fallen konnte. - Stilistisch vgl aufser 74, 2 und 4, 36, 13 auch Suet. Dom. 1. Isiaci celatus habitu.

In den Worten 39, 4 notabili gaudio Blaesum visendo. Quin et audita est sqq., die, wie V. zutreffend bemerkt, keinerlei Emendation be- dfirfen, liegt eine logische Steigerung: Vitellius bekräftigte die umlaufen- den Oerfichte nicht allein durch die bei seinem Krankenbesuche zur Schau getragene Freude (hinter gaudio keine Interpunktion!); er gab diese Freude auch in Worten kund. 41, 10 schreibt der Herausgeber (wie Beferent in seiner Ausgabe) mit Faemus: pavidos periculorum. Allein dies stimmt, wie Meiser richtig bemerkt hat, nicht zu der sonstigen taci- teischen Schilderung der germanischen Krieger. Wohl bricht bei ihnen

Neue Fhfldogisdhe ßandgehau Nr. 26.

zuweilen eine Panik (formido, 2, 26) ans; aber die GeaamtstiiniDang ist nirgends als pavor periculomm za bezeichnen, eher als das Gegenteil. Anf der anderen Seite spricht fQr avidos praemiorum manches Bei- spiel (1, 66; 2, 29 u. G.). Die qK>lia Oalliamm beehren, dem Beispiele des Valens folgend, anch die germanischen Soldaten.

In bezng auf die Worte 50, 16 et ipsos in regione . . . terrebant stellt J. Hartman (Analecta Tacitea, S. 276) die ziemlich mfifsige Frage: Quid sibi hie ista vox „ipsos*' velit dicat qui sciat! Hierauf hat V. die ganz einfache Antwort gegeben, dafs die schon mit cunctantes einsetzende Beschränkung des Subjekts auf duces hier durch ipsos von neuem herYor- gehoben wird. 56, 17 ist die naheliegende Änderung der Bipontina: aspere von den meisten Herau^ebem unter Hindeutung auf Ann. 4, 31 fibernommen worden. EieMings Widerspruch ist in der Tat unberechtigt. Die Niederlftnder Hartman und van der Loeflf haben unabhängig vonein- ander aspernaretur vermutet, was an sich keinen äbeln G^ensatz (zu acdpere) bilden wfirde. V. schliefst sich Bitters Auffiassung der fiber- lieferten La an: aspera „penose*' h. e. ut aspera essent Yitellii auribus quae utilia; aber der dann folgende Wechsel der Struktur und des Sub- jekts ist schlechterdings unerträglich hart. Vgl. aufserdem Heraus zu der Stelle. 63, 7 e victricibus legiones dürfte wohl nur im Zusammen- hang mit anderen gleichfalls vielfach angezweifelten Stellen (1, 11, 6 ; 26, 1 ; 70, 21; 2, 22, 2; 25, 4) richtig erläutert werden, wo sich dieselbe „rhe- torische Verallgemeinerung" zeigt, y. flbersetzt nicht ganz zutreffend „ein Teil der siegreichen Leonen''. Die Worte 67, 4 paucis ante diebus ... praevenit sind nicht unbeanstandet geblieben. Job. Möller wollte ante, Hartman die ganze Zeitbestimmung p. a. d. tilgen, sehr mit un- recht; immerhin wäre eine erklärende Anmerkung wohl angebracht He- raus weist sehr passend auf Yal. Max. 5, 10, 2 hin; vgl. auch Oaee. b. g. 5, 2, 2. Au&erdem dfirften beispielsweise eingehender erörtert werden: 52, 14 volentia, 53, 14 der Gebrauch von officere, 56, 18 laesurum, 59, 18 se socios promitterent, nach Ann. 3, 15, 4 socium se et comitem exitii promittebat zu beurteilen. Im ganzen jedoch liefse sich gegen Valmag^s vortrefflichen Kommentar eher der Vorwurf der ÜberfBUe als des Mangels erheben. Zum Schlüsse verzeichne ich noch die von Ign. Prammer mir mitgeteilte Vermutung, daft 10, 25 statt des „dummen'' litteris zu lesen sei libertis.

Homburg v. d. H. EdnarA WoUt

Nene PhOologische BundBohan Nr. 25. 588

306) Philipp Kropp, Die minoisoh-mykeniBohe Kultur im Lichte der Überlieferung bei Herodot Mit einem Exkurs: Zur ethnographischen Stellung der Etrusker. Vortrag, gehalten im Frankfurter QymnasiaUehrerverein und in der Qeaellschaft fflr Urgeschichte in Jena. Mit zwei Tafeln und drei Abbildungen im Text. Leipzig, Otto Wigand, 1905. 67 S. 8. Ji 2.75. Der Titel des Buches könnte Tielleicht mit noch gröCserem Bechie lauten: Die Überlieferung bei Herodot im Liebte der minoisch-mykeni- schen Kultur; denn wenigstens nach Ansicht des Referenten werden mehr die Berichte Herodots durch die Ergebnisse der Erforschung der mykenischen Kultur klarer gemacht als umgekehrt. Überhaupt findet man bei der Lektüre des Buches, dafs die wirklich die mykenische Kultur beleuchtenden oder von dieser beleuchteten Stellen aus Herodots Berichten an Zahl sehr gering sind. Die meisten Stellen geben dem Herrn Ver- fasser nur Anlafs, seine Ansichten fiber die kretische und festländische Kultur, die man sich gewöhnt hat als mykenisch zu bezeichnen, ausein- anderzusetzen. In einem Falle mufs Referent Giogar die Zusammengehörig- keit der Herodotstelle mit den dazu gestellten Tatsachen der kretischen Welt bestreiten. Auf S. 17 f. bringt der Ver&sser die Stelle Her. VII, 93 (die Karer und Lykier im Heere des Xerxes sind mit dqircava und iyxu- Qidia bewaffnet) mit der Vase von Hagia Triada zusammen. Er erklftrt die eigentfimlichen Dreizacke, die von den dort dargestellten Mftnnem ge- tragen werden, fflr Waffen, die aus drei an einen Schaft oder an die Lanze gebundenen Sichein bestehen. Dafs Krieger auf der Vase dar- gestellt sind, wie der Verfasser gegen andere ErkUrongeD behauptet, scheint ganz sicher zu stehen ; Beweis sind die Panzer der Ffihrer und vor allem die Kopfbedeckungen der im Zuge einherschreitenden Leute: Helme von der Form, wie sie z. B. bei Schuchhardt, Schliemanns Aus- grabungen usw. im Lichte der Wissenschaft, S. 243, Fig. 208 u. S. 257, Fig. 231, dargestellt sind. Als Waffen aber wären die von den Krie- gern getragenen Gegenstände höchst unbeholfen und unpraktisch ; es findet sich auch sonst nirgends eine derartige Waffe abgebildet. Auch kann der dargestellte Zug keinen direkt kriegerischen Hintergrund haben, da kein einziger der Krieger einen Schild trägt. Es ist offenbar ein Triumphzug oder sonst ein religiöser Zug, und die angeblichen Waffen sind konventionell dargestellte Zweige; einige haben ja auch vier oder gar fflnf Spitzen.

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Alle aaf die Sichelnatar dieser „Waffen*' gegründeten Schlösse fidlen damit zusammen.

Die ErSrterangen, die der Herr Verfasser an die zitierten Herodoi- stellen anknfipft, sind nun sehr interessant, und Referent ist geneigt, ihm in sehr vielen Ponkten beizupflichten, und auch wo dies nicht der Fall ist, sind die Ausffthrungen doch fiberall anregend. Sehr wahrscheinlich wird der Zusammenhang der Earer mit den Phöniziern und den miuoischen Kretern gemacht, und wenn er auch nicht einwandfrei bewiesen ist, so stimmt doch Referent dem Verfi&sser darin rfickhaltlos bei, dafe die kreti- schen „Mykenier'* Phönizier, die festlftndischen dagegen Griechen sind. Die pelasgische Frage dagegen, soweit sie Herodot betrifft, erscheint dem Referenten unheilbar verwirrt und auch durch die Erörterungen des Ver- fassers nicht geklftrt

Der in dem Exkurse versuchte Nachweis, dafs die Btrusker den mi- uoischen Kretern stammverwandt seien, ist sehr interessant und scharf- sinnig geführt, aber wie es die Natur der bisher bekannten Tatsachen mit sich bringt nicht voll fiberzeugend.

Das lesenswerte Buch wird jedem, der mit den in Frage kommenden Tatsachen einigermafsen vertraut ist, mannigfache Anr^ung bringen.

Cöthan. B. Klvso.

307/308) AlassandroLeTi, Delitto e pena nel pendero deiCtrecL

Studi SU le concezioni antiche e confronti con le teorie moderne. Gon prefiizione del Prof. Biagio Brugi. Torino, Fratelli Bocca, 1903. Vm U. 278 S. 8. Lire 3,60

Oli aooatoni nei poemi omericL Nota. Estratto dagli Atti del Reale Istituto Veneto di scienze, lottere ed arti, Tomo LXIL, Parte seconda. Venezia, tipogr. Carlo Ferrari, 1903. 16 S. 8. Aus der Vorrede des Buches von A. Levi erfahren wir, daß die vor- liegende Arbeit die juristische Doktordissertation des Verfiissers ist, mit der er mit höchsten Ehren in Padua promovierte. Methodisch wichtig und ffir das griechische Recht so ziemlich neu ist, dals der Verfasser sich nicht begnfigt mit einem blolsen Zusanunentragen der Rechtss&tze, son- dern ihren Qeffihlswert und die ihnen zugrunde liegenden sozialen Ver- hältnisse zu eigrfinden sucht In der Einleitung betont er selber als seine Au^be, das Recht als soziale Erscheinung zu studieren: la vita dd di-

Nene PhilologiBche BnodBchaa Nr. 25. 585

rUto nei saoi rapporti cclla vüa sociale. Levi will also nicht in erster Linie die fiufsere Rechtsgeschichte studieren, sondern das Becht in Be- ziehung bringen zu den fibrigen Äufsernngen und Erscheinungen des Le- bens; er fragt nicht nach dem „was und wie?", sondern nach dem „warum?". Er stellt sich so ein Problem von „psicölogia sociale'^ und lOst es auf Orund tiefgehenden Studiums der griechischen Autoren und mit philosophischem Qeiste in vorsichtiger und nüchterner Forschung. So haben wir hier, wie auch sein Lehrer Prof. Brugi in der Vorrede sagt, eine tüchtige Arbeit eines Bechtshistorikers vor uns, der zugleich Becbts- philosoph ist, und der es versteht, die fiberlieferten Tatsachen so trefflich zu analysieren, dafs wir deutlich sehen, wie wesentlich das Strafrecht gerade ffir das griechische Denken und Fühlen und wie eng verbunden es mit den fibrigen Äufserungen der Kultur war. Dafs der Verfasser auf einen chronologischen Bahmen verzichtet hat, ist bei der relativ mageren Oberlieferung durchaus zu billigen; um so runder und klarer kann er das Bild der ethischen und sozialen Verhältnisse zeichnen, die die Orundlage der alt- griechischen Theorien fiber das Verhältnis von Verbrechen und Strafe bilden.

Levi verfährt so, dafs er in zwei Kapiteln (L 2a criminalitä negli scriUari deUa Orecia antica und IL la concmone greca deUa fatalitä e alcuni stwi aspeäi interesscmti il delUto e la pena) die Grundlage zu seiner rechtsphilosophischen Untersuchung legt und diese selber dann in zwei weiteren Kapiteln, betitelt IIL le basi sociali ed eüche detta pena neUa Qrecia atUica und IV. idee greche e teorie moderne, durchführt. Hierbei bekennt sich Verfosser als fiberzeugter Anhänger der modernen anthropologischen Strafrechtsschule.

Auf Einzelheiten einzugehen, fehlt hier der Baum. So begnfige ich mich mit der Feststellung der Tatsache, dafs der Verfasser fiber eine grofse Belesenheit verfügt, den für eine solche Studie, die sich nicht auf die Ergrfindung und Feststellung der positiven Tatsachen beschränkt, notwendigen philosophischen Geist und die Kunst, seine Gedanken klar und leicht üafslich auszudrücken. Ich darf daher diese Studie mit ihrer für das griechische Becht neuen und eigenartigen Methode der Behand- lung des Stoffes den Fachgenossen warm empfehlen.

Ich bedaure, über die zweite Studie des Verfassers nicht so günstig urteilen zu können. Prinzipiell ist dazu zu sagen, dafs es eben doch nicht mehr angeht, Untersuchungen auf Grund der homerischen Gedichte anzustellen, ohne dafs man sich um die homerische Frage irgendwie

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kflmmere. So scharf auch Levi in seiner unverbältnism&&ig langen Ein- leitung über die Yerirrungen zahlreicher Bearbeiter der homerischen Frage urteilt (S. 4), so kann er uns doch damit über die schwache Grundlage seiner eigenen Untersuchung nicht hinwegtäuschen. Dieser Aufsatz soll gleich- sam ein Ausschnitt sein aus einer umfassenderen Studie über die soziale und rechtliche Stellung der unteren Klassen in den homerischen Gedichten, in- dem von den niedrigen die niedrigsten, die Bettler, behandelt werden.

Levi unterscheidet Gelegenheits- und berufsmäfsige Bettler (tttcü^oO« fremde Bettler {nrwxol ^eivoi) und einheimische Bettler {Ttttaxol nav- di^fiioi); bei näherem Zusehen ergibt sich jedoch, dafs sich diese Unter- scheidung nicht halten läTst. Worin beruht der Wesensunterschied zwi- schen dem Typus des frrwxdg rtavdi^^ioq^ Iros, und dem als Bettler ver- kleideten TtTüfx^ ^eivog, Odysseus? Wenn der Fremde das Bettelgewand anzieht und sich als Bettler benimmt, um die Aufnahme zu finden, die ihm z. B. als ungesühntem Mörder versagt wäre, so stellt er deswegen doch keinen besonderen Typus des Bettlers dar. Falsch ist denn auch sicher die Behauptung, ursprünglich hätten blofs die von auswärts gekom- menen Bettler unter dem Schutze des Zeus gestanden, sie seien eben nicht als Bettler, sondern als Schutzflehende gekommen, die sich unter den Schutz des Zeus gestellt hätten, weil sie als ^eivoi rechtlos gewesen wären. Eine solche Beschränkung des bekannten Satzes ftQdg yäq Ji6g üaiv STtavreg ^eivoi te Ttruxoi %b lälst sich nicht nachweisen. Als ganz verfehlt endlich mufs ich es bezeichnen, wenn Levi den Grund fflr die gute Aufnahme der Fremden und Bettler lediglich in der iendenea aUa comparatfione ctssidua fra se e gli aUri findet, mit anderen Worten in dem egoistischen Zuge, dafs einer denkt, er könnte ebenfalls einmal ins Ausland fliehen müssen und könnte dann, als Bettler verkleidet, zum Ent- gelt für erwiesene Gastfreundschaft gute Aufnahme finden. Diese Auf- fassung ist, wie mir scheint, völlig unantik und verkennt durchaus die religiöse Grundlage des griechischen Gastrechts. Sie versagt auch da, wo Levi feststellen will, wie sich aus diesem dem Fremden aus blofsem Interesse gewährten Schutz die Vorstellung entwickelt habe, der Bettler und der Fremde erfreuten sich eines besonderen göttlichen Schutzes. Es ist rein undenkbar, dafs dieser religiöse Gedanke erst nachträglich als Ak- zedens dazu gekonunen sei : er ist vielmehr zweifelsohne das Ursprüngliche und Grundlegende in der homerischen Auffassung des Gastrechts.

Zürich. Otto Sohvlthofk.

Nene PhflologljMilie Bondachaa Nr. 25. 587

309) B. Föhlmann, Omndrifs der giieohisohen Geschichte

nebst Qaellenkmide. 3. Aufl. MQnchen, C. H. Beck, 1906. 307 S. 8. geh. ^6.50; geb. JH 7.20.

Die vorliegende Darstellung der griechischen Geschichte von den ältesten Zeiten bis aaf die Provinzialordnung Vespasians bildet bekannt- lich die vierte Abteilung des dritten Bandes des von I. v. MQller heraus- gegebenen Handbuches der klassischen Altertumswissenschaft, ist aber ebenso wie die darin enthaltene römische Geschichte von B. Niese auch besonders käuflich.

Wie durchgreifend und eindringlich die nach zehn Jahren notwendige Neubearbeitung in dieser dritten Auflage vorgenommen wurde, gibt sich äuiserlich in dem Zuwachs von &st 40 Seiten des Textes zu erkennen, und ein Vergleich lehrt, dafs diese Zusätze sich auf alle Abschnitte ganz gleichmäfsig verteilen; dabei handelt es sich aber keineswegs um blofse Nachträge der neueren Literatur, obwohl auch diese in wfinschenswerter Reichhaltigkeit geboten werden, sondern um eine durchgreifende, besonders das, was der Verfasser den geistigen Qehalt der politischen Geschichte von Hellas nennt, hervorhebende Neugestaltung des Textes. Die wirt- schaftsgeschichtlichen'Studien P.s sind diesen Abschnitten ganz besonders zustatten gekommen. Das Buch hat sich mit Fug schon in den frflheren Auflagen zahlreiche Freunde gewonnen, besonders als Hand- und Hilfsbuch im akademischen Unterricht; ihre Zahl wird durch diese Neubearbeitung unzweifelhaft noch sehr erheblich zunehmen.

Graz. Adolf Banor.

310) F. 0. Sohjotty Die römisöhe Oesehiöhte im Lichte der

neuesten Forschungen. (Schriften der „VidenskabsSel8kab'^) Cfaristiania, in Kommission bei Jacob Dybwad, 1906. 31 S. 8. Der Verfasser ist kein Neuling, sondern hat schon vor 31 Jahren eine Abhandlung Aber Polyb. VI 20 geschrieben, die, wie er klagt, weder von Lange noch von Madvig gewürdigt worden sei. Er findet „in der Beform des Servius TuUius dieselbe Anordnung wie in dem So- lonischen Verfossungsschema, dafs die Mitglieder des Adels Reiter sind und als solche Bitter bezeichnet werden im Oegensatz zu den Plebejern, die Dienst zu Fuis leisteten'', welche Gedanken eingehender erSrtert werden, nicht ohne einer „genialen Bemerkung" von K. W. Nitzsch volle Anerkennung zu zollen.

d88 Nene Philologuohe Bnndeohan Nr. 25.

Es wird aber in der Abhandlang auch die grane Vorzeit herein- gezogen, 90 an der Hand der „merkwürdigen, aber ganz nnd gar nicht genügend beachteten Stelle Herodot. YII 2 0'' die Wanderung der Il- lyrer und der Tyrrhener aus Eleinasien nach dem Westen. Da gibt es Gleichungen von Albanen (Albanesen) mit Alba Longa, von Tosken mit Tuskem und dergleichen, denen wir nicht zu folgen vermögen.

Prag. J. Jobs-

311) Theodw Mommsen, (Gesammelte Sohxiften. IV. Histo- rische Schriften. Erster Band. Berlin, Weidmannsche Bach- handlang, 1906. 566 S. 8. .^12.—. Was die ältere römische Oeschich;te angeht, so findet man in dieser Sammlang die Aufsätze über die Remuslegende, die Tatiuslegende, Zama, König Philipp V. und die Larisäer, die Bemerkungen zum Dekret des L. Ämilius Paulus, überhaupt alles, was nicht in den „Römischen Forschungen^' steht. Die Cäsar i sehe Zeit ist vertreten durch die Bechtsfrage zwischen Cäsar und dem Senat, das Militärsystem Julius Cäsars, die kleineren im „Hermes'' publizierten Aufsätze zur Cäsarischen Zeit, das Datum der Erscheinung des Kometen nach Cäsars Tod (aus der Bevue Beige de numismatique). Die Augustische Epoche illustrieren: das augustische Festverzeichnis von Cumä, die Bildnisse der römischen Pro- konsuln auf den Münzen dieser Zeit, die örtlichkeit der Varusschlacht, die Familie des Qermanicus, der Bechenschaftsbericht des Augustus. (Einige Stücke, die man ganz gut hierher hätte ziehen können, wie der Essay über den ersten praefectus Aegypti C. Cornelius Gallus, dann die yorträge über die germanische Politik des Augustus, über die Akten zu dem Säkulargedicht des Horaz u. a. stehen in der Sammlung „Beden und Aufsätze".) Das Vierkaiserjahr betreffen: der letzte Kampf der rö- mischen Bepublik, adsertor libertatis, die Inschrift des L. Verginius Bu- fus, die zwei Schlachten von Betriacum. Aus den älteren Bänden des „Hermes" sind femer eingereiht: der Kommentar zum Edikt des Kaisers Claudius für die Anauner, die Lage von Tigranokerta, die Leben^eschichte des jüngeren Plinius, die Chronologie der Briefe Frontos. Es folgen die wichtigen Artikel über den Markomanenkrieg unter Kaiser Marcus (Einleitung zur Ausgabe der Antoninssäule durch Petersen, Domas- zewski, Calderini 1896) und über das Begenwunder dieses Krieges. Die spätere Zeit ist vertreten durch Stilicho und Alarich, AStius, die Van-

Nene Fhilologiaehe Bimdietaaii Nr. 25.

dalischen Beutestflcke in Italien (letztere Nammer aas dem N. Archiv der Qeeellschaft f. Utere deutacbe Geachichtskonde). Das meiste bekannt, einiges wegen des entlegeneren Ortes der Publikation weniger beachtet, alles zusammen ein kritischer Kommentar zu den einzelnen Perioden der römischen Geschichte; in welcher Beziehung diese Sammlung z. B. dem Taci tu s forscher wenigstens zum Teil den schmerzlich vermifsten vierten Band der „Römischen Geschichte^* ersetzen mufit, während f&r den Li- viusbeflissenen die beiden ersten Artikel von Bedeutung sind. Durch die Sorg&It des Herausgebers 0. Hirschfeld (im Verein mit H. Dessau u. a.) wurden die Zitate rektifiziert und die neuere Literatur in dankens- werter Weise nachgetragen.

Prag. J.

312) Hugo Muük, Lehr- und AQBohannngBbehelfe zu den griechiBOhen Sohulklasakem. Leipzig und Wien, Carl Fromme, 1906. VIII u 121 S. gr. JH 8.60.

Um den Lehrer bei der Behandlung der griechischen Klassiker zu unterstfitzen, hat Verfasser in vorliegendem Buche die literarischen Er- scheinungen zusammengestellt, die er fflr zweckdienlich und empfehlens- wert hält

Im ersten Teile bietet er die Lehrbehelfe in folgender Anordnung: A. nach der formalen Seite: 1. Biographie; 2. Wflrdigung des Autors; 3. Schriften Ober seinen Sprachgebrauch; 4. Aufsätze Aber methodische Behandlung; 5. Cbersetzungen. B. nach der realen Seite: 1. Werke, welche die Realien in den einzelnen Klassikern behandeln; 2. Hilfsmittel f&r den Anschauungsunterricht. Die Übungsbflcher, die den Wortschatz der Schulautoren verwerten, sind in einem besonderen Abschnitte alpha- betisch zusammengestellt

Was den ersten Teil betrifft, so bietet er teils zu wenig, teils zu viel. Zu wenig, insofern als Schulausgaben, die den Beweis ihrer Brauchbarkeit Iftogst erbracht haben, wie zum Beispiel die der Biblio- theca Gothana (Friedrich Andreas Perthes, Aktieogesellschaft) und der Velhagen & Klasingschen Sammlung einfach mit Stillschweigen über- gangen sind; zu viel des Outen dagegen ist getan durch Aufzählung von Programmarbeiten und Dissertationen, die der Spezialforschung, namentlich auf grammatischem Gebiete, dienen. Abgesehen davon, dafs ihre Auf- zUilung nicht vollständig ist und die Arbeiten selbst meist nur denen

690 Nene Fhilologisohe Rundsehaii Nr. 25.

zogftDglich sind, die das Glfick haben, in einer üniversitfttsstadt za leben, findet jeder, der sich Aber irgendeine entlegenere Frage der griechischen Grammatik aufklären will, zuverlässigste Belehrung, wenn er sich an Kühner (BlaTsQerth) wendet

Beachtenswerter als dieser erste Teil des Buches erscheint der zweite. In der sehr fieifsigen Zusammenstellung der in den Klassikern vorkommen- den Begriffe, denen die leicht zugänglichen Bildwerke oder Anschauungs- mittel beigefögt sind, wird namentlich der jüngere Lehrer eine schätzens- werte Unterstützung finden, wenn er auch nicht in der Lage sein wird, alles, was ihm dargeboten wird, im Unterricht zu verwenden.

Die Arbeit als Ganzes betrachtet ist also, von den. oben gemachten Ausstellangen abgesehen, nicht ohne Nutzen.

Wernigerode a. H. M

313) Karl Qniehl, Fransödsohe AiUHipraohe und Sprach- fertigkeit Ein Hilfsbuch zur Einführung in die Phonetik und Methodik des Französischen. Vierte, umgearbeitete Auflage. Marburg, N.O.Elwertsche Buchhandlung. yiIIu.d32S. 8. Ji 5.80. Von dem vorliegenden Werk, dessen dritte Auflage ich in Nr. 6, Jahrg. 1899 dieser Zeitschrift besprochen habe, ist erfreulicherweise nach verhältnismäfsig kurzer Zeit eine neue, erheblich erweiterte Auflage er- schienen. Alle Abschnitte des Buches sind unter Verwertung der Fach- literatur der letzten Jahre fiberarbeitet und vervollständigt worden, ins- besondere auch der methodische Teil, der mehr als früher auf den Unter- richt in den oberen Klassen Rücksicht nimmt.

Zu den Bemerkungen über die Verschlufshiute p, t, k (S. 63) sind für eine spätere Auflage die Ausführungen des rühmlichst bekannten Pho- netikers Elinghardt im laufenden Jahrgang der Neueren Sprachen za verwerten. Seine ebenso klaren wie überzeugenden Artikel bringen neues Licht in die Natur der erwähnten Laute und zeigen den Neusprachlern einen sicheren Weg, auf dem sie ihre Schüler zur korrekten Wiedeigabe dieser Laute führen können. Unter den S. 205 erwähnten Lieder- sammlungen mit Singnoten vermisse ich die empfehlenswerte Sammlung Chants pour les icoles (Qotha, Friedrich Andreas Perthes, A.-0.). Auch der Verlag von Benger (Leipzig) hat französische und «igliache Lieder für den Schulgebrauoh veröffentlichi

Quiehls Buch ist eine wissenschaftliche und pädagogisdie Meister-

Nene Philologische Bondschav Nr. 25. 591

leistnng. Es bringt alles, was der Lehrer braacht, an den Anfordemngen gerecht zu werden, die der französische Unterricht in seinem lautlichen und methodischen Teil an ihn stellt. Es enthält aber auch nicht mehr als er braacht; was in dem Bnche steht, muls er voll and ganz beherr* sehen, wenn auch manches in zu breiter Ausführlichkeit geboten sein mag. Leider macht man aber immer wieder die Erfahrung, dafs der Unterricht in der Aussprache des Französischen und Englischen sehr viel zu wünschen übrig läfst. Ja es scheint, als ob es neuerdings schlechter damit bestellt sei als zur Zeit der Hochflut der neusprachlichen Beformliteratur, und man darf aus diesen tatsächlich bestehenden Verhältnissen doch wohl den Schlufs ziehen, dafs es noch immer Lehrer gibt, die der Einübung und Befestigung der Aussprache entweder nicht die nötige Sorgfalt widmen oder fQr diesen grundlegenden und ungemein wichtigen Teil des neu- sprachlichen Unterrichts nicht die erforderliche Vorbildung besitzen. Es mub deshalb immer wieder daran erinnert werden, dafs es zu den un- erläfslichen Pflichten der Universität und der pädagogischen Seminare ge- hört, dafDr Sorge zu tragen, dafs die künftigen Lehrer der neueren Sprachen in der Lautphysiologie mit den für die Unterrichtspraxis erforderlichen praktischen und theoretischen Kenntnissen ausgestattet werden. Solange aber Universitätsprofessoren die Fakultas fQr Mittelklassen solchen Kandi- daten geben, die jene Kenntnisse nicht erworben haben, und solange Di- rektoren solchen mangelhaft vorbereiteten Lehrern fremdsprachlichen Unter- richt, womöglich gar die Anfängerklasse anvertrauen, so lange wird die Aussprache der Schüler mangelhaft bleiben.

Möge das vorliegende Buch in seiner neuen Oestalt dazu beitragen, den französischen Ausspracheunterricht mehr und mehr zu vervollkommnen. Wenn das geschieht, so wird der Verfasser darin sicher den schönsten Lohn sehen, der ihm fDr die Mühe gebührt, die er auf sein Werk ver- wandt hat

Altona. B. Sobaidl.

314) E. Bruhn nnd B. Fieiser, An^ben snm Übersetzen ins LateixdBche (Frankfurter Lehrplan) für die Sekunda der Qymnasien und die oberen Klassen der Realgymnasien. Berlin, Weidmann, 1905. VIII u. 207 S. 8. geb. Ji 2.20.

Der dritte Teil dieses von dem verdienstvollen Verfasser, dem ver- ewigten Prof. Jos. Wulff geplanten und begonnenen Buches konnte von

692 Nene Philologische Bnndschan Nr. 25.

dem Verblichenen nicht vollendet werden. Die Fortsetzer nnd Herans- geber des tächtigen nnd mannigfach anregenden Lehrbuches, B. Bmhn nnd B. Preiser, waren redlich bemfiht, es im Geiste seines Urhebers zu vollenden. Es ist teilweise an die bekannten Bflcher von Haacke and EGpke-Eehr angeschlossen.

Es bietet zuvörderst Einzelsätze (bis S. 103), die meist geschichtlichen Inhalts sind, wobei stets auf die entsprechenden Paragraphen der Bein- bardtscheo Grammatik (Berlin ^ 1904) verwiesen wird. Unter der Seite finden sich knappe, praktische Übersetznngshilfen. Die Sätze selbst mnd meist kurz und übersichtlich, sowie in reioem Deutsch verf&ist.

Die zusammenhängenden Obersetzungstücke (S. 103 bis Schlufs) sind anter Anlehnung an: Bell. Gall. VII, Bell. lugurth., Bell. Oatil. and Oratt. Gatil, Livins, sowie Cicero, Oratio pro Sex. Boscio, und De imp. Cd. Pompei mit gutem Geschick gearbeitet.

Das Buch kann in zweckentsprechender Weise in den oberen Klassen der Bealgymnasien gebraucht werden. Ein Wörterverzeichnis, dem auch wir das Wort reden, ist bereits in Aussicht gestellt Druck und Aus- stattung sind zu loben.

Homburg v. d. H. Wilh. Bmaimt.

315) 0. Jespenexif Orowth and straoture of the Engliah language. Leipzig, B. G. Teubnef, 1905. IV u. 260 S. 8.

geb. JH 8. . Der hochverdiente dänische Anglist ist in Deutschland ein gern ge- sehener Bekannter, mag er in seiner Muttersprache oder, was ihm ebenso geläufig ist, deutsch oder englisch schreiben. War er auch als Literar- historiker weniger glücklich, so werden ihm doch seine phonetischen and sprachlichen Studien für immer ein aufmerksames und dankbares Publi- kum sichern. Das vorliegende neue Werk ist in erster Linie zur Be- nutzung für weitere Kreise bestimmt, die sich fQr die Entwicklnnga- geschichte und den Bau der englischen Sprache interessieren, soll aber zu gleicher Zeit auch dem erfahrenen Philologen von Nutzen sein. Dieser Zweck darf als erreicht gelten, das Büchlein eignet sich was dordi den sehr billigen Preis noch unterstützt wird zur Anschaffung für jeden Neuphilologen, da dieser daraus, bei der steten Bezugnahme Jespersens auf die lebende Sprache, anmittelbaren Nutzen für seine Lehrtätigkeit her- leiten kann. Das Buch enthält mancherlei neue Ansichten und Anf-

Nene Plülologisehe Bondichaa Nr. 25.

fiissuDgen, deren ErOrterang im einzelnen sich der Verfasser fBr später vorbehält, und wird anch manchem, der mit Jespersens Auffassung des Englischen noch nicht vertraut ist, interessante Anregungen geben, wenn er auch nicht immer mit dem Verfasser fibereinstimmt. IMe Orund- anschaunng Jespersens von der englischen Sprache als der besten und zweckmäfsigsten, weil einfachsten, die auch sein neues Werk als roter Faden durchzieht, braucht hier nicht noch einmal wieder beleuchtet zu werden. Sie ist aus seinem frflheren Werke Progress in language urith special reference to English, London 1894, zur Genfige bekannt und gewfirdigt worden. Der darin zutage tretende extreme ütilitätsstandpunkt unter Bei- seitesetzung aller ästhetischen Erwägungen ist wohl nirgends in dieser Form gebilligt worden. Eher darf man das Englische als die ffir den Sprachforscher interessanteste und wichtigste aller lebenden Sprachen be- zeichnen, da wir an ihr den Übergang aus einer synthetischen in eine analytische Sprache in historischer Zeit verfolgen können und darum auch viele Fragen der allgemeinen Grammatik auf dem Gebiete des Englischen werden lösen mfissen. Auch in Einzeldingen vermag ich nicht immer mit Jespersen nbereinzubtimmen. Wenn J. z B. in dem sonst so inter- essant geschriebenen Binleitungskapitel darauf hinweist, dafs die jetzigen Vokale des Englischen festumrissene Laute darstellen und dieses mit seiner Auffassung des Englischen als einer durchaus männlichen '' Sprache in Ein- klang zu bringen sucht, so beachtet er hierbei nicht, dafs diese festen Vokallaute nur etwas Temporäres darstellen und vielleicht in hundert Jahren schon wieder die schönsten Diphthonge geworden sein können, wie die Fälle ale, whöle, eela, who auch, die J. in einem Atem gleich wieder als Ausnahmen zu seiner Auffassung anfahren muls. Auch was J. in § 7 fiber die Efirze des Ausdruckes, im Englischen ausffihrt und durch Bei^ spiele belegt, kann ich nicht so ohne weiteres unterschreiben. Gewifs ist der englische Ausdruck ffir einen Gedanken in sehr vielen Fällen kfirzer als der entsprechende deutsche, aber durchaus nicht immer. Darauf hat noch kflrzlich G. A. Smith in seinem in den Modem Language Notes 19, 113—121 erschienenen Aufsatz hingewiesen, wo er teilweise im Gegen- satz zu einem Artikel von Mfinch, Zur Charakteristik der englischen Sprache (Die neueren Sprachen 7, 65 ff) auf mancherlei entgegengesetzte Konstruktionen und Einzelwörter hinweist § 11, S. 8 „pyramidalisch'' sagen wir wohl kaum, dagegen „pyramidalis obgleich wir auch das lieber bleiben lieEsen. Kapitel U. The Begiwnings schildert die Loslösung

594 Nene Fhilologisehe BnndBchän Nr. 26.

des Englischen von) Germanischen, III. Old English charakterisiert die älteste Periode des Englischen nach seinen Bestandteilen und seinem Stil. Zu dem Zeitpunkt der Besiedlung Englands durch die Angelsachsen wäre noch der Aufsatz von V. H. Fried el, L*arriv^ des Saxons en Angleterre d*apr6s le texte de Chartres et THistoria Britonum, Wendelin Foerster- Festschrift (Halle 1902), S. 290 bis 296, nachzutragen. S. 47. Eine wirkliche Bassenmischung zwischen Angelsachsen und Kelten hat doch wohl nicht stattgefunden, sonst wäre der Typus des Engländers nicht so rein germanisch und seine Sprache so frei von Keltizismen ge- blieben. Bassenmischung fand in erster Linie mit Skandinaviern, in be- schränkterem Mafse mit Franzosen statt. Den Einflufs des Altnordischen behandelt J. in Kap. IV The Scandinavians. Hier macht er sich 58) auch die Hypothesen von Lawrence und Schofield zu eigen „The first riddle of Cynewulf' und „Signy's Lament'', die durch Herzfeld (Heniga Archiv 110, 142 f.) als wideriegt gelten dfirfen. ~ Kap. V. The French bespricht das Yerhältuis des Englischen und Französischen. Leider konnte J. die tflchtige Arbeit von H. Berous über Die kirchlichen und speziell wissen- schaftlichen romanischen Lehnwörter Ghaucers*', Halle 1906 (Morsbacha Studien zur englischen Philologie'^) noch nicht benutzen. Kap. VI. Latin and Greek. Hierzu wäre jetzt der allerdings recht kümmerliche Streifzug 0. Dellits, Über lateinische Elemente im Mittelenglischen, Mar- burg 1906, heranzuziehen. Kap. VII. Variaus saurces handelt von son- stigen SpracheinflQssen auf das Englische. Hier wie sonst sind viele interessante Belege zum Teil ganz neu zusammengetragen. Wo S. 162 Londoner, New Englander erwähnt wird, sollte der seit dem Bnrenkriege zum politischen Schlagwort gewordene LitÜe Englander nicht fehlen. Zu den in § 168 behandelten, auf stimmhafte oder stimmlose Spirans ausgehenden WOrtem ist jetzt der wichtige Artikel von E. Ekwall heranzuziehen: Zur Geschichte der stimmhaften interdentalen Spirans im Englischen. Lunds üniversitets Arsskrift, Bd. 40, afdeln 1, nr. 5. Lund 1906. Kap. VII. Grammar. Fast alle Kapitel der Grammatik werden gestreift, das Aber das Geschlecht 205) ist reichlich aphoristisch gehalten. FQr das Mittelenglische haben wir da eine sehr gute Arbeit von E. Ans- bfittel. Über das persönliche Geschlecht unpersönlicher Substantive im Mittelenglischen 1905 (Morsbachs Studien z. engl Phil., Heft 19). Kap. Vm. Shakespeare and the language of poetry, wo die Ausführungen Ober den Sprachschatz einzelner Schriftsteller und Menschen, je nach Stand und

Nene PhiloloiriMhe BnndeeluMi Nr. 26. 695

Alter des besonderen Interesses der Leser sicher sein dfirfen. Desgleichen der Abschnitt Ober Wörter, die bei Shakespeare nicht belegt sind. Bible, Holjf Qhod und TrinUy kommen nie vor, Jesus, Christ und Chridmas nur in einigen seiner Jugenddramen, Saviour nur einmal im Hamlet, Creator nur in Heinrich VI, 3 und im Troilus. J. fögt andere bei Shakespeare nicht belegte Wörter zu einem Satz vereinigt hinzu: „In Shakespeare we find no blunders, although decency and ddicacy have dis- appeared; energy and enthusiasm are not in existence, and we see no eiegani ea^essians nor any gleams of genius, ftc/' Kap X. Im Gtm- dusion trägt der Verfasser mancherlei Dinge vor, die sich in den anderen Kapiteln schwer oder gar nicht unterbringen liersen, wie Bible, Profane language, Pruderg und schliefslidi Expansion of English. Das hier am Sohlufs auf S. 249 dem Deutschen gezollte Kompliment akzeptieren wir mit Dank, indem wir auf die neuesten autoritativen Ausffihrungen des letzten Berliner Rektors Diels hinweisen, der in seiner Abschiedsrede „Internationale Aufgaben der Universität, Berlin 1906*', die Oleichberech- tigung des Deutschen, Bnglischen und Französischen fordert und zugleich dem neuesten Weltsprachenunfug des „Esperanto'' vom wissenschaftlichen und deutschen Standpunkt aus den Garaus macht.

Wenn ich, um zu dem vom Leser gewifs schon längst erwarteten Schluis zu kommen, nicht immer mit Jespersen flbereinstimmen kann und auf mancherlei Einzelheiten, die sich leicht vermehren lielsen, hinweisen mufste, so möge das dem Verfasser doch zeigen, wie sehr mich seine neueste Arbeit, der ich auch in Deutschland weiteste Verbreitung wfiusche, interessiert hat. Bei einer neuen Auflage sollte der unpraktische, weil schnell schmutzende, weilse Umschlag durch einen dunkleren nach eng- lischem Muster ersetzt werden.

Berlin Helarloli Spie«.

316) George Saintobury, A hietory of English pxosody from

the twelfth Century to the present day. Vol. I. From

the origins to Spenser. London, Macmillan ft Co , 1906. XVII

U. 428 S. 8. geb. 10 b net.

Die yielgeschftftige Feder des durch seine literarischen Darstellungen

und Kritiken in den letzten Jahren auch in Deutschland sehr bekannt

gewordenen Edinburgher üniversitätsprofessors versucht sich hiermit auf dem

heikelsten Gebiet der anglistischen Philologie, der Metrik. Der seit Jahr-

696 Neae PhflologiBche Bondachaa Nr. 25.

zehnten bald heftiger, bald milder tobende Streit um die Orundli^en und Theorien des Verses und der Metrik hat Saintsbury zu dem Entechluflae gebracht, seine Vorgänger auf dem Gebiete der Metrik möglichst beiseite zu lassen und lediglich auf Grund der Quellen selbst seine Darstellung aufzubauen. Da er uns auf der zweiten Seite des Vorwortes eigenhändig belehrt, dafs er „nearly all the printed stock of English verse before 1600" sowie „every poet of the slight^st repute since that date, and a great number of poets, who neither have nor deserve any'' gelesen bat, ist die eigene Anschauung gesichert. Indem wir uns ein endgfiltiges urteil und eine Stellungnahme zu den Grundgedanken seiner metrischen Dar- stellung bis zum Erscheinen der zwei anderen Bände vorbehalten, sei hier nur kurz darauf hingewiesen, dafs der Verfieuser den grOlsten Zankapfel der englischen Metrik, den altenglischen Vers, etwas souverän beiseite schiebt, indem er, wie der Titel dem Leser schon verrät, erst mit der normannischen Eroberung beginnt und die angelsächsische Metrik in eine bescheidene Ecke des Einleitungskapitels steckt. Im fibrigen bringt er den gewaltigen Stoff, nicht ohne manchmal etwas weitschweifig zu werden, in vier Böchern unter. Das erste mit den drei Kapiteln: Introductory, From 1100 (?) to 1210 (?), The thirteenth Century; das zweite „The fourteenth Century'' mit ffinf Kapiteln: The metrical romances, Allitera- tive romance and the alliterative revival generally, Miscellaneous metrical poetry before or contemporary with Ghaucer Gower, Ghanoer, Langland and other alliteratives; das dritte „The fifteenth Century*' mit den vier Kapiteln: The drama, The successors of Chancer, BaUads and other folk poetry ftc., The prosody of the Scottish poets; das vierte „The Coming of Spenser" mit ffinf Kapiteln: The tum of the tide Italian influence, classical influence, The poets between Surrey and Spenser, Sizteenth Century drama to Marlowe, Spenser. Appendices fiber allgemeine Dinge. Index. Ein schönes Faksimile der Hymnen des heiligen Godric nach Ms. Beg. V. F. VII. Fol. 85 (British Museum) ziert den ersten Band äuberlich.

317) GhistaY FIcBte, English Vocabnlaiy. Methodische Anleitung zum Englischsprechen mit durchgehender Bezeichnung der Aus- sprache. Fftnfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin, F. A. Herbig, 1904. 315 S. 8. ul2.eo.

Die vorliegende neue Auflage des bekannten Vokabulars ist, wie das

Vorwort sagt, „unter der wertvollen Beihilfe sachkundiger engliadier

Nene FhUologiaehe Bondgohan Nr. 26. 597

Frennde einer sorgfältigen Darchsicht unterworfen worden^', damit es „den Wandlungen der lebenden Sprache'' sich vollkommen anschlierse. Und das ist allerdings durchaus notwendig bei ein^n Buche, das eine „methodische Anleitung zum Englischsprechen'' sein will. Mir scheint, diese An- passung an den heutigen Sprachgebrauch ist nicht durchgreifend genug gewesen. Es steht vieles in dem Buch, was man heute als Buchenglisch bezeichnen mufs; manches ist viel schwerftlliger ausgedrückt, als es in der Unterhaltung des tfiglichen Lebens geschieht; vor allem ist das Gebiet der sog. fiuniliftren Bedeweise nicht genfigend berficksichtigt. Ein paar Bei- spiele. S. 135 unter „Staat" heilst es am Schlufs als englischer Aus- druck f&r die bekannte Zollbeamtenfrage: Haben sie etwas Steuerbares (I soll heifsen „Zollpflichtiges") bei sich?: have ycu any article subjed to duty? Welcher Zollbeamte sagt wohl so? Es heifst: (Haveyou gat) anyihing to declare ? S. 81 : es ist mein Schicksal , immer üngldck zu haben: I am fated to he aitcays unlucky; so schreibt man wohl, aber man sagt nicht so; 'abusive language S. 84 für Schimpfworte ist gewifs korrekt; im gewöhnlichen Leben heifst es heutzutage aber had language.

Die Reichaltigkeit des Inhalts ist anzuerkennen, doch will es mir auch hier scheinen, ab ob die gewählten Ausdrücke nicht immer ganz *up-to-date' seien. So vermisse ich zum Beispiel unter Kap. IV: Py- jamas, dip, (tie-cUp), aidß, smoking, blaaer, cummer- (kamar-) band, pants, underwear, Unks; unter Kap. V Lady*s Dress: skirt-and-jacket dress (Kostfimkleid), taüor-made, Uouse; Taille als Teil der Damen- kleidung heifst heute meist bodice, nicht body: z. B. low bodice: aus- geschnittene Taille. Auf S. 128 unter Holidays hätte hinzugefügt werden künnen: boxing-day, red-letter-day, bank-hoUday (jedenfalls kann ich dies häufige Wort nirgends finden). S. 114 vermisse ich den sehr häufigen Ausdruck ^to be owt of cne's teens\ S. 136, Anm. 2 heifst es: „Einen Kultusminister gibt es in England nicht." Schon recht, aber es gibt doch ein einflufsreiches Board ofEducation, wovon nichts gesagt wird. Die Board-Schools finde ich nicht erwähnt; desk (Ladenkasse), type- forUer, typist, hire-purchase- System, instalment fehlen unter Commerce. Bei umständlichen Zusammensetzungen hätten die gebräuchlichen Ver- kürzungen mit angeführt werden müssen: customs-officer statt custom- hause-^fficer (S. 137), capital statt capital letter (S. 160).

Es läfst sich also vom Wortschatz im ganzen wohl sagen, dals er sich mehr auf dem Sprachgebrauch der Mitte des 19. Jahrhunderts auf-

598 Nene PhUologisehe Bnndscbau Nr. 26.

baut, die sprachliche Entwicklang der letzten 20 Jahre aber za wenig beröcksichtigt. So lärst z. B. auch die Liste von Vornamen S. 234 manche beute sehr beliebte Namen wie Algemon, Fergus, C&nl, Qladys, Ethd, Sybil vermissen.

Die Aussprachebezeichnungen sind dieselben wie in allen Büchern von Ploetz. Ich halte sie ffir mirsverständlich und schwer leserlich ; be- sonders zu tadeln ist die Bezeichnung der langen Vokale a nnd o als ein- facher Laute statt als Diphthonge: labour: e statt ei. Das nachvokalische r wird immer noch in der Lautumschrift mit angefahrt, obwohl ee doch nur im Auslaut in der Bindung gesprochen wird: cruiser: kruhser (Ploetz). Die Anwendung der Lautschrift, wenn man sich einmal mit der von Ploets zufrieden gibt, scheint richtig und sorgfältig. Als ungebräuchlich be- merkte ich die Bezeichnung des t in waistcoat; es ist hier ebenso ver- stummt wie in ehesinui.

Sollte dem Bnglish Vocabulary noch eine weitere Aufhige beachieden sein, so ist ^ das ist mein Gesamturteil , der im Vorwort ausgesprochene Grundsatz des Anschlusses an die Wandlungen der lebenden Sprache durch- greifender und allseitiger zu verwirklichen.

Flensburg.

318) Meyen Orofses Konver8ation8-L63akoiL Sechste, g&nzlicb neubearbeitete und vermehrte Auflage. Dreizehnter Band. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, 1906. 928 S. (zu je zwei Spalten). 8. geb. 10.-.

Der wie seine Vorgänger mit vielen Abbildungen, Karten und Plänen geschmückte Band beginnt mit dem Stichworte „Lyrik** und endigt mit „Mitterwurzer'*. Br entspricht fBr seinen alphabetischen Abschnitt in der getroffenen Auswahl, in der Anlage und Ausfährung sowie der splendiden Illustration der Artikel allen Anforderungen, die man an ein solches Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens billigerweise stellen darf. Wie aufmerksam die Leitung des Lexikons alles Neue auf den verschie- densten Gebieten von Natur und Geisteswelt beobachtet, prflft und geeig- neteofalls dem Gesamtwerke einfQgt, zeigt schon eine vorläufige Durch- sicht des Bandes. So belehrt uns der grofse Meyer anläMich der politi- schen oder wirtschaftlichen Tageefragen Qber Hachzen, Mac Einley, Mafia, Mafeking, Magersfontein, Magyaren, Mandschu, Markthallen, Marianische Kongregation, Marinefragen, Marokko, Mekkabahn, Menelik, Merder usw.

Nene PhiloloipMhe Rnndacbaa Nr. 26.

Ebenso finden wir im Bereiche der Kunst and Wissenschaft die frfiheren Artikel ergänzt und neue angegliedert. Es sei hier verwiesen auf Mae- terlink, Hektor Malot, Maupassant, Mascagni, Mackensen, H. Magnussen, Malerei, Medaillen; Marconi, Maspero; Magnet (und Ableitungen), Ma- schine, Materie (Abi.), Mechanik, Metall (und Verbindungen), Mensch, Meer, Mikroskop, Mathematik, Mineralogie u. v. a. m. Treffliche Ab- bildungen ergänzen in vielen Fällen die theoretische Belehrung. Eine Reihe von Städtebeschreibungen mit guten Plänen bekunden wieder auf anderem Gebiet die Vielseitigkeit des nützlichen Werkes ; vgl. Magdeburg, Mailand, Mainz, Mannheim, Marseille, Metz (Schlachtenpläne). Dafs an seinem alphabetischen Platze auch „Meyers Bibliographisches Institut in Leipzig'^ gebührend beschrieben und gewürdigt ist, wird man mit Ge- nugtuung bemerken; die gebotene Darstellung wird den Leser noch weiter überzeugen (wenn das noch nOtig ist), dafs die Firma für ein solches üniversalwerk des Wissens die denkbar günstigsten Bedingungen erfüllt.

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über das Imperium des Cn. Pompeius. Preis kart. J$ 0.50.

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Gotha, 29. Deiember. Mr. 26, Jalugang 1906.

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Inhalt: Begensionen: 319) Rieh. C. Jebb, Bacchylides (J. Sitiler) p. 601. 320) A. Kraemer, De lods quibiudam, qai in Astronomioon , quae Ifanilii ferantur esse, libro primo ezstant, ab Honsmano, Britannonun viro dootissimo, nnperrinie corraptis (Fr. Fried) p. 608. 321) Harvard Stadies in Classical Phüology. Vol. XV. fP. We&ner) p. 609. —322) J. N. 8yoronos-W. Barth, Das Athener Nationalmnsenm (E. Neuling) p. 611. 323) Gobinean, Die Renaissance, historische Szenen, dintsch von Ludwig Schemann (H. Bihler) p. 612. 324) H. Dübi, Cyrano de Bergerac, sein Lebtm nnd seine Werke (K. Engelke) p. 614. 325) Panl Martin nnd 0. Thiergen, £n France (Fries) p. 615. 326) E. Koeppel, Ben Jonsons Wirkung auf zeitgentesiBehe Dramatiker nnd andere Studien zur inneren Qesohichte des englischen Dramas (Heinr. Spies) p. 615. 327) Wilh. M fluch. Das akademische Privatstudium der NeuphUologen (E. HflUer) p. 618. 828) 0. Dellit, Über lateinische Elemente im Mittelenglischen (Heinr. Spies) p. 620. 329) Joseph Bittner, Systematisch geordnetes Verzeichnis der Prognunmarbeiten öAterreichisoher Mittel- schulen p. 622. 330) Th. Scheffer und G. Zieler, Asehersons Deutscher Universitätskalender, p. 622. Anzeigen.

3 19) BiolL C. Jebb, Bacchylides. The poems and fragments

edited with introduction, Dotes, and prose translation (by R. G. J.)« Oambridge, üniversity Press, 1905. XVIII u. 524 S. 8.

geb. J$ 15.—. R. G. Jebb hat F. G. Kenyon bei der VeröifeDtlichaDg der nea- gefandeoen Lieder des Bakchylides wesentlich unterstfitzt. Seit jener Zeit trog er sich mit dem Plane, den Dichter heraaszogeben, und be- schäftigte sich zu dem Zweck selbst eingehend mit Bakchylides, nament- lich aber sammelte er alles Brauchbare, was andere zu dessen Erklärung und Kritik lieferten, soweit es ihm irgend erreichbar war. Diese kritisch- exegetische Ausgabe, deren Erscheinen der VerfiEuser leider nicht lange fiberleben sollte er starb im Dezember vorigen Jahres , liegt jetzt vor; sie ist die vollständigste, die bis jetzt erschienen ist, und um&(st alles, was sich auf Leben und Werke des Bakchylides bezieht. Daher ist

u: ^ VI

602 Nene I%ilologriBche Rnndsohan Nr. 26.

sie vorzugsweise geeignet, als Grandlage für alle weiteren Bakchylides- Studien zu dienen.

An die Spitze hat der Herausgeber eine Bibliographie gestellt, die jedoch, wie er selbst sagt, keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt; was nach dem Jahre 1900 erschienen ist, fehlt fast ausnahmslos. Aber auch die erwähnten Schriften hat der Herausgeber nicht alle eingesehen; denn sonst w&re es ihm z. B. nicht entgangen, dafs die Ergänzung II 4 fidxag^ die er Blafs und Festa zuschreibt, schon in meiner Bearbeitung der vierten Auflage der Buchholzschen Anthologie steht, ebenso 7tXioHiq y 122, fQr das er Smyth anfuhrt, %of V 160, das nach ihm Housman und A. Ludwich fanden, 8v Sv Y 193, das er Housman gibt, i^ißa)! Sy XVII 28, für das er Festa nennt.

Die Einleitung behandelt zunächst das Leben des Bakchylides, das Jebb in die Jahre 507 428 setzt ; die Verbannung des Dichters ftUt nach ihm wahrscheinlich nach 452. Sehr eingehend und sachlich be- spricht er das Verhältnis des Bakchylides und Simonides einerseits, des Pindar anderseits; er glaubt, da& die Scholiasten für ihre Angaben, es habe zwischen diesen Dichtern Feindschaft bestanden, eine alte Überliefe- rung hatten, und solche Überlieferungen kennen wir jetzt tatsächlich seit der Entdeckung des Archilochos» Denkmals durch Hiller v. Gärtringen. Treffend legt er auch Bakchylides* Stellung in der Geschichte der griechi- schen Lyrik dar; zwar die Übersicht, die er über die griechische Lyrik gibt, ist etwas dürftig ausgefallen, und auch die Betrachtung des Epi- nikions geht nicht auf dessen Ursprung als Teil einer religiösen Feier und damit auf den Grund der Einflechtung des Mythos näher ein, aber um so genauer und vollständiger ist die Vergleichung mit Pindar und den anderen älteren und gleichzeitigen Dichtem. Ja nicht einmal das Verhältnis des Bakchylides zur Kunst, besonders zur Vasenmalerei, hat der Verfasser unberücksichtigt gelassen.

Die nächsten Abschnitte der Einleitung sind dem Dialekt und der Grammatik, sowie der Metrik gewidmet. Dem Vorgange von Fr. Blafs folgend, stellt Jebb auf S. 99 f. die metrischen Schemata sämtlicher Ge- dichte des Bakchylides übersichtlich zusammen und versieht jedes mit Anmerkungen, die auf das Bemerkenswerte und Auffallende hinweisen, das darin vorkommt. Dabei treten die Fehler gegen die Besponaion be- sonders hervor, die meiner Überzeugung nach alle auf Textesverderbnisaen beruhen, also durch Verbesserungen beseitigt werden müssen. Die meisten

Nene Philologische Bimdsehaii Nr. ^. 60^

sind auch darch die Gelehrten tatsächlich schon entfernt. Jebb schlügt I 70 (180 BI.) zn diesem Zwecke die Umstellung Saaov dv ^(Aju^ Xdxe %6v8e xq6vov Tifiav vor, was eine unnatfirliche und gekünstelte Stellung ergibt; ich lese c5d« st. rövdey das im Anschlufs an x^($yoy entstanden ist: „auf diese Weise, dadurch''. III 89 hatte Jebb &6leittv mit Blafs schreiben sollen ; V. 90 ist fxiviS&u wohl durch fiitniaei zu ersetzen, Fut. von f^iviko, dessen Aorist Pass. in dem verschriebenen fiivw&a Y 151 steckt: fiivti^ri^ woffir der Herausgeber unnötigerweise fiiviSv9ri wfinscht. In III 18 ist das Überlieferte iipidaiddXtujv in tipidaiddXtav zu verwandeln, und auch V. 64 läfst sich fieyaiyqTe nicht halten; es stört der Hiatus fÄeyalvtire ^leQwvy der keinen Bückhalt in V. 92 TQifpBu ^U(fonf findet, die Längung des e vor ^liQtav^ sowie die Quantität der vorletzten Silbe in ^leyaivi^e, wo man eine Kürze erwartet. Dafs diese Stelle schon in der Vorlage unseres Papyros nicht mehr unversehrt war, scheint mir daraus hervorzu- gehen, dafs in V. 62 dv vor sTtefixps^ in Y. 63 ye vor f^iv fehlt. So ist auch in Y. 64 nach c5 ^ey eine Silbe auis^efiallen, dem ye des vorher- gehenden Yerses entsprechend ; ursprünglich wird es gelautet haben ti fid- yiai äy^xe bzw. ^ByiaTayifUBj d. h. ^leyiaviyrid^ 'liQtavy was dem Metrum und dem Sinne genügt. Leichter sind die Yerse Y 11 und 26 herzu- stellen, dort durch Umstellung i^eveQav \ niiATtei ig ycluväy ndliv, hier durch die Änderung von vwiAärai d* in sv v(o \ ^9 d* h. Die Yerse 14 f. und 29 f. entsprechen den anderen, wenn man de und ixex streicht, von denen das letztere auch der Erklärung unüberwindliche Schwierigkeit macht; fQr e^iXei di empfiehlt sich dann die Änderung 8 &€let. Die seltene Belativform S veranlafste die naheliegende Yerschreibung in ed-iXuy und dann die Beifügung von di, die in der Antistrophe ^et nach sich zog. Ebenso ist X 77 -m^ovr wegen der Seltenheit der Form zu -»AyLO» ge- worden; in Y. 114 hat Jebb vor \nn6xiiwfov gut ig eingefQgt, und auch das von ihm vermutete ndXiOfi st. n6hy wird man annehmen müssen, da das hom. ndXria für Bakchylides nicht unbedenklich ist. Jebb selbst hat freilich seine Yermutung zugunsten von Blafs* n6h.v % aufgegeben, aber %t ist ohne passende und natürliche Beziehung. lu Y. 119 scheint mir das metrisch anstOfsige jcffdyovoi aus einer Erklärung in den Text ge- kommen zu sein und das Yerbum verdrängt zu haben, das axa&f^i/jaixyvo oder ein Wort ähnlicher Bedeutung gewesen sein mufs, vgl. Pind. 0. X 45 : aza&fiäTo ^d&eov äXaog natql fAeylaztp; nq6yovoi stOrt auch den Sinn und Zusammenhang, da ja noch von denselben Personen, den Gründern

604 Nene Philologifiche Bandschan Nr. 26.

von Metapont, die Sede ist. In dem Gedicht XVI 93 ist nach ^i&iwv ein Wort ausgefallen, das der Herausgeber mit /uay, wie ich glaube, richtig ergänzt; aber auch das darauif olgende Wort, das jetzt yivog lautet, ist nicht unversehrt geblieben, da sein Gebrauch und seine Konstruktion auf- fällt. Das Richtige scheint mir q>Qiveg zu sein, das ein passendes Subjekt zu iqiaaccv ist.

Eine besondere Besprechung erfordern die Gedichte VII und VIII. Der erste Herausgeber Eenyon war der Ansicht, dafs hier Überreste von zwei verschiedenen Epinikien vorliegen, und bezeichnete daher V. 1 11 als Gedicht VII, V. 12 27 als Gedicht VIU; Blafs dagegen vereinigt sie unter einer Nummer, da er beide Stücke ein und demselben Gedicht zuschreibt. Die Gelehrten treten teils der Ansicht Eenyons, teils der Ansicht von Blafs bei ; Jebb schliefst sich Blafs an, indem er darauf hin- weist, dafs die Annahme zweier verschiedener Gedichte kurze Gedichte voraussetze, dals es aber wenig wahrscheinlich sei, dais Bakchylides nach dem kurzen Gedicht VI auf Lachen wieder nur ein kurzes auf denselben Sieg gedichtet habe. Ich teile diese Ansicht und stimme Jebb auch darin bei, dafs wir an der strophischen Gliederung des Gedichts festhalten mfissen und nicht mit Blafs in der dritten Auflage seiner Ausgabe an oTtolsXvfÄiva denken dfirfen. Ja ich meine, der Beweis dafür läM sich aus den Versen noch erbringen. V. 8 entspricht V. 1 , wenn wir pefn/g (st veifi'gg) lesen, V. 9 dem V. 2, soweit dieser erhalten ist, und ebenso auch V. 10 dem V. 3, da im ersten Fufs ..w. neben ..^^^ möglich ist; femer aber entsprechen die V. 1 3 des zweiten Bruchstücks den V. 6 und 7 des ersten, wenn man im letzten Fufs des V. 6 . . ^ w neben -. - w - und im ersten Fufs des V. 7 - w v^ _ neben _ . v^ _ zuläbt. Dar- aus folgt, dafs V. 1—7 die Strophe bilden, mit V. 8 die Antistrophe beginnt, die V. 1 3 des zweiten Bruchstücks den Schlufs einer Anti- strophe bilden und die Verse 4 bis zum Schlufs der Epodos angehören, die entschieden Ähnlichkeit mit der Strophe zeigt, vgl. den ersten Vers der Strophe und den letzten der Epodos: ev Ilihmoq O^vylov xkuvoiq did-loig. Auffallend ist nur die Verschiedenheit in der Kolenabteilung zwischen dem ersten und zweiten Fragment.

An die Übersicht über die Metra reiht Jebb eine genaue Beschrei- bung des Papyros; jedoch weifs er noch nicht, dafs dieser in Ash- munSn gefunden wurde, was wir aus Fayüm towns and their papyri by B. P. Grenfell, A. S. Hunt and D. G. Hoggart (London 1900), S. 19, er-

Nene Philologische Bnndschaa Nr. 26. 606

fkhren. An der Datierung Eenyons, der den Papyros ins 1. Jahrb. v.Chr. setzt, hUt er gegen Orenfell und Hunt, die ihn in das 1. oder 2. Jahrh. n. Chr. herabrficken wollen, fest. Er schildert, wie der Schreiber des Papyros seiner Aufgabe genfigte, was ffir Fehler er machte, welche Verbesserungen Spätere vornahmen, in welchem Zustand der Text jetzt vorliegt und wie die Akzente und die sonstigen Lese- und Schriftzeichen gebraucht sind. Zur Veranschaulichung fügt er die photographische Reproduktion derCol. XXXYIII des Papyros, sowie eine Anzahl kleinerer Fragmente auf zwei Tafeln bei. Dann folgt der Abdruck des Textes, wie er im Papyros flberliefert ist; nur dafs die losgelösten Stfickchen, die bei Kenyon als besondere Fragmente erscheinen, an ihren ursprfinglichen Stellen eingeffigt sind, abgesehen von ni 8 10 und Vni (XI) 82—84, die dem Herausgeber zu spät zu Ge- sicht kamen. Um diese Einschiebung hat sich besonders Fr. Blafs ver- dient gemacht

Der nächste Abschnitt enthält die Einleitungen zu den einzelnen Gedichten, die praktischer jeweils den betreffenden Gedichten selbst voran- gingen. Sie beschäftigen sich mit der Abfassungszeit der Gedichte, wobei die im zweiten Band der Oxyrhynchos- Papyri unter Nr. 222 veröffent- lichte Liste der olympischen Sieger aus den Jahren 480 - 448 gute Dienste taten, ferner mit dem Sieger und dessen Familie und endlich mit dem Mythos, der etwa in das Siegeslied verflochten ist. In der Einleitung zum ersten Gedicht behandelt Jebb auch ausffihrlich die Eeische Inschrift, auf der Argeios zweimal als Sieger verzeichnet ist, an den Isthmien als ^äig und an den Nemeen als dyiveiog; dabei benutzt er eine neue Ab- schrift, die ihm B. C. Bosanquet zur Verffigung stellte. Zu den Hieron- Oden gibt er eine dankenswerte chronologische Übersicht fiber die syraku- sanische Geschichte von 491, dem Begierungsantritt Gelons, bis 466, der Verbannung des Thrasybulos. Die ErOsuslegende im dritten Epinikion sucht der Verfasser als delisch zu erweisen, indem er darauf aufinerksam macht, dafs hier von den zweideutigen Orakeln an den LyderkOnig keine Bede sei, wogegen sich doch die Delphier an erster Stelle verteidigen mufsten, und dafs die Hyperboreer erwähnt werden, die in enger Ver- bindung mit Delos stehen. Was nun den letzteren Punkt betrifft, so liegt die Hyperboreersage auch den Delphiem nicht fem; sie ist ein Teil des Apollonmythoe Oberhaupt. Die Befragung des Gottes w^en der Zwei- deutigkeit seiner Orakel aber und die Bechtfertigung des Gottes hat ur- sprünglich mit der Bettung des ErOsos nichts zu tun; sie konnte erst in

606 Neue Fhflologiache RiudschAii Nr. 26.

der bei Herodot vorliegenden Version der L^ende hinzutreten, in der Bakchylideischen hat sie keine Stelle. Diese will in ihrem Wesen nnr die Dankbarkeit des Qottes seinen Verehrern gegenüber zum Ansdrack bringen, am za verhindern, dafs sich jemand durch das Schicksal des lydischen Königs zur Abkehr von dem Gotte bestimmen lasse. Dies deutet auf delphischen Ursprung; die Dotier, mit denen KrOsos in keiner Be- ziehung stand, hatten dazu keinen Anlals. Auch die genaue Kenntnis der orientalischen Hofsitten, die sich in der Legende zeigt, spricht f&r die welterfah- rene delphische Priesterschaft Aus dieser ursprfinglichen delphischen Erzäh- lung hat sich die herausgebildet, die man bei Herodot liest, und zwar in den Kreisen, die sich die Ausgestaltung der Sagen über die Sieben Weisen angelegen sein lielsen; dies zeigt die Rolle, die Selon darin spielt. Dals KröBOs in diesen Sagenkreis gezogen wurde, ersieht man auch aus dem, was über die Einwirkung des Bias, bzw. Pittakos auf ihn berichtet wird; ebenso hören wir, dafs ein Gastmahl der Sieben bei ihm stattgefunden habe. Diese Sagenversion will die Wahrheit und Bedeutung der Aus- sprüche der Sieben unwiderleglich dartun ; auch wenn sie anfänglich nicht beachtet, ja als Torheit verlacht werden, erweisen sie sich doch mit der Zeit als untrüglich und heilsam. In diesem Sinne ist die ursprüngliche Legende umgeformt; aus dem Entschlufs des KrOsos, mit den Seinigen auf dem Scheiterhaufen den Tod zu suchen, wurde die Verurteilung des Königs zum Feuertod durch Kyros, aus den Vorwürfen gegen Apollon wurden Selbstvorwürfe, in den Ausruf „Solen! Selon!'' zusammengefaist, und aus der Entrückung zu den Hyperboreern die Löschung des Feuei-s durch Apollon und die Unterredung mit Kyros, die zur Bettung des lydischen Königs führte, und dieses Weiterleben des Krösos bedingte dann die Klagen bei dem Orakel über die trügerischen Sprüche, die er vom Gotte erhalten habe. Das zwölfte Gedicht setzt Jebb in das Jahr 481, jedenfalls aber nicht nach 479, indem er gegen Blafs* Einwendungen, dafs während der Feindseligkeiten zwischen Athen und Ägina nicht nur die Sendung des Fytheas nach Athen zu seiner Ausbildung, sondern auch das Lob des athenischen Lehrers durch Bakchylides und Pindar Nem. V wenig wahr- scheinlich sei, bemerkt, dafs der Lehrer eher nach Ägina gerufen worden sei, und dafs das von den genannten Dichtern ausgesprochene Lob des athenischen Lehrers zu keiner Zeit den Ägineten hätte anstöfsig sein können. Dem ersteren Gegengrund kann man zustimmen, aber nicht dem letzteren^ da sich das unter den obwaltenden Verhältnissen immerhin auf-

Nene Phaologisohe Bnndschaii Nr. 26. 607

fallende Lob leicht vermeiden liers. Nach Blafs ist das Gedicht 479 oder 477 verfafst; ich mOchte es in das Jahr 487 vor Ausbruch der Feind- schaft zwischen den beiden Städten setzen, also den Jugendgedichten des Bakchylides zuschreiben. Die Qedichte XIV und XV hält Jebb mit vielen anderen für vollständig ; von XIV wenigstens kann ich dies nicht zugeben, nicht etwa wegen des rhapsodenartigen Inhalts, sondern wegen der vom Dichter gewählten Form. Was wollte er mit V. 47 MoOaoy fig nqd^oq I6ywv äfxe^ dvmltav bezwecken, wenn er nach den paar Sätzen des Hene- laos abbrechen wollte?

Auf die Einleitungen folgt der Text der Gedichte und Frag- mente nebst der Übersetzung und den Anmerkungen, in der Weise an- geordnet, dafs auf der linken Seite der griechische Text, auf der rechten die englische Obersetzung in Prosa und daneben am Fufse der Seiten zunächst die kritischen, dann durch einen Strich davon getrennt die er- klärenden Anmerkungen stehen, beide durch den Anhang auf S. 435 f. ergänzt. In der Behandlung des überlieferten Textes ist] Jebb zurück- haltender als Blals; eine ganze Seihe von Ergänzungen setzt er in kleiner Schrift ein, um anzudeuten, dafs sie nur den Sinn der fehlenden Worte im allgemeinen angeben wollen. Die von Blafs versuchte Herstellung des ersten Epinikions teilt Jebb nur im Anhang mit, mit Recht, wie ich glaube; jedoch hätte auch er bei Feststellung des Gedankengangs des Ge- dichts sich enger an die Ibisscholien halten sollen. Danach war nach der Einleitung zunächst erzählt, wie die beiden GOtter Zeus und Apollon bei ihrer Ankunft bei den Teichinen von den TOchtern des Dämon, des Königs der Teichinen, freundlich aufgenommen und bewirtet wurden. Darauf war berichtet, wie die Götter, dadurch gerührt, sie bei der Vernichtung dor Teichinen zu retten beschlossen; ein Traum forderte die eine Tochter auf, die Vaterstadt zu verlassen ; sie erzählte ihn ihren Schwestern, die daraufhin mit ihr fliehen; nur Makelo bleibt aus Liebe zu ihrem Bräutigam zurück. Dann war die Bestrafung der Teichinen, bei der auch Makelo umkam, geschildert. Hier setzt der leidlich erhaltene Teil unseres Gedichts, bei Blafs V. 111, ein, der den Besuch des Minos bei den Töchtern in ihrem neuen Wohnort und die Geburt des Euxantios erzählt, den Jebb nicht für eine Erdichtung der Euxantiden von Hilet hätte halten sollen; er ist ein alter Lokalheros von Eeos. V. 22 (142 Blafs) ist vor Xicwog wohl ddfAfjta zu ergänzen, und im folgenden ist Jebbs Ergänzung x(fi^ Ti av/Aßolol lAoxat; der Blafsschen I lUQßoldi vorzuziehen. Im zweiten

608 Neae PhilologiBohe Bundsehaa Nr. 26.

Gedicht V. 1 schreibt Jebb Si^ev 6, wie auch Bhife u. a. Ich halte an Eenyons St^ov & fest; denn f&rs erste ist das kurze Gedicht an and fBr sich zur BegrfiffiniDg an Ort und Stelle unmittelbar nach dem Siege ge- eigneter; sodann paTst diaauvj wie schon 0. Schröder bemerkte, besser fBr das Forteilen als das Ankommen; femer kann Sfivaaev, zu dem Ar- geios Subjekt ist, als Objekt nicht die Eeer haben, die ihre Sieger und Siege gewifs nicht veigessen hatten, sondern nur die Festversammlung, der der Sieg des Eeers Aigeios auch die frfiheren Siege der Eeer wieder ins GMftchtnis zurfickrief. Epin. lY 3 ergftnzt Jebb nQOxoaig, yuiÜ aSfory dl* Saaa; ich schlage nqc^oalai deiSag, di* Saaa vor: „all die Eigen- schaften an den Tag legend, infolge deren*' usw. Epin. YIII 65 ergänzt Jebb gut nalSeg aiSoiau

Den Schlufs der willkommenen Ausgabe bildet ein Wortindex und ein Sachindex.

Freiburg L Br. J. Bilalor.

320) A. Kraemer, De locis quibusdani, qui in Astronomi- con, quae Manilii feruntur esse, libro primo exstant, ab Housmano, Britannomm viro doctissimo, nuperrime corruptis. Francofurti, Enauer, 1906. 47 S. 8. Bereits Birt hat im Rhein. Mus. (41, 500) darauf hingewiesen , dals Housman durch fiberflüssige Eonjekturen die lateinischen Dichter vielfach verdorben hat, und die meisten Eritiker von Housmans Ausgabe des ersten Buches der Astronomica sind darüber einig, dafs der Herausgeber häufig auch da, wo die fiberlieferte Lesart einen guten Sinn gibt, ohne Orund geftndert hat. Die Maniliusforscher werden es daher dem Verfasser der vorliegenden, in gutem Latein verfafsten Schrift Dank wissen, dafs er an einzelnen typischen Beispielen zeigt, wie sehr der englische Gelehrte irrt. Dafs an manchen Stellen, besonders I, 769, die Rechtfertigung des an- gegriifenen Textee gUnzend gelungen ist, wird wohl jeder Eraemer zu- geben müssen. Vor allem werden folgende Stellen behandelt I, 7 (Eon- jektur von Eleinguenther), 25, 79, 410, 750, 786 und 790. Eraemer hätte zu den Stellen, wo Housman ohne Grund ändert, mit leichter Mühe noch I, 311, 385, 640 und 655 hinzufügen kOnnen, was ja auch schon Prinz in der Zeitschr. f. d. österr. Gymn. betont hat Ganz besonders sind Eraemers Eonjekturen zu I, 7 und 750 als zutreffend zu bezeichnen, Pie sehr fleifsige Arbeit legt Zeugnis von gründlicher Belesenheit ab.

Nene FhüologiMhe Bnndsohaii Mr. 36.

Besonders tritt dies in den zahlreichen den Klassikern entnommenen Be- legen zutage, durch welche E. seinen Behaaptongen Nachdruck zu yer- leihen weils.

In einem Anhange kommt Eraemer nochmals auf die Frage Ober die Person des Dichters und die Vollendung seines Werkes zurück, legt uns höchst schätzenswertes Material über die göttliche Verehrung be- deutender historischer Personen, zumal der römischen Kaiser, insbesondere des Augustus, vor und fQgt diesem wichtige Untersuchungen Ober den Gebrauch von sol, sidus, os^tim und skMa bei. Jeder, der sich mit den obenerwähnten Fragen beschäftigt, wird sich mit Kraemer auseinander-

Frankfurt a. M. Pr. Fried.

321) Harvard Stndies in daasical Fhilology. Vol. XV. Cam- bridge (Mass.), Harvard üniversity, 1904 (in Europa nur: Leipzig, 0. Harrassowitz). 242 S. 8. geb. Jt 6. 50.

Den Inhalt des 15. Bandes der H. St. bilden folgende f&nf Abhand- lungen : 1) E. K. Band, On the Komposition of Boethius' Gonsolatio Philo- sophiae (S. 1 28); 2) A. 8t Pease, Notes on someüses of Beils among the Greeks and Romans (S. 29 59); 3) E. Gapps, The 'Nemesis' of the Tounger Cratinus (S. 61—75); 4) Fl. G. Ballentine, Some Phases of the Cult of the Nymphs (S. 77—119) und 5) W. W. Baker, De comicis Qraecis litterarum iudicibus (S. 121 240). Rand will die von üsener (Anecdoton Holderi) vorgetragene Ansicht über die Schrift des Boeihius als unzutreffend und zu ungfinstig erweisen, und kommt auf Qrund einer Analyse des Inhalts zu der Meinung, dafs der eigene Anteil des Ver&ssers gröfser, dals dieser seinen Quellen gegenfiber selbständiger ist, als ü. zu- gegeben; B/s letztes Ziel ist die Versöhnung von Vernunft und Olauben, und so kann man ihn als den ersten Vertreter der Scholastik ansehen. Pease liefert eine Art Supplement zu dem Werke des Abb^ L. Morillot, titude sur Temploi des clochettes chez les anciens et depuis le triomphe du christianisme' (Dijon 1888). Die Untersuchung von Capps hat zum Gegenstand das Scholion zu Aristophanes Av. 521. Er bespricht die Schwierigkeiten, die sich aus dem letzten Teile desselben ergeben, und die verschiedenen Versuche sie zu beheben, und kommt schliefslich zu folgender Lösung: an dem fiberlieferten Text ist nichts zu ändern, die Komödie Ncfieaig gehört nicht dem älteren Kratinos, wie Plutarch Vita Pericl. 3

610 Neue FhilologiBche Rmidsohaa Nr. 26.

infolge VerwechsluDg der beiden gleichnamigen Dichter angenommen hat, sondern dem jfingeren (vielleicht dem Enkel von jenem), dessen Koroddie nach Eratosthenes Gatast. 25 eine mythologische Travestie war im Stile der mittleren Komödie, also ohne satirische Anspielung anf Perikles; das Stfick gehört wahrscheinlich in die Zeit zwischen 410 und 404. Btü- lenHne trägt alles literarische und epigraphische Material zusammen, aus dem zunächst hervorgeht, dafs die Nymphen bei den Griechen Wasser-, Ehe- und Geburtsgöttinnen waren, dafs man zu ihnen um Wasser flehte, sei es in Gestalt von Regen oder, was das ürsprfinglichere, als Quelle, und dalB man ihnen fQr gewährte Bitte Gaben darbrachte. Unter ihren Schutz stellte man auch Bewässerungsgräben, Wasserleitungen und Bäder; zu ihnen flehten aber auch am Hochzeitstage Bräutigam und Braut und badeten in dem von den kovTQtnpÖQOi herbeigeholten Quellwasser, damit ihr Ehebund mit Kindern gesegnet werde; in manchen Gegenden weihte auch die Braut den Nymphen eine Locke ihres Haares. Die Kinder in ihrer ersten Lebenszeit vertraute man dann ebenMIs der Obhut der Nym- phen an. Bei den Römern spielen die Lymphae dieselbe Rolle als Wasser- gottheiten (besonders Jutuma); dafs sie mit der Eheschliefsung zu tun haben, ist weniger sicher (vgl. Fest. P. 63 ; Dracont. Garm. prof. 7, 31 ff.), aber als Geburtsgöttinnen werden sie um Hilfe und Beistand gebeten (Garmentis, Egeria, wohl auch die Gamenae). Den Schlufs dieser Abhand- lung ^ildet ein mit Belegstellen versehenes Verzeichnis von Namen fBr Nymphen und Nymphenarten, von denen 342 bei den Griechen, 197 bei den Römern vorkommen; 64 von den griechischen Namen finden sich in der römischen Literatur.

Die ganze zweite Hälfte des Bandes fQllt die als ursprfingliche Disser- tation lateinisch geschriebene Abhandlung von Becker. Er trägt nicht nur diejenigen Stellen zusammen, in denen eine literarische Kritik direkt aus- gesprochen ist (mit Recht betont er, wie vorsichtig man oft bei den Fragmenten sein mufs, wenn sie nicht eben gerade um der Kritik willen zitiert werden), sondern zieht auch die indirekte Kritik in den Bereich seiner Untersuchungen, insoweit sie sich durch Wahl desselben Titels, Nachahmung, bewufste oder unbewufste Entlehnung, Parodie u. dgl. zu erkennen gibt. Geordnet ist das Material in der Weise, dafs zunächst Homer, Hesiod und die anderen älteren Dichter an die Reihe kommen, dann die Tragiker, denen die Komödiendichter folgen, während nach den Urteilen über sonstige Schriftsteller und die Literaturgattungen diejenigen

Nene Philologiflohe Bundachan Nr. 26. 611

Bemerkungen den Schlafs bilden , die jeder Dichter Ober sich nnd seine eigene Kunst genaacht bat. Sein Ergebnis faTst B. (S. 240) in die Worte zusammen: „Comici primi apud Oraecos in litteras iudicandas animos intenderant; huic autem rei fere omnes per antiquam comoediae aetatem, postea tarnen pauciores studuerunt; iudicia fecerunt permulta et acuta et iusta/'

Halle a. 8. P. Woflmer.

322) J. K. SvoTonos, Das Athener KationalmiiBeniiL Photo- typische Wiedergabe seiner Schätze mit erläuterndem Text. Deutsche Ausgabe besorgt von W. Barth. Athen, Beck & Barth, 1906. Heft 7 und 8. Text S. 183 238. Tafel LXI LXXX.

Ji 14. 80. Von den Beliefe des Athener Nationalmuseums im Saale des Hermes bespricht das letzte Blatt der neuen Textlieferung kurz einen kleinen Fries mit Meergöttem. Der ganze übrige Teil enthält die (bereits S. 179 begonnene) Untersuchung der drei Platten, die 1887 you den Franzosen in einer verschütteten byzantinischen Kirche zu Mantineia gefunden sind und bisher meist als praxitelisches Musenrelief gedeutet wurden, indem man auf der einen den Wettstreit des ApoUon mit Marsyas, auf den beiden anderen aber je drei Musen erkennen zu sollen glaubte. Die neue Lieferung ist nun eine neue Probe der Meisterschaft des griechischen Ge-' lehrten, der, mit den vielseitigsten Hilfsmitteln ausgestattet, den Leser teilnehmen läM ebenso an der schrittweise vor sich gehenden Klärung höchst verwickelter Fragen wie an der Freude über das vorsichtig ge- wonnene Endei^ebnis. Denn wenu auch die Thymelefrage als Teil der Theaterfrage noch weitere Prüfung und Forschung zu verlangen scheint, so dürfte an der Deutung jener Beliefs und ihrer Kombination mit anderen kaum mehr zu rütteln sein. Diese Deutung geht zunächst negativ dahin, dafs die Funde von Mantineia auf keine Weise sich zu einem Bathron für ein Monument der Latona mit ihren Kindern zusammenfQgen lassen, dafs sie femer überhaupt kein Musen ^^relief voistellen und endlich weder mit Praxiteles etwas zu tun haben, so dafs dessen Kunstcharakter zu revi- dieren wäre, noch auch mit der Pausaniasstelle (VUI, 9, 1) in Beziehung gebracht werden können, so dab dort erst dar Text „emendiert^* und dann doch noch dem VerfiBsser grobe Versehen unteigeschoben werden mü&ten. Vielmehr eigibt schon der unbefimgene Augenschein, dab ee

612 Neue FhilologiBche BnndBehan Nr. 26.

sich um DarstelluDg von drei musikalischen Wettkftmpfen handelt, indem nicht blofe ApoUon and Marsyas den Streit zwischen klassisch-griechischer und asiatischer Musik repr&sentieren, sondern auch die anderen beiden Beliefs den Oesang mit dem Spiel der archaischen Eithara und das Flötenspiel mit dem des ungriechisch ein Griffbrett mit der Lyra ver- einigenden Instrumentes im Wettstreit zeigen. Die gelehrte ErUftrer- arbeit beginnt erst bei den in der Mitte ruhig stehenden Frauengestalten: sie deutet Svoronos dort als die altarkadische, früh mit der Artemis ver- schmolzene OOttin Hymnia, hier als die Mutter der Musen, Mnemosyne. Dafs gerade fBr Mantineia ein derartiges Monument besonders glaubhaft erscheint, beweist er sogleich aus Polybios IV, 20 und findet nun in dieser Stelle auch den Ausgangspunkt weiterer Deutung und Ergänzung. Brstere läuft darauf hinaus, in den Beliefs einen Teil der Wandbekleidung zu sehen, die den Unterbau der Thymele im Theater zu Mantineia schmtckte, auf der als einem Podium die Agonisten auftraten. Ergänzen hilft das Denkmal schliefslich die geniale Heranziehung der bisher als Darstellung der Geburt der Athene gedeuteten Beliefs des im Madrider Museum auf- bewahrten Puteais, richtiger Altars, von denen die Villa Humboldt zu Tegel bei Berlin eine alte Kopie besitzt. Die frappante Ähnlichkeit mit den Fragmenten von Mantineia im Stil war schon wiederholt betont Niemand aber hatte die noch viel auffallendere Eigentfimlichkeit benutzt, dals beide gerade an den entsprechenden Enden in der Darstellung un- vollständig sind. Indem Svoronos sie jetzt zum ersten Male zusammen- bringt, fällt natfirUch die an sich schon sehr gezwungene bisherige Er- klärung des Madrider Frieses: doch kann hier ohne Abbildung nicht weiter darauf eingegangen werden. Oegen die neue Kombination wird schwerlich etwas einzuwenden sein. Das Denkmal von Mantineia hat somit endgültig seine Bestaurierung gefunden, mit der nun aber auch, wohl oder Abel, die Bestaurierung des griechischen Theaters rechnen muls. Bremen. Ernst Mmdlas-

323) Gobinean, Die Benaiasanoe, historische Szenen, deutsch von Ladwlg SchemaiiB. Neu durchgesehene und verbesserte Aus- gabe. Leipzig, Ph. Beclam jun., o. J. 384 S. 8. Jt 1.--^. Schemann hat offenbar durch seine Übersetzung den deutschen Lite- raturfreunden einen groüsen Gefällen erwiesen, denn neue Au^ben in der Beclamschen Bibliothek setzen einen an Zahl bedeutenden Leserkreis voraus.

Nene PhüclogMche Bandachan Nr. 26. 613

Das erklärt sich leicht. Die Vorzfige des französischen Werkes sind vom wissenschaftlichen wie vom kfinstlerischen Standpunkte aus so eminent, dals kaum etwas Ähnliches ihm zur Seite gestellt werden kann. Dazu konunt die Frische und Naturwüchsigkeit der szenischen Darstellung, ver- möge welcher die aus allen Schichten der Bevölkerung entnommenen Persönlicheiten sich selbst in ihrer Eigenart wiedergeben. Wir haben nicht etwa ein von fremder Hand entworfenes BUdnis ihrer Erscheinung vor uns, sondern sie gehen in ihrer ganzen Subjektivität handelnd und denkend an uns vorflber, unbehindert durch das Gefühl, von Hunderten und Tausenden gehört zu werden.

um so schwieriger wird die Arbeit des Übersetzens, aber auch um 80 anziehender und lohnender. Schemann gibt die Sprechweise der hohen wie der niederen Stände, der Idealisten wie der Bealisten, der Soldaten wie der Qelehrten und Efinstler, der rauhen Männer wie der zarten Frauen in so naturgetreuer und echt deutscher Weise wieder, dals man mitten im täglichen Verkehr zu stehen vermeint. Wenn er in der neuen Auf- lage in dieser Beziehung noch manches geändert und verbessert hat, so zeugt es nur davon, wie schwer es hält, unter Wahrung aller Treue sich vom fiQchtigen Kleben an des Wortes und der Bedensart nächstliegender Wiedergabe loszuringen, an die man sich um so leichter gewöhnt, je ge- läufiger einem die fremde Sprache ist, je weniger man es für nötig erachtet, sie erst in die Muttersprache zu fibertragen, um sie in ihrer ganzen Eigenart aufzuÜEUsen.

Zu besonderem Dank ist die Leserwelt dem Übersetzer verpflichtet flkr seine dem Werke vorangeschickte Einffihrung in die Bedeutung der Kulturepoche, welcher die historischen Szenen angehören, jener Zeit, in welcher ungeachtet des glänzenden Kostflms, in das die Kunst sie hfiUt, der nach Befreiung vom mittelalterlichen Zwange ringende Geist sich in schroffen Gegensatz stellt zu den sittlichen Forderungen des Herzens. Alle hervorragenden, die verschiedenen Gharakterzflge der Zeit vertretenden Persönlichkeiten finden darin ihre Wflrdigung und Bewertung. Das ganze Werk ist als ein zum Siege fahrender Kampf des Guten gegen das Böse, ein wunderbares Bild menschlicher Kraft und Gröfse wie auch mensch- licher Schwäche und Verworfenheit.

Freiborg i. B.

614 Nene Philologische Rundschau Nr. 26.

324) H. Dflbii Cyrano de Bergerac, sein Leben und seine Werke. Bern, A. Francke, 1906. IV a. 144 S. 8. Jt. 2.50.

Nach einer Kritik seiner Vorarbeiter auf diesem oeaerdings stark gepflügten Felde weist D. mit allem Nachdnick anf den seit Bostand unausrottbar gewordenen, auch von Erich Schmidt geteilten Irrtum hin, Cyrano nach Abstammung und Art als einen Oascogner anzusehen. Die Lehen der Familie Mauviires und Bergerac liegen rielmehr im Departe- ment Seine-et-Oise, nur dafs der dortige Flecken Bergerac jetst wieder wie ehedem Sous-ForSts heirst. Das Mirsverständnis ist auf die Fidres Parbit, Hist. du Thältre franf. 1735 zurfickzuffihren und vergebens von Kritikern wie Jal, Vitu und Lebrun bekämpft worden. D. hält es femer f&r höchst wahrscheinlich, dafs Cyrano nicht das Pariser College de Clermont mit Moliire zusammen, sondern das CoUiige de Beauvais oder de Dormans (gleichfalls in Paris) besucht habe, dessen Direktor Grangier er im PMant jou£ aufs Korn genommen.

Auf die Biographie folgt die Besprechung und ausffthrliche Inhalts- angabe der Werke Cyranos. Die Beilagen bringen eine Beschreibung des Manuskriptes von Le Voyage dans la Lune und Auszfige aus diesem, eine vergleichende Übersicht der Briefe und endlich den höchst ergötz- lichen Sermon du Cur^ de Colignac, als dessen unbekannten Urheber D. den Cyrano ansprechen möchte und fto dessen Abdruck aus der Bodleiana in Oxford wir dem Verfasser zu Dank verpflichtet sind. Diese Bede ist u. a. eine willkommene Illustration zu dem Lafontaineschen: On nous ruine en fStes, et monsieur le cur6 de quelque nouveau saint Charge tou- jours son pröne.

Im Schluts zweifelt D. mit Recht daran, dab es gelingen werde, den historischen Cyrano an die Stelle des Bostandschen zu setzen. Übrigens kann ich nicht finden, dafs sie einander gar so uniihnlich sind. Es sei zugegeben, dafs die Lustspielfigur weichlicher ist; aber anderseits finden sich die wesentlichsten Zflge des geschichtlichen Cyrano darin wieder: ein romantisch-idealer Zug, die Liebe zur Pointe und zum Baufen sowie zu fibersohwengliohen Metaphern und kühnen Wortbildungen.

Die Sprache D.8 ist stilistisdi nicht immer einwandfrei. „Er übt sich in galanter Haltung und Beden ^' (8. 27). „Wir können auf den sehr langen Bief nicht im einzelnen eintreten'' (S. 49). Die Wasserteilchen, von denen er sich abwechsehid ablöst und mit ihnen verbindet'' (S. 58).

Flensburg. Keri

Nene PhiloIogiBChe Rondschaa Nr. 26. 615

325) Faul Martin und 0. Thiergen, En France. Oaide ä tra-

vers la langue et le pays des FraD9ais. Leipzig-R., E. Haber- land, 0. J. [1906]. IV u. 219 S. 8. Mit sechs EarteDbeilagen.

Ji 8.-.

Dieser „Ffibrer durch die Sprache und das Land der Franzosen'^ erfüllt in vortrefflicher. Weise [seinen Zweck. Er enthält die interessan- testen Gespräche und Briefe , die auf einer Beise von Zürich über Lyon, Dijon und Reims nach Paris, bei einem längeren Aufenthalt in der Haupt- stadt und einem Besuch ihrer Umgebung geführt oder geschrieben werden können, und bietet so viel des Schönen und Wichtigen, ganz besonders auch auf dem Gebiet der durchaus modernen Sprache, dafs auch der Fachmann das Buch mit grOfstem Voiieil benutzen wird. Die deutsche Übersetzung ist im allgemeinen treffend ; schwer ist es ja immer, wenn nicht sogar manch- mal ganz unmöglich, den fremden Ausdruck durchaus korrekt wiederzu- geben, besonders wenn es sich um Verhältnisse handelt, die nur in dem fremden Volk erwachsen sind und nur aus ihm erklärt werden können. Die Vorkommnisse des täglichen Lebens werden übersichtlich und fesselnd dem Leser vorgeführt, und ein kurzer Abrifs der französischen Grammatik enthält in oft sehr gelungener Form alles, was der Benutzer des Buches in dieser Beziehung zu wissen braucht. Die phonetische Umschrift er- scheint mir zu gezwungen. Ein deutsch -französisches Wörterverzeichnis nach Stichwörtern ist gewib jedem willkommen, und die Pläne der im Buch vorgeführten Städte sind gut ausgeführt. Die Liste der Druckfehler ist leider ziemlich grofs.

Nauen. Fries.

326) E. Koeppel, Ben Jensons Wirkung anf zeitgenössisehe

Dramatiker nnd andere Stadien znr inneren 6e- sehiehte des englischen Dramas. (A. u. d. T. Auglistische Forschungen herausgegeben von Joli, Hoops, Heft 20.) Heidel- berg, C. Winter, 1906. 238 8. 8. Ji 6.—. Es ist mir eine besondere Freude, dieses Werk unseres Strafsburger Anglisten den Lesern der Neuen Philologischen Bnndschau bekannt zu geben. Eoeppel ist vielleicht unser bester Kenner des englischen Dramas von Shakespeare bis zur Schliefsung der Bühnen durch die Puritaner. Abgesehen von kleineren Artikeln und seinem Festvortrag auf dem Shake- spearetage zu Weimar 1904 über „Eonfessionelle Strömungen in der

616 Nene Philologiflolie BnndBohaa Nr. 26.

dramatischen Dichtung des Zeitalters der beiden ersten StnartkSnige'* (siehe Shakespeare- Jahrbuch 40, xviff.) hat Koeppel die Ergebnisse seiner weit ausgedehnten Studien über diese Zeit niedergelegt in den ,,Quellen8tudiea zu den Dramen Ben Jensons, Marstons und Beaumonts und Fletchers^ 1895, „QneUenstudien zu den Dramen Ghapmans, Massingers und Fords** 1897 und „Studien Aber Shakespeares Wirkung auf zeitgenössische Dra- matiker** 1905. Dieselbe riesige Belesenheit, dieselbe solide Arbeit und nicht zum mindesten auch denselben melodischen Ton und den firiachen Stil, der den genannten Werken dauernden Wert und ästhetisch geniefs- bares Gepräge verlieh, finden wir in der neuesten Frucht seiner friedlidien Qelehrtenstube wieder. Aus dem schier unerschöpflichen Brunnen der Oeschichte des Theaters der Shakespearezeit hat Eoeppel neue Schätze gehoben und der dankbaren Fächwelt unterbreitet Vielerlei Neues hat uns Eoeppel zu sagen und vieles Alte in neuer Beleuchtung zu zeigen. Zu- nächst betrachtet er Marlow, Kyd, Greene, Peele, Lyly, Spenser und Sidney im Spiegel des Dramas, d. h. er zeigt uns, welche satirischen Bifiten die durch eine im Laufe der Zeit bis zur leidenschaft- lichen Siedehitze gesteigerte Konkurrenz gezeitigt hat. Alle möglichen Formen der literarischen Fehde von den feinsten Nadelstichen bis zum gröbsten Geschfitz, die der Wettbewerb mit sich bringt, der Neid diktiert, läfst Koeppel wieder vor unseren Augen lebendig werden. Jene an dra- matischer Gestaltungskraft und Produktivität fast beispiellos dastehoide Zeit erhält so gewissermafsen eine neue Folie.

Im zweiten Teil wendet sich E. seinem dramatischen Liebling, Ben Jonson, zu, den der hellere Stern Shakespeare auch in der lite- rarischen Forschung lange arg verdunkelt hatte. Einleitend verweist K. auf die gfinstigen Ffigungen in der Geschichte der englischen Literatur, „dafs so oft neben die ihre Zeit beherrschende Dichtelgestalt ein ebenfalls hochbegabter Rivale trat, dessen Geist ein ganz anderes Gepräge trug, der anderen Zielen zustrebte, als der vor und neben ihm schaffende Dichterfürst der Periode. Durch dieses Phänomen wurde jeder Einseitig- keit der Entwicklung voigebeugt, in ihm findet der wunderbare Beichtum der englischen Literatur seine Erklärung: die Menge der hinter jenen bedeutenden Erscheinungen stehenden Epigonen war nicht an ein Vorbild gebunden, da die Wege der Ffihrer selbst nach verschiedenen Richtungen verliefen.** So weist Koeppel vergleichend hin auf Tennyson und Brown- ing, Wordsworth und Byron-Shelley, Bichardson und Fielding, Dryden

Nene Philologiflche Bundachan Nr. 26. 617

nnd Mflton. ,,ünd in der glorreichen Zeit der Elisabeth stellt sich neben den zur ewigen Herrschaft bestimmten Shakespeare furchtlos der Mann, dem die Mitlebenden viel reichlicher und rfickhalüoser Lob spendeten, als seinem ihn f&r uns verdunkelnden Rivalen, der von den Dramatikern kaum minder eifrig studiert und nachgeahmt wurde Ben Jonson/' Beide, Shakespeare wie Ben Jonson, haben ihren Nachfolgern und Nach- treten! als unversiegbare Quellen gedient; aber während der erstere seine Spur im Drama der Folgezeit als Beminiszenzen an seine Dichtersprache in der Form von wörtlichen Anklängen hinterliefs, ist es bei Ben Jonson die „unerbittliche Ausprägung seiner Charaktere zu mehr oder minder starren Typen'', die mit kleineren oder gröfseren Modifikationen, aber stets verbrämt mit neuen Gedanken und witzigen Einfällen, die folgende Qe- neration das Epigonentum auf der Bflhne vergessen liefsen. In welcher Art das geschah, und welche Charaktere Ben Jensons daran beteiligt waren, legt nun E. in seiner übersichtlichen und doch nicht schematischen Art dar. Dafs hierbei auch noch Nachträge zu der sehr verdienstlichen Strafs- burger Dissertation von Ballmann über Chaucers EinfiuTs auf das englische Drama im Zeitalter der Königin Elisabeth und der beiden ersten Stuart- könige (1901) geboten werden (S. Il3ff.)i wird unter anderen die Chaucer- forschung dankend anerkennen.

Der dritte Abschnitt des an Inhalt so reichen Bandes ist den „Reflexen der Ritter romane im Drama'' gewidmet. König Artur, Guy of Warwick, Kaiser Karl und andere Lieblinge der mittel- alterlichen Sage tauchen hier noch einmal auf, zum Teil allerdings stark demokratisiert oder travestiert Auch die spanischen Ritterromane, zu denen vielleicht noch das allerdings allgemein recht ungfinstig rezen- sierte Buch von M. Hume, Spanish influence on English literature 1905 zu erwähnen wäre, werden von Koeppel nicht vergessen. Beschlossen wird Koeppels volle Blütenlese durch eine Verzeichnung von „Babelais- Anspielungen im Drama".

Alles in allem haben wir in Koeppels letztem Werke wieder eine schöne Leistung gewissenhafter und wohlüberlegter Qelehrtenarbeit vor uns und können seinen heiligen Zorn verstehen und nur auf das wärmste billigen, den er (Engl. Stud. 36) vom sicheren Port gediegener Wissen- schaft aus über das Geschreibsel der Hallenser Dissertationenfabrik aus- giefst, ebenso wie wir anderseits mit aufrichtiger Freude anerkennen, in unserer Zeit der Demokratisierung und Nivellierung doppelt anerkennen,

618 Neue Philologische Bandflchaa Nr. 26.

dars in Strafsburg dem Beispiel des Meisters nachgeeifert, die Wfirde der Wissenschaft und des deutschen Doktortitels hochgehalten wird.

Berlin. BMarioh Spios.

327) Wilhelm Münoh, Das akademische Frivatstadinm der Neuphilologen. Halle a. S., Buchhandlung des Waisenhauses, 1906. 27 S. 8. JL —.30.

Ein aufserordentlich praktisches Buch für jeden Anfi^iger; es macht ihn aufmerksam auf die Aufgaben, die seiner nach Vollendung des Sta- diums an der Universität harren, und för die sehr oft aus Unkenntnis derselben nicht das Erforderliche getan wird. Die Forderung der PrQ- fungsvorschrift, „sprachliche und grammatische Sicherheit in beiden Spra« eben 'S bezeichnet der Verfasser mit Recht als eine sehr schwer zu er- föllende, und wfinscht, dafs um es kurz auszudrücken ein „sehr guf in der einen und ein genügend '' in der anderen nach der freund- licheren Seite gerechnet werde. Darum wird man freilich nicht herum- kommen, Französisch und Englisch zusammennehmen zu müssen; ob aber nicht eine andere Gruppierung vorzuziehen wäre, ist eine viel um- strittene Frage.

Hat der junge Student aber diese beiden Fächer gewählt, so rät ihm M., sich sehr bald über den Weg zum Ziele klar zu werden. Durch unmethodisehes, planloses Herumsuchen auf diesem und jenem Oebiet werde viel Kraft nutzlos vergeudet, und bei den Prüfungen träte dann so häufig nur dilettantische Stümperhaftigkeit zutage. Die meisten Stu- dierenden der neueren Sprachen wollen doch wohl Lehrer in diesen Sprsr chen werden. „Wer aber eine Sprache lehren will, mufe sie vorher ge- lernt haben, nicht kennen, sondern können, beherrschen, so gut als eben einer die fremde Sprache meistern kann/'

Dies ist der Kernpunkt der trefflichen Schrift. Auch der Ratschlag verdient entschiedene Beachtung, dals man sich nicht in zu jungen Se- mestern in Doktorarbeiten und ähnliche Spezialbetätigungen stürsen solle, sondern die junge Kraft der Eroberung eines guten Teilee der firemden Sprache widmen.

Wie sehr es der Verfasser versteht, sich in die Lage des Lernenden zu versetzen, zeigen auch die hervorragend praktischen Fingerzeige, wie man seine Sprachleistnng mündlich und schriftlich steigern könne. Die gemeinsame Arbeit soll sich vor allem auf gegenseitige Kontrolle im

Nene Philologische Rondschaa Nr. 26. 619

Sprechen und Lesen erstrecken auch auf stilistische Übungen. Wir m(kshten noch dazu vorschlagen, auch auf Vornahme einer planmärsigen Lektüre. Noch bleibt aber genug flbrig fflr ernste Alleinarbeit; hier nennt der Verfasser vor allem das unverdrossene Aufschlagen unbekannter Wörter zur Erweiterung des Wortschatzes, Streben nach Sicherheit in allen Fragen der Phonetik und Synonymik, wenigstens soweit der später zu erteilende Unterricht in Frage kommt, schriftliche Übersetzung, mehr thdme als Ver- sion ^ Beschäftigung mit grammatischen und stilistischen Fragen immer mit dem Ziel im Auge: Erteilung des Unterrichts in der fremden Sprache. Die Arbeit, die so geleistet wird, wird sicher ihre Frfich te tragen, und wir glauben, dafs ein so vorbereiteter Neuphilologe sich auch da, wo er auf sich allein angewiesen ist, sehr rasch in die Praxis hinein- finden wird.

Mfiuchs Wunsch, der Student solle lieber ein Stfick Shakespeares gründlich vornehmen, als alle fluchtig lesen, blofs eben um sich beim Examen nicht zu blamieren, können wir ja wohl billigen der Idee wegen aus der er ausgesprochen wird; der nach ästhetisch - literarischer Bildung Strebende wird doch vielleicht besser so handeln: er studiere mit philo- logischer Akribie einige Stücke oder auch nur eines und lese die anderen oder besser andere zur Erbauung und Erhebung; der Student hat ja doch eigentlich recht viel Zeit, wenn er sie richtig anwendet

Gegen die unkontrollierten Übersetzungen hat der Verfasser selbst seine Bedenken, die wir teilen müssen; hier ist eine Autorität nötig, um den jungen Mann vor Fehlern, namentlich gegen den Geist der Sprache, und vor unbegründeter Selbstzufriedenheit zu bewahren, in vielen Fällen wird ja der Lektor bereit sein, einzugreifen; ob andere Ausländer immer als Mentoren dienen können, ist mit Recht bezweifelt.

Mit dem am Schlufs geäufserten Wunsche, dafs Regierung und Uni- versität dem Streben nach Beherrschung der fremden Sprache immer mehr entgegenkommen, zeigt der Verfasser wieder, wie sehr ihm die Heranbildung tüchtiger moderner Lebier am Herzen liegt; seine Schrift hat auch schon in weiten Kreisen freudige Aufnahme gefunden, und wir können nur wünschen, dafs sie in die Hände recht vieler junger Neu- philologen kommen möge.

Sondersbausen. E. MUler.

620 Nene Philologische Rimdschaa Nr. 26.

328) Otto Delliti Über lateinische Elemente im Mittel- englischen* Beitrftge zur Geschichte des englischen Wort- schatzes. (A. u. d. T. Marbnrger Studien zur englischen Philo- logie, Heft 11.) Marburg, N. G. Elwertsche Verlagsbuchhand- lung, 1906. VIII u. 101 S. 8. ^ 2. 50. Der Einflufs des Lateinischen, der fQr das Altenglische vorwiegend durch die bahnbrechenden Arbeiten von Pogatscher und MacGillivray schon aufgeklärt war, ist ffir den mittelenglischen Zeitraum bisher noch eine ziemliche Terra incognUa geblieben. Besondere Untersuchungen darfiber fehlten ganz, trotzdem gerade die Entscheidung der Frage, ob französischer oder lateinischer Einflufs in diesen oder jenen Fftllen vorliegt, nicht nur fßr die sprachlichen Verhältnisse des Mittelenglischen von Wichtigkeit iöt Während man den französischen Einflufs in dieser Zeit weit überschätzt hat, wurde das Lateinische stark unterschätzt, obgleich die Forschung seit einigen Jahren doch einer verständnisvolleren Würdigung des Lateinischen zuzuneigen begann.

Der fast völlige Mangel an einer Untersuchung über die lateinischen Bestandteile des mittelenglischen Wortschatzes hat den VerfiBSser dieser Marburger Dissertation zu einer näheren Beschäftigung damit geführt, deren Resultat er uns jetzt vorlegt. Diese Arbeit ist nun leider ein blofser Strei&ug und bietet nicht im entferntesten etwas Abschlieljsendes. Ja der Verfasser verzichtet, wie nicht nur der Titel lehrt, von vornherein auf eine erschöpfende Behandlung, denn im Vorwort heifst es: „Bei dem Mangel spezieller Vorarbeiten . . . mufste sich eine Untersuchung im Bah- men einer Dissertation auf eine mehr skizzenhafte Darstellung beschränken, die weniger einzelne Resultate als vielmehr einen Überblick mit einigen neuen Anregungen liefern solL'^ Niemand wird dem Verfiisser den Vor- wurf machen, wenn er, vielleicht geleitet durch irgendwelche Erwägungen äuüserer Art, den Bahmen einer Dissertation sehr eng spannt In der Beschränkung zeigt sich, nicht zum mindesten in wissenschaftlichen Ar- beiten, der Meister, wir haben treffliche Arbeiten, die ein ganz kleines Gebiet, einen einzigen Ausschnitt aus der Grammatik behandeln aber erschöpfend. Und darin liegt der schwerwiegende Vorwurf, der nicht nur dem Verfasser dieser Arbeit, sondern vielen anderen heutzutage gemacht werden mufs, dafs sie mit aussichtsreichen Themen einen unerhörten Baubbau treiben uud sie dadurch denen bis zu einem gewissen Grade

Nene FhilologiBohe RandBohwi Nr. 26. 621

entziehen, die den Rahmen einer Dissertation weiter spannen oder sonst wie eine solche Frage gern gründlich behandelt hätten.

Wo halbe, viertel oder achtel Arbeit auf einem Biesengebiet getan wird, ist es nicht allzn schwer, „einen Überblick mit einigen neuen An- regungen'' zu liefern. So soll es denn gern anerkannt werden, dafs dem Verfasser das letztere unter Aufwendung grofsen anerkennenswerten Fleifses gelungen ist, wenn auch bei dem Überblick noch manche Berge und Wolken hätten beiseite geschafft werden können. Der Verfiisser geht bei seiner Arbeit in der Weise vor, dafs er die lateinischen Neuentleh- nungen aus den bisher erschienenen Teilen des New English Dictionary nach Schriftstellern oder Sprachdenkmälern behandelt und erst in hi- storischer und dann in kulturhistorischer Anordnung vorfahrt Er teilt den mittelenglischen Zeitraum in zwei Perioden, deren Orenze um das Jahr 1300 liegt, und scheidet die Lehnwörter alsdann in besondere Gruppen je nach dem Entlehnungsfaktor Kirche, Geschichte, Becht, My- thologie, Medizin, Alchimie usw. Der dritte nnd vierte Hanptteil han- deln Aber die Wortformen (Wortbildung) sowie Schreibung, Laut- und Akzentverhältnisse. Die Einleitung erörtert allgemeine Fragen der Ent- lehnung von Wörtern. Der völlige Mangel eines Wörterverzeichnisses mufs als ein schwerer Nachteil ffir schnelle Benutzung, besonders zu lexi- kalischen Zwecken, empfunden werden. Zum Schlufs noch eins: der Stil! Wann wird endlich einmal das böse Wort „bezw.'' verschwinden? Ist die deutsche Sprache wirklich eine so arme Sprache, dafs sie dafQr nicht viele verschiedene, Abwechslung gestattende, Ausdrücke hat? Auch das kann ich nicht fBr besonders schön erachten, wenn es auf S. 13 heifst: „es beginnt die klassische Affektation der Elisabethanischen Zeit sich vorzubereiten^', während man jemandem, der sich ein Jahr bng in- tim mit dem Lateinischen beschäftigt, wohl nicht allzu böse sein darf, wenn er schreibt (S. 39) : Bei weitem der gröfste Teil der Entlehnungen besteht natürlich aus Hauptwörtern und substantivischen Begriffen. Wie Wyclif bei der Übernahme derselben verfthrt, werden einige ausgewählte Beispiele zeigen.'^ Ich gestatte mir nur daran zu erinnern, dab früher wohl ein kleiner Spruch umlief, in dem es hiels:

„Und hast du derselbe, dieselbe, dasselbe geschrieben, Streich* es sofort wieder aus.^*

Bremen. Boiarloli Spie«.

622 Neae Philologische Rundschau Nr. 26.

329) Joseph Bittner, SyBtematisch geordnetes Verzeichnis

der Frogrammarheiten österreichischer Mittelschnlen.

III. Teil. (Die Arbeiten aus den Jahren 1890—1905 enthaltend.) Czernowitz, Selbstverlag, 1906. 175 u. 27 S. 8. J$ 1.50. Der Herausgeber dieser höchst dankenswerten Zusammenstellung ver- zeichnet die Programmtitel nach dem Inhalt gruppiert und in jeder der zwölf Abteilungen, die wieder in Unterabteilungen zerlegt sind, nach der alphabetischen Autorenfolge geordnet. Sie werden alle (4694) fortlaufend numeriert und lassen sich so leichter bezeichnen und zitieren; stehen doch die Aufschriften in den slawischen Sprachen nicht jedem ge- läufig zu Diensten. Die zahlreichen slawischen Abhandlungen sind zu* gleich unter einem (amtlichen) deutschen Nebentitel angefahrt und kom- men so dem Verständnis der Interessenten besser entgegen. Aufser dem Verfassernamen und Schrifttitel gibt Bittner noch den Umfang, das Erschei- nungsjahr und den Ort an; falls dort mehrere Anstalten sind, auch genauere Unterscheidungen. Die ganze Zusammenstellung macht den Eindruck grofser Sorgfalt. Anhangsweise ist noch einmal ein Qeneralregister der Autoren beigefügt. Wichtiger und für die Fortsetzung des Katalogs drin- gend anzuraten wäre ein alphabetisches Register der behandelten Gegen- stände gewesen, da man dann schneller sich unterrichten könnte, ob man überhaupt etwas von der gesuchten Materie findet oder nicht Privat- büchereien wie Schulbibliotheken sei Bittners Verzeichnis bestens emp- fohlen.

330) Th. Scheffer und 6. Zieler, Aschersons Deutscher üui-

versitätskalender. 69. Ausgabe. Mit amtlicher Unterstützung herausgegeben. I. Teil: Die Universitäten im Deutschen Reich. Leipzig, K. G. Th. Scheffer, 1906. 367 S. 8. Jf 1.50.

II. Teil: Die Universitäten im benachbarten Auslande. Ebenda 1906. S. 362— 565. 8. ^1.50. Beide TeUe in einem Baude geb.

Jf 3.50. Der alte Aschersonsche Kalender, der durch fortgesetzte Besserungen in allen Abteilungen allgemach zu einem vollkommenen Führer durch die Institutionen der reichsdeutschen wie der ausländischen Universitäten deut- scher Sprache ausgebildet ist, bedarf nach den verschiedenen an dieser Stelle gebotenen Besprechungen keiner besonderen Empfehlung mehr. Be- merkt sei nur noch, dafs der zweite Teil von den österreichischen Hoch-

Neae Philologisehe Ründsöhaa Nr. 26.

schalen die zisleitbaniscben anffihrt, die schweizeriscben alle, ebenso die däniscben, norwegischen und schwedischen. Für die holländischen ist auf den vorigen Jahrgang verwiesen worden, der die gleichen Vorlesungen enthalten soll; diese hätten aber wiederholt werden oiQssen, da man sich w^n dieses Abschnittes doch nicht den vorigen Band anschaffen wird.

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