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Neues Archiv

der

(ifiSßllscliaft 1 ältfire fleitsclifi GßsicMsldiMß

Beförderung einer Gesammtausgabe der öuellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters.

Siebenter Band.

Hannover.

Hahn' sehe Buchhandlung. 1882.

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Uniinovor. .Schrift und Druck von Fr. Culcmaun.

I n li a 1 t.

Seite. I. Bericht über die siebente Plenarvcrsammlung' der Cen- tral-Direction der Monumenta Germaniae 1881. 1 8 II. Dritter Bericht über die zur Herausgabe der altern deutschen Stadtrechto unternommenen Vorarbeiten. Von F. Frensdorff 9—17

III. Bericht über schwäbische Todtenbücher. Von

F. L. Bau mann 19—41

IV. Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. Von

H. Simonsfeld 43—72

V. lieber Anselnis Gesta episcoporum Leodiensium. Von

G. Waitz 73—81

VI. Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung. Von Jul.

V. Pflugk-Harttung 83 120

VII, Ueber die Herkunft des Albertino Mussato. Von

Dietrich König 121—133

VIIT. Ueber eine unbenutzte Handschrift Oesterreichischer

Annalen. Von W. Wattenbach 135—142

IX. Papsturkunden in Paris. Ein Reisebericht nebst einem Anhang ungedruckter Papstbriefe. Von

S. Loewenfeld 143—167

X. Geschichtliche Handschriften der fürstlich Oettingen- Wallersteinschen Blibliothek in Maihingen verzeich- net von Philipp Jafle. Mitgetheilt von W. Watten- bach 169 18G

XI. Miscellen :

Ein Brief von Theiner an Pertz 189 190

Ungedruckte Briefe. Mitgetheilt von E. D um m -

1er 191 194

Mittheilungen. Von Paul Ewald .... 195—215 Ueber eine Handschrift des Chronicon Ursper-

gense. Von H. Simonsfeld 213 215

IV Inhalt.

Verse auf König' Enclolf. Mitgetlieilt von

W. Meyer 216-217

Antiquitates Arnulfinae. Von Jul. von Plugk-

Harttung 218—224

Nachrichten 225—246

XII. Die Chronicae des sogenannten Fredegar. Von

Dr. Br. Krusch 247—351

XIII. Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

Von A. Nürnberger 353 381

XIV. Miscellen:

Ueber die sogenannte Abbreviatio gestorum regum

Franciae. Von G. Waitz 385—390

Liber annalis scu ehronicorum anonymi autoris, (Eusebii Caesariensis Cat.) ab initio mundi usque ad med. saec. XIV. Von Dr. Wid- mann in Wiesbaden 391 395

Aus Handschriften. Von W. Wat t enb a ch . 396 400 Zu den caroliugischen Formelsammlungen. Von

E. Dümmler 401 403

Ueber den Ausdruck: 'Clerici sunt quiutati'. Von

Cornelius Will 404—406

Nachrichten 407 420

XV. Die Chronicae des sogenannten Fredegar. Von

Dr. Br. Krusch. II 421—516

XVI. Einharts Werke und ihr Stil. Von Max Manitius. 517-568

XVII. Eine Limburger Handschrift. Von Arthur Wyss 569 584 XVI ir. Miscellen:

Zwei unedicrte Briefe Gregors I. Von Paul

Ewald 587-604

Gedichte aus Münchener Handschriften. Von

E. Dümmler G05 613

Zur Characteristik des Cardinais Ilumbert von

Silva Candida. Von K. Francke . . . . 614—019

Handschriftliches. Von W. Watt enb ach 020—629 Notizen von S. Eparch in Angouleme und S. Martial

in Limoges. Von O. Holder-Egger . . 630—637

Nachrichten 638—647

I.

Bericht

über die

siebente Plenarversammlung'

der Central -Direction

der

Monumeuta Germauiae 1881.

Neuea Ar*^' etc VII.

JJie Centraldirection der Monumenta Germauiae hat ihre jährliche Plenarversammkmg in den Tagen vom 21 23. April hier abgehalten. Anwesend waren sämmtliche Mitglieder mit Ausnahme des Hofrath Prof. Sickcl in Wien, dem sein Ge- sundheitszustand auch dies Jahr die Reise nicht gestattete.

Leider musste der Rückblick auf das verflossene Jahr in vieler Beziehung ein trüber sein. Der Tod des hiesigen ordentlichen Mitgliedes Prof. K. W. Nitzsch und des Mit- arbeiters der Abtheilung Scriptores Dr. Johannes Heller, das andauernde Leiden des Hofr. Sickel, der Brand im Hause des Prof. Mommsen, Leiters der Abtheilung Auetores anti- quissimi, sind Ereignisse, die uns schwer betroffen, auch die Arbeiten mannigfach gestört haben.

Um so mehr mag es als glücklich hervorgehoben werden, dass dieselben doch erhebliche Fortschritte machen konnten, eine Reihe bedeutender Publicationen vorliegt, andere in Angriff genommen worden sind.

Ausgegeben wurden im verflossenen Jahr:

von der Abtheilung Auetores antiquissimi :

1) Tomi IV, P. 2. Venanti Honori Clementiani Fortunati opera poetica. Recensuit et emendavit Fridericus Leo;

von der Abtheilung Scriptores:

2) Toraus XXV 5

3) Einhardi Vita Karoli Magni. Editio quarta. Post G. H. Pertz recensuit G. Waitz;

von der Abtheilung Antiquitates :

4) Poetae Latini aevi Carolini. Recensuit Ernestus D um m- 1er. Tomi I Pars prior;

von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde :

5) Band VI in 3 Heften.

Dazu kommt als von der Gesellschaft unterstützt und theil- weise aus ihren Sammlungen hergestellt:

6} Acta impei'ii inedita seculi XIII. Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königreichs Sicilien in den Jahren 1198 bis 1273. Herausgegeben von Eduard Wink elmann.

1*

4 Bericht über die siebente Plenarversammlung 1881.

Ueber die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen ist fol- gendes zu berichten.

Die der Auctores antiquissimi ward durch den schon erwähnten Brand im Hause ihres Leiters schwer betroffen. Die Sorge für andere ihm obliegende Arbeiten nöthigte Prof. Mommsen, die fast vollendete Ausgabe des Jordanis und die Bearbeitung der kleinen Chroniken zu unterbrechen ; wie meh- rere für jene benutzte Handschriften, so sind auch einige der für diese gemachten Collationen zerstört oder beschädigt; eine beabsichtigte Reise zum Besuch Englischer Bibliotheken musste aufgeschoben werden. Doch steht die Vollendung des Jordanis im Lauf des Jahres mit Sicherheit zu erwarten. An die be- reits ausgegebene Bearbeitung von Fortunats Gedichten, die aus zahlreichen Handschriften zuerst einen zuverlässigen Text festgestellt und sorgfältige Nachweise über Sprache und Metrik des Autors gegeben hat, werden sich die prosaischen Werke anschliessen, mit denen auch die allgemeinen Sachregister ver- bunden werden sollen. Begonnen hat der Druck des Avitus von Dr. Peiper in Breslau, des Symmachus von Dr. Seeck in Berlin ; in naher Aussicht steht er beim Ausonius, den Prof. Schenkl in Wien beai'beitet. Für den Sidonius hat Dr. Lüt- johann die Handschriften Englischer Bibliotheken, für den Ennodius Dr. Vogel die in Rom benutzt.

Die Abtheilung Scriptores, die von dem Vorsitzenden der Centraldirection Geh. Regierungsrath Waitz geleitet wird, hat einen schweren Verlust durch den Tod des Dr. Heller erlitten, der in dem Augenblick der AVissenschaft entrissen ward, als der 25. Band der Scriptores, zu dem er zahlreiche und werth volle Beiträge geliefert hatte, ausgegeben werden konnte; unvollendet hinterliess er die Ausgabe von Flodoards Historia Remcnsis für Band 13. Dieser ward dadurch eine Zeit lang im Druck aufgehalten, schreitet jetzt aber rüstig vorwärts, so dass seine Vollendung im Lauf des Sommers ge- hofft werden kann. Er wird aber nicht alles das an Nach- trägen zu den 12 ersten Bänden umfassen können, was für ihn in Aussicht genommen war, sondern mit dem Chronicon Alti- nate schliessen müssen, dessen Bearbeitung Dr. Simons feld in München vollendet hat. Für den folgenden Band bleiben die neu aufgefundenen Gesta episcoporum Cameracensium, die Werke des Hermann von Tournai, für welche die wichtige der dortigen Stadtbibliothek gehörige Handschrift in Brüssel benutzt Avard, und andere Belgische Chroniken, die Magde- burger Bischofschronik, bearbeitet von Prof. Seh um in Halle, und mehrere kleinere Stücke. Die Folge wird sein, dass die Streitschriften des 11. und 12. Jahrhunderts, mit denen Prof. Thaner in Innsbruck und Dr. Bernheim in Göttingen be- schäftigt sind, hier schwerlich Raum finden, sondern angemessen

Bericht über die siebente Plenarversammlung 1881. 5

als besonderer Band im kleineren Format neben den Papst- leben zu geben sein werden. Dasselbe gilt von den Geschicht- schreibern der Normamiisclien Herrschaft in Süditalien, Amatus, Gaufredus Malaterra, Faleo Beneventanus, Hugo Falcandus u. s.w., die auch für die Gescliichte des Kaiserreichs eine nicht geringe Bedeutung haben, und deren Sammlung für später in Aussicht genommen ist. Zunächst gilt es auch, die Reihe der Geschicht- schreiber des 11. und 12. Jahrhunderts weiter zu führen. Nachdem im 25. Bande die Deutschen Provinzial- und Local- chroniken bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gegeben sind, würden zunächst wohl die Italienischen Quellen ähnlicher Art in Frage kommen. Da aber trotz mancher Vorarbeiten für Sichardus, Salimbene u. a., die früher gemacht, doch noch längere Arbeiten erfordert werden, auch die Mithülfe, welche Prof. Scheffer-B oichorst in Strassburg hier in Aussicht gestellt, in weitere Ferne gerückt ist, wurde zunächst in's Auge gefasst, was sich bei den Französischen und Englischen Auto- ren der Zeit findet. Und das ist allerdings recht viel. Jene bieten zum Theil die genauesten Berichte über die Verhand- lungen der Deutschen Könige mit den Päpsten, die wiederholt in Frankreich eine Zuflucht suchten, über den Kreuzzug Kon- rad HI, die Betheiligung Otto IV. an den Flandrischen Krie- gen, die Einwirkung der Albigenser Kriege auf die Ablösung der Provence vom Reich, den Zug Karls von Anjou nach Italien und seine Kämpfe hier gegen Manfred und Konradin. Wenn die Monumenta auch von den meisten der hier in Be- tracht kommenden Werke nur Theile geben können, so war es doch nothwendig, näher auf die bisher vernachlässigte Kritik derselben einzugehen und die zugänglichen Handschriften zu untersuchen. Hat dabei Hr. A. Mo linier in Paris mehrfach Hülfe geleistet, und sind einzelne Handschriften hierher gesandt worden, so war doch auch ein wiederholter Aufenthalt des Leiters in Paris erforderlich; anderes übernahmen Dr. Lieber- mann in London, Dr. Mau in Rom. Aus den Vorarbeiten sind die Aufsätze von Dr. Brosien über Wilhelm von Nan- gis, von Waitz über die sogenannten Gesta Ludovici VII. et VIII. im Neuen Archiv hervorgegangen. Auch der Druck des 26. Bandes, an dem sich ausserdem Dr. Holder-Egger lebhaft betheiligt, ist bereits bis an das Ende des 12. Jahrhun- dei'ts fortgschritten. Derselbe wird aber auch einen nicht unbedeutenden Theil von der Französisch geschriebenen Reim- chronik des Tournaier Philippes Mousket aufnehmen müssen^ für deren Bearbeitung Prof. Tob 1er seine Mitwirkung hat hoffen lassen. So wird es wahrscheinlich nöthig werden, die Englischen Autoren, von denen ein bedeutender Theil in der Bearbeitung des Prof. Pauli und Dr. Liebermann druck fertig vorliegt, auf den folgenden Band zu verschieben.

{) Bericht über die siebente Plenarversammlung 1881,

Eine besondere Reihe werden die Scriptores rerum Mero- vingicarum bilden, deren Anfang im Lauf des Jahres erwartet werden darf, da Prof. Arndt in Leipzig die hinge gehoffte Ausgabe des Gregor von Tours in sichere Aussicht stellt. Dr. Krusch hat hier ausser dem Fredegar auch die Gesta Francorum übernommen.

Die für den ersten Band der Deutschen Chroniken be- stimmte Kaiserchronik hat Dr. Roediger geglaubt aufgeben zu müssen, einen Ersatzmann aber sofort in Dr. W. Schröder gefunden, der in nächster Zeit seine Arbeitskraft ganz dieser Aufgabe zuwenden will. Daran wird sich die Bearbeitung des Enenkel von Dr. Strauch in Tübingen anschliessen. Dr. Lich- te n s t e i n hofft die handschriftlichen Vorarbeiten für Ottokars Steirische Reimchronik im Lauf des Sommers zu vollenden. Die neue Ausgabe der Limburger Chronik von Archivar Wyss in Darmstadt, für welche in einer neu aufgefundenen Braun- felser Handschrift die sichere Grundlage einer Herstellung des bisher sehr verderbten Textes gewonnen ist, nähert sich dem Abschluss.

In der Abtheilung Leg es hat leider Prof. Sohm in Strassburg die übernommene Bearbeitung des Lex Salica auf- gegeben, dagegen die Vollendung der Lex Ribuaria in nächster Zeit bestimmt in Aussicht gestellt. Der Druck der neuen Ausgabe der Capitularicn von Prof. Boretius in Halle unter umfassender Benutzung eines reichen handschriftlichen Appa- rats hat begonnen und wird seinen regelmässigen Fortgang haben. Ueber die Fränkischen Formelsammlungen hat Dr. Z cum er zunächst eine ausführliche kritische Arbeit im Neuen Archiv veröffentlicht, Avelche allgemeinste Anerkennimg gefunden hat; bald darauf ist auch hier mit dem Druck der Anfang gemacht. Eine sehr wesentliche Förderung erhält diese Ausgabe durch die ebenso zahlreichen wie eingreifenden Ver- besserungen, welche die in Tironischen Noten geschriebenen sogenannten Carpentierschen Formeln durch Director Schmitz in K()la erfahren haben, nachdem die Direction der Pariser NationalbibHothek die Uebersendung der wcrthvollen Hand- schrift in liberalster Weise gestattet. Für die Merovingischen Concilien hat Hofrath Prof. Maassen in Wien Avährend eines längeren Aufenthalts zu Paris gearbeitet; eine Vaticanische Handschrift verglich Dr. Meyncke in Rom. Zur weiteren Bearbeitung des ersten Bands der Stadtrechte besuchte Prof. Frensdorff in Göttingen während dieses Jahres mehrere Niederrheinische Archive; er gedenkt im Laufe des folgenden sowohl die Sannnlung des IMaterials zum Abschluss zu bringen wie mit der Bearbeitung zu beginnen.

Die Abtheilung Diplom ata ist sowohl durch das noch immer nicht ganz befriedigende Befinden ihres Leiters Hofrath

Bericht über die siebente Plenarversammlung 1881. 7

Prof. Sickel in Wien wie durch den schon früher zu bekla- genden Verhist des iiltestcn Mitarbeiters Dr. Fol tz in rasche- rem Vorschreiten gehemmt worden. Doch sind 12 Bogen von den Urkunden Otto I. gedruckt, auch das Material für die Fortsetzung unter Hülfe der beiden Mitarbeiter Dr. Uhlirz und Dr. v. Ottentlial in Wien vorbereitet und vermehrt^ so dass dem weiteren und rascheren Fortgang nichts entgegen- steht. — Es verdient auch wohl an dieser Stelle hervorgehoben zu werden, dass sich in den Sammlungen der Gesellschaft eine vollständige Durchzeichnung der berühmten und vielfach an- gezweifelten Urkunde Otto I. für Papst Johann im Vaticani- schen Archiv gefunden hat, die von dem verstorbenen Nor- wegischen Gelehrten Munch angefertigt, von The in er an Pertz mitgetheilt ist. Das gleichzeitig von der Preussischen Archivverwaltung unternommene, von Sickel und v. Sybel herausgegebene grosse Werk der Abbildungen Deutscher Kaisei'urkunden, von denen das erste Heft unlängst erschienen ist, kommt auch dieser Abtheilung zu gute. Ebenso dient die unter Hofrath Ficker's Leitung stehende Neubearbeitung von Böhmer's Regesta imperii, wie ihr das Material der für die Monumenta gemachten Sammlungen zur Verfügung gestellt ist, ihrerseits als wesentliche Vorarbeit und Ergänzung der Diplo- mata. Und in noch anderer Weise kommen hier die schon oben erwähnten Acta inedita von Winkelmann in Betracht, da in ihnen wichtige Stücke wie das Registrum Friderici H, das Arndt in dem Archiv zu Marseille auffand und abschrieb, zur Veröffentlichung gekommen sind, dazu manches aus der reichen Briefsammlung, die noch Pertz selbst für die Zeit Friedrich IL angelegt hatte.

Aus dieser stammt auch die erste Publication, welche die Abtheilung Epistolae unter Prof. Wattenbach 's Leitung bringen wird. Die Abschriften aus den päpstlichen Regesten im Vaticanischen Archiv, bearbeitet von Dr. Rodenberg, sind für die Zeit Honorius HI. gedruckt; mit der Gregor IX. ist der Anfang gemacht; und damit wird der erste Band im Laufe des Jahres abgeschlossen wei'den. Daneben kommt dann das Registrum Gregor d. Gr., mit dem Dr. Ewald seit längerer Zeit beschäftigt ist, an die Reihe. Einen Theil seiner Zeit hat dieser auch der neuen Ausgabe von Jaffe's Papst- regesten gewidmet.

Von der Sammlung der Gedichte Karolingischer Zeit, mit der Prof. Du mm 1er die unter seiner Leitung stehende Ab- theilung An tiqui täte s eröffnet, ist die erste Hälfte des ersten Bandes, wie oben angeführt, im Laufe des verflossenen Jahres ausgegeben worden, die zweite bis auf die Register fast im Druck vollendet. Für die Alamannischen Nekrologien hat Dr. Bau mann in Donaueschingen eifrig gesammelt, wie ein

8 Bericht über die siebente Plenarversammlung 1881,

Bericht im Neuen Archiv zeigen wird. Mit denselben werden auch die Verbrüderungsbücher von Sangallen, Pfäfers und Reichenau zu verbinden sein, mit denen sich gleichzeitig meh- rere Gelehrte beschäftigen.

Die Mittheilungen des Neuen Archivs der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde unter Prof. Wattenbach's Redaction beziehen sich zum Theil auf die Vorarbeiten für die verschiedenen Abtheilungen, zum Theil bringen sie Nachrichten über Handschriftensammlungen oder einzelne neu aufgefundene Codices, ausserdem kritische Untersuchungen über Quellen- schriften oder kleinere Inedita verschiedener Art. Unter den Beiträgen sind ausser mehreren vorher erwähnten Aufsätzen der ausführliche Bericht Dr. Ewald' s über seine Reise nach Spanien und die hier benutzten Bibliotheken und eine Abhand- lung von Prof. Br esslau über die Siegel der Deutschen Könige und Kaiser aus der Salischen Periode hervorzuheben.

Es war in diesem Jahre weniger Veranlassung als früher, um die Benutzung auswärtiger Handschriften hier an Ort und Stelle zu bitten. Die Erlaubnis ist aber wie von Deutschen auch von fremden Bibliotheken, namentlich Paris, stets ertheilt worden, und es mag gestattet sein, auch an dieser Stelle den Wunsch auszusprechen, dass das Unglück, welches einzelne Codices bei dem oben erwähnten Brande betraf, nicht zu Er- schwerungen Anlass geben möge, die für die Wissenschaft mit erheblichen Nachtheilen verbunden sein müssten, und hinzuzu- fügen, dass die durch das hohe Reichsamt des Innern der Centraldirection beschafften Localitäten für die Sammlungen und Arbeiten der Monumenta dieselbe Garantie der Sicherheit bieten wie öffentliche Bibliotheken und Archive, die, wenn es verlangt wird, hier und anderswo stets bereitwilligst ihre Räume zur Verfügung stellen.

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Dritter Bericht

über die znr Herausgabe

der

altern dentsclien Stadtrechte

unternommenen Vorarbeiten. Von

F. Frensdorff.

Der mir in diesem Jahre obliegende Bericht lässt sicii erheblich kürzer fassen, als die beiden frühern, nach dem Be- such der belgischen und holländischen Archive erstatteten'); denn für die Herbstreise des J. 1880 konnte ich nur eine kurze, vierzehntägige Zeit zur Verfügung stellen, die zum Besuch von nicht mehr als zwei Archiven ausreichte.

An die zuletzt behandelten niederländischen Städte schlös- sen sich naturgemäss die niederrheinischen an. Die schon häufiger gemachte Bemerkung, dass zwischen Niederrhein und Niederland kein Unterschied walte, bewährte sich auch für das Gebiet der Stadtrechte.

Mein nächstes Absehen musste sich auf das Staatsarchiv zu Düsseldorf richten. Nachdem Se. Excellenz der Oberpräsi- dent der Rheinprovinz seine Erlaubnis zur Benutzung ertheilt hatte, begab ich mich am 27. September 1880 von Hannover nach Düsseldorf und verweilte dort bis zum 5. October. Die Arbeit im Archive wurde mir in der zuvorkommendsten Weise durch den Vorstand desselben, Herrn Geh. Archivrath Dr. Har- less erleichtert, indem er mich auf alles aufmerksam machte, was die ihm anvertrauten Schätze für meine Zwecke enthielten. Eine solche Unterstützung war um so willkommener, als oft genug die zur Verfügung stehenden litterarischen Hülfsmittel keinen Anhalt zu Anfragen oder Nachforschungen darboten. In den deutschen Archiven, für die ja sehr selten Verzeichnisse nach Art der belgischen und holländischen Inventaires ver- öffentlicht sind, ist eine solche persönliche Beihülfe der Leiter und Beamten unentbehrlich und wird, wenn mit soviel Freund- lichkeit wie in Düsseldorf gewährt, um so grösseren Dankes gewiss sein.

Stehen die deutschen Archive hinter denen der Nachbar- länder durch den Mangel publicierter Repertorien zurück, so übertreffen sie dieselben durch ihre Urkundenbücher. Unter der grossen Zahl, welche in den letzten Jahrzehnten veröffent- licht sind, nimmt das von Lacomblet herausgegebene Ur- kundenbuch für die Geschichte des Niederrheins in vier Bänden (Düsseldorf 1840—1858), welche die Zeit von 779 bis

1) N. Archiv 4, S. 43 ff.; 5, S. 31 ff.

12 Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechte.

1609, dem Erlöschen des Jülich -Clevischen Alannsstammes, begreifen '), vermöge seines reichen Inhalts wie der Correctheit seiner Texte einen der ersten Plätze ein. Lacomblet hat ein langes und arbeitreiches Leben dieser Aufgabe gewidmet, sie glücklich zu Ende geführt und in dem Aufblühen der histori- schen Studien, die sich mit Vorliebe den niederrheinischen Gebieten, diesen Stätten alter und neuer Cultur, zuwandten, noch selbst die Früchte seiner angestrengten Thätigkeit sich entfalten sehen. Aber sein Verdienst ist noch ein anderes. Er selbst hat das Archiv zusammengebracht und geordnet, das ihm die Vorlagen für sein ürkundenbuch darbot. Es ist hier nicht der Ort, auf eine Geschichte des königlichen Staats- archivs oder, wie es früher hiess, des Provinzialarchivs zu Düsseldorf einzugehen. Es genügt auf die Abhandlung zu verweisen, welche der Nachfolger Lacomblets, Harless, über den Entwickelungsgang des Königlichen Provinzialarchivs zu Düsseldorf in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins Bd. 3 (Bonn 1866), S. 301—326 veröffentlicht hat. Er nennt Lacomblet den Retter und Bildner des Archiviustituts. Hatten die politischen Umwälzungen zu Ende des vorigen und zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts vielleicht in keinem Theile Deutschlands so wechselnd gewirkt wie am Niederrhein, so sind davon auch ganz besonders die Archive betroffen wor- den. 'Licht und Ordnung in das bisherige Chaos zu bringen, die Lücken zu erkennen und soviel wie möglich durch das hin und wieder Zerstreute zu ergänzen, war wahrlich keine kleine Aufgabe. Glücklicher Weise fand sich im rechten Augen- blicke der Mann, der vor allen zu ihrer Lösung berufen war.' 1819 trat Theodor Joseph Lacomblet, 1789 zu Düsseldorf ge- boren, nach Beendigung seiner juristischen Studien als Secretair bei der grossherzoglich Bergischen Hofbibliothek angestellt, als Assistent beim Archive ein, dem schon sein älterer Bruder August Lacomblet als Archiv- Actuar angehört hatte 2). 1821 wurde Th. J. Lacomblet zum Archivar ernannt und hat dann bis zu seinem Tode (1866, März 18.) an der Spitze des Insti- tuts gestanden. Als erste Frucht seiner historischen, dem Archive zugewandten Studien und zugleich als Vorläufer des Urkundenbuchs erschien 1831 das erste Heft des Archivs für die Geschichte des Niederrheins. Nachdem der erste Band im nächsten Jahre seinen Abschluss gefunden, trat eine lange durch das Erscheinen des Urkundenbuchs herbeigeführte Unter- brechung ein. Erst 1854 wurde das Archiv wieder aufgenom- men und kurz vor Lacomblets Tode bis zum Schluss des

1) Am Schlüsse von Band 4 findet sich ein Nachtrag von 80 Urkun- den aus den J. 793 1391. 2) Ausser dem schon eit. Aufsatze von Harless ist zu vergl. : Th. J. Lacomblet, ein Nachruf von Prof. Deycks zu Münster im Arch. f. d. Gesch. des Niederrheins 6 (Cöln 1868), S. 1 8.

Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechte. 13

fünften Bandes gefühi't. Der Inhalt der Zeitschrift rührt fast ganz vom Herausgeber her; für unsern Zusammenhang ist eine Arbeit desselben von besonderer Wichtigkeit, die sich durch den dritten bis fünften Band zieht und unter der Ueber- schrift Düsseldorf eine auf Urkunden gestützte Uebersicht über die territoriale und locale Geschichte des Niederrheins giebt. Im Uebrigen kommen die im Archiv mitgetheilten Urkunden mehr der Geschichte der kirchlichen oder der ländlichen Ver- hältnisse — in letzterer Beziehung sei an die reiche Sammlung von Weisthümern erinnert zu Gute als der der städtischen. Dagegen bildet das Lacombletsche Urkundenbuch für die Ge- schichte der Städte eine wahre Fundgrube.

Die Quellen, aus denen Lacomblet schöpfte, waren neben dem Düsseldorfer Staatsarchive Kirchen- und Stadtarchive der Provinz, und sein Werk musste für die Sammlung der Stadt- rechte am Niederrhein, die Thätigkeit in den Archiven dieses Gebietes die Grundlage bilden. Die Nachforschungen ergaben, dass in den mehr als zwanzig Jahren, die seit dem Ab- schluss des Lacombletschen Urkundenbuches verflossen sind^ eine nicht unerhebliche Vermehrung der stadtrechtlichen Ur- kunden eingetreten ist oder die Qualität der benutzbaren Ueberlieferung sich gebessert hat.

Die erstere Erscheinung ist besonders dem loblichen Ent- schlüsse des Magistrats der Stadt Wesel zu danken, seine Ur- kunden und Handschriften dem Staatsarchiv zu Düsseldorf unter Vorbehalt seines Eigenthumsrechts zu übergeben. Löblich wird man solchen Entschluss nicht blos im Interesse kleinerer Städte, deren Diplome auf solchem Wege viel sicherer aufbe- wahrt werden, sondern auch der Forschung nennen dürfen, wenn man sich vergegenwärtigt, durch welche Zufälligkeiten und Hemmnisse die Benutzung von Archivalien an kleineren Orten erschwert ist, während die grossen staatlichen Archive mit ihrem geregelten Geschäftsgang, ihren festgesetzten öffent- lichen Stunden, ihren Bibliotheken und sonstigen Hülfsmitteln allen jenen unnützen zeitraubenden Erschwerungen der Arbeiten zu begegnen wissen. Die Stadt Wesel hat keine älteren Ur- kunden als aus dem 13. Jahrhundert. Lacomblet theilt in seinem zweiten Bande drei mit, die für die Sammlung der Stadtrechte in Betracht kommen: das Privileg Dietrich V. von Cleve von 1241, das seines Enkels, Dietrich VII, von 1277 und eine kurze Urkunde des Dietrich Luf, Grafen von Saar- brücken von 1255 (n. 258 und 421). Die inhalthch reichste von ihnen, die von 1277, das Privilegium majus, wie es die gewöhnlich mit diesem ihre Reihe beginnenden Weseler Copial- bücher nennen i), druckt Lacomblet blos in der Form ab, dass

1) Frensdorff, Dortmunder Statuten und Urtheile (Hansische Ge- sehichtsquellen, Bd. 3) S. 259.

14 Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechte,

er in der Anmerkung zu n. 258 die Zusätze verzeichnet, welche die Urkunde von 1277 gegenüber ihrer Vorlage, dem Privileg von 1241, darbietet. Damit wird aber nicht das volle Bild der jüngeren Urkunde dem Leser vorgelegt, mancherlei kleine Abweichungen derselben von der frühern gehen verloren'). Auch scheint Lacomblet nicht für diese wie für die von 1241 das Original benutzt zu haben. Jetzt finden sich beide im Düsseldorfer Staatsarchiv: die ältere besser erhalten als die jüngere, die weil vollständiger vermuthlich mehr gebraucht wurde als jene, wie denn auch die Copialbücher über der Jün- gern die ältere ganz vergessen. Das Privileg von 1241 gewährt ein sehr mannigfaches Interesse : hervorgehoben sei die Bezie- hung zu Dortmund, dessen domus burgensium als Oberhof für Wesel anerkannt wird: die älteste gesetzliche Anerkennung dieses Oberhofs überhaupt, dann der Umstand, dass der Wese- ler Urkunde offenbar das Privileg Otto I, Grafen von Geldern, für Zütphen von 1190 2) als Vorlage gedient hat.

Von Dietrich Luf, dem Sohne Dietrich V, erhielt die Stadt Wesel eine ganze Reihe von Privilegien, deren wenn auch nicht immer wohl erhaltene Originale das Staatsarchiv zu Düsseldorf bewahrt. Ausser dem bei Lacomblet n. 421 ge- druckten von 1255 würden für unsere Sammlung in Anspruch zu nehmen sein: (1252) October 15 (in die beati Severini episcopi); 1258 Juni; 1272 Juni 12 (in die pentecostes); 1275 (1276) Januar 10 (9) (feria 5^ post epiphaniam Domini); 1277 (1278) Januar 22 (in crastino beate Agnetis). Aus den fol- genden Jahrhunderten liegen zahlreiche, meistens inhaltlich sehr interessante Privilegien für Wesel vor. Was Lacomblet von diesen aufgenommen hat, ist meist, weil nach späteren Cartu- larien hergestellt, incorrect gedruckt oder der Vervollständiguug bedürftig. Da diese stadtrechtlichen Documente nicht mehr in den Rahmen der von den Mon. Germ, beabsichtigten Aus- gabe fallen, habe ich einige von ihnen, die eine Beziehung zu dem Oberhofe Dortmund darbieten, in meine jetzt erscheinende Ausgabe der Dortmunder Statuten und Urtheile aufgenommen.

Die Stadt Düsseldorf selbst ist vei^hältnismässig jung. Im J. 1288 befreite Graf Adolf VII. von Berg die villa Dusseldorp, erhob sie zur Stadt und ertheilte ihr die Rechte Ratingen s, eines kleinen Ortes nordöstlich von Düssel- dorf gelegen, der durch seine zum Theil noch erhaltene Be- festigung zeigt, dass er einst eine grössere Bedeutung besessen. 1270 hatte ihn Graf Adolf von Berg zur Stadt erhoben und

1) Einen vollständigen Abdruck der Urkunde von 1277 hatte man bis jetJit in Wigand, ArcLiv f. d. Geschiclite Westfalens 4 (1831) S. 407, aber nach einer Abschrift in einem Copialbuchc des IG. Jahrhunderts. 2) N. Archiv 5, 8. 44.

Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechte. 15

ihm ein ausführliches Privileg ertheilt, das noch im Stadtarchiv zu Ratingen erhalten und danach zweimal gedruckt ist: zuerst bei Lacomblet 2, n. 696, dann in einer neuern Monographie von Kessel, Geschichte der Stadt Ratingen (Cöln 1877) >). Bei dem Besuche Ratingens, den ich von Düsseldorf aus unternahm, Hess sich leider diese Urkunde nicht auffinden, doch wurde mir ihre Uebersendung hierher in Aussicht gestellt. Nur eine kleine Urkunde von 1277 über die assise konnte ich einsehen. Die 1288 Düsseldorf crtheilte Urkunde hat sich nicht erhalten. Lacomblet benutzte für seine auszugsweise Mittheilung (2 n. 846) eine in den landständischen Acten enthaltene amtliche Abschrift, deren Alter er nicht angiebt; Kessel a. a. O. eine Copie des städtischen Archivs zu Ratingen. Auch von dieser ist mir die Mittheilung hierher versprochen.

Einen Hauptbestandtheil des Düsseldorfer Staatsarchivs bildet das ehemals erzbischöflich - cölnische. In Folge davon findet sich hier eine Anzahl stadtrechtlicher Zeugnisse cölnischer Städte. Für Cöln selbst wurde die Urkunde Konrads von Hochstaden verglichen, welche zur Ausführung des Schieds von 1258 eine Reihe besonders handelsrechtlicher Bestimmun- gen zusammenstellt: sie ist gedruckt bei Lacomblet 2 n. 469, Ennen, Quellen zur Geschichte der Stadt Cöln, 2 n. 396, Höhl- baum, Hansisches Urkundenbuch 1 n. 523.

Die Stadt Bonn besitzt Privilegien von 1243 und 1285. Die Originale sind verloren 2), und unsere Kenntnis beruht auf einem Privilegienbuch der Stadt Bonn im Düsseldorfer Staats- archiv (B. 19). Die Pergamenthandschrift trägt die in späterer Zeit gemachte Aufschrift: Milites scabini et populus civitatis Bonnenses (Worte, die dem Privileg von 1243 entlehnt sind); privilegiorum copiae de annis (folgen die Jahreszahlen). Wenn Lacomblet S. VIH die Herstellung des Cartulars in das Ende des 15. Jahrb., nach 1463 verlegt, aus welchem Jahre die letzte abgeschriebene Urkunde stammt, so ist das nicht für das Ganze zutreff'end. Die ersten Privilegien sind Ende des 14. Jahrh. abgeschrieben. Gedruckt sind die beiden Urkunden bei Lacom- blet 2 n. 284 und n. 799. Für den letzten Abdruck hat er aber offenbar nicht das citierte Privilegienbuch, sondern eine gleichzeitige unbeglaubigte Abschrift auf Pergament des Düssel- dorfer Staatsarchivs (A III Churcöln n. 300) benutzt.

Die kleine Urkunde für die Stadt Siegen von 1224 (Lacomblet 2 n. 120) ist in wohlerhaltenem Original in Düssel- dorf vorhanden.

1) Die Bemerkung Kessels, Lacomblets Abdruck sei ung-euau und fehlerhaft, scheint sehr ungerecht; denn die Vergleichung- desselben mit Kessels eigenem Texte ergiebt einige kleine Verstösse Lacomblets und mehrere beträchtliche Fehler Kessels. 2) Lacomblet, ÜB, 2, S. Vlll.

16 Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechte.

Die Stadt Lech enich (sw. von Cöln) hat am 15. Septbr. 1279 von Erzbisehof Siegfried von Westerburg eine sehr aus- führliche Handfeste erhalten, die in Grimms Weisthümern 2, S. 732 aus Kindlingers Papieren, auch bei Gengier, Stadtrechte, S. 242 gedruckt ist. Als eine Ergänzung stellt sich dazu eine Urkunde desselben Ausstellers vom 21. Septbr. 1279, deren bisher ungedrucktes Original das Düsseldorfer Staatsarchiv bewahrt. Lacomblet hat weder diese noch die andere Leche- nicher Urkunde, dagegen eine Handfeste desselben Erzbischofs für Brühl (2 n. 802), welche grösstentheils mit der für Leche- nich identisch ist.

Wipp erfürt (nö. von Cöln) erhielt 1222 von Erzbischof Engelbert I. und seinem Bruder, dem Grafen Adolf von Berg eine Befreiung von Abgaben, die Lacomblet 2 n. 107 nach Gelenius (-|- 1656) mittheilt, während jetzt das Düsseldorfer Staatsarchiv das Original besitzt. Von der ausführlichen und interessanten Urkunde von Herzog Heinrich von Limburg über die Freiheiten von Wipperfürt a. 1282, welche bei Ledebur, Allg. Archiv f. d. Geschichtsk. des preuss. Staats 9, S. 275, gedruckt ist, hat sich in Düsseldorf keine Ueberlieferung er- halten.

Die Stadt Emmerich hat wie Wesel ihre Urkunden nach Düsseldorf abgegeben, ohne dass diese sich jedoch an Alter und Zahl mit jenen messen könnten. Emmerich ist 1233, Mai 31 durch den Grafen Otto IL von Zütphen und Geldern zur Stadt erhoben worden, nachdem wenige Tage früher, den 12. Mai, ein Vertrag zwischen dem Grafen und dem Capitel über die beiderseitigen Eechte in der Stadt geschlossen war. Die letztere Urkunde hat Lacomblet aus dem Original, wenn ich ihn recht verstehe, abgedruckt (2 n. 190). Bei Uebertragung der Emme- richer Urkunden ist sie an das Düsseldorfer Staatsarchiv nicht abgeliefert und wahrscheinlich also nicht mehr vorhanden. Die zweite Urkunde, die eigentliche städtische Handfeste, schöpft Lacomblet 'aus einer alten und treuen Abschrift in einem Sta- tutenbuch des Capitels zu Emmerich'. Li Düsseldorf befindet sich statt dessen ein Privilegienbuch der Stadt Emmerich aus dem 15. Jahrhundert, das unter der Ueberschrift : Sequuntur insignia privilegia ecclesie privilegiate sancti Martini Embri- censis Trajectensis dioceseos die gedachte Vertragsurkunde bringt. Die städtische Handfeste dagegen ist in einem Trans- sumt von 1449, Juni 28 mit dem Siegel der Stadt Rees vor- handen.

Cleve hat 1242 vom Grafen Dietrich V. ein Privileg er- halten, das Lacomblet 2 n. 245 'aus einer alten Abschrift in den Acten, die Privilegien von Cleve betx-effend' mitgetheilt hat. Es hat sich bisher keine andere Quelle dafür auftreiben lassen, als ein Privilegienbuch der Stadt Cleve (A 76), eine

Dritter Bericht über die älteren deutschen Stadtrechtc. 17

Pergamenthandschrift, der ein Papierblatt mit jener Urkunde von 1242 vorgeheftet ist.

An das Privileg für Cleve lehnt sich eine 1273, Aug. 2 von Graf Dietrich VI. für Dinslaken (sw. von Wesel) er- theilte Handfeste an, die, soviel ich sehe, bisher unbekannt geblieben ist. Das Düsseldorfer Staatsarchiv besitzt dieselbe wenn auch nicht im Original, so doch in einem 1434 von zwei Cölner Notaren angefertigten Traussumt.

Am 5. October reiste ich nach Co In und arbeitete im Stadtarchiv bis zum Ende der Woche. Die Verdienste des im vorigen Sommer verstorbenen Stadtarchivars von Cöln, Dr. Leonard Ennen, um die Veröffentlichung der urkund- lichen Schätze des ihm unterstellten Archivs sind zu bekannt, als dass sie hier der weiteren An- und Ausführung bedürften. Sein Werk, die in 6 Bänden erschienenen 'Quellen zur Ge- schichte der Stadt Cöln', bot den natürlichen Anhalt für meine Nachforschungen und Arbeiten. Die aufopfernde Gefälligkeit des neuen Cölner Stadtarchivars, Herrn Dr. Höhlbaum, machte es mir möglich, in wenig Tagen eine grosse Zahl von Urkun- den durchzugehen. Die Einrichtungen des Cölner Archivs, wonach z. B. die Kaiserurkunden ausserhalb des eigentlichen Archivlocals in dem gegenüberliegenden Thurme neben dem Rathhause aufbewahrt werden, der Mangel an Ordnung, in welchem Dr. Ennen das Archiv hinterlassen hat, erschwerten zwar die Auffindung einzelner in den Quellen abgedruckter Documente; aber nachdem ihre Stelle entdeckt worden ist, hat Herr Dr. Höhlbaum mit Erlaubnis des Herrn Oberbürger- meisters Dr. Herm. Becker die Uebersendung dieser Urkunden an die hiesige Bibliothek zur Benutzung für meine Zwecke theils bereits bewirkt, theils weiter in Aussicht gestellt. Wäh- rend der in Cöln zugebrachten fünf Tage richtete ich mein Augenmerk insbesondere auf die königliehen und kaiserlichen Privilegien, sowie die erzbischöflichen Urkunden stadtrecht- lichen Inhalts bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Am mei- sten Zeit nahm die Durchsicht des grossen Schieds von 1258 in Anspruch, von dem sich zur Zeit meines Aufenthalts nur die eine der beiden Ausfertigungen auffinden liess.

Neues Archiv etc. VII

III.

Bericht

über

sch^w^äbisclie Todtenbücher,

Von

F. L. Baumann.

Im Juli 1879 habe ich die Bearbeitung der Nekrologien und Anniversarien aus den Bisthüraern Augsburg, Constanz, Cur und Strassburg übernommen. Vor allem suchte ich feste Grundsätze zu gewinnen, nach denen meine Ausgabe dieser Todtenbücher erfolgen sollte und bearbeitete zu diesem Zwecke als Probe die Nekrologien des Klosters Zwiefalten. Auf Grund dieser Probearbeit stellte alsdann Professor Dr. Dümmler mit mir im September 1879 zu Donaueschingen diese Grundsätze ziisammen, welche von der Commission der M. G. 1880 gut- geheissen und theilweise näher bestimmt wurden.

Hinsichtlich der eigentlichen Todtenbücher, der Nekro- logien, wurde zunächst bestimmt, dass keines derselben auf- genommen werden sollte, das erst nach 1300 neu angelegt sei, weil alle diese späteren Todtenbücher nur noch lokales Inter- esse haben. Dagegen sind auch solche Nekrologien zu bear- beiten, Avelche nur in Handschriften aus der Zeit nach 1300 vorhanden sind, sowie ihr Inhalt älteren Ursprungs ist, ein keineswegs seltener Fall. Die Todtenbücher bekamen nämlich fortwährend neue Einträge, solange sie Raum dafür boten. Gieng der nöthige Raum aus, so pflegte man den bis dahin an- gesammelten Inhalt des betreffenden Nekrologs ganz oder theil- weise in ein neues zu übertragen und diesen Grundstock des neuen Todtenbuches abermals mit neuen Einträgen zu mehren. Für den praktischen Zweck diente nur noch diese Reinschrift, weshalb die ältere Vorlage derselben als werthlos häufig ver- nichtet warde. Anfangs wurde bestimmt, dass nur solche Ab- schriften von älteren Todtenbüchern Aufnahme finden sollten, welche noch vor 1500 angefertigt seien. Während meiner Arbeit selbst aber stellte sich diese Bestimmung als nicht ganz zweck- entsprechend heraus. Es zeigte sich nämlich, dass auch Todten- bücher von bedeutenden Gotteshäusern, z. B. von St. Ulrich in Augsburg, von Weissenau, von Thierhaupten u. s. w. nur in jüngeren Redactionen des 16. und 17. Jhrh. enthalten sind. Weshalb sollte deren älterer Inhalt, der sogar bis über das 12. Jahrh. zurückgeht, nicht auch der Aufnahme werth sein? Bei Festhaltung jener Bestimmung käme z. B. wohl das 1497

22 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

geschriebene Todtenbuch des Schwarzwaldklosters St. Peter zur Veröffentlichung-, nicht aber das 1504 angefertigte von Weissenau, und doch hat letzteres in Folge der Stellung dieses Klosters zu den Weifen und Staufern ebensoviel Bedeutung, wie jenes. Am richtigsten wäre es sonach wohl, alle Todten- bücher zu bearbeiten, die inhaltlich über 1300 zurückgehen, gleichviel ob sie dem Mittelalter oder der neueren Zeit ihre noch vorliegende Redaction verdanken. Vom Mehrerauer Todtenbuche, das w^ir leider nur noch in einer Abschrift des P. Popelin aus dem 18. Jahrh. besitzen, dessen ältere Exem- plare verschollen sind, kämen also alle Einträge zum Abdrucke, die vor 1500 entstanden sind, z. B.

Mai 1. ludinta abba. Berchtoldus conv. Gunthalmus miles. Heinricus abb. huius monasterii.

Mai 2. Ulricus conv. n. o. Albertus rex Romanorum gladio peremptus. Cuno 1.

Mai 3. Sinbrecht pb. Hermanus conv. Irmingart 1. Ber- thold us 1.

Mai 4, Heinricus sac. Berchta comit. Dingela sor.

Dass diese Einträge nämlich vor 1500 entstanden sind, beweisen sie selbst. Solche Namen kommen in solcher Zusam- menstellung selbst im 15. Jahrh. in ScliAvaben nicht mehr vor. In diesem Jahrhundert überwiegen hier bereits die fremden Personennamen und trägt eine jede Person zudem auch einen sg. Zu- oder Geschlechtsnamen.

Was sodann den Inhalt der aufzunehmenden Todten- bücher betrifft, so fallen alle Einträge, die nach 1500 stammen, weg, denn dieses Jahr bezeichnet überhaupt die Grenze der Mon. Germ. Zudem sind alle diese jüngsten Einträge kaum mehr von lokaler Bedeutung, da ja über deren Zeit und Per- sonen andere Geschichtsquellen reichliche Aufschlüsse geben. Hingegen soll der gesammte nekrologische Inhalt eines Todten- buches, der vor 1500 entstanden ist, zur IMittheilung gelangen, nicht etwa nur die Namen bedeutender Würdenträger, denn auch die in den Nekrologien gebotenen Namen einfacher Per- sönlichkeiten dienen der Geschichte der deutschen Sprache und des mittelalterlichen Lebens als reiche Quelle. Welchen Werth das in unsern Tagen aufblühende Studium der Pcrsonen- imd Ortsnamen bereits erlangt hat, bedarf keiner eingehenden Erörterung. Gerade aber aus den Nekrologien wird dieses Studium erst recht reichen Stoff gewinnen. An der Hand derselben Avird man z. B. das Absterben der altdeutschen Per- sonennamen, das Ilereindringen der christlichen und fremden Namen zeitlich und topographisch bestimmen lernen, wird man das Vorherrschen bestimmter Namensgru])pen in den einzelnen deutschen Stämmen und in deren einzelnen Gauen erkennen. Auch die eigentliche Sprachwissenschaft wird aus denselben

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 23

Früchte erzielen, denn die allmählich sich ändernden Formen der Namen in demselben Todtenbuche zeigen derselben, zu welcher Zeit in einer bestimmten Gegend der Umlaut um sich griff, die mittelhochdeutsche oder neuhochdeutsche Sprachstufe erreicht wurde.

Zerstreut finden sich in den Nekrologien auch vereinzelte fremdartige Einträge, z. B. über den Tag der Einweihung einer Kirche, eines Altares, über die Feier eines bestimmten Festes in einem Kloster, über die an einem bestimmten Tage zu rei- chende Armenspende, über das Brennen eines Lichtes vor einem Altare oder einem Grabe u. dgl. Davon sind wenigstens alle Notizen beizubehalten, welche durch eine Jahreszahl oder die Mitnennung eines Personennamens einigen geschichtlichen Werth besitzen.

Besonders häufig sind solche Zusätze in jener Klasse von Todtenbüchern, die man Anniversarien (Seelbücher) zu nennen pflegt. Während nämlich die Nekrologien einfach die Namen der Todten enthalten, um ihrer an ihren Sterbetagen betend gedenken zu können, so geben die Anniversarien in der Regel nur die Namen jener Personen, für welche am Todes- tage ein gestifteter Trauergottesdienst abgehalten werden musste. Dieselben geben zugleich die Stiftung an, aus der die Kosten des Jahrtages zu bestreiten waren, sowie die Art des letzteren, z. B. wie viele Priester Messe lesen sollten, ob am Vorabende eine Seelvesper zu singen sei, wie viele Lichter während des Gottesdienstes zu brennen haben, was den theilnehmenden Priestern, Ministranten, Messnern und Armen dabei bezahlt werden solle u. s. w. Diese Angaben dürften meist für die Wissenschaft werthlos sein. Es genügt wohl anzugeben, aus Avelchen Orten die Jahrtagsstiftung dotiert sei.

Im Anniversar des Domes zu Augsburg (Mon. Boica XXXV, 46) z. B. steht beim 29. April: 'Magister Volkmarus obiit, de cuius anniversario datur urna vini sociis de choro IL sol. et ministris L sol. de predio in Aittingen illius de Schersteten. Quia ipse dedit annum mortis probende sue'. Dies möchte ich also kürzen : 'Magister Volkmarus o. [Ann. de predio in Aittingen illius de Schersteten] quia ipse dedit annum mortis probende sue' u. s. w.

Die Anniversarien dienten überhaupt als Direktorien für den Gottesdienst der betreffenden Kirche. Deshalb stehen in ihnen namentlich auch Stiftungen eines besonderen Festes u. dgl., z. B. in dem Augsburger Anniversare am 1. Mai: 'Dominus Cunradus Wilbach socius chori ordinavit, quod plenum officium de corpore Christi decantari et celebrari debet in choro mense presenti die una, qua ministri altaris id fieri ordinaverint. . . . In die sanctoi'um apostolorum Philippi et Jacobi datur una libra den. in publica raissa ex ordinatione domini Johannis

24 Bericht über schwäbische Todteubücher.

dicti Kostentzzer'. Verdienen solche, zum Theil umfangreiche Angaben eine Aufnahme? Ich meine nicht.

Ursprünglich waren die Nekrologien in vier Spalten ein- getheilt, von denen die erste die Mönche des eigenen Klosters, die zweite die monachi confraternitatis, die dritte Nonnen, die vierte Laien enthielt. Diese Eintheilung zeigen formell noch einzelne Todtenbücher des 13. Jahrhs., z. B. das jüngere von Zwiefalten; in Wirklichkeit aber ordnen schon die Todten- bücher des 12. Jahrhs. ihre Einträge nicht mehr nach dieser Schablone, weshalb viele derselben, z. B. die von Ottenbeuren die letztere auch formell beseitigt haben. AVir sind sonach berechtigt, dieselbe ebenfalls ausser Auge zu lassen, denn sie ist bedeutungslos, da ja hinter jedem Eintrage der Stand des Verstorbenen ohnehin angegeben wird. Für unsere Zwecke hat lediglich das Alter der Einträge Werth, und dieses muss darum die Richtschnur sein, nach der wir die Einträge des- selben Todtenbuches auf einander folgen lassen.

Sind mehrere Todtenbücher desselben Klosters noch vor- handen, so wird nicht jedes derselben einzeln mitgetheilt, denn das jüngere ist meist nur Reinschrift und Fortsetzung des ihm zeitlich unmittelbar vorausgegangenen. Diese verschiedenen Nekrologien eines Klosters sind in Wahrheit nicht selbständige Werke, sondern Theile, die zusammengehören. Deshalb gebe ich dieselben vereinigt, so aber, dass die Angaben der einzel- nen Todtenbücher schon durch den Druck erkennbar sind, die zeitliche Fortsetzung der ersten Anlage unmittelbar vor Augen tritt.

Bei der Arbeit selbst, die ich zu behandeln habe, musste ich vor allem zu erfahren suchen, welche Todtenbücher in den vier Diöcesen sich bis jetzt erhalten hatten. Zu diesem Zwecke begann ich im Herbste 1879 eine Aveitläufige Corre- spondenz, beschränkte mich aber dabei, um nicht allzuviel auf einmal anzugreifen, auf das rechtsrheinische Gebiet, Hess also vordei'hand das Elsass und die Schweiz ausser Augen. Das Resultat meines Briefwechsels ist nicht gerade erfreulich, denn derselbe ergab, dass eine ganze Reihe von Todtenbüchei*n ver- schollen ist. Abgesehen von den sehr zahlreichen Mendi- cantenklöstern haben folgende bedeutendem Stiftungen, soviel bis jetzt bekaimt, keine Nekrologien oder Anniversarien hinter- lassen:

Im rechtsrheinischen Theile des Bisthums Strassburg die Abteien Schwarzach (gestiftet um 720), Schuttern (gest. an- geblich 603), Allerheiligen (gest. 1196).

Im badischen Antheile der Diöcesc Constanz die Klöster Tennenbach (gest. c. 1158), Sulzburg (gest. 993), St. Märgen (gest. c. 1118), St. Trudpert (gest. angeblich um 642), Säckin- gen (gest. angeblich im 6. oder 7. Jahrb.), Salem oder Sal-

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 25

mannsweiler (gest. 1 134), dann die Commenden Heiterslieim, Beuggen, Villingen, Mainau.

Im wirtembergischen Antheile derselben Diöcese vermis- sen wir Todtenbücher der Klöster und Stifter (um nur die bedeutendem zu nennen) : Alpirsbach (gest. 1095), Beben- hausen (gest. um 1190), Adelberg (gest. c. 1181), Denkendorf (gest. um 1130), Beutelsbach- Stuttgart (gest. 13. Jahrb.), Sin- delfingen (gest. vor 1100), Rotenmünster (gest. 12. Jahrb.), AViesensteig (gest. 861), Wengenkloster in Ulm (gest. 1183), Deutschordenscommende in Ulm (gest. 1217), Marchthal (gest. um 776, abermals 1171), Heihgkreuzthal (gest. 1227), Buchau (gest. lange vor 819), Schussenried (gest. 1183), Altshausen (Deutschordenscommende gest. 1264), Höfen (gest. 11. Jahrb.), Baindt (gest. vor 1231), Waldsee (gest. 1181), Rot (gest. 1126), Ochsenhausen (gest. 1100), Gutenzell (gest. 12. Jahrb.), Wib- lingen (gest. 1093), Söflingen (gest. vor 1237).

In dem ehemals zum Bisthum Augsburg gehörigen Lan- destheile von Wirtemberg besitzen wir keine Nekrologien von den Gotteshäusern Lorch (gest. 1102), Neresheim (gest. 1095), Anhausen (gest. 1125), Herbrechtingen (gest. 8. Jahrb., neu 1171), Steinheim-Königsbrunn (gest. 1190, beziehungsweise 1302).

Im schwäbischen Antheile des jetzigen Bisthums Augsburg mangeln Todtenbücher von den Klöstern Feuchtwangen Tgest. vor 817), Rot (gest. c. 1220), Echenbrunn (gest. 1120), Elchin- gen (gest. 1128), Roggenburg (gest. um 1126), Edelstetten (gest. 1126), Klosterholzen (gest. c. 1152), AYeihenberg (gest. 1145), Irsee (gest. 1182), Kempten (gest. 752), Buxheim (gest. 13. Jahrb.), Memmingen Schottenkloster (gest. 1168), Memmin- gen Kreuzherrnstift (gest. um 1200).

Im baierischen Antheile dieses Bisthums endlich fehlen jetzt die Todtenbücher der Klöster Neuburg a. Donau (gest. vor 1007), Kübach (gest. 1011), Bernried (gest. 1120), Habach (gest. 1085), Fölling (gest. 8. Jahrb., hergestellt 11. Jahrb.).

Wann diese Todtenbücher verschollen sind, wissen wir von den wenigsten näher anzugeben. Das von Schuttern war noch im 16. Jahrb. vorhanden, s. Mone, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte III, 41, 76. Das von Marchthal benutzte noch im Anfang des 17. Jahrb. der Zwiefalter Chro- nist Bochenthaler, der folgende Einträge desselben mittheilt: Jan. 19: Vlricus iunior com. de Schälklingen i), Luitholdus abb. Zwiuilda^), Jan. 27: Williburc com» de Dihngin''). Jan. 29: Gotfridus com. de Tübingen ■*). Febr. 1: Heinricus de Zwiueltun, ppos. ecce. Marthallensis, sedit anno uno et cessit ac transmarinavit, hie multa passus in itineribus periculis

1) Lebte c. 1320/30, 2) f 1232. 4) Gemahlin des 1258 gest.

Grafen Hartmann III. v. D. 4) •[■ 30. Jan. 1316.

26 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

fluminum et falsis fratribns '). Febr. 2 : Conradus miles de Lapide , in Tathausen sedens -) , Adilhaida iunior com^ de Schelcklingen. Febr. 24: Cunradus de Zwiiiiltnn 1. Febr. 26: Hermannus abb. de Zwiuiltun^). April 1: Hermannus dux iunior*). April 2: Bertholdns de Lapide in Tattliusen, Riidol- pbus eps. Constantiensis^). April 10: Liug-gart com^ Schelck- lingensis, Dietbalmus eps. Constantiensis^). Juli 7: Gerbirc ducissa 'J. Aug. 1 : Heinricus Bebelius poeta laureatus. Aug. 27 : Gebhardus eps. Constantieusis »). November 11: Vlricus com. senior de Schelcklingen 9). Wie diese wenigen zufallig erhal- tenen Einträge zeigen, ist der Verlust des Marchthaler Todten- buches besonders schmerzlich. Das von Neresheim war eben- falls noch im 17. Jahrh. vorhanden, denn damals entlehnte das Todtenbuch von Deggingen aus ihm die Namen der älteren Neresheimer Aebte. Dagegen war es schon 1818 nicht mehr aufzufinden. Aus dem von Rot hat Stadelhofer in seiner Historia imperialis et exemti collegii Rothensis in Suevia 1787, Bd. I, 12—16 die Namen der Roter Nonnen und S. 22—24 die der Roter Aebte entlehnt; damals existierte aber bereits nicht mehr das ursprüngliche Todtenbuch, sondern nur noch eine 1581 von P. Georg Kurtz angefertigte neue Redaction. Auch diese ist seit der Säkularisation verschwunden. Das Pollinger Nekrolog ist noch in der 17G0 erschienenen Succincta informatio de mon. Pollingano benutzt, jetzt ist dasselbe Aveder auf der Münchener Hof- und Staatsbibliothek, noch im dorti- gen Reichsarchive. Das von Höfen hat Hess in seinen Mon. Guelph. 158 ff. mitgetheilt, wohin seine Vorlage kam, konnte ich bis jetzt noch nicht ermitteln. Das der Memminger Kreuz- herrn, 1589 redigiert, war noch 1847 im kath. Pfarrhofe ver- wahrt (s. Serapeum 1847, 292), ist aber jetzt nicht mehr dort. Weniger wichtig Avohl ist der Verlust von einigen Todten- büchern aus unbedeutendem Klöstern und Stiftern. Ein sol- ches kannte z. B. Bochcnthaler aus dem Frauenkloster zu Marienberg, er entlehnte aus demselben 11 Einträge, von denen aber nur der vom 20. März Erwähnung verdient; er lautet: Heinricus iunior com. de Veringen 1802. Ein Todtenbuch des Stiftes Boll konnte noch die Beschreibung des wirt. Oberamtes Göppingen benutzen, jetzt ist es nach Mittheihmg des Pfarrers Bessert in Bächlingen nirgends mehr aufzufinden. Das des Frauenklosters Kirchberg bei Sulz benutzte noch Schmid in seiner Geschichte der Grafen von Hohenbcrg (S. 111); zur Zeit soll es ein kath. Geistlicher in Oberschwaben besitzen; ich vermochte jedoch dariiber bis jetzt nichts bestimmtes zu erfahren. Gabelkhover, der Ijekanntc Sammler des 16. Jahrhs.,

1) Um 1209. 2) Lebte nach Bochenthaler 1298. 3) f 1208.

4) Von Schwaben, f 1012. h) f 1293. 6) f 120G. 7) Mutter

des ebengen. Herzogs Hermann III. 8) -J- 995. 9) f 131fi.

Bericht über scliwäbiscbe Todtenbücbcr. 27

sodann nennt Todtenbücliei' der altwirtembergischen Frauen- klöstei' Renten, Owen und Kireliheini, die jetzt gleichfalls ver- schollen sind. Veesenmayer hat endlich aus einem in seinem Privatbesitz befindlichen Psalterium in den 'Miscellaneen litte- rar, und histor. Inhalts', Nürnberg 1812, S. 156 fF. ein kurzes Todtenverzeichnis mitgetheilt, das er selbst den Ulmer Fran- ciskanerinnen zuschrieb; dasselbe ist jedoch, wie sein Inhalt klar zeigt, das der Ulmer Franciskanermönche. Dies Psalte- rium kam nach Veesenmayers Tode mit dessen gesammter Bibliothek unter den Hammer und ist nunmehr völlig ver- schollen.

Ich gebe indessen die Hoffnung noch nicht auf, dass nicht etwa das eine oder andere dieser vermissten Todtenbücher wieder zum Vorschein kommt. kSo kann das von Fölling doch noch in München sich vorfinden, das von Höfen in der k. Handbibliothek zu Stuttgart oder in der Landesbibliothek zu Fulda auftauchen. Freilich manches dieser Todtenbücher, z. B. das von Schussenried und das von Rot, Klöster, deren Bibliotheken nachweislich verschleudert wurden, mag in Privat- besitz übergegangen sein, so dass nur der Zufall oder ein gün- stiges Geschick sie einem wissenschaftlichen Benutzer in die Hände spielen dürfte. Anfangs gedachte ich deshalb einen Aufruf an etwaige Besitzer oder Kenner solcher Todtenbücher zu veröffentlichen, kam aber von diesem Vorhaben wieder ab, als die Probe, ein Aufruf in den wirtembergischen Vierteljahrs- heften auch nicht eine Antwort erzielte! Möchten namentlich die in England beschäftigten Mitarbeiter für die Monumenta auch auf solche nekrologische Handschriften ihr Augenmerk richten, denn in diesem Lande darf man solche Todtenbücher erwarten. Es befindet sich z. B. in London ein kleines Nekro- log des Hochstiftes Augsburg im Cod. Harl. 2908 membr. saec. XI/XII. Insbesondere dankbar wäre ich für die Auffindung eines zwei Folianten starken Sammelwerkes von P. Gregor Baumeister aus St. Peter im Schwarzwalde. Baumeister sam- melte nämhch 1760 siebenzehn Todtenbücher, 'worunter sich die von Reichenau, Villingen und St. Blasien auszeichnen' (Pertz, Archiv VII, 173). Dieses Werk war 1839 im Kloster Rheinau, kam aber bei dessen Aufhebung 1862 nicht gen Zürich und konnte trotz allen Suchens bis jetzt von Professor Meyer von Knonau, von Professor P. Kiem in Sarnen und mir nicht wieder aufgefunden werden. Der endgiltige Verlust desselben wäre um so schmerzlicher, als voraussichtlich einige seiner 17 Todtenbücher sonst nicht mehr vorhanden sind. Aus Gabelkhovers Miscellaneen, welche die k. öffentliche Bibliothek zu Stuttgart bewahrt, endlich dürften sich doch die wichtig- sten Einträge aus den sämmtlich verlorenen Nekrologien der altwirtembergischen Klöster entnehmen lassen.

28 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

Durch meine umfängliche Correspondenz, die Benutzung der einschlagenden Litteratur und durch eine Reise nach Mün- chen im September 1880, wo ich die nekrologischen Hand- schriften im k. Reichsarchiv und auf der k. Hof- und Staats- bibliothek persönlich durchgieng, erkannte ich indessen zu meiner Freude, dass doch noch eine ziemliche Anzahl von klösterlichen Todtenbüchern erhalten geblieben ist.

Von den noch vorhandenen verdienen jedoch die folgen- den keine Berücksichtigung, weil sie erst nach 1300 angelegt sind und mit einer einzigen Ausnahme kaum mehr, denn engstes Lokalinteresse besitzen. Es sind dies die Todtenbücher meh- rerer Gotteshäuser von Freiburg i. Br., nämlich das der Johanniter (14. Jahrb., Generallandesarchiv Karlsruhe), das der Dominikaner von 1488 (Freiburger Universitätsbibliothek), das des Spitals (Mone, Zeitschrift für Gesch. d. Oberrheins XH, 30), das des Frauenklosters St. Katharina von 1354 (Freibur- ger Stadtarchiv) und das der Karmeliter aus dem 15. Jahrh. (Generallandesarchiv in Karlsruhe), sodann das des 1303 ge- gründeten Priorats Himmelspf orte bei Wiehlen unweit Basel (Generallandesarchiv Karlsruhe), das ebenfalls 1303 an- gelegt wurde, aber keine grössere Bedeutung hat, das des Klosters Gor heim bei Sigmaringen von 1450 (f. Hofbibliothek in Donaueschingen), das des Frauenklosters Heggbach aus dem 16. Jahrh. (f. Bibliothek zu Wolfegg), das des Frauen- klostei's Urspring bei Blaubeuren von 1655 (k. Staatsarchiv zu Stuttgart), das zwar Abschrift eines altern ist, aber nicht über das 14. Jahrh. zurückgeht. Ebenfalls auszulassen sind die Todtenbücher der Augsburger Minoriten aus dem 14. Jahrh. (Stadt- und Kreisbibliothek Augsburg) und Karmeliter aus dem 15./16. Jahrh. (cod. lat. 1033 Bibl. Monacensis), das des Augsburger Frauenstifts St. Gertrud von c. 1505 (k. Reichs- archiv zu München) und das von Niederschönfeld aus dem 16./17. Jahrh. (ediert im Oberbayerischen Archiv XXI, 167 ff.).

Jung zwai", aber trotzdem sehr beachtenswerth ist endlich das Todtenbuch der berühmten altwirtcmbergischen Karthause Güterstein. Dassselbe ist nämlich erst im 15. Jahrh. ent- standen, zeigt aber geradezu internationalen Charakter. Die Todten, deren es gedenkt, stammen nicht etwa nur aus Güter- steins nächster Umgebung, sondern aus ganz Westeiu-opa von Spanien bis gen Ungarn, von Italien bis gen England und Schweden. Ich gedenke deshalb den Hauptinhalt desselben, das, weil erst nach 1300 entstanden, in den Mon. Germ, keinen Platz finden kann, an einem andern Orte zu veröffentlichen.

Auch die folgenden Todtenbücher, die sämmtlich nur in jüngeren Redactionen auf uns gekommen sind, dürften keine Aufnahme verdienen:

Ein kleines Nekrolog von St. Georgen im Schwarz-

Berieht über schwäbische Todtenbücher. 29

wald besitzt die Hof- und Landesbibliotliek in Karlsruhe. Dasselbe ist im 15. Jahrh. neu angelegt, hat aber aus dem altern nur im März und Juni und September Einträge herüber- genommen, nämlich:

März 1 : Johannes. Heinricus. Philippus. Erasmus. Hainricus. Johannes. Hainricus. Johannes. Johannes. Nicolaus et Heinricus. Ernestus. März 2: Berchtoldus. Cnnradus. PJeinricus. Johan- nes. Cnnradus. Johannes. Ciinradus. Johannes. Johannes. Cnn- radus. März 3: Johannes ppos. Ciinradus. Heinricus. Johannes. Theodoricus. Johannes. Fridericus. Appollo (sie). Johannes. Berchtoldus. März 25: Heinricus abb. n. mon. S. Georgii, liuius nominis secundus, 1259.* Juni 11: Heinricus. Alber- thus. Hermannus. Ludwicus. Godefridus. Gerhardus. Gorswinus (sie). Johannes. Heinricus. Hermannus. Philippus. Johannes. Wetzelus. Bela. Engela. Juni 12: Erhardus. Winricus. Wol- berus. Bela. Cristina. Juni 13: Erasmus. Hainricus. 8ept. 24: Burckhardus abb. n. mon. S. Georgii 1220.* Oct. 8 : Sor. Irmengarda com*, de Fürstenberg, monialis in Amptenhusen.*

Davon sind die mit * bezeichneten zudem erst im 17. Jahrh. nachgetragen. Ein weiteres nach St. Georgen benanntes, im 15. Jahrh. angelegtes Todtenbuch des Generallandesarchives zu JC^arlsruhe ist nicht das des Jvlosters, sondern das ganz unbedeutende der weltlichen Pfarrei St. Lorenz in St. Georgen. Dagegen besass 1831 der Freiburger Professor Schreiber ein Bruchstück des Todtenbuches dieses Klosters selbst, das zu Ende des 13. Jahrh. geschrieben war (s. Leichtlen, Die Zäh- ringer S. 21, Anm. 4). Dieses Bruchstück scheint nunmehr auch verloren, wenigstens ist dasselbe nicht unter Schreibers Papieren, die er dem Stadtarchiv in Freiburg i. Br. vermacht hat.

Das 1494 geschriebene Nekrolog des Frauenklosters Maria Hof in Neidingen hat Fickler als Programm des Progym- nasiums Donaueschingen 1845/46 herausgegeben, aber so fehler- haft, wie nur möglich. Dieses für die Landschaft Baar nicht unwichtige Nekrolog hat nur wenige Einträge, welche über 1300 in das letzte Viertel des 13. Jahrh. zurückgehen (f. Hauptarchiv Donaueschingen).

Dasselbe gilt auch von den Todtenbüchern des Klosters Amten hausen, von denen das eine ein im 17. Jahrh. ge- schriebenes Anniversar, das andere ein im 18. Jahrh. redigier- tes Nekrolog ist (jenes im f. Hauptarchiv, dieses in der f. Hof- bibliothek zu Donaueschingen). Dagegen hat Gerbert in seiner Historia Nigrae Silvae 1783 Auszüge aus dem alten Todten- buche dieses Jvlosters J, 497; IJ, 164, 258 mitgetheilt, jedoch dieselben nicht diesem Originale selbst entlehnt, sondern einem Excerpte des Abtes Gaisser von St. Georgen (17. Jahrh.) ent- nommen. Ohne Zweifel war also 1783 das Original schon verloren.

30 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

Ein Nekrolog des I^osters Blaubeuren besitzt die Lan- desbibliothek zu Fulda, die es aus Weingarten erhielt. Ge- sehrieben ist dasselbe 1556 auf Pergament in 2^* von dem Subdiakon Fr. Ulrich Strebel. Derselbe begnügte sich, aus seiner älteren Vorlage bei jedem Tage nur je einen Namen, selten zwei herüberzunehmen, z. B. : Juli 1 : Adelhait conv". Juli 2: Waltherus com. Juli 3: Wernerus com. Beachtens- werth sind von seinen Einträgen noch : Jan. 2 : Hainricus com, de Thubingen, fundator huius mon. Jan. 21 : Agnes com^ de Helfenstain. Febr. 14 : Vlricus com. de Helfenstain. Febr. 28 : Adelhaidis com^. de Hohenloch. März 16 : Beatrix com^. de Helfenstain. Juni 5 : Sifridus com. Juli 5 : lohannes abb. in Echenbrunn. Aug. 9: lohannes com. de Helfenstain. Aug. 10: Vlricus abb. n. o. Okt. 25: Fridcricus palatinus Thubingensis. Nov. 10: Adelhait com^. December2: Sibotho com. de Ruck, fundator huius mon. Dec. 25: Anshelmus com. Dec. 26: Berchta com^. Onomatologisch sind etwa noch erwähnenswerth : Jan. 18: Stumarus [1. Staiumarus] 1. April 25: Rugerus 1. Mai 13: lazza 1. [wohl zu lesen luzza]. Mai 31: Willa 1. Juni 24: Riich 1. Juli 13: Rudigerus m. n. d. Sept. 6: Geza 1. Sept. 21: Peterscha L Oct. 8: Metza 1. Oct. 27: Bilunc pbr. Oct. 31: Luggin 1. Nov. 12: Indela 1. Viel besser, freilich ohne Angabe der Tage lernen wir den Inhalt des ältesten Blau- beurer Todtenbuches aus des Tubingius Chronik seines Klo- sters kennen (s. Sattler, Gesch. des Herzogthums Würtenberg unter der Regierung der Graven V, 338 406), vgl. z. B. a. a. O. S. 345. 362—369.

Ein Anniversar des Klosters Beuron aus dem 16. Jahrh. besitzt die f. Hofbibliothek in Donaueschingen. Ueber 1300 gehen von dessen Einträgen indessen nur zwei sicher hinauf. Aug. 8 : 1092 princeps Percgrinus piissimus noster fundator H, et sepultus est in basilica nostra Buronensi ante aram s. Trini- tatis. Sept. 1 : 799 kal. sept. illustris Geroldus dux Alamannise, comes Pussenius, primus noster fundator piissimus, cum in Pannonia contra Hunnos prseliaturus aciem strueret, sagitta interfectus est, cuius corpus in Augi?e Divitis mon. honorifico mausoleo et in choro summi templi ad dextram sepultum, aber auch die Form dieser beiden Einträge ist sichtlich jung.

Dasselbe gilt auch von dem 1600 zuletzt redigierten Todtenbuche des Klosters Heiligkreuz in Donau wo rt. Von dessen Einträgen gehen über 1300 bestimmt nur zurück: April 4: Mangoldus et Dictricus abbates, Nov. 2: IMaugoldus fundator.

Ln Nekrolog des Klosters St. Georgen zu Augsburg, geschrieben 1575, (Cod. lat. 4201 Bibl. Monacensis) finde ich ebenfalls nm* zwei sichere, vor 1300 fallende Einträge, nänüich

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 31

Febr. 20: Hainricus abb. ad S. Vlricum [f 1216], Juli 30: Embrichus eps. Aiigustensis, secundus fundator n. coenobii.

Nicht viel besser steht es mit den Anniversarien des Stiftes St. Moriz in Augsburg. Von demselben besitzt das k. Reichsarchiv zu München nicht weniger, denn fünf Todten- bücher aus dem 14, 15. und 16. Jahrb., von denen jedes sein vorgehendes zur Grundlage hat. Auch hier gehen nur wenige Einträge über 1300 bestimmt zurück, z. B. April 22: Bruno eps. Augustensis [Ann. ex censibus in Azhain]. Juni 26: Sifridus eps. [Ann. ex domo in Burrun]. Juli 5: Hartmannus eps. [Ann. de bonis in Vohegaw]. Juli 7: Richenza com^ de Balshusen. Hec prebendam instituit, que servit vicissim pres- piteris ebdomadariis, vnde dantur 10 sol. et ministris unus de superfluo orto, Juli 30: Embrico eps. [Ann. de curia in Binz- wangen]. Nov. 21: Cnnradus com. de Baldeshuseu, de cuius predio iuxta Mindulam sito hec eccia. est restaurata [Ana. de Oggenhouen et de bonis in Vohgawe]. Ohne Zweifel fällt der grössere Theil des ältesten dieser Todtenbücher noch vor 1300, denn dessen Namen klingen alterthümlich. Da aber die Anni- versarien an sich schon verhältnismässig sehr viel Raum be- anspruchen, und da der übrige Inhalt der fünf St. Moritzer Todtenbücher bis 1500 herunter aufgenommen werden müsste, so wird es gerechtfertigt sein, wenn ich bei der grossen Masse der nur die Stadt Augsburg und ihre nächste Umgebung be- rührenden Einträge von der Aufnahme dieser Todtenbücher absehe.

Dasselbe gilt von den Todtenbüchern des Stiftes St. Ste- phan in Augsburg, deren das k. Reichsarchiv zu München ebenfalls fünf (14. 17. Jahrh.) besitzt.

Auch das Nekrologium des Klosters Fultenbach (Papier- handschrift von 1718 im k. Reichsarchiv zu München) verdient keine Berücksichtigung, denn sein Grundstock ist auffallend genug lediglich eine Abschrift des Todtenbuches von St. Ulrich in Augsburg, also werthlos. Selbständig sind in demselben nur die Namen der Fultenbacher Aebte; dieselben lauten (unter Weglassung des bei allen sich wiederholenden Titels abb. in Fultenbach): März 22: Henricus. März 30: Gebeon restaurati mon. Fultenbacensis abb. primus. April 2: Fridericus. April 5: Otto de Giss. April 8: Dietericus. April 9: Bertholdus. April 21: Udalricus secundus de Gienau. April 24: Conradus primus. Mai 2 : Udalricus primus. Mai 6 : Wilhelmus. Juni 5 : Hermannus. Juni 14: Conradus secundus. Juli 20: Wernerus. Juli 23: Joannes Praell. Juli 28: Joannes secundus. Septem- ber 5: Udalricus Frey. Dezember 8. Hemncus Gis.

Todtenbücher von Pfarrkirchen sodann existieren im kath. Theile von Schwaben massenhaft aus dem 14, 15. und 16. Jahrh., aber auch nicht eines derselben hat mehr denn

32 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

rein örtliche Bedeutung. 80 besitzt z. B. die kath. Stadtpfarrei Ravensburg einen Liber demortuorum von 1400, vergebens suchen wir aber in demselben den Namen eines Weifen, eines Staufers. Das ist übrigens leicht zu erkliiren, denn die Grossen Hessen sich nur in Kloster- und Stiftskirchen beisetzen, standen also in der Regel zu den gewöhnlichen Pfarrkirchen in keiner Beziehung. Nur ein Nekrolog einer Pfarrkirche aus dem mir überwiesenen Gebiete stammt, soviel mir bis jetzt bekannt wurde, noch aus dem 13. Jahrb.; es ist das das Todtenbuch der Stadtpfarrei Löf fingen im badischen Schwarzwalde, das zwischen 1280 90 angelegt wurde. Dasselbe verdient trotz seiner nur örtlichen Bedeutung wegen seines Alters und als Muster eines Pfarrtodtenbuches Aufnahme.

Aufnahme verdienen ferner aus der Diöcese Strassburg (rechts des Rheines) die wenigen nekrologischen Einträge aus dem Kloster Gengenbach, welche die Würzburger Hand- schrift des Hermannus Sapiens in dem vorausgehenden Kaien- darium enthält. Geschrieben sind diese Einträge eher im 11, als im 12. Jahrb., die Namen der Kaiser roth. Sie lauten: Jan. 23: Otto III. Imperator. Jan. 28: Rvthardus dux, qui fundavit Genginbach. Karolus magnus Imperator. Juni 4: Conradus Imperator. Juni 9: Magna cedes facta est apud Saxones. Juni 20: Lödowicus imperator. Juli 2: Heinricus Imperator. Juli 13: Heinricus imperator. Oct. 5: Heinricus IL imperator. Dec. 8 : Arnoldus imperator. Es sei mir hier die Angabe gestattet, dass SS. V, 389 zwei Druckfehler stehen. Der Würzburger Codex liest nicht 1027 Reginaldus abb., son- dern Reginboldus abb. und hat als Todesjahr des Abtes Bert- hold nicht 1052, sondern 1053. Leider ist das eigentliche Todtenbuch des uralten Klosters Gengenbach verschwunden (s. Mone, Quellen zur bad. Landesgescliichte III, 80), und es ist nicht zu hoffen, dass dasselbe wieder auftauche, da dieses Kloster in der Reforraationszeit schwier bedrängt war und 1689 von den Franzosen verbrannt wurde.

Das Todtenbuch des Klosters Ettenhe immunster be- sitzt die Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe in einer Redaction von 1612, welche alte Einträge, freilich nicht in Avünschenswerther Fülle, herübergenommen hat. Drei weitere nekrologische Handschriften derselben Bibliothek, die aus Ettenheimmünster stammen, sind nur Copien dieses Todten- buches von 1612 aus dem 17. und 18. Jahrb.

In der Diöcese Constanz habe ich folgende Nekrologien imd Anniversarien bearbeitet:

Die Todtenbücher der D o m k i r c h c Constanz. Dieselbe hatte keine eigentliclien Nekrologien, sondern nur Anniversarien. Davon besitzt das Generallandesarchiv in Karlsruhe vier, die f. Hofbibliothek in Donaueschinffen eins. Das letztere von

Bericht über schwäbische Todteubücher. 33

c. 1486, sowie zwei Karlsruher von c. 1475 und 1498 sind ohne Bedeutung-, denn sie sind nur Abschriften der beiden ältesten ohne selbständige Zusätze. Das älteste Constanzer Anniversar (A) stammt aus den Jahren 1253/74 und erhielt viele Fortsetzungen bis 1429. Seinen Zustand von 1429 bietet B, das eine Abschrift von A ist, wie es in dem genannten Jahre war. Von denselben Schreibern kamen nach 1429 spär- liche neue Zusätze hinzu, welche willkürlich bald in A, bald in B eingetragen sind. Zu bemerken ist, dass B seine Vorlage oft misverstanden hat, es löst z. B. 1. (laicus) seiner Vorlage in legavit auf u. dgl. Ich unterscheide hier folgende Stufen : den Grundstock von A ( 1274), die Fortsetzung von A B (1274—1429), die Fortsetzungen von A und B (1430 bis c. 1500). Weggelassen habe ich die Form der einzelnen Jahrtage, so- dann die in A häufigen Stiftungen besonderer Heiligenfeste, die Reichung besonderer Diäten an die Domherrn an bestimm- ten Tagen u. dgl. nicht eigentlich nekrologische Angaben. Erwähnenswerth ist noch, dass A, B und namentlich das Anniversar von 1498 Pergamentfolianten grösster Gattung sind. Einen Auszug von A verüfientlichte Böhmer im Geschichts- freund der fünf Orte XIII, 231 ff.

Im Schwarzwaldkloster St. Peter, der eigentlichen Haus- stiftung der Zähringer, hat 1497 der Abt Gremelspach aus dem alten Nekrolog- einen Auszug* anfertigen lassen, der ledig- lich die Namen der Aebte und Wohlthäter des Klosters bietet, aber wichtig ist, weil er bis in das 12. und endende 11. Jahrh. zurückreicht. Die jüngeren Einträge in diesem Auszug-, der zu St. Peter liber benefactorum oder auch liber vitae genannt wurde (jetzt in der Hof- und Landesbibliothek Karlsruhe) fielen weg, weil sie erst nach 1500 gemacht wurden.

Die Johanniter -Commende Neuenburg a. Rhein hinter- liess dem Generallandesarchiv Karlsruhe ein Nekrolog, das 1276/98 angelegt wurde und bis in das 15. Jahrh. herein Fort- setzungen fand. Ich unterscheide sonach zeitlich den Grund- stock (— c. 1298), die neuen Einträge von c. 1298 1400 und endlich die des 15. Jahrh. Von besonderer Bedeutung ist dieses Nekrolog übrigens nicht.

Das Kloster Z wie falten hat zwei alte Nekrologien hin- terlassen, die jetzt der k. öffenlHchen Bibliothek in Stuttgart gehören. Das ältere, von mir A genannt, ist um 1140 von mehreren Händen aus dem ursprünglichen, jetzt verlorenen angelegt. Von demselben, wie es sich bis 123Ö erweitert hatte, nahm in diesem Jahre etwa der Abt Reinhard eine Abschrift, von mir B genannt. Im 13. Jahrh. kamen in B nur wenige neue Einträge hinzu, wogegen dieselben in A bis in das 15. Jahrh. hinein sehr zahlreich sind. Erst im 16, 17. und

Neues Archiv etc VII. 3

34 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

18. Jahrli. wurde B viel erweitert. In B fehlt jetzt der Schluss, in A ein Theil des Monats October. Diese Lücke können wir glücklicher Weise gut ergänzen, indem 16-47 der Zwiefaltner Mönch Bochenthaler mit staunenswerthem Fleisse und grosser Genauigkeit von dem damals noch ganz erhaltenen A und B eine Abschrift anfertigte und dieselbe mit vereinzelten nekro- logischen Angaben aus ungefähr zwölf anderen Zwiefaltner Handschriften^ aus Druckwerken und aus den Todtenbüchern von Weingarten, Muri, Ochsenhausen, Marienberg und March- thal vermehrte. Diese Zwiefaltner Handschriften sind jetzt sämmtlich verschollen bis auf Bochenthalers 'Missale Mathildis de Nifin', dessen nekrologische Einträge jüngst in SS. XXIV, 829 ediert wurden. Bochenthalers treffliches Werk besitzt nunmehr ebenfalls die Stuttgarter k. öffentliche Bibliothek, wie auch ein weiteres Werk desselben, das Necrologium novum, welches er aus den in seinem eben beschriebenen Sammel- bande enthaltenen Todtenbüchern herstellte und das durch die Deutung vieler Personen auch jetzt noch wichtig ist. Ich imterscheide in meiner Bearbeitung den Grundstock von A (c. 1080—1140), die Fortsetzungen bis B (c. 1140— c. 1230), die neuen Einträge des 13. Jahrb., die des 14. imd die des 15. Jahrh. und bezeichne auch die nur durch Bochenthaler ei'haltenen Stücke von A und B. Zugleich theile ich in den Noten die vereinzelten nekrologischen Notizen mit, welche uns nur dieser Sammler gerettet hat. Die bisherige Ausgabe des Zwiefaltner Todtenbuchs in Hess, Mon. Guelph. ist ungenügend. Als Hess a. a. O. 133 ff', das Nekrologium des Klosters Weingarten herausgab, konnte er nicht weniger, denn vier Todtenbücher benutzen. Von denselben standen mir nur zwei, darunter freilich auch das wichtigste (A), zu Gebote. Dasselbe ist in dem Fuldaer Codex enthalten, der auch die Hist. Wel- fonum entliält, und wurde um 1200 angelegt. Im 13. Jahrb., namentlich im Jahre 1232 kamen viele neue Einträge hinzu. Ich unterscheide demnach den Grundstock (bis c. 1200), und die Fortsetzungen des 13. Jahrb., von denen ich auch die von 1232 besonders bezeichne. Ebenfalls in Fulda befindet sich jetzt ein weiteres Todtenbuch von Weingarten, angelegt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. Dasselbe ergab aber wenig Aus- beute ; es ist kaum mehr, denn eine vollständige Reinschrift von A. Hoffentlich sind auch die andern zwei Todtenbücher von Weingarten, die Hess noch benutzt hat, nicht verloren; sie dürfen in der k. Handbibliothek zu Stuttgart vermuthet werden. Aus einer weitern Weingartner Handschrift der Lan- desbibliothek Fulda endlich hat Wahz, SS. XXIV, 830 und 832 dort eingetragene vereinzelte nekrologische Angaben ver- öffentlicht.

Das Todtenbuch von Wcissenau (jetzt ira General-

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 35

landesarchiv zu Karlsruhe) besitzen wir nur noch in einer sorg- fältigen Abschrift, die 1504 von dem damals theilweise bereits nicht mehr lesbaren Originale oder doch einer altern Redaction genommen wurde. Dieses Todtenbuch, von dem in der Zeit- schrift f. G. des Oberrheins VIII, 317 ff. ein unvollständiger Auszug mitgetheilt wurde, ist sehr reich. Ich unterscheide seine nachweislich Jüngern Einträge von den altern in meiner Ausgabe.

Das Nekrolog von Isny gieng erst in neuerer Zeit zu Grunde, denn erst 1799 machte davon P. Neher den noch im gr. Quadtischen Archive zu Isny vorhandenen Auszug, dessen Angaben aber bis ins 12. Jahrh. zurückgehen. Wohin Nehers Vorlage kam, ist mir unbekannt; ich gebe indessen die Hoff- nung noch nicht auf, dass dieselbe wieder zum Vorschein kommt, denn sie wird wohl mit der Isnyer Klosterbibliothek vor etwa 50 Jahren auch verkauft worden sein. Wie werth- voll dieselbe war, beweisen die wenigen Einträge, welche in die Klosterchronik (Manuscript im gr. Archive zu Isny) wört- lich aus ihr entlehnt wurden, wie: Jan. 10: Anno Domini 1109 o. com. Walthcrus, dominus noster, filius Manigoldi, in hello cum multis aliis occisus apud Idungisheim. Febr. 7 : O. Mane- goldus com. de Veringen, pius et religiosus ac fundator huius loci anno 1104. [Juni 10]: Anno 1190 o. Fridericus I. Impe- rator, cognomento Barba rossa, plenus fr. n, congreg., qui nobis acquisivit ecclesiam Rordorf. Rexit annis 38, qui fuit filius Friderici ducis Sua^viae et ludinthas, sororis ducis Welphonis. Dec. 15: Anno 1192 (sie) Welpho nobilis dux Altorfensis, principum nostrorum illustrissimus, Heim-ici ducis videlicet et Wulfliildis filius, carne solutus migravit a sasculo, in quo nobili- tas Altorfensium non mediocriter desiit. Hie multa nostro contulit monasterio bona, sicut et aliis, ideo plenariam nobis- cum habet fraternitatem. Is ') propter innatam nobilitatis lineam j)atrimonium suum cum oranibus suis pertinentiis Ilemüco IV. (sie) illustri Romanorum imperatori sub hareditaria possessione contradidit. Zu den Curiosa gehört dessen Eintrag : April 11: Georgius Leberwurst et Apollonia Blunzin (d. i. Blutwurst) uxor eins 1592.

Zu bearbeiten habe ich noch von den Todtenbüchern des rechtsrheinischen Antheils der Diöcese Constanz das des Frauen- stiftes Lindau (Handschrift des 13. Jahrh. im k. Reichsarchive zu München, herausgegeben von Primbs in der Zeitschrift des histor. Vereins für Schwaben und Neuburg IV), das des Klo- sters Mehr er au (herausgegeben von Bergmann in den Denk- schriften der Wiener Akademie V, 1 ff.), das der Johanniter Commende Feldkirch (jüngere Redaction in der k. Hand-

1) Der folgende Satz scheint jüngerer Zusatz zu sein.

3*

36 Bericht über schwäbische Todteubücher.

bibliothek Stuttgart), das des Klostors Peter sliausen (Ab- schrift des 18. Jahrh. in der Hof- und Landesbibliothek Karlsruhe), endlich die von St. Blasien und Reichen au. Auch vom Todtenbuch des Klosters Allerheiligen in Schaff hausen hat sich wenigstens ein Blatt erhalten (ediert von Mone, Quellensammlung 111,620 621), dann mehrere Blätter eines Anniversars desselben aus dem 14. Jahrb., die erst jüngst in der Ministerialbibliothek zu Schaffhausen von Pfarrer Schinkel und Pfarrer Bächtold aufgefunden wurden. Sie hat- ten als Deckelinnenblätter gedient. Pfarrer Bächtold hatte die Güte, mir dieselben vollständig abzuschreiben. Die Stadt- bibliothek zu Schaffhausen besitzt sodann auch noch ein Todtenbuch der dortigen Minoriten, s. Archiv VIII, 735. Dagegen hat sich leider die Kunde, dass das Todtenbuch der Abtei Stein a. Rhein im Privatbesitze Sr. k. Hoheit, des Grossherzogs von Baden, sich befinde, nicht bestätigt, denn die Handschrift, welche unter diesem Namen von Sr. k. Hoheit der Hof- und Landesbibliothek übergeben und welche mir von dieser mit allerhöchster Erlaubnis hierher zur Benutzung gesandt wurde, enthüllte sich als das Anniversar des Wilhel- mitenklosters Sion, Canton Argau. Dasselbe bearbeitete ich, weil es um 1270 angelegt wurde. Ich unterscheide in dem- selben die Einträge bis 1399 und die des 15. Jahrh.

Von den Todtenbüchern der alten Diöcese Aiigsburg so- dann habe ich bearbeitet: einmal das spärliche Nekrolog des Stiftes El Iwangen. Ein inhaltreiches, sozusagen täglich ge- brauchtes und mehrere Jahrhunderte umfassendes Todtenbuch hat dieses Gotteshaus nicht hinterlassen; wir besitzen nur die wenigen Einträge, welche im 12, 13. und 14. Jahrh. dem Kalender eingeschrieben wurden, der in dem auf der k. öffent- lichen Bibliothek zu Stuttgart verwahrten Cod. Ann. Elwac. enthalten ist. Ich unterscheide den Grundstock, geschrieben c. 1173, die Einträge aus dem Ende des 12. und aus dem 13. Jahrh. bis c. 1250, dann die vereinzelten des 14. Jahrh.

Vom Kloster Deggingen im Ries besitzt die f. Biblio- thek zu Maihingen das Todtenbuch in der 1566 gemachten Redaction des P. Ludwig Rentz. Dasselbe enthält indessen nicht gerade viele Einträge aus dem Mittelalter, meist Aebte nennend, hat aber auch, wie schon erwähnt, im 17. Jahrh. aus dem verlorenen Nekrolog von Neresheim die Namen der dorti- gen Aebte aufgenommen.

Auch das hervorragende Kloster St. Ulrich in Augs- burg hat nur eine Redaction seines Todtcnbuchcs hinterlassen, welche der gefeierte Schönschreiber P. Leonhard Wagner 1514 vollendet hat und welche bis 1802 fortgesetzt wurde. Die Einträge gehen bis ins 11. Jahrh. zurück. Mit Wagners Re- daction habe ich die wenigen nekrologischen Angaben ver-

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 37

blinden, welche in dem 1477 von Wilhelm von Rang, einem Mönche des Klosters St. Ulrich, angelegten Calendarium (Cod. lat. Nr. 4394 Bibl. Monac.) vor 1500 eingetragen wurden.

Das Todtenbiich des Prämonstratenserstiftes Ursberg liegt in einer Abscln^ift vor, die 1449/51 angelegt Avurde und z. Z. dem bisehöflichen Ordinariate Augsburg gehört. Dieselbe ist sehr reich an Einträgen aus alter Zeit, offenbar eine voll- ständige Wiedergabe ihrer altern Vorlage. Die letztere ist ohne Zweifel zu Grunde gegangen, denn P. Grimo Kornmann citiert die noch erhaltene Redaction von 1449/51 in seinem Chronicon Urspergense (Handschrift des gen, Ordinariates) von 1803 immer als 'antiquissimum necrologium monasterii nostri'. Beachtenswerth ist es, dass diese Redaction regelmässig bei Jahresangaben die arabischen Ziffern anwendet, was sonst in Schwaben um 1450 noch nicht üblich war. Ich unterscheide den Grundstock von 1449 und die Fortsetzung von 1450—1500.

Ueber das Todtenbuch von Ottenbeuren habe ich schon oben gehandelt. Ich erwähne noch, dass ein Exemplar des- selben, das Hess in den Mon. Guelph. 289 ff. im Auszuge ediert hat, und wohl auch ein weiteres, noch von Feyerabend bei Abfassung seiner Chronik von Ottenbeuren benutztes bis jetzt nicht aufgefunden werden konnten. Ebenso ist das allerälteste Todtenbuch dieses Klosters, das noch der 1619 verstorbene Chronist P. Sandholzer gesehen hat, seitdem verschollen.

Vom Kloster Füssen besitzen wir eine um 1450 angefer- tigte Redaction des Todtenbuches, eine von 1606 und eine noch jüngere, alle drei Handschriften in der f. Bibhothek zu Mai- hingen, sodann vereinzelte nekrologische Einträge aus dem 11. Jahrh. in einer Handschrift des bischöflichen Ordinariats Augsburg, und zwar in deren erstem Theile, einem im 11. Jahrh. geschriebenen Martyrologe, während der Kern dieser Hand- schrift eine Regula s. Benedicti (9. Jahrh.) enthält. Das jüngste dieser Todtenbücher aus Maihingen konnte ich noch nicht ein- sehen, weil es an Erzbischof Dr. von Steichele in München ausgeliehen ist, dieselbe bietet aber kaum Einträge aus der Zeit vor 1500, die nicht auch in den beiden andern Nekro- logien enthalten sein werden. Ich unterscheide einmal die Angaben aus dem Martyrologe des 11. Jahrh., dann den Grund- stock des Nekrologs von c. 1450, dessen Fortsetzungen bis 1500 und endlich die wenigen nur in dem Todtenbuche von 1606 enthaltenen Einträge, die aus der Zeit vor 1500 nach- weisbar herstammen.

Ganz vereinzelt steht das Todtenbuch des Klosters Stein- gaden, geschrieben 1552 (Cod. lat. Nr. 1013 Bibl. Monac.), denn dasselbe ist nicht eine einfache Abschrift seiner altern Vorlage, sondern stellt ohne Rücksicht auf den wahren Todes- tag die Aebte der genannten Klöster, z. B. Füssen, Rot,

38 Bericht über schwäbische Todteubücher.

Steingaden in chronologischer Reihenfolge zusammen. Diesem cigenthümlichen Verfahren verdanken wir übrigens den Kata- log der Aebte von Füssen vom 9. 13. Jahrh., der sonst nicht erhalten ist. Selbstredend bezeichnet dieses Todtenbuch den Tag, an dem es einen Abt nennt, nicht als dies obitus, sondern nur als dies commemorationis.

Das Todtenbuch des Frauenklosters HohenAvart liegt ebenfalls nur in einer Redaction des 16. Jahrh. vor (Cod. lat. Nr. 7390 Bibl. Monac), welche indessen nicht eine Reinschrift, sondern nur ein Auszug der Vorlage ist, indem sie aus dem Inhalt nur wenige Namen an den einzelnen Tagen herübernahra, z. B. Febr. 1 : Ortolffus 1. Hedbiga 1. Febr. 2 : Chonradus abb. in Augusta. Febr. 13: Goldrauna sor. n. Dietricus 1. Febr. 16: Vota abba. Pertha, Pertha sorores nrae. Ein Hohenwarter Jahresverzeichnis (k. Reichsarchiv in München) aus dem 16. Jahrh. habe ich noch damit zu vergleichen.

Sehr schmerzlich ist der Verlust der eigentlichen Todten- bücher von Benediktb euren. Aus diesem Ivloster ist nur erhalten ein Anniversar aus dem 18. Jahrh. (Cod. lat. Nr. 5037 Bibl. IMonac), das nur spärliche Einträge aus dem Mittelalter aufgenommen hat, und folgende acht Angaben, welche um 1150/52 in den Cod. lat. Nr. 4563 Bibl. Monac, geschrieben wurden: März 27: Adalpero com. o. Mai 8: Popo 1. o. Mai 23: Gebmannus 1. o. Mai 27: Adaluuihc o. Juni 11: Adalpertus pbr. o. et m. 1151. Juni 12: Rihlint o. Juni 16: Altmannus abb. o. Juni 17: Brigida 1. o., sodann ein Anni- versar, geschrieben von P. Rhaban Hirschbändtner 1681 (k. Reichsarchiv zu München) mit alten Angaben.

Dagegen hat Diessen am Ammersee seine Todten- bücher hinterlassen (Cod. lat. Nr. 5509 a, b, c und 5654 Bibl. Monac). Von denselben ist Nr. 5654 ein Auszug des 18. Jahrh. aus dem altern, also ohne Werth. Nr. 5509 c enthält die be- kannten von Liutold im 13. Jahrh. geschriebenen Todtenbücher, welche Oefele in den Rerum Boicarum scriptores II, 650 ff. wörtlich ediert und aus denen Jaffe die Notae Diessenses SS. XVII, 325 ff. ausgezogen hat. Dieser Fall, dass derselbe Schreiber in derselben Handschrift zwei Todteubücher seines Klosters zu gleicher Zeit aufzeichnete, steht ganz vereinzelt. Anfangs wusste ich mir dieses Verfalu-en Liutolds nicht zu deuten, nachdem ich aber jetzt dessen Nekrologe durchgearbeitet habe, ist mir klar geworden, dass Liutold zuerst aus seiner Vorlage, dem ältesten Todtenbuche seines Stiftes, nur einen Auszug geben Avollte. Dieser Auszug ist sein erstes Nckro- logium (A). Man war, wie es scheint, im Kloster damit nicht zufrieden, denn alsbald schrieb Liutold auch sein zweites Todtenlnich (B), das die von A nicht aufgenommenen Einträge der Vorlage enthält und nur selten auch eine Angabe von A

Beriebt über schwäbische Todtenbücher. 39

wiederholt. Liutold hat B nicht unmittelbar mit A verbunden, offenbar, um durch Herstellung zweier Nekrologien in demsel- ben Bande für geraumere Zeit den nöthigen Platz für die Fort- setzung zu gewinnen. In der That haben seine Nachfolger im 13. und 14. Jahrh, auch das Sachverhältnis von A und B richtig erkannt; sie haben eingesehen, dass dieselben zusam- mengehören und deshalb ganz willkürlich ihre neuen Einträge bald in A, bald in B, selten aber in beiden zugleich einge- schrieben. Noch Jaffe hat angenommen, dass Liutold sein Werk 1224 geschi'ieben habe, weil er am 6. Juli eigenhändig eingetragen habe: OrtHebus pbr. et ppos. n. d. fr. o. 1224. anno. Dagegen ist jedoch zu bemerken, dass die Namen des Propstes Bertold von Polling (f 1212, 18. März), der Königin Gertrud von Ungarn (-|- 1213, Sept. 28), des Freisinger Bischofs Otto (-]- 1220, 17. März) u. s. w. wohl von Liutold eingetragen sind, aber sichtlich nicht mehr zum Grundstocke gehören. Dagegen gehört zum letztern sicher der Name des Bamberger Bischofs Otto (-|- 1190, 1. Mai) und der der Herzogin Agnes (y 1195, März 24), vielleicht auch der des Propstes Deginhard (-[- 1204, April 30). Folghch ist Liutolds Grundstock jedenfalls 1196/1212 entstanden, genauer vielleicht 119G/1204, falls wirklich der obengenannte Eintrag von 1204 ursprünglich sein sollte, wo- gegen freilich spricht, dass Liutold am 20. Juli den Namen der 1202 gestorbenen Königin Agnes von Frankreich nicht aufnahm, dass letzterer erst später im 13. Jahrh. von einem anderen Schreiber nachgetragen wurde. Liutold hat sodann in A und B noch bis 1224 neue Einträge hinzugefügt. Sehr zahlreich kamen Fortsetzungen in den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrh. dazu, wogegen dieselben nach 1350 immer weniger werden, bis sie nach 1400 ganz aufhören. Im Jahre 1473 sodann hat P. Hirss aus A und B zusammen ein neues Todten- buch hergestellt (Cod. lat. 5509 a Bibl. Monac), indem er aus beiden Vorlagen willkürlich einzelne Namen auszog. Dabei gab er auf Beibehaltung des richtigen Todestages nichts, denn er setzt die aus A und B entlehnten Namen ganz willkürlich um einen oder mehrere Tage bald zu früh, bald zu spät. Durch Hirss und seine Nachfolger wurde dieses neue Todten- buch bis in das 17. Jahrh. herein fortgesetzt. Daneben schuf Hirss auch ein Anniversar (Cod. lat. 5509 b Bibl. Monac), das er sodann nochmals am Ende des Codex Nr. 5509 a abschrieb. Dieses Anniversar hat auch einige ältere Angaben, die nicht aus A und B stammen, sondern einer anderen, verschollenen Quelle, zuweilen auch den Stiftungsbriefen der Jahrtagsstifter selbst entnommen sind. Auch das k. Reichsarchiv zu München besitzt aus dem 15. Jahrh. zwei Jahrtagsverzeichnisse von Diessen, die ich noch mit dem des Hirss näher vergleichen muss, die aber mit denselben vermuthhch übereinstimmen. In

40 Bericht über schwäbische Todtenbücher.

meiner Ausgabe unterscheide ich den Grundstock von A, den von B, sodann die Fortsetzungen des 13. Jahrh., die des 14. Jahrh. und die neuen Einträge des Hirss bis 1500. Dieses Todtenbuch von Diessen ist sehr reichhaltig und wegen der Verbindung dieses Klosters mit dem Hause Andechs von Wichtigkeit, die Bearbeitung desselben war aber sehr schwierig, weil die Zeitbe- stimmung der vielen von so verschiedenen Händen eingetragenen Fortsetzungen dadurch erschwert wurde, dass A und B ehedem viel benutzt worden und deshalb nicht zum besten erhalten sind. Häufig sind die Einträge halb abgerieben oder erloschen, der ganze Codex ist überhaupt sehr angegriffen und schmutzig. Zwischen A und B und nach B steht das von Oefele und den Mon. Boica edierte Todtenbuch von Diessen, von dem eine neue, kritische Ausgabe sehr willkommen wäre.

Noch zu bearbeiten bleiben mir von den Todtenbüchern des Bisthums Augsburg die Anniversarien der Domkirche selbst, von denen das k. Reichsarchiv zu München vier Codices, sämmtlich aus der Zeit von c. 1500 besitzt. Dieselben sind theilweise herausgegeben in den Mon. Boica XXXV, 1, 3 119. Ein eigentliches Nekrolog oder wenigstens ein mittelalter- liches Anniversar dieser Kirche hat sich leider nicht erhalten. Sodann habe ich noch zu bearbeiten die Todtenbücher der Klöster Wessobrunn (Redaction des 17. Jahrh., Eigenthum des Stiftes St. Bonifaz in München), Kaisheim (Redaction von 1588, bis ins 12. Jahrh. zurückgehend, ebenfalls im gen. Reichsarchive).

Auch in Nördlingen sind im Besitze der Stadt noch zwei Todtenbücher des ehemaligen Minoritenklosters erhalten, von denen nach gütiger Angabe des Freiherrn von Löffelholz in Wallerstein das eine aus dem 14. Jahrh., das andere aus dem 15. Jahrh. stammt. Ob dieselben überhaupt eine Auf- nahme verdienen, habe ich noch zu imtersuchen. Dasselbe gilt auch von dem Nekrologe, das im noch bestehenden Kloster Oberschönefeld bei Augsburg bewahrt wird (s. Steichele, Bei- träge z. G. des Bisthums Augsburg II, 205).

Sowie ich mit dem rechtsrheinischen Theile meines Ge- bietes fertig bin, gedenke ich ungesäumt an die schweizerischen und clsässischcn Nekrologion, soweit dieselben mir zugetheilt sind, zu gehen. Ich hege die Hoffnung, bis zum Herbste 1882 meine Arbeit druckfertig zu vollenden, vorausgesetzt, dass mir aus den schweizerischen Bibliotheken und Archiven die be- treffenden Handschriften unbeanstandet nach Donaueschingen übersandt werden.

Es bedarf wohl nicht des Beweises, dass meine Bearbei- tung der Nekrologicn, welche in erster Reilie sich bemüht, das Alter der verschiedenen Einträge zu bestimmen, nur lang- sam voranschreiten kann, dass ich deshalb nicht im Stande

Bericht über schwäbische Todtenbücher. 41

bin, in den betreffenden Bibliotheken und Archiven selbst Ab- schriften der Todtenbücher zu nehmen. Um das Alter der verschiedenen Eintrüge einigermassen genügend festzustellen, rauss ich ja, wo möglich von den Einträgen der einzelnen Schreiber doch einige auf Grund von anderweitigem Quellen- materiale zeitlich bestimmen, denn diese also bestimmten An- gaben allein können dann wieder das Alter der von derselben Hand mit ihnen geschriebenen Einträge feststellen. Dieses Verfahren, das also namentlich ein eingehendes Urkunden- studium verlangt, kann ich nicht auf einer kurzen Reise durch- führen, dazu brauche ich Zeit, und deshalb ist es nothwendig, dass ich mit Müsse, ohne Hast die Nekrologien hier bearbeite. Wer einmal ein reiches Todtenbuch mit Einträgen aus mehre- ren Jahrhunderten durchgenommen hat, wird mir beipflichten, wenn ich behaupte, dass eine Abschrift desselben mit dem Originale mehr denn einmal verglichen werden muss.

Bis jetzt haben mir auch alle Bibliotheken und Archive, welche die von mir bearbeiteten Todtenbücher besitzen, bereit- willigst dieselben an das fürstl. Fürstenbergische Hauptarchiv übersandt, aus dessen feuer- und diebessicherm Gebäude diese Handschriften auch nie genommen werden. Ich erstatte für diese Zuvorkommenheit den Bibliotheken und Archiven zu Karlsruhe, Stuttgart, Augsburg, München, Wallerstein (Maihin- geu), Fulda, dem bischöflichen Ordinariate Augsburg, der gr. Quadtischen Domainenverwaltung Isny ergebensten Dank. Dank schulde ich endlich auch der k. Akademie der Wissen- schaften, der histor. Commission und dem k. Reichsarchive zu München, die mir auf meine Bitte bereitwilligst die Mon. Boica, soweit sie die Diöcese Augsburg berühren, die Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte und die Reg. Boica als Geschenk übersandten; Werke, deren ich bei der Bestimmung des Alters der Todtenbücher dringend bedarf. Mit besonderm Wohlwollen haben sich um meine Arbeit angenommen Sc. Excellenz Erzbischof Dr. von Steichele in München, Archivdirector Freiherr Roth von Schreckenstein und Professor Dr. Holder in Karlsruhe, Direktor Freiherr v. Löffelholz in Wallerstein, Archivrath Dr. Riezler in Donau- eschingen, Archivrath Dr. Stähn und Oberbibliothekar Dr. Heyd in Stuttgart, ihnen allen sei hiermit geziemender Dank dar- gebracht !

IV.

Studien

zu

Marino San\ito dem Aelteren,

Von

H. Simons Fe Id.

Es ist das Verdienst Friedrich Kunstmann's, sieh zuerst etwas eingehender mit dem viel citierten und viel benutzten Werke IMarino Sanuto's des Aelteren 'Secreta fidelium crucis' ') beschilftigt und auf einzelne Spuren von verschiedenen Redac- tionen desselben hingCAviesen zu haben. 2) Als ich im Früh- jahre 1875, unterstützt durch die Munificenz Sr. Majestät des Königs Ludwig II. von Bayern, der mir das von Allerhöchst- demselben gestiftete König Ludwig- Stipendium huldvollst zu verleihen geruht hatte, eine Studienreise nach Italien unter- nahm, glaubte ich, angeregt durch Kunstmann's Studien, bei meinen Forschungen über die ältere venetianische Historio- graphie mein Augenmerk deshalb auch auf Marino Sanuto's Werk und dessen verschiedene Recensionen richten zu sollen.

Mit Hülfe des unschätzbaren italienischen Reiseberichtes von Bethmann (veröffentlicht im 12. Bde. des Archivs der Ge- sellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde) habe ich denn auch einige sehr werthvolle Handschriften der 'Secreta' unter- suchen können, über welche ich zwar in Küi'ze bereits an die 'Deputazione Veneta di storia patria' zu berichten Gelegenheit hatte '), die aber ausführlicher im Folgenden hier besprochen werden sollen. Denn nachdem anlässHch des dritten internatio- nalen geographischen Congresses, welcher im September dieses Jahres in Venedig stattfinden wird, die Frage einer Neu -Aus- gabe jenes Werkes in der letzten Zeit in Anregung gebracht worden ist, und nun ernstlich an die Vorarbeiten zu einer wirklich kritischen Ausgabe desselben gegangen werden soll, erscheint es vor Allem noth wendig, das Handschriften -Material zu sichten und zu classificieren ; und dazu sollen die nachste- henden Bemerkungen einen Beitrag liefern.

Ich schicke in Kürze die Ergebnisse der leider bisweilen etwas undeutlichen Erörterungen Kunstmann's voraus.

L Was das erste Buch anlangt, so ist dasselbe, sagt Kunstmann mit Recht, laut der Einleitung (Bongars, S. 21)

1) Gedruckt bei Bongars, Gesta Dei per Francos, tom. II. (Hanno- ver 1611.) 2) In den Abb. der III. Gl. der k. bayer. Ak. d. W., Bd. VII, Abth, Ili, S. 697 ff. 3) cf. Archivio Veueto tom. XX, pag. 401.

46 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

begonnen im März 1306. Wann es vollendet, sei bei Bongars nicht verzeichnet, erhelle aber aus einer Handschrift der hiesi- gen Staatsbibliothek (Cod. lat. 14621), einem Emmeramer Codex, wo am Schlüsse des ersten Buches sich die Jahreszahl 1307 (Januar) finde. In einer etwas späteren Zeit habe Marino Sanuto dem ersten Buche einen Epilog hinzugefügt, welcher deshalb einer späteren Zeit angehöre, Aveil er ausdrücklich die Ereignisse des Jahres 1313 erwähne. Mit der Vollendung des ersten Buches habe Marino zugleich einen ganz kurzen Abriss über dasselbe verfasst, welchen er bei der späteren Ueber- arbeitung 'breve compendium' genannt habe. Auch das erste Buch selbst liege in der Emmeramer (und einer Venetianer) Handschrift in ursprünglicherer Gestalt vor, als in der bei Bongars überlieferten.

II. Das zweite Buch sei (am 13. December) 1312 be- gonnen und vollendet noch in demselben oder im folgenden Jahre, dann aber mehrfach überarbeitet und ganz abgeschlossen erst nach dem Jahre 1321 worden.

III. Das dritte Buch sei bald nach dem zweiten begon- nen worden; denn die Erzählung der geschichtlichen Ereig- nisse schliesse im 13. Theile mit dem Jahre 1313. Die Zeit der Vollendung sei unbekannt, müsse indessen bald erfolgt sein. Denn der Dominikaner Jordanus, dessen Chronik (bei Muratori, Antiquitates, tom. IV, col. 951 ff.) mit dem Jahre 1320 schliesse, habe das dritte Buch bei seinen Berichten über die Tartaren mehrfach benutzt.

IV. Nach der Vereinigung der drei Bücher zu einem Ganzen habe das Werk die Ueberschrift ^opus terrae sanctae' erhalten, sei dann mit einer neuen Eintheilung der Bücher und Capitel dem Papste Johann XXII. gewidmet und am 24. September 1321 diesem Papste in zwei Exemplaren mit den dazu gehörigen vier Karten überreicht worden.

Hiezu muss nun aber von vornherein bemerkt Averden, und zwar

ad I) dass jene, am Schluss des ersten Buches im Cod. M. (und wie gleich hier erwähnt werden darf auch in einem Cod. Venetus) sich findende Jahreszahl 1307, welche Kunstmann auf die Zeit der Vollendung des ersten Buches bezieht, der ganzen Stellung des betreffenden Passus nach vielmehr erst zu dem darauffolgenden Epilog des ersten Buches gehört,

ad III) Der Hinweis auf die Cln-onik des 'Dominikaners Jordanus' als Beleg für die Vollendung des dritten Buches vor 1320 ist insofern nicht stichhaltig, als diese Chronik erst nach 1331 verfasst oder abgeschlossen ist. Denn sie enthält, und zwar auch der Auszug bei Muratori (col. 982), wie das schon Bethmann (im Archiv, Bd. XII, S. 230) richtig bemerkt hat, im Texte bereits einige Verse über den Friedensschluss von

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 47

Venedig- im Jahre 1177, welche erst im genannten Jahre 1331

von Castellano aus Bassano verfasst wurden. >) Dass die

Chronik übrigens nicht dem Dominikaner Jordanus, sondern

dem Minoriten Paulinus zuzuschreiben ist, habe ich anderweitig

gezeigt (Forschungen zur deutschen Geschichte, Bd. XV,

S. 145 ff. und ^Andreas Dandolo und seine Geschichtswerke'

S. 115 fF.): und es wird später davon noch die Rede sein. * *

*. . .

Die von mir untersuchten itaHenischen Handschriften des

'über secretorum fidclium crucis' sind nun aber folgende:

a. in Rom auf der Vaticana:

1) Cod. Vatic. 2972 (raembr. saec. XIV) = R 1.

2) 2003 (Chart, s. XV) = R 2.

3) 2971 (membr. s. XIV) = R 3.

4) bibl. Regin. Christ. 548 (raembr. s. XIV) = R 4.

b. in Neapel auf der Biblioteca nazionale:

5) Cod. V. F. 35 (membr. s. XIV) = N 1.

c. in Florenz a. auf der Laurenziana:

6) Plut. XXI. n. 23 (chart. s. XV) = F 1.

ß. auf der Riccardiana:

7) Cod. 237 (früher K III. 33) (membr. _s. XIV) = F 2.

d. auf der Markus - Bibliothek in Venedig:

8) Cod. Zanetti lat. 547 (membr. s. XIV) = V 1.

9) 410 ( ) = V 2. Dazu stelle ich noch 10) den mehrerwcähnten (Emmeramer)

Münchener Codex (membr. s. XV) = M 1.

* .

Von diesen Handschriften sind leicht auszuscheiden die- jenigen, welche das Werk in der bei Bongars überlieferten Gestalt enthalten. Es sind dies F 1 und F 2, sowie R 3 und R 4, wobei nur erwähnt zu werden verdient, dass R 4, wie es scheint, die von Bongars benutzte Handschrift des Petavius ist. 2) Denn auf fol. 1 stehen unten von älterer Hand die Worte : 'Wetavius regis christlanissimi in Parisiensi parla- mento consiliarius', und auch sonst entspricht die Beschreibung bei Bongars ganz dieser Handschrift. Es folgen am Schlüsse die synchronistische Tabelle, die kreisförmige Weltkarte, der Passus (Bongars S. 287) 'de insulis minoribus', die Küste u. s. w., die Stämme, Accon, wie bei Bongars, und dann die dort ver- öffentlichten Briefe.

Weiter sind von den übrigen Handschriften auszuscheiden Ni'. 8 und 10: Vi und M 1. Beide enthalten nämlich, wie bereits oben aus Kunstmann's Ausführungen angedeutet, das erste Buch in wesentlich anderer Gestalt, als es bei Bongars

1) Cf. Cicogna, Inscrizioni Venezianc, tom. IV, pag. 579. 2) Cf. Vor- rede am Anfang-.

48 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

steht. Nur enthält M 1 ausserdem noch am Anfange eine Reihe von Briefen, welche Kunstmann veröffentlicht hat, und von fol. 33'' ab erstlich mehrere Stücke, welche der Bongarsi- schen Redaction des ganzen Werkes angehören, sowie das (nicht ganz vollständige) Inhaltsverzeichnis über die drei Bücher der Bongarsischen Redaction. Der Codex V 1 dagegen ent- hält lediglich das erste Buch und zwar mit einigen nicht unerheblichen Differenzen gegen M 1, welche zeigen, dass V 1 eine ursprünglichere Fassung darbietet.

Die Handschrift (VI) beginnt mit dem Excerpt aus den vier Evangelien, das auch bei Bongars S. 19 steht. Es fehlt also von vornherein die Widmung an Papst Johann XXII. Dann folgt jener kurze Abriss, der später breve compendium genannt wurde und dessen Text, wie schon Kunstmann aus M 1 gezeigt hat, bedeutend vom Bongarsischen abweicht (S. 20). Schon hier hat V 1 gegen M 1 einige Differenzen aufzuweisen. Der von Kunstmann S. 717 not. 31 verzeichnete Passus: 'Item quod quilibet teneatur accusare' fehlt in VI; ebenso die Glosse (S. 718) : 'causa condendi praedictum capitulum fuit'. Der Abriss schliesst vielmehr in V 1 mit den Worten 'secun- dum quod in infrascriptis declarationibus continetur'.

Darauf folgt sogleich das eigentliche Vorwort zum ersten Buche (Bongars S. 21) : 'In nomine Amen. Anno . . . 1306 mense Marcio inceptum est hoc opus'. Hier findet sich nun in V 1 gegenüber M 1 und gegenüber Bongars wohl die wesentlichste Differenz. Marino Sanuto bezeichnet sich nämlich in diesem Vorwort bei Bongars als 'familiaris et domicelus devotus, olim bonae memoriae vener abilis in Christo patris et domini sui, domini Ricardi, miseratione divina Sancti Eustachii Diaconi Cardinalis'. Mit Recht folgerte Kunstmann hieraus, dass der Cardinal Richard, als diese Worte geschrieben wurden, bereits gestorben war: sein Tod aber fällt in das Jahr 1313. Anders lauten aber die Worte in Ml: 'olim familiaris et domicellus devotus ven er abilis patris et domini sui, domini Ricardi miseracione divina Sancti Eustachy dyaconi cardinalis', und ebenso richtig folgert Kunst- mann aus dieser Wendung, dass der genannte Cardinal da- mals noch am Leben war; nur meint er, dass das Wort olim den Aufenthalt Marino Sanuto's im Hause des Cardinais als einen längst vergangenen bezeichne. In V 1 hingegen ist fol- gender Wortlaut überliefert: 'humilis familiaris et domi- cellus devotus ven er abilis patris et domini sui, domini Rigardi, miseratione divina Sancti Eustachii diaconi cardinalis', woraus hervorgeht, dass Marino Sanuto damals sogar noch 'in Diensten' des Cardinais sich befand, dass wir, wie schon oben erwähnt, demnach in V 1 noch eine ältere Re- daction selbst nur des ersten Buches vor uns haben, als in

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 49

M 1, Dies wird auch dadurch bestätigt, dass jener Epilog zum ersten Buche, welchen Kunstmann in M 1 aufgefunden hat denn bei Bongars fehlt ein solcher in V 1 nur Er- eignisse bis zum Jahre 1309 enthält, während in M 1 deren noch aus dem Jahre 1313 erwähnt werden. Auch ist der Text dieses Epiloges in V 1 an einzelnen Stellen besser, als in M 1: so hat V 1 statt Naboisseler Nayboysseler, statt admirati armirali; der Sehlusssatz (cf. Kunstmann 1. c. S. 709 Anm.) lautet hier: 'Propter quod videtur quod bibarsinicher abstulerit dominium soldanatici cheyri et babilonis, cuius rei causa divisio est inter armiralos'. Es ist folglich kein Grund vorhanden, mit Kunstmann (cf. oben S. 4) anzunehmen, dass dieser Epilog überhaupt einer späteren Zeit angehöre. Nach Cod. V 1 wurde das erste Buch mit dem kurzen Abriss und dem Epilog offenbar in dem Zwischenraum vom März 1306 bis 1309 in seiner ersten (eben in V 1 überlieferten) Gestalt verfasst, während es in M 1 bereits etwas geändert und ver- mehrt erscheint.

Die übrigen Handschriften nun, von denen ich namentlich mit R 1 mich etwas länger zu beschäftigen Gelegenheit hatte, enthalten zwar das ganze Werk, getheilt ebenfalls wie bei Bongars in drei Bücher, aber sie repraesentieren, um. es kurz auszudrücken, eine andere, bisher noch nicht konstatierte, ältere Redaction des Gesammtwerkes. Die Haupt- differenzen, welche Jedem in die Augen springen müssen, der diese Handschriften (Nr. 1. 2. 5. 9) mit dem Bongarsischen Texte vergleicht, bestehen einmal in dem wesentlich kürzeren Umfange des ganzen Werkes, der sich bei näherer Betrachtung theils durch das Felilen einiger Stücke am Anfang, theils durch eine grössere Kürze des dritten Buches erklärt; dann aber in dem Umstände, dass sich in jenen Handschriften ver- schiedene Stellen am Rande finden, welche bei Bongars in den Text selbst übergegangen sind.

I. Ich sage erstlich: es fehlen in jenen Handschriften einige Stücke am Anfang. Es sind gerade diejenigen (Bongars S. 1 8), welche sich auf die Ueberreichung des Werkes im Jahre 1321 und auf die Prüfung von Seite der dazu bestimmten Examinatoren beziehen. Und dass dies kein blosser Zufall oder etwa ein Uebersehen ist, geht daraus hervor, dass in V 2 einige dieser Stücke später von anderer Hand eingefügt sind. R 1 und 2 und V 2 in N 1 sind die ersten Blätter weggeschnitten beginnen sogleich mit der Vorrede zum ganzen Werke (Bongars S. 8) und zwar (wenigstens in R 1, von den beiden anderen habe ich es nicht notiert) mit den Worten : 'Sanctissimo patri et domino, domino J. (Johanni), sacrosancte et universalis ecclesie summo pontifici'. Ueber dem Worte sanctissimo aber findet sich ein Zeichen .u^, unter

Neues Archiv etc. VII. 4

50 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren,

welchem am Rande die Worte stehen: 'In nomine Amen, Incipiunt secreta tam propter eonservationem pacifico et quieto'. Betonen wir gleich hier, dass wir es demnach mit einer Kedaction des Gesammtwerkes zu thmi haben, Avelche bereits dem Papste Johann XXII. dediciert wird, also nicht vor dem Jahre 1316 verfasst sein kann.»)

Auf die Vorrede folgt, wie bei Bongars (S. 10 18) das Inhaltsverzeichnis über alle drei Bücher, das initium Sancti Evangelii secundum Johannem, Marcum, Lucam, Matthaeum, dann die Einleitung zum ersten Buche mit dem kurzen Abriss, welcher hier und dies ist beachtenswerth nicht in der Bongarsischen Redaction, sondern in der älteren von V 1 und M 1 erscheint. R 1 enthält auch noch jene Glosse 'causa con- dendi praedictum capitulum' und am Ende derselben am Rand noch die (in V 1 und M 1 fehlenden) Worte: ^Sunt quoque valde necessarii inquisitores penam eisdem transgressoribus infligentes' Worte, die bei Bongars S. 21 in den Text des Abrisses selbst aufgenommen sind. Das erste Buch selbst aber ist in diesen Handschriften nicht, wie in V 1 und M 1 in 20 fortlaufende Capitel, sondern, wie bei Bongars, in Theile (partes) und Capitel abgetheilt.

IL Ich habe ferner gesagt, dass das dritte Buch in die- sen Handschriften beträchtlich kürzer sei als bei Bongars. Es sind aber nicht blos einzelne Partieen, einzelne Capitel kürzer (wovon später noch einige Proben zu liefern Gelegenheit sein wird), sondern das ganze Buch enthält oder diese ältere Redac- tion enthielt im dritten Buche weniger Abtheilungen (partes) als die Bongarsische, Namentlich der Anfang dieses Buches ist es, welcher in R 1 u. s. w. viel kiirzer erscheint. Während bei Bongars die Geschichte des heiligen Landes bis auf die Zeit des ersten Kreuzzuges .3 ganze Theile mit 26 Capiteln einnimmt, Avird dieselbe in R 1 mit 4 Capiteln abgemacht. Es heisst dort am Anfang des dritten Buches: 'Incipit ystoria lerosolimitana abreviata continens partes XII. Pars prima continet delinquentium in ea correctiones multiplices illatas divinitus usque ad tempora Petri Heremitae habens capitula quatuor'. Diese Differenz geht dann durch das ganze Buch hindurch und kann hier nicht weiter im Einzelnen verfolgt werden. Von einzelnen Stellen, welche in R 1 kürzer sind als bei Bongars, erwähne ich hier die über die Einnahme von Tyrus durch die Venetianer (lib. III, p. III, c. 5 = Bongars p. VI, c. 10 12) und über den vierten Kreuzzug (1. III, p. VIII,

1) Die oben ang-eführte Stelle aus der Vorrede znm ersten Buche bezeichnet denn hier auch den Cardinal Richard bereits als Verstorbenen; in R 1 lautet sie: 'olim familiaris et doniicellus devotus bone niemorie (diese beiden Worte fehlen freilich in V 2) venerabilis in Christo patris et domini sui, domiui etc.'

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 51

c. 4 cf. Bongars 1. III, p. XI, c. 1 und 2). Später nähern sich beide Redactionen und stimmen sogar wörtlich überein, so dass z. B. R 1 1. III, p. XI, c. 1 und 2 == Bongars p. XIII, c. 1 und 2. Aber gerade hier in pars XI (Bongars p. XIII) fehlen dann wieder in R 1 c. 3 9 incl. (Bongars 8. 234 241) mit dem längeren Abschnitt über die Tartaren, so dass dann R 1 p. XI, c. 3 = Bongars p. XIII, c. 10. Namentlich aber fehlt dann in R 1 die ganze pars XIV mit 12 Capiteln der Bongar- sischen Redaction. ') So ist schliesslich in R 1 1. III, p. XII, c. 1 25 = Bongars p. XV, c. 1 25; wie es ja am Anfange des dritten Buches in R 1, wie oben erwähnt, in der That heisst: 'continens partes XII'.

III. Was endlich jene Stellen anlangt, vrelche in den Handschriften dieser Redaction am Rande, bei Bongars aber im Texte stehen, so verdienen sie deshalb besondere Beach- tung, weil mit ihrer Hülfe die Abfassungszeit dieser Redaction sich genauer wird bestimmen lassen. Solche Stellen finden sich, wenigstens in V 2 (von den anderen Handschriften habe ich hier keine Notizen), bereits im ersten Buche. In p. IV, e. 7 (Bongars S. 30, Z. 49) steht von den Worten 'inter quos' an Alles 2) in V 2 auf radierter Stelle bis zum Wort 'facit Ap(ostolica Celsitudo)' (Bongars S. 31, Z. 21). Der Rest dieses Capitels bis zum Schluss 'manifeste' steht dann hier in V 2 oben am Rande ; und ebenso, wie bei Bongars, die Rand- glosse 'de galeis habendis etc.' und dabei dann mit Minium die Worte: -'ponatur in margine iuxta capitulum VII quartae partis primi libri'. Ebenso steht der Passus (Bongars S. 32, Z. 6) 'Et cum omni reverentia possidetur' in V 2 (fol. 14^) unten am Rande, sowie auch der Passus (Bongars S. 32, Z. 51) 'Sic etiam (S. 33, Z. 13) immutare'. Wichtiger sind aber die betreffenden Stellen des zweiten Buches. Wir erinnern uns, dass dasselbe nach den Ausfüh- rungen Kunstraann's im December 1312 zu Clarence begonnen, 'wahrscheinlich noch in demselben Jahre (!) oder in dem fol- genden Jahre' vollendet sein soll. 'Denn', setzt Kunstmann hinzu, 'die beiden Jahreszahlen, welche auf eine spätere Zeit hinweisen (1318 und 1316) sind nach der Art und Weise, wie die betreffenden Ereignisse eingereiht sind (1. II, j5. III, c. 1 bei Bongars S. 50 und p. IV, c. 5 Bongars S. 57), wohl später hinzugekommen'. Dies muss jedoch von vornherein als

1) In V 2 ist dieselbe ausser der Reihe an einer anderen Stelle mit der Ueberschrift 'Quarta decima pars' nachgetrag-en ; auch ist in dieser Handschrift der im Inh al ts v erz eichnis als pars XII (übereinstimmend mit El) aufgeführte Theil im Contexte später fälschlich als Tertia decima pars (in der Seitenüberschrift sogar als p. XV) bezeichnet. 2) Mit Ausnahme des kleinen Passus: 'Est autem redderet cariorem' (Bongars S. 30, Z. 52 57), welcher davon getrennt am Rande steht.

4*

52 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

nicht ganz zutreffend bezeichnet werden. Bei näherer Betrach- tung der beiden Stellen scheint mir wenigstens jene mit der Jahreszahl 1316 (Bongars S. 57) kaum erst später einge- schaltet zu sein. Marino Sanuto spricht in jenem Capitel über die Bauart der Schiffe, welche bei dem zu unternehmenden Kreuzzuge in Verwendung kommen sollen, und betont den Nutzen schneller, durch Ruderer geleiteter Fahrzeuge. Es sei angezeigt, dass alle Fahrzeuge 'pro minori' eingerichtet seien 'ad Terzarolos', das heisst, dass auf jeder Ruderbank sich drei Ruderer befinden sollen. Daran ist die Bemerkung gefügt, dass im Jahre 1316 die Venetianer eine Probe mit je vier Ruderern auf jeder Ruderbank gemacht hätten, welche so gut ausgefallen, dass es vorheilhaft sein dürfte, vier oder wenn möglich sogar fünf Ruderer auf jede Ruderbank eines Schiffes zu vertheilen, um dessen Fahrgeschwindigkeit und Beweglichkeit zu erhöhen. Wäre diese Erörterung über einen vierten, respektive fünften Rudersmann erst später von Marino Sanuto hinzugefügt, so müsste auch der entsprechende Passus über die Fahrzeuge mit je vier oder fünf Ruderern in pars IV, cap. 11 (Bongars S. 65) späterer Zusatz sein, was kaum wahrscheinlich ist. Aus der vorliegenden älteren Redaction (R 1 etc.) wenigstens erhellt dies ebensowenig als hinsichtlich der Stelle in cap. 5 (S. 57) mit der Jahreszahl 1316, da beide in R 1 u. s. w. bereits im Texte selbst stehen. Erinnern wir uns auch, dass ja Marino Sanuto in dieser Redaction, wie oben erwähnt, bereits an Johannes XXII. sich wendet, so kann die Zahl 1316 vollends in dieser Redaction nichts Auffallendes haben, Viel eher könnte die Jahreszahl 1318 lib. II, pars III, cap. 1 (Bongars S. 50) erst später zugesetzt sein; wo Marino auf die Aehnlich- keit (1er Aegyptischen Küste iiiit der Venetianischen hinweist und ausführt, wie diese eine Zufluchtsstätte gewesen sei bei den Stürmen früherer Kriegszeiten. 'Et diebus istis novissimis', sagt er, 'quibus Canis IMagnus de Scala Paduanum poene sub- vertit districtum, confugiens multitudo in dicta maritima sal- vata est et secura constitit 1318'. Aber auch diese Jahreszahl findet sich geradeso in R 1 und den anderen Handschriften bereits im Texte (und nicht etwa am Rande), woraus man wird folgern dürfen oder müssen, dass diese Redaction nicht vor dem genannten Jahre 1318 geschrieben zu sein scheint.

Auch dafür geben die erwähnten Handschriften R 1 u. s. w. keinen Anhaltspunkt, dass, wie Kunstmann (S. 726) meinte, die Einth eilung der Capitel des zweiten Buches später geändert worden sein müsse, da eine Stelle darin mit der gegeuAvärtigen Eintheilung nicht mehr übereinstimme. In lib. II, pars II, c. 10 (Bongars S. 49) werde nämlich die Er- oberung von Damiette mit den Worten 'ut in praesenti capitulo continetur' vorgetragen, während sie doch nach dem

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 53

gegenwärtigen Texte im vorhergehenden Capitel enthalten sei. Dies ist nun allerdings richtig, allein nicht blos in R 1, sondern auch in R 4^ also nicht blos in der älteren Redaction, sondern auch in der Bongarsischen ist handschriftlich an dieser Stelle ein anderer Text überliefert als der obige; und derselbe stimmt mit der gegenwärtigen Capiteleintheilung ganz gut, wenn man ihn nicht auf die Eroberung von Damiette, sondern wie gewiss richtiger, auf den vorhergehenden Passus bezieht. 'Praeterea', heisst es nämlich, 'incoepto a vestra Sanctitate secundo libro executioni mandare, hoc est, de stre- nuissimo et probissimo viro, ex parte vestrae beatitudinis, capitaneo vestrae gentis, qui eat in Aegypti maritimam, ad capiendam viriliter ibi terram cum XV M. peditum et CCC equitibus: ut in prima parte huius secundi libri con- tinetur : et ibidem fortilitia construi faciat et habitacula elevari, cum Aegyptii necessariorum inopia, suarum mercium inexpedi- tione hostiumque molestiis et iacturis terra marique ac flumini- bus, sentient immenso pondere se oppressos: et per ea quae praeteritorum experientia nos edocet, videlicet quando christiani subdiderunt proprio doraino Damiatam, potissime cum eam obtinuit sanctus rex Franciae Lodovicus, ut in libro primo et in hac secunda parte continetur (so in R 1 und R 4, ob auch in den anderen Handschriften weiss ich nicht; bei Bongars : ut in praesenti capitulo continetur), pro certo a primo anno in antea per soldanum Babyloniae libenter firma conventio fiet vobis de Terra Proraissionis Sanctitati vestrae in totum perpetuo relinquenda, ut ad consumptionem eiusdem vestra Sanctitas ulterius non procedat'. Da Buch I in der That von den Mitteln, die Macht des Sultans zu schwächen (cf. Bongars S. 22 ff.), die pars II des zweiten Buches unter Anderem von der Anlage eines fortilitium (ibid. S. 39) und dann auch von Damiette (S. 48) liandelt, so ti'ifft unsere Version ganz gut mit der heutigen Eintheilung zusammen.

Hingegen sind nun unsere Plandschriften R 1 u. s. w. für einen anderen Punkt von grossem Belang. 'Die letzte Hand', sagt Kunstmann (S. 726j, 'legte Marino Sanuto an das zweite Buch erst nach dem Jahre 1321; denn er erzählt in dem- selben nachträglich seine Reise nach Sluis bei Brügge, welche er, wie seine Bittschrift an Papst Johann XXII. (Bongars S. 3) zeigt, in diesem Jahre gemacht hatte, um nach Avignon zu kommen'. Dies bezieht sich auf jene Stelle in lib. II, pars IV, eap. 18 (Bongars S. 72, Z. 40 S. 73 Schluss) : 'Jam ego praesens capitulum consummaveram, et ecce per mare de Venetiis ad portum Clusae in Flandriam veniens, ibi a fide dignis accepi etc. remedium debitum adhibere', welche auch in der Bongarsischen Redaction eine Randbemer- kimg enthält. In unseren Handschriften R 1 u. V 2 steht aber

54 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

der ganze Passus 'Jam ego adbibere' am Rande') und documentiert sich so als ein Nachtrag. Diese Redaction war also dies der natürliche Schluss vor der Reise des Jahres 1321 abgeschlossen, sie gehört somit nach den obigen Bemerkungen genauer in die Jahre (1316) 1318 1321, sie enthält offenbar die Gestalt, in welcher das ganze Werk dem Papste zuerst und von diesem den Examinatoren unterbreitet wurde. Als Bestätigung hiefür ist Aveiter anzuführen, dass in dem näm- lichen Capitel 18 (lib. II, pars IV) jener Passus, welcher die in diese Zeit (1321) fallende Reise Marino Sanuto's nach Deutsch- land und der Ostseeküste berührt (Bongars S. 72, Z. 26) 'Sunt autem in Holsatia et in Sclavia, ubi personaliter affui, notabiles multae terrae, iuxta flumina aut stagna multis pinguibus habitatoribus affluentes: Amburg scilicet, Lubec, Visinar (Wismar), Rostoc, Xundis (Stralsund), Guspinal (Greifs- wald), Sectin (Stettin): de quibus trahi posset copia multa bonae gentis: et non solum inde, sed de regnis Datiae, Suetiae et Norveiae: cum in eisdem multae sint habitationes, tam in maris littore quam in insulis constitutae, quibus marinariorum robustorum et animosorum suppetit multitudo, quos omnes non dubito fore utiles ad negotia memorata : suntque per illud clima multae aliae provinciae seu terrae ad hoc accommodae, quae hie non nominaliter inseruntur' dieser ganze Passus, sage ich, fehlt in Rl ganz und gar, während er in V 2 am Rande steht, woraus zugleich die zeitliche Priorität von R 1 erhellt. 2)

So werden gerade diese beiden Stellen in cap. 18, denke ich, mit die besten Anhaltspunkte bilden, um die übrigen, noch nicht untersuchten Handschriften zu rubricieren und zu classifi- cieren.

Recapitulieren wir das Gesagte, so fanden wir:

I. Eine älteste Redaction des Werkes, nur aus dem ersten Buche bestehend mit kurzem Abriss und Epilog (1306 1309 verfasst): und zwar

a. in V 1 erste Form mit Epilog 1309,

b. in M 1 etwas veränderte, Avenig vergrösserte Gestalt mit Epilog 1313.

II. Zweite Redaction des Werkes: Buch I in jetziger Gestalt mit Beibehaltung des breve compendium aus der ersten Redaction, aber Hinweglassung des Epilogs und Hinzufügung

1) In N 1 fohlt er sogar gänzlich; möglicherweise ist also diese Handschrift die älteste dieser Redaction; vielleicht hat aber nur der Schreiber die Randbemerkung weggelassen. 2) Auch in N 1 fehlt der

Passus und ebenso in R 2 ; dagegen sind in letzterer Handschrift die übrigen Randbemerkungen von R 1 bereits in den Text aufgenommen.

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 55

von Buch II, das 1312 (im December) begonnen, und von Buch III in wesentlich kürzerer Fassung als bei Bongars. Diese Redaction, worin die auf die Ueberreichung und Prü- fung des Werkes sich beziehenden Stücke noch fehlen, ist ab- geschlossen zwischen 1318 und 1321.

a. ältester Codex R 1 oder

b. der anfangs verstümmelte N 1;

c. etwas geändert V 2 ;

d. mit in den Text übergegangenen Randstellen R 2. III. Dritte Redaction nach der Ueberreichung, nach 1321

vielleicht Avährend seines vierzehnmonatlichen Aufenthaltes an der Curie (cf. Sanuto's Brief aus dem Jahre 1330 bei Kimst- mann S. 787) September 1321 bis November 1322 abgeschlos- sen ; mit verändertem breve compendium und fehlendem Epilog, in den Text aufgenommenen Randbemerkungen im zweiten Buche und sehr vergrössertem dritten Buche, sowie mehreren hinzugefügten Stücken am Anfang.

*

Ich kehre nochmals zu der Handschrift R 1 zurück; denn sie ist noch in anderer Beziehung von hohem Werthe. Ausser- ordentlich reich ausgestattet, mit sehr schönen Miniaturen auf Goldgrund geschmückt, mit grosser Reinheit und Sorgfalt geschrieben, war sie offenbar ein für einen Potentaten, ver- muthlich für den Papst Johann XXIL selbst bestimmtes Exemplar. Sie enthält nun aber noch zuletzt mehrere höchst sauber und zierlich ausgeführte geographische Karten, und zwar ausser den bei Bongars veröffentlichten. Dieselben sind auf 9 Folioseiten der Handschrift vertheilt und repräsen- tieren offenbar die von Bongars vermisste') Karte des Mittel- ländischen Meeres. Die erste Karte auf fol. 107^ umfasst den Pontus Euxinus und die anliegenden Länder. Dann folgt

fol. 107 ** die Küste von Konstantinopel an bis Euböa einerseits und Kleinasien andererseits;

fol. 108 ^ die Peloponnesischen Inseln ; Kreta bis zur Süd- küste Kleinasiens und darunter Nordafrika vom Gulffo de Zedicho bis zum Gulffo de Larcabo;

fol. 108^ und 109^ Fortsetzung der Südküste von Klein- asien mit der Ecke, Cypern und Nordafrika bis über Alexandria hinavis ;

fol. 109 b Ober- und Mittelitalien mit Dalmatien und der Küste von Südfrankreich bis über Nerbona hinaus;

fol. 110^ Süditalien und Nordafrika von Zizera bis zum Gulffo de Zedicho;

fol. 110** Westfrankreich mit Nordfrankreich, Irland,

1) In der Vorreds sagt er: quarura mapparum nobis prima deest de mari mediterraneo.

56 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

England und niederländische Küste bis über 'Collogna' hinaus; Oilanda, Danesmarch;

fol. 111 ä Spanien mit Nordafrika von Saffy (und Mogodar) bis Zizera.

Auf allen diesen Karten sind zahlreiche Ortschaften, Flaggen und Fahnen eingezeichnet. Dass dieselben aber wirklich jene verloren geglaubte ]Mittelmeerkarte enthalten, in dieser Ver- muthung werde ich bestärkt durch des P. Ab. D. Placido Zurla Beschreibung 1) der Karten einer Handschrift Marino Sanuto's, welche dem Ab. Canonici gehörte, heute aber vermisst wird 2) und nach den Andeutungen Zurla's (S. 306 Anm.) gleichfalls die ältere Redaction des ganzen Werkes enthalten zu haben scheint. Von den übrigen, oben aufgeführten Hand- schriften enthält keine die Karte des Mittelmeeres. 3)

*

Endlich ist R 1 noch wegen einer anderen Notiz von Interesse. Auf fol. 71 findet sich am Rand neben der Ueber- schrift über die dort beginnende 'Nona pars (bei Bongars pars XI, S. 202) continet passagia variumque statum ac

1) In seinen Dissertazioni di Marco Polo e öegV altri Viaggiatori Veneziani piu illustri (Venezia 1819) tom II, pag. 305 ff. 2) Nach der

Vorrede zu Conte Alessandro Mortara's 'Catalogo dei Manoscritti Italiani che sotto la denominazione di codici Canoniciani Italici si conservano nella Biblioteca Bodleiana a Oxford' (Oxonii 1864) p. XII. wurde dieser Codex von dem einen Erben Canonici's, Perissinotti, 1835 an 'Sir Walter Sneyd di Baginton, Rectory, Coventry' verkauft, der ihn später veröffent- licht haben soll ('In questa porzione si trovava il famoso Codice di Marino Sanudo che il Sig"". Sneyd ha poi pubblicafo'). Mir ist von einer derartigen Publikation nichts bekannt geworden, und auch in Venedig scheint man davon nichts zu wissen. Cf. Arch. Veneto t. XX, p. 400. 3) Der Vollständigkeit wegen füge ich hier noch die anderen Handschriften des 'Liber secretorum' hinzu, von welchen ich Kenntnis erlangt habe. Indem ich, an die oben aufgezählten 10 Handschriften anschliessend, die eben erwähnte des Ab. Canonici als 11. anreihe, verzeichne ich 12) Briti- sches Museum in London, Abtheilung 4. Additional manuscripts Nr. 27376, membr. s. XIV (cf. Neues Archiv IV, 374). 13) Ebendort. Nr. 19513. membr. s. XIV (Jacobi de Vitriaco Hist. Orient, lib. 1). Frag- ment des Marinus Sanutus (III, 14). Neues Archiv IV, 360. 14) In Paris (auf der Colbertiana). Nr. 644. ('Theologia') Marini Torselli historia Hierosolimitana. s. XIV. Archiv VII, 37. 15) In V al enci en ne s. D. 4. 10. membr. s. XIV. Archiv VIII, 439. 16) In Brüssel. Nr. 9347 u. 17) Nr. 9404 membr. s. XIV. Archiv VIII, 528 u. 529. 18) In Mai- land (auf der Ambrosiana) Nr. 205. Cf. Archivio Veneto tom. XX, pag. 393 u. 1. Von den bei 'Röhricht und Meissner, Deutsche Pilger- reisen nach dem heiligen Lande' (Berlin 1880) S. 562 n. 69 aus 'Nar- ducci, Studj bibliografici' (p. III) verzeichneten Handschriften enthalten nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn Meissner in Wahrheit nur zwei den 'liber secretorum' unseres Marino Sanuto (n. 46 = F 1 ; n. 106 = N 1), die beiden anderen dagegen Arbeiten des erst dem 16, Jahrb. angehörenden jüngeren Marino Sanuto.

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 57

dominia terre promissionis a morte Saladini usque ad transitum sancti Ludovici Habens capitula XV', wie es scheint, von alter Hand folgende, leider nicht ganz zu entziffernde Notiz: 'ab hin c usque in finem de magno tcTö die am nächsten lie- gende Auflösung dieser vier Buchstaben wäre tercio, was keinen Sinn giebt; man erwartet chronico, libro») fratris Paulini sumptum est'. Diese Notiz, die ich übrigens in keiner anderen Handschrift gefunden, bezieht sich offenbar auf jenen Paulinus, dessen ich bereits oben Erwähnung gethan. Venetianer von Geburt vmd wohl auch frühzeitig dem Mino- ritenorden beigetreten, ward er dann wiedferholt zu diplomati- schen Missionen verwendet. 2) So in den Jahren 1315 1316 von seiner Vaterstadt als Gesandter an König Robert von Neapel zur Beilegung von Zwistigkeiten zwischen dem König und der Republik. ^) Dann scheint er sich an den päpstlichen Hof begeben zu haben, wo er Pönitentiar des Papstes Johann XXII. wurde und im Anfange des Jahres 1321 einen Auftrag nach Venedig erhielt. Im September dieses Jahres 1321 befand er sich an der Curie in Avignon; denn er wurde damals zu einem der Examinatoren des Sanuto'schen Werkes ernannt. 1322 die Bemühungen der päpstlichen Inquisition gegen die Häre- tiker eifrig unterstützend; wurde er 1324 vom Papste wieder nach Venedig geschickt, um die Republik zur Vermittlung zwischen dem Papste und seinen rebellischen Unterthanen in Ferrara zu bewegen. Alle diese Kommissionen führte er offen- bar zu solcher Zufriedenheit aus, dass der Papst ihn im Jahre 1324 mit dem Bisthum von Puteoli (Pozzuoli) belohnte, wohin er sich jedoch wegen wiederholter Verwendung in der Ange- legenheit von Ferrara erst später, etwa 1326, begeben zu haben scheint. Aus der späteren Zeit haben wir noch zwei Briefe Marino Sanuto's an ihn, aus denen erhellt, dass König Robert ihn zu seinem consiliarius gemacht; sonst aber hören wir nichts mehr von ihm. Nach Ughelli soll er 1344 gestorben sein.

Dieser Mann war nun aber auch schriftstellerisch sehr thätig, wie ihn denn Papst Johann XXII. in der Ernennungs- bulle zum Bischof als einen Mann 'litterarum scientia praedi- tum' bezeichnet. Er verfasste einmal den unten erwähnten philosophisch -politischen Tractat 'de regimine rectoris', den er dem Herzog von Kreta, Marino Badoer, widmete, welche Würde dieser vom Juli 1313 bis zum September 1315 beklei-

1) tomo? W. 2) Ich entnehme diese Angaben der Einleitung

A. Mussafia's zur Ausgabe des 'Trattato de regimine rectoris di Fra Paolino Minorita', wo Mussafia durch die Vermittlung von S. LjubiS die Angaben über den Paulinus beiAgostini, Notizie istorico -critiche intorno la vita 6 le opere degli scrittori Viniziani, wesentlich vermehren konnte. 3) Man sehe die von mir veröffentlichten Dokumente im Arcbivio Veneto tom. XIII, parte 1 .

58 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

dete. Zuvor oder daneben war Paulinus aber auch an die Abfassung einer Weltchronik gegangen, die er dann später umgestaltet und überarbeitet hat, so dass wenigstens drei Haupt- redactionen derselben zu unterscheiden sind. Die erste, älteste erhielt vom Verfasser selbst die Bezeichnung: 'Nobilium ystoriarum epytoma'; aus dieser hat er dann einen Aus- zug 'breve compendium' in Form einer grossen syn- chronistischen Tabelle gemacht; schliesslich aber unter Benutzung weiteren Quellenmaterials diese wieder in eine grosse Weltchronik umgewandelt, welche den Titel ^Speculum Pau- lini sive Satyriöa (von satur abgeleitet) rerum gestarum mundi' erhielt. Die Frage nach der Identität des Verfassers dieser drei grossen Werke, für welchen ich eben jenen Paulinus halte, kann hier nicht ausführlich erörtert werden, sondern muss einer anderweitigen Untersuchung vorbehalten bleiben, i) Hier

1) Dafür, dass Paulinus wenigstens der Verfasser des 'Speculum' oder 'Satyrica' (d. h. des von Muratori veröffentlichten Chronicon Jordani) ist, will ich zu den früher anderwärts ('Andreas Dandolo' S. 116) beige- brachten Belegen Zeugnis Dandolo's und handschriftliche Ueberliefe- rung des Namens Paulinus noch folgenden Beweisgrund anführen. Im Cod. Vaticanus 1960, aus welchem Muratori seine Auszüge entnommen, findet sich auf fol. 158 zu cap. 1-43, pars 5 'de primo concilio facto super observationem legalium in Jerusalem' folgender Passus am Eande, welcher in den anderen Handschriften von Bamberg und Olmütz, Caesena und Florenz (Laurentiana) bereits in den Text übergegangen ist: 'Consecravit autem Petrus in itinere beatum Celsum episcopum Putheolis; sicud continet eins colecta: Deus, qui beatum Celsum (pontificem tuum) per apostolura Petrum consecrationis munere dedicasti etc. Et fuit ex primis episcopis a beato Petro consecratis; unde solempnis ecclesia, postea ad honorem beati Petri in illa dyocesi erecta, vocata est: Sanctus Petrus in quarto, quia beatus Celsus qnartus dicitur fuisse episcopus, quem consecravit Petrus et qui fidem Christi inibi predicavit. Sicut Putheolana cantat ecclesia, cui indignus praesum: O quam felix fuit illa manus im- posicio, per quam nobis vere lucis damit cognitio; unde, quando Paulus post Petrum ivit Romam, invenit Putheolis Cliristianos'. Ein Bischof von Puteoli war es also jedenfalls, der diese "Worte hinzusetzte oder hinzu- setzen Hess , welcher andere sollte es aber gewesen sein, als jener Paulinus? Dass die Verfasser der epitoma und der synchronistischen Tabelle eine und dieselbe Person gewesen, geht unumwunden aus den einleitenden Worten zur Tabelle 'ut quae ipse in epytomate ystori- arum etc.' selbst hervor. Es handelt sich also nur noch darum, zu be- weisen, dass der Verfasser dieser Tabelle gleich sei mit dem der Satyrica. Dafür kann aber ausser der wiederholten wörtlichen Uebereinstimmuug sowohl der ersten als auch der zweiten Redaction mit der dritten noch das fast gleichzeitige Zeugnis Boccaccio's (oder des Verfassers jenes dem Boccaccio zugeschriebenen Florentiner Zibaldone; cf. meinen Aufsatz: Zur Boccaccio - Litteratur in den Sitz.-Ber. der k. bayer. Ak. d. W. Phil.- philol.-hist. Cl. 1881 S. 1 ff.) angeführt werden, welcher diese synchro- nistische Tabelle benutzend, sie einem 'Venetus religiosus ex ordine fratrum heremitarum (dies ist falsch) Puteolanus episcopus tempore Roberti lerusalem et .Siciliao regis' zugeschrieben hat. Ich füge hinzu.

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 59

handelt es sich nur darum, die Entstehungszeit dieser drei Redactionen zu fixieren. Es ist dies aber leider deshalb schwierig, weil der Verfasser selbst in keiner Weise angiebt, wann er mit der Ausarbeitung oder Niederschrift begonnen. Man kann daher nur gewissermassen indirekt aus den zuletzt angeführten Daten auf die Zeit des Abschlusses jeder Redac- tion schliessen.

Demnach wäre nun die erste, die Epitoma, um das Jahr 1313 abgeschlossen, die zweite, die synchronistische Tabelle, zuerst bis zum Jahre 1323 fortgeführt; denn mit dieser Jahres- zahl schliesst der Text von der ersten Hand, welche jedoch später noch eine Notiz aus dem Jahre 1328 hinzugefügt hat. Die dritte Redaction aber kann, wie schon oben erwähnt, nicht vor 1331 abgeschlossen sein. Man sieht also, dass der Anfang der schriftstellerischen Thätigkeit unseres Paulinus mit der Marino Sanuto's so ziemlich zusammentrifft. Und da überdies die Weltchronik des Paulinus wenigstens mit dem dritten Buche, dem historischen Tlieile von Sanuto's Werk, inhaltlich tibereinstimmt, so kann es nicht eben sehr wundernehmen, dass unser Paulinus sogar für den Verfasser von Marino Sanu- to's Werk gehalten worden ist, und, wie man aus der Vorrede bei Bongars weiss, in einer Handschrift (Scaliger's), welche allein das dritte Buch des 'liber secretorum' enthielt, an Stelle Marino Sanuto's der Name des frater Paulinus stand irr- thümlich natürlich, denn dass Marino selbst das dritte Buch verfasst, geht schon aus dem Gutachten der Examinatoren hervor.

Es ist nun sehr leicht möglich, ja sogar vielleicht am wahrscheinlichsten, dass die oben angeführte Randnotiz in der vatikanischen Handschrift R 1 'abhinc est' von einem Manne hinzugefügt wurde, welcher eben die Handschrift (Seal.) mit dem dritten Buche allein und mit der Aufschrift des Paulinus vor sich hatte, und dass er wegen der Uebereinstimmung der beiden Werke den Text in R 1 nur gewissermassen für einen Auszug aus jenem (in der Bongarsischen Redaction ja allerdings viel um- fangreicheren) dritten Buche und so beide Werke für Arbeiten des Paulinus hielt. Allein da einerseits von G. M. Thomas die zweite Redaction des Paulinischen Geschichtswerkes, jene synchronistische Tabelle, als Vorlage für Marino Sanuto be- zeichnet worden ist'), andererseits Kunstmann, wie oben S. 4 erwähnt, Benutzung des Marino Sanuto in der Chronik des

dass von den kürzlich hier (N.SA. Bd. VI, S. 490, 491) aufgeführten Pariser Handschriften Nr. 4939, wie, ich in dem eben erwähnten Aufsatz ange- deutet habe, die zweite Redaction zu enthalten scheint, während Nr. 4940 als ein Exemplar der dritten Redaction zu bezeichnen ist. Hoffentlich macht der nirgends überlieferte Name des Jordanus bald dem besser be- glaubigten des PaulinusSPlatz. 1) 'De passagiis in terram sanctam' (Venedig 1879) Vorwortr

60 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

Jordanus, das heisst also in der dritten Redaction des Paulinus, angenommen hat, so scheint es doch angezeigt, der Frage nach dem gegenseitigen Verhältnisse der beiden gleichzeitigen Schriftsteller etwas näher zu treten ; wennschon nicht verkannt werden darf, dass die nachfolgenden Erörterungen keinen An- spruch auf endgültige Lösung der einschlägigen, ziemlich ver- wickelten Fragen erheben können, da mir das handschriftliche Material nicht vollständig zu Gebote steht.

Dürfte man sich lediglich an die äussere chronologische Reihenfolge der verschiedenen Redactionen beider Werke hal- ten, wie sie sich auf Grund der jeweilig zuletzt erwähnten Thatsachen ergiebt, so würde das Verhältnis der Werke zu einander allerdings leicht festzustellen sein. Aber dieser Mass- stab darf hier namentlich deshalb nicht allein in Anwendung kommen, weil bei so umfangreichen Werken der Abschluss ja nicht identisch ist mit dem Anfang, und dann weil man weiss, dass zwischen den beiden Männern, Paulinus und Marino Sanuto, persönliche Beziehungen bestanden/) welche auf ihre Arbeiten nicht ohne Einfluss werden geblieben sein.

Freilich, was die dritte Redaction des Paulinus anlangt, so kann man schon im Hinblick auf die Zeit ihrer Abfassung sagen, dass sie in der That kaum mehr Vorlage und Quelle für Marino Sanuto, selbst nicht für die Bongarsische Redaction, gewesen sein kann, welche, wie wir oben betonten, allerdings erst nach 1321 abgeschlossen worden ist. In der dritten Redaction des Paulinus findet sich nicht blos im letzteren Theile die Be- nutzung eines erst 1331 entstandenen Gedichtes, 2) sondern die- selbe beginnt auch, wenigstens in der Vaticanischen Hand- schrift (Nr. 1960), mit einer kurz gehaltenen synchronistischen Tabelle (fol. 1 12), worin von der ersten Hand bereits verzeichnet sind: Doge Franciscus Dandulo (1328 1339), König Philipp VI. von Frankreich (1328 1350) und sogar Papst Benedikt XII, der erst 1334 den päpstlichen Stuhl bestieg, so dass also vor diesem Jahre die Niederschrift wenigstens dieser Handschrift der dritten Redaction des Paulinus nicht erfolgt sein kann. Die Priorität von Marino Sanuto ergiebt sich übrigens auch sachlich leicht, wenn man z. B. den Berieht des Paulinus III (das heisst dritter Redaction) über Kaiser Friedrichs II. Ein- greifen in die Geschichte des heihgen Landes oder über die Vorfälle des Jahres 1290 ff. im Orient mit der viel ausführ- licheren, von Paulinus zum Theil wörtlich excerpierten, Dar- stellung bei Marino Sanuto vergleicht; (man vergleiche Mura-

1) Paulinus war ja, wie schon erwähnt, einer der p]xaminatoren von Sanuto's Werk; auch sind bei Bonfjars zwei Eriefe Marino's an ihn ans den Jahren 1327 (S. 310) und 1321) (S. 313) überliefert, und 132ß benutzt ihn Marino als Briefbesleller an den Erzbischof Ingram von Capua. 2) Cf. oben S. 5.

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren, 61

tori, Antiquitates IV, col. 992 C 993 B mit Bongars S. 211, lib. III, pars XI, cap. 10—12; ferner Muratori, col. 1017 CD mit Bongars S. 230, lib. III, pars XII, cap. 21 22). Ich will hiefür noch einige Beispiele aus dem nicht pnblicierten Text anführen und zugleich die anderen Redactionen der beiden Hauptwerke hinzufügen, um ihr gegenseitiges Verhältnis besser in's Licht zu setzen. Ich wähle zunächst folgende Episode aus der Geschichte des (1187) gefangenen Königs Guido von lerusalem nach seiner Befreiung.

Die ältere Eedaction Marino Sanuto's sagt darüber im Cod. R 1, fol 68 (lib. III, pars VIII, cap. 2):

Sequenti autera estate post ammissionem terre sancte cum rex Guido Tyrum (civitatem Tyrensem) non posset recuperare 60 quod predictus marchio (Konrad von Montferrat), qui eam liberaverat, sibi propriam ex pacto vendicaverat; nee de toto regno suo saltem unum casale remanserat, ubi caput reclinaret, indutus verecundia (reverentia) et confusione, presertim cum terra sancta sub ipsius esset amissa (am. es.) regimine, quasi de vita sua non curaret, cum paucis valde quos colligere potuit, Acon civitatem obsedit (Aconensem obs. civ.) in loco (torono) aliquantulum (aliquantum) eminenti, quod est iuxta civitatem, sua tentoria (t. s.) collocando. Erat autem frater eins cum eo Gaufridus de Lisinio (Lusinio), vir animosus et in armis stre- nuus, qui gratia fratris sui omnes alios precesserat peregrinos.

In der Bongarsischen Redaction (lib. III, pars X, cap. II) S. 196, Z. 13, lautet der Passus :

Jam ad regis Guidonis historiam redeuntes dicamus, quia libertati donatus, ad consortem regni quae in Tripoli erat acce- dens, inde usque Tyrum processit: secl venienti marchio fores clausit et postulanti negavit introitum suamque non regis asse- ruit civitatem: per ea quae dicta sunt VIII cap. IX partis. Videns autem rex quia sibi in civitate sua non licuerat hospi- tari; in toto quoque lerosolymitano principatu nee unum habe- bat casale, ubi caput reclinai'e valeret: indutus verecundia et pudore confusus, eo maxime quod sancta terra promissionis sub eius esset amissa regimine, vita quasi neglecta, stupendo magis quam imitando facto ostendit quia 'periculosa res est desperatio'. In ipsa aestate quae sanctae lerusalem araissionem secuta est, anno videlicet Domini 1189, cum admodum paucis quos colHgere potuit, Ptolomaydam obsedit civitatem, tentoria sua collocans iuxta civitatem in loco aliquantulum eminenti: cum essent pro uno christiano in civitate quatuor Saraceni. Erat autem secum frater eius Gaufridus de Lisinio, vir ani- mosus et in armis strenuus, qui fratris gratia cunctos peregri- nos praecesserat.

Von den Redactionen des Pauli nus aber hat die dritte

62 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

(Cod. Vatic. 1960, fol. 241, cap. 228, pars 12) hier folgenden Wortlaut:

Eodem anno Guido rex lerusalem, postquam libertati donatus est, ad reginara que in Tripoli erat iens, clausas portas reperit asserente marchione Corrado quod civitas sua esset, non regis. Cernens autem rex quod in toto principatu Jerusa- lem non haberet, ubi capud reclinaret, facto stupendo monstravit quia periculosa res est desperatio. Cum paucissimis recollectis ante Ptholomaidam in loco aliquantulum emminenti locavit temptoria, cum essent in civitate pro 1 cbristiano ferro IUI'" (4000) Saraceni. Erat autem secum Gaufridus frater eins in armis strenuus, qui fratris gratia cunctos precesserat.

Die erste Redaction des Paulin us aber enthält darüber gar keine Notiz, und die zweite lediglich folgende kurze Bemerkung (Cod. Marcianus fol. 79''; cf. die Publication von G.M.Thomas: De passagiisetc.) in der Rubrik: Reges lerusalem:

Guido captus fuit a Saladino; vide in explicatione Saladini. Et postquam dimissus fuit, cum paucis obsedit Ptholomaydara. Erat cum eo frater eins Gaufredus, qui cunctos peregrinos precesserat (sie!).

Man sieht aus dieser Zusammenstellung leicht, einmal dass Paulinus III der Bongarsischen Redaction des Marino Sanuto näher steht, als der älteren, dass also Paulinus III in der That ein Auszug aus Sanuto II ist zweitens aber erhellt, dass weder Paulinus I noch II Vorlage und Quelle sein konnten weder für Sanuto II noch I. Es ist mir übrigens auch gelun- gen, die Quelle von Sanuto I aufzufinden. Es ist die Historia Iherosolimitana des Jacobus de Vitriaco, mit dessen Erzählung in cap. 98 (Bongars I, S. 1120, Z. 25) Sanuto I an dieser Stelle (bis auf die wenigen, von mir oben in Klam- mer beigefügten Differenzen) wörtlich übereinstimmt.') Das gleiche Verhältnis zeigt sich an folgender Stelle, wo von Sala- dins Verhalten nach der Einnahme von lerusalem (October 1188) und seinen weiteren Unternehmungen die Rede ist.

Marino Sanuto I berichtet darüber (Cod. R 1 fol. 67, lib. III, pars VII, cap. 3) folgendermassen :

Postquam autem ante lerusalem sua fixit tentoria, hac conditione tradiderunt ei civitatem, ut liberi cum hiis que por- tare possent, secum egrederuntur et usque in terram securitatis-

1) Hinfregen vermag' ich nicht mit Bestimmtheit anzug-eben und ist es auch nicht der Zweck dieses Aufsatzes, nachzuweisen, welche Quellen Marino Sanuto bei der Umarbeitung- in der Bongarsischen Redaction be- nutzt hat. Ich vermuthe aber, dass zu denselben sehr wahrscheinlich in erster Linie die c. 1320 von dem Predigerraönch Franciscus Pipinus aus Bologna verfasste lateinische Uebersetzung der Fortsetzer des Wil- helm von Tyrus gehörte. (Cf. Muratori SS. t. VII, col 806, über König Guido.)

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 63

ab ipso deducerentur. Sic igitur de manu inimicorum evadentes, postquam Tripolim pervenerunt, in manus deteriores proplianas et sacrilegas inciderunt. Quicquid enim secum detulerant, comes Tripolitanus Boamundus cum satellitibus suis filiis Belial, qui predictis exulibus fratribus suis compati debuerunt, pror- sus abstulerunt, crudeliores Saracenis se ipsis (ipsos) christi anis exhibentes. Ex quo illud miserabile et a seculis inauditum refertur (referunt) ibi accidisse, Dura quaedam matrona par- vulura suura secum super humeros deferens ab impiis hostibus spoliaretur nulli enim sexui vel condicioni parcebant nee etiam (pudenda) perscrutari erubescebant attendens mulier illa (quod ea) que sibi Saraceni pro se et suo filio nutriendo reliquerantj ad quos confugerat rapiebant, supra modum perturbata et spiritu tristitie et desperationis absorta (absorpta) proprium filium in mare proiecit. Predictus autem Saladinus Ascalonam revertens hac conditione civitatem i-ecepit, quod regem et magistrum Tempil, quos captivos tenebat, restitueret liberatos. Incle vero non segnis neque piger usque Tripolim pertransiens, videns civium multitudinem cum eis (bis) qui ad civitatem confugerant ad resistendum paratam, credens quod de manu eins civitas non posset evadere, si tempore oportuno, postquam alias occupasset munitiones, reverteretur: versus Antiochiam cursum direxit; presertim quia tunc temporis circa munitiones maritimas non vellet multum laborare, eo quod Pinitorum (? Piratarum) princej^s potentissimus in mari (in m. p.) qui IMagarith nominabatur (quem Margarith nomina- bant) de regno Sicilie cum 80 galeis ad nostrorum subsidium advenerat, missus a strenuo rege Sicilie Guilelmo. Hie enim postquam lamentabilem casum regni lerosolimitani audierat ab hiis qui ad partes illas in navibus confugerant, confestim eadem estate non solum predictas galeas, sed milites 500 et Turcopolos (Turcopulos) 300 et victualia absque extimatione (aestim.) transmiserat ad subsidium residue terre sancte, vir venerabilis et Deo devotus. Saladinus autem fortunam suam (s. f.) in (de est) impetu spiritus sui non segniter urgens, infra trium mensium spatium totum obtinuit Antiochenum principatum excepto Castro inexpugnabili domini (Anti- ocheni) patriarche, quod Cursariura (Cursatura) appellant (et civitate Antiochena) ; a qua data sibi multa pecunia a domino patriarcha recessit, spem certam et fiduciam Habens quod aliis circuinquaque occupatis munitionibus sola civitas diu repugnare non posset. Ipse enim plus quam 25 civitates et oppida in predicto principatu sue subiecerat dictioni. Revertens igitur in regnum lerosolimitanura, civitatem Tyrensem, que sola ex Omnibus regni civitatibus remanserat, terra et mari cum innumerabili exercitu obsidione vallavit. Erat autem in tem- pestate illa in civitate Tyrensi vir nobilis et (armis) strenuus

64 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

Corradus 'marchio Montisferrati. Nam eadem (eodem), ut dicitur, die, qua (quo) nostri in hello predicto fpr. b.) corru erunt, ipse de Constantinopoli veniens illuc cum (de est) navigio devenit. Hie cum (? autem) civibus promisit quod defenderet civitatem, si eam post eius liberationem sibi concederent possi- dendara. Cives autem libenti animo et grato (1. et g. an.) eius annuerunt petitioni. Nam et ipsi desperati quasi (q. d.) nullo- modo posse resistere fortitudini Saladini credebant, qui univer- sam iara occupaverat undique regionem. Ipse autem ex parte terre Saladino viriliter resistens, ex parte maris galeas eius igne succendit; unde Saladinus turbatus et iratus valde (v. et ir.) soluta obsidione (statim) recessit. Ipse enim absque ex- pensis magnis et dampnis et sine aliqua sanguinis effusione credebat eos angustiare et ad redditionem (deditionem) con- pellere. Et revera faciliter hoc fecisset, nisi Deus aliter provi- disset. Nam castra munitissima Saphet, Belveir, Torronum et Beifort, que in montibus (montanis) sita erant, ipse ad reddi- tionem (dedit.) compulit, licet aliquo tempore, quamdiu victualia habuerunt, restitissent. Quomodo enim pauci et perterriti et impotentes homines tarn potenti principi resisterent, qui non solum universam (de est) terram Egypti, sed fere universam (un. f.) Syriam proprio subiecerat dictioni, que a Tygride (Tygri) fluvio habens initium usque in Egyptum protenditur et a Cili- cia usque ad marum rubrum?

Marino Sanuto 11 dagegen erzählt (Bongars S. 192, lib. III, pars IX, cap. VI) Folgendes:

Saladinus ante lerusalem sua figit tentoria

Capta est lerusalem a Turchis, postquam annis 88 fuerat sub dominio Latinorum . . . Post hec multis redemptis iuxta con- dictum usque ad securitatis loca conductus tutus exhibitus est. Interim vero lerosolymitanorum militum qui in praelio fuerant, redemptae coniuges atque filiae civitatem lerusalem exeuntes ad Saladini usque praesentiam accedentes ediderunt lugubrem eiulatum: inquisita causa respondent, suos se amisisse viros, sibi quoque possessiones sublatas; petebant proinde ad aliquid misericorditer restaurari. Ille pietate commotus eis qui super- essent captivos reddi puellisque de thesauris suis ampla mvmera dari iussit secundum quod cuiusque conditio exigebat; easque iuxta principatus sui magnificentiam blande consolatus est. At postquam Tripolim pervenerunt, evadentes Saracenorum pericula, in manus christianorum magis crudelium inciderunt. Comes enim Tripolitanus cum satellitibus suis, filiis Belial, cum debuissent confratribus suis exulibus compati, quicquid Ulis infideles dimiserant, abstulerunt, solo nomine christiani. Accidit autem propter huius crudelitatis exeessum, ut cum raulier quaedam parvulum suum gestarct in humeris, et sacri- legi illi auferrent, quae pro se et filio nutriendo reliquerant

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. G5

Saraceni : nulli enim parcebant sexui vel aetati aut conditioni, quin omnia scrutarentur : supra moclum animo perturbiita et spiritu tristitiae et desperationis absorpta, in marinas iecit undas filium ex se natmn. Praedictiis vero Saladinus Ascalonam rediens, cum hac conditione civitatem per deditionem aeeepit, ut regem lerusalem et magistrum Templi, quos captivos tene- bat, et quosdam alios libertati donaret. (Cap. VII. Continet lamentationem super amissione civitatis sanctae lerusalem.) Cap. VIII. Continet qualiter Tyrum Saladinus obsedit.

Postquam vietor intumuit, ad Tyri obsidionem transit Saladinus. Erat autem tunc in civitate strenuus vir, Conra- dus marchio Montis-Ferrati. Nam eadem, ut dicitur die, qua cliristiani corruere in belle praedicto, ipse de Con- stantinopoli veniens, navigio ad civitatem applicuit. Hie cum defensionem promitteret civitatis, si post liberationem eins dominio subderetur, a cunctis civibus civitatis casum formi- dantibus illi gratiose oJÖfertur. Coepit proinde ad se suaque tuen da non segniter agere ; sed undique civitatem munire, con- fortare cives et pro tuenda libertate ad probitatem inducere uni- versos. Adveniens autem Saladinus et seorsum a suo exercitu positis christianis, ut eorum qui in civitate erant paterent obtuti- bus, ad Conradum transmisit nuntios : quod si civitatem redderet, patrem quem tenebat, restitueret et multis remuneraret thesau- ris. Quo renuente a Ptolomayda 24 galeas iussit procedere ad civitatis Tyrensis offensam marisque custodiam, ut victualia et omne auxilium prohiberent; 24 quoque machinas erexit offendentes continue civitatem. Christiani tamen bellatores quotidie bis vel ter, ductore quodam Yspano strenuo railite contra hostes faciebant insultus ; stabantque Saraceni, cum exi- rent, attoniti super illius militis probitate, quem Guercium militera vocabant. Marchio vero vasa navigabilia sie composuit, quod prope terram poterant navigare, et cooperti homines per fenestras parvulas alios sagittabant, galeaeque ad ea appropin- quare non poterant. Contigit quoque, ut quidam iuvenis, cuius- dam admirati filius, offenso patre, ad civitatem concurreret peteretque baptismum. Huius nomine scriptam litteram cum spiculo marchio transmisit ad hostes : in qua iuvenis Saladinum salutabat ut dominum; asserebat deinde civitatis nosse statum et nocte sciret fugere christianos : et si hiis non credebat, nocte ad portum faceret observari. lUe tenore litterae delectatus, galeas bonis replet hominibus. Marchio vero ad muros diligentem ponens custodiam, sed quietam, a barbacanis cunctos summovit: universos autem armatos ad portum currere iubet, catena portus deposita ad cautelam. Saraceni vero hoc sentientes, fictionem reputant vei'itatem et portum intrare festinant: postquam vero aliqua intravere navigia, elevatur catena, trucidantur qui in uavi- ^iis erant; et armantur soUemniter christianis tam acquisita quam

Neues Archiv etc. VII. 5

66 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

liabita prius navigia, et invadunt alios fugientes. Audiens vero raarchio quod onmia barbacana essent a Saracenis repleta, illo properat, portas civitatis aperit et obviam illis processit: con- tinuoque Saraceni expulsi sunt: et ulti'a mille aut vulneribus aut praecipitio perierunt. Videns autem Saladinus se terra marique superatum indoluit: obsidionem ultra prohibuit: in vespera galeas suas et macliinas igne combussit indeque recessit.

Cap. IX. Continet qualiter civitates Tripolitana et Anti- ochena cum quibusdam fortilitiis a Saladini impetu praeser- vata sunt.

Post haec Saladinus non segnis nee piger usque Tripo-

lim pertransit Videns Saladinus civium multitudinem

paratam discessit . . . Pergens versus Antiochiam . .

Tortosam civitatem obsedit . . . Videns autem quia circa Tortosam nihil proliceret, . . . coepit Valaniam . . . Gibel . . et infra trium mensium spatium tötum Antiochenum obti- nuit principatum, excepto Castro inexpugnabili domini patri- archae quod Cursarium dicitur et civitate Antiochiae: aqua recepta multa pecunia a domino patriarcha, recessit ad tempus, sperans quia circumquaque munitionibus occupatis civitas diu perdurare non posset. Subiecit itaque suae dominationi in principatu Antiocheno civitates et oppida 25 et ultra.

Man erkennt leicht, auch ohne dass ich das letzte Capitel der Bongarsischen Redaction hier ganz wiedergebe, die Diffe- renzen zwischen Sanuto I und Sanuto II. Während dort abgesehen davon, dass von dem Edelmuth Saladins gar nicht die Rede ist Saladin erst nach seinem Zuge gegen Tripolis und durch das Fürstenthum Antiochia vor Tyrus Halt macht, wird in Sanuto II das Umgekehrte berichtet. Auch schweigt Sanuto I ganz von der in Sanuto II erzählten List des Mark- grafen von Montferrat. Hören wir nun die dritte Redaction des Paulinus:

Cod. Vatic. 1960 fol. 241'' (cap. 28, pars 11): Post hec (d. i. nach der Einnahme lerusalems) redemptis multis et iuxta condictum eis dato securo conducto uxores atque filie leroso- limitanorum railitum, qui in hello capti fuerant, ad Saladini usque presentiara admisse ediderunt lugubre eiulatum, Inqui- sita causa respondent se amisisse viros sibiquc possessiones sublatas; petebant proinde ad aliquid misericorditer restaurari. nie pietate motus eis qui superessent captione (?) reddi puellis- que ex thesauris suis dari iussit seeundum quod cuiusque con- ditio exigebat; easque seeundum principatus sui magnificentiam blande consolatus est. At postquam Tripolim pervenerunt, christianos crudeliores Saracenis experiuntur. Nam execrabilis comes Tripolitanus cum satellitibus suis, quicquid eis infidelcs dimiserant, abstulerunt. Deinde Saladinus Ascalonam hoc pacto per deditioncm accepit, ut regem, magistrum Templi et

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 67

quosdam alios libertati clonaret. Postea ivit ad obsidendum Tyrum. Sed ipsa die, qua captus est rex, illuc applicuit Corradus marchio Montisferrati strenuus pugnator, et eo pacto proruittit def'endere civitatem, iit dominetur ibidem. Contigit autem, iit cuiusdam admirati filius offenso patre ad civitatem confugeret peteretque baptismum. Huius nomine scriptam literam cum sjjiculo transmisit marchio ad hostes, in qua iuve- nis Saladinum salutabat ut dominum, Asserebat deinde civi- tatis nosce (nosse?j statum et nocte sciret fugere christianos, et si liiis non credebat, nocte ad portum faceret observari. nie tenore litere delectatus, galeas bonis replet hominibus. Marchio ad muros diligentem ponens custodiam sed quietam, et a barbacanis cunctos submovit; universos autem armatos ad portum currere iubet. Cathena portus deponitur ad caute- lam. Saraceni hiis consj^ectis fictionem reputant veritatem et poi'tum intrare festinant. Post vero intrata navigia levatur cathena et trucidatis Turchis muniuntur christianis. Postea in Saracenos, qui repleverant barbacauos, insihens usque ad 1000 stravit. Quod aspiciens Saladinus conbustis suis machinis et residuo navigio obsidionem solvit. Post hec mandat comiti Tripolitano etc. . . .

Also auch hier folgt Paulinus III der Bongarsischen und nicht der älteren Redaction Marino Sanuto's in der Reihenfolge der Begebenheiten; und dass er nicht Vorlage für Sanuto 11^ sondern umgekehrt aus diesem entnommen ist, geht sowohl aus dem Fehlen z. B. jenes Vorfalles mit der 'matrona' als auch aus einzelnen kleinen, aber nicht unwesentlichen, Aende- rungen hervor, unter denen ich nur diese hier betonen will, dass Paulinus den Markgrafen Konrad ganz bestimmt am Tage der Gefangennehmung König Guido's nach Tyrus gelangen lässt und das 'ut dicitur' Marino Sanuto's ganz unbeachtet lässt.

Was aber die beiden früheren Redactionen des Pau- linus betrifft, so enthält wieder die erste von dem ganzen Passus 'Post hec redemptis obsidionem solvit' keine Silbe^ während in der zweiten der hier erwähnten Vorfälle nur mit den paar Worten gedacht wird Cod. Marc. fol. 79'': (lUe lerusa- lem obsidet et optinet II. Octobris XIIII. die obsidionis.) Circa Tyrum vero dampna recepit terra marique. Inde pergit Tri- polim — . So können auch diese beiden Redactionen hier nicht Quelle für Sanuto I oder II gewesen sein. Sanuto I folgt vielmehr hier wieder wörtlich dem Berichte des Jacobus de Vitriaco (Bongars S. 1118 ff.)').

Fragt man nun aber umgekehrt, ob im Paulinus I und II etwa Sanuto I oder II schon benutzt seien, so habe ich bezüg-

1) Marino Sanuto II vielleicht wieder dem Fr. Franciscus Pipinus (cf. Murat. SS. VII, col. 800 £f.).

5*

68 Studien zu Marino Sanuto dem Aeltereu.

lieh der ersten Redaction des Paulinus eine Entlehnung aus Sanuto nicht constatieren können. Dieselbe scheint unabhän- gig von demselben entstanden zu sein und schliesst sich genauer an Vincenz von Beauvais und an die Kirchengeschichte des Tolomeo von Lucca an. Was aber die zweite Redaction des Paulinus betrifft, so ist es bei deren Kürze nicht so ganz leicht zu entscheiden, ob Sanuto I oder II Vorlage gewesen.

Höchstens aus der Reihenfolge der Ereignisse an der zweiten Stelle erst Belagerung von Tyrus, dann Zug gegen Tripolis könnte man vielleicht nach dem oben Gesagten auf eine Benützung der Bongarsischen Redaction in Paulinus II schliessen.

Wieder an anderen Stellen ist die Entscheidung deshalb schwierig oder unmöglich, weil da die beiden Redactionen Sanuto's zusammenstimmen. So z. B. dort, wo die Ueberfahrt und Krönung Johanns von Brienne erzählt wird. Ich will auch diesen Passus aus der älteren Redaction Sanuto's hier in extenso wiedergeben, weil er in jenem Theile steht, der auf die oben angeführte Randbemerkung in Cod. R 1 'abhinc usque in finem de magno tcio fratris Paulini sumptum est' folgt. (Die Abweichungen bei Bongars S. 206, lib. III, pars XI, cap. 5, setze ich in Klammer.)

R 1 fol. 72'' lib. III, pars IX, c. 4: Continet lohannis comitis Brenensis adventum ac coronationem; insultum quoque Saracenorum contra Ptholomaydam >) et Christianorum in eos (et quae gesserunt in terra promissionis).

Cum igitur statutum approximaret tempus, prefatus comes et crucesignati milites ceteraque populi multitudo Marsihe in- ti'ant navigia, et impellente borea non Ptholomayde sed ad Cayphe applicuerunt flumen. Obviavit autem venienti Ptholo- mensis clerus populusque cum ingenti gaudio in vigilia exal- tationis sancte crucis ; nee distulit in crastino desponsare regi- nam, homagia quoque ipsa die a cunctis exigere 1210. Tyrum deinde properavit cum regina simul coronam accipere, presenti- bus pene cunctis baronibus et prelatis, dimissa certa militum quantitate ad custodiam Ptholomayde civitatis. Dum igitur Tyri aguntur coronationis solempnia (cor. s. T. ag.), Corra- dinus qui et Melec Maadam (Mahadan) consentiente nunc patre cum exercitu multo nimis civitatem Ptholomaydam agressus est; sed extra urbcm Ptholomenses omnes (universos) paratos armisque munitos invenit. Et dum Corradinus ipse exercitui Christiane nimis appropiat nimisque coartat, spiculo sub aure

1) In der Handschrift wechselt die Schreibweise Ptolom. und Ptholom. zwar mehrfach ab, allein der Gleichmässigkeit halber wählen wir die letztere.

Studien zu Älariuo Sanuto dem Aelteren. 69

equus illius percutitur quod ad cerebrum usque pertransit (pervenit). Vulneratus equus furibunde se iactans elevansque Corradinum deiecit, et licet a circumstantibus prompte erectus fuerit, in ipso tarnen casu Turchi, heu, tara atrociter clama- verunt, ut christianos omnes subitaneus tremor concusserit. Facta autem vespera Corradinus cum suo apparatu regreditur. Rex vero et regina ceterique tertia die peracte solempnitatis ad P t h 0 1 o m e n s e m civitatem (ad. c. Ptholomaydam) revertuntur. Post reditum rex lohannes magnum congregat apparatum et casale refertum divitiis, nominatum vulgariter (v. n.) lusse, in- vasit, ceteraque multa casalia predatus, hominum ac iumen- torum copiosam adducens predam, salvus cum suis ad propria remeavit. Extuuc vero, quasi obsessi essent in Ptholomayda (peregrini) nunquam amplius exierunt : non rex nee (non) baro, non crucesignatus; et factus est quasi popularis quilibet mili- taris, donec aliud venit passagium, de quo iufra sequenti capi- tulo (c. s.). Solum interim (iuterdum) Gualterus de Monte Beliarcho, frater matris lohannis regis, qui de regno Cypri ad eum confugerat, quia de magnis pecuniis a rege Hugone, facto adulte etatis, requirebatur reddere rationem, cum stolo per mare ad partes accedens Egipti, per flumen Damiate ascendit usque ad oppidum vulgariter dictum Bore, et cum multo lucro Ptholomaydam rediit. Eodem anno 1214 Albertus patriarcha lerosol. in processione occisus (mortuus) est. Cui successit Rodulphus. Agari (? Agareni) vero attendentes, quia (quod) rex lohannes et qui cum eo transierant, longe quam putave- rant inferioris esse (? essent) potentie, satis cito post corona- tionem ipsius congregato exercitu inter cetera christianis mo- lesta, castrum firmant (firmaverunt) in monte Tabor, IX leuchis a Ptholomayda, ut eandem civitatem amplius molestarent, unde et ante ipsam sepius discurrebant. Peregrini quoque repatria- bant nee remanserunt homines multum divites vel potentes.

Während die erste Redaction des Paulinus über alles dies wieder gar nichts berichtet, wird in der zweiten wenig- stens (Cod. Marc. fol. 80 1') in der Rubrik 'Reges lerusalem'

Folgendes erzcählt: transiens vero (sc. lohannes Brenensis

comes) usque ad 300 milites secum duxit. Post coronacionem semel perrexit ad casale vulgariter dictum Ivsse et eum cum pluribus aliis depredatur et copiosam predam reportavit ani- malium hominumque. Videntes autem Turchi venisse longe quam putabant inferioris potentie, inter cetera christianis mo- lesta firmaverunt castrum in monte Tabor, ut Ptholomaidam amplius molestarent, unde quasi obsessi extunc in civitate manebant. Peregrini quoque repatriabant nee remanserunt homines multum divites vel potentes. In der Rubrik 'Soldani Damasi et Egypti' ferner: Corradinus filius, soldanus Damasci. Hie vivente patre ante Ptholomaydam venit bis; secunda vice

70 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

equus eins in celebro (sie!) percussus spiculo eum terre alisi (allisit). Postea lerusalem capit.

Und hören Avir noch einmal die dritte Redaction des Paulinus an dieser Stelle (Cod. Vatic. 1960, fol. 247b, c. 230, p. 2):

1210 Johannes comes Brenensis Ptholomaydam apliciüt (sie! cf. oben R 1 S. 26) pergitque Tyrum cum prelatis et baronibus, ubi reginam desponsat et coronatur. Corradinus autem qui et Melech Maaddam Ptholomaydam agressus Ptholomenses extra nrbem paratos invenit. Et eum nimis appropinquaret, equus illius sub aure percussus furibunde se iactans illum deiecit. Facta autem vespera ad propria regressus est. Rex Ptholomaydam rediens semel predam magnam egit et cum suis salvus rediit. Extune christiani quasi obsessi essent numquam exibant. Saraeeni autem videntes eum inferioris esse potentie quam putabant, firmaverunt castrum in rnonte Tabor; et ante Ptholo- maydam sepius diseurrebant, propter quod multi peregrini repatriabant divites et potentes.

Von einer Benutzung des Paulinus durch Sanuto kann auch hier wieder keine Rede sein; Paulinus II aber kann ebenso gut aus Sanuto I als II geschöpft haben. Von den übrigen Stellen, die ich mir notieren konnte, ist nur eine, welche mit grösserer Wahrscheinlichkeit einen Schluss auf das Verhältnis der zweiten Redaction des Paulinus zu den beiden Redactionen Marino Sanuto's zulässt: nämlich die von der Eroberung der Stadt Tyrus durch die Venetianer im Jahre 1124. Im engsten Anschluss an Jacobus de Vitriaco (Bangars pag. 1072, Z. 16) berichtet die ältere Redaction Sanuto's darüber fol- gendermassen (Cod. R 1 fol. 58, IIb. III, pars III, cap. 5 de obsidione et captione Tyri et edificatione castri Thoroni) :

Post hec vero cum seeundus rex lerosolimitanus Balduinus de Burgo peccatis exigentibus in captivitate Sara- cenorum detineretur, dominus patriarcha lerosolimitanus cum archiepiscopis et episcopis et aliis regni baronibus eum comite Tripolitano civitatem obsidione vallavit, cum duce etiam Vene- torura, doraino Dominico Michaele (der Name fehlt bei Jae. de Vitr.), qui multitudine pugnatorum comitatus cum galeis 40 et multis tarn maioribus quam minoribus navibus ex parte navis urbem obsedit. Qui cum multo (immenso) labore et multa sanguinis effusione cum variis machinis et bellicis in- strumentis longo tempore civitatem impugnassent, quinto obsi- dionis raense cives fame intoUerabili defieicntes ad deditionem compulerunt; qui salvis personis et rebus nostris resignave- runt civitatem. Anno igitur ab incarnatione Domini 1 124 capta est civitas Tyrensis a christianis et ehristiano nomini restituta.

Hiemit stimmt nun die zweite Redaction des Paulinus

Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren. 71

keineswegs überein, wo in der Rubrik Duces Venec. (Cod. Marc. fol. 7G'') der Bericht darüber so lautet:

Dominicus Michael. Iste invitatus a rege lerusalem et prelatis cum magno stolo iens in via (i vi^) superavit classem Babilonicam. Postea versus Egyptum navigans usque civita- tem Laris X naves cepit, quibus exercitus ditatus est. Interim rex lerusalem captus est a Turchis (sie!). Veneti autem cum baronibus et prelatis concordaverunt obsidere Tyrum et pacta inierunt postea per regem confirmata: quod in omni civitate, quam caperent, Veneti habeant rugam 1 liberam et francham, 1 ecclesiam, 1 balneum, 1 clibanum omniaque sua libera et francha, sicud rex. In Ptholomayda autem facere valeant pre- dicta et 1 molendinum et habere mensuras bladi, vini et olei. Et de Tyro habeant anuatim (sie !) 300 bizancia et terciam partem Tyri et Ascalone, si eas capi contingerit. Sed pro defensione earum terciam partem expensarum ponere debebant. Et si Venetus cum Veneto causam haberet, eorum more iudicabitur. Ceperunt postea Tyrum 1124 ultimo lunii; et exierunt Veneti de Ptholomaida ad hoc opus XV. Februarii.

Vergleicht man diesen Passus mit der Bongarsischen Re- daction (lib. III, pars VI, cap. 11 und 12, S. 159 und 160), so ei'kennt man leicht, dass Paulinus II aus dem grösseren Berichte bei Bongars nur einen Auszug giebt; wobei noch hervorzuheben ist, dass Paulinus seine kurze Darstellung hier nicht aus seinem früheren Werke, jener epytoma, schöpfen konnte. Denn diese erste Redaction des Paulinischen Ge- schichtswerkes berichtet hierüber wiederum gar nichts, während andererseits die dritte Redaction, umfangreicher als der Aus- zug in der zweiten, sich noch enger an die Bongarsische Re- daction anschliesst.

Demnach darf man wohl mit ziemlicher Sicherheit anneh- men_, dass bereits beide Redactionen von Marino Sanuto's 'Liber secretorum fidelium crucis' vor der zweiten und dritten Redac- tion des Paulinischen Geschichtswerkes entstanden sind. Dann aber wird man der Vermuthung G. M. Thomas' einer Benutzung des Paulinus durch Sanuto kaum beipflichten können, womit ich diese Erörterungen schliessen will.

Nachtrag-:

Durch gütige Vermittlung des Herrn Bibliothekars Dr. A. Neubauer an der Bodleiana in Oxford erfahre ich, dass in der That Mr. Walter Sneyd die Handschrift weder jemals veröffentlicht hat noch hat veröffentlichen wollen, dass er sie vielmehr an das Britische Museum verkauft habe. Meine Ver- muthung, dass sie dann identisch sein dürfte mit jener, oben S. 14 n. 3 sub Nr. 11, aufgeführten Handschrift Nr. 27376

72 Studien zu Marino Sanuto dem Aelteren.

der 'Additional manuscripts' des Britischen Museums wird durch ein Schreiben des dortigen Bibliothekars Edward A. Bond bestätigt, der mir darin auf Befragen gefälligst mittheilt, dass die Handschrift im Jahre 1866 vom Britischen Museum dem Mr. Sneyd abgekauft wurde und wirkhch die des Ab. Canonici ist. So ist auch diese wichtige Handschrift des Marino Sanuto Torsello endlich wieder gefunden.

V.

Ueber Anselms

Gesta episcoporum Leodiensiiim.

Von

G. Waitz.

ijkV, den eigenthümlichen Erscheinungen in der Historiogra- phie des Mittelalters gehören die zwei weit auseinandergehenden Texte von Anselms Gesta episcoporum Leodiensium. So aus- führlich der Herausgeber im VH. Bande der Scriptores R. Köpke') auf die Fragen eingegangen ist, die sich aus den uns erhalte- nen Vorreden in Beziehung auf den Verfasser und die Art der Ueberlieferung seines Werkes ergeben, so wenig hat er über die Verschiedenheit der Texte gesagt, die in den Handschriften vorliegen, indem er, wie es scheint, die Abweichungen, welche sich finden, auf Rechnung des Aegidius von Orval schreibt, der das ältere Werk vermehrt und fortgesetzt hat und in dessen Ueberarbeitung Köpke der eine Text nur bekannt geworden war. Um so mehr hatte Dr. Heller, da er die neue Ausgabe des Aegidius für SS. XXV. übernahm, Aufforderung, die Sache genauer zu untersuchen; er erkannte, nach Vergleichung auch einer seit Chapeaville nicht wieder benutzten, aber in Lüttich bewahrten Handschrift 2), das richtige Verhältnis Aegids zu seiner Vorlage, die dieser im ganzen wörtlich wiedergegeben hat, und versprach eine nähere Untersuchung über Beschaffenheit und Entstehung des hier benutzten Textes 3), Sein früher Tod hat ihn nicht dazu gelangen lassen die Arbeit auszuführen, zu welcher nur einzelne Notizen in seinem Nachlass sich fan- den. Da die Sache schon früher meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, habe ich geglaubt, nun meinerseits die Untersuchung aufnehmen zu sollen.

Es ist im Mittelalter ja nicht ungewöhnlich, dass einzelne Werke, namentlich Biographien der Kirche angehöriger Männer eine Ueberarbeitung erfahren, um eine ältere Darstellung les- barer zu machen, eine kürzere Bearbeitung zu erweitern, um- gekehrt eine für gewisse Zwecke zu ausführliche abzukürzen. Mitunter nennt sich dann der zweite Autor und unterscheidet

1) Wattenbach in den Geschicbtsquellen hat von den vorliegenden Schwierigkeiten überhaupt nichts erwähnt, das Werk, wie ich meine, zu kurz behandelt. 2) Bei Köpke als D 1* aufgeführt und so als Ablei-

tung von Aegidius hingestellt. 3) SS. XXV, S. 5 N. 7 für den 4. Band

des neuen Archivs in Aussicht gestellt, ward sie später S. 873 auf Bd. 7 verwiesen.

76 lieber Anselms Gesta episcoporum Leodiensium.

sein Werk bestimmter von der Vorlage, die er hatte; es kom- men aber auch wohl Fälle vor, wo das nicht der Fall. Auch grössere Werke haben mitunter eine solche Ueberarbeitung, man kann vielleicht sagen Ausglättung erhalten: das auf- fallendste Beispiel ist der Text des Thietmar in der Brüsseler Handschrift, die häufig ganz andere Worte, aber im wesent- lichen ganz denselben Inhalt, nur vereinzelt kleine Zusätze zu dem ursprünglichen Werk giebt, welche entschieden auf einen anderen Verfasser hindeuten. Es ist aber auch nicht unge- wöhnlich, dass ein Autor selbst sein Buch umgearbeitet, viel- leicht in verschiedenen Recensionen hat ausgehen lassen. Beim Richer liegt der Originalcodex vor, welcher zeigt, in wie um- fassender, den Sinn oft ganz verändernder Weise das gesche- hen ist. Von Ekkehard, Gotfried von Viterbo, Martin von Troppau u. a. sind die verschiedenen Editionen ihrer Werke erhalten, die auch nicht ganz unerhebliche Abweichungen zeigen. Die Chronica regia Coloniensis erfuhr im Pantaleons - Kloster eine weitgreifende Umgestaltung, Ottos von Freising Chronik ist mehrfach interpoliert. Bei späteren Weltchroniken sind solche Ueberarbeitungen öfter nachzuweisen. Das vorhergenannte Werk des Aegidius hat in der Originalhandschrift sowohl von ihm wie von anderen im Lauf der Zeit bedeutende Zusätze er- halten. Und ähnliche, immer imter sich etwas verschiedene Bei- spiele lassen sich mehrere anführen. Aber in mancher Beziehung eigenthümlich ist was in den beiden Texten des Anselm vorliegt.

Man kann den einen eine abgekürzte Redaction nennen. In der That ist manches fortgelassen, hie und da die Erzäh- lung zusammengezogen. Aber keineswegs tritt nur die Tendenz hervor, eine kürzere, mehr übersichtliche Darstellung zu geben. Denn anderswo ist die Erzählung, die wir vorläufig, und wohl mit Recht, als die ältere und ursprüngliche betrachten, erweitert, mit Zusätzen versehen, oder nur in ein anderes Gewand ge- kleidet.

Sehr bald zeigt sich dann aber, dass es sich auch nicht blos, wie bei dem Codex des Thietmar, um eine stilistische Verschiedenheit handelt, ebensowenig freilich um sachliche Erweiterungen, ]\Iittheilung neuer Thatsachen, Benutzung etwa neuer Quellen nur an einer Stelle ist das der Fall, e. 25, wo eine längere, sagenhafte Darstellung von der Erobervmg Chievremonts eingeschaltet wird , sondern, um es kurz zu bezeichnen, um eine andere Auffassung der Dinge oder doch das Streben, diese in anderer Beleuchtung sehen zu lassen.

Es wird das an einzelnen Beispielen deutlich zu machen sein. Und zwar halte ich mich wesentlich an die Geschichte des Bischofs Wazo, dessen Zeitgenosse Anselm war, über den das Buch in grosser Ausführlichkeit und mit entschiedener Vorliebe handelt.

Ueber Auselms Gesta episcoporum Leodiensium. 77

Als Beispiel abgekürzter Bearbeitung führe ich den Schluss von c. 53 an. Sagt A 1 (wie ich den unter Anselms Namen gedruckten Text bezeichnen werde): 'Nichilominus pii patris industria ruricolarum laboriosam respicit inopiam ; ad cujus malum temperandum toto hoc famis tempore unicuique mansio- nario per singulas ebdomadas binos dari constituit denarios, ne prae instante angustia boves vendere aut de caetero terram inaratam relinquere cogerentur sicque erumnosam vitam aut mendicando ducere aut mortem omni gladio seviorem cum omni domo miserabiliter incurrere', so A 2 nur: 'Ruricolarum quoque suorum pius pater laboriosam non despexit inopiam; quibus, ne pro instante angustia boves vendere cogerentur ideoque terra inculta relinqueretur, singulis in ebdomada toto famis tempoi'e binos constituit dari denarios'. Der unmittelbar vorhergehende Satz: 'Quid dicam de congregationibus' etc. ist ganz übergangen. Bemerkenswerther vielleicht, dass zu Anfang, wo von der Hungersnoth die Rede ist, auch die Worte aus- gelassen werden: 'cujus feda ubivis fas est adhuc cernere vestigia'.

Ich füge gleich hinzu, dass c. 51 den Worten von A 1 : 'nisi praesens vidissem, nuUo modo crederem', in A 2 nichts entsprechendes gegenübersteht; der ganze Passus, in dem von Wazos Thränen bei seiner feierlichen Einführung als Bischof die Rede ist, fehlt.

Vorher, wo von dem Widerstreben gegen seine Wahl ge- sprochen wird, sagt A 1 : 'Ille econtra, credi non potest, quantas moras suae electioni innectere, quanto annisu ne fieret studuerit insistere: electionem regi displicituram parura valei*e, super hoc negotio magis ejus expectandum esse, dicens, arbitrium'. Das Letzte wird beseitigt, und es ist wohl nicht zufällig, dass so nicht mehr davon die Rede ist, wie Wazo dem König die Initiative bei der Wahl des neuen Bischofs eingeräumt hat. Dagegen wird sein AViderstand weiter ausgeführt: 'Reluctatur ille totis viribus, obtentu divinae pietatis misericordiam sibi impendi precatur'. Und nachher: 'Trahitur ad cathedram pia coactus violentia'. Mit den Worten 'et ne diutius verbis irretiar kehrt A 2 zu A 1 zurück; um bald wieder mehr selbständige Wege zu gehen. Die 'adulantiura linguae' dort verwandeln sich in 'malivoli'; begnügen sich jene zu sagen: 'non potius talem eligi oportere, qui informatus subjectione claustralis oboedientiae non tam praeesse quam prodesse didicerit', so gehen diese erheblich weiter: 'Wazonem . . . rüdem animo et actibus incom- positum hactenus extitisse, superioribus contumacem, inferiori- bus infestum; non expedire regi, ut virum promoveat, quem possit aliquando reperire contra se obstinatum'. Man kann auch hervorheben, dass A 2 es nöthig findet, den Herimannus archiepiscopus als 'Coloniensis' zu bezeichnen, dass er vorher, statt 'cervicibus nostris' sagt 'Leodiensibus', und ähnlich einige

78 Ueber Auselms Gesta episcoporum Leodieusium.

Male sonst; doch steht gleich nachher bei beiden 'electum nostrum', und nur so viel ergiebt sich mit Sicherheit, dass A 2 jünger ist, an A 1 geändert, aber nicht ganz den ursprünglichen Tenor verwischt hat.

Später c. 58 lässt A 1 den Erzbischof Wigger von Ravenna, der angeldagt war, vor der ordinatlt) als presbiter 'cum dal- matica et sandaliis' Messe gelesen und andere kirchliche Hand- lungen vorgenommen zu haben, sich damit rechtfertigen, dass dies altem Herkommen in der Kirche von Ravenna entspreche. A 2 aber schreibt: 'Ille verbis utens excusatoriis, ignoranter se deliquisse fatetur'. Er übergeht auch, dass Wazo sich ge- weigert, als Deutscher Bischof über einen Italiener zu urtheilen.

Entgegengesetzt ist das Verfahren c. 60, wo A 1 sagt: 'perlatae sunt litterae ad domnum Wazonem episcopum, unde aut a quo transmissae parum est nobis cognitum, quibus in- erant verba ad sollicitandum persuasibilia, ut tria milia pugna- torum in municionibus urbium et oppidorum suorum recipiat'. Die 3000 verwandeln sich bei A 2 in 'armatorum coetum', das 'unde parum est nobis cognitum' in das einfachere 'nescitur a quo'; dagegen erhalten die 'verba ad sollicitandum persua- sibilia' hier eine längere Ausführung: 'presentium directorem ejus pavori multum condolere, ab instanti guerrarum jDondere vehementer ei metuerc, utili consilio vehementer eura indigere. Idcirco pro antiqua communi amicitia non negligendura ei pre- bere consilium, quatenus' etc.

Noch weiter entfernt sich A 2 von seiner Vorlage in c. 61, wo erzählt wird, das Wazo durch seine Vorstellungen den König von Frankreich abgehalten habe, den während der Ab- wesenheit Heinrich IH. auf dem Römerzug beabsichtigten Ein- fall in Lothringen zu machen. Ihm ganz allein gehört die Schilderung von den Veranstaltungen des Königs an: 'Protinus ad regis jussum principum coguntur concilia, proponuntur edicta, proceres preparantur, exercitus undique contrahuntur, potentes armantur, tota postremo Francia commovetur'. Wo nachher von Wazos (zweitem) Brief A 1 sagt: 'Cui e contrario noster Cycero inter alia talia rescriptitat', liest man in A 2: 'denuo mittit epistolas, scribens mordatius in haec verba'. Und die Worte welche folgen weichen weit genug ab von denen welche A 1 giebt, sie sind eben 'mordatius' redigiert; nur ein Satz stimmt ziemlich wörtlich überein; das Uebrige ist viel weiter ausge- führt, auch ganz neue Gedanken sind eingeschoben: 'Sin autem id quod mente concepisti persistis explere, eos qui tibi obsistant scias omnino non defore, quin potius omne Moguntinorum, Coloniensium, Leodiensium aliarumque multarum urbium robur ad repugnandum novcris occurrere'. Ich weiss nicht, ob diese Berufung auf die Streitmacht Rheinischer Bischöfe und ilu-er Städte der Grund ist, warum er vorher, auch abweichend von

Ueber Anselms Gesta episcoporum Leodieusium, 79

A 1, den König nach Italien ziehen lässt 'totius fere Ger- inaniae et Alemanniae dueiim vel eomitum ceterorumque nobi- lium robore comitatns', also nur mit weltlichen Fürsten. Jeden- falls ist hier nirgends von Abkürzung die Rede; auch von dem Französischen König heisst es amplificierend: 'tanti viri laudibus effert prudentiam, nee minore admiratione laudat caritatem'.

Anders ist das Verhältnis bei dem Brief c. 63, in A 2 in der That nur ein Auszug des viel längeren in A 1, und ähnlich ist wenigstens in seinem letzten Theil der Brief an Johannes c. 41 behandelt, wohl ein Beweis, dass wenigstens der Autor von A 2 den Wortlaut auch der Briefe nicht für etwas Unan- tastbares gehalten hat. Dagegen sind die Worte, welche A 1 c. 65 giebt, ziemlich unverändert beibehalten. Wenn sie hier aber erscheinen als 'mandamina', die ein 'responsalis' zu überbringen hat, so wird die Sache so verändert, dass Wazo den respon- salis schickt ^cum suis litteris haec continentibus', dem entspre- chend ein 'domine mi' eingeschoben und dann eine Ausführung gegeben, die in A 1 ganz fehlt: 'liceat, queso, pace vestra, omnium ecclesiasticorum doctorum sententiis instructo proferre, quod Justins esse perspexero. Cum enim Judae traditoris loco legamus apostolos ubique ulla seculari potentia Mathiam apostolum oi'dinasse, credimus hoc exemplo per ecclesiasticos ministros absque potentia seculari electiones et promotiones apostolicorum fieri debere. Sed et hoc liceat audacter pro- testari, electionem apostolicam seu promotionem ecclesiastico ritu legitime celebratam ordinatione divina constare munitam. Quapropter ut vestrae saluti pariter et honestati congruum vobis prebeamus consilium' etc. Man kann wohl zweifeln, ob der Autor dem Wazo damit einen besonderen Dienst geleistet, dass er ihm diese Worte unterschob. Jedenfalls hat er die Erzählung nicht verbessert, wenn er nachher nochmals den responsalis 'cum episcopalibus litteris' reisen, dann aber, da dieser die Wahl des neuen Papstes schon vollzogen fand, nur zögernd mündlich seinen Auftrag ausrichten lässt.

Trägt dies jedoch, man kann sagen, nur den ziemlich harm- losen Charakter rhetorisqher Ausschmückung an sich, so steht die Sache noch anders im c. 66, wo Wazo redend eingeführt wird : 'principis bestialem stoliditatera publice feriens', und der Autor diesen nachher als 'superbientem regem' bezeichnet.

Dass diese Ausdrücke nicht bei Lebzeiten Heinrich III. geschrieben sein können, scheint mir unzweifelhaft. Auch alles vorher Angeführte weist auf eine spätere Ueberarbeitung, eine Zeit hin, wo die Kirche der weltlichen Gewalt gegenüber grössere Unabhängigkeit in Anspruch nahm, wo man ein Interesse haben mochte, Wazos dem entsprechenden Standpunkt noch schärfer hervorzuheben, und zugleich das zu beseitigen, was scheinen konnte damit in einem gcAvissen Widerspruch zu stehen.

80 lieber Auselms Gesta episcoporum Leodiensium.

Ist es aber nicht unerhört, dass dergestalt das Werk eines Schriftstellers von einem andern so umgestaltet, man kann nur sagen verfälscht wird? Man wird vielleicht geneigt sein, auf die Ansicht zurückzukommen, Avelche Köpke bekämpft und, wie ich meine, beseitigt hat, dass nach alter Ueberlieferung zwei Autoren, ein Alexander und Anselm für das Werk anzu- nehmen seien. Sie ruht offenbar nur auf der falschen Auflösung, welche einmal das bescheidene A, dessen sich der Verfasser bediente, erfahren hat.

Dagegen lassen zwei Vorreden, die wir haben, keinen Zweifel, dass Anselm sein Buch zweimal ediert. Er habe, schreibt er an Anno von Köln, von einem Werk, welches er auf Bitten der Ida geschrieben, den älteren Theil abgeschnitten und die Geschichte der früheren Bischöfe, welche Heriger ver- fasst, an die Stelle gesetzt, dieser seine Arbeit als Fortsetzung angehängt. Wesentlich dasselbe sagt eine Vorrede vor dem zweiten Buch, die nicht Anselm selbst geschrieben hat, in der wenigstens von ihm in dritter Person gesprochen wird, in die aber ein Theil der Worte aufgenommen ist, mit denen er sein AVerk für die Ida begleitete. Aus beiden Stellen ergiebt sich, dass dies älter Avar, als die Gestalt, in welche das Buch durch Verbindung mit dem Heriger gebracht ward und welche uns erhalten ist. Keineswegs kann also die hier besprochene Recen- sion A 2 mit dieser älteren Arbeit identisch sein. Und zunächst wird man Köpke nur beistimmen können, wenn er sagt, dass der zweite von Heriger unabhängige Theil in beiden Ausgaben derselbe gewesen sei. Weniger sicher aber scheint es mir, wenn jener meint, dass wir am Ende keine der beiden Arbeiten in echter Gestalt besässen, sondern die Compilation eines drit- ten, da es in der zweiten Vorrede heisst: 'Deinceps quae se- quuntur jussu priorum loci istius a. d. i. 1056. ex alterius opusculi libello, quem quidam ex canonicis Sancti Lamberti A (hier hat eine Handschrift * ) Alexandri) nomine composuit monitu Idae venerabilis abbatissae huic operi sunt annexa'. Denn in dem Briefe an Anno sagt Anselm ausdrücklich, dass er dies selber gethan: 'nos quoquo nostrum opus, quod prccatu domnae Idae abbatissae conscripseramus, decapitantes . . . ordinera epi- scoporum usque ad domnum Wazonem . . . prosecuti sumus'.

Diese Zweifel würden sich lösen, wenn man annehmen könnte, dass Anselm allerdings dem Anno ein Exemplar seines Werkes zugeschickt habe, aber nicht in der Gestalt, wie es ursprünglich geschrieben und schon vorher mit dem Text des Herigei" combiniert war, sondern in einer Ueberarbeitung, wie sie eben in A 2 vorliegt, so dass der Brief mit Unrecht auch der andern Fassung später vorgesetzt sei. Dass die Aende- rungen, welche oben angeführt, wohl der Zeit und Richtung

1) Codex 4 bei Köpke ist offenb;ir identisch mit 3.

lieber Anselms Gesta episeoporum Leodieusium. 81

Annos entsprechen, bedarf kaum der Hervorhebung. Ob man gleich das erste Jahr seiner AVahl mit Köpke anzunelnnen hat, scheint mir wenigstens zweifelhaft. Die Worte: 'Gloria omni- potenti DeO; qui nostris ita nomen suum dignatus est glori- ficare temporibus, ut te, qnalem cognovimus servum simm, sanctae Coloniae sponsura , Leodicensi aecclesiae praefecerit archiepiscopum' enthalten das wenigstens nicht. Dass aber Anselm schon lOoß gestorben, die für Anno bestimmte Recen- sion gar nicht vollendet, erst nach seinem Tode ein dritter dem Werk die vorliegende Gestalt gegeben, ist eine Vermuthung (S. 154), die ganz in der Luft schwebt mid der die hier aus- gesprochene Ansicht wohl nicht blos als gleichberechtigt, sondern innerlich viel Avahrscheinlicher gegenübergestellt werden darf.

Denn in der That weist manches dai'auf hin, dass nur der Autor selbst sein Werk so umgestaltet haben kann. Sprache und Ausdrucksweise sind wesentlich dieselbe; nichts weist ge- radezu auf eine erheblich spätere Zeit der Abfassung hin, Avie viel auch geändert ist, entschieden soll doch das Werk des Anselm, nicht ein neues gegeben werden. Steht manchmal 'Leodiensibus' statt 'nobis', so ist das bei einer Bearbeitung für den fremden Erzbischof begreiflich; auch in dem Briefe steht 'Leodicensi aecclesiae praefecerit'. Aber auch das Umge- kehrte kommt vor, c. 34 statt: 'huius nomen episcopi' in A2: 'nostri pontificis nomen'. Fehlt eine Stelle, wo von seiner Gegenwart die Rede ist, so mochte das einige Jahre später als überflüssig erscheinen. An einer andern aber wird Anselm in A 2 wie in A 1 eingeführt, wenn auch mit verschiedenen Worten. Wo es c. 68 hier heisst: 'Quod ego eins bonum multis ante et post impensum indigno mihi et non merenti cum benignissime tum largissime exhibitum in simili opere sum expertus a tam munifico accipiens largitore munus 8 libra- rum cum aliis multis ad haec necessariis' steht dort: 'ita ut me quoque, eins servulorum exiguum, in simili opere occupatum octo librarum profitear ab eo meruisse benefitium'.

Wer anders, muss man fragen, als derselbe Autor, kann zweimal dieselbe Sache in so verschiedener Weise ausgedrückt haben ; wie sollte ein blosser Ueberarbeiter, wenn er auch die erste Person beibehielt, dazu kommen, sich noch demüthiger, als es vorher geschehen 'eins servulorum exiguum' zu nennen? Der Ausdruck erinnert auch wohl an den 'presbiterorum infi- mus A' in der Vorrede an Anno,

Darum trage ich kein Bedenken, auch diese Redaction der Gesta episeoporum Leodiensium dem Anselm zuzuschreiben. Sie nimmt so sprachlich und sachlich unser Interesse in vollem Masse in Anspruch, sie muss als diejenige Gestalt gelten, die der Verfasser zuletzt seinem Werke gegeben hat.

Neues Archiv etc. VII. Q

VI.

Beiträge

zu

Jaffe's Reg^estensammlTing'.

Von

Jiil. V. Pflug-k - Harttung-,

In dem folgenden Verzeichnisse gebe ich eine Zusammen- steUung von Vorarbeiten für die ferneren Bände der Acta Pontificum Romanorum; so weit ich Urkunden ganz abge- schrieben habe oder mir andere Mittel zu Gebote stehen, volle Regesten, sonst nur dasjenige, was mir während einer Reise nach Frankreich gebieterischer Mangel an Zeit für Identificie- rung aufzuzeichnen gestattete. Aus dem Haupturkundendepot, aus Paris, bringe ich nichts, Aveil es bereits von anderer Seite ausgebeutet worden. Das Princip, nach welchem veröffentlicht, ist: überall dort Bei-, bezw. Nachträge zu geben, wo es sich um ungedrucktes Material handelt, oder die bisherigen Drucke nicht genügen, um ein vollständiges Jaffe'sches Regest mit Incipit etc. herzustellen.

Der Mangel an Inhaltsangaben eines Theils der Regesten wird durch Adresse, Datierung und Chartularangabe ge- mindert. Ist die Datierung gross, so haben wir es mit einer Bulle, d. h. ziemlich sicher mit einem feierlichen Privilegium zu thun, welches Bestätigung von Gütern und Rechten enthält ; ist sie klein, so liegt ein ßreve vor, welches durch Adresse und Chartularangabe dahin erläutert wird, an wen? oder in Bezug auf wen? es erfolgt ist.

Zu besonderem Danke fühle ich mich verpflichtet dem Herrn Ministerialrathe Dr. A. Ritter von Arneth und Herrn Archivar Dr. G. Winter in Wien. Ersterer hat sich gütigst angelegen sein lassen, mir die Regesten des Wiener Haus- und Staatsarchives zu verschaffen, während letzterer sie auf das Liebenswürdigste abgefasst hat in der Form, wie sie sich an den betreffenden Orten eingereiht finden.

Zacharias.

743, Mai 16.

Zacharias Andreae archiepiscopo Pitauritanae') eccle- siae usum pallii concedit. Data XVII. Kl. Jun. per manum Theophilacti archidiac. S. A. S. Pont. II. Ind. XL Consti- tuimus te omnibus diebus^). 1.

Cop. saec. XII (Rep. XIV A), Staatsarchiv Wien.

1) 1. 'Pisauritanae' d.h. von Pesaro, dort ist Bischof Andreas für das Jahr 743 durch seine Unterschrift auf dem Römischen Conzil, Mansi XII, 367 gesichert. Trotzdem scheint die Fälschung evident. P. E. 2) Ge- fälscht oder überarbeitet.

86 Beiträge zu JafFe's Regestensammlung.

Leo VIII.

963, December 9.

Leo Friderico Salzburgensi arehiepiscopo eiusque suc- cessoribus tres curtes Winberinga, Antesna, Wolimbacb concedit ac confirmat, ea conditione, ut singulis annis de dictis curtibus LX sol. argenti Romanae ecclesiae persolvantur. Script, p. m. Stepbani not. reg. et serin. S. S. A. in mense Decembrio. Ind. VII. Dat. V. Id. Dec. p. m. lohannis episcopi et bibl. S. S. A. Pont, anno VII. in sanctissima sede b. Petri apost., prirao iniperante domiio nostro .... Ottone a deo coronato magno imperatore a. II, in mense Decembrio. Ind. supra- scripta VII, a. dominicae ine. DCCCCLXIIII. Convenit apostolico moderamine. 2.

Cod. ms. Nr. 359. t. I, saec. XIII/XIV fol. 14 a, Staatsarch. Wien.

Johann XV.

995 (?), März 3L

lohannes monasterium Pergin cum omuibus pertinentiis sub 'emimitatis defensione' suscipit, concedit 'potestatem inter se eligere abbatissam' et 'advocatum, quem voluerint'. Dat. prid. Kl. Aprilis, p. m. lohannis episcopi S. Albanensis et Ariciensis ecclesie et bibl. S. A. S. in mense i\.prili. Ind. VIII. An. dorn. ine. DCCCCLXXXVIIL Quapropter omnii). 3.

Transsumptum a. 1477. Reichsarchiv München.

Leo IX.

1049 (?), Juni 12.

In nomine sanctae et individuae trinitatis. Leo Warem- baldo abbati S. lodoci snpra littus maris. Dat. IL Idus lun. per raanus Petri diaconi, bibliothecarii et cancellarii S. A. S. Anno pont. Leonis pape primo. Ind. VI*). 4.

Cop. Cart. de St. -Josse -sur-Mer p. 61. Dep.-Arch. Arras.

Urban IL

1090, März 6. Ptom.

Urbanus Oudalrico preposito de R e i t e n b o g canonicam in ius et tutelam apostolicae sedis suscipit, iura et possessiones confirmat, qua de re per annos singulos alba linea et stola Lateranensi palatio debet persolvi. (J. 4051) Script, p. m. .... atque not. S. palatii. Dat. Romae IL Non Martii. Ind. XIII. Inc. MLC (!). Pont. IL Potestatem ligandi. 5.

Or. und Cop. Reichsarcliiv München.

1) Gefälscht oder überarbeitet. 2) Wie die Invokation und das

Nichtstimmen von Pontifikatsjahr und Indiktion zeigt, nicht in Ordnung. Im Inventaire des Titres de l'abbaye de Haute - Seille fol. III. (Dep.- Arch. Nancy) ist registriert: Copie d'une bulle de Leon IX. (1048 54 1 portant confirmation des biens de l'abbaye de Hesse, appartenant k des i'e'ligieuses bi'ncdictines de Haute- Seille, wohl = Jaffe 3280.

Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung. 87

1096, März 21. Tours.

Urbanus filiis Methensibus in ecclesia S. Salvatoris.

Dat. Turonis. XII. Kl. Aprilis. Ind. IV. Inc. MXC VI. Pont. IX. Religioue permansuris'). ß.

Cop. im Bez.-Arch. Metz.

Paschalis II. 1102, Mai 12. Lateran.

Paschalis Perngero, Friderico et filio eins Ottoni et Leu- kardae comitissae, fundatoribus monasterii S. Petri apud Castellum, locum in ins proprium b. Petri et tutelam sus- cipit, iura et possesiones confirmat, qua de re tres auri bizan- cios, expleto triennio, Lateranensi palacio debent persolvere. Script, p. m. Petri not. reg. et scrin. S. S. A. Dat. Late- rani IV. Id. Mai. Ind. X. Inc. MCIII. Pont. III. Pteli- gionis ordo expostulat*). 7,

Transsumpta saec. XV. Reichsarch. München.

1105, April 15. Lateran.

Paschalis Henrico abbati S. Quintini de Monte. Dat. Laterani. XVII. Kl. Mai. Ind. XIII. Inc. MCVI. Pont. VI. Piae postulatio. 8.

Cop. Histoire de l'abbaye du Mont St. Quentin p. 64. Dep.-Arch. Amiens.

1103-1112.

Paschalis Geramno abbati monasterii S. Nichasii martiris sive beati Agricole in Remensi suburbio. Scriptum per manum lohannis regionarii et notarii. Pie postulatio. 9,

Cop. Cart. de St. Nicaise Nr. 4. Bibl. Reims.

Calixt IL 1119, November 2. Reims.

Calixtus Rogerio abbati Fiscannensi. Dat. Remis. IV. Non. Nov. Ind. XIII. Inc. MCXIX. Pont. I. lustis votis.

Cop. Cart. abbatiae Fiscannensis p. 79. Bibl. Rouen. lO«

1123, April 2. Lateran.

Calixtus Antonio abbati monasterii S. Arnulphi. Dat. Laterani. IV. Non. April. Ind. I. Inc. MCXXIII. Pont. IV.

Ad hoc in. 11.

Cop. Cart. de St.- Christophe p. 13. Dep.-Arch. Nancy.

Honorius IL 1126, Februar 16. Lateran. Honorius Ursioni abbati et fratribus S. Dionisii in sub-

1) Im Chartul. Met. mit dem Anfang 'Relig'iosis desideriis'. S. Loewen- feld. 2) Gedruckt in Moritz, Stammreihe der Gr. v. Sulzbach (in Ab-

handl. d. Bayer. A. d. W. I. II.) S. 141 (zum 9. Mai). S. L.

88 - Beiträge su Jaffe's Regestensammlung.

ni'bio Remensi. Dat. Laterani. XIV. Kl. Martii. Ind. IV. Inc. MCXXVI. Pont. II. Desiderium quod. 12.

Or. Bibl. Reims. 1126, December 15. Lateran,

Honorius Odoni abbati S. Remigii Remensis. Jaffe 5245 zu Dec. 14. Dat. Laterani. XVIII, Kl. Jan. etc. Equitatis et iustitie. 13.

Ol", und Cop. Ciirt. de St.-Remi A. p. 22. B. p. 9. Bibl. Reims.

1128, April 9, Lateran,

Honorius Alberoni primicerio et canonicis Metensis ecclesiae. Dat, Laterani. V, Id. April. Ind. VI. Inc.MCXXVIIL Pont. IV. Sicut sponsa. 14.

Or. Bez.-Arch. Metz.

1125—1129, Februar 26. Lateran, Honorius O(dalrico) preposito et canonicis S. Mariae de Rei- tinboc. Jaffe 5276, Votum vovistis, 15.

Or. Reichsarcli. München,

Innocenz II,

1131, October 29, Reims,

Innocentius Ottonis Babenbergensis episcopi postulacionibus assensum praebens, monasterium Madelkardesdorf sub apostolica protectione suscipit et bona confirmat, J. 5376. Ex apostolatus officio. 16.

Absclir. im Gart. Mallerstorfiense, Reichsarcli. München.

1132, Februar 3. Lateran.

Innocentius monasterio S. Pauli Bisuntinensis bona confirmat. Dat. Laterani. III. Non. Febr. Ind. X. Inc. MCXXXII, Pont. IL Religiosis desideriis >). 1».

Or. Dep.-Arch. Besan(;on.

1135, Juni 8. Pisa.

Innocentius Odoni abbati S. Remigii Remensis, Dat. Pisis. VI. Idus lun, Ind. XIII. Ine ,MCXXXVI. Pont. VL Officii nostri. 18.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p, 11. Bibl. Reims.

1136, April 24. Pisa.

Innocentius Richero decano et canonicis Metensis eccle- siae. — Dat. Pisis. VIII. Kl. Mai. Ind. XIV. Inc. MCXXXVIL Pont. VIT. In eminenti. 1».

Or. Bez.-Arch, Metz,

1136, Mai 3. Pisa.

Innocentius Ahusunense monasterium sub apostolica protectione suscipit, bona et liberam abbatis electioncm confir-

1) In Coli. Morean 868, f. 65 u. 973, fol. 62 mit 'Chmiaci, Non. Feb.' S. L.

Beiträge zu Jafte's Regesteiisammlung. 89

mat, qua de re singulis annis unum bizantium debent persol- vere. J. 5525. Dat. Pisis. V. Non. Mali. Ind. XIII. Inc. MCXXXVI. Pont. VII. Pie postulatio. 20.

Or. Reichsarchiv München.

1136, November 10. Pisa.

Innocentius loranno abbati monasterii S. Nichasii. J. 5502. Piae postulatio. Äl.

Cop. Cart. de St.-Nicaise Nr. 32. Bibl. Reims.

1139, Januar 5. Lateran.

Innocentius Gebenonem prepositum ecclesiae S. Robberti Salzburgensis eiusque fratres sub apostolica protectione suscipit, possessiones et iura confirmat. Dat. Laterani. Non. Jan. Inc. MCXXXVIII. Pont. Villi. Venerabilium loco- rum cura. S2,

Or. (Rep. XI.) Staatsarch. Wien.

1139, April 5. Lateran.

Innocentius monasterio Cellensi. Dat. Laterani. Non. April. Inc. MCXXXIX. Pont. V (?). Quotiens illud a. 23.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 56 b. Dep.-Arch. Troyes.

1139, April 11. Lateran.

Innocentius Bertramno abbati monasterii S. Arnulphi Metensis. Dat. Laterani. III. Idus Aprilis. Ind. IL Inc. MCXXXIX. Pont. X. Comp. Valladier, Basilique de St.-Ar- nould p. 125. Pie postulatio (Cum pia postulatio). 24.

Cop. Cart. de St. -Christophe p. 14. De'p.-Arch. Nancy; Antiq. Arnul- phinae p. 371. Bibl. Metz.

1139, April 20. Lateran.

Innocentius monasterio S. Pauli Bisuntinensis posses- siones confirmat. Dat. Laterani. XII. Kl. Mai. Inc. MCXXXIX. Pont. X. Ex commisso nobis. 25.

Or. -Nachbildung-. Dep.-Arch. Besan^on.

1139, April 28. Lateran.

Innocentius Agnes abbeesse du monastere de St. -Sulpice et de Ste.- Glossin de. Dat. Lateran. IV. Kl. de May. Ind. II. Inc. MCXXXIX. Pont. X. 'Comme Ton ne doit aucunement acquesser'. 26.

Cop. in Titres de Ste.- Glossinde p. 109. Bibl. Metz.

1139, November 24. Lateran.

Innocentius Ursioni abbati Sancti Dionisii Remensis.

Dat. Laterani. VIIL Kl. Dec. Ind. III. Inc. MCXXXIX. Pont. X. Ad hoc in apostolice. 2S'.

Or. Bibl. Reims.

1140, Februar 18. Lateran.

Innocentius priori et fratribus Fiscanensis monasterii.

Dat. Laterani. XII. Kl. Marcii. Ind. IIL Inc. MCXXXIX. Pont. XL Licet ex iniuncto. 28.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 81. Bibl. Ronen.

90 Beiträge zu Jaffe's Regesteiisarainlung.

1138—1142, November 14. Lateran.

Innocentius C(onrado) archiepiscopo Salzburgensi, Ratis- ponensi et Pataviensi episeopis mandat, iit faciant, R(abotonem) comitem et Fridericum ministerialem predium monasterio Boumburc restitutere, quod mater comitis eidem ecclesiae dedit. J. 5818. Si quis ea. S9.

Or. Reichsarcli. München. 1138 1142, December 5. Lateran.

Innocentius monasterio Monas teriensi confirraat duas j^artes decimationum et oblationum Monasteriensis parochiae et vetat possessiones iniuste inbeneficiain et alienari. J. 5821.

Officii nostri. 30. Or. Reichsarch. München.

1138—42, December 22. Lateran.

Innocentius Parvino abbati S. Sepulcri. Dat. Late- rani. XL Kl. Jan. Quae pro bono= 31.

Or. Dep.-Arch. Lille.

1142, März 16. Lateran.

Innocentius Adam, abbati monasterii Eber aha, eiusque fratribus. J. 5844. Ad hoc nobis. 32.

Or. Reichsarch. München.

1130-43.

Innocentius leprosis S. Egidii apud pontem Andomari.

Datum deest. Gratam Deo et. 33.

Cop. Cart. S. Egidii de ponte Andomari p. 7. Bibl. Ronen. 1138—1143, März 16. Lateran.

Innocentius B e r t h e r g a d e m e n s i b u s canonicis interdicit, ne canonicum ordinem in monasticam vitam commutent. Dat. Laterani, XVIl. Kh April. Divine scripture»). 34. Or. Reichsarch. München.

Cölestin II.

1143, November 26. Lateran.

Celestinus Gualtero Augustensi episcopo de hospitali S. Crucis. Dat. Laterani. . . . Inc. MCXLIII. Lang. Reg. IV p. 733. Quotiens illud. 35.

Or, Reichsarch. München.

Luciu s IL

1144, März 28. Lateran.

Lucius mouasterium S. Albani iuxta Maguntiam sub apostolica protectione suscipit, bona, honores, dignitates confir- mat. Dat. Laterani. V. Kl. lunii. Ind. VII. Inc. MCXLIIIL Pont. I. Apostolici moderaminis. 36.

Or. Reichsarch. München,

1) Vergl. J. 5888.

Beiträge zu JafFe's Regestensammlung. 91

1144, März 30. Lcateran.

Lucius monasterium Bargen se sub apostolica protectione suscij)it, bona et iura eonfirmat. J, 6045. Quotiens illud.

Or. Reichsarch. München. 37»

1144, März 30. Lateran.

Lucius abbati Fiscanunensis monasterii. Dat. Late- rani. III. Kl. April. Ind. A^I. Inc. MCXLIV. Pont. I. Licet ex iniuncto. 3S.

Or. Cart. abbatiae Fiscannensis p. 85. Bibl. Rouen.

1144, December 5. Lateran.

Lucius Galtero abbati S. Mariae de Fulcardimonte.

Dat. Laterani. Non. Dec. Ind. VIII. Inc. MCLIV. Pont. I.

Religiosis desideriis. 39.

Cop. Cartul. mon. B. Marie sanctique loliannis de Fulcardimonte p. 7. Bibl. Rouen 1).

Eugen III.

1145, April 12(?).

Eugenius Ricliardo abbati de Bernayo. Dat. ... II (?). Idus April. Ind. VIII. Inc. MCXLV. Pont. I. Desiderium quod. 40.

Cop. Chartes Norm. rec. par Le Brasseur p. 3. Bibl, Rouen.

1145, Mai 9. Viterbo.

Eugenius Adrico abbati S. Theoderici Remensis eiusque fratribus, Dat. Viterbii. VII. Id. Mai. Officii nostri.

Cop. Cart. de St,-Thierry p. 415. Bibl. Reims. 41.

1145, December 14. Vetralla.

Eugenius Oddoni abbati S. Remigii. J. 6180 2). Quotiens illud. 42.

Or. und Cart. de St.-Remi A. p. 7, B. p. 13. Bibl. Reims.

1145-46, Juli 22. Viterbo.

Eugenius Aldrico abbati S. Theoderici Remensis. Dat. Viterbii. XI. KL. Aug. Quae iudicii. 43.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 381. Bibl. Reims.

1146, Februar 28. Trastevere.

Eugenius Bennoni abbati monasterii S. Mariae de Nogento eiusque fratribus. Dat. Transtiberim. II. Kl. Mart. Ind. IX. Inc. MCXLV. Pont. IL Quotiens a nobis. 44.

Cop. Chronicon de Nogento p. 426. Dep.-Arch. Laon.

1146, März 25. Sutri.

Eugenius lohanni abbati S. Nichasii Remensis. J. 6230. Quotiens illud. 45.

Cop. Cart. de St.-Nicaise Nr. 33. Bibl. Reims 3).

1) Mit 'III Non. Dec' im Chartul. Fuleard. in Paris Nouv. acq. lat.240. S. L. 2) Im Or. und Cart.-A. steht richtig XIX. Kl. Jan.

3) Nach ms. lat. 12779 f. 146 in Paris: 'Quotiens a nobis'. S. L.

92 Beiträge zu Jaflfe's Regestensammlung,

1147, April 13. Provins.

Eugenius Eustachio abbati Gemmeticensi. Dat.

Pruvinui. Idus April. Ind. X. Ind. MCXLVII. Pont. III.

Piae postulatio. 46.

Cop. Cart. de Jumiege p. 55. Dep.-Arch. Kouen.

1147, Mai 5. Paris.

Eugenius Fulconi abbati ecclesiae S. lohannis baptistae super Seilam fluvium eiusque fratribus. Dat. Parisius. III. Non Maii. Ind. X. Inc. MCXLVII. Pont. III. Desi- derium quod. 48'.

Or. und Cop. Cart. de St.-Jean d'Amiens. Dep.-Arcli. Amiens.

1147, Mai 22. Paris.

Eugenius R(ogerio) abbati de Balantiis eiusque fratribus.

Dat. Parisius. XL Kl. lun. Ind. X. Inc. MCXLVII. Pont. III.

Desiderium quod. 48.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 11. Dep.-Arch. Amiens.

1147, Mai 26. Paris.

Eugenius Henrico abbati Fiscannensis monasterii. Dat. Parisius. VII. Kl. lun. Ind. X. Inc. MCXLVII. Pont. IIL

Licet ex iniuncto. 49. •> Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 88. Bibl. Ronen.

1147, September 14. Citeaux.

Eugenius Heinrico praeposito Salzburgensi eiusque fratribus canonicis quaedam confirmat iura ac possessiones, archidiaconatum ecclesiae Salisburgensis, plebesanam ecclesiam civitatis eiusdem, dotem et decimam ecclesiae Morzige, loca canonica Suben WiarC; Werde etc. Dat.' Cistercii. XVIII. Kl. Octbr. Ind. X. Inc. MCXLVII. Pont. IIL Quotiens illud.

Or. (Rep. XI) Staatsarch. Wien. 50.

1147, September 14. Citeaux.

Eugenius Henricum praej^ositum S. Roberti S alz bür- gen sis eiusque fratres sub apostolica pi-otectione suscipit, possessiones et iura confirmat. J. 6353. Dat. [ut supra]. Pie postulatio. 51.

Or. (Rep. XI) Staatsarcb. Wien.

1147, October 11. Auxerre.

Eugenius Alvidi abbatissae ecclesiae S. Petri Auvennia- censis eiusque sororibus. Dat. Altisiodori. V. Id. Octbr. Inc. MCXLVII. Pont. III. Piae postulatio. 52.

Cop. Cart. Avenaci. Bibl. Reims').

1148, Januar 28. Trier.

Eugenius monasterium Eberacense sub apostolica pro-

tectione suscipit, bona cius confirmat. J. 6380. Quotiens illud.

Or. Keichsarch. München. 53.

1) Gedr. bei: Paris, Hist. de l'abb. d'Aveney, II, 78. S. L.

Beiträge zu JafFe's Regesteusammlung. 93

1148, März 28 (?).

Eugenius monasterio de Augo. Dat. ... V (?). KI. April. Ind. XI Pie postulatio. 54.

Or. sehr zerstört. Dep -Arch. ßouen.

1148, Mai 17 (Lausanne).

Eugenius Gervasio abbati S. Marie de Monasterio elusque fratribus. Dat. XVI. Kl. lunii. Inc. MCXLVIII. Apostolicae sedis. 55.

Cop. Cart. de l'abbaye de l'Isle-en-Barrais. Dep.-Arcb. Nancy.

1150, März 21. Lateran.

Eugenius Rogerio abbati de Balantiis. Dat. Laterani. XII. Kl. April. Quod in nostra. 56.

Cop. Cart. de Tabbaye de Valloires p. 12. De'p.-Arch. Amiens.

1150, October 23. Segni.

Eugenius monasterio Eberacensi. J. 6530. lustis religiosorum desideriis. 57.

Or. Reichsarcb. München.

1150, October 23. Segni.

Eugenius monasterium S. Mariae de Wehtensvuinkel sub apostolica protectione suscipit, bona et iura confirmat. J. 6531. Religiosis desideriis. 58.

Or. Reichsarcb. München.

1151, Januar 13. Ferentino.

Eugenius (monasterium Weiss enauensej sub apostolica protectione suscipit, quaedam iura et bona eius confirmat. J. 6554. Rem dolendara quereris i). 5».

Or. -Nachbildung und beglaubigte Abschrift eines Vidimus, Reichs- arcb. München.

1152.

Eugenius Balduino abbati S. Amandi de Mareolo.

Datum deest^). Religiosis desideriis. 60.

Cop, Cart. de l'abbaye de Ste. -Marie de Bayelle p. 5(3, Bibl. Arras.

1152, März 26. "Segni.

Eugenius Eberharde archiepiscopo Salzburgensi. Meiller. Reg. p. 67 Nr. 59. Apostolice sedis dementia. ä1.

Or. (Rep. XI) Staatsarch. Wien.

1152, Mai 16, Segni.

Eugenius confirmat Ade, abbati Eberacensi, donationem fontis salis, ab Ewrardo, Pambergensi episcopo, eo tenore fäc- tam, quod monasterium Eberacense haberet medietatem utili- tatis, alteram vero monasterium Langhemme nse, preterea confirmat abbati silvam Stegerwalz cum Castro Stolbero. Dat. Signie. XVII. Kl. lunii. Lang. Reg. IV p. 736. Quae religionis ac. «2.

Or. Reichsarcb. München.

1) Fälschung. 2) Doch vergl. Gall. Christ. III, p 443 B.

94 Beiträge zu Jaflfe's Regestensammlung.

1152, Mai 16. Segni.

Eugenius Ade, abbati Langhemm ensi significat, se petitione Ade, abbatis Eberacensis, commotum, conürmare dona- tionem fontis salis ab Ewrardo Pambergensi episcopo eo tenore factam, quod uniimquodque monasterimii haberet medietatem utilitatis, Dat. Segnie. XVII. Kl. lunii. Quae religiosis locis.

Or. Reichsarch. München. 63.

1145__53.

Eugenius fratribus in monasterio S. Egidii apud pontem Andomari. Datum deest. Quociens illud a. 64.

Cop. Cart. S. Egidii de ponte Andomari p. 6. Bibl. Rouen.

1153, März 14. Lateran.

Eugenius R(ogerio) abbati de Balantiis eiusque fratribus.

Dat. Laterani. II. Idus Mart. Ind. I. Inc. MCLII. Pont. IX.

Religiosis desideriis. 65.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 11. Dep.-Arch. Amiens.

Anastasi US IV.

1153, December 10. Lateran.

Anastasius priori S. Aygulfi. Dat. Laterani. IV. Id. Decembr. Ind. IL Inc. MCLIII. Pont. I. ... Predecessoris nostri. 66.

Copie Inv. de Montier -la- Celle p. 59. De'p.-Arch. Troyes.

1154, April 13. Lateran.

Anastasius Ile(inrico) preposito et universo conventui de Bertrersgad, adhortatur eos bene et unanimiter vivere, et praebet auxilium contra perversos. Dat. Laterani. Id. April. Quibus est cor. CS*.

Or. Reichsarch. München.

1154, j\[ai 1. Lateran.

Anastasius monasterio Flaviniacensi. Dat. Laterani. Kl. Maii. Ind. IL Inc. MCLIIII. Pont. I. Effectum iuxta.

Cop. De'p.-Arch. Dijon. 68.

1154. Mai 8. Lateran.

Anastasius Hugoni abbati S. Remigii. Dat. Laterani. VIII (IX in B). Idus Mai. Que a fratribus. 69.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 57, B p. 17. Bibl. Reims.

1154, Juni 26. Rom. Sta. Maria Rotonda.

Anastasius fratribus monasterii S. Marie et S. lohannis de Fönte Tlieodori. Dat. Rome apud S. Mariam rotundam. VI. Kl. lul. Ind. IL Inc. MCLIV. Pont. L Religiosam vitam.

Cop. Cartul. mon. B. Marie sanctiqne lohannis de Fulcardimonte p. 4. Bibl. Rouen. 90.

Hadrian IV. 1154, December 19. St. Peter von Rom. Adrianus Hugoni abbati monasterii S. Remigii. Dat.

Beiträge zu Jaffe's Eegestensammlung. 95

Romae apud S. Petrum. XIV. Kl. lan. Ind. III. Inc. MCLIV. Pont. I. Licet super omnes. S'l.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 19, B. p. 22. Bibl. Reims.

1154, December 19. St. Peter von Rom. Adrianus H(ugoni) abbati S. Remigii, Dat. Romae apud S. Petrum. XIV. Kl. lan. In eminenti. S'2.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p. 24, Bibl. Reims.

1154, December 19. St. Peter von Rom.

Adrianus Coloniensi archiepiscopo, Leodiensi episcopo.

Dat. Romae apud S. Petrum. XIV. Kl. lan. Facile mi- norum. 93.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p, 25. Bibl. Reims.

1154, December 19. St. Peter von Rom.

Adrianus Hugoni abbati S. Reraigii. J. 6823. Ne in oblivionem. S'l.

Cop. Cart. de St.-Remi p. 25, Bibl. Reims.

1155, December 19. Benevent,

Adrianus monasterio Cellensi. Dat. Beneventi XIV. Kl. lan. Ind. IV. Ine, MCLV, Pont. II. . . . Vestris iustis postulationibus. S'5.

Cop. Invent. de Montier -la- Celle p, 53. De'p.-Arch. Troyes.

1155, December 19. Benevent.

Adrianus Petro abbati et loscelino priori S. Aygulfi.

Dat. Beneventi. XIV. Kl. lan. Ind. IV. Inc. MCLV. Pont. II.

... Predecessoris nostri. 9G,

Cop. Invent. de Montier -la- Celle p. 58 b, De'p.-Arch. Troyes.

1155, December 19. Benevent.

Adrianus abbati et priori de cella S. Sereni. Dat. Beneventi. XIV. Kl. lan. Ind. IV. Inc. MCLV. Pont. IL

Religiosis desideriis. 99.

Cop. Invent. de Montier- la- Celle p. 58 b. Dep.-Arch. Troyes.

1156, April 26 (21 ?). Benevent.

Adrianus Petro Gemmaticensi abbati. Dat. Bene- venti. VI (XI ?). Kl. Mail. Ind. IV, Ine, MCLVI. Pont. H.

Desiderium quod. 9^.

Cop. Cart. de Jumieges p. 58. Dep.-Arch. Ronen.

1156, December 11. Lateran.

Adrianus Richarde abbati de Berayo. Dat. Laterani.

III. Id. December Ind. V. Pont. III. Religiosis desideriis.

Cop. Chartes Norm, rec. par Le Brasseur p, 4, Bibl. Ronen. Jd.

1157, Januar 13. Lateran.

Adrianus Aldrico abbati S. Theoderici, Dat. Late- rani. Id. lan. Ind, V. Inc. MCLVI. Pont. III. Religio- sam vitam. 80.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 383. Bibl. Reims.

96 Beiträge zu Jaffe's Rcgesteiisammhmg.

1157, Februar 16. Lateran.

Adrianus monasterium Ah usunense sub apostolica pro- tectione suscipit, bona et iura confirmat, qua de re annis sin- gulis unura bizantium debet persolvere. J. 6968. Religiosam vitam eligentibus, *!•

Or. Reiclisarcb. München.

1157; Februar 17. Lateran.

Adrianus Eberhardo Salzburg ensi archiepiscoiso. Meiller. Reg. S. 78, Nr. 119. Cum ex iniuneto nobis. S'Ä.

Abschr. saec. 13/14 Cod. MS. 359, t. ], fol. 19. Staatsarch. Wien.

1155—1158, September 20. Rom.

Adrianus capellanis in Andezz, Ottoni comiti de Wol- forthausen et aliis communicat, se locum Andezz sub apostolica protectione suscipere, pertinentia et iura confirmare. Dat. Romae, p. m. Eusebii S. R. E. presbiteri. XII. Kl. Octobr. Ind. V. Inc. MCVIIII. Pont. XX. Ad hoc universalis»).

Abschr. vom 17. od. 18. Jahrh. MS. lat. 1385 p. 6 16, öffentliche Bibl. München. 83.

1154_59.

Adrianus Jacobo abbati ecclesiae omnium sanctorum quae in insula iuxta Cathalaunensem civitatem sita est. Datum deest. Religiosis votis. S*«

Cop. Cart. de Toussaint-en-rile p. 20. Dep.-Arch. Chälons-sur-Marne.

1157—1159, Januar 2. Laterani2).

Adrianus E(berhardo) Salzburgensi archiepiscopo. Meiller, Reg. S. 78. Nr. 118. Talis in partibus vestris.

Or. (Rep. XI) Staatsarch. Wien. ^ 85.

1157—1159, Februar 6. Lateran.

Ad rianus capitulum B e r t h e r s c a d m e n s e adhortatur, fraternam inter eos studere dilectionem servare et preposito obedire, Dat. Laterani, VIII. Idus Febr. Quod unam domum. *6'

Or. Reichsarch. München.

1157 1159, März 26. Lateran.

Adrianus Norberte abbati S. Petri de Wezinsbronnen eiusque fratribus. J. 7085. Quotiens a viris. ^f.

Or. Reichsarch. München.

Alexander III.

1161, December 9. Terracina.

Alexander Jacobo abbati ecclcsie omnium sanctorum de Insula. Dat. Terracine. V. Id. Dccemb. Ind. X. Inc. MCLXI. Pont. HI. Religiosis votis. 88-

Or. De'p.-Arch. Chälons - sur - Marne.

1) Fälschung. 2) Meiller Nr. 119 dürfte nicht genüg-en, um diese

Urk, auch in das Jahr 1157 zu setzen.

Beiträge zu JaflFe's Regestensammlung. 97

1162, Februar 26. Genua.

Alexander Letilino abbati Pontisariensis raonasterii.

Dat. Januae. IV. Kl. Mart. Inc. MCLXI. Pont. III. Religiosam vitani. 89.

Or. Dep.-Arch. Versailles. 1162, November 9. Tours.

Alexander Radulpho abbati et fratribus S. Eligii. Dat. Turoni. V. Idus Nov. Cum quidam e. 90.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 10. D^p.-Arch. Arras.

1162, November 26. Tours.

Alexander Rainherio abbati Alberipe. Dat. Turoni. VI. Kl. Decemb. Ind. XL Incarn. MCLXII. Pont. IV. _ Religiosam vitam. Ol.

Or. Dep.-Arch. Chaumont.

1163, April 20. Paris.

Alexander Lamberto abbati de Belle prato. Dat. Parisius. XII. Kl. Mai. Ind. XII. Inc. MCLXIII. Pont. IV.

Religiosis desideriis. 02.

Or. Dep.-Arch, Nancy.

1163, Mai 26. Tours.

Alexander Eustachio abbati S. loliannis baptiste super S ei lam. —Dat. Turoni. VII.Kl.Iun. Ind. XI. Inc. MCLXIII. Pont. IV. Religiosam vitam. 93.

Or. Dep.-Arch. Amiens.

1163, Mai 29. Tours.

Alexander E(berhardo) archiepiscopo Salis burgensi eiusque suflfraganeis de concilio Turonensi scribit etc. Meiller, Reg. S. 105 Nr. 241. Fervorem et constantiam. 94.

Or. (Rep. XI), Staatsarchiv Wien').

1163, August 4. Bourges.

Alexander Petro abbati Gemme ticensis monasterii. Dat. Bituricis. II Non. Aug. Ind. XL Inc. MCLXIII. Pont. IV.

Pie postulatio. 95.

Cop. Cart. de Jumieges p. 1 und 61. De'p.-Ärch. Ronen.

1164, Mai 10. Sens.

Alexander monasterio S. Petri de Montibus. Dat. Senonis VI. Id. Mai. Ind. XL Inc. MCLXIV. Pont. V. - Religiosis votis. 96.

Or. Dep.-Arch. Chälons-sur- Marne,

1164, Juli 28. Sens.

Alexander Samueli abbati S. ]\Iarie de Laude. Dat. Senonis. V. Kl. Aug. Ind. XII. Inc. MCLXIV. Pont. V. Quotiens illud. 9^.

Or. Dep.-Arch. Lille.

1) Bemerkt mag werden, dass die 3 Urk. eines Papstes Alexander für S. Georg, welche im Wiener Staatsarchiv in einem Vidimus v. J. 1578 aufbewahrt werden, nicht wie dort geschehen dem Tapste Alex. III, son- dern Alex. IV. zuzuschreiben sind.

Neues Archiv etc. VII. 7

98 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung.

1164, October 16. Sens.

Alexander filiis infirmis fratribus in eeelesia S. Egidii apud pontem Andomari. Dat. Senonis. XVII. Kl. Nov.

lustis petentiiim, 98.

Cop. Cart. S. Egidii de Ponte Andomari p. 9. Bibl. Rouen.

1164, November 19. Sens.

Alexander lohanni abbat! eiusqiie fratribus Marceniensi-

bus. Dat. Senonis. XIII. Kl. Dec. lustis postulancium.

Cop. Cart. de Marchiennes. Dep.-Arch. Lille. 99.

1165, Januar 13. Sens.

Alexander Petro abbati monasterii S. Remigii. Dat. Senonis. Idus lan. Ind. XIII. Ine. MCLXIV. Pont. VI").

Pie postulatio. lOO.

Cop. Cart. de St.-Remi A p. 23, B p. 29. Bibl. Reims.

1165, Januar 21. Sens.

Alexander monasterio Cellensi. Dat. Senonis. XII. Kl. Febr. Ind. XIII. Inc. I^ICLXIV. Pont. VI. . . . Prede- cessorura nostrorum. lOl.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 53 b. Dep.-Arch. Troyes.

1165, März 8. Sens.

Alexander Drogoni abbati monasterii S. Petri de Cella.

Dat. Senonis. VIII. Id. Marcii. Ind. XIII. Inc. MCLXIV. Pont. VI. Quotiens illud. lOS.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 59. Dep.-Arch. Troyes.

1165, März 13. Sens.

Alexander Galtero abbati S. Petri de Selincuria eius- que successoribus. Dat. Senonis. III. Idus Mart. Ind. XIII. Inc. MCXLIV. Pont. VI. Pie postulatio. 103.

Cop. Cart. ecclesiae S. Petri Selincuriensis Nr. 528 p. 1. Bibl. Amiens.

1166 (?), Juni 11. Lateran.

Alexander U(rso) abbati et fratribus monasterii de Balan- tiis. Dat. Laterani. III. Idus lun. Ea quae. 104.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 7. Dep.-Arch. Amiens.

11G7— 69, October 9. Benevent.

Alexander capitulo Lingonensi. Dat. Beneventi. VII. Idus Octobr. lustis petentium. 105.

Or. Dep.-Arch. Chaumont.

1167—69, October 28. Benevent.

Alexander G(ualtero) Lingonensi episcopo. Dat. Beneventi. V. Kl. Nov. Ad commissi tibi. 106.

Or. Dep.-Arch. Chaumont.

1168-69, Februar 5. Benevent.

Alexander abbati et fratribus S. Nichasii. Dat. Bene- venti. Non. Febr. Ex litteris. toy.

Cop. Cart. de St.Nicaise Nr. 132. Bibl. Reims.

1) Durch~diese Urk. werden auch Jaffe 7419, 7420 in das Jahr 1165 verwiesen.

Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung. 99

1168—69, Mai 30. Benevent.

Alexander canonicis S. Trinitatis. Dat. Beneventi. III, Kl. lunii. Ex litteris. 10§.

Cop. Cart. de la Trinite de Chälons - sur- Marne p. 2. Dep.-Arch. Chälons - sur - Marne.

1169, Januar 15. Benevent.

Alexander Ugoni abbat! monasterii S. Mariae de Insula eiusque fratribus. (Met sous la protection du saint siege le monastere avec toutes ses dependances.) Dat. Beneventi. XVIII. Kl. Febr. Ind. II. Inc. MCLXVIII. Pont. X. Religiosam vitam. 109.

Cop. Cart. de l'abbaye de l'Isle an Barrois p. 797, 1089. De'p.- Arcb. Bar-le-Duc.

1169, November 10. Benevent.

Alexander abbati monasterii Valcellarum. Dat. Bene- venti. IV. Id. Novemb. Ind. III. Inc. MCLXIX. Pont. XI.

Pie postulatio. HO.

Or. Dep.-Arch. Lille.

1170, Februar 13. Benevent,

Alexander abbati Pontisariensi. Dat. Beneventi. Id. Februar. Ind. III. Inc. MCLXVIIII. Pont. XI. Quotiens illud. 111.

Or. Dep.-Arch. Versailles.

1170, März 25. Veroli.

Alexander filiis Eustachio abbati S. Petri de Selin- curia eiusque fratribus. Dat. Verulis. VIII, Kl. April. Cum inter vos. 112.

Cop. Cart. ecclesie S. Petri Selincuriensis Nr. 528 p. 3. Bibl. Amiens.

1170, März 30. Veroli.

Alexander Waltero episcopo Lingonensis ecclesiae. Dat. Verulis. III. Kl. April. Ind. IIL Inc. MCLXX. Pont. XL

In eminenti apostolicae sedis. 113.

Or. Dep.-Arch. Chaumont.

1170, April 20. Veroli.

Alexander Stephane abbati ecclesiae S. Mariae Viconi- ensis eiusque fratribus. Dat. Verulis. XII. Kl. Maii. Ind. III. Inc. MCLXX. Pont. XL Quotiens illud. 114.

Or. De'p.-Arch. Lille.

1170, Mai 10. Veroli.

Alexander Radulpho decano et canonicis Ambianensibus.

Dat. Verulis. VI. Idus ]\Iai. lustis petentium. 115.

Cart. du Chapitre d'Amiens I p. 44, II p. 77. De'p.-Arch. Amiens.

1170, September 7. Veroli.

Alexander Radulpho decano et canonicis Ambianensibus.

Dat. Veridis. VII. Id. Sept. lustis petentium. 116.

Cart. du Chapitre d'Amiens I p. 43, II p. 76. Dep.-Arch. Amiens.

100 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung.

1170, December 23. Tusculum.

Alexander Tohanni abbati monasterii S. Petri Corbeiensis.

Dat. Tusculani. X. Kl.Ian. Ind. IV. Inc. MCLXX. Pont. XII.

Apostolicae sedis. liy«

Or. Dep.-Arch. Amiens.

1170— 72(?), October 21. ^ Tusculum.

Alexander decano et capitulo Rothomagensi. Dat. Tusculani. XII. Kl. Nov. Ad hoc intentio. 118.

Cop. Cart. de l'eglise cath. de Rouen p. 94. Bibl. Ronen.

1170_72(?), November 17. Tusculum.

Alexander decano et cantori Remensis ecclesiae. Dat. Tusculani. XV. Kl. Dec. Querelam canonicorum. 119.

Cop. Cart. de la Trinite de Chälons -sur- Marne p. 11. Ddp.-Arch. CLälons - sur - Marne.

1170— 72(?), December 9. Tusculum.

Alexander preposito, Fulconi decano, Gregorio cantori et capitulo Remensi. Dat. Tusculani. V. Idus Decembr. Quae a prelatis. 1«0.

Cop. Cart. du Chapitre. G. p. 3. Bibl. Reims.

1171— 72(?), Januar 8. Tusculum.

Alexander decano et capitulo Lingonensi. Dat. Tusculani. VI. Idus lanuar. lustis petentium. 121.

Or. D6p.-Arch. Chaumont.

1171— 72(?), März 10. Tusculum.

Alexander M(anassi) decano et capitulo Lingonensi. Dat. Tusculani. Vi. Idus Mart. lustis petentium desideriis.

Or. Dep.-Arch. Chaumont. , 13*.

1171— 72(?), Mai 7. Tusculum.

Alexander abbati et fratribus Viconiensibus. Dat. Tusculani. Non. Mali. lustis petentium. 1«3.

Cop. Cart. de Vicogne Nr. 92. Dep.-Arch. Lille.

1171— 72(?), Mai 12. Tusculum.

Alexander Petro abbati et fratribus S. Remigii. Dat. Tusculani. IV. Idus Mai^). Religiosorum votis. 1«1.

Cop. Cart. de St.-Remi A p. 52, B p. 33. Bibl. Reims.

1171— 72(?), Mai 13. Tusculum. _

Alexander Stepliano Viconiensis ecclesiae abbati. Dat. Tusculani. III. Idus Maii. lustis petentium. 1«5.

Cop. Cart. de Vicogne Mr. 91. Dep.-Arch. Lille.

1171_72(?), Juni 15. Tusculum.

Alexander Piligrimo abbati S. Pauli in Carintliia eius- que monasterio ecclesiam S. Martini confirmat. Fontes rer. Austr. Dipl. XXXIX, 89, Nr. 14. Dat. Tusculani. XVII. Kai. lul. lustis petentium desideriis, 12«.

Or. (Rep. I) Staatsarch. Wien.

1) Vergl. Jafft^ 8101.

Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung. 101

1171-72, Juli 29. Tusculum.

Alexander R(adulpho) decano et capitiilo ecclesiae Am- bianensis. Dat. Tusculani. IV. Kl. Aug. In liis quae.

Cop. Cart. du Chapitre d'Amiens I p. 100, II p. 111. Dep.-Arch. Amiens. 137.

1172, Februar 26. Tusculum.

Alexander Galando abbat! S. Auberti eiusque fratribus.

Dat. Tusculani. V. Kl. Martii. Ind. V. Inc. MCLXXI. Pont. XIII. Ofticii nostri. 128.

Or. im Dep.-Arch. Lille.

1172, Februar 29. Tusculum.

Alexander Heriberte abbati S. Theoderici. Dat. Tusculani. IL Kl. Mart. Ind. V. Inc. MCLXXI. Pont. XIIL

Desiderium quod. 12».

Cop. Cart. de St.-Thierry fol. 388. Bibl. Keims.

1172, April 20. Tusculum.

Alexander lohanni abbati Marcianensis monasterii. Dat. Tusculani. XII. Kl.Mad. Ind. V. Inc.MCLXXIL Pont. XIIL

Religiosam vitam. 130.

Or. De'p.-Arch. Lille.

1172, November 28. Tusculum.

Alexander Alelmo abbati monasterii de Valcellis. Dat. Tusculani. IV. Kl. Dec. Ind. V. Inc. MCLXXII. Pont. XIIL

Religiosam vitam. 131,

Or. Dep.-Arch. Lille.

1173_74, Juli 15. Anagni.

Alexander preposito, Fulconi decano et capitulo Remensi.

Dat. Anagniae. Idus lulii. Pervenit ad nos. 132.

Cop. Cart. du Chapitre G. p. 1. Bibl. Reims.

1174, März 9. Ferentino.

Alexander Galando abbati S. Auberti eiusque fratribus.

Dat. Ferentini >). VII. Idus Martii. Ind. VII. Inc. MCLXXI V. Pont. XV. Religiosam vitam. 133.

Or. Dep.-Arch. Lille.

1174, April 4. Anagni.

Alexander lohanni abbati monasterii S. Mariae de N oge n t o eiusque fratribus. Dat. Anagnie. IL Non. April. Ind. VII. Inc. MCLXXIV. Pont. XV. Religiosam vitam 2). 134.

Cop. Chronicon de Nogento p. 238. De'p.-Arch. Laon.

1174, Mai 20. Anagni.

Alexander Henrico abbati Fiscannensi. Dat. Anagnie. XIII. Kl. lunii. Ind. VII. Incarn. MCLXXIV. Pont. XV. Licet ex iniuncto. 135.

Cop. Cart. abb. Fiseann. p. 96. Bibl. Rouen.

1) Die Ortsangabe weist auf das Jahr 1175, weswegen es dort auch wohl einzureihen ist. 2) Vergl. Jaffe' 8311.

102 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung.

1159 75; December 11. Anagni.

Alexander Galando abbati couventus S. Aubertl. Dat. Anagnie. III. Idus Dec. Qui iustis. 136.

Or. Dep.-Arch, Lille.

1175, Februar 23, Ferentino.

Alexander Hugoni abbati monasterii S. Mariae Baian- tiar um eiusque fratribus. Dat. Ferentini. VIT. Kl. Mart. Ind. VIII. Inc. MCLXXIV. Pont. XVI. Religiosam vitara.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 5. De'p.-Arcb. Amiens. ISy.

1175, Mai 4. Ferentino.

Alexander Hugoni abbati monasterii S. Marie Fulc ar di- montis. Dat. Ferentini. IV. Non. Maii. Ind. VIII. Inc. MCLXXV. Pont. XVI. Religiosis desideriis. 138.

Cop. Cart. mon. B. Mariae sanctique lohannis de Fulcardimonte. Bibl. Rouen.

1175, Juni 19. Ferentino.

Alexander capitulo Remensis ecclesiae. Dat. Feren- tini. XIII. Kl. lulii. Commodis et profectibus. 139.

Cop. Cart. du Cbapitre B. p. 649, G. p. 1. Bibl. Reims.

1175, August 23. Ferentino.

Alexander Samueli abbati S. Marie de Laude. Dat. Ferentini. X. Kl. Sept. Ind. VIII. Inc. MCLXXV. Pont. XVI. Religiosam vitam. 140.

Or. De'p.-Arcb. Lille.

1175, December 24. Anagni.

Alexander abbatissae Dodoniensis ecclesiae eiusque sororibus. Dat. Anagniae. IX. Kl. lan. Ind. . . . Inc. MCLXXV. Pont. ... Prudentibus virginibus. 141.

Or. sebr zerstört. De'p.-Arcb. Lille.

1160—78, Januar 10. Anagni.

Alexander abbati et fratribus Dervensis monasterii. Dat. Anagniae. IV. Id. lan. Ex ministerio suscepti. 14Ä. Or. im De'p.-Arcb. Cbautnont.

1160—76, März 1. Anagni.

Alexander abbati et capitulo S. Remigii Remensis. Dat. Anagniae. Kl. Marcii. Cum circa nos. 143.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 52. Bibl. Reims.

1166—76, März 28. Anagni.

Alexander canonicis S. N i ch o la i. Dat. Anagniae. V. Kl. April. Iustis petentium. 144.

Cop. Cart. de la Trinite de Chälons-sur- Marne. Dep.-Arcb. Cbä- lons - sur- Marne.

1160—76, Mai 6. Anagni.

Alexander D e r V c n s i abbati. Dat. Anagniae. II. Non. Mai. Cum dilectis filiis. *45.

Cop. Cart. de Montier -en- Der II p. 41b. Dep.-Arcb. Cbaumoiit.

Beiträge zu Jaffe's Regestensainmluug. 103

1160—76, Mai 13. Anagni.

Alexander abbati et fratribus Valc eilen sibus. Dat. Anagniae. III. Idus Mai. Ex litteris. 146.

Cop. Cart. de Vaucelles p. 28. De'p.-Arcli. Lille.

1173(?) 76, December 1. Anagni.

Alexander abbati et fratribus raonasterii de Gardo. Dat. Anagniae. Kl. Dec. lAy.

Or. Dep.-Aich. Amiens.

1174—76, Februar 8. Anagni.

Alexander abbati et fratribus S. Theoderici. Dat. Anagniae. VI. Id. Febr. Pia desideria. 148.

Cop. Cart. de St.-Thieny p. 380. Bibl. Eeims.

1174(?)— 76, April 20. Anagni.

Alexander Herberte abbati et fratribus S. Theoderici.

Dat. Anagniae. XII. Kl. Mai. Religiosam vitam. 149.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 414. Bibl. Reims.

1176, April 23. Anagni.

Alexander Flandrinae abbatissae monasterii S. Mariae de Bertolcort. Dat. Anagnie. IX. KI. Mad. Ind. IX. Inc. MCLXXVI. Pont. XVII. Suscepti regirainis. 150.

Or. im D^p.-Arch. Amiens.

1176, December 31. Benevent.

Alexander Heriberto abbati S. Theoderici. Dat. Beneventi. II. Kl. lan. Ind. X. Inc. MCLXXVIl. Pont. XVIII.

Religiosam vitam. 151.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 407. Bibl. Reims.

1177, April 24. Ferrara.

Alexander monasterio S. Pauli Bisontinensis. Dat. Ferrariae. VIII. Kl. ]\Iaii. Ind. X. Inc. MCLXXVII. Pont. ... Et divinis preceptis. 15Ä.

Or. Dep.-Arch. Besanijon.

1177, Mai 20. Rialto von Venedig.

Alexander P(etro) abbati et fratribus Gorziensibus. Dat. Venetiis in Rivo alto. XIII. Kl. lun. lustis petentium.

Or. Bez.-Arch. Metz. 153.

1177, Mai 29. Rialto von Venedig.

Alexander filiis infirmis Lingonensis ecclesiae. Dat. Venetiis in Rivo alto. V. Kl. lun. Ex susceptae, 154. Or. Dep.-Arch. Chaumont.

1178, April 21. Lateran.

Alexander Alardo abbati monasterii Triura Fontium.

Dat. Laterani. XL Kl. Mad. Ind. XL Inc. MCLXXVIIL Pont. XIX. Religiosam vitam. 155.

Or. Dep.-Arch. Chälons-sur- Marne.

104 Beiträge zu Jafte's Regestensammlung.

1178, April 23 (?). Lateran (?).

Alexander R e m e n s i archiepiscopo tit. S. Sabinae, Cata- laujiensi et Tulensi episcopis. Dat. Laterani(?). IX. Kl. Madü (?) 1). Audivimus et. 15«.

Or. Dep.-Arch. Chälons-sur -Marne.

1178, August 25. Tusculuni.

Alexander abbat! Novillarensis monasterii. Dat. Tusculani. VIII. Kl. Sept. Ind. XL Inc. MCLXXVIIL Pont. XVIII. Religiosam vitam. 157.

Cop. Bez.-Arch. Metz.

1166—79, März 7. Lateran.

Alexander Rain ardo sacerdoti (Thietmarscellensi?). J. 8633. Apostolice sedis dementia. 158.

Or. Reichsarch. München.

1166-79, März 7. Lateran.

Alexander abbati et capitulo S. P e t r i de W e 1 1 i m b r o u- nen. J. 8634. Pia desideria. 159.

Or. Reichsarch. München. 1166—79, April 1. Lateran.

Alexander A(lberto) Frisingensi episeopo. J. 8640. Que in sacris. 160.

Or. Reichsarch. München.

1178—79 (?), Juli 4. Lateran.

Alexander W(ilhelmo) Remensi, S. Savinae cardinali, apostolicae sedis legato, Rothomagensi archiepiscopis eorum- que suffraganeis et abbatibus, archidiaconibus, praepositis^ pri- oribus et presbiteris in eorum episcopatibus. Dat. Laterani. IV. Non. lulii. Audivimus et. 1«1.

Cop. Cart. mon. B. Mariae sanctique lohannis de Fulcardimonte p. 8. ßibl. Ronen.

1179, Januar 12. Tuscidum.

Alexander Herberte abbati monasterii S. Theo der iei.

Dat. Tusculani. IL Idus lanuar. Ind. XL Inc. MCLXXVIIL Pont. XX. Religiosam vitam. 162,

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 393. Bibl. Reims. 1179, Januar 17. Tusculum.

Alexander monasterio S. Godeardi Hildeneshemmenensis. J. 8660. Effectum iusta postulantibus. 163.

Or. Staatsarch. Hannover.

1179, Februar 27. Lateran.

Alexander Petro abbati monasterii de Recluso. Dat. Laterani. III. Kl. Marcii. Ind. XII. Inc. MCLXXVIIL Pont. XX.

Religiosam vitam. 164.

Cop. Cart. de Rechise p. 1. De'p.-Arcli. Chälons -sur- Manie.

1) Vergl. die vorige Nummer. Vermuthlich 1179, wo er sich in der Umgebung des Papstes befindet; vgl. unten 14. April 1179. S. L.

Beiträge zu Jaffe's Eegesteusammlung. 105

1179, April 2. Lateran.

Alexander I(ngelranno) decano et capitnlo Ambianensi.

Dat. Laterani. IV. Non. April. Ea quae inter. 165.

Cop, Cart. du Chapitre d'Amiens I p. 45, II p, 78. Dep.-Arch. Amieus.

1179, April 3. Lateran.

Alexander capitulo Eistetensi: ecclesiam eins sub apo- stolica protectione suscipit, bona et iura confirmat. Dat. Laterani, III. Non. Aprilis. Ind. XII. Inc. MCLXXVIIII. Pont. XX. Effectum iusta. 166.

Or. Reichsarch. München.

1179, April 4. Lateran.

Alexander monasterium Ebersperchense sub apostolica protectione suscipit, bona et iura confirmat. Dat. Laterani, II. Non. Aprilis. Ind. XII. Inc. MCLXXVIIII. Pont. XX.

Quotiens a nobis. 16S'.

Transsumpt und Vidimus Reichsarch. München.

1179, April 14. Lateran.

Alexander W(ilhelmo) Remensi archiepiscopo, tit. S. Sa- binae cardinali, apostolicae sedis legato, eiusque suffraganeis.

Dat. Laterani. XVIII. Kl. Mai. Audivimus et audientes ').

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 6. Dep.-Arch. Amiens. 16S.

1179, April 19. Lateran.

Alexander episcopis, abbatibus et universis ecclesiarum praelatis per Salzburgensem provinciam: 'Experti constantiam fidei . . . (Conradi) archiepiscopi vestri, apostolicae sedis legati in provincia vestra et prius in aliis officium legationis commi- simus^) . . . Verum ad apostolicam novissime sedem accedens^) sua nobis insinuatione monstravit, quod cum vobis tanquam gregi proprio teneatur, in provincia vestra dumtaxat esse vole- bat officio legationis contentus . . . Nos itaque ... in prae- scripta provincia officium legationis (ei) commisimus'. Dat. Laterani, XIII. Kl. Madii. Ad oranes ecclesie. 169.

Or. (Rep. IX, Stat. 1) Staatsarch. Wien.

1179, Mai 4. Lateran.

Alexander Adae abbati monasterii S, Andreae de Novo Castello eiusque fratribus. Dat. Laterani. IV. Non. Mai. Ind. XII. Inc. MCLXXIX. Pont. XX. - Piae postulatio.

Or. Dep.-Arch. Lille. ±70.

1179, Mai 25. Lateran.

Alexander Hugoni primicerio ecclesiae S. Stephani Metensis eiusque fratribus. Dat. Laterani. VIII. Kl. lun. Ind. XII. Inc. MCLXXIX. Pont. XX. Ideo licet, l^l.

Or. Bez.-Arch. Metz.

1) Gedr. Henriquez Fascicul. SS. ord. Cisterc. I, 38. S. L. 2) Vergl. auch die Urk. v. 12. April 1160—1176. 3) Vergl. Meiller Reg. 133.

106 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung.

1179, August 18. Seg-ni.

Alexander archiepiscopis et episcopis. Dat. Signie. XV. Kl. Septerabr. Cura nos. 1^2.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p. 35. Bibl. Reims.

1179, November 6. Anagni.

Alexander monasterio S. Vincencii. Dat. Anagniae. VIII. Id. Nov. Ind. XIII. Inc. MCLXXIX. Pont. XXI. Effectum iusta. ±93.

Or. Dep.-Arch. Besau^on.

1179, November 6. Anagni,

Alexander Nicholao abbati monasterii S. Petri siti in loco qui vulgo dicitur Mansue Corbonie. . Dat. Anag- niae. VIII. Id. Novembr. Ind. XIII. Inc. MCLXXVIII. Pont. XXI. Effectum iusta. 1»4.

Cop. Dep.-Arch. Troyes.

1179, December 14. Velletri.

Alexander Sibotoni praeposito et canonicis S alz bürge n- sis ecclesiae ecciesiam S. Martini a Salzburgensi archiepi- scopo eis adiudicatam confirmat. Dat. Velletri, XVIIII. Kl. lan. Ea que iudicio. 1^5.

Or. (Rep. XI) Staatsarch. Wien.

1178-80, September 27. Tusculum. Alexander W(ilbelmo) Remensi archiepiscopo, apostolice sedis legato. Dat. Tusculani. V. Kl. Octobr. Quante sint. Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 7. De'p.-Arch. Amiens. 176»

1180, April 12. Velletri. _

Alexander abbati et capitulo de Fulcardira onte. Dat. Velletri. IL Idus April. Ex rescripto compositionis.

Cop. Cart. mon, B. Marie sanctique lohannis de Fulcardimonte p. 10. Bibl. Ronen. lyy.

1180, Juni 17. Tusculum.

Alexander abbati monasterii S. Quinti(ni) eiusque fra- tribus. Dat. Tusculani. XV. Kl. lulii. Ind. XIII. Inc. MCLXXXI. Pont. XXI. Religiosara vitam. 178.

Cop. Histoire de l'abbaye du Mont St.-Quentin p. 137. De'p.-Arch. Amiens.

1180, November 15. Tusculum.

Alexander Bonardo abbati S. IMariae de Stagno. Dat. Tusculani. XVII. Kl. Dec. Ind. XIII (?). Inc. MCLXXX. Pont. XXII. Religiosam vitam. ly».

Or. Dep.-Arch. Bar-le-Duc.

1159-81.

Alexander Wilhelmo abbati monasterii Oycns is. Datum deest. Desiderium quod. 180.

Cop. Cart. de l'abbaye d'Oye. Dep.-Arch. Troyes.

Beiträge zu Jaffd's Regestensammlung, 107

1166—81.

Alexander Eustachio abbati de monte S. Eligii eiusque fratribus. - Datum deest. Piae postulatio, 181.

Cop. Cart. d'Aubigny p, 5. Dep.-Arch. Arras.

1169-81.

Alexander D(esiderio) Morinorum episcopo. Datum deest. Licet et te. 182.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 7. De'p.-Arch. Amiens.

1171—81, Januar 20. Tusculum.

Alexander priori et monachis S. Aygulphi. Dat. Tusculani. XIII. Kl. Febr. Pervenit ad nos. 183.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 59. De'p.-Areh. Troyes.

(1171)— 81, Februar 18. Tusculum.

Alexander Petro abbati et fratribus S. Remigii Remensis.

Dat. Tusculani. XII. Kl. Martii i). lustis petentium.

Cop. Cart de St.-Remi A. p. 53, B. p. 28, Bibl. Reims. 184.

(1171) -81, Februar 21. Tusculum.

Alexander Petro abbati et fratribus S. Remigii. Dat. Tusculani. IX. Kl. Martii.»). Rationabiles et.^) 185.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 76, B. p. 33. Bibl. Reims.

(1171)— 81, Februar 26. Tusculum.

Alexander Petro abbati et fratribus S. Remigii. Dat. Tusculani. IV. Kl. Martii *). Si quando ab. 186.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p. 35. Bibl. Reims.

1161—81, März 17. Tusculum.

Alexander capitulo Metensis ecclesie. Dat. Tusculani. XVI. Kl. April. Quae a viris. I8y.

Gr. Bez.-Arch. Metz.

1181, Februar 26. Tusculum.

Alexander monasterio S. Lazari Cameracensis. Dat. Tusculani. IV. Kl. Marcii. Ind. IX (?). Inc. MCLXXX. Pont. XXII. Cum . . . 188.

Or. sehr beschädigt. De'p.-Arch. Lille.

1181, März 15. Tusculum.

Alexander Petro abbati monasterii S. Remigii. Dat. Tusculani. Id. Martii. Ind. XIV. Inc. MCLXXX. Pont. XXIL

Cum de sacrae. 189.

Cop. Cart. de St.-Remi B. p. 26, C. p. 7. Bibl. Reims.

Victor IV. 1160, November 19, Pavia.

Victor eccl. Hild. J. 9384. Im Original in Hannover steht XIII. Kai. Dec. 1»0.

1) Vergl. die Urkunde vom 15. März 1181. 2) J. 8033?

108 Beiträge zu Jaffe's Regestensammluug.

Paschalis III.

1166, November 18. Viterbo.

Pascalis Gregorio Horembacensi abbat! confirmat decisionem controversie de fundo Wazehiheim, ab Illino Treve- rorum archiepiscopo et apostolice sedis legato factam. Dat. Viterbii. XIIII. Kl. Dec. Ind. XV. Inc. MCLXVII. Pont. III. lustum ac rationabile. 191.

Or. Reicbsarch. München.

Lucius III.

1182, Januar 23. Lateran.

Lucius Garnerio abbati ecclesie S. Petri Stivagiensis eiusque fratribus. Dat. Laterani. X. Kl. Feb. Ind. XV. Inc. MCLXXXI. Pont. I. lusticie ratio exigit. 192.

Or.-Nachbildnng. Bibl. Nancy.

1182, Februar 13. Lateran.

Lucius Theobaldo decano et canonicis S. Mariae et S. Amandi Duacensis. Dat. Laterani. Idus Febr. Ind.

XV. Inc. MCLXXXI. Pont. I. Quotiens a nobis. 193.

Or. Dep.-Arch. Lille.

1182, Februar 16. Lateran.

Lucius abbati et fratribus S. Theoderici. Dat. Late- rani. XIV. Kl. Marcii. lustis petentium, 194. Cop. Cart. de St.-Thierry p. 416. Bibl. Reims.

1182, März 7. Lateran.

Lucius abbati Fiscannensi. Dat. Laterani. Non. Martii. Cum monasterium. 195.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 98. Bibl. Konen.

1182, März 17. Lateran.

Lucius W(ilhelmo) Remensi archiepiscopo, S. Sabinae cardinali, et suffraganeis eins et abbatibus, archidiaconibus, prepoäitis in eorum episcopatibus constitutis. Dat. Laterani.

XVI. Kl. April. 196.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 8. Di'p.-Arcli. Amiens.

1182, April 30. Velletri.

Lucius Rogcrio abbati Trium Fontium. Dat. Velletri. IL Kl. Mad. Ind. XV. Inc. MCLXXXII. Pont I. Reli- giosam vitam. 19S'.

Or. Dep.-Arch. Chälons - siir- Marne.

1182, Mai 9. Velletri.

Lucius Conrado archiepiscopo Salzburgensi. J. 9478;

Meiller Reg. p. 140 Nr. 53. Pastoralis officii consideratione.

Or. (Rep. IX) Staatsarch. Wien. 198.

1182, Mai 14. Velletri.

Lucius monasterium Hagenense sub apostolica protec- tione suscipit, translationem ad aptiorem locum, qui Rubra

Beiträge zu Jaflfe's Regestensammlung. 109

ecclesia dicitur, bona, iura confirmat. Dat. Velletri. II. Idus Madii. Ind. XV. Inc. IMCLXXXII. Pont. I. Si quando postulatur. 199.

Or. Staatsarcii. Idstein

1182, Mai 15. Velletri.

Lucius monasterio Cisterciensi. Dat. Velletri. Id. Madii. Ind. XV. Inc. MCLXXXII. Pont. I. Religiosara vitam.

Cop. Liber gen. priv. ord. Cist. p. 104. Bibl. Dijon. !300.

1182, December 23. Velletri.

Lucius Guntero abbati monasterii S. Mariae de Insula eiusque fratribus. Dat. Velletri. X. Kl. lanuar. Ind. I. Inc. MCLXXXII. Pont. IL Religiosam vitam. 201.

Cop. Cart. de l'abbaye de l'Isle en Barrois p. 1093. Dep. -Arch. Bar-le -Duc.

1182, December 23. (Velletri.)

Lucius Petro abbati monasterii Belliprati. Dat.

Velletri. X. Kl. lan. Ind. I. Inc. MCLXXXII (?). Pont. IL

Religiosam vitam. SOtf.

Or. De'p.-Arch. Nancy. 1182, December 23. Velletri.

Lucius canonicis S. Mariae Virdunen sis. Dat. Velletri. X. Kl. lan. Ideo sumus licet, 203.

Cop. Cart. de la cathe'drale de Verdun p. 134. Bibl. Verdun.

1182—83, März 26. Velletri.

Lucius R(adulfo) decano et capitulo Remensi. J. 9506.

In eo sumus. 304.

Cop. Cart. du Chapitre B. p. 54, G. p. 1, 51. Bibl. Reims. 1182—83, März 31. Velletri.

Lucius abbati et fratribus S. Theodori. Dat. Velletri. IL Kl. April. Effectum iusta. 205.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 412. Bibl. Reims.

1182—83, April 8. Velletri.

Lucius abbati et monachis S. Sepulcri. Dat. Velletri. VI. Id. April. Quotiens ab apostolica. 206.

Or. im De'p.-Arch. Lille.

1182—83, Mai 5. Velletri.

Lucius S(yraoni) abbati et conventui monasterii S. Remigii.

Dat. Velletri. III. Non. Maii, Ea quae iuris. Ii07.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 74, B. p. 40. Bibl. Reims.

1182-83, Mai 10. Velletri.

Lucius P(etro) abbati et fratribus S. Remigii. J. 9516.

Piae postulatio. 208.

Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 5, B. p. 36, C. Nr. 35. Bibl. Reims. 1182-83, Mai 13. Velletri.

Lucius priori et fratribus S. Tliomae de Vienna. Dat. Velletri. III. Idus Madii. Locorum venerabilium.

Cop. Cart. de St.-Remi C. p. 9. Bibl. Reims. 209.

110 Beiträge zu Jaffe's Regesteusammlung.

1182-83, Mai 14. Velletri.

Lucius archidiaconibus et decanis per Remensem pro-

vinciam. Dat. Velletri. II. Id. Mai. Quotiens laicorum.

Cop. Cait. de St.-Remi B. p. 41. Bibl. Reims. 210.

1183, Februar 14. Velletri.

Lucius Lugdunensi archiepiseopo et suffraganeis eius etc.

Dat. Velletri. XVI. Kl. Martii. Audivimus et audientes.

Or. Fonds d'Auberive. Dep.-Arch. Chaumont. »11.

1183, März 7. Velletri.

Lucius abbati et fratribus S. Nichasii. Dat. Velletri. Non. Mart. Quae monasteriis. ÄIÄ.

Cop. Cart. de St.-Nicaise Nr. 133. Bibl. Reims.

1183, April 28. Velletri.

Lucius Martino abbati et canonicis ecclesiae Mareolis.

Dat. Velletri. IV. Kl. Mai. Ind. I. Inc. MCLXXXIIL Pont. II. Piae postulatio. Ä13.

Cop. Cart. de l'abbaye de Ste. -Marie de Bayelle. fol. 57. Bibl. Arras.

1183, April 30. Velletri.

Lucius monasterium S. Mariae de Guindeberge sub apostolica protectione suscipit, bona et iura confirmat. J. 9548.

EfFectum iusta. 214.

Or. Reichsarch. München.

1183, November 10. Anagni.

Lucius W(ilhelmo) R e m e n s i archiepiseopo et suffraganeis eius episcopis et archidiaconis, praepositis et decanis in Remensi provincia constitutis. Dat. Anagnie. IV. Idus Nov. 215.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 9. De'p.-Arch. Amiens.

1183, November 27(?). Anagni.

Lucius abbati et fratribus Fiscannensibus. Dat. Anagniae. V(?). Kai. Dec. Quanto spetialius. 216.

Or. Ddp.-Arch. Rouen.

1183, November 27. Anagni.

Lucius monasterio Ebracensi confirmat propter impro- bitatem quorundam archidiaconorum, sicut nulli tenetur laborum seu nutrimentorum decimas solvere, ita nuUus ab eo debeat decimarum decimas extorquere. J. 9569. Cum apostolice sedis.

Or. Reichsarch. München. Sl?«

1183, December 31. Anagni.

Lucius abbati et fratribus S. Theoderici. Dat. Anagniae. II. KI. lan. lustis petentium. 218.

Cop. Cart. de St.-Thierry p. 382. Bibl. Reims.

1184, März 9. Anagni.

Lucius abbati et canonicis Viconionsibus. Dat. Anagniae. VII. Idus Martii. Cum ex iniuncto. 219.

Cop. Cart. de Vicogne. Nr. 93. De'p.-Arch. Lille.

Beiträge zu Jaflfe's Regestensammluug. 111

1184, April 30. Veroli. Lucius mandat omnibus prelatis, ut prohibeant, ne quis in illos, qui ad domos fratrum lerusalemitani hospitalis fugiunt, vel in res eorum infra ambitum domorum ij^sarum manus iniciat violentas. Dat. Verulis. IL Kl. Maii. Pervenit ad nos.

Transsnmpt. Reiehsarch. München. '<S20<

1184, October 29. Verona.

Lucius Florentino abbati S. Petri de öelincort eiusque fi-atribus. Dat. Veronae. IV. Kl, Nov. Ind. IIL Inc. MCLXXXIV. Pont. IV. Religiosani vitam. 221.

Cop. Cart. eccl. S. Petri Selincuriensis Nr. 528 p 3. Bibl. Amiens.

1181—85.

Lucius lohanni abbati de monte S. Eligii eiusque fra- tribus. Datum deest. Quociens a nobis. 222.

Cop. Cart. d'Aubigny. p. 8. Dep.-Arch. Arras.

1182—85.

Lucius Simoni abbati S. Remigii. Datum deest. Cum de sacrae '). 223.

Cop. Cart. de St.-Eemi C. p. 9. Bibl. Reims.

(1184)- 1185, August 2. Verona.

Lucius omnibus prelatis laudat I e r u s a 1 e m i t a n u m x e n o- dochium, liortatur eos, ut moneant populum ipsius fraternita- tem assumere et collectas facere. Indulget: fautoribus et col- legis fraternitatis septimam partem penitentiae, fratribus mortuis inter interdictum ecclesiae eorum sepulturam ecclesiasticam, adventu missorum xenodochii in locum interdictum semel ecclesias aperire, nequaquam impedire clericos, qui serviant hospitalibus. Hospitalem domum cum omnibus pertinentiis et receptores eins sub apostolica protectione suscipit. Dat. Veronae, III. Non. Aug. Quam amabilis deo. 224.

Or. Reiehsarch. München.

1184—85, September 16. Verona.

Lucius decano et capitulo Virdunensi. Dat. Veronae. XVI. Kl. Octobr. lustis petentium. 225.

Cop. Cart. de la cathe'drale de Verdun p. 93. Bibl. Verdun.

1184 85, September 26. Verona.

Lucius S(ymoni) abbati et monachis B. Remigii. J. 9507. lustis religiosorum. 226.

Or. und Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 37, B. p. 40, Bibl. Reims.

1184—85, October 11. Verona.

Lucius abbati et conventui S. Nichasii. Dat. Vero- nae. V. Id. Octobr. lustis petentium. 229'.

Cop. Cart. de St.-Nicaise Nr. 66. Bibl. Reims.

1) Vergl. die Urkunde vom 15. März 1181.

112 Beiträge zu JaflPe's Regesteusammlung.

1184—85, October 22. Verona.

Lucius abbati et fratribus de Balantiis. Dat. Veronae. XL Kl. Nov. lustis petitionum. 228.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 9. Dep.-Areli. Amiens.

(1184)— 85, November 4. Verona.

Lucius fratribus hospitalis lero s oli mitani confirmat regulara a Raimundo magistro datam et ab Eugenio papa con- firmatam, et statuta eorum, specialiter, quod in domo hospitali semper quinque medici et tres sint chirurgici. Dat. Vero- nae. IL Non. Nov.'). Quanto per gratiam. 229.

Or. Reichsarcb. München,

1184—85, November 8. Verona.

Lucius S(ymoni) abbati et conventui S. Remigii. J. 9717. lustis petentium. 230.

Cop. Cart. de St.-Rerni A. p. 46, B. p. 39. Bibl. Reims.

1184 85, November 9. Verona.

Lucius abbatibus de Windeberge et de [Monasterio su?] periori mandat, ut militem Rapotonem de Pholingen excom- municent, nisi decimas, conventui 8. lohannis Ratisponen- sis ablatas, restituerit et de dampnis illatis satisfecerit. Dat. Veronae, V. Id. Noverabr. Conquestione dilectorum.

Or. Reichsarcb. München. 231.

1184 85, November 13. Verona.

Lucius decano et capitulo Ambianensi. Dat. Veronae. Idus Novembr. lustis petentium. 232.

Cop. Cart. du chapitre d'Aniiens I. p. 46, II. p. 78. De'p.-Arch. Arras.

1185, Januar 11. Verona.

Lucius magistro et fratribus hospitalis concedit, ut con- fratres eorum, qui nominatim excommunicati non sint, libere possint sepulturae tradere, et eos, quos ecclesiarum prelati apud ecclesias suas non perraiserint sepeliri, ad ecclesias hospitales turaulare. Dat. Veronae, III. Id. lan. Ea quae vobis.

Or. Reichsarcb. München. 233.

1185, Januar 23. Verona.

Lucius Omnibus praelatis conqueritur de malitia malorum et mandat, ut fratribus hospitalis in tribulacionibus eorum praesidium praestent, malefactores eorum excommunicent et suspendant. Dat. Veronae, X. Kl. Febr. Non absque dolore. 234.

Transsiimpt. Reichsarcb. München.

1185, Januar 23. Verona.

Lucius Omnibus praelatis laudat lerusalemitanum xenodochium, hortatur eos, ut monoant populum ipsius fra- ternitatem assumere et collectas facere. Indulget: fautoribus et coUegis fraternitatis septimam partem penitentiae, fratribus mortuis inter interdictum ecclesiae eorum sepulturam ecclesi-

" 1) Vgl. Jaffe 9766.

Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung. 113

asticam, eos, nisi excommunicati sint, ad ecclesias hospitales tumulare, adventu missorum xenodochii in locum interdictum semel ecclesias aperire, neqiiaquam impedire clericos, qui servi- ant hospitalibus. Hospitälern domum cum omnibus pertinentiis et receptores eius siib apostolica protectione suscipit. Dat. Veronae, XX. Kl. Febr. Quam amabilis deo. 'i'iä.

Or. Reichsarch. München.

1185, April 29. Verona.

Lucius Marhuardo de Kaerstein, de S. Cruce in Sattlbacli abbatibus, maiori Salzburgensi et Nuwenburgensi praepositis mandat, ut M(anegoldum) in monasterium Cremifanense quasi abbatem intrusum, examinatione rei habita, e dicto nionasterio excludant. Dat. Yeronae, III. Kl. Maii. Ad audientiam nostram. 236.

Or. Eeichsarch. München.

1185, Juli 5. Verona.

Lucius Symoni abbati et conventui S. Remigii. J. 9762. Ea que a. Ii37.

Or. und Cop. Cart. de St.-Remi A. p. 73, B. p, 39, C. p. 10. Bibl. Keims.

Urban IlL

1186, März 26. Verona.

Urbanus Guarnerio abbati Alberipae. Dat. Veronae. VII. Kl. April. Ind. IV. Inc. MCLXXXVI. Pont. I. 238.

Or. Dep.-Chaumont.

1186, März 30. Verona.

Urbanus Gundacgero praeposito S. Rudb er ti Salz bür- gen sis ecclesiae eiusque fratribus: ecclesiam S. Rudberti in b. Petri et suam protectionem suscipit eiusque j)ossessiones et iura confirmat, Dat. Veronae, III. Kl. April. Ind. IUI. Ine MCLXXXVI. Pont. I. (Meiller 453 n. 13.) Quotiens a nobis. 239.

Or. (Rep. XI) Staatsarch. Wien. 1186, April 18. Verona.

Urbanus priori et capitulo de monte S. Eligii. Dat. Veronae. XIV. Kl. Maii. Ex litteris vestris. 240.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 13. Dep.-Arch. Arras.

1186, April 18. Verona.

Urbanus W(ilhelmo), Remensi archiepiscopo, S. Sabinae cardinali. Dat. Veronae. XIV. Kl. Maii. Quantum vene rabilis. 241.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 14. Dep.-Arch. Arras ').

1186, April 18. Verona.

Urbanus priori Albiniacensi. Dat. Veronae. XIV. Kl. Maii. Quia de consilio. 242.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 14. Dep.-Arch. Arras.

1) Vergl. die Urk. vom 20. April 1188. Neues Archiv etc. VII. 8

114 Beiträge zu Jaflfe's Regestensammlung.

1186, April 18. Verona.

Urbanus Attrebatensi episcopo. Dat. Veronae. XIV. Kl. Maii. Si religionis. 243.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 13. Dep.-Arch. Arras.

1186, April 20. Verona.

Urbanus lohanni abbati de monte S. Eligii eiusque fratribus. Dat. Veronae. XII. Kl. Mai. Ind. IV. Inc. MCLXXXVI. Pont. I. Piae postulatio. «44.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 15. Dep.-Arch. Arras.

1186, April 25. Verona.

Urbanus decano et capitulo Attrebatensis ecclesiae.

Dat. Veronae. VII. Kl. Mai. Cum de mandato. 245.

Cop. Cart. d'Aubigny p. 17. Dep.-Arch. Arras.

1186, Mai 11. Verona.

Urbanus W(ilhelmo), Remensi archiepiscopo, S. Sabinae cardinali, apostolicae sedis legato. Dat. Veronae. V. Id. Mai, Cum de mandato. 24C

Cop. Cart. d'Aubigny p. 18. De'p.-Arch. Arras.

1186, Mai 23. Verona.

Urbanus abbati et conventui Fiscannensi. Dat. Veronae. X. Kl. lunii. Cum a sacris. 24S'.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 102, 104. Bibl. Rouen.

1186, Juni 2. Verona.

Urbanus Henrico abbati Fiscannensi. Dat. Veronae. IV. Non. lun. Ind. IV. Inc. MCLXXXVI. Pont. I^). 24»-

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 99. Bibl. Kouen.

1186, Juli 30. Verona.

Urbanus monasterium S. Nicolai in Memmingen sub apostolica protectione suscipit, bona et iura confirmat. Dat. Veronae, HI. Kl. Aug. Ind. IUI. Inc. MCLXXXVI. Pont. I.

Quotiens a nobis. 249.

Transsumpt Reiehsarch. München.

1186, September 30. Verona.

Urbanus capitulo Eist etensi, ecclesiam eius sub aposto- lica protectione suscipit, bona et iura confirmat. Dat. Ve- ronae. II. Kl. Octobr. Ind. V. Inc. MCLXXXVI. Pont. I.

Piae postulatio. 250.

Or. Reiehsarch. München.

1186—87, Februar 19. Verona.

Urbanus monasterio Celle nsi. Dat. Veronae. XI. Kl. Mart. Ea quae ratione. 251.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 56 b. Dep.-Arch. Troyes.

1186—1187, Februar 27. Verona.

Urbanus abbatibus Cisterciensis ordinis concedit, ut

1) Nach dieser Urk. sind auch Jaffe 9917, 9919 und Acta I Nr. 384 in das Jahr 1186 zu verweisen.

Beiträge zu Jaflfe's Regcstensammlung. 115

nuUi omnino liceat, in eos vel monasteria eorum seu fratres inibi constitutos excomraunicationis vel suspensionis seu inter- dicti sententiam promere. Dat. Veronae. III. Kl. Marcii. Monastice sinceritas i). 252.

Transsumpt Reichsarch. München.

1180-87, März 28. Verona.

Urbanus arehiepiscopis, episcopis, abbatibus et aliis eccle- siae prelatis ad quos litterae iste pervenerint. Dat. Vero- nae. V. Kl. April. Audivimus et. 253.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 10. Dep.-Arch. Amiens.

1186—87, April 30. Verona.

Urbanus abbatibus et universis fratribus Cisterciensis ordinis. Dat. Veronae. IL Kl. Mai. Cum ordo vester^).

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 9. De'p.-Arch. Amiens. 254.

1186-87, Mai 7. Verona.

Urbanus monasterio Gellen si. Dat. Veronae. Non. Mai. Cum nobis sit. 255.

Or. stark beschädigt und Cop. Inv. de Montier - la - Celle p. 58. Dep. Arch. Troyes.

1186—87, Juni 7. Verona.

Urbanus episcopo et capitulo Ambianensi. Dat. Ve-

rone. VII. Id. lun. Quae fratribus. 256.

Cop. Cart. du chapitre d' Amiens I. p. 45, II. p. 78. Dep.-Arch. Amiens.

1186—87, Juni 23. Verona.

Urbanus preposito Salzburgensi indulget, ut liceat ei^ et corrigere subditorum excessus et plantare quae fuerint pro restauratione religionis et reformatione plantanda. Dat. Vero- nae. Villi. Kl. lul. Ob hoc sumus. 257.

Cd. MS. Nr. 340 (membr. saec. XIV) fol. 29. Staatsarch. Wien.

1186-87, Juli 19. Verona.

Urbanus abbati et conventui S. Remigii. Dat. Veronae. XIV. Kl. Aug. lustis petentium. 258.

Cop. Cart. de St.-Remi. B. p. 41. Bibl. Reims.

Clemens III.

1188, Februar c. 11- 12(?). Lateran.

Clemens abbati et conventui de Mareolo. Dat. Late- rani. IL . . . Februar. Pont. I. lustis petentium. 25».

Cop. Cart. de l'abbaye de Ste. -Marie de Bayelle p. 57. Bibl. Arras.

1188, März 9. Lateran.

Clemens abbati ») S. Mariae in Viconia eiusque fratribus. - Dat. Laterani. VIL Idus Mart. Ind. VI. Inc. MCLXXXVIL Pont. I. Quotiens a nobis. 2«0.

Or. und Cop. Cart. de Vicogne Nr. 95. Dep.-Arch. Lille.

1) Vergl. J. 9640. 2) Vergl. Acta I. Nr. 379. 383. 3) In der

ersten Zeile ist Raum für den Abtnamen gelassen.

8*

116 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung.

1188, Mai 5. Lateran.

Clemens Nicholao abbati monasterii S. Petri Corbeiensis.

Dat. Laterani. III. Non. Mai. Ind. VI. Inc. MCLXXXVIII. Pont. I. Apostolicae sedis. 261.

Or. Dep.-Arcb. Amiens.

1188, Juni 12. Lateran.

Clemens G(erardo) preposito Insulanae ecclesiae. Dat.

Laterani. II. Idus lun. Pont. I. Cum insolentia laicorum.

Cop. Cart. de St.-Pierre D. 3. 11 p. 33. Bibl. Lille. HGH,

1188, Juni 27. Lateran.

Clemens abbati monasterii S. Petri Cellensi.s. Dat. Laterani. V. Kl. lulii. Ind. VI. Inc. MCLXXXVIIL Pont. L

Religiosis desideriis. 2B3.

Cop. Inv. de Montier -la- Celle p. 59 b. Dep.-Arch. Troyes.

1189, Februar 14. Lateran.

Clemens decano et capitulo Ambianensi. Dat. Late- rani. XVI. Kl. Martii. Pont. II. Cum in aliquos. 264. Cop. Cart. du chapitre d'Amiens I. p. 123. Dep.-Arcb. Amiens.

1189, December 9. Lateran.

Clemens Godescalco abbati monasterii Valcellensi. Dat. Laterani. V. Id. Decembr. Ind. VIII. Inc. MCLXXXIX. Pont. II. Piae postulatio. 265.

Or. Dep.-Arcb. Lille.

(1188— )90, April 19. Lateran.

Clemens Gauchero abbati et conventui S. Theoderici.

Dat. Laterani. XIII. Kl. Mai *). Si quando postulatur.

Cop. Cart. de St.-Tbierry p. 398, 414. Bibl. Eeims. 266.

(1188— )90, April 20. Lateran.

Clemens Gauchero abbati et conventui S. Theoderici.

Dat. Laterani. XII. Kl. Maii). lustas üHorum. 26*.

Cop. Cart. de St.-Tbierry p. 397. Bibl. Reims.

1190, Juli 15. Lateran.

Clemens abbati et canonicis ecclesiae Omnium sancto- rum de Insula. Dat. Laterani. Idus lul. Pont. III. Ea quae rationabiliter. 26§.

Cop. Cart. de Toussaint-eu-lTle p. 2, 11. Dep.-Arch. Chalons-sur-Marue.

1191, Januar 26. Lateran.

Clemens abbati et conventui S. Remigii. Dat. Late- rani, VII. Kl. Febr. Pont. IV. - lustis petentium. 26». Cop. Cart. de St.-Remi B. p. 58, C. p. 10. Bibl. Reims.

Cölestin III. 1191, December 20. Lateran. Celestinus decano et magistro scolarum S. Suiberti in

1) Gallia Cbristiana IX. p. 190 ist ano^egeben : Galtberus Clemen- tis IIL papae literas acquisita praedia confirmantes accepit anno 1188. Aus dem Cartulaire habe ich nur die beiden oben gegebeneu Nummern verzeichnet.

Beiträge zn JafFe's Regestensammlung. 117

Werda et magistro scolarum S. Andreae in Colonia mandat, ut causam inter Tuitiensem abbatem et abbatem de S to- ber cli super quibusdam decimis de Burgo decidant. Dat. Laterani, XIII. Kl. lanuar. Pont. I. lunotuit nobis. 'i70. Or. Stadtarch. Köln.

1192, Februar 15. St. Peter von Rom. Celestinus monasterio Cisterciensi. Dat. Rome apud S. Petrum. XV. Kl. Mareii. Ind. X. Inc. MCXCI. Pont. I.

Religiosam vitam. syi.

Cop, Liber gen. priv. ord. Cist. p. 113. Bibl. Dijon.

1192, April 18. Lateran.

Celestinus Clementiae abbatissae sanctarum virginum Coloniensium confirmat quatuor stipendia, quae Philippus archiepiscopus Coloniensis praedecessori eins et ei concessit.

Dat. Laterani; XIIII. Kl. Mali. Pontif. II. lustis peten- tium desideriis. 2^2.

Or. Stadtarch. Köln.

1192, Mai 11. Lateran.

Celestinus decano et capitulo maioris ecclesiae Metensis.

Dat. Laterani. V. Id. Maii. Pont. IL lustis petentium.

Or. Bez.-Arch. Metz. 273.

1193, Februar 23. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati et fratribus Fiscannensibus.

Dat. Laterani. VII. Kl. Mart. Pont. IL Religiosa loca.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 110. Bibl. Ronen. 2y4.

1193, März 1. Lateran.

Celestinus Ricardo presbitero ecclesiae de Rarentino.

Dat. Laterani. Kl. Mart. Pont. II. Cum controversie.

Or. Dep.-Arch. Ronen. SyS.

1193, März 23. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati Fiscannensis monasterii. Dat. Laterani. X. Kl. April. Ind. XI. Inc. MCXCII. Pont. IL

Licet ex iniuncto. HVG.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 105. Bibl. Ronen.

1193, Mai 10. Lateran.

Celestinus universis archiepiscopis, episcopis et aliarum ecclesiarum prelatis. Dat. Laterani. VI. Id. Mai, Pont. III.

Audivimus et audientes. «yy.

Cop. Cart. de l'abbaye de Valloires p. 12. Dep.-Arch. Aniiens.

1193, Mai 13. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati et conventui Fiscannensi. Dat. Laterani. III. Idus Mai. Pont. III. Quanto monasterium.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 114. Bibl. Ronen. 278.

1193, ]\Iai 13. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati et conventui Fiscannensi. Dat. Laterani. III. Idus Maii. Pont. III. lustis petentium.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 113. Bibl. Ronen. S«!)»

118 Beiträge zu Jaflfe's Regestensammlung.

1193, Mai 13. Lateran.

Celestinus Roberto abbati monasterii S. Mariae de Nogento eiusque fratribus. Dat. Laterani. III. Idus Maii. Ind. XI. Inc. MCXCIII. Pont. III. Religiosam vitam. Ä80.

Cop. Chron. de Nogento p. 432. Dep.-Arch. Laon.

1193, Mai 22. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati Fiscannensi. Dat. Laterani. XI. Kl. lim. Pont. III. Sicut ex tua. 281.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 114. Bibl. Rouen. 1193, Juni 13. Lateran.

Celestinus abbati et conventui S. Urbani. Dat. Late- rani. Id. lunii. Pont. III. Cum a nobis petitur. 282. Or. D^p.-Arch. Chauraont.

1193, Juli 3. St. Peter von Rom.

Celestinus archiepiscopo Trevirensi et abbati S. Eucharii mandat, perculsus quaerimoniis Arnulfinorum Mettensium, ut Arnulfum, militem de Nugaredo per districtionem ecclesi- asticam appellacione postposita arceant, super feudo castri eiusdem loci, Arnulfini iuris, gravamen inferre. Dat. Romae apud S. Petrum. V. Non. lulii. Pont. III. 283.

Regest der Antiq. Arnulf, p. 383. Bibl. Metz (vom Originale ist nichts im Bezirksarchive zu Metz bekannt).

1194, Juli 18. Lateran.

Celestinus Nicoiao abbati monasterii S.Petri Corbeiensis. Dat. Laterani. XV. Kl. Aug. Ind. XII. Inc. MCXCIV. Pont. IV. Apostolicae sedis. 284.

Or. Dep.-Arch. Amiens.

1194, November 25.

Celestinus monasterio Wezinsbac (? Wezinsbc') concedit tertiam partem dccimae de ecclesia quadam et curam anima- rum, mortuo clerico, qui nunc in eadem ecclesia deservit. Dat. Laterani. VII. Kl. Decembr. Pont. IV. Cum tu fili.

Or. Reichsarch. München. 285.

1195, Februar 25. Lateran.

Celestinus decano et magistris et canonicis Remensis ecclesiae. Dat. Laterani. V. Kl, Mart. Pont. IV. Per- venit ad. 286.

Cop. Cart. de la Trinite de Chalons - sur- Marne p. 11. De'p.-Areh. Chrdons - sur - Marne.

1196, Januar 29. Lateran.

Celestinus Humberto abbati monasterii S. Marie de Bello- prato. Dat. Laterani. IV. Kl. Febr. Ind. XIV. Inc. MCXCV. Pont. V. Religiosam vitam. 28^.

Or. Dep.-Arch. Nancy. 119G, Juni 5. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati Fiscannensi. Dat. Late- rani. Non. lun. Pont. VI. Aequitas iuris. 288. Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 115. Bibl. Rouen.

Beiträge zu Jaffc's Regestensammlung. 119

1196, Juni 7. Lateran.

Celestinus Garnerio magistro scolavum Remensis eccle-

siae. Dat. Laterani. VIT. Idus Tun. Pont. VT. Cum a nobis.

Cop. Cart. du chapitre B. p. 32, G. p. 1. Bibl. Reims. '£^9.

1196, Juni 17. Lateran,.

Celestinus Ulrico abbati monasterii S. Pauli. J. 10598, Fontes rer. Austr. Dipl. XXXIX p. 100. EfFectum iusta postulantibus. 290.

Or. (Rep. I) Staatsarch. Wien.

1196, Juli 12. Lateran.

Celestinus abbati S. lohannis Ambianensis eiusque fratribus. Dat. Laterani. IV. Idus lulii. Ind. XIV. Inc. MCXCVI. Pont. VL Religiosam vitam'). 291.

Cop. Cart. S. lohannis Ambian. mon. p. 1. Bibl. Amiens, und Cart. de St.-Jean d'Amieus p. 12. Dep.-Arch. Amiens.

1196, November 27. Lateran.

Celestinus I(ohanni) abbati Corbeiensi. Dat. Laterani.

V. Kl. Demcemb. Pont. VI. Ad ecclesiastici. 2Ȁ.

Or. De'p.-Arch. Amiens.

1196, December 10. Lateran.

Celestinus Balduino Remensis ecclesiae preposito. Dat. IV. Idus Dec. Pont. VI. Officii nostri. 293.

Cop, Cart. du Chapitre G. p. 37, 52, Bibl. Reims.

1196, December 11. Lateran.

Celestinus abbatibus S. Petri Salzeburgensis et Ebirsber- censi et praeposito S. Andreae Frisingensis mandat, ut pro- curent, quatinus capella in Purtin monasterio Garzensi restituatur, si constiterit, id ea fuisse per violentiam ad favorem Owenensis monasterii spoliatum, et, ut fratres Garzenses contra C. comitem de Medelingin tueantur, qui eos plurimum vexavit super eadem capella. J. 10616. Significarunt nobis.

Ol. Reichsarch. München. 294.

1197, Februar 1. Lateran.

Celestinus abbati et canonicis ecclesie S. Exuperii. Dat. Laterani. Kl. Febr. Ind. XV. Inc. MCXCVI. Pont. VI.

EfFectum iusta. 295.

Cop. Cart. de St.-Spire de Corbeil. Privatbesitz des Herrn Archivars zu Versailles.

1197, Juni 3. Lateran.

Celestinus abbati monasterii Fiscannensis. Dat. Late- rani. III. Non. lun. Pont. VII. Cum a nobis. 296.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p. 122. Bibl. Rouen.

1197, Juni 13. Lateran.

Celestinus Radulfo abbati monasterii Fiscannensis. Dat, Laterani. Idib. Tun. Pont. VII. Ad ecclesiastici decoris.

Cop. Cart. abb. Fiscannensis p, 125. Bibl. Rouen. 297*

' 1) Vergl. Jaffe 10602.

120 Beiträge zu Jaffe's Regestensammlung,

1197, October 30. Lateran.

Celestinus abbati et eonventni Liinaevillensi (Lunaris-

ville). Dat. Laterani. III. Kl. Nov. Pont. VII. Apo-

stolicae sedis. 2»8.

Or.-Nachbildung und Cop. Vidimus. De'p.-Arch. Nancy.

1197, Deceraber 11. Lateran.

Celestinus arehiepiscopo Salzburgensi. Meiller, Reg. S. 162. Proposita coram nobis. 2»9.

Or. (Rep. IX. stat. 21) Staatsarch. Wien.

VII.

üeber die Herkunft

des

Alhertino Mussato.

Von

Dietrich König-.

üeber die Herkunft des Albertino Mussato^).

riiS ist eine in der Geschichte berühmter Männer häufig wiederkehrende Erscheinung, dass die Nachwelt, welche neu- gierig in den Herzensangelegenheiten und Verwandtschaftsver- hältnissen derselben wie in einem Antiquitätenkabinet kramt, ihnen mit einer gewissen Schadenfreude den Makel der Unecht- heit anhängt. Seine psychologische Erklärung findet dieser Umstand darin, dass die Geschichte oft von genialen und her- vorragenden Persönlichkeiten erzählt, welche unbezweifelt Bastarde Avaren. Italien hat vom 13. Jahrhundert ein besonders reiches Contingent an natürlichen Söhnen aufzuweisen, welche nicht dem gewöhnlichen Schicksale der Verborgenheit an- heimfielen.

Hier handelt es sich um die Illegitimität des bekannten paduanischen Geschichtschreibers, Dichters und Staatsmanns Albertino Mussato. Eigenthümliehe Umstände fügten es, dass Albertino in den von ihm als Notar ausgestellten Urkunden der Sohn des Ausrufers Giovanni Cavallerio genannt wird, während er in seinen Schriften sich mit dem Beinamen Mussatus begnügt, den er mit einem alten und angesehenen Adelsge- schlechte, den Mussi oder Mussati, theilt. In Folge der von Gelehrten alter und neuerer Zeit aufgeworfenen Frage: war Albertino ein Cavalerio oder Musso? ist allmählich eine an Widersprüchen und entgegengesetzten Ansichten reiche Litte- ratur entstanden, die, wie ich meine, bislang keine befriedigende Antwort ertheilt hat.

1) Als eine Einleitixng zu diesem Aufsatze mag die Recension über die Schrift von J. Wychgram, 'Albertino Mussato. Ein Beitrag zur Italie- nischen Gesch. des 14 Jahrh. 1880' angesehen werden, welche ich in den Mittheilungen a. d. bist. Litteratur VIII, 355 u. f. veröffentlichte. Eben diese Frage nach der Herkunft des Albertino Mussato ist in verschiedenen Briefen zwischen dem italienischen Gelehrten Herrn Dr. Giusto Grion in Lucca und mir besprochen worden. Derselbe ist mit meiner Auffassung einverstanden und ertheilt mir in der liebenswürdigsten Weise die Erlaub- nis, seine im Einzelnen weitergehende Ansicht mitzutheilen. Für die mir durch den Briefwechsel gegebene Anregung sage ich demselben meinen verbindlichsten Dank.

124 Ueber die Herkunft des Albertino Mussato,

Erst jüngst hat Andrea Gloria, Director der städtischen Archive Padua's und wohl der hervorragendste Kenner der Geschichte seiner Vaterstadt, die Herkunft des Albertino Mussato einer erneuten Prüfung unterzogen'), und das Resultat gewonnen, dass nicht nur Albertino, sondern auch seine Brü- der Gualpertino und Pietro Buono uneheliche Söhne des padua- nischen Edelmanns Viviano da Musso und einer uns dem Namen nach nicht bekannten Frau gewesen seien. Viviano habe ausserdem noch drei eheliche Söhne Gualpertino, Nicolo und Viviano besessen von seiner rechtmässigen Gattin Arme- rina. Der Vater Viviano starb plötzlich , ohne für seine uneheliche Nachkommenschaft testamentarisch gesorgt zu haben, und der wohlhabende Ausrufer Gianni Cavalerio nahm mit- leidig, wahrscheinlich auch durch die Bitten seiner Gattin be- wogen, welche als frühere Amme des Albertino diesen lieb hatte und ihn Sohn nannte, die drei Waisen zu sich ins Haus. Diese betrachteten Giovanni als ihren Vater und nannten sich nach ihm; Albertino mit um so grösserem Rechte, als sein Adoptivvater ihn bei seinem Tode (zwischen 1282 u. 1299) zu seinem Erben einsetzte.

Soweit die Ansicht Gloria's. Er hält sich zunächst an eine eigene Aeusserung des Dichters Albertino in der Elegie, wo dieser das Thema behandelt, ob sein Geburtstag gefeiert werden solle oder nicht. Col. 63 lesen wir*): Editus in lucem mundi contagia flevi,

Inque statu natus pauperiore fui. Esse miser didici teneris infantulus annis, Cuique miser tribviit vix elementa pater.

Diese Verse versteht Gloria s) folgender Massen. Auf die Welt gekommen, hat Albertino bereits den Makel (contagia) der unehelichen Geburt zu beklagen, welche ihn in eine be- dauernswerthe Lage brachte ; als kleines Kind lernte er schon unglücklich zu sein, und sein beklagensAverther Vater Viviano in der Erinnerung bezeichnet Albertino pietätvoll seinen verstorbenen Vater, wie auch wir heute, als 'arm' konnte ihn kaum die elementarsten *) Kenntnisse erlernen lassen.

Ich halte diese Interpretation für künstlich und gezwungen. Albertino will nur sagen : als ich durch meine Geburt mit der

1) Documenti inediti intorno a Francesco Petrarca e Albertino Mussato, in den Atti del Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Dal Nov. 1879 all' Ottobre 1880. T. VI, S.V. Dispensa prima, S. 22 u. ll'. 2) Graevius, Thesaurus Antiquitaturrt et Historiarum Italiae, T. VI, P. II, S. 61. 62 u. f. Lugd. Batav. 1722. 3) A. a. O. S. 30. 4) elementa

nach dem Horazischen Ausdruck in den Epist. 20, 17: Hoc quoquc te manet, ut pueros elementa docentem, Occupet extremis in vicis balba senectus.

lieber die Herkunft des Albertino Mussato. 125

Welt in Berülirun^ (contagiuna) kam'), fing mein Elend an; denn als kleines Kind lernte ich nnglücklich zu sein, da der arme Vater mir kaum den nothdürftigsten Lebensunterhalt gewährte.

Die Richtigkeit dieser Auffassung wird durch folgende Argumente gestützt. Der Ausrufer Cavalerio wird als wohl- habend bezeichnet erst bei einem späteren anonymen Chronisten, welcher zu der Chronica Patavina des Zambono di Andrea de' Favafoschi, eines Zeitgenossen des Albertino, Zusätze machte 2). Der Anonymus nannte den Ausrufer 'satis dives', und dieser Ausdruck ging darauf in der zweiten Hälfte des XV. Jahr- hunderts in die biographischen Notizen über Albertino Mussato über, welche Sicco Polentone an die Worte Favafoschi's an- knüpfte 3).

Die Behauptung aber, dass Cavalerio reich oder wohl- habend war, ist vollständig aus der Luft gegriffen. In seinem 'Cento ex P, Ovidii Nasonis Libris V de Tristibus ad Filium' weist Albertino auf die Armuth seiner Kindheit zurück*): Dum pauper vixi, dum me levis aura ferebat, Haec mea per placidas cymba cucurrit aquas.

In der oben erwähnten Elegie spricht Mussato ferner aus, dass der Hunger allein die einzige Furcht war, die ihn bedrückte : Sola fames nostro suberat Ventura timori, nie licet mordax, sed timor unus erat.

Wie hätte er, der kaum den Knabenschuhen Entwachsene, mit seinen kleinen Geschwistern Hunger leiden, für diese durch Abschreiben von Collegienheften für die Studenten mühsam Brod verdienen müssen, wenn nicht der Vater sie ohne Sub- sistenzmittel gelassen hätte?! Erst allmählich änderte sich die materielle Lage der Bedrängten, auf deren Verbesserung der ältere Albertino beständig bedacht war:

Aucta graves auxit pariter substantia curas, Quae mihi continui causa timoris erat.

1) Die in der Elegie gleich darauf beklagte 'pestis iniqua vitae meae' bezieht sich auf die Gier, mit welcher er, der von Geburt Mittellose, auf den Erwerb von Reichthümern bedacht war. 2) Gloria, a. a. O. S. 50.

3) Gloria, a. a. O. S. 51: Verba Sichi Polentoni, Iste autor (Favafoschi) maligne loquitur de hac nobili familia aut fuit male informatus, quia d, Albertinus et d. Gualbertinus et Petrus bonus . . . filii d. Viviano del Muso, ut constat ex pluribus instrumentis. Qui d, Vivianus decesit ex hac vita relictis his tribus parvulis, et Johannes Cabalerius preco, qui erat satis dives sine filiis, videns hos parvulos sine regiraine, accepit eos in domum suam et quia eins mulier lactaverat d. Albertinum, vocabat eum filium et dictus Johannes Cabalerius captus amore istius pueri propter eins virtutes reliquit omnia eins bona (sie). 4) Graevius, a. a. O. Col. 74. Dass die

Familie der Cavalerii, wie Glorie in seinem Codice dipl. Padovano Nr. 585, 605 u. 606 nachweist, im XTI. Jahrh. begütert gewesen ist, kann die Aussage des Albertino von der Armuth seines Vaters nicht entkräften.

126 Ueber die Herkunft des Albertino Mussato,

Ad bona fortunae veni labentibus annis, Velaque sunt magno tunc mea tenta mari.

Transtulit ad causas juvenem sors prima forenses etc. Er wurde Advokat, erwarb sich als solcher Vermögen, heirathete eine reiche Frau aus der Familie der Lemizzoni, wurde schliesslich Mitglied des Grossen Rathes und in den Ritterstand erhoben. Als solcher legte er sich den Beinamen Mussato d. h. Eselchen bei, den schon ein anderes adliches Geschlecht führte i). Damals hatte er nach einer Vermuthung von Grion vielleicht schon seine Mühle erworben, und so war es ganz angebracht, wenn er den Esel in sein Wappen setzte. »Seine Brüder, von denen Gualpertino gegen das J. 1297 Abt von S. Giustina und Pietro Buono gleich ihm Notar geworden waren, nahmen seinem Beispiele folgend denselben Beinamen an. Albertino selber hat aus seiner plebejischen Abkunft durch- aus kein Hehl gemacht; er nennt sich einen Plebejer in seinen historischen Schriften, öfter freilich Poeta'-), und auch dann im bewusstem Gegensatz zu der adlichen Familie der Mussi. Sehr häufig finden wir auch die Bezeichnung Albertinus genannt Mussatus; wo er aber in officieller Eigenschaft als Notar auf- tritt, nennt er stets den Namen seines verstorbenen Vaters: 'Albertinus Mussatus q. d. lohannis Cavallerii'. Nur in einer Urkunde wird durch das Fehlen des quondam der Vater als lebend aufgeführt; dieser Umstand nöthigt, uns mit den Familien- angelegenheiten des Albertino eingehender zu beschäftigen.

Gloria wirft in seiner Arbeit die Frage auf: AVann starb Giovanni Cavalerio? und beantwortet 3) sie dahin, dass dieser zwischen den Jahren 1282 u. 1299 aus der Reihe der Lebenden geschieden sei, auf Grund einer S. 39 mitgetheilten Urkunde vom 10. Oct. 1282, nach welcher Armerina, die Gattin des verstorbenen Viviano da Musso und Vormünderin ihrer Söhne Gualpertino, Nicolö und Viviano, einen Tauschvertrag über Landgüter eingeht mit Francesco, einem Sohne des ebener- wähnten Viviano da Musso. Albertinus Mussus, filius lohannis Cavalerii preconis, sacri palatii notarius, stellt die Urkunde

1) Siehe darüber meinen Aufsatz in den Mittheil. a. d. hist. Littera- tur VIII, 358 u. f. Er nennt sich in seinen Gedichten daher des öfteren asellus, so in der an Jambonus de Andrea gerichteten Epistel, Graevius a. a. O. col. 42 : 'Erige consiliis aniinum ciinctantis Aselli', ferner im Beginn der Epistel an Albertus de Ramedello : 'Uraoie laeto faveas Dea dulcis Asello' und weiterhin 'Sicelides matres vestro parcatis Asello'. Graevius a. a. O. col. 47. 48. 2) Wie ich dies in den Krit. Erörterungen

zu einigen ital. Quellen für die Gesch. des Römerzuges Kaiser Hein- richs VII, Göttingen 1874, Beilage II, S. 64 u. f. ausgeführt habe. Zur Unterscheidung den Beinamen Poeta zu gebrauchen, war, wie mich Herr Grion belehrt, eine im Venezianischen geläufige Sitte. Aehnlich gab es in Verona zwei Familien, die sich auf diese Weise unterschieden: die Veritä und Veritü Poeta. 3) A. a. 0. S. 32.

Ueber die Herkunft des Albertino Mussato. 127

aus. In einer andern Urkvmde vom 8. Januar 1299 zeigt die Hinzufüg'ung eines quondam den Tod des Vaters an, den Favafoschi irrig erst im J. 1300 sterben Hess. So sah also, fügt Gloria hinzu, der geliebte Adoptivvater des Albertino zukünftigen Ruhm und zukünftige Grösse in den Anfängen.

Aber die Frage ist, ob diese Urkunde echt ist. An sich wäre es ja möglich, dass Cavalerio noch gelebt hätte, als Albertino als Notar fungierte, denn zur Aufnahme in die Notarsmatrikel genügte das zurückgelegte zwanzigste Lebens- jahr i), und Albertino war, wenn er, wie man allgemein an- nimmt, im J. 1261 geboren wurde, im J. 1282 gerade einund- zwanzig Jahre alt.

Aber Albertino in seiner schon citierten Elegie sagt: His (seinen Geschwistern) pater ut major, patris post

fata relinquor, Quam fierem pubes, sie pater ante fui, etc.

Das heisst: Albertino vertrat nach dem Tode seines Vaters Cavalerio bei seinen kleinen Geschwistern Vaterstelle-), bevor er pubes war; die Pubertät beginnt nach römischem Recht mit dem 14, ist im 18. Lebensjahre vollendet 3): Darnach ist also Cavalerio vor dem J. 1275 gestorben *). Also entweder ist die Urkunde echt, dann fehlte, was bei zwei von ihm selbst geschi'iebenen Urkunden freilich seltsam wäre, das nothwendige quondam zum Namen des Cavalerio, oder die Urkunde ist falsch. Das Letztere halte ich für das Wahrscheinlichere. Der Einwand, wenn man ihn erheben wollte, dass Sicco Polentone (-\- 1463) im J. 1433 die Urkunde für echt gehalten, kann nichts beweisen. Dieser war wenigstens so verständig, ihn gleich darauf im J. 1282 sterben zu lassen, während er bei Gloria in den J. 1282 und 1299 zwischen Tod und Leben schwebt. Warum, frage ich, ist denn Albertino, wenn sein Vater ihm sein ganzes Vermögen hinterlassen, so unsäglich froh über den Ertrag seiner notariellen Praxis? Eben weil es ihm mit seinen Geschwistern früher kärglich erging, und eben daher erklärt sich psychologisch die bei ihm, dem armen Emporkömmling, sich bildende Sucht, sein Vermögen zu ver- grössern.

Nach der gewöhnlichen Ueberlieferung hinterliess Cavalerio drei Söhne: Albertino, Gualpertino und Pietro Buono, und eine Tochter; indessen diese Kinderzahl ist nicht unanfechtbar.

1) Gennari, Annali di Padova (Bassano 1804) P. III, S. 8 ad a. 1265. 2) Das hätte er wahrlich nicht nöthig- gehabt, wenn nach Gloria's Ansicht der wohlhabende Adoptivvater bis 1282 gelebt hätte. 3) Corp. jur.

civil. Digest. 1. 7. 40. 4) Wychgram, a. a. O. S. 2, ist daher im

Eecht, wenn er den Cavalerio vor 1282 sterben lässt, nur nicht aus dem Grande, dass Albertino erst nach dem Tode seines Vaters notarius genannt worden sei.

128 Ueber die Herkunft des Albertino Mussato.

Grion macht scharfsinniger Weise darauf aufmerksam, dass Sicco Polentone, der Bewohner desselben Hauses, welches Albertino einst besessen hatte, dem manche schriftliche Auf- zeichnung, manche Reminiscenz verwandschaftlicher und lokaler Natur zu Gebote stand, in seiner Handschrift des Mussato, da er von sieben Schwestern redet'), oifenbar so las: Bina mihi fratrum series, septena sororum, Et tamen illorum de grege major eram. Drei Geschwister konnte Albertino schwerlich als Heerde bezeichnen; auf zehn Kinder angewandt passt der Ausdruck viel besser. Gegen diese Lesart einzuwenden, dass wir nichts von diesen Schwestern, nicht einmal aus Albertino's Schriften, wissen, ist ohne Belang. Albertino hat sie, da sie keine her- vorragende Partie im Leben gemacht zu haben scheinen, so wenig erwähnt, Avie seinen jüngeren Bruder Pietro Buono, während der für die Geschicke seiner Vaterstadt bedeutsame zweite Bruder Gualpertino seinen Avohlverdienten Platz in den historischen Werken Albertino's findet.

Die vorhin in ihrer Echtheit angezweifelte Urkunde unter- liegt aber noch andern Verdachtsmomenten. AVährend wir Dank der grossen, von Gloria veröffentlichten Anzahl von Urkunden, die Familienverhältnisse der Mussi und die Mit- glieder dieser Familie einzeln kennen, sogar ihre Wohnungen zu linden wissen'^) mit Hülfe der von Grion publicierten amt- lichen Bürgerlisten aus den Jahren 1275, 1320 u. 1321, suchen wir vergebens nach einer Spur des Francesco, jenes in der Urkunde genannten Seitensprosses des Vivianp da Musso.

Noch ein anderes Argument führt Grion ins Feld, das die Urkunde in noch zweifelhafterem Lichte erscheinen lässt. Ihm gilt es nämlich nicht für ausgemacht, dass Albertino im J. 1261 geboren sei. Der Dichter beginnt die schon mehrfach citierte Elegie so:

Tempus adest, benedicte Dens, säte Virgine Christe,

Quo mihi natalis stat celebranda dies. Sexta dies haec est et quinquagesima nobis, Tempora narrabat si mihi vera parens Musta reconduntur vasis Septem quo decemque Nunc nova post ortum millc trecenta Deum.

1) Muratori, SS. rer. Ital. X, 1. 2) Descriptio civium per quatuor

quartcria Patavinorum facta de anno 1275 potestate D. Ruberto de Knber- tis de Regio, als Anhang zu dem Buclie : Delle Rime Volgari, trattatto di Antonio da Tempo, giudice padovano, composto uel 1332. (Bologna 1869.) S. 281. 248. Nicolü und Viviano Miissati wohnten in Codalunga, Gualpertino in S. Fermo (zum Stadtviertel Ponte Molino gehörig). In den Mittheil. a. a. O. S. 359 habe ich diesen irrrthümlich den Bruder un.seres Geschichtschreibers genannt. Dieser, auch Gualpertino geheissen, wohnte ausserhalb des Mauerrringes in seiner Abtei S. Giustina.

lieber die Herkunft des Albertino Mussato. ]29

Wir entnehmen diesen Versen, dass Albertino im J. 1317 seinen seehsundfünfzigsten Geburtstag feierte : zählt man den Tag der Geburt mit, beginnt nicht erst mit dem Jahreswechsel zu zählen, so fällt der erste Geburtstag Albertino's in das Jahr 1262, der sechsundfünfzigste auf das Jahr 1317. Auch auf die Jahreszeit der Geburt erlauben die Worte 'Musta recon- duntur vasis' einen Schluss '): die Weinlese und die Kelterung fällt im Paduanischen in die letzten Wochen des September und in die ersten des October je nach Gunst oder Ungunst der Witterung. Am Geburtstage des Dichters waren die Trau- ben bereits gekeltert, der Most wurde abgezogen; das spricht mehr für den October als den September, und da Albertino nicht die fröhliche Zeit der W'^einlese, sondern die unpoetische Arbeit des Auffüllens erwähnt, so kommen wir leicht an das in der Urkunde erwähnte Datum des 10. October hinan, wenn nicht über dasselbe hinaus. Ist nun Albertino's Geburtsjahr für das J. 1262 richtig berechnet, so war er fast genau am Tage des zurückgelegten zwanzigsten Lebensjahres in die Notarsmatrikel eingetragen worden, hatte so zu sagen zur Feier der erlangten Würde gerade diese Urkunde auszustellen be- kommen, vergass in seiner Freude das dem Vater Cavalerio zukommende Prädikat 'weiland' zuzulegen, und ein Zufall wollte es, dass gerade diese Urkunde uns erhalten blieb.

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf die an die Geburt Mussato's geknüpfte Legende, um die Fabel von seiner Illegitimität in ihrer Entstehung nachzuweisen. Albertino hatte sich, wie wir erkannten, in seinen eigenen Werken klar und offen über seine Familienverhältnisse ausgesprochen; die spä- teren paduanischen Historiographen dagegen haben theils aus Unwissenheit, theils aus Bosheit mit berechneter Absicht ein Bild von ihm entworfen, das verzeichnete und verzerrte Züge trägt. Schon zur Zeit der Enkel des Albertino nach dem J. 1370 schrieb Giovanni da Naone oder da Nona eine lügen- hafte Chronik 2). Er berichtet, dass die Mussi von Codalunga ursprünglich Schiffer und Müller gcAvesen seien, dass Viviano da Musso mit seiner Gattin (Armerina) Ottavo drei Sohne gezeugt habe, Gualpertino als ersten, Nicolo und Viviano ; der Letzte wurde erst nach dem Tode seines Vaters geboren. Dieser hinterliess seinen Kindern grosse Besitzungen in der Villa di Ottavo. Ferner weiss der Chronist, dass Albertino Älussato, welcher sich vom Volke poeta nennen liess, in sein Wappen einen Esel, wie ihn die Mussi hatten, aufnahm. Die

1) Diesen Gedanken hatte schon früher Toews in seiner Dissertation 'Albertinus Mussatns und Heinrich VII. von Luxemburg'' (Greifsvvald 1874) geäussert, wird dafür von Wychgram a. a. 0. S. 1, Aura. 2, unnöthiger- weise getadelt. 2) Ms. des 14. Jahrb. in der bischöflichen Seminar-

bibliothek zu Padua. Ein Auszug bei Gloria a. a. O. S. 49. Neues Archiv etc. VII. 9

130 lieber die Herkunft des Albertino Mussato.

der Ketzerei angeklagte Gattin des Viviano, Armerina, will Giovanni da Nono also ein halbes Jahrhundert vor seiner Geburt selber haben zum Tode führen sehen. Dies Factum muss bald nach 1285 fallen, fügt Gloria >) hinzu.

Da Nono erzählt uns nicht etwa^ dass Albertino ein Müsse sei; erst Zambone Andrea de' Favafoschi, welcher vor 1440 seine Genealogien 2) schrieb, lässt den Stammbaum der Mussi, welche jedoch ein altes adliches Geschlecht waren und im J. 1130 vom Bischof Bellino von Padua mit mehreren Lehen belehnt wurden ^), irrig mit dem Dichter Albertino Mussato beginnen. Im Uebrigen kennt er die Familienverhältnisse des Letzteren und erwähnt die Armuth des Vaters Giovanni Cavalerio, Bald darauf fälschte ein Anonymus, welcher die Chronik des Favafoschi mit Zusätzen versah, den ursprünglichen Sachverhalt dadurch, dass er den Cavalerio ^satis dives' sein Hess. Einen anderen Irrthum beging ein gleichfalls anonymer Chronist des XV. Jahrh. in seiner Chronica civium Patavino- rum des J. 1440, indem er aus dem Geschichts werke des Albertino herauslas, sein Vater sei ein Müller gewesen.

Mit Sicco Folentone (-|- 1463), welcher zu der bereits von späterer Hand gefälschten Biographie des Albertino durch Favafoschi Bemerkungen lieferte-*), wird die Geschichte ver- wickelter und romanhaft. Er beschuldigt zunächst den Fava- foschi der Bosheit oder wenigstens der Unwissenheit, dass er nicht wisse, dass Albertino, Gualpertino und Pietro Buono Söhne des Viviauo da Musso seien, wie urkundlich feststehe. Letzterer sei gestorben, und der Ausrufer Cavalerio, ein rei- cher, aber kinderloser Mann habe sich der verlassenen Waisen angenommen. Es war das erklärlich, da seine Frau früher die Amme des Albertino gewesen war und diesen nach Art der Wärterinnen 'Söhnchen' zu nennen pflegte. Der Zioh- vater Cavalerio fand nun an letzterem solches Gefallen, dass er ihn zum Erben seines Vermögens einsetzte. Freilich ist Albertino, fügt Polentone seine Vorlage ki'itisierend hinzu, nicht der Namenhalter der Familie gewesen, wie aus der (oben er- wähnten) Urkunde des Bischofs Bellino hervorgeht. Auch hätte Paolo Dente^ wie ich aus dem Heirathsvertrag ersah, seine eheliche Tochter mit grosser Morgengabe nicht dem Alber- tino zur Gemahlin gegeben, wenn dieser nicht von adlicher und sehr alter Familie gewesen wäre.

Der Bericht des Polentone besteht aus einer Mischung von Wahrem und Falschem. Der Umstand, dass Albertino Mussato in einer Anzahl von Urkunden neben Mitgliedern der

1) A. a. O. S. 30. 2) Eine wenig spätere Abschrift findet sich

in der bischöflichen Seminarbibliothek zn Padua Nr. 50. Bruchstück bei Gloria a. a. O. S. 50. 3) Gennari a. a. O. II, 153. 4) Gloria

a. a. O. S. 51 u f .

Ueber die Herkunft des Albertino Mussato. 131

adlichen Familie der Mussi erscheint, hat den ehrlichen Chro- nisten verwirrt. Auch werden wir es ihm nicht übel anrechnen, dass er die durch die Fälschung der Favafoschi'schen Chronik im Munde des Volkes entstandene Erzählung für wahr ge- halten hat.

Die Auffassung Polentone's ist für die Chronisten der fol- genden Zeit massgebend geworden. Der Glaube an ihre Rich- tigkeit war im Wachsen begriffen: im IG. Jahrh. Hess Giulio Zabarella, der Vater des Jacopo, des berühmten Lehrers der Logik, eine Gallerie berühmter Paduaner, unter ihnen Albertino Mussato mit einem Hause in der Hand malen, um anzudeuten, dass er der Begründer des Hauses der Mussi oder Mussati gewesen sei i).

Diesen war es schmeichelhaft^ einen so hervorragenden Dichter, Staatsmann und Geschichtschreiber wie Albertino Mussato zu ihren Vorfahren zu zählen. Gian Francesco Mussato (-{- 1613), Avelcher über jenen eine gelehrte lateinische Abhand- lung schrieb 2), konnte indessen sich der Consequenz nicht entziehen, dass, wenn Albertino ein Sohn des Viviano da Musso, er ein natürlicher Sohn gewesen sein müsse.

Erst im 17. Jahrh. findet sich in der unter dem fingierten Namen des Cortelerio (-\- 1370) aus Bruchstücken des Nonio von Alessandro Carerio =*) (-j- 1626) zusammengestoppelten Chronik'») die unsaubere Geschichte von der Beichte der ehe- brüchigen Gattin des Cavalerio, Avelche auf dem Krankenbette einem Priester der Kirche von St. Jacob mittheilt, dass Alber- tino in Folge einer von ihr mit dem Edelmann Viviano da Musso gepflogenen Unterhaltung geboren worden sei. Der rechtmässige Gatte Cavalerio, welcher unter einem Bette ver- steckt Ohrenzeuge dieses Geständnisses ist, schleppt darauf sein ehrvergessenes Weib bei den Beinen durch den Koth und führt durch diese Misshandlung ihren Tod herbei. Man muss sich wundern, dass diese alberne Geschichte überhaupt Glau- ben gefunden hat.

Li neuerer Zeit hat sich Celle 5) in seiner Biographie des Mussato dem Polentone angeschlossen und polemisiert zugleich gegen den Giovanni Buono Meto, Avelcher wenige Jahre nach des Dichters Tode einen handschriftlichen Nachtrag zu den Famiglie padovane des Cortelerio gemacht habe, ohne zu be- denken, dass Giovanni Buono eben Zambono Favafoschi bedeu- tet, dass Motto (paduanisch Moto) kein Familienname, sondern soviel wie 'Schnurre' ist.

lyUenuari a. a. O. III, 190 z. J. 1314. 2) Gennari a. a. O. S. 190. Dieser Abt besass nocb die Schrift. 3) Tomasini, Elogia et Icones S. 303. 4) Gloria a. a. O. S. 28. Ein Exemplar befindet sich auf der Universi- tätsbibliothek, ein anderes auf der Stadtbibliothek in Padua. 5) Notizie della vita e degli scritti di Albertino Mussato in den Memorie della Acca- demia di Padova, Jahrgang 1809, S. 377.

9*

132 lieber die Herkunft des Albertino Mussato.

Tiraboschi ') hat in seiner grossen italienischen Litteratur- geschichte die eben erzählte Anekdote blos in einer Anmer- kung vorzubringen gewagt, während der vorsichtige Abt Gen- nari in seinen Annalen Fadua's^) des Urtheils sich enthielt. Doenniges ^) verwarf sie einfach als Histörchen, rechnete Alber- tino aber zu der adlichen Familie der Mussi, dagegen hält Wychgram*) richtig an der Descendenz von Cavalei'io fest. Die Thatsache nun, dass Albertino's Brüder Gualpertino und Pietro Buono den gleichen Beinamen Mussato mit jenem theil- ten, brachte Gloria auf den Abweg, alle drei zu unehelichen Kindern des Viviano da Musso zu machen, indem er einer interpolierten Stelle in der Chronik des Favafoschi zu Liebe die Worte des Dichters einer künstlichen Interpretation unter- warf.

In demselben Aufsatze sucht Gloria ^) auch das Todesjahr des Albertino ausfindig zu machen; er lässt ihn am 31. Mai 1329 sterben, während Wychgram S. .57. 58. seinen Tod wahrschein- lich nach dem 13. Aug. 1330 setzt. In einer Urkunde vom 9. Juli 1329 6) vermiethet Richolda, Aebtissin des Klosters St. Stephan zu Padua, einem gewissen Paulus eine Mühle, 'cui molendino et poste ipsius coherent ab uno capite versus pontem molendinorum et versus sero molendinum q. d. Alb er t in i Mussati poete'. Gloria erklärt mit Beziehung auf das von dem Verstorbenen gesagte quondam, dass Albertino am 9. Juli 1329 bereits verstorben sei.

Wychgram weist S. 56 richtig darauf hin, wie Mussato im Exil zu Chioggia darüber klagt, dass die Carrara ihm das einzige Existenzmittel'), den Ertrag von seiner Mühle, unter nichtigem Vorwande raubten, und meint; quondam heisse hier als im ehemaligen Besitz des Mussato befindlich.

Der Einwand lässt sich hören; dagegen schiesst Wych- gram über sein Ziel hinaus, wenn er mit Berufung auf eine Urkunde vom 13. Aug. 1330*), in welcher Albertino Mussato ohne quondam aufgeführt wird, geltend macht, dieser sei da- mals noch am Leben gewesen. Gloria bemerkt richtig, dass in dieser Urkunde das quondam weggelassen sei, weil ihr Inhalt auf einen bereits am 28. Jan. 1310 und am 18. Juli 1318

1) Storia della Letteratura italiaua, Vol. VI, tom. V, part. 2, 634. 2) A. a. O. III, 190 z. J. 1314. 3) Geschichte d. deutschen Kaiser-

thums im 14. Jahrh. 1841. S. 37, Anm. 5. 4) A. a. O. S. 1.

5) A. a. O. S. 34 u. f. 6) Gloria S. 45. Wychgram S. 74. 7) Mus-

sato übertrieb hier freilich, wie aus der ledig-lich ad pias causas in seinem Testamente ausgesetzten grossen Summe von 066 Lire deutlich hervor- geht. Gloria ist nach seiner Auffassung des quondam S. 34, Anm. 2, der Ansicht, die Carrara müssten dem Mussato bald darauf seine Mühle zu- rückgegeben liaben, da der Miethvertrag vom 9. Juli 1329 nicht sage, dass sie den Carrara geliöre. 8) Gloria a. a. O, S. 46.

Ueber die Herkv;nft des Albertino Mussato. 133

urkundlich behandelten Gegenstand zurückgreife. In der Ur- kunde vom 13. August 1330 verzichtet Nicolo Sacchetto zu Gunsten des Gualpertino Mussato auf eine Forderung, für welche dieser und Albertino Mussato am 18. Juli 1318 Bürg- schaft geleistet hatten, als Lorenzo Sacchetto die ihm laut Urkunde vom 28. Januar 1310 zustehende Geldsumme von 315 Lire seinem Sohne Nicolo cedierte.

Nun giebt aber die in Daten zuverlässige gleichzeitige Chronik der Cortusii ') als Sterbetag des Mussato den 31. Mai 1330 an sequenti anno starb er, sagt der Chronist zum J. 1329. Solange nicht weiteres Material, vielleicht das Testa- ment Albertino's, aufgefunden wird, müssen wir darauf ver- zichten, den Todestag des Mussato genau anzugeben.

1) Muratori, SS. rer. Ita!. XII, IV, 5, S. 847.

VIII.

lieber eine

bisher unbenutzte Handschrift

Oesterreichischer Annalen.

Von

W. Wattenbach.

ijei der Ausgabe der Annales Austriae SS. IX. war eine Hs. der Wolfenbütteler Bibliothek übersehen worden, von wel- cher in den Verzeichnissen im Arch. IV. und VII. nichts zu finden war. Nachricht davon gab Sehoenemann, Merkwürdig- keiten der Wolfenb. Bibi. Zweites und drittes Hundert, S. 22; und danach habe ich sie in meinen GQ. (4. Aufl.) II, 243 er- wähnt. Jetzt verdanke ich der Güte des Bibliothekars, Herrn Dr. O. V. Heineraann, die Zusendung derselben. Es ist eine Pergamenthandschrift saec. XIV, recht sauber geschrieben in octavo, aber allenfalls auch als quarto zu bezeichnen ; sie hat die alte Bezeichnung J 4'° 15, jetzt 1007. Hinten ist einge- schrieben 'Liber est loannis Alexandri Brassicani'. Dieser starb 1539 als Professor an der Wiener Universität. Aus Wien stammt auch die Hs. vielleicht aus dem Schottenstift, dessen Privilegien sich unter den im Anfang befindlichen, von Sehoene- mann angegebenen Urkunden finden. Auf fol. 62 steht eine hier überraschende Nachricht von dem Frieden zu Venedig 1177 in der bekannten fabelhaften Version, von der mir jedoch diese Form noch nicht vorgekommen ist.

Hec est indulgencia Cenobii ad sanctum Marcum Vene- cias (sie).

In nomine Domini amen. Noverint universi hanc kartara inspeeturi, quod anno Domini Millesimo Centesimo Septua- gesimo VII <*, tempore venerabilis et sancti patris Alexandri summi pontificis sancte Romane ecclesie tercii Fridericus impe- rator Barbarosus infestavit ecclesiam sanctam xviij annis et fugavit prcdictum venerabilem patrem, qui venit occulte Vene- ciis ad sanctam Mariam de Caritate et latebat ibidem. Tan- dem revelatus (est) duci Sebastiano et senatoribus populi, qui eum aggressi sunt. Item dux Sebastianus obtulit sibi habitum papalem, et per exhibitura sibi honorem dux cum suis conse- cutus est graciam domini pape. Insuper dominus papa dele- gavit eum cum suis litteris pro concordia ad prcdictum impe- ratorem. Videns Imperator quod dominus papa esset in villa Venetensi, nequaquam se ad concordiam inclinare voluit, et nullam pacem cum eo tenere sed inire conflictum vellet.

138 Ueber eine Handschrift Oesterr. Anualen.

Videns hoc dominus papa, quod aliter stare non posset, bene- dixit gladium predicto duci, quod bellum pro eo intraret, et hoc sibi cum suis pro omnibus peccatis injunxit, ut sibi fide- liter resisterent. Iniens bellum predictus dux, auxiliante Domino contra filium imperatoris triumphavit et eundem cum suis captivavit. Tunc imperator ad concordiam et pacem se refor- mavit ad graciam domini pape. Deinde dominus papa largitus est talem graciam monasterio S. Marci: Quod omnis qui ingre- ditur ante ascensionem Domini viij diebus, quocienscumque intraverit, habebit c annos et septimam partem de omnibus peccatis indulgenciam. Et in vigilia ascensionis Domini incipit talis indulgencia, quod omnis qui confessus et contritus mona- sterium S. Marci intraverit, absolvitur a pena et a culpa, et per octavam predictam indulgenciam, c annos videlicet et septi- mam partem omnium peccatorum meretur consequi. Et pre- dictus sanctus pater papa Alexander III, consecravit monasterium S. Marci eodera die, et addidit indulgenciam que sicut harena non potest dinumerari. Et cetera.

Unmittelbar darauf folgen ganz kurze Annalen:

Anno ab incarnacione Domini 30. baptizatus est Christus.

Item 31. decollatus est beatus Johannes baptista.

Item 34. crucifixus est Christus et Stephanus lapidatus est.

Item 36. Paulus de celo vocatur.

Item 48. Claudius numerari fecit cives Romanos et inventi sunt sexagies novies centum milia et 44.

Item 57. Nero primara persecucionem exercuit.

Item 69. Petrus crucifigitui", et eodem die Paulus decollatur.

Item 101. Johannes ewangelista obdormivit in Epheso, anno a passione Domini 68.

Item 249. Phylippus primus imperator christianus regnavit.

Item 431. Augustinus obiit.

Item 604. Gregorius papa sanctissimus obiit.

Item 1012. sanctus Cholomannus passus est.

Item 1216"). beatus Franciscus expletis viginti annis migravit ad Christum 4. Non. Octobris.

Item 1230. Leupoldus dux Austrie obiit.

Item 1246. Fridericus dux Austrie occiditur.

Item 1260. ibant homines et percuciebant se cum flagellis, nudos utriusque sexus.

Anno Domini 1278. 7. Kai. Sept. occiditur inclitus rex Bohemie Otacharus a Romanorum rege Rudolfo.

Anno Domini 1308. in die apostolorum Phylippi et Jacobi occisus est Albertus rex Romanorum, dux Austrie, a patruele SUD duce .Johanne. Unde versus:

Bis quingentorura . C . triplex Octo suorum AI. Romanorum rex sternitur ensc Swevorum Phylippi festo: miserator ei Deus esto.

1) So geschrieben: M". xli". xvjo.

lieber eine Hanclschrift Oesterr. Annalen. 139

Auf f. 89 beginnt unmittelbar nach den Privilegien des Schottenklosters und von derselben Hand, ohne Ueberschrift, ein Auszug der Annales ]\Iellicenses bis 955, wo nach der kurzen Notiz über die Schlacht auf dem Lechfelde eine höchst fabelhafte Legende von S. Ulrich eingeschoben ist, deren An- fang, welcher ihn mit Attila in Verbindung bringt, ich hier folgen lasse ') :

Item cum rex Hunorum Atyla cum Ungarorum multitudine devastaret Alamaniam et Colonie xj milia virginum martirio consummasset, et multorum christianorum ac sanctorum san- guinem effudisset'^), inter quos quendam episcopum prope Renum in civitate quadam obsederat. Qui cum ab eo causam sue tyrannie'*) quereret, respondit se esse flagellura Dei. 'Unde eins flagellum debeo merito sustinere'. Subjungens: Ole pin- gnus pro meis omnibus tibi trado'. Et egressus civitatem ipsum adiit. Qui spcravit personam captivitatem occupare posse facere, et vir sanctus sibi verbum Dei non sineret predicaret (sie), ipsum martirio consumavit. Veniens itaque vir dyabolicus Augustam, putans per vilem astuciam posse episcopum capti- vare, raandat sibi se esse flagellum Dei. 'Et licet ego sim servus Dei, tarnen non merui flagellari. Dens enim noster dominus et pater per graciara specialem me et meos subditos *) in nostris confratribus et sororibus christianis per te flagellum jam satis acriter et sue misericordie ad sufficienciam flagellavit. Unde ad instar pii patris virga suum dilectum puerum corri- gentis^) vult deflagellare, sive virgam nobis pro consolacione in manus nostras tradere, ut in te verbera^) nostra vindicando '') te confirmemus' *). Quod audiens vir quidam nomine Sebal nimio furore civitatem inpungnaturus agreditur, volens eam vi capere et episcopum et suos omnes ore gladii devorare. Sed vir Dei tamquam miles strenuus non clipeo nee galea seu armis ferreis, sed sub vexillo victoriosissimo signo sancte crucis sagittariorum majoribus periculis se exposuit. Sed sagitte

f)aganorum retrorsum abeunt. Jacula vero christianorum ac apides^) veniunt in directo. Unde ex eis multi occiduntur et quam plurimi vulnerantur. Quod cernens vir dyabolicus de armis sciscitat viri Dei, quem cum senem lo) esse reperit et non ferreum, elegit x milia sagittariorum, qui tantum studuerant ac juraverant tangere virum Dei. Qui cum satagunt mandatis regis ac jussibus (sie), quilibet eorum reflexo proprio jaculo

1) Die offenbar fehlerhaften Worte der Hs. setze ich hierlier, grössere Verderbnisse oder ursprüngliche Fehlerhaftigkeit, M'ie gleich der erste Satz keinen Nachsatz hat, lasse ich unberührt. 2) effudissent. 3) tyraune. 4) subditos confratres in. 5) corrigentes. 6) verba. 7) vindicanda. 8) confirmamus. 9) 1. paganorum sive a paganis v. 10) qua eum

seriem.

140 lieber eine Handschrift Oesterr. Annaleu.

vulneratur. Quod rex percipiens, non virtiUe Dei sed arte magyca hoc asscripsit. Et tarnen scire volens causam facti tarn ardui et mirandi, misit ad eum querendo, qua arte fieret id. 'Quod feci, et majora que facturus sum, fiunt in virtute dei omnipotentis domini nostri Jesu Christi'. Ad quod rex: 'Cum igitur tuus dominus sit tante potencie, quare meam sub- terfugis potenciam, claudendo portas civitatis? Aperi michi eas>), et si tunc de manu mea te tuus dominus liberaverit, credam eum esse forciorem dominum me una tecum'. Ad quod episcopus: 'Licet dominus Dens temptari non debeat, tamen confisus de sua clemencia portas tibi aperiam civitatis, et nulluni de tuis hominibus offendam, et tamen Domino adjuvante ab ipsis una cum eis omnibus salvus ero. Et nee tu ex hoc ad Dominum converteris, quia in malicia es animi indurati'. Dicens itaque populo ut non timeat, nee ut in ingressu hostium aliquis offendatur, portas aperit civitatis. Elegit itaque rex 1. milia virorum, quibus precipit nulli parcere, sed igne et gladio civitatem^j et episcopum et populum devastare. Ingre- diuntur itaque civitatem et per aliam portam egrediuntur, et iterum revertuntur, et transeuntes per medium civitatis per portam egredientes, per quam ingressi fuerant, et nulluni peni- tus offen derunt. Rex vero videns eorum ingressum et egressum, furore nimio repletus dixit eis : 'Cur civitatem non combussistis nee populum occidistis?' At illi dixerunt: 'Certe numquam ingressi fuimus civitatem; semper enim civitas ipsa nos pre- cessit. Bene tamen nobis visuni fuit, ipsam post tergum ali- quociens pervenire, et tamen revertentes nullatenus potuimus intrare'. Ad quod rex: 'Vidi meis oculis certo modo vos ingredi et egredi civitatem ; exspectavi et adhuc perpendo, vos nicliil posse proticere in hoc mago. Igitur ab obsidione*) civitatis sue incolomes remaneamus'. Recessit itaque rex cum suis ab'*) obsidione civitatis. Quem vir Dei insequitur, assumpta milicia Ottonis imperatoris. Ab utrisque partibus dies prefigi- tur et locus, quando et ubi sint in campestri hello seu certa- mine pariter pungnaturi. Hortatur itaque episcopus ad devo- cioneni et strenuitatem milicie populum christianum, una cum victoria corporali celestia premia proraittendo. Adveniente itaque die pugne, oravit ad dominum nostrum Jhesuni Christum, ut sibi aliquo signo intermedio dignaretur ostendere morituros. Quod cum Dominus exaudiret, episcopus motus solita pietate, eosdem ab^ipsis segregavit, et ^) communicatos corpore Domini ipsos licet invitos«) et dolentes in ecclesia rccludebat, servans ipse claves usque pungna totaliter finiretur. Congrcdiuntur ita- que invicem pungnaturi, multitudo videlicet paganorum ac populus christianus. Pungnaverunt igitur in Domino confidentes strennue

1) ea. 2) civitatis. 3) Ig. absidione. 4) fehlt. 5) ut.

6) invitus.

Ueber eine Handschrift Oesterr. Annaleu. 141

christiani. Pagani vero in tantam amenciam convertuntur, quod socius socium graviter vulnerat et posternit. Sic itaque cum per se ipsos cum per cliristianos occisis multis milibus paganorum, ceteri vero omnes fugierunt. Cum ergo episcopus letus reverteretur ad suos inclusos, volens eos narrando de victoria consolari, invenit eos omnes mortuos, nullis tamen vulneribus sauciatos; repperit ergo, divinam providenciam seu previsionem ') non posse per aliquod Ingenium alterari 2). Quos lioneste sepelivit, et eos reputari inter sanctorum martirum consorcium predicat. Hiis gestis^) cum vir beatus Deo gracias ageret pro Omnibus beneficiis inpensis sibi et eciam inpenden- dis, et exsequeretur curam pastoralem seu gregis omni studio et effectu, cepit cum Dens archanorum suorum revelacione consolare et miraculis honorare. Saucta Affi-a ei apparuit pul- chra facie et decora et locum sue sepulture necnon et aliorum multorum sanctorum sibi indicat et ostendit, et multa de celesti gaudio sibi pandit.

Es folgen die den späteren Legenden gemeinsamen Ge- schichten von dem Papst und der Nonne, dem dreimal nach Rom geschickten Schaffner, den in Vogelgestalt erscheinenden Seelen, welche er mit Konrad von Constanz aus dem Fegefeuer befreit. Der Sehluss stimmt ziemlich überein mit den Arch. X; 572 mitgetheilten Worten, aber jene ungeheuerliche Veniiengung der Zeiten und Personen am Anfang wird nicht erwähnt; sie mag schon irgendwo in späteren Legenden oder Chroniken zu finden sein, doch kenne ich sie nicht und so mag ihr hier ein Plätzchen gegönnt sein.

Auf dem folgenden fol. 105 beginnt von derselben Hand die Fortsetzung der vorher abgebrochenen Annalen, jetzt aber vollständig und zwar übereinstimmend mit Sal. 416 (jetzt 352), abgedruckt bei Froher ed. Struv. Vol. I; in meiner Ausgabe der Annales Austriae F (MG. SS. IX, 605) mit allen Schreib- fehlern, zu denen zahlreiche neue hinzugekommen sind, auch mit denZusätzen, welche ich als Auctarium Vindobonense (S.723) zusammengestellt habe (doch fehlen 1058. 1122. 1155. 1217. 1238 der Zusatz jüngerer Hand, 1246, 1249 u. 1251 die Zählung der Herzöge, 1252. 1265. 1274). Es folgen also nach dem Stück der Ann. Meli. a. 973—1074 (cod. B 6) nach meiner Be- nennnung Continuatio Claustroneob. L a. 1075—1139 (p. 608 —613, cod. 6), Claustroneob. H. a. 1142—1224 (p. 614—624, cod. B 2), Sancruc. I. a. 1225—1233 (p. 626—628, cod. 2), Sancruc. H. a. 1234—1266 (p. 637—646, cod. 2).

Dabei aber hat die Vergleichung ergeben, dass leider in meiner Ausgabe durch einen bedauerlichen Zufall am Sehluss des Jahres 1262 der Satz ausgefallen ist:

1) provisionem. 2) alterare. 3) gessis.

142 Ueber eine Handschrift Oesterr. Aunaleu.

'Frater Perchtoldus ordinis fratrum minorum venit in Austriam predicando, et Moraviam; jnxta cujus sermonem quandoque ducenta uiilia hominum cernebantur. Qui non nisi in campis et in silvis super eminencia propugnacula voluit sermocinare'.

]\Iit 1267 beginnt dann der Theil, welcher in der Wiener Hs. durch die wechsehiden Hände als urspünglich erscheint, die Continuatio Vindobonensis p. 699 722; bis zu den Worten a. 1327: 'Et rex Fridericus Romanorura erat presens'. Von dem langen Edict des Cardinal Guido 1267 ist der grösste Theil weggelassen; der Schreiber bringt nur den kSchluss, der von den Juden handelt, von p. 702 1. 4 an, ohne irgend ein erklärendes Wort. Ebenso ist auch 1274 die Constitution Gregor X. ausgelassen. 1276 sind absurder Weise bei der Nachricht von Nebensonnen die übergeschriebenen Worte ^et hoc falsura est' nach ^apparuit' in den Text aufgenommen. S. 710, 26 steht 'interficerentur' statt 'inficerentur', was richtig sein kann. 1285 findet sich nach 'circa Septem castra' der Zusatz 'aput Sybenburgen'. 1298 steht auffallender AVeise 'electus (archiepiscopus Saltzburgensis et) archiepiscopus Stri- goniensis', während die eingeklammerten Worte in unserm Texte fehlen. Aber es ist nicht Avahrscheinlich, dass der Salzburger in Wien anwesend war, und Konrad Avar seit 1290 Erzbischof, nicht electus. Weiterhin findet sich auch hier die eingescho- bene -Geschichte von dem Arzt in Paris, mit der Beischrift 'Hie nota Grande miraculum valde'. Bei 1322 ist auch hier Hirzelins Dichtung über die Schlacht bei Göllheim eingescho- ben, und die deutsche Erzählung vom Streit bei Mühldorf. In dieser ist eine bemerkenswerthe Abweichung in der Bezeich- nung der Lage von Traussnitz: 'gen Trausenich in dew purch Vitztum Weygleins . dew da leit niderhalb Regenspurch auf einem wazzer haizzent di Ayttrach'.

In dem letzten Absatz über den Brand in Wien fehlt der Zusatz 'Qui notarii' und weiterhin steht 'in coquina plebani S. Stephani' ohne 'predicti'. Die Kärntner Strasse heisst strata Karinthianorum .

IX.

Papsturkrinden in Paris.

Ein Reisebericht nebst einem Anhang ungedruckter Papstbriefe.

Von

S. Loenenfeld.

Uie Beschränkung auf das gedruckte Material, welche Philipp Jaffe in seinen Regesten der römischen Päpste sich auferlegt hatte, ging auch in den Plan der neuen Ausgabe über, welche unter Leitung des Herrn Prof. Wattenbach vor- bereitet wird. Wollte man in gleichem Umfange auch das handschriftliche Material in den Kreis der Arbeit ziehen, so hätte man, um systematisch vorzugehen, sämmtliche Archive und Bibliotheken Eui'opas durchforschen müssen, ein Unter- nehmen, dessen Erfolg bei dem Mangel detaillierter Kataloge in keinem Verhältnisse geblieben wäre zum Aufwände an Zeit und Kräften. Nur nach einer Richtung glaubte man eine Ausnahme machen zu müssen und diese Richtung wies nach Paris. Schon vor der Zeit Ludwigs XIV. suchte neben dem politischen auch das wissenschaftliche Leben der Nation in Paris einen Mittelpunkt zu gewinnen, und es war eine ganz naturgemässe Folge dieser centripetalen Bewegung, dass man die literarischen Schätze, sei es in Originalen, sei es in Copien, in der Nationalbibliothek zu vereinigen bestrebt gewesen ist. Abgesehen von dieser allgemeinen Erwägung, führten ganz bestimmte Spuren auf eine Anzahl von Manuscripten, deren Durchsicht eine bedeutende Ausbeute versprach. Im Nachlasse Jaffe's fanden sich zahlreiche Regesten, welche Herr Delisle, der jetzige Director der Nationalbibliothek, Pariser Hand- schriften entnommen hatte; im J. 1878 erschien ein Verzeich- nis aller daselbst befindlichen Chartulare von Ulysse Robert und 1879 ein Supplement dazu; ferner brachte die katholische Monatsschrift: Analecta juris pontificii von Zeit zu Zeit In- haltsangaben der grossen, ungetrennt gebliebenen Fonds (Baluze, Moreau, Doat u. A.), welche die genannte Bibliothek bewahrt, und viertens galt es, eine Reihe älterer Druckwerke und neuerer französischer Lokalpublicationen einzusehen, deren Vorhanden- sein in der Hauptstadt des Landes als sicher vorausgesetzt werden durfte.

Die Mittel zu einem fast siebenmonatlichen Aufenthalte in Paris gewährte nach freundlicher Befürwortung des Herrn Prof. Wattenbach Seine Excellenz, der Minister der geistlichen,

Neues Archiv etc. VH. \Q

146 Papsturkundeu iu Paris.

Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, Herr von Puttkamer; in liberalster Weise.

Am 15. April des vergangenen Jahres verliess ich Berlin und traf am Vormittag des 16. in Paris ein. Die Erlaubnis zur Benutzung der Bibliothek war schnell erwirkt, die nöthigen Formalien ebenso schnell erledigt, so dass ich bereits in der Frühe des 17. meine Arbeiten beginnen konnte. Das hier befindliche Material nahm meine Zeit derart in Anspruch, dass ich nur 6 Wochen (die zweite Hälfte des Jidi und fast den ganzen August) dem Nationalarchiv und den kleineren Pariser Instituten widmen konnte.

Wenn es mir in dem Zeitraum von fünf Monaten, den die Nationalbibliothek reichlich erforderte, gelungen ist, mehr als 600 Codices zu bewältigen und eine grössere Ausbeute zu gewinnen, als man je geahnt hatte, so verdanke ich dies nicht zum wenigsten der Unterstützung, die mir durch Herrn Delisle und Herrn Ulysse Robert, einen jüngeren Beamten, zu Theil wurde. Mit der grössten Zuvorkommenheit bemühte sich Herr Delisle, jede Schwierigkeit in der Benutzung der Handschriften und der dem Publikum sonst nicht zugänglichen Kataloge zu beseitigen ; er machte mich auf neue Erwerbungen aufmerksam und erlaubte mir, einige im Departement des imprimes nicht vorhandene Urkundenbüchcr seiner Privatbibliothek einzusehen. Die Verehrung, welche er dem Verf. der Papstregesten noch über das Grab hinaus bewahrt hat, kam auch mir bei meinen Arbeiten ungemein zu Statten. Aber nicht genug kann ich es rühmen, wie hilfreich mir Herr Robert vom ersten bis zum letzten Tage meines Aufenthalts in Paris zur Seite stand. War er schon durch sein Inventaire des cartulaires mein beständiger Führer durch die unübersehbare Masse von Handschriften, so wies er mich, als der Führer mich verliess, auf eine Reihe von Collectaneen, deren Inhalt im innigsten Zusammenhange mit dem meiner Arbeiten stand. Die reiche Sammlung des Klosters St. -Germain -des -Pres enthielt u. A. eine INIasse von Bänden, in denen die Benedictiner die Vorarbeiten für ihre so umfassenden Publicationen niedergelegt hatten ; alles dies gieng 1795 in den Besitz der Nationalbibliothek über, bildete anfangs einen besonderen Grundstock und wurde erst 1865 unter den Nummern 11504 14231 dem Fonds latin einverleibt. Nun finde man aus dem summarischen Katalog die Handschriften heraus, welche für die Papstregesten in Betracht kommen ! Herrn Robert hatten seine paläographischen und diplomatischen Studien ich erinnere nur an seine Etudc sur los actes de Calixt II. ebenfalls in diese Abtheilung geführt, er kannte jedes ]\Ianuscript darin, und obwohl er selbst vieles noch nicht so ausgebeutet liatte, wie es die Wichtigkeit des Inhalts ver- langte, so überliess er mir in der edelsten, uneigennützigsten

Papsturkunden in Paris, 147

Weise die Durchforschung des Materials und notierte selbst mir die Codices, die ihm für meine Zwecke von Werth schienen. Gefälligkeiten so zu erweisen, dass das Emj^fangen derselben nicht peinlich, sondern ein Vergnügen wird, bleibt einmal eine besondere Gabe des Franzosen,

Es ist mir eine angenehme Pflicht, den genannten Herren schon an dieser Stelle meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen.

Der Zuwachs an urkundlichem Material wird in der neuen Ausgabe der Regesten seinen Platz finden. An dieser Stelle gebe ich ein Verzeichnis der benutzten Pariser Handschriften, damit jeder, der auf dem gleichen oder ähnlichen Gebiete arbeitet, ersehe, was bereits erledigt ist, und was noch zu thun übrig bleibt. Ich wende mich zuerst der Nationalbibliothek, alsdann dem Nationalarchiv zu, beide werden uns eine Weile beschäftigen; dagegen war das Material in der Mazarine, in der Ste. - Genevieve und im Arsenal so gering, dass wenige Zeilen für ihre Erwähnung genügen werden.

I. Bibliotheque nationale.

Wer sich über die Geschichte, die Einrichtung und den Umfang der Nationalbibliothek orientieren will, ist auf Delisle, Cabinet des manuscrits ') zu verweisen; allein da dies AVerk vielen nicht zugänglich sein wird, so eitlere ich daneben das Inventaire des mss. frangais^), in dessen Einleitung derselbe Gelehrte einen kurzen Auszug aus jenen zwei Bänden ver- öflfentlicht hat. Spreche ich von einem Katalog der lateinischen Handschriften, so ist für die Nummern 1 8822 der alte von 1744 3), für die Nummern 8823 18613 Delisle's Inventaire des mss. latins'*) gemeint, zusammengesetzt aus den zuerst in der Bibl. de l'ecole des chartes veröffentlichten Listen, Man ersieht hieraus schon, dass es in Wirklichkeit nur einen Fonds latin und einen Fonds latin des nouvelles acquisitions giebt; wenn ich nun für die Chartulare eine besondere Rubrik eröffne, so geschieht es aus Nützlichkeitsgründen und nur für einen speziellen Fall. Gerade für diese giebt es, wie bereits oben bemerkt, ein vollständiges Verzeichnis von Ulysse Robert *), Avelches innerhalb der lateinischen Handschriften die Grundlage für jede Art der Urkundenforschung bilden kann.

1) Delisle, Cabinet des mss. de la bibl. imperiale Paris 1868. 1 2. 2) Delisle, Inventaire ge'ne'ral et me'thodique des mss. fran^ais de la bibliotheque nationale. Paris 1876. I, 3) Catalogus codicum manu-

scriptorum bibl, regiae. Paris 1744. T. III. u. IV. 4) Inventaire des

mss. conserves k la bibl, imperiale. Paris 1863 ff. 5) Inventaire des

cartulaires, conserve's dans les bibl, de Paris et aux Archives nationales, suivi d'une bibliograpbie des cartnl. publies en France depuis 1840. Paris, Picard. 1878. Supplement dazu 1879. Vgl. meine Anzeige des Buches in v. Sybels Histor. Zeitschrift 1880,

10*

148

Papsturkuiideu in Paris.

A. Cartulaires, a. Bisher unbekannte Urkunden enthalten;

Arivour ras. lat. uouv. acqu.1228. Arras ms. lat, 9930.

17737. Barbeanx 5466'). Beaulieu nouv. acqu. 1408 2). Beaumont - le - Roger nouv. acqu.

1256. Beaupre (d. Beauvais) 9973. Beaupre (d. Toul) 11024. Belleveaux, Coli. Moreau 870.

f. 89 sequ. Bertaucourt, Coli. Grenier 93.

f. 36 sequ. Besangon, Coli. Moreau 876.

f. 2 sequ. Bourburg 9126. 9920.

9921. Bourg- Achard 9212. Bourges 1274. Bourg -Moyen, Coli. Housseau

12. I. Bussiere 5463 (und 17722). Chaalis 11003. Chartres 10094. 10096. 11062. Cheron nouv. acqu. 1409 2). Conde 9917. Corbie 17759. 17761. Crisenon 9885. Dijon 9868.

17083. Dreux 10106.

Favernay, Coli. Moreau -871. Foucarmont nouv. acqu. 248. Homblieres 13911. Igny 9904. Lagny 9902. Langres 17100.

Langres 13872. Lieu-Croissant , Coli. Moreau

874. Lihons 5460. Longpont 9968. Marchiennes nouv. acqu. 1204. Meaux 5528.

5185 F. Montieramey 5432 (u. 5433). lilorteraer 18369. Montier - en - Argonne 9905. 10946. Notre-Dame-du-Val-sous-Apre-

mont 17752. Orleans (St. Croix), Coli. Baluze

78. Oye nouv. acqu. 1231. Perseigne 5474. Pontigny 9887. Ravensberghe 10970.

Roe nouv. acqu. 1227. Rosieres, Coli. Moreau 871.

f. 318 sequ. Ronen nouv. acqu. 1363. St.-Amand nouv. acqu. 1219

20. St.-Chaffre 5456 St.-CorneilledeCompiegne9171. St.-Crispin-en-Chaie 18372. St.-Denis de Vergy 5529 A. St.-Etienne de Dijon 17082. St.-Etienne de Troyes 17098. St.-Gengoul de Toul 10020. vSt.-Jean-des- Vignes 11004. St.-Leu d'Esserens, Coli. Baluze

46. St.-Magloire 5413. St.-Marcel de Chalon 17091. 12824.

f. 69 sequ. St.-Martin-des-Charaps 10977.

1) Wo nichts anderes angegeben, ist immer ms. lat. gemeint. 2) Cartul. de la leproserie du grand Beaulieu und Cartnl. de l'abbaye de Cheron, beide sec. XIX, wurden erst vor wenigen Monaten angekauft.

Papsüirkunclen in Paris.

14^

St. -Martin de Glandieres 10030. St. -Victor de Paris 14672

St.-Maur-des-Fosses 5416 1). St. -Mihiel nouv. acqu. 1283. St.-Mcaise de Meauian 13888. St. -Oricole de Senuc 5431. St. - Pierre d'Haiimont nouv.

acqu. 1386. St.- Pierre -Mont 12866. St.-Quentin-en-rile 12895. St.-Sauveur de Metz 10029. St. -Seine 12824. St. - Servais de Maestriclit (vol. I)

10178.

15057. St. -Wandrille 17132. Ste.-Foi de Morias 10936. Ste. - Glossinde de Metz 10024. Senones 9202—9203. Silly 11059. ThenaiUes 5649. Troarn 10086. Vaucelles nouv. acqu. 1206. Vauclair 11073. Vierzon 9865.

b. Bereits edierte Urkunden enthalten:

Agde 9999.

Angouleme 13913.

Beaulieu 17089 f. 579 sequ.

Beaumont - sur - Oise 9974.

Beze 4997.

Bonlieu 9196.

Bucilly 1012 L

Casaure (en Italic) 5411.

Celle -Frouin, Coli. Clairambault

306 f. 127 sequ. Chartres 10095. Corbie 17762—65. Die 18356. Flavigny 17720. Foigny 18374. Grenoble 13879. 5215.

Hesdin nouv. acqu. 1221. Macon 17086.

Marmoutier 5441.

Mont- Ste. -Marie, Coli. Moreau

872 f. 355. Nicosie (Chypre) 10189. Kotre-Dame de la Merci-Dieu

nouv. acqu. 242. Remiremont 12866 f. 67 sequ. St. -Benigne de Dijon 13872. St.-Cyprien de Poitiers 10122. 12896. St. -Denis 17112. St. Jean -du -Mont 5460 A. St. -Magloire 5414. St.- Marcel de Chalon 12679. St. -Seine 9874. 17085. Sens 9898.

Valroi nouv. acqu. 1289. Vendome nouv. acqu. 1232.

c. Gar keine oder Bullen der späteren Zeit (nach 1198) enthalten:

Abenon 11054. j Besangen, Coli. Moreau 862.

Acey 5683. Billettes 10981.

Apt 17778. I Bithaine, Coli. Moreau 872.

Angouleme 17089 f. 477 sequ.^Blois 10108.

Arlay, Coli. Moreau 889 u. 890. 1 Coli. Clairambault 968.

Barbeaux 10943. Brioude 17078.

Bar-le-Duc 11853.

CoH. Lorraine 718

et 719. Beaulieu 12858.

Buillon, Coli. Moreau 332. Caen 17136. Cambrai 10969. 17736.

Belvoir, Coli. Moreau 899 f. 300 1 Celle Frouin 9235.

I Chalon 17089.

1) Copie des 'Livre uoir' im Arcli. nat. LL. 112.

sequ.

150

Papsturkunden in Paris.

Cbamjjagne 5992. 5993. 5993 A.

13079. Champagne, Coli. Cinq- cents de

Colbert 56—58. Champeaux 10942. Cherlieu 10973.

Coli. Moreau 873—74. Clairets 17140. Clairvaux 10947.

iiouv. acqu. lat. 1208.

Conseil 10169. Corbie 17760. Dauphine 9908. Dijon 4654.

4765. 4766.

9871. 9872. 9873. Domene 17102. Eaunes 11012. Enverraeu 10058. Eu 13904. Fervacques 11071. Foigny 18373. Forez 12870. Franche-Comte, Coli. Moreau

877. Friardel nouv. acqu. 164. Geneve 10182. Gouis 5447. Graudselve 11008—11.

9994. Grenoble 10966.' Josapliat - les - Chartres 10103. Joye 9172. Langres 5993 B. 5189.

Coli. Clairambault 974. Lezat 9189. Longpont 11005. Lugny 10948. Lys 13892. Mans 17754. Marigny 9785-86. Marquette 10967. Mayence 17794. Metz 10021.

Milliau nouv. acqu. 185 >). Montfaucon, Coli. Moreau 891. Ij .So ist statt 176 zu lesen.

Mont-St. Martin 5478. Morigny 5648. 5439. Muro (en Italic) 5184 A. Neufchatel, Coli. Moreau Notre - Dame - la - Ronde 10026. Palais nouv. acqu. 225. Perpignan 9995. Perrecy 17721. Pont-aux-Dames 10944. Pontigny 5465. Pontoise 5657. Port-royal 10997. 10998. Quimper 9890—9892. Regny 17725. Roaiz 11082. Royal -lieu 5434. St.-Amand de Boisse 12898. St. -Bertin 9928. 5439. St.-Cloud 5185 D. 9165. St. - Josse-au-Bois, Cinq -cents

de Colbert 161. St. -Josse -sur-mer 11926. St. -Medard-de-Soissons 9986. St.-Mesmin 10000. 10091. St. -Pierre de Vigeois 17119, St.-Quentin-en-Tile 10116. St. - Quentin en Vermandois

11070. St.-Remi-les-Senlis 11002. St. - Sauveur - le - vicomte 17137. St. - Servais de Älaestriclit (vol.

2 et 3) 10179—80. St.-Sympborien d'Autun 18354.

12824. St.- Vincent de Metz 10023. Ste.-Trinite de Caen 5650. Savoie 10129. Solignac 18363. Theidey, Coli. Moreau 873 Trappe 11060. Val-le-roi 10945. Val - St. - Lambert 101 76—77. Vauclair 11074. Vauluisant 9901. Verdun, Coli, de Lorraiue 716. Vitre nouv. acqu. 1229.

Papsturkunden iu Paris. 151

Was in der vorstehenden Liste fehlt, ist aus bestimmten Gründen fortgelassen worden. Trugen die Chartulare die Be- zeichnung als mss. frangais, waren sie gedruckt oder gehörten sie einer spilteren Zeit an, so liess sich daraus schliesen, dass sie für unsere Arbeit nichts Neues ergeben würden, und sie blieben deshalb unberücksichtigt. Das Gleiche geschah bei werthlosen Copien und bei einigen Chartularen, welche Herr Delisle für das von Jaffe versprochene Supplement und Herr V. Pflugk-Harttung für seine Acta pont. Eom inedita (Tübin- gen 1880) benutzt hatten. Dazu gehören,

von Delisle excerpiert:

Cambrai 10968. Chalon 17090.

Josaphat-les-Chartres 10102. Langres 5188. Meaux 18355. Montebourg 10087. Morienval 9987. Ponthieu 10112.

St.-Avit 12886.

St.-Euverte d'Orleans 10089.

St. -Gilles 11018.

St. - Jean - en - Vallee 1 1063.

St. -Michel-en-Thierache 18375.

Tinon 10107.

Tours 1217—18').

St.-Vanne de Verdun 5214. 5435. 17639.

von Pflugk-Harttung excerpiert; Cambrai 10968 2). ^ St. -Jean d'Angely 5451.

Levins nouv. acqu. 1155. Montier - en - Der nouv. acqu.

1251 52.

St. -Gilles 11018 2). Toussaint-en-l'ile, nouv. acqu. lat. 1278; ist eine im J, 1875 gefertigte Copie des in Chalons-sur- Marne befindlichen Chartu- lars, aus welchem H. v. Pflugk-Harttung geschöpft hat.

B. j\[anuscrits du fonds latin. a. Aneien fonds latin.

5211 D Urkundensammlung für St. Paul in Narbonne.

5455 Urk. f. d. Kloster S. Maria Crassensis in valle Novalicia.

5464 Urk. f. S. Maria de Noa (d. Ebroicum.).

8992 93 Sammlung päpstlicher Bullen.

8998 Urk. f. den Johanniterorden.

9001 (u. 9002) Naberat Urk. f. den Johanniterorden 3).

9209 Urk. f d. Diöc. Ronen, Lisieux und Seez.

9211 Urk. f. d. Kloster Le Bec.

9217 Urk. f. verschiedene Diöcesen Frankreichs.

1) Ich notiere hier nur die Mss., welche in Eobert's Inventaire ver- zeichnet sind ; die neueAusgabederRegestenwirdzeig-en,wie gross die Menge der Handschr. ist, welche Herr Delisle für Jaffe ausgebeutet hat. 2) Vgl. die vorangehende Liste 3) Die Eegesten davon in Naberat's grossem Werke über den Joh. - Orden.

152 Papstuikiuideu in Paris.

9220 Urk. f. Chartres.

9221 22 Urk. aus dem Archiv des Kl. S.-Pere de Chartres.

9230 Urk. der Grafschaft Poitou.

9236 Urk., auf die Provence und die alte Grafschaft Venaissin

bezüglich.

9237 Urk. f. Barjols.

9270—71 Urk. für Stadt und Diöcese Köln.

12658—12704 Monasticon Benedictinum ; 47 Bde. Urkunden

zur Gesch. des Benedictinerordens, im 17. u. 18. Jahrh.

angelegt. Den Inhalt der einzelnen Bde. giebt Delisle's

Inventaire'). 12739—12776 38 Bde. Abhandlungen, Urkunden und Regesten

zumeist für südfranzösische Bisthümer enthaltend; im

Katalog, der die Bisthümer aufzählt, als Recueil de Dom

Estiennot bezeichnet. 12777—80 4 Bde. Urk. f. verschiedene franz. Klöster, deren

Liste im Katalog zu finden ist. 12820 Urk. f. die Abtei Deols, s. XVII. 12857 Gesch. des Klosters la Grasse. 12876—12880 Martene, Gesch. des Kl. Marmoutier, mit Urk.

von Martene's eigener Hand geschrieben (s. XVII). 12889 Gesch. der Abtei St. Josse sur mer (s. XVIII). 13816 20 Urk. f. verschiedene Klöster^ von Benedictinern

gesammelt. Die Liste in Dehsle's Inventaire. 13845 Materialien des Dom Chantelou. 13905 Materialien für das Kloster Bec, s. XVII. 13915 Chantelou, Gesch. des Kl. Montmajour, s. XVII. 14664 Miscellen. Vgl. Delisle's Inventaire. 14688 Bullen f. das Bisthum Maguelonne, s. XIV. 16983 16996 Materialien des Dom Pierre Coustant für eine

Ausgabe der Papstbriefe 2). 17089 Einige Chartul. und Urk. von Jean Bouhiers copiert. 17095 65 Urk. zur Gesch. der Diöc. Sens. 17126 Auszüge aus dem Archive von St-Aubin d'Angers,

s. XVII. 17141 62 Urk. f. die Picardie.

18376—18402 29 Bde. Urk. zur Geschichte Poitou's, gesam- melt von Fonteneau, für die Nationalbibliothek copiert

von Fleury. Detailliertes Verzeichnis in Delisle'

Inventaire ^).

1) Vgl. auch Delisle, Gab. des manuserits II, 67. 2) Die ersten

9 Bde. ergaben, soweit ich dies mit den vorhandenen Hülfsmitteln con- statieren konnte, für die Regesten nichts neues; doch scheinen sie man- cherlei zu enthalten, was für eine Ausgabe der Papstbriefe von Werth ist. Cf. Delisle Gab. des ms. II, 66, 3) Vgl. Delisle, Inventaire

des mss. fr. I. p. CXXXIX. s. v. Poitou.

Papsturkunden in Paris. 153

b. Nouvelles acquisitions : 1266 Receuil de lettres de Richard de Bury, eveque de Dur-

ham. Moderne Abschrift i). 1402 Regeln f. den Cistercienserorden 2), s. XII. 1406 Chartes de l'abbaye de St.-Etienne de Caen. Moderne

Abschrift.

C. Manuscrits fran^ais: 1039 des nouv. acqu. Monnier, Recherches sur Beaumes-les- Messieurs, s. XIX. (Mit einem Anhang von Urkunden.)

D. Collections:

Coli. Bai uze. Das Verzeichnis in den Analecta juris pontif., März - Aprilheft 1868 (Liefer. 85) ist ganz unbrauclibar ; einigen Ersatz dafür bot der handschriftliche Katalog der Sammlung 3), der im Arbeitssaal der Benutzung des Publikums freigegeben ist, und die summarische Uebersicht in der Bibl. de l'ec. des chartes 1874 p. 266.

Dagegen erwiesen sich die Verzeichnisse für die

Coli. Doat in Anal. jur. pont. JuH-Aug. 1879 (Liefer. 162 u. 163),

Coli. Grenier ebenda und

Coli. Moreau^) ebenda Liefer. 96, 140 u. 161 _ als sehr brauchbar, und ich gestehe gern, dass sie mir in vielen Fällen das zeitraubende Durchblättern starker Folianten erspart haben.

Das bereits erwähnte handschriftliche Inventaire des chartes von Delisle (im Arbeitssaal aufgestellt) enthält im 2—4. Bde. eine regestenartige Aufzählung der Originalurkunden und älteren Copien, welche sich in den (zumeist auch jetzt noch) selbst- ständigen Sammlungen befinden. Es sind dies:

Baluze.

Bourgogne.

Champagne.

Clairambault

Colbert.

Flandre.

Fontanieu. Gagnieres.

Picardie (Grenier). St. - Germain - des-

Pres. Touraine. Vexin. Villevieille.

Languedoc.

Lorraine.

Moreau.

Perigord.

Von diesen sind die Coli. Gaignieres, St. -Germain -des -Pres und Villevieille den allgemeinen Fonds latin imd francais ein- verleibt. — Papstbullen fanden sich in den Coli, de Bourgogne, Flandre, Lorraine, Picardie (Grenier) und St. Germain. Ueber Entstehung und Schicksale der einzelnen Sammlungen 1) Eine Beschreibung des Originalmanuscr. giebt Liebermann im N. A. IV, 620. 2) Einige Urkunden daraus und die Beschreibung der

Handschrift habe ich im Archivio delhi Societä Rom. di storia patria publi- ciert. 3) Wenn ich mich recht erinnere, zum Theil von Baluze, zum Theil von Sirmond angefertigt. 4) Die Geschichte dieser grossartigen Samm-

lung und die Namen der Mitarbeiter bei Delisle, Cabinet des mss. I, 557 ff.

154

Papsturkunden in Paris.

ist zu vergleichen Delisle, Cabinet des ms. und Inventaire des mss. fr. I. s. V.

Ich lasse hier eine numerische Uebersicht der benutzten Handschriften der Nationalbibliothek folgen. Ausser den unter A C genannten sind auch diejenigen aufgenommen, welche nach der allgemeinen Angabe ihres Inhalts durchgesehen wer- den mussten, aber nichts ergaben. Der Raumersparnis wegen gebe ich nur die Signatur, das Nähere findet man leicht in den obigen Zusammenstellungen und den gedruckten Katalogen').

Mss.

latins.

1204

5529 A

9904-

-5

10966-

-67

12875-

-80

1274

5648-50

9908

10969-

-70

12889

1386

5657

9917

10973

12895-

-96

3881

5992-93

9920-

-21

10977

12898

4654

5993 A

9928

10981

13079

4765-66

5993 D

9930

10997-

-98

13816-

-20

4997

8992—93

9968

11002-

-5

13845

5184 A

8998

9973-

-74

11008-

-12

13861

5185 D

9001—2

9986

11018

13871

5185 F

9126

9994-

-95

11024

13872

5189

9165

10020-

-21

11059-

-60

13878-

-79

5211 D

9171—72

10023-

-24

11062

13888

5215

9189

10026

11070-

-71

13890

5411

9196

10029-

-30

11073-

-74

13892-

-93

5413

9202-3

10058

11082

13900-

-2

5414

9212

10086

11818-

-19

13904-

-5

5416

9217

10090-

-91

11853

13907

5431-34

9220

10094-

-96

11902-

-3

13911

5439

9222

1U103

11926

13915

5441

9235

10106-

-8

12658-

-12704 14586

5447

9270—71

10116

12679

14664

5455_56

9785-86

10121-

-22

12739-

-776

14672

5456 A

9865

10129

12778-

-80

14688

5460

9868

10158

12818

14848

5460 A

9871—74

10169

12820

148502

)

5463

9885

10176-

-80

12824-

-25

14938 2

)

5465-66

9887

10182

12829

15057

5474

9890 -92

10189

12857-

-58

16048

5478

9898

10936

12866

16983-

-996

5528

9901—2

10942-

-48

12870

17078

1) Fortgelassen sind die von den HH. Delisle und v. Pflug-k-Harttung excerpierten Handsclir., da ich nur die aufzähle, für ^Yelche ich die Garantie der vollständigen Ausnutzung übernehmen kann. 2) Enthalten

päpstliche Decretalen. Ich hatte nicht genügend Zeit, um sie genauer zu prüfen, doch scheinen sie mir die Aufmerksamkeit der Canonisten zu verdienen.

Papsturkunden in Paris,

155

17082-

-83

17119

17725

17797

17085-

-86

17121

17727

17971

17089

17123-

-132

17736-

-37

18354

17091-

-92

17136-

-41

17752

18355—56

17095-

-98

17149

17754

18363

17100

17184

17759

18369

17102

17191-

-92')

17760-

-65

18372-74

17105-

-6

17195-

-97

17791

18376—402.

17112

17720-

-22

17794

N

ouv. ac

quis. 1;

at.

164

248

1227-

-29

1283

1406

185

1206

1231-

-32

1289

1408-9

225

1208-10

1256

1363

2095—96

242

1219—21

1266

1402

2183

11, Archives nationales.

Es wird nicht viele Depots geben, in welchen der Vorrath an Originalbullen (bis zur Zeit Innocenz' III) so gross ist wie der des Nationalarchivs. Man hat hier alles zusammengebracht, was in einer Anzahl secularisierter Klöster die Jahrhunderte überdauert hatte ; ist von dem Urkundenmaterial bis zum Aus- gange des 11. Jahrhunderts nur sehr wenig erhalten, so ist dagegen das 12. Jahrh. so reich vertreten, dass man hier allein das päpstliche Kanzlei- und Urkundenwesen studieren und in seinen Grundzügen erkennen kann. Unter der Rubrik 'Bulla- rium' findet man die für uns in Betracht kommenden Original- bullen, vermischt mit wenigen Copien alter und neuer Zeit vereinigt (Kasten L Lz). Die Anlage ist gemacht worden, lange bevor Jaffe's Regestenwerk erschienen war; kein Wunder, dass viele Urkunden sich genauer datieren lassen als die an- gehefteten, altersschwachen Zettel besagen. Ich hoffe, in kurzer Zeit ein Verzeichnis der Originale und der noch ins Mittel- alter fallenden Copien, sowie Regesten der noch unbekannten Stücke veröffentlichen zu können; eine Statistik des Materials muss der diplomatischen Forschung vorangehen, aber auch für den Historiker wird ein solches Verzeichnis nicht ohne Nutzen sein, wenn er einem Haufen ungeordneter Urkunden rathlos gegenübersteht.

Weniger Ausbeute ergaben die im Archiv aufbewahrten

1) In 17192, früher Blancs -Manteanx 84, findet sich auf S. 106 ff. die Vita Gauzliui 'ex ms. cod. Regin. Sueciae 592, s. XI', welche Delisle bei seiner Ausgabe der Vita benutzt hat, ohne den Zusatz, welcher die Provenienz angiebt, hinzuzufügen. Man sieht, es ist eine Copie des Cod. Christiuensis, welchen Ewald seiner Edition im N. A. III, 351 zu Grunde gelegt hat. Die Vermuthung, dass Blancs - Monteaux 84 nur nach dem Christin, corrigiert sei, wird hiernach hinfällig.

156

Papsturkunden in Paris.

Chartulare. Einen Theil derselben Hess ich ununtersucht theils aus Mangel an Zeit, theils weil auch hier bestimmte Anzeichen die Vermuthung- nahe legten, dass eine Durchsicht nichts Neues ergeben würde. Die Gleichförmigkeit des Materials macht eine Zusammenstellung der benutzten Manuscripte leichter als es oben der Fall war; ein * bezeichnet Zuwachs an neuen, ein f das Vorhandensein bereits bekannter Urkunden, die übrigen Nummern enthalten gar keine oder nur Papstbullen der späteren Zeit.

Ich benutze die Gelegenheit, um Herrn Delaborde, dem zur Zeit im Arbeitssaal präsidierenden Beamten für mannig- fach erwiesene Gefälligkeiten meinen Dank abzustatten.

Antony LL. 1040.

Antony et Verrieres LL. 1047

1048. Bagneux LL. 1027. Barbezieux LL. 1419. Bar-sur-Seine LL. 1555. Beaurain LL. 1168. Blois KK. 895. *Braisne LL. 1583. Breuil LL. 1059. Cergy LL. 1170. Dijon KK. 1109. Esmans LL. 1064. Fieffes S. 5533. fForez K. 1113. Garches LL. 1165. *Gournay 1397. * 1398. Hallate KK. 945. Issy LL. 1070.

_ LL. 1049—50. Montchauvet LL. 1081. fMontmartre LL. 1605. Nanterre LL. 1448. Notre-DamedelaPresleLL.1019. Notre-Dame du Val. LL. 1541. Orleans S. 5010. *Paris LL. 177. *Paris LL. 175. *Paris, Mathurius ou Trinitaires

LL. 1544. Paris, S. Etienne des Gres

LL. 558.

Paris, St. Gervais LL. 756.

S. Lazare M. 210.

S. Nicolas - des - Champs LL. 861.

Paris, S. Paul LL 886.

S. Sepulcre LL. 581.

* Ste. Opportune LL. 93.

Val de Gräce LL. 1614— 18.

*Provins S. 5162 1).

Reims K. 1153 no. 2.

*Ribemont LL. 1015.

Rouvray LL. 1553 54.

Rueil LL. 1167.

St. Antoine LL. 1595.

*St. Corneille de Compiegne

LL. 1622. *St. Corneille de Compiegne

LL. 1623. *St. Denis LL. 1156. fSt. Denis LL. 1157-58. S. Denis LL. 666. 1159. 1163.

1172—74. St. Denis - de -la-Chartre LL.

1399. *St. Gengoul de Toul LL 986. *St. Germain l'Auxerrois LL.

489. *St. Germain l'Auxerrois LL.

490. St. Germain l'Auxerrois LL. 491. *St. Germain -des -Pres LL.

1024»).

1) Von Delisle excerpiert.

Papsturkuuden in Paris,

157

St. Germain-des-Pres LL. 1025.

1026. fSt.Germain-des-Pres LL. 1027. *St. Mag-loire LL. 168. * 199.

t LL. 173.

*St. Martin - des -Cbamps LL.

1351. *St. Martin- des -Champs LL.

1352. *St. Martin -des -Champs LL.

1353. fSt. Martin -des -Champs LL.

1354.

*St. Maur- des -Fosses LL. 112. * LL. 114.

St. MedarddeSoissonsLL. 1021. St. Quentin-en-FIle LL. 1017. St. Quentin - en - Verraandois LL.

1018. *St. Victor de Paris LL. 1450. Tiverny LL. 1042. Trappes LL. 1169. Ully- St. -Georges LL. 1171. Valenton LL. 1043. Victoire LL. 1469. Villeneuve-St.-GeorgesLL.1090.

LL. 1087.

*Yerres LL. 1599.

III. Bibliotheqiie Mazarine >)•

Ich besuchte diese Bibliothek, um einige seltene Drucke einzusehen 2). Das einzige Chartular, das sich nach Robert's Inventaire hier befindet, das für Beaumont-lc- Roger, ms. 1212, hatte ich bereits nach der in der Nationalbibl. befindlichen Copie (nouv. acqu. lat. 1256) durchgesehen.

IV. Bibliotlieque de TArsenal.

Cartul. de Chartres s. XVII, H. 29, enthält einige bereits bekannte Urkunden.

M. Bibliotheqiie Sainte - Genevieve ^).

Cartul. de l'abbaye de Melinais H. 40 fr.

de St. -Denis de Reims (1728) E. 24 lat.

Ste. - Genevieve de Paris H. 23 fr.*).

Die beiden ersten Chartulare ergaben neue, die Urkunden des dritten sind bekannt.

1) Ueber diese und die beiden folgenden Bibliotlieken vgl. die Notizen bei Maxime du Camp, Paris et ses organes (3 ed.) VI, 194. Selir ein- gehend ist Franklin, Hist. de la bibl. Mazarine. Paris. 1860. 2) Ob- wohl ich die meisten der von Jaffe' nur nach Brequigny citierten Werke in Paris eingesehen habe, so gab es doch einige, welche in Folge ihrer Seltenheit oder der mangelhaften Titelangabe nicht zu erlangen waren. So u. A.: Privileges de Vordre de St. Jean (Jafife 5581); Privileges de Tordre de Malte (9425); S. Victor en Caux (J. 8781); Vie de St. Rieule (J. 8769); S. Johannes apud Vineas (J. 10622); Priraatie de Lyon (J. 6826). Sehr bedauert habe ich dies beim Recueil sur S. Martin de Tours, der viele Urkunden enthält. Woher ihn Mabille, der die Pancarte noire de St. -Martin zum Theil daraus reconstruierte, gehabt hat, vermag ich nicht zii sagen. 3) Vgl. Bougy et Pin^on, Hist. de la bibl. Ste. - Genevieve. Paris 1847. 8. 4) Die Signaturen in Robert's Inventaire sind nach einem alten Kataloge gegeben; heute gelten die obigen.

158 Papsturkunden in Paris.

VI.

Herr Abbe Ulysse Chevalier in Romans (Dej). Drome) übersandte mir (nach Paris) durch gütige Vermittlung des Herrn Delisle zwei Urkundenbücher, welche er selbst für die Klöster St. -Ruf de Valence und Bonnevaux angelegt hatte. Wie seine bei uns wohlbekannten Publikationen zur Geschichte des Dauphine nicht geringes Quellemnaterial für die Papst- geschichte ergeben, so verdankt auch diesen beiden, bisher noch unedierten Sammlungen die neue Ausgabe der Regesten eine Bereicherung von 21 Bullen und Briefen.

Anhang-.

Obwohl es nicht im Plane meiner Arbeit lag, Urkunden zu copieren, so habe ich doch bei einer Anzahl von Briefen eine Ausnahme gemacht, weil sie mir von hervorragender Wichtigkeit zu sein schienen. Noch ein anderer Umstand kam hinzu, der ohne Schädigung der Regestenarbeit ein zeit- weiliges Abschreiben begünstigte. Wer je in der National- bibliothek gearbeitet hat, weiss, dass das Bestellen der Hand- schriften um 3 Uhr sein Ende erreicht, während der Saal erst um 4 Uhr geschlossen wird. Die unfreiwillige Müsse, in die man sich dadurch häufig versetzt sieht, konnte ich nicht besser ausfüllen als mit dem Copieren wichtiger Urkunden. Viel ist es allerdings nicht, was ich abgeschrieben habe ; aber die kleine Probe mag eine Vorstellung von dem Vorrath geben, den die Pariser Bibliothek enthält. Die neue Ausgabe der Regesten wird demjenigen, der die Edition der ungedruckten Papstbriefe unternimmt, eine wesentliche Erleichterung seiner Aufgabe gewähren.

Da es in jüngster Zeit selbst tüchtigen Forschern passiert ist, dass sie längst bekannte Stücke noch einmal entdeckten, so halte ich es für meine Pflicht, ausdrücklich hervorzuheben, dass ich nach sorgfältiger Prüfung die folgenden Briefe als 'unbekannt' bezeichnen kann. Sollte ich mich in dem einen oder anderen Falle geirrt haben, so bitte ich um Nachsicht.

I.

Fragment eines päpstlichen Briefes (Nach Nov. 867).

Adjuro autem ut omnibus metropolitis Galliarum haec

intimetis, ne si hie factum fuerit consilium, sie q

recuperationem sui Status assequantur, ut in derogationem de-

functi pracsulis prosiliant, praecipue hanc nullus

redarguerit et modo qui objectis respondcat non supersit, quam-

vis ille nee co publicam gesserit, nee heresi unquam,

ut fingunt, annuerit, sed solo zelo dei quod operat,

Unde et jam scribo vobis et per Deum contestor ne consenti- atis neque approbetis innno rcsistatis Nicolaum

Papsturkunden in Paris. 159

papam agi temtantur quam auctoritas liujus ecclesiae mox dis-

solvitur si praesul addicitur.

Aus Coli. Moreau 1131 f. 57. Am Rande von anderer Hand: Fragmentum epistolae cujusdam, verisimiliter Adriani pp. II. Doch kann das Fragment, wie Herr Prof. Dümmler die Freundlichkeit hatte, mir mitzutheilen, auch von einem andern Nachfolger Nicolaus' I. sein.

n.

Stephan VI. antwortet dem Kaiser Karl IH, dass ihm der Brief, durch welchen er zu einem demnächstigen Reichs- tage die Anwesenheit päpstlicher Legaten wünsche, aus zwei- fachen Gründen verdächtig erscheine. 887, Anfang April.

Stephanus Romanus episcopus Karolo gloriosissimo impera- tori inter alia.

Significantibus litteris nobis a vobis transmissis cognovi- mus, vos in Alamannia placitum tenere et Romanae ecclesiae legatos petere ibi venire. Quae videlicet litterae duabus de causis apud nos ambiguae videntur. Primo quidem, quia delator earum persona videtur vilissima, quod honorificentiae vestrae vel nostrae minimura decet. Secundo, quia per quem missi nostri muniti deberent mitti neque in epistola continebatur, neque ipse verbotenus dicere sapiebat. Ideoque nobis, an vestrae essent litterae, ambiguitas grandis inolevit. Attamen si vestrae expedit decentiae atque utilitati, mittite qui causam judicent, et eosdem legatos deducant et nos congruo tempore pro posse ad vestrum obsequium gratanter mittemus. Quia et consue- tudo ecclesiae hujus et decessoi'um vestrorum talis exstitit et nostrae decentiae sie congruum videtur et creditur. Ipse per- pendite, cujus sit indecentiae, si secundum dedecus matris vestrae ejus legati destinantur, et si vobis necessitas quaelibet incumbit, qua auctoritate prodisse possint, et (ut) a contrariis honorentur et audiantur, si vulgi more gradiuntur.

In Coli, Baluze t. 68, von Baluze's Hand geschrieben. Darüber 'Stephan VI, Codex 696 fol. 95 vo'.

Dass dieser Brief schon von Ewald im N. A. V. 412 u. 459 besprochen sei, theilte mir ebenfalls Herr Prof. Dümmler mit. Der Text des Deusdedit (und der Britischen Sammlung) ist weit ausführlicher als der vorstehende, er giebt vier Gründe für die ablehnende Haltung des Papstes, aber corrumpiert und an einzelnen Stellen unverständlich. Von 'Attamen si' bis zum Schluss ist der Wortlaut der gleiche; woher die Verände- rungen kommen, welche der Brief in seiner ersten Hälfte er- litten hat, wer ihr Autor ist, ein Gelehrter des 17. Jahrhunderts oder ein alter, verschollener Canonist, wird sich vielleicht durch das Auffinden des von Baluze nicht näher bezeichneten 'Codex 696' ermitteln lassen.

160 Papsturkunden in Paris.

III.

Alexander II. schreibt an Bartholomäus von Tours und seine Suffragane, sowie an den Grafen Gaufried von Anjou, betreffs der Consecration Arnald's, des erwählten Bischofs von le Mans. 10G7— 08.

A. episcopus servus servorum dei B. Turonensi archiepi- scopo et suffraganeis suis et G. comiti Andegavensium salutem et apostolicam benedictionem. Quoniam de electione Cenoma- nensis episcopi lacrimabilem querimoniam totius cleri et populi audivimus, graviter condolemur atque ne ad desolationem usque prorumperet, nimium timemus. Quapropterdeliberatione(!) consilii nostrorum episcoporum consulentes vobis apostolica auctoritate praecipimus, ut si electum a clero et populo sanctio- rem et digniorem huic officio probavoritis, nostra auctoritate illum archiepiscopuui cum provincialibus assentientibus conse- creS; quia pro illata calumnia, quod sacerdotis filius dicitur, sancta cum Romana ecclesia non repellit, sed patienter pro meritis suis inter ceteros coepiscopos recipit. Si vero ita non inveneritis et conflatum litigium sedare nullo modo potueritis, consequenter admoneraus, ut vocatos ad diligentiam vestram tres de melioribus ipsius ecclesiae clerieis jurare compellatis'), quatenus de ipsius ecclesiae clericis sive de electis sive de ceteris quemcunque meliorem et aptiorem tanto officio tanto- que saci'amento cognoverint, illum sincere et concorditer sine aliquo malo ingenio eligant, illuraque vestra fraternitas nostra auctoritate atque jussione conseorare non differat, ne grex dominicus sine pastore diutius errabundus pereat. Si autem pro aliquo homine vel timore eum consecrare nolueris, te et electum ante festivitatem S. Martini ad apostolicam sedem venire auctoritate b. Petri praecipimus rationem de inobedientia reddi- turum^).

Aus ms. lat. 16992 (Epist. Rom. pont. X) f. 166, avo der Brief fälschlich Alex. III. zugeschrieben wird.

Die Vorgänge, die hier geschildert werden, kennen wir zum Theil aus den Gesta epp. Cenoman. (Mabillon, Vet, Ana- lecta 307) und zwei päpstlichen Briefen, von welchen Auszüge in die canonischen Sammlungen übergegangen sind, J. 3518 und Britische Sammlung Alex. II. Nr. 72. (N. A. V. 341). Arnald's Wahl fand nach Fiolin, Hist. de l'egl. du Mans III, 270 im J, 1067 statt, Bartholomäus von Tours stirbt im April 1068, die Begrenzung des Briefes wäre somit 1067—68, oder wahr- scheinlicher 1067. Die angeführten Decrctalen, obwohl ein früheres Stadium der Wahlstreitigkeiten darstellend^ gehören in das gleiche oder vorhergehende Jahr, Ewald's Ansetzung 1066—1067 (N. A. V, 347) erhält durch unsern Brief eine Aveitere Stütze.

1) Cod. compellas. 2) Cod. redditurus.

Papsturkunden in Paris. 161

IV.

Alexander II. fordert die Erzbischöfe und Bischöfe Frank- reichs auf, die kirchlichen Einkünfte nur würdigen Personen zu übertragen. 1061 73.

Alexander episcopus servus servorum dei universis archi- episcopis et episcopis per regnum Franciae constitutis salutem et apostolicam benedictionem. luxta psalmistae testimonium non dormitabit neque dormiet qui custodit Israel ^). Quam ob rem super ecciesiae curam constituti, circa curam ipsius debe- mus continue vigilare. Cum igitur inter ecciesiae pericula gravissimum speculemur, quod personas indignas cumulatis redditibus, dignas autem permittitis esurire (exurire), universi tati vestrae per apostolica scripta districte praecipiendo man- damus quatinus patrimonium Christi membris suis sicut veri ecciesiae sponsi, non sicut adulteri dispensetis. Alioquin ex- cessus vestros ulterius sustinere non valentes, quin vos tara- quara dispensatores indignos a dispensationis officio suspen- demus, cum privilegium mereatur amittere, qui concessa sibi abutitur potestate.

Zwei Copien in der Coli. Baluze t. 63 f. 30 u. 32.

V.

Gregor VII. befiehlt dem Bischof Hugo von Langres, der ohne päpstliche Aufforderung in Verbindung mit dem Legaten Hubert den Grafen von Flandern excommuniciert hatte, seine Handlungsweise vor Hugo von Die zu rechtfertigen. Die nach Rom Pilgernden empfiehlt er seinem Schutze. 1078 (Nov. 25).

Gregoi'ius episcopus servus servorum dei H. ^) Lingonensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem. Pervenit ad aures nostras, quod tu et Hubertus hujus ecciesiae legatus Rodbertum Flandrensium comitem excomraunicastis. Unde mirari satis nequeo quod tale aliquid sine precepto meo et vicari mei conseusu, Diensis videlicet episcopi, quia aliter fieri a vobis non debuit, facere praesumpsistis; precipue cum in talibus aut illis partibus, vobis nullas vices in eas^) concesserim. Quapropter apostolica auctoritate tibi precijoio, ut ad Diensem episcopum venias et cur hoc ausus sis facere in veritate sibi aperias, quatinus Deo largiente quod justum sibi visum fuerit, super hac tua culpa decernat. Monemus quoque et monendo praecipimus, ut peregrinis ad limina apostolorum venientibus vel redeuntibus nullam omnino injuriam facere vel fieri in par- tibus tiiis permittas, unde jam multas contra te querimonias audivimus, si gratiam Dei et sanctorum apostolorum et nostram benedictionem et dilectionem habere desideras.

Dieser und der folgende Brief Gregors VII. sind zwar

1) Psalm. 121, 4. 2) Cod. A. 3) 1. vices meas. W

Neues Archiv etc. VII. 11

162 Papsturkuuden in Paris.

gedruckt, aber in einem Buche, welches schwerer zugänglich ist als der Codex, in welchem die Briefe stehen. Als Ergän- zung zu dem officiellen Katalog der Bibliothek von St. Omer i) Hess Herr Duchet ein Heft 'Additions et corrections' drucken, in welchem er aus der Handschrift 188 (Sammlung der Briefe Gregors I) mehreres von Gregor VH. mittheilte; aber das Heft gelangte niemals in den Buchhandel, und weder die National- bibliothek noch Herr Deiisle besitzen ein Exemplar davon. Herr Arthur Giry , der Verf. der Histoire de la ville de St.-Omer, dessen Bekanntschaft ich in Paris gemacht habe, war durch Zufall zu dem Hefte gelangt; er machte mich auf die Briefe aufmerksam und gestattete mir, eine Abschrift davon zu neh- men. — In einer eingehenden Abhandlung: Gregoire VH. et les eveques de Terouane (Revue historique I, 387) hat Giry die in den Briefen erwähnten Vorgänge erläutert. Ich verweise also auf seine Auseinandersetzung und beschränke mich, daraus hervorzuheben, dass der vorstehende Brief wahrscheinlich an demselben Tage, wie J. 3822, geschrieben ist (Giry a. a. O. 395 Anmerk.).

VI.

Gregor VH. tadelt Hubert von Therouane wegen Ueber- tretung seiner Bestimmungen betreffs der Ehe der Geistlichen. Er ladet ihn vor die in der ersten Fastenwoche abzuhaltende Synode. Ende 1080.

Gregorius episcopus servus servorum dei H. Tervanensi episcopo salutem et apostolicam benedictionem, si decretis apostolicis scienter non resistit. Clamor et querimonia filiorum ecclesiae tuae pervenit ad aures nostras te, contra decreta nostra, immo sanctorumque patrum, consensisse fornicationi cleri- corum : addentes etiam quod pueris illorum qui nolunt consen- tire huic iniquitati interdicis babtismum et mortuis sepulturam. Quod nos grave ferentes, auctoritate apostolorum Petri et Pauli tibi praecipimus, ut hoc ita a te emendetur, ut amplius ex hac re querela ad nos non veniat. Insuper tibi precipimus, ut ad synodum, quam Deo auctore in prima ebdomada quadragesime celebraturi sumus, omni occasione postposita venias.

Giry (1. 1. 397) setzt diesen Brief vor J. 3884, vom 26. März 1080, welcher im Register nm- unvollständig ist. Der bedeutsame Schlussatz, den H. Duchet ebenfalls dem gleichen Manuscript entnommen und H. Giry in der Revue histor. I, 398 wiederholt hat, lautet so: Canonicis S. Audoniari, qui tibi communicare ausi non fuerunt, pro eo quod te inobedientem apostolicis praeceptis viderunt, et per pecuniam ordinatum episcopum dictum, usque ad tuam finitam causam tibi obedire

1) Catalogue ^t'neral des mss. des bibliotli. publiques des departem. Paris 1861. Bd. III. St.-Omer.

Papsturkunclen in Paris. 163

prohibuimus, et non solum eis sed etiam omnibus id ipsuni de te scientibus, quia symoniaco et apostolicis praeceptis inobedienti nuUus debet obedire. Es geht daraus hervor, dass Hubert sich damals noch nicht von dem seit seiner Wahl er- hobenen Vorwurf der Simonie gereinigt hatte, und so lange dies nicht geschah, musste der Papst ihm die Salutation verweigern. In unserm Briefe jedoch gewährt er sie ihm, wenn- gleich mit der Clausel, si decretis apostolicis scienter non resistit. Deshalb nehme ich an: der Brief ist Ende 1080 ge- schrieben und in der Zwischenzeit hat sich Hubert von der Anklage der Simonie gereinigt. Die Fastensynode würde als- dann zwischen den 21. und 27. Febr. 1081 fallen, wohin Jaffe's Scharfsinn die im Reg. L. VIH. 20a erwähnten Acten, auch ohne ein Einladungsschreiben zu kennen, bereits verlegt hat. Das J. 1081 ist durch den Rücktritt Huberts eo ipso von der Berechnung ausgeschlossen.

VH.

Gregor VII. fordert den Herzog Hoel zum Schutze des Klosters S. Croix de Quimp^rle auf. 1073 1084.

Gregorius episcopus servus servorum dei Hoelo gloriose principi salutem et apostolicam benedictionem. Sicut relatione quorundam didicimus, pater tuus divino amore accensus (sue- census) monasterium S. Crucis nonnullis bonis ditavit, quae si aliquis auferre vel minuere praesumit, non parvae negligentiae poteris argui et animas patris et matris minus diligere. Qua- propter si quid a te vel ab aliquo de iis, quae praedicto monasterio oblatasunt,subreptum esse atque alienatura cognoscis, volumus, immo ex parte Dei et S. Petri praecipimus, omni diligentia te recuperare atque ad utilitatem ejusdem venerabilis loci modis omnibus tueri atque defendere. Quod si feceris, animabus parentum perraaxime videris proficere et tibi apud deum maximum hierum et in seculum bonam famam obtinere. Si enim hoc unicuique ecclesiae debes, multo magis circa salu- tem hujus, quam pater tuus dilexit et cui divina providentia fratrem tuum carnalem voluit providere, oportet te invigilare.

2 Copien in Coli. Baluze t. 41, fol. 19 und t. 74, f. 24: Ex chartulario monast. S. Crucis Kempeidegiensis. Hoel V^ Herzog von der Bretagne 1066 84. Etwas genaueres über Zeit und Inhalt des Briefes Hess sieh selbst mit Hülfe von Morice, Mem. p. servir ä l'hist. de Bretagne, nicht ermitteln. Eine Bulle Gregors VII. für das Kloster bei Jaffe 3808.

VIII.

Gregor VII. über Geistliche, die einen jMord begangen haben. 1073—1085.

Gregorius VII. Si quis clericus contra patrum regulas

11*

164 Papsturkunden in Paris.

ordinis arma arripit et liomicidium perpetrat,

hujusmodi penitentiam sibi injungentes carceri XL diebus mancipandum decrevimus; deinde ecclesiae gremio inter laicos miserationis intuitu sociamus; deiude penitentiam XIIII anno- rum imponimus ; sed . . ') accipimus ita ut proxirao quadri- genio a dominici corporis et sanguinis et omniuni carnium abstineat perceptione.

Aus ms. lat. 8922. Die Copie dieser Decretale verdanke ich H. Felix Rocquain in Paris. Herr Prof. Wattenbacli, der mich auf dieselbe aufmerksam machte, kann einen Zweifel an der Autorschaft Gregors VII. nicht unterdrücken. Näheres im N. A. VI, 476, wo aus einer Notiz von Pertz als Sehluss die Worte 'non per gratiam' angegeben werden.

IX.

Urban IL klagt dem Abte Hugo von Cluny, wie gefahr- voll die Lage der Kirche sei, deren Leitung er übernommen habe. Er wünscht sehnlichst, Hugo bei sich zu sehen. 1088.

Urbanus episcopus servus servorum dei H. reverentissimo atque dulcissirao patri atque b. Petri privationis filio salutem et apostolicam benedictionem. Consideranti mihi quali in tem- pore apostolicae sedis pondera portare compulsus sum, caligo raoeroris et triste cor ac miserum nihil aliud apud se nisi con- fusionis tenebras invenit. Hinc enim peccatorum meorum recordatione ac virtutum imbecillitate confundor, illic conside- rata tantae rei immensitate deterreor. Navem certe apostoli- cam, non solum vetustam vehementerque confractam immo pene submersam me adeo indignum infirmumque suscipere cujus periculi res est, quis mirari sufiiciat? Quae enim in summa tranquiUitate a quolibet peritissimo rectore vix regitur, in summa tempestate ab imperito et imbecilli quomodo (?) regetur. Uno siquidem tempore episcoporum , clericorum, raonasteriorum et Romani populi in tantis maxime petitionibus -) curam gerere et contra s) hostium insidias sollicite vigilare et contra principum fallacias et falsorum amicorum malitias suspectum sem23er existere, paupertatis angustias tam in me quam in meis assidue tolerare ... g .... us .. . tot ac tantis

intus et exterius nocte dieque cujus laboris, cujus doloris

sit, dilectio vestra tanto verius pensat, quanto me purius amat. Quapropter sub omnipotentis Dei judiciis comprehensus exclamare compellor: Veni in altitudine maris et terapestas demersit me*); Abyssus vallavit me et pelagus cooperuit caput raeum *). NuUus hie simulationis fucus, nullus ambitionis locus.

1) Im Cod. ein Zeichen, das wie eine romisclie Zwei aussieht: II. 2) Soll wohl perturbatiouibus heissen. 3) Cod.: contra et. 4) Psalm 68, .S. 5) Jona 2, 6.

Papsturkunden in Paris. 165^

Omnia plena moeroris et , plena calamitatis et miseriae.

Non ut dicatur, ex parte volui et ex parte nolui, secl temporis necessitatibus constrictus dominorum meorum antecessorum

gen praeceptione artatus, confratrum meorum episco-

porum et cardinalium aliorumque religiosorum multorum una- nimi . . . . a . . . que electione obedientiaque compulsus, perma- nente catholicorum scilieet instantia de corde qui-

dem fuga a diui ^) per . . mpis miscere

vis deo in p ali et consolationis

ac dolore .... ad lev saltem adhibere

das mea et labores mors ris ei

leg ins(istere V) festines ceter

iuris parvitatem nostram assidua cohortatione O,

si unquam fieri posset, ut et quanti ris

rerum mearum tranquillitas f illa antiqua ferveat

Caritas, ubi pi sia supera-

bit. O, si unquam faciem tuam ui . . . o, o si unquam venies.

Omnipotentis amor . . . cordi tue ins ut postpositis

occupationibus paternitas tua tandem aliquando ad me festinet.

Sicut dominus noster Jhesus Christus in cruce matrem

suam dorainam Mariam -) . . . Johanni .... seu . . . o mandavit

in cruce sacerdotii offic

matrem ecclesiam tue fuerit, provisioni committo.

Sanctum collegium ut in sanctorum apostolorum Petri et Pauli meritis et preeibus omnipotens dominus benedicat et eos pote-

state perha dignationis suae, mihi peccatori con-

cessae, ab omnibus peccatis absolvat et ut pro me em . ius . depraec(atione?js eorum accendat.

Cop. s. XII. in Coli. Baluze t. 380 n. 5. (Eine Abschrift Baluze's bis zum Worte 'diui' in derselben Sammlung t. 206, f. 301.) Ueberliefert ist der Brief auf einem Stück Perga- ment, das wohl ein Meter lang, aber nur die Breite einer Hand hat und nach unten zu noch schmaler wird. Durch Reibung oder atmosphärischen Einfluss ist die Schrift an manchen Stellen fast ganz verschwunden, und es ist deshalb um so mehr zu bedauern, dass Baluze, zu dessen Zeiten noch vieles lesbar war, was heute kaum noch zu erkennen ist, nur die erste Hälfte des Briefes abgeschrieben hat und auch diese nicht mit der Sorgfalt, die man sonst in seinen Sammlungen ündet. Man könnte vermuthen, dass er erst in den Besitz des Perga- ments gelangt ist, nachdem er von anderer Seite eine Copie des Briefes erhalten, denn es sind in derselben Fehler und Lücken, die man einem Baluze nicht zutrauen darf.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass in der Adresse Hugo

1) Hier bricht die von Baluze gefertigte Abschrift ab. 2) Vielleicht

auch nostram.

166 Papsturkiinden in Paris.

von Cluny gemeint ist, welchen Urban, als einstiger Mönch des Klosters, mit 'pater' anzureden und als seinen geistigen Vater zu verehren gewohnt war'). Schon am Tage nach der Conse- cration sendet ihm der Papst ein Schreiben ähnlichen Inhalts, J. 4018; das unsrige wird nicht lange darnach entstanden sein.

X.

Paschal IL bestätigt die Schenkung der Gräfin Mathilde an die Kirche von Verdun. 1099 1115(?). Fälschung.

P(aschalis) episcopus servus servorum dei Verdunensis ecclesiae dilectis fratribus salutem et apostolicam benedictionem. Quod comitissa Mattildis dilecta filia beati Petri Virdunensi ecclesiae sponte dedit, nos in illud hoc nostro scripto assensum praebuimus ac proprio sigillo designari jussimus.

Aus Collect. Baluze 47, fol. 59. Am Rande der Urkunde steht: In sceda affixa funiculis rubris cum plumbi sigillo. Die Schlussworte machen die Fälschung offenbar.

XI.

Paschal IL gegen Verwaltung und üebergabe des Kirchen- guts durch Laien. 1099—1118.

Paschal II Ex divinae legis praeceptis instruimur,

quod omnia tabernaculi utensilia a Levitis custodirentur et tractarentur^). Et per Jezechielem prophetam Dominus praecipit, ut terra circa templum sanctificata sit et solis sacerdotibus concedatur. Quam ob rem laicis omnibus interdiciraus, ne ecclesias cum suis possessionibus teneant aut aliis tradant. Qui vero eas tenere aut aliis in feudum dare aut quasi hereditaria praedia vendicare praesumpserint, ab ecclesiarum liminibus et divinis officiis arceantur. Si vero, quod absit, in hac obstinacia mortui fuerint, et dominici corporis communione et ecclesiae careant sepultura; ecclesiae vero ipsae divinis destituantur officiis.

Aus Coli. Baluze 269, f. 107.

XIL

Alexander III. giebt dem Legaten Alexius einen Geleitbrief an die ultramontane Geistlichkeit mit. Tusculum, 8. Sept. 1178. 1180.

Alexander episcopus servus servorum dei venerabilibus fratribus, archiepiscopis, episcopis et dilectis filiis abbatibus, prioribus, et aliis ecclesiarum praelatis ad quos litterae istae

1) In einer Rede, welche IJrban 1095 in Cluni hielt, sagt er u. A.: Quorum (sc. Pontif. Komanorum) numero vel ordiui divina nie dignatio licet indignum associavit, me olim monachum prioremque monasterii hujus {sc. Cluniacensis) sub domno ac venerabili Hugone, Dei nii.seiicordia adhuc superstite et benevalente'. Watterich I, 571. 2) Anspielung auf

Numeri 1, 50.

Papsturkunden in Paris, 167

pci'venerint salutem et apostolicam benedictionem. Dilectum iilium AI. subcliaconuin nostrum, quem ad partes iiltramontanas dirigiraus, universitati vestrae attentius commendamiis rogantes, iiionentes atque mandantes, quatinus pro reverentia b. Petri ac nostra et intuitu Romanae ecclesiae, cujus subdiaconus est, praedictum AI. benigne recipientes et boneste tractantes eidem in securo conductu et in victualibus et in aliis necessitatibus liberaliter provideatis, ita quod ex hoc devotio vestra debeat a nobis potissimum commendari, Datum Tusculani') sexto idus Septembris.

Aus ms. lat. 14664. f. 135 vo.

Die Ortsangabe Tusculum beschränkt die Entstehungszeit des Briefes auf die Jahre 1178 u. 1180; welches von beiden man zu wählen hat, wird von der genauen Datierung der bei Jaffe unter 8812 14 registrierten Schreiben abhängen. Ge- hören diese zu 1180, so muss die Sendung des Alexius bereits ins J. 1178 fallen, da der Zeitraum von September bis Ende des J. 1180 nicht ausreicheii Avürde für die Sendung nach England, Schlichtung der Streitigkeiten in St. Andrew und Meldung nach Rom. Die citierten Briefe können nach den vorhandenen Quellen ebensowohl ins J. 1179 wie 1181 gehören.

XIII.

Alexander III. antwortet dem Erzbischof von Salzburg, dass die Ehen, welche von Knechten unter dem Widerspruche ihrer Herren geschlossen seien, nicht getrennt werden dürfen. 1159-1181.

Alexander tertius Salseburgensi archiepiscopo. Tua fra- ternitas de servorum conjugiis, quae invitis et contradicentibus dominis contrahuntur, quid lieri debeat ab ej)iscopatu vestro, sicut bene meminimus, requisivit. Super quo taliter duximus respondendum. Sane juxta verbum apostoli^ prout tua discretio cognoscit, in Christo Jesu neque über est neque servus qui a sacramentis ecclesiasticis sit ammovendus, ita quoque nee inter servos debent matrimonia nullatenus prohiberi, et si dominis contradicentibus et invitis contracta fuerint, nulla ratione propter hoc sunt ecclesiastico jure dissolvenda, debita tarnen et consueta servitia non ex hoc minus sunt propriis dominis exhibenda.

Aus ms. lat. 14664. f. 151.

1) Cod. Tuscie.

X.

Geschichtliche Handschriften der

fürstlich Oettingen - Wallersteinschen Bibliothek in Maihingen

verzeichnet von Philipp Jaffe.

Mitgetheilt von

W. Wattenbach.

Jl hilipp JafFe hat im Jahre 1858 für die Monumenta Ger- maniae die fürsti. Oettingen-Wallerstein'sche Bibliothek in Maihingen untersucht, welche damals noch ungeordnet war, und die ihm beraerkenswerth erseheinenden Handschriften mit Interimsnummern bis 41 versehen. In den folgenden Jahren 1859 und 1860 hat Th. von Kern für die Sammlung der Städte- chroniken die Handschriften untersucht und jene Nummern fortgeführt; er berichtete darüber in den Nachrichten von der Historischen Commission III, 4 (1862) S. 107 135. Das Ver- zeichnis von Jaffe aber blieb ungedruckt, und es schien die Mittheilung, mit den inzwischen nöthig gewordenen Aenderun- gen und Zusätzen, auch jetzt noch wünschenswerth zu sein. Die Handschriften, deren werthvollster Theil vorzüglich aus St. Mang bei Füssen stammt, sind mittlerweile durch den Herrn Baron von Loeffelholz vollständig geordnet; die Jaffe'schen Nummern passen nicht mehr, aber die Handschriften lassen sich ohne Schwierigkeit auffinden. Bei einem Besuch im Herbst 1880 habe ich Nr. 27 selbst benutzen können, und Nr. 16 ist mir vom Herrn Baron von Loeffelholz freundlichst hierher gesandt, wofür ich hier meinen Dank ausspreche. Einige andere Hss. verdienen augenscheinlich noch eine genauere Untersuchung.

1, mb. 4. saec. XII. von verschiedenen Händen.

a) Vita S. Udalrici au ct. Gerhardo; MG. SS. IV, 384 425. 'Aures plurimorum sine fine in secula sgculorura.'

b) 'De convivio: Cum facis convivium voca pauperes debiles et imam tantummodo habebit pugnam id est cordis'.

c) Vita S. Columbani abbatis auct. Jona: 'Dominis ut de labore obedientiae fructus recipiant vite eterne'. Mab. Actt. II, 5 29 mit abweichender Endung.

d) Vita Eucharii, Valerii, Materni. 'Quamvis seculorum', wie Acta SS. Jan. II, 918—922.

e) Vita Vedasti von Alcuin, ohne den Prolog. Acta SS. Febr. I, 795-799 nebst der HomiHe S. 800.

f) Vita Lupi Senonensis. 'Sanctorum gesta et tinitate perenni per omnia s. s. amen'. Acta SS. Sept. I, 255 mit anderem Schluss.

172 Handschriften der fürstl, Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

g) 'Passio beate Columbe virginis et martyris (Senon,), que passa est sub Aureliauo imperatore. Eo tempore cum adhuc mundus et gloria, virtus et potestas in s. s. amen'. Ebenso Arch. X, 450 u. 631.

h) ^Passio sanctorum Geminor um. Gloriosa martyrum certamina ut laus eorum celebraretur in Noricorum regione'.

i) Passio Domitillae etc. 'Factum sepelivit', wie Acta SS. Mai. III, 12. 13.

k) saec. XV. auf angeheftetem Papier: 'Passio sancti Quirini martiris. Sancta fides catholica Acta sunt hec a. D. 754. 16. Kai. Julii'.

2. membr. fol. saec. XII. Severi vita S. Martini et dialogi. Dann f. 65 85 die Vita S. Udalrici von Bern; f. 85— 89v. Vita S. Luc^ evangeliste; f. 89v. Vita S. Alexii confessoris, f. 93 102 Historia septem dormientium, f. 102 109 Passio S. Barnabae; f. 109 111 'Miraculum sanctf crucis domini nostri Jhesu Christi. Est civitas que vocatur Biritho' ....

Fol. 112 123 Translatio S. Nicolai. 'Gloriosa sanctorum' etc. f. 124 147 Vita S. Nikolai. 'Nicolaus itaque ex illustri' etc.

Fol. 148 151 'Vita S. Routperti episcopi et confessoris. Tempore Hiltiperti regis Francorum' etc.

3. Chart, fol. saec. XV. (Vgl. v. Kern a. a. O. S. 108-110) : Eine aus Nürnberg stammende Sammlung von Briefen und Urkunden von verschiedenen Händen aus den Jahren 1410 —1490.

Fol. 30 31v. ein Gedicht: 'Anno 1457. Wie Künig Laszia zu Prag in Bekam ward umbgepracht'. Hieraus gedruckt in Liliencrons Hist. Volksliedern I, 497—500.

Fol. 52. 'Anno 1462. De captione urbis Maguncie per ducem Ludwicum nigrum albeg comitem de Sulcz Johannem comitem de Nazaw et N. comitem de Kungstain.

Urbs Maguntina, quam ditant flumina bina, Turribus et meniis corroborata nimis' etc. 13 Verse.

Fol. 78. 'Anno 1472. De combustura Ertfordie per insi- dias procurate (sie) unde et octo rei comprehensi drussineque (sie) sunt necati in urbe prefata. Anno milleno C quater duo septuageno' etc. 25 Verse. Dieselben in Konrad Stolle's Chronik S. 56.

Fol. 96 101: Vom Kölnischen Krieg. Aus dieser Hs. gedruckt in Liliencrons Hist. Volksliedern II, 45-58. Fol. 101: 'Wie der romisch Kaiser und ander des reichs untter- tan sein zu feld gelegen wider Karl herczog zu Burguni vor der stat News'. Aufzählung der Herren und Städte im Reichsheer.

4. membr. saec. XII. Fol. 1 49 Vita S. ]\Iagni. Itaque in tempore illo reguat et gloriatur sine fine' etc. wie bei

Handschriften der fürstl. Oeftingen-Wallerst. Bibliothek. 173

Goldast, SS. Alam. (1606) I, 304—317. Daran scliliessen sich von anderer Hand des 12. Jalirli. folgende Verse: (Pip)pinus (re)x. Cautio sit regni Magni cum jure perenni. (Wi)cterpus Presul eram fautor Magno Wicterpus et auctor,

(ep. Augus)tensis. Quod Pippinus ei dedit liec rex spe requiei. Weiter folgen noch diese barbarischen Verse :

Hec rationahs Magni manet actio talis:

Sura dominus Magnus super hec, michi quam (sie)

sacer agnus

Pippino rege donante dedit michi lege.

Regalem saltum quem Licus inundat in altum,

Durginbach marcam michi quam traho in arcam,

Quam pro donato possedi jure beato.

Me solo domino cunctos reliquos retro mino.

Est procurator abbas michi juris amator.

Hoc usu fi'uctu qui me colit est sine luctu.

Nee prescriptio, lex aufert michi que dederat rex,

Et prejudicio numquam perdens ea fio u. s. w. noch 13 Verse.

Fol. 50—66. Martini (Dumiensis ?) Formula honestae vitae. Fol. 66—85. De gradibus abusionis.

5. membr. oct. saec. XII. Vita S. Benigni, Anf. ^Ad magni regis gloriam Reticemus victoriam'. Schluss:

Qui post testes idonei Per gloriam martyrii Deo dicarunt animas Cui laus est in secula. amen. Fol. 9 16 eine andere Vita S. Benigni von derselben Hand; Anfang: (G)alliarum nobilitas Insigni cunctis gloria.

6. membr. qu. saec. XII. Passio S. Theopompl episcopi, Vita Hilarii episcopi, Passio Babile episcopi u. a. m.

fol. p. X. (sie) Vita S. Servati i. Prol. Illustrissimi viri vitam Servatii stemmate inclito nati etc. Vita: Trojugenarum metropolis Francorum Tungris etc. Translatio: Translati ad superos Servatii etc. 'Lange Erzählung, wichtig'. Wie sie sich zum .locundus verhält, ist hieraus nicht zu ersehen.

7. chart. saec. XV. Leben der h. Hedwig, Herzogin zu Schlesien. 'Zu erkennen in etlicher Masz' etc.

8. membr. saec. XII. Vita Treverorum archiepiscoporum Eucharii, Valerii, Matern i. Vita S. Silvestri etc. Fol. 111. Vita S. Remigii: 'Beatissimi Remigii antistitis depositio sancta nobis hodierna'. Also von Fortunat.

9. membr, saec. XII. Annales Ottenburani, MG. SS. V, 6 9. 'Adam anno 130. genuit Seth - (HU) impera- torem efficit'. Scheint das Original der Melker Abschrift zu sein.

10. Ein Miscellanband aus verschiedenen Stücken ; enthält

174 Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

f. 40 46 Vita Lulli episcopi auf 7 Pergamentblättern, manu saec. XII. Anfang: 'Lullus aput Anglos Saxones'. Dann f. 47 66 Gunzonis epistola ad fratres Augienses, auf 20 Pergamentblättern saec. XL vel XII. Gedr. Mart. et Dur. Coli. I, 294. Dann f. 67: Decreta e oncilii Lateranensis sub Innocentio tercio celebrati, manu saec. XIII.

11. membr. Necrologium S. Emmerammi Rat. ine- untis saec. XII. Enthält die Ann. S. Emm. 1036 1047, die von derselben Hand des 12. Jahrh. am Rand der ersten Blätter hinzugefügt sind. Ausserdem auf fol. 1 von einer Hand des 11. Jahrh. Notizen aus den Jahren 1060 und 1052. Von Jaflfe zur Ausgabe benutzt, s. MG. SS. XVII, 569.

12. membr. saec. XIV. Calendarium custodia e ecclesiae majoris Coloniensis. Instructionen für den Gustos major des Kölner Doms, worin vorzugsweise Bestim- mungen über die Anzahl der an Festtagen zu brennenden Lichter, über die Rechte und Pflichten der Custodie. Fol. 33v. und 43r. liest man für die Geschichte des Kölner Doms höchst interessante Mittheilungen. Von Jaffe benutzt, s. SS. XVI, 730.

13. chart. saec. XVI. Gerit van der Schuyren, Cle- vische Chronik.

14. chart. saec. XV. Martinus Polonus, fortgeführt bis 1453. Zuletzt: Scriptum per nie Johannem Stirner anno Domini 1458. post festum sancti Michaelis archangeli.

15. chart. saec. XV. Acta concilii Basiliensis.

16. (jetzt 1, fol. 191) Chart, fol. saec. XV. aus St. Mang. Jaffe verzeichnete hieraus nur die am Ende unvollständige Chronica Casinensis. Diese stimmt genau, auch mit der Verwirrung am Schluss, überein mit der Stuttgarter Hs. aus Blaubeuren; s. SS. VII, 557. Dagegen ist am Anfang von I, 35 nicht, wie dort, eine Zeile ausgelassen, und sie ist also unabhängig.

Am Anfang dieser Hs. befindet sich eine Chronik von Erschaffung der Welt, welche in eine Papst- imd Kaiserchronik übergeht, mit ganz Conventionellen Porträtköpfen, die sich immer wiederholen; die Päpste nehmen die obere, die Kaiser die untere Hälfte der Blätter ein. Martinus Pol. ist haupt- sächlich benutzt. Bemerkenswerth erschien mir nur die folgende Stelle bei dem Kaiser Marcian f. 19:

'Marcianus. Hujus tempore Athila rex Hunorum civitatem Agrippara (sie) id est Coloniam et Parisius ac multas alias in Alemania destruxit. Et post in Pannonia reversus ibique temu- lentus de nocte suffocatus est, et per suos in sci'inio argenteo et deaurato positus et dimersus. Post cujus Athile mortem in Eczelburck fuit bellum Krimheldinum, onmiura preteri- torum bellorum raaximum'.

Handschriften der fürstl. Oeftingen-Wallerst. Bibliothek. 175

Den Schluss der Chronik und eine gleichzeitige Fort- setzung theile ich im Anhang mit.

17. Perg. u. Papier gemischt, fol. saec. XV. Vincentii Speculum historiale, lib. 1 6 und 24 31, in 2 Bänden.

18. chart. fol. saec. XV. Enthält

1. Sermo in festo Ottonis episcopi, fol. 1 3.

2. Rithmus de bonis actibus sancti Ottonis, f. 3. Anfang: ^Jerusalem superna, pace fruens sempiterna .

3. Vita S. Ottonis Babenbergensis episcopi atque con- fessoris, fol. 3v 38. 'Scripturus vitam', also der sog. Anony- mus Canisii.

4. Hystoria beati Hainrici II. imperatoris, fol. 39 50. 'Anno ab incarnatione', also von Adalbert.

5. Cronica fratris Hermanni dictus Gigas de ordine fratrum minorum, geht bis 1349; fol. 51 107.

6. Die Augsburgische Bearbeitung und Fortsetzung des Hermannus Altahensis, s. SS. XVII, 428.

19. chart. qu. saec. XVIII. Gotfried von Hagene, K 0 e I n e r Chronik. Werthlose Abschrift, s. Städtechroniken, Kölnl, 18.

20. chart. fol. saec. XV. Petri Blesensis epistolae.

21. chart. fol. saec. XV. Johannis de Mandavilla Itinerarius.

22. chart. saec. XV.

Fol. 84—169. Chronica, Karl IV. gewidmet. Prolog: 'Vobis domino Karolo de Bohemia, illustrissimo Romanorum regi ac Almanie et Bohemorum, ejus sacratissimo majestatis imperio ac dominationura throno, cui de jure dominia tempo- ralia subjugans, ac olym nepoti bone memorie serenissimi imperatoris Heinrici sexti, ut ne vestra tanta fama et gloria, sicut in pluribus jam, marcescat in futuro, hie hoc opusculum, quod de bibha et multis libris et cronicis tamquam florem sub conpendio conpilavi, cum fidelitatis dilectione ac subjectione humiliter represento ac vestre imperatorie majestati. In quo enim opere continentur a principio creationis orbis per ordinem quasi omnia mundi gesta et facta usque tempore vestre sere- nissime majestatis. Et etiam opera omnium imperatorum et summorum pontificura cum virtute et vicio in hoc opere calcu- lantur'.

23. membr. qu. saec. XI. XII. Marty rologium. Fol. 37 Fraternität der Klöster Hirschau, Muri, St. Blasien,

geschlossen von den Aebten Wilhelm, Uto, Liutfrid.

Fol. 38v. manu saec. XIII. ein Bericht der Aebte Lude- wicus de Renhersprunen, Wernherus de Gerrode, Gerboldus de Xienburch, über eine zu Erfurt abgehaltene Zusammenkunft von Aebten des Benedictinerordens. Acta sunt hec anno ab ine. Dom. 1259, Nonis Mali.

176 Handschriften der fürstl. Oettingeu-Wallerst. Bibliothek.

24. Chart fol. saec. XV. aus St. Mang bei Fuessen. S c h w a b e n s p i e g e 1 .

1. Landrecht, beginnt mit einem zweifachen Register in 12 Theilen, und ist in 369 Kapitel getheilt. Vor dem Anfang: 'Herre himlischer Vater durch din millte gut' steht diese Ru- brik: ^Der almechtig got von himeh-ich uns söHch synn und wicz verhch ze richten vn nach disem kaiserlichen buch, da- mit mir (sie) Ion und nit den fluch verdienen und ewig säli- keit, des helff uns sin götlich wyshait'. Am Schluss: 'Hie hat das Lantrechtbuch ain ende'.

2. Lehnrecht, auf 22 Blättern, in 84 Kapitel getheilt, be- ginnt : 'Wer lechen recht chunnen wil der volg des büchs lere'. Schluss: 'das recht also minnen in der weit und daz unrecht meiden daz wir daz hiraelreich besitzen. Des helff uns got. Amen. Hie est finis'.

3. 'Da der almechtig got Adam und Eva geschüff' etc. Von der E. Von dem dritten. Von der firmung. Von dem vierden menschen. Von dem fünften menschen. Schluss: 'das musz es darnach haben und mag im nit mer enprechen'.

4. Register zum Lehnrecht, worin die Rubriken der 84 Ka- pitel wiederholt sind.

25. chart. fol. saec. XV. Ein deutsches Rechtsbuch in drei Theilen; das erste Blatt fehlt. Jedem Theil geht ein Register voran. Der erste Theil beginnt: 'Justicia est constans et perpetua voluntas jus suum unicuique tribuens juris prüden'^ (1. prudentia) est divinarum atque humanarum rerum notitia, justi atque injusti scientia etc. Notandum quot tria sunt pre- cepta justicie, scilicet honeste vivere, alterum non ledere, jus suum unicuique tribuere. (Das ist das einzige Lateinische; der Abschreiber verstand es nicht und hat lede und tribue geschrieben.) Man schol wissen daz drew gebot in dem rech- ten seind darinnen alle recht beslossen seind worden' etc. Der Theil schliesst mit dem Kapitel: 'Von guter gewonheit'. Der zweite Theil beginnt mit dem Kapitel: 'Wen man zu richter seczen schol. Wen man zu richter scczen schol und seczt, der schol seyn ein byder man und getrew weyser tugentlich man' ; schliesst mit dem Kapitel 'Von zcawbercr', dessen Ende lautet: 'werden sy dez über recht alzo recht ist den sol man das heubt absiahen'. Der dritte Theil enthält das scliAväbische Lehnrecht : 'Der lehen recht kennen wil de volge' und schliesst mit dem Kapitel: 'Von zcinsz gelt do (nicht auff zu pfenden ist)', dessen Ende lautet: 'Welcher den unter in auff" den tag nicht kumt, der hat verloren, er habe dann ehastigc (sie) not etc'.

Das buch hat ein ende, lier vater unscrn kumern wende.

26. membr. fol. saec. XIV. vel XV. Wie von neuer Hand vorn eingeschrieben steht : B a i r i s c h e s R e c h t s b u c h der

Handschriften der fiirstl, Oettingen-Wallerst. Bibliothek. 177

4 Söhne des Kaisers LudAvig für das Oberland im J. 1346 verfasst. Rockinger, Vorarbeiten zur Textausgabe von L. Lud- wigs Oberrheinischen Landreehten (München 1868) zählt gegen 70 Handschriften auf, aber diese nicht.

27. n, 2 (Lat.) 4». 3) membr. qu. saec. XL Boethius de consolatione, mit Glossen') und Anmerkungen; dann f. 57v 112: 'Genera metrorum in librum Boetii quae domnus Lupus in lucem produxit' etc. Auf dem ersten Blatt ist von einer andern Hand saec. XH. (XI?) ein angebhches Privileg des Papstes Nicolaus I. eingetragen, gedr. nach einer Copie im 'Zwarte bouck' bei A. van Lokeren, 'Chartes et documents de l'abbaye de St. Pierre au Mont Blandin ä Gand' (1868) p. 18. (Ich lasse den von mir abgeschriebenen Text, der bedeutend besser ist, hier folgen, ohne die zahllosen Fehler der Ausgabe zu berücksichtigen. W.)

Exemplar privilegii Nicholai papf, dati temporibus Inperatoris Karoli regis magni.

Nicholaus episcopus, servus servorum Dei, fratribus ac iiliis nostris apud Blandinium coenobium religiosa conversatione Deo servientibus nunc et futuris temporibus. Quando ad ea que*) catholicorum regum corda pontificalibus sunt monitis provocanda, ita ardenti desiderio divina preveniente gratia suc- cenduntur, ut ab eis ultro poscantur, tanto alacri et l^to sunt animo concedenda, quanto ea ipsa qu^ cupiunt, si nollent^), peti debuerant. Proinde iuxta scripta petitoria filii nostri pre- cellentissimi regis Karoli cum presentia Fulrhadi^) venerabilis iam dicti loci abbatis talia suggerentis, Privilegium presentis auctoritatis nostr^ decreto eidem monasterio nostris futurisque temporibus indulgemus, concedimus atque firmamus, ut sicut olim sanct^ recordationis atque sanctissimus ^) Amandus epi- scopus, prefati monasterii constructor, a precessore nostro domno MartinO; seu a potentissimo et magnifico Dagaberto «), necnon Sigeberto, quem prefatus pontifex ex sacro lavacro suscepit, de stabilitate ipsius loci, de vilhs quoque et facultatibus sive de ecclesiis et ecclesiarum decimis seu de quibuscunque sti- pendiis specialiter inibi Deo servientium et ^cclesie ornamen- torum, vel luminariorum ac matriculariorum seu hospitum atque pauperum, sed et de proficuis'), sibi ubi et ubi offi- carum *) instrumentis concessa et indulta noscuntur (sie) tenuisse privilegiorum diversorum regum, et inter ceteras ^) etiam iuxta

1) Darunter deutsche: YFIATOC, chumistuodal ; modos, laiche; fata, misseburi; moras, diiala; querimoniamque lacrimabileni, chlagelichen vuof; profanum, nngazoganen ; oper^, stundun ; conquesta est, cladoga (cla- goda?) u. s. w. 2) So in beiden: es muss heissen 'ad ea, ad quae'.

3) volent facere p. L. 4) Folradi L. 5) gloriosissimus L. 6) Dago- berto rege L. 7) So auch L. profificuis, übergeschrieben: publicis Hs.

8) officiarura L. ; leg.: officinarum. 9) cetera L.

Neues Archiv etc. VII. 1^

178 Haudscbriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

huius precelleutissimi Karoli regis petitionem et auctoritatem nostra apostolica auctoritate roborantes atque privilegio^ uti in predictorum regum suorumque successorum continentur pre- ceptis exincle factis, omnia rata et inconcussa perpetua lege permanere statuimus. Constituimus autem auctoritate beati Petri et domni Pauli, quorura honore prefatum sacratur coeno- bium, ut nuUus regum, nemo praesulum«) vel abbatum, seu quilibet quacunque preditus dignitate, de bis qu<j in prefato privilegio, seu in preceptis ipsius lilii nostri Karoli et aliorum regum ex bis qu^ preraisimus factis continentur, vel in futuro ab eo vel a quibuslibet aliis de proprio bis specialibus fuerint ablata^), sub cuiuslibet caus^. occasione sive specie quicquam minuere vel auferre ac commutare, sive ad alium locum con- cedere vel quippiam temerarie agere, sed cuncta qu^ prefatis usibus servorum Dei et ecciesie ornamentorum vel luminario- rum sive raatriculariorura, bospitum et pauperum oblata sunt vel offerri contigerit, perenni iure illibata permaneant. Ordi- namus etiam atque statuimus, ut tam vos quam omnes qui in eo quo estis ordine locoque successerint, buius sanctissime Roman^ sedis babeatis iugiter reclamationem, sub tuitione et gubernatione cunctorum regum Francorum per nostram pre- ceptionera degentes et quiete viventes, nee ipsi reges nee eorum successores cuiquam suorum laicorum sive clericorum, tametsi reverend^, persona, prefatum ad regendum praesumant com- mittere, nisi pro ipsius loci arbitrio atque electione sibi com- petente, salva in omnibus qu^ buius decreti pagina continentur, auctoritate et bonore sanct^ Romane ecclesi^ et sedis apostolic^ privilegio. Si quis autem temerario ausu, magna parvave per- sona , contra boc nostrum decretum apostolicum agere pre- sumpserit, sciat se anatbematis vinculo innodatum et a regno Dei alienum, cum omnibus impiis aeterno incendii supplicio condempnandum. At vero qui observator extiterit precepti buius, gratiam et misericordiam vitamque aeternam a misericor- dissimo doraino Deo nostro consequi raerebitur.

Scriptum per manus Simphronii"') notarii regionarii scri- niarii-*) sancte Roman«^ ecclesi^. Et corroboratum atque sub- nixum auctoritate apostolica Nicolai suggerente Fulrado inclito abbate, uti fuerat oHm potente domno Amando temporibus Martini pape. Acta 5) anno primo, quarta Kai. April., regnante Karolo invictissimo imperatore, prescntata per Tiberium sancte Roman^ ^cclesie^) [arcbicancellariumj.

Indictione Undecima.

Darauf folgt das Privileg Otto's I. von 966 für St. Panta- leon (Stumpf 401), aus dieser Hs. von Birlingcr im Anz. d.

1) Hier ausg-eschrieben, sonst abgekürzt. 2) abbatum L. ; leg-.:

oblata. 3) manum Stephani L. 4) scrinionarii Hs. 5) Datum L.

6) Darüber steht in der Handschrift ein durchstriclienes r (require) und das folgende Wort fehlt.

Handschriften der fiirstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek. 179

Germ. Mus. 1863, Sp. 1G6 herausgegeben ; eine formata, und das Testament ßruno's von Coeln, Ruotg. c. 49.

Auf f. 2 eine kreisrunde, mehrfach abgetheilte Linear- zeichnung zur Veranschauhchung der Himmelsgegenden, mit darauf bezüglichen Versen: eingetragen sind die Namen der Himmelsgegenden und der Winde. Von deutschen Wörtern, zum Theil mit griechischen Buchstaben geschrieben, kommen darin folgende vor: 229 AN, OSTANSUNDAN, SUNDAN- OSTAN,' 2YNAAN, SUNDANUUESTAN, UUESTANSUN- DAN,YYE2eAN,UUESTANNORT,NORDUUESTAN,NOP0, NORDOSTAN, OSTANNORD.

Auf f. 3 stehen die schon von B. Pez, Anecd. I, p. XV^ mitgetheilten Verse:

Hunc ego Froumundus librum ecce Colonie scripsi Atque huc devexi, tibi sancte Quirine decrevi.

28. mb. fol. Ein Blatt von Notkers Bibelübersetzung, hier- aus abgedruckt bei Hattemer, 'Denkmale des Mittelalters' 11, 532.

29. chart. qu. saec. XIV. Die Wallersteiner Nibelungen- handschrift, vgl. V. d. Hagen im Monatsber. d. Berl. Akad. 1854, April.

30. chart. qu. saec. XV, Jacob von Cessalis Puech von schachzabel.

31. eh. saec. XV. Das püch Raby.

32. Ein Doppelpergamentblatt saec. XIV. aus Rudolfs Barlaam.

33. mb. fol. saec. IX. vel X. Codex Theodosianus. 'Incipiunt tituli legum ex corpore Theodosiani explanati .... Incipit liber Theodosiani primus'. Bricht ab im lib. Theodos. Villi. 168 Blätter.

34. mb. saec. XIV. vel XV. Lucan.

35. mb. qu. saec. XIV. aus St. Mang bei Füssen. Trac- tatus de sacramentis, de babtismo etc. Zwei Vorsatzblätter saec. XI. in qu. enthalten Verg. Georg. I, 245—296 und Eck IX, 33-X, 14.

36. chart. saec. XV. Zwei Vorsatzblättchen von Perga- ment saec. XII. enthalten Juvenal VI, 459—470. 476—487. 488—498. 504-514.

37. mb. fol. saec. XII. Canonensammlung. Canones apostolorum, Niceni concilii, Ancyrani, Neocesariensis, Gan- grensis etc. Decreta pape Innocentii num. 57, Zosimi n. 4, Bonifacii n. 4, Celestini n. 22, Leonis n. 50, Hilari n. 6 etc. Hormisde, Gregorii n. 17. Darin bricht es ab. Auf der letzten Seite von einer anderen Hand saec. XII. 'Pelagius Tulliano episcopo Gumentino. Litteras caritatis ieiunia sustinere'. (Jaffe 698.)

38. mb. saec. X. 'Incipit regula canonicorum a Ludovico IL (sie) pio imperatore in subsequentem institutionis

12*

180 Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

formam utiliter collecta. Cum in nomine sanct^ et individu^ trinitatis christianissimus ac gloriosissimus Chludowieus superno munere victor augustus anno ine. domini nostri J. C. 816 ind. 10. anno siquidem imperii sui tercio Aquisgrani' etc. 145 Ka- pitel. Gedruckt bei Harzheim, I, 430 ff.

39. chart. fol. saec. XIV. vel. XV. 'Tractatus sive specu- lura genealogye sanete Hedwigis quondam ducisse Slesie'.

40. mb. saec. XII. enthält u.a. Hucbaldi ecloga de calvis, s. N. A. IV, 561.

41. mb. fol. saec. XV. Cesarii dyalogus de miraculis. Aus der Hs. I, 2 (Lat.) 8" v. 10 hat H. Dr. Schepss

im Anz. d. Germ. Mus. 1878, Sp. 87, Wetterprophezeiungen, im Philologus 1877, Bd. 37, S. 562—567 ein Stück über Secun- dus philosophus nebst Inhaltsangabe der Hs. mitgetheilt; im Anz. 1880, Sp. 144, Nachricht von dem Cod. II. Lat. fol. 1 gegeben, welcher eine Legende von Judas Ischarioth enthält.

Ueber das sehr alte irische Evangelienbuch habe ich ebenda 1869, Sp. 289-293 berichtet; Dümmler 1879, Sp. 84-86 vgl. 144, Verse über die Canones evangeliorum abdrucken lassen.

Einige philologisch -humanistische Handschriften hat Herr Dr. G. Schepss in 2 Programmen der Lateinschule zu Dinkels- bühl 1878 und 1879 behandelt.

Anhang'.

Der Schluss der oben S. 174 erwähnten Chronik.

A. D. 1455. Kalixtus III. sedit annis 3.

Kalixtus III. insignis doctor utriusque juris, episcopus Valentinus. Hujus tempore multi crucc signati contra Turcos pro recuperacione civitatis Constantinopolitane per Hungariam cum illustrissimo rege Ladislao regem (1. regni) ejusdem, ac illustrissimo comite Ulrico Cilie descenderunt, et nullus princi- pum ad hoc passagium se movit, licet multi artesani et pauperes permoti sunt, et ex illis innumerabiles sunt mortui, nil operantes, et ceteri ad propria sunt reversi.

A. D. 1458. Pius II. sedit annis (6, nachträglich zugesetzt).

Pius II. Hie poeta laureatus, prirao in Basiliensi concilio plurimum notus, et tandem Felicis Subaudie (sie) ducis cubi- cularius, post cancellarie imperial! Sigismundi conesit; tandem per imperatorem Fridericum ad Terg(est)ensem, post vero ad Senensem ecclesiam, deindo ad cardinalatum tempore Nicolai promotus, et sie novissime ad cathedram sancti Petri usque con- scendisse conspicimus. Hie papa Pius (Zusatz : in Herbipoli) monachos S. Burkhardi fecit seculares canonicos in Herbipoli, que transsubstanciacio multis nobilibus et ignobilibus et doctis non placuit. Successor vero ejus Paulus II. per omnia revo- cavit. (Zusatz:) Set dyabolo prevalente cum suis satellitibus,

Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek. 181

monacbis apostatantibus, usque hodie manet imperfectum, a. D. 1468. Qui i) Calixtus excoinmunicavit omnes agentes contra prefatos monachos.

Erste Fortsetzung 2 j.

A. D. 1464. Paulus II. annis 7.

Paulus II. Venetus. Hie approbavit celebracionem festi presentacionis beate Virginis gloriose sicut pius. HIc etiam in signandis peticionibus maturus fuit et justicie tenax, quasi melius foret pauca condonare et ea firmiter servare, quam plura signare et statim revocare. Ipse etiam jubileura mutavit in favorem aniraarum de 25'° (1. 33*^'") in 25'*"" aniium; quia habundat iniquitas, superbabundet et gracia. Grande eciam palacium construxit apud Sanctura Marcum, ante cujus com- plecionem moritur anno Domini 1471, die 21. Julii.

A. D. 1471. Sixtus IV. annis 13.

Sixtus IV. ante cardinalatum fuit generalis in ordine Minorum bone fame et morum. Fuit eciam vocatus ad cardi- nalatum absque scito suo. Eodem anno orator Bernhardus Justinianus Venetorum recitavit coram eo, quod Turcus abstu- lisset christianitati duo imperia, quatuor regna, 20 provincias et 200 urbes populumque absque nuraero utriusque sexus ; hortabatur quoque, ut ad resistendum se disponeret.

Zweite Fortsetzung.

A. D. 1485. Innocencius VIII. annis 8.

Innocencius VIII. patria Genuensis octo annis ecclesie presedit; plurimis morbis gravatus, plenus virtutibus et bonis operibus migravit ad Dominum a. D. 1492.

Alexander VI. sedit annos 8, moritur in jubileo.

Alexander VI. nacione Hyspanus, vir omnium astutissimus fuit et magno crudelitatis. Mira enim de eo referuntur et scribuntur, que hie non sunt ponenda. Hie apperuit auream portam Rome in anno jubileo videlicet 1500, que tamen pluri- mis annis extitit clausa. Prefuit et ipse 8 annis, et moritur in jubileo prefato.

Pius III. presedit paucis diebus.

Post Alexandrum VI. suscepit ecclesiam regendam Pius III, sed quia paucis diebus presedit, ideo nihil memorabile gessit.

Julius IL presedit annos duodecira, obiit 1510.

Julius II. nacione Genuensis, patruus Sixti IV. et ab eo

1) Sic! Dieser Zusatz, vielleicht auch schon die vorherg-ehendeii^ etwas früher geschriebenen Worte, scheinen von der Hand des Abtes Johannes zu sein, welcher zu Bonifaz IX. bemerkt hat: 'Suh isto papa Ego Johannes Fauceiisis abbas cognomine Hasso sum natus'. 2) Die

Schrift ist der des früheren Textes sehr ähnlich, auch ist der Name Pau- lus II. unter dem Bilde, dem letzten der ursprünglichen Keihe, noch von erster Hand. Die Rubricierung fehlt von hier an.

182 Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

cardinalis creatus, vir fuit bellicosus et magnus potator vini. Stragem maxiraam cum railitibus suis contra exercitura cesaris Maximiliani, seilicet railites liastatos id est lantzknecht, prope Ravennam Italic civitatem fecit, in propria persona ibidem presens, barbam longam rufam et terribilem habens, armis bellicis indutus. Cumque sie depictus cesari Maximiliane pre- sentatus fuisset, dixisse fertur: ^Videtis amore Dei, quam bene Christus ecclesiam suam super ebrioso isto sacerdote, et super me paupere venatore posuit'. Delectabatur enim cesar pluri- mum in venacionibus. Iste Julius milites hastatos excommuni- cavit, sed postea iterum eos absolvit. Presedit annis duodecim, obiit a. D. 1512.

Leo X. presedit 10 annis, moritur 1521.

Leo X. Julio successit, nacione Florentinus de familia Medicorum exortus. Sub eo incepit heresis Lutheriana pullu- lare in Germania, quam exterminare cupiens bullam acerrimam et plenam fulminibus excommunicacionura etc. ad principes Germanie misit, ut vel sie Lutherus cum sua cohorte a male ceptis opiuionibus deterreretur; sed hiis nichil moti in suis erroribus perstiterunt et adhuc persistunt. Fertur quod idem Leo propter nomen suum novem leones irracionabiles foveret et aleret in urbe Roma. Instante igitur mortis sue tempore novem predicti leones successive mortui sunt; qui cum mone- retur ut disponeret domui sue, quia signum esset quod ipse Leo decimus post eos mori deberet, [qui] parvipendens admoni- ciones, in brevi post eos obiit. Presedit autera decem annis, et mortuus est a. D, 1521.

Hadrianus VI. presedit uno anno cum dimidio, moritur 1524.

Post obitum Leonis electus et creatus est Hadrianus VI. cardinalis Dertutensis >), quondam preceptor Caroli V. impera- toris. Hie nacione Cimbricus fuit, vulgariter Utriscli, ex Ger- mania inferiori. Non fuit in Urbe, quando electio de eo cele- brata est, sed absens in Hyspania, ita quod vere credebatur electus ex instinctu spiritus Dei. Scripsit in cardinalatu com- mentaria in quartum librum Sentenciarum. Scripsit in papatu contra Lutherum quedam, presertim breve quoddam doctissimum ad Fridericum Saxonie ducem. Hie non mutavit nomen suum juxta morem summorum pontificum, sed baptismale nomen retinuit, eam fortasse ob causam, ut quidam volunt, quod sicut Carole Magno imperante Hadrianus pontifex ecclesie preerat, sie ipse Carole quinto, quem quidam maximum vocant, imperante Hadrianus sextus ecclesie voluit preesse. Presedit anno uno cum dimidio. Septuagenarius obiit plenus operibus bonis a. D. 1524.

Clemens VII. nacione Florentinus de familia Medicorum,

1) Sic! Er war Bischof von Tortosa.

Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek. 183

licet uon de legittimo thoro natus, filius videlicet fratris Leonis X, a. D. 1524 in mense Octobri ecclesiam giibernandam suscepit. Hie dispensacioncm dedit abbatibus et monachis ordinis S. Benedieti per provinciam Äloguntinam, quod vesci possunt carnibus tribus diebus in hebdomada, eciam in refectorio, anno pontificatus sui primo.

A. D. 1273. Rudolphus iraperavit,

Rudolphus comes de Habsburck a Gregorio X, in concilio Lugdunensi pro futuro imperatore est confirraatus. Hie erat devotus et pacificus, contra malos strennuus. Eo tempore Ota- karus rex Bohemie Austriam, Stiriam etc, occupavit, quas in manus regis Rudolphi resignavit. Bohemiam et Moraviam de manu regis per sceptrum et gladium in feudum suscepit. Post tarnen hoc per inductionem uxoris sue revocavit, quapropter ipse cum suis circa Marcham in belle per Rudolphum occiditur. Hie Rudolphus dedit filio suo Alberto Austriam. Postea idem factus est rex Romanorum.

A. D. 1292. Adolphus imperavit a. 6.

Adolphus comes de Nassawwe per electores uniformiter eligitur et Aquisgrani coronatur. Et eleccio ejus a papa approbata. Tarnen Albertus dux Austrie, filius Rudolphi, postea ex inductione domini Maguntini cepit regnura Romanorum aspirare et in belle Adolphum occidit.

A. D. 1299. Albertus dux Austrie imperavit a. 9.

Albertus dux Austrie, filius Rudolphi de Habsburk, mono- culus, distortus et avarus, sed audax et fortis, quem papa con- firmare noluit, scribendo : 'Oceidisti et insuper possedisti'. Hie multos habuit filios, quos in principatibus suis investivit, et adversarios sibi faciens favorabiles. Hie prodiciose occisus est a Johanne duce Swevie, fratris sui filio.

A. D. 1308. Hainricus VII. imperavit a. . . .

Hainricus VII. comes de Luczeburckg, filium suum Johan- nen! ad regnum Bohemie promovit et relictam virginem filiam prioris regis tradidit in uxorem. Hie post sacramenti suscep- cionem per poeulum calicis est intoxieatus: noluit ad consilium medicorum venenum versis pedibus expellere, dicens gloriosius velle mori et sie Domino spiritum commendavit. Post Fride- ricus dux Austrie quorundam electorum habens vocem aspirat ad regnum, (contra) quem Ludwicus dux Bavarie beUo pre- valuit Fridericumque captivavit, (qui) eidem Ludwico eessit.

A. D. 1328. Lodowicus imperavit a. . . .

Lodowicus Rome per senatorem Romanum seu Urbis pre- fectum est coronatus, et intrusit quendam frati-em Minorum, Petrum de Corbario, pro papa, qui voeatus est Xicolaus V. Qui Lodowicus cum intrusit (sie) fuit per Johannem papani

184 Haudschriften der fürstl, Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

excommunicatus, eo quod imperator noluit plura regna sedi appropriare. Hanc excommunicacionem Beneclictus et Clemens confirmaverunt,

A. D. 1346. Karolus marchio imperavit a. . . .

Karolus marchio Moravie, filius Johannis regis Bohemie, in perniciem Lodowiei imperatoris procurante papa demente VI. in regem Romanorum est electus, et mortuo Lodowico ab eodem papa est coronatus. Illo tempore maxima pestilencia in tote erbe est exorta, que duravit per sex annos, ita quod tercia pars toeius humani generis deleta fuit, et multe civitates deserte fuerunt. Maximus eciam terremotus factus est, ita quod civi- tates et castra corruerunt. Idem Karolus habuit tres filios, scilicet Wenczeslaum, Johanncm et Sigismundum. Wenceslaus successit patri in regno Bohemie, qui eciam electus fuit in regem Romanorum, sed depositus propter heresim Hussitarum, que tunc temporis invaluit in tantum, quod omnes adjacentes provincias eciam remotas flagellavit propter peccata hominum. Qui sequaces Wicleph assei'cbant, quod de necessitate salutis esset accipere sacramentum eukaristle sub utraque specie. Hec pessima heresis duravit multis annis (Zusatz des Abtes Hasso: et hodie hew durat scilicet a. D. 1473). Hie Karolus quiescit Präge in casti'o. (Zusatz : tempore meo vixit. Dazu, vielleicht von Hasso : ille hereticus.)

A. D. 1400. Rupertus dux Bavarie^ comes palatinus Reni, regnavit a. 11.

Deposito Wenczeslao rege ab electoribus electus est Ru- pertus. Hie benedictionem imperialem non fuit adeptus, tarnen in rebus bellicis strennuus fuit et in defensione oppressorum solicitus. Hie cum exercitu magno intravit Ytaliam pro impe- riali benedictione, sed impeditus per ducem Mediolaniensem cum magno decremento suorum ad patriam est reversus. Hie reliquid quatuor filios, scilicet Ludwicum, Johannem, Ottonem^ Steffanum. Tandem in Openham moriebatur et in Haydelberg honorifice in ecclesia collegiata sancti Spiritus sepultus.

A. D. 1411. Sigismundus imperavit a. 26,

Sigismundus post electioncm in regem Romanorum multa bona pro ecclesie unione in concilio Constanciensi procuravit, eciam personaliter ad diversa regna pro concordia trium^ sci- licet Petri de Luna, Gregori et Johannis se transtulit, quorum quilibet se pro summo pontifice gerebat. Hie a. D. 1433, feria secunda ante carnisbrivium ab Eugenio in imperatorcm est coronatus, et dehinc festinaliter ad Hungariam in Posonium descendit. Deinde ad Pragam pro unione Bohemorum cum ecclesia ascendit. Sed nichil valens proficere, iufirmus inde exivit, et in Znoyma est mortuus, et ad Posonium sollempniter per principes, scilicet Albertum, ducem Austrie, et Cristofferum, ducem Bavarie, ac multos prelatos et barones plurium regno-

Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek. 185

rum est conductus, et postea Bardini sepultus a. D. 1437 in die coneepcionis virginis Marie.

A. D. 1438. Albertus II. a. 1 m. 8 rexit imperium.

Albertus dux Austrie, gener Sigismundi, Posonii statim post mortem Sigismundi pi'esente funere in regem Ungarie electus, et postea in die circumcisionis Domini anno ejusdem 1438 Albe est coronatus, et eodem anno per eleetores imperii in regem Romanorum est electus, et postea ipso anno in regem Bohemorum electus et coronatus. Hie erat princeps magnarum virtutum et pietatis, et strennuus circa ecclesiam Roraanam, et contra Bohemos ac Moravos pro fide katholica viriliter agens. Hie post suscepcionem predictorum regnorum ad vota baronum ad partes inferiores exercitualiter contra Turcos processit, ubi magnis infirmitatibus circumventus, scilicet disscnteria, dimisso exercitu ascendens et in Nesmyl villa scilicet Laugendorff est mortuus et Albe tumulatus a. D. 1439 in vigilia sanctorum Symonis et Jude apostolorura. Reginam, scilicet dominam Elizabeth relinquens pregnantem, que postea peperit filium in Castro Gummaron, quem Ladislaum nominavit, et eum corona- tum Romanorum regi assignavit. Hiis temporibus multe gwerre in regno Hungarie sunt exorte inter barones et prelatos.

A. D. 1440. Fridericus III. dux Austrie, imperavit a. . . .

Fridericus HI, dux Austrie, in regem Romanorum est electus, et postea Aquisgrani coronatus. Anno vero Domini 1452 in dominica Letare, que fuit 19. mensis Marcii, per Nico- laum V. in imperatorem Romanorum similiter est coronatus in Urbe etc. una cum consorte sua, filia regis Portigalie ') nomine Leonora. Que obiit a. D. 1467". Prefatus Fridericus recepit se ad Augustam a. D. 1473*' et 74". (Andere Hand:) Contra quem se erexit dux Burgundionum cum duobus centum milibus armatorum, qui possedit civitatem Newsz.

Fortsetzung.

A. D. 1486. Maximilianus dux Austrie, Friderici tercii filius, est electus in Romanorum regem 2).

Et postea in imperatorem. Qui vir fuit valde devotus et religiosus, cultum divinum ubique ampliavit, religiöses et doctos vires valde amabat et frequenter secreciora cum ipsis colloquia tenebat, ut testantur libri, oraciones et epistole ad eum Scripte. Per totam vitam suam provincias et civitates imperii per- lustrans, raro in imo loco diutinam moram traxit, sed ad instar

1) Der folgende Satz ist zugesetzt von derselben Hand, welche zu Plus II. den ersten Zusatz machte. 2) Das Bild ist von anderer Hand, ebenso die Unterschrift; die folgende Erzählung ganz gleichmässig von humanistischer Hand geschrieben, von welcher auch die letzte Fortsetzung der Papstgeschichte herrührt.

186 Handschriften der fürstl. Oettingen-Wallerst. Bibliothek.

peregrini mundum pervagans cuncta perlustrabat. Pacificus fuit, mitis et paciens, adeo quod nonnunquam sua benignitate iniraicis suis causam prestitit rebellionis. Tempore suo cruces de celo cadimt et alia insignia passionis Christi. Philippum habuit filium et Margaretham ex Maria ßurgundiana. Philippus autem Hyspanie regis filiam uxorem ducens, Karolum et Verdi- nandum filios ex ea habuit, sed immatura morte preventus obiit in Hyspania. Maximiliamis autem post multa preclarissima gesta et adversa tollerata devotissime et christianissime obiit in Austria, in Civitate nova sepultus, anno etatis sue 61, regni sui 33, anno vero Domini 1519, 12. die Januarii.

Cesar Maximilianus valde Überaus fuit et magnificus, hanc- que consuetudinem habuit, ut quociens declinaret ad oppidum Faucense, semper dispensaret cum abbate et conventu super esum carnium, dans gratis suis sumptibus propriis bovem vel duos, juxta quod sibi competere videbatur, cibans nichilominus conventum ex coquina sua, et potans ex cellario suo. Et cum a. D. 1516 hospitaretur in Castro Faucensi, descendit ad domum domine Gossenbrottin ibidem se bahieans, ac interim ordinans ut totus conventus coram eo appareret. Expectantibusque fratribus omnibus in ambitu, venit imperator pedester ex domo Gossenbrottin, transiensque per ambitum versus eccle- siam, singulis fratribus manum tamquam amicus amico porri- gebat, quam et singuli (prout decens erat) deosculabamur. Deinde fecit sibi niissam seu officium decantari per fratres de octava commeraoracionis sancti ßenedicti. Ecce quanta humi- litas et devocio hujus piissimi imperatoris! Germania talem numquam habebit.

Karolus, Philip pi regis Hispanie fiHus, MaximiHani cesaris avuncukis (sie) et ipse archidux Austrie etc. a. D. 1519 ab electoribus Franckofordie circa festum penthecostes in impera- torem eligitur. Ceperat jam pullulare et succrescere Lutheri- ana heresis in Germania, quam exterminare volens edicto stren- nuissimo inhibuit, ne quisquam huic heresi adhereret aut faveret. Sed quia imperator ipse Hyspaniam repetere coactus est, ideo nemo fuit vel saltem paucissimi ex Germanie principibus, qui edictum hoc exequeretur. Unde Lutherus vires assumens omnes infecit. Est autem iste Karolus inter imperatores hujus nominis quintus, quem eciam quidam Karolum maximum vocant ob amplissimum dominacionis ejus titulura. Hie duxit uxorem Loliopam, Heinrici regis Anglie filiam.

XI.

Miscellen.

Ein Brief von Theiner an Pertz.

Rom, Vatikan, 23. Dezb. 1870.

Hoclivvohlgeborner Hochverehrtester Herr Kollege!

Durch den vortrefflichen Herrn Dr. Pabst, dessen Tod ich innigst bedauere, sowie durch die Zeitungen, werden Sie wohl mein Loos erfahren haben. Die Gegner meines Clemens XIV. hatten mir dasselbe seit langer Zeit vorbereitet. Mein nahes Verhältnis zu den Bischöfen der Opposition auf dem Konzil hat ihnen blos zum Vorwand gedient, und der edle Papst fiel endlich in ihre wohlangelegte Schlinge. Gilt doch unser Freund DöUinger itzt auch für einen Ketzer.

Uebrigens bin ich noch Prefekt, für den Augenblick wohl etwas in partibus Infidelium, habe aber immer die erste Stimme im Kapitel, da mein Vorgesetzter, ein hoher Prälat und dazu Erzbischof, in seinem ganzen Leben nie eine Urkunde auf Pergament in den Händen gehabt und de re diplomatica nicht ein Wort versteht. Leider ist itzt gegenwärtig Alles, Archiv und Bibliothek, unter Schloss und Riegel.

Schon seit längerer Zeit hatte ich durch meinen Freund P. A. Munch, den gefeierten Geschichtschreiber von Norwegen, dessen allzu frühen Tod ich mit der Wissenschaft nicht genug beweinen kann, für ihre herrlichen IMonumenta Germaniae einige Kaiserurkunden facsimilieren lassen; er besass diese Kunst in einem bewunderungswürdigen Grade, und sie war bei ihm eine Lieblingsbeschäftigung. Leider sind es nur zwei, eine Investitur von Otto IV. und das berühmte Diploma purpureum, d. h. auf Purpurgrund geschrieben von Otto I. vom J. 962 De regalibus B. Petro concessis, das ich nach diesem Original in meinem Cod. dipl. S. Sedis T. 1, pag. 4, und Ew. Hochwohlgeboren in den Leges, abgedruckt habe. Mein edler Vorgänger Mg. Marino Marini hat dieses Dokument ausführlich beschrieben, und dessen Autentizität vertheidigt. Eine treue Reproduktion dieses immer- hin interessanten Schriftstückes dürfte die Streitfrage hierüber

190 Ein Brief von Theiner an Pertz.

sehr beleuchten!). Ich überlasse es Ihnen, von diesen zwei Dokumenten den beliebigen Gebrauch zu machen, bitte aber hierbei des Prof. Munch's ehrenhafte Erwähnung zu machen, und seinen Namen auf dem Dokument zu lassen: er verdient es, er war ein zu edler Mann und Freund der Wissenschaft.

Ich freue mich unendlich, dass Sie sich noch einer so guten Gesundheit erfreuen, wie mir der seelige Dr. Pabst mit- theilte. Gott erhalte Sie noch lange für unser grosses und herrliches Nationalwerk der Monumenta Germaniae, das unter ähnlichen Werken einzig und unerreicht dasteht. Genehmigen Sie die herzlichsten Glückwünsche zum neuen Jahr und die wiederholte Versicherung der innigsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu geharren

Ew. Hochwohlgeboren

ergebenster Diener Aug. Theiner.

1) Inzwischen hat Sickel das Original in Rom eingesehen, sich voll- ständig von der Echtheit überzeugt und wird näclistens in einer besonderen Abhandlung die Resultate seiner Untersuchung, verbunden mit photogra- phischer Nachbildung darlegen.

üngedruckte Briefe.

Mitgetheilt von E. Dümmler.

Die folgenden zwei Briefe hcat Herr Prof. Dümmler uns zum Abdruck freimdlichst mitgetheilt.

Der erste befindet sich in der Pariser Hs. Lat. 11890 (Residu Saint - Germain pag. 94—5, 5. Carton A) fol. 1, auf einem Pergamentblatt saec. XL Die Hs. besteht übrigens aus zusammengebundenen Blättern neueren Ursprungs.

Der zweite geschichtlich wichtigere Brief betrifft den Zeit- punkt nach dem Tode des Bischofs Friedrich von Lüttich, den der Erzbischof Friedrich von Coeln gegen den Bischof Alexander aufgestellt hatte, am 27. Mai 1121. Nicolaus ist vermuthhch der Domherr, welcher das Vorwort zu den Schriften des Algerus verfasst hat. Der Brief steht am Schluss der Brüsseler Hs. 9918—19 saec. XH, foL 57.

I.

Licet cunctis in partibus orbis multis innumerisque locis longo lateque regularis preclaraque beati diligenter observetur traditio Benedicti, maxirae tamen nulli invida, immo omnibus grata vestre excellentia religionis exemplai- sive speculum uni- versis dignitatibus monastic^ supereminet conditionis. Unde fit certumque tenemus, ut complures iam emerito virtutum culmine maturaque morum honestate in sancte gremio ecclesi^ prefulgentes ad examen vestri undique circumfluant magisterii, zelantes potius egregiae astrui rudimentis doctrine. Mox autem penitus postpositis sue insignibus elegantie instrumentis cervices humili devotione legi karitativ^ subiugant discipline. Hinc itaque melliflu^ ineffabilisque emulatores sapieutie obsequendo vetr^ pio ducatui paternitatis informari celebrande inardescunt exemplis benignitatis. Cum igitur in beato grege vestro tot tantaque redolentium florescant insignia virtutum, ordo proinde divine postulat misericordi^, ut quod virtutis supern? gratuito munere sumpsistis, omnibus maxime vestr^. domesticis profes- sionis retribuere procuretis. Et quoniam karitas nuUatenus suam querit voluntatem, regio cuius munimine septi antiqui

192 Ungedruckte Briefe.

oppugnationes adversarii expugnare prevaletis, congruum puta- mus, ut toto mentis corporisque conaraine proximis necessi- tatibus subvenire debeatis. Huius igitur instigatione virtutis precipu^ vehementer exeitati, ceterorumque auctoritate bonorum, quoi'um presidia in vestra vigent conversatione, sufFulti, vestram humiliter imploramus, implorando obsecramus raisericordiam, ut unura de fratribus vestris patribus nostris pastorem sollicitum animarum rectorem nostrg pusillanimitati adsignare dignemini. Ne autem prolixo conexorum funiculo verborum longius vestram protrahamus audientiam, domnum Witcherium compatriotam nostrum omnes unanimes una affectuosaque conspiratione exob- tamus, exobtando suppliciter exposcimus. Hunc de vestris Omnibus superna mentibus nostris gratia inspiravit, hunc fide- lem nobis preceptorem preelegit, hunc spiritualem vit^ nostr^ procuratorem presignavit. Hunc') igitur, patres venerandi, ex karitatis munere necessitati nostr^, transmitti misericorditer deprecamur, quem sancto agente spiritu valde necessarium nobis fore confidimus. Sit itaque vestr^ benignitas pietatis inestimabilis consonans sententi^ dispositoris, sit vestre sulli- mitas 2j dilectionis condescendens condescendendo fraterne con- sulens imbecillitati. Valete.

II.

F. ^) gratia dei sancte Coloniensis ecclesie humilis minister toti clero qui Leodii est, scrutari testimonia Domini, ut in toto corde exquirant eum.

Litteras vestras ad nos per frati-em Nicolaum directas paterno affectu recepimus, qui in his et nostram desiderare videmini presentiam et taraquam filii obedientie nostro corri- gendum obtulistis consilio, si quid vestro excessistis arbitrio. Unum vobis notum fieri vokimus, quia ad vos descendere et debita pietate vobis consulere parati fuissemus, si excessus vestros tam manifestes, tam contrarios decretis sanctorum cano- num nostraeqiie autoritati et vestrae saluti non perspexissemus. Defuncto cnim beatae memoriae domno Frederico episcopo vestro , litteras consolatorias vobis direximus , desolationem vestram paternis lacrimis deplorantes, et ut in Domini couso- latione spem vestram defigeretis, affectuose vos exortantes. Set quia tunc temporis occupati tenebamur raagnis ecclesiae et inperii negotiis, ut vestram ad nostrum consilium et reditum difFerretis electionem, debita autoritate monuimus, qui vestre pusillanimitati et temporali pace et nihilominus canonica elec- tione consultum esse voluimus. Vos autem Interim, divinae institutioni et nostrae ammonitioni non adquiescentes, in con- ventura vestrum multitudinem*) eorum, qui vestra petitione

1) Nunc Hs. 2) So Hs. 3) C. Hs. Aber von 1100 bis 1131

war Friedrich Erzbischof von Coelu. 4) multitudine Hs.

Ungedruckte Briefe. 193

a dorano papa, a nobis, a vestro etiam episcopo excommuni- cati habebantur, admisistis, ibique nostre autoritati preiudicantes, communicato cum excommunicatis consilio, ea quae destruxe- ratis reedilicando, quod sine gravi dolore loqui non possumus, vos ipsos prevaricatores excommunicatorum consortio contami- natos constituistis, Habemus quidem huius miserabilis culpae evidens argumentum litteras vestras, tam Coloniensi ecclesiae

quam venerabili filio vestro Andreae') missas, in quibus ^)

in dominum et episcopum vestrum vos recepisse satis inconsi- derate significastis, et ad cumulum inexcusabilitatis vestrae conspirativa confederatione subiungendo affirmastis^ nullum vos velle vel posse contra eum recipere consilium. Quod si in hoc conspirastis, ut quid queritur descensionis ad vos vel consilii nostri presentia? ut quid ore et scriptis vestris frequens et assidua nobis demandatur obedientia, quam destruit conspi- rationis huius, ut asseritis, iixa cordibus vestris insolentia? Miramur et non parum miramur, quomodo vos totiens appel- letis scribendo totam Leodiensem ecclesiam. Nam ut taceamus de archiepiscopi dignitate, qua membrum excellentius debemus esse Leodiensis ecclesie, fraternitatis nostrae dilectio, que hac- tenus particeps et socia fuit tribulationum ^) vestrarum, con- temptuose videtur repudiata. Si iterum contaminati communioue excommunicatorum estis tota Leodiensis ecclesia, quorsum ex- cluditis eam quam tantum cognoscimus et fatemur Leodiensem ecclesiam, prepositum Andream et archidiaconos Heinricum et Stepponem, magistrum Stephanum et religiöses abbates aliosque, qui licet locorum diversitate disiuncti, tamen in unitate spiritus vobiscvun sunt fratres? Hos procul dubio Leodiensis ecclesia*) testatur bonae simplicitatis obedientia et persecutio quam passi sunt et cotidie patiuntur pro iustitia. Set et hoc reticere non possumus, quod contra sanctorum canonum statuta neglecto ^) immo contemto crismate anni presentis et oleo, de veteri plures annos reservato, per quorundam vestrum archidiaconatus ad- huc fiunt unctiones a sacerdotibus, contra canones et nostram autoritatem per inobedientiam cum excommunicatis divina celebrare praesumentibus. Longum est enumerare, quot et quantis excessibus Domini provocastis longanimitatem et in nostram presumptuose §gistis autoritatem, quia non solum ab ecclesia Dei vos alienastis, set et eos qui sincere nobiscum usque nunc permanserant, in prevaricationis«) vestrae consortium pertraxistis. Quia ergo his excessibus tam manifestis et Deo

1) Ohne Zweifel der unten erwähnte Domprobst, welcher in der Vita c. 9 als bei Friedrich's Tod anwesend und demnächst zum Bischof von Utrecht erhoben genannt wird. 2) Der Name Alexanders ist aus-

gekratzt. 3) tribulationis Hs, 4) Nämlich, dass sie Leodiensis ecclesia sind, wenn man nicht lieber 'ecclesiae membra' schreiben will. 5) ne-

glegto Hs. 6) preucat. Hs.

Neues Archiv etc. VII. 13

194 Ungedruckte Briefe.

odibilibus non debetur paternae consolationis visitatio, set magis infligenda est condigne severitatis increpatio, ad sedem Coloni- ensera, cui tarn grave intulistis preiudicium, vos invitamus, ut si excessus vestros sicut scripsistis nostro corrigere volueritis consilio, exemplo patris euangelici prolem quae perierat gra- tanter recipiamus sub utriusque, Coloniensis videlicet et Leodi- ensis ecclesiae, que nobiscum est, testimonio. Verumtamen ex superhabundanti, si vestra hec efflagitat humilitas, apud Sanctum Cornelium Indae cum filiis predietarum ecciesiarum vobis occurremus IUI to Nonas Septembris , parati misericorditer reeipere in spiritu lenitatis et correctos instruere, et quoniam Alexander per Godescalcum Traiectensem clericum obedientiam et subiectionem nobis presente ecclesia demandavit, et se velle de Omnibus suis excessibus nostro adquiescere consilio per eundem nobis insinuavit, III. Non. Sept. nos in predicto com- moraturos cenobio eidem remandavimus, ut, si forte velit ali- quid rationabiliter dicere >) ad aures ecclesiae, audiatur. Si quis autem inter vos habet zelum Domini, eundem ammonere, arguere, increpare, obsecrare, orare non dissimulet, ut sibi ipsi propitius parcat Christi ecclesie, nee incipiat infamis haberi, totiens per domnum apostolicum, per nos, per suum episcopum eiectus a sancte matris ecclesie liminibus. Plures enim repulsae personam eius infamem sicque reddunt ecclesiae notabilem, ut non solum id quod male nititur non apprehendat, set et honoris et ordinis pericul(um) subeat, quos adhuc retinere ex affectu maternae pietatis ecclesiae mansuetudo tolerat. Hec vobis, fratres carissimi, scribimus in spiritu caritatis, non ut vos con- fundamus, set sie ut per priores litteras promisimus, ut tam spirituali quam temporali pace consolandos ad siuum matris ecclesiae reducamus.

1) Die mittleren Buchstaben sind unlesbar.

Mittheilungen.

Von Paul Ewald. I.

Handschriften in Clermont-Ferrand.

Da W. Arndt in seinem Reisebericht (Neues Archiv II, 241) von den Handschriften in Clermont-Ferrand allein das Ms. der Historia Francorum des Gregor erwähnt, so wird es nicht überflüssig sein, diejenigen Notizen hier zu veröffentlichen, die ich bei Gelegenheit eines eintägigen Aufenthaltes in Clermont dem dortigen Bibliotheks- Katalog entnahm.

Die Gedichte im Codex 189 hatten den Umweg durch die Auvergne bei meiner Rückkehr aus Spanien veranlasst. Doch blieb mir nach der Collation derselben noch Zeit, mich weiter umzusehen. Der Katalog der Bibliothek ist im Jahre 1839 ediert worden (Catalogue des livres imprimes et manuscrits de la Bibl. de la ville de Clermont-Ferrand, Puy-de-Dome); sein zweiter Theil führt p. 512—544 die Handschriften auf. Im Auslande ist dies Buch aber selten und die Berliner kgl. Bibliothek besitzt es z. B. nicht.

Näherer Prüfung konnte ich nach Durchmusterung dieses Kataloges nur noch die Briefe des Sidonius und Ivo unter- ziehen. Am interessantesten bleibt der Cod. 189.

83. membr. fol. saec. XI. Passiones sancti Austremonii martyris et aliorum sanctorum legendae. Am Ende 'Liber de ecclesiis et altaribus, quae in Claramonte consistunt' (ediert von Savaron, Pieces rel. a l'hist. de France (1788) p. 707. Auf der Rückseite von fol. 172 in Schrift saec. XIV. 'Enarratio reedificationis monasterii Mausiacensis per Pipinum' etc.

85. membr. fol. 2 col. saec. XIII fin. Schlecht erhaltene Handschrift. Vitae sanctorum legendae; es sind Vitae B. Ludo- vici regis, Petri confessoris, Guilelmi archiepiscopi Bituric, Dominici, Francisci ord. fratrum IMinorum, Antonii Viennensisy Martiahs, Galli (ex Greg. Turon.), Geraldi, Maioli etc.

13*

196 Handschriften in Ciermont-Ferrand.

133. membr. fol. saec. XI. XII. Gregorius Turonen- sis, de miraculis sanctorum et confessorum.

134. membr. fol. saec. XIII; 2 col. Gregorius Turo- n e n s i s , Vitae patrum.

144. membr. oct. saec. XII; 1 col. Ivonis Carnotensis epistolae. Es sind 211 Briefe; die ersten sind (nach der Vulgata) 206. 29. 31—37. 40. 38. 39. 41. 42; die letzten sind: 259-262. 264. 236. 215. 265. 266. 269. 267. 270. 277. 237.

189. membr. fol. max. saec. IX; 3 col. enthält ein liber glossarum. In dem leer gelassenen Platz zu Ende der ver- schiedenen Buchstaben sind Lateinische und Romanische Verse eingetragen. Erstere benutzte ich für Herr Prof. Dümmler. (Drei davon stehen bei 'du Meril, Poesies populaires latines du moyen äge, Paris 1847, p. 10. 56. 57. note 1.) Ueber die letzteren vgl. Champollion-Figeac: Documents historiques in- ädits, Tom IV. Paris 1848, in der Collection de documents inedits sur l'histoire de France.

192. membr. fol. saec. XIV; 2 col. Etymologiae Isidori Hispalensis; sie reichen bis zum Anfang von liber XII.

195. membr. oct. saec. XI. Sidonii Apollinaris epi- stolarum libri; mit Glossen. Auf Seite 1 von einer Hand saec. XVII. überschrieben 'Monasterii sancti Illidii Claramont'. Benutzt für Herrn Dr. Lüttjohann in Greifswald, der die Edition des Sidonius für die MG. vorbereitet.

199. membr. fol. saec. XIII; 2 col. Liber de expeditione Hierosolymitana auctore Fulcherio Carnotensi.

200- chart. fol. saec. XVII. Cronica flos florum scripta anno 1399.

201. chart. saec. XVII. enthält 1. Chronica Hierouymi ab regno Assyriorum ad annum 860. 2. Ancienne chronique depuis la tour de Babel jusqu'en 1125. relative a l'histoire de France en latin.

202. membr. fol. saec. XII. Gregor von Tours, de gestis Francorum. Mit einigen Lücken.

203. membr. et chart., saec. XV. Histoire chronologique de plusieurs faits remarquables depuis le regne de Charlemagne jusqu'au commenceraent du XII. siecle. Der Schluss seit 1096 ■fehlt.

204. membr. saec. XV. Genealogie der Frankenkönige von Priamus bis Carl V. (1380).

II.

Sii^aiina und Brannliiide.

Im Codex Vindobonensis 751 (Theol. 259) treten an einigen Stellen in den Bonifazbriefen gewisse eigenthümlich geformte

Susanna und Brannlinde. 197

Buchstaben auf, von denen Jaffe, Bibliotheca III, 12, einige Beispiele giebt. Aber während die in dieser Geheimschrift gegebenen Worte in den Briefen n. 55. 76 u. 41 nicht schwer verständlich waren, schon aus dem Grunde, weil die andern Handschriften der Bonifazbriefe die entsprechende Lösung boten 1), Hess Jaffe die beiden Frauennamen im Briefe n. 95 unentziffert. Keine zweite Handschrift, in der die kryptogra- phischen Elemente in gewöhnliche Schrift umgesetzt wären, kommt hier dem Verständnis entgegen; der Brief n. 95 findet sich nur im Vindobonensis. So begnügte sich denn Jaffe damit, ein Facsimile dieser Zeichen in seinem Text (auf Seite 244) einzurücken'^). Eine Vergleichung dieser Buchstabenformen mit den auf Seite 12 facsimilierten gestattet uns jedoch, eine ziemlich sichere Entzifferung der beiden Namen vorzunehmen. Es zeigt sich dabei, dass das eigentlich verwirrende nur die gleichzeitige Anwendung von Buchstaben der Geheimschrift mit fast unverändert gelassenen Minuskel- und Uncialbuchstaben ist. Die Geheimschrift selbst erinnert vielfach an schlecht ge- schriebene griechische Buchstaben.

Wir gehen beim ersten Namen von den vier letzten Buch- staben aus ; über den 5. u. 6. kann kein Zweifel herrschen, es ist nn, genau so geschrieben, wie auf Seite 12 in danielo und cuneburge, ganz eigentlich das griechische v. Der 4. u. 7. Buch- stabe sind ihrerseits ebenfalls einander gleich. Auf den ersten Blick ähneln sie am meisten dem b in cuneburge. Wir brauchen aber zwei Vocale, und es ist sicher, dass dieses h- förmige Zeichen an 4. u. 7. Stelle ein a bedeutet. Der Abstand von a, wie wir es in beati finden, ist nicht sehr gross und die Form scheint sich etwas dem Capital -A zu nähern, sobald man sich die Oeffnung oben rechts fortdenkt. Haben wir so als Ende des Namens anna gefunden, so sind die drei vorher- gehenden Buchstaben, da ihr erster und letzter gleich ist, nicht mehr schwer zu errathen. Es kann nur Susanna sein. Das u, der zweite Buchstabe, ist auch ganz evident; er ist ebenso geschrieben, wie u in lul. Die Buchstaben daneben sind nun allerdings dem sonstigen S gar nicht ähnlich. Nach dem Masstabe auf S. 12 könnten sie nur f bedeuten. Aber da Fufanna kein Name ist, wird man annehmen dürfen, dass entweder hier eine abweichende Form des S vorliegt oder aber Susanna mit z geschrieben Avurde: Zuzanna. Für z ist leider keine Analogie vorhanden.

1) Es stehen nämlich alle 3 Briefe wie in der Wiener Handschrift auch in der Carlsruher, und n. 55 ist ausserdem noch in dem Münchener Codex überliefert. Vgl. Jaffe's Noten an den betreffenden Stellen. 2) Jaffe a. a. O. p. 14 'At duarum feminarum nomina, quae cognosci non potuerunt, in epistola 95 habentur infra'.

198 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

Die 14 Buchstaben des zweiten Wortes müssen zunächst in zwei Worte zerlegt werden; die letzten 4, ohne Schwierig- keit als isto zu lesen sind sie doch überhaupt der Geheim- schrift gar nicht mehr angehörig können in ihrer Stellung vor memor nur für esto gesetzt sein. So schon dem Sinn nach. Es bleiben für den Namen 10 Buchstaben; auch hier wieder die letzten 4 am leichtesten zu entziffern. Am Schluss de (siehe danielo auf S. 12) ist sofort erkennbar. Das n davor entspricht genau dem n in bonifati und i an 7. Stelle erregt kein weiteres Bedenken. Der x -förmige Buchstabe vor i kann nur 1 sein, und diese Form für 1 erklärt sich einfach aus seiner gewöhnlichen Form auf Seite 12. Ist aber linde der Schluss des Frauennamens, so erfordert es schon der Vers, dass dem nur eine Silbe vorangehe. Nun scheinen mir an den beiden ersten Stellen b und r^ an fünfter n sicher. Das b, wie in beati, hat nur den oberen Haken etwas verloren^ das r wie in cune- burge ist unten enger zusammengezogen. Die zwischen r und n liegenden zwei Buchstaben sehen zunächst wie ke aus, dies ist jedoch im Zusammenhang mit den übrigen Buchstaben un- möglich. Auch hier ist aber wieder das a in dem k (wie oben in dem h) zu erkennen und was bleibt schliesslich bei der Lesung bra . nlinde für den fraglichen Buchstaben übrig als ein n*). Dieses n, wie es in der Uncialschrift bei Titeln häufig vorkommt, ist fast in Gestalt des H; ein merkwürdiger Fall, dass so von den zwei nebeneinanderstehenden n, das eine in Uncial, das andere in griechischer Minuskel geschrieben ist. Trotz einiger nicht zu erkläi-enden Buchstaben möchte ich doch die Namen Susanna und Brannlinde für hinlänglich ge- sichert halten. Wir lesen dann die Verse:

Esto Susanna memor Domini regnantis in ede und ferner:

Brannlinde esto memor Domini caelorum in arce.

IIT. Noch einmal zur Chronolog^le einig-er Briefe Paseiials H. und

Calixts II.

S. Löwenfeld hat im vorigen Bande dieser Zeitschrift S. 590—599 die in die Narratio des Udalschalk eingereihten Briefe, die sich auf den Augsbui'ger Bischof Hermann beziehen

1) Braunlinde ist, wie mir von competenter Seite mitgetheilt wird, vor dem 14. Jahrhundert unmöglich. Brannlindc, gleich Brantlinde, wenn auch als Namen bisher nicht nachgewiesen, doch ohne Bedenken. Die Formen: Branthildis, Bianniardis, Brannoaidis kennt auch das altdeutsche Namenbuch von Förstemann (IS. 279).

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 199

und im Anschlüsse daran die von mir publicierte Chiirer Brief- sammlung einer eingehenden Besprechung unterzogen. Ich kann in den beiden , eng mit einander zusammenhängenden Untersuchungen mich seinen Resultaten nicht anschliessen und versuche es, meine abweichenden Ansichten, die theils schon bei der Publikation der Churer Briefe kurz ausgesprochen sind, hier des Näheren zu begründen. Die skeptische Art, mit der Löwenfeld die Churer Sammlung betrachtet, hielt ihn, so scheint mir, ab, ihren Briefen diejenige Aufmerksamkeit zu widmen, welche sie wohl verdienen. Die Jaffe - Giesebrechtsche Controverse, ob der von Paschal II. nach Augsburg geschriebene Brief (Jaffe 4835) im Jahre 1113 oder 1117 geschrieben sei, hätte sich ihm sonst von selbst erledigt und wäre ebensowenig heut nach dem Bekanntsein der Churer Briefe aufzunehmen, wie etwa eine Controverse über Giesebrechts Reconstruction der Annales Altahenses maiores oder über Hardenbergs Antheil an den Memoires d'un homme d'etat.

Ich beginne mit der Churer Sammlung und zwar mit den drei letzten Briefen unter Paschal IL mit n. 17. 18. 19. Sie alle, und nur sie von der ganzen Sammlung, beziehen sich auf den Augsburger Process, den ersten von ihnen kennt auch Udalschalk, die beiden andern nicht. Diese drei Briefe sind in dem Zusammenhange, in dem sie auftreten, in ihrer Chrono- logie so durchaus klar und durchsichtig, als ob ihnen Jahres- daten mit allem Zubehör beigesetzt wären. Gehen wir rück- wärts zu Wege.

Petrus von Pisa erzählt in seiner ausführlichen Biographie Paschais IL (Watterich II, 16), wie der durch Krankheit und Altersschwäche angegriffene Papst mit einer wunderbaren Energie kurz vor seinem Ende zur Belagerung Roms schreitet. Am 14. Januar 1118 finden wir ihn zu Praeneste. 'Incautis hostibus' dringt er darauf 'Romam in porticum' ein. Die förmliche Belagerung der Stadt Avird vorbereitet. Trastevere bereits genommen. Aber 'biduo post reditum' stirbt am 21. Januar (1118) der Papst in der Engelsburg. Der Churer Brief n. 19 ist datiert vom 19. Januar 'in Porticu beati Petri'. Es kann keine Frage sein, dass er zwei Tage vor dem Tode des Papstes geschrieben ist. Da ist charakteristisch, wie der Inhalt des Schreibens, ich möchte sagen jedes Wort, die un- ruhige Hast und Abspannung des vor dem Tode stehenden, noch mit gewaltigen kriegerischen Plänen beschäftigten Greises athmet. 'Multis multotiens negotiis impediti habere omnium memoriam non valemus' beginnt er, und für die Erledigung des Augsburger Processes hat er kein Interesse mehr. Er giebt die Entscheidung über Bischof Hermann dem Churer Bischof Wido anheim.

Mit nicht geringerer Sicherheit können wir n. 18 datieren.

200 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

In ihm erbittet Bischof Wido vom Papst Pascbal Verhaltungs- massregeln über Augsburg, worauf ihm dann eben der Bescheid von n. 19 wird. Wido ist voll dankbarer Freude, dass der Allmächtige seine Kirche 'nunc quoque restituta valetudine tua' getröstet habe. Wann war nun Pascbal krank, so ernst- lich krank, dass solch' eine Aeusserung gerechtfertigt erscheint? Petrus von Pisa weiss nur von einer schweren Krankeit, die den Papst befiel, als er im letzten Herbst seines Lebens (1 1 17) aus Campanien an der Spitze seiner Truppen gegen Rom zieht. Die ausserordentliche Hitze hatte ihn bereits völlig erschöpft; 'uti senex et qui erat in castris debilior' kam er nach Anagni und hier warf ihn die Schwäche derartig nieder, dass er kaum noch im Bette in aufrecht sitzender Lage gehalten werden konnte, und dass die Aerzte seinen Tod erwarteten. Seine an's Wunderbare grenzende plötzliche Wiederherstellung setzt auch unsern Berichterstatter in nicht geringes Erstaunen. Als diese in Chur bekannt Avurde, hat AVido seinen Brief geschrie- ben. Es muss Ende 1117 gewesen sein.

In diesem Briefe nimmt nun Wido speziell auf n. 17 (Jaffe 4835) Bezug. In n. 17 sagt Pascbal dem Decan und den Canonikern von Augsburg: 'Precipimus ergo, ut ipse (Wido) causam omnem diligentius audiat et si episcopus vester (Heri- mannus) rerum ecclesiasticarum et pervers^ conversationis emendationem fecerit et de ahis, que obiecta sunt, tercia epi- scoporum vel quinta presbyterorum manu se purgaverit, restitu- tionem interdicti sibi officii consequatur'. In n. 18 schreibt daraufliin Wido: 'Expurgationem episcopi de adulterio, sicut in litteris illuc (Augustam) directis, precepisti, recepi' und später: 'Episcopum ad emendationem distractionis rerum ecclesiastica- rum abunde cohortatum, de perversa vita et ceteris, qu^ scrip- sisti, diligenter commonui'. Es ist, dächte ich, unverkennbar, dass n. 18 sich auf n. 17 bezieht, dass n. 18 eine vmmittelbare Folge von n. 17 ist und geschrieben sein muss, sobald die in n. 17 gegebenen Aufträge ausgeführt M-aren. Wäre n. 17 nicht datiert, man würde diesen Brief mit völliger Sicherheit in die erste Hälfte des Jahres 1117 setzen. Aber n. 17 ist datiert, trägt das Datum Benevent, April 1; Pascbal II. ist 1117 in dieser Zeit in Benevent, wie andere Urkunden aussagen, gewesen, wie kann noch ein Zweifel sein, ob n. 17 etwa 1113 geschrieben ist nur deshalb, weil 1113 der Papst auch in Benevent war? Ein vierjähriger Zwischenraum zwischen n. 17 und n. 18 ist undenkbar. Giesebrecht selbst wird heute an seiner An- nahme nicht mehr festhalten wollen.

Von dieser völlig sicher gestellten Basis aus, müssen wir die Chronologie der andern auf die Augsburger Angelegenheiten bezüglichen Schreiben herstellen. Dabei ist gegen Löwenfeld

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 201

zu bemerken, dass ein bedeutendes Moment des Processes die von ihm ganz bei Seite gelassene Adulterium -Klage bildet. Wie Löwenfeld überhaupt die Narratio Udalscalci, die Jaffe mit Recht zu den bedeutendsten Schriften des Mittelalters zählt, unterschätzt, so thut er ihr besonders Unrecht, wenn er sie tadelt, 'dass sie so ohne Weiteres einen Ankläger des Bischofs mit einem beleidigten Ehegatten zusammenwirft'. Udalschalk hatte treffliche Beziehungen, die ihn von allem Wissenswerthen in Kenntnis setzten, er muss ein Augsburger Cartular gehabt haben, aus dem er seine vielen Dokumente entnahm; Angaben, wie die über den Bruder des Bischofs Wido von Chur, durch dessen Einlluss der Process an Wido übertragen sei, werden auch dui'ch die Churer Briefe gestützt (aus n. 18 ersehen wir, dass Wido von seinem kürzlich aus Italien heimgekehrten Bruder, dem Canoniker Conrad von Augsburg, den Auftrag zum dortigen Eingreifen erhielt). Auch in der Adulterium- Sache stützen im Wesentlichen sich die Angaben der Briefe und Udalschalks. Nun ist von dieser Adulterium - Klage eine andere Klage, die schon längere Zeit bestand, zu trennen, näm- lich die drei capitula (Paschain. 17: 'Diu est quod apud nos de tribus capitulis fuit impetitus'), Beschwerden über uncano- nische Wahl und Consecration, über schlechte Sitten und über Verschleudern von Kirchengut. Dieser Drei -Kapitel -Klage soll er durch Emendatio abhelfen, der Adulterium -Klage durch Purgatio. Erstere war bereits in Vergessenheit gerathen, als der Papst bei Gelegenheit des zweiten Momentes auf sie zu- rückkommt. Die Klage auf adulterium (Paschal n. 15: 'Cum nuper ante nos diffamaretur episcopus') bleibt der Natur der Sache nach in den Briefen unklar; auch Udalschalk hellt deren Grund nicht völlig auf.

Nur auf die Capitula imd nicht auf das Adulterium bezie- hen sich bei Udalschalk c. 14. 15, Jaffe 4544 u. 4551. Davon ist der erste Brief von 1106, Nov. 22, der zweite von 1107, Febr. 6, beide in ihrer Datierung ganz sicher. Also die Worte Paschais 'Diu est' etc. vom Jahr 1117 beziehen sich auf 1106.

Nicht so einfach ist der Termin, wann die Adulterium-Klage auftritt, zu ermitteln. Ja wir stossen bei ihm auf Widersprüche, die überhaupt unlösbar sind und die hervorgehoben werden müssen, um klar in die Verhältnisse zu sehen. Wenn Paschal in n. 17 im Jahre 1117 sagte 'Itaque cum nuper idem diffa- maretur episcopus', so bezieht er sich augenscheinlich auf das Advilterium. Ebenso deutlich aber gehen seine Worte bei Udalschalk c. 17, Jaffe 4822, er habe vor 5 Jahren Hermann suspendiert, weil er 'purgationis debitum' nicht geleistet habe, auf das Adulterium zurück. Das 'nuper' und 'ante quinquennium'

202 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

stehen in unvereinbarem Gegensatz 0. Kücken wir den Brief J. 4822 soweit wie möglich an n, 17 heran, so bleibt als äusser- ster Termin (da J. 4822 vom 23. Nov. datiert ist): 1116, Nov. 23. Der Brief ist datiert aus Rom. Da macht Giesebrecht (HD, 1211) geltend, und Löwenfeld schliest sich S. 593 ihm an, dass ein anderer Brief Paschais, Jaffe 4821, vom selben Tage nicht aus Rom, sondern aus Trastevere datiert sei. Die Möglichkeit jedoch, in Rom an demselben Tage auf dem rechten und auf dem linken Ufer des Tiber einen Brief auszustellen, scheint mir, da Paschal wieder im ruhigen Besitz der Stadt am Ende des Jahres 1116 war (vgl. Falco Beneventanus), unbestreitbar zu sein. Rechnen wir von diesem äussersten Termin für Jaffe 4822 das quinquennium ab, so würde spätestens im No- vember 1111 die Adulterium-Klage aufgenommen sein. Auf das Konzil von Guastalla 1107, wie bis dahin angenommen wurde, (weshalb auch Jaffe 4822 quinquennium in 'decennium' ver- bessern wollte), und wie Löwenfeld richtig in Abrede stellt, kann sich der Brief vom 23. Nov. nicht beziehen, Aveil dort nicht davon gesprochen wurde, dass Hermann ad statutum ter- minum nicht kam, und besonders weil dort gar nicht von der Purgatio die Rede sein konnte. Aber auch später als 1114 würde schon wegen Richards von Albano das Adulterium nicht anzusetzen sein, da dieser nach J. 4822 vom Papst mit dem Vor- gehen gegen Hermann beauftragt wurde und 1114 stirbt. Auf eine Zeit von drei Jahren müsste auch schon aus diesem Grund das 'nuper' in n. 17 bezogen werden, Avas auch an sich auf- fidlig genug ist.

Der Tod Richards ist zugleich ein weiterer Grund, J. 4822 nach 1114 anzusetzen; er wird hier bereits 'beatae memoriae' genannt. Aber die einzige Möglichkeit, unsere hypothetische Ansetzung von J. 4822 gerade zu 1116 und demgemäss die Zeit des Auftrages an Richard, resp. des ersten Auftretens des Adulterium zu 1111 weiter zu stützen, ist der Nachweis, dass Richard damals diesseits der Alpen war. Wir finden nun Richard im Jahre 1110 in Frankreich und zwar bis Ende des Jahres : am 24. Mai hielt er ein Konzil in Clermont, nach Pfingsten (Mai 30.) war er in Toulouse, zu S. Benoit an der Loire am 1. October. Darauf scheint er aus Frankreich fortgereist zu sein, auf dortigen Konzilien begegnen wir ihm nicht mehr. Trotzdem ist er 1111 noch nicht in Italien gewesen. Dies können wir aus dem Brief Johanns von Tusculum an Richard von

1) Auf Jafife 4823 Udalschalk c. 18, wo Paschal II. schreibt: 'Super caetera horrenda et infamia, quae de persona Aug-ustensis iam dudum ad sedis apostolicae audientiani perlata sunt' leg-e ich hierbei kein Gewicht, weil hier die 3 Kapitel (caetera horrenda) und das Adulterium (infamia) zusammeng-efasst sind. »Sollte *iam dudum' sich auch wirklich auf die Infamie beziehen, so g-ehört diese Stelle neben das 'ante quinquennium'.

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 203

Albano (Baronius ad 1111 n. XII) erkennen, dies bestätigt die Liste der Cardinäle, welche am 11. April 1111 den Eid Paschals confirmierten und in der Richard fehlt (vgl. Annales Roniani), dies sagt vor Allem ausdrückhch Wilhelm von Malmesbury, indem er berichtet, dass bei der Consecratio regis 1111 das Gebet aus dem Ordo vom Bischof von Ostia gesprochen wurde 'quoniam Albanus deerat'. Es passte Richards langsame Rück- reise durch Deutschland trefflich zu unserer Annahme').

Wir wissen nun, dass die Inquisition über das Adulterium zuerst dem Erzbischof von Mainz vom Papst übertragen ist und Udalschalk theilt uns c. 18 den Befehl Paschals (Jaffe 4823) mit. Jaffe setzt diesen undatierten Brief zum Nov. 1116, wobei ihm Will (Mainzer Regesten S. 253) und auch Löwenfeld folgen. Wenn wir bedenken, dass schon am 1, April 1117 die Inquisition an Wido von Chur gegeben wird, so scheint diese Ansetzung Jafifes entschieden zu spät. Udalschalks Moti- vierung für diesen Wechsel des Inquisitors trägt alle Merkmale der Wahrscheinlichkeit an sich, ist aber doch nur so zu ver- stehen, dass der Auftrag an Chur kam, als der an Mainz er- folglos geblieben war. Da muss denn mehr als die Zeit von kaum einem halben Jahr zwischen Jaffe 4823 u. 4835 liegen.

Ist der erste Befehl, sich zur Purgatio zu stellen, an Richard von Albano c. 1111 ausgegangen, so mag in einem der nächsten Jahre darauf wegen Nichterscheinens Hermanns, das päpstliche Schreiben an Mainz erlassen sein. Und erwägt man, dass Adalbert von Mainz vom Dec. 1112 bis Dec. 1115 im kaiserlichen Kerker gefangen sass, so kann es sich nur um 1112 oder 1116 handeln. Im Jahr 1116 scheint aber, auch abgesehen von dem kurzen Raum zwischen Jaffe 4823 u. 4835, wenn wir den Worten des Königs Heinrich V. trauen dürfen (Mon. Bamb. Jaffe p. 307), das Verhältnis zwischen dem Papst und dem Mainzer Erzbischof ein äusserst gespanntes geworden zu sein. So werden wir auf 1112 beschränkt. Sagt Paschal an Adalbert: 'Super caetera horrenda et infamia de persona Augustensis iam dudum perlata sunt', so kann das 'iam dudum' sich hier im Jahr 1112 nur auf die drei Kapitel von 1106 (caetera horrenda) nicht auf das ihm erst vor etwa einem Jahr mitgetheilte Adul- terium (infamia) beziehen. Adalbert von Mainz beruft nun auf den päpstlichen Befehl hin die Augsburger zu einer Würz- burger Curia. Ein neuer Anhaltspunkt für die Datierung, wenn in den Regesten Adalberts (vgl. Will, Mainzer Regesten) diese Curie erwähnt wäre. Nur bemerken will ich, dass Adal- bert am 11. Januar 1112 zu Merseburg in einem ungedruckten (?) Kaiserdiplom (Stumpf 3080) als Recognoscent urkundlich

1) In den Bullen Paschals fehlt unter den Subscribenten Richard von 1107, Febr. 27. (J. 4554) 1113, Febr. 13. (J. 4702).

204 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

bezeugt ist. Aber falls auch 'Merseburgensis' nicht für 'Werze- burgensis' (so schreibt Udalschalk in dem Brief Adalberts) zu lesen ist, ein Aufenthalt desselben in Würzburg hat im Jahr 1112 ebenso Avenig Befremdendes als 1116.

Wir hätten dann also folgende Liste der Daten:

Udalsc. c. 14 (J. 4544) von 1106, Nov. 22 1).

Udalsc. c. 15 (J. 4551) von 1107, Febr. 6').

Auftrag an Richard von Albano von c. 1111.

Udalsc. c. 18 (J. 4823) von 1112 2).

Udalsc. c. 19 (Adalbert an die Augsburger) von 1112*).

Udalsc. c. 17 (J. 4822) von 1116, Nov. 23 4).

CW LZi n. n! (J- 4835) von 1117, April Is).

Churer Samml. n. 18 von 1117, Ende des Jahres.

Churer Samml. n. 19 von 1118, Jan. 19").

Ich glaube, dass sämmtliche Schwierigkeiten durch meine Ansetzung gehoben sind Schwierigkeiten, die besonders dadurch entstanden, dass der Brief J. 4822 in der Narratio, wie auch Löwenfeld ganz richtig erkannte, in eine verkehrte Ordnung gerathen ist (in cap. 17 statt hinter cap. 18 u. 19). Auch die Angaben über das erste Interdict und seine Auf- hebung stimmen zu der obigen Liste, imr ein wunder Punkt bleibt, den ich nicht heilen kann, dass sich nuper am 1. April 1117 auf eine Sache bezieht, die der Papst bereits c. 1111 weiss. Derselbe Uebclstand ist aber auch, freilich ohne dass er bemerkt wurde, in sämmtlichen anderen Ansetzungen vor- handen. Nach Löwenfeld hätte sich das nuper gar von 1117, April 1, auf 1109 oder 1110 zu beziehen (denn 1114 oder 1115, Nov. 23, lässt er den Papst 'ante quinquennium' sagen). Nach Giesebrecht geht nuper von 1113, April 1, auf 1105 '). Nach Jaffe von 1117, April 1, auf 1111. Ob vielleicht statt nuper 'insuper' zu lesen sei, muss ich dahingestellt sein lassen.

Ich wende mich sodann zur Composition der Churer Sammlung, für deren Autor uns die obige genauere Bespre- chung der drei Briefe n. 17. 18. 19. den günstigsten Eindruck gemacht hat. Die Reihenfolge dieser drei Briefe war eine unzweifelhaft chronologisch richtige. Meine bei der Publication

1) Ebenso Jaffe, Giesebrecht, Löwenfeld. 2) Jaffe zum Nov. 1116, Giesebrecht (Gebelc) Sommer 1112. Löwenfeld c. 1116. 3) Lüwenfeld

c. 1116. 4) Giesebrecht 1110, Nov. 23, Jaffe 1116, Nov. 23, Löwen-

feld 1114 oder 1115, Nov. 23. 5) Jaffe und Löwenfeld wie oben,

Giesebrecht 1113, April 1. 6) Löwenfeld ebenso. 7) So genau

5 Jahre von 1110, Nov. 23, abgerechnet. Freilich fasst Giesebrecht das quinquennium etwas freier auf und zählt von der Synode von Guastalla 1106, Oct., bis 1110, Nov. 23, fünf Jahre.

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 205

kurz ausgesprochene Ansicht ist nun, dass überhaupt, von kleinen Abweichungen abgesehen, der Autor der Sammlung seine 24 Briefe chronologisch geordnet hat, Löwenfeld macht dagegen Opposition. Er giebt S. 598 eine Liste derjenigen von den 24 Briefen, welche sich ihm als sicher datierbar er- wiesen haben und kann dann freilich bei der Uebersicht dieser Daten den Schluss nicht verkennen, dass ein Versuch, die Sammlung chronologisch zu ordnen, gemacht worden sei, ist aber doch der Meinung, dass der Sammler nur eine geringe Autorität besitze und dass das Schema, Avelches die datierbaren Briefe gewähren, keineswegs genüge, um auch den sonst un- datierbaren einen festen Platz anzuweisen.

Ich kann für meine Hypothese mich mit dem zufrieden stellen, was Löwenfeld als Facit aus den datierbaren Briefen gewinnt: der Versuch einer chronologischen Reihe ist gemacht. Es wird nun von vornherein einleuchten, dass bei sonst ganz undatierbaren Briefen auch selbst der Versuch der chronologi- schen Ordnung von einem Sammler im 12. Jahrhundert vor- genommen, uns für die Chronologie dieser Briefe nicht gleich- gültig sein darf. Ich kann sodann betonen, was Löwenfeld fortfahrend bemerkt: woher es ferner kommt, dass in den 5 Briefen Calixts (n. 20 24, d. h. den letzten der Sammlung) nur eine einzige Umstellung nöthig ist, lasse ich ununtersucht. Spricht es doch entschieden für meine Hypothese, dass eben in diesen Briefen, zu denen wir die letzten 6 Briefe Paschais (14 19), auch nach Löwenfelds Liste, zuzählen dürfen, die richtige Reihe im Ganzen gewahrt ist, wie wir heute nach dem Itinerar der Regesten und anderen Indicien, die alle dem Sammler des 12. Jahrhunderts nicht zu Gebote standen, sicher beurtheilen können. Ich kann schliesslich mich darauf berufen, dass die auf den letzen Zeilen von Löwenfeld mit- getheilten Annäherungsdaten der übrigen Briefe n. 1 13 (ab- gesehen von n. 2) auch meine Ansicht nicht widerlegen, da sie in ihren Grenzwerthen überall die chronologische Reihe zulassen, ja in drei Fällen (n. 6. 9. 11) diese entschieden stützen. Doch abgesehen von Alledem, glaube ich, dass auch die Einwen- dungen Löwenfelds gegen die Briefe n. 2. 16. 24, die von ihm abweichend datiert werden, nicht stichhaltig sind.

Nr. 2 mit der Einladung zur Römischen General synode zum 4. März, sagt Löwenfeld, dürfte 'mit Sicherheit' zum Jahr 1116 gehören. Ich hatte es zu 1110 gesetzt. In beiden Jahren 1110 wie 1116 sind im März Synoden zu Rom abgehalten worden, in beiden Jahren aber nach unsern Quellen nicht am 4. März. Zu 1116 haben wir genaue Nachrichten über die einzelnen Tage bei Eckehard: die Synode dauerte vom 6—11. März (Jaflfe p. 512. 513). Zu 1110 zunächst nur ein zusammenfassendes Datum vom 7. März beim Annalista Saxo

206 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

und in den Hildesheimer Annalen (J. p. 500). Dass aber das Konzil von 1110 an nur einem Tage abgehalten worden sei, ist bei den vielerlei Beschlüssen unwahrscheinlich und erleidet gradezu Widerlegung durch das Chronicon Senonense s. Petri vivi (citiert von Watterich II, 45) wo es heisst: 'III. Nonas Mart.' sei die Synode zusammengekommen, d. h. am 5. März. Genau geht die Einladung also weder zu 1116 noch zu 1110. Immerhin steht 1110 dem Termin näher. Nun haben wir frei- lich ein datiertes Schreiben, welches zum Konzil von 1116 zum 4. März einladet (Jaffe 4777). Aber es leuchtet ein, dass ebenso gut, wie 1116 der ursprüngliche Termin sich um 2 Tage verschob, auch 1110 er nicht eingehalten zu sein braucht, und falls wir auch an der Nachricht des Chronicon Senonense festhalten, trotz ihres factischen Beginnes am 5. März zur Synode von 1110 recht wohl zum 4. ]\Iärz eingeladen sein kann. Wurde doch 1116 zum 4. März geladen, wo sicher der Termin nachher sich um 2 Tage verschob. Und ist nach unsern Quellen die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass das Konzil schon am 4. begann: warum soll nicht da auch zum 4. geladen worden sein? Was mich aber seiner Zeit bestimmte und woran ich auch heute noch festhalte, ist der Vergleich zwischen dem Inhalt des Briefes und den Beschlüssen der Konzilien. Dieser Vergleich ist bei dem Brief n. 2 günstiger für 1110. 'Pro qnibusdam ecclesi^ casibus, propter quos eam potentes occupant et affligunt et sibi quasi secularia vindicare contendunt' was Paschal an Wido als Thema des Konzils hin- stellt, correspondiert genau mit dem Beschluss der Synode von 1110: 'Si quis ergo principum vel aliorum laicorum, disposi- tionem vel donationem rerum sive posessionem ecclesiasticarum sibi vindicaverit , ut sacrilegus iudicetur' (Annalista Saxo). Vergleicht man hiermit die Einladung, die Paschal zur Synode von 1116 schickt, so scheint mir diese zwar in ebenso nahem Verhältnis ihrerseits zu den Konzilsacten von 1116 zu stehen, aber Einladung und Acten von 1116 sind anders, als Einladung und Acten von 1110.

Nr. 16 will Lüwenfeld zum 16. April 1114 setzen; mein Datum lautete 1116, April 16, Ich bin jetzt geneigt, beide Daten für unmöglich zu halten. 1114 ist zu früh, 1116 zu spät. Da der 16. April und die Ausstellung vom Lateran gesichert ist, so dürfte nun blos 1115 übrigbleiben. Meine frühere Ansicht stützte sich auf die Bulle Paschais vom 29. Januar 1116; in ihr befreit er die Abtei Pfäffers von der Jurisdiction des Bischofs von Basel (Jafie 4803). Aber ich gebe zu, dass nicht erst nach der Erledigung des Streites, sondern noch während seines Bestehens der Befehl zur Wahrung der Rechte von Pfäffers an Wido geschickt sein muss. Schon nach der Absendung seines dritten Briefes an Bischof Rudolf von Basel im Frühjahr

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 207

1115, sagt die Narratio de libertate raonasterii Fabariensis, habe keine Beunruhigung des Klosters mehr stattgefunden. Auch das Ortsdatura, welches zu 1116 nach dem Bericht Falcos von Benevent nicht der Lateran sein kann, verbietet meine einstige Ausetzung. Umgekehrt halte ich Löwenfelds April 16, 1114 für unmöglich, weil am 10. März 1114 die kaiserliche Urkunde, die den Streit herbeiführt, ausgestellt ist und in dem Monat vom 10. März bis 16. April dann Folgendes nach der Narratio geschehen sein müsste: der Bischof schickt zum Abt

von Basel nach Pfäffers ; der Abt geht darauf zum König

von Pfäffers nach Basel resp. Strassburg (vgl. das Itinerar bei Stumpf) ; der Abt erweist vor dem Könige seine Rechte durch Vorlegung von Urkunden ; es werden ihm neue Urkunden ausgestellt ; abermalige Feindseligkeiten des Bischofs von Basel gegen Pfäffers ; Reise eines Boten von Pfäffers nach Rom. Auf die Klage dieses Boten hin soll dann Paschal, nach Löwenfeld gleichzeitig, zwei Briefe, einen an Bischof Rudolf und einen an Bischof Wido am 16. April geschrieben haben. Es ist unmöglich, die Ereignisse derartig zusammenzudrängen. Löwenfeld giebt an, dass Jaffe den in der Narratio ohne Monats- und Tagesdatum zum Jahre 1114 überlieferten Brief in sein Handexemplar der Regesta zum 'Juni oder Juli' eingetragen habe. Dies scheint mir das Minimum der erforderlichen Zeit. Die Worte 'pros- pere gradiens Romam pervenit', die Löwenfeld aus der Narratio für die 'rüstige Wanderung' des Boten hervorhebt, bieten meines Erachtens gar keine Lösung dieser Schwierigkeit. Sie besagen eben nur, dass der Bote ohne Unfall nach Rom kommt.

Halten wir so an der Jaffeschen Datierung des Briefes an Rudolf fest, so ist andererseits keine Nothwendigkeit vorhanden, beide Briefe gleichzeitig anzusetzen. Der Inhalt von n. 16 könnte wohl mit diesem ersten päpstlichen Befehl zusammen ausgestellt sein, aber kann auch ebenso gut oder noch besser später erlassen gedacht werden, als nämlich der Bischof von Basel sich fortdauernd obstinat zeigte. Zum 21. März 1115, hören wir in der Narratio, wird für den Bischof und den Abt ein iudicium in Rom über die Sache 'Pfäffers' anberaumt. Um dieses zu hintertreiben, veranstaltet Bischof Rudolf am 12. März zu Schaffliausen ein Colloquium mit dem Abt und zu diesem Colloquium sucht der Bischof auch Wido von Chur zuzuziehen, indem er verspricht, ihm in Betreff Pfäffers ganz zu Willen zu sein ('quicquid placeret episcopo poUicebatur se facturum super Fabariensi loco'). Der Versuch Rudolfs misslang. Der Tag zu Rom wurde abgehalten, und Rudolf, der sich durch seine Legaten vertreten Hess, erhielt eine neue (dritte) Vermahnung vom Papst. Im Zusammenhang mit dieser dürfte am 16. April 1115 unser Brief n. 16 an Wido geschrieben sein. Dann passt auch der Ausdruck 'audivimus', der nach Löwenfelds Annahme

208 Zur Chronologie einiger Papstbriefe,

am 16. April 1114 zu den eben vorgebrachten Nachrichten nicht stimmt. Auch auf den Umstand, dass in dem kaiserlichen Instrument vom 10. März 1114, in dem Pfäffers an Basel ab- getreten wird, Wido von Chur unter den Intervenienten ist, möchte ich hinweisen. Dies mit dem oben erwähnten Briefe Rudolfs an Wido zusammengehalten, zeigt, dass Chur für die Ansprüche Basels nicht ungünstig gestimmt war, aber nachher seine Auffassung änderte. Im Frühjahr 1114 würde Paschal keinen derartigen Befehl, wie ihn n, 16 enthält, an Wido von Chur übersandt haben.

Nr. 24 hatte ich zum 6. April 1122 gesetzt, Löwenfeld M'ünscht den 6. April 1121. Er sagt 'n. 22 und n. 24 beide von gleichem Tage und gleichem Ort gehören sicher auch in das gleiche Jahr, beide sind hervorgerufen durch Wido von Chur. Ich muss gestehen, nicht herausfinden zu können, WMrum, wenn Calixt IL am 6. April im Lateran Wido von Chur antwortet, er gehe auf seine Bitte, das bischöfliche Amt niederlegen zu dürfen, nicht ein, und ebenso am 6. April im Lateran an den Bischof Wido von Como über Abstellung der Feindseligkeiten der Leute von Chiavenna gegen Wido von Chur abermahge Befehle ertheilt, Avarum diese beiden Schrei- ben desshalb vom gleichen Jahr sein müssen und was hindern sollte, da sonst nichts im Wege steht, n. 22 zum Jahr 1121, n. 24 zum Jahr 1122 zu datieren. Aber Löwenfeld nimmt diesen seinen Satz als sicher an und deduciert weiter, n. 24 müsse ins Jahr 1121 gehören, also auch n. 22. Mein chrono- logisches System bleibt nun freilich gewahrt, ob n. 24 zu 1121 oder zu 1122 gesetzt Mdrd. Aber aus den Worten 'honorifice in Lateranensi ])alatio permanere' ist, wenn auch in JafFe 5034 vom 4, Febr. 1121 ein ähnlicher Ausdruck von Calixt IL gebraucht wird (Jaffe 5024 hätte von Löwenfeld nicht angeführt werden sollen, weil es dort nur 'redire' und nicht 'permanere' heisst) ist, meine ich, doch nimmermehr auf die Dauer dieser Permanenz ein Schluss zu ziehen. Gerade dass Calixt auch Jaffe 5034 von dem 'redire ad Lateranense palacium' spricht und in n. 24 nicht, kann uns stutzig machen. Wir hören nun von einem früheren Befehle an Wido von Como in derselben Angelegenheit. In ihm mag er über das ^redire' bereits ge- meldet haben. Und schliesslich Löwenfelds Datum angenom- men, könnte man mit Recht fragen, wieso Calixt in n. 22 nicht von n. 24 spricht. Also überzeugen können mich Löwenfelds Argumente für 1121 bei der Datierung von n. 24 nicht. Ich sehe die Möglichkeit von 1121 und die von 1122. Darüber wird man nicht hinaus können.

Die Liste der Daten wäre dann, wenn ich in gleicher Weise wie Löwenfeld das Datierbare zusammenstelle:

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 209

Nr. 2 von 1110, Jan. 2.

14 1114, Juni 12.

15 1114, Juni 10.

16 1115, April 16.

17 ,, 1117, April 1.

18 ,, 1117, Ende des Jahres.

19 1118, Jan. 19.

20 1119, Aug. 11.

21 1120, April 8.

22 1121, April 6.

23 1121, Febr. 4.

24 1121. 1122, April 6. Von den andern Briefen wäre n. 5, auf dessen Authenticität ich nachher eingehe, c. 1111 anzusetzen, weil Gebhard von Constanz am 12. Nov. 1110 stirbt und von dessen Nachfolger als einem 'electus' die Rede ist. Ins Jahr 1112 aber weist der Bezug auf die Rücknahme der Investiturconvention. Und mit n. 5 ist auch der Brief n. 4 bestimmt. Denn n. 5 ist die unmittelbare Antwort auf diesen. Also n. 4. 5. passen genau in den obigen Rahmen hinein. Nicht anders n. 6, welchen Brief Löwenfeld selbst als c. 1111 bezeichnet. Er wird nach dieser Ansetzung nichts dagegen haben können, wenn wir ihn seiner Stellung zu Folge auch ins Jahr 1112 rücken. Nr. 7 (auch dieses Stück ist von Löwenfeld angezweifelt, worauf ich später zurückkomme) und Nr. 9 setzen ebenso den Ver- trag von 1112 voraus und sind nach 1112, aber ti'otzdem nie und nimmer an das Ende der Regierung Paschais II. zu stellen. Bei n. 8 endlich räumt auch Löwenfeld den Grenz- werth 1110 1118 ein, womit ebenso dieser Brief also ganz in den Rahmen unserer obigen Liste fiele. Haben wir aber nun an den streng datierten 12 Briefen die chronologische Climax constatiert, haben wir an weiteren 6 Briefen ersehen, dass sie der gleichen Behandlungsweise allen nur denkbaren Vorschub leisten, so wird jede methodische Kritik auch diesel- ben Bedingungen für diese ferneren 6 Briefe wie für die letzte noch übrigbleibende Gruppe, für die gar nicht datierbaren Briefe n. 1. 3. 10. 11. 12. 13 annehmen müssen. Ich halte also daran fest, in der Churer Briefsammlung eine chronologische Reihenfolge zu erblicken, und wenn auch im Einzelnen bei den undatierbaren Briefen kleinere Modificationen von meinen An- setzungen möglich sind, im Wesentlichen zeigen sie den Weg und wird man sich nothwendig bei allen Daten an die Grenz- werthe, die der Rahmen unserer obigen Liste erlaubt, gebun- den halten müssen.

Ueberlegt man aber, wie solche Sammlung entstehen kann, so enthält die Annahme einer chronologischen Reihenfolge nichts Auffallendes. Von einem Versuch, d. h. einer beab-

Neues Archiv etc. VII. 14

210 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

sichtigten Ordnung der Briefe, die etwa von dem Sammler, wie Löwenfeld sich denken mag, nach ihrem Inhalt bestimmt werden, braucht kaum die Rede zu sein. Denn ist ohne genaue Verbindung mit der Churer bischöflichen Kanzlei überhaupt unsere Sammlung unmöglich, so kann der in der Kanzlei heimische Autor zwei Wege eingeschlagen haben i). Er trug die Briefe in eine Art Chartular zusammen, so wie sie ankamen oder wenn es Briefe Widos betraf, sobald sie aufgesetzt wai'en, es ist selbstverständlich, dass dann die richtige Reihe auch unbeabsichtigt eingehalten wurde , oder aber er fasste in einer späteren Zeit den Plan, solche Sammlung anzulegen, und nahm dazu von den Brieforiginalen der Päpste und den Briefconcepten des Bischofs Abschrift. In letzterem Falle ist die chronologische Reihe leichten Fehlern gewiss ausgesetzt, aber bedenken wir erstens, dass der mitlebende Mann die Begeben- heiten und ihre Folge kannte, dass aber besonders derjenige, der in die Kanzlei des Bischofs durfte, mit seinen Verhältnissen und Acten genau vertraut war, dass endlich, wie wir es noch heute bei vielen Originalbriefen der Päpste finden, auf den Rücken des Briefes sein Regest und sein Datum in den bischöflichen Kanz- leien notiert wurden, so hat die Ordnung auch so bei der zweiten Annahme nichts befremdliches. Und nun wäre es gewiss falsch, wie Löwenfeld es thut, die dem 1. und dem 20. Briefe zuge- fügten Jahreszahlen 1100 vmd 1119 als müssiges Spiel hinzu- stellen, und den Umstand, dass das Jahr 1119 erwiesener Massen zu n. 20 passt, als Zufall zu bezeichnen 2). Der Frage Löwenfelds, warum der Corrector zu diesen Briefen und nur zu diesen die Daten 'berechnet' habe, wird man die andere mit gleicher Berechtigung entgegenstellen können, warum unser Sammler diese 24 Briefe und grade nur sie zusammen- stellte. Eine bündige Antwort lässt sich auf Löwenfelds Frage nicht geben, aber muthmassen kann man immerhin, dass grade bei diesen 2 Briefen, die die ersten Paschais und Calixts in unserer Sammlung sind, ein besonderes Interesse vorlag, ihre Daten zu 'berechnen', d. h. in den Notizen auf der Rückseite der Originale nachzusehen, wann sie gegeben worden sind. Ich hatte in meiner der Publication der Sammlung voraus-

1) Auf die Möglichkeit, dass unsere Sammlung' keine planmä.ssig angelegte sondern eine, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, 'gewordene' sei, brauche ich nach obigem nicht einzugehen. Gewordene Sammlungen zeigen das Zufällige, Planlose ihres Entstehens in unverkennbarer Weise. 2) Auch die Verbesserung von Curiensis in Cumanus in n. 24 hält Löwenfeld für so naheliegend, dass auf die Qualität ihres Urhebers daraus keinerlei Schluss zu zielien sei. Ich meine umgekehrt, dass da sonst in dem Briefe das Wort Cumanus nicht vorkommt wenn auch an sich die Nothwendigkeit einer Correctur auf der Hand lag nur ein mit den Verhältnissen Vertrauter gerade diese richtige Correctur anbringen konnte.

Zur Chronologie einiger Papstbriefe. 211

gehenden kurzen Einleitung angenommen, dass manche der Briefe nur theiiweise intact seien, fand in den Briefen n, 1. 2 Lücken, und meinte, in diesen, ebenso wie in den Briefen n. 3. 11 nur Fragmente erkennen zu können. Auch von dieser Ansicht bin ich zurückgekommen, als Giesebrecht, wie ich glaube mit Recht, im Neuen Archiv III, 660 dagegen Einwendungen erhob. Die Briefe sind im Wesentlichen intact, nur fehlt uns für viele Dinge der Zusammenhang. Löwenfeld ist nicht dieser Ansicht. Er geht viel weiter als als ich einst gegangen war und erklärt drei Briefe n. 4. 5. 7 für Fälschungen. Konnte man gelegent- liche Kürzungen mit der Art der Entstehung in der Kanzlei verträglich halten, wie Fälschungen in sie eingedrungen sein sollten, ist schlechterdings nicht ersichtlich.

Löwenfeld stützt seine Ansicht nun bei n. 4 auf das un- kanzleimässige Protokoll, wogegen ich einwende, dass einmal hier keine Originale, sondern Abschriften vorliegen, deren Text derartige unwesentliche Auslassungen und Modificationen leicht mit sich bringt, andererseits aber unsere Kenntnis von eigent- lichen päpstlichen Briefen, die vielleicht gar nicht durch die päpstliche Kanzlei gingen und auch nicht die strengen Formen zu wahren brauchten , eine unverhältnismässig geringe ist. L. beanstandet ferner das Wort 'frater' für Ulrich von Constanz, dem die päpstliche Conseci'ation beharrlich verweigert wurde, wogegen ich einwende, dass der Ausdruck 'frater ille' gar nicht auf Ulrich zu beziehen ist; endlich die ^Septentrionales' und ihren Abfall, von dem nichts bekannt sei. Ueber letzteres sind wir in der That im Unklaren, aber ist dies ein Grund, den Brief zu verwerfen? Falsch ist es, zu behaupten, dass auch Wide von den Septentrionales nichts wisse. Im Gegen- theil, er hält sie für treu, und beklagt es, dass der Papst keine Gesandtschaft zu ihnen geschickt habe. Denkbar wäre es, dass auf Dänische Vorgänge (vgl. Jaffe 4698. 4842) angespielt wäre. Avich der 'frater ille' scheint mir in die Kategorie derer, welche die plaga septentrionalis bewohnen, zu gehören. Mit dem Brief n. 4 fällt und steht auch n. 5, die Antwort Wido's auf ihn. Fälschungen oder JSchulübungen in beiden zu sehen, scheint mir bei der Menge besonderer Bezüge unmöglich. Solche Fabrikate verrathen sich leicht durch den Mangel an Individuellem. Auffallendere Bezüge, wie hier der zu den Septentrionales werden aber gerade in ihnen ganz vermieden.

Ebensowenig überzeugen mich Löwenfelds Gründe, dass n. 7 'in der Schule' entstanden sei. Auch von dem Protokoll dieses Briefes gilt das oben zu n. 4 Gesagte. Durch dies allein ist schwerlich der Beweis der Unechtheit zu erbringen. Stil und Inhalt aber scheint mir gerade für Paschais Art zu sprechen. Es ist seine gewöhnliche gewundene Ausdrucksweise, die den eigentlichen Gedanken mehr gelegentlich einschaltet, als mit

14*

212 Zur Chronologie einiger Papstbriefe.

besonderem Nachdruck hervorhebt. Wir erfahren hier den factischen Inhalt nur in der kurzen Zeile: 'Quos (sacros canones) amplectentes, prioribus (sc. constitutionibus) adheremus, posteriora penitus abdicantes', immerhin besonders für Wido ein nicht miszuverstehender Bezug auf die Investiturbestim- mungen. Ein Schüler, der über dieses Thema zu schreiben hatte, würde sich mit solcher gelegentlichen Bemerkung nicht begnügt haben.

Ueber eine Handsclirift des Chronicon Urspergense.

Von H. Simonsfeld.

Die Handschrift des Petroneller Schlossarchivs Nr. 3 in Hochquart saec. XV. enthält 89 Pergamentblätter (0,16 breit und 0,21 hoch, die Schrift 0,10 breit und 0,16 hoch) und auf fol. 2 fol. 85 den Text der Ursperger Chronik. Derselbe wimmelt von schlechten Lesarten und Lesefehlern'), enthält aber einzelne bemerkenswerthere Varianten und manche sti- listische Ergänzungen, die zu beweisen scheinen, dass der Schreiber eine Handschrift vor sich hatte^ Avelche einer anderen Klasse angehörte als die bisher bekannten. Interessant ist auch, dass die Hand, welche ab und zu den Text korrigierte, bis- weilen auch einzelne Lücken ergänzte und offenbar identisch ist mit derjenigen, welche auf dem Deckel die nachstehenden Notizen hinzufügte, dass diese Hand eine wiederum verschiedene Handschrift der Chronik benutzt hat (cf. p. 40 u. ; 64 o. ; 69 m. ; 72 m.; 85 o.; 86 u.; 98 u.; 113 m.; 115 u.; 117 m.)«)

Auf der Innenseite des vorderen Deckels finden sich fol- gende Notizen:

Anno Domini millesimo quadragintesimo quinquagesimo nono vicesimo 6'" die lunii obiit generosus et nobilis dominus Wilhelmus de Gundelfingen baro, cuius anima vivat in celis.

Anno Domini (der Kürze halber gebrauche ich arabische Ziffern) 1489 vicesimo quinto die Maii obiit generosus et nobilis Degenhardus de Gundelfingen baro, cuius anima sit cum Deo. Et Degehardus (sie !) et Wilhelmus fuerunt fratres.

Anno Domini 1479 quinto die Februarii obiit generosus ac nobilis dominus lohannes de Gundelfingen baro nee non miles ordinis lohannitarum, cuius anima requiescat in pace. Et fuit*) filius Wilhelmi de g. (Gundelfingen).

1) Bisweilen ein m- Strich zu viel, bisweilen zu wenig, Vorsilben sind getrennt z. B. in dempnitatibus; wenige Abkürzungen. 2) Diese

Citate beziehen sich auf die Schulausgabe der Ursperger Chronik, wo die von mir für die Monumenta verfertigte Collation der Petroneller Hand- schrift eingetragen ist. Ueber die letztere vergleiche man nun auch W. von Giesebrecht's Aufsatz: 'Kritische Bemerkungen zur Ursperger Chronik' in den Sitzungsberichten der bist. Cl. der k. bay. Ak. d. W. 1881, Bd. I, Heft 11. 3) Wilhelmus ausgestrichen.

214 Ueber eine Handschrift des Chronicon Urspergense.

Anno Domini 1469 octava die lanuarii obiit generosa ac nobilis domina Elisabet de Gundelfingen baronissa ac in Buchow canonissa, cuius anima cum Christo.

Anno Domini 1483 octava die Decembris obiit generosa ac nobili.s domina de Gundelfingen nata de Lupfen et uxor Wilhelmi de Gundelfingen, cuius anima in pace requiescat.

Anno Domini 1498 obiit generosa domina Magdalena de Gundelfingen nee non canonissa in Buchow, cuius anima requiescat in pace.

Auffol. 1: Anno 1503 vicesima quarta die (der Name des Monats fehlt) obiit generosus ac nobilis dominus Degenhardus de Gundelfingen baro, canonicus nee non sacerdos Constanti- ensis maioris ecclesie, cuius anima requiescat in pace.

Anno Domini 1489 obiit generosus ac nobilis dominus leiorius ') de Gundelfingen baro, debitum nature exolvit, cuius anima cum Christo in pace requiescat.

Anno Domini 1495 obiit generosa domina Walpurga nata de Kirchberg, cuius anima vivit cum Chi'isto. Fuit uxor leorii de Gundelfingen.

Anno Domini 1510 circa festum Michaelis obiit generosus comes Philippus natus de Kirchberg ultimus, cuius anima cum Christo in pace requiescat.

Darunter von Frauenhand (?) s. XVII oder XVIII : Fraw Wilhelm G.(räfin?) zu Wolckhenstein zuegehörrig.

Auffol. 1'' das Wappen der Gundelfingen in Farben mit Goldgrund. Oben rechts mit rother Dinte : Anno 1507 decima quarta die Februarii obiit generosus ac nobilis dominus Stef- fanus de Gundelfingen baro nee non strenuus miles, cuius anima in pace requiescat.

Unterhalb des Wappens die Notiz : Ex libris lacobi losephi Com. in Wolckenstein Anno 1699.

Nach fol. 85 folgen einige leere Blätter; auf fol. 89 dann von der nämlichen Hand wie fol. 1 etc. noch folgende Notizen:

Anno Domini 1511 (15011) dux Wirttenbergensis Ulricus secunda die Marcii uxorem suam nobilissimam^)^ genita (sie!) de Bavaria, duxit cum magna solemnitate et cum tanta pompa ac expensis quod unquam auditum est; et dominus graciosus episcopus Constanciensis^) matrimonium solemnisavit cum aliis prelatis multis.

Item anno Domini 1511 decima die mensis Maii^) nobilis comes Werdenbergensis nomine Felix miserabiliter interfecit ultimum comitem Andream de kSonnenberg, qui fuit valde

1) Georg-, 2) Sabina. 3) Hug^o von Lauclenberg-. 4) Nach

Sattler, Gesch. des Herz. Würtenberg unter der Regierg-. der Herzogen, Tbl. I (17C9), S 120 am 4, Mai.

Ueber eine Handschrift des Chronicon Urspergense. 215

deditus in avaricia et fuit quasi tyrannus et vir bellicosus') ac pronus ad iram.

Item anno Domini 1511 fuit annus pluvialis^) a die nati- vitatis Doniini usque ad diem lohannis Baptiste. Fontes erum- peraveruut^) de montibus inconsuetos (? as ?) et fruges terre omnes sine adipe creverunt ex qua karistia non modica exorta est.

Item in prefato anno WolfFgangus Dietericli de Kneringen circa*) festum Corporis Cristi rapuit dominum magistrum H.(?)5) Zuick, cononicum (sie!) in summo^) ecclesie Constanciensis, absque sui honoris provisione. Et dedit eo (sie!) cum suis complieibus duo milia florenorum '). Et illo anno «) surrexe- runt guerras contra cleros Constanciensis dyocesis^).

Item anno Domini 1512 Wolffgangus Dietterich de Kne- ringen in (feste ausgestrichen) cena Domini post prandium venit ad edes magistri Mathie Hug cum suis complieibus; non invenerunt eum; intraverunt in ecclesiam; invenerunt adiuto- rem suum invocantem Deum; percusserunt cum in ecclesia, ut ostenderet eis dominum suum, qui se abscondit in sacra- stiam ubi fuit sacramentum Eukaristie iuxta morem ecclesie; rapuerunt cum vi; duxerunt cum ad castrum quod vocatur nomine Frankenburg; ibi diu ligatus est in vinculis. lUe pre- fatus inimicus n oster non pepercit Deo nee ecclesie nee non illo sacro tempore. Sic miseratur filii Deus.

fol. 89**: Item anno Domini 1512 dux Wittenbergensis (sie!) in die sexto lulii dominum abbatem Zwipsaltensis (sie!) de monasterio suo vi rapuit et ligatum duxit cum ad castrum NifFan et vocavit dominum nostrum gratiosum Hugonemio) episcopum Constaneiensem, qui relaxavit interdictumi') 18. die lulii; qui abbatem, dominum leiorium'^) Piscatorem sie vocan- tem (sie!), episcopo Constantiensi presentavit ut ipsum custo- diret cum in carceribus suis.

Auf dem Rücken -Deekel innen die Worte: Anno Domini 1507; und im Eck oben links: Iste libellus pertinet ad geno- logiam (sie !) de Gundelfingen, von der gleichen Hand, wie es scheint, wie die anderen Notizen.

1) Hdschr. bellcosus. 2) Hdschr. pluialis. 3) sie! korrigiert

4) Hdsclir, cica. 5) richtig: Johannes. 6) d. h. nach constantem

Sprachgebrauch: im Dom, oder im Dombezirk. W. 7) Cf. die Con-

stanzer Bisthumschronik von Christoph Schulthaiss (ad ann. 1511) hgb. V. J. Marmor im Freiburger Diöcesan -Archiv, Bd. 8, S. 81; und ebenda Bd. 9, S. 134, sowie Trithemius, Annales Hirsaugienses II, 680. 8) orta est ausgestrichen. 9) Hdschr. Constanciesis dyacesis. 10) de Lan-

denberg. 11) seil, ducem, cf. Sattler a. a. O. S. 131. 12) Georg,

cf. Bruschius, Chronologia Monasteriorum Germ.

Verse auf König Rudolf.

Mitgetheilt von VV. Meyer.

Diese Verse befinden sich im Cod. lat. Monac. 27088 (fol. 84), welcher aus dem Reichsarchiv in die Bibliothek ge- kommen ist. Es ist ein Bombycincodex, der hauptsächlich verschiedene Compendien der Bibel enthält. Ausser diesen Versen stehen noch mehrere nicht historische darin.

Der Verfasser des einen Gedichtes klagt:

Hac prelatura mihi cerno gravamina plura.

Die Anfangsbuchstaben eines anderen geben: Domino Emchoni episcopo Frisingensi (1283 1311). Ein drittes 'Sacri- legis monachis raptoribus ecclesiarum' ist das (mit der Vai'iante emptoribus) bei Flacius p. 499 imd bei Fabricius, Bibl. med. et inf. Latin. III, 321 unter dem Namen des Gualo gedruckte. Sonst sind noch besonders sprichwortähnliche Verse darin.

Die folgenden, 1276 entstandenen Verse scheinen noch unbekannt zu sein, und sind zur Charakteristik der Situation und Stimmung nicht unwichtig.

Rome Rudolfus Rex Regnet Regula Regum

Rudolfus Regnet Revocans Rex Regia Regna

~ ~ - - - - Revocando Regna Reformes

Regna Rebellia Rome

Rebellia Robore Rumpe Rome Rumpe Rebelles.

Rex

Regnet Regula

Revocas Rex Regia Regum Regna

Rigidos

Revocando

Regna

Reformes Rex') Rudolfe vale! tibi sit decus inperiale Et regnum tale, nulli sub sidere quäle. Gracior accrescet tibi gloria, pax revirescet, Inperium crescet, pieps te regnante quiescet. Recta statuta leges: est 2) ius tibi condere leges Vi tua regna reges, ut facta tremant tua reges. Ductor victricis aquilae timor hie inimicis, Orbis felicis rector, lex pacis amicis.

1) Acrostichon: Regi Kudolfo. 2) Zuerst: qui.

Verse auf König Rudolf. 217

Laus tua septenis titulis iam crevit amenis: Fac quod et eflfrenis rex ille Bohemus habenis Orbatus plenis ablata refundat egenis.

Winna tuum fanum fallit, tua somnia sanum Celant archanum, videt et tua visio vanum. Regem Eomanum spernis, quod crede profanum. Huic superne J) manum: dabitur tibi copia panum, Ne murum planum det bellum cottidianum Et feriat canum flavum iuvenem veteranum.

Winna tui^) Sclavis est muri tradita clavis. Hoc tibi culpa gravis, quod stare recondita mavis, Quam quod eas ut avis in terra libera quavis. Complicibus pravis timor est pereat tua navis: Nee tibi nee proavis fuit aura Bohemica suavis.

Winna nee evades nee turba Bohemica clades: Si te non trades, ense fameque cades.

Nescio quo vades, si bella Bohemica suades, Quidquid agant pliades, captaque tristis ades.

Winna scies quanti sit Roma tributa neganti: Est pro constanti, quod bella movere giganti Romae regnanti, non est tibi tybia tanti.

ludicio veri nee pontifices revereri

Vult rex nee cleri ius ecclesiasve tueri,

Et quae fecit heri, cras irrita mandat haberi.

(Ergo potest queri rex alter et hie removeri^).)

Per multasque vices fovet ille ministeriales

Contra pontifices et leges pontificales.

Olim precessit omnes mitra pontificalis:

Hec modo secessit premit hancque ministerialis,

Pontificesque satis se contemni paciuntur

Dum nimis et gratis regalia castra sequuntur.

1) susterne? W. 2) tuis Hs. 3) Von anderer Hand am Rande.

Es scheint freilich ein vierter Vers der Strophe zu fehlen, aber dieser unterbricht den Zusammenhang.

Antiquitates Arnulfinae.

Von Jul. von Pflugk-Harttung.

Die Abtei des heil. Arnulf von Metz besass vor der Revo- lution eine Bibliothek von nahezu 10,000 Bänden, im Jahre 1769 befanden sich dort 152 Manuscripte'). Am 16. Decem- ber 1792 wurde ein Theil der Bücher auf Befehl der Regie- rung verbrannt, den Rest brachte man auf der Intendanz unter. Er sollte dort nicht lange Ruhe haben, denn ein in der Inten- dantur einquartierter General Hess die Bücher auf den Hof werfen, wo sie liegen blieben, bis der Magistrat ihnen ein Unterkommen auf den Böden des Communalhauses angedeihen Hess. Später wanderten sie in die Metzer Stadtbibliothek, unter ihnen noch 121 Handschriften.

Zwei dieser Handschriften beziehen sich auf die Geschichte des Klosters St. -Arnulf. Vielleicht, dass sich jemand durch ein Referat über dieselben veranlasst sieht, die reiche ältere Metzer Tradition an Ort und Stelle zu durchforschen.

Die erste Handschrift, MS. Nr. 63 fol., 116 Seiten, gehört in die zweite Hälfte des 17. Jahrh. Sie ist betitelt: 'Histoire de l'abbaye Royalle de St.-Arnould de la ville de Metz, par Dom. Pierre Descrochets'. Der Verfasser hat mit dem Materiale gearbeitet, welches Bibliothek und Archiv von St. -Arnulf zu Gebote stellten; gelegentlich (p. 25) citiert er auch 'anciens monumens de St. -Nabor (ou St.-Avold)'. Er ist mehr Anti- quar als Historiker, erweist sich sehr belesen und hält seine Erzählung durchweg referierend, ohne wörtliche Wiedergabe von Actcnstücken, weswegen er für uns von untergeordnetem Werthe ist. Das Werk beginnt mit der Gründung St.-Arnulfs: 'Nostre annaliste a desja traite de l'abbaye de St.-Arnould au IL tome en l'an 631' etc. Erst p. 35 kommt er zur Geschichte der Aebte, welche bis auf den 45. unter ihnen, den Cardinal

1) Nach Pouillon de Boblaye, Notices historiques de St.-Arnould p. 72 u. 93 und gütigst gemachten Privatmittlieilungen des Herrn Prof. Schuster in Metz. Der Katalog der Bibliothek von St. -Arnulf befindet sieh noch jetzt in der Metzer Stadtbibliothek.

Antiquitates Arnulfinae. 219

Mazarin geführt ist; p. 92: 'Origine de la congregation de St.-Vanne et de St.-Hydulphe', p. 98: 'Privileges, prerogatives et preerainences' (eine Abhandlung über diese Dinge), p. 104: 'Juridiction sur l'abbaye de Ste.-Glossinde', p. 106: 'L'abbaye de St. -Felix ou de St. -Clement', p. 113: 'Autres droits de St.-Arnould'. Häufig ist der 'petit cartulaire' benutzt, jetzt im 24. Bande der Mon. Germ. SS. p. 527 sq. verofFentlicht ; auch auf den zu Anfang genannten Annalisten kommt er wieder zurück, p. 13 heisst es 'II tome des Chroniques'. Das für uns Ausgiebige werden wir weiter unten einfügen, dem Lokal- forscher kommt das Werk in manchen Beziehungen zu Statten.

Die zweite Handschrift gehört dem vorigen Jahrhunderte an, MS. 62, fol., 673 Seiten: 'Antiquitatum Arnulfinarum libri tres, opera et studio D. Petri Baillet, monachi ordinis S. Bene- dicti, congregationis sanctorum Vitoni et Hydulphi', 1730. Das Buch ist nach Art von Meurisse, Histoire des evesques de Metz (1634), gearbeitet, und bei der starken Verwerthung und wörtlichen Wiedergabe älterer handschriftlicher Aufzeichnungen scheint es zunächst von grossem Werthe zu sein, der dann allerdings bei eingehenderer Prüfung merklich geringer Avird, aber immerhin nicht ganz schwindet, weil einzelne bisher un- bekannte Nachrichten und mehr noch solche gebracht werden, welche zwar schon irgendwie, aber ungenügend veröffentlicht sind, und neben den Drucken nur noch diese Handschrift existiert.

Das Werk besteht aus drei Büchern, deren erstes, von S. 1 202 reichend, die Anfänge des Klosters bis zum J. 939 umfasst, das zweite, von S. 202 517, geht bis zum J. 1552, das dritte bis 1730. In der Anlage unterscheidet sich das erste Buch von dem späteren in der Weise, dass hier ein eigener Abschnitt über jeden Abt, dort eine fortlaufende Erzählung- gegeben, worin die Aebte zurücktreten vor dem Kloster und den auf Metz bezüglichen oder allgemeinen Ereignissen. Der Verfasser hat Descrochets gekannt und verweist auch auf ihn Praef., S. 86. 106, daneben hat er mit grossem Fleisse Manu- scripte und Druckwerke gebraucht. Er sagt in der Einleitung: 'ea quae supersunt venerandae antiquitatis fragmenta, ne pere- ant, colligam. Veteres chartae monasterii, mihi perhumane exhibitae, ex quibus copiosa seges excrevit; multa ex singulis ad verbum transcripsi, plura sparsim conspersa de rebus Meten- sibus, Arnulphinis adjunxi. Quantum in fide mea sit ponen- dum, quam sira in eis exscribendis simplicis veritatis amicus, probabit exscriptorum cum autographis collatio'. In der That, seine Abschriften sind im Ganzen recht gut und immer, so weit ihm möglich war, nach den besten Vorlagen angefertigt. Baillet ist nicht ohne kritischen und historischen Sinn, er ordnet nicht ohne Geschick und hat eine gewisse Vorliebe für

220 Antiquitatis Arnulfinae.

theologische Dinge, Wie bei Descrochets wird von ihm weniger eigentliche Geschichte geschrieben, als eine Zusammenstellung von auf St. Arnulf bezüglichen Alterthümern und Documenten veranstaltet. Das Werk ist von mir bis auf das Jahr 1200 im Einzelnen auf seine Quellen untersucht, wobei sich Folgen- des ergab:

Erzählende Quellen.

Neben chronikalischen Aufzeichnungen allgemeineren In- haltes, wie die von Ammianus Marcellinus, Gregor von Tours, Fredegar, Sigebert von Gembloux u. A., sind Metzer Lokal- schriften stark benutzt, welche sich aber, soweit die Ueber- arbeitung eine Feststellung ermöglicht, sämmtlich jetzt gedruckt finden, und zwar in den Mon. Germ. SS. I, p. 321, II, p. 269, IV, p. 658 sq., XXIV, p. 527 sq., Calmet, Hist. de Lorr. I. Preuves '), Meurisse, Hist. des evesques de Metz, Histoire de Metz, (Acta SS. April III, p, 793 sq.), Valladier, Auguste basi- lique de St.-Arnould, Mabillon, Ann. ord. S. Ben. III, p. 350 sq., Martene Thesaur. III, p. 1199 sq., Brower, Ann. Trev. etc. Uns etwa unbekannte, zusammenhängende Lokalnachrichten hat B. nicht gehabt.

S. 88 kommt der Verf. ausführlich auf die Königin Hilde- gard zu reden, wovon namentlich zu beachten S. 94: 'Hilde- garden! obiisse vigesimo secundo aetatis anno, testatur in Met- tensibus antiquitatibus Vigneulius, qui plures a juniore clerico editos versus, Hildegardinae imagini affixos, refert, quos hie transscribere juvat, veterno licet exaratos idiomate: Affin que doube cy ne soit point,, envers cette plaisante image vous verrez ici de point en point de sa vie le haut parage

en amour, de coeur il desprie

que pour luy dieu ou deprie. Das gegebene Bruchstück reicht von S. 94 104 und erweist sich namentlich deshalb werthvoll, weil von Vigneulle sonst nur ein Excerj)t erhalten blieb, worin die ältere Zeit nahezu übergangen ist (vergl. Huguenin, Les Chroniques de Metz, Pref. p. VII). Wenig ausgiebig ist das ^antiquum necrolo- gium' S. 212. 249. 284. 358. 364. 375. 380 und das 'novum necrologium' S. 257. Anf. S. 309 findet sich: 'Asservatur modo in basilica Arnulfina pretiosa casula, missa quondam ad loannem papam XIX. a S. Stephano Hungarorum rege et Gisela, ejus conjuge, ex dono, ut creditur, Leonis papae IX; in pallii posteriori parte haec verba aureis litteris textili opere adscripta sunt: S. Üngrorum R. et Gisla, dilecta sibi conjux, mittunt

1) Hier gewährt die Handschrift vielfach bessere Lesarten.

Antiquitates Arnulfinae, 221

haec munera domno apostolico lolianni'. Womit zu vergleichen Deschrochets p. 8: 'On voyait encor dans le thresor de l'abbaye un manteau en forme de chappe, tissu de soye et sursurae de perles, que Gisela . . . avait envoye ... II est garde revere- ment avec le manteau precieux et imperial de Charlemagne tout Charge d'aigles ... et avoit on autrefois cette coustume de se servir de ces manteaux comme de chasubles en la grande messe les jours des festes des saincts Leon et Charlemagne'. Von S. 370 ist zu vermerken, um das Jahr 1168: 'Theo- derico, electo Mettensi, vitio vertitur, quod prioratum de Aulegia (? Tholegia) a monasterio, ea lege, ut nostris decem solidi annui census ad diem saneti Patientis persolverentur, aut prio- ratus ad monasterii commodum rediret, alienavit. Inde monachorum bilis intumuit, quod, ut testantur antiquae tabulae, prioratum vendere non potuerint, quia tunc fratres erant dispersi, tum ob offensos animos summum inter pontificem et Frideri- cum Aenobarbum, unde damna plurima clero emersa, tum ob latronum depraedationes, qui hac tempestate hancce infestabant regionem, inde tarnen Theoderiei sagacitate propulsi sunt'.

Urkunden.

Baillet hat, so weit ihm möglich war, die Urkunden nach primären Quellen eingetragen, bei den ziemlich zahlreich vor- gefundenen Originalen fügt er gern eine Zeichnung der Mono- gramme oder Siegel bei, wodurch der Werth seiner Abschriften erhöht wird. Die Menge der Urkunden, welche ganz oder in ausführlichen Regesten gegeben sind, beläuft sich bis in die 60er Jahre des 12. Jahrh. auf 68 Nummern ; von da an wer- den die Excerpte zahlreicher, während die wörtlich wiederge- gebenen Texte zurücktreten. Die älteste Urkunde ist S. 66 eine Pippins des Mittleren vom 20. Februar 691 (Böhmer- Mühlbacher, Reg. Imp. Nr. 6), dann folgen S. 69 eine Herzog Drogo's und S. 70 eine Herzog Gottfrieds vom gleichen Datum (Böhmer -Mühlbacher, Nr. 22, 30). Aus dem 8. Jahrh. sind 7 gegeben, aus dem 9.: 10, aus dem 10.: 19, aus dem 11.: 15. Von diesen sind alle ganz, als Regesten oder in Uebersetzun- gen weit verstreut bekannt, ausser:

956, Juli 6. Ansteus abbas S. Arnulphi terras apud Rezon- villam cum Arenfrido homine juris S. Gorgonii commutat (Original ?). S. 238.

c. 994. Benedictus abbas S. Arnulphi dat homini ex familia S. Arnulphi. nomine Ripaldo, mansum unum (Original ?). S. 266. '

1012, Mai 9. Benedicti commutatio cum Hermentrude abbatissa S. Glodesindis. S. 274.

c. 1024 1031. In nomine domini abbas Vuillelmus cenobii saneti Arnulü cum sibi subditis fratribus pacem et prosperi-

222 Antiquitates Arnulfinae.

tatem cimctis deura diligentibus. Notum sit omnibus hoc legentibiis et audientibus, tarn praesentibus quam futuris, quod pulsatus precibus hominum sancti Arnulfi, in hac Maurivilla manentiura, ordinasse nos et praecipisse communi consilio fra- trum, ut, si qiiis liomo istius villae quamcuraque feminam sancti Arnulfi ex potestate qualicuraque nostra acceperit et hie adduxerit, ne quis ministerialium ei molestetur, post eam veni- endo seu ahquid ei demandando, sed hujus potestatis h'bere et absque vüla conti'adictione utatur et subdatur legibus omni tempore. S. 276.

c. 1070 (?). Adelberonis IIL episcopi Mettensis carta de restitutione cujusdam terrae in beneficium datae. S. 313.

c. 1110. Adelberonis IV. episcopi Mettensis carta, qua liquet, eum, visitatione in Arnuliino monasterio peracta, D. Bene- dicti regulam et patrum decreta ibidem ad amussim vigere comperisse, penitus tamen re introspecta aliquos abusus emen- dandos accidisse. S. 359.

1132. Bertrannus abbas adhibet Stephanum Mettensem episcopum et comitem Renalduni, ut Baudouinus ablata prio- ratui Layensi restituat. S. 370.

113S. Stephanus episcopus mediat litem inter Gerardum abbatem S. Arnulfi et Humbertum abbatem Clementinum de molendino ad Saliam. S. 375.

1144, Januar 3. Adelberonis episcopi Virdunensis carta pro portione decimae de Salvem (?) Sart pro Chisnio (Origi- nal ?). S. 375.

1158. Alberti comitis de Chisneio carta de furno banali Casseae Petrae. S. 377.

Brie f e.

Ich hebe hervor:

S. 36. Stück des Briefes König Chlotars an Bischof Arnulf von Metz. 'Hoc quod per epistolam vestram'. Vergl. Meurisse I, p. 116; Bonneil, Anfänge des karoling. Hauses, S. 98.

S. 133. Stück aus einem Briefe des Erzbischofs Florus gegen Amalar. Vergl. Simson, Ludwig d. Fromme, II, S. 184.

S. 133 über die Briefe Amalars. Von dem vierten Briefe heisst es: 'in perantiquo Sithiensi codice^ Saxonicis litteris Scripte, haec epistola inscribitur ad Hectonem abbatem'.

S. 285. lohannes, Abt von Fecamp, an Warin, Abt von St. Arnulf. 'Saepius et verbis'. Mabillon, Analect. I, p. 224.

S. 286. Warin an lohannes (ex codice 99. Arnulfinae bibl.). Ebend. I, p. 225.

S. 316 ff. Die Briefe des Walo»), Abtes von St. Arnulf (aus derselben Handschrift). Ebend. I, p. 247 ff.

1) Dieser und die folgenden Briefe sind von Mabillon und anch sonst dem Abte Wilhelm von Metz zugeschrieben. IJaillet macht darauf

Antiquitates Arnulfinae. 223

S. 334, Walo an seinen Lehrer A. i) (ex coclice 71 bibl. Arn.). Ebend. I, p. 273.

Epigramme und Epitaphe, Beide zahh-eich gegeben. Von den Versen des Poeta Saxo auf S. Arnulf (JafFe, Bibl. IV, p. 609) S. 41 abgesehen^ sind die ältesten die Dedicationsverse der Kirche von Gorze: 'Ista domus domino' (Alcuini opera ed. Frobenius 11, 225), dann folgt das Epitaph Chrodegangs von Metz, das auf die Königin Hildegard, auf deren Tochter u. s. w., alle bereits veröffentlicht, mit Ausnahme der folgenden:

S. 146. Epitaph Ludwigs des Frommen (nuper pro modulo exaratum a me) :

Me dedit ah quantis natum fortuna procellis, Qui portu Lodoix morte quiesco pius. S. 225. (Descrochets p, 110). Epitaphium Arnulfi, Hugonis et Evae filii ac Ulderici fratris apud nos sej)ulti:

Quam sit vita brevis vel opes vel gloria, quaeris:

Signat pro patulo qui jacet hoc tumulo, Strenuus Arnulfus, consanguinitate propinquus

Arnulfi sancti praesulis egregii. Consul clarus erat, bellis et pace vigebat,

Vixit, Christe, tibi ; parcito, Christo, sibi ! Huic dextram pugna praecedit^) vis inimica, Sed juxta tumulum texit amica manus. S. 337. Verse Adelmanns auf Alestan, den Schüler Fulberts : Vix amissam quereremur Odulfo superstite Alestannum, quantus erat veteris scientiae, Sicut hi, quos erudiret, satis pollent hodie. S. 340. Non mirum, si a Waloni subdito fratre Ambrosio leronirai in prophetas commentarium describendum curarit, ut ex subjectis versibus patet (ex codice 98):

Sedulus in libris lector, quicumque videris,

Hunc desiderio mentis complectere toto.

Quem dominus per se mundo commitit habere,

Instituens vates mentes penetrare valentes,

Quos dum vita probat, meriti virtusque decorat,

Si(?) dum quasi jam factum novere quod est faciendum.

aufmerksam, dass dies mit Unrecht geschehen: 'W. certe Waloni ceno- bium Arnulfinum, jam a longo regenti, apprime quadrat, adde quod e bibl. Colbertina eruit Baluzius ejusdem Walonis epistolam, quae simili ac aliarum litterarum tenore ac stylo incipit ac Walonis nomen praefert' (vgl. auch Gall. ehr. IX, p. 229 ; XIII, p. 903), Dieser wird S. 337 mit- gethsilt, Baillet hat entschieden Recht, da Walo schon 1063 urkundlich als Abt von St. Arnulf vorkommt (Hist. de Metz III, p. 93), die bisherigen Ansätze, z. B. Watterich, Vitae Pont. I, p. 740; JafFe', Bibl. II, p. 72; Giesebrecht, Kaiserzeit III, p. 240. 243. 1122, sind darnach zu ändern.

1) Baillet meint, dieser A. könne Alestan, Schüler Fulberts von Chartres sein.

2) Lies: praecidit. W,

224 Antiquitates Arnulfinae.

Quod nimis obscure dum scribendo retulere, Vix habuere pares, quibus haec j^ateant sapientes. Celsior inter quos Hieronimus esse sacerdos, Quae Caput est orbis, Romanae dicitur urbis. Hie interpretibus cunetis sapientior unus Exposuit recte quaecumque transtulit apte. In cujus libris dum AValo, pater pietatis, Ferveret, et librum praecepit scribier istura, Ambrosius paret frater, qui nee mora complet; Donari quare caelo mereatur uterque. Dieat amen sempiternum natura libenter. Descrochets p. 16: 'L'abbd fit mettre toiis les ossements des princes en un beau tombeau avec un recueil en vers, que je transcriray ici en latin, l'Auguste Basilique (Valladier) les ayant traduit en Francois':

Intus erant multi comites regesque sepulti Vestibus in sericis, positis manibus chyrotecis, Busta quater quinque, quorum comperta duoque, Tempore laudati sunt abbatis Theobaldi. His epigramma datum periit nimis inveteratum, Nunc locus hie hornm digne capit ossa virorum, Quatuor et natos regali stirpe creatos, Sicut speramus, cum predictis inhumamus. Tunc bis centenus erat et millesimus annus, Ter denus nonus, datur ossibus hie locus unus.

Kirchliche Antiquitäten.

S. 42. Alis einem Missale des Klosters : Sequentia de sancto Amulfo (auctore Notkero, abbate Sangallensi). Incip. : 'Col- laudet chorus iste regem coeli, terrae dominum'. Expl. : 'vitam- que perhempnem. Amen'.

S. 48 55: ex caeremoniali majoris ecclesiae: 'Media post octavam, pulsata praeparatione .... ad exuendas albas rever- tu ntur'.

S. 252— 255: ex manuscriptis (Codex I) : 'Ordo ad facien- dum monachum. Cor mundum crea in me deus .... dominum nostrum'.

S. 255 256: Cy apres s'ensuyt la forme des sacramens quant on doit vestir ung moyne. Premierrement le pere etc.

S. 256 257: ex codice ms. Nr. 54: Missa pro pueris in die oblationis eorum. 'Laudate pueri dominum .... bonis per deum' (vgl. Psalm 150).

S. 271 273: ex antiquo cod. Nr. 54: Antequam agnus dei dicatur, sacerdote ante altare in terrara prostrato, diaconus stans ante altare dicat: 'In spiritu humilitatis .... inefFabilem' etc.

Nachrichten.

Von E. Dümmler ist die zweite Hälfte der Poetae Latini aevi Carolini, Tora. I, erschienen, ausgestattet mit einem Register der Anlange, einem Namenregister und Glossar, nebst 3 photolithogr. Tafeln. In einem Hall. Programm (Berol. ap. Weidmannos im Buchhandel) publiciert derselbe Khythmorum ecclesiasticorum aevi Carolini speci- men, 17 Rhythmen, meistens dem Cod. Brux. 8860 8867 entnommen, AA^elcher im NA. IV, 152 1.58 beschrieben ist.

Von den 'Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit' sind erschienen: Die Chronik des Otto von St. Blasien, übers, von Dr. Horst Kohl, die Chronik von St. Peter zu Erfurt (1100 1215) und die Jahrbücher vonMarbach, übers, von G. Grandaur, die Jahrbücher von St. Jacob in Lüttich, nebst den Jahrbüchern Lamberts des Klei- nen und Reiner s, übers, von Dr. C. Platner.

Die eben ausgegebene neueste Lieferung der Palaeo- graphical Society enthält pl. 183 zwei Seiten des Wiener Livius, pl. 184 die ei'ste Seite der Lex Salica, Cod. San- gall. 731 vom J. 794, pl. 185 das Sacramentarium Gelasii, Cod. Sangall. 348, in welchem sich der Name des Bischofs Reme- dius von Chur findet, pl. 186 die Canones concilii Const. II, cod. Sangall. 672 mit der Unterschrift: 'Hucusque patrauit notker', pl. 187 eine Seite des Lexicon Tiron. Addit. 21, 164 (cod. Pithoeanus), pl. 191 die letzte Seite des von Maria- nus Scottus geschriebenen Wiener cod. 1247 mit seiner VI. 204 erwähnten Unterschrift.

Im Programm des Kaiser -Wilhelm -Gymnasium zu Köln, Ostern 1881, setzt der gelehrte Kenner Tironischer Noten, Director W. Schmitz, die 'Studien zur Lateinischen

Neues Archiv etc. VII. 15

226 Nachrichten.

Tachygraphie' fort (XI XIII), von denen dei'Anfang-(I IX) im Programm d. J. 1880, nr. X ('Das Verso des Fragments von Valenciennes') in Böhmers Romanischen Studien, Bd. V, er- schienen ist. In diesem Heft finden sich MittheihiDgen aus der Vaticanischen Handschrift Reg. Christ. 846 (mit Facsimile) und Brüssel nr. 9311, ein Fragment, das Kopp in Paris gesehen.

Die Acta sem. Erlang. II, S. 405 448, enthalten den 2. Theil der Quaestiones Sallustianae von Frid. Vogel, in welchem das Fortleben Sallusts im Mittelalter untersucht wird. Nach langer Vergessenheit findet sich die erste Erwäh- nung wieder bei Lupus von Ferrieres, dann in den Annalen von Fulda imd Anklänge bei Widukind, Aimoin, Heriger. Von Richer wird er stark ausgebeutet, bescheidener von Wipo, Adam, Lambert. Ausser einigen vereinzelten Citaten zeigt eine Stelle der Vita Meinwerci den Gebrauch als Schul- buch. Dann findet sich lebhafte Benutzung bei Ragewin, von dem viele Stellen, ausser den von Wilmans und Prutz bemerkten, nachgewiesen werden. Zuletzt findet er sich an- geführt bei Johann von Salisbury und Vincenz von Beauvais, bei diesem aber vielleicht nur noch aus zweiter Hand und aus Blüthenlesen. Die Historien waren schon früh verschollen, und wo aus ihnen etwas angeführt ist, lässt sich die Benutzung von Augustin, Servius u. a. nachweisen. Bei Richer ist auf- fallend, dass er fast nur die Reden benutzt und I, 24 den un- echten Brief an Caesar, II, 1.

In den Sitzungsberichten der Wiener Akad. XCVII, 761 779 ist eine Untersuchung von Dr. Mich. Petschenig gedruckt: 'Zur Kritik und Würdigung der Passio SS. Qua- tuor C oronatorum'. Der Vf. hat einen aus Fleury stam- menden Berner Codex s. X. verglichen, der zwar manche gute Lesart darbietet, aber doch gegenüber dem NA. V, 227 erwähn- ten alten Pariser Codex nur als eine Ueberarbeitung betrachtet werden kann. Manche seiner Lesarten werden bestätigt durch einen Bollandisten-Codex saec. IX, dessen Collation ich W. Arndt verdanke. Das Bestreben des Vfs. geht dahin, durch Verglei- chung mit Schriftstellern des 5. u. 6. Jahrhunderts zu zeigen, dass der Text der Legende damit übereinstimmt und nicht jünger sein kann. Manche dankenswerthe Parallele ist beige- bracht, aber es fehlt leider noch die nöthige praktische Grund- lage für eine solche Untersuchung.

Derselbe Band, S. 915— 954, enthält von M. Büdinger 'Apollinaris Sidonius als Politiker. Eine univcrsalhistori- sche Studie'. Es wird darin seine Stellung zu den grossen

Nachrichten. 227

Begebenheiten der Zeit betrachtet, auch über verschiedene Um- stände seines Lebens Untersuchungen angestellt.

Der Abbe Duchesne hat die Discussion über den Liber pontif'icalis in der Revue des questions historiques 1881, I, S. 246 ff., fortgesetzt. Der Aufsatz 'Le premier liber ponti- ficalis' wendet sich gegen die letzten Ausführungen von Lipsius (NA. V, 646); der L. p. sei vor 530, aber nicht vor 514 (vor Öymmachus) entstanden, der von Lipsius angenommene Cata- logus Leonianus nicht nachzuweisen; er erkennt an, dass Conen, und Fei. gegen beide Handschriftenclassen (A und B) zusammenstimmen, will das aber aus Benutzung einer abwei- chenden gemeinschafthchen Quelle erklären (S. 252). Was auf den Aufsatz in der Hist. Z. XLIV, S. 135, erwiedert wird, S. 262, ist ganz unerheblich. G. W.

Die neue Ausgabe des Victor Vitensis in der Samm- lung der Kirchenväter, welche die Wiener Akademie heraus- giebt, von Petschenig (vgl. NA. VI, 637) ist unlängst aus- gegeben worden. Die des Orosius von Zange m eiste r ist dem Vernehmen nach im Druck vollendet.

G. Monod rühmt in der Revue hist. XVI, 2, S. 404, eine 'Etüde critique sur le texte de la vie latine ,de sainte Gene- vieve de Paris', Vieuvy 1881 (Bibl. de l'Ecole des hautes etudes) von Kohl er, worin die Nachahmung und Ausbeutung älterer Heiligenleben, der V. Martini, auch einer V. Germani Autiss. nachgewiesen wird. Da aber die bisher bekannte Stehen aus der Vita Genovefae enthält, ist es eine schöne Be- stätigung, dass eine neu erworbene Hs. der Pariser Bibliothek (Nouv. acq. lat. 2178) dieselbe Vita ohne diese Stellen enthält.

Das Programm des kön. Gymnasiums zu Trier für 1880/81 enthält S. 1—26 die Vita S. Wilbrordi a Thiofrido abbate Epternac. versibus conscripta ex codice ms. biblioth. Treverensis primum edidit Dr. Rieh. Decker. Die Hs. ist saec. XIII. Das Gedicht besteht aus 4 Büchern oder 36 Ka- piteln und enthält manche griechische Brocken , der Prolog war schon bekannt, der Schluss lautet:

Hoc praetermisso sub portu carbasa linquo, Tanta tamen restant et famosissima constant, Vatis Smyrnei quae mens si nosset Homeri, Vix caneret, licet Yliaden et Odyssea tradet.

Im Hist. Jahrbuch der Görres- Gesellschaft, IL Bd., 2. Heft, S. 272— 287, untersucht Dr. W. Diekarap 'die Fälschung

15*

228 Nachrichten.

der Vita sancti Suiclberti'. Die Fälschung selbst ist zweifellos, aber schon im 14. oder im Anfang des 15. Jahrh. ist die Vita in Holland, vielleicht in Dockum, verfertigt; ver- breitet ist sie erst gegen Ende des 15. Jahrh. durch Dietrich Pauli, Vicedecan des Collegiatstiftes zu Gorkum, durch ihn auch nach Kaiserswerth gekommen, und die durch Bouterwek gegen Gerard von Harderwyk sowie gegen Ortuin Gratius und Godfrid Kessel erhobenen Anschuldigungen sind völlig grundlos.

'Lo storico dei Longobardi e la critica moderna. Rassegna di Pasquale del Giudice. Milano 1880' stellt die Resultate der neueren Arbeiten über des Paulus Geschichte der Lango- barden übersichtlich zusammen.

W. Martens, 'Die Römische Frage unter Pippin und Karl d. Gr.' (Stuttgart 1881) ist unabhängig von Sybel zu der Ansicht gekommen, die c. 41 43 der Vita Hadriani für eine Fälschung zu erklären, die bereits das sogenannte Frag- mentum Fantuzzianum benutzt, also 'um das Jahr 780 oder 81 abgefasst und nach Hadrians Tod dem frühern Theil hinzugefügt sei' (S. 295). Mit derselben Frage haben sich in ganz ent- gegengesetzter, aber auch unter sich verschiedener Auffassung beschäftigt Niehuus und Hüffer im Histor. Jahrbuch der Gr)rres- Gesellschaft, Band II.

Hr. Karl Gillert in Halle hat darauf aufmerksam ge- macht, dass mit Unrecht NA. I, S. 606 die Petersburger Handschrift R. F. Otd. IV, 4 der Annales Laurissenses major es für die Crassiersche gehalten worden ist. Dr. Krusch hatte schon vorher darauf hingewiesen, dass vielmehr Paris 10911 ("vorher Suppl. Lat. 125) dafür angesehen werden müsse. Beide Codices sind aber auf das nächste mit einander ver- wandt. G. W.

In der Biographie Beige VI, 2 steht ein längerer Artikel über Eginhard von Varenbcrgh in Gent, der auffallender Weise die Arbeiten von JafFe im 4. Bande der Bibliotheca nicht berücksichtigt hat. Hr. L. Delisle theilt mir mit, dass die Pariser Nationalbibliothek neuerdings aus dem Nach- lass Didots eine Handschrift der Vita Karoli, der Annalen und des Monachus Sangallensis erworben. G. W.

'Die Translatio S. Alexandri. Eine kritische Unter- suchung von Dr. Aug. Wetze!'. Mit 3 Tafeln. Kiel 1881. Der Vf. sucht zu erweisen, dass wirklich eine Schrift von Ein- hard de gestis Saxonum existiert habe, dass die Translatio ein

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betrügerisches Machwerk zu genealogischen Zwecken sei. Sollte denn wirklich schon im 9. Jahrh. Widukiuds Familie in Sachsen so unbekannt gewesen sein, dass man glauben konnte, sich so hineinschwindeln zu können? Wir halten das für undenkbar, und können nur die für hyperkritische Ideen verschwendete Zeit bedauern.

Dagegen ergiebt sich aus dem Facsimile und den Bemer- kungen des Vfs., Avas dieser freilich nicht richtig verstanden hat, dass in den Ausgaben der Translatio ein Satz fehlt^ der auch für den Zusammenhang nothwendig ist, derselbe, welchen Ekkehard in seinem Exemplar las, nämlich die oben auf der ersten Seite stehenden Zeilen : 'Igitur defuncto Pippino, qui, Hildirico rege, in quo Meroingorum finitum est Imperium, deposito et in monasterium misso, primus ex prefecto aul§ pex* auctoritatem Zacharie Romani pontificis monarchiam regni Fran- corum solus obtinuit, Carlus filius eins successit. Qui contra Saxones bellum, quod quasi intermissum videbatur, repetivit; pater enim eins prius eos superatos trecentorum equorum per singulos annos tributo multavit'. Diese von Pertz gar nicht er- wähnte Stelle ist an ihren richtigen Ort vor 'Quippe' (p. 676, 18) durch die gewöhnlichen Zeichen d (S. 57) und h (s. meine Anl. z. Paläogr. S. 81) gestellt, und es zeigt sich auch darin, dass der Anfang von Meginhards Hs. nicht ein Autograph Rudolfs ist, sondern dass nur ein Concept von ihm, vielleicht von Wachstafeln, überschrieben wurde.

Wenn aber der Vf. S. 11 sagt, dass in dem Brief au Sundrolt 'uilissimis' stehe, so zeigt das Facsimile, dass er nur eine Ligatur nicht verstanden hat. Der Lesefehler 677, 34 'nostro' statt 'vestro' ist schon in den Corr. berichtigt ; es wird aber zweimal 'vestro' zu setzen sein. Richtig scheint, dass 679, 39 'curantur' geschrieben und beizubehalten ist.

Eine in gleicher Richtung verfasste Recension von G. Waitz steht in den Gott. Gel. Anz. vom 8. u. 15. Juni 1881.

In der Zeitschrift Romania, Bd. IX, S. 515 546, 'Sur un episode d'Aimeri de Narbonne' behandelt Gaston Paris in einer höchst interessanten Untersuchung die sagenhafte Ge- schichte von dem goldenen Hufeisen, den anstatt Holz gebrann- ten Nüssen, den Mänteln, welche wegen nicht angebotener Sessel zum Sitzen benutzt und dann zurückgelassen werden. Mehr oder weniger vollständig, mit vielen Variationen, findet sich die Geschichte an den verschiedensten Orten, am frühesten in der Erzählung von der Uebertragung einer Kreuzpartikel von Konstantinopel nach Donauwörth ; kurz angedeutet in dem Chron. rhythmicum, welches jetzt SS. XXV gedruckt ist, S. 359 V. 457. G. Paris ist der Ansicht, dass sie zuerst in einem verlorenen Epos von Gesandten Karls des Grossen

230 Nachrichten.

erzählt sein möge. Nachtragen kann ich, class im Lippiflorium von Justinus (ed. Laubmann, Detmold 1872) die Geschichte von den Mänteln v. 385—398 von Herrn Bernhard zm- Lippe und Kaiser Friedrich I. erzählt wird.

In den Forsch, z. D. Gesch. XXI, 401—406, veröffentlicht H. Bresslau aus dem Cod. Vat. Christ. 979 eine Genea- logie, von welcher er nachweist, dass sie sich auf den Grafen Otto vonHamraerstein und seine Ehe bezieht, und erkennt in dessen Gemahlin Irmgard die Tochter des Ardennergrafen Gottfried.

Von Steindorff's Jahrbüchern des deutschen Reichs unter Heinrich HI. ist der 2. Bd. erschienen; in einem Excurs werden die Quellen Ave nt ins in seinen Ann. Boj. untersucht. St. findet, dass Aventin die sog. Schwäbischen Reichs- annalen, ferner die in seiner Abschrift doch nicht vollständig überlieferten Ann. Alt ah. benutzt hat, und, nur leider in wenigen Notizen kenntlich, denOthochus von Freising. So- dann wird auch sein Verhältnis zu den ungarischen Chro- niken eingehend erörtert.

^Die Fortsetzer Hermann's von Reichenau. Ein Beitrag zur Quellengeschichte des XL Jahrhunderts von Paul Meyer. Eingeleitet von C. Noorden'. (Historische Studien,

4. Heft) Leipzig, Veit & Co. 1881. Ueber diese Schrift hat G. Waitz in den Gott. Geh Anz. vom 8. u. 15. Juni 1881,

5. 712 714, sich entschieden ablehnend ausgesprochen.

Die VI, 639 erwähnte Untersuchung von OttoDoberentz ist in ders. Zeitschr. S. 387—454 fortgesetzt. Als Ableitung der Image mundi wird der deutsche Lucidarius nachgewie- sen, den Heinrich der Löwe sich zu seinem Gebrauch zusam- menstellen liess und der wieder weite Verbreitung fand; ferner Gervas. Tib. u. a. Dem Rudolf von Ems kann nur das Werk des Honorius selbst vorgelegen haben.

Ueber Honorius Augustodunensis hat inzwischen ein- gehend gehandelt Dr. Edw. Schröder in seiner Schrift, Das Anegenge (Quellen und Forschungen XLIV), S. 57 ff., und in einer Anzeige von Cruel, Geschichte der Deutschen Predigt im Mittelalter (Z. f. D. Alterth. XXV, 2, Anz. S. 518 ff.), und erklärt sich mit diesem für Deutsche Heimath desselben oder doch längeren Aufenthalt in Deutschland. Noch nicht berücksichtigt ist die Mittheilung von einer Cambridger Handschrift (NA. V, 644), wonach die Image mundi das Werk eines Mainzer Heinrich wäre. G. W.

Nachrichten. 231

In den Mitth. des Wiener Instituts II, 3, S. 374—382, widerlegt A. Hub er ausführlich die VI, 639 erwähnte Hypo- these von Clemens Schmitz über die Abkunft der Babenberger und den gegen Otto von Freising erhobenen Vorwurf ab- sichtlicher Fälschung. Auch W. v. Giese brecht in der 5. Ausg. seines Geschichtswerkes I, S, XXIV, spricht sich in demselben Sinne aus.

Die SB. der Wiener Akad. XCVIII. (1881), S. 325-366, enthalten von M. Büdinger: 'Die Entstehung des achten Buches Otto's von Freising. Eine universalhistorische Studie'. Es wird sein Verhältnis zu Bernhard von Clairvaux, Gerhoh, Rainald von Dassel untersucht, seine Benutzung des Ps. Methodius und des Ps. Dionysius über die himmlische Hierarchie, überhaupt seine universalhistorische Auffassung.

In einer Strassburger Dissertation (1881) 'Ragewins GestaFriderici imperatoris' widerlegt Gustav jordan die von Prutz über die Zeit der Abfassung des Werkes auf- gestellte Ansicht, weist sehr ausgedehnte Benutzung des Sallust nach, zugleich aber durch eingehende sachliche Prüfung, dass diese Verwendung fremder Materialien die Richtigkeit und Zu- verlässigkeit der Darstellung nicht beeinträchtigt. Die aufge- nommenen Briefe sind nach seiner Ansicht dem Vf. erst nach- träglich zugekommen und mit den zugehörigen Bemerkungen nicht immer am rechten Ort eingeschoben, wodurch sich Wider- sprüche erklären. Die Textbehandlung von Wilmans erfährt manche wohl berechtigte Ausstellungen,

^Gerhoh v o n R e i c h e r s b e r g. Ein Bild aus dem Leben der Kirche im XH. Jahrhundert von H. F. A. Nobbe' (Leipzig 1881) handelt nur kurz über seine Schriften, geht aber etwas näher auf seine Geschichtsbetrachtung und seiile Urtheile über namhafte Zeitgenossen ein.

In der Zeitschrift für Kirchenrecht, XVI. Bd., 2. u. 3. Heft, S. 265 287, schreibt R. Pauli 'lieber die kirchenpolitische Wirksamkeit des Johannes Saresberiensis'. Er knüpft vorzüglich an die Historia pontificalis an, bestätigt Giese- brechts Nachweis, dass J. der Vf. derselben sei, durch Ver- gleichung mit andern Schriften desselben und weist seinen längeren Aufenthalt in Frankreich und am päpstlichen Hofe nach. Erst 1164 ist jene Historia verfasst, und J. nicht, wie man früher ohne Grund annahm, schon um 1148 nach England zurückgekehrt, sondern erst nach Eugens Tod (1153), imd hat auch noch in den folgenden Jahren wiederholt den Hof des Englischen Papstes Adrian IV. aufgesucht.

232 Nachrichten,

Aus den Abhandlungen der Berliner Akademie 1881 ist besonders abgedruckt: 'Ueber eine alte Genealogie der Weifen' von G. Waitz. Der hier abgedruckte Text ist der Münchener Hs. 21563 entnommen, welche aus Weihenstephan stammt. Der Herausgeber weist in der Abhandlung nach, dass diese Aufzeichnung nicht ein Auszug aus der bekannten Historia Welforum Weingartensis ist, sondern vielmehr ihre Grundlage.

Von Dr. S. Adler ist eine Monographie erschienen: 'Her- zog Weif VI, und sein Sohn' (Hann. 1881), in welcher sich auch chronologische und andere Erörterungen über die Annalen und Urkunden der betr. Zeit befinden. Was in der Chronica regia zum J. 1160 von Herzog Weif erzählt wird, sucht er S. 66 u. 124 zu erldären, indem er es auf Weif VH. und 1164 deutet.

In den Forschungen z. D. G. XXI, 299 317, weist W. V. Gieseb recht nach, dass Pertz gänzlich fehlgegriffen hat, indem er den Libellus tristitiae et doloris für eine originale Aufzeichnung hielt, während er vielmehr eine im weifi- schen Sinn tendenziöse und ganz unzuverlässige Ueberarbeitung der Annales IMediolanenses majores (1154 1177) ist, welche Muratori t. VI in der Compilation des Sire Raul herausgab. Zur Verbesserung des schlechten und lückenhaften Textes dienen u. a. die von JafFe SS. XVIII. herausgegebenen Ann. Mediol. minores, welche, was dieser nicht bemerkt hat, in dem betr. Abschnitt aus jenen excerpiert sind. Diese weist G. (S. 336 339) der Kirche S. Eustorgio zu; in ihnen, den Ann. breves und Memoriae, sind bis 1221 bürgerliche annalistische Aufzeichnungen mit Angabe der Stadtmagistrate benutzt.

Ferner weist G. (S. 317 335) in der Pariser Hs. 6168 ein Exemplar der Chronica Danielis oder Historia CO mit um Angleriae nach, einer fabelreichen Geschichtsfäl- schung, welche von Galvaneus Flamma u. a. ausgebeutet, aber noch nicht gedruckt ist, und giebt einen Auszug davon.

Nerses von Lampron's Bericht über den Tod Kaiser Friedrichs I, aus welchem Petermann 1860 nach abgeleiteter Quelle eine Mittheilung gegeben hat, ist, aus dem Armenischen übersetzt, im Hist. Jahrbuch der Görres- Gesell- schaft IL Bd., 2. Heft, S. 288—291, von Dr. P. Vetter voll- ständig veröffentlicht.

]\Iorlais, De vita et scriptis Roberti de Torinneio, Paris 1881, ist nach einer Anzeige von Ul. Robert in der Revue

Nachrichten. 233

critique 1881, Nr. 26, eine ganz werthlose Arbeit, wesentlich aus der Einleitung Delisles zu seiner Ausgabe der Chronik Roberts geschöpft.

Das 22. Heft der Bibl. des ecoles Frangaises d'Athenes et de ßome (Paris, E. Thorin 1881) enthält die 'Etüde sur la chronique en prose de Guillaume le Breton par H. Fran- 9ois Delaborde. Eine eingehende Besprechung von G. Waitz, in wichtigen Punkten von dem Vf. abweichend, findet sich in den Gott. Gel. Anzeigen vom 27. Juli (Stück 30).

In den Sitzungsberichten der Münchener Akademie, phil.- hist. Classe, von 1881, Heft 2, S. 201—239, theiit W. v. Giese- b recht 'Ki'itische Bemerkungen zur Ursperger Chronik' mit, wozu die oben S. 213 &. abgedruckte Beschreibung der Petroneller Hs. und diese Hs. selbst benutzt sind. Diese ist nicht, wie NA. II, 448 irrig gesagt ist, aus dem 14, sondern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, älter als die Peutingersche Hs., welche aber auch schon um 1470 geschrieben, also nicht von P. veranlasst ist. Nachgewiesen Avird, dass die Incunabel aus dieser Hs. stammt. Die Quellen werden genauer untersucht, Benutzung der Ann. Zwifalt. maj. nachgewiesen, auch die neue Geneal. Weif. (S. 233) hat er benutzt. Augenscheinlich hat Burchard ein dem Tiburtinus verwander Catal. Pontiticum vorgelegen, welchem wahrscheinlich auch die Notizen über Rieti entnommen sind. Die Fortsetzung beginnt nach G. 1216, und es ist kein Grund, sie Konrad von Lichtenau zuzuschreiben.

Unsere Hss. gehen auf eine schon incorrecte Abschrift zurück. G. hält die ganze Stelle über die Verschleuderung des Reichsgutes durch Philipp, SS. XXIII, 371 von Z. 10 'Hie cum non haberet' an, für spätere Interpolation, und geht darin weiter als Carl Frey in der ausserordentlich fleissigen und sorgsamen Arbeit: 'Die Schicksale des königlichen Gutes in Deutschland unter den letzten Staufern seit König Philipp' (Berl. 1881), S. 6—9 und 71 ff., welcher nachweist, dass auf jeden Fall die Beschuldigung übertrieben und nur theilweise begründet ist, die Interpolation aber auch für wahrscheinlich hält.

Im Hist. Jahrbuch der Görres - Gesellschaft, IL Bd., 2. Heft, S. 254 271, behandelt Dr. H. Cardauns 'die Anfänge des Kölner Doms' imd widerlegt die unbegründeter Weise gegen die Gleichzeitigkeit und Zuverlässigkeit der betr. Stelle der Fortsetzung der Chronica regia Coloniensis aus St. Pantaleon erhobenen Zweifel.

Im Hist. Jahrbuch der Görres -Gesellschaft, II, 3, S. 335 387, handelt Cornelius Will über das Chronicon Mogun-

234 Nachrichten,

tinuni oder den Liber de calamitate ecclesiae Moguntinae, und bringt erhebliche Gründe für die Behauptung bei, dass der Vf. unmöglich der Erzb. Christian 11, sein könne; er sucht als solchen vielmehr den Bischof Christian von Litthauen zu erweisen, einen geb. Thüringer, welcher damals als Weih- bischof der Mainzer Kirche thätig war; der so stark hervor- tretende Hass gegen die päpstlichen Legaten wird durch die Verhältnisse des Deutschen Ordens und seine eigenen erklärt. Gewidmet sei das Werk wahrscheinlich dem Landcomthur von Preussen, Dietrich von Grüningen, und dessen Provisor, dem Deutschordensprior Ludwig von Queden, Das von Jaffe vom Martyrium Arnoldi abgetrennte Stück hält W. für dort ursprüng- lich und im Chron. Mog. abgeschrieben.

Die Zeitschrift des Vereins f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens, XV, 2 (1881), S. 547— 550, enthält von Dr. Wem icke eine Mittheilung über Fragmente einer (unbedeutenden) Hs. der Vita Hedwigis, und auf S. 550 Berichtigungen zu Stenzels Ausgabe.

Im 3. Bande der Fontes rerum Bohemicarum sind der Ausgabe des Böhmischen Textes von Dalemils Chronik deutsche gereimte Annalen angehängt, die bis z. J. 1342 gehen. Hierüber, wie über andere Quellenpublicationen zur Böhmischen Geschichte berichtet Emier in den Mittheilungen des ^Mener Instituts II, S. 154 f.

' J a c 0 b V 0 n M a i n z, der zeitgenössische Historiograph, und das Geschichtswerk des Matthias von Neuen bürg nebst Excursen zur Kritik des Nauclerus, Von Th. F. A. Wiehert'. Königsberg 1881. (368 Seiten), Eine sehr ausführliche und sorgfältige Erörterung aller der schwierigen Fragen, die sich an die Namen der beiden genannten Historiker knüpfen, auf die hier nur im allgemeinen hingewiesen werden soll. Der Vf. dürfte dem Jacob von Mainz, den er im J. 1339 als 'cleri- cus Spirensis publicus imperiali auctoritate notarius' nachweist, seinen Platz unter den namhaftesten Historikern des 14, Jahr- hunderts gesichert haben, wenn auch im einzelnen manche Zweifel über das Verhältnis seiner leider zum grossen Theil verlorenen Werke zum Matthias von Neuenburg bleiben. In einem Nachtrag setzt der Verf. sich mit der Abhandlung Königs (NA. V, S. 149) auseinander; 9 Excurse behandeln andere Quellen des Nauclerus, ausserdem sind 10 Urkunden Lud- wig d. B. aus dem Münchener Reichsarchiv beigegeben. G. W.

Nachrichten. 235

Im Anzeiger für Schweiz. Geschichte 1881, Nr. 2 sucht 0. Hart mann die Ansicht von G. v. Wyss, dass der Ver- fasser der von Grieshaber herausgegebenen Oberrheinischen Chronik in Basel geschrieben, gegen die Einwendungen von Const. Amrein, dass er viehuehr Geistlicher an der Bartholo- maeuskii'che zu Römerswyl im Aargau gewesen, zu schützen.

In einer Tübinger Diss. o. J. 'Zur Kritik Königshofens' untersucht Georg von der Au die Berichte über die Reut- linger Schlacht 1377 und über die Döffinger Schlacht 1388. Er kommt zu dem Resultat, dass K. für die frühere Zeit sehr sorglos und ungenau ist, vermuthlich Erzählungen von dem Regensburger Treffen 1388 damit vermengt hat. Für die Döffinger Schlacht verdient er mehr Zutrauen; die Angaben Anderer über Flucht und Verrath der Nürnberger, spec. des Hennebergers sind sehr verdächtig. Den Ansichten von Rupp in den Forsch, z. D. G. XIV tritt der Vf. vielfach entgegen.

In dem Historischen Jahrbuch der Görres - Gesellschaft II, S. 416, handelt H. Cardauns näher über eine Deutsche Kölner Kaiserchronik (München, Cod. Germ. 691, ge- schrieben um 1400) und vervollständigt und berichtigt die in den Cölner Chroniken I, S. LXXIV, gegebenen Nachrichten, namentlich in Beziehung auf die benutzten Quellen. Er bestä- tigt namentlich eine auch von Wyss (NA. VI, S. 159 N.) gemachte Bemerkung, dass die neuerdings in Wien gefundene Fortsetzung der Chronica regia hier benutzt worden, zeigt aber zugleich, dass die Benutzung nicht wesentlich weiter geht, als die Handschrift, so dass in dieser nur einige Worte verloren zu sein scheinen (Es heisst: 'Du samende hi euch sin her, want hi wolde zo Romen varen ind Keiser werden'). G. W.

Die Arch. X, S. 633 erwähnten Nachrichten über Mitglieder der Habsbur gis chen Famili e 1273— 1420 in der Admonter Handschrift des Ottokar sind im 2. Heft der Studien aus dem Benedictinerorden S. 335 ff. zum Abdruck gebracht.

A. Bernouilli, 'Die verlorene Schwy zerchronik', Jahrbuch für Schweizerische Geschichte VI, S. 175 ff., wider- legt zunächst einige Einwendungen Vauchers gegen die An- nahme, dass die Schrift 'Vom Herkommen der Schwyzer', die Hungerbühler herausgegeben , von Eulogius Kiburger, dem Verfasser der Strehlinger Chronik, geschrieben sei, sucht dann aber zu zeigen, dass es eine ältere Schwyzerchronik gegeben habe, um d. J. 1440 verfasst, deren Autor der Landschreiber Hans Frund gewesen; dieselbe sei von Etterlin, wahrscheinlich

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auch in dem Weissen Buch vouijnterwaklen benutzt, von K. Pelhkan im J. 1504 für den pnstlichen Legaten Raymund von Fetrandi, Bischof von Gurk ins Lateinische übersetzt. AVenigstens diese Bearbeitung, hot er, werde sich irgendwo erhalten haben. G. W.

Die Geistererscheinungen im JJ 437 auf dem Buschmanns- hofe bei Meiderich im Cleveschcii nd mit dem daraus ent- standenen Büchlein, welches damal ; uch Johannes de Essendia ins Lateinische übersetzt hat, ein cuurgeschichtlich merkwür- diges Ereignis, da dieses Buch am iederrhein sehr verbreitet war. Das niederdeutsche Origina lat W. Seelmann nach einer Berliner Hs. im Niederdeutsche Jahrbache herausgegeben, und u. d. T, Buschmanns Mirael, ein religiöses Volks- buch des 15. Jahrh. (Norden 1881) uch besonders abdrucken lassen. Die Einleitung giebt übei lie zahlreichen Hss. und alten Drucke Auskunft.

In den 'Verslagen en Medederligen der Kon. Akad. van Wetenschappen', Afd, Letterkunde, 2. 3eks, 9. deel (Amst. 1880), S. 4—42, giebt J. G. R. A c q u o } N^achricht von einer um 1500 geschriebenen Chronik des i .aterhau ses zu ZavoIIc bis 1489, deren Herausgabe er beo sichtigt. Sie ist in lat. Sprache geschrieben von Jacobus 'rajeeti alias Voecht, und war bisher nur durch ungenaue .uszüge bekannt. Der Vf. schliesst sich vollständig der DarsteUng des Pastor Hirsche in dem Art. 'Brüder des gemeinsaicn Lebens' in der Real- Encyklopädie f. prot. Theol. u. Kircs von Herzog und Plitt an, und beweist eingehend die Irnhmlichkeit der allgemein verbreiteten Meinung, dass diese Brder sich mit dem Schul- wesen befasst und darin Reformen bairkt hätten. Derselbe Band, S. 186 216, enthält auch die '1, 638 erwähnte Mitthei- lung de Goeje's über Ibrahim -ia-Jaküb 's Bericht von den Slavenländern.

In Birlinger's Alemannia IX, 2, .. 186 ff. (noch nicht voll- endet) weist Dr. Baum an n nach, dss nicht nur die Vita Hildegardis, sondern auch noo drei Chroniken von Kempten freie Schöpfungen resp. Fäohungen des J oh. Birk, des Stifts lat. Schulmeisters, sind, zwi.?hen 1472 und 1494 ver- fasst und theilweise 1506 vom Notai Joh. Kräler in deutsche Sprache übersetzt. Ein Hauptmotiv b11 Brodneid wegen Con- kurrenz einer städtischen Schule gew-:en sein.

Die polnisch geschriebenen Denk;liriften (Pamietniki) der Krakauer Akademie, phil.-hist. Clas? Bd. 4, enthalten von Wojciechowski eine üntersuchuD über die polnische

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237

Annalistik vom 10. bis um 15. Jahrhundert; er knüpft ihren Anfang nicht mit Waitz a Mainzer, sondern an die Corveyer Annalen. Vgl. Hist. Zeiivhr. XLVI, S. 369.

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Neu erschienen ist: jstoriae Hungaricae fontes dome- stici. P. I. Scriptores. Vit banctorum Stephani regis et Eraerici ducis. Ad fidem codicui. seculi XII. XIII. et XV. rec, non- nuUa eiusdem aetatis monmenta disquisitionesque criticas adjecit H. Florianus. Leipzig) 1881.

B. Capasso hat heiusgegeben: Monumenta ad Nea- politani ducatus 1. storiam pertinentia (568 1139). Neapel 1881. Der erst' »and enthält das Chronicon ducum et principum Beneventi, .'^.lerni et ducum Neapolis; das Chroni- con episcoporum Neapohmorum und einen Appendix monu- mentorum. Ueber das "vrhältnis der Ausgabe zu den SS. R. Lange bardicarum wird siiter Gelegenheit sein zu sprechen.

Die NA. VI, 644 ciihnte Abhandlung von Schupfer über die Lex Romana.Jticensis ist in den Schriften der Accademia dei lincei, San 3, Memorie della classe de scienze morali^ storiche e tiloloL';he Vol. VII, und in einem Separat- druck Rom 1881 erscluiien. Der Verfasser hat mit vielem Fleisse und nicht ohne beschick den Beweis für die Entste- hung der Lex in Italien m Bezirk von Aquileja im 9. Jahrh. zu führen gesucht. A\ an man aber in Beziehung auf die Zeitbestimmung ihm boiiichten kann, so wird, Avas gegen die Heimath in Currätien vrgebracht wird, schwerlich als bewei- send gelten können. I'; zahlreichen Rätischen Urkunden in Wartmanns Codex diploiaticus Sangallensis sind leider nicht benutzt. G. W.

Die Forschungen ; . ). G., Bd. XXI, Heft 2, S. 271-287, enthalten aus dem Nivilass von K. W. Nitzsch eine sehr beachtenswerthc Abhamung: 'Heinrich IV. und der Gottes- und Landfrieden' und Is Beilage ein, leider schlecht über- liefertes, aber höchst uerkwürdiges Actenstück aus dem 14. Jahrhundert zur Rc itfertigung des Lütticher Friedens- gerichts am päpstlici'n Hofe gegen die Einwendungen des Herzogs von Brabant, . 287--297.

Die Zeitschr, d. G-;. f. Schi. Holst. Lauenb. Geschichte X. (1881), S. 71 95 entUt einen Aufsatz von P. Hasse über das älteste Fehmarnehe Land recht, welches dem Gebiete des dänischen Rechtes zugewiesen wird. August Wetzel theilt S. 171 198 drei Cie 1er Burspraken aus dem Anfang

236 Nachrichten.

auch in dem Weissen Buch von Unterwaiden benutzt, von K. PelHkan im J. 1504 für den päpstlichen Legaten Raymund von Petrandi, Bischof von Gurk, ins Lateinische übersetzt. Wenigstens diese Bearbeitung, hofft er, werde sich irgendwo erhalten haben. G. W.

Die Geistererscheinungen im J. 1437 auf dem Buschmanns- hofe bei Meiderich im Cleveschen sind mit dem daraus ent- standenen Büchlein, welches damals auch Johannes de Essendia ins Lateinische übersetzt hat, ein culturgeschichtlich merkwür- diges Ereignis, da dieses Buch am Niederrhein sehr verbreitet war. Das niederdeutsche Original hat W. See! mann nach einer Berliner Hs. im Niederdeutschen Jahrbuche herausgegeben, und u. d. T. Buschmanns Mirakel, ein religiöses Volks- buch des 15. Jahrh. (Norden 1881), auch besonders abdrucken lassen. Die Einleitung giebt über die zahlreichen Hss. und alten Drucke Auskunft.

Li den 'Verslagen en Medederlingen der Kon. Akad. van Wetenschappen', Afd. Letterkunde, 2. reeks, 9. deel (Amst. 1880), S. 4—42, giebt J. G. R. Acquoy Nachricht von einer um 1500 geschriebenen Chronik desFraterhauses zuZwolle bis 1489, deren Herausgabe er beabsichtigt. Sie ist in lat, Sprache geschrieben von Jacobus Trajecti alias Voecht, und war bisher nur durch ungenaue Auszüge bekannt. Der Vf. schliesst sich vollständig der Darstellung des Pastor Hirsche in dem Art. 'Brüder des gemeinsamen Lebens' in der Real- Encyklopädie f. prot. Theol. u. Kirche von Herzog und Plitt an, und beweist eingehend die LTthümlichkeit der allgemein verbreiteten Meinung, dass diese Brüder sich mit dem Schul- wesen befasst und darin Reformen bewirkt hätten. Derselbe Band, S. 18G— 216, enthält auch die VI, 638 erwähnte Mitthei- lung de Goeje's über Ibrahim-ibn- Jaküb 's Bericht von den Slavenländern.

Li Birlinger's Alemannia IX, 2, S. 186 ff, (noch nicht voll- endet) weist Dr. Baum an n nach, dass nicht nur die Vita Hildegard is, sondern auch noch drei Chroniken von Kempten freie Schöpfungen resp. Fälschungen des J oh. Birk, des Stifts lat. Schulmeisters, sind, zwischen 1472 und 1494 ver- fasst und theilweise 1506 vom Notar Job. Kräler in deutsche Sprache übersetzt. Ein Hauptmotiv soll Brodneid wegen Con- kurrenz einer städtischen Schule gewesen sein.

Die polnisch geschriebenen Denkschriften (Pamietniki) der Krakauer Akademie, phil.-hist. Classe, Bd. 4, enthalten von Wojciechowski eine Untersuchung über die polnische

Nachrichten. 237

Annalistik vom 10. bis zum 15. Jahrhundert; er knüpft ihren Anfang nicht mit Waitz an Mainzer, sondern an die Corveyer Annalen. Vgl. Hist. Zeitschr. XLVI, S. 369.

Neu ei'schienen ist: Historiae Hungaricae fontes dome- stici. P. I. Scriptores. Vita sanctorum Stephani regis et Emerici ducis. Ad fidem codicum seculi XII. XIII. et XV. rec, non- nulla eiusdem aetatis monumenta disquisitionesque criticas adjecit H. Florianus. (Leipzig) 1881.

B. Capasso hat herausgegeben: Monumenta ad Nea- politani ducatus historiam pertinentia (568 1139). Neapel 1881. Der erste Band enthält das Chronicon ducum et principum Beneventi, Salerni et ducum Neapolis; das Chroni- con episcoporum Neapolitanorum und einen Appendix monu- mentorum. Ueber das Verhältnis der Ausgabe zu den SS. R. Lange bai'dicarum wird später Gelegenheit sein zu sprechen.

Die NA. VI, 644 erwähnte Abhandlung von Schupfer über die Lex Romana Uticensis ist in den Schriften der Accademia dei lincei, Serie 3, Meniorie della classe de scienze morali^ storiche e ülologiche Vol. VII, und in einem Separat- druck Rom 1881 erschienen. Der Verfasser hat mit vielem Fleisse und nicht ohne Geschick den Beweis für die Entste- hung der Lex in Italien, im Bezirk von Aquileja im 9. Jahrb. zu führen gesucht. Wenn man aber in Beziehung auf die Zeitbestimmung ihm beipflichten kann, so wird, was gegen die Heimath in Currätien vorgebracht wird, schwerlich als bewei- send gelten können. Die zahlreichen Rätischen Urkunden in Wartmanns Codex diplomaticus Sangallensis sind leider nicht benutzt. G. W.

Die Forschungen z. D. G., Bd. XXI, Heft 2, S. 271—287, enthalten aus dem Nachlass von K. W. Nitzsch eine sehr beachtenswerthe Abhandlung: 'Heinrich IV. und der Gottes- und Landfrieden' und als Beilage ein, leider schlecht über- liefertes, aber höchst merkwürdiges Actenstück aus dem 14. Jahrhundert zur Rechtfertigung des Lüttich er Friedens- gerichts am päpstlichen Hofe gegen die Einwendungen des Herzogs von Brabant, S. 287—297.

Die Zeitschr. d. Ges. f. Schi. Holst. Lauenb. Geschichte X. (1881), S. 71 95 enthält einen Aufsatz von P. Hasse über das älteste Fehmarnsche Land recht, welches dem Gebiete des dänischen Rechtes zugewiesen wird. August Wetzel theilt S. 171 198 drei Kieler Burspraken aus dem Anfang

238 Nachrichten.

des 15. Jahrli. mit. Hrn. G. von Bucliwald hat die For- schung nach Schaumburger Urkunden Anlass gegeben, S. 121 ff. Auszüge aus dem Bürgerbuch von Stadthagen und Statuten dieser Stadt mitzutheilen. Fehmarnsche Urkunden und Regesten, darunter auch die Kechtsaufzeichnungen, bringt die Urkundensammlung derselben Gesellschaft, Bd. III, 2. Theil, von Dr. Kohl mann.

Von der Sammlung der Oesterreichischen Weis- thümer ist der 6. Band erschienen, welcher die Steirischen und Kärnthnischen Taidinge enthält, herausgeg. von Ferd. Bischoff und Anton Schönbach.

In den Mitth. des Wiener Instituts, II, S. 287—294, theilt G. von Buchwald Formeln des Verfahrens bei Gottes- urt heilen mit aus einer Agende von St. Blasius in Braun- schweig, verglichen mit Rockinger's Mittheilungen in den Quell, und Erl. VII, zu denen E. Mühlbacher auch eine Hs. von St. Florian heranzieht.

In der Zeitschr. des Westpreussischen Geschichtsvereins, H. IV, giebt G. V. Buchwald einen Abdruck der Wachstafeln der grossen kön. Bibliothek zu Kopenhagen: Gerichtsproto- kolle aus dem Ende des 14, Anfang des 15. Jahrhunderts, die sich theilweise auf die Stadt Lauenburg in Hinterpommern beziehen und deshalb zu der irrigen Annahme eines Lauen- burger Stadtbuchs führten. Näher hat über den Inhalt Bert- ling in derselben Zeitschrift gehandelt. G. W.

Eine eingehende Anzeige von Mühlbachers Reges ta Karolorum giebt J. Havet in der Bibliotheque de l'ecole des chartes 1880, S. 620 ff. Von dem Werk ist unlängst die zweite Lieferung ausgegeben.

Die Mitth. des Wieners Instituts, II, S. 177 221, bringen die Fortsetzung von Jul. Ficker's Neuen Beiträgen zur Urkundenlehre. Vorzüglich wird hier die Ungenauigkeit und Fehlerhaftigkeit der Zeugenverhältnisse behandelt und dabei gewarnt vor voreiligen Schlüssen auf Unechtheit oder auf Ab- sichtlichkeit gewisser Bezeichnungen. Speciell wird angeknüpft an die Angriffe auf die Echtheit der Privilegienbestätigung für AVorms (Forsch. XIX, 356), und deren Berechtigung in Abrede gestellt.

Th. Sickel bespricht in den j\Iitth. des Wiener Instituts, II, S. 310 330, ausführlich die erschienene erste Lieferung der 'Kaiserurkunden in Abbildungen' nebst den 2 zu- nächst zu erwartenden, und verbreitet sich über den Plan und

Nachrichten. 239

Zweck des Unternehmens, sowie über die Grundsätze, nach welchen die Urkunden ausgewählt sind. Dieser Artikel ist auch in besonderem Abdruck erschienen. Eine eingehende Besprechung der 1. Lieferung von K. Menzel bringt die Hist. Zeitschr. XLVI, 129 134. Jetzt ist auch die zweite Lieferung erschienen, welche wieder 29 Tafeln in schönster Ausführung enthjilt. Sie bringen die erste Hälfte der Urkun- den aus der Zeit der Salier, ausgewählt und erläutert von H. Bresslau.

In den Memoires de la Societe des sciences morales, des lettres et des arts de Seine et Oise, Bd. 12, ist eine Urkunde Karlmanns von 769 in Heliogravüre facsimiliert (Mitth. d. Wiener Instituts II, 462). Wir tragen hier nach, dass in der Archiv. Zeitschr. von Löher, Bd. I, Riezler eine echte Ur- kunde Karl III. in berichtigtem Abdruck mittheilt, und eine Arnulfs, die dadurch merkwürdig ist, dass auf einem echten Originale später, wohl erst im 12. Jahrb., ein ganz falscher Inhalt geschrieben ist.

In den Mitth. des Wiener Instituts sollen nach und nach aus den Sammlungen desselben und der Mon. Germ, ungedruckte Urkunden veröffentlicht werden; im 2. Bd., Heft 3, S. 445 454, theilt A. V. Jaksch 2 Urkunden Ludwigs d. Fr. aus Arezzo mit, und aus einem Rotidus in Novara 17 Regesten, worunter viele Urkunden Berengars I.

E. Mühlbacher untersucht ebenda, S. 296 302, die urkundlichen Datierungen, welche sich auf die Geschichte des Königs Bernhard von Italien beziehen.

Ebenda, S. 265— 280, behandelt Th. Si ekel im Anschluss an seine Ausgabe anomale Datierungsformeln in den Diplomen Otto's I. von 940 961, welche er hauptsächlich durch die Verwendung ungeschulter Schreiber unter Brun und Ludolf erklärt.

Cesare Paoli veröffentlicht daselbst, S. 295, aus dem k. Staatsarchiv zu Florenz, die Urkunden, mittelst welcher am 5. Sept. 1310 Erzb. Heinrich von Köln dem Abt Heinrich von Villers die Stellvertretung in der ital. Kanzlei übertrug; vergl. Reg. Heinr. VII. 305.

Die Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft zur Erfor- schung vaterl. Sprache u. Alterthümer in Leipzig, Bd. VII, (Leipz. 1881) enthalten S. 113 151 die Fortsetzung des im 1. Hefte (1856) enthaltenen Verzeichnisses der im Besitz der

240 Nachrichten.

Gesellschaft befindlichen Original - Urkunden , von Bruno Stübel. Von KU. ist darin nur eine (S. 121) von Karl IV, 4. Nov. 1347 Nürnberg, primae preces an das Augsburger Nonnenkloster zu St. Katharinen.

Des 3. Bandes erste Abtheilung der Quellen zur Schweizer Geschichte (Basel 1881), die jetzt erschienen (vgl NA. VI, 451) enthält die älteren Urkunden von Allerheiligen in Schaff- hausen ( 1167), einen ^Güterbeschrieb, von c. 1150, und ge- schichtliche Aufzeichnungen über das Kloster (darunter auch der früher von Boos herausgegebene Katalog der Klosterbiblio- thek aus dem Ende d. 11. Jahrb., NA. III, 424), herausgegeben und erläutert von Baumann in Donaueschingen.

Von Karl Rubel bearbeitet ist die erste Hälfte des ersten Bandes des Dortmunder Urkundenbuches (899 1340) erschienen, welches u. a. eine neue Urkunde des Königs Wil- helm von Holland vom 17. März 1254 enthält.

Von V. Heinemann's Anhaltischem Urkunden- buch ist der 5. Theil, der das Werk bis 1400 zum Abschluss bringt und zugleich Nachträge zu den früheren Bänden liefert^ > erschienen. Zu erwarten steht ein Register zu dieser überaus reichen und wichtigen Sammlung.

Das in musterhafter Weise von M. Perlbach bearbeitete Pommerellische Urkundenbuch (1. Abth. 1140—1283) enthält von KU. nur den Wiederabdruck von Reg. Rud. 244, i päpstliche in grosser Anzahl, worunter auch bisher ungedruckte. Auch vom Pommerschen Urkundenbuch ist die erste Abtheilung des 2. Bandes (1254 1278) erschienen, bearbeitet vom Archivar Dr. R. Prümers.

Der achte Band des Codex diplomaticus Silesiae enthält die Urkunden des Klosters Kamenz, herausgegeben von Dr. Pfotenhauer.

VonE, Friedl an der's Ost friesischem Urkundenbuch erschien die 5. Lieferung des IL Bandes mit Nachträgen und 2 Anhängen aus den Heberegistern des Klosters Werden und den Traditionen von Fulda, soweit sie sich auf Friesland beziehen.

Eine scharfe, aber wohl berechtigte Kritik des von dem Verein für Berlinische Geschichte in den letzten Jahren her- ausgegebenen Berlinischen Urkundenbuchs giebt Sello in der Z. f. Preuss. Gesch. 1881, H. 5 und 6, S. 248 ff.

Nachrichten. 241

Von dem Lübecker Urkunden buch ist der 6. Theil (— 1426) mit der 11. Lieferung zum Abschluss gebracht.

Von den H a n s e - R e c e s s e n ist der 5. Band der ersten Reihe, bearbeitet von K. Koppmann (1401 1410), der dritte der zweiten, bearbeitet von G. Frhr. v. d. Ropp (1443—1451), und der erste der dritten, bearbeitet von D. Schäfer (1477 1485) erschienen.

H. Ermisch hat seine in Bd. 1 u. 2 des N, Archivs f. Sachs. Gesch. enthaltenen Aufsätze als ^Studien zur Geschichte der Sächsisch -Böhmischen Beziehungen in den Jahren 1464 bis 1471' (Dresd. 1881), herausgegeben mit einigen Aenderungen und einer Beigabe interessanter Acteustücke aus dem Hauptstaatsarchiv.

Nach einer Mittheilung des Principe Colonna Stigliano an Prof, Mommsen befindet sich eine Sammlung von c. 1000 Pergamenturkunden, beginnend in der Zeit des Herzogthumes Neapel und die Normannische, Staufische und Anjousche Periode umfassend, in Privatbesitz: der Eigenthümer sei bereit, sie an ein Archiv oder eine öffentliche Bibliothek zu überlassen. ( ewiss ist es dringend zu wünschen, dass sie Italien erhalten bleiben und hier dem öffentlichen Gebrauch zugänglich gemacht werden.

Von der neuen, stark vermehrten Ausgabe von Jaffe's Regesta Pontificum Romanorum ist die erste Lieferung db Bogen) ausgegeben, welche bis 548 reicht, bearbeitet von F. Kaltenbrunner. Abweichend von der ersten Ausgabe sind die unechten und verdächtigen Stücke nicht getrennt; die alten Nummern sind in Klammern angegeben, und eine Con- cordanz sowie ein Register der Anfänge werden später das Auffinden erleichtern. Eine Anzeige von Duchesne steht Bulle- tin critique 1881, Nr. 6.

Ueber die von Prof. Schum aufgefundenen und dem Zerbster Archiv zugewiesenen Papsturkunden, die derselbe NA. III, S. 203. VI, S. 612 näher besprochen hat, berichtet auch ein Aufsatz vom Archivar Kindscher in den Mitthei- lungen des Ver. f. Anhalt. Gesch. III, 1, S. 82.

'Einige bisher unbekannte Papstbullen des 12. und 13. Jahr- hunderts zur Geschichte des Prämonstratenserordens' theilt im 5. Bande der Archivalischen Zeitschrift (S. 149 ff.) der inzwischen verstorbene R. Wilmans aus dem Cappenberger Archiv mit. Es mag bei der Gelegenheit daran erinnert werden, dass der-

Neues Archiv etc. VII. \Q

242 Nachrichten.

selbe früher (III, S. 31) auf eine Abschrift der Regesten Papst Honorius III. in der Plettenbergschen Bibliothek in Nord- kirchen aufmerksam machte (Nach Arch. VI, S. ob freilich nxu- Excerpta. Eine nähere Auskunft wäre erwünscht).

In demselben Band der Archivalischen Zeitschrift, S. 236 272 beginnt v. Loh er mit der Veröffentlichung von Aus- zügen aus den Vaticanischen Regesten zur Geschichte Ludwig d. B. Jeder wird den Wunsch des Herausgebers theilen, dass die jetzt günstige Gelegenheit benutzt werde, diese Stücke abschreiben zu lassen, um demnächst eine Sammlung der Acta Ludovici veranstalten zu können.

In Dove's und Friedberg's Zeitschr. f. Kirchenrecht, XVI, 147 154, veröffentlicht und erläutert E. Bernheim einen Bericht über das Concil zu Pisa 1135 aus einer Wiener Handschrift.

In den Forschungen z. D. Gesch. XXI, 383 400 sucht H. Hahn einige Briefe der Bonifa zischen Sammlung nach stilistischen Kennzeichen zu bestimmen, und vorzüglich für das Leben desLullus neue Thatsachen daraus zu gewinnen.

In einer Leipziger Dissertation o. J. von Armin Göpfert: ^Lullus, der Nachfolger des Bonifatius im Mainzer Erzbis- thum', werden u. a. einige chronologische Fragen in Betreff der Briefsammlung besprochen. In der S. 32 aus Liudgers V. Greg, angeführten Stelle ist der übliche Lesefehler 'idem' statt 'id est' nicht erkannt.

S. Löwenfeld hat in der Pariser Bibliothek in der Col- lection Baluze, vol. LXIX, auf zwei Pergamentblättern, die zum Einband gedient hatten, in Schrift des 9. oder 10. Jahrh. einen Brief von Alcuin entdeckt, der gegen die Lehre des B. Felix von Urgel gerichtet ist und sich den Briefen von April bis Juni 798 anreiht. Fast ohne Zweifel ist er an Theodulf ge- richtet. Mit einigen Lücken, die aber durch scharfsinnige Ver- muthung ergänzt sind, ist er abgedruckt in der Bibl. de l'Ecole des chartes, t. XLII, 1881.

Im 62. Jahrgang der Tübinger Theologischen Quartalschrift (1880, S. 222— 24G) giebt M. Sdralek unter dem Titel: 'Die Briefe des Papstes Nicolaus L' eine eingehende Besprechung der aus dem Nachlasse Constant's luid seiner Fortsetzer in den Analectis Juris Pontificii Ser. 10, Tom. 5, Partie 2 (1869, col. 47 176) veröffentlichten Nachrichten über die handschriftliche Grundlage und Chronologie der Nicolausbriefe. Da Jaffe's

Naclirichteu. 243

Regesta von den Herausgebern in den Analectis gänzlich bei Seite gelassen sind, so ist die Bedeutung der chronologischen Untersuchung damit von vornherein beschränkt. Zwei unedierte Briefe geben die Analecta: an den Erzbischof Tado von Mai- landj von Sdralek Aviederholt S. 244, und ein Fragment an Kaiser Ludwig (col. 174 u. IGD), beide aus dem leider nicht näher beschriebenen Codex Josaphateus. Es ist dies, wie wir hinzufügen können, eine Collectio triuni partium und beide Briefe stehen auch im Codex Berol. lat. fol. 107, saec. XII, fol. 84 u. 85. Migne's Ausgabe der Nicolausbriefe (Patrologia latina CXIX), die nur einen Abdruck von Mansi gewährt, benutzte zu einem populär gehaltenen Essai im Journal des Savants 1880 M. F. Rocquain, der auch einige Bemerkungen über die Kanzlei giebt. In einer Monographie 'Hincmars von Rheims kanonistisches Gutachten über die Ehescheidung des Königs Lothar IL (Freiburg i. B. 1881)' kommt Sdralek zu der Ansicht, dass die Schrift de divortio ein Werk sei, dem die vorzüglichsten Eigenschaften eines Rechtsgutachtens, Präcision und Klarheit, ebenso wie jede rationelle Anordnung des Inhalts fehle. P. E.

In den Forsch, z. D. Gesch. XXI, 407—413, untersucht Karl Beyer die Datierung einiger Briefe im Registrum Gregorii VII, und im Codex Udalrici.

In einer Strassburger Dissertation: 'Bischof Johann I. von Strassburg genannt von Dürkheim' von Nik. Rosen- kränzer (Trier 1861) ist auch das einst von Chmel beschrie- bene und theilweise herausgegebene Formelbuch, Cod. Vindob. 410, benutzt und S. 101 116 besprochen, nebst Mittheilung ungedruckter Stücke. Die fast imveränderte Form des Mate- rials ist vollständig erwiesen. Es sind 3 Schreiben Heinrichs VII. darunter, und unter den vorher gegebenen Urkunden solche von Albrecht und von Friedrich dem Schönen.

Das Gedicht Sigeberts zum Lobe von Metz (in der Vita Theoderici SS. IV, S. 477) ist ins Französische übersetzt und mit längerer Einleitung imd Noten herausgegeben von De Bouteiller als erster Theil einer ^Petite bibliotheque

messine' (Paris 1881).

In den 'Archives de l'Orient latin' I, 551—561 sind die in der Gymnas. Bibl. zu Kölu erhaltenen Fragmente des Soly- marius abgedruckt, und in den Vorbemerkungen von W. Watten bach, den A. Pannenborg mit seiner reichen Sachkenntnis unterstützte, nachgewiesen, dass die Identität des

16*

244 Nachrichten.

Dichters mit dem Vf. des Ligurinus zweifellos ist. Sep. - Ab- drücke davon können auf Verlangen mitgetheilt werden.

Ueber Schriften von A. V. Sembera in Böhmischer Sprache gegen die Echtheit der Grün berger und Königs- liofer Handschrift berichten die Mittheilungen des Wiener Instituts I, 160. II; 306. Als Verfasser der Gedichte in der letzteren werden Swoboda und Hanka angenommen.

Das Osterprogramm 1881 des Domgymn. in Halb erstadt enthalt von dem Dii-ector Dr. G. Schmidt den Schluss des Handschrifteuverzeichnisses (s. NA. III, 656). Mit Beziehung auf Arch. VIII, 657 659 finde ich daraus nur zu bemerken, dass S. 6. 8. 9. 12. 15. nekrologische Notizen aus den Hss. 127. 135. 136. 153. 164. mitgetheilt sind. Ferner, dass zwei rescribierte Blätter unter einem Kräuterbuch in Uncialschriffc Fragmente des Cod. Theo dos. mit Glossen in Cursive, saec. VI. nach W. Schum enthalten (S. 23), und 4 Blätter aus einer Hs. saec. XIH. der Brife des Ivo vorhanden sind (S. 28).

Das ^Verzeichnis der alten Handschriften und Drucke in der Domherren-Bibliothek zu Zeitz' von FedorBech (Berlin, Weidm. 1881) berichtet von einer fast ganz unbekannt gebliebenen Sammlung. Für unsere Zwecke finde ich nur zu erwähnen :

S. 4. n. XII. Sermones concilii C onstanciensis. Als Einleitung eine 'Epistola seu tractatulus de tribus de papatu contendentibus et specialiter de fuga lohannis olim papae'. Danach als erste Rede die von Joh. Zacharias de Erfordia a. 1415. Die Hs. gehörte früher dem Collegium b. Virginis in Leipzig.

S. 12. n. LI. f. 112 118 'Processus papae contra doctorera Georgiura Heinburg', und 'Appellacio doctoris Gregorii de Ileynburg contra processum papae a. 1460'.

S. 15. n. LIV. f. 354 'Litera summi pontificis ad regem Ungariae (a. 1465, Kai. Aug.) et responsio regis sedi apostolicae'.

S. 23. n. LXXVI. f. 57 94 'Orationes et epistolac vario- rum', namentlich von Aeneas Silvius; von dems. auch f. 162 u. 231. f. 108 ein Brief von Udalricus Gossenbrot, hieraus von mir im Anz. d. Germ. Mus. XXVI, 198 abgedruckt (vgl. NA. VI, 376).

Im 2. Bande der 'Archivalischen Zeitschrift' von Löher findet sich die erste ausführliche Nachricht über die viel be- sprochenen Sammlungen aus dem Nachlasse Hab eis auf

Nachrichten. 245

Schloss Miltenberg von Götze. So reich das meist aus dem Nachlass Bodmanns stammende Material auch ist, doch entspricht es kaum den gehegten Erwartungen. Als Chroniken aus dem ]\Iittelalter sind nur anzuführen eine von TJiüringen, Hessen, Henneberg und Anhalt 1480; die Reimchronik über die Kölner Unruhen 1481/82, gedruckt Städte -Chroniken Cöln III, 946 ; zu bemerken noch : Collectanea ad vitam, res gestas, mortem, cultum et reliqua Willigisi archiep. Mogunt. ; von den Urkunden im Original gehören die ältesten seit 1178 der Stadt Hagenau an, die, bisher vergebens, den Versuch gemacht hat, diese und andere die Stadt betreffenden Stücke, z. B. ein Stadtbuch s. XIV. XV. wiederzuerlangen.

In den Beilagen zu der Akademischen Festschrift: 'Die Pflege der Geschichte durch die AVittelsbacher' (München 1881) S. 38 59 verötfentlicht L. Rockinger einen Auszug aus dem Handschriftenverzeichnis der Palati na von dem Pfälzer Biblio- thekar Maillot, der in den Jahren 1767 68 in Rom verweilte. Das Meiste findet sich jetzt genauer in dem Katalog Beth- manns, Archiv XH.

In den Hist. politischen Blättern LXXXVII, 6, S. 424 steht unter der Ueberschrift 'La biblioteca Vittorio Emanuele' ein Auszug aus dem amtlichen Bericht einer Commission, die zur Untersuchung zahlreicher Misbräuche niedergesetzt war. In dem gegebenen Nachweis von Verzettelung von Büchern aus den hier vereinigten Klosterbibliotheken; mag daran er- innert werden, dass Handschriften derselben schon im J. 1876 fehlten, die nicht abgeliefert waren, und dass seitdem in Rom mehrflxch solche unter der Hand käuflich gewesen sind. G. AV.

Von dem VI, 651 erwähnten Hist. geogr. Wörterbuch von tl. Oesterley ist die dritte Lieferung (bis Gunzenlech) erschie- nen. Mir kam es kürzlich in erwünschter Weise zu Statten, indem ich die auf der hiesigen Bibliothek verwahrten Wachs- tafeln, welche traditionell dem Stadtrath zu Hannover zuge- schrieben werden, mit Hülfe einiger Ortsnamen dem Rathe zu Brandenburg überweisen konnte.

Herr Prof. Schäfer in Jena theilt uns Folgendes über ein von Prof. Klopflei seh in Jena bereitetes Reagens mit. 'Man stellt eine concentrierte (gesättigte) Lösung von doppelt- chromsauerem Kali her und zieht das zu behandelnde Schrift- stück durch die Lösung, resp. streicht die Flüssigkeit mit einem Pinsel auf. Unmittelbar nachher wäscht man die Lösung mit klarem Wasser, am besten fliessendem (unter dem Hahn einer Wasserleitung) ab und trocknet das betreffende Stück.

246 Nachrichten.

Das Reagens wirkt unfehlbar, sobald die Tinte eisenhaltig Avar, was ja bei mittelalterliehen Tinten wohl fast durchweg der Fall. Das Mittel hat den Vortheil, dass jedes AngegrifFenwer- den des Schreibstoffs ausgeschlossen ist, dass die Schrift dau- ernd lesbar bleibt und dass es nicht den unangenehmen Geruch des Schwefelammoniums hat. Ganz vorzüglich eignet es sich zur Fixieruncc moderner Urkundenschrift'.

XII.

Die Chronicae

des sogenaniiteii Fredeg'ar.

Von

Dr. Br. Krusch.

Neues Archiv etc. Yll. 17

I. Die Handschriften.

JDas grosse historische Sammelwerk des 7. Jahrhunderts, ■welches um 1600 von den Gelehrten auf den Namen 'Fredegar' getauft worden ist, hat in ungefähr 100 Jahren nach seinem Entstehen die mannigfaltigsten Umänderungen erfahren müssen. Was dem Geschmack eines verhältnismässig gebikleteren Zeit- alters nicht mehr zusagte, Hess man weg und schob interessantere Schriften dafür ein; man setzte die Geschichte fort und ver- band endlich mit Fortlassung alles Entlehnten die selbständige Erzählung Fredegar's und seiner Fortsetzungen mit dem un- gleich höher stehenden Geschichtswerke seines grossen Vor- gängers. Um das Jahr 900 waren alle diese Umgestaltungen schon vollzogen ; wir haben aus dieser Zeit Handschriften aller Kategorien des umgearbeiteten Fredegar, während leider von dem echten Werke nur ein Codex auf uns gekommen ist, allerdings ein Codex, der alle anderen soweit übertrifft, dass wir lieber diese als jenen vermissen möchten. Jene Üncial- handschrift, die vielleicht noch dem Jahrhundert der Abfassung angehört und von der sich a,usser in Metz keinerlei Benutzung das ganze Mittelalter hindurch nachweisen lässt, ist zuerst von Ruinart in ihrem vollem Werthe gewürdigt worden, während Duchesne, ihr erster Benutzer, sie mehr gelobt als verwerthet hati).

Die sehr zahlreichen Handschriften des Fredegar lassen sich ihrem Inhalte nach in fünf Klassen theilen, welche sich scharf von einander abgrenzen. Ich gebe im Folgenden eine Inhaltsübersicht der verschiedenen Klassen, ohne dabei auf willkürliche Aenderungen oder zufällige Defecte einzelner Hand- schriften Rücksicht zu nehmen.

1) Den Codex Claromontanus giebt jetzt Monod heraus. Vgl. 'N. Ärch.' VI, S. 459.

17*

250

Die Chronicae des sog Fredegar.

I.

II. III.

IV. V.

1. Liber Gene- rationis.

1. Liber Gene- rationis.

1. Liber Gene- rationis bis cap. 23 3).

1. Hilarianus, De cursu temporum.

2. Hieronymus u. Idacius.

2. Hieronymus u. Idacius.

2. Hieronymus u. Idacius.

2, Hieronymus u.

Idacius (mit HistoriaDaretis).

3. Gregor').

3. Hilarianus,

De cursu tempo-

rum•4^

3. Gregor'),

3. Gregori).

•i. Gregor 1).

1. GregorüHisto-

ria Francorum

bis X, 28.

4. Chronik bis cap. 90.

4. Clironik bis cap. 9 med.

5. Chronik bis cap. 90.

4. Chronik bis cap. 90 und

Fortsetzungen bis zum Schluss.

2. Chronik bis cap 90 und Fort- setzungen bis cap. 110 als 'Liber X'.

IsidorC?)--!).

In der folgenden Arbeit werden zunächst die einzelnen Hss, jeder Klasse beschrieben mid dann ihr Werth und ihre Verwand Schaft innerhalb der Klasse festgestellt. Erst am Schlüsse wird über das Verhältnis der einzelnen Klassen zu einander und besonders über die Beziehungen, welche zwischen dem Claromontanus und den übrigen Hss. obwalten, gehandelt werden.

Die Codice.s I.

1) Die Pergament -Handschrift der Pariser National- bibliothek fonds latin Nr. 10910, früher Suppl. latin 695"'% in 4" saec.VII VHI. (s. unten p. 255), welche inUncialen geschrieben ist^), stammt aus der Bibliothek Sirmond's "5), die nach dessen Tode dem Collegium Claromontanum Soc. Jesu einverleibt wurde. Vor dem Verkaufe dieser Bibliothek kam sie an M. de Lauragais, der sie dem Könige schenkte. Durch letzteren Avurde sie der

1) Dies ist selbstverstlincllich die sog. Historia epit. 2) Ich zweifele, ob der Isidor zu der Sammlung' Fredegar's zu rechnen ist, und nicht vielmehr ein Abschreiber durch eine bezügliche Aenderung der Ueberschrift und Hinzufügung des Namens zu den im Prolog angeführten Quellen- schriftstellern ihn derselben einverleibt hat. Doch darüber an anderer Stelle. 3) Soweit geht auch nur die Ausgabe des Canisius, die aus

einer von diesen Hss. geflossen ist. 4) Der Codex der Universitäts-

bibliothek in Madrid Nr. 134 enthält f. 29' 'Incipit ratio temporum. Quantocumque tempore'. Dies ist der Anfang des Hilarianus, und wohl die einzige Hs., in welcher er nicht mit dem Fredegar verbunden ist. Vergl. 'N. Arch.' VI, p. 325. 5) Ein Facsimile giebt der Graf Bastard, Peintures des Manuscrits depuis le huitieme siecle jusqu'ä, la fin du sei- zieme. Livr. VIII; Introd. No. 1, Taf. 8. 6) V. Duchesne, Hist. Franc, scriptores coaetanei. I. Index.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 251

kgl. Bibliothek in Paris überwiesen; cf. Hist. de rAcad. Paris 1774. p. 119-127, Archiv VIII, p. 13 n. 1. Ihr Inhalt ist folgender. Die erste Seite enthalt nur eine, wie es scheint, später eingetragene Zeichnung ; auf der 2. u. 3. Seite querdurchlaufend steht von einer Hand des 9. Jahrb. : 'Breviarium scarpsum ex chronica Eusebii, Hieronimi aliorumque auctorum a quodam Adatio'. Dagegen giebt die alte Hand auf der 2. Seite ohne jede Ueber- schrift ein Inhaltsverzeichnis über 26 Capitel. Es beginnt: 'I. De inicium mundi quod homo primus Adam condetus est' und reicht bis ^XXVI. Post haec scarpsum ab Adam usque Noe, a Noae usque Abraham, deinde iudecum, posthaec regum Israhel et Aegyptium et inperatori Romanorum usque a Era- glium'. Auf f. 1 1) beginnt die Schrift des Hippolyt mit den Worten 'LIBER GENERATIONIS ab Adam usque ad ordi- nem quae contenetur in huius volumine libri'. Das Fol- gende ist in der That ein zweiter Index und, wie man auf den ersten Blick sieht, der alte Hippolytische. Er schliesst mit 'Nomena emperatorum Romae et quis quodannis prae- fuit'. Die Reihenfolge der Capitel deckt sich nicht mit der im Texte beobachteten; selbstverständlich fehlen auch hier die erst von Fredegar dem Liber Generat. angehängten Abschnitte. Hieran schliesst sich die Vorrede des Hippolyt ^Quoniam quidem oportit', welche f. 2' mit ^iuxta ordinem de Genesi sermonem facimus. EXPLICIT PRAEFATIO' schliesst. Der Text beginnt 'INCIPIT NARRATIO PRAEFATIONIS FILI SEM'. Die Schrift des Hippolyt endet f. 20 mit 'Alexander ann. XIII, dies Villi', worauf noch vier Abschnitte folgen. 'Regnum Hebreorum' f. 20' 'Cyrus ann. I'. 'INCIPIT SUPPUTATIO EUSEBII HIERONIMP f. 21 'usque in tempore isto invenies veritatem'. 'INCIPIT NOT. DE EPI- SCOPIS SANCTAE ECL. ROMANAE QUI CUI SUC- CESSIT VEL QUANTO TEMPORE FUIT' f. 23 'Theu-

derus ', dessen Sedeszeit der alte Schreiber noch nicht

ausgefüllt hat. Erst zu Karls d. Gr. Zeit schrieb Jemand 'ann. 6, m. 1, dies 18' auf den freigelassenen Raum und setzte den Katalog bis 'Hadrianus an. 16' fort. Auf f. 23' folgt eine eigenthümliche Zeichnung, in der Monod den Eusebius und Hieronymus sieht, mit der Unterschrift 'KP6^NNK6iiPVW V7VATIFAIKHV9 HDIDHPUNA HCTMPIAW' und von an- derer Hand 'cronicorum multiplicera ediderunt istoriam'. f. 24 steht endlich der letzte Abschnitt dieses Buches 'In Christi noin lib chronecorum', der f. 28 'Fiunt ab Adam usque Aeraglio imper regnante annorum 31 omnes anni 5649' (DC von spä- terer Hand auf Rasur).

Mit 'Incpt capetolares cronece Gyronimi scarpsum' beginnt

1) Die beiden ersten Seiten sind bei der Paginierung nicht mit ein- gerechnet.

252 Die Chronicae des sog. Fredegar.

das Kapitelverzeiclmis zu den Auszügen aus den Chroniken des Hieronymus und Idacius. f. 2^' 'XLVIIII. De suppo- tationem ann. ab Adam usque ad obam (siel) Valentis' endigt der Index zum Hieronymus, an den sich mit cap. 'L. De empe- rium (f. 30) Theudosiae, Arcadiae, Onoriae, item Teudosiae' unmittelbar der Idacius anschhesst. Das Verzeichnis geht bis 'LXII. De lustiniano emperatorem et Bellissarium patr'. Auf f. 30' beginnt der Hieronymus 'I. Regnum Assiriorum. Primus rex Ninus' und endigt, nachdem f. 38' ohne Unter- bx'echung des Zusammenhanges leer gelassen ist, f. 59' 'ad ple- num reperire non potest', worauf f. GO ohne Ueberschrift die Vorrede des Idacius 'Adacius servvts domini nostri lesu Christi' 'praefationis indicio' folgt. Hieran schllesst sich die Chronik 'Romanorum XXXVIIII. Theudosius' f. 68' 'auturani fruc- tuumque mutatione defundetur'. Mit 'Temporibus imperatores Honoriae' beginnt sodann eine Fortsetzung des Idacius, die von dem ursprünglichen Werke durch nichts getrennt wird. F. 75' nimmt eine Federzeichnung ein, die, wie Monod vermuthet, die heilige Helena darstellt. Auf f. 76' liest man nach den AVorten 'Theudericus vinctus tragetur Sicilia in olloam ignis' ein 'Explicit'; nichtsdestoweniger folgen noch mehrere Ab- schnitte. Erst auf f. 83 'ab Ucceleno victus nomen vitamque admisit' schliessen die vereinigten Chroniken des Hieronymus und Idacius nebst den Anhängen.

Unter der Ueberschrift 'PRAEFACIO GREGORII' folgt die Vorrede Gregors f. 83' 'ab ipso mundi principium libri primi poneretur inicium'. Die nächste Seite, ist leer. Erst f. 84' fährt der Codex fort mit der Ueberschrift zu dem Kapitel- verzeichnis 'Incipit capetolares libri quarti quod est scarpsum de cronica Gregorii episcopi Toronaci. In Christi nomine iiat'. Der Index umfasst 93 Nummern (zwischen f. 85 und 86 fehlt ein Blatt mit den Kapiteln 51 67) und schliesst f. 86' 'LXLIII. De Chilperico, quod filiam suam in Spania cum tinsauris derexit et in continuo Cala villa mortuus est'. Später schrieb Jemand in merovingischer Cursive Einiges hinzu: 'Priamus rex Fran- corum Meroeus .... teci asserunt' u. s. w. Der Text fängt f. 87 mit einem neuen Quaternio ohne Initiale und, wie es scheint, mitten im Zusammenhange mit den Worten an: 'cum- que Wandali'. Doch ist die vorhergehende Lage XI bis auf das fehlende Blatt des Registers vollständig, und die nächste Lage ist von der alten Hand mit XII bezeichnet. Dass nichts fehlt, wird auch durch das Register bewiesen, welches sich nur auf das Vorhandene erstreckt.

F. 121 nach den Schlussworten des Gregor: 'crudelissimam vitam digna morte finivit' liest man 'IKCPT PROLOGUS CUIUSDABI SAPIEXTIS', obwohl kein Prolog darauf folgt, sondern f. 121' 'INCIPIT CAPETOLARIS CRONECE LIBRI

Die Chronicae des sog. Fredegar. 253

QUARTI IN CHRISTI NOM'. das Register zu der selbständi- gen Chronik Fredegars, welches 90 Nummern umfasst und f. 124 'LXXXX. De Villebadi interitum et Flaoehadi obetum' endigt. Hieran schliesst sich auf f. 124' mit 'Cum aliquid unius verbi proprietate' der Prolog bis f. 125' 'vitam finisse scripsit. Ex- plicit prologus'. Die Chronik beginnt hierauf mit den Worten : 'In nom. domini nostri lesu Christi incipit chronica sexta' und reicht bis f. 170 'eos uterque interire fecissit'.

Den Schluss des Codex bildet die Chronik des Isidor 'IN NOMINE SANCTAE TRINITATIS INCIPIT LIBER III. KPc^iNNKMPMM 8ANCTI ESIDORI EPISCOPF, welche hier f. 184 'Explicit liber breviarium temporum a sancto Hysi- doro collectum iuxta historiae fidem. Ab inicio mundi usque quadragensemo anno Chlothacharii regis ann'. schliesst.

Auf dem Rest der Seite steht von sehr alter Hand die folgende Clausel >) :

4* InUENIT LUCERIOS PRESBETER MONACOS DOM | * TUM A..2) PER ISTA CRONECA ET PER ALIA

CR0NE3) I SU .*) QUOD SEPTOAGENTA ET^j QUAT-

TUOR ANN«) I U . AUID') QUOD SEXTUS

MILIARIOS «) I . . . . ESSE 9) EXPLITOS CONPOTAUIT IPSOS'o) . . I AN . S X") IN INDICCrONEEXSIENTE TE . . . .12) I . O QUARTO DAGOBERTO RIGNANTEis^. Es ist dies eine jener Computationen, durch welche die Zahl der noch an dem vollen Jahrtausend fehlenden Jahre er- mittelt werden soll, wie sie in älterer Zeit öfter angestellt wurden, um das nahende Weltende zu ermitteln. Da der Text durch Anwendung einer blaufärbenden Tinctur sehr gelitten hat, auch durch die Verletzung des Randes die Zeilenschlüsse fehlen, so ist die Feststellung des Jahres, in welchem diese Berechnung von dem Presbyter Lucerios verfasst worden ist, und der Methode, welche der Computist befolgt hat, nicht ganz leicht.

Von den drei Dagoberts, die über das Frankenreich regiert

1) Vergl. Euinart, Praef. §. 143. Für die Monumenta haben Waitz (1840), Pertz und Heller die Unterschrift verglichen und abgeschrieben. Ich benutze ausserdem noch Monod's Text. 2) 4 Punkte Ruinart, 3 Punkte

Monod, 'et' ergänzt Pertz, 'a(ut)' Waitz, ohne Lücke Heller. 3) 'cron'

Heller, 'croneca quod'- Kuinart. 4) 'su(b)' Waitz, 's . . .' Monod,

'(eca)' Heller, vielleicht 'sua'? 5) 'et q.' fehlt Ruinart. 6) 'an'

Monod, 'anni' Ruinart, Heller. 7) '(us) avid' Heller, 'ut avid' Monod,

'sub quid quod' Waitz, 'sunt sus quod' Ruinart. 8) '(d)'

schiebt W^aitz ein. 9) 'd esse" Ruinart, 'd . . it esse' Waitz.

10) 'ipse' Monod, 'ann' fügt Waitz hinzu. 11) 'AN^S X in ind,' Heller,

'a sesto in ind.' Waitz, '. . o . . . in ind.' Monod, 'annos in upen

in' Ruinart. 12) 'tertia d o' Euinart, 'te(r) no' Waitz,

'ter o' Monod. 13) So Pertz, Monod, 'regnante' Ruinart,

Waitz, Heller.

254 Die Chronicae des sog. Fredegar.

haben, ist gleich von vorn herein der erste auszusehliessen, welcher im J. 638, also schon vor Freclegar, starb. Aber auch den zweiten kann der Urheber der Clausel nicht gemeint haben, da dessen viertes Jahr 676/677 nur eine mit Q beginnende Indiction gehabt haben würde. Dagegen entspricht das 4. Jahr Dagoberts TII. = 714/715 der Indiction 'tertia decima', welche mit dem September 715 abhef. Da nun dieser König im Juli (cf. Breysig, Jahrb. p. 17) oder im August (cf. Breysig p. 19) dieses Jahres starb, Lucerios aber 'indiccione exsiente' schrieb, so ist diese Supputation kurz vor dem Tode des Königs im J. 715 verfasst worden. Auf welche Weise Monod das J. 714 erhalten hat^), vermag ich nicht zu entdecken. Dass unser Resultat das richtige ist 2), beweisen auch die Weltjahre. Wie allen aus dem Merowingischen Reiche stammenden Berech- nungen, ist auch der vorstehenden der Calculus Victorianus zu Grunde zu legen. Victorius zählt bis zum J. 457 5658 Welt- jahre, das Jahr 715 ist folglich das 5916, in dieser Aera. Es würden mithin an dem sechsten Saeculum noch 84 Jahre fehlen. Die erste Zahl, Avelche den Rest andeuten könnte, 'septoagenta et quattuor' entspricht freilich nicht unserem Ansätze. Nun hat aber Heller in der vorletzten Zeile zwischen 'an . s' und 'in' noch eine X entdeckt. Nichts liegt näher als diese beiden Zahlen zu combinieren und die fehlenden Worte folgender- massen zu ergänzen: 'quod sextus miliarios . . . (docit) esse explitos, conpotavit ipsos (ann. LXXIIII et) an(^o)s X'. Dass wirklich die 74 hier einzuschieben sei, zeigt memes Erachtens auch 'ipsos', was sich doch nur auf die vorhergehenden 'septoa- genta et quattuor' beziehen kann. In dieser Weise hatte Lucerios gefunden, dass dem sechsten Miliarios noch 84 Jahre fehlen. Wie ist nun aber das erste Resultat, jene 74 Jahre, unterzubringen? Man muss sich hierbei erinnern, dass der Verfasser seine Berechnungen 'per ista croneca et per alia crone(ca)' angestellt hatte. Wird man das zweite Ergebnis, dass nach 74 -}~ 10 Jahren das Jahrtausend voll sei, natur- gemäss mit der 'alia croneca', einer uns jetzt vermuthlich nicht mehr erhaltenen Quelle, in Verbindung bringen müssen, so ist sicher das erste auf die 'ista croneca' zurückzuführen. Nun geht bekanntlich die Fredegar'sche Chronik bis zum J. 641, Lucerios schrieb also gerade 74 Jahre nach Fredegar. Die betreffende Stelle ist mithin so zu ergänzen : 'quod septoagenta et quattuor ann(i ab ista comp)utavid'. Frei übersetzt Avürde also die Clausel folgendermassen lauten: 'Der Presbyter und Mönch Lucerios hat durch diese Chronik und durch eine andere Chronik Folgendes gefunden: er zählte 74 Jahre von dem Ende

1) Vergl. 'Jahrbuch für Schweizerische Geschichte'. Zürich li Bd, III, p. 141 ff. 2) 715 hat schon Ruinart, Praef. §. 143,

Die Chrouicae des sog. Fredegar. 255

dieser Chronik und berechnete die Vollendung des 6. Jahrtau- send auf 74 -\- 10 Jahre am Ende der 13. Indiction, im 4. Jahre Dagoberts'. Leider wissen wir nicht, wo der Presbyter Lucerios geschrieben hat; doch steckt vielleicht noch im Schlüsse der ersten und dem Anfange der zweiten Zeile ^dom .... tuma' eine bezügliche Andeutung, die sich aber jetzt kaum noch wird enträthseln lassen. Jedenfalls erwartet man nach 'mona- cos' das betreffende Kloster, ganz abgesehen davon, dass an dieser Stelle auch kaum etwas anderes gestanden haben könnte. Wunderbar ist es aber, dass der Schreiber nicht auf die im Claromontanus unmittelbar vorhergehende Chronik des Isidor mit den Worten ^ista croneca' Bezug genommen hat. Sollte man da nicht meinen, dass sich die Formel ursprünglich direct an die Fredegar'sche Chronik anschloss und erst später zwi- schen sie und Fredegar der Isidor eingeschaltet wurde? Waitz hält sie für später hinzugesetzt, aber, wie Heller bemerkt, kann sie auch von dem Schreiber des Claromontanus herrüh- ren. Die Schrift ist Unciale mit merowingischer Cursive ge- mischt, während der Codex in Uncialen geschrieben ist. Dies spricht jedenfalls nicht dagegen. Ist unsere Vermuthung richtig, dann würde der Claromontanus frühestens in das 8. Jahrhundert zu setzen sein, die Clausel aber würde schon in der Vorlage desselben gestanden haben.

Der Text ist sehr alterthümlich, aber doch nicht frei von offenbaren Fehlern, die aus Verlesen, Verhören oder Nach- lässigkeit entstanden sind und nicht dem Texte aufgedrängt werden dürfen. Diese sind mitunter von einer oder mehreren späteren Händen corrigiert, die selbst dem 8. oder 9. Jahrh. anzugehören scheinen, aber doch an sich keine Autorität haben. Nur eine von diesen Händen ist so alt und der ersten so ähn- lich (nur die Tinte ist etwas heller), dass man sie fast für die des Schreibers selbst halten könnte, der später einige offenbare Versehen selbst corrigierte.

Zu dieser Art von Correcturen möchten die folgenden zu rechnen sein, die, wenn sie auch nicht von dem Schreiber selbst herrühren sollten, sicher nach der Vorlage gemacht sind, was aus der Vergleichung mit den Quellen Fredegar's und den übrigen Hss. hervorgeht. So stand Hier. c. 27 ursprüng- lich in 1: 'Niaemias .... de Babillonem venit, Hierusolimis struxit' und erst 'eadem aut coaeva manus', wie Waitz bemerkt, fügte die Worte 'et murus' nach 'venit' ein, die sich sowohl in der vollständigen Chronik des Hieronymus, als auch in den übrigen Fredega'r-Hss. finden. Aehnlich ist auch die Stelle Greg. c. 22 'ut quod aliae gentes passi sunt, non feramus', wozu in der Collation bemerkt ist 'ipse (2) corr. perferamus'. In der That hat Gregor mit den anderen Fredegar -Hss. 'perfera- mus'. Andere Belege, die man hier anführen könnte, sind nicht

256 Die Chronicae des sog. Fredegar.

so bezeichnend, weil ursprünglich in 1 eine offenbare Corruptel stand, die ein Corrector auch wohl ohne Exemplar verbessern konnte. So lag Greg. c. 11 'mihi notam facias vias tuas' die Verbesserung 'viam tuam' in 1 sehr nahe; und wenn nicht Waitz bemerkte, dass die Correctur von erster Hand ist, aus ihrer Uebereinstimmung mit den übrigen Codices möchte ich keinen Schluss ziehen. Die Fälle, in welchen die Correcturen von 1 mit den Lesarten der übrigen Hss. zusammentreffen, sind, wenn wir von den rein grammatischen Aenderungen absehen, sehr spärlich, und man möchte daher auch die Verbesserungen der alten Hand, sei es nun der Schreiber selbst, oder ein an- derer, für wenig zahlreich halten. Ein definitives Resultat wird sich freilich nur durch Untersuchung des Codex selbst an der Hand der übrigen Collationen erlangen lassen. Dass aus der Schrift allein sich in den meisten Fällen nicht con- statieren lässt, ob die Verbesserung von der alten Hand oder von dem Corrector des 8/9. Jahrhunderts herrührt, zeigen die Vergleichungen, in denen leider sehr oft nur 'corr.' oder 'post corr.' notiert werden konnte. Bei weitem die meisten Correc- turen sind freilich der Art, dass auf sie gar keine Rücksicht zu nehmen ist. Dazu gehören alle diejenigen, welche Waitz der 2. Hand zugewiesen hat, und ein Theil von jenen, deren Ui'sprung unbestimmt gelassen ist. Es lassen sicli diese Aen- derungen in zwei Klassen theilen: 1. solche, die aus einem der 2. Handschriftenklasse angehörigen Codex geflossen sind, 2. diejenigen, welche der Schreiber aus seinen Kenntnissen oder aus seiner Phantasie ausführte. Dass bei der Durchsicht des Liber Generat. und des Anfanges des Hieronymus dem einen der Correctoren ein Codex 2 vorgelegen hat, werden die folgenden Stellen zeigen. In der Vorrede zum Liber Gen. 'incipientes a Genesi iuxta verbum offensionem' corrigierte eine spätere Hand in 1 S^erbum' in 'vei-am' und eben jenes 'veram' ist auch in 2 a von späterer Hand über 'verbum' geschrieben. Am Schlüsse von Cap. 7 des Liber Gen, macht Fredegar aus den 'Nasamones, Saei' bei Labbe drei Völker 'Nasamon, Hes, Sei'. Ueber die beiden letzten Namen schrieb der spätere Corrector von 1 'Hersei', und dies ist die Lesart von 2 a. In den Worten des cap. 14 'Sub hoc Celcias sacerdos' ist in 1 'Celcias' in 'Elchias' corrigiert, was wiederum nur 2 a hat. Aeusserst beweisend ist aber die folgende Stelle aus Cap. 3 des Hieronymus: 'Post quem Tola annis XXII'. Dieses Sätz- chen ist in 1 ausradiert und fehlt in 2a; dagegen steht es in der Chronik des Hieronymus und in 3. 4. Aus dieser Stelle geht, wie ich meine, zur Evidenz hervor^ dass einer der Cor- rectoren bei seiner Arbeit einen Codex 2 zu Rathe gezogen hat. Die übrigen Aenderungen sind, wie ich schon andeutete, werthlos und zum Theil aus der Luft gegriffen. So wird Hier.

Die Cbronicae des sog. Fredegar. 257

c. 33 'regnum et sacerdocium ludaei, quod prius per successio- nem enorum tenebatur' von 2. Hand 'enorum' in 'anenorum', einen fingierten Eigennamen, verwandelt. Hieronymus aber schreibt 'minorura', und es ist mithin die Lesart des Claro- montanus in 'menorum' zu ändern, so dass das anlautende m durch das auslautende in 'successionem' verdrängt worden ist. Damit stimmen auch die übrigen Hss. ttberein, von denen 2. 4 'rainorum', 3 mit grösserer Annäherung an 1 'eorum' liest. Greg. c. 81 ist von einem Kriege des Tiberius gegen die Perser die Rede ; am Schluss lieisst es '20 aelevanti exinde adducti sunt'. Hier corrigiert nun die spätere Hand 'ex India', obwohl doch von den Persern gehandelt wird. Bei Gregor steht nur 'ad imperatorem deducti'; 'exinde', welches auch alle übrigen Hss. bieten, ist also Einschiebsel des Fredegar und wird von dem Corrector, der Persien und Indien für identisch hielt, ver- ballhornt. Solche Entstellungen des späteren Correctors lassen sich beinahe auf jeder Seite nachweisen; es wird genügen, ein paar charakteristische Beis^jiele vorgeführt zu haben, aus denen man sich leicht ein Bild von den übrigen Aenderungen machen kann. Die Capitelzahlen sind in den ersten Büchern sehr oft erst von einem der Correctoren, freilich nicht immer ganz richtig, hinzugefügt Avorden; zum Theil fehlen sie wohl auch ganz. Hier müssen die vorangestellten Indices zur Ermittelung der Absätze herangezogen werden, aus denen sich auch mit wenigen Ausnahmen die richtige Eintheilung mit Sicherheit ermitteln lässt. In den beiden letzten Büchern rühren die Zahlen schon von dem Schreiber des Codex her, der sich übri- gens nicht gescheut hat, mitten in einem Satze ein neues Capitel zu beginnen. Sehr früh sind auch die Quaternionen auf den Rändern notiert. Eigenthümlich ist es, dass neben X sieh auch II findet und statt XV und XX nur III und IV steht; also eine Zusammenfassung grösserer Abtheilungen.

Was die Schrift betrifft, so sind schon Abbreviaturen und Interpunktion vorhanden. Für die letztere, die aber beinahe öfter an falscher *) als an richtiger Stelle steht, dient in der Regel der Punkt und das Komma, beide in der halben Höhe der Buchstaben, denen mitunter ein grösserer Anfangsbuchstabe folgt. Selten findet sich 7 am Ende einer Seite oder eines Abschnit- tes, oft eine Zusammenstellung mehrerer Züge ohne bestimmten Charakter. Viele Trennungszeichen sind von den späteren Händen hinzugefügt, besonders Striche, die durch die Zeilen hindurchgehen. Die Schrift ist sonst meist regelmässig fauf der Seite 20 bis 23 Zeilen), doch die Länge der Zeilen ziem- lich ungleich, so dass am Ende oft ein grosser Raum frei bleibt. Da auch die Schrift bald grösser, bald kleiner ist, so wechselt

1) Z, B. Cliron. c. 36: 'Itaque rex ad virum Dei. Lussovium venit'.

258 Die Chronicae des sog. Fredegar.

die Zahl der Buchstaben von 36 48, doch sind in der Regel ungefähr 40 anzunehmen. Hier und da sind Zeilen, ja ganze Seiten leer gelassen. Die Ligaturen N", d/, JE für nt, au, ae kommen öfter vor ; u steht mitunter über dem Worte : obtin erunt. Am Ende der Zeilen finden sich auch cursive Elemente PACjn (pacem), PROSPeRITATIf. Als Abkürzungszeichen trifft man besonders " für m am Ende der Zeile dem Vokal nachgesetzt u .~ = um, 0 für US, besonders in den Pluralendungen auf bus, und q) für que, das auch die Stelle von quae vertritt. Abge- kürzte Worte finden sich besonders folgende: an, anS, com, dns, eci, eps, ihü, xpi, impr, noiii, prbt, regn, scs, mitunter auch sol^ = solum, f^ für fratris, scR = scriptis und vielleicht auch einige andere in einzelnen Fällen, z. B. in den Inhalts- verzeichnissen.

Die Hs. ist zum grössten Theil von Waitz für die Monu- menta verglichen worden; nur das letzte Buch und den Liber Gener. hat Pertz collationiert. Einzelne Stelleu hat Heller revidiert.

r) Der Codex der Metzer Stadtbibliothek Nr. 134 0 (früher D 12), saec.VIH IX in fol., Avelcher nach meiner Zählung 212 Blätter umfasst^), stammt aus dem Arnulfskloster in Metz, wie dies eine Hand saec. XI. auf der letzten Seite bemerkte : 'Liber sancti Arnulfi. Si quis ei abstulerit, maledictus sit ex Patre et Filio et Spiritu sancto. Amen'. Die Hs. enthält Ex- cerpte aus allen möglichen kirchlichen Schriftstellern, offenbar in der Absicht zusammengestellt, um als Lesebuch für die jun- gen Canoniker und ]\Iönche zu dienen. Ein Schreiber saec. XV hat daher mit Recht auf den unteren Rand von f. 211' die Worte gesetzt: 'Liber iste continet summas diversas^) sancto- rum doctorum ad instructionem chanonicorum et monachorum*)', nachdem schon der Schreiber des Codex selbst in grossen Majuskeln, abwechselnd eine Zeile roth und eine blau, auf das- selbe Blatt die Subscription eingetragen liatte: 'EXPLICIT

LIB DE DIVERSIS VOLVMINIBVS DO GRATIAS CON- TVLIMVS VT POTVIMVS VOLVNTARIAE BEXE SI BENE TVI SI ALITER NOSTRI EST MERITI ORA PRO SCRIP- TORIS : SI DM ABLAS ADIVTOREM'. Der Codex ist durch- weg von derselben Hand geschrieben, der besonders die Ge- stalt des r eigenthümlich ist, welches einem c sehr ähnlich sieht. Die Quaternionen sind auf dem unteren Rande des letzten Blat- tes in Buchstaben und Zahlen angegeben. Die erste Lage fehlt: der Codex beginnt daher mitten im Zusammenhange: f. 1 'At illa audiens actös suos egredi'. Ich übergehe den übrigen

1) Vergl. Catalogue general des Mamiscrits des Bibliotlieques publi- ques des De'partements, V, p. 53. 2) Ein Irrthum ist möglich; die Hs.

ist nämlich nicht paginiert. 3) 'diüersas' cod. 4) 'mQochorum' cod.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 259

Inhalt, da er nichts Historisches bietet, und bemerke nur, dass dem Fredegar ein Glossar vorhergeht. Der Schluss desselben, sowie der Anfang des folgenden Excerptes aus Fredegar sind verloren. Letzteres beginnt f. 193 'Hebrei simul cum Jacob in Aegypto' = Hier. c. 2 (ed. Canisius - Basnage >) p. 166, 1.4). Nach f. 203 fehlt ein Blatt; f. 203 schliesst nämlich 'Romr. XIII. Imperavit Antonius cognoraen Pius ann.' (Canis. p. 177, 1. 43), während f. 204 mit Hriumpharet fraude perfecto filio occiditur. Roror. XXIIII. Philippus Imperator' (Canis. p. 178, 1. 38) be- ginnt. Das Excerpt aus dem Hieronymus endigt 'Post quem Gratianus sumpsit Imperium' (Canis. p. 181, 1. 35) im Anfange von cap. 47, es fehlen also die letzten capp. 48 und 49 vollständig. Hierauf folgt unmittelbar unter der Ueberschrift 'DE SERIE ANNORUM SCI HIERONIMI UEL SCI EUSEBII XLVIP das cap. 26 des Liber Generat., welches 'Primo die Dens condidit lucem, secundo firmamentum caeli' beginnt. Diese Seite schliesst mit 'Cainan fuit CXXX annorum'. Die folgenden drei Blätter f. 208. 209. 210 sind verheftet und so umzustellen, dass 210 und 209 vor 208 kommen. Auf f. 210 fährt der Text von f. 207 fort: 'genuit Sala. Omnes anni Cainan sunt'; dieses Blatt ist das erste des letzten Fascikels, welcher 5 Blätter fasst, nämlich 210. 209. 208. 211. 212. Auf f. 209' schliesst_ dieses dem Liber Generat. entnommene cap. init 'Eraclius anh XXI fiunt ab Adam usque ad Eraclio anii VCXLVHI'; den vor- hergehenden Kaiser - Katalog hat eine jüngere Hand mit blasser Tinte durchcorrigiert, auch einige ausgelassene Kaiser einge- schoben. Doch sind diese Correcturen ohne Werth. Auf cap. 26 lässt der Zusammensteller dieser Sammlung die Schluss- computation von cap. 24 des Liber Generat. folgen, welche ohne irgendwelche Hervorhebung mit 'Ab Adam usque diluvio' beginnt und 'usque in tempore isto invenies veritatem' schliesst. Den Schluss des ganzei2_ historischen Breviars bildet endlich die 'NOTITIA DE EPIS ROMANIS XLVIII. Petrus sedit ann XV' 2), wie man sogleich erkennt cap. 25 des Liber Gene- rat. Der Papst -Katalog endet f. 208'») ähnlich wie im Claro-

1) Nach dieser Ausgabe ist Canisius stets citiert. Im Uebrigen habe ich den revidierten Text benutzt und auch die neue Kapiteleintheilung befolgt. 2) Auf den unteren Eand dieses Blattes setzte eine Hand saec. XII. eine Benedictionsformel für eine Salbe gegen Kopfschmerz: 'Ad tineara. Benedic, Domine, hoc unguentum, sicut benedixisti unguentum, quod tibi obtulit Maria, quaudo tuos pedes lavit ex lacrimis oculorura suorum et ungento unxit, et sanctifica istam axungiam ad sanandam tineam huius capitis. Tu, Domine, qui ei dimisisti peccata, quoniara dilexit nmltum, Sana istam infirmitatem et dele per intercessionem sanctorum C'osme et Damiani et da nobis, ut ubicumque (ut vibi bis) tetigerit lioc ungentum, vel ista axungia, non remaneat uUum malum nee uUa infirmitas, careat omnis dolor et omnis languor, Deo adiuvaute, qui vivit cod.) et regnat Pater noster, III'. 3) Auf den oberen Rand dieses Blattes schrieb eine Hand saec. XII; 'Scribere cum penna doceat me sancta Maria'.

260 Die Chronicae des sog. Freclegar.

montanus 'Theodorus sed.', ohne dass die Sedeszeit ausgefüllt ist. Die folgende 'Oratio sancti Gregorii' hat mit dem Fredegar nichts zu thuen.

Die Hs. enthält also von der Fredegar'sehen Sammlung den am Anfang und Ende unvollständigen Hieronymus, dann als Cap. 47 die Gap. 26 und 24 ex. des Liber Generat., und als Cap. 48 das Cap. 25 desselben Buches. Die hohen Capitel- nummern lassen vermuthen, dass am Anfange sehr viel verloren gegangen ist. Der Hieronymus ist hier nicht in Capitel ein- getheilt, er bildete vermuthlich in seiner Gesammtheit das Cap. 46.

Der Codex wurde von mir in Berlin benutzt.

Bethmann vermuthete, dass die Metzer Hs., resp. ihre Vor- fahren, als Quellen des Fredegar anzusehen seien. Doch schon die von Waitz gemachten Excerpte überzeugten mich, dass der Codex nur Auszüge aus dem Fredegar enthalte, eine Ansicht, die später, als der Codex nach Berlin geschickt worden war, bestätigt wurde. So giebt die Hs. statt der Worte : 'in Aebreo- rum libro XL ann. inveniuntur, in septuaginta interpraetatione 20' (Fred. Hieron. c. 7) nur die Zahlen 'XL. LXX. XX', lässt eine Menge Sätze aus und zieht andere ungeschickt zusammen. Dem Schreiber unverständliche Ausdrücke werden durch kühne Conjecturen verscldimmbessert. So wird beispielsweise aus dem Fredegar'sehen Satze (Hieron. c. 37): 'Domicianus tantae superbia fuit, ut aureas et argenteas statuas sibi in Capitulium puni iusserit', da der Mönch vom römischen Capitol nichts wusste, die unsinnige Notiz: 'Domicn tante superbie fuit, ut statuas aureas et argenteas sibi in caput poneret' ! Allerdings hat der Metzer Schreiber über die Verschwendung des Nero einen Satz mehr. Nach 'subministrabat' (Canis. p. 176, 1. 16) schiebt er nämlicli_die Worte ein: 'Nero in proxima processione non minus ,a. V. milia curruum procedebat' ; doch muss man gegen diese Nachricht Mistrauen hegen, da sie auch in der Quelle des Fredegar, in der Chronik des Hieronymus fehlt. Sollte vielleicht der geistreiche Verfasser diese Notiz aus dem näch- sten Fredegar'sehen Satze herausgelesen haben, in welchem von der Ermordung der Octavia und der Verbannung des PhilosO])hen Cornutus gehandelt wird? Unmciglich Aväre es eben nicht bei den Kunststückchen, die er an anderen Stellen zum Besten giebt; auch fehlt dieser Satz in dem Metzer Codex, der ihn durch die erwähnte Interpolation ersetzt. Nichtsdesto- weniger nimmt diese Hs. eine sehr merkwürdige Stellung unter den Fredegarhss. ein. Die Cap. 24 26 des Liber Gener. stehen nur im Claromontanus und in den beiden Hss., die ich mit 2 bezeichnet habe. Ich weiss nun nicht, wodurch sich Bethmann

Die Chronicae des sog. Fredegar. 261

hcat bestimmen lassen, den Metzer Codex mit 2 ^ zu bezeielmen. Dass er mit dieser Klasse nichts zu tlmn hat, kann man schon aus dem Schlüsse des Papst -Kataloges erkennen, der hier wie im Claromontanus von der Regierungsdauer des Theodorus noch nichts weiss, während in 2 diesem Papste 10 Jahre zu- geschrieben werden. Thatsächlich nähert sich der Mettensis an den massgebenden Stellen weit eher dem Claromontanus, als der 2. Klasse. Um dieses zu beweisen, muss ich voraus- nehmen, dass alle Hss. von 2 5 aus demselben fehlerhaften Exemplare (X) hervorgegangen sind. Diesem jetzt verlorenen Codex X verdankt die Metzer Hs. nicht ihren Ursprung, was eine Anzahl Belegstellen aus dem Hieronymus beweisen wer- den. Cap. o liest 1 : 'Gysus successor Moysi terra distribuit', alle übrigen Hss. verbessern 'successor' in 'successit', nur der Metzer Codex hat auch 'successor'. Cap. 7 hat 1 'Aebreorum reliqui anni Labdon ann. octo', und mit ihm schreibt auch der Mettensis 'Labdon', wogegen 3 a. 4 b 'anni .L. abdon' und 2 a mit Auflösung der L. 'anni quinquaginta Abdon' lesen. Da also 2. 3. 4. den 'Labdon' in 'L. abdon' verwandelt haben, so werden sie gezwungen, gleich darauf 'Post Abdon' zu ändern; dagegen haben auch hier der Claromontanus und Met- tensis richtig 'Labdon'. Recht interessant ist auch die folgende Stelle aus Cap. 10: 'usque ad Moysen ann. 1447', wo 2a 'mille CCCCXCVIP, 3a 'mCCCCLXLVIIl' und 4b2*, 'III milia CCCCLXXXVIIII' lesen. Der Mettensis hat hier allein mit 1 das richtige 1447, ist also sowohl von der in 2. 3. 4 überge- gangenen Verwandlung der 'XL' in 'LXL', als auch_von der Auflösung des in dem Claromontanus stehenden W in III, welche 3. 4 zu Stande gebracht haben, frei. Cap. 16 machen die Hss. aus den Worten von 1 : 'pastorale a Fabio Rumoli duci' durch falsche Worttrennung das unsinnige 'pastoralea (pastoralia 3a) fabeorum (fabiorum 4b''^*) oliduci (oliduce Ah"^*, olimduci 3a)'. So 2a. 3a. 4b-*, der Metzer Codex dagegen, in welchem 'pastorale' fehlt, liest richtig 'a F. Romoli doci'. Die Eingangsworte des Cap. 26 lauten in 2a. 3a. 4b^*: 'Can- bis (Cambis 3a. 4b2*) inquid (inqui et 3a)' statt 'Canbisin qui et', wie 1 hat, und so heisst es auch im Mettensis: 'Cam- bisis qui et'. Ueberaus beweisend ist aber die folgende Stelle. Cap. 32 steht in 1 in Uebereinstimmung mit Hieronymus 'bus in suburbano ad arantem locutus est' und ähnlich auch im Mettensis 'bos in suburbano ad orante', dagegen stellen 2 a. 3a. 4b2* folgendermassen um: 'bos ad arantem in suburbano'. Auch die Worte 'Mons Bibios in Asiam ruptus' in Cap. 36 gehören hierher, da die Lesart 'raptus' im Mettensis sich weit eher an 'ruptus' von 1, als an das sinnlose 'subtus', welches 2a. 3. 4 haben, anschliesst. In der merkwürdigen Notiz über Avenches im Cap. 40 'Aventicum praevencione Wibili

262 Die Chronicae des sog. Fredegar,

cuinomento' setzen 2a ^viobile', 3 'violabile', 4h'^*. c 'violabili für 'Wibili' ein, welches ausser dem Claromontanus nur der Mettensis richtig bringt. Gleich darauf in dem Bericht über Claudius konnte sich der Schreiber von X die Worte 'regn. Claudios ann. et mensis 9' nicht anders erklären, als dass nach 'ann.' die Regierungsjahre ausgefallen seien; deshalb schob er auf gut Glück eine 'XL' ein. So lesen 2 a. 3. 4 'ann. XL', nur der Mettensis verstand die Stelle richtig, indem er 'an L' ergänzt. In demselben Capitel lassen 2a. 3. 4 bei den Worten 'Aurilianum Romae triumphantem Tetricus et Gerubia prae- cesserunt' den unglücklichen 'Tetricus' aus, aber nicht der Mettensis, der den Kaiser 'Tetricis' nennt. Cap. 41 finden wir in 2 a 'qui aprunpo scelerc', in 3 'quia prun pro s.' und in 4b2* gar 'qui a principio s.' statt des richtigen 'qui Aprum pro scelere'. Der Irrthum ist dadurch entstanden, dass X das m von Aprum in n verwandelt hatte. Doch der Mettensis liest richtig mit 1 'qui Aprum pro s.' Nicht minder entscheidend sind die Worte: 'quattuor aec^ cum populo eodem iobente sub- versi sunt', wo die meisten Handschriften das r von 'quattuor' mit zu dem nächsten Worte ziehen und statt 'cl' 'd' lesen. 2 a hat nämlich 'red', 3 und 4 lösen die Abkürzung auf und schreiben 'redum' statt der 'aecV von 1. Allein im 'Mettensis findet man auch das richtige 'ecfe'. Ein eigentliümliches Ge- schick hat die Nachricht des Hieronymus 'Bizabde et Amida captae sunt' gehabt. Denn nicht genug, dass sich Fredegar bewogen fühlte, Cap. 42 ex. sie durch Hinzufügung von 'a militum 60 milia' noch sensationeller zu machen, hat auch der Schreiber von X sein Uebriges gethan, um hinter seinem Vor- gänger nicht zurückzubleiben: 2a. 3, 4 vergrössern nämlich noch die Armee durch Einschiebung des Wörtchens 'quattuor- decim'. So liest man dort 'a militum quattuordecim sexaginta milia'. Der Mettensis aber weiss mit dem Claromontanus nur von '60 milia'. Wir schliessen vmsere Beweisführung mit der vielleicht gewichtigsten Stelle des Cap. 44 'Omnes paene tunc totus urbis aecle. poUuuntur', wo 2 a. 3. 4 ein Sub- stantivum 'penctudine (penitudine 2 a. 4)' für 'paene tunc' einsetzen. 'Paene' hat aber nicht bloss 1, sondern auch seine Quelle, und wenn wir nun auch im Mettensis das richtige 'poene tunc' finden, so ist dies eben ein Zeichen, dass derselbe nicht aus jenem verlorenen Codex X herstammt, welcher der Vater der iiss. 2. 3. 4 ist. In allen angeführten Stellen schlicsst sich vielmehr diese Hs. auf das Engste an den Claromontanus an, woraus man schliessen möchte, dass jener, resp. eine Abschrift von ihm, die Vorlage des Metzer Epitomators gebildet hat.

Doch wird vorerst zu untersuchen sein, ob der IMettensis auch bessere Lesarten als 1 enthält. Und selbst in diesem Falle wird man nicht sofort eine andere, theilweise bessere

Die Chronicae des sog. Frodcgar. 263

Vorlage statuieren, sondern zunächst die M<iglic]ikcit in Betracht ziehen, ob die betreffenden Verbesserungen nicht auf die Con- jecturalkritik des Metzer Schreibers zurückzuführen sind, der, wie wir schon sahen, dass nachdrücklichste Bestreben hat, den Text lesbar zu machen. Wenn nun auch die oben angeführten Belegstellen zeigen, dass er dabei vom Glücke nicht grade begünstigt war, so wird man sich doch nicht wundern dürfen, dass er da, wo die Restitution nahe lag, auch hin und wieder das Richtige getroffen hat. Erst wenn diese Erklärungsweise kein befriedigendes Resultat ergiebt, dürfen wir annehmen, dass die Vorlage des Mettcnsis eine andere und bessere Hs. als der Claro- montanus war. Erinnert man sich zunächst daran, dass der Schreiber nur ein Geistlicher gewesen sein kann, so wird nicht auffallen, dass gewisse Namen aus der heiligen Schrift von ihm berichtigt worden sind. So hat er Hier. Cap. 3 am Schlüsse in dem Satze: Tost Aesebon Labaion ann. VlIF richtig 'Labdon', Cap. 16 'Post quem Juda quintus decimus Segecias ann. 49' statt 'Segecias' richtig 'Ezechias' eingesetzt und in dem aus Daniel 9,26 entlehnten Verse in Cap. 33 'inibit' in 'interibunt' emendiert, wo auch 4b^* mit der Conjectur 'peribit' dem Rich- tigen nahe kommt. Vielleicht gehören auch die Worte 'Cjrus condeta' Cap. 3 hierher, wo ebenfalls der Mettcnsis richtig 'Tyrus' corrigiert, doch ist zu bemerken, dass Fredegar vielleicht schon 'Cyrus' in seinem Hieronymus- Exemplar gefunden hat, wenig- stens hat auch der Berner Hieronymus- Codex 'Cyrus'. An anderen Stellen ergab schon der Sinn die richtige Lesart, ohne dass es irgend welcher Vorkenntnisse für die Emeudation be- durft hätte. Cap. 22 'Fossas cireum murus dixit' verbessert der Mettcnsis 'duxit' mit dem Corrector des Claromontanus, Cap. 31 'capta urbe et templum observato ad Sancta sanctorum accedit' corrigiert der Älettensis 'obserato', doch hat Hierony- mus ^reserato'; Cap. 33 ^conprobantur in praesenti ann.

a secundo anno' liest der Mettcnsis 'conputantur'; Cap. 40 statt

des sinnlosen 'oretur' in 'Claudius Sirmia civitate oretur'

schreibt er 'moritur'. Dass der Satz Cap. 16 'templa quoque et raurus humani urbis struxerunt' nicht in der Ordnung sei, merkte schon der Corrector des Claromontanus und schrieb, da au der betreffenden Stelle von den Römern die Rede ist, richtig 'Romane' statt 'humani' ; es ist mithin nicht wunderbar, wenn auch der Metzer Epitomator 'Romani' verbessert. Zufall war es Avohl auch, dass er Cap. 20 'Tarquinios Priscus ciram Romae aedificavit' in der 'cira' den 'circus' fand, dagegen kön- nen wir ihm nicht beistimmen, wenn er Cap. 22 'censum Roma- norum civium instituit' für das richtige 'civium' wiederum 'cireum' hineinbringt. Cap. 20 'ad extremum ab Anci filiis regn. eius, cui ipse successerat' füllt der Mettcnsis zwar die Lücke durch liinzufügung von 'occisus est' aus; im Hierony-

Neucs ArcUiv etc. VII. 18

264 Die Chronicae des sog. Fredegar.

mus stehen diese Worte aber nicht am Ende, sondern nach 'fihis' ein sicheres Zeichen, dass sie keinem besseren Frede- garcodex, sondern der Conjectur des Metzer Schreibers ihren Ursprung- verdanken. Wir glauben liiernach nicht, dass die im Verhältnis zu den vom Epitomator in den Text gebrachten Corruptelen äusserst sparsamen Verbesserungen auf hand- sehi'iftlicher Grundlage beruhen. Dass aber die bei weitem meisten dieser sinnlosen Fehler nicht auch andere Fredegarhss. verbessern, lässt sich so erklären, dass die Schreiber dieser nur copierten, ohne sich weiter um den Inhalt zu kümmern, während der Metzer Scribcnt, schon weil er nur Auszüge machte, gezwungen war, auch in den Sinn der Worte einzu- dringen. Dass ihm neben den Verbesserungen auch colossale Misverständnisse mit unterliefen, haben wir oben gezeigt.

Nachdem Avir die Stellen, die gegen die Ansicht zu sprechen schienen, dass der Mettcnsis aus 1 abstammt, vorgeführt haben, ist zu bemerken, was sicli dafür geltend machen lässt. Dazu gehören ausser den oben angeführten Uebereinstimmungen mit 1 gegenüber X, aus welchem 2. 3. 4 geflossen sind, hauptsächlich eine Anzahl gemeinsamer Fehler, deren Berichtigung zu schwer war, als dass sie der JMetzer Schreiber hätte zu Stande bringen können. Hier. Cap. 8 liest der Claromontanus 'Ante Aenea et Friga ANNV, Saturnus, Picus' und ebenso findet man auch im Mettcnsis 'anü . n' statt des richtigen 'Janus'. Weiter unten

hat 1 : 'Amazones Aetesi templum incenderunt' in Ueber-

einstimmung mit dem Mettcnsis, der ebenfalls für 'Ephesi' 'Ethesi' schreibt. Statt 'monte Caelio' in Cap. IG schreibt 1 'monte Caeneo', der Mettcnsis 'monte Ceneo'. Man sieht, es sind haupt- sächlich Corruptelen von Worten ans dem klassischen Alter- thume, die der kritische Sinn der mittelalterlichen Geistlichen unberührt gelassen hat, wärend, wie oben nachgewiesen wurde, die Verderbnisse von biblischen Ausdrücken corrigiert sind.

Ich glaube somit den Beweis erbracht zu haben, dass die Vorlage des Metzer Codex keine bessere Hs. war, als der Claromontanus, beide vielmehr im Vergleich mit den übrigen Fredegarhss. sich sehr ähnelten, dass beide eine Anzahl Fehler gemeinsam hatten, während aiidere in dem Mettcnsis erst von dem Epitomator verbessert wurden. Hiernach können wir mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Met- tcnsis aus dem Claromontanus geflossen ist, doch ist es auch denkbar, dass eine dem letzteren sehr ähnliche Hs. existiert hat, die der IMetzer Schreiber benutzte, die aber jetzt verloren ist. Diese IMötglichkeit lässt sich, wie in den meisten Fidlen, so speciell auch hier, wo nur Excerpte vorliegen, nicht Avider- legen, aber auch nicht beweisen, weshalb wir mit den vorhan- denen Factoren rechnen und den Claromontanus für den Vater des Metzer Codex ansehen.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 265

Doch ist bei dieser Annahme zAvischcn 1 und dem Met- tensis noch ein Zwischcnghed zu statuieren, wie aus der fol- genden Stelle hervorgeht. Hier. Cap. 30 liest der Mettensis 'ciui urbes capit' statt 'centum ibi u. c.', in der Vorlage war also die 100 durch das Zahlzeichen 'c' ausgedrückt. In 1 linden wir aber 'cento ibi urbis capiunt'. Man sieht hieraus, dass noch eine Hs., wir wollen sie Y nennen, anzunehmen ist; die den Ueber- gang von dem Claromontanus zu dem Mettensis gebildet hat.

Die Codices IL

2a) Die Pergamenthandschrift der ßerner Stadtbiblio- thek') Ni\ 318 in saec. IX, von deren früheren Besitzern f. 131' die Worte 'Ce liure appartient a Ragende bachellier', f. 1 'Petri Danielis Aurel.' und 'ßongarsii' eingezeichnet sind, be- stand ursprünglich aus 16 Quaternionen und einem Quinio, doch sind die 3 innersten Doppelblätter des ersten Fascikels und das vorderste Blatt der letzten Lagen verloren, so dass jetzt die Hs. nur noch 131 Blätter umfasst. Auf dem unteren Kande von f. 26' hat eine alte Hand diese Lage richtig als 'IUI' bezeichnet. Der Schreiber Haecpertus hat sich f. 130 genannt: HAECPERTUS ME FECIT- ; QUI ISTUM LIBRUM LEGIT ORAT PRO HECPERTO SCRIPTORE SI DM HABEAT ADIUTOREM ET DEFENSOREM-; Die Schrift ist mit Ausnahme der späteren Zusätze auf den letzten Blättern durchweg dieselbe runde Minuskel, in der man noch zuweilen das offene dem u ähnliche a antrifft, welches allerdings der Schreiber auch schon in seiner Vorlage voi'fand, Avie die zahl- reichen Vertauschungen dieser beiden Buchstaben zeigen. So begann er Greg. c. 22 statt 'campania' zuerst 'cü' zu schreiben, merkte aber sogleich den Lesefehler und fuhr, nachdem er 'cü' unterpungiert hatte, mit ^cämpania' fort. Das e ist sehr oft mit einem Häkchen versehen e', das i oft weit nach oben gezogen, so dass es dem 1 ähnlich wird; also: ^ChÜdeberto', 'Chlldericus'. Als ]\Ierkwürdigkeit ist anzuführen, dass in der Hs. einigemal das der westgothischen Schrift eigene Zeichen T für 1000 erscheint. Die Verwechslungen von f und s 'Vefe- rontia' Greg. c. 35, r und n 'Ermergario', von b und 1 'Arbato', 'habebat' (für 'alebat') Greg. c. 36, von n und u 'denouerunt' Greg. c. 76, sowie die Schreibfehler 'Pompili post' Hieron. c. 19 für Pompili^ (post = p^) und Canis. p. 190, Z. 59 'Ins' für 'h" (huius)' weisen darauf hin, dass die Vorlage in einer cursiven

1) Benutzt von Jahn, 'Gesch. der Burguiidioneu' II, S. 520 ff. , der aus dieser Hs. die auf Burgund bezüglichen Nachrichten Fredegars her- ausgegeben hat.

18*

26G Die Chronicac des sog. Fredegar.

Minuskel, also wohl merowingisch, sicher aber nicht in Majns- kelschrift geschrieben war. Die Correcturen, welche besonders zahlreich auf den ersten Blättern des Fredegar von späterer Hand eingetragen worden sind, verwischen die barbarische Orthographie und verschlechtern den Text. Dass sie nicht nach der Vorlage gemacht Avorden sind, ersieht man daraus, dass die aus demselben Codex abgeleitete Plarlejanische Hs. stets die alte Lesart bestätigt. Ein Beispiel wird dies zeigen i Lib. Generat. c. 5. ai Bern._ Made de quo Medi Thöbel. unde et talienses. Mosoc ('s'i in litura) unde billiri Cytn-as Ascanäz de

RipUat de

quoSarmate.Rufandae quo :(ras.'s') auromate (corr. 'sauromate')

I'odanim. de quo des.

Rodiuiui & priami omnes

generationes

quindecim. de his

Harlej. Made, de quo Medi Tobel. unde & talienses. Moroc. unde billiri. Cytaras Ascanaz.de

quo Sarmate Rufande quos auromate

Rodi uiui & Priami. oranes

quindecim de his

Mit dem ursprünglichen Text der Berner Hs. und mit dem Harlej. stimmt auch 1 überein, das beispielsweise auch 'Rufandae' und 'Rodivivi et Priami' liest, dagegen corrumpiert 3a 'Rifath de' und 'Dodanim ex quo Priamii'. Aus einer Hs. meiner 3. Klasse sind mithin diese CoiTCCturen oder vielmehr Verschlechterungen hergeholt, andere dagegen scheinen ohne jedes Exemplar gemacht zu sein.

Bei dieser Sachlage wäre es unnütze Mühe gewesen, wenn wir auf diese Aenderungen irgend welche Rücksicht genommen hätten.

Die Sprache dieses Codex ist schon bedeutend moderni- siert. Die alten fränkischen Eigennamen mit anlautender Aspi- rata Ch beginnen im Berncr Codex fast regelmässig mit 'H', also ^Hildebertus', 'Hildericus', 'Hlotharius', aber auch 'Brune- hildis'. Paris nennt der Schreiber oft in abgekürzter Form 'Parius'.

Eine neuere Hand aus dem 16. oder 17. Jahrhundert hat oft Bemerkungen auf den Rand gemacht. So schreibt sie f. 80 auf den oberen Rand, indem sie sich bemühte, die alte Schrift nachzumalen 'Hardinus quoque adest, natus est gente insupe- rabilis'.

Der Inhalt der Hs. ist folgender:

f. 1 'Incipit vita sancti Symeonis Syris servi Dei excelsi, qui in columna stetit (bis hierher in rothen Uncialen). Sanctus Symcon ex utero matris suae electus est a Domino et medita- batur a pussillo opera placcnte Deo. Erat autem iste lilius Hy- (bis hierher schwarze Uncialen) sirici f. 8 et com-

Die Chronicac des sog. Fredegfir. 267

mcinoratlonem eins feccrit, raercedcm ab Altissimo recipiet. Cui est honor, potestas et virtus in saecula saeculoruru'. Der Text der Vita S. Symeonis weicht von dem dei* Bollandisten (AA. SS. Jan. I, p. 269) nicht unwesentlich ab. Im Berner Codex fehlen die Cap. 6—8, wie auch in der Ausgabe Ros- wey's und in anderen Hss. Leider hat unsere Hs. eine grosse Lücke dadurch, dass die 3 inneren DoppelbLätter der ersten Lage ausgefallen sind. Es fehlt AA. SS. Cap. I, §. 3 von den Worten 'in nie. Dixit ei ille Senior' bis Cap.V, §.21 'sive iustus sive iniustus et ob hanc rem', so dass f. 2 mit 'causam Orientales omnes et barbare' beginnt.

'INCIPIT DE ORTU ET OBITU PATRUM. A. Adam pater generis humani f. 6' IH. David rex iilius Josse de tribu Juda natus in Bethf, ubi regnavit septeni annis et XXXIII annis regnavit'. Die einzelnen Patriarchen sind mit griechi- schen Zahlen numeriert. Der Rest der Seite bleibt frei.

f. 7 Est leo regalis omnium animaliuni et bestiarum. Ideo et Jacob f. 22' Solura etiam equum propter hominera lacrimare et doloris affectum sentire. Lide centauruin equorum et hominum natura permixta est'. Dies ist die unter dem Namen 'Physiologus' i) bekannte Naturgeschichte, deren Anfang verloren zu sein scheint, mit vielen Malereien, die, wie Hagen im Kataloge angiebt, von Piper ediert wurden. Darauf ist eine halbe Seite leer.

f. 23 beginnt der Fredegar mit 'In nomine domini nostri Jesu Christi incipiunt capitula chronici Libri primi'. Der Index schliesst f. 23' 'Expliciunt capitula'. Hieran schliesst sich die Vorrede zu dem Liber Gener. 'Incipit liber generationibiis Adam usque ad ordinom, quae continetur in huius voluniine lib.

f. 24' beginnt der Text 'Incip narratio profationis. Filii Sem liber generationis hominum'. Die Capitelüberschriften und ersten Zeilen der Capitel sind in Uncialen und oft mit rother Tinte geschrieben. Von Cap. 20 ab sind die Ueberschriften nicht mehr ausgefüllt, jedoch ist der Raum dafür freigelassen. Diese Lücken gehen, Avie wir unten bei dem Harlejanus sehen werden, schon auf die Vorlage zurück.

f. 39' steht der Pabst- Katalog. Eine jüngere Hand hat die Päpste numeriert, und ausserdem die folgenden Eintragun- gen gemacht. Zwischen Pius und Sother schaltete sie ^Ane- citus sd. an XI, ms IHI, d III' ein, zwischen Cornelius und Stephanus 'Lucius', zwischen Bonefacius und Johannes 'Mer- curius' ; über 'Marcellus' schrieb sie 'Marcellinus'. Der Katalog schliesst f. 41 'Theodorus sed ann X'. Der Rest der Seite war ursprünglich frei und sollte offenbar die Zeichnung aufnehmen,

1) Vergl. Halm, Verzeichnis der älteren Handschriften lat. Kirchen- väter in den Bibliotheken der Schweiz. S. 32.

268 Die Chronicae des sog. Fredegar.

welche hier im Claroraontaniis steht. Eine alte Hand benutzte den Raum, um den folgenden Tractat darauf zu setzen : 'Inci- piunt dies Egyptiace, quos observare oportet:

mens ian die IL et anteq exeat die III.

m fettr die HI. et anteq exeat die IL

m mär die III. et anteq exeat die VII.

m aprl die III. et anteq exeat die XL

m mal die VII. et anteq exeat die VII.

m iün die VIII. et anteq exeat die XII.

m iul die XIIII. et anteq exeat die XII.

m ags die VI. et anteq exeat die XII.

fn sep die III. et anteq exeat die VII.

m octb die Villi, et anteq exeat die XII.

in növ die VIII. et anteq exeat die VII.

m decb die XII. et anteq exeat die VIII.

Hie dies observandi sunt, ne in itinere exeas, non vinde- mia colligas, non plantetur, non vindatur nee (?) animalia domitur^), nee, quod volueris ad profectum venire, in super- scriptos dies nullatenus incipiatur, quia (?) hi dies a Deo^) maledicti sunt f-^).

f. 41' fährt der ursprüngliche Schreiber mit dem Fredegar- texte fort. Es folgt Cap. 2G des Liber Generat., enthaltend die kleine Chronik, ^Incipit liber chronichorum. Ex dibus rerum creaturarum Dens formavit' ganz in rothcn Uncialen. Das erste Buch schliesst 'usque ad Heracleum imperatorcm regnante annorum XXXI onmes anni V. milia CXLVIIH'. Das 2. Buch beginnt f 44' mit dem Index zu den vereinigten Chroniken des Plieronymus und Idacius 'Incipiunt capitula chronici Hieronimi excarpsum', der f. 46 'Expliciunt capitulae' schliesst. Die nächsten 2 Zeilen sind frei. Hierauf beginnt unmittelbar der Text 'Primus rex Ninus regnavit annos L', also mit Auslassung der Eingangsworte 'Regnum Assiriorum'. F. 74 steht die Vorrede zur Chronik des Idacius 'Adacius ser- vus dni nri ihu (sie) xpi universis iidelibus'. Von flieron. c. 28 ab waren die Capitcl nicht mehr numeriert, erst im Idacius bei Cap. 57 beginnt wieder die Zidilung, die, "wie man schon aus der hohen Zahl ersieht, mit dem Idacius nicht von neuem anhebt, sondern fortläuft. Das zweite Buch schliesst f. 95' 'Explicit liber tertius', obwohl, wie "wir eben bemerkten, Hieronymus und Idacius nur ein Buch bilden. 'Incipit prae- fatio Greca. Decedant co atque' beginnt hierauf der Prolog zum Gregor, der bis f. 96 'Explicit prologus' reicht. Darauf folgt der Index flncipiunt capitnla libri IUI. Excarps. de cronica Grecum cpiscopis Toronaci' f. 98 'Expliciunt capitula'.

1) corr. siiperscr. 'domitetnr' cod. 2) 'du' (?) cod. 3) Sieht einem 'f ühnlicb, ist aber uur Verzierung-.

Die Chionieae des sog. Fiedegar. 269

Der Text beginnt 'Ineipit über IUI: Ciimque Wandali' und sehliesst f. 121' 'Explieit liber quartus'. Jetzt beginnt die selbständige Chronik Fredegar's, zunächst das Register 'Inei- piunt eapitula chronieae über', welches schon f. 122' 'LI. De Gundeberga regina eiusque iniuriam et exhilio' abbricht, da das folgende Blatt verloren ist. F. 12o schliesst sich der Prolog an mit 'Incipit 23rologus. Cum aliqui dum iussu verbi' f. 123' 'p]xplicit prologus'. Ohne Ueberschrift beginnt dann der Text 'I. Gunthramnus rex Francorum cum iam anno', der leider schon f. 125 'Ego cum istis non loquor vita illorum' mitten in Cap, 9 abbricht. _

Die nächste Zeile ist leer. Dann folgt 'Seq sei euangl secd Mattheü. In illo teuTp adsumpsit Jesus Petrum et Jaco- bum et Johanneni fratrem et ducit illos in montem excelsum seorsura Nemini dixeritis visionem, donec hlius hominis a mortuis resurget'; f. 125' 'Incipit tractus eiusdem lects Effrem. De regionibus messis gaudii, de vinea fructus suavi- tatis' f. 130 'Gloria et honor, magnitudo et magnificentia. Virtus et potentia, regnum et imperium. Nunc et semper et per iufinita saecuia saeculorura.

AXHN FINIT'.

Die folgende Inschrift des Haecpertus ist schon oben mit- getheilt. Mit ihr schloss ursprünglich der Codex. Spätere haben dann den noch freien Raum von f. 130' und 131 mit allerhand Gekritzel ausgefüllt. So liest man f. 130' die unferti- gen Schreiberverse von einer Hand s. X/XI:

Qui nescit scribere nulluni se putat ') esse laborem,

Qui duo oculi vident, una lingua loquitur, tres digito.

Eine andere Hand saec. X. setzte 2 Recepte gegen Kopf- schmerz und gegen Lähmung darunter^).

Auf f. 131 schrieb eine Hand saec. XL 'De Septem mira- culis mundi. Primura miraculum est Romae' f. 131' 'In quinto ordine LXIIII. columnae et arci succrescentes et super LX . IUI . CXXVII . columnae finem faciunt mirabilis edificii'.

Die Handschrift ist durch die Berncr Bibliotheksverwal- tung bereitwilligst nach Berlin mitgetheilt und hier von mir verglichen worden.

1) 'putet' corr. 'putat' cod. 2) Ad capitis dolorem. Ruta inp . I . Vetonica inp . I . Musica nip . I . Abrotanum mp . I . Migraneä inp . I . Ex his oiDuibus fac potiunein sive coctam sive crudaiu et bibe. Potio ad paralisin. Piretrum unt .1. Salvia üip .1. Puleiura 5ip .1. Luiri- cum(?) iüp ,1. Urtica grecanica nip .1. Corticis treinuli ulp .1. Persici folia iüp . I . Cerasia folia iüp . I . Salicis folia inp . I . Agrimonia map . I . Rutä iüp . I . Pionia radice iüp . I . Vermiculum unde tingitur : : : ('iüp . I .' eras.) denariis deceni. Piper grana centum. Vinum staupos sex. Aqua staupos tres. Mel staupuin . I . Per tres menses bibat, luna crescento novera dies et decresceute noveui dies, et utatur balneis decoctis herbis vetonica, iuniperuui, cdere, saviua, agrimonia, sal sextarium unum ; coquat oiuuia simul et balucut se in eo, et sauguiueiu luiuuat de alia parte.

270 Die Clironicae des sog. Fredegar.

2b) Der Codex des Britischen Museums in London; Harlejanus Nr. 5251 saec. IX. beginnt lialbuncial 'In nomine dni nri ihu xpi incipiunt capitula chronici liber primi' mit dem Register zu dem Liber Generat., dessen erstes Cap. 'I. De initiu mundi, quo homo primus Adam conditus est' lautet. Auf den öchluss des ersten Buches in der Ausgabe des Canisius folgen, wie in 1 und 2 a, Cap. 24. 25 und 26, jedoch ohne Uebcrschriften, die auch in 2 a fehlen. Zuerst die römischen Kaiser von 'Augustus anii LVIL Tyberius Alexanderi (das 1 ist roth übergeschrieben) ann XIII. dies VIIIF, dann die jüdischen Könige 'Saul regnavit ann XXX' f. 15 'Cirus anno I', und schliesslich, nachdem eine Zeile freigelassen ist, die Computation ^Ab Adam usque ad diluvium arm II miHa CCXLir f. 15' 'Item a passione Domini per paschalera Victorii usque in tempore isto invcnies veritatem'. Hierauf bleiben zAvei Zeilen frei, welche die Ueberschrift für den Papst- katalog in Cap. 25 aufnehmen solhen, aber schon in der Vorlage nicht ausgefüllt waren. Der Katalog beginnt 'Petrus sedit ann XXV, mcnses 11, dies IL' und reicht bis f. 17 'Theodorus sedit aimo X'. Die nächsten vier Zeilen sind wieder freigelassen; hier fanden wir im Claromontanus das Bild, in 2 a die später zugesetzte Abhandlung über die 'dies Egyptiaci'. Das Cap. 26 des Liber Generat. wii'd durch die Worte 'Incipit liber chroni- chorum et diebus rerum creaturarum Deus formavit' eingeleitet und endet mit f. 19' 'Eracleus aim XXXI. Fuit ab Adam usque ad Eraclcum (corr. 'Eraclium') imperatorcm rcgnanto annorum XXXI omnes anni V milia CXLVIIII'. Hierauf folgt der Index zu Hieronyraus-Idacius 'Incipiunt capitula chronici Hieronimi excarpsum. I. De regnum Assyriorum

LXII. Expl. capitul^'. Der Text beginnt 'Incipit

liber regnum Asyriorum' imd schliesst nach dem Idaeius wie in 2 a fälschlich 'Explicit liber tertius'. Demgemäss ist der Aus- zug aus Gregor, wde in 1, als 'Liber quartus' bezeichnet, so in der Ueberschrift 'Incipiunt capitula libri quod est quarti excarps. de cronica grecum episcopis Toronaci'; so auch am Schlüsse 'Explicit liber quartus'. Es folgt das Register zur CUu'onik: 'Incipiunt cajntula chronice liber. I. De bonitate Guntramni et ecclesia sancti Marcelli'. Dieses bricht hier schon, abweichend von 2a, mit Cap. 10 'X. De exercito Guntramni in Ispania adgressus. Explieiunt cap' ab^). Der folgende Prolog beginnt 'Incipit prologus. Cum aliquid dum iussu' und schliesst mit

1) Bis Cap. 10 gellt sclieiiihnr aucli der Text in 2 b, da hier die Capitelzalilen ura 1 zu hoch sind, Cap. 9 also dem Schreibor von 2b 10 ist. Er schrieb ofl'enbar den Index nnr bis Cni). 10 aus dem Grunde ab, weil er die folgenden Inhaltsangaben für zwecklos hielt, da in seiner Vorlage der Text dazu fehlte.

Die Chronicao des sog. Fredegar. 271

'Explicit prologus'. Die Chronik beginnt auch hier ohne Ucberschrift und endet ebenso wie in 2 a schon in der Mitte von Cap. 9: 'Ego cum istis non loquor vita illorum'. Das nächste Wort ist radiert. Auf den Rest der Seite schrieb eine Hand saec. XI. in. 'In nomine patris et filii' eine Jjeschwö- rungsformel des Blutflusses. Die letzte Zeile enthält den Titel der Schrift Priscians 'Incipit institutio Prisciani viri eloqtissimi (sie!) de nomine et pronomine et verbo'; diese selbst fehlt in dem Codex, da die folgenden Lagen verloren sind.

Nachdem schon Pertz, Archiv VII, S. 254, eine kurze Notiz über diese Hs. gegeben hatte, wurde sie später von Dr. Lieber- mann stellenweise für die Monumenta verglichen.

Die nahe Verwandtschaft von 2 a und 2 b erkennt man schon äusserlich daran, dass beide mitten im Texte von Cap. 9 plötzlich abbrechen. In beiden Hss. schliesst ausserdem der Papstkatalog 'Theodorus sedit anno X', wo in 1 und 1* die Sedeszeit noch nicht ausgefüllt ist; überhaupt stimmt der Text der einen Hs. so genau mit dem der anderen überein, dass man ohne erhebliche Irrthümer die Lesarten von 2 a auch als diejenigen von 2 b annehmen kann. Dennoch ist weder 2 a aus 2 b, noch 2 b aus 2 a abgeschrieben. Dass der erste Fall unmöglich ist, ergiebt sich daraus, dass der Index zu dem letzten Buch in 2 b schon mit c. 10 schliesst, während in 2 a die Inhaltsangaben jetzt noch bis Cap. 62 gehen, ursprünglich aber Avohl bis an das Ende gereicht haben. Das betreffende Blatt ist leider jetzt verloren. Auch hat bei Divergenzen weit häufiger 2 a als 2 b die bessere Lesart. So hat 2 a Idacius c. 55, Z. 14 richtig 'Maldras', 2 b aber 'Madras'. Im Index zur Chronik Cap. 9 liest 2b 'Arnulfi', wo 2a noch richtig 'Anaulfi.' hat, während im Texte beide die Form 'Arnulfi' bieten. Chron. c. 1 finden wir in 2 b die fehlerhafte Schreibung 'Agauensium', 2a dagegen hat richtig 'Agaunensium'. Der Anfang des Pro- loges, welcher in den Hss. sehr entstellt ist, lautet in 2a 'Cum aliqui dum iussu', in 2 b aber 'Cum aliquid dum iussu', welche letztere Corruptel sich von dem richtigen 'Cum aliquid unius' offenbar noch weiter entfernt, als die Lesart von 2 a. Cap. 9 verdirbt 2 b in dem Satze 'sc unam esse de populo dixit' die Worte 'd. p.' in 'depulo', während auch an dieser Stelle 2 a fehlerfrei ist. Die Stelle 'utiquc sacerdus instar se ostendebat' in Cap. 1 war wohl schon in der Vorlage von 2 a. b nicht in der Ordnung und vielleicht erst später durch Ueberschreiben von 'se' corrigiert worden. 2 a hat zwar richtig 'se', stellt es aber vor 'instar', während 2 b den Fehler noch vergrössert, indem es 'esse iustai-' liest. Fehlerhafte Abkürzuno-sstriche

272 Die Chronicac des sog. Fredegar.

der Vorlage copiert 2a genau, ohne sie aufzulösen; 2b aber löst sie auf. Ho steht im Prologe in 2a 'a que' für 'aquae', 'prenotavi' für 'prenotavi', in 2 b jedoch 'aquem' und 'perreno- tavi'. Den Eigennamen 'Leudisclum' in Cap. 2 corrumpiert 2 a in 'Leudis eum', 2 b schreibt aber nur 'cum' mit Auslassung von 'Leudis'. Schliesslich fehlen in dem Satze des Prologes 'legende simul et audiendo etiam et videndo' in 2 b die Worte 'etiam et videndo', nicht aber in 2a; und während in dieser Hs. erst von Cap. 7 ab die Capitelzahlen um eins zu hoch sind, indem es Cap. 6 theilt und mit den Worten 'Anno XXVIIF ein neues Cap. beginnen lässt, sind in 2 b bereits von Caj). 2 ab, welches als 3 gezählt wird, die Nummern zu hoch angesetzt. Hiernach steht es fest, dass 2a nicht aus 2b stammen kann, aber auch, dass 2a zuverlässiger als der Harlejanus ist. Es bleibt jetzt nur noch zu beweisen, dass auch 2b nicht aus 2a abgeschrieben sein kann. Dass die zahlreichen Correcturen von 2 a in dem Texte von 2 b keine Berücksichtigung gefun- den haben, ist bereits oben nachgewiesen worden ; aber dieser Umstand kann für den vorliegenden Fall nichts beweisen, da 2 b älter ist als diese Verbesserungen ; zur Entstehungszeit des Harlejanus also der Berner Codex noch nicht corrigiert war. Beweisend dagegen sind eine Anzahl Fehler von 2 a, die 2 b gar nicht oder doch in minderem Grade hat. Zunächst kom- men hier die Ueberschriften zu Hieronymus und Gregor in Betracht. Der Text des Hieronymus beginnt in 1 'Regnum Assiriorum. Primus rex Ninus' und ähnlich auch in 2 b 'In- cipit liber regnum Asyriorum. Primus r. N.', in 2a dagegen lautet der Anfang 'Primus r. N.', also mit Auslassung der Worte 'ßegnum Ass.' Das Lemma des Registers zu Gregor lautet in 1 'Incipit capetolares libri quarti, quod est'; die Worte 'quod est' übergeht 2 a vollständig, hat jedoch 2 b, Avenn auch vor 'quarti'. Endlich noch einige Kleinigkeiten. Idac. p. 185, Z, 2, steht in 2b richtig: 'rehcta GaUicia', avo 2a 'Gallacia' hat, Chron. c. 3 schreibt den Ortsnamen 'Rioilo'

q^tel

'in^uegnum' weit mehr als die Lesart von 2 a 'in vegitium' (das zweite i ist auspungiert) dem richtigen 'in regnum'. Diese Stellen machen es klar, dass auch 2 b nicht aus 2 a abgeschrie- ben sein kann, und es bleibt dann bei der engen Verwandt- schaft der beiden Hss. nur übrig, dass beide aus demselben jetzt verlorenen Codex 2 stammen.

Die Hs. 2 Avar, Avie ihre beiden Ableitungen zeigen, am Schlüsse dcfect, hatte schon die jüngeren Namensformen 'Plilde- bcrtus', 'Hilpcricus', 'Hlotharius', ist aber die einzige, Avelche mit 1 auch die Schlusscapitcl des Liber Gcncrat. enthält und

Die Chronicac des sog. Fredegar, 273

von allen fremden Bestandtheilen frei ist. Von den beiden aus ihr geflossenen Abschriften, die beide im 9. Jahrhundert gemacht wurden, hat sich 2 a am meisten an die Quelle gehalten, wäh- rend 2 b nur an sehr wenigen Stellen die bessere Lesart liefert.

Die Codices III.

3') Die Hs. der Leidener Universitäts -Bibliothek Voss. lat. qu. Nr. 5 in gross 8^ gehört dem 8. oder 9. Jahrhundert an und umfasst 38 Blätter mit durchschnittlich 28 bis 29 Zeilen auf der Seite. Am Anfang und Ende unvollständig, ist sie nur ein kleines Bruchstück einer Fredegarhandschrift. Von den 6 Fascikeln, die keinerlei Bezeichnung haben, sind die ersten 3 wahre Quaternionen ; der vierte ist ein Ternio, der fünfte ent- hält nur ein Doppelblatt und ein einzelnes, ohne dass etwas ausgefallen ist, der sechste besteht aus 5 einzelnen Blättern, von denen die beiden letzten zu einem Doppelblatt zusammenge- heftet sind. Diese beiden Blätter scheinen mithin die innersten der verstümmelten letzten Lage gewesen zu sein. Die zu f. 34 36 zugehörigen Blätter fehlen und mit ihnen alles folgende. Die Schrift ist dick, breit und rund, und erinnert noch sehr an die Halbunciale. Die Initialen nehmen gewöhnlich drei Zeilen ein, sind aber nicht bunt. Von Eigenthümlichkeiten der Schläft ist hervorzuheben, dass gewöhnlich, aber nicht ausschliesslich, das oftene a gebraucht wird und die Buchstaben d und cl oft gar nicht unterschieden werden können. Ein- mal habe ich auch das alte römische Zahlzeichen c, für sechs gefunden, m am Ende Avird bisweilen durch ~ wiedergegeben (z. B. Canis. p. 187, Z. 33 p&eca~), was schon der Schreiber der Wiener Hs. nicht verstand, indem er es durch 'est' auflöste. Die Wortabtheilung ist mangelhaft.

Ausser den wenigen Correeturen, die von dem Schreiber selbst herrühren, haben sich 2 Hände, freilieh mit ungleichem Erfolge, bemüht, den Text zu verbessern. Erstens nämlich hat eine alte cursive Hand den Codex durchcorrigiert und zwar nach dem Originale. Diese Hand hat unter anderem fünfmal auf dem unteren Rande mit derselben Tinte Stellen nachgetragen. Unzählige Male hat dieser Schreiber e in i, o in u und umgekehrt geändert. Zweitens hat eine Hand des 12. Jahrh. auf den ersten Blättern mit blasser Tinte ganz halt- lose Conjecturen angebracht, die der Schreiber des Originals der Wiener Hs. noch nicht vorfand. Auf diese Aenderungen ist bei der Vergleichung keinerlei Rücksicht genommen worden.

Die Vorlage, aus welcher diese Hs. geflossen ist, war wohl in merowingischer Cursive geschrieben, wie dies die Verwechs- lungen von r und s 'Aebosaci' Hieron. c. 38, 'Savenuam'

274 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Canis. p. 182, Z. 2, und f und s 'socus' Canis. p. 18G, Z. 31 zeigen.

Folgendes ist der Inhalt der Handschrift.

Der Codex beginnt f. 1 im Cap. 3G des Hieronymus mit den Worten 'Contra ßomanus revellentes'. Nach den Schluss- worten der Chronik des Hieronymus f. 10 'ad plenum reperere non potest' folgt mit grosser Initiale: 'Ydacins servus domini nostri Jesu Christi universis fidelibus', die Vorrede der Chronik des Idacius. F. 28' endigt dieses Buch 'nomen vitamque a:misit ('d' radiert). EXPLICIT LIBER CHRONICE. HL' und wir würden nun eigentlich, wie in 1 und 2, den Auszug aus Gregor erwarten. Statt dessen fährt die Hs. fort: 'INCIPIT LIBER QUINTI lULI HELARIANI DE CURSU TEMPO- RUM. Quantocumque tempore in divinis legibus f. 38 eterna iusti autem cum Deo in vitam eternam amen. EXPLI- CIT LIBER QUINTI lULI HELARIANI:' Es ist dies die bekannte Schrift Hilarian's, die von jetzt ab in allen Hss. Fredegars, insofern sie überhaupt die ersten Bücher haben, widerkehrt, und welche uns nur dadurch erhalten Avorden ist, dass irgend ein Abschreiber sich bewogen fühlte, sie der weit- verbreiteten fränkischen Chronik einzuverleiben. Ich füge noch hinzu, dass der Leidener Codex der beste ist und bei einer neuen Ausgabe unbedingt zu Grunde gelegt werden muss; doch sind auch die Hss. der 4. Klasse nicht gänzlich zu igno- rieren Auf dieses Einschiebsel folgt endlich der Auszug aus Gregor, zunächst die Vorrede 'INCIPIT PRAEFACIO GRECA LIBRI : IUI : :' beginnend f. 38 'Decedante: (1 Buchstabe radiert) atque immo libri prirai ('p.' übergeschrieben) ponetur initium'. Jetzt sollte das Register kommen, aber schon in der Ueberschrift zu demselben 'INCIPIUNT CAPITULA LIBRP am Ende der Seite und Zeile bricht der Codex ab. Es fehlen also der Auszug aus Gregor mit Ausnahme der Vorrede und das ganze letzte Buch. Während der Anfang dieser aus- gezeichneten Handschrift mit dem Liber Generat. und dem ersten Theile der Chronik des LIieronymus für uns unwieder- bringlich verloren ist und, wie Avir unten sehen werden, nur durch eine, wenn auch alte Abschrift ersetzt werden kann, glauben wir den Schluss des Codex in der folgenden Vaticani- schen Hs. wiedergefunden zu haben.

Die Hs. wurde durch die Gefälligkeit des Hern du Rieu an die Kgl, Bibliothek geschickt und hier von mir verglichen.

3") Der Codex derVaticana Reg. Christ. Nr. 713 saec. VIH/IX in gross H»»), enthält 83 Blätter. Er beginnt f. 1 'QUARTI QUOD EST EXCARPSUM DE CRONICA GRE- GUM EPS THORONACIir in der Ueberschrift zu der Historia

1) Bescliriebcn Archiv V, p. ')1 iL

Die Chronicae des sog. Fredegar. 275

Epit. und zwar gerade da, wo die Leidener IIs. aufliürt. Der folgende Index umfasst 03 Nummern und schliesst ^EXPLICIT CAPITULA'. Mit 'INCIPIT LIBER' beginnt der Text, der 'crudelissiniam vitam digna morte finivit. EXPL LIBER QUART US' endigt. Darauf folgt das letzte Buch, und zwar der Index aNCiPnjNT CAPITULA CHRONICE LIBER QUINTUS EXPL CAPITULA', dann der Prolog 'INCIPIT PROLOGUS. Cum ::: aliquidu: iussii_ verbi proprietatem non habeo' bis Vita finissit scribsi. EXPL PROLOG US', und endlich der Text ^NCIPIT LIBER CHRONICAE fecisset. EXPLICIT'. Hierniit endigt diese Hand; mit späterer Schrift ist zugefügt 'erchanb. Chlodharius rex de Austris' das Brevi- arium Erehanberti, welches f. 63 'constabat' endigt. Das 64. Blatt beginnt 'INCIP. CAPITULA LIB. HISTOR. ERANCORUM', mit der Ueberschrift zu den Gesta Francorum, deren Inhalts- verzeichnis 53 Capitel aufzählt, aber das Ganze ist nicht er- halten. Die Hs. schliesst nämlich schon mit den Worten 'vos et filios' im Cap. 32.

Der Codex ist durch eine Unmasse nicht viel späterer Cor- recturen entstellt, durch welche die alte und allein brauchbare Lesart nicht selten gänzlich zerstört worden ist. Ein Theil dieser Verbesserungen dürfte aus einer Hs. der 5. Klasse ge- flossen sein. Wenn beispielsweise Chron. c. 9 'Anaulfus' in 'Aunulfus^ corrigiert, c. 44 zu 'ad domno Austrasio abbate' am Rande 'al ad domum Austrasii abbatis' geschrieben wird, so finden wir die Correctur und Variante in 5 a* im Texte. Doch lassen sich nicht alle Aenderungen auf diese Quelle zurückführen. Wenn wir auch zugeben, dass ein grosser Theil nur der Phantasie des betreffenden Correctors zu ver- danken sein wird, so bleibt doch noch eine Anzahl übrig, die sich weder aus dem einen noch dem andern erklären lassen. So sind am unteren Rande die im Prologe zu dem letzten Buche fehlenden Worte : 'prenotavi. In praesente autem stilo ea tem- pora' ergänzt, welche der Corrector niemals aus 5 schöpfen konnte, da dort der erste Theil der Vorrede fehlt. Es haben also offenbar verschiedene Hände an der Verbesserung des Codex gearbeitet, von denen die eine und ältere vielleicht noch die Vorlage von 3" vor sich hatte, während die spätere zu- weilen auf 5 recurrierte. Dies geht auch daraus hervor, dass an einigen wenigen Stellen der aus 3 geflossene Augsburger Codex die Ergänzung im Texte hat, v>'ie z. B. gleich die oben citierten Worte dort an der richtigen Stelle stehen, während der grösste Theil der Correcturen des Vaticanus im Augustanus noch keine Berücksichtigung gefunden hat.

Eigenthümlich ist dem Schreiber von 3" die Vertauschung von b und p; er schreibt: 'Prunnichildis', 'increpapatur', 'par- baro', 'plasfomatur', 'plasfemio', 'paioius', 'panniti', 'concupina',

276 Die Chronicae des sog. Fredegar,

aber auch 'suberant' für 'superanf. Seltener ist die Verwechs- lung von g und i 'iermana', 'iessei'ant'. Ferner sagt der Schrei- ber stets 'Neaustr.' und 'Franchi'.

Die Hs. ist Avohl die eine der beiden von Valesius er- wähnten und identisch mit dem von Henschen AA. SS. Febr. I, p. 125 citierten Codex, der sich im Besitze von Melchior Gold- ast 'viruni in Germania apud Lutheranos eruditum' befand. Wenigstens stehen auch im Vaticanus wie in dem Codex Goldast's die Gesta Francorum, und in beiden Mss. schliesst der Fredegar mit 'Explicit' am Ende von Cap, 90. Die Ver- muthung Bethmann's , dass die Hs. aus Reichenau stamme, lässt sich zwar nicht beweisen, bat aber viel für sich.

Der Codex Avurde von Pertz verglichen.

3 a) Der Wiene r Codex Nr. 482 ') (früher Hist. prof. 632 und Ambras. 252) saec. IX, f. 87 in Gross -Octav, stammt aus Reichenau, wie aus der Notiz einer Hand s. XH. auf f. 1 : 'liber Augie maioris' ersichtlich ist, kam später an Urstisius und durch diesen an G. von Raming, der auf der Rückseite des ersten nicht paginierten und freigelassenen Blattes als Besitzer genannt wird:

Nobili viro et antiquitatis Germanice indaga-

tori solertissimo, D. Gotfrido a Raming

Christian** Urstisius ddt.

M. D. XXCIV.

Die Hs. besteht aus 12 Lagen, von denen die erste und dritte Ternionen sind, die letzte jetzt nur drei einzelne Blätter fasst, während die übrigen regelmässige Quaternionen sind. Zwischen der 8. und 9. Lage sind zwei Quaternionen und damit der grösste Theil des Hilarian ausgefallen. Doch fehlten diese Blätter schon zur Zeit desjenigen, der mit altem Ductus die Custoden einkratzte, da er auf f. 61, mit dem die jetzige neunte Lage beginnt, auch wirklich eine .VIHL gesetzt hat. Diese Hand hat von der 4. Lage an die Fascikel numeriert, bis zur dritten hatte dies der Schreiber selbst gethan , doch ist irrthümlicher AVeise das letzte Bündel mit . XIII. bezeichnet ■worden, obwohl das vorhergehende richtig . XL genannt wird und zwischen beiden nichts fehlt, f. 87 ist Avohl erst später eingelegt w^orden; es enthält biblische Glossen. Mit f. 86, welches bis zur letzten Zeile beschrieben ist und mit der Hist. epit. schliesst, bricht der Fredegar ab, es fehlt also das ganze letzte Buch. Ob auf den zu f. 85 und 86 zugehörigen I*)lättern, von denen nur sehr schmale Ränder vorhanden sind, noch Schrift gestanden hat, ist nicht mehr festzustellen; es muss

1) Eine sehr nusfülirliche Beschreibung' giebt Lambecius in 'Commen- tarü de biblioth. Vindob. libcr II, cd. II, p. 722—734.

Die Chronicao des sog. Freclegar. 277

mithin unentschieden bleiben, ob der Codex von Anfang an nur bis zur Ilist. epit. ging-, oder ursprünglich vollständig war und erst später verstümmelt wurde. Das Pergament hat oft grosse Löcher und ist bisweilen sehr schadhaft. Die Schrift ist in mehrfacher Weise interessant. Neben der festen Minus- kel, in welcher der grösste Theil des Codex geschrieben ist, und die gegen das Ende hin sich immer mehr mit cursiven Elementen vermischt, erscheint auf einzelnen Seiten (z. B. f. 4 und 41) eine Schriftgattung, die einen total verschiedenen Eindruck macht und noch am meisten der westgothischen Schrift ähnelt'). AVahrscheinlich hat irgend ein fremder Älönch aushilfsweise diese beiden Seiten für den ursprüng- lichen Schreiber copiert. Im übrigen ist aber der Codex in gewöhnlicher Schrift gesehrieben, die weder mit dem West- gothischen, noch mit dem Langobardischen 2), etwas zu tlmen hat. Mit f. 21 scheint eine andere Hand einzusetzen. Von da ab sind die Quaternionen nicht mehr numeriert, die Buchstaben sind dünner und ungleich hoch, oft schief geschrieben, s geht stets unter die Linie, was im ersten Theile nie der Fall war, ebenso r. Die schönen grossen Liitialen, Avelche die erste Hand in den Umrissen aufführte, hören auf und werden von jetzt ab durch gewöhnliche schwarze Capitalbuchstaben ersetzt. Doch muss man allerdings zugestehen, dass sich alle diese Verschiedenheiten, so ausgeprägt sie im Anfang sind, allmäh- lich wieder verlieren, so dass am Schlüsse des Buches die Schrift wieder grössere Aehnlichkeit mit dem Anfang zeigt. Auch die Orthographie der Handschrift ist in vielen Stücken merkwürdig. Da, wie später gezeigt werden wird, der Vindo- bonensis nur eine Abschrift aus 3' -[" 3" ^st, so lassen sich durch eine Vergleichung mit der Quelle, die Eigenthümlich- keiten des resp. der Schreiber dieses Codex mit Sicherheit feststellen. Wir sehen da, dass man noch im 9. Jahrhundert 'nobibus' (^nubibus' 3), 'cognuscebat' (^cognoscebaf 3), 'sidicione' ('sedicione' 3), 'Albes' ('Alpes' 3) schrieb. Die Aspirata fehlt in 'adpreendit' ('adprehendit' 3), 'inter is' ('his' 3) ; besonders eigenthümlich ist die Vorliebe für g in 'congugium'('coniugium' 3), 'gussum' fiussum' 3), 'huius regi' ('rei' 3), aber auch umge- kehrt 'colliiens' ('coUigens' 3). Der Reichenauer Mönch schreibt ferner 'siggulis' für 'singulis'.

Folgendesjst der Inhalt der Handschrift.

f. 1 'INCIF LIBER GENERATIONUM. Ab Adam usque ad ordinem que continetur, also ohne das in 1 und 2 voran- gehende Register. Unvollständig ist das erste Buch auch am

1) So auch Lambecius 'literis Gotliicis sive Toletanis'. 2) Dass der Codex in Langobardischer Schrift geschrieben sei, war die Ansicht Schwandner's.

278 Die Chronicae des sog. Fredegar,

Schlüsse; es endigt nämlich ^Cleopatra filia aii XXV. Fiunt insimul an CCCXLVI' eben da, wo auch die Ausgabe des Cani- sius schliesst, also mit Uebergehung der Capitel 24 26. Ohne jede Ueberschvift und ebenfalls ■wieder ohne den in den übrigen Hss. stehenden Index beginnt der Hieronymus f. 17 'I. Regnum Asii'iorura primus rex Ninus' f. 41 ^ad plcnum reperere non potest'. Dann folgt der Auszug aus Idaeius 'Udacius servus domini nostri Jesu Christi' f. 59' 'abucelino victus nomen vitamque amisit. EXBLICIT LIBER CHRONICA'. Die Capitel- zahlen fehlen gewöhnlich ; ich habe nur f. 52' vor 'Quadam vicem Chlodoveus' eine LVIII bemerkt. Zwischen Idaeius und Gregor ist hier, wie in der Leidener Handschrift, das Buch des Q. JuHus Hilarianus eingeschoben 'III. INCIPIT LIBER QUINTI lULI ELARIANE DE CÜRSU TEMPORU', dessen grösster Theil aber, wie wir schon oben bemerkten, ausgefallen ist. F. 60' schliesst nämlich 'dicere aliquid nefas aut superbum est, sed dicam necesse est racione' und f. 61 beginnt erst wieder 'necesse est pro meritis singulorum rogate, inquid, ne fiat'. Der Schreiber der Leidener Handschrift, die ein gleiches Format hat wie die Wiener, brauchte zu dem Fehlenden 8 Blätter; man sieht also, dass im Viudobonensis ein Quaternio verloren gegangen ist. Der Hilarian schHesst: ^EXPLICIT LIBER QUINT (sie) lULI HELARIANI'. Es folgt nun die Vorrede Gregor's INCIPIT PREFACIO GRECA LIBRI . IUI.', dann f. 61' das Capitelverzeichnis ^NCIPIUNT CAPITULA LIBRI QUARTI QUOD EST EXCARPSUM DE CROXICA GRE- GUM EPS THORONACHI.', welches jedoch schon f. 62 mit 'XL De Cliderico reges Fancorum (sie!) et Viuiomado: EXPLI- CIT CAPITULA' abbricht. Der Text der Hist. epit. beginnt 'INCIPIT LIBER. I. Cumque Wandali' und schliesst f. 86' 'crudelissimam vitam digua morte flnivit'. Das ganze letzte Buch fehlt im Vindobonensis. Ueber die Glossen auf f. 87 haben Avir schon oben gesprochen.

Die Hs. wurde zum Theil von Pertz in Wien, zum Theil von mir in Berlin verglichen.

3 b) Die Papierhandschrift der kgl. Kreisbibliothek in Augsburg Nr. 223, saec. XV, f. 270 in 8", früher dem Udal- richs- Kloster ebendaselbst gehörig, wie der auf den Deckel geklebte Zettel: PP. Benedictorü Lib; et Imp. Monastorii SS. Udalrici et Affrac Augustae VindeL' besagt, und eine neuere Hand auf das Titelblatt schrieb: 'Monasterii S. Udalrici Aug.', ist, wenn nicht ein Reichenauer Codex, doch Avenigstens die Abschrift eines solchen. Auf der Rückseite des Titelblattes liest man näinlich : 'ex möst augie ä°j collctp Thoronachi, cronica regiois ab. brimen, croniea eusebij . iero. cesarie'. Auch weist auf die Reichenauer Abkunft die fol<rende Inschrift

Die Chrouicae des sog. Fredegar. 279

auf dem Titelblatte hin, in welcher Regino zu einem Abte dieses Klosters gemacht wird: 'LIBER. CHRONICARUM. YDACY. THOROMACHI. AC. QUINTI. lULY. HYLARIO- NIS. VNA CVM. CHRONICA. REGINONIS. MONASTERY. AVGIENSIS. QVODAM. INSIGNIS. ABBATIS. AD ADEL- BERONEM. TREVIRENSIS. AECCLESIAE ARCHIEPI- ^COPV VENERABILEM. LIBRI. DVO. IN QVORV. PRIMO. DE ROMANORVM. SECVDO. VERO. DE FRANCORVM GESTIS. AEGREGIE. SCRIBIT. ADIVNCTIS. IN FINE DIVERSIS. SINE. ORDINAE GESTIS. Von diesem Titel ist abwechselnd eine Zeile schwarz, die andere roth geschrieben. Die häufige Sichreibung von ae statt e deutet wohl daraufhin, dass sich diese Inschrift bereits in der alten Reichenauer Vor- lage vorfand. Die Augsburger Abschrift dieses Codex ist aber keineswegs getreu zu nennen.

Was speciell den Fredegar anbelangt, so sind im Augustanus die Register zu den einzelnen Büchern gänzlich beseitigt und dafür über die einzelnen Capitel des Liber Generat. und Hie- ronymus i) Ueberschriften gesetzt, die Capitel des Idacius, die in den übrigen Hss. sich unmittelbar an den Hieronymus an- schliessend werden hier besonders gezählt, und so aus dem einen Buche Hieronymus - Idacius zwei gemacht; endlich ist der Hilarian, der in den anderen Hss. dieser Klasse zwischen Idacius und Gregor steht, im Augustanus hinter den Gregor versetzt worden. Auch im Einzelnen hat der Schreiber nach eigenem Gutdünken und oft recht willkürlich den Text abgeän- dert, so dass diese Handschrift, welche neben der Münchener der Ausgabe des Canisius zu Grunde lag, wenig Glauben verdient.

Der Inhalt ist folgender:

f. 1 beginnt der Fredegar 'Incipit Liber Generacionum primus Ab Adam usque ad ordinem' f. 1' 'Explicit Prae- facio'. 'Incipit Narracio praefacionis. Ca. I. Liber gene- racionis hominum' f. 11' ^Fiunt insimul an. CCC. XL VI', Das erste Buch schliesst also wie in der Wiener Hs. und in der Ausgabe des Canisius mit Cap. 23. Der Hieronymus beginnt 'Incipit Liber generacionum 2'. Ca. I. Regnum Assyriorum' f. 29 'Conclusio Libri. Ca. L', ohne dass ein Cap. 50 folgt, da der Schreiber die Capitel des Idacius wieder mit 1. beginnt. Es folgt die Vorrede zu dem Excerpt aus der Chronik des Idacius f. 29' 'Idacius servus domini nostri Jesu Christi facte prefacionis indicö'; darauf 'Incipit liber Chronice tertius Ca. I. Romanorum XXXVII. per Gracianura f. 42 abucelino victus nomen vitamque amisit'. Die Hist.

1) Im Idacius, Gregor und dem letzten Buche fehlen diese Ueber- schriften.

Neues Archiv etc. VII. 19

280 Die Chronicae des sog. Fredegar.

epit, beginnt 'Incipit prefacio Hbri Quarti excerptum de chro- nica greca Thoromachi episcopi f. 42' ab ipso mundi prin- cipio inciperem', dann der Text 'Incipit Liber. Ca. I. Cum- que Wandali f. 60' digna morte finivit'. Jetzt erst ist die Schrift Hilarian's eingefügt 'Incipit liber Quinti luli Hylarionis De cursu temporum. Quintus. Quantocumque tempore f. 67 lusti autem cum deo in vitam eternam. Amen'. Hieran schliesst sich das letzte Buch 'Incipit Prologus in librum Sex- tum et ultimum Thoromachi concordans quoad gesta cum li» 4'". Cum aliqui dum iussu verbi f. 67' cum Chilperici vita finis sit scripsi'; darauf f. 68 'Incipit Liber sextus Thoromachi. Ca. primum, Gunthramnus rex Francorum f. 97' eos uterque interire fecisset'. Hiermit schliesst der Fredegar; der übrige Theil der Seite ist frei.

Es folgt der Regino: f. 98 'Incipit prologus in chronicam Reginonis ('r' superscr.). Unico et tocius philosophie studiis f. 98' Sed nobis pocius neutro proferre videtur'; dann das I.Buch 'Incipit chronica Reginonis Li. i: Ca. i. Anno imperii Caesaris Octaviani XLII f. 119' ubi ille incipit iste finem sorciatur'. Nachdem eine halbe Seite freigelassen ist, fährt die Hs. f. 120 fort 'Incipit chronice Reginonis, Liber secundus. Ca. I. Anno dominice incarnacionis DCCXLI. Carolus filius f. 177' Quibus successerunt in pontificali kathedra Otbertus in Strasburgensi civitate et Druogo in Tullensi'. Die Augsburger Handschrift ist mit der von Pertz mit 2 bezeichneten auf das engste ver- wandt. In beiden fehlen die Eingangsworte des Prologes 'Excellentissimi ingenii', die im Augustanus durch 'Unico' er- setzt werden. Am Ende des Vorwortes stehen auch in unserer Hs. die Verse:

'Multi decernant (decertant 2) et adhuc sub iudice hs est, Feminei generis vel neutri chronica constent, Sed nobis pocius neutro proferre videtur'. Schliesslich hatte auch die Vorlage der Augsburger Hs. dieselbe Lücke und dieselbe Umstellung wie 2, doch wurden diese Fehler von dem Schreiber des Augustanus noch recht- zeitig bemerkt und aus einer anderen Hs. (7, der Wiener Codex?) corrigiert. In 2 fehlen nämhch die Jahre 900—902, so dass auf 899 gleich 903 folgt, und ebenso beginnt der Augs- burger Codex nach dem J. 899 mit dem Anfang des J. 903 'Anno dmce incar. DCCCC. non Adalbertus Ruodolfum epüm de üuirtz- burgensi ecclesia fugat et', tilgt aber durch Unterpungieren die betreffenden Worte und fährt ohne Weiteres 'proceres et optimates' mit dem Texte der Jahre 900—902 fort. Unter dem J. 903 ist dann die obige Stelle richtig eingereiht : 'Anno dmce incar. DCCCCIII. (videtur magis quod eodem quo supra) Adal- bertus Ruodolfum epm de Uuirtzburgensi ecclesia fugat et res et possessiones', und zAvar zeigt der Zusatz 'videtur' etc., dass

Die Chronicae des sog. Fredegar. 281

der Schreiber von hier ab wieder auf die ursprüngliche Vor- lage zurückging. Aus welcher Hs. sind nun die Jahre 900 902 eingeschoben? Den Fehler 'post modicum' für 'postmodum' SS. I, p. 610, Z. 8, hat der Augustanus mit 7 (dem Vindob.) gemeinsam und auch einige andere Versehen, so dass ich diese oder eine ihr ähnliche Hs. als die Quelle annehmen möchte. Ferner fehlen in 2 die Jahre 773 794 an der gehörigen Stelle, doch sind 783 794 mitten im J. 801 nachgetragen. Im Augustanus ist zwar an der genannten Stelle keine Lücke, der folgende Umstand aber weist darauf hin, dass die Jahre 773 794 nicht in der ursprünglichen Vorlage standen, sondern erst aus dem anderen Codex ergänzt worden sind. Im J. 801 nämlich, nach den Worten 'huius factionis fuere principes', fährt die Hs. fort: 'X Post hec eodem anno obiit Bertrada regina IUI. idus iulii. Et cum Üormaciä Rex venisset sociavit sibi in matrimoniü Fastradam reginä. Et celebravit natale dni in heristellio et pascha siicer (sie). Defectus seu error a cruce in crucem durat. Non nno (sie) dnice incar. DCCC. X Pascalis' etc. Die Worte 'Post hec' etc. gehören zu dem J. 783; es waren also auch in der Vorlage des Augustanus die J. 783—794 umgestellt. Ob dies nun der Carlsruher Codex (2)J) oder eine andere ihm sehr nahe stehende Hs. war, lassen wir dahingestellt, doch ist uns das letztere wahrscheinlicher.

Auf f. 180 schrieb dieselbe Hand, aber mit dunklerer Tinte, eine Legende über die Zerstörung der Klöster S. AfFrae und S, Magni 'In festo sanctissimi Simperti cum eins Legenda f. 180' quottidie adhuc edocet atque declarat. Benedictus deus it'. Am Rande von f. 180 steht die folgende für die Baiern wenig schmeichelhafte Etymologie: 'Baioarii a bobus dicti, quorum usu victum queritabant'.

Es folgt dann die Chronik des Hieronymus mit dem Titel f. 181 'CHRONICA EVSEBII . HIERONIMI . CAESARIEN- SIS EPISCOPI . AD VINCENCIVM . ET . GALIENVM . INCIPIENS . A TEMPORE . ABRAHAM . PROTENS . SE . VSQVAE . AD IMPERATORIS . VALENTIS . INTERITVM', welche bis f. 261 usque_ad Consulatum eius VI. et Valen- tiniani iterum omnes anni VDLXXVIIIP reicht. Hieran schliesst sich eine Consulhste 'Valente VI. et Valentiniano II. f. 263 Paulino vc Cons. Explicit chronica Eusebii et Hieronimi', welche von 447 ab von Mommsen in der Ausgabe der Chronik des Cassiodor p. 693 ediert ist. Den Schluss der Hand- schrift bildet der Prosper Augustanus f. 263 'INCIPIT . EX

1) So Ermisch, Die Chronik des Regino, S. 25, während Pertz irr- thümlich die Hs. seiner 6. Klasse zuweist.

19*

282 Die Chronicae des sog. Fredegar,

CHRONICIS . TYRONIS . PROSPERI . CHRONICORVM . EVSEBII . TEMPORIBVS . PRETER . MISSIS. f. 270 'ab Adam usque ad Wandalorum perdicionem fiunt anni . V . dcc.XXXIir.

Die Handschrift konnte von mir hier benutzt werden.

Nachdem so die vier Handschriften, die Leidener (3'), Vaticanische (3"), Wiener (3 a) und Augsburger (3 b) be- schrieben, ist über ihr gegenseitiges Verhältnis zu handeln, um zu einem Urtheil über den Werth, resp. Unwerth der ein- zelnen Hss. zu gelangen. Die nahe Verwandtschaft dieser Hss. ist bereits von Pertz und Bethmaun richtig erkannt worden, aber nicht, oder doch nur unvollkommen, in welcher Weise sie von einander abhängig sind; doch hatte Pertz den ersten Schritt zu dieser Untersuchung schon gethan, als er nachwies, dass der Vaticanus die Quelle der Wiener Hs. sei.

Was zunächst 3> und 3" anbetrifft, so stammen beide Hss. aus dem 8. oder 9. Jahrb., beide haben das Format gross 8^, und ausserdem ist die Schi'ift des Vaticanus, soweit man dies aus einer Nachzeichnung erkennen kann, der der Leidener Hs. wenigstens nicht unähnlich. Der Hauptgrund aber, der mich bestimmt, den Leidener und Römischen Codex nur als Theile einer Hs. anzusehen, ist folgender. Die Leidener Hs. schliesst mitten in der Ueberschrift zur Historia epit. mit dem Worte 'Libri' am Schlüsse der letzten Zeile, und ebenda beginnt der Vaticanus mit 'Quarti', so dass also, Avenn man die beiden Handschriften vereinigt, der Text unmittelbar fortläuft. Dieser Umstand kann doch wohl nicht anders erklärt werden, als dadurch, dass die beiden Hss. ursprünglich zusammengehört haben und erst später auf gewaltsame Weise getrennt worden sind. Hiermit stimmt auch die Beobachtung von Pertz über- ein, dass der Vaticanus das Original des Vindoboncnsis ist, denn unten soll gezeigt werden, dass auch die Leidener Hs. die Vorlage des letzteren gewesen ist. Vergegenwärtigen wir uns nun, dass Voss derjenige war, welcher die Königin Christine in der Sammlung von Hss. thatkräftig unterstützte, dass er ihr selbst seine Bibliothek verkaufte, und dass wiederum Voss die verwirrten Zustände nach der Abdankung der Königin dazu benutzte, um einen Theil der Hss. bei Seite zu bringen, so werden wir uns nicht wundern, von unserer Fredegarhs. den einen Theil in Leiden unter den Büchern Voss', den andern in Rom in dem Vermächtnis der Königin wiederzufinden. Wir fassen also die beiden Hss. 3' u. 3" zusammen und nennen den vereinigten Codex 3.

Schon die gemeinsame Heimath der drei Handschriften

Die Chronicae des sog. Fredegar. 283

3. 3 a. 3 b lässt eine nahe Verwandtschaft derselben vermuthen. Von 3a und ob steht es nämlich, wie wir oben gesehen haben, fest, dass sie aus Reichenau stammen, resp. aus einer Hs. dieser Bibliothek abgeschrieben sind, aber auch 3 ist aus diesem Kloster hervorgegangen, wenn anders die Vermuthung Beth- manns richtig ist, dass das Ms. 3", welches sich in dem Be- sitze Goldast's befand, von diesem aus dem Kloster Reichenau erwoi'ben war. Ausserdem weist auch der Inhalt der drei Hss. auf den gemeinsamen Ursprung hin. Von den einen Hss. (1 und 2) unterscheidet sich nämlich diese Klasse dadurch, dass sie in die Fredegarsche Sammlung das chronologische Werk des Hilarianus einschiebt, den andern Mss. (4 und 5) gegenüber kennzeichnet sie sich aber durch den Liber Generationum, der jenen fehlt, und dadurch, dass sie nur den Fredegar, nicht auch die Fortsetzungen enthält. Diese Zusammengehörigkeit lässt sich bis in Einzelheiten verfolgen: Canis. p. 178, 1. 24, 'Aebo- saci' 3. 3a. 3b für 'Aeboraci'; p. 185, 1. 2, 'Savennam' 3. 3a, was jedoch 3 b schon richtig in 'Ravennam' verbessert: p. 186,1.1, lesen die übrigen Hss. 'ruunt in Galliis'^ 3. 3 a lassen jedoch 'ruunt' aus, während 3b 'in Gallias irruit' conjiciert. Chron. c. 73 fehlen in 3. 3 b >) die Worte 'regi A. d. et Venerando', Am meisten Beweiskraft scheint mir aber das folgende Ein- schiebsel zu haben. Canis. p. 187, 1. 21, am Schlüsse von Cap. 54 sind in 3. 3 a. 3 b. die Worte 'talpus scero' einge- schoben. Ein Unbekannter hat also den freien Raum nach 'moretur', womit das Capitel schliesst, dazu benutzt, sich zu notieren, dass talpus 'Maulwurf bedeutet. Da nun schon in unserer ältesten Hs. diese Bemerkung von erster Hand zugleich mit dem Texte geschi'ieben ist, so sieht man, dass uns der Archetypus der 3. Handschriften -Klasse leider nicht erhalten sein kann. Diese Hs. (3x) wird aus ihren Nachkommen recon- struiert werden müssen, und es fragt sich also, wie die 3 vor- handenen Hss. sich zu einander stellen.

Es wird sich zuerst darum handeln, nachzuweisen, ob eine Hs. und welche als die Quelle der beiden andern anzusehen ist. Von 3 a und 3 b wird man hierbei gleich von vornherein Abstand nehmen müssen, da sie dem 9. und 15. Jahrh. ange- hören, also jünger als 3 sind. 3 könnte aber recht wohl die Mutter der beiden andern Hss. sein. Und in der That spricht sehr vieles für diese Annahme. 3', f. 1, 'in : bria' (das richtige, auch durch 1 und 2 a bestätigte 'Ebria' ist von 2. Hand in 'beria' corrigiert), 3a. 3b 'in beria'. 3\ f. 2, (Canis. p. 177, 1.4) sind die Worte 'Duos mensis aliter appellare fecit' ausgefallen, doch ist diese Lücke durch Freilassung des bezüglichen Raumes angedeutet Avorden. Der Schreiber von 3 hat also offenbar

1) In 3 a fehlt die Chronik.

284 Die Chronicae des sog. Fredegar.

diese Stelle in seiner Vorlage nicht mehr lesen können. Die- selben Worte fehlen nun auch in 3 a und 3 b, ohne dass jedoch durch ein Intervall der Verlust bemerkbar gemacht wäre. F. 34' stehen in 3 die Worte 'Traianus ann XSIII', die von 3 a und 3 b fälschlich durch *T. a. XCIIII' wiedergegeben werden. Canis. p. 188, 1. 24, 'Theudorici' 3, doch ist das c ein wenig zu sehr geschlossen, so dass es dem o ähnlich sieht. 'Theudorioi' liest nun 3a; und der Schreiber von 3b, welcher sich diese Form nicht zu erklären wusste, änderte einfach 'Theodori'. F. 21 hat 3 in 'iucundemus' e aus t corrigiert, was 3 a und 3 b ^ucundamus' lesen. Die Correctur in 3 hat nämlich einige Aehnlichkeit mit einem a, F. 34 findet sich auf dem Rande in 3 von erster Hand, aber in Majuskelbuchstaben ge- schrieben, folgende Bemerkung: 'In Hierusalem fuerunt reges XXXIII'. Diese Bemerkung gehört keineswegs in den Text des danebenstehenden Hilarian, sie fehlt auch in den Hss. 4. In 3b lesen wir jedoch f. 64 'anni sunt 4'"- milia DCCCXIIII. In Hierusalem fuerunt reges XXXIII. Post undecimum'. Hier ist also diese Randnotiz bereits in den Text übergegangen. Leider können wir nicht sagen, wie sich 3 a hierzu verhält, da der betreffende Abschnitt dort fehlt. Wir haben bisher die Bei- spiele ohne Ausnahme aus dem ersten Theil von 3 genommen, der sich jetzt in Leiden befindet und über den man bis jetzt so gut, wie gar nichts wusste. Weit bekannter ist der zweite Theil im Vatican, von dem bereits Pertz •) nachgewiesen hat, dass er die Quelle von 3 a sei. Diesen Beweis zu wieder- holen, halte ich für überflüssig, und gehe deshalb gleich auf das Verhältnis von 3" und 3 b ein. Ich will mich hierbei an die von Pertz für die Wiener Hs. gegebenen Belege halten, bemerke aber im voraus, dass man bei 3 b nicht in solche Einzelheiten eingehen kann wie bei 3 a, da erstere Hs. dem 15, letztere dem 9. Jahrh. angehört, ein Schreiber des 15. Jahrh. aber nicht mehr so sinnlos copierte, wie es in älteren Zeiten wohl üblich war. Es wird uns daher nicht wundern, wenn wir in 3 b statt des sinnlosen 'au uiomado' richtig 'a wiomado', statt 'cropulavit' 'copulavit', statt 'Chlodoveum. Haec' 'Clodo- veum. Hie', statt 'sub peccare vulnus' 'sub pectore vulnus' und statt 'Peorum' 'Deoruni' lesen. Alle diese Correcturen konnte jeder Schreiber, wenn er nicht blos mechanisch arbeitete, sondern auch auf den Sinn achtete, mit Leichtigkeit vornehmen. Und dass sich der Copist von 3 b recht oft in Correcturen nicht immer zum Vortheil für den Text versucht hat, werden wir unten sehen. Zwei von den von Pertz aufgeführten Stellen verrathen uns jedoch, dass avich 3 b aus 3" geflossen ist. 'Cap.2) 40, lin. 2, ist in der Wiener die Vaticanische Ab-

1) Archiv 1. 1. 2) So Pertz a. a. O.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 285

kürzung für 'eins' als 'et' geschrieben'. Wenn wir nun in 3 b weder 'eins' noch 'et' finden, so können wir bei dem Charakter des Schreibers daraus schliessen, dass bereits in seiner Vorlage etwas Sinnloses, also jedenfalls 'et' gestanden hat. Am meisten Beweiskraft hat jedoch das von Pertz sub No. 5 erwähnte Bei- spiel. In 3 a ist durch ein Homoioteleuton ein Satz ausgefallen, was darin seine Erklärung findet, dass in 3" zwei 'prope' gerade unter einander stehen, so dass also der Abschreiber von dem ersten 'prope' auf das zweite in der nächsten Zeile abirrte. Dieselbe Lücke findet sich auch in 3 b. Aus dieser Stelle, meine ich, wird man die Ueberzeugung gewinnen, dass auch 3 b aus 3" abgeleitet ist.

Da nun 3 a und 3 b, eine jede den Inhalt der beiden Hss. 3' -[" 3" in sich vereinigen"), so wird zur Zeit ihrer Ent- stehung oder vielmehr zur Zeit, als ihre Vorgänger entstanden dass sie nämlich nicht direct auf das genannte Original zui'ückgehen, werden wir gleich sehen diese Hs. noch ein Ganzes gebildet haben. Da aber beide Ableitungen auch den jetzt in 3 fehlenden ersten Theil enthalten, so muss 3 damals noch vollständig gewesen sein.

Nachdem sich 3 als das Original der beiden anderen Hss. erwiesen hat, wird zunächst zu untersuchen sein, ob 3 a direct aus 3 geflossen ist oder nicht, und ob 3 b durch 3 a oder durch eine andere dazwischenliegende Hs. auf 3 zurückgeht. Was zuerst 3 a anbetrifft, so hat seine Vorlage noch nicht die Ver- schlimmbesserungen der 2. Correctorhand, welche sich auf den

consum ersten Seiten von 3' bemerkbar gemacht hat. 3, f. 1, 'corruppta',

plü ^p pascha confluente 3 a 'corrupta'; 3 'ad tempoiinse urbe quasi ', 3 a 'ad tem- polinse urbe quasi'. Hierdurch werden wir aber nicht genÖ- thigt, eine indirecte Benutzung von 3 anzunehmen, da 3a dem 9. Jahrb., diese Correcturen von 3 ' aber dem 12. Jahrh. angehören. Anders steht es mit den Verbesserungen der ersten Correctorhand. Diese standen allerdings schon in der VorLage von 3a. So lesen wir Hist. epit. c. 24 in 3": 'et cpmmisso fidelis ; dixit', und in der That steht in 3 a 'et cum esset fidelis ; dixit', während die alte Lesart 'et commisso fidelis; d.' die richtige ist, die unter andei'en auch der Claromontanus hat. Ich weise hier ausserdem auf die zahlreichen im Texte von 3 ausgelassenen, aber am unteren Rande nachgetragenen Stellen hin, welche alle in 3 a stehen. Dies wird nicht Wunder neh- men, wenn man bedenkt, dass diese Correcturen von einer dem Schreiber gleichzeitigen Hand und offenbar nach der Vorlage 3x eingetragen worden sind. Dagegen weist die folgende Stelle

1) In 3 a fehlt nur daa letzte Buch.

286 Die Chronicae des sog. Fredegar,

unwiderleglich darauf hin, dass 3a nicht unmittelbar aus 3 geflossen ist. 3 a, f. 52, stehen die Worte : 'preuentum ceruü in conspectu -^ leonem ab ipso leone capitur et membratim'. Das Kreuz weist oflfenbar darauf hin, dass vor ^leonem' etwas ausgefallen ist. Und in der That fehlen hier fünf Worte. Diese finden sich in folgender Weise mitten auf der nächsten Seite ergänzt: 'a finib; pannonie usq: -ijf leonis adducit qui I adorasset leone ad rodono fluuio'. Ich bemerke noch dazu, dass dieser Nachtrag von erster Hand gleichzeitig mit dem übrigen Texte geschrieben worden ist. Da nun aus dem zwischen 'conspectu' und 'leonem' gelassenen Zwischenraum hervorgeht, dass das Kreuz schon in der Vorlage gestanden hat und nicht erst bei einer späteren Durchsicht hineingedrängt worden ist, da es ferner nicht die Gewohnheit der alten Abschreiber war, ausgelassene Stellen auf der Mitte der fol- genden Seite nachzutragen, diese vielmehr auf dem unteren Rande derselben Seite angemerkt wurden, so müssen die be- treffenden Worte schon in der Vorlage von 3 a an der ihnen zukommenden Stelle gefehlt haben, und zweitens muss in der Vorlage die Seite, auf welcher diese Worte nachgetragen waren, mit 'Pannonie usque' geschlossen haben. Da dieses beides in 3 nicht der Fall ist, so kann diese Hs. nicht das unmittel- bare Original von 3a gewesen sein; es muss vielmehr von 3 eine Copie (3xx) existiert haben, die die oben bezeichneten Merkmale hatte und aus der 3 a abgeschrieben worden ist. Die Abschrift 3xx kann nur kurze Zeit nach der Entstehung von 3 genommen worden sein, da, wie bereits bemerkt wurde, 3 saec. VIII/IX. und 3 a sicher noch saec. IX. ist.

Was die Stellung von 3 b zu den beiden andern noch er- haltenen Hss. betrifft, so liegt am nächsten die Annahme, dass 3b aus 3a abgeschrieben sei. Hiergegen lassen sich aber gewichtige Einwendungen machen. Ich will nicht hervorheben, dass in 3a das letzte Buch fehlt, während es 3 b hat, da sich dies noch dadurch erklären Hesse, dass von dem ursprünglich vollständigen Codex eine alte Abschrift vorhanden gewesen wäre, aus welcher 3 b herstamme, obwohl es sich kaum be- weisen lassen dürfte, dass der Schreiber von 3a auch das letzte Buch copiert habe. Aber andere innere Gründe nöthigen, von dieser Ansicht Abstand zu nehmen. 3 a hat einigemal Verderbnisse, wo 3b in Uebereinstimmung mit 3 uns die richtige Lesart bewahrt hat. Canis. p. 188, 1. 28, 'adducto' 3 a, 'adducti' 3. 3b; 'Itaha ~' (d. i. 'est') 3a, Italia-' (~ ist das in 3 einigemal wiederkehrende eigenthümliche Zeichen für m) 3, 'Italiam' 3b; 'resumpti sunt res' 3a, 'resumptis vires' ('viri- bus' 3b) 3. 3b; 'sep me' 3a, 'sup rae' 3. 3b; 'stabulis' 3a, 'fabulis' 3.3b; 'civitas universas' 3a, 'civitates universas' 3.3b; 'in quo ordine' 3a, 'quo ordine'3. 3b; 'acause'3a, 'cause' 3.3b:

Die Chronicae des sog. Fredegar. 287

'iomalim laverat' 3a, 'iam olira celaverat' 3. 3 b ; und besonders Idac. c. 58 lässt 3 a die Worte 'aut forte apparerent' aus, während 3 und 3b an dieser Stelle keine Lücke haben. Schliesslich fehlt Hieron. c. 7 'Beceanceorum' in 3a und 3b, doch lässt 3b zwischen den Worten 'balneä' und 'multo post' eine Lücke von 9 oder 10 Buchstaben, während in 3 a ohne irgend welchen Zwischenraum *balneä multo post' steht. Für diese Stelle lässt sich zwar nicht nachweisen, was 3 geschrieben hatte, da, wie wir oben sahen, diese Hs. unvollständig ist, doch ist es klar, dass hier 3 b die Vorlage treuer wiedergiebt. Aus allen diesen Beispielen geht mit voller Bestimmtheit hervor, dass 3 b keine Abschrift von 3 a sein kann.

Ebensowenig kann 3 b direct aus 3 abgeleitet sein. Wenn nämlich der dem 15. Jahrh. angehörige Schreiber von 3b den Codex 3* vor sich gehabt hätte, so müssten sich bereits in 3 b Spuren von den Correcturen finden, dui'ch welche die 2. Hand saec. XH. die Hs. verunstaltet hat. Dies ist aber nicht der Fall, wie einige Beispiele zeigen werden. So hat 3, f. 1, 'in : bria' (radiert ist e und übergeschrieben e von 1. Hand); auf die Rasur schrieb der Corrector ein i, so dass also jetzt 'in iberia' dasteht; dagegen liest 3b 'in beria'. Ferner liest 3

consum 'corruppta' (das Uebergeschriebene rührt von der 2. Corrector-

plu pp pascha confluente band her), 3 b 'corrupta'; 3 'ad tempolinse urbe quasi ',

3b 'ad tripolense urbem quasi'. Noch evidenter lässt sich meine Behauptung für 3" beweisen, welcher Codex, wie Pertz (Archiv V, 64) anführt, durch eine Menge gleichzeitiger oder fast gleichzeitiger Correcturen entstellt ist. Von diesen Aende- rungen finden sich nur die wenigen in 3 b wieder, welche vor- aussichtlich nach der Vorlage gemacht sind. An den aller- meisten Stellen hat 3 b die alte Lesart von 3", die auch durch andere Hss. verbürgt ist, selbst da, wo durch Rasuren der ursprüngliche Text in 3 völlig unkenntlich gemacht worden ist. 3 b ist daher recht wohl geeignet, den Vaticanus zu er- gänzen. Ich lasse auch hierfür einige Beispiele folgen. Chron.

d Prol. liest 3 'et obi : : : ', 3 b 'et obitum' (2 a 'et obidum');

bas Chron. c. 35 hat 3 'fietur ut : : : duas', wozu Pertz bemerkt, dass wohl 'per' auf der Rasur stand. Es ging also jedenfalls dem 'duas' ein r vorher. Und nun liest 3 b 'fietur ut arduas', was jedenfalls die ursprüngliche Lesart von 3 war. Cap. 36

rumore ':::::' 3; Pertz setzt hinzu 'vielleicht in ore?', und wirklich

axona steht dies in 3b. Cap. 42 'fluuium :::::::', wozu Pertz notiert 'wenn auch nicht etwa coxonna, stand doch wahrschein-

288 Die Chronicae des sog. Fredegar.

lieh axonna da'; 3b liest aber 'Coxoma'. Man wird hieraus zur Genüge erkennen, dass 3 b nicht unmittelbar aus 3 abge- schrieben sein kann, dass vielmehr das Original dieses Codex eine Abschrift von 3 gewesen sein muss, die noch vor der Zeit der alten Correctoren veranstaltet worden ist. Da nun auch 3 a, wie oben gezeigt ist, aus einem derartigen Apographon geflossen ist, so liegt es nahe, beide Hss. (3 a und 3b), auf dieselbe Abschrift zurückzuführen. Und diese Annahme findet darin ihre Bestätigung, dass beide Hss. in gewissen Corruptelen übereinstimmen Idac. Cap. 57 liest beispielsweise 3 a 'exerser n. V. r.', 3 b 'exsermone rennuens', wo 3 richtig 'xerser n. v. r.' hat und dass beide, worauf schon oben hingewiesen wurde, in der Hist. epit. c. 18 denselben Satz auslassen, obwohl sich dieser in 3 findet.

Es hat sich also ergeben, dass der Lugdunensis 3' und und Vaticanus 3" einen Codex 3 ausmachen, aus welchem 3 a und 3 b durch eine Abschrift 3xx abgeleitet ist. Es liess sich zugleich nachweisen, dass ein noch älterer Codex als 3 existiert haben muss, der den Fredegar in derselben Recension enthielt (3x).

Wenn nun 3 vollständig und in der ursprünglichen Gestalt erhalten wäre, so würden die beiden Ableitungen (3a und 3 b) völlig überflüssig sein. So ist aber leider der erste Theil dieser werthvollen Hs. und mit ihm der Liber Generationis und der Anfang des Hieronymus verloren, und selbst das Er- haltene, besonders aber das letzte Buch, hat durch die Cor- recturen bedeutenden Schaden gelitten. Es war daher nöthig, für die Defecte von 3 auch die beiden andern Hss. zu benutzen. Der Codex 3a, dessen ersten Theil ich verglichen habe, kann uns einigermassen das vollständig Verlorene ersetzen. Eine Vergleichung von 3b würde zwar noch einige wenige Verbes- serungen ergeben, aber in Anbetracht des geringen historischen Werthes des ersten Theiles, würde die darauf verwandte Zeit kaum dem Erfolge entsprechen. Für das letzte Buch ist jedoch 3 b an den in 3 durch den Corrector veränderten und aus- radierten Stellen eingesehen worden.

In dieser Recension ist der Fredegar im Mittelalter oft benutzt worden; doch scheint kein einziger Ausschreiber einen der noch vorhandenen Codices 3 vor sich gehabt zu haben.

Der Verfasser des Chronicon S. Benigni >) in Dijon hat unter anderen auch den Fredegar ausgeschrieben, den er aus Gregor und der Vita des Columban^) ergänzte. Die Handschrift,

1) Neue Ausgabe in Analecta Divionensia. Documents ine'dits (sie!) pour servir a l'histoire de France, ed. Boiigaud et Garnier, Dijon 1875 ; das chronicon S. Benigni ist von Bougaud bearbeitet. 2) Dies läugnet zwar der jüngste Herausgeber p. 44, n. 1, offenbar aber ohne die betref-

Die Chronicae des sog. Fredegar. 289

welche diesem Chronisten vorlag, hatte keine Fortsetzungen, kann also nur einer der ersten drei Klassen angehört haben. Dass sie der dritten Ordnung beizuzählen ist, ersieht man aus den folgenden Belegen. Eine Eigenthümlichkeit der Hand- schrift 3 ist, dass sie die Regierungsjahre der Könige sehr oft um ein Jahr zu niedrig ansetzt. So liest nur dieser Codex Hist. epit. c. 80 statt 'septemus decemus' 'XVI', Chron. c. 21 statt 'Vir 'VI', c. 24 statt 'Vlir 'septirao' und statt 'VIIIP 'VIH', c. 47 statt 'XXXVIIII' 'XXXVIII', c. 59 statt 'VIII' 'VII', c. 67 statt 'nono' 'octavo' und endlich c. 78 statt 'quarto decimo' Xlir. In allen diesen Fällen hat nur 3 die niedrigere An- setzung und in allen diesen Fällen stimmt die Chronik von St. Benigne auf das genaueste mit 3 überein. Jedes einzelne dieser Beispiele für sich betrachtet, beweist zwar wenig, da ja leicht durch blossen Zufall in zwei verschiedenen Hand- schriften derselbe Strich ausfallen konnte, in ihrer Gesammtheit aber lassen die Stellen keinen Zweifel, dass eine Hs. der 3. Klasse benutzt ward. Andere Congruenzen machen dies noch gewisser. Hist. epit. c. 64 liest 3 in dem Satze 'qui, pacem cum imperatore ürmata, secundo ann, sunt reversi' statt 'firmata' 'firmarent qui' und ähnlich hat auch die Chronik 'face- rent qui'. Fred. c. 57 'sedem Tholosa aeliens' schreibt 3 'Tho- losanam', die Chronik 'Tolosanam', und c. 58 'ut a cunctis esset mirandum' haben nur 3 und die Chronik 'mirandus'. In dem Satze 'utiliter definsasse nuscuntur' setzen 3 und die Chronik für das Perfectum die Form 'defensare' ein. Die letzte und zugleich wichtigste Uebereinstimmung findet sich c. 79 'sed facilletas abbatis Aigulfi eadem instetucionem nuscetur refra- gasse', wo 3 statt 'refragasse' 'suffragasse' liest und so den Sinn gerade in das Gegentheil umkehrt. Dem entsprechend finden wir in der Chronik die Worte: 'quod studio et industria abbatis Aigulfi est adimpletum', die sich nur aus Her corrupten Lesart von 3 erklären lassen.

Doch hat der Chronist den Codex Lugd.-Vatic. nicht vor sich gehabt, was aus einer Reihe von Stellen hervorgeht, an welchen sein Werk von den Fehlern dieser Handschrift frei ist. So liest Hist. epit. c. 51 'et dimedia parte .... Offerent'

feade Vita selbst eingesehen zu haben, Ueberhaupt hat Herr B. das Misgeschick, dass seine Notizen über die in der Chronik benutzten Quellen zum grossen Theil falsch sind. Was er als nicht im Fredegar befindlich bezeichnet, steht mit wenigen Ausnahmen darin, und nachdem er bemerkt hat: 'Ici finit la chronique de Fredegaire. Depuis cette ann^e 641 . . . nous ne pouvons plus indiquer au juste quels auteurs notre chroniqueur a sous ^es yeux' folgen noch zwei Seiten aus eben diesem Fredegar. In der Einleitung wird p. XIV unter den Quellen genannt 'Gregoire de Tours, Fredegaire et ses continuateurs', während p. XV, auf der nächsten Seite, behauptet wird: 'De 641 ä 741, 11 n'avait rien ou presque rien', also das directe Gegentheil.

290 Die Chronicae des sog. Fredegar.

3 'mediara', während die Chronik in Uebereinstimmung mit den übrigen Hss. 'dimidiam' hat. Chron. c. 3 'Cumque .... perlatum fuisset, eo quod' verdirbt 3 'eo' in 'et', aber nicht die Chronik. Cap. 45 '12 annis sine regibus transegerunt' hat auch der Chronist 'transegerunt', was von 3 in 'transierunt' verwandelt worden ist, und während c. 20 'Ipsoque anno Teude- bertus et Teudericos' 3 'Teudericus et Teudebertus' umstellt, hat die Chronik die richtige Eeihenfolge 'Theodebertus et Theodericus'. Ueberaus beweisend ist die folgende Stelle c. 78 'omnes domus eorum incensis paeculies et rebus expoliant'. Hier corrumpiert 3 das ihm unverständliche 'paeculies' in 'pe- cuniis', die Chronik hat aber die ursprüngliche Lesart 'peculiis'.

Es ergiebt sich aus dem Gesagten das Resultat, dass die Chronik von St. Benigne als Ableitung aus einer verlorenen, von den übrigen unabhängigen Handschrift 3 bei der künfti- gen Ausgabe zu benutzen ist.

Aus der Chronik von St. Benigne sind die fränkischen Nachrichten in das Chronicon Besuense übergegangen, welches mithin für den Fredegar nicht in Betracht kommt.

Aus einem Codex der 3. Handschriftenklasse ist ferner das Excerpt aus der Hist. epit. und der Chronik») in der Hand- schrift der Wiener Bibliothek, Hist. prof. Nr. 991, saec. XH. in 4», f. 46 54, beginnend 'De Francorum vero regibus leroni- mus qui iam olim fuerant scripsit', geflossen, welches schliess- lich in die Annales Laurissenses übergeht. Die Worte Frede- gar's sind hier meist beibehalten. An den folgenden Stellen stimmt dieser Codex mit dem Lugdun. -Vaticanus überein. Ruinart p. G23, 1. 1, lesen beide 'Childricus' statt 'Chilpericus', p. 634, 1. 17, 'Equitaniae' statt 'Aquitaniae', Chron. c. 58 'con- cesserat' für 'concusserat', c. 67 bei den Regierungsjahren Dago- berts 'octavo' für 'nono' und c. 69 an der schon oben besproche- nen Stelle ^suffragasse' statt 'refragasse'. Beide Hss. lassen überdies Hist. epit. c. 9 im Anfang 'prius' aus, in beiden fehlen Chron. c. 16 durch ein Homoioteleuton die Worte 'et Teuderi- cus adsumunt. Teudebertus'. Diese Stelle hat die Chronik von St. Benigne. Steht es somit fest, dass das Wiener Excerpt mit der uns erhaltenen Handschrift 3 näher verwandt ist, als mit dem Codex, den der Chronist von St. Benigne benutzte, so scheint doch auch der Vindobonensis nicht aus dem Lugd.- Vaticanus geflossen zu sein. Hist. epit, c. 2 'Priamum primum habuisse regem' fehlt nämlich in der Römischen Handschrift 'regem', während es der Wiener Codex hat.

Eine Abschrift dieser Excerpte hat Pertz angefertigt.

Nicht so nahe mit 3 waren die Fredegarhss. verwandt, welche in zwei anderen Chroniken benutzt sind.

1) Unmittelbar vorher gehen die Gesta Francorum.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 291

Einen merkwürdigen Codex hatte der Verfasser des Chronicon Universale bis zum J. 741 (SS. XIII, p. 1 ff.) Diese Hs. hatte eine Anzahl der 3 und 4 geraeinsamen Fehler: Chron. c. 45 'ab Agone regi ad Chothario regem destinantur' lässt sie 'regem', Chron. c. 65 'legationera ad Dagobertum regem Fr. dirigens' lässt sie 'legationem' in Uebereinstimmung mit 3 und 4 aus und verdirbt Chron. c. 75 'filium suum in Auster regem sublimavit' 'regem' in 'regnum', ebenso wie die beiden genannten Hss. Dagegen liest sie Chron. c. 43 'per triduo eam diversis tormentis adfectam' richtig mit 1 'adfectam', wo 3 und 4 'adflictam' resp. 'afflictam' ändern und Chron. c. 82 'cumque omnem regnum Spaniae suae dicione firmassit' fehlt zwar auch in der Chronik wie in 3 und 4 'regnum', doch hat diese richtig 'cumque', während alle Fredegarhss. mit Ausnahme von 1 'qui' ohne 'cum' lesen. Schon aus diesen Belegen er- kennt man, dass der Chronist eine Handschriftengattung be- nutzt hat, für welche wir keinen Repraesentanten mehr haben. Eine Hinneigung zu 3 ist unverkennbar. So liest Chron. c. 3 'et cum de sancto lavacro excipiens, in regnum patris firmavit' nur 3 'firmatur' und ebenso die Chronik, c. 45 'Anno XXXIIII. regni Chlothariae legatus tres nobilis ex gente Langobardorum' haben 3. 4 und die Chronik 'XXXV, aber nur 3 und die Chronik 'genere' für 'gente' und c. 47 'filiura suum consortem regni facit' ändern 3 und die Chronik 'fecif. Andere Fehler von 3 sind jedoch in der Chronik berichtigt. Auch einige Anklänge an die Handschriften der 4. Klasse lassen sich nach- weisen, doch sind diese von keinem Belang, da an den mass- gebenden Stellen die Chronik gegen 4 Partei nimmt. Ausser- dem benutzte der Chronist nach dem Schlüsse des Fredegar nicht die Fortsetzungen, sondern die Gesta Francorum und zwar aus einer von denjenigen Handschriften, denen die Capitel 107 110 der Fortsetzungen des Fredegar als Appendix ange- hängt sind. Aus einem solchen Codex der Gesta und nicht aus Fredegar stammen die beiden Stellen aus Cap. 110 am Schlüsse der Chronik bis zum J. 741. Der Fredegarcodex, welchen der Chronist vor sich hatte, kann folglich keine Hand- schrift 4 gewesen sein; dagegen haben wir oben gezeigt, dass derselbe in mancher Hinsicht mit der 3. Klasse verwandt war.

Der Schreiber der Münchener Handschrift des Chronicon, die in der Ausgabe mit 2 bezeichnet ist, scheint übrigens eine andere Fredegarhs. zur Hand gehabt zu haben. Wenigstens berühren sich einige Varianten derselben und der Text der Zusätze mit den Fredegarhss. der 2. Ordnung.

Aimoin hat ausser den übrigen fränkischen Geschichts- büchern auch einen Codex des Fredegar vor sich gehabt, der mit Cap. 90 schloss, also keine Fortsetzungen hatte. Er ent-

292

Die Chronicae des sog. Fredegar.

nahm Partien aus dem Hieronymus, Idacius und der Hist. epit, die er I, c. 18 als 'Chronica quae dicitur Gregorii et putatur esse Turonensis episcopi' und weiter unten als 'idem Chronicus' citiert. Das letzte Buch des Fredegar nahm Aimoin fast ganz auf; er beruft sich III, 98 mit 'Quidem vero auctores', III, 100 mit 'memorati scriptores' auf dieses. Einen Namen des Ver- fassers kennt Aimoin also ebensowenig, wie die Hss. des Wer- kes. Ueber die Fehlerhaftigkeit des Codex beklagt sich der Geschichtschreiber I, 18 'Sed quia codex, in quo haec digesta invenimus, vitio scriptorum erat depravatus, ad liquidum in- vestigare nequivimus, cuius gentis rex fuerit vel quae iusta necis huius causa extiterit'. Allerdings möchte dieses Deficit eher dem Autor als einem Abschreiber zur Last fallen. Wie alle übrigen Quellen, hat übrigens Aimon auch den Fredegar sehr frei überarbeitet. Besonders die Reden sind von ihm weiter ausgesponnen worden.

Idac. c. 57 Non est utile gloriae tuae, ut homine ille sie fraudulenter interficiatur, nee dictum sit a suis, qui cum eodem venerunt, quod non publice eum potuisse- tis interficere, nisi ingeniosae separatum a suis. Sed iobe eum vinctum tenere, et mittantur seniores senatores ad castra Gothorum foris civitate, qui cum Theuderico venerunt, narrint eis offensionem Theuderici et iram gloriae tuae, eo quod dignus est morte; ipsi decernant, utrum capite truncetur, an bistiis devorandum tradatur.

Aimoin I, c. 10. Romani gloria nominis quam- vis sit bellorum sublimata trium- phis, plus tamen decoris eme- ruit insignibus integrae fidei magnificaeque pietatis. Maiores quippe nostri plus se alterutrum pietate, quam hostes certabant vincere bellico iure. Praestantis- simum quidem quodferturScipio de Carthagine triumphasse: praestabilius vero quod dicitur infestissimi hostis exequiis non solum interfuisse, verum etfunus ipsum subiectis vexisse humeris. Laudabile quoque Pompeium Mitridatis delesse copias, ipsum- que ad mortem coegisse. Lau- dabilius etiam Tigranum sese dedentem, terraeque ante pedes prostratum, ac diadema suum super genua eins ponentem, non solum elevasse, verum etiam coronam eins capiti imposuisse, sibique consedere fecisse. Quid mirabilem Reguli consvilis refe- rara fideni, qui maluit inter in- imicorum raanus inauditis perire suppliciis , quam iurisiurandi frangendo fidem, Romae aman- tissimus vivere civis ? Non ergo

Die Chronicae des sog. Fredegar. 293

suscipias, clementissime irape- rator, eorum verba, qui decus iraperii tui perfidiae volunt in- quinare macula. Quid enim toto dicetur in orbe, si prae- stantissimum ducem tarn infan- dissima peremeris morte? Sed placeat tibi consilium meum : et dura palatium intraverit Theo- doricus, custodiae mancipetur vinctus. Post haec mittantur ex senatoribus aliqui, qui hoc a tua pietate responsura referant Gothis: 'Non', inquiant/dimitte- tur Theodoricus, nisi se purga- verit obiectis criminibus'. Seine ganze Kenntnis der römischen Geschichte hat Aimoin für diese Rede aufgeboten. Wie würde man Fredegar's Werk beurtheilen, wenn es uns nur aus dieser Ableitung bekannt wäre? Natürlich hat bei dieser Einkleidung in ein besseres Gewand die Quelle viel von ihrer ursprünglichen Frische ver- loren. Wie rationalistisch Aimoin vorging, ersieht man daraus, dass er den Baum, welchen die Lilia im Traume aus ihrem Schosse wachsen sieht 'tarn excelsus, quod nubebus paenetraret', nur 'usque ad tecta domus' emporschiessen lässt. Aus der hochgradigen Corruption der Eigennamen möchte man schliessen, dass Aimoin dictiert habe, wenn nicht etwa diese Fehler dem Herausgeber zur Last zu legen sind.

Der Fredegarcodex, den Aimoin benutzte, hatte eine An- zahl der Fehler von 3. 4. 5. Mit diesen Hss. corrumpiert Aimoin im Chron. c. 40 'Antonnaco' in 'Captonnacum', c. 54 'Aelosani' in 'Tolosatium', c. 68 'dux gente Surbionum' in 'qui urbibus praeerat', wo 3. 4. 5 'gentes urbium' lesen, c. 73 'per vim tolli- tur' in 'quod per illos transeundum foret iter', was offenbar aus der Lesart 'per viam tollitur' in 3. 4. 5 entstanden ist. Mit diesen Handschriften lässt Aimoin auch Fredegar c. 54 'Defuncto Clep eorum principe duodecim ducis' die Zahl 'duo- decim' aus. An anderen Stellen reicht dagegen der Text Aimoins über die Ueberlieferung von 3 und 4 hinaus. So nennt Aimoin den Fluss 'Axsoma' Chron. c. 42 richtig 'Axonam', während 3. 4 'Coxoma' verderben, er schreibt Fred. c. 55 're-

{)ressisset', während 3. 4 'fuit depressum' für 'fuisset repraesum' esen, er liest ferner c. 67 richtig 'adducendos', wo 3. 4 'ducen- dum', c. 73 'acceperat', wo 3. 4 'susceperat' haben. Auch in der Wortstellung stimmt Aimoin einige Male allein mit 1 über- ein : Fred. c. 38 'eos ad se in monte vocat' stellen 3. 4 'in monte ad se' um und c. 46 'quam unico amore Chlotharius

294 Die Clironicae des sog. Fredegar.

dilexerat' ändern 3. 4 ^dllexerat Clotharius'. Beide Irrthümer vermeidet Aimoin. Man sieht, aus einer der vorhandenen Fredegarhandschriften kann auch Aimoin nicht geschöpft haben. Der Klasse 4 kann sein Codex nicht angehört haben, weil er keine Fortsetzungen hat; mit 3 war er, wie die gemeinsamen Fehler zeigen, in vieler Hinsicht verwandt, jedoch weisen einige Anzeichen darauf hin, dass er eine noch höhere Stellung in der Ueberlieferung einnahm.

Die Codices IV.

4a) Der Codex der Vaticana Reg. Christ. 213 in klein Qualmt von 157 Pergamentblättern mit 3 Vorsatz- und 2 Schluss- blättern, welcher von mehreren gleichzeitigen Schreibern des 10. Jahrh. geschrieben ist, stammt aus Reims, wie aus der Einti'agung einer Hand saec. XH. auf dem 3. Vorsetzblatt her- vorgeht 'libr Sei Remigii'. Die Provenienzangabe auf f. 2: *Lib (Sei) qui ei abstulerit anathema sit' ist leider ver- stümmelt, indem man den Ort herausradiert hat, doch bemerkt Pabst, dass für 'Remigii Remensis' Raum war. Das erste Vor- setzblatt und die beiden Schlussblätter enthalten Notizen aus einer nordfranzösischen Kirche saec. XHI. ex., Trümmer eines Kataloges der Kirchen, für deren Todte dort Fürbitte geschah. Auf dem 2. Vorsetzblatte liest man von einer Hand saec. XV. ex. die Verse:

In baptista Dei, qui lux es, vox quoque verbi: Poscimus, ut oms nc (sie?) nobis auxilium des.

Der Codex kam später in die Bibliothek des Alexander Petavius und wurde hier von Duchesne benutzt. Die Angabe Ruinart's p. 686 n. d, dass diese Handschrift von Manno dem Kloster S. Eugendi dargebracht worden sei, beruht auf einem Irrthum (vergl. Waitz im 'N. Archiv' II, p. 330); die Inschrift 'Voto bonae memoriae Mannonis über ad sepulcrum sancti Augendi oblatus' findet sich nicht in unserer Hs. Ruinart hat diese Nachricht wohl aus der Hs. in Montpellier geschöpft, in Avelcher an derselben Stelle, wie in der Ausgabe Ruinart's, also vor der letzten Fortsetzung, von Chifflets Hand (wie Bouhier anmerkt) die folgenden Worte eingetragen sind : 'Codex Jurensis, qui inscribitur, Vofo hona memoria Mannonis^ Liher ad sepulcrum sancti Augendi ohlatns, exinde Petavianus (nunc vero est serenissimae Christinae Suecorum olim Reginae) hoc loco adscripta haec habet'. Woher freilich Chifflet diesen Irr- thum hatte, können Avir nicht angeben.

Die Zahl der Zeilen auf der Seite schwankt zwischen 20 und 25, so dass f. 1—128' je 20, f. 129-136' je 21, f. 137— 144' je 22, f. 145 bis zu Ende je 25 Zeilen haben. Dieselben

Die Chronicae des sog. Fredegar. 295

sind mit dem Griffel gezogen, und zwar laufen immer die oberste und unterste über die ganze Seite, die zur Rechten und Linken durch je zwei Linien eingeschlossen wird.

Der Fredegar beginnt f. 1 mit der Schrift des Hilarian, die wir in 3 zwischen dem Idacius und Gregor fanden, die aber in allen Hss. dieser Klasse den Anfang bildet: 'IN Dl NOMIN INCIPIT LIBELLUS QUINTI lULII HILARIONIS. Quantocumque tempore in divinis legibus' f. 13' 'iusti aut cum in vita aeterna amen. EXPLICIT LIBELLUS QUINTI lULII HILARIANI'. Hierauf folgen gleich die Chroniken des Hieronymus - Idacius , es fehlt also der ganze Liber Gene- rationis. aNCIPIUNT CAPITULA CHROCI HIERONIMI EXCARPSUM ~ I. De regnum Asyriorum'. Das Register schliesst mit ^LXII. De lustiniano imp et Belsarium patricium. EXPLICIÜNT CAPITULA'. Der Anfang des Textes lautet 'INCIPIT LIBER. L Regnum Assyriorum. Primus rex Nimus', in Uebereinstimmung mit den vorher besprochenen Handschriften. Doch gleich in Cap, 3 des Hieronymus zeigt sich bei dem Vaticanus ebenso wie bei den übrigen Hss. von 4 eine erhebliche Abweichung von den Klassen 1 3. F. 17 nämlich nach den Worten Hieron. c. 3 'post Esebon Labaion -an. ^)ir und vor der alten Trojanersage des Fredegar steht die allein von Paris in der Romania, Paris 1874, p. 138 144, ohne Benutzung dieser besten Hs. herausgegebene: 'HISTORIA DAREGITIS I FRIGII DE ORIGINE FRANCORUM', begin- nend: 'Eodem tempore apud Grecorum', welche bis f. 25 'sm'- gentes super Amulio aput Albam interfecerunt' geht. Die nächste Zeile ist leer: darauf wird weiter im Hieronymus fortgefahren: 'Uli. In illo tempore Priamus', wie in der Aus- gabe des Canisius. Dieses Buch endigt f. 75' mit den Appen- dices zu Idacius Mctus nomen vitamque amisit. EXPLICIT LIBER'. Hieran schliesst sich die Vorrede des Gregor 'IN- CIPIT PREFATI GRECA. Decedanteo atque immo potius' - f. 76 'EXPLICIT PREFATIO LIBER', dann das Capitel- verzeichnis 'INCIPIUNT CAPITULA_ LIBJRI QUOD EST EXCARSUM DE CHRONICA GRECU EPIS THORONACL I. De Hunis et Agetium patricium' f. 78' 'XCIIII. De Chilperico quod filiam suam mortuos est. EXPLICIÜNT CAPITULA'; endlich der Text 'Cumque WandaH pterissent a Galliis' f. 105' 'vitam digna morte fenivif. Auf der näch- sten Seite fährt der Codex mitdem Register zu dem letzten Buche fort 'INCIPIUNT CAPIT CHRONECI LIBRI. I. De bonitate Guntramni et ecclesia sei Marcelli'. Hier fehlen die Cap. 26 28, so dass auf Cap. 25 'De Bertoaldo maiorem domus' sofort Cap. 29 'De interitu Uulfo patritio' folgt, welches aber die Hs. als 26 zählt. So sind die Capitelzahlen von hier ab im Index um 3 zu niedrig. Nach f. 107' 'LXXIIII (viel-

Neues Archiv etc. VII. 20

296 Die Chronicae des BOg. Fredegar.

mehr 77). De initio revellatlonis Radulfo' werden die Titel nicht mehr gezählt. Der Index schliesst f. 108 'De Willibadi interitum et Flaocati obitum. EXPLCUT CAPITULA'. Dar- auf folgt der Prolog ^NCIPIT PROLOGUS' f. 109 ^EX- PLICIT PROLOGUS' und der Text der Chronik 'INCIPIT LIBER CHRONICI. Guntramnus rex Francorum cum iam anno XXIII. Burgundi^'. Diese bricht leider hier schon mit den Schlussworten des Cap. 51 'Gundeberga statim de exilio post annos tres regressa sublimatur in regnuni' ab. Es fehlen also, wie auch schon der moderne Corrector (Petavius?) in der Hs. bemerkte, etwa 40, oder vielmehr gerade 39 Capitel. Dieselbe alte Hand beginnt die nächste Zeile: ^Igitur Chlodo- veus lilius Dagoberti' mit der ersten Fortsetzung des Fredegar. Daneben ist die Capitelzahl LI geschrieben, die ebensowenig wie die übrigen Capitelzahlen in den Fortsetzungen von dem ursprünglichen Schreiber, sondern erst von einem der späteren Correctoren herrührt. Der Text der Fortsetzungen läuft un- unterbrochen fort; nur mit Ruinart's dritter Continuatio p. 677 'Idcirco sagacissimus rex Carlus' beginnt eine neue Zeile und nach den Schlussvvorten derselben 'sublimatur in regno' ist der Rest der Zeile frei. Hierauf folgt die hochwichtige Inschrift über die Autoren der beiden letzten Fortsetzungen, die uns nur dieser Codex erhalten hat:

'Usque nunc inluster vir Childebrand comes, avunculus pdict(o) 1) reg(e) Pippin(o), hanc historiam vel gesta Francorum diligentissime scribere procuravit. Abhinc ab inlustre viro Nibelungo, filium ipsius Childebrando itemque comite, succedat auctoritas'.

Mit einer neuen Zeile beginnt dann die letzte Fortsetzung: 'His transactis sequente anno iterum Saxones', welche f. 148' auf der letzten Zeile 'a proceribus eorum et consecrationem sacerdotum sublimati sunt in regno' endigt. Der Rest der Zeile war ursprünglich leer und wurde erst später durch einen der Correctoren ausgefüllt. Mit f. 149 beginnt das von Du- chesne II, p. 21 23, gedruckte Fragment der Annales Laures- hamenses, 'das später in einen Codex der Ann. Laurissenses maiores übergeht' 2). Die Handschrift schliesst f. 157' mitten im J. 806: 'Karins cum exercitum regressus in loco qui dicitur Silli super ripam'.

Ueber die Schrift und die zahlreichen Correcturen in den Fortsetzungen hat Pabst eine sehr sorgfältige und eingehende

1) Die eingeklammerten Buchstaben sind ausradiert und von dem Corrector nach der Grammatik verbessert worden. Wenn sich die ur- sprüngliche Lesart noch sicher erkennen Hess, haben wir sie ohne Wei- teres in den Text gesetzt; nur da, wo Pabst zweifelte, ist der Buchstabe in Klammern geschlossen worden. 2) Siehe Waitz, N. Archiv II, p. 330.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 297

Untersuchung angestellt, der ich das Folgende entnehme. Zwei gleichzeitige Schreiber lösten sich in der Copierung der Fort- setzungen ab; beide sehreiben eine schöne Minuskel des 10. Jahrh. in festen, kräftigen Zügen mit hellbrauner Tinte; doch ist die zweite etwas kleiner und gedrungener. Die erste Hand schrieb f. 129. 129' bis ^annis IUI' (Z. 12j, 131'. 132 bis 'subiugavit' (Z. 6), 132'. 133. 133' bis 'ppessus est', 134' 141, vielleicht mit kurzer Unterbrechung auf f. 136, und 144'. Der zweiten Hand theilt Pabst zu den Rest von f. 129'. 130 —131 Schluss, den Rest von f. 132 und 133', f. 134. 141'— 144. 145. 145', 146 von 'placitum' (Z. 5) bis zu Ende und 146'— 148'. Eine dritte gleichzeitige, etwas ungeschickte Hand schrieb die ersten fünf Zeilen von f. 146. Pabst unterscheidet drei Correc- toren. Eine gleichzeitige Hand, welche dieselbe Tinte wie die ursprünglichen Schreiber führte, corrigierte nur grammatisch. Eine andere wenig spätere Hand ging schon rücksichtsloser vor. Sie wiederholte Namen an den Rändern^ und fügte auch einmal eine selbständige Notiz hinzu. Die Tinte derselben ist dunkel- braun und glänzend. Endlich hat noch eine moderne Hand (viel- leicht Petavius?) sich bemüht, den Urtext zu entstellen. Mit Aus- nahme dieser letzteren Correcturen, die nur da erwähnt wurden, wo die ursprüngliche Lesart durch sie überschmiert war, hat Pabst alle Aenderungen in seiner Collation notiert, obwohl er sie richtig als willkürlich bezeichnet. In der That trifft mei- stens die alte Lesart der Vaticanischen Hs. mit den übrigen Hss. zusammen, woraus sich ergiebt, dass die Aenderungen nur dem subjectiven Geschmacke des jedesmaligen Correctors entsprungen sind. Ich habe deshalb in der Ausgabe nur sehr selten auf sie Rücksicht genommen.

Nachdem schon Bethmann die Hs. für die Monumenta eingesehen, wurde sie später, wie schon oben bemerkt ist, genauer durch Pabst untersucht, der die Fortsetzungen theils verghch, theils abschrieb. Eine Vergleichung der eingeschobe- nen ^Historia Daretis Frigii' verdanken wir Herrn Dr. Mau, der auch eine Anzahl Stellen aus dem Idacius einsah.

4a*) Die Handschrift der Stadtbibhothek in Troyes») Nr. 802, saec. IX/X in Quarte, ist einem Codex der Schriften Abälards saec. XIV/XV angebunden. Sie gehörte früher der Jesuitenbibliothek in Troyes unter der Signatur II 12.

Der Inhalt des Codex, soweit er hier in Betracht kommt, ist folgender. _

Voran geht die Schrift des Hilarian 'INCIP LIBELLUS UINTI lULII HILARIONIS. Quantocumque tempore'

l~l Vergl. Catalogue general des ms. des bibliotheques des departe- * meuts II, p. 333.

20*

298 Die Chronicae des sog. Fredegar.

f. 8») ^EXPLIC. LIBER QUINTI lULII HILARIONIS'. Auf

der folgenden Seite f. 8' beginnt der Index des Hieronymus- Idacius_ 'INCIP CAPITULA CHRONO HIERONIMI EX- CRAPS. I. De regno Assyriorura LXIL De lustiniano imperatore et Belsarium patricio. EXPLICIUNT OAPITULA'. Dann beginnt der Text ^NOIPIT LIBER I. Regnum Assy- riorum primus rex Ninus' , in welchem f. 9' 'HISTORIA DAREGITIS FRIGII DE ORIGINE FRANOORUM. Eodem tempore apud' f. 16 'apud Albam iter fecerunt' eingeschoben ist. Nach dem Excerpt aus Dares fährt die Hs. im Hierony- mus fort: ^IIII. In illo tempore Priamus', der f. 37 ^ad plenum repperiri non potest' schliesst. Hierauf folgt mit Absatz, aber ohne jede Ueberschrift, die Vorrede des Idacius 'Ydacius ser- vus domini nostri descripsi breve antefactae praefationis indicio' und dann die Ohronik selbst 'Romanorum XXXVIIII. Theodosius' f. 50 'victus nomen vitamque amisit'. Die Oapitel werden nur bis XXXVII, gezählt. Mit dem Schlüsse des Idacius endigt die Seite; eine Unterschrift ist vielleicht ab- geschnitten. Die folgende Seite bleibt leer, ein anderes Blatt ist ausgeschnitten. Angebunden sind 'Dionysii opera ex inter- pretatione Sarraceni' von anderer Hand.

Der Oodex besteht mit Ausnahme des letzten Fascikels aus regelmässigen Quaternionen, die auch signiert sind. Auf der Seite finden sich 25 Zeilen. Die Schrift ist sehr regelmässig, ein wenig fett und rührt vielleicht von zwei Schreibern her. Die Initialen sind mit derselben Tinte geschrieben, nur die Zahlen und die Ueberschrift 'INOIPIT LIBER T sind roth. Die ganze Handschrift ist für den Druck corrigiert: die gross zu druckenden Buchstaben sind bezeichnet, die Interpimction ist eingetragen und oft ist der Ausdruck geändert. Ganz aus- gestrichen ist das Excerpt aus Dares nebst den Oapiteln 4 bis 6 des Hieronymus. Zu den Schlussworteu des Oap. 48 'sepulturaque caruit', die ebenfalls getilgt sind, bemerkt der

Unbekannte: 'Do muss man .... das gtruckt plar

prauch viel (und?) enfach '. Die Stelle

ist durch Abschneiden verstümmelt. Man sieht aus dieser Be- merkung, dass die Handschrift aus Deutschland stammt, resp. von einem Deutschen corrigiert wurde. Wer hat nun die obige Bemerkung eingetragen und überhaupt den Oodex benutzt? Diese Frage wirft Pertz, Archiv VH, p. 258, auf, ohne eine positive Antwort darauf geben zu können, indem er nur ganz mit Recht bemerkt, dass es nicht Canisius gewesen sein kann,

1) Ich gebe die Blattzähluno' nach Waitz. Wie ich aus Ewalds Bemerkung-en ersehe, hat man jetzt den Codex anders paginiert, indem man den vorangehenden Abälard mitzählte. Nach dieser Zählung ist beispielsweise f. 50 jetzt 155.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 299

da gerade dieser zum ersten Mal die früheren Bücher des Fredegar veröffentlicht hat. Ebensowenig ist an den Antwer- pener »Schott zu denken, der übrigens, wenn er eine Hs. gehabt hätte, den Hieronymus und Idacius sicher nicht aus Canisius abgedruckt haben würde. Dagegen beruht Joseph Scaliger's Ausgabe des Idacius im Thesaurus temporum. Eusebii Pamphili Chronic. Lugdun. Batav. 160G, p.l7 22, vollständig auf unserem Trecensis. In der Praef. Idac. liest Scaliger 'comperi et' statt ^conperet' (Trec. 'conperi et'); Canis. p. 184, 1. 1 hat Seal, 'in foedera' statt 'in foeda' (Trec. 'in federa') ; Idac. c. 53 'petens obviam' mit dem Trec. statt 'obviam petens' ; Idac. c. 55 'Mal- dras germanum Senomur' statt 'germano sonm' ('germano sono- mur' Trec.) und weiter unten 'fame concisae' statt 'carnis con- cise' ('fames concisae' Trec). Diese Stellen zeigen zur Evidenz, dass Scaliger's Ausgabe aus der Hs. in Troyes geflossen ist. Nun sagt Scahger über seine Quelle 1. 1. p. 22 'Descriptum ex Chirographe Friderici Lindenbruch Hamburgensis , qui Lutetiae exscripsit ex veteri Codice'. Dass Scaliger eine Ab- schrift Lindenbruch's benutzte, steht auch anderweitig fest 'J, dagegen ist es fraglich, ob Lindenbruch den Idacius in Paris abgeschrieben, oder von Freher den Codex erhalten hat. In einem von Mai im Spicilegium Romanum V. herausgegebenen Bücherkataloge des Nazariusklosters in Lorsch findet sich nämlich p. 163 der folgende Band beschrieben:

'Libellus Quinti lulii Hilarionis de origine mundi usque ad resurrectionem Christi. Item in eodem libello Hieronymi chronica excerpta. Inde Idacii ab anno primo Theodosii augusti usque ad lustinianum, in uno codice'.

Man sieht, die Lorscher Handschrift stimmt in ihrem Inhalt auf das genaueste mit dem Codex in Troyes überein, wobei wir in Bezug auf den letzteren natürlich von den erst durch einen späteren Buchbinder hinzugefügten Schriften des Abä- lard und Dionysius Areopagita absehen. Beide Bände enthal- ten den Hilarian und die Excerpte aus den Chroniken des Hieronymus und Idacius mit dessen Appendices, in beiden fehlen der Gregor und das letzte Buch mit den Fortsetzungen ; der Codex in Troyes ist also offenbar mit dem Lorscher iden- tisch. Ein Theil der Handschriften dieses Klosters kam in die Palatina in Heidelberg; dort finden wir auch den Gregor- Fredegar aus Lorsch, der unten zu besprechen sein wird. Diese Hs. hat Freher für seine Fredegarausgabe in dem Cor- pus hist. Franc, wie er selbst angiebt, benutzt. Was ist nun wahrscheinlicher, als dass auch die andere Lorscher Hs. Freher, der selbst in Heidelberg lebte, vorgelegen hat, mag diese nun in die Palatina übergegangen und später entwendet worden

1) Siehe unten bei den Ausgaben.

300 Die Chronicae des sog. Fredegar.

sein, oder sich im eigenen Besitze Frehers befunden haben? In der That erwähnt Freher in einem seiner Briefe an Goldast (Nr. 120 in Virorum CIL ad Goldastum Epistolae. Francof. 1688) einen Idacius, dessen Beschreibung auf die Hs. in Troyes passen würde. Er schreibt nämlich dort: 'Idacii Miscella, si Francofurti nondum nactus es, prima occasione mittam. Est enim liber maiusculus et crassulus in quarto'. Will man nicht in diesen Miscella die Ausgabe des Canisius erblicken und das scheint das Postscriptum desselben Briefes zu verbieten , so würde diese Notiz die Ansicht, dass Freher den Trecensis besessen habe, einigerraassen bestätigen. Der Verkehr zwischen Freher und Lindenbruch ist aber bekannt genug; so hatte beispielsweise Lindenbruch auch einen Codex Palatinus des Paulus von Freher erhalten, wie er selbst in der Vorrede zu seinem ^Diversarum gentium Historiae antiquae Script, tres. Hamburg. 1611' angiebt. Hat aber Scaliger Recht, dass Lin- denbruch die Abschrift in Paris machte, so fand er den Codex ohne Zweifel in der Bibliothek einer der beiden Pithou, mit denen er ebenfalls in näherer Beziehung stand, und deren Handschriften später in das Jesuiten -Collegium zu Troyes kamen (Waitz, Arch. VII, p. 189). Wahrscheinlich der jüngere der beiden Brüder, Franz (-j- 1621), hat den Codex von Freher noch bei Lebzeiten dieses {-j- 1614) erhalten. Ob aber Freher auch die Correcturen gemacht, wird sich nur durch Verglei- chung der Handschi'ift mit etwa erhaltenen Briefen feststellen lassen; ist aber wahrscheinlich, da er, wie seine Briefe zeigen, die Absicht hatte, wenigstens auch den Idacius herauszugeben. Ausführlichere Notizen über diese Hs. verdanken wir Waitz; den Idacius verglich Arndt. Später wurde sie noch von Ewald eingesehen. Die Historia Daretis Frigii ist für Paris' Ausgabe mit diesem Codex verglichen worden.

4b •) Die Handschrift der Ambrosianischen Capitels- Bibliothek in Mailand saec. IX. ex. in Quarto ist zuerst von Bluhme (Archiv, V, 594) beschrieben worden; später hat Herr Prof. Mommsen die Güte gehabt, die Historia Daretis und die Fortsetzungen zu vergleichen. Auf der ersten Seite steht von späterer Hand ein Recept oder dergleichen. Der Fredegar beginnt f. V mit der Schrift Hilarians 'IN NOMIN. DNI IN- C PIT LIBELLUS QUI EST lULH HILARIONIS. Quanto- cmque tempore' f. 12 'EXPLICIT LIBELLUS QUINTI lüLII HILARIONIS'. Hierauf folgen die Chroniken des Hie- ronymus- Idacius 'INCIPIT CAPITÜLA CHRONICE HIE- RONIMI EXCARSUM. I. De regnum Assiriorum' <LXII. De lustiniano imperatore et Bclsarium patricium'. So schliesst das Register; das Buch selbst beginnt 'Primus rex Ninus', und hat nach den Worten 'post Esebon Labaion anni CIH' das

Die Cbronicae des sog. Fredegar. 301

Excerpt aus Dares ^11. HISTORIA DARETIS PRIGIl DE ORIGINE FRANCORUM Allbam interfecerunt', nach wel- chem mit dem Hinweise 'IV. it de superiore chronica' im Hieronjanus weiter fortgefahren wird 'In illo tempore Priamus Helenam rapiiit'. F. 57 schhesst dieses Buch 'nomen vitamque amisit. EXPLICIT LIBER'. Es folgt die Vorrede des Gre- gor: 'INCIPIT PRAEFATIO GREGA. Decedanteo atque immo potius ponetur initium primi. EXPLICIT PREFATIO DO GRATIAS AMEN', dann der Index 'INCIPIUNT CAPI- TULA LIBRI QUOD EST EXCARSUM DE CHRONICA GRECUM EPISCOPUS THORONACIS. I. De Chunis XCHI. De Chilperico quod filiam suam Hispania cum thesauris direx et in continuo Cala villa mortuus est. EXPLICIT CA- PITULA'. Der Text, welcher 'INCIPIT LIBER. I. Cumque Wandali' beginnt, ist nur in 90 Capitel eingetheilt ; das letzte endigt 'digna morte finivit. amen'. Hierauf beginnt das letzte Buch 'INCIPIUNT CAPITULA CHRONICE LIBRI TERTII. I. De bonitate Gunthramni LXXXVIIII. De Willibadi interitum et Flaocati obitum. EXPLICIT CAPITOLA', dann 'INCIPIT PROLOCUS. Cum aliqui dum iusso verbi scripsit. EXPLICIT PROLOG US', und endlich 'INCIPIT LIBER CHRONICE. Gunthramnus rex Franc orum eos uterque interire fecisset' schliesst die eigene Chronik Fredegar's. Nach einer Zwischenzeile reihen sich ohne Ueberschrift f. 122 mit 'Igitur Chlodeos' die Fortsetzungen daran, deren Text ohne jede Capiteleintheilung und nur mit wenigen Absätzen bis zum Ende läuft. Einen Absatz macht der Schreiber bei Beginn der Computation, Ruinart, p. 675, deren Anfangswort 'Curricula' auch mit grosser Initiale beginnt. An die Schlussworte der vorletzten Fortsetzung 'sublimatur in regno' schliesst sich nach einer freigelassenen Zeile mit grosser Initiale und den Worten 'His transactis' der Text der letzten an. Es fehlt also die Bemerkung über die Verfasser. Die Fortsetzungen endigen 'sublimati s (sie) in regno'. Der Rest der Seite und die folgende Seite sind leer. Hierauf folgen ein Zodiacus, eine Wind-, Erd- theil- und Planetentafel. Den Schluss der Handschrift bilden die folgenden chronologischen Tractate:

'De temporum ratione dnö adiuvante dicturi quae dnus adiuvare dignabitur. " Incipit ratio paschalis beati Theophili Alexandrini epi datis epistolis ad Theodosium imperatorem in quo adnuntians (aus dem Prolog. Victor.). Venera- bilis enim '.

4b2) Der Codex des Britischen Museums in Lon- don Harlejanus 3771 saec. X. ist durchweg von einer Hand geschrieben. Auf der Rückseite des ersten Pergamentblattes, eines kleinen Zettels, beginnt der Fredegar niit dem Titel der Schrift Hilarians: 'IN NOMINE DNl INCIP LIB QUINTI

302 Die Chrouicae des sog. Fredegar.

lULII HILA^IONIS (das I ist später übergeschrieben)'. F. 2 fängt der Text an 'Quantocumque tempore' f. 11 'in vita aeterna Amen. EXPLICIT LIBELLU8 QUINTI lULII HILA- RIONIS'. Darauf folgt das Register zu dem Hieronymus-Idacius ^NCIPIT CAPITULA CHRONICE HIERONIMI EXCAR- SUM. I. De regno Assiriorum' f. 12 'LXII. De lustiniano EXPLICIT CAPITULA'. Das Buch beginnt mit den Wor- ten des Hieronymus 'Incipit regnum Assiriorum. Pinmus' und schliesst mit den Anhängen zu der Chronik des Idacius 'nomen vitamque admisit. EXPLICIT LIBER. Die zwischen Cap. IIL und IV, der Ausgabe des Canisius in den Hieronymus einge- schobene Historia Daretis ist für die Edition von Paris ver- glichen worden. Es folgt die Vorrede des Gregor: 'INCIPIT PRAEFATIO GRECA. Decedante principb^liberi ponetur initium primi. EXPLICIT PREFATIO DO GRATIA8 AMEN', der Index 'INCIPIUNT CAPITULA J^IBRI QUOD EST EXCARSU DE CHRONICA GRECU EPS THORONA-

CIS. I. De Chunis' f. 62 'XCIII. De Chilperico

EXPLICIT CAPITULA' und der Text 'INCIPIT LIBER. (f. 63) Cumque Wandali finivit amen'. Das letzte Buch hat eben- falls einen Index an der Spitze 'I. De bonitate Gunthramni' f. 87 'LXXXVHII. De Willibadi interitu et Flaocati obitu : (m ausradiert). EXPL. CAP.', dann folgt der Prolog 'INC. PROL. Cum aUqui dum scripsit. EXPLICIT PROLO- GUS' und endlich der Text selbst 'INCIPIT LIBER CHRO- NICE (f. 88'). Gunthramnus f. 124 interire fecisset'. Ohne Rubrik, jedoch nach einer Lücke, beginnt f. 125 'Igitur Chlodeos' die erste Fortsetzung. Während bisher die Capitelnummern roth am Rande standen, sind fortan ohne Absatz oder Capitel- zeichen nur einige Initialen vorgerückt, doch nur wo sie zu- fällig eine Zeile begannen. Diese unbeabsichtigten Hervor- hebungen, die sich mit den Absätzen Ruinarts fast nie decken, können wir füglich übergehen. Dagegen sind zwei Einschnitte von Wichtigkeit. Die Computation bei Ruinart p. 675 beginnt mit grosser Initiale: 'Curricula a. actenus r.' und nach den Schlussworten der vorletzten Fortsetzung 'sublimatur in regno' folgt mit Freilassung einer Zeile 'His transactis'. Die Worte 'Idcirco sagacissimus vir Carlus' (Ruinart p. 677) sind jedoch auf keinerlei Weise ausgezeichnet. Das letzte Blatt der Hs. ist wieder, wie das erste, ein halbes. Die Vorderseite endet mit den Schlussworten der Fortsetzungen 'sublimatis in regno', die Rückseite enthält ein Gebet des Schreibers,

Die Fortsetzungen sind von Pertz und Dr. Liebermann verglichen worden. Letzterem verdanken wir auch die vor- stehenden Notizen über diesen Codex.

4b2*) Die Papierhandschrift der kgl, Bibhothek in Mün- chen Nr. 4352 (Aug. S. Ulric. 52) saec. XV. in fol. gehörte

Die Chrooicae des sog. Fredegar. 303

früher dem Kloster S. Udalrich in Augsburg, wie dies aus dem auf den inneren Deckel geklebten Zettel und der Eintra- gung auf f. 1 'Monasterii S. Udalrici Augustae' hervorgeht. Die Fredegarsehe Sammlung beginnt mit dem Hilarian : *Inci- pit Liber qui intitulatur Helarien. Quantocumque tempore' f. 5 'in vita eterna. amen, explicit libellus q intitulas Hilarionis'. Dann folgt der Index des Hieronymus-Idacius 'Ineipiunt eapitula chronice Iheronimi excarsum. De regne Assiriorum. Capitolum I. f. 5' De lustiniano imperatore et ßelsario patricio LXIII. Expliciunt eapitula'. Hieran schliesst sich der Hieronymus 'Incipit Rcgnum Assiriorum Capitulum primum. Primus rex', in Avelchen f. ß' nach den Worten 'Post Esebon Labaion annis CHI' die 'Historia Daretis Ericij (sie) de origine Francorum ca. IUI. Eodem itaque tempore' f. 10' 'super Amulio apud Albam interfecerunt' eingeschoben ist. Darauf leitet der Codex mit den Worten 'Item de superiora cronica Cap. IUI.' wieder auf den Hieronymus über, in welchem mit 'In illo tempore Priamus' fortgefahren wird. Nach den Schluss- worten des Hieronymus f. 27 'ad plenum reperiri non potest. LL' folgt unmittelbar die Chronik des Idacius 'Ydacius servus dni nri ihü xpi' f. 46 'abucilino victus nomen vitamque amisit. Explicit liber. lero. primus'. Mit 'Incipit prefacio in librum 2"* cronice. Decedente atque immo pocius pereunti' beginnt der Prolog des Gregor, an den sich nach den Worten f. 46' 'ponetur inicium primi. Explicit prefacio' das Capitel- verzeichnis 'Incipiunt eapitula.' f. 48' 'Cala villa mortnus est .LXXXXHI.' und der Text 'Incipit liber (I. 1. von anderer Hand am Rande). Cap. I. Cumque Wandali' f. 70' 'vitam digna morte finivit' anschliessen. Das letzte Buch beginnt mit dem Register 'Incipiunt Capitula Cronice libri Tercii' (am Rande von anderer Hand : 'Incipiunt capitula libri tercii') f. 72 'De Willibadi interitu et Flaocati obitu. LXXXVIIH', darauf folgt der Prolog f, 72' 'Incipit prologus. Cum ad liquidum iussio'

f. 73 'vita finisset scripsit', und der Text der Chronik, der hier keinerlei Ueberschrift hat 'Cap. primum. Guntramnus rex'

f. 99' 'eos uterque interire fecisset'. Mit grosser Initiale, aber, wie auch in allen übrigen Hss., ohne Ueberschrift, be- ginnen die Fortsetzungen 'Igitur Chlodoveus, filius Dagoberti', die ohne Capiteleintheilung uno tenore bis zum Ende f. 141' 'sacerdotum sublimati sunt in regno' gehen. Nur die letzte Fortsetzung 'His transactis sequenti anno' beginnt mit einem grossen Anfangsbuchstaben ; vorhergehen die Worte 'sublimatur in regno', so dass also die Clausel über Childebrand und Nibe- lung fehlt.

Der Fredegar ist von einer Hand geschrieben. Die Schrift ist zuerst ziemlich klein, nimmt aber später immer mehr an Stärke zu. Der Schreiber verstand die alten Züge seiner Vorlage

304 Die Chronicae des sog. Fredegar.

nicht mehr recht. Das alte Zahlzeichen 9 für VI löste er regel- mässig durch CI auf, wodurch nicht wenige Fehler entstanden sind. Während nach Chron. c. 72. 9000 Mann Bulgaren (nove milia) aus Pannonien vertrieben werden, sind es nach dem Augsburger Mönche 104,000 (CIIII für ^,111). Und so wird aus 91 CII, aus 911 CHI, aus 9III - Cllir, aus X9II XCIII gemacht. Der Schreiber fand in seiner Vorlage zu- weilen das offene a, wodurch er zu den Verschreibungen 'comis' für 'annis' und umgekehrt 'suaes erat' für 'successerat' verleitet wurde. Das s sah dem r sehr ähnlich: 'aura' für 'causa', 'nercio' für 'nescio', und das r konnte für x verlesen werden : 'Exchino- aldus' für 'Erchinoaldus'. Aus diesen Beispielen ergiebt sich, dass es eine alte Handschrift war, aus welcher der Slünchener Codex geflossen ist. Der bairische Schreiber hat sich auch einen eigenen Zusatz erlaubt. Chron. c. 40 setzte er zu *Wor- macia' die antiquarische Bemerkung ^i. Wangion'. Eine Menge ausgelassener Sätze und Worte sind am Rande von Späteren nachgetragen. Blatt 86 ist später geschrieben und hinzugeheftet worden. In der Chronik fehlt ein grosser Absatz; nämlich Cap. 26 von 'ausus' ab bis Cap. 28 'plenitudinem' ohne irgend- Avelche Andeutung einer Lücke, so dass der Text mit 'Lande- ricus non est consilii habundans' von Cap. 26 plötzlich auf 28 überspringt. Ausserdem ist noch eine Verheftung zu bemerken: f. 97 120 müssen nach f. 136 eingeschoben werden.

Von dem übrigen Inhalt der Hs. ist hervorzuheben: 1. Die Chronik Hermann's von Reichenau (nach Pertz SS. V, p. 72, Abschrift aus dem Reichenauer Codex, der jetzt in Karlsruhe ist), 2. die Historia Welforum Weingart, mit Fortsetzungen, 3. Hermanni Altahenses Annales mit Fortsetzungen.

Dieser Codex wurde von Canisius für seine Ausgabe be- nutzt, der nur aus ihr den letzten Theil der Fortsetzungen edierte. Die Hs,, gefälligst nach Berlin mitgetheilt, ist beinahe ganz von mir verglichen.

4 c') Die Handschrift der Bibliotheque de l'ecole de medi- cine in Montpellier Nr. 158 von 135 Blättern in klein Folio oder gross Octav saec. X. gehörte ehemals Bouhier in Dijon. Sie beginnt f. 1 mit dem Hilarian 'In dei nomine incipit libellus Quinti lulii Hilarionis. Quantocumque tempore in divinis legi- bus' — f. 11' 'Explicit libellus Quinti luli Hilarionis', daran schliesst sich das Capitelverzeichnis zu den Chroniken des Hieronymus und Idacius 'Incipiunt cap cronice Hieronimi ex- carps. I. De regnum Assiriorum' f. 13 'LXII (corrigiert aus LXI). De lustiniano impfae et Belsarium patricium. Ex- pliciunt capitula' und der Text 'Incipit liber regnum Assyrio- rum. Primus rex Ninus'. Nach dem Schlüsse von Cap. S bei Canisius 'Post Hesebon Labaion annos VIH' folgt f. 15'

Die Chronicae des sog. Fredegar. 305

'in. Historia Daretis Frigii de origine Francorum' f. 21' 'apud Albam interfecerunt'. Doch ist f. 20 nach den Worten 'habitaverunt ibi' fast eine Seite freigelassen, worauf ohne be- sondere Bezeichnung 'Faraosissimus gnarus' fortgefahren wird. Die übrigen Hss. haben an dieser Stelle keine Unterbrechung. Nach dem Excerpt aus Dares geht die Erzählung mit den Worten 'Item de superiore chronica. In illo tempore Priamus' wieder auf den Hieronymus über, der f. 41 'ad plenum repiriri non potest' schliesst. Ohne Trennung folgt der Idacius 'Ydacius servus domini descripsi brevi antefacte praefationis indiculo. Romanorum XXXVIIII', dessen Schluss 'nomen vitamque ammisit. Expl Hb I' lautet. Es folgt die Vorrede des Gregor 'Incipit praef. Gre^a. ^ Decedente atque immo liberi p. initium primi. Expl pf, das Register 'Incipiunt capitula libri quod est excarp de chronicis Grecum epis Thoronacis Ex- pliciunt capitula', und endlich der Text 'Incipit liber. Cumque Wandali finivit. Amen deo. Explicit liber II'. Darauf beginnt der Index zur Chronik 'Incipiunt capitula cronicae libri Iir, welcher 89 Nummern umfasst und 'Expliciunt capitula' endigt. Nach dem Prologe 'Incipit prologus. Cum ad liqui- dum iusso verbi vita finisset scripsi. Explicit prologus' folgt unter der Ueberschrift 'Incipit liber chronicae' der Text der Chronik von 'I. Gunthramnus uterque interire fecisset'. Ohne irgendwelche Ueberschrift, aber nach einer Zwischenzeile, wird mit grosser Initiale auf derselben Seite f. 117' fortgefahren 'Igitur Chlodoveus'. Auch in dieser Handschrift fehlt die Capiteleintheilung der Fortsetzungen. Hervorgehoben ist nur der auf die Computation folgende Zusatz (bei Ruinart p. 676), welcher mit sehr grosser Initiale 'Item quod' beginnt, wo- gegen gleich darauf die Worte 'Idcirco sagacissimus' nicht aus- gezeichnet sind, und der Anfang der letzten Fortsetzung f. 127 'His transactis'. Die vorhergehende Seite f. 126' schliesst 'sublimatur in regno', worunter Chifflet die S. 294 citierte Be- merkung gesetzt hat, die in Ruinart's Ausgabe übergegangen ist. Der Codex endigt f. 135 mit den Worten 'cum magno' des vorletzten Capitels. Der Schluss ist von ChifFlets Hand hinzugefügt und zwar, wie Waitz bemerkt, offenbar aus einer Ausgabe, nicht aus dem verlorenen letzten Blatte der Hand- schrift.

Die Quaternionen sind nicht ganz regelmässig: es finden sich Lagen von 6, 7, 10 und 12 Blättern. Sie sind nirgends signiert. Das letzte Blatt, das sechste dieser Lage, ist aus- geschnitten. Auf der Seite finden sich regelmässig 26 Zeilen, die mit dem Grifi'el vorgezogen sind. Rechts und links sind Parallelen beobachtet, die der Schreiber für die Initialen benutzte. Diese, bald grösser, bald kleiner, sind mit roth und gelb um- zogen. Der Anfan": der Handschrift f. 1' ist künstlich verziert.

306 Die Chrouicae des sog. Fredegar.

Die Schrift ist regelmässig", ein wenig fett, die Tinte blass. Mitunter verwendet der Schreiber für den Anfang Uncialen. Die Abbreviaturen sind die gewöhnlichen dieser Zeit, überhaupt findet sich wenig Auffallendes in palaeographischer Hinsicht: das e hat einen Strich nach oben 6, i geht über die Linie (so ist 4n spaniarum' und ^ispaniarum' kaum zu unterscheiden), 'ius' am Ende Avird durch Ligatur des i mit dem vorhergehen- den Buchstaben und Hinzufüguug des Sigels 9 ausgedrückt. Die Trennung der Wörter ist ziemlich richtig durchgeführt; Irrthümer beruhen auf Misverständnis der Quelle. In Betreff der Orthographie bemerkt Waitz, dass im Anfang die alte Schreibweise ziemlich beobachtet sei. Eine alte fast gleich- zeitige Hand hat hier und da corrigiert, eine neue hat es mit- unter angefangen, aber bald gelassen. Dass die Correctoren auch bei dieser Handschrift nichts anderes erzielt haben, als durch Hereinbringung der Regeln der Grammatik den Text zu verunstalten, braucht wohl nicht erst bemerkt zu werden.

Die Handschrift wurde zuerst von Chifflet in Bedae et Fredegarii Concordia, Paris 1681. benutzt und später für die Ausgabe Ruinart's ziemlich oberflächlich verglichen. Für die Monumenta hat Waitz die Historia Epit. bis zum Schlüsse des Fredegar und von den früheren Büchern Bruchstücke collatio- niert. Von ihm rühren auch die Notizen über den Codex her. Die Historia Daretis ist für die Ausgabe von Paris benutzt.

4c2) Der Codex der Pariser Nationalbibliothek Nr. 4883 A, saec. XL f. 128 in 4" ist von verschiedenen Händen geschrieben. Die Handschrift beginnt mit der bis, zu dem Jahre 877 zum Theil aus Beda fortgesetzten Chronik Isidor's, deren Schluss SS. XHI, p. 725 gedruckt ist. Darauf folgen theologische und grammatische Tractate, auf die hier einzugehen nicht der Ort ist'). Nur die folgende Notiz muss hervorgehoben werden, weil sich aus ihr vielleicht ein Schluss auf die Heimath des Codex machen lässt. Auf f. 67 beschrieb eine Hand, die sich bemühte, die alten Merovingischen Züge nachzumalen, in Form einer Urkunde die Stiftung des Klosters Arnacum bei Limoges:

'DE ARNACO^).

JOHANNES EPISCOPUS SERVVS SERVORVM DEL Notum sit Omnibus sanctae Dei ecclesiae filiis presentibus et futuris, qualiter Guido, qui vocatur de Turri, et Ingalsia iugales, inspirante divina misericordia, construxerunt monasterium in comitatu Lemovicino»), in pago, quae dicitur Arnaco, ad hono-

1) Auf dem unteren Rande von f. 32 hat sicli der Schreiber dieses Theiles genannt 'Aymericus scripsit monachus'. An dem Fredegar hat aber Aymericus keinen Antheil. 2) In marg. 3) 'ci' in litura.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 307

rem sanctae et individuae Trinitatis, Patris scilicet et Filii et Spiritus sancti, beatiqiie confessoris ') Christi Pardulfi; et de diversis eorum proprietatibus mobilibus et inmobilibus ibidem non pauca dederunt ad sustentacionem atque usum et salarium oranium et monaehorum et servorum Dei, qui die noctuque Dominum et sanctorum merita exorare ibidem non cessant pro eorum et omnium christianorum delictis'.

Nach der Chronik des Gaufred 2) weihte der Bischof Jor- danus von Limoges das Kloster Arnacum 'in quo quiescit corpus almi Pardulphi' am 15. Juli 1028 'in honore sanctissimae Trinitatis'. Derselbe Chronist bemerkt weiter 'Adfuit ibi Guido de Turribus cum venerabili coniuge Engalsia'. Man sieht hier- aus, dass die Notiz unseres Codex in vollstem Umfange be- stätigt wird. Die Eintragung dieses lokalen Ereignisses lässt aber die Vermuthung auflcomraen, dass der Codex, wenn nicht in Arnacum selbst, so doch in der Nähe von Limoges geschrie- ben ist. Auf diese Nachricht folgen die Satiren Juvenal's mit vorausgeschickter Vita. Unsere Handschrift ist unvollständig; sie bricht schon VI, 90 auf f. 72' ab.

Von anderer Hand folgt f. 73 am Beginn eines neuen Qua- ternio die Chronik des Fredegar. Die erste Columne ist bis auf die beiden letzten Zeilen freigelassen; der Text beginnt im Hieron. c. 18: 'Memoravimus sub A'''fronem regem' und läuft ohne jede Capiteleintheilung, doch mit Hervorhebung der Satzanfänge bis f. 83' 'ad plenum reperiri non potest'. Die nächste Zeile ist frei; dann beginnt der Idacius 'Ydacius ser- vus domini nostri Jesu Christi universis iidelibus' f. 93^ 'abucillino victus nomen vitamque ammisit. EXPLICIT LIB n ;'. Aus der Clausel ersieht man, dass der im Pariser Codex fehlende Hilarian als 'Liber I' gerechnet wird. Uebrigens findet sich auch im Idacius keine Capiteleintheilung, doch sind bis- weilen Absätze gemacht. Der Gregor beginnt 'INCIPIT PR6- FATIO GRECA. Decedente atque immo' f. 94' 'liberi poneretur initium primi. Expit pf; dann das Register 'INCI- PIVNT CAPITVLA LIBRI QD EST EXCARPS DE CHRO- NICIS GRECV EPS TORONACIS. I. De Chunis et Agecium patricium' f. 95 'XCII. De Chilperico quod filiara suam cum thesauris di''''xit et continuo Cala villa mortuus est. EXPLI- CIVNT CAPITVLA', und der Text 'INCIPIT LIBER TER- TIVS. Cumque Wandali' f. 102' 'crudelissimam vitam digna morte finivit . am gras. EXPLICIT LIBER SECVN- DVS'. Im Gregor sind Capitelzahlen angemerkt, doch laufen die Zahlen fort, obwohl der Text von Cap. 39 bis zu den Worten 'Largiter Thiberius in elemosinis' etc. in Cap. 80 aus-

1) 'conress,' ? cod. 2) Cap. 9, Bouquet X, p. 268. lieber Arnacum verg-1. Mabillon, Annales II, p. 103, IV, p. 311; Gallia Christ. II^ p. 514.

308 Die Chronicae des sog. Fredegar.

gefallen ist. Der Index zum letzten Buche beginnt 'INCI- PIVNT CAPITVLA CHRONICAE LIBRI TERTII. I. De

bonitate Guntramni et eclesia sancti Marcelli' f. 103' 'XCIIII. De Willibadi interitum et Flaocadi obitum. EXPLI- CIVNT CAPITVLA', es folgt der Prolog 'Cum ad liquidum iusso verbi proprietatem vita finisset scripsi, EXPLICIT PROLOGVS', und mit f. 104 'INCtPIT LIBER CHRONICAE. Guntramnus rex Francorum cum iam anno' beginnt endlich die Chronik selbst. Die Capitel sind vom Miniator nur bis 9 verzeichnet; dann schrieb er 'AMEN' unter die Columne und schenkte sich die übrigen Zahlen. Die Anfänge der folgenden Capitel sind bisweilen durch Absätze, bisweilen auch nur durch grosse Anfangsbuchstaben bezeichnet. Die Chronik schliesst f. 122 'cos uterque interire fecisset'. Der Rest der Zeile ist leer; dann schliessen sich mit 'Igitur Chlodoveus filius Dago- berti' die Fortsetzungen an, die fortlaufend geschrieben sind. Nur drei Absätze lassen sich hier wahrnehmen; nämlich vor der Computation f. 124 'Curricula annorum actenus', bei Beginn des Nachtrages f. 124' 'Item quod superius pretermisimus' und f. 126' am Anfange der letzten Fortsetzung 'His ita transactis sequente anno iterum Saxones'. Auch in dieser Hs. haben die Fortsetzungen keinerlei Capiteleintheilung. Am Schlüsse ist der Text sehr lückenhaft. Nach den Worten des Cap. 125 'Maximam partem Aquitaniae vastans ; usque' sind die übrigen 4 Zeilen von f. 128 und die ersten 13 Zeilen von f. 128' leer gelassen. Der Codex fährt dann mit den Schlussworten von c. 125 'Factum est postquam Pipinus' fort. Ferner sind nach den Worten 'comites suos' von c. 126. 7 Zeilen frei ; es fehlt der ganze Schluss dieses Capitels und der Anfang des folgenden bis 'Aquitanico principe'. Die Handschrift schliesst in Cap. 127 mit den Worten 'Omnes quos ibidem adduxerant'; die halbe vorletzte und die letzte Zeile dieser Columne sind leer gelassen. Am unteren Rande bemerkte der Schreiber 'Non repperio plus. Sufficiat igitur hoc'.

Der Fredegar ist in zwei Columnen geschrieben, lieber die Schrift ist höchstens zu bemerken, dass h als \- oft über- geschrieben ist. Rothe Uncialen kommen hauptsächlich in den Ueberschriften vor. Umstellungen werden durch v angedeutet, z. B. 'ei nichir, ausgestrichen wird durch zwei parallele Linien 'm eum'. Die Ortliographie ist schon sehr modernisiert und nur einzelne Abnormitäten, wie 'carc' statt 'quare', 'quathedra' für 'cathedra' lassen sich nachweisen. Daher sind auch die Correcturen nur sehr spärlich; die meisten rühren noch von der Hand des Schreibers her, einige wenige verdankt man einem Scribenten des 15. Jahrb., der mit blasser Tinte gram- matische Uncorrectheiten verbesserte. Den Text hat der Schreiber bisweilen aus seiner Kenntnis der alten Geschichte

Die Chronicae des sog. Fredegar. 309

corrigiert, im Anfang auch durch eine Anzahl Zusätze interpoHert. Die Vorlage, welche dem Codex zu Grunde liegt, war offen- bar sehr defect, wie aus den Lücken am Anfang und Ende und aus dem Fehlen der Cap. 39 80 des Gregor hervorgeht. Interessant ist noch ein Urtheil über den Fredegar, welches ein Schreiber saec. XII. auf den unteren Rand von f. 106 ein- trug: 'materiae fluitantis opus'.

Nachdem bei'eits früher eine Abschrift des Idacius aus dieser Handschrift für die Monumenta angefertigt worden war, wurde der Codex nach Berlin mitgetheilt, so dass auch die übrigen Tlieile des Fredegar von mir verglichen werden konnten.

4c3) Der Leidener Codex Voss. Nr. 20, ein Sammel- band, vereinigt verschiedene zu verschiedenen Zeiten geschrie- bene Handschriften. Die Bruchstücke aus dem Fredegar stehen voran auf f . 1 8 und gehören dem 10. Jahrhundert an. Auf dem unteren Rande von f. 4 liest man die folgende Inhaltsan- gabe einer Hand saec. XIV: 'In hoc libro continentur liber de regibus Assiriorum et captivitate Troie et inicio Roma- norum; hystoria Curti Rufi plures continens libros, quorum tertius est primus, liber Esopi cuiusdam Greci fabulatoris de ortu et actu et fine Alexandri Magni Macedonis; opuscula de libro hystoriarum Horosii excerpta et in unum breviarium collecta'. Dies ist im Wesentlichen der Inhalt der Handschrift. Der Fredegar beginnt f. 1 mit dem Register zu Hieronv- mus 'INCIPIUNTO CAPITULA CHRONICI HIERONIMI EXCARPSUM. I. De regnu Assu . . . um'. Das erste Blatt ist sehr schwer zu lesen, da es wohl früher an den Deckel angeklebt war. Soweit ich es zu erkennen vermag, reichte aber der Index nur bis Capitel 10. Auf dem Reste der Seite finden sich viele Federproben. Auf f. 1' beginnt der Text des Hieronymus 'INCIPIT LIBER DE REGIBUS ASSIRIORUM ET CAPTIVITATE TROIE ET INICIO ROMANORV. I. Regnum Assiriorum primus rex Ninus'. Dieser geht ohne bemerkenswerthe Aenderungen bis f. 2' 'A captivitate Troy^ usque ad primam olympiadem fiunt anni CCCCV, also bis zum Schluss des Cap. 6 bei Canisius. Erst jetzt folgt die Historia Daretis, welche in allen anderen Handschriften zwischen Cap. 3 und 4 bei Canisius eingeschoben ist. Die Seite schliesst nämlich mit der Ueberschnft 'HISTORIA DARETIS FRIGII de origine Francorum V. F. 3 beginnt 'Eodem itaque tempore' mit dem Texte, welcher 'aput Albam interfecerunt' endigt. Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Handschrift ist die, dass in jener Historia die Worte 'ADEO AD FERECIDES IN- DÖLEM PRAEPONERE REVERTAMUR' und 'DEIN AD

1) Das C hat in dieser Ueberschrift eine dem G ähnliche Gestalt.

310 Die Chronicae des sog. Fredegar.

lULIAM PROPEREMUS FAMILIAM' durch Majuskelschrift ausgezeichnet sind. Der Schreiber fährt dann weiter im Hie- ronymus fort 'Redeamus quo ordine in LXX. interpretatione xx' bis Cap. 7 Schluss. Hierauf folgt gleich der Anhang zum Idacius (bei Canis. Cap. 7 Schluss) 'Temporibus Honorii regis Gothorum' mit der Geschichte des Theodorich, die schon f. 8' bei den Worten 'diligenter in memoria retinens Theoderico velociter' (Canis. p. 190, Z. 24 v. o.) abbricht. Das übrige ist verloren. Auf f. 9 beginnt der Curtius.

Die Handschrift wurde von mir in Berlin benutzt; die Historia Daretis abgeschrieben.

Die nahe Verwandtschaft der Handschriften dieser Klasse wird man bereits aus den vorausgeschickten Beschreibungen erkannt haben. Allen Codices 4 fehlt der Liber Generationis und alle, soweit sie nicht etwa unvollständig sind, haben dafür die Schrift des Hilarian an der Spitze. In den Hieronymus schieben sie die Historia Daretis de origine Francorum ein imd setzen die Fredegarsche Chronik bis zum Jahre 768 fort. Ein engeres Band umschliesst dann wieder jede der 3 Gruppen 4 a, 4 b und 4 c.

Was zunächst die beiden Handschriften von 4a, die Vati- canische (4 a) und die in Troyes (4a*), anbetrifft, so hat 4 a* alle Fehler von 4a und noch eine bedeutende Anzahl mehr. In der Ueberschrift der Historia Daretis verderben beide den Namen des Autors in ^Daregitis' und in demselben Abschnitt liest 4a ^nocopinato', 4a* '^non oj^inato' für 'nee opinato', wel- ches die übrigen Hss. bieten. In der Vorrede des Idacius haben nur diese beiden Hss. für 'verum' fälschlich 'utruni' und Idac. c. (31 schwächen 4a. a* die Worte 'fortissime demigavit' in 'fortiter d.' ab. Schliesslich haben sie auch folgende ge- meinsamen Lücken: Idac. c. 62 (Canis. p. 193, 1. 4) fehlen ihnen die Worte 'quisquam ei' und Idac. c. 60 lassen sie sogar den ganzen Satz 'aliasque ingeniosae rumpens vastavit' aus. Alle diese Corruptelen haben nur diese beiden Handschriften, woraus sich zur Genüge ergiebt, dass sie sehr nahe mit einander ver- wandt sind, mag nun die eine aus der anderen abgeleitet sein, oder beide aus demselben Codex. Nach den Beschreibungen ist die Hs. in Troyes die ältere saec. IX/X, während die Vati- canische dem 10. Jahrh. angehört. Die erstere enthält jetzt nur die ersten Bücher bis incl. den Idacius, doch könnte die Hs. wohl zur Zeit, als der Vaticanus angefertigt wurde, voll- ständig gewesen sein, und jener Umstand nicht der Annahme entgegenstehen, dass der Trecensis die Quelle des Vaticanus sei. Doch spricht hiergegen die schon angeführte Thatsache,

Die Chronicae des sog. Fredegai-. 311

dass Troyes weit fehlerhafter ist, als die Schwesterhandschrift. Die Stelle aus Idac. 'in foeda Romanis pace' (Canis. p. 184, 1. 1) wird von 4a* in 'in federa R. p.' corrumpiert, während 4a mit dem Ciarom. richtig 'in foeda' hat, was auch der Quelle, in der wir 'infida' lesen, besser entspricht. Weiter unten macht 4a* aus 'Gotis' 'Thodis', 'Gothis' hat aber 4a; und auf der- selben Seite Z. 5 v. u. liest 4a* irrthümlich 'eleguntur comare' für 'elegunt a mare', welches 1 und 4 a haben. Idac. c. 51 finden wir in 4 a* 'uuas cor eis' anstatt 'Vasconias', wie 4 a liest. Die Worte 'cum puer ille huius eadem diae obidiretur' (Canis. p. 190, 1. 7) so liest der Ciarom. werden von 4 a* 'c. i. p. haec e. d. oboediret' wiedergegeben, wogegen 4 a richtig 'cum puer ille huius eadem die oboediretur' hat. Schliesslich verdirbt 4 a* die Stelle 'tanta in eum amplectentes amorem' (Canis. p. 188, 1. 13 v. u.) in 'tantam in Eugeniam plectentes a.', 4 a jedoch stimmt völlig mit dem Claromontanus überein, nur dass es statt 'tanta' 'tantam' hat. Diese Fehler, und ich könnte leicht noch mehr anführen, zeigen, dass der Vaticanus unmöglich aus dem Trecensis abgeschrieben sein kann. Die andere Möglichkeit, dass das umgekehrte Verhältnis zwischen den beiden Hss. obwalte, wird sowohl durch das höhere Alter von 4 a*, als auch dadurch widerlegt, dass der Trecensis doch an einigen wenigen Stellen eine bessere Lesart als 4 a bietet. So finden wir in der Stelle Idac. c. 57 'et haec ambulabant' in 4 a* 'hü' für 'haec', während 4 a das Pronomen ganz aus- lässt, und die Worte Canis. p. 188, 1. 11 'generis Antimiae imperatores et patricium factum' lauten in 4 a 'gener A. impera- toriciü factum', während 4 a* weit richtiger 'imperatoris ex patricio f.' liest. Hiernach bleibt nur noch der eine Fall übrig, dass der Vaticanus und Trecensis aus demselben Exemplare hervorgegangen sind, sicherlich jedoch nicht ohne verschiedene jetzt verlorene Mittelglieder. Von dieser Handschrift, die wir 4 a nennen wollen, bietet der Vaticanus ein verhältnismässig treueres Bild, als 4 a*. Die letztere Handschrift ist durch eine Menge CoiTuptelen entstellt, die sich, wie 4 a zeigt, nicht in dem übergeordneten Codex 4 a befanden.

Was die drei Handschriften der zweiten Ordnimg, den Ambrosianus (4bi), Harlejanus (4h'^) und Monacensis (4b'^*) betriff"t, so stimmen diese drei so genau mit einander überein, wenn wir von den Willkürlichkeiten, die sich der Schreiber der jungen Münchener Handschrift erlaubte, absehen , dass es schwer wird, eine Anzahl Stellen zusammenzubringen, die klarlegen können, in welcher Weise sie miteinander in Ver- bindung stehen. Um zunächst einige Beispiele für ihre Con- gruenz herauszugreifen, alle drei Hss. lesen Ruinart p. 689, 1. 43 'nestariam' für 'nefaria' und schieben p. 702, 1. 17 zwischen 'iterum perrexit' 'irae' ein. Es fehlen ihnen die Worte p. 688, 1. 2

Neues Archiv etc. VII. 21

312 Die Chronicae des sog. Fredegar.

^comite', p. 689, 1. 12 'apostolorum', p. 693, 1. 4 'amicitias et', p. 699, 1. 43 'nimiam'. Alle drei Hss. lassen p. 703, 1. 12 'Gotia' aus und lesen statt 'Burgundia, Provintia et Gotia' nur <Burgundi(a)e et Provintiae'. Schliesslich fehlt diesen Hss. die Stelle p. 676, 1. 13 '548. Gerte ab initio mundi usque ad pas- sionera domini nostri Jesu Christi sunt anni', indem der Schrei- ber des Originalcodex dieser Klasse von dem der Zahl '548' vorangehenden 'anni' auf das nächste 'anni' abirrte. Im Ein- zelnen lässt sich eine nähere Verwandtschaft zwischen dem Harlejanus und dem Monacensis, als zwischen dem Ambrosianus und einer von diesen beiden Handschriften nachweisen. Wäh- rend der Ambros. p. 693, 1. 26 richtig 'confugium fecerant' liest, haben Harlej. und Monac. 'c. fecerunt' ; 'Sanctonis', was wir p. 698, 1. 7, p. 702, 1. 17 und 30 im Ambros. finden, ändern die beiden anderen Hss. an diesen drei Stellen in 'Sanctionis' um, endlich fehlen dem Harlej. und Monac. p. 697, 1. 10, die Worte 'et super fluvium Legeris fortiter inter se dimicantes', die jedoch der Ambros. mit den übrigen Hss. hat. Hier, wie überall, zeigt sich der Ambros. als die bessere von den drei in Rede stehenden Hss. Durch die beinahe wörtliche Ueber- einstimmung von 4h'^ und 4b2* lässt sich der Irrthum von Thompson") erklären, welcher glaubte, der englische Codex habe Canisius für seine Ausgabe vorgelegen, während dieser bekanntlich den Monacensis benutzte. Am nächsten liegt nun die Annahme, dass die junge Münchener Hs, aus dem Harle- janus abgeschrieben sei. Bei dieser Sachlage würden sich jedoch die folgenden Stellen gar nicht oder doch nur schwer erklären lassen. Ruinart p. 700, 1. 38 'tam agris quam vineis' liest der Harlej. 'quam' für 'tam', die Münchener und die übrigen Hss. haben aber richtig 'tarn'; p. 693, 1. 1 'patriae sue mittens' hat 4b^ ': III' anstatt 'sue', welches wir im Monac. und sonst finden. Ganz besonderes Gewicht lege ich aber der folgenden Stelle p. 695, 1. 23 'coepit hac regionem . . . vastavit' bei, wo der Harlej. 'c. in hac r.' liest, während jenes 'in' in 4h^* und den anderen Hss. fehlt. Hiernach scheint mir die Münchener wohl aus einem dem Harlejanus sehr ähnlichen Codex, aber nicht aus diesem selbst hervorgegangen zu sein. Die nur diesen beiden Hss, gemeinsamen Lücken sind mithin dadurch zu er- klären, dass die beiden Codices, rcsp. ihre Vorgänger, aus einer Hs. 4ß2 geflossen sind. Wie stellt sich nun der Ambros. zu 4ß2? Dass er nicht aus dieser Hs. stammen kann, zeigen die oben angeführten Belege für die gemeinsamen Fehler von 4b^ und 4b2*, die 4b' vermied. Dagegen lässt sich die andere Annahme, dass der Ambros. die Quelle von 4ß2 ist, nicht widerlegen, aber auch, wenigstens nach den mir zu Gebote

1) Vergl. Romaiiia 1874, p. 129 n. 3.

Die Chronicae des sog. Fredegar, 313

stehenden Vergleichungen, nicht beweisen. An den sehr weni- gen Stellen, wo 4b' und 4b^- ^* differieren, hat 4b» regel- mässig die bessere Lesart, wenn wir von einigen leichten Flüchtigkeitsfehlern absehen. Ebensowenig stehen die Correc- turen und Rasuren von 4bi, welche in den beiden anderen Hss. keine Berücksichtigung gefunden haben, dieser Annahme im Wege, da dieselben nach der vermuthlichen Entstehung von 4ß2 gemacht sind. Positiv scheint die folgende Stelle diese Hypothese zu stützen. In der Historia Daretis gegen das Ende hin hat 4bi 'su-'-cube' für 'succubae', indem offen- bar der Schreiber durch das Zeichen '• andeuten wollte, dass zwischen u und c etwas fehle. Aus der Schreibweise von 4bi ist aber offenbar die Lesart 'sui cube' von 4b^- ^* entstanden, in deren Quelle 4ß'' jenes Zeichen fälschlich als i gedeutet war. Doch verhehle ich mir nicht, dass recht wohl auch schon in der Vorlage von 4b> die Lesart 'su'cube' gestanden haben kann, die von 4bi getreu wiedergegeben wurde, während 4ß'^ sie durch eine naheliegende Conjectur zu deuten versuchte. Da somit unsere Mittel nicht ausreichen, um zu einem siche- ren Urtheile zu gelangen, ob 4ß2 aus 4b' geflossen ist, die Stelle aber, die sich dafür verwenden lassen könnte, auch dann erklärlich wäre, wenn 4bi und 4ß^ aus einer Hs. 4ß' abge- schrieben sind, so neige ich in der Ungewissheit der letzteren Ansicht zu, die vielleicht durch die folgende Stelle gestützt wird. In der Ueberschrift des Hilarian verdirbt 4b' den Namen 'Quinti' in 'Qui est', während Ah^ die richtige Form hat, auf welche ein mittelalterlicher Schreiber durch Conjectur wohl schwerlich verfallen wäre. Nehmen wir nun auch an, dass eine alte Hs. 4ß' die Quelle von 4b' und 4ß2 war, so ist doch nicht zu läugnen, dass diesem Originalcodex die Ambrosianische Hs, weit näher steht, als 4ß\

Stammt 4b2* aus 4ß2 und 4ß2 mit 4b' aus4ß', so muss 4 b 2* alle die Fehler haben, die, wie wir aus dem Zusammen- gehen von 4b' und 4h- ersehen, sich schon in dem Codex 4ß' befanden. An zwei Stellen ist dies aber nicht der Fall, was dai'aus zu erklären ist, dass der Schreiber der JVIünchener Hs, saec, XV. seinen Text lesbarer zu machen gesucht hat. Gewöhnlich hat er dabei das Richtige verfehlt und der betref- fenden Stelle einen anderen Sinn untergelegt, als der Autor ihr zu geben beabsichtigte; in zwei Fällen jedoch ist, wie schon erwähnt, durch ihn die richtige Lesart hergestellt worden. In den Fortsetzungen c. 125 lesen 4b'- ^ 'remeavit ad praelia', was ganz sinnlos ist, da Pippin eben aus dem Kriege kommt; 4 b'** hat dagegen correct 'remeavit ad propria'. Ebenso hat Cap. 130 4b2* richtig 'patrata iterum victoria', wo 4b'- ^ <pa- rata' lesen. Diese Abweichungen von 4b' und 4h'^ können nur von dem Schreiber der Münchener Hs. herrühren, da sie

21*

314 Die Chronicae des sog. Fredegar.

sich mit der Genealogie der Hss., wie wir sie oben festgesetzt haben, nicht vereinigen lassen.

Uebrigens ist die Fredegarrecension, welche uns in den Hss. der Klasse 4 b vorliegt, von einem Romanen veranstaltet worden. Dies zeigt die Schreibung der Eigennamen ^Guinidi', Guascones', 'Guaiofarius', die wir nur in diesen Handschriften finden. Da nun die aus Frankreich stammenden Fredegar- codices noch nicht 'Gu' für 'W schreiben, unsere beste Hs. 4b aber in Mailand ist, so möchte ich annehmen, dass ein Italiener der Urheber von 4ß' ist. Hierfür spricht auch der Umstand, dass Chron. c. 51 nur 4 b die Burg, in welche Gundeberga Ver- stössen wurde, richtig 'Laumello' (jetzt 'Lumello') nennt, wo alle anderen Hss., selbst der Claromontanus, 'Caumello' lesen. Diese Verbesserung konnte doch wohl nur ein Italiener vornehmen.

Eine Hs. dieser Klasse hatte übrigens der Schreiber des Codex Bruxell. Nr. 9361 vor sich, der einer nur bis Cap. 110 reichenden Hs. 5 aus einem jetzt verlorenen Codex 4 b den Schluss der Fortsetzungen hinzufügte. Der betreffende Ab- schreiber hat jedoch seine Vorlage so vollkommen überarbeitet, dass seine Hs. für den Text des Fredegar vollständig Averth- los ist. Dies wird man schon aus den folgenden Beispielen ersehen, die ich, um das Verhältnis zu 4b zu beleuchten, vorführe. Cap. 135 lesen 4b'. 4b2 und 4h'^* statt ^iterum perrexit' 'iterum irae perrexit', der Bruxell. hat hier <ire studuit'. Cap. 112 finden wir statt 'contra ipsos rebellionem excitat' in 4 und 4b2 'contra ipsum rebellum e.', woraus der Schreiber des Monac. 'contra i. bellum e.' machte. Ebenso steht nun auch im Bruxell. 'contra i. bellum e.' Doch scheint die Vor- lage des Bruxell. nicht aus 4ß», sondern aus einem übergeord- neten Codex hervorgegangen zu sein, wenigstens hat er nach der Bethmannschen Vergleichung nicht jene Lücken, die ich oben als den Hss. 4b'. 4b2 und 4h^* gemeinsame zusam- mengestellt habe.

Von den drei Handschriften der dritten Ordnung in Mont- pellier (4 c»), Paris (4c2} und Leiden (4 c»), enthält die letzte nur die Historia Daretis vollständig, die wiederum der Pariser Codex nicht hat. Wir können daher ihre Verwandtschaft nur so beweisen, dass wir zunächst 4 c' mit 4c2 und dann durch die Historia Daretis 4c* mit 4c' vergleichen. Die ersten beiden Handschriften stimmen nun fast wörtlich mit einander überein. Ich will hier nur ein Paar Belege aus dem Idacius anführen. Idac. c. 58 'nee Francos nee Gothos .... accederit' haben nur 4ci und 40^ 'accederent', bald darauf lesen diese beiden Handschriften statt 'inarmis' 'inhermes' und verderben

'Ubi Paternus unum Soledum extrahens' in 'unum P.

unum s.' Cap. 59 findet man statt 'Fertur in dialiquos sancti Gregorii a quacdam' in 4c' und iC^ 'F. inde aliquid sanctus

Die Chronicae des sog. Fredegar. 315

Gregorius ut a q.' und Cap. 60 machen sie aus 'Victusque Trasemundus' ^vinctusqu(a)e Transemundus', welche letztere Form durchweg den Hss. 4 c eigen ist. Weiter unten conji- cieren 4ci. 4c2 'etiam et mortuos suscitabant' in 'egros et mortuos s.' Diese Beispiele, die man leicht noch vermehren könnte, zeigen die Verwandtschaft der beiden Hss. 4 und 4c2. Da 4c'^ am Anfang und Ende unvollständig ist, so kann es nicht die Vorlage für 4ci gebildet haben. Aber auch 4c* kann nicht die directe Quelle von 4c2 gewesen sein, da, wie wir oben gesehen haben, der Schreiber dieser Hs. schon eine verstümmelte Vorlage benutzt haben muss. Es Hesse sich also nur denken, dass 40^ aus einer schlecht conservierten Abschrift von 4ci geflossen ist. 4c2 ist in der That auch die fehler- haftere Handschrift. So liest Chron. c. 37 4ci richtig 'Uter- que falange Vangas iungunt', 4c2 verdirbt jedoch 'Vangas' in 'phalangas'. Greg. c. 3 lässt 4c2 die Worte 'ut Aeraclius lovianus' aus, während 4ci diese Stelle hat. Nicht selten finden sich fehlerhafte Correcturen von 4ci im Texte von 4c2. So steht in 4cJ: 'Suffiä augusta', in 4c2 aber 'Suf- ficia augusta', obwohl selbstverständlich 'Suffia' das Richtige ist. Dass dennoch nicht 4c2 aus einem Apographon von 4cJ stammt, werden die folgenden Stellen zeigen. Greg. c. 16 'neque securis est utiles' verdirbt 4ci 'seuiris'; Chron. c. 42 'vitae suae temporebus' liest 4 c> 'tempore', c. 50 'Adloaldus rex venino auctus' verbessert es 'austus' und c. 58 'iusticia iudicandi' corrumpiert 4ci 'dicandi'. In allen diesen Fällen hat 4c2 die richtige, d. h. die durch den Claromontanus ver- bürgte Lesart. Wenn man nun auch annehmen will, dass der Schreiber von 4c'^ durch Conjectur auf einige der oben ge- nannten richtigen Lesarten kommen konnte, so war dies doch bei der aus Cap. 50 der Chronik angeführten Stelle ausgeschlos- sen, da hier 4ci die übliche Schreibung 'austus', 4c2 aber die ungewöhnliche 'auctus' hat. Dass ein Schreiber des ll.Jahrh. '(h)austus' in '(h)auctus' verwandelt, halte ich für unmöglich, und kann daher den Pariser Codex nicht als eine Ableitung aus 4ci ansehen. Dieser Ansicht widerspricht auch eine Lücke im Greg. c. 83; hier lässt 4ci die beiden Eingangsworte aus, 4c2 dagegen hat richtig 'Qui cum magnis thesauris' etc. Es ist mithin anzunehmen, dass 4c2 aus einer Hs. geflossen ist, die 4ci sehr ähnlich, also wohl die Quelle oder eine von 4ci unabhängige Abschrift derselben war.

Was den Leidener Codex anbetrifft, so verdirbt er in der Historia Daretis zusammen mit 4ci das wenig lateinische Substantiv 'damnietate' in 'contrarietate'. Statt 'repulerunt eos. Itemque' finden wir in 4ci und 4 c* 'r. cum. Idemque' und in dem Satze 'navium multitudinem coacervatam finibus Troia- norum' schieben diese beiden Hss. zwischen 'finibus Tr.' 'ade-

316 Die Chronicae des sog. Fredegar.

unt' ein. Nach ^patei' familias .... absque regio honore' er- gänzen diese Hss. das Verbura 'extitit' und endlich lassen 4ci und 4c'^ gar den ganzen Satz: 'Tarnen omnibus membris desectis, arma, gladium ipsius non valebant abstrahere de manu eius' aus. So nahe auch die beiden Hss. mit einander ver wandt sind, so ist doch auch in diesem Falle keine directe Abhängigkeit zu constatieren. Dass 4ci nicht aus 4c^ stam- men kann, ergiebt schon der Umstand, dass 4c^ nur Bruch- stücke des Fredegar'schen Werkes enthält. Ausserdem trifft man in Ac^ eine Menge Willkürlichkeiten, die 4cJ noch nicht hat. Auf der anderen Seite hat aber auch 4c^ Fehler, wo 4c3 die alte Lesart intact erhalten hat. So liest 4ci 'ad bella procederet', während 4 c'' mit den übrigen Hss. richtig 'ad bellum p.' hat, 4c^ schreibt correct 'cum magna praeda et multa spoha', 4ci hat aber 'magna spolia' und statt 'ad Cite- riam insulam' schreibt 4ci nur 'ad Citeriam'; 4c3 jedoch hat 'C. insulam'. Man sieht also, dass keine der beiden Hss. aus der anderen abgeschrieben sein kann; die Uebereinstimmungen der beiden Hss. sind dann daraus zu erklären, dass derselbe Codex ihre Quelle ist. Wie schon oben erwähnt wurde, fehlt die Historia Daretis in 4c^ und wir können somit nicht sagen, wie sich 4c2 an diesen Stellen zu 4 c'* gestellt haben würde. Da jedoch die nahe Verwandtschaft von 4ci und 4 0^ bereits nachgewiesen wurde, und sich jetzt auch die Zusammengehörig- keit von 4ci und 40^ herausgestellt hat, so müssen nach dem bekannten mathematischen Satze auch 4c2 und 4 c'' mit ein- ander verwandt gewesen sein. 4ci und 4c2 stammten aus demselben älteren Codex her, für 4ci und 4c'' ist eben das- selbe bewiesen worden, daraus geht hervor, dass die drei Hss. 4ci. 4c2 und 4c'' aus derselben Hs. 4y abgeleitet sind.

Es bleibt zu untersuchen, wie sich die drei Hss. 4 a. 4 ß und 4y zu einander verhalten. Da ergiebt sich leicht, dass 4j3 und 4y ein engeres Band umschliesst, während 4a eine von diesen Hss. vollständig unabhängige Stellung einnimmt. und 4y haben die folgenden Fehler gemeinsam. In dem Satze Chron. c. 97 'nuntius dirigit Aglibertum ac Reolum' lesen beide Hss. 'ad R.', Cap. 104 'consilio atque regimine cuncta sese agebat' finden wir in beiden 'esse' für 'sese' und Cap. 118 'quod dudum .... confugium fecerat' steht in 4|3 und 4y 'quod dum . . . c. f.' Ausserdem fehlen diesen Hss. und zwar nur ihnen die folgenden Worte. Contin. c. 100 'Erat- que ei uxor .... nomine Plectrudis, genuitque ex ea' lassen sie 'nomine' und 'que' aus; Cap. 120 'multa munera Aistulfus rex . . . donat' fehlt ihnen 'rex' und Cap. 131 'sacrameuta ad eum ibidem donant' vermissen wir in und 4y 'ad eum'. Schon oben haben wir darauf hingewiesen, dass ausserdem jede dieser beiden Hss. ihre speciellen Fehler und Lücken hat.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 317

Worte, welche in4ß fehlen, stehen in 4 y und umgekehrt. Es kann also weder aus 4y noch 4y aus geflossen sein. Die eben verzeichneten gemeinsamen Fehler von und 4y müssen mithin darin ihre Erklärung finden, dass die beiden Hss. aus demselben älteren Codex 4x stammen. Dieser Hs. steht näher als 4y, oder mit anderen Worten 4y repräsen- tiert eine mehr verderbte Handschriftenklasse als 4ß. Hierfür nur einen Beleg. In der Historia Daretis lautet die Stelle 'uxorem regis Memnon inclitam fuisse alibe ribus ('a liberibus' 4a) Priamo captam' in 4bi 'inclitam :::::::::: Priamo cap- tam' (übergeschrieben ist von anderer Hand : 'rebus fuisse'), in 4b2 und 4b2* 'i. f. alibi rege P. c.', während wir in 4ci und 4c3 lesen: 'inclinatam fuisse et cum suis rebus ab Alexandro Priami filio captam'. Hier, wie auch sonst, sucht 4 y aufrecht gewaltsamem Wege den Text lesbar zu machen. Nicht aus 4x, sondern aus einer anderen Quelle ist der Ursprung von 4 a herzuleiten, jener Hs., die uns allein die Clausel erhalten hat, aus welcher wir die Verfasser der letzten und vorletzten Fort- setzung erfahren, und die an allen oben angeführten Stellen die richtige Lesart hat. Der Vaticanus ist allerdings von Schreibfehlern keineswegs frei, doch brauchen diese nicht schon in dem übergeordneten Codex 4 a gestanden zu haben. Da wir für die Fortsetzungen nur diesen Codex aus der Klasse a haben, so lässt sich nämlich nicht feststellen, wie viele seiner Ver- sehen der subjectiven Willkür seines Schreibers zuzutheilen sind. Dass dieser nämlich sehr flüchtig copiert hat, zeigt ein Blick auf die ausgeschriebenen Varianten. Gemeinsame Fehler haben 4 a und 4x in den ihnen eigenen Partien, also hauptsächlich in den Fortsetzungen, nicht, wenn wir zwei Stellen am Schlüsse der ersten Fortsetzung und in dem Nachtrage ausnehmen. Doch ist auch dieser Abschnitt nicht Eigenthum desjenigen, der die letzte Fortsetzung schrieb und dem Fredegar die Ge- stalt gab, in welcher er uns in der Klasse 4 erhalten ist. Die eben erwähnten Fehler können also auf das Urexemplar von 4 zurückgeführt werden, und müssen es, wie ich meine, weil sich keine anderen gemeinsamen Corruptelen nachweisen lassen. Ich komme mithin zu dem Schlüsse, dass zwischen dem älte- sten Exemplare von 4 und den daraus geflossenen Hss. 4 a und 4x keine gemeinsame fehlerhafte Mutterhandschrift zu statuieren ist, wobei jedoch zu bemerken ist, dass zwischen 4a und 4 einerseits und 4x und 4 andererseits recht wohl noch verschiedene Zwischenstufen existiert haben können.

Hieraus ergiebt sich für die Kritik der Fortsetzungen das wichtige Resultat, dass, wenn 4 a mit irgend einer der übrigen Hss. 4 übereinstimmt, die Lesart stets die richtige, d. h. die- jenige des letzten Redactor's des Fredegar ist. Bei Differenzen zwischen 4 a und 4x kann das Richtige sowohl in 4 a als in

318 Die Chronicae des sog. Fredegar.

4x stecken, da beide Hss. fehlerhaft sind. Doch sind die meisten Unrichtigkeiten von 4 a reine Flüchtigkeitsfehler des Schreibers der Vatikanischen Hs., während die Verderbnisse von 4x schwererer Natur sind. Ich habe mich daher nach Verbesserung der Schreibfehler von 4 a so streng als möglich an diese Hs. gehalten.

Eine Handschrift der vierten Klasse lag auch demjenigen vor, der aus Fredegar und den Gesta Francorum die fränkische Geschichte zusammenschrieb, welche uns der Wolfenbütteler Pergament -Codex Gud. 139 saec. XV. in gross 8^, fol. 17, er- halten hat. Ueber die Herkunft giebt eine Notiz von einer Hand saec. XVII. auf f. 1 Auskunft: <Hic liber ex Lovanio devenit Coloniam, quo casu et iure incertum est'. Der Text beginnt f. 1 'Incipit tractatus de gestis regum Francorum. Eo itaque tempore apud Grecorum regna, que instar maris magni girata vel sita sunt. Regum primus et maximus Peleas celeber habebatur'. Es ist dies die 'Historia Daretis Frigii de origine Francorum', welche der Bearbeiter beinahe ganz und ziemlich wörtlich herübernahm. Der Text geht dann in ein Excerpt aus den Gesta Francorum und Fredegar über. An den Rän- dern finden sich eine Menge Marginalien eines Schreibers des 17. Jahrhunderts, der den Codex mit Freher's Ausgabe der Gesta verglich und bei Differenzen seine Ansicht notierte. Wie dieser Kritiker f. 13' richtig bemerkte, ist besonders die Regie- rungszeit Dagoberts weit vollständiger, als in den Gesta ge- schildert. Der Compilator verdankte diese Nachrichten dem Fredegar, der ihm vom Schlüsse der Gesta ab die einzige Quelle war. Doch ist der Text grösstentheils so umgearbeitet, dass sich eine Vergleichung mit der Quelle fast nur auf die Eigen- namen beschränken musste. Der Codex schliesst f 17' 'Hiis transactis Karlus et Karlomagnus germani ad proprias sedes venientes mense Septembri die dominica. XIIH. K'. Octob'. Karlus apud urbem Novionem. Karlo magnus apud Suessionis pariter uno die consilio procerum suorum et consecracione episcoporum unusquisque in regnum suum sublimati sunt. Regnante domino nostro Jesu Christo. Qui cum patre et spiritu sancto vivit et regnat Dens. Per omnia secula seculo- rum. Amen'. Eine spätere Hand fügte mit blasserer Tinte hinzu 'Explicit hysto. de gestis Reg Francorum t quomodo a Priamo exorti quidam etc.'

Diese Frankengeschichte ist dadurch für uns von Interesse, weil der Bearbeiter derselben einen vollständigen Codex des Fredegar aus der Klasse 4 a vor sich gehabt hat. Dies geht aus einigen Lesarten der Historia Daretis hervor, bei welcher sich, wie bemerkt, der Compilator noch ziemlich wörtlich an die Quelle gehalten hat. Während 4 b und 4 c ^dixitque ad Eneam' schreiben, hat der Guelferbytanus mit 4 a ^dixit rex

Die Chronicae des sog. Fredegar. 319

ad Eneam', und in dem Satze 'uxorem regis Memnon inclitam fuisse alibe ribus Priamo eaptam' liest die Wolfenbütteler Hs. mit 4 a* 'a liberis Priami', wo 4 b 'alibi rege P.', 4e ^inclina- tam fuisse et cum suis rebus ab Alexandro Priami filio eaptam' coiTumpieren. Der Guelferbytanus gehört also der ersten Handschriftenklasse der Fortsetzungen an, die uns die Inscrip- tion über die Verfasser erhalten hat. Dass diese in der frag- lichen Frankengeschichte fehlt, zeigt höchstens, dass sie dem späteren Compilator für seine Zwecke unbrauchbar erschien.

Aus der 4. Handschriftenklasse sind ferner die Capitel 57 62 des Idacius einer Reihe Codices der Gesta Francorum als 'Gesta Theoderici regis' angehängt worden. Von dieser Gattung sind mir die folgenden Handschriften bekannt geworden.

4z>) Der Codex Vaticanus Reg. Christ. 549 saec. XH. Die Gesta reichen hier bis *ipse disponit'; das Ende ist ver- loren; cf. Archiv V, p. 115, XH, p. 288.

4z2) Die Handschrift der Hofbibliothek in Karlsruhe saec. XII. in. in fol. Nur 2 Blätter sind erhalten. Das Frag- ment beginnt mit Cap. 31 der Gesta Francorum, dann folgen kurze Annalen und endlich unter der Ueberschrift 'Incipiunt Gesta Theoderici regis' die Gesta, die aber schon mit 'amicitias iniens' abbrechen. Die Bruchstücke sind von Mone im 'An- zeiger für Kunde des deutschen Mittelalters' IV, p. 10, ediert worden.

4z*) Die Wiener Handschrift der Universität Nr. 3334, früher 838, Repert. Schwandneri I, 611, gehörte Dr. Fuchs- magen. Es ist ein Papiercodex saec. XV. ex. Pertz verglich hieraus die Gesta Francorum.

In diesen drei Handschriften stehen zwischen den Gesta Francorum und Theoderici einige kurze annalistische Notizen, die SS. XIII, p. 724, ediert sind.

4z*) Der Codex der Graz er Universitätsbibliothek fol. 42/59 membr., saec. XH. ex. stammt aus S. Lamprecht. Unmittelbar auf die Gesta Francorum folgt 'Incipiunt gesta Theoderici regis. Theodericus natione Macedonum ex permissu Leonis' u. s. w. bis zum Schluss von Cap. 62 'a Buccellino victus nomen vitamque amisit'. Die Handschrift wurde von Wattenbach untersucht; vergl. Archiv X, p. 623.

4z'**) Der Codex der Graz er Universitätsbibliothek oct. 33/52, chart., saec. XV. reicht ebenfalls bis zum Schluss des Idacius, und scheint Abschrift des vorhergehenden zu sein ; vergl. Archiv X, p. 625.

4z5) Die Wiener Handschrift Nr. 428 1) (früher 57 und Hist. prof. 230) saec. XIII, f. 207 in fol., enthält die Gesta

1) Vergl. Endlicher, Catalogus Codd. Philol. Latin. Vindob.

320 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Theoderici f. 203—207 'Incipiunt Gesta Theodorici Regis' nur bis 'lustinianus mittens pue |' Canis. p. 193, Z. 6 v. u., die hieraus Mone im Anzeiger 1838, p. 355 359, zum grössten Theil edierte.

Dass diese Hss. aus der 4. Handsebi-iftenklasse und nicht etwa aus 1. 2 oder 3 abgeleitet sind, zeigen die folgenden Cor- ruptelen, die ich der Mone'schen Ausgabe von 4z5 entnehme. Canis. p. 189, Z. 4, liest 4z5 'ibique raatrem suam Liliam obviam invenit', wo nur die Codices 4 ^inveniens' haben, wäh- rend die übrigen Hss. ^veniens' bieten. Ebendort Z. 17 lässt 4z5 mit den anderen Hss. 4 die Worte 'esset ut Theudericus cum' aus. Doch scheint eine der besseren Hss., wohl 4a, die Quelle von 4 z gewesen zu sein. Wenigstens liest 4z5 allein mit 4a p. 189, Z. 18, richtig 'seductus'^ während 4c» 'sed vinctus', 4b2* 'seda cunctiis' hat.

Die Codices V.

5a) Die Handschrift der Heidelberger Universitäts- bibliothek Palat. lat. Nr. 864 saec. IX, in Fol. f. 134, stammt aus dem Nazariuskloster in Lorsch, wie eine Hand saec. X. auf f. 1 anmerkte: 'Codex de monasterio sei Nazarii quod nomi- natur Lauresham'. Ihre weiteren Schicksale werden bezeichnet durch die auf das Vorsatzblatt geklebte Vignette, die über dem bairischen Wappen die Ueberschrift trägt:

'Sum de Bibliotheca quam Heidelberga capta, Spolium fecit et P.M. Gregorio XV. trophaeum misit. Maximilianus Utriusque Bavariae dux etc. S. R. I. Archidapifer et princeps elector. Anno Christi CIO . lOC.XXIII', und durch den auf f. 1 und f. 134' gedruckten rotheu Stempel 'Bibliotheque nationale'. Auf f. 1 linden sich eine Menge Federproben.

F. T beginnt die Frankengeschicjite des Gregorius von Tours aN XPI NOMINE INCIPIT PFATIO GREGOR TO- RONICI EPISCOPI PRIMA (F. ist getilgt) FELICITER. Decedente atque immo', Avelche ois f. 110' 'Sirailiter et rex ab eodem invitatus invitatus (das zweite i. ist getilgt) plei'isque donis refertus abscessit et ad Cavillonensim urbem redire statuit'. Dies ist der Schluss von Buch X, Cap. 28, der Ausgaben. Darauf folgt in unserer Hs. das letzte Buch der Fredegar'sehen Chronik unter der Ueberschrift 'INCIPIUNT CAPITULA LIBRI .X.'.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 321

Der Index, beginnend 'I. De bonitate Gunthchramui et eclesia . sei Marcelli', hat nach Cap. 90 (in der Hs. 89) noch eine Fort- setzung: '90. De Baidechilde regina Chlodovechi et eins filiis Chlothario, Childerieo et Theuderico et de obitu Chlodovechi 109. De legatione papae Gregorii urbis Rome cum claves sancti Peti'i vel de divisione inter filios suos seu de obitu ipsius', welche sich, wie man leicht sieht, auf den Text der Fortsetzungen bis Cap. 110 Schluss bezieht. Darauf folgt unter der Ueberschrift 'INCIPIT LIBER DECBIUS' die Vorrede des Fredegar, die aber erst mit den Worten 'Transactis nam- que' beginnt. Den Schlussworten derselben 'finis gesta cessavit et tacuit' schliesst sich unmittelbar der Text der Chronik an: 'I. Gunthramnus rex Francorum cum iam anno' f. 130' ^uterque interire fecisset'. Dann beginnen die Fortsetzungen 'XCI. Igitur Chlodoveus', die hier den Ausgaben entsprechend in Capitel eingetheilt sind. Doch rühren die Capitelzahlen von 92 ab bis an das Ende von der Hand des Correctors her. Keiner dieser Capitelabsätze ist vor den übrigen in irgend welcher Weise ausgezeichnet. Die Fortsetzungen schliessen hier schon f. 134' 'sepultusque est Parisius basilica sancti Dio- nisii martyres' mit dem Ende von Cap. 110. Auf den noch freien Raum dieser Seite schrieb eine Hand saec. XI. einen Hymnus auf den heiligen Ulrich mit Neumen: 'Hodie beatus Odalricus a quo numquam remisit spiritum' etc.

Zwei Hände haben sich bestrebt, die sehr alterthümliche Sprache dieser Handschrift nach dem Donat zu corrigieren: eine gleichzeitige mit ganz ähnlicher blasser Tinte und beinahe mit denselben Zügen, wie der ursprüngliche Schreiber, hat besonders Abkürzungszeichen häufig übergeschrieben, um aus ungrammatischen Ablativen richtige Accusative und dergl. zu machen, und zweitens hat eine etwas spätere Hand saec. X. mit schwärzerer Tinte die Hs. durchcorrigiert. Gewöhnlich ist die alte Lesart die von den anderen und besseren Hss. beglaubigte, und in diesen Fällen wäre es zwecklos gewesen, auf die Correcturen irgend welche Rücksicht zu nehmen. Diese sind vielmehr nur in den wenigen Fällen notiert worden, wo wirklich der Text durch sie verbessert wurde.

Sehr oft schreibt der Schreiber der Heidelberger Hs. 'ae' für 'e', z. B. 'utrumquae', Vallantae', 'orationae', ja sogar 'paer- turbant'. Unter den Verschreibungen der Hs. ist hervorzuheben die überaus häufige Verwechslung von u und a: 'Gandoaldi', 'argetur', 'hamiliare', 'Abbelinas', 'Erpinas'. Der Schreiber hat also das u als offenes a gelesen. Er schreibt ferner 'cum' statt 'eum' und vertauscht die Consonanten n, r, s, p, f, wie die Fehler 'solenter (für 'solerter'), 'cartro' (für 'castro'), 'iDaucis' (für 'faucis') zeigen.

322 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Nachdem die Hs. bereits durch Bethmann stellenweise ver- glichen worden war, ist sie von mir vollständig benutzt worden i).

5a*) Der Codex der Pariser Nationalbibliothek 5921 saec. XI. in FoHo stammt aus Metz und gehörte späther Pithou, Thuanus und Colbert. Auch hier ist der Fredegar dem Gregor angehängt und schliesst mit Cap. 110 der Fortsetzungen. Die Handschrift ist von mehreren Copisten geschrieben und hat viele Correcturen einer Hand saec. XII. Auch sind zweimal am Rande grössere Zusätze gemacht, deren Quelle die Gesta Francorum sind. Der Codex ist von Bethmann verglichen, von dem auch die Notizen über diese und die folgenden Hss. herrühren.

Dieser Codex ist jedenfalls eine Abschrift des oben be- schriebenen Palatinus. Chron. c. 8 'ad christianam legem bap- tizare fecit' schrieb der spätere Corrector von 5 a zwischen 'bapt. fecit' 'Gothos' über und dieses 'Gothos' hat 5 a* im Texte. In den 5 übergeordneten Hss. 2. 3 und 4 fehlt 'Gothos', nur der Claromontanus liest 'omnes Gothos', aber vor 'ad christi- anam'. AVenn nun 5 a an dieser Stelle ursprünglich die Gothen nicht nannte, 5 a* sie zwar erwähnt, aber an der unrechten Stelle und gerade da, wo sie in 5 a später ergänzt worden waren, so zeigt diese Uebereinstimmung wohl, dass 5 a* aus 5 a stammt. Ebenso stehen auch noch andere Correcturen von 5a in 5a* im Texte. Aus den Eingangsworten von Cap. 38 'Anno XVII. regni sui' hat der Corrector von 5 a 'Anno XVII. regis Theodrichi' gemacht und 'Theodrici regis' finden wir auch in 5 a*. Cap. 42 'cunctis thinsauris .... subiecitur' schrieb der Corrector von 5a 'cum' über 'cunctis'; 'cum cunctis' hat aber 5a*. Weiter in Cap. 45 wird der eine Franke von 5a 'Chucus' genannt, ganz in Uebereinstimmung mit der Lesart des Claro- montanus 'chu:cus'; der Corrector verbesserte aber 'Hunus' und so steht auch in 5a*. Endlich Cap. 110 'Neuster et Pro- vintiam praemisit' hat 5 a 'prefecit', aber durch Correctur von späterer Hand ; 'prefecit' finden wir nun auch in 5 a*, während die übrigen Hss. 5 'permisit' lesen. Diese Stellen zeigen zur Genüge, dass 5 a* aus 5 a abgeschi-ieben ist, und zwar zu einer Zeit, als die letztere Hs. schon corrigiert war. 5a* hat mithin keinen eigenen Werth. Dazu kommt noch, dass der Schreiber mit seiner Vorlage sehr Avillkürlich verfahren ist, so dass die meisten Varianten durch keine der übrigen Hss. in irgend einer Weise bestätigt werden.

5b) Die Paris er Handschrift 9765, früher Suppl. lat.15382), saec. X. nach Bethmann, saec. IX. nach Pertz, welche von einer grossen Hand geschrieben ist, enthält ebenfalls Gregor

1) Mit 5a sehr nahe verwandt ist der Cod. Berol. Quart Nr. 266, saec. X, der auf 2 Blättern Fragmente aus c. 16 24. und 38 40. der Chronik enthält. 2) Der frühere Besitzer ist ausradiert.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 323

und Fredegar mit den Fortsetzungen bis Cap. 110. Wie im Palatinus schliesst der Gregor mit 'statuit' im 10. Buche Cap. 28. Darauf folgt 'EXPLICIT LIBER Villi. INCIPIT LIBER X. Transacto Gregorii libri volumine' die abgekürzte Vorrede Fredegar's, der hier ein Register nicht vorherzugehen scheint. Die Vorrede schliesst 'quo Gregorius suum opus terminavit' ('s. 0. t.' auf radiertem Grunde mit etwas grösserer Schrift); mit 'Gunthchramnus rex Francorum' beginnt dann der Text des Fi'edegar. F. 110 setzen die Fortsetzungen ein, die mit den Worten 'sancti Dionisii martiris' am Schlüsse von Cap. 110 endigen. Die Cap. 96 und 97 fehlen.

Der Codex Avurde von Bethmann eingesehen, eine aus- zugsweise Vergleichung der Fortsetzungen hat Pertz angefertigt.

5c) Die Handschrift von St. Omer Nr. 706 saec. XL in. stammt aus dem Kloster St. Bertin und endigt schon am Schlüsse von Cap. 109 mit 'Expl. liber X'. Der Codex hat viele Lücken ; der Text ist oft verkürzt und abgeändert. Eine Vergleichung Bethmann's ist nicht mehr aufzufinden.

5c*) Der Brüsseler Codex 6439 51 stammt aus dem Kloster St. Vaast, gehörte später dem Jesuitencolleg in Brügge, und kam dann nach Antwerpen. Dies ist eine treue Abschrift der vorhergehenden Handschrift, nur die Orthographie ist etwas abgeändert. Der Codex schliesst ebenso wie 5 c in Cap. 109 'Isara fl. Expl. 1. X. partiuncula. Inc. de gestis regum Franc. Quo Karolo defuncto Carlomannus et Pipinus fratres regnum adepti sunt Francorum. Karlus denique maior domnus defunc- tus est quando' etc.

Die Handschrift ist von Bethmann benutzt worden.

5d) Die ehemals dem Kloster St. Hubert gehörige Hand- schrift in Namur saec. X. in Folio, sehr elegant geschrieben, enthält Beda's Historia eccL, Gregor und Fredegar. Auch die- ser Codex hat viele Willkürlichkeiten, wie Bethmann anmerkt, der ihn benutzte.

5e) Die Brüsseler Handschrift Nr. 9361 saec. XII. in Folio, aus dem Lorenzkloster in Lüttich, enthält Gregor mit Fredegar als 10. Buch, Isidori confl. virt., Vita S. Eufrasiae u. a. Der Gregor schliesst wie im Palatinus 'ad Cavalonensem urbem redire statuit. Explicit liber VIIIIus Gregorii Turonensis in historia Francorum' mit Cap. 28 in Buch X. Darauf folgt der Fredegar 'Incipit decimus non ab ipso Gregorio compositus. Transactis itaque Gregorii libris' also ohne das Register. Die Fortsetzungen sind in dieser Handschrift aus einem Codex der 4. Klasse, wie ich oben zeigte 4ß, bis an das Ende geführt, während alle anderen Hss. 5 schon mit Cap. 110 oder noch früher abbrechen. Der Schluss des Fredegar lautet 'sublimati

324 Die Chronicae des sog. Fredegar.

sunt in regno. Explicit liber Xus historiae Francorum'. Der Codex an und für sieh schon mehr überarbeitet als copiert, ist später noch höchst willkürlich cori'igiert worden. Einige Lesarten hat Bethmann notiert.

5 f ) Die W i e n e r Handschrift Nr. 473 (früher Hist. eccl. 90 und Ambras. 277) in Folio saec. IX. ex., enthält nur die Fort- setzungen des Fredegar, die sich hier an eine Ueberarbeitung der Gesta Francorum anschliessen. Der Codex beginnt 'Tgitur Chlodoveus' mit Cap. 91 und geht ohne irgend welche Absätze und ohne Capiteleintheilung bis Cap. 110 Schluss 'Sepultusque est Parisius basilica sancti Dionisii martyris'. Darauf folgt: 'Explicit historia rerum gestarum Carli maioris domus. Qui hello Vinciaco habito Ragemfredum victum fugavit. Et alia quam plurima fortiter et utiliter gessit'. Diese Clausel ist ganz in rothen Uncialen geschrieben. Der Text ist vom Schreiber etwas geändert; ausserdem hat sich noch ein Corrector bemüht, die barbarische Sprache zu verbessern.

Eine Abschrift dieses Codex ist von Pertz angefertigt worden.

Hierzu kommen noch die folgenden Handschriften der Gesta Francorum, denen die Cap. 107 110 des Fredegar als Fortsetzung angehängt sind.

5x1) Der Petersburger Codex l. F. Otd. IV. 4. Auf die Schlussworte der Gesta 'nunc anno sexto in regno sub- sistit' folgt f. 32 unter der in rothen Majuskeln geschriebenen Ueberschrift 'Qualiter cum Saxonibus, Baioariis, Eludone duce cum Abdirama rege Sarracenorum pugnavit et vincit' als Cap. LH das 107. Cap. des Fredegar, beginnend 'Deinde Colo- niam urbem reversus'. Die Anfänge der folgenden Capitel 53 und 54 decken sich mit 108 und 109 des Fredegar. Cap. 55 dagegen beginnt schon Ruinart p. G77 'Denuo rebellante gente validissima' und schliesst mit dem Ende von Cap. 110 der Ausgaben 'sepultus est in basilica sancti Dyonisii martyris' auf f. 35. Diese drei Capitel sind von Arndt abgeschrieben worden.

5x2) Die Pariser Handschrift Nr. 10911, früher Suppl. lat. 125 saec. X'), welche ehemals dem Baron Grassier gehörte, enthält ebenfals als Cap. 52—55 der Gesta Francorum die Cap. 107 110 des Fredegar. Bethmann hat einige Lesarten ausgeschrieben.

5x2*) Der Codex der Giessener Universitätsbibliothek Nr. 254^ saec. XVIH, aus Crassier's Bibliothek gekauft, ist wohl eine Abschrift von 5x2; vergl. Archiv IX, p. 577.

5x3^ Die St.-Gallener Handschrift Nr. 547 saec. XI/XII beschrieben von Pertz, Archiv V, p. 504.

1) Nach 'N. Archiv' VI, p. -185, saec. IX.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 325

Die nahe Verwandtschaft aller Hss., welche wir unter Klasse 5 vereinigt haben, zeigt sich äusserlich darin, dass allen mit Ausnahme der mit 5x bezeichneten, der Gregor vorangeht, der hier schon mit Lib. X, Cap. 58, schliesst; hier- auf folgt als 10. Buch das letzte Buch Fredegar's mit den Fortsetzungen, die in allen') Codices 5 schon mit Cap. 110 abbrechen. Nur eine von diesen Handschriften habe ich selbst verglichen ; die übrigen sind entweder mit Auswahl coUationiert oder gar nur eingesehen worden, ausgenommen die Wiener Hs., die Pertz abgeschrieben hat.

Mit diesem Material ist es unmöglich, innerhalb der 5. Klasse die Hss. ihrer Abstammung und ihrem Werthe nach anzu- ordnen; demgemäss mag auch die oben befolgte Reihenfolge der Verbesserung bedürftig sein. Da aber, wie sich später zeigen wird, dieser Klasse kein grosses Gewicht beizulegen ist, der Palatinus, den wir ganz verglichen haben, sowohl durch sein Alter, als auch ganz besonders durch seine Vortreflf- lichkeit, die übrigen Hss., soweit sie mir bekannt sind, weit überragt, so wird man genaue Mittheilungen über dieselben kaum vermissen. Die wenigen Varianten aus den anderen Hss. zeigen übrigens, dass der Palatinus nicht die Quelle dieser sein kann. Ruinart p. 680, 1. 1, verdirbt nämlich 5 a 'Biterris' in 'in terris'; 'Biterris' liest aber 5f, 'Beterris' 5x'. 5f ist offenbar aus einer sehr guten Vorlage geflossen, doch hat der Schreiber im Einzelnen sehr willkürlich geändert. So liest 5f p. 681, 1. 3 richtig 'mirifico atque', flihrt dann aber fehlerhaft 'magno tremorae' statt 'magnitico honore' fort, Avogegen 5a 'mirificoque magnifico h.' und 5x*- ^ 'mirifico magniticoque h.' ändern. Aehnlich linden wir p. 676, 1. 27, in 5f richtig 'prae- parat', wo 5 a. x' 'properat' haben, und p. 665, 1. 31, 'Ercho- noldo', p. 672, 1. 9, 'Cocia' in Uebereinstimmung mit den Gesta Francorum, während 5a 'Erchonoaldo', 'Coacia', 5b 'Erchoaldo', 'Concia' schreibt. In Gemeinschaft mit 5a verdii'bt 5f 'Reolum' p. 669, 1. 1, in 'Regulum' und schreibt p. 676, 1. 30, 'Burdine' statt 'Bordine', wo 5b 'Bundine', 5xi 'Burdone' und 5c gar 'Bm-gundie' liest. An anderen Stellen geht 5b mit 5a: p. 676, 1. 22, ändern beide Hss. 'EXHI' in 'LXLIH', während 5 c und 5x1- 2 'CXIII', 5f aber 'CCLXV hat, welches letztere Resultat nicht durch Verschreiben, sondern durch falsche Rechnung er- zielt worden ist. Ebenso lesen 5 a. b p. 678, 1. 26, richtig 'in sua ditione', wo 5xi- ^ <in suam dicionem', 5f gar 'ad suam ditionem' ändern. Doch ist auch 5b im Einzelnen höchst willkürlich : statt 'de viris strenuis atque nobilibus' p. 672, 1. 39, liest es 'strenuis de viris nobilibus', für 'praelium' p. 679, 1. 17,

1) Ueber die Brüsseler Handschrift, welche allein die Fortsetzungen vollständig bat, haben wir oben gehandelt.

326 Die Chronicae des sog. Fredegar.

hat es 'bellum' u. a. mehr. Dagegen ist 5 a diejenige Hand- schrift, welche bis in orthographische Kleinigkeiten dem Origi- nale von 5 am nächsten kommt. Die Eigennamen sind hier bisweilen ganz so, im Allgemeinen wenigstens ähnlich ge- schrieben wie in 4a. Aber auch sonst hat 5 a manche alter- thümliche Form ei'halten. So liest es p. 667, 1. 13 'pras' ganz ebenso wie 4 a für ^pars', was schon der Schreiber von 5 a corrigierte. Doch ist diese corrumpierte Form im 8. Jahrh. ganz gewöhnlich und sicher in den Text zu setzen.

Das Verhältnis der HandsehriFtenkiassen.

Handelt es sich jetzt darum, das Verhältnis der fünf Hand- schriftenklassen 1. 2. 3. 4, 5 zu einander zu betrachten, so soll zunächst gezeigt werden, dass 2. 3. 4. 5 eine einzige grosse Klasse bilden, der 1 als eine von dieser vollständig unabhängige Hs. gegenübersteht. Da in 5 die ersten Bücher fehlen, 2 aber von dem letzten Buche nur 9 Capitel hat, so müssen wir uns bei den folgenden Belegen, soweit sie den früheren Büchern entnommen sind, auf 2. 3. 4, soweit sie aus Cap. 9 bis Schluss des letzten Buches stammen, auf 3. 4. 5 beschränken, und können somit nur für die ersten Capitel der Chronik alle Hss. zugleich in Betracht ziehen.

Die Handschriften 2. 3. 4. 5 haben eine grosse Anzahl Corruptelen gemeinsam : sie schieben Worte ein, lassen andere dafür aus, haben dieselben Umstellungen und stimmen sogar an einigen Stellen in der falschen Wortabtheilung miteinander überein. Hieron. c. 35 finden wir in 1 'Petrus apostolorum cum primus fundassit, Ilomam mittetur', ganz übereinstim- mend mit Hieronymus, der speciell auch 'cum' hat; 2. 3. 4 da- gegen verwandeln 'cum' in 'auctor', wodurch dem Nebensatze die Conjunction entzogen wird. Weiter unten liest man in 1 vollständig richtig und sinngemäss 'Tracia ucusque regnata in provincia Romana redigetm-' ; 2, 3. 4 aber corrumpieren 'Gra- ciacus (Graciagus 3, Gracia ueus 4b2*, Graciaucus 4c2) qui regnat i. p. R. r.' und verwandeln so das Land in einen fabelhaften König. Herculius Maximianus wird Hieron. c. 42 nach 1 und der Quelle 'a filia Fausta' gestürzt, nach 2. 3. 4 aber 'a filia facta'. Hieron. c. 44 steht in 1 'omnes paene tunc totus urbis aecle. polluuntur' ; 'paene' hat auch Hieronymus, 2. 3. 4 dagegen schaffen ein neues Substantivum, wenn sie 'penetudine'3, oder 'penitudine' 2. 4 lesen. Idac. c. 50 hat 1 richtig 'Wandali in Beteca per Valliam regem plurimae sunt extincti', wäh- rend 2. 3. 4 'regem' vollständig auslassen, und 'per B. Valicam' umstellen. Idac. c. 60 stiftet Cyrola einen Mann an, 'ut sc caecum fingerit'. So liest 1 richtig; 2. 3. 4 aber machen dar-

Die Chrouicae des sog. Fredegar. 327

aus 'ut secum f.' Die Vorrede des Excarpsum Gregorii trägt in 1 die Uebersehrift 'Praefacio Gregorii' und wird erst in 2. 3. 4 zu einer 'Praefatio Greca', aus der dann Canisius auf eine 'chronica Graeca' geschlossen hat. Diese Vorrede beginnt in 1 ebenso wie bei Gregor 'Decedente atquae immo potius pereunti', in 2. 3. 4 dagegen 'Decedant eo atque'. Auch der Anfang der Vorrede Fredegar's ist der Verstümmelung nicht entgangen. In 1 lautet er 'Cum aliquid unius verbi proprietate non habeo', woraus der wunderbarste Unsinn entstanden ist. 2 a schreibt nämlich 'Cum ali qui dum iussu verbi', 2 b schon fehlerhafter 'Cum aliquid dum iusso verbi', in 3 finden wir 'Cum aliquidum iussu verbi' und endlich in 4 gar 'Cum ad liquidum iusso verbi'. Nur bei der Lesart von 1 giebt die Stelle einen Sinn. Für den Fall aber, dass man an der Rich- tigkeit derselben noch zweifeln sollte, setze ich die betreifende Stelle des an der Spitze der Chronik des Hieronymus stehen- den Briefes an Vincentius und Gallienus hierher, aus dem, wie unten gezeigt werden soll, Fredegar den grössten Theil seiner eigenen Praefatio abgeschrieben hat. Diese lautet: 'Significatum est aliquid unius verbi proprietate : non habeo meum'. Hierdurch wird die Güte der Hs. 1 bestätigt. Der Fehler in den übrigen Hss. ist offenbar durch falsche Wort- trennung entstanden und dann durch die Conjectur 'iussu' oder, wie 2 b. 4 haben, 'iusso' verkehrt rectificiert worden. In dem- selben Prologe lesen wir statt 'ob id in priores his chronicis', wie 1 hat, in 2 a 'ob idum in p.', in 3b 'obitum in p.' und in 4 noch mehr verdorben 'ob(o)ediendum in p.' Weiter unten finden wir statt 'consimilis' in dem Satze 'oratoribus precedentes esse consimilis' (1) in 2. 3. 4 'simul'. Den Namen des Perser- königs im Anfange von Cap. 9 'uxor Anaulfi' (1) ändern 2. 3. 4. 5 in 'Arnulfi' um, obwohl er im Index und am Schlüsse des Capitels nicht blos von 1, sondern auch von den meisten anderen Hss. 'Anaulfus' geschrieben wird. Die Worte des Cap. 36 'Paratque deinde insidias moHre' verderben 3. 4. 5 in 'Parat quidem inde i. m.', während die vorangestellte Lesart von 1 auch die Quelle des Fredegar, die Vita Columbani von Jonas bestätigt. Auch hier ist der Fehler in den Hss. durch falsche Worttrennung entstanden. Solche ungeschickte Tren- nungen und Zusammenziehungen kommen auch sonst in 2. 3. 4 vor, während 1 an diesen Stellen richtig abtheilt. Hier einige Beispiele. Hieron. c. 37 nennt 1 vier von Trajan unterworfene Völker in Uebereinstimmung mit Hieronymus 'Sauroraatus, Usroinus, Arabas, Busforanos', dagegen lauten die Namen in 2und 4c2 'Sauromatusus ruinus . arabarbus . foranus (arasbarbus forasius' 4c2), in 3 'Sauromaturus (corr. 'Sauromatus us') rui- nus . arabasbus. foranus'. In allen drei Hss. ist also die erste Sylbe des Namens 'Usroinus' dem vorhergehenden Worte

Neues Archiv etc. VII. 2'2

328 Die Chronicae des sog. Fredegar.

angehängt, und ausserdem haben die Araber noch die erste Sylbe der 'Busforanus' erhalten; doch corrigiert der kundige Schreiber der Münchener Hs. den letzteren Fehler. Ueber die folgende Stelle aus Hieron. c, 16 möchte man sich wohl ver- geblich den Kopf zerbrechen, wenn wir nur auf die Hss. 2. 3. 4 angewiesen wären. Man liest nämlich dort in 2 'Remus rutro pastoralea fabeorum oliduci occisus', in 3 *R. r. pastoralia fabe- orum olim duci o.' und in 4 'R.. r. pastoralea fabiorum oliduce'. Dass in den Worten 'fabeorum oliduci' kein anderer als Romu- lus steckt, ersieht man aus 1, wo die Stelle richtig lautet 'Remus rutro pastorale a Fabio Rumoli duci occisus'.

An die falschen Worttrennungen schliessen sich am pas- sendsten die Umstellungen an. Hier. c. 32 schreibt 1 'bus in suburbano ad arantem locutus est' und in dieser Reihenfolge folgen auch in der Chronik des Hieronymus die Worte auf einander. Dagegen stellen 2. 3. 4 um 'bos ad arantem in sub- urbano locutus est'. Aehnlich ist das Verhältnis Idac. c. 51, wo die Gefangennahme und der Tod des Litorius in 1 ebenso wie im Idacius 'a Gothis capetur et post dies paucos occidetur' erzählt wird, während wir in 2 'a G. p. d. p. occiditur . capitur', in 3 und 4 'p. d. p. capitur et occidetur' finden. Die Worte 'capitur et' waren offenbar in dem Codex, aus welchem 2. 3. 4 geflossen sind, dass jenen eine geraeinsame Hs. zu Grunde liegt, wird man bereits erkannt haben übergeschrieben oder am Rande nachgetragen, wodurch es sich einigermassen erklärt, dass in 2 'capitur' erst nach 'occiditur' auftaucht, während es in 3. 4 vorhergeht.

Den besten Beweis für die nahe Verwandtschaft der Hand- schriften bilden die gemeinsamen Interpolationen und Lücken. Von den ersteren sind nur wenige nachweisbar. Hier. c. 42 am Schlüsse schreibt 1 'Niceabde et Amida capta sunt a mili- tum 60 milia'. Die Worte 'a. m. 60 m.' hat Fredegar dem Hieronymus hinzugefügt, und man muss gestehen, zu niedrig hat er die Stärke des Heeres sicher nicht angesetzt. Trotzdem genügte diese Zahl den späteren Abschreibern noch nicht, 2. 3. 4 schieben nämlich übereinstimmend noch ein 'quattuor- decim' vor 'sexaginta' ein. In dem Satze Idac. c. 50 'Wandali Suaevorum obsidione demissa' schieben 2. 3. 4 zwischen 'obsi- dione' und 'demissa' ein unnützes 'eorum' ein, welches in 1 und auch im Idacius fehlt. Weit zahlreicher sind die gemein- samen Lücken, durch welche 2. 3. 4 und 5 entstellt sind. Es fehlen unter anderen die folgenden Worte: Hier. c. 2 (Canis. p. 166, 1. 1) 'annorura 17'. Hier. c. 10 Schluss 'ab Adam usque', Hier. c. 40 'Tetricus' vor 'et Gerubia', Hier. c. 41 'scelere', Hier. c. 42 'facta' zwischen 'Solls' und 'defectio', Idac. c. 51 'cum Vandalis' nach 'Gaisiricus rex Wandalorum', Idac. c. 57 (Canis. p. 189, 1. 48) 'percusso', Greg. c. 12 'vidisti viritate

Die Chronicae des sog. Fredegar. 329

subsistunt. Haec' zwischen 'Que visibiliter' und 'interpretatio- nem habent'. Alle diese Worte fehlen in 2. 3. 4 5 hat diese Bücher nicht, worauf wir oben hinwiesen , stehen aber in 1 und soweit uns die Quellen des Fredegar erhalten sind, auch in diesen. Die folgende Stelle verdient deshalb beachtet zu werden, weil sie die einzige ist, für die wir die Lesarten aller Klassen notieren können. Von dem Könige der West- gothen Reccared erzählt Fredegar Chron. c. 8 'et omnes Gothos ad christianam legem baptizare fecit'; die Worte 'et o. G.' hat allein 1, die übrigen Hss. 2. 3. 4. 5 lassen sie aus. Für die nächsten Belegstellen fehlt uns der Text von 2, der schon im Cap. 9 der Chronik abbricht. Cap, 22 'midtisque rebus huius eclesiae tribuens' lassen 3. 4. 5 das Verbum 'tribuens' aus, welches also nur 1 hat. Die schlagendsten Stellen enthält das den Wenden gewidmete Capitel 48. In der Beschreibung des Verhältnisses, in welchem die Wenden zu den Chunen standen, heisst es dort 'si ad vincendum prevalebant, tunc Chuni pre- das capiendum adgrediebant, sin autem Winidi superabantur'. Der ganze Nachsatz des ersten Conditionalsatzes ist uns nur in 1 erhalten, 3. 4 und 5 lassen ihn aus, ebenso wie ihnen bald darauf in dem Satze 'Ideo Befulci vocabantur a Chunis, 60 quod dublicem in congressione certamine vestila priliae facientes, ante Chunis precederint' die Worte 'v. p. f. a, Ch. p.' fehlen, die wiederum nur 1 bietet. Alle diese Beispiele, die sich leicht noch vermehren Hessen, zeigen, dass die Hand- schriften 2. 3. 4. 5 eine grosse Anzahl Fehler und Lücken ge- meinsam haben. Dieser Umstand beweist, dass die genannten Handschriften aus einem Urcodex x herstammen, der bei wei- tem fehlerhafter war, als die andere handschriftliche Ueber- lieferung des Fredegar, welche uns in dem Codex 1 erhalten ist. Die Handschrift, aus welcher x abgeschrieben war, war in Cursive oder in einer flüchtigen Minuskel geschrieben. Dies zeigen einige Verschreibungen. So wird Hier. c. 42 'Lactan- tius' in 2 'Laetantius', in 3 'Letantius', in 4b 2* 'Letancius' genannt; der Schreiber von x hatte also 'c' als 'e' gelesen. Der Name des Gothenkönigs 'Evarix' lautet Greg. c. 14 in 1 'Aevatrix' 1), in 2 und 3 ^ cc . euatrix', in 4 'ducento seuagrus' ; die Vorlage von x hatte also das offene 'aJ, welches der Abschreiber als das Zahl- zeichen 'cc' deutete. Chron. c. 8 heisst der eine der Optimaten König Childebert's in 1 richtig 'Rauchingus', in 2. 3. 4 dagegen 'Pauchingus', welche Verschreibung sich wohl nur durch ein

1) Monod schreibt 'Cceuatrix'; ist Cc ein oflfenes a, oder sind es zwei CC? Im ersteren Falle könnte man diese Stelle dafür geltend machen, dass x aus 1 stamme, im zweiten würde die Verderbnis der übrigen Hss. auch in 1 stehen. Nach der Nachzeichnung, welche wir Herrn Delisle verdanken, möchte ich das fragliche Zeichen für ein offenes a halten. In unserer Collation war nichts bemerkt.

22*

330 Die Chronicae des 60g. Fredegar.

Cursiv - Exemplar erklären lässt. Hier hat zwar auch noch 5 die correcte Form 'Rauchingus', aber offenbar erst durch Cor- rectur des Schreibers, da die übergeordneten Klassen und speciell 4 aus welcher 5 herstammt, tibereinstimmend corrumpieren.

War nun x eine Abschrift von 1 oder gehen beide Hss. unabhängig von einander auf den Originalcodex des Fredegar zurück? Direct aus 1 könnte x Avohl nicht abgeschrieben sein, da 1 in Uncialen geschrieben ist, die Vorlage von x aber eine Cursivhandschrift gewesen sein muss, wie wir eben nachge- wiesen ') haben. Wenn also von einer Benutzung des Claromon- tanus durch x die Rede ist, so könnte sie nur durch mindestens eine Zwischenstufe vermittelt worden sein. Es sind Gründe für und gegen diese Ansicht vorzubringen. Zunächst stimmen 1 und X in einer grossen Anzahl Corruptelen und offenbaren Schreibfehlei-n überein. Ich füge hier ein, dass ich für einen grossen Theil des Fredegar aus der 4. Handschriftenklasse nur die Münchener Hs. saec. XV. habe, deren Schreiber die Irr- thümer möglichst zu verwischen gesucht hat. Von 2 und 3 o-iebt die letztere Hs. am treuesten das Original wieder, ob- wohl sie eine niedrigere Stufe in der Ueberlieferung einnimmt. Man wird sich daher nicht wundern, wenn als Vertreter von x bisweilen nur 2 und 3, bisweilen sogar nur 3 vorgeführt wird. Die meisten Fehler finden sich naturgemäss in den ersten von Fredegar ausgeschriebenen Büchern. Ein Theil mag durch Misverständnis des Compilators entstanden sein, andere Irrthü- mer erklären sich durch Verhören, falsche Lesung der Vorlage und durch verkehrte Wortabtheilung. Zu den ersteren ist wohl zu rechnen, wenn wir Hier. c. 8 statt 'Janus' vor 'Satur- nus Picus' in 1 'ANNV, in 2 ann V.', in 3 'aiä .v.' und in 4 'annis .V.' finden, wenn Hier. c. 16 statt 'Remuli' in allen Hss. 'Limuli' steht. Hierhin gehören ferner die 'Alpes Cottiae' Hier. c. 36, welche 1 'Alapis cottidie', 2 'lapis cotidiae' und 3. 4 'lapis cottldiae' nennen, dann 'Srayrna' c. 37, welches in 1 und 2 'Erairna', in 3 'Ermirna' geschrieben wird. Hier. c. 38 macht

1 aus dem 'iuris perito' des Hieronymus einen 'iurisperdeto',

2 liest 'uiresperditus', 3 'uiresperditus', 4 'iunioris perditus'. Die Zenobia heisst Hier. c. 40 in 1 'Cui in ovia', in 2. 4 'cui in obvia' und*in 3 'cui in obviam'; weiter unten nennen sie alle Hss. 'Gerubia'. Valentinian stirbt Hier. c. 46 nach der Quelle an der 'apoplexis', die 1. 2. 4c2 'eproploxia', 3 'epro- ploixa', 4b2* 'aproplexia' nennen. Greg. c. 82 lesen wir in 1 'ide efracto panem sanguis fluxit'; Gregor hat für das

1) Oder stehen etwa gerade an den oben namhaft gemachten Stellen im Claromontanus Cursivbuchstaben? Unmöglich wäre es ja eben nicht, zumal wenn zufällig die betreffenden Worte resp. Sylben in dieser Hand- schrift auf einen Zeilenschluss träfen, wo der knappe Raum den Sclireiber zu gedrängterer Schreibweise nöthigte. Vergl. die vorhergehende Note.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 331

sinnlose *ide' 'verus de' ; die übrigen Fredegarhandsehriften aber schliessen sich der Lesart von 1 an, wenn sie <idiae' 2, *idem' 3, 'ideo' 4 schreiben. Von Mumraolus heisst es Greg. c. 85 'regno Gunthramni fuga delatabetur', was aus Gregor's 'dilabitur' entstanden ist; doch schreiben auch 3. 4 'dilatabitur'. Andere den Handschriften 1 und x gemeinsame Irrthümer er- klären sich durch Verhören. Dahin rechne ich in erster Linie die zweimalige Verschreibung 'orioi*' für 'morior'. So wird Hier, c. 30 in L 2. 3 vom Könige Ptolemaeus erzählt, dass er 'oriens' die Römer als Erben eingesetzt habe, Hier. c. 40 von Claudius 'in Pannonia oretur' (so 1, 'oritur' 2. 4), Durch Dictat erklärt es sich ferner, wenn Rom Hier. c. 16 'humani (humane 3) urbis' in allen Hss. geschrieben wird. Von den Thermen des Nero heisst es Hier. c. 36 in 1 'Termas Neronianas aedecatae sunt'; 'aedecate' liest 2, 'aedicte' 3, 'aedicatae' 4b2* statt ^aedifi- catae', was Hier. c. 38 'aedevectate' 1. 2 ('devectate' 4) richtiger geschrieben wird. Hier, c. 37 hat 1 'in aeditione numerum mirivecus fuit', und ebenso lesen auch 2. 3. 4 'numerum rairifi- cus', obwohl es, wie wir aus Hieronymus ersehen, 'munerum magnificus' heissen muss. Die Stadt 'Bizabde' Hier. c. 42 nennt 1 'Niceabde', 2 'nece abda', 3 'nece abte (corr, 'de')' und 4 'nec(a)e abd(a)e'. Für 'Histriae' linden wir Hier. c. 44 in 1 und 2 'Isti', in 3. 4 'Iste'. Die Stadt 'Nisibin' Hier. c. 45 schreibt 1 'Mesivin', 2 und 3 'Mesevin', 4c2 'Meseium', 4b»* 'Miseum'. Idac. c. 55 finden wir in 1 'Richymeris uaedorum eonsilio fultus, fraude interficetur'. Aus 'uaedorum' conjicierten 2. 3. 4 'Suaevorum', die Quelle des Fredegar hat aber 'invi- dorum' oder nach merowingischer Schreibweise 'invaedorum'. Auf falscher Lesung beruhen die Vertauschungen von 'n' und 'u', 'm' und 'ni', 'iu' und 'm', 'r' und 's', 't' und 'c' und andere, denen wir in 1 und den übrigen Handschriften begegnen. So wird der sterbende Valens Hier, c. 48 nach 1, 2 und 3 'ad cuiusdam nillole casam' gebracht, wo 4b2* 'in illo loco' conjiciert, während es selbstverständlich 'villole' heissen muss. Idac, c, 55 finden wir statt 'germanum suum' in 1 'germano sonm', wobei ausser der Verwechslung von 'n' und 'u' auch der Abkürzungs- strich vom Uebel ist. Doch hatte eben diese Fehler auch der Codex X, wie sich aus den Varianten 'germanoso nomen' 2, 'germano suo nom^' 3. 40^, 'germano sonomus' 4 a, 'germano sonomur' 4 a* und 'germanum suum nöie' 4b'^* erkennen lässt, denn 'nomen' ist eben die irrige Auflösung der Verbindung 'nm' in L In der Vorrede des Idacius schreiben 1. 2. 3 'testis veritatis diu me cultus docet' für 'divine c. d.'. Ferner gehört hierher die Verlesung 'cuiusque' in 1. 2. 3 Hier. c. 37 für 'cum usque', wie Hieronymus schi-eibt. 'r' und 's' sind vertauscht Idac. c. 53, wo statt 'tinsauris', 1 'inrauris', 2 und 4 'in aures', 3 'in auris' lesen. Die Verwechslung von 't' und 'c' treffen wir in 'partens'

332 Die Chronicae des sog. Fredegar.

1. 2. 3 für 'parcens' Idac. c. 43 und in dem Eigennamen ^Atri- pina' 1. 2. 3 Hier. c. 37. Auf ähnliche Weise müssen die Fehler 'ciram' 1. 3, 'cyram' 2, *cira' 4 statt 'circum' Hier. c. 20, 'tractant' 1. 2. 3. 4 für Hractarit' Greg. c. 78 und 'solus' 1. 2. 3 statt 'solis' Hier. c. 23 erklärt werden. Speciell bei der letzteren Stelle hat wohl der Schreiber eine Ligatur angenommen, wo keine war. Häufig haben die beiden Hss. 1 und x falsche Worttrennung gemeinsam. So theilt 1 ab 'balneabece anceo- rum' Hier. c. 7 statt 'balnea Beceanceorum' (= Byzantinorum), und die übrigen Hss. haben ähnlich 2 'balneabece hanc eorum', 4 'balnea becce hac eorum'. Hier. c. 16 trennen 1 und 2 'Saba Conbochiri' statt 'Sabacon Bocchorim' und Hier. c. 44 liest 1 'a Constantinopolitane si miro favore suscepta' für 'a Constanti- nopolitanis m.' ; 2. 3. 4 bringen denselben Fehler, nur dass sie 'se' für ^si' lesen und 3 überdies noch 'miro se' umstellt. Durch falsche Trennung ist auch in der Vorrede des Gregor der Fehler ^nonnulli aeres' 1. 3. 4 entstanden; Gregor selbst schrieb 'nonnullae res'. Die üebereinstimmung von 1 und x erstreckt sich bis auf die fehlerhafte Interpunction. Den Satz Hier. c. 41 'Deoclicianus iussit vestibus calciamentisque gemmis insiri, cum ante cum salutarentur' interpungieren 1 und 2 'gemmis insiricum, ante', welche Abtheilung auch die Lesarten 'inricum' 3 und 'insericum' 4 bestätigen. Hier. c. 48 'Goti funduntur in Tracia. Valens de Anciocia exire conpulsus' theilen 1 und 2 'f., in Tracia Valens, de' ab.

Beinahe alle bisher vorgebrachten Belegstellen für die Üebereinstimmung von 1 und x in einer Menge ganz offenbarer Fehler sind den Büchern der Fredegar'schen Compilation ent- nommen, welche der Verfasser aus uns bekannten Quellen ge- schöpft hat. Es ist hier also die Möglichkeit nicht ausgeschlos- sen, dass der Compilator selbst eine grosse Anzahl Irrthümer in den Text gebracht, den er jedenfalls oft nicht verstand, andere aus der ihm vorliegenden Handschrift des Liber Generationis und der Chroniken des Hieronymus und Idacius mit herübergenommen hat. Solche Fehler der Quellen müssten schon im Originalcodex des Fredegar gestanden haben und könnten somit für das Verhältnis zwischen 1 und x nichts beweisen. Nur für den Hieronymus lässt sich nachweisen, dass einzelne Versehen oder wenigstens die Ansätze dazu schon auf die ILandschriften des Kirchenvaters zurückgehen. Hier, c. 16 finden wir in allen Fredegarhss. 'obbasili' für 'ob asili' (seil, 'inpunitate'), und wir würden uns nicht gescheut haben, auch diese Stelle in den vorangeschickten Lidex der gemein- samen Fehler von 1 und x aufzunehmen, wenn nicht die Lei- dener Hs. Seal. 14 der Chronik des Hieronymus ebenfalls 'obbasili' hätte. Eben dieser Codex liest auch 'Ethaena' für 'Aetna', aus welcher Corruptel offenbar die Lesart des Fredegar

Die Chronicae des sog. Fredegar. 333

'Atene' 1, 'Athena* 2. 4, 'Atena' 3 Hier. c. 27 entstanden ist. Gewiss würde keine geringe Zahl der oben angeführten Irr- thümer auf diese Weise als vorfredegarianisch nachgewiesen werden können, wenn wir Fredegar's Hss. der benutzten Autoren hätten. Dass der Compilator bisweilen ganz sinnlos seine Quellen ausgeschrieben hat, sollen einige Beispiele zeigen. Hier. c. 36 macht er aus den Worten 'ad templum confluentes' ein vollständig unverständliches 'ad tempulens'. So liest 1 , 'ad tempolinse' haben 2. 3 , 'ad tempolinsi' 4. In dem letzten Buche Cap. 36 wird von Columban erzählt 'creve.rat iam passim fama is civitatis suae'. Die Worte 'is civitatis suae' geben gar keinen Sinn und werden erst verständ- lich, wenn wir die Vita des Jonas, aus welcher das ganze Capitel geschöpft ist, vergleichen. Dort steht an Stelle der räthselhaften drei Worte 'sancti viri'. Fredegar hat also die Abkürzung 'sciuiri' falsch aufgelöst, ebenso wie er Hier. c. 34 das Compendium 'IHS' hartnäckig durch 'ipse' auflöst, wobei ihn selbst der darauf folgende 'Christus' nicht anficht. Wie leichtsinnig er seine Quellen ausschrieb, zeigt auch die folgende Stelle aus Chron. c. 36: 'fragor ex terrorem incussit'. Die Praeposition 'ex' ist sinnlos und würde gestrichen werden, wenn wir nicht noch die Quelle des Fredegar hätten, in wel- cher 'fragor exortus totam domum quatiens, omnibus terrorem incussit' zu lesen ist. Ein Autor, der so excerpiert, wird auch andere Irrthümer zu Stande gebracht haben. Eine Aus- scheidung aller dieser Fehler, die schon in dem Originalexem- plar des Fredegar gestanden haben müssen, ist selbstverständ- lich heute numöglich.

Es ist aber doch nicht zu zweifeln, dass, selbst wenn wir dies vermöchten, immer noch eine Anzahl Irrthümer zurück- bleiben würden, die nur den uns erhaltenen Fredegarhand- Bchriften ihren Ursprung verdanken. Man erkennt dies auch aus den selbständigen Partien des Fredegar. Hier sind zwar die Handschriften im Vergleich mit den Excerpten aus fremden Schriften auffallend correct, aber einige gemeinsame Irrthümer von 1 und x lassen sich doch nachweisen. Hier. c. 30 lesen wir in 1 'Post annos. Sed et ßomani Grecos liberos esse iusserunt', und ebenso hat auch noch 3 'Sed et'. Es muss aber 'sedec' (= 'sedecim') heissen, was auch in den Text zu setzten ist, da Fredegar selbst die chronologische Notiz aus der Chronik des Hieronymus herausgerechnet hat. Hier haben also 1 und, wie wir aus 3 sehen, auch x denselben Fehler, den der Autor der Compilation unmöglich begangen haben kann, und den auch die übrigen Hss. 'Post sexto decimo anno' 2, 'post annos XVII' 4 zum Theil richtig corrigieren. In dem von Fredegar verfertigten Index zu dem Gregor liest man c. 91 : 'De temorem Chilperici ut Eternoacum fugit'. Von dem

334 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Orte 'Eternoacum' ist uns nichts bekannt; ausserdem steht im Texte 'in Camaracinsira cum thinsauris est adgressus'. Trotzdem lesen auch 2 'Aeternoacum', 3 'Eterniaco', 4 b** 'Eterno a quo'. Im letzten Buche c. 45 finden wir die Worte 'Defuncto Clep eorum principe'. Pertz bemerkt in der Collation des Claromontanus, dass das r in 'eorum' radiert sei, und viel- leicht b oder s an dessen Stelle gestanden habe. Nun finden wir in der That in 3 'Clepiosom', in 5 'Clepiosum', in 4b2* 'Cle- pioso' für 'Clep eorum'. 1 las also 'eosum', x 'iosura' statt 'eorum'. Erklärt sich dieser Fehler durch Verschreiben, so ist der nächste nur auf ein Dictat zurückzuführen. Weiter unten in c. 53 steht nämlich in 1, Dagobert sei mit seinen Leudes 'nee : : : clippi^'=° procul Parisius' gekommen und habe dort seine Hochzeit gefeiert. Nach 'nee' ist 'pro' radiert. Man sieht also, der Schreiber wollte 'nee procul' schreiben, bemerkte aber, nachdem er schon 'nee pro' ausgeführt hatte, dass ihm der Ortsname entgangen war. Er fügte 'Clippiaco' hinzu und setzte dann mit 'procul' den Text weiter fort. Nun fragt es sich erstens, ob er den Ortsnamen überhaupt richtig ver- standen hatte, zweitens aber, wenn dies der Fall war, ob er ihm noch vollständig im Gedächtnis war, als er die Lücke bemerkte. Der Name scheint in der That falsch zu sein. Cap. 58 wird nämlich erzählt, dass die Hochzeit Dagoberts zu 'Romiliacum' stattgefunden habe. Die Hs. x stimmt aber völlig mit 1 überein: 'neglippiago' 3, 'heclippiaco' 4c'. ^^ 'hinclippiaco' 4b2* und ^clipiato' 5 a. X schliesst sich mithin auf das engste an 1 an, und hat sicher auch solche Fehler mit dieser Hs. gemeinsam, die unmöglich von dem Verfasser der Chronik herrühren können.

Manches scheint direct dafür zu sprechen, dass x aus 1 abge- schrieben war. Zunächst die Abkürzungen. Da, wo 1 diese schon vorfand, den Abkürzungsstrich aber irrthümlich wegliess, finden wir auch in x keinen. Hier. c. 33 schreibt 1 'augy' statt 'Augustum' und 'augi' lesen 2. 3. Derselbe Name wird weiter unten von allen drei Hss. 'agus' abgekürzt. Ein ungewöhnliches Compendium für 'dum' steht in 1 Hier. c. 6 'Sed dm plurima egerunt', und diese Abkürzung finden wir auch noch in 4b2*, dessen Schrei- ber jedoch an 'Deum' denkt und daher irrthümlich 'sed contra dm' liest; 2 dagegen ändert 'qffi'. Noch beweisender ist die folgende Stelle aus Hier. c. 41 '19 ann. Deocliciano regnante quattuor ecl^ cum populo, eodem iobente, subversi sunt'. So liest 1, und auch Hieronymus hat 'ecclesiae', die übrigen Hss. ändern jedoch 'quattuor red' 2' 'HH redum' 3, 'quattuor redum' 4, indem sie das 'r' von 'quattuor' mit zu dem nächsten Worte ziehen, 'cl' als 'd' lesen und überdiess noch die Abkürzung von 1 falsch lösen. Man sollte meinen, diese Irrthümcr hätte der Schrei- ber von x nur dann begehen können, wenn er den Claromontanus

Die Chronicae des sog. Fredegar. 335

copierte. Greg. c. 56 'Haec occansio filiam eiecit de regnum' schreibt 1 flüchtig 'occansi', ein Fehler, den jeder Abschreiber vei'bessern musste, selbst wenn er bei seiner Arbeit an gar nichts dachte; und doch finden wir anch noch in 3 ^occansi', woraus erhellt, dass die beiden Hss. 1 und x bis in die minu- tiösesten Kleinigkeiten übereinstimmten. Ebenso hat 1 im Liber Gener. c. 14 'ordenato incolo eins Eliacim', und 'incollo' steht auch noch in 2 statt des richtigen 'in loco'. Manche unberechtigte Worttrennungen finden nur in 1 ihre Erklärung. Wenn z. B. in dem Register zu dem letzten Buche c. 37 in 2. 3 'quas allosia' steht, so trägt Avohl 1 die Schuld daran, wo die beiden Worte 'quasalossia' zusammengeschrieben sind; es muss jedoch 'qua Salossia' abgetheilt werden, da 'Saloissa' im Texte steht. Ebenso scheinen einige Umstellungen und Aus- lassungen von X nur aus dem Claromontanus erklärt werden zu können. Liber Gen. c. 6 lesen wir in 1 'Paflagonis, Frigis, Achaia, Thessali, Macedonis, Traces, Misi', und diese Reihenfolge hat auch die Quelle des Fredegar. 2. 3 dagegen stellen 'Pafla- gonis, Traces, Frigis' um. Wie Heller bemerkt, steht nun im Claromontanus 'Traces' gerade vor 'Frigis', aber eine Zeile tiefer. Liber Gen. c. 13 'bellum agit ann. VI et postquam possedit terram vixit' fügt 2 zwischen 'VI' und 'et' die Worte 'fiunt ergo' ein, die wiederum in 1 gerade eine Zeile tiefer stehen. 3 hat hier das sinnlose Einschiebsel schon gestrichen. Liber Gen. c. 5 'Dividit autem inter Cham et inter Jafeth' ist das zweite 'inter' in 1 erloschen und fehlt in 2 und 3. So bestimmt auch diese Stellen dafür zu sprechen scheinen, dass X aus 1 abgeschrieben ist, so steigen mir doch eine Anzahl Bedenken dagegen auf, die ich nicht verschweigen kann.

Zunächst verbessert x einigeraal Schreibfehler des Claro- montanus. Auf die grösste Mehrzahl dieser Stellen wird aller- dings nicht viel zu geben sein, da die Correctur sehr vieler Flüchtigkeiten von 1 so nahe lag, dass auch ein mittelalterlicher Schreiber das Richtige finden konnte. In vielen Fällen hat auch nur die eine oder andere der aus x abgeleiteten Hss. die richtige Lesart, während die übrigen mit 1 übereinstimmen. Diese Stellen mussten selbstverständlich hier ausgeschlossen werden, da klar auf der Hand lag, dass die correcte Lesart nicht aus X stammen kann. So finden wir eine Menge Corruptelen von 1 auch in 3, welche Hs. überhaupt, wie wir schon her- vorhoben, sehr sorgfältig geschrieben ist , während 2. 4 das Richtige haben. Von den letzteren Hss. hat wieder 4 am meisten corrigiert und zwar ganz besonders der jüngste Ver- treter dieser Klasse, der Münchener Codex. Dass die aus x abgeleiteten Hss. von den leichteren Versehen, die wir im Claromontanus antreß"en, frei sind, wird uns nicht wundern. Bisweilen fehlt in 1 ein Buchstabe, besonders in den Fällen,

336 Die Chronicae des sog. Fredegar.

wo das nächste Wort mit demselben Buchstaben beginnt, mit dem das vorhergehende schliesst, (also 'palaci occidetur' Hier, c. 35, 'diaemperii' Hier. c. 40), aber auch mitten im Worte ('Cisalpna', 'hominbus' Hier. c. 36, 'interfcetur' Chron. c. 88, 'conpiciendum' Greg. c. 87); oder es ist ein Buchstabe zu viel geschrieben ('consprobans' Hier. c. 34). Hier ergänzen alle anderen Hss, das Fehlende und alle tilgen den überflüssigen Buchstaben. Auch eine Anzahl der durch Verhören entstande- nen Irrthümer haben sie nicht. Während der Claromontanus liest 'murus dixit' Hier. c. 22, 'aufusti' Hier. c. 33, ^exolis' Hier. c. 36, 'muri operis' Hier. c. 37, 'nonerit' Chron. c. 27, 'occisorunt' c. 38, 'direxerat' c. 46, 'apud asonem', 'inunctum' c. 51, 'huius' c. 61 und 'fecit coniugium' c. 54, wo von Godinus 'regio timore perterritus' die Rede ist, haben die anderen Hss. richtig, 'duxit', 'augusti', 'et soHs', 'miri', moneret', 'occi- sorum', 'dilexerat', 'Tasonem', 'iniunctum', 'usus', ^confugium'. Mitunter irrte der Schreiber des Claromontanus dadurch, dass er seine cursive Vorlage nicht zu lesen verstand. So ver- wechselt er 's' und 'r' in 'Escanum' Hier. c. 31, 'extetisat' Greg. c. 43, 'usospaverant' Chron. c. 68, 'caera' Hier. c. 41, 'Taro' Chron. c. 50; 't' und 'e' in 'confenistrant' Hier. c. 33, 'amaneissemus' Hier. c. 37, 't' und 'c' in 'detradaretur' (= 'decra- daretur' d.i. 'degradaretur') Chron. c. 42; 'cradedisse' Chron. c. 56; 'n' und 'v' in 'nonas' Hier. c. 44 und scliliesslich 'ci' und 'a' in 'Spanicim' Greg. Index c. 42. Auch in allen diesen Fällen folgen die übrigen Handschriften in den Fehlern nicht dem Claromontanus, was bei der grossen Mehrzahl der Irrthümer auch nicht zu verwundern wäre, wenn 1 wirklich die Quelle von X ist, da die Correctur beinahe immer auf der Hand lag. In Betreff der von 1 fehlerhaft geschriebenen Eigen- namen ist aber zu bemerken, dass sie nicht bloss an der einen Stelle, sondern öfter, zum Theil unmittelbar vorher genannt werden, so dass also ein Abschreiber den Irrthum leicht bemer- ken konnte. Schwieriger, wenn nicht unmöglich, wenn wir an der Ansicht festhalten, dass 1 das Original von x ist, wird uns die Erklärung der folgenden Stellen. Im Liber Gen. c. 19 wird nach Aminadab von 1 ein 'Riaasson' genannt, den 2 und 3 richtig 'Naasson' schreiben. Hier könnte man sich damit helfen, dass ein bibelkundiger Schreiber, nachdem er den Namen des Vaters Aminadab gelesen hatte, wohl aus seiner eigenen Kenntnis den darauf folgenden Namen des Sohnes verbessern konnte. Diese Erklärung fällt weg Hier. c. 8, wo 1 die corrupte Form 'Silvivium', die übrigen Hss. dagegen richtig 'Silvium' haben. Dagegen war wohl die Verbesserung 'salvatoris' statt der Lesart 'salutaris' von 1 in der Verbindung 'in passione salvatoris' Hier. c. 34 nicht ganz unmöglich zu finden. Greg. c. 88 steht in 1 'ad quadam momento cum cultris

Die Chronicae des sog. Fi-edegar. 337

pueri fossam facerint' ; 'monimento' hat aber richtig 3, und die übrigen Hss. lesen dem entsprechend 'monumentu' und 'monu- mentum'. Am merkwürdigsten sind aber die folgenden Stellen. Der Claromontanus hat in der Schlusscomputation des Hie- ronymus dreimal 'XLX' statt 'LXL' für 90. Maii_liest nämlich dort Hier. c. 49 'DCCCXLXVmr/lDCCCXLXVnCCCXLXV;, während die übrigen Hss. stets richtig 'XC schreiben mit Ausnahme von 4b**. c^, welche an der ersten Stelle 'LX' als Zehner haben. Schliesslich noch ein Citat aus Greg. c. 23. Dort spricht Aridius zu Gundobad 'Oportet te liniri huius homines feritatem'. 'Lenire huius' steht auch bei Gregor; 1 dagegen liest 'linis huiuri'. Der Fehler erklärt sich wohl dadurch, dass

Imius

in der Vorlage 'huius' übergeschrieben war 'liniri', und der Abschreiber es an der falschen Stelle einreihte. 3 und 4 jedoch haben richtig 'linire huius', während 2 'linire hu' schreibt. Aus der Corruptel von 2 möchte man schliessen, dass auch in x der Text an dieser Stelle nicht in Ordnung war, aber 2 hat doch immerhin auch 'linire'. Konnte ein mittelalterlicher Mönch diese und die übrigen Verbesserungen finden?

Von der Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob wir 1 als die Urquelle aller übrigen Fredegarhandschriften ansehen dürfen. Verneint man die Frage, so muss man wenigstens zugeben, dass x aus einem dem Claromontanus sehr ähnlichen Exemplare geflossen ist. Beide Hss. stimmen, wie wir oben sahen, in sehr vielen Fehlern überein, die unmöglich dem Autor der Chronik aufgebürdet werden dürfen; ihre Quelle könnte folglich das Original nicht gewesen sein. Die Vorlage von 1 war, wie eine Anzahl von Irrthümern zeigte, in Cursive ge- schrieben, und dieselbe Schriftgattung ergab sich auch für die Quelle von x. Auch dieses Zusammentreffen würde zu der Voraussetzung stimmen, dass nicht x aus 1, sondern beide aus einer Handschrift abgeschrieben sind"). Freilich würde auch dann für die Textkritik nur 1 in Betracht kommen können, als die älteste und correcteste Abschrift aus jenem Cursivcodex, da ausser den oben angeführten wenigen Verbesserungen, zu denen bei genauer Durchsicht vielleicht noch einige andere kommen können, die aus x geflossenen Hss. nichts Besseres bieten, vielmehr durch eine Reihe gemeinsamer Fehler entstellt sind, von denen 1 noch frei ist. Hält man aber die Gründe, die wir für die Annahme beigebracht haben, dass 1 die Ur- quelle unserer Fredegarüberlieferung ist, für überzeugend ge- nug, so muss man die besseren Lesarten der anderen Hss. auf Correcturen des Schreibers von x zurückführen. Dass dieser den Text seiner Vorlage an manchen Stellen geändert hat,

1) Doch veigl. oben p. 332, n. 1.

338 Die Chronicae des sog. Fredegar,

steht fest; und welcher Schreiber des Mittelalters hätte dies nicht gethan? Dass dies nicht immer mit Glück geschehen ist, zeigen die Fehler von x; nichts ist aber natürlicher, als dass er auch zuweilen das Richtige getroflfen hat, ebenso wie wiederum von x übersehene Irrthümer einzelne aus jener Hs. stammende Codices verbessern. So schreibt bei dem Tode des Herodes Hier. c. 34. 1 'miserabiliter et divinae moreretur', und dies hatte auch x, da ^deuna' 3a, 'divino' 4b2* liest; 2a aber corrigiert richtig 'digne', was wir auch im Hieronymus finden. Glaubt man nun, dass x eine Abschrift von 1 war, so dürfte zwischen diesen beiden Hss. noch ein Cursivcodex an- zunehmen sein, worauf wir schon oben hingedeutet haben. Von den Fehlern des Claromontanus erklärte sich ein Theil durch Verschreiben, der andere durch Verhören. Die zweite Gattung würde nicht dagegen sprechen, dass 1 die Originalhandschrift des Fredegar sei; man würde nämlich dann annehmen müssen, dass der Autor sein Werk dictiert habe. Anders steht es aber mit den Schreibfehlern, von denen sehr viele darauf hinweisen, dass ein in merowingischer Cursive geschriebener Codex die Quelle war. Daraus folgt doch wohl, dass 1 das Original nicht gewesen ist.

Aber auch die übrigen Hss. würden, wenn 1 ihre Quelle ist, nicht unbenutzt zu lassen sein. Erstens nämlich hat man im Mittelalter den Fredeger fast nur aus den aus x abgeleiteten Hss. gekannt, allein der Schreiber der Metzer Hs. scheint den Claromontanus vor sich gehabt zu haben so dass für den Quellenforscher die Varianten dieser Hss. keineswegs werth- los sind. Zweitens aber ist an sehr vielen Stellen die ursprüng- liche Lesart von 1 nur aus 2. 3. 4. 5 zu erkennen, da, wie schon oben gezeigt, diese Hs. durch eine Menge späterer Cor- recturen und Rasuren gelitten hat, x jedoch, Avenn es aus 1 stammt, zu einer Zeit abgeschrieben wurde, als der Text des Claromontanus von diesen noch unberührt war. Dies sieht man auch aus Stellen, wie Hier. c. 8, wo 'Aetesi' im Claro- montanus von 2. Hand richtig in 'Aefesi' geändert ist, während 2 ebenfalls 'Aetesi', 3 ^Aetisi' hat, und Hier. c. 16 .'humani urbis' corrigiert die 2. Hand dem Sinne gemäss in 'Romane u.'; 'humani' lesen aber 2 und 4, 'humane' hat 3. An anderen Steilen ist die ursprüngliche Lesart des Claromontanus nicht mehr zu erkennen. So finden wir Idac. c. 50 von Theodosius, dem Sohne des Arcadius, gesagt 'post obotum Honori patruel : : : narchiam tenit', was die 2. Hand im Claromontanus in Uebereinstimraung mit dem Idacius in 'patrui monarchiam' berichtigte. Aber was stand ursprünglich an dieser Stelle? Dies erkennen wir aus 2a. 2 b. 3; die erstere Hs. liest nämlich ^patruae in obnarchiam', 2 b hat 'patrueli ('1^ ist später hinzu- gefügt) in obnarchiam', und 3 schreibt 'patriae in obnarchiem'.

Die Chi'onicae des sog. Fredegar. 339

Es wird also für 1 die Lesart 'patrueli obnarchiam' herzustellen sein, so dass x 'patrueli' in 'patrue in' aufgelöst hat. Die Hss. der 4. Klasse corrigieren hier übrigens schon alle 'monarchiam'. Greg. e. 55 stimmen zwar die Worte 'eosque vieit atque fuga- vit' mit der Quelle überein, doch bemerkt Waitz, dass der Claromontanus *vicit' erst durch Correctur habe. In der That haben die besseren Hss. hier eine ganz andere Lesart; 2 liest nämlich 'eosque a vicinitate effugavit', 3 hat 'eosque interfecit atque fugavit', während 4 die sinngemässe Correctur von 1 hat. Offenbar kommt hier die Corruptel 'vicinitate' in 2 der ur- sprünglichen Lesart von 1 am nächsten, und ist vielleicht dem Texte Monod's vorzuziehen, der ^civitate' bietet. Ein Blick in die Handschrift wird leicht zeigen, welche von den beiden Lesarten die richtige ist. Das Cap. 80 des Gregor beginnt in

1 <Defuncto Narside', wozu in der Collation bemerkt ist, dass das 'N' erst der Corrector hergestellt hat. Dass 'Marside' ursprünglich im Claromontanus gestanden hat, zeigen 3. 4ci, die gerade so lesen, und 4b2*, welches 'Marsidae' hat. Man erkennt aus diesen Stellen, dass auch neben 1 die übrigen Handschrif- ten einen gewissen Werth haben, der sich selbstverständlich noch bei weitem steigert, wenn wir annehmen, dass x nicht aus 1 stammt.

Schliesslich ist noch das Verhältnis der Handschriften 2. 3. 4. 5 zu einander in Erwägung zu ziehen. Die letzte Klasse kann vorläufig hier ausser Betracht bleiben, da sie eigentlich nur eine Unterabtheilung von 4 ist. Die übrigen drei Gattun- gen stellen sich im Grossen und Ganzen so zu einander, dass

2 als die Quelle von 3, dieses als die Quelle von 4 anzusehen ist. Dies zeigt schon der Inhalt dieser drei Abtheilungen. Während 2 von allen fremden Einschiebseln frei ist und sich so am meisten dem Claromontanus nähert, lässt 3 den Schluss des Liber Generationis aus und schiebt dafür das Buch des Hilarian ein, in 4 aber fehlt der ganze Liber Generationis, wofür ausser dem Hilarian noch die Historia Daretis inter- poliert, und der Fredegar bis z. J. 768 fortgesetzt ist. Schon hieraus erkennt man, dass keine andere Combination in Betreff der Abstammung dieser Handschriften möglich ist, als diejenige, welche wir oben angedeutet haben. Demnach finden wir in 3. 4 eine Anzahl gemeinschaftlicher Corruptelen, von denen 2 noch frei ist. In der Zahl 'WCCCCXLVII' Hier, c. 10 setzen alle Handschriften ausser 1 gegen den Text des Hieronymus für 'L' 'C ein, 3 und 4 ändern ausserdem noch 'W in 'lir ab, während wir in 2 richtig 'mille' finden. Die contrahierte Form 'vicla' für 'vincula' Hier. c. 25 hat auch noch 2 als 'vecla', in 3. 4 liest man jedoch schon 'vincla'. Aus den 'Aeoli' des Hieronymus c. 30 macht der Claromontanus 'Eule', und so liest auch 2; 3 dagegen ändert 'tale', woraus

340 Die Chronicae des sog. Fredegar.

in 4 'tul(a)e' wurde. Hier. c. 34 schreibt 1 ^novellissimam civitatein Caesariam', wo die Quelle ebenfalls 'nobilissimam' hat. Diese Form finden wir auch in 2, während 3 'novissima', 4 'novissimara' corrigiert. ^Corbanan' nennen Hier. c. 34, 1. 2 und die Quelle den heiligen Schatz der Juden, 'Corbam' aber corriimpieren 3 und 4. Die Worte 'pars solo' Hier. c. 37 ziehen diese beiden Handschriften in 'parsolo' zusammen, aber nicht 1 und 2. Greg. c. 1 ändern 3. 4 'precidens' in 'prae- dicens' um, während 2 richtig 'praecidens' liest. Die Stelle Greg. c. 11 'dum cerneret, eum Franci interficere conarentur' lautet in 3 und 4 corrumpiert 'd. c. cum F. eum i. c.', wo übrigens 4 'eum' hinter 'interficere' stellt. 2 jedoch stimmt hier ganz mit dem Claromontanus überein. Greg. c. 24 nimmt Chlodoveus die Herrschaft Sigyberts nach 1 'absque ullo prilii' in Besitz ; für 'prilii' lesen 3 und 4 'predii' und 'pridie', dagegen hat 2 richtig 'proelio'. Dem Claromontanus folgt 2 bisweilen sogar in offenbaren Fehlern. So liest 1 Hier. c. 4 'ab Olexo per fraidecepti', und ebendies finden wir auch in 2, während 3. 4 richtig 'per fraudem decepti' corrigieren. Aus diesen Be- legen wird man die Ueberzeugung gewinnen, dass 2 in der That eine höhere Stufe in der Ueberlieferung einnimmt als 3, und dass dieses wieder mit 4 in naher Verwandtschaft steht. Für 2 haben wir nur zwei Abschriften des 9. Jahrh. aus einem modernisierten und noch dazu verstümmelten Codex, während die Ueberlieferung der 3. Klasse zwar auch nur auf einer, aber, wie wir schon wiederholt hervorgehoben haben, sehr sorgfältig geschriebenen Hs. beruht. Es ist daher nicht zu verwundern, dass wir bisweilen in 2 Corruptelen begegnen, wo 3 das Rich- tige bietet. Dieser Umstand beweist nur, dass 3 aus keiner der uns erhaltenen Abschriften jenes der 2. Klasse angehörigen Decurtatus stammt, was ja auch schon an sich unmöglich ist, weil 3 das letzte Buch vollständig hat.

Solche Stellen sind die folgenden. Hier. c. 26 liest 1 'Can- bisin qui et Nabagodonosor', und noch 3 a hat 'Cambis inqui et' ; 2 a dagegen corrigiert gegen den Sinn 'Canbis inquid' und ebenso ändert auch 4 b*=* 'Cambis inquid'. Hier. c. 34 stirbt Herodes nach 1 'morbo intertutis', dieselbe Verwechslung von 'c' und 't' bietet auch 3 'intertotis', wogegen 2 und 4 'inter- cutis' corrigieren. Von Avenches heisst es Hier. c. 36 in 1 'et nobelissima in Gallea Cisalpna atficetur', und dem entspre- chend liest mau auch in 3 'adficitur, während 2. 4c2 'aedificetur', 4b2* 'edificatur' ändert, obwohl der Sinn 'efficetur' erfordert. Diese besseren Lesarten von 3 würden also in dem Umstände ihre Erklärung finden, dass diese Handschrift aus einem Ver- treter der zweiten Klase abgeleitet ist, der correcter geschrieben war, als die uns erhaltenen Hss. 2, und dem deshalb eine

Die Chronicae des sog. Predegar. 341

höhere Stufe als 2 anzuweisen wäre. Diesen Codex wollen wir 2* nennen.

Ebensowenig kann 4 aus dem noch vorhandenen Codex 3 abgeschrieben sein ; auch hier muss man eine ältere Ueberliefe- rung (3^) von 3 annehmen, die der Lugduno-Vaticanus nicht vollständig ersetzt. Ich brauche hier nur auf die Eigenthüm- lichkeiten der Hs. 3 hinzuweisen, die oben^) bei der Chronik von St. Benigne genügend besprochen worden sind, und von denen die Codices der 4. Klasse nichts wissen. So setzt 4 die Regierungsjahre der fränkischen Könige in Uebereinstimmung mit dem Claromontanus an, während 3, wie wir oben sahen, nicht selten die Jahreszahlen um 1 vermindert. Die Chronik von St. Benigne geht hier mit 3 zusammen, ist also nicht direct aus dem Exemplare 3x, sondern aus einer dem Lugduno- Vaticanus ähnlichen Handschrift abzuleiten.

Durch diese Genealogie sind eine Anzahl Stellen nicht zu erklären, was dem nicht wunderbar erscheinen wird, der bedenkt, wie viele Glieder uns in der Kette der Ueberlieferung fehlen. Wenn 2^ die Quelle von 2 und dann auch von 3*, dieses aber das Original von 3 und weiterhin auch von 4 ist, so müsste 4 alle gemeinschaftlichen Fehler von 2 und 3 getreu wiedergeben. Dies ist aber in der That nicht immer der Fall. So sind in 2 und 3 die ^basilicae' von 1 und den Quellen des Fredegar zuweilen in 'ecclesiae' (vergl. Idac. c. 54, Greg. c. 10. 13. 46. 52. 53) geändert, während 4 wieder 'basilicae' hat. Doch ist hier die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass, nachdem 2 und 3 die Basiliken verdrängt hatten, 4 sie auf eigene Hand wieder hineingebracht habe. Die Uebereinstimmung von 1 und 4 gegen 2. 3 würde mithin an diesen Stellen auch in dem Zufalle eine Erklärung finden. Auch die Fehler von 2. 3, welche auf falscher Worttrennung beruhen, konnte 4 wohl selbst berichtigen, also Hier. c. 30 'Romanis amnitas' (2. 3) in 'Romani Samnitas', was auch 1 hat, ändern und weiter unten 'duce recepisse' 2. 3 in Mucere caepisse' corrigieren, wo 1 'ducere cipisse' (== 'docere coepisse') liest. In dem Satze Hier. c. 34 ^Tiberius .... comminatus est mortem', wo 2 'com- mitatus', 3 'comittatus' corrumpiert, ergab sich die richtige Lesart von 4 'comminatus' ganz von selbst. Schliesslich schieben 2 und 3 in dem Satze Chron. c. 9 'cum quattuor pueris, totidem puellis' vor 'totidem' ein 'et' ein, welches 1 und 4 fehlt, und lassen Hier, c. 12 die Worte 'sive Remolus' aus, die wenn ich ex silentio meiner Vergleichung schliessen darf, in 4 vorhanden sind. Es giebt hier nur zwei Auswege. Entweder haben die Schreiber der Hss. 2 und 3 jeder nach eigenem Gutdünken zufällig dasselbe 'et' eingeschoben, dieselben Worte fortgelassen, und so dieselben

1) Siehe S. 289.

342 Die Chronicae des sog. Fredegar.

beiden Fehler begangen, oder man rauss annehmen, dass 4 nach 1 corrigiert ist, Avas aber bei der geringen Zahl besserer Lesarten nicht recht glaubhaft erscheint. An anderen Stellen mag 4 corrigiert und so das Richtige getroffen haben.

Zum Schlüsse ist noch das Verhältnis von 5 klar zu stel- len. Diese Handschriftenklasse hat bekanntlich ebenso wie 4 die Fortsetzungen, die aber hier nur bis Cap. 110 incl. reichen, während sie in 4 vollständig vorhanden sind. Eine Verwandt- schaft von 4 und 5 ist also offenbar vorhanden, es fragt sich nur, ob 5 aus 4 oder 4 aus 5 geflossen ist. Die zweite Mög- lichkeit hat viel verlockendes für sich; 5 würde dann die ältere Fassung repraesentieren, 4 die jüngere, Avelche von Späteren von Cap. 110 bis zum Schluss fortgeführt worden wäre. So hat sich auch Pertz das Verhältnis der Handschriften gedacht, der Archiv VII, p. 256, die Hss. 5 vor 4 stellt, und Breysig ist ihm in seiner bekannten Abhandlung über die Fortsetzer') gefolgt, indem er bei Cap. 111 einen neuen Schrei- ber einsetzen lässt. Ausser den Codices 5 bringt Breysig auch noch die Lorscher Annalen als Beweis für seine Ansicht vor, die ebenfalls mit Cap. 110 abbrechen. Doch beweist dieses Zusammentreffen weiter nichts, als dass der Verfasser dieser Annalen einen Codex 5 ausgeschrieben hat, ebenso wie andere Chronisten Fredegarhss. 3 und 4 benutzt haben. Schon Ruinart hat mit Recht bei Cap. 110 keinen Abschnitt zugelassen, und es soll im Folgenden noch näher begründet werden, dass der frühe Schluss der Handschriften 5 in der That für die Urheber- schaft der Fortsetzungen bedeutungslos ist, da nicht 4 aus 5, sondern 5 aus 4 abgeleitet ist. Die nahe Verwandtschaft von 4 und 5 bezeugt unter anderen eine gemeinsame Lücke im Chron. c. 11. Hier lassen beide Klassen die Sätze 'Eo anno luna obscurata est. Eo anno inter Francos et Brittanis super fluvio Vicinonia bellum est ortum' aus. Doch unterscheiden sich auch die beiden Handschriftenklassen sehr wesentlich. Der Index zur Chronik reicht in 4 ebenso wie im Claromon- tanus und in 2. 3 nur bis Cap. 90, während 5 ihn bis Capitel 110 der Fortsetzungen fortführt. Der darauf folgende Prolog ist in 4 vollständig, beginnt aber in 5 erst mit 'Trasactis nam- que Gregorii libri volumine', so dass also hier drei Viertel des- selben fehlen. Schon aus diesen Thatsachen erkennt man, dass nur 4 die übergeordnete Handschriftenklasse sein kann. Allerdings muss man zugestehen, dass 5 aus einer sehr guten Handschrift der 4. Kategorie abgeschrieben ist. Es kann dies weder 4 b noch 4 c gewesen sein, da 5 sowohl von den gemein- samen Verschreibungen dieser beiden Hss., als auch von ihren Lücken frei ist. Besonders in den Eigennamen hat 5 nicht selten bessere Formen als 4b und 4c. So nennt 5 das Thal

1) De continuato Fredegarii chronico p. 35 sqq.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 343

'Ametegis' Chron. c. 45 richig ^Ametigis', wo 4 b 'Amegitis', 4c 'Amegetis' hat. Chron. c. 58 'ab Amalgario et Arneberto ducibus' entstellt 4c den Arnebertus in 'Arneberto', 4b in 'Amelberto', doch liest 5 a richtig 'Arneberto', was dieselbe Hand in 'Arnepcrto' abgeändert hat. Ebenso hat 5 Cap. 64 'captis cxinde multis thinsauris et Septem Aeltiarntis' die cor- recte Form 'aelti arnilis', während 4b und 4c 'celti arnitis' cor- rumpieren. Chron. c. 45 'similiter implisse deniiscetur' ändern 4b und 4c das Perfectum in 'implere' um; 'implesse' liest aber auch 5. Cap. 47 'Neuster et Burgundia excludebant' finden wir in 4b. c 'ßurgundias cludebant', während 5a mit einem Lesefehler 'excladebant' hat. Schliesslich hat 5 zwei von 4b und 4 c ausgelassene Sätze im Cap. 48 der Chronik. In 4b. c fehlen nämlich die Worte 'ut cum Chuni in exercitum contra gentem qualibet adgrediebant, Chuni pro castra aduna- tum illorum stabant exercitum' und weiter unten 'si ad vin- cendum prevalebant'. Zu dem letzten Satze Hess schon die 4 und 5 übergeordnete Handschrift 3 den folgenden Hauptsatz weg, so dass der Nebensatz in der Lvift schwebt. Diesen tilgten, wie gesagt ist, 4 b und 4 c, doch hat ihn, ebenso wie den vorhergehenden Satz, 5 a, nur dass es sich die Aenderung 'se ad invicem praevalebant' gestattete. Aus diesen Stellen ergiebt sieh mit Sicherheit, dass 5 aus einer der beiden Hand- schriften 4b oder 4 c nicht hergeleitet sein kann. Es bleibt dann nur noch übrig, dass 4 a die Qelle von 5 ist. In der That hat eine nachträglich diu'ch Hern Dr. Mau angestellte Vergleichung der oben angeführten Stellen mit 4a ergeben, dass es von den Irrthümern und Lücken der Hss. 4 b und 4 c frei ist: also Cap. 45 'Ametegis' und 'implesse', c. 47 'exclude- bant' liest, und die beiden Lücken in c. 48 mit ^ut cum Cuni in exercitu contra gentem qualibet adgrediebant, Cuni pro castra adunatum illorum stabant exercitum' und mit 'se ad invicendum praevalebant' ausfüllt. Besonders die letzte Stelle ist interessant, da sie evident zeigt, dass 4 a die Quelle von 5 a ist. Die Lesart 'invicendum' für 'vincendum' ist während des Schreibens aus 'invicemum' corrigiert, woraus 5 a 'invicem' machte. Für die anderen Stellen lässt sich nicht mehr fest- stellen, welches die Lesart von 4 a war, da der Text des eigentlichen Fredegar hier schon mit Cap. 51 endigt. Dagegen stimmt in den Fortsetzungen wieder 5a bisweilen nur mit 4a überein. So lesen nur diese beiden Hss. c. 97 'pras' (d. i. 'pars') und 'Lauduno', wo 4b 'Leuduno', 4 c 'Lugduno' hat, und, während in der Verbindung 'Aglibertum ac Reolum' 4 b und 4c 'ad' für 'ac' einsetzen, hat 5 a richtig 'hac'. Ebenso finden wir c. 100 'instigante Ansflede matrona socrui sua' allein in 4 a und 5 'socrui', während 4b 'socru', 4c 'socra' hat, und weiter unten 'Eratque ei uxor nobilis et prudentissima nomine Plec-

Neues Archiv etc. VII. 23

344 Die Chronicae des sog. Fredegar.

trudis' lassen 4 b und 4 c ^nomine' aus, doch liest 5 richtig 'nomen'. Diese Congruenzen mit 4a machen es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass 5 aus 4a geflossen ist. Auffallend bleibt jedoch bei dieser Ansicht, dass 5 an manchen Stellen in die Sonderfehler von 4c verfällt. Cap. 108 'gentem perfidam Saracinorum' finden wir nvu' in 4c und 5a ^perfidem'; c. 302 'sepultus est in basilica beati Arnulfi confessoris Mettis urbe sepultus est' lassen 4 c und 5 das zweite 'sepultus est' aus, und ganz besonders c. 109 ''fines rcgni illius leudibus suis pro- batissimis .... statuit' andern 4 c und 5 'probatissimis' in 'pro beatissirais' um. Vielleicht gehört auch die Lücke Chron. c. 9 hierher: 'ad beatum Johannem episcopum Constanti- nopulem veniens, se unam esse de populo dixit, et baptismi gratiam ad antedictum beatum Johannem expetit'. Nur in 4 c und 5 fehlen die gesperrt gedruckten Worte, während 4a und 4b hier keine Lücke haben; doch ist es nicht unmöglich, dass zwei Schreiber von einander unab- hängig dasselbe Homoioteleuton begehen konnten. Aber auch abgesehen von diesem Fehler liegt die Uebereinstimmung von 5 und 4 c auf der Hand. Wenn nun 5 sich meistens an 4 a, bisweilen aber an 4 c anlehnt, so zeigt diese Zwitterstellung wohl, dass es aus Conglutination dieser beiden Haudschriften- klassen entstanden ist, etwa in der Art, dass ein aus 4 a abge- leiteter Codex nach 4c revidiert wurde. Dies möchte auch die folgende Stelle beweisen. Cap. 109 ziehen die Saracenen gegen Karl 'cum alio rege Amormacha noraine'. So nennt allein 4 a richtig den Omar ibn-Chaled; 4c liest 'Amormagna nomen' und aus 4a und 4c ist M^ohl die Avunderbare Corruptel in 5 'Amor nomen machina' entstanden^ die noch ßuinart im Text hat. Mit 4a hat 5 das 'ch'^ mit 4c das 'n' in 'machina' gemeinsam. Man erkennt zugleich aus dieser Stelle, dass auf die Lesart von 5, Avenn sie nicht durch eine der anderen Hand- schriften beglaubigt ist, wenig Gewicht zu legen ist.

Zum Schluss der ganzen Untersuchung füge ich einen Stammbaum der Fredegarhss. hinzu, der das Ergebnis dem Leser veranschaulichen wird.

Die Chronicae des sog. Predegar.

1

I 7

345

(CV) 4c).

11.

Die Ausg-aben.

Die Editio princeps des Fredegar verdanken wir Flacius Ilyricus, der in 'Gregorii Turonici Historiae Francorum libri decem. Basileae per Petrum Pernam' 1568 p. 1—89 hinter dem Gregor die Chronik mit den Fortsetzungen bis Cap. 110 als 11. Buch aus 5a herausgab, wie auf dem Titel hervorgehoben ist: 'Appendix item sive liberXI, centum et decem annorum historiam continens alio quodam autore'. Ueber die Handschrift spricht sich der Verfasser in der Vorrede aus: 'Inter hosce Ultimos scriptores numeretur hie Gregorius Turonensis, quem ego ideo recudi curavi, quod eins bene longam Appendicem una cum aliquot ipsius authoris antea deficientibus capitibus in pervetusto Codice reliquo operi adiunctara in Bibliotheca S. Nazarii reperi: unde ille postea in illustrissimi electoris Ottonis Henrici Bibliothecam translatus est'. Die Ueberschrift lautet bei Flacius 'Index libri XI. seu appendicis ad Gregorium additae, quae nunc primum accessit'.

23*

346 Die Clironicae des sog. Fredegar.

Aus Flacius stammen die folgenden Ausgaben.

*Delabarre') 1583 bis Cap. 110.

*Gregorii Turon. Opp. Colon. 1583 bis Cap. 110.

Sacrae Bibliothecae Sanetorum Patrum tomus septimus ed. de la Eigne ed. II. Paris 1589 p. 797 836. Der Fredegar, der auch hier nur bis Cap. 110 der Fortsetzungen geht, führt die Uebersehrift 'Undecimus Über, sive appendix historiae Francorum, supplementi loco ab alio quopiam Gregorio Turonensi adiectus.

Gregorii Turonensis episcopi historiae Francorum libri decem. Ex bibliotheca Laur. Bochelii. Parisiis 1610 bis Cap. 110.

*Bibliotheca maxima Patrum. Colon. 1618 fol. VI.

Maxima Bibliotheca veterum Patrum et antiquorum Scrip- torum ecclesiasticorum ed. Lugdun. 1677. Tom. XI, p. 815—830 bis Cap. 110. Die Uebersehrift lautet gerade so, wie bei Bigne; nur dass hier noch die Worte 'Autor huius appendicis creditur esse Fredegarius' darunter gesetzt sind.

Alle diese Ausgaben gehen direct oder indirect auf die Editio princeps zurück.

Einen B^ortschritt bezeichnet die Ausgabe des Heinrich Canisius, der im Jahre 1602 zu Ingolstadt in dem 2. Bande der 'Antiquae Lectiones' p. 578 729 den ganzen Fredegar mit Ausnahme des schon gedruckten letzten Buches und der eben- falls schon edierten Fortsetzungen bis Cap. 110 unter dem Titel 'Collectio Historica Chronographica ex Anonyme, qui Bub Alexandro Severe imperatore vixit, Idacio, Toromacho, aliis. Collectore Gallo quodam, quem Carole ]\ragno supparem fuisse apparet'. Ueber die benutzten Hss. spricht sich Canisius in der Epistola dedicatoria folgendermassen aus: 'Ut autem et eos nominemus, quorum ope m. s. Codices nacti sumus, habuimus illos partim e collegio Societatis Jesu Ingolstadii, par- tim ab Andrea Schotto societ. Jesu et ab admodum Reu. Dn. Georgio Lauthero, viro in omni eruditione celeberrimo et de hoc genere studiorum optime merito'. Die von Canisius be- nutzten Hss., der Codex minor (3b) und der Codex maior (ih^"), stammen beide aus dem 15. Jahrhundert; es ist daher nicht zu verwundern, wenn seine Ausgabe nur ein sehr verzerrtes Bild des alten Fredegar bietet. Dass der Herausgeber auch nicht die nöthige Soi'gfalt auf diese Arbeit verwandt hat, zeigen u. a. mehrere ausgelassene Sätze, die beide Hss. ergänzen.

Die zweite Ausgabe der 'Antiquae Lectiones' von Basnage Antwerp. 1725, Bd. II, p. 147 226 enthält keinerlei Verbesse- rungen des Textes.

1) Die mit einem Sternchen versehenen Ausgfaben habe ich nicht gfesehen; die Ansicht, d.iss sie aus Flaeius abgedruckt sind, beruht also bei ihnen auf Vermuthung'.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 347

Auch nur einen Abdruck aus Canisius lieferte der Ant- werpener Jesuit Andreas Schott, der in der Hispania iHustrata. Francof. 1608. Tom. IV, p. 160. 185 i) -207 die Auszüge aus Hieronymus und Idacius bis zum Schhiss des Buches heraus- gab. Der Hieronymus führt den Titel 'Chronographia ex Idacio coUectore quodam Caroli Magni aequali. Liber primus' ; der Idacius ist überschrieben 'Chronographia ex Idacio. Col- lectore quodam Caroli Magni aequali. Liber 11'. Schott erzählt zwar in der Vorrede, er hätte diese Bücher in Spanien gefun- den 'sie diu hi quidem a nobis in Hispania reperti atque eruti Ingolstadii primum lucera aspexerunt' und hebt ebendort die Verderbtheit der Hss. des Canisius hervor 'primumque edita, sed e vitioso codice ab Henrico Canisio I. C. egregio. Tomo II. Antiquarum Lectionum', aber seine eigene Ausgabe ist um kein Haar besser, als die seines Vorgängers, weil aus dieser wörtlich mit allen Noten u. s. w. abgedruckt. Das einzige Verdienst Schott's ist, dass er die Capitelüberschriften wegliess. Mit seiner Schlussbemerkung über die in Aussicht gestellte Ausgabe Goldast's 'Cras ci'edam, hodie nihil' hat Schott Recht gehabt; die Ausgabe ist in der That nicht erschienen.

Josephus Scaliger, Thesaurus temporum. Eusebii Pam- phili Chron. Lugdun. Batav. 1606, p. 17 22 gab den Idacius aus der Sammlung Fredegar's bis zu den Worten des Cap. 56 'Postea ut supra gesta confirmant, a Gothis regnatum est' heraus. Wie schon oben gezeigt wurde, benutzte Scaliger den jetzt in Troyes befindlichen Codex 4 a* in einer Abschrift Fridrich Lindenbruch's; vergl. p. 22 'Descriptum ex Chiro- grapho Friderici Lindenbruch Hamburgensis'. Die Briefe, in welchen Scaliger den Lindenbruch um Uebersendung des Idacius bat, sind noch erhalten. Am 27. October 1601 schreibt er^): 'Et potes sane, si nobis quam primum Idacium illum cum Marcellino auctiore miseris' und erneuert am 13. Jan. 1602 seine Bitte ^) : 'Monebam etiam de mittendo Idacii Chronico et de editione Legum Barbararum, cuius iam gustum moueram amicis, ad quos nuper scripsi'. Indessen hatte Liudenbruch schon vorher eine Abschrift des Idacius an Scaliger abgesen- det; als er nun das zweite Schreiben erhielt, schickte er in der Voraussetzung, dass die erste Sendung verloren sei, eine neue Copie an seinen Freund. So kam es, dass Scaliger den Idacius zweimal erhielt, wie er dies in den beiden folgenden Briefen an Lindenbruch hervorhebt: 'Idacium*) Tuum bis accepi; neque enim periit, quod metuebas' und 'Bis^) Idacium accepi

1) Die Seitenzahl springt von 160 auf 185, ohne dass etwas fehlt. 2) Vergl. Jos. Scaligeri, Epistolae. Francof. 1628, p. 426, ep. 213. .3) Ep. 214, p. 427. 4) Ep. 215, p. 428 vom 25. April 1602. 5) Ep. 210 vom 31. Mai 1602.

348 Die Chronicae des sog. Fredegar.

tuum. Verebaris enim, ne exemplum prius periisset. Eo nomine gratias tibi ago; quocl et feci ultimis quas ad te dedi',

Die Ausgabe von Scaliger hat Schott, Hispania illustrata IV. p. 208 212, hinter dem Abdruck aus Canisius wiederholt.

Die nächste Ausgabe erschien im 'Corpus Francicae historiae veteris et sincerae. Hanoviae 1613' ohne den Namen des Herausgebers auf dem Titelblatte, der sich erst auf dem folgenden Dedicationsblatte 'Editor M. F.' und am Schlüsse des Tractats über Einhard 'Marquardus Freherus' nennt. Zu dieser Zurückhaltung hatte der Herausgeber, wie wir unten sehen werden, allen Grund. Von der Sammlung Fredegar's ist in das Corpus p. 90 166 die Historia Epit. und das letzte Buch mit den Fortsetzungen aufgenommen worden. Freher's Ausgabe ist die erste, welche den Namen Fredegar im Titel führt. Die Historia epit. ist nämlich überschrieben 'Gregorii episcopi Turonensis excerpta Chronica ex Fredegarii Sclio- lastici Historia Miscella' und die Chronik selbst führt den Titel 'Fredegarii Scholastici Chronicae über. Benutzt ist für diese Ausgabe hauptsächlich der jetzt in der Vaticana befindliche Theil des Codex 3 und zwar so sinnlos, dass die in der Hand- schrift ursprünglich ausgelassene, aber später am Schlüsse des Prologes zu dem letzten Buche nachgetragene Stelle 'In praesenti autem stilo ea tempore' auch in der Ausgabe Freher's am Ende des Prologes steht, weil der Schreiber des Codex nicht durch Zeichen angedeutet hatte, wo diese Worte einzufügen waren. Die späteren Correcturen des Codex sind nicht selten in den Text aufgenommen, wofür dann die alte und richtige Lesart am Rande steht. Daneben ist selbstverständlich auch die Ausgabe des Canisius benutzt. Von Fred. c. 56 ab werden bisweilen die Lesarten des Palatinus (5 a) am Rande angeführt. Während nun Freher den Palatinus, der ihm für den eigent- lichen Fredegar nur einige Varianten geliefert hat, namentlich aufführt, wird merkwürdiger Weise des Codex 3, der seiner ganzen Ausgabe zu Grunde liegt, mit keinem Worte Erwäh- nung gethan. Wie ist dieses sonderbare Stillschweigen zu erklären ?

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass der Codex 3 ursprünglich in dem Besitze Goldast's war. Dieser war durch seine Studien auch auf den Fredegar geführt worden und be- absichtigte eine Ausgabe desselben zu veranstalten, wie er selbst im Frankfurter Messkataloge angekündigt hatte »). Um diese Papiere bat ihn Freher, der damals gerade an seinem 'Corpus

1) Vergl. Virorura Cll. et doctorum ad Goldastum epistolae ex bibl. Thülemarii. Francof. et Spirae 1688, p. 54, ep, XLIV, wo Freher schreibt 'Idacii, Fredegarii'. Unter dem Idacius ist natürlich das betreffende Buch des Fredegar zu verstehen.

Die Chronieae des sog. Fredegar. 349

bist. Franc' arbeitete, in dem schon angeführten Briefe vom 20. Juli 1601, und machte ihn zugleich auf die Ausgabe des Canisius aufmerksam. Aus einem anderen Bi'iefe') ersehen wir, dass Goldast auch den Hilarian zu edieren beabsichtigte. Es scheint, dass er nicht gewillt war, die Früchte seiner Arbeit einem Anderen ohne Weiteres zu überlassen. Wenigstens Aviederholte Freher am 27. Sept. 1605 seine Bitte 'Praesertim Fredegarii illa videre et cum Canisianis conferre cuperem'^). Erst aus Brief 114 vom 15. Mai 1606 geht hervor, dass Gold- ast seine Schriftstücke Freher mitgetheilt hatte; er sollte dafür an dem Gewinne participieren, auch sollte sein Name in der Ausgabe genannt werden : 'Alias 3) conditionibus', schreibt Fre- her, 'facile adquiesco, quoad precium medii talei'i Imp. per singulas philyras, et ut auctorem laudem'. Aus seinem Zu- sätze ^quod et alias semper pro candore meo facere consuevi' und aus der folgenden Vertheidigung ersieht man, dass ihm in dieser Hinsicht Vorhaltungen gemacht waren. Dass die Befürchtungen Goldast's nicht grundlos waren, zeigt der Um- stand, dass Freher trotz des Abkommens den Namen seines Mitarbeiters im 'Corpus Francicae Historiae' nicht ein einziges Mal genannt hat, obwohl er seine Papiere recht gut zu benutzen verstand. Die Hist. epit. und das letzte Buch der Chronik sind bei Freher vollständig aus dem früher im Besitz Goldast's befindlichen Codex 3 geschöpft, den der Herausgeber weder er- wähnt, noch überhaupt gekannt zu haben scheint; sie waren also jedenfalls von Goldast und nicht von Freher bearbeitet. Die Behauptung des letzteren im Briefe 372: 'De Fredegario quoque adhuc incertus haereO; quid statuam, quem quidem duplo tuis schedis auctiorem Bibliotheca Palatina habet' ist unwahr, da der Palatinus nur um die Capitel 90 110 der Fortsetzun- gen reicher ist als 3. Diese Capitel hat Freher auch, wie er in der Note seines Corpus p. 159 gesteht, aus dem Palatinus herausgegeben: 'Hactenus optimus ille Codex Nazarianus in Bibliotheca Archi - Palatina. Quae sequuntur ex alio Codice Bavarico non ita dudum edita Ingolstadii, hoc loco adiici non abs re visum'. Der Schluss der Forsetzungen von Cap. 111 an ist folglich aus der Ausgabe des Canisius genommen.

Die beste Ausgabe hätte Duchesne liefern müssen, der in 'Historiae Francorum Scriptores coaetanei. Paris 1636, Tom. I, p. 722—780', die Historia Epit. und die Chronik mit den Fort- setzungen herausgab, wenn er nicht mehr seinen Vorgängern, Canisius und besonders Freher, als den alten Mss. vertraut hätte. Duchesne benutzte nämlich zuerst den besten Codex des eigentlichen Fredegar und zugleich auch den besten Codex der Fortsetzungen. Den ersteren hat nach ihm nur

1) Ep. XLVI. 2) Ep. CIL 3) Ep. CCLXXII.

350 Die Chronicae des sog. Fredegar.

noch Ruinart vor sich gehabt, den anderen hat seitdem Nie- mand mehr zu Rathe gezogen. Seine Hülfsmittel erwähnt Duchesne im vorgesetzten Index. Zur Hist. epit. bemerkt er: 'Editio Marq. Freheri collata cum veteri Cod. MS. Bibl. V. cl. Alexandri Petavii Senatoris Parisiensis' und zur Chronik setzt er die Bemerkung hinzu: 'Omnia tandeni accurate emendata, et plerisque in locis auctiora facta: duorum antiquissimorum Codd. Mss. ope, quorum unus est penes Jacobum Sirmondum Societ. Jesu litteris uncialibus exaratus, aHus optimae quoque notae servatur in Biblioth. Alex. Petavii Regii Senatoris'. Der Codex Sirmond's ist 1, der des Petavius 4 a. Unergründhch bleibt es, weshalb Duchesne nicht auch für die Hist. epit. 1 benutzt hat, statt die Frehersche Ausgabe mit 4 a zu vergleichen. In der ganzen Mangelhaftigkeit seiner Kritik zeigt sich aber der Her- ausgeber, wenn er die Worte des Fredegar'schen Prologes 'in praesenti autem stilo ea tempora', die, wie wir oben gesehen haben, bei Fx'cher, wie in der Handschrift 3, unter dem Texte stehen, aus einer seiner Hss. an der gehörigen Stelle ergänzt, und trotz alledem jene Ergänzung am Schlüsse des Prologes stehen lässt. Hiernach erscheint es nicht mehr wunderbar, dass wir die Lesarten des Claromontanus beinahe öfter am Rande als im Texte finden, selbst da, wo Freher, die Quelle Duchesne's, ganz offenbaren Unsinn hatte. Die Fortsetzungen stimmen wörtlich mit Freher übercin ; aus dem Petavianus hat der Herausgeber wohl nur die Clausel über die Autorschaft Childebrand's und Nibelung's ausgeschrieben, deren Reproduc- tion allerdings ein grosses Verdienst ist.

Die beste Ausgabe hat der gelehrte Ruinart in'Gregorii Turonensis opera omnia necnon Fredegai'ii Scholastici Epitome et Chronicum cum suis Continuatoribus. Paris 1G99' geliefert, der p. 542 703 die Hist. epit. und Chronik mit den Fort- setzungen, sowie p. 705 fi". Bruchstücke aus den übrigen Büchern Fredegar's herausgab. Ruinart benutzte 1. 4c'. 5a und 5a*, was aus §. 147 seiner Vorrede hervorgeht: ^In emendando autem Fredegario codicibus mauuscriptis potissimum quatuor usi sumus. Primus ex illis, codex Jacobi Sirmondi vulgo appellatus, hodie in bibliotheca Collegii Parisiensis Soc. Jesu Ludovici Magni asservatur, qua nobis pro sua humanitate, quantum libuit utendum permisit R. P. Johannes Harduinus, eumque utpote auctoris aetate, ut supra diximus, scriptum dili- gentissime de verbo ad verbum contulimus. Secundum habui- mus ex bibliotheca lUustrissimi viri Boherii, in Divionensi Senatu Praesidis infulati. Hunc codicem cum editis primum contulit noster domnus Odo Clergerius Divione apud sanctum Benignum; sed postea ipsummet codicem corara vidcre ac evolvere licuit, beneficio Cl. Viri De Boherii de Saviniaco, qui patris et avi in litteras amoris non minus quam ceterarum

Die Chronicae des sog. Fredegar, 351

dotura successor, eum Parisios attulit, nobisque utendum com- modavit. Tertiura, qui in bibliotheca Colbertina asservatur, V. C. Stephane Baluzio humanissime concedente accepimus. Quartum denique e L a n r e s h a m e n s i sancti Nazarii monasterio in Vaticanam bibliothecam delatum, cum editis contulit noster domnus Claudius Stephanotius^ indefessus studiorum nostrorum adiutor'. Ruinart hat den Text einer genauen Revision nach dem Claroraontanus unterzogen, und so unzählige Fehler her- ausgebracht. Die barbarische Orthographie hat er freilich nicht aufgenommen, doch war dies zu seiner Zeit auch nicht üblich. Nicht ganz so trefflich sind die Fortsetzungen. Hier fehlt ein ganzer Satz; andere sind aus den Gesta Francorum eingeschoben oder berichtigt.

Aus Ruinart sind die folgenden beiden Ausgaben abgeleitet.

Bouquet, Recueil des Historiens des Gaules. Pai-is 1739. Tom. IL enthält p. 391 460 die Hist. epit. und Chronik mit den Fortsetzungen ausser der letzten, p. 461 464 die Excerpte aus Hieronymus und Idacius, Tom. V, p. 1 9 die letzte Fort- setzung. Der Herausgeber sagt selbst tom. 11, p. IX über sein Verhältnis zu Ruinart 'nous suivons son edition, et nous em- ployons ses Notes'. Einige Anmerkungen hat allerdings auch Bouquet hinzugefügt.

Migne, Patrologia latina. Tom. 71, p. 573 704 ist ein blosser Abdruck aus Bouquet.

Bruchstücke enthält:

Guadet & Taranne , Gregorii Turonensis Hist. Franc. Tom. IL hinter dem Gregor die selbständigen Partien der Hist. epit. aus Ruinart. **

Es existieren zwei französische Uebersetzungen :

L'Histoire des Francois de S. Gregoire evesque de Tours. Avec le Supplement de Fredegaire, ecrit par les ordres de Childebrand frere de Charles Martel ed. Marolles, Paris 1668. Bd. II, p. 745 876. Auf den Gregor folgt das letzte Buch Fredegar's mit den Fortsetzungen.

Guizot, Chronique de Fredegaire traduit en langue fr. Paris 1823 (in Collect, des Memoires II, p. 163-265).

In den Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit über- setzte von Giesebrecht Bruchstücke der Hist. epit. hinter dem Greg-or; Abel übertrug das letzte Buch mit den Fortsetzungen.

XIII.

Verlorene Handschriften

der Briefe des hl. Bonifatius.

Von

A. IVürnberffer.

In sehr ausgiebiger Weise verwendete Baronius die Boni- fatiusbriefe im 9. Bande seiner Annalen, und benutzte dabei handschriftliche Quellen. Letztere werden besprochen von Seiters (Bonifacius, der Apostel der Deutschen, S. 3 ff.), Jaffe (Bibl. rer. Germ. III, 13), Hahn (Forsch, z. d. G. XV, 105 ff.), von Hahn am relativ genauesten und ausführlichsten. Da Jedoch alle drei für ihre Vermuthungen keine handschriftlichen Stützpunkte besassen, sind diese theils unvollständig geblieben, theils fehl gegangen, wie ich im Nachstehenden auf Grund meiner römischen Bibliothekstudien zeigen werde.

1. (Das handschriftliche Bonifatiusmaterial des Baronius im Allgemeinen.) Baronius theilt in dem zum ersten Mal i. J. 1600 erschienenen 9. Band der Annalen (ich citiere sie nach der Theinerschen Ausgabe) viele Briefe von und an Bonifatius zum grössten Theil vollständig, zum Theil nur in wortgetreuem Auszug mit. Ausserdem führt er den vollständigen Text des Germanicum I. und des Liftinense an 'sicut ea in antiquis codicibus et in iam cusis scripta reperi- mus' (S. 471 n. 20), die erste unter Papst Zacharias gehal- tene römische Synode (Ex bibl. Vatic. et aliis, S. 485 n. 1), das römische Concil gegen Adelbert und Clemens (= ep. 50 nach der Jaffe'schen Ausgabe, auf welche sich die Ziffernan- gaben bei den Briefen im Folgenden durchweg beziehen) mit der Bemerkung: 'Exstant eius synodi Acta in Vita Bonifacii atque in antiquitus scriptis codicibus fidelissime recensita' (S. 541 num. 21), und den 27 Capitel enthaltenden Decretal- brief des Papstes Zacharias über die von Pipin gestellten An- fragen (Jaffe IV, 3), ex Bibl.Vatic. script. cod. Conc. (S. 497 n. 1).

Für die Briefe benutzte er zAvei Handschriften. Bei Mit- theilung von ep. 10 sagt er, sie sei 'int er alias nondum editas numerata27, quarum duo nacti sumus exem- plaria; alterum Romse in Bibliotheca S. Mariae super Minervam vetustissimum, sed nonnihil men- dosum, alterum Antonii Augustini diligentia per- purgatum' (S. 265 n. 17). Betreffend ep. 59 bemerkt er: 'quam facta coUatione diversorum exemplarium reddimus'

356 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

(S. 510 n. 5), er scheint also für dieselbe noch andere Quellen als jene zwei Handschriften gekannt zu haben. Auch bei ep. 107 verweist er noch auf ein anderes Manuscript mit den Worten: ^quae in aliquibus codicibus Appendix ponitur ad superiorem ad eundem Stephanum datam: in Vaticano autem hac inscriptione notatur' (S. 604 n. 30). Ep. 24 erhielt er von Fronte Duceus, wie S. 309 n. 1 augegeben wird: 'Accepimus eas a Frontone Duceo S. J. Professore viro Eccl. Antiq. stu- diosissimo: qui exscripsit (ut ait) ex scripto codice Ecclesiae Virdunensis, quo continentur concilia generalia et provincialia'. Duceus correspondierte mehrfach mit Baronius, doch findet sich, soweit dieser Briefwechsel von Alberici gedruckt ist (Vgl. I, 261. 308, III, 183. 260. 270), keine Andeutung über Zusendung von ep. 24. Baronius erwähnt aber auch anderwärts, z.B. ad a. 726 n. 27, S. 339, ihm von Duceus zugestelltes handschriftliches Material.

2. (Die zwei Baronianischen Hand Schriften der Bonifatiusbriefe nach den Angaben der Annalen.) Bai'onius giebt bei 33 Briefen, welche er den Handschriften entnahm, die Ordnung an, in welcher sie sich folgten. Durch ein Versehen, sei es des Autors, sei es des Druckers, ist so- wohl ep. 64 wie ep. 59 mit der Nummer 23 bezeichnet. Nach diesen ausdrücklichen Angaben des Baronius lässt sich, ohne Rücksichtnahme auf Conjecturen, folgende Tabelle festsetzen.

1. Ep. 83. 14. Ep. 61. 26.' Ep. 88. 39. Ep. 103.

2. - 15. 27. Ep. 10. 40. Ep. 101.

3. 16. Ep. 60. 28. Ep. 31. 41. Ep. 57.

4. Ep. 53. 17. Ep. 29. 29. Ep. 91. 42.

5. Ep. 54. 18. Ep. 74. 30. Ep. 34. 43. Ep. 71.

6. - 19. Ep. 72. 31. Ep. 32. 44.

7. Ep. 11. 20. Ep. 73. 32. Ep. 92. 45. Ep. 84 (und 85).

8. 21. Ep. 30. 33. 46.

9. 22. 34. 47. Ep. 13.

10. Ep. 86. 23. Ep. 64 35. Ep. 16. 48. Ep. 70.

11. Ep. 55. oder 59. 36.

12. Ep. 56. 24. - 37. -

13. Ep. 15. 25. 38. Ep. 14.

Ausser diesen Briefen führt Baronius noch nachstehende in folgender Ordnung an: 12. 87. 17. 21. 18. 19. 20. 26. 22. 24. 25. 27. 28. 35. 36. 37. 38. 42. 43. 44. 47. 52. 48. 49. 58. 105. 63. 50. 51. 66. 67. 79. 81. 82. 106. 107. Bei epp. 87. 105. 106. 107. fehlt eine genaue Angabc der Quelle, bei epp. 47. 48. 50 die der Nummer. Alle übrigen an zweiter Stelle genannten Briefe und epp. 47. 48. 50 waren i. J. 1600, als der neunte Band der Annalen erschien, bereits aus der Othlonschen Biographie des hl. Bonifatius, welche Surius in De probatis sanctorum

Verlorene Handschriften der Briefe des bl. Bonifatius. 357

historiis i. J. 1579 edierte, und aus der von CarafFa vorbereite- ten, von Antonio di Aquino i. J. 1591 herausgegebenen Samm- lung der Epistolae decretalcs Summorura Pontiiicum bekannt, wie dies auch Baronius bei den einzelnen Briefen bemerkt. Dass aber auch sie in den Handschriften des Baronius ent- halten waren, ist durchaus nicht von vornherein auszuschliessen, und dass eine jede der ersteren blos 48 Nummern umfasst habe, ist nicht mit Gewissheit daraus zu folgern, dass Baronius keine höhere Zahl angiebt. Er wählte aus den ihm vorliegen- den Briefen nur diejenigen aus, die ihm für seinen Zweck passend erschienen, und sagt nirgends, dass der 48. Brief auch der letzte gewesen sei. Für die mit Nummern bezeichneten Briefe konnte Baronius nur seine Codices als Quelle anführen, da sie eben seine einzige Quelle waren; bei den übrigen lag, da textkritische Fragen nicht im Vordergrund standen, die Ver- weisung auf die leichter jedermann zugänglichen Drucke weit näher. Nicht gerechtfertigt ist, was Jaffe (a. a. 0. S. 14, n. 4) bemerkt: 'Singulas quas Baronius affert epistolas in utriusque codicis Serie parem locum habuisse saepius significat'. Nur bei epp. 10. 11. 15. 101 giebt Baronius an, dass sie sich in beiden Codices fänden, und auch bei ihnen ist nicht gesagt, ob sich die Ziffer auf beide Handschriften oder nur auf die eine beziehe. Die unmittelbar darauf folgenden Notizen Ex e 0 d. cod. ep. 53 u. s. w. machen es im Gegentheil wahrschein- lich, dass die von Baronius angegebenen Nummern sich nur auf den einen Codex beziehen; welcher von beiden dies war, ist von vornherein natürlich nicht entscheidbar. Doch ist aus den Worten, ep. 10 sei unter den noch nicht edierten Briefen als der 27. gezählt, zu schliessen, dass Baronius nur die noch nicht edierten Briefe zählt, dass also wahrscheinlich der eine Codex, dessen Ziffern er angiebt, nur noch nicht edierte Briefe enthielt, bezw, zählte. Auch ist zu beachten, dass Baronius nur von Handschriften noch unedierter Briefe spricht (quarum, nämlich ineditarum epistolarum, exemplaria nacti sumus), dass er also auf bereits edierte Manuscripte kein Gewicht legte, und den Cod. Vatic. gar nicht an dieser Stelle anführte, obwohl er ihn kannte. Denn Caraffa hatte ja den- selben für seine Ausgabe der Papstbriefe bereits benutzt. End- lich ist durch die Angabe, ep, 24 stamme von Duceus, nicht ausgeschlossen, dass sie auch in den Handschriften stand. Baronius erfüllte mit dieser, wie mit ähnli,chen, öfter in den Annalen vorkommenden Angaben nur die Pflicht höflicher Dankbarkeit.

3. (Unzugänglich keit der zwei Handschriften.) Serarius bemühte sich vergeblich, die von Baronius benutzten Handschriften zu erlangen. In seiner Ausgabe der Briefe des hl. Bonifatius sagt er S. 286 : ^Harum s. Bonifacii epistolarum

358 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius,

manuscripta exemplaria vidit duo Rev""'^ et Illmus Baronius eoruraque alterum in Gregoriana Canonici iuris correctione citatur. Sed cum ex Italia in Germaniam illa ut ederentur ab aliis invitata rogataque intelligerem neque ut venirent tarnen exorari potuisse, omnem ego quideni illa unquam videndi -spem abieci simulque statim cogitavi, s\, quod olim monuisse Plato dicitur, in Germaniae nostrae fundo ad cretam usque foderemus, aliqua forte inveniri exemplaria posse'. Ob die Schuld an den Dominikanern, an Baronius oder sonst jemandem lag, ist nicht bekannt. In dem Briefwechsel des Baronius (mit Serarius a. a. 0. I, 303. Kurze Notizen über Serarius und seine Werke eb. I, 198 not. a) ist die Angelegenheit nicht berührt. Nach Seiters (a. a. 0. S. 3), Pertz (Archiv V, 337), Jaffe (a. a. O. p. 14 n. 4) und W. Arndt's handschriftlichen Bemerkungen (Hahn a. a. 0. S. 105) ist der dei'einst in der Minervabibliothek aufbewahrte Codex verloren. Man scheint denselben in neuerer Zeit in der allerdings den Dominikanern von S. Maria sopra Minerva gehörigen ßibliotheca Casanatensis gesucht zu haben, indessen dürfte er nie zu derselben gehört haben. Zur Zeit der Abfassung der Annalen bestand sie nämlich noch nicht, Baronius meinte also offenbar die Conventsbibliothek der römi- schen Dominikaner. Diese aber blieb stets von der Casana- tensis separiert imd ist jetzt in die aus confiscierten Kloster- bibliotheken zusammengesetzte Biblioteca Vittorio Emmanuele transferiert. Gegenwärtig ist letztere wegen zu grosser Unord- nung geschlossen und aus demselben Grunde war es mir auch vordem nicht möglich, in ihr nach dem Manuscript Forschun- gen anzustellen. Mögen vorläufig die nachstehenden Resultate meiner Studien einen Ersatz für dasselbe bieten.

4) (Benutzung des Codex S. Mariae super Miner- vam durch die Correctores Romani.) Hahn hat bei seiner Untersuchung völlig ausser Acht gelassen, dass der Codex der Dominikanerbibliothek bereits vor Baronius gekannt und benutzt wurde, nämlich von den Correctores Romani. Wurde durch die kirchenrechtlichc Bedeutung einzelner Acten- stücke der Correspondenz des hl. Bonifatius und ihre Aufnahme in die canonistischen Collectionen') im Allgemeinen das Inter- esse für die Bonifatiusbriefe wach erhalten, ein Umstand, dem wir wohl die Sammlungen derselben im Cod. Vatic. 1340, im Venet. und dem jüngst entdeckten englischen Codex 2) ver- danken, so hat der kritische Fleiss der Juristen des 16. Jahrh.

1) Hahn (Forsch, z. d. G. XV, S. 13 und 14) hat die in der Capitu- lariensammlung- des Benedictus Levita, wie die in den Pseudoisidor. Decretalien, Ewald (N. Archiv V) die im Decret des Ivo von Chartres vorkommenden Bonifatiusbriefe zusammengestellt. 2) Vgl. über den-

selben Ewald im N. Archiv V, S. 277 ff.

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius, 359

und speciell die historisch -kritische Bearbeitung und Comnien- tierung des Decrctum Gratiani auf die Bonifatiuslitteratur einen besonderen Einfluss geübt. Wegen der im Decretum verwendeten Stellen aus epp. 27. 28. 38. 43. 58. 59. 66. 19. 80 hatten die Juristen überhaupt an der Erhaltung der ßonitatius- briefe Interesse. Die oft von Anselm's, Burchard's Ivo's und anderen kirchlichen Rechtssammlungen abweichenden Citate *Gratians gaben Veranlassimg, soweit als möglich auf die Les- arten der ältesten, originalen Handschriften zurückzugehen, und waren Ursache, dass man auch Bonifatiusmanuscripten nachspürte. Unter Papst Pius IV. (1559 1565) wurde eine Commission zur Emendierung Gratians eingesetzt, die von PiusV. (1565 1572) ergänzt wurde und den Namen Correctores Romani erhielt >). Es gehörten zu derselben die Cardinäle M. Antonius Columna, Hugo Boncompagnus, der spätere Gre- gor XIH, Alexander Sfortia, Guillelmus Sirletus, Franc. Alcia- tus, Guido Ferrerius und Antonius Caraflfa. Ausser ihnen gehörten zu den Correctoren eine Anzahl Doctoren, unter ihnen Michael Thomasius. Aus den Arbeiten dieser Commission ging die bekannte Edition des Decrets (Decretum Gratiani emendatura et notationibus ilhistratum una cum glossis, Gre- gorii XIII. Pont. j\Iax. iussu editura. Romae in aedibus populi Romani 1582) hervor, welche Richter von Neuem (Leipzig 1839) herausgab. Pag. VII. dieser Ausgabe findet sich ein 'Index librorum qui variis ex locis sunt habiti' und von den Cor- rectoren zur Verbesserung des Textes benutzt wurden. Ausser den 'Decreti huius 21 exemplaria (partim sine glossis, partim cum glossis, 12 quidem ex Vaticana, reliqua ex bibliotheca Marcelli P. II , Cardinalium Vcrcellensis et Sirleti , Michae- lis Thomasii Ilerdensis, Achillis Stathii) u. a. stand den Cor- rectoren auch einiges handschriftliches JMaterial aus der 'Bibliotheca B. Mariae supra Minervam' zu Gebot, welche von ihnen auch 'bibliotheca Dominicana' genannt wird, z. B. in Notationes Correctorum s. zu C. VII. 9. 1. c. 17. Aus ihr be- zogen sie: 1. Bonifacii Martyris Epistolae. 2. Gregorii III. Epistola. 3. Gregorii IV. Epistola ad universos Episcopos per Galliam etc. 4. Eine auch in der Vaticanischen Bibliothek vorhandene T^.idori collectio canonum. 5. Nicolai I. plures Epistolae. 6. Eine unter das Pontißcat P. Zacharias fallende synodus Francica. Leider ist aus den vorstehenden Angaben nicht ersichtlich, ob die 6 Stücke der Dominikanerbibliothek in einem Codex standen oder in mehreren zerstreut waren. Unter der synodus Francica (n. 6) ist wohl ep. 47 und unter der Epistola Gregorii III. (n. 2) ep. 27 (s. u.) zu verstehen

1) Vgl. über dieselbe Tlieiner, Disq. crit. append. I. und p. VJI; Richter, De eniendationibus Gratiani diss. bist. -crit. Lips. 1835. . Neues Archiv etc. VII. 24

360 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

und wegen der sonst vorkommenden engen Verbindung der- selben mit den Bonifatiusbriefen beide mit n. 1 als einem Codex angehürig zu betrachten. Derselbe enthielt wohl auch, wenn wir nach Analogie des Pariser Codex urtheilen dürfen, die Briefe Nikolaus I. Par. 3589 A') (chart. fol. saec. XVII) um- fasst nämlich nach der von Hahn (a. a. O. S. 9!)) mitgetheilten Beschreibung W. Arndt's ausser 59 Bonifatiusbriefen noch 47 von Papst Nikolaus an verschiedene Personen gerichtete Briefe. Ebenso nahe liegt es, den Brief Gregor IV. (827 844) der- selben Handschrift zuzuweisen. Auch der Wiener Bonifatius- codox (= Vind.) enthält ein von diesem Papst an Erzbischof Otgar von Mainz gerichtetes Schreiben (JafFe a. a. O. 8. 325 ep. 8). Eine Entscheidung darüber, ob die Isidorische Sammlung (n. 3) in einem zweiten oder demselben Codex stand, ist auch auf dem Wege der Conjectur schwer zu fällen.

Von Wichtigkeit sind die Notationes Correctorum, welche kritische und auf die benutzten Quellen verweisende Bemer- kungen enthalten. Auch sie sind bislang für die Bonifatius- frage völlig unverwerthet geblieben.

Aus der zu C. VII. 9. 1. c. 17, einem Citat aus ep. 6G, gemachten Bemerkung s. geht hervor, dass ep. 66 in dem Codex der Dominikaner- bibliothek stand. Die notatio lautet: 'Prior pars huius capituli usque ad vcrsiculum: 'Idem si entidem' sumta est ex epistola Zachariae papae, cuius initium est: 'Sacris liminibus', quae exstat Romae mariuscripta in biblio- theca Dominiciina, quam etiam edidit frater Laurentius Surius in vita b. Bonifacii, sed ex codico parura emendato. Keliqua babentur in epistola ultima in tomis conciliorum".

Aus not. m. zu C. 32, 9. 7. c. 18 (aus ep. 26) g'eht hervor, dass auch ep. 27 (s. o.) in dem Codex der Dominikanerbibliothek enthalten war: 'Epistola, ex qua capitulam hoc acceptum est, exstat impressa tom. 3. Conciliorum et manuseripta in bibliotheca monasterii Dominicanorum'.

Zu D. 56. c. 10 ist bemerkt: 'In epistola (nämlich 59) B. Bonifacii Martyris (quae una cum multis aliis exstat manuseripta in codice saepe memorato Bibliothecae Dominicanae) leg-itur' etc.

Zu dem in C. 11. 9. 3. c. 104 enthaltenen Cltat aus ep. 79 ist be- merkt: 'Epistola in qua habetur capitulam hoc, edita est per Laurentium

1) Vgl. Archiv VII, 46, wo als sein Inhalt bezeichnet ist: Zachariae, Gregorii, Benedict! et Nicolai epistolae et nonnuUae Bonifacii archiepi- scopi Moguntini. (Mazarin) saec. XVI.' Ungeachtet der Differenz in der Nnmmerierung, welche ja im Laufe der Zeit leicht eintreten konnte, halte ich diesen Codex für identisch mit dem von Sdralek (Tübiug. Qu. -Sehr. 1880 'Die Briefe des Papstes Nikolaus') erwähnten ms. reg. 3896, der nach einem alten ital. Codex copiert ist, Briefe des Zacliarias, ein Schrei- ben dea Nicephorus von Coustantinopel an Leo III, eins Gregor IV. und 42 Briefe Nikolaus I. enthält und in Beziehung zu stehen scheint mit Colbcrt. 1864, saec. IX, welcher die Acten einer spanischen Synode, die des Con- cils von Chaicedon, einen Brief des Nicephorus von Coustantinopel an Leo III, einen Benedict lil, 41 Briefe Nikolaus I. und mehrere üadrian II. enthält.

Verlorene HandscLriftcn der Briefe des hl. Bonifalius. 361

Surium in vita S. Bonifacii Leg-.ati Gcrmaniae et Maityris. Emendatior autem exstat Roinae in Bibliotlicca monastcrii Dominicaiii'.

Bei den Citaten aus epp. 28. 38. 43. 58. 80 ist nii-lit ausdrücklich be- merkt, dass sie in der Handsclirift der Doiiiinikanerbibliothek vorhanden seien.

Aus den Angaben der Correctorcn wissen wir also, dass ausser den Nikolausbriefen und dem Schreiben Gregor IV. unter vielen anderen Bonifatiusbricfen auch epp. 27. 59. 66. 79 in dem Codex S. Mariae supra Minervam (ich bezeichne ihn im Folgenden der Kürze wegen mit S. M.) enthalten waren, eine Kenntnis, die um so Avichtigcr ist, weil sie aus den Anna- len nicht geschöpft werden kann.

5. (Plandschriftliche Excerpte desBaronius aus dem Cod. S. IM.) Eine neue, völlig authentische Nachricht über den Cod. S. M. fand ich in einem Manuscript der Valli- cellana') zu Rom. Diese Bibliothek besitzt fast den gesammten handschriftlichen Nachlass des Baronius^) imd unter diesem in dem mit der Signatur Q 6 versehenen Folianten : 'Monumenta varia CoUecta a Caesare Baronio S. R. E. Cardinale ex auc- toribus et codicibus Manuscriptis multarum bibliothecarum pro augendis annalibus ecclesiasticis iam scriptis et etiam scriben- dis sive continuandis', ein glänzendes Denkmal für den dem Vater der neueren Kirchengeschichtschreibung eigenen Fleiss. F. 79 dieses Codex stehen: 'Excerpta ex Codice manu- scripto epistolariim Romanorum pontificum, qui habetur in b i b 1 i o t h e c a f r a t r u m p i* a e d i c a t o r u m Romae in monastcrio S. Mariae super Minervam plut. 19 n. 6'. Die Excerpte beginnen mit der Bemerkung: 'Ex epistolis Zachariae R. S. ad S. Bonifacium qua's ommisit Surius nee hactenus impressae'. 'Prima quae incipit: Suscipientes sanetissimae'. Nun Mgt ein Exceipt aus ep. 49 und auf dieses nach der Bemerkung 'alia epistola eiusdem Zachariae non impressa ad eundem Bonifacium. Incipit: Lcgimus' ein Bruclislück aus ep. 48. An letzteres schliessen sich Excerpte aus epp. 83. 69. 54. Als- dann bemerkt Baronius: 'Sequitur illic epistola ad successorem Zachariae Stephanum P. P., qua postuhnt obnixe comniunionem Romanae ecclesiae (== ep. IOC) et haec alibi transcripta in alio qnaternione sup. et alia epistola eiusdem ad eundem de Traiectcnsi sede (== ep. 107) et ibidem Synodus Galiicana. Incipit: Ejyo Carlnniannns dux et princeps (= ep. 47) et habetur apud Surinm. Epistola Bonifacii ad Danielem episcopum, Incipit: Consuetndo et expetit consilium ah co quid ag-ere debeat in hoc casu', folgen Excerpte ans ep. 55. 'Exstat eiusdem Danielis ad Bonifacium', folgt Excerpt aus ep. 56. 'Sequitur alia eiusdem Danielis ad eundem Bonifacium epistola', folgt Excerpt aus ep. 15. 'Eiusdem Bonifacii epistola ad Hethbertum archiepiscopum', folgt ep. Gl. 'Ad Hubertnm abbatem de iisdem iste Bonifacius scribens', folgt ep. G2. 'et ad Herefridum presbyte- rum', folgt ep. 60. 'Eiusdem ad Acthelbaldum Regem Mcrcionum, ad quenj

1) Vgl. über dieselbe Mabillon, Mus. Ita!. I, G5, 2) Vgl. hierüber

Laemmer, Analect. Korn. 66.

24*

362 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius,

per Ceolam nuntium munera transmisit', folgt ep. 74. 'Alia eiusdem ad Nothelmum archiepiscopum in Anglia', folgt ep. 30. 'Post alias plures eius- dem ad diverses epistolas legitur ad ipsum Aethelbaldum regem. Incipit: Confitemur (= ep. 59). Illic exempla de Ceolredo Rege et Osredo, qui misere perierunt; alibi in snp. quatern. est transmissa, multa ibi notatu digna sunt. Epistola Winfridi ad Eadburgem abbatissam ; haec illa Ead- burgis, ad quam frequentes exstant eiusdem Bonifacii epistolae. Sic inci- pit Epistola; Beatissimae virgini', folgt ep. 10 bis zu den Worten: 'et vivas angelice'. Zwischen der Ueberschrift und dem Brieftext steht : 'Win- fredus qui et Bonifacius servus servorum dei in alia epistola haec'. Nach ep. 10 folgt: 'Quantum humilitatis praestiterit ipse Bonifacius, iudicat epistola eiusdem ad Leobgytiiam', folgt ep. 91. An diese reihen sich Excerpte aus epp. 34. 32. 16. 23. 14. 103. 100. 84. 85. 105. 70. Dann folgt: 'Habetur illic regum Gothorum compendio coUectum ehronicon liis verbis: Athanaricus' u. s. w. Als im selben Codex« befindlich führt Baronius noch an seine Excerpte aus der 'Epistola Nicephori episcopi Constantin. ad Leonera R. pontifi- cem. Sequitur', heisst es weiter, 'epistola Benedicti papae ad episcopos Galliarum . . . Exstat eiusdem epistola ad Hincmarum Remensem archiepiscopum. Sequuntur epistolae Nicolai I. R. P'.

Die von Baronius in den Monumenta excerpierten, bezw.' erwähnten Briefe sind folgende:

IL

49. 48. 83. 09. 54. lOß. 107. 47. 50. 56. 15. 61. 62. 60. 74. 30. 59. 10. 91. 34. 32. 16. 23. 14. 103. 100. 84. 85. 105. 70').

Damit ist die Zahl der in dem Codex enthaltenen Briefe natürlich nicht erschöpft. Das Hauptaugenmerk des Baronius richtete sich auf die noch ungedruckten Briefe, und aiich von diesen kann er solche ausgelassen haben, die er nicht brauchte. Dass ausser den sub H. genannten Briefen auch epp. 27. 66. 79 im Codex standen, wissen wir aus den Notationen der Correc- toren. Die Meinung Hahns (a. a. O. S. 105), epp. 47 und 105 hätten nicht im Codex gestanden, erweist sich als falsch. Ebenso betrachtete er mit Unrecht epp. 49 und 48 als nicht zum Cod. S. M. gehörig. Da ferner mit höchster Wahrschein- lichkeit anzunehmen ist, dass Baronius die Briefe in derselben Ordnung ausschrieb, in welcher sie im Codex standen, ep. 49 aber ausdrücklich als erster unter den Zachariasbriefen bezeich- net ist, während ep. 83 an dritter Stelle steht, die in den Annalen als dritte genannt ist, so folgt, dass die in den Annalen angegebene Nummerierung nicht mit der Reihenfolge der Briefe im Cod. JS. M. identisch ist. Von hoher Bedeutung ist, was

1) Fol. 129 finden sich Excerpte aus Vatie. 1340. Sie sind über- schrieben: 'Ex libr. antiquor. caiionum. Habetur in codice bibliothccae Vaticanae'. Unter anderem heisst es: 'illic praeter S. Bonif. Ep. Mogunt. !\(\ Gregor, pp. et ad Zaehariam exstant et aliae epistolae, quac infra sub compendio adnotantur'. Auch aus epp. lOG und 107 finden sich Excerpte.

Verlorene Ilandöclu-iften der Briefe des lil. Bonifatius. 36o

wir aus den Excerpten des ßaronius über den sonstigen Inhalt des Cod. S. M. erfahren. Er enthielt also nicht blos Bonifatius- und Nikolausbriefe und ein Schreiben Gregor IV, Avie wir von den Correctoren wissen, sondern auch ein compendiarisches Chronieon regum Gothorum und Correspondenzen der Pä^Dste Leo und Benedict.

6. (Eine bisher unbekannte Abschrift aus dem Cod. S. M.). a) Eine umfassendere Kenntnis des Cod. S. M. verschafft Cod. VaUic. C 15. Derselbe (gr. 4, saec. XVI), vollständig paginiei't, mit einem von späterer Hand verfertigten Inhaltsverzeichnis versehen, enthält an erster Stelle (c. 1 17) '80 Canones concilii Nicaeni Latine redditi ex Codice Arabico'. Am Schluss derselben findet sich folgende Bemerkung: 'Hi octoginta canones Nicaeni synodi fuerunt versi ex lingua Ara- bica et Arabice sunt apud Ill>""m Card'*"" Syrletum a 27. canone usque ad 80, qui liber fuit Tuniti inventus, cum fei. rec. Caro- lus V. eam civitatem coepit. Verum integros Arabicos attulit Romam tempore san. mem. Pii V. quidam presbyter Societatis lesu ex Alexandria, cum in eam civitatem esset ab eodem Pio V. ad Patriarcham missus et dixit, se vidisse voluraen magnum actorum Nicaenae Synodi Arabice descriptura, ex quo omnes hos octoginta canones descripsit, qui collati cum Tune- tanis a 27. usque ad finem valde concordant ').

Mich. Thom.'

Mich. Thom., sonst überall mit M. T. abgekürzt, kommt sehr oft in den Randbemerkungen vor. Seine Hand unter- scheidet sich von der Schrift des Codex, an dessen Herstellung mehrere Hände ai'beiteten.

Nach einem leeren Blatt (f. 18) folgt f. 19 laut Katalog 'Pars actorum concilii Chalcedonensis'; am oberen Theile des Blattes ist zu lesen: 'M. T. Videtur Synopsis quaedam concil. Chalced. usque ad locum indicatum et postea sequuntur varia

1) Vgl. mit dieser Bemerkung folgende Stelle aus Ant. Augustiui Archiepiscopi Tarraconensis libri duo de emendatione Gratiani. (St. Balu- zius Tutelensis emendavit etc. Paris. 1760. S. 243 ff.): 'Et ex epistola quadam Gregorii X. ad Regem Armeniorum (Im Index libr. etc. heisst es: Gregorii X. Epistola ad Regem Armeniorum ex bibl. Card. Sirleti ) cum concilium Lugdunense indixisset (quam manuscriptam habet Card. Sirletus) intelligitur, integrum Nicaenum concilium in lingua Armeniorum eo tempore exstitisse. Sic enim scribit: 'Quia vero multipliciter expedit, ut in eins celebratione concilii antiquorum conciliorum copiam liabeamus, Celsltudinem regiam hortamur et rogamus attente , quatenus integrum Nicaenum concilium et alia concilia quae habere diceris in Armenica littera cum aliquibus peritis interpretatoribus nobiscum ea qua poteris celeritate transmitta,s'. Tuneti quoque et Alexandriae iuventi sunt 80 canones Arabice scripti sub nomine huius concilii, qui Romae in Arabica et Armenica lingua scripti penes eundem Card. Sirletuni sunt et nupf-r in Latinam linguam conversi sunt et impressi'.

364 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius,

trän scripta sunt ex antiquo (zwischen ex und antiquo ist codice übergeschrieben) s. Mariae supra Minervam q u i f u 0 r a t C a r. de t u r r e c r e in a t a'. Am Rande der Rück- seite von f. 39 steht: 'M. T. Huc usque videtur pertinere ad synodum Chaicedonensem'. Darunter ist zu lesen : 'Quae ßequuntur videntur referenda ad 8"" conc"' contra monothelitas'. An das Chalcedonense schliessen sich laut Katalog an 'Pars actorum VI. synodi', hieran Pelagii II. Epistola ad ßenignura', worauf der Catalogus Hegum Gothorura folgt. An letzteren reiht sich von f. 45^ bis f. 131 eine Reihe von Bonifatiusbriefen, welche nicht nunimeriert sind und die Aufschrift 'Epistolae Zachariae' tragen. Es sind folgende:

III.

52. m. 70. 81. 82. 40. 48. 83. 60. 78. 53. 54. 106. 107. 11. 24. 47. 9. 86. 55. 56. 15. 61. 62. 60. 29. 74. 72. 73. 30. 87. 64. 102. 59. 88. 10. 31. 91. 34. 32. 92. 96. 93. 16. 23. 94. 14. 103. 101. 57. 15. 71. 100. 84. 85. 99. 13. 105. 50. 70. . 59. 88. 106. 107.

Aus den zahlreichen, fast durchgängig von der Hand des M. T. geschriebenen und grossen Theils mit dieser Chiffre ver- sehenen Randbemerkungen theile ich einige wichtigere mit. Arn Kand bei ep. 81 (beginnt mit Qualiter) steht: 'Non est tituhis in libro meo ant., sed est epistola Zachariae ad Bouifacium'. Bei ep. 83 (beginnt mit Praesens Lul): *M. T. Nullus est titulus et non videtur Zachariae, sed alieuius episcupi vel presbyteri'. Bei ep. C9: 'M. T. Non est Zaeliariae sed alicnius episcopi vel presl)yteri amic-i Boriifacii sed \ix potest aliquid in ea colligi'. Bei ep. 78: 'M. T. est alieuius presbyteri romnni'. Ep. 53 beginnt mit 'Sumnii.s', ep. 54 mit 'Venerabilibus', ep. 106 mit 'Sanetitatis'. Am Rand bei letzterer stellt: 'In codice Vaticano hie est titulus: Domino excellentissimo' etc. bis 'caritatis salutem' (Jaffe p. 258). Am anderen Rand: 'Videtur epistola Bonitaeii scripta Stephano 2" qui successit Zacariae'. Ep. 107 ist mit der vorausgehenden Ep. lOG zu einem Ganzen verbunden und beginnt mit 'Nara tempore'. Das N in Nam ist in J ver- bessert = Jam. Am Rande steht: 'In eodem codice Vaticano est altera epistola hoc titulo : Venerando ac diligcndo domiio Apostolatus privilegio praedito Stephano p. p. Bonifacius exiguus legatus vel missus Gcrmanicus catholicae et apostolicae ecclesiae optal)ilem in Christo charitatis salutem'. Darunter bemerkt eine andere (dritte) Hand: 'est postea pars coniuncta superiori'. Bei ep. 11 (l)eginnt mit 'Piissimis') steht am Rand: 'In codice Vaticano est titulus: epistola danielis'. Bei ep. 24: 'In Vaticano est titulus: epistola Caroli'. Zwisclien dem Schluss von ep, 47, die vollständig ist, und dem Anfang der folgenden ep. 9 ist am Rand von der Hand des M. T., aber ohne seine Ciiiffre, bemerkt: *Huc usque est in cod. Vatic. et post sequitur epistola scripta Rcgi Anglorum et altera abbatissae Buggan'. Bei der mit 'Carissirao' beginnenden ep. 9 fehlen die Schluss- verse. Ep. 80 liest: 'O soror carissima postquam nos'. Ep. 15 ist an erster Stelle vollständig. Ep. 59 reicht bis zu den Worten 'homini si lucretur' und enthält die Zusätze des Baronius bezw. Wilhelm von Malmes- bury nicht. Dieselbe dritte Hand, welche zu ep. 107 bemerkt 'est postea' u. s. w., schreibt bei ep 59 am Rand: 'Iterum infra ponitur'. Die- selbe Notiz steht wörtlich bei ep. 88, an deren Rand noch von zweiter (M. T.) Hand geschrieben steht: 'Huc usquo reperitur in Cod. Vatic.'.

Verlorene Handschriften der Briefe des bl. Rouifalius. 3G5

Der Scliluss des Duplicats von ep. 15 lautet: 'promptus queas, at eupra require et ibi inveiiies ea quac ssq.'. Am Rande schreibt die zweite Hand: 'est siipra cpistola integra'. Epp. 84 und 85 bilden, wie in allen anderen Handschriften, nur einen Brief. Der Rest des Blattes, auf wel- chem ep. 105 endigt, dessen Rückseite und das folgende Blatt sind un- beschrieben. Nachher folgt ep. 50. Zu Anfang derselben bemerkt die Hand des M. T., welche auch ep. 50 schrieb, aber ohne die Cliiffre: 'Ex eodem codice S. Maria e supra Minervam qui fuit Card, de Turrecremata concilia duo Zachariae et aliquot epistolae eius'. Ausserdem finden sich zu diesem Briefe mehrere ausdrücklich mit M. T. bezeichnete Randbemerkungen. Das auf ep. 50 folgende Blatt ist leer gelassen. Dann kommt, von der Hand des Codexschreibers, ep. 70; sie reicht bis 'fornicationem et luxuriam'. In dem Absatz: 'Hlud autem' (Jaffe p. 208), lautet der Text: 'raonasterium de potestate episcopi vel A.bbatis regere et habere sab se monachos', die Worte 'et incipiat ipse vice abbatis' fehlen also. Von letzteren sagt Baronius S. 441 n. 2 : 'Desunt in alio textu'. Da Baronius S. 439 n. 1 von dem Codex spricht, dessen Nummerierung er angiebt und dieser nicht mit dem Cod. S. M. identisch ist, muss unter dem alius textus letztgenannte Handschrift ver- standen werden. Die Rückseite des Blattes, auf welchem ep. 70 endet, ist nicht beschrieben. Dann folgt ep. 59 bis 'lucretur'. Auf derselben Zeile ist bemerkt: 'Desunt alia', am Rande: 'M. T. Acceptae sunt ex Flandria'. Hieran schliessen sich epp. 88 und 106. In letzterer ist un- mittelbar mit dem Schlusswort 'incuria' ep. 107, beginnend mit 'Nam tem- pore', verbunden. Auf ep. 107 folgt ein leeres Blatt.

Das nächste trägt die Aufschrift : 'Haec est professio sum- morura Pontificum de antiquis ecclesiae libris et praecipue ex diurno libro sumpta'. Die Rückseite des Blattes, auf welchem die professio endet, ist leer gelassen.

Auf dem folgenden ist mit Uncialen geschrieben : 'Epistolae Nicolai I. super depositione Kotadi Suesson. episcopi', hierauf mit Cursivschrift : 'Index epistolarum quac in hoc volumine conti- nentur', ein Titelverzeichnis von 63 Briefen, deren erster am Anfang verstümmelt ist, beginnend mit: 'omni remota occasione indesinenter occurrat'. Auf den Index folgt die Ueberschrift: 'Decretum Nicolai papae'. Darauf ist einiger Raum frei ge- gelassen und gegen den Rand zu bemerkt: 'M. T. Hae epistolae Nicolai exscriptae sunt ex codice antiquo Achillis Statu'. Bei den nun folgenden Briefen finden sich mehrere mit M. T. bezeichnete Randbemerkungen. Beim 14. (gerichtet 'Galliarum episcopis universis et principibus', beginnend mit 'Regum corda') steht die Notiz: 'M. T. Omnes hae epistolae Nico- lai et aliorum exscriptae sunt ex codice antiquo st^^ Mariae supra Minervam qui fuerat Cardinalis de Turrecremata'. Gegen Schluss des Codex sind drei Blätter leer gelassen. Alsdann kommt ein Brief Gregor IV: 'Dilectissimis fratribus universis coepiscopis per Galliam, Euro- pam, Germaniam et per universas provincias constitutis Gre- gorius servus servorum Dei. Divinis praeceptis' u. s. w. bis 'in eadem sapientia. Deus vos memores nostri incolumes

366 Verlorene Handschriften der Briefe des hl, Bonifatius.

custodiat fratres cbarissimi'. Am Beginn des Briefes steht: *M. T. Ex codice illo bibliothecae Mona steril sanctae Mariae supra Mi nerv am'. Nach einem leeren Blatt folgen drei Briefe Papst Benedict III.

b) Aus den zum Chalcedonense, ep. 50 und den Nicolaus- briefen gemachten Bemerkungen erfahren wir^ dass der in der Dominikanerbibliothek aufbewahrte Codex dereinst Eigenthum des C a r d i n a 1 s T u r r e c r e m a t a war. Letzterer stammte aus vornehmer Familie und wurde i. J. 1388 zu Torquemada in Castilien (DiÖcese Valencia) geboren. Er trat frühzeitig zu Valladolid (Vallisoletus, Vallis Oleti) in den Dominikaner- orden, ein Umstand, welcher den üebergang unseres Codex an die Dominikaner leicht erklärt, betrieb Kirchenrecht und Theologie, las zu Rom 25 Jahre über das Decret, war Magister s. Palatii und nahm in politischer und Avissenschaftlicher Be- ziehung eine hervorragende Stellung ein. Als Legat Eugen IV, dem er die Cardinalswürde verdankte, hielt er sich von 1439 ab einige Zeit in Deutschland und auch in Mainz auf, wo damals die eine Einigung zwischen Rom und Deutschland an- strebenden Fürsten- und Ständetage (1439, 1441) abgehalten Avurden. Er war auch auf den Synoden von Costnitz, Basel und Florenz thätig und schrieb gegen Nicolaus de Tudeschis eine Summa ecclesiae. In wissenschaftlicher Beziehung erwarb er sich einen Namen, weil er neben Nikolaus von Cusa zuerst die Unächtheit der Pseudoisidorianischen Sammlung ver- muthungswcise aussprach in seinem bereits erwähnten Werke Summa ecclesiae (üb. II, cap. 101. Vgl. Walter, K. R. §. 96. Phillipps, K. R. Bd. 4, §. 181). Durch ihn erfuhr das Decretura Gratiani, zu welchem er auch einen grossen Commentar (Lugd. ap. Tora, de Jonuille 1549. fol. voll. 6) schrieb, eine gänzliche, systematische Umarbeitung, indem er dasselbe in eine neue, hauptsächlich nach den Decretalensammlungen eingerichtete Ordnung umgoss. Dieses Werk fand jedoch keinen Beifall und wurde erst in neuerer Zeit gedruckt unter dem Titel: ^Gratiani Decretorum libri V secundum Gregorianos Decretalium libros titulosque distincti per Joannem a Turrccremata, ordinis prae- dicatorum, S. R. E. episcopum cardinalem Sabinum, nunc pri- raum prodeunt ex codice bibliothecae Barberinac, praefotione, brevibus schollis et quatuor indicibus illustrati , cura Justi Fontanini Archiepiscopi Ancyrani. Romae 1727'. Pliillipps (K. R. Bd. 4, S. 189) hält dasselbe für geeignet, eine selbst unter den gegenwärtigen Verhältnissen keineswegs unbrauch- bare Uebersicht über das ganze Decret zu gewähren. (Vgl. Walter, K, R. §. 107, Böhmer de varia decr. Grat, fortuna §. 16). Zum Bischof von Sabina wurde Turrccremata am 10. Mai 1463 präconisiert (Garns, Series episc). Er starb am 26. Septem- ber 1468 zu Rom, wo er in der von ihm restaurierten Kirche S. Maria sopra Minerva begraben liegt.

Verlorene Handschriften der Briefe des lil. Bonifatius. 367

c) Zur Eruierung des Besitzers von Codex C ist noth- wendig, die Abbreviatur Mich, Thom. bezw. M. T. aufzulösen. Ich lese dieselbe als jMichael Thomasius (Taxaquet, Maiori- censis) und verstehe unter demselben den Bischof von Ilerda (Lerida), welcher, als Nachfolger des Antonius Augustinus auf diesem Stuhl, am 8. November 1577 präconisiert wurde und am 9. Juli 1578 starb (Gams, Series episc). Er gehörte, wie bereits bemerkt, zu den Correctores Romani und war als sol- cher nebst drei anderen mit der Redaction der Notationes zum Decret betraut (vgl. Theiner, Disq. crit. app. I, p. 5. XI), auf deren Wichtigkeit für unsere Frage ich schon aufmerksam gemacht habe. Für seinen Ruf als Gelehrter und seine Be- theiligung an den Emendationsarbeiten giebt folgende Stelle aus einem an ihn gerichteten Briefe Zeugnis: 'Cum simus ex- perti diligentiam ac reconditam eruditionem tuam et in aliis multis rebus et in his quae alias pro emendatione decreti Gratiani raisisti, rogamus, ut eadem tua industria nos adiuves in his locis inveniendis .... et speramus tuam operara sicut in principio fuit, ita in absolutione magni momenti futuram' (a. a. O. p. 34). Das Amt des Thomasius als Mitglied der Emendationscommission ermöglichte ihm nicht nur leicht, sich eine Abschrift des Cod. S. M. zu besorgen, sondern konnte ihm auch die Copien der arabischen Recension des Nicaenums aus der Bibliothek Sirlet's und des einen Theils der Nicolaus- briefe aus der Bibliothek des Achilles Statius verschaffen, da auch die beiden letzteren Bibliotheken, wie aus dem Index librorum hervorgeht, von den Correctoren mehrfach benutzt wurden. Uebrigens giebt auch Antonius Augustinus in: 'De emendatione Gratiani libri duo' S. 267 an, dass er ep. 59 in bibliotheca Michaelis Thomasii gefunden habe, eine Bestätigung dafür, dass Thomasius eine Handschrift der Bonifatiusbriefe besass. Da in der Notiz zum Nicaenum von Pius V. als von einem bereits Verstorbenen die Rede ist, steht fest, dass die Revision des Codex zwischen 1572 und 1578 durch Thomasius erfolgte.

d) Aus der zum Chalcedonense gemachten Bemerkung: 'Videtur Synopsis' u. s. w. geht hervor, dass dieses selbst und die folgenden Dokumente (sequuntur varia), die synodus VI, Pelagii II. Epistola, der Catalogus regum Gothorum imd die mit 'Epistolae Zachariae' überschriebene Bonifatiusbriefsamm- lung bis zu der Bemerkung: 'Aeceptao sunt ex Flandria' aus dem Codex der Dominikanerbibliothek stammen. Betreffs der Bonifatiusbriefe könnte man dies bezweifeln auf Grund der zu ep. 50 gemachten Bemerkung: 'Ex eodem codice' u. s. w. Letztere, könnte man sagen, gilt blos für ep. 50 und vielleicht für ep. 70. Indirect ist also damit gesagt, die vorangehenden Briefe stammten nicht aus jenem Codex. Der Einwand ist

368 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

aber nicht stichhaltig. Denn erstlich ist im Codex C. durch- gehends die Benutzung einer neuen Quelle gewissenhaft ange- merkt, so beim Chaicedoncnse, bei der flandrischen Briefgruppe, bei der professio, beim ersten Theil der Nikolausbriefe. Wenn also nicht eine solche neue Quellenangabe gemacht wird, ist anzunehmen, dass alle zwischen einer ersten und unmittelbar auf sie folgenden Quellenangabe stehende Dokumente aus der zuerst genannten Quelle entnommen sind. Bestätigt wird diese Behauptung durch den Umstand, dass unter den zv/ischen der hier in Frage kommenden ersten Quellenangabe (Cod. S. M.) und der zweiten (Flandria) stehenden Dokumenten eins, der Catalogus Regum Gothorum, nach dem Zeugnis des Baronius in der zuerst angegebenen Quelle (Cod. S. M.) enthalten war. Sodann wird in jener Bemerkung zu ep. 50 gesagt, der Codex habe ausser den Concilien, unter denen Avohl epp. 47 und 50 zu verstehen sind, 'aliquot cpistolae Zachariae' iimfasst. Hier- mit steht im Einklang, dass die ganze Sammlung der Boni- fatiusbriefe in Cod. C. überschrieben ist: 'Epistolae Zachariae'. Endlich ist die Genesis jener Bemerkung zu ep. 50 zu berück- sichtigen. In Cod. C. ist ep. 50 offenbar erst später nachge- tragen, der Codexschreiber hatte sie ausgelassen. Dies beweisen die leer gelassenen Blätter und die neue Schrift. Thomasius trug sie nach und machte, um keinen Zweifel über ihren Ursprung zu lassen, jene Notiz. Wir dürfen also kein Beden- ken tragen, die in Cod. C. vorfindliche Bouifatiusbriefsammlung für eine Copie der im Cod. S. M. enthaltenen zu erachten. Verbindet man nun die Angaben der Correctoren, des Baronius und des Cod. C, so ergiebt sieh, dass Cod. S. M. ausser den Bonifatiusbriefen noch Conciliaracten und Correspondenzen der Päpste Benedict III, Gregor IV, Leo III, Nikolaus I. und Pelagius II. enthielt, dr.ss Baronius ihn also mit Recht einen Codex epistolarura Romanorum pontificum nennen konnte. Ob er ausser den genannten noch andere Schriftstücke umfasste, ist mit Sicherheit weder zu behaupten noch zu läugnen.

e) AVas die im Cod. C. enthaltene Sammlung der Boni- fatiusbriefe betrifft, so besteht sie aus zwei Theilen, deren erster aus dem Cod. S. M. entnommen ist, während der zweite aus Flandern stammt. Dass Cod. S. M. nur die im ersten Theile mitgetheilten Briefe enthalten habe, darf nicht angenom- men werden; denn nach der bestimmten Angabe der Correc- toren enthielt er auch ep. 27. Der Grund ihrer Auslassung in Cod. C. lag vielleicht darin, dass sie schon aus der Othlon- schen Biographie und der Concilicnsammlung bekannt war. Nun ist es aber nicht wahrscheinlich, dass ep. 27 allein von den Gregorianischen Briefen in dem Codex gestanden habe, es liegt vielmehr die Vermutliung nahe, dass derselbe auch die Briefe der beiden Gregore bezw. die zu dieser Correspondenz

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 369

gehörigen Dokumente, d. h. auch die von JafFe sogenannte kleinere Bricfsammlung enthalten habe. Diese blieb in der Abschrift weg, weil sie bereits publiciert v/ar. Auf Grund dieser Vermuthung erscheint es aber ferner zweifelhaft, ob in Cod. C. auch alle Briefe der sog. grösseren Sammlung über- gegangen seien. Vielleicht sind auch von diesen bereits edierte weggelassen.

Thomasius verglich Cod. C. mit einer Vaticanischen Hand- schrift. Diese ist offenbar = Vatic. 1340. Denn letzterer hat in der That die von Thomasius bei epp. 106. 107. 11. 24 für die Vaticanische Handschrift angegebenen Lesarten (s. u.). Die am Rand zwischen ep. 47 und ep. ü stehende Bemerkung: *Huc usque' u. s. w. ist auf ep. 47 zu beziehen. Denn es ist wahrscheinlicher, dass sie dem Schluss des noch im verglichenen Codex enthaltenen Briefes als dessen Anfang beigefügt werden sollte, da sonst unklar geblieben wäre, Avic weit der verglichene Codex reichte. Ep. 47 ist auch in der That im Vatic. voll- ständig erhalten. Auf dieselben folgen im Vatic, nicht wie in Cod. C. ep. 9 102, sondern ep. 59 u. 88. Dieser Sach- verhalt stimmt mit der Bemerkung 'et post sequitur epistola scripta regi Anglorum (ep. 59) et altera abbatissae Buggan' (ep. 88). Die Worte 'hue usque est' u. s. w. beziehen sich natürlich nicht auf sämmtliche im Cod. C. vorausgegangenen Nummern, sondern nur auf epp. 106. 107. 11. 24. 47, die allein mit der Vaticanischen Handschrift collationiert sind. Endlich harmoniert die in Cod. C. zu ep. 88 beigegebene Marginalnotiz: *Hue usque reperitur' u. s. w. mit dem Umstand, dass ep. 88 den Schluss des Vatic. bildet. Epp. 106. 107. 11. 24. 47. 59. 88 sind allein beiden Handschriften gemeinschaftlich.

Mit den Notizen des Thomasius zu epp. 106 u. 107 ist die Angabe des Baronius zu ep. 107 fquao in aliquibus u. s. w.) zu vergleichen. Cod. C. enthält ep. 107 als Appendix zu ep. 106.

7. (Beziehungen Caraffa's und Aquino's zum Cod. S. M.) Zu den Correctores Romani gehörte auch der am 13. Januar 1591 verstorbene Antonius Caraffa, S. R. E. Cardinalis et Bibliothecarius. Die von ihm vorbereitete Samm- lung der Epistolae decretales Suramorum Pontificum gab i. J. 1591 Antonio di Aqüino zu Rom heraus.

a) tom. H. (p. 659—698) derselben enthält folgende Boni- fatiusbriefe.

IV.

17. 12. li?. 19. 20. 26. 22. 25. 28. 35. 36. 37. 27. 38. 42. 43. 44. 58. 67. 51. 52. 49. 48. 63. 66. 79. 80. 81. 82.

Caraffa entnahm die in seiner Sammlung enthaltenen Dokumente, wie Aquino in der Einleitung bemerkt, 'non solum ex pervetustis codicibus Vaticanae bibliothecae, verum etiam ex diversis ac longinquis regionibus epistolas a. S. demente

370 Verlorene Handscliriften der Briefe des hl. Bouifatius.

usque ad Gregorium VII undique conquisivit'. Die

benutzten Handschriften sind fast durchgängig nicht namhaft gemacht. Auch bei den Bonifati usbriefen findet sich nur die Bemerkung: 'Ex MSC, die übrigens bei epp. 17. 12. 25. 35. 36. 37. 27 fehlt. Es ist also zunächst nicht auszumachen, ob CarafFa nur einen oder mehrere Codices hatte, ob er blos römische oder auch anderweitig erlangte Quellen benutzte. Andererseits legt seine Stellung als Bibliothekar es nahe, dass er einen für seine Zwecke dienlichen Vaticanischen Codex nicht werde unbeachtet gelassen haben. Was die Reihenfolge der Briefe in der römischen Ausgabe betrifft, so darf aus der- selben kein Schluss auf ihre Stellung in der dem Caratfa vor- liegenden Handschrift gezogen werden. Bei Anordnung der Briefe waren für Caraffa chronologische Rücksichten mass- gebend. Aquino bemerkt dies in der Vorrede mit den Worten: '. . haec editio ab aliis saepe discrepat, quoniam in hac epi- stolae iuxta temporum seriem locantur, in aliis vero non semper ratio temporum habetur'. Endlich darf nicht ver- gessen werden, dass Caraffa Papstbriefe herausgeben wollte, wie auch sämmtliche sub IV. aufgezählten Briefe unter diese Rubrik fallen, dass also seine Quellen noch viele Bonifatiusbriefe enthalten konnten, die für sein Werk keine Bedeutung hatten.

Ueber die Sammlung des Caraffa handelt Jaffe a. a. O. p. 13 14, Hahn a. a. O. p. 99. Pertz s^jricht im Archiv (V, 338) von dem noch jetzt in der Vaticanischen Bibliothek unter derselben Signatur vorhandenen Cod. Vatic. lat. 1340 (saec. XIII) 1). Jaffe identifieiert letzteren mit der Handschrift des Caraffa und schliesst aus des letzteren Werk auf die 'medio- critas codicis Vaticani'. Da dieser noch nicht genau beschrieben ist, theile ich etwas Näheres über die in ihm f. 346 356 ent- haltene, nicht nummerierte Sammlung der Bonifatiusbriefe mit.

b) 1. Ep. 17 'luramentum Bonifacii'. 2. Ep. 12 'Ep. Gregorii p. ad bonifiicium- presbyteium'. 3. Ep. 18 'Ep. eiusd. ad presbyt. seu dia- conosque ad cunctos cbnos'. 4. Ep. 19 'Item ep. Grei^orii p. p. ad uni- versnm clerum et plebeni thuringie'. 5. Ep. 20 'Incipit epistola Gregorii p. p.' 6. Ep. 2G 'Item Greg. p. p. tuiingiuiis'. 7. Ep. 22 'Ep. Gregorii p. p. ad saxones'. 8. Ep. 25 'Item ep. eiusd. ad bonif. epum'. 9. Ep. 28 'Ep. Gregorii p. p. ad bonefacium (so auch im Context) epum'. Nach deu Schlussworten des Briefes: 'Deus te incolumem custodiat reverentissime frater' folgt die Bemerkung: 'huc usque gregorius a pmo secundus hinc gregorius a secundo iunior'. 10. Ep. 35 sine lemmate. 11. Ep. 36 'Ep. Gregorii p. p.' 12. Ep. 37 'Item ep. beati gregorii papae'. 13. Ep. 27 'Ep. eiusdem ad bonifac' Die Worte: 'reliquo iinplorafttes inisericordiam dei' (Jaffe p. 91) stehen am Rande. 14. Ep. 38 'Item ep. eiusdem ad bonefacium'. 15. Ep. 42 'Ep. bonefacii ad Zachariam papam' bis 'fecunda'. 16. Ep. 44 'Ep. Zachariae ad vintam' (hat im Datum 'imperii', vgl. Jaffe

1) Nach Pertz stammt derselbe höchst wahrscheinlich aus Nord- deutschland.

Verlorene Handschriften der Briefe des lil. Bonifatius. 37t

p. 124 not. g). 17. Ep. 58 'Ep. Zachariae ad bonifacium episcopum*. 18. Ep. 67 'Item epistola eiusdem ad epos'. 19. Ep. 51 'Eiusd. ad bonif.' 20. Ep. 89 'Item ep. Zachariae ad bonifacium'. 21. Ep. 43 'Ep. Zachariae p. p. ad bonifacium episcopum'. 22. Ep. 106 bis 'incuria' 'Ep. bonifacii episcopi ad stephanum papam'. 23. Ep. 107 beginnt mit 'Venerando' u. s. w. 'Nam tempore' u. s. w. 'Incipit ep. eiusdem'. 24. Ep. 11 'epia Danielis'. 25. Ep. 24 'Epla Karoli'. 26. Ep. 47 (das Germ. I, bis 'studeant') 'Epla Karolomannl'. 27. Ep. 47 (das Lift., 'modo autem' bis 'solidis'): 'De alio synodali conventu'. 28. Ep. 59, schliest mit 'homini si lucretur', 'Item epa bonifacii archiepiscopi', enthält die Zusätze des Baronius nicht. 29. Ep. 88 : 'It. epla bonifacii archiepiscopo'. Zur Uebersicht fasse

ich die Briefe in folgender Tabelle zusammen,

V.

17. 12. 18. 19. 20. 26. 22. 25. 28. 35. 36. 37. 27. 38.42. 44. 58. 67. 51. 80. 43. 106. 107. 11. 24. 47. 59. 88.

Nach dieser Recension stimmt Vatic. 1340 völlig überein mit der Venezianischen Handschrift (Pertz , Archiv V, 338. Vgl. Jafte a. a. ö. p. 13 n. 7); diese (Marci bibl. lat. 169} ist in Zanetti: Latina et Italica D. Marci bibliotheca p. 94 be- schrieben, aber ungenau. Nach W. Arndt's Collation gab zuletzt Hahn (a. a. O. p. 98) eine vollständige Beschreibung des Codex, indem er noch 9 von Zanetti übergangene Briefe namhaft macht. Bei einem kurzen Aufenthalt in Venedig über- zeugte ich mich von der Richtigkeit der Arndt'schen Collation und von der Uebereinstimmung des sonstigen Inhalts der zwei Codices, von denen Vatic. der ältere zu sein scheint. Da der Codex Montispessulanus (Montpellier, vgl.Waitz, ArchivVII, 193, Hahn p. 98) n. 3, von welchem n. 13 (saec. XIV) eine Copie ist, (vgl. a. a. O. p. 195) dem Venetus gleicht, haoen wir drei (Vatic. Venet. Montisp.) gleiche Recensionen einer und dersel- ben Briefsammlung, welche einige Aehnlichkeit mit den von Othlon gebotenen Briefen hat').

c) Vergleicht man Vatic. 1340 mit der Carafifa'schen Edi- tion, so ergiebt sich, dass ersterem die von Caraffa mitgetheilten ep. 52. 49. 48. 63. 66. 79. 81. 82 fehlen. Hingegen enthält Vatic. die von Caraffa nicht mitgetheilten epp. 106. 107. II. 24. 47. 59. 58. Das Fehlen von epp. 106 und 107 bei Caraffa kann auffallen, weil sie an Papst Stephan gerichtet sind. In- dessen ist zu beachten, dass alle sub IV. aufgezählten Briefe bis auf epp. 42 und 79 von Päpsten geschrieben sind, Caraffa also vielleicht absichtlich die an Päpste geschriebenen Briefe ausliess, wenn nicht ein besonderer Grund für ihre Aufnahme sprach, wie bei epp. 42 und 79, auf welche epp. 43 und 80 antworten. Aus dem Umstände, dass bei den in Vatic. fehlen- den epp. 52 82 bemerkt ist, sie seien aus einem Manuscript

1) In allen drei Mss. folgt auf die Bonifatiusbriefe : 'Haec capitula sparsim collecta sunt' etc.

372 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

entnonmien, folgt, dass er noch eine andere Handschrift als die Vatlcanisclie benutzte. Weil nun CarafFa zu den römischen Correctoren gehörte, welche den Cod. S. M. benutzten, und in Italien um jene Zeit ausser diesem keine andere Hand- schrift der Bonifatiusbriefc genannt wird, so ist es wahrschein- lich, dass CarafFa ep}3. 52 82 aus jenem Manuscript entnahm. Aus Vallic. C 15 wissen wir, dass sie ausser ep. G3 in dem Dominikanercodex standen. Bezüglich ep. 63 ist anzunehmen, dass sie auch im Cod. S. M. stand, aber vom Schreiber des Cod. C. ausgelassen "wurde.

d) In Avelchem Grade Antonio di Aquino an der Caraffa- schen Edition sich betheiligte, ist nicht bekannt. Doch ist eowohl wegen der kurzen Zeit zwischen dem Tode Caraffa's und dem Erscheinen seines Werkes, als aus dem Mangel einer gegentheiligen Mittheilung in der Vorrede Aquino's zu letzterem walu'scheinlich, dass Aquino nur den Druck der bereits voll- endeten Sammlung besorgte.

Durcli Aquino gelangte Vati c. 4898 in die Vaticanische Bibliothek. Dieses eine Bonifatiusbriefsammlung enthaltende Manuscript trägt nämlich am oberen Rande seiner ersten Seite den Vermerk: 'L'ult^ di maggio 1591 D. Antonio di Aquino mando questo libro'. Es gehört, der Schrift nach, dem XVI. Jahrh. an und enthält folgende Briefe:

VI.

50. 52. 63. GG. 79. 81. 82. 49. 48. 83. 69. 78. 53. 54. 106. 107. 11. 24. 47 (Liftin. allein) 9. 86. 55. 56. 15. 61. 62. 60. 29. 74. 72. 73. 30. 87. 64. 102. .59. 88. 10. 31. 91. 34. 32. 92. 96. 93. 16. 23. 94. 14. 103. 57. 15. 71. 100. 84. 85. 99. 13. 105. 70.

Ep, 50 trWgt die Aufschrift 'Relatio Bonifacii le/^ati sedis Apostolicae de quibusdam liacreticis et illorum discussio et finis', nach welcher der Codex im Katalogf unter Rehitio aufßi-efülirt ist. Am Rande von ep. 50 stehen einig-o biograpliisclie Notizen über Papst Zacharias. Ep. 106 be- ginnt mit 'Sanctitatis vestrae'. Nach dem Scliliisswort 'incuria' beginnt auf einer neuen Zeile ep. 107: 'lam tempore'. Ep. 59 reiclit bis zu den Worten: 'quid enim proderit ('liomini' ist ausgelassen) si lucretur* und entliUlt die Zusiitze des Baronius nicht. Das Duplicat von ep. 15 geht bia 'convincere promplus queas' (,Jaffd p. 72), an welche sich die liemer- kung: 'ut supra require retro et ibi invenies quae seqnnntur' unmittelbar anschliesst. Am Rande steht: 'est S fol. 31'. Ep. 70 endet mit den Worten: 'fornicafionem et luxuiiam'.

Auf ep. 70 folgt ein Brief des Bischof Nicephorus von Constantinopel an Papst Leo, beginnend mit den ^\^orten: *In Omnibus sanctissimo ac beatissimo et consaerificanti domno Leoni Papae' u. s. w. Am Schluss des Codex steht das Frag- ment jenes Briefes Gregor VI, welchen auch Cod. C. 15 bezw. Cod. S. M. enthält. Auf der letzten Zeile des Blattes stehen noch die Worte: 'nostra posccntibus suffragia apostolica auc- toritate'. Es sind ein oder mehrere Folien ausgefallen. Die

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 373

Verbindung der beiden letztgenannten Schreiben mit der Boni- fatiusbriefsammlung zeigt, dass Vatic. 4898 ebenfalls ein Apo- graphon des Cod. S. M. ist und sein Verhältnis zum Vallic. C. 15 bestätigt diese Annahme. Sämmtliche Briefe des Vatic. finden sich auch im Vallic. in derselben Reihenfolge. Nur ep. 50 hat eine verschiedene Stellung. Ich habe jedoch bereits darauf aufmerksam gemacht, dass ep. 50 im Vallic. erst später nachgetragen ist. Ihre Stellung im Vatic. ist also wohl die, welche sie ursprünglich im Cod. S. M. hatte. Ferner fehlt dem Vatic. die im Vallic. enthaltene erste Hälfte von ep. 47 (German. I) und ep. 101, wogegen crsterer um ep. 63 reicher ist als letzterer. Betreffs ep. 63 sprach ich schon früher die nun bestätigte Vcrmuthung aus, sie habe im Cod. S. M. ge- standen. Die dem Vatic. im Vergleich mit Vallic. fehlenden Nummern zeigen, dass er ebensowenig als jener eine voll- ständige Abschrift aus Cod. S. II. ist.

e) Mit Vatic. 4898 steht in sehr naher Verwandtschaft der schon erwähnte Pariser Codex. Diesem fehlen die in ersterera enthaltenen epp. 49. 47. 13. 105, während er um ep. 101 reicher ist. Er enthält ebenfalls ep. 63. Alle übrigen Nummern stim- men, auch in ihrer Reihenfolge, vollständig überein. Wegen der hei'vorgehobenen Verschiedenheiten kann keiner der beiden Codices ein Apographon des anderen sein, vielmehr erscheinen beide als aus einem dritten Codex abgeschrieben, welcher ausser den beiden Handschriften gemeinsamen Briefen noch epp. 49. 47. 13. 101. 105 enthielt. Aus den bisherigen Erörte- rungen geht ohne Zweifel hervor, dass dieser dritte Codex = Cod. S. M. ist und die Verbindung der Nikolausbriefe mit der Bonifatiuscorrespondenz im Par. bestätigt diese Annahme.

Stellen wir nun die Bonifatiusbriefe, welche von den Cor- rectoren und Baronius, im Vallic. C. 15, Vatic. 4898 und Par. 3589 A als im Cod. S. M. enthalten, angegeben werden, zusammen, so ergiebt sich folgende Tabelle:

VH.

. . 27. . . 50. 52. 63. 66. 79. 81. 82. 49. 48. 83. 69. 78. 53. 54. 106. 107. 11. 24. 47. 9. 86. 55. 56. 15. 61. 62. 60. 29. 74. 72. 73. 30. 87. 64. 102. 59. 88. 10. 31. 91. 34. 32. 92. 96. 93. 16. 23. 94. 14. 103. 101. 57. 15. 71. 100. 84. 85. 99. 13. 105. 701)-

8. (Verhältnis des Cod. S. M. zum Monacensis.) Tabelle VII. zeigt eine auffallende Uebereinstimmung mit dem Inhalt des von Jaffe nebst dem Vind. und Carlsr. benutzten

1) Monac. gehörte bi.s z. J. 1789 der Martlnkirclie in Mainz, wie eine f. 1 befindliche Notiz besagt. Dieselbe findet sich natürlich im Vatic. Palat. 571 (f. 2), 582 (f. 2, welcher das Concil von Soissons ent- hält und 583 (f. 2), welcher ep. 47 enthält.

374 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

Monac. (^) (vgl. Hahn's Tabelle zu S. 96) i). Da wir über die im Cod. S. M. wahrscheinlich enthaltene sog. kleinere Brief- sammlung nichts Näheres Avissen, können wir den Vergleich nur betreffs der von ep. 50 an folgenden Briefe anstellen. Die Reihenfolge derselben ist in beiden Handschriften dieselbe, nur schiebt Monac. epp. 67. 51. 43. ein. Die in den Copien aus Cod. S. M. weggelassenen Schlussverse von ep. 9 fehlen auch im Monac, während sie im Carlsr. und Vind. enthalten sind. Der Schluss von ep, 59 ist in den Abschriften des Dominikaner- codex derselbe wie im Monac. und Vind., Avährend Carlr. den- selben erweitert. Entscheidend ist aber der Umstand, dass sämmtliche Copien des Cod. 8. M. das Duplicat von ep. 15 an derselben Stelle enthalten, an der es im Monac. steht. Sie gleichen hierin dem aus dem Monac. stammenden lugolstädter Codex (Monac. ^) und zeigen, dass der Cod. S. M. eben- falls aus der Münchener Handschrift abgeschrieben ist. Gegen das umgekehrte Verhältnis spricht der Umstand, dass im Monac. ep. 15 auch an zweiter Stelle vollständig ist. Im Vallic. C. 15 und Vatic. 4898 ist das Duplicat dieses Briefes gleich unvollständig. Hieraus ist zu schliessen, dass die Ab- kürzung des Briefes bereits in ihrem Original, dem Cod. S. M., erfolgt war. Carlsr. hat ep. 15 nur einmal und zwar an erster Stelle, Vind. ebenfalls nur einmal, aber an zweiter Stelle. Die dem Carlsr. im Unterschied von Mon. speciell eigenthümlichen Briefe von ep. 76 incl. an fehlen dem Cod. S. M.

Im Monac. ist ein Blatt herausgeschnitten (vgl. Jaffe p. 227 not. a und p. 229 not, a) und in Folge dessen der letzte Theil von ep. 81 (von 'te narrante prospeximus' an) und der Anfang von ep. 82 (bis 'vel cuiuscunque') nicht mehr vorhanden. Die Apographa des Dominikanercodex enthalten beide Briefe voll- ständig. Nach Seiters (a. a. 0. S. 4) sind im Ingolstädter Codex (= Monac, ^) für das herausgeschnittene Blatt der Mainzer Handschrift (Monac. ^) 13 Zeilen leer gelassen. Da Monac. ^ i. J. 1497 angefertigt ist (Seiters a. a. O., Jaffe p. 9 not. 2), schliesst Seiters mit Recht, dass die erwähnte Ver- stümmelung des Münchener Codex bereits vor diesem Jahre erfolgt ist. Da nun der nacli meiner Deduction aus dem ]\Ionac. ^ stammende Codex S, M, die beiden Briefe vollständig enthielt, muss er zu einer Zeit geschrieben sein, da die Briefe noch in der Münchener Handschrift standen, also vor d. J. 1497. Mon. * wurde bis zum Jahre 1789 in Mainz aufbewahrt. (Jaffe p. 9). Verbinden wir mit diesem Sachverhalt den Umstand, dass Cod. S. jM. dem Cardinal Turrecremata gehfirte und dass dieser sich c. 1499 in Mainz aufhielt, so ergiebt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass die Handschrift damals in den Besitz

1) In derselben ist zu ilndern : 38. 42. 45. 44.

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 375

des Cardinais gelangte. Es bleibt aber noch fraglich, ob er sie schon vollendet vorfand. Die Angabe des Baronius, der Codex sei vetustissimus, ist zu allgemein, um aus ihr für das eine oder andere ein stichhaltiges Argument zu schöpfen.

9. (Der Codex des Antonius Augustinus.) Baro- nius nennt das zweite Exemplar der Bouifatiusbriefe, welches er benutzte, ^Antonii Augustini diligentia perpurgatum'. Wegen der Bedeutung des Augustinus für die uns beschäftigenden Fragen gebe ich im Folgenden einige biographische Notizen über denselben. Er entstammte aus der berühmten spanischen Familie der Augustini und wurde zu Saragossa i. J, 1517 geboren. Seine Studien, die er hauptsächlich in Padua und Bologna absolvierte, erstreckten sich auch auf die schönen Wissenschaften, die Sprachen und die Geschichte. ^Sine his artibus', sagte er, 'eruditisque unguis, historiarum antiquitatis- que memoria perfectum Jurisconsultum evadere posse neminem'. Einige Zeit lebte er in Florenz, später in Rom, wo er unter die sacri palatii iudices aufgenommen wurde. Als Legat Julius III. ging er nach England, von wo er 1555 nach Rom zurückkehrte. Am 15. December desselben Jahres wurde er Bischof von Alife (jetzt mit Telese uniert, im ehemaligen König- reich beider Sicilien, vgl. Garns, Series episc. S. 487). Paul IV. sandte ihn nach Deutschland zu Kaiser Ferdinand, später schickte ihn sein König Philipp nach Sicilien. Pius IV. trans- ferierte ihn am 13. October 1561 nach Ilerda (Lerida). Mit seinem Bruder Petrus wohnte er der Trienter Kirchenversamm- lung bei. Gregor XII. erhob ihn zum Erzbischof von Tarra- gona (Tarraco) am 17. December 1576, als welcher er i. J. 1586 starb. Ein Zeitgenosse nennt ihn: 'Perfecti Jurisconsulti sie et Episcopi exemplar'. (Andreae Schottii laudatio funebris, S. 587 in der Baluzius'schen Ausgabe der libri duo de emend. Grat. S. 628 ff. s. seine Grabschrift, Naenia in obitum A. Augustini, Judicia et Eulogia doctorum virorum, das Verzeich- nis seiner zahlreichen Schriften). Eine Gesammtausgabe der Werke des Augustinus erschien Luc. 1767, seine Briefe wur- den ediert Parma 1804 von Joh. Andresius. Das von ihm herausgegebene Poenitentiale Romanum enthält Bruchstücke von Briefen des hl. Bonifatius. (Vgl. Binterim K. G. I, 623. Schulte, Lehrbuch d. p. K. R., Giessen 1863, S. 92.)

Im Vatic. 3958, welcher die Kataloge zu verschiedenen Bibliotheken enthält, findet sich ein 'Index librorum ex Biblio- theca Antonii Augustini Archiepiscopi Tarraconensis ad Con- ciliorum et epistolarum Pontificiiirum editionem pertinentium'. Derselbe enthält folgende 9 Rubriken: 1. Graeci libri concilio- rum non editorum. 2. Latini libri non editi conciliorum. 3. Variae lectiones et exemplaria antiqua Conciliorum. 4. Inter- pretationes variae Graecorum Conciliorum. 5. De historia

Neues Archiv etc. VII. 25

376 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

conciliorum. 6. Epistolae Pontificura Romanorum non editae. 7. Variae lectiones et exemplai'ia epistolarura Romanorum pon- tificum. 8. De vitis Romanorum pontificum libri et variae lectiones. 9. Libri ecliti Conciliorum et Epistolarum Pontificum Romanorum. Unter 2. wird u. a. erwähnt 'Concilium Romanum Zachariae papae' und 'Synodus sub Pippino Rege, liber anti- quus'. Unter 3.: 'Synodus Verno palatii. Synodus Suessio- nensis sub Pippino Rege. Synodus Foroiuliensis sub Carolo et Pippino'. Unter 6. : 'Bonifacii episcopi et mart3ans epistolae ad Zachariam et alios Pontifices cum responsis eorum et alio- rum'. Am Schluss des Katalogs stehen folgende Verse: Haec sint parva licet pro magnis accipe donis: Iratum placeant munera parva Deumi).

Was Baronius mit dem Ausdruck 'perpurgatus' sagen wollte, ist nicht klar. Man kann ihn mit Jaffe (p. 13) aut durch Augustinus gemachte Versuche zur Verbesserung des Textes beziehen. Baronius spricht sich ferner über das gegen- seitige Verhältnis seiner zwei Handschriften nicht aus. Jaffe hält den an zweiter Stelle genannten Codex für ein Apographon des Cod. S. M., weil Baronius mehrfach angebe, die Ordnung der Briefe sei in beiden Manuscripten dieselbe gewesen. Da letztere Annahme aber unrichtig ist, muss die Frage auf einem anderen Wege gelöst werden.

10. (Beziehungen des Augustinus zum Co d. S. M.) Zuvörderst ist in diesem Betracht die Stellung des Augustinus zu den Correctoren, v/elche ja den Cod. S. M. zuerst benutzten, ins Auge zu fassen. Augustinus sandte letzteren laut Index librorum Briefe P. Alexander II, eine Collectio decretorum Roraanorum Pontificum, einen Brief des P. Gelasius und eine Isidori Collectionis canonum praefatio alia a vulgata. Er be- schäftigte sich in hervorragender Weise mit der Emendation Gratians inid legte die Resultate seiner diesbezüglichen For- schungen in, den schon mehrfach erwähnten libri duo de emen- datione Gratiani nieder, welche er, wie ihr erster Herausgeber sagt, ante Romanam editionem (nämlich des Decrets) con- scripsit et ea perlecta censuit edendos. Da ihm an den Boni- fatiusbriefen gelegen war, konnte er sich also, abgesehen von seinem eigenen Aufenthalt in Rom, wohl leicht eine Abschrift derselben aus dem Cod. S. M. verschaß"en. Hätte er eine selbständige Rccension der Briefe besessen, so würde er sie

1) Derselbe Codex enthält auch ein Inventarium librornm IMinervae, welches zwei Werke des Turrecremat.'i (De conc-eptione B. V. und Super tractatum de poenitentia), aber keine Eonifatiushandschrift erwähnt. Es schliesst mit den Versen:

Si vis Romanae libros novisse Minervae Hoc viso Icctoque indice doctus eris.

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 377

ohne Zweifel den Correctoren zur Disposition gestellt oder doch wenigstens in seiner Schrift über die Eraendation Gratians erwähnt haben. Da nun keines von beiden der Fall ist, müssen wir annehmen, dass die Handschrift der Bonifatiusbriefe, welche in dem Vatic. Bücherverzeichnis des Augustinus und von Baro- nius erwähnt wird, auf dem Cod. S. M. beruht habe. Nun kannte Augustinus aber auch, wie S. 367 bemerkt wurde, den aus dem Cod. S. M. abgeschriebenen Codex des Thomasius. Es wäre also möglich, dass Augustinus die Briefe nicht aus dem rümischen Original, sondern aus der Abschrift des Tho- masius entnahm. Zur Entscheidung dieser Frage istVallic. N. 21 heranzuziehen. Dieser (Raccolta di Scritture Spettante alle cose della Germania) enthält an erster Stelle: 'Plne dell' Imperio Orientale et Institutione dell' Occidentale 1' anno 800'. Hieran schliessen sich Capitularien aus den Jahren 843, 844 und andere chronologisch geordnete Dokumente. An 38. Stelle steht: 'Sommario della Lega sacra fra Cesare et la Polonia, 31. marzo 1683'. Unmittelbar hierauf folgt die Bonifatiusbrief- sammlung. Die Blätter, welche dieselbe enthalten, sind beson- ders geheftet und haben ein kleineres Format, sind also nur zufällig mit den übrigen Dokumenten verbunden und gehören ihrer Schrift nach dem 16. Jahrh. an. Der Codex ist durch- gehends paginiert. Bl. 153 oben links bemerkt eine zweite Hand: ^S. Bonifacii Archiepiscopi Moguntini de quo tom. 9. Annal. p. 11 etc.', oben rechts steht eine frühere Signatur C*. In der Mitte des Blattes ist von einer dritten Hand folgender Titel geschrieben: ^S. Bonifacii Archiepiscopi Moguntini, qui antea Vinfridus seu Uuinfridus uocabatur epistolae ad alios et ahorum ad ipsum'. BL 1.54—160 enthält ep. 50, welche nicht numeriert ist. Alle übrigen Stücke, mit Ausnahme des Liftin., sind fortlaufend beziffert. Es sind dies folgende:

VIH. [50]. 83. 69. 78. 53. 54. 106. 107. 11. 24. [47 (Lift.)]. 9. 86. 55. 56. 15. 61. 62. 60. 29. 74. 72. 73. 30. 87. 64. 102. 59. 88. 10. 31. 91. 34. 32. 92. 96. 93. 16. 23. 94. 14. 103. 101. 57. 15. 71 100. 84. 85. 99. 13. 70. [24].

Ep. 107 (lam tempore) schliesst sich unmittelbar an ep. 106 an, die am Sehluss von ep. 9 stehenden Verse fehlen, ep. 15 endet mit den Worten . . . 'promptus queas. Ut supra require retro et ibi invenies ea quae sequuntur', n. 48 = ep. 70. Fol. 223 lautet der Text (bei Jaffe p. 205) 'fraternitati fieri. Et episcopos nostrae relicitionis adiiu'ationis s'' Petri admoneamus. Praeterea non taceo caritati vestrae' u. s. w. fJafi"<^ p, 208). Zu Petri ist links am Rande von zweiter Haad bemerkt: 'Pauli', rechts: 'deest fol. .1. vide infra sub hoc signo * et repone hie', eine dritte Hand fügte bei: 'pag. 225'. Am Schluss von ep. 70 Steht: 'Finis Deo m^*^ Virg. laus'. Die Rückseite des Blattes, auf welchem ep. 70 endigt, ist leer gelassen, auf dem folgenden fnl. 225 steht oben 'haec sunt reponenda supi'a' [von zweiter Handj: 'Vide

25*

378 Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius.

supra pag. 223'. [von dritter Hand]: 'Adiuratione s. Pauli Apo- stoli admoneainus' u. s. w. bis 'Praetcrea non taceo charitati vestrae', am Rande ist bemerkt: 'et ssq. ut in alio folio'. Auf fol. 227, das von anderem Papier ist und eine neue Schrift zeigt, steht oben : 'Pertinet ad s. Bonifacium, de quo supra in hoc volumine'. Es enthält ep. 24, vielleicht die von Duceus an Baronius gesandte Copie; im Folgenden sehe ich von diesem Duplicat ab.

Die Numerierung der 48 vom Codexschreiber mit Ziffern versehenen Briefe stimmt mit den von Baronius gemachten Zahlenangaben (vgl. Tabelle l) vollständig überein, indem ep. 69 an die 23, ep. 59 an die 25. Stelle zu stehen kommt. Die Verwechslung der Zahlen 23 und 25 ist leicht erkläi-lich. Für epp. 47. 48. 50. 105 giebt Baronius keine Ziffern an, beruft sich aber bei den drei ersteren auf handschriftliche Quellen, während 105 ohne Quellenangabe mitgetheilt wird. Im Cod. X. fehlen nun epp. 48 und 105, während epp. 47 und 50 nicht numeriert sind. Die von Baronius angegebene Reihenfolge der Briefe (Tabelle I) passt nun nicht auf den Cod. S. M. (Tabelle VII), sie muss sich also, da er nur von zwei Manu- scripten redet, auf den Codex des Augustinus beziehen, folg- lich ist dieser entweder identisch mit Vallic. N. 21 oder das Original, aus welchem letzterer abgeschrieben wurde.

Vergleicht man nun Vallic. X. 21 mit dem Inhalt des Cod. S. M. (Tabelle VIT), so ergiebt sich, dass Augustinus in seiner Abschrift ep. 27. 52. 63. 66. 79. 81. S2. 49. 48. 105 aushess. Für die Auslassung von ep. 105 findet sich kein sichtlicher Grund. Sie scheint nicht beabsichtigt zu sein. Die der übrigen aber war offenbar dadurch veranlasst, dass sie bereits aus der ConciUensammlung imd aus der Othlonischen Biographie bekannt waren. Hiermit stimmt überein, dass in dem Vaticanischen Bücherverzeichnis des Augustinus dessen Bonifatiusbriefsammlung unter der Rubrik noch nicht edier- ter Papstbriefc angeführt wird und Baronius seine Zahlen- angaben ausdrücklich auf noch nicht gedruckte Briefe bezieht.

Sämmtliche Briefe des Cod. N, sind im Cod. C. enthalten und zwar genau in derselben Reihenfolge, nur stellt Cod. N. ep. .50 vor ep. 83, wie sie auch im Cod. S. M. stand. Diese Stellung von ep. 50 im Cod. X. zeigt mithin an, dass letzterer bezw. der Codex Augustinus, nicht aus Cod. C., bezw. dem Codex des Thomasius, sondern aus Cod. S. M. abgeschrieben ist.

Das Resultat der vorstehenden Untersuchungen ist also, dass der von den Correctoren und von Baronius benutzte Codex des Turrecremata, bezw. Cod. S. M., sowie der des Antonius Augustinus, bezw. Vallic. N. 21, der des Thomasius, bezw. Vallic. C. 15, der des Aquino, bezw. Vatic. 4898 und Paris.

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 379

3539 A ebenso wie das von Gretser gefundene und von Sera- rius edierte, gegenwärtig in München aufbewahrte Ingolstädter Manuscript Epigonen des dem 9. Jahrb. angehörigen dereinst Mainzer, jetzt Münchener Codex sind, also nur eine Hand- scbriftenfamilie repräsentieren.

In umfassender Weise wurden die Bonifatiusbriefe ver- werthet in den Magdeburger Centurien. Matthias Flacius Illjricus benutzte nach dem Zeugnis des Serarius einen Ful- daer Codex der Briefe, welcher später in Helmstedt aufbewahrt wurde. Von Eisenach aus beschloss Flacius i. J. 1556 die nahe Bibliothek zu Fulda zu besuchen, und i. J. 1561 schrieb er an Nikolaus Gallus, dass er zum Nutzen der Kirchengeschichte den Mönchen zu Fulda einige bisher nicht herausgegebene Codices abgerungen habe. (Vgl. Preger, Flacius Illyricus und seine Zeit II, 422). Wohin der Fulda- Helmstedter Codex gekommen, ist nicht bekannt und da in den Centurien ebenso wie im Catalogus testium veritatis die veröffentlichten Quellenmaterialien ohne Angabe des Fund- ortes und meist nur auszugsweise mitgetheilt sind, lässt sich aus denselben auf die Beschaffenheit der Handschrift kein Schluss ziehen. Möglicher Weise ist der im Archiv f. ä. d. G.VIII, 223 erwähnte Wolfenbütteler Codex ('Codices Augustei', S. Boni- facii et aliorum ad eundem litterae saec. XVI) eine Copie aus der Handschrift des Flacius. Wenigstens gingen aus dem Nachlass des Letzteren 165 Manuscripte durch Kauf in die Wolfenbüttler Bibliothek über. (Serapeum, Zeitschr. f. Bibl.- Wiss. 1843, S. 86. Vgl. Schulte, Beiträge zur Entstehungs- geschichte der Magdeburger Centurien 1877, S. 86.)

Zum Schluss verweise ich noch auf eine weitere Spiir verlorener Bonifatiushandschriften. Sie findet sich bei Spelman, welcher epp. 59 und 70 in den ersten Band seiner Conc. orbis Brittan. aufnahm. Er fand sie in einem Codex, welcher auch das Conc. Cloveshoviense (Hahn S. 78) enthielt Das Exemplar für letzteres nennt Spelman (S. 255) : 'Vetustum sane et Saxo- nicis interstiuctum characteribus, stilo autem saepe male sano et perplexo, qui etiam (ut mendosam taceam scriptionem) nee in sententiis distinguendis nee in puuctis maioribusve litteris disponendis ullam tenuit legem'. 'Idem', fährt er fort, 'intelli- gendum est de epistola Bonifacii ad Cudbertum data (= ep. 70) lectorique notum cupio, ut quae male nos distinximus suo reddat ai-bitratui'. Betreffs epp. 59 und 70 bemerkt er : 'Fateor has utrasque in manuscripto codice locum (uti crebro solet) post concilium (nämlich Clovesh.) tenuisse. Cum tamen eas tempore atque ordine praecessisse adverteremus, nos historicae consulentes rationi Baroniique ducti auctoritate primores eas eonstituimus'. Ferner scheint in jenem Codex ep. 70 vor ep. 59 gestanden zu haben. Spelman bemerkt nämlich: 'Scripsit et

380 Verlorene Handschriften der Briefe des bl. Bonifatius.

idem Bonifacius . . . epistolam ad Aethelbaldum (= ep. 50) . . . Hanc epistolam quod tempore videtur prior, primo dabimus, deinde suam aliam ad Cuthbertum (= ep. 70)' (S. 231). Am Rande von ep. 59 giebt Spehiian die Abweichungen des Baro- nius'schen Textes von den Lesarten seines Codex an. So liest letzterer mit den Jaffe'schen Handschriften: ^et Winedi quod est'. Der Passus : 'Carolus quoque .... consumptus est' ( Jaffe p. 175*) entnahm er laut der Randbemerkung: 'Haec adiecimus ex Baronio' (S. 235) aus den Annalen. Sein Codex entbehrte also derselben. Nach den Worten: 'animae suae detrimentum patiatur' (Jaffe p. 17G) folgt bei Spelman (S. 236) der Schluss des Briefes in der bei Baronius und Wilhelm von Malmesbury (Gesta regum Anglorum, ed. Hardy, tom. I, 112 115, vgl. Jaffe p. 168 not. e, und p. 176*) gegebenen Form: 'quapropter fili . . . . proficere optamus', ohne eine Randbemerkung, so dass es den Anschein gewinnt, als ob der Spelman'sche Codex mit der Recension des Textes bei Baronius übereingestimmt habe. Dass der Brief (vgl. über denselben J. Heinsch, Die Reiche der Angelsachsen z. Z. Karl d. Gr., Breslau, S. 7 ff.) in den auf der Münchener und Vaticanischen (1340) Handschrift basierenden Codices unvollständig ist, bedarf keines Beweises. Der Schluss bei Spelman und Baronius erscheint ebenso pas- send, wie der im Carlsr., höchstens schliesst sich im letzteren der Satz : 'Nihil enim . . . aeternam' besser an das Voran- gehende an.

Der Spelman'sche Text von ep. 70 ist aus den Noten bei Jaffe ersichtlich. Die in dem englischen Codex noch vorhan- denen angelsächsischen Charaktere hat Spelman am Rande angemerkt. Der Schluss des Briefes, welcher in den Jaffe'schen Handschriften fehlt, findet sich nur noch in dem Giles'schen Codex (Anecdota Bedae Lanfranci et aliorum p. 7 17. Vgl. Jaffe p. 200 not. a, und p. 209 not. o), welcher aber, wie die Noten bei Jaffe zeigen, mehrfach von den Spelman'schen Les- arten abwich.

Speimann benutzte ein Manuscriptum Saxonicum Petribur- gense (S. 163 u. a.) ; er hatte einen Cod. bibL Regiae (S. 188); unter den von ihm für das Concil v. J. 694 verwendeten Manu- scripten ist ebenfalls eines 'Saxonicis nonnunquam interstinctum literis' (S. 191) ; die ebenfalls angelsächsische Einschiebsel ent- haltende Handschrift für das Clyffer Concil v. J. 824 war ein Cod. Wigornensis ecclesi.nc. Aus diesen Angaben lassen sich jedoch keine Schlüsse auf den die Bonifa tiusbriefe enthaltenden Codex ziehen.

Nachtrag-.

Ueber den Cod. Pommersfold. 2875 (saec. XVI) vergl. Archiv IX, 537 und Hahn (Forsch. S. 100), über den Viennensis Hahn (a. a. 0.). Ep, 53 steht im Vatic. Talat. 583 f. 53 und im Guelferb. 83. 21, Ms. Aug. fol.

Verlorene Handschriften der Briefe des hl. Bonifatius. 381

(Vgl. Jaffe 338 not. e und 342 not. 1). Ueber jüngere Hss. von ep. 82 s. Harttung, Dip.-histor. Forsch. S. 359. Vgl. Labbe, Act. Conc. VI, 1438, Not. Sirmondi zum Juramentum Bonifacii : 'Ita in Codice Rhsmensi et in Pithoeano'. Im Archiv VIII, 774 wird unter den Handschriften der König]. Bibliothek zu Madrid ein Cod. B 12 erwähnt, welcher Gregorii II. epistolae enthält. Das ist jedoch nur ein Druckfeliler für Greg. I, s. N. A. Vi, 289, Bei einer neuen Edition der Bonifatiusbriefe wäre auch aufzunehmen die von Othlon mitgetheilte Coufirmationsurkunde für Fulda (Jaffe p. 500, Drouke, Cod. dipl. Fuld. Nr. 5), sowie die Urkunde (cartula) des hl. Boni- fatius über die Grenzen des Kloster Fulda, mag beider Authenticität auch in Zweifel gezogen werden. Ebenso verdient Aufnahme die Bestäti- gungsurkunde Pippins für die Martinskirche in Utrecht (Will, Regesten n. 94, und der Decretalbrief des Papstes Zacharias an Pippin (Jaffe IV, 3). Ueber einen anderen Brief dieses Papstes s. N. Archiv IV, 172. Betreffs in jüngerer Zeit aufgefundener Bonifatiusfragmeute vgl. meinen Aufsatz im Mainzer 'Katholik' (Juli 1881): 'Des hl. Bonifatius Werk de unitate fidei'.

XIV.

Miscellen.

Ueber die sogenannte Abbreviatio gestorum regum Franciae.

Von G. Waitz.

Die unter dem oben angegebenen Titel in ziemlich zahl- reichen Handschriften i) vorkommende Geschichte der Franken und späteren Französischen Könige, die bis zum J. 1137 geht, ist eine Ueberarbeitung und Fortsetzung der kürzeren und nur bis zum J. 1108 sich erstreckenden, die ich unter dem Titel 'Historia regum Francorum monasterii Sancti Dionysii' her- ausgegeben habe (SS. IX, S. 305 406), weil sie in dieser Gestalt ungedruckt war, ohne bei einem an und für sich nicht eben werthvollen und für Deutsche Geschichte nur geringeres Interesse darbietenden Werke die wenigstens theilweise aus Bouquets Ausgabe bekannten Erweiterungen der späteren Recension anzugeben; nur bei dem letzten selbständigen Theil schien mir das von Belang, und durfte ich mich da mit dem Text von Band XII der Scriptores rerum Gallicarum et Franci- carum genügen lassen. Diese Ausgabe ist später in einer ver- dienstlichen Abhandlung (Lair, Memoires sur deux croniques Latines composees au XII siecle a l'abbaye de St. Denis, Bibhotheque de l'ecole des chartes XXXV, 1874, S. 543 ff.) der Gegenstand von allei'lei Ausstellungen geworden, auf die ich bisher unterlassen durfte zu antworten, da sie meist wenig zur Sache gehörten. Die Frage aber, welche allerdings eine gewisse Bedeutung hat, ob jenes Werk nicht um die Zeit, wo es endet, sondern wenigstens ein halbes Jahrhundert später, wie Hr. Lair meint (zwischen 1185 1214), abgefasst sei, glaubte ich um so mehr zunächst den Landsleuten des Verfassers überlassen zu sollen, da unsere bescheidenen Versuche, Lücken in der Kritik der Französischen Geschichtsquellen auszufüllen, den Verf. offenbar - unangenehm berührt haben 2), Jetzt, wo der

1) SS. IX, S.343; Delisle, Melanges S. 170 N. Dazu kommt Vatic. Christ. 946, Berger, Notice S, 26, 2) S. 545 : 'nous nous felicitons de

ce que l'eruclition germanique n'a pas pousse plus loiu son invasion sur un territoire qui est notre et que nous devons toujours, soit de'fendre, seit recouquerir'.

386 lieber die sog. Abbreviatio gestorum regum Franciae.

gründlichste Kenner derselben, Delisle, wenigstens Zweifel gegen die Richtigkeit jener Annahme geäussert hat (Melanges paleographiques et bibliographiques S. 190), wird es wohl auch mir gestattet sein, auf die Sache zurückzukommen, zumal jene Handschrift des 12. Jahrhunderts, auf welche Delisle wieder aufmerksam gemacht, Leiden Lat. 20, mir, zunächst für andere Zwecke, vorgelegen hat. Nachdem diese als ein Codex er- kannt ist, der dem Robert von Torigny angehört und mit eigenhändigen Zusätzen von ihm versehen worden ist, kann von jener Zeitbestimmung nicht mehr die Rede sein; die Gründe, welche Hr. Lair vorgebracht hat, um einen so späten Verfasser wahrscheinlich zu machen, erledigen sich leicht in anderer Weise.

Worauf es hier ankommt ist zunächst etwas eingehender zu zeigen, als es bisher geschehen ist, wie die beiden uns er- haltenen Recensionen sich zu einander verhalten, oder, um es gleich bestimmter zu sagen, wie es mit den 'additionibus quibusdam' steht, auf die ich schon in der Vorrede zur Aus- gabe (S. 343) aufmerksam gemacht habe. In der That ist der Text von 1137 eine stark vermehrte Ueberarbeitung des älteren von 1108.

Ich nehme zunächst einige Beispiele aus dem Theil, der nicht von Bouquet herausgegeben ist. Gleich zu Anfang nach der aus der Historia epitomata entlehnten Angabe über den Ursprung des Namens Franken (S. 395, Z. 32 nach 'appellati') fahrt der erweiterte Text fort (ich will ihn B nennen): 'Alii sie dicunt: Cum Valentiniauus Imperator Alanos rebeUantes aggressus adeo contrivisset, ut Meothidas paludes eos expetere compelleret ex Sichambria egressi plurima Germanorum oppida secus ripas fluminis Rheni pervaserunt. Quorum numerus cum primo suo adventu in Sichambriam vix ad 12000 fuisset, in tantam coaluerunt gentem, ut essent omnibus formi- dini et terrori. Unde, sicut dictum est, pretio suo sanguinis tributo soluti, nullum vectigal ulterius solvere voluerunt, nee fuit quisquam qui eos jure belli posset redigere sub jugo tri- buti': die bekannte Erzählung, die auf die Gesta regum Fran- corum zurückgeht. Vielleicht könnte man hier annehmen, dass der gedruckte Text (A) eine Abkürzung sei, das vorhergehende 'ut quibusdam placet' so deuten, dass noch eine andere Erklä- rung nachfolgen solle. Unmöglich ist das aber an einer ande- ren Stelle. C. 6, S. 307, Z. 7 nach 'Guntramus rex obiit' fährt B fort : 'anno regni sui 20, et Childebertus nepos ejus regnum ipsius eo concedente adeptus est. Qui cum Septem annis regnasset in Austria et 4 in Burgundia, decessit, duos iilioß relinquens heredes. Quorum Thcodebertus regebat Austriam et Theodericus regnum Guntranni cum Brunichilde avia eorum', nach Fredegar c. 16. Und weiter über die Westgothischen

Ueber die sog. Abbreviatio gestorum regum Franciae. 387

Könige. Dafür fehlt der Satz: 'Postea vero Childebertus anno etatis sue 25'. Das Folgende aber: 'His diebus Bruni- childis regina cum nepotibus suis adhiic puerulis Theodeberto et Theoderico regebat Gallias; qui postea regnum Francorum inter se diviserunt', was kürzer und ungenauer das enthält was jener Zusatz ausführt, ist beibehalten. Aehnlich verhält es sich c. 21, wo von Karl dem Kahlen die Rede ist. In einer längeren nach S. 401, Z. 33 eingeschalteten Stelle (Bouq. VII, S. 255) heisst es: 'Qui Karolus Eomam apparatu magno pro- ficiscens, favore plebis totius imperator et augustus Roraani imperii appellatur'. In dem ursprünglichen Text, den B bei- behalten, folgt später: 'Qui post gloriosara regni amministra- tionem ad sublimium apostolorum limina pergens' etc.

Solchen Einschaltungen, die hie und da auch den Charakter einer Veränderung der Erzählung annehmen z. B. c. 20, wo die Erhebung der 'tres fiHi' Ludwig d. Fr. in B auf Lothar allein bezogen wird entsprechen auch kleinere Abweichun- gen. C. 11 gegen Ende heist es von Dagobert statt: 'ordinem psallentium . . . instituerat' : 'duos ordines ps.'; statt 'Clodo- veus' wird c. 13 stets 'Ludovicus' geschrieben; statt 'missi' wiederholt (c. 11. 16) 'nuncii'; der Hausmeier Karl erhält c. 14 den Beinamen 'Martellus'. In einem Zusatz zur Geschichte Karl d. Gr., der Einhards Vita stark excerpiert, finden sich ein paar auffallende Entstellungen oder doch Veränderungen: 'Narbonenses (ohne Zweifel statt 'Navarros') subjugavit et Bajoarios, Sclavis bellum intulit, quibus Dani et Sueves erant federati; sed hos omnes subjugavit, necnon et Hunos, totam etiam Frigiam (ohne Zweifel für: 'Frisiam') atque Brittanniam suo dominatui subdidit'.

Diesem allem_, was deutlich genug den späteren Ursprung kundgiebt, steht gegenüber das Fehlen der fabelhaften Geschichte von Albuinus dux Francorum und Naimo dux Wasconum. Hr. Lair (S. 572 N.) ist zweifelhaft, ob es für eine Interpolation von A oder Weglassung von B zu halten ist, neigt aber selbst der letzten Ansicht zu. Und wie die beiden Texte sich über- haupt zu einander verhalten, kann man nichts anderes anneh- men. Diese Geschichte überschritt bedeutend das im allge- meinen bei der Darstellung innegehaltene Mass; der spätere Bearbeiter ersetzte es durch einige mehr historische, wenn auch, wie wir sahen, nicht zuverlässige Daten zur Geschichte Karls.

Dies Verhältnis der beiden Texte hindert übrigens nicht, dass im einzelnen der Leidener Codex von B manche bessere Lesarten bringt, als die beiden von mir benutzten jüngeren Handschriften von A. So ist mit Leid. c. 27 am Ende zu schrei- ben: 'corda principum Francorum'; vorher (S. 403, Z. 19): 'ante portam civitatis', beides nach Vergleichung mit der Quelle, dem Cont. Aimoini, richtig, während andere Abweichungen hier

388 Ueber die sog. Abbreviatio gestorum regum Franciae.

keine Bestätigung erhalten (z. B. Z. 14: 'reversus est propere in patriam suam').

Dass der Verfassser von B wie der von A im Kloster St. Denis lebte, ist nicht zu bezweifeln. Darauf weisen, wie die schon angeführte Aenderung bei der Anordnung Dagoberts, auch die kleine Abweichung des Ausdrucks c. 11 hin, wo zweimal statt 'Dyonisii Rustici et Eleuterii' geschrieben wird: *D. sociorumque ejus', wovon ich den Grund nicht weiss, wozu aber gewiss nur ein Angehöriger des Klosters Anlass hatte. Dafür spricht auch der Zusatz über das Begräbnis des jungen Hugo im Kloster St. Denis (S. 404 n. 9), wie denn dasselbe in der kurzen Fortsetzung vom König Ludwig VI. und seinem Sohn Philipp hervorgehoben wird.

Man könnte die Frage aufwerfen, ob nicht derselbe Autor sein Werk später fortgesetzt und erweitert, beziehungsweise abgeändert habe. Mir scheint es nach der Art der Abwei- chungen nicht wahrscheinlich, ohne dass ich geradezu das Gegentheil behaupten möchte.

Mit dem Ursprung in St. Denis der übrigens so auf der Hand liegt, dass es darüber kaum eines Worts bedurfte ') ist nun Hr. Lair ganz in Uebereinstimmung, meint aber zeigen zu können, dass erst ein Autor aus dem Ende des 12. Jahr- hunderts, dem er ein anderes grösseres Werk vindiciert, auch diese kürzere Fassung der Fränkischen Geschichte entworfen habe, wobei er zwischen den beiden Recensionen nicht weiter unterscheidet. Sein Grund ist der, dass in einer Handschrift jener späteren Zeit, die gewissermassen den Entwurf und zum Theil das Material für die grössere Compilation enthält (Paris 12710; früher S. Germ. 1085; vgl. über dieselbe Arch. XI, S. 297) einige Randbemerkungen vorkommen, die sich mit diesem Werk berühren. In einer derselben (f. G6) lieisst es: 'Nam^) multis transactis diebus a ducibus Dagoberti jussu ejusdem regis apud Ablatona interfectus est', und gerade so in der Hist. c. 9, während in der Quelle, den Gesta Dagoberti, in längerer Erzählung steht 'ab Latona Caballonum accelerare properat', also dort ein evidentes I^Iisverständnis vorliegt. Es ist aber

1) Wenn Hr. Lair von mir sagt: 'Quelque savant franc^ais l'avait bien soup9onne avant lui. II l'a su et n'en a rien dit, donnaut sa con- jecture comme toute neuve', so ist das eine Behauptung', zu der ihn in der Tliat nur eine eigentliümliche Art von Patriotismus bewogen haben kann. Ich habe weder von einer neuen, noch überliaupt einer Conjcctur gesprochen, sondern einfa&h die Thatsache hingestellt; was aber die Note des 'savant framjais' aus dem 16. Jalnh. betrifft, der im Codex 14663 dieselbe Bemerkung gemacht, so konnte Hr. Lair aus meiner Vorrede (S, 343 349) und Archiv XI entnehmen, dass ich diese Handschrift (St. Victor 419) nicht benutzt, also auch jene Note nicht gesehen habe. 2) So, nicht wie Hr. Lair drucken lässt: 'Brunulfus apud Ablatona' etc.

Ueber die sog. Abbreviatio gestorum regum Franeiae. 389

in keiner Weise abzusehen, warum der Schreiber des Codex 12710 diesen Fehler zuerst begangen haben soll und nicht der Autor der Historia, oder viehnehr, warum beide identisch sein müssen, da es doch wahrlich einfach genug war, dass jener die Worte aus dieser herübernahm. Ganz ebenso verhält es sich mit den Worten: 'atque pro hoc solo maxime est eter- naliter damj^natus' von Karl Marteli. Sie bilden in der Historia den Uebergang von dem Excerpt des Libelhis de majoribus domus (dem auch die Worte: 'Hie res ecclesiarum laicis tra- didit propter assiduitatem bellorum' angehören, die mit Unrecht S, 399 gespeiTt gedruckt worden sind ') zu dem der Epistola syn. Carisiac, und sind so ganz im rechten Zusammenhang. Der Schreiber von 12710 fand sie hier und übertrug sie an den Rand seines Codex zur Ergänzung dessen was er aus dem Libellus genommen. Und dass es entlehnt, wird noch besonders dadurch erwiesen, dass nach 'dampnatus' in der Handschrift f. 6' noch 'etc.' steht, was Hr. Lair fortgelassen.

Diese Stelle scheint selbst geeignet, um zu zeigen, welche Redaction der Schreiber von 12710 vor sich hatte. Denn im Leidener Codex von B heisst es statt dessen: 'atque propter hoc maxime eternaliter dampnatus est'. (Vielleicht darf man auch erwähnen, dass hier in der vorher angeführten Stelle steht: 'ajjud Ablatonam').

Für dieselbe Annahme könnte man anführen, dass das Werk, um das es sich handelt, auch nicht über das J. 1108 hinausgeht. Doch kommt dafür zunächst in Betracht, dass es nur die Erweiterung einer anderen bis zu diesem Jahr geführ- ten Geschichte der Franken ist, die ich glaube dem Hugo von Fleuri beilegen zu sollen (a. a. O. S. 342) und die Hr. Lair zu wenig als selbständiges Buch beachtet hat. Der von ihm eingehend untersuchte und in seiner Bedeutung gewürdigte

1) Sie finden sich auch in Hugos Hist. eccl., wo ich sie auch habe gesperrt drucken lassen, und keineswegs, wie Hr. Lair S. 574 sagt, fälsch- lich auf Ado verwiesen, da die Raiidnote sich deutlich genug auf das Folgende bezieht. Ebensowenig glücklich ist er, wenn er die gross- gedruckte Stelle c, 31, S. 366, auf Jordanis oder Freculf, der diesen aus- schreibt, zurückführen will, und nur eine Verwechselung des Gothenkönigs Theodorich und des Burgunders Sigismund annimmt. Diese erklärt wenig. Jordanis weiss nichts davon, dass die Frau Sigismunds geboren war 'ex sorore Theoderici filii Clodovei' ; er lässt die Schwester Theodorichs nicht den Vandalenkönig Hunirich, sondern Transemund heirathen; er erwähnt nichts von der Ehe einer dritten Tochter sei es Theodorichs oder Sigismunds mit einem König der Alemannen Huctricus. Gemeint ist hier ohne Zweifel der Hugdieterich der Sage, d. h. der Franke Theuderich, der wirklich eine Tochter Sigismunds heirathete. Die Stelle hat also noch mehr Bedeutung, als ich annahm. Hr. Lair aber hätte gut gethan, in seinen Behauptungen etwas vorsichtiger zu sein. Es heisst bei uns : Blinder Eifer schadet.

390 Ueber die sog. Abbreviatio gestorum regura Franciae.

Codex^ 12710 giebt eben nach diesem Text das Schema zu der erweiterten Bearbeitung i) , für welche er die Historia excerpierte.

Denn, was weiter angeführt wird, um jenem Autor auch diese zuzuschreiben, ergiebt ebenfalls nur, dass er sie benutzt, um zu anderen Stücken seiner Compilation Zusätze oder Aende- rungen zu machen, den Zusammenhang unter den verschiedenen Excerpten herzustellen. Ihm unser von seiner Arbeit ganz verschiedenes Werk beizulegen, ist auch nicht der mindeste Grund vorhanden. Die Quellen sind nur theilweise dieselben; weder Ado noch Hugo von Fleuri oder die Historia Senonensis oder gar Turpin sind in der kurzen Historia benutzt.

Es fehlt auch an jedem Anhalt, das Werk oder die beiden Recensionen des Werkes in eine andere Zeit zu setzen, als auf die der Schluss hindeutet. Es ist nichts in dem Text der Historia enthalten, was nicht am Anfang des 12. Jahrhunderts geschrieben sein könnte. Für das Vorhandensein der erwei- terten Recension ( 1137) um die Mitte desselben giebt der Leidener Codex genügendes Zeugnis; und wenigstens nach dem Tode Ludwig VII. ist dies sicher nicht geschrieben.

1) Von dieser weist Hr. Lair ausser den beiden von mir (S. 341) angeführten Handschriften in Brüssel und Rom eine dritte in Paris nach 11793 (St. Germ. 77), von der ich übrigens nirgends gesagt, dass ich sie 'avec un soin particulier' benutzt; ich will mich lieber anklagen, dass ich es überhaupt nicht gethan.

Liber annalis seu chronicorum anonymi autoris,

(Eusebii Caesariensis Cat.) ab initio mundi usque

ad med. saec. XIV.

Von Dr. VVidinann in Wiesbaden.

Karl Herr manu bespricht in seinem Werke 'Bibliotheca Erfurtina' (Erfurt. 1863), S. 59flF. ein nicht unwichtiges Chroni- con Thuringiae, welches sich in einer Papierhandschrift aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts in der kaiserliclien Hof- und Staatsbibliothek zu Wien unter Nr. 3375 befindet. Lam- becius wollte es in seinen Commentationes herausgeben; von Gudenus hat es für seine Historia Erfurtensis, wie er selbst angiebt, fleissig benutzt. Im 'Archiv' X, S. 470 sind von Prof. Wattenbach Anfang und Schluss der einzelnen Abschnitte gegeben, und Geh. Archivar Hesse hat in der Zeitschr. für Thüring. Gesch. Bd. IV, S. 433 ff. einige Stellen der Chronik mitgetheilt. Die Handschrift ist nur ein Fragment und zwar die schlechte Copie eines von Herrmann als wahrscheinlich verloren bezeichneten Originals.

Es gereicht uns zur Freude, mittheilen zu |vönnen, dass w^ir ein vollständiges Exemplar dieser Chronik entdeckt haben in einer Papierhandschrift der Königl. Landesbibliothek zu Wiesbaden. Dieselbe ist verzeichnet als 'Liber annalis s. chronicorum anonymi autoris, (Eusebii Caesariensis, Cat.) ab initio mundi usque ad med. saec. XIV.' Nr. 53. (S. 'Die Hand- schriften der Königl. Landesbibliothek in AViesbaden , ver- zeichnet von Dr. A. v. d. Linde, Bibliothekar'. Wiesb. Rodrian. 1877. S. 123.) Sie besteht aus 81 Blättern in gr. und ist von mehreren Händen des 15. Jahrh. schön geschrieben. Der Anfang lautet: 'Cronicam Eusebij Cesariensis hie in isto libro conscriptam atque eiusdem historie ecclesiastice libros auctenti- cos affirmant omnes ecclesie doctores atque sacrosancta Romana ecclesia consentit in eosdem, quamvis narrationis sue primo libro tepuerit et post in laudibus Origenis atque excusacione scismatici unum conscripsit librum, propter rerum tamen sin-

Neues Archiv etc. YII. Jb

392 Liber annalis seu chronicorum anonymi autoris etc.

gularem noticiam qua ad instructionem pertinet non usque quam (1. quaque) ecclesia catholica refutat dicta sua'. Dann folgt ein Prologus von löVa Zeilen: 'Cum pia intencione pertractarem in corde meo in celesti gloria. Amen'. In Roth stehen dahinter die Worte: 'Anno domini M^CCCXLV. hunc 1 i b r u m i n c e p i'. Sämmtliche Ueberschriften und die Anfänge der Abschnitte und Unterabtheilungen sind rubriciert. Nach dem Prolog folgt die Descriptio der sieben Weltwunder, schliessend 'Preter hec auteni multa alia admiranda ad audien- dum patebunt cuiHbet legenti in hoc libro'. Daran schliesst sich ein 'Epycomum Eusebii Cesarien. in consequentia: Moysen gentis hebraice ductorem in quo in eternum deo serviat'. Erst jetzt, fol. 3, steht die eigentliche Ueberschrift : 'Incipit liber qui dicitur Cronicorum sive Annalis'. Nähere Inhalts- angaben sind am Rande vermerkt. Grössere Abschnitte sind durch folgende Ueberschriften bezeichnet: fol. 48 b. De mira- bilibus rebus quas vidit Allexander; fol. 53. Divisio monarchie. 67 b. De nativitate domini nostri Jesu Christi. 68. De origine Francorum. 68 b. Saramunt. 69. De origine Saxonum. 71b. De origine Thuringorum. 72. De ortu Comitum Provincialium in Thuringia etc. Die Chronik beginnt mit den Worten : 'Sex diebus rerum creaturam deus formavit. Primo die condidit lucem, secundo' u. s. w. und schliesst auf fol. 80 oben 'prela- torum meorum. Deo laus etc'. Die zeitlich letzte Nachricht ist fol. 79 die Absetzung Ludwig des Baiern 1327; sie endigt 'quasi hereticum condempnavit'. Danach kommen kurze Notizen zur Kirchengeschiehte Thüringens, speciell Erfurts : 'Anno dm. CCL. incepit monasticus ordo' u. s. w. Auf f. 80 u. 81 linden sich Zusätze von späteren Schreibern: 1) 18 leoninische Verse, den Brand Erfurts von 1472 betreffend, mit demselben Anfting, wie die 29 Verse in Konrad StoUe's Chronik ed. Hesse S. 56.

2) Extravagantia , Nachrichten zur Verwandtschaft des landgräflichen Hauses Hessen, Nassau -Dillenburgs und Katzen- ellenbogens: 'Circa ä. d. MCCCCL. lantgravius ludovicus hassie accersitus ad imperium romanorum abnegavit'; endigt mit dem Bericht vom jähen Tod des Landgrafen Wilhelm III. 1500 und dem Uebergang seiner Herrschaft an seinen Vetter, 'nepoti quem non dilexit'.

3) Epistola de captione monachi una cum complicibus suis.

4) De degradaeione atque interitu monachi in excidium civitatis conspirati.

5) Isti sunt articuli fratris iohanis de wesalia.

6) handel bansen behem van nickelthusen agnomento der jungelinck primo incipit predicare u. s. w.

7) Die Lehren der Hussiten: Eneas Senensis epTis dilö Johanni cardinali si iam contutatum est. (sie!)

8) Die letzten Einträge aus den Jahren 1512 u. 1513 sind

Liber annalis seu chrouicorum anonymi autoris etc. 393

an sich von keinem historischen Werthe ; da sie aber Nach- richten über Ereignisse in der Grafschaft Eynrich enthahen, z. B. von einem schreckhchen Hagelschlag- aus dem J. 1513, lassen sie vermuthen, dass der Schreiber in der Gegend selbst oder der Nachbarschaft weilte. Dazu kommt die Notiz 2, welche auch auf das Vierherrische weist. Die Zeitbestimmung ^ad spacium rosarii' kennzeichnet den Verfasser als einen Geist- lichen. Möglicherweise stammt der Codex aus Arnstein.

Es erübrigt noch der Beweis der Identität des liber annalis mit dem von Herrmann beschriebenen Chronicon. Wenn die Uebereinstimmung der Ueberschriften schon auf eine Verwandt- schaft beider Chroniken deutet, so beweist ein Vergleich der im Archiv X, 470, in der Zeitschr. f. thür. Gesch. 4, 433 f. und von Herrmann a. a. O. mitgetheilten Stellen mit den ent- sprechenden des cod. Wiesbad. zur Evidenz, dass das Chroni- con Thuringie und der uns vorliegende Hber annalis s. chroni- corum ein und dasselbe Werk sind und sich allein dadurch unterscheiden, dass jenes ein voller Fehler steckendes Frag- ment, dieser dagegen, der cod. Wiesbad., ein vollständiges, vortrefflich erhaltenes, im Ganzen, wenn nicht fehlerfreies, so doch besseres Exemplar desselben ist. Das Original kann es nicht sein wegen der Schrift, die dem 15. Jahrh. an- gehört. Zudem findet sich auf f. 28 b. oben über dem Wort 'apparet' eine fast verwischte Note, welche auf das Original hinweist: 'in libro oyparet', insofern von Bedeutung, als daraus wohl ein Schluss auf die schlechte Schrift oder die Fehlerhaftigkeit der Vorlage gezogen werden darf.

Der Anfang des Wiener Fragments 'elatus factus est de pecunia (nicht, wie Herrmann hat, provincia) illa' steht mitten in einem Satze unserer Chronik f. 67, der also lautet : 'Antonius autem qui in Oriente regnabat et Asyam, Pontum et Aflfricam tenebat, Artabanem regem Armenie prodicione et dolo cepit vinctumque argentea cathena ad confessionem thesaurorum regio- rum coegit expugnatoque opido in quo erant thesauri magnam copiam abstulit auri et argenti, qui elatus factus est de pecunia illa et bellum Cesari Octaviano indixit' u. s. w. 'Egiptus habuit'. Auch die übrigen Archiv X verzeichneten Anfänge und Ausgänge der Abschnitte stimmen aufs genaueste. Doch ist die Jahreszahl am Schluss von De nativitate Domini nicht 38, wie im Archiv steht, sondern 28. Der Kürze halber setzen wir die abweichenden Stellen nebeneinander.

Wiener Fragment. | Cod. Wiesbad.

Am Schluss von de orig. { Francorum: Merwico. Merwicus richtig.

Saxones christiani effectil facti sunt

26

394 Liber annalis seu clironicorutn anonymi autoris etc.

Schluss der Chronik: Sufficere jam credimus nee ultra procedere volumus in hoc libro licet raulta addere p o s- semus, sed ne ipsa prolixitate aut multiplicitate in fastidiura legentibus quod absit liber iste utatur. Tanta autem tunc praetermisimus quod liac(!) que scripta sunt pauca respectu eorum quae obmissimus(!)vide- atur. Hoc autem ad dei gloriam solius et legencium u tili tat em protuliuius nequa- quam propria deliberacione et presumpcione sed consilio et assensu pi'elatorum moorura etc.

Herrmann p. 61. Pertz 470. A. D. MCCLXXXH. Catholici minerbiara capiunt et obsident . datur, que opcio ut qui V 0 1 u e r u n t heresim abjurare libere recedant etc. ib.

Eodem tempore almericus here- ticus de territorio carnotensi oriundus constanter affirmat

ferner: A. D. CCL cepit monasticus ordo A. D. MCXLyn georii - A. D. MCCCX moniales extra portam krampfendor resisten- tes transposite sunt extra val- vara i n u b 1 u r a 1 i quibus fratres margravi successerant.

Hesse, Ztsclir. f. thür, Gesch.

4, 433. Anno dni MCLXXX lude- wicus accersito quidera sacerdote

ut vix agnoscerctur Sed modi- cum (fehlen die Worte verba ostendit) renuit s c i 1 i c e t (sinnlos) relictis

Sufficere iam credimus nee ultra procedere volumus in hoc libro licet multa addere p o s- semus (sic!j, sed ne ipsa pro- lixitate aut multiplicitate in fastidium legentibus quod absit liber iste vertatur. Tanta autem tunc pretermisimus quod hec que scripta sunt pauca respectu eorum que obraisimus videantur. Hec autem ad dei gloriam solius et legencium utilitates protulimus nequa- quam propria deliberacione et presumpcione sed consilio et assensu prelatorum meorum: Deo laus etc.

d a t u r q u e 0 p c i 0 ut qui vo 1 u e- rint

Parisius Almaritus hereticus de territorio Tornacensi

in cepit

georgii

monialibus extra portam kranphentore residentibus,trans- posite sunt extra valvam i n p 1 u- r a 1 i quibus fratres m a r i a n i successerun t.

recht MCXC.

quod am

agnoscerctur v e r b a q u e patris filiis retulit signa ostendit, sed modicum renuit sed relictis richtig.

Liber annalis sevi chronicorum anonymi autoris etc. 395-

Anno 1231 Erffordensis pla-

nissime explicuit distingwens

eam in VIII libellos quis ergo

eam plenius legere voluerit hos

octo libellos perlegere curet

Anno 1270 in platea fullo-

num (richtig) horribili

aspectu

1277 frngium magna

habundantia

1280 pro subsidio ipsis

faciendo cum suis n o c tu rn o

ipsum marchionem

ducentis iacentes in Castro comitis sifridi quod dicitur cupen fortuäliter Übe rat US est recessit

S. 435.

Margareta Juxta eins

exempti gladiis interius agitaeione ceperunt ut sie ipsam calefactam sanguinem eius ad cutis super- liciera traherent.

fleubostorais incidentes filia supradicte triditricis (Hesse vermuthete traditurisj.

Die mitgetheilten Stellen beweisen unseres Erachtens zur Genüge, dass das uns vorliegende Exemplar das bessere ist '). Ueber den Verfasser der Chronik hat schon Herrmann Ver- muthungen aufgestellt. Wir wagen es nicht, ein Urtheil abzu- geben, und überlassen dasselbe besseren Kräften. Uns genügt es, den Fund der Fachwissenschaft angezeigt zu haben.

Erffordensis qui pl. explic. distinguens eam in octo libellos. S i Quis

in platea follenum hor- ribili s aspectvt

f rüg um

pro subsidio ipsius fac. cum suis nocturno tempore ipsum

ducentos iacentes in Castro Comitis kSyflfridi quod dicitur Eupen fortunali- t e r 1 i b e r a 1 i t e r recessit

cuius exemptis gladiis interius agitare ceperunt, ut sie, ipsa cale facta, sangui- nem eius

fleubotenis

traditricis recht.

1) Nach einer neuen Mittheilung des Vfs. stammt die Hs. vielleicht nicht aus Arnstein, sondern aus Schoenau im Eiurich. W.

Aus Handschriften.

Von W. Wallenbach.

I.

Aus dem oben, S. 216, erwähnten Münchener Codex habe ich jetzt auch die dort nur angeführten Verse abgeschrieben. Zuerst f. 84 V. die Klage über eine mangelhafte Pi'älatur: Hac prelatura mihi cerno gravamina plura: Est ibi pieps dura, vix quodque jugum subitura, Agricultura gravis atque i) domestica cura, Lapsaque structura vetus et breviter ruitura. Est mea mens pui-a, mulieris ibi quia crura Nee levo nee jura lego : sunt mea mansio rura. Mit etwas, wenn gleich nur wenig, veränderter Schrift folgen Verse, die nicht unmittelbar dazu gehören: Huc breviter sane redeas, o care decane, Et modulando cane nobiscum vespere, mane. Hie residendo mane: non scribitur hoc tibi vane, Te revocant plane chorus, höre cottidiane.

Est oculusque manus prelati quisque decanus, Inrao manus dextra : prior intus et ultimus extra. Sic res dispensa, sie hospes singula pensa, Ne nimis inmensa tua devoret omnia mensa. Sunt etenim plura, quorum nisi sit tibi cura, Fiet mensura brevior tibi sepe futtira. vSi domus in villa tibi sit grandisve pusilla, Fac ne te stilla pluvialis pellat ab illa. Vis in equis, veste, famulis vivas ut honeste? Li her ut a peste sis, convivarc modeste. Neben diesen beiden letzten Versen steht aber am Rande von ganz ähnlicher Hand eine andere Version: Liber ut a peste sis, convivare modeste : Sic in equis, veste, famulis plus stabis honeste.

1) Uebergeschriebeii 'ampl.u'.

Aus Handschriften, 397

Dieser Umstand macht es wahrscheinlich, dass für diese Verse hier ein Autograph vorliegt. Weiter folgen f. 85 v. die akrostichischen Verse an Bischof Emcho von Freising (1283 1311):

De viridi leto tibi patri scribo roseto, Ordine consueto me faveasque peto: Me qui nunc presum clero nee ob id prope te sum In cute si desum, mente tamen prope sum. 5 Non ero mox alibi, si dicar ad extera scribi, Obligo meque tibi, sum tuus hie ut ibi. Emcho patrone fave, sis gaudens liber et a ve,

Mitto tibi suave carmen honoris, ave ! Clari tu generis, non degenerare videris: 10 Hospes honoris eris, semper honesta geris. O quam felici rectore reguntur amici Nostri canonici : laus tibi pontifici. In te sunt flores virtutum, sunt et honores, Egregii mores: hiis decus ac decor es. 15 Princeps es prudens, modo seria dans modo ludens, Impia secludens, qualibet arte studens. Stat bene vestita cum justicia tua vita,

Clara probant merita sie tua, quod sit ita. Omne quod est veri jus^), scis dare, scis misereri: 20 Pacificus fieri vis hodie quot hei'i.

Odis, nee grati sunt, qui desunt pietati:

Fortis, scisque pati, scis memor esse dati. Rector, prelatis datur a te gratia gratis, Imber honestatis magnificusque satis. 25 Si comedis ve bibis, modus est quo vivere quibis, Id nee transibis potibus atque cibis. Nil male precipitas, et verba superflua vitas:

Grata sit hec gravitas, vult tua nobilitas. Est tua persona majori digna Corona : 30 Nectat^) ad hec dona gratia plura bona. Si quis hoc tale decus odit pontificale, Is stet ubique male : tu quoque vive vale !

II.

Herr Prof. Dümmler machte mich in München auf den folgenden merkwürdigen Bettelbrief aufmerksam, welcher im Cod. lat. 4401 (aus Benedictbeuern) auf der Rückseite des ersten Blattes eingetragen, aber stark abgerieben und dadurch an einigen Stellen unlesbar ist. Der Name am Anfang ist sehr zweifelhaft in seiner ersten Silbe; darüber steht von jüngerer Hand BIVIN. Der genannte Abt scheint Ekbert

1) oder 'vis'. 2) Necet Hs.

398 Aus Handschriften.

von Fulda zu sein, 1048 bis 1058, von dem aber eine Pilger- fahrt nach Jerusalem sonst nicht bekannt ist; auch weiss ich die porta Symeonis nicht nachzuweisen.

ERBWIN vocor. Nil possura loqui cum lingua, sed corde. Natus sum de Eingulande. Ego sum exul propter voluntatem sepulchri doraini nostri Jesu Christi, et exivi cum episcopo de mea regione. Tunc maligni homines percusserunt omnes meos milites, nisi unum. Postea veni ad portara Symeonis; illic me sumpsit Hecberdus Fuldensis abbas. Tunc fui cum eo multos dies, valde eger in omnibus menbris meis ; nihil potui manducare vel bibere. Et adeo infirmus fui, ut nemo mihi presentem sponderet vitam. Deinde tradidit me prefatus abbas in fraternitatem congregationis sancti Bonifacii, et hoc

testimonium jussit mihi scribere, ea lege, ut omnes qui

me vider(int) clerici et laici nomine. Non peto

aurum gratiam Dei. Omnes vos rogo qui bonum

opus diligitis, ut detis mihi pacem nostri salvatoris

usque constat voluntatis, premia cap. . . . vitae celestis. Et notum sit, quod non possum manducare nisi post duos aut tres dies.

Hxc xfnk (Huc veni).

III.

Im Cod. lat. Monac. 4570 aus Benedictbeuern, welcher Burchards Decret enthält, ist am Schluss (f. 244v.) von einer Hand des 12. Jahrh. folgendes Schreiben Lucius III. vom 2. Sept. 11 82 nachgetragen, mit derUeberschrift'DecretalisLucii'.

Lucius (episcopus) servus servorum (Dei) dilectis fihis .C. preposito et capitulo Curiensis ecclesie Salutem et apostoli- cam benedictionem.

Veniens ad nos .0. presbiter ecclesie S. Elorini de Machis») sua nobis insinuatione proposuit, se quendam nobilem virum parrochianum habere, cum quo multi milites ac servientes in- cendiarii commorantur, quorum quidam in extremis agentes, cum nee ad proprium episcopum nee ad sedem apostolicam possint accedere, penitentiam et viaticum petunt ab eo; quod cum eis propria non audeat auctoritate concedere, nos consulere studuit, quid sibi esset in talibus faciendum. Quoniam igitur tantam ejus presbiteri noticiam non habemus, ut ei super hac re credereraus esse scribendum , vobis hoc committendum 2) decrevimus, per apostolica scripta mandantes, quatinus eidem denuntietis ex parte nostra presbitero, ut si aliqui parrochia- norum suorum in extremis agentes, corde contrito et humiliato ei voluerint') confiteri, satisfactionem^) eis, sicut melius valet.

1) Matsch im Vintschg-au, wo St. Florin geboren sein soll. 2) comi- tendum Hs. 3) voluerit Hs. 4) astisffacionem Hs.

Aus Handschriften. 399

inponat atque salutaribus reficiens sacramentis, ecclesiastice tradat si decesserint sepulture. Quod si de infirmitate con- valiierint, ad Komanam ecclesiam pro majori satisfactione pre- cipiat laborare.

Dat. Velletrl .IUI. Non. Septembr.

Hierauf folgt unmittelbar, aber von etwas verschiedener Hand, das folgende päpstliche Schreiben, dessen Urheber nicht genannt ist.

Contra fratrem nostrum . Episcopum de dilapidatione sui episcopatus, perjuriis, homicidiis, temeraria quadam absolucione qui in clericum manus cum gravi bus ') violentiis injecit, et illicita matrimoniorum divisione criraine simonie, canonici 2) Henricus et Ulricus nomine ad auditorium nostrum transmisere iquerelam, addicientes quod, sieut fama publica predicatur, cum monialibus inhonestam conversacionem habet, et plura manifeste committit, (qne eins) fame derogant et aliis pernitiosum exem- plum indiicunt^). Quoniam igitur talia, si veritate subsistunt, non debent oculis coniventibus pertransiri, discrecioni vestre per apostolica scripta mandamus atque precipimus^), quatinus inquisita sublato appellationis obstaculo super his dihgentius veritate, si reum inveneritis memoratum episcopum in his, que supradicta sunt, vel aliquo ipsorura capitulo quod ad suspen- sionem ipsius sufticiat, auctoritate apostolica, nullius contra- diccione vel appellacione obstante, sub ') pena officii sui, auc- toritate nostra suffulti , infra quadraginta dies post haruni suscepcionem ei spacium trium mensium prefigatis, infra quod nostro se conspectui representet, responsurus ad hec que contra eum enormia proponuntur, et si fuei'it opus, innocentiam suani prout canonicum fuerit purgaturus. Alioquin si prefixo sibi termino venire contempserit, ipsum extunc auctoritate nostra denuncietis esse suspensum, et aliura sibi competentem terra i- num prefigentes, infra quem si ad Romanam ecclesiam non adcesserit, tunc ei appellatione remota omnem ecclesie proibeatis ingressum^) Cuius rei seriem et processum sub sigillis vestris nobis curetis quam tocius intimare; nobis etiam nichilominus nunciantes, si se maliciose duxerit absentandum, quatinus ad eum vestra citatio (non) possit') pervenire. Verum si omnes his exequendis nequiveritis Interesse, tu, frater episcope, cum altero ipsorum ea nichilominus exequeris.

IV.

Schliesslich noch eine von P. Ewald mir mitgetheilte Notiz. So viele Handschriften auch Fr. Zarncke für den

1) m. et (oder con) grauem Hs. 2) canonico, verändert in cano-

nicus Hs. 3) Hier folgt 'qua el', als Spur der vorher ausgelassenen

Worte. 4) precimus Hs. 5) o. ei sub Hs. 6) ingresum Hs.

7) c. posit Hs.

400 Aus Handschriften.

angeblichen Brief des Priester Johannes an Friedrich I. benutzt hat, das Material scheint doch noch nicht erschöpft zu sein. Der in der Hs. L III 22 saec. XIV. der Bibhothek im Escorial enthaltene Text stimmt überein mit demjenigen, wel- chen Zarncke (Berichte der phil.-hist. Kl. der k. Sachs. Ges. der Wiss. 1877, S. 118 133) nach der Hildesheimer Hs. ge- geben hat, wenn auch nicht ohne zahlreiche Varianten und Umstellungen. Am Schluss aber heisst es hier (f. 35 v.) ganz abweichend so :

Verumtamen gaudemus de felicitate et prosperitate sua et credimus articulos fidei catholice et sancte Romane ecclesie, orationes predictorum articulorum fidei dicendo sie: 'Domine Jhesu Christe, adoro te in cruce pendentem, spineam coronam in capite portantem; deprecor te ut ipsa crux liberet me ab angelo percutienti. Domine Jhesu Christe, adoro te in cruce vulneratum; deprecor te ut vulnera tua sint remedium anime mee. Domine Jhesu Christe, adoro te mortuum et sepullum; deprecor te ut mors tua sit vita mea in eternum. Domine Jhesu Christe, adoro te discedentem ad inferos liberare capti- vos ; deprecor te ut dimittas intrare ibidem. Domine Jhesu Christe, adoro te salvatorem meum, deprecor te ut in tuo ad- ventu non intres in Judicium cum rae misero peccatore, sed antea peccata mea dimittas priusquam judices, ut possim audire vocem tuam sanctam, quam lidelibus tuis et omuibus sanctis promisisti, dicens: Venite benedicti patris mei! percipite regnum quod vobis paratum est ab initio seculi. Amen. Explicit epistola presbiteri Johannis.

Zu den carolingischen Formelsammlungen.

Von E. Dümmler.

Als ich in dem ersten Bande der Poetae latini aevi Carol. die Gedichte Theodulfs von Orleans grossentheils nach Sirmonds Ausgabe wiederholte, entging mir leider, dass die 5 Distichen ^Sumito quae misi' (I, 524) aus der Pariser Hs. 2777 (früher Colbert. 3335) des 9. Jahrh. als Schluss eines Briefes schon längst gleichfalls von Baluze (Miscellanea VI, 554) und von De Roziere (Recueil des formules p. 1102) herausgegeben waren. Indem mir durch dies Uebersehen das richtige Verständnis jener Verse erschwert wurde, war den andern Herausgebern die von Sirmond überlieferte Adresse unbekannt geblieben : ohne Zweifel ist der Bi-ief selbst ebenfalls von Theodulf an den Abt Fardulf von St. Denis (793 806) gerichtet. Dazu stimmt es sehr gut, dass die nämliche Hs. (vgl. Arch, VII, 43) noch weitere auf St. Denis bezügliche Actenstücke enthält, darunter ein Schi'eiben Hadrians I. (JafFe 1905), an dessen Echtheit^ so wunderlich sein Inhalt auch lauten mag, ich nicht mehr zweifeln möchte. Aus diesem gerade ergiebt sich, dass Theodulf spätestens im J. 795 Bischof von Orleans geworden sein muss. In Bezug auf die in demselben Codex folgenden Briefe übersah De Roziere (III, 225), dass 2 merkwürdige Schreiben, das eine an einen Abt, das andere an den König Pippin (von Italien?) gerichtet, schon lange vor Teulet, der sie ohne ge- nügenden Grund unter die Briefe Einhards aufnahm (Einhardi opp. II, 150 154), von Duchesne zusammen mit dem eben- dorther stammenden Schreiben Cathvulfs an Karl veröffentlicht worden waren (Hist. Franc. SS. II, 664—665), aber sie hatten daselbst durchaus keine Beachtung gefunden,

IL

Dem hochverdienten Herausgeber des ersten vollständigen Recueil des formules verdanken wir auch den ersten in Paris 1853 einzeln erschienenen Abdruck der Formeln der St. Galler

402 Zu den caiolingischen Formelsammlungen.

Hs. 550. Dass in diesem Codex 2 Sammlungen, eine Mur- bacher und eine Reiehenauer, vereinigt seien, wurde von E. de ßoziere richtig nachgewiesen, da trotz aller Tilgung der Namen einige unverkennbare Beziehungen auf beide Klöster stehen geblieben waren. Leider ist der Text') in der nach Scherrers Urtheil 'unsauber und inkorrect' geschriebenen Hs. so schlecht überliefert, dass er oft fast unverständlich erscheint und er weist eine Rohheit der Sprache auf, die wir den Ver- fassern dieser Schriftstücke selbst durchaus nicht zutrauen dürfen. Einiges lässt sich gleichwohl noch näher bestimmen, als es in der Ausgabe geschehen ist. Wenn zu Nr, 27, Recueil Nr. 752, einer am Schlüsse unvollständigen Eingabe des Klosters an einen Papst Gregor, der Herausgeber richtig bemerkt, dass die darin enthaltene Schilderung der Lage von Reichenau an die poetische Beschreibung derselben in WalahfridsVisio Wettini eiinnere, so dürfte man dadurch vielleicht zu der Vermuthuug berechtigt sein, in Walahfrid, der zweimal unter dem Namen Strabus in dieser Sammlung vorkommt*), den Verfasser jenes Schreibens zu erblicken. Roziere lässt es nämlich für Gregor HI. bestimmt sein, zu dessen Zeit das Kloster kaum erst begründet war: viel wahrscheinlicher ist es, an Gregor IV. (827 844), den Zeitgenossen des Abtes Walahfrid (8o8— 840, 842-849), zu denken. Im Anschlüsse hieran mag es nun vielleicht auch nicht zu kühn sein, das aus der nämlichen Hs. schon von Mabillon (Anal. vet. 418, Roziere Nr. 831) entdeckte Schreiben des Bischofs Prudentius von Troyes an einen befreundeten Abt (sacerdotali paternoque culmine insignito) auf Walahfrid zu beziehen, dessen, jedenfalls von dem gemeinsamen Aufenthalt am Hofe herrührende, Freundschaft mit Prudentius sich durch ein Gedicht an diesen erweisen lässt (Steinmeyers Zeitschr. f. Deutsches Alterth. XXI, 82 '. Es ist bisher noch nicht bemerkt worden, dass derselbe in der Reichenauer Sammlung noch ein- mal vorkommt: ein kurzer Brief eines Abtes (d. h. Walahfrids) an einen vermuthlich westfränkischen Erzbischof schliesst mit 4 Distichen, Avorin diesem ein Gruss an Prudentius aufgetragen wird: 'Ergo salutetur vestro Prudentius ore' u. s. w. (Nr. 41, Recueil Nr. 785). Ebenfalls auf Walahfrid 3) dürfte ein anderes

1) S, 21 (Nr, 27) Z. 1 möchte ich 'per mare undisonum' (für unaiso- num), Z. 4 'Oceanum' (für Orcarinm\ S. 37 (Nr. 55), Z. 20 'Hattoni comiti' (für Attoniti comiti) leseu u. s. w, 2) Nr, 47, 48 (Recaeil

Nr. 773, 790). Nr. 40 (Rec. Nr. 783) ist 'Uli abbati et fratribus Insula- nensibus' bestimmt. 1) Da ich mich einmal zn Gunsten Walah-

frids auf das Feld gewagter Vermuthungen begeben habe, möchte ich hier nur noch andeuten, dass das von Eiiihard (Monum. Carol. ed. Jaffe p. 484) an einen Lehrer und Caplan der Kaiserin Judith gerichtete Schreiben sehr wohl eben jenem gelten könnte, dessen nahe Beziehungen zu Judith und Karl Ebert näher dargelegt hat (Berichte der phil.-histor. Cl. der säehs. Gesellsch. der Wissensch. 1878, S. 102 fl'.).

Zu den carolingischen Formelsammlungen. 403

Schreiben zurückzuführen sein, in welchem er noch als Mönch und in jugendlichem Alter einen Mann, der zu ihm im Ver- hältnis eines woldwollenden Lehrers steht, um eine Unter- stützung an Kleidern und an Pergament bittet (Nr. 02, Recueil 795): ein Gesuch, das lebhaft an ein ähnliches erinnert, wel- ches er in Versen auch dieser Brief schliesst mit arg ent- stellten Versen seinem Lehrer Hraban von Fulda an's Herz legte fCanisii Lect. ant. VI, 600). Mögen daher in unsere Sammlung auch einige ältere Stücke aufgenommen sein, z. B. ein Sehreibon des Abtes l'ctrus von Iveichonau (781 78G), so möchte ich doch glaul)cn, dass die Mehrzahl vielleicht einem Briefbuchc Wnlahfrids entnommen, aber in sehr rohe Hände gefallen ist. Dies gilt auch von einem sehr interessanten, aber dunkeln Briefe an einen (Reichenauer) Abt, in welchem, wie Roziere richtig erkannte, von dem J5ürgerkriege unter Ludwig dem Frommen die Rede ist (Nr. 55; Recueil Nr. ßl)9). Simson (Ludwig der Fr. H, 198 n. 8) hat, wie ich glaube mit Recht, sich gegen das Jahr 839 erklärt, an welches ich früher dachte, dagegen scheint es mir nicht ausgeschlossen, statt dessen das Jahr 8K) anzusetzen und demnach anzunehmen, dass wir es hier mit einer Kunde von Verhandlungen zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Vater zu thun hätten, bei denen Lothar eine vermittelnde Rolle zugedacht war, vor dem gegen jenen unternommenen Feldzuge. Jedenfalls kann man nur zwischen 833 und 840 schwanken. Von den übrigen Stücken der Sammlung steht zu den obigen Voraussetzungen wenigstens keines im Widerspruch, sie haben meist nur cultur- geschichtliches Interesse, doch erregt es wenigstens u. a. unseren Antheil, dass eine Abschrift von der 'Istoria Dictis de hello üregorum et Troianorum' erbeten wird (Nr. 39, Recueil Nr. 779), dessen Namen der Herausgeber verkannt hat').

1) Beiläufig- sei noch erwähnt, dass das Schreiben Formul. Salomon 29 (Roziire Recueil 800) auch in der bisher übersehenen Münchener Hs. 15819 (Sal. cap. 19) saec. XII. fol. 123 vorkommt.

üeber den Ausdruck: 'Clerici sunt quintati'.

Von Cornelius Will.^

Wenn es auch nicht gerade ein Moment von hoher ge- schichtlicher Bedeutung ist, über welches einige von den in dem werthvollen Werke : 'Les registres d'Innocent IV, publiees d'apres les manuscrits, originaux du Vatican et de la biblio- theque nationale par Elie Berger'. (Paris. Ernest Thorin. 1881) mitgetheilten Auszügen aus bis jetzt unbekannten Bullen die längst vermisste Klarheit gewähren, so glauben wir doch die seither in den angesehensten Quellenwerken und Geschichts- bearbeitungen variierenden unrichtigen Auffassungen und gänz- lich verfehlten Erklärungen, Avelche sich um ein einziges mis- verstandenes Wort gruppieren, nicht länger bestehen lassen zu sollen.

In historischen Aufzeichnungen nämlich, welche Schött- gen und Kreysig in Diplomataria et Scriptores I, 51 ab anno 1083—1309 nach einem ihnen von Leipzig zugeschickten, jetzt aber dort nicht mehr vorhandenen Codex herausgaben, heisst es zum Jahr 1244: 'Clerici sunt qhtati'. Böhmer druckte dieses Stück unter dem Titel 'Annales Moguntinenses' mit Verbesserungen ab in Fontes II, 250 und gab das Wort 'qntati' wieder, indem er die Anmerkung hinzufügte : 'mit einem ge- krümmten Strich über den beiden ersten Buchstaben'. Zum drittenmale erschienen imsere historischen Nachrichten als Annales Moguntini in: M. G. SS. XVII, 1 ff. und zwar nach einem von der Hand Goldast's geschriebenen Codex auf der Stadtbibliothek zu Bremen mit Benutzung der beiden ange- führten früheren Editionen. In dieser Ausgabe lautet nun die fragliche Stelle: 'Item 1244. clerici sunt communicati'. Zur Erklärung fügt Pertz die Note 3 an: 'Cives IMoguntini hoc anno Idibus Novembris cclebre istud Privilegium adepti sunt, quod apud Gudenum Cod. dipl. I, p. 580 sqq. legitur; qua occasione fortassc et clericos eins civitatis in conmiunionem iterum rcceperunt'. Nun edierte im vorigen Jahre Ernst Zais in 'Beiträge zur Gesch. des Erzstifts Mainz' (Wiesbaden. 1880)

Ueber den Ausdruck : 'Cleiici sunt quintati'. 405

aus einem ehemals dem Kloster Eberbacli angehörigen, jetzt im Besitz des Vereins für nassauische Alterthumskunde und Geschichtskunde behndlichen Sammelband chronikalischer Auf- zeichnungen eine 'Chronica de episcopis Moguntinis', welche unter mehreren offenbar aus den angeführten Annales Mogun- tinenses stammenden und auf S. 9 und 10 in Klammern ge- setzten chronikalischen Notizen zum Jahr 1244 die Nachricht giebt: 'clerici sunt quiritati'. Hierzu die Note 1: 'Hs. qhtati; die Zusätze von derselben Hand, doch kleiner'. Endlich sei bemerkt, dass Roth, Geschichtsquellen aus Nassau, Theil HI, die nämliche Chronica de episcopis Moguntinis und aus der glei- chen Handschrift wie Zais ebenfalls im vorigen Jahr publicierte. Er giebt in der Einleitung S. IX und X einige Notizen über die Handschrift und fügt zur Chronik auf S. 153 in einer Note bei, dass die historischen Notizen (welche Zais in Klam- mern mittheilte), unten am Rande ständen. Roth druckt aber von diesen Notizen nur diejenigen zu den Jahren 1230 und 1232 ab, die übi'igen lässt er aus, unter ihnen auch diejenige zum Jahr 1244, welche uns beschäftigt.

Wie die Herausgeber der Diplomataria et Scriptores, so liess auch Böhmer die Abkürzung des fraglichen Wortes qntati unaufgelöst. Die Vertauschung desselben mit 'communi- cati' in der Handschrift Goldast's beruht aber auf einem offen- baren Irrthum und die durch Pertz versuchte Klärung dessel- ben ist jedenfalls für mislungen anzusehen. Am unglücklichsten jedoch fiel die von Zais aufgestellte Conjectur 'quiritati' aus.

Wir haben es hier mit einem allerdings ungewöhnlichen, wohl nach Analogie von 'decimare' gebildeten, aber doch nicht misverständlichen Wort 'quintare' zu thun. Dasselbe fand schon seine Erklärung durch einige andere Quellenberichte. So durch Menkonis Chronicon, M. G. SS. XXHI, 537 (Eodem anno domnus papa concessit Maguntino primati et Coloniensi archiepiscopo, ut ab omni clero suorum suffraganeorum per- ciperent quintam omnium proventuum ecclesiasticorum.) und das Chronicon vSampetrinum in Geschichtsquellen der Provinz Sachsen I, 78 (Eodem anno Maguntinus auctoritate pape quin- tam redituum partem a clero exegit.).

Allein diese Angaben der Quellen wurden noch jüngsthin nicht für glaubhaft erachtet. Bei Cardauns, Conrad v. Hostaden, S. 21, Note 6, findet sich nämlich folgende, mit dem thatsäch- lichen Verhältnis im Widerspruch stehende Combination: 'Ich finde diese wichtigen Vorgänge nur bei Menco (M. G. SS. XXHI, 537), der sie nach der Verlegung des päpstlichen Hofes nach Lyon erzählt. Hier ist von einem Fünftel sämmtlicher kirch- lichen Einkünfte die Rede, jedoch wird eher an den Zehnten zu denken sein. 1245, August 1, fordert Innocenz die beiden Erzbischöfe auf, nöthigenfalls den Erzbischof von Bremen und

406 Ueber den Ausdruck: 'Clerici sunt quintati'.

dessen Suffragane zur Zahlung des Zehnten an den demnächst zu wählenden König anzuhalten (Potthast 26328). Vielleicht beziehen beide Nachrichten sich auf dieselbe Steuer'.

Dieser Zweifel an der Wahrheit der Ueberlieferung, dass Papst Innocenz VI. dem Klerus der Mainzer und Cölner Metropolitansprengel die Leistung des fünften Theils eines Jahreseinkommen auferlegt habe, sowie jedes Bedenken über die Auflösung des W^orts 'qntati' im Chronieon jMog. muss nun aber schwinden, wenn man sich durch zahlreiche Bullen Papst Innocenz' VI. überzeugt, dass derselbe den Erzbischöfen wirklich den fünften Theil des Gesammtertrages aller kirch- lichen Einkünfte der besagten Metropolitansprengel während eines Jahres zuspricht. Dies ist aber thatsächlich so. In drei Bullen Papst Innocenz' IV. vom 5. Mai 1244 an die Erzbischöfe von Mainz xmd Cöln und an den Bischof von Speier, deren Inhalt Berger, Les registres d'Innocent IV. unter Nr. 654 aufführt, heisst es: '. . . . ut quintani omnium ecclesiasticorum reddituum anni proximi futuri in tota provincia Maguntina, Spirensi diocesi dumtaxat eccepta, colligere valeas auctoritate tibi presentium indulgomus'. Dann bittet und ermahnt Inno- cenz in Bullen von eben dem 5. Mai 1241 alle Bischöfe, Aebte, Prioren und die gesammten Prälaten der Mainzer und Cölner

Metropolitansprengel und in der Speierer Diöcese: '

quintam omnium redditum ecclesiasticorum anni proximi futuri liberaliter assignetis' (Berger a. a. O. Nr. 655). Endlich ertheilt Innocenz durch Bulle vom 9. Mai 1245 den Bischöfen und dem Clerus der Suffraganbisthümer von Mainz (Berger a. a. O. Nr. 1244) in verschärfter Weise den Auftrag, an den Erzbischof von Mainz den 'Fünften' ungeschmälert und gern zu entrichten.

Hiermit ist denn auch allen Conjecturen bezüglich des Ausdrucks 'qntati' der Boden benommen und die Varianten 'communicati' in den Monum. Germ. 1. c. nach Goldast's Hand- schrift und 'quiritati' bei Zais müssen dem einzig richtigen 'quintati' weichen.

Nachrichten.

Der Vf. eines Beitrages im 1. Hefte dieses Bandes und mehrerer sorgfältiger Untersuchungen über Geschichtsquellen des 14. Jahrhunderts, Dr. Dietrich Koenig, Lehrer an der Hauptschule in Bremen, ist am 25. Aug. 1881 durch einen frühzeitigen Tod den Seinigen und der Wissenschaft entrissen. Schon früher hatten wir den Tod des Accessisten am Reichs- archiv in München, Martin Mayr, zu beklagen, von welchem im 5. Band ein Aufsatz gedruckt ist.

P. Ewald hat bei einem Aufenthalt in Spanien einige früher unterlassene Arbeiten in den dortigen Bibliotheken nachgeholt.

Der in dem Bericht S. 4 in Aussicht gestellte 13. Band Script ores ist erschienen, und von der neuen Bearbeitung der Capitularia durch A, Boretius die erste Hälfte des ersten Bandes, bis auf Karl d. Gr. inclusive. Von den 'Ge- schichtschreibern der deutschen Vorzeit' ist der zweite und letzte Band der Jahrbücher von Genua erschienen, aus- zugsweise übersetzt von G. Grandaur.

In der Hist. Zeitschr. XLVI, 493—513 ist eine sehr ein- gehende Recension des 25. Bandes der Script ores von L. Weiland gedruckt. Eine andere von P. G. Meier in Einsiedeln steht in den Wissenschaftlichen Mittheilungen aus dem Benedictinerorden II, 3, S. 164. (In der Vita Antonii wird der Vers 158, S. 348, richtig so erklärt, dass Antonius als 27. Abt dem Kloster vorgestanden. G. W.)

Von S. Loewenfeld bringt die Hist. Zeitschr. XL VII, 66 73 eine ausführliche Recension von Winkelmanns Acta Imperii inedita.

Neues Archiv etc, VlI. 27

408 Nachrichten.

AI fr. Holder lässt unter dem Gesammttitel 'Germani- scher Bücherschatz' eine Anzahl Autoren abdrucken: 1) Taci- tus Germania; 2) Einhardi Vita Karoli; 3) Beowulf; 4) Otfrid von Piper.

Ein Vortrag von G. Rinaudo 'delle fönte della storia d'Italia nel medio evo' ist im Archive storico Lombardo S. 545 ff. abgedruckt (wobei leider die Deutschen Namen recht entstellt sind; Aschback, Kock- Sternfeld, Hohlschütter, Wattembach), auch die Literatur etwas bunt durcheinander aufgeführt (über Einhard z. B. Abel, Frese, Gundling, Hofacher, Reinhard).

Von den Jahresberichten der Geschichtswissen- schaft ist der sehr starke zweite Jahrgang (1879) erschienen.

Von L. Delisle's grossem Werke über die Geschichte der Handschriftensammlung der Pariser Nationalbibliothek, Le Cabinet des Manuscrits, ist der dritte und letzte Band erschienen, mit vollständigem Register und begleitet von einem eigenen Bande Facsimiles.

Von der Bibliotheca Casinensis ist der vierte Band erschienen.

Die Acta Sanctorum der BoUandisten schreiten trotz entschiedener Misgunst der Verhcältnisse in neuester Zeit rüstig fort. Der letzte Band, Tom. XH. des October, der 59. (resp. 60. letzter Edition) der ganzen Sammlung ist, wie man sich erinnern wird, 1867 publiciert worden. Seitdem ist dem Unternehmen die Staatsunterstützung entzogen; von den sechs früheren Mitarbeitern sind nicht weniger als fünf gestorben, wird der sechste durch Krankheit an jeder Fortsetzung seiner Thätigkeit verhindert. Der XHI. Band des October, der zur Hälfte bereits gedruckt ist, und dessen Arbeiten von dem erst 1880, Nov. 5, verstorbenen P. Remi de Bück fast zu Ende geführt sind, soll nun von den neuen drei BoUandisten, den PP. G. Van Hooff, J. de Backer und Ch. de Smedt noch im Laufe des kommenden Jahres fertig gestellt werden. Auch an dem folgenden Band, dem ersten des November, wird bereits von den genannten Gelehrten eifrig gearbeitet. Zugleich zeigt die Buchhandlung der BoUandisten (Victor Palme, Paris) das Erscheinen der Analecta BoUandiana an. Diese Analecta sollen den Actis in ähnlicher Weise zm* Seite stehen, wie das Neue Archiv den Monumenten. Die Analecta bieten sowohl Supplemente aller Art zu den vorhergehenden Bänden der Acta, als auch kritische Untersuchungen, Hand- schriftenbeschreibungen und Inedita, soweit sich dies alles mit

Nachrichten. 409

der Hagiologie im Zusammenhang befindet. Auch Arbeiten von Nicht- Bollandisten finden in den Analectis Aufnahme. Sie müssen lateinisch geschrieben sein; die Verfasser erhalten 100 Separatabdrücke. Endlich sollen auch Generalindices zu den 60 Bänden der Acta demnächst erscheinen, sie werden an Ausführlichkeit die Indices der einzelnen Bände weit über- treffen. — Wir können nicht umhin, dies Alles mit Freuden zu begrüssen und sprechen den Wunsch aus, dass auch das Interesse der belgischen Regierung sich wieder dem grossen Werke zuwende, und damit den Bollandisten besonders bei der Benutzung fremder Handschriften die ihnen so nothwendige und gebührende Erleichterung zu Theil werde. P. E.

Eine Ausgabe der Germania in Verbindung mit dem Agricola mit erläuternden Anmerkungen, die fleissig auch die neuere Deutsche Literatur benutzen, giebt W. Fr. Allen, Professor zu Madison an der Universität von Wisconsin. Boston 1881.

Die längst erwartete Ausgabe des Orosius von C. Zange- meister ist erschienen (Wien 1882).

Eine von der philos. Fac. der Leipz. Univ. gekrönte Preis- schrift von Paul Buchholz: 'Die Quellen der Historiarum Decades des Flavius Blond us' enthält eine Behauptung, welche sehr wichtig wäre, wenn sie sich erweisen Hesse, dass nämlich Blondus den Ablavius gekannt und benutzt habe. Da es jedoch ganz unglaublich ist, dass er in diesem Falle ihm nichts entnommen hätte, was nicht schon im Jordanis steht, so werden wir anzunehmen haben, dass er ihm nur auf diesem Wege bekannt geworden ist. (Und dies ist um so gewisser, da selbst die Worte des Blondus z. Th. mit Jordanis stimmen, auch der Autor, wie der Verf. selbst wiederholt be- merkt, die Gewohnheit hat, Quellen zu eitleren, die er nicht gehabt und nur aus Ableitungen kennt. G. W.).

In der neuen Ausgabe seines Buches: 'Entstehung des Deutschen Königthums' bespricht H. v. Sybel S. 184 bis 208 ausführlicher als früher das Verhältnis zwischen Jordanis und Cassiodor und sucht die gänzliche Unglaubwürdigkeit ihrer tendenziösen Darstellung nachzuweisen.

Herr Prof. Godefroid Kurth in Lüttich hat uns eine Abhandlung zugeschickt: 'Deux biographies inedites de Saint Servals. Publiees avec une etude critique' (Liege 1881). Die jüngere der beiden ist die von Heriger als Gesta antiquiora

27*

41() Nachrichten.

bezeichnete; beide beruhen ausschliesslich auf Gregor von Tours, bei dem also schon der erste Bearbeiter im 7. Jahrh. Servatius, nicht Aravatius, gelesen zu haben scheint, mit einigen erweiternden Ausschmückungen. Einige Reste von Distichen in der jüngeren scheinen dem Epitaph entlehnt zu sein. Es ergiebt sich also mit Sicherheit, dass eine ältere Quelle nicht bekannt war; von der fabelhaften Legende ist noch keine Spur vorhanden. Hat nun durch die Mittheilung dieser Viten (die Hs. der älteren war Arch, XI, S. 251 beschi-ieben. G. W.) Herr Kurth sich ein bedeutendes Verdienst um die Aufhellung dieser Frage erworben, so bemerken wir zugleich nachträglich zu der kurzen Notiz NA. IV, 419, dass K. es sehr wahrscheinlich gemacht hat, dass in der Vita Lamberti die wahre Ursache der Ermordung in der ältesten Legende und von Gotschalk wirklich aus Furcht verschwiegen ist, wie Sigebert sagt; er stützt sich dabei u. a. auf die durch das neu aufgefundene Ms. hergestellte Lesart bei Anselm: 'alterius scripturae relatio'.

Eine Abhandlung von Demaison in den 'Travaux de l'aca- demie nationale de Reims' T. LXIV. beweist nochmals, dass die Vita Sigeberti regis von Sigebert von Gembloux ohne historischen Werth ist. Die Revue historique XVI, S. 458, der wir diese Notiz entnehmen, bemerkt nicht, ob der Verf. die Schrift von S. Hirsch, wo dasselbe vor 40 Jahren gezeigt und anderes eino:ehend erläutert ist, benutzt hat.

Prof. F. M. Mayer in Graz hat der Wiener Akad. eine Vita Hrodberti vorgelegt, welche er für die Q.uelle des Anonymus de conv. Bajoariorum hält.

S. Riezler untersucht (SB. der Bayr. Akad. 1881, S. 247 291) das von Av entin als Quelle angeführte Buch von 'Herzog Thesseis Kanzler mit Namen Crantz' (Stephanus?). Er weist die thatsächliche Benutzung einer gleichzeitigen Quelle nach , aus welcher mit Hülfe der jetzt zuerst untersuchten Handschriften Aventins nicht unbedeutende Fragmente mitge- theilt werden. Dieselbe Quelle ist benutzt in den SS. XIII, 236 gedruckten Annalen.

Eine Leipz. Diss. von Max Manitius: 'Die Annales Sithienses, Laurissenses minores und E n h a r t i F u 1- denses' untersucht zuerst die Sith., welche aus den Fuld. ab- geleitet werden, dann die Laur. min., als deren Quellen ausser den Fortsetzungen des Fredegar bis 741, Laur. maj. in einer vorausgesetzten ersten Redaction bis 788, ältere Annalen bis 768, von 775 800 Lauresh. nebst einigen anderen Elementen

Nachrichten. 41 1

angenommen werden. Nach 800 wären sie bis 804 selbständig fortgesetzt. Für die Ann. Fuld. wird ausser den Laur. min. bis 794 eine Compilation aus den Forts, des Fredegar und annalistisehen Nachrichten von spätestens 741 bis 770 ange- nommen; dazu Vita Steph, II, von 757 an Laur. ma]. und Lauresham. 781 793, Ann. Einh. 795 799 nebst Transh Petri et Marceil. und Fulder Aufzeichnungen. Bis 794 wären sie in den Ann. Einh. benutzt, dann wird bis 799 das Ver- hältnis umgekehrt; mit 801 schlössen die Ann. Einh., wie der Poeta Saxo zeigt. Als Vf. der Ann. Fuld. bis 794 sucht M. Einhard zu erweisen, der darauf am Hofe die Laur. maj. von 796 an fortgesetzt, zwischen 802 und 806 den älteren Text umgestaltet und dann weiter fortgeführt habe.

Die Diss. ist gut gearbeitet und erfordert sorgfältige Prü fang.

Die Zeitbestimmung der griechischen Legende von H.G e o r- gius von Amastra ist für die Geschichte des 9. Jahrh. von grosser Wichtigkeit, weil man daraus russische Angriffe auf die griechischen Küsten schon in der ersten Hälfte des 9. Jahrh. hat erweisen wollen, im Zusammenhang mit der Behauptung, dass schon vor der Ankunft Ruriks Russen am Schwarzen Meer bekannt gewesen wären. Im Bulletin de l'Acad. Imp. de St. Petersb. Tome V (1880) sucht dagegen Dr. W. von Gut- zeit nachzuweisen, dass in jener Legende vielmehr der Angriff Igors 941 gemeint sei. E. Kunik aber erklärt sich für den ersten Angriff der Russen, dessen Datum er in längerer Aus- führung als das Frühjahr 865 bestimmt. Diese Untersuchun- gen sind von grosser Wichtigkeit für die Gründungsgeschichte des russischen Reiches, um deren Aufhellung und Feststellung bekanntlich E. Kunik sich das vorzüglichste Verdienst erwor- ben hat.

Ch. Beelte hat in einem Programm des bisch. Gymn. Josephinum zu Hildesheim Thangmar und sein Leben Bern- wards behandelt, wobei er die ersten 10 Capitel als vor 1013 ge- schrieben absondert und den Abschnitt über den Gandersheimer Streit für jünger erklärt, und nicht frei von Einseitigkeit; was aber ihm nicht zu verübeln sei. In Bezug auf die Hildesheimer Annalen sind ihm die neueren Untersuchungen und die Aus- gabe von Waitz entgangen; die Schwierigkeit, welche früher, als man nach Pertz an gleichzeitige Abfassung glaubte, die Uebeinstimmung einiger Stellen mit Thaugmar bereitete, ist jetzt hinweg geräumt.

Eine Bonner Dissertation von Panzer handelt über die Schrift des Wido von Ferrara de scismate Hildebrandi.

412 Nachrichten.

Nachträglich bemei'ken wir, dass in einer Leipziger Diss. von 1880 von J oh. Kroger: ^Geschichte Boehmens von 1041 bis 1089' die Unechtheit der Fragmente des von Boczek an- geführten Hildegardus Gradicensis ausführlich nach- gewiesen ist.

In einer Hall. Dissert. von 1881 (Geschichte der Verfas- sung Mailands in den Jahren 1075 bis 1117. Nebst einem Anhang über das Consulat zu Cremona) erweist Ernst Ane- müller das erste sichere Vorkommen des politischen Consulats in Mailand erst 1117, während ein 'consulatus civium', ver- muthhch als Finanzbehörde, schon früher vorkommt, mit Be- nutzung von Urkunden, welche er dem Assessor Wüstenfeld in Göttingen verdankt. Ein Excurs behandelt 'Landulfus de St. Paulo und seine Terminologie', ein anderer den 'Werth der Chroniken des Galvaneus Flamma für die Jahre 1075 1117'. Die Geringschätzung derselben wird getadelt, wäh- rend doch eben diese Besprechung kaum zu einer günstigeren Ansicht zu berechtigen scheint.

Im Archivio storico Lombarde 1881, S. 507, berichtet C. Cipolla über Giesebrechts Aufsatz 'Zur Mailändischen Geschichtsschreibung' (Forsch, z. D. G. XXI ; vgl. oben S. 232).

In 'Forschungen z. D. Gesch.' XXI, 3, S. 429 448, bespricht G. Waitz 'Hermann von Tournai und die Ge- schichtschreibung der Stadt Tournai', deren Denkmäler im XIV. Band der SS. herausgegeben werden.

Daselbst, S. 449 494, theilt Hans Prutz ein Gedicht von 1408 Versen über die Belagerung von Accon mit, welches im Lager selbst zw. Oct. 1189 und Juli 1190 von einem Cleriker des Erzbischofs von Besangon verfasst ist.

Sicard, Bischof von Cremona. Eine Studie zur Historio- graphie des XIII. Jahrhunderts, Inaugural- Dissertation von E. Komorowski, Königsberg 1881, handelt kurz über das Leben, die Handschriften (von denen der Verf. die Breslauer benutzte), die Quellen, aber in sehr unbefriedigender Weise.

Im Kreisarchiv zu Amberg sind, wie die Z. f. D. Alterth. XXV, S. 80, berichtet, 5 theilweise zerschnittene Blätter einer Handschrift von Jeroschins Preussischer Rcirachronik ge- funden.

Revue hist. XVII, 1, 64—89, berichtet O. Hartwig aus-

Nachrichten. 413

fülu-lich über den Stand der Frage betr. die Chronik des Dino Compagni. Er glaubt die Benutzung einer aus der Zeit desselben stammenden Quelle annehmen zu müssen, die aber bis zur Unkenntlichkeit entstellt sei. Is. del Lungo wird ge- tadelt, dass er nicht die Ashburnham'sche Hs. seiner Ausgabe zu Grunde gelegt habe, in einer Anm. aber eine Notiz von Reumont angeführt, nach welcher ihm dieses vom Eigenthümer derselben nicht gestattet wäre.

'Christian Kuchimeis ter's Nüwe Casus Monasterii sancti Galli' sind als 18. Heft der 'Mittheilungen zur vater- ländischen Geschichte', herausgegeben von G. Meyer von Knonau, und damit seine Sammlung der St. Gallischen Ge- schichtsquellen abgeschlossen. Ausser einer ausführlichen Ein- leitung und vielleicht zu reichlichen Anmerkungen ist eine chronologische Uebersicht der Begebenheiten in dem Zeitab- schnitt von 1200 bis 1329 als besonders dankenswerth hervor- zuheben.

Ueber eine Französische Uebersetzung der Werke des Bernardus Guido von J. G olein im Cod. Christ. 697 zu Rom^handelt Thomas in den Melanges d'archeologie et d'histoire der Ecole francaise de Rome, 1881, Juni, fasc. 3 und 4.

Die VI, 641 erwähnte Schrift von Robert Hoeniger: 'Der schwarze Tod in Deutschland' ist bei E. Grosser in Berlin (1882) erschienen. S. 120 wird in Bezug auf Johann von Winterthur wohl mit Recht bemerkt, dass der Nachtrag nicht, wie G. von Wyss als möglich annahm, später geschrieben sein kann, weil die Berichte so genaue Zeitangaben enthalten und sachlich zusammengehöriges getrennt ist, je nachdem er die Nachricht erhielt, theils weil nicht die geringste Hindeu- tung auf eng verknüpfte Begebenheiten des J. 1349 vorkommt. Angehängt ist u. a. das erste Buch des C haiin de Vinario in Avignon über die Pest nach einer Danziger Hs., aus wel- cher sich ergiebt, dass die bisher allein bekannte Ausgabe von Dalechamp sehr stark überarbeitet ist. Vermisst haben wir den Bericht eines Zeitgenossen, welcher selbst die Krankheit überstanden hat, in der Chronik des ungenannten ital. Gibel- linen bei Murat. SS. XVI. Eine Abschrift dieser Chronik ist die oben S. 175 unter 22 aufgeführte Maihinger Handschrift.

Von dem VI, 210 erwähnten Rechnungsbuch des Grafen Heinrich von Derby über seine zweite Reise 1392. 1393 hat R. Pauli aus dem Public Record Office in London eine vollständige Abschrift erhalten und macht daraus in den Gott.

414 Nachrichten.

Nachrichten von 1881, Nr. 14, weitere und genauere Mitthei- hmgren.

Der neulich ausgegebene Band von den Chroniken der deutschen Städte, Mainz, erster Band, bearbeitet von dem Her- ausgeber Prof. Hegel selbst, enthält eine bisher ungedruckte Chronik von 1332 1452. Die Vorrede macht die erfreuliche Mittheilung, dass es auch gelungen ist, die lange verraisste, von Böhmer viel gesuchte Mainzer Bischofschronik wiederaufzufin- den, und dass der 2. Band ausnahmsweise auch diese lateinische, für die zweite Hälfte des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts sehr werthvolle Quelle zugänglich machen wird.

A. Bach mann veröffentlicht in den Mitth. d. Vereins f. Gesch. der Deutschen in Böhmen, Jahrg. 19 (1881), Nr. 4 einen Bericht eines Augenzeugen über den Prag er Aufstand von 1483.

In der Zeitschrift für Oesterr. Gymnas. 1880, S. 16—20, hat Franz Martin Meyer neben anderen Documenten gleichzeitige Aufzeichnungen von 1477 bis 1490 über die österr. ung. Verhältnisse veröffentlicht aus einer Hs. der Studienbiblio- thek in Salzburg.

Von der oben S. 180 186 mitgetheilten Fortsetzung der Füssener Chronik vermuthet Dr. Baumann, dass sie von dem P. Gallus Knöringer herstamme, von welchem er in der Bibliothek des Litt. Vereins 129 (Quellen zur Gesch. des Bauern- krieges in Oberschwaben) S. 391 412 ein Stück seiner Annales Faucenses mitgetheilt, und S. 413 416 die Lebensnachrichten und Schriften besprochen hat.

Ueber die 'Fontes rerum Nass oicarum', I. Die Geschichtsquellcn des Niederrheingaus, Th. 1 3 (Wiesb. 1880) von G. M. E. Roth, hat L. Weiland eingehend be- richtet in V. Sybel's Hist. Zeitschr. XLVI, 327 336. Unter mancherlei wcrthvollen Mittheilungen, deren Benutzung leider durch unkritische Methode erschwert wird, finden sich (I, 352, 509) neue Bruchstücke der verlorenen Gesta archiepisco- porum Moguntin orum; ausserdem Bd. III chronikalische Nachrichten von 1382 ^1403, die neuerdings auch von Zais herausgegebene (NA. VI, 465) Cronica de episcopis Moguntinis, Stücke eines wichtigen Traditionscodex von Eberbach, Lieder der h. Hildegard aus der Wiesbadener Handschrift. Der zweite Band enthält Urkunden von 1071 an zur Geschichte des Nieder- rheingaus.

Nachrichten. 415

Ueber die Monumenta Poloniae III (NA. VI, S. 209) berichtet sehr eingehend A. Brückner in der Histor. Zeit- schr. XLVI, 369-380.

Die vom Grafen Dzialinski begonnene Publication 'Lites ac res gestae inter Polonos ordinemque Crviciferorum ; supplementum quo continetur causa inter Vladislaum regem Poloniae et Cruciferos a. 1320 acta' ist von Dr. Celichowski vollendet.

Von der Ausgabe der Werke des Dlugoss, welche auf Kosten des Grafen Przedziecki erscheint, ist im 5. Bande das Ende der poln. Geschichte gedruckt. Es fehlt nur noch der 6. Band mit dem Register, und die Biographie des Dlugoss nebst der Angabe der benutzten Hülfsmittel.

In ermüdender Weitläuftigkeit und in wenig kritischer Weise bespricht K. Rehorn 'die Chronikenberichte über Bruder Bertholds Leben', Germania XXVI, S. 316 ff. Fast unbegreiflich ist, wie jemand, der über mittelalterliche Autoren handeln will, nachdem er eine halbe Seite lang sich mit Trithemius beschäftigt, schreiben kann 'Annales Hirsaug. kenne ich überhaupt nicht', das wichtigste, längst gedruckte (QK. Nr. 587), hundert Mal benutzte Buch des vielschreibenden Autors ! G. W.

Die Lex Salica ist in neuerer Zeit Gegenstand mehrerer Arbeiten gewesen. Ausser der NA. VI, 649 erwähnten synopti- schen Ausgabe von Hesseis und den Abdrücken der wichtig- sten Handschriften von Holder (NA. V, 235, VI, 466) ist nach- träglich zu erwähnen : De Salische wet Pactus legis Salicae haar oorsprong, voortgang en werking, vertaling en vertol- ting door Mr. F. J. E. van Zinnicq Bergmann, 's -Her- togenbosch 1877 (der Text nach der Ausgabe Eccards, mit Weglassung der Glossen). Mit der Entstehung der Lex beschäftigt sich eingehend A. Schröder, Die Franken und ihr Recht, Z. der Savigny - Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abth. IL Band, und daraus besonders abgedruckt. Der Verf. vereinigt hier früher zerstreut gegebene Untersuchungen und sucht sie gegen erhobene JEinAvendungen zu vertheidigen. An der Entstehung vor Chlodovech in den Belgischen Sitzen hält fest J. J. Thonissen, der eine umfangreiche Abhandlung (398 S. in Quart, besonders abgedruckt aus dem 44. Band der Memoires der Belgischen Akademie der Wissenschaften) veröffentlicht hat: L'organisation judiciaire, le droit penal et la procedure penale de la loi Salique. Bruxelles 1881.

416 Nachrichten.

Die älteren Rechts quellen der Stadt Zütphen sind als zweite Publication der Utrechter Gesellschaft zur Heraus- gabe der altniederländischen Rechtsquellen publiciert u. d. Titel: 'Rechtsbronnen der stad Zutphen van het begin der 14. tot de tweede helft der 16. eeuw. Uitgegeven door C. Pijnacker Hordijk, hoogleeraar. Haag 1881'.

Von Stumpf- Brentano's 'Reichskanzlern' ist die lange erwartete Schlusslieferung des 3. Bandes erschienen, welche die Acta inedita auf die Zahl 531 bringt, und ausserdem die Vorrede, sehr dankenswerthe Register, Berichtigungen und Zusätze und einige Kartons enthält.

Der berühmte, von der Oesterreichischen Regierung an Italien ausgelieferte Codex A st ensis ist jetzt in den Atti della r. acad. dei Lincei 1875 76. Serie seconda Vol. 5, Roma 1880, gedruckt. Die Ausgabe füllt 4 Bände in Quart, von denen 2 und 3 den Text, 4 die Register enthalten, 1 noch aus- steht. Zu Anfang des Textes steht ein Abschnitt: 'Incipit aliquid de ystoria civitatis Astensium', annalistische Aufzeich- nungen — 1294 (gedruckt bei Muratori XI, S. 139 als Chronica Astensis, aus späterer Handschrift). S. 68 folgt: 'Secunda pars de privilegiis imperatorum concessis comuni Astensi', von Konrad III. an, die meisten bei Stumpf Acta gedruckt.

Von den Documents inedits relatifs ä l'histoire de la pro- vince de Namur, deren frühere Abtheilungen die Chartulare von Bouvignes (2 Bände), Fosses, Ciney, Namur (3 Bände), Cousin, und 'petites communes' umfassen, ist eine neue Ab- theilung erschienen: Cartulaire de la commune de Dinant recueilli et annote par Stan. Bormans, T. 1 und 2 ( 1482). Namur 1880. 81. Der erste Band enthält nochmals die merk- würdige Urkunde über die Rechte des Grafen zu Dinant, dann mehrere Urkunden des K. Albrechts v. J. 1299 (auch gedruckt in dem Recueil des ordonnances de la princij)aute de Liege).

Von dem Liv-, Est- und Curländischen Urkunden- buch, von dem F. G. v. Bunge 6 Bände herausgegeben hat, ist jetzt im Auftrage der baltischen Ritterschaften und Städte eine Fortsetzung erschienen von H. Hilde braud, der zu dem Ende die umfassendsten Arbeiten in heimischen und fremden Archiven ausgeführt hat. Der 7. Band (Riga. Moskau 1881. 608 Seiten in Quart) umfasst die Zeit von Mai 1423 bis Mai 1429. Er enthält wichtiges Material für die nordische Geschichte, auch zahlreiche Urkunden K. Siorismunds.

Nachrichten. 417

Friedrich vonWyss hat in der Zeitschr. für schweize- risches Recht, Bd. 17, mit einer Abhandlung über die Reichs- vogtei Zürich eine Ausgabe des Züricher Grossmünster- Rotulus verbunden, welcher auf einer Pergamentrolle von fast 6 Fuss Länge ürkundenabschriften aus dem 9. u. 10. Jahrh. enthält.

In den 'Forschungen z. D. Gesch.' XXI, 495 ff. theilt H, Simonsfeld Regesten von Urkunden des Deutschen Ordens in Venedig mit, deren Aufbewahrung im dortigen Archiv M. Perlbach entdeckt hatte; die erste ist jedoch von Alexander IV. und irrthümlich Alexander III. zuge theilt. S. 508 ist eine Urkunde K. Sigismunds abgedruckt.

In der Strassburger Dissertation von Hans von Kap- Herr (Trübner 1881) 'Die abendländische Politik Kaiser Manuels mit besonderer Rücksicht auf Deutschland' wird S. 156 158 aus der Wiener Hs. 953 der im Arch. X, 549 erwähnte Brief K. Friedrichs I. an Manuel mitgetheilt, derselbe, aus welchem Albert von Stade SS. XVI, 349 ein Stück in seine Chronik aufgenommen hat.

In der Strassburger, auf Anregung Scheffer -Boichorsts entstandenen Diss. von Stephan Stoy: 'Die politischen Be- ziehungen zwischen Kaiser und Papst in den Jahren 1360 bis 1364' (1881) wird das Schreiben Karls IV. an die Strass- burger vom 12. Aug. 1361 (Huber 3731) aus dem Original mitgetheilt, und die Datierung verschiedener kais. und päpst- licher Schreiben untersucht. Es drängt sich dabei die Wahr- nehmung auf, dass auch hierfür die jetzt ermöglichte Durch- forschung des Vaticanischen Archivs erheblichen Gewinn^ viel- leicht neues Licht bringen werde. Aus jener Zeit finden sich in den überlieferten Sammlungen viele Schulübungen, und die Authenticität der so arglos benutzten Briefe, welche zwischen Karl IV. und Ludwig von Ungarn gewechselt sein sollen (Kurz, Rud. IV, S. 377), dürfte mindestens zweifelhaft sein.

Von der neuen Ausgabe vonJaffe's Regesta Pontiff. Rom. ist das 2. Heft erschienen, welches bis 682 reicht, be- arbeitet von P. Ewald.

Valois untersucht in der Bibl. de l'Ecole des chartes t. XLH (1881), 3. Heft, den Rhythmus der päpstlichen Bullen, worin er ein Hülfsmittel der Kritik findet.

Von dem Archidiakonus Otto Fischer in Kyritz ist

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418 Nachrichten.

erschienen: 'Bonifa tius, der Apostel der Deutschen', eine quellenmässige Untersuchung und Darstellung, worin auch auf einige, namentlich chronologische Fragen in Betreff der Briefe eingegangen Avird. Die Auffassung ist den Phantastereien Ebrard's u. a. scharf entgegengesetzt.

Mit sorgfältiger und umsichtiger Prüfung ihrer handschrift- lichen Ueberlieferung behandelt F. Loofs eine Reihe von Bonifazbriefen in seiner Inauguraldissertation: 'Zur Chrono- logie der auf die fränkischen Synoden des hl. Bonifatius be- züglichen Briefe der bonifazischen Briefsammlung'. Haupt- sächlich unterwirft er die vielfach besprochenen Datierungsnoten eingehender Erörterung. Seine Resultate sind: Das Concilium Germanicum Karlmanns (Jaffe, Bonif. epp. n. 47) gehört zum 21. April 743; für ep. 48 ist das Datum 10. Kai. Jul. 744 zu verwerfen, dieser Brief ist von 743, Sept. oder Oct. ; mit Hahn werden die Nummern 59 61 zum Jahre 745 präcisiert; gegen Hahn und Dünzelmann bestätigt sich Jaffes Datierung von ep. 63; ep. 58 erweise sich als nicht genau datierbar (744 oder 746, Juli 1); ep. 66 ist in mehrere heterogene Elemente zu zerlegen, und während das Datum als zum letzten Theile gehörig sich halten lässt, fallen die auf epp. 67 u. 70 Bezug habenden Stücke dieses Briefes mit jenen in den Juni 747 ; das Concilium Liftinense wird für das Jahr 745 in Anspruch genommen; ep. 81, d. h. das Privileg für Mainz als Fälschung verworfen. Manche dieser Thesen werden, trotz der scharfen Deduction des Verfassers, nicht ohne Widers^jruch bleiben.

P. E.

G. Schepss hat in dem Programm der kgl. Studien- Anstalt Würzburg (1881) 'Handschriftliche Studien zu Boethius de consol. philosophiae' über die oben S. 177 179 erwähnte Maihinger Hs. veröffentlicht, worin auch auf die Fehler in der Ausgabe der Briefsammlung Fromunds eingegangen, und einige verbessert werden.

In der Zeitschrift f. D. Alt. XXV, 313-316 veröffentlicht C. P. Caspari in Christiauia aus dem Cod. Einsidl. 281 eine sehr merkwürdige 'Ho m i Ha de sacrilcgiis', welche fälsch- lich Augustin zugeschrieben ist und dem 7. oder Anf. 8. Jahrh. angehört , eine sehr reiche Aufzählung der mannigfaltigsten abergläubischen Gebräuche in hcichst barbarischer Sprache. Dieselbe wird auch mit anderen Stücken in einem Bande kirchen- historischer Anecdota als Univcrsitütsschrift von Christiania erscheinen.

W. Schmitz hat aus dem Casseler Lex. Tironianum,

Nachrichten. 419

Avelches aus Fulda stammt, das Schule rlied, welches von Kopp, Palaeogr. crit. 1, 28, mangelhaft herausgegeben und un- beachtet geblieben war, als Festgabe für Crecelius publiciert. Es sind die 17 ersten Verse eines Abecedai'ius , doch nicht ohne Lücken, und von einem zweiten die ersten zwei. Die Handschrift Aveist sie dem 8. Jahrh. zu, doch sind sie vielleicht viel älter.

In dem kürzlich erschienenen 3. Bande der Poetae latini minores giebt E. Baehrens (p. 240 242) als Anhang zu den sog. Disticha Catonis 52 Verse mit der Ueberschrift: 'Ex Columbano quae videntur Catonis esse'. Er wiederholt dieselben lediglich aus der Ausgabe von Canisius, ohne zu beachten, dass diese Praecepta vivendi mit Benutzung von 9 Handschriften neuerdings in den Poetae lat. aevi Carol. I, 275 abgedruckt sind, und dass ebendaselbst an die Stelle Colum- bans mit ungleich grösserer Wahrscheinlichkeit Alcuin als Verfasser gesetzt worden ist. Zur Verstärkung letzterer An- nahme kann es noch dienen, dass Hraban, wie er überhaupt die Verse seines Lehrers Alcuin sich sehr unbefangen aneignet, so auch besonders diese in den Gedichten an Praeclarus viel- fach ausgeschrieben hat. E. D.

Bereits Jahrb. Heinrichs II, Bd. III, 231 N. 3 habe ich daraufhingewiesen, wie mangelhaft der von F. Schneider im Anhang zu seinem Leben des H. Bardo 1871 publicierte Abdruck der Versus ad picturas domus domini Moguntinae veteris testamenti et novi, Aribone archiepiscopo jubente modu- lati' von Ekkehard IV. von St. Gallen ist. Die Berechti- gung meines Tadels zeigt die vortreffliche neue Ausgabe der- selben, welche Dr. Jos. Kieffer im Programm des Grossherz. Gymnasiums zu Mainz f. 1881 besorgt hat: man sieht nun erst, wie unglaublich schlecht der Schneidersche Text war. Abgesehen von zahllosen Verbesserungen sind fünfundzwanzig Verse, die ganz übergangen waren, hier zuerst gegeben, ebenso die zahlreichen Glossen, die Schneider nicht mit abgedruckt hatte; die benutzten Bibelstellen weist ein fortlaufender sorg- fältiger Commentar nach. H. B.

E. Dümmler bemerkt zu derselben Ausgabe: v. 1 gehört das übergeschriebene 'et' vor 'facta' in den Text und v. 6 glaubte ich früher in der Lücke 'subacta' zu lesen. Eine voll- ständige Ausgabe des cod. Sangall. 393 wäre nach allen bis- herigen Proben noch immer zu wünschen.

In den Notices et Extraits des Manuscrits, XXVIII, 2, 289—418, hatte H. Haureau 1879 in sehr dankenswerther Weise die bunte Mischung von Versen, welche herkömmlich

420 Nachrichten.

Hildebert von Le Mans (er nennt ihn von Lavardin nach seinem Geburtsort) zugeschrieben werden^ kritisch gesich- tet, mit Zuziehung der Papiere von Baluze und zahh-eicher Handschriften. Manche Stücke sind berichtigt abgedruckt, andere neu hinzugefügt. In gleicher Weise hat nun Haureau (XXIX, 2, 231—362, 1880) auch den bekannten Cod. Vatic. Christ. 344 behandelt, viele Stücke neu herausgegeben, über den Unterschied der verschiedenen Serlo und Walther von Lille Untersuchungen angestellt und eine Fülle werthvoller Bemerkungen mitgetheilt. Verkannt hat er u. E., dass die Benennungen Primas und Golias häufig nur generelle sind, und der Angabe des Salimbene mehr Gewicht beigelegt, als ihr zukommt,- ganz sicher ist, dass die S. 299 abgedruckten, Walther von Lille zugeschriebenen Strophen sich auf die von Friedrich I. aufgestellten Gegenpäpste beziehen.

In der in Rom erscheinenden Wochenschrift 'La Rassegna Settimanale' vom 4. September 1881 findet sich ein Aufsatz von J. Pizzi, in dem Commentar und Uebersetzung von zwei griechischen Gedichten gegeben werden, welche sich auf die Belagerung von Parma durch Kaiser Friedrich IL (1247) beziehen. Dieselben sind der Handschrift der Laurenziana Plut. V, Nr. X, pag. 178 entnommen. Das eine dieser Gedicht- chen rührt von dem königlichen Schreiber Johannes von Otranto her, der auch sonst bekannt ist; das andere von einem kaiserlichen Archivbeamten (jaqioifvloE,) Georg von Gallipoli, einem Priester. Leider ist der Text nicht mitge- theilt. — Eine übrigens unbedeutende Schrift über diese Belage- rung von Parma ist 1880 in Parma von Raimondo di Soragna unter dem Titel: 'Vittoria. La rivolta e l'assedio di Parma nel 1247' erschienen. O, H.

In der Z. f. D. Alterthum XXV, S. 71, veröffentlicht E. Henri ci aus der Handschrift Arundel 6 des Brittischen Museums einen Spruch vom Römischen Reich aus dem Jahre 1422. Es enthält die bekannte Lehre von den 4 Her- zögen, Markgrafen, Landgrafen, Burggrafen u. s. w. im Reich.

XV.

Die Chronicae

des sogenannten Fredegar.

Von

Dr. Br. Krusch.

II.

Nanes Archiv etc. VII. 2o

V o r w 0 r (.

Aus der Descendenz der Hss. geht hervor, dass die Samm- lung Fredegar's der Codex 1 am reinsten erhalten hat. Nach ihm besteht dieselbe aus den vier Büchern:

1. Liber Generationis,

2. Cronece Gyronimi scarpsum mit der Chronik des Idacius,

3. Scarpsum de cronica Gregorii,

4. Cronece liber quartus.

Den Schluss dieses Codex bildet die Chronik des Isidorus, über welche unten gehandelt werden wird. Des Quintus Julius Hilarianus Schrift 'De cursu temporum', welche erst den Hss. der 3. und 4. Klasse einverleibt worden ist, gehört nicht zu der ursprünglichen Sammlung, und kann folglich, zumal da auch ihr Inhalt wenig Ansprechendes bietet, bei der folgenden Untersuchung unberücksichtigt bleiben.

Dagegen durften die Fortsetzungen, welche erst in den Hss. 4 und 5 erscheinen, ihres hohen historischen Werthes wegen nicht übergangen werden. Ihnen ist der Schluss dieser Abhandlung gewidmet.

Vorher wird der Keihe nach über die Abfassungszeit, die Heimath, die Quellen und die Sprache des eigentlichen Fredegar gehandelt werden.

III. Die Abfassung^szeif.

Die schwierige Frage, wann die Chroniken Fredegar's verfasst und zusammengestellt worden sind, ist bisher nur unter der Voraussetzung behandelt worden, dass ein Einziger der Autor derselben sei. Die Möglichkeit, dass ein Erster dieses historische Sammelwerk angelegt, ein Zweiter dasselbe später fortgesetzt und vermehrt, und Andere nach dem Schlüsse dieser zweiten Redaction noch Stücke eingeflickt haben können, ehe der Fredegar die Gestalt erhielt, in welcher er uns überliefert ist, hat Niemand in Betracht gezogen. Freilich wird die Untersuchung, wenn man auch diesen Fall in Erwägung zieht, weit verwickelter, als wenn man an der einheitlichen

28*

424 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Abfassung festhält. Dazu war wohl auch bei den unvollständi- gen alten Texten die bezügliche Kritik sehr erschwert, wenn nicht ganz unmöglich gemacht. Nach der neuen Vergleichung der Hss. hat sich jedoch herausgestellt, dass die auf der alten Basis ausgeführten Untersuchungen über die Entstehungszeit unserer Chronik mit den handschriftlichen Resultaten sich gar nicht oder doch nur schwer vereinigen lassen, weshalb es sich empfehlen wird, auch den oben erwähnten Gesichtspunkt bei der folgenden Untersuchung zu prüfen.

Das vorletzte und letzte Cap. (89. 90) der Chronik behan- deln die Ereignisse aus dem 4. Jahre des Chlodoveus = ö41 n.Chr. Merkwürdig ist es nun, dass in dem vorhergehenden Cap. 88 der Tod Otto's, des Rivalen des Hausmeiers Grimoald, unter dem 10. Jahre Sigiberts = 642 n. Chr. erzählt wird, während doch sonst die Thatsachen aus der fränkischen Geschichte nach der chronologischen Folge von Fredegar aneinandergereiht werden. Doch lassen wir diese Incongruenz vorläufig bei Seite; man sieht jedenfalls, dass die Chronik bis zu dem J. 642 reicht, obwohl das J. 641 den Beschluss bildet. Da nun das letzte Capitel die Ereignisse sehr ausführlich schildert es ist das längste des Fredegar, wenn wir von den fabelhaften Berichten absehen und sehr genaue Daten bi'ingt'), so würden wir unverzüglich zu der Annahme neigen, dass in eben diesen Jahren der Verfasser geschrieben habe, wenn nicht eine Anzahl anderer Stellen dagegensprächen. Zunächst wird unter dem 46. Jahre des Chlothar (623) c. 48 von dem Wendenkönige Samo gesagt: ^ubi XXX et V annos regnavit feliciter'; Samo müsste mithin bis zum J. 658 regiert haben. Wenn auch hier noch die Erklärung möglich ist, dass der fränkische Geschichts- schreiber diese Schilderung unter einem zu späten Jahre seiner Chronik eingereiht habe 2), so greift doch eine zweite Stelle ebenso weit über den Rahmen der Chronik hinaus, während in einem dritten Capitel um 11 Jahre der Endpunkt derselben überschritten wird.

Am weitesten wird die oströmische Geschichte in Cap. 81 fortgeführt, wo mit wenigen Worten ein Ueberblick über 17 Jahre byzantinischer Geschichte gegeben wird. Die meisten dort angeführten Thatsachen werden durch die griechischen und arabischen Quellen bestätigt. Zur Vergleichung stelle ich dem Berichte Fredegar's die Zeugnisse der anderen Geschichts- schreiber gegenüber^).

1) Vergl. Brosien 'Untersuchung: der Quellen zur Gesch. des Dago- bert I.' p. 17, 2) Siehe unten p. 435. 3) Brosien, der p. 10. 11 eine gleiche Zusamnienstellung versucht hat, hätte nicht Schlosser's Welt- gesch. (1817), Anastasius Biblioth. und Georgius Ilamartolus als Zeugen anrufen sollen. Schlosser hat den Anastasius benutzt, Anastasius den Theophanes übersetzt und Georgius Hamartolus ihn ausgeschrieben; vergl. auch Hirsch, Byzantinische Studien, p. 8.

Die Chvonicae des sog. Fredegar.

425

Fredegar. Eo anno Constantinus

c. 81 emperatur moretur

Constans, filius eins, sub tenera aetate consilio senato emperio sublimatur.

Idem eius tempore gravissime a Sarracinis vastatur imperiom. Hierusolema a Saracinis capta ceterasque civitates aeversae ;

Aegyptus superiur et inferior a Saracines pervadetur,

Alexandria capetur et prae-i datur ;

Afreca tota vastatitr et a Saracines possedetur paulolum; ibique Gregorius patricius a Saracinis est interfectus.

Niceph. Hist. ed. deBoor p. 29 :

(KwrötavTtvog) öDfxßaöiXfvöag Se TW jtciTQL iVr] oxToj xai el'xoöi, xal ejiißtoiJa de, xr]v ßaöiXeiav £Xi f\]xt^ai Exaxöv tqsis, Ix^Iev- Tr]ö8.

Theophan. a. 633 (= 641 p. Chr.) : (^ övy'Klrixoc,) dvsßißaöav KcoröTctr luiövKtoröTarTivoti, syvo- vov 'HQaxAsicu Ini Tfjg cxqx^S« Ueber das jugendliche Alter vergl. Niceph. p. 29.

Theoph. a. 627 (= 635 p. Chr.): Tovxio tw mt £jt£öTQd- X2V0i,v Oi'fxaQoe y.axd Ua)Mi0XL- rT]s, xal jtaQaxa&iöas ti^v dyiav nöliv SiETf] xqövov, JtaQ£>,aߣv axitriv löyto. Cf. Elmacinus, Historia Sarracen. Lugd. Bat. 1625 p. 22: 'Anno 16. Hegirae

(= 637 p. Chr.) Omar

fei. mem. misit Amrum, filium Alasi, et Sergjilum Hierosoly- mara eamque obsedit. Cum antem ad extremam angustiam redacti essent, pacem petierunt,

Theophan. a. 626 (= 634 p. Chr.): 6jt?.i^orTat ot ^aqay.r]voi xax' AlvüitTov xal öDrdx|)arT£g xatd Mavo\)T]A, jtoÄEfxov, a.m'kav- vovOi TovTov .... t6t8 ol SttQa- xT]vol E(poQoXöyr]öav. Vergl. El- macinus p. 23, a. 18. Hegirae (= 639).

Elmacinus p. 24: 'Anno vige- simo (= 640 p. Chr.) capta est Alexandria; idque tempore ora- tionis diei Veneris, initio mensis Muharrami, ut obsessa fuerat 14 menses: perieruntque in obsidione eius 23 Muslimorum millia'.

Theophan. a. m. 6139 (= 647 p. Chr.): Tco ö'cfUTw etei En;£- oxqdxtvoav SaQaxrjVol xr\v 'AcpQi- y.r(V. Kai ovn^aiövxsq, x(ö TVQdvvo)

FQTiyOQLW, TO'UTOV TQEJlOröl, Xttl

426

Die Chronicae des sog. Fredegar.

xovc, öw avxü KteiroDöi" xai 6xoixr\öavrEc, (poQOus fx^xd xüv Äcpocov vmoxqE\\>av. Elmacinus p. 32 : ^Anno 27 (= G47 p. Chr.) expugnavit Africam Abdalla, f. Saldi, gubernator Aegypti, occisoque eius rege, opum eius factus est dominus'. Nam maxeme totum empe- Theoph. a. 646 (654) : Totjtw rium a Saracines graveter fuit tw stel kmoxqdxsvötv 6 Mama?, adtritum; etiam et inpostremum ... ^0 08 '^aöiltvc, oijtw TQOitw- emperatur Constans constrictus ödfxsrog dco^sxai, xai xaxaüjtwv adque conpulsis effectus est itartag aTtknlivOiv iv KcovöTarxi- Saracinorum tributarius, ut vel vovitölii. Constantinopoles cum paucis provincies et insolis suae dieione reservaretur.

Trebus annis circeter et fertur adhuc amplius per unumquemque diem mille sole- dus auri aerarles Saracinorura Constans emplebat. Tandem resumtis viribus Constans em- perium aliquantisper recoperans, tributa Saracines emplendum refutat.

Man sieht, im Grossen und Ganzen stimmt die Erzählung Fredegar's mit den Byzantinern und Ehnacinus überein. Einige üngenauigkeiten wird man dem fränkischen Historiker gern verzeihen, wenn er beispielsweise auf Constantin, dessen Regie- rungsantritt mit 'Eo anno' fälschlieh in das J. 639 gesetzt wird, sogleich Constans folgen lässt, der erst nach seinem Oheim Heracleonas regierte, und die Eroberung von Jerusalem und Aegypten mit Alexandrien unter eben jenen Constans setzt. Dagegen ist die Verwüstung Afrikas und der Tod des Tyran- nen Gregorius richtig hier eingereiht; den letzteren bestätigt ausser Fredegar nur noch Elmacinus, der den Gregor mit Recht 'König' nennt, da er sich ein Jahr vor seinem Tode vom byzantinischen Reiche losgesagt hatte *). Nach der Besitz- nahme Afrika's durch die Saracenen im J. 647, die nur kurze

Theoph. a. 650 (658) : Toijtw

Tol EXei £ÖX0LXT]&T] fxsxa^ij 'PlO-

|iiaiwr xctl "AQdßwr xoii Mavtov itQSößs'uöavxos ÖLdxrir dvxaQöiav, Iva x&Xwöir Tw|LiaL0i9 oi 'ÄQaßsg xa-^' "iQi^iEQav rofxiöfxaxa x^^i-ct xal l'jtrtor xai SoiiXov.

1) Theophanes a. G46: Tou'tm to} zxzi lötccötctöEr rQt]\6QiOQ 6 itaxqi- Kioq 'A(pQiKrJ9 övv xolc, 'AcpQOig. In Uebereinstinimung mit dieser Stelle heisst er bei Fredeg-ar 'patricius'; Theophanes nennt ihn später tÜQavioj. Brosien p. 11 denkt an den Greo^or, Sohn des Theodorus, der nach Theo- phanes im ,T. G50 als Geisel nach Damascus gfeschickt wurde. Dann hätte der im Jahre 647 getödtete Patricius von den Todten wieder auf- erstehen müssen.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 427

Zeit dauerte, 'paulolum' schreibt Fredegar, nach Theophanes zogen die Feinde, nachdem sie den Einwohnern Tribut auf- erlegt hatten, wieder ab , erzählt Fredegar, dass zuletzt sogar der Kaiser tributpflichtig wurde. Man kann hierbei an das Jahr 650 oder an 654 denken. Im ersteren schickte Con- stans nach einem Einfall der Araber in Isaurien Gesandte an Muavia und Hess um Frieden bitten, den er auch 2 Jahre später erhielt (o xal yeyovsv £T8l ß' Theoph.). Dann würde aber die folgende Bemerkung Fredegar's, dass Constans nach drei und mehr Jalu'cn die Zahlung verweigert habe, nicht zu- treffen, da der Kaiser nach diesem Zeiträume von den Saracenen gänzlich geschlagen, nach seiner Hauptstadt geflohen war, wäh- rend Fredegar von 'resumptis viribus' spi'icht. Deshalb ist anzunehmen, dass Fredegar an der ersten Stelle an die Ereig- nisse des J. 654 1) gedacht hat und die spätere Verweigerung des Tributes mit der Gesandtschaft des Muavia im J. 658 zusammenhängt, die in die Zeit trifft, als die Saracenen durch die Thronstreitigkeiten zwischen Ali und Muavia geschwächt, etwaige Forderungen des byzantinischen Hofes kaum abweisen konnten. Den Erfolg der Weigerung des Kaisers will Fredegar später berichten : 'Quemadmodum haec factum fuissit aeventura, anno in quo expletum est, in ordene debeto referam et scribere non selebo; donec de his et alles optata, si permiserit Deus, perficiam, uius libelli cumta mihi ex veretate cogneta inseram'. Es ist nur zu bedauern, dass der Verfasser dazu nicht gekom- men ist. Aus Theophanes ersehen wir, dass sich jetzt das Blatt wendete, und die Araber jene 1000 Solidi täglich bezahlen mussten, die früher Constans auferlegt waren. Fredegar be- richtet also in diesem Capitel über Ereignisse aus den Jahren 641, 635 resp. 637, 634 resp. 639, 640, 647, 654, 658, und zwar wird die Geschichte des letzten Jahres nur angedeutet.

Auch das folgende Capitel, welches über die Ereignisse in Spanien handelt, nimmt auf spätere Vorgänge Bezug. Der Verfasser geht vom Tode des Sintela (640) aus, erzählt dann weiter die Vertreibung seines Nachfolgers Tulga (641) , die Erhebung des Chyntasindus und schliesslich, wie dieser bejahrt die Regierung auf seinen Sohn Richysindus überträgt (649) und dann selbst hochbetagt stirbt (652): 'Chyntasindus cum esset plenus diaerum, fiiium suum nomine Richysindum in omnem regnum Spaniae regem stabilivit. Chyntasindus paenetentiam agens aelymosinam multa de rebus propries faciens, plenus senectutae fertur nonagenarius moretur'.

Kurz die Chronik des Fredegar schliesst mit dem J. 641, berichtet aber über Ereignisse der Jahre 642. 647. 649. 652.

1) Dass der Kaiser tributpflichtig wurde, steht übrigens, soviel ich weiss, nur bei Fredegar.

428 Die Chronicae des sog. Fredegar.

654. 658 aus der Geschichte der Austrasier, Wenden, West- gothen und Byzantiner. Hieraus folgt zunächst nur, dass die Capitel 48, 81 und 82 nach dem Jahre 641 geschrieben sind, und es fragt sich nun, ob man dieses Resultat auf die ganze Chronik übertragen darf oder nicht. Hiernach sind zwei Lösun- gen möglich. Entweder der Verfasser schrieb um 658 und wurde durch irgend ein Ereignis, vielleicht den Tod, an der Fortsetzung seines Werkes verhindert, oder er schrieb im Jahre 641 und erst ein späterer Ueberarbeiter hat um das Jahr 658 das Buch erweitert. Dieser Letztere würde dann, wie wir aus der oben citierten Stelle ersahen, wiederum durch irgend einen Anlass abgehalten worden sein, 'in ordene debeto' die Chronik fortzuführen. Wunderbar bleibt es jedenfalls, dass Cap. 88 mit dem Jahre 642 vor 89 mit dem J. 641 steht, und dass sich die Anspielungen auf spätere Ereignisse gerade in den Pai'tien finden, die dem Verfasser am fernsten lagen, wäh- rend die fränkischen Erzählungen davon frei sind i),

Dass nun wirklich im Jahre 641 oder kurz nachher die Chronik entstanden ist, lehren die folgenden Belege aus dem Liber Generationis, dessen Schluss leider in der Ausgabe des Canisius fehlt. Auf das chronographische Werk des Hippo- lytus folgen bei Fredegar noch mehrere Capitel, die ihres ähnlichen Lihalts halber der genannten Schrift angehängt wor- den sind. Nämlich die jüdischen Könige unter der Ueberschrift 'Regnum Hebreorum', dann eine Computation, auf welche wir später noch zurückkommen, hierauf ein Papstkatalog mit dem Titel 'Incipit not. de episcopis sanctae ecl. Romanae, qui cui ßuccessit vel quanto tempore fuit' und endlich eine sehr kurze Chronik 'In Christi nomen liber chronecorum'. Der Papst- katalog schliesst nun 'Johannis anno uno m. 9. diebus 18.

Theuderus' Den Raum für die Sedeszeit des Theu-

derus hatte der alte Schreiber des Claromontanus frei gelassen; zu Karl's d. Gr. Zeiten hat erst Jemand diese Lücke ausgefüllt und zugleich den Katalog bis zu Hadrianus herabgeführt.

1) Man hat zwar den Schluss von Cap. 76 'Quod postea temporebus Sigyberti et Chlodoviae regibus conservatum fuisse constat' für die späte Abfassung des Fredegar geltend gemacht; aber ohne hinreichenden Grund. Die Worte weisen nur auf die Zeit nach Dagoberts Tode hin, ohne dass man anzunehmen braucht, der Schreiber habe von einem sehr entfernten Zeitpunkte uni die Regierung der beiden Söhne Dagoberts zurückgeblickt; vergl. Brosien p. 10. Ebensowenig ist aus der Beschreibung des Erchi- noald 'Eratque homo paciens', wie Valesius, Res Franciae II, p. 449 will, zu folgern, dass der Hausmeier zu des Schreibers Zeiten schon todt war. Denn ist es schon an und für sich mislich, auf die Tempora bei Fredegar Gewicht zw legen, so kommt in diesem Falle noch hinzu, dass 'Eratque' die stehende Einleitung für diese Atteste ist: c. 80 von Aega 'Eratquae genere nobele', Hist. epit. c. 23 von Aridius 'Eratque iogundus in fabulis', wo Gregor 'Erat enim' schreibt.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 429

Johann IV. regierte nun 1 Jahr, 9 Monate und 17 Tage man sieht wie genau die Zahl mit der bei Fred, überein- stimmt — , und wurde am 12. Oct. 642 beigesetzt. Sein Nach- folger Theodor I. erlangte am 24. Nov. 642 die Consecration und wurde am 14. Mai 649 bestattet. Hieraus folgt, dass das erste Buch des Fredegar vor dem J. 649, aber nach dem 24. Nov. 642 geschrieben ist. Noch genauer lässt sich die Zeit durch die auf den Papstkatalog folgende Chronik bestim- men. Diese schliesst nämlich 'Eraglius ah 31. Fiunt ab Adam usque Aeraglio imper regnante annorum 31 omnes anni 5649'. Die Weltjahre sind schon von einer späteren Hand durch Radieren geändert worden; es darf daher nicht auffallen, wenn sie nicht stimmen. Das 31. Jahr des Heraclius umfasst die Zeit vom 5. Oct. 640 bis zu dem 4. Oct. 641. Da die Chronik keinen Nachfolger des Heraclius nennt, so ist sie kui'z nach 641 geschrieben. Combinieren wir dieses Resultat mit dem oben aus dem Papstkataloge gewonnenen, so erhalten wir als Abfassungszeit des ersten Buches des Fredegar das Jahr 642.

Denkbar wäre wohl der Fall, dass der Verfasser, nachdem er im Jahre 642 das erste Buch vollendet hatte, an dem übri- gen Theile seines Werkes noch 16') Jahre gearbeitet hätte und trotzdem nicht zum Ende gekommen wäre, aber wahrscheinlich keineswegs, da einerseits die Arbeit des Verfassers hauptsäch- lich im Excerpieren bestand, andererseits die Chronik gerade mit dem Jahre 641 abbricht, welches der Abfassungszeit des 'Liber primus' unmittelbar vorhergeht. Ich meine daher, der Fredegar ist 642 geschrieben, und die Stellen, welche auf eine spätere Zeit hinweisen, sind um das Jahr 658 durch spätere Ueberarbeitung hineingebracht worden.

Zu dieser Ansicht wären wohl auch die neueren Forscher, welche sich mit diesem Gegenstand beschäftigt haben, gelangt, wenn die oben bezeichneten Stellen in der Ausgabe des Cani- sius gestanden hätten. Sie fehlen aber, wie gesagt, bei jenem, weil ihm für das erste Buch nur der Augustanus zur Verfügung stand, welcher, wie alle der 3. Classe angehörigen Hss., die letzten Capitel des Liber Generationis auslässt. Für verfehlt halte ich es jedoch, wenn Andere von der geläufigen Ansicht über die Entstehungszeit des Fredegar ausgehen, und nun ein- zelne Stellen des ersten Buches für verfälscht erklären oder wohl gar das ganze Buch dem Fredegar absprechen 2). Die

1) Bei Brosiens Ansicht, der p. 13 die Jahre 663 oder 664 als Ab- fassungszeit annimmt, wären es sogar mehr als zwanzig Jahre. 2) Monod im Jahrbuch für Schweiz. Gesch. III, p. 146 : 'Cette co'incidence serait etrange, si, comme nous le croyons, le chroniqueur a ete interrompu dans son Oeuvre par la mort; eile s'explique parfaitement (?) au contraire, si c'est un autre compilateur, qui, copiant le recueil primitif, y a ajoutö cette prämiere partie en conduisant ses supputations chronologiques jus- qu'au poink s'arretait le dernier morceau'.

430 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Ansicht, dass ein Abschreiber durch den Schluss der Chronik verführt, die Computation bis zum 31. Jahre des Heraclius im Liber Generationis hinzugerechnet habe, ist gänzHch unhalt- bar. Zuerst hätte eine derartige Fälschung gar keinen Zvreck gehabt, denn daran konnte doch wohl ein alter Scribent nicht denken, dass man später diese Stelle zur Bestimmung der Abfassungzeit Fredegar's benutzen würde. Zweitens aber, was sollte dann an der Stelle der 31 Jahre des Heraclius gestanden haben? Entweder nichts, dann würde der Kaiserkatalog bis zum Focas gereicht haben. Fredegar Avürde also eine ältere Quelle ausgeschrieben haben, ohne sie fortzusetzen, obwohl er den Nachfolger des Focas, wie aus seiner Chronik hervorgeht, sehr wohl kannte, imd obwohl er den Papstkatalog bis auf seine Zeit fortsetzte. Oder der Kaiserkatalog ging über Hera- clius hinaus, etwa bis zu dem von Monod gebilligten Jahre 663, nannte also schon Constantin und Constans, und dann würde der vermeintliche Fälscher mit einer unglaublichen Raffiniertheit die Kritiker irrezuführen versucht haben, indem er die letzten Kaiser wegliess und gerade mit dem Jahre 641 den Katalog abbrach. Aber nicht blos den Kaiserkatalog, auch das Papstverzeichnis muss man bei der Ansicht, dass der Fredegar um 663 geschrieben sei, für gefälscht halten, da dieser mindestens 14, vielleicht sogar 20 Jahre vor diesem Termine geschrieben ist. Ja Monod ist sogar noch weiter gegangen, indem er den ganzen Liber Generationis für später zugesetzt erklärte. Ich glaube, schon die folgende Stelle Avird uns die Gewissheit verschaffen, dass dieses Buch von dem sogenannten Fredegar seiner Chronik absichtlich einverleibt worden ist, und nicht etwa zufällig in den Hss. voransteht oder durch Interpolation hineingeschmuggelt worden ist. Lib. Gen. c. 5 steht in der Quelle (Labbe, Nova Bibl. Mss. p. 299) 'Cethyn, unde Macedones', Fredegar aber schreibt 'Chetthim, unde Tro- ciane, Frigiiae, Macedones', schiebt also die Trojaner und Phrygier ein. War nun Fredegar über die Verwandtschaften der Völker besser orientiert als der alte Hippolyt? Er glaubte es wenigstens, denn die Hippolytischen Macedonier erinnerten ihn an seine Trojanermärchen, nach denen allerdings Trojaner, Phrygier und Macedonier desselben Stammes waren. Aus dieser Quelle hat Fredegar die alte Völkertafel vervollständigt.

Da man mithin auf diese Weise die Thatsacho nicht ent- fernen kann, dass der Verfasser unserer Sammlung das erste Buch 642 schrieb , so finde ich , um die Uebereinstimmung dieser Zahl mit dem Schlussjahre der Chronik zu erklären, nur den einzigen probablen Ausweg, dass der Autor um das Jahr 642 auch wirklich das Werk zu Ende geführt, sicher aber nicht 660 geschrieben hat.

Eine schwierigere Fi-age, die aber nicht umgangen werden

Die Chronicae des sog. Fredegar. 431

kann, ist dann, festzustellen, was dem Verfasser vom J. 642, was dem Ueberarbeiter vom J. 660 zuzuschreiben ist. Die Heimath unserer Chronik ist bekannthch, wie alle Forscher zugeben, und zuletzt noch Monod umständlich ausgeführt hat, Burgund. Deshalb werden die Jahre nach der Regierungszeit der über Burgund herrschenden Könige bezeichnet. So c. 80: 'anno primo regni Chlodoviae, secundo et inmenente tercio', c. 83 'Anno tercio regni Chlodoviae regis' (640), c. 89 'Anno quarto regni Chlodoviae' (641). Wenn die Zeitangaben in dieser Weise unmittelbar auf einander folgten, so würde Alles v'ortrefflich zusammenstimmen; merkwürdig ist es aber, dass in c. 87, welches ebenfalls von dem J. 640 handelt, nicht, wie es der Verfasser in ähnlichen Fällen zu thun pflegt, durch 'Eo anno' oder durch Wiederholung des dritten Jahres des Chlodo- veus die Zeit bestimmt wird, sondern durch 'Cumque anno octavo Sigybertus regnarit', und dass c. 88 mit der Zeitbe- stimmung 'Anno decirao regno Sigyberti' (642) erstens von der üblichen burgundischen Zählungsweise abweicht und zwei- tens an einer ganz falschen Stelle steht. Wir haben also fol- gende Reihenfolge der Jahresbezeichnungen:

c. 83. Anno tercio regni Chlodoviae = 640.

c. 87. Cumque anno octavo Sigybertus regnarit = 640.

c. 88. Anno decimo regno Sigyberti = 642.

c. 89. Anno quarto regni Chlodoviae = 641.

c. 90. Die Fortsetzung von c. 89.

Die Voranstellung des Capitels 88 vor die Capp. 89. 90, sowie die von der bei Fredegar sonst üblichen Norm abwei- chende Art, die Regierungsjahre zu zählen in den Capp. 87. 88 zeigen uns, dass wir es hier mit späteren Einschiebungen eines Mannes zu thuen haben, der in dem Reiche Sigiberts, also in Auster lebte. Dass wirklich ein Austrasier der von dem bur- gundischen Verfasser vom J. 642 zu stiefmütterlich behandelten Geschichte des Ostreichs zu ihrem Rechte verholfen hat, lässt sich auch aus c. 84 scharf erkennen. Nachdem nämlich Frede- gar c. 83 den Tod des neustrischen Majordomus Aega gemeldet hat, flihrt er c. 84 fort, die Erhebung des Erchynoaldus zu dem Majordomate 'Post discessum Aegane' zu erzählen. Hierauf folgt eine jener bei den Merowingischen Geschichtsschreibei'n so beliebten Charakterschilderungen des neuen Majordomus, die, nachdem ihm alle Tugenden geziemend zugeschrieben worden sind, mit den Worten 'ab omnibus erat dilectus' schliesst. Und hieran reihen sich die bemerkenswerthen Worte, die ich vollständig mittheilen Avill: 'Igitur post discessum Dagobert! regi, quo ordine eiusdem tinsauri inter filius devisi fuerant, nun obmittam, sed delucedato ordene uius volumine inseri procurabo'. Der Schreiber dieser Zeilen will also hier etwas einschieben, nämlich die Vertheilung der Schätze Dagoberts.

432 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Die Worte 'Post diseessum' erinnern an den Anfang des Capitels'), dort steht aber 'Aegane' und zwar chronologisch richtig, da Aega 640 stai-b, hier 'Dagoberti', dessen Tod c. 79 zum J. 637 in unserer Chronik berichtet wird. Die Ein- fügung ist mithin an unrichtiger Stelle erfolgt; offenbar durch Uebersehen des 'Aegane' am Anfange dieses Capitels. Betrachten wir nun die in Cap. 85 geschilderte Theilung des Schatzes Dagoberts unter seine Erben, so fällt uns auf, dass dieses Factum ganz und gar vom austrasischen Standpunkte geschil- dert wird. Pippin, heisst es, kehrte nach Dagoberts Tode mit den übrigen Duces der Austrasier, welche am Hofe Dago- berts festgehalten Avorden waren, zu König Sigybert zurück, erneuerte seinen alten Freundschaftsbund mit Chunibert und regierte in Gemeinschaft mit diesem die Austrasier. Dann forderte man die Königin Nantilde und den Chlodoveus auf, dem Sigybert den ihm gebührenden Theil von dem väterlichen Schatze zukommen zu lassen. Ein 'placetus' wird angeordnet. Cliunibert und Pippin brechen nach Compiegne auf, wo der Schatz 'Instancia Aegane maiorem domus', dessen Tod Fredegar bereits Cap. 83 berichtet hatte, in gleiche Theile getheilt wurde, so dass die Königin Nantilde den dritten Theil erhielt. Den Theil Sigyberts brachten Chunibert und Pippin nach !Metz, wo er dem Könige vorgelegt und inventarisiert wurde. Er- sieht man aus der ganzen Schilderung, dass sie von einseitig austrasischem Standpunkt niedergeschrieben ist des Theiles, welchen der burgundische König Chlodoveus erhielt, wird in diesem Berichte gar nicht gedacht , so geht aus der Nach- richt über Aega hervor, was war schon oben bemerkten, dass sie die chronologische Reihenfolge unterbricht. Das folgende Cap. 86 setzt die austrasische Geschichte fort, von 87 und 88 haben wir schon oben gesprochen, das eine enthält den Auf- stand der Thüringer gegen Sigibert, das andere den Tod des baiulus Otto, des Nebenbuhlers Griraoalds.

Der austrasische Bericht reicht also von Cap. 84 ex. bis Cap. 88 incl., umfasst die Zeit von 638 bis 642 und ist ein- gekeilt zwischen dem 3. (640) und 4. (641) Jahre des Chlodo- veus. Dem Verfasser vom J. 642 spreche ich ihn ab; erstens, weil er in den Rahmen seiner Chronik nicht chronologisch eingereiht ist, zweitens, weil die Regierungsjahre nach dem austrasischen Könige Sigibert gezählt w^erden, und drittens, weil er die burgundischen Interessen ganz und gar unberück- sichtigt lässt. Als ein Einschiebsel giebt sich der Passus durch seine oben citierte Einleitung zu erkennen, die übrigens mit dem Schlüsse von Cap. 81, welches den byzantinischen Kaiser Constans behandelt, merkwürdig übereinstimmt. In beiden

1) 'Post diseessum Aegane Erchynoaldus maior domus' etc.

I

Die Chronieae des sog. Fredegar. 433

Stellen will der Interpolator denkwürdige Ereignisse nicht übergehen (c. 81 'scribere non selebo', c. 84 ^nun obmittam'), sondern geliörigen Orts (c. 81 'ordene debeto', c. 84 ^delucedato ordene') in dieses Buch einschalten (c. 81 'uius libelli . . . inse- ram', c. 84 'uius voluniine inseri procurabo'). Steht so das Cap. 81 mit seinen späten Notizen aus der byzantinischen Geschichte mit der austrasischen Interpolation in einer engen Verbindung, so lässt sich hinwiederum auch zwischen Cap, 82, welches die westgothische Geschichte bis zum Jahre 652 enthält, und dem Berichte über das Ostreich ein Connex nachweisen. Eine stilistische Eigenthümlichkeit beider ist eine ganz seltsame Construction von 'fertur'. Cap. 85 heisst es nämlich: 'Post fertur anui circulum Pippinus moretur' und Cap. 82 ähnlich 'plenus senectute fertur nonagenarius moretur'. Während sonst auch bei Fredegar von 'fertur' regelmässig ein Infinitiv abhängig ist, wird es hier vollständig als Adverb gebraucht; man könnte es mit 'ungefähr' übersetzen, obgleich auch hierdurch der Sinn nicht ganz wiedergegeben wird. Dieselbe Construction findet sich überdies auch in dem Cap. 81: 'Trebus annis cerceter et fertur adhuc amplius per unumquemque diem mille soledus . . . emplebat', so dass es nicht zweifelhaft ist, dass die Cap. 81 und 82 aus der Feder jenes austrasischen Schreibers hervor- gegangen sind. Von diesen Erzählungen reicht aber, wie wir oben gesehen haben, die eine in Cap. 82 bis zum J. 652, die andere in Cap. 81 bis zum J. 658. Unser Schluss ist mithin: um das J. 658 hat ein Ueberarbeiter (C) in Auster die bur- gundische Chronik vom J. 642 (A) durch Einschiebung von Be- richten aus der austrasischen, griechischen und westgothischen Geschichte ergänzt. Ich will nicht weiter untersuchen, welche Abschnitte ausserdem noch diesem Schreiber zuzutheilen sein mögen ; in sehr vielen Fällen wird sich wohl auch kaum noch constatieren lassen, was der Burgunder, was der Austrasier geschrieben hat. Oft Avird letzterer nur kleine Bemerkungen und Zusätze eingestreut haben, bei deren Ausscheidung die Kritik bald jeden festen Boden verlieren würde. Bemerkens- werth ist es aber, dass bereits Bonnell darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Hervorhebung von Pippin unter dem J. 613 in Cap. 40 weniger seiner damaligen Bedeutung er wird bis zum J. 624 nicht mehr erwähnt als dem einseiti- gen Interesse, Avelches der betreffende Schreiber an dem be- rühmten austrasischen Hofmeier nahm, zuzuschreiben sei.

Auch der Nachrichten des Cap. 48 über die Wenden und ihren König Samo muss noch hier gedacht werden, da, wie erwähnt wurde, auch dieses Capitel über den Schluss der Chronik hinausreicht. Der Schreiber weiss sehr genau, woher jener Samo stammte; 'natione Francos de pago Senonago' wird seine Herkunft geschildert, woraus sich vielleicht ein Schluss

434 Die Cbronicae des sog. Fredegar.

auf die Heimath des Verfassers machen lässt. Stimmen wir denjenigen bei, die Soignies im Hennegau darunter verstanden wissen wollen '), so ist anzunehmen, dass der Berichterstatter kein Burgunder war. Der Stil in diesem Capitel ist einzig in seiner Art: lauter unverbundene Sätze und Sätzchen, in deren jedem die beiden Helden Sclavi resp, Winidi und Chuni resp. Avares je einmal, nicht selten sogar zwei und dreimal vor- kommen, wie dies die folgende Probe zeigt: 'Sarno negu- tiantes adscivit, in Sclavos perrexit. Sclavi contra Chunis ceperant revellare. Winidi befulci Chunis fuerant , ut, cum Chuni aggrediebant, Chuni stabant , Winidi vero pugnabant: si praevalebant, tunc Chuni adgrediebant; sin Winidi superabantur, Chunorum auxilio resumebant'. Ein Gegenstück zu dieser im höchsten Grade abgehackten und unbeholfenen Darstellungsweise kann ich im ganzen Frede- gar nicht finden. Vielleicht hat dem Verfasser hier ein schon fertiger Bericht vorgelegen, den er seiner Chronik zufällig unter dem 40. J. des Chlothar (623) eingefügt hat. Denn Zufall ist es sicher, dass wir den Wendenartikel gerade unter diesem Jahre bei Fredegar finden. Ausser einem langen Passus über das Verhältnis der Wenden zu den Hünen werden in dem genannten Capitel die folgenden Ereignisse unter dem- selben Jahre zusammengehäuft: der Aufbruch Samos zu den Wenden, um bei ihnen Handel zu treiben, ihr Aufruhr gegen die Hünen, die Tapferkeit Samos in diesem Feldzuge, seine Königswahl und zahlreichen Siege im Kampfe mit den Hünen. Diese Ereignisse können unmöglich alle in das J. 623 fallen. Was hat nun den Chronisten bestimmt, den Bericht an dieser Stelle einzuschalten, die Reise Samos, der Krieg mit den Hünen, seine Königserhebung oder die übrigen Kämpfe mit den Geg- nern? Wir wissen es nicht, und vielleicht hat es der betreffende Autor selbst nicht gewusst. Leider ist Fredegar der einzige Berichterstatter dieser Begebenheit, doch zeigen seine nicht- fränkischen Berichte, welche sich durch andere Quellen con- trolieren lassen, zur Evidenz, dass er beinahe stets in der Zeit- bestimmung geirrt hat. Für den vorliegenden Fall bietet das zunächst folgende Capitel 49 das lehrreichste Beispiel. Es beginnt: 'Ipsoque anno 40. Chlothariae Adloaldus rex Lango- bardorum, filius Agone regi, cum patri suo succcssisset in regno, legato Mauricio imperatoris . . . suscepit'. Durch 'Ipso- que anno' wird diese Begebenheit in dasselbe Jahr 623, wie die Wendengeschichte gesetzt, während König Adloald im J. 616 dem Ago folgte. Kaiser Mauricius aber gar schon im J. 602 getödtet worden war. Wird man einen Geschichts-

1) Die andere Deutung Sens beruht auf der corrupten Lesart Aimoin's: 'Senonico'. Ledebur's Hypothesen in den Märkischen Forschungen II, p. 37 4,5 sind nicht werth wiederholt zu werden.

Die Chronieae des sog. Fredegar. 435

Schreiber, dem man in Capitel 49 solche Irrthümer nachweisen kann, im vorhergehenden Capitel für chronologisch zuverlässig halten, nur weil wir keine andereren Berichte über die betref- fende Sache besitzen? Älir scheint es demnach durchaus noch nicht festzustehen, dass die 35 Jahre, welche Samo regiert haben soll, wirklich vom J. 623 ab gerechnet werden dürfen. Dann kann aber auch die Frage, ob A oder C diesen Bericht in die Chronik eingefügt hat, nicht entschieden werden.

Was nun die Ai-beit des Burgunders vom J. 642 betrifft, so ist anzunehmen, dass er einen Zeitraum von circa 60 Jahren nicht durchweg aus eigener Kenntnis beschreiben konnte. Nur zwei ') Quellen hat man mit Gewissheit zu erkennen vermocht, nämlich burgundische Annalen im Anfange der Chronik und die Vita Columbaui des Jonas (ed. Mabillon, AA. SS. II saec. p. 17), aus welcher das Cap. 36 mit Ausnahme des Anfangs und Schlusses wörtlich ausgeschrieben worden ist. Die alten Annalen begannen mit der Thronbesteigung Sigismunds, waren reich an Naturwundern (587 Ueberschwemmung Burgunds, 590 Mondfinsternis, 592 Sonnenfinsternis, 595 Comet, 599 Kochen des Thuner Sees, 600 feurige Garben am Himmel) und schlössen wahrscheinlich mit dem Jahre 603, da zu eben- demselben Jahre die letzte Sonnenfinsternis verzeichnet wird 2). Vom Jahre 600 an werden sie wortreicher, ich weiss nicht, ob durch die Fülle der Nachrichten des Annalisten oder durch die Beredtsamheit eines Ausschreibers, Vielleicht ist beides der Fall, jedenfalls ist der Uebergang von den Annalen zu der folgenden Quelle kein plötzlicher, sondern ein gut vermittelter. Der Fortsetzer nun vom Jahre 604 ab giebt eine äusserst aus- führliche Darstellung c. 26 werden sogar ganz bestimmte Daten gegeben (das Martinsfest, Weihnachten) bis zum Jahre 613. Von hier ab aber wird die Darstellung wieder äusserst lückenhaft: 614 und 615 weiss der Verfasser gar nichts zu berichten, 616 hat er die kurze Notiz, dass Chlothar den gerechten Bitten der Burgunder seine Zustimmung gegeben habe, dai-auf folgen zwei sehr märchenhafte Capitel (45 und 46) über die Langobarden, 618 die kurze Nachricht vom Tode

1) Eine dritte will Dahn 'Könige der Germanen' V, p. 178 n. 4 in dem Briefe Sisebut's an Caesarius gefunden haben; doch kann ich ihm nicht beistimmen. Man vergleiche :

Fredegar c. 33. Sisebotus dicebat pietate plenus : 'Eu me misero, cuius tempore tante sanguis humanae effusio fietur'.

2) Siehe Brosien p.. 32.

Sisebuti ep. quod si bella surgant, si mucro fervidus in qualibet parte desaeviat, si vita hominum tempus bellicosum non exigat; quam opinaris pro tantis sceleribus, pro ingestis cladibus, pro funestissimis inlatis vulneribus Deo reddere rationem?

436 Die Cbronicae des sog. Fredegar.

der Königin Bertatrudis, 619. 620 und 621 fehlen wiederum, 622 die Erhebung Dagoberts zum König von Auster wieder mit wenigen Worten und schliesslich 623 der Wendenbericht, von welchem wir oben sprachen, an den sich zu demselben Jahre zwei sehr lange Capitel über die Langobarden schliessen. Erst vom Jahre 624 (Cap. 52) ab wird die fränkische Ge- schichte wieder ausführlicher und schreitet Jahr für Jahr fort. Fassen wir es kurz zusammen: in dem Zeiträume von 613 623 incl. ist der Verfasser über seine heiraathliche Geschichte so dürftig unterrichtet, dass er über die Jahre 614. 615. 619 621. 623 von jener gar nichts, in den übrigen aber nur sehr wenig zu sagen weiss.

Dazu kommt noch eine andere Thatsache, auf welche Andere bereits aufmerksam gemacht haben'). Während bis zum Jahre 613 die Regierungsjahre von einseitig burgundischem Standpunkte aus angegeben sind, indem nur die Jahre, welche der betreffende Regent über das burgundische Reich geherrscht hatte, ohne Rücksicht auf seine Regierung in anderen Theilen des Frankenreiches, den Maasstab 'für die Zeitbestimmung geben, ist von da ab die Methode befolgt, dass auch die ausser- burgundischen Regierungsjahre in Anschlag gebracht werden. So gewiss es demnach ist, dass mit dem Jahre 613 eine andere Feder eingesetzt hat, so lässt sich doch darüber streiten, wie man sich das Verhältnis dieses Schreibers vom Jahre 613 zu dem burgundischen Annalisten vom Jahre 603 und dem Chro- nisten vom Jahre 642 zu denken hat. Hat der Autor vom Jahre 613 nur die kleinen burgundischen Annalen fortgesetzt. oder ist ihm ausserdem noch ein Antheil an den vorhergehen- den Büchern des Fredegar einzuräumen? Mit anderen Worten, hat schon der Verfasser vom Jahre 613 jene grosse Com- pilation angelegt, die wir unter dem Namen des Fredegar kennen, und ist diese von dem Verfasser vom Jahre 642 nur fortgesetzt und erweitert worden, oder ist letzterer der Urheber jener Sammlung und nahm er nur die burgundischen Annalen mit einer Fortsetzung bis zum Jahre 613 als Quelle auf? Um diese Fragen zu entscheiden, ist es nöthig, auf die früheren Bücher des Fredegar einzugehen.

Am Schlüsse von Cap. 24 des ersten Buches hinter der Chronographie des Hippolyt und dem später angehängten Artikel über die Hebräerkönige steht die folgende Computation, die ihrer ausserordentlichen Wichtigkeit halber hier eine Stelle finden soll: 'Ab Adam usque ad diluvium ann. 2242. A dilu- vium usque ad Abraham anni 942. Ab Abraham usquc ad Moysen ann. 505. A Moysen usque ad Salomonem et primam aedificationem templi anni 479 secundum minorem, quem

1) Siehe Brosien p. 31.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 437

tercius Regnorum liber continet; nam iiixta Judicum aun. 650. A Salomone usque ad instauratioue terapli, quae sub Dario Persarum rege facta est, coUeguntur anni 522. Porro a Dario usque ad praedieationem domini nostri Jesu Christi et usque ad 15. annum Tibei'i prineipes Ronianorum explentur anni 548. Itaque fiunt siraul ab Adam usque ad praedieationem Christi et 15. annum Tiberii anni 5228. A 15. anno Tiberi prineipes Romanorum et ab ipsa passione domini nostri Jesu Christi usque ad Constantinum et Rufum consules anni 430. A Con- stantino et Rufe usque ad ann. primum regni Sygiberti regis Francorum, fiHo Theuderici regis, explentur anni 156. Itaque fiunt simul ab Adam usque ad annum primum regni Sygiberthy regis anni 5815, NuUa sit dubitatio de ista descripcione, quia de cronica beati Eusebii Caesariensis episcopi adsumpta est usque ad passionem domini nostri Jesu Christi; item a passione Domini per paschale Victorii usque in tempore isto invenies veritatem'.

Bis zum 15. Jahre des Tiberius hat sich der Unbekannte die Jahre aus der Chronik des Hieronymus herausgerechnet und zwar, was zu verwundern ist, richtig, denn der einzige Fehler in der Ansetzung der Jahre von Salomo bis auf Darius (522 statt 512) fällt, wie die richtige Consumraation am Schlüsse zeigt (5228), einem Abschreiber zur Last. Hierauf recurrierte er auf die damals in Gallien gebräuchliche Ostertafel des Victorius, in der er bis zum Consulat des Constantinus und Rufus (457 p. Chr.) 430 Jahre verzeichnet fand: 'a duobus Geminis usque in consulatum Constantini et Rufi diligenti adnotatione coUectis per quadringentus XXX annos' (Victor. Prol.). Von diesem Consulate aus zählte der Verfasser ver- mittelst eben jenes Paschale des Victorius 'usque ad ann. pri- mum regni Sygiberti regis Francorum, filio Theuderici regis' richtig 156 Jahre. Die Consummation der Jahre von Adam bis auf Sigibert ist jedoch mit 5815 um eins zu hoch angesetzt. Jener Sigibert nun, der Sohn Theuderichs II, wurde nach dem Tode seines Vaters im Jahre 613 von der Brunichilde zum König in Auster und Burgund eingesetzt, aber noch in dem- selben Jahre auf Befehl Chlothars II. ermordet. Das Jahr 613 >) erhalten wir auch, wenn wir zu dem Jahre 457 jene 156 Jahre addieren. Daraus aber, dass der Schreiber dieser Zeilen das Jahr 613 den 'annus primus' des Königs Sigibert nennt, geht hervor, dass er von dem in demselben Jahre erfolgten gewalt- samen Ende des jungen Königs noch nichts wusste. Wir kommen mithin zu dem Resultate, dass die obige Computation in eben diesem Jahre 613 geschrieben ist was man übri-

1) Die Computation bestätigt also, dass der Tod der Brunichilde in das Jahr 613 zu setzen ist, was Monod 1. 1. p. 144, Anm. 2 bestreitet. Neues Archiv etc. VII. 29

438 Die Chronicae des sog. Fredegar.

gens auch daraus ersieht, dass dieses Jahr am Schlüsse mit 'usque in tempore isto' bezeichnet wird und zwar vor dem Tode des Sigibert. Jedem, der mit dem Charakter solcher Berechnungen Bescheid weiss, ist es klar, dass diese Compu- tation, auf welche jetzt noch 2 Capitel folgen, ursprünglich den Schluss des Buches gebildet haben muss. So finden wir auch, um hier das nächstliegende Beispiel zu nehmen, bei Gregor von Tours, am Ende seines 1. 2. 3. 4. Buches und schliesslich am Schlüsse seines ganzen Werkes solche Jahres berechnungen. Sehen wir uns nun die bei Fredegar auf unsere Computation folgenden Capitel näher an, so ist dies c. 25, der Papstkatalog bis zum J. 642, und c. 26, die kleine Chronik bis zum J. 641. Ueber beide Stücke ist oben gehandelt worden : Sie sind Zu- sätze jenes Burgunders, der im Jahre 642 schrieb.

Wir haben also auch in dem 1. Buche des Fredegar, ebenso wie in dem letzten, einen älteren Bestandtheil entdeckt, der bereits im Jahre 613 ausgearbeitet worden ist und später von dem Verfasser aus dem Jahre 642 mit einer Fortsetzung versehen wurde. Wir nennen den Schreiber vom Jahre 613 A, denjenigen vom J. 642 B, und untersuchen die übrigen Bücher des Fredegar in demselben Sinne.

Während bei dem Liber Gener. und dem letzten Buche bisher noch Niemand darauf aufmerksam geworden ist, dass uns hier die Arbeiten mehrerer Autoren vorliegen, hat dies für die Excerpte aus Hieronymus, Idacius einerseits und Gregor andererseits Lüthgen in seiner Arbeit über die fränkische Trojanersage bereits nachgewiesen ').

Zunächst ist es klar, dass die Excerpte aus den Chroniken des Hieronymus und des Idacius zusammengehören, so dass sie einem Verfasser ihren Ursprung verdanken. Dies zeigt u. a. die Capitelzählung, welche am Anfange des Idacius nicht wieder mit eins beginnt, sondern mit Cap. 50 sich unmittelbar an den voraufgehenden Hieronymus anschliesst; dies zeigt auch das Fehlen jeder Ueberschrift über dem Idacius und schliesslich der Umstand, dass die vollständige Chronik des Idacius als Fortsetzung der Hieronymianischen in den Hss. naturgemäss der letzteren angefügt war'^). Das Excerpt aus Idacius kann mithin von demjenigen aus Hieronymus nicht getrennt werden, hat A das Eine gemacht, so wird ihm auch das Andere zuzusprechen sein. Dagegen bildet das Scarpsura Gregorii ein Buch für sich und kann ohne Schwierigkeiten aus der Compilation herausgelöst werden. Gehen wir von diesem

1) L. meint freilich p. 39, dass die Bücher Hieron. Idacius bald nach dem Jahre 563 entstanden sind. Das geht schon deshalb nicht, weil c. 59 der Tod Theodorichs nach den Dialogen Gregors d. Gr. erzählt wird. 2) Wie in der Cheltenhumer Hs., der einzigen des Chronicon integrum Idacii, die auf uns gekommen ist.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 439

Buche aus. Im 1. Capitel des Gregor linden sich zwei selb- ständige Zusätze des Fredegar. Nämlich zuerst 'Aecium patri- cium huius chronici gesta laudatur', mit Bezug auf die folgende aus Gregor entlehnte Beschreibung des Aetius, und dann die bemerkenswerthe Stelle 'Cum inisset certamen cum Chunis, que gessit, Ydatius suae storiae huius volumine narrat'. Der Compilator beruft sich also hier in Betreff des Kampfes des Aetius mit den Hünen auf die voraufgehende Chronik des Idacius. Die Originalchronik des Idacius erzählt aber so viel wie nichts von den Thaten des Aetius und den Hünen; erst der fränkische Epitomator hat aus unbekannter Quelle einen sehr langen darauf bezüglichen Passus (c. 53) eingeschoben. Da nun im ersten Capitel des Gregor dieser Bericht mit den Worten 'Ydacius narrat' ausdrücklich jenem zugeschrieben wird, so muss man entweder annehmen, dass die Hunenschlacht nicht von dem Verfasser des Scarpsum Gregorii herrührt, oder dass letzterer auch jenen Artikel geschrieben hat, aber ein Be- trüger war, indem er seine Waare unter dem Schilde des alten Chronisten verkaufte. Zu der letzteren Annahme liegt uns kein Grund vor, dagegen wissen wir schon aus den anderen Büchern, dass wirklich verschiedene Verfasser für den Fredegar zu sta- tuieren sind. Diese Ansicht wird auch durch das folgende zweite Capitel des Gregor bestätigt. 'De Francorum vero regibus' beginnt der Epitomator mit den Worten Gregors II, 7 und fährt dann selbständig fort 'beatus Hieronimus qui iam olym fuerant scripsit quod prius Virgilii poetae narrat storia ', worauf er die Fabel von der Herkunft der Franken von den Trojanern folgen lässt. Schon seit Aimoin haben die Gelehrten darüber nachgegrübelt, welche Schrift des Hierony- mus hier gemeint sein möge. Aimoin denkt an die Stelle der Vita Hilarionis c. 22, die Aveiter nichts als den Namen Francia mit unserem Bericht gemein hat. Ihm ist Ruinart gefolgt, der diese Stelle (Greg. opp. p. 548) in der Note abdruckt Roth und Zarncke dagegen meinten, dass Prosper's Chronicon, die Fortsetzung des Hieronymus, hier gemeint sei; doch hat Zarncke selbst seine Ansicht zurückgenommen, als er erfuhr, dass die Namen der Frankenkönige bei Prosper erst spätere Interpolation seien. Er schloss sich nun Wormstalls Ansicht an, der in jenem Hieronymus den Autor der fabelhaften Cosmographie des Aethicus sieht, w^elche sich in der Ueber- schrift als 'Hieronimo presbytero dilatus ex cosmocrafia' zu erkennen giebt. Lüthgen hat dagegen mit Recht geltend ge- macht, dass der Bericht des Aethicus mit unserer Darstellung sehr wenig gemein hat, sich vielmehr weit inniger an die Gesta Francorum anschliesst. Zugleich bemerkte er, dass die Recension des Scarpsum Gregorii hier nur auf die im Com- pendium des Hieronymus gegebene 'Origo Francorum' Bezug

29*

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Die Chronicae des sog. Fredegar.

nehmen könne. Und in der That wird die folgende Vergiei- chung zeigen, dass der Bearbeiter des Gregor den voraufgehen- den Hieronymus ausgeschrieben hat.

Scarpsura Greg. c. 2. De Francorum vero regibus beatus Hieronimus, _ qui iam olym fuerant, scripsit quod prius Virgilii poe- tae narrat storia : Priamuni primum habuisse regem; cum Troia fraude Olexe caperetur, exinde fuissent egressi; postea Frigam habuisseut regem ; be- faria divisione partem eorum Macedonia fuisse adgressa; alii cum Friga vocati Frigiis, Asiam pervacantes, litoris Danu- vii fluminis et mare Ocianum consedisse; dinuo byfaria devi- sione Eurupam media ex ipsis pars cum Francionem eorum rege ingressa fuisse Eurupam.

Pervagantis cum uxoris et liberis, Reni ripam occupant nee procul a Reno civita- tem ad instar Trogiae Hominis aedificare conati sunt. Ceptum quidem, sed inperfectum opus reman- sit. Residua eorum pars, que super litore Danuvii remanserat, eUctum a se Törcoth nomen regem, per quem ibique vocati sunt Turchi; et per Francionem alii vocati sunt Franci.

Gyron. Scarps.

c. 4. Priamo primo regi ha- buerunt; c. 5 ab Olexo per frai decepti exinde eiecti, c. 8 per ipsa captivitate Troiae egressi; c. 4 postea habuerunt regi Friga. Postea partiti sunt in duabus partibus. Una pars perrexit in Macedoniam; c. 5 alia pars, quae de Frigia pro- gressa est. c. 6 Asiam perva-

cantis super litore Danu-

viae fluminis inter Ocianum et Traciam pars resedit.

c. 6 Tercia ex eadem origine

ingredientis Euruj^am, c. 5 electum a se regi, Francione nomen.

0. 6 Asiam pervacantis

Franci huius aeteneris gressum cum uxores et liberes agebant

ad Renum consederunt.

c. 6 super litore Danuviae fluminis una ex eis ibi- dem pars resedit, electum a se regem nomen Torquoto, per quod gens Turquorum nomen accepit. c. 5 regi Fran- cione nomen, per quem Franci vocantur.

c. G semper alterius dicione negantes, multo post tempore cum ducibus transaegerunt.

Multis post temporibus cum ducibus externas dominationis semper negantes.

Eigenthümlich ist also dem Verfasser des Scarps. Greg, nur die Nachricht, dass das Volk nach seinem Könige Friga Erigier genannt -worden sei eine Combination, welche sehr nahe lag , und die Gründung einer Stadt 'ad instar Trogiae

Die Chronicae des sog. Fredegar. 441

nominis', offenbar die alte Colonia Trajana (Xanten), welche in späteren Zeiten in der That auch Troja genannt wird; dns übrige ist alles aus dem Hieronynius- Berichte, zum grossen Theil sogar -wörtlich ausgeschrieben. Dabei ist dem Aus- schreiber in der grossen Eile der Irrthum passiert, dass er in dem letzten Satze 'Multis post temporibus cum ducibus' nach 'd.' das Verbum ünitum Hransaegerunt' vergass, welches man aus Hieronymus ergänzen kann. Der König der Türken, 'Torquotus', welcher, wie wir unten sehen werden, sich als der römische Feldherr 'Torquatus' entpuppt, hat in der Gregor- Recension den corrupten Namen 'Torcoth', woraus man ebenfalls die Priorität des Hieronymus -Berichtes erkennt. AVenn in den einleitenden Worten noch des Dichters 'Virgilius' gedacht wird, der vor Hieronymus über die Frankenkönige geschrieben haben soll, so ist diese Notiz wenigstens so weit von Interesse, als man aus ihr erkennt, dass der alte Franke des 7. Jahr- hunderts den Namen des berühmten Dichters gekannt hat, wenn er auch in Betreff des Inhalts seines Werkes sehr im Dunkelen tappte. Sicher ist die Hinzufügung des Virgilius nur gelehrter Flitter; das Märchen selbst ist dem Scarpsum Gyron. entnommen, hat jedoch selbstverständlich nicht in der Original -Chronik des Hieronymus gestanden, sondern ist erst von dem fränkischen Excerptor eingeschoben worden i). Den- noch sagt der Bearbeiter des Gregor, der heilige Hieronymus hätte dies geschrieben ; entweder eine Lüge, wenn Hierony- mus-Idacius und Gi'egor von demselben Verfasser sind, oder Hieronymus -Idacius waren früher und sind von dem späteren Gregorbearbeiter schon benutzt worden. Zu der ersten An- nahme liegt uns, wie gesagt, kein Grund vor, dagegen haben wir schon gefunden, dass in der That der Fredegar nicht auf einen Schlag entstanden ist. Wir meinen daher mit Lüthgen : für die beiden Bücher Hieronymus -Idacixis und Gregor sind zwei Verfasser zu statuieren, so dass derjenige des Hieronymus- Idacius älter ist als der Gregor- Bearbeiter.

Die Zeit, in welcher das Scarpsum Gregorii entstanden ist, glaube ich in folgender Weise bestimmen zu können.

1. Der Schreiber desselben kannte bereits den Tod der Brunichilde (613) und das Cap. 24 der Chronik Fredegar's:

^--- ^^ - "^ Fred. Chron. c. 42.

ad veciosissemum aequum caudam legare; ibique calci- bus et velocitate cursus mem- bratim disrumpetur.

1) Man könnte annehmen, dass Fredegar schon ein durch die Trojaner- sage interpolierter Codex des Hieronymus vorlag. Die Hs., welche der fränkische Chronist benutzte, ist zwar verloren; dagegen hat sich in Cheltenham ein sehr naher Verwandter, wenn nicht Abkömmling derselben wiedergefunden; und dieser Codex enthält keine Spur von Trojanermär- cben. Eine Beschreibung der Hs. werde ich unten geben.

Greg. Scarps. c. 59. Haec vero aequitum calci- bus disrumpetur.

442 Die Chronicae des sog. Fredegar.

2. Er benutzte schon die Chronik Isidor's (615)

Greg. Scarps. c. 65 Narsis patricius minas agustae Sophiae perterritus Langobardus a Pannoniis invitans Aetaliam intro- duxit.

Isid. Chron. Narsis patricius Sufiae agustae, lustini coniugis, rainis perterritus, Langebardus a Pan- noniis invitavit eosque in Ita- liam introducit.

3. Er kennt bereits den Ausdruck 'Neptrasiae' = Neu- strasii, indem er die Worte Gregor's IV, 52 'Veniente autem illo ad villam cui nomen est Victoriacum, collectus est ad eum omnis exercitus' durch 'Cumque Victuriaco accessisset, omnes Neptrasiae ad eum venientes' wiedergiebt. Die Form 'Nep- trasiae' erscheint aber in der Chronik erst c. 62, welches über das Jahr 629 handelt.

Aus diesen Stellen ersieht man, dass die sogenannte Hist. epit. 1) unmöglich von A herrühren kann. Von den beiden übrigen Bearbeitern des Fredegar kann hier nur B in Betracht kommen, da die fragliche Schrift unzweifelhaft von einem Burgunder verfasst ist 2), während C ein Austrasier war. Für die späte Entstehung dieses Scarpsum spricht übrigens auch der Umstand, dass c. 11 der Kaiser Mauricius (-|- 602) zum Zeitgenossen des Königs Childerich (-|- 481) gemacht wird.

Ist der Gregor die Arbeit von B, so muss Hieronymus- Idacius von A verfasst sein, da dieses Buch älter ist, als die Hist. epit. Dasselbe Resultat erhalten wir durch die Erwägung, dass A in der von ihm benutzten Hs. des Liber Gener. auch die Chroniken des Hieronymus und Idacius fand, wie dies der Cheltenhamer Codex zeigt. Dagegen wird zu prüfen sein, ob nicht auch in einem dieser beiden Bücher sich spätere Zuthaten finden, und dies scheint bei dem Idacius in der That der Fall zu sein.

Auf den Schluss des Idacius folgen bei Fredegar noch mehrere Abschnitte, die theils auf die Gothische Geschichte, theils auf die Franken, Wandalen und das oströmische Reich Bezug nehmen. Mit den Worten 'Temporibus imperatores Honoriae' beginnen diese Appendices, in denen zuerst von den Gothen gehandelt wird. Bei der Gründung des Tolosanischen Reiches und den auf Ataulf folgenden Königen beruft sich der Verfasser mit den Worten Hit supra gesta confirmat' auf den vorangehen- den Idacius, bei Theuderich dem Grossen ^natione Macedonum', der mit Erlaubnis des Kaisers Leo die Herrschaft übernahm,

1) Ich nehme hier die kurzen annalistischen Notizen aus, welche ku den burgundisclien Annalcn g^ehören, die im letzten Buche ausgfcschrieben worden sind. Es lässt sich unschwer erkennen, dass aus dieser von A vollständig' ausgezogenen Quelle B nur die Nachrichten in das Scarpsum aufgenommen hat, welche im Gregor fehlten. 2) Vergl. Brosien p. 19.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 443

weist er auf 'huius libri gesta' hin. Letzteren unterscheidet er überdies von dem im Idacius und in dem eingeschobenen Absatz über Agecius erwähnten Theuderich, dem ^^ohne Theu- dors. Unter den 'huius libri gesta', in denen über Theuderich berichtet wird, ist die nächstfolgende höchst fabelhafte Vita Theuderici zu verstehen, die bis zu dem Cap. 59 incl. reicht, aber durch Cap. 58 mit einer Fabel von Chlodoveus und Alari- cus unterbrochen wird, Avelche mit der aus Gregor genommenen Notiz über den Sieg des Chlodoveus bei Vouille schliesst. Das Cap. 59, in Avelchem der Tod des Theuderich erzählt wird, endigt mit der Wundergeschichte des grossen Gregor, dass ein Priester gesehen habe, wie Theuderich nach seinem Tode in die ^Olla Vulcani' hinabgefahren sei. Mit den Worten <in ollam ignis' schliesst dieser Bericht, und hierauf steht in dem Codex Ciarom. das bedeutungsvolle Wörtchen 'Explicit'. Auf dieses 'Explicit' folgen aber noch mehrere Capitel über Chrocus, Justinian und Belisar, von denen das erste zum Theil wieder aus Gregor genommen ist. Es sind nur zwei Erklärungsver- suche möglich. Entweder hat der betreffende Compilator den Hieronymus- Idacius bis zum Schlüsse zusammengeschrieben imd die im Cap. 57. 59 aufgenommene 'Vita Theoderici' so unverständig abgeklatscht, dass er sogar das 'Explicit' aus jener mit herübernahm, oder der Hieronymus -Idacius hat ursprünglich mit Cap, 59 geschlossen, und ein Späterer hat die folgenden Abschnitte über Chrocus, Justinian und Belisar hinzugefügt, das vorhergehende 'Explicit' aber zu streichen vergessen. Wir hätten dann hier ebenso wie im Liber Gene- rat, und dem letzten Buche, jene zwei Theile, einen älteren und einen jüngeren. Diese Annahme erscheint mir auch des- halb wahrscheinlicher, weil die auf das 'Explicit' folgenden Capitel mit den Gregor - Excerpten stilistisch übereinstimmen. Dazu ist in jenen, wie schon erwähnt wurde, ebenfalls die Geschichte des Gregor von Tours benutzt, freilich auch in dem in die Vita Theodorici eingeschobenen Passus über Chlodo- veus und Alaricus, der aber so augenfällig die zusammen- hängende Darstellung der Gesta Theoderici unterbricht, dass es gar keinen Zweifel leidet, dass er später eingeschoben ist; vergl. auch Thorbecke, 'Gesta Theoderici' p. 12. Doch schliesst die Ansicht, dass ursprünglich mit jenem 'Explicit' das Buch geendigt habe, die andere Annahme nicht aus, dass Fredegar diese Capitel aus schon vorhandenen Gesta herübergenommen hat. Das bisher gewonnene Resultat ist mithin folgendes. Im Jahre 613 hat der Bearbeiter A das Sammelwerk angelegt, indem er den Liber Gener., Hieronymus und Idacius auszog, und schliesslich burgundische Annalen aufnahm, die er bis auf seine Zeit fortsetzte. Um 642 hat ein Redactor B den beiden ersten Büchern Zusätze angehängt, ein Excerpt aus Gregor

444 Die Chronicae des sog. Fredegar.

als drittes hinzugefügt und die Geschichte bis auf seine Zeit fortgeführt. Dasselbe wollte ein dritter, C, um 658 thun, kam aber nicht über einige Supplemente zu der austrasischen, ost- römischen und westgothischen, vielleicht auch wendischen Ge- schichte hinaus.

Es bleibt jetzt noch übrig, die Grenze zwischen A und B in der Chronik genauer festzustellen, für die oben das Jahr 613 nachgewiesen wurde.

Dieses für das Frankenreich an entscheidenden Ereignissen so reiche Jahr umfasst in unserer Chronik nicht weniger als 6 Capitel. Es beginnt mit dem Schlüsse von Cap. 38 und erstreckt sich über die Capp. 39. 40. 41. 42. 43 und den grössten Theil von 44. In diesem Jahr starb der burgundische König Theuderich, es folgte sein Sohn Sigibert, der nebst seinen Brüdern von Chlothar gefangen, noch in demselben Jahr er- mordet wurde. Hierauf vereinigte Chlothar das ganze Fran- kenreich. Dass von Cap, 43 ab ein anderes Princip in der Zählung der Regentenjahre beobachtet ist, darauf ward schon oben aufmerksam gemacht. Wunderbar ist es aber, dass gerade noch dieses Capitel und der erste Theil des folgenden, die beide noch in das J. 613 gehören, verhältnismässig ausführlich sind, während wir nachher einer auffallenden Dürre in den Nachrichten begegnen. Doch ist dabei zu beachten, dass sich die Begebenheiten der Capitel 43 und 44 auf einem verhält- nismässig kleinen Terrain abspielen. Cap. 43 wird nämlich die Ernennung des dux Herpo im Pagus Ultrajoranus an Stelle des Eudila erzählt. Hieran schliesst sich ein Bericht über einen gegen den von Chlothar neu ernannten dux gerichteten Aufstand, an dessen Spitze der Patricius Aletheus, der Bischof von Sitten Leudemundus und der Graf Herpinus standen. Der dux Herpo wurde das Opfer der Verschwörer, die jetzt sogar an die Beseitigung Chlothars dachten, der nach der Ermor- dvmg Herpos viele Aufständische hatte tödten lassen. Cap. 44 kommt nämlich der Bischof Leudemund zur Bertetrude, der Gemahlin Chlothars, und verkündet ihr heimlich auf Anstiften des Aletheus, dass Chlothar unter allen Umständen in diesem Jahre sterben würde; den Schatz sollte sie heimlich nach Sitten bringen lassen ; nach dem Tode Chlotliars aber würde Aletheus die Regierung übernehmen und die Wittwe Bertetrud ehelichen. Auf die Königin machten diese Vorschläge einen ganz anderen Eindruck, als der Rebell erwartet hatte. "Weinend ging sie in ihr Gemach, und Leudemund sah sich genöthigt zu fliehen. Der eigentliche Anstifter der Verschwörung, Aletheus, wiu'de auf Chlothars Befehl getödtet. So endete dieser Versuch der Burgunder^ sich von der Herrschaft Chlothars zu befreien. Der Bericht bei Fredegar stammt offenbar aus der Feder eines Bewohners des Pagus Ultrajoranus. Nun wird sich zwar später

Die Chronicae des sog. Fredegar. 445

herausstellen, dass auch A in diesem Gaue geschrieben hat, aber ebenso war auch B ein Ultrajoraner. A möchten wir die Autorschaft wegen der mit Cap. 43 eintretenden anderen Jahreszählung nicht beilegen, B aber könnte recht wohl gerade über dieses Ereignis seiner engeren Heimath zu einer so bedeutungsvollen Zeit besser unterrichtet gewesen sein. Doch wenn wir auch die Cap. 43 und 44 (Anfang) noch A zuschrei- ben wollten, die vorhergehenden 40. 41. 42 hat er sicher nicht verfasst.

Mit Cap. 40 greifen zum ersten Male Arnulf und Pippin in die Geschichte ein. Chlothar rückt in Auster ein 'factione Arnulfo et Pippino vel citeris procerebus'. Schon oben wurde bemerkt, dass ßonnell die Erwähnung Pippins an dieser Stelle als Anticipation seiner späteren Autorität ansieht, und, Avie es uns scheint, auch mit Recht. Cap. 40 wird zum ersten Mal der Ausdruck 'missi' gebraucht. Die Worte 'cernens se vitae pericolum habere', die c. 40 von Warnachar gebraucht werden, kehren auch c. 51 wieder: 'Adalulfus cernens se vitae periculum habere', und ähnlich c. 54: 'Godinus cernens suae vitae periculum habere'. Mit Cap. 41 erscheinen zum ersten Mal die 'Burgundae farones', welche Cap. 44 und 55 wiederkehren. Cap. 42 aber wird zum ersten Male das neu- strische Reich als 'Neptricum' erwähnt, welche Bezeichnung erst c. 47 wieder erscheint, aber in der Form 'Neuster'. Und so wird es dann c. 55 und 56 genannt, wo sich auch die Neu- strasii finden, während in c. 47 80 beide Formen erscheinen ; doch ist hier Neptricum (57. 60. 76. 80) die häufigere (Neuster nur 74 und 80). Dagegen lässt sich der Volksname 'Neptrasiae' ausser in dem Scarps. Greg, nur einmal nachweisen (c. 62), sonst wird gewöhnlich Neustrasii gebraucht (74. 76. 90). Das hier zum ersten Mal erwähnte Neptricum entspricht somit dem späteren Theile der Chronik, besonders den Capiteln 57 80. Sehr genau kennt der Verfasser von Cap. 42 die Herkunft des 'Comestaboli Herpo de pago Ultrajorano ex villa Orba', ähnlich wie B c. 90 die Herkunft des comis palatiis Bertharius 'de pago Ultrajorano' bezeichnet. Das deutsche Wort 'graffio' hat c. 42 mit 74 'cum ducebus et grafeonebus' gemeinsam. Die Ausdrucksweise 'repotans ei, eo quod decem reges Francorum per ipsam interfecti fuissent' erinnert an c. 54 'repotans ei estobrum cum regina Sighilde'. Dass A diese Capitel, speciell 42, nicht geschrieben haben kann, ersieht man auch daraus, dass es von Meroeus c. 42 heisst 'ubi plures post annos vixit'; dass der Verfasser nach Chlothars Tode schrieb, geht aus der Stelle über jenen: 'quod feliciter post sexdecem annis tenuit' hervor. A, der im J. 613 schrieb, kann also diesen Abschnitt nicht mehr verfasst haben, man müsste denn annehmen, dass die obigen Worte spätere Zusätze sind. Aber auch die Ver-

446 Die Chronicae des sog. Fredegar.

schiedenheit des Stils spricht, wie wir eben gezeigt haben, gegen die Autorschaft A's. Auffallend ist es, dass in der Charakterschilderung Chlothar's am Schlüsse von c. 42 sich manche Anklänge an die des Claudius in c. 28 finden, obwohl doch unserer Ansicht nach diese beiden Capitel von verschie- denen Verfassern sind. Beide nennen ihren Helden 'pacienciae deditus', in beiden Capiteln wird er 'litterum eruditus' genannt. Diese letztere Bezeichnung scheint uns über das Verhältnis der beiden Capitel den gehörigen Aufschluss zu geben. 'Litte- rum eruditus' in Cap. 28 ist offenbar nur ein Schreibfehler für 'litterarum eruditus' und wenn c. 42 derselbe Fehler wieder- holt wird, so hat eben der Verfasser von c. 42, um seinen Helden mit Tugenden gehörig auszustatten, sich in Cap. 28 Rath geholt, wo er auch den schönen Ausdruck 'pacienciae deditus' fand. Können diese beiden Stellen nicht gegen unsei'e Ansicht sprehen, so sind einige Ausdrücke am Schlüsse ent- schieden für dieselbe geltend zu machen. Der Schreiber von c. 42 sagt über Chlothar: 'Venacioneni ferarum nimium assi- duae utens'. während A den Begriff 'fortdauernd' stets durch 'integra adsiduetate' wiedergiebt. So wirkt c. 22 der Herr an dem Grabe des heiligen Victor aus der Thebäischen Legion seit dem Tage, wo dieser gefunden wurde, staunenswerthe Wunder 'integra adsiduaetate'; ganz ähnlich geschehen auch die Wunder am Grabe des heiligen Desiderius 'integra adsi- duaetate'. So reizt c. 27 Brunichilde den Theuderich zum Kriege gegen Teudebert 'integra adsiduetate', und ebenso über- legt auch c, 37 Theuderich 'integra adsiduetate', auf welche Weise er den Theudebert unterdrücken kann. Vergleicht man diese Stellen mit der oben angeführten aus c. 42, so wird der Unterschied klar, 'blasphemare' am Schlüsse von c. 42 in der Bedeutung des französischen 'blämer' wird ebenso c. 80 'tan- tummodo a plurimis blaspheraabatur' gebraucht. Auf B als Verfasser Aveist dann noch die Bezeichnung der Saöne in den Worten 'usque Ararem Sauconnam fluvium' hin, die in c. 90 'per Ararem fluvio qui quoinomenento Saoconna' ihre Erklä- rung finden. Arar ist nämlich die alte, lateinische Saoconna die neuere Bezeichnung. Die Fülle gänzlich neuer Ausdrücke, denen wir von c. 40 ab begegnen, die sprachliche Verschie- denheit von dem vorhergehenden Theile und die Ueberein- einstimmungen mit dem Schlüsse machen es mehr als wahr- scheinlich, dass A bereits mit Cap. 39 seine Arbeit geschlossen hat, indem er zuletzt die Einsetzung jenes Königs Sigibert berichtete, in dessen erstem und einzigem Jahre er nacli der Computation im Liber Gener. schrieb.

AVio ist nun aber die grössere Ausführlichkeit in c. 40. 4L 42. 43. 44 zu erklären gegenüber der Dürftigkeit von Cap. 44 (Schluss) ab? So denkwürdige Ereignisse, wie die Zertrümme-

Die Chronicae des sog. Fredegar. 447

rung des Eeiches Theuderichs, die Tödtung des jungen Königs Sigibert und besonders der grausame Tod der Brunichilde, der Antritt der Alleinherrschaft Chlothars und die damit in engstem Zusammenhange stehende Ver<änderung der hohen Regierungs- beamten mussten an und für sich schon die Zeitgenossen zur Aufzeichnung anregen. Sicher wird da mancher, ohne auch nur daran zu denken, ein Geschichtsbuch zu schreiben, lediglich diese Facten dem Pergament anvertraut haben, wo sich gei-ade in einem alten Codex eine freie Seite fand. Zu dieser Ansieht wird man unwillkürlich geführt, wenn man auf die Appendix der Chronik des Marius einen Blick wirft. Auch hier ist dieser wichtige Abschnitt aus der fränkischen Geschichte, die Vereinigung der drei Reiche in einer Hand mit den Neben- uraständen geschildert, freilich sehr kurz, doch entspricht die Erzählung von dem Tode der Brunichilde dem Berichte bei Fredegar. Die Computation vor und nach diesem Absätze geht bis zum 40. Jahre Chlothars = 623. Der Schreiber jener Appendix benutzte den freien Raum nach der Chronik des Marius, lun Excerpte aus Isidor und schliesslich jenen Bericht über den Antritt der Regierung Chlothars darauf zu setzen. Die Appendix kann freilich nicht die Quelle Frede- gar's sein, dazu sind ihre Nachrichten zu dürftig. Vielmehr scheint dem Bearbeiter B eine ausführlichere Beschreibung") der Einigung des fränkischen Reiches vorgelegen zu haben. So lässt sich wenigstens die breitere Darstellung von c. 40 44 gegenüber den folgenden dürftigen Nachrichten erklären.

Zum Schluss ist noch daran zu erinnern, dass ebenso wie B dem Liber Generationis von A zwei Capitel angehängt hat, auch der austrasiche Schreiber C die Chronik A's vermehrt haben wird, durch Zusätze, die sich nicht immer auf den ersten Blick als spätere Einschiebungen werden erkennen lassen. Nur zwei Stellen seien hier erwähnt: c. 36 mit dem Auszuge aus der Vita Columbani kann unmöglich von A, schwerlich von B herrühren, da Jonas erst circa 643 schrieb. Und der Schlusssatz von c. 32, in welchem der Tod des heiligen Desi- derius mit dem Untergange des Reiches Theuderichs in Ver- bindung gebracht wird, weist ebenfalls auf die Zeit nach 613 hin. Aber würde man Gregor's Frankengeschichte, wenn nach Verlust des Originales nur der Auszug Fredegar's auf uns gekommen wäre, in das 7. Jahrhundert setzen, deshalb, weil im Scarpsum bereits der Tod der Brunichilde berichtet wird?

1) Auf solche fliegende Blätter hat bereits Loebell im Gregor 2. Ausg., p. 330, aufmerksam gemacht. Der grausame Tod der Brunichilde war übrigens, wie wir aus Sisebut's Vita Desiderii ersehen, in dem Munde aller Zeitgenossen. Er schreibt: 'De cuius interitu quae vulgata opinione comperimus dicere non pigebit'.

448 Die Chronicae des sog. Fredegar.

IV, Die Heiniatli Fredeg-ar's,

Sind mehrere Verfasser für die Compilation des Fredegar anzunehmen, so leuchtet ein, dass man über den Ort, wo dieses Werk entstanden ist, nicht, wie früher geschehen, die Unter- suchung zugleich auf das ganze Werk wird ausdehnen können, dass vielmehr die einzelnen Thelle der verschiedenen Verfasser gesondert zu behandeln sind.

Was zunächst den Grundstock des letzten Buches, jene burgundischen Annalen betrifft, so erwähnten sie zum Jahre 591 den Tod des dux Ultrajoranus Teudefredus und die Nach- folge des Wandalmarus; vergl. c. 13: 'Teudefredus dux Ultra- joranus moritur, cui successit Wandalmarus in honorem ducati'. Ferner wird unter dem Jahre 604 der Tod des Herzogs Wan- dalmarus und die Ordination des Patricius Protadius erzählt; c. 24: 'defuncto Wandalmaro duci in pago Ultraiorano et Scotingorum Protadius patricius ordenatur', doch bleibt es zweifelhaft, ob man nicht diese Nachricht schon dem Fortsetzer A zuschreiben muss. Wir sehen jedenfalls, dass im ersten Theile der Chronik der Antritt und Abgang der duces Ultra- jorani gewissenhaft verzeichnet ist. Dies zeigt, wie ich meine, klar genug, dass der Schreiber dieser Annalen im pagus Ultrajoranus ansässig war.

Zu dieser Beobachtung stimmt vortrefflich das im Cap. 18 erzählte Kochen des Thuner') See's: 'Eo anno aqua caledissima in laco Duninse, quem Arola flumenis influit, sie validae aebullivit, ut multitudinem pissium coxisset'. Ein so lokales Ereignis konnte doch wohl nur einem Anwohner jenes See's der Aufzeichnung werth erscheinen. Demnach halte ich es für festgestellt, dass die im Anfange benutzten Annalen im pagus Ultrajoranus in der Nähe des Thuner See's geschrieben sind, doch weist wohl die Erwähnung des Einflusses des Arola in den 'lacus Dunensis' eher auf das nördhche als auf das südliche Gebiet hin. Das Interesse für die Ultrajoranischen Herzüge theilt übrigens dieser alte Annalist mit Marius, dem Bisehof von Avenches, der unter dem Jahre 573 in seiner Chronik berichtet: <Eo anno Vaefarius dux Francorum obiit, et ordinatus est Theudofridus in loco eins dux'. Dies ist ohne Zweifel derselbe Theudofridus, dessen Tod Fredegar im Jahre 591 erziUilt. Wie wir aus dem Scarps. Greg. c. 68 ersehen, schlug er im Jahre nach seinem Amtsantritt die Langobarden bei Bex. Auch diesen Einfall erwähnt Marius, doch wage ich nicht, an diese Congruenzen die Hypothese zu knüpfen, dass der Annalist bei Fredogar, ebenso wie Marius, in Avenches, im pagus Ultrajoranus geschrieben habe.

1) Nach Valesius II, p. 495 steht Duuensis für Ebrodunensi-^ ; dann ist der Neuchateier See gemeint. So auch Jacobs.

Die Clironicae des sog. Fredegar.

449

Für die Heimath von A kommen zunächst die folgenden Stellen aus dem Scarps. Gyron. in Betracht, die ich der An- schaulichkeit halber den parallelen Berichten der vollständigen Chronik gegenüber stellen will.

Hieron. a. 2089. Vespasianus Capi- toliuni aedificare orsus. In Alexandria facta seditio.

a. 2091. Colossus erectus, habens altitudinis pedes CVII.

a. 2096. Romanae ecclesiae secvmdus constituitur episcopus Anacletus ann. XII.

Titus morbo perit in ea villa qua pater.

Fred. Hieron. c. 36. Vespasianus Capitulium Ro- mae aediticavit. Germanus revellantis superat et Aventicum civitatem aedi- ficare praecepit. A Tito filio suo postea expletur et nobelissima in Gallea Cisalpina atficetur. In Alexandria facta est sedicio.

Coloseos Romae erictus, habens altitudinem pedes cento Septem, quem in nomen et laude victuriae suae, quae in Germania fecerat, erixit. Romauae ecl. secundus epi- scopus Cletus ann. XII. Titus universam Gallileam cir- cuivit et Aventeco civi- tate, quem pater inciperat, explevit et gloriosae, eo quod eam diligebat, orna- bit. Titus Rom am rediens, morbo perit in ea villa qua pater suus.

Die Zusätze zeigen zur Evidenz, dass der Schreiber ein warmes Interesse für die alte Stadt Avenches hatte. Die Für- sorge der Flavier für Aventicum wird man im Allgemeinen zugeben müssen, diese beweist auch der Name der 'Colonia Pia Flavia Constans Emerita'. Dagegen ist die Stadt sicherlich nicht erst von Vespasian und Titus erbaut worden, da bereits TacituS; Hist. I, c. 68 zum Jahre 69 der Hauptstadt der Hel- vetier 'Aventicum gentis caput' gedenkt. Mommsen hat mit Recht in den 'Mittheilungen d. antiquar. Ges. in Zürich' X, p. 27, darauf hingewiesen, dass diese Nachrichten nicht 'ex auctore antiquo', sondern 'ex incolarum memoria' geschöpft sind, und wir können ihm nur beistimmen^ wenn er wegen dieser Zusätze den Fredegar nach Avenches setzt. Dies ist übrigens auch schon die Ansicht von Hadriauus Valesius, Res Franc. II, p. 446, die durch Brosien keineswegs widerlegt ist^). 'Die Gründe 2) ferner, auf die sich Valesius bei seiner

1) So schon Monod p. 152 : 'arguments insuffisants'. 2) So Brosien p. 23.

450 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Behauptung stützt, erweisen gar nichts, lassen höchstens ahnen, dass Fredegar's Heimath jener alten Stadt nicht allzu fern lag'. Also der berühmte Schhiss : das Interesse für einen Ort x er- klärt sich daraus, dass der Schreiber in dem nicht allzu fernen y wohnte. Brosien bringt auch zwei positive Thatsachen gegen Avenches vor; er sagt: 'Aber in gleicher Weise trägt er (Fredegar) in seinem Auszug die Gründung Lyon's ein, nennt Arvernia: tunc nobilis Galliarum urbs'. Hierzu könnte man wohl hinzufügen, dass Fredegar noch manche andere Stadt lobt. Der Unterschied zwischen den Nachrichten Frede- gar's über Lyon- Arvernia und Avenches ist aber der, dass unser Historiker die ersteren aus Hieronymus abgeschrieben hat:

Hieron.

a. 1992. Munatius Plancus Ciceronis discipulus orator habetur insignis ; qui cum Gal- liam Comatara regeret, Lugdu- num condidit.

a. 1891. Arverni nobilissima Galliarum urbs capta.

Fred. Hieron. c. 33. Monacios Plancos Ceterones discipulos oratur insignis habe- tur; qui cum Galleam Comea- tam regerit, Lugdunum condedit. c. 30. Arversia tunc nobelis Gallia- rum urbis capta,

während die Stellen über Avenches selbständige Zusätze des fränkischen Chronisten sind, eine Differenz, die Brosien nicht bemerkt zu haben scheint.

Zu den oben gegebenen beiden Stellen über Avenches kommt noch eine dritte i) über die Verwüstung dieser Stadt durch die Alamannen.

Hieron. a. 2278. Alamanni vastatis Galliis in Italiani transierunt.

Fred. Hieron. c. 40. Alamanni vastatum Aventi- cura praevencione, Wibili cuinomento, et plurima parte Galliarum in Aetalia transierunt.

Während also Hieronymus nur allgemein von der Verheerung Galliens spricht, lässt Fredegar Avenches und den grössten Theil Galliens durch die Alamannen verwüstet werden, ja er fügt sogar den neuen Namen der Stadt 'Wifflisburg' denn dieser steckt unzweifelhaft in dem Worte 'Wibili' hinzu, imd da sollte man noch zweifeln , dass der Schreiber in Avenches -Wifflisburg lebte? Freihch hat man dagegen einge- wandt, dass Avenches zerstört war, was ja auch Ammian.XV, 11 bestätigt: 'habent et Aventicum desertam quidem civitatem,

1) Eine andere Stelle will Brosien p. 23 hinzufügen: 'Dem wollen wir noch beifügen, dass er Hist. ep. c. 68 den Einfall der Sachsen in das Gebiet von Avenches aus Gregor aufnimmt'. Die betreft'enden Worte Fredegar's sind aus Gregor IV, 43 geschöpft und handeln über das 'terre- turio Avennico', d. h. Avignon.

Die Cbrouicae des sog. Fredegar, 451

sed non ignobilem quondam, ut aedificia semiruta nunc quo- que demonstrant', damit ist aber nicht ausgeschlossen, dass es später wieder erbaut wurde. Wie hätte auch sonst noch im Jahre 585 ein Bischof Marius dort residieren und eine Chronik schreiben können? Der alte römische Name begann freilich, wie es scheint, schon im 7. Jahrhundert dem germanischen Wifflisburg zu weichen.

Auf das Gebiet von Avenches weist ferner eine Nachricht vom Jahre 610 in Cap. 37 hin : 'His diebus et Alamanni in pago Aventicense Ultraiorano hostiliter ingressi sunt; ipsoque pago predantes, Abbelenus et Herpinus comitis cum citeris de ipso pago comitebus cum exercito pergunt obviam Ala- mannis. Uterque falange Wangas iungunt ad prelium, Ala- manni Transioranus superant, pluretate eorura gladio trucedant et prosternunt, maximam partem territurio Aventicense incendio concremant, plurum nominum hominu exindem in captivitate duxerunt; reversique cum predam pergunt ad propriam'. Die Alamannen fallen also in den pagus Ultraioranus ein, der hier den Zusatz Aventicensis erhält, und die beiden Grafen Abbe- lenus und Herpinus ziehen ihnen entgegen und liefern bei Wangen eine Sclilacht 'falange iungunt ad prelium'. Den Ort hat zuerst Jahn II, p. 396. 414 aus dem Ruinart'schen 'wangas' herausgefunden; es ist entweder Wangen bei Solothurn, oder, was wir vorziehen, Oberwangen bei Bern. Dass 'iungunt' von Fredegar intransitivisch ohne Object gebraucht wird, hätte man auch schon früher aus der parallelen !S teile in Cap. 90: 'falangis uterque iungent ad prilium' erkennen können. Mit der Niederlage der Transjuraner und der theilweisen Ver- wüstung des ^territurium Aventicense' endigt dieser Einfall.

Aus allen diesen Belegen wird man den Eindruck gewon- nen haben, dass der Schreiber A den Pagus Ultrajoranus und speciell Avenches mit seiner Umgebung ganz besonders be- rücksichtigt. Wir stehen somit nicht an, die Heimath dieses Bearbeiters in dem alten Aventicum, dem späteren Wifflisburg, zu suchen. Auf den Einwand Brosien's aber, dass Fredegar dann 'mit hoher Wahrscheinlichkeit' die Chronik des Marius hätte kennen und benutzen müssen, ist zu entgegnen : erstens, dass aus dem Stillschweigen Fredegar's nicht unbedingt folgt, dass er den Marius nicht gekannt hat, und zweitens, dass es im Mittelalter durchaus kein Unicum ist, dass in derselben Stadt in kurzen Zwischenräumen zwei von einander unabhängige Geschichtswerke entstehen i). Für den Fall aber, dass der Verfasser die Chronik des Marius gekannt, jedoch stillschwei- gend bei Seite gelegt haben sollte, könnten wir ihm nur Lob spenden, da die von ihm benutzte annalistische Quelle in

1) Ich erinnere an die Placentiner Chroniken.

452

Die Clivonicae des sog. Fredegar.

Marius. a. 516. Hoc consule rex Gundobagaudus obiit, et levatus est lilius eins Segismundus rex.

a. 574. Eo anno iterura Lango- bardi in Valle ing-ressi sunt et Clusas obtinuerunt, et in mona- sterium sanetorum Äcaunensium diebus multis habitaverunt, et postea in Baecis pugnam contra exercitum Francoriira commise- runt, ubi paene ad integrum interfecti sunt, pauci fuga libe- rati.

Bezug auf die fränkische Geschichte ') bedeutend reichhaltiger war, als besagte Chronik. Man vergleiche:

Fred. Scarps. Greg. c. 33.

Gundebadi filius Sigymundus apud Genavensim urbem villa Quatruvio iusso pa- tris sublimatur in regnum. c. 68.

Taloardus et Nuccio du- ces Langobardorum per oscula in Sidonense territurio cum exercito sunt ingressi, ad monasterium sanetorum Agau- ninsium nimia facientes strage. Baecis villa nee procul ab ipso monasterio et duces et eorum exercitus a Wiolico et Teudofredo ducibus Gunthramni sunt interfecti. 40tantum ex illis fugaciter Aetaliam remeantur.

Dazu kommt noch, dass bereits Marius das Bisthum von Avenches nach Lausanne verlegt hatte, seine Chronik also zu Fredegar's Zeiten in ihrer Heimath recht gut schon nicht mehr vorhanden oder in Vergessenheit gerathen sein konnte.

Auch bei B lässt sich eine gewisse Vorliebe für den pagus Ultrajoranus nicht läugnen. Er verfehlt niemals, den Namen der Herzöge und Grafen, welche aus diesem Gau stammten, ihre Herkunft beizusetzen. So wird c. 42 die Brunechilde von Herpo 'comestaboli de pago Ultrajorano ex villa Orba' vor- geführt. Diese Villa, jetzt Orbe genannt, liegt südlich vom Neuchateier See. Ebenso heisst c. 90, also ganz am Schlüsse der Chronik, Bertharius, der 'citiris primus' gegen den Patricius Willebad kämpfte, 'comis palatiis Francus de pago Ultrajorano'. Ueber ihn ist der Verfasser sehr genau unterrichtet. Der Burgundione Manaulfus grollte dem Bertharius und rückte zum Kampfe gegen ihn aus. Da rief ihm Bertharius, weil er früher sein Freund, gewesen war, zu: 'Komm unter meinen Schild, aus dieser Gefahr will ich dich befreien'. Nachdem er nun, um jenem zu helfen, den Schild erhoben hatte, stiess ihm Manaulfus den Speer in die Brust und verwundete ihn schwer. Als Chabedo, der Sohn des Bertharius, diesen in Lebensgefahr sah, eilte er so schnell als möglich zu Hilfe und tödtete den

1) üb die üie langobardische Geschichte betreffenden Zusätze zum Scarps. Greg, aus diesen Aiinalen genommen .sind, oder aus dem Geschicbts- werke, welchem die Sage von der Namengebung entstammt, muss zweifel- haft bleiben.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 453

Mörder sammt seiner Begleitung. Fredegar fügt hinzu 'Sic Bertharium suum genetorem^ ut fedelis filius, prestante Domino, liberabit a niorte'. Die breite Ausführung ') dieser beiden Monomaehien in dem Kampfe gegen Willibad findet wohl nur darin ihre Erklärung, dass der Held der Episode ein Lands- mann des Schreibers war. Wir fügen noch hinzu, dass nur bei den Grafen 2) aus dem pagus Ultrajoranus der Gau, aus welchem sie stammten, angegeben wird, während sonst die Abkunft nur als 'fränkisch', 'romanisch' oder nach irgend einer anderen Nationalität von B bezeichnet ist. Eines Wechsels der Grafen in dem oft genannten Gaue gedenkt übrigens Fredegar im c. 43, wo es von Chlothar heisst 'Herpone duci genere Franco locum Eudilanae in pago Ultrajorano instituit'. Doch berichtet Fredegar sogleich, dass dieser Herpo durch eine unzvifriedene Partei von den pagenses umgebracht wurde. Ich schliesse daher, dass die von einem Ultrajoranischen Chro- nisten im Jahre 613 begonnene Chronik des Fredegar um 642 in demselben Gaue einen Fortsetzer und Erweiterer fand.

Dass Fredegar's Heimath der pagus Ultrajoranus gewesen ist, hat schon Brosien p. 20 angenommen, diese aber dann näher als Genf bestimmt, welches gar nicht in dem genannten Gaue lag 3). Die zwei Stellen, welche er für diesen Ort an- führen kann, sind Chron. c. 22, wo der Leib des heiligen Victor in der Kirche, 'quam Sideleuba regina suburbanum Genavinse construxerat', gefunden wird, und Scarps. Greg. c. 18, wo eben- falls Saedeleuba mit Genf zusammen genannt wird. Das ist ein Wunder und eine Sage, die für Genf geltend gemacht werden können, während für den pagus Ultrajoranus historische That- sachen reden. Auch Monod hat diese Ansicht verworfen, aber dafür Chalon als Heimath unseres Geschichtschreibers ange- nommen, hauptsächlich aus dem Grunde, weil es das Centrum des burgundischen Reiches war. Eine Stadt wie Avenches, meint Monod, lag von dem 'theätre des evenements' zu weit ent- fernt, als dass dort ein solches Geschichtswerk entstehen konnte. Abgesehen davon, dass der schon so oft angeführte Marius in ebendieser Stadt seine Chronik geschrieben hat, ist bei dieser Ansicht die vorzügliche Berücksichtigung des pagus Ultra- joranus völlig unerklärlich, denn auch wenn man die von Fredegar benutzten Annalen dort geschrieben sein lässt, bleiben doch noch die Beziehungen auf diesen Gau in dem späteren

1) Diese ist übrigens auch Monod aufgefallen: 'Enfiu au dernier chapitre, les dangers courus par Berthair« -ui etait du pagus Ultrajuranus oceupent une place tout-ä-fait disprOj,3rtionnee dans le recit'. Trotzdem schrieb aber Fredegar in Chalon. 2) Von anderen Personen

wird nur noch bei dem Wendenkönig Samo c. 48 und bei Boso, dem Sohne des Audolenus, c. 54, der Heimaths-Gau genannt. 3) Vergl.

Monod 1. 1. p. 154.

Neues Archiv etc. VII. 30

454 Die Chronicae des sog. Fredegar,

Theile. Monod weiss sich allerdings auch hier zu helfen: er meint, wenn der Schreiber im Ultrajoranus gewohnt hätte, hätte er nicht soviel Sorge darauf verwandt, die Herkunft der betreffenden Personen zu notieren; sein Interesse erkläre sieh daraus, dass diese für ihn fremde waren'). Das dürfte doch nicht recht glaublich erscheinen. Aus dem ersten Capitel der Chronik, in welchem die Erbauung der Kirche S. Marcell bei Chalon erzählt ist, wird geschlossen, dass der Verfasser ein Mönch dieses Klosters war; und da die Kirche unmöglich im Jahre 584, wie Fredegar sagt, von Gunthram erbaut sein kann, weil sie nach Gregor V, 28, schon im Jahre 579 existierte, so meint Monod, Gunthram habe sie nur verschönert ('aedificare iussit' Fred.). Schliesslich führt dei'selbe Gelehrte auch die Stelle des Prologes 'legendo simul et audiendo etiam et videndo' für seine Ansicht an, indem er annimmt, dass ein Geschichts- schreiber in Avenches sich nicht auf das 'videndo' berufen konnte. Uns scheint es aber, dass, wenn wir den Ausdruck Videndo' so pressen, dass wir nur das physische Sehen dar- unter verstanden wissen wollen, auch mit Chalon und dem Marcellkloster nicht geholfen ist. Wenn heute die Bewohner der grossen Städte von den politischen Acten so viel wie nichts sehen, um wie viel mehr im 7. Jahrhimdert ein Mönch in seiner Zelle. 'Videndo' ist aber wohl überhaupt nur im figürlichen Sinne aufzufassen, so dass es allgemein auf die Ereignisse geht, welche der Schreiber selbst mit erlebt hatte, im Gegensatz zu der Vergangenheit, über welche er durch schriftliche und mündliche Berichte instruiert war.

Hatten wir oben gezeigt, dass das Werk des Fredegar im Burgundischen Reiche, speciell im pagus Ultrajoranus ent- standen ist, so verrathen doch einige Capitel eine ganze andere Herkunft. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass der Abschnitt von Cap. 84 Schluss bis Cap. 88 einen durchaus austrasischen Charakter hat und offenbar später von einem Ueberarbeiter C eingelegt worden ist. Pippin und nach dessen Tode sein Sohn Grimoald, der seinen Rivalen, den bajulus Otto glücklich beseitigte, spielen in diesem Theile die Haupt- rolle, und selbst bei dem Feldzuge gegen die Thüringer in

1) Monod 1. 1. p. 152: 's'il trouve interet k le noterj c'est qu'ils sont pour lui des etrangers'. Der Schluss, den M. aus dem Ultrajoranus zieht, dass der Verfasser -westlich vom Jura gewohnt habe, ist unberech- tigt, da dieser Ausdruck terininus technicus war, den sich nicht jeder nach seinem jeweiligen Aufenthaltsorte umändern konnte. Dass Gregor und Marius diesen Gau nicht erwähnen, zeigt nur, dass die Bezeichnung nach ihnen in Gebrauch gekommen ist. Sie hat sich übrigens auch nach Fredegar erhalten, wie aus der Vita S. Wandrigiseli (ed. Arndt, p. 36) : 'veniens per monasterio, qui est constructus Ultrajuranis partibus' und aus den Fortsetzungen c. 118: 'Frederico Ultrajurano comite' hervorgeht.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 455

Cap. 87 wird des Grimoald und seiuer Obhut über den jungen König Sigybert neben Adalgyselus gedacht: 'Grimoaldus et Adalgyselus ducis haec cernentes, Sigyberti pericolum zelantes, eum undique sine intermissione custudinnt'. Die Capitel 86 und 88 aber beziehen sich nur auf die Hausgeschichte des maiordomus Grimoald. Wo schrieb nun der Verfasser? Darf ich eine Vermuthung aussprechen, für die ich nur die Beach- tung einer Hypothese beanspruche, so möchte ich den Ur- heber dieser Geschichte, deren Angelpunkt die Hausmeier sind, in Metz suchen. So würde es sich auch erklären, dass die ältesten handschriftlichen Spuren unseres Fredegar nicht nach Burgund, sondern nach Metz, der Metropole Austrasiens weisen. Zunächst ist der mit der Quelle Fredegar's auf das engste verwandte Cheltenhamer Codex, welcher früher dem Collegium Claromontanum und noch vorher Sirmond gehörte, nachweis- lich eine Metzer Hs i). Der älteste Codex des Fredegar stammt ebenfalls aus der Bibliothek des Collegium Claromontanum, in die er mit Sirmond's Hss. gelangt war. Seine weitere Herkunft ist leider nicht bekannt. Schliesslich weist die einzige Benutzung dieses alten Fredegarcodex während des ganzen Mittelalters Avieder auf Metz, und zwar auf das Arnulfsldoster daselbst 2).

V. Die Quellen.

Es ist nicht genug zu bedauern, dass, während wir für die weniger wichtigen ersten Bücher die Hauptquellen Frede- gars besitzen, von denjenigen des letzten Buches beinahe gar keine auf uns gekommen ist. Von dem ersten Buche fehlen uns nur die Qclellen für die letzten Capitel, die Kataloge der jüdischen Könige und der Päpste und für die kurze Chronik bis Heraclius in Capp. 24. 25 und 26. Bei dem zweiten Buche sind die Trojanersagen (c. 4 sqq.), der zum grössten Theil fabelhafte Bericht über die Schlacht auf der 'Campania Mauria- censis' (c. 53), die 'Gesta Theuderici' (c. 57. 59), das Märchen von Chlodoveus und Alaricus (c. 58), die Wandalengeschichte (c. 60. 61), die pikante Erzählung von Justiuian und Belisar (c. 62) nebst manchen kleineren Zusätzen gar nicht oder doch nur stellenweise durch den Anon Valesii^) und besonders Gregor zu belegen. Das dritte Buc. hat ebenfalls seine Tro- janersage (c. 2), dann Sagen über die ersten fränkischen Könige, besonders Childerich (c. 11. 12) und Chlodoveus (c. 18. 21),

1) Sirmond in Idat. Chron. Praef. schreibt: 'quod Metis olim exscriptum arbitremur ; inde certe ad nos ex Monasterio non ignobili nee obscuro pervenerit'. Ist dies das Arnulfskloster'? 2) Siehe oben p. 258. 3) C. 59 werden auch Gregor's Dialoge citiert.

30*

456 Die Clironicae des sog. Fredegar.

über Chrodinus und Gogo (c. 58. 59), über die Langobarden') (c. 65) und andere mehr historische Zusätze, deren Quelle uns fehlt. Dass einem Theile derselben ein burgundisches Annalen- werk zu Grunde gelegen hat, ist wiederholt bemerkt worden. Zu den von Brosien p. 22 ausgezogenen Stellen sind noch die Notizen aus der westgothischen Geschichte (c. 41. 83) nachzu- tragen, die gewiss in diesen Annalen nicht gefehlt haben wer- den, wie sich ja ähnliche kurze westgothische Nachrichten auch im ersten Theile des letzten Buches linden. In den ersten Büchern sind auch an zwei Stellen wenige Worte aus der Chronik des Isidor herübergenommen (Liber Gen. c. 26, Greg. Scarps. c. 65), Für das letzte Buch haben wir nur noch eine Quelle, die Vita Colurabani, welche c. 36 ausgeschrieben ist 2), Die burgundischen Annalen aber, welche hier weiter bis zu dem J. 603 (c, 24) benutzt wurden, sind leider für uns verloren. Es wird jetzt über einige der uns erhaltenen Quellen und das Verhältnis der Chronik Isidor's zu der Sammlung Frede- gar's zu handeln sein.

1. Der Liber Generationis. Den grössten Theil des ersten Buches des Fredegar bildet ein chronographisches Compendium, welches unter Alexander Severus geschrieben ist. Dies zeigen der Schluss des Kaiser- kataloges c. 24: 'Alexander ann. 13, d. 9', und die Computationen in c. 16: 'et a passione eins usque ad hunc annum qui est 13. imperii Alexandri, anni 207. Fiunt igitur omnes anni ab Adam usque XIII. Alexandri imperatoris ann. anni 5238'-^), in c. 17 : 'A passione autem Domini usque in 13. ann. imp. Alexandri caesaris ann. 206 servatum est pascha, quo in com- memorationem domini nostri Jesu Christi servatur a nobis. Fiunt igitur omnes anni ab Adam usque in hunc diem ann. 5738', und in c. 18: 'A Christo autem usque ann, 13, imperii Alexandri olimpiades 58'. An allen diesen Stellen geht die Rechnung bis zum 13. Jahre des Alexander (234/235), und dass der Liber Generationis auch in diesem Jahre geschrieben

1) Die Sage über die Herkunft der Langobarden ist derjenigen der Origo sehr ähnlich, nur hat der gut christliche Fredegar den heidnischen Wodan in eine himmlische Stimme: 'Fertur desuper uterque falangiae vox dixisse' verwandelt und die Worte der alten Frea den Langobarden in den Mund gelegt: 'Tunc Langobardi clamassent'. Mit der Origo berührt sich auch Fredegar's Bericht über die Eroberungen Rothari's in c, 71, wo er freilich Verwirrung angestiftet hat, dadurch dass er Oderzo unter die Küstenstädte mischte. 2) Ausserdem wird c. 66 'Orosiae liber'

ano-eführt, doch scheint dies Citat auf einem Irrthum zu beruhen. Da- gegen hat dem Verfasser wohl bei der Stelle über die Burgundionen Hieron, c, 4G die ähnliche Nachriclit bei Oros. VH, 22 vorgeschwebt. 3) Es ist 5738 zu corrigieren, wie richtig an der folgenden Stelle steht.

Die Chronicae cies sog. Fredegar. 457

ist, erhellt besonders aus dem Citat aus c. 16: 'usque ad hunc annum qui est 13. imperii Alexandri'. Aus dem Schlüsse der Schrift ersehen wir, dass der Verfasser schon von der Ermor- dung des Kaisers wusste, die im ]\Iärz des Jahres 235 statt- fand. Die Angabe der Regierungsdauer Alexander's stimmt übrigens auf das genaueste mit Lampridius c. 60 überein, während Eutrop statt 9 nur 8 Tage ansetzt. Nach Ducange's Vorgange hat nun Mommsen, im Chronographen p. 595, diese Schrift dem Hippolyt zugeschrieben, dessen noch erhaltener Pinax paschalis innerhalb der Jahre 222 237 geschrieben sein muss. Mommsen führt für diese Ansicht eine Stelle aus Syn- cellus an, nach welcher Hippolyt dem Joachim, dem Sohne des Joachim, 3 Jahre statt 3 Monate gegeben haben soll ; und so steht auch im Liber Generationis Fred. c. 15: ^Post Joacim regnavit filius eins Joacim ann. 3'.

Ein weiteres und, wie ich glaube, entscheidendes Argument dafür, dass Hippolyt der Verfasser des Liber Gener. ist, finden wir in der Ostertafel desselben. Auf der rechten Seite der im Jahre 1551 bei Rom ausgegrabenen Statue des Hippolytus steht eine Tabelle") der i8', dievom 1. Jahre des Alexander Severus sie beginnt 610X0 A. BACIA€IAC AAeSANAPOT ATTOKPATOPOC in sieben Columnen von je 16 Jahren bis zum Jahre 333 die Ostervollmonde anführt. Es sind nämlich in allen 7 Reihen die Wochentagsbuchstaben der i8', in der ersten ausserdem noch die Monatstage derselben verzeichnet, die ja für die anderen sechs Reihen ganz dieselben sind. Ueberdies sind aber noch einige Worte in die Columnen selbst eingetragen, die hier vollständig aufgeführt werden müssen, da sie für unseren Zweck von Wichtigkeit sind. Es steht nämlich bei den Jahren:

2. reNecic xc.

3. ezexiAC.

4. l6.iCeiAC.

15. eSOAOC KATA AANIHA. 17. eCAPA KATA AAMHA KAI GN ePHMW. 22. ezeKIAC_KATA AA KAI IbSCeiAC. 32. nA0OC XC. 35. IHCOTC. 55. IHCOTC KA. AA.

106. esoAoc. 108. eN ePHM^.

111. eCAPA.

Die richtige Deutung dieser Worte gefunden zu haben, ist ein Verdienst Bianchini's 2), auf welches er wohl stolz sein

1) Corpus Inscriptionum Graecarum ed. Boeckh IV, p. 281 sq. 2) Vergl. S. Hippolyti Opera ed. Fabricius I, p. 93 sqq.

458 Die Chronicae des sog. Fredegar.

konnte, nachdem Scaliger eine falsche Lösung gegeben, Buche- rius und Petavius sich ihres Urtheils enthalten hatten. Bian- chini fand also, dass sich die oben angeführten Nachweise auf die in der Bibel erwähnten Passahfeste beziehen, auf welche auch Hippolyt selbst in der Eingangsformel mit klaren Worten hinweist: €1^6^610 AG GN TOIC nAPWXHKOCm^ KAe6^iC CeCHMeiWTAI. Nun findet sieh auch im Liber Gener. bei Fredegar c. 16 und 17 eine Abhandlung über die von den Juden gefeiei'ten Passahfeste, und zwar werden hier die Inter- valle zwischen den einzelnen speciell angegeben, während wir aus dem Pinax des Hippolyt nur herauslesen können, in wel- ches Jahr seines Cyclus er sie gesetzt hat. Bereits Bianchini hat diese Notizen mit den Eintragungen in die Ostertafel ver- glichen ; er kam jedoch zu dem Resultate i), dass, wenn der Osterkanon von Hippolyt herrühre, der Liber Generationis einen anderen Verfasser haben müsse. Diese Ansicht beruht nicht, wie Mommsen meint, auf Bianchini's seltsamen Vorstel- lungen von dem Paschalcyclus, sondern darauf, dass er den zum Theil verdorbenen Zahlen des Labbe - Fredegar'schen Textes zu viel Gewicht beilegte und auf seine eigenen Be- rechnungen der Distancen der einzelnen Passahfeste zu fest vertraute. Nachdem inzwischen die andere Recension des Liber Generationis im Chronographen vom Jahre 354 bekannt geworden ist, ist es möglich, die Zahlen des Textes zu berichti- gen und die Uebereinstimmung des Liber Generationis und des Pinax des Hippolyt nachzuweisen.

Wir geben zunächst den Text Fredegar's mit den Varianten der Cheltenhamer Hs., aus welcher Labbe das Buch edierte, und mit denen des Chronographen, bemerken jedoch, dass Labbe- Fredegar nur als eine Quelle anzusehen ist, da, wie unten gezeigt werden soll, der eine Text aus dem anderen hervor- gegangen ist, doch so, dass die Handschrift, welche Fredegar benutzte, an manchen Stellen besser Avar, als der Chelten- hamensis. Stimmen also diese beiden Texte überein, so braucht die Lesart noch nicht die richtige zu sein; stimmen dagegen beide oder nur eine von diesen beiden Quellen mit der Recen- sion des Chronographen zusammen, so muss diese Lesart stets die wahre sein, da der Chronograph eine von Labbe-Fredegar vollständig unabhängige Uebersetzung ist.

1) Fabricius p. 115.

Die Chronicae des sog. Fredegar,

459

Fredegar.

AI) Adam usque ad diluvium ann.

A diluvio usque ad Abraam anni

A') Abraham vero usque quo exie- runt de Aegypto, educente eos Moysi, quando et pascha fecerunt, anni

Ab exodo Aegypti usque in transitu Jordanis , quando Hiesus pascba caelebravit, sunt anni

Ezechias post anno . . . . celebrant pascha.

Post Ezechiam Josias ann. . pascha celebravit.

Post Josiam Esdras ann. pascha caelebravit.

Post Esdram servat autem gene- ratione Christi post ann. . pascha fit.

A generationem autem Chr. post ann., cum passus est Domi- nus, pascha celebratur.

A passione autem Domini usque in XIII. ann. imp. Alexandri caesaris ann

2242 1141

430

('42) (454)

(114)

(108)3)

563 3) 30

206

Labbe. (1145)1)

41

(464) 2)

Chronogr. I

(245)

(531) 864

(115)

(111)

(562)

2242

1141

(oder

1142?)

4B0

41

864

113 107

563 30

206

Fiunt igitur omnes anni ab Adam

usque in huuc diem ann. . . 5738 j 5737

! (oder

! 5738?).

Von den Varianten des Chronographen erkennt man sofort die Zahlen 245 und 531 als offenbar falsch, die eine ist viel zu niedrig, die andere viel zu hoch. Es bleibt dann nur noch eine erheblichere Differenz der drei Quellen; der Abstand zwischen Jesu Nave und Ezechias wird bei Labbe mit 464, im Fredegar mit 454 und im Chronographen mit 864 Jahren angegeben. Hier hat in der That der (Chronograph die richtige Lesart, was erstens aus der Generalsumme von 57,38 Jahren hervorgeht, die sonst um 400 Jahre zu klein sein würde, und was dann auch der sogenannte Cyprian zeigt, der als Nach- folger des Hippolytus vieles aus dessen Canon herübergenom- men hat. In dem Computus Cypriani^) heisst es nämlich: 'Ezechias autem ab exitu ex Aegypto usque in primum annum regni sui post annos 867 celebravit pascha'. Bei den übrigen Varianten handelt es sich nur um Einer, und zwar hat mit zwei Ausnahmen eine der Handschriften stets das Richtige. Ueber

1) Die in Klammern eingeschlossenen Zahlen sind unrichtig. 2) 444 ist von 1. Hand in 464 corrigiert. 3) Im Chelteuham. ist die Zahl

zerstört. 4) Migne, Patrol. lat. tom. IV, p. 1035.

460 Die Chronicae des sog. Fredegar.

die eine Stelle wollen wir unten reden; in der anderen wird das Intervall zwischen Ezechias und Josias von Fredegar auf 114, von dem Chronographen auf 115 Jahre geschätzt, während 113 gelesen werden muss. Doch werden Fred, c. 14 dem Ezechias 25 Jahre, Manasses 55, Amos 2 und dem Josias 31 Jahre') gegeben, so dass also die Summe hier richtig 113 ist. Wir gehen nun von dem 13. Jahre des Alexander aus, welches zum Theil noch in das Jahr 235 hin- überreicht. Das Jahr 234 entspricht dem 13. des Hippolyti- schen Kanons, da aber der Schreiber den Tod des Kaisers schon kannte, so schrieb er im Jahre 235 und im 14. seines Cyclus. Von hier aus rechnet der Liber Generationis 206 Jahre bis zur Passio Domini. Da ein Umlauf des Hippolytischen Cyclus 112 Jahre umfasst, so traf das Jahr 94 von der Passio aus gezählt wieder auf das 14. des Kanon, das Jahr 80 der Passio war mithin das erste des Kanon, und die Passio selbst fiel auf das 32. desselben. Ebenso finden wir auch in dem Pinax des Hippolytus bei dem Jahre 32 die Worte HAÖGC XC notiert. Ferner rechnet der Liber Generationis von der Passio bis zur Generatio Christi 30 Jahre. Da nun die Kreuzigung in das 32. Jahr des Cyclus gesetzt wird, so sieht man, dass die Geburt in das zweite fallen muss. Daher steht auch in dem Pinax bei dem 2. Jahre rSNeCIC XC. Von der Geburt Christi bis zur Passahfeier des Esdras zählt Fredegar 563 Jahre, der Chrono graph 562. Da die Geburt auf das 2. Jahr des Cyclus traf, so finden wir nach 5 Umläufen von 112 Jahren, also im 3. Jahre vor Esdras, wenn wir Fredegar folgen, im 2. Jahre nach dem Chrono- graphen, wiederum das zweite Jahr des Cyclus. Nach diesem würde die Csterfeier des Esdras in das 111. Jahr, nach jenem in das 112. Jahr des Kanon treffen. In dem Pinax des Hippolyt ist nun in der That unter dem 111. Jahre GCAPA^) verzeich- net, wodurch die Lesart Fredegar's bestätigt Avird. Ziehen wir nun diese vor, so ist bei der nächsten Angabe eine leichte Aenderung vorzunehmen. Den Abstand zwischen Esdras und Josias giebt nämlich Fredegar auf 108, der Chronograph auf 111 Jahre an. Die letztere Lesart ist ganz unmöglich; dagegen würde 108 stimmen, Avenn bei der vorhergehenden Berechnung die Angabe des Chronographen (562 Jahre) die richtige ist, und der Steinmetz des Hippolytischen Kanon geirrt hat, indem

1) Gleich darauf heisst es, Josias habe im 18. Jahre das Passahfest gefeiert. Der Verfasser hat also der Einfachheit halber bei der Feststel- lung' des Intervalles bis auf Josias dessen Regierungszeit voll gerechnet. 2) Das Wort steht, wie man aus der Ausgabe in den Inscriptionen ersieht, ein wenig höher. Fabricius hat daher den goldenen Mittelweg einge- schlagen, indem er im griechischen Texte den Esdra zum Jahre 110, in der lateinischen Uebersetzung zum Jahre 111 setzte.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 461

er den Esdra um eine Linie zu hoch setzte. Rechnet man aber mit dem gegebenen Material, so ist statt der 108 Frede- gar's 107 zu lesen i), denn nur dann kann, wie man leicht sieht, die Passahfeier des Josias in das 4. Jahr gesetzt werden, unter welchem sie im Pinax mit l6kiC6IAC verzeichnet wird. Dass der Abstand zwischen Josias und Ezechias 113 Jahre beträgt, haben wir schon oben gezeigt. Josias feierte das Passahfest im 4. Jahre des Cyclus, 113 (112 -j- 1) Jahre vor- her that dies Ezechias im 3. Jahre des Kanon. Daher ist diesem Jahre im Pinax der Name 6Z6XIAC beigeschrieben. Der Abstand zwischen der Passahfeier des Ezechias und des Jesu Nave wird allein von dem Chronographen i'ichtig mit 864 Jahren angegeben. Den Ezechias setzte tlippolyt in das 3. Jahr des Cyclus, das 861. Jahr nach Josua würde also das 112. des Kanons sein, ebenso wie nach Abzug von sieben 112jährigen Perioden auch das 77. Jahr nach Jesus. Wir erhalten also für die Passahfeier desselben das Jahr 35 des Pinax, zu welchem auch Hippolyt den Vermerk IHCOYC gemacht hat. Gehen wir nun endlich zu der Exodus über, die Labbe 41, Fredegar 42, der Chronograph gar 531 Jahre vor Josua ansetzt. Dass das letztere Datum ganz unmöglich ist, liegt auf der Hand. In der Wüste waren die Kinder Israels 40 Jahre, dazu kommt ein Jahr für den Auszug; man sieht also, dass an dieser Stelle die Lesart Labbe's die richtige ist. Fiel die Osterfeier Josua's in das 35. Jahr des Cyclus, so war 35 Jahre vorher das 112, 41 Jahre früher das 106. Jahr desselben. So ist auch von Hippolyt dem 106. Jahre des Pinax 6S0A0C beigesetzt worden. Wir sehen somit, dass die Angaben des Liber Generationis und des Hippolytischen Pinax nicht nur nicht sich wider- sprechen, sondern sogar auf das beste übereinstimmen, vor- ausgesetzt, dass man sich nicht bios an die zum Theil corrupten Zahlen der Labbe -Fredegarschen Version hält, sondern auch die Recension des Chronographen mit zur Vergleichung heran- zieht. Auch Bianchini's Berechnungen stimmen mit Ausnahme einer Divergenz mit den unserigen überein. Diese betrifft den Abstand zwischen der Exodus und Ezechias , der bei uns 41 -j- 864 Jahre, bei Bianchini 793 Jahre, also gerade 112 Jahre oder einen ganzen Cyclus weniger beträgt. Der italienische Gelehrte hat seine Berechnung avif die andere von Hippolyt in seinem Kanon notierte Computation nach den Wochen Daniels gegründet, auf die in der Tafel durch die doppelten Anfährun- gen von Exodus, Esdra, Ezechias, Jesus mit den Zusätzen RATA AANIHA oder KATA AA. angespielt wird. Wir können diese Rechnung hier unberücksichtigt lassen, da sie an der oben citierten Stelle des Liber Generationis von Hippolyt nicht

1) Im Cheltenhamensis sind leider diese Zahlen zerstört.

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Die Chronicae des sc. Fredegar.

463

25. März, einen Vollmond, traf, lis Datum der Passahfeier bei dem Auszuge aus Aegvpten, wehes wir im Chronographen finden, 'VIII. Kalendas aprilis lun XIII.' stimmt nicht mit Hippolyt und ist offenbar ein spätf r Zusatz, da bei sämmt- lichen anderen Epochen im Liber G lerationis die Tage fehlen, und auch dieses Datum Labbe-Frtegar auslässt.

In dem Kataloge der Schriften des Hippolytus, welcher am Rande der Tabelle der i5' in cj Statue eingemeisselt ist, finden wir zwei Titel, die unsere Aiiierksamkeit in Anspruch nehmen. Es werden dort nämlich mter anderen aufgeführt XPOMKWN und AnOAEIZfC XPO \> TOT OACXA KATA EN T6^ ni^'AKI. Dass der Liber Gen ationis auch eine 'Demon- stratio temporura paschae quemad odum in tabula' enthält, haben wir schon oben gezeigt, doc dürfte wohl der Umstand, dass diesem Gegenstande im Lib- Generationis nur zwei Capitel gewidmet sind, von der Anihme abhalten, dass dieses Buch eben jene AnOA€lZlC sei. Dn Inhalte des Liber Gene-

nis entspricht mehr der ander Titel der Hippolytischen

uik, unter welchem wohl das in Rede stehende chrono- graphische Compendium gemeint S' mag'^.

Die Schrift des Hippolyt ist u in zwei Recensionen er- halten und zwar sind beide in latein -lier Sprache geschrieben. Der jüngere Text findet sich in der ( ; onographie vom J. 354 *j, der ältere ist zuerst von Labbe'j hen^^^egeben worden. Beide ' ' . :i sind von einander unabhiLige Uebersetzungen eines ;ien Exemplars, beide sind .> verstümmelt überliefert. :-n hier nur auf den Labl -chen Liber Generationis _ -rn, der nicht, wie man gei int hat, ein Abdruck des ersten Buches des Fredegar*) aus j- Handschrift 1, sondern, wie ^vir zeigen werden, die Quelle «eres Fredegar ist, wenn man auch zugeben muss, dass de Herausgeber den in dem Codex Claromontanus des Liber Gc rationis fehlenden Schluss der Schrift stillschweigend aus der rselben Bibliothek ange-

r t

Fredegarhandschrift ersränz ,'jat.

das erste Buch des Frc' .-^ar und der Labbe'sche aerationis auf das engste i r einander verwandt sind^ wörtliche Uebereinstirami j. die ja auch die Veran- lassung war, dass man beide idenri eierte. Eine Menge Irr-

r^l. MoBJmsen 1. 1. p. 595. : i In der Madrider Hs. A. 16

XII, steht nach Ki t, Archiv VIII, p. 176, f. 99

- Orig:enis. Dirisio te ae". Mit 'D. t.' beginnt auch

'ymselben Gewähr ann (Archiv VIII, p. 216. 227)

Text des Hippoly - noch im Escorial vorhanden.

-.1, p. 298, Duc;-e. Chron. Pasch. Paris 1688.

■'. Hippolyti Opj... p. 49 59, Dindorf, Chron.

.trol. Lat. tom. 3.. G57: Patrol. Graeca tom. 92,

p. 587 n. 1; M.od, p. 144 n. 1.

462 Die Chronicae des sog. Fredegar.

befolgt worden ist. Dass aber diese Grundlage Bianchini's sehr unsicher ist, gesteht er selbst zu p. 117 'Neeesse igitur est annos interpositos ab Exodo ad Ezechiam haberi ex hisce cellulis iuxta Danielem vel 7, vel 119, vel 231, vel 243, vel 345, vel 457, vel 569, vel 681, quod nemo dixerit nulla idonea auetoritate permotus: vel demum 793, quod asserimus'. Bian- chini führt hier alle möglichen früheren Fälle an, nur ist es ihm nicht eingefallen, dass man auch 112 Jahre zurückgehen und statt das Intervall auf 793 auch auf 905 Jahre im Sinne des Hippolytischen Pinax fixieren kann. Da uns nun diese Zahl durch den Liber Generationis überliefert ist, so stehe ich nicht an, die Annahme Bianchini's zu verwerfen. Auf die Passahfeier in der Wüste, die im Kanon Hippolyts zwei Jahre nach der Exodus im Jahre 108 mit 6N 6PHMW angesetzt ist, ist im Liber Generationis keine specielle Rücksicht genommen worden, offenbar weil der Abstand von der zunächst vorher- gehenden Feier zu gering war.

Wenn wir nun bedenken, dass beinahe jeder Kirchenvater sich diese biblischen Daten nach seiner Weise zurechtgesetzt hat, wie sie gerade in das von ihm befolgte chronologische System passten, so giebt uns die Uebereinstimmung des Liber Generationis mit dem auf der Marmorstatue des Hippolyt be- findlichen Osterkanon den Beweis, dass auch der Liber Gene- rationis von Hippolyt verfasst ist. Als Gesammtsumme bis zum Jahre 235 werden sowohl bei Labbe als im Fredegar 5738 Jahre angegeben; doch erhalten wir, wenn wir dem ITrede- gar'schen Texte folgen, nach welchem der Abstand vom Dilu- vium bis Abraham 1141 Jahre beträgt, in Summa 5737, bei der Labbe'schen Lesart 1145 aber 5741 Jahre. Entweder man ändert hier 1142, oder man nimmt an, dass sich flippolyt im Zusammenzählen geirrt hat'), eine Annahme die sich dadurch rechtfertigen liesse, dass die Labbe'sche Zahl 1 145 auch sonst im Liber Generationis bezeugt wird. Doch darf man dieses Zusammentreffen nicht für einen directen Beweis für Labbe halten, da die Zahlen in der fraglichen Computation offenbar dem System des Ostercyclus angepasst sind, während sie an den anderen Stellen aus den genealogischen Tabellen abgeleitet werden; die älteren christlichen Chronologen aber in den seltensten Fällen sich die Mühe gegeben liaben, resp. im Stande waren, auch die letzteren mit dem Kanon in Einklang zu brin- gen. Von der Geburt Christi bis zum .1. 235 zählte Hippolyt 236 Jahre; nach ihm fiel also die Incarnation 1 Jahr vor unsere Aera. Bis zur Kreuzigung rechnete er 206 Jahre, aus dem einfachen Grunde, weil dadurch die Kreuzigung nach seinem Cyclus den kirchlichen Traditionen gemäss auf Freitag, den

1) Vergl. Mominseii 1. 1. p. 594 n.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 463

25. März, einen Vollmond, traf. Das Datum der Passahfeier bei dem Auszuge aus Aegypten, welches wir im Chronographen finden, 'VIII. Kalendas aprilis luna XIII.' stimmt nicht mit Hippolyt und ist offenbar ein späterer Zusatz, da bei sämmt- lichen anderen Epochen im Liber Generationis die Tage fehlen, und auch dieses Datum Labbe- Fredegar auslässt.

In dem Kataloge der Schriften des Hippolytus, welcher am Rande der Tabelle der i5' in die Statue eingemeisselt ist, finden wir zwei Titel, die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Es werden dort nämlich unter anderen aufgeführt XPOMK^^MV und AHOAEISfC XPONWN TOT OACXA KATA ElV T^ niNAKI. Dass der Liber Generationis auch eine 'Demon- stratio temporum paschae quemadmodum in tabula' enthält, haben wir schon oben gezeigt, doch dürfte wohl der Umstand, dass diesem Gegenstände im Liber Generationis nur zwei Capitel gewidmet sind, von der Annahme abhalten, dass dieses Buch eben jene AITOAGISIC sei. Dem Inhalte des Liber Gene- rationis entspricht mehr der andere Titel der Hippolytischen Chronik, unter welchem wohl das in Rede stehende chrono- graphische Compendium gemeint sein mag ').

Die Schrift des Hippolyt ist uns in zwei Recensionen er- halten und zwar sind beide in lateinischer Sprache geschrieben. Der jüngere Text findet sich in der Chronographie vom J, 3542), der ältere ist zuerst von Labbe ^) herausgegeben worden. Beide Versionen sind von einander unabhängige Uebersetzungen eines griechischen Exemplars, beide sind uns verstümmelt überliefert. Wir haben hier nur auf den Labbe'schen Liber Generationis einzugehen, der nicht, wie man gemeint hat, ein Abdruck des ersten Buches des Fredegar*) aus der Handschrift 1, sondern, wie wir zeigen werden, die Quelle unseres Fredegar ist, wenn man auch zugeben muss, dass der Herausgeber den in dem Codex Claromontanus des Liber Generationis fehlenden Schluss der Schrift stillschweigend aus der derselben Bibliothek ange- hörigen Fredegarhandschrift ergänzt hat.

Dass das erste Buch des Fredegar und der Labbe'sche Liber Generationis auf das engste mit einander verwandt sind; zeigt die wörtliche Uebereinstimmung. die ja auch die Veran- lassung war, dass man beide identificierte. Eine Menge Irr-

1) Vergl. Mommsen 1. 1. p. 595. 2) lu der Madrider Hs. A. 16

mbr. fol. mai. saec. XII, steht nach Kuust, Archiv VIII, p. 176, f. 99 'Searpsum ex cronica Origenis. Divisio terrae'. Mit 'D. t.' beginnt auch der Chronograph. Nach demselben Gewährsmann (Archiv VIII, p. 216. 227) ist auch der griechische Text des Hippolytus noch im Escorial vorhanden. 3) Labbe, Nova Bibl. Mss. I, p. 298, Ducange, Chron. Pasch. Paris 1688. App. p. 413, Fabricius S. Hippolyti Opp. I, p. 49 59, Dindorf, Chron. Pasch. II, p. 96, Migne, Patrol. Lat. tom. 3, p. 657; Patrol. Graeca tom. 92, p. 1041. 4) Mommsen, p. 587 n. 1; Monod, p. 144 n. 1.

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Die Chronicae des sog. Fredegar.

thümer sind ihnen gemeinsam ; auch lassen beide in c. 8 des Fredegar zwischen den Worten 'Gallorum autem Narbonensium gentes et inhabitationes' und 'Amaxobi' dieselbe Stelle aus, welche Lücke sich aus anderen Ableitungen der Völkertafel ergänzen lässt. Ausser in dem Chron. Paschale steht dieser Passus nämlich noch in dem Barbaras Scaligeri, wo wür lesen 'Tallorum autem qui et Narbudisii vocantur gentes et acolae [sunt 4: Lugdunii, Bilici, Sicanii, Ednii. Germanorum autem gentes et acolae sunt 5: Marcomallii, Bardunii, Cuadrii, Berdilii, Ermunduli. Sarmatorum autem gentes et acolae sunt 2] : Amaxobii'. Die in Klammern geschlossenen Worte fehlen also sowohl bei Labbe als im Fredegar. Dass aber Labbe's Hs. kein Fredegarcodex ist, zeigen nicht bloss eine Anzahl besserer Lesarten, sondern auch ganz besonders die folgenden Stellen, Fredegar lässt bei den Flüssen in c. 10 zwischen 'Menor' (d, i. Ismenus) und 'Rius' die Namen 'Erymanthus, Alys, Asopus, Thermodon, Erasinus' aus, während der Labbe- sche Text hier keine Lücke hat. Dazu ist dieser von den Interpolationen des fränkischen Chronisten noch völlig frei. Ebenso wie in den späteren Büchern hat sich nämlich auch im Liber Generationis Fredegar nicht enthalten können, den Text durch seine Zusätze zu erweitern ; die freilich hier weit spärlicher sind, aus dem einfachen Grunde, weil die Vervoll- ständigung der dürren Namensverzeichnisse geographische Kenntnisse vorausgesetzt hätte, wie sie der fränkische Chronist des 7. Jahrh. nicht besass. Die wenigen Stellen, wo Fredegar etwas hinzuzufügen gewusst hat, stelle ich hier den entsprechen- den Citaten aus dem Labbe'schen Liber Generationis gegenüber.

Labbe. Mosoc, unde Illyryci; Thiras, unde Traces; Cetthyn, undc Macedones,

Et filii Van: Elisan, unde Siculi; Tharsis, ex quo Hiberi, qui et Tyrreni, Cithii, de quo Romani, qui et Latini, Rodii: omnes XV.

Nam et Sidona qui condide- runt et ipsi Cananei. Gadis autem etc.

Fredegar.

c. 5. Moroc, unde Yllirici; Tyras, unde et Traces; Cet- thin, undeTrociane,Frigiiae, Macedones.

Et filii luvan: Elisan, inde Siculi ; Tharsis, ex quo Hiberi, qui et Tirreni, Cythii, de quo Romani, qui et Latini, Rodi vivi (lies 'Rodii qui'?) et Priami: omnes XV.

c. 8. Nam et a Sidona qui

condederunt et ipse Kananei Sidonii; et qui Pannia condederunt et ipsi Kana- nei. Gadis autem etc. Die ersten beiden Interpolationen des Fredegar beziehen sich, wie schon oben bemerkt '), auf die Trojanersage ; vor die 1) a. 43U.

Die Clironicae des sog. Fredegar. 4G5

Macedonier setzte der fränkische Historiker die Trojaner und Frigier, da nach seiner im Hieronymus und Gregor entwickelten Ansicht die Trojaner sich später in die beiden Völkerschaften Macedonier und Fi'igier aufgelöst hatten. Wo aber die Tro- janer waren, durfte auch ihr König Priamus nicht fehlen, aus dem der Interpolator einen Völkernamen gebildet hat, der ihm mit Eodii gleichbedeutend zu sein scheint. Wenn wir noch hinzufügen, dass die Frigii nach der Trojanersage die Vorfahren der Franci sind, zu welcher Verwandtschaft ihnen offenbar der Gleichklang der Namen verhelfen hat, so erkennt man deutlich, dass der Text an den beiden ersten Stellen durch Fredegar erweitert worden, und die kürzere Fassung bei Labbe die ursprüngliche ist. Weniger klar ist der letzte Zusatz im Fredegar, nach welchem auch die Gründer von Pannia, d. i. Pannonia, Kananei gewesen sein sollen. Vielleicht ist auch diese Stelle aus der fränkischen Trojanersage zu erklären. Gregor erzählt nämlich in seiner Frankengeschichte II, 9 von den Franken: 'Tradunt enim raulti eosdem de Pannonia fuisse digressos' und auch in den Gesta Francorum kommen die Trojaner -Franken 'intra terminos Pannoniarum iuxta Meotidas paludes'. Wir sehen also, dass vor und nach Fredegar die Franken mit Pannonien in Verbindung gebracht wurden; was liegt also näher, als dass Fredegar auch bei dem obigen Zu- sätze an die fabelhafte Vorgeschichte seines Volkes gedacht hat? Wunderbar ist es allerdings, dass der Verfasser in den ausführlichen Trojanererzählungeu im Hieronymus und in der Hist. Epit. von Pannonien nichts zu berichten weiss. Jeden- falls zeigt aber auch die Vergleichung dieser Stelle mit dem Labbe'schen Text, dass jener kein Fredegar ist. Wir haben gefunden, dass Labbe und Fredegar auf das genaueste über- einstimmen, dieser jedoch nicht alle Fehler des Letzteren hat, dazu auch von den fränkischen Interpolationen frei ist. Das Verhältnis von Labbe und Fredegar muss mithin dasjenige von Quelle und Ableitung sein.

Doch muss man zugeben, dass Fredegar eine andere, theil- weise bessere Handschrift des Liber Generationis ausgeschrie- ben hat, als die war, aus welcher Labbe das Buch edierte. Dies zeigen eine Menge Corruptelen und Lücken in der Labbe- schen Ausgabe, die Fredegar verbessert und ausfüllt. Viele derselben sind allerdings erst durch die Sorglosigkeit des Her- ausgebers in den Text gekommen. Manche Verbesserungen hat der zweite Herausgeber Ducange in den Text eingeführt, doch theilweise nicht aus dem Codex des Liber Generationis, den er übrigens sicher zur Hand gehabt hat, sondern aus unserem Fredegar, welchen er zur Vergleichung mit heranzog, und zwar in der fehlerhaften Ausgabe von Canisius. So sind auch Irrthümer in seine Ausgabe hineincorrigiert worden, die

466 Die Chronicae des sog. Fredegar.

sich bei Labbe noch nicht finden. Der Anfang der Vorrede des Hippolyt lautet bei Labbe richtig 'Quoniam quidem oportet' und ebenso haben auch die Fredegarhandschriften 'Quoniam'; Canisius aber liest durch falsche Auflösung der Abkürzung 'Quando quidem', was auch Ducange aufgenommen hat. Dieser Fall mahnt zur Vorsicht bei der Benutzung dieser Ausgabe, doch sind auf der anderen Seite freilich auch nicht alle Fehler der Labbe'schen Edition dem Codex zur Last zu legen.

Dies zeigt die Handschrift, welche sich, nachdem sie lange verschollen war, jetzt in Cheltenham wiedergefunden hat. Bei ihrer grossen Wichtigkeit für die Chroniken Fredegar's soll eine kurze Beschreibung nach den Notizen des Herrn Dr. Vogel, welchem wir auch eine Collation des Liber Gener. verdanken, hier eingerückt werden.

Der Cheltenham er Codex i) Philipps 1829 (Meermann 715, eine ältere Signatur ist ]\IL. 73), saec. IX med. gehörte früher Sirmond, dann der Bibliothek des Collegium Claromon- tanum in Paris. Nach der bestimmten Angabe Sirmond's^) stammt er aus Metz und nicht, wie eine Eintragung besagt: 'credo olim fuisse librum S. Maximini Treveri' aus Trier. Voran geht die Chronik des Hieronymus, in die am Ende des Textes und vor den Schlusscomputationen auf f. 152' die kurze Vorrede des Idacius eingeschoben ist:

'Hucusque a sancto Hieronimo et ipso, sicut in capite istius voluminis pra^fatio prima declarat, cognomine Eusebio historia in aliquantis Hispaniarum provinciis conscripta reti- nentur, cui si quid postea subdidit in locis, quibus deguit, certo stili studio declaratur. Verum ad haec ignarus^), in- dignissimus'*) omnium servorum Dei Ydatius servus lesu Christi Dei et domini nostri, quae secuntur, ab anno primo Theodosii augusti, ut comperi, et disscripsi, brevi ante 5) praefationis indicio' «).

Hierauf folgen die Jahresberechnungen des Hieronymus, nach welchen die vollständige Chronik des Idad^us mit dem Prologe fol. 152' 'YDATIUS SERUUS PNI NinjHÜ XPI UNIUERSIS FIDELIB. IN DNO NRO IHU XPO ET SER- UIENTIB; ET IN UERITATE SALUTEM' beginnt. Diese

1) Eiue unvollständig-e Collation dieser Hs. findet sich unter Mont- faiTCon's Papieren in dem Codex Paris. Nr. 11909, fol. 399 a. 2) Idatii

Chronicon ed. Sirmondus. Paris 1619. Praef. : 'integrum nunc demum indidem prodit, unde nuper Komae vulgari coeptum est, ex antiquo vide- lieet codice nostro, quem qui Romanam cditionem curavit, quia Parisiis esse audiverat, Parisiensem appellavit: nos Metensem potius dicturi eramus, quod Metis olim exscriptum arbitremur; inde certe ad nos ex Monasterio non ignobili nee obscuro pervenerit'. 3) 'ign.' corr. 2. m.

'Ydatius' cod. 4) 'indignussimus' corr. 'indignissimus' cod. 5) 'latae' inseruit m. 2. cod. 6) ': indicio' cod.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 467

endigt f'ol. 171' 'prolixo (corr. ^prolixu) est'; die folgenden 9 Zeilen dieser Seite und die ganze Seite 172 sind leer. Von hier ab hat der Schreiber des Codex zwei Columnen eingerichtet, was sich bei den folgenden Fasten des Idacius^ 'DESRIPTIO CONSULU EX QUO PRIMU ORDINATI S BRUTO ET COLLATINO' empfahl. An diese schliesst sich nach den Worten 'aug . Antimio . II . cons.' f. 183 auf der Rückseite desselben Blattes mit einer rothen Initiale der 'LIBER GENE- RATIONIS' an, der am Schlüsse verstümmelt ist, indem ein Di'ittel des letzten fol. 191 abgerissen ist. Die letzten erhaltenen Schriftzüge sind 'XIF am Ende von Cap. 18 bei Fredegar. Die Fasti und der Liber Genera tionis sind von der gleichen Hand geschrieben, die am Schlüsse etwas leichter und unregel- mässiger wird.

Beide aus dieser Hs. geflossenen Ausgaben gehen weiter als diese, ja haben sogar mehr Capitel als die Fredegar- Ausgabe von Canisius. Während nämlich diese schon mit den Mace- donischen Königen (c. 23) abbricht, fügen die beiden Heraus- geber des Liber Generationis noch zwei Listen der römischen Kaiser und der jüdischen Könige hinzu mit der Schlussbemer- kung, dass das Uebrige in der Handschrift gefehlt habe. Labbe und Ducange halten also das Buch auch so noch für verstüm- melt. Die Fredegarhandschriften 1 und 2 haben nicht allein die beiden letzten Capitel Labbe's, sondern auch noch drei weitere Absätze, welche sämmtlich bis in das 7. Jahrhundert hinabreichen und daher unmöglich von Hippolyt herrühren können. Bethmann freilich hielt den zweiten Abschnitt, einen Papstkatalog, der bis zum J. 642 reicht, für den verlorenen Katalog des Hippolytus, den Spätere weiter fortgeführt hätten. Aber man muss bedenken, dass dieses Verzeichnis im Fredegar auf eine bis zum Jahre 613 gehende Berechnung folgt, die, weil aus Hieronymus geschöpft, selbst in ihrem Grundstock nicht von Hippolyt angelegt sein könnte i). Was also die Fredegarhandschriften mehr haben, als die Ausgaben des Liber Generationis, gehört gewiss nicht zu diesem. Es fragt sich nur, ob die beiden Capitel, um welche Labbe reicher ist, als der Text des Canisius, dem Hippolyt zuzuschreiben sind. Das erste von diesen, welches, wie gesagt, ein Kaiserverzeichnis enthält, schliesst mit Alexander Severus, ist also sicher ein Theil des alten Liber Generationis. Ob dagegen der folgende Katalog der jüdischen Könige Hippolyt zum Verfasser hat, diese Frage wird sich nur durch Untersuchung des alten, dem Buche vorausgeschickten Index beantworten lassen.

Da der Index des Labbe-Fredegar'schen Textes am Schlüsse

1) Dazu kommt noch, dass der Papstkatalog sich an die späteren Verzeichnisse des 6. und 7, Jahrh. anschliesst.

468

Die Chronicae des sog. Fredegar.

verrwirrt ist, ist es nöthig, auch den Chronographen zu berück- sichtigen. Ich stelle die beiden Register von den Perserkönigen an der bequemeren Uebersicht halber zusammen.

Chronograph. j Fredegar.

Tempora regum Persarum a; Regis Persarum a Cyro, et Cyro, etquisquotannisregnavit. quis quod annis regnavit.

Regis Macedonum ab Alexan-

dro, et quis quod annis regnavit.

Imperatores Romanorum ab

Augusto , et quis quod annis

regnavit.

Tempore olympiadum ab Ipito usque in praesentem olim- piadem.

Nomina patriarcharum a gene- ratione.

Nomina prophetarum.

Nomina patriarcharum a gene- seos.

Nomina prophetarum. Nomina apostolorum. Muliei'es prophetisse. Nomina regum Hebreorum.

Mulieres prophetissae. Nomina regum Hebreorum et

Reges qui in Samaria regna-: regum, qui in Samaria regna- verunt, et quis eorura quot annos verunt supra decem tribus, et

quis quod annis regnavit. Nomina sacerdotum.

regnavit.

Sacerdotum nomina. Nomina regum Machedonum ab Alexandi'O, et quis quot annos regnavit.

Imperatorum Romanorum nomina a Gaio lulio Caesare et consulibus.

Nomina emperatorum ('epi- scoporum' Labbe) Romae, et quis quod annis praefuit

Diese beiden Register weichen nicht allein unter sich be- deutend ab, es stimmt ausserdem auch keines mit seinem Texte. Dagegen harmoniert der Index des Chronographen vollständig mit der Reihenfolge der Capitel im Texte von Labbe-Fredegar. Deshalb ist die Anordnung dieses Index sicher die richtige, zumal wenn man bedenkt, dass der Text des Chronographen sehr im Argen liegt. Stellt man nun die Könige der Macedonier und die römischen Kaiser im Index des Fredegar hinter die Sacerdotes, so differieren die beiden Register noch in den fol- genden Punkten. Fredegar fügt die Olympiaden hinzu, lässt aber die Apostel des Chronographen aus. Letztere fehlen auch im Texte von Labbe-Fredegar, die Olympiaden aber behandelt Fredegar zusammen mit den Perserkönigen im Capitel 18. Sie

Die Chronicae des sog. Fredegar. 469

werden dort bis auf Severus berechnet, sind also sicher schon von Hippolyt hinzugefügt. Der Chronograph hat mithin hier eine Lücke. Wie steht es nun aber mit dem letzten Capitel von Labbe - Fredegar 'Nomina emperatorum', welches, wenn wir die Lesart des letzteren 'ernperm' billigen, zweimal vor- handen ist (nämlich ausserdem noch durch Umstellung hinter den Königen der Macedonier), wenn wirLabbe's 'episcoporum'^) aufnehmen, im Lidex des Chronographen und im Text sowohl des Chronographen als auch der Labbe- Fredegar -Recension fehlt 2). Dieser letztere Umstand, dass man bei der Labbe'schen Lesart eine Ueberschrift statuiert, für welche kein Text vor- handen ist, spricht für den Kaiserkatalog des Fredegar. Die Wiederholung dieser Ueberschrift aber würde durch die Um- stellung im Index bei Labbe und Fredegar ihre Erklärung finden. Nachdem nämlich dort Jemand die Könige der Mace- donier und römischen Kaiser hinter die Perserkönige gesetzt hatte, bildeten die Sacerdotes den Schluss des Registers; ein Späterer, der den Widerspruch zwischen diesem und dem Schluss des Textes bemerkte, würde dann in dem guten Glau- ben, dass hier eine Lücke zu ergänzen sei, die 'Nomina emperm' an dem Ende des Index hinzugefügt haben. Indessen muss man zugeben, dass der Ausdruck 'praefuit' für die Kaiser nicht recht passt, vielmehr die Labbe'sche Lesart 'episcoporum' begünstigt. Auffallend bleibt aber dann, dass der Chronograph diesen Titel nicht hat, und dass der Text beider Recensionen von einem Papstkataloge nichts weiss. Hiernach wird man es mindestens für zweifelhaft halten müssen, ob Hippolyt seinem Compendium auch ein solches Verzeichnis beigefügt hat.

Jedenfalls sieht man, dass am Ende des Liber Cenerationis sicher ein Kaiserverzeichnis gestanden hat, auf welches viel- leicht noch ein Papstkatalog folgte. Bei Labbe dagegen schliesst sich an die Imperatoren ein Verzeichnis der jüdischen K(>nige an, und eben diesen Abschnitt hat auch Fredegar, welcher dann mit der Computation bis zum Jahre 613 fortfährt. Gehört nun dieses letzte Capitel Labbe's zu dem Hippolytischen Liber Generationis ? Diese Frage müssen wir aus zwei Gründen

1) Dieses Wort ist in dem Cheltenhum. nicht abgekürzt. 2) Momm- sen glaubt p. 597, dass der ältere Theil des sog. Catalogus Liberianus die Bisehofsliste des Hippolytus ist, die im Liber Generat. des Chronographen nur deshalb übergangen worden sei, weil sie einem anderen Theile der Chronographie einverleibt werden sollte. Dagegen hat sich Döllinger, 'Hippolytus und Kallistus' p. 67 erklärt. Auch die Kaiserliste hat der Lib. Generat. im Chronographen nicht, giebt aber doch wenigstens die Ueber- schrift derselben im Register, aus welcher hervorgeht, dass ein umfang- reicheres Verzeichnis an die Stelle des dürren Gerippes bei Hippolyt gesetzt worden war. Wie Mommsen vermuthet, ist dies die folgende Kaiserchronik.

Keues Archiv etc. VII. 31

470 Die Chronicae des sog. Fredegar.

verneinen. Zunächst steht dieses Verzeichnis der jüdischen Könige nicht in dem vorangestellten Index. Dann aber würde Hippolyt, wenn dieses Capitel sein Eigenthum wäre, die 'Nomina regum Hebreorum' zweimal behandelt haben; nämlich erstens bei Fredegar c. 22, für welchen Abschnitt auch der entsprechende Titel im Index gilt, und dann an der frag- lichen Stelle hinter den Kaisern. Daher hat auch Mommsen p. 589 n. 2 den letzten Abschnitt der Labbe'schen Ausgabe Hippolyt abgesprochen; er vermuthet, dass Fredegar der Ver- fasser ist. Wie wir gesehen haben, steht in der That dieses Capitel auch bei Fredegar. Wie ist nun Labbe , der doch den Codex Claromontanus des Liber Generationis benutzte, zu diesem Fredegarcapitel gekommen, welches in der einzigen Ausgabe des Canisius nicht gedruckt ist? Offenbar stammt dieser Abschnitt aus derselben Quelle, aus welcher der Her- ausgeber auch die voi'hergehenden Capitel stillschweigend her- übergenommen hat. Wie wir nämlich schon oben gesehen haben, ist der alte Claromontanus, jetzige Cheltenhamensis, am Schlüsse defect. Dies war schon zu Ducange's Zeiten der Fall, der bemerkt, dass der Codex nur bis gegen das Ende des Cap. 18 bei Fred, reiche, und die letzte Seite zum guten Theile zerstört sei. Sieht man sich nun die Ausgabe Labbe's näher an, so findet man nach Cap. 18 mehrere Sternchen als stumme Zeugen, dass auch er den Codex in keinem besseren Zustande gefunden hatte. Ducange wundert sich mit Recht, woher sein Vorgänger den Schluss des Buches genommen habe, denn dass er nicht aus der Ausgabe des Canisius stamme, sah jener Gelehrte sehr gut. Jetzt kann man die Sache recht wohl entscheiden. Nachdem wir gezeigt haben, dass der letzte Abschnitt der Labbe'schen Ausgabe nicht zu der Schrift des Hippolyt gehört, wird es sich darum handeln, ob nicht Labbe das Deficit des Codex Claromontanus des Liber Generationis aus dem früher derselben Bibliothek angehörigen Codex des Fredegar ergänzt hat. Und dies scheint in der That so zu sein. Die Varianten der beiden Texte sind äusserst gering- fügig. Positiv aber lässt sich dies aus der folgenden Stelle beweisen. Am Schlüsse des Kaiserkataloges bei Macrinus ist im Fredegarcodex 'mens. 2' übergeschrieben, aber von erster Hand, wie es auch sicher in den Text gehört. Diese 2 Monate lässt nun Labbe aus. Hiernach ist der Schluss der Labbe'schen Ausgabe, den auch Ducange aufgenommen hat, weil aus Frede- gar abgeleitet, für uns werthlos, und man wird fernerhin für diesen Theil des Liber Generationis nur den Fredegar zu Rathe ziehen dürfen.

Hier noch einige AVorte über die beiden letzten der von Fredegar dem Liber Generationis angehängten Capitel.

Der Papstkatalog in c. 25, welcher bereits von Dodwell

Die Chronicae des sog. Fredegar. 471

in 'Opp. posthiim. Pearsonii', London 1688, p. 222 'e codice Ms. Bibliothecae Bodleianae in Museo num. 94' (s. ^N. Arch.' IV, p. 383) herausgegeben worden ist, ist dem Cölner (ed. Watten- bach, 'Eccl. Colon, Codices' p. 165) sehr ähnlich, mit welchem er auch den Anicitus auslässt, an dessen Stelle bekanntlich in der Filocalischen Chronographie eine Lücke ist. Merk- würdig ist es nun, dass auch Zephyrinus in unserem Kataloge fehlt, der ebenfalls in der Chronographie ausgefallen, aber im Cölner Kataloge vorhanden ist. Die Zahlen stimmen übri- gens beinahe ganz genau mit denjenigen überein, welche Duchesne, 'Etüde sur le Liber Pontificalis' p. 136, als diejenigen des Papstbuches hergestellt hat.

Das andere Cap. 26 enthält eine vmgeheuer dürftige Chro- nik, die beinahe nur aus Namen und Zahlen besteht. Die Ueberschrift lautet 'In Christi nom Hb chronecorum'. Die ersten Zeilen stammen aus Isidor, und zwar ofienbar aus dem Codex Claroraontanus des Isidor, wo der Text ähnlich mit der Ueber- schi'ift 'Incipit liber chronicorum' beginnt. Im Isidor folgen dann die Schöpfungstage, die Fredegar in der kurzen Chronik aus dem Claromontanus ausgeschrieben hat, selbst mit dem Fehler 'creaturarum' statt 'creaturam' in dem Satze 'Sex diebus rerum creaturarura Deus formavit'. Aber schon die Patriarchen stammen nicht mehr aus Isidor, wie die folgende Stelle zeigt. Isidor. I Fredegar.

Arfaxat ann. CLXXXV. ge-[ Arfaxat fuit annorum 135 et nuit Salam. gen. Caman. Facti sunt omnes

, anni, quibus vixit Arfaxat 465.

i Cainan fuit annorum 130 et

Igen. Sala. Facti sunt omnes

janni, quibus vixit Cainan, 533.

Die Hauptdifferenz zwischen den beiden Texten beruht,

wie man sieht, darauf, dass Fredegar zwischen Arfaxat und

Sala noch den Cainan einschiebt. Doch geht dieser Unterschied

schon auf die Quellen der beiden Autoren zurück,

Vulgata Gen. X, 24. j Septuaginta.

At vero Arphaxad genuit' Kai 'AQ(pa^d5 8y£vvr]öe xov Säle, de quo ortus est Heber. jKairav. xai Kaivav &y£VVT]ö£ töv

|lla?.{>.. Halä 8s sysrvTjös Tov'EßsQ.

Man ersieht aus dieser Gegenüberstellung, dass Isidor die Vulgata, Fredegar aber resp. eine seiner Quellen die Septua- ginta benutzt hat. Die Itala kommt deshalb nicht in Betracht, weil auch noch andere Stellen der kurzen Chronik auf ein griechisches Original hinweisen. In dem Kataloge der Perser- könige nennt Fredegar den Darius Nothus 'onothus' = 6 röS'os, dagegen wird nTo^-Sfxaiog 6 Swttiq als 'Tolomeus Salvatur' bezeichnet. Aus dem Griechischen ist wohl auch die folgende

31*

472 Die Chronicae des sog. Fredegar,

Stelle ^Astarsersis etoi . di 41' zu erklären. In ^etoi' steckt jedenfalls '6TH' und in 'di' (mit dem letzten Striche von 'etoi' ?) ist wohl die Zahl MA verborgen, so dass also 'etoi . di' dasselbe sein würde, wie 'an 41'. Der 'Tolomeus Leporos' ist schliess- lich kein anderer als Aäyov viöc,. Aus diesen Stellen geht hervor, dass Fredegar eine griechische Chronik, oder vielmehr, da kaum anzunehmen ist, dass der ungelehrte Franke des 7. Jahrh. noch Griechisch verstanden hat, eine lateinische Uebersetzung derselben benutzt hat. Die Quelle Fredegar's haben wir nun leider nicht entdecken können, doch ist es uns gelungen, eine griechische und daher von Fredegar unabhän- gige Ableitung aus derselben aufzufinden. Das von Schoene, Hieron. I, p. 97 edierte XPONOrPA^EION IT2TAN EK TMN nONHMATP.N TOT AHOr Eni*AI\IOT APXIEni2K0n0T ROAEWS K6iiN2TANTlAi: THE KIDPOT ist, wie schon Gutschmid richtig bemerkt, zwischen 867 886 geschrieben, da der Kaiserkatalog mit Basilius schliesst. Als eine chronographische Zusammen- stellung 'Ex xdv TcorTjiuxtTtov xov äyiov 'Enn^aviov (saec. IV.) giebt es sich in der Ueberschrift zu erkennen, geht aber in seinem Grundstock in eine noch höhere Zeit zurück, da der Kaiserkatalog, wie man aus dem Aufhören der Ordnungszahlen mit Recht gefolgert hat, ursprünglich mit ]Macrinus schloss. Dieser kurze Abriss hat ganz denselben Inhalt, wie unsere Chronik, nämlich: 1. die Patriarchen, 2. die Richter, 3. die jüdischen Könige, 4. die Perserkönige, 5. die aegyptischen Könige und 6. die römischen Kaiser; nichts mehr und nichts weniger. Auch die beiden Texte stimmen im einzelnen ziem- lich genau überein. Positiv beweist ihre Zusammengehörigkeit die Bezeichnung des vorletzten Ptolemaeers als Sohn des Phi- lippus : Chron. nTo^vffxaiog 6 ^ilinnov, Fred. 'Tolomeus de Filipo' statt xov «i'i?-a8£?.cpot) ; ein Irrthum, den ich in keiner anderen Liste gefunden habe. Dazu kommt noch, dass in beiden Schriftstücken die beiden Justine in gleicher Weise nach ihren Gemahlinnen zubenannt werden: Chron. "lox'öTLros EvcfTi^iag und "loröTivog 6 Zocpias, Fred. 'Justinus Eufimias' und 'Justinus Subfias', jedenfalls eine ungewöhnliche Art, zwei Männer gleiches Namens von einander zu unterscheiden. Im allgemeinen wird man den griechischen Text für den besseren halten, doch lässt sich an einigen Stellen dieser auch durch Fredegar ergänzen.

2. Hieronymus. Das Hieronymusexemplar, welches Fredegar benutzte, war allem Anschein nach mit dem Berner Codex nahe verwandt. Wie dieser, liest auch Fredegar p. 45 k der Scliöneschen Aus- gabe 'Cyrus' statt 'Tyrus', p. 65 a 'tribus' statt 'tribubus'. Auf p. 93 ist in der Berner Handschrift die Reihenfolge der Notizen

k

Die Clironicae des sog. Fredegar. 473

c, 5 verändert, indem auf a. 'Primus annus captivitatis Hie- rusalem' sogleich 8. 'ludaea gens capitur' folgt, und diese Um- stellung fand auch schon Fredegar vor, der 'Primo anno captive- tatis Hierusalem in ludea capitur' schreibt. Hier stimmt übrigens auch der Cheltenhamer Codex mit B. überein. Da- gegen harmoniert die folgende Stelle wiederum nur mit dem Bernensis. P. 159 steht im Hieronymus 'ludaeorum regnum defecit', wozu allein der Bernensis am Rande bemerkt 'ludaeo- rum regnum finitum est', und ähnlich schreibt auch Fredegar vor der Zerstörung Jerusalems 'Tunc ludaeorum regnum fini- tum est'. Zeigt sich so an den entscheidenden Stellen eine starke Hinneigung zu der Berner Handschrift, so sind doch auch leichtere Berührungen mit den anderen Hss., hauptsäch- lich mit dem Cod. Seal. 14, nicht zu läugnen. Wenn beispiels- weise Fredegar den Aetna (Canisius p. 171 1. 29) 'Atene' nennt, so erinnert diese Corruptel an die Lesart 'Ethaena' im Seal. 14 (Schoene p. 109g). Im Hieronymus p. 123 g nennt Fredegar den Coloss von Rhodus 'coloseos', der Seal, 'coloseus'. Bei einem Citat aus Josephus sagt Fredegar 'in libro tercio' ; dieses 'libro' hat aber einzig und allein der Codex Seal, des Hie- ronymus p. 45 k. Die Lesart 'Lucullus diversis triumphavit' statt 'de Bessis' erklärt sich am besten durch die Variante 'de vesis' des Seal. p. 135 k. Dagegen findet sich die Corruptel 'Obbasili' des Fredegar statt 'ob asyli ausser im Seal, auch noch in der Cheltenhamer Hs. p. 8Ik, und ^blandicias' statt 'blanditiam' p. 147 s hat mit Fredegar neben dem Seal, auch der Fuxensis. Mit der Handschrift von St. Amand stimmt Fredegar bei Canisius p. 178 1. 51 überein, wo er von Valerian sagt 'ibique Servitute mirabile consenescit' statt 'miserabili', was ausser dem genannten Codex die übrigen Hss. des Hie- ronymus bieten. Uebrigens giebt Fredegar am Schlüsse der Chronik die Summe der Jahre von Moses und Cecrops ab richtig mit 1890 an, in üebereinstlmmung mit dem Voss., Cheltenh. und Fux., während im Schoene'schen Texte irrthüm- lich 1990 steht. Den Fredegar hat leider Schoene für seine Ausgabe nicht benutzt, obwohl dieser, wie wir gesehen haben, dem ältesten Codex des Hieronymus, dem Bernensis, zur Seite steht, an anderen Stellen aber sichtlich zu einer noch älteren Ueberlieferung, die uns im Seal. 14 erhalten ist, hinüberneigt. Ich will hier noch einige Bemerkungen über die von Fredegar in den Hieronymus eingeschobene Trojanersage hin- zufügen. Der Inhalt der Sage ist bekanntlich folgender: 'Die Trojanerfranken hatten zuerst den König Priamus, dann den König Friga. Sie theilen sich hierauf in zwei Theile, von denen der eine nach IMacedonien ging und unter den Königen Philipp und Alexander sich im Kriege durch Tapferkeit aus- zeichnete. Der andere Theil zog aus Frigien unter dem Könige

474 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Francio, der dem Volke den Namen gab, in die Gegend zwi- schen Rhein, Donau und dem Meere. Hier unterjochte sie später der Consul Pompegius 'seo et cum reliquas gentium nationes, quae in Germania habitabant'. Die Franken mit den Sachsen verbündet, empörten sich gegen Pompegius und schüt- telten das römische Joch ab. Dieser stirbt, nachdem er noch sehr viele Völker Spaniens bekriegt hatte. Aus demselben Stamme sollen auch nach der Fama die Torci abstammen, die sich einen König Torquotus gewählt hatten , nach welchem das Volk den Namen Turqui erhielt'. Woher die Persönlich- keiten des Philipp, Alexander, Consul Pompegius und Torquotus stammen, ist unschwer zu erkennen. Sie sind sämmtlich aus der Chronik des Hieronymus hergeholt. Der Extract Frede- gar's aus dieser Chronik über Alexander d. Gr. lautet c. 27 : 'Alexander, filius Phyliphy et Olimpiades, nascetur' und bald darauf: 'Alexander ad versus IlHrius et Tregas feliciter demicans; quibus subversis in Persas arma conruit et, apud Granecum flumen regi ducibusque oppressis, urbem Sardis capit'. Hierauf folgt bei Hieronymus und Fredegar die Notiz über den Consul Torquatus: 'Romanorum consul Torquatus filium suum, qui plures proelia hostis vicerat, virgis caesum secure percussit'. Wir haben also hier die drei Könige Philippus, Alexander und Torquatus. Ebenso sind auch die Nachrichten über den Consul Pompegius aus der Chronik des Hieronymus geschöpft. Es heisst dort über ihn nach dem Auszuge Fredegar's c. 31 : 'Pompegius, captis Hierusolimis , tributarios ludaeos facit. Pompegius secundus imperatur appellatur'. Die Zahl 'secun- dus' ist Zusatz unseres Franken, zu dem er sich für berechtigt hielt, nachdem er vorher im Hieronymus die Worte 'Lucullus primus Imperator appellatus est' gefunden hatte. Soweit würde Alles stimmen ; nun aber spricht Fredegar in der 'Origo Fran- corum' von grossen Kriegsthaten des Pompegius in Germanien und dass er, nachdem er Spanien bekriegt hatte, gestorben sei. Hiervon steht selbstverständlich nichts bei Hieronymus. Aber woher hatte Fredegar diese Nachrichten? Lüthgen meint p. 54, dass ihm die Thatsache von der Oberhoheit der Römer noch l^ekannt gewesen sei. Dagegen Ulsst sich zeigen, dass die Ursache zu diesen Nachrichten in einem groben Misverständnis Fredegar's zu suchen ist. Auf die Erhebung des Pompejus zum Imperator folgt bei Hieronymus a. 19.57 zunächst eine Stelle über Caesar: 'Caesar Lusitaniam et quasdam insulas in Oceano capit'. Fredegar hat nun diese und alle folgenden Berichte über Caesar auf Pompejus bezogen, da er glaubte, jener 'Caesar' könne gar kein anderer als der neucreierte Imperator Pompejus sein. Damit man aber über seinen ge- waltigen Irrthum ja nicht in Zweifel sei, hat er bei den näch- sten Extracten aus Hieronymus regelmässig seinen 'Pompegius' hinter den 'Caesar' gesetzt. Bei ilmi liest man also:

Die Chronicae des sog. Fredegar. 475

Caesar Pompegius Renum transiens, Germanus vastat.

Caesar Pompegius Germanus et Gallus capit.

So ist der Consul Pompegius in dem Berichte über die Herkunft der Franken der Bezwinger Germaniens und speciell auch der Franken geworden. Der Tod des Pompejus wird von Hieronymus unter dem J. 1960 berichtet. Man sieht somit, dass die ganze historische Aufputzung der Origo Francorum aus der Chronik des Hieronymus genommen ist ein Grund mehr, diese Fabeln nicht für fränkische Volkssage zu halten.

3. I d a c i u s. Die Anfangsworte der Chronik des Idacius bei Fredegar sind bis zu der Stelle 'divine cultus docet adsertio' wörtlich aus dem in den Ausgaben der Chronik vorangehenden Prologe genommen. Von da ab aber verlässt Fredegar den Text des Idacius, und giebt eine weit kürzere Einleitung, die sich zwar in den Grundzügen mit der edierten Vorrede des Chronisten deckt, aber doch auch einige selbständige Momente enthält. Die Fortsetzung lautet nämlich : 'hucusque ad sancto Hieronimo et ipso, sicut in capite istius voluminis praefatio prima declarat, cognomine Eusebio hestoria in aliquantis Spaniorum provinciis conscripta retenetur, cui si quid postea subdedit in locis^ quibus decuit, certo stili studio declaratur. Verum ad haec ignarus, indignissimus om- nium servorum Dei Udacius servus Jesu Christi et Domini nostri, quae secuntur ab anno primo Theodosi agusti, et conperet, descripsi, brevi ante factae praefa- tionis in diclo'. So Fredegar, der mit der ausführlichen Praefatio des Idacius in folgenden Punkten übereinstimmt. Auch Idacius giebt das Ende der Chronik des Hieronymus an, welches oben nur mit ^hucusque' angedeutet wird, auch er nennt den Hieronymus 'idem Eusebius cognomento' imd spricht die Möglichkeit aus, dass sein Vorgänger 'in sanctis quibus deguit Hierosolymorum locis' noch Einiges der Chronik hinzu- gefügt haben könne, wovon diejenigen sicher wissen würden, die alle Werke jenes Kirchenvaters, resp. Auszüge daraus be- sässen. Schliesslich sagt auch Idacius, dass er die Chronik vom ersten Jahre des Theodosius ab aus schriftlichen und mündlichen Berichten fortgesetzt habe. Dazu bringt Fredegar folgende merkwürdige Zusätze. Bei der Nachricht, dass Hie- ronymus den Beinamen Eusebius geführt habe, beruft er sich auf den der Chronik vorangehenden Brief an Vincentius und Gallienus, der allerdings mit den Worten 'Eusebius Hieronymus' beginnt, in Fredegar's Sammlung aber nicht *in capite istius voluminis' steht, da ihn der Compilator ausgelassen hat. Zwei- tens bemerkt Fredegar, dass man die Chronik des Hieronymus bis zum Tode des Valens (hucusque) herabgeführt 'in aliquantis

476 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Spaniorum provinciis' besässe, eine Nachricht, die in dem Munde eines Franken höchst wunderbar erscheint. Schliesslich machen wir hier noch auf die Häufung der Praedicate 'ignarus, indignissimus omnium servorum Dei Udacius servus Christi et Domini nostri' aufmerksam, die als Zusätze Fredegar's Idacius sagt an den betreffenden Stellen nur 'adiecimus', 'a nobis conscripta sunt' zusammen mit der ersten Person 'descripsi' im höchsten Grade wunderbar sind, während sie von dem Autor selbst gebraucht durchaus nichts merkwürdiges haben würden. Ist nun der abgekürzte Prolog in der Frecle- gar'schen Sammlung ein Werk jenes Franken, oder ist ein Spanier, vielleicht Idacius selbst der Verfasser?

Aufschluss hierüber würde uns der Codex des Idacius geben, den Fredegar benutzt hat w^enn er noch erhalten wäre. Doch bietet einigen Ersatz dafür der schon oft genannte Codex Cheltenhamensis des Hieronymus, Idacius und Liber Generat. Diese wichtige Hs. enthält nun , wie ich zuerst aus Schoene's Ausgabe des Hieronymus I, p. 170 ersah, nach dem Schluss des Hieronymus -Textes und vor den Compu- tationen, auf welche die vollständige Chronik des Idacius folgt, die oben aus Fredegar citierten Worte 'hucusque praefationis indicio' •). Beide Stellen stimmen, von geringfügigen Varianten abgesehen, wörtlich mit einander überein. An eine Entlehnung aus Fredegar möchte ich schon deshalb nicht denken, weil diese Stelle, die übrigens von erster Hand geschrieben ist, auch einige kleine Verbesserungen des Fredegartextes enthält. In der Verbindung ^servus lesu Christi et Domini nostri' schiebt der Cheltenh. 'Dei' vor 'et' ein, und statt des sinnlosen 'et conperet' hat die Handschrift richtig 'ut comperi et'. Daraus sieht man, dass Fredegar den abgekürzten Prolog schon vor- gefunden hat, den er eben seiner Kürze wegen, nachdem er den Anfang aus dem vollständigen Prolog des Idacius ausge- schrieben hatte, in seine Chronik aufnahm. Oben hatten wir gesehen, dass die Fassung der Epitome auf einen Spanier, vielleicht auf Idacius selbst hinweist, jetzt zeigt sich, dass aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe bereits in dem Codex des Hieronymus -Idacius gestanden hat, den Fredegar benutzte, es scheint mithin alles dafür zu sprechen, dass Idacius selbst das Anhängsel dem Hieronymus hinzugefügt hat 'brevi ante factao praefationis indicio', das soll wohl heissen , als kurze Andeutung der seiner Chronik vorangestellten ausführlichen Praefatio.

Der Text des Idacius bei Fredegar stimmt im ganzen mit dem von Sirmond aus dem jetzigen Cheltenhamensis her- ausgegebenen Chronicon integrum überein ; doch hat auch in

1) S. oben S. 466.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 477

diesem Theile Fredegav einige Nachi'ichten mehr als seine Quelle. Bei diesen Zusätzen jedoch muss ebenso, Avie bei denen des Liber Generationis erst speciell untersucht werden, ob sie nicht dem Verfasser der Quelle angehört haben können, ehe wir sie Fredegar zuweisen, da der Text der vollständigen Chronik nur auf einer Handschrift beruht, die sicher nicht fehlerfrei, vielleicht auch nicht ohne Lücken ist. Nicht in Betracht kommt hier der in Cap. 53 in den Idacius einge- schobene sagenhafte Bericht über den Einfall der Hünen in Gallien und die Schlacht auf der Campania Mauriacensis, da für diese Erzählung bereits Gregor's Frankengeschichte 11, 7 benutzt worden ist. Die übrigen Zusätze Fredegar's dagegen könnten sowohl ihrem Inhalt als der Form nach recht wohl von Idacius herrühren. Es sind folgende:

1. Ann. regni sui (seil. 'Theodosii') septemo decimo aro- matus Sancti eclesiae Laurencii sepultus est.

2. Ann. 11. regni Arcadiae Martinus episcopus sanctus et vir apostolicus transit a Domino carne deposita. Cuius vita et mirabilia quae fecit Severus vir summus discipulos ipsius, qui et chronicam alias quam haec sunt ab inicio Genesis per- niciosissime scripsit.

3. Consederunt Wandali in Betaca an. 54.

4. Mense lunio in Gallicia coruscationem villae exuste, gregis ovium concrematae, carnis concise, pluviae de caelo mixtae cadent. Duo aduliscentes carne in invicem soledati adhaerentes sunt mortui'.

Besonders bei dem letzten Zusatz, der über Prodigien aus Gallicien handelt, ist es klar, dass er nicht erst von Fredegar eingefügt ist, sondern schon in der Chronik des Idacius ge- standen hat. Dies lässt sich ausser von diesem Satze auch .noch von dem zweiten beweisen vermittelst der von Florez in der 'Espana Sagrada' IV, p. 420 427 aus drei Hss. heraus- gegebenen kurzen Chronik des Idacius. Diese ist offenbar ein Excerpt aus dem vollständigen Chronicon, doch zeigen einige Stellen;, dass dem Schreiber ein ausführlicheres Exemplar des Chronicon integrum als der Cheltenhamensis vorlag. Gleich die zweite Nachricht der kurzen Chronik fesselt unsere Auf- merksamkeit: 'Beatissimi Martini vitam et mirabilia quae fecit Severus vir summus, discipulus ipsius, qui et chronicon aliam, quam hie sanctus (lies 'sunt'), ab initio Genesis usque ad sectam Priscillianistarum perniciosissimam conscripsit,exequitur'. Diese Notiz steht nicht in den Ausgaben des Chronicon inte- grum, dagegen finden wir sie oben unter den Zusätzen des Fredegar. Man könnte nun meinen, dass Fredegar die Quelle dieser Nachricht sei, zumal da letzterer noch von dem Tode des Martinus erzählt, den die abgekürzte Chronik verschweigt. Aber dieser Umstand erklärt sich schon daraus hinlänglich, dass

478 Die Chronicae des sog. Fredegar.

der Verfasser des 'Chronicon pequeno' überhaupt nur ein kurzes Excerpt der Chronik geliefert hat. Positiv spricht gegen die Annahme, dass der Fredegar benutzt sei, der Zusatz des kur- zen Chronicon 'usque ad sectam Priscillianistarum', auf welchen sich das folgende Adjectivum 'perniciosissimam' bezieht. Frede- gar, welcher den Endpunkt der Chronik des Severus ausliess, sagt so, Severus ^vir summus' habe seine Chronik 'perniciosis- sime' geschrieben, ein Irrthum, der sich nur durch das Fehlen der Secte der Priscillianisten erklärt. Man sieht hieraus, dass die Notiz über Severus in der kurzen Chronik unmöglich aus Fredegar herstammen kann, vielmehr beide Texte sich so er- gänzen, dass sie unabhängig von einander aus einer vollstän- digeren Chronik des Idacius ausgezogen sein müssen, als die jetzigen Ausgaben sind. Ein weiterer Zusatz der kurzen Chronik zu dem Vulgat -Texte ist das Folgende: 'Era D. in conventu Bracarensi duorum natorura portentum visum ; qua- tuor Legionen! simile memoratur'. Vergleicht man diese Pro- digien mit dem letzten Zusätze des Fredegar, und speeiell mit der Nachricht 'Duo aduliscentes carne in invicem soledati adhaerentes sunt mortui', die dieser aus Gallicien meldet, so sieht man sofort die Uebereinstimmung. Auch hier ergänzen sich Fredegar und das kurze Chronicon gegenseitig. Fredegar hat noch Witterungsberichte mehr, die kiirze Chronik dagegen bestimmt den Ort, wo die Zwillinge gezeigt wurden, näher und fügt ein ähnliches Wunder aus Leon hinzu. Weniger bedeutungsvoll ist es, dass, während bei der Einnahme Carthago's durch Gaisarich in den Ausgaben des Chronicon integrum 'Carthago fraude decepta' steht. Fredegar und die kurze Chronik 'Carthago magna fraude decepta' lesen. Alle diese Stellen zeigen, dass die Handschrift, aus welcher die Ausgaben des Chronicon integrum hervorgegangen sind, Lücken hatte, von denen das Exemplar, welches Fredegar und der Verfasser des gekürzten Chronicon benutzten, frei war. Aus diesem besseren Codex des Idacius stammt vielleicht auch die Nachricht, dass Theodosius 'aromatus' in der Lorenzkirche beigesetzt Avorden sei, die aber falsch zu sein scheint '). Noch zweifelhafter ist es , ob der andere Zusatz Fredegar's , dass die Wandalen 54 Jahre in Baetica gesessen hätten, auf Idacius zurückgeführt werden darf, da die Zahl der Jahre ganz falsch angegeben ist. Diese beiden Erweiterungen stehen nicht in der kurzen Chronik, die ja auch sehr vieles andere auslässt. Dafür hat sie eine sehr kurze Fortsetzung bis zu dem Langobardenkönig Alboin.

4. Die Vor rode Fredegar's. Mit dem Umstände, dass mehrere Verfasser für die Samm- lung Fredegar's zu statuieren sind, mag es zusammenhängen,

1) Sein Leib wurde nach der Apostelkirche in Constantinopel über- geführt.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 479

dass die Vorrede zum letzten Buche oft dunkel und nicht frei von Widersprüchen ist. Zarncke ') charakterisiert dieselbe mit den Worten: 'Freilich herrscht in Betreff des Inhalts ein so unverstcändliches Durcheinander, dass man sich aufs Rathen legen muss, wenn man etwas verstehen will, zumal in der ersten Hälfte'. Was die erste Hälfte der Vorrede anbetriflft, so trug an der Unklarheit hauptsächlich Schuld, dass man den Worten Fredegar's aus Vernunftgründen eine andere Bedeutung unterlegen rausste, als die sie wirklich hatten, wenn man es nicht eben vorzog, über die heiklen Stellen mit Stillschweigen hinwegzugehen. Fredegar beginnt seine Vorrede mit dem Hinweise, dass er nichts Eigenes hätte, wenn es ihm nicht vom Höchsten verliehen wäre, und dass er aus Unbeholfenheit, um einen kurzen Satz auszudrücken, oft lange Umwege machen müsste. Geben wir dies zu, so müssen wir doch schon bei den nächsten Worten unserem ^Scholasticus' widersprechen, der so fortfährt: 'Vernaculum linguae huius verbi interpre- tatur, absorde resonat; si ob necessitate aliquid in ordine Sermone mutavero, ab interpretis videor officio recessisse', d. h. 'übersetzt man das Eigenthümliche dieser Sprache wört- lich, so giebt dies Misklänge; wenn ich gezwungen etwas in der stilistischen Anordnung geändert habe, scheine ich von meiner Pflicht als Uebersetzer abgewichen zu sein'. Fredegar erklärt also in seiner Vorrede mit klaren Worten, dass er übersetzt habe; es bleibt nur fraglich, ob man an deutsche oder griechische Annalen denken soll. Wir brauchen uns über diese Streitfrage nicht weiter den Kopf zu zerbrechen, wollen es auch den Gelehrten, die über Fredegar geschrieben haben, nicht verargen, wenn sie wohlweislich über diese Stelle nichts sagten, der alte Franke hat nämlich hier die Vorrede des Hieronymus an Vincentius und Gallienus ausgeschrieben, ohne zu bedenken, dass die in den betreffenden Stellen geschilderten Verhältnisse des Hieronymus auf jeden eher als auf ihn passten. Wie sinnlos Fredegar ausserdem noch einzelne Worte aus dem Zusammenhang herausgerissen hat, dürfte die folgende Gegen- überstellung zeigen.

Hieronymus. j Fredegar.

Significatum est aliquid Cum aliquid unius verbi unius verbi proprietate: proprietate non habeo

non habeo meum quo id effe- ram, et dum qua er o im- plere sententiam, longo ambitu (verborum^) vix bre- vis viae spatia consummo.

quod proferam, nisi prestitum ab Altissimo fuerit, et dum quaero implere senten- ciam, longo ambiatu vix brevis viae spatium con-

1) Abhandl. der Sachs. Acad. d, Wiss. 1866, p. 266. 2) 'verboruin' lassen eine Keihe Hss. aus.

480

Die Clironicae des sog. Fredegar.

Accedunt hyperbatorum anf'rac- tus , dissimilitudines casuum, varietas figurarum, ipsum po- stremo suum et ut ita dicam vernaculum linguae genus. Si ad verbum interpretor, absurde resonant (resonat APP'), si ob necessitatem aliquid in ordine sermone mutaverOj ab interpretis videbor officio recessisse. Itaque nii Vincenti carissime

summo.

Vernaculum linguae huius verbi interpretatur absorde resonat; si ob necessitate aliquid in ordine sermone mutavero, ab interpretis videor officio recessisse. Itaque beati Hieronimi^ Ydacii

Auf das letzte aus Hieronymus entlehnte Wort ^Itaque' folgt die oft citierte Stelle über die von Fredegar benutzten Quellen 'beati Hieronimi, Ydacii et cuiusdam sapientis seo Hysidori immoque et Gregorii cbronicis a mundi originem dilientissime percurrens, usque decedentem regnum Gunthramni, bis quinque cbronicis huius libelli nee plurima pretermissa siggyllatem congruentia stilo inserui, quod illi sollertissime absque reprehensionem condederunt'. Diese Worte sind so unklar, dass sie jeder anders gedeutet hat, und leider sehen wir uns veranlasst, noch eine neue Interpretation hinzufügen zu müssen.

Die Reihenfolge der Bücher im Codex Claromontanus ist bekanntlich: 1. Liber Generationis, 2. Hieronymus und Idacius, '6. Gregor, und zwar zuerst die Vorrede desselben, ebenso wie die beiden ersten Scarpsa ohne Buchbezeichnung im Titel, dann aber das Register mit 'Liber Quartus', 4. die Chronik im Titel des Index als 'Liber Quartus', in der Ueberschrift der Chronik als 'Chronica Sexta' bezeichnet, 5. der Isidor als 'Liber IIP. Schiebt man nun im Sinne desjenigen, der Nr. 5 als 'Liber 111' bezeichnete, den Isidor vor dem Gregor ein, so bleibt immer noch die Buchziihlnng von Nr. 4 vollständig in- consequent. Als 'Chronica Sexta' könnte das letzte Buch doch nur gezählt werden, wenn man Hieronymus -Idacius in zwei Bücher theilt, aber dies verbietet der dem Hieronymus vorangestellte Index, der auch den Idacius umfasst. Die zweite Bezeichnung als 'Liber Quartus' steht, wie man sieht, mit der thatsächlichen Aufeinanderfolge des Claromontanus im Einklang, dann würde der Isidor nicht zu der Compilation zu rechnen sein, und die Bezeichnung von Nr. 3 als 'Liber Quartus' im Titel des Index würde von demjenigen ausgegangen sein, der die Einfügung des Isidor beabsichtigte. In der That spricht Alles dagegen, dass die Chronik des Isidor zu der Fredegar- schen Sammlung zu rechnen ist ').

1) Siehe darüber unten S. 484.

f

Die Cbronicae des sog. Fredegar. 481

Durch die verwirrte Buchzählimg aber konnte sehr wohl Jemand auf die Vermuthung kommen, die am Schlüsse des Codex stehende Chronik des Isidor müsse als 'Liber III' vor dem Gregor eingefügt werden, eine Vermuthung, der man dadurch Nachdruck verschafft hat, dass man den Hysidorus auch unter die von Fredegar in seiner Vorrede aufgezählten Chroniken aufnahm. Unter diesen ist die Chronica 'cuiusdam sapientis' diejenige, welche die verschiedenartigsten Deutungen gefunden hat. Morarasen und nach ihm Brosien hielten den Anonymus für Hippolyt, den Verfasser des Liber Generationis; dagegen aber spricht die Stellung hinter dem Idacius. Des- halb scheint auch Monod diese Annahme verworfen zu haben, der freilich mit seiner Erklärung, dass Fredegar unter dem 'quidam sapiens' den Verfasser ') der letzten nicht aus Idacius genommenen Capitel des 2. Buches verstanden habe, wenig Beifall linden dürfte. Einmal ist vor diesen Anhängen in den Hss. kein Abschnitt gemacht, indem der Text nach dem Schlüsse der Chronik des Idacius unmittelbar mit diesen sagenhaften Erzählungen fortfährt. Dann aber ist die aus den verschieden- artigsten Quellen (Gesta Theoderici, Gregor u. a.) zusammen- getragene Fortsetzung keine selbständige Chronik. Hätte sie Fredegar als eine solche angesehen, so würde er doch wohl durch eine Ueberschrift oder dergleichen seine Ansicht zum Ausdruck gebracht haben. Wunderbar ist es, dass man nicht auf den Gedanken gekommen ist, den ^quidam sapiens' in der Person desjenigen zu suchen, der das letzte Buch oder vielmehr den ersten Theil desselben bearbeitet hat. Folgende Stelle bringt die Frage zur Entscheidung. Vor dem Register des letzten Buches und hinter dem Gregor stehen im Ciarom. die Worte 'Incipit prologus cuiusdam sapientis'. Diese Ueberschrift steht an der unrechten Stelle, offenbar weil der Schreiber des Claromontanus sich eine Umstellung erlaubte, indem er das Register vor den Prolog Fredegar's setzte. Jedenfalls geht bei der Historia Epit. der Prolog dem Index voraus, und dass dieselbe Reihenfolge ursprünglich auch bei dem letzten Buche obgewaltet habe, lässt sich aus der einsam stehenden Ueberschrift schliessen. Diese zeigt nun, dass der Verfasser des Fredegar'schen Prologes der 'quidam sapiens' ist; dem entsprechend muss die folgende Chronik, wenn nicht ganz, so doch theilweise, ebenfalls 'cuiusdam sapientis' sein. 'Quidam sapiens' kann sich doch wohl der erste Autor selbst nicht genannt haben; wir sehen also auch hieraus, dass noch ein späterer Bearbeiter für den Fredegar anzunehmen ist. Verstehen wir nun unter dem 'qui- dam sapiens' einen Vei-fasser der letzten Chronik, so stimmt auch die Reihenfolge der Schriften in der Vorrede : Hieronymus,

1) Vergl. auch Lüthgen, Die Trojanersage p. 35.

482 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Idacius und 'quidam sapiens'; dann aber folgt der Isidor und der Gregor. Dass diese beiden Namen urspriinglich nicht hier standen, zeigen die unmittelbar folgenden Worte ^a mundi originem dilientissime percurrens usque decedentem regnum Gunthramni', die weder auf Isidor noch auf Gregor passen, dessen erste 6 Bücher der Verfasser nur gekannt hat. Denken wir uns dagegen die Worte 'seo Hysidori immoque et Gregorii' weg, so müsste sich der oben angedeutete Endtermin auf die Chronik 'cuiusdam sapientis', also auf einen der Verfasser be- ziehen, die wir unter dem Namen Fredegar verstehen. Als Gunthram 593 starb, ging sein Reich nach dem Vertrage von Andelot auf Childebert über, nach dessen baldigem Tode seine Sühne Teudebert und Teuderich Erben des Reiches wurden, und zwar sagt Fredegar von Teuderich c. 16 : 'accipit regnum Gunthramni in Burgundia'. Teuderich starb im Jakre 613, nachdem er noch vorher seinen Bruder unterworfen hatte. Als nun Brunichilde den jungen Sigybert auf den väterlichen Thron erhob, und Chlothar gegen diese Regierung mit Heeresmacht zu Felde zog, mochte man wohl das Ende des Reiches Gun- thrams als nahe bevorstehend betrachten. Der Sieg Chlothars, der Tod Sigyberts und der Brunichilde führten den Sturz des Reiches herbei; im J. 613 war Chlothar Alleinherrscher. Dieser Zeitpunkt ist offenbar mit den Worten der Vorrede 'usque decedentem regnum Gimthramni' gemeint, und dann ist der 'quidam sapiens' der erste Bearbeiter der Fredegar'schen Chronik vom Jahre 613. So zeigt auch der Prolog Fredegar's, dass mehrere Redactionen der Chronik zu statuieren sind : der Grundstock rührt aus dem Jahre 613 von dem 'quidam sapiens' her, Spcätere haben die Chroniken des Isidor und Gregor hin- zugefügt, wenn auch an der unrechten Stelle, und dem ent- sprechend auch die Zahl in "bis quinque chronicis' corrigiert. Zwischen Isidor und Gregor ist der Unterschied, dass Ersterer in der Form den Fredegar'schen Büchern nicht entspricht und auch am Ende der ganzen Sammlung steht, während Gregor in dieselben eingereiht und auch äusserlich den übrigen Büchern gleich gemacht ist. Die Einfügung dieses ist daher wohl schon von dem zweiten Bearbeiter vom Jahre 642 vorgenommen worden'). Auf ihn nimmt auch der Schluss des Prologes Bezug, wo gesagt wird: 'de eodem incipiens tempore scriben- dum, quo Gregori fines gesta cessavit et tacuit, cum Chilperici vitam finisse scripsit'. Der Schlusstermin der ersten 6 Bücher des Gregor wird hier i'ichtig angegeben, und in der That beginnt auch der Fredegar mit demselben Jahre. Aber man sehe sich das erste Capitel genau an! Zum Jahre 584 erzählt der Chronist, dass Gunthram sehr glücklich regierte,

1) Siehe oben p. 442.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 483

im folgenden Jahre berichtet er ausführlich über die Erbauung der Marcellkirche bei Chalon s. Säone, 'ubi ipsi praeciosus (seil. Gunthramnus) requiescit in corpore', und erst mit dem 2. Capitel beginnt die politische Geschichte mit jenen kurzen Annalen. Offenbar ist das ganze erste Capitel erst hinzugesetzt worden, um den Anschluss an den Gregor zu ermöglichen.

Erklärt man den 'quidam sapiens' des Prologes nicht für Hippolyt, so wird des Liber Generationis unter den benutzten Chroniken keine Ei'wähnung gethan. Monod glaubte daher den Liber Generationis Fredegar absprechen zu dürfen. An anderer Stelle haben wir jedoch nachgewiesen, dass dieses Buch in das fränkische Geschichtswerk gehört. Wie ist aber dann das Fehlen im Prologe zu erklären? Der Liber Gene- rationis trägt bekanntlich keinen Namen des Verfassers. Wäh- rend über den anderen Chroniken die Namen des Hieronymus, Ydacius, Gregor, über der letzten wenigstens die allgemeine Benennung ^cuiusdam sapientis' steht, beginnt das erste Buch ohne jede Berücksichtigung des Autors 'Liber Generationis ab Adam'. Dieser Umstand hat es dem Verfasser des Prologes unmöglich gemacht, unter seinen Gewährsmännern auch den des ersten Buches zu erwähnen : den Hippolytus hat aber erst Ducange als Verfasser der Generationen erkannt.

Nachdem Fredegar noch hinzugefügt, dass er zu seinen Quellen auch Zusätze gemacht habe, fährt er folgendermassen fort: 'Unter diesen Umständen hielt ich es für nothwendig, die Wahrheit fleissiger zu verfolgen. Deshalb habe ich mir in den früheren Chroniken, gewissermassen für ein zukünftiges Werk (quasi quandam futuro opere), alle Könige und ihre Zeiten im voraus notiert; in der vorliegenden Schrift aber habe ich jene Daten verwerthet und der einzelnen Völker Thaten in sorgfältig- ster Ordnung aneinandergefügt'. Zarncke bemerkt hierzu p. 265: 'Das klingt doch gerade so, als habe er die früheren Bücher, und zu denen würde die Chronik des Hieronymus jedenfalls gehören, erst später hinzugefügt'. Brosien p. 8 n. 2 widerlegt diese Ansicht, und weist darauf hin, dass 'futuro opere' nicht auf die früheren Chroniken gehen kann. Dies ist thatsächlich richtig und wird ganz klar, wenn man hinter 'quandam' das fehlende 'materiam' einschiebt. Dass aber überhaupt auf diese Stelle gar kein Gewicht zu legen ist, beweist der Umstand, dass sie Fredegar Mieder dem Hieronymus nachschrieb, der sie aus Eusebius übersetzte.

Eusebi Praefatio. Cum haec ita se habeant, necessarium duxi, verita- tem diligentius persequi, et ob id in priori libello quasi quandam materiam

Fredegar. Cum haec ita se habe- bant, necessarium duxi, viretatem diligencius in- sequi, et ob id in priores his chronicis quasi quandam

484 Die Chronicae des sog. Fredegar.

futuroopere omnium mihi REGNiS et tempora preno- tavi. In prae-senti autem stilo ea tempora poneiis et Singular um gentium eurio- sissimo ordine que gesserant coaptavi.

futuro operi omnium mihi regum tempora praeno- tavi, Caldaeorum, Assyriorum

In praesenti autem

stilo eadem tempora contra se invicem ponens et Singu- lar um gentium annos dinu- merans, ut quid cuique coae- taneum fuit, ita curioso ordine coaptavi.

Ausser dem weggelassenen 'materiam' ist noch die Ueber- gehung der Worte 'annos dinumerans' für Fredegar charakte- ristisch; sie zeigen, dass er den Hieronymus nicht verstanden hat. Jedenfalls wird nach diesen Ergebnissen auch dem ande- ren Theile des Prologes, dessen Quellen wir nicht kennen, die gebührende Vorsicht entgegenzubringen sein. Manche sehr schöne Stellen, wie S'elut purissimus fons largiter fluenta manantes', 'Mundus iam senescit' (Sidon. ep. VIII. 'mundus iam senescens') möchten wir eher jedem anderen als Fredegar zutrauen.

5. Isidor.

Im Claromontanus folgt auf das letzte Buch des Fredegar noch Isidor's Chronik unter dem Titel 'IN NOMINE SANCTAE TRINITATIS INCIPIT ÜBER III. KP^iNNK63P60>M SANCTI ESIDORI EPISCOPP f. 170'— 183'i). Dui-ch diese Ueberschrift will sich also diese Chronik als das dritte Buch Fredegar's zu erkennen geben. Gehört der Isidor in der Tliat zu unserer Sammlung, so müsste man annehmen, dass ein Ab- schreiber ihn zwischen Idacius und Gregor übergangen und schliesslich am Ende nachgetragen hätte, was wenig Wahrschein- lichkeit für sich hat. Viel einleuchtender ist es, dass irgend ein Späterer ihn durch den Zusatz von 'IIl' hinter 'Liber' in die Sammlung einzuschmuggeln versucht hat, offenbar durch die verwirrte Bücherzählung verführt 2), Fredegar bezeichnet näm- lich den Auszug aus Gregor als viertes Buch, während erst zwei Bücher (Liber Gen. und Hieron. - Idac.) vorangegangen sind. Aber auch wenn wir diese Chronik hinter dem Idacius als drittes Buch einschieben, wird die Confusion noch nicht aus der Welt geschafft, da nach dem Gregor auch das letzte Buch als 'Liber Quartus' bezeichnet ist. Im Gegentheil scheint diese letztere Ueberschrift der Einfügung des Isidor zu wider- sprechen.

' 1) Sie schliesst mit dem 40. Jalire Chlothar's: 'Ab iiiicio mundi usque quadragensemo anno Clilotliacliarii regis anu.', also mit demselben Jahre wie die Appendix der Clironik des Marius. 2) Aus demselben

Grunde hat ein Späterer in den Codices 8 vor dem Gregor die Schrift Hilarian's eingefügt.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 485

Aeusserlich macht der Isiclor durchaus nicht den Eindruck eines Fredegar - Buches. Schon der Titel 'In nomine sanctae trinitatis incipit über III. KQwnnKWQCom' entspricht ganz und gar nicht denen der übrigen Bücher, da die meisten derselben einfach mit 'Incipit' beginnen, ohne dass irgend ein heihger Name angerufen wird, da ferner in allen übrigen Titeln 'cro- neca' als Femininum gebraucht wird, ein Usus, den auch andere Stellen der Chronik als Fredegarianisch erhärten. Ebenso fremd ist unserem Autor die Spielerei mit griechischen Buch- staben. Ich bemerke ferner, dass alle übrigen Bücher in Capitel eingetheilt sind und einen Index an der Spitze haben, während bei Isidor's Chronik beides nicht der Fall ist. Schliess- lich ist diese Chronik auch kein Excerpt und hat auch keine Zusätze Fredegar's i), nicht einmal bei der Eroberung Troja's, wo unser Compilator sicherlich die Gelegenheit nicht versäumt haben würde, seine fränkischen Trojanermärchen anzubringen.

Aus alledem erkennt man, dass das am Schlüsse des Claromontanus stehende dritte Buch kein Theil des Fredegar, sondern eine gewöhnliche Isidor-Hs. ist, die auch bei der Ausgabe dieser Chronik die gebührende Berücksichtigung finden wird.

Derselbe, welcher den Isidor als 'Liber IIB stempelte, hat sich übrigens auch an anderen Stellen unserer Compilation bemerklich gemacht. Zunächst durfte natürlich bei den in der Vorrede Fredegar's genannten Autoren der Hysidorus nicht fehlen, dann aber erinnert an jenen Interpolator auch die Unterschrift des Bildes auf f. 23' ''KF^^NNKwPVM MVATI- FAIKHM HDIDHPUNK HCTWPIAM' durch die Worte selbst, welche Isidor von Eusebius und Hieronymus gebraucht und durch die griechischen Buchstaben. Schon Monod hat mit Recht vermuthet, dass die Federzeichnung diese beiden Heiligen darstelle. Was aber Eusebius und Hieronymus nach dem Papstkataloge und vor der kleinen Chronik des Liber Generat., die mit keinem von beiden etwas zu thun hat, sollen, ist unbegreiflich. Offenbar hatte in der Vorlage des Claro- montanus Jemand eine aus irgend einem Grunde freigelassene Seite benutzt, eine Probe seiner Geschicklichkeit im Malen der Nachwelt zu überliefern.

Gehört der Isidor nicht zu unserer Sammlung, so ist damit doch noch nicht ausgeschlossen , dass ihn Fredegar, speciell der Autor vom J. 642, bereits gekannt und benutzt hat, und dass er ihn wohl auch schon selbst an dem Schlüsse

1) Zweimal sind Randg-lossen in den Text gerathen. So folgt nach den Worten 'Hoc tempore regnum Graecorum inchoat' die Glosse 'nova error gentium' und bei der Stelle über Cecrops: 'Iste etiara bovem immo- lans primus in sacrificio lovem adorare praeeepit' ist zwischen 'lovem' und 'adorare' die Glosse 'gesta gentium' eingeschoben.

Neues Archiv etc. VII. 32

486 Die Chronicae des sog. Fredegar.

des Codex, in welchem seine Chroniken standen, abgesehrieben hat, aber als Isidor und nicht als 'Liber IIF. In der That ist, wie schon oben bemerkt, der Anfang der kleinen Chronik, die Schöpfung, aus Isidor ausgeschrieben und zwar wird selbst der Fehler des Codex Ciarom. Isid. 'creaturarum' für 'creatu- ram' getreu wiedergegeben. Alles folgende ist aber aus einer anderen Quelle genommen, die, wie ich schon nachwies, die lateinische Uebersetzung einer griechischen Chronik war. Vor den Isidorschen 8chöpfungstagen steht das Bild, und es bleibt deshalb zweifelhaft, ob nicht auch der Anfang der kleinen Chronik erst von dem Maler zugesetzt ist. Eine andere Stelle hat dagegen mehr Gewicht. Greg. c. 65 sind die Worte über den Einfall der Langobarden in Italien zum Theil aus Isidor's Chronik geschöpft. Diese Benutzung des Isidor lässt sich, wie schon gesagt, auch mit der Ansicht vereinigen, dass das am Schlüsse des Claromontanus stehende Chronicon nicht das 3. Buch Fredegar's ist.

VI. Die Sprache.

In Betreff der Sprache Fredegar's ist zunächst der gross- artigen Verwechslung der Vocale und Diphtongen e, i, y, ae, oe auf der einen, o und u auf der anderen Seite zu gedenken. Die Beispiele dafür, dass dem Schreiber das Gefühl für die Verschiedenheit der einzelnen Laute dieser beiden Gruppen völlig abhanden gekommen war, bietet jede Seite in Masse.

i für e: Praef. ') 'Latini interpretatur', ^sevirissimi dictan- tes', c. 1 'plinitudinem', 'citeris' (so beinahe stets, neben 'chithe- ris' 25), c. 9 'repetiret', 'estabehrit', c. 11 'profetenti Symoni', 'condigni', c. 15 'ostinsa', 'stilla comitis' (für 'stella cometes'), c. 16 'Mittensem', c, 20 'tradedirant', 'duodicem', c. 31 'aufer- rint', 'evicto navale', c. 35 'censirit', 'dispicirit', c. 37 'repetibat', c. 40 'dinuo', c. 41 'citeri leiidis timentis', c. 42 'expetirent', 'convinerat', c. 61 'delictus' (für 'dilectus') ;

e für i: Praef. 'memeni', fbreviatem', c. 1 'devino', 'merefice', 'pluremis', c. 2 'praecipetatus', c. 4 'interfecetur', c. 5 'ordena- tur' (so stets), 'scintellis', c. 8 'optematis', c. 9 'emperatorem' (sehr oft), 'omnes Perseda', c. 11 'posetam', 'sanctissema', c. 15 'demicavit', c. IG 'Aurilianes' (und öfter), c. 18 'caledissima', c. 19 'ab Austrasies', c. 22 'selencio', c. 24 'morebus', 'inqueren- dum', c. 25 'a vero beatissimo', 'suscepetur', c. 26 'antestites', c. 35 'menorem' ;

1) Des letzten Buches, auf welches sich auch, wenn nichts anderes bemerkt ist, die Capitelzahlen beziehen.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 487

e für y: 'senodura' (c. 1 und sehr häufig);

e für ae überall;

ae für e: c. 1 ^aelymosinam', 'praeciosus', c. 9 'paenitus', c. 18 'validae aebuUivit , c. 22 'diae' (öfter), c. 33 'subaegit', c. 38 'aeruptura', c. 42 'Eudilanae', 'Theudilanae';

ae für i: c. 13 'Aetalia' (so beinahe stets), c. 22 'adsiduae- tate' (sehr oft) ;

i für oe regelmässig in 'prilium'.

Durch diese Vertauschungen sind eine Menge Declinations- und Conjugations - Formen einander gleich gemacht worden: 'optematis' kann Singular und Plural, 'baptizare' Activ und Passiv sein.

Nicht minder gross ist die Verwirrung bei den Vocalen 0 und u.

o für u: Praef. 'seo' (= 'seu'), c. 1 'iobente' (öfter), c. 11 'tonica', c. 20 'docatum' (und öfter), c. 22 'robentem', c. 27 'locratus est inimicus', c. 28 'iocundus in fabolis', c. 31 'divino noto', c. 38 'lopus', 'ocolus vester', 'cobicolarium', 'parvolus', 'de iam dicto docato Dentelenoe', c. 40 'indicolo', 'pericolum', c. 42 'repotans';

und besonders in den Endungen: c. 3 'frater suos' (und öfter), c. 5 'globus igneos', c. 20 'Theudericos', c. 24 'genere Francos', c. 29 'Vulfos', c. 62 'adsiduos'; c. 5 'haec fraos'.

Man vergleiche auch den häufigen Gebrauch des Abi. Sing, der 4. auf o.

u für o : c. 1 'sacerdus', Herriturium', c. 9 'imperatur' neben 'emperatur' (oft), c. 18 'alimuniis', c. 26 'victur', c. 27 Henturio', c. 42 'tutis procerebus';

besonders im Acc. Plur. der 2, Declination : c. 5 'terminus transcenderint', c. 8 ^omnes Gothus', c. 13 'super Langobardus', c. 17 'contra filius', c. 20 'pagus et civitates' (öfter), c. 21 'ipsos- que deiectus', 'tributarius faciunt', c. 35 'per legatus', c. 37 'Alsatius firmavit', c. 38 'habetis amicus nisi paucus'.

Wie man sieht, fallen durch diese Vertauschung der Nom. Sing, und Acc. Plur. der 2. Declination zusammen.

Von den Consonanten wird am häufigsten t mit c ver- wechselt, wenn ein i darauf folgt: c. 1 'institucionis', c. 7 'secre- cius', c. 11 'devocione', c. 19 'peticionem', c. 24 'palacii', 'pocius', c. 26 'tercia', c. 28 'pacienciae', 'amiciciam', c. 35 'neguciatori- bus', c. 38 'stulticiam', c. 48 'negucians', c. 51 'sigrecius', c. 54 'graciam', c. 61 'nequiciae'; selten umgekehrt: c. 27 'sagatitate'.

Ausserdem kommen noch folgende Vertauschungen vor:

für b steht v: c. 15 'revellare',

und p : c. 29 'concupiua' ;

für c findet sich qu: c. 37 'quoactus',

g vor 11 : Praef. 'fagundia', 'agumen',

und s nach s: c. 18 'pissium', c. 90 'nessio', und vor a: Praef. 'sarius'; 32*

488 Die Chronicae des sog. Fredegar.

statt doppel c steht sehr oft einfaches in ^eclesia' (z.B.c.l);

für d wird t geschrieben : c. 28 'gratum' ;

doch häufiger umgekehrt d für t : c. 10 'capud', c. 37 'idem- que' (eonstant) ;

s wird durch x ersetzt: c. 5 ^comcx' (und öfter),

und X durch s: Praef. 'stremitas' (für 'extremitas'), c. 42 ^estincti' ;

vor X wird übrigens c zuweilen eingeschoben: c. 7 'con- iuncxit', c. 20 'iuncxerunt'; nach x s ausgelassen: c. 25 'expec- tare', c, 38 'expoliatus'.

Die Aspirata fehlt: c. 19 'astarum', c. 27 'ortabatur', c. 33 'eu', c. 8 'pulcerriraam',

ist dagegen überflüssig : c. 8 'adhunare', c. 28 'habundans'.

Schliesslich erwähne ich noch die häufige Schreibung ^Spania' (c. 10) oder 'Espania' c. 5 und die merkwürdige Meta- thesis 'pras' c. 13. 20 statt 'pars', welche sich übrigens auch in den Fortsetzungen findet. Der romanische Vorschlag vor st lässt sich auch bei Fredegar nachweisen: c. 9 'estabelirit', c. 38 'estrages', 'estratura'.

Ueber die erste Declination ist nicht viel zu bemerken. Die -ae Endungen sind sehr häufig in -e abgeschwächt, wofür jede Seite eine Menge Beispiele liefert. Selten lautet auch der Nom. Sing, auf -ae aus 'tantae estrages . . . facta est'.

Bei der zweiten Declination beginnen die -i Endungen bereits in -ae und -e überzugehen. Besonders der Genitiv Sing. der Eigennamen ist sehr häufig in dieser Weise gebildet: 'filius Chlothariae' (25) ; ^exercitus Chlothariae' (25 und so beinahe stets); ^discessum Protadiae' (27); 'mortem Protadiae' (29); 'puero Warnachariae' (40) ; 'factionem Warnachariae' (42) ; aber auch 'parte imperiae' (33); 'plenitudinem consiliae' (28); 'terri- turiae Catalauninsis' (42).

Seltener ist dieser Barbarismus im Nom. Plur. : 'globae igneae' (19); 'leudis suae' (27.01); 'filiae tres, qui ad prosens estincti fuerant' (42). Man sieht, Söhne und Töchter sind bei Fredegar nicht mehr zu unterscheiden.

Auf -e endigt der Gen. Sing, 'stubre (== 'stupri') gratiam' (24), und der Nom. plur. 'prudentissime viri' (Praef.).

Die Verwirrung wird noch dadurch gesteigert, dass die Neutra die männlichen Endimgen erhalten: 4iaec consilius' (31); 'iudicius Dei (90) ; 'placetus' (= 'plaeitum' 35 und öfter) und auch als Masculina behandelt werden 'usque doccdentem regnum' (Praef.). Ihr Genitiv lautet nicht selten auf -um : 'monasterium sancti Marcelli ... institueionem (1); Anno 25. regnum (4); 'huius vicissitudine merctum' (19); freilich auch der der Mascu- lina 'nisi cuiusdam ortolanum' (27).

Die Form 'termenibus' aber ist auch bei Fredegar ein Unicum (Greg. c. 43).

Die Chronicae des sog. Fredegar. 489

Die dritte Declination hat durcli die Vertauschung der Vocale i und e ganz besonders zu leiden gehabt. Die Formen für Nominativ Sing, und Nominativ und Accusativ Phu\ fallen dadurch oft zusammen ; ebenso Dativ und Ablativ Sing, Bemer- kenswerth ist besonders der Ablativ von 'nomen', der beinahe stets mit dem Nominativ gleichlautet : 'nomen Caesara' (9) ; 'noraen Geniale' (21); 'nomen Sigebertus' (21); 'nomen Teu- dericus' (6) ; u. s. w. Bei den Adjectiven auf 'er' wird der Ablativ auf o gebildet 'ordine pedestro' (11); 'a quidam homini paupero' (19). Singulare Formen finden sich: ein Nominativ 'flumenis' (18), ein Abi. -senece' (Greg. c. 80 von 'senex') und ein Gen. Flur, 'dux Campanensim' (14). Der 'comes stabuli' ist in 'comestaboli' contrahiert und wird nicht decliniert: 'Leu- disclum comestaboli' (2); 'Aeborinum comestaboli' (30); 'Erpone comestaboli' (42). Aehnlich wird 'falange' für alle Casus ge- braucht: 'uterque falange' (37); 'falange . . . contra se priliabant' (38). Ganz romanisch ist die Form 'capo' in der Phrase 'capo truncare' (Idac. c. 60, Chron. c. 50j.

Die vierte Declination endlich beginnt mit der zweiten zusammenzufallen. So werden beinahe regelmässig die Abla- tive auf -o gebildet, was vielleicht in der Verschiebung der Vocale u und o seinen Grund hat: 'cum exercito' (2 und sehr oft) ; 'iusso Gunthramni' (5 und öfter) ; 'cum rugeto' (5) ; 'rito barbaro' (17 und öfter); 'in laco Duninse' (18); 'instincto' (21). Doch findet sich auch der Genitiv auf -i: 'in honorem ducati' (13); 'maior domi' (18.26 und öfter); 'huius gradi' (28).

In dem Bestreben die Conjugation möglichst zu verein- fachen, bemüht sich Fredegar die Deponentia ganz abzuschaffen, indem er sie activisch conjugiert: 'adgredebat' (39); 'adgrede- rit' (27) ; 'amplexerat' (61) ; 'conabat' (27) ; 'conarint' (61) ; 'cona- veranf (15); 'depopulant' (20); 'mercaverat' (35); 'revertit' (42 als Praesens); 'ad eum revertam' (9). Von einem der- artigen Verbum activum wird dann auch ein Passivum gebildet: 'ortabatur a leudibus suis' (27).

Von 'revertor' kommen auch die deponeutialen Formen 'revertur' (5 = 'revertitur') und 'fuit reversus' (42) vor.

Auch lässt Fredegar die archaistische Form 'fitur' wieder aufleben, wenn er 'fietur' (33) und 'fiaetur' (35) schreibt.

Sonst kommen , wenn man von den ziemlich häufigen Barbarismen 'posso' statt 'possum' (Greg. 18), 'potebat' statt 'poterat' (33), 'potuissent' statt 'possent' (40), 'vellire' statt 'velle', 'volestis' für 'vultis' (Greg. 11) absieht, nur vereinzelt incorrecte Conjugationsformen vor, die entweder durch Aus- lassung des richtigen oder durch Einschiebung eines falschen Bindevocals entstanden sind: c. 27 'adriperat' ; c. 11 'custode- bant', c. 22 'repperunt'; c. 38 'odens'; c. 21 'redegiunt'; c. 37

490 Die Chronieae des sog. Fredegar.

*iniebat'. Der Inf. Activi erscheint dreimal in den sehr ge- kürzten Formen 'deverte' (55), ^conflige' (64. 90).

Schliesslich darf nicht übergangen werden, dass bei Fredegar schon die ersten Ansätze zu der modernen Conjugationsweise mittelst Hilfszeitwort und Particip oder Infinitiv erscheinen: ^pacem sectans fuit' (= 'sectatus est' 84) ; ^pollicetur esset im- plere' (d. i. 'impleret' = 'se impleturum esse' 40).

Die Praepositionen werden mit dem Accusativ und Ablativ construiert; vereinzelt kommen auch andere Casus vor. Die- jenigen, bei welchen die lateinische Grammatik den Accusativ verlangt, haben sehr häufig den Ablativ und umgekehrt.

1. Ablativ statt Accusativ: 'ad Aeraclio imperatore' (62); <ad Clothario' (20 und öfter); 'ad Dagoberte' (61); 'ad Teu derico' (19 und öfter); 'ad eodem' (62)] 'ad ipso' (7); 'ad parte' (37) ; 'ad perfectione' (5) ; 'ad prilio' (25) ; 'ad propriis sedibus' (oder 'sedebus' 27 und sehr oft). Dagegen regiert 'ad' den Accusativ c. 9 : 'baptismi gratiara ad antedictum beatum lohan- nem expetit', wo es für 'ab' mit dem Ablativ steht. Diese Verwechslung findet sich häufig, 'adversus eodem' (61); 'contra Chlothario' (41); 'contra Theudeberto' (37); 'contra Teude- berto et Teuderico' (17); 'in Thoringia diriget' (40); 'veniens- que in Campania' (42); 'in captivitate duxeruut' (37); 'in fuga versus' (26 und öfter) ; 'in insula quedam exilio retrudetur' (24) ; 'in monte vocat' (38); 'in regno ingreditur' (14); 'in regno Chlothariae vellet transferre' (40) ; 'proiecit in terra' (40). Der Ablativ neben dem Accusativ, dazu das Masculinum neben dem Femininum : c. 38 'in unamquemque parte videre prevalet'. 'inter Colerinse et Sointense' (35) ; 'inter Esara et Secona' (20) ; 'inter Segona et Legere' (20 und öfter) ; 'inter domno Gun- thramno et Childeberto' (7). Accusativ und Ablativ stehen zusammen : c. 1 1 'inter Francos et Brittanis', c. 37 'inter his duos regis'. 'per Secona et Esera' (20); 'per duabus ebdo- madis' (9 und öfter) ; 'per omne exercito' (42) ; 'per pede' (38) ; 'per triduo' (42) ; 'per universo Auster' (40). Der Accusativ masc. neben dem Ablativ eines Neutrums : c. 38 'per territurio Mittensem', 'super Protagio inruunt' (27) ; 'n.sque Colonia' (38) ; 'usque mare et limite' (20); 'usque media diae' (13).

2. Accusativ statt Ablativ: 'a Persas' (23); 'a Chlotharium; a priorem Chlotharium' (42); 'a Theudericum' (30); 'a Theuderi- cum et Clotharium' ; 'ab exercitum' (37) ; 'a viam bonetatis' (61); 'cum Saxonis, Thoringus vel ceteras gentcs' (38); 'cum ßrunichilde et filius' (40); 'cum Dagobcrtum' (61); 'cum Sigy- bertum filium' (61); 'cum filius Sigybertum, Childebertum, Corbum et Meroeum' (39); 'cum escaritus utrumque decem milia' (37) ; 'cum exercitum' (26 und sehr oft) ; 'cum istos' (9) ; 'cum predam' (37) ; 'cum sexaginta milia Persus' (9) ; 'cum trecentus tantura viros' (25). Der Accusativ steht neben dem

Die Chronicae des sog. Fredegar. 491

Ablativ: c. 4 ^cum omnes tliinsauris', 'de Aetaliam' (31); 'de Burdias' (38); 'de Persas' (9); 'de Theudelindem' (34); 'de exilium' (32); 'de fontes' (42); 'de gentem nobilem' (27); 'de sui gradus honorem' (26) ; 'de insidias' (30) ; 'de regnum' (42) ; 'de lavacrum' (9) ; 'de universas provincias' (38). Das Adjectivuiii ist in den Ablativ gesetzt, das Substantivura da- gegen in den Accusativ : c. 42 'de saneto lavacrum'. 'in arcam argentiam invenerunt' (22); 'in medium eclesia designatum locum illum sanctum corjDus adesset' (22 für 'in media ecclesia designato loco') ; 'in palacium veneraretur' (24) ; 'in suam civitatem ei revelatur' ; 'in sompnium' (22) ; 'in totam Spaniam' (33); 'pro iustitiae amorem' (61); 'pro ea, que facetis' (25 für 'iis quae'); 'pro hoc malum gestum' (32); 'pro pacem' (35).

3. Andere Casus als Accusativ und Ablativ stehen nach 'a'; nämlich der Nominativ: 'ab uterque exercitus' (38); 'a qui- dam per pede ad petram percutitur' (38) ; derselbe in Gesell- schaft eines Dativs der dritten und eines barbarischen Dativs oder Ablativs der zweiten Declination : c, 19 'a quidam homini paupero'; zuletzt der Genitiv zusammen mit zwei Accusativen c. 38 'a Francorum ceterasque gentes'.

Schliesslich abundieren die Praepositionen bei Ortsbestim- mungen: 'aTolbiaco' (38); 'in loco ipsius' (23); bei Zeitangaben: 'in diem festi' (26 für 'die feste'); 'in tempore Francorum' (33); und sonst: 'raultus iam de Austrasius secumhabens' (42 'beau- coup de' für 'multos iam Austrasios').

Subject und Object werden von Fredegar nicht immer in den Nominativ resp. Accusativ gesetzt.

Das Subject steht im Accusativ: 'vitam illorum instar canis est' (9) ; 'Persas baptizantur' (9).

Das Object wird ganz gewöhnlich in den Ablativus gesetzt: 'puella accepit' (37); 'eodem amplectens (42); 'divino amplec- tens amore' (8) ; 'Brunechilde delirent' (41) ; 'quod ipso ex- cepisset' (42); 'fisco implere' (27); 'Mauricio emperatore inter- fecit' (23) ; 'ipsoque pago predantes' (37) ; 'Quo verbo probavit eventus' (38) ; 'eorumque exercito g. trucidavit' (17) ; 'Quintrione in fugam vertit' (14); aber auch in den Genitiv: 'eiusque nequiciae gemerint' (61); 'Dagoberti consiliose in-

struxei'at' (61); 'promittentes promissionis huius veritatem

(für 'promissionem hanc veritate') subsistere' (25) in einem Acc. c. Inf. Satze.

Die Adjectiva und Participien richten sich in Betreff des Casus und Genus nicht nach ihrem Substantiv. Besonders gilt dies für die Fälle, wo die Beziehung auf das Substantiv durch ein Relativum vermittelt wird: 'que fuerat firmatum'

(1); 'quos conlocatis' (8); 'Teudelendae , quem habue-

rat disponsata' (34); 'Acta quae factae' (62); 'Cadavera, ubi inclinis iacerint' (38). Aber auch sonst, wenn das Sub-

492 Die Chronicae des sog. Fredegar.

stantiv aus dem vorhergehenden Satze zu ergänzen ist, '(Cae- sara) fuisset baptizatus' (9), ja selbst, wenn es dicht daneben steht: 'tantum congressionem' (26); 'multitudo truci- datus' (26). Dasselbe gilt auch von den Pronomina: 'timor, quam' (61); 'hoc gradum adsumpsit' (42).

Ueber die Casus ist im einzelnen zu bemerken, dass statt des Genitivus subjectivus der Ablativ steht: 'consilio Aridio episcopo Lugduninse perfedum' (32); 'consilio Austrasiis' (35); 'Warnachario consilium' (41); 'exercitus Clothario' (20); 'fac- tione Agone regi et Teudelindae' (34); 'factione Arnulfo et Pippino vel citeris procerebus' (40) ; 'filius Authario rege' (34) ; *iusso Brunechilde et Sigyberto filio' (41); 'legatus Clothario' (31); Clothario et Betterico legataries' (31); 'saginam esset corpore adgravatus' (28) ; 'cum solatio Mummolo et Desiderio' (2) ; 'verbis Brunechilde ava et Teudilane gerraana' (30) ; oder auch Genitiv und Ablativ zusammen: 'regnum Theuderici et filius suis' ; selten der Accusativ : 'aequum (= 'equi') caudam' (42) ; •factione Warnachariae maiorem domus' (42); 'matrimonium Agonem' (34); 'regnum Chlotharium' (38).

Statt des Ablativus causae und instrumenti steht der Accu- sativ: 'virile coitum non cognovit' (30); 'huius senodi con- iunctionem' (1); 'factionem aviae' (30); 'negligenciam Bosone' (= 'negligentia Bosonis' 10) ; 'preceptum patris' (37) ; 'profluvium V. moritur' (39) ; 'saginam esset c. adgravatus' (28) ; selten der Genitiv: 'infirmitatis gravatus' (5).

Ortsbestimmungen auf die Frage wo ? stehen im Accusativ, mag mm die Grammatik den Locativus: 'Anciociam suscepit' (9) ; 'Coloniam presentat' (38) ; 'Toletum adhunare' (8) ; oder den Ablativus: 'Conbanem civitatem latebram dedit' (2);

oder 'in' mit dem Ablativus verlangen: 'eclesiam, quam

ßuburbanum Genavinse construxerat' (22).

Weit häufiger wird auf die Frage wohin? der Ablativus gesetzt: 'Antonaco ascessisset' (40) ; 'Arelao villa venisset' (25) ; 'Aurilianes (für 'Aurilianis') ingreditur' (25) ; 'Cabylonno disti- natur'(38); 'Colonia perrexit' (38); 'Genava perrexisset' (22); 'Tholbeaco pervenit' (38); 'Tholbiaco perrexit' (38); 'Tollo civitate perrexit' (38). Dieser steht auch für 'in' mit dem Accusativ : 'ripa Segona dirigunt' (24) ; 'illis partibus pro- peravit' (25).

Für den Ablativus absolutus steht sehr häufig der absolute Accusativ: 'civitates ruptas, ncmi pluritas captivorum duce- tur' (20); 'Nasio castra ceptum, Tollo civitate perrexit' (38); 'caelebrum eius capite acruptum, amisit spiritum' (38); 'missos discurrenteS; excrcitum movere nitebantur' (40) ; 'cos totus oppressus, Brunechilde delirent' (41); 'substituetur maior domi, sacramentum a Clotharium acceptum' (42). Ja einmal sind sogar zwei solche Accusative in einander geschachtelt: 'Hanc

Die Chronicae des sog. Fredegar. 493

convenenciam a Theudericum et Chlotharium, legatus inter- currentes, firmatani, Theuclericus movit exercitum' (37).

Ueber den Satzbau ist noch hinzuzufügen, dass die Parti- cipia von Fredegar über die Gebühr begünstigt werden. Falsch sind sie angewendet: 'Legati imperatore nunciantes, statim ille misit' (9); 'loco nominante Latofao' (17); 'huius gradi ascensus' (28) ; und besonders häufig wird das Participium Fraes., durch ein abundierendes 'que' verstärkt, geradezu an die Stelle des Verbum finitum gesetzt: 'Agusta videns eam pulcerrimam, suspicans, ne ipsa esset, dicensque eis' (= 'dixit' 9); 'Dirigensque Theudericus ultra Renum post tergum Theude- berti ßertharium cobicularium' (= 'direxit' 38).

An Unbeholfenheit im Ausdruck hat vielleicht Fredegar das geleistet, was überhaupt in diesem Genre zu leisten war. Wenn in dem 'purissiraus fons, largiter fluenta manantes' doch noch wenigstens ein Körnchen Poesie zu finden ist, welches uns den holprigen Ausdruck übersehen lässt, so gehören die 'plurum nominum hominum', welche c. 37 in die Gefangenschaft geschleppt werden, jedenfalls zu den kühnsten Stilblüthen der lateinischen Literatur. Die einfachsten Adjectiva und Adverbia werden von unserem Franken durch Abstracta umschrieben, denen womöglich zur Verstärkung noch ein Adjectiv beigefügt wird. Daher heisst 'sehr viel' bei Fredegar 'pluritas': 'nemi pluritas captivorum ab exercito exinde ducetur' ('nemi' = 'nimia' 20); 'plui'etate eorum gladio trucedant et proster- nunt' (37). 'Völlig' wird durch 'plenitudo' ausgedrückt: 'ad plinitudinem de ipso laudis canerent' (1); 'Persas ad pleni- tudinem suprascripto numerato baptizantur' (9) ; 'Hebracharius ad plenitudinem paupertatis de rebus suis expoliatus pervenit' (12) ; 'pacienciae deditus, plenitudinem consiliae habundans' ( 28) ; und 'fortwährend' durch 'integra adsiduaetate' : 'mirae virtutes ex ipsa diae integra adsiduaetate ostenduntur' (22); 'Cum Brunechildis nepotem suum T. integra adsiduetate monerit' (27); 'mirae virtutes a diae transitus sui Dominus integra adsiduaetate ostendere dignatur' (32) ; 'Theudericus has iniurias deinceps integra adsiduetate consilium iniebat' (37).

Die vorstehenden Belege sind mit wenigen Ausnahmen dem ersten Theile des letzten Buches entnommen. Im all- gemeinen werden sich dieselben Abweichungen von der lateini- schen Grammatik auch in dem Schlüsse der Chronik und den übrigen Büchern nachweisen lassen sind sie doch zum grössten Theil nicht individuelle Eigenthümlichkeiten Fredegar's, sondern dem ganzen Zeitalter eigen , doch glaube ich unge- fähr von Cap. 64 ab einige Sonderheiten zu finden, die sich in dem früheren Theile der Chronik und den anderen Büchern gar nicht oder doch nur sehr vereinzelt nachweisen lassen.

Zunächst wird von Cap. 64 ab das Demonstrativ-Pronomen

494 Die Chronicae des sog. Fredegar.

beinahe stets 'uius': ^uius conveneneiae' (64); 'uius peticionebus' (74) ; ^uius filius' (82) ; 'uius viciae' (82) ; 'uius volumine' (84) ; <uius P'are (87); 'hy' : 'hy duo' (64); 'Ply vero ducis' (90); 'hy duo Flaoehadus et Willebadus' (90) ; und 'hys' geschrieben : ^de hys et alies intencionibus' (68); 'Hys gestis' (79); ^ab hys qui pviliare nohierunt' (90). Dann erscheint in diesem Ab- schnitte die Schreibung 'cumtus': 'cumta, que perpetrave- rant' (78) ; 'cumtis erat precellentior' (80) ; 'cumta mihi ex veretate cogneta' (81); 'dolore eiusdem transitus cumtis gene- ravit' (85); 'cuuitus Nantildis sigillatem adtragens' (89); 'et cumtis docebus' (89) ; 'cumtis ducibus' (89).

Begründen diese rein orthographischen Eigenthümlichkeiten eine Verschiedenheit des zweiten Theiles von dem ersten, so möchte ich die Ursache derselben in dem Wechsel der Copisten suchen. Im Claroraontanus scheint freilich bei Cap. 64 keine andere Hand einzusetzen; man muss also annehmen, dass dies in der Quelle desselben der Fall war. Mit unserer Beobach- tung stimmt übrigens vortrefflich überein, dass von Cap. 67 ab die Regierungsjahre der fränkischen Könige regelmässig in Worten ausgedrückt werden, während vorher zuletzt Cap. 59, die dazwischenliegenden haben keine solche chronologische Angabe stets Zahlzeichen dazu in Verwendung kamen.

Aus den ersten Büchern des Fredegar will ich als Spe- cialität nur die ganz romanische Form 'co' für 'quo', 'quod' hervorheben: 'co pacto cor habens' (Idac. c. 57); 'qui in hoc prilio, CO supra memini' (Greg. c. 9) ; 'nomen Meroveum, per CO regis Francorum postea Merohingii vocantur'.

Fassen wir das ürtheil über die Sprache Fredegar's kurz zusammen, so ist ihm ausser den Vocalverschiebungeu, deren Anfänge sich bis in die ersten christlichen Jahrhunderte ver- folgen lassen, hauptsächlich die Bevorzugung des Acc. und Abi. zum Nachtheil der übrigen Casus und die Häufung der Pai'ticipien eigen, die sogar die Verba finita vertreten. Eine völlige Gleichgültigkeit gegen die Flexionsformen hat Fredegar keineswegs; denn, wenn er die Endungen ganz beliebig an die einzelnen Worte vertheilt hätte, müssten sich auch Formen, wie 'Chlotharibus' für 'Chlotharius', 'omniorum' für 'omnis' finden. Dies ist keineswegs der Fall. Die Genera und ein- zelnen Declinationen werden zwar verwechselt, die Numeri aber auseinandergehalten. Auch darf man aus den vorstehen- den Belegen nicht den Schluss ziehen, dass Fredegar stets so schreibt; im Gegentheil, trotz der vielen Barbarismen ist die correcte Flexion auch bei ihm durchaus nicht selten zu finden.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 495

VII. Die Fortsetzung-en.

Die schwierige Frage nach den Verfassern der Fortsetzun- gen, welche der Chronik des sog. Fredegarius in den bei Aveitem meisten Hss. augehängt sind, hat eine sehr verschiedene Be- antwortung gefunden. Ruinart und Breysig i) nehmen vier Abschnitte an, weichen jedoch in den Grenzen derselben bedeutend ab. Während nämlich der Erstere c. 96 ex. und c. 109 med. 2) die ersten beiden Fortsetzungen endigen lässt, verrückt Breysig die Grenzen auf c. 109 med. und c. 110 ex. Hahn ^) dagegen glaubt einen Verfasser für alle Fortsetzungen statuieren zu müssen. Die letztere Ansicht hat nur bei Monod *) Billigimg gefunden, die deutschen Gelehrten haben sie dagegen aus Mangel an überzeugenden Beweisen einstimmig verworfen. Nach Feststellung des handschriftlichen Textes sind wir an eine neue Prüfung dieser Frage gegangen und zum Theil zu ab- weichenden Ergebnissen gelangt. Der Uebersicht wegen neh- men wir das Resultat vorweg: Es sind nur drei Fortsetzungen des Fredegar zu statuieren, indem die zweite und dritte Breysig- sche nur eine bilden. Die folgende Tabelle zeigt die Differenz zwischen Ruinart, Breysig und mir.

Ruinart. Breysig.

1. c. 91 c. 96 ex. c. 91— c. 109 med. 1. c. 91— c. 109 med.

2. c. 97 e. 109 med. c. 109 med. c. 110 ex. .^„ , .,_

Q if^o 1 11-7 111 117 2. c.l09med. c.ll7ex.

3. c. 109 med. c. 117 ex. c. 111 e. 117 ex.

4. c. 118-c. 137. c. 118 c. 137. 3. c. 118 c. 137.

Der erste Theil der Fortsetzungen von c. 91 107 ist be- kanntlich ein Excerpt aus den Gesta Francorum (c. 43— 52), welches durch eine Anzahl sachlicher Zusätze erweitert ist. In den ersten Capiteln fügt der Epitomator nur zweimal 'palatii' dem Titel des 'maiorum domus' bei und schiebt bei dem Tode des Chlodoveus c. 91 ^amens effectus', bei dem des Chlothar c. 93 ^a valida febre corruptus' ein. Wenn wir dann noch bemerken, dass der Bearbeiter den Ebroinus ^invitum' in das Kloster Luxeuil gehen lässt, so sind dies alle Zusätze zu dem Texte der Gesta bis c. 94. Von da ab werden die Interpola- tionen zahlreicher und auch reichhaltiger; sie sind, wie Breysig nachgewiesen hat, für die Geschichte dieser Zeit höchst wichtig. Auf diese Einschiebungen wollen wir hier nicht eingehen und nur auf die genannte Arbeit Breysig's verweisen. Von Wichtig- keit für die Glaubwürdigkeit des Epitomators ist die Art und

1) De continuato Fredegarii chronico p. 5. 2) Es ist bei den

Fortsetzungen leider der Uebelstand vorhanden, dass man sogar nach halben Capiteln citieren muss, da die von dem Schreiber des Urcodex der Hss. 5 ohne jedes Verständnis eingeführte Capiteleintheiluug in den Ausgaben leider beibehalten worden ist (sie wird in der neuen Ausgabe jedenfalls an den Rand gesetzt werden). 3) Archiv XI, S. 821 ff.

4) Revue critique 1873, p. 152 sqq.

496 Die Chronieae des sog. Fredegar.

Weise, wie er die Gesta excerpiert hat. Eine Menge Aende- rungen des Textes der Quelle sind mir stilistischer Natur; so schreibt er c. 98 statt 'ob iniurias patris' 'ob subplantationem patris', c, 104 für 'instigante diabulo' 'consilio inutile accepto', c. 105 für 'amicitias feriunt' 'foedus inierunt', c. 106 statt 'ibi- que maxiraum dispendium . . . perpessus est' 'non modicum i. p. e. damnum' und später statt 'de sodalibus suis' 'de viris strenuis atque nobilibus'. ßemerkenswerther ist es, wie der Epitomator die Zeitbestimmungen der Gesta behandelt. Wo die Gesta von derselben Zeit sprechen i) 'Sub idem fere tempus', 'Eo tempore', 'Eo nempe tempore', 'Eo itidem tempore', schreibt der Epitomator Ausdrücke, die auf einen späteren Zeitpunkt hinweisen 'Post haec' c. 102, 'Insecuto quoque tempore' c. 104, 'Iterato quidem tempore' und 'succedente tempore' c. 106. An den Stellen aber, wo der Verfasser der Gesta eine spätere Zeitbestimmung hat, weist die Fortsetzung auf Gleichzeitigkeit hin : 'vSuccedente quippe temporum curricola' liest man in der Quelle, 'In illo itidem tempore' im Fred. c. 99, und 'Sequenti tempore' der Gesta verwandelt der Epitomator in 'Itidem tem- pore' c. 106. Man erkennt hieraus die völlige Gleichgültigkeit des Fortsetzers gegen chronologische Angaben imd sieht, wel- ches Gewicht in dem folgenden selbständigen Theile der Fort- setzung den Ausdrücken 'Per idem tempus', 'In illis quippe diebus' u. s. w. beizulegen ist. Auch sonst sind dem Epitomator Misverständnisse nachzuweisen. An einer Stelle hat er die Gesta so ausgeschrieben, dass Niemand den Sinn seiner Worte errathen kann: 'Carlus per missos suos ab Eudone duce idem- que praedicto Chilperico rege recepit' c. 107 ist aus dem Wort- laut der Gesta entstanden: 'Carlus anno insectito legationem ad Eudonem direxit amicitiasque cum eo fecit: ille vero Chilpericum regem cum multis muneribus reddidif. Zu beachten ist auch hier wiederum, dass der Compilator die Zeitbestimmung der Gesta vollkommen ignoriert. Auf das Excerpt aus den Gesta Francorum folgt mit 'His ita evulsis' der selbständige Theil der ersten Fortsetzung.

Ueber die Abfassungszeit derselben hat uns der Verfasser selbst Nachricht gegeben. Nachdem er seinen Bericht über die Thaten Karls mit den Worten 'Victor cum pace remeavit, opitulante Christo rege regum et domino dominorum. Amen' geschlossen , berechnet er unter der Ueberschrift 'Curricula annorum actenus repperiuntur' dem Herkommen gemäss die Jahre der Welt am Schlüsse seiner Schrift, um zu zeigen, Avie viel Jahre noch zum Jahrtausend fehlen. Die bezügliche Stelle lautet folgendermassen : 'Ab Adam vel initio saeculi

1) Beiläufig bemerke ich, dass freilich diese chronologischen Bestim- mungen der Gesta wenig zu bedeuten haben, oft sogar den thatsächlichen Verhilltnissen widersprechen.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 497

usqiie diluvio ann. 2242. A diluvio usque ad Abraham ann. 942. Ab Abraham usque ad Moysen ann. 505. A Moysen ad Salomonen! ann. 479. A Salomone usque ad rcediiicationem templi temporibus Darii i'egis Persarum ann. 512. A restau- rationem templi usque ad adventum domini nostri lesu Christi ann. 548. Gerte ab initio raundi usque ad passionem domini nostri lesu Christi sunt anni 5228, et a passione Domini usque isto anno praesente, qui est in cyclo Victorii ann. 177. Kl. lan. die dominica ann. 735. Et ut istum miliarum impleatur restant ann. 63'. Das 177. Jahr des Victorischen Cyclus, der mit dem Jahre 560 seinen neuen Umlauf begonnen hatte, ent- spricht dem Jahre 736, zu welchem auch der Wochentag des 1. Januar stimmt, der sicher nur zur genaueren Bestimmung des Jahres aus einer Ostertafel hinzugefügt ist. Es ist mithin die Annahme Breysigs zurückzuweisen, dass gerade Sonntag den 1. Januar des Jahres 736 der Autor sein Werk geschlossen hätte. Die beigefügten Dionysischen Incarnationsjahre ver- tragen sich weder mit der Rechnung nach Victorischen Pas- sionsjahren, noch mit der Consummation der Weltjahre, deren unmittelbar folgendes Schlussergebnis, dass noch 63 Jahre zum Jahrtausend fehlen, durch Addition der 5228 Jahre bis zur Passio und der 532 -|- 177 Victorischen Passionsjahre erzielt wurde. Die Worte 'ann. 735' sind folglich ein späterer Zusatz und zwar offenbar desjenigen, der schon in dem vorhergehenden Satze: 'A restaurationem templi usque ad adventum domini nostri lesu Christi ann. 548' für die Passio des Victorius den 'Adventus' des Dionysius eingeschwärzt hat, ohne zu beachten, dass dieser sowohl mit der Zahl 548 als auch mit der unmittel- bar folgenden Summe 'Certe ab initio mundi usque ad pas- sionem domini nostri' im Widerspruch steht. Diese Klausel, Avelche allen Forschern bis auf Hahn, der sie als 'eingeschoben' betrachtet, als Grenze der ersten Fortsetzung gegolten hat, würde allein schon für die Bestätigung der Thatsache, dass die erste Fortsetzung 736 geschrieben ist, genügen. Es kommt aber noch ein anderer Beweis hinzu, den uns der vorletzte Satz des Gap, 107 liefert, welcher theilweise noch aus den Gesten geflossen ist. Ich stelle die beiden Stellen zusammen. Gesta Franc. | Fredegar.

Franci vero Theudericum Quo mortuo, Theoderico rege regem super se statuunt, qui statuerunt in sedem regni, qui nunc anno sexto in regno sub- nunc locum solii regalis obtenit, sistit. ann. vitae simul prestolat.

Die Worte der Gesta 'anno sexto', welche auf das Jahr 726 gehen, hatten für den späteren Schreiber keinen Sinn mehr, deshalb liess er sie aus. Bemerkenswerth ist es aber, dass er das 'nunc obtenit' beibehielt und, um den Leser ja nicht im Zweifel zu lassen, die Worte 'ann. vitae simul prestolat' hinzu-

498 Die Chronicae des sog. Fredegar.

fügte. Die Ausdrucksweise ist zwar etwas ungefüge, doch kann der Sinn kaum ein anderer sein, als dass der König noch Lebensjahre erwartet, sein Tod also noch nicht eingetreten war. Diese Stelle zeigt zur Evidenz, dass die erste Fortsetzung noch bei Lebzeiten Theuderichs IV. geschrieben ist; dieser starb aber im Jahre 737. Wir sehen also auch hieraus, dass der Verfasser im Jahre 736 sein Werk beendigt hat').

Mit 'Itemque quod superius praetermissimus' fügte dieser Fortsetzer noch den Zug Karls gegen die Frisen aus dem Jahre 734 hinzu, den er an der gehörigen Stelle übergangen hatte.

Die Clause! am Schlüsse von c. 117: 'Usque nunc inluster vir Childebrandus coraes, avunculus predicto rege Pippino, hanc Historiam vel Gesta Francorum diligentissime scribere procuravit. Abhinc ab inlustre viro Nibelungo, filium ipsius Childebrando, itemque comite, succedat auctoritas' bezeichnet Childebrand den Onkel Pippins als denjenigen, der dieses Buch hat anlegen lassen. Childebrand liess ein Exemplar der Com- pilation des Fredegar abschreiben ; docii hat sich der Schreiber nicht mit einer blossen Copie begnügt. Dem Liber Generationis mit seinen dürren Tabellen konnte er keinen Geschmack abge- winnen; er stellte dafür die Schrift Hilarian's 'de cursu tem- porum', v/elche er in seiner Vorlage zwischen dem Idacius und Gregorius gefunden hatte, an den Anfang. Auch die Trojaner- sage im Hieronymus ist von demselben Redactor erweitert worden, indem er nach Cap. 3 ein Excerpt aus Dares Phrygius einschob. Die Bearbeitung ist sehr frei, und es lässt sich daher dieses Stück zur Vergleichung des Stiles mit dem der Fortsetzungen heranziehen, worfiber unten zu handeln sein wird. Doch scheint Childebrand selbst dieses Werk nicht in die OefFentlichkeit gegeben zu haben, wenigstens ist uns keine Hs. überliefert, die mit der Childebrand'schen Fortsetzung ab- bricht. Alle Codices haben vielmehr noch die weitere Fort- setzung seines Sohnes Nibelung. Es existieren nun noch eine Reihe anderer Hss., die mit Cap. 110 ex. schliessen. Dieser Umstand hauptsächlich hat Breysig^) bestimmt, die zweite Fortsetzung zwei verschiedenen Verfassern zuzuthcilen und bei Cap. 110 ex. einen Absatz zu machen. Wie ich jedoch bereits oben nachgewiesen zu haben glaube, sind diese Codices decurtati nicht die Quelle der vollständigen Hss., sondern aus jenen abgeleitet. Ihr früherer Schluss mit Cap. 110 kann mit- hin nur einen äusserlichen Grund haben, der uns nicht berech- tigt, für die folgenden Capitel einen neuen Verfasser anzuneh- men. Wenn aber in den kleineren Lorscher Annalen ebenfalls nur bis Cap. 110 ex. die Fortsetzungen ausgeschrieben sind,

1) Breysig, De continuato Fredegarii chronico, p. 9, hält Cöln für die Heimath des ersten Fortsetzers ; aber sein Grund ist nicht stichhaltig. 2) 1. 1. p. 36.

Die Chionicae des sog. Fredegar. 499

SO beweist dies nur, dass ein 'Decurtatus' ihre Quelle war, ist aber für die Untersuchung, ob mit Cap. 111 ein neuer Fortsetzer beginnt, gleichgültig.

Auch die Sprache, behauptet Breysig, wird nach Cap. 110 eine andere. Karl, der vorher ^princeps' genannt ist, wird von Cap. 109 med. 110 'dux' genannt. Dieser Umstand würde in der That beweisend sein, wenn wirklich von Cap. 109 med. 110 ex. Karl 'dux', von Cap. 111 ab er, resp. seine Nachfolger Pippin und Karlmann anders betitelt Avürden. Nun erhält aber schon von Cap. 109 ex. an Karl das Praedicat 'princeps', wel- ches dann Pippin und so auch Karlmann mit einer einzigen Ausnahme bis zum Schlüsse von Cap. 117 constant beigelegt wird. Aus der Bezeichnung 'dux' resp. 'princeps' kann daher nicht ein Beweis dafür hergeleitet werden, dass Cap. 110 ex. die zweite Fortsetzung abschliesst. Was schliesslich die Vor- liebe für die Superlative betrifft, die Breysig p. 37 als Eigen- thümlichkeit des zweiten Fortsetzers geltend macht, so giebt er in Betreff der überschwänglichen Epitheta ornantia selbst zu, dass sie nur bis Cap. 109 ex. Karl beigelegt werden. Von den übrigen Superlativen, die er aufführt, kommen wiederum sieben auf Cap. 109 und nur einer ^paschales ordo sacratissi- raus' auf c. 110, dafür finden wir aber auch von Cap. 110 ex. 117 ex. einzelne Superlative, wie beispielsweise c. 117 'ple- nissiraa solutione'.

Es ist somit aus der Sprache der zweiten Fortsetzung nicht der Beweis zu liefern, dass mit Cap. 110 ex. ein neuer Schreiber eingetreten sei. Da ausserdem auch die Hss. für diese Theilung der zweiten Fortsetzung keinen Anhalt geben, so ist die Breysig'sche Ansicht zu verwerfen.

Damit soll indessen nicht bestritten werden, dass der An- nahme Breysig's eine richtige Beobachtung zu Grunde liegt, nur die Combination mit dem Schlüsse der 'Decurtati' war verfehlt. Die Sprache im Anfang der zweiten Fortsetzung ist verschie- den von der im Folgenden ; die Grenze ist aber nicht zwischen Cap. 110 und 111, sondern an den Schluss von Cap. 109 zu setzen. Während in der ersten Fortsetzung Karl durchweg 'princeps' genannt wird, erhält er mit Beginn der zweiten plötzlich den Titel ^dux' und wird nur so genannt bei Ruinart'), p. 677, 2, p. 678, 6, p. 679, und 33, bis uns am Schlüsse von Cap. 109, p. 680, 20? wieder 'princeps' begegnet, welches dann bis zu seinem Tode sein stehendes Attribut ist. Vor den Worten 'praefatus princeps Carlus' lässt sich nicht gut ein Abschnitt machen, da in eben diesem Satze Karl's Rückkehr von dem voi'her beschriebenen Feldzuge gegen Maurontus er- zählt wird. Man müsste also, wenn die Verschiedenheit der

1) Ich eitlere stets nach der Ausgabe Ruinart's, benutze aber den revidierten Text.

500 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Benennung Karls verschiedene Autorschaft begründet, weiter zurückgehen und schon p. 680, ,o, mit 'Denuo curriculo' den neuen Schreiber einsetzen lassen. Doch wollen wir weitersehen. In der ersten Fortsetzung heisst Karl stets 'Carlus princeps', nur an einer Stelle Cap. 109, p. 675, jg, wird er 'egregius bel- lator Carlus' genannt. Zu Anfang der zweiten Fortsetzung erhält er jedoch stets ehrende Beinamen, wie Cap. 109, p. 677, j, 'sagacissimus vir Carlus', p. 677, ,, 'strenuus vir Carlus', p. 678, g 'vir egregius Carlus dux', p. 678, jg 'vir belligerator Carlus', p. 678, 27 'Victor igitur atque bellator insignes Carlus intrepi- dus', p. 679, ,8 'Vir Carlus dux triumphator', p. 679, 33 'cum duce Victore'. Am Schlüsse von Cap. 109, p. 680, ,5, wird er einfach 'Carlus', p. 680, 20 'pi'inceps Carlus' genannt und so bis zu seinem Tode. Pippin und Karlmann heissen dann ebenfalls nur 'princeps', und nur an zwei Stellen lesen wir Cap. 114, p. 684, fl, von 'piaecelsi germani' und bei der Königswahl Cap. 117, p. 686, ,4, vom 'praecelsus Pippinus'. Der Abstand zwischen Cap. 109 med. (mit Ausnahme des Schlusses) und dem übrigen Theile wird aus dieser Zusammenstellung klar geworden sein.

Auch sonst sind dem Schreiber des Anfangs der zweiten Fortsetzung die Superlative sehr geläufig. Man bemerkt p.677, ,2 'Saxonis paganissiraos', p. 677, ,g 'regione illa dirissima vasta- vit', p. 677, ,9 'gentemque illam sevissimam', p. 678, 2 'urbem munitissimam', ebenso p. 678, 23, p. 678, ,4 'munitissimam civi- tatem', p. 679, 4 'urbem celeberrimam', p. 679, 34 'urbes famo- sissimas', p. 680, ,9 'tutissimis rupibus'. Mit Vorliebe gebraucht er ferner den Ausdruck 'partibus', der ganz besonders dem dritten Fortsetzer eigen ist, sonst sich aber weder in der ersten Fortsetzung noch in dem übrigen Theile der zweiten findet. Mit dem dritten Fortsetzer berührt sich dieser auch in der Wendung 'maiores natu' p. 677, 4, p. 679, j,, und schliess- lich in der ungrammatischen Wiederholung des Verbums. Aus diesen Beziehungen möchte ich aber höchstens auf die gleiche Bildung resp. Barbarei der beiden Autoren schliessen.

Wenn wir auch zugeben, dass der Stil des Cap. 109 (vom Beginn der zweiten Fortsetzung an) ein anderer') ist, als der des übrigen Theiles bis Cap. 117, mir scheinen die Belege genügend zu sein , so würde daraus doch weiter nichts folgen, als dass Childebrand aus irgend welchen Gründen später einen anderen mit der Fortführung der 'Historia vel Gesta Francorum' betraut hat. Denn dass auch der Anfang der zweiten Fortsetzung durch Inspiration Childebrand's ent- standen ist, zeigt die Ausführlichkeit des Krieges gegen die Araber und ganz besonders die folgende Stelle, die ich aus

1) So auch Monod 1. 1.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 501

diesem Berichte heraushebe: 'Ad contra vir egregius Carhis dux germanum suum, virum indnstrium, Childebrando ducem cum reliquis ducibus et comitibus illis partibus cum apparato hostile diriget'. Dies giebt auch Breysig p. 43 für diesen Theil zu').

Was nun Hahn's Ansicht anbelangt, dass die erste und zweite Fortsetzung von der di'itten wird unten zu handeln sein denselben Verfasser haben, so sei hier nur auf eine Eigenthümlichkeit des Satzbaues hingewiesen. Während der Schreiber der zweiten Fortsetzung grosse Vorliebe für kurze coordinierte Sätzchen hat, häuft der Oontinuator vom Jahre 736 die Ablativi resp. Accusativi absoluti. Dieser reiht nicht selten vier, einmal sogar sechs Sätze ohne jede Copula und ohne irgend einen Zwischensatz aneinander, jener schachtelt stets absolute Ablative in einander, und zwar an einer Stelle zwei, an einer anderen sogar drei, ohne jede Verbindung. Beide Schreiber gebrauchen gewöhnlich 'que', seltener 'atque' als Copula da, wo sie eine Verbindung für nothwendig halten. Den Stil des ersten Fortsetzers charakterisiert am besten ein Satz aus c. 108 'Eodone recedente; quo comperto, Carlus p., commoto exercito, Liger f. transiens, ipso duce E. fugato, praeda m. sublata, bis e. a. ab his hostibus populata, iterum rcmeatur ad propria', während der Stil des ersten Schreibers der zweiten Fortsetzung durch die folgende Stelle aus c. 109 (p. 678, 1. 28) illustriert wird : 'Carlus fluvium transiit, G. fines penetravit, usque N. Galliam peraccessit, ipsam urbem obsedit, munitionem instruxit, regem reclusit, castraque metatus est undique'. Aus dieser Zusammenstellung erkennt man die Vorliebe des einen für die Subordination, des anderen für die Coordination der Sätze, deren Verbindung bei beiden Schreibern sehr mangelhaft ist. Zu bemerken ist hier- bei, dass die der Fortsetzung vom Jahre 736 angehängte Nach- schrift weit mehr zu dem Stile des zweiten, als zu dem des ersten Continuators hinneigt. Hier finden wir drei coordinierte und unverbundene Sätzchen neben einander, ohne dass ein Ablativus absolutus oder ein Particip eingeschoben ist, was bei dem Fortsetzer vom Jahre 736 nicht vorkommt.

In Verbindung mit der oben gemachten Bemerkung steht der Umstand, dass beide Fortsetzer eine Abneigung gegen relativische Nebensätze haben, doch finden wir diese Eigen- thümlichkeit bei dem Fortsetzer vom Jahre 736 in stärkerem Maasse vertreten, als bei seinem Nachfolger. Bei dem ersteren finde ich überhaupt nur einen Relativsatz 'quod dici dolor est' c. 108 (p. 676, 1. 4), der andere hat deren fünf. Beide dagegen wenden bisweilen die relativische Satzverbindung an.

1) Dagegen scheint mir seine Ansicht, dass der Schreiber ein Austrasier war, unhaltbar zu sein.

Neues Archiv etc. VII. 33

502 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Der Unterschied zwischen der zweiten und dritten Fort- setzung in Bezug auf Ausführlichkeit und Lebendigkeit der Darstellung ist bereits von Hahn hervorgehoben worden, der ihn allein auf die Verschiedenheit der Quelle zurückführen will. Dass auch der Stil mit Cap. 117 ein anderer wird, hat Hahn nicht bloss nicht bemerkt, er sucht sogar aus der Aehn- lichkeit gewisser stets wiederkehrender Wendungen den Beweis zu führen, dass die beiden Fortsetzungen von demselben Schrei- ber verfasst Avorden sind.

In der dritten, wie in der zweiten Fortsetzung, bildet Pippin den Mittelpunkt; Ereignisse, die auf seine Familie ein übles Lieht werfen könnten, werden unterdrückt. Dieser Umstand kann aber unmöglich dafür geltend gemacht werden'), dass dieselbe Person diese beiden Theile niedergeschrieben habe, da auch der Neffe des Königs ebenso gut wie der Onkel dafür gesorgt haben wird, dass die Nachwelt nur dasjenige erfahre, was der Königsfamilie angenehm war 2). Ebensowenig kommt in Betracht, dass in beiden Theilen die kirchlichen Angelegen- heiten unberücksichtigt bleiben, da der Schreiber ja immer an seinen Auftraggeber gebunden war, und es nicht einzusehen ist, warum Nibelung ein grösseres Literesse an der Entwicke- lung der fränkischen Kirche genommen haben soll, als sein Vater.

Die Uebereinstimmungen des Stils in den beiden Theilen, welche Hahn p, 824 sqq. zusammengestellt hat, sind zum Theil solche, welche sich auch in anderen gleichzeitigen Quellen, wie den Gesta Francorum, oder älteren, wie Fredegar, wiederfinden, zum grössten Theile sind es aber nur Aehnlichkeiten des Aus- drucks, die man unmöglich als BeM'eise gelten lassen kann bei Schriften, die in so barbarischen Zeiten entstanden sind, wie die vorliegende. Dazu ist in beiden Theilen beinahe nur von Kriegen die Rede, die sich alljährlich in derselben Weise wiederholten, was Wunder, wenn wenig gewandte Schriftsteller stets nach demselben Schema die Facten berichteten. Es gilt hier das Wort Albert's von Stade:

Vocibus instare nos semper oportet eisdem: Stei'nuntur, sternunt, millia multa cadunt.

Dass trotz der gleichen Bedingungen, unter welchen die beiden Fortsetzungen geschrieben sind, ihr Stil verschieden ist, wird im Folgenden näher zu begründen sein. Zur Ver- gleichung wird auch hier und da die erste Fortsetzung mit herangezogen werden.

Zunächst einige Lieblingsausdrücke des dritten Fortsetzers. Während das Lager von ihm richtig durch ^castra' ^) bezeichnet

1) Siehe Hahn, Archiv XI, p. 822. 2) Eine Ausnahme macht die

Nachricht über die Ermordung Waifars durch Pippin 'ut adserunt'. 3) 'castra metatus est' c. 120 (p. 689, 39, 690, 23) und öfter; 'castra diri- puit' c. 120 (p. 690, 2,).

Die Chronicae des sog. Fredegar. 503

ist, nennt er die Festung 'castrus' c. 126 (p. 096, 5) 'ipse castrus captus atque succensus est'. Doch kommt dieses Wort nur an der eben citierten Stelle im Nominativ vor, an den übrigen müsste nach den Regeln der Grammatik der Accusativ stehen, der Verfasser setzt aber stets den Ablativ in der Form 'castro' : c. 125 (p. 695, g) 'Claremonte castro cepit' und ähnlich c. 129 (p. 697, 45); c. 129 (p. 697, 3^) 'castro reparare iussit'; p. 687, 41 'ipso Castro Remistanio concessit'. Besonders häufig findet sich 'ad castro' c. 118 (p.687, 24)? c. 125 (p.694, 43), c. 126 (p. 696, 3) u. s. w. ^

In der zweiten Fortsetzung liest man nur einmal 'castrum' und zwar dem Sprachgebrauche angemessen c. 121 (p. 683, 1) 'Lucca castrum diruunt', dagegen schreibt der erste Fortsetzer einmal c. 109 (p. 679, 30) 'castro Blavia veniens'.

Die freiwillige Unterwerfung feindlicher Völker, sobald sie sahen, dass der König ihr Gebiet mit Heeresmacht betrat und Ernst machte, bildet in der Chronik nicht selten den Abschluss der Kriegszüge. Es ist nun interessant, die Ausdrücke, welche in den Fortsetzungen hierfür gebraucht werden, zu vergleichen. Gehen wir von der dritten aus. Als Aistulf sah: 'quod nulla- tenus se evadare potuisset', bittet er um Frieden 'dictiones superdicto rege Pippino faciens' c. 120 (p. 690, 35). Waiofarius bittet um Rückgabe seiner von Pippin eingenommenen Städte mit dem Versprechen c. 130 (p. 699, 19) 'et postea ipse Waio- forius dictiones sue faceret'. Die Aquitanier sehen sich, als Pippin verwüstend in ihr Land rückt, gezwungen, sich ihm zu unterwerfen 'dictionis sue faciunt' c. 131 (p. 699, 42). Remi- stanius, der Pippin Treue gelobt, stellt sich wiederum auf die Seite Waiofars 'dictionis sue faciens' c. 133 (p. 700, 27)« Partei- gänger Waiofars treten zu Pippin über 'dictionis sue facientes' c. 134 (p. 701, 4s), und nach der Unterwerfung ihres Landes kommen die Aquitanier zum König 'dictiones sue, sicut anti- quitus fuerat, faciunt'. Aus diesen Stellen sehen wir, dass der stehende Ausdruck für den Act der Selbstunterwerfung in der dritten Fortsetzung 'dictionis sue facere' ist.

Betrachten wir nun die zweite Fortsetzung. Die Alaman- nen sehen sich besiegt, geben Geiseln und bitten um Frieden 'eorum se dicione submittunt' c. 111 (p. 683, ,5). Die Sachsen bitten, nachdem ihr Land verwüstet, um Frieden 'iure Fran- corum sese, ut antiquitus mos fuerat, subdiderunt' c. 117 (p. 684, 43), und p. 686, 3 schicken die Baiern nach einem neuen Aufstande wieder Geiseln 'in eins dicione se subdant'. In der zweiten Fortsetzung sind folglich die Phrasen 'dicione (resp. 'iure') se subdere' (resp. 'submittere') gebraucht; der obenbe- zeichnete Ausdruck der dritten Fortsetzung kommt aber über- haupt weder in der zweiten, noch in der ersten vor. Wunder- bar wäre es, wenn derjenige, welcher in der dritten Fortsetzung

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504 Die Chronicae des sog. Fredegai*.

stets 'dictiones sue faciens' schrieb, in der zweiten andere Ausdrücke für diesen Begrifif gehabt hätte.

Ein sehr beliebter Ausdruck der dritten Fortsetzung ist ferner 'partibus' nicht allein vor Länder- und Städtenamen, sondern auch vor Personen, so dass es oft das blosse 'in' oder 'ad' zu ersetzen scheint. In dem Umfange, wie hier, dürfte diese Bezeichnvmg kaum irgendwo anders angewendet sein; ich zähle 13 'partibus' in der dritten Fortsetzung: c. 118 (p.687, 26) ^veniens ad praefato rege ex partibus Burgundie'; c. 119 (p.(388, -i) 'partibus Langobardie peteret'; c, 120 (p.689, 3,) 'partibus Langobardie pergentes'; c. 121 (p. 691, 2:) 'parti- bus Aetalie iutrare non sinirenf; c. 121 (p. 691, 39) 'partibus Italiae accesit'; c. 124 (p. 693, 32) 'partibus Aquitanie accessit'; c. 119 (p. 688, ,4) 'partibus Rome ad eins prope- raret adv.'; c, 120 (p. 691, 2) 'partibus Rome direxit'. Sogar c. 120 (p. 690, 25) 'partibus Italic maxime igne concremavit'. Bei Personen finde ich es: c. 120 (p. 690,4,) 'partibus prae- dicto rege donat'; c. 121 (p. 692, ig) 'partibus rege Pippino dedit' ; c. 130 (p. 699, 23) 'partibus praedicto rege Pippino sol- vere deberet'; c. 134 (p. 701, 43) 'fideles partibus regis hac filiis suis esse debeat'.

Da dieser Ausdruck auch sonst in dieser Zeit üblich ist, so ist es nicht zu verwundern, wenn wir ihn auch in der zweiten Fortsetzung (doch nur in Cap, 109. 110) vereinzelt an- treffen. Die eine Stelle 'ut a partibus imperatoris recederet' c. 110 (p. 680, 33) dürfte überdies kaum hierher zu rechnen sein, da sie grammatisch richtig ist. Dagegen verdienen die drei anderen Fälle hervorgehoben zu werden: c. 109 (p.678, g) 'ilHs partibus diriget', c. 109 (p. 677, 2) 'partibus Burgundie dirigit' und ähnlich c. 109 (p. 680, 13) 'partibus Provintie diri- get'. Hiermit sind aber auch die Beispiele erschöpft. Sonst finden wir in der zweiten Fortsetzung bei Einfällen in ein feindliches Land c. 110 (p. 681, 24) 'Burgundia dirigunt', c. 113 (p.683, 40) 'confinium Saxonorum inrupit', c. 115 (p. 684, 19) 'in eorum patria peraccessit' und ähnlich c. 117 (p. 685; ,2) 'eorum patrias peraccessit', und andere Ausdrücke.

Sehr oft wird in der dritten Fortsetzung auf frühere Ereig- nisse hingewiesen, die mit den Vorfällen, welche gerade erzählt werden, in Verbindung stehen, was auch schon Hahn bemerkt hat (p. 816). Hier hat der Verfasser ein Stichwort, welches er immer und immer wiederholt, um den Begriff der Vergan- genheit auszudrücken: es ist 'dudum'. So lesen wir c. 118 (p. 687, 4) von den Sachsen 'fidem, quod praefato rege dudum promiserant' mit Beziehung auf ihre Unterwerfung im Jahre 747. 'Dudum' bezeichnet also hier einen Abstand von circa 5 Jahren. In demselben Cap. (p. 687, 29) wird von Gripho gesagt 'quod dudum in Wasconia confugium fuerat', ein

Die Clironicae des sog. Fredegar. 5C5

Ereignis, welches ungefähr 3 Jahre vorher eingetreten war. Aistulph will c. 121 (p. 692, 5) Genugthuung geben den Eiden gemäss, welche er im vorhergehenden Jahre geleistet hatte, 'quod contra praefato rege dudum dederat'. Cap. 124 (693, 22) soll Waiofar Busse leisten für die erschlagenen Gothen, 'quod dudum Waifarius contra legis ordine occiserat'. Von dem Grafen Blandinus Avird c. 125 (p. 694, jg) erzählt, dass er 'dudum ante anno superiore ad praedicto rege missus fuerat', vnid c. 134 (p. 701, 19) kehren die Gesandten, welche Pippin 'dudum ad Amormuni regi Saracinorum' geschickt hatte, 'post tres annos' zurück. Diese Beispiele zeigen, dass die Bedeutung 'dudum', welches in der classischen Sprache auf eine Vergangenheit von wenigen Tagen geht, hier auf ebenso viele Jahre ausgedehnt wird, und dass dieses Wort dem Verfasser der dritten Fort- setzung eigenthümlich ist.

In der ersten Fortsetzung findet sich keine derartige Zu- rückbeziehung, in der zweiten habe ich nur eine Stelle gefun- den, die den oben genannten an die Seite gestellt werden kann. Cap. 117 (p. 684, 23) brechen die Sachsen 'more con- sueto' die Treue, welche sie Karlmann gelobt hatten. Während nun der dritte Fortsetzer in dem ganz ähnlichen Falle c. 118 sagt: 'fidem, quod praefato rege dudum promiserant', wird hier diese Thatsache ausgedrückt: 'fidem quam germano suo pro- miserant', also ohne jede Hinweisung auf die Länge der Zeit. Wenn der dritte Fortsetzer diese Partie geschrieben hätte, würde er sicher sein 'dudum' nicht unbenutzt gelassen haben, da auch in diesem Falle ein mehrjähriger Zeitraum seit der vorhergehenden Unterwerfung verstrichen war. Ich bemerke schliesslicl), dass 'dudum' in der ersten und zweiten Fortsetzung überhaupt nicht vorkommt.

Im allgemeinen macht die Sprache des dritten Fortsetzers den Eindruck, als wenn derselbe gar keine oder doch nur eine sehr geringe grammatische Bildung erhalten habe, selbst auf denjenigen, welcher berücksichtigt, dass der barbarische Stil der merowingischen Sprache dem Schreiber als Muster gedient hat. In dieser Beziehung steht die dritte Fortsetzung den früheren noch bedeutend nach. Wir sehen hier von Verwechs- lungen der Casus, incorrecten Verbalformen, Accusat. absol., Sätzen, die nur aus Participien bestehen ohne irgend welches Verbum finitum, ab, da sie allen Fortsetzungen eigen sind und der Zeit angehören. Hervorheben will ich nur die zahlreichen Wiederholungen des Objects, der Adverbien, des Verbums in anderen gleichbedeutenden oder sogar denselben Formen. So finden wir doppeltes Object: c. 121 (p. 691, 17) 'Hec Pippinus rex cum per internuncios hoc audisset', c. 124 (p. 693, 27) Haec omnia Waifarius hoc totum facere contempsit', c. 134 (p. 701, 35) 'Que statin! rex Uniberto et Gislario comite Beto-

506 Die Chronicae des sog. Fredegar.

ricas civitate ipso Remistagniim in patibulo eum suspendi iussit'. Doppelte Adverbialbestimmungen: c. 121 (p. 692, 22) *ut amplius numquam contumax esse non debeat', c. 123 (p. 693, 5) 'amicitias et fidem vicinsim inter se promittunt', (p. 693, ,) 'quas inter se mutuo promisserant', c. 134 (p. 701, 43) *ut seraper fideles partibus regis omni tempore esse debeant', c. 135 (p. 702, ,5) 'iterura ad Sellus castra cum paucis ad per- sequendum Waiofarium eo anno iterum perrexit'. Aehnlich auch 'invitus coactatus' c. 124 (p. 693, 30), 'contra quem Adha- lardus comis et Australdus contra eum venientes' c. 128 (p. 697, 7). Sehr anschaulich wird aber die Verwüstung Aqui- taniens geschildert c. 130 (p. 698, 30) 'usque Hisandonera veniens, unde maxima parte Aquitaniae plurimum vinearum erat, coepit ac vastavit, unde pene omni Aquitania, tam eccle- sias quam monasteria, divites et pauperes vina habere con- sueverat, omnia vastavit et coepit'. Die beiden Verba sind also in diesem Satze nicht weniger als zweimal zu lesen, wäh- rend das Object sich sogar dreimal findet, und zwar in der Klimax: 'maxima parte Aquitaniae', 'pene omni Aquitania', 'omnia'.

So schlecht sind nun die Sätze in den beiden ersten Fort- setzungen doch nicht gebaut, obwohl auch hier einigemal Ver- bum und Object doppelt vorhanden sind. So heisst es im c. 102 von Drocus, dem Sohne Pippin's, 'et sepultus est in basilica beati Aniulfi confessoris Mettis urbe sepultus est', von Karl c. 109 (p. 679, ,9) 'Contra quos praefatus vir Carlus dux trium- phator occurrit, super fluvium Byrra et valle Corbaria palatio occurrit'. Einmal "c, 117 (p. 685, g) ist auch derselbe Gedanke zweimal ausgedrückt 'iterum eorum fide fefellunt et contra praefato principe eorum fide mentiti sunt', doch wird hier der Pleonasmus dadurch gemildert, dass im zweiten Satze die im ersten fehlende Bestimmung 'contra praefato principe' hinzu- gefügt ist. Constructionen wie 'hec hoc audisset' lassen sich in den ersten beiden Fortsetzungen nicht nachweisen.

Bei dem Verfasser der dritten Fortsetzung zeigt sich im Gegensatz zu den vorhergehenden Partien eine ganz besondere Vorliebe für Relativsätze. Ungefähr funfzigmal finden wir in seiner Schrift das Relativpronomen, darunter, was das merk- würdigste ist, circa 25 'quod'. Hiervon ist 22mal das 'quod' grammatisch falsch angewendet. Dagegen lassen sich die Casus obliqui 'cui' und 'cuius' nur je einmal nachweisen. Was mm jenes 'quod' anbetrifl't, so steht es für

'qui': c. 118 (p. 687, js) 'Gripho, quod confugium fece- rat'; c. 121 (p. 692, ,4) 'thesaurum, quod in Ticino erat'; c. 124 (p. 693, 24) 'homines suos, quod confugium fecerant';

'quem': c. 120 (p. 690, ,3) 'cxercitum suum, quod ad- duxerat' ;

Die Chronicae des sog. Fredegar. 507

'quam': c. 118 (p. 687, 3) 'fidem, quod promiserant' ; ähnlich c. 121 (p. 691, ,0) 'fidem suam, quod promiserat' und ebenso c. 133 (p. 700, 25) ; c. 134 (p. 702; 4) 'legationem Sarra- cenorum, quod miserat';

'quos': c. 124 (p, 693; 21) 'Gotos quod Waifarius occiserat' ; c. 125 (p. 695, 4) 'homines Waiofario, quod invenit' ; c. 127 (p. 696, 4,) 'oranes equites (= 'equos'), quod adduxe- rant' ;

'quas': c. 127 (p. 696, 25) ^custodias, quod miserat'; c. 130 (p. 699, ,7) 'reliquas civitatis quod abstulerat'.

Für den Nominativ Pluralis 'quae' wird ebenfalls einmal 'quod' gesetzt: c. 131 (p. 699, 29) 'vel plurimum nationes, quod

commorabantur'.

Neben diesen incorrecten 'quod' bedient sich der Verfasser auch der regelmässigen Formen, am häufigsten des 'qui' (11 mal) c. 119 (p. 688, 2.) 'Carlo qui deberet'; c. 125 (p. 694, j,) 'Bladino qui missus fuerat' ; c. 126 (p. 696, 3) 'ad castro, qui vocatur' ; c. 132 (p. 700, 5) 'ad castro, qui vocatur Gordinis' ; c. 128 (p.697, 34) 'multi qui'; (p.697, 21) ^plures qui'; (p. 697, 23) 'reliqui qui'; c. 130 (p. 698, 3,) 'Wasconorum, qui commo- rantur'; c. 134 (p. 701, 27) 'myssos suos qui reciperent'; 0. 134 (p. 701, 30) 'comites, qui missi fuerant'; c. 134 (p. 702, 9) ^Sarracinos, qui missi fuerant' ;

welches auch viermal fälschlich das Fem. plur. 'quae' ver- tritt: c. 120 (p. 689, 29) 'cum Stephane papa vel reliquas natio- nes, qui commorabantur ; c. 120 (p. 689, 37) 'usque ad clusas, qui cognominatui"' ; c. 124 (p. 693, ,5) 'res ecclesiarum qui

sitas erant'; c. 134 (p. 701, 51) 'per silvis qui vocatur'.

Auch 'quos' steht 5 mal an der rechten Stelle: c. 121 (p. 691, 35) 'Langobardos quos i'epperiunt' ; c. 126 (p. 695, 37) 'homines illos, quos dimiserat; (p. 695, 42) 'Wascones, quos

invenit' und ebenso p. 696, - ; c. 129 (p. 698, 5) 'omnes muros quos reparare iussit' ; c. 134 (p. 701, jg) 'myssos suos, quos misserat' ; zweimal dagegen wäre 'quas' am Platze gewesen: c. 121 (p. 691, 10) 'domos, quos repperit' ; c. 124 (p. 694, ,) 'iustitias, quos mandaverat'.

'quem' wird dreimal richtig angewendet: c. 128 (p.697, ,) 'Chilpingus contra quem venientes'; c. 130 (p. 699, 3) 'Plandinus quem ceperat'; c. 134 (p. 701, 3) 'exercitum suum, quem miserat' ; einmal aber statt des Plural 'qui' : c. 130 (p. 698, 37) 'Wasconorum, qui commorantur, quem

vocati sunt' ;

'quam' steht nur einmal grammatisch correct: c. 136 (p. 703, 14) 'Aquitania provintia, quam adquesierat' ;

'quas' hat der Verfasser zweimal angewendet, aber beide- male grammatisch unrichtig: c. 123 (p. 693, g) 'amicitia, quas

promisserant sortita est effectu'; c. 129 (p. 698, 5) 'omnes civitates, quas erant'.

508 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Die Vorliebe, welche der Verfasser für 'quod' hat, zeigt sich am deutlichsten darin, dass er für den Acc. plur. 'quae' niemals die richtige Form setzt, sondern stets 'quod', wie sich überhaupt die Form 'quae' nur einmal als Nom. plur. femin. nachweisen lässt: c. 1.30 (p. 698, jg) 'villas publicas, quae erant'. Statt des Acc. 'quae' steht also 'quod': c. 119 (p. 689, 3) 'tributa vel munera, quod requirebanf; c. 130 (p. 699, 20) 'tributa vel munera, quod exire consueverant' ; c. 121 (p. 692, 23) 'tributa, quod dederant'; c. 134 (p. 702, ,) 'mu- nera, quod transmiserat' ; c. 121 (p. 692, 5) 'sacramenta, quod dederat'; c. 125 (p. 694, 35) 'sacramenta, quod ei dederat'; c. 124 (p. 693, 2«) 'Haee omnia quod mandaverat'.

Nach 'quod' überwiegt, wie wir gesehen haben, die Form 'qui'. Hiernach mag der Schluss nicht unberechtigt erscheinen, dass der Verfasser ein Romane war, vielleicht aus Aquitanien, dessen Weinberge er mit so grosser Wärme schildert. Auch weiss er, dass die Wasconen 'Vaceti' genannt werden.

Zur Vergieichung sollen jetzt die ersten beiden Fortsetzun- gen herangezogen werden. Hier ist nun das relative Pronomen überall correct angewandt, ja es lässt sich sogar eine verhält- nismässig gründlichere Kenntnis der Sprache den Verfassern nicht abstreiten, die sich besonders in der dem Lateinischen eigenthümlichen relativen Satzverbindung äussert, welche in dem ersten Theile mehr durchgeführt ist, als im zweiten, in der dritten Fortsetzung aber ganz fehlt. So finden Avir in der ersten Fort- setzung: c. 98 (p. 668, ,7) 'Quo facto', c. 108 (p. 674, 30) 'Quo comperto', c. 107 (p. 674, §) 'Quo mortuo', c. 98 (p. 668, ,5) 'quo perempto' und c. 95 (p. 665, 45) schon weniger lateinisch 'Quo ingraviscente'. C. 97 (p. 6GS, 4) schliesst sich der Satz durch 'Qua in re' an seinen Vorgänger an. Die relativen Abi. absol. fehlen in der zweiten Fortsetzung, statt dessen linden wir die unlateinische Verbindung 'Quique pervenientes' c. 109 (p. 678, ,0). Richtig sind dagegen die Uebergänge 'Qua successione' c. 116 (p. 684, 29), 'Qua de causa' c. 117 (p. 684, 35), 'qua de re' (p. 685, u) und 'quo tempore' ebendaselbst. Von diesen Dingen findet der Leser nichts in der dritten Fortsetzung. Wie schon gesagt wurde, stehen die Formen des Relativpro- nomens in diesen Partien durchweg mit der Grammatik im Einklang. Während der dritte Fortsetzer c. 121 'thesaurum, quod in Ticino erat' schreibt, stilisiert der erste 'thesaurus, quos ibi repperit, adpraehendit', wobei zu bemerken ist, dass die Worte 'thesaurus adpraehendit' den Gesta Franc, also der Quelle angehören. 'Nationes, quod commorabantur' steht in der dritten (c. 131, p. 699, 29), 'principes qui commora- bantur' in der zweiten Fortsetzung (c. 109, p. 679, ,2). Die Stelle der dritten Fortsetzung c, 118: 'fidcm, quod proraisc- rant' lautet in der zweiten Fortsetzung c. 117 (p. 684, 33) 'fidem,

Die Chronicae des sog. Fredegar. 509

quam promiserant'. Ebenso liest man in der dritten Fort- setzung c. 121 'tributa, quod dederant', wogegen der zweite Fortsetzer richtig c. 117 (p. 684, 45) 'tributa, quae prestite- rant' schi'eibt.

Nach diesen Belegen glaube ich es genügend festgestellt zu haben, dass die dritte Fortsetzung von einem der Lateini- schen Sprache unkundigeren Manne geschrieben ist, als die Verfasser der ersten und zweiten Avaren. Ich halte es hiernach nicht für gleichgültig, dass wir in der zweiten Fortsetzung c. 114 'provocati coturno Wasconorum' lesen, dass c. 116 Karlmann 'devotionis causa inextinctu succensus' Mönch wird: Ausdrücke, die, Avorauf Breysig p. 48 hingewiesen hat, haupt- sächlich bei Ovid vorkommen. Auch die Vocabel 'alveus' in c. 111 'Liger alveum' dürfte hier anzuführen sein, die bei einem Horaz und Virgil nichts Auffälliges hat, im Munde eines Fredegar -Fortsetzers aber immerhin bemerkenswert!! erscheint.

Die deutschen Flussnamen 'Lech' vmd 'Ignus' lassen die Vermuthung aufkommen, dass der Schreiber des zweiten Theiles ein Germane war^).

Doch ist nicht zu läugnen, dass sich in der dritten Fort- setzung mehrfache Anklänge an das letzte Capitel (117) der zweiten finden. So nennt der zweite Fortsetzer c. 117 den König Pippin 'praecelsus' und ebenso der dritte in c. 120. 121. 129. 135. Cap. 117 steht 'fidem quam promiserant, mentire conati sunt' ähnlich der häufiger vorkommenden Wendung der dritten Fortsetzung 'fidem , quod promiserant'. Cap. 117 (p. 685, 12) rückt das Heer ^cum magno agmine apparatu aus, wie auch Pippin c. 118 'cum magno apparatu in das Feld zieht. Die Baiern versprechen c. 117 'ut ne ulterius rebelies existant', und ähnlich gelobt Aistulph c. 120 fp. 690, 4,) 'et ulterius hostiliter numquam accederet'. Cap. 117 wollen die Sachsen 'plenissima solutione' Tribut geben, und ebenso ver- spricht Aistulph c. 120 (p. 690, 3g), dass er für seine ungesetzlichen Handlungen 'plenissima solutione' büssen will, ein Ausdruck, der bei gleicher Gelegenheit c. 121 (p. 692, 9) wieder gebraucht wird. Am wunderbarsten ist es aber, dass die Worte des c. 117 'quievit terra a praeliis annis duobus' ganz so c. 121 wiederkehren.

Hahn hat diese Uebereinstimmung des Cap. 117 mit der dritten Fortsetzung wohl bemerkt: der Theil seiner Belegstellen aus dem 2. Theil, welcher wirklich für die Identität des Ver- fassers der zweiten und dritten Fortsetzung zu sprechen scheint, ist ganz dem Cap. 117 entnommen. Hiermit bringt er den engen Anschluss des Cap. 118 an das vorhergehende durch 'His transactis' in Verbindung; doch ist dies kein Beweis für

1) So Breysig p. 48.

510 Die Chronicae des sog. Fredegar.

die Zusammengehörigkeit der beiden Fortsetzungen. Schliesst sich doch auch die erste Continnatio an den eigentlichen Frede- gar mit 'Igitur' an. Ebenso wenig Gewicht möchte ich auf die Worte 'praefato rege' im Anfang des c. 118 legen der dritte Continuator hat den Namen noch nicht genannt , da man doch wohl voraussetzen muss, dass der neue Schreiber wusste, dass schon in dem vorhergehenden Theile von Pippin die Rede war. Wenn schliesslich Hahn die Worte 'fidem quod praefato regi iam dudum promiserant' (c. 118), die sich auf den im Cap. 117 erwähnten Friedensschluss beziehen, als Beweis anführt, so halte ich ihm die Stelle des c. 117 'quae Chlotario quondam prestiterant' dagegen, welche auf Fredegar c. 74 Bezug nimmt ohne jedoch einen anderen Schluss daraus zu ziehen, als dass der zweite Continuator die Chronik Frede- gar's gekannt hat, was ja, da sie am Anfang desselben Codex stand, nicht wunderbar sein kann.

Hahn führt nun den Beweis dafür, dass die zweite und dritte Fortsetzung denselben Verfasser haben, indem er den Satz ^Sind zwei Grössen einer dritten gleich, so sind sie auch unter einander gleich' auf die zweite (excl. c. 117) und dritte Fortsetzung einerseits, das Cap. 117 andererseits anwendet. In dieser Weise kann man wohl das gewünschte Resultat erhalten, doch darf der Leser nicht die Seite umschlagen, wo er die Worte findet, dass 'c. 117 mehr Verwandtschaft mit dem Fol- genden als mit dem Vorhergehenden verräth'.

Wie ist nun diese Uebereinstimmung von Cap. 117 mit der dritten Fortsetzung zu erklären? ]\Ian hat vorgeschlagen, die Clausel vor c. 117 zu setzen, v>'ozu man sich für berech- tigt hielt, weil nur der Petau'sche Codex dieselbe hat. Aus dem Umstände, dass sie in den übrigen Hss. fehlt, schloss man, dass sie nicht im Original gestanden haben könne. Aber abgesehen davon, dass der Petavianus in der That an vielen Stellen allein die richtige Lesart erhalten hat, so dass er mit dem Archetypus in engerer Verwandtschaft steht, als irgend eine der übrigen Hss., liefern uns auch die anderen Hss. den Beweis dafür, dass Cap. 118 eine neue Fortsetzung beginnt, indem alle ausser dem werthlosen Bruxellensis nach Freilassung einer Zeile mit grosser Initiale das Capitel 118 beginnen, wäh- rend sonst der Text continuierlich ohne irgend welche Capitel- absätze (so auch bei Cap. 117) geschrieben ist. Ueberhaupt hat die Conjecturalkritik bei den Fortsetzungen Fredegar's wenig Spielraum, da der Petavianus auf der einen, das Gros der Hss. auf der anderen Seite, durch keine gemeinsame Zwischenhandschrift auf das Original zurückgehen.

Möglich wäre es, dass der Schreiber der dritten Fort- setzung schon von Childebrand zur Weiterführung der Jahr- bücher herangezogen worden wäre und bei Cap. 117 seine

Die Chronicae des sog. Fredegar. 511

Thätigkeit begonnen hätte. Bei der Vorcaussetzung-, class die dritte Fortsetzung erst nach dem Tode Pippin's verfasst worden ist, würden circa 20 Jahre zwischen der Entstehung des zweiten und dritten Theiles liegen, wodurch sich manche Verschieden- heiten der Sprache in Cap. 117 und der dritten Fortsetzung erklären würden. Der Schreiber müsste inzwischen, Avie Hahn annimmt, alt geworden sein. Doch kann ich in der Ausführ- lichkeit der dritten Continuatio keine senile Geschwätzigkeit finden: es ist die Fülle der Nachrichten, welche der Erzählung diese Breite giebt, die wir somit mehr der 'Auctoritas Nibe- lungi' als dem Schreiber zu verdanken haben. So finden wir auch schon in der zweiten Fortsetzung eine sehr reichhaltige Schilderung, die sich von den übrigen dürftigen Berichten scharf abhebt: ich meine den Saracenenkrieg im Cap. 109, an dem auch Childebrand mit theilgenommen hatte, woraus wir ebenfalls erkennen, dass nicht der Schreiber, sondern der Auftraggeber Schuld an der grösseren oder geringeren Aus- führlichkeit trägt. Was aber schliesslich den Stil anbelangt, so ist nimmermehr zu glauben, dass sich derselbe in 20 Jahren so verändert haben sollte, dass derjenige, welcher in seinem Mannesalter die Relativpronomina richtig anzuwenden verstand, also beispielsweise 'fidem quam promiserat', 'tributa quae pre- stiterant' schrieb, später sich beinahe nur auf 'quod' und 'qui' beschränkt, und so Verbindungen wie 'fidem quod promiserat', 'tributa quod dederant', zu Stande gebracht hätte; ferner dass Jemandem einst Wendungen wie 'in eins dicione se subdere', 'iure Francorum sese subdere' geläufig waren, während er nach 20 Jahren nur noch ein constantes 'dictiones sue facere', wo- möglich im Particip 'faciens' gehabt hätte. Ein derartiger Umschlag der Sprache in deteriorem partem könnte nur unter der Voraussetzung statuiert werden, dass das betreffende Individuum während jener Zeit jeder geistigen Beschäftigung fern geblieben ist, und zu dieser Annahme fehlt jeder Anhalt.

Die vollständige Unkenntnis der lateinischen Grammatik, der wir in der dritten Fortsetzung begegnen, gegenüber der für die Zeitverhältnisse erträglichen Sprache der zweiten Con- tinuatio zwingt uns, für beide besondere Schreiber anzunehmen. Ich finde dann keine andere Erklämmg für die Uebereinstim- mungen des Cap, 117 mit dem folgenden Theile, als dass der Verfasser gerade dieses letzte Capitel seines Vorgängers bei der Abfassung seiner Schrift sich zum Muster genommen hat.

So würde es auch erklärlich sein, dass die Worte 'quievit terra a proeliis annis duobus' in c. 117 ebenso c. 121 wieder- kehren. Denn nichts ist natürlicher, als dass der neue Schreiber, welcher mit c. 118 einsetzte, sich zunächst darüber orientierte, in welcher Weise sein Vorgänger die Jahrbücher geführt hatte, dass er auch später, wenn ihm der Ausdruck fehlte, in den

512 Die Chronicae des sog. Fredegar.

vorhergehenden Blättern nachsuchte, ob schon ähnliche Ver- hältnisse dort beschrieben waren. Durch ein derartiges Ver- fahren mögen auch die obigen Worte, die einem mittelalterlichen Schriftsteller ganz besonders schön erscheinen mochten, in das Cap. 121 gelangt sein. Dazu kommt dann noch, dass der Ausdruck wörtlich der Bibel entlehnt ist: 'quievitque terra a praeliis' Jos. XI, 23, so dass die Möglichkeit nicht ausge- schlossen ist, dass beide Schreiber aus derselben Quelle geschöpft haben').

Die Frage, wer das Geschichtswerk zuerst angelegt hat, welches aus den Chroniken Fredegar's, einem Excerpt aus den Gesta Francorum und den Fortsetzungen besteht, entscheidet nicht allein die Clausel am Schlüsse der zweiten Fortsetzung, wo es von Cliildebrand heisst 'hanc Historiam vel gesta Fran- corum scribere procuravit', sondern auch die in den Hierony- mi*s eingeschobene Historia Daretis, welche in einzelnen Aus- drücken an den Stil des älteren Schreibers der zweiten Fort- setzung erinnert.

Die fabelhafte 'Historia Daretis Frigii de origine Francorum' ist in den Handschriften der 4. Klasse nach Capitel 3 der Ausgabe des Canisius vor der kürzeren Trojanersage des Fredegar eingeschoben und ist allein von Gaston Paris in der Romania 1874, p. 138 144 aus den Handschriften 4 a*, 4b2 und 4c' ediert worden.

Der Text des Dares ist sehr frei behandelt, unter anderen summiert der Franke die Zahl der Gefallenen nach jeder Schlacht, w^lhrend in dem echten Dares nur die Gesammtzahlen der Todten am Ende des Buches angegeben sind. Paris ver- muthet,dass der Verfasser unserer Bearbeitung ein vollständigeres Exemplar des Dares vor sich gehabt hat, als uns erhalten ist; doch scheinen mir seine Gründe nicht stichhaltig zu sein. Sicher ist, was Joly (bei Paris p. 130) hervorhebt, dass der Bearbeiter mit der Vulgata mehr Bescheid wusste, als mit den Classikern. So denkt er bei dem Opfer der griechischen Könige an die Juden 'diem festum lovem consecraverunt, sicut ludaeis mos erat, Deum sacrificare Hierosolima'. Der Name des Alexander, des Sohnes des Priamus, gab ihm Gelegenheit, seine Kenntnis der Geschichte des Alterthums zu zeigen. Er bemerkt hier 'Alexander quoque non ille Magnus Macedo qui postea ortus fuit, sed hie fihus Priamo'. Von den Tro- janern geht der Verfasser zu den Römern über, und schliesst mit Romulus und Remus und der Ermordung des Amulius. Dieser kürzere zweite Theil der Historia Daretis stammt aus

1) Jedenfalls waren beide Geistliche; vergl. auch Oelsner, 'Jahrbücher', p. 453 ; während Breysig 1. 1. p. 58 den letzten Fortsetzer für einen Laien hält, weil er die kirchlichen Angelegenheiten nicht berücksichtigt.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 513

der Chronik des Hieronymus. Doch hat auch hier der Compi- lator den Text der Quelle sehr frei behandelt. Den Aventinus Silvius lässt er einen Krieg gegen die Sabinerinnen (^Savinas') führen, Procas Silvius macht sich Istrien tributpflichtig und verwüstet die Insel Caefalania. Alle diese Feldzüge hat sich unser fränkischer Geschichtscln*eiber aus den Fingern gesogen ; denn bei Hieronymus liest man nichts dergleichen. Nach Julius Proculus, dem Begründer der 'gens lulia', ist eine frän- kische Genealogie eingeschoben, die mit den Worten 'Adeo a Ferecides indolem prepropere revertamur' beginnt, obwohl vorher vom Ferecides nicht die Rede gewesen ist. Dieser zeugte ^alium Frigionem', Frigio zeugte 'Franco et Vasso ele- gantissimis pueris atque efficaces', die nach dem Tode ihres Vaters die HeiTschaft übernahmen. Diese Erzählung hat grosse Aehnlichkeit mit der des Ethicus und einem aus einer Bonner Hs. im ^Rheinischen Museum für Jurisprudenz' 1827, I, p. 162, edierten Berichte. In dem letzteren, meint Paris, sei eine voll- ständigere Fassung benutzt worden, als die der Origo ist ').

Die Sprache der Origo ist in vielen Beziehungen interessant. Ich hebe hier die hauptsächlichsten Eigenthümlichkeiten her- vor, von denen man eine Anzahl in der Ausgabe von Paris vergeblich suchen wird, zum Theil, weil sie der Herausgeber herauscorrigierte , zum Theil aber auch wohl, weil ihm die beste Handschrift, der Vaticanus 4 a, nicht zur Hand war. Der Schreiber der Origo wiederholt das Verbum ^advenisse navale evectione Grecorum exercitum advenisse in terram suam'. Die Consonantenverbindungen 'rs' und 'gn' waren ihm unbequem ; in dem ersten Falle hilft er sich durch Metathesis ^suprestis' statt 'superstes', 'pras' statt 'pars', in dem zweiten durch einen Vorschlag 'ad pugnandum gignarus', 'Famosissimus gignarus namque', wo einige Handschriften sinnwidrig 'ignarus' ändern, während der Verfasser 'gnarus' meint. Fehlerhaft gebildet ist das Substantivum 'damnietas' für 'damnum' in der Verbindung 'absque ulla calumnia vel damnietate'. Das Perfectum von 'fleo' lautet in der Origo constant 'flui', wie die folgenden Stellen zeigen: 'fluerunt Aiacem', 'flueruntque super cum fletu magno', 'fluerunt cum 30 diebus'. Sehr merkwürdig ist ferner die Verwechslung von 'obsides' und 'hospites'; Geiseln nennt der fränkische Verfasser der Origo stets 'hospites'. Er sagt also 'hospites dederunt mutuo', 'et dederunt invicem mutuo hospites', 'receptis hospitibus', 'Datis hospitibus et mutuo acceptis'. Von einigen Worten der Origo weiss ich nicht, ob sie überhaupt noch anderswo vorkommen, z. B. 'leconista', was wohl mit 'lenocinium' zusammenhängt, und 'cunclex'. Im allgemeinen

1) Sicher ist der grösste Theil dieses Elaborats aus der Gesta Fran- corum ausgeschrieben.

514 Die Chronicae des sog. Fredegar.

macht die Sprache den Eindruck, als wenn der Verfasser wohl das Gefühl hatte, dass das alte Merowingisch kein richtiges Latein sei, aber in dem Bestreben, es zu verbessern, oft fehl griff, indem er an die Stelle der barbarischen Formen andere setzte, die richtigen nur ähnlich waren, oder solche, die an sich correct einen ganz anderen Sinn gaben, und indem er auch corrigierte, was nicht zu corrigieren war.

Wie wir schon angedeutet haben, berührt sich die Sprache der Historia Daretis in manchen Dingen mit derjenigen des ersten Schreibers der zweiten Fortsetzung. Es fallen besonders einige Vocabeln auf, die zwar klassisch sind, aber in dieser Zeit wenig oder gar nicht gebraucht wurden und speciell in den übrigen Theilen der Fortsetzungen nicht vorkommen. So steht in der Origo 'Adeo ad Ferecides indolem prej^ropere revertamur' und in c. 109 (p. 678, 1. 11) 'praepropere ad eandem urbem pervenientes'. Der Verfasser der Origo gebraucht nicht selten das Verbum 'coacervare' z. B. 'coacerva mihi bellatorum exercitum', 'navium multitudinem coacervatam', ^navium quopia coacervant' und ähnlich auch c. 109 (p. 678, 1. 18) 'obsidionem coacervat'. Spätlateinisch ist das Adjectivum 'armatorius', welches ebenfalls in den Fortsetzungen nur c. 109 (p. 679, 1. 28) 'iaculis armaturiis' erscheint und ebenso in der Origo 'Frigio solertissimus in robore armatoria extitit'. Ganz besonders ist hervorzuheben, dass der ältere Schreiber der zweiten Fort- setzung ebenso wie der Verfasser der Origo 'hospites' in der Bedeutung 'obsides' gebraucht. Die Stellen aus der Origo sind bereits oben angeführt worden; c. 109 (p. 677, 1. 21) finden wir nun ebenso 'quam plures hospitibus ab eis accepit'. Hier- nach werden auch sonst weniger beweisende Uebereinstiramun- gen nicht unbedeutend sein. Der Verfasser der Origo nennt die Colcher eine 'gens valida' und ebenso bezeichnet der Fort- setzer die Saracenen: 'Erant itaque Colci gens valida' Origo, 'Denuo rebellante gente valida Ismaelitarum' Fred. c. 109 (p.677, 1. 24). Den Aeneas nennt die Origo 'Famosissimus gignarus', und der Fortsetzer spricht c. 109 (p. 679, 1. 34) von 'Urbes famosissimas'. Ebenso zieht Priamus gegen die Griechen 'cum ostile apparatu', und Karl schickt den Childebrand gegen die Saracenen 'cum apparatu hostile' c. 109 (p. 678, 1. 10). In der Origo heisst Jason 'vir egregius', c. 109 (p. 678, 1. 6) wird Karl 'vir egregius Carlus dux' genannt. Alle diese Congruenzen dass es nicht mehr sind, daran ist wohl der ganz verschiedene Stoff der beiden Stücke und zweitens der geringe Umfang ') der Arbeit des Fortsetzers Schuld zwischen der Origo und dem ersten Theile der zweiten Fortsetzung zeigen, dass

1) In der Ausgabe von Ruinart noch nicht zwei »Seiten trotz der vielen Anmerkung-en und der lane-en Ueberschrift.

Die Chronicae des sog. Fredegar. 515

der Verfasser des letzteren auch die Origo gesehrieben und in den Hieronymus eingeschoben hat. Mithin ist diesem Bear- beiter auch die erste Redaction des ganzen Werkes zuzuweisen.

Es steht somit fest, dass der Urcodex unserer Handschriften rnit Fortsetzungen (4) von Childebrand veranlasst worden ist, und zwar durch denjenigen Schreiber, welcher den ei'sten Theil der zweiten Fortsetzung bearbeitet hat. Dann kann aber die vorhergehende Fortsetzung bis zum Jahre 736 nicht als weiter- geführter Fredegar, sondern nur als ein fortgesetztes Gesten- exemplar angesehen werden, welches Childebrand, resp. sein Copist schon vorgefunden hatte und nun mit den Chroniken des eigentlichen Fredegar verband. Dasselbe mag auch schon gekürzt und mit den karolingischen Zusätzen J) versehen ge- wesen sein, so dass später Childebrand nichts weiter zu thun hatte, als den dürftigen ersten Theil wegzustreichen, an dessen Stelle er die bedeutend reichhaltigere Chronik Fredegai''s setzte.

Selbstverständlich wird der Schreiber, der ja dazu berufen war, vom Jahre 736 ab die Geschichte weiter fortzusetzen, auch in dem frühern Theile sich manche kleine Aenderungen erlaubt haben, von welchen einige schon in dem eigentlichen Fredegar sich nachweisen lassen, die aber, als er auf seine Zeit kam, naturgemäss eingreifender gewesen sein müssen. Schon oben habe ich darauf hingewiesen, dass in der Schluss- computation vom Jahre 736 für die 'Passio doraini' Jemand den 'adventus' eingesetzt hat und dies lässt sich mathe- matisch beweisen. Eine Vermuthung meinerseits ist es nun, dass derselbe Scribent dem Karl in der Foi-tsetzung vom Jahre 736 zweimal 2) Epitheta ornantia beigesetzt hat, von welchen die Vorlage nichts wusste, ohne die er sich aber seinen Helden nicht denken konnte.

Jedenfalls wird man aus dieser Untersuchung erkannt haben :

1) dass die Fortsetzungen nicht von einem Verfasser her- rühren,

2) dass bei Capitel 110 kein Abschnitt zu machen ist; die zweite und dritte Breysig'sche Fortsetzung also zusammen- fallen, obwohl zugestanden werden muss, dass Childebrand, der erste Urheber dieses Werkes, sich zuerst eines anderen Schreibers') bedient hat, als bei dem späteren Theile.

1) Breysig, De continuato Fredegarii chronico, p. 34: 'ex glossis exemplari Gestorum, quo continuator usus est, a viro rerum Austrasiarura imprimis perito adnexis'. 2) C. 109 'egregius bellator Carlus', c. 108 'b elligerat or'. 3) Die stilistische Verschiedenheit der Capitel 109

und 110 ist, wie bemerkt, auch Monod, 'Revue critique' 1873, p. 152, aufgefallen, der sie dadurch erklären will, dass c. 109 einer besonderen Quelle entlehnt ist. Die Quelle ist aber in beiden Capiteln die gleiche, nämlich Childebrand, nur die Schreiber haben gewechselt.

516 Die Chronicae des sog. Fredegar.

Bericlitigung-en und Zusätze.

S. 276. 'Aug-ia maior' ist, wie Herr Prof. Dümmler bemerkt, Mehrerau. Ebenso ist S. 278 die Abkürzung hinter 'Augie' mit 'maioris' aufzulösen. 3 a und 3 b sind folglich Mehrerauer Hss., und aus diesem Kloster mag dann auch 3 stammen.

S. 313. Dass 4^^ nicht aus 4b' abgeschrieben sein kann, zeigt auch eine Lücke von 4 b' (bei Ruinart S. 670, 1. 19 fehlen hier zwei Worte), die durch 4ß'^ ausgefüllt wird.

S. 319. Die Capitel 110 117 der Fortsetzungen sind in einer Hs. des Petavius den Gesta Francorum angehängt und als Appendix zu diesen von Duchesne I, p. 720 und Bouquet II, p. 572 ediert worden.

S. 320. Die Gesta Theoderici scheinen auch in dem Codex S. Ger- main Nr. 77, saec. XIII. hinter der Historia Romana des Paulus zu stehen nebst einigen anderen Bruchstücken des Fredegar; cf. Archiv VII, S. 267.

S. 424. Die Jahreszahlen der merowingischen Könige von Dagobert ab, die ich nach der Vulgäransicht verzeichnet habe, sind um eins zu niedrig, wie ich noch an anderer Stelle nachweisen werde. Das Schluss- jahr der Chronik, das 4. des Königs Chlodoveus, ist also gleich 642/643. Mithin bricht der Fredegar mit demselben Jahre ab, in welchem das erste Buch verfasst worden ist (vergl. S, 429).

S. 425, Assemannus, Italicae historiae scriptores, tom. II, p, 126 sqq. bevorzugt die Jahresdaten des Elmacinus.

XVI.

Einharts Werke Lind ihr ötil.

Von

Max Manitius.

Neues Archiv etc. Vil. 34

I.

Die Benutzung' elassischer Autoren in Vita Caroli, Ann. Laur. maj., Ann. Einh«, Ann. Fuld., Ann. Laur. min., Transl., Eplstolae.

Dünzelmann hat den richtigen Weg gezeigt i), auf welchem man zu einem abschliessenden Urtheil über die Ann. Lauris- senses majores gelangen kann, den der sprachlichen Analyse. Die historische Untersuchung allein hat nicht zum Ziele geführt, wie alle hierauf bezüglichen Arbeiten vor Dünzelmann beweisen. Nun ist schon lange bemerkt worden, dass die Fortsetzung der Laur. maj. bis 829 und die Ann. Einharti mit Einharts Vita Caroli in Sprache und Stil sehr nahe verwandt sind. Es war daher geboten , diesen Quellencomplex der genauesten sprachlichen Analyse zu unterziehen, und zwar in viel weiterem Umfange, als Dünzelmann dies gethan hat.

Die Ausgaben der Vita C von Pertz und Jaffe haben gelehrt, dass Einhart in dieser Schrift fast völlig von der Schreibweise Suetons abhängig ist, Sirason hat in den Ann. Einh. zu 782 Benutzung des Livius nachgewiesen ^). Auch Dünzelmann '5) hat auf mehrere classische Anführungen aufmerk- sam gemacht. Schmidt hat in der Vita C. eine weitgehende Benutzung der Scriptores bist. Augustae annehmen zu müssen geglaubt"*); wir können ihm aber hier nicht beistimmen, denn es hat die Untersuchung auf ganz andere Autoren geführt und bei weitem die meisten der von Schmidt gefundenen Stellen, welche er den Scriptores bist. Aug. zuweist, sind nicht beweis- kräftig, sie beziehen sich meist nur auf einzelne Wörter, die in der ganzen römischen Litteratur oft vorkommen. Es galt daher, jenen Spuren genauer nachzuforschen und auszugehen von der Vita C, für welche Schmidt den Nachweis von der Benutzung Suetons fast vollständig erbracht hat.

1) Beiträge zur Kritik der karol. Aiinalen, Neues Archiv II, 477 ff. 2) Forschungen z. D. Geschichte XIV, 137. 3) 1. c. p. 490. 4) De

Einharto Suetonii imitatore. Bayreuth. 1880. Progr.

34*

520 Einharts Werke und ihr Stil.

Einhart war bekanntlich Laie und hat sich erst in seinen höheren Jahren kirchhchen Einflüssen mehr hingegeben i). Wir werden daher nicjit fehlgehen, wenn wir zunächst die römische Profanliteratur als Gegenstand seiner Studien ins Auge fassen. Ausserdem ist die Vita C. ein historisches Werk, Sueton, ebenfalls Historiker, ist darin nachgewiesen, der Schluss auf weitere Benutzung der historischen Literatur ist daher wohl berechtigt. Die Arbeiten der Kirchenväter jedoch sind zum Theil in gutem, classischen Latein abgefasst und auch die Vulgatabibel, die Frucht jener Studien, nimmt daran Theil. Da nun die V^ulgata im klösterlichen Unterricht, den ja auch Einhart genoss, eine grosse Rolle gespielt hat, so mussten wir, um sicher zu gehen, alles, was classisches Citat zu sein schien, zuerst daraufhin prüfen, ob es dem Latein der Vulgata ange- höre. War das nicht der Fall, so konnten wir mit einiger Gewissheit auf die antike historische Literatur zurückgehen. Und dies hat zu mannigfachen Resultaten geführt, welche im Folgenden niedergelegt sind. Der Vollständigkeit halber waren natürlich auch die Translatio SS. Petri et Marcellini ^) sowie Einharts Briefe ■^) zu ^^ntersuchen ; hinzugefügt sind noch Laur. min. und von Ann. Fuldenses der erste Abschnitt, soweit er nicht blosse Copie der Laur. maj. ist. Wir erhalten also Vita C, Laur. maj. von 796 829, Ann. Einh., Ann. Fuld. von 714 794, Ann. Laur. min. Es ist dies derjenige Theil karo- lingischer Geschichtschreibung, welcher im engsten Bezug zu einander steht. Dazu kommen die Translatio und die Briefe Einharts.

Um nun die Benutzung jedes einzelnen Autors im Zusam- menhange darstellen zu können, haben wir unsere Resultate nach den Autoren geordnet. Und auch diejenigen Autoren, deren eifrige Leetüre in jener Zeit schon bekannt ist, sind hinzugefügt worden, nämlich Orosius und Justinus; denn es sollte der Gesamniteindruck dieser sehr intensiven Benutzung nicht beeinträchtigt werden, und ausserdem ist sie unseres Wissens für jene Zeit im einzelnen noch nicht nachgewiesen. Endlich kommt Sueton hinzu, weil er auch für die andern Quellen ausser der Vita wichtig ist und zu zeigen war, dass

1) yg\. in einem Briefe an Lupus von FerriiTCs (Lupi epist. ed. Baluzius, Autw. 1710, p. 6): 'Erant ad manuin doctores egregii nedum non .spernendi, verum omnimodis audiendi atque sequendi, gloriosus videlicet martyr Cjprianus, et illustrissimi sacrarum divinaruni litterarum expositores Augustinus atque Ilieronymus'. Einb. ep. 8 (ed. Jaffe, Bibl. IV, p. 446) 'Credo enim prudeutiam vestram minime latere, quanta abominatio sit aput Deum filius contumax et parentibus inoboediens; cum eum Deus, sicut in Deuteronomio legere potestis, per Moysen ab omni populo lapi- dari praecepit'. 2i ed. G. Henschen, Acta 88. lun. I, p. 181 206.

3) ed. Jaffe, Bibl. IV, p. 440—486.

Einhalts Werke und ihr Stil. 521

je nach Art der Darstellung die biographischen Autoren über- wiegen.

§. 1. Caesar.

Vita c. 6. aninio est proposituni ( Caes. B. G. VII, 47).

7. imperata facturos polliciti sunt, obsides qui imperarentur daturos (B. G. IV, 22 seque ea quae iniperasset, facturos pollicerentur, 27 obsides daturos quaeque imperasset facturos esse polliciti sunt. II, 3. 85). id. c. 10 A. Einh. 760. 69. 75. 76. 86. Laur. ') 819.

9. dispositis praesidiis (B. G. I, 8. IV, 4). id. A. Einh. 800. Laur. 800. 808. 9.

nox quae instabat (B. G. I, 16 et diem instare). id. Transl. 93.

direptis impedimentis (B. G. II, 17). id. A. Einh. 778.

adiuvabat in hoc facto (II, 17 adiuvabat etiam eorum consilium).

extreniam iunpedimentorum partem et eos qui novissimi agminis ince- dentes subsidio praecedentes tuebantur (II, 19 post eas totius exercitus impedimenta collocarat; inde duae legiones . . . totum agmen claudebant praesidioque impedimentis erant).

adiuvabat in hoc facto Wascones et levitas armorum et loci in quo res cerebatur, situs. Econtra Francos et armorum gravitas et loci iniquitas per omnia Wasconibus reddidit impares (II, 20 Quarum rerum raagnam partem temporis brevitas et successus hostium impediebat. His difficul- tatibus duae res erant subsidio, scientia atque usus militum ....).

armorum levitas (B. G. V, 34).

armorum gravitas (B. G. V, 16).

iniquitas loci (B. G. III, 2). id A. Einh. 778.

10. expeditionem mittere in . . (B. G. V, 10, in expedit. misit).

11. is fluvius dividit (B. G. I, 1 Gallos ab Aquit. Garumna . . . dividit). 16. oceanum influunt (B. G. IV, 1. 10. I, 8).

Ann. Laur. maj. 800. classem instituit (B. G. V, 11 naves).

807, statione soluta (B. G. IV, 36. V, 8 naves).

808, vallo munire (B. G. II, 5). id, A. E. 789. 810. confluens (B, G. IV, 15).

816. quam maximis poterat itineribus ... contendit (B.G. 1, 7. VII, 9)

819, et noctu et interdiu (B. G. I, 8).

820. ut primum herba pabulum iumentis praebere potuit (B. G. II, 2 cum primum pabuli copia esse inciperet).

longe lateque (B. G. IV, 35).

822. sesquipedalis (B. G. IV, 17).

824. saniori usus consilio (B. G. I, 5 eodem usi consilio). id. v. 5.

826. sine morarum interpositione (B. G. IV, 11 tridui mora interposita, cf. 9); Transl. 53 sine ulla interposita mora.

castella communivit (B. G. I, 8. cf. II, 30).

827. novarum rerum cupidi (B. G. I, 18. V, 6).

828. oertiorem facere (B.G. I, 7. 12. 21 etc.); Transl. 14.

Ann. Einh. 767. exercitum a labore refecit (Hirt. B. G. VIII, 1 milites hibernorum quiete reficere a tantis laboribus, cf. III, 5. VII, 31 exercitum ex labore refecit).

iam prope aestate confecta (B. G. VII, 32 iam prope hieme confecta).

768. cum primum ad bellum gerendum tempus congrvium esse videret (B. G. VII, 32 cum ipso anni tempore ad gerendum bellum vocaretur . .).

1) Laur. bezeichnet die Annales Laurissenses majores.

522 Eiuharts Werke und ihr Stil.

769, tutum se ibi fore arbitratus (Hirt. B. G. VIII, 27 nee se satis tutum fore arbitrabatur).

774. tripertitum exercitum (B. G. V, 10).

777. in tantum se regis potestati permiserunt (B. G. II, 31 se suaque omnia eorum potestati permittere dixeruut).

peracto coaventu (B. G. V, 2).

778. magnis itineribus ad eos ire contendunt (B. G. I, 10, 38).

782. aestatis initio cum iam propter pabuli copiam exercitus duci poterat (B. G. II, 2 inita aestate .... cum primum pabuli copia esse inciperet),

784. equestre proeliura (B. G. II, 8. III, 2).

786. facinorum suorum sibi conscii (B. G. I, 14 alicuius iniuriae sibi conseius).

789. impetum exercitus regii diu sustinere non valuit (B. G. I, 26, diutius cum sustinere nostrorum impetum non possent, cf. I, 24. II, 11).

795. anno superiore (B. G. IV, 38). id. 756. 61. Laur. 789. 801. 6. 7. 9. tl. 14, 21.

798. exercitum producere (B, G. I, 48).

Translatio c. 1. locus remotus ab . . (B. G, I, 31 alias sedes re- motas a Germanis).

10. iutror.sus (B. G. II, 18. VII, 22).

21. postridie (B. G. V, 10).

Somit scheinen nur die Comraentarii de bello G. benutzt zu sein und ein Vertreter jener Klasse der Codices vorgelegen zu haben, welche nur diese acht Bücher enthält.

§. 2, Cornelius Nepos.

Vita, praef. satiusque iudicavi (Paus. 5, Pel. 1. Ages. 2. Eum. 6). id. Ann. Einh, 761. Transl. 22.

suberat et.alia causa (Ale, 1).

c. 2, qui et claritate generis et opura amplitudine ceteris eminebant (Milt. 1 cum et antiquitate generis et gloria maiorura . . . unus omnium maxime floreret).

7. in suam redigere potestatem (Milt, 4), id. A. Einh. 748,

10. qui . . . , dicto audientes non eraut (Lys. 1; Dat. 2. cf, Ages. 4). id. A. Einh. 769. 86. Laur. 816. 26.

14, quae summa prudentia atque felicitnte gessit (Milt, 2 neque minus prudentia quam felicitate usus est). A, Einh. 783.

18. iam abhinc dicere exordiar (Pel. 1 de quo scribere exorsi sumus). ex qua . . . proereavit (Dion. 1. Ep. 6. Reg. 2). id. A. Einh. 783.

19. nuptum dare voluit (Dion. 1. 4).

24, lite cognita sententiam dixit (Milt. 7 causa cognita ... lis aesti- mata est).

Ann. Laur. 806. paeem constituere (Timoth. 3).

807. et alias . . . quae nunc enumerare longum est (Hann. 5 longura est omnia enumerare proelia, cf. Lys. 2).

809. negotio penitus infecto discessum est (Milt, 7 infectis rebus discessisset).

819. cum delecta manu (Milt. 1, Hann. 4j.

820. hoc morbo consumpta est (Keg. 2). Ann. Einh. 754, regia dignitas (Milt. 2).

775, ex pacto discessere (Milt. 2).

778. plerique aulicorum (Dat. 5 invidia aulicorum). id. 785. 96, Transl. 22. 34, 60. 67.

Einharts Werke und ihr Stil. 523

782. Is festinantibus legatis consilium dedit .... cuius consilio conlaudato (Them. 2 deliberantibus Pythia respondit . . . tali consilio probate).

persuasioni eins morem gereutes (Dat. 4 rcgis voluntati morem geren- diim putavit, cf. Them. 7). id. Transl. 35.

790. casu accidente nocturno incendio concrematum est (Milt. 7 nescio quo casu nocturno tempore incensus est).

801. luiius factionis principes (Pel. 1 alterius fact. princ).

Fuld, 718. regem sibi constituit Hlotarium nomine non potestate (Reg. 1 Agesilaus nomine non potestate fuit rex).

Unbenutzt sind also geblieben die Biographieen des Cato und Atticus, am stärksten tritt die Benutzung des Miltiades hervor.

§. 3. Livius.

Vita c. 6. in quem spes omuium inclinatae (1,25 neutro inclinata spe).

8. acie conflixit (23, 11 ep. 25). id. Ann. Einh. 783.

9. saltu Pyrenaeo superato (21, 30). Ann. Einh. 773. ad unum omnes (21, 42. I, 18. II, 50). id. Laur. 810. novissimi agmini.s iucedentes (22, 30 et agmine ineedentes).

11. iuncto foedere cum Hunis (23, 33 foedus cum eo iungit, cf. ep. 28). id. c. 15 Transl. 30.

12. quae regis signa iussae sequebantur (22, 2 tarnen signa seque- bantur).

13. insidiis oppidanorum interceptus (21, 59 per insidias intercepti). id. A. Einh. 799.

14. diu durare non potuit (23, 18 saepe ac diu duratum).

15. cum bis hello conflixit (ep. 30. 52).

18. cuius nomen modo memoriae non occurrit (23, 3 qui primi me- moriae occurrebant). id. Transl. 37.

20. mentionem facere (21, 13. 18 etc.). id. Transl. 1, A. Einh. 787.

post fraudem detectam (22, 43 fraude detecta). Laur. 818 fraude detecta.

Ann. Laur. 801. navibus subvehi (21, 57 quos naves subveherent).

806. secunda aqua navigavit (21, 28 see. aqua deferretur). A. Einh. 790. 791. Transl. 14. Laur. 819. 826.

808. stativis per aliquot dies habitis (22, 9). id. 810. 815. A. Einh. 779. 780. 791. 794.

Albiam ponte iunxit (21, 45 ponte Ticinum iungunt). id. 821.

manu promptissimos (II, 33).

quanta potuit eeleritate (21, 41). id. 810. A. Einh. 775. 783. 786. Transl. 3. 26. 93.

emporium (21, 57. 24, 7).

haud prosperis successibus (praef. fin. successus prosperos darent).

815. ruinis oppressos (23, 15).

817. ad quos motus comprimendos (I, 60). id. A. Einh. 776; his motibus ita compositis, Vita c. 12.

819. rebus parum prospere gestis (ep. 13. 47. 97. 98). parum digne 827. cui Baldricus subrogatus (II, 8, collegae subrogando).

820. in ostio (Sequanae) (21, 26. 29. 60. 22, 19). id. Vita 17. 824. rei novitas (I, 28. 34. 47).

in cuius locum Eugenius subrogatus (II, 7 nee collegam subrogave- rant in locum Bruti).

montani (21, 32. 33. 34).

524 Einharts Werke und ihr Stil.

829. sacrosancturn diem (II, 33 magistratus). Transl. 19 s. thesaurus. Ann. Einh, 742. iunctis copiis (21,35. 23,28). 756. intra paucos dies (21, 5. 61).

758. commissis passim pröeliis (21, 7 pervastatis passim agris). ut rata esse deberent (21, 45 ut rata scirent fore). 769. provincialium animos concitare (I, 57 delinire popularium ani- mos; 22, 13 ad conciliandos popul. animos).

775. amne traiecto (21, 27).

776. praesidio modico relicto (21, 61. 23, 43).

778. Hiberus ainuis (21, 2. 5). amnem vado traiciens (21, 5).

nullum aetatis .... discvimen ira hostis fecerat (21, 15 vix ullum discrimen aetatis ira fecerat) •).

quorutn vestigia secuti (21, 56 vestigia cedentis sequentes).

779. de Haristallio movens (21, 39 ex stativis movens). id. 783. 791.

780. ad orientem itinere converso (21, 61 iter ad mare convertit). id. 783. 784. Laur. 800.

782. campos inter Albim et Salam interiacentes (21, 30 campum inter- iacentem Tiberi ac moenibus Romanis), id. 798. Transl. 1.

male etiam pugnatum est (II, 51). ep. 63.

sed maior Francis quam pro numero iactura fuit, quia legatorum duo, comitura quattuor, aliorumque clarorum atque nobilium usque ad viginti interfecti (21, 59 sed maior Francis quam pro numero iactura fuit, quia equestris ordinis aliquot et tribuni militum quinque et praefecti sociorum tres sunt interfecti).

rex Theodone villa in hiberna concessit (21, 15 Carthaginem novam in hiberna Hannibalem concessisse, cf. 21. 23, 18).

784. felici ac prospero eventu (21, 50 prosperum ac felicem ti-ansitum). id. 791.

populabundus accessit ad locum .... (ep. 13 populabundus usque ad urbera Romam processit, cf. I, 15. III, 4. 22, 18. ep. 63).

785. cuncta caedibus et incendiis permiscenno (eaede incendioque cuncta complent II, 17),

786. pace undique parta (II, 26, undique partae pacis).

longe aliter faciendum iudicans (II, 46, aliter longa evenit). Trausl. 4. 7. 18.

788. qui per fugam evadere conati gurgitibus fluminis absorbti sunt.

(21, 56 cum alibi evadere nequisseut et qui flumen petiere aut

gurgitibus absumpti sunt) ^).

789. vallo munivit et praesidio tirmavit (21, 57 opere magno munitum et valido firmatnm praesidio; cf. 21). Laur. 817.

Wiltzorum regulis (21, 3. 24).

790. tempus terere (21, 11, 48, 53. 22, 25, 45. I, 57).

791. ibi subplicatio {ler triduum facta (22, 1 et uti supplicatio per triduum haberctur).

795. in insidias incidere (II, 30).

798, cum iam ver adpeteret (22, 1 iam ver adpetebat). graviter commotus (ep. 58).

qui in eodem proelio fuit et in Abodritorum acie dextrum cornu tenuit (I, 27, hi et in acie prope flumen tenuere dextrum cornu, cf. 22, 45).

1) Hier sind zwei C'itate corapiliert, cf. unter Tacitus A. Einh. 778. 2) Entweder hat der Autor falsch gelesen (absorbti für absumpti) oder der benutzte Codex enthielt die Lesart absorbti (absorpti).

Einharts Werke und ihr Stil. 525

799. equo sedere (22, 49).

Translatio c. 15. somno excitus (I, 7).

40, morbo implicitus (23, 40).

51. proh dolor! (22, 14).

Die Benutzung ist, wie hieraus ersichtlich, eine sehr starke, zumal des 21. Buches, Avelchem die eingehenden Kriegs- und Schlachtberichte der A. Einh. viel entlehnten. Wahrscheinlich hat nur die erste und dritte Decade vorgelegen, denn die vierte und fünfte sind nicht benutzt worden. Auch hat sich das Studium jener beiden Decaden nur auf die ersten Bücher er- streckt, indem wir nur Buch I— III und XXI XXIV ermit- teln konnten. Die periochae dagegen haben wohl vollständig vorgelegen.

§. 4. Velleius.

Vita, praef. aliorura praeclara facta qualibuscunque scriptis inserere

tarnen ab huiuscemodi scriptione non existimavi teraperandum

(II, 107, 1 non tempero mihi, quin tantae rerum magnitudini hoc, quale- cunque est, inseram). Transl. 75 operi nostro censuimus inserenda.

hominis optime de me meriti (II, 64, 1 optime de se merito viro, 22, 2).

3, per continuos novem annos bellum gerebatur (II, 48, 3 belle autem civili et tot quae deinde per continuos viginti annos consecuta sunt, 104, 3 per annos continuos novem). id. 7. 32. Laur. 815 per continuos quiuque dies. Transl. 12 per continuos septem dies, 16. 39.

uxor eius et filii Italiam fuga petiit et ... sub Desiderii

patrocinium se cum liberis contulit {II, 79, 5 Pompeius Asiam fuga peti- vit, iussuque M. Antoni euius opem petierat . . ., cf. 119, 4 fuga cum alis Rhenum petere ingressus est) ').

7. et buc atque illuc (II, 21, 2).

tractum per tot annos bellum (II, 11, 2 tralientis iam in tertium anuum bellum).

9. Omnibus quae adierat oppidis atque castellis in deditionem acceptis (II, 107, 3 Victor omnium gentium locorumque quos adierat).

11. Baioaricum deinde bellum . . . quod superbia simul et socordia Tassilonis ducis excitaverat (II, 54, 2 quippe ingens partium eius favor bellum excitaverat Africum, cf. II, 15, 1 mors Drusi . . . bellum excitavit Italicum).

priusquam provinciam intraret, animum ducis per legatos statuit ex- periri (II, 87, 3 ante quam victorum experirentur animum).

supplex se regi permisit (II, 37, 8 mox ipse supplex et praesens se regnumque dicioni eius permisit).

12. in quo et Saxones .... militabant (II, 9, 4 qui Numantino belle eques militaverat, . . . militantes, cf. II, 125, 1). id. A. Einh. 796.

28. magnanimitate qua eis procul dubio longe praestantior erat (II, 6, 1 ingenio etiam eloquentiaque longe praestantiorem).

Ann. Laur. m aj. 797. ad disponendam Saxoniam totura hiemis tempus impendens (II, 89, 6 omne aevi sui spatium impensurum in id solum opus). Laur. 828 totum hiberni temporis spatium impendit.

1) Aehnlich nur noch bei Caesar b. G. IV, 15 'an fuga salutem petere praestaret'. Einhart hat jedoch hier sicher den Velleius benutzt, da er den numerus verbi beibehält, obwohl er richtiger den Plural gesetzt hätte (uxor et filii eius cum quibusdam Francis . . . petiit).

526 Einharts Werke und ihr Stil.

801. et habita de eis quaestione (II, 4, 6 de morte nulla habita est quaestio).

808. nam licet Drasconem . . . loco pepulisset (II, 5, 2 pulsas prae- cipiti loco cohortis).

817. atque omnes Italiae civitates in illius verba iurasse (II, 20, 4 is (seil, exercitus) cum universus in verba eins iurassetj,

818. qui nuper a Bulgarorum societate desciverant (II, 100, 1 nam et Parthus desciscens a societate Romana), id. Ä. Einh. 741.

819. ad imperatorera venire ac dicioni eins se permittere g-estiebat (II, 37, 3 pervenit ad Pompeium, mox ipse supplex et praesens se regnum- que dicioni eins permisit).

320. Feliciore usus fortuna (II, 13, 1 meliore . . iugenio animoque quam fortuna usus est, cf. 51, 1. 74, 4).

821. qui suffragio civium . . . iiifulas imperii suscepisse dicitur (II, 17, 3 peteusque consulatum paene omnium civium suffragiis factus est).

828. castris exuunt .... cum qua et proeliam conseruit et quinquies . . . fusam fugatamque profligavit (I, 9, 4 is Persam ingenti proelio fusum fugatumque castris exuit). A. Einh. 798.

Ann. Einh. 778. copiis quae de Francia ad eum eonfluebant (II, 55, 2 undique ad eum auxiliis confluentibus). id. Laur. 813.

756. vivendi terminum fecit (II, 27, 5 vivendi finem habuisset).

764. distracto in diversa animo (II, 114, 1 tanquara distractissimus ille . . . huic uno negotio vacaret animus).

768. insignia regni susceperunt (I, 11, 1 assumptis regni jnsignibus).

769. remanentibus in ea transacti belli reliquiis (II, 114, 4 reliquiis totius belli in Delmatia manentibus, cf. II, 17, 1).

ad nova molienda (II, 129, 2 et nova molientem).

cui eadem provincia sorte obvenerat (II, 18, 3 sorte obvenit Sullae Asia provincia).

cuius fidei se Hunoldus committere non dubitavit (I, 9, 4 persuasit ut se Romanorum fidei committeret).

782. ut primo per exploratores, ubi Saxones essent, cognoscerent (II, 112, 5 ante in hostem inciderunt, quam per exploratores, ubi hostis esset, cognoscerent).

798. in foedifragos ac desertores arma corripiüt (II, 85, 3 qui in desertores saevire debuerat).

Translatio 18. spe quam conceperat frustratus (II, 21, 2 Cn. Pom- peius . . . frustratus spe continuandi consulatus).

Auch hier, ist die Benutzung eine ziemlich starke, sie bezieht sich zumeist auf stiHstische Eigenthümlichkeiten und sekene Redewendungen. Jedenfalls zeugt sie von grossem Geschick in der Handhabung der lateinischen Sprache, denn wir finden kein ungeschicktes Abschreiben, sondern der Autor hat es verstanden, das Entlehnte in den Rahmen des Ganzen zu passen, so dass viele Stellen nur mit Mühe Aviedererkannt werden können. Dies Resultat nun dürfte interessant für die handschriftliche Ueberlieferung des Velleius werden , da wir doch wohl eine Fuldaer Handschrift als benutzt annehmen können. Wir ersehen wenigstens daraus, dass Velleius noch im 9. Jahrhundert in gutem Ansehen stand, und dass er in Deutschland Aveiter verbreitet war, als man bisher nach der einzigen Handschrift des Beatus Rhenanus geglaubt hat.

Einharts AVerke uud ihr Stil. 527

§. 5. Curtius Kufus.

Vita c. 13. obequitantem et singulos hortantein (II, 10, 4 cumqne agmini obequitaret, varia oratione, iit cuiusque animis aptum erat milites adloquebatur, cf. VIII. 10, 5). id. Laur. 813.

30. et exteris natiouibus non minimum terroris incussit (VIII, 10, 5 itaque ut principio terrorem incuteret genti).

Laur. 797. ubi oceanus Saxoniam alluit (IV, 14, 9 terrarum . . . quas oceaiius liinc alluit). id. A. Eiuh. 797.

814. reparatis viribus iterum eis bellum iritulerunt (IV, 6, 1 ad repa- randas vires bellumque impig-re renovandum, cf. VI, 1, b).

Herioldus rebus suis diffidens (VIII, 2, 27 At Oxartes trepidum diffi- dentemque rebus suis Sisimithrem . . .).

815. ibique stativis triduo liabitis (IV, 10, 1 biduo ibi rex stativa liabuit). 824. et inde diviso in tres partes exercitu . . . (VIII, 1, 1 in tres

partes divisit exercitum). id. A. Eiub. 787.

Ann. Einh. 741. ad regnum ordinandum ac provineias reciperandas animos intendunt (IV, 6, 1 ad reparandas vires bellumque impigre reno- vandum intendit animum),

775. quae eum transitu flumiuis arcere conabatur (IV, 9, 7 quibus hostem transitu amnis arceret).

777. prima adspirante veris temperie (III, 8, 20 illam ipsam fortunam, qua adspirante . . ., IV, 7, 17 caeli quoque mira temperies, verno tepori maxime similis). id. 779. 83. 91. 800. Laur. 811. 13. 20. 25. Transl. 20.

782. qui . . . compererunt, Saxoues ... ad bellum Francis inferendum esse praeparatos, omissoque itinere, quo ad Sclavos ituri erant (V, 13, 1 Alexander audito Dareum movisse ab Ecbatanis, omisso itinere, quod petebat).

783. cuius funeri cum more solemni iusta persolveret (VI, 6, 19 rex . . . funeri adfuturus . . . itaque Philotas relictus, ut iusta fratri persolveret, cf. IV, 12, 2j.

tanta eos caede prostravit (798 ingenti eos caede prostravit) (111,11,14 barbaros ingenti caede prosternunt, cf. IV, 15, 10 ingenti caede prostratos hostes).

785. commeatibus ex Francia advectis (VI, 2, 15 commeatibus undi- que advectis).

786. salubri consilio (III, 4, 3. V, 12, 8). id. epi.st. 16.

789. castris in ripa positis amnem duobus pontibus iunxit (III, 7, 5 castrisque motis et Pyramo amne ponte iuucto, cf. III, 7, 1, IV, 9, 9. 12). id. Laur. 821.

797. qui .... illorum fidei commissus est (III, 13, 6 cuius fidei com- missa erat, cf. VI, 9, 21).

Transl atio 92. mentis compos (III, 5, 4. 6. 15. VI, 3, 16. VII, 6, 22). AVie bei Velleius erstreckt sich die Benutzung meist nur auf den sprachlichen Ausdruck, in welchem ja Curtius mannig- fache Eigenthümlichkeiten bot.

§. ß. Tacitus. Vita 1. bubus iunctis (Germ. 18).

crine profuso, barba summissa (Germ. 31 crinem barbamque summittere). 3. ex aequo (Germ. 36).

7. quo (seil, bello) nullum atrocius (A. I, 17 bellum atrox). 9. agmine longo (A. II, 5 longum impedimentorum agmen). est enim locus insidiis ponendis oportunus (A. II, 5 oportunum ad insidias).

528 Einharts Werke und ihr Stil.

desuper incursantes (A. II, 16 desuper incurrerent, ib. 19 incursant).

11. Baioariis ab Oriente contermini (Germ. 36 contermina gens, A. III, 45 et Aeduis contermini). id. A. Einb. 782. Laur. 823. 24.

12. sinus quidam ab occidentali oceano orientem versus (Germ. 1 Rhenus in occidentem versus septentrionali Oceano . . .).

Sueones, quos Nortmannos vocamus (G. 44. 45). id. Laur. 813. Aisti (G. 45).

13. quot proelia in eo gesta, quantum sanguinis effusum sit, testatur vacua omni habitatore Pannonia et locus, in quo regia Kagani erat, ita desertus, ut ne vestigiuni quidem in eo humanae habitationis appareat (Germ. 37 veterisque famae lata vestigia manent, utraque ripa castra ac spatia, quorum ambitu nunc quoque raetiaris molem manusque gentis et tarn magui exitus fidera)').

ceterum incruentum pene Francis hoc bellum fuit (A. II, 18 magna ea victoria neque cruenta nobis fuit).

15. totumque Pyrenaei montis iugum et usque ad Hiberum amnem qui apud Navarros ortus . . . Balearico mari miscetur (G. 1 montis Ab- nobae iugo, Rhenus . . ortus . . septentrionali^) Oceano miscetur, cf. A.II, 6 donec Oceano misceatur)^). id. A. Einh. 792 Pirinei montis iugo. 791. in quo is Danubio miscetur, 793 alter Moeno miscetur. Transl. 20.

lingua quidem pene similes, moribus vero atque habitu valde dissi- miles (Germ. 29. 45 cetera similes, 45 quibus ritus habitusque Sueborum, lingua Britannicae proprior).

20. ex concubina editus (G. 2 terra editum).

23. sago veneto amictus ... et übula aurea sagum adstringente (Germ. 13 tegumen omnibus sagum fibula .... consertum . . . sed stricta).

super Vahalem fluvium qui Batavorum insulam a parte meridiana praeterfluit (A. II, 6 iusula Batavorum .... apud principium agri Batavi . . qua Germaniam praevehitur . . . cognomento Vahalem accolae dicunt).

28. imperatoris nomen accepit (A. I, 58 nomenque imperatoris auctore Tiberio accepit).

29. barbara et antiquissima carmina quibus veterura regum actus et bella canebantur (Germ. 2 celebrant carminibus antiquis, quod unum apud illos memoriae et annalium geuus est, A. II, 88 caniturque adhuc barbaras apud gentes).

Ann. Laur. 800. concione vocata (A. I, 29. II, 14).

802. venatibus indulgens (G. 15 non multum venatibus, 21 convictibus . . . indulget, 23 si indulseris ebrietati).

808. popularium lidci diffidentem (A. II, 1 haud perinde nostri metu quam fidei popularium diffisus). id. A. Einh. 748 fidei Saxonum diffidens.

810. litori adiacentes insulas (cf. A. I, 65 adiacerent vallo, 79 in ad- iacentia erupturum). id. 823. 24. A. Einh. 784. Transl. 20. 28.

castellum vocabulo Hohbuoki Albiae Huniini adpositum . . . a Wiltzis captum (A.II, 7 ipse audito castellum Lupiae flumini adpositum obsideri . . .).

811. propter hiemis asperitatem (A. IV, 56 ob asperitatem liiemis, cf. Germ. 2 asperam caelo, 3 asperitas soni).

815. cum eis congredi non auderent (A. II, 25 non ausum congredi hostem).

1) Wörtliche Entlehnung findet hier nur wenig statt, der Gedanke stammt aber entschieden aus Tacitus, er ist nur in andere Worte gekleidet. 2) cf. ad occidentalem oceanum, aquilonalem ripam, Laur. 808. 3) misceri = münden findet sich nur bei Tacitus.

Einharts Werke und ihr Stil. 529

Rhenus alpinis imbribus auctus praeter solitum exundavit (A. I, 76 continuis imbribus auctus Tiberis plana urbis stagnaverat).

820. aquis in piano stagnantibus (A. I, 76 plana urbis stagnaverat).

Ann. Einh. 760. bello certare non ausus (A. I, 45 bello certaturus). id. Vita 9.

769. quae in sortem . . . cesserat (Germ. 36 fortuna in sapientiam cessit).

778. genere imparis pugnae inferiores effecti sunt (A. II, 20 inparem pugnam, 21 sed genere pugnae et armorum superabantur).

pari modo sacra profanaque pessumdata; nullum aetatis aut sexus . . . (A. I, 51 non sexus non aetas miseratiouem attulit: profana simul et sacra . . . solo aequantur) ').

784. venit in campestria Saxoniae (Germ. 43 pauca campestrium).

787. cum Romae ageret (cf. A.I, 4 quibus Rhodi . . . egerit, Germ. 17 iuxta focum . . . agunt, 19 ergo saepta pudicitia agunt, 43 ultra quod plurimae gentes agunt, 46 ut Germani agunt).

788. crimine maiestatis accusatus est . . . maiestatis reum . . (A.I, 74 absolvi reum criminibus maiestatis, II, 50 crimen maiestatis, III, 44 maie- statis crimine reum). id. 792. Laur. 801.

multi etiam ex eis qui per fugam evadere conati Danubium trauare voluerunt (A. II, 17 et plerosque tranare Visurgim conantes).

790. ne quasi per otium torpere videretur (Germ. 14 si civitas . . . otio torpeat, G. 15 per otium, id. A. I, 31). id. Vita 19.

791. nam is fluvius inter Baioariorum atque Hunorum terminos medius currens (A. II, 16 is medius inter Visurgim et colles). Transl. 2 inter Necearum et Moenum fluvios medius.

certus duorum regnorum limes habebatur (Germ. 32 eertum iam alveo Rhenum quique terminus esse sufficiat). Vita c. 7 utrorumque agros certo limite disterminaut. cf. Lucan. Phars. I, 215 certus limes distermiuat.

798. quicquid Saxoniae inter Albiam ac Wisuram interiacet (Germ. 46 quicquid inter Peucinos Fennosque silvarum ac montium erigitur).

799. arraa ducum qui se dediderant inscriptis singulorum nominibus (A. II, 18 arma subscriptis victarum gentium nominibus).

Translatio 58. casus obtulerat (A.I, 28).

65. tres dies totidemque noctes orando continuare (Germ. 22 diem noctemque potando continuare).

68. ducere noctem (Germ. 11 nox ducere diem videtur).

Epist. (Lupi epist. ed. Baluzius, Antw. 1710, p. 7) quid super excessu carissimae contubernalis (Tac. ab excessu divi Augusti).

Ann. Fuld. 772. Visurgis (A. II, 9. 11. 12. 16. 17j. id. 775. Dass Tacitus im 9. Jahrhundert in Fulda gelesen wurde, bezeugt jene Stelle der A. Fuld. zu 852 2) und die Translatio S. Alexandri , in welcher ganze Capitel der Germania aus- geschrieben sind. Wir haben jedoch nicht nur die Germania, sondern auch die drei oder vier ersten Bücher der Annalen als benutzt ermitteln können. Ein ähnliches Resultat fanden Avir schon bei Livius, dass nämlich nur die ersten Bücher berück- sichtigt wurden. Dagegen haben 1. XI XVI der Annalen

1) Diese Stelle ist, wie oben bemerkt, compiliert aus Liv. 21, 15 'vix ullum aetatis discrimen ira liostis fecerat' und dem obigen Citat aus Tac. A. 1, 51, 2) M. G. SS. I, 368 super amnem quem Cornelius Tacitus scriptor rerum a Romanis in ea geute gestarum Visurgim, moderni vero Wisaraha vocant.

530 Einharts Werke und ihr Stil.

und die Historien sowie der Dialogus und Agricola nichts er- geben, was einer Benutzung ähnlich sehen könnte, und es wäre doch zu verwundern, dass Einhart die Biographie des Agricola für die Vita C. nicht ausgebeutet haben sollte, wenn sie ihm vorgelegen hättte.

Es können nun unsere Resultate die jetzt geltende Annahme über den cod. Mediceus I. des Tacitus bestätigen, dass nämlich diese Corveyer Handschrift Abschrift einer Fuldaer saec. IX. ist. Jedenfalls spricht die sehr stai*ke Benutzung für das eifrige Studium, welches man dem Tacitus zuwandte ').

Dass die Namen Sueones und Aisti 2) aus der Germania stammen, ist leicht zu erweisen. Es heisst in der Vita c. 12 ''Sueones, quos Nortmannos vocamus'. Einhart findet es also für nöthig, den Namen Sueones zu erklären, er gebraucht ihn als Fremdwort. Sueones aber kommen seit Tacitus erst bei Einhart wieder vor, später bei Prudentius Ann. Bertin. 839 (SS. I, 434), Vita Anskarii (SS. H, 687. 89. 96. 99 etc.). Das Wort ist also im frühen Mittelalter überaus selten und bei der sonstigen starken Benutzung der Germania durch Einhart liegt es wohl sehr nahe, diese auch hierfür anzunehmen, zumal da wir gleich darauf das Wort Aisti finden, welches in der Ger- mania auch in demselben Zusammenhange steht. Nur Jordanes de reb. get. c. 23 nennt die Aesti, aber es ist unerwiesen, dass Einhart den Jordanes gekannt hat. Der Zusatz 'quos Nort- mannos vocamus' ist jedenfalls entscheidend, Svieones muss ein unbekanntes und veraltetes Wort gewiesen sein, sonst hätte Einhart keine Erklärung gegeben. Wo Avir eine solche bei geographischen Eigennamen finden, können wir mit Sicherheit auf Entlehnung aus einem classischen Autor schliessen, wie z. B. 791 'Reginum civitas quae nunc Reganesburg vocatur'; Reginum findet sich nur in der tab. Peutingeriana und in dem Itinerar. Ant. 798 'Baleares insidae, quae nunc ab incolis earum Maiorica et Minorica vocitantur'. Cf. Liv. 22, 20. 23, 40. ep. 60. Flor. I, 42. II, 10. tab. Peut., Itin. Ant.

§. 7. Suetonius. Vita c. 3. ant eo amplius (Cal. 15). morbo aqnae intercutis diem obiit (Ner. 5). conditione praemissa (Cal. 58).

4. explicandas atque demonstrandas (Aug. 9). deinde mores et studia eius narrando (Aug. 61).

5. omuium bellorum quae gessit (Aug. 16). expeditionem susceptam (Tib. 67, Claud. 17).

1) Wie geschickt Einhart hei der Benutzung seiner Muster verfahren ist und wie sehr dadurch das Auffinden von Citaten erschwert ist, zeigt besonders eine Stelle der Transl. c. 65: 'tres diem totideraque noctes orando continuare'; die benutzte Tacitusstelle heisst: 'diem noctemque potando continuare nulli probrum'. 2) Vita c. 12.

Einhalts Werke und ihr Stil. 531

belhim iiicboatum (Aug-. 16).

7. bellum interraittere (Aug. 16). pronus ad (Tib. 44. Vit. 14). praeceps ad (Aug. 47).

per se ducto exercitu (Aug. 20). Laur. 824.

8. paucis interpositis diebus (Tib. 26. Claud. 26). hostes profligati (Claud. 30).

hoc bellum sumpsit exordium (Aug. 10 omnium bellorum initium et causam hinc sumpsit).

9. salvus et iucolumis (Ner. 34). id. epist. 11.

10. domuit et Brittones (Aug. 21).

11. provinciam regere (Galb. 8).

12. per se gesserat (Aug. 20).

14. ductus belli (Aug. 21).

15. et eo amplius (Cal. 15). id. Laur. 813. 17. 21. 28. Transl. 9.

16. auxit gloriam (Cal. 6). extant epistulae (Caes. 56).

amicitiam eins ultro expetentes (Aug. 21 ; cf. Cal. 14). aedes sacras ut restaurarentur (Aug. 30).

18. talem eum in tuendo constat (Caes. 44). ceteraque ad interiorem et domesticam vitam (Aug. 61). simultates tulit (Aug. 62. Caes. 73. Ner. 25). repudiare (Caes. 21. Tib. 35. Claud. 26).

in matrimoniiim accipere (Aug. 62. Claud, 26).

de qua nihil liberorum tulit (Aug. 63. Cal. 7).

colebat cum summa reverentia (Aug. 93).

exorta discordia (Aug. 62).

divortium (Aug. 62. Caes. 6. Tit. 4).

cum iam tres nepotes totidemque neples (Aug. 63).

19. liberos censuit ita instituendos (Aug. 64). primo liberalibus studiis (Aug. 84). lanificio assuescere (Aug. 64).

ex quibus amisit (Aug. 65).

mortes minus patienter tulit (Aug. 65).

ut eas et facile admitteret (Aug. 68).

affinitate sibi coniunxerat (Ner. 35).

sine ipsis cenaret (Aug. 64).

numquam iter sine illis faceret (Aug. 64).

se earum contubernio (Aug. 89. Tib. 14. 56. Ner. 34).

20. gibbo deformis (Dom. 18).

luminibus orbati (Ner. 37, Vesp. 7). id. Laur. 818.

conspirare contra (Caes. 80).

22. corpore fuit amplo atque robusto (Tib. 68).

statura eminenti (Cal. 50). *

quae tamen iustam non excederet (Tib. 68).

proceritas (Vesp. 17).

oculis praegrandibiis (Tib. 68).

et vegetis (Caes. 45).

canitie pulchra (Claud. 30).

facie . . . (Tib, 68).

unde formae auctoritas acquirebatur (Claud. 30).

cervix obesa (Ner. 51).

venterque proiectior (Tit. 3).

tamen haec ceterorum aequalitas (Aug. 79).

532 Einharts Werke und ihr Stil.

ineessu firmo (Tib. 68 incedebat).

valiUidioe prospera (Caes. 45. 86. Tib. 68. Claud. 31. Ner. 51).

febribus corripiebatur (Caes. 45. Claud. 31).

ad extremum (Caes. 31).

UDO pede claudicaret (Aug. 80).

exercebatur equitando ac venando (Tit. 3).

gentilicium (Caes. 1. Claud. 25).

custodes corporis (Cal. 55).

una lavarentur (Tit. 8).

23. vestitu patrio usus est (Cal. 52). feminalibus liiieis induebatur (Aug. 82). tibialia (Aug. 82).

constringere (Cal. 35. Ner. 34).

thorace confecto hieme muniebat (Aug. 82).

24. in cibo et potu temperans (Aug. 76).

convivabatur rarissime, tunc tarnen cum magno hominum numero (Aug. 74).

caena cotidiana praebebatur (Aug. 74). inter cenandum audiebat (Aug. 74). vini ter biberet (Aug. 77). post cibum quiescebat (Aug. 78). poraorum aliquid sumens (Aug. 77). quater expergiscendo (Aug. 78). cum calciaretur (Vesp. 21).

25. erat eloquentia (Aug. 84). apertissime exprimere (Aug. 86). edisceudis peregrinis Unguis (Aug. 86). orare sit solitus (Tit. 3).

facundus (Cal. 53).

artes liberales studiosissime coluit (Tib. 70).

plurimum et temporis et laboris impertivit (Tib. 50).

26. adornavit (Aug. 29. Tib. 43). aeditui (Aug. 5. Dom. 1). submissim cantare (Aug. 74 provocare).

27. duxit antiquius (Vesp. 8. Claud. 27). polieret auctoritate (Caes. 17|.

29. perperam (Dom. 10). insigiiire (Cal. 31).

30. auxit maie.statem (Aug. 21. Tib. 10. Cal. 17).

febre correptus decubuit (Caes. 49. Aug. 43. Claud. 31. Ner. 47. Vit. 3). id. Laur. 815.

septimo postquam decubuit die (Vit. 3).

decessit anno aetatis suae liora diei (Aug. 100).

more solemni (Aug. 65. Claud. 21). id. A. Einh. 783. 85. 88. 90. 95. Laur. 819. 20. 21. 22. 25. 26. 29. Transl. 29. 32. 37. 38. 39. 42. solemniter, Vita c. 2. 3. Laur. 812. epist. 1 more solemni.

ubi reponi deberet (Aug. 100).

32. appropinquantis finis complura fuere })rodigia (Cal. 57).

exortus solis (Aug. 5).

portendere (Aug. 94. Galb. 18. Vit. 18).

crepitus fCal. 54. Claud. 32). id. Transl. 32.

vel eo amplius (Cal. 15). id. Laur. 816. 19. Transl. 26. 29. 39. 48.

tacta de caclo (Cal. 57). id. Laur. 823.

ictus fulminis (Aug. 97). id. Laur. 823.

Einharts Werke und ihr Stil. 533

33. testamenta facere instituit (Aug. 101).

breviario comprehendit (Aug. 101. Galb. 12. Vesp. 21).

Ann. Laur. 801. more principum (Aug. 15. 60. Cal.27). A. Einli. 748.

qui praesidebat (Aug. 26. 35. Tib. 6. Claud. 7. Dom. 4). id. 829.

811. farumque ibi ad navigantium cursus dirigendos antiquitus con- stitutam restauravit et in summitate eius nocturnum ignem accendit (Claud. 20 in exeniplum Ale.xandrini Phari ut ad nocturnos ignes cursura navigia dirigerent).

817. eatenus (Tib. 33).

818. morbo invalescente (Ner. 27. Aug. 19). 824. vice fungi (Claud. 35).

828. primo diluculo (Vit. 15). id. Tiunsl. 20.

Ann. Einh. 741. ad regnum ordinandum (Aug. 13. Galb. 7).

771. patienter tulit (Aug. 65).

775. fraude circumvenire (Tib. 65).

780. residuum hiemis (Galb. 7, Aug. 73. Oth. 9. Vit. 1).

784. hoc loco nomen erat (Oth 9).

786. conveniens esse arbitratus (Aug. 10).

787. veniam sibi dari deprecatus (Tib. 36 depreeantibus veniam dedit).

790. altercatio et contentio (Tib. 2).

791. iter inchoare (Vit. 10).

792. aestatem agere (Aug. 71. Tib. 60. Vit. 3. Vesp. 4). Translatio 2. perlegere (Claud. 41).

10. pulvinus (Tib. 73. Cal. 12).

23. occasione oblata (Caes. 73. Aug. 16).

cum magna veneratione coluit (Aug. 93).

28. crebrescente fama (Caes. 79),

30. silentio suppressus (Cal. 16. Tib. 8. Gramm. 8).

32. crepitus (Cal. 54. Claud. 32).

53. OS diductum (Tib. 53).

rictus (Claud. 30).

64. stips (Aug. 91. Cal. 52).

69. gibberosus (Gramm. 9).

83. distorquere (Galb. 21. Aug. 83. Dom. 10). id. 84. 86.

Epistulae 14. voti compos (Aug. 28. 58. Cal. 13).

23. praesagium (Ner. 6. Galb. 6).

ostentum (Caes. 32. 77. Aug. 94. Galb. 4).

50. valetudine uti (Tib. 68. Claud. 31).

So hat sich die Benutzung Suetons auch für die andern Quellen ausser der Vita C. ergeben, freilich bei weitem nicht in dem Umfange, wo es keine Biographie zu schreiben galt. Besonderes Studium Suetons werden wir daher für diese erzählenden Quellen nicht anzunehmen haben, seine Darstellung widersprach der annahstischen. Ob die Schrift de grammaticis et rhetoribus benutzt worden ist, kann mit Gewissheit nicht erwiesen werden.

§. 8. Florus.

Vita c. 4. et domi et foris (I, 13 et foris et domi, 17 talis domi ac foris). c. 1 vel domi vel foris. et". 20.

5. bellum . . . cito peragi .... bellumque iam paene peractum (I, 5. 32. II, 9. 13.

7. quia Saxones sicut omnes fere Germauiam incolentes nationes et Neues Archiv etc. VII. 35

534 Einharts Werke und ihr Stil.

natura feroces et cultui daemonum dediti (I, 7 Galli Sennones, gens natura ferox moribus incondita).

neque divina neque humana iura vel polluere vel transgredi . . (I, 39 humana omnia atque divina iura violata sunt),

magna utrimque animositate, c. 11 aiiimositas regis, c. 13 animosius administravit (I, 11 pertinaciam animosiorem).

magnanimitas regis (I, 13 ducum magnanimitatem, cf, 22). id. c. 28.

8. et cum sine intermissione gereretur (I, 5 adsidue et sine intermis- sione pugnatum est) (cf. Vita c. 9 cum enim assiduo ac pene continuo . . .).

11. sicque bello celerrimus finis impositus est (I, 18 tandem bello finis impositus est), id. A. Einh. 762. inoboedientiae 769.

28. procul dubio (I, 22. 24. II, 11).

Ann. Einh. 775. et claustra Italiae tuentibus (1,37 Alpes id est claustra Italiae).

775. primo statim impetu,(II, 11, cf. 9 statim primo impetu).

pulsi fugatique sunt (I, 1. II, 8, 13). id. 779.

782. spoliaque diripienda (I, 1 captum ac direptum est oppidum, spolia insuper ... cf. 8. 13. 23). id. 783. 88. 96. Laur. 819.

nihil sibi cunctanduni arbitratus (I, 39 nihil cunctandum ratus, cf. I, 17. II, 13).

784. ad reliquias belli Saxonici conficieudas (I, 34 Asiatici belli reli- quias confecit).

798. de manubiis quas apud Olisiponam civitatem a se expugnatam coeperat (I, 1 de manubiis captarum urbium, cf. I, 33).

800. litus oceani Gallici perlustravit (cf. I, 23 tota Graeciae litora peragravit, 3o peragratoque victor Oceani litore). id. Laur. 800.

Ann. Laur. 810. terraque marique (I, 31).

828. ae nihil tale opinantes transito fiumine adorti (II, 8 ex exitu inviso nihil tale opinantis ducis subito impetu castra rapuerunt).

Dass Florus im Mittelalter viel gelesen wurde, ist bekannt, und wir haben hier eine neue Bestätigung der schon ermittelten Thatsache, dass er vielfach ausgeschrieben worden ist, z. B. von Jordanes, Frechulph und Liutprand.

§. 9. Justin. Vita c. 1. administratio regni (36, 4).

2. dominätum sibi vindicare (2, 10. 3, 2 regnum sibi vindicare).

3. Francis imperaret (cf. 28, 3 illis). successio regni (9, 2).

morbo decessit (10, 2. 32, 3).

6. socius regni (15, 4. 39, 4. 41, 6). Laur. 817 socius imperii. precibus exoratus (9, 7. 12, 6. 22, 2).

7. Saxonicum bellum repetitnm est (20, 5 bellum quod lue deserue- rant repetebant).

9. quam maximo poterat belli apparatu (32, 3 relicto magno belli apparatu, cf. 6, 2. 38, 3). c. 13 longo maiori apparatu; A. Einh. 761.

in summi montis vertice (cf. 24, 8 e summo montis vertice).

15. ut pene duplum ei adiecerit (1, 2 Aethiopiam quoque imperio adiecit).

opera tarnen plurima . . . quaedam etiam consummavit (2, 15 con- summando operi).

18. ex qua genuit (2, 4 et ex ea genuit Hippolytum).

in magno honore consenuit (7, 6 privatus in exsilio consenuit, cf. 1, 2 in feminarum turba). A. Einh. 774 in patriciatus ordine atquo honore consenuit.

Einharts Werke und ihr Stil. 535

19. equitare, armis ac venatibus exerceri fecit (2, 4 sed armis equis venationibus exercebant). Laur. 817.

20. aegritudine simulata (2, 15 infirmitate simulata). id. A. Einh. 763. harum coniurationum . . .causa et origo extitisse creditur (1, 7 quae

res multorum bellorum Cyro causa et origo fuit, cf. 3, 4).

23. ex pellibus lutriuis et murinis (2, 2 pellibus tantura ferinis aut murinis utuntur).

30. impositoque capiti eius diademate impei'atorem et augustum iussit appellari (24, 3 capiti sororis diadema imponit regiuamque eani appellat). id. Laur. miu. 813.

Ann. Laur. 800. mare piratis infestum (40, 2 Syriam ludaeorum et Arabum latrociniis infestam).

802. ut pacem cum ea statuerent (5, 10 cum pax statuta esset, 25, 1).

804. lionorifice suscipere iussit (28, 4 a quo honorifice susceptus). id. A. Einh. 781. 799. Laur. 823. 24. 28. Trausl. 91. Laur. min. 799.

806. ad reciperandam Dalmatiam (25, 3 reciperandi regni spem, 18, 7). A. Einh. 741 ad provincias reciperandas.

808. exercitum transponere (23, 3).

tunc temporis (1, 4. 3, 6. 8, 3. 12, 2. 42, 5). id. 815. Transl. 14. 60. 67.

809. atque ipsi etiam insidias parantibus cognita illorum fraude . . (32, 3 tunc et insidiis circumventum suspicari . . atque ita cognita fraude),

in ditionem illi venire (36, 3 postea . . in ditionem Alexandri Magni venere).

811. quae immanitate frigoris clausae fuerant (2, 1 aliae rigerent fri- goris immanitate). id. A. Einh. 763.

813. qui iamdudum relicta patria apud Sueones exulabant (2, 10 qui apud Xerxen exulabat).

817. iunxit amicitias cum filiis Godofridi (43, 3 amicitiam cum Romanis iunxit, ib. 5).

819. prima congressione (4, 5. 22, 3. 31, 6. 36, 4). id. A. Einh. 788. 98. totam eam provinciam ita pacavit (38, 7 qui totam pacavit Asiam). regnum accepturus (11, 14. 36,4).

patria expulsis (21, 6).

820. autumnalis satio (cf. 2, 6 frumenti satio).

821. Harioldus in societatem regni receptus (43, 1 ut et in societatem regni reciperetur).

823. regnum teneret (2, 6. 7, 1). id. Fuld. 714.

826. tanta virtutum vis enituit (29, 1 magna iudoles virtutis enituit).

828. cui tutela Corsicae insulae tunc erat commissa (4, 2 tutelamque eorum Micytho commisisset).

Ann. Einh. 741. ad spem totius regni concitavit (cf. 3, 1 in spem regni adductus, 8, 6 sollicitatum spe regni, 15, 4 ad spem regni impulsus, 23, 2. 31, 1).

747. sed ex placito discesserunt (6, 7 atque ita veluti ex placito consensu a proelio disceditur ').

749. apud quem summa potestatis consisteret (14, 4 si propositorum Antigoni in meo capite summa consistit).

756. atque ex hoc aegritudine contracta intra paucos dies . . . (32, 3 nam brevi post tempore morbo ex aegritudine contracto decessit).

1) Der Annalist hat 'consensu' ausgelassen und 'placitum' als Sub- stantiv genommen, indem er ihm den Sinn unterlegte, den das Wort in seiner Zeit hatte : Versammlung und deren Beschluss. Orosius hat hier 'ex tacito consensu' gelesen; keine Handschrift überliefert 'placito'.

35*

536 Einharts Werke und ihr Stil.

759. sed puer immatura morte praeventus (32, 3 nisi morte praeventus fuisset). Vita 14 nisi festinata fuisset morte praeventus.

760. ad fidem promissionibus facieudam (1, 7 ut adfirmationi suae fidem faceret). cf. Fuld. 781.

761. coactis uudique auxiliis (1, 6 contractis undique auxiliis).

773. totum hiberni temporis spatium consnmpsit (cf. 37, 2 quattuor spatium horarum consuraebat).

778. et licet Franc! Wasconibus tarn armis quam animis praestare viderentur . . . tarnen inferiores effecti sunt (9, 2 Cum virtute et animo praestarent Scythae, astu Philippi vincuntur).

in di versa dilapsus est (38, 8 in diversa labitur). Vita 9 in di versa disperguntur; A. Einh. 784 in diversa fugare.

792. atque ideo in necem regis conspiraverant (16, 5 in necem tyranni conspirantj.

797. exercitum vero quem secum adduxit per totam Saxoniam in hiberna divisit (38, 10 exercitum suum Antiochus per civitates in biberna diviserat).

Translatio, praefatio. edere librum (praef. volumina).

20. apricitas (36, 3).

22. subtilitas vestis (38, 8).

25. facinus perpetrare (27, 1).

50. poenas luere (8, 1. 12, 2. 16, 2. 27, 3). id. 52.

62. auxilium implorare (20, 2. 22, 2. 23, 3. 27, 2. 28, 1).

Epist. 7. vos in societatera norainis et regni . . . adsumsit (10, 1 in societatem facinoris adsumtos, cf. 18, 4. 41, 5).

Laur. min. 718. bestes in fugam compulit (4, 4 et bestes in fugam compulit).

774. clausae obseratae (19,3 obseratis foribus, 26, 1), Transl. 58 fores. Fuld. 758. tributum imposuit (2, 3). id. Laur. 810.

§. 10. Orosius. Vita 17, incendio conflagravit (VII, 12). id. Laur. 813. Laur. maj. 796. intestina clade addictis (V, 17). 805. summa regni (II, 2).

809. obsidione diniissa (II, 19. III, 13).

negotio penitus infecto (IV, 20). A. Einh. 787. Transl. 6.

810. hello Venetiam appetere (VI, 3). acie congredi (V, 24).

824. pene usque ad internecionem (III, 12. 18. V, 15).

828. in fugam agere (III, 23. IV, 9. 20).

Ann. Einb. 742. a societate deficere (VI, 13).

786. mira celeritate compressit (VI, 4). id. Fuld. 742.

Translatio 2. adJutorio fultus (III, 1. IV, 1).

caelum grave (VII, 4).

Laur. min. 714. regnum obtinere (VII, 21).

716. quae contiguae Rheno sunti) (I, 2. II, 18). id. Fuld. 716. A. Einb. 772. 74. Vita c. 7. 17. 32. A. Laur. 820. 22. 24. Transl. 7. 19. 56.

730. coUecta manu (II, 1).

742. res novas molientem opprimere^) (VII, 22). id. Vita 6. A. Einb. 776. Laur. 818. Fuld. 746.

1) Findet sieb auch bei Tac. A. II, 60, jedoch nicht mit dem Dativ, wie bei Orosius. 2) Der Ausdruck ist bei Sueton häufig, steht jedocli nur bei Orosius in der Verbindung mit opprimere. Aus Laur. min. gelangte er in die Fuld., aus diesen in A. Einb., Vita C. und Laur. maj. (cf. Suet. Aug. 14. 66. Tib. 25. 65. Galb. 11. Tac. A. II, 27).

Einharts Werke und ihr Stil. 537-

759, fiiga lapsus {IV, 4. V, 4).

768. finem dedit (II, 18).

774. regnum adeptus (II, 8. III, 12. VII, 6. 21).

§• P- Soweit lassen sich unsere Citate mit einiger Sicherheit

auf ihren Autor zurückführen. Wir finden nun aber noch eine

grössere Anzahl seltener Redewendungen, welche mehreren

Autoren entlehnt sein können, wo der wirklich benutzte sich

also nicht nachweisen lässt. Zwei Gruppen können wir hier

scheiden :

1. Citate, welche nicht auf Orosius zurückgehen:

Vital, responsa reddere (Vell.I, 10. 2. Liv.1,32. 11,15). id. Laur. 824.

5. bellum reparare (Curt. V, 7, 2. Just. 4, 5. 22, 3).

6. memoriae mandare (Vell. I, 15, 1. II, 8, 1. 112, 1. Suet, Cal. 8). id. Transl. praef.

7. vix ullus annus exactus sit (Caes. B. G. III, 28 exacta iam aestas, Liv. II, 40 exacta aetate). Laur. 816 duobus exactis mensibus. 817. 24, Transl. 15, 46. 93,

ea conditione proposita (Justin. I, 6. Suet. Aug. 32. Hirt. B. G. VIII, 3).

8. paucis interpositis diebus (Suet. Tib. 26. Claud. 26. Vell. I, 14. 2. 11, 6, 1), id, Laur. 824. Transl. 65.

9. in deditionem acceptis (Caes. B. G. I, 28. II, 12. Liv. 21, 5 etc.). id. 6, 15. Laur. 797. 801. 2. 10, A. Einh. 741. 43. 44. 48. 67. 78. 79.

15. regnum ampliavit (Suet. Caes. 44. Just. 7, 4, 23, 1).

16. adhibens curam (Curt. III, 12, 22. Suet. Vit. 5).

17. molitus est et classem (Flor. I, 5 aedem, id. Vell. I, 11, 5; 15, 3 theatrum).

stationibus dispositis (Suet. Tib. 37. Caes. B. G. V, 16).

25. parum successit labor (cf. Just. 9, 3. Nep. Dat. 6).

28. fidem regis implorare (Liv. 23, 36, Curt. V, 13. 16. VIII, 1, 47),

totum hiemis tempus extraxit (Liv, 22, 15 aestatis reliquom extraxit, Curt. VI, 8, 13 biduum extraxisset, VII, 8, 2 noctem vigiliis, VIII, 2, 6, 6, 14, 17. 14, 28. X, 2, 10).

32, iaculum quod forte manu tenebat (Liv. 22, 1 scipionem quem manu tenuerat, Curt. III, 6, 9 epistolam manu tenens, Suet. Caes. 8),

Laur. 799. post tot prospere gestas res (Suet. Tib. 19. Vell, II, 102, 2, Liv. ep. 3, 6. 7 etc.). id. A. Einb. 768.

800, adversa valetudo (Just. 41, 6. Suet. Cal, 14, Curt. III, 7, 1, IX, 6, 4). id. 802, A, Einh. 800. Transl. 61,

801. coronam capiti imponere (.Just. 15, 3. 18, 2. Suet. Caes, 79). id. A. Einh, 781. Laur, min, 800,

graviter concussa est (Vell, II, 79, 3. Just. 30, 4), classem parare (Liv. 21, 17, Curt. X, 2).

804, propius accedere (Liv. 21, 24. Caes. B, G. I, 42. IV, 11. Nep. Milt. 7. Curt. V, 11, 4).

807. Sardiniam adpulsi sunt (Just. 18, 1. Vell. I, 1, 1).

808, patria pellere (Just. 13, 5. Nep. Ar. 1).

810. classem comparare (27, 1. 2, Nep. Ag. 2. Flor. I, 18). vanissima spe inflatus (Just. 32,3. Curt. 111,2, 10. X, 10, 14). id. Vita 14. 813. consorsimperialisnominis (Tac.A.I,3. Suet. Tib. 1. Vell. II, 129, 1). eruptioue facta (Caes. B. G. III, 3. 5. 6. Liv. 22, 6, 24, ep. 17). id. A. Einh. 776.

538 Einharts Werke und ihr Stil.

815. ab incepto desistere (Curt. VII, 1, 15. VIII, 11, 19, Vell. I, 10, 1. Flor. II, 12. I, 22). id. Vita 5.

817. rationera habere (Suet. Vit. 8. Vell. II, 30, 3. 35, 2). id. 828.

de reditu desperare (cf. Caes. B. G. I, 18, 40. Liv. 22, 61. Nep. Milt. 4. Eum. 9). id. epist. 4.

pedestres copiae (Caes. B. G. II, 17. III, 11. 20. Curt. IV, 7, 3. V, 5, 3).

impositis firmasse praesidiis (Liv. 21, 21. 57. Just. VI, 6. Curt. III, 7, 2. IX, 8, 10).

arma deponere (Caes. B. G. IV, 32. Vell.II, 16, 4. Flor. 1,33. Curt. IV, 12, 16).

819. se permittere gestiens (Vell. II, 7, 1. Just. 2, 9. 7, 6. 8, 3. 21, 1. 43, 3. Suet. Cal. 6). id. Transl. 30.

parva manu (Just. 16, 3. 26, 2, 30, 3. Nep. Dat. 4). venatorius (Suet. Augf. 19. Nep. Dat. 3).

820. proventus vini (cf. Suet. Claud. 16. Just. 13, 2). Epist. 28 mellis.

821. navi impositum (Suet. Caes. 66. Just. 23, 2. 36, 4). Transl. 39. rationem reddere (Tac. A. I, 6. Just. 16, 2. 22, 6. Vell. I, 3, 2. Suet.

Galb. 9).

824. gentilicia perfidia (Suet. Caes. 1. Claud. 25. Vell. II, 119, 5). id. 825. Transl. 55.

826. poenas perfidiae dedit (Just. 10, 2. 18, 7. 35, 2. 36, 4. Nep. Milt. 3. Vell. I, 11, 1. II, 4, 1. 64, 1. 68, 3. 87, 3. Flor. I, 16. II, 10).

A. Einh. 796.

liumanae imbecillitatis tidem excedere (Vell. II, 50, 1. 56, 1 humanam fidem excedere; cf. Curt. III, 13, 11. V, 6, 9 fidem excedere).

827. animuni mitigare (Just. 13, 3. Curt. V, 3, 1). id. A. Einh. 760.

828. Corsicam circumvectus (Just. 11, 9. Nep. Tiraoth. 1. Curt. IV, 15, 5. 16, 2).

829. ventus coortus (Caes. B. G. V, 10. Flor. I, 22).

Ann. Einh. 743. iunctis copiis (Liv. 21, 35. 23, 28. Curt. VIII, 10, 21). 746. aliquamdiu commoratus (cf. Liv. II, 10. Nep. Dat. 11). Transl. 1.

755. cum valida manu (Just. 13, 5. Curt. IV, 13, 30. VIII, 2, 22). id. 787. Laur. 819.

acerrime pugnatum est (Just 11, 14. Caes. B. G. I, 26. II, 10. III, 20. IV, 26).

756. iureiurando obstringere (Caes. B. G. I, 31. Just. 1,9. 3,4. 5, 11. 11, 3).

758. proelio pellere (Caes. B. G. I, 10. 44. Just. 7, 2. Vell. II, 24, 1).

in Galliam se recepit (Caes. IV, 18. 33. Suet. Aug. 17. Tib. 49). Laur. 796.

760. hello abstinuit (Liv. I, 14. ep. 48. Just. 12, 2). id. 786.

764. domi se continuit (cf. Suet. Caes. 81. Galb. 18. Vell. II, 44, 5. Just. 42, 4).

768. aliquantum temporis (Liv. 23, 34. Curt. X, 2, 10).

773. navem conscendit (Just. 2, 8. 12. 3, 7. 25, 2. Nep. Dat. 4. Caes.

B. G. IV, 23. Liv. 24, 3). id. Transl. 93.

multa moliri (Vell. II, 26, 1. Nep. Tim. 3).

774. dum haec in Italia geruntur (cf. Vell. II, 37, 1. Liv. 21, 60. 24, 1. Just, 21, 4).

ad deditionem compulit (Suet. Aug. 14. Curt. VIII, 2, 25. 13,2. IX. 1, 19. 23).

775. fraude decipere (Suet. Tib. 25. Just. VII, 5. Vell. II, 69, 1. 82, 3. Curt. VII, 7, 34).

semisomnos adorti (Tac. A. I, 51. Curt. VIII, 3. 8).

Einharts Werke und ihr Stil. 539

777. fidem promissionibus habere (Curt. IV, 6, 12. 31. VI, 8, 13, Just. 1, 13. 24, 5. Nep. Dat. 11). Transl. 5. 57. Laur. 823.

778. spem concipiens (Snet. Tib. 14. Curt. IX, 6, 1. X, 2, 21. Vell. II, 67, 2. 108, 4). Transl. 25. 65. G7. 72.

779. hostem propiilsare (Caes. B. G. I, 49. Tac. A. I, 63). in hiberna se recepit (Hirt. B. G. VIII, 4. Suet. Aug. 17).

780. res componere (.Just. 14, 4. Suet. Vit. 9).

781. in fide permanere (Suet. Aug. 21. Liv. ep. 78. 81). sine cunctatione (Tae. A. I, 25. Suet. Aug. 12).

785. cum expedita manu (Nep. Dat. 6. Tac. A. II, 7. Curt. III, 4, 15. IV, 3, 1. 7, 3. V, 1, 5).

ingenti clade adfecisset (Suet. Caes. 25. Curt. X, 6, 6). transacta hieme (cf. Suet. Cal. 59. Tib. 11. Nep. Them. 9). impunitas (Vell. II, 3, 3. 125, 2. Just. 41, 3. Liv. II, 1).

786, tributarium facere (Vell. II, 38, 5. Just. 5, 2. 7. 22, 7). Vita 15. Fuld. 737.

789. hello lacessere (Just. 35, 1. 40, 1. 41, 1. 44, 5. Vell. II, 109, 1. Curt. VII, 10, 8). Vita 12 ineursione.

792. morte multare (Vell. II, 12, 6. Flor. II, 17. Nep, Ep. 8).

793. iter intermisit (Caes. B. G. I, 26. 41. III, 13. Liv. 24, 12). navium capax (cf. Tac. A. I, 11. 13. Vell. I, 16, 2).

in cassum (Tac. A. I, 4. Just. 11, 15. Liv. II, 49).

humore infectus (cf. Tac. A. I, 42. 65. Just. 36, 4).

egestum fuerat (cf. Tac. A. I, 65. Curt. V, 1, 29. VII, 10, 14).

794. cum dimidia parte (Suet. Caes. 41. 42. Liv. 22, 40). iusidias disponere (Liv. 23, 1. Flor. I, 44).

800. Septem non amplius dies (cf. Liv. I, 18, 53. Vell. II, 10, 4. 113, 1).

Translatio, praef. in propatulo esse (Liv. 24, 16. Tac. A. IV, 74).

2. in potestatem venire (Curt. III, 11, 10. VIII, 2,28, 11, 2. Nep. Dat. 3).

iter ingredi (.Just. I, 6, Suet. Cal. 43. Galb. 8, 11. Curt. III, 13,4. IV, 7, 6. V, 3, 6). id. 18. 30. 44.

17. prima luce (Caes. B. G. I, 22. II, 11. Liv. I, 44. 50. 51. II, 25 etc.).

25. pedibus provolutus') (cf. Just. XI, 9. Curt. III, 12, 17. VIII, 1, 48).

29. venerabundus (Suet, Cal. 15. Liv. I, 16. Curt. VIII, 5, 6).

44. singillatim (Caes. B. G. III, 2. V, 52. Suet. Aug. 9).

46. gratulabundus (Suet. Galb. 19. Just. VI, 8).

53, vota persolvere (Tae. A. III, 64. Curt. VI, 11, 7).

67. paucis expediam (Tac. G. 27 instituta ritusque expediara, Verg. Aen. XI, 314 expediam et paucis docebo).

85. moris est (Tac. A. I, 56. G. 13, 21. Vell. II, 37, 5. 40, 3. 107, 1).

Epistulae 2. ssnectute gravis (cf. Curt. V, 2. 16. VII, 4, 34 aetate gravis, id. Liv. II, 19).

2. Citate, welche auf Oro.sius zurückgehen können. Be- kanntlich hat Orosius für seine Weltgeschichte viele classische Autoren benutzt, so den Caesar, Livius, Tacitus, Florus, Justin, Sueton, Eutrop, und da er diese zum Theil wörtlich abschreibt, andererseits ihnen auch viele stilistische Eigenthümlichkeiten entlehnt, so finden wir in seinem Stil eine grosse Anzahl sel- tener Ausdrücke, welche zum Theil auch in unseren karolingi-

1) Just. 1. c. geuibus provolutus, Curt. 1. c. pedibus advoluta, genibus advolutus.

540 Einharts Werke und ihr Stil.

sehen Quellen wiederkehren. Da nun Orosius von diesen sicher benutzt ist, so kann man nicht entscheiden, ob jene Stellen dem Orosius entlehnt sind, oder seinen Quellen, welche wir ja auch in der Mehrzahl für die karolingische Zeit ermittelt haben.

Vita, praef. silentio praeterire (Just. 42, 2. Or. III, 4).

6. longa obsidione fatigaverat (Flor. I, 7. Or. I, 21). id. A. Einh. 774. Laur. 802.

7. poenam exigere (Suet. Caes. 70. Just. 21, 4. Or. IV, 6). multimoda divisione (Arum. Marc. 24, 2. 13. Or. VII, 32).

8. non cessatum a certamine (Liv. 21, 8, 11. Or. II, 5. III, 7. IV, 2),

9. proelium conserere (Liv. 21, 4. 22,48. Just. 7, 2. 23,3. 24,5.

33, 1. Or. III, 23. IV, 3. 8). id. A. Fuld. 782. Einb. 793. Laur. 828.

10. obsidatus gratia (Amin. 16, 27. 18, 15. 23, 7. 25, 24. Or. III, 15). id. A. Fuld. 786. Einh. 786.

11. copiis undique contractis (Flor. II, 13. Or. IV, 6. VI, 18). id. A, Einh. 760. 63. 69. 76.

13. expeditionem facere (Gurt. VIII, 1, 25. Or. VII, 18). id. A. Einh. 791. Laur. 812.

usque in id temporis (Vell. II, 4, 6. 80, 2. Or. I, 12. VII, 9).

14. piraticam exercere (Just. 8, 3. 22, 1. Or. III, 12). id. A. Einh. 798. vectigalem facere (Caes. B. G. IV, 3. Just. 2, 3. Or. I, 14. III, 18).

id. Laur. 808.

Ann. Fuld. 772. hello aggredi (Just. 7, 2. Or. IV, 6. V, 14. 24). id. A. Einh. 772. 75. 89.

775. regnum affectare (Liv. I, 46. 35. II, 7. Just. 2, 15. 15, 2. 18, 7. Or. IV, 6. V, 20). id. A. Einh. 769.

Laur. 797. regno pulsus (Liv. I, 40. ep. 47. 107. Just. 2, 9. 34,2. 35, 1. Or. I, 11. V, 10. VII, 17). id. 808. 13. 14. 26.

798. arina corripere (Vell. II, 110, 2. Flor. I, 3. 4. II, 30. Gurt. VIII, 14, 27. Or. VII, 35). id. A. Einh. 798. Laur. min. 731.

803. rem publicam regere (Suet. Vit. 11. Just. 5, 10. Or, VII, 17).

807. proelio decertare (Caes. B. G. I, 50. III, 37. Vell. II, 12, 5. Or. VII, 29).

809. collecta manu (Liv. I, 5. Or. III, 1). id. A. Einh. 747. Laur. min. 780.

812. victoriam adipisci (Caes. B. G. V, 28. Vell.I, 10, 3. Suet. Aug. 16. Or. VII, 30).

820. quid sibi facto opus esse . . . (Caes. B. G. I, 42. Liv. I, 58. 21, 27. Or. IV, 6. VI, 15),

821. copiam pugnandi facere (Liv. 22, 12. 44. Vell. II, 112, 3. Just.

34, 1. Or. V, 7).

824. in insidias deducere (Liv. ep. 25. Just. 43, 5. 44, 5. Or. V, 18).

825. in quantum potuit (Vell. I, 9, 3. II, 8, 1. 120, 1. Or. VII, 39). Ann. Einh. 741. regno potiri (Liv. I, 19. Just. 1, 2. 11,4. 111,1.

14, 5. Tac. A. II, 3. Or. I, 9. 15. VII, 30).

755. manum conserere (Liv. 21, 41. 24,14. Nep.Dat.8. Ag. 3. Hann.4. Flor. I, 33. Or. II, 9).

obsidionem solvere (Liv. 24, 41. Curt. IV, 4, 1. VI, 6, 34. Just. 9, 2. Or. II, 12).

761. ultionem exigere (Just. 1, 4. 9, 6. 16, 1. Or. VII, 27. 35).

hello premi (Nep. Timoth. 3. Vell. I, 2, 1. Just. 9, 2. 16, 1. 21, 3. 38, 4. Or. VII, 25). id. 789.

Einharts Werke und ihr Stil. 541

summa inipeiii (Caes. B. G. II, 22. Nep. Hann. 3. Dat. 3. Or. II, 16). id. Vita 1.

762. Aquitaniam repetere (cf. Just. 4, 4. Suet. Aug. 17. Caes. 2. Tib. 18. Or. II, 14).

exercitum in hiberna dimittere (Suet. Aug. 49. Or. VI, 9. 11).

769. bellum transigere (Suet. Aug. 13. Or. III, 7).

771. ex integro (Just. 2, 15. 15, 4. 12, 3. 18, 3. Suet. Aug. 16. Or. III, 23).

774. disperatis patriae rebus (Caes. B. G. II, 24. III, 26. Just. 5, 6. 8, 1. 14, 3. 23, 2. Curt. VII, 11, 28. Nep. Hann. 8. Dat. 6. Vell. II, 27, 4. Or. II, 16).

776. praesidium expellere (Nep. Ep. 10. Ju.st. 38, 1. Or. III, 15).

782. in acie stare (Liv. 22, 46. 60. 23, 16. Curt. IV, 11, 4. VI, 19, 30. VII, 2, 11. Or. III, 23).

789. impetum sustinere (Caes. B. G. I, 24. 26. II, 11. Or. III, 15).

798. in societatem recipere (Vell. II, 118, :-i. Just. 15, 2. 43, 1. Or. II, 17. III, 23).

Translatio 2. fidem experiri (Curt. VIII, 2, 27. Or. VI, 15). Wir können also hier den benutzten Autor mit Sicherheit nicht bestimmen, aber wir haben doch Avieder dieselben Autoren wie oben ermittelt. MerkAvürdig bleibt es, dass Sallust nicht benutzt zu sein scheint, trotz der anderweitigen grossen Be- lesenheit, welche der schöne Stil unserer untersuchten Quellen voraussetzt.

§. 12. Wir haben gesehen, dass die römischen Historiker vorzugsweise für das Sachliche in der Geschichtschreibung benutzt wurden, für den Stil im allgemeinen jedoch ist Cicero, das Muster aller Zeiten, auch hier massgebend gewesen. Ein- hart stellt den Cicero unverholen als sein sprachliches Ideal hin '), und auch Avenn uns jene Stelle nicht erhalten Aväre, so würden wir in dem Stil der Vita C. wenigstens ein getreues Abbild des ciceronianischen Stiles erkennen. Gleich die Vor- rede ist recht antik abgefasst, sie ist eine captatio benevolentiae ^) für den Inhalt des Buches und für das scliAA^ache Vermögen des Autors; derselbe bedauert, dass ihm für die Darstellung so bedeutender Ereignisse nicht die tullianische Beredsamkeit zu Gebote stehe. Die AAärkliche Leetüre Ciceros beweist dann das Citat aus den Tusculanen, welches wohl kaum einer Chre- stomathie entlehnt ist, sondern auf Cicero selbst zurückgeht. Denn das Citat ist genau, Einhart giebt das Buch und den Zusammenhang an, aus Avelchem die Stelle genommen ist.

1) Vita, praef. patererque vitam eins, quasi qui numquam vixerit, sine litteris ac debita laude mauere, cui scribendae atque explicandae non meum ingeniolum, quod exile et parvum immo pene nulluni est, sed Tullianam par erat desudare facundiam. . . . atque in tantam impudentiam proruperim, ut illud Ciceronis putarem contemnendum, quod in prirao Tusculanarum libro, cum de Latinis scriptoribus loqueretur, ita dixisse legitur : Mandare quemquam, inquit, litteris cogitationes suas, qui eas nee disponere nee inlustrare possit nee delectatione aliqua adlicere lectorem, hominis est intemperanter abutentis et otio et litteris. 2) Cf. meine

Dissert. 'Die Ann. Sithienses, Laur. min., Enharti Fuld.' S. 44.

542 Einliarts Werke und ihr Stil.

Das HaujDtergebnis aus dem Studium des Cicero ist also der elegante Stil, der am meisten in der Vita C. und den Ann. Einhardi hervortritt; weniger finden wir direete Benutzung einzelner Stellen, doch einige sind wohl mit Sicherheit zu er- mitteln. Es sind im ganzen folgende:

Vita, praef. quanta potui brevitate complexus sum (Brut. 3, 14 om- nem rerum memoriam breviter . . . complexus est).

operam impendens (Verr. II, 4, 30 operam et cui'am impendere). id. A. Einh. 780. Transl. 21 curam.

Romana locutio fcf. Brut. 74, 258 latina locutio).

9. ubinam gentium (Cat. I, 4).

Laur. 806. litteris mandare fecit (Tuse. I, 3, 6).

senio confectus (Mil. 8. 20).

Translatio 47. dilueide (Or. 23).

58. mente captus (Acad. IV, 17).

64. ostiatim (Verr. II, 4, 24).

94. fastidiosus (Brut. 57, 207. 70, 247).

invidentia (Tusc. III, 9, 10. IV, 7, 8).

Epist. 7. quo quid perversius . . excogitari potest (Tusc. V, 17 quo quid potest dici perversius).

Ferner ist die Lectttre des Plinius in der Translatio ent- schieden zu erkennen, avo es galt, die Verhältnisse des gewöhn- lichen Lebens darzustellen. Wir begegnen daher mehrfach der Terminologie des Plinius, cf. :

Transl. 16. ineffabilis (praef. 5. 28, 2, 4).

subsalsus (21, 29, 103).

39. resupinatum corpus (9, 30, 48).

53. oscitatio (7, 6, 5. 9, 35, 54).

56. afflatus (3, 5, 6. 20, 19, 8).

66. cauterium (22, 23, 49. 25, 8, 29),

ustio (20, 22, 87. 34, 15, 14).

70. Spasmus (30, 12, 36. 32, 8, 29).

93. perceleber (10, 5, 6).

Endlich finden sich noch manche Stellen, die den Dichtern entlehnt sind:

Vita, praef. animus tulit (Ov. Met. I, 1. Verg". A. IV, 639). 1. bubulco agente (Ov. Trist. III, 12, 30).

22. assa dimittere et elixis assuescere (Hör. Sat. II, 2, 73 simul assis niiscueris elixa).

31. omnium animis sedit (Verg. Aen. IV, 15 si mihi non aiiimo lixum immotumque sederet).

Ann. Einh. 772. morigerum populum (Plaut. Amphitr. III, 4, 21. Cist. I, 3, 27).

780. oportunitas temporis arrisit (Lucr. II, 32 tempus arridet).

Translatio 13. viam carpere (Hör. II, 6, 93). id. 56.

vafer (Her. Sat. II, 2, 131).

20. albescente caelo(Verg.Aen.IV, 586 ut primum albescere lucem vidit).

23. somno obrepente (Ov. Her. XIX sed movet obrepens somuus auile Caput).

27. rapidus cursus (Verg. Aen. XII, 683).

55. copia fandi (Verg. Aen. I, 520 data copia fandi).

56. iter moliri (Vergl. Aen. VI, 477 inde datum molitur iter).

Einharts Werke und ihr Stil. 543

92. suramissa voce ( Ov. Met. VII, 90 auxiliuru submissa voce rogavit, Pont. IV, 3, 41).

93, salutifer (Ov. Met. II, 642 totique salutifer orbi cresce puer, Her. 21, 174 salutiferam opem).

Schliesslich scheinen noch einige seltene Wörter auf die Kenntnis des Vitruv, Seneca und Gellius hinzudeuten, cf. : Transl. 37. exuberatio (Vitr. I, 4). 53. coagraentum (VIII, 7). turricula (X, 19). 25. vafritia (Sen. ep. 49, 7). 35. uauseabundus (Sen. ep. 108 f. 47 med.). Ann. Einh. 775. foedifraga gens (Gell. 19, 7, 5). id. 798. 778. obnubilare (1, 2, 5). 799. aliorsum (7, 15. 12, 1. 17, 1). Transl. 67. laetabundus (11, 15).

§. 13. Ueberblicken wir nun diese Kesultate im allgemeinen. Während bis gegen das Ende des 8. Jahrhunderts die Sprache der historischen Darstellung das barbarische Latein der Mero- wingerzeit ist, finden wir in den ersten Jahrzehnten des 9. Jahr- hunderts ein fast fehlerfreies, schön stilisiertes Latein, dem wir das Streben nach classischen Mustern sofort ansehen. Man wird dabei an den späteren Humanismus erinnert: fast alle Ausdrücke, die sich nicht in den classischen Autoren fanden, sind weggefallen, Cicero wird als das Ideal der schönen Schreib- weise gepriesen. Der unvermittelte Satzbau der älteren Quellen ist daher verschwunden, wir finden dem Stile Ciceros nach- gebildete, gut durchgeführte Perioden. Jedenfalls kann dieser völlige Umschwung nur das Product bedeutenden Fleisses und einer sehr ausgedehnten Leetüre sein, er tritt fast gleichzeitig ein mit der Kaiserkrönung Karls, welche auch den Wendepunkt in der Geschichtschreibung selbst bezeichnet. Der gebildete Franke, der dem Hofe des Königs nahe stand, hat sich damals durch die neue Würde seines Königs entschieden erhoben gefühlt und ist in nähere geistige Beziehungen zu Rom, der Mutter des Imperiums, getreten. Man hat daher die alten Autoren, welche die Grösse der einstigen römischen Weltmacht verherrlichten, wieder hervorgesucht, eifrig gelesen und die Ereignisse der Gegenwart sowohl in ihrer Sprache, als in ihrer Darstellungskunst aufgezeichnet. So tritt uns diese Geschicht- schreibung überall lobrednerisch entgegen, Karl ist der recht- mässige Herr aller Völker, jeder Ungehorsam ist wider göttliches Gebot. Auch hier also hat die Erneuerung des Kaiserthums und die eifrige Sorge Karls für die Hebung der Wissenschaften anregend und fruchtbringend gewirkt, freilich nur für kurze Zeit.

Sehen wir uns nun den Stil noch ganz im allgemeinen an. Der Periodenbau ist ciceronianisch, während sich der Wortvorrath und die Ausdrucksweise als ein buntes Gemenge aus den benutzten Autoren darstellt: Phrasen aus Caesar stehen

544 Einbarts Werke und ihr Stil.

neben taciteischen, der Sprachgebrauch erscheint ungemein mannigfaltig. Wir finden z. B. in Kriegsberichten die Ausdrücke :

bellum parare, comparare, excitare,

bellum oritur, exoritur,

bellum inferre,

bellum gerere, administrare,

bello confligere; confligere,

pugnam, proelium inire ; proelium, manum conserere; acie confligere, vincere ; proelio pellere, decertare ; proelium committere; fundere ac fugare, pellere ac fugaro.

bellum conficere, peragere, transigere, bello finem imponere, reliquias belli conficere;

oder: sine mora, sine dilatione, sine cunctatione, nulla interposita mora, sine morarum interpositione, nihil sibi cunctandum ratus, quanta potuit celeritate, summa festinatione, magnis itineribus contendere, quam maximis poterat itineribus contendere etc.

So Avirkt die Darstelkmg nie eigentkch ermüdend, obwohl zu vielen Jahren ganz ähnliches erzählt wird; stets weiss sich der Autor neu und gefällig auszudrücken.

Wenn wir nun unbedingt zugestehen müssen, dass Einhart den Sueton bei der Abfassung der Vita wenigstens für den zweiten Theil durchgehend zu Rathe gezogen hat, so kann sich das Verhältnis bei den anderen Autoren etwas anders darstellen. Dann es ist möglich, dass man sich, wie Sueton Kategorien für die Biographie angelegt hat, solche für termini technici herstellte, welche den verschiedenen Gebieten entspra- chen, die bei der historischen Darstellung zu berücksichtigen waren, z. B. für Staatsverwaltung, Heer und Kriegswesen, Königshaus, Bündnisse u. a. m., also eine Art sachlich geord- netes Lexikon, welches dann jfür den einzelnen Fall benutzt wurde. Es erscheint dies vielleicht glaublicher als die fort- währende Benützung aller Autoren, die wir sonst annehmen raüssten, denn auf Reminiscenz können so zahlreiche Anklänge unmöglich beruhen. Indess sicher lässt sich die Frage nicht entscheiden, es kann auch dieselbe Methode wie bei Sueton angewandt worden sein.

§. 14. Durch das obige haben wir ermittelt, welche römi- schen, vorzugsweise historischen Autoren in den hervorragenden deutschen Klöstern zu Anfang dos 9. Jahrhunderts vorhanden waren, gelesen und zur Geschichtschrcibung direct verwendet worden sind, und es gilt nun, den indirecten Beweis für die Richtigkeit dieser Annahmen zu führen. Wir können die Mehrzahl der von uns gefundenen Autoren durch gelegenthche Citierung ihres Namens in den Schriften der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts nachweisen und aus diesen Stellen geht her- vor, dass die damalige Zeit sich eifrig mit dem Abschreiben der Codices einer ]\Ienge von classischen Schriftstellern und deren Leetüre beschäftigt hat.

Einharts Werke und ihr Stil. 545

Die Hauptausbeute ergeben uns hierfür die Briefe des Lupus von Ferneres, des gelehrten Abts, der mit Einhart einen regen Briefwechsel unterhielt und ihn oft um Uebersendung classischer Codices gebeten hat^). In seinen Briefen nennt er folgende Autoren:

ep. 1. Horatius (pag. 1). Cicero, rhetorica (de inventione) 3 codd., einer im Besitz des Lupus, einer in Fulda, einer im Besitz Einhai'ts. Cicero, de oratore 1. tres ; explanatio in libros Ciceronis; A. Gellius, noctes Atticae, sed et alii plures.

4. ut insignis canit poeta p. Vd (Vergilius, eclogae).

5. A. Gellius, Hraban lässt Einharts Codex für Fulda ab- schreiben, p. 23.

7. Lupus ermahnt den Reginbert, fleissig Vergil zu lesen, p. 25.

8. Priscianus, Juvencus, Vergilius. Adalgard verbessert den Text des Macrobius, p. 27. Derselbe schreibt Cicero tus- cul. disput. ab, ib.

10. Suetonius Tranquillus, Josephus^).

16. Lupus bittet Orsmar von Tours um die commentarii Boetii in Topica Ciceronis, p. 35.

20. Martialis p. 40. Vergilius, Aeneis, Georgica. Josephus, Pompeius Trogus i. e. Justinus.

32. Horatius, p. 64.

34. Priscianus, p. 69. 70. Vergilius p. 71. Livius, p. 72.

37. Caius Julius Caesar, Lupus erklärt die commentarii belli Gallici für untergeschoben, Hirtius sei der Verfasser der übrigen Bücher.

62. Quintiliani institutionum oratoriarum libri XH; Lupus erbittet sie sich von einem Abt zum Abschreiben, p. 104.

69. Cicero, epistulae, Lupus collationiert seinen, Codex mit dem ihm von Ansbald übersendeten 5 Cicero, in Arato ( Aratea), Lupus erbittet sich den Codex von Ansbald, um das in ihm zu ergänzen, M'as nach Eigils Aussage fehlte, p. 112.

74. T. Livius, Lupus erbittet ihn von Guenilo, p. 117.

91. Suetonii Tranquilli de vita Caesarum; Abt Markward soll nach Fulda schicken und von dort den Sueton, welcher in zwei Codices getheilt sei, holen lassen, da Lupus ihn aus der Nähe nicht erhalten könne.

In ep. 93 werden Stellen aus Sallusts Catilina und Valerius Maximus citiert, p. 140.

1) Es scheint, dass ihm Einhart auf seinen Wunsch einen Katalog seiner Bibliothek geschickt hat, wie aus Lupi ep. 1 hervorgeht: 'Quos vos habere arbitror, propterea quod in brevi volurainuin vestrorum post coramemorationera libri ad Herennium interpositis quibusdam aliis, scriptum reperi . . . .' (Lupi abb. Ferrar. opp. ed. Baluzius, Antw. 1710, p. 4). Sehr zu beklagen ist, dass uns dieser Brief Einharts nicht mehr vorliegt, da seine Bibliothek wohl eine der reichhaltigsten diesseits der Alpen gewesen ist. 2) Natürlich die epitome des Rufinus.

546 Einhavts Werke und ihr Stil.

103. Cicero, de oratore; Qumtilianus, Institut, orat. 1. XII; Lupus bittet den Papst, sie ihm zu schicken, da er von beiden nur Theile besitze. Beide seien in einem Codex zusammen enthalten, p. 155. Desgleichen bittet er um den Commentar zu Terentius.

104. Lupus ersucht einen Reg. . . , ihm SaUustii Catihnarium et Jugurthinum librosque Verrinarum zu übersenden, dazu noch andere Codices, welche er entweder gar nicht oder nur schlecht überliefert besitze, p. 156.

Ferner finden sich in dem Katalog') der Codices, welche unter Abt Hartmut in S. Gallen geschrieben wurden: Josephus de hello Judaico, Pompei excerpta i. e. Justinus, Gesta Alexandri i. e. Curtius.

In der Epistel Thegans an Hatto ^) werden erwähnt Livius und Cicero, letzterer desgleichen in Angilberts -^j carmen.

In den A. Fuld. zu 868 und 875*) finden sich die Aus- drücke 'more Catilino' und 'more Jugurthino', sie sind sicher ein Product der Leetüre von Sallusts \yerken, deren Kenntnis der Autor auch bei dem Leser zu fordern scheint.

In der Widmung des Lupus vor der Vita S. Wigberti*) heisst es, dass alle Gebildeten Livius und Sallustius ganz genau kennen müssten.

Einhart selbst citiert in der Vorrede zur Vita eine Stelle aus Cicero's Tusculanen^) und in einem seiner Briefe (Nr. 56)') legt er einem Klosterschüler eine schwierige Stelle aus Vitru- vius vor und giebt ihm zum richtigen Verständnis derselben Verg. Ge. III, 23-25.

Die Ann. Lauresh. beginnen mit einem Citat aus Oros. T, 1 p. 7 ed. Haverkamp 'Paulus Orosius presb. in libro primo historiarum adversum jjaganos numerum annorum ita compre- hendit dicens': cett. fSS. I, p. 22).

Schliesslich wird Fuld. 852*) Cornelius Tacitus genannt: 'scriptor rerum a Romanis in ea gente gestarum', welche Stelle auf Ann. 1. IL hinweist, da nur dort der Fluss Visurgis erwähnt wird.

Hiernach sind für unsere Zeit als sicher beglaubigt fol- gende römische Autoren anzusehen:

C. Julius Caesar, Hirtius, Sallustius, Livius, Valerius Maximus, Curtius, Tacitus, Suetonius, Justinus, Jose- phus i. e. Rufinus, Orosius.

Cicero (tuscul. disput. , de rhetorica (de inventione), de oratore, Aratea, oratt. Verrinae, epistulae; dazu: Boetii commentarii in Ciceronis topica, explanatio in libros Ciceronis), Quintilianus, A. Gell ins, Donatus, Priscianus, Vitruvius.

1) Casus S. Galli, SS. II, 70. 72. 2) SS. II, 585. 3) SS. II, 394 vs. 73. 4) SS. I, 381. 389. 5) Mabill. Acta SS. O. S. Ben. III, 1, 673. 6) Tusc. I, 3, G. 7) ed. Jaffe, Bibl. IV, 478. 8) SS. I, 368.

Einharts Werke udcI ihr Stil. 547

Vergilius, Horatius, Martialis, Juvencus. In diesem aber findet sich die Mehrzahl jener Autoren wieder, welche wir in den karolingischen Quellen benutzt fanden.

II.

Ann. Laur. maj. von 796—829, Ann. Einli. und Ann, Fuld. bis 794

sind i'on Einhart verfasst.

§. 1. Schon Pertz hat erkannt, dass die Sprache der A. Laur. raaj. zweiten Theils und der A. Einh. mit der der Vita C. Avesentlich übereinstimmt '). Darauf hauptsächlich hat er die Hypothese gestützt, Einhart sei der Verfasser beider Annalenwei'ke. Aus unsern obigen Zusammenstellungen geht nun hervor, dass allerdings die Sprache jener drei Schriften sehr grosse Venvandtschaft zeigt, es sind dieselben antiken Autoren ganz gleichmässig ausgebeutet worden. Natürlich lehnen sie sich je nach dem darzustellenden Gebiet in verschie- denem Umfange an sie an. In allen aber finden wir seltene Redensarten, zuweilen ganze Sätze geschickt überarbeitet, auch Gedanken dem Zusammenhang entsprechend in andere Worte gekleidet, nirgends planloses und plumpes Abschreiben, sondern stets der Sache gemäss.

Die Vita C. hat ja einen anderen Zweck gehabt, als die Annalen, sie giebt uns ein allgemeines Bild des Kaisers in grossen Zügen, die Annalen mussten auf die historischen Ein- zelheiten eingehen. Die Vita im ersten Theil und die Annalen haben daher vorzugsweise die darstellenden Historiker benutzt, der zweite Theil der Vita dagegen die Biographie. Ferner wurde der Periodenbau in der Vita ein viel künstlicherer, als in den Annalen, da sie die Ereignisse vieler Jahre zusammen- hängend betrachtete, die Annalen aber, Jahr für Jahr fort- schreitend, dadurch eine natürliche Grenze für die Weitläufig- keit der Darstellung gesteckt erhielten. Endlich mussten sich die Annalen eng an das halten, was jährlich überliefert ward, die Vita aber ging von allgemeineren Gesichtspunkten aus, sie bezweckte die Verherrlichung des Kaisers und hatte seine grossen Pläne und deren Erfüllung schon voll und ganz vor Augen liegen. Sie wurde erst nach dem Tode des Kaisers verfasst und betrachtete diesen schon in ganz anderem Lichte. Sie hat daher mehrfach ihrem Helden andere Absichten bei- gelegt, sich nicht mit peinlicher Genauigkeit an das Ueberlieferte gehalten und oft eigne Zuthaten gemacht, wie sie sich aus den mit der Zeit geänderten Anschauungen ergaben.

Dies ist ein wichtiger Factor für die Beurtheilung der Vita und ihres Verhältnisses zu den Annalen, auf diesem Wege sind die mannigfachen Abweichungen zu erklären.

1) Die Vorrede zur Ausgabe von Pertz SS. I, 124.

548 Einharts Werke und ihr Stil.

Dünzelmann') hat nun aus stilistischen Verschiedenheiten die Laur. maj. von 801 829 dem Einhart absprechen zu müssen geglaubt.

Gegen dieses Beweismittel ist Sybel^) mit Recht aufge- treten, denn Dünzelmann schlägt sich mit seinen eigenen Waffen. Er 3) kann sich nämlich nicht erklären, wie man die bedeutenden stilistischen Differenzen zwischen Vita und Trans- latio mit der Autorschaft Einharts in Einklang bringen könne. Also für die Translatio ist Einhart bezeugt, die A. Laur. maj. jedoch, welche der Vita viel näher stehen, als die Translatio, spricht er ihm ab und unterscheidet noch dazu eine ganze Reihe Fortsetzer.

Wir haben gesehen, dass Einhart auch für die Translatio classische Muster benutzt hat, sie treten jedoch darin sehr zurück gegen Vita und Annalen, mid noch mehr ist dies der Fall bei Einharts Briefen. Letztere erheben sich sehr wenig über das gewüimliche Latein der damaligen Zeit. Doch das darf uns nicht Wunder nehmen, es ist bekannt, dass der Brief- stil fest normiert war, ja dass sehr oft Formeln dazu benutzt wurden. Der Satzbau ist also in den Briefen ganz unlateinisch, einige classische Wendungen sind eingestreut, Reminiscenzen von der historiographischen Thätigkeit. Dass Einhart auch bessere Briefe schreiben konnte, wenn es galt, einem Gelehrten gegenüberzutreten, das zeigt der Brief an Lupus*).

Merkwürdig ist allerdings der deutsch -lateinische Stil in der Translatio. Diese Schrift war doch für die Nachwelt be- stimmt und schon ihr Inhalt war Averth, in schöner Sprache geschrieben zu werden. Einhart hat Fleiss darauf verwendet, das bezeugt die immerhin starke Anlehnung an classische Muster. Der schlechte Stil aber ist wohl so zu erklären, dass Einhart bei seiner Geschichtschreibung eine sehr intensive Leetüre der antiken Autoren angestellt und fortwährend ihren Stil mit peinlicher Genauigkeit nachgeahmt hat, dass ihm aber eigentlich die Fertigkeit in der Form ganz abging. Wo er sich daher nicht die Mühe genommen hat, sich an Vorbilder zu halten 5), da erkennen wir seinen natürlichen Stil, welcher nur durch das umfassendste Studium sich zu solcher Reinheit erheben konnte, wie sie uns seine historischen Werke bieten. Diese Erklärung ist durchaus natürlich und dem Charakter Einhartscher Schriftstellerei ganz angemessen. Um die tief- gehende Verschiedenheit des Stiles zu erkennen, vergleiche man folgendes:

1) 1. c. S. 483 91. 2) Die karoliiigischen Annalen. Histor. Zeit-

schrift N. F. VI, S. 266 f. 3) 1. c. S. 498 f. 4) Lupi epist ed. Baluzius, Antw. 1710. N. 3. p. 5. 5) Das ist aber bei der Translatio nnd in den Briefen der Fall, wir finden in beiden viel weniger Citate als in der Vita und den Annalen.

Einharts Werke und ihr Stil. 549

Vita c. 6. Karlus vero post inchoatum a se bellum non prius destitit, quam et Desiderium reg-em, quem longa obsidione fatigaverat, in deditio- nem susciperet, filium eins Adalgisuni in quem spes omnium inclinatae videbantur, non solum regno sed etiam Italia excedere compelleret, omnia Romanis erepta restitueret, Hrodg-ausum, Foroiuliani ducatus praefectum, res novas molientem opprimeret totamque Italiam suae ditioni subiugaret subactaeque filium suum Pippinum regem imponeret. Italiam intranti quam difficilis Alpiura transitus fuerit quantoque Francorum labore invia montiuni iuga et eminentes in caeluni scopuli et asperae cautes superatae sint, hoc loco deseriberem, nisi vitae illius modum potius quam bellorum quae gessit eventus memoriae maudare praesenti opere animo esset pro- positum.

Transl. c. 5. Vade, ait, et Ratleico nuntia, quoniam in ecelesia quam modo vidisti illa res est recondita, quam ille domino suo debet adferre. Et ideo det operam et eam quanto celerius fieri potest, accipiat et ad dominum suum revertatur. Cumque ille diceret, quod nemo de bis qui secum venerant, in buiusmodi re fidem dictis suis esset habiturus, respondit et dixit: Tu nosti, quod otnnes qui tecum boc iter agunt tibi conscii sunt, qui complures dies in febre tertiana laborasti et nondum te ab illa ullam habuisse remissionem.

Epist. 8. nunc autem umiliter deprecor pietatem vestram, ut me aput misericordissimum dominum meum, cum ad illum veneritis, excusare dignemini de eo, quod ad vos non veni. Dens testis est: quod de infirmitate mea nullam f alsitat em vobis scripsi; et non solum boc, sed etiam, quod multa graviora sunt alia quedam incommoda, que patior in memet ipso; de quibus nisi cum fidelissimo nullam possum habere locution em.

Ep. 9. bis passionibus affeotus valde tristem ac pene omni iucundi- tate carentem. duco vitam, in eo maxime, quod timeo, me aliubi quam velim et aliud agentem quam S. Chr. martyribus servientem esse mori- turum. Quapropter adiuro vos et obtestor per b. Chr. martyres M. et P., ut pro mea parvitate aput piissimum imp. intercedere dignemini, (ne) mihi succensere velit pro eo quod illi sicut qui potuerunt, in occursura non venissem.

Und SO ist es durchgängig. Die Verschiedenheit des Periodenbaues ist daher kein genügender Grund, dem Einhart die Autorschaft der A. Laur. maj abzusprechen.

Wir haben also bis jetzt gleiche Benutzung derselben classischen Autoren in Vita C, Ann. Einh., Laur. maj. und Translatio gewonnen. Ferner ist der grössere Theil der ent- lehnten Phrasen wenigstens den drei erstei-en gemeinsam, viele finden sich auch in der Translatio wieder. Wenn also nicht alle vier Schriften von demselben Autor verfasst wären, so hätte der Autor der A. Einh. und Laur. maj. mit der Vita C. und der Translatio dasselbe Verfahren anstellen müssen, das Einhart mit seinen classischen Mustern angestellt hat : Er hätte die ganze elegante Latinität Einharts durch das sorgfältigste Studium von dessen Schriften sich angeeignet und in seine Werke übertragen. Das ist jedoch durchaus widersinnig und wird völlig unhaltbar, wenn wir das Folgende in unsere Unter- suchung hineinziehen.

Neues Archiv etc. VII. 36

550 Einhalts Werke und ihr Stil.

§. 2. Die Vita C, A. Einh. und Laur. maj. von 796 an zeichnen sich vor allen anderen historischen Schriften ihrer Zeit dadurch aus, dass sie, um es kurz zu sagen, alle Verhältnisse antikisieren. Allerorten begegnen wir den terniinis technicis der römischen Heeres- und Staatsverwaltung, der Kriegführung und des Hoflebens. Kaiser Karl, sein Staat, Volk und Heer, seine Beziehungen zu auswärtigen Völkern und Fürsten werden durch- weg mit dem römischen Imperator und imperium identiiiciert.

Folgende Stellen sind besonders bezeichnend:

Vita c. 1. nam et opes et potentia regni penes palatii praefectos, qui niaiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, tenebantur.

praefectus aulae.

publicus populi sui conventus.

regni administrationem et orania quae vel domi vel foris agenda ac disponenda erant, praefectus aulae procurabat.

2. eundem magistratuni administrabat. claritate generis ceteris eminebat.

3. qui ex optimatum eins numero primores erant (20. 30. 6).

4. et domi et foris.

5. per legatos inandat.

se ipsum cum provincia, cui praeerat, eins potestati perniisit.

6. Foroiuliani ducatus praefeetum.

7. neque divin a neque humana iura poUuere.

imperata facturos polliciti sunt, obsides qui imperabantur dederuut.

8. functi sunimis honoribus.

9. quam niaximo poterat belli apparatu. direptis impedimentis.

uovissimum agmen. ubinam gentium.

11. animum ducis per legatos statuit experiri.

neque provincia, quam tenebat, ... ad regendum commissa est.

12. in quo et Saxones velut auxiliatores inter eeteras nationes, quae regis signa iussae sequebantur . . . militabant.

17. pontificibus et patribus, ad qnorum curam pertinebant, ut restaurentur imperavit, adhibens curam per legatos, ut imperata perficerent.

stationibus et excubiis dispositis.

18. animi dotes. praecipuae uobilitatis.

19. agmen extremum ex Satellit um numero ad hoc ordinati tue- bantur.

cuiquam aut suorum aut exterorum.

se earum contubernio carere non posse.

21. amabat peregrinos. quod illi gentilitium erat.

22. regiam extruxit.

satellitum et custodum corporis tnrbam.

23. exterarum gentium legati.

24. convivabatur rarissime.

velut pro tribunali sederet, lite cognita sententiam dixit.

25. erat eloqucntia copiosus atquc cxuberans.

in discenda grararaatica Petrum Pisanum senem audivit.

Einbarts Werke und ihr Stil. 551

27. votorum solvenclorum et supplicandi causa profectus est.

28. fidem regis implor.'ire. imperatoris et augusti nomen.

30. consortem sibi totius regni et iinperialis Hominis heredem constituit.

32. adpropinqnantis finis complura fuere prodigia. tacta etiam de caelo basilica. Ann. Laur. maj.

796. civili hello fatigatis. intestina clade addictis. collectis exercitibus. peragrata Saxonia.

797. in deditionem accepta. legatum absolvere.

798. totam Sixoniani poijulando peragravit. pri mores Saxonum.

799. post tot prospere gestas res (819).

800. praesidiis dispositis.

per 6 grin or um quam civium turmis. 803. qui tunc rem publica m regebat. 806. in fidem recipere.

809. se in deditionem illi venire,

810. victores tribulum victis imposuisse.

per omnes imperatori subiectas provincias.

811. ad Bononiam civitatem niaritimam.

813. confluentibus ad se passim popularium turmis.

814. ad suscepti regni administrationem cura conversa.

816. quam niaxirais poterat itineribus ad imperatorem venire contendit. conviviis opipare celebratis.

817. per legatum mandavit,

Italiae civitates in verba illius inrasse.

819. cui cura Baldricus esset subrogatus (824 in euius locum subrog.).

auxilio praetorianorum protectus.

praeter sarcinas et spolia diversi generis direpta.

totam provinciara ita pacavit.

820. ut primum herba pabulum iumentis praebere potuit.

821. qui suffragio civium et praetorianorum militum studio infulas imperii suscepisse dicitur.

822. quorum consilio et in re familiari et in negotiis ad regni commoda pertinentibus uteretur.

823. ad eum totius regni summa pertinebat. parum digne regnum administraret.

824. statum populi Romani iamdudum quorundam praesulum per- versitate depravatum.

825. ad fidem imperateris venire non dubitavit.

826. cura suis optimatibus.

si eura sibi vulgus regnare vellet.

827. ad motus Hispanicae marcae componendos. novarum rerum gentilicia levitate cupidi.

huius cladis praesagia eredita sunt visae multoties in caelo acies.

828. rerum gerendarura nimis cupidus.

cui tutela Corsicae insulae tunc erat commissa.

829. qui eatenus in marca Hispaniae praesidebat. populoque ad sua ire diraisso. ßß*

552 Einhalts Werke und ihi- Stil.

Ann. Einli.

741. ad reg-num ordiiiandum et provincias, quae a Francorum socie- tate descivetant, reciperandas.

742. illius provinciae ducem. ex provincia secedere.

743. illius loci pr im avium.

757. primores ac maiores natu Baioariae.

760. spondet se imperata facturum, obsides qui imperarentur daturum.

761. cum magno belli apparatu. totius imperii summa.

763. dimisso in hiberna exercitu.

767. exercitum a labore refecit.

768. rebus igitur aliquot prospere gestis.

769. pr o vincialium animos ad nova molienda concitavit. eui eadem provincia sorte obvenerat.

proeerum suorum pravo consilio.

771. comites ac primates, inter quos vel praecipui fuere.

774. dum haec in Italia geruntur.

775. nam cum pabulatores circa nonam diei horam reverterentur.

776. ad quos motus coniprimendos.

777. totum perfidae gentis senatum ac populura.

778. praecipuam illarum partium civitatem. extreniura agmen adorti.

plerique aulicorum.

pari modo sacra profanaque pessumdata. nullum aetatis aut sexus discriraen ira liostis fecerat.

779. stativa per aliquot dies habuit. in hiberna se recepit.

780. vota solvendi causa.

782. cum iam propter pabuli copiam exercitus duci poterat.

ut primo per exploratores ubi Saxones essent, vel quid apnd eos ageretur cognoscerent.

accitis cunctis Saxonum priraoribus de auctoribus factae defectionis inquisivit.

rex in hiberna concessit.

785. advectis ex Francia commeatibus.

unus aulicorum.

788. maiestatis reiis crimen.

789. ceteri Sclavorum primores ac reguli. 791. ibi subplicatio per triduura facta.

796. reliquum vero inter optimales et aulicos ceterosque in palatio militantes distribuit.

797. qui tunc Siciliam procurabat. exercitum per totam Saxoniam in hiberna divisit.

798. et in Abodritorum acie dextrum cornu tenuit.

799. totam Brittonum provinciam perlustraverat.

Also wie in der Vita, so werden auch in den Annalen antike Bezeichnungen für deutsche Verhältnisse gebraucht, oft in ganz sinnentstellender Weise, z. B. A. Einh. 763 'dimisso in hiberna exercitu', als ob der deutsche Heerbann stehende Winterquartiere gehabt, wie sie die römischen Legionen unter Caesar und den Kaisern in den Provinzen hatten. Zu 769 heisst es 'provincialium animos ad nova molienda concitavit'; es soll die Geneigtheit der Provinzen zum Aufruhr gegen das herrschende Land hervorgehoben werden, ganz wie bei den

Einharts Werke uud ihr Stil. 553

römischen Provinzen und Italien; 'cui eadeni provincia sorte obvenerat' sieht aus, als ol> Karl und Karlmann beim Tode Pippins gleich römischen Proconsuln oder Propraetoren um die Reichstheile geloost hätten. Von den Sachsen heisst es zu 777 echt römisch 'senatus ac populus', 791 wird eine dreitägige 'subplicatio' gehalten. Ueberall treten 'primores' und 'proceres' hervor, Laur. 819 und 821 'praetoriani', 821 sogar 'milites' und 'cives', 824 der 'populus Komanus', 796 ein 'bellum civile', Vita c. 17 'pontifices ac patres'. Eine solche Uebereinstimmung in dem Bestreben, auf Kosten der Deutlichkeit römische Begriffe auf deutsches Wesen zu übertragen, kann unmöglich zufällig sein; und es ist diese Erscheinung damals durchaus einzig da- stehend, nur ein einziger konnte in dieser gleichmässigen Weise verfahren, es ist eben Einhart.

§. 3. Den Hauptbeweis für unsere Behauptung, dass Ann. Einh. und Laur. maj. von Einhart verfasst sind, bildet nun die völlige Gleichheit des Ausdrucks im einzelnen, welche die drei Schriften zeigen. Hier ist die Uebereinstimmung eine so vollständige, dass wir gezwungen sind, A. Laur. maj. von 796 an und A. Einh. dem Einhart zuzuschreiben. Alle andern historischen Werke Jener Zeit kommen den Laur. maj. bis 795 viel näher, als Einharts Werken. Seine Ausdrucksweise steht gleichsam wie eine geschlossene Phalanx den andern literari- schen Producten des ausgehenden 8. und beginnenden 9. Jahr- hunderts gegenüber; schliesslich wurden viele seiner Wendun- gen und Ausdrücke geradezu typisch und erhielten sich lange Zeit. Einhart ist somit als der Vater des guten historischen Stiles im Mittelalter anzusehen, und welche Verehrung er ge- nossen hat, das bezeugt die vielfache Ausbeutung seiner Schriften bis in spätere Zeiten. Und erst nach mehreren Jahrhunderten finden wir wieder eine gewisse sprachliche Eleganz in der Geschichtschreibung, die Einhartsche Sprache wird aber von ihr bei weitem nicht erreicht.

In die folgende sprachliche Vergleichung musste natürlich die Translatio hineingezogen werden. Es kommen hinzu die A. Fuld. bis 794, deren wahrscheinliche Abstammung von Einhart wir anderen Ortes (Die Ann. Sith., Laur. min. Enharti Fuld. Dresden 1881. S. 44f.) dargethan haben. Sie bieten in ihrer Ausdrucksweise mit Einharts späteren Werken viel Aehnlichkeiten, auf welche aufmerksam zu machen, hier geboten zu sein scheint.

Bei der folgenden Zusammenstellung sind die hier ver- zeichneten Abkürzungen gebraucht: E. = Ann. Einh.; v. = Vita C. ; 1. = Laur. maj.; t. = Translatio; ep. = epistulae Einh. ; f. = A. Fuldenses.

E. diem obire 741. .55. 68. 800. v. c. 3. 1. 805. 10. 11. 17.

554 Einharts Werke und ihr Stil.

E. ceteris minor natu 741, 81. 80. maior natu 768. 69. 81. 86. 1. maior natu 810. 11. 14. 23. minorem filium 825.

E. ad spem regni concitavit 741. ad suscipiendum bellum c. 760. ad nova molienda c. 769. ad defectionem concitare 782. ut bellum susci- perent coucitarent 788. iu odium excitare 795. 1. qui nuntius imperatorem concitavit 810. ad bellum sollicitare 819.

E. in tantum ut 741. 77. 81. t. c. 18. 36. 83. 93. 1. 821. 25. 27 zweimal, iu quantum 825.

E. sine dilatione 741. 76. 83. v. c. 7. t. c. 52.

E. exercitu collecto 741. 47. 82. 1. 796. 98. f. 730.

E. in deditionem aceipere 741. 43. 44. 48. 67. 78. 79. v. c. 9. (susci- pere c. 6. 15). 1. 797. 801. 2. 10.

E. ad provincias reciperandas 741. 1. ad reciperaudam Dalmatiam 806.

E. a Francorum societate desciverant 741. 1. a Bulgarorum societate desciverant 8l8. E. a Francorum .societate defecerant 742. 1. in societa- tem recipere 822. ib. societatem facere. v. societ. separare c. 3.

E. ad regnum ordinand. animos intendunt 741. ad persequeudum Waif. animuni iutendens 768. ad capiendum regnum anim. int. 771. animo ad Saxonicam expedit. intento 779. ad reliquias belli eonficiendas animo intento. 1. 824 ad expedit. per se facieudam animo intento. E. oppugna- tjoni intentus 776.

E. provincia 741. 42, 46. 62. 69. 88. 94. 99. v. c. 5. 11. 13. 16. 1. 799. 813. 17. 19. 20. 21. 26. f. 726.

E. ferro et igni vastare 742. 61. 72. 74. 78. 89. 91. 98. 1. 809. 19. 22. 24. 27. f. 755. 61. 75. 78. 91.

E. illius loci primarium 743. praecipuam illarum partium civitatem 778. 1. maximam Smeldingorum civitatem 809. E. primores 757. 60. 75. 77. 82. 86. 95. proceres 769. primates 771. v. primores c. 3. 20. 30. 1. 798. 806. 8. 9. 11. 13. 15. 19. 22. 23. f. primates Saxonum 782. t. proceres c. 60.

E. dimissa expeditione 745. saeculari gloria dim. 746. ib. loco. ex- ercitu 60. 74. copiis 78. 91. Aquitania G9, oppugnatioue 76. 1. dimisso exercitu 818. societate 819. ib. conventu. E. omissa perfidia 785. proelio 94. itinere 99. nomine 800. 1. omissa oppugnatioue 817.

E. et Pippinus vacabat 745. v. vacare religiosae vitae c, 20. 1. vena- tioni vacans 805.

E. babitura mutavit 746. v. habitu perniutato c. 2. f. mutato liabitu 747. ib. religiöse victurus. E. religiöse vixit 788.

E. aliquandiu commoratus 746. aliquantum temporis moraretur 768. per aliquot dies moratiis est 780. per dies non paucos ibidem raoratus 782. per annos aliquot 785. nee diu moratiis 786. paucos ibidem dies moratus 799. moratus ibi dies aliquot 800. ib. septem non amplius dies moratus. t. Septem ibidem dies moratus c. 29. ibique aliquamdiu moratus c. 2. 93.

E. meliori consilio 746. salubro consilium 786. v. saniori usus con- silio c. 5. 1. saniori usus consilio 825. t. salubre consilium c. 53. ep. 16.

E. coUecta manu 747. 1. collecta popularium manu 809. coli, manu 815.

E. consedit 747. 60. 63. 84. liiematurus consedit 94. 96. in castris 99. castris positis 86. 97. 1. consedit 828. palatio 805. castris positis 799.

E. ex placito discesserunt 747. ex pacto discesseruut 775. 1. negotio iufecto disces.sura est 809. omissa oppugnatioue discesserunt 817.

E. Saxonum fidei diflidens 748. 1. popularium fidei diffidens 809.

E. copiis quae ad eum conflucbant 748, 1. conflucntibus ad sc popu- larium turmis 813.

E. in suam redcgit potestatem. v. c. 7. 1. 818. v. in suam ditionem redigere c. 14. 1. 822.

Einharts Werke und ihr Stil. 555

E. ad Pippinum perlata 748. regi adlata 7G. regi adlatum 82. ad eum perlatum 83. allatum est 92. 1. pcrlatum est ad . . . 804. adlatum est ei 823.

E. more ducum 748. more Francorura 750. more Francico 57. 67. more autiquorum priiicipum 801. 1. 801. more antiq. principum.

E. per quos mandavit 749. per legatos suos 760. 88. 96. per legatos regis 799. v. per legatos mandat c. 5. per legatos statuit c. 11. 1. per legatos reducitur 808. per 1. uunciavit 15. id. 19. per legatura mandavit 817. per I. suggessit 820. f. per legatos recipit 719.

E. summa potestatis 749. totius iraperii summa 761. I. summa totius regni 805. id. 823. v. summa imperii c. 1.

E. nomine fungi 750. 1. legatione fungi 807. id. 24. v. functi sum- mis honoribus c. 8.

E. in civitate Suessona 750. 1. apud Suessonam civitatem 826.

E. obstinatissime resistere 753. validissime 758. frustra sibi resistere conantem 773. resistere conati sunt 74. resistere temptarent 79. 1. fortiter restitissent 817. pertinacissime resisteret 827. f. imperio suo resistentem 742. imperio suo resistere conantem 769.

E. in qua expeditione . . . interfectus est 753. v. una tantum expedi- tione contudit e. 12. 1. in qua exp. venit 799. in qua expeditione . . . interfectus est 806.

E. a quo vel qualiter 753. t. vel a quo vel qualiter c. 15. 1. quid vel qualiter 827.

E. suggerens ei 753, 55. 1. imperatori suggererent 816. per legatos suggessit 820. t. c. 29. 58.

E. infestatio 753. id. 1. 805.

E. cum valida manu 755. ib. non minima manu, cum valida m. 787. 1. parva manu aggressus 819. ib. cum delecta manu. ib. cum valida manu.

E. non magno labore 755. 1. non multo labore 813. non magno 1, 816. 18.

E. manum conserere non ausus 755. bello certare non ausus 760. 1. cum eis congredi non auderent 815.

E. febre correptus 755. v. febribus corripiebatur c. 22. febre valida correptus c. 30. id. t. c. 2. id. 1. 819. 24.

E. anno superiore 756. 61. 95. id. 1. 798. 801. 6. 7. 9. 11. 14. 21.

E. tam quam 756 zweimal. 78. 80. 85. 86. 1. 822. t. c. 50.

E. exarcbatum ad Ravennam pertinentem 756. ad ecclesias pert. 760. ad rationem conventus 785. ib. ad rem. ad Saxones 789. v. ad regni potestatem pertinere c. 15. ad regni curam c. 17. t. ad vigilantium curam c. 31. ad illos 60. ancilla pertinens ad 79. fides ad nos pertinet 90. 1. ad civitatem 801. ad quem eura p. 817. ib. ad plurimos res p. ad ipsius curam 819. ad regni commoda 822. ib. ad utilitatem regni sui. ad legationera pertineutia 824. quae ad illius conventus rationem per- tinebaut 825.

E. vivendi terminum fecit 756. v. vitaeque termino prox. annos c. 32.

E. populi sui generalem conventum 757. 58. Gl. 63. 64. 65. 66. 70. 71. 72. 75. 76. 77. 79. 82. 87. 88. 94. 95. populi sui publicum conventum 785. id. V. c. 1. f. conventum habere 777. 80. 82. 1. id. 806. placitum generale h. 811. generalem populi s. conventum h. 812. 13. 14. 15. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 25. 28. 29.

E. in manus regis se commendavit 757. 1. d. regi se commendavit 797. in manus illius se commendavit 814.

E. in praesentiam regis pervenerunt 757. ad regis conspectum 763.

556 Einharts Werke und ihr Stil.

ad regis conspectum adducere 768. 81. 1. ad praesentiam adducti 801. in conspectum imp. venire 819. v. ad c. venire c. 10.

E. commissis passim proeliis 758. 1. confluentibus ad se passim tur- mis 813.

E. ut rata esse deberent 758. v. ut distributio rata permaneret c. 33.

E. immatura niorte praeventus 759. v. festinata fuisset morte prae- ventus c. 14. propter festinatum illius decessuiu 17.

E. contractis undique copiis 760. 63. 69. id. v. c. 11.

E. hello se res exaeturum 760. se bello Wasconiam ingressurnm 769. V. bello se eura expostulaturum c. 5.

E. bello certare 760. v. c. 9.

E. spondet se imperata facturum, obsides qui imperarentur daturum 760. 69. 75. 76. 81. 87. 89. v. c. 7. 10. 11. 1. 824. 26.

E. animura adeo mitigavit 760. 1. ad mitigandos Gothorum animos 827.

E. ad fidem promissionibus faciendam 760. v. sacramento fidem facere c. 6.

E. satius tarnen ratus 761. v. satiusque iudicavi praef. t. satius esse arbitratus c. 22.

E. ultionem exigeret 761. v. poenain ab eis exigeret c. 7.

E. cum magno belli apparatu 761. v. quam maximo poterat b. a. c. 9. cf. 13.

E. quaedam opida atque castella manu cepit 761. 1. manu capti.'^ aliquot castellis 808.

E. in quibus praecipua fuere 761. 67. 71. v. inter quos vel praecipui sunt c. 12. 15. 1. inter quas praecipua fuit 814. 23. 26.

E. primogenitus filius 761, 1. id. 824. 21 primogenitus imperatoris.

E. bello finem imponere cupiens 762. inoboedientiae 769. v. bello celerrimus finis impositus est c. 11.

E. pascbalis festi soUemaia 762. sollemne 64. saera 67. sollemni- tatem 72. id. 77. s. paschale fe.stum 86. s. pasclia 88. 92. die sacra- tissima . . ad missarum solemnia 801. v. in praecipuis festivitatibus c. 23. 28, 1. sacratissiniura sanctum pascha 808. celebratis ex more missarum sollemniis 816. sacro paschali festo solemniter celebrato 825. sacrosanctum dominicae nativitatis diem 829. t. sacrosanctus thesaiirus c. 19.

E. congruo tempore 763. id. 768. v. congrua loca c. 9. 1. per con- grua loca 800. tempus congruum 824. congruo modo 829.

E, in Franciam se recepturus 763. in Galliam se recepit 794. 782. 1. in Gallias se recepit 796.

E. aegritudine simulata 763. v. id. c. 20.

E. ulterius se venturum 763. progredi 84. v. c. 11 ulterius commissa. ulterius rennuendum c. 12. t. ulterius non contingat 5. ulterius appareret 39. u. attingam 43. u. redire noluit 93.

E. valida atque aspera hiems 763. in ipsa hiemalis temporis asperi- tate 786. 1. biems prolixa et aspera 821. b. aspera valdeque prolixa 824. f. hiems valida et praeter solitum prolixa 764.

E. immanitas frigoris 763. 1. 811. 24.

E. dilataque in futurum expeditione 764. 1. dilatique per tot annos adventus sui 823. aggredi distulit 824. respondere distulit 826. v. c. 20 mentionem facere distuli.

E. domi se continuit 764. id. 65. 1. munitione castelli se suosque continuit 819.

E. deposito praesidio 760. ponere 775. 76. 1. praesidium in ea posi- tum 802. 809. 22.

E. nee non et 766. t. c. 14. 1. 804. 6. 7 (3mal). 22. 27. 28. 29. v. c. 27.

Einharts Werke und ihr Stil, 557

E. cuius rei nuntius 767. 78. 82. 93. 99, 1. 814. 24. 26. f. 755.

E. evocato exercitu 768. v. evocatum ad se Hlud. filium c. 30. 1. evo- catum ad se filinm 813. nepotem 814 Adalhardum 821. quos ad hoc evocare iusserat 822. legatum ad se evocatum 826.

E. rebus igitur aliquot prospere g-estis 768. rerum feliciter gestarum 778. V. summa prudeiitia atque felit-itate gessit c. 15. 1. post tot prospere gestas res 799. rebus prospere gestis 811. parum prospere 819. parum digne regnum administrasset 823. multa prudenter administrasset 827.

E. nee prius destitit quam 768. 97. v. non prius destitit quam c. 6.

E. aegritudine decubuit 768. v. febre valida corroptus decubuit c. 30. 1. pedum dolore decubuit 813. aegritudine dee. 815. 21. 24.

E. consensu omuium Francorum 768. uno omnium assensu 788. V. eunetorum consilio c. 30. 1. summo omnium consensu Francorum 814.

E. insignia regni susceperuut 768. victoriae 798. 1. id. 798. infulas imperii suscipere 821. f. infulas regni suscipere 768.

E. regnum inter se partiti sunt 769. v. regni corpus ex aequo parti- rentur c. 3. regnum partitus c. 18.

E. conquiescere non potuit 769. in brevi conquievit 785. 1. quicquid rebelle videbatur conquievit 818.

E. regnum adfectans 769. f. potestatem quandam 748. regnum 750.

E. ad nova molienda 769. multa raoliri 773. res novas moliri 776. id. V. c. 6. 1. id. 8 18. novarum rerum cupidus 827. cf. v. molitus est et classem c. 16. v. societatem separare molientibus c. 3. 1. nihil molitus 820.

E. pravo consilio ne id faceret irapediebatur 769. 1. consilio suorum iuhibitus 804. pravorum horainum consilio 817. morum pravitas 816. perversitate depravatum 824. t. pravos mores c. 1.

E. fugientem Huuoldum persequitur 769. fugientium terga insequi 775. 82. f. fugientes persequi 717.

E. notitia locorum 769. 78. ib. iniquitas locorum. v. loci iniquitas c.9.

E. tutum se ibi fore arbitratus 769. f. nee ibi se tutum esse ratus 750.

E. ea conditione maudata 769. v. ea conditione praemissa 3. pro- posita 7. 1. conditiones proponere 819.

E. si dicto sibi audiens non esset 769. dicto audiens non esset 786. v. dicto audientes non erant c. 10. 1. id. 816. dicto audiens non esset 826.

E. neque inde privis digressurum 769. inde regredi 775. 88. 97. Roma digrediens 781. Aquisgrani d. 800. t. inde digressus c. 46. 1. Aquisgrani palatio digrediens 800. inde digredi 823.

E sine cuuctatione 769. 81. nihil sibi cunctandum 782. t. nihil moratus c. 14. E. sine mora 772. 76. 80. 81. t. c. 11. 17. 52. 53. 72. 83. 91. laur. 810.

E. peracto propter quod illo profecta est negotio 770. venerat 779. t. peracto propter quod venerat negotio c. 2. illo e. 23.

E. Saxoniam hello aggredi statuit 772. 75.89. f. Sax. hello aggressus 772.

E. siti confectus 772. v. senectute confectus c. 30. t. aegritudine c. 67.

E. castris contiguus 772. terminos sibi contiguos 74. v. termini in piano contigui c. 7. Germanico litori contiguae 17. basilicae eontigua 32. 1. Foroiuliensibus paene contigui 820. Soraborum finibus eontigua 822, terminis Britanniae contiguam 824. f. regiones Eheno eontiguas 716. t. cryptam basilicae contiguam c. 7. viae nostrae eontigua 19. eidem loco contiguus 56.

E. terreno itinere 773. id. 1. 817. f. marino itinere 755.

E. eadem qua venerat via regressus 773. 89. eadem qua venerat velocitate reversus 76. via qua venerant reversi 91. 1. qua venerat via reversus 826.

558 Einharts Werke und ihr Stil.

E. diligenti cura pertractatis 773. 1. ad quod explorandum ac diligenter investigandum 823, ib. ob cuius causam diligentius explorandam. id. 824.

E. bellum sibi suscipiendum ratus 773. sibi festinandum iudicans 75. Saxoniam statuit esse petendam 7G. nihil sibi cunctandum arbitratus 82. aliter faciendum sibi iudicans 86. non sibi ferendam ratus 89. t. ratus- que sibi oblata occasione utendura c. 23. 1. nihil inconsulte gerendum iudicans 826. nihil sibi ultra faciendum ratus 823.

E. superatoque Alpium iugo 773. Pirinei iugo 78. in P. montis iugo 92. V. saltuque Pirinei superato c. 9. t- ipsa montium iuga c. 56. 1. in ipso Pirinei iugo 824.

E. totum hiberni temporis spatium consumpsit 773. per tot. hib. temp. spatium 785. tot. autumni temp. consumpsit 792. 1. consumptoque ali- quante tempoi-e 809. consumptisque .... 40 diebus 824. totum hib. temp. spatium impendit 828,

E. dum haec in Italia geruntur 774. 1. dum haec aguntur 826. t. sub idem fere tempus c. 41. 49.

E. peroportunam nancti occasionem 774. 78. 98. 1. nancti occasiouem 819. 21.

E. fatigatam longa obsidione 774. v. longa obsidione fatig'averat c. 6. 1. civili hello fatigatis 796. adversa valetudine f. 802. ib. frequenti ob- sidione fatigata. adversa fortuiia fatigati 807. assiduis incursionibus f. 827.

E. quam ceterae civitates secutae se regis potestati subdiderunt 774. quem ceteri primores ac reguli omnes secuti 789. 1. quem ceteri secuti non solum . . . se dediderunt 817.

E. subacta et pro tempore ordiuata Italia 774. pro tempore ordinatis atque dispositis 780. provinciam ordinavit atque disposuit 788. rebus secundum tempus dispositis 789. rebus dispositis 799. v. subacta Italia c. 6. 1. ad disponendam Saxoniam 797. ordinatis . . . rebus 801. id. 815. ordinatis causis 803. disposita pro temporis conditione Saxonia 810. utili- tatibus pro temporis oportunitate dispositis 816.

E. in patritiatus ordine atque liouore consenuit 774. v. in magno apud eum honore consenuit c. 18.

E. inceudiis et direptionibus cuncta devastans 774. 82. cuncta caedi- bus atque incendiis permiscendo 785. v. in quibus caedes et rapinae et incendia vicissim fieri non cessabant c. 7. 1. incendiis et direptionibus in- festare non cessans 825. rapinis atque incend. 827.

E. cum ingenti praeda regressus est 774. 1. id. 809. reversae sunt 820. capta non inmodica praeda 822.

E. primo impetu. in piima congressione 775.88.98. 1. in pr. congr. 819.

E. unus e primoribus 775. unus ex pr. 795. 1. unum de optimatibus 805. unus de primoribus 826.

E. quanta potuit celeritate 775. 83. 86. potuissent 82. ib. summa festinatione. quanta potuit instantia 87. pertinacia 92. t. qua potui facul- tate c. 1. quanta potuerunt celeritate 3. 26 93. potuissent 46. potui 14. quanta potui instantia 24. virtute 38. diligentia 7.

E. deficeie ad aliqucm 776 zweimal. 1. 806. 8. 20. 27.

E. ad quos motus comprimeudos 776. 1. id. 817. v. bis motibus ita compositis c. 12.

E. occurrerunt qui nunciarent 776. 1. craut et qui dicercnt 823.

E. eruptione facta 776. 1. id. 813.

E. conatus illa festinatione praeverteret 776. intentionem regis prae- venisset 786. v. praeveuit hoc dux c. 10. t. consilio eorum praevenire 7. adventum festinando praevenire 13. ib. legatos Roma venicntes praecessit. 1, adventum praeveniens 816. praecedere 823, ultionem praevenire 828.

Einharts Werke und ihr Stil. 559

E. prima veris adspirante temperie 777. 79. 83. 91. 800. t. c. 20. I. 813. 11. 20. 25.

E. fidein promissionibus habere 777. t. fidem dictis habere c. 5. ib. promissis. 1. fidem adhibere pollicitationibus 823, t. verbis fidem ad- hibere c. 57.

E. gentis senatum ac populum 777. v. pontificibus et patribus impe- ravit c. 16.

E. in tantum se regis potestati permisere 777. v. se ipsura cum pro- vincia eius potestati permisit c. 5. supplex se regi permisit 11. 1. ditioni eius se permittere gestiebat 819.

E. spem haud frustra concipiens 778. t. c. 25. 65. 67. 72.

E. extremura agmen 778. v. id. c. 19. novissimi agrainis c. 9.

E. tarn armis quam aaimis praestare 778. v. qua eis longe prae- stantior erat c. 28.

E. g-enere imparis pugnae 778. 1. se penitus imparem 819. v. red- didit impares c. 9.

E. quos rex copiis praefecerat 778. quibus eura rex praefecerat 777. quibus Theodericum praefecerat 791. 1. alterum Baioariae praefecit 817.

E. plerique aulicorum 778. nnus aulicorum 785. inter optimates et aulicos 796. v. praefectus aulae c. 1. t. secuudum consuetud. aulicorum c. 22. sub ipsis aulicorum obtutibus 34. omnium aulicorum 60. apud aulicos 67.

E. in diversa dilapsus est 778. in diversa fugatis 784. in diversa 764. in externa profecti 741. v. in diversa disperguntur c. 9. t. ad sua redire 43.

E. direpta impedimenta 778. v. c. 9.

E. vulneris acceptio 778. pacatio 87. 1. irapetratio 816. ib. impo- sitio. concessio 819. cuius resolutio 821.

E. magnis itineribus ad eos ire contendunt 778. 1. quam maximis poterat itineribus ad imp. venire contendit 816.

E. vana spe ducti 779. vanis spebus 782. v. vana spe inflatus c. 14.

E. stativa per aliquot dies habuit 779. 80. 91. 1. id. 808. 10. 15.

E. temporis oportuuitas adridere (visa est) 780. 83. pro rerum oportuni- tate 799. ib. si oportunitas eveniret. 1. oportnuum tempus adrisit 814. arri- dente verua temperie 825. oportimum tempus 814. 15. temp. oportunitas 816.

E. adridere visa est 780. 1. flagitare videbatnr 824.

E. operam impendit 780. 800. v. praef. c. 19. t. c. 21.

E. residuum hiemis 780. resid. portio 786. 1. reliquum aestivi calo- ris 821. reliquum aestatis tempus 823. v. quod reliquum erat tempor. vitae c. 2.

E. electi ac directi in hanc legationem 781. t. legatos S. Rom. eccl. directus c. 13.

E. cor eius emollitum est 781. v. ita domiti et emolliti c. 7. 1. mol- lities hiberni temporis 801. hiemps moUissima 808. aeris emolliti 814.

E. de sua salute dubitare 781. 1. de reditu desperare 817.

E. nulla sit necessitas 781. 1. id. 827. quae rerum necessitas flagi- tare videbatur 824. si necessitas exigeret 826. t. quod rei familiaris necessitas postulasset c. 36. quaedam necessitas compelleret 56.

E. cum iam propter pabuli copiam 782. 1. ut primum lierba pabulum iumeutis praebere potuit 820.

E. et audivit et absolvit (legatos) 782. 97. 99. 800. 1. 97. 98. 800. 802. 6. 11. 12. 14. 17. 21. 24. 27. 29.

E. campos inter . . . interiacentes 782. 98. t. c. 1.

E. qui eis erant contermiui 782. v. Baioariis ab Oriente contermini c. 11. 1. Alamauniae contermina Burgundia 823. contermini Bulgaris 824.

560 Einharts Werke und ihr Stil.

E. contumacium audaciam comprimerent 782. perfidae gentis contu- maciam compr. 786. contundendam perf. gentis contumaciam 797. 1. con- tumacium audaciam comprimere 816. audaciam coercere 820.

E. spoliaque diripienda 782. 83. 88. 96. 1. spolia diripere 819. v. sp. sublata c. 13.

E. prout quemque velocitas tulerat 782. v. prout videbatur c. 1. t. prout poterant c. 4. prout voluntas eorum tulerit c. 50. prout gesta erant c. 67. 1. prout videbatur 825. prout quisque nocentior . . . apparebat 818.

E. quo cum esset male perventum 782. quo cum venisset 86. cum primum ventum est 89. t. quo cum esset perventum c. 23. cumque eo loci perventum esset 53. cumque perv. esset 81. 1. quo cum pervenisset 817. venisset 824.

E. de auctoribus inquisivit 782. a legatis inquiieret 787. 1. famae veritatem inquirere 804. ad investigandam rei veritatem 823.

E. re perpetrata 782. 83. v. id. c. 9. 1. 823.

E, morem gereutes 782. t. id. c. 36.

E. una die decollati sunt 782. 1. ac deinde fuisse decollatos 828.

E. de omnimoda defectione 783. Saxonum omnimoda defectio 793. 1. omnimoda defectione desciverunt 816.

E. sicut dispositum habebat 783. Pannoniam petere disposuisset 793. 1. sicut dispositum habebat 822. sicut prius disposuit 823. sicut prius dispositum habebat 829. t. ire dispositum habebat c. 13. habent c. 15.

E. more solemni 783. 85. 88. 90. 95. v. c. 31. (solemniter c. 2. 3). t. c. 29. 32. 37. 38. 39. 42. 1. 819. 20. 21. 22. 25. 26. 29. solemniter 812.

E. acie confligere 783. v. id. c. 8.

E. adunatis copiis 783. v. Francis adunati c. 7. 1. aduuatis omnibus copiis 824.

E. duxit uxorem 783. v. c. 18. 1. 819, 21.

E. ex qua procreavit 783. v. id. c. 18.

E. ex iugitate pluviarum 784. propter iuges pluvias et terram nimio humore naturaliter infectam 793. 1. propter iuges pluvias et aerem nimio humore resolutum 820. iugitas pluviarum 821. t. ac iugi pluvia c. 18,

E. in Westf. finibus sedere 784. sedens super litus oceani 789. in Baioaria 92. 1. in hringo sedere 796. trans Albim 98. super Albiam 804. super Albim 806. in Venetia 807. in Pannonia 827. in ripa Aegidorae 828.

E. Albi atque Salae flum. adiacent 784. t. in campo adiacente c. 20. adiacentibus illis 28. 1. litori adiacentibus insulis 810. regionibus Rheno adiaceutibus 823. Daciam Danubio adiacentem 824.

E. hoc loco uomen erat 784. v. nam hanc provinciam ea gens tum incolebat, c. 13. tot enim annis reguaverat c. 15. etc. 1. hoc enim loco nomen 797. nomen elefanto erat Abulabaz 802. hoc erat nomen legato 811.

E. hieraalis temporis asperitas 784.86. propter hiemis asperitatem 811.

E. tam per se ipsum quam per duces quos miserat 785. v. quin aut ipse per se ducto aut per comites suos misso exercitu c. 7. 12. 1. vel per se ipsum vel per legatos.

E. ingenti clade adfecisset 785. 1. iucommodo graviter affectus est 820. gravi damno adfectum 819. graviter affecisset 817.

E. publicum populi sui con ventum 785. v. id. c. 1.

E. fidei alicuius se committere 785. t. fidei alicuius aliquid com- mittere c. 22.

E. auctores conspirationis 785. coniuratioiiis 792. v. id. c. 20. 1. factionis prineipes 801. auctores 815. coniurationis principes 817.

E. privatione luminum 785. v. luminibus orbari c. 20. 1. id. 818.

Einliarts Werke und ihr Stil. 561

E. exilii deportatione condemnatis 785. exilio religari 788. depor- tari 800. v. exilio deportari c. 20. 1. id. 801, 18. 19. 20. damnari 801. condemnari 819.

E. in ultimis Galliae finibus 786. v. in extrema quadam parte Galliae c, 10.

E. tributarius factus 786. v. tributarias efficeret c. 15. f. id. 737.

E. imposituni sibi vectigal 786. 1. tributnm imponere 810. f. id. 758.

E. mira celeritate compressit 786. f. id. 742.

E. longe aliter iudicans 786. t. c. 4. 7. 18.

E. Capuam Campaniae civitatem accessit 786. v. Capuam Camp, urbem accessit c. 10.

E. precibus adnuens 786. preeibns abnueudum 787. v. imperata facere rennuendum c. 12. 1. adnuere 805. 26. abnuere 809. 10. 12.

E. maritima civitas 786. v. id. c. 15. 1. 809. 11.

E. obsidatus gratia suseepto 786. v. o. g. retento c. 10. f. in obsidatum accepit 787.

E. intercedere curavit 787. liberare 88. 92. 98. v. devehenda curavit c. 26. facere 27. t. referre c. 5. nuntiare 15. 16. intimare 17. 33. cele- brare 20. facere 21. 24 etc. I. nuntiare curavit 819.

E. intercedere apud 787. 1. 801.

E. se maguopere velle 787. t. summopere c. 27. 1. summopere defen- dens 823.

E. a fide discedere 787. I. a fide deficere 799.

E. infecto pacis negotio 787. t. infecto negotio c. 6. hoc infectum remansit c. 17. 1. negotio penitus infecto 809. quod remansit infectum 810. negot. remansit infectum 814. infecto pene negotio 819.

E. ad extremum 787. t. c. 17. 1. 819. '

E. mentionem facere 787. 96, v. c. 20. t. c. 1. 12. 14. 22. 47. 48. 91. 93.

E. atque exercitu in tres partes diviso 787. 1. diviso in tres partes exercitu 824.

E. fluvium qui Alamannos et Baioarios dirimit 787. v. is fluvius Baioarios ab Alamannis dividit. cf. c. 15.

E. procul dubio 787. v. c. 28. t. 93.

E. sibi consulere 787. 1. sibi consulere 813. nisi fugiendo sibi con- suleret 819.

E. maiestatis reus capitali sententia damnatus est 788. reus maie- statis 792. id. 801. 1. id. 801. 20, eadem sententia damnati sunt 801, capitali sententia damnari 818. 20.

E. morti addictum 788. 1. intestina clade addictis 796.

E. monasticae conversationi mancipatus 788. v. religiosae c. manci- pata c. 18. 1. monasteriis mancipari 818. ib. conversari. monasticae con- versationi mancipavit 822.

E. duobus exercitibus comparatis 788. 89. copiis 91. 1. ad classem parandam 801. classe comparata 810. 15. copiis 812.

E. victi fiigatique sunt 788. 1. victi ac fugati s. 807. victa atquo fugata 809.

E. propria lingua 789. propriis manibus 794. 1. propria industria 827.

E. amnem duobus pontibus iunxit 789. 1. Albiam ponte iunxit 808. flumina velut pontibus iuncta 821.

E. vallo munire 789. 1. id. 808.

E. inposito praesidio firmavit 789. t. impositis firmasse praesidüs 817.

E. et in sua numerositate confidens 789, v. paucae n^^merositatis c. 1.

E. ceteris et nobilitate generis longo eminebat 789. v. et claritate generis et ceteris eminebant c. 2. 1. ceterisque praeeminens 826.

562 Einliarts Werke und ihr Stil.

E. Quem ceteri . . . secuti 789. id. 1. 817.

E. vicissim 790. v. id. c. 7.

E. de eonfiniis 790. v. confinia c. 15. 1. 801. 4. 13. 17. 28.

E. seminarium et origo 790. v. causa et origo c. 20.

E. per otium torpere 790. v. id. c. 19.

E. secunda aqua 790. 91. t. c. 14. 1. 806. 19. 26.

E. vicem reddere 791. v. reddere 94. v. vicissitudinem reddere c. 7. 1. vice fungi 824.

E. Pannoniam petiturus 791. v. Baioariam petiturus c. 11.

E. inter Baioariorum et Hunorum medius currens 791. v. fertilissi- mos Hispaniae agros secans c. 15. t. inter Necearum et Moenum fluvios medius c. 2.

E. certus duorum regnorum linies habebatur 791. v. certo limite disterminant c. 7.

E. in quo is Danubio miscetur 791. Moeno 93. v. Balearico mari miscetur c. 15. t. Gaspentia fluviolus Moeno miscetur c. 20.

E. facta est haec expeditio 791. v. expeditionem fecit, 1. 797. 812. 16. 22, 24. 25.

E. sine omni rerum incommodo 791. 1, absque ullo gravi incommodo 806. cum magno copiarum suarum detrimento 808.

E. in uecem regis conspiraverant 792, 1. in necem alicuius consen- tire 823.

E. pons navalis 792. f. 792. 1. navali exercitu 827.

E. interdiu noetibus 793. 1. et noctu et interdiu 819. sereno atque interdiu 823.

E. de diversis terrarum partibus adlata sunt 793. 1. diversarum rerum uuntii ad eum deferuntur 810. quae de diversis partibus venerunt 825.

E. illius limitis custodes 793, praefectus Brit. limitis 99, v. Brit. limitis praefectus c. 9, 1. Hisp. limitis custodes 810. Nordmannici 817, praefectus Saxonici limitis 819. 26.

E. proelioque conserto 793. v. consertoque cum eis proelio c. 9. 1. cum qua et proelium conseruit 828. f. conserto cum eis proelio.

E. cum alia medietate 794. 1. cum raedietate 799. ib. cum altera m.

E. amissa victoriae spe quam sibi paulo ante falso pollicebantur 794. V. ut sibi totius Germaniac promitteret potestatem e, 14. 1. haud dubiam sibi victoriam pollicebatur 827,

E, magna ex parte 794. 96. 1, 801.

E. Romae Hadriano defuncto Leo pontificatum suscepit 79G. f. Adria- nus ßomae pontificatum suscipit 796.

E. in palatio suo militantes 796. v. in quo . . . militabant e, 12. t. cui tunc miiitaveram c. 2.

E. perfidiae suae poenas dedit 796. 1. id. 826.

E. spontanea deditione 797. 1. sponte se coniunxerunt 808. vel iussae vel sua sponte 823.

E. qui tunc Siciliam procurabat 797. v. negotia praef. aulae pro- curabat c. 1.

E, ob iustitias faciendns 798, 1. ad iustitias faciendas 798.

E. superbia elati 798. I. secundis rebus e. 813. superbia e. 819.

E, in societatem recepti 798, ], in societatem regni recepti 821,

E. fusi igitur fugatique 798. 1. fusara fugatamque profligare 828.

E. impune occidere 798. 1. i, versari 819, vastare 828.

E. excaecatus est 798, 1. id. 798, 99. 823.

E, totidem 798. 1, 807.

E, piraticam exercere 798. ,v. c. 14.

Einharts Werke und ihr Stil. 563

E. erutis oculis, lingua quoque amputata 799. v. erutis oculis lingua- que amputata c. 28.

E. vicarium S. Petri 799. f. Petro apostolo et Stephano papae vicario 756.

J2. perfidae g-entis instabilitas 799. v. eoruin mutabilitate c. 7.

E. pontificis praestolatur adventum 799. 1. minarum praestol. even- tum 810.

E. de loco resiirrectionis dorn. 799. v. locumque re.surrectionis c. 16.

E. pracsidia disposiiit 800. v. c. 9. 1, 800. 8. 9.

E. iter condixit 800. 1. id. 800. pax 811. 28. eonventus 21. 23. 26.

E. laudes dicendo 800. t. Deo laudes dicentium c. 18. 21, 31. 59. 68. 1. 800. 812.

E. coronam capiti eins imposuit 801. v. inpositoque capiti eins dia- demato c. 30. 1. coronam capiti eins imposuit 801. coronam illi im- posuit 813.

E. imperator et Augustus appellatus 801. v. imperatoris et augusti nomen accepit c. 28. imp. et aug. iussit appellari c. 30. 1. et regem ap- pellari iussit 813. ceteros reges appellatos 817.

E. huius factionis principes 801. f. auctoribus factionis 792.

t. nullo Romanorum civium sentiente c. 8. ad notitiam civium per- venire c. 12. 1. civili hello fatigatis 796. sufifragio civium 821.

t. per continuos Septem dies c. 12, 16. per continuum quinquennium c. 39. V. per continuos novem annos c. 3. triginta tres c. 7. 1. per con- tinuos quinque dies 815.

t. triduo exacto c. 15. post unum mensem exactum 46. 93. v. vix ullus aunus exactus sit c. 7. 1. duobus exactis mensibus 816. sed nondum exacto 817. paucis exactis diebus 824.

t. et eo amplius c. 9. vel eo amplius 26. 29. 39. 48. v. aut eo am- plius c. 3. vel c. 32. 1. et eo amplius 813. 17. 21, 28. vel 816. 19.

t. iterum se ad orationem inclinavit c. 32, 1. se inclinaverat 801.

t. et revera c. 38. 92, 1. 810.

t. natione Anglus c. 37. f. 717.

t. gestit aninius c. 30. 1. 819.

t. ad versa valetudo c. 61. 1. 800.

t. parva temporis mora interposita c. 40. sine ulla interposita mora 53. 67. sine morarum interpositione 48. paucis interpositis diebus 65, nee longa interposita mora 68. v. paucis interpositis diebus c. 8. I. id. 824. sine morarum interpositione 826.

t. tunc temporis c. 14. 60. 67. 1. 808. 15.

t. ad orientem respicit c. 27. 1. qui Saxoniam respicit 808. 813.

V. incepto desistere c. 5. 1. 815.

V. socius regni c. 6. 1. socius imperii 817. 24.

V. ex parte non modica praef. 1. id. 829.

V. ad unum omnes c. 9. I. omnes usque ad unum 810.

V. noctis beneficio prolecti c. 9. 1. auxilio praetorianorum protectus 819.

v. expeditionem mittere c. 10. id. 1. 801.

v. obequitantem . . . c. 13, 1. moenibus obequitare 813.

V. incendio conflagrare c. 17. 1. id. 813.

V. nationes perdomuit c. 15, 1. id. 813.

V. Sueones c. 12, 1. id. 813,

V. curam adhibere c, 16. 1, id. 817.

1. famosissimi amnes 821. f. urbes famosissimas 736. v. praef.

V. adversae fortunae . . c. 19. 1. adversa fortuna fatigati 807.

V. non minimum terroris incussit c.30. 1. ingentem timorem incussit 828.

564 Einharts Werke und ihr Stil,

Man ersieht hieraus, dass der sprachliche Ausdruck für gewisse Zustände und Verhältnisse , zumal insoweit er den classischen Autoren entlehnt ist, in dem Masse übereinstimmt, dass es schwerer wiegende Gründe bedürfte, als man bis jetzt geltend gemacht hat, um die Ann. Einh. und Laur. dem Ein- hart absprechen zu können.

Noch ein Zeugnis für die Richtigkeit unserer Annahme sei hier gebracht. Die Vita vind A. Laur. benutzen die divisio imperii von 806 (Leg. I, 140 42). Die Vita hat dieser entlehnt: c. 3 totum regni corpus ex aequo partirentur, praef. ad divis. 1. c. p. 140: totum regni corpus dividentes; A. Laur. 806: ut sciret unusquisque illorum quam partem tueri et regere debuisset, praef. ib. quisque illorum tueri vel regere debeat porcionem.

Einharts Werke sind dann besonders in Fulda fleissig studiert und benutzt worden ; an seinem Ausdruck und Sprach- gebrauch hat sich Rudolf von Fulda gebildet, dessen Annalen oft ein ziemlich getreues Abbild Einhartscher Ausdrucksweise geben.

Man vergleiche hierzu:

831. filiorum suorum animos concitavit. A. E. 769 provincialium concitavit.

838. conventu generali habito. cf. A. E. 757 etc.

839. cedere tempori, V. c. 5 labori.

840. infecto negotio, A. E. 787. morbo invalescente A. Laur. 818. aegrotare coepit viell. nach Laur. 768. cum manu valida A. E. 755.

841. totum hiberni tempus comsumere A. E. 773.

842. collecta orientalium non minima manu A. E. 747 u. 755. rebus desperatis A. E. 774.

capitali sententia damnare A. F,. 788.

843. crebris incursionibus infestare V. c. 12. in locum alicuius subrogare A. L. 824.

849. ad quorum motus comprimendos A. E. 776. A. L. 821. equo sedens A. E. 799.

850. in fidera recipere A. L. 806.

in societatem regni recipere A. L. 821. piraticam exercere V. c. 14. A. E. 798.

851. obsidione fatigare V. c. 6. A. E. 774.

852. suberant et aliae causae V. praef. u. c. 7.

854. regno pulsus A. Laur. 808 de stirpe regia cf. Fuld. 751.

855. parum prospere ducto exercitu A. Laur. 819.

856. tributarios fecit A. Einh. 786,

857. patria pulsus apud Zistiborum exulabat. A. L. 810 patria pulsu.s, ib, 813 relicta patria apud Sueones exulabat.

scribere distuli V. c. 20 mentionem facere distuli.

858. acie congredi A. L, 810.

ad disponenda regni negotia diligentiam curamque convertit A. L. 814

et ad suscepti regni administrationem cura conversa.

861, res novas molitus e.st A. E, 776, V. c. 6, A. L, 818, maiestatis reus A, E. 788. 92. revera A. L, 810, fraude decipere

A. Einh. 775. ob eandem causam diligenter investigandam 1. 823.

Eiuharts Werke und ihr Stil.

565

A n li a n g*.

Unsere Annahme, class die Vita Caroli, die Ann. Laur. von 796 829 und die Ann. Einh. von demselben Autor verfasst sind, erfahrt noch von einer anderen Seite die erwünschte Bestätigung.

Wir sehen nämlich, dass in allen drei Schriften der Ver- fasser bestrebt ist, an Stelle der zu seiner Zeit gebrauchten und zum Theil schon erheblich veränderten geographischen Eigennamen die antiken zu setzen. Also auch auf diesem Gebiet hat er sich an seine classischen Muster angelehnt, zum Theil aber hat er hierfür ganz besondere Studien gemacht. Das ergiebt sich mit voller Sicherheit aus vielen Stellen. Denn es werden nicht nur statt der üblichen deutschen Namen die alten römischen gewählt'), sondern auch ganze Landestheile mit den technischen Bezeichnungen genannt, welche zur Zeit des römischen Kaiserthums galten^). Dass hierbei eine be- wusste Absicht vorliegt, erkennen wir ganz deutlich aus Ein- harts Ueberarbeitung der Laur. maj., den Ann. Einh., mehrfach auch aus der früheren, den A. Fuldenses. Bei jedem geogra- phischen Namen, den Einhart in seinen Quellen gefunden, scheint er nach dem antiken Wort gesucht zu haben; wenn er ein solches nicht fand, so hat er wenigstens dem deutschen Namen eine der lateinischen Sprache angemessene Form gegeben.

Diese geographischen Kenntnisse Einharts sind nun zum Theil die Frucht seines eingehenden Studiums der römischen Historiker, zum Theil hat er aber auch zu diesem Zweck die i'ömischen Geographen, besonders Plinius L. III IV. und Mela ausgiebig benutzt. So ist er es gewesen, der zuerst das Fran- kenreich in seine alten Bestandtheile Gallia und Germania durchgehend 3) getrennt hat: Gallien nennt er das Land links des Rheines, Germanien die rechte Rheinseite, und zwar so, dass Aquitauia-t) und Burgundia Theile Galliens, Saxonia und die rechts der Elbe liegenden Länder Theile Germaniens sind*). Die in Betracht kommenden Namen sind folgende :

Ann. Einh.

Vita C.

Ann, Laur.

746. in Samnio provin-

c. 2. in Samnium pro-

cia (Flor. I, 16. Liv. 22,

vinciam.

60).

771. super fluvium

811. ad Scaldim

flu

Scaldiam (ScaldisPlin.IV,

vium.

13,28. 17,31. Caes.B.G.

VI, 33).

1) Cf. 791 Laur. Reganesburg: A. Einh. Reginum civitatem quae nunc Reganesburg vocatur etc. 2) Cf. Laur. 813 Centumcellae, Tusciae

civitas; Nicaea provinciae Narbonensis; Vita c. 15 Daciam, Histriam quoque et Liburniam atque Dalmaeiam; A. Einb. 793 Pannoniam petere. 3) Auch schon in den Fuld.; cf. 719. 766. 4) Laur. 815 sed in Gallia

Santones, civitas Aquitaniae. 5) Cf. V. c. 15. 18 quae de orientalium

Francorum Germanorum videlicet genta erat.

Neues Archiv etc. VII. 37

566

Einharts Werke und ihr Stil,

773. Genua Burgundiae civitas iuxta Rhodanum Sita (Plin. III, 5, 7. Mel.

II, 72).

777. Noviomagum (An- ton. Itin.).

782. inter Albim (Tac, G.41. Vell.II, 106. Plin. IV, 4, 28. Mel. II, 30). id. 784. 95. 97. 99.

780. Veneti (Caes. B. G. II, 34. III, 9).

Coriosolitae (Caes. B. G. II, 34. III, 7).

in Florentia Tuscorum civitate (Plin. III, 5. 8. 9. Mel. II, 60 a Tuscis).

Capuam Campaniae civitatem (Liv. II , 52. Flor. 1,16. Mel. II, 59.60).

787. in Tredentinam vallem (Plin. 111,19.23).

791. iuxUi Coniagenos (Mel. I, 13).

ad Arrabonis fluenta= Raab (Notit. imper. Pto- lem. 'ÄQaßcör).

Reginum civitatem

quae nunc Reganesburg vocatur (Tab. Peut. Anton. Itin.).

per Sabariam (Plin. III, 24, 27. Anton. Itin. 233

793. inxta Moenum fluvium (Tac. G. 28. Plin. IX, 15, 17). id. 790. 95.

Septimaniam ingressi

797. Barcinona (Plin

III, 3. 4. Mel. II, 90). de Mauritania (Plin. V,

1,1. 2, 1. Mel. I, 25.30)

Asturiae atque Galle-

ciae (Plin. IV, 22, 35.

III, 3, 4. IV, 20, 34).

798. insulae Baleares quae nnnc ab incolis Maiorica et Minorica vocitantur (Plin.111,5,1 1)

Transalbiani (cf. Caes. B.G.VI,5 Transrhenani).

799. apnd Tarsaticani Liburniae civitatem (Plin. III, 21, 25 Liburnornni gens . . . Tarsatica. 22, 26 Liburniae finis.cf.III, 5. 6).

e. 16. Centumcellae 813. Centumcellas

civitas Etruriae (Anton. Tusciae civitatem. 828 Itin. Tab. Peut. Plin. III, üomitibus de Tuscia. 5, 8 in qua Etruria est).;

c. 10. Capuam Cam-j paniae urbem.

c. 17 alterum Novio-

c. 7 Albis.

806. Noviomagura na- vigavit, id 808.

798. Albis, id. 806. 9. 13. 15. 17. 21.

805. inter Sabariam et Carnuntum (cf. Vell. II, 109. Plin. IV, 12. 25).

826. per Moenum flu- vium. id. Transl. c. 20.

797. Barcinona. 820 comesBarcinonae. id. 828. in Mauritania.

797. Gallaeciae atque Asturiae.

798. insulae Baleares, id. 799 (Mel. II, 124 Baliares . . . maiores mi- noresque perhibentur).

c. 17. Septimaniae.

c. 16. Galleciae atque 797. Asturicae.

c. 15. Balearico mari (Plin. III, 5, 10 maria . . aut Baliaricum).

c. 13. in Liburnia iuxta 799. iuxta Tarsaticam Tarsaticam civitatem; Liburniae civitatem. 821 c. 15 Liburniam. ILiburniae.

Einhalts Werke und ihr Stil.

567

Vita Caroli. c. 15. ad Hiberum amnem, qui apud Navarros ortus sub Dertosae civitatis . . . (Plin. III, 3, 4 Iberus amnis iu Cantabris ortus .... Der- tusani).

Italiam totam qnae ab Augusta Praetoria . . . decies centum et eo amplius passuum milibus lougitudine porrigitur (Plin. III, 5, 6 patet (seil. Italia) longitudine ab Alpino fine Praetoriae Angustae . . . deciens centena et viginta milia passuum).

Daciarei Histriam quoque et Libur- niam atque Dalmaciam (Plin. III, 19, 23 Histria . . . Liburniae. 22, 26 Liburniae finis et initium Delmatiae ; Flor. III, 4 Dada).

ac Visulam fluvios (Plin. IV, 13, 27 ad Vistlam (al.Visulam)usquefluvium)

c. 16. Scottorum reges (Amm. 27, 18. 26, 4. Claud. IV cons. Hon. 33).

cum Aaron rege Persarum.

c. 17. provinciae Narbonensis (Plin. III, 4, 5 Narbonensis provincia, IV, 17, 31. 19, 33).

c. 27. Alexandriae atque Kartagini (Plin. V, 4, 3).

Ann. Laur. 809. Dertosam civitatem in ripa Hiberi fluminis sitam (Mel. II, 90 super ingens Hiberus Dertosam ad-

tingit)

806. legati Dalmatorum, ib. qaam Dalmatiae. id. 809. 821 Dalmatiae atque Liburniae; in Histriam.

812. Hiberniam Scotorum insulam (Caes. B. G. V, 13. Apul. de mundo 7).

801. legatos Aaron, regis Persaram.

813, Niceam provinciae Narbonen- sis (cf. Mel. II, 75. 76).

828. inter Uticara atque Kartagi- nem (Plin. V, 4, 3 Utica civium Roma- norum . . . colonia Carthago). 801. iu Liguriam (Plin. III, 5, 7 Liguriae finis, 111,5,6

Ann. Laur Ligures).

apud Eporediam (Plin. III, 17, 21 oppidum Eporediae).

805. in Vosego silva (Caes. B. G. IV, 10. Plin. XVI, 39, 76. 817 Vosegi saltum, 821.

806. dux Jaderae (Plin. III, 22, 26). id. 821.

809. in Tuscia Populoniura civitas maritima (Plin. III, 5, 8 Populonium Etruscorum).

811. in Bononiam niaritimam civitatem (Plin. III, 15, 20. Mel. II, 60).

812. in Moesia provincia (Plin. III, 26, 29 provincia quae Moesia appellatur). 813 de Moesia.

815. de Carali civitate (Mel. II, 123. Flor. II, 6. Liv. 23, 40).

818. Andecavos civitatem (Caes. B. G. II, 35. III, 7. Plin. IV, 18, 32). per Ambianos (Caes. B. G. II, 4. Plin. IV, 17, 31).

Camaracum (Tab. Peut. Anton. Itin.).

819. Confluentem usque (Caes. B. G. IV, 15. Suet. Cal. 8).

820. per Alpes Noricas (cf. Plin. III, 24, 27. 25, 28). Fuld, 723 Norici. 822. Brixiae civitas (Plin. III, 19, 23).

Sisciä civitate (Plin. III, 25, 28).

trans Sicorim fluvium (Plin. III, 3, 4 iuxta quos Sicoris fluvius).

824. Redonas civitatem (Caes. B. G. II, 34. VII, 75).

Es sind endlich noch diejenigen Namen aufzuzählen, welche Einhart in seiner Ueberarbeitung der Laur. maj., sei es nun nach antikem Muster oder nach seinem Sprachgefühl umgestaltete:

37*

568

Einharts Werke uucl ihr Stil.

Ann. Laur. m a j. 746. in Serapte monte. 761. ad Cavalonum civitatem.

et in Alverno.

768. ad Sanctones.

770. Salossa. Magontiam. 773. Jem;am.

776. Niumaga. 782. Avari. 787. Trianto. 791. Rabam. Keganesburg.

793. Mohin.

Ann. Einh.

in monte Soracti.

ad Cabillonem civitatem (cf. Caes. B. G. VII, 42. 90).

Arvernorum castella (Plin. IV, 19, 33). cf. Laur. 819 Arverni comite.

ad Santonicam civitatem (Plin. IV, 19, 33).

Salusia.

Magontiaci.

Genuam Burgundiae civitatem iuxta Rhodanum sitam,

Noviomagum.

Hunorum.

Tredentinam vallem.

Arrabonis fluenta.

ad Reginum civitatem, quae nunc Reganesburg voeatur.

Moenus.

Wir ersehen hieraus, dass Einhart ganz den Standpunkt des ahen Römers angenommen hatte, als er Geschichte schrieb : alle Länder sind ihm Provinzen und alle römischen Provinzen bestehen noch für ihn fort^).

Ja, seine Vorliebe für alles antike geht soweit, dass er mehrmals ganz aus der Rolle des deutschen Geschichtschreibers föUt und das Wort 'barbarus' für deutsch gebraucht; cf. Vita c. 29 'partim latinis partim barbaris nominibus pronunciarentur', ib. 'item barbara et antiquissima carmina quibu.s veterum regum actus et bella canebantur, scripsit memoriaeque mandavit'. Ferner ist der Satz c. 15 'deinde omnes barbaras ac feras nationes quae inter Rhenum ac Visulam fluvios oceanumque ac Danubium positae Germaniam incolunt', so gehalten, dass er ebensogut von Tacitus oder einem anderen Römer geschrie- ben sein könnte ; cf. Vita praef. 'homo barbarus et in Romana loquutione perparum exercitatus'.

Zu vergleichen sind noch A. Fuld. : 723. Alamanni et Norici. 728. Aquitaniae provinciam. 772. Visurgis, id. 775. 782. missi Hunorum. 789. ad Albim. 791. Pannoniam ingressus.

1) Es scheint, dass Einhart nicht nur Plinius und Mela, sondern auch eine Karte des orbis Romanus vorliegen hatte. Denn mehrere seiner Ortsbestimmungen und Ortsnamen finden sich nur auf der Peutingerschen Tafel oder im sogenannten Itinerar des Antonius. Für Benutzung einer Karte oder eines Itinerars spricht besonders der Umstand, dass Einhart vielen Städtenamen im Bereich des alten orbis den Namen der Provinz zusetzt, cf. A. Einh. 746. Casinum in Samnio provincia, id. V. c. 2. 773. Genua, Burgundiae civitas. 786. Florentia, Tuscoruni civitas. CapuH, Campaniae civitas. 799. Tarsatica, Liburniae civitas, V. c. 13. A. Laur. 809. in Tuscia Populonium civitas. 813. Nicea, provinciae Narbonensis.

XVII.

Eine Linibiirg'er Handschrift.

Von

Arthur VVyss.

Auf die im folgenden beschriebene Hs. der gräflich Walderdorff sehen Fideicominiss- Bibliothek zu Molsberg machte mich zuerst Herr Dr. Rübsam in Regensburg freundlich auf- merksam, da er gehört hatte, dass sie die Limbm-ger Chronik, mit deren Neuherausgabe er mich beschäftigt wusste, enthalte. Auf meine Bitte hatte der Besitzer, Herr Graf Wilderich von Walderdorff, die Güte, mir die Einsicht zu gestatten. Enthält nun zwar die Hs. von der Limburger Chronik nur einige Capitel, und auch diese nicht in so reiner Form , dass der Text neben der von mir aufgefundenen Braunfelser Hs. von Erheblichkeit wäre, so bietet sie doch so viele bemerkenswerthe Stücke, dass eine sorgfältige Verzeichnung ihres Inhaltes wohl am Platze schien. Die älteren Limburger Annalen , welche sich hier finden, werde ich als dritten Anhang meiner Ausgabe der Limburger Chronik bringen. Anderes hoffe ich später mittheilen zu können.

Die Hs., in altem Ledereinband, trägt die Nummer 3597, ist auf Papier, in Quart, auf 476 Blätter alter Zählung, die jedoch , ohne dass etwas zu fehlen scheint , von Bl. 100 auf Bl. 201 springt, von einer Hand des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts geschrieben. Einzelne leer ge- bliebene Stellen und Blätter sind von späteren Händen des 16. Jahrhunderts zu Einträgen benutzt. Die Hs. ist das Auto- graph des Verfassers oder vielmehr des Compilators. Blatt 1 schreibt er: 'Genßbeynn deeth dieß buech billich heyme, dan er ynß hatt geschreben, sine zijtt do mit verdrehen'. Darunter: 'Und were mir daß nit zugude will halten , so lal'ße ich ynß gott walden. W. S. W.' Eine Hand des 16. Jahrhunderts bemei'kt am oberen Blattrande: 'Ex liberali munificentia bur- gimagistri Confluentium civium Florini N. donatus sum Guilelmo Heckman scholas. et canonico Limpur.' und weiter unten: 'Ovidius. Et colus et fusus digitis cecidei'e remissis'. Auf das gegenüber stehende, auf den Einbanddeckel geklebte Blatt hat eine Hand des beginnenden 16. Jahrhunderts, dieselbe welche die Blätter numeriert hat, ein kurzes Inhaltsverzeichnis des Buches geschrieben.

572 Eine Limburger Handschrift,

Johann Gensbein, der Urheber der Hs., hat auf die Auto- rität des Wetzlarer Stadtschreibers Chelius hin lange Zeit für den Verfasser der Limburger Chronik gegolten »). Er ist gerade hundert Jahre jünger als jener. Der Name Gensbein gehört einem Limburger Bürgergeschlecht an. Johann wurde, wie er in der Hs. mittheilt, 1444 geboren. Frühzeitig trat er als Schreiber in die Kanzlei des Grafen Philipp von Katzen- elnbogen, dem er 17 Jahre diente. 1466 war er in Rom. 1476 wurde er Vikar zu Oberneisen, 1480 Vikar des St. Pauls- altars zu Limburg. 1504 lebte er noch ; 1507 erscheint eine andere Hand in der Hs. Noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts wusste man zu Limburg von seinen Aufzeichnungen, und der Limburger Dechant Johann Mechtel spürte unserer Hs. ver- geblich nach 2). Da Gensbein selbst berichtet, dass er noch mehr Bücher geschrieben habe, so wird die oben erwähnte Angabe des Chelius insofern begründet sein, als diesem eine von Gensbein gefertigte Abschrift der Limburger Chronik vor- gelegen haben mag. Anderes, Avas Gensbein besessen und geschrieben, hat er, wie er sagt, dem Grafen Philipp von Lei- ningen - Westerburg überlassen. Im gräflichen Archive auf Schloss Westerburg, welches ich vor zwei Jahren sah, fand ich nichts davon, und auch nichts von den Westerburger Auf- zeichnungen aus dem 14.— 16. Jahrhundert, welche Mechtel kannte und die noch vor 16 Jahren von J. G. Lehmann be- nutzt wurden.

Doch nun zum Inhalt der Hs.

Bl. 2—4': Erscheinung Christi und der Engel bei Ein- weihung der Kapelle zu Einsiedeln 943 exalt. s. Crucis. 'LTnd [ist] dief|je alles geschriebin in der heymlicheyt des heilligen sant Conradt byschoff zu Costantze in deme buech des anefanges der hoeffstadt zu den Eynseddeln'.

Bl. 4': Verordnung über die Kirchweihe zu Einsiedeln V. J. 1464.

Bl. 5—6: Limburger Begebenheiten 1547, 1548, 1552. Von der Hand des Wilhelm Heckmann, die letzte von anderer Hand.

Bl. 6': Notiz, wie 1501 s. Annen Haupt in der Stadt Düren erschien und die Stadt darüber mit dem Mainzer Stift s. Stephan in Streit gerieth. Geschrieben von Gensbein 1504.

Hierauf folgt (später eingeheftet) ein Druck: 'Eyn gantz grausamlich | vn erschröcklich geschieht eyner grossen I Wasser- flut, mit vmbreissung der Brücken vnd Heujser, vnd ertren-

1) 'und meldet Johannes (jiensbein, etwa Stadtschreiber zu Lüraburg', in seiner alten geschriebenen Chronic' hoisst es , unter Anführun|^ einer Stelle der Limburger Cin'onik, bei Chelius, Kurtze Beschreibung der Stadt Wetztlar. Giessen 1664. 8 <*. S. 45. 2) Lympurger Chronica bei Hont- heim, Prodrom, hist. Trevir. II, 1117.

Eine Limburger Handschrift. 573

ckung ettliclier Leut. Geschehen | zu Marpurg- der hauptstadt im Hessenland, | an dem wasser die L6ne genant, im jar, | M.D.Lir. Holzschnitt. 4". 4 Bl. Beginnt: 'ANno tausent, fiinfflmndert jar'. Endet: 'Wünscht Henrich Engel vii werd war. I Getruckt zu Marpurg'').

ßl. 7 steht nur: 'Scriptum per me Johannem Gen[3beynn' und darunter: 'W S W'^).

Bl. 7': Notiz über die Ermordung des Limburger Schult- heissen Petrus SteyfFoff 1507. Von gleichzeitiger Hand, nicht von Gensbein.

Bl. 8: 'Zcu wyf|3en, so wie daß man findet inn diefßeme buech etliche historien, die ich zu hauflfe versamelt habe und anddern buechern geschrieben, dae mit ich myne zijtt ver- drehen haue. Deßhalb ich eynen iglichenn bitten syne mir zugude halten wulie, so ich ynß in gutter meynunge gethane habe etc. Aber ich haue gare fyne historien von den Romern und anddern mancher hande in eyne ander buech mit flief|3e geschriebin ufF gantze bogen bapp;f'rs, die man bie dief[3erae buche fynden saill, daz gare lieplich zu lesen yst'.

Bl. 8 13': Lateinische Notiz über die Limburger Stifts- kirche V. J. 1058 ; dann lateinische Limburger Stiftsannalen v. J. 1289 bis ins 15. Jahrhundert, hier, theilweise in deutscher Sprache, fortgesetzt von Gensbein, der Nachrichten über sich selbst giebt.

Bl. 14: 'Inicium a Constantino etc. Otto, post Otto regna- vit tercius Otto'. Folgt eine werthlose Notiz über die drei Ottonen.

Bl. 14': Eingang eines Schreibens des 'Keysers über alle Keyser' etc. Mathias an König Maximilian v. J. 1494.

Bl. 15: Notiz Gensbeins über seinen Aufenthalt zu Rom 1466.

Bl. 15' : Nachricht über Stiftung einer Singemesse im Georgenstift zu Limburg 1466.

Bl. 16: 'Anno domini 1497 scriptum per me Johannem Genßbeyne hec sequentibus. W. S. W.'

Bl. 16': Zwei Limburger Begebenheiten 1497 und 1507, letztere von der Bl. 7' erschienenen Hand.

Bl. 17 27: 'Item ime jare 1475 yst soliche her naich geschrieben byeslauff zu Landeshudt gesehene mit deß rijchen hirtzogen Siegenmondes (so!) sone und koniges doechter Polanth uff maentag naich Martini'. Ausführliche interessante Beschreibung der glänzenden Hochzeit Herzogs Georg von Bayern-Landshut mit Hedwig von Polen ^).

1) Wiederabgedruckt nach einer Abschrift in Zeitschr. f. hess. Gesch. 11. Landesk. Neue Folge VI, 75 79. 2) Diese drei Buchstaben, die ich nicht zu deuten weiss, kehren in der Hs. noch öfter wieder. 3) Meiner Erinnerung nach denn ich habe die Hs. nicht mehr vor mir ver- schieden von der Beschreibung bei Westenrieder, Beiträge II, 105 ff.

574 Eine Limburger Handschrift.

Bl. 27' 38': Die Händel unter Erzbisehof Ruprecht von Cühi. Pfalzgräflicher Manntag zu Oppenheim 1472, Montag- nach Michaelis; Tag zu Bacharach 1472, visit. Mariae zwischen Ruprecht und seinem Domcapitel; Tag zwischen denselben am Königstuhl und zu Lahnstein 1471, Donnerstag nach Egidii, sehr ausführlich. Gensbein Avar als Sekretär des Grafen Phi- lipp von Katzenelnbogen mit auf diesen Tagen und giebt Ver- zeichnisse der Theilnehmer.

Bl. 38': Nachrichten über den Weinwachs 1473.

Bl. 39 55: Zusammenkunft Kaiser Friedrichs III, mit Karl dem Kühnen von Burgund zu Trier 1473. Ausführliche Beschreibung des Einrittes und aller Festlichkeiten. 'Daz ich Johannes^Genßbeyn vurg. gesene und mit gewest bynne, von handeil zu handeil myme genedigeu hern von Katzenelnbogen und myner herschafF uff geschrieben hane und muste und mir diefße abeschriefften, wie sie alle her naich geschrieben steet, eyns naich deme anddern folgende yst, behalden hane'.

Bl. 55—55': 24 Reimzeilen, Karl den Kühnen betreffend. Beginn: 'Als man zalte viertzenhondert sechßtzigh und funffe jare zoich hertzogh Karle von Burgundien offinbare' etc.

Bl. 55'— 67: Beschreibung der Festlichkeiten bei der Hochzeit Karls des Kühnen 1468.

Bl. 67': 'Item her naich folget, so wye hertzoich Karle von Burgundien naich synem byeschlauff und brutlufft ytzunt geschrieben wijder in Franckerijch zoich. Her naich folget von eyme zu dem anddern by(5 ane ende synes todes'. Es folgen 19 Reimzeilen, wie Karl 1472 nach Frankreich zieht und vor 'Beonafß' und 'Robean' liegt.

Bl. 68—68': Verzeichnis der vor 'Deynfelders' und 'Perif- fort' Erschlagenen und Gefangenen.

Bl. 69: Karl zieht vor Neuss (in Reimen). Zug des Kaisers an den Rhein.

Bl. 70' 72: Fehdebriefe des Kaisers, der Kurfürsten und Fürsten an Karl den Kühnen.

Bl. 72 79: 'Item her naich folget in eyme sproche gesaste, so wilche zijtt der hoichgebornne furste und her Herman lant- grave zu Hef(]en von Collen in Nuel]] getzogen yst . . . .' Be- ginnt: 'Heiliger geist, kome mir zu sture, erlucht in mir der goitheyt füre, rüste mir myne vernonffte zu samen, myne konste wirt von groben stamen' etc. Endet: 'Als ich Bern- hardus Bleyßwyler liatt gedieht, der mit andern bye dief|jem handeil ist gewesen, wie hie vorgeschrieben steet und wyrt gelesen; deß saltu gantzen glauben haben von myr, dan yn|] bye myme eyde alles geschijdt ist, dal]5 sagen ich dyr, auch ynß fursten und hern kondich yst, daz solicher handeil gesehene yst, deme etteln lantgraffen und fursten zu eren, dae mit ich syne löpp meren'.

Eine Limburger Handschrift. 575

Bl. 79—82: Zug des Kaisers vor Köln 1475, Dienstag nach Maximin. Verzeichnis der Theilnehmer am Zuge , von denen gesagt wird: 'hane ich mich defß erfaren gehabt ane den hereholden lantferer und an den wappen erkanth in iren banner und wymfFehi sie geforet und off gestachen haben in dem her sie gelegen haint'. Folgt Aufzählung der betheiligten Städte.

Bl. 82—83: Bericht über Scharmützel zwischen den Kaiser- lichen und Herzog Karl.

Bl. 83 84': Brief Johanns Grafen zu Nassau und zu Breda an den Grafen von Katzenelnbogen aus dem Burgun- dischen Heere.

Bl. 85 87': Betheiligung der Stadt Limburg an den Kriegshändeln; in Reimen. Das kaiserliche Heer zieht bei Limburg über die Lahn; die Limburger müssen zu verschie- denen Malen Hülfstruppen stellen , nach Lins , Remagen und vor Neuss.

Bl. 88 88': Schi-eiben Kaisers Friedrich an Graf Philipp von Katzenelnbogen , d. d. 'im heher bye Nüweß sampßtag naich s. Vits tagh 1475'; verlangt Zollfreiheit für Kriegsbe- dürfnisse. Notiz über den zweimaligen Aufenthalt des Kaisers zu Nastätten, wo Graf Philipp von Katzenelnbogen das Futter für die Pferde stellte und Gensbein die Rechnung führte.

Bl. 89—91: Verschiedenes zur Belagerung von Neuss.

Bl. 91 96': Weitere Schicksale und Ende Karls des Kühnen, in Reimen. Beginnt: 'Zcu wy|3en eyme yederman, so waß der hirtzoich vort ane hatt gedän. Daß abetziegen vor Nuyfße were ime eyn gude mere, so er doch in Lottringen gernne were' etc. Endet: ^Defj] dan hirtzogh Karle von Bur- gundien und byschoff Rupprecht nit haint bedaecht, sonder sijch selbs von hynnen haint braecht ufß diefßeme jamerdale. Goit neme aller geleubigen seien wäre, auch unse anddern helffen zu der ewygkheyt, amen sie in freuden ummer und allewege geseydt'. Darunter: 'Copiatum per me Johannem Genßbeyn, dan ynß gedrugkt geweest yst'. Dazwischen Bl. 94 ein Bericht über die Beute von Granson und Mortenau; viele Beutestücke waren auf der Frankfurter Messe zum Verkauf ausgestellt, wo Gensbein 'mit seiner Herrschaft' sie selbst ge- sehen hat.

Bl. 96' 98: Verzeichnis der vor Mortenau Gefallenen und Gefangenen ; Anekdote von dem Herrn von 'Kamppenose' und Karl dem Kühnen; Stärke des Heeres vor Nancy.

Bl. 98' 200': Händel zwischen den Johannitern auf Rho- dus und den Tüi'ken 1476; eine Darstellung, welche der Jokan- nitermeister den Johannitern zu Strassburg zur Weiterverbrei- tung übersandte.

Bl. 201-202': Brief des Grosstürken an den Papst 1476.

576 Eine Limburger Handschrift.

Bl. 202'— 206': Ausschreiben des Kardinalbischofs Fried- rich von Sabina über die Türkengefahr. Undatiert,

Bl. 206' 209: Schreiben des Königs Mathias von Ungarn und Böhmen an Kaiser Friedrich über die Türkenhändel. Undatiert.

Bl. 209—217': Einritt Herzogs Maximilian von Oesterreich zu Gent. Beschreibung der dabei aufgeführten Spiele etc.

Bl. 218 221: 'Der handel zo Präge. Item eine clegelich und erbemlich (so!) geschieht in der statt Präge in Bohemen von den vermaledigtten ketzern wiedder die Crijsten gethane und begangen haben uff neeste mitwochen naich sant Michels tag in deme jare 1483 jare von Cristi geburt zu schrieben'.

Bl. 222 236: Beschreibung des Reichstags zu Frankfurt 1476, Sebastiani (Wahl Maximilians zum Römischen König). Ist aus einem Drucke abgeschrieben!).

Bl. 236'— 237': Weiterer Bericht über den Frankfurter Tag. Beginnt: 'Item uff sontag Reminiscere ging unser her der keyser mit allen kurefursten und ander fursten imd hern in die pharekirche zu sant Bartholomeus . . .' Folgt noch das Leichenbegängnis des Markgrafen Albrecht von Brandenburg.

Bl. 238—251': Druck: 'Coronacö llluftriffimi et fereniffimi re I gis maximiliani archiducis auftrie etc. | in rege romanonf.. celebrata p principes | elcöres romani Impij in Aquifgrano'. 4o.

Bl. 252-263. 'Brugk und Genth'. Beginnt: 'Item saltu wyffen, daß ime jare 1488 dief]]er hernaich geschrieben handeil, so wie diefß buech ußwyset, gesehene und sijch begeben hatt'. Endet Bl. 260: 'die königliche maiesteet zu erledigen'. Es folgt: 'Mandatum apostolicum et raalediccio in Flemmingos propter detencionem et inclusionem regis Romanorum'.

Bl. 263—265: Einritt Kaisers Friedrich in Coblenz auf Montag Tiburtii et Valeriani.

Bl. 265 276: Zug des Kaisers von Cöln nach Aachen, wo Maximilian aus der Brügger Haft zu ihm kommt, dann nach Mastricht. Glänzender Einritt in Mecheln. Einnahme von Einhoben, Belagerung von Tcrmont und der Stadt zu dem Damme. Die Theilnahme der Trierer und Limburger würd erwähnt.

Bl. 277 283: Lied über Maximilians Gefangenschaft und Erledigung. Beginnt: 'Zcu deme ersten synne krafft und gunstes stuer schenck ich deme werden adell zufuer'. Der Text zeigt manche Abweichungen von dem Drucke bei v. Liliencron, Volkslieder II, 233 ff. _

1) Hain, Eepert. bibliogr. II, 1, 377 n. 10928. 10929. Eine von Hain nicht gekannte Ausgabe besitzt die Arcbivbibliothek zu Darmstadt n. 1135).

Eine Limburger Handschrift. 577

Bl. 283': Notiz über die Belagerung Gents durch Herzog Philipp von Burgund.

Bl. 284 285': Bündnis des Römischen Königs Maximilian mit genannten F'ürsten gegen seine Feinde in den Niederlan- den 1489; Tag zu Wesel.

Bl. 285'— 289': Hanns Waidemanns Händel zu Zürich. Darin Bl. 287 288', mit zahlreichen Abweichungen von dem bei V. Liliencron H, 271 gedruckten Text, das Lied von Hans Waidemann. Am Schluss ist bemerkt: 'Johannes Genßbeyn braecht dieljk gedijcht zu der zijtt mit ime von Zurche heyme, so er zu Eynsedelln unser frauwen wa() wallen ; die woll ime genedich wesen, amen'.

Bl. 289'— 291 : Reichstag zu Frankfurt. König Max kommt von 'Yßenbrugh' vor s. Joh. Tag ßapt. nach Frankfurt. Be- schlüsse des Frankfurter Tages.

Bl. 291'— 297: ChronikaHsche Notizen: 1488 (?) zwei fürst- liche Hochzeiten zu Frankfurt (Hessen- Brandenburg (!) und Cleve- Hessen; Gefangennehmung des 'bösen Türken'; Lebens- mittelpreise. 1489 Witterung; Lebensmittelpreise; Kleidung; Münze der Stadt Limburg. 1490 Niederlage der Niederlän- dischen Söldner bei Wasserbillig; Landzoll zu Eis bei Lim- burg; Reinhards von Westerburg Fehde mit der Stadt Cöln; Tag zu Linz an der Donau ; Fehde zwischen dem Bischof von Lüttich und den von Arburg; Tag der Kurfürsten und der Stadt Cöln zu Engers.

Bl. 297': Nachricht über das Hospital zu Limburg. Dann: 'Und beslief|5en hiemit dief|3es buches eyne ende, so ich fort ane geschrieben habe in myne groifß buche, da fort ane such etc. Johannes Genßbeyn'.

Bl. 298 301: 'Item dief|]e hernachgeschrieben geschieht synt inne Lottringen vorbraicht und funden worden ime jare 1453 jare und yst alles in gemeltze ersehenen und funden worden zu eyme gedechttenifße'. Beschreibung von Gemälden.

Bl. 301' 302: ^Ad amicissimum fautorem Johan Heckman Grebenneckhensem que nova jam inventa sunt ex vetustissimis codicibus'. Prophezeihung auf das Jahr 1527. Von Heck- manns Hand.

Bl. 303 ist leer.

Bl. 304: Philosophisches Schema über die Folgen der Noth.

Bl. 304': 'Item her naich folget myne verwillnunge, ich ghene Lympurg permuteret habe'. Abschrift der betr. Urkunde von 1480.

Bl. 305 306: Ueber die Zahl Vier in den politischen Einrichtungen des Reiches : Das deutsche Land ist auf vier Säulen gesetzt : Könige, Kurfürsten, Herzoge und Markgrafen ; je vier Mark-, Land-, Burggrafen, Grafen, Semperfreie, Ritter, Städte, Dörfer, Bauern.

578 Eine Limbui-gei' Handschrift.

Bl. 306'— 308': Limburger Annalen 1318-1497, theils lateinisch, theils deutsch.

Bl. 309 310': Ueber die Arten der kirchlichen Messen.

Bl. 311 ist leer.

Bl. 311': biblische Räthsel: 'Quis fuit mortuus et non natus? Adam', u. s. w.

Bl. 312 313': *De prima fundacione et construccione Treberica (so!) urbis per Trebetam'. Beginnt: 'Anno ante urbem Romam conditara 1250 urbis (so!) Treberis in Europa prima civitas'. Im Jahr 54 kommt der h. Eucharius nach Trier, u. s. w. 'Anno dominice incarnacionis millesimo cen- tesimo quadragesimo octavo domino Eugenio tercio summe pontifice hanc ecclesiam et precipue summum altare ac sancti Mathie appostoli per se consecrante Hartwicus episcopus Gebenensis, qui cum jam dicto apostolico venit, altare hujus cripte ad caput s. Eucharii apostolici viri positum in ho- nore etc.'i).

Bl. 313': Grabschrift Erzbischofs Baldewin von Trier 'Magnificus siste', bekannt aus Gesta Trevir. ^').

BL 314—321': 'Historia von Trier und Mentze'. Beginnt: 'Zu wyssen, daz vor tzietten fore eyne konigh in daz lant Asya obir mere, der hiefß Pylus'. Geht bald auf Mainz über, erzählt u. a. , mit Benutzung der alten Quellen, vom Dom- schatze und von der Ermordung Erzbischofs Arnold, schliesst mit Angaben über Privilegien, die Erzbischof Sifrit den Zünften gab.

Bl. 322 323': Kaiserliche und königliche Privilegien für die Stadt Mainz: a) König Wenzel, d. d. 'Betteler 1321 (irrig statt 1391) regn. Boh. 28, Rom. 16, mont nach nativ. Marie' (Sept. 11). b) Kaiser Ludwig gebietet der Stadt Mainz, die Pfaffheit dazu zu dringen, den seinetwegen unterlassenen Gottes- dienst wieder auf zu nehmen, d. d. 'Norenbergh ame erentage naich sant Lucien tagh 1338 regn. 25' (Dec. 15). c) König Karl, d. d. 'Spyer 1348' ohne Tag = Reg. Lnper. VIII, n. 533.

Bl. 324—326': Limburger Chronik cap. 26. 61. 106. 149. 162 (Moguntina und Reichssachen betreffend); ein Zusatz zu cap. 149 lasst den Mainzer erkennen) ^).

Bl. 326'— 328: Privileg König Wenzels für die Stadt Mainz , d. d. 'Betteler 1391 , mont. nach nativ. Marie, regn. Boh. 29, Rom. 16.'

Bl. 328: Limburger Chronik cap. 198.

Bl. 328-328': Theilnahme Erzbischofs Konrad von Mainz an dem Reichstag zu Niirnberg 1426, 14 Tage nach Pfingsten.

1) Vg-1. Goerz, Mittelrh. Reg. I, 567 nr. 20G3. 2) Bei Wytten-

Itach u. Müller II, 269. 3) Ich gebe hier bereits die Capiteleinthei-

lung, wie ich sie in meiner demnächst erscheinenden Ausgabe der Lim- bnrger Clironik durchgeführt habe.

Eine Limburger Handschrift. 579

Bl. 328'— 330': Limburger Chronik cap. 12. 53. 54. 74. 111 (Reichssachen).

Bl. 330' 331 : Kaiser Sigmund quittiert der Stadt Mainz über 1000 Rheinische Gulden, die sie ihm als Ersatz für Nicht- betheiligung am Römerzuge gezahlt hat, d. d. 'Baseil 1434, donnerst, nach Mathias, regn. Hung. 47, Rom. 14, Imp. 1.'

Bl. 331 331': Notizen über die Schlachten bei Bocken- heim (1460, Ulrichstag) und bei Seckenheim.

Bl. 331': Nachricht über die Eroberung von Mainz 1462.

Bl. 332 335: Ausschreiben Erzbischofs Diether von Mainz, d. d. 'Ayschaffenburgh Mont. nach Dionys. 1462'').

Bl. 335' 339' : Bericht über die Einnahme von Mainz 1462. Am Schluss Verzeichnis der Mainzer Verräther 2.

Bl. 340 ist leer.

Bl. 341 343: Chronikalische, meist Mainzer Nachrichten 1470—1489.

Bl. 343': 'Item fint man vort ane in dem andern bueche vort ane die ergangen sachen, her nach dieß bustabe stene: Genßbeynn W S W.

Bl. 344—349: 'Phaltzgraeff und Wonnenbergh'. Betrifft die 1488 entstandenen Händel Erzbischofs Johann von Trier mit Kurfürst Philipp von der Pfalz und dessen Anhänger Cuno von Winneberg, Herrn zu Beilstein. Der Pfalzgraf ver- proviantiert Schaumburg und Schadeck : 'deme naich der ettell jonglier Reynhart von Westerburg und Cone syne broder mit dem von Ronckell genant Johann in unfreden stunden, du auch in der anddern coroniken beschrieben findest, ich auch geschrieben hane' (Bl. 344')- Schöneck genommen. Kriegs- leistungen der Limburger für Trier. Vv'itterung und Preise 1488—1490.

Bl. 349': Sterben zu Limburg 1490.

Bl. 350: Thierische Misgeburt zu Dern 1549. Von Heck- manns Hand.

Bl. 351 ist leer.

Bl. 352 389: Ausschreiben Erzbischofs Johann von Trier an alle Reichsstände, betreffend seine Streitigkeiten mit Kurfürst Philipp von der Pfalz wegen Winneberg, Beilstein und Schön- eck, d. d. 'Covelentze 1488, aug. 9'.

Bl. 389': Titel Herzogs Maximilian von Oesterreich als ein Herzog von Burgund.

Bl. 390 405: Druck: 'Antwurt zu handthabüg vnd | be- haltnuß d' romifchen kungli | che maieftat eren vnd glimpfes'. Darunter ein Holzschnitt : König auf dem Throne , vor ihm eine Königin. 4°. 16 Bl. o. O. u. J. (1492 wird darin erwähnt).

1) Bekannt aus der Speierischen Chronik bei Mone, Quellen I, 474 475. 2) Es steht in kürzerer Form auch in der Speier. Chronik

a. a. O. S. 479.

580 Eine Limburger Handschrift.

Bl. 406—411: Druck: 'Di|l Jft Kuning Karlis von| Franc kr ich gebot mit bezujgung oder proteftacion durchi) I gantz ytalien vnd wellch landt vßgangen. Mit | fampt den Artickelen des Vertrags So zwiffchen ! Vnferm Heiligen Vatter babft Allexandro dem | vi. Vnd künig Karle Franckrich yetz yin negft | vergangnen Jenner zu Rom ver- tedingt Vnd abe ) geredt fyndt'. Darunter ein Holzschnitt: Papst und König, eine Urkunde haltend. Am Schluss: 'Geben am .XV. tag des Jenners | im M.ccccvnd.lxxxxv. ior'. 4". 6 Bl.

Bl. 412—413': Einzug Königs Karl von Frankreich zu Rom 1495, Antonii und was dabei vorgefallen. 'Und yst mir dieß von Rome gefchriebin von eyme myme gutten frunde'.

Bl. 413' 416: Lateinische Gedenkverse über den Schmal- kaldischen Krieg und über einen Brand zu Wiesbaden; gutes Weinjahr zu Limburg 1540, schlechtes 15^4. Alles von Heck- manns Hand.

Bl. 416': 'Item her naich folgent ettliche historien von Jherusalem mancher hande'. Zunächst einige fragmentarische Notizen.

Bl. 417 418': 'Item her nach folgent und zeugent sijch zwey keyserthum und zwentzigh crystenliche konigkrijch, die in der gantzen cristenheyt syndt etc.' Es folgt die Angabe der Entfernung (Meilenzahl) von Nürnberg nach Cöln Brügge London Edinburg, nach Frankreich, Spanien, Avignon, Italien, Sicilien, Cypern, Jaffa, Jerusalem, Kairo, Alexandria, Constantinopel, Bosnien, Croatien, Dalmatien, Ungarn, Polen, Dänemark, Schweden.

Bl. 418' 421 : unmittelbar an das Vorhergehende sich anschliessend, Anweisung für Jerusalempilger. Reise zu Wasser von Venedig aus.

Bl. 421 422: Beschreibung des heiligen Grabes.

Bl. 422 422': Beschreibung des Weges von Nürnberg über Land nach Jerusalem , 'als mir daß eyne Jude zu Jheru- salem geleuplich underscheiden hatt'^).

Bl. 422' 425: 'Hier naich volgent die kirchen fart ime dale Mambre und Ebreon und die heiligen stete zu Nazareth, auch zu Baruti und Damasco'.

Bl. 425 429: 'Her naich steet geschrieben, Avelche cristen- liehe fursten die heilligen stat Jherusalem und daz heillige landt gewonnen und auch inne gehabt haben und zu welcher zijt daz gesehene yst, als das zu Jherusalem in deme closter Monte Syon in irrer liberye in irrer cronica eygentlichen be-

1) Die gesperrten Worte sind fetter gedruckt. 2) Scheint aus der 1479 unternommenen Reise des Nürnbergers Sebald Rieter. Vgl. die entsprechende Stelle bei Röhricht und Meisner, Deutsche Pilgerreisen S. 112.

Eine Limburger Handschrift. 581

schrieben steet. dar u|5 ich yn|j haue laj'en schrieben und daz verloent hane, ich Philips grave zu Katzenelnbogen'i).

Bl. 429': 'Zu wijssen, so wie die crystenheyt pleget zu schrieben naich Cristus geburt tusent vierhondert und Ixxix jare etc. 2), also schrieben die heyden naich Machamets dode' etc.

BI. 429 430: 'Hie nach folget eyne gemeyne lere, der sijch eyne yederman der über mere faren wil, und auch suste digke noittorfft yst, nach halden magh'.

Bl. 430: 'Auch saltu wijfjjen, daz ich umb der kortzest willen ofF gehört hane zu schrieben igliche landeschafft mit sampt allen heilligen stetten, so wie die gelegen und gestalt synt, hane ich vor mich in schriefften gelesen und verstanden .... dan ich Johannes Genßbeyn nyt dae bie noch gewest bynn, sonder diefße urab zijt vordryppe ußgesucht und ge- schrieben hane, etliche arttickel hie geschrieben steet'.

Bl. 430'— 435: Ueber Balsambereitung im Orient; Nach- richten über Kairo und Alexandria. Am Schluss: 'Scriptum per me Johannem Genßbeyn de Limpburg diotic. (so statt dioces.) Ti'everensis, vicarium ibidem altaris sancti Pauli'.

Bl. 435' : 'Item yst der ettel woilgebornn Philips grave zu Katzenelnbogen und Dietze persoenlich mit andern etlichen fursten und graefFen und vome adell zum heilligen grabe und Jherusalem gewest, deme diefße her naich dinge alle kondig synt gewest und beschrieben braecht, daran ich Johannes Genßbeyne dicke hane gedaecht, so ich syne dyner siebentzen jare bynn gewesen, geschrieben und gelesenn. Gott wolle unser aller genedigh wesenn'.

Bl. 436—444': Nachrichten über das heilige Land, Be- schreibung der einzelen Gebäude etc. , in welchen biblische Wunder geschehen sind, sodann was von heiligen Stätten die einzelen Mönchsorden inne haben.

Bl. 444'— 447: 'Item her naich folget etliche ergangen historien von deme gebenedigtten lande und stat Jherusalem in gedichte gesaste'. Beginnt : 'Zcu Jherusalem uff der heiUigen erden platze'. Endet: 'Amen sie uns armen sonder geseydt'.

Bl. 447': Aufzählung der Titel des Türkischen Kaisers.

Bl. 448—457: 'Item her naich folget vonn Karalo, were }"fiß leeßit der wirt froe; so waß er bie der Cristenheit hait gethan, daz iindestu alles her naich geschrieben stan'. Es folgen aus des Strickers Karl dem Grossen v. 70 76. 126 860 der Ausgabe von Bartsch. Zwischen v. 76 und 126 der Ausgabe stehen die Zeilen: 'als due her naich wyrdes lesen, so wye sye synt gewesen, von deme edeln konigh Pyppyne, als daz von eren woil magh syne, daz irae eyne helligh frauwe

1) 'ich Katzenelnbogen' ist später, doch anscheinend von Gens- hein, beigefügt. Die Reise des Grafen fand 1433 statt. Vgl. Röhricht u. Meisner S. 569 n. 115. 2) Das Jahr weist wieder auf Rieters Reise« Neues Archiv etc. VII- 38

582 Eine Limburger Handschrift,

ZU wart gesworn. Nach v. 860 steht (Bl. 457'): '^HS'by haue ich ynß Johannes Gensbeyn Lail]kn blieben und yn|i nit vortter inocht schrieben, so ich die buecher davon hatte, waß diefl^e eyue kleyne hätte etc. Doch mocht ich das buech nit be- halten und solt ynß gott walten, dan yn|] worden ist in kortzer frijste dem etteln woilgeborn jungher Philips von Westerburgh 0, der yn|) von mir haben wolde, sonder alle ungedulde die historien zu lesen, dwile das buech magh wesen, daz ich inie woil gönne und fare mit davon etc. Und sint funtfe buecher der hystorien bie eyne ander, sagent von eyme zum andern". Bl. 458— iG4: Unbekannte Dichtung ' über die Thaten Karls des Grossen und seiner Helden. Beginnt:

'Der konigk Karle geweldecklijch

oberwant aller wernlde rijche,

da|5 Romesche keyserthum besaf(3e,

dye dutzschen lande holtien daf|).

er wart aller furstenn here,

mit strj'de gäbe wyscheide ere

über qwam er alle die lande

meyste mit holfle der godoshande,

der yme genade viel erscheynte,

so er yne mit truwen meynte,

den er ane bettet dagh und nacht

und ermaent yne syner macht.

deß gab er yme wytze und crafft

und gewalt obir alle syne hgentschaflft.

zu erste er die duetzsche lande erwan;

den köre er tzwolffe mau,

die besten er haben möchte,

dye ime zu syner hude dochte,

dafß waren syne zwene brüderan

bede Rapode und Wonneman,

dar nae syne drye neben jungh

Berwyn, GunfFrydt und Nebilung.

zcu den deth er duetzsche fursten kyesen:

Gezeron genante herre zu Fryerßeu,

der siebende von Kormynden Ri'chart,

der achte Oryger von Tennemarck,

der nuende Beyers hirtzoich Naymis,

der zehende von Swaben Gerolt,

Rynfi-anck margkgrave Otto der eylfftc waz genant,

der zwolffte A5'mont grave Flanderlanth.

der liebest under ine allen schone

waß Rulant siner swester sone.

1) Graf Philipp von Leiningen - Westerburg, geb. 1483, gest. 1522. VgL Lehmann, Gesch. d. Burgen d. bayer. Pfalz III, Tafel z. S. 266.

Eine Limburger Handschrift. Ö83

Derae erweite er besunder zwolff man:

der erste Olyfer von Viande,

von Remenj) yrtzbii>choff Turpyn

solde irer aller sele bevverer syn' u. s. w. Schluss: 'Dan sulte Karle langer gelebet lian,

er hette viel nutzes dinges gedan:

alle richtum vvolt er deylen gelijche,

alle unfruchtbare wustunge maclaen buwelich,

alle unfretich waf|5er machen brücken,

alle godes huef|j laifßen smucken,

alle martstede überdecken reyne,

alle lantstraii'|]en understeynen,

alle gerichte u(3 der schriefFt ernuwen,

alle lantfrede slolße buwen,

alle rauppgesel'ße zubrechen,

alle boyßheyt laißen rechen,

alle woledait thuu ergetzen,

alle schedelich gewalt entsetzen.

Karins dutzschen landen

wolte haue daz bestanden,

dar umb alle crysten synen namen

billich ewigliche sollen loben, amen'. Es folgen Bl. 464' noch Notizen in Prosa, wie Karl zu Ronceval und auf dem Steine, auf welchem Roland todt blieb, Kirchen baute und wie er ein reiches Kloster stiftete an der Stätte, da er Rolands Hörn fand. Dann die Bemerkung: 'Hie hane ich schriebens abgelaifßen, so ich yn(3 beschrieben habe der maifßen in eynem ander buchelin, dafß ist selbes myne'. Dann, etwas später zugesetzt: 'Doch halt ynß mir der ettel woilgeborn Philips her zu Westerburg, graeff zu Lyningen, genomen, so ich ynß ime gonde'.

Bl. 465 473: 'Item her naich folget etliche frauwen namen, von den Johannes Boccaccius in latine geschriebin hatt, das dann doctor Heinricus Steynhowel inn dutzsche gesaste hatt, so wie die eyn unde nunntzigh frauwen regeret haben, kortz- liche her naich geschriebin stadt, wie woil ich daz gantze buche vor mir Johannes Genßbeyne gehabt hane und gelesen'. Beginnt mit Eva, endet mit Nicostrata.

Bl. 473' 474: 'Ein nutzlich recept und artzenei van doctor marggrafF Alberich von Brandeburchk, der hohen schoel auff dem Hanenkam und landis Francken apoteckern, widder die swermuttichkeidt und geprechen der armen edtleudt, so van denenn van Nurnberck vertriben seindt'. Scherzhafte Anweisung zum Berauben von Kaufleuten. Von Hand des 16. Jahrhunderts. Bl. 475 ist leer.

Bl. 475' folgen von derselben Hand, welche die Inhalts-

38*

584 Eine Limburger Handschrift.

übersieht auf der inneren Seite des vorderen Einbanddeckels gemacht hat, flüchtige Notizen über den Tod der Pfalzgrafen Georg (1503) und Ruprecht (1504) und des Erzbischofs Jakob von Trier (1511), Darunter: 'Ecce lignum crucis Maguncia'.

Es folgt noch ein leeres Blatt.

Nachträglich bemerke ich noch, dass statt der oben S. 571. 573 erwähnten Buchstaben WSW wohl eher zu lesen sein wird WGW. Die Deutung liegt dann nahe: Wie Gott Will.

XVIII.

Miscellen.

Zwei unedierte Briefe Gregors I.

Von Paul Ewald.

Greg-or I. ordiniert auf Bitten von 'Clerus, ordo et plebs' Johannes zum Bischof von Ariminuni.

Gregorius clero, ordini et plebi consistenti Arimino.

Probabilibus desideriis nihil attulimus tarditatis. Fratrem iam et coepiscopum nostrum Johannem vobis ordinavimus sacer- dotem. Et cetera secundum morem.

Vorstehender Brief ist der 121. derjenigen Sammlung von Gregorbriefen, Avelche im Ganzen 200 Briefe enthält und die ich C nannte. (Vgl. Neues Archiv III, 464.) Wurde er bisher von den Editoren übersehen, so kam es in leicht erklärlicher Weise. Ein Brief, welcher in der grossen Sammlung R der 11. der Indictio XI. ist (ed. Maur. ep. III, 11), giebt uns genau den gleichen Text, nur mit dem erheblichen Unterschied, dass in III, 11 statt 'Arimino' 'Albano' und statt 'Johannem' ^Homi- nembonum' gelesen wird. Der sonst aber völlig identische Wortlaut des kurzen Befehls lenkte sofort von unserm obigen Brief die Aufmerksamkeit ab, so dass auch selbst von den Mauri- nern nicht einmal die abweichenden Namensfornien als Vari- anten zu III, 11 notiert wurden. Durch dieses Verfahren der bisherigen Editoren wurde auch ich in den Gregorstudien ver- führt, den 121. Brief in C als III, 11 zu bezeichnen (vgl. Neues Archiv III, 471. 530. 576. 610). Dass ich auf meine Collationen in diesem Falle nicht eingehender zurückging, rächte sich. Denn der von mir gelieferte Nachweis, dass alle 200 Briefe aus C einem einzigen Indictionsjahr, der Indictio II. angehören, stiess gerade hier bei dem 121. Brief und eben nur bei ihm, auf die grosse Schwierigkeit, dass III, 11 durch die Sammlung R als ein Brief des October der Indictio XL be- stimmt war. Es blieb mir nichts übrig als eine Anomalie anzunehmen. Aus irgend einem auch sonst in den Registern

588 Zwei unedierte Briefe Gregors I,

vorkommenden Versehen, meinte ich vordem, sei wohl dieser frühere Brief aus dem 3. Pontificatsjahre Gregors unter die späteren seines 9. Jahres gerathen und dort wiederholt worden. Wir sehen jetzt, dass ich gegen Schwierigkeiten kämpfte, die in Wirklichkeit nicht bestehen. Nichts hindert, auch den 121. Brief von C, wie er nun lautet, der Indictio II. zu lassen und wir gewinnen für ihn (vgl. Neues Archiv III, 576) als genaues Datum den Juli 600. Denn da die Briefe in C in chrono- logischer Reihenfolge überliefert sind und der 119. Brief in C wie der 124. sicher im Juli 600 stehen, so ist auch hier das- selbe Datum geboten. Jedenfalls ist nun auch das Bedenken, welches dieser einzige Brief gegen die Richtigkeit meines Nachweises liefern konnte, durchaus beseitigt. Ohne Ausnahme entstammt C der Indictio II.

Durch den Inhalt dieses neuen Briefes wird in erfreulicher Weise unsere Kenntnis von der Geschichte Riminis erweitert und der sonst nicht unterzubringende Bischof Johannes in dem Gregorbrief XIV, 11*) unverkennbar bestimmt.

Wie überhaupt für die meisten Bischofslisten der gre- gorianischen Zeit, so sind auch für Ariminum die Angaben des Registei's Gregors die einzigen Quellen. Daraus erfahren wir denn Folgendes: Als Gregor sein Pontificat antritt, ist das Bisthum in Ariminum unbesetzt. Ocleatinus, der vorgeschlagen ist, wird von Gregor verworfen und in Rom von diesem Castoi'ius ordiniert (I, 57. 58. VII, 19 'ordinatus a nobis'). Castorius ist ep. II, 12 im Januar 592 bereits im Amte, aber sofort stellt sich ein körperliches Leiden ein, er geht erst nach Ravenna, dann nach Rom; auch an Sicilien war für ihn gedacht worden (ep. II, 35). Während des längeren Verbleibens in Rom wird im März 593 die Visitation der Kirche von Ariminum an den Bischof Leontius von Urbinum übertragen. In den Briefen V, 44. VI, 45 dauert dieser Zustand fort und auch auf den Nachfolger des Leontius scheint die Visitation übergegangen zu sein. Denn wenn wir in ep. VII, 20 den sonst unbekannten Bischof Sebastian mit ihr betraut finden, so ist es fast selbst- verständlich, in ihm den neuen Bischof von Urbinum zu sehen. Es wird Mai 600, bis sich endlich Gregor dazu entschliesst, wegen der aussichtslosen Krankheit des Castorius und zwar mit dessen Zustimmung zur Vornahme der Wahl eines neuen Bischofs in Ariminum aufzufordern (ep. VII, 19 21, vgl. Neues Archiv III, 616). Das Resultat dieser Wahl ist dann der Bischof Johannes, ihn ordiniert Gregor, um nicht länger die bischofs- lose Zeit auszudehnen, sobald als möglich und schickt ihn mit obigem Brief nach Ariminum zurück. Dieser Brief ist bereits im Juli 600 in das Register eingetragen worden.

1) Ich citiere stets nach der Mauriner Ausgabe.

Zwei unedierte Briefe Gregors I. 589

Nur noch einmal begegnet uns fernerhin der neue Bischof Johannes. Gregor gi'eift nicht lange vor seinem Tode in einem der letzten Briefe, die uns von ihm überliefert sind (ep. XIV, 11) in die Wahlangelegenheiten von Ancona ein und beauftragt damit einen Bischof Johannes. Es ist jetzt unzweifelhaft, dass dies auf den Bischof des benachbarten Ariminum geht. Die Mauriner aber, welche ohne unsern obigen Brief diesen Johannes nicht näher ermitteln konnten, setzten, obwohl sie selbstverständlich den Bischof in der Nähe von Ancona suchten, den Brief im Index Geographicus p.. 1323 nicht ganz richtig unter Picenumi). Es muss Umbrien sein.

Wenn wir auf die Textform unseres neuen Briefes ein- gehen, so sind seine Endworte bezeichnend für die Eintragung in die Registerbücher. ^Probabilibus desideriis' etc. ist näm- lich eine ältere Formel, die bereits auf Gelasius I. (492—496) zurückgeht. (Vgl. Jaffe, Regesta Pontif. 2. Aufl. n. 675), Sie wurde unter dem Titel: 'Synodale, quod accipit episcopus' in den Liber diurnus (n. VI. ed. Roziere p. 22) aufgenommen und war in der päpstlichen Canzlei zur Zeit Gregors I. so gang und gebe, dass alle weiteren Verordnungen an den Bischof mit der Bemerkung 'et cetera secundum morem' übergangen wurden. Auch hierin finden wir eins jener Indicien, dass die Briefe in C den Registerbüchern entnommen sind.

Allen unsern Erörterungen über den Ordinationsbrief des Johannes tritt jedoch in den Weg, dass Tonini in seinem Werk 'Rimini' (1856) II, 179 als Nachfolger des Castorius von Rimini einen Bischof Agnellus nennt. Er beruft sich für ihn auf zwei Documente, welche ihm aus einem Vaticanischen Liber diurnus bekannt waren. Aus der Mittheilung seiner Quellen p. 464. 465 erkennen wir leicht, dass es in der That zwei Nummern des Liber diurnus sind, eben jenes Synodale und ferner die Cautio episcopi (n. VI. und n. LXXIV ed. Roziere p. 22 und 146). Aber während im Liber diurnus alle Namen für Orte und Personen fehlen, ist hier Gregorius, Ari- minum, Agnellus eingesetzt. Es kann keine Frage sein, wel- chem Brief wir den Vorzug zu geben haben. Für einen Bischof Agnellus von Rimini ist nach obiger Darlegung der Bischofs- liste in der Zeit Gregors I. absolut kein Platz vorhanden. An den Angaben unseres neuen Briefes zu zweifeln ist bei der Art seiner Ueberlieferung unmöglich. Es wird sich nur darum handeln, ob die Tonini vorliegenden Urkunden, die dem be- rühmten Vaticanischen Codex des Liber diurnus im dortigen Archiv sicherlich in dieser Form nicht entnommen sind, aber von deren Existenz auch bereits Ughelli (Italia sacra II, 418) wusste, so dass er mancherlei unhaltbare Notizen über Gregor I.

1) XIV, 7 ist dort nur Druckfehler für XIV, 11.

590 Zwei unedierte Briefe Gregors I.

und Agnellus daraus ableitete, eine Fälschung sind oder ob die Briefe sich auf einen späteren Gregor beziehen. Und beide Möglichkeiten springen dabei sofort in die Augen. Wir linden in der epistola VII, 10 im October 597 einen Abt Agnellus in Rimini, der in den vor-Cloussainville'schen Ausgaben des gregorianischen Registers und wohl auch in ganz jungen Hand- schriften fälschlich als episcopus bezeichnet wird und an diesen anknüpfend kann recht wohl die Fälschung gemacht sein. Aber wir finden auch unter den Unterschriften der Acten des Römi- schen Concils unter Papst Zacharias von 743 (vgl. MansiXII,381, Baronius ad ann. 743) einen Bischof Agnellus von Ariminum, dessen Pontificat noch unter Gregor III. (f 741) begonnen haben mag. Der Vorgänger dieses Agnellus 'Narcissus' wird nach Gams 710 Bischof, ohne dass wir weiteres von ihm wissen. Da nun unglücklicher Weise grade diese Formel des Synodale ausserordentlich lange in der päpstlichen Canzlei in Gebrauch geblieben ist noch unter Nicolaus 11. und Alexander III. lassen sich Anwendungen nachweisen so würden wir darauf ver- zichten müssen, hier eine Entscheidung zu treffen, wenn nicht die Cautio episcopi uns in die Zeit Gregors I. und somit zu der Annahme der Fälschung führte. Garnier sagt von den 13 Capiteln der Cautio 'quae omnia fere Gregoriani temporis disciplinam sapiunt'. Und es ist gewiss etwas anderes, eine Ordinationsformel trotz einiger unzeitgemässen Bestimmungen in Gebrauch behalten, oder aber eine Cautio, die in allen ihren Theilen in eine frühere Zeit gehört, trotz ihres Anachronismus vom neuen Bischof ausstellen zu lassen. Doch wie man auch hier über die Wahrscheinhchkeit denken mag, es darf uns an dieser Stelle genügen, den Bischof Agnellus von Rimini für die Zeit Gregors I. unmöglich gemacht zu haben.

II. Gregor I. niiurat auf Bitten des Abtes und Prcsbylers Vitaliari dessen zwei Kloster bei Benevent unter päpstliche Jurisdiction und verleiht ihnen Privilegien.

AEPISTOLA BEATI GREGORII PAPE.

Gregorius servus ser verum Dei Vitaliano religiöse abbati presbytero inO duobus monasteriis ad nomen apostolorum priu- cipis P. constructis, unura foras muros civitatis Beneventane, aliud in civitate diruta XV""" railiario apud dictam Beneven- tanam civitatem^).

Quoniam 3) semper sunt concedenda, que *) rationalibus con- gruunt desideriis, oportet, ut devotio conditoris pie constructio-

1) 'in' fehlt Hs. 2) 'apud dicta Beneventana civitate' Hs. 3) Vor Quoniam steht 'Scitis'. Dies ist sinnlos und stört die alte, häufig benutzte Anfangsformel 'Quoniam semper'. 4) 'qua' Hs.

Zwei unedieite Briefe Gregors I. 591

nis oraculis in privilegiis piaestanclis minime clenegetur. Igitur quia postulasti a nobis, quatenus denominata monasteria, quae in loca suprascripta Theodora gloriosa femina construxit, privi- legii ') sedis apostolicae infulis decorentur, ut sub iurisdictione sanctae nostrae, cui Deo aixctore deserviraus, aecclesiae con- stituta, nulli alterius aecclesie iurisdictionibus submittantur. Pro qua re piis tuis desideriis faventes^), hac») nostra auctori- tate, id quod exposcitur efFectui mancipamus. Et ideo omnem cuiuslibet aecclesiae sacerdotem in praefjitis monasteriis dicti- onem^) qiiamlibet habere hac^) auctoi-itate praeter sedem apostolicam prohibemus. Ita ut«) nisi ab abbate ') praefatorura monasteriorum fuerit invitatus, nee missariim ibidem sollemp- nitatem quispiam presuraat omnimodo») celebrare. Sed si abha obire contlngerit, non extraneian sed fratrum timim ex congreciatlone eligentes, qtiem aptum praeviderint, invitatus aepiscopas ordinettir. Si et idoneum minime habuerint, in- quirentes, uhi aptum repperire potuerint, et liunc eligentes, tit praelatum ab eis invitatus aepiscopus ordinäre debeat; iit profecto») iuxta id, quod subiecti apostolici privilegii con- sistunt, inconcusse dotandus permaneat, constituentes per huius preceptionis nostrae paginara '<>) atque interdicentes omnibus omnino cuiuslibet aecclesie presulibus vel cuiuscunque digni- tatis praeditisii) potestate sub omnipotentis Dei nostri iudicio, constituti a nobis praefatis monasteriis indulti quolibet modo existere temerator. Bene valete.

Vorstehendes Privileg entnahm ich der Handschrift XIV, 52 (fol. 296) der Barberinischen Bibliothek zu Rom (vgl. Archiv XII, 381 imd Neues Archiv III, 154). Dieser Codex, der die Collectio canonum des Cresconius enthält, ist in das VIII. Jahr- hundert zu setzen; aber freilich die Hand, welche das Privileg Gregors schrieb, gehört keiner so frühen Zeit an. Dieses bildet einen Theil eines Addidamentum, welches um die ]\Iitte des XI. Jahrhunderts auf die letzten Seiten der Handschrift nachgetragen wurde.

Der Text unseres Privilegs ist, wm. dies sofort vorauszu- schicken, der der Formel XXXII. des Liber diurnus fed. Roziere p. 58), d. h. mit Ausnahme zweier Sätze, die ich oben durch cursiven Druck ausgezeichnet habe. Nach jener Formel des Liber diurnus habe ich denn auch den an mehreren Stellen corrumpierten Wortlaut herstellen zu müssen geblaubt. Sehen wir nun hier von jenem cursiven Zusatz, der uns später be-

l) 'privilegiis' Hs. 2) 'favente' Hs. 3) 'ac' Hs. 4) 'dictione' Hs. 5) 'hac' fehlt Hs. 6) 'ut' fehlt Hs. 7) 'nisi abbas' Hs. 8) 'om-

nino' Hs. 9) 'praefecto' Hs. 10 j 'pagine' Hs. 11) 'dignitate prae- ditus' Hs.

592 Zwei unedierte Briefe Gregors I.

schäftigen wird, ab, so können wir aus der Beziehung zum Liber diurnus zur Bestimmung des Privilegs wenig genug ge- winnen. Weder für seine Zeit, noch für seine Aechtheit. Nichts leichter als mit den Formeln des Liber diurnus durch Einsetzung wirklicher Namen Fälschungen vorzunehmen, wie wir an einem lehrreichen Beispiel im ersten Theil dieser Mit- theiluug die Möglichkeit sahen, und das gefälschte Privileg dürfte dann, in der Abschrift vorliegend, einem ächten zum verwechseln ähnlich sehen, und nichts misslicher als aus der Anwendung von Formeln des Liber diurnus auf die Zeit eines Privilegs schliessen zu wollen. Wissen Avir doch, dass bis in die Mitte des XL Jahrhunderts hinein das ursprüngliche For- melbuch in der päpstlichen Kanzlei im praktischen Gebrauch blieb.*) Wir müssen uns durch die Ueberschrift unserer Urkunde einmal entschieden auf den beatus Gregorius, also Gregor I, verwiesen, für ihre Critik nach anderen Stützen umsehen und finden sie in dem Privileg selbst und in der Umgebung, in der es in jenem Additamentum zum Cresconius auftritt. Auch da von verschiedenen Seiten hi die Gregorianische Zeit geführt, ist es daneben unsere Aufgabe, darzulegen, dass eine derartige Exemption, wie sie obige Urkunde enthält, nicht gegen die Zeit Gregors I. verstösst, und auszuführen, dass grade unter ihm alle Verhältnisse in Benevent für die Ausstellung eines solchen Privilegs sprachen.

Auch ausser dem cursiven Zusatz ist das Privileg der Formel nicht völlig conform; es hat diejenigen Bestandtheile, welche den eigentlichen Unterschied zwischen Privileg und Formel ausmachen, die individuellen Namen der Orte und Personen. Die Klöster sind in der Ueberschrift als Klöster bei Benevent bezeichnet, im Text und es ist völlig dem alten Gebrauch gemäss , dass hier die Bezeichnung zu Benevent als bekannt und selbstverständlich vorausgesetzt und Avegge- lassen ist nur als 'monasteria b. Petri , quae Theodora gloriosa femina construxit'. Gleich hier ist es am Orte zu erklären, dass wir von jener Frau sonst nichts Avissen, und dem etwaigen Bestreben vorzubeugen, sie mit der Herzogin von Benevent des Namens Theoderata identificieren zu Avollen. Freilich wenn man im Paulus diaconus Liber VL cap 1. und an dieser Stelle des Privilegs Ungenauigkeiten der ärgsten Art annehmen Avollte, so wäre durch Paulus damit der Beweis ge- liefert, dass ein späterer Gregor der Aussteller des Privilegs sein müsse. Immerhin ist es ein eigenartiger Umstand, dass Paulus an obiger Stelle erzählt, dass die Gemahlin Romualds, des

1) Vgl. JafTe, Regesta Pontiticum (ed. 1) 3360, wo das Synodale des Xiiber diurnus (n. VI; ed. Koziere p. 22) von Nicolaus II. 1059 1061 zu Grunde gelegt ist.

Zwei imedierte Briefe Gregors I. 593

Herzogs von Benevent, ^foras muros Beneventanae civitatis' ein Kloster gründete. Dies ist etwa 675 geschehen. Aber die Herzogin heisst, Avie gesagt, Theoderata, und so müsste im Pri- vileg die Verwechselung von Theoderata in Theodora eingetreten sein, und siejgründet nach Paulus ein coenobium ancillarum, d. h. Paulus müsste eine falsche Angabe gemacht haben, da in unserm Privileg beide Klöster, die einem Abte unterstehen, sicherlich Mönchsklöster sind. So scheint mir denn jeder Bezug der Theodora zu jener Paulusstelle völlig abzuweisen zu sein. Jene genaue Bezeichnung der Klöster und die ganze In- scription des Briefs die Formel weiss überhaupt nur von einem Kloster und nennt als Ueberschrift einfach 'privilegium' machen jedenfalls einen der Zeit Gregors I. günstigen Ein- druck. Doch ist Aveder die Titulatur ^gloriosa femina' noch auch die Art der Bezeichnung der civitas diruta am '15. Miliarium' in späterer Zeit ganz verschwunden. Andere Beispiele für beides sind auch z. B. im Anfang des VHI. Jahrhundert nicht selten (vgl. die Briefe Gregors H. und Zachariasj und nichts stünde im Wege trotz dieser Merkmale das Privileg dem H. oder in. Gregor zuzuweisen. Das Gleiche gilt von der Cumulation der Klöster unter einem Abt. Derartige Verbindungen, für die in den Liber diurnus eine eigene Formel (n. LXXXVH) auf- genommen wurde, lassen sich auch in nachgregorianischer Zeit mannigfach nachweisen, obwohl nicht ausser Acht zu lassen ist, dass sie unter Gregorl. gerade besonders häufig vorkommen. Ich erinnere nur an Fuscus, den Abt zweier Neapolitanerklöster fepp. X, 13. 14) ; an Adeodatus der in Neapel, in Plaia und in Puteoli Abt ist (epp. X, 61. XIII, 2) ; und an Agapitus, dem in ep. XI, 72 mehrere Klöster verliehen werden '). Ebenso steht es dann auch mit dem Titel des Vitalian. Er, den wir sonst nicht nachweisen können, führt in der Adresse die Bezeichnung 'abbas (et) presbyter'. Die päpstliche Canzlei hat in nachgregorianischer Zeit diesen Doppeltitel augewandt in etwa folgenden Fällen: Honorius I. 628 in Jaffe 1563; Theodorus I. 643 in JafFe 1590,- Adeodatus c. 675 in Jaffe 1621 ; Sergius I. c. 701 in Jaffe 1642 und in der Mitte des VIII. Jahr- hunderts in Jaffe 1775.1781 1784; ja am Ende des Jahrhun- derts Hadrian I. in Jaffe 1882 und Leo III. 798 in Jaffe 1911. Danach passte die obige Bezeichnung recht wohl auch auf Gregor II. oder Gregor III; doch ist bei diesen letzten Bei- spielen zu bedenken, dass sie fast alle auf St. Denis gehen^ dass diese Privilegien sämmtlich verdächtig sind, und dass gerade in St. Denis eine ganz eigene Ausbildung der Kloster- institutionen durch die Klosterbischöfe aufgekommen war. Es ist charakteristisch, wie selbst in St. Denis dieser Titel bald

1) Vgl. die Note c. der Mauriner zu ep. XI, 48.

594 Zwei unedierte Briefe Gregors I.

missverstanden wurde. In den interpolierten Text der Urkunde Stephans III. (Jafte 1784) sind iiinter ^Fulrado amabili pres- bytero et (abbati)' die Worte liinzugefügt 'uni personae', ein Zusatz, der doch wohl das Missverständnis verhüten sollte, zwei Personen in der Adresse zu sehen. In nichtpäpstlichen Schreiben habe ich den Doppeltitel besonders in der ersten Hälfte des VII. Jahrhunderts, in den Briefen Bi*aulios von Zara- goza gefunden. Nach dem VIII. Jahrhundert scheint sodann das Betonen des Presbyteriats ganz aufzuhören. P]s wurde in späterer Zeit selbstverständlich, dass der Abt zugleich Priester war, und vergebens habe ich mich nach jüngeren Beispielen umgesehen. Andererseits passt unleugbar die Hervorhebung des Presbyteriats neben der Abtswürde am allerbesten in das Zeitalter Gregors I. Wir finden in seinem Register eine ganze Reihe solcher combinierter Titel '): in Panormus den 'presbyter et abbas' Gregorius (epp. I, 9. V. 6) und den 'presbyter abbas' Domitius (ep. XI, 48); in Isaurien den 'presbyter et abbas' Helias (ep. V. 38) ; in Autun den 'presbyter et abbas' Senator (ep. XIII, 8) und den 'presbyter et abbas' Lupo (ep. XIII, 10). Also während in späterer Zeit spärliche Beispiele, hier unter Gregor eine reiche Anzahl von Fällen. Vor seiner Zeit hat aus den Briefen und Schriften des Augustin, Hieronymus, Sozomenus etc. Goussainville in den Noten zu ep. HI, 11 des Registers Gregors derartige Titel gesammelt.

Zur Zeit Gregors I. war nun je nach der Entwickelung und den Zeitumständen die Lage in den Klöstern eine ver- schiedene und eigenartige. Für Autun setzt das Privileg XIII, 8 geradezu voraus, dass die Aebte zugleich Presbyter seien. Hingegen hören wir für andere Klöster in der ep. V, 3 von einem 'diaconus et abbas' und in ep. V, 4 von einem 'expres- bytero et abbas'. Ja aus letzerem Briefe, der für diese Ver- hältnisse mancherlei Interessantes enthält, ersehen wir, dass dem Expresbyter Saturninus erlaubt wird, 'curam et sollici- tudinem de monasteriis habere vcl gerere', d. h. doch Abt zu sein, während er seiner priesterlichen Functionen auch fernerhin beraubt sein soll. Dass Presbyter wie Diaconen in den Klöstern sich fanden, wissen wir. Gregor lobt in ep. VI, 56 den Abt Stephan, dass in seinem Kloster die Presbyter und Diaconen und die ganze Congregation einträchtig leben. Aber die stän- dige Anwesenheit eines Presbyters gehört keineswegs zur noth- wendigen Voraussetzung in jedem Kloster. Mit Recht bemerkt Gieseler, Kirchengeschichte I, 688 (Aufl. 3), dass in dieser Zeit (Gregors I.) manche Klöster ganz ohne Presbyter waren. So sahen wir oben den Expresbyter Saturninus als Abt ohne priesterliche Functionen; so werden in epp. VI, 4(). VII, 43 'ad missas celebrandas' Presbyter adhoc in die Klöster gesandt;

1) Vgl. ep. III, 53 (VI, 66): 'Atlianasius Isauriae inonaeliiis atque presbyter'.

Zwei unedierte Briefe Gregors I. 595

so sollen ep. V, 37 die Presbyter der bischöflichen Kirche von Neapel, so oft es nüthig sei, im Kloster S. Martin Messe lesen. In den Briefen VI, 42. IX, 92 wird mehreren Bischöfen auf Bitten der Aebte die Erlaubnis ertheilt, in den betreffenden Klöstern 'presbyterum, qui sacra missarum solemnia celebrare debeat, ordinäre'. In ep. IV, 18 bekommt der Abt einen Pres- byter zugewiesen, der auch im Kloster wohnen soll, damit in der mit dem Kloster verbundenen Kirche Messe gelesen werden könne. In ep. X, 2 erlaubt Gregor dem Bischof von Neapel, eine Klosterkirche zu consecrieren, ohne einen eigenen Pres- byter (presbyterum cardinalem) in ihr einzusetzen, 'sed quo- ties missas degentes ibi monachi fieri voluerint, a dilectione vestra presbyterum noverint postulandum'. Die Verhältnisse liegen nach dieser Reihe von Beispielen so klar wie irgend möglich. Dem gegenüber ist es nicht ohne Grund, wenn man die folgende Stelle der ep. IV, 11: 'Presbyteros, diaconos ceterosque cuiuslibet ordinis clericos , qui ecclesiis militant, abbates esse non permittas, sed aut omissa clericatus militia monachicis provehantur ordinibus, aut si in abbatis loco per- manere decreverint, clericatus nullatenus permittantur habere militiam', so gedeutet hat, dass nicht einem Weltkleriker, der an einer anderen Kirche bereits angestellt und gar nicht Mönch ist, eine Abtsstelle unter Beibehaltung seiner früheren Würde übertragen werde. (Vgl. epp. I, 42. V, 1. VII, 43).

Auch der seltenere Ausdruck ^oraculum', der im Text des Privilegs gebraucht wird, fällt in Gregors I. Zeit. Oraculum (i. e. ecclesia, Oratorium seu capella) finden wir bei Gregor in allen älteren Handschriften der ep. XIII, 17, obwohl die Editoren das ihnen unverständliche Wort nach jüngeren Manu- scripten in ^Oratorium' umwandelten ; nicht anders ist auch in einer Fassung der Bulle Stephans III. für St. Denis 'oraculi' durch 'oratorii' ersetzt (vgl. Harttung, Diplom, bist. Forsch. S. 84). Wie De Roziere im Liber diurnus p. 59 zeigt, ist der Ausdruck 'oraculum' in der Vita S. Desiderii Cadurcensis, aber auch noch später von Paulus diaconus etc. gebraucht. Auch hier wäre aber, wollte man unser Privileg Gregor IL oder III. zuweisen, auch abgesehen von dem späteren Gebrauch, auf das Vorkommen von 'oraculum' keine grössere Bedeutung zu legen, als etwa bei der Verwendung des Liber diurnus unter Nicolaus IL auf das Nennen der Heterodoxie der Afri. Man behielt trotz des Anachronismus bei der mechanischen Wiederholung der alten Formeln vmpassend oder unverständ- lich gewordene Ausdrücke bei. Auch in grammaticalischer Beziehung ist das Wort 'oraculum' bemerkenswei-th. Holstenius hat in seiner Edition des Liber diurnus statt 'oraculi': 'oraculum' aufgenommen, indem er dabei nicht an das Gebäude, sondern in antikem Sinne an einen Spruch, eine Weisung dachte.

596 Zwei unedierte Briefe Gregors I.

Wahrscheinlich geht seine Lesart auch schon auf Handschriften zurück. In ganz gleicher missverstandener Auffassung ist statt 'oraculum' : 'auctoritas' gesetzt in der Bulle des Papstes Zacha- rias für Fulda, in der ja bekanntlich eben unsere Formel des Liber diurnus zu Grunde liegt. ^Auctoritas' statt ^oraculum' hat dort der Text des Carlsruher Codex und Othlos in der Vita Bonifatii. Lesen wir ferner oben in unserm Text 'oraculis^ wo an gleicher Stelle im Liber diurnus das leichter verständ- liche 'oraculi' steht, so möchte man wohl hier eine Corruption annehmen, wenn nicht zwei Gründe dagegen sprächen. Zu- nächst steht im oben genannten Fuldaer Privileg des Papstes Zacharias an gleicher Stelle in der vorzüglichsten Ueberliefe- rung, die der Editio Romana zu Grunde liegt, statt 'oraculi': 'oraculo'. Man kann dies so verstehen, dass nicht 'conditor piae constructionis oracuH' der Begriff ist, sondern wie auch in den anderen Fassungen desselben Privilegs, wo 'oraculum' durch 'auctoritas' ersetzt ist, 'conditor piae constructionis' und dass 'oraculo' als Dativus commodi zu 'minime denegetur' be- zogen werden muss. So wäre auch nach dieser Interpretation unser obiger Text zu erklären und in ganz consequenter Weise, da von mehreren Klöstern gesprochen wird, ist sodann 'oraculis' für 'oraculo' gesetzt').

Endlich spricht auch der oben in Cursive gegebene Zusatz kein entschiedenes pro oder contra aus. Jedenfalls verträgt er sich sehr wohl mit den sonst von Gregor I. gegebenen Decreten. In seinen eigentlichen Klosterprivilegien kommt eine ähnliche Verordnung'in epp. II, 41 und VII, 12 und ganz besonders in epp. VIII, 15 u. XII, 24 vor. Er bestimmt, man solle in erster Linie nicht einen 'extraneus', sondern einen Angehörigen der Congregation wählen. Und da er in ep. XII, 24 die beiden Candidaten der Abts wähl aus dem betreffenden Kloster verwirft, so fährt er fort: 'si vero ex sua congregatione aptum invenire minime possunt, ipsi sibi aliunde eligant et is quem elegerint fiat'. Wenn wir die Analogie mit den Bischofs- wahlen urgieren dürfen, so linden wir auch dort die gleiche Bestimmung, dass im Nothfalle man nicht aus der eigenen Ecclesia, sondern anderswoher eine geeignete Person bestellen solle (vgl. ep. XIII, 15).

Nun dürfte es allerdings auffallen, dass gegenüber dem sonstigen Text diese cursiven Sätze stilistisch äusserst unbe- hülflich und geradezu die Construction störend gebildet sind. Nirgends in den Gregorianischen Briefen wird man dafür eine

1) Genau ebenso lautet der Passus in der Bulle Hadrians I. für St. Denis, Jaffe 1886, wo auch 'oraculis' sieh auf verschiedene nionasteria bezieht. Auch hier ist, wie ich an Obiges anknüpfend bemerke, in einer anderen Fassung der Bulle 'oraculis' einfach fortgelassen worden.

Zwei unedierte Briefe Gregors I. 597

Analogie finden. Aber trotzdem erscheint es nach obiger Aus- einandersetzung nicht unumgängHch nöthig , die Sätze über die Abtswahl für eine ungeschickte Interpolation in die Formel des Liber diurnus zu halten. Man könnte ebensowohl anneh- men, dass der einst correcte Ausdruck der Kanzlei von unserm spätem Copisten durch wissentHches oder unwissentliches Aus- lassen einiger Worte so abgeändert ist, dass jetzt eben nur noch der iSinn, nicht der wörtliche Ausdruck gewahrt bleibt. Und für flüchtige Arbeit des Schreibers fanden wir oben mehrere Beispiele in den entstellenden Fehlern der Formel des Liber diurnus, für eigenmächtige Abänderung des ursprüng- lichen Textes zeigt uns der unserm Privileg voraufgehende Gregorbrief ein deutliches Exempel.

Und somit kommen wir zu dem zweiten Indicium, welches wir aus den übrigen Bestandtheilen unseres Additamentum gewinnen. Vor dem Privileg an Vitalian steht fol. 295' mit der Ueberschrift 'Epistola beati Gregorii papae ad Castorium Ariminensi (sie) aepiscopum' der Brief (II, 41) Gregors I. mit dem Privileg für das Ivloster SS. Andreae et Thomae zu Rimini. Im Ganzen schliesst sich der vorliegende Text von II, 41 eng an die Form, wie sie in das Lateranensische Register eingetragen war, an. Denn da wir II, 41 unter den Gregorbriefen sowohl in der grossen Sammlung R wie auch in der kleinen P finden und beide unabhängig von einander Excerpte aus dem Papyrus- register des Lateran bieten, so kann über die ursprüngliche Form des Lateranensischen Regests in diesem Falle kein Zweifel obwalten. Von ihr weicht in starker Weise aber eine andere Gestaltung dieses Privilegs ab und diese ist meiner Ansicht nach durch Abschriften des Originales selbst uns überliefert. Diese andere Form edierten die Mauriner unter II, 41 an zweiter Stelle. Aber auch der Registertext selbst, der im Wesentlichen einen Extract des zweiten Textes repräsentiert, ist ausser- halb der Briefsammlungen mit Interpolationen auf uns ge- kommen. In dem bekannten Codex von Monte Cassino 353 saec. X, der unter dem Abt Johannes nach dem verlorenen Original des Ignotus (cf. Bethmann, Archiv XII, 506) copiert ist^ folgt auf den Brief des Paulus diaconus an Kaiser Karl auf fol. 259 der Gregorbrief II, 41 in der Form des Registers, aber mit eigener Inhaltsangabe i) und abweichendem Schluss. Die gleiche Inhaltsangabe imd den gleichen Schluss weist neben dem Cod. Barberinus XI, 64 saec. IX. ffol. 118') auch unser Barberinus auf. Schliesst nämlich der Brief 'Hanc autem . . . paginam ... a te vel post te episcopis ordinandis firmam sta- tuimus illibatamque servari; ut . . . et monasterium illud nullius

1) 'Ut abbas in monasterio non per episcopnm aut per quemlibet

exterum ordinetur, neque missa ab episcopo ibi celebretur, et ut nulli ecclesiae subiciatur'.

Neues Archiv etc. VII. 39

598 Zwei iinedierte Briefe Gregors I.

alterius alii, quam generali canonicaeve iurisdictioni deserviens remotis vexationibus ac eunctis gravaminibus divinum opus cum summa animi devotione perficiat' , so fügen die drei genannten Handschriften hinter 'ordinandis' 'tarn in vestra civitate, quam et in cuncto orbe terrarum', hinter 'monasterium ilhid' 'cunctaque in universis regionibus cenobia constituta', hinter 'alterius' 'ecclesiae' und endlich hinter 'opus' 'sub suo abbate degentes fratres . . . perficiant' hinzu'). Der dem Pri- vileg für Vitalian vorhergehende Brief ist also in der That ein Gregorbrief, aber kein intact überlieferter. Er erweitert und verallgemeinert.

Hinter dem Privileg für Vitalian folgt mit dem Titel 'Ordo ex decretis sancti Gregorii pape' die Formel für den Schluss päpstlicher Ellosterbullen : 'Si quis autem, quod non optamus . . . participem effici mereatur', eine Formel, die von Gregor I. nur in den Privilegien für Autun in annähernder Weise ge- braucht ist. Ich möchte sie für jünger als Gregor I. halten, obwohl sie doch schon im Liber diurnus als Schluss von n. LXXXVI. (ed. Roziere p. 219) bereits genau so vorkommt 2),

Wir haben also eine Zusammenstellung von päpstlichen Briefen zu Gunsten der Klöster. Alle drei gehen unter dem Namen Gregors I. Der erste ist sicher von ihm. Der letzte fällt mindestens noch dem Kreis des Liber diurnus anheim. Es kann, wenn wir aus dieser Umgebung den Schluss auf das Privileg für Vitalian ziehen, keine Frage sein, dass es Gregor I. angehört. Aber alle Analogien führen ebenso zwingend dahin, die Art der Ueberlieferung als eine, die Intactheit nicht in- volvierende, anzusehen 3).

Es bleibt uns übrig, an der Formel selbst zu prüfen, in Aviefern sie in Gregors I. Zeit passt, und an den Zuständen in Benevent, in wiefern solches Privileg zu dieser Stadt in beson- dere Beziehung zu setzen ist.

1) Im Codex zu Monte Cassino foljgt auf den Schluss der Satz: 'H^c epistola requiratur iu didascalio', von der gleichen Hand saec. X. 2) Nur hinter 'npfario ausu presunipserit' füg-t die Hs. hinzu : 'aut aepiscopus seu sacerdotali vel quocumque gradu aecclesiastice sit praeditus dignitatis aut laicali magna parvaque persona hac nostra auctoritate contraire prae- sumpserit', wobei schon das 'hac nostra auctoritate (fehlt 'constituta') con- traire' und die Wiederhohmg von 'praesnmpserit' zeigt, dass dieser Satz von einem flüchtigen Interpolator hineingebracht ist. 3) Es ist nicht

ohne Interesse, auch noch das darauf folgende Stück des Additamentum in's Auge zu fassen. Bethmann bezeichnet es (Archiv XII, 381) als 'dictum Feliciani Rumensis'. Es ist das Protokoll der Synode zu Car- thago von 534 (vgl. Harduini Conc. II, 1177), auf der 'Felicianus, episco- pus Ruspensis' um Verhaltungsmassrcgeln für das von seinem Vorgänger Fulgentiiis (f 533) gegründete Kloster apud Ruspeni bittet. Auch hier also ein Capitel zur Klostergeschichte, welches auf frühe Ueberlieferung zurückgeht.

Zwei unedicrte Briefe Gregors I. 599

Der Liber diurnus ist in der uns vorliegenden Form am Ende des VII. oder am Anfang des VIII. Jahrliunderts redigiert worden. Ebenso wird allgemein als feststehend betraehtet, dass ein grosser Theil seiner Formeln, etwa zwei Drittel der Gesammtzahl, aus der Zeit Gregors I. stammt. Unsere P^ormel n. XXXII. findet sich nun in den beiden sonst in der Ordnung der Formeln sowie auch hin und wieder in der Auswahl der- selben abweichenden Handschriften des Liber diurnus (vgl. Roziere p. CCXXVI u. CCXXX) ganz im Anfang der Samm- lung; in beiden steht vor n. XXXII. das Responsum, welches fast genau ebenso im Gregorianischen Register vorkommt ; in beiden folgt auf n. XXXII. ein Praeceptum de commutando loco, das in Inhalt und Form ganz die Zeit Gregors I. ver- räth, und welches, obwohl es im Register nicht auftritt, sicher- lich schon zur Gregorianischen Zeit existiert hat. Wir sehen, dass die äussern Umstände der Formel unserm obigen Ergeb- nis in Betreff des Privilegs zu Hülfe kommen.

Hinsichtlich des Inhalts der Formel müssen wir es hier natürlich vermeiden, auf die vielfach behandelte Frage über das Privileg des Papstes Zacharias für Fulda einzugehen. Wir können es, weil trotz der gleichen Formel n. XXXII, die unserm Privileg, wie dem Fuldaer zu Grunde liegt, doch die Frage eine grundverschiedene ist. Es handelt sich hier um italienische Klöster, um Zustände zur Zeit Gregors I, um Bene- vent. Auf diese drei Punkte müssen wir unsere Aufmerksam- keit richten.

Gregor I. nimmt die Beneventaner Klöster unter seine Jurisdiction. Unter wessen standen sie sonst? Eine Reihe von Briefen giebt uns darauf unzweideutige Antwort. In ep. II, 41 in der abgekürzten Form des Registers giebt Gregor I. weit- läufige Exemptionen, dem Bischof bleibt eigentlich nur das Recht auf Einladung des Abtes und nur auf diese hin, im Kloster Messe zu lesen und den von den Mönchen gewählten Abt zu ordinieren; dennoch schliesst das Privilegium : *ut et tua ecclesia suo sit iure contenta et monasterium nuUi alterius alii, quam generali canonicaeve iurisdictioni deserviens . . . divinum opus perficiat'. Ferner XI, 72: Gregor vereinigt mit einem Sorren- tiner Kloster ein von den Feinden verwüstetes in der DiÖcese von Nuceria und schreibt dem Abt des ersteren Klosters: 'Ipsura autem monasterium sie tuae nos ordinationi commisisse cognoscas, ut tamen iurisdictionem illic non episcopus Surren- tinus, in cuius civitate monasterium tuum est, sed Nucerinus cuius est dioecesis habeat. Nam sie huius loci ordinationem disponimus, ut tamen iura sua singulis episcopis inviolata ser- vemus'. Trotz seiner gegentheiligen Versicherung greift Gregor hier entschieden in die Rechte des Bischofs ein. Das ergiebt sieh am deutlichsten, wenn wir das folgende Citat beachten.

39*

600 Zwei unedierto Briefe Gregors I.

In ep. X, 61 giebt Gregor dem Abt eines Neapolitaner Klosters ein zweites in Plaia mit der Bestimmung 'quia monasterium ipsum (sc. in Plaia) in Neapolitana est dioecesi constitutum, ne quid constituere, quod absit, praeiudicialiter videamur, volu- mus, ut quousque Neapoli ordinetur antistes tuo Interim mona- sterio antefatum monasterium . . . sit unitum'. Wenn der Bischof von Neapel ordiniert sei, schreibt er 'maturius ac solidius per- tractabimus, utrum in perpetuum haec unitio extendi, an tem- poralis esse debeaf. Demselben Abt giebt er im gleichen Briefe ohne solche Klausel ein Kloster in Pateoli und ordnet an : 'monachos, quos in monasterio Puteolis sito deputaveris, sub tua quidera disciplina, sed tarnen Puteolano episcopo, cuius dioecesis est, non Neapolitano noveris subiacere'. Ueber das erstere Kloster in Plaia (in der Nähe von Neapel) kommt es in ep. XIII, 2 zu nochmaliger Erörterung. Während die Mönche des verödeten Klosters nämlich ihre Vereinigung mit dem Neapolitaner Kloster zu Rom betreiben, macht der dort an- wesende Bischof von Capua Opposition und behauptet 'locum ipsum olim monasterio alii dioecesis suae fuisse coniunctum et idcirco minime in alterius ecclesiae ius debere contradi'. Gregor erfährt dann, dass der Bischof von Capua 'nullum ius in prae- dicto monasterio habere' und ordnet die Union der beiden Klöster an. Ganz ohne Klausel, von einem vorbehaltenen Recht des Bischofs von Neapel ist dabei keine Rede mehr. Ferner als Gregor ins Kloster S. Theodori zu Messina die auf Sicilien zerstreuten Mönche zusammenbringen lässt und dieses der Leitung des Bischofs Paulinus von Taurus, der fern von seiner Bischofsstadt lebt, überträgt, meldet er dies dem Bischof von Messina: 'ne te omisso aliquid in tua contristeris dioecesi ordinari'. Als Gregor in ep, VI, 21 dem Bischof von Otranto die Visitation von drei unbesetzten Bisthümern überträgt, schliesst er seinen Auftrag: 'Monasteria autem, si que sunt in earum parrochiis constituta, sub tua cura dispositioneque, quousque illic fuerit proprius episcopus ordinatus, esse con- cedimus'. Nach Sardinien schreibt endlich Gregor ep. IX, G4: 'episcopis loci ipsius, sub cuius (monasteria) degunt moderamine, curae sit eorum causas utilitatesque disponere'.

Wir sehen aus allen diesen Stellen, die sich, doch ohne wesentlich Neues zu ergeben, vermehren liessen, dass der Diöcesanbischof ein ius oder auch eine cura dispositioque besass. In XI, 72, unserm obigen zweiten Citate, scheinen die iura geradezu als iurisdictio bezeichnet zu sein. Dem steht imser erstes Citat gegenüber. In II, 41 (1. Fassung) soll sich der Bischof mit seinem ius begnügen, zugleich aber das Kloster nur unter der generalis canonicave iurisdictio stehen. Doch scheint hier eine Abänderung des ursprünglichen Textes stattgefunden zu haben. Die längere zweite Fassung von II, 41

Zwei unedicrte Briefe Gregors T. 601

ist leider am Soliluss lückenhalt, so dass wir aus ihr niclits Sicheres gewinnen können, aber ein im Kegister selbst neben II, 41 eingetragener Brief II, 42 setzt den Inhalt des Privilegs dem Abt des betreffenden Klosters kurz auseinander mit den Worten : 'illa ei (episcopoj iurisdictione relicta, ut in defuncti abbatis locum alium, quem dignum communis consensus con- gregationis elegerit, debeat ordinai'e'. Da ist denn freilich ein nur äusserst geringer Einfluss, die obligatorische Ordi- nation des von dem Kloster gewählten Abtes, unter dem stolzen Namen 'iurisdictio' verstanden.

Was in dem vorliegenden Falle von Bedeutung ist, scheint durch das Vorstehende klar gelegt zu sein. Die Jurisdiction, die eine cura (diligentia disciplinae in ep. III, G3) und eine dispositio einschliesst, gehört dem Diöcesanbischofe an. In diese Jurisdiction hat Gregor, obwohl er principiell sie nicht antasten will, in einzelnen Fällen eingegriffen, hat gegen sie Exemptionsprivilegien ausgestellt, die darin gipfeln, dass dem Bischof die dispositio genommen wird (nicht anders in VII, 12 und VIII, 15). Auch in unserm Privileg geht er über das Maass der sonstigen Exemption nicht hinaus. Dem Bischof bleibt in den Beneventaner Klöstern das Recht, auf den Ruf des Abtes hin im Kloster Messe zu lesen und, wie in das Privileg hineingefügt ist, den neu gewählten Abt zu ordinieren. Was praktisch die apostolische Jurisdiction zu bedeuten hatte, ist daneben schwer zu sagen. Doch gehen wir auf diese ver- wickelte Frage hier nicht ein. Es genügt, hervorgehoben zu haben, dass die Anwendung der Formel 'Quoniam semper' in der Kanzlei Gregors I, nichts befremdliches hat. Nur hin- weisen möchte ich daneben auf das Privileg Honorius I. für Bobbio aus dem Jahre 628 (Jaffe 1563), welches nach der Formel des Liber diurnus n. LXXVII verfasst, gleichfalls die bischöfliche Jurisdiction durch die päpstliche ersetzt. Dem Bischof bleibt, genau so wie in unserer Formel, nur noch die Befugnis, Messe zu lesen und auch das nur auf Einladung des Abtes. Diese Bulle für Bobbio ist meines Wissens nie ange- fochten Vv'orden ').

Und trotzdem, man würde beweisen können, dass diese Formel aus der Zeit Gregors I. ist, und es würde sich doch nichts anders für unser Vitalianprivileg ergeben dürfen, als dass es in späterer Zeit nach dieser Formel gefäisqlit sei, wenn wir in gleicher Weise operieren wollten, wie es Harttung in den Diplomatisch -historischen Forschungen S. 82. 216 mit dem

1) In dem Satze 'sedis apostolicae infulis' nahm selbst für die Zeit des Papstes Zaeharias seiner Zeit Eckhart an 'infula' Anstoss. Ohne Grund. Infuhi in der Bedeutung- von ornamenta et insignia magistratuum ist, nach Forcellini, schon im classischen Sprachgebrauch und wird auch übertragen für tabella gesetzt. Beide Bedeutungen würden hier passen.

602 Zwei unedicrte Briefe Giegors I.

Privileg des Zacliarias in der römischen Fassung gethan hat. Die Formel n. XXXII schliest in dem Druck bei De Roziere

'existere temerator, etc ' und mit der Satztrennung, wie

sie De Roziere gab; ist auch in der That der letzte Satz ohne Abschluss. Da die Zachariasbulle ebenso mit 'existere teme- rator' endet, ist es nach Harttung klar, dass sie ausserhalb der päpstlichen Kanzlei den Liber diurnus benutzte und sinnlos abbrach, obwohl man in der Kanzlei sehr wohl wusste, dass ein beliebiger Sehluss der Formel noch angehängt Averden musste. Harttungs Beobachtung zieht auch unser Privileg in Mitleidenschaft. Wie es überhaupt der Zachariasbulle (römi- scher Form) in seinem Text nahe steht ich erinnere an die oben besprochene Form 'oraculis' , so schliesst es auch mit 'existere temerator' ab ; freilich eben in dem letzten Satze sonst etwas verkürzt und verändert, so dass ein unbeanstandbarer Schlusssatz entsteht. Immerhin, wenn es richtig ist, dass im Liber diurnus überhaupt noch ein beliebiger Sehluss erst angehängt werden sollte, müsste es verdächtig sein, dass unsere Bulle ohne solchen erscheint. Ich halte aber dafür, dass De Roziere's Interpunktion an dieser Stelle keine richtige ist, und lese mit JafFe (in der Zachariasbulle) hinter 'interpositione' keinen Punkt, sondern ein Komma resp. Kolon, schliesse hingegen den Satz hinter 'temerator mit einem Punkt ab. Der Sinn ist auch dann nicht miszuverstehen. Folgt auf Hemerator wirklich 'et- cetera' (die Punkte sind zweifelsohne Zusatz von De Roziere), so verstand der Kanzlist darunter etwas dem speziellen Briefe individuelles, nämlich das Datum, wie z. B. in n. LXXIII LXXVI die luvocatio, in n. LXXIV. LXXX die Subscriptio

ebenso mit 'etc ' absehliessen. Auch in den Privilegien

n. XCII XCV bezeichnet das 'etc ' den Beginn dessen, was

die Formel dem besonderen Briefe überlassen musste. So läge hier aber die Sache nach De Roziere's und Harttung's Auf- fassung nicht. Sie lassen die Formel mitten in der schon ganz allgemein gehaltenen (Jorroboratio abbrechen, in einem Satze, der schon evidenter Maassen am Schlüsse steht und hinter dem im Context nichts individuelles mehr zu erwarten ist. Auf alle Fälle könnte nur ein üblicher fernerer Sehluss sich an- reihen — man könnte ihn, gerade ihn, weil er üblich war, auch abkürzen, aber da würde es nicht 'etc.' heissen, sondern 'secundum morem', wie dies in der Formel n. VIII ganz richtig auftritt, wie dies in der ausführlichen Weise ^et cetera secundum morem' mehreren gekürzten Briefen im Register Gregors I. (vgl. z. B. den vorstehenden Brief nach Ariminum) zugesetzt ist. Und dieses Uebergreifen der Register in den Charakter des Formel- buches, die Wechselwirkung zwischen beiden, kann uns nicht Wunder nehmen. Das Register wurde im Lateran von Beamten angelegt, die mit den Kanzlei -Formeln vertraut waren; sie

Zwei unediertti Briefe Gregors I. 603

kürzten [die üblichen Formeln cab, und in stärkerem Grade, als es der Liber dim-nus thut. Auch mit grösserer Berechti- gung als dieser, da man zur Kenntnisnahme der Formel ja nicht das Register, sondern eben den Liber gebrauchte. Daher sind denn ^überhaupt Abkürzungen von Formeln im Liber diurnus selten. Im eigentlichen Sinne ist mir nur das oben citierte Beispiel von n. VIII bekannt, und dies ist nur dadurch möglich, dass in n. VI die gleiche Formel (nur mit kürzerer Einleitung) vorliegt. Gesetzt nun auch den nicht erweisbaren Fall, dass der Satz hinter 'temeratoi-' nicht zu Ende sei, dass die Worte ^et cetera' sich auf einen eigentlichen Schluss be- zögen, es wäre nichts irgend Avie Bedenken erregendes, wenn auch dieser gleiche Schluss mit der Abkürzung in das päpst- liche Register, hier des Papstes Gregor I, dort des Papstes Zacharias eingetragen worden wäre. Wir fänden darin nur ein neues Indicium, dass die Ueberlieferung des betreffenden Briefes nicht durch das Original, sondern durch das Register auf uns gekommen ist. Aber auch abgesehen von dieser kaum haltbaren Annahme, scheint mir über allen Zweifel erhaben, dass beide Briefe, der Gregors I. für Benevent, wie der des Zacharias für Fulda, auf die Register zurückgehen. In beiden Fällen dürfen wir an unsere Briefe nicht Ansprüche machen, die das Register nicht erfüllen kann. Der kanzleimässige Titel fehlt in beiden, in beiden ist das Datum fortgelassen.

Und wer, fragen wir endlich, war in Benevent der Bischof, gegen den Gregor I. die beiden Klöster sicher stellen wollte? Vergegenwärtigen wir uns, dass schon wahrscheinlich im Jahre 571 das langobardische Herzogthum Benevent gegründet wurde, dass die arianischen Langobarden auch nach dem Tode des Herzogs Zotto unter Arichis voll von Hass und Wuth gegen Italiener und Katholiken waren (auch die 'civitas diruta' 15 Miglien von Benevent ist man geneigt, auf diese kriegeri- schen Verhältnisse zurückzuführen), so muss man ei'staunt sein, in diesen Jahren eine äusserst vollständig besetzte Bischofsliste für Benevent zu finden. Es ist erfreulich, dass solche histo- rische Anomalien der Forschung nicht Stand halten. Die Beneventaner Bischofsliste zur Zeit Gregors 1. löst sich bei näherem Zusehen in völliges Nichts auf.

Gams nennt der Vulgärüberlieferung folgend in Bene- vent: 585 Felix II; 591 Linianll; 600 David; 602 Barbaras. Hirsch hat in seinem Aufsatze: Das Herzogthum Benevent (Gymnasial -Programm Berlin 1871) S. 16 überzeugend nach- gewiesen, dass die drei Bischöfe Felix, Linian und David ganz unglaubwürdigen Quellen entnommen sind. Hirsch sagt dort, von der Zeit der Eroberung an bis in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts hätte Benevent überhaupt keinen Bischof gehabt, was er freilich nur dadurch behaupten kann, dass er

G04 Zwei unedieite Briefe Gregors I.

anniramt, der durch die Gregorbrief'e IV, 41 und XIII, 13 ausser Zweifel gestellte Bischof Barbarus von Benevent sei, aus seinem Bisthum vertrieben, damals vom Papst zu ausserordent- lichen Missionen benutzt worden. Aber in der That finden wir auch in diesen Gregorbriefen keinen Beneventaner Bischof. Sicher nicht in ep. IV, 41, denn selbst nach dem Text der Mauriner wird die Visitation der Kirche von Ortona einem 'frater et coepiscopus Barbarus' übertragen, ohne dass dessen Bisthum genannt würde, und da Ortona von Benevent ziemlich weit abliegt, so zwingt nicht allein nichts, sondern wäre es gewagt, diesen Barbarus in Benevent zu suchen. Aber die älteren Handschriften lesen in IV, 41 'frater et coepiscopus' ohne Namen. Wie so in jüngere Handschriften und aus diesen in die Drucke der Name Barbarus drang, ist äusserst durchsichtig. Der Brief XIII, 14 ist nach der gleichen Formel wie ep. IV, 41 gearbeitet (Liber diurnus app. 2, n. CX ) ; in XIII, 14 steht der Name Barbarus hinter 'frater et coepiscopus'; man hat bei dem Verlangen, einen Namen in IV, 41 zu haben, beide Briefe zusammengeworfen und Barbarus aus XIII, 14 aufgenommen. Die Mauriner haben in anderen jüngeren Handschriften auch 'Johanni' statt Barbaro gefunden. Natürlich, denn II, 39, ein Brief, der ebenfalls die gleiche Formel hat, führt an der be- treffenden Stelle hinter 'frater et coepiscopus' den Namen 'Johannes'.

Aber auch XIII, 13 ist zu beseitigen. Die Mauriner lesen den Titel dieses Briefes: 'Gregorius Barbaro episcopo Bene- ventano'. Es war auch schon vor Hirsch aufgefallen, dass einem Bischof von Benevent in XIII, 13 die Visitation der Kirche von Panormus übertragen wurde. Auch hier lesen aber die älteren Handschriften in Uebereinstimmung anders. Es heisst der Titel: 'Gregorius Barbaro Carinis'. Carina liegt auf Sicilien und passt vortrefflich. Wie das Wort Beneventanus in den Titel eingeflrungen ist, vermag ich bisher nicht zu erklären. Aber es darf uns genügen, dass wir in Benevent zur Zeit Gregors I. keinen einzigen Bischof nachweisen können.

Die Klöster des Vitalian lagen bei einer von den arianischen Langobarden beherrschten Stadt, der Bischof von Benevent, wenn es einen gab, war machtlos und ohne Bedeutung, die Exemptionen fügen sich auch in dieser Hinsicht der Zeit Gre- gors I. am besten an.

Gedichte aus Münchener Handschriften.

Von E. Düminler.

I.

Die Handschrift der Münchener Staatsbibliothek 14436 aus St. Emmeram in Regensburg; stammend, über welche be- i'eits früher in dieser Zeitschrift gehandelt wurde (V, 624), enthält auf f. 118 v. 119 r. eine bisher unbekannte Bearbei- tung der Legende des heil. Emmeram. Sachlich ist die- selbe ohne allen Werth, denn sie schJiesst sich genau, wenn auch im Einzelnen nicht gerade sklavisch, an Aribo's Leben des Heiligen an (Acta SS. ed. Bollandi Sept. VI, 474—477), als Denkmal der literarischen Bestrebungen jenes berühmten Klosters dürfte sie immerhin einige Beachtung verdienen. Abgefasst ist unser Gedicht in gereimten iambischen Tetra- metern, es scheint unvollendet geblieben zu sein, denn es bricht in der Handschrift, in der nichts fehlt, ohne Schluss vor dem Älartyrium des Heiligen ab. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben wir es mit dem ursprünglichen Entwürfe des Ver- fassers zu thun , der selbst am Rande einige Zeilen nachge- tragen und viele Aenderungen übergeschrieben hat, welche ich durchweg unter den Text gesetzt habe. Als Zeitpunct der Abfassung dürfte hiernach die Zeit des Schreibers, d. h. das 11. Jahrhundert, anzunehmen sein.

(Ajltrix sanctorum patria profudit Aquitania Sanctitate laudabilem Emmeramminii pontificem,

Quem ornavit clarissima stirpis ') genealogia, Sed dum servivit domino, nobilior^j fit merito. 5 Mente formaque nitidus habebatur egreius,; (A)dhuc'^) tenellus pusio (a)dherebat altissimo (Et) benedicta indoles (sp)revit aflfectus faciles.

lam natu grandiusculus doctrinam-^j (hajusit avidus, Ut per doctrine Studium post doctor foret omnium ^). 10 In verbis fuit leppidus et Simone doctiloquus,

1) 'stirpis' übergeschr. 2) 'preclarioi' übeigeschr. 3) v. 6 8

am Rande nachgetragen, durch dessen Beschneiden einige Buchstaben vernichtet sind. 4) 'sie libros' überg. 5) verb. 'plurium'.

606

Gedichte aus Müncheiier Handschriften.

In libris agiographis

Et valde fuit perspicax

Cuius sacrato doginate

Tota nimirum Gallia 15 Qui fervens Christi calicem

Pro se statuto presule

Per viae diversoria

Quin auditorum pectora

O pedes pacis baiuli 20 Vos speciosos dixerat

Transcurso Hreni flumine,

Tandem per dei gratiara

Tunc Regina metropolis,

Collegit hunc pro hosjoite, 25 Hie gloriosus advena

Primatis neenon populi,

Peliciente Norica

Quam adire decreverat,

Quam felix dies Noricae 30 Q,ua ditabatur presule,

Tunc cepit salus patrie

Et pravitatis scelere*)

Predulcis eins qualitas

Reddit cunctis amabilem 3 5 Quae rudiraenta fidei

Per Vitalem interpretem

Mellito corde ruetuat

Et ut doctor benivolus

Persuadens in prudentia, 40 Omne quod^) disputaverat

Factorum sanctiraonia

Ut quos verbo non caperet

Cum late messem domini

Informavit egreie 45 Tunc emersere tempora,

Christus probare militem,

En aceidit, ut unica

Stuprose pregnans iieret

Hec Outa') dicta fuerat, 50 Persona quaedam nobilis,

Sed dum orrerent scelera

Confitendum sufFugerant

Qui pio quidem animo

1) 'duciflua' Hs. 2) verb. 'hos propheta laudaverat qnos . . ferre

viderat' (cf. Rom. 10, 15). 8) verb. 'ab erroris opere vol nientis tor-

titiidine'. 4) 'blebem' Hs. 5) 'quo' Hs, 6) Dafür am Rande:

'Catholica quae docuit ex sacris seriptis astniit'. 7) 'Ota' Hs.

novae legis et veteris et in perspectis efficax. fulsit Pictavis inclite, dilexit eins monita. potare per agoniam, dehinc secessit peregre. dicta sparsit dulciflua '), scripturae pavit nectare. latores euangelii, vates quos iam previderat*). sed et parte Germaniae, venit ad Baioariam. ignara nacti ominis, cuius nunc viget munere. retentatur industria ne temptet ultra progredi. subductus est Avariae, cum exulari ceperat. refulsit illo tempore, fulget virtutum iubare. viam virtutis pandere plebem *) magnam convertere. vocisque liberalitas votisque suis habilem. dabat adleta domini, eins suggessit comitem. lectu favum quem ceperat, gaudet lucrandis omnibus. querens in sapientia clara luce firmaverat^). congessit exemplaria, vel actu lucrifaceret. purgaret sorde vicii, neophitos ecclesiae. quo vellet per certamina quem pace novit alaci'em. Dietonis ducis hlia famamque culpa lederet, quam Öigibolt obpresserat, sed mecho despicabilis. morti velut obnoxin, sancto viro quod feccrant. condescendebat proximo

Gedichte aus Rlünchener Haudschriften.

GOT

Et per sermones humiles

55 'Peccatrix massa corporis Et per plura facinora Sed delinquentis crimina Sicut verti voluerit Proinde consolamini

60 Dens pro peccatoribus Absit timere aliquem Quam aeterna supplicia Animabus prospicite Ego pati desidero

05 Quapropter haec peccamina Nobis tandem obponite, Tunc consolatos unice Committtens prece domino Dehinc migrandi licitum

70 Roraam visendi gratia Permi ssione principis luncta sibi catervula Cum instaret profeecio, 'Te carum^) seire cupio

7 5 Sed te, mi frater, obseero Ne istud iiraquam proferas^ Insurget in me fervidus Siispectae culpae gratia, Sed me cum poenis affici

80 Non confundaris animo, Et ne cuiusque merita Excusans ^) gradum protege, Nam ') poscit christianitas, Qui se dedit pro plasraate,

85 Dixit et felicissimam

Qua complet legem domini lam tunc fama dedecoris Quod clari ducis filia Id cor commovit principis

90 Et advocatam turbido 'Die, unde te iuvenculam Aut quis adulter thalamos An generosum gremium, Facis tu impurissimum

sie consolatur flebiles: est, eheu, valde fragilis labat diatim misera. Christi delebit gratia, et peccare desierit. nee ultra fas tristamini, venit salvandis omnibus. plus mortem transitoriam, omni fine carentia. digneque satisfacite : pro vobis procul dubio, translationis gratia vobisque sie consulite'. fecit inde') recedere quod volvebat in animo. ducis rogabat placitum Petri Paulique limina. callem rapit itineris^) clientelae fidissima. seni dixit Wolflaico: venturum quod prenuntio, tandem quousque vixero, donec transactum videas. magni furoris impetus quam non fort-*) consciencia. constet ceu nota*) vicii, cum haec inmunis suffero, nostri ledat infamia, compassionem detege, ut redemptoris Caritas, fructificet in homine'. gradus movet per semitam, mandatis euangelii. hoc publicavit populis, per stuprum foret gravida. pudore lapsi germinis *) sie compellabat^) animo: sie siel") habemus turgidam? temeravit indebitos ? natis regum eontiguum, lupanare ludibrium ?

1) verb. 'eos'. 2) aus 'iteneris' verb. 3) verb. 'solum'. 4) verb. 'nescit', 5) 'ceu reum' verb. 6) 'tunc pie' verb. 7) Für v. 83

und 84 steht am oberen Rande z. Th. abg-eschnitten : '. . . . Christi Caritas ut huma(na) benignitas Sic ferveat pro proximo, ut adsit in pericnlo'. 8) verb. 'probro fucatae sobolis'. 9) 'compellebat" verb. 'labat'. 10) 'si sie' Hs.

608 Gedichte aus Müncheuer Handschriften.

95 Ergo festina dicito, cuius infleris Indicro,

Et dicj quis vim intulerit pregnantemque i) reddiderit'? Tum pudibunda pronuba, stupore sat perterrita, Dixit hac causa noxium^) Emmerammum pontificem. Pater eduxit gladium facturus parricidium,

100 Si non temptassent propere hune 3) milites surripere. Statim data seutentia privavit illam patria^

Lege damnans, Ausoniam relegavit in insulam. Ergo mansit eo loci tenore sub exilii,

Quoad vita decederet culpamque morte lueret.

lOSjErat Iiuic magnanimus frater fastuqiie tumidus, Lampertus dictus*) nomine altricum ') auspicamine. Hie egre ferens dedecus sororis, inconsultius Nil iuris volens exequi, sed vult insontem persequi. Scandens equum velocius ireque cepit eicius,

110 Secum funestos satrapas duxit ultum iniurias. Qui cum per viam celeres adhortaretur milites, Ad Helphendorf applicuit, quo sanctum fore comperit. At pontifex interea psalmorum litat^) munia,

Horam decantans tertiam mixturus eucharistiam.

115 Sed qui suevit purissima Christo dare') libamina,

Pro proximo se obtulit et formam Christi suscipit»). Tunc armorum collisio scutorumque commotio, Perstrepentes pre foribus produnt hostiles impetus. Mox unus choro prosilit scitum, quis sie advenerit,

120 Et sancto clamans retulit: 'Hostis te, pater, impetif. Tunc omnes mente pavida quesivere latibula, Sparsusque grex in medio patrem liquid periculo.

IL

Herr Dr. Wilhelm Meyer in München entdeckte in einer Tegernseer Papierhandschrift ein zum Einbände derselben ver- wendetes Pergamentblatt, etwa dem Anfange des 12. Jahrhun- derts angehörig, mit Bruchstücken eines lateinischen Gedichtes, in welchem er sofort eine Bearbeitung der im Mittelalter so beliebten Geschichte des jüdischen Krieges von dem sog. Egesippus (d. h. Josephus) erkannte. Das Blatt, in 2 Spalten eng beschrieben, ist in der Mitte durchgeschnitten, doch so, dass hier nichts weggefallen ist, am unteren Rande verkürzt (es mögen dadurch je 3 4 Zeilen fehlen) und endlich auch am vorderen Rande etwas verstümmelt. Hier konnte jedoch manches nach der Vorlage mit ziemlicher Sicherheit ergänzt werden.

1) verb. 'et pregnantem'. 2) verb. 'hac re culpabilem'. '^) 'hanc' Hs. 4") verb. 'lambertus datus'. 5) verb. 'infausto'. 6) 'laudum litabat' verb. 7) 'deo ferre'. 8) 'et potum Christi ebibit'.

Gedichte aus Müncliener Handschriften. 609

Der Dichter bedient sieh des elegischen Versinaasses und schliesst sich so eng an den Text des Egesippns an , dass er nicht wenige Ausdrücke desselben wörtlich beibehält. Das gerettete Bruchstück umfasst einen grossen Theil der in 1. I, c. 44 De hello ludaico überlieferten Vertheidigungsrede Anti- paters, des Sohnes Herodes des Grossen (p. 44—46 ed. AVeber, Marburgi 18n8). Daran schliesst sich der Anfang des in c. 45 (p. 47 ed. Weber) berichteten weiteren Verfahrens gegen den- selben. Die vorhandene Ueberschrift zeigt, dass der Dichter die Eintheiliing seiner Quelle beibehielt. Wenn er deren Inhalt durchweg mit der gleichen Breite wie in diesem Stücke wieder- gegeben hätte, so würde sein Werk zu einem sehr bedeutenden Umfange angeschwollen sein. Wir besitzen davon aber nur 177 Verse, deren Herausgabe der Entdecker mir gütigst über- lassen hat. Die eingeklammerten Worte und Buchstaben sind theils von mir theils von Wattenbach ergänzt.

(Ut t)ua testantur verba notata mihi. (De) me quid timeas, per quem securus agebas

(Vitam)? qui patris tutor, amator eram? 5 (An, p)ater, ad facinus me dira coegit egestas,

(Quae) miseros inopes furta docere solet? (Sed t)antum dederas, quod tempus in omne redundet,

Copia plena mihi quippe fluebat opum. (Et Roi)nam missus argento dives et auro, 10 (Semper) permansi tutor ab hoste tuus.

(Deni)que Phadarum, qui prudens, fidus amicus

(Augu)sti, rerum qui moderator erat, Sylleus atrox, tuus eraulus et tuus hostis,

(Cont)ra te donis frangere pronus erat. 15 (Hun)c ita mutavi, tibi sceptri tutor ut esset,

(Sylle)us fieret hostis iniquus ei. t detegeret fraudes illius et herum

(Insid)ias, mortem qui sitiere tuam. (Nunc cü)r ergo, pater, mereor patricida vocari, 20 (Per quem) suspiras tutus ab hoste tuo? e asisto, dum tractat iniqua repello,

(Qui n)egat adduco, singula cogo loqui. si nossem, patrium scelus haud meditari

(Et fru)ctum sceleris huius habere mihi. 25 (Si to)tus furerem, ferus ut furiens fera, totus,

ut ferrum, durus ut asper aper,

(Ut le)o crudelis, mordens ut tygris iniquus,

(Utque) ingens aspis, et Stimulans ut apis: (Pro bon)itate tamen mihi coUata tibi lenis

12 'mederator' Hs. 23 'aut' Hs. 25 'ferens fera' Hs.

610 Gredichte aus Münchener Handschriften.

30 (Semper)amans essem, semper et absque malo. (Non)ullum tibi praeferrem, te corpore toto (Proteg)erem, fruerer semper amore tuo. (Int)ra te clausum, üeri si posset, haberem (Visc)era, te retinens cordis amore mei. 35 (Nobi)libus me praetuleras, matremque vocasti (In re)gnum, regni que velut exul erat, (lam tan)quam consors et non successor habebar

(Imperi)i, qui rex ipse secundus eram. (O mis)er Antypater, cui gratia tanta bonorum 40 (Esset), ut invidiam gigneret illa tibi.

(0 quam) stultus ego discedens patre relicto :

(Sic) datur insidiis invidiaeque locus. (Dum diu de)moror pro patris amore salutis, (Propria patri)s amore est mihi rapta salus. 45 ... . as)cribam mihi, nil habeo tamen: ut te tu)ear, me pater ire iubes.

Terrarum princeps Caesar ubique potens. Arbiter ille mei cordis, me patris amantem 50 Appellans totum fecerat esse suum.

Testetur Caesar mihi quod de patre loquebar.

Cum mea vox apud hunc posset obesse tamen. Sis testis, Caesar, quod de causis aliorum

Vox tua firmabat iudiciumque tuum, 5 5 Qui tanti sceleris, quod vendicat a patre ceso

Nomen, scrutator verus et ultor eras. Ha mihi si praesens fieret tuus, incHte Cesar,

Vultus, sed jDrocul est Roma thronusque tuus. Nunc sine te, princeps, abiudicor a patre praesens, 60 Est tamen in scriptis quae modo gesto tuis. Offero scripta patri tua, que metuunt patricide,

Que metuunt iUi, quos sua culpa gravat. Suscipe scripta, pater, que producunt in aperto,

Que cupiunt tantum non latitare scelus. 65 Cesaris hos apices lege: qui dudum tuus ultor

Exstitit, instructor sit tuus iste modo. Et quibus es dudum, pater, usus, ut ultio detur,

Utere niuic istis, fiat ut inde salus. Defero scripta mei testantia cordis amorem, 70 Que mihi direxit Cesaris illa manus.

Te regem magnum fecit regis manus, ardens

Inposuit capiti cum dyadema tuo. Hie prius odisset, si me similem didicisset

Fraterni sceleris regius ille vigor.

37 'Concors' Hs. 44 'amor' Hs. 69 'Deffero' Hs. 72 'Inpo-

nunt' Hs. 73 'Ille' Hs. 74 'refris' Hs.

Gedichte aus Münchener Handschriften. 611

75 Sed me cognovit servare fidem tibi caram, Frangere Syllei pellere verba rei. Nam nisi pugnassera contra velut hostis in hostem,

Verbis et rebus vicerat ille reus. Do miser huic hodie penas, dum iudicor absens, 80 Proque reo tanquam iudicor esse reus.

Queso, memento, pater, quod non mare sponte subivi,

Cernebam foveaSj furta patere michi. Me tarnen optavi potius mandare periclis,

Quam te, quam vitam, quam dyadema tuum. 85 Hoc doleo, quod apud te naufragus exsto, quod hostis Esse tuus videor, quod gravor ore tuo. Naufragium patiar, modo si patiantur apud te

Naufragiura scripta regia fida mihi. Hos apices habeo testes, his testibus utor, 90 Est codex cordis arbiter iste mei.

Te non inploro, pie Cesar, ut audiar, imo

Sed me iussisti longius ire, pater. 95 Me velut incertus rerum dubiusque futuri

Naufragio tradis, dum, pater, ire iubes. Promptus eo Romam, perago tua iussa, revertor

Syllei Victor, regia scripta fero. Ipsa mei cordis elementa fatentur amorem, 100 Ecce mei testes sunt mare, terra, polus.

Per mai'e, per terras venio nil passus acerbum,

Puniri merui, si patricida fui. Me polus absolvit, qui non sua fulmina misit,

Nil nocuere mihi grando, procella, lapis. 105 Absolvat tellus, quem non absorbuit equor,

Quem non dimersit, undique tutus eo. Non hec evadit etiam qui non genitalis

Est homicida patris, sed sua furta luit. Terra patens inhians Abyronque Dathanque voravit 110 Et tellus offam fecit utrumque suam,

Non tamen in mortem patris genitalis iniqui

Exstiterant et eis terra noverca fuit. Pulcher crine puer patricida pependit adherens

Ramis, ne possit ad patris ire necem. 1 1 5 Qui si venisset, patris invenisset amorem

Et sceleris veniam nequicieque sue. Nunc ad te venio, pater, et necdum pietatem

Invenio, fio naufragus absque freto. Rex qui non potuit servare suum patricidam,

80'Pro'Hs. 107'genialis'Hs. 109 'hinians' Hs. 111 'genialis' Hs.

612 Gedichte aus Müncbener Handschriften.

120 Ultor in actores ex pietate fuit.

Ast ego de pi'opriis inimicis non mihi posco

Vindictam, nee eos aspera quero pati. Ad tormenta reos nolo revocare, lucrentur Nequicie penas invidieque sue. 125 De penis aliis credas, unum rogo de me. Contra me penas, queso, require, pater. Queso, pater, suspende reum, fluat unda cruoris,

Qui solet ad celos crimina tanta loqui. Pix ardens, oleum fervens, crux ardua, mucro 130 Pungens, flamma voraus noxia membra necent. Me, pater, absolvis a crimine, si mihi pareisj

Fraude carere probas, si cruciare negas. Non ahquis merito debet patricida vocari, Quem dignum sohl morte perire putes. 135 At si conpateris ex te genitis quasi menbris, Non tua menbra scias, que vitiosa notas'.

Condempnatio Antypatris per productionem testium. U

lussu cuius adest Nycolaus, qui ratione

Obviet Antypatri, condoleatque patri. Respondens igitur cauto sermone reflexit

Ad veniam flexos a pietate vires. 5 Fraterne necis invidiam transfudit in illum,

Rethoricis phaleris ista loquendo proban(s). Quod si quos moveat pietas, miseris mise(reri)

Condecet, illorum qui periere dolo; Iniusta de morte sua qui flendo requirun(t) 10 Vindictam fieri, morte perire reum.

Si iudex hunc absolvit, dabitur domus omn(is)

Regia tormentis naufragiisque novis. Affines et germani rex ipse sakitem

Cuius contempsit, phirima darapna ferent. 15 Ad pietas igitur phaleras conversus et artem

Rethoricam, clausit ordine multa bre(vi). Verbis versutis animas velut extrahit ho(rum),

Quos dohis Antipatri sustulit arte pa(ri). Qui misero questu subselh'a queque rep(lenmt), 20 Insontes claraant se periisse dolo.

Testibus ornatis se clamant esse grava(tos).

Scripta referta dolis missa fuisse patri, Que scripsit, que conposuit, que legit in aur(es)

135 'qi raenbris' Hs. 2 'condnleat' Hs. 19 'niesero' Hs.

Gedichte aus Münchener Haudschvifteu. G13

Antypater patrias pectore virus ale(ns). 25 Quo non mentiri de fratribus ille putaret, Sed pia verba loqui, dulcia, plena fide. Nunc offert corpus tormentis, qui neque fratrum

Tormentis credens absque dolore fuit. Quos cesos clausit in carcere vincula pas(sos) 30 Ne cause presens esset uterque sue. In quos absentes etiam sententia pene

Est data, cum positus esset uterque procul. Ne pater inflecti posset pietate, necatos Esse prius constat huius agente dolo. 35 Si nunc evadat reus, hinc evadere paucos Credas istius furta, venena, dolos, Quique rautat mentes, qui dira venena suorum

Spargere visceribus, clamquc nocere solet. Qui Pheroram, semper Herodis fratris amicum 40 Fraternam fecit fraude sitire necem. Adiunctis aliis Nycolaus ad ista colorans

Verba monens alios ora silenda v . . . . Querit ab Antypatro Varus, si redde(re veris) Vera velit, lictis ficta, sed ille ne(gat). 45 ... . non .... rat hac una voce

37) 'Qui' Hs. 38) 'Spergere' Hs. 40) 'fraudem' Hs. 45) Das erste Wort lautete vielleicht 'Causam'.

Neues Archiv etc. VIT. 40

Zur Characteristik des Cardinais Humbert von Silva Candida.

Von R. Francke.

In dem Codex 292 (s. XI) der Berner Stadtbibliothek befindet sich auf f. 72 unmittelbar hinter einem Bruchstück der Altercatio Lanfranci contra Beringerium, und von derselben Hand geschrieben, folgender Brief.

Humbertus Eusebio. Pro absente nostro papa et vene- rabili apostolico consultationi tue breviter respondeo, partim occupatus §cclesiastico negocio et privato, partim non permissus a nuncio tuo. Doleo ergo cordis ab imo, quod liinc inde veuiat apostolice sedi de te non bona opinio et quos novos partus immo dolores super nove hereseos energia diceris catho- lic§ matri jam post mille et eo amplius annos de eucharistia afferre et post tarn apertam et manifestam fidei veritatem nunc demum antiquum statum christianitatis nubilosis et ambiguis argumentacionibus confundere vel deflectere. Si enim pru- denter advertisses, quod dominus, qui te gcclesie sue prefecit, non per sophystas seu aristotelicos, ^ed per simplices et idiotas ^cclesiam suam per omnes gentes fundaverit et diffuderit, non tot et tantos motus et gemitus viscerum Christi super te con- citasses, ne cum Berengero tu (ah pudet) stercorianista dici et agnominari, sicut Francigenarura scripta que ad nos per- venerunt edocent, raeruisses. Quin etiam recordare illius scripti tui ad GervasiumJ) quod in manibus habemus, in quo inter alia quQ pompatice declamasti dixisti: non parum carceri tuo contulisset, si nichil irrationabile, si nil frustrandum apostolicus attemptasset, quando non minus inconsiderate, si pace illius hoc dici liceat, quam episcopos reordinaverat , Johannis Scoti libellum concidisset^). Quod absit, ipsura dominum nostrum

1) 1036 1055 Bischof von Le Mans. 2) Lanfranci libcr de cor-

pore et sanguine Domini (Bibl. max. patr. XVIII, p. 765 F) c. 4: In qua (i. e. in synodo Vercellensi) in audientia omnium Joannis Scoti über de eucharistia lectus est ac damnatus.

Zur Characteristik des Cardinals Humbert von Silva Candida. G15

papam aliquando conatum, ut reordinasset saltem hostiarium nedum episcopum i). Porro si tibi visus est perperam aut secus quam debuit fecisse, non debuisti inde summam sedem a nemine judicandam lacessere nee in celum os tuum ponendo super hoc in angulis inter indoctos disputare^), sed docturus aut docendus raagistrani veritatis adire vel consulore, ne nota- reris pernicioso stalte et audacis mulieris elogio. Aque furtiv^ dulciores sunt et panis^) absconditus suavior, ast palam arguendo pacem faceres. Nam satius est frustra lapidem quam verbum jacere. Itaquo stude non plus sapere quam oportet, et simplex predicator simplicis veritatis constitutus non mille- formis vel versipellis, sed uniformis et planus populo Dei existe, ut cum apostolo possis dicere: ^Numquid levitate usus sum? aut que cogito secundum carnem cogito, ut sit apud me: est et non? sed est in illo est'-»). Ceterum quod requisisti super divortio vel repudio, nichil aliud omniuo sentias vel consen- tias aut doceas, quam quod apostolieam sedem consulendo te sentire scripto tuo significasti. Occidere enim uxorem gra- vissimi est criminis , alteram vero vivente illa ducere non minoris. Quisquis secus fecerit, anathema erit. Nee super hoc qu^ras a nobis christianorum constitucionum et legum de- creta aliqua, cum in promptu habeas evangelica et apostolica oracula et catholicorum omnium consona sensa. Sed ut ad te paululum sermo redeat, dominus noster papa tanto altius super te zelo Dei tabescit, quanto vivacius illud euangelicum atten- dit: 'Si sal evanuerit, in quo salietur? ad nichilum valet ultra, nisi ut mittatur foras et conculcetur ab hominibus'^). Michi quoque testis est Deus, quo modo recolens tu^ industrie doleam de infamia tua et cupiam te in visceribus Jesu Christi in seculorum secula. Amen.

Der Empfänger dieses Briefes, Eusebius Bruno, von 1047 bis 1081 Bischof von Angers, ist bekannt als einer der frühe- sten Anhänger und Beförderer der Berengarischen Lehre vom Abendmahl. Aber nicht allein durch diese Abweichung von der Kirchenlehre stand er zu dem apostolischen Stuhle in Opposition, auch in anderen Dingen zeigte er sich (wenigstens eine Zeit lang) keineswegs als getreuen und gehorsamen Sohn der Kirche. 13ereits im Jahr 1049 hatte Leo IX. ihn wegen des Verdachtes der Simonie von seinem Amte suspendiert und dadurch sehr lebhafte und energische Gegenvorstellungen von Seiten des Betroffenen hervorgerufen. (Sudendorf, Berengarius

1) Dies widerspricht demjenigen , was Berengar de sacra coena p. 40 f. von der Stellung Leos IX. und des Cardinals Humbert zu den sog. ReOrdinationen berichtet. 2) Lanfranc p. 763 G. 3) paris Hs.

Das Citat ist aus Prov. 9, 17. Auf dasselbe Capitel spielt Humbert auch in der Vorrede zu der Schrift adversus Simoniacos an. 4) Cf. Corinth II, 1, 17—19. 5) Matth. 5, 13.

40*

0)16 Zur Characteristik des Cardiuals Humbeit von Silva Candida.

Turonensis p. 96 und 202). Dann gab die Fehde des Grafen Gaufried von Anjou mit dem Bischof Gervasius von Le Mans Stoff zu neuem Streite. Der römische Stuhl nahm sich des durch den Grafen eingekerkerten Gervasius an, während Euse- bius die Partei des Ersteren ergriff. (Sudendorf S. 93). Nun kam noch die Berengarische Sache hinzu, in welcher der Bischof unverweilt und ohne Rückhalt sich gegen die Ansprüche des Papstes erklärte. Schon im Juni 1049, also noch ehe die eigentlich entscheidende Sentenz gefällt worden war, schreibt er einem Freunde: 'Ceterum ecclesiae nostrae clericum, Berin- ger, totius erroris, totius immunissimum culpae, per immode- rantiam domini papae noveris injustissime et sede apostolica indignissime diffamatum'. (Sudendorf S. 204). Von den Ver- fechtern der römischen Lehre Avurde er nicht minder heftig bekämpft, als Berengar selber. So schreibt der Lütticher Bischof Theotwin in heller Entrüstung an den König von Frankreich von der Kunde, welche über die fränkischen Grenzen gedrungen sei und schon ganz Deutschland erfülle, dass näm- lich Bruno, der Bischof von Angers, und Berengar von Tours behaupteten, der Leib des Herrn sei nur ein Schatten und eine Form des Leibes , dass sie die gesetzlichen Ehen auf- lösen, ja, soviel an ihnen läge, die Kindertaufe beseitigen wollten (Bibl. max. patr. XVIII, p. 531). Und Eusebius selber scheute sich nicht, in einem Brief an einen Gegner, von dem er sicher keine rücksichtsvolle Verschwiegenheit erwarten konnte, die Haltung des römischen Stuhles in dieser Sache, besonders die Verdammung der berengarischen Lehre zu Ver- celli als unvernünftig und unüberlegt zu bezeichnen. (Vgl. im obigen Brief den Passus: non pai'um carceri u. s.w.). Ja noch im Jahre 1062 legte er auf einer Versammlung römischer Prälaten zu Angers, welche der Berengarischen Sache durch- aus feindlich gestimmt war, ein entschiedenes Bekenntnis für dieselbe ab (Sudendorf S. 142 und 220).

Es erregt daher unser gerechtes Erstaunen , dass der Bischof nach diesem Jahre plötzlich ein anderes Gesicht zeigt. Berengar wurde um diese Zeit besonders durch einen streit- fertigen Kleriker von Angers, Namens Gaufried, belästigt, welcher u. A. behaiiptete, die Schrift des h. Ambrosius über die Sakramente, eine Hauptstütze der Berengarischen Ansicht, widerspräche dem Evangelium. (Sudendorf S. 220). Berengar wünschte daher eine öffentliche Disputation mit diesem Gegner und wandte sich um Erlaubnis zu einer solchen an seinen Vorgesetzten, seinen Gönner Eusebius. Darauf erfolgte nun (etwa im J. 1063) eine höchst überraschende Antwort. Euse- bius beklagt es, dass der ganze Streit entstanden ist; er lässt es ungewiss, ob er aus Liebe zur Wahrheit oder aus Ehrgeiz erregt worden sei; er spricht von einem der ganzen Kirche

Zur Cliaracteristik des Cardinais Humbert von Silva Candida. 617

gegebenen Aergernis; er meint, dass die Sache durch 3 Syno- den in seiner Provinz und durch eine zu Rom hinlänglich ab- gethan sei kurz er verweigert seinen Beistand (Staudliu, Bereng. Tur. in: Stäudl. und Tzschirner, Archiv für alte und neue Kirchengesch. II, 1, 55 f.). Und von da an hat er den Berengar thatsächlich fallen gelassen, bald hielt er es sogar offen mit dessen Feinden (Sudendorf S. 146).

Wie sollen wir uns diesen Widerspruch erklären? dürfen wir in dem Verhalten des Eusebius Nichts als ein Beispiel allgemein menschlicher Wankelmüthigkeit und Unbeständigkeit erblicken? Ich denke, der oben mitgetheilte Brief, welcher sicher nicht der einzige seiner Art geblieben ist, zeigt uns wenigstens, wie gut die Curie diesen Wankelmuth, diese Schwäche des Gegners zu benutzen verstand; und gewiss haben wir allen Grund anzunehmen, dass der Cardinal Hum- bert, derselbe welcher den Berengar zum Widerrufe zwang, welcher das römische Dogma gegen den Patriarchen von Con- stantinopel mit der ganzen Wucht des Eiferers vertheidigte, welcher die päpstlichen Ansprüche bezüglich der Bischofs- Avahlen so consequent ausgebildet hat wie Keiner zuvor, dass eben der Kardinal Humbert auch den Bischof von Angers dem römischen Stuhle unterworfen hat.

Der Brief selber bedarf wohl kaum weiterer Interpretation, nur bezüglich der Datierung bemerke ich, dass er meiner Meinung nach in das Jahr 1051 zu setzen ist. Offenbar sind die Gefangennahme des Bischofs Gervasius (um 1047) und die Synode von Vercelli (1. Sept. 1050) noch in frischer Er- innerung. Und ausserdem haben wir Grund zu vermuthen, dass Humbert sich gerade 1051 in der Lage befand, für den ab we senden Papst (wie der Eingang des Briefes lautet) die Vertretung zu führen. Im Anfang dieses Jahres schickte Leo IX. den Cardinal mit noch einem anderen Legaten nach ßenevent, um dort die Huldigung für den römischen Stuhl entgegenzunehmen. Nachdem die beiden Gesandten im April mit Geiseln wieder in Rom eingetroffen waren, begab der Papst sich selbst nach Süditalien, um von dem neugewonnenen Gebiet Besitz zu ergreifen. fSteindorff, Heinrich III, II, S. 163). Dass in diese Zeit eben die Abfassung unseres Briefes falle, dafür können wir wenigstens eine Art von Wahrscheinlichkeits- beweis aus einer Betrachtung der folgenden Jahre führen. 1052 nämlich finden wir Humbert in der Begleitung des Papstes zu Regensburg (Steindorff S. 183), 1053 ebenfalls mit dem Papste zusammen im März zu Ravenna (Jaffe, Reg. nr. 3259), im Juni in Unteritalien (ib. nr. 3264). 1054 begab er sich dann mit der päpstlichen Gesandtschaft nach Constantinopel (Leo, Chron. Mont. Gas. SS. VII, 686). Doch lassen diese verein- zelten Notizen natürlich keine ganz bestimmte Datierung zu.

618 Zur Cbaraeteriotik des Cardinais Humbert von Silva Candida.

II.

Auf fol. 1 b desselben Codex befindet sich ein Gedicht zum Lobe Humberts, welches inhaltlich ziemlich werthlos ist, eine Veröffentlichung aber vielleicht wegen des Ortes seiner Aufzeichnung verdient. Der Codex stammt nämlich (vgl. Hagen, CataTogus, zu der Nummer) aus dem Arnulfskloster zu Metz und Avurde um die Zeit des Abtes Warinus geschrieben. Jenes Gedicht ist uns also ein zeitgenössisches Zeugnis dafür, wie sehr der Name des Humbert auch in seiner Heimath, fern von dem eigentlichen Gebiet seiner Thätigkeit, in Ansehn stand. Humani factor generis Deus atque refector, Uni multa sue dans ecclesi^ venerand^ Munera, tres series Sublimat in hac potiores Bellantum variis, fidei tarnen unius, armis. 5 Ex quis precones sunt Christi verba profantes, Rite sequi numera viventes celibe vita, Tercius ordo bono dat conjugio sociatos. Vera vetusque viros lex libertate potitos Sancit, tres istos justos : Noe, Daniel, Job, 10 Mistice signantes, salvandos iure fideles, Omnes, qui mores horum fuerint imitantes, Nisu precipuo regnum coli capiendo. Ad liquidum supra serie resculpere terna Complacuit, quales ') deberent esse sequaces. 15 His aderit suboles, dum gliscent ordine soles, Unde repentino quedam sub tempore nostro Sano fructifera fructu surrexit oliva; Qui doctor scitus, Humbertus nomine dictus, Unus erat comitum Jesu prcconia fantum, 20 Insitus aureolo candelabro pie Christo Non aliter toto, quam ductiliter facricato Aptus hastili calamus^), de cuius herili^) Resplendens hie vir resonabat verba salutis. Coenobita prius ; tum presulis ordine mactus 25 H^rebat templo, cortina polimita, vivo,

In qua bis tinctus inerat permaxime coccus*), Effulgens digne Christi quin fratris amore, Prudenti, justo, forti simul ac raoderato. Uli thoracha deitatis lex reverenda 30 Stamine quadruplici texit virtutibus almis. Cautus hinc sevas heresum vitare sagittas, Obvius ex valido fidei prodibat asilo, Protectus galea spei, que tangeret astra.

1) quales debere Hs. 2) Cf. Exod. XXV, 31: Facies et can-

delabrum ductile de auro, hastile ejus et calamos. 3) Cf. herile lignum crucis. Ducange s. v. 4) Cf. Exod. XXVI, 1.

Zur Characteristik des Cardinais Humbert von Silva Caudida. 619

Aspera nulla virum retinent aliquodve sinistrinu, 3 5 P^'erre verbi speram per corda per ora meantem. Sic animal prudens, evangelizando recurrens, Ardebat revehi rotulis nee ad ima relabi. Lucifluum sederat ceu fulgur, quando redibat, Mentes illustrans, operari lucida monstrans 40 Uranici regni. Nunc nunc pro talibus actis Sedes pacificas eternaque gaudia captat.

Handschriftliches .

Vou W. Watlenbach.

I.

Die im NA. VII, 172 unter Nr. 1 aufgeführte Maihinger Hs. hat mir keine Ruhe gelassen, da die darin vorkommenden h. Zwillinge und ihre Beziehung zu Baiern mir vollkommen räthselhaft waren. Herr Baron von LöfFelholz hatte die Güte, mir die Hs. (I» 2 (Lat.) 4 o. 6) zu schicken, und ich sehe mich dadurch in der Lage, die Heiligengeschichte Baierns durch eine, wie mir scheint, ganz neue Thatsache bereichern zu können.

Die Hs. ist aus dem 12. Jahrh. und sehr sauber geschrieben ; die Notizen, welche die Provenienz betreffen, sind sorgfältigst ausgekratzt. Dass a. a. O. S. 171 das Ende der Vita Colum- bani als abweichend von ölabillon's Ausgabe bezeichnet ist, rührt nur daher, dass hier die Vita Attalae folgt, welche Ma- billon getrennt hat. Der Vita Lupi fehlen am Schluss einige Zeilen der Ausgabe. Die h. Zwillinge aber sind eigentlich Drillinge, Speusippus, Eleusippus und Meleusippus ; ihre Passio steht Acta SS. Jan. 17. Der Schauplatz derselben ist Kappa- docien, aber es folgt eine zweite Erzählung (Jan. II, 440 444), welche den Schauplatz nach Langres verlegt; diese wird durch eine Bemerkung von Papebroch (p. 779 ed. II.) als dieser Sammlung unwürdig bezeichnet. Sie ist es, welche sich liier findet, doch ohne den Prolog, in welchem der Vf. Warnaharius sie 'Ceraunio papae' widmet, welcher im Anfang des 7. Jahrh. Bischof von Paris gewesen sein soll. Dass nun diese Reliquien nach Ellwangen gebracht waren, wusste man aus der Vita Annonis (SS. XI, 483), aber ganz unbekannt ist, so viel ich habe finden können, die Nachricht unserer Hs. geblieben, dass sie unter Abt Ramuold (975—1000) nach St. Emmerara ge- kommen sind, als Gabe des Abts Winidhar (978 987) von Ellwangen. Wenn man sie trotzdem, wie in der Vita Annonis berichtet wird, im 11. Jahrh. auch in EUvvangen wiederfand, so ist das ja ein in den Reliquiengeschiehten gar nicht seltener

Handschriftliches. 621

Umstand. In der Vita Hariolfi von Ermenrich werden sie gar nicht erwähnt. Die ^Yorte aber lauten: Isti martyres sancti quorum passio in presens retinetur, tempore regis Pipini 1) a beato Hariolfo, antistite urbis Lingonicg per totum translati sunt ad limen Elevangesium^) ex prelibata civitate. Cumque demum post tempus longum venerabillimus Radis- ponensium abbas Ramuoldus novam construxisset ^cclesiam, flagitabat Winidharium supradicti loci abbatem sanctorum reli- quias ■^) transmittere. Qui non audens mandatum peticionemque tanti patroni abnuere, cum consensu fratrum*) transmisit devo- tissime, ut laus eorum celebraretur in Noricorum regione.

IL Codex bibl. Darmstadt. 749.

Martene und Durand haben schon 1724 in ihrer CoUectio amplissima I, 625 ein Schreiben Ostsächsicher Fürsten veröffentlicht, in welchem diese gegen die sie bedrängenden Wenden um Hülfe bitten, mit lebhafter Schilderung der von ihnen verübten Greuel. Dieses Schreiben hat, nachdem es schon 1730 von Schöttgen und Kreysig in ihre Diplomatische Nach- lese (I, 553 559) aufgenommen war, 1733 J. G. Hörn in seinen Commentationes in epistolam etc. (1733, 4) wieder ab- drucken lassen, und dabei nachgewiesen, dass es nicht, wie die ersten Herausgeber geblaubt hatten, 1110 angesetzt werden könne, zu 1108 aber vortrefflich passe. Später ist das Schreiben noch wiederholt abgedruckt^), aber weil es von C. P, Lepsius in der Geschichte der Bischöfe von Naumburg und von L. Giese- brecht in den AVendischen Geschichten als unecht verworfen Avar, ist es fast gar nicht beachtet worden. Niemand hat jedoch die Unechtheit erwiesen. Anstoss hat; wie es scheint, die etwas seltsame Auswahl und Reihenfolge der Adressaten gegeben (auf welche aber ein Fälscher am wenigsten verfallen wäre), und der sonst völlig unbekannte wendische Götze Pripegala. Allein wir haben so wenig sichere und genügende Nachrichten über den wendischen Götterglauben, dass wir durchaus nicht berechtigt sind, die Verehrung dieser, vielleicht auf ein kleines Gebiet beschränkten Lokalo-ottheit oder die Existenz einer nur

1) Eine ziemlich g-leicbzeitige Hand, welche die Hs. durchcorrigiert hat, machte daraus 'pippini'. 2) Sic! Von der zweiten Hand 'elevuan-

gesium'. 3) Dieselbe schob hier 'sibi' ein. 4) Desgleichen 'eas' und

am Schluss 'per omnia secula. Amen'. Paläographisch merkwürdig ist, dass in dieser ganzen Legende ein p mit darüber gesetztem cursivem a für 'pra' und für 'prae' gebraucht wird. 5) 1864 von Gersdorf im

Urkundenbuch des Hochstifts Meissen, Cod. dipl. Sax. Reg. II. Haupt- theil I, 43. Daraus 1867 von O. v. Heinemann in Cod. dipl. Anhalt. I, 137. 1876 auszugsweise in v. Mülverstedts Magdeb. Regesten I, 348; 1877 in den Nachträgen zum Mecklenb. Urkundenbuch X, 457.

622 Handschriftliches.

dort üblichen Benennung zu leugnen; es steht mit anderen Götternamen der Wenden nicht besser. Indem ich nun die weitere Beschäftigung mit diesem Unhold meinem CoUegen A. Brückner überlasse, bemerke ich nur, dass die Ver- gleichung mit Priapus und Belphegor auf eine phallische Dar- stellung zu weisen scheint, da der Anklang der Namen allein doch gar zu gering ist. Ob übrigens die Berichte über die Unthaten der Wenden alle richtig sind, ist natürlich eine offene Frage, da nur die Behauptungen der Sachsen vorliegen.

Es ist aber ausser den Angaben, welche sich auf die Wenden beziehen, auch sehr bemerkenswerth , was über die in Frankreich üblichen Veranstaltungen zu Gunsten des Kreuz- zuges gesagt wird, und wie vollständig derselbe hier als ein französisches Unternehmen aufgefasst wird. Ferner die Auf- forderung zur Einwanderung, mit der so sehr hervortretenden Lobpreisung der Flandrer.

Gersdorf ist a. a. O. für die Echtheit eingetreten, theils weil für eine Fälschung kein Grund zu erkennen ist, theils M'cil einem Fälscher schwerlich die chronologische Richtigkeit in der Zusammenstellung der Fürsten gelungen wäre, und end- lich weil es sich in einer Handsclirift des Westfölischen Klosters Grafschaft gefunden hat. Dieser Umstand spricht auch gegen die im Mecklenburger Urkundenbuch ausgesprochene Vermuthung, dass es ein nicht gebilligtes und nicht ausgefer- tigtes Machwerk eines Sächsischen Klerikers sei. Da das Kloster im Kölner Sprengel liegt, ist das Schreiben aller Wahr- scheinlichkeit dadurch dahin gekommen, dass der Erzbischof von Köln es den Klöstern seines Sprengeis mittheilte.

Bei dieser Sachlage ist es nun sehr erfreulich und ver- dienstlich, dass Herr Dr. Nolte (1876) die noch wohlerhaltene Handschrift in der Darmstädter Hofbibliothek nachgewiesen hat (Cod. 749). Sie ist mir auf mein Ansuchen bereitwilligst zugesandt worden.

Die Handschrift ist in Quartformat, im zwölften Jahr- hundert sehr sorgfältig, deutlich und correkt geschrieben. Das Pergament aber ist rescribiert. Koste älterer Schrift biblischen und liturgischen Inhalts sind hier und da lesbar. Auf der ersten Seite steht 'liber s. alexandri in grascaph' und ein In- haltsverzeichnis aus dem 15. Jahrhundert; auf der letzten von etwas älterer Hand (saec. XIII.?) 'liber sancti alexandri mar- tiris amen'. Auf der Innenseite des ersten Blattes beginnen Hrabans Commentare zu den Büchern Judith und Hester, deren bis dahin unbekannte "Widmungen Dr. Nolte veröffentlicht hat, s. NA. IV, 293. Sie sind für H. J^rof. Dümmler verglichen.

Hieran schliessen sich BI. 85'' >^6^ einige Definitionen von Orator etc. noch von derselben Schreiberhand; dann von etwas jüngerer Hand und ohne Roth, aber sehr correct und

Handschriftliches. 623

deutlich geschrieben und interpungiert, jener Brief des Adelgoz von Magdeburg und seiner Genossen (Bl. 86'' 88''). Nach- dem so oft der alte^ recht genaue, aber doch nicht fehlerlose Abdruck, in welchem zwei Sätze fehlen, wiederholt ist, schien es mir nicht überflüssig zu sein, hier eine neue Ausgabe zu geben. (Beil. A.)

Unmittelbar daran schliesst sich, von einer Hand des 13. Jahrhunderts, der Bericht 'De miraculis S. Thome', über- einstimmend mit den von Zarncke (Der Priester Johannes, 1879, I, 1, S. 833) angeführten abgekürzten Texten. Er füllt die halbe Endseite des 11. Quaternio und die leere erste Seite des folgenden, ist aber am Ende unvollständig. Die folgenden Quaternionen sind nicht mehr gezählt und es beginnt also hier dem x\nsehen nach eine neue Handschrift. Aber Material und Schrift sind ganz gleichartig, und sie müssen gleichzeitig ent- standen und sehr früh verbunden sein.

Bl. 89** 104'' Vita Hei nrici n. cum miraculis; s. NA. IV, 164 und 165, wo aber Z. 10 zu lesen ist 'et res supra- dicta'; vorher Z. 7 steht itaq ohne Abkürzungszeichen.

Bl. 105 113'' Passio S. Ignatii. 'Cum Traianus Roma- norum suscepisset imperium' etc.

BL 114 116'' Passio S. Thimonis, hieraus abgedruckt von Dr. Nolte im Archiv für Oesterr. Geschichte, LIV, 4 8. S. 6, Z. 3 1. 'a filiis eterne pene', 5 rege, 8 absciduntur, 23 pre; S. 7, Z. 14 profuit.

Bl. 117 124 'De casu Theophili', in leoninischen Hexametern behandelt. Anfang:

Sit tibi sola pia mediatrix sancta Maria Quam constat vere prolapsis posse favere.

Bh 124-129 Vita S. Pelagiae.

Pelagi^ vitam . per metrica carmina scriptam. Lector miretur Studiosus . ut hanc imitetur. Urbs qu^ metropolis Eraath fuerat regionis etc.

Bl. 129—136'' Vita S. Eufrosinae virginis: Extat Alexandri felix cognomine magni Fastu non inopi tenet urbs que septra Canopi.

An das Ende derselben schliesst sich unmittelbar das Epitaphium Reinaldi Col. (ed. Nolte, Anz. d. Germ. Mus. XXI, 374, wo V. 17 zu lesen ist 'sibi que'). Das erste Disti- chon ist aber ausgekratzt und an dessen Stelle sind zwei gesetzt, wie mir scheint von derselben Hand, welche auch in den vor- hergehenden und folgenden Versen geändert und nachgetragen hat. Allem Anschein nach ist der Urheber der Verfasser selbst, und also jener Gevehard, der sich im folgenden Stücke nei:nt.

Bl. 137 '' 138 Versus Gevehardi ad Nicolaum abb. Sigebergensem, herausgegeben von Nolte im Anz. XXI, 375. 376, vgl. XXII, 246. Aber die zugesetzten Verse gehören

624 Handschriftliches.

in den Text, so wie umgekehrt der drittletzte Vers nebst zwei am Rande schon nachgetragenen ausgekratzt ist. Zählt man jene mit, so ist zu lesen v. 4 'quia' statt 'qui'; v. 13 ist 'est' zu streichen, v. 19 'est' statt 'eat', v. 29 'diceris' zu lesen.

Bl. 138 139'' Gevehardi versus ad Wernherum, ed. Nolte ib. XXII, 244—246. V. 37 lies 'Credo quod excessit', wodurch Vers und Sinn hergestellt werden; v. 46 'jjer te' statt 'pete', wodurch der Vers verbessert wird, Avährend der Sinn unklar bleibt.

Bl. 140 142'', von etwas anderer, aber kaum jüngerer Hand, Conventus Grraschaf. epistola ad Reinaldum archiepiscopum, gedr. Mart. Coli. I, 853.

Bl. 142''— 143'', von anderer Hand, Abbatis G rasch, epistola ad archiepiscopum, vermuthlich auch an Rei- nald, ib. p. 856.

Bl. 143 **, vielleicht von Gevehards Hand, Verse über Trier und den h. Maternus, in Anlehnung an die Gesta Treve- rorura. Beil. B.

Bl. 145 ** 146, wieder von fester Schreiberhand und mit rother Initiale, die Fabelgeschichte aus Afflighem, welche wir Beil. C. mittheilen.

A.

Adelgozus Dei gratia Magadaburgensis archiepiscopus'), Albuinus Merseburgensis^), Walerammus Nuenburgensis^^^ Herewigus Misnensis, Hecil Habelbergensis, Hartbreth Branden- burgensis-*), Otto comes^), Wicbertus ß), Ludowicus et universi Orientalis Saxonie majores et minores, Reginhardo venerabili episcopo Halberstetensi^), Erchanberto Corbejensi abbati^), Heinrico Poderbrunensi'<>), N, Mindensi'^), Friderico archi- episcopo Coloniensi 12), N. Aquensi i'') , O. Leodicensii*), G. Lutaringorum duci»^) Ruodberto gloriosissimo Flandringen- sium comiti'^), Lamberto archidiacono, Berichdoldo circum- spectissimo preposito, et Tanchrado insigni philosopho, et Omni- bus Christi fidelibus episcopis, abbatibus, monachis, hereraitis, reclusis, prepositis, canonicis, clericis, principibas, railitibus,

1)1107—1119. 2)1097 1112. 3)1089 1111. 4) Die Namen sind richtig, die Jalire nicht g-enau bekannt. 5) Otto der Reiche von

Ballenstedt, der 1116 den grossen Sieg bei Köthen gewann, 6) Wiebert von Groitsch, der 1117 Markgraf der Lausitz wurde. 7) Vielleicht der Tliüringer, 1056 1123, obgleich er nicht recht hierher passt. Im Meckl. ÜB. wird Luderus dux vermuthet. 8) 1107 1123. 9) 1106 1128.

10) 1084 1127. 11) Der Sitz war streitig zwischen Godschalk und

Widelo. 12) 1100—1130. 13) Den gab es nicht. Hörn vermuthet

'praeposito'. Doch ist eher einfache Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit wahrsclieinlich. 14) Otbert 1091—1119. 15) Gottfried von Löwen.

1106 1128. 16) Robert II, 1093 111. Die folgenden Namen sind

unbekannt.

Handschriftliches. 625

ministerialibus, clientibus omnibusque majoribiis et minoribus, dilectionem, orationem, et in id ipsum salutem.

Multimodis paganorum oppressionibus et calamitatibus diu- tissime oppressi, ad vestram suspiramus misericordiam, qua- tenus ecclesi^ matris vestre nobiscum sublevetis ruinara. In- svirrexerunt in nos et prevalueriint crudelissimi") gentiles, viri absqvie miserieordia et de inhumanitatis sue gloriantes malicia. Ecclesias Christi ydolati'ia prophanaverunt , altaria demoliti sunt, et quod huniana mens refugit aiulire, ipsi non abhorrent in nos perpeti'are. In nostram regioneni sepissime efFerantur, nullique parcentes rapiunt, cedunt, fundunt, et exquisitis tor- mentis affligunt. Quosdam decoUant, et capita deraoniis suis immolant. De quibusdam visceribus extractis, manus abscisas et pedes alligant, Christumque nostrum suggillantes^): 'Ubi est inquinnt deus eorum'? Quosdam in patibulo sublatos per- mittunt ad majores cruciatus omni morte miserabiliorera vitam protrahere, cum vivi aspiciant se per abscisionem singulorum membrorum mortificari, et ad ultimum ceso ventre miserabiliter eviscerari. Quam plures vivos excoriant, et cute capitis ab- stracta, hoc modo larvati in Christianorum fines erumpunt, et se Christianos mentientes, predas impune abigunt^), Phanatici autem illorum quotiens commessationibus vacare Übet feriis-*) indictis : 'Capita inquiunt vult noster Pripegala; hujusmodi fieri oportet sacrificia'. Pripegala ut aiunt Priapus est, et Beelphegor impudicus. Tunc decollatis ante prophana- tionis sue aras Christianis, crateras tenent humano sanguine plenas^), et horrendis vocibus ululantes: 'Agamus inqui- unt diem leticie! Victus est Christus: vicit Pripegala victo- riosissimus'. Hujusmodi afflictiones sine intermissione vel toleramus, vel formidamus, quoniam eos semper progredi, et in Omnibus ingemiscimus bene prosperari. Itaque fratres karissimi tocius Saxonie, Francie, Lutaringie, Flandrie, episcopi, clerici et monachi, de bonis sumite exemplum et Gallorum imitatores in hoc etiam estote. Clamate hoc in ecciesiis, sanctificate jejunium, vocate cetum, congregate populum, annun- ciate hoc et auditum facite, in omnibus terminis prelationis vestre. Sanctificate bellum, suscitate robustes. Surgite prin- cipes, contra inimicos Christi arripite clypeos. Accingimini filii potentes, et venite omnes viri bellatores. Infirmus dicat quia fortis sum ego, quoniam Dominus fortitudo plebis sue, ps. 27, s. et protector salvationum Christi sui est. Erumpite et venite

1) crudelisimi Hs. 2) C. n. s. fehlen in den Drucken. 3) Wenn man das glauben darf, so ist es zu erklären durch die langen Haare, durch welche noch in den Bildern zum Sachsenspiegel die Sachsen sich von den Wenden unterscheiden. 4) Früher unverständlich 'ferus'.

5) 'crateras plenas' fehlt in den Drucken.

626 Handschriftliches.

omnes araatores Christi et ecclesie, et sicut Galli ad liberati- onem Hierusalem vos preparate. Hierusalem nostra ab initio libera, gentilium crudelitate facta est ancilla. Hujus muri propter peccata nostra corruerunt, sed ruina hee sub manu vestra,

's. 50, 20. quatenus lapides preciosi omnes mmü ejus, et turres Hierusalem nostre gemmis edificentur. Plate^ ipsius sternantur auro mundo, et pro horrendo sonitu gentilium in conspectu Pripegale, cantetur in ea canticum letici^, et pro immolatione de christiani sanguinis efFusione, carnem et sanguinem edant pauperes et

's. 11,27. saturentur, ut laudetis Dominum qui requiritis eum, vivantque in seculum seculi corda vestra, ut non deficiat de ore vestro alleluia alleluia. Ad hoc bellum devotas ofFert manus cum populo suo rex Dacorum, et alii principes per circuitum. Ipse etiam rex noster hujus belli auctor, cum omnibus quos poterit addu- cere promptissimus erit adjutor. 8abbato in ebdoraada rogati- onum ») erit conventus noster Merseburch, et ubicunque in Orientali Saxonia oportuna habemus loca. Sanctissimi patres, monachi, heremite atque reclusi, optimam partem cum Maria elegistis, sed quia nunc tempus ita exigit, de contemplationis quiete cum Martha surgenclum est vobis, quoniam fratribus vestris plurimum turbatis cum Martha, admodum necessaria est Maria. Vobis loquimur, immo in nobis Christus loquitur

ant. 2, lo.vobis: 'Surge propera amica mea, columba" mea et veni'! Flores bone operationis apparuerunt in terra principum nostro- rum, tempus putacionis advenit ydolatrie. Vox turturis audita est, quoniam casta mater ecciesia ingemiscit de ydolatrie spur-

uc.11,33. ciciis. Nemo accendit lucernam et ponit sub modio, sed super candelabrum, ut qui ingrediuntur lumen videant. Luceat lux vestra coram hominibus ut videant opera vestra bona. Surge itaque sponsa Christi et veni, sonet vox tua in auribus Christi fidelium, quatenus omnes ad Christi festinent bellum, Christi- que militibus veniant in adjutorium. Gentiles isti pessimi sunt, sed terra eorum optima, carne, melle, farina, '^)

avibus, et si excolatur omnium de terra ubertate proventuum, ita ut nuUa ei possit coraparari. Sic ajunt illi quibus nota est. Quapropter o Saxones, Franci, Lotaringi, Flandrigene famosissimi, et domitores mundi, hie poteritis et aniraas vestras salvihcare, et si ita placet optimam terram ad inhabitandum acquirere. Qui Gallos ab extremo occidente progressos in brachio virtutis sue contra inimicos suos in remotissimo trium- phavit Oriente, ipse tribuat vobis voluntatem et potentiam hos affines et inhumanissimos gentiles subjugare et in omnibus bene prosperari.

1) Am 16. Mai, wenn es 1108 war; am 30. Mai 1108 stellte Hein- rich V. in Merseburg eine Urkunde aus, welche mehrere der obengenann- ten Fürsten als Zeugen nennt. 2) Lücke in der Hs.

Handschriftliches. * 627

B

(V)irtus Assyria testatur ut orthographia, Enituit primo sub regum principe Nino: Condidit hie jura, fuit illi belliea cura. Marte premens populos, referens quam sepe triumphos, 5 Seniiramen duxit uxorem, Ninive struxit, Que Jone vati fuerat post causa pericli, Quem sibi transmissum mare sorbiiit ut fugitivum, Sed post naufragium piscis vomuit redivivum. At votis rudibus molitur prelia Ninus,

10 Exercet tenei'os usu virtutis ephebos. Cogit tyrones varios perferre labores, Imbuit inberbes, armis instruxit inermes, Instituit juvenes, docuit pugnare clieütes, Muniri galeis, clipeos portare lacertis.

15 Accingi pharatris»), adversa ferire sagittis, Hastas vibrare, cum vexillis equitare, Loricis, ocreis. imponere tegmina menbris, Castra movere tubis, aeiem deducere signis. Diseunt inbelles, belle teraptare rebelles,

20 Et molles ense digitos torquere rigente,

Stringere mucrones, et in bestes ire feroces: Cordibus audaces, et viribus esse minaces, Funda vel jaetu, jaculis, assultibus, arcu, Et bene stratorum placet illis cursus equorum.

25 Assuescit fortis, contempnere vulnera mortis, Commoto feile satiari sanguine velle. His studiis darum regnum fuit Assyriorum. Rex Ninus moritur, aula regina potitur. Ninus decessit, Semiramis arma capessit.

30 Hec cinxit muro Babylonem non ruituro, Sublimi cubitis scriptura teste ducentis, Et Caput hanc regni statuit fore jure perenni. Ipsa furore gravi dum sola parat dominari, Pi'ivignum patrio protux-bat Trebeta regno.

35 Trebeta tam seve declinans arma noverce, Profugus in terra que nunc est Gallia dicta, Nominis heredem fundavit Treberis urbem. Floruit hec late viguit quia nobilitate ^), Rebus abundabat quia multis imperitabat.

40 Fax fuit indulta Treveri per tempora multa, Donec Romanis pulsari ceperat armis. Cesar et Augustus sceptris et honore venustus, Pressit eam bellis, quassabat menia telis.

1) So die Hs. 2) Dieser Vers ist auf dem unteren Rande nach- getragen.

628 Handschriftliches.

Belgica cesareis cessit fortuna tropheis: 45 Exuvias, arma, thesauros, menia, castra,

Tradunt Augusto, nil subtraxere triumpho.

Exultat Roma, fit cesaris aucta Corona.

Hoc circa tempus humana Dens miseratus,

Virginis etern^ decrevit filius esse. 50 Mittitur a suramo, laturus gaudia mundo,

Audivitque pia Gabrielis ab ore Maria:

'8alve regina regem paritura Maria!

Ex te nascetur, per quem mundus renovetur'.

Verbo concepit, Salvatorem generavit, 55 Fitque caro verbum, sed quod fuit id manet ipsum.

Virgine virgo satus, jacet in presepe locatus.

Dant celi vigilem, partum qui pandat herilem.

Pastores propere currunt audita videre.

Mysterium trinum sunt munera terna magorum: 60 Aurura, thus, myrra, regnum, deitas, caro passa.

Hostia fit mundo, pro quo datur hostia templo.

Ablue Jordanis, quo te tangente bearis.

Exclamat Christus, pro nobis in cruce fixus:

'Qui deus existo, cur ligno torqueor isto? 65 Sed patior', dicit, 'quia me compassio vicit'.

Unguentum fertis mulieres, atque refertis.

Vivit enim carne, cuius flagratis amore.

Jam tua, Messya, redeunt paschalia festa,

Nobilis illa dies, in qua de morte resurges. 70 Reddc fidem rerum, per temet pollicitarura:

C^los ascende, promissa tuis bona mitte.

Pneumate sanctifica, karismate pectora firma. A Petro Treveris, ut tradit fama fidelis,

Mittuntur terni jacturi semina verbi, 75 Scilicet Eucharius, Valerius, atque Maternus.

Ibant gaudentes, sed mors facit esse dolentes.

Maternus moritur, deplangitur et sepeHtur.

Tunc rediere duo, rem tristem pandere Petro.

Indoluit Petrus, fit eo suadente regressus, 80 Cum virga Petri remeant qua tumba MaternI;

Fit fidei lucrum, tangit cum virga sepulchrura.

Miratur populus, surgit de morte sepultus.

Penitet infernum, sibi nil debere Maternum.

Quinquc quaterdenis Treveri post prefuit annis, 85 Cujus menbra specus tot clauserat ante dicbus.

C

Res in Haffligensi gesta est ccnobio. Cum adhuc esset novella ipsius ccnobii plantatio, et industria cujusdam Gerhardi qui de latrone monachus factus erat, septem vel paulo plus

Handschriftliches. 629

fratres illic adunati fuissent '), rebus quidem pauperem sed tarnen religiosara ducebant vitam. Tempore quodam cum ad celebrandum opus i)ei pariter in oratorio convenissent, aspi- ciunt inter se subito duos cappis indutos, qui cum orantibus orare, cum prostratis prosterni, et cum elevatis pariter visi sunt elevari. Attoniti monachi nov^ visionis auspicio, abbatem advocant, adjurationibus eorum persona discutiuntur qui sint vel unde, fantasma sint an veritas inquiruntur. Unus eorum rem ordine pandit: 'Ego quondam princeps regioiiis hujus ad agendam militiam qua pro virium ostentatione decertatur evo- catus, laucea confossus occubui. Sed quia necessitate magis quam vohmtate in procinctum exierara, et Deo penitentiam si evasissem devoveram, et buic ecciesie vestre ut fundaretur non pauca subsidia contuli, salvari de penis per misericordiam Dei poteram, si studiosos ad Deum babuissem intercessores. Is autem quem presto mecum cernitis, comes erat Namensis, qui inter cetera elemosinarum opera quendam infantukim in rupe quadam expositum, cum offendisset, vagientem miseratus, nutri- cem sibi provideri, et diligenter educari, adultumque btteris erudiri et clericum jussit fieri. Qui nunc monacbus factus ad rependendam vicem benefactori suo pro eo devotus exorat, et jam dudum Dens ilbim exaudisset, nisi ad impetrandum unius deprecatio minus vahiisset'. Abbas iterum an bec ita se babe- rent conjurationibus utitur, et accepta rerum lide, poUicetur se cum suis et ceteris omnibus quibus id potuerit notificare, per XXX. dies missis, vigibis, j)sabiiodia, elemosinis, pro eis Domino suppbcaturum ; per noraen Domini hoc iUis indicens, ut post circukim xxx. dierum rursus se videndos exbibeant, et quid erga se geratur manifestent. Responsum ab bis est, hoc pro signo bberationis sue haberi, si deinceps apparere desierint; sin autem, in loco quo ad presens consistunt denuo repperiri. Post collocutionis verba disparuerunt; abbas promissis operam dat, decurso xxx. dierum spacio prestolatur eventum rei; per- sonas non invenit, de bberatione spirituum certus factus, Deo amatori animarum gratias cum suis omnibus egit. H^c rela- tione cujusdam sacerdotis nomine Jobannis de ipsis partibus advenientis, et ibidem nutriti et educati comperimus.

1) 1083, s. Ciiron. Afflig. SS. IX, 407, wo aber von dieser Geschichte keine Spur ist.

Neues Archiv etc. VII. ^^

Notizen von S. Eparch in Angouleme und S. Martial in Limoges.

Mitgetbeilt von 0. Holder-Egger.

Im Archiv VIII, 574 ff. ist der im 10. Jahrhundert von vielen Händen zusammengeschriebene Codex der Leidener Universitätsbibliothek Voss. 15 genau beschrieben. Er stammt aus dem Kloster S. Martial in Limoges, gehörte aber früher dem bekannten Geschichtschreiber Ademar von Chabannais. Denn dieses besagt eine Notiz f. 141', welche schon an der angeführten Stelle abgedruckt, aber in ihrer Bedeutung nicht erkannt ist: 'Hie est liber sanctissimi domini nostri Marcialis Lemovicensis ex libris bone memorie Ademari gramraatici. Nam postquam multos annos jDcregit in Domini servitio ac simul in monachico ordine in eiusdem patris cenobio, profec- turus Hierosolimam ad sepulchrum Domini, nee inde reversurus, multos libros, in quibus sudaverat, eidem suo pastori ac nutri- tori reliquit, ex quibus hie est unus'. Dass der hier genannte grammaticus der bekannte Geschichtschreiber ist, lehrt eine Stelle des Bernardus Iterii, der im J. 1163 geboren, 1177 in das Kloster des h. Martial trat, von 1195 bis 1204 das Amt eines Unterbibliothekars, von 1204 bis zu seinem Tode im J. 1225 das eines Bibliothekars seines Klosters verwaltete. Von ihm existiert eine sogenannte Chronik, eigentlich eine grosse Anzahl bunter, zum Theil höchst interessanter Notizen, auf die Blattränder der seiner Verwaltung übergebenen Bücher ge- schrieben, von denen eine lautet (ed. Duples- Agier, Chroni- ques de St. Martial de Limoges S. 47. Publ. der Societö de l'hist. de France; Excerpte daraus SS. XXVI, 435): 'Anno gracie 1034. obiit Ademarus monacus, qui iussit fieri Vitam S. Marcialis cum littcris aureis et multos alios libros, et in Iherusalem migravit ad Christum'. Ademar von Chabannais war, wie bekannt, Mönch zu St. Eparch in Angouleme und zu St. Martial in Limoges. Seine Schreiberthätigkeit und Sorge um Beschaffuntf von Büchern sind bekannt >). Er führte seine

1) Siehe, was darüber SS. IV, S. 107 n. 15, beigebracht ist und Diinl^s - Aj^'ier in der Vorrede.

Notizen von S. Eparch und S. Martial. 631

Geschichten bis zum J. 1028, in welchem er schrieb, nnd man nahm an, dass er bald nachher gestorben sei: alle diese zu- sammentrefi'enden Momente') erweisen es evident, dass Duples- Agier Recht hatte, wenn er in einer Note zu der oben citierten Stelle bemerkt, dass der bekannte Geschichtschreiber gemeint sei. Man hat also dem, was bisher über sein Leben bekannt war, die Fahrt nach Jerusalem 2) und das freilich wohl nicht ganz sichere Todesjahr 1034 hinzuzufügen. Könnten über die Persönlichkeit des ursprünglichen Besitzers des Leidener Codex noch irgend welche Zweifel obwalten, so würden diese gehoben werden durch die Thatsache, dass dieselbe Handschrift noch im Ausgang des 10. Jahrhunderts sich im S. Eparchskloster zu Angouleme, im J. 1028 oder kurz nachher aber sich zu S. Martial in Limoges befand, also gerade während der Lebens- zeit des Ademar von Chabannais ihren Aufenthaltsort gewechselt hat. Denn auf die Ränder der Folien 139 bis 144 derselben hat eine Hand, welche wir dem Ende des 10. Jahrhunderts zutheilen möchten, Auszüge aus Schenkungs- Urkunden des 9. und 10. Jahrhunderts für das S. Eparchskloster und einige andere Angouleme und dieses Kloster betreffende Notizen ge- schrieben. Auf den Rand von f 187 ist aber von zweifellos anderer Hand als jene Noten, eine Nachricht vom J. 1028, welche Limoges und das S. Martialkloster daselbst betrifft, beigeschrieben. Man Avird geneigt sein, entweder diese letztere, oder jene Noten von S. Eparch der Hand Ademars selbst zu- zuschreiben, doch vielleicht keins von beiden mit Recht, denn einmal ist es höchst unwahrscheinlich, dass er im J. 1028 zu Limoges lebte, andererseits weisen jene Noten aus S. Eparch (die französische Form ist St. Cybard) Sprachfehler auf, welche man Bedenken tragen muss, der Feder des grammaticus Ade- mar zuzuerkennen^).

1) Sie lassen sieh noch vermehren. Denn wenn Ademar in der oben angeführten Notiz 'grammaticus' genannt wird, so passt dazu die Stelle aus dem Briefe eines Gegners desselben bei Mabillon , Ann. S. Bene- dict! IV, 718 (angeführt SS. IV, 107 n. 11) 'Ademarus qui aliquid gram- maticae artis videbatur scire'. Ferner Bernardus Iterii hat in einen andern Codex (bei Duples- Agier S. 47) folgende Note eingeschrieben: 'Ademarus monacus S. Eparchii et S. Marcialis, qui scripsit multos .ser- mones de beato Marciali, cum esset in monasterio prefati S. Marcialis, expergefactus' u. s. w. Es folgt nun die Vision, welche Ademar Hist.III, 46, SS. IV, 136, selbst erzählt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Bernard au beiden Stellen denselben meint. 2) Dazu muss ich bemer- ken, dass die beiden dafür oben angeführten Zeugnisse doch möglicher- weise nur eins sind. Denn es ist sehr möglich, dass die Bemerkung in Cod. Voss. 15 von Bernardus Iterii selbst herrührt, oder wenigstens, dass er sie gekannt hat. 3) Die Frage, ob die Noten von S. Eparch von

Ademar herrühren oder nicht, wäre verniuthlich wichtig für die Kritik einer Stelle, wo ein Arnulf, angeblicher Sohn Königs Odo, als König genannt wird. Uns muss es genügen, die Sachlage dargelegt au haben.

41*

632 Notizen von S. Eparcli und S. Martial.

Die Urkunden von S. Eparcb, welche in jenen Marginal- noten excerpiert sind, sind meines Wissens sämmtlich unbe- kannt '). Sie sind interessant genug, weil sie die sonst gänz- lich uncontrolierbaren localgeschichtlichen Nachrichten des Ademar theils bestätigen , theils ergänzen. Namentlich die Genealogie der Grafen von Angouleme und Perigord und Vice- grafen von Marcillac wird hier durch die Namen der Frauen bereichert, ferner die Kenntnis der alten Geographie von An- goumois , Saintonge und Perigord erweitert. r3en rechtsge- schichtlich interessanten Auszug einer Gerichtsverhandlung hebt besonders K. Zeumer hervor.

Als zur Benutzung einiger darin enthaltenen Formeln der Leidener Codex jüngst hier in Berlin war, haben Zeumer und ich jene nicht immer leicht lesbaren, weil vielfach abgeriebenen und sonst beschädigten, Noten abgeschrieben und unsere Lesung gegenseitig controiiert. Zur Erläuterung der vorkommenden Per- sonennamen habe ich Ademar und die übrigen Autoren jener Gegend herangezogen, auch die heutige Benennung einiger (Ortsnamen, soweit das mit den zugänglichen Hülfsmitteln ohne grosse Mühe geschehen konnte, hinzugefügt 2).

Tempore Gunbaldi episcopi*) canonici in loco sancti

139. Eparch[iiJ erant. Villa Trilliaco*) pago Sanctonico vicaria

Petracinse 5) dedit Guogo") et uxor eins Noniana anno XII ^

regn[ante] Carole'), fllio Ludovici, et tempore Gunbaldi episcopi.

Arnaldfus] *) Avoltronus comes et Aldealendis ") uxor eius decimara ex venditione telonei, quae omnibus comitibus illius urbis

retro reddita est, et friscingas et porcos et p '<>) quae ex

ipsa abbatia solebat comitibus reddi, tempore Wigonis abbatis '^).

Mansum in villa Cotborno in pago Egol[ismensi] cum ser- vis, duos mansos in villa Claziaco, villam Marcardo cum man- cipiis dedit Siguinus anno VI. regn[antej Ludovico^'-) rege, et iam erant raonachi ibi '^j.

1) Viele Chfirtulare dieses Klosters , darunter eins mit dem J. 784, ein anderes mit 815 beginnend, werden im Arcliiv zu Angouleme aufbe- wahrt. Vgl. Catal. general des Cartulaires des archives depart. et comm. Ein grosser Theil dieser Urkunden wird darin wohl erhalten sein. 2) Einige konnte ich dem schönen Ortsindex bei Cholet, Cartulaire de l'abbaye de St. Etienne de Baigne, entnehmen. 3) Bischof Gunbald

von Angouleme sass c. 895 940, März 23; s. Ann. Engol., SS. XVT, 486.

IV, 5. 4) Wohl Triae oder Trignac, beide Canton Jarnac, Arr. Cognac, Dep. Charente. 5) Perignac, Dep. Charente inft?rieure, Arr. Saintes, Cant. Pons. G) 'Guogo' in 'Guago' corrigiert? 7) Das ist wohl 009. Von Karls zweiter Thronbesteigung im ,1. 898 an gerechnet. 8) 'Arnald' Hs. Und so 'us' sehr häufig abgekürzt. 9) 'Aldeatdis' Hs. 10) Nicht mehr zu lesen; 'pecora'? 'pecuniam'? 11) Wigo war c. 973 [990 zugleich Abt von St. Martial in Limoges. Wann er die Abtei S. Eparch übernahm, ist unbekannt. 12) Damit kann nur Ludwig IV. gemeint sein. Das Jahr ist danach 941, ,Jun. 942, .Tun. 13) Mönche kamen nach S. Eparch wieder um das J. 940 durch Wilhelm Taillefer Grafen

V. Angouleme. Vgl. Ademar III, 24.

Notizen von S. Eparcli und S. Martial. 633

Ad monachos sancti Eparchü in pago Eg'ol[ismensi] unum f. iso'. mansum in villa Sosiago, mansum unum in Irciaco, villam Ilcio in vicaria Sancti Genesii '), unum mansum in villa Rode- lita super Tolveram '^) , vineas in villa Graciago in vicaria Vosninse dedit Ademarus sacerdos ex canonia sancti Eparchü.

Ecclesiam Nai-ciaco'') dedit Ramnulfus vicecomes^) et Senegundis uxor eins et villam Conciso ^) anno incrarnationis] Domini DCCOLXXXVIII.

Ecclesiam sanctae Mariae in villa Eresiaco in pago Sancto- nico cum terras ß) in circuitu dederunf) Odo, ßernard[us]. Mainardfus], losmarus tempore Mainardi abbatis^).

Alodum in villa Alamans in vicaria Piliacinse ^) in pago Petrug[oricinse] dedit ad monachos sancti Ep[archii] Amalgarius reg[nante] Ludevico 'o).

Alodum suum in villa Nant in vicaria Sancti Genesii dedit Rotbertus cantor regn[ante] Lothario ad monach[os].

Alodum in villa Cerlis ^ ' ) in pago Egol[ismensi] in vicar[ia] Noviacinse^^) dedit Ugo regn[ante] Ludovico monach[is]. S. Odol- ricus vicecom[es]. S. Rotberti legis docti'^).

Duos mansos in vicaria lurniacinsei^) in pago Egol[is- f uo mensi] in villa quae dicitur Sancti Stephani's) dedit Adrald[us] et uxor eius Gadulina.

Ecclesiam sancti Cirici cum omnibus pertinentiis in pago Sanctonico in vicaria Petriacinse 'ß) in villa Capdono dedit Rainald[us] sacerdos regn[antej Lotario, tempore Ramnulfi abbatisi').

Mansum unum in villa Valle sive Floriaco in pago Sancto- nico in vicaria Capsorcinse '*) dedit Benedictus diaconus tem- pore canonicorum et Eliae episcopi ^^).

Alodum in villa Monte Cautio^") in vicaria Petriacinse 'ß)

1) Wohl St. Genis - de- Hiei'sac, Arr. Angouleme , Caiit. Hiersac. 2) Die Touvre, welche bei Angouleme in die Churente fällt. Die Villa daran Ruelle, 5 Kil. n. ö. von Angouleme. 3) Nersac an der Charente, eiae Meile unterhalb Angouleme. 4) Von Marcillac; s. Ademar v. Cha- bannais III, 20. SS. IV, 123. 5) 'c eise' Hs. 6) Später in 'terris' ver- bessert. 7) 'dedit' von derselben Hand in 'dederunt' gebessert. 8) Er war der erste Abt nach der Restauration der Mönche; s. n. 13 S. 632.

9) 'piliacse' Hs. Pillac, Dep. Charente, Arr. Barbezieux, Cant. Aubeterre.

10) 'Ludov.' in 'Ludev.' corrigiert Hs. 11) Könnte auch 'Terlis" gelesen werden. 12) 'noviacse' Hs. 13) Der hier genannte Odolricus ist ohne Zweifel der Sohn Ramnulfs, den Ademar III, 20. 23 nennt. In demselben Capitel III, 20 kommt auch ein Rotbertus legis doctus vor, der mit Ramnulf auf die Burg Marcillac gesandt wird. 14) 'iurniacse' Hs. Wohl Jurignac, Cant. Blanzac. 15) Wohl St. Estephe, Cant. Angou- leme I, nahe bei Jurignac. 16) 'petriacse' Hs. 17) Diesen kennt die Gallia christ. II, 1032 nicht. 18) Könnte auch 'Capsortinse' gelosen werden. 19) Sass vor 862 circa 875. 20) Montchaude, Arr. und Cant. Barbezieux.

634 Notizen von S. Epavcli und S. Martial.

in pago Sanctonico Raius sacerdos et Ostend') et Rotbertus et Ramnulfus, et unum raansum in villa Aclariaco in ipsa vicaria. F. uo'. Villam Marendaco Guillelraus comes, filius Vulgrimni -),

et iixor eins Rigilindis et Teoto et Ansbertus, et est in pago Egol[isniensi] in vicaria Vosinensi, anno Villi" regn[ante] Carolo rege 3), tempore Gunbaldi episcopi et canonicorum.

Ecclesiani sancti Petri in pago Sanctonico in vicar[ia] logunzazinse ■*) in villa Noclaco 5) Iklegarius vicecomes et uxor eins Terberga. S. Giraldi filii eins. S. Adeberti monaclii^) erant.

Mansura lohannis in villa Brocia in vicaria lorniacinse '') in pago Egol[ismensi], alium niansum in ipso loco ubi*) Sancius manebat et niansum Adalgerii et mansum Gauzberti in ipso loco et in villa Brogaria vineas terras silvas, et in villa Castel- laria unum mansum^ et in villa Monte Profecto vineas terram pratum super fluvium Sclipeo, in villa Bassiaco») in vicaria Petriacinse i«) alodum dedit Abo clericus, frater Ramnulfi abba- tis, tempore Guigonis abbatis, anno XX. regn[ante] Loterio "). F. 141. Blansos in pago Egol[ismensi] vel Sanctonico in villas

Buciaco, Aunrigo villa, Organe villa, in Patrigo dedit Stracudius presb[yter] et reclausus ad ecclesiam sancti Aredii ad lumi- naria, ita ut nuUus de rectoribus Sancti Eparchii non vendsere nee donare nee alienare nee concambiare possit anii XXVI. regn[ante] Carolo '2). F. ui'. Tempore Karoli minoris fuit Arnald[us] comes 1^)^ filius

Bernardi. Karol[usj regnavit tempore Wigonis abbatis '•*). Tempore Ludovici regis fuerunt monachi in loco sancti Epar- ch[ii]. Tempore Loterii regis fuit Mainard [us] abb[as] Sancti Eparcii. Tempore Odonis regis fuit Will[elmus] comes Ego- l[ismensis] ^^).

Cum resedisset Vulgrimnus comes iEqualisIna i") cum rain- burgis in mallo publico, Austrulfus i') sacerdos canonicus Sancti

1) So die Hs. 2) 'uulgrlni' Hs. Der Graf Vulgrim v. Ang'ouleme starb a. 886, Mai 3 ; s. die Ann. SS. XVI, 486. Sein zweiter Sohn Wilhelm erbte von ihm die Grafschaften Perigord und Agen, wie Ademar v. Cha- bannais III, 20 23, SS. IV, 122—126 schreibt. Doch bezeichnet ihn unser Mönch nachher ausdrücklich als Grafen v. Angouleme. 3) d. i. 906.

4) Jonsac Arrondissementshaiiptstadt im Dep. Charente infc'rieure.

5) Vielleicht Neuillac, Cant. Archiac. G) So die Hs. Aber vor 'mo- nachi' ist wohl Punkt zu setzen. 7) 'iorniacse' Hs. 8) Ist nicht genau zu lesen. 9) Wohl Bassac, Cant. Jariiac. 10) 'petriacse' Hs. 11) d. i. 974. 12) d. i. 923. 13) Mit dem Zunahmen Borracio, Graf von Angouleme und Perigord, Enkel des oben genannten Wilhelm, dessen Sohn Bernhard war. S. Ademar III, 23. 28; Gesta episcop. Engol. c. 19, Labbe, Nova bibl. II, 253. 14) Das kann nur ein grober Irrtlium sein nach dem, was wir oben S. 632 n. 11 über Wigo gesagt haben. 15) S. die Note 2 oben. Willelm Sector-ferri, der Sohn Hilduins, Enkel Vulgrims, Gr. v. Angouleme regierte erst seit 916. 16) d. i. Angouleme. 17) 'austruftis" durch übergeschr. 1 corrigiert.

Notizen von S. Eparch und S. Martial. 635

Eparchii et prepositus ipsius interpellavit Avegonem, quia mancipia') Sancti Eparchii tulerat Dodolinane et Aldaue cum infantibus earum utriusque sexus et retro se tenebat contra legem et Dei iustitiam. Interrogatas eorum leges Austrulfus se Romanum, Avegus Salicum se dixit^). Tunc rainburgi interrogaverunt Avegoni quid de hac re respondere haberct. Ipse dixit, quia mancipia apud se retinebat de longo tempore. Illi interrogaverunt, si valebat ipsa mancipia per iustitiam vin- dicare. Ipse dixit, nee per hereditatem nee per testimoniura valebat ea litigare. Tunc cum wadio predicto preposito man- cipia coram omnibus restituit cum sua lege et in omnibus vestituram dedit. S. Karanulfo vicec. 3) XII testes firmaverunt cartam. Actum anno II. regn[ante] Carlomanno *),

Mansum unum in villa Baciaco^) in pago Sanctonico, alium f. i42. mansum iuxta terrarn Sancti Pauli et de alio latere terram ") Arduini episcopi dedit Gauzbertus.

Alodum in villa Monte Mazino in vicaria Rocinacinse f. u2' Siguinus presb[yter] tempore Mainardi abbatis.

Vasnacum Gauscelmus '), frater eius ßlatheus, post obitum Odonis regis, Carot regis *), tempore Lanberti vicecomitis^). Linars'**) dedit Ranbald[us] et uxor eius Etolane regn[ante] Oarlomando rege. Mansum '') Rotlandi in villa Ulciaco in pago Petrag[oricinse] in vicaria Piliacinse '2) Amalricus regn[ante] Ludovico rege.

Unum mansum in villa Guz in pago Petrog[oricinse] in centena Berciacense '■^) Leuterius sacerdos. S. Fulcherius vice- comes'*) anno 11" regn[ante] Ludovico regelt).

Odo regnTavitl anno I. in Aquitania et in Francia IL anno, f. us. anno incrarnationis] DCCCLXXXVIIII.

Ebulus episcopus Egol[ismensis] fuit^^) tempore Lodoici regis. Oliba episcopus fuit") tempore Arnulfi regis, filii Odonis'^).

1) Letztes a aus Correctur. 2) 'dix' Hs. 3) S. oben S. 633 n. 4, 4) d.i. 880 881. 5) Wohl dasselbe, was eben Bassiaco. 6) Der

Strich für m über a nicht deutlich; also vielleicht 'terra'. 7) 'Gase'

durch übergeschr. v corrigiert. 8) So die Hs. Es ist zu verstehen

'regnante Carolo'. 9) Von Marcillac , ältester Sohn des Vicegrafen

Ramnulf. Wurde a. 918, April 10. erschlagen. S. Ann. Eng., SS. XVI, 486. Adeniar III, 20. 23. 10) s undeutlich. Linars, Arr. Angouleme,

Cant. Hiersac. 11) 'Mensum' in 'Mansum' corrigiert Hs. 12) 'pilin-

cse' Hs. 13) 'cense' scheint aus 'cinse' corrigiert. 14) Von Limoges.

S. den Zusatz zu Ademar III, 20 und Gaufr. Vos. I, 41, bei Labbe, Nova bibl. II, 300. 15) Es kann nur Ludwig IV. gemeint sein. Also 937,

Jnn.— 938, Juni. 16) A. 951—964, Jan. 16; s. die Ann. SS. XVI, 487.

17) Circa 875 892, Sept. 3. 18) Diesen sonst gänzlich unbekannten

Arnulf kennt auch Ademar als König (III, 22: 'Odone obeunte, regnavit pro eo filius eius Arnulfus pauco tempore et mortuus est'). Vgl. v. Kalck- stein, Gesch. d. franz. Königthums I, 481.

636 Notizen von S. Eparch und S. Martial.

Tunc erant canonici in loco sancti Eparchii regn[ante] ') Carlo- manno curtem Narciaco cum capella sancti Severino tres mansos vestitos et IIII"'' apsos Ramnulfus 2) et Senegundis uxor eins. S. Vulgrimnus comes^) qui fuit tempore Olibae episcopi. S. Bernardo com[itis]*). S. Willelmo follo.

Karol[us] filius Ludoici regn[avit]. Mansum unum in villagr nebrosa^) in vicaria Piliacinse ß) Arnald[us] comeSj filius Bernardi 'j.

Unum mansum in villa Lupsalco *) in pago Egol[ismensi] in vicaria Pedriacinse") MatfredjusJ et filius eius Gauzfred[usJ. ö. Bernardi com[itis]4). S. Odolrici . . . .i").

Viilam»') Marendaco in pago Ego][ismensi] Willelmus comeSj filius Vulgrimni, et uxor eius Rigilindis et Theoto et Ansbertus regn[ante] Carolo rege magno '2), tempore Gonbaldi episcopi et canonicorum.

Dedic[atio] ecclesiae Narciaco IUI. Id[us] Deccembr.'^). Oliba episcopus dedicavit eam anno inc[arnationis] DCCCLXXXVII, indict[ione] V'-*). Dedit ibi decimam ipsius villae et alia villa quae dicitur Lintiniacus, alia quoque Floricoi^) incilii^) sive Paludis") et Campaniacus decimas harum villarum concessit ad ipsam ecclesiam quae est in honore sancti Petri. Unum mansum ubi visus est raanere Adalard[us] '*') in pago Petro- g[oricinse] in villa Virciliaco 's) dedit Adrald[us].

Das Folgende ist von jüngerer Hand saec. XL

Anno 20) mill[esimo] XXVIII. inc[arnationis] Domini ordi- n[aturj2')archiepiscopus Burdeg[alensis] Gotefrid[us]") VI. Id[us] Septeinb. apud Sanctum Romanum Blaviae 23). Ibi fuit Wil- lelmus dux Aquitaniae, Sancius dux Wasconiae, episcopus Isimbertus Pict[avensis] , Arnaldus Petrag[oricensis] ^*) , Islo Sanctonficus], Alduinus comes Engol[ismensis]. Ipso 25) anno XV. Kai. Decembris nocte^e) sabbati inlucescentis levatum est

1) So ohne Dislinctionszeichen die Hs. 2) S. oben S. 633. 3) S. über ihn oben S. 034 n. 2. 4) Vielleicht Graf der Auvergne (f 886)?

5) So die Hs. 6) 'piliacse' Hs. 7) S. oben S. 634 n. 13. 8) Kann auch 'Lupsalto' gelesen werden. 9) 'petriaCse' Hs. Perignac, Arr.

Angouleme, Cant, Blanzae. Verschieden von dem oben genannten glelch- namigen Ort. 10) Für uns unlesbar. Ob 'vicec'? 11) Ein Auszug

aus derselben Urkunde findet sich schon oben auf f. 140'. 12) Nicht

unter Karl d. Grossen, sondern dem Einfältigen. 13) So oder 'dercbr.'

hat die Hs. 14) Die V. ind. Graeca und Bedana lief schon mit dem

Aug. 31, resp, Sept. 23 d. J. 887 ab. Das J. 887 ist aber richtig, da in diesem Dec. 10 ein Sonntag war. 15) Ueber c ein Häkchen in der Hs. 16) So oder 'inrili' zu lesen. 17) Ein Dorf La Palud genannt liegt im Canton Angouleme I. Ein anderes genannt La Pallue Arr. Cognae, Cant. Segonzac. 18) 'Ad' aus Corr. und nicht deutlich, 19) 'ci' nicht deutlich, kann auch ce , te, ti, u, a sein. 20) Vgl. Ademar III, 69.

21) 'ordin' Ha. 22) e nicht deutlich. 23) Blaye an der Gironde.

24) Nur 'pe . .g' zu lesen. 25) Vgl. Gaufr. Vos. I, 10, bei Labbe II, 283. 26) te undeutlich.

Notizen von S. Eparch und S. Martial, 637

corpus beati Marcialis apostoli et portatum ad locum qui dicitur ad Montem Gaudiii) et in sua ecclesia positura, et haec est translatiü eius tercia. Tereio vero die, noc est secunda sab- bati, quod est XIII. Kai. Deeembris, conseerata est ecclesia Salvatoris mundi -) ab episcopis XL ^) Altare Salvatoris conse-

craverunt simul omnes et celebrav[erant] missam

Das Folgende ist ohne Reagenz nicht mehr deutlich zu lesen. Da nur die Einweihungsfeierlichkeiten beschrieben wer- den, haben wir es weggelassen.

1) Mont-Jovi, commune de Limoges. 2) Zu Limoges. 3) Die

11 Bischöfe nennt Gaufr. Voss. a. a. O., der eine ähnliche Notiz ausschrieb. .Er giebt aber als Datum offenbar irrthümlich XV. Kai. Dec, indem er den Tag der Translation des h. Martialis mit diesem verwechselt. Vgl. auch Bernard Iterii bei Duples- Agier, Chroniques de St. Martial de Limoges S. 46.

achrichten.

Die Centraldirection hat einen schweren Verlust erlitten durch den ganz unerwartet, nach kurzer Krankheit, zu Inns- bruck am 12. Januar erfolgten Tod des Professors Karl Frie- drich Stumpf-Brentano, im 53. Jahre seines Lebens. Seine lebendige Theilnahme werden wir schmerzlich vermissen ; sein Andenken ist gesichert durch die im allgemeinen Gebrauch befindlichen Regesten und glücklicher Weise war es ihm auch noch vergönnt, die Sammlung der Acta Imperii inedita durch die oben S. 416 erwähnte Schlusslieferung zum Abschluss zu bringen.

Die kais. Akademie der Wissenschaften hat an seiner Stelle den Hofrath Professor Friedrich Maassen zum Mit- glied der Centraldirection gewählt.

Auch dem so vorzeitig der Wissenschaft und seinen Freunden entrissenen französischen Gelehrten Charles Graux widmen wir hier einen ehrenden und dankbaren Nachruf, weil er, obgleich übrigens seine Arbeiten unserm Unternehmen ferner standen, durch die Empfehlungen, welche er mit grosser Bereitwilligkeit und Liebenswürdigkeit unserm Mitarbeiter P. Ewald mitgab, demselben auf seiner Spanischen Reise sehr förderlich gewesen ist.

Als ^Auctorum antiquissimorum Tomi V pars prior' sind Jordanis Romana et Getica erschienen, herausgegeben von Th. Mommsen. Desgleichen als 'Diplomatum Tomi I. pars secunda Ottonis I. regis diplomata.

Die Octav - Ausgabe des Widukind ist in neuer Bearbei- tuna: erschienen von G. Waitz.

Die Göttinger Gelehrten Anzeigen, Stück 6 u. 7 vom Febr. 1882 enthalten einen ausführlichen Bericht über den 13. Band der Scriptores von G. Waitz. Desgleichen Stück 3 u. 4 eine Selbstanzeigc seiner Ausgabe der Capitularia von Boretius.

Nachrichten. 639

Tai Hist. Jahrb. III, 1, 89 103, ist eine ausführliche, sehr ^vnhi\vollende Besprechung von MG. Dipl. I, pars prior, von W. Diekamp.

Von den 'Geschichtschreiben der D. Vorzeit' sind erschienen die Geschichte der Weifen (die alte Genealogie und der Mönch von Weingarten mit Fortsetzungen, von Grandaur, und Widukind in neuer Auflage, mit den verschiedenen Versionen der Herkunftsgeschichte und Abraham Jakobsons Bericht von 973, von W. Wattenbach.

Von dem Catalogus codicum Latinorum der München er Bibliothek, von C.Halm und W.Meyer, ist die 4. Ab- theilung des 2. Bandes erschienen, welche die Nummern 21406 bis 27268 enthcält.

Von Ul. Robert's Inventaire sommaire des mss. des biblio- theques de France dont les catalogues n'ont pas ete impriraes (N. Arch. VI, S. 187, Anm. 1) ist das zweite Heft erschienen, das in alphabetischer Ordnung die Bibliotheken bis Dijon aufführt.

Die neugestiftete Gesellschaft für Rheinische Ge- schichtskunde giebt in einer 'Denkschrift' eine Uebersicht über die sehr zahlreichen und umfassenden Gegenstände, deren Erforschung, resp. Publication ihre Aufgabe bildet. Beigegeben ist eine summarische Zusammenstellung der gedruckten Rheini- schen Chroniken u. s. w. (bis 1500) von Dr. Goecke, Archiv- secretair in Düsseldorf. Auch von der Zeitschrift der Gesell- schaft (\Yestdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst) ist bereits ein Heft erschienen.

Der lange erwartete erste Band der 'Archives de l'Orient Latin, dessen einzelne, früher ausgegebene Bestandtheile hier schon zum Theil Erwähnung fanden, ist, mit einem umfassen- den Register, ausgegeben (768 S. gr. oct. Paris, E. Leroux 1881). Verbunden damit sind die 'Bibliographie de l'Orient Latin I. 1878 1880' (76 S.) und die Statuten der Gesellschaft, in deren Namen der Graf Riant diese werthvolle Publication besorort.

Von der oben S. 408 erwähnten Zeitschrift Analecta Bollandiana ist das erste Heft ausgegeben. Es enthält für unseren Bereich eine Form der Vita Bonifatii von Willibald, welche die Herausgeber für seine ui'sprüngliche Arbeit halten, während sie mir vielmehr eine Ueberarbeitung zu sein scheint; ferner zu der Vita S. Amoris den unbekannten Prolog, in

640 Nachricbten.

welchem sich ein Diac. Egebertus als Vf. nennt; eine Trans- latio S. Benedi cti e cod. Neap. aus der Zeit des 833 gest. Fürsten Sico. Bei der Untersuchung über dieses bemerkens- werthe Ineditum ist zu bedauern, dass die neue Ausgabe der Scriptores Rerum Langob. von Waitz den Herausgebern völlig unbekannt war. Endlich drei alte Vitae S. Servatii, dar- unter die schon von Kurth (oben S. 409) herausgegebenen, dessen Ansichten hier bekämpft werden, nebst einem Sermo des Bischofs Radbod von Utrecht.

In Wien ist "^zur Erinnerung an den 1400. Todestag des h. Severin' von Prof. Schembera ein etwas veränderter und vermehrter Aufsatz aus den Blättern d. Vereins f. niederüst. Landeskunde von 1871 bes. abgedruckt: 'Wien der Wohnsitz und Sterbeort des h. Severin', worin für die sog. alte Tradition eingetreten wird. Seine Argumente haben uns nicht zu über- zeugen vermocht.

Von Adelbert Matthaei ist eine Hall. Diss. (1882) erschienen: 'Die Händel Otto's II. mit Lothar von Frankreich (978 980)', worin vorzüglich der betr. Abschnitt des Richer geprüft und seine Glaubwürdigkeit für diese Zeit in Schutz genommen wird.

H. von Sybel hat seine Geschichte des ersten Kreuz- zuges in neuer Ausgabe erscheinen lassen (Leipz. 1881) und dabei auch die Untersuchungen über die Quellen unserer Kenntnis von demselben neu bearbeitet. Noch ohne diese neue Ausgabe zu kennen, hat Friedrich Krebs in einer Münst. Diss. (1881) 'Zur Kritik Alberts von Aachen' dessen 1. u. 2. Buch im Ansehluss an B. Kuglers Auffassung einer eingehenden Prüfung unterworfen. Indem er die Benutzung gleichzeitiger, aber unliistorischer Dichtung mit S. annimmt, sucht er doch daneben für gewisse Theile, für welche in den Liedern kein Material vorlag, Aufnahme einfacher und glaub- würdiger Relationen nachzuweisen, und bekämpft namentlich die völlige Glaubwürdigkeit der Anna Komnena, welche damals noch sehr jung war und erst nach 40 bis 50 Jahren ihr Werk verfasste. Die Angabe Bodemanns, nach welcher man in der Hannoverschen Handschrift einen vollständigeren Text Alberts vermuthete, erweist er als unbegründet.

Seinen im NA. VI, 639 u. VII, 230 erwähnten Untersuchun- gen hat Otto Doberentz zwei weitere Abschnitte folgen lassen in der Zeitschrift f. deutsche Philologie XIII, 29—57 u. 165 223. Die Erd- und Völkerkunde aus der AVeltchronik

Nachrichten. 641

des Rudolf von Ems ist darin abgedruckt, nebst deren Quellen, namentlich Honorius, dessen Arbeit sehr genau analysiert ist, zurückgeführt auf Isidor, Orosius, Augustin. Solinus. Die ErwiÜmung von Regensburg betrachtet D. als eine Aufmerksamkeit gegen den Christianus, welcher ihn zu seinem Werke veranlasst hat, und den D. als Domherr im Regensburger Nekrolog, Mon. B. XIV, 387 zu erkennen glaubt. Weitere Forschungen liber die räthselhafte Persönlichkeit des Honorius sind noch vorbehalten.

In der Zeitschr. f. deutsche Piniol. XIII, 338 354, theilt Jos. Schwarzer aus der im NA. VI, 515 beschriebenen Hs. eine merkwürdige Visionslegende mit, deren Vf. sich beruft auf B. Eberhard II. von Bamberg (1146 ^1172), welcher sie in einem ital. Cluniacenserkloster (1154) vernommen habe. Der Vf. ist vermuthlich der in dem früheren Aufsatz nach- gewiesene Abt Enffelhard von Langheim.

Die Schriften von Hillger und Schröter über Hugo Fal- candus (IV, 211. VI, 462) werden ausführlich besprochen von Salin as im Archiv! o storico Siciliano VI, S. 137 ff.

W. Ribbeck, ^Friedrich I. und die röm. Curie in den Jahren 1157 1150', Leipz. 1881, greift die Zuverlässigkeit des Ragewin heftig an.

In derWürtemb. Vierteljahrsschrift f. 1881, Heft 4, S. 256, macht J. Hartmann die Gründe geltend, welche für das Biberach in Schwaben, die eifrig Staufische Reichsstadt, als Heimath des Chronisten Burchard sprechen.

Prof. Wiiikelmann schreibt uns: Salimbene p. 217 er zählt von dem 1274 zu Pistoja lebenden Minoriten fr. Thomas de Papia unter Anderem, dass er 'multis annis minister pro- vincialis fuit in Tuscia: chronicam magnam fecit, quia multum abundabat et erat prolixus'. Man wird, da auch das Uebrige zutrifft, diesen Thomas doch wohl für den Verfasser der in M. G. SS. XXII. gedruckten Chronik halten dürfen, besonders da letzterer selbst sagt, dass er seine Jugend in Pavia zuge- bracht habe.

In der Revue bist. T. XVIII, 1, 186-189, wird von Fran- cois Delaborde die Abhandlung von Pannenborg 'Zur Kritik der Philippis' mit Anerkennung besprochen, am Schluss aber berichtigt, dass das Akrostichon der Anfänge der Bücher ergiebt: Philipus rex Francorum.

642 Nachrichten.

Die vvisseDscliaftlichen Studien und Mittheilungen aus dem Benedictinerorden enthalten II, S. 99 108 Aufzeichnungen des Abts Poppo von Nieder-Altaich über Bedrängnisse des Klosters im J. 1226.

In den Forsch, z. D. Gesch. XXII, 1. Heft, S. 233 247, weist Roth von Schreckenstein die gänzliche Unzuver- lässigkeit der Erzählung über die Ritterweihe des Königs Wil- helm nach, welche aus Joh. de Beka in das Magnum Chroni-

con Belgicum übergegangen ist.

Unter den Publicationen der Preussischen Staatsarchive nimmt die Ausgabe des sog. Balduineum, einer der wichti- gen vom Erzbischof Balduin von Ti^ier veranstalteten Urkunden- sammlungen mit Nachbildung der für die Kunst- und Cultur- geschichte interessanten Bilder, die sich zu einem grossen Theil auf den Römerzug K. Heinrichs VII. beziehen, einen hervor- ragenden Platz ein. Begonnen von dem verstorbenen Archiv- rath V. Eltester, ist die Arbeit vollendet vom Archivsecretär G. Irmer, der eine ausführliche historische Erläuterung hin- zugefügt hat (120 S. in Gross -Quart).

Von O. Hartwig 's Quellen und Forschungen zur älteren Gesch. der Stadt Florenz (vgl. VI, 643) ist im Arch. stör. Ital. T. IX (1882) eine sehr eingehende Recension von Cesare Paoli erschienen. P. bedauert, dass die handschriftliche Grund- lage der Editionen nicht vollständiger festgestellt ist und weist zu der 'Chronica de origine civitatis' einen neuen lat. Text nach im Cod. Laurent. XXVIII, 8.

O. Hartwig hat seinem Aufsatz über Dino Compagni in der Revue hist. (s. oben S. 413) eine Antikritik der Be- sprechungen jener Abhandlung von Cesare Guasti und Paul Meyer folgen lassen, in der Zeitschr. f. rom. Philol. Bd. V, Heft 4. In demselben Sinne wird auch in der Revue hist. XVIII, 2, 469 über jene y\ngriffe berichtet. In Betreff der oben S. 413 gegebenen Notiz geht uns von H. folgende Berichtigung zu: 'Die Angabe von Reumont's , Lord Ashburnham habe die Benutzung seiner Handschrift Herrn Is. del Liuigo abgeschlagen, ist irrthümlich. Herr P. Meyer hat die Handschrift in Ash- burnhamcastlo und Paris zur Vergleichung gehabt. Da sie 'offre un assez grand nombre de variantes generalement peu importantes ... et qui se retrouvent dans toute wiw. serie d'autres mss.', hätte es sich doch sehr verlohnt^ die Handschrift nachträglich abdrucken zu lassen, ganz davon abgesehen, ob CS nicht angezeigt gewesen Aväre, die Handschrift auf etwaige

Naclirichtcn. 643

Interpolationen u. s. w. sorgfältig zu untersuchen. Dass ich das Verlangen gestellt habe, eine abschliessende Textrecension müsse von der einzigen brauchbaren Handschrift ausgehen, und das besonders bei der so hart angegriffenen sog. Chronik des Dino Campagni, wird mir von Herrn C. Guasti und Herrn P. Meyer im Archivio st. Ital. und in der Romania mit den denkbar bittersten Worten zum Vorwurf gemacht!'

Prof. Hub er in Innsbruck hat in einer Abliandlung: Matthias von Neuenburg und Jakob von Mainz (Arch. f. Oesterr. Gesch. LXIII, S. 239 ff. und besonders abgedruckt), veranlasst durch die Schrift von Wiehert (oben S. 234) die Frage nach der Autorschaft des Mathias auf's neue untersucht, und kommt zu dem Resultat, dass ihm die unter seinem Namen bekannte Chronik wirklich angehöre, die er zuerst vielleicht mit dem J. 1350 abschloss, aber bis 1355 führte. Er habe wahrscheinlich unmittelbar darauf auch die Biographie des Bischofs Berthold von Strassburg verfasst, Jacob von Mainz aber sein Werk benutzt und mit anderem Material zu einer grössern Darstellung verbunden. 'Auch dieser', schliesst er, 'wird fortan unter den Geschichtschreibern des XIV. Jahrhun- derts eine achtuno-svv'erthe Stelluno- einnehmen'.

Karl Grube bringt im Hist. Jahrb. IH, 1,49 56, 'Bei- träge zu dem Leben und den Schriften des Dietrich Engel- hus', und darin namentlich aus einer Hs. des Klosters Witten- burg (Cod. Hanov. XIII, 859) dankenswerthe Angaben über sein Leben.

In den Forsch, z. D. Gesch. XXH, 1. Heft, S. 159—212, untersucht Joseph Schwarzer die uns erhaltenen Ordines der Kaiserkrönung, ihr Verhältnis zu einander und die

Zeit ihrer Entstehung.

In der Zeitschr. der Gesellschaft f. Schlesw. Holst. Lauenb. Geschichte XI, 125 150, theilt P. Hasse neue Fragmente des Lübschen Rechts in niederdeutscher Sprache aus einer Hs. der Kieler Universitätsbibliothek mit.

Die von Thietmar VII, 5 8 berührten Begebenheiten werden von H. R. v. Zeissberg in den Mitth. d. Wiener Instituts III, S. 109 115, untersucht, und gegen Ficker das Datum der Urk. Heinrichs IL vom 1. Nov. 1012 (rect. 1014) Merseburg, als richtig aufrecht erhalten.

Das Germanische Museum verzeichnet unter seinen

644 Nachlichten.

letzten Erwerbungen zwei Kaiserurkunden Friedrich I. und Heinrich VI.

In den Forsch, z. D. Gesch. XXII, 1. Heft, S. 224—232, untersucht W. Linde mann die Urk. XV. der Rouleaux de Chiny über die Versprechungen Otto's IV. an Innocenz III. und entscheidet sich für das Jahr 1198.

In den Mitth. d. Wiener Instituts III, S. 1—62, behandelt Julius Ficker ausführlich die fürstlichen Willebriefe und Mitbesiegelungen, indem er aus Beispielen vor der Zeit K. Rudolfs die Entstehung dieser Einrichtung und das beginnende Vorrecht der Kurfürsten nachzuweisen sucht.

Von J. Havet ist in der Bibl. de l'Ecole des chartes, T. XLII, 4. u. 5. Heft, und in bes. Ausgabe (bei Champion) eine wichtige und lehrreiche Untersuchung erschienen: 'La frontiere d'empire dans l'Argoune; enquete faite par Rod. de Habsb. a Verdun, en mai 1288'. Der Fluss Beyme bildete die Grenze und Streitigkeiten der beiderseitigen Unterthanen wurden auf dem pons Virdunensis verhandelt. Mitgetheilt wird die hierauf bezügliche Urk. Rudolfs (Böhmer Nr. 957; und S. 405 ff. der Bericht der von dem König niedergesetzten Coramission, der bisher nur in einem Auszug bei Calmet bekannt war.

Von Kopps Geschichte der eidgenössischen Bünde ist des 5. Bandes zweite Abtheilung (Ludwig der Baier und seine Zeit 1330 1334), bearbeitet von dem nun auch schon ver- storbenen Chorherrn A. Lütolf in Luzern, herausgegeben von Fr. Rohrer, erschienen. Wir können das umfangreiche (688 S.) und gelehrte V^erk hier nur erwähnen wegen der als Beilage gegebenen 14 Urkunden, unter denen sich mehrere K. Ludwigs befinden.

In Laibach hat Franz Schumi ein 'Archiv für Heimaths- kunde' in zwanglosen Bogen auszugeben begonnen, in welchem auch die auf Krain bezüglichen Kaiserurkunden abgedruckt sind.

Codex diplomaticus Salemitanus wird von F. von Weech in schöner Ausstattung und mit vortrefflich ausgeführten Siegeltafeln herausgegeben. Die beiden bis jetzt erschienenen zwei Hefte (Karlsruhe, Braun) reichen von 1134 bis 1243; sie enthalten zahlreiche KU. in correctcrem Abdruck und einige bisher unbekannte.

Nachrichten. 645

Urkvindenbuch der Stadt Hiidesheira, herausgegeben von Dr. Rieh. Doebner, (Hildesh., Gerstenberg'sche Buchh., 1881) enthält in dem bis jetzt vorliegenden ersten Theile (von c. 996 1346) eine Anzahl neuer Abdrücke und Regesten von Kaiser- und Papsturkunden. Urkunden Otto's IV, Heinrichs(VII) und Wilhelms v. Holl. nach den Originalen abgedruckt bieten Nr. 60. 131. 221; nach anderem handschriftl. Material Nr. 67. 86. 96, Regesten von Kaiserurkunden meist ebenfalls nach den Originalen Nr. 2. 3. 4. 7. 8. 10. 227. Papsturkunden nach Origi- nalen Nr. 14.46. 105. 111. 137. 246. 248, nach den angeblichen Originalen Nr. 57 und 104, Regesten von Papsturkunden grössten- theils nach Originalen Nr. 9. 11. 22. 75. 144. 347. 639. Nr. 209 u. 548 enthalten die Stadtrechte von c. 1249 u. 1300. (Z.)

Von dem oben S. 240 erwähnten Pomerellischen Ur- kundenbuch ist die zweite und letzte Lieferung (bis 1315) erschienen. Der Herausgeber, Dr. M. Perlbach, berichtet in der Einleitung über die in weitestem Umfang herangezogenen Archive und Urkundenbücher; Namenregister und Glossar be- schliessen das Werk.

Prof. Karl Menzel und der Archivar Dr. Sauer in Wies- baden kündigen einen Codex diploraaticus Nassoicus an, der in schöner Ausstattung mit Schriftproben und Abbildungen von Siegeln in zwei Bänden gr. oct. bei J. Niedner in Wies- baden erscheinen wird.

Nach einer Mittheilung von O. Hartwig hat der Herr Bormans für das Archiv von Namur in Lüttich ein Chartular der Abtei Floreffe erw^orben, das auf 237 Pergamentblättern 452 Urkunden aus den Jahren 1121 bis 1295 enthält. Geschrie- ben ist es von Gerhard von Köln, Kanonikus von Heilissem.

In den Mitth. des Wiener Instituts III, S. 63 95, beschreibt P. Willibald Hauthaler die Salzburgischen Traditions- codices des 10. und 11. Jahrh. und theilt die bis jetzt unbe- kannten Stücke mit. Der Codex Hartwici (991 1023) ist von einem Buchbinder verarbeitet, und es haben sich an verschiede- nen Orten Fragmente davon gefunden ; der Codex Thietmari II. (1025 1041) war von Meiller irrig Thietmar L (873—907) zugetheilt.

Das älteste Lehnbuch des Hochstiftes Wirzburg (aus dem 14. Jahrh.) ist herausgegeben von A. Schaff 1er und J. E. Brandl im Arch. d. h. Ver. für Unterfranken XXIV, 1, dazu Orts- und Personenverzeichnis im 2. und 3. Heft.

Neues Archiv etc. VII- 42

646 Naclniclitt'n.

Die Archivalische Zeitschrift, Bd, VI, enthält eine Abhand- King von Jul. v. Pflugk-Harttung: 'Die Urkunden der päpstlichen Kanzlei vom X. bis XIII. Jahrhundert', welche auch in besonderem Abdruck erschienen ist.

Von den 'Registres d'Innocent IV', welche Elle Ber- ger herausgiebt, ist das dritte Heft erschienen, welches bis zum Juni 1247 reicht.

Unter dem Titel 'Fonti della storia Basilicatese al medio evo' ist von Giacomo Racioppi erschienen: ^L' Agiografia di San Laverio del 1162' (Roma 1881), eine sehr gründliche Untersuchung, in welcher der späte und trügerische Chai'akter dieser Legende nachgewiesen wird. Ob der Unterschrift 'Ego Robertus de Romana diaconus scripsi a. D. 1162' irgend ein Werth beizumessen ist, darf sehr bezweifelt werden ; auch der erste Theil der eigentlichen Legende ist mindestens stark über- arbeitet, wie das zweimal gebrauchte Wort 'proclama' zeigt. Von der S. 57 angeführten Inschrift (Neap. 340) bemerkt Th, Mommsen, dass sie einem Ms. von 1566 entnommen und sicher älter als wenigstens dieser Theil der Legende sei, in der die gefundenen Inschriften verwerthet sind. Für unsern Zweck werthvoU ist S. 151 eine Bulle Stephans IX. für Alfanus von Salerno, 24. März a. 1 (1058) Romae.

Der 6. Band von Löhers Archivalischer Zeitschrift (1881) ent- hält ausser der vorher erwähnten Abhandlung von Dr. v. Pflugk- Harttung über päpstliche Urkunden und der Fortsetzung der Regesten Vatikanischer Urkunden zur Geschichte Ludwig des Baiern unter anderm den Anfang einer gi'össeren Arbeit von J. M. Neud egger, Zur Geschichte der Bayerischen Archive, Nachrichten über die Archive der Städte Dillingen und Lauin- gen im Schwäbischen Bayern, und den Schluss einer Abhand- lung von Secher, Archivassistent in Kopenhagen, über das Archivwesen im Skandinavischen Norden , wo ausführliche Nachricht über die Dänischen Archive und die Bestrebungen zur Vereinigung derselben in einem allgemeinen Reichsarchiv gegeben wird (der mangelhaften Ablieferung der Schleswig- Holsteinscheu Archive geschieht keine Erwähnung).

Eine zweite Serie der Regesta diplomatica historiae Danicae beginnt im ersten Heft des ersten Bandes mit Nach- trägen bis z. J. 1349.

Im Hist. Jahrb. HI, 1, 1—30 untersucht II. Grauer t die diplomatische Ueberlieferung der Constantinischen Schen- kung und weist als älteste Hs. Par. 2777 saec. IX. nach, aus

Nacluichtt'u. 647

welcher ein genauer Abdruck nebst Varianten jüngerer Exem- plare gegeben wird; eine Fortsetzung ist in Aussicht gestellt. Kicht billigen können wir die Schreibart ^XQisto iliesu', welche keine richtige Auflosung von 'xjJb itTü' ist.

In den Mittheilungen des Wiener Instituts III, 2, 175 228, untersucht Karl Uhlirz sehr eingehend und sorgfaltig 'die Urkundenfälschung zu Passau im zehnten Jahrhundert'. Er weist als Schreiber und Verfasser der Fälschungen einen Schreiber der k. Kanzlei in Otto's II. Zeit nach, der von B. Pilgrim für seine Zwecke gewonnen sein muss; denn diesen hält er mit Düramlcr, von welchem er nur in wenigen Punkten abweicht, zweifellos für den Urheber jener Fälschungen.

Sieben kurze Brief form ein aus der Pariser Handschrift Nr. 528 saec. IX. sind in der Bibl. de l'ecole des chartes XLIT, S. 502 mito-etheilt.

In der Württemb. Vierteljahrsschrift f. 1881 untersucht der Pfarrer Bessert iu mehreren Beiträgen die Briefe des Wigo von Feuchtwangen als Quelle für die Landesgeschichte des Württemb. Franken.

Von dem Schreiben des Bischofs H. von Constanz betr. die Kreuzpredigt gegen die jMongolen (Huill. Breh. V, 1209) weist Jul. F ick er in den Mitth. des Wiener Inst, III, S. 103—109, nach, dass in der zweiten Hälfte desselben Weisungen des Erzb. von Mainz mit Einschluss der Datierung (25. April 1241 j wörtlich wiederholt sind. ^ ^ -?

345 (

Die früher von Lucian Müller aus einer Leidener Hand- schrift im Rheinischen Museum 1865 herausgegebenen Versus de alphabeto cujusdam Scoti (vgl. XXXI, 465) sind verbessert ediert und erläutert von Omont aus zwei Handschriften in Paris und Chartres, Bibl. de Fecole des chartes XLII, S. 429.

Von H. Oesterley's Historisch geographischem Worte)- buch ist die 4. 5. und 6. Lieferung erschienen, bis 'Neustadt'.

Director Krause in Rostock hat iu der Zeitschrift für Schleswig- Holstein -Lauenburgische Geschichte ein lateinisches Gedicht des Dr. Bog er über die Ditmarschenschlacht von 1500 mit dei" Niederdeutschen Uebersetzung, die sich in der Schwe- riner Handschrift von Ernst von Kirchbergs Reimchronik findet und die er dem Tilemann Heverlingh aus Göttingen zuschreibt, mitgetheilt und erläutert.

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Nachvjchtfii.

Die Archivalischc- '/ tschril't, Bd. VI, enthält eine Abhand- lung von Jul. V. Pl'l'^k-Harttun^: 'Die Urkunden der päpstlichen Kanzlei )m X. bis XIII. Jahrhundert , welche .uicli in besonderem Abruck erschienen ist.

Von den 'Registre d'Innocent IV, welche Elie Ber- ger herausgiebt, ist dr dritte Heft erschienen, welches bis zum Juni 1247 reicht.

Unter dem Titel *Fati della storia ßa^ilicatese al medio evo' ist von Giacomo iacioppi erschienen: ^L' Agiografia di San Laverio del 11'?' (Roma 1881), eine sehr gründliche Untersuchung, in welch' der späte und trügerische Charakter dieser Legende nachgc\ sen wird. Ob der Unterschritt 'Ego Robertus de Romaua c conus scripsi a. D. 11 02' irgend ein Werth beizumessen ist, arf sehr bezweifelt werden ; auch der erste Theil der eigentlicia Legende ist mindestens stark über- arbeitet, wie das zweiiul gebrauchte Wort 'proclama zeigt. Von der S. 57 angefiirten Inschrift (Neap. 340) bemerkt Th. Mommsen, dass si einem Ms. von 1566 entnommen und sicher älter als wenigs is dieser Theil der Legende sei. in der die gefundenen In.s( iften verwerthet sind, Für unsern Zweck werthvoil ist S. 1 eine Bulle Stephans IX. für Alfanus von Salerno, 24. März ; i (1058) Romae,

Der 6, Band von Lölrs Archivalischer Zeitschrift (1881) ent- hält ausser der vorher erahnten Abhandlung von Dr, v. Pflugk- Harttung über päpstlici Urkunden und der Fortsetzung der Regesten Vatikanischer rkunden zur Geschichte Ludwig des Baiern unter anderm de Anfang einer grösseren Arbeit von J, M. Neud egger, ZuiGeschichte der Bayerischen Archive, Nachrichten über die A;hive der Städte Dillingen und Lauin- gen im Schwäbischen Bibern, und den Schluss einer Abhand- lung von Secher, Arclvassistent in Kopenhagen, über das Archivwesen im Skanmavischen Norden , wo ausführliche Nachricht über die Däischen Archive und die Bestrebungen zur Vereinigung derselbi in einem allgemeinen Reichsarchiv gegeben wird (der mai^elhaften Ablieferung der Schleswig- Holsteinschen Archive gschieht keine Erwähnung),

Eine zweite Serie er Regesta diplomatica historiae Danicae beginnt im er;en Heft des ersten Bandes mit Nach- träo:en bis z. J. 1349,

Im Hist. Jahrb. IIH, 1 30 untersucht H, Grauert die diplomatische Ueberliefeang der Constantiuischen Schen- kung und weist als ält<te Hs, Par, 2777 saec. IX. nach, aus

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welcher ein genauer Abdruck nebstVarianten jüngerer Exem- plare gegeben wird; eine Fortsetzug ist in Aussicht gestellt. Nicht billigen können wir die Schrbart ^xoisto iliesu', welche keine richtige Auflösung von 'xpo Tu' ist.^

In den Mittheilungen des Wiene Instituts III, 2, 175—228, untersucht Karl Uhlirz sehr einfhend und sorgfältig 'die Urkundenfälschung zu Passauim zehnten Jahrhundert'. Er weist als Schreiber und Verfassr der Fälschungen einen Sciireiber der k. Kanzlei in Otto' II. Zeit nach, der von B. Pilgrim für seine Zwecke gewonrn sein muss; denn diesen hält er mit Dümmler, von welchem nur in wenigen Punkten abweicht, zweifellos für den Urhebe jener Fälschungen,

Sieben kurze Briefformeln ai der Pariser Handschrift Nr. 528 saec. IX. sind in der Bibl. c l'ecole des chartes XLII, S. 502 mitgetheilt.

In der Württemb. Vierteljahrsh u-ift f. 1881 untersucht der Pfarrer Bessert iu mehreren '.citrägen die Briefe des Wigo von Feuchtwangen als Quei für die Landesgeschichte des Württemb. Franken.

Von dem Schreiben des Bischofs [. von Constanz betr. die Kreuzpredigt gegen die ^[ongolen ( iiill. Breh. V, 1209) weist Jul. Ficker in den Mitth. des Wie r Inst. III, S. 103—109, nach, dass in der zweiten Ilidfte dess< jen Weisungen des Erzb! von Mainz mit Einschluss der Daerung (25. April 1241 j wörtlich wiederholt sind. ^

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Die frülier von Lucian j\Iüller is einer Leidener Hand- schrift im Pheinischeu Museum JSGöierausgegebenen Versus de alphabeto cujusdam Scoti (vgl. X!XI, 4G5) sind verbessert ediert und erläutert von Omont ai zwei Handschriften in Paris und Chartres, Bibl. de r^cole es chartes XLII, S. 429.

Von II. Oesterley's Historisch^eogra buch ist die 4. 5. und G. Lieferung eichii i en

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048 Nachträge und Berichtigungen,

Nachträge und Berichtigungen. Zum VI. ßaiid.

S. 628. N. II. ist aus derselben Quelle gedruckt bei E. E. Gebele : 'Das Leben und Wirken des Bischofs Hermann von Augsburg 1096 1133', Augsb. 1870, S. 107.

S. 629-633. N. III. desgl. S. 108 112. Daselbst ist der Brictius (S. 630) richtig auf den Nachfolger des h. Martin, der ungenannte Papst (S. 631) auf Marcellin bezogen, und (Z. 20) 'dealbatus' gelesen; in der Hs. steht das 'tus' über einer radierten Stelle.

Zum VII. Band.

S. 49, Z. 12 von oben, und S. 59, Z. 2 von unten, ist 46 statt 4 zu lesen; S. 60. unterste Z. der Anm. 47 .statt 5, S. 71, unterste Z., 56 statt 14.

S. 175. Ueber N. 22 s. S. 413. Eine andere Hs. dieser Chronik ist im Brit. Mu.s. Addit. 8361, s. NA. IV, 347.

S. 193, Anm. Z. 1 von unten 1. 'preuacat'.

S. 194, Z. 29 1. 'spiritali'.

S. 225, Z. 8 1. 18 St. 17.

S. 227, Z. 39 'tradet' 1. 'tractet', wie L. Weiland bemerkt, der schon SS. XXIIl. in der Vorrede der 5Ion. Epternacensia auf diesen Codex hin- gewiesen, und S. 15 n. 36 die 2 Schlussverse mitgetheilt hat.

S. 228, Z. 21 Niehuus 1. Niehues. Z. 25 1. L(at ) F(o].) st. R. F.

S. 230, Z. 31 Tib. 1. Tilb.

S. 235, Z. 39 Strehlinger 1. Stretlinger.

S. 237, Z. 17 Uticensis 1. Utinensis.

S. 242, Z. 38 Coustaut's 1. Coustant's.

S. 398, Z. 3. Wie Herr Dr. Röhricht bemerkt, wird 'portus Symeo- nis' gemeint sein; so heisst nämlich bei allen Kreuzzugs - Schriftstellern dfv Hafen von Antiochia.

S. 398, letzte Z. astisf. 1. satisf.

S. 400, Z. 5 u. 16 1. IV. St. VI; Z. 24 1. reddituum.

S. 411, letzte Z. Die Dissertation von Panzer ist schon VI, 204 aus- fülirlicher besprochen.

S. 614, Z. 9 ist S^uos' überliefert, aber wohl in 'quod' zu ändern.

S. 615, Z. 7 1. : anstatt des Punktes. Z. 21 1. cliristianaruni.

S. 618. Wie Herr Prof. Dümmler bemerkt, enthalten die Verse das Akrostichon: 'Humbertus monachus quin archiepiscop(af)s almus'. Bei v. 34 u. 35 sclieiiit durch eine Aenderung der Verse das Akrostichon gestört zu sein.

S. 619, V. 35 ist 'speram verhi" in der Hs. durch Zeichen umgestellt, dadurch aber das Metrum noch mehr verdorben; v. 38 1. sed erat.

Register,

Abbreviatio gest. Francorura 385 390.

Äblavius 409.

Abraham Jacobsen 639.

Acta Sanctorum 408, 639.

Adam Brem. 226.

Adelgozi Magd, epistola 623 626.

Ademarus Caban. 630.

Aeneas Silvius 244.

Afflighem 624. 628.

Aimoin 226.

Albertinus Mussatus 121 133.

Albertus Aquensis 640.

Alciiin 242. 419.

Alexandrill. epplGO; Alex. III. 167.

Amtenhausen 29.

Angouleme 630 636.

Anna Comnena 640.

Annales Altab. 230; Austriae 135 143 ; Einhardi 228. 411. 519 568 ; Fuld. 226. 519 568; Imp. Suevici 230; Januenses 407; Lauriss. maj. 228. 519 568; min. 410. 519 568; Marbac. 22.'S ; Mediol. 232; Ottenbur. 173; Folon. 236; Sancti Jae. Leod. 225; Sith. 410.

Anselmi Gesta epp. Leod. 73 81.

Augsburg 30. 31. 40.

Ausonius 4.

Aventin 230. 410.

Avitus 4.

B.

Baldnineum G42. Benedietbeuern 38. 397. Bernardus Guidonis 413.

Bernhard Bleysswyler 574.

Beuron 30.

Blaubeuren 30.

Bonifatii epp. 196—198. 242. 353—

381. 418. Bonn 15, Bullae pontiff. Rom. 83—120. 143—

167. 177. 241 243. 398. 399.

417. 645. Burchard von Ursperg 641.

Caesar 521.

Caesarii Dial 180.

Calendar. Colon. 174.

Calixti II, epp. 198 212,

Capitularia 6. 407 638.

Cassiodor 409.

Christiaui Chron. Mog. 234.

Chronica Astensis 416; Casin. 174; Danielis 232 ; Karolo IV. dedicata 175. 413. 648; regia 232. 233. 235.

Chrouicon Altinate 4 ; archiepp. Magd. 4; ducum Benev, 237; pon- tiff. et impj). Fancense 174. 180 186. 414; Sancti Petri Erf. 225; Thuring. 391 395; Ursperg, 213 215, 233; Zwoll. 236.

Chronik von Kempten 236; Limbur- ger 6, 569; Mainzer 414; Thürin- ger 245.

Chur 398.

Cicero 541 543.

Clermont-Ferrand 195. 196.

Cleve 16.

Cod. Ast. 416; Theodos. 179; Udal- rici 243.

650

Register.

Coeln 15. 17. 174. 245.

Collatio canonum 154. 179.

Concilia Merov. 6.

Concil. Basil. 174; Constant. 244;

Later. 174; Pis, 242. Constantin. Schenkung 646. Constanz, Necrol. 33. Cornelius Nepos 522. Crantz 410. Curtius Eufus 527.

D.

Dalemil 234. Dies.sen, Necr. 38. Dietrich Engelhus 643. Dinant 416.

Dino Compagni 413. 642. Dinslaken 17. Dortmund 240. Düsseldorf, Arch. 11 17.

E.

Eberhard II. v. Bamberg 641.

Egebertus diac. 641.

Egesippus 609.

Einhardi opera 517 568; Ann. 228.

411; V. Caroli 3. 228. 408. Ekkehardi IV. versus 419. Ellwangen 36. 620. Emcho von Freising 397. Emmerich 16. Enenkel 6.

Engelhard von Langheim 641. Ennodius 4. Epistola s. Adelgoz, Alcuin, Erbwin,

Frid. I, Frid. Colon., Gunzo, Joh.

presb., Steph.V, Theodulf, Urb.II. Epistolae 7. 191; s. Alex. II. III,

Bonifatii, Calixti, Fromundi, Greg.

I. VII. IX, Honor. HI, Inuoc. IV,

Ivonis, Nicol. I, Pasch. II, Petri

Bles.jWalafridi, Walonis, Wigonis. Epitaphium Rainaldi 623. Erbwini epistola 398. 648.

F.

Fehmarn 238.

Flavius Blondus 409.

Flodoard 4.

Floreffe 645.

Florenz 642.

Florus 533.

Flos florum 196.

Formulao 6. 243. 401-403. 617,

Fraternitas 175.

Fredegar 6. 247 351. 421—516.

Freising 397.

Friderici I. epistola 417.

Friderici Col. epistola 192.

Fromundi cod. epist 418.

Fue.ssen, Necr. 37; Chron. 180—186.

412. Fulcherius Carnot. 196. Fulda 397. Fultenbach, Necr. 31.

G.

Galvaneus Flamma 412. Genealogia Ott. com. de Hamerstein

230; Welforum 232. 639. Gengenbach, Necr. 32. Georg von Gallipoli 420. Gerhoh 231.

Gerit van der Schuyren 174. Gesta archiepp. Mog. 414; epp. Came-

rac. 4; Franc. 6; pontifF. Rom.

227. 228. Gevehardus Sigeberg. 627. Gotfried von Hagene 175. Gottesfrieden 237. Gottesurtheile 238. Grafschaft 622—624. Gregor von Heimburg 244. Gregorii I. epp. 7. 587 604; VII.

161 164. 243; IX. 7. Gregorius Turon. 6. 196. Guilelmus Brito 641. Gunzonis epistola 174.

H.

Habeis Nachlass 244.

Hans Walderaann 577.

Heinrich Derby 413.

Heriger 226.

Herimanni Aug. Contin. 230.

Herrn. Altah. 175; Gigas 175; Tor- nac. 4. 412.

Hieronymi Chron. 196. 472 475.

Hildebertus Cenom. 420.

Hildegardus Gradic. 412.

Hildesheim 647.

Hincmar 243.

Historia comitum Angleriae 232; pon- tificalis 231 ; regum Franc. S. Dio- nysii 385—390; Welforum 639.

Hohenwart, Necr. 38.

Honorü III. epp. 7. 242.

Register.

(>51

Honorii Imago mundi 230. C40.

Hucbaldus de calvis 180.

Hugo Falcandus 641.

Humbert v. Silva Candida 614-617.

1.

Idacius 475-478. Innoceutii IV. epp. 645. Isidori Chron. 484—486. Isny, Necr. 35. Ivonis Carnot. epp. 196.

J.

Jacobus Mogunt. 234. 643. Jacobus Trajecti 236. Jeroscbin, Reimchr. 412. Johannes Birk 236; de Beka 642;

Dlugoss. 415; Gensbein 571 584;

Saresber. 226. 231; Vitodur. 413;

von Otranto 420. Johannis presb. epist. 400. Jordanes 4. 409. 638. Justini Lippiflorium 230. Justinus 534-536.

K.

Kaiserchronik 6; Cölner 235. Kaiserurkunden 3. 7. 178. 189. 238

240. 243. 413. 416. 417. 578.

638. 643—646. Karl der Grosse, Gedicht 582. Kempten 236. Kiel 237.

Koeniginhofer Hs. 244. Krain 644. Kuchimeister 413.

L.

Lambert von Hersfeld 226.

Lamberti Parvi Ann. 225.

Landfrieden 237.

Landrecht, Fehm. 237.

Landulfus de S. Paulo 412.

Lechenich 16.

Lex Ribuar. 6; Romana Utin. 237:

Salica 6. 225. 415. Libellus trist, et dol. 232. Liber generat. 456 472. Limburger Chronik 6. 569 584. Limoges 630. 636. Livius 523 - 525. Lucidarius 230.

Luebisches Recht, 613. Lupus Ferrar. 226. 545

M.

Maihingen 169—186. 620. Mailand 232. Mainz, Chron. 414. Marchthal, Necr. 35. Maria Hof, Necr. 29. Marianus Scottusj 225. Marino Sanuto 43 72. Martinus Pol. 174. Martyrium Arnold! 234. Mathias von Neuburg 234. 643. Mela 565.

Metz 218-224. 618. Miltenberg 245. Miracula S. Thomas 623. Molsberg, Bibl. 571. Monachus Sangall. 228. Mongolen 647.

Nassau 414. 645.

Necrologia 7.19—41; S.Emmer. 174.

Nerses von Lampron 232.

Nicolai I. epp. 242.

Niederaltaich 642.

Notae Tiron. 225.

Novara 239.

0.

Ordo coronat. imp. 643.

Orosius 227, 409. 536. 539-541.

Othochus 230.

Ottenbeuren, Necr. 37.

Otto Frising. 231.

Otto Sanblas. 225.

Ottokars Steir. Reimchr. 6.

Paris, Papstbullen 143 167.

Paschalis IL epp. 166. 198-212.^

Passau 646.

Passio Austremonü 195; Colambae 172; Domitillae 172; Gemiiionim 620; Quatuor Corr. 226; Quirini 172; Thimonis 623.

Pauli D. Hist. Lang. 228.

Paulinus minorita 57 71.;

Petri Bles. epp. 175.

Philippes Mousket 5.

Plinius 565.

652

Register.

Pomerelleu 240. 645. Poppo von Niederaltaich 042. Prager Aufstand 414. Prudentius 402.

Q.

Quintare 404—406.

R.

Radbod von Utrecht 640. Ragewin 226. 231. 641. Ratiugen 14.

Recbtsbuch, Bayr. 176; deutsches 176. Regula canonicorum 179. Reichenau 401 403. Reirachronik, Cölner 245. Reinald von Coln 623. Reineri Leod. Ann. 225. Richer 226. 640. Robert von Torigny 232. Rom, Bibl. Vitt. Em. 245. Rudolfus Fuldensis 564.

s.

Saint-Cybard 630 636; Martial 630. 636; Pierre au raont Blandin 177.

Salem 644.

Sallustius 226.

Salzburg 645.

Sanct Arnulf in Metz 218 224. 618; Emmeram 174.605. 620; Eparcli 630 036; Georgen 29 ; Mang bei Fuessen 171 186; Ulrich und Afra 36.

Schaffhausen 240.

Scliwabenspiegel 170.

Schwyzerchronik 235.

Scotus de alphab. 647.

Sicardus Cremen. 412.

Sidonius Apoll. 4. 196. 226.

Siegen 15.

Sigeberti V. Sigeb. 410; Theoderici 410.

Solymarius 243.

Stadthagen 238.

Stadtrechte 6. 9—17.

Stephani V. ep. 159.

Streit bei Mühldorf 142.

Suetonius 530 533.

Symmachus 4.

T.

Tacitu.s 527—530; Germ. 408. 109.

Tegernsee 608.

Theodulfi epistola 401.

Thietmar Mersb. 643.

Thiofridi V. Willibr. 227.

Thomas Tuscus 641.

Translatio Alexandri 228; Benedicti

640. Trier 627.

IJ. Urbani II. epistola 164. Ursberg, Necrol. 37.

V.

Vellejus 525.

Venantius Fortun. 3.

Venedig, Archiv 417.

Versus aevi Carol. 3. 7. 225; de

captaAccone412 ; deEmchoneFris.

397; de Humberto 618. 648; de

Rud. rege 216; de Treveii 627;

Gevehardi 623; varii 172. 196.

233. 396. 419. 420. 605—613. Victor Vitensis 227. Vincentii Spec. bist. 175. Vita Amoris 639 ; Antonii Senon. 407 ;

Ant. Vienn. 195; Benigni 173;

Bonifatii 039; Columbani 171. 620;

Dominici 195 ; Euch. Val. Mat.

171. 173. 628; Francisci 195;

Genofevae 227; Georgii Amastr.

411; Geraldi 195; Germani Autis.

227; Guilelmi Bitur. 195; Hed-

wigis 173. 180. 234; Heinrici II.

175. 623; Ilildegardis 236; Hrod-

berti 410; Lamberti 410; Laverii

645; Ludovici regis 195; Lulli 174.

242; Lupi Senon. 171. 620; Magni

172; Majoli 195; Martialis 195;

Martini 172; Meinwerci 226; Ott.

Bab. 175; Petri conf. 195; Remi-

gii 173; Routperti 172.410; Ser-

vatii 173. 409. 640; Severini 640;

Silvestri 173; Stephani regis 237;

Suidberti 228 ; Udalnci 139 141.

171.172; Vedasti 171; Willibrordi

227.

w.

VVacli.stafeln 238. 245. Walahfrid 402. 403. Walonis abb. epp. 222. Weingarten, Necr. 34. Weisaenau, Necr. 34.

Register,

553

Weistliiiiner 238. Wesel 13. Westerburg 572. Wido Ferrar. 411. W'idukind 226. 639. Wig-onis epp. ö72. Wiilebriefe 044. Wipo 226.

Wipperfürt 16. Würzburg- 6. 645,

Zeitz, Bibl. 244. Zürich 417. Zütphen 416. Zwifalten 33. 34,

1

DD Gesellschaft fUr llltere

2 Deutsche Geschichtsloinde zur

G32 Beförderung einer Gesamm-

Bd.7 tausgabe der Quellenschriften

Deutscher Geschichten des

Mittelalters Neues Archiv

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