ELPX Wera TE reiner ee er wenn wre ee tg Bar win eh van yon Abe Tg wie Kon a me hrs he kr eh pe are 5 Re FRE Tan ie 7 et ne EEE re Eee he 0 De ar este ee ge fear ee RER Cl EEE ost Di ie En (ar hen an 0 pP Zn pe nr a en are Bw. m. .. ee h u = x - Kae Be x ’ r - ) r . 4 ud rer ralaısa a Ka a a a a & r TEE a, Pa 1 übel gen ch Pe Pre es . u ij ll — | # a v Me “a er Anzahl von Fachgenossen heraßgepehen von } ee “Ph, Liebisch, J.F. Pomneckj cm Berlin. 4 „= in. Beifin y ) Jahrgang 1919 1 ud I Tech. ’ Von’ Dr. PAUL KE ;SSLER Privatdosent er Geologie Y i an der Ü Hiversität Tübingen Ro go, 52 Fr = Preis A 0 Es handelt sich im. eine serade ür die er wichtige Broschüre, mit hullöher ein genauer "schlägigen Verhältnisse unserem Volke und d Toresschluß noch einmal : »ingchend darlegen Ww liche ‚Werte wir preiszugeben | Begr Kenne. dei iR en Auch in Fachkteisen wird die Schs itt. ‚größten: a ‚ELEMI ENTE GESTEINSEE yoR H. Rosenbusch. Wirren 692 Beten. ir 107. .Kigre RS Preis, brasth. Mk 30.88, BE 0 SE ER AEETTETEETETERND a THE NEUSS JAHRBUCH SERIES ARR ILL OF 1918, AND ALL OF 1919 EXCEPT 5 PREM zu de 4 N € vr & 3 I Ei wi SE WERE WAR YEARS,THEY ARE PROBABLY NOM , FOR PRESURVÄTION, THOSE TWO HEFTS UND WISHOUT THE MISSING PARTS. "Inhalt des ersten Heftes. I. Abhandlungen. 2 Pompeckj, J. F.: Frırz Frecn. (Mit 1 Bildnis.) . - Ehringhaus, Arthur: Beobachtung von Interferenz- rscheinungen an Kristallplatten im konvergenten polarisierten Licht mit Hilfe von Monobromnaphthalin- Kondensoren. (Mit Taf. I) . . Eezner ;, Laurä: Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. (Mit 1 Textfigur.) IH. Referate!‘. Mineralogie. Allgemein es. Berwerth, redrich: Ernst Lupwiıe zum Gedächtnis (L) . Brauns, R.: Mineralogie (L) W eisbach, Albin: Tabellen zur Bestimmung. der Mineralien mittels äußerer Kennzeichen. Zehnte, verbesserte und er- gänzte Auflage, bearbeitet von Dr. FRIEDRICH KOLBECK ar Johnsen, A.: Zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von Pau v. GROTH. I. GRoTH’s: wissenschaftliche Tätigkeit. II, or - tropie und Tepotropie (L) - Strohecker, Robert: Beiträge. zur - Kenntnis“ der wässerigen Lösungen "der Kohlensäure . \ Kirchhof, F.: Beziehungen zwischen Farbe und Dispersitätsgrad Reinders, W.: Anisotrope kolloide Lösungen .. ; Bachmann, W.: Ueber DAL. naunungsisotliermen von Körpern mit Gelstruktur. . Bischner, H:: Untersuchungen über Bodenausblühurigen Drucker. C.: Untersuchungen über Fluidität. I. : VER u \ hst nur als Literatur aufgeführten, noch nicht referierten Arbeiten, Seite _ 1 Diejenigen Titel 5 die am Schlusse mit einem (L} versehen sind, bedeuten die II | Inhalt. Kristallographie. Kristallstruktur. Johnsen, A.: Koordinatentransformation in regelmäßigen Punkt- systemen (L). - Woyno,T.J.: Die Anwendung der Häufungsmethode auf ; zwei- kreisige Kristallmessung (L) . Goldschmidt, V.: Ueber Kristallographie und 1 Mineralogie — Ueber Rangordnung der Zw ee Illustriert am Arsen- kies . . 5 re - = Rinne, ER: Zur Kristallstereochemie, 1 Stark, J.: Ueber elektrische und mechanische Schubflächen in Kristallen = — Neuere Ansichten über die zwischen- und innermolekulare Bin- dung in Kristallen Johnsen, A.: Kohäsion, Leitvermögen und Kristallstruktur — Kristallisation (L). : Vegard, L.: Results of cıystal analysis IT. — Results of crystal analysis. III. 3 — Results of crystal analysis. IV.. Mineralphysik. Johnsen, A.: Ueber die Kohäsion von Kristallen bei der Tem- peratur der flüssigen Luft (L) i — Künstliche Schiebungen im Titanit (L) and — Künstliche Schiebungen und Translationen in Mineralien "nach Untersuchungen von K, VEIT (L). Liebisch, Th. und A. Wenzel: Die Interferenz des Quarzes im polarisierten licht 1%. Wenzel, Alfred: Ueber die zur Erkennung schwacher Doppel- brechung dienenden empfindlichen Farben - Nagaoka, H.: Veränderung der Absorption in pleochroitischen Kristallen bei der Temperatur der flüssigen Luft. . . . Nichols, Edw.L. und H. L. Howes: Ein Synchronphosphoroskop Nichols, Edw. L.: en über die Phosphoreszenz von Uranylsalzen 5 ee 2 Nichols, Edw. L. und H. = Howes: "Die Phosphoreszenz und Absorption gewisser pleochroitischer Kristalle der Uranylsalze Mineralchemie. Flüssige Kristalle. Eitel, W.: Ueber Vielstoffsysteme . . . Pfeiffer, P.: Die Kristalle als Molekülverbindungen. I Lehmann, ©.: Die Lehre von den flüssigen Kristallen und ihre Bedeutung für die Biologie . RAR — Die Hauptsätze der Lehre von den flüssigen Kristallen 5 Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. Grühn, Anni: Die Symmetrie des Rotkupfererzes (L) . Glatzel, Emanuel: Ueber einen Hydromagnocalcit aus dem Tale Lopusna bei dem Dorfe Lucsivna am Südabhange des Tatra- gebirges (L) ne E Andre6e,K.: Ueber Vorkommen und Herkunft des Schwerspates am heutigen Meeresboden (L). Be .. -24- _4- Inhalt. Schulz, Karl: Ueber Turmalin aus dem Brockengranit von Schierke im Harz (L) - Eppler, Alfred: Die Versuche zur - künstlichen Herstellung des Diamants und ihre Aussichten auf Erfolg Rinne, F.: Das Kristallsystem und das Achsenverhältnis des Bilses..be.a, ae rer Mügge, Ö.: Ueber die Symmetrie der Eiskristalle (By: Le Ohatelier, H.: Sur la eristobalite . : Kyropoulos, S.: Zur Unterscheidung der Aggregatzustände v ver- schiedener SiO,-Arten mittelst ihrer Röntgenstrahlen-Inter- ferenzbilder . eos nl: Rosicky., V.: Ueber die Symmetrie des Steinsalzes ET, Posejpal, V.: Untersuchung von Steinsalz auf Pyroelektri- Zitab e. Groß, R.: Zur Frage der Gyroedrie des Steinsalzes (L) : Flink, Gust.: Einige Neuigkeiten in schwedischer Mineralogie Berwerth, F.: Ueber Topasgesteine von Joachimsthal und Maria- schein im böhmischen Erzgebirge . Sigmund, Alois: Neue Mineralfunde in der Steiermark. VI. Be- richt. - Isochlin, R.: Vorläufige Mitteilung ü über ein duikre Datolithvor- kommen in dem Fassatal. ; Ä EB — Referat über neue Mineralien. { Bayer, Fritz: Beiträge zur Kenntnis der technologischen Bigen- schaften von Asbest . Kreutz, St.: Beiträge zur Morphologie der Kalkspate aus den Lagerstätten Polens . Groth, P.: Die Lagerstätten- Abteilung der mineralogischen Samm- lune: des königlich bayerischen Staates in München . x Meteoriten. Schicksal, das, des Meteoreisens von Obernkirchen, nach einem Briefe von WÖHLER an Gustav Rose mitgeteilt von | R. Brauns (L) . Richarz, Kranz: Auffindune, Beschreibung und vorläufige piysi kalische Untersuchung des Meteoriten von Treysa Geologie. Allgemeines. Abel, O.: Ueber neuere Versuche einer Zeitmessung in der Erd- geschichte (L) Se Wedekind, R.: Ueber geologische Zeitalter (L) Lawson, R. W.: Ueber absolute Zeitmessung in der Geologie anf Grund der radioaktiven Erscheinungen (L). S Diener, C.: Die Bedeutung der Zonengliederung: für die Frage der Zeitmessung in der Erdgeschichte (L) . a : Henning, L.: Neuere Forschungen über die Vorgünge. im Innern der Erde (L) . - en Schwey.dar, W.: Ueber die Elastizität der Erde 39. 299F SA: SAT: 2 SEE SAN: #4: IV Inhalt. Dynamische Geologie. Innere Dynamik. Branca, W.: Die vier Entwicklungsstadien des Vulkanismus und die Frage seiner internationalen Erforschung. Oeffentlicher Vortrag s ; — Ueber die Bedeutung der magmatischen Erdbeben gegenüber den tektonischen : Salomon, W.: Polarmagnetischer Basalt vom , Katzenbuckel im Odenwald Greim, G.: Das Volumen der Lavaausflüsse am Vesur. in den Jahren 1891—1904 (ED) Gogarten, E.: Der Vulkan „Tolo“ auf Halmahera (Molukken) (L) Steffen, H.: Neue Ausbrüche des Vulkans Calbuco’ in Süd- chile (L) . a: Bönninghausen, Fr vi: Der Vulkan Calbuco in Südchile (2): Lacroix, A.: L’eruption du volcan de Quetzaltepequ& et le tremblement de terre destructeur de San Salvador (juin—juillet) 1917 (L) - Brunn, A:: Orhan a a connaissance de l’exhalaison canique (L). { Friedländer, ). Rögularite des distances des centres d’&ruption volcaniques. Assemblee Sn ordinaire du 11 sept. 1917 a Zürich (L) - Er Guebhard, A.: Sur une maniere nouvelle de comprendre le vol- canisme et les apparences pseudo-eruptives du granite (L). Friedländer, J.: Regelmäßigkeit der Abstände vulkanischer Eruptionszentren (L). Dieecke, W.. “Pektonik und Vulkanismus " in _ Südwest- Deutsch- land ‘@). : Re ae Äußere Dynamik. Röhrer, Fr.: Geologische Untersuchungen der Beziehungen zwi- schen den Gesteinsspalten, der Tektonik und dem hydrographi- schen Netz im nördlichen Schwarzwald und südlichen Kraich- gau. I. Die gemeinen Klüfte und die Harnische . el: Boergel, W.: Das Problem der Permanenz der Ozeane und Kon- tinente (L) . Andr6e, K.: Ueber Sedimentbildung am 1 Meeresboden (L) CHE? Peters, H.: Ebbe und Flut in gemeinverständlicher Darstel- lane.lL) = > Roth, =: Erörterungen über he Küstenhebung Schwedens im 15. Jahrhundert (L) . BR a Müller, A.: Theorie der Gezeitenkräfte (L) 5 Keilhack, K.: Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde (L) Koehne, W.: Das Grundwasser in der südbayerischen Hoch-: fläche (L) re Stremme, H.: Ueber die geologischen Ursachen der Zerstörung von Talsperren (L) i \Wsesner. ih: Höhlenbildungen in Sanden durch” Grundwasser- senkune (L) . Götzinger,. G.: Neuere Ergebnisse österreichischer Alpensee- forschung (L).. ee Hialten,eR.: Eiserscheinungen in fließenden Gew: Ässern W. Szite A 49 _ A AA ade 44 44: 14 AA Vu 448 -44 - -44- Sabale AGe AG: ZA6E 16 An -16- Abe SAGE -46- 468 -ATE Inhalt. Häberle, D.: Ueber das Vorkommen karrenähnlicher Gebilde im Buntsandstein (Di — Die Abhängigkeit der Geländegestaltung der deutschen Mittel- gebirge vom Gestein (L) Keilhack, K.: Die großen Dünengebiete Norddeutschlands (E): Salomon, W.: Tote Landschaften und der Gang der Be schichte (L). ee Petrographie. Eruptivgesteine. Niggli, P.: Forschungen im Gebiete der Der chemischen Eruptivgesteinskunde a: ee Re Verwitterung. Bodenkunde. Ramann, E.: Bodenbildung und Bodeneinteilung (System der Böden) . i Weiß, W.: Verwitterungserscheinungen an ı Buntsandsteinfrag- menten (L). : Kernerv. Marilau Dr Geologie der Bauxitlagerstätten des süd- lichen Teiles der österreichisch-ungarischen Monarchie (L) . Katzer, F.: Das Bauxitvorkommen von Domanovi& in der Her- zegowina (L) - Blanck, E.: Die Entstehung und das Alter des Laterits” vom nn neuzeitlicher Bodenforschung (L). Mügge, O.: Weiterwachsen von Orthoklas im Ackerboden (L) Lummert, R.: Neue Methoden der Bestimmung der Durchlässig- keit wasserführender Bodenschichten (L): Flörke, W.: Künstliche Verwitterung von Silikatgesteinen unter dem Einfluß von schwefeliger Säure (L) . . . SE Europa. c) Deutsches Reich. Stecher, E.: Die Porphyrbomben von Chemnitz und seiner Um- SEGenÄl 2. 02 oe Gutacker, W. B.: Der rheinische Traß, insbesondere der des Brohltales, Lagerung, Entstehung und Alter des Trasses (L). — Die Leueittuffe der Eifel (L). Brauns, R.: Neue skapolithführende Auswürflinge. aus dem Laacher Seegebiet. Die Brechungsexponenten des Sulfatskapoliths (L) Busz, K. und M. Waterkamp: Monazitführender Granit aus dem Trachyttuff von Königswinter (L) - a i ö Klemm, G.: Ueber den „Variolit von Asbach“ (L) Pi etzsch, K.: Das Elbtalschiefer gebiet südwestlich von Pirna (L) Krumbeck, L.: Ein neues Eruptivvorkommen im nördlichen Frankenjura ? WE). re k) Oesterreich-Ungarn. Szentpötery, 8. v.: Der Melaphyr und seine Rolle im sieben- bürgischen rigehinde = en Deulich, W.: Die nördliche Bstallınd Insel in der Tatra. VI Inhalt. Asien. Malkowski, St.: Ein tertiärer Quarz-Amphiboldiorit und die mit ihm vergesellschafteten Aplitgänge auf den Komandorinseln . Morozewicz, J.: Monographie der Komandorinseln . . . Zentral- und Süd-Amerika. Bäckström, Olaf: Petrographische Beschreibung einiger Basalte von Patagonien, Westantarktika und den Süd-Sandwich-Inseln Lagerstätten nutzbarer Mineralien. Golderze. Schmidt, C.: Ueber goldhaltigen eukonsn a von Salanfe im Kanton Wallis . ; en a, Kupfererze. Beyschlag, F.: Die niederschlesische upon (L) Fiedler, K.: Die Kupfervorkommen in Polen (L) . Schmidt, C.: Notiz über die Kupfererze von Hendek- bei Ada- Bazar (Kleinasien) (L) In : Pilz, R.: Beitrag zur Kenntnis der Kupfererzlagerstätten it in der Gegend von Arghana Maden (L) - 5 5 Atwood, W.W.: The physiographic conditions at Butte, Montana and Bingham Canyon, when the copper ores in these distrikts were. enriched (E). .: ... 2... . 200200. er Schultze, E.: Der Kupferbergbau in Mexiko (L). Chromerze. Simmersbach, B.: Die Weltversorgung mit Chromeisenstein Krusch, P.: Die Wolframit- und Zinnerzlagerstätten bei Schön- feld-Schlaggenwald, ein Beispiel des Erzgehaltes anstehender Gänge und alter Halden im böhmischen Wolframit-Zinnerzgebiet Gagel, C.: Beobachtungen über einige Wolframitlagerstätten im südöstlichen Portugal . iin ee Zinnerze und Wolframerze. Knopf, Ad.: Wood Tin in the tertiary rhyolites of Northern Nevada No Noca Europa. d) Holland. Belgien. Luxemburg. Krusch, P.: Die nutzbaren Lagerstätten Belgiens, ihre Benloniselr Position und wirtschaftliche Bedeutung . 5 ee l) Balkanhalbinsel. Jovidic. M. Z.: Titanerze vom Crni Vrh bei Jagodina, Serbien Seite 3 -68- Inhalt. Regionale Geologie. Schweiz. Heim, Albert: Geologie der Schweiz. . . . . i Heim, Arnold: Ueber Abwicklung und Fazieszusammenhang in den Decken der nördlichen Schweizeralpen = Neuseeland. Park, James: The Geology of New Zealand. An Introduction to the Historical, Structural and Economie ee Marshall, P.: Geology of New Zealand . —_ New Zealand and Adjacent Islands . Paläontologie. Prähistorische Anthropologie. vıl Seite na zone AOBE -99. 10 Elsner, Friedrich Wilhelm: Die Unterkiefer der spätdiluvialen Fundstätte „Hohlerfels* bei Nürnberg und ihre rassenmorpho- logische Bedeutung . . . . ar LO dr Fährten. Willruth, Karl: Die Fährten von Chirotherium Fische. Schlosser, M.: Zeitliche und räumliche Verbreitung und Stammes- geschichte den fossilen Fische © 2.2... Stromer, E. und B. Peyer: Ueber rezente und triassische Ge- bisse von Geratedontidae can en ae nein lese Stensiö, Erik Aison: Notes on a CIOEeonaeyelan fish from the upper Devonian of Spitzbergen ee 5 Andersson, Erik: Ueber einige Trias-Fische aus der Cava Tre- fontane, Tessin . er 3 Ä Merostomen. Shuler, E. W.: A New Ordoviecian Eurypterid . . .. Barbour, E. H.: Carboniferous Eurypterids of Nebraska Cephalopoden. Diener, C.: Ueber die Beziehungen zwischen den Belemnitiden- sattungen Aulacoceras Hav., Asteroconites TerL. und Dictyo- conites MoJs. . ER SO ee - 108 - -109- -109- -111- -112- -113- -113- -113- -114- vIlI Inhalt. Brachiopoden. Hedström, Herman: Ueber einige mit der Schale auge Strophomenidae aus dem Öbersilur Gotlands . ee Echinodermen. Vadäsz, M. E.: Die mediterranen Echinodermen Ungarns . Coelenteraten. Jaecard, F.: Un nouveau Chaetetes du Gault de la Plaine Mort (Wildstrubel). Chaetetes Lugeoni n. sp... . ee, Angelis d’Ossat, G. de: I coralli del caleare- di Venassino (Isola di Capri). en ee Druckfehlerberichtigung Seite . -116- 192 Ä BER LSE EA a Au Fritz Frech +. I Fritz Frech Ko ll 1861 -,98..1X. 1917 Fern von der Heimat, in Aleppo, wurde am. 28. Sep- tember 1917 der Mitherausgeber des Neuen Jahrbuchs. _Ge- heimer Bergrat Professor Dr. Frırz FrecH, aus dem Leben gerissen. Mit der ganzen Kraft seiner großen Arbeitsfreudig- keit hatte er im Dezember 1912 das Erbe seines Freundes Ernst KokEn übernommen. In den kaum fünf Jahren seines Mitwirkens hat er neben der Leitung seiner Abteilung — regionale und historische Geologie und Paläontologie — durch eine sehr große Anzahl von Referaten aus den verschieden- sten Gebieten mit reichem Erfolg für. das Gedeihen des Neuen Jahrbuchs gearbeitet. Zu früh, viel zu früh ist er uns entrissen worden. Er stand in vollster Kraft, auf der _ höchsten Höhe seines Wirkens, als ihn ein mörderischer An- fall von Malaria tropica dahinraffte. In herzlich dankbarem Gedenken sei den Lesern unserer Zeitschrift ein kurzes Bild vom Leben und Wirken des uns geraubten Freundes gegeben. Am 16. März 1861 wurde Frırz FrecH als der einzige Sohn eines hohen preußischen Justizbeamten in Berlin ge- boren. Sein hochbetagter Vater, der als ein verehrungs- - würdiger Patriarch im Kreise der Seinen in Göttingen lebt, mußte den bitteren Schmerz kosten, seinen hochgemuten Sohn in den zu frühen Tod gehen zu sehen. Berlin war mit kurzen Unterbrechungen für Freck die Stätte seiner Jugend- und Studienzeit. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. _ I II Fritz Frech 7. Der Genius, welcher an seiner Wiege gestanden und der ihm seine Gaben verschwenderisch reich geschüttet, hatte: besonders die Neigung für Naturbeobachtung in ihn gepflanzt. Auf seinen Streifen durch die Umgebung von Berlin sammelte- er Schmetterlinge und Käfer, Molche und Eidechsen und allerlei anderes Getier. Das heete und beobachtete er mit heißem Eifer — eine Liebe des Iinaben, welcher der Mann treu blieb: brachte er doch von seinen Reisen immer aller- hand Kriechtiere und Fische mit, die er in seinen Terrarien und Aquarien mit liebevoller Sorgfalt pflegte. Früh waren es auch Versteinerungen, die ihn anzogen, und die er auf seinen Ferienausflügen, besonders im Harz, sammelte. Als nach Absolvierung des Berliner Wilhelmsgymnasiums. im Herbst 1880 die Entscheidung für einen Beruf an ihn heran- trat, da waren es selbstverständlich die Naturwissenschaften, deren begeisterter und glücklicher Jünger er wurde Mit. ebenso großer Leidenschaft wie mit freudevollem Verständnis. versenkte er sich in das Studium des Lebens der Vergangen- heit, der Erde. Geologie und Paläontologie wurden die von ihm besonders bevorzugten Fächer. Von seinen Lehrern waren es Beyrıcn und Daues in Berlin und v. RicHTHOFEN, damals in Bonn, welche den bestimmendsten Einfluß auf ihn. ausübten. Insbesondere war es zunächst der ernste, ruhig besonnene Bkyrıch, dessen exakte, jeder leichten Spekulation. abholde Art, die Lebensgemeinschaften der Vorzeit zu er- forschen und zu verwerten, ihn in ihren Bann zog und für sehr zahlreiche seiner Arbeiten richtunggebend wirkte. Wie einst Beykıch mit Arbeiten aus dem Bereiche des Paläozoicum seinen wissenschaftlichen Weg begann, so auch Fritz Frech. Eine sorgfältig beschreibende und zugleich systematischen Zwecken dienende Untersuchung der oberdevonischen Korallen- fauna Deutschlands war sein Erstlingswerk, durch welches er 1885 in Berlin die Würde eines Doktors der Philosophie: erwarb. . Bald darauf -- 1887 — öffnete er sich den Weg zum akademischen Lehramt und zwar wieder durch eine Arbeit aus dem Bereiche des Paläozoicum, über das Devongebiet. von Haiger. Mit ihr habilitierte er sich in Halle für Geo- logie und Paläontologie. | Fritz Frech 7. III Die Privatdozentenzeit — sie währte bis 1893 — wurde vornehmlich weiteren Studien der Devonformation gewidmet, neben denen Untersuchungen im Bereich der Alpen eingeleitet wurden. Als man nach dem Tode des hochverdienten FERDINAND Römer — im Dezember 1891 — die Breslauer Professur für Geologie und Mineralogie teilte, wurde FrecH 1893 als Extra- ordinarius für Geologie und Paläontologie nach Breslau be- rufen und ihm dort die Leitung des geologisch-paläonto- loeischen Instituts übertragen. Der jugendliche Professor war hier ganz an rechter Stelle. Für die Schätze paläo- zoischer Versteinerungen, welche RÖMER zusammengetragen hatte, wäre kein geeigneterer Hüter und Mehrer und kein besserer Interpret zu finden gewesen als FrecH, welcher nicht nur im Amte, sondern auch in der Arbeit Röner’s verdienter und erfolgreicher Nachfolger wurde. Durch die Berufung nach Breslau wurde FrEcH dauernd mit der schlesischen Universität verbunden. 24 Jahre hat er dort gearbeitet, geforscht und gelehrt. 1897 wurde er zum Ordinarius befördert, und als in Breslau die technische Hochschule begründet wurde, übernahm er auch an dieser den Unterricht in der Geologie und Paläontologie. 1913 er- nannte ihn sein König zum Geheimen Bergrat und zierte ihn mit dem Orden vom Roten Adler. Nach dem Tode Zırrer’s erfuhr er die Anerkennung, zum Präsidenten der internatio- nalen Kommission für die Paläontologia universalis gewählt zu werden, und 1912 wurde er Vizepräsident der neu ge- eründeten paläontologischen Gesellschaft. Breslau und Schlesien ward ihm zur Heimat. Und das wurde es ihm im wahrsten Sinne, als er sich hier Haus und Herd gründen konnte. Am 12. Dezember 1894 wurde VERA KrorscH, ein Breslauer Kind, des jungen Professors Weg- senossin fürs Leben. Die meisten der Kollegen lernten Frau Vera wohl nur als die unzertrennliche Begleiterin ihres Mannes auf allen seinen Reisen kennen und als die Frohsinn und reiche Anregung um. sich verbreitende Frau oder als die Herrin, welche es verstand, in dem vornehm traulichen Hause in der Neudorfstraße ebenso großer Geselligkeit eine Stätte zu schaffen, wie engeren Freunden und den Schülern IV Fritz Frech T- Frec#’s einen warmen Herd zu bieten. Wohl nur Wenige wußten oder verstanden es, wie Frırz Frec# und Frau Vera. deren Ehe kinderlos geblieben, eine ganze Einheit waren, wie Frau Vera in allen Arbeiten und Problemen, welche ihren Mann beschäftigten, mitlebte und wie sie an seinem Schaffen selbst werktätigen Anteil zu nehmen wußte und ihn mit vollem Verständnis auf seinen Geisteswegen begleitet hat. Und wohl nur die Wenigsten wußten oder wissen es, welche feinsinnige, gemütstiefe Dichterin die Frau ist, durch welche die Klugheit und das berechtigte Selbstbewußtsein des ritterlichen Mannes mit dem Zauber des sieghaften Herzens- reichtums der Frau zur rein klingenden Harmonie wurde. Auf seinen vielen Reisen, die ihn alljährlich sei es in die Bergwelt der Alpen oder in die vom Hauch des Alter- tums umwehten Landschaften Griechenlands und Kleinasiens oder in die Weiten Amerikas führten, war Frau VrrA die stete Begleiterin Frecm’s, — nur auf seiner letzten mit ihm zu gehen, ward ihr versagt. Als Neid und Haß unserer Feinde uns in den Krieg zwangen, da war es für FRrecH selbstverständlich, daß auch er seine Kraft und sein Wissen in den Dienst des sich gegen eine ganze Welt verteidigenden Vaterlandes stellte. In Wort und Schrift hat er getreulich aufklärend und beratend gearbeitet, im Osten und Westen hat er leitenden Stellen wichtige Hinweise kriegswirtschaft- lieh-geologischer Art gegeben. Sein heißester Wunsch war es, als Kriegsgeologe für unser Heldenheer draußen an be- drohter Front zu arbeiten. Sein Wunsch ward erfüllt; im August 1917 wurde er als leitender Geologe zum Armee- kommando der syrischen Front berufen. Stolz und freudig zog er hinaus; bangen Herzens sah ihn die Gattin scheiden. Von dieser Fahrt in den Orient, welchen die beiden Unzer- trennlichen in so manchen Reisen forschend durchzogen hatten, sollte Frrrz Frec# nicht heimkehren. Während nur wenige Wochen währender, ihn hoch beglückender Arbeit packte ihn die tödliche Krankheit und fällte ihn jäh. Wie allzu viele unserer Besten, so wurde auch Frec# ein Kriegsopfer, für uns ein bitter schweres Opfer. Der mörderische Krieg hat uns eines Mannes, einer Kraft und eines Geistes beraubt, wie solche nur selten unserem Volke geschenkt werden. Fritz Frech 7. V Der Mann ist uns geraubt, und wir trauern um ihn; was er uns gegeben, sein Werk, bleibt uns Eigentum, ein großes, reiches Vermächtnis. In dankbarer Erinnerung gedenken wir seiner und seines Tuns. Frırz Frech war ein ganz außergewöhnlich reich be- snadeter Mensch. GoTTScHE, der so tragisch aus unserer Mitte gerissene Freund, sagte mir einst: „FREcH ist einer der Wenigen, welchen die Muse die Stirn geküßt hat.“ Ja, Frech war ein Liebling der Musen; sie haben ihm ihre Gaben unendlich reich geschenkt und sie gaben ihm alles, um ihn einen Mann, einen stolzen, glücklichen, deutschen Mann werden zu lassen. Erstaunlich groß war seine Arbeitskraft, seine Kraft des Vollbringens. Zahl und Umfang seiner Werke müßten das schon allein zeigen, noch viel mehr offenbart es der in sie sedrängte Inhalt. Mit der Arbeitskraft paarte sich heiße Arbeitsfreude Und dann verstand er es, wie selten einer, den Augenblick zu nutzen. Während er Versteinerungen präparierte, konnte er Texte diktieren, oder er besprach dabei mit seinen Schülern in tiefgründigem Denken deren Arbeiten. Eine riesige Fülle von Einzelkenntnissen hatte er sich auf allen Gebieten der Geologie und Paläontologie erarbeitet. Ebenso sicher wie im Bereich der morphologischen und syste- matischen Paläontologie mit all ihren tausend Einzelheiten war er in dem der Paläobiologie zu Hause. Reichste Kenntnis der Historischen Geolögie verband er mit kritischem Wissen in den Fragen der Allgemeinen Geologie und der Morphogenie der Erde, und kluges Erwägen befähigte ihn zu bedeutungs- vollen Schlüssen auf wirtschaftsgeologischen Gebieten. Großer Scharfblick ließ ihn. ebenso schnell die unscheinbaren kleinen Einzelheiten zur Unterscheidung von Arten erkennen, wie er ‚Ihn befähigte, die großen bestimmenden Züge im Naturgeschehen und im Erdbilde klar und scharf zu erfassen, die Fäden der Zusammenhänge sicher und fest zu knüpfen. Erstaunliche Gedächtniskraft war ihm eigen. Was er gesehen und erkannt, blieb ihm .stets gegenwärtiger Besitz, so daß er aus dem VI Fritz Frech f veichen Schrein seines Wissens und Erinnerns immer sicher schöpfen konnte. | Neben dem unendlich vielen an Arbeit aus seinen Fach- wissenschaften und neben dem reichen geselligen Leben in Breslau fand er die Zeit, seinen immer regen Geist auf vieles andere zu lenken. Tiefe Kenntnis der Geschichte, der Kultur- und Kunstgeschichte — insbesondere auch der Alten — zeichnete ihn aus, und in die Werke unseres Geistesgroßen, (FOETHE’S, sich zu vertiefen, war seinem Geiste Nahrung und Erholung. FrecH war ein Mann von großem Selbstbewußtsein: im Gefühl seiner überragenden geistigen Kraft durfte er das mit vollem Rechte sein. Trotz weltmännischer Formen des Um- oangs konnte er oft recht schroff sein. Im Streit mit seinen Gegnern hat er besonders in früheren Jahren manchmal mit sehr spitzer Feder geschrieben. Aber es wohnte in ihm viel mehr freundlicher Sinn als der ihm Fernstehende ahnte. Reine Treue verband ihn mit seinen Freunden. Mit treuer Ver- ehrung hing er an seinen Lehrern Beyrich und Daues wie auch an RIcHTHOFEN, dem er — in seinen Zügen ihm ähnelnd — in vielem sich verwandt fühlte. Seinen Schülern war er ein trefflicher Lehrer und treu sorgender Berater. Er verstand es, seine Schüler begeistert anzuregen und sie früh ihre Kräfte an eigener Arbeit messen zu lassen. Seine Schüler liebten ihn — gibt es höheres Zeugnis für einen Lehrer? Um einen Forscher gerecht zu beurteilen, ist es not- wendig, dem Rechnung zu tragen, was an herrschenden Ge- danken in seiner Wissenschaft um ihn war und ist, und weiter dann aus seinem eigenen Werk herauszuschälen, was er seiner Wissenschaft gegeben, wie er selbst den Weg der Zuchn die Schritte zur Erkenntnis ging und lenkte. Zu der Zeit, da FrecH seinen Studien oblag — in der ersten Hälfte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts —, da herrschte in Berlin und an den meisten Hochschulen Deutsch- lands Beyric#’s Geist in der Geologie-Paläontologie. Damals war Berlin durch Beyrıca eine Pflegestätte hauptsächlich Fritz Frech }. VII für jenen Ausbau der Erdgeschichte, welcher unter scharf kritischer Fassung der Wesen der Vorzeit deren Lebens- ‚gemeinschaften verwertet zur sicheren Feststellung und ört- lichen Charakterisierung der Kleinabschnitte in den Zeiten .des Erdbestehens. Es herrschte die auf exakte Bestimmung, der Arten gegründete faunistisch-stratigraphische Richtung ‚der Geologie. WıLHELM Daues, der zweite Lehrer FrEc#'s, bewegte sich m Forschung und Lehre fast ausschließlich auf ‚dem Gebiete der Paläontologie, spürte neben morphologischer Untersuchung mehr den systematisch-phylogenetischen Zu- ‚sammenhängen der fossilen Wesen nach, als daß ihr Einfügen in die Gesamtheit jeweiligen Lebens der Vorzeiten ihn tiefer beschäftigte, während er andererseits mannigfach an der da- mals beginnenden Modernisierung der Paläontologie mit- arbeitete, um z. B. den Anpassungserscheinungen der Orga- nismen Rechnung zu tragen. Justus Roru, der dritte der damaligen Berliner Universitätslehrer der Geologie-Paläonto- logie, pflegte vor allem die sich eng an die Petrographie an- lehnende chemische und physikalische Seite der Geologie. Ein großer Teil der Geologie, die Morphogenie der Erde und ihrer Formelemente, kam damals in Berlin, und nicht nur hier, entschieden zu kurz. In Bezug auf das Werden der Gebirge schien durch Ep. Surss’ „Entstehung der Alpen“ ja in der Tat, wie M. Berrrann sagte, der Tag des „Es werde Licht“ gekommen; es schien volle Klarheit gegeben. Und die „Glarner Doppelfalte“ strahlte als das Glanzstück aller tektonischen Möglichkeiten in vollstem Licht. Buc#’s Lehre vom Vulkanismus schien endgültig verlassen, und Torkur’s vor den Toren Berlins gefundener Nachweis von den großen Eismassen, welche einst von Fennoskandia her über das nord- deutsche Flachland herangekrochen waren, schien die Probleme ‚der Diluvialgeologie gelöst zu haben. Auf den Gebieten der allgemeinen Geologie schien damals eigentlich alles so schön fest und gesichert, daß es Vielen kaum lohnend sein mochte, - an Dingen dieser Art die eigene Kraft zu prüfen. Geologische Beschreibung kleiner Gebiete brachte sicherere Mehrung der Kenntnis als die Beschäftigung mit theoretischen Fragen. Es “ war eine Zeit geistiger Ruhe in der Geologie, die Zeit, welche EpvAarp Suess reif genug fand, um sein das Wissen von der VIJI Fritz Frech 7. regionalen Geologie und der Örogenie zusammenfassendes „Antlitz der Erde“ zu beginnen, ohne daß er ahnte, welche Wandlungen der Auffassungen kommen sollten, und wieviel er gezwungen sein sollte, zu neuen Hypothesen Stellung nehmen und selbst Hypothesen schaffen zu müssen. Frech, das Kind dieser Zeit, stellte sich in seinen wissen- schaftlichen Arbeiten zunächst ganz auf das Fundament. BeyrıcH-Dauss’scher Art. Paläontologisch-systematische und vergleichend-faunistische Arbeit sicherte damals, wie natürlich heute noch ebenso, Früchte, mit deren Hilfe kleine, doch sichere Schritte zur Erkenntnis &ewährleistet wurden. Mit Arbeiten, in welchen er die Art seiner beiden Berliner Lehrer vereinigte, begann Freca; und er blieb dieser Art treu, auch als er längst schon gewohnt war, sich die weitesten Ziele zu stecken. Bis in seine letzten Werke — über China und Kleinasien — können wir verfolgen, wie er immer durch paläontologisch-faunistische Arbeit den sicheren Boden sucht, um auf ihm seine, alle Fragen der Geologie und Paläonto- logie behandelnden Werke aufzubauen. Nach der paläonto- logischen Seite hin gewann er durch exakte stratigraphische Arbeit die Mittel, morphologisches Material zunächst historisch zu verwerten für phyletisch-systematische Ziele; nach der geologischen Seite fand er reiche Möglichkeit, die Abschnitte und Räume der Vergangenheit exakt zu vergleichen und ferner die Zeiten der geologischen Geschehnisse scharf zu bestimmen. Wir wollen diese Art der Arbeit uneingeschränkt anerkennen und wir müssen wünschen, daß:sie bei uns auch. fürderhin zum wahren Nutzen der Geologie wie der Paläonto- logie gepflegt werde. Der Einfluß F. v. RıcHrHoren’s, dessen Schüler FREcH in Bonn gewesen, führte ihn neben seinen mehr auf Paläonto- logie und Stratigraphie gerichteten Untersuchungen zu ana- lysierenden und synthetisierenden geologischen Arbeiten, deren Ziel die Morphogenie der studierten Gebiete war. Ob in den Alpen oder im Orient, ob in Südfrankreich oder in Schlesien, überall baute er das, was er an Früchten zog, immer wieder auf. der Grundlage paläontologisch-stratigraphischer Arbeit auf. Seine auf solcher Grundlage gewonnenen Ergebnisse, z. B. zur Geschichte der jungpaläozoischen Faltungen mit ihren Fritz Freeh 7. IX: Begleit- und Folgeerscheinungen möchte ich als ganz besonders hoch zu bewertende Frucht von Frzc#’s geologischen Arbeiten anschlagen. Auch dort, wo er die Analyse verläßt und zur Synthese übergeht, wirkt trotz seiner Neigung, auch der Theorie Raum zu geben, das Beyricn’sche Erbe der zurück- haltenden Vorsicht nach: den „modernen“ Anschauungen z. B. von der Bildung der Faltengebirge bleibt er kühl gegenüber. Mit wachsender Erfahrung und mit sich weitendem Blick wuchs die Höhe der Ziele über das hinaus, was seine Lehrer ip ihn gepflanzt hatten. Paläontologie und historische Geo- logie, regionale und allgemeine Geologie verwob er zusammen- fassend zur Paläogeographie. MexcHior NEUMAYR’S „Ver- breitung der ‚Juraformation“ (1885) hatte mächtig anregend gewirkt, aber doch eigentlich nur statistisch-tiergeographische Momente in den Vordergrund paläogeographischer Arbeiten ‘gestellt. Frec# hat auf den Äckern, welche er pflügte, gerade dadurch, daß er auch die gesamte Geologie mehr und mehr in seine auf Paläogeographie zielenden Arbeiten hineinzog, reiche Frucht reifen gesehen. Und das möchte ich ihm als .das größte wissenschaftliche Verdienst seiner Arbeiten an- rechnen, daß er z. B. in der zusammenfassenden Behandlung der paläozoischen Formationen und in- einer Reihe anderer Arbeiten die Aufgaben der Paläogeographie in allerweitester Fassung gestellt und behandelt und damit die Forschungen zur Erdgeschichte reich belebt hat. Durch die Arbeiten Frec#’s geht der vorbildliche Zug, mit der Tiefgründigkeit des Spezialisten die Weite umfassen- den Blickes des auf hoher Warte stehenden Beherrschers des Wissens zu verbinden und die Einzelheit stets in ihrem Zu- sammenhang mit dem Ganzen des erd- und lebensgeschicht- lichen Geschehens zu erfassen. Paläontologische Kleinarbeit führte ihn mit zu weiten geologischen Zielen, und geologische Momente lassen ihn Antwort finden auf bewegende Fragen der Paläobiologie. BeyricH und Daumes haben ihm die Grundlagen für die Beachtung auch des Kleinsten gegeben, RiCHTHOFEN regte ihn an, den Blick in die Weiten zu richten. In ihm selbst wuchs die Art, alles zu verweben zu dem großen Ziele der Ge- x Fritz Frech 7. schichte der Erde und des Lebens. Heute wird bei uns recht heiß der Kampf um Teilungen und Trennungen geführt, FrecH verstand es zu zeigen, wie Zusammenfassung allein zu hohen Zielen führt. Wenn ich es versuchen will, einen Überblick über die wissenschaftlichen Arbeiten Frec#’s zu geben, so muß ich mich in dem üblichen Rahmen eines Nachrufs auf kurze Hin- weise beschränken. Gern hätte ich das Gedankenbild aus den übervielen Arbeiten des Freundes voll ausgezeichnet, so wie es der Freund verdiente. Ich muß mir an Skizzen genug sein lassen. Zeit und Raum erlauben mir nicht mehr. Ein sehr großer Teil der Arbeit FrecH’s galt der Palä- ontologie, besonders der Erforschung des Lebens paläo- zoischer Zeiten und dem Studium paläozoischer Ablage- rungen. Viele seiner Reisen in Europa, Asien, Nordamerika dienten diesem Ziele: Er lernte durch sie die wichtigsten paläozoischen Gebiete aus eigener Anschauung kennen, vieler- orts hat er gesammelt, und das paläozoische Material sehr vieler Sammlungen ist durch seine Hände gegangen. Untersuchungen der devonischen Korallen (1, 3)! Deutschlands bildeten den Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit. Dann zog er solche aus dem Devon des Araxes- gebietes (48), aus dem Mitteldevon und Permocarbon Chinas (98) und ferner aus der alpinen Trias (8) in den Bereich seiner Arbeit. In BryrıcH-Danues’scher Art galt es ihm zu- nächst, in systematischer Weise das Material zu sichten und streng vergleichend zu beschreiben, die phyletischen Zusammen- hänge festzustellen und die faunistischen Charaktere der Korallengesellschaften klarzulegen. Abgesehen von vielen morphologischen Einzelheiten der untersuchten Arten und Gattungen, ferner über Knospungsvorgänge u. a. m., vermochte er dabei die Studien v. Kocr’s über den Skelettbau der Stein- korallen (2) zu vervollständigen und die Entfaltung der mittel- und oberdevonischen Korallenfaunen Deutschlands (und Euro- pas), welche er mit denen des nordamerikanischen Helderberg ! Die in () eingefügten Zahlen beziehen sich auf das am Schluß angefügte Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten Frecr’s. Fritz Frech 7. XI und Hamilton verknüpfte (3), klarzulegen. Er betonte die volle Selbständigkeit dieser Korallenfaunen im Vergleich mit denen des Obersilur und die auffällige Verarmung an Gat- tungen und Arten, welche im Oberdevon ausgeprägt ist (3). Die von ihm sorgsam beachtete Weise, die Versteinerungen immer auch nach ihrem Vorkommen in der Natur zu be- handeln, führt ihn z. B. in seiner Arbeit über die mitteldevoni- schen Cyathophylliden und Zaphrentiden (3) zu einer ausführ- lichen Darstellung von der Ausbildung und Schichtenfolge des Eifler Mitteldevons. Weiter erkennt er, daß die devonischen Korallenkalke, wenn sie als ungeschichtete Riffe ausgebildet sind, ganz vorwiegend von Stromatoporiden aufgebaut werden, während an der Bildung gebankter Korallenkalke die Stromato- poriden etwa zu gleichen Teilen mit Tetrakorallen und Tabu- laten beteiligt sind. Die den Stempel des Unwahrscheinlichen an der Stirn tragende, auftällig scharfe Scheidung der (soweit uns be- kannt) verarmten jungpaläozoischen Tetrakorallenfauna von den triadischen und den folgenden Hexakorallen, bezeichnet er in einer (von Vorz fortgesetzten) Untersuchung der Trias- _ korallen (8) als unnatürlich. Im Gigantostylis sieht er die tetrakorallen Oyathoxonidae fortgesetzt, in den Astraeidae und Thamnastraeidae die Cyathophyllidae, in Pinacophyllum und in den Stylophyllidae die paläozoischen Zaphrentidae; also Einheit des Korallenstammes, Umprägung der Tetrakorallen zu Hexakorallen auf mehreren Linien. In den Korallenfaunen der Trias sieht er übrigens gut brauchbare Hilfen zur strati- graphischen Gliederung der norisch-rhätischen Dachsteinkalke der Alpen. Weiter schildert er die geologische Bedeutung der Korallenbauten und zeigt sich für die Südtiroler Dolomiten als Anhänger der RicHhtuorrn’schen Korallenrifftheorie (10). | Einen zweiten Stamm der Coelenteraten, die Grapto- lithen, hat er eingehender im Schlußteil des ersten Bandes der Römkrr’schen „Lethaea geognostica“ (71 I 1) behandelt. - Hier führt er — nach Vorkommen oder Fehlen einer Virgula — die Scheidung der Graptolithen in Axonolipa (mit Einschluß der Dendroidea) und Axonophora ein und gibt eine Übersicht über die (1897) bekannten Gattungen und Arten. Rüpkmann’s Entdeckung der Schwebeorgane bei Diplograptus verall- GE Fritz Frech 7. gemeinernd, faßt er mit Ausnahme der von ihm durchweg als sessil bezeichneten Dendroidea alle Graptolithen als holo- planktonisch auf. Die meisten erachtet er als passiv beweg- lich. Bei einigen axonophoren Formen jedoch nimmt er selb- ständige Bewegung ermöglichende endständige Ruderfinnen an den Hydrorhabden an (z. B. bei Pristiograptus pala nach einem Funde Mosgere’s, bei Climacograptus) oder die Aus- breitung der Thekenreihen zu ruderblattartigen Ausbildungen (Petalograptus folium, Cephalograptus). FrecH verneint also ebenso die Lapworta’sche Annahme allgemein pseudoplank- “ tonischer Lebensweise der Graptelithen!, wie die — u. a. auch nach dem Vorkommen in den Graptolithen-Schiefern unhalt- bare — JaEKEL-Wınan’sche Auffassung, daß die Graptolithen rasenbildend als sessiles Benthos der Silurmeere gelebt hätten (Se ar 220. | Nächstdem waren es Muscheln, deren Untersuchung er sich eingehendst widmete. In einer großen Monographie hat er die devonischen Aviculiden (11) bearbeitet. Für das Heer dieser bis dahin recht stiefmütterlich behandelten, durch ihre Zahl in den devonischen Faunen aber höchst bedeut- samen Muscheln hat er eine klare Übersicht in systematisch- phyletischer Ordnung geschaffen, ihre Stammeseinheit mit den Pectiniden hervorgehoben, ihre Beziehungen zu nachdevonischen Formen erörtert und betont, daß die „Paläoconchen“, die Zeit- und z. T. auch Ortsgenossen der ältesten Aviculiden, teils aus Taxodonten, teils aus Aviculiden hervorgegangen seien. Noch einmal schreibt er über Aviculiden, dieses Mal über solche aus der oberen Trias Mexikos (12). Eine Reihe kleinerer Arbeiten handelt von Gervilleia (14), Mecynmodon und Alyophoria (13), von Lithiotis (17, 18). Dann studiert er Muscheln der alpinen Trias (15, 16). Unter Benutzung Hörnzs’scher Ausführungen betont er im Zusammenhang mit einer systematisch-phyletischen Untersuchung der Megalo- donten (welche er in Diceras und Pachyerisma des Jura fortgesetzt sieht?) deren Eignung für stratigraphische Gliede- ! Einen Teil der Dendroideen, sowie für die mit einer „Haftscheibe* ver- sehenen Axonolipa muß man doch als pseudoplanktonisch lebend autfassen. ° 1902 (15) sprach er sich allerdings noch dafür aus, daß Diceras wohl unmittelbar auf Astarte zurückgeführt werden könne. | 2 Eritz’Brech.r DS] rungen der norischen und rhätischen Dachsteinkalke der alpinen Trias (16, 70 II 1). Seine zahlreichen und ausgedehnten Studien an devoni- schen Faunen führten zu eingehender Beschäftigung mit Goniatiten indz Clymenren.. (21,22, 23). : Denin. der „Lethaea“ niedergelegten Äußerungen über devonische Am- moneen ließ er 1902 eine größere Abhandlung folgen (22). in welcher er eine Übersicht über die Entfaltung dieser Cephalopodengruppen gibt, die Art ihres Vorkommens, die Bedingungen ihres Auftretens und ihre Verbreitung bespricht. Er unterscheidet bei den älteren paläozoischen Ammoneen vier Stämme oder Familien: die Aphyllitidae, Gephyrocer.atidae, Cheiloceratidae und die Olymeniidae, welche letzteren er an das aphyllitische Gyroceras-Mimoceras anschließt. Über die Entfaltung der dyadischen Ammoneen und deren stammes- geschichtliche Verbindung mit altpaläozoischen Grundformen auf der einen, mit triadischen Nachkommen auf der anderen Seite hat Frec# sich in der „Lethaea* (71 I 2) eingehend ausgesprochen und deren Bedeutung für die Stratigraphie des jüngsten Paläozoicum trefflich erläutert, u. a. besonders für die Lage der Dyas—Trias-Grenze oberhalb Otoceras Woodwardi und Ophiceras tibeticum im Himalaya (Einklang _ mit Noertuine’s geologischen Feststellungen). Mehrfach hat er Ammoneen der alpinen (Bakony, Griechenland) und indi- schen Trias (24—27, 71 II 1) behandelt. Erst jüngst noch widmete er der Gattung Scaphites (28) eine Studie, in welcher er diese in systematischer, phyletischer und bio- nomischer Hinsicht behandelt und zeigt, wie die einzelnen Arten recht gut als Charakteristika für die Kleinstufen der Oberen Kreide gelten können. Die von STEIMaANnN immer wieder betonte Verbindung Scaphites— Argonauta lehnt er mit guter Begründung ab. Für de Ammoneen-Systematik mit ihrer so un- gemein widerspruchsreichen Behandlung weist FrecH die Be- tonung nur eines Prinzips zurück. Insbesondere verwirft er die z. B. von Have für die Goniatiten verwertete Scheidung ' in Stämme mit langer und kurzer Wohnkammer (22). In der verschiedenen Länge der Wohnkammern sieht er nur ver- schiedene Wachstumsgeschwindigkeit ausgedrückt. welche XIV Fritz Frech 7. | keineswegs in einem Stamme beständig bleibt. Wenn auch bei den Gruppen. der mesozoischen Ammoniten die Wohn- kammerlänge jeweils mehr oder weniger gleich bleibt, so kann sie doch auch hier nicht als Grundlage für eine natürliche. Systematik verwertet werden. Ebensowenig ist allerdings auch die Skulptur für die jüngeren Ammoniten als entscheidenäste Grundlage der Systematik zu benutzen, obwohl sie für die älteren mit bestem Erfolg verwertet wird. Für die Gonia- titiden wenigstens betont Frech in erster Linie die Skulptur und die Mündungsform. dann erst die Länge der Wohnkammer und die Lobenlinien, in deren Ausbildung er häufigeres Auf- treten von „Rückschlägen“ sieht. Lebhaft betont er ferner die Bedeutung paralleler Entwicklungsreihen, welche die. systematische Ordnung erschweren. Die „explosive“ Ent- faltung der Ammoneen im Devon wird auf Vertiefung des Meeres zurückgeführt (29), welche die Entwicklung und Differenzierung der Stämme beleben soll, während die Ver- flachung der Meere zu Ende der Devonzeit das Erlöschen z. B. der Clymenien bedingen soll. In Bezug auf ihre Lebens- wohnsitze faßt er die in räumlich engerer Begrenzung be- kannten, meist weitnabeligen und niedermündigen Formen und manche anomal gewachsenen als Bewohner des Benthos- auf; die Formen von größerer Verbreitung, die meist eng- nabeligen, hochmündigen, betrachtet er als pelagische Schwim- mer (22, 25). Warraer’s These der Ammoneenverbreitung- durch Verfrachtung leerer Schalen lehnt er ab (25). In Verbindung mit der Untersuchung von Cephalo- poden aus der Trias des Bakony (25) und aus China (98) kommt Frec# noch einmal auf eine Reihe von Fragen all- gemeinerer Bedeutung zu sprechen. Er meint z. B., daß die Orthoceren im allgemeinen nicht festsitzend oder fest- geheftet gewesen sein können, da sie die Vernichter der nicht. einrollungsfähigen cambrischen Oleniden und Conocephaliden gewesen seien; aber sie seien doch wenigstens z. B. ben- thonische Tiere gewesen, und die wenigen wie Dentalien ge- bogenen Arten mögen im Bodenschlamm gesteckt haben. Das. wie bei Orthoceras truncatum so auch bei Discoceras antı- quissimum und eurasiaticum beobachtete „Abwerfen von Luft- kammern“ sprächefür kriechende Lebensweise einzelner Formen. Fritz Frech 7. RV Die anomal bis gestreckt gewachsenen Ammoniten seien Formen, welche, „weil die pelagische Tierwelt die Plätze im Plankton ausgefüllt hatte“, dem Leben am Meeresgrunde als beschränkt schwimmfähige Formen (zZ. B. Litwites, Choristo- ceras, Scaphites), oder kriechende (Cochloceras, Turrilites) oder bohrende (Bactrites, Rhabdoceras, Baculites) verfallen wären. In Formen z. B. mit anomaler Wohnkammer bezw. mit im Gegensatz zu ihren Vorfahren vereinfachten Lobenlinien sieht er „gehemmte“ oder „Rückschlagsformen“, welche dem schnellen Aussterben entgegengehen. Verallgemeinernd sagt er: „In Perioden raschen Fortschritts und explosiver Entwick- lung des Tierreiches schlagen einzelne Gruppen eine konser- vative oder reaktionäre Differenzierungsrichtung ein. Wenn der allgemeine Fortschritt in langsamer Weise erfolgt, fehlen derartige Ausnahmen“ (25, 30, 34). Außer kleineren Arbeiten beschreibend paläontologischen Inhaltes über Bellerophonten (19) aus dem Mitteldevon Deutschlands und Chinas und über dyadische Brachiopoden Australiens (20) finden wir in den historisch - geologischen Arbeiten FrecH’s sowie in der „Lethaea“ eine Fülle von paläontologischen Bemerkungen zu Formen aller Gruppen von Evertebraten, zu Fischen, älteren Tetrapoden und zu quar- tären Säugern, welche seine riesig umfassende Kenntnis auf allen Teilgebieten der Paläontologie beweisen. Zu den uns immer wieder bewegenden allgemein-paläonto- ‚logischen Fragen nach den Ursachen der Umprägungen und des Aussterbens der Arten und Stämme hat FrREcH außer in den genannten Ammonitenstudien noch mehr- mals das Wort ergriffen (32-——37). Bei seiner Art, das Leben der Vorzeit immer in engstem Zusammenhange mit dem Vor- kommen in der Natur zu betrachten. nimmt es nicht Wunder, daß er den Einflüssen der Umwelt den größten Wert für die Umformungen der Arten, für das Gleichwerden einander fremder Formen beimißt. Einflüsse der Umwelt spielen ihm die entscheidendste Rolle für die Geschichte des Lebens. Insbesondere sind es die von ihm mehrfach erörterten Perioden wechselnder Wärme- und Niederschlagsverhältnisse, welchen er größte Bedeutung zuspricht: Das jüngste Paläozoicum, die Wende von Kreide zum Tertiär und die quartäre Eiszeit mit XVI Fritz Frech }. ihrem Umschwung von warmem Klima zu Kältezeiten be-#) dingen nach Frec# die um diese Zeiten zu beobachtenden gehäuften Erscheinungen des Aussterbens vieler Tiergruppen : ebenso wirkt die quartäre Trockenperiode Australiens, und auch die Wiederkehr milderen Klimas nach der diluvialen Vereisung griff den Bestand des Lebens an, wie das Aus- | sterben des Mammut zeigt (34). Im Anschluß an die paläontologischen Arbeiten Frec#’s sei hier eines Werkes gedacht, für welches wir ihm sehr großen Dank wissen müssen — des „Fossilium Catalogus, (23). Wir hatten einstmals ein einzig: dastehendes deutsches Hilfswerk für paläontologisches und historisch-geologisches Arbeiten: den Broxn’schen „Index palaeontologicus“. Längst ist er veraltet. Es war M. Neuuayr’s lebhaftestes Bemühen, an seiner Statt einen „Nomenclator palaeontologicus“ ins Leben zu rufen. Es blieb bei den ersten Anläufen dazu; der Tod setzte Neumayr’s Bestrebungen zu früh ein Ziel. Jeder fühlte die große Notwendigkeit eines Ersatzes für den „Index“; keiner wagte das Werk. Endlich kam FrecH. Seine Tat- kraft ließ das Ersehnte werden. Er organisierte das Ganze, behielt die Leitung der Abteilung „Animalia fossilia“ in der Hand und verteilte die Arbeit auf viele Schultern. Selbst hat er den Katalog der devonischen Ammoneen verfaßt. Der „Fossilium Catalogus“ ist die eine der Großtaten Frec#’s, durch welche die Deutschen ein Werk schaffen, wie es kein anderes Volk hervorzubringen vermocht hat. Das wollen wir Deutsche ihm besonders danken. In einer stattlichen Reihe von Arbeiten widmete er sich auf Grund paläontologischer und faunistischer Untersuchungen unter Innehaltung strenger Beyrıc#’scher stratigraphiseher Grundsätze den besonderen Aufgaben der Historischen Geologie. Hierbei bevorzugte er vor allem die Zeit des Devon. Die Faunen und Faziesbedingungen, vergleichende Stratigraphie und Paläogeographie des Devon behandelte er aus den Gebieten Deutschlands (40, 41), der Gegend von Fritz Frech +. | XVII Graz (43) und der Karnischen Alpen (42, 83), von Cabrieres (44) in. Südfrankreich, aus dem Araxes-Gebiet von Hoch- armenien und aus Persien (48), aus dem Taurus (96 a), dem Thian-Shan (46), aus China (47,49, 98) und Tripolis (50). Die Klarsteliung der Elemente, der stratigraphischen und geo- sraphischen Beziehungen der an kalkige Gesteine gebundenen Faunen des Böhmischen F 2 im Unterdevon nicht böhmischer Gebiete, welche namentlich durch seine Arbeiten im Devon der Karnischen Alpen, besonders über den unterdevonischen Riffkalk, gefördert wurden, ist sein Verdienst. Sie führte ihn zur Klärung der „Hercyn“-Frage und zur gerechtfertigten Abweisung des allmählich immer unklarer gewordenen und ganz verschieden gefaßten Begriffes des Beyrıcn’schen Hercyn, welches weder im Sinne einer Stufe, noch in dem einer ein- heitlichen Fazies gebraucht werden kann, sondern eben nur das Auftreten der z. B. im deutschen schieferig-sandigen Unter- devon nach Faziesbildungen und Faunenzusammenhängen fremd- artig erscheinenden F 2-Faunen in verschiedenartigen Kalken bedeuten kann (45, 71 I 2). Viel hat er noch sonst zur Richtigstellung der tier- und maringeographischen Verhält- nisse im Devon Eurasiens und zur Deutung der kontinentalen und limnischen Oldred-Bildungen beigetragen. Eine Reihe von Arbeiten ist besonderen Einzelaufgaben aus den Zeiten des Paläozoicuni gewidmet. So erläuterte er die geographische Verbreitung und Entwicklung des marinen Cambrium (38), die Ausbildung der silurischen Sedi- mente und Faunen in Böhmen und dem im Altpaläozoicum Böhmen in vielem nahestehenden Südwesteuropa (39). Aus China beschreibt er Unter- und Obersilur (98). Eingehender behandelte er das bis dahin so gut wie unbekannte marine Untercarbon von Kornyareva und Dobsina, die ältesten fossilführenden Schichten des karpathischen Ungarns (52). welche bemerkenswerte fazielle Ähnlichkeit mit schlesischen und ostalpinen Vorkommnissen zeigen. Die Verwertung des „Culm“ wird bei dieser Gelegenheit sowohl als Stufen- wie Faziesbegriff abgelehnt. Das stratigraphisch und praktisch- geologisch wichtige Heraufgehen von Posidonomya Becheri ins Obercarbon behandelt er (51). Aus Persien (49, 50) und aus dem Taurus (96), aus China und Tongking (98) bearbeitet er N. Jahrbuch £. Mineralogie etc. 1919. II XVII | Fritz Frech 7. marines Unter- und Obercarbon, Dyasversteinerungen aus Persien (48, 50), China (98) und Australien (20). Mehrere Arbeiten sind alpin-mediterranen Triasfaunen E und ihrer vergleichend stratigraphischen Untersuchung ge-# widmet: aus dem Plattenseegebiet (25, 54, 55), aus Griechenland (26, 56, 57, z. T. mit C. Renz), ferner solchen aus Kashmir (24) und China (98). Zusammenfassend schildert er die zirkum- paziäische Trias und zeichnet ein Bild der allgemeinen, die Trias beherrschenden Verhältnisse (71 II 1). 1886 konnte! er an der Kesselspitze in den Stubaier Alpen marinen Lias feststellen (58). Nachdem er 1887 (59) in den Versteinerungen aus der Kreide (Untersenon) von Suderode und Quedlin-& burg Ähnlichkeit mit der Aachener Kreidefauna erkannt hatte, führten ihn seine Studien der letzten Jahre in Griechenland und Kleinasien wieder zur Kreide. Auf Hagia Georgios weist er (60, mit ©. Renz) — für Griechenland wichtig — marine Unterkreide (Schiefertone mit Konglomeraten und Kalken, Urgonkalke mit Toucasia carinata) und Rudistenkalke der Oberkreide nach. Von Ordu im Vilajet Trapezunt (94 a) beschreibt er Senon — plänerähnliche Gesteine mit Gryphaea vesicularis und Micraster cor-angwinum, Mergel mit Pachydiscus subrobustus SEUN. — in einer an norddeutsche Verhältnisse erinnernden Fazies- und Faunenausbildung. Eingehendere Be- arbeitung widmete er 1916 der teils als Pläner, teils als Rudistenkalke ausgebildeten Oberen Kreide des Taurus (96 a). Schließlich hat er noch über das Vorkommen von Wealden in China berichtet (98). Außer gelegentlichen Bemerkungen zum Tertiär ver- schiedener Vorkommnisse hat er dann dem Diluvium mehr in allgemeineren Fragen (64—71 III 2) seine Aufmerksam- keit gewidmet, aber auch zu spezielleren Fragen des Dilu- viums Schlesiens Stellung genommen (70). Wie weit FrecH die Ziele seiner auf paläontologischer und historisch-geologischer Grundlage aufgebauten Arbeiten steckt, zeigt er z. B. im V. Bande des Rıchrrorex’schen China- Werkes (98). Ferp. v. RıchrHoren hatte ihm einen seroßen Teil des auf seiner Chinareise gesammelten, vor- wiegendst paläozoischen Materiales zur Bearbeitung über- geben. Unter Hinzuziehung weiterer Sammlungen hat Frec# Fritz Frech +. XIX das Material untersucht. Er gibt uns — neben manchen Riehtigstellungen der Arbeiten älterer Autoren — in einer Zahl von Einzelskizzen einen weiten Überblick über das organische Leben Chinas vom Silur bis zum Jetzt. Hieraus leuchtet vielfältige auffallende Übereinstimmung silurischer, devonischer, carbonischer Faunen und Faunenbestandteile Chinas mit solchen aus Europa, Vorder- und Mittelasien her- vor. Mit Hilfe von Karten der alten Meere schildert er, wie die cambrisch-silurische Meeresbedeckung ganz Chinas allmählich Landmassen Platz macht, welche segen Ende des Silur im Norden auftauchen und dann in sehr ungleichen Schritten — marines Unterdevon ist z. B. aus ganz China nicht bekannt -—— gegen Mittel-, Süd- und Südostchina vor- dringen; wie dann seit Ende der Trias oder seit Beginn des Jura ganz China Land ist und bleibt. In Zusammenhang mit den Küstenverschiebungen stehen Vorgänge der Gebirgs- bildungen. Vielleicht schon im Unterdevon setzt die im unteren und oberen Carbon mächtigere Faltung des Kwenlun, des „Rückgrats von Zentral- und Ostasien“, und des Tsing- lingshan ein, welches westöstlich streichende Gebirgssystem, eine durch den jüngeren Pamir und Hindukusch getrennte Fortsetzung der nordiranischen Ketten, vom Devon bis zur Trias immer wieder als wichtige breite Grenzzone von Meer und Land erkannt wird. Zur Dyaszeit erfährt der Tsing- lingshan erneute Faltung. Ins jüngste Carbon oder unmittel- bar nach ihm fällt die Faltung der N—S streichenden indo- chinesischen Ketten. Vielleicht schon zur Triaszeit beginnt im chinesischen Festlande die Bildung von Brüchen; die Entstehung der großen zirkumpazifischen Zerrungsbrüche und der Inselbögen ist tertiären Alters. Im Jungpaläozoicum trägt das chinesische Land üppige Floren, welche den un- seheuren Kohlenreichtum Chinas und die vermutlich gewal- tige wirtschaftliche Macht seiner zukünftigen Herren bedingen. Untercarbonische Floren liefern die wertvollen Kohlenfelder von Shantung und die von Sz’tschwan: unbedeutendere Flöze am Nordabhang des Nanschan entstammen Obercarbon-Floren. Im Schansi, Tschili und der Mandschurei sind die mächtigen Kohlen- und Anthrazitfelder, die reichsten Ostasiens und der Erde, dyadischen Alters, dem Rotliegenden gleich; ebenso DR Fritz Frech 7. die Kohlen an zahlreichen Stellen in Kwangsi, Kiangsu, Hupe, Honan und Sz’tschwan. Die Steinkohlen und Anthrazite von Hunan sind jungdyadisch. In der Trias (Nord-Yünnan, Hupe.# Mongolei), in Jura und Kreide (Sz’tschwan und Hupe) wieder- holen sich Steinkohlenbildungen in geringerem Maße; im Ter- tiär folgt die Bildung von Braunkohlen und Ligniten im Süden (Kwangtung, Süd-Yünnan). — Wir sehen, mit der Beschrei-# bung und Kritik des Fossilmaterials läßt er es sich nicht senug sein; er entwickeit aus paläogeographischen Skizzen den ganzen Werdegang des Landes bis zu seinem heutigen Bilde und seinem heutigen Leben; eine Orogenie des Landesfi gibt er uns und schildert es uns weiter nach seiner wirt- schaftsgeologischen Bedeutung. Frühzeitig — 1886 — begann Frec# neben seinen paläontologischen und. historisch-geologischen Arbeiten mit regional-geologischen Untersuchungen in den Alpen. Heiße Liebe für die erhabene Schönheit und die Größe des Gebirges, reiche Beobachtungs- und Kombinationsgabe und unermüdliche Kraft des rüstigen Bergsteigers befähigten ihn glänzend. die Aufgaben des Alpengeologen zu erfüllen. Vonder Tribulaun- sruppe (84) und den Tiroler Zentralalpen (96, 87) über die Radstätter Tauern (85) bis zu den Karni-f schen Alpen (81—83) hat er unser herrlichstes Gebirge durchforscht und aus ihm Bau und Werden entziffert. Seine paläontologischen Kenntnisse und Erfahrungen ließen ihn da- bei ganz besonderes Gewicht auf die Sicherstellung der strati- graphischen Verhältnisse! legen, um mit ihrer Hilfe exakte Er- gebnisse der Tektonik und Geschichte der Gebirgsbewegungen zu fördern. Großen Nachdruck legt er auf den Nachweis vortriadischer Faltungsvorgänge im Bereich der heutigen Ostalpen: Intracarbonische Faltung schuf die „paläokarnischen“ Ketten (z. B. Transgression der Auernigg- schichten über gefaltetes älteres Paläozoicum einschließlich Untercarbon in den Karnischen Alpen); in dyadischer Zeit folgten weitere Dislokationen — Brüche und Schichten- 1 Vgl. z. B. das Werk über die Karnischen Alpen (83). Fritz Frech }. "NL knickungen — mit darauf folgender diskordanter Auflagerung der Neodyas, Trias usw. Um die mittlere Kreidezeit setzte in den Ostalpen die Bildung der Jungalpen ein, um hier im Miocän im wesentlichen ihren Abschluß zu erreichen, während in den Westalpen die Faltung durch das Jungmiocän bis ins Pliocän fortdauert. Außer der. Stratigraphie und Tektonik versenkt er sich mit Liebe in die Modellierungsvorgänge durch Verwitterung, Gletscher und Wasser, welche seit dem Emporsteigen der Berge das Antlitz des Gebirges zeichneten. 1905 und 1908 hat FrecH seine Anschauungen über Bau und Entstehung der Alpen zusammenfassend dargelegt (88, 89) und die der Zeit und Faltungsintensität nach verschiedenen Phasen der Bildung der Alpen (eines Faltengebirges über- haupt), sowie die Unterschiede im Bau der West- und Ost- alpen seschildert. Wohltuend ist hier seine Zurückhaltung gegenüber den üppig ins Kraut geschossenen Hypothesen zur Genesis der Alpen. Für die nordöstlichen Kalkalpen lehnt auch er — u. a. nach seinen Studien im Brennergebiet — die Annahme von „Faltendecken“ entschieden ab (vgl. Lethaea, Bd. Trias). Von den Alpen ging er weiter über die Dinariden nach Albanien (91) und Hellas (92) und zu den Gebirgen Vorderasiens. Untersuchungen im Bereich der Bagdad- bahn, Anatoliens, des Taurus und Syriens (94—96, 142 —147) ließen ihn tiefe Blicke in den Gebirgsbau (und Vulkanismus) und den ganzen geologischen Werdegang Vorderasiens tun. Von den vielen Ergebnissen, zu welchen er im Ausbau des Werkes von TcHIcHATcHEFF gelangte, nur eines: Die zuerst im jüngsten Paläozoicum oder im älteren Mesozoicum und dann wieder im Alttertiär gefalteten und (infolge der mäch- tigen Massen von alttertiären Intrusiven widerstandsfähigen) wenig von den großen Bruchsystemen der Umgebung be- rührten Tauriden vermag Frech nicht in die Helleniden West- anatoliens, der Äsäis und von Hellas übergehend zu er- kennen; die Tauriden nennt er nach ihrem stratigraphischen Inhalt (Lücke vom ÖObercarbon bis Unterkreide !), nach ihrem Bau (nur Falten, keine Überschiebungen), ihren Streichlinien ! Der Umfang der Lücke ist nach neueren Beobachtungen z. B. von Fusulinenkalken geringer. RAT Fritz Frech ;. und Faltungsrichtungen (gegen Süden) den Helleniden fremd, dagegen verwandt mit Hocharmenien, Iran, Himalaya. Zwi- schen dem Schollengebirge im östlichen Süden des Pontus und den südosteuropäischen Gebirgen findet er keinen tek- tonischen Zusammenhang: Es besteht nach ihm überhaupt keine „eurasiatische“, die Kontinente wirklich zur tektonischen Einheit verschweißende Faltungszone Das ist ein ein- schneidender Gegensatz zu den durch Surss herrschend ge- wordenen Anschauungen vom Zusammenhang der Tauriden mit den Dinariden und vom Wege der Altaiden, ein scharfer Gegensatz zu den Ergebnissen. welche z. B. KoBEr (1915) : zu der gleichen Frage veröffentlichte. Den Gebirgsbau Chinas und Südostasiens hat er verfolgt (98, 100) und sich mit dem Problem der ostafrika- ischen Grabenbrüche befaßt (104). Über die Gebirge Nordamerikas hat er geschrieben (103) und das imponierende Profil des Colorado-Caäon studiert (101, 102). welches ich um seiner vorzüglichen Lehrhaftigkeit willen gerne in meinen Vorlesungen für allgemeinere Erörterungen zur Paläo- geographie benutze. ; Um den Kreis um die Welt zu schlagen, schließen wir hier Frec#’s Arbeiten über Südfrankreich und das fran- zösische Zentralplateau an. Von Südfrankreich, wo er eingehend besonders das Devon der Gegend von Cabrieres studiert hatte, gibt er eine lebhafte Schilderung (106), und dann skizziert er eine — auch in paläogeographischer Be- ziehung wertvolle — Geschichte des Pfeilers des französischen Zentralplateaus (105) mit den Faltungsvorgängen im Ober- silur und im älteren Obercarbon, den Bruchbildungen im Oligocän und den Eruptionen des Quartär, mit den Trans- gressionen des. Cambrium und Obersilur, des (Buntsandsteins und des) Rhät und Cenoman. Die Liebe zur majestätischen Größe der Alpen und zu ihren wissenschaftlichen Reizen, der Zauber des Orients ließen ihn die Heimat nicht vergessen. Eine Anzahl kleinerer Ar- beiten enthält Mitteilungen zum geologischen Bau Schlesiens (72—80), über seine Heilquellen und über seine wirtschafts- geologische Bedeutung. Im ersten Bande von „Schlesiens Landeskunde“ (77) hat er ausführlich die Morphologie des Fritz Frech 7. XXIH andes geschildert und eine Darstellung vom Werdegang Schlesiens gegeben. Er zeichnet die große, von Granitintru- sionen begleitete intracarbonische Faltung der Sudeten und ihr, in den jüngeren Muldungen des Waldenburger und Löwen- berge—Schönauer Gebietes ausgedrücktes, Wiederaufleben im Jungpaläozoicum. - Nach den (mehr epirogenetischen) Be- wegungen mesozoischer Zeit folgt im Oligocän Schollen- und erneute Muldenbildung in den Sudeten, welche Bewegungen bis heute in Erdbeben fortdauern bezw. nachklingen. Für Oberschlesien kommt im wesentlichen nur jungpaläozoische tektonische Bewegung in Betracht, lache Mulden- und Sattel- bildung, welche später von mächtigen Bruchbildungen ge- folgt wurde. Der für die Herausbildung der Landschafts- formen wichtige Anteil der einzelnen Gesteinsgruppen und die modellierenden Vorgänge namentlich der Glazialzeit werden trefflich geschildert. Den Quellen, den Erzen und Kohlen Schlesiens wird eingehende Aufmerksamkeit gewidmet. Durch Schlesien mit seinen reichen Bodenschätzen wurde FrecH auf wirtschaftsgeologische Fragen gelenkt, welche er in mehreren Aufsätzen und Büchern behandelt hat (128—148). 'Schlesiens Kohlen regten ihn zu wiederholten Erwägungen über die Kohlenvorräte Deutschlands und der Erde an (133, 137). Er konnte uns da die tröstliche Auskunft geben, -daß unter den europäischen Völkern wir von der für das moderne Wirtschaftsleben wichtigsten Triebquelle die größten Vorräte besitzen, welche Deutschland — selbst wenn seine und der Nachbarn Eisenerzvorräte bald verbraucht sein werden (138) — eine glänzende wirtschaftliche Stellung ge- währleisten müßten. Seine wirtschaftsgeologischen Studien im Orient, im näheren und weiteren Bereich der Bagdadbahn, haben größte Beachtung erfahren. Für die Weite seiner ‚Beobachtungen und seines Gedankenkreises zeugt seine Studie 'an armenischen Burgen (144), um Einklang zu gewinnen zwischen geologischem Bau, Erdbeben und Menschenbauten. Während des Weltkrieges hat Frec# seine wirtschafts- ‘geologischen Erfahrungen selbstverständlich in den Dienst ‚des Vaterlandes gestellt und die ihm durch seine Studien- XXIV Fritz Frech 7. reisen im Osten - und Westen bekannten Kriegsschauplätz nach ihrer oeologisch-kriegswirtschaftlichen Bedeutung — z.B nach ihrem Werte durch Erz-, Kohle-, Erdölführung — be-$ leuchtet (149—153). | Die eingehende Kenntnis so zahlreicher Gebiete ver-# schiedenen Baues und verschiedener Geschichte brachte FrEc# die innigste Vertrautheit mit vielen wichtigen Fragen der Allgemeinen Geologie, welche er teils in seinen regional- geologischen, teils in besonderen Arbeiten behandelte. So erörterte er den Stand der Anschauungen vom Erdinnern (107), die Beziehungen zwischen Gebirgsbau und Vulkanismus und gelangt z. B. in Kleinasien zu dem all- gemein wichtigen Ergebnis (108): Nur die mächtigen alt- tertiären Serpentin- und Gabbro-Intrusionen stehen dort in unmittelbarer Verbindung mit Faltungen; für vulkanische “ Ergüsse — hier jüngerer Zeit — ist die Verbindung weniger mit Falten als mit Schollenbrüchen zu erkennen. Während die jungen Vulkane in Europa an der Innenseite der Falten- bogen liegen, findet er sie in Anatolien, Hocharmenien, im Kaukasus älteren und jüngeren Zonen aufgesetzt. Das Auf- treten von Vulkanen sieht er nicht ursächlich an prä- existierende Spalten gebunden. Der unmittelbare Zusammen- hang von Erdbeben mit tektonischen Vorgängen wird be- tont (110—112). Größere Beben (Fernbeben) gehören nur jüngeren dislozierten Gebieten an; in versunkenen Kontinenten und in Faltengebirgen jugendlichen Alters sind solche Beben und Erdbeben überhaupt häufiger als in gebrochenen Fest- landsgebieten. Erdbeben sind in vielen Regionen (z. B. Schle- sien) nichts anderes als ein Ausklingen von eebirgsbildenden Vorgängen (109). Das Gebundensein von Mineralquellen an Dislokationen, das Auftreten von Geysern in vulkani- schen Gebieten — z. B. von erloschenen in Ungarn (114). — wird beschrieben. Karst- und Höhlenbildungen (118), die Modellierung der Gebirge, der Landschaftsformen über- haupt, durch Verwitterung, Wasser und Eis hat Frecn stu- diert (78, 124). Er schildert nachdrücklich die Bedeutung der Staublawinen für die Entstehung der Tal- und Fritz Frech 7. XXV Kargletscher und für die Erhaltung der auf Wand- verwitterung in durch Wassererosion vorgebildeten Nischen zurückzuführenden Kare (120—122). Nach dem Beispiel des Malaspinagletschers wird der Einfluß von Erdbeben auf das Vorrücken von Gletsschern, auf die Schaffung „interglazialer* Bildungen ohne Klimawechsel hingewiesen. Im Anschluß an die anatolischen Salzseen erörtert er die Entstehung unserer Zechsteinsalzlager (125, 126). In den jetzt zu sechs Bändchen angewachsenen Vor- trägen „Aus der Vorzeit der Erde“ (127) hat Frec# seine Anschauungen über das vielseitige Gebiet der Allgemeinen Geologie in frischer anregender Darstellung zusammengefaßt. Die sich schnell wiederholenden Auflagen beweisen, wie gut er es verstanden hat, mit seinen Ausführungen in breiten Kreisen Interesse zu wecken und zu erhalten. Oben sprach ich es aus, daß ich unter den Arbeiten Freon’s denen den Wert größten wissenschaftlichen Fort- schrittes beimesse, welche der Paläogeographie gewidmet sind. In sehr viele seiner Arbeiten sind verstreut Bemerkungen zur Paläogeographie eingewoben; eine ganze Reihe beschäftigt sich mit besonderen Fragen dieses Gebietes, namentlich der Klimatologie. In Sonderheit reich an Beiträgen zur Paläo- gseographie ist das Werk, welches den Namen Frecn#’s seit ‚einer Reihe von Jahren am meisten nennen machte: Die „Lethaea geognostica* (71). Fern. Römer hatte sie be- Sonnen, zu spät, um sie dem geplanten Ende zuführen zu können. Es war sein Wunsch, daß Frech dieses Werk vollende. Er übernahm das Erbe und baute Rönkr’s Werk weiter. In seinen Händen ist die „Lethaea* allerdings etwas völlig anderes geworden, als ihr Schöpfer geplant hatte. Röner wollte in ihr, wie er es in der „Lethaea palaeozoica“ angefangen, nach einer kurzen Übersicht über die Formationen eine „Be- ‚schreibung und Abbildung der für die Gebirgsformationen be- zeichnendsten Versteinerungen“ geben. Er hat auch — im I. Bande — die paläozoischen Pflanzen, Protozoen, Spongien, Korallen und Stromatoporiden behandelt. Frecz hat für diesen Band noch die z. T. von Röner vorbereitete Übersicht über XXV]l Fritz Frech 7. die Graptolithen gegeben; dann aber wurde der Plan des ganzen Werkes von Grund aus geändert. Statt einer „Be- schreibung und Abbildung der Versteinerungen* wurde in FrecH’s Hand die „Lethaea* ein Handbuch der Erd- geschichte, und zwar das umfassendste Handbuch der Erd- geschichte, welches es bis jetzt gibt. Ich stehe nicht an, die „Lethaea“ nach Weite des Planes und nach dem Reichtum des Inhalts an die Seite des großen Zırrer’schen Handbuches der Paläontologie zu stellen. Wir Deutschen müssen dankbar stolz darauf sein, solche Werke wie diese, wie sie kein anderes Volk der Erde hervorzubringen vermochte, unser nennen zu dürfen. FrecHn hat den Band 2 der „Lethaea _palaeozoica“ Präcambrium bis Dyas — bis auf einzelne Kapitel über die Dyas Asiens aus Norruiıne’s Hand selbst geschrieben. Die übrigen Teile hat er in andere Hände gelegt, aber die Bände „Trias“ und „Quartär Norddeutschlands“ enthalten noch eine Reihe von Beiträgen aus seiner Feder. Der sichtbarste Ausdruck der paläogeographischen Ziele der „Lethaea“ sind die Karten der Länder und Meere vom Cambrium bis Carbon und der Trias. Wie verschieden auch die Urteile über den Wert solcher Karten lauten mögen, welche gewissermaßen die wechselnden Erdbilder einer langen Periode im Kompromiß mittlerer Linienführung darstellen, als Dokumente dafür, wie ein Forscher sich das Erdbild einer Zeit konstruiert, sind solche Karten ebenso wertvoll wie an- regend. FrecH hat übrigens durch Angabe der wichtigsten Trans- und Regressionsgebiete einer Formation für seine Karten den Charakter der unnatürlichen Starrheit oder den des Ersatzes der Periode durch ein Momentbild sehr wesent- lich einzuschränken gewußt. Diese Karten sind im Grunde genommen aber doch nur das wenigste, was die „Lethaea“ zur Paläogeographie bringt. In den Worten des Werkes ist unendlich viel mehr an Darstellungen und Anregungen ge- geben. Durch das vollste Zusammenarbeiten von Paläonto- logie und vergleichender Stratigraphie, von regionaler und allgemeiner Geologie ist hier erst wirkliche Paläogeographie angestrebt, d. i. Wiederherstellung der physikalischen und biogeographischen Verhältnisse der Erde in den Zeiten der seologischen Vergangenheit. Fritz Frech f. DEREN. . Außer den großen Meeresbewegungen, von denen FREcH die Regressionen für die Zeitteilungen der Erdgeschichte wichtiger erachtete als die Transgressionen (61), möchte ich hier nur weniges betonen, zZ. B.: Die Darstellung der Gebirgs- bildungen im Jungpaläozoicum, ihre Beziehungen zu den übrigen Bewegungen im Erdgerüst und ihr Verhältnis zu den Kohlenlagern, welche Frech gewissermaßen im Schatten der Gebirge entstehend schildert. Die Beziehungen der vulkanischen Ereignisse zu Gebirgsfaltungen werden erläutert. In dem Bestreben, die Ereignisse der Vor- zeit in gegenseitiger Verbindung verstehen zu machen, zeichnet Frecn die Beziehungen von Vulkanismus, Kohlen- bildungen und Eiszeiten. Die auf Tynparı zurück- gehende ArrHentus’sche „Kohlensäuretheorie“ hat er nachdrücklichst verteidigt: Die silurischen und devonischen Vulkanausbrüche bezw. die ihnen folgenden Exhalationen be- reicherten die Atmosphäre um vieles an Kohlensäure; hier- durch (und durch damit in Zusammenhang stehenden erhöhten Wasserdampfgehalt der Luft) wurde erhöhte, gleichmäßige Temperatur auf der Erde hervorgerufen. Kohlenbildung im Carbon zu Zeiten zurückgehender Temperaturen folgte, reich- liche Carbonatbildung legte weiter noch viel CO, in der Erd- rinde fest; eine Kälteperiode, die altdyadische Eiszeit war die Folge. Im jüngeren Unter- und im Mittelrotliegenden, in Trias- und Jurazeit schufen vulkanische und nachvulkanische Exhalationen von O0, eine neue Zeit erhöhter Wärme und gleichmäßigen Klimas. Wärmerückgang mit Herausbildung von Klimazonen ' folgte vom Oberjura bis zum Ende der Kreide, jetzt ohne zu einer Eiszeit zu führen. Alttertiär bis in die Miocänzeit zeigen wieder Zunahme des Vulkanismus» wieder erhöhte, gleichmäßige Temperatur. Kohlenbildungen verbrauchen CO,. Vom Miocän ab folgt Temperaturrückgang. die Herausbildung schärfer unterschiedener Klimazonen, dann folgt die Eiszeit des Quartär. Diese Lehre ist viel angefochten worden. Sicher ist zu ihr von Seiten der Physiker noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die schroffe Ablehnung von ! FrecH läßt die Herausbildung von Klimazonen überhaupt zum ersten Male, im Oberjura einsetzen. XXVIII - Britz Preeh Seiten E. Kayser’s hat FrecHh mit eingehender Begründung zurückgewiesen; und wenn ich auch in manchem nicht ohne Einwendungen zu dieser „Kohlensäuretheorie“ Stellung nehmen kann. so vermag ich mich doch keineswegs auf den ganz ab- weisenden Standpunkt Kayser’s zu stellen. Klimaänderungen, auf wechselnden Kohlensäuregehalt der Luft gegründet (64, 65, 67), verwertet Frec# viel, so zur Erklärung der auffallenden Beeinflussungen des Lebens am Ende des Paläozoicums, am Ende der Kreide, im Tertiär und der Diluvialzeit: Das Aussterben vieler Typen am Ende der Kreidezeit, das Aufblühen der Säuger im Tertiär, ihr teilweiser Niedergang gegen Ende des Tertiär, das Aussterben von Säugern zu Beginn und nach dem Ende der diluvialen Vereisung wird von ihm auf klimatische Ursachen zurück- seführt, welche z. B. im Diluvium auch als von einschneiden- der Bedeutung für die Wanderungen der Säuger genannt werden (33—37). | | In der Frage der Eiszeiten (65—69) erkennt FrecH nur die beiden großen der Dyas und des Quartär als gesichert, die cambrische als möglich an (65, 67). Kosmische Ursachen lehnt er ab, nur terrester-klimatische erkennt er an, welche durch geographische Konfigurationen mehr oder weniger ver- schärft oder abgeschwächt werden können. — In Bezug auf die diluviale Eiszeit spricht er sich für deren Einheitlichkeit — auch im Bereich der Alpen — aus. Er sagt (65, 66, 71 III 2): Hätten die Alpen eisfreie Interglazialzeiten gesehen, so wäre das Mammut sicher auch über sie nach Italien ge- drungen !, wie es ebenso auch in Interglazialzeiten hätte über Finnland nach Skandinavien oder über die Pyrenäen in das eigentliche Spanien gelangen müssen. Das Fehlen nordischer Diluvialtiere, wie Moschusochse, Ren, Halsbandlemming, Viel- fraß usw. in Italien legt FrecH auch im Sinne ununterbrochener Vergletscherung der Alpen zur Diluvialzeit aus. Interglazial- zeiten mit völligem Abschmelzen des Eises vermag er nicht anzuerkennen, auch in den „Interglazialbildungen“ wie z. B. ! Sind die zwei jetzt aus der Gegend von Turin bekannten Funde von Elephas primigenius wirklich aus Frankreich über die Riviera nach Pie- mont gewandert? Fritz Frech }. XXIX in der vielberufenen Flora der Höttinger Breccie oder in den schlesischen Bildungen von Canth und Ingramsdorf (70) findet er keine Beweise für interglaziale Wärmesteigerungen: er erkennt sie überhaupt nicht als interglazial an. ‚Mit tiefer Bewegung habe ich des heimgegangenen Freundes Lebenswerk vor mir aufgeschlagen — fürwahr: Eine Fülle von Tatsachen und Gedanken gab Frech uns in seinen Ar- beiten, eine solche Fülle von Licht, daß sie durch Schatten nicht wirklich getrübt wird. Aber auch die Schatten gehören zum Manne. Bei dem sich geradezu überstürzenden Drange des Vollbringens, bei der Vielheit dessen, was ihn bewegte, vermochte er nicht immer, sich streng an eine Disposition zu halten. Das wirkt gerade in manchen Teilen der „Lethaea“ störend und erschwert die Benutzung des Werkes. Dieses, und daß schnelles Urteil ihm so manchen Gegner erstehen ließ — ich selbst habe einst auch mit ihm gestritten — kann uns sein Andenken nicht verdunkeln: Viel Feind’, viel Ehr’. In der heißen Sonne Syriens, im Osten, den er liebte, ruht Frıtz FrecHh. Palmen raunen dort dem Sohne deutscher Erde ihren fremden Gruß. An sein Grab den Kranz zu lehnen, ist uns verwehrt. Nur unsere treuen Grüße können wir ihm senden und seiner gedenken voll Dank für das, was er uns gegeben. | Glücklich war sein Leben und reich durch Arbeit und Erfolg. Glücklich war er, denn er durfte Großes vollbringen und scheiden, 'als er die lichteste Höhe seines sonnigen Weges erstiegen hatte. Er war glücklich, ein Liebling der Götter, die ihn riefen, auf daß er die bitterste Not seines Vaterlandes, für das auch er dahinsank, nicht sähe. Treu gedenken wir seiner und grüßen ihn und nennen seinen Namen mit denen unserer Besten. J. F. PomPpeckYJ. XXX Fritz Frech 5. Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten FRITZ FRECH’S. Frau VERA FRECH war so liebenswürdig, mir ein Ver zeichnis der Arbeiten unseres Freundes zur Verfügung zu stellen. Mit herzlichstem Dank veröffentliche ich dasselbe, nachdem ich es in wenigen Einzelheiten vervollständigt und die Arbeiten in sachlicher Ordnung zusammengestellt habe. Abkürzungen: N. Jb. — Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläonto- logie (B.B. — Beilageband hiezu). | Centralbl. — Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Z.d. D. G. G. = Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. I. Paläontologie. Coelenteraten. 1. Die Korallenfauna des Oberdevon in Deutschland; mit Nachtrag. Dissertation. '2.d. D.’G. G: 1885: 2. Über das Kalkgerüst der Tetrakorallen.. 7. d. D. G. G. 1885. 3. Die Cyathophylliden und Zaphrentiden des deutschen Mitteldevons; eingeleitet durch den Versuch einer Gliederung desselben. Pal. Abhandl. 3. 1856. 4, Über unterdevonische Korallen aus den Karnischen Alpen. Z.d.D: G. G. 189. 5. Über die Verbreitung der Calceola-Formen in Asien. N. Jb. 1916. II. 6. Paläozoische Korallen aus China. Wiss, Ergebn, d. Reise d. Grafen. B. Sz&cHenyv in Ost-Asien. 3. (1897.) 1899. 7. Über die Korallenfauna der nordalpinen Trias. Jb. d. K. K. Geol. Reichsanstalt. 1889. “ 8. Die Korallenfauna der Trias. T. I. (Die Korallen der juvavischen Provinz, der Zlambachschichten, des Hallstätter Kalks und des Rhät.) Palaeontogr. 1890. 37. T. II (mit Vorz, Die Korallen der Schichten von St. Cassian). Palaeontogr. 1896. 483. 9. Zur Bestimmung der Korallen (aus dem rhätischen Dachsteinkalk. des Parnaß). Z. d. D. G.'G. 1908. 10. Über Korallenriffe und ihren Anteil an dem Aufbau der Erdrinde. Himmel und Erde. 1896. (siehe auch No, 8, 22, 48, 7111.) Lamellibranchiaten. 11. Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Ein Beitrag zur Syste- matik und Stammesgeschichte der Zweischaler. Abhandl. d. Pr. Geol. Landesanst. 1891. 19. 20. 31. 32. Fritz Frech 7. XXX] . Über triadische Avieuliden aus Mexiko. C.R. Congr. G£ol. Internat. Mexiko. 1906. . Über Mecynodon und Myophoria. Z. d. D. G. G. 1889. . Über @ervilleia. Centralbl. 1902. . Über Diceras-ähnliche Zweischaler aus der mittleren Alpen-Trias. N. Ib. 1902. 1I. . Neue Zweischaler und Brachiopoden aus der Bakonyer Trias. Res. d. wiss. Erforsch. d. Balatonsees. 1. T, I. 1904. . Zur Stellung von Lithrotis. Centralbl. 1905. . Bemerkungen zu G. BoEHım’s Artikel „Zur Stellung der Lithiotiden“.. Centralbl. 1906. (siehe auch No. 54, 55, 71111.) Gastropoden. Über mitteldevonische Bellerophonten. Centralbl. 1914, Brachiopoden. Über marine Dyas-Brachiopoden aus Australien. Z. d. D. G. @. 1898. | Cephalopoden. . Über Epitornocerus und Tornoceras. Centralbl. 1902. 22. Über devonische Ammoneen. Beitr. z. Geol. u. Paläont. Österr.- Ungarns u. d. Orients. 1902. 14. . Fossilium Catalogus. Ammoneae devonicae. 1913. . Uber Trias-Ammoniten aus Kashmir. Centralbl. 1902. . Neue Cephalopoden aus den Buchensteiner, Wengener und Raibler Schichten des südlichen Bakony mit Studien über die Wohnkammer- länge der Ammoniten und über die Lebensweise der Nautileen, Res. d. wiss. Erforsch. d. Balatonsees. 1. T. I. 1903, 1904. . Die Hallstätter Kalke bei Epidauros (Argolis) und ihre Cephalo- poden. N. Jb. (Festbd.) 1907. . (mit ©. Renz) Neue Triasfunde auf Hydra und in der Argolis. N. Jb. B.B. XXV. 1908. . Über Scaphites. Centralbl. 1915. . Explosive Entwicklung der oberdevonischen Ammoneen. Z..d. D. G. G.. 1904. (Monatsber.). . Loses und geschlossenes Gehäuse der tetrabranchiaten Cephalopoden. Centralbl. 1915. (siehe auch No. 34, 54, 55, 71.12, 71 111, 98.) Allgemeine Paläontologie und Paläobiologie. Über tektonische Veränderungen in der Form untercarbonischer Calamarien. N. Jb. 1899. 1. Neue Literatur über geologische Einflüsse auf Entwicklung und Untergang tierischer Arten. Arch. f. Rassen- u. Ges.-Biol. 1906. XXXI Fritz Frech 7. . Uber die Gründe des Aussterbens der vorzeitlichen Tierwelt. Arch. f. Rassen- u. Ges-Biol. 1906. 1. Geologische Triebkräfte und die Entwicklung des Lebens. Arch. f. Rassen- u. Ges.-Biol, 1909. . Aus dem Tierleben der Urzeit. Natur. 5. 1908. . Geologie und Darwinismus. Umschau. 1907. . Die Deszendenzlehre in der modernen Geologie. Wochenschr. f. prakt. Ärzte. 1909. II. Historische Geologie, Faunen und Paläogeographie. 38. 49. 0. Cambrium. Die geographische Verbreitung und Entwicklung des Cambrium. C. R. Congr. G£ol, Internat. St. Petersburg. 1897. (siehe auch No. 7112) 'Silur. . Entwicklung der silurischen Sedimente in Böhmen und im Süd- westen Europas. N. Jb. 1899. II. (siehe auch No. 71.12, 96a,:-98.) Devon. . Das rheinische Unterdevon und die Stellung des Hereyn. Z. d.D. @.:.G.. 1889. . Geologie der Gegend von Haiger (Nassau), m. geol. Karte 1:25. 000. Habilitationsschrift. Jahrb. d. Pr. Geol. Landesanst. 1887. . Über das Devon der Ostalpen. I—-III. (Fortgesetzt von H. Scovpın und J. 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Centralbl. 1905, 'b) Das zweifellose Vorkommen der Posidonia Becheri im Ober- carbon. Z. d. D. G. G. 1905. Das marine Carbon in Ungarn. Földt. Közl. 1906. (siehe auch No. 49, 50, 1 12, 96a, 98.) | Dyas. Über das Rotliegende an der schlesisch-böhmischen Grenze. Cen- tralbl, 1900. (siehe auch No. 20, 48, 50, 7112, 98.) Trias. . Nachträge zu den Cephalopoden und Zweischalern der Bakonyer Trias (Werfener und Cassianer Estherienschichten). Res. d, wiss. Erforsch. d. Balatonsees. 1. T. I. 1904, Die Leitfossilien der Werfener Schichten und Nachträge zur Fauna des Muschelkalks, der Cassianer und Raibler Schichten sowie des Rhät und Dachsteindolomits (Hauptdolomit). Res. d. wiss. Er- forsch. d. Balatonsees. 1. T. I. 1909. (mit C, Renz) Sur la repartition du Trias a facies oc&anique en Grece. C. R. Ac. Sci. Paris. 1906. . (mit C. Renz) Etudes sur les terrains triassiques et jurassiques de la Grece. Bull. Soc. g&ol. de France. 1906. (siehe auch No. 24—27, 71 II1, 92, 98.) Jura. Neues Liasvorkommen in den Stubaier Alpen. Jb. d. K. K. geol. Reichsanstalt. 1886. Kreide. . Die Versteinerungen der untersenonen Tonlager zwischen Suderode und Quedlinburg. Z. d. D. G. G. 1887. (mit C. Renz) Zur Kenntnis der Unterkreide von Attika. Centralbl. ae (siehe auch No. 92, 94a, 96 a, 98.) Allgemeine Stratigraphie. Über Abgrenzung und Benennung der geologischen Schichten- gruppen. C. R. Congr. Geol. Internat. St. Petersburg. 1897. . Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. 1anl XXIV Fritz Frech }. . Die wichtigsten Ergebnisse der Erdgeschichte. Geogr. Zeitschr. . Über die Meeresprovinzen der Vorzeit. Naturw. Wochenschr. 1889. 4. Studien über das Klima der geologischen Vergangenheit. I, II. . Über Klimaänderungen in der geologischen Vergangenheit. Congr. . Noch einmal die Einheitlichkeit der Eiszeit und die „Eiszeiten“ in . Über das Klima der geologischen Perioden. N. Jb. 1908. II. . Tropenklima und Eiszeiten in der Vergangenheit der Erde. Wochen- . Eiszeit und Pluvialperiode in ihren mittelbaren Einwirkungen. . Über die Mächtigkeit des europäischen Inlandeises und das Klima . Lethaea geognostica oder Beschreibung und Abbildung der für die . Geologische Exkursionen in Schiesien. Jb. d. Schles. Ges. f. vaterl. . Führer in den oberschlesischen Industriebezirk. XII. Geogr.-Tag. . Über den Bau der schlesischen Gebirge, eine tektonische Skizze, . Die geologische Entwicklung Oberschlesiens. Kohle und Erz. 1904. Paläogeographie. 1905. Zeitschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde. 1902, 1906. Geol. Internat. Mexiko. 1907. den Alpen. Geogr. Zeitschr. 1909. schr. f. prakt. Ärzte. 1910. Zeitschr. f. Balneologie. 1911. der Interglazialzeiten. C. R. Congr, G&ol. Internat. Stockholm, 1912. Gebirgsformationen bezeichnendsten Versteinerungen. Herausgegeben von einer Vereinigung von Paläontologen. I. Teil. Lethaea palaeozoica. 1. Bd. begonnen (1880) von FERD. RÖMER, fortgesetzt von Frırz Frech (p. 545—688). 1897. 2. Bd. (Präcambrium bis Dyas) von FrıTz Fr=EcH mit Bei- trägen von FR. NoETLING (Dyas in Indien, Kashmir, Birma nnd im Himalaya). 1897— 1902, | II. Teil. Das Mesozoicum. 1. Bd. Trias von E. PsILıppI, v. ARTHABER, FR. NOETLING, mit vielen Beiträgen von FrecH, 1903—1908. 3. Bd. Kreide, Unterkreide von W. Kırıan. 1907—1913. III. Teil. Das Cänozoicum. 2. Bd. Quartär. Die Flora und Fauna des Quartärs von F. Frech und E. Geinıtz. 1903. Das Quartär von Nordeuropa von E. Gemimrtz. 1903, 1904. III. Regionale Geologie und Tektonik. Schlesien. Kultur. 1899. 1901. Geogr. Zeitschr. 1902. 76. TR. 78. 79. 80. 81. 82, Ir. 92. 93, 94. Fritz Frech 7. XXXV a) Allgemeine Übersicht der Erdgeschichte und des Gebirgsbaues Oberschlesiens, b) Allgemeine stratigraphische Bemerkungen und kurze Übersicht über die Entwicklung des Gebirgsbaues im schlesischen Gebirge (in den geol. Führern durch Oberschlesien, in die Breslauer Gegend und in das Schlesische Gebirge). Z. d. D. G. G. 1904. Schlesiens Landeskunde. Bd. I. (Landschaft, Gebirgsbau usw.) 1913. Glaziale Oberflächen im Eulengebirge. Geogr. Zeitschr. 1914. Uber glaziale Druck- und Faltungserscheinungen im ÖOdergebiet. Zeitschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde. 1902. Ein Normalprofil durch Quartär und Tertiär in Schlesien. Centralbl. 1915. (siehe auch No. 109, 116, 117, 131.) Alpen. Über Bau und Entstehung der Karnischen Alpen. Z. d. D. G. G. 1887. Aus den Karnischen Alpen. Zeitschr. d. D. u. Österr. Alpen-Ver. 1890. . Die Karnischen Alpen. Ein Beitrag zur vergleichenden Gebirgs- tektonik (mit Karten 1: 25.000). Abhandl. der Naturf. Ges. Halle. 18. 1894. . Die Tribulaungruppe am Brenner. RiıcHTHoFEN-Festschr. 1893. . Geologie der Radstätter Tauern (mit Karte 1:75000). Geol. u. Paläont. Abhandl. 1901. . Über das Antlitz der Tiroler Zentralalpen. Zeitschr. d. D. u. Österr. Alpen-Ver. 1903. .. Gebirgsbau der Tiroler Zentralalpen ER Karte 1:75000). Wiss. Erg.-Hefte d. D. u. Österr. Alpen-Ver. II. 1905. . Die tektonische Entwicklung der Ostalpen. Z. d. D. G. G. 1905. . Über den Gebirgsbau der Alpen. Prrerm. Mitt. 1908. . Bau und Bild Österreichs. Geogr. Zeitschr. 1904. Balkanhalbinsel. Geologische Forschungsreisen in Nordalbanien, nebst vergleichenden Studien über den Gebirgsbau Griechenlands. Mitt. d. K.K. geogr. Ges. Wien 1909. (mit C. Renz) Kreide und Trias im Kiona und Ötagebiet (Mittel- griechenland). Sitz.-Ber. d. Berliner Akad. 1911. Die Dardanellen und ihre SORTE UNE Zeitschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde. 1915. Kleinasien. a) Geologische Beobachtungen im pontischen Gebirge. Oberkreide, Flysch und mitteltertiäre Masseneruptionen bei Trapezunt, Kerassunt und Ordu. N. Jb. 1910. II. XXXVI Fritz Frech 7 b) Über den Gebirgsbau des Tauros in seiner Bedeutung für die Beziehungen der europäischen und asiatischen Gebirge. Sitz.- Ber. d. Berliner Akad. 1912. 95. Zusammenhang der asiatischen und europäischen Gebirgssysteme. 96. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. PETERM. Mitt. 1914. a) Geologie Kleinasiens im Bereich der Bagdadbahn. Ergebnisse eigener Reisen und paläontologischer Untersuchungen. Z. d.D. G.:G:.1916, b) Widerlegung der Kritik von PaıtLıpson über meine Abhandlung „Geologie Kleinasiens im Bereiche der Bagdadbahn“. Z.d.D. 6.6.1916; (siehe auch No. 108, 125, 142—148, 151—153.) Ostasien. . Über die geologische Entwicklung Chinas. Zeitschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde. 1910. . v. RicHTHoren’s China. Bd. 5. 1911. . Die geologische Entwicklung Chinas. Mitt. d. FErRD. v. RICHTHOFEN- Tages. 1911. Der Gebirgsbau Südchinas und Indonesiens nach VoLz. PETERM. Mitt. 1916. Nordamerika. Geological Section in Congress Canyon opposite Point Sublime (Colorado Canyon of the West). C. R. Congr. G£eol. Internat. Washington 1903. Das Profil des großen Colorado-Caryon. N. Jb. 1896. II. Über den Gebirgsbau Nordamerikas. Himmel und Erde. 1911. Afrika. Neue Forschungen über die Brüche und Gräben Ostafrikas. PETERM. Mitt. 1917, . Südfrankreich. Das französische Zentralplateau, eine Skizze seiner geologischen Entwicklung. Zeitschr. d. Berl. Ges. f. Erdkunde. 1888. Aus Südfrankreich. Mitt. d. Ver. f. Erdkunde. Halle 1889. IV. Allgemeine Geologie. Neuere Ansichten über das Erdinnere und die Blreialisehe Er- klärung des Vulkanismus. Weltall. 1909. Der Vulkanismus Kleinasiens und sein Verhältnis zum Gebirgsbau. PETERM. Mitt. 1914. Das mittelschlesische Erdbeben von 1895. Geogr. Zeitschr. 1898. Die Erdbeben in ihrer Beziehung zum Aufbau der Erdrinde. Sitz.- Ber. d. Ges. D. Naturf. u. Ärzte. 1907. aal 112. :113. 114. 115. 116. 117. 3. Deutschlands Steinkohlenfelder und Steinkohlenvorräte. . Kohlennot und Kohlenvorräte im AVeltkriese, . Steinkohle als Machtmittel im Weltkriege. Fritz Frech +. XXXVH Erdbeben und Gebiresbau. Prreru. Mitt. 1907. Über Erdbeben. Weltall: 1908. Mrs: ‘Über warme und kalte Quellen. Weltall. 1905. Über tätige und erloschene Geyser. A. d. Natur. :1905. Die Mineralquellen des Taunus. Herausgegeben von der Mediz.- Abt. d. Minister. d. Innern. 1912. i Schlesiens Heilquellen in ihrer Beziehung zum- Bau.-der Gebirge. (Mit geol. Karte.) Berlin 1912. Geologisch-hydrologische Beschreibung des Grundwasserversorgungs- gebietes Breslau. Ergebnisse der Untersuchung über die Ursachen der Grundwasserverschlechterung in Breslau. 1906. . Über Karst- und Höhlenbildune. Natur und Kultur. 1906, . Über Muren. Zeitschr. d. D. u. Österr. Alpen-Ver. 1898. . Lawinen und Gletscher in ihren gegenseitigen Beziehungen, Zeitschr. d. D.:u. Österr. Alpen-Ver. 1908. . Die Lawinen der Alpen. Umschau. 1912, . Zur Frage der Kar-Entstehung. Z..d. D. @G. G. 1914. . Entgegnung auf E. Kayser: Die ne enernng? der Neu- sibirischen Inseln. Centralbl. 1914. . Landschaftsform’und Landschaftsbild im Mittelgebirge. A.d. Natur. 1907. . Die Salzseen Anatoliens und ihre. Bedeutung für das Problem. der Entstehung der Salzstöcke der Erdrinde. Scientia. 1915. . Die deutschen Kalisalzlagerstätten und ihre Entstehung. Die Naturwiss. 1917. : . Aus der Vorzeit der Erde. Vorträge über allgemeine Geologie. Aus Natur und Geisteswelt. 61. 1905. Seit 1911(—1917) sind diese Vorträge erweitert in neuen Auflagen in Bändchen (61, 207—211) er schienen. V. Wirtschaftsgeologie. Kriegsschauplätze. . Wann sind unsere Kohlenlager erzchonip: Zeitschr. £.. Sozialwiss. 1900. . Die Bildung der Steinkohle. On echen 1909. . In welcher Teufe liegen die Flöze der inneren niederschlesisch- böhmischen Steinkohlenmulde? Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen. 1909. . Vergangenheit und Zukunft der Kohle in Schlesien. „Schlesien“. 1909. . Die bekannten Steinkohlenlager der Erde und der Zeitpunkt ihrer voraussichtlichen Erschöpfung. Glückauf. 1910. Stuttgart 1912. Kriegsgeogr. Zeit- bilder. H. 2. 1915. Umschau. 1917. IE NxXVmMl Fritz Frech 7 . NEL - ei are len . Die Versorgung Deutschlands mit Kohle. und Erdöl.‘ Zeitschr. f. Berg,- Hütten- und Salinenwesen. 1917. 7. Die Kohlenvorräte der Welt. Finanz. u. volkswirtsch. Zeitfragen. H. 43. 1917. . Über die Zukunft des Eisens. Zeitschr. f. Sozialwiss. 1904. . Die voraussichtliche Erschöpfung der Eisenerzvorräte der Welt. Feitsehr. f. Sozialwiss. 1908. . Das französisch-lothringische Erzrevier. Breslau 1917. . Die Lothringer Eisenerze und ihre Bedeutung für Krieg und Frieden. Die Naturwiss. 1917. . Über die geologisch-technische Beschaffenheit und die Erdbeben- gefahr des Bagdadbahngebietes bis zum Euphrat. Frankfurt a. M. 1912 mN. Ib:19182 1. 3. Über den Einfluß der Erdbeben auf die Baukunst Kleinasiens. ABDERHALDEN, Jahrb. naturw. Forsch. 1913. . Die armenischen Burgen. Zeitschr. d. Berl. Ges. £ Erdkunde. 1915. . Die Täler des Tauros und die Linie der Bagdadbahn. Die Natur- . wiss. 1913. | . Die Bagdadbahn und ihre Kulturbedeutung. Die Naturwiss. 1913. 7. Die Bagdadbahn, eine Völkerstraße aus der Vergangenheit. Natur und Kultur. 1916. . Über nutzbare Mineralvorkommen Anatoliens. Giückauf. 1915 und H. Grorme,: Wirtschaftsieben d. Türkei. 1. 1916. Kriegsschauplätze. . Die Bedeutung der Ukraine im Weltkrieg. München 1917. . Der Kriegsschauplatz der Türkei. Umschau. 1916. . Der Kriegsschauplatz am Schwarzen Meer in Transkaukasien. Per- sischer Kriegsschauplatz in Armenien und Mesopotamien. Geogr. Zeitschr. 1915. . Der Kriegsschauplatz in Armenien und Mesopotamien. D. Kriegs- schauplätze. H. 6. 1916. . Mesopotamien und der Weltkrieg. Geogr. Zeitschr. 1916. 4. Der Suezkanal. A. d. Natur. 1916. Vermischtes. . Mineralogie, Geologie und Paläontologie auf deutschen Hochschulen (in: Das Unterrichtswesen iin Deutschen Reich, 1903). . Nachruf auf WırHuerm Barsım Dames. Paläontol. Abh. 1899. A, Ehringhaus, Beobachtung von Interferenzerscheinungen etc. 1 Beobachtung von Interferenzerscheinungen an Kri- stallplatten im konvergenten polarisierten Licht mit Hilfe von Monobromnaphthalin-Kondensoren. Von Arthur Ehringhaus in Göttingen. Mit Taf. 1. Literatur über Monobromnaphthalin-Immersionssysteme. 1. H. van HevrcKk, Bull. de la Soc. Belge «de Mieroscopie. Annee XV. No. 11. 69— 71. 1889. — Kurzer Bericht über ein neues Immer- sionssystem, von einer. numerischen Apertur weit über 1,52, das von Ü. .ZEISs: nach Rechnungen von ABBE ausgeführt wurde. 2. W. BEHREnNs, Notiz über eine neue Art homogener Immersionssysteme. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie. 6. 307. 1889. a S.. ÜZAPsKL, Über ein System von der numerischen Apertur 1,60, her. gestellt nach Rechnungen von Prof. ABBe in der opt. Werkstatt von C. Zeiss. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie. 6. 417—42. 4. Tu. Lisgisch, Nachr. Ges. d. Wiss. Göttingen 1888. 202. Grundriß der physikalischen Kristallographie. Leipzig 1896. p. 306—307. — LieBiscH erwähnt ein von R. Furss 1885 angefertigtes Immers’ons- system mit der numerischen Apertur 1,47. -H. Rosengusch und E. A. Würrme, Mikroskopische Physiographie etc. I. 1. 208-209. Stuttgart 1904. — Mitteilung über eine von VoIsT und HocHseEsang gelieferte, von R. WınkEen konstruierte Mono- bromnaphthalin-Immersion mit der numerischen Apertur 1,52. ar Bemerkung. 1. und 3. beziehen sich auf dasselbe System von ABBE- Zeiss, numerische Apertur 1,60; 2. und 4. auf das System von R. WINKEL. numerische Apertur 1,52. Die Immersionen von Furss und WiIxkEL sind bestimmt für konoskopische Beobachtungen, diejenige von Zeiss für Auflösung feinster Strukturen bei gewöhnlicher mikroskopischer Beob- achtung. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. 1 2 A: Ehringhaus, Beobachtung von Interferenzerscheinungen - Die «-Monobromnaphthalin-Immersion von R. Winker mit der numerischen Apertur 1,52 besitzt in ihrer neueren Ausführung! eine verhältnismäßig gute sphärische und chro- matische Korrektion. Sie kann deshalb bei nicht zu fein- körnigen Dünnschliffen auch zur Aufsuchung und Einstellung eines bestimmten Minerales im parallelen Licht dienen. Der etwas umständliche Wechsel zwischen Trockensystem und Immersion kann also zum Teil vermieden und die Beobachtung dadurch wesentlich vereinfacht werden. Bei der gewöhnlichen mikroskopischen Beobachtung kann ein Immersionssystem mit hoher .numerischer Apertur auch dann mit Vorteil angewandt werden, wenn das Objekt mit Büscheln von. geringerer: als der maximalen Apertur der Immersion beleuchtet wird. Die Beobachtung des ganzen im konvergenten polarisierten Licht bei der Apertur 1,52 übersehbaren Interferenzbildes erfordert aber unbedingt, daß beleuchtende Strahlen bis mindestens zu dieser Apertur vorhanden sind. fer bisher zu der Immersion gelieferte Kondensor ging nun in seiner numerischen Apertur nicht über 1,40 hinaus. Da Angaben über einen Kondensor von ‚höherer Apertur in der Wınker’schen Werkstätte nicht aufzufinden waren, so war eine Neukonstruktion nötig. Diese wurde nach Rechnungen des Verfassers vor kurzem aus- geführt. | Der neue, aus drei Linsen aufgebaute Monobromnaph- thalin-Kondensor besitzt die numerische Apertur 1,55. Seine Frontlinse besteht aus einem verhältnismäßig recht farblosen Flintglase, das in seinem Brechungsexponenten ganz nahe mit dem des Monobromnaphthalins von rund 1,66 überein- stimmt. Die Äquivalentbrennweite des Beleuchtungssystemes beträgt etwa 5 mm in Luft, entsprechend einem Betrage von 8,5 mm in Monobromnaphthalin. Bei Anwendung eines 20 mm- AHrEns-Prismas wird die Austrittspupille des Kondensors hin- reichend mit Licht erfüllt. Soll die volle Apertur 1,55 zur Geltung kommen, so müssen besondere starkbrechende Objekt- träger benutzt werden. Untersucht man fertige Kristall- präparate, welche mit Canadabalsam auf gewöhnliche Objekt- träger aufgeklebt sind, so erreicht man eine numerische 2 Diese geht zurück auf eine Anregung von Herrn E: A. WÜürrınG in Heidelberg. an Kristallplatten im konvergeuten polarisierten Licht etec. 3 Apertur von gut 1,50. Die günstigste Dicke der Objektträger beträgt 0,8—0,9 mm, wenn als Untersuchungsobjekte dünne Kristallplatten bis zu 0,5 mm etwa vorliegen. Bei dickeren - Platten müssen die Objektträger entsprechend dünner gewählt werden. Bezeichnen wir den mittleren. Brechungsexponenten einer Kristallplatte mit b, den halben wahren Winkel zwischen den optischen Achsen mit « und die numerische Apertur "des Beobachtungssystemes mit A, so lautet die Bedingung dafür, daß die Spuren der optischen Achsen gleichzeitig im Gesichts- felde des Systemes erscheinen, bsin«e SA. In seinem Grundriß gibt Liesısch! zwei Tabellen von Kri- stallen. In der ersten ist das obige Produkt immer kleiner als 1, in der zweiten liegt es zwischen. 1 und 1,20. .In Trockensystemen kann man nur die optischen Achsen von Kristallen übersehen, bei welchen das Produkt b.sin« kleiner als 1 bezw. 0,95 ist. Bei den Beispielen der zweiten Tabelle von Lissısch werden die optischen Achsen sichtbar in den . bekannten Nörrenbergsystemen der Konoskope nach NÖRREN- BERG und nach Des CLoizsaux, wenn man als Immersions- Hlüssigkeit Wasser oder ein ee Öl wie Olivenöl anwendet. Die Apertur mehrerer dieser Systeme fand ich zu.1.20 bis 12 An einer Schwefelplatte senkrecht zur spitzen Bisektrix mit A — 1,20 tauchen die Spuren der op- tischen Achsen in den EEE men eben am Rande des Gesichtsfeldes auf. Es folgt hier eine weitere Tabelle von Kristallplatten, bei denen das kritische Produkt zwischen 1,3 und 1,55 liegt. - Die Tabelle enthält nur Piatten senkrecht zur aanaten Bisektrix. | plasken | st. Bis... Dina Dong: 3 bsin« Teekaglz e 1280 33° 1,31 Topas vom Schneckenstem . . . 1,618 ul 1,38 born. lc h40 .lolae 7 21542 rosa a. ie 136 19 1,46 EKaltummibrate re... near dadl 172 48 le Bass Se an, 143.15 1,55... 19. Liegisch, lre. pP 38T. » 1* 4 A. Ehringhaus, Beobachtung von Interferenzerscheinungen Zur objektiven Demonstration der wichtigsten Erschei- nungen, welche mit Hilfe des neuen Kondensors zu beobachten sind, wurden die Lichtbilder Taf. I aufgenommen, die u. a. auch Beispiele aus obiger Tabelle wiedergeben (vergl. Taf. I Fig. 3 u. 4). Zur Aufnahme der Interferenzerscheinungen diente folgende Anordnung. Dicht über einem großen Polarisator war ein Monobrom- naphthalin-Kondensor mit der numerischen Apertur 1,55 an- gebracht. Zum Objektivsystem wurde ein zweiter Kondensor derselben Konstruktion gewählt, der infolge eines Fehlers an seiner Fassung die etwas geringere Apertur 1,53 besitzt. Die in der hinteren Brennebene des Beobachtungssystemes entstehende Interferenzerscheinung wurde mit Hilfe zweier einfacher Brillengläser von je 8 Dioptrien auf der Mattscheibe einer Lichtbildkammer abgebildet. Das eine dieser Brillen- gläser befand sich unter, das andere über dem Analysator. Sämtliche Bilder sind zwischen gekreuzten Nicols aufgenom- men. Als Lichtquelle wurde eine Quarzglas-Quecksilberlampe benutzt, welche in kurzer Entfernung vor einem planen Be- leuchtungsspiegel aufgestellt war. Dieser Spiegel reflektierte das Licht unmittelbar in den Polarisator. Zwischen Lampe und Spiegel war außer einer doppelten Mattscheibe ein Methyl- violett-Gelatinefilter eingeschaltet, welches von dem Queck- silberlicht nur den blauen und violetten Anteil durchläßt. Die bei kurzen Belichtungszeiten von etwa 5 Sekunden photo- eraphisch hauptsächlich wirksame Wellenlänge ist aus früheren Versuchen zu 435.9 uu (blaue Hg-Linie) bestimmt worden. Da selbst bei bestkörrigierten Apochromat-Objektiven eine recht merkliche Krümmung der Bildfläche vorhanden ist, so macht sich ein solcher Fehler bei einem Kondensor von höherer Apertur natürlich umsomehr geltend. Diese Krüm- mung der Bildfläche, die bei konoskopischem Strahlengange mit der Krümmung der Brennfläche identisch ist, verhindert, daß Rand und Mitte des Gesichtsfeldes gleichzeitig auf. der Mattscheibe scharf erscheinen. In Luft (A = 1) ist dieser Schärfenunterschied kaum auffällig, wenn auch nicht ganz unmerklich. In Monobromnaphthalin (A = 1,53) tritt er aber . stark hervor, besonders dann, wenn es sich um die Abbildung von engen Interferenzkurven handelt. Es bleibt in diesem L. Hezner. Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 13 N Molekular- prozente SItositzel)..... . 3980, Si 0, (gebunden) . 20,60 Sue | 66,90 Bo un... 0,46 RD ec... 12,36 8,03 125, (Ol, 2 ee | Be 0 Vlm OB Fee ey ı 12,43 NEO. en: 1,90 3,13 WE ei 2560 3.06 Na. ee .0,19 0,14 1%, Di a ee 0,02 BE Or, be1 1000 1.2 22.002220 ,0,10 = RO sebunden. ... ....... 0,20 — BO ler... 0:68 — NOS ar. 0,02 — (SEE Sr A a en — 99,96 100.00 ‘Spez. Gew. 3,42. I. Gondit von Wagora. Molekularprozente DIue ee... 2... 0.028,30. Dur 0..2...084 22:08 Mi. .....088 6,19 Bone au 1,71 DB, 0. om mo 001586 14.26 eo nn... 50.80 1,32 een 6.30 Do .....008 0.06 wo eo 0.19 Fo dor )...2....009 = Erooon..... 082 2 wen. 0 = 100,16 100,00 Spez. Gew. 3,43. ill. Braunitführender Rhodonit-Spessartinfels der Gondit- serie von Dewi, Chindwära-Distrikt. Molekularprozente SD), a ee! 48,50 1 OS > — RE en... And 1,61 Me) nr el 2,31 MOL. 0.0042 93 39,18 MOON re... 7 1,06 1,73 AO ar ee ee 8. 76 6,67 Nas O0 une a. .. RS a ee Ei = HAOEHIOSF Re. 2 2.220,06 — HRO2IOLT 1.2. 2. 2%. .,0,32 >= 100,14 100,00 Spez. Gew. 3,65. 14 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. Aus der Analyse bereehneter Mineralbestand: 345 MnSiQ, | 67 CaSiO, | ee 23 FeSiO, Rhodonit #52 No "IT MgSiQo, | | nn 11 Mn,Al,Si,O,, Spessartin, 2 Mn,0, " Braunit. Die Berechnung des Mineralbestandes kann nur Annäherungs- wert beanspruchen, denn es ist sehr wohl möglich, ja wahrschein- lich, daß ein kleiner Teil der zweiwertigen Metalle in den Granat zu versetzen wäre, ein kleiner Teil des Eisens sich im Braunit befände. Trotzdem wird sicher bleiben, daß in unserem Falle im Manganmeta- silikat die Beimengung von CaSi 0, eine größere ist, als die von Fe- und Ms-Metasilikat. Eine Trennung von zwei- und dreiwertigem Mangan wurde hier, wie in einigen weiteren Analysen, nicht durch- geführt; der Mn, O,-Gehalt für den Braunit ist berechnet. Wie die Löslichkeitsverhältnisse der Granatmoleküle für den Spessartin liegen, ist von noch größerem Interesse. Bekanntlich glaubt BoEKE! infolge einer statistischen Bearbeitung der iso- morphen Mischungsmöglichkeiten der verschiedenen Granatmole- küle annehmen zu dürfen, daß Mangantengranat und Eisenton- granat eine unbegrenzte Mischungsreihe besitzen, während die Löslichkeit von Mn, Al, Si;, OÖ}, In den Kalkgranaten, und umge- kehrt, nur eine sehr beschränkte sei. Die Annahme ist nach BoEKE selbst nur eine vorläulige wegen der geringen Anzahl von Analysen manganhaltiger Granaten und „weil die synthetische Gleichgewichts- untersuchung immer das letzte Wort reden wird“. WEINSCHENK dagegen vertritt die Ansicht, dab Mangangranat dem Kalkgranat am nächsten steht. ns en Da unser Gondit praktisch fast nur aus Spessartin und Quarz besteht, läßt sich die Zusammensetzung des Granates sehr leicht aus der Gesteinsanalyse berechnen. Sie ist die folgende: 475 Mn,(AlFe),Si,0,, . 210 Ca, (Al Fe), Si, 0, : | Es liegt also viel mehr Kalkgranat, 43 Mg,(AlFe),Si,0,, | als Fe- oder Mg-Granat vor. 30 Fe, (AlFe), Si, O,, ' H. E. Borke, Die Granatgruppe. Eine statistische Untersuchung. GrorH’s Zeitschrift. 53. 1914. | ® E. WEINSCHENK, Beiträge zur nn der rang SLUDD®. aD Zeitschrift. 25. 1896. | | | | | | 1} I) || | ' treten sind. L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 15 Die folgende direkte Analyse eines Spessartins aus Gondit ergibt etwas andere Daten. IV. Aualyse: SEOR 41,0, ker. 15,0, MuO.. MPXO.:... 020 - (FERMOR, |. c.) 35.31 8,19 8,52 9,67 30,81 2 44 a 100,00 Ks ist sofort ersichtlich, daß in diesem Granat das Almandin- S1.0,. . Al,0, Fe0 . MnO. MsO. 0a0- . V. 37,73 21,26 9,94 24,48 3,48 3,11 100,00 | molekül fast ganz fehlt, Kalkgranat und Pyrop nur schwach ver- Der aus der bei FERMOR angegebenen Gondit- analyse und von ihm berechnete Granat hat die folgende chemische Zusammensetzung: Hier ist entschieden amı wenigsten Kalktongranat, am meisten Eisentongranat im Spessartin gelöst. — Auf eine sehr weitgehende ‚ Mischbarkeit zwischen Andradit und Mangangranat deutet die Analyse ds Spandits von Garbhäm hin (Feruor, |. c.), ‚ der einem Gestein der Koduritserie entnommen ist, während hier SU, 15.0, Re, 0, :FeO . MnO. MeO. Cad. Ba0 . v1. ‚Mg- und Fe-haltige Moleküle sehr zurücktreten. 35,78 6,52 21,28 2,49 16,46 2,05 15,29 0,18 100,00 16 L’Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. Ein anderer, aus Kodurit berechneter Spandit von Kota- | karra zeigt Grossular und Spessartin in ungefähr gleicher Menge, | daneben ziemlich viel Almandin und sehr wenig Pyrop: | NEUE Ssr0,; >... 2er. Saudd AL,O, or. Sr mean eds Fe; 0,2020. 20er Feo:. 2. 7 0 er ae MnO:: 1.0.22. Ser 1 Mo@e... . : 0,23 E30:r.:: 2er 100,00. Die indischen Mangangranaten scheinen also die geringe ı Löslichkeit der Mangan- und Kalkgranaten ineinander nicht zu ) bestätigen, wohl aber sind sie einer beschränkten Mischbarkeit von | Mn, Al, Si; O,s und Mg, Al, Si, O,, nicht entgegen. | Die Analyse eines Gesteins von Kajlidongri, Ihabua. | das zu ungefähr gleichen Teilen aus Winchit, Carbonat und Mangan- erz besteht, ergab: VIM. ‚Molekularprozente SWOST 2 ee oa 34.28 re — en. tel. — ar: -- AO. ee lo 1,68 Bed... reis 4,18 Mn O0 +2. Ks 4,46 Mn, 0, 20 2. 2.22.02 2024.28 = 32/56 MO... ed 15,08 B0O2. NET rel 24,66 Na,0:2 2. 2 es es 2,78 K,OlL ee ln 0.32: ee en H,0:.(110° 92 22.22 2.022 — H,O (140%). 22 2 7252 — Eee ee 3 100,77 100,00 Spez. Gew. 3,13. - Bei FERMOR (l. c.) ist auch eine durch T. R. Bryr# aus- geführte Analyse der blaugrauen Hornblende „Wincehit“ ge- | geben: L. Hezuer, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 7 IX. SO, 55,64 AL,O, 1,08 el Eee Re) NO ee ei 20 ONGZ MgO. 22,09 Ca0 . 7,64 Na,0... 2,89 Reber... 0,98 H,0 (b. 110°) .. 0,14 Glühverlust . 2,3 100, 53 Endlich wurde noch ein Piemontitcarbonateestein von Parsioni, Nagpur-Distrikt, der Analyse mit folgendem Resultat unterworfen: x. Molekularprozente Si0, 14,06 \ ! NO, 0,13 J 2 2,0. n. best. — eo, 33,16 — 21,0: 1,21 1.02 MeV: 1,51 1,82 in 3,14 MgO 0,74 1,60 a0. 46,17 71,18 N2,0. 0,21 0,30 K,0 0,58 0,54 H,O os. 0,06 = H,O (110° +) 0.43 — 100,84 100.00 - Spez. Gew. 2,74. Im Anschluß daran erwähnen wir- auch noch die vorliegenden Analysen der Braunite (FERMOR, ]. c.), siehe Tabelle p. 18. 4. Klassifikation. ‘ Wenn man die hier gegebenen Gesteinsanalysen überblickt, das Augenmerk darauf gerichtet, ob sie sich in irgend eine der festgeleeten Gruppen! metamorpher Gesteine einreihen lassen oder ob ein ganz abweichender und eigenartiger Chemismus dies *.U. GRUBENMANN, Die 2. Aufl. Berlin. 1910. >) N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. - kristallinen Schiefer. 18 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. | XI. Garividi | XII. Kächarwähi | XTIT. Käjlidrongi Hey: | } = Gew.-% Mol-% 7 Mol.-% |Gew.-% | Mol.-%, f ! | Si0,. - - 2 | 8,35% | 1352 |) 860. 00%55 | 10,26 14,82 10,02 | 006 = 270.030) Ma = A,0,:-.. 2. 11.090086 | 04 Vor 09 Fe,0, .. ...|.1414 0863 | 550, spale 15 02 Be0.:: 722 223; = — ol | FR MnO. .*..... .| 86,72 | 50,52 | 41,85. | ost | 3098 | 16,34 Mn,0, . ..: .. „|. 37,06 | 22,93 || 40,23) 23/989 10,93 | 2995 MO... ... | 056 )..1,87 | 038 | oo as 9% a0. 27 2, 22.1.2008 1,70.| 1,13 | 252 ae BaO.: 0,56 en 0,09 | 6,00 Na, 0 = | 021. 033 | os os | z K0r.... .2.:1.2018 120441 06 0 a a 010 = ia H,0:(110°+). .| : 0,25 0,38 — | — -- B.052. 0:21 0,07 = 0,08 _ >= = Ca0 28.2. 32 .1:2005 en Ver = = CO | 20.08 — a oe | ne See r00 | 0 ee Summe . . 100,05 100,00 | 99,85 — 100,63 | 100,00 Spez. Gew. ......| 479, 1 24009 — 4.70 = Analytiker: J. u. H. S. PaTrinson I R.-BoveH unmöglich macht, so findet man, daß für einen Teil der Gesteine |, das erstere, für die Mehrzahl aber das letztere zutreffend ist. Die Analyse des piemontitführenden kristallinen Kalkes (X) ent- hält nichts, was einer Einordnung in die Marmorgruppe mit Über- gangscharakter in die Kalksilikatgruppe entgegen wäre. Der Ge- halt an Mn © ist nicht beträchtlich im Verhältnis zu CaO. Ähn- |ı liches gilt wohl für Quarzite mit Mn-haltigen Komponenten. Es |, fehlen dafür zwar Analysen, aber Handstücke und Schliffe machen | es zweilellos, daß der Quarz hier alle anderen Gemengteile so weit überwiegt, daß sie neben ihm keine wesentliche Rolle spielen. Anders liegen die Verhältnisse für die Gondite (I, Il), den Rhodonitspessartinfels (III) und auch für das Winchit-Braunit- | Carbonatgestein (VIII). In den beiden ersteren Gesteinsarten sind | Mangansilikate ganz wesentliche, im Rhodonitspessartinfels fast |: die einzigen Komponenten. Im letzteren Gestein wird neben einem | manganführenden Silikat und Caleiumearbonat das Manganoxyd |. L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 19 Braunit Hauptgemengteil. Chemisch drückt sich dies in einer Höhe des Mangangehaltes aus, der eine Berücksichtigung als klassilika- torische Komponente verlangt. Bei den Mangansilikatgesteinen findet aber eine ganz deutliche Analogie mit der Gruppe der Kalk- silikatgesteine statt. An Stelle des Ca O tritt bei ihr-als herrschende Substanz das Mn O; wie dort kann die Menge der übrigen Oxyde stark wechseln, wie dort ist die Varlationsbreite in bezug auf den Sı O,-Gehalt eine recht große und wie dort kann als zweite salz- bildende Säure das CO, in nicht unbeträchtlicher Menge eintreten. Daraus ergeben sich dann wie dort Übergänge in die Quarzitgruppe und in eine carbonatische Gruppe. In bezug auf die letztere sind die Verhältnisse hier komplizierter als bei den Gruppen mit Kalk- vormacht. Mangancarbonat kann in beträchtlicher Menge Calcium- carbonat lösen. Die Löslichkeitsgrenzen sind wohl experimentell nicht festgestellt, doch geben neuere Analysen ! bis 18,95 % Ca O in Manganspat an, entsprechend 33,39 % CaC O,. Bei Gegenwart von OÖ ist bei solchem Chemismus Manganspat nicht beständig; es treten Calciumcarbonat und ein Manganoxyd an seine Stelle, ganz analog, wie auch durch Oxydation Eisencarbonat in Eisen- oxyd übergeführt wird. Demgemäß sind also von der Mangan- silikatgruppe Übergänge zu erwarten nicht nur in ein immer reineres Rhodochrositgestein, sondern auch in Gesteine, welche aus Galeit, Manganerz, + Mangansilikat bestehen, und schließlich in reine Manganoxydgesteine? Diese Gesteinsarten sind ‚durch das Winchit-Bräunit-Calcitgestein, Analyse No. VIII, und durch die Braunitfelse (No. XI, XII, XIIT) vertreten. Als klassifikatorische Prinzipien für die metamorphen Ge- steine gelten seit der Publikation „Der kristallinen Schiefer“ von U. GRUBENMANN die chemische Variationsbreite und die Sonde- rung korrelater Formen. Die erstere gibt den stofflichen Bereich an, innerhalb welchem bestimmte Arten metamorpher Gesteine sich noch bilden (Abgrenzung der Gruppe und Familie); die letztere beruht hauptsächlich auf den Intervallen von Temperatur und " C. DosLTER, Handbuch der Mineralchemie. 1912. ?2 Übergänge in eine manganoxydische Gruppe und Manganoxyd- gesteine können auch durch einen Überschuß an Mangan über die zur Bindung zur Verfügung stehende Kieselsäuremenge oder durch partielle oder vollständige Zersetzung der Mangansilikate entstehen. Beide Fälle kommen nach’ FERMoR in Indien vor. 20 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. Druck, innerhalb welcher Gesteine von gleichem Chemismus, aber verschiedenem Mineralbestand einander ersetzen (Abgrenzung der Ordnung). Um für die hier einschlägigen Fragen einen ersten Überblick zu erhalten, betrachten wir die zwei einfachen Systeme Mn.0—8i. 0, € 0, und Mn 0- Si 0, ©. C0, _(d) 0 Gebiet 1 (d) (k) (e) (n) (m) (aı Gebiet IT: (k) (g) (f) (o) (n) (e) Gebiet III: (g)(f) (0) (e) Die vorstehende Figur zeigt die beiden Konzentrationsdrei- ecke (in molekularen Prozenten), die mit der gemeinsamen Kante aneinandergelegt sind. Die wichtigsten als Mineralien überhaupt auftretenden festen Phasen sind erfahrungsgemäß: Ä Mn CO, (Rhodochrosit), Mn SiO, (Rhodonit), 3:0, (Quarz), | Mn; Si O, (Tephroit), Mn, O, (Braunit), Mn O (Manganosit), Mn O, (Polianit oder Pyrolusit), Mn; O, (Hausmannit). | Verbindet man in jedem Dreieck die darstellenden Punkte der Phasenzusammensetzungen auf alle möglichen Arten mitein- L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 2 ander, so werden die Figuren in Dreiecke zerlegt. Jedem Dreieck entspricht eine Dreiphasenkombination. Es wird sich nun fragen, welche von diesen rechnerisch möglichen Kombinationen in irgend- einem Temperatur-Druckintervall stabile Gebilde darstellen und (davon zunächst unabhängig) weicher Art die Phasenkombinationen sind, die man in möglichst gleich einfachen Systemen in der Natur vorlindet !. MnCO, zeigt eine außerordentlich niedrige Dissoziations- temperatur (zwischen 300° und 400° bei 1 Atmosphäre Druck). Die Umsetzung findet bei Sauerstolfmangel wohl nach dein ein- fachen Schema: MnC0, <> Mn0 +C0, statt. Bei höheren Temperaturen wären dann Mn OÖ + Ü O, beständig, bei niedrigen Temperaturen ließen sich MnCO, oder MnCO, + CO, oder MnCO, + MnO erwarten. - Über die weiteren stabilen Komplexe sind durch chemisch- experimentelle Untersuchungen bis jetzt nur sehr wenige Anhalts- punkte gegeben. Folgende Überlegungen gestatten hingegen mit einiger Wahrscheimlichkeit eine Beurteilung der Kombinations- möglichkeiten in Abhängigkeit von der Temperatur. Eine Vierphasenreaktion liegt vermutlich in Mn CO, + SiO, < > MnSi0, + 00, vor. Nach ihr muß man in Gebieten niedriger Temperatur (und höheren Druckes) die Dreiphasenkombinationen MnCO, SiO, MnSiO, | MnC0,, SiO,, CO, erwarten. Bei höherer Temperatur treten an ihre Stelle: MnSi0,,; SiO, Co, | ‚MnSiQ,. MnC0,, CO, Eine allfällige Reaktion Mn60, + MnSi0, < > Mn,8i0, +00, würde nach rechts hin wohl ebenfalls unter Wärmezufuhr verlaufen. + P. Nıeeuı, Berichte Math.-phys. Klasse K. sächs. Gesellsch. Wiss. 67. 224. 1915. | 29 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. Aus der Schmelze von Mn OÖ und Si O, erhält man als stabile Kombinationen: | MnO—Mn,SiO, Mn, SIO,—MnSi0, ?Mn Si 0,—Si0, Die linken Seiten der folgenden rein rechnerischen Beziehungen sind daher bei hoher Temperatur nicht zu erwarten: MnO + MnSi0, = Mn,Si0, Mn, SiO, +Si0, —= 2MnSiO, Mn O0 7 Si0, —= MnSiO, 2Mn0 ;'+8310, 7 Mn,s10®, Derartige Kombinationen können aber, sofern SIiO, und Manganoxyde Ausgangssubstanzen sind, sei es auch nur infolge geringer Reaktionsgeschwindigkeit, bei tiefen Temperaturen wohl relativ haltbar sein. Die Bildung verschiedener Manganoxyde scheint wesentlich eine Frage des Sauerstofizutritts und der Reaktionsgeschwindigkeit zu sein. Alle Oxyde gehen durch starkes Glühen an der Luft in Mn, 0, oder in ähnliche Gemische über. Das Glühprodukt enthält erfahrungsgemäß mehr Mn O0, bei niedriger Temperatur, mehr Mn, OÖ, bei reichlichem Sauerstoffzutritt und starkem Glühen an der Luft. So mag die Hauptreaktion: 2MnO +0 <—>- Nn,0, sein. | Mn O ist nur bei relativ tiefer Temperatur oder mangelhaitem Sauerstoffzutritt zu erwarten. Alle Temperaturangaben (höher, tiefer) sind nur relativ und beziehen sich nicht aufeinander, sondern bloß auf das jeweilen betrachtete Beispiel. Teilen wir nun das Diagramm 1, ohne Berücksichtigung der Gasphasen, in bezug auf die Zusammensetzung in die Gebiete: I. dkenma = vorwiegend Mangancarbonat oder -oxyd, I. kgfone = mittlerer SiO,-Gehalt, vorwiegend zur Mangan- silikatbildung neigend, IT. gfoc — höherer SiO,-Gehalt bis zu Quarziten, so können wir schematisch die Überlegungen folgendermaßen zu- sammenlassen: I. Gebiet (Carbonat-Oxydgruppe). Bei tiefer Temperatur eventuell vorhandene Mineralkombinationen gehen bei erheblicher L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 23 Wärmezufuhr in der Pieilrichtung vermutlich in die rechtsstehen- den Kombinationen über: ı MnCO, —— > Manganeoxyde, MnCO,, Si0, — > MnSiO,,MnCO,, später vielleicht Mn, SiO,.Manganoxyde. Im letzteren Falle würde schließlich aus | Manganoxyde, MnSiO, > Mn,SiO, _ entstehen. | Ferner: | Manganoxyde, MnCO, —-> Höhere Manganoxyde, Manganoxyde, 30, -——> Mn,SiO, usf. Von den Manganoxyden wäre rechts Mn, OÖ, besonders zu ‚ erwarten. | Il. Gebiet (Silikat-Carbonat und Silikat-Oxydgruppe): MnCO,, SiO, ——> MnSi0,, MnCO,, eventuell MnSiO,, Mn,SiO,, Manganoxyde, SO, —> MnSiO,, Mn,SiO,, Manganoxyde, ebenso eventuelles MnO, MnSiO, | Mn,SiO,,SiO, J Bei besonderer chemischer Zusammensetzung können rechts Mn SiO, und Mn,SiO, auch für sich allein auftreten. III. Gebiet (Quarzitisches Gebiet): SiO,(MnCO,) \ -Si0,(MnC 0,)(MnSiO,) — > MnSiO,, Mn, SiO, — > Si0,, MnSiQ,, eventuell® SiO, (Manganoxyde) > SiO,, MnSiO,, höhere Manganoxyde. Bei tiefer Temperatur infolge mangelhafter Reaktion vor- handenes Gemenge von SiO, (Mn, SiO,) würde bei höherer Temperatur SiO,, Mn Si O, ergeben. Diese Gegenüberstellungen zeigen, weiches die vermutlichen Haupttendenzen sind, nach denen bei Temperaturerhöhung und Reaktionsbeschleunigung die angenommenen Ausgangssubstanzen sich umsetzen werden. Vermutliche Ungleichgewichtszustände sind für tiefere Temperaturen als möglich erachtet. Druck und Partial- druck von CO, bezw. OÖ, sind nicht berücksichtigt. Ständige C O,-Wegfuhr wirkt für die Carbonatzersetzungsreaktionen im Sinne der Temperaturerhöhung. Dem Konzentrationsgebiet 1 entsprechen zunächst: Rhodochrositfelse, | Rhodochrositielse mit Quarz oder Manganoxyden. 24 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. mit Tephroit und Rhodonit. Für derartige Gesteine könnte eine eigene Gruppe der Rhodochrositielse oder Rhodochrositmarmore| gebildet werden. Es ist aber auch möglich, die X. Gruppe GRUBEN- ) MANN’s, die der Marmore (p. 269 „Der krist. Schiefer“), durch Auf-' nahme des Mangans unter die chemischen Leitsubstanzen zu er- weitern, da als ihr Hauptmerkmal ohnehin das Vorherrschen der 4 Kohlensäure als salzbildende Säure gelten darf. Dafür spricht 1 weiter die ausgesprochene Mischbarkeit von Mangancarbonat und I Caleiumearbonat, sowie der Zerfall derartiger Mischungen bei Zutritt 4 von Sauerstoif und Temperaturerhöhung in Galeitmarmor und Manganoxyd. | 1 Die Kombinationen mit vorwiegenden Manganoxyden müßten " aber eine besondere manganoxydische Gruppe bilden. ! da die Verwandtschaft sowohl mit der Gruppe der eisenoxydischen \ Gesteine als auch der Schmirgelgesteine zu gering ist. 1 Dem Ill. Gebiete gehören an: Quarzite mit Rhodochrosit (+ Rhodonit), Quarzite mit Manganoxyden, eventuell Quarzite mit Tephroit bei mangelnder Gleichgewichts- Ü einstellung, i ferner bei höheren Temperaturen: Quarzite mit Rhodonit, eventuell Quarzite mit Rhodonit und Mn; O,. Da in allen diesen Gesteinen der Quarzgehalt so beträchtlich 7 werden kann, „daß ihm gegenüber alle übrigen Posten geringfügig erscheinen“, können wenigstens die gegen den Punkt ce gelegenen | Zusammensetzungen in die VIII. Gruppe als manganhaltige i Quarzite eingereiht werden. Dem mittleren 1I. Gebiet entsprechen vorerst: Quarz-Rhodochrositgesteine, Quarz-Manganoxydgesteine, Rhodonitfelse mit Rhodochrosit (+ Quarz), Rhodonitielse mit Tephroit, fi ! U. GRUBENMANN, 1. c. p. 248. L. Hezner, Ueber ’manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 95 Tephroitielse, Rhodonitfelse, Rhodonit-Oxydgesteine, Rhodonit-Tephroit-Manganoxydgesteine, ferner aus der Nachbarschaft des III. Gebietes: Rhodonitfelse mit Quarz. (An Stelle von Rhodonit könnte ein hornblendeartiges Meta- silikat treten.) Diese Gesteine sind chemisch Al mineralogisch von so aus- gesprochener Eigenart, daß sie in eine neue Gruppe, die der Mangansilikatgesteine fallen müssen. Selbstverständ- lich muß diese Gruppe weiter gefaßt werden, als es mittels des ternären Systems Mn O, SiO,, CO, geschehen ist. Die Beschränkung auf diese 3 Stoffe hatte janur den Zweck, die Ableitung der Gruppen ‚ und ihre Verwandtschaitsbeziehungen möglichst einfach und durch- I | sichtig darzustellen. Ganz wie in der Gruppe der Kalksilikat- gesteine können auch in die Mangansilikatgesteine Al, O,, Fe, O,, FeO, MgO usw. in wechselnder Menge eintreten; nur ist hier ‘Mn © der den Hauptmineralbestand bestimmende Stoff wie dort ‚das Ca0. Dies entspricht auch durchaus den natürlichen Ver- hältnissen, denn Gesteine, welche nur aus reinem Mangansilikat, Mangancarbonat und Quarz bestehen, sind auch in der Gonditserie Hazurseua in der Minderheit. Selbstverständlich ist auch nicht | zu erwarten, daß alle als oft wahrscheinlich abgeleiteten Kombi- ‘nationen nun wirklich an einer Stelle angetroffen werden. So ‚fehlen z. B. bei den indischen Mangangesteinen alle Kombinationen ı mit Tephroit. Die Bildung der Rhodonit-Rhodochrositielse + Quarz ‚und vielleicht auch der Rhodonit-Quarzfelse (+ C0O,) kann tat- sächlich nach der Umwandlungsgleichung SiO, + MnC 0, <= > ‚Mn 810, + CO, verlaufen sein. Für die Bildung der rein sili- katischen Mn-Gesteine nimmt FERMOR eine innere Wechselwirkung ‚zwischen manganoxydischen und kieseligen Sedimenten an. Es ist aber auch eine Reaktion zwischen Si O, und manganbeladenen Exhalationen im pneumatolytischen Kontakt vorstellbar. — Tritt Ir » zu MnO und Si0, noch Al,O,, so muß nach der Phasenregel infolge des Hinzukommens einer neuen Komponente ein weiteres Mineral bestandfähig werden. Es ist dies in unserem Falle, der 'Spessartin. Dieser wird auf Kosten des Rhodonits zustande kom- Ten, denn ein Teil des Mangans und des Si OÖ, werden nun mit 2% 26 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. je Al, O, verbunden. Statt Rhodonit bildet sich also dann Spessartin ' ‚nach der Gleichung: | 3Mn8SiO, + AL,O, = Mn, Al, Si, O,>- Ist die Tonerdemenge nicht sehr beträchtlich, so ergeben sich ' so die Rhodonitgondite, ist sie dagegen groß, so wird aller Rhodonit verbraucht, das Gestein wird ein gewöhnlicher Gondit (Spessartin + Quarz + wenig Manganerz). Bei großem Überschuß an Quarz resultieren die Spessartinquarzite. ei Ist im Ausgangsmaterial Alkali vorhanden (hier meist K,O), so ist die neue Phase im indischen Vorkommnis ein Kalifeldspat. Dieser wird zu seiner Bildung einen Teil der Tonerde verbrauchen, welche ' dann nicht in Spessartin eingehen kann; so entsteht statt eines Teiles des Spessartins Orthoklas oder Mikroklin, nach der Gleichung: | 38i0, + Mn, Al,8i,0,, + K,C0, = 2KAISi,O, +3Mn0O +C0,. Die entsprechenden Gesteine sind die Orthoklas und Mikroklin- | gondite. Es werden bei FERMOR auch wollastonitführende Gondite erwähnt. Diese scheinen meist feldspatfrei zu sen. Die Wolla- stonitbildung setzt das Vorhandensein von Kalk voraus; die chemi- schen Komponenten sind dann SiO, MnO, Al,O, CaO, die ! Mineralien Quarz, Spessartin, Wollastonit und Erz. An die Stelle von Wollastonit treten Pyroxen oder Hornblende oder beide, wenn auch noch M&O hinzukommt: CaSiO, + MgSiO, = CaMgSi, O,. Bei Gegenwart von P,O, ist die neue Phase Apatit; SO, und BaO verursacht Baryt bildung, Eisenoxyd ruft Magnetitbil- dung hervor. Es werden in der Tat Apatit, Baryt-Magnetitgondite ' angegeben. Für die piemontithaltigen Gondite wird H,O die er- forderliche chemische Komponente sein. Die wollastonitführenden Gondite haben meist beträchtliche Mengen Caleit, so daß sie in | kristalline Kalksteine übergehen. Allgemein scheint sich in ge- | mischten Carbonatgesteinen bei der Metamorphose das Mangan | leichter als Silikat zu binden als der Kalk, ganz analog, wie sich | bei der kontaktlichen Umwandlung von Dolomiten die Magnesia | mit SiO, zu Magnesiumsilikaten vereinigt, während der Kalk an Kohlensäure gebunden bleibt. Beispiele dafür sind die Piemontit- marmore und die Winchit-Caleitgesteine. Der für das Gesamtvorkommnis der stärker metamorphen | Gesteine des indischen Vorkommnisses charakteristische Mineral- L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. 27 bestand: sauerstolireiche Manganerze, Rhodonit, Spessartin (Pie- montit), Winchit, Manganglimmer, Feldspat, Augite und Amphibole, Wollastonit neben Caleit, Rhodochrosit, ergibt eine Zuordnung der Gesteine dieser Lokalität teils zur Meso-, teils zur Kata- zone!. Bereits sind stellenweise diejenigen Mineralkombinationen vorhanden, die wir bei Einwirkung höherer Temperatur erwarten würden; anderorts aber, offenbar unter dem Einfluß schwächerer metamorphosierender Kräfte, sind Kombinationen zu erkennen, denen wohl keine große Haltbarkeit bei hohen Temperaturen zu- kommt. Das Zusammenvorkommen von Caleit und Wollastonit, Amphibol und Pyroxen ergibt einige Anhaltspunkte. Das Fehlen von Manganosit und Tephroit ist charakteristisch für diese Lagerstätte. | . Es istnun von Interesse, zu untersuchen, ob an anderen Orten Gesteine mit gleichen oder verschiedenen Mineralbeständen ge- bildet wurden und in welcher systematischen Beziehung sie zuein- ander stehen. Vor allem zu erwähnen ist das von F. Kossmar und €. v. JoHN? beschriebene Vorkommnis von Macskomezö in Ungarn. Es befindet sich in der Glimmerschieferregion. Leitende Manganmineralien sind besonders: Knebelit, Danne- morit (Manganhornblende), Spessartin, Rhodochro- sit Manganmagnetit. Charakteristisch ist der hohe Eisengehalt, der zur Bildung von Knebelit, Dannemorit und Mangan- magnetit Anlaß gab. Orthosilikat bildete sich in diesem Falle wohl wegen Mangel an Quarz in den manganreichen Gesteinsvarietäten. Die. Gesteine scheinen der Beschreibung nach den Charakter der Mesozone zu besitzen. Rhodonit tritt übrigens auch auf. In der Manganerzlagerstätte von Längban? (Wermland) finden sich außer den schon erwähnten Mangansilikaten reiner Tephroit, Schefferit und Manganvesuvian. Pyrophanit, Hausmannit und Manganosit sind ebenfalls vorhanden. Das Vorkommen ist an Dolomit gebunden und besitzt mehr den Charakter der Erzlager- stätte, als den einer Gesteinsfolge. In den Lagerstätten von Frank- lin. Furnace und Stirling Hill® (New Jersey) hatte der Zink- reichtum die Ausbildung besonderer Mineraltypen (Jeffersonit, 1 U. GRUBENMANN, Die kristallinen Schiefer. Berlin 1910. 2 F. Kossmar und C. v. Joun, Zeitschr. f. prakt. Geol. 1905. 305. 3 BEYSCHLAG, Krusch, Vogt, Erzlagerstätten. I. 383. * P. v, GROTH, Zeitschr. f. prakt. Geol. 1894. 20. 28 L. Hezner, Ueber manganreiche kristalline Schiefer Indiens. Willemit, Franklinit, Röpperit) zur Folge. Gebunden ist diese | Erzlagerstätte an Marmor. Richtige manganreiche Gesteinstypen | finden sich in manchen Piemontitschiefern, von denen die aus | Japan am meisten charakteristisch sind. Sind beieinigen von diesen (und auch anderen bekannt gewordenen) Vorkommnissen Bedenken | vorhanden, ob die entstandenen Mineralkombinationen unter den ° üblichen Begriff „metamorphes Gestein“ fallen, so ist doch kein Zweifel, daß die indischen Vorkommnisse dazu gerechnet werden müssen. Für die Systematik der metamorphen Gesteine ergeben sich also aus der Entdeckung und Untersuchung der indischen Mangangesteine zwei neue Gruppen, die der Mangansilikat- sesteinme, welche sich nach allen ihren chemischen, minera- logischen und genetischen Verhältnissen ungezwungen der Gruppe der Kalksilikatgesteine anschließt, und eine Manganoxyd- gruppe, welche am besten der Gruppe der Eisenoxydgesteine folgen wird. Außerdem sind die Gruppen der Marmore und der Quarzite durch neue und interessante Gesteinstypen bereichert worden. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß die Möglichkeit besteht, es möchten einmal in größerem Umfang silikatische und . earbonatische Gesteine gefunden werden, deren leitendes Element das Eisen wäre. In der Klassifikation der kristal- linen Schiefer von U. GRUBENMANN konnte schon eine eisenoxydische Gruppe ihren Platz finden. Von Eisensilikatgesteinen sind ein- zelne Grüneritgesteine bekannt; das Eisencarbonat verhält sich physikalisch und chemisch ganz analog dem Mangancarbonat; die Gruppierung auf Grund der Felderteilung müßte wohl ungefähr der der Mangangesteine entsprechen; es könnte so eine neue Eisensilikatgruppe eingeführt werden, mit Übergängen in die carbonatische und in die quarzitische Gruppe. Hämatit- quarzite werden ja von mehreren Lokalitäten angegeben; Eisen- erz führende kristalline Kalke dürften ebenfalls nicht selten sein. Die von F. KossmAatT und C. v. JoHN beschriebenen Gesteins- varietäten wären dann Übergangsglieder der Eisensilikat- und Mangansilikatgruppe. Zürich, Min.-petr. Inst. der Eidg. Techn. Hochschule, Juli 1916. Allgemeines. u KR Mineralogie. Allgemeines. Berwerth, Friedrich: Ernst Lupwiıe zum Gedächtnis. (Mitteilungen d. Wiener Mineral. Ges. No. 77. 1916. 1—17.) Brauns, R.: Mineralogie. 5. Auflage. 1918. Sammlung Göschen. Weisbach, Albin: Tabellen zur Bestimmung der Mineralien mittels äußerer Kennzeichen. Zehnte, verbesserte und ergänzte Auflage, be- arbeitet von Dr. FRIEDRICH KoLBEck. Leipzig, Arthur Felix, 1917. Johnsen, A.: Zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von PauL v. GROTH. I. Grort#’s wissenschaftliche Tätigkeit. II. Morphotropie und Topo- tropie. (Die Naturwissenschaften. 1918. Heft 33.) . Robert Strohecker: Beiträge zur Kenntnis der wässe- rigen Lösungen der Kohlensäure. Inaug.-Diss. Marburg. 44 p. Mit 9 Textfig. Die Kohlensäure ist ein geologisch so wichtiges Agens, daß es wohl angezeigt ist, auf die vorliegende Arbeit in Kürze hinzuweisen. Verf. hatte sich die Aufgabe gestellt, die langsame Neutralisation der Kohlen- säure in wässeriger Lösung durch Basen zu untersuchen und weiterhin die Verwendung dieser Erscheinung zur Ermittlung der Konstitution von wässerigen Kohlensäurelösungen. Ein Hauptergebnis ist der Beweis, daß die Kohlensäure keine so schwache Säure ist, wie man gewöhnlich anzu- nehmen pflegt, da ihr eine weit größere Dissoziationskonstante zukommt. als bisher angegeben worden war. Die Säurekonstante wurde bestimmt: k— 44.10”°. Dies steht dann im Einklang mit der Vorstellung über die Konstitution der Kohlensäure, wonach sie eine Oxyameisensäure ist. Max Bauer. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. & I Mineralogie. F. Kirchhof: Beziehungen zwischen Farbe und Dis- persitätsgrad. (Koll.-Zeitschr. 22. 1918. 98—102.) Betrachtungen über die Änderungen der äußeren Farbenerscheinungen an kolloidalen Metall- oder Metalloid-Hydrosolen, bei Hydrolyse der Schwer- metallsalze sowie beim Wechsel der Ionenladungen. Die Erscheinung, daß auch Mineralien, z. B. Korunde, bei Bestrahlung mit Radiumpräparaten ihre Farbe ändern, ist sehr wahrscheinlich mit einer Änderung des Dispersitätsgrades kolloider „färbender“ Teilchen in Zusammenhang zu bringen. [Siehe dazu die Ausführungen von C. DoOFLTER, Die Farben der Mineralien. Braunschweig 1915. 16--21. u. 93, 94; ferner sind hierher- gehörig eine Anzahl von Mitteilungen von R. Lorenz und seinen Schülern . über die Metallnebelphänomene; experimentelle Untersuchungen zur Lösung ; der Frage sind in Vorbereitung. Verf. hat, wie er selbst ausdrücklich hervorhebt, infolge seiner Behinderung im Kriegsdienste die einschlägige Literatur der letzten Jahre noch nicht kennengelernt. Ref.] W. Eitel. W. Reinders: Anisotrope kolloide Lösungen. (Koll. Zeitschr. 21. 1917. 161—165.) Nach den Untersuchungen vön H. FrEuxDLICH und H. DIESSELHORST über die kolloidalen Lösungen des Vanadinpentoxydes sind diese durch ihre Doppelbrechungseigenschaften merkwürdig; es entsteht daher die Frage, ob amorphe Teilchen durch besondere Anordnung in der Flüssigkeit diese Anisotropien herbeiführen, oder ob kleinste Kriställchen in den dispersen Teilchen des Sols vorliegen. Es wird in der vorstehenden Mitteilung ge- zeigt, daß die Teilchen eines Vanadinpentoxydsoles geradeso wachsen - können wie kristalline Fällungen; während das frischbereitete Sol nicht anisotrop sich verhält, entstehen doch in ihm allmählich Nädelchen des Oxydes, welche ultramikroskopisch und mikroskopisch sichtbar werden. Daß in der Tat eine Kontinuität besteht zwischen kristallinen Suspensionen und kolloiden Lösungen derselben Substanzen, konnte durch eine Reihe interessanter Versuche an Fällungen von Bleijodid und Quecksilberchlorür nachgewiesen werden. W. Eitel. W. Bachmann: Über Dampfspannungsisothermen von Körpern mit Gelstruktur. (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chemie. 100. 1917. 1—76.) Die älteren Anschauungen über die Struktur der Gele sind durch die Micellartheorie von K. v. NäsELı und durch die Wabentheorie O. Bürschır's gekennzeichnet; auf Grund direkter ultramikroskopischer Untersuchungen an Gallerten von Gelatine, Agar-Agar und Kieselsäure sowie kapillar- theoretischer Erwägungen kamen aber R. Zsısmonpy und W. BAcHMANN (Zeitschr. f. anorg. Chemie. 71. 1911. 356—377; 73. 1911. 125—172) zu der Überzeugung, daß insbesondere die von BürscHLı mikroskopisch fest- || } Allgemeines, Bl gestellten Diskontinuitäten in Gelen nicht den wahren Feinbau derselben darstellen können, sondern bei weitem gröber sein müssen. Ultramikro- skopisch konnten feinkörnige Strukturbilder z. B. bei verdünnten Kiesel- säuregelen im Laufe ihrer Entstehung nachgewiesen werden, während Seifen- oder Fibringallerten eine mehr faserige Beschaffenheit erkennen ließen. Demgegenüber sind konzentrierte Gallerten durchaus amikroskopisch, so daß diese also einem äußerst feinen räumlichen Bau entsprechen müssen. Da die ultramikroskopische Methode also von einer gewissen Konzentra- tion der Gallerten ab versagen muß, hat sich das Bedürfnis nach anderen, vor allem auch mehr quantitativen Verfahren geltend gemacht, um den Zustand der gelartigen. Körper zu untersuchen. Hier hat bekanntlich J. M. van BENMELEN in seinen berühmten Arbeiten über die Bestimmung von Dampfspannungsisothermen für die Kieselsäuregele den richtigen Weg gefunden. Die bekannte Methodik van BEMMELEN’s wurde von R. Zsıc- MONDYy, W. BAcHMAnN und E. F. STEvVENSoN (Zeitschr. f. anorg. Chemie. 75. 1912. 189 —197) noch weiter durch Einführung eines besonderen Vakuum- Apparates verfeinert, in dem auch Organogele unter Ausschluß der Luft untersucht werden konnten. Die von van BENMELEN gefundenen überaus bezeichnenden Dampfspannungserscheinungen bei der Entwässerung und der Wiederwässerung des Kieselsäuregels sind bekanntlich durch das Auf- treten eines Hysteresisphänomens gekennzeichnet. Dieser merkwürdige Umstand und besonders die im Gel zu beobachtende Dampfdruckerniedrigung der Imbibitionsflüssigkeit führte R. Zsıemoxpy (s. a. Koll.-Chemie. Leipzig. 1912. p. 157 ff.) zu einer Theorie der Entwässerung der Gele, in welcher die Kapillarität in feinsten Hohlraumsystemen innerhalb derselben die entscheidende Rolle spielt. In der Tat gelingt es, die Notwendigkeit der genannten Dampfdruckerniedrigungen in solchen feinsten Strukturelementen nachzuweisen, und zugleich den Beweis zu erbringen, daß die BürschLı- ‚schen Wabenstrukturen ‘zur Herbeiführung derartiger Effekte bei weitem zu grobe Diskontinuitäten darstellen. Das optische Verhalten der Gele sowie ihre Eigenschaften als Ultrafilter liefern ebenfalls gewichtige Gründe für Zsısmonpy’s Kapillaritätstheorie; insbesondere gehören auch Experimental- untersuchungen von J. S. AnDErson (Zeitschr. f. phys. Chemie. 88. 1914. 191—228) hierher, in denen der Beweis geführt wurde, daß die Volumina verschiedener in einem Kieselsäuregele imbibierter Flüssigkeiten wie Wasser, Alkohol, Benzol, Xylol usw. bei voller Erfüllung des in diesem anzu- nehmenden Hohlraumsystems untereinander gleich sind. Eine einfache Formel zur Berechnung der in diesen Systemen vorhandenen Kapillarradien wird vom gleichen Autor gegeben. In den vorliegenden Untersuchungen zeigt W. Bachmann vor allen , Dingen, wie weit die Analogie zwischen Organogelen der Gelatine und ' den bekannten Kieselsäuregelen sich erstreckt, welche den Arbeiten von | vAN BEMMELEN gedient hatten. Die Gleichartigkeit des Verlaufes der | Dampfspannungskurv en der Gelatinegele und derjenigen der Kieselsäuregele verstattet den Rückschluß, daß beide Stoffarten einen sehr ähnlichen Fein- \ bau besitzen, und daß die ihm zugrunde liegenden räumlichen Struktur- a*r Ar Mineralogie. elemente von annähernd derselben Größenordnung sind. Namentlich sind die Umschlagsgebiete gut ausgeprägt, in denen die hier untersuchten Gele wie die Kieselsäuregallerten eine bis zum Kreidigweißwerden fortschreitende, später wieder abnehmende Trübung bei der Entfernung der Imbibitions- flüssigkeit erkennen lassen; desgleichen sind die Hysteresiserscheinungen vorzüglich ausgebildet. Bigentümlich verhalten sich jedoch gewisse Trü- bungen, die bereits ganz am Anfang der „Entleerung“ des Gels, also vor dem Umschlagspunkte, stattfinden; dieser Umstand ist aber unschwer durch mechanische Einflüsse des bei diesen Untersuchungen verwendeten gehärteten Gelatinegerüstes auf die Eigenschaften der Wandungen der kapillaren Hohlräume zu erklären. Konkave und konvexe Ausbuchtungen auf der- selben Entleerungskurve lassen auf das Vorhandensein von Hohlraum- systemen mit diskontinuierlich abnehmender Größe der Kapillarräume schließen. Bei den ‚Gelatinealkogelen ist oft ein Auseinanderfallen der Kurven für die „Entleerung“ und die „Wiederentleerung* zu bemerken, eine Erscheinung, die van BEMMELEN übrigens auch schon an Eisenoxyd- gelen gefunden hat. In mit der Imbibitionsflüssigkeit erfülltem Zustande, also nach vollendeter Durchtränkung, sind die Gele im Ultramikroskop fast optisch leer; die fortschreitende Entleerung des Gels äußert sich durch das Auftreten geringer Diskontinuitäten, welche nach dem Umschlag über- aus deutlich in die Erscheinung treten. Die ganz entleerten Gele der Gelatine zeigen gegenüber den Kieselsäuregelen wieder eine Heterogenität. von großer Feinheit. BürscaLr's Wabenstrukturen erscheinen im Vergleich zu den aus der AnDERSon’schen Formel berechneten Kapillarradien außer- ordentlich grob, meist 30—100mal größer. Es ist wohl anzunehmen, daß jene mikroskopisch auflösbaren Strukturen nichts anderes sind als mechanisch durch innere Zerreißungen entstandene „Gerinnungsstrukturen“, die keine merkliche Dampfdruckerniedrigung mehr zu verursachen imstande sind. Sehr interessant sind die weiteren Untersuchungen über die Dampf- spannungsisothermen an Kokosnußkohle, welche seit langem durch ihre aus- gezeichnete Sorptionsfähigkeit bekannt ist. Hier wurden zunächst zwei Hysteresisgebiete, also auch zwei Entleerungszyklen gefunden, die auf das Vorhandensein zweier Hohlraumsysteme mit Kapillaren verschiedener Durchmesser schließen lassen. - Besonders merkwürdig ist aber hier eine irreversible Substanzaufnahme in der Kohle bei der ersten Wässerung, die bis 84% anstieg und auch durch vielfach wiederholtes Evakuieren über konzentrierter Schwefelsäure bei 15° © nicht rückgängig gemacht werden konnte. Es ist hier jedenfalls eine Absorptionserscheinung, also eine Bil- dung fester Lösungen zu erkennen, die von der gewöhnlichen Adsorption auf der „inneren Öberfläche* und von der kapillaren Bindung durch ihre Beständigkeit zu unterscheiden ist. Künftige Untersuchungen sollen dieser - wichtigen Frage näher treten. | Mineralogisches Interesse beanspruchen besonders die Untersuchungen über den Calciumpermutit (vgl. G. WIEGNER, Journ. f. Landwirtsch. 1912. p. 130 ff.), der dem Chabasit sehr nahe steht. Die Gelnatur dieses Stoffes äußert sich in der weitgehenden Analogie zum Gel der Kieselsäure; über- Allgemeines. | -5D- dies ist das Verhalten des Permutits als Ultrafilter besonders charakte- ristisch. Die Dampfdruckisothermen mit Benzol als Imbibitionsflüssigkeit entsprechen durchaus denjenigen eines gealterten Kieselsäuregels; ein deutliches Umschlagsgebiet ist zu erkennen. Ferner wurden einige recht wichtige Untersuchungen über mineralische Kieselsäuregele angestellt, die zwar bei einer Reihe von Opalarten wohl infolge Verschlusses ihrer Poren keine Resultate zeitigten, beim Hydrophan von Hubertusburg (Sachsen) aber deutlich erkennen ließen, daß dieses Mineral ein wohlausgebildetes Hohlraumsystem besitzt. Die Entwässerungsisotherme zeigt anfangs nur geringe Dampfdruckerniedrigungen; jedenfalls ist im Hydrophan ein End- zustand der Alterung des Kieselsäuregels angetroffen, da sich seine Iso- thermen in ihrem Verlauf vorzüglich als Endglied denjenigen Kurven sich anschließen, welche van BEMMELEN (Die Absorption. Dresden 1910, p. 222 u. 225) von Kieselsäuregelen wachsenden Alters abgeleitet hatte. Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit enthält zunächst eine ein- gehende Beschreibung der Methodik, insbesondere der Herstellung von Gelatineorganogelen. Der Volumenkontraktion der Geile wird ein weiterer ausführlicher Abschnitt gewidmet, die Bestimmung des Hohlraumvolumens gehärteter Gele geschildert und endlich die zur Bestimmung der Dampt- spannungen und der Gewichtsänderungen der Gele verwendete Apparatur beschrieben, welche schon in der oben erwähnten Arbeit von R. Zsısmoxpy, W. BacHMAanN und E. F. STEvENSoN angegeben worden war. Als Tensions- flüssigkeiten dienten bei den Hydrogelen verdünnte Schwefelsäuren ver- schiedener Konzentrationen, bei den Alkogelen Alkohol-Glycerin-Gemische und bei den Benzolgelen Gemenge von Benzol mit Paraffinöl. Die umfang- reichen Versuchsprotokolle beschließen die auch mineralchemisch prinzipiell sehr wichtige Arbeit. W. Eitel. . H. Puchner: Untersuchungen über Bodenausblühungen. (Zeitschr. f. Koll.-Chemie. 20. 1917. 209—238.) Die Ausblühungen auf Böden verschiedener Art sind zwar schon seit langem bekannt, haben aber nicht immer die gebührende Beachtung gefunden, besonders wenn neben dem Vorkommen kristalloider Stoffe auch noch kolloidale Beimengungen in die Erscheinung treten. Als Salpeter- effloreszenzen wurden oft solche Ausblühnngen bezeichnet, welche mit Nitraten überhaupt nichts zu tun haben, vielmehr den sog. Alkaliböden angehören, aus denen also Chlornatrium, Soda oder Natriumsulfat aus- wittern kann. Ausblühungen von Gips, Magnesiumsulfat und verwandten ' Stoffen sind auch aus solchen Gegenden bekannt geworden, welche gar nicht ariden Klimaten angehören, so z. B. von Schwechten in der Altmark, Bad Reichenhall usw. Sehr wichtig sind die Auswitterungen aus Moor- böden, schließlich die sog. Mineralmoore, in denen Schwefeleisen, Eisen- vitriol ete. auftreten (Franzensbad, Gunzendorf ete.). Gerade auf Moor- böden lassen sich oft sehr schön Effloreszenzen durch Verdunstung beob- achten, desgleichen auf Torf. Durch die Gegenwart von kolloiden Lösungen =6- Mineralogie. neben den kristalloiden in den letzteren kann es oft vorkommen, daß an der Oberfläche die kristalloiden Stoffe auswittern, während die kolloiden im Innern verbleiben. So bemerkt man kalkige Ausscheidungen auf Torf, während im Innern des Moores im „Alm“ die kolloidalen Stoffe zurück- gehalten werden. Sehr wichtig ist auch die Bildung von Eisenphosphaten (Coeruleseit und Vivianit), bei denen ebenfalls kolloidale Beimengungen den Charakter der Ausscheidung mitbestimmen, und endlich gehört hierher die Bildung etsenhaltiger ockerfarbener Teile in den Torfmooren, welehe manchmal in Form von Gängen oder Adern sich antreffen lassen und die aus kalk- und tonerdehaltigen Kolloiden und humosen Lösungen entstanden sind. Um systematische Klarheit über den Mechanismus der Ausblühungen zu erhalten, hat Verf. umfangreiche Versuche angestellt, bei denen ver- schiedenartige Bodenproben in verschiedener Feinheit der Körnung mit einem bestimmten Gehalt (3%) an Salzen (NaÜl) versetzt wurden und dann die Ausblühung selbst beim Verdunsten des Lösungsmittels unter- sucht wurde. Es zeigte sich, daß ein und dasselbe Salz auf verschiedenen Böden ganz verschiedene Formen der Ausblühungen zustande kommen ließ, und zwar qualitativ und quantitativ. Während aus Moorböden und Kaolin nur sehr wenig Effloreszenzen sich entwickelten, waren diese beim Lehm und Löß, besonders aber beim Sand besonders reichlich ausgebildet. Es scheint dabei die Oberflächengröße der Gewichtseinheit des Bodens, wie diese von E. A. MırscHeruic# (Bodenkunde f. Land- u. Forstw. 1905. 71) berechnet worden ist, die ausschlaggebende Rolle zu spielen, insbesondere auch die Anwesenheit von kolloidalen Substanzen, z. B. der Hydrogele von Kieselsäure, Eisen- und Aluminiumhydroxyd von Bedeutung zu sein. Es ist anzunehmen, daß die Bodenkolloide die Ausblühung freilich nur bis zu einem gewissen Grade zu unterdrücken imstande sind; ohne Zweifel ist aber immer eine sehr erhebliche Beeinflussung der Kristallisation durch die kolloidalen Beimengungen zu beobachten, wie dies nach den Unter- suchungen von W. M. Orp und von J. ALEXANDER unbestreitbar der Fall ist (s. Zeitschr. f. Krist. 4. 1880. 619—621; Koll.-Zeitschr. 4. 86). Es wurden eingehend die folgenden Bodenarten auf ihre Eignung zur Ausbildung der Kochsalzefflloreszenzen untersucht: 1. Ein Dolomitsand aus dem Weißbachtal bei Bad Reichenhall i.B. 2. Ein schwach lehmiger, glimmerreicher Quarzsand von Massenhausen bei Freising (Oberbayern). 3. Ein etwas eisenschüssiger humoser Quarzsand aus der Umgebung von Nürnberg. 4. Ein von der Brandung ausgeworfener reiner Seesand von Pillan. Die Einzelheiten des Aussehens der Ausblühungen zu schildern ist nicht die Aufgabe dieser Besprechung, es sei deshalb auf die sehr ein- gehende Originalarbeit diesbezüglich verwiesen. Von Wichtigkeit ist die Beobachtung, daß unter Umständen selbst das reguläre Kochsalz in der merkwürdigen Form von rasenartigen Massen feinster Nadeln auftreten kann, indem eine förmliche Herauspressung der durch Kolloidstoffe zähe gewordenen Lösung aus kapillaren Räumen stattfinden kann, se daß bei Allgemeines. 2 rl ‘ sofortiger Verdunstung des Lösungsmittels eigentümliche langgestreckte Bildungen entstehen müssen. Besonders charakteristisch konnte diese Erscheinung bei stark :humosen Bodenarten beobachtet werden, während solche Proben, in welchen durch Behandlung mit konzentrierter Schwefel- ' säure die organische Substanz der Kolloide zerstört worden war, das ' Kochsalz in feinpulvriger ganz andersartiger Form ausblühte. Ganz ent- | sprechend verhielt sich der von Humusstoffen von vorneherein ganz freie | Seesand, sowie solche Stellen in Bodenproben, welche man als „Naßgallen“ . bezeichnet und an denen die organischen Schutzkolloide durch Eisen- bakterien abgebaut worden sind, so dab ausgeflocktes Eisenhydroxyd sich | niedergeschlagen hat. Es ist also nicht daran zu zweifeln. daß die | Kolloide den Charakter der Ausblühungen mit in erster Linie beeinflussen. W. Eitel. | C. Drucker: Untersuchungen über Fluidität. I. (Zeitschr. f. phys. Chemie. 92. 1917. 287—319.) Untersuchungen über den reziproken Wert des Reibungskoeffizienten », von Flüssigkeiten, welcher bekanntlich als Ausdruck für die Fluidität eines Mediums benutzt wird, haben auch für die Lehre von den kristalli- sierten Körpern hohen Wert, wenn wir die diskontinuierliche Änderung: ‚ dieser Eigenschaften beim Übergang vom anisotropen in den isotropen ‚ Zustand und umgekehrt näher kennen lernen wollen. Es sei in diesem j Sinne aus der vorstehenden Arbeit dasjenige herausgegriffen, was speziell ' für die angeregten Probleme von Wichtigkeit erscheint. Zwischen der ‚ Fluidität @ einer Flüssigkeit und ihrem Dampfdruck p ist eine einfache ' Beziehung zu beobachten, welche darin besteht, daß die Temperatur- ' abhängigkeit beider Eigenschaften durch ein logarithmisches Gesetz zum ‚Ausdruck gebracht werden kann. Es ist dabei von ganz besonderen: Interesse, daß die Logarithmen des Dampfdrucks p und der Fluidität y ‚einander häufig fast streng proportional verlaufen, d.h. daß die Funktion 'loegp = f(log p) fast linear ist, für die Funktionen log p= f(T) und N Nez f(T) dies aber durchaus nicht der Fall zu sein braucht. Daraus geht schließlich der für die Thermodynamik des Schmelzvorganges be- deutungsvolle Umstand hervor, daß die Fluiditätseigenschaften beim Über- gang der in den Flüssigkeiten angenommenen Komplexe in die orientierten | Komplexe des Kristalls eine Rolle spielen müssen. Denn wenn in einer "Flüssigkeit eine Reibungsbewegung hervorgerufen wird, so ist eine Zug- | kraft, also auch eine Dehnung der Flüssigkeit bewirkt, deren Größe von ' der mit der Volumänderung verbundenen Umwandlung der die Flüssigkeit bildenden Komplexe abhängen wird. Die geleistete Umwandlungsarbeit | entspricht also der Reibungsarbeit, es besteht also auch eine Beziehung ‚der Fluidität zu der Umwandlungsarbeit, d.h. zur Umwandlungswärme. | Es wird gezeigt, das man mit Hilfe einer Formel ding Ww 1 — | x ala EN REIS ng ‘Mineralogie. die Wärmetönung W berechnen kann, welche beim Schmelzprozeß, d. h.! bei der Umwandlung der Komplexe der Flüssigkeit in diejenigen des) anisotropen Zustandes, auftreten muß bezw. beim Übergang in den flüssigen aufgewandt werden soll; diese Umwandlungswärme W entspricht nun! weitgehend der ‚tatsächlich ermittelten Schmelzwärme einer großen Anzahl von Substanzen, in der Größenordnung, ja sie fällt häufig mit dieser praktisch zusammen. Wir dürfen also den Vorgang der Erstarrung oder! der Schmelzung als Umwandlungserscheinung verschiedener Polymerie-! stufen auffassen. Es ist dabei außerdem zu betonen, daß die Unterschei- dung zwischen anormalen und assoziierten Flüssigkeiten als unwesentlich | erscheint, insofern als bekanntlich stark assoziierte Stoffe wie Essigsäure.) Stickstoffdioxyd sowie geschmolzene Salze (zu letzteren siehe aber die’ Arbeit von F. M. JaEGER, Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chemie. 101. 1917. 202)! vollständige Übereinstimmung in Schmelzwärme und Wärmetönung W der| Umwandlung zeigen, daß aber Wasser und Formamid sehr erhebliche | Differenzen dieser beiden Größen aufweist. Es liegt der Schluß nahe, daß! bei der Verflüssigung eines kristallisierten Stoffes die auftretende Wärme- tönung in erster Annäherung allein der Disgregationswärme der Molekular- : komplexe zukommt, daß aber die Aufhebung der eigentlichen Orientierung! in den Raumgittern des Kristallgebäudes nur einen verhältnismäßig un-' bedeutenden Energieaufwand bedingt. W. Eitel. Kristallographie. Kristallstruktur. Johnsen, A.: Koordinatentransformation in regelmäßigen Punktsystemen. (Centralbl. f. Min. ete. 1918. 46.) Woyno, T. J.: Die Anwendung der Häufungsmethode auf zweikreisige | Kristallmessung. (Centralbl. f. Min. ete. 1918. 107—120, 142.) V. Goldschmidt: Über Kristallographie und Mineraloeie. (Beiträge zur Kristallographie und Mineralogie, herausgegeben von V. GoLD- scHamipr. 1. 1—9. 1914.) Dieser Aufsatz bildet die Einführung der vom Verf. als neue Zeit- schrift herausgegebenen „Beiträge zur Kristallographie und Mineralogie“ und stimmt in seinem Inhalt z. T. überein mit der früher erschienenen | Schrift des Verf.’s „Über das Wesen der Kristalle“ (dies. Jahrb. 1912. 1. -1-). E. Brauns. Kristallographie. Kristallstruktur. 2.92 V. Goldschmidt: Über Rangordnung der Zwillings- gesetze. Illustriert am Arsenkies. (Beiträge z. Krist. u. Min. 1. 79—86. 1914.) Das Ergebnis der Untersuchung ist, daß zur Beurteilung solcher Fragen noch mehr Material und Erfahrung zu sammeln ist. (Vergl. über den gleichen Gegenstand dies. Jahrb. 1904. II. - 99 -.) R. Brauns. F. Rinne: Zur Kristallstereochemie. I. (Zeitschr. f. anorg. u. allgem. Chemie. 95. 1916. 316— 332.) Verf. bezeichnet als „kristallstereochemische Formel“ das Bild eines fundamentalen Raumteils, wie er mehr oder weniger willlkürlich aus dem betreffenden. kristallinen Atomsystem herausgeschnitten werden kann. [Charakteristisch für den fundamentalen Raumteil ist, daß er in allseitiger lückenloser Wiederholung das Punktsystem darstellt] Verf. hebt die Wichtigkeit dieser „kristallstereochemischen Formel in geometrischer, physi- kalischer und chemischer Hinsicht, vor allem wegen ihrer exakt auswert- baren Winkel und Dimensionsverhältnisse“ hervor. Außer den Brage’schen Strukturen von Cu, NaCl, Ca F,, ZnS, Diamant, FeS,, Kalkspat, Korund und Eisenglanz dient das von Rınıe mit Rücksicht auf Baugruppen- vorstellung, Spaltbarkeit und morphotropische Verhältnisse entworfene Strukturbild des Kalifeldspats als Beispiel. Am Steinsalz wird die Ab- leitung der stöchiometrischen Formel aus dem Bild des fundamentalen n N A Raumteils vorgeführt und 1 +) 8 F) 6 5) 12 (7) als Schreib- weise in der Ebene vorgeschlagen. Fundamentale Raumteile sowohl wie die sog. Fenorow’schen Paralleloeder sind keinerlei physikalisch-chemisch individuelle Gruppen. Als solche kommen eher die sog. Baugruppen in Frage — relativ: eng gruppierte, sich im Punktsystem periodisch wieder- holende Atomkomplexe. Verf. sucht so einen Mittelweg zwischen GROTH’'s völliger Ablehnung und Bravaıs’ durchgängiger Forderung von Molekül- verbänden in Kristallen und zeigt am Beispiel des Diamants, der Zink- blende, des Flußspats und Kalkspats, wie man die chemisch bekannten Valenzen eines Atoms im Kristallgebäude längs den Verbindungsgeraden | nach Nachbaratomen in „Nebenvalenzen“* aufteilen kann. Als theoretisches Charakteristikum kristallinen Zustandes dient die „dreidimensionalgerad- linige Periodizität der Partikel“. Praktisch bewiesen ist der kristalline Zustand durch das Zustandekommen eines Lauediagramms. Ferner gibt das Aussehen des - Beugungseffektes nach der DEBYE-SCHERRER-Methode Unterscheidungsmerkmale zwischen „kristallin“ und „amorph“. Symmetrieforderungen des Raumgitters machen Fünfer- oder Siebener- ringe aus symmetrisch gleichberechtigten Atomen oder „Baugruppen“ un- möglich. Verf. macht Nomenklaturvorschläge für Symmetrieelemente und symmetrisch gekoppelte Atome: Di-, Tri-, Tetra-, Hexagyren für 2-, 3-, 10 - Mineralogie. ‘4-, 6zählige Drehachsen, Gyroiden für Drehspiegelachsen, Helikogyren für Schraubenachsen (Lävogyre — Linksschraube, Dextrogyre = Rechts- schraube). Atome sind Anti-, Zyklo-, Pedio- oder Assymere, je nachdem | sie durch Symmetriezentrum, -achse, -ebene oder durch gar kein Symmetrie- element verknüpft werden. D) Bezüglich der Kristalloberfläche betont Verf., daß dieselbe nicht '. strukturell ideal sein kann, sondern daß eine vermittelnde Zone zwischen der ungeordneten Lösung und dem strukturell geordneten starren Kristall zwischengeschaltet sein muß. Nach einer eingehenden Erklärung der Laue_ diagramme als „Ausdruck der kristallstereochemischen Formeln“ wird die ' Wirkung von Modifikationsänderungen auf das Lauediagramm beim Kalk- spat und Aragonit und «- und #-Quarz an entsprechenden Photogranımen ' gezeigt. Ein fingiertes Strukturmodell des «- und $-Anhydrits erläutert I die Vorstellungen des Verf.’s von dem strukturellen Ereignis beim Umschlag. 4: Flüssige Kristalle entstehen, wenn Moleküle zusammengeschichtet werden, | deren nach außen gerichtete Kräfte zur Gruppierung eines Raumgitter- gefüges nicht genügen, trotzdem aber zur Parallelorientierung einer Molekül- 4 achse ausreichen. Isomorphismus liegt dann vor, wenn Kristallbauteile gegen andere von ähnlicher struktureller Wirksamkeit ausgetauscht werden, Morphotropie, wenn die sich vertretenden Bauteile größere Verschiedenheit haben. Der Unterschied kommt in den nebeneinandergestellten Röntgeno- grammen von Kalium-, Natrium-, Caleciumfeldspat zum Ausdruck. Verf. sucht diese Verhältnisse auch strukturell darzustellen, indem er mögliche Atomanordnungen für Natrium- und Calciumfeldspat zeichnet, Lauephoto- gramme des Magnetits und Kupferkieses erweisen auch diese Körper als morphotrop. Kristallstrukturell wird die große Ähnlichkeit chemisch sehr verschiedener Substanzen begreiflich gemacht, z. B. NaCl und NaClO,, CaSO,.2H,0 (Gips) und CaSO,.K,SO,.H,0 (Syngenit) mit den Achsen- verhältnissen 0,6895 ::1:0,4152 und 0,6900 :1: 0,4334. Bei den Isotypen (Stoffen mit hochsymmetrischen Kristallformen großer goniometrischer Ähnlichkeit bei völliger Unähnlichkeit des chemischen Cha- rakters) scheinen mehr Stabilitätsgesetze wie Regeln chemischer Verwandt- schaft wirksam zu sein. Wie weit die kristallographische Ähnlichkeit solcher chemisch fremder Körper gehen kann, zeigen zwei teilweise zur Deckung zu bringende Lauephotogramme von Diamant und Carborund. Gross. J. Stark: Über elektrische und mechanische Schub- flächen in Kristalleu. (Phys. Zeitschr. 13. 1912. 585—589.) Einwertige Metall-, Teil- und Nichtmetallatome haben je ein ‘locker gebundenes Elektron an einem enger zusammengekoppelten Atomrest. [Wir bezeichnen diesen letzteren im folgenden kurz als „Atomkern“‘, obwohl hiermit keinerlei Identität etwa mit dem RuTHERFORD’schen „Atomkern“ angedeutet sein soll. Ref.]| Der Abstand des Valenzelektrons vom Kern Kristallographie. Kristallstruktur. =]; - wird in der Reihe Metall —> Teilmetall —> Nichtmetall immer kürzer, die entsprechende Bindung stärker. Das Valenzelektron soll in den 3 Fällen an singuläre Oberflächenstellen des „Atomkernes“ geheftet sein. (Zeich- nerisch durch eine Einsenkung der den Atomrest umschließenden Potential- ' fläche dargestellt.) Das Valenzelektron kann hiernach nicht kräftefrei ‚, an der „Kernoberfläche“ verschoben werden. Im Molekülverband senden ' die Valenzelektronen nicht nur an ihr eigenes (Mutter-) Atom Kraftlinien, sondern auch an andere zum gleichen Molekül gehörige Atome. Im Gas- zustand treten Kraftlinien nicht aus dem Molekülbereich heraus, im flüs- “ sigen und mehr noch im festen Aggregatzustand erstreckt sich der Kraft- linienfluß von einem Valenzelektron auch auf „Atomkerne“ von Nachbar- molekülen. Diese „zwischenmolekularen* chemischen Kräfte sind mit den Kohäsionskräften identisch. l Im einheitlichen Metallkristall existieren Schüubflächen, längs welcher ı die Elektronen von beliebig kleinen elektrischen Kräften im elektrischen Strom verschoben werden können. Es seien z. B. die (positiven) „Atom- kerne“ in einem einfach kubischen Gitter angeordnet, so können die Valenzelektronen infolge ihres relativ großen Abstandes vom Mutteratome sich in den Flächenzentren des Elementarkubus aufstellen. Jetzt wechseln // (100) Elektronennetzebenen mit Atomnetzebenen ab. Verschiebt man eine solche Elektronentafel in ihrer Ebene, so kommen Elektronenannähe- rungen nur an positive „Atomkerne“ vor. Namhafte Gegenkräfte treten nicht auf. Wegen der Identität von Valenz- und Kohäsionskraft sind die elektrischen Schubebenen zugleich mechanische, In Kristallaggregaten können zwar Elektronen über die Grenzfläche eines Kristallkornes auf entsprechenden Schubflächen hinaus und in die Schubflächen eines anders orientierten Nachbarkornes hineingedrückt wer- den, nicht aber ganze Kristallteile.e OÖ. MüsseE beobachtete Schubebenen ‚an einheitlichen Goldkristallen // (111), ebenso Ewıns und RosExHAIN in 'Schliffen anderer Metalle bei sehr kleinen deformierenden Kräften (Flieben der Metalle). Innerhalb der Schubebene treten keine Gegenkräfte auf, sondern nur an der verschobenen Kristalloberfläche gegen äußere Hindernisse. Die ZFg ‚minimale Fließkraft ist deshalb = K, = — - (ZFg — Summe der dv '. Grenzflächen der Kristallkörner im Aggregat in der Volumeneinheit dv). ' Übereinstimmend zeigt das Experiment, daß die Körnigkeit eines Metalles durch Kaltrecken oder Abschrecken vergrößert, durch Glühen verkleinert und die minimale Fließkraft analog erhöht oder erniedrigt wird. Im Teil- oder Nichtmetall sind die Elektronen ‚so eng an den „Atom- kern* gebunden, daß sie (wenigstens bei tiefer Temperatur) sich nicht auf Schubflächen einstellen können. Eine elektrische Verschiebung ist nur dann möglich, wenn die Elektronen durch die ungeordnete thermische Be- wegung momentan in eine Schubfläche gedrängt werden. Die mechanische Schiebung im Nichtmetall besteht aus einer Ortsveränderung der Valenz- 'elektronen zugleich mit dem zugehörigen Molekül [Atom? Ref.]. Dabei 9 Mineralogie. mögen Gegenkräfte auftreten, die mit dem Erreichen des halben Molekül-. abstandes ihr Vorzeichen ändern. Das bedingt einen Schwellenwert der # minimal notwendigen (hier auch von der Größe der Schubfläche abhängigen) # Verschiebungskraft. Gross. | J. Stark: Neuere Ansichten über die zwischen- und innermolekulare Bindung in Kristallen. (Jahrb. f. Radioakt. f u. Elektronik. 1915. 12. 279— 296.) Verf. stellt den GrorH’schen und JoHNsEN’schen seine Anschauungen gegenüber. | 1. Grora hält für unwiderleglich bewiesen, daß bei den durch Brass. bekannt gewordenen Strukturen Moleküle in den Kristallen nicht‘ existieren. Beim Kristallisationsakt treten die Moleküle des Gases, « der Schmelze oder der gesättigten Lösung in Parallel- oder Zwillings- | stellung so nahe zusammen, daß innermolekulare, Bindungen teilweise gelöst werden, um die zwischenmolekulare Koppelung zu bewerkstelligen. ı Nach GROTH sprechen mehrere Gründe dafür, daß innermolekulare Bin- dungen besonders bei organischen Substanzen zum großen Teil unverändert ! in das Kristallgebäude eingehen. Stark will Unterschiede in diesem Ver- | halten zwischen organischen und anorganischen Kristallen wegen der Ver- gleichbarkeit der Bindungswärmen nicht zubilligen. \ 2. JOHNSEn sucht die Symmetrieelemente in den durch Brase be- | kannten Strukturen auf, die ein Atom insgesamt treffen und bezeichnet sie als Minimalsymmetrie der betreffenden Atomart. Ein Vergleich ver-. schiedener Kristallarten zeigt, daß die Minimalsymmetrie nicht vom Atom | an sich, sondern vom Raumgitter mitbedingt ist. STARK hält einen Schluß.) aus der Geometrie der Atomlagerung in Kristallen auf die Symmetrie der Oberflächen- oder gar Innenkraftfelder der Atome für unzulässig. | d. STARK’S eigene Hypothese betont die gleiche Natur inner- und ! zwischenmolekularer Kräfte: Molekül- und Molekülaggregatbildung muß | von einem Gesichtspunkt aus verständlich werden. Ein freies Aton: hält jeweils ein Valenzelektron durch Kraftlinien fest. Während jedoch bei; elektronegativen Atomen das Valenzelektron mit stark gekrümmten Kraft- linien eng an eine besonders ausgezeichnete Oberflächenstelle gebunden ist, läßt sich das Valenzelektron des positiven Atoms (vgl. vorhergehendes Ref.), das ohnedies weiter vom Atomkern entfernt ist, kräftefrei längs ! der Atomoberfläche verschieben. „Elektrolytische Moleküle“ entstehen, wenn l ein elektropositives einem elektronegativen Atome nahekommt. Das letztere | zieht das Valenzelektron des elektropositiven Atomes eng an sich. Das Teilvalenzfeld zwischen dem Kern des elektropositiven Atoms und seinem | Valenzelektron wird hierdurch langgestreckt und schwach und ist in. Schmelze und Lösung zum Zerreißen geneigt. n Im Brase’schen Modell des Steinsalzes sollen nach STARK 2 Valenz- ° elektronen eng an jeden Ol-Atomkern gebunden sein. Eines von ihnen t gehört dem Cl-Atom eigentlich zu, das andere ist von einem der 6 nächsten | I S us ‚N | | | | ı ' Valenzelektron ist stationär. : Das herbeigezogene (fremde) Valenzelektron \ schwingt jedoch thermisch ungeordnet mit dem CI-Atom und kommt dabei N; | | | | | | Kristallographie. Kristallstruktur. ; lee Na-Atome herbeigeholt. Von beiden Ul-nahen Elektronen verlaufen reich- lich Kraftlinien nach dem Cl-Kern, etwas spärlicher aber auch nach den nächsten Na-Atomen. Röntgenometrisch ändert die Valenzelektronhypothese nichts, da hier nur Atomschwerpunktsreihen wirksam sind. [Verf. bezeichnet die zwischenmolekulare NaCl-Bindung als regulär- | tetraedrisch auf Grund des röntgenometrischen Befundes. Kristallographisch ‚ist das BraGe-Modell holoedrisch, wenn auch die kleinste Gittermasche ein Tetraeder bildet. Die 2 dem Cl anhaftenden Elektronen können in der ı Lage auf den Kristallsystemachsen dem Gitter nicht symmetrisch eingefügt "werden. Ref.] Die Koppelung des C]-Atoms mit seinem eigenen und dem fremden in gleichmäßiger statistischer Verteilung je einem der 6 nächsten Na-Atome ! gegenüber zu liegen. Jedes Na- und Ul-Atom wäre sonach ein Ion, das in ungeordnetem Wechsel nach je einem ungleichnamigen Nachbaratom ‚ dungen gelöst und neu gebildet. Durch statistische Mittelung ist das Kraftlinien aussendet. [Es werden also ständig nahezu molekulare Bin- Modell jetzt auch mit Beziehung auf die Valenzelektronen holoedrisch. Ref.] N I} | | | ) Ei Bei Deformation des Kristallgitters werden die Cl-Atome mit ihren beiden Valenzelektronen verschoben, bleiben also ionisiert. . Verschiebung eines Kristallteiles längs einer (100) Trennungsfläche nähert an den Verwerfungs- | wänden oberflächliche gleichnamige Ionen. Verschiebung längs (110) verkürzt die Entfernung „oberflächlicher* ungleichnamiger Ionen. In diesem Fall wird die Summe der Anziehungskräfte nur wenig geändert (— Gleitflächen), in jenem entstehen Abstoßungskräfte, die zur Zerreißung längs der Verwerfungskluft führen (— Spaltflächen).. Auch die durch ‚ Translation um eine halbe Periode längs (110) erreichbare Gegenüberstellung von ungleichnamigen Ionen ist labil und geht beim geringsten Anstoß bis zur normalen Lage vor oder zurück. Die Folgerungen aus der STArK’schen Valenzhypothese für Spalt- und Gleitflächen werden beim Steinsalz durch die Erfahrung bestätigt. Bei Annahme neutraler Na- und Cl-Atome (statt ' Ionen) wäre Na in der Wirkung dem Cl ähnlich, (100) wäre dann ebenso , wie (110) Gleitebene. Gross. A. Johnsen: Kohäsion, Leitvermögen und Kristall- struktur. (Sitzungsber. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. Math.-phys. Kl. 3. ' März 1917. 75-82.) el Verf. prüft die Netzdichten m der von BRaGa röntgenometrisch fest- gestellten Strukturen in ihrer Beziehung zur Spaltbarkeit und findet, daß ‚nur in 50% der Fälle die Spaltflächen ein Maximum der Netzdichte aut- ı weisen. Die Bravaıs’sche Ansicht von der maximalen Dichte der Spalt- | flächen paßt nicht bei Steinsalz, Sylvin, Bleiglanz, Zinkblende, Rotkupfer- erz. Es wird deshalb zur Erklärung der Spaltbarkeit die Stark'sche 4 : Mineralogie. Hypothese herangezogen (siehe vorhergehendes Ref.). JoHNsEN unterscheidet in der Spaltebene noch Hauptspaltrichtungen (Schubrichtungen, in denen gleichnamige Atome auf kürzestem Wege ihre größtmögliche Annäherung ' erreichen), daneben gewöhnliche Spaltrichtungen und Richtungen, in denen | das charakteristische Phänomen der Ionenannäherung überhaupt nicht ein- tritt. Mutmaßliche Ionenverteilung und Spaltbarkeit entsprechen der Hypo- ' these bei den von BraG6 aufgestellten Strukturmodellen. Auch in den STarK’schen Translationsebenen unterscheidet Verf. aus- gezeichnete Richtungen und findet bei Durchsicht der Braec-Modelle die Hypothese fast durchweg bestätigt. Für Korund mußte dabei eine Dis- soziation in Al, und O, angenommen werden. In Translationsebenen liegen die Richtungen leichtester Ionen verschiebbarkeit (bei Metallen die Rich- Ä tungen maximaler Elektronenverschiebbarkeit), also vermutlich auch die Richtungen größten elektrolytischen (und metallischen) Leitvermögens. Leitfähigkeitsmaxima liegen im Eisenglanz und Kalkspat nach Curie und Bäckström in der (111)-Ebene. (111) ist außerdem im Korund (?) und ! Magnetit als Translationsebene nachgewiesen. Wegen der Isomorphie der beiden Kristallpaare kann man hierin eine experimentelle Bestätigung der hypothetischen Forderung erblicken. Andererseits erwachsen der Hypothese Schwierigkeiten. Auf Grund der STArK’schen Annahme kommen die charakteristischen Spalt- und Translationsvergänge für unendlich viele Flächen eines Kristalles in Frage. Tatsächlich existieren stets sehr wenige Arten von Spaltflächen. Spalt- barkeit müßte allen ionisiert zu denkenden Kristallen zukommen, trotz- dem zeigen Alaune, Natriumchlorat u. a. keine Spaltbarkeit. Sie müßte außerdem nur ionisierten zukommen, aber auch Rohrzucker, Diamant, Wismut etc. sind spaltbar. Bleiglanz hat andere Translationsebenen als das völlig analog gebaute Steinsalz. Bei Gips fallen die Spalt- und Gleit- ebenen zusammen. Spaltung und Gleitung müßten sich hier in verschie- denen Niveaus vollziehen. Die neue Auffassung der elektrolytischen und metallischen Kristall- leitfähigkeitsvektoren läßt dieselben nicht mehr als Radienvektoren von Ellipsoiden erscheinen. [JoHnsen findet, daß bei Steinsalz etc. die Spaltebenen nicht par- allel denjenigen Netzebenen liegen, für die der Inhalt des primitiven Parallelogramms = Fein Minimum ist. Diese Unstimmigkeit ist nach Neu zu beseitigen, wenn man die BrAvaıs’sche Forderung den modernen Struktur- bildern entsprechend erweitert. Wie JoHnsEN bemerkt, enthält eine Atom- gitterebene der Schar (h kl) im allgemeinen mehrere Atomnetze sowie eine andere Anzahl von Atomnetzen als eine andere Atomgitterebene der gleichen Schar. P. Nıesuı (Vierteljahrsschr. d. Zür. naturforsch. Ges. 62. 242—273. 1917) hat nun für die Ebenensätze relativ einfacher Indizes an den Brage’schen Strukturen Ebenenbelastung und Ebenenabstände be- rechnet. Ebenenbelastung ist die Gesamtheit der Atomgewichtseinheiten (auch chemisch verschiedener Atome) pro Flächeneinheit. Ebenenabstand und Ebenenbelastung wechseln in einem Flächensatz in bestimmter mehr Kristallographie. Kristallstruktur. le sind nun stets dadurch ausgezeichnet, daß in ihrem Ebenensatz die weit- aus größten Abstände mit den größten Ebenenbelastungen vorhanden \ | oder minder großer Periode. Die bis jetzt zu berechnenden Spaltflächen | sind.: Ref.] Gross. | un | Johnsen: Kristallisation. Vortrag, Verband Technisch-wissenschaftlicher Vereine Schleswig-Holsteins. Kiel. No. 1. 1916. | | | L. Vegard: Results of crystal analysis. II. (Philos. Magaz. \82. 65—96. 1916.) | Die Struktur von Au und Pb erwies sich gleichartig derjenigen von Cu und Ag. Am Rutil (TiO,) wurden die Reflexionsmaxima verschiedener ‚Ordnungen an den Kristallflächen (110), (100), (101) und (111) und an der nicht als Fläche vorhandenen Gitterebene (001) erhalten, indem im ‚letzteren Falle die Zone [(100), (101)] oder die Zone [(110), (111)] eingestellt |war; ebenso wurde Zinnstein (SnO,) untersucht, wobei jedoch (001) | kein deutliches Maximum lieferte. Am Zirkon (ZrSiO,) fungierten (110) \und (111) als Kristallflächen, dagegen (100), (101) und (001) virtuell als ‚ Gitterebenen. | Rutil ist gekennzeichnet durch ein von Ti-Atomen gebildetes raum- \zentriertes Parallelepiped {100%, {001 = 77 mit a — 4,52 x 10° cm und e — 2,92 x 10° cm, wobei jedem Ti-Atom zwei O-Atome in \gleichen Abständen | = 1,99 x 10° cm zugesellt sind. Diese „Molekeln‘“ 0 — Ti = O haben ihre Achsen in Richtung der Basisdiagonalen von IT, die | Molekularachsen haben also die Länge 21. Liegen die Achsen der in den "Ecken von 77 gelegenen Molekeln in der Richtung [110], so verläuft die Achse der im Schwerpunkt von J7 befindlichen Molekel // [110]. Das Verhältnis der obigen Kantenlängen a und c ist gleich dem kristallo- ‚graphischen Achsenverhältnis des Rutils. | Diese Struktur des Rutils besitzt, wie Ref. bemerken möchte, in den "Richtungen von c zweizählige Drehungsachsen, deren jede zugleich eine \'rechts- und linksgewundene vierzählige Schraubenachse ist; parallel den "Kanten [100] und [010] liegen zweizählige Schraubungsachsen, // [110] und [110] zweizählige Drehungsachsen; // (001), (110) und (110) verlaufen Spiegelungsebenen, // (100) und (010) Gleitspiegelungsebenen. Schließlich besitzt jedes Ti-Atom ein Inversionszentrum; die Rutilstruktur ist also tetragonal holoedrisch. Zinnstein verhält. sich völlig analog; 1 = 2,08 x 10° em. . Zirkon verhält sich ähnlich. Von den 8 Eckpunkten des raum- ‚ zentrierten Parallelepipeds 77 mit den Kanten a und. e sind 4 von Zr-Atomen und 4 von Si-Atomen besetzt, welche die Ecken eines tetragonalen Bi- ‚'sphenoids {111% bezw. f111\ definieren. Die in einer Richtung [100] \bezw. [010] aufeinander folgenden Schwerpunkte jener Parallelepipede AB: Mineralogie. sind abwechselnd von einem Zr- und einem Si-Atom besetzt: es ist a = 4,60 x 10° cm und e = 2,94 x 10° cm. Die um die 8 Ecken von 77 liegenden je zwei O-Atome sind wie im Rutil // [110] geordnet, die beiden den Schwerpunkt flankierenden // [110]. Die „Molekularachse“ 0:= Zr — O hat die BEanse 2717 227 Tem 10° cm, die Achse 0 = Si = O ergibt 21= 2x 1,08 x 10° cm. [Offenbar besitzt obige Atomanordnung nur vierzählige Schraubungsachsen, die abwechselnd rechts und links gewunden sind (also nicht beides zugleich, wie im Rutil und im Zinnstein), Gleitspiegelungsebenen (100) und (010) sowie Spiegelungs- ebenen (110) und (110). Die Zirkonstrukturist also tetragonal hemimorph. Dieses Ergebnis kann geprüft werden durch Ätzung von (001) und (001) sowie durch pyroelektrische Versuche. Ref.] Johnsen. L. Vegard: Resultsoferystalanalysis. III. (Philos. Magaz. 32. 505—518. 1916. Pl. XII.) | Die Struktur des Xenotims (YPO,) ergab sich ähnlich derjenigen des Zirkons mit a = 4,80 x 10° cm, e = 2,97 x 10° cm und | = 1.23 x 10° em. Im übrigen vgl. A. Jonnxsen, Centralbl. f. Min. ete. 1919. Am Anatas wurden Reflexionsmaxima der Kristallflächen (100. (001), (110), (111) und (112) festgestellt. Die Ti-Atome liegen in den Ecken, Flächenzentren und im Innern einer tetragonalen Form {100), {001\ so wie die C-Atome des Diamanten in und auf dem flächenzentrierten Würfel, nur etwas auseinandergezogen //c&; es sind a = 5,27 x 108 cm und c = 9,37 x 10° cm die Kanten obiger Form {100%, {001%, woraus folgt — — 1,765 statt des kristallographischen Wertes 1,777. Unterhalb und oberhalb jedes Ti-Atoms befindet sich je ein O-Atom im Abstande 17 —1:952% 108 em. Die Symmetrie der Struktur ist offenbar tetragonal holoedrisch. Johnsen. L. Vegard: Resultsoferystalanalysis. IV. (Philos. Magaz. 33. 395—428. 1917. Pl.. IX.) VEGARD untersuchte die Reflexionsmaxima an (100), (110) und (111) von NH,J. Die N-Atome und die J-Atome sind angeordnet wie die Na- und Cl-Atome des Steinsalzes. Die Kante des flächenzentrierten Würfels hat die Länge a = 7,20 x 10° em. Die H-Atome, deren Positionen nicht festzustellen waren, liegen wahrscheinlich zu je vieren um jedes N-Atom herum wie Tetraeder- ecken um den Tetraederschwerpunkt. E [Die Symmetrie der Struktur ist also entweder tetraedrisch oder tetartoedrisch. Ref] ; Im tetragonalen N(CH,),J bilden acht J-Atome die Ecken der pri- mitiven Sänle (100%, {001% = 7 mit den Kantenlängen a = 7,88 x 10° cm und ce=558 x 10° cm. [Hieraus folgt — — 0,708, während Mineralphysik. ar ?- FR. SLavır (Zeitschr. f. Krist. 36. 273. 1902) fand 0,722. Ref.] Gegen dieses J-Gitter ist ein Kongruentes J-Gitter parallelverschoben um I -q, 2. 35 RE a, da c en + c, ein kongruentes N-Gitterumn , = — + —- +- ersten . eo 0 £ IR 59 ; und ein zweites kongruentes N-Gitter um f, = — ET Die Verteilung der J- und N-Atome in und auf J7 ist also folgende: Etwas unter jedem eine Ecke von 77 bildenden J-Atom befindet sich ein N-Atom im Abstande 59 790° im Rn von ZZ liegt ein N-Atom und unter diesem ' wieder im Abstande c ein J-Atom. Legen wir durch dieses zentrale I N-Atom die X-Achse und die Y-Achse, so balanciert auf +-X, — X, + Y, I = D . 5 .. a ® ar . — Y in vier gleichen Abständen „ von jenem N-Atom entfernt ein tetra- gonales Bisphenoid, in dessen 4 Ecken je ein C-Atom sitzt; das au + X ' und das auf — X ruhende Bisphenoid haben die Form {101}, 011), das auf ' + Y und das auf — Y ruhende haben die Gestalt /{O1l}, (101); die hori- , zontalen Kanten dieser tetraederähnlichen Bisphenoide haben die Länge 33 35 Be 180 % die Höhe des Bisphenoids beträgt h = Ig0 © Nach obigem liegt die Kante [010] des auf + X und des auf — X ruhenden Bisphenoids in der Gitterebene (1, 0,0) bezw. (1,0,0); die Kante [100] des auf +Y . und des auf — Y ruhenden Bisphenoids liegt anolog in der Gitterebene (0, 1,0) bezw. (0, 1,0). [Die Positionen der H-Atome sind nicht sicher ermittelt und lassen sich ohne Figur nicht anschaulich beschreiben. Die Symmetrie dieser Struktur kann als tetragonal-holoedrisch gedeutet werden. Ref.] Johnsen. Mineralphysik. Johnsen, A.: Über die Kohäsion von Kristallen bei der Temperatur der flüssigen Luft. (Centralbl. f. Min. etc. 1918. 233.) ı — Künstliche Schiebungen im Titanit. (Centralbl. f. Min. ete. 1918. 152.) — Künstliche Schiebungen und Translationen in Mineralien nach Unter- suchungen von K. Veit. (Uentralbl. f. Min. etc. 1918. 265.) Th. Liebisch und A. Wenzel: Die Interferenzfarben des Quarzes im polarisierten Licht. I. (Sitzungsber. d. k. preuß. Akad. d. Wiss. 1917. I. 3.) A. Könse’s und Ü©. Dieterict's Messungen (A. Könıs, Ges. Abh. zur physiologischen Optik. 14. 60-87; 21. 214—321) ermöglichen die Dar- ‚ stellung der Farbenfolge eines Sonnenlichtinterferenzspektrums, wie es N. Jahrbuch ‚f. Mineralogie ete. 1919. b- 28 - Mineralogie. von einem normalen Auge empfunden wird. Ein beliebiges Farbengemisch mit den in ihm wirksamen Grundempfindungskomponenten R, G, B (Rot, | Grün, Blau) ist definiert durch den Wert und die Größenfolge B—-G “En von R, G, B (den Farbton), ferner den Wert der „Sättigung“ und der „Helligkeit“. Die Farbsättigung ist dargestellt durch das Verhältnis von ' R-+B-+ G— 3mal kleinste Grundempfindungskomponente zuR-+-G-+B, die Helligkeit durch die Summe der physiologischen Helligkeiten aller ' spektralen Komponenten des Farbgemisches. Jeder rechnerisch festgelegte Farbton wird durch Angabe seines Ortes im normalen Spektrum oder als zu Grün komplementäre Purpurfarbe vorstellbar. Ein Quarzkeil, dessen Schneide der c-Achse parallel ist, wird im Sonnenlicht zwischen gekreuzten Nicols in Diagonalstellung orthoskopisch ‘ betrachtet, die Intensität jeder Wellenlänge (von 10 zu 10 uu) berechnet, nach den physiologischen Tabellen in die Grundempfindungskomponenten zerlegt und die Summation über das sichtbare Spektrum ausgeführt. Mit Hilfe der Summen wird der Farbton und die Sättigung dargestellt und zusammen mit der Helligkeit als Funktion des Abstandes von der Keil- schneide in 3 übereinanderliegenden Kurvendiagrammen veranschaulicht. Bei einiger Übung läßt sich die Interferenzfarbenfolge sofort ablesen. In analoger Weise wird ein Quarzkeil mit zur optischen Achse senk- rechter Eintrittsfläche behandelt. Er zeigt die typischen Veränderungen der Farbenfolge in diesem Falle. Statt des Grau 1. Ordnung erscheint dunkles Blau, vor dem Rot 1. Ordnung ein sehr helles, gesättigtes Gelb. Das im vorigen Fall schmale und wohldefinierte Band vom Rot 1. Ord- nung (noch mehr das vom Rot 2.) ist verbreitert und die ganze Farben- folge bereits von der 2. Ordnung an dem Weiß höherer Ordnung ähnlich. Schließlich werden die konoskopischen Interferenzfarbenfolgen an aktiven optisch einachsigen Kristallen untersucht und die einschlägigen geometrisch-optischen Verhältnisse für Quarz in Tabellen und Kurven- diagrammen anschaulich gemacht. R. Gross. Alfred Wenzel: Über die zur Erkennung schwacher Doppelbrechung dienenden empfindlichen Farben. (Phys. Zeitschr. 18. 1917. 472—479. Mit 6 Textüg.) Über den Inhalt der Abhandlung gibt die folgende Zusammenstellung Auskunft, nachdem Verf. vorher eingehend die Methode der Farbenberech- nung, sodann Quarzplatten parallel und senkrecht zur Achse und Gips- spaltplatten besprochen hatte. Wie die spektrale Zerlegung der Interter ine e in einem Gips- keil zeigt und auch die der Quaärzfarben erkennen lassen, treten die empfindlichsten Farben stets da auf, wo die hellsten Farben des Spektrums ausgelöscht sind. So fehlen in dem empfindlichsten Rot I. Ordnung im Gips und im achsenparallelen Quarz die Lichtarten zwischen den Fraun- nn Ve" ________0 1 en EEE nie: 7 Mineralphysik. -19.- hoferschen Linien E und D und in dem Blauviolett II. Ordnung in den basischen Quarzplatten das Licht der D-Linien. Die gegen geringe Gangunterschiedsänderungen empfindliehste Farbe liefert ein Gipsplättchen von 56 « Dicke, im parallelstrahligen Licht in Diagonalstellung zwischen gekreuzten Nicols. Als Interferenzfarbe er- scheint ein Purpur, das bis auf den Sättigungsgrad S zu dem Spektral- grün von 540 uu Wellenlänge komplementär ist. Etwas geringer ist die Empfindlichkeit der Interfereuzfarbe in einer Quarzplatte, die parallel zur optischen Achse geschnitten ist. Bei einer Dicke von 57,5 « ist nahe- zu die gleiche Purpurfarbe zu beobachten wie im Gips, doch ist sie beim Quarz heller und weniger gesättigt. Die Ursache dieses Unterschieds ist in der zwar geringen Abweichung der Dispersion der Doppelbrechung &e— o im Quarz von der n, —n, im Gips zu suchen. Ein Vergleich der Empfindlichkeit dieser beiden Interferenzfarben ist ohne Bedenken zulässig, da der Unterschied beider Farbtöne kaum merklich ist (ca. 15 uu). Anders liegt es mit der empfindlichen Farbe im senkreckt zur optischen Achse geschnittenen Quarz. Hier liegt der für d=7.ö mm berechnete Farbton F im violetten Teil des Spektrums (ca. 439 uu). Ein Vergleich dieser Farben mit den obenerwähnten scheint nicht statthaft zu sein. Zwar ist die Empfindlichkeit unseres Auges in der Wahrnehmung der Farbenunterschiede bei geringen Wellenlängen- änderungen der Spektralfarben bekannt und damit auch die Tatsache, daß das Auge im Violett gegen geringe Farbenunterschiede unempfind- licher ist als beispielsweise im gelben Teil des Spektrums. Ob sich aber für die Purpurfarben die gleiche Empfindlichkeit wie für die violetten annehmen läßt, ist wohl nicht quantitativ bestimmt. Die Verschiedenheit der Interferenzfarben im Quarz in den beiden ausgezeichneten Richtungen ist eine Folge des Unterschieds der Dispersion der Doppelbrechung &— » von der Dispersion des Drehvermögens o. Max Bauer. H. Nagaoka: Veränderung der Absorption in pleo- chroitischen Kristallen bei der Temperatur der flüssigen Luft. (Proc. Math.-Phys. Soc. Tokyo. 8. 1916. 551—594.) Aus theoretischen Gründen folgt, daß die Absorption in gleicher Weise wie die anderen optischen Eigenschaften der Körper von der Tem- peratur abhängig ist und daß sie mit sinkender Temperatur abnimmt. Um diese Abhängigkeit zu prüfen, untersucht Verf. pleochreitische Kristalle bei gewöhnlicher Temperatur und bei der der flüssigen Luft, und zwar mittels der Haıixneer’schen Dichrolupe. Bei Pennin ändert sich das Verhalten stark bei der Temperaturverminderung, was auch schon mit bloßem Auge festzustellen war; das Gelbbraun geht in Hellgelb, das Grün in Bläulichgrün über. Ahnlich verhält sich Epidot. Geringer ist die Anderung beim grünen brasilianischen Turmalin. Quantitativ sind die p* 20: Mineralogie. Unterschiede nicht festgestellt worden. Versuche zur Erklärung dieser wohl an den meisten pleochroitischen Kristallen wahrzunehmenden, mit der elektrischen Lichttheorie im Einklang stehenden Erscheinungen bilden den Schluß der Abhandlung. Max Bauer. Edw. L. Nichols und H. L. Howes: Ein Synchronphos- phoroskop. (Phys. Rev. 7. 1916. 586.) Edw. L. Nichols: Bemerkung über die Phosphoreszenz von Uranylsalzen. (Proc. Am. Nat. Ac. 2. 1916. 328—333.) Edw. L. Nichols und H. L. Howes: Die Phosphoreszenz und Absorption gewisser pleochroitischer Kristalle der Uranylsalze. (Phys. Rev. 8. 1916. 364—385.) In der ersten Abhandlung wird das für die in den beiden anderen mitgeteilten Untersuchungen benützte und zu diesem Zweck neu kon- struierte Instrument beschrieben. In der zweiten Abhandlung wird die Phosphoreszenz von Uranylsalzen beschrieben und aus den Versuchen ge- folgert, daß das Spektrum der Phosphoreszenz mit dem der Fluoreszenz vollkommen übereinstimmt. Dies gilt zunächst nur für Uranylsalze, wahr- scheinlich doch aber auch für alle anderen phosphoreszierenden Substanzen. In der dritten Abhandlung wird die Untersuchung des polarisierten Spektrums am Uranylammoniumchlorid auch für die gleichfalls triklinen Kristalle des Uranylkalium-, Uranylrubidium- und Uranylceäsiumchlorid ausgeführt. Für alle Einzelheiten sei auf die Abhandlungen selbst ver- wiesen. Max Bauer. Mineralchemie. Flüssige Kristalle. W. Eitel: Über Vielstoffsysteme. (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chemie. 100. 1917. 95— 142.) Phasentheoretische Überlegungen und Ableitungen, deren Wiedergabe im einzelnen im Referat zu weit führte. Es werden besonders die Metho- | den zur graphischen Darstellung der Vielstoffsysteme besprochen, wie diese aus der mehrdimensionalen Geometrie sich entwickeln lassen; das voil- ständige Beispiel eines quinären (Fünfstoff-) Systemes, in welchem alle Komponenten ohne Bildung von Mischkristallen aus dem Schmelzfluß aus- kristallisieren sollen, wird zeichnerisch und theoretisch durchgeführt. Kristallisationsräume und Kristallisationsbahnen werden allgemein behan- _ delt, desgleichen wird auf die sehr mannigfaltigen inkongruenten Vorgänge hingewiesen, welche in Vielstoffsystemen möglich sind. Für petrogenetisch wichtige Systeme ist gerade solchen Prozessen ganz besondere Aufmerksam- keit zu widmen, zumal da in den natürlichen Schmelzen so leicht die Bedingungen zu einer fraktionierten Kristallisation, also zur Bildung von Zonenstrukturen und zu Überkrustungen reaktionsfähiger Kristallarten er- | Mineralchemie. Flüssige Kristalle. a füllt zu sein scheinen. Die sehr verwickelten Fälle der Mischkristallbildungen in Vielstoffsystemen sowie die Erscheinungen, in denen sich Modifikations- änderungen innerhalb derselben äußern müssen, werden in kurzen Um- rissen geschildert. W. Eitel. P. Pfeiffer: Die Kristalle als Molekülverbindungen. 11. (Zeitschr. £. anorg. u. allg. Chemie. 97. 1916. 161—174.) Die zahlreichen Untersuchungen der letzten Zeit, welche sich mit der Aufklärung des Feinbaues der Kristalle durch Aufnahme der Laue- diagramme befaßten, haben die Frage angeregt, wie die Koordinationslehre der Molekülverbindungen zu den strukturellen Verhältnissen in den kri- stallinen Stoffen in Beziehung zu setzen ist. Die Annahme der Neben- valenzen, welche nach den bahnbrechenden Untersuchungen A. WERNER’S außer den gewöhnlich betrachteten Hauptvalenzen in den Molekülverbin- dungen die koordinative Sättigung bedingen, führt uns zu der charakte- ristischen Koordinationszahl der in diesen Komplexen enthaltenen Elemente; wir kennzeichnen diese Konstante als die Anzahl der Atome respektive Atomgruppen, welche mit dem als Valenzzentrum wirkenden Atom zu einem solchen Komplex verbunden auftreten. So ist z. B. in den Verbindungen (NH,), 22.00 =Cl, sowie [Co°(NH,),|Cl,, ONE) = Co=(NO,), und (NO,), = Co ==(N 0,K), die Koordinationszahl 6 für das Kobalt charakteristisch, in der Verbindung [Ca (0 H,),]. Cl, und [Ca(NH,),]. Cl, die Zahl 6 und 8 entsprechend für das Calcium. Die mit einem Zentralatom koordinierten Gruppen eines Kom- plexes sind im allgemeinen um dieses räumlich symmetrisch angeordnet, so z. B. tetraedrisch um das Kohlenstoffatom in den wohlbekannten Ver- bindungen der organischen Chemie. Um koordinativ sechswertige Elemente wie Kobalt, Chrom, Rhodium, Iridium, Eisen und Platin haben wir eine oktaedrische Gruppierung in den Molekülverbindungen anzunehmen, um achtwertige aber wahrscheinlich eine würfelartige Anordnung der anderen Bestandteile des betreffenden Komplexes. In einer früheren Mitteilung ' (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Ch. 92. 1915. p. 376) hat Verf. die Ansicht ausgesprochen, daß man die Kristallstruktur ohne weiteres aus dem Auf- bau komplexer Molekülverbindungen ableiten kann, wenn man Atome oder auch bestimmte Atomgruppen als Koordinationszentren auffaßt. So ist der Feinbau des Diamantkristalls ohne weiteres dadurch zu kennzeichnen, daß in ihm jedes Kohlenstoffatom von vier in Tetraederecken gelegenen anderen Kohlenstoffatomen umgeben wird, und daß in ihm offenbar Valenz- zahl und Koordinationszahl zusammenfallen muß. Bei der Zinkblende ist jedes Zink- und jedes Schwefelatom jeweils von vier Schwefel- bezw. vier Zinkatomen räumlich symmetrisch umgeben, so daß wir negative Radikale [ZnS,] und positive [SZn,] nebeneinander zu unterscheiden hätten, welche wir als Analoga zu den Radikalen der Sulfosalze bezw. der Sulfonium- und Ammoniumsalze auffassen können. Im Kochsalze ist dagegen die Koordination von sechs Natriumatomen um ein Chloratom [ClNa,] uud -22 - Mineralogie. eine solche von sechs Chloratomen um ein Natriumatom [NaCl,] räumlich ausgeprägt, wobei die Analogie der genannten Symbole mit den negativen | Radikalen [MeOl,] der Elemente Me = Cd, Pb, Sn, Tl, Fe, Ir etc. bezw. mit dem positiven Radikal [PAg,] und [AsAg,] in die Erscheinung treten wird. ‚Beim Fluorit hätten wir die Komplexe [FlCa,] und [CaFl,] zu unterscheiden, in denen uns die Übereinstimmung der Koordinationszahl 4 des Fluoratoms mit derjenigen des Bors, des Kohlenstoffs und des Stick- stoffs auffallen muß sowie die Analogie des letztgenannten Radikales mit den Komplexen [Ca(NH,),], [OsFl;], [Mo(CN)] etc. Im Kristall des metallischen Kupfers und des Silbers ist die Struktur durch die eigentüm- liche Koordination jedes einzelnen Metallatoms zu zwölf anderen dieses symmetrisch umgebenden Atomen gleicher stofflicher Natur von Interesse, so dab in den zuerst etwas befremdlich aussehenden Radikalen [CuCu,,| und [AgAg,,]) diese Verhältnisse zum Ausdruck zu bringen wären. Die Analogie mit den quecksilberreichen Amalgamen ein- und zweiwertiger Metalle vom Typus Me Hg, ,, welche aus der Metallographie der Legierungen bekannt geworden sind, dürfte auch hier das Verständnis für derartige Erscheinungen vermitteln. Von ganz besonderem Interesse sind diejenigen Kristallarten, welche wie z. B. der von F. Rının& (s. Ber. d. sächs. Ges. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. 68. 1915. p. 11—45) eingehend untersuchte An- hydrit ganze Atomgruppen als Koordinationszentren enthalten können. Im Auhydrit hat man ganz ähnlich wie beim Kochsalz die Radikale [Ca (S O,),| und [(SO,)Ca,] zu unterscheiden; der negative Komplex ist durch die Tatsache, daß hier die (SO,)-Gruppe nur eine einzige Koordinationsstelle einnimmt, bemerkenswert, wir verstehen aber diese Erscheinung, wenn wir die bei den Verbindungen 6 [Co(NH,),.C1X — Chloropentamminkobaltisalz und 6 [Co(NH,),:(SO,)] X oder auch bei | Sulfatopentamminkobaltisalz 6 [Co(NH,), .C1,]X — Dichlorotetramminkobaltisalz und | [Co (N H,),.(S0,),]Me = Disulfitotetramminkobaltiat vordem beobachteten Verhältnisse zum Vergleich heranziehen. Das Radi- kal [(SO,)Ca,] ist dadurch von Wichtigkeit, daß in ihm die Lagerung der Calciumatome um die Gruppe (SO,) im allgemeinen nicht völlig symmetrisch anzunehmen ist, weil z. B. die im Oktaeder diagonal verlaufenden Koordi- nationsrichtungen einen anderen Affinitätswert besitzen mögen als die übrigen. Die Symmetrie der ganzen Molekülverbindung und damit auch des Kristalles wird hierdurch erniedrigt werden können, wie denn auch in der Tat ja der Anhydrit rhombische und nicht reguläre Symmetrie be- sitzt. Im Pyrit sind die Komplexe [Fe(S,),] und [(S,)Fe,] kennzeichnend; der chemische Charakter des Pyrits als eines Persulfosalzes tritt dadurch deutlich in die Erscheinung, so daß wir aus Analogiegründen zu den „2 Peroxosalzen wie Ba: \ oder Ba=0=0 dem Pyrit die Konstitution Ö | Fe Mineralchemie. Flüssige Kristalle. DL S u oder auch Fe=S=S als wahrscheinlichste zuzuschreiben haben. S | Im Caleit ist der Dualismus der Koordinationen [Ca (U O,),] und [(C O,) Ca, | | bemerkenswert, wobei wir im Oktaeder des einzelnen Komplexes ähnlich '' wie bei dem Anhydrit eine geringere Symmetrie durch Ungleichheiten in ı der Anordnung zustande kommen sehen; die Gruppe (C0,) selbst hat eine einfache plane Konfiguration. Die Übereinstimmung des Feinbaues im Caleit und im Natronsalpeter, aus dessen Gitter die Radikale [Na (N O,),| und [(NO,)Na,] abzuleiten sind, erklärt sich durch die weitgehende Ana- ' logie derselben mit den vorerwähnten Komplexen im Ualeit. W. Eitel. O. Lehmann: 1. Die Lehre von den flüssigen Kristallen und ihre Bedeutung für die Biologie. (Ergebnisse der Physio- ı logie von L. Asher u. K. Spıro. 16. 225. 1917. 254 p. Mit 572 Textabb. ; auch separat bei J. F. Bergmann, Verlagsbuchhandlung in Wiesbaden.) —: 2. Die Hauptsätze der Lehre von den flüssigen Kri- 'stallen. (Physik. Zeitschr. 1918. 19. Jahrg. 73 ff. 20 p.) In der ersten umfangreichen Abhandlung gibt Verf. eine zusammen- fassende Darstellung seiner Untersuchungen über flüssige Kristalle, in der andern eine gedrängte Übersicht hierüber. Wer die zahlreichen sonstigen ‚ Veröffentlichungen des Verf.’s nicht besitzt, findet hier vieles beisammen, ‚ dargestellt von dem Standpunkt des Verf.’s, der von dem anderer Forscher ‚ auf diesem Gebiet öfters wesentlich abweicht. Die Untersuchungsergebnisse anderer werden nur wenig berücksichtigt, die Ergebnisse von Messungen aller Art, die diese angestellt haben, wie Schmelzpunkte, innere Reibung, Brechungsexponenten, Doppelbrechung, Stärke der Zirkularpolarisation " werden überhaupt nicht mitgeteilt. Dagegen werden die subjektiven Be- , obachtungen des Verf.’s, auch recht nebensächliche, die oft mit eigens da- für eingerichteter Apparatur und unter Anwendung besonderer Methoden ‚ angestellt worden sind, ebenso wie die Versuche zu ihrer Deutung, aus- führlich behandelt. Über den Inhalt gibt das folgende Verzeichnis Aus- kunft: Polymorphe Umwandlung, Schmelzung und Verdampfung — Plastische teste Kristalle und erzwungene Homöotropie — Schubumwandlung, Ver- festigung und Rekristallisation — Die isomorphen und die anomalen Misch- ‚ kristalle — Die zähflüssigen Kristalle; deren Fächerstruktur — Die . schleimig-flüssigen Kristalle; Gestaltungskraft — Bildung halbisotroper Kristalle durch Zusammenfließen — Anisotropie der Expansivkraft und ‚ molekulare Richtkraft — Bewegung durch Parallelrichtung beim Zu- sammenfließen — Durch Anschmiegung erzwungene Halbisotropie — Die Aufrichtung flüssiger Kristalle an festen Flächen — Anschmiegung flüs- ‚ siger Kristalle an Tropfen und Blasen — Einfache und doppelte konische | Strukturstörungen — Systeme konischer Störungen, Polygonsysteme — Erzwungen-homogene schleimig-flüssige Kristalle — Glatte und ketten- förmige ölige Streifen; Perlen — Zwillinge flüssiger Kristalle und Um- klappen — Biegung, Drillung und Knickung flüssiger Kristalle — Er- > D4- Mineralogie. zwungene Homöotropie, homogene Netze — Flüssige Mischkristalle, künst- liche Färbung, Diffusion -—— Innere Lösung und Schmelzung. Uberkühlung — Polymorphie und Schraubenstruktur bei flüssigen Kristallen — Hetero- \|| tropie, Zirkularpolarisation, Schillerfarben — Gleichgewichtsänderung durch Zusätze, farbige Höfe — Erzwungen-homogene tropfbar-flüssige Kristalle — Verdrehung homogener Hüssig-kristallinischer Schichten — Verdrehung infolge von Orientierung durch feste Flächen — Erzeugung von Halb- isotropie durch Adsorption — Einwirkung des Magnetismus auf homogene Schichten — Spurlinien, Spurflächen und Spurgebiete — Das Selbstreini- gungsvermögen tropfbar-flüssiger Kristalle — Ganze und halbe Fäden, Kern- und. Konvergenzhöfe — Tropfbar-flüssig-kristallinische Lösungen, Überkühlung — Drehung der Polarisationsebene und der Absorptions- richtung — Symmetrische Kristalltropfen mit Zwillingsebene — Kristall- tropfen mit schwacher Verdrehung — Dünngepreßte Mischkristalltropfen, gestörte Schichten — Künstliche Färbung und Verminderung der Richt- kraft — Wirbelbewegung in Kristalltropfen und an Luftblasen — Schein- bare Rotation der Tropfen und deren Beeinflussung — Brennlinien an _ Grenzflächen infolge Temwperaturdifferenz — Wirkung von Magnetismus ‚auf Kristalltropfen — Kristalltropfen mit starker Verdrehung;, Schraffierung — Wirbelbewegung in stark verdrehten Tropfen — Ellipsoidische Misch- kristalltropfen und deren Zwillinge — Quellung flüssiger Kristalle. Myelin- formen — Kopulation der Myelinformen, flüssige Sphärokristalle — Ver- drillung und Schlängelbewegung der Myelinformen — Selbstteilung und wellenartig fortschreitende Strukturänderung — Gestalt- und Farbenände- rung bei Umwandlung. Saugkraft — Schluß. Wie man sieht, fehlen im Inhaltsverzeichnis die scheinbar absnlr Kristalle und Kristallwürmer; im Text werden sie bei den Myelinformen behandelt, aber mit Nachdruck betont, daß sie nicht „als wirkliche Lebe- wesen im üblichen Sinne“ zu betrachten seien, während HaEckEL sie als wirklich lebende und beseelte Naturkörper auffaßt (Centralbl. f. Min. ete. 1918. p. 295). Ein Unterschied zwischen flüssigen und fließenden Kristallen wird in dem Sinne wie früher nicht mehr gemacht, alle werden als flüssige bezeichnet. R. Brauns. Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. Grühn, Anni: Die Symmetrie des Rotkupfererzes. (Centralbl. f. Min. etc. 1918.83.) Glatzel, Emanuel: Über einen Hydromagnocaleit aus dem Tale Lopusna bei dem Dorfe Lucsivna am Südabhange des Tatragebirges. (Centralbl. f. Min. etc. 1918. 307.) Andr&e,K.: Über Vorkommen und Herkunft des Schwerspates am heutigen Meeresboden. (Centralbl. f. Min. etc. 1918. 157.) Schulz, Karl: Über Turmalin aus dem Brockengranit von Schierke im Harz. (Centralbl. f. Min. etc, 1918. 266.) me meter or x er Me nn a 1 € er et = a 223 Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. Te Alfred Eppler: Die Versuche zur künstlichen Herstellung des Diamants und ihre Aussichten auf Erfolg. (Zeitschr. d. ' Ver. f. „Technik u. Industrie e. V.“ in Barmen. 1915. No. 5. 6 p.) Verf. bespricht die Versuche zur künstlichen Herstellung des Diamants, die von DESPRETZ, HanNAY, MoISsAN, ÜROOKES, FRIEDLÄNDER, V. HASSLINGER ' und Worr, von Lupwie und von Borron angestellt wurden. Diese haben ', sämtlich keine großen Diamanten, sondern höchstens winzig kleine bis mikro- skopische Körnchen geliefert, und bei einzelnen von ihnen ist es sogar zweifelhaft geblieben, ob dabei wirklich Diamant entstanden ist. Um zu prüfen, ob diese Versuche, eventuell welche von ihnen überhaupt Diamant zu liefern vermögen, bespricht er eingehend die Gesetzmäßigkeiten, die man bei dem Übergang des Schwefels aus einer Modifikation in eine andere festgestellt hat. Darnach hat man u. a. gefunden, daß die Form, in der ein Körper kristallisiert, niemals von der Natur des Lösungsmittels oder davon abhängt, ob er aus dem flüssigen Zustande erstarrt oder aus einem Lösungsmittel ausfällt, sondern lediglich von dem Druck und der Temperatur, bei der sich die Gestaltung vollzieht. Überträgt man dieses Resultat auf deu Kohlenstoff, so würden sich die Versuche von Moıssan und CROOKES auf dem rechten Wege bewegen, während die von FRIEDLÄNDER und v. Hass- LINGER an einer Verkennung der physikalischen Grundlagen der Kri- stallisation leiden würden. Die größte Schwierigkeit liegt darin, daß der Schmelzpunkt des Kohlenstoffs (4400°) höher liegt als der Siedepunkt (3870°). Ehe eine rationelle Lösung der Aufgabe möglich ist, wäre es jedenfalls notwendig, die sehr hohen Werte von Druck und Temperatur zu ermitteln, bei denen der Kohlenstoff beim Übergang in den festen Zustand nicht mehr die Form des Graphits, sondern die des Diamants annimmt. Ohne die Kenntnis dieser vorläufig noch ganz im dunkeln liegenden Werte bleiben alle Versuche zur Herstellung des Diamants ein unsicheres Herumprobieren. Da die Temperatur und der Druck, um die es sich dabei handelt, sehr hoch liegen, ist ihre Ermittlung zum mindesten sehr schwierig, wenn überhaupt möglich, auch sind wir zurzeit nicht imstande, einen Apparat zu bauen, der diese hohen Grade von Temperatur und Druck auszuhalten vermöchte. Die Natur hat uns gezeigt, daß der Kohlenstoff als Diamant sich aus silikatischen Schmelzfüssen ausscheiden kann, aber sie hat dabei Mittel zur Verfügung gehabt, die uns nicht zur Verfügung stehen und sicher haben dabei auch die langen Zeiträume eine wichtige Rolle gespielt, durch die sich die natürlichen Diamantbildungsprozesse fortgesetzt haben. Darnach wäre in absehbarer Zeit nicht daran zu denken, technisch nutz- bare Diamanten auf künstlichem Wege zu gewinnen (vgl. auch Rüurr, dies. Jahrb. 1918. -128-). Max Bauer. F. Rinne: Das Kristallsystem und das Achsenverhältnis des Eises. (Ber. Verh. k. sächs. Ges. d. Wiss. Leipzig. Math.-nat. Ki. 69. 1917. 57—62. Mit 6 Textfig.) -26 - Mineralogie. Untersucht wurden auf röntgenogrammetrischem Wege Eistafeln | // (0001), und zwar an Stellen, die sich im Konoskop als möglichst einheit- lich und ungestört erwiesen hatten. Die Apparatur (vergl. Rinne, dies. Jahrb. 1916. II. -3-), die für den vorliegenden Zweck besonders eingerichtet ist, sowie die Einrichtung der Versuche wird geschildert und ein Laue- diagramm, erhalten an einer Kristallplatte von 0,7 cm, wird beschrieben 4. und abgebildet. Aus ihm folgt ohne weiteres die hexagonale Symmetrie, Der Einblick in die einschlägigen kristallographischen Verhältnisse, wie ' sie durch das Eisbild NorpexskıöLp’s (Pose. Ann. 114. 1861. 612) und ' die Ergebnisse der Röntgenoptik vorliegen, lassen Verf. schließen, daß das | Eis hexagonal-bipyramidal kristallisiert. Ob auch hemimorph, wie NoRDEN- skıöLp will, läßt sich auf diesem optischen Wege nicht ausmachen und | muß daher vorläufig dahingestellt bleiben. Das Ausmessen des Röntgeno- ! gramms ergab das Achsenverhältnis: a:c = 1: 1,678 mit einem Funda- 4: mentalwinkel 0001 :10i1 = 62°42‘. Dabei ist die steile Form s, die #: wegen ihrer zu starken Neigung gegen die c-Achse nicht reflektorisch wirkt, als (1011) genommen, die anderen beobachteten Formen sind dann: = (1121); v = (2131); w = (2021); x = (4152); y = (8192); z = (3252). Jedenfalls ist anzunehmen, daß ein Wert: a:c = 1:1,6 für das Eis richtig ist, NORDENSKIÖLD hat aus seiner unsicheren Messung den Wert: 1: 1,617 berechnet. Damit erlangt die Stellung des Eises im Rahmen der Isotypie Bedeutung. Es wird die Ansicht des Verf.’s bestätigt, daß bei chemisch in einfacher Weise aufgebauten Kristallen sich charakteristische Bautypen | a:c 0001 : 1010 Vorberrschende Erscheinungsweise :1,6391| 117051 :1,5802| 118°43’30’ | Magnesium Mg 0001}; [1010 & Protopyramide. Beryllium Be 0001}; | 1010}. Protopyramiden Cadmium Cd 1465541. 1170 37 0001 }; | 1010). Protopyramide. Iridosmium (Ir, Os) ; { 10T0 5 Graphit © 1,63 117058’ 0001}; {1010}. Sa Zinkoxyd Zn O :1,6219| 118% 6° 0001}; {10Io}. Protopyramiden. Berylliumoxyd Be O0 :1,6305) 117°58°30” | foooı }; { 1010). Protopyramide. | I { 1:1,0288| 118° 0‘ { 0001 1 I { Würtzit Zn S 1.:.1,6006| 118025 { ; {1010}. Protopyramiden ! I I I I I Greenockit CdS :1,6218| 118° 6° 5: {oooı }; {1010}. a Magnetkies FeS =1,0502,° 177041 [ooo1}; 11010). a Covellin CuS : 1,5888 118 35,4 {0001}; ; 1010). Arsennickel Ni As 1.6389) 1170871 { 1010}. Protopy ramide. Antimonnickel Ni Sb : 1,7220 116041 ar 0001}; [are Protopyramiden. | S] :1,6392| 117°50’55” | { oooı 1010 Mh Rn en. a Prismen und Pyramiden 2. Art. Zuweilen rhomboedrisch entwickelt. Carborund CSi 1:1,6324| 117°56°49° | (ooo1 }; { 1010}. und viele Flächen in der Zone dieser. Gestalten in | scheinbarholoedrischer, zuweilen in a Anordnung. Z ‘ LG LG ’ Eis H,O 1:1,617 | 118°10’20° | {ooor }; { 1010}. Protopyramiden, oft Skelette. Auch rhomboedrisch entwickelt. 5 Tridymit (ü. 130) SiO, | 1: 1,6530] 117°39° [ooo1 }; {1070}. Protopyramiden. Jodcadmium CdJ, 1:1,5940| 118°30’55” | {0001 }; {1010}. 3» EEE VE EEE EEE EEE EEE ET a Er ARE EN ST TE REN LLBEE IE Bleijodid PbJ, 1:1,6758| 117°19’45” | {oooı }; { 1010). . | . . . . . Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. The zeigen, die zum isometrischen System Beziehung haben. Das Eis gehört dem Magnesiatypus an, dessen chemisch sehr verschiedene Glieder durch das ‚mämliche Stabilitätsgesetz vereinigt werden. Die vorstehende Tabelle gibt die Verhältnisse wieder. Max Bauer. 'DMügge, O.: Über die Symmetrie der Eiskristalle. (Centralbl. f. Min. etc. 918: 137.) I | H. Le Chatelier: Sur la eristobalite. (Compt. rend. 163. 948. 1916.) Aus dem als „quinquet“ bekannten Glase beginnt bei ca. 800° die | Ausscheidung von Sphärolithen, die aus mikroskopischen Skeletten von “Uristobalit bestehen. Auch in den oberflächlich (infolge Zutritts von Alkali- \.dämpfen) geschmolzenen Quarzziegeln eines Glasofeus war zunächst Cristo- "balit in ziemlich scharfen Kıiställchen entstanden, diese sind aber später \in Tridymit verwandelt, der als feinkörniges Aggregat die Cristobalite ‚ paramorphosiert. [Es wird nicht angegeben, worauf sich diese Deutung stützt, die Abbildung iäßt vermuten, daß es sich um Paramorphosen von ', 3- nach «@-Cristobalit handelt. Ref.]. In den Quarzziegeln der Stahlöfen [ entsteht nach Verf.’s Erfahrungen bei rascher Abkühlung des aus Quarz | und Bindemittel zunächst sich bildenden Glases anfangs Cristobalit, aus diesem dann allmählich Tridymit. Da die Temperatur dabei über 1480° | liegt. wäre diese Beobachtung nicht in Einklang mit Fenner’s Erfahrungen an mit Na-Wolframat versetzten SiO,-Schmelzflüssen. Verf. hält es aber ' für nicht bewiesen, daß dabei der Cristobalit gerade bei 1500°, nicht etwa ‚erst unterhalb 1500 während der Abkühlung, entsteht. Bei Versuchen ', Verf.'s war nach (allerdings nur zweistündigem!) Erhitzen auf 1700° aus dem Tridymit solcher Ziegei noch kein Cristobalit geworden. | O. Mügge. S. Kyropoulos: Zur Unterscheidung der Aggregat- ızustände verschiedener SiO,-Arten mittelst ihrer Röntgen- strahlen-Interferenzbilder. (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chemie. 99. 1917. 197— 200.) Die vorliegende wichtige Untersuchung enthält eine Anwendung der bekannten Methode von P. DeByE und P. SCHERRER (s. Nachr. d. k. Ges. | d. Wiss, Gött. Math.-phys. Kl. 1916), feingepulverte Stoffe mit Röntgen- { strahlen zu durchleuchten. Mit Hilfe der entstehenden Interferenzbilder ' kann man entscheiden, ob das. betreffende Objekt amorph-isotrop oder ' kristallin-anisotrop ausgebildet ist. Es wurde auf diese Weise zunächst feines Quarzpulver sowie synthetisch gewonnener Oristobalit geprüft; in der Nähe des Durchstoßfleckes der Primärstrahlen zeigen beide Interferenz- bilder schmale Ringe verschiedener Intensität. Es zeigt sich eine charak- ‚ teristische Verschiedenheit der beiden Photogramme insbesondere in bezug ge Mineralogie. auf die Abstände der Linien größter Intensität voneinander und von der‘ Achse der Primärstrahlen, so daß auf eine Unterschiedlichkeit der Raum-# gitter von Quarz und Cristobalit geschlossen werden muß. Die quanti- tative Bestimmung der Lage und der Abstände der Atome in Quarz und‘ Cristobalit soll in einer späteren Arbeit erörtert werden. Wie zu erwarten war, ist das Interferenzbild von Quarzglas durch das Fehlen von Ringen um den Durchstoßfleck der primären Strahlen so- wie lediglich allgemeine Zerstreuung gekennzeichnet; Verf. erblickt in # dem Fehlen ausgeprägter Systeme von Interferenzringen sowie in der # geringen Breite der einen vorhandenen Zerstreuungszone einen Beweis I dafür, daß Quarzglas monomolekulares SiO, enthält. Dasselbe Verhalten I im Interferenzbild zeigt übrigens auch ein Quarzglas-Stab. Gefällte Kiesel- 1 j säure mit 3,3% Wasser liefert ebenfalls ein typisches Interferenzbild ' eines amorph-isotropen Stoffes; nach zweistündigem Glühen bei ca. 1300°C 9 zeigt gefällte Kieselsäure aber eine Reihe hinreichend deutlicher Inter- ferenzringe, und zwar diejenigen des Cristobalits. Ein Kieselsäuregel ' mit 89,9% Wasser (5 Jahre alt) erwies sich als deutlich amorph, sein ' Interferenzbild enthält aber einen sehr breiten Ring, der im Gegensatz j zu dem schon besprochenen Bild des Quarzglases auf die Anwesenheit 9. mehrerer Si-Atome in einem Molekül schließen läßt. W, Eitel. V.Rosicky: Über dieSymmetrie des Steinsalzes. (Beitr. z. Krist. u. Min. herausgegeb. v. V. Gorpscaamiprt. 1. 241—256. 1918.) Diese Abhandlung war bereits anderswo erschienen, siehe Ref. dies. Jahrb. 1916. II. -15-. R. Brauns. V. Posejpal: Untersuchung von Steinsalz auf Pyro- elektrizität. (Ebenda. 257—260.) Steinsalz erweist sich als vollständig unelektrisch. R. Brauns. Groß,R.: Zur Frage der Gyroedrie des Steinsalzes. (Uentralbl. f. Min. etc. 1918. 1—19. 13 Fig.) Gust. Flink: Einige Neuigkeiten in schwedischer Mineralogie. (Geol. För. i Stockholm Förh. April 1917. 426—452.) Verf. beschreibt einige neue oder wenig bekannte schwedische Mine- ralien. Ektropit ist nur einmal angetroffen worden, nämlich im Jahre 1915 in einer Tiefe von 120 m in der Grube Norrbotten in Längbans- hyttan, an demselben Ort, wo die besten Inesite gefunden worden sind. Das Mineral bildet kleine (höchstens 2:1:0,2 mm) braune, rektanguläre En I m — TREE Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. =209- ristalltafeln, welche zu ansten oder Drusen auf Granat angehäuft sind. Be Granat selbst ist ausgesondert in Nestern und Hohlräumen in Magnet- ‚eisenstein und bildet häufig große Kristallstöcke von rhombendodeka- "edrischen Individuen. Begleitmineralien sind Schwerspat und Kalkspat. l In den meisten Fällen sind keine anderen ebenen Flächen als die ‚'Tafelebenen vorhanden und auch diese sind oft gebogen und matt, die Rand- begrenzung bildet eine unbestimmte Rundung, an denen u. d. M. nur kleine, imatte Flächenelemente wahrzunehmen sind, es konnten daher nur u.d.M. "die ebenen Winkel gemessen werden, die nur ganz approximative Werte N ergeben. Hierauf bezieht sich der gewählte Namen nach 2xroorn, Aus- weichung, weil nicht alle Ergebnisse der Untersuchung die gewünschte Genauigkeit besitzen. Die Kristalle sind wahrscheinlich monoklin und ‚die Flächen werden gedeutet als a = 100 die Tafelebene, ce = 001, d = 101 und = (110) undes wurde. gemessen: m:a — 32050‘, c:a —= 615’, mas — 56°50‘, woraus berechnet wird: ( a:b:c = 0,74:1:0,84; 8 = 61°5 N! - Härte = 4. Spez. Gew. — 2,46. Dünne Tafeln werden u. d. M. gelb- i lich durchscheinend ohne deutlichen Pleochroismus. Eine positive Bisektrix "tritt schief gegen die Ebene der Tafel aus, die Achsenebene fällt in die ‚Symmetrieebene. Nach der Immersionsmethode wurde gemessen « — 1,62, I = 1,63. Eine Analyse an nicht ganz reinem Matchial von Dr. NaımA SAHLBOM ‚ausgeführt hat die folgenden Werte ergeben: r 1 \ Eu (bei 105%... . 8:89 we 0,4939 6,77 N SO .2.....3508 = 0,5837” 8,00 j AO 075 0,0071] ) BO ......580..:.0,0806 MIm0 ..... 37220. 105854 N BO 2.0859 0,0641 | 0.8711 . 11.94 eo. ..2.220 a NO ......013: 0,0019 1:0) 2.2113 0.0180 | S-Metalle RS) | 99,89 Hieraus ergäbe sich etwa als chemische Formel: 12RO.8Si0,.7H,O, für die eine weitere Deutung nicht versucht wird. „Jedenfalls ist dem ‚ Ektropit keine hervorragende Stellung unter den Mineralien anzuweisen.“ Es muß mit Hisingerit und Neotokit zusammengestellt werden. Katoptrit, ein neues Mineral von der Brattforsgrube bei Nord- marken. Kommt mit Magnetit und anderen nicht näher untersuchten Mine- ralien eingewachsen in körnigem Kalkstein vor und hat seinen Namen | „vom Worte z«rortoov, ein Spiegel, mit Hinsicht auf den hohen Glanz der Spaltflächen“ erhalten. Gute Kristalle, welche genaue Winkelmessungen gestatten, sind nur unter den kleinen, etwa l mm großen zu finden. -30 - Mineralogie. Die Kristalle des Katoptrits sind monoklin. Aus den gemesse-. nen Winkeln m (110): a (100) = 37° 52‘, d (012): b (010) = 67°29' und c (001) :a (100) — 78° 57° wurde berechnet: # a:b:c — 0,19225:17.:0,48985, 3. (o0ar. Auf diese Konstanten bezogen, sind die am Katoptrit beobachteten #- Formen folgende: a (100), b (010), ce (001), m (110), 1 (210), n (120), d (012). e (032), o (212), p (232), g (272) und r (212). i Einige weitere gemessene und berechnete Winkelwerte sind: l:a = 21°49' (21°15‘ ber.), n:a — 54° 21,6/ 870169, 2e:b — 5485 (54° 12%), 0:b.— 74° 15,4° (770 20°), p:b — 563,2’ (56° 2°), q:;;b — 44° 33, (44° 22), r:b = 790 9,6° (79° 18°). | | Die Kristalle sind meist tafelig nach (010) mit großem (100) und, schmalen Prismenflächen, großer Basis, bisweilen auch nach der Zone der | Flächen bqpo gestreckt. Spaltbar nach (100) sehr vollkommen, fast wie Glimmer, aber sprodi H.=54. Spez. Gew.=4,5. Die Farbe ist eisen- oder Fabenschwarz, der Glanz metallisch, dünnste Blättchen rot durchscheinend. Nach Beobach- # tungen von P. QuEnseL fällt die Ebene der optischen Achsen mit der } Symmetrieebene zusammen, die erste, negative, Mittellinie bildet mit den | Spaltrissen einen Winkel von 14—15°. Achsenwinkel klein, etwa 25° ge- I neigte Dispersion und o>v. Pleochroismus stark, in Spaltblättchen findet ' die größte Absorption parallel der Achsenebene statt mit dunkel rotbrauner Achsenfarbe, parallel der optischen Normalen ist die Farbe rotgelb. Die | von Dr. R. Mauzeuıus ausgeführten Analysen haben folgende Mittelwerte: ' ergeben: j |; Quotient SION 0,129 2 36,0, ra 2076 0,060 1 Al, O0, 020. 200900 0,093 | BRe,0,; 20 ::..2.020,0 83,08 0,022 | Fe: See 0,034 Mn O..2...0... 2°259201 0,742 147 MEO....2.0 2. 806 0,076 08 0%. Ha. 00.0,58 0,010 H,O. 222 2022 20 — 100,39 - Es verhalten sich demnach Si0O,:Sb,0,: (Al, Fe),0,:RO = 2:1:2:14. ! Eine Formel hieraus herzuleiten, erschien mißlich. Ein Vergleieh mit ! Manganostibiit und Haematostibiit ergibt, daß Katoptrit mit diesen nicht | identisch sein Kann. Margarosanit findet sich in „Lukas Ort“ und Bjelkes Schacht bei Längbanshyttan in einer Tiefe von 186 m, wo auch Nasonit vorkam, aber ' nicht mit diesem zusammen, und stimmt in allen wesentlichen Eigenschaften ' mit dem von W. E. Forp und W. M. Brapuey (Amer. Journ. of. Sc. 42. | 1916. p. 159) zuerst als neues Mineral beschriebenen Margarosanit von: | Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. -31.- Franklin, N. J., überein. Das Mineral bildet radialstrahlige Kristallstengel, | welche eine Länge von 2 cm und Dicke von 2 mm erreichen können und j bildet Stufen von mehr als 1kg. In Zwischenräumen tritt tafeliger Apo- \ phyllit auf. Die Stengel sind nach einer Richtung vollkommen spaltbar, ‚ schneeweis, auf der Spaltfläche perlmutterglänzend. Nach äußerst seltenen {" Kristallen wahrscheinlich triklin, von augitähnlichem Habitus. Wenn die '' Hauptspaltfläche als 010, die Stengelrichtung als Zone der Vertikalachse | angenommen wird, können die Flächen gedeutet werden als: a (100). ‚6 (010), m (110), n (110), e (001), d (011) und e (034)?. Li Es wurde gemessen: | A (0002010) — 79281, BZ (0017):400) = 51049, &(1:00)5(010):— 882 10° und hieraus berechnet: « = 74° 37‘, #5 = 129°29 und y = 101°5’ (gegen- über den in der Abhandlung gedruckten Werten verbessert nach schrift- j licher Mitteilung des Verf.’s vom 12. I. 18). Ferner m:b = 54°42' und N d:b = 5006‘; hieraus: a:b:c = 0,84419:1:1,28338 (ebenfalls nach Mit- | teilung des Vert.’s verbessert). | Härte 21, Außer nach (010) nach zwei anderen Richtungen spaltbar. | Die Schwingungsrichtung der kleinsten Lichtgeschwindigkeit c bildet mit N der Vertikalachse im spitzen Winkel 3 einen Winkel von 8° 40’. [| Spez. Gew. = 4,39. In verd. Salpetersäure leicht löslich; bei Ver- j dampfung geiatinierend. Ergebnisse der Analyse nach Dr. R. MAuzeuius: | Bo... 2.834,70 0,575 | DO 0,187 | ano... 210 0,031 | = wm0........020 0,005 I GO .....20,28 0,362 1 N) 0,004 Omen. 2.220,10 0,005 99,90 Unter Vernachlässigung des Wassergehaltes ergibt sich die Formel: Pb Ca, (Si O,);- Thaumasit ist in den letzten Jahren in „Lundströms Ort“ bei | Längbanshyttan massenhaft vorgekommen, so daß loses Material literweise ' gesammelt wurde. Es bildet lockere Anhäufungen von Kristallnädelchen, | an denen nur festgestellt werden kann, daß das Mineral hexagonal sein muß. Nur an einer schon vor längerer Zeit gefundenen Stufe sind meb- bare Kriställchen vorhanden, welche als jüngste Bildung auf Apophyllit , aufsitzen. Sie erreichen eine Länge von 6 mm bei einer Dicke von 2 mm und sind umschlossen von einem hexagonalen Prisma, Pyramide und Basis. Es wurde gemessen: (1011): (1010) — 42% 24° und (0111): (0110) — 42° 26, im Mittel 42°25°. Hieraus (1011): (0001) = 47° 35° und a:c — 1:0,9479. I | Mineralogie. Dies ist das vierte schwedische Thaumasitvorkommen, nämlich außer diesem ist derber Thaumasit von Bjelkes Grube bei Äreskutan und von Kjoland in Kalls Kirchspiel, Jämtland, und von Skottväng in Söderman- land bekannt, ferner nur bei West Paterson, N. J., und in Beaver County, in Utah. R. Brauns. F. Berwerth: Über Topasgesteine von Joachimsthal und Mariaschein im böhmischen Erzgebirge. (Min. u. petr. Mitteil. 34. 1916. 2 p.) An einem Topaskriställchen aus einem feinen quarzitischen, nur aus Quarz und Topas bestehenden Greisen von der südöstlich von Joachims- thal zwischen den Tälern von Arletzgrün und Honnersgrün gelegenen Kuppe zeigte folgende Formen: M (110), 1 (120), n (021), P (001), o (111). Die Größe beträgt nur einige Millimeter. Max Bauer. Alois Sigmund: Neue Mineralfundein der Steiermark. VI. Bericht. (Mitteil. Naturw. Ver. Steiermark. 53. 1916/17. 245, 246; vgl. dies. Jahrb. 1916. II. - 273-.) 58. Roteisenerz- und Brauneisenerzgeschiebe bei Frohn- leiten. In den Kuranlagen, linsen- bis walnußgroß, manche bohnerz- förmig, aber ohne schalige Struktur. Die Geschiebe liegen streckenweise im Gehängeschutt an der der Mur zugekehrten Ostlehne des aus devoni- schem Kalkschiefer aufgebauten Berges nördlich von Frohnleiten mit über- wiegenden Geschieben aus Gneis, Amphibolit, Quarzit und Kalkstein. Die Erzgeschiebe stammen wahrscheinlich aus Lagerstätten, ca: 50—80 m über dem heutigen Murspiegel, in der Nähe von Mitnitz—Rötelstein und Breitenau. 59. Berührungszwillinge des Weißbleierzes von Kaltenegg, Vorau NW. Auf Muscovitschiefer finden sich mit braunem Ocker, Glaskopf und nierigem Grünbleierz Drusen farbloser, graulicher und grünlichweißer, bis 2 mm großer Weißbleierzkriställchen, einfache Individuen oder nach der a-Achse gestreckte Berührungszwillinge nach (110), begrenzt von (010). (001), (110), (221) und (401), ähnlich denen von Leadhills. 60. Kobaltbeschlag von der Neualpe Schladming 8. % Erdige, seltener nierenförmige Krusten, pfirsichblüt- bis rosenrot, auf | grünlichgrauem, feinkörnigem Speiskobalt und Schwefelkies und Kalkspat- lagen führendem Zweiglimmergneis. / Max Bauer. R. Köchlin: Vorläufige Mitteilung über ein drittes Datolithvorkommen in dem Fassatal. (TscHErM. Min. u. petr. Mitteil. 33. 1915. 517, 518.) Es ist das älteste, seit 1859 bekannte, aber bisher noch nicht beschrie- bene Vorkommen von dort. Das Mineral findet sich mit dem Prehnit vom | | ° Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. an. Monte Rondella (Gabbia-Berg) bei Gampitello und wurde bei LikBENER und VoRHAUSER (Mineralien Tirols) für Titanit gehalten. Der kugelige, ' dunkelgrüne Prehnit bildet die Unterlage, auf dem der Datolith teils kleinere Gruppen, teils ausgedehnte Drusen bildet. Die bis 6 mm großen , Kristalle sind selten frisch und farblos und durchsichtig, meist zerfressen und gelblich. Nachgewiesen. wurden bis jetzt folgende 15 Formen: c (001), Mm (011), x (101), n (122) und e (111), die den Typus bestimmen, der im allgemeinen linsenförmig und dem von Bergen Hill ähnlich ist, daneben ‚untergeordnet: a (100), m (120), g (110), o (021), n (201), v (302), A (322), ' « (211), U (342) und j (243). Auf c treten die optischen Achsen auf. Die beiden anderen Fundorte im Fassatal sind: der Westabhang des Monte " Jumela nördlich vom Bufaure am Kontakt zwischen der Masse der Por- | phyfite und Melaphyre (Tacconı, dies Jahrb. 1907. I. -205-). Der ‘zweite " Fundort, der von Gasser (Mineralien Tirols) angegeben wurde, liegt eben- ı falls am Bufaure, und zwar soll er auf der Pozza neigenden Seite liegen, \also auf der Süd- oder Südostseite, während der Monte Rondella viel weiter nördlich liegt. Es sind bis 8 mm große, farblose, durchsichtige ı Kristalle aus mit sandigem Chlorit ausgepolsterten Blasenräumen im ' Augisporphyrtuff, begleitet vom Prehnit, mit dem er innig verwachsen | ist, und Kalkspat. Max Bauer. 1 if f \ R. Köochlin: Referat über neue Mineralien. (Mitteil. d, \ Verf. bespricht folgende neue Spezies: Ambatoarinit, Arsenobismit, ‚ Aurobismuthinit, Cebollit, Faratsihit, Ferriallophan, Furnacit, Geraesit und Minasit, Nauruit, Schanjawskit, Schernikit und Winchellit, Speziait, \ Stibiobismuthinit, Tolypit, Bisbeeit, Shattuckit, Inyoit, Meyerhofferit, Köehlinit, Lucinit, Fernandinit, Minasragrit, Pintadoit, Uvanit und Bazzit. ; Max Bauer. | _ Fritz Bayer: Beiträge zur Kenntnis der technologischen Innen von Asbest. Dissertation d. techn. Hochschule Dresden. 1916. 47 p. Mit 18 Taf. In einer allgemeinen Einleitung werden folgende Mitteilungen ge- ‚ macht: Gewinnung in Tonnen zu 1000 kg. 1902 1905 : 1908 1911 Kanada 2 2..2002.,:97414.. 45 967° :».60.372. 2.827370 Vereinigte Staaten . . 912 2.820.” 2849 6 900 | Rußland . 0.2 4507 7266 ° 10540. 15475 | Kapkolonie -........ 4] 70 70 u | BP rsoypene. 3% . 2.8; ae = 17330 420 | N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. C -34.- Mineralogie. Analysen von Rohasbesten nach ULLmany und RoBERT Buremann Kanadischer Hornblende- Sibirischer Kapkolonie, Asbest _ Asbest Asbest blauer Asbest #° SEO, Fe 54.60 41,80 yet M2.0:2.::° 341,90 27,85 35,18 2,3 fe, 0,::250.2.29292 1145 £ 6,63 35,8 AL,O,: 482.50 850,60 2,85 u — NA,0 ae —_ _- 6,9 3.0.2 02.189 3,55 16,39 39:2: Wi Spez..:Gew. :..:.241 = — 302 (2,340 — 2,440) (2,508—3,164) #: Eine besondere Wasserbestimmung ergab: 4 Kanada. . . - . . 13,90 (13,38—14.14) H,O Blauasbest . . . . 3,62 (3,31—3,90) H,O Aus dem weißen Asbest entweicht das Wasser verhältnismäßig leicht. bei dem blauen ist eine längere Glühdauer nötig; letzterer wird ‚beim 4 Glühen rotbraun, dann schwarz und dabei wird das braune, mürbe Material hart und glasig. In der Techuik wird der Asbest in verschiedener Form. 4 - Pappe, Schnüre ete., z. T. mit organischen Faserstoffen zusammen, als} Tsolierungsmittel gebraucht. Die Isolierfähigkeit wird in der vorliegenden Schrift auch vom ökonomischen Gesichtspunkt aus eingehend untersucht, # worauf aber hier nur hingewiesen werden kann. Max Bauer. St. Kreutz: Beiträge zur Morphologie der Kalkspated aus den Lagerstätten Polens. (Bull. Acad. sciences Cracovie. Cl. ] sc. math. et nat. Ser. A. Se. math. 1916. 172-189. Mit 2. Taf.) I. Kalkspatkristalle aus den Devonkalken der Um-' gebung von Kielce und Checiny.. Auf den bleiglanzführenden ' - Kalkspatgängen in dem devonischen Kalk der Dolna Göra bei Kielee | (Miedziana Göra) findet man farblose Kalkspatkristalle, meist stark gefärbte | ältere parallel überwachsend, mit der vorherrschenden Form: g (111) (0221) 7 und dem ersten Prisma b (211) (1010), von dem aber wegen Verwach- | sung zu einem stengeligen Aggregat gewöhnlich nur kleine Flächen- ! teile vorhanden sind. Dazu treten meist an den Endkanten als Ab-' stumpfungen schmale Flächen von r (100) (1011), sowie kleine Flächen von k (201), seltener der neuen Form z (10.5.9) (5.14.19.6), auch schmale Flächen von e (211) (1232), r:e = 31°01‘ in der Zone [r,‘o]. Die Flächen ! von r (100) gehen, wo k (201) auftritt, in ein steileres Rhomboeder, wohl ! (411) (5054) über. Selten stehen die Flächen des nächsten schärferen "| Rhomboeders g (111) mit denen des Hauptrhomboeders r (100) im Gleich- gewicht, ohne andere Formen; oder @ (111) herrscht vor mit Spitzen- zuschärfung durch .das nächste stumpfere Rhıomboeder d (110) (0112), wozu |) außer dem 1. Prisma b noch das Skalenoeder k (201) (2131). An einigen | Kristallen beobachtet man kleine Flächen von g (111) mit einem vizinalen : EEE SEE a EEE rn En. un Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. on» Skalenoeder, wahrscheinlich (535) (2.8.10.3) [(835): (111) = 13° ca.], dessen Flächen durch allmähliche Krümmung in die des häufigen Skalenoeders ı dieser Zone p (212) (1341) übergehen: Karczöwka bei Kielcee. Im Devonkalk Kristalle: op (111) oder "gaAll).b (@IM. Kadzielnia. Auf Kalkspatadern des oberdevonischen Urinoiden- kalkes parallel- oder radialstengelige Aggregate, zuweilen mit regelmäßiger ' Endbegrenzung der Kristalle von steilpyramidalem Habitus mit abwechseln- den je drei glänzenden und matten Flächen, die ersteren dem 1. Prisma b. (21T), die letzteren einem sehr spitzen inversen Rhomboeder, nach den an- | genäherten Messungen etwa (0.18.18.1), (0.20.20.1) oder (0.28.28.1) angehören, dessen Endecken durch kleine Flächen d (110) zugeschärft | sind. Auch Kristalle von der Form o (111) kommen hier vor. - Checiny. Glänzende Prismen b (251) (1010) mit milchig matter Basis, von Bleiglanz begleitet. i '-.Miedzianka bei Checiny aus den Kupfergruben mit jüngerem 1 e und Azurit. Kombination: b (211); s (735) (4.8.12.5).— &R3; v (887). (0553); Ö (110); @ (111). Herrschend b und w. s folgt aus dem DE nrerkand. Zuweilen ganz untergeordnete Flächen k (20T), auch Zwil- linge nach der Basis ec (111). A I. Kalkspatkristalle aus dem Carbon. Im Kohlenkalk bei Krakau viel grobkristallinischer Kalkspat, bei Czerna auf Spalten oft sehr große Skalenoeder k (201) (2131), bis 1 cm lange Kristalle derselben Form im Kohlensandstein von Siersza, bei Dabrowa bis 1 cm lange flache Rhomboeder d' (110) (0112) auf Spalten eines Kalksandsteins, flächen- ' reiche Kristalle von Niedzieliska bei Krakau auf einem Hohlraum 'in der Steinkohle. Träger: m (31T) (4041), Endkanten abgestumpft durch gp (111), die durch Krümmung nach oben in ein flacheres Rhomboeder, . etwa » (832) übergehen; in der Zone [m, p] schmale Flächen von k (201) ‚und ein sehr steiles inverses Rhomboeder vizinal dem 1. Prisma. '° II. Triadische Schichten aus der Umgebung von ‚Chrzanöw und Olkusz. Reichlich auf Spalten und Höhlungen der erzführenden Dolomitzone, oft mit Bleiglanz und Galmei. Katy bei Chrzanöw, Bleiglanz-Galmeigrube, unregelmäßig mit Blei- slanz und Galmei in einem lettenartigen Material steckend, begrenzt von b(21T) und p (111) mit krummen Flächen mit Übergang in k (20T). Aus . derselben Grube kleine Rosakristalle mit gekrümmten Flächen g (111). Czerna, mit Limonit zahlreiche Kristalle mit krummem Rhomboeder p (11), allen mit kleinen Flächen eines inversen Rhomboeders nach R Neigungswinkeln etwa # (17.17.31). Von dort auch skalenoedrische Formen mit stark gewölbten Flächen, die den Flächen von @ (111) nahe ‚ in der Zone [111:110] liegen und die nach einer Messung jedenfalls . dem Skalenoeder (735) nahestehen. Durch Zusammenfließen dieser Flächen mit denen von p entsteht die Flächenkrümmung. Boleslaw bei Olkusz aus der Galmeigrube, auf Dolomit, bis 1 cm groß. Dominierend ein inverses Skalenoeder p (212) (1341), dessen Flächen c* >96. Mineralogie. in die steilen und krummen Flächen des Rhomboeders u (557) (0441 9 übergehen; dazu d (110) als flache Zuspitzung der Endecken und manch-F mal krumme Flächen nahe der Form # (552) (0772). Auf der Grube 4 Ulysses kleine gekrümmte Rhomboeder p (111). 1 Miekinia. Skalenoeder k (201) auf Dolomit mit zahlreichen Pyrit- ! kriställchen (100). (111). ' IV. Jura. Czorsztyn im Cm. des Dogger. Unregel- I mäßiger, später weitergewachsener Zwilling nach der Basis, begrenzt von 4 zwei Birhomboedern, einem steileren h und y, h = (522) (9091)! und ı #2 — (10.10.17) (0991) und eines flacheren r und „, r = (100) (1011) und 4 — (331) (0445). 1 Witkowice bei Kınkan Im weißen oberjurassischen Kalkstein 4 haben sich auf ‘der Oberfläche bis 1 cm lange Kristalle b (211), k (207), | op (111), die scharfen Endkanten von k schmal abstumpfend und d (110) | mit schmalen Flächen die Endecken über g zuschärfend, gebildet. ij Krzemionki bei Debniki (Krakau). a) Farblose Skalenoeder, | wahrscheinlich (415) (10.4.14.3)2R4 mit winzigen Abstumpfungen der | Endkanten: (111) (0221) und m (311) (4041). b) Honiggelbe stengelige | Aggregate mit Endbegrenzung p (111) (0221)?. ce) Sehr steile Rhomboeder- ; | chen in den Tropfsteinen. 4 Paczöltowice, im oberen weißen Jura: (111).b (211). Niezwiska am Dnjepr. Einige Zentimeter lange gelbliche Kri- # stalle: g (111). m (311) nahe im Gleichgewicht; gegen die Anwachsstelle h| werden n. Rhomboeder steiler. 1 Inwald. An weißem tithonischem Kalk bis 2 cm lange Kristalle } k (201) (2131), mit schmalen Abstumpfungen g (111) (0221) an den ‚scharfen | Endkanten ; zuweilen Zwillinge nach der Basis. ! V. Kreideformation. Teschener Kalk. Auf Spalten |j Hauptrhomboeder, häufig mit kleinen vizinalen Skalenoedern in der Zone | [(100): (101)], etwa von der Form d (601) (6175), r:d = 10° ca. | Giebultöw im Turon auf Quarz auf einer Kluft in einem dunkeln | kieseligen Konglomerat; bis 3 cm lange Kristalle b (211). k eo) zuweilen l mit p (11]). Der karpathische Flysch (Kreide und Tertiär) hat geliefert bei Ptaszkowa unweit Gryböw aus Adern im Kreidemergel durchsichtige Hauptrhomboeder r (100) ohne Vizinalflächen. Kantenlänge bis 1 cm, sehr } selten feine Abstumpfungen der Endkanten durch das nächste stumpfere | Rhomboeder d (110). j Ropa bei Gryböw, Rhomboeder d (110) (0112) mit gestreiften Flächen. | Swietoslaw bei Skole im Schiefer: d (110). | Lawoczne. d (110) mit kaum bemerkbaren Prismenflächen b (211). | Nowy Sacz. Ein Kristall: d(110). b’(21I) mit stark herrschendem d. | Lupköw im Eisenbahntunnel. 1. Kombination: k (201). r (100). d (110) auf gelbem Mergel; auch Zwillinge nach der Basis ce. 2. Durch | = 1 Diese beiden Symbole passen nicht zusammen, denn es ist: (522) = (7071) und (9091) = (19. 88). Ref. | Erdpech dunkel gefärbte Hauptrhomboeder r (100) oder r (100). d (110), die Flächen von Ö parallel den Kanten r/d gestreift, auf dunklem Kar- | pathensandstein. Mizun. Gelbe nächste stumpfere Rhomboeder y (111) aut Sphäro- a | | | _ Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. = al F I | siderit. VI. Eoeän. Nummulitenkalk der Tatra. Mala Laka-Tal. Auf ', Klüften des Kalks am Eingang des Tales zwei Kristalltypen. A. Flache bis 2 cm breite Rhomboeder d (110) mit schwacher Abstumpfung der Seitenecken durch das erste Prisma b (211), das auch zuweilen ganz fehlt. Zuweilen mit einem Körnchen Nummulitenkalk als Kern. B. Prismen b (211), an den Enden d (110) und häufig schmale Flächen von n (331) (0445). Beobachtet wurde ein Zwilling nach dem seltensten Zwillingsgesetz, nämlich | nach @ (111). Die linsenförmigen Kristalle A stammen aus einer mit Lehm ' erfüllten Kluft, so daß die Kristallbildung vielleicht mechanisch beeinflußt N worden ist. N Olezysko-Tal, unmittelbar bei der Jaszczuröwka-Quelle auf Spalten | und Klüften im Nummulitenkalk und -konglomerat hell bis weingelbe, oft ‚ durchsichtige, bis 3 cm lange Skalenoeder k (201) mit abgerundeten scharfen | Endkanten durch kleine Flächen von £& (775) (0443). Oft Zwillinge nach ' der Basis. Zwischen diesen Kristallen und den obigen (A und B) besteht unter Berücksichtigung der Zwillingsfläche y (0221), die in der Begren- zung nicht auftritt, eine Beziehung, die durch das folgende Schema dar- gestellt wird: -_— = [u _ 0110 = 0440 il 0221 — 0442 | (0111) = (0444) | . (0233) = (0446) 0112 = 0448 VIE: rk sysihische Zone. Miocäne Lagerstätten. Mergel und Tone von Swoszowice bei Krakau. g (111) oder angeätzte Skalenoeder. Truskawiec. n (331) (0445). Dzwiniacz. @ (l11) mit krummen Flächen, auf Schwefel und mit einem Pyritüberzug. l Lemberg, miocäne Kalke der Umgebung. mp leine und Kristall- ' gruppen, auch stengelige Aggregate, stark gelb gefärbt, mit regelmäßiger fi Endbegrenzung durch das steile inverse Rhomboeder «u (557) (0441) — 4R Eu 1590 55°; r:r = 74914’ —74°41' statt 74°55‘). Spaltbarkeit viel | weniger deutlich als sonst am Kaälkspat. Die Kristalle sind trotz der dunklen Farbe nicht pleochroitisch. sie zeigen eine ganz regelmäßige ‚ Interferenzfigur. In der Bunsenflamme werden sie dunkler und endlich ' ganz undurchsichtig, wahrscheinlich infolge der Verkohlung des organischen Pıgments. | Aus dieser, noch sehr unvollständigen, Zusammenstellung lassen sich | einige Schlüsse ziehen: Die Kristalle aus reinen Kalken, Mergeln und Sandsteinen zeigen einfache Kristallformen, meist r (100) und g (111), > 0443 > 0445 38 - Mineralogie. weniger häufig m (311). Sehr verbreitet ist das Skalenoeder k (201). | Komplizierte Formen, namentlich auch andere Skalenoeder, finden sich nur auf Erzlagerstätten, wo Lösungsgenossen mitgewirkt haben, besonders Salze der Schwermetalle. Dies stimmt auch mit den Erfahrungen überein, die anderwärts in dieser Hinsicht gemacht worden sind, ebenso mit den I bekannten Beobachtungen und Untersuchungen von HERM. CREDNER und 4 H. Vater. Die Form p (111) ist wohl auf die Mitwirkung stark eisen- haltiger Lösungen zurückzuführen. Max Bauer. P. Groth: Die Lagerstätten-Abteilung der minera- logischen Sammlung des königlich bayerischen Staatesin München. (Zeitschr. f. prakt. Geologie. 24. Jahrg. 1916. 1. 165—177, 183—191, 208—217; 25. Jahrg. 1917. 2. 5—20, 93— 107.) Die paragenetischen Verhältnisse der Mineralien sind seit den Tagen F BREITHAUPT’s trotz ihrer großen wissenschaftlichen Bedeutung vernachlässigt worden. Zu ihrer Verfolgung bedarf es einer ausgedehnten Erfahrung, wie sie nur wenige Fachvertreter besitzen, und zur Aufstellung einer Sammlung muß ein guter alter Bestand vorhanden sein, der durch { systematisches Sammeln fortlaufend ergänzt worden ist. Aus diesen 4 Gründen kann eine allgemeine, nicht etwa auf Eırze beschränkte Lager- stättensammlung, die auch nur das wichtigste umfaßt, nur an wenigen Hochschulen zusammengestellt werden. Dieser Aufgabe hat sich GroTH unterzogen, und sich damit den Damk aller Fachgenossen verdient. Die Bestände, die er vor 35 Jahren in München vorgefunden hat, hat er seit- dem in unermüdlicher Sammeltätigkeit erfolgreich nach allen Richtungen vermehrt und aus ihnen, nachdem der erforderliche Raum gewonnen war, neben der großen systematischen Sammlung eine paragenetische geschaffen, in welcher die für die Lagerstätten besonders bezeichnenden Exemplare nach dem Vorkommen geordnet und mit .den Gesteinen, was besonders wichtig ist, vereinigt sind. In der vorliegenden Abhandlungsreihe gibt GROTH eine erläuternde Übersicht über diese Sammlung mit Hinweisen auf die jeweiligen vermutlichen Bildungsbedingungen der Mineralien unter Berücksichtigung der Rolle, welche die einzelnen chemischen Elemente bei den Prozessen im Erdinnern spielen, insbesondere in den alpinen Mineralklüften und in den Pegmatiten, welch letztere er als Ausscheidungen aus einer gasförmigen Lösung betrachtet. In der Einleitung wird darauf hingewiesen, daß in den am meisten verbreiteten sauren Pegmatiten, neben den Hauptbestandteilen Quarz und Feldspat, Mineralien mit den Elementen der Anfangsglieder der sieben Gruppen des periodischen Systems auf- treten, nämlich solche mit Li, Be, B, F und O; dazu Kohlenstoff in ‘ Carbonaten und Phosphor an Stelle des Stickstoffs in Apatit. i Der größte Raum ist den alpinen Lagerstätten gewidmet, die in München vollständiger als vielleicht sonstwo vertreten sind. Die Anordnung ist derart, daß die Lagerstätten und Gesteine der westlichsten | | | | | Meteoriten, -39 - |lAlpen; mit dem Dauphine an der Spitze, beginnen, darauf diejenigen der |'Zentralkette mit dem Gotthardmassiv, und die der Ostalpen folgen, woran sich die der Randgebiete anschließen. Daran schließen sich die auber- |ialpinen deutschen Lagerstätten, zuerst die bekannten des Ip Besten Waldes, sodann die des Obeipfälzischen Waldes mit den |lüberraschenden neuen Vorkommen von Strengit in ausgezeichneten flächen- reichen Kristallen, Phosphosiderit und anderen z. T. neuen Phosphaten |bei Pleystein; ferner die des Fichtelgebirges mit den pegmatitischen Drusenbildungen des Epprechtsteins. Hieran schließen sich Vorkommen "aus dem Odenwald, Schwarzwald, Kaiserstuhl, Vogesen, Pfalz (Quecksilber- ‚lagerstätten mit Amalgam), Hunsrück, Eifel, Aachen, Lahn- und Sieggebiet, ‚Harz, Thüringen, Vogtland, Erzgebirge und Schlesien. ©. Im II. Teil folgen die außerdeutschen europäischen Lager- ||stätten mit denen in Böhmen, Mähren, Galizien, Ungarn, Siebenbürgen, \ Banat, der Balkanhalbinsel, Sizilien, Süd- und Mittelitalien, Elba, Sardinien, | Iberische Halbinsel, Pyrenäen, Frankreich, England, Schottland, Irland, |, Farör, Island, Norwegen, Schweden, Finnland und Rußland. Den Schluß 1 Ilkiden dieaußereuropäischen Lagerstätten, Westsibirien, China, | Japan, Ceylon, Persien, Armenien, Kleinasien, Ronnie Algier, Ostafrika mit Madagaskar, Südafrika, Deutsch-Südwestafrika und das Kongogebiet. Amerika beginnt mit Brasilien, sodann folgen die Staaten von Süd-, Mittel- ‚und Nordamerika mit Grönland. Wenn naturgemäß auch nicht jedes Gebiet mit der sleichen Voll- ständigkeit vertreten sein kann, wie die alpinen Lagerstätten, so fehlt 'ı doch kaum eins der wichtigen Gebiete, und München kann stolz sein, eine N so vollständige Lagerstättensammlung zu besitzen, wie keine andere | Universität. In den, wenn auch nur knappen Angaben über die Fund- ‘stellen wird jeder, der mit diesen Fragen zu tun hat, manche wichtige | Auskunft finden. .R. Brauns. u Be ; Meteoriten. Das Schicksal des Meteoreisens von Obernkirchen, nach einem Briefe von WÖHLER an Gustav Rose mitgeteilt von R. Brauns. (Centralbl. f. Min. ete. 1918. 325.) Franz Richarz: Auffindung, Beschreibung und vorläufige physikalische Untersuchung des Meteoriten von Treysa. | (Schriften der Ges. zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg. 14. 2. Heft. Mit 1 Karte, 3 Taf. u. 1 Textfig.) | Für den am 3. April 1916 nachmittags 34 Uhr bei Treysa nieder- gefallenen Meteoriten hatte A. WEGENER den Fallort berechnet, die Felder ‚des Gebiets aber doch vergeblich darnach abgesucht (vgl. dies. Jahrb. | 1918. -262-), es blieb noch die Möglichkeit, daß der Meteorit im Walde niedergefallen war. Eine von der Gesellschaft ausgesetzte Belohnung > -AQ- Mineralogie. von 300 M. hatte Erfolg, am 6. März 1917 meldete Förster Huppmann, daß er in der sog. Dickhege, einem Teil des Rommershausener Interessenten- Waldes eine aufiallende Grube bemerkt habe. Zum Nachgraben veranlaßt, berichtet er nach 2 Tagen, daß er auf einen Stein gestoßen sei und wurde daraufhin beauftragt, ihn vollends frei zu legen. Nachdem dies geschehen war, haben RıcHarz und E. Kayser sich an die Fundstelle begeben und das weitere festgestellt. Die Fundstelle liegt in unerwarteter Nähe, nur etwa 800 m süd- westlich, des von WEGENER bezeichneten Hemmungspunktes, d. h. des Punktes, in dem die Lichterscheinung aufhörte und dessen Höhe zu 16,4 km berechnet war. Die horizontale Entfernung der beiden Punkte war auf 9 km geschätzt‘ worden, .der Irrtum wird daraus erklärt, daß bei den Beobachtern der Lichterscheinung der subjektive Eindruck des Erlöschens später als das wirkliche Erlöschen eintrat; dies ist bei der Bestimmung des Fallortes aus dem Erlöschen der Lichterscheinung: allgemein zu beachten. Aus den gesammelten Beobachtungen hatte WEGENER geschlossen, daß nur ein einziger größerer Körper .niedergefallen sei, und dab dieses ein Eisenmeteorit sein müsse, So war es in der Tat, ein Meteoreisen von rund 63 kg (63,28 kg) war 1,60 m tief in den Boden eingeschlagen, 3 m durch lockeren Waldboden und Lößlehm, im übrigen durch weichen, tonigen, unteren Buntsandstein. Der „Schußkanal* verlief etwa unter 60° gegen den Horizont geneigt nahezu von N nach S, was mit dem von WEGENER. berechneten Einfall ebenfalls gut übereinstimmt. Wohl noch niemals sind die Licht- und Fallerscheinungen so vollständig gesammelt und der Fallort eines Meteoreisens so genau daraus berechnet worden wie für dieses, denn die anderen zehn Eisen, derei- Fall beobachtet ist, wurden ohne weiteres gefunden; von allen diesen ist das von Treysa Jas schwerste. Der Beschreibung der äußeren Form sind drei vortreffliche Photo- graphien in etwa „; der natürlichen Größe beigegeben. Das Eisen ist hiernach gut orientiert, die Rückenseite (Südwestseite) mit viel tieferen Rhegmaglypten als die mehr wellige Vorder-(Nord-)seite. Die Umgrenzung an 4 Ecken mit Winkeln von 110° 80° und 60% weist zweifellos auf oktaedrische Flächen ähnlich dem Eisen von Quesa. Das Eisen ist sehr frisch, die Oxydrinde nur dünn, an vielen Stellen fehlend, vielleicht bei dem Herausheben aus der Erde entfernt. Die mittlere Dichte des gesamten Eisens wurde zu 7,88 bestimmt und hieraus geschlossen, daß der Nickelgehalt 8% um etwas übersteigen wird. Durch das 11 Monate lange Liegen in der Erde war das Eisen durch das erdmagnetische Feld kräftig polarmagnetisch geworden; hieraus wird geschlossen, dab der Nickelgehalt unter 20 % liegen müsse, und zwar näher an 8 als an 20%. Zum Schluß werden: einige vorläufige Beobachtungen über die Remanenz des Meteoreisens mitgeteilt. Die weiteren Unter- suchungen über die chemische Zusammensetzung und den inneren Bau des Eisens stehen noch aus. R. Brauns. Allgemeines. — Dynamische Geologie. A Geologie. Allgemeines. Abel, ©.: Über neuere Versuche einer Zeitmessung in der Erdgeschichte. (Die Naturwiss. 4. 725—731. 1916.) Wedekind, R.: Über geologische Zeitalter. (Die Naturwiss. 5. 305--306. 1917.) Lawson, R. W.: Über absolute Zeitmessung in der Geologie auf Grund der radioaktiven Erscheinungen. (Die Naturwiss. 5. 429--435, 452 —459. 610, 709. 1917.) Diener, ©.: Die Bedeutung der Zonengliederung für die Frage der Zeit- messung in der Erdgeschichte. (Dies. Jahrb. Beil-Bd. XLII. 65—172. 1918.) Henning, L.: Neuere Forschungen über die Vorgänge im Innern der Erde. (Die Naturwiss. 4. 743—746. 1916.) Schweydar, W.: Über die Elastizität der Erde. (Die Naturwiss. 3. 593—600. 2 Fig. 1917.) Dynamische Geologie. Innere Dynamik. W. Branca: Die vier Entwicklungsstadien des Vulkanis- mus und die Frage seinerinternationalen Erforschung. Öffentlicher Vortrag. (Sitzungsber. k. preuß. Akad. d. Wiss. 1915. 1—18.) Wie in der Entwicklung des Lebens auf der Erde primitive Gestal- tungen den differenziierten vorangegangen sind, so lassen sich auch beim Vulkanismus niedere und hochentwickelte Formen feststellen. Vier solcher , - Entwicklungsstadien werden unterschieden. Die primitivste Form finden wir auf der Sonne vertreten, wo glühende Gase bis zu gewaltigen Höhen emporgeschleudert werden; die Protuberanzen werden wenigstens teilweise als Außerungen eines Vulkanismus aufgefaßt. Bei stärkerer Abkühlune und Entstehung einer feuerflüssigen Hülle treten dann zu den Gasen noch AI - | Geologie. geschmolzene Massen dieser Oberfläche hinzu, aber hier wie dort ist jede Spur der Ausbruchsstelle sogleich nach der Eruption’ verwischt. Bleibt die oberflächliche Rinde wenig mächtig, so wird sie von den Gasen des Innern, die hier noch in weit größerer Menge vorhanden sind als in dem folgendem Stadium, in Form: von Blasen in die Höhe getrieben; diese sinken dann meist in der Mitte zurück, so daß nur ein ringförmiger Wall bestehen bleibt, ein Stadium, wie es durch den Mond repräsentiert wird. Das vierte Entwicklungsstadium schließlich finden wir auf der Erde ver- wirklicht, bei der eine dickere Kruste nur noch an einzelnen schwachen Stellen vom Schmelzflusse durchbrochen wird, und wo das Phänomen eine außerordentliche Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen aufweist. Bei noch stärkerer Verdickung der Rinde aus weiter vorgeschrittener Ent- gasung des Gestirns erlischt dann der Vulkanismus gänzlich. Die Frage, warum der Mond vor seinem Absterben nicht durch jenes vierte Stadium hindurchgegangen ist, die jugendlichen Züge vielmehr noch bewahrt, wird durch die raschere Abkühlung infolge seiner geringen Masse und des Fehlens des Wasserdampfes zu erklären gesucht. — Am Schlusse werden zahlreiche bedeutsame, noch unbeantwortete Fragen aus dem Gebiete der Vulkanologie aufgeworfen, deren Lösung aber nur von einem speziell der vulkanologischen Forschung gewidmeten Institute erwartet werden kann. A. Rühl. W. Branca: Über die Bedeutung der magmatischen Erdbeben gegenüber den tektonischen. (Sitzungsber. k. preuh. Akad. d. Wiss. 1917. 380—399.) Die Arbeit wendet sich gegen die herrschende Überschätzung des Einflusses der Tektonik auf die Entstehung der Erdbeben und sucht die Auffassung von ihrem magmatischen Ursprung wieder zu Ehren zu bringen. Den „rein tektonischen“ und „rein magmatischen“ Beben werden noch „kombinierte tektonisch-magmatische“ Beben gegenübergestellt, die nicht mit den „kryptovulkanischen“ zusammenfallen, weil sie auch die „vul- kanischen“ mit umfassen. Die magmatischen Beben können sehr verschieden- artige Ursachen haben. Es werden unterschieden: 1. Magmatische Ex- plosionsbeben, a) eigentliche, bei denen die innerhalb des Magmas befind- lichen Gase zur Explosion gelangen, b) uneigentliche, bei denen außerhalb des Magmas befindliche Gase explodieren, ein Vorgang, der wiederum auf dreierlei Art zustande kommen kann: durch Berührung aufsteigenden Magmas mit in Hohlräumen angesammelten Wassermassen, durch ein Niederstürzen von Wassermassen in Spalten und schließlich durch Berührung von Magma mit kristallinen Massengesteinen, deren Gase beim Erhitzen der Gesteine zu stürmischer Entwicklung kommen. Die Unterscheidung der beiden Gruppen, der eigentlichen und uneigentlichen magmatischen Beben, wird natürlich sehr schwierig sein. 2. Magmatische Intrusions- beben, zu denen z. B. das große kalifornische Erdbeben von 1906 gerechnet wird und bei denen wiederum sechs verschiedene Vorgänge unterschieden Dynamische Geologie. | -453- | en: Die magmatischen Beben entstehen vorwiegend in 30—40 km ı Tiefe, können aber auch in geringen Tiefen ihren Ursprung haben. während die tektonischen größtenteils an die oberen Zonen gebunden sind. Da | die Einschrumpfung des Magmas beim Abkühlen und Kristallisieren das \ Primäre, die Runzelung der Erdrinde aber das Sekundäre ist, so ergibt sich, daß sogar die echten tektonischen Beben, soweit sie auf solche Vorgänge zurückgehen, eigentlich magmatischer Natur sind und zu den ‚ kombinierten tektonisch-magmatischen zu zählen sind. Eine Scheidung zwischen tektonischen und magmatischen Erdbeben läßt sich vielleicht ‚ durch Beobachtung der gleichzeitigen magnetischen Erscheinungen herbei- ne . . » as führen; wenn tektonische Bewegungen die magnetischen Störungen hervor- rufen, so müssen beide gleichzeitig eintreten: bei starker zeitlicher Ab- ı weichung der beiden Phänomene ist das Vorliegen eines magmatischen Bebens wahrscheinlicher. Auch Niveauveränderungen können durch magma- tische Beben entstehen, und es ist auffällig, wie verhältnismäßig selten solche Schollenverschiebungen bei tektonischen Erdbeben festgestellt werden können, was auch im Sinne eines Vorherrschens der Beben magmatischer ‚ Natur gedeutet wird. A. Rühl. W. Salomon: Polarmagnetischer Basalt vom Katzen- buckel im Odenwald. (Jahresber. u. Mitt. d. Oberrhein. geol. Ver, "N. F. 8. 106—107. 1916.) Der Polarmagnetismus ist am Katzenbuckel nicht etwa, wie man nach RosEnBuscH’s Angaben erwarten sollte, lediglich an Verwitterung des Gesteins geknüpft, sondern Verf. fand, daß ein schon vor Jahren von ihm gesammeltes Stück von ganz frischem Basalt vom Gafistein oberhalb eines alten Steinbruches ebenfalls stark polarmagnetisch ist. Andererseits zeigen zwar die sämtlich etwas angewitterten Stücke vom höchsten Gipfel (also "nicht etwa dem Gipfel, auf dem der Turm steht, sondern dem anderen ‚Ende des Gipfelgrates) zu einem erheblichen Teil den polaren Magnetismus. Andere angewitterte Stücke aber, die er an anderen Stellen sammelte (2. B. in der Nähe der Freya-Quelle), zeigen ihn nicht. Die Untersuchung von zahlreichen anderen Stücken des Katzenbuckels ergab sehr häufig, daß mit den gewöhnlichen Mitteln überhaupt kein merkbarer Magnetismus nachweisbar war. Schwacher gemeiner Magnetismus kommt aber sowohl an verwitterten, wie anscheinend auch an frischen Stücken nicht selten vor. Das Pseudobrookitgestein vom Gemeindesteinbruch, von dem er eben- falls ein Stück untersuchte, ließ keinen Magnetismus erkennen. Ebenso- wenig beobachtete er merkbaren Magnetismus an gesammelten Stücken vom Steinsberg, von dem Basaltgang zwischen Kirschhausen und Erbach, -vom Hamberg bei Neckarelz, von Neckarbischofsheim, Helmstadt und vom Roßberg. Indessen hebt er hervor, daß alle diese von ihm untersuchten Stücke gesammelt wurden, ehe er auf den polaren Magnetismus der Gipfel- gesteine des Katzenbuckels aufmerksam geworden war. Es scheint. daß sowohl die von AnprEaE und König beschriebenen Verhältnisse der polar- -AA - Geologie. magnetischen Gesteine des Frankensteines, wie seine eigenen Beobach- tungen über den Katzenbuckel darauf deuten, daß Blitzschlag die$ Ursache des polaren Magnetismus ist. Das stimmt aber voll-) | ständig mit den Ergebnissen der sorgfältigen Untersuchungen überein, die 9 der leider so früh verstorbene F. Pockens schon 1897 in dies. Jahrb. 4 I. 66— 73 veröffentlicht hat. Immerhin wäre es sehr dankenswert, wenn H sich einmal jemand die Zeit nehmen würde, systematisch die Berggipfel n des Odenwaldes auf den Gesteinsmagnetismus zu untersuchen. Liebisch. . Greim, @.: Das Volumen der Lavaausflüsse am Vesuv in den Jahren 4. 1891—1904. (Pererm. Mitt. 63. 10—16. 1917.) 1 Gogarten, E:: Der Vulkan „Tolo“ auf Halmahera (Molukken). (PETERM. | ; Mitt. 63. 242—247. 1917.) 4 Steffen, H.: Neue Ausbrüche des Vulkans Oalbuco in Südchile. (PETERM. Mitt. 63. 281—282. 1917.) I Bönninghausen, F. v.: Der Vulkan Calbuco in Südchile. (PETER!». [ Mitt. 64. 28—29. 1918.) | | Lacroix, A.: L’eruption du volcan de Quetzaltepequ& et le tremblement 4. de terre destructeur de San Salvador (juin--juillet) 1917. (Compt. Rend. 165. 1077—1082. 1917.) | Brun, A.: ÖContribution A la connaissance de l’exhalaison volcanique. | (Arch. sc. phys. et nat. 122. 1—5. 1917.) j Friedländer, J.: Regularite des distances des centres d’&ruption vol- 4 eaniques. Assembl&ee gönsrale ordinaire du 11. sept. 1917 A Zürich. 4 (Arch. sc. phys. et nat. 122. 361—362. 1917.) Guebhard, A.: Sur une maniere nouvelle de comprendre le volcanisme 5 et les apparences pseudo-6ruptives du granite. (Compt. Rend. 165. | 150—153. 1917.) Friedländer, J.: Regelmäßigkeit der Abstände vulkanischer Eruptions- | zentren. (Zeitschr. £. Vulkanologie. 4. 15—32. 8 Taf. 1 Fig. 1918.) Deecke, W.: Tektonik und Vulkanismus in Südwest- Deutschland. (Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. B. Monatsberichte. 69. 197—219. 1918.) Äußere Dynamik. Fr. Röhrer: Geologische Untersuchungen der Bezie- hungen zwischen den Gesteinsspalten, der Tektonik und dem hydrographischen Netz im nördlichen Schwarzwald und südlichen Kraichgau: I. Die gemeinen Klüfte und die Harnische. (80 p. Diss: Heidelberg 1916. Auch Jahresber. u. Mitt. Oberrhein. geol. Ver. N. F. 6. 8—86. 1916. 3 Taf. 8 Abb.) Die Ergebnisse: der auf Anregung von W. SaLomon angestellten Untersuchungen von Linn, Dinu und En6sTLER im Odenwald, Pfälzerwald | und in den Vogesen über die Beziehungen zwischen den Gesteinsspalten, der Tektonik und dem hydrographichen Netz ließen es wünschenswert erscheinen, als Ergänzung die gleichen Untersuchungen auch auf den Sch warz- | wald auszudehnen. Die vorliegende Arbeit behandelt einen Teil des nörd- ‚ liehen Schwarzwaldes und des südlichen Kraichgaues mit einem Flächen- | inhalt von etwa 1000 qkm. Verf. gibt zunächst einen kurzen Überblick | über den geologischen Aufbau und die Tektonik des Gebietes unter Auf- ‚ hluns der Hauptverwerfungen, um dann eine genaue Beschreibung der | | | | ) Dynamische Geologie. An | | | untersuchten Klüfte nach Streichen, Fallen, Ausbildung usw. zu geben; graphische Darstellungen veranschaulichen die gewonnenen Resultate. / Zwei Kluftsysteme konnten unterschieden werden, eines parallel und eines | senkrecht zum Rheintalrand. Das erstere, das Longitudinalsystem, ist s das andere, das Transversalsystem. Diese Anordnung zeigt deutlich, daß ein inniger Zusammenhang zwischsn den gebirgs- | bildenden Vorgängen im Tertiär und den gemeinen Klüften besteht, daß | also, wie W. SaLomon sich ausdrückt, „diese gemeinen Klüfte fast alle | nichts anderes sind als Verwerfungen mit nicht mehr meßbaren Verschie- | bungsgrößen“. Eine Bestätigung dieser Ansicht ist in dem abweichenden Verhalten der Rotliegenden-Klüfte zu erblicken, die älteren tektonischen Vorgängen ihre Entstehung verdanken. | Das Einfallen der Klüfte ist vorwiegend steil; die überwiegende | Mehrzahl fällt senkrecht oder annähernd senkrecht. Unter den nicht senkrechten longitudinalen Klüften herrscht unmittelbar am Rheintalrand ' das östliche Fallen vor, nach Osten zu aber treten die östlich fallenden Klüfte zurück. Dieses Ergebnis stimmt mit den Untersuchungen von Lixp, Dinu und En6GsSTLER gut überein und spricht für die ANDREAE-SALOMoN’sche ı Theorie der Divergenz der Hauptverwerfungen. Auch die transversalen \ Klüfte zeigen verschiedenes Verhalten in verschiedenen Teilen des Gebirges. ' Während die nördlich fallenden Klüfte in etwa gleicher Anzahl überall \. vorkommen, treten im südlichen Teil (Nordrand der Badener Mulde) die ‚ südlich fallenden Klüfte stark hervor unter gleichzeitigem Zürücktreten ‚ der saigeren Klüfte. In der Ausbildung der Klüfte kommt die Gesteinsbeschaffenheit ' deutlich zum Ausdruck: Je härter das Gestein, desto besser die Ausbildung der Klüfte. Weit verbreitet sind, wie sich aus einer Tabelle ergibt, die gepaarten Kluftsysteme; auch die aus dem Granit bekannten haben darin . Aufnahme gefunden. Der zweite Teil der Arbeit enthalt eine Untersuchung der in dem oben umgrenzten Gebiet vorkommenden Harnische. Nach einem kurzen ' geschichtlichen Überblick über die diesem Phänomen gewidmeten Arbeiten ‚wird abschließend auf die zuerst von W. Saromox hervorgehobene über- ‚ raschende Tatsache hingewiesen, daß, wenigstens in Süddeutschland, die ‚ horizontal gestreiften Rutschflächen bei weitem überwiegen, d. h., daß die horizontalen Bewegungen die vertikalen an Zahl beträchtlich übertreffen. Verf. hat 168 Harnische gemessen‘ und die Verteilung auf die einzelnen ‚ Himmelsrichtungen in mehreren Tabellen und graphischen Darstellungen >- A Geologie. übersichtlich veranschaulicht. Das Longitudinalsystem zeichnet sich durch % eine ganz gewaltige Entwicklung aus: 136, also 80,95%, gehören ihm ? an. Sein Maximum mit 41 Harnischen liegt bei N45 0. Das Trans- 4: versalsystem mit 32 Harnischen = 19,05 % erscheint neben dem Longi- } tudinalsystem, auf dem seine Achse senkrecht steht, unbedeutend; schon | das Auftreten von zwei deutlich gesonderten Maxima bei N 70 W und } N 30 W zeigt, daß diesem System keine so große Bedeutung zukommt. 1 Die Bewegung an den Harnischflächen vollzog sich meist ohne große #1 Abweichung in der Streichrichtung, und zwar fast stets annähernd hori- | zontal; die Flächen mit schwach nördlich fallenden Streifen herrschen da- A: bei vor. In der Nähe des Rheintalrandes ist die Anzahl der Harnische | naturgemäb viel größer als im übrigen Gebiet; nach Osten nimmt: ihre 7 Zahl rasch ab. Unmittelbar am Gebirgsrande sind die Harnische mit | südlich fallenden und horizontalen Rutschstreifen gegen die mit nördlich | fallenden Streifen im Übergewicht. Eine befriedigende Erklärung dieser | Tatsache kann nur gegeben werden, wenn man annimmt, daß die Haupt- | verwerfung unter das Gebirge einschießt und dab die Randschollen auf dieser schiefen Fläche nach oben gepreßt wurden; in diesem Umstand ist | eine Stütze der AnDREAE-Saromon’schen Theorie über die Stellung der ! Rheintalspalten zu erblicken. Weitere Beweise will Verf. in dem in Aus- sicht gestellten zweiten Teil seiner Arbeit erbringen. D. Häberle. Soergel, W.: Das Problem der Permanenz der Ozeane und Kontinente, f Habilitations-Vortrag. 53 p. Stuttgart 1917. Bee Andröe, K.: Über Sedimentbildunge am Meeresboden. 1. Fortsetzung. (Geol. Rundsch. 7. 249 —301. 1916.) | 4 Peters, H.: Ebbe und Flut in gemeinverständlicher Darstellung. Aufl) ‚dem Schnee bei Herdecke, Westfalen, im Selbstverlage d. Verf. 16 Fig. | 1917.:63 p. M Roth, E.: Erörterungen über die Küstenhebung Schwedens im 18. Tal Ä hundert, (PETERM. Mitt. 63. 15383—194. 1917.) Müller, A.: Theorie der Gezeitenkräfte. (Tagesfragen aus den Gebieten j der Naturwissenschaften und der Technik. 35. 81 p. 17 Fig. Braun- ı schweig: 1916.) on Keilhack, K.: Lehrbuch der Grundwasser- und Quellenkunde. 2. Aufl. ;| 652 p. N Taf. 267 Fig: 1917. il Koehne, W.: Das Grundwasser in der südbayerischen Hochiiäche, 3 Taf. I} Münden 1916. Stremme, H.: Über die geologischen Ursachen der Zerstörung von Täl- || ' sperren. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. 23—26. 1917.) | Wegner, Th.: Höhlenbildungen in Sanden durch Grundwassersenkung. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. 26—29. 2 Fig. 1917.) Götzinger, G.: Neuere Ergebnisse österreichischer Alpenseeforschung, Vorträge d. Ver. zur Verbr. naturw. Kenntn,: Wien. 19 p.. 1916.) Zn = Petrographie. Er Halter, R.: Eiserscheinungen in fließenden Gewässern. (Schrift. Ver. z. Verbreit. naturw. Kenntn.. Wien. 56. 30 p. 1916.) Häberle, D.: Über das Vorkommen karrenähnlicher Gebilde im Bunt- sandstein. (Sitzungsber. u. Mitt. des Oberrh. geol. Ver. 6. 159—167. 2Nar 1 Kies. 1917.) — Die Abhängigkeit der Geländegestaltung der deutschen Mittelgebirge ‚ vom Gestein. (Der Steinbruch. 11. Heft 47-—-48, 49—50. 1917.) Keilhack, K.: Die großen Dünengebiete Norddeutschlands. (Zeitschr. ‚Deutsch. Geol. Ges. B. Monatsber. 69. 2--19. 1 Karte. 1917.) Salomon, 'W.: Tote Landschaften und der Gang der Erdgeschichte. ‚(Sitzungsber. Heidelberg. Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Kl. A. 1918. 1. 1—10.) Petrographie. \ | Eruptivgesteine. | - P. Niggli: Forschungen im Gebiete der physikalisch- ı chemischen Eruptivgesteinskunde. (Die Naturwissenschaften..1916. Heft 43, 44, 45.) Eine vortreffliche Zusammenstellung besonders wichtiger Ergebnisse der neueren Untersuchungen über die magmatischen Gesteine. Auf die Darlegung der chemischen und mineralogischen Gesetzmäßigkeiten in. der Zusammensetzung folgen eine allgemeine physikalisch-chemische Be- trachtung magmatischer Vorgänge, eine Darstellung der experimentellen. Methoden, z. B. der sog. statischen Methode, und eine Erläuterung einer Auswahl von besonderen Ergebnissen der reichhaltigen experimentellen Forschungen der letzten Jahre. ' Um die chemischen Gesetzmäßigkeiten in der Zusammensetzung der magmatischen Gesteine hervortreten zu lassen, hat Verf. eine Ver- teilungstabelle der Metalloxyde entworfen für die von H.S. WasnHıneron mitgeteilte Sammlung von Eruptivgesteinsanalysen und die von A. Osann durchgeführte Zusammenstellung (Tab. 1). Die Zahlen ‚ geben an, wie viele von je 1000 analysierten Gesteinen einen bestimmten, von 1 zul Gewichtsprozent unterschiedenen Gehalt an den hauptsächlich- ' sten Metalloxyden — Al,0,, Fe, O,, FeO, Mg0, CaO, K,0, Na,0, H,O. — besitzen. .Die Zahlen sind also relative Häufigkeiten, multipliziert mit 10°. | Mit Ausnahme von SiO,, dessen Gewichtsprozentgehalt von ca. 30 bis 85 % ‚ schwankt (Tab. 2), treten die anderen Oxyde äußerst selten mit einem Ge- halt von mehr als 30% auf. Deutlich erkennt man den verschiedenen ' Charakter der Metalloxyde in der Art der Verteilung der Gesteine auf die einzelnen Rubriken. Al,O, und Na, O besitzen ein Häufigkeitsmaximum in der Nähe der Mittelwerte. Fast ein Drittel der magmatischen Gesteine enthält weniger als 1% MgO, während anderseits ein immerhin noch beträchtlicher Teil über 20, sogar 30% MgO aufweist. Man erkennt > 48 - Geologie. Tabelle 1. Are : i - au er. — Ye) DER ae Me Gewichtsprozente | | | ke e] | kalse ee © _ Ne, oo - | | l | = | | ! ! AO... 032 a a co Fe,0,..: ..... .|184/208 209|154)104| 64 41 |28 34 | 15 FeO..... ....162| 176 147 Im 12 a or ı 3. > WO ...... as Beau 60°. .......1122/182,106 100, 5 0 oc 42 RO... ....1172j180 [68 Aue ss a EB. 1 ı N2.0.. ...2....146, 87.198 2085 80 2 3 22,2 H0.....2.2..42 241 8: a oa a 2 02 ENTE Noales | or roö: Ar - - — Se In) - Ta a Gewichtsprozente 1 ee M®| ae 2] | | DIN EN! Se es, de) SED je 0) ep) m | 1 - - - HÄ |ı - -i hun | | AuO, 2.0.0. 08) 20, 38 101 143 136 122. 86 | 52 BO: 2.2.8 ra a | = Beo».n. 2.22... |), 820, 2 | M&O........,. 1.43.8053, 5 2,2 6.4, DE 12.7 j2. 12 KO... 2.08 2 een H,9 2.2.02 22.2 lH I eo lo 0 0). = a Tg an otarereen a... Karen area aa Gewichtsprozente le | Bi Boa | | 0 2 ala ja ajlajaıalaıaı e 0. > Fe oO re Me a M0.....2.. aa GO. an le ea RO... ms en Do e ee Tabelle 2. Unter 30 Gewichtsprozente SiO, . . . ca. 5 von 1000 zwischen 30 und 40% „....... Zar, 2 40 ,„ 50 am atee. SSl en 60 weh oe 70:52:80 nn, ea über 80 % an Petrographie. N AGE (hier, abgesehen von SiO,, die stärkste Differentiation. Nach der Analysen- ‚sammlung von Wasuıngron stellt Verf. Verteilungskurven der ‚Eruptivgesteinsanalysen dar in bezug auf den Gehalt an K,O, CaO und ıAl,O,, an Na,0O und M&O, an SiO,. Ferner werden miteinander ‚verglichen die Häufigkeitskurven von Al,O, nach den Eruptivgesteins- \analysen von 1880—1900 (WasHinGTon) und den Tiefengesteinsanalysen 'von 1880—1909 (WasHinGTon-Osans); aus der nahen Übereinstimmung ist ersichtlich, daß sich jetzt schon in großen Zügen Gesetzmäßigkeiten ‚ergeben, die von diesen Zeiträumen unabhängig sind. Th. Liebisch. \ } | | l | Verwitterune. Bodenkunde. | BE. Ramann: Bodenbildung und Bodeneinteilung (Sy- stem der Böden). Berlin 1918. 118 p. Die Schrift behandelt, von der Hydrolyse der Silikate ausgehend, die Verwitterungsvorgänge, ferner die Wirkung des im Boden umlaufenden ' Wassers; sie werden nach den beiden Hanptrichtungen der Bewegung getrennt. Das nach der Tiefe absinkende Wasser wäscht die löslichen Stoffe aus und führt sie dem Grundwasser zu. Durch die Wirkung der Oberflächenverdunstung aufsteigende Wasserströme steigern die Salzkon- zentration der Bodenlösung und geben Veranlassung zur Ausscheidung ' vorher gelöster Bestandteile. | Die Bodeneinteilung gliedert sich in: j 1. klimatische Bodenzonen und Regionen, | 2 Ortsböden, . 3. biologisch beeinflußte Böden. Zur Kartierung eignen sich nur die beiden ersten Gruppen. Es sind , dauernde Einflüsse, welchen der Boden unterliegt. Als Ortsböden werden bezeichnet die Einflüsse des 1. Grund- gesteines, 2. Grundwassers, 3. die Korngröße der Böden, ‘4. Ortslage. Bodenformen, welche unter dem Einfluß der Ortslage be- ' sonderen Charakter erhalten, werden als Randböden bezeichnet. | Unter Ortsstetigkeit der Böden werden solche Bodenformen behandelt, welche fortgesetzt Umlagerungen erleiden oder Stoffzufuhr von außen erhalten, sie werden als Wanderböden bezeichnet (Dünen, " Kriechböden, Abschlämmassen, Fließerden usw.). Ortsstete Böden haben ausgesprochenes Bodenprofil, ortsunstete l Böden sind im Bau einheitlich oder ihr Profil entspricht nur teilweise den herrschenden klimatischen Bedingungen. Unter Einwirkung der Organismen auf die Böden wird hervor- gehoben, daß die abgestorbenen Pflanzenreste sich in den beiden Haupt- formen der Pflanzengenossenschaften verschieden verhalten; sie sammelt sich unter Wald auf dem Boden an, während unter Grasfluren große Wurzelmengen sich mit dem Mineraiboden mischen. Die Humus- bildung verläuft dadurch verschieden. | N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. d 50: Geologie. In bezug auf die Namengebung wird an den gebräuchlichen von der Färbung abhängigen Namen festgehalten, da sie leicht kenntlich sind und wichtige Eigenschaften der Böden zur Anschauung bringen. Die zwei großen Gruppen: Trocken- (aride) und Feucht böden (humide) werden als Grundlagen der Bodeneinteilung festgehalten. Als wichtigste Untergruppen werden die Gebiete mit jahreszeitlichem Klimawechsel behandelt, bisher wurden diese Böden überwiegend als „semiarid“ bezeichnet; sie werden wie folgt charakterisiert: „halbtrocken* (semiarid) bedeutet daher für die Bodenbildung nicht, daß die Summe der Niederschläge etwa in der Mitte zwischen Feucht- und Trockengebieten liegt, sondern daß der Boden einen Teil des Jahres unter humiden, den anderen Teil des Jahres unter ariden Bedingungen steht. Als „halbfeucht*® oder „trockenfeucht“ werden die Böden der Savannen bezeichnet. Die klimatischen Bodenzonen werden eingeteilt in: 1. Böden kalter Zonen: Rautenböden, Hügeltundra, Spalten- frostböden. In kalten Regionen: Spaltenfrostgrusböden, Bergwiesen- und Bergtorfböden, 2. Böden kühler, gemäßigter Zonen: Nordische Bleicherden, unterschieden in: nordische Form: Posdol (von Verf. im eingeschränkten Sinne gebraucht), Bleicherde = Waldböden. F Unter Ortsböden werden hier die „Unterwasserböden“ ein- gefügt und eingeteilt in Flachmoortorf, Waldtorf und Hochmoortorf, die als Ablagerung verschiedener torfbildender Pflanzengenossenschaften an- zusehen sind, die wohl voneinander abgelöst werden können, aber durch Übergänge viel weniger verbunden sind, als zumeist angenommen wird Unter dem Einfluß des Grundwassers stehen die „Gleiformen“ der Böden, welche namentlich durch Ausscheidungen von Eisenoxydhydrat in den Boden- schichten über dem Grundwasser charakterisiert sind; einzelne Boden- formungen sind: Wiesenböden, Raseneisensteinböden, Aueböden, Marschböden. Den wärmeren Teilen der gemäßigten Zonen gehören die Braun- erden an, von denen die Kalkböden als besondere Form behandelt werden, ihnen fügt sich die Karstroterde an. In feuchttrockenen (semiariden) Ländern finden sich Steppen- schwarzerden (Tschermosem) und die Form der trockeneren Gegenden, die kastanienbraunen Böden. Unter der Einwirkung von Soda enteisende Bodenformen bilden die Steppen-Bleicherden, die zu den Salzböden hinüberleiten. Als subtropische Böden werden Formen der Roterden und subtropische Schwarzerde (Regur, Schwarzerden Marokkos) be- sprochen. Die Halbwüsten mit ihren Rindenböden leiten zu den Wüstenböden hinüber, Unter den Tropenböden wird der Laterit be- ‘ handelt, besprochen ferner tropische Roterden und als trocken-feucht (semihumid) die Savannenböden. Eine tabellarische Übersicht der wichtigsten Bodenformen auf klima- tischer Grundlage beschließt die Schrift. E. Ramann. Petrographie. 251 Weiß, W.: Verwitterungserscheinungen an Buntsandsteinfragmenten. (Sitzungsber. u. Mitt. des Oberrh. geol Ver. N. F. 6. 87—99. 1 Taf. 2 Fig. 1916.) Kerner v. Marilaun: Geologie der Bauxitlagerstätten des südlichen Teiles der österreichisch-ungarischen Monarchie. 32 p. Wien 1916. Katzer, F.: Das Bauxitvorkommen von Domanovi& in der Herzegowina. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. 133—138. 2.. Fig. 1917.) Blanck, E.: Die Entstehung und das Alter des Laterits vom Standpunkt neuzeitlicher Bodenforschung. (PETERM. Mitt. 63. 233. 1917.) Mügge, O.: Weiterwachsen von Orthoklas im Ackerboden. (Centralbl. f. Min. ete. 1917. 121—123.) Lummert, R.: Neue Methoden der Bestimmung der Durchlässigkeit wasserführender Bodenschichten. Praktische Hilfsmittel für wasser- suchende Ingenieure. 61 p. 3 Fig. 1917. Flörke, W.: Künstliche Verwitterung von Silikatgesteinen unter dem Einfluß von schwefeliger Säure. Gießen 1915. Europa. c) Deutsches Reich, E. Stecher: Die Porphyrbomben von Chemnitz und seiner Umgegend. (19. Ber. Naturw. Ges. Chemnitz 1916. 53—6. 4 Taf. und 7 Abbild. im Text.) Verf. beschreibt eingehend die bekannten Kugeln mit einem Kern von Chalcedon, Achat und Quarz respektive Amethyst, die sich in dem Quarz, Porphyr und den zugehörigen Tuffen der Umgegend von Chemnitz finden, und die als Bomben aufgefaßt werden. Diese Kugeln bergen recht oft einen bald winzig kleinen, bald größeren, selten sehr großen, mit sekundärem Quarz oder Chalcedon vollständig oder teilweise aus- gefüllten, stark buchtig ausgeschweiften „sternförmigen* Hohlraum. Sie besitzen dann einen äquatorial verlaufenden einfachen oder einen mehrfach geteilten Wulst auf der äußeren Oberfläche, der stets genau den Stellen entspricht, an denen die spitzen Ausläufer des Hohlraumes der Peripherie der Kugel zustreben. Der Ringwulst ist auch bei ganz kleinem Hohl- raum vorhanden und verläuft auch dessen Ausläufern entsprechend. Die äußere Gestaltung der Felsitkugeln ist eine sehr mannigfaltige, wie die zahlreichen photographischen Abbildungen zeigen. Die Felsitkugeln der Chemnitzer Gegend stimmen bezüglich ihres charakteristischen Baues mit den Felsitkugeln des Pechsteins des Zwickauer Kohlenbeckens, mit den „Schneekopfkugeln* aus der Umgebung von Friedrichsroda u. a. O. des Thüringer Waldes (vergl. u. a. ULLriıcH, Centralbl. f. Min. etc. 1915. p. 616, Quarzporphyre aus der Umgebung von Oberschönau im südlichen Thüringer Wald) und den von MüLLer besonders beschriebenen Porphyr- d* -52- . Geologie. kugeln aus Niederschlesien in den wesentlichen Merkmalen genau überein. Im Porphyrtuff von Chemnitz—Furth sind Porphyrkugeln gefunden worden, die den von STELZNER beschriebenen. australischen Obsidianbomben in der Form gleichen, für die Analoga nicht vorhanden waren. Das Material der im „Pechstein“ sitzenden Kugeln ist ein pechsteinglänzender Vitrophyr, sonst be- stehen die Felsitkugeln aus echtem Quarzporphyr, wie die in der Nachbarschaft anstehenden festen Porphyrmassen. Die Kugeln kommen meist im zersetzten Gestein vor und finden sich oft geradezu in Kugellagern angehäuft. Daß aus Tufflagern die feineren Massen durch Wasser weggeschwemmt werden konn- ten, so dab nur die größeren Bomben liegen blieben und sich so anhäufen mußten, ist leicht begreiflich. Die Tuffe der näheren und weiteren Um- gebung von Chemnitz sind sowohl in bezug auf ihre sekundär erworbene Festigkeit, als auch ihre massige, nicht schichtige Ausbildung von Quarz- porphyr und Pechstein oft nur schwer zu unterscheiden, so daß die Angabe: „In zersetztem Quarzporphyr“ oder: „im Pechstein*, sehr gut auch auf Tuff bezogen werden kann. Alles spricht dafür, daß diese Kugeln (Felsit- oder Porphyrkugeln) echte vulkanische Bomben sind, die als Lavafetzen aus- geworfen wurden. Es bestätigt sich die Vermutung von BERGEAT, dab Bomben an Kratern von sauren Produkten allgemein verbreitet sein müssen. Die dünnen Stellen der Lavafetzen wurden bei der Rotation im Fluge durch die Luft zu Knickstellen, der zentripetal wirkende Druck und die sroße Kohäsion der weichen Masse schweißte den Fladen unter Aufwulstung der Knickstellen und der Ränder zur Kugel zusammen. Die dickeren Stellen der Wandungen strebten mit größerer Kraft dem Drehungsmittel- punkte zu und preßten den Hohlraum sternartig zusammen. Bisweilen wickelte sich ein schwanzartiges längeres Ende schalartig um die Kugel herum. Das Vorkommen der Porphyrkugeln dürfte auf die nächste Nähe der Eruptionsherde beschränkt sein. Daß die räumlich ausgedehnten anderen Tuffmassen keine solche „Felsitkugeln* enthalten, ist darauf zu- rückzuführen, daß die feinen Aschenteilchen weggeschwemmt wurden und sich in den benachbarten (oft mit Pflanzenresten) absetzten. Die großen Bomben blieben liegen und häuften sich zu Kugellagern an. Nicht zu verwechseln sind die kleinen Kügelchen des Porphyrtuffs, z. B. im Zeisig- walde, die zwar verkittete Konkretionen von Tuffmasse sind, aber vielfach fälschlicherweise als Lapilli bezeichnet werden. Vielfach finden sich hier (Küchwald, Wüstenbrand) an den Polen stark abgeplattete, etwa apfel- große, ca. 4 cm hohe und 6 cm breite Quarzporphyrkugeln im Konglomerat des mittleren Rotliegenden, die auch oft für Bomben gehalten werden, aber nichts anderes sind, als schön abgerundete ehemalige Strandgerölle. Sie besitzen keinen Hohlraum. Die be-ondere Gestalt der alten Porphyrbomben erklärt sich aus der größeren Zähigkeit der im Vergleich zu den jüngeren basaltischen Laven (der Eifel, des Vesuvs, Ätnas etc.) weit saureren Silikat- massen und der daraus wohl folgenden höheren Schmelztemperatur. Ähn- liche Formen könnten also z. B. Obsidian- und. Trachytbomben zeigen. “Bei Obsidianbomben sind Gegenstücke gefunden worden. Chemnitz und Umgegend erweist sich als bombenreich, insbesondere ist die Mannigfaltig- a nn Zu U Petrographie. 53 = keit der äußeren Form wohl einzig dastehend. Aufschlüsse, in denen Bomben gefunden werden, bieten sich aber nur gelegentlich. Neuerdings wurden kleine und große Bomben von einigen der beschriebenen Formen aus einem bei einem Hausbau am Westende von Wüstenbrand aufge- schlossenen „Pechstein® und blasenförmige Hohlbomben aus dem Zeisig- walde gesammelt. Max Bauer. Gutacker, W. B.: Der rheinische Traß, insbesondere der des Brohltales, Lagerung, Entstehung und Alter des Trasses. (Monogr. z. Steinbruch- industrie. 1. 1 Karte. 6 Fig. 1914.) — Die Leueittuffe der Eifel. (Monogr. z. Steinbruchindustrie. 4. 48 p. 21. Eis. 1917.) Brauns, R.: Neue skapolithführende Auswürflinge aus dem Laacher Seegebiet. Die Brechungsexponenten des Sulfatskapoliths. (Dies Jahrb. 1917. I. 9—44. 2, Taf.) Busz, K. und M. Waterkamp: Monazitführender Granit aus dem Trachyttuff von Königswinter. (Centralbl. f£. Min. etc. 1917. 169—172. 1 Fig.) Klemm, G.: Über den „Variolit von Asbach“. (Notizbl. Verf. f. Erdk. u. d. Großh. Geol. Landesanst. Darmstadt. 5. 4—10. 1 Taf. 1916.) Pietzsch, K.: Das Elbtalschiefergebiet südwestlich von Pirna. (Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. Abh. 69. 177—286. 2 Taf. 4 Fig. 1917.) Krumbeck, L.: Ein neues Eruptivvorkommen im nördlichen Frankenjura ? (Sitzungsber. phys.-med. Soz. Erlangen. 46. 144—150. 1916.) k) Österreich-Ungarn. S., von Szentpetery: Der Melaphyr und seine Rolle im | siebenbürgischen Erzgebirge. (Földtani Közlöny. 46. 148—169. 1916.) Unter den Eruptivgesteinen, die beim Aufbau des Erzgebirges eine Rolle spielen, sollte bisher die wichtigste dem Melaphyr zukommen. Verf. hat dies schon länger für zweifelhaft gehalten, und bei der Revision in || dieser Hinsicht zeigt sich, wie die vorliegende ausführliche Arbeit nach- weist, daß außerordentlich viele Arten von Gesteinen unter diesem Namen zusammengefaßt worden sind, und daß unter diesen Gesteinen gerade „Melaphyr“ meistens dasjenige ist, welches fehlt. Zur Untersuchung wurde eine große Anzahl Schlitfe verwendet, .die , z. T. vom Verf. selbst gesammelt worden waren, insgesamt etwa 700 Stück. Will man für den Gesteinskomplex des siebenbürgischen Erzgebirges einen Sammelnamen einführen, so kann hierfür nur die Benennung „Por- phyrit“ gewählt werden. R. Nacken. Sy es Geologie, W. Pawlica: Die nördliche kristalline Insel in der Tatra. (Bull. Akad. Sc. Krakau. Math.-nat. Kl. Ser. A. 52-76. 2 Tab- 2 Tat. 1915.) Die als Decke über Mesozoicum liegende kristalline Insel besteht aus Granit, der stockartig in Biotit-Andesingneis eingedrungen | ist. Einlagerungen sind Amphibolit (Biotit-Andesin) von dioriti- schem Charakter, Glimmerschiefer, Gedritgneis. Der Granit wird als Biotit-Oligoklasgranit bezeichnet (vgl. die Tabelle). Von besonderem Interesse sind die zahlreichen, aber gering- mächtigen „Pegmatit*gänge; wo sie den Amphibolit durchsetzen, haben sie die bekannte Umwandlung der Hornblende in Biotit hervorgerufen. Sie gehören zu chemisch recht verschiedenen Typen, von denen näher be- schrieben und analysiert sind: I 1. Biotit-Oligoklaspegmatit, älteste Phase, z. T. gefaltet und von den jüngeren ungefalteten durchsetzt. | 2. Oligoklas-Orthoklaspegmatit. 3. Oligoklas-Albitpegmatit. 4. Albit-Mikroklinpegmatit. 5. Albit-Orthoklaspegmatit. Granit vom | Granit vom . Pegmatite Uhrocie | Posredni | Kasprowe | Gorgezkowy 1 | 20.0.8 | 4 5 MeO ... 2,4 22 1.07) 052.017 09.05 CI er 4,4 3,7 An 2 21,00 0:9 NO, 2. 4,7 4,2 41. 43| 64| 321.24 KO =. 1,2 1,4 06 | 236 1,0 46 | 4,6 Plagioklas . 44,9 56 482 135 160 25,6 1201 Ab-Gehalt . 70 71 70 8a as 90 9 Or 3,7 58 2,6 254 | 5 135,4 33,3 An. 27,4 33,4 43,6 |31 |26,5 29,2 | 37 Biotit . . 17 14,8 211 |- | — | — Musecovit . | Rn | a 97 00 68 36 89 2—5 sind frei von Biotit, führen aber Muscovit, z. T. auch Spessartin ! und Turmalin. Außerdem kommen Quarz-Turmalinadern vor. 1 ist älter als 2; für die Altersbeziehungen 2—5 liegen keine Feld- | beobachtungen vor. Es wird eine der Numerierung entsprechende Alters- | folge aus theoretischen Gründen für wahrscheinlich gehalten und die sich | daraus ergebenden Schwankungen der einzelnen Oxyde als gesetzmäßige | Differentiationsvorgänge innerhalb der restierenden „Granitischen Mutter- lauge“ angesehen. Danach ginge also der im Stammagma vorhandene | ausgesprochen Kalk-alkalische Charakter im Verlaufe dieses Vorganges | in einen ausgesprochen alkalischen über. Inwieweit man aus dieser | Erscheinung Schlußfolgerungen auf die Frage nach den Beziehungen zwi- | R = m rn } \ ördlichen kristall inischen Insel der Tatra. [Zu p. -54 -.| IX. X. XI. Xu Xi. S >< > > r > 25 | > = se so | 37,02| 33,81 34,34| 63,52 06.05 61,59) 68,64| 44,47, 46,26 Sio, ‚68| 2,80) 3,12 2,38 0,38 0,30| 118| 0,9| 1,63| 1,28] TiO, ae 20 en |... en. ee Zro, ol 000 — | — | 048 o2e2| 022] ao! 0,00) 00] »,0, I .!-==..=\-,|>, | 29 | 9,36| 17,45 | 10,62. 15,56 9,71) 18,91| 12,47) 855 5,27| A1,0, 98| 2332| 4104| 1,56 231 0,92 1,57) 0,61) 6,96 2,73) Fe,O, [| nn. >| 0,0, 86| 1118| 16,49| 13,63 3,14| 2,78) 244| 2,29| 9.08| 7,921 FeO 60| 0,58) 0,63] 0,50) 0,19| 0,17) 0,16] 0,14! 025 0,22) MnO a 2006| 008 0089| 008 — | — | Bao | — — — —_ — ll _- SrO 30) 2,56 0,83| 0,93, 490) 5,57) 5,06! 6,06) 11,00 12,31) CaO 90 1842| 853) 1318 330| 5,21) 1,61] 2,68| 14,56 | 28,651 MgO Boa 215.145 1872| 1328| 0211| 0138| R,O >| 120| 214| 212| 350) 359| 446| 4,85| 0,57, 0,58|| Na,0 000 00% | — — | of. 00 — | = 1. 1,0 Da, | 08| Or — | - 1040| oe m, 6, 9,23 | ns | 1,00| 3,53 | 125| _ J20s| — | MO 1000) 14 | 0,00 OT = \ Os | ER, 10500) 4 1100,00 1100,81 |100,00 | 99,94 1100,00 1100,42 1100,00 99,87 100,00 | = .:01 | 0,16 99.83 99,71 ‚0289. = 2,7427 = 3,186 | jr | | N, Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919, [Zu p. -54-.] Tabellarische Zusammenstellung der chemischen Analysen der Gesteine und ihrer wichtigsten Mineralien von der nördlichen kristallinischen Insel der Tatra. 2 | vn VI NT 1% X Sb > Sl NIT. RSEsT . I} " ji = E = | = | | | N lee DER | Selle] | er | | SO, = 202» A4.a7| 45,08 33,881 36,31 Eulul 74,34 67,35 | 73,37 Karo) 73,53 | 62,16 | 69,24 | 34,62 | 35,46 6784| 13,35 | 85,80) 37,02| 33,81 | 34,34 | 62,52 66,05 | 61,09 | 68,64 44,47 | 46,26 SiO, TO, 2.2... 1,60) 121) 271) 2304| 0,59) 0,49) 059| 0416| — ı — | — | — | 2,15| 1,61] 0,59| 0,47) 368| 2380| 8312| 2,38) 0,38] 0,30) 1,18) 094] 1,068) 1,28] TiO, I 0,05) 0,03 - | - | — || 2r0, PRO. _ _ —_ _ 0,21 0,10| 0,28) 0,13 _ | 0,22) 0,10) 0,00) 0,00) — _ 0,48 | v2] 0,22) 0,06) 0,00 0,00 P,0, v0, 0 | 0,00 = al IE v,0, OR: 31,90| 18,93) 19.44 | 11,46 | 15,87 | 10,38] 16,91 16,42 9,36 | 17,45 | 10,62] 15,56) 9,71) 18,91 | 1247| 855) 527] A1,0, alla oa 442| 1,64| 759| 2,70| 1,67| 0,70) 0,90| 0,32| — _ — — 897) 3,47) 0,85 232| 4,04 1,56 | 221) 021 1,57| 0,61| 6,96) 2,73) Fe,O, GO 0,00 | _ | 01,0, KO — | — |1379| 11,58) 1398| 1,85) 197] 1,281 — | — | — | — 1431| 1331| 1,57) 142 1286| 11,18] 16,49 1363| 314 278] 2,44] 2200| 908) ma2| co MiOse. _ —_ 0,67| 0,54| 0,14| 0,13 | Spur 0,47 | 0,37| Spur — | 0860| 053) 0,63) 0,50) 0,19] 017) 0,16) 0,14| 025) 0,22) MnO BARON 3: Zr 70:05 |10:021|.0051100102 - = vor wu) — |. — | | 006) 008 0.091 0058| — | — || Bno SO. — = 0,00 0.00 | NEE I: ROW 0,08| 0060| 104) 114] 312] 373] 378] 441) 188) 1,95) 541) 646) 0,81) 0,87) 3768| Aal) 2,30) 26) 0,88 0,93) 490| 5,57) 5,06| 606) 11,00) 123311 cao MO 165| 291| 9,30| 1388| 1,32) 2322| 1472| 237| — | — | 019| 028) 549| 8,55) 0,87] 1.41] 11,90| 18,42) 8,53 13,18! 8330| 521] 1,61] 2,68| 14,56) 22,65|| AgO OT zea| a67| mı6| 453) 2304| 1145| 1851 124] 1050| 722) 088] 0,601 8286| 5a8| 1,87) 1120| m82) 510| 957] a1] 2315| 1415| 1,87| 1228| 021) 018] X,0o NTORe 1083| 0899| 1,47| 1461 3,90) a22| 448| 4,74] 3.33) 3,74) 8038| 8069| 1,87| 1,85) 511 587) 1,22] 1,20) 214) 212) 350) 3590| 446| #85] 0,57| 0,58] Nn,0 Un Ola. — | — | 016| 0,30| 0,003| 0,06 — Spar | — | 0,09) 019) 0056| 006] — | — | 0011 001 — | — || 1,0 er = 22223 50,50 00'311 2020) M0.33 al ol — I —- | —- | — | ol our] — | — | 040 06] m, 11,0 (+ 105° 0) n 2 & h 4 on onın|f 27) 0,97) 2,86| 9,28 e „I 100| 3583| 2308| — | H,O(+ 105°0) oe 7,37| 24,51) 425) 14,06! 1661| — | 084) — | ou] — | 065) — | 588 2018| on _ om ea! 4,15| 14,37 oo 125 — IE E OK 10R0) Be — = 1.02 0.40 0.30 — | = 100,16 [100,00 |100,94 |100,00 | 99,59 [100,00 |100,67 |100,00 | 99,70 |100,00 |100,17 |100,00 | 99,95 |100,00 | 99,86 |100,00 |100,54 |100,00 [100,81 |100,00 | 99,94 |100,00 |100,42 |100,00 | 99,87 |100,00 Ne 0,08 0,08 0,08 0,11 0,16 —0=F, 99,81 100,59 99,78 99,83 99,71 | Spez. 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[Zu p. -54-.] Tabellarische Zusammenstellung der chemischen Analysen der Gesteine und ihrer wichtigsten Mineralien von der nördlichen kristallinischen Insel der Tatra. XVI | XVII. XVII! | xx. xx | NXIL XXI. XIV. SU xXyL | XXV | | | Sl Ts | sa lese SEESESER ee | ng = |< Selen alle: il 5 Sl = |< Se = | = Bares ee ER a | | I | T | Ai) ick ee 55,66 | 75,64 | 3757| 42,98 | 35,26 | 37,78) 71,80| 76,54 2203| 76,58 | 71,85 | 7u,3L| 7411| 7981| 3561| 37,92 | 73,72 | S100| 74,10] s278 10.0| 78,81 SiO, 110)... .| 135] 110) 021) 0,16) — 0689| 054| — | — | 0,88) 0,80 0,27) 021] 0,17) 0,13) 014) 0,11] 1,02) 0,81 = | TiO, PO: 088] 0,16) 0380| 0141 — | — | 0112| 0,05) — | — 900| 0,00 0235| O11| 039) O1z| 08310181 — | = | = | — - li - 1-1 - | BO N ee - | | | = | 10,10) 9,34 — | — | 0438| 089] — I’ — | 900 8,30 | _ B,0, Alone. 1423| 9,08 1448| 20,79| 19,70| 1333| 31,72| 20,09 | 16,00] 10,11) 1472| 9835| 14,49) 9,16] 3027| 19,01 16,01 | 10,42 1571| 9,67 15,44 1021| A1,0, FO... -|| 6508| 2, 3| O8 180) 082] — I — 038| 0,15| 097) 038 021] 0908| — | — | 043) 013) 0,9) 080] 0,57) 0.23]] Fe,O, KEORSHLEN: 5,03 0,47 | 16,31 | 15,66 | 10,96 | 9,84 0,29| 0,26) 0,37| 0,33] 0,15, 0,12 10,85 | 1015| — _ = _ —_ Feo MnO - . . . .|| Spur | | 2288| 2223| 031| 0,23] 048| 0,43 Spur | — | 031° 0,28) Spur | 0,10] 0,13] — (==. = = — MnO BROBEEN. _ — I | 0,05 | 0,02 | | IM — | | „ BaO SH0=. 2... | = — ! | | = _ _ SrO Un OB. 8.93| 10,38| 3,69) 4,04) 0,89) 1os| 1,01 1,14] 1,65] 203) 1,29| 1,49] 2,70) 3,11, 230) 2,65) 0,90| 1,04 071] 0,87) 1,83] 231] 0,50) 0,61) 050| 060 0825| 085 cao MO, 7,72| 12,27) 0,45) 0,70| 0,47| 0, 112) 228| 1,73| 2,95] 5,31] 8,56) 0,20 032 | 023) 0,36| 0,29] 0,46] 0,311 0,49) 6,23| 3,16 — 018) 0,27, 0,80, 0,4011 MgO BORr =... 0,83| 0,57| 0,88, 0,58) 13,02) 9.46) s,16| 5,51 — | o18| 043] 3380| 2,60) 1,15) 099) Go] 4ö5| 6741460] 0,09| 0,08] 0 418) 5,16| 3,70) 791] 5,73] K,O NO 3,18 3,33 | 4,09) 4,16| 2,21 247 0,83 | 0,631 — _ 303| 3,16) 4,18 6,16| 6,41) 3.02) 3,16) 2,26) 2,35) 240) 2,51 2,87 | 3,08 | 2,00) 2,83] 3,90) 4.22] Na,0 DIOR: — | — | | — | 000) 0.0) 010) 0921| — | — | 0,10) 021) 0,0: | - Spur | |-i- | - | - | — | 140 en ea: 0,27| 0,46 012) 0138| — — | 088] 1461 — | — | 020| 034 0,16] 027, 0.18] 0,14 0,10] 0,16 0,08) 0,13) 0,27| 0,51) — le Ele E H,0 (+ 105°0) de 051] ‚188 034 — | 536 1855| — | — | 2837| 8,53) 0,44| 1,58| 0,58 208 | 0.63) 2236| 0,73): 2,66) 2,87 | en le | mo 10510) H,0.(— 105°c) || " 1016| — | 924] | 1,06 | 0,00 | 9 | 023] 317) | 20H — 7921] Re ee | H,0(— 105°0) 100,39 |100,00 100,98 |100,00 100,90 |100,00 |100,60 |100,00 |101,68 [100 00 |101,21 |100,00 |100,90 |100,00 |100,95 |100,00 1100,83 \100,00. 100,26 [100,00 100,55 |100,00 100,44 1100,00 | 99,85 100,00 | 99,16 100,00 —-0=FE...| 011 0,03) | 0,37 0,08 0,07 0,06 | 0,04 0,08 | 0,10) | N | | | -0=E 100,28 100,85 ' me | 1101,13 | 100,83 honas 100, 100,23 100,75 | | | | | Spez. Gew. » - 2,936 2663 | 2,5608 2808 | 488 | 3,1500 2661 | 26602 | 2,658 | 2,6285 3.1199 | — | = = | | | | | | » Mittelwert auf Ginnd von vier Analysen. ® Mittelwert auf Grund von zwei Analysen. Petrographie. nr schen der Kalkalkalireihe und der Alkalireihe im Sinne von Roskxgusch ziehen kann, ist in Anbetracht der wenig sicheren geologischen Grundlage bei aller inneren Wahrscheinlichkeit z. B. Parallelismus der Kristalli- sationsfolge und Differentiationsfolge im Sinne von BröGGER — doch einigermaßen zweifelhaft. Interessant ist die Feststellung, daß bei keinem der Gesteine eine Übereinstimmung mit dem Vosr’schen „Granitischen Eutektikum“ besteht, dessen Bedeutung überhaupt von mancher Seite überschätzt worden ist. [Auffällig ist der Umstand, daß das Verhältnis Quarz : Feldspat bei der Durchschnittszusammensetzung der Pegmatite genau gleich dem im Stammgranit ist, 1,80. Anm. d. Ref.] Erdmannsdorffer. Asien. St. Malkowski: Ein tertiärer Quarz-Amphiboldiorit und die mit ihm vergesellschafteten Aplitgänge auf den Komandorinseln. (Abh. Akad. d. Wiss. Krakau. 53. Ser. A. 1913. 177—192. 1 Taf.) Diese Arbeit bezieht sich auf ein von J. Morozkwıcz mitgebrachtes Material und bringt petrographische Nachweise der Beziehungen der Ko- mandorinseln mit der amerikanisch-pazifischen Sippe. Der südliche Teil der Kupferinsel besteht aus andesitischen Tuffen und Konglomeraten, welche durch graue Amphibol-Andesite und schwarze Basalte (Dolerite) durchbrochen wurden. Beim Schwarz-Kap tritt dagegen ein Gestein vom dioritischen Habitus auf. Das Gestein ist hellgrau und enthält größere Amphibol- und Plagioklaskristalle in einer deutlich körnigen Grund- masse. Das Alter der diesen Diorit umgebenden Andesittuffe ist untermiocän. In der Nähe des Schwarz-Kapes finden sich zahlreiche Andesitgänge vor, welche Apophysen der Dioritmasse zu sein scheinen; in der Struktur dieser Gangandesite sind sogar Übergänge von der glasigen zur dichten körnigen Struktur vorhanden. Das dioritische Gestein ist durch Gänge eines rosa- gefärbten dichtkörnigen Granits durchsetzt, welcher nur wenig femische Bestandteile besitzt und folglich als Aplit bezeichnet werden muß. Die Dicke dieser Gänge übersteigt kaum 10 cm, die Kontaktgrenze ist gerade | und scharf. In den Hohlräumen des Aplits stecken Quarzkriställchen vom _ prismatischen Habitus und kleine Epidotkriställchen. Die Struktur des hellgrauen Diorits ist körnig, obgleich der Amphi- bol und die Plagioklase eine Neigung zur idiomorphen Ausbildung zeigen. Quarz und mikroskopischer Orthoklas sind nur in der körnigen Masse vorhanden. U. d. M. erkennt man außer den erwähnten Bestandteilen noch Magnetit, Titanit, Apatit und Zirkon. Die Ausscheidungsfolge war folgende: Nach dem Magnetit, Apatit und Zirkon hat sich der Amphibol ausgeschieden; er ist auch als Ein- n0- Geologie. des Amphibols zusammenkittet, hat sich zuletzt ausgeschieden. Die Bauschanalyse des Gesteins ergab die unter I zusammengestellten Mittelwerte: I (Mittel aus 2 Analysen). Ir zu ıy Si0;...%0.2.265.68 49,36 65,00 78,08 70,0. 0,08 0,82 er 0,30 ALO,.. 0.0. 112 6,96 19 86.0 11.14 E&,0,......080:9309 5.26 0,82 0,92 PeÖs 2.00 1.88 7,25 014. 0,13 Nino ne 0,45 0,60 — Spur RO 2.5098 12,07 6,22 0,78 Me0... 5... 15,40 0,60 0,40 ee 0,11 0,69 4.41 Nal0r 0 a Aal 0,36 6,29 3,68 H,0 2.2.2: 16.0202, 20 0% ı PO. 5%.2.82 2.00% 50 2116 H,O 0.38 0,41 48 100,81 93,79 100.24 100,20 Spez. Gew. = 2,703 3,109 2,671 2,602 Kristalle schwankt von winzigen Dimensionen bis zu mehreren Millimetern |; im Durchmesser, Als Einschlüsse sind Magnetit und Apatit im Amphibol |, vorhanden. Durch Umwandlung des Amphibols entsteht der Biotit, welcher | gelblich-braune Flecken im grünlichen Amphibol bildet, es ist auch der Chloritisationsprozeß erkennbar. fi Die chemische Zusammensetzung des sorgfältig getrennten Amphibols |. ist unter II in der Tabelle angegeben. Hieraus kann seine Formel so | gerechnet werden: 2,7 Mol.-%, Na, Fe, Si, O,, 185 , (CaMg),(AlFe),Si,0,, 612.05 Ca Mg, Si, 0,, 17,6... „...CaRe, Si,0, Opt. Verhalten: e:c = 17030, 2V« = 60°, e — grün b + gelbgrün a — hellgrün e >eb.>>a Feldspat. Die größeren, idiomorph ausgebildeten Kristalle zeigen deutlichen Zonarbau, welcher in den kleinen Körnern manchmal vollständig fehlt. Es läßt sich eine Rekurrenz von Ab-ärmeren und Ab-reicheren Schalen beobachten, was auf Änderungen in der Zusammensetzung des ı Magmas während der Kristallisation zu schließen erlaubt. | | Amphibol. Zwillinge nach {100} sind vorhanden. Größe der |; | | | . setzung Ab, An, zukommt. Petrographie. ST 1. Ein Ab-Zwilling. Winkel der optischen Achsen 1,1° = 13°, Winkel j; der Achsenebenen ca. 30° — ca. 27 %, An (nach der Tabelle von F. Bickk). 2. Ein Karlsbader Doppelzwilling, E = 45°. Kern: 1,1” +13°30'; 2,2° + 23°20‘; nach MicheL-Levy: 40% An, Mitte: 1,1°+ 17037, 2,2° + 33°45°; 54%, An, Rand: 11°+ 89201; 2,2° + 3°40'; 42%, An. 3. Der Vergleich der Brechungsindizes des Feldspats mit den an- ', liegenden Quarzkörnern mit Hilfe der Beckr’schen Lichtlinie führt auf einen An-Gehalt von 15—22 %. Das Resultat der chemischen Analyse eines Gemenges von Feldspat und Quarz, welche man nieht voneinander trennen konnte, ist unter III in der Tabelle angeführt. Der MgO-Gehalt dürfte auf die Anwesenheit der Amphibolinklusionen ' zurückzuführen sein. Man kann das analysierte Material als folgende , Mischung betrachten: Amphibol 4,20 Mol.-%, Apatit 0,52, Anorthit 25,56, ' Albit 53,52, Orthoklas 3,84, Quarz 13,20. Man kann hieraus schließen, daß dem Plagioklas die Zusammen- Unter der Annahme, daß der ganze M&O-Gehalt im Amphibol ' gebunden ist, berechnet sich folgende Zusammensetzung des Gesteins: 18,05 Mol.-% Amphibol, 35.60 Albit, 17,96 Anorthit, 6,80 Orthoklas, j 1,16 Magnetit, 0,08 Apatit, 21,97 Quarz. Das Gestein muß also nach ' allen seinen Eigenschaften trotz seines jungen Alters als ein Quarz- ' Amphiboldiorit bezeichnet werden. Der Aplitgang. U. d. M. wurden folgende Bestandteile des Aplits erkannt: Quarz, Orthoklas, Mikroperthit, Plagioklas, Biotit (spär- | lich), ferner Hämatit, Magnetit und Zirkon. Struktur körnig. Mikro- klin fehlt. Die chemische Zusammensetzung des Gesteins ist durch die Ana- lyse IV (siehe Tabelle) charakterisiert. Unter gewissen Annahmen rechnet Verf, hieraus folgende minera- logische Zusammensetzung des Gesteins: 3,28 Mol.-% Biotit, 3,20 Anorthit, 30,40 Albit, 20,80 Orthoklas, 41,00 Quarz. Der Vergleich der Brechungsindizes des Feldspates und des Quarzes (Beere’sche Lichtlinie) führt zu den Werten: 1. 5—15 % An, 2. 5—22 %, An. Die Ausscheidungsfolge ist unter Vernachlässigung der zuerst aus- | geschiedenen kleinen Mengen des Zirkons, der Eisenoxyde und des Biotits durch folgendes Schema gegeben: 1. Saurer Plagioklas, 2. Mikroperthit (I. eutektische Phase), 3. Orthoklas, 4. Mikropegmatit (II. eutektische Phase), 5. Quarz. Es liegt hier ein glimmerarmer Natrium-Kaliumgranit, also ein Aplit vor. DB Geologie. Vergleich der untersuchten Gesteine mit amerikani- schen Gesteinen. Der beschriebene Diorit zeigt eine gewisse Ähnlich- keit mit den gangförmig auftretenden Amphibolandesiten, welche in der Nähe des Schwarz-Kapes auftreten, doch haben die letzteren eine typisch- porphyrische Struktur, und in der Grundmasse ist Glas häufig vorhanden, Quarz fehlt hier auch, der Überschuß an SiO, ist im Glas enthalten. Auch der Andesit von Korabelnoje (untersucht von L. STARZYNSKI) weist vom vergleichend-ınorphologischen Standpunkte Unterschiede auf. Dagegen ist eine deutlich ausgesprochene Ähnlichkeit des beschriebenen Diorits mit den sog. Andodioriten, welche nach NORDENSKJÖLD längs der ganzen pazifischen Küste häufig sind, vorhanden. : Als charakteristische Eigenschaften dieser Gesteine werden angesehen: 1. Ihr junges Alter; sie treten in den tertiären Andesittuffen auf. 2. Die körnige Struktur, welche eine Neigung zum Übergang in die porphyrische Struktur besitzt. 3. Oft idiomorphe Plagioklase mit Mikroklinhabitus, mit deutlicher Zonarstruktur, Flüssigkeits- und Glasinklusionen. 4. Das Vorwiegen von Plagioklasen (53—58 %), ein bedeutender Quarzgehalt (30—40 %), die geringe Verbreitung des. Örthoklases und der ferrischen Bestandteile. Viele von diesen Eigenschaften zeigt nach dem Vorstehenden auch der Diorit von den Komandorinseln, auch chemisch steht er den Ando- dioriten ziemlich nahe. Auf Grund dieser Ähnlichkeiten und insbesondere der Analogie in der geologischen Auftretensart sieht Verf. in dem Quarz- Amphiboldiorit des Schwarz-Kapes ein kommagmatisches Analogon der Andodiorite. Der beschriebene Aplit entspricht den in Südwest-Alaska auftretenden Alaskiten. Die beiden beschriebenen Gesteine bilden also einen Beweis der Zugehörigkeit der Komandorinseln zu dem amerikanischen Kontinent. St. Kreutz. J. Morozewicz: Monographie der Komandorinseln. (Anzeiger Akad. d. Wiss., math.-naturw. Kl. Juli 1915. Krakau.) Das Material zu einer Monographie der Komandorinseln wurde vom Verf. während einer Reise im Jahr 1903 gesammelt. Ein Teil der Samm- lungen wurde bereits veröffentlicht, so z B. vergl. eine Arbeit des Verf.'s über das Vorkommen von gediegenem Kupfer usw. Die Komandorinseln liegen am Beringmeer zwischen Kamtschatka und den Aleuten (54°331‘—55°22‘° nördl. Breite, 165°40‘—168°9 östl. Länge von Greenw.): sie heben sich unmittelbar aus der grossen Tiefe des Ozeans empor, welche in der Nähe dieser Inseln 2—83000 Lachter erreicht. Nur zwei größere Inseln, die nordwestlich liegende Beringinsel und die mehr südöstlich liegende Kupferinsel bilden die Gruppe der Komandor- inseln. Diese Inseln stellen zwei in der NW-Richtung sich ziehende | Petrographie. 59 | | schmale und lange Gebirgsketten dar. Insbesondere besitzt die Kupferinsel 50 km Länge bei einer maximalen Breite von 6 km. Die größte Hölıe erreicht diese Insel in der aus Rhyolith bestehenden Stejneger-Spitze (2090 Fuß — 637 m). Die Insel kann als ein isoklinaler Kamm tuffogeneı südwestlich einfallender Schichten betrachtet werden, und im Zusammen- hang damit zeigen die querverlaufenden Erosionstäler zweierlei Charakter: die einen zeigen morphologisch den „konsequenten“, die anderen den '„subsequenten“ Typus. Es gibt Täler, deren -Mündung am Meeresufer it querliegenden Sanddämmen abgeschlossen wurden; hierin spricht sich die positive Bewegung der Uferlinie aus, die sich Auch in der Terrassen- bildung kundgibt. N Die Beringinsel besitzt ca. 80 km Länge und durchschnittlich 20 km Breite. Der nördliche Teil (4 Teil der ganzen Oberfläche) der Insel trägt den Charakter einer Hochebene, der Rest besteht aus einer ‚Gebirgskette, welche in seiner Struktur mit der Kupferinsel übereinstimmt. Der nördliche Teil des Gebietes besteht aus einer „Tunder“*, welche sich auf einer Seehöhe von ca. 500 m ausdehnt. | Südlich von dieser Zone liegen Seen und Moraste, welche gegen Süden mit zwei Flüssen abschließen. Der größte See — der Saranna- See — hat ca. 60 km? Fläche und ist durchschnittlich 10 m tief. In dem ‚morastreichen Gebiet befinden sich charakteristisch abgeschnittene, tafel- ‚tartige Berge, welche eine Höhe von 380—600 Fuß erreichen. | Im Zentrum der Insel heben sich zwei mächtige Berge — die Dybowski- ‚Berge — empor. Der höhere von ihnen hat eine Höhe von 2077 Fub (= 633 m). In den Abhängen dieser Berge haben die wichtigsten Flüsse ‚der Insel ihren Ursprung. I! Eine natürliche Grenze zwischen dem Zentrum und dem südlichen ‚Teil der Insel ist durch die Täler: Gladkowskaja und Polowinnaja gegeben; |'welche nach entgegengesetzten Seiten gegen W und OÖ hin hinunterfallen. Südlich der Gladkuwskaja liegt exzentrischh näher dem Westufer, der höchste Gipfel der Insel, der Stejnegerberg (2484 Fuß = 757 m). Eine ‚'exzentrische Lage haben auch die anderen sich hier erhebenden Berge: und hierdurch wird bedingt, daß die Neigung der Abhänge gegen Westen stärker ist als gegen Osten (z. B. im Fall des Stejnegerberges 13% EL. W, 65% gegen OÖ); im Zusammenhange damit steht auch die | |Tatsache, daß die von den östlichen Abhängen herunterfließenden Flüsse viel wasserreicher sind. Im Gegensatz zu der im Sommer mit Gras bedeckten nördlichen ©/Hochebene ist der bergige Südteil der Insel kahl und pflanzenlos. Die \'Uferlinie der Beringinsel ist äußerst primitiv, längs der Ost- und Nord’ Ihrüste ist keine einzige tiefere Bucht vorhanden. Nur an der Westküste liegen einige tiefer eingeschnittene Einbuchtungen, wie die Gladkowskaja, |Lisonkowa. 4 Sehr charakteristisch sind die morphologischen Verhältnisse der Küste ‚der Beringinsel. In dem zentralen und dem Nordteil der Insel ist die | Terrassenstruktur sehr deutlich entwickelt. Die erste, die jüngste Terrasse, -50 - Geologie. erhebt sich kaum 2—3 m über das Meeresniveau. Die zweite Terrasse, 15—30 m hoch, fängt mit einem scharf abgebrochenen Abhang an. Die dritte Terrasse (7O—100 m) ist in der Seenzone ausgebildet, die vierte und älteste (170—200 m) umgibt die Tafelberge und die Tunder. In dem nördlichen Teil der Insel ist die positive (d. h. steigende) Bewegung | des Meeresufers sehr energisch. Außer der Terrassenbildung sprechen hierfür folgende Umstände: 1. die hängenden, wasserfallreichen Täler (z. B. das Südtal); 2. die bei! der Mündung der Flüsse gebildeten Seen; 3. die morastartige Entwicklung | der Seen und die Torfbildung in dem Gebiet der Flüsse Jeziornaja und Ladiginskaja; 4. die Flußmäander in dem unteren Laufe der Flüsse Starogawanskaja, Polowinnaja typisch entwickelt und schließlich 5. das | Vorhandensein der Skelette der „Seekuh“ (Rhytina Stelleri) in den Sanden | einige Meter oberhalb der jetzigen Flutgrenze (Dybowski). Da die Seekuh in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgestorben ist, so kann hieraus ein sehr rasches Tempo der Hebung des Ufers gefolgert werden | Eine charakteristische Eigenschaft der Küste der Beringinsel (und in geringerem Grade auch der Kupferinsel) bilden die „Riffe“. Sie bilden ! die Fortsetzung der Plageschichten und umgeben die Beringinsel ring- | {örmig, sich mehrere Kilometer in das Meer hinziehend. Sie stellen eine „in statu nascendi* begriffene Terrasse vor. Der geologische Bau der Komandorinseln ist nicht } kompliziert, insbesondere sind die Verhältnisse der Beringinsel in dieser Hinsicht sehr einfach. Beide Inseln sind in der Hauptsache aus vulkani- schen Gesteinen (Ergußgesteinen) und tuffogenen Schichten gebaut. j Die Kupferinsel besteht im nördlichen Teile, von dem Nordwestkap bis zur Bucht Korabelnaja, in der Hauptsache aus geschichteten Gesteinen. Man unterscheidet hier: 1. schwarze Tuffkonglomerate von verschiedener | Zusammensetzung; 2. dunkelgraue Andesittuffe von psephitischem Baue | und 3. graugelbe tuffogene Pellite, welche deutlich geschichtet sind und | in feine Tafeln zerfallen. Alle diese Bildungen bilden eine Schichtserie, welche in der nordwestlichen Richtung ausgedehnt ist und ein südwestliches Einfallen (bis zu 50°) zeigt. Dieser Teil der Insel hat also den Bau eines _ geraden isoklinalen Kammes, welcher mit den Schichtköpfen gegen NÖ gewendet ist. ! Als vierter petrographischer Bestandteil treten hier die Ergußgesteine, _ manchmal in großen Komplexen, auf. i - In einem schematischen Profil zeigt sich folgende Aufeinanderfolge der erwähnten Bildungen (an der Nordostküste): 1. Als Fundament: das Ergußgestein. 2. Schwarze, psephitische Tuffe. 3. Andesittuffe Psammite). 4. Die mächtige Masse der graugelben Pelite. 5. Andesittuffe, mit den Psephitkonglomeraten abwechselnd. Alle diese Bildungen sind kon- kordant gegen SW geneigt. Das Alter der Sedimentärschichten wird auf Grund faunistischer Überreste als Untermiocän und Oligocän bestimmt. Als Ergußgestein tritt in der nördlichen Partie der Insel ein typischer Natronrhyolith auf, welcher hier den Stejnegerberg bildet. Die niedrigen 1 | Petrographie. >06 ''\Abhänge dieser Rhyolithmasse sind im SW mit Andesittuffen bedeckt, am "Nordwestkap befinden sich dagegen andere Tuffe, welche die Lagerstätten | des gediegenen Kupfers enthalten. Gegen Süden treten mehr doleritische ‚und basaltische Gesteine auf. ij ' Die Sedimentformation wird durch viele Gänge durchschnitten. Die ältere Generation der Ganggesteine besteht aus lichteren Amphibol- ‚/ Augitandesiten und ist durch das Streifen NO ausgezeichnet, die ‚jüngere Generation ist durch schwarze Angitandesite von SW-Richtung | | gebildet. Im südlichen Teil der Kupferinsel fehlen die pelitischen Schichten, | auch sonst erhalten hier die Ergußgesteine das Übergewicht. Diese Hi ‚ Gesteine: dunkelgraue Augitandesite, die helleren Augitamphibolandesite "und die weißlichgrauen Amphibol-Biotitandesite treten hier aktiv auf. | indem sie zahlreiche Gänge und Lagergänge in den Tuffgesteinen bilden. "Am Südkap der Insel (bei der Glinkaja) lagert die weibliche Andesitlava, I Tuff und Konglomeratschichten mehrmals abwechselnd, horizontal. Die Tuffe enthalten hier ganze Stämme silifizierter Bäume. Das sog. ' Schwar z-Kap ist hier aus dem sog. Andesitdiorit (einem für Amerika typischen ‘ Gestein) gebaut. I In dem nördlichen Teil der Beringinsel herrschen basaltische ' Gesteine vor (Augitandesite, Dolerite, Basalte, Diabase), in dem bergigen 'Südteile haben die gelben Pelite das Übergewicht. Die Pelite liegen in dem ganzen Hügellande bis zu den Dybowski- Bergen horizontal und erst südlich von ihnen (an den Abhängen des ‚ Topta-to und Gladkiberges) erhalten sie eine schwache Neigung nach j 'NW (ca. 109%). Diese Serie ist durch große Homogenität charakteristisch, nur stellen- ' weise sind in dem gelben Tuffe unbedeutende Linsen konkretionären Kalksteines, einzelne Lagen des Psammittuffes oder Bänke der Psephit- Konglomerate konkordant eingelagert. Häufig sind nur die mit klastischen Tuffmaterial ausgefüllten Gänge. In der pelitischen Serie der Beringinsel hat sich in verschiedenen ' Punkten eine Fauna und Flora vorgefunden, welche von N. TIcHoxowIcz | | I: bearbeitet wurde. So wurde hier bestimmt: Pecten (Propeamusium) aff. p ı Waylandi ARN., P. elallamensis Arn., Malettia aff. chechalensis a N ac Sp., ala aff. Conradi Mer, Cardium sp. @, Cardium sp. , Deda sp., Erycina (Pseudophytina) sp., Tellina sp., Semele sp., Martensia nn In den psephitischen Konglomeraten fanden sich vor: Yoldia pallochei Daun., Y. aff. submontereyensis Arn., Pecten Peckhami GaBB., Buccinum sp. In den Psammittuffen: Pecten Peckhami GaBB., Cardium sp. «, Cardium sp. 8, Semele aff. Stimpsoni DaLL., Natica sp. In den Kalkeinlagerungen: Dentalium sp., Semele aff. Stimpsont DALL. In den psephitischen Konglomeraten, welche im Hangenden der Pelit- serie der Beringinsel liegen, bestimmte N. Tıchoxowicz: Pectunculus sp., Dentalium. sp., Cardium aff. Philippi v. Ju., Cardium sp. y, C. aff. decoratum GREW. (= covense DALL.). | ee -62- Geologie. In den Konglomeraten und Tuffen, welche die versteinerungslose- Pelitserie der Kupferinsel überdecken, fanden sich: Pecten aff. sespeensis. Arn., Cardium aff. pisum Puın., Vermetus sp., Fusus sp. usw. Nach N. TıcHoxowicz ist die Fauna der Psammite und Psephite ich Kupferinsel untermiocänen Alters, die Pelitfauna der Beringinsel gehört dagegen dem Oligocän an, und diese Bestimmung ist mit der strati- graphischen Lage dieser Schichten im Einklange. Der allgemeine Charackter der Fauna trägt ein eigenartiges Gepräge, obwohl eine deutliche Ver- wandtschaft mit der tertiären Fauna Kaliforniens (Pecten Peckhami GEB.) erkennbar ist, auch finden sich hier Formen aus Alaska, Sachalin und Japan vor. Die Pelitschichten des Dybowskiberges und der angrenzenden. Berge enthalten auch eine spärliche fossile Flora. Nach N. Parısın ist sie miocänen Alters: Glyptostrobus europeus HEER, Thuites Ehrenswandü HEER, Cinnamonum sp., Phragmites (Alaskana?) HEER, Arundo ef. reperta GrR., Sequoia cf. spinosa NEWB. - Auf Grund faunistischer Funde läßt sich folgende Einteilung de geologischen Schichten der Komandorinseln vornehmen: 1. Die Psephite und Hangendpsammite der Kupferinsel: Untermiocän, Küstenfazies. 2. Die Pelite der Insel Bering (und der Kupferinsel): Oligocän, Tiefenfazies. 4 3. Die Psephite und Psammite, die im Liegenden der Kupferinsel sich finden: Voroligocäne, littorale Fazies. 4. Die das Liegende bildenden Ergußgesteine (Massengesteine): Vor oligocän (?). ne Die Gänge und Injektionen, welche die it Schichten der: . Kupferinsel durchqueren, sind jünger als Untermiocän. Vom tektonischen 1 Standpunkt zeigt die Insel Bering den Charakter eines Horstes, Die Kupferinsel ist ein isoklinaler Kamm oder ein nach SW abgesunkener Horst und wurde nach dem Untermiocän dislociert. Außer den longitudinalen Bewegungen sind an beiden Inseln auch transversale Bewegungen fest- stellbar. Die aufsteigende Bewegung der Beringinsel, welche zweifellos. 4 auch heute noch stattfindet, kann durch lokale Ursache, welche mit den i westlich (in Kamtschatka) und östlich (in den Aleuten) noch tätigen: ; vulkanischen Herden zusammenhängen, erklärt werden. E. Surss schreibt allen Inseln des Bering-Meeres den geologische Bau des asiatischen Typus zu (Das Anlitz der Erde, III). Vom petro- graphischen Standpunkte ist hervorzuheben, daß die Komandorinseln in höherem Grade den Charakter des nordamerikanischen als des asiatischen Kontinentes tragen. Es wurde nämlich festgestellt, daß die Natron- rhyolithe der Kupferinsel mit ebensolchen Rhyolithen Kaliforniens identisch. sind, daß der tertiäre Quarzdiorit des Schwarz-Kapes sehr an die Anden- diorite erinnert, daß der „Beringit“, ein eigentümliches alkalisches Gestein. aus der Beringinsel, mit manchen pazifischen Gesteinen der nordamerika- TREE ie Petrographie. 63 nischen Küste gauverwandt ist, ferner, daß die Komandorandesite von den Kamtschatkaandesiten verschieden sind, und daß schließlich das Vor- kommen des gediegenen Kupfers an der NW-Küste der Kupferinsel eine getreue Miniaturkopie des Vorkommens am Oberen See ist. Kurz, die Komandorinseln stellen einen Teil des amerikanischen Kontinentes vor, welcher von seinem Grundstock abgerissen und nachher aus der Tiefe des Ozeans wieder emporgehoben wurde. Die vorliegende Mitteilung gibt nur die wichtigsten Resultate in Form des vorläufigen Berichtes an, die ausführliche Monographie wird aus fünf Teilen bestehen: 1. geographischer Umriß (mit meteorologischen Daten und einer biologischen Charakteristik), 2. Petrographie der Komandor- inseln, 3 .geologischer Bau, 4. geologische Entwicklungsgeschichte, 5. Ana- logien. St. Kreutz. Central- und Süd-Amerika. Olaf Bäckström: Petrographische Beschreibung einiger Basalte von Patagonien, Westantarktika und den Süd- Sandwich-Inseln. (Bull. Geol. Inst. Upsala. 13. 115—182. 20 Fig. Upsala 1915.) Die Arbeit gibt über den Titel hinausgehend zusammenfassend Über- sichten über die geologischen Verhältnisse der genannten Gebiete auf Grund der vorhandenen Literatur, für die Süd-Sandwich-Inseln wesentlich ihre geographische Lage und ihre Entdeckungsgeschichte nebst Karten- skizzen auf Grund eines Berichts des Kapitäns LArsen, der die Inseln 1908 besuchte; das Referat kann nur die Ergebnisse der petrographischen Untersuchung berücksichtigen. Die Basalte Patagoniens finden sich ausschließlich in dem außerandinen Flachland, von der Cordillera, deren junge Ergußgesteine Andesite sind, durch die subandine, durch Intrusionen von Graniten und Essexiten charakterisierte Region getrennt. Kurz beschrieben werden Olivinbasalte der Pampas im südlichen Patagonien, von wechseln- der Struktur, teilweise trachytoidal struiert, bisweilen auch feldspatreich ; der Olivin ist teilweise in Iddingsit umgewandelt, wobei (100) des Iddingsits parallel (001) des Olivins liegt. Unter den Gesteinen der Sierra de los Bagnales gehen die Olivinbasalte in navit- ähnlich zusammengesetzte Gesteine über; eine rote schlackige Lava enthält Plagioklas in rhombenförmigen Tafeln, eine Ausbildungsweise, die nach E. CoHen, dem sich Verf. anschließt, für schnell gekühlte glasige Laven charakteristisch ist. Neben Umwandlung des Olivins in Iddingsit. findet sich auch Talk, durch beigemengtes Eisenhydroxyd rotgefärbt, in einheitlichen Pseudomorphosen nach Olivin. Aus den Basaltvorkommen nördlich vom Lago Argentina werden auch olivinfreie Basalte und ein holokristalliner Hypersthenandesit angegeben. Aus der HI: Geologie. Basaltformation Westantarktikas werden von der Ross-Insel vom Kap Hamilton Palagonittuffe beschrieben, von der Snow Hill- Insel ein seinem Aussehen nach sehr wechselnder Gang, teils doleritisch, teils andesitisch entwickelt, auch tuffähnlich durch zahlreiche konkav - begrenzte Glasstücke, die Verf. als Fragmente randlicher, glasig erstarrter Lavateile erklärt; als Einschlüsse führt er Tonschiefer mit ÜOordierit, in kleine Stücke zersprungene Quarzkörner, Quarzfeldspataggregate. Am Kontakt findet sich ein Hornfels, hauptsächlich aus eckigen bis runden Quarzfragmenten und etwas Plagioklas bestehend, in einem nicht auflös- baren Substanzgemenge mit einer farblosen, isotropen, niedrig licht- brechenden Substanz; „eine gewisse Übereinstimmung dieser Kontakt- bildungen mit der Adinolfazies der Diabaskontaktgesteine ist nicht zu leugnen‘ (?),. Von der Paulet-Insel liegen wesentlich Olivin- basalte vor. Von den Süd-Sandwich-Inseln werden Olivinbasalte und Tuffe mehrfach erwähnt; ein porphyrischer olivinfreier Basalt, aufgebaut aus sehr viel Plagioklas .(Ab?°An“°) und.Hypersthen mit mono- klinem Pyroxen wird von der Cardemass-Insel beschrieben; entsprechend, nur viel feinkörniger, ist ein olivinfreier Basalt von der Saunders- Insel zusammengesetzt, dessen chemische Analyse, von N. SAHLBOM ausgeführt, folgende Werte gab: SiO? 52,68, TiO? 0,77, AlO> 16,38, Fe?O? 3,11, FeO 7,98, MnO 0,16, MgO 747, CaO 8,08, BaO 0,00, Na?O 2,75, K’O 0,44, H,O 0,20, P?O° 0,02, S Sp., C1.0,05; Sa: 100,09; seine eigentümliche Textur, dicht aneinander gelagerte Linsen mit gleich orientierten Feldspatleistchen, umschlossen von Streifen des ganz gleichen Gesteins mit gleichfalls parallel, aber senkrecht zur Richtung in den Linsen orientierten Feldspaten, erklärt Verf. durch die Annahme, „daß die Lava auch anfangs die fluidale Struktur der Linsen besaß; während des Erstarrungsprozesses, also als das Magma nicht absolut starr war, drang flüssige Lava ins Gestein, durch veränderte Druckverhältnisse, quer zur vorigen Richtung ein. Als dann die Verfestigung der Lava fort- schritt, erstarrte der Hauptteil mit seiner ursprünglichen Struktur und die eingepreßte Lava mit einer Orientierung parallel zur Richtung des Eindringens“. Ein Basalt von der Bristol-Insel enthält Olivin und Enstatitaugit neben reichlichem basischen Plagioklas. Da das Bruchgebiet des Vietorialandes (Ostantarktika) von tertiären atlantischen, das Faltungsgebiet Westantarktikas von pazifischen jungen Ergußgesteinen begleitet wird, weist das Fehlen von Alkaligesteinen aut den Süd-Sandwich-Inseln auf deren Zugehörigkeit zum westantarktischen pazifischen Bau. Milch. ua Ion m Lagerstätten nutzbarer Mineralien. -65 - Lagerstätten nutzbarer Mineralien. Golderze. C. Schmidt: Über goldhaltigen Leukopyrit von Salanfe im Kanton Wallis. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 24. 1916. 157—161.) Das Erzlager ist gebunden an eine im Gneis des Massives der Aiguilles-Rouges konkordant eingelagerte Kalkschicht, deren Ausbisse sich auf ca. 1 km Länge verfolgen lassen. Die Gneise streichen N 40° E und ' fallen ca. 70° nach Nordwesten ein. Unmittelbar westlich der erzhaltigen | Zone werden die Gneise diskordant überlagert von flach gegen NW fallen- ı den, quarzitischen Sandsteinen und Grauwacken der Trias, über welcher. die jurassischen und cretaceischen Schichten der Tour Saillere und des Dent du Midi sich aufbauen. In der Nähe des Erzes geht der Marmor in grobkörnige, graugrüne Gesteine über, die im wesentlichen aus Caleit, Diallag, Hornblende, Zoisit, Titanit und Talk bestehen und vereinzelte Schmitzen von Arsenkies führen. Das Erz selbst erscheint eingesprengt teils in Hornblendefels, teils in Diallagfels. Die Lagerstätte ähnelt derjenigen des Mont Ehemie des Mont Blanc- ı Massives. Erz- und Silikatführung der Kalke sind offenbar metamorph, ' epigenetisch. Für Kontaktmetamorphose im eigentlichen Sinne ist aber , die Mineralführung der Kalke noch keineswegs beweisend. Das Alter der Kalke ist noch unsicher, möglicherweise sind sie Triaskalke, die in die Gneise eingequetscht wurden. A. Sachs. v - Kupfererze. || Beyschlag, F.: Die niederschlesische Kupferformation. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 26. 67—73. 1 Taf. 1 Fig. 1918.) Fiedler, K.: Die Kupfervorkommen in Polen. (Metall und Erz. 13. 215—221. 1916.) | Schmidt, C.: Notiz über die Kupfererze von Hendek bei Ada-Bazar (Kleinasien). (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. 165—166. 4 Fig. 1917.) lt Pilz, R.: Beitrag zur Kenntnis der Kupfererzlagerstätten in der Gegend von Arghana Maden. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. 1931—198. 3 Fig. 1917.) ' Atwood, W. W.: The physiographic_conditions at Butte, Montana and Bingham Canyon, when the copper ores in these distrikts were enriched. (Econ. Geol. 11. 697—740. 1916.) | Seh ultze, E.: Der Kupferbergbau in Mexiko, (Metall und Erz. 15. 1918.) N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. e -66-. Geologie. Chromerze. B.Simmersbach: Die Weltversorgsung mit Chrom-f$ eisenstein. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 24. 1916. 192—-198, 201—208, 228 — 244.) | Verf. gibt eine Literaturübersicht sowie allgemeine Angaben über Chrommineralien, Chromeisenstein und Chromgewinnung. Es folgt eine detaillierte Beschreibung der Chromeisensteinvorkommen in Deutschland, Rußland, den Balkanländern, der europäischen und asiatischen Türkei, in Indien, Afrika, Neu-Kaledonien, Japan und Amerika. A. Sachs. P. Krusch: Die Wolframit- und Zinnerzlagerstätten | bei Schönfeld-Schlaggenwald, ein Beispiel des Erzgehaltes anstehender Gänge und alter Halden im böhmischen J Wolframit-Zinnerzgebiet. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 24. 1916. 9 147— 157.) Die Arbeit zerfällt in folgende Abschnitte: Literaturangabe — Lage j und frühere Bedeutung des Gebietes — Allgemeine geologische Position, i die verschiedenen Granite und Zinnstöcke — Die Zinnstein-Wolframitgänge ) im Gneis — Die Wolframerzführung — Erzvorräte — Aushalten der |} Gänge nach der Tiefe — Die Verwerfungen — Die Haldenerze — Die | wirtschaftliche Bedeutung. Das Beispiel Schlaggenwald zeigt, daß die alten Zinnstein-Wolframit- ] gruben des sächsisch-böhmischen Erzgebirges höchst beachtenswert sind, und daß es sich auch lohnt, an anderen Stellen den Versuch zu machen, Wolframit aus den von den Alten stehengelassenen Pfeilern und Halden | zu gewinnen, wie das bereits in umfangreichem Maße bei Sächsisch- und | Böhmisch-Zinnwald und Tirpersdorf der Fall ist. A. Sachs. j C. Gagel: Beobachtungen über einige Wolframit-! lagerstätten im südöstlichen Portugal. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 24. 1916. 177 — 180.) Es handelt sich um die Lagerstätten: 1. an der Ribeira de Bodilhäo. " 2. zu Penasquera bei Cebola; 3. von Matta de Reinha. | \ Alle drei liegen in der Provinz Beira Beixa westlich und südöstlich von der Stadt Fundäo. Alle drei treten in sehr stark gestörten, alten ') Schiefern auf, die auf der geologischen Karte als cambrische bezeichnet sind, die aber absolut versteinerungsleer sind. In der Gegend zwischen Covilh& und Fundäo stößt an diese Schiefer mit langer, ungefähr N—S streichender Grenze Granit — ein helles, sehr ——— Lagerstätten nutzbarer Mineralien. 674- srobkörniges Gestein — mit z. T. sehr groß ausgebildeten Orthoklasen. Die Wolframitlagerstätten an der Ribeira de Bodilhäo und bei Cebola liegen aber mitten im Schiefergebiet, mindestens 25 km von diesem Granit- kontakt entfernt, während die Lagerstätte von Matta de Reinha in einer nur 5 km breiten Schieferzone, die zu beiden Seiten von Granit begrenzt ist, auftritt. Verf. gibt eine detaillierte Beschreibung der Vorkommen. A. Sachs. Zinnerze und Woiframerze. Ad. Knopf: Wood Tin in the bertiary rhyolites of ı Northern Nevada. (Econ. Geol. 11. 1916. 652—661.) Im nördlichen Lander County, Nevada, werden mitteltertiäre Rhyo- ‚ lithe von etwa 2,5 cm mächtigen zinnerzführenden Trümern durchsetzt, die das Erz nur als Holzzinn enthalten; es wird begleitet von Eisenglanz, Chalcedon, Lussatit, Tridymit, Opal (ganz untergeordnet Quarz). Das Holzzinn hat die es kennzeichnende jahresringartige Bänderung und ent- | hält gewöhnlich einen Kern von .Eisenglanz. U. d.M. zeigt sich, daß die Bänderung hauptsächlich auf dem Wechsel von fast undurchsichtigen mit ziemlich durchsichtigen Streifen beruht. Die durchsichtigen Teile wirken ı auf das polarisierte Licht und löschen schattig aus, was auf undeutlichen Faserbau zurückgeführt wird. Jedes Teilchen Holzzinn hat sein besonderes Bänderungsmuster, das in Kreisen und Ellipsen den Eisenglanz umzieht. | Dies sowie die Unabhängigkeit der Bänderungsart von den Trümerwänden, sowie namentlich die mit der Entfernung vom Einschluß abnehmende Dichte der Bänderung lassen sich am besten nach Lieseeang durch rhythmische ' Fällung innerhalb von SiO, erklären. Im einzelnen sind die Holzzinn- ‚ teilchen auf das mannigfaltigste gestaltet. Teils sind es eckige Bruch- stücke, teils Ringstücke, teils fragezeichenartige Formen. Besonders hervor- gehoben wird ein vielkammeriges zellenartiges Gebilde, dessen Außenwand ‚z. T. flachbogig verläuft, z. T. sich scharf hin und her biegt und z. T. ‚eingerissen ist, nach Außenwand und Innenwänden richtet sich eine feine ‚ Bänderung. Verf. vergleicht dieses wie auch die übrigen Gebilde mit dem ı Bau einer Traupe’schen Ferrocyankupferzelle, die durch osmotische Kräfte ständig bricht und wieder ausgeheilt wird. Aus dieser Ähnlichkeit der Form folgert er eine ähnliche Entstehung, so daß die rhythmische Fällung, ‚ausgehend von den Eisenglanzkernen, in noch kolloidaler Zinnsäure vor ‚sich gegangen wäre. G. Silberstein. -68 - Geologie. Europa. d}) Holland. Belgien. Luxemburg. P. Krusch: Die nutzbaren Lagerstätten Belgiens, ihre 1 geologische Position und wirtschaftliche Bedeutung. | (Aus der Berg- und Hüttenmännischen Zeitschr. „Glückauf“* 1915—16. i Essen. 75 p. 29 Abbild. 5 Taf. 1916.) Verf. hat die Kohlen-, Erz- und Phosphatvorkommen, den geologischen Bau und die wirtschaftliche Bedeutung des Berg- und Hüttenwesens Belgiens in einer Reihe von Aufsätzen der Zeitschrift „Glückauf“ in den / Jahren 1915 und 1916 behandelt. In der vorliegenden Schrift sind sie } vereinigt worden. Die Zusammenfassung lautet: s Belgien besteht aus einem paläozoischen Faltungsgebiet und einer Deckgebirgsplatte: sie ergeben von Süden nach Norden die folgenden geologischen Einheiten. Das Jura-Gebiet, Südbelgiens mit recht vollständig aus- | gebildetem Profil. Zum Jura rechnet man hier auch die liegenden rhäti- ; schen Schichten (bei uns Keuper) und die hangenden Wealdenschichten (bei uns untere Kreide). Im eigentlichen Jura unterscheidet man vom Liegenden zum Hangenden folgende Stufen: Hettangien, Sin&murien, | Virtonien, Toarcien und Bajocien. Dem Jura gehören die Eisenerz- minetten an. Das altpaläozoische Hohe Venn-Ar anne, h bestehend aus Cambrium (Devillien, ältestem Revinien und Salmien), Silur 4 (Ober- und Untersilur) und Devon (oberdevonisches Famennien und Frasnien, mitteldevonisches Givetien und Couvinien, unterdevonisches Burnotien, Coblencien und Gedinnien).. Die Salmstufe gehört ihrer Fossilführung nach zum untersten Silur. Im Cambrium und Silur finden sich Dachschiefer, I Wetzschiefer, andere nutzbare Gesteine und Manganerzlagerstätten. Im | Devon treten neben nutzbaren Gesteinen auch Eisenerze auf. Bemerkens- I wert ist, daß die alten Gesteine im Süden Belgiens zum Teil anders aus- |) gebildet sind als im Norden, und daß außerdem häufiger eine metamorphe J Fazies der Ardennen unterschieden werden kann. Das devonisch-carbonische aluns von Dinant. Es besteht vorzugsweise aus in Devon eingesenkten Kohlenkaikmulden (zu unterst Tournaisien und darüber Viseen mit der Vise- und der Dinantstufe). 7) Die Carbonmulde von Haine-Sambre-Maas, die von Kohlen- 1 kalk und produktivem Carbon erfüllt und in Devon und Silur eingesenkt di: ist. Sie wird im Süden von gewaltigen, ostwestlich streichenden Über- } schiebungszonen begleitet, deren südlichste die Faille du Midi oder Faille A eifelienne darstellt. Die Überschiebungen liegen schuppenförmig auf- einander, und zwar ist jede südlichere immer jünger als die nächstnördlichere. Sie erschweren die Aufstellung eines zusammenhängenden Carbonprofils. Die gesammte jährliche Kohlenförderung Belgiens in Höhe von etwa 25 Mill. t stammt aus dieser Mulde, die sich in westöstlicher Richtung auf 170 km Länge in einer Breite von 3—17 km von der deutschen bis | | ı ' | I Lagerstätten nutzbarer Mineralien. -69 - zur französischen Grenze erstreckt und 1400 qkm einnimmt. Die Auf- wölbung im Samsonflußtal (Bombement de Samson) gliedert ein östliches Becken von Lüttich von einem Westbecken ab, in dem wieder ein kleiner östlicher Abschnitt, das Bassin de Namur, von einem westlichen Hauptteil, Bassin de Hainaut, getrennt wird. In dem letztern unterscheidet man das Bassin de Charleroi, das Bassin du Centre und das Bassin de Mons (Borinage). Diese Gliederung des Westbeckens beruht nicht auf geologischen "Gesichtspunkten, sondern auf dem zurälligen Fortschreiten des Bergbaus. ı Das Becken von Charleroi ist am wichtigsten, es liefert 2 der Gesamt- 3 förderung, das Becken von Lüttich 1, das Becken von Mons 1, das Becken ' du Centre 4 und das Becken von Namur den kleinen Rest. Eine Reihe | von Schächten hat mehr als 1000 m Tiefe. Im Carbon sind nur die Saarbrücker und Waldenburger Schichten (Westphalien) vertreten; es fehlen die Ottweiler (Stephanien). Eine Reihe | von marinen und Sandsteinhorizonten unterstützt die außerordentlich schwierige Horizontierung. Im allgemeinen unterscheidet man über dem Kohlenkalk die Assises de Chokier, die viel Ähnlichkeit mit unserm Kulm "haben, die Assises d’Andenne, die nach meiner Überzeugung dem Flözleeren entsprechen und nach oben durch den Poudingue houiller von dem oberen Westphalien (zu unterst Assises de Chätelet, darüber Assises de Charleroi, zu oberst Assises du Flenu) getrennt werden. Die Aufstellung des Profils wird durch die Überschiebungen erschwert, da der Nachweis für eine Bodenständigkeit des Gebirges zum Teil unmöglich ist. Die Gasgehalte der Flöze schwanken im allgemeinen zwischen 8 und 25%. Infolge der Überschiebungen und der scharfen Faltung greift das produktive Carbon am Südrand der Mulde unter einer Decke älterer paläozoischer Gesteine weit nach Süden unter. Während die Schichten ‚am Nordrand, verhältnismäßig flach und ungestört liegen (Plateurs), sind ‚sie am Südrand zu steilen Sätteln und Mulden’ aufgerichtet (Dressants). Das auf Grund der früheren Kenntnisse der Tektonik aufgestellte ununterbrochene Profil mit einer großen Anzahl von Flözen (100—125) ist nach dem Erkennen der einzelnen Decken und der dadurch bedingten ' Wiederholungen der Schichten zusammengeschrumpft, so daß Stamıer 1901 nur noch 29 verschiedene Flöze im Becken von Charleroi annahm. Die Gesteine der Mulde von Haine-Sambre-Maas werden zum großen ‚ Teil bereits von.der Deekgebirgsplatte Mittel- und Niederbelgiens überlagert, die sich von hier aus fast ununterbrochen über das gesamte Massiv von Brabant und die nördlich davon liegende Steinkohlenmulde ‚der Campine erstreckt; die letztere bricht an dem Staffelbruch des im Norden folgenden holländischen Zentralgrabens ab. Das Deckgebirge ‚besteht aus Kreide, Tertiär und Diluvium, die nach Norden immer mächtiger werden. An nutzbaren Lagerstätten enthält es Phosphatkreide und Campine-Eisenerze. Das die südlichen und die nördlichen -Kohlenvorkommen Belgiens trennende Plateau von Brabant ist steinkohlenfrei und mutmaßlich vor der Ab- lagerung desCarbons aufeewölbt worden (vordevonische kaledonische Faltung). > N) Geologie. Das Campinebecken ist ein Teil des fast ununterbrochenen Stein- ] kohlengebiets, das sich von Münster und Aachen bis Kent in Südostengland $ erstreckt und durch das Plateau von Brabant in einen Nord- und einen # Südbogen getrennt wird. Das Kent-Carbon dürfte nördlich vom Stour ! eine Decke bilden, die flach auf die älteren paläozoischen Schichten 9 geschoben ist. Eine Transgression kann hier nicht angenommen werden, 9 da die Grenze zwischen Carbon und liegenden Schichten von einer 9 Störung gebildet wird. Während die Südgrenze des Campinenkohlengebiets bekannt ! ist, sind die Untersuchungsarbeiten nach Norden nur soweit vorgedrungen, # als an einen Abbau mit Hilfe der heute bekannten technischen Mittel gedacht werden kann. Die Nordgrenze des Beckens ist also nicht bekannt. Von den Deckgebirgsschichten sind Tertiär und Kreide die I wichtigsten. Die Zunahme ihrer Mächtigkeit erfolgt in nordnordöstlicher I Richtung, und zwar ziemlich regelmäßig, bis auf das Maasgebiet, das durch eine größere Anzahl von Störungen beeinflußt wird. Buntsandstein 7 kommt nur im Osten der Campine vor. Die durchschnittliche Deckgebirgs- 4 mächtigkeit beträgt rd. 600 m im Osten und 700 m im Westen; abgebohrt | | wurde das Gebiet im Westen in nördlicher Richtung ungefähr bis 900 m 1 Deckgebirgsstärke. i Die Wasserführung ist reichlich; es muß damit gerechnet werden, 7 daß in allen sandigen oder klüftigen Horizonten, auf die ein guter Teil 7 des Gesamtprofils entfällt, Wasser auftreten, und daß infolgedessen die | ganze Deckgebirgsmächtigkeit Schwierigkeiten beim Schachtabtenfen bieten | kann. Das produktive Carbon gehört dem Westphalien an; wie in allen paralischen Becken fehlt das Stephanien (Ottweiler Schichten). Man I kann auf Grund des Gasgehalts usw. nach Deno&l 5 Zonen unterscheiden, I von denen 4 über und die fünfte unter einem kennzeichnenden flözleeren | Mittel liegen. ® In tektonischer Beziehung kennt man in der Campine mehrere sehr flache Mulden; im ganzen wird die Schichtenlagerung nach Westen flacher; ähnlich wie nördlich ven der Lippe tritt die Faltung sehr zurück. Der Gasgehalt der Flöze ist in der Gruppe mit mehr als 30 % unregelmäßig, nimmt dagegen in den tieferen Horizonten gesetzmäßig nach ' der Tiefe ab. Während er im westfälisch-niederrheinischen Steinkohlen- gebiet in demselben Flöz nach Westen, also auf den Rheintalgraben zu, geringer wird, ist in der Campine eine Zunahme in dieser Riehtung ‘| festzustellen; der Rheintalgraben scheint also entgasend gewirkt zu haben. FE In bezug auf den Kohlenreichtum steht die Campine zwischen dem belgischen und dem niederrheinisch-westfälischen Gebiet. Man hat hier bis 1500 m Tiefe einen Vorrat von 8 Millionen t berechnet; davon ! befinden sich 7 in der Provinz Limburg und 1 in der Provinz Antwerpen. | Bis zu 1000 m Tiefe stehen 4 Milliarden an. ] Lagerstätten nutzbarer Mineralien. mE \ Von dem Kohlenvorrat sind nach dem Gasgehalt: 18,5%, Gasflamm- kohle, 33% Gaskohle, 21,5% Fettkohle, 20% Kokskohle im strengen Sinne des Wortes und 7% Magerkohle. ‘Der belgische Staat hat sich 3 wnerschlossene Felder von zusammen 200 qkm Flächeninhalt vorbehalten. Von ihnen durchschneiden 2 das Kohlengebiet querschlägig, während das dritte parallel zum Streichen am Nordrande liegt. Das Deckgebirge schwankt in ihnen zwischen 385 und 850 m. Die Gasgehalte der Kohlen sind günstig. Die Blei-Zinkerzlagerstätten Belgiens sind hydrometasomatische, ursprünglich durch aufsteigende Lösungen gebildete sulfidische Vorkommen, jährlich. bei denen Schalenblende und Markasit auf niedrige Entstehungstemperaturen und den Einfluß bestimmter Lösungsgenossen (Magnesiasalze?) hinweisen. Durch die Oxydation der Tagewasser oberhalb des Grundwasserspiegels entstanden Galmei usw. bei gleichzeitiger abermaliger Kalk- und Dolomit- verdrängung. Früher waren sie von großer wirtschaftlicher Bedeutung, 1912 lieferten sie nur noch 1167 t Zinkblende und 107 t Bleiglanz. Sie können also als abgebaut gelten. Die Eisenerzvorkommen sind entweder lagerförmig (Givetien- Erz, Famenne-Kohleneisenstein und oolithische Jura-Minette) oder gang- förmig und hydrometasomatisch, zum Teil aus Kalk- und Dolomit ent- standen ‚und mitunter vergesellschaftet mit den Blei- und Zinkerzlager- stätten, deren Markasit oberhalb des Grundwasserspiegels zu Brauneisen oxydiert wurde, oder sie stellen oberflächliche Verwitterungslagerstätten in glaukonitischen Sanden dar, deren Eisengehait in geringer Tiefe durch die Tagewasser konzentriert wurde (Campine). FAR Wirtschaftlich wichtig dürften gegebenenfalls die lagerförmigen Famenne-Erze werden, die eine Untersuchung verdienen; entwicklungs- fähiger scheinen auch die Campinevorkommen zu sein; die übrigen Lager- ' stätten sind zum großen Teil abgebaut oder kommen nur für den Klein- betrieb in Frage Ein Famenne-Roteisenvorkommen liefert heute zusammen mit der Minette Belgisch-Luxemburgs und den Campinelagerstätten etwa 200000 t Die Manganerzlagerstätten in Belgisch-Luxemburg sind im allgemeinen durch Oberflächenwasser entstandene Eiserne Hutbildungen ‚ manganhaltiger Gesteine (unregelmäßige Polianit- und Psilomelananhäu- ‚ fungen) oder oxydationsmetasomatische Verdrängungen ‚kalkiger Schichten (Manganbändererz) in der oberen Salmstufe des Hohen Venns. Im Frieden ohne Bedeutung, dürften sie während des Krieges mit einer geringen Förderung in Frage kommen. Die Phosphatlagerstätten gehören der oberen Kreide Belgiens an und liegen bei Bergen (Mons) und bei Lüttich. Das Bergener Gebiet im Hennegau euthält große Mengen mulden- förmig gelagerter Phosphatkreide, namentlich in dem bedeutenden Schichten- komplex der Kreide von Ciply unmittelbar über der Stufe von Spiennes. UI Geologie. Die Rohförderung mit 18—25%, Triealeciumphosphat wird in der Haupt- sache zu annähernd 45 %,igen Konzentraten, und zwar im Verhältnis von 3 bis 4 zu 1 aufbereitet, eine geringe Menge wurde früher ausgeführt und beim Thomasprozeß verwandt. Die 300000 t übersteigende Gesamtförderung kann nach meiner | Meinung wesentlich gesteigert werden. Durch Auswaschung dieser Kalke entstanden am Ausgehenden Lager und Taschen mit reichen Phosphaten, die als abgebaut gelten müssen. In der Umgegend von Lüttich treten auf großen Flächen unmittel- bar über senoner Kreide (Assise de Spiennes) sekundäre Trümmerlager- stätten und untergeordnete gebänderte metasomatische Phosphatbänke auf, die von einer Feuersteinbank und Sand überlagert werden. Die frühere geringe Förderung von einigen tausend Tonnen enthielt 40—45%, Ca,P,O,, aber verhältnismäßig viel Eisen. Das Gebiet von Lüttich kommt nach den jetzigen Aufschlüssen für die zukünftige Phosphatversorgung kaum in Frage. Die Tafeln enthalten in vortrefflicher Ausführung 1. eine geologische Übersichtskarte von Belgien mit den nutzbaren Lagerstätten, 2. eine Übersichtskarte der Steinkohlenvorkommen von Belgien, Holland, Aachen und Westfalen, 3. eine Karte des Steinkohlenbeckens der Campine im Maßstabe 1 :300000. Th. Liebisch. I) Balkan-Halbinsel. M. Z. Joviei@: Titanerze vom Crni Vrh bei Jagodina, Serbien. (Glas srpske kraljevske akademije. 77. Belgrad 1909. 170—180. 1 Kartenskizze.) Der Crni Vrh, zwischen Jagodina und Kragujevac, besteht aus quarzdurchtrümertem Glimmerschiefer mit eingelagertem Marmor und Quarzit. Es wurden Bleiglanz und das Vorkommen von Antimon fest- gestellt und eine Reihe von lose aufgefundenen Titanmineralien analysiert, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Glimmerschiefer stammen. ‚1. A. Fitaneisen I (Mittel aus 2 Bestimmungen) TO, 240.88 - 54,00 Be,0. 2.0 22.202.020. 19.48 47,21 MnOlsan.. 2, 2,02 2,03 MO: en 0,64 0,71 SUOS CL ae = 0,65 100,32 104,60 Sp: Gew. etwa. ...... 4,6 ern =e3 Regionale Geologie. A - ©. Rutil (prismatisch- Bıerin pyramidaler Kristall) ge... 92,90 Der. a DORT Bro 0.22.....7,68 (RER T 0NE0) mo .00%...:. 031 Be nl Ma 04 Me... . Spuren 100,00 100,84 Sp. Gew. etwa 4,2 G. Silberstein. Regionale Geologie. | Schweiz. Albert Heim: Geologie der Schweiz. Mit etwa 40 Tafeln und Karten sowie 200 Abbildungen im Text. Leipzig, Chr. Herm. Tauch- nitz. (Lieferung 1—5, 1916—1918.) Je wichtiger die Rolle ist, welche die Schweiz seit langer Zeit für die Entwicklung der Geologie gespielt hat, und je gewaltiger allmählich der Umfang der die Schweiz betreffenden geologischen Literatur geworden ı ist, um so mehr mußten weite Kreise das Fehlen einer neueren zusammen- fassenden Darstellung der geologischen Verhältnisse dieses wundervollen ‚ Landes empfinden. Stammt doch die letzte Darstellung dieser Art, ı BERNH. STUDER’s „Geologie der Schweiz“, aus dem Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts! Bei dieser Sachlage ist es mit großer Freude zu begrüßen, daß Prof. AL». Hrım, der Altmeister der Schweizer Geologen, sich entschlossen hat, diese empfindliche Lücke auszufüllen und eine neue zeitgemähße Geologie der Schweiz auszuarbeiten — eine Aufgabe, zu der er als einer der erfolgreichsten Erforscher seines Heimatlandes sowie als ‚langjähriger Mitarbeiter au der geologischen Karte der Schweiz und der- maliger Leiter der Schweizer geologischen Kommission vor allen anderen berufen erscheint. Das schön ausgestattete Werk erscheint in Lieferungen — bisher sind deren sechs erschienen, zwei im Jahre 1916, je zwei weitere 1917 | und 1918 — und ist mit zahlreichen Karten, Profilen und Textabbildungen || versehen, denen zum großen Teil eigene Zeichnungen des Verf.’s zugrunde liegen. Es beginnt mit einer umfangreichen Einleitung, und behandelt | sodann in drei Hauptabschnitten die drei großen natürlichen topo- | graphischen, geologischen und wirtschaftlichen Einheiten des Schweizer- | landes, nämlich 1. das in seinem Untergrunde aus der tertiären Molasse || bestehende Molasse- oder Mittelland, 2. das Schweizer Jura- | gebirge und 3. die Schweizer Alpen. Nur über die Einleitung || und den ersten Hauptteil, welcher die vier ersten Lieferungen sowie die ı, größere Hälfte der fünften (p. 37—440) umfaßt, soll heute hier berichtet || werden, während die beiden folgenden Hauptteile erst später besprochen werden können. Sn Geologie. Die Einleitung beginnt mit Bemerkungen über das Verhältnis des geologischen Baues des Landes zu seiner Kultur und . bietet dem Verf. Gelegenheit, der Liebe zu seinem schönen Heimatland warmen Ausdruck zu geben. An diese Vorbemerkungen schließt sich ein Abriß der Geschichte der Geologie der Schweiz. Sie wird eingeteilt in 1. die Zeit vor BERNHARD STUDER und ESCHER VON DER LINTH, 2. die Zeit dieser beiden so wesensverschiedenen Männer, die uns, als die bedeutendsten Meister unter den älteren Schweizer Geologen, auch im Bilde vorgeführt werden, und 3. die Zeit nach ihnen, etwa beginnend mit der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Ein Hauptgegenstand der Forschung. war in diesem neuesten Abschnitte in der Geschichte der Geologie der Schweiz die Glazialgeologie, deren Entwicklung von SCHEUCHZER und anderen Gelehrten des 18. Jahrhunderts an über SaussurRE, VENETZ. CHARPENTIER, Acassız, O. HEER, MÜHLBERG u. a. bis auf die neueste Zeit (PEnck und BRÜCKNER u. a.) der Verf. in gedrängter Kürze an uns vorüberziehen läßt. Die Erkenntnis einer diluvialen Eisbedeckung der ganzen Schweiz sowie einer Mehrteiligkeit der Eiszeit sind die Hauptfrüchte dieser Forschungen, während die Frage nach der Größe der Gletschererosion noch strittig bleibt. Ein anderer wichtiger Gegenstand der neueren Forschung war das Juragebirge, dessen verwickelter Faltenbau erst durch die ausgezeichneten Arbeiten von Tuurmann klargelegt wurde, während GrEssLY als erster die Faziesverschiedenheiten des Gebirges erkannte und ALB. MÜLLER, JACCARD, MöscH und viele andere die Grundzüge seiner stratigraphischen - und paläontologischen Verhältnisse kennen lehrten. Die genauesten geo- logischen Karten des Gebirges verdanken wir MÜRLBERG. Sehr wesentlich wurden die weiteren Fortschritte der geologischen Kenntnis der Schweiz gefördert durch die Gründung der schweize- rischen geologischen Kommission. Sie erfolgte 1860 auf der Jahresversammlung der naturforschenden Gesellschaft zu Lugano. Ihr erster Präsident war B. STUDER; ihr Jahresaufwand betrug anfänglıch ‘nur 3000 (jetzt 40000) Fr. Seit 1894 steht Hrım an der Spitze der Kommission. Die von ihr herausgegebenen Karten sowie die unter dem Namen „Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz“ veröffentlichten Abhandlungen sind allgemein bekannt. Von verwandten, ebenfalls durch die schweizerische naturforschende Gesellschaft ins Leben gerufenen Aus- schüssen und Vereinigungen sind zu nennen die Kohlenkommission, die Erdbebenkommission (1878) und besonders die schweizerische geologische Gesellschaft (1877) und die Societe pal&onto- logique suisse (1873), beide von RENEVIER gegründet. _ Ein weiteres fesselndes Kapitel der Einleitung behandelt die Ge- schichte der topographischen Darstellung des Landes ein- schließlich des Gebirgspanoramas und Gebirgsreliefs. Das erste, seiner-. zeit vielbewunderte, den Pilatus darstellende große Relief wurde 1750 Regionale Geologie. Au. von PryFFER in Luzern hergestellt. -Daß der Höhenmaßstab solcher Reliefs früher stark übertrieben wurde und man erst viel später solche mit gleichem Höhen- und Längenstab angefertigt hat, ist allgemein bekannt; aber wohl nicht, daß die ersten Reliefs nach der Natur aufgenommen und erst nach dem Relief die Karte gezeichnet wurde. Erst seit Mitte des vorigen Jahrhunderts stellt man umgekehrt nach der Natur zuerst die Karte und dann nach dieser das Relief her. In einem weiteren Abschnitte gibt Verf. einen Überblick über die (bereits oben genannten) Zonen des Schweizerlandes: das Mittelland, das Juraland und das Alpenland. Auf das erste entfallen 30, auf das zweite 10, auf das letzte volle 60 v. H, der ganzen Schweiz. „Die äußere Form des Landes steht noch in naher Beziehung zum inneren Bau, weil die Gesamtformung geologisch gesprochen jung ist — so jung, daß Abwitterung und Talbildung zwar den inneren Bau sichtbar ange- schnitten, aber noch keineswegs die Stauungsformen zur Unkenntlichkeit abgetragen haben, wie in manchen anderen Regionen der Erde (Rheinisches Schiefergebirge, Schweden usw.).“ Das Mittelland stellt „eine spitz dreieckige, sich gegen SW verengende, gegen O dagegen breit mit der schwäbisch-bayerischen Hochebene zusammenhängende Muldenzone von typisch geosynklinalem Charakter dar“. Sie wird im N wie im S von stark gefalteten Gebirgszonen umrahmt, im N vom Jura, im S von den Alpen. „Der Jura ist eigentlich nur ein nördlich sich absplitternder Seitenzweig der Alpen, und das schweizerische Mittelland erfüllt den Winkel zwischen dem Seitenzweig und dem Stamme.“ Jede der 3 Haüptzonen zerfällt wieder in eine Reihe von Unterzonen, so daß man unterscheiden kann: I. Mittelland, Molasseland. 1. Flache (nördliche) Molasse. 2. Subalpine dislozierte Molasse. 1. Juraland. 1. (Nördlicher, flacher) Tafel- oder Plateaujura. 2. (Südlicher, gefalteter) Kettenjura. Il. Alpenland. 1. Nördliche Kalkalpenzone. 2. Zone der vorherrschenden kristallinen Schiefer. a) Zone der autochthonen Zentralmassive. b) Zone der kristallinen Deckenmassive. ' c) Kristalline Wurzelzone. 3. Östliche Kalkalpenregion. 4. Südliche Kalkalpenzone. IV. Molasse am Südfuße der Alpen. Alle Eruptivgesteine der Schweiz sind alt: Jungvulkanische Berge sind dem Lande fremd, wenn sie ihm auch im Hegau ganz nahe kommen. „Aile die gewaltigen Dislokationen der spättertiären Zeit haben sich ohne Begleitung von Eruptionen vollzogen. Wer den Kaukasus gesehen hat, kann sich freilich des Gedankens nicht erwehren, daß eines schönen Tages 276 - Geologie. der Ausbruch eines ran am Gotthard oder? au der Grimsel kein Ding } der Undenkbarkeit wäre.‘ Die alpinen Eisfluten der Diluvialzeit sind über die ganze Schweiz ) ' fortgegangen. Am deutlichsten treten die Spunen der Gletscherbedeckung !) im Mittellande hervor. iM Ein kurzes Schlußkapitel der inleirung behandelt die Meteoriten I der Schweiz. I un nn nn Erster Hauptteil: Molasseland und Diluvium. j A. Die Molasse. | Das Wort rührt von Saussure her und bezieht sich auf die vorherrschen- "I den weichen zerreiblichen Sandsteine dieser Bildung. Mit der Annäherung an die Alpen gehen die Sandsteine in grobe Konglomerate, die bekannte 7 Nagelfluh, über. Im ganzen stellt die Molasse eine Randbildung der \ | Alpen dar, die auf sinkender Unterlage, zum größten Teile wohl als eine 9 Deltabildung ins Meer einmündender Flüsse, durch Ablagerung der Zer- |) störungsreste älterer, hauptsächlich alpiner Gesteinsmassen entstanden ist. W Ihre Mächtigkeit beträgt am Alpenrande 2500 bis über 3000 m, nimnit # aber nach N allmählich ab. Sie ist über das ganze Gebiet, zwischen Alpen und Jura verbreitet, ging aber ehedem auch über diesen fort, auf dem ) man sie jetzt nur noch in geringen, in tieferen Synklinalen liegenden 4 Erosionsresten antrifft. Die Molasse ist älter als die Faltung des Jura- [ gebirges. " Der größte Teil der Molasse stellt eine Meeresbildung dar, die indes nach oben und unten in brackische und Sübwasserbildungen übergeht. ' Ebenso aber kommen auch in wagrechter Richtung Übergänge von marinen 4 in limnische Ablagerungen vor, was die Stratigraphie der Molasse sehr er- schwert. Im ganzen unterscheidet man: Obere Molasse — Sarmatische Stufe ({Obermiocän), vorherrschend || limnisch. 1 Mittlere Molasse = Vindobonien und Burdigalien (Mittel- und Unter- miocän), transgredierend, vorherrschend marin. | Untere Molasse = Aquitanien und Stampien (Oberoligocän), vorherr- | schend limnisch, z. T. aber auch brackisch | oder marin. | Die Gesteine der Molasse bestehen aus Nagelfluh, Molassesand- |] steinen, Molassemergeln, Molassekalksteinen und Molassekohlen. Bei der Nagelfluh, die aus sehr vollkommen gerundeten, offenbar | durch Flüsse verfrachteten Geröllen (meist von Nuß- bis Faustgröße) be- steht, hat man zu unterscheiden zwischen alpiner oder subalpiner Nagelfluh, die ausschließlich aus alpinen Geröllen zusammengesetzt ist, und Juranagelfluh, deren Gerölle vorwiegend von Norden, besonders |) aus dem Schwarzwald stammen (Jura- und Triasgesteine, Schwarzwälder (Granit). Die alpine Nagelfluh ist, wie eine schöne Karte — Taf. IV der 1. Lieferung — zeigt, im wesentlichen an den Alpenrand zwischen Genfer- und Bodensee geknüpft, reicht indes von diesem aus mit den beiden großen -—_——- u Regionale Geologie. = Deltavorsprüngen des Napfs und des Tößstocks weit in die Ebene und bis in den Jura hinein. Die Verbreitung der Juranagelfluh ist. viel geringer: sie tritt nur im Juragebiete, im S des Schwarzwaldes, in kleinen Erosions- relikten auf. Bemerkenswert ist, dab die Heimat der Gerölle der alpinen Nagel- fluh nicht in den jetzt zunächst liegenden Teilen der Alpen, sondern in den Südalpen zu suchen ist. Das Vorhandensein vieler nur von dort bekannter Gesteine (Porphyr von Lugano, Radiolarite der sog. Couches rcuges, südalpine Kreidegesteine u. a.) in den fraglichen Konglomeraten erlaubt daran keinen Zweifel. Bemerkenswert ist weiter, daß der untere Teil der alpinen Nagelfluh, die sog. Kalknagelfluh, gewöhnlich fast nur aus Kalkgeröllen besteht, während der obere, die bunte Nagelfluh, daneben auch Gerölle von kristallinen Gesteinen (Granit, Gneis, Porphyr usw.) führt. Dies kann nur damit zusammenhängen, daß zur Zeit der Ablagerung der älteren Nagelfluh die Abtragung der alpinen Gebirgsmasse noch nicht bis zum Niveau der tiefer liegenden kristallinen Gesteine vorgedrungen war, wie dies später, zur Zeit der Entstehung der bunten Nagelfiuh, der Fall war. Daß uns in der Nagelfluh eine deutliche Auslese der widerstandsfähigsten Gesteine (Quarzite, Hornsteine usw.) entgegentritt, ist leicht zu verstehen. Ganz kurz werden schließlich einige besondere Erscheinungen der Nagelfluhgerölle, ihre Eindrücke (die bekanntlich keine unmittelbar mecha- nische, sondern eine chemische Wirkung darstellen), ihre diagenetische Glättung und Streifung sowie die Dislokationsumformung besprochen und durch treffliche Abbildungen erläutert. Der Masse nach wohl noch bedeutender als die Nagelfluhen sind im Molasseland die Sandsteine. Alsein Hauptbaumaterial in zahllosen Stein- brüchen aufgeschlossen, stellen sie fast immer feinkörnige, graue bis gelb- liche (aber nie rote) Gesteine dar. Im Gegensatz zu ihnen sind die Molasse- mergel oft durch bunte, namentlich auch rote Färbung ausgezeichnet. " Die Sandsteine nehmen an jedem Punkte von unten nach oben, und ganz allgemein mit wachsender Entfernung vom Alpenrande zu, entsprechend dem allmählichen Vorrücken des alpinen Deltas in das Molassebecken. Die Molassekalke sind immer Süßwasserkalke, meist etwas tonig und ' von dichter Beschaffenheit. Die Rotfärbung der Mergel und Kalksteine ' der unteren Molasse hängt mit der Aufarbeitung und Einschwemmung von Bohnerz und Bohnerztonen zusammen, die die Wässer bei ihrem ; Eindringen in den Jura antrafen. Die Molassekohlen endlich stellen allenthalben häufige, wenn auch stets untergeordnete Einlagerungen von schwarzer, glänzender, sehr spröder, wie die oberbayerische Pechkohle stein- kohleähnlicher Braunkohle dar. Die größeren Vorkommen sind autochthon, die kleineren (oft nur Nester in anderen Molassegesteinen) allochthon. ' Sie enthalten häufig Pflanzenreste, Süßwasserschnecken und Reste von , Landwirbeltieren. Ihre volkswirtschaftliche Bedeutung ist nur gering. Ein ‚schwaches Gegenstück der mächtigen Nagelfluhbildung am Nord- rande der Schweizer Alpen stellt der nur wenige Kilometer breite Streifen AS: Geologie. von Nagelfluhbänken und Sandsteinen dar, der am Südfuße des Gebirges sich zwischen Camerlata (südlich Como) und Varese hinzieht. Die ganze, mindestens 1000 m mächtige, bunte, als Konglomerat von Camer- lata bekannte Ablagerung ist steil (bei Chiasso bis 700) aufgerichtet, verflacht sich aber nach der Poebene zu rasch. „Die Molassenagelfluh % am Südrande der Alpen ist der aufgerichtete oligocän-miocäne Schuttwall | der Alpen.“ Stratigraphie der Molasse. In dem so überschriebenen Abschnitte hebt Verf. hervor, daß die Molasse, trotz aller örtlichen Mannigfaltigkeit in der Ausbildung, durch ihre große Gleichartigkeit in allen Abteilungen der mehrere 1000 m mächtigen Schichtenfolge sich als ein stratigraphisch und faziell zusammengehöriges, als ein durchaus einheitliches Gebilde zu erkennen gibt. Ihre stratigraphische Einteilung aber ist bei dem Fehlen eines durchgehenden Leithorizontes und dem großen Fazieswechsel eine außerordentlich schwierige Aufgabe. In der sich anschließenden Besprechung der Entwicklung der Molasse- stratigraphie wird ausgeführt, daß man zu Zeiten STUDER's und Osw. HEER’s unterschied: 4. Obere Süßwassermolasse (Ostschweiz, Öningen, Juramulden). 3. Obere marine Molasse (Muschelsandstein, St. Galler Schichten, Randengrobkalk). 2. Untere Süßwassermolasse (am Alpen- und Jurarand und in den Juramulden). 1. Untere marine Molasse (im Schweizer Mittelland fehlend, nur vom Mainzer Becken her nach Basel und dem Berner Jura hin reichend). Die später von GÜMBEL für die schwäbisch- Dee Hochebene durchgeführte Zweiteilung in eine obere miocäne und eine untere oligo- cäne Molasse hat in der Schweiz keinen Anklang gefunden, weil hier durchweg eine mittlere marine Schichtenfolge zwischen zwei vorherrschend ‚limnische eingeschoben ist, so daß die Dreiteilung für die Schweiz natur- gemäber erscheint. Jetzt unterscheidet man daher allgemein so, wie schon auf p. -76- angegeben wurde, eine obere, eine mittlere ünd eine untere Molasse. Diese letzte gehört dem Oligocän, die beiden anderen dem Miocän an. | Es folgt weiter die Betrachtung einer Anzahl typischer Molasse- profile, und zwar in der Zone St. Gallen—Luzern, in der Westschweiz (besonders bei Lausanne), bei St. Croix im Jura, im Berner Jura, im See- land (Bielersee usw.), in der Umgebung von Bern, von Zofingen, Aarwangen, im unteren Aare-, Reuß- und Limattal, auf dem Tafeljura, bei Oungen: in der Umgebung von Basel und in Savoyen. Verf. überblickt sodann die Ausbildung und Verbreitung der ein- zelnen Molassestufen. In ihrer Gesamtheit sind diese allein am Jura- rande aufgeschlossen, nicht auch am Alpenrande, wo vielmehr überall die älteren Alpengesteine mit einer großen Überschiebung an die Molasse angrenzen. Zn mann i 1} \ 1 N 1 \ RB ii Bl} 1 I I Mi Bi Bi N | \ ‘El fi "Bi | } u Regionale Geologie, -19- . Wie eine Anzahl von Kärtchen der Verbreitung des Meeres und der Süßwasseransammlungen in den aufeinanderfolgenden Zeiten der Molasse- bildung zeigen, ist das vorwiegend aus brackischen und limnischen Ab- lagerungen bestehende Stampian in der Schweiz verhältnismäßig schwach verbreitet. Es gehören dazu die Süßwasserkalke mit Helix rugulosa. Bis in die Gegend von Basel und Pruutrut reichte damals noch ein Meeresarm des Mainzer Beckens. Auch das Aquitan mit Helix Ramondi und Anthracotherien ist überwiegend limnisch entwickelt. Erst mit dem Burdigalian setzte eine große Meerestransgression ein, so daß seine Marinschichten fast überall ganz unvermittelt über älteren limnischen ı Ablagerungen folgen. Am Alpenrand gehört hierher die mächtige Kalk- | nagelfluh des Rigi, Speer usw. Zu dieser Zeit erstreckte sich das Meer. vom BRhonebecken über die Schweiz und die schwäbisch-bayerische Hoch- ebene bis ins Wiener Becken. Im Vindobon verschob sich das Meer im Zusammenhange mit dem Voerschreiten der gewaltigen Deltabildungen am Alpenrande nach N noch über die Grenzen des Burdigalischen Meeres hinaus, so daß seine Ablagerungen hier transgredierend auf verschieden- alterigen Jurastufen aufruhen. In der sarmatischen Zeit endlich trat infolge der Ausfüllung der großen Geosynklinale und der Hebung des Alpengebietes eine Trennung zwischen Wiener und Rhonebecken ein, so daß die Ablagerungen dieser Zeit in der Ostschweiz gänzlich, in der West- schweiz zum größten Teil limnisch sind. Es gehören hierher besonders die berühmten Kalke von Öningen. Jüngere Tertiärbildungen als solche der sarmatischen Stufe sind in der Schweiz unbekannt. Im ganzen stellt somit die Schweizer Molasse „eine | Er vertikal sehr einheitliche, horizontal aber sehr wechselnd , ausgebildete Anhäufung von Verwitterungsschutt am Nord- rande der Alpen während der Oligocän- und Miocänzeit dar“, eine ununterbrochene lange Ausfüllung der langsam, aber stetig einsinkenden Geosynklinale zwischen Alpen und Schwarzwald. Nur daraus erklärt sich die mehrere 1000 m be- || tragende Mächtigkeit der subalpinen Nagelfluh. In einem weiteren, die Fossilien der Molasse überschriebenen Ab- schnitte werden die organischen Reste der Schichtenfolge behandelt und ein Teil der wichtigsten Versteinerungen in ausgezeichneten Abbildungen dargestellt. Im ganzen ist die Molasse keineswegs versteinerungsreich, die Nagel- fluh, die Sandsteine und ein großer Teil der Mergel sogar fossilarm. Im wesentlichen sind die organischen Reste an die Süßwasserkalke, Kohlen- flöze und einzelne Mergellager gebunden. Die Hauptfundorte und Erhaltung der Fossilien, ihre Flora und | Fauna werden nacheinander besprochen; bei dieser zuerst die Säuger |, mach den Untersuchungen von SteHuLın in Basel), dann die Vögel, Rep- | tilien, Amphibien, Süßwasserfische, Arthropoden, die Land- und Süßwasser- mollusken und schließlieh die marinen Wirbel- und wirbellosen Tiere. > -80 - Geologie. Flora wie Fauna der Molasse weisen auf ein subtropisches.und # ozeanisches Klima hin. Die Flora stellt eine sehr reiche Urwald- 7 vegetation dar, in der die immergrünen Gewächse stark überwogen. Am 4 verbreitetsten waren Üinnamomum-Arten, daneben Lorbeerbäume. Palmen waren in der unteren Molasse noch reichlich vorhanden. Im ganzen trägt die Flora ein stark amerikanisches Gepräge, nähert sich aber später der- jenigen der Mittelmeerländer. Unter den Tieren weisen Tapir, Nashorn, % Affen, große Schildkröten, Krokodile und Schlangen auf ein Klima wie ! heute in der warmen Zone hin. Das letzte der Molasse gewidmete Kapitel behandelt deren Tek- 4 tonik. Wir heben aus diesem Abschnitt folgendes heraus: Im ganzen mittleren Teil des Molasselandes — einem Streifen, der | im O, im Bodenseegebiet, 30—40 km, im W, in der Nähe des Genfer Sees, J nur noch 15—20 km breit ist — liegen die Schichten der Molasse ganz 7 flach. In 8—13 km Entfernung vom Alpenrande aber richten sie sich auf .| und bilden eine Reihe dem Alpenrand parallel verlaufender Mulden und 1 Sättel: die „subalpine Störungszone“ der Molasse. Eine andere Dis- lokationszone liegt im N der flachen Molassenzone, am Fuße des Ketten- juras und im Innern des Juragebirges. Am und im Juragebirge findet sich die Molasse fast nur in Syn- klinalen. Dies erklärt sich daraus, daß die ursprünglich über den ganzen | Jura verbreitete Molasse bei der Faltung des Gebirges in die Jura- schichten hineingefaltet worden ist, aber nur in den Mulden erhalten blieb, auf den Gewölberücken dagegen abgetragen wurde. Die Faltung der Molasse ist fast so stark wie die des Jura. Gewöhnlich liegt zwischen beiden (als Abwitterungsergebnis der jurassischen Schichten) eine Lage von Bohnerzton. Alles weist darauf hin, daß die Faltung des Juragebirges jünger ist als die jüngste Molasse, also jünger als die sarmatischen Bil- dungen. Sie ist nachsarmatisch, d.h. pontisch-pliocän. Die Aufrichtung war jedenfalls vollzogen vor dem Diluvium, welches überall diskordant auf der Molasse liest. In der Diluvialzeit haben nur noch kleine posthume Dislokationen stattgefunden. Auch auf dem Tafeljura gegen den Schwarzwald findet man mehr- fach Reste von Molasse, die nach diesem zu allmählich ansteigen. In der subalpinen Störungszone der Molasse finden wir eine ganze Anzahl nebeneinander herlaufender oder einander ablösender Falten- züge, unter denen eine Hauptantiklinale vom Rhein 250 km weit ziemlich geradlinig bis an den Genfer See verläuft. Alle diese Falten bilden lange, breite, gleichförmig verlaufende Wellen im Gegensatz zu den stark ge- falteten, zerknitterten und zerquetschten Falten des Alpengebirges. Die Faltung der Molasse erfolgte an verhältnismäßig steifen Gesteinen und Al unter geringer Belastung und ist daher viel gleichförmiger und ruhiger gewesen als die wilde Zusammenschiebung der alpinen Schichten. Der Kontakt von diesen mit der Molasse ist überall ein anormaler: die | Alpengesteine grenzen mit einer großen Überschiebung Regionale Geologie. -81 - an die Molasse. Im Gegensatz zum Juragebirge war die Molasse für die Alpen immer nur eine Randbildung, „die bereits z. T. aufgestaut, erodiert und von Tälern durchschnitten war, bevor die letzten Wellen j der alpinen Deckfalten an ihr brandeten und sich mit ihr zusammen- ' schweißten“. | Während das jAufsteigen flach gelagerter mariner Schichten im | Molasselande bis 1000 m Meereshöhe auf eine Hebung des ganzen Ge- ı bietes hinweist, nimmt Verf. schon seit längerer Zeit an, daß in der | Diluvialzeit der ganze Alpenkörper einsank und dabei die un- '. mittelbar angrenzende Randzone im N und S des Gebirges mit in die \ Tiefe zog. Die Beweise für diese Senkung erblickt Hrm in der ungeheuren ' Schutterfüllung aller großen, aus den Alpen kommenden Täler, sowie in. , den vielbesprochenen verbogenen oder rückläufigen, d. h. streckenweise | alpenwärts geneigten Diluvialterrassen des Zürichseetales und anderer ‚ Täler auf beiden Seiten der Alpen. Im Zusammenhang damit deutet Verf. , auch die großen alpinen Randseen nicht wie Pzxck und seine Anhänger ' als glazial übertiefte Talstrecken, sondern als versunkene und er- ' trunkene alte Talstücke. Für die Altersbestimmung dieser Senkung " kommt in Betracht, daß die präglaziale Molasseoberfläche, der Decken- | schotter und die Terrassen der vorletzten Interglaziaizeit rückläufig fallen ‚ während die Moränen der letzten Vergletscherung und der Niederterrassen- ' schotter überall normal von den Alpen wegfallen und alle rückläufigen , Terrassen überkreuzen. Die Einsenkung der Alpen und ihrer Randzone kaan daher nur nach. den beiden ersten (Günz- und Mindel-)- Vergletsche- rungen und vor der vorletzten (Riß-) Vergletscherung stattgefunden haben. Alles dies führt zur Annahme nachstehender Folge von Vorgängen: Oligocän und Miocän. Beginn der Alpenbewegung in den ' inneren und südlichen Zonen, Anschwemmung der Molasse am Nordrande. Vorrücken und Abspülen Jer vorrückenden ostalpinen und präalpinen ' Decken; helvetische Decken noch nicht bis auf die Kreide entblößt. Die ' alpinen Deltakegel bis an den Schwarzwald vorrückend. Altpliocän. Hebung des Molasselandes um einige 100 bis 1000 m, Faltung des Molasseschuttes am Alpenrande zu einem alpinen Vorgebirge ‚ und darauf dessen Zerteilung. Gleichzeitig Faltung der Molasse im und ' am Rande des Kettenjuras. Jüngeres Pliocän. Vorrücken der alpinen Decken über das ero- dierte Molassegebirge und Branden daran. Ausklingen der Alpenfaltung. Alt-Diluvium. Erste alpine Vergletscherungen, diskordante Be- deekung der gefalteten und erodierten Molasse mit Deckenschotter. Mittel-Diluvium. (Große Zwischeneiszeit.) Starke Erosion in Alpen und Molasseland. Einsinken der Alpen und ihrer Randzonen, Aus- bildung der subalpinen Molasseflexur, Verbiegung der Erosionsterrassen, Entstehung der Randseen. Jung-Diluvium. Größte (Riß-) und letzte (Würm-) Vergletsche- rung, Aufschüttung von Moränenlandschaften, keine größeren allgemeinen Dislokationen mehr. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. f 82 - Geologie. B. Das Diluvium. | Da das Diluvium als einheitliche Bildung über das ganze Gebiet J, von den Alpen bis an den Schwarzwald verbreitet ist, so wird in diesem 4; Abschnitte nicht nur das Diluvium des Molasselandes, sondern das der # ganzen Schweiz besprochen. d f Gleich in der Einleitung wird nachdrücklich die Mehrzahl der %: diluvialen Vergletscherungen in den Alpen hervorgehoben. Die beiden }. ältesten (Günz- und Mindel-) Vergletscherungen haben nur Grundmoränen 4 und Schotter zurückgelassen. Erst die dann folgende größte (Riß-) sowie # die letzte (Würm-) Vergletscherung haben außer solchen auch erratische Blöcke und Wallmoränen hinterlassen. Von diesen jüngsten Vergletsche- rungen rühren auch die ‚f Gletscherschliffe auf anstehendem Fels sowie die Gletscher- oder 4 Riesentöpfe her. Beiderlei Erscheinungen werden nicht nur im Alpen- J gebiete, sondern auch im Molasselande, die Schliffe auch im Juragebirge J; verfolgt und durch prachtvolle Bilder veranschaulicht. 1} Irrblöcke oder Findlinge. Ihre Zahl hat sich durch ihre Verwendung jf} zu Menhir (Dolmen) in vorgeschichtlicher Zeit und später zu Bauten all- J; mählich sehr vermindert. Seit 1867 sind sie gesetzlich geschützt. Viele 4: — darunter der gröbte bekannte, die über 1800 m? umfassende, aus Mont- blancgranit bestehende „Pierre des Marmettes“ bei Monthey im Wallis — werden uns im Bilde vorgeführt. Die Irrblöcke treten in großen Zügen 1 schwarmweise an den Berggehängen auf, wobei mit wachsender Entfernung " | vom Ursprungsorte die Breite der Blockzonen sich allmählich vergrößert. | Manche, wie der Montblanc-, Julier- und Albulagranit, der Quarzporphyr der Windgälle im Maderanertale, der Arollagneis u. a. sind ausgezeichnete Leit- gesteine, die ein Haupthilfsmittel zur Feststellung der Ausbreitungsgebiete der ehemaligen Gletscher (des Rhein-, Linth-, Aare-, Rhonegletscher usw.) | und ihrer Abgrenzung gegeneinander bilden- Alle einschlägigen Unter- I suchungen haben ergeben, daß die Blockstreuung der letzten (Würm-) J Vereisung z. T. erheblich gegen die der vorletzten zurückbleibt. Daß |) diejenigen der beiden ältesten Vereisungen demgegenüber fast gar nicht J in Betracht kommen, wurde schon oben erwähnt. Die Ausdehnung dieser alten Gletscher wird vom Verf. nach den Arbeiten von R. Frey u. a. sowie eigenen Beobachtungen ein- gehend besprochen und auf einer schönen Karte (Taf. X) dargestellt, die die Größenunterschiede der Gletscher der letzten und der vorletzten (größten) | Vereisung deutlich zum Ausdruck bringt. ‚| Dieser Größenunterschied tritt besonders hervor bei dem größten, „ dem Rhonegletscher. Vor seinem Austritt aus dem Wallis auf eine || Breite von nur 5 km zusammengedrängt, breitete er sich nach diesem | mächtig aus, so daß er einen großen Teil des Gebietes zwischen Alpen \ und Juragebirge ausfüllte. Vor dem Walle dieses letzten staute sich das | Eis, so daß es bei der größten Vergletscherung bis 1450, bei der letzten noch bis 1230 m Seehöhe aufragte. Infolge dieser Aufstauung floß das Eis nach rechts und nach links (nach NO und SW) auseinander, um dem | | | | | | y | | — | | | Regionale Geologie. - 83. Jurarande folgend während der größten Vereisung einerseits bis Waldshut, andererseits bis Lyon — eine Entfernung von 380 km —, während der letzten Vereisung bis Wangen und Jons — noch 300 km zu reichen. In der Zeit der größten Vergletscherung aber überschritten die Eismassen in der Mitte ihrer Verbreitung das Juragebirge, um verstärkt durch die auf dessen Höhe liegenden Firnfeldzuflüsse, im N bis in das Becken von Pontarlier, im W aber bis nach Lyon vorzudringen. Das Gefälle des Gletscherstromes berechnet sich von den Dents de Morcles bis zum Genfer See auf 7, von ' diesem bis zum Ohasseron im Jura auf 4,5 v. T. Dem alten Rhonegletscher gab an Größe nicht viel nach der Rhein- gletscher. Er teilte sich bei Sargans in zwei mächtige Arme, deren | linker nach dem Walensee, der größere rechte durch das Rheintal nach dem Bodensee ging, um sich in dessen W und N mit zahlreichen Lappen fächer- förmig bis in das Klettgau und weit nach Schwaben hinein zu verbreiten. Zur Zeit der größten Vergletscherung berührten sich die vom Schwarzwald ı ins Rheintal absteigenden Gletscher mit dem Eise des Rhein- und des Rhonegletschers. Das des Rheingletschers reichte während der vorletzten Vergletscherung vom Bodensee bis 1100, während der letzten bis 1000 m Höhe empor. Sein Gefälle betrug zwischen Chur und Feldkirch 14, von dort über den Bodensee bis zum Randen 6,7 v. T. Auf weitere Einzelheiten über die alten Schweizer Gletscher kann ‚ aus Raummangel nicht eingegangen werden. Nur das sei noch hervor- gehoben, daß das Eis des Reußgletschers am Rigi während der vor- ‚letzten Vereisung bis 1400, während der letzten bis über 1000 m Höhe ı hinaufging. Am Südabhan oe der Alpen sind die erratischen Ablagerungen der verschiedenen -Flußgebiete weit schärfer voneinander getrennt als im N des Gebirges. Die Unterschiede in der Verbreitung der letzten und vor- letzten Eiszeit sind viel geringer, und die weit in die lombardische Ebene ‚ vorspringenden Endmoränenwälle bilden gewaltige Amphitheater (wie das von Ivrea, vom Iseo- und Gardasee). Die Dicke des südalpinen Gletscher- eises auf Schweizer Gebiet war ebenfalls sehr beträchtlich, da sie z. B. bei Airolo 950. bei Locarno 1300, bei Bignasco sogar 1570 m betrug. Das Ausdehnungsgebiet des Rheingletschers betrug nach dem Verf, während der letzten Vergletscherung 14300, während der größten 17400 km?; ‚das des Rhonegletschers 16360 bezw. 24600; die Größe der gesamten, vom ‚alpinen Eise bedeckten Fläche mit Ausnahme des Juragebietes 51700 bezw. 63700 km?. Von den 47324 km?, die die Schweiz umfaßt, waren während der größten Eisbedeckung nur 1505 km?, das sind etwa 3,5 v. H,, eisfrei! : Moränen. Ihre Mächtigkeit schwankt zwischen 0 und 200 m und ‘mehr und beträgt im Durchschnitt über 70 m. Vom Gebiet der flachen Molasse ist etwas mehr als die Hälfte mit erratischem Material bedeckt. Man hat zu unterscheiden 1. Grund- oder Flachmoränen, meistens ganz ungeschichtet, selten (Bändertone) fein geschichtet. Im einzelnen können hier wieder bs E* -84 - Geologie. unterschieden werden a) tonige oder Schlammoränen, b) tonige Moränen mit zahlreichen feinpolierten und gekritzten Geschieben, ce) Bändertone, die wohl meist unter dem Gletscher durch Schlämmung entstanden, d) Grund- moränen aus verschürftem Molassesandstein, e) kiesig-sandige oder Schotter- moränen und endlich f)schlamm-sandigeGrundmoränen. Besonders wechselnd ist die Ausbildung der Grundmoränen im Schweizer Mittellande, wo sie sich oft mit jedem Schritte ändert. Die Unterschiede des Geländes ausgleichend und oftmals weithin alles überkleisternd, ist die Grundmoräne gewöhnlich in Talgründen erheblich mächtiger als an den Gehängen. In den Alpentälern ist ihre Verteilung auffallend ungleichmäßig, aber auch hier pflegt sie auf tieferen Terrassen der Haupttäler in Talerweiterungen beträchtlich mächtiger zu sein als an höheren Gehängen und in steilen _ Nebentälern. “ 2. Wallmoränen. Meist ungeschichtet, aber im einzelnen sehr ver- schieden ausgebildet (groß- oder kleinblockig, kiesig, sandig oder sand- arm, tonig oder tonarm), selbst innerhalb eines und desselben Walles, er- scheinen sie stellenweise schon in den Alpentälern, besonders aber außerhalb dieser im ganzen Molasselande bis an den Jura hin und treten oftmals zu ausgeprägten Hügelzügen und Hügelgebieten, sog. Moränenlandschaften zusammen. Sie zerfallen in ältere (Altmoränen) und jüngere (Jung- moränen). Die Altmoränen entstammen der vorletzten oder größten Ver- gletscherung und bilden, besonders auf Hochterrassen der tieferen Täler, wenig ausgeprägte lückenhafte Decken, seltener deutliche Wälle von meist stark verwittertem Material. Sie liegen stets außerhalb und (oft 100-150 m) über dem Gebiete der letzten Vergletscherung. Die Jung- moränen dagegen rühren von der letzten Vereisung her, bilden ausgeprägte Wälle von 5 bis über 30 m Höhe, sind frisch in Form und Inhalt und enthalten mehr große eckige Blöcke. Sie liegen immer 5—10, ja mit- unter bis 50 km hinter den äußersten Altmoränen. # Zwei lehrreiche Karten (Taf. XI u. XIa) veranschaulichen den Ver- lauf der Wallmoränen der letzten Vereisung in der Nordschweiz und in der Umgebung von Zürich. Auf beiden fällt die sich so oft wiederholende ° Umkränzung der Seebecken mit Systemen von Wallmoränen und Drumlins ° in die Augen. Die im Gebiete der Moränenlandschaften nicht selten stark vor- tretenden Drumlins sind kleine, rundrückige, in der Richtung der Eis- bewegung liegende und daher längsgestreckte Anhäufungen von Grund- moränenmaterial, die in der Schweiz immer innerhalb der äußersten Moränen der letzten Vergletscherung liegen. Sie erscheinen gern scharen- weis, in wechselständiger Anordnung, fehlen in den Haupttalfurchen, be- schränken sich vielmehr auf deren Flanken, also auf Gebiete von geringerer Eisgeschwindigkeit. Sie sind, wie schon Frün erkannte, Bildungen auf- schüttender Gletschertätigkeit, die an Stellen abnehmender Stoßkraft des Eises entstanden [eine Ansicht, die auch A. RoTHPLETZ in seiner letzten, den Drumlinfeldern im SW des Starenberger Sees gewidmeten Arbeit (Mitt. d. Geogr. Ges. München, 1917) vertritt]. Man hat sie daher treffend a ns I 2 A en ee sch > Ah nn Da ha ee ee un ee Regionale Geologie. | San: mit den Kiesbänken eines Flusses verglichen. Neben den echten, aus Grundmoräne gebildeten Drumlins gibt es ähnliche fluvioglaziale, in Höhlen ‚ unter dem Gletscher entstandene Kies-Drumlins. Andere ähnlich ge- ı staltete, aber durch Eiserosion beim Wiederfortschreiten des Gletschers ‚ über Grundmoränen entstandene Hügelchen hat man Esker genannt. | Diluviale Schotter. Es sind Flußablagerungen, deren Gesteine völlig denen des Erratikums gleichen. Sehr wichtig ist die örtliche Ver- bindung der Schotter mit Moränen, in. die sie übergehen und aus denen sie durch Verschwemmung: entstanden sind, weshalb man sie auch als „Fluvioglazialgebilde“ bezeichnet. Heım unterscheidet: | 1. örtliche Fluvioglazialschotter, die in verschiedener Höhen- lage im inneren Gebiete der Grund- und Wallmoränen entstanden, und | 2. die viel wichtigeren ausgedehnten Schotterterrässen, ‘ die nichts anderes als Außenablagerungen der Gletscher dar- ‚stellen, die gleichzeitig mit den Moränen durch deren Umarbeitung durch die abfließenden Schmelzwässer gebildet wurden. Sie treten in der be- ‚kannten Art, als mehrfache Einschachtelungen jüngerer tieferliegender ' Schotter innerhalb älterer höherliegender Schotterdecken auf — eine Tat- "sache, die ebenso bestimmt für eine mehrmalige Vergletscherung, ‚einen Wechsel von Glazial- und Interglazialzeiten spricht» _ wie die Einlagerungen von (interglazialen) Schieferkohlen zwischen den ‘ verschiedenalterigen Grundmoränen. Jede große weitausgedehnte Schotter- decke muß in einer besonderen Eiszeit aufgeschüttet worden sein, während ‚die dann folgende Interglazialzeit eine Zeit der Talaustiefung war. | Die zu unterscheidenden großen Schottersysteme sind: 1. Oberelsässer Sundgauschotter, präglazial, von GUTZWILLER u. a. als pliocän betrachtet, in der Schweiz fehlend. 2. Höherer Deckenschotter, Erzeugnis der 1. Vergletscherung (= Günzschotter, PEnck), D,. 8. Tieferer Deckenschotter, Erzeugnis der 2. Vergletscherung (Mindelschotter, PEnck), .D,. 4. Hochterrassenschotter, H (Rißschotter, PErnck, oder inter- glazial?). 5. Mittelterrassenschotter, vielleicht Erzeugnis der vor- letzten oder größten Vergletscherung. 2 6. Niederterrassenschotter, Erzeugnis der letzten Verglet- scherung (Würmschotter, Penck), Ni. Während die Gleichstellung von 2, 3 und 6 mit Penck’s Günz-, ‚ Mindel- und Würmschottern keine Bedenken hat, so stößt die Paralleli- ‚sierung von 5 und namentlich von 4 auf Schwierigkeiten, die darin be-. ‘gründet sind, daß es bisher noch nicht gelungen ist, wie die Schotter D, und D,, so auch den Hochterrassenschotter H mit Moränen in Zusammen- hang zu bringen. Nach den Beobachtungen von MüÜHLBERG bei Aarau "wäre. H entschieden älter als die größte oder Rißvereisung. HEIM ist | deshalb geneigt, H als interglazial anzusprechen; doch stehen dem Beob- . -86 - Geologie. achtungen von Hus entgegen, nach denen H im Klettgau_nur der größten Eiszeit angegliedert werden kann. ; Im einzelnen sei über die Schotter folgendes bemerkt: Deekenschotter D, und D,. Auszeichnend sind für sie die starke | Verkittung zu einer Nagelfluh, die Seltenheit von kristallinen Silikat-' gesteinen, die Häufigkeit von Hohlgeröllen, die starke Verwitterung der einzelnen Gerölle. Ihre spärlichen Konchylien sind meist Lößschnecken. Nur Vallonia tenuelimbata ist sonst nur aus dem englischen Crag bekannt. Sie liegen überall unmittelbar auf Molasse und noch älteren Gesteinen, I sind aber bisher nur aus der O-, N- und Mittelschweiz bekannt. Westlich j Basel brechen beide plötzlich ab; ihre ehemalige Fortsetzung liegt wahr- | scheinlich im Grunde der mittelrheinischen Tiefebene begraben. 1 Hochterrassenschotter H. Reicher an kristallinen Gesteinen, J. mit schwächerer Verkittung der Gerölle. Mächtigster aller Diluvialschotter, } häufig 50—80 und mehr Meter, bei Schaffhausen sogar bis 200 m. Ober- 4 fläche uneben durch Auflagerung von Moränen, Löß und Gehängeschutt;J Unterlage überall aus Molasse oder noch älteren Gesteinen (aber nicht 4 aus Moränen!) bestehend. | ; 4 Hierher gehört auch die Füllmasse alter begrabener Talrinnen der J. Nordschweiz — so besonders der des Rheins unterhalb Schaffhausen. Die J: Ausfüllung dieser Talfurchen erfolgte vor den beiden letzten Vereisungen, 3 in der langen mittleren oder Hauptinterglazialzeit, in der die Durchtalung |], des Landes am tiefsten ging. " Dislokationen von H sind in der Schweiz noch nicht beobachtet 4 worden. Schotter der größten Vergletscherung sind nur- ver- || einzelt bekannt. Sie sind schwächer verwittert und verkittet und gleichen |) dem Ni, liegen aber außerhalb seines Bereichs. Die große Seltenheit | solcher Schotter erklärt sich daraus, daß bei der großen Ausdehnung der) größten Vergletscherung fast die ganze Schweiz intramoränes Gebiet | gewesen Ist. a i Niederterrassenschotter, Ni. Die hierher gehörigen Schotter- felder schließen unmittelbar an die großen Wallmoränen der letzten Ver- gletscherung an. Die Schotter sind meist unverkittet, reich an kristal- ;) linen Silikatgesteinen und die Gerölle wenig verwittert. Ohne echte | Lößbedeckung. N Auch in der W-Schweiz treten vielfach fluvioglaziale Schotter auf; | doch war es bisher noch nicht möglich, sie zeitlich mit denen der N- und O-Schweiz in Einklang zu bringen. | | Im Süden der Alpen entspricht den beiden Deckenschottern | der ungemein stark verwitterte rote Ferretto, der stellenweise un- | mittelbar auf Pliocän aufliegt. Darüber folgen Alt-(Riß-) und Jung- | (Würm-)Moränen; aber auch hier liegt, ebenso wie im Norden des Ge- | birges, der Hauptschnitt zwischen den beiden ersten und den beiden | letzten Vergletscherungen, in der Zwischeneiszeit, die Hrm als die || Regionale Geologie. Haze große Interglazialzeit bezeichnet und der er den Rang eines : Mitteldiluviums zuerkennt. Daß dies die Zeit der Haupttalbildung für die Schweiz gewesen ist, | wurde schon oben hervorgehoben. Ist doch das Zürichseetal damals um 300 m vertieft worden — was einen Schluß auf die Länge dieses Inter- | \ glazials erlaubt. Die nachfolgenden beiden Vergletscherungen haben, wie „ ben mitgeteilt, die in der großen Zwischeneiszeit entstandenen Rinnen ' vielfach wieder mit Schutt ausgefüllt; allein die ganze Erosion des letzten | Interglazials und der Postglazialzeit hat nicht ausgereicht, die alten Täler ' ganz auszuräumen und ihren Felsuntergrund.freizulegen. ı Interglazialablagerungen. Am wichtigsten sind unter diesen die | sog. Schieferkohlen, d. h. aufblätternde braunkohlenartige Torfe, | wie die von Dürnten (Kant. Zürich), Uznach und Mörschwil (Kant. St. Gallen) | und anderen Punkten, wegen ihrer oft mit aller Bestimmtheit auf ein wärmeres Klima hinweisenden pflanzlichen und tierischen Reste. Daneben " kommen noch interglaziale Lehme und Tone, Quellentutfe und Lösse in Betracht. Organische Reste und Klima. Etwa 150 Fundstellen der Schweiz haben diluviale Fossilien geliefert; einige, wie das bekannte Keßlerloch und Schweizersbild, wie die Wildkirchlihöhle u. a., in ungeheuren Mengen. “ Der Deckenschotter enthält nur ganz ausnahmsweise Versteinerungen, die erste ebenso wie die große Interglazialzeit hat bisher überhaupt keine " geliefert, und auch im Hochterrassenschotter sind sie selten; die Schiefer- kohlen des letzten Interglazials green der Hauptlöß und einige Höhlen ' sind reich an Fossilien. Unter den Wirbeltieren können drei, nämlich Ursus spelaeus, Elephas antiquus und Rhinoceros Merki, als Leitformen der interglazialen Diluvial- ' fauna gelten. Die gleiche Rolle spielen in der letzten Eiszeit und im Postglazial Rangifer tarandus, Elephas primigenius und Rhinoceros antı- '. quitatis. Dazu gesellen sich dann noch die bekannten Tundrentiere (Lem- ming u. a.), der Moschusochs, Vielfraß usw. Die reichste Konchylienfauna haben die Lehme des Niederterrassenschotters von St. Jakob an der Birs bei Basel sowie einige Lösse geliefert. Eine reiche, der heutigen nahe- - stehende Flora ist schon durch O. HEER aus den Schieferkohlen bekannt fi geworden, während erst NATHoRST (zuerst im Krutzelried bei Schwerzen- ‘| bach unweit Zürich) die hochnordische sog. Dryas-Flora nachgewiesen \ hat. Dryas octopetala, Betula nana und Salix polaris und herbacea sind | hier besonders häufig und bezeichnend. | Reste des Diluvialmenschen sind bisher nur ganz vereinzelt gefunden So Dr — ee = ei | || worden, während es an Artefakten keineswegs fehlt. - Das Klima der Eiszeit war im ganzen wohl nicht viel kälter-als das . heutige, aber wesentlich feuchter und gleichmäßiger. Die Ursachen der Eiszeit sind noch nicht aufgeklärt. Eine am Schlusse dieses Kapitels (p. 344) befindliche Tabelle bringt nachstehende, hier nur sehr verkürzt wiedergegebene Gliederung des Schweizer Diluviums. SEE Der es ai nn En -88 - Geologie. Postglazial | Lösse des Rhein- und Rhonetals. 4» | Niederterrassenschotter Letzte (Würm-) Vergletscherung | Ni, Jung-Wallmoränen, Moränen- 5 E landschaften 5 | Letztes Interglazial Schieferkohle von Dürnten usw., 9, Ss Hauptlöß, Bergstürze von A, 3 Flims usw. | Größte (Riß?-) Vergletscherung AÄußerste und höchste Moränen 4 l und erratische Blöcke, örtliche $ ı Schotter 1 - 5 Grobes Interglazial Hochterrassenschotter H di Re) 2 (Mindel—Riß) — Haupterosion der Molasse- J en N täler — E 2. Mindel-) Vergletscherung Deckenschotter D, = Erstes Interglazial = 1. (Günz-) Vergletscherung Deckenschotter D, = Präglazial | = C. Oberflächengestaltung des Molasselandes. Diese ist durch 3 Vorgänge bestimmt worden: durch Dislokation. I durch Verwitterung mit Erosion und durch Vergletscherung, Vorgänge, die z. T. zu gleicher Zeit am gleichen Orte, z. T. zu gleicher |) Zeit an verschiedenen Orten, vielfach aber nacheinander und wiederholt || am gleichen Orte gearbeitet haben, bald einander unterstützend, bald \ einander entgegenwirkend. Manche alte tertiäre Täler haben ihren Lauf auch bei der Aufrich- tung der Molasse beizubehalten vermocht; sie führen — wie der Rhein und die Aare — ihr Wasser noch heute in Quertälern durch die dislozierte |] Molasse hindurch nach N. Andere freilich, wie das der Reuß, der Linth usw., || haben durch die Molassedislokation teilweise Ablenkungen und Laufver- ;| legungen erfahren. Im allgemeinen aber haben Fluß- und Bach- tätigkeit zusammen mit der Verwitterung die ausschlag- gsebende Rolle für die Ausgestaltung der Molasseland- schaft gespielt. In der Hauptsache hat diese sich im Mitteldiluvium, d. h. in. der großen Interglazialzeit vollzogen. Nachher, - während der beiden letzten Vergletscherungen, hat Aufschüttung über den Abtrag überwogen. Daß die Ausgestaltung des Molasselandes in der Tat mehr durch Wasser als durch Eis zustande gekommen ist, kann nach seinem ganzen Aussehen nicht zweifelhaft sein. Denn es zeigt die starke und dichte | | Regionale Geologie. -89 - | ') Zertalung, die scharfen Kämme und steilen Böschungen, die für Flußarbeit | auszeichnend sind, nicht aber die ruhigen, ausgeglichenen Formen durch ‚ Gletschertätigkeit ausgestalteter Landschaften mit ihren runden Rücken | und flachen Abhängen. Diese Unterschiede hängen damit zusammen, daß die Erosion des Flusses sich ganz wesentlich auf eine einzige schmale | Furche beschränkt, die rasch ausgetieft wird, während der Gletscher sich ‘über den ganzen Talboden ausbreitet und daher flächenhaft arbeitet. Dazu "tritt dann noch die aufschüttende, die Senken mit Schutt zufüllende und dadurch nivellierend wirkende Tätigkeit des Eises. | Im Anschluß an diese Ausführungen geht Verf. auf die vielumstrittene | Frage nach der Größe der Gletschererosion und ihren Anteil an der Entstehung der Täler und Seebecken der Schweiz ein. ı Im Gegensatz zu Penck, BRÜCKNER, Davıs und vielen anderen Glazial- geolegen will Verf. der Gletschererosion im Vergleich zur Flußerosion nur ‚eine sehr bescheidene Rolle zugestehen und führt dafür eine ganze. Reihe von schwerwiegenden Tatsachen ins Gefecht. Die von der Davis-PExck- | schen Schule als besunders beweisend für ehemalige Gletschertätigkeit be- | trachteten sog. Difluenzsporne, die Inselberge, Felsriegel, Taltröge usw.. | ebenso wie die U-Form- der Gletschertäler werden ausführlich besprochen. | Diese letzte erklärt Hrım einfach aus dem allmählichen Zurücktreten der Gehänge infolge von Abwitterung und den Schutz des Gehängefusses durch | die sich dort anhäufenden Schutthalden. | Die verhältnismäßige Geringfügigkeit der Gletscherwirkung im Ver- gleich zu der der Flüsse geht daraus hervor, daß 1. alle tiefen und über- tieften Täler solche sind, denen ihr Fluß durch das ganze Diluvium und besonders in den Interglazialzeiten treu blieb; 2. daß alle Täler, die ‚ Ihre Flüsse vor dem jüngeren Diluviun verloren, in der Vertiefung zurück - geblieben sind, obwohl sie während der größten und letzten Vergletscherung Hauptstromwege des Eises waren; 3. dab die tief- sten Talrinnen während des Hauptinterglazials ausgespült und dann vor ‚ Ankunft des Gletschers mit Hochterrassenschotter ausgefüllt wurden, über ' den die beiden letzten Vergletscherungen fortgegangen sind, ohne diese Rinnen auszuräumen. Die unter Schutt oder Wasser liegende „Übertiefung“ so vieler Täler kann demnach keine Gletscherarbeit sein, sondern muß mit regionenweiser Gefällsabnahme und rückläufiger Einsenkung jener Täler zusammenhängen. Des weiteren werden in diesem Abschnitte die zahlreichen Fluß- ı ablenkungen behandelt, die seit der jüngeren Tertiärzeit teils infolge | rückgreifender Erosion, teils durch zeitweilige Vergletscherung und Auf- , schüttung in der Schweiz eingetreten sind. Viele alte Talstrecken sind dadurch ausgeschaltet und in tote Täler (Torsi) umgewandelt worden. Alle solche Verlegungen sind auf einer schr bemerkenswerten Karte (Taf. XV) ' dargestellt. Sie zeigt unter anderem sofort, daß der Rhein keineswegs | immer von Basel aus durch den Eheingraben floß, sondern vorher nach " W zur Saone-Rhone abströmte; und ebenso, daß es eine Zeit gab, wo er E .» - 90 - Geologie. vom Bodensee durch das Schussental seinen Weg nach der Donau nahm. #: In ähnlicher Weise floß die Rhone ehedem vom Genfer See nach N, nach #1 dem heutigen Neuenburger See, und weiterhin vom Fuße des een | i nach der Aare zu ab. Wir müssen uns leider aus Raummangel ein Eingehen auf alle wei- teren Einzelheiten versagen und wollen nur noch auf zwei sehr eigenartige, diesem Abschnitte beigegebene, die Umgebung von Zürich und den Schaff- hauser Rheinfall darstellende Karten hinweisen, Beide geben auf der Oberseite nur das Gelände wieder; hebt man aber das Blatt oben ab, so werden in der Durchsicht in farbiger Darstellung die geologischen Ver- I hältnisse (alte Moränenwälle, ehemaliger Rheinlauf) sowie die Beschriftung 9 sichtbar. j Der Rheinfall ist dadurch entstanden, daß die a erheblich #; tiefere Talrinne während der letzten Eiszeiten mit Schutt ausgefüllt und | dadurch der Strom in der Postglazialzeit gezwungen wurde, seitlich von ı} der alten Rinne ein nenes, noch unfertiges Bett im harten Malmkalk ans- ;] zufurchen. 1 Ein nun folgendes Kapitel behandelt die Bildung der großen | Talseen der Schweiz. Alle Haupttäler des Mittellandes, die schon tief J im Innern der Alpen einsetzen und weit in die flache Molasse hinein- J reichen, beherbergen solche Seen, deren heutige Ausdehnung indes nur eine I unvollständige Vorstellung von der früheren gibt, Ja ihre alpinen Teile i seit der Diluvialzeit meist zugeschüttet worden sind. Ergänzt man sie | in ihrem ursprünglichen Umfang, so ergibt sich das überraschende Bild | von p. 399 des Werkes: im N der Alpen sehen wir 5 bezw. 6 große, z. T. sehr verwickelte Seengruppen, nämlich den Rhein-, Linth- (dazu der Zürich- | see), Reuß- (Relikte: Vierwaldstätter, Zuger, Lowezer und Sarner See), Aare-, Rhone- und am Südrande des Juras den Jurasee (Neuenburger, Bieler und Murtener See); auf der Südseite der Alpen das Wirrsal der schmalen fjordartigen vielverzweigten Tessiner Seen. Alle diese Seen sind | eine Erscheinung der jüngeren Diluvialzeit; sie sind langgestreckte, von |) unten taleinwärts an Tiefe zunehmende Felsbecken. Die Seetäler durch- | weg sind übertieft, und da sie beiderseits der Alpen auftreten, so nimmt | Henmı zusammen mit ScHARDT, 'TARAMELLI u. a. an, daß ihre Übertiefung nicht — wie PEnxck und seine Anhänger meinen — durch Gletscheraus- kolkung bewirkt wurde, sondern dadurch, daß die infolge ihrer Faltung überschwer gewordene Alpenscholle in der Diluvialzeit (wahrscheinlich während des großen Interglazials) um einige hundert Meter einsauk und dabei die beiderseits anstoßende Randzone mit sich zog. Dadurch sind die aus den Alpen kommenden Täler rückläufig geworden und die Talseen entstanden — eine Erklärung der Seebildung, die Hrım als die geo- statische bezeichnet. | Ein letztes Kapitel des in Rede stehenden Abschnittes betrachtet kurz die postglaziale Umgestaltung der Oberfläche des Molasse- iandes durch Abtrag (Entstehung neuer Erosionsschluchten, Schutt- rutschungen, Bergstürze, Erosion an Seeufern usw.) und durch Ablagerung Regionale Geologie. -07- (ehemische, organische und mechanische Absätze in stehenden Gewässern, Kalktuffbildung, Unterwasserrutschungen u. a. m.) und schließt mit Zu- sätzen und Verbesserungen zu dem das Mittelland der Schweiz behandeln- den ersten Hauptteile des Werkes. Em. Kayser. Arnold Heim: ÜberAbwicklung und Fazieszusammen- hangin denDecken der nördlichen Schweizeralpen. (Viertel- jahrsschr. d. Naturforsch. Ges. in Zürich. 61. 1916, 474—487.) Je mehr die Tektonik der Erdrinde erforscht wird und man den Ver- such macht, ein Verständnis für die regionalen Verschiedenheiten des Gebirgsbaus zu gewinnen, um so rascher reift die Erkenntnis, daß ein un- lösbarer Zusammenhang zwischen den Problemen der Sedimentbildung und denen der Tektonik besteht. Was die größeren Verhältnisse anbetrifft, so genügt der Hinweis auf die Theorie der Geosynklinalen,. Aber die gegenseitige Abhängigkeit der Erscheinungen geht so weit, daß der Verf. der vorliegenden Studie mit Recht sagen kann, daß die einseitige Be- schränkung auf das eine oder das andere notwendigerweise zu Trug- schlüssen über den Gebirgsbau und seine Entstehung führen müsse. Grund- lage der Erörterungen ist JoH. WALTHER’s Gesetz von der Korrelation der Fazies. Bei bekanntem Fazieszusammenhang läßt sich aus der Fazies- stellung eines isolierten Gebirgsstückes dessen tektonischer Zusammenhang ermitteln. Eine besondere Behandlung erheischen bei ihrer Bedeutung für den alpinen Gebirgsbau die Überschiebungen, Bruch-, wie Faltenüber- schiebungen. Das Maß der Überschiebung läßt sich bei beiden Arten für jede einzeine Schichtfuge ermitteln. „Überdeckungsbreite“ einer Schicht- fuge nennt Verf. die Querverstellung der ‚beiden entsprechenden Schnitt- . punkte mit der Überschiebungsfläche. Diese Überdeckungsbreite ist für die verschiedenen Schichtfugen verschieden groß; das gleiche gilt, wenn man ganze Schichtenfolgen oder Überschiebungsdecken in Betracht zieht. Über das Maß der Verstellung im Vergleich zum ursprünglichen Ablagerungs- raum erhalten wir Aufschluß, wenn wir unter Berücksichtigung mechanischer Reduktionen oder Stauungen die Fazies „abwickeln“. Zum besseren Ver- ständnis dieser Operation bespricht Verf. zunächst die „tektonische Ab- wicklung“, d.i. die Streckung oder Ausglättung einer bestimmten Schichtfuge. Die „absolute tektonische Abwicklung“ ergibt die ausgeglättete Entfernung der Endpunkte einer Schichtfuge im Querprofil, die „relative tektonische Ab- wicklung“ ist der Quotient aus der absoluten Abwicklung und der jetzigen Entfernung der beiden Endpuukte. Bei starker Streckung und Auswalzung ‚der Schichten, wie sie bei der Deckentektonik die Regel ist, ist die tek- tonische Abwicklung nicht selten erheblich größer als die nun zu be- sprechende „Faziesabwicklung“. Die absolute Faziesabwicklung ergibt die ursprüngliche Entfernung zweier Endpunkte im Sedimentationsraum. Ent- sprechend ist die relative Faziesabwicklung zu definieren. Für die Ermitt- =99E Geologie. lung dieser ist die Kenntnis der primären Mächtigkeit von ungemeiner Bedeutung. Bei primär plastischen Gesteinen, wie Mergeln, Tonschiefern. ist freilich eine primäre Mächtigkeitsverminderung von einer mechanischen 4. ‘ Streckung oder Auswalzung, eine primäre Anschwellung von mechanischer Stauung nicht ohne weiteres zu unterscheiden; aber bei Kalken wird schon eine geringe Deformation von entsprechender Gesteinsmetamorphose be- F gleitet. Die genaue Messung der Mächtigkeiten ist aber eine „selbst in klassischen stratigraphischen Werken“ oft leider nicht genügend berück- sichtigte Forderung. Bei Übereinstimmung der „tektonischen Abwicklung“ der verschiedenen Schichtfugen eines Gebirgsstückes ist die Faltung „har- monisch“*, Verschiedenheiten zeigen „disharmonische Faltung“ an. Im allgemeinen werden sich, da die Ursache der Dislokationen tiefer liegt, Differenzen der tektonischen Abwicklungen verschiedener übereinander liegender Schichtfugen anderwärts kompensieren. Nur wo sie durch äußere Einflüsse bedingt wurden, wie z. B. durch Schwererutschung, „wie sie wohl in einigen Fällen im nördlichen Teil der Alpen mitgewirkt hat“, oder wo sie etwa auf passive Verschleppung durch höhere Decken zurückzuführen sind, da können Faltungen und Fältelungen höherer Schichten vorkommen, ohne Kompensation in tieferen Schichten. Der Begriff der Kompensation gilt auch für die Faziesabwicklung. Wo die ursprüngliche Breite einer Sedimentationszone für verschiedene Schichten die gleiche war, müssen Differenzen in der Faziesabwicklung irgendwo kompensiert sein. Während die bisherigen Ausführungen für Querprofile galten, läßt sich doch auch von Kompensationen im Längsprofil sprechen. Die Deckenüber- schiebungen haben nun vielfach die ursprünglichen Schichtprofile zer- schnitten, so daß die einzelnen Schichten eines Faziesprofiles, das sich nach bekannten Grundsätzen rekonstruieren läßt, oft weit auseinanderliegende tektonische Standorte einnehmen, indem z.B. der Jura, der zur Kreide der nördlichen Randketten der zentralen und östlichen Schweizeralpen gehört (obere helvetische Decke), wahrscheinlich im südlichen Teil der nächst tieferen Axendecke zu suchen ist. — Auf Grund aller dieser Überlegungen gelangt nun der Verf. für die helvetischen Schweizeralpen zu folgendem Resultat: Die einzelnen Schichten einer Überschiebungsdecke werden alpen- einwärts schief von der nächst höheren Überschiebungsfläche abgeschnitten. Das ursprüngliche Liegende einer überschobenen Schicht findet man weiter alpeneinwärts in der nächst tieferen tektonischen Einheit, und umgekehrt: Das ursprünglich Hangende einer Schicht unmittelbar unter einer Über- schiebungsfläche findet man weiter alpenauswärts in der nächst höheren Überschiebungsdecke. Im großen und ganzen verlaufen die helvetischen Isopen den Alpen parallel, also gegen SW, mit einer geringen Abweichung der mesozoischen Isopen gesen W, der tertiären gegen S. Das abgewickelte Faziesprofil bleibt auf weite Erstreckung parallel den Alpen annähernd konstant. Diese Überlegungen gestatten aber auch eine Revision unserer Vorstellungen über den absoluten tektonischen Zusammenschub, welchen eine Gebirgsbildung verursachte. Der wirkliche Zusammenschub ist infolge der Kompensationen viel geringer, als man ohne Anwendung der Abwick- Regionale Geologie. -95 - lung der Fazies aus der tektonischen Abwicklung schließen müßte, So ' dürfen wir z. B. nicht die Abwicklung der kristallinen Decken des Ober- engadins zur Abwicklung der ostalpinen Triaszone addieren. Beide sind vielmehr der Ausdruck des gleichen tektonischen Vorgangs in verschieden tiefen und gegenüber Dislokation sich verschieden verhaltenden Medien. Auf Grund dieser Erwägungen berechnet der Verf., daß im östlichen Teile der helvetischen Schweizeralpen die mesozoische Erdrinde durch die tertiäre Faltung und Deckenüberschiebung um rund 70 km schmäler geworden ist. K. Andree. Neuseeland. Ä James Park: The GeologyotNew Zealand. An Introduc- tion to the Historical, Structural and Economic Geology. ' 488 p. 145 Abb. 27 Taf. 1 geol. Karte. 1910. 1. Physiographie. Neu-Seeland besteht aus den zwei Hanpt- and einer Anzahl kleinerer Inseln, von denen die Stewart-Insel nahe , ‘ der Südinsel, die übrigen aber weiter entfernt liegen. Die Südinsel ist ' sehr gebirgig. Nahe der Westküste wird sie von den Südlichen Alpen durchzogen, in der Provinz Otago erheben sich auffallende Schollenberge mit Resten einer Fastebene, und in Canterbury und im Norden finden sich mehrere Bergketten, unter denen die Kaikouras besonders hervorragen. Die Fortsetzung der Kaikouras erscheint auf der Nordinsel als Haupt- gebirgszug, der den Osten der Insel einnimmt, während westlich davon das vulkanische Hochland liegt, in das von den weiten Küstenebenen , breite Täler hineinführen. Für die Altersbestimmung der gebirgsbildenden Vorgänge ist die Moonlight-Überschiebung von besonderer Wichtigkeit. Während sich die miocänen Oamaru-Schichten im allgemeinen nur am '" Rande der Inseln finden, erstreckt sich zwischen dem Mt. Aspiring und den Wakatipusee und der Ben Neviskette in Nelson eine Zone, wo diese Ablagerungen vorhanden gewesen sein müssen. Wenigstens finden sie sich noch jetzt in Form einer fossilführenden, 14—150 Fuß mächtigen Masse zwischen Glimmerschiefern eingequetscht und lassen sich wie ein Gang über Berg und Tal vom Wakatipusee nordwärts 25 Meilen weit verfolgen. ' Die Masse fällt westlich ein und läßt sich über 3000 Fuß im Fallen beobachten, indem sie an verschiedenen Orten in 1000—5000 Fuß Höhe über dem Meere sichtbar ist. Diese Dislokation hat die Bezeichnung - „Moonligth-Überschiebung“ erhalten. In Nelson sind ferner Oamaru- Schichten von Maitai- und Triasgesteinen überschoben, so daß aus diesen Lagerungsverhältnissen auf die Dauer der großen Gebirgsbildung bis ins Mitteltertiär geschlossen werden muß. 2. Allgemeiner geologischer Bau. Auf der Südinsel, im südwestlichen Otago, finden sich die ältesten Gesteine Neu-Seelands, Gneiße: Glimmer-, Hornblende-, Quarz- und Chloritschiefer. Sie bilden einen Sattel, der im Süden nördlich, vom Doubtful Inlet ab jedoch nordöstlich streicht. S 94 = Geologie. j | | | Nördlich vom Mt. Aserr ing ist nur noch der östliche Flügel dieses Sattels | erhalten, und alle kristallinen Schiefer und die sie überlagernden Ton- und Sandsteine fallen östlich. . Dieser östliche Flügel bildet die Südlichen Alpen, Der westliche Flügel liegt unter dem Meeresspiegel. Er ist ab- n getragen oder versenkt. Im mittleren und östlichen Otago bilden meta- ' morphe Schiefer den großen „Otago-Sattel“, dessen Achse von Dunedin bis zum Cromwellbecken nordwestlich und von da an nördlich streicht. | An der SO-Küste ist das Gewölbe sehr flach und besteht aus Kakanui- 7 Schiefern (unterem Silur), weiter nördlich wird das Gewölbe enger und sein Scheitel ist bis auf die Maniototo-Schichten (Cambrium ?) erodiert. | Der Sattel wird beiderseits von Carbon und Trias—Jura begleitet. [Über ! die tektonischen Beziehungen dieses Sattels zu dem von SW-Otago wird ) nichts gesagt.] Die Ketten von Nelson und Canterbury bestehen aus ” Perm-, Trias- und Juragesteihen, die Kaikouras aus den beiden letzteren, ! ebenso die Fortsetzung der Ketten in der Nordinsel, sowie der lange Nordsporn dieser letzteren. 3. Schichtfolge und Massen Reiche Vegetation, ” Fossilarmut und Mangel an zusammenhängenden Profilen erschweren oft ; die Altersbestimmung der Schichtgesteine. Park nimmt für Neu-Seeland Ü folgende Formationen an: - Petane Series Jungpliocän Wanganui- Sn Waitotara Series | Men y Awatere Series j p Karamea- [| Oamaru Series Miocän System | Waimangaroa-Series Eocän Amuri-System Waipara Series Kreide [ Mataura Series \ a | Putataka Series j Hokonui- | Otapiri Series } . ‘ 3 } Trias System | Wairoa Series J | Kaihiku Series | : : Perm \ Aorangi Series j Maitai Series | Te Anau-System J : Carbon = \ Te Anau Series ) 5 Wangapeka Series Obersilur EnsDuuL, | Kakanui Seri Untersilur Syslem akanui Series Maniototo Series Cambrium Eine Einzwängung der neuseeländischen Schichtfolge in das europäische System um jeden Preis hält Park für untunlich. Die Einrechnung von | Perm, Trias und Jura in ein einziges „Hokonui-System“ ist etwa in dem | Sinn aufzufassen, wie man von Gondwanaschichten spricht. A. Manapouri-System. a) Maniototo-Serie, nur auf der Südinsel, namentlich in deren # südlichem Teil- verbreitet, besteht aus Gneisen, Hornblende-, Glimmer-, % Quarz-, Chloritschiefer, Quarziten und körnigem Kalk. Goldquarzgänge, von $ Regionale Geologie. -95- | | | denen das meiste Seifengold der Südinsel stammt, sind in dieser Formation häufig. Letztere ist vielfach dem Archäicum oder Präcambrium zuge- N wiesen; aber es spricht für ihr cambrisches Alter, daß sie unmittelbar | und konkordant vom Untersilur überlagert wird. b) Kakanui-Serie. Sie ist ebenfalls auf die Südinsel beschränkt. | Ihre Gesteine sind meist halb metamorph. Es sind sandige Glimmerschiefer, | Tonschiefer, schieferige Grauwacken, Phyllite, Quarzite, körniger Kalk und graphitische schiefrige Mergel mit Graptolithen wie Dichograptus i octobrachiatus, Loganograptus Logani, Tetragraptus Bigsbyi. Nach \E. M. R. SuakespEaR zeigt die Fauna nahe Beziehungen zu derjenigen \ der Schichten 2 und 3 im Deep Kill-Profil in New York. | c) Wangapeka-Serie. Ebenfalls nur auf der Südinsel, schieferige N Mergel und Sandsteine, tonige Kalke, Quarzite, nach Mc Kay (1875) mit Calymene Blumenbachi, Homalonotus Knighti, Murchisonia terebralis, ı Pterinea spinosa, Atrypa reticularis u. a. Obersilur. I Im Manapouri-System finden sich an Eruptivgesteinen: Granite, ' Granitite, Syenite, Porphyre, an basischen Norit, Dunit, Harzburgit, Ser- “ pentin, Tinguait, Camptonit, Monchiquit, Olivinbasalt. Im nördlichen West- ‚land zwischen dem Arahura- und dem Teranakaufluß findet sich eine | Sehieferzone mit lagerartigen Massen blätterigen Serpentins und Peridotits, /der stellenweise in Nephrit übergeht — den pounamu der Maori, die die 'Südinsel Te ika pounamu (Insel des Grünsteins) nennen. Die Granite ‚sind nicht jünger als das Perm; das Alter der dunklen Eruptiva ist ‚schwer zu ermitteln. Weder in den klastischen Gesteinen des jüngeren Paläozoicums noch in denen des Mesozoicums finden sich Spuren .von j Dunit oder Serpentin. Von den Basalten ist anzunehmen, daß sie post- mitteltertiär sind; denn Gerölle von ihnen kommen noch nicht einmal im Basalkonglomerat der Oamaruschichten vor. I B. Te Anau-System. I a) Te Anau-Serie. Vorwiegend Schiefer und grünliche bis grün ‚und rot gesprenkelte Grauwacken, in den ersteren manchmal Hornsteine, ‚in den letzteren Konglomerate und Grünsteintuffe. Die Serie ist fossilleer, ‚aber am Mt. Arthur liegt sie diskordant auf Wangapeka-Schichten (Ober- 'silur) und im Nelson wird sie von Carbon überlagert. b) Maitai-Serie. Sie ist gegen die vorhergehende nicht so scharf abgegrenzt und ihr petrographisch sehr ähnlich. Nahe der Basis liegt ein 'Kalklager von 300 m Mächtigkeit, während die Mächtigkeit der ganzen Formation 2000 m beträgt. Der angeblich in Maitai-Schichten gefundene | Inoceramus, dessentwegen man die Formation in den Jura gestellt hatte, ist ein anorganisches Gebilde. An Fossilien werden aus den Maitai- Sehiehten Spirifer bisulcatus, Productus, Cyathophyliium,' Cyathocrinus a a. angegeben. Te Anau- und Maitai-Serie sind die Glieder einer Formation. Man kann jene als Unter-, diese als Ober-Carbon bezeichnen. An Massen- \\gesteinen finden sich in ihnen: Hornblendegranit, Diorit, Norit, Serpentin, ‚| Dunit, Harzburgit, Pyroxenit. Der „Mineral-belt“ in Nelson ist eine Zone “ be u > -96 - Geologie. basischer Gesteine von etwa 60 Meilen Länge. In ihr liegt auch der Dun-Berg, nach dem der Dunit benannt ist. C. Hokonui-System. Es umfaßt Perm bis Jura und kann den Gondwana-Schichten ver- | glichen werden [nach Park, in Neu-Seeland handelt es sich aber um | marine Bildungen Ref... Die Mächtigkeit ist bedeutend; gleichalterige Massengesteine fehlen fast ganz. a) Aorangi-Serie. Grauwacken und Schiefer, das Hauptbau- | material der Südlichen Alpen, so des Mt. Cook, des Mt. Haidinger, der ! Malte Brun Range usw., deren Flanken vielfach schön den Faltenwurf 1 der Schichten zeigen. | b) Kaihiku-Serie. Ton- und Sandsteine, schieferige Breccien. | Unten die „Pfianzenschichten“, in den Hokonui-Hills 300 Fuß mächtig, 4 mit Taeniopteris pseudovittata, Asplenium Hochstetteri, Beiera australis A u. a. Darüber die „Speriferina-Schichten“ (fossilreiche Vorkommen am } Nugget Point, am Mt. Mary, am Mt. Potts). In diesen Schichten findet | sich angeblich eine eigentümliche Mischung permocarbonischer und öber- 4 triadischer Fossilien. |Es stecken wohl verschiedene Horizonte darin oder ] die Versteinerungen sind unrichtig besimmt.] | c) Wairoa-Serie. Sie besteht aus Sandsteinen, die manchmal } konglomeratisch werden, Tonsteinen, Granitkonglomeraten. Unten liegen 4 die „Halobia-Schichten“ mit H. Lommeli Wıssm., oben die „Trigonia- | Schichten“ mit T’rigonia, Spirigera Wreyi Zıtr. u. a. An der Basis der } Wairoa-Schichten liegt ein 50-400 Fuß mächtiges Konglomerat, dessen $ Komponenten meist aus (sranit und anderen kristallinen Gesteinen bestehen. | Polierte oder gekritzte Blöcke kommen nicht darin vor. Trotzdem halten 1 neuseeländische Geologen es für das Produkt einer spätpermischen oder | frühtriadischen Vereisung. d) Otapiri-Serie. Sand- und Tonsteine, dünne Konglomeratbänke. | Unten die „Mytilus- und Monotis-Schichten* mit Monotis salinaria und I Mytilus problematicus Zırr., darüber die „Clavigera-Schichten*, die das ) Ende der Triasablagerungen darstellen. I e) Putataka-Serie. Sehr mächtige Ton- und Sandsteine, Grau- wacken. Mit Ammoniten, Belemniten, Aucellen, Inoceramen usw. Jura. | f) Mataura-Serie. Tonsteine, Mergel, Sandsteine, Konglomerat- } bänke. Viel Pflanzen, so Macrotaeniopteris, Taeniopteris u. a.. ferner N Wurmröhren (Torlessea Mc Kayi BATHER). D. Amuri-System. N Waipara-Serie. Das Amuri-System umfaßt nur diese eine Serie. Dieselbe tritt nur östlich der Gebirgsachse beider Inseln auf und wurde | 1 am Rande einer Landmasse abgelagert, deren Ausdehnung nach Westen | unbekannt ist. Es werden folgende Abteilungen in der Formation unter- | schieden: Puke-iwi-tahi-Schichten (Quarzkonglomerate, Sandsteine, Schiefer, ‚ | Braunkohlen), Waiparagrünsand und Saurier-Schichten mit Conchothr yn8 R parasitica, Plesiosaurus usw., Amuri- Kalk, ein grauweißer kieseliger Kalk, j mit Foraminiferen und Heiischzähnen endlich der Wekapaß-Kalk. Das 1 Regionale Geologie. SO | Waipara-System wurde früher der oberen Kreide gleichgestellt, nach Park 'ı soll es aber bis zum Lias hinunterreichen. E. Karamea-System. Eine mächtige Folge mariner und fiuviomariner Ablagerungen, die vom Öbereocän bis zum Mittel- oder Obermiocän reichen. a) Waimangaroa-Serie Sie kommt nur an der Westküste ı von Nelson vor. An ihrer Basis liegt ein Konglomerat von 1000 Fuß, das [ohne Beweise] für glazial angesehen wird. Darüber folgen Mergel und Sandsteine, die Kohlenflöze führen. Der plattige Kalk und die mit | ihm vergesellschafteten glaukonitischen Sande, mit denen diese Stufe nach ‚, oben abschließt, entsprechen dem Kakanui-Kalk bei Oamaru. b) OQamaru-Serie. Die Oamaru-Schichten sind eine Ablagerung auf dem langsam sinkenden Schelf der cretacischen Küste von Neu-Seeland. Heute bilden sie einen vielfach unterbrochenen Rand um die Nord- und die Südinsel, indem sie auf jener vollständiger im Westen, auf dieser im Osten vollständiger erhalten sind. Sie steigen bis zu 700 Fuß Höhe ins Land hinauf und liegen teils auf Waipara-, teils auf den stark gestörten sonstigen mesozoischen oder auf paläozoischen Schichten. Nach ihrem ı Fossilinhalt betrachtet Park sie als Miocän. Es werden 5 Abteilungen ‚ unterschieden: 1. Kaikorai-Schichten, Quarzsande, Sandsteine und Konglome- ‚rate mit Braunkohlenflözen. 2. Waihao-Schichten, marine Tone und Sandsteine. 3. Marawhenua-Schichten, mehr oder weniger kalkige, lockere ı Grünsande mit Kalkbänken, wie die vorigen mit reicher Meeresfauna. Aus dem hierher gehörenden Kakanui-Kalk stammen die von G. BoEH“M beschriebenen Brachiopoden Terebratulina oamarutica und Terebratella oamarutica, 4. Pareora-Schichten, blaugrüne Sande, Sandsteine und Tone mit vielen Versteinerungen. 5. Ototara-Stone, teils ein kompakter, grauer Kalk, teils ein gelblich brauner Kalksandstein; dem sehr viele verschiedene lokale Be- nennungen beigelegt sind. Bemerkenswert sind die limnischen (lakustren) Manuherikia- i Sehnichten, die im Maniototo-, Manuherikia und Idatal-Becken auftreten, die einst einen zusammenhängenden See beherbergten. Ihre typische Ent- || wieklung in dem Becken, nach dem sie benannt sind, zeigt Quarzsande und N Mergel mit Braunkohle, sandige Tone, weiche Sandsteine und konglome- || ratische Sandsteine von 1000 Fuß Mächtigkeit. Unten treten marine ı| Muscheln auf. Sonst finden sich an Versteinerungen nur Blätter dikotyle- doner Bäume, eine Muschel und Fischreste. Sie sind noch nicht unter- I sucht, wohl aber sind die erwähnten marinen Muscheln solche der Pareora- [| Schiehten. Die marinen Schichten an der Basis zeigen, daß die Ablagerungen (im Niveau des Meeresspiegels begonnen haben. Die Entstehung der || Becken ist also nicht durch Senkung erfolgt, sondern die sie umgebenden | Massen müssen emporgestiegen sein. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. le) - 98 - Geologie. Vulkanische Eruptivgesteine vom Alter des Karamea-Systems finden ' sich auf der Otago-, Banks- und Hauraki-Halbinsel. F. Wanganui-System. Weit verbreitet in den Provinzen Wellington und Hawke’s Er wo I die Ablagerungen vom Meeresspiegel bis in die Ruahine-Kette auf über " 4000 Fuß Höhe ansteigen. An verschiedenen Orten sind die einzelnen ' Ablagerungen mit mannigfaltigen Lokalnamen belegt. Ihr Alter ist pliocän. | Man unterscheidet folgende Abteilungen: a) Awatere-Serie, blaue, z. T. sandige Tone, Sandsteine und Konglomerate mit marinen Fossilien, wovon etwa 70% der Arten noch ° leben. Auch auf der Südinsel, während die folgenden auf die Nerdinsel \ beschränkt sind. f b) Waitotara-Serie, Sande, Sandsteine, Tone und Kalke. c) Petane-Serie, Sande, blaue Tone, Konglomerate und Kalke. ” Die Rhyolithe der mittleren Nordinsel, die einen Flächenraum von ; vielen Quadratmeilen einnehmen, sowie die Andesite der großen Vulkane " Ruapehu, Egmont und Ngaurohoe haben wohl schon in der Wanganui- | Periode auszubrechen begonnen. 7 Vulkane, die in der Gegenwart tätig waren, sind wen. mit | seiner bekannten Eruption vom 10. Juni 1886 (bei der sich in 8—4 Stunden 7 eine Spalte öffnete, die 4 Meilen im Tarawera und 5 Meilen durch das i Rhyolithplateau des Rotomahanasees lief), White Jsland, der Gipfel eines unterseeischen Vulkans in der Bay of Plenty, der Ngaurohoe, dessen letzter ' Ausbruch 1869 stattfand. Vom Tongariro und Ruapehu sind Ausbrüche in historischer Zeit nicht bekannt. Solfataren- und Geysirtätigkeit sind am Südende des Taupo-Sees, und um Tokaanu und bei Waihi verbreitet. G. Pleistocän oder Glazialperiode. Die Vergletscherung Neuseelands hat nach Park schon im Spättertiär | begonnen und im Pleistocän fortgedauert. Auf der Südinsel sind ihre Spuren | weit verbreitet. Hier existierte eine Eisdecke, die bis 7000 Fuß Dicke erreichte und dann nur die höchsten Kämme hervorschauen ließ. Park unterscheidet zwei Phasen der Vergletscherung, eine Phase der Eiskappe und eine der Tal- vergletscherung. Während der letzteren unterbrachen 2 oder mehr inter- elaziale Phasen kurze Vorstöße des Eises. Beim Abschmelzen des Eises | wurden die riesigen fächerförmigen Schotterebenen in Southland, Canterbury, Marlborougb, Nelson und Wellington erzeugt. Auch auf der Nordinsel | finden sich Zeugen ehemaliger Vergletscherung, und zwar in der Umgebung der Vulkane Ngaurohoe und Ruapehu. Löß rimmt an der Ostküste der ' Südinsel bedeutende Flächen ein und wird hier bis 60 Fuß dick. Dinornes | (Moa) kommt sowohl in glazialen als auch in postglazialen bezw. allu- vialen Ablagerungen vor. Als die Maori vor 5—600 Jahren nach Neu- Seeland kamen, fanden sie dieses von den Moriori bewohnt, ein Volks- 1 stamm, der von den Maori bald vernichtet wurde. Als die Europäer ins | Land kamen, waren Moaknochen massenhaft allverbreitet. In den Maori- sagen spielt der Moa keine Rolle, so daß anzunehmen ist, daß die Maori ihn nicht mehr lebend gekannt haben, | Regionale Geologie. -99 - 4. Verwerfungen. Es lassen sich drei Systeme von Verwerfungen unterscheiden. Das eine läuft parallel mit der Hauptrichtung des Gebirgs- streichens, also NO—SW, das zweite senkrecht dazu, also NW—SO, das dritte, auf das mittlere und westliche Otago beschränkt, N—S. 12 Brüche sind von besonderer Wichtigkeit. Am genauesten bekaunt ist der Moanataiari- bruch, der das James-Goldfeld (Nordinsel) durchsetzt, orographisch deutlich hervortritt, unter 45° nach SW einfällt und NW—SO streicht. Die Dis- lokation ist durch starke Zertrümmerung der von ihr durchsetzten Zone, Auftreten von Harnischen und starke unterirdische Wasserführung aus- gezeichnet. Ihre Sprunghöhe läßt sich nicht feststellen. Die südwestliche Scholle ist abgesunken. Das Alter der Verwerfung ist jungpliocän oder ' altdiluvial. Die zweite Verwerfung gleicher Richtung wird in der Cook- straße angenommen. Sie soll die beiden Hauptinseln gegeneinander ver- worfen und die Nordinsel dabei nach Osten verschoben haben. Im süd- lichen Teil der Südinsel finden sich 4 N—S gerichtete Dislokationen, darunter die Moonlight-Überschiebung (s. oben). Von der letzteren ist die westliche, der Pyke River-Bruch, besonders hervorzuheben. Sie legt die Grauwacken der Te Anau-Serie neben die Glimmerschiefer der Kakanui-Serie. 5. Die Inselgruppen bei Neu-Seeland. Die Chatham-Inseln bestehen aus Glimmerschiefer, tertiärem Kalk und jungen Eruptiven, die Snares-Inseln und die Bounty-Inseln aus Granit, die Antipodes-Inseln aus Basalt, die Auckland-Inseln aus Granit, Gabbro, Trachyt und Basalt. Die Campbell-Inseln werden von Glimmerschiefer, Gabbro, oberer Kreide mit Conchothyra parasitica, Tertiär mit Fossilien, Trachyt und Basalt auf- gebaut, die Macquarie-Insel von Dolerit und Basalt, die Kermadec-Inseln von Olivinbasalt und Augitandesit. Es folgen dann noch Abschnitte über die nutzbaren Lagerstätten | Neu-Seelands, wobei die Kohle und das Gold entsprechend ihrer Wichtig- keit am ausführlichsten behandelt werden, ein Verzeichnis der in Neu- ıı Seeland vorkommenden Mineralien und eine umfangreiche Bibliographie. Otto Wilckens. P. Marshall: Geology of New Zealand. 218 p. 112 Abb. . 1 geol. Karte. Wellington 1912. MaRrsHALLV’s Geolorie von Neu-Seeland unterscheidet sich wesentlich fen} |! von dem Buche J. Pırk’s!, ja es ist in seiner ganzen Anlage sehr ver- schieden von der in regional-geologischen Darstellungen üblichen, indem es nämlich eine knappe allgemeine Geologie bietet, die die einzelnen | Erscheinungen der inneren und äußeren Dynamik bespricht, die Beispiele | aber fast ganz ausschließlich der Geologie Neu-Seelands entnimmt. Eine '; eingehende Inhaltsangabe erübrigt sich daher bis auf die wenigen Abschnitte; ' da die allgemeinen geologischen Darlegungen wesentlich Neues nicht ent- ! vgl. das vorstehende Referat. Sr 100. Geologie. halten. Alles ist einfach und klar auseinandergesetzt; nur den Darlegungen im stratigraphischen Teil können wir öfters nicht beistimmen. MarsHALL W_ ist Petrograph und Geograph. Die ihm naheliegenden Gebiete nehmen #. den Hauptraum ein. Das Buch beginnt mit einem Abschnitt über die #_ Stellung Neu-Seelands im Gebiete des westlichen Pazifik überhaupt. Es ' folgt eine physiographische Übersicht, hierauf eine Aufzählung der in I Neu-Seeland vorkommienden Mineralien mit Angabe ihrer Verbreitung, %_ dann folgen Kapitel mit den Überschriften „Regen, Flüsse, Seen“, „Chemische 4. Tätigkeit des Wassers“, „Wirkung der Atmosphäre“, „Gletscher“, „Meeres- 9 küste“, „Vulkanische Tätigkeit‘, „Gebirge“, „Felsarten Neu-Seelands“, # „Bodenschätze“, „Geologische Tätigkeit der Organismen“, „Metamorphis- #_ mus“, „Geologische Geschichte Neu-Seelands“, „Die weiter abgelegenen }, Inseln“, „Stratigraphische Tabellen“. In dem Abschnitt „Geologische Geschichte Neu-Seelands“ wird nach- . 1 stehende Formationsfolge für Neu-Seeland angenommen: 1. Manapouri-System (Archäicum), verbreitet im SW-Teil (Fjord- gebiet) der Südinsel und auf der Stewart-Insel. Lauter kristalline Gesteine, vorwiegend Diorit, auch Granit, Gneis, Norit (in den Darran-Bergen), Hornblendeschiefer, vereinzelt Marmor und am Milford-Sund auch Dunit. Die Schieferungsebenen in diesen Gesteinen fallen nach NW. 2. Aorere-System (Untersilur), Glimmerschiefer, Marmor und 1, Graptolithenschiefer, letzterer im nordwestlichen Nelson. 3. Baton River-System (Obersilur und Devon). Am Baton River, einem Nebenfluß des Motueka (Nelson, Nordinsel), sind Trilobiten, Brachio- j poden und Gastropoden von obersilurischem Alterin einem blauen, schieferigen Kalkstein gefunden. Die Fossilien sind noch nicht beschrieben. Bei Reefton kommen in einem bläulichen Kalk unterdevonische Versteinerungen vor. 4. Maitai-System. DBezeichnende Gesteine sind rote und grüne 4: Tonsteine, Grauwacken und Sandsteine, typische Lokalität ist das Maitai- Tal bei Nelson. Diese Formation ist sehr weit. verbreitet, auf der Nord- und auf der Südinsel. MAarsHALL möchte sie am liebsten als Trias—Jura bezeichnen, jedenfalls fehlen paläontologische Beweise für das vielfach behauptete carbonische Alter dieser Schichten. Das angebliche Perm vom Mt. Potts und Mt. Mary hält MarsHaru ebenfalls eher für Trias. Er rechnet ferner zum Maitai-System die bekannten Vorkommen mit Halobia, Monotis usw. Bei diesen unzweifelhaft triadischen Sedimenten ist das Vorkommen von Konglomeraten mit Granit-, Granophyr- und Rhyolith- komponenten bemerkenswert. Jurassische Ablagerungen finden sich auf der Nord- und auf der Südinsel. Im Mataurä-Gebiet sind sie reich an Pflanzenresten, bei Kawhia an Ammoniten, Belemniten usw. Beschrieben sind nur die von ZıTTEL im Novara-Werk verzeichneten Fossilien. 5. Däs Oamaru-System im Sinne MArsHALL’s umfaßt die Waipara- Schichten (obere Kreide) und das Tertiär bis zum Miocän einschließlich. Die Konkordanz zwischen jenen und diesem ist überall zu beobachten. Die Kreide führt Ammoniten, Bakuliten, Inoceramus, Trigonia, Saurier und enthält, ebenso wie das Tertiär, Kohlenlager. Die Hauptfaltungs- Regionale Geologie. -101 - periode der südlichen Alpen fiele nach MarsHuarLL in die Zeit nach Schiuß des Jura; am Ende der Oamaruperiode erfolgte eine heftige Hebung des Landes und damit begann eine lebhafte vulkanische Tätigkeit. Inner- halb der känozoischen Ablagerungen treten keine Diskordanzen auf. 6. Das Wanganui-System umfaßt Pliocän, Pleistocän und die | rezenten Bildungen. Die ersteren sind Meeresabsätze, vorwiegend auf der ' Nordinsel. Ans Ende des Pliocäns fällt jedenfalls der Beginn der Tätig- | keit der großen Vulkane der Nordinsel. Die Gründe Hurrox’s für ein ' pliocänes Alter der neuseeländischen Eiszeit vermag MarsHaLn nicht ganz zu widerlegen. Die bezeichnendsten Fossilien des Pleistocäns sind die ' Moas. Das Vorkommen ihrer Knochen bietet viel Rätselhaftes. Es ist ' ziemlich sicher, daß diese Riesenvögel bereits nicht mehr lebten, als die Maoris vor etwa 600 Jahren ins Land kamen. Otto Wilckens. | P. Marshall: New Zealand and Adjacent Islands. (Hand- | buch der regionalen Geologie, herausgegeben von G. STEINMANN und 0. Wiucrens. 5. Heft. [7, 1.] Heidelberg 1911. 78 p. 18 Fig.) 1. Morphologische Übersicht. Die Haupterstreckung der beiden großen Inseln von Neu-Seeland | liegt in SW—NO. Die Nordinsel verläuft im NW in einen langen Sporn. Die Hauptrichtung des neuseeländischen Gebirgssystems ist ebenfalls die nordöstliche. Wohlerhaltene Vulkane finden sich nur auf der Nordinsel, ‚und zwar in deren Mitte, außer dem westlich gelegenen Mt. Egmont. "Östlich und westlich der Hauptkette liegen auf der Nordinsel Gebiete | flach gelagerter tertiärer Sedimente, die infolge tiefgreifender Erosion in "ein mannigfaltiges Hügelland verwandelt sind. Das vulkanische Hochland ‚ nördlich von den großen Vulkanbergen ist ein Gebiet heißer Quellen und ‚ Dampfsprudel. Schotterebenen dehnen sich zwischen dem Gebirge und ‚der Meeresküste aus. 2. Stratigraphie und Eruptivgesteine. A. Manapouri-System (Archäicum). Im äußersten SW der Süd- ‚insel tritt eine Masse kristalliner Gesteine auf, die ein gebirgiges Land ‚von schwerer Zugänglichkeit aufbaut und deren Untersuchung durch die großen, in. jener Gegend fallenden Regenmengen und die Entfernung von bewohnten Plätzen schwierig ist. Das vorherrschende Gestein ist Diorit- gneis, der oft Granat führt und Amphibolit einschließt, ferner findet sich Pyroxengranulit, Granitgneis, Dunit und Harzburgit. Gelegentlich kommt Marmor vor. Am Preservation Inlet treten diese Gesteine in Berührung mit Graptolithenschiefern, aber die Verbandsverhältnisse sind unklar. da sich hier ein angeblich viel jüngeres Granitmassiv einschiebt. Am NO-Ende (les Anau-Sees stehen die Manapouri-Gesteine im Kontakt mit grünen Sahdsteinen unsicheren Alters. Die Stewart-Insel besteht im N aus Diorit, I» | ” S aus Granit. u -102- Geologie. B. Aorere-System (Untersilur). Vorkommen im äußersten NW und äußersten SW der Südinsel. Bezeichnend sind beiderwärts bläuliche Schiefer mit Graptolithen. Im NW sind mit solchen verknüpft: Grau- wacke, Quarzit, Marmor. Die Graptolithen in den Schiefern des Golden Ridge nahe dem West Wanganui Inlet entsprechen denen in den mittleren Skiddaw-Schiefern Englands. In den Sedimenten stecken Intrusivmassen von Granit, die von schönen Kontakthöfen umgeben werden. | 0. Baton River-System (Obersilur—Devon). Diese Schichten, { Sandsteine, Kieselschiefer und Kalksteine, treten im Tal des Baton River und bei Reefton auf. Beide Örtlichkeiten liegen 113 km auseinander und das dazwischenliegende Gebiet ist geologisch fast unbekannt. Es sollen mehrere identische Fossilien an den beiden Lokalitäten vorkommen, so Calymene Blumenbachi, Homalonotus Knighti, Murchisonia terebralis. Eine paläontologische Bearbeitung steht aber noch aus. D. Maitai-System (Trias—Jura). In den Provinzen Nelson und Otago findet sich Trias mit bezeichnenden Fossilien. Wegen der Kon- kordanz dieser Schichten mit den Schiefern in Nelson, die HocHSTETTER als Maitai-Schichten bezeichnete, sowie mit Jura und mit der großen ” Menge der Schiefer und Grauwacken in Canterbury, faßt MarssarL alle diese Gesteine zusammen. Aus der Kette der Nordinsel sind Triasfossilien ’ nicht bekannt. In Nelson auf der Südinsel bilden die Schiehten von Dun Mountain bis zur Waimea-Ebene eine konkordante Folge, sind aber stark gefaltet und führen die von ZırTeL beschriebenen Fossilien Monotis sali- narıa var. richmondiana, Halobia Lommeli, Mytilus problematicus, Spiri- gera Wreyi. Wegen des Vorkommens ven Triyonia und Gryphaea möchte MarsHALL aber lieber von Trias—Jura sprechen. Die Maitai-Gesteine reichen von Nelson bis Kakanui und folgen bis zum Mt. Cook einem süd- westlichen Streichen, das dann nach SO umbiegt. Zwischen dasjenige Triasgebiet, das zwischen dem Wakatipu-See und dem kristallinen Fjord- land liegt, und die Hauptmasse der Trias im mittleren und nordöstlichen Teil der Südinsel schiebt sich eine Zone von Glimmerschiefern, Chlorit-, Aktinolith-, Biotit- und Granatschiefern. Sie baut den Landesteil zwischen Wakatipu- uud Ohau-See, Kakanui und Molineux-Bai auf. Zwischen diesen metamorphen Schiefern und den Trias—Juragesteinen ist keine Diskordanz nachweisbar, im Ulutha-Tal kann man dagegen einen allmählichen Übergang der einen in die anderen beobachten. Ähnliches zeigt sich in anderen Gebieten. Aus diesem Grunde stellt MarsHALL diese „Otago- Schiefer“ zu „Trias— Jura“. Letztere führt in Konglomeraten niemals Komponenten von Otago-Schiefern, was MArsHaLL ebenfalls als Beweis für Zugehörigkeit zum selben System betrachtet. Die Gesteine der Kaikouras werden nur wegen ihrer Ausbildung zu Trias—Jura gestellt. Fossilien fehlen. Das gleiche gilt von der Hauptkette der Nordinsel, wo als einziges Fossil Torlessia (= Terebellina) Me Kayi BaTH. vor- kommt. [Jura nach BaATHerR, aber nach Jaworsky Trias. Ref.] Auf der Coromandel-Halbinsel und an der Westküste bei Kawhia und Waikato Heads findet sich Jura. Regionale Geologie. -105 - Die Gesteine dieses Systems sind vorwiegend grünliche Sandsteine, die einerseits in tonige Schiefer und Tonsteine, anderseits in Konglomerate übergehen, deren Komponenten vorwiegend Tiefengesteine, namentlich Granit, sind. Die Metamorphose der sog. Otago-Schiefer muß wohl dyna- mischer Natur sein, sie liegen in der zentralen Region des großen Falten- gebirges; im Westland tritt aber nach Bern und Morcan auch Kontakt- metamorphose an Granitstöcken auf. Die ultrabasischen Gesteine des Mt. Dun stecken intrusiv in den Maitaigesteinen. E. OQamaru-System. Die Gesteine dieses Systems liegen im all- gemeinen randlich und diskordant zu den älteren Formationen, dabei horizontal, oder gegen die Küste einfallend.. Am Te Anau-See bilden sie ‚aber eine Synklinale, und am Wakatipu-See stehen sie an einer Verwer- fungsfläche fast vertikal. Im Trelissick-Becken beim Mt. Torlesse sind sie stark gefaltet. Die Gesteine sind von unten nach oben im allgemeinen folgende: Konglomerate mit Kohlenflözen, Grünsande mit Konkretionen, _ graue Sande, Kalksandsteine, Kalksteine, blaugraue Mergel, sandige Schich- ten. In den tiefsten Lagen finden sich mesozoische Fossilien: Belemnites, Trigonia, Inoceramus, Baculites, Gryphaea, Conchothyra, dazu Meeres- saurier. Die höheren Schichten enthalten eine reiche paläogene Fauna und werden allgemein als Eocän aufgefaßt. Angebliche Diskordanzen zwischen einzelnen Gliedern des Oamaru-Systems hat MARSHALL nirgends bestätigen können. Bei Dunedin sind Trachyte, Phonolithe, Basalte, Kenite und Basanite in der Zeit nach Ablagerung des Oamaru-Systems ausgebrochen. Banks Peninsula besteht aus -basischen Andesiten und Basalten. Die Halbinsel Coromandel wird z. T. von Tuffen und Laven aufgebaut, die dacitischer und andesitischer. Natur sind. Auch andere vulkanische Vorkommen auf der Nordinsel dürften in diese Periode ‚gehören. F. Wanganui-System (Pliocän).. An der typischen Lokalität Wanganui (SW der Nordinsel) bestehen die tieferen Pliocänschichten aus blauen Mergeln; darüber folgen braune und gelbe, oft sehr glimmerreiche Sande. Die marine Fauna enthält ganz vorwiegend lebende Arten. An anderen Orten ist die Ausbildung der Schichten eine andere. Vulkanische Gesteine von pliocänem Alter sind im vulkanischen Hochland der Nord- insel verbreitet (Rhyolitlı). Wahrscheinlich begannen auch die Eruptionen des Mt. Egmont in dieser Zeit. G. Pleistocäu. An der Westküste der Nordinsel liegen diskordant auf Pliocän Kiesablagerungen bis zu 400 Fuß über dem Meeresspiegel. Auf der Südinsel werden junge Hebungen durch die Terrassen vieler Täler angedeutet. Ferner gehören in diese Periode die glazialen Ablagerungen, so der Löß in den Ebenen von Canterbury, die Moränen usw. Die Ver- gletscherung war ganz bedeutend ausgedehnter als die heutige, aber sie war auf die höher gelegenen Teile der Südinsel beschränkt und es exi- stierte keine zusammenhängende Eisbedeckung. Große Moränen finden sich an den Ausgängen der Seen Wakatipu, Te Anau und Manapouri. Besonderes Interesse verdienen die namentlich am Westrande der Canter- en nn nn 104- (Geologie. bury-Ebene verbreiteten Torfmoore mit Moaknochen. Eins bei Hamilton ! lieferte die Reste von 400 Vögeln, eins bei Glenmark von 1000. Eine# einleuchtende Erklärung für das Vorkommen fehlt. Man nimmt an, daß ältere Bewohner Neuseelands, Vorgänger der Maori, die Moas ausrotteten.# Ruapehu und die anderen großen Vulkane der Nordinsel begannen # ihren Aufbau vielleicht schon im Pliocän und waren jedenfalls im Piece z cän tätig. Es wurden andesitische Laven gefördert. H. Gegenwart. Bildungen der Gegenwart sind Sanddünen und Flußschotter. In ersteren werden gelegentlich Abfallhaufen der Ein-#' geborenen freigelegt, die Moaknochen und -eier enthalten. Vollständige #' Moaeier wurden in Flußschotiern in Otago gefunden, Moafedern und ein- getrocknete -muskeln in Höhlen in Zentral-Otago. Vulkanische Ausbrüche | mit Lavaergüssen sind seit der Inbesitznahme der Insel durch die weiße | Rasse nicht vorgekommen, die Tarawera-Eruption lieferte nur trockenes Material. Die Vulkane von Auckland und der Bay of Islands sind so’ frisch, daß sie wohl rezenten Alters sind. 4 3. Die geologische Geschichte. Die geologische Geschichte’ Neuseelands in der Manapouri-, Aorere- und Baton River-Periode ist noch völlig dunkel. Die Beschaffenheit der I Maitai-Sedimente läßt auf ihre küstennahe Ablagerung schließen.: Über- ' einstimmungen ihrer Flora mit derjenigen der jüngeren Gondwana-Schichten läßt auf das Vorhandensein eines westlich gelegenen Festlandes schließen; Fi das. Neuseeland mit Australien verband. Am Ende der Maitai-Periode trat eine gewaltige Faltung und damit Hebung ein. Der Gebiresdruck # wirkte in Otago aus NO, in Canterbury, Marlborough und Nelson aus SO. F Der Metamorphismus der Schiefer in Zentral-Otago ist dynamischer Natur. 9: Freilich liegen die Schichten hier oft horizontal und weniger gestört als | | weiterhin die nicht metamorphen. Die Tektonik der Kette auf der Nord- # insel ist noch unerforscht. Die Kaikouras, die dies Gebirge auf der Süd- il insel fortsetzen, zeigen nach Mc Kay mehrere große Überschiebungen von | Trias—Jura über Miocän. Morsan verlegt die Hauptfaltung an den Beginn des Känozoicums; aber die tertiären Ablagerungen liegen diskordant und 7 ungestört auf den Maitai-Schichten [Widerspruch gegen das vorige. Ref.]. Verwerfungen sind selten. Hurron nahm eine längs des Ostrandes des 4 Manapouri-Gebietes an; sie ist aber ebensowenig nachgewiesen wie die- \ jenige, die angeblich in der Cookstraße zwischen Nord- und Südinsel ver- | läuft. Durch die Faltung am Ende der Jurazeit erlangte Neuseeland ‘J wahrscheinlich eine viel größere Ausdehnung, als es heute besitzt. Danach trat aber wieder eine Senkung ein, und zwar eine so starke, daß infolge ı} von ihr sowie von der Abtragung des Gebirges nur eine Reihe von Inseln ! übrigblieb. So ist am Te Anau-See die Oamaru-Formation 3000 Fuß 1 mächtig, auf der Nordinsel steigt sie bis 4000 Fuß über den Meeresspiegel. Nach Ablagerung der Oamaru-Schichten traten neue Bewegungen auf. Die Oamaru-Formation liegt z. T. in breiten Sätteln und Mulden, so am ! Te Anau-See, im’ nördlichen Canterbury, z. T. ist sie scharf gefaltet, so » im Trelissick-Becken und in den Fuketoi Hills nahe der Küste im südlichen ! Em a Regionale Geologie. - 105 - Teil der Nordinsel. Zur Pliocänzeit scheint Neuseeland annähernd ähnliche Formen gehabt zu haben wie jetzt. Die Ablagerungen dieser Zeit haben durchgängig: litoralen Charakter. Gegen Ende des Tertiärs trat eine be- ' deutende Hebung ein, die ins Quartär fortdauerte. Sie behinderte die ' Entstehung der allgemeinen Vergletscherung. Später trat eine Senkung ein, die das Land tiefer versenkte, als es jetzt liegt. Dann folgte wieder eine Hebung, die die Mitte des Landes mehr betroffen hat als seine Ränder. Infolge dieser Hebung gibt es an der Küste überall gehobene Strand- .) terrassen. Eine Verbindung Neuseelands mit benachbarten Kontinenten , in jüngerer Zeit erscheint ausgeschlossen. 4. Orographische Elemente. IT. Die Hauptinseln. a) Die Gneiskette des Südwestens. Dies Gebiet besteht vorwiegend aus gneisartigen Tiefengesteinen. Einzeln treten känozoische Gesteine in muldenförmiger Lagerung auf, so am Oberende des Te Anau- Sees. Ganz im Süden finden sich untersilurische Schiefer und Sandsteine. Die Schieferungsebenen der Gneise streichen vorwiegend NW und fallen nach SW. Die Oberflächenformen sind glazial. U-Täler und Hängetäler ı sind verbreitet. b) Die Südlichen Alpen. Sie bestehen vom Östrande bis zur ı Wasserscheide aus Grauwacken und Schiefern, d. h. bis auf eine Entfernung von 25 Meilen von der Westküste. Westlich von der Wasserscheide sind die Gesteine metamorph und am Westfuß des Gebirges gneisartig. Diese letzteren stehen mit Graniten im Kontakt und jenseits dieser Granite treten wieder Schiefer und Grauwacken auf. Alle diese Sedimentgesteine zieht MARSHALL zu seinem Maitai-System. v. Haast und Hurron be- ‚ trachten das Gebirge als Antiklinorium mit abgetragenem Westflügel. . HecToR betrachtet den Bau als synklinal. McKay glaubt an das Vor- | handensein von Überschiebungen ähnlich wie in den Kaikouras. Ähnlich ı Morean. Berr hält die Gegend des Browning-Passes für ein großes Syn- ı klinorium. Größtenteils. ist das Streichen der Schichten NO—SW, beim | Mt. Aspiring wendet es aber in weitem Bogen in die SO-Richtung um. \ Demnach wäre in Otago die Richtung der Bergketten senkrecht zum 4 Streichen. Die metamorphe Zone ist in Otago 160 km breit, beim „ Mt. Aspiring 32, beim Mt. Cook 16, am Browning-Paß Skm. Die Granit- intrusionen liegen auf der Westseite des Gebirges, die Masse am Rotoroa- i See in Nelson ist 26 km breit. Basische Tiefengesteine kommen am Dun || Mountain, am Rotoroa-See und am Mt. Aspiring vor. Das Gebirge ist . durch riesige Gehängeschuttmassen stark verhüllt. Das Gebirge von Otago, ! das MarsHAauL als Teil der Südlichen Alpen betrachtet (die Berge sind ‘ nach seiner Ansicht durch Zertalung einer alten Fastebene entstanden), | bestände nach Park aus gehobenen Schollenbergen. | In der Verlängerung der Südlichen Alpen auf der Nordinsel liegt keine Gebirgskette, sondern erst das känozoische Gebiet von Wanganui, | dann das vulkanische Hochland. Suess nimmt an, daß die Südlichen i Alpen hier versenkt in der Tiefe liegen. -106 - Geologie. - c) Die Tasman-Berge und die Kette im nordwestlichen Nelson. Dies Gebirge besteht aus unter- und obersilurischen Quarziten, Grauwacken, Schiefern und Marmor. Auch findet sich ein Granitmassiv von 64 km Länge und 24 km Breite. Das Streichen der gefalteten alten Sedimente ist NNW, N, NO, die Verbindung mit den Nachbargebieten ebenso wie der feinere Bau noch unerforscht. Die Faltung muß älter sein als das Tertiär. d) Das Kaikoura-Gebirge. Die Kaikouras bestehen aus 3 Ketten, die von tiefen Tälern getrennt werden. In den Tälern laufen nach Mc Kar Überschiebungsflächen, an denen das Mesozoicum über Miocän bewegt ist. Die Gesteine sind ähnlich denen der Südlichen Alpen. | e) Die Gebirgskette der Nordinsel. Dieses Gebirge ist nach # allgemeiner Auffassung die Fortsetzung der Kaikouras und besteht aus Trias—Juragesteinen ohne Fossilien, welche stark gefaltet sind.: Das Tertiär ist mancherwärts auch gefaltet. f) Vereinzelte Berggruppen im Norden und Westen der Nordinsel. Hierher gehören isolierte Vorkommen von gefalteten Gesteinen, die im allgemeinen .gleiche Eigenschaften besitzen wie das Mesozoicum des Kaikouras. «@) Der Zug Kawhia— Wairoa—Waiheke-Insel, im Süden mit Trias- Jura-Fossilien. £) Das Gerüst der Coromandel-Halbinsel. Nördliches Streichen. y) Ein wenig ausgedehntes Vorkommen zwischen Whangarei und Russell. d) Desgleichen bei Whangaroa, Mangonui, Ahipara mit Gabbro- und Dioritmassen. e) Am North Cape, mit Triasfossilien. Surss betrachtet diese Vorkommen als Bruchstücke der versenkten Kette. Die Faltung erfolgte vor Ablagerung des Känozoicums. g) Das tertiäre Hügelland. Einzeln ist das Tertiär gefaltet, so in den Puketoi-Hügeln im östlichen Wellington, einzeln scharf auf- gerichtet, so im Trelissick- und Te Anau-Becken. Im Wakatipu-Gebiet liegt auf einer Bewegungsfläche eine dünne Lage Tertiär zwischen den alten Schiefern. Zwischen Kawhia und Palmerston auf der Nordinsel sind die ungestörten Schichten des Tertiärs durch Erosion in ein Hügelland verwandelt, ebenso zwischen East Cape und Castle Point. h) Die Vulkane. Die Reihe der großen Vulkane der Nord- insel (Ruapehu, Ngauruhoe, Tongariro, Pihanga, Tauhara, Edgeeumbe, White Island) erstreckt sich in derselben Richtung wie das Streichen des neuseeländischen Faltengebirges. Die westlich von dieser Vulkan- linie gelegenen Vulkane sind mit Ausnahme des Mt. Egmont von ge- ringer Höhe. i) Das vulkanische Hochland. Die genannten Vulkanberge sind einem vulkanischen Hochland aufgesetzt, das mit Bimsstein und Rbyo- lith bedeckt ist. ri | IN 1 | i | | | || | ——— Regionale Geologie. rl k) Die Schotterebenen. Diese gewinnen namentlich in Canter- bury eine große Ausdehnung. Auf der Westseite der Südinsel und auf der Nordinsel spielen sie eine geringere Rolle, U. Die Inseln um Neuseeland. 1. Die Chatham-Inseln. Metamorphe Schiefer, gefaltet, mit ISW-—NO-Streichen und SO-Fallen, tertiäre Kalke, Basalte. 2. Snares-Inseln. Muscovitgranit. 3. Bounty-Inseln. Biotitgranit. 4. Antipoden-Inseln. Basalt. 5. Auckland-Inseln. Die Hauptinsel besteht aus Granit, Olivin- gabbro, Alkalitrachyt, Dolerit, Diabas, Porphyrit, die Disappointment-Insel ‚aus Diabas, Melaphyr und Rhyolithgängen. 6. Campbell-Insel. Olivingabbro, obere Kreide, Tertiär, Trachyt, Basalt, Phonolith, mächtige Torflager. 7. Maequarie-Insel. Dolerit, Basalt, Porphyrit. 5. Nutzbare Lagerstätten. a) Erze. Das wichtigste Erz in Neuseeland ist das Gold. Früher wurde es vorwiegend aus Seifen gewonnen, jetzt aus Quarzgängen. An Seifengold war besonders Otago und Westland reich. Das Alter der Seifen \ist wegen des Fehlens von Fossilien schwer zu bestimmen, Park hält sie für postpliocän. Der wichtigste Golddistrikt ist der von Öhinemuri—Coro- mandel. Die Quarzgänge setzen hier in andesitischen Gesteinen von mittel- tärtiärem Alter auf. Der Wert der ganzen bisherigen Goldproduktion in Neuseeland beträgt 74 Millionen £ Silber kommt im James-Distrikt zusammen mit dem Gold vor, auch sonst einzeln, aber in nicht sehr großer Menge, Platin bei Orepuki und Tahaka (Nelson) in Sanden. Gediegenes Kupfer und Pyırhotit findet sich im Peridotitgebiet des Dun Mountain, in diesem Peridotit auch Chrom. Antimon-, Arsen-, Mangan- und Nickel- 'erze finden sich nur vereinzelt. Von Eisenlagern ist nur das Limonit- vorkommen von Parapara bei Cape Farewell aussichtsreich. b) Nicht-Erze. Insgesamt produzierte Neuseeland 1908 1860 000 t Kohlen und die ganze Produktion aller Jahre beträgt 27 000 000 t. ' Steinkohlen kommen in Westland vor, Mittelpunkte der Produktion sind Greymouth und Westport, Braunkohlen und Lignite finden sich vielerwärts auf der Nord- und der Südinsel. Petroleum ist von Moturoa bei Ply- mouth, Waitangi Hill bei Gisborne und Kotuku bei Greymouth bekannt, Kauriharz wird in jungen Ablagerungen gegraben. Es findet sich ' darin an Orten, wo die Kaurifichte jetzt nicht mehr wächst. Als Bau- steine finden tertiäre Kalke und Eruptiva sowie alte Glimmerschiefer Ver- ‚ wendung, Granit und Sandsteine nur vereinzelt. Phosphat und Material für Zementfabrikation liefern die Gesteine der ÖOamaru-Formation. 'Sehmuck- und Edelsteine kommen auf Neuseeland nicht vor. ) [In eine ausführliche Kritik der stratigraphischen und tektonischen Angaben kann hier nicht eingetreten werden.] Otto Wilckens. -108 - Paläontologie. Paläontologie. Prähistorische Anthropologie. Friedrich Wilhelm Elsner: Die Unterkiefer der spät- diluvialen Fundstätte „Hohlerfels“ bei Nürnberg und ihre ® Verf. kommt zu dem Resultat, daß die Hohlerfelsunterkiefer ® einen Mischtypus darstellen. \ j 1 Verf. fand Beziehungen zu den Urrassen des Paläolithicums, zur 1] Neandertal- und zur Aurignacrasse. Der Unterkiefer des einen Cro-Magnon- | schädels, auf dessen Mischtypus auch Kraarsch wiederholt hinwies, zeigt ! am meisten Anklänge an die Hohlerfelskiefer, besonders an Hohlerfels B. ” Die Hohlerfelskiefer zeigen jedoch nicht mehr die bedeutenden Maß- verhältnisse des Cro-Magnonunterkiefers. | Die australischen Unterkiefer, deren Beziehungen zum Aurignactypus deutlich hervortreten, haben aurignacoide Merkmale mit Hohlerfels gemein- sam, sie rücken aber durch ihre Primitivität von den Hohlerfelskiefern ab. ? Unter einer großen Anzahl 'rezenter Europäerunterkiefer fand Verf. ° keinen, der alle typischen Merkmale der Hohlerfelskiefer in sich vereinigt hätte. In einem oder dem anderen Punkte fanden sich Übereinstimmungen. — Die Hohlerfelsunterkiefer erscheinen in bezug auf Gestaltung und Maßb- verhältnisse primitiver als die Kiefer der heutigen Europäer. Ein größeres Material neolithischer Kiefer stand dem Verf. noch nicht zur Verfügung. Eine eingehende Vergleichung mit solchem Material sowie mit Kiefern der Lappländer wird demnächst erfolgen. : ! Die Bedeutung der Arbeit beruht darin, daß der Verf., ein Schüler j des leider zu früh der Wissenschaft entrissenen HERMANN KLAATSCH, das Hohlerfelsmaterial in ausgiebiger Weise mit älteren paläolithischen und primitiven rezenten Australierschädeln zu vergleichen in der Lage war. Frech. Fährten. — Fische. -109- Fährten. Karl Willruth: Die Fährten von Ühirotherium. Disser- tation. Halle (Saale) 1917. 48 p. 4 Taf. Verf. gibt folgende durch Abbildungen (darunter eine BoRNEMANN- ische Skizze des Steinbruchs von Hildburghausen) erläuterte Zusammen- fassung seiner Darstellung: | Die vergleichende Untersuchung des vorhandenen Fährtenmaterials ergänzt mit Hilfe von Papierabklatschen und Versuchen mittels eines Holz- \modells ergaben, daß die häufigeren Fährten von einem etwa wolfsgroßen ‚Tiere herrührten, das mit parallelen Zehen dahinschreitend, bald den ganzen ‚Umriß der vierzehigen Vorder- und Hinterfüße, bald nur drei derselben in ıden weichen Sandboden eindrückte. Neben einer mittelgroßen Form, die \als Chirotherium Barthi von Kaup bezeichnet wurde, fanden sich an ver- ‚einzelten Stellen (besonders im Reinstädter Grunde) ähnlich geformte Ein- drücke derselben Art, die auf wesentlich größere Individuen schließen lassen. ‚Häufiger ist eine kleinere Fährte von anderen Größenverhältnissen und ‚anderer Schrittweite, die vielleicht von Jugendformen herrührend als Chiro- Atherium Bornemamn? unterschieden wurde. Der bisher in der Literatur als Daumen bezeichnete Abdruck rührt von einem externen, fleischigen, ‚ungegliederten , nagellosen Anhang der Ferse her. Chirotherium Barthi und Bornemanni kommen nur an der Grenze zwischen mittlerem und oberem Buntsandstein („Thüringer Oherotherium-Sandstein“) vor und stellen daher |jein gutes Leitfossil dar. Alle aus dem Hangenden und Liegenden dieses \\Horizontes stammenden, untersuchten Fährten rühren von anderen Tieren her. || Es lassen sich mehrere größere Verbreitungsgebiete unterscheiden: Il Nördlich des Thüringer Waldes das Gebiet von Jena, zu welchem |\das von Gumperda, Bockedra, Waldeck, Weißenfels zu rechnen ist. Südlich ı des Thüringer Waldes treten zwei Verbreitungsgebiete besonders hervor, Ihas von Hildburghausen—Wasungen und das von Kulmbach. Ein drittes ‚Gebiet umfaßt die Gegend von Fulda bis Aura bei Kissingen. Auch die Chirotherium -Fährten von England und Südfrankreich \Ohirotherium gallicum) vom Südabhang der Montage Noire Lodeve im ‚Departement Herault werden erwähnt. Frech. | Fische. M. Schiosser: Zeitliche und räumliche Verbreitung und Stammesgeschichte der fossilen Fische. (Sitzungsber, ‚Math.-phys. Kl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. München. 1917. 131—150.) A Verf. veröffentlicht in dieser übersichtlich gestalteten Zusammen- Kassung im voraus das für die nächste Auflage des Wirbeltierbandes der ‚Zırter’schen „Grundzüge“ bestimmte neu einzufügende Schlußkapitel über ‚die Fische. Eine solche Ergänzung des führenden Lehrbuchs muß höchst -110- Paläontologie. willkommen erscheinen. Es ist wohl auch kein Übelstand, wenn nunmehr | vier derartige, in Anlage und Ausführung jedoch grundverschiedene Dar- # stellungen vorliegen (JAEKEL, Wirbeltiere 1911; STROMER v. REICHENBACH, Paläozoologie 1912; Pompecks, Handwörterbuch der Naturwissenschaften 1913; ScHuosser 1917). Die Problemstellungen, für die dem Einzellehr- i buch der Raum zumeist fehlt, ergeben sich so in reichem Maße aus dem fi Vergleich. Hatte z. B. Pompecks die Heimat der Fische überhaupt außer- 4 halb des Meereswassers gesucht, so erscheint hier nach der älteren An- F schauung wiederum die Abwanderung bezw. Abdrängung ins Süßwasser | als ein sekundärer Übergang absterbender Zweige. 1 Neue Untersuchungen oder Ergebnisse kann und soll eine solche # kompendiöse Übersicht natürlich nicht bringen. Vermissen könnte man ' vielleicht einen Hinweis auf die allgemeine Tendenz der Entwicklung, die | zugleich höchst wichtige Parallelen zu derjenigen der Stegocephalen ent- F hält: an Stelle und auf Kosten eines ursprünglichen Außen- ein Innen- | skelett auszubilden (auf prinzipiell anderem Wege als etwa bei den Dibranchiaten unter den Wirbellosen. Auch die Vielgestaltiskeit der 4 devonischen Fischfauna, die sämtliche Unterklassen der Fische noch bezw. 4 schon umfaßt, verdiente als ein typisches Beispiel für „explosive“ Ent- h faltung nahe der Wurzel stärkere Betonung als durch den Ausdruck: „Im Ei} Devon entfalten die Fische schon einen ziemlichen Formenreichtum.“ Den 4 schroff hervorgehobenen Gegensatz zwischen permischer und triassischer 4 Fischfauna vermag Ref. nicht in diesem Maße zu empfinden (falls nicht 9 etwa inkommensurable Größen, wie Marin- und Binnenwasserfische neben- f einander gestellt werden). Sollten Meeresbewohner überhaupt von klimati- J schem Wechsel, selbst wenn man ihn damals als besonders erheblich an- 4 nehmen wollte, sonderlich stark betroffen werden? Die Mutmaßungen bezüglich genetischer Beziehungen zwischen Placo- dermen und Amphibien können für ein Lehrbuch noch ailzu hypothetisch 4 erscheinen, solange wir von dem reichen Gesamtsystem der ersteren offen- ‚J bar nur erst vereinzelte Splitter kennen und solange die Herkunft der , Fische selbst vom Lande, Süß- oder Meereswasser und die Richtung ihrer } Hauptanpassung nicht einigermaßen geklärt ist. So ganz arm an Formen erscheint das Wealden nach der Bearbeitung | der ca. 3000 Funde von Bernissart durch Traqvaır (18 europäische Gat- | tungen) doch eigentlich nicht mehr. d Für Beseitigung der rein auf äußere Zahnformen, daher vielfach auf „ Konvergenzen gestützten Gruppen der Stylodonten und Sphaerodonten ist N Ref. schon früher eingetreten; der Wunsch muß angesichts der Neuauflage «| des prächtigen Lehrbuchs besonders lebhaft wieder auftreten. Auch die . letzthin zugunsten anderer Beziehungen übertriebene Trennung der Arthro- y) dira von den Placodermen vertrüge eine Milderung. z A Trotz solcher sich aufdrängender Fragen und Wünsche .bedarf es | kaum der Betonung, daß die Gesamtdarstellung sich in Zuverlässigkeit |) und Klarheit dem großen Werke Zırrer’s ebenbürtig einfügen wird. Edw. Hennig. | Fische. -111- E. Stromer und B. Peyer: Über rezente und triassische Gebisse von Ceratodontidae, (Zeitschr. Ges. deutsch. geol. (es. 69. | Abh. 1—80. Taf. I—IV 1917.) Eine Anzahl bei geologischen Aufschlußarbeiten gefundener ungewöhn- | lich gut erhaltener, da augenscheinlich in primärer Lagerung befindlicher | Kiefer- und Gebißreste von Ceratodus geben den Verfassern Anlaß, die ' ganze Gruppe zu überprüfen. Und um ganze Arbeit zu machen, unter- | sucht STROMER auch das Gebiß des rezenten Ceratodus (der mit dem Barra- | munda nicht identisch ist!) noch einmal in so eingehender Weise, wie es , der Paläontologe um seiner besonderen Zwecke willen wünschen muß, auf ' Bau und Stellung, Variationsbreite, Ontogenie und Abnützung der Zähne. \ PEvER liefert sodann die Beschreibung der neuen Funde von Breitelen ' im Schaffhauserischen Klettgau, die durch Ausschlämmen aus einem zum ı Rhät zu stellenden weichen Tonmergel gewonnen wurden, und an denen zumeist noch Kieferknochenteile haften. Das Material, das hauptsächlich C. parvus umfaßt, gibt ihm erwünschte Gelegenheit, die Formen- und Skulpturänderungen der Zähne im Verlaufe des Wachstums und Verbrauchs zu verfolgen und veranlaßt eine Behandlung der Frage auch bei allen ‚anderen triassischen Formen der Gattung. Dabei erweist es sich, daß eine | Reihe von „Arten“ auf Unterschiede innerhalb des Gebisses oder der in- \ dividuellen Entwicklung, bezw. gar auf Erhaltungszustände hin aufgestellt [ worden und einzuziehen ist. Doch auch an positiven Ergebnissen fehlt es ) nicht: recht wichtig ist der Nachweis des allerdings früh und in beträcht- ‚liehem Umfange durch Abkauen verschwindenden Schmelzes, nicht nur an fossilen Vertretern, sondern vor allem auch an der australischen noch einzig | lebenden Art. Ferner finden sich die Übergangsstadien zwischen kamm- förmigen Radialleisten wie bei Otenodus und den geglätteten Kämmen, | bezw. ganz abgescheuerten Kauflächen, die wir bei Ceratodus vorzugsweise "kennen. Die ‚Entstehung der Platten aus Einzelzahnanlagen durch Ver- j schmelzung tritt somit außerordentlich scharf auch am fossilen Material "in die Erscheinung. Die JAEREL’sche Gattung Hemictenodus als Mittel- "und Bindeglied wird dadurch hinfällig (Fig. 3 auf p. 45!). Die Befunde | bezüglich der Lage der Kauplatten im Gebiß und ihrer gegenseitigen Be- reinflussung beim Kauprozeß ergaben zugleich sehr erwünschte Anhalts- ‚punkte zur genaueren Bestimmung vereinzelter Stücke sowie zur syste- ‚'matischen Gliederung der Gruppe. Besonders wertvoll ist dabei das Quer- profil durch die vordersten Zahnkämme, die sich entsprechend der Kau- "bewegung im Unterkiefer lingual, im Oberkiefer labial schneller abnutzen, dementsprechend bei Jugendstadien auch das dünne Schmelzhäutchen am ;ischnellsten verlieren. Von Wichtigkeit ist ferner der Umfang und die ‚| Winkelstellung der medianen Kontaktflächen gegen die nicht horizontale ‚ Kaufläche. Die triassischen Ceratodus-Arten unterscheiden sich nämlich “vom lebenden Zpiceratodus nicht allein durch im: Durchschnitt geringere Zahl von Radialkämmen, ein Reduktionsgrad, der sie aus der unmittel- baren Vorfahrenlinie der einen australischen Art ausschließen dürfte, sondern euch durch eine innigere Berührung der Zähne in der Medianlinie, die bei -112- Paläontologie. den oberen Zähnen wiederum stärker ist als bei den unteren, bei Zpicera- todus aber größtenteils überhaupt nicht besteht. Indem die beiden Autoren die gemeinsamen Ergebnisse zum Schluß noch einmal übersichtlich zusammenfassen, geben sie zugleich ein Mittel | an die Hand, der klar dargetanen bedeutenden Schwierigkeiten im Be- 1 urteilen und Bestimmen fossiler Einzelfunde, bei denen Gestalt und Ober- # flächenform, die Altersstadien und Erhaltungszustände eine sehr große # . Rolle spielen, bis zu gewissem Grade Herr zu werden. { In einer Übersicht über die europäischen Ceratodus-Arten bleiben als # einigermaßen begründet nur die folgenden einstweilen bestehen: ©. priscus . -. - - . - Hauptbuntsandstein C. arenaceus . . - . Oberer Buntsandstein C. runcinatu Er Muschelkalk und Lettenkohle ©. Kaupi J ? C. coneinnus . . . . Keuper © Sturi: =» 22.22... Obere alpıne Trias ©. latissimus De ©. parvus Bdw. Hennig. Erik Aison Stensioö: Notes on a Urossopterygian fish from the upper Devonian of Spitzbergen. (Bull. Geol. Inst. # Upsala. 16. 1917. 115—124. Taf. IV—V1.) Aus einer reichen Ausbeute an oberdevonischen Fischresten von Spitzbergen, die hauptsächlich einem alten Fundort entstammend, in den #' Sommern 1916 und 1917 zusammengebracht wurde, wird der besonders #' günstig erhaltene Schädel eines neuen Crossopterygiers, Dicetyonosteus 4 arcticus, behandelt. Die neue Form wird in die engere Verwandtschaft # der Rhizodontiden gestellt. Die starke Verknöcherung des Schädels fällt auf, ist ja aber unter den älteren Fischfunden keineswegs mehr als un- | gewöhnlich anzusehen (einige weitere Belege hierzu werden zusammen- | gestellt, ohne Vollständigkeit zu erreichen). Gewisse Übereinstimmungen | mit Polypterus und höheren Wirbeltieren werden betont. Dem breiten Vorderende der Oberseite liegen zahlreiche kleine, unsymmetrisch ange- I: ordnete Plättchen auf, während ein als Frontalia angenommenes Knochen- | paar sich stark in der Längsrichtung des Schädels erstreckt. Sehr kräftig ;Pı entwickelt erscheint ein Basisphenoid, das nach vorn ohne Grenze in sl; paarige Orbitosphenoide überführen dürfte. Die Lage der Augen ist recht ® tief und ziemlich weit vorgerückt. = Man darf auf die weitere Bearbeitung der Funde gespannt sein. Edw. Hennig. | Merostomen. -113- | Erik Andersson: Über einige Trias-Fische aus der Cava ‘ Trefontane, Tessin. (Bull. Geol. Inst. Upsala. 15. 1916. 13—34. " Taf. I-III) | Um Vergleichsmaterial für die außerordentliche reiche Ausbeute an triassischen Wirbeltierresten von Spitzbergen zu haben, erwarb das Geo- ‚ logische Institut Upsala entsprechende Funde aus den alpinen Triasschiefern. | Es ist in der Tat „ein wenig rätselhaft“, daß die schweizerische Lokalität , Cava Trefontane bislang neben den bekannteren noch kaum genannt war, ' da ihr Inhalt kaunı weniger reich oder interessant ist. Verf. zählt allein 12 Fischtypen von dort auf. Bedeutungsvoll erscheint darunter das Auftreten einer Undira, so- wie eines zur neuen Gattung Meridensia erhobenen Typs, der zu der ‚ neuaufgestellten Familie Colobodontidae in Beziehung gebracht wird. [Daß die Zahnform für systematische Zwecke nicht verwertet werden sollte, hat Ref. schon selbst gefordert, stimmt darin also dem Verf, gern ' bei.] Auch Pfiycholepis ist hier wieder vertreten, ferner Heterolepidotus, ı Pholidopleurus, Peltopleurus, Colobodus und Urolepis in je einer, Belono- rhynchus in zwei Arten. Edw. Hennig. Merostomen. | E. W. Shuler: A New Ordovician Eurypterid. (Amer. | Journ. of Sc. 4. Ser. 89. 1915. 551—554. 6 Textfig.) \ In untersilurischen Sandsteinen fanden sich bei Lyons Gap, im süd- ‚ westlichen Virginien zusammen mit wenigen marinen Fossilien fragmentär ‚ erhaltene Reste von „Stylonurus (Otenopterus) alveolatus n. sp.“, die | dem etwas jüngeren St. multispinosus ÜLARKE et RUEDEMANN nahezustehen } scheinen. Auch dieser Fund bestätigt die Annahme LaAuvrie’s, daß Stylo- ‚ nurus ein Litoraltier war. K. Andree. h: E. H. Barbour: Carboniferous Eurypterids of Nebraska. |. (Amer. Journ. of Sc. 4. Ser. 38. 1914. 507—510. 2 Fig. im Text.) Zusammen mit geradezu glänzend erhaltenen Pflanzenresten, welche Ä \fast wie rezente Pflanzen sich zu mikroskopischen Präparaten verwenden |} lassen und später beschrieben werden sollen, haben Aufschlüsse in der | Kohlenformation von Nebraska eine Meile südlich von Peru, am Missourj- Ufer, zahlreiche Eurypteriden von recht kleinen Dimensionen geliefert; ‚das größte Exemplar zeigt kaum ‘8 Zoll Länge. Vielleicht liegen aber 'nar Jugendformen vor, und möglicherweise handelt es sich z. T. um 'Häutungsreste. Ein Teil der Formen gehört zu Anthraconectes, den MEEXk und WorruEn aus dem Obercarbon von Illinois. beschrieben haben, und wird als A. nebraskensis n. sp. in die Literatur eingeführt. Da | N. Jahrbuch f, Mineralogie etc. 1919. h | | 144 Paläontologie. die Chitinmasse, wie es bei den Crustaceen-Resten der obercarbonischen Kohlenschiefer auch bei uns die Regel ist, zu einem dünnen kohligen Film zusammengeschrumpft ist, lassen sich nicht alle Einzelheiten bis ins kleinste festlegen. Es ist daher nicht sicher, ob in dem Material nicht möglicherweise 2 Arten vorliegen. K. Andree. Cephalopoden. ©. Diener: Über die Beziehungen zwischen den Belem- nitidengattungen Aulacoceras Hauv., Asteroconites TeLL. und Dictyoconites Moss. (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. in Wien. Math.-nat. Kl. Abt. I. 126. 495. 1 Textfig.) Für die Arbeit, die .an J. Wanner’s und E. v. BüLow’s Untersuchungen über die Aulacoceratiden der Obertrias des indomalayischen Archipels an- knüpft, lag dem Verf. wichtiges neues Material ‘aus den Hallstätter Kalken vor. Es umfaßte ein Fragment eines Rostrums von Aulacoceras sulcatum, eine größere Anzahl von Rostren und Phragmokonen von Astero- conites cf. radiolarıs und ein ausgezeichnet erhaltenes Phragmokon von Dictyoconites Kittliin. sp. Die Genera, die in Betracht gezogen ln sind folgende: Aulacoceras HAvEr 1860. Typus A. sulcatum Hav. Umfaßt ursprüng- lich fast alle triadischen Belemniten, auch die glattschaligen. Atractites Gümgen 1861 et Mossısovics 1862. Die Gattung wurde für die glattschaligen Formen aufgestellt und ist zweifellos wohl begründet. Asteroconites TELLER 1885. Typus A. radiolaris TELL. Dictyoconites Mossısovics 1902. Typus D. reticulatus Hav. Würde nach der Auffassung von MoJsısovics alle bis dahin bei Aulacoceras ver- bliebenen alpinen Triasbelemniten umfassen, mit einziger Ausnahme des A. sulcatum. Von Hauer bis Mossısovics hielt man meist daran fest, daß der Sipho bei Aulacoceras s. s. dorsal liege, im Gegensatz zu allen anderen | Belemniten. Erst Wanxer hat dies richtig gestellt. Bürow ist dann mit großer Entschiedenheit für die Zusammenziehung von Aulacoceras und Asteroconites eingetreten. Er versuchte auch, Aulacoceras timorense Wann. mit 4. sulcatum Hav. zu vereinigen. Verf. ist aber der Über- zeugung, daß folgende’ selbständige, für das himamalayische Reich be- zeichnende Formen aufrecht erhalten werden müssen: A. timorense WANN. 2 5 a „ var. elliptica BüL. minor BÜL. | „ savuticum WANN. Die hauptsächlichsten Ergebnisse, die C., DIENER aus seinen Unter- suchungen gewonnen hat, sind nun folgende: p)] Uephalopoden. zn. 1. An A. sulcatum, einer äußerst seltenen Art, wurde niemals eine radialfaserige oder lamellöse Struktur des Rostrums nachgewiesen. Es ist möglich, aber gar nicht sicher, daß dies nur eine Folge der Erhaltung der bisher bekannten Exemplare ist. Der Querschnitt des Rostrums wird in der Nähe der Alveole durch die Lateralrinnen in zwei fast gleiche Halb- bogen zerlegt. Gegen die Spitze zu ladet aber der eine dieser Halbbogen bedeutend weiter als der andere aus. 2. Der Querschnitt von Asteroconites cf. radiolarıs stimmt in der Nähe der Spitze mit dem von Aulacoceras sulcatum überein. Der stärker ausladende Halbbogen liegt (bei beiden Arten) auf der Seite des Sipho oder ventral. In der Alveolarregion dagegen springt der dorsale Halb- bogen ein klein wenig stärker vor. Es findet also in dem: Verhältnis des dorsalen und ventralen Halbbogen eine Umkehrung statt. Das Übergewicht des ventralen Halbbogens ist auf die unmittelbare Nachbarschaft der Spitze beschränkt. 3. Die generische Trennung von Aulacoceras und Asteroconites beraht auf dem Fehlen einer radialfaserigen Struktur im Rostrum und einer Berip- pung der Konothek des Phragmokons bei jener Gattung. So lange diese bei dem Typus Aulacoceras sulcatum nicht nachgewiesen sind, was nur bei Auffindung sehr gut erhaltener Stücke möglich ist, läßt sich die Zusammen- eehörigkeit nicht sicher nachweisen, obwohl auch Verf. sie für wahrscheinlich hält. BüLow’s Untersuchungen beziehen sich ja nicht auf den alpinen Typus der Gattung, sondern auf eine indische Art. Vorläufig läßt Verf. Asteroconites als Untergattung von Aulacoceras bestehen. Würden die generischen Unterschiede zwischen den beiden ganz hinfällig, dann wären auch die Arten Aulacoceras sulcatum und Asteroconites radıolaris kaum mehr getrennt zu halten und alle Aulacoceren aus der alpinen ‚Obertrias wären in eine einzige Spezies zusammenzufassen. | 4. Auch Dietyoconites steht Aulacoceras viel näber, als man bisher |" wußte. Weder die Zahl noch die Stärke der Rippen gestattet eine || Trennung beider Gattungen und die für Dietyoconites charakteristischen Asymptotenbänder sind nicht bei allen Individuen vorhanden. 5. Die naturgemäße Gliederung des alten Genus Aulacoceras wäre also folgende: | | a) Genus Aulacoceras s.]. «) Subgenus Aulaccceras s. s. Aulacoceras suleatum Hav. %) Subgenus Asteroconites. Aulacoceras radiolare Terı. und die indonesischen Arten. y) Subgenus Dietyoconites. Aulacoceras reticulatum Hau. 2 Kittlüi DiEn. ete. b) Genus Atractites. Jıv. Dia, 2746- Paläontologie. Brachiopoden. Herman Hedström: Über einige mit der Schale be- festigte Strophomenidae aus dem Obersilur Gotlands. 4 (Sveriges geol. undersök. Ser. C. No. 276. Ärsbok 10. (1916.) No. 2. Stock- @ holm 1917. 1—12. Taf. I—IIl.) Verf. glaubt folgende drei durch Aufwachsen der Ventralschale # etwas abweichend gestaltete Typen als drei verschiedene Arten bezeichnen I zu müssen. 1. Leptaenoidea silurican.g.n. sp. 4 Aus dem Riffkalkstein vom Hörsnekanal. Die Ventralklappe ist | mit dem größten Teil ihrer Außenseite durch Kalkabsonderungen auf der 4 Unterseite von Labechia conferta aufgewachsen, sich den Unebenheiten iR der Unterlage anschmiegend. Nur eine wenige Millimeter breite Zone 4, des äußeren Schalenrandes ist frei und aufwärts gebogen. - h Oft läßt sich der Einfluß der Unterlage oder benachbarter Individuen auf die Schalenform 'erkennen. Bei normal entwickelten Formen verhält 1 h sich Länge zu Breite fast wie 1:2. Die Area ist niedrig dreieckig, der 1 n Schloßrand gerade. Ein niedriges dreieckiges Deltidium reicht mit bogen- förmig ausgebuchteter Basis nicht bis zum Schloßrand. Das Schaleninnere 4, der Ventralen bietet nichts besonders Kennzeichnendes. Die Dorsale ist I nur in einem Exemplar bekannt. Die Art steht Leptaenisca BEECHER und Davidsonia sehr nahe, unterscheidet sich von ersterer durch ab- | weichende Schalenform und -skulptur, von letzterer durch Fehlen der ! Spiralwindungen. 2. Orihothetes adnatan. sp. Vorkommen zusammen mit Leptaenoidea silurica, ebenfalls auf der | Unterseite von Labechia conferla aufgewachsen, und zwar fast mit der ganzen äußeren Seite der Ventralschale. Auch hier Störung der Schalen- | form und Symmetrie durch Unterlage und benachbarte Individuen. Er- ! h wähnt wird außer dieser Art noch eine nicht aufgewachsene, völlig un- 4) skulptierte Orthothetes laevis n. sp. 3. Liljevallia gotlandican. g.n. sp. Vorkommen: Unteres Gotlandium, Abteilung II. Es sind nur Ventralschalen gefunden worden. Form strophomenoid; 'J: Länge: Breite wie 1:2. Außenseite plan, größtenteils auf der Unterlage |]! aufgewachsen. Nur der äußerste Stirnrand ist frei und nach außen auf- I|ı gebogen. Die äußersten Spitzen der langgestreckten Area sind oft etwas un- deutlich begrenzt dadurch, daß Teile der Schale selbst über sie hinaus- | wachsen. Längs der Außenseite der Area sind kurze, oft verzweigte Fort- sätze zu beobachten, die zur Befestigung der Schale an der Unterlage II dienen. Eigentümlicherweise ist die Area der Ventralschale von zwei kleinen || runden Löchern durchbohrt, die sich auf jeder Seite des Deltidiums in (h | 'l | | I ', Mantelrand oder solche der die Schale durchdringenden Mantelfortsätze. Ferner wäre es von großem Interesse gewesen, festzustellen, ob derselbe ee Echinodermen. -117 - ‚einem Abstand von 2 mm voneinander finden und die Verf. als Foramina \areae bezeichnet. Sie sind schräg nach unten innen gerichtet und münden a das Innere der Schalenspitze. Bezüglich der Deutung hat Verf. die . Vermutung ausgesprochen, daß die Schloßfortsätze der Dorsalen so lang ( sind, dsß sie sich durch die Area hindurch seitlich vom Deltidium einen ' Austritt verschafft haben. | Charakteristisch ist schließlich noch die Krenulierung der parallel "dem Schloßrand verlaufenden Zahnplatten. | Bei einem Individuum, das in einer Grube aufgewachsen ist, sind, | vermutlich infolge der eingeklemmten Lage der Schale, die Foramina areae nicht zur Ausbildung gekommen. [Leider sind bei diesen drei interessanten Formen sehr naheliegende | Fragen unbeantwortet geblieben. So fehlen Beobachtungen über die Art des Aufwachsens der Ventralschale, ob durch Kalkausscheidung am freien ' Horizont auch Formen enthält, die als freie, nicht ventral aufgewachsene | Individuen der angeführten Arten angesehen werden dürfen. Ob das ven- trale Aufwachsen Artcharakter oder nicht. Soweit man nach den Abbildungen urteilen darf, scheint Asymmetrie | aur bei grober äußerer Einwirkung aufzutreten. Ref.] A. Born. Eehinodermen. M. E. Vadäasz: Die mediterranen Echinodermen Ungarns, | (Geologica hungarica. 1. Fasc. 2. 1915. 178 p. Taf. VII— XII.) Die zahlreichen Echiniden aus den fossilreichen Sedimenten des neo- . genen pannonischen Meeres sind in der vorliegenden umfangreichen und ausgezeichnet durchgearbeiteten Monographie behandelt worden. Die Arbeit hilft — besonders auch aus dem Grunde, weil nahezu alle behandelten Arten abgebildet sind — auch vortrefflich zur Bestimmung der Echiniden des Wiener Beckens und der Miocänablagerungen von Krain, Unter-Steier- ı mark und Kroatien, also des westlichen Randgebietes des pannonischen Meeres. Es sınd 2500 Exemplare untersucht, unter denen 9 Crinoiden- arten, 2 Asteroidenarten und 125 Echinidenarten bestimmt und beschrieben ' worden sind. 14 weitere Formen stellen Varietäten und nicht sicher er- kennbare Arten dar. Diese Fauna übertrifft die bisher reichste miocäne, die sardinische, mit 67 Arten, sehr erheblich. Unter den Echiniden befinden sich nur 18 reguläre Arten, die dem- ı nach bei weitem überwiegenden Irregulares gehören 17 Gattungen an, unter ihnen Olypeaster mit 50 Arten, von denen 21 novae species sind. . Das Überwiegen dieser Litoralgattung kann im Leithakalk natürlich nicht wundernehmen. Dann folgt Schizaster mit 16 Spezies und Echinolampas RES Paläontologie. mit 14 Spezies. Von den übrigen Gattungen fallen Scutella und Frbularicf" durch die Häufigkeit der Individuen auf. Der überwiegende Teil der Echiniden stammt aus den oberrnedh- ‘ terranen Horizonten, im Untermediterran fand sich nur an drei Fund-4 orten Plegiocidaris Peroni Cort. sp., Cidaris (Cyathocidaris) avenionensis\ Desm. sp. und Psammechinus dubius As. sp. Im Obermediterran (Hel-% vetien) lieferte der Leithakalk die weitaus meisten, und zwar gewöhnlich # die größeren dickschaligen Arten, die sandig-tonige Fazies des Ober-i" mediterran ist ärmer an Echinidenresten. In der Fauna sind 6 Arten vorhanden, welche bisher ausschließlich aus älteren Horizonten (aus dem Burdigalien—Langhien) bekannt waren, zwei, Dorocidaris papillata LESKE. und Frbularia pusilla MüLL., gehören heute noch lebenden Formen an. 53 % der Arten gehen aber noch in höhere Schichten als das Helvetien über. Außer den ausgestorbenen Arten ist aber auch der größere Teil der Gattungen schon verschwunden, die noch lebenden Gattungen befinden sichi ferner nicht mehr im heutigen Mittelmeer, sondern vorwiegend im a und Stillen Ozean. In der Adria kommt nur Antedon rosaceus vor. In euro- päischen Meeren leben heute noch die Gattungen Cidaris, Arbacına, Centro- ı stephanus, Fibularia, Schizaster, Brissopsis und Echinocardium, während A Prionechinus, Psammechinus, Olypeaster, Echinolampas und Maretia nur außerhalb Europas vorwiegend in tropisch-subtropischen Meeren noch exi-; stieren. Doch gehören die lebenden Arten dieser Gattungen meistens zu anderen Formenkreisen. Die Echinidenfauna bestätigt demnach den sub-} | tropischen Charakter des neogenen pannonischen Meeres. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen der Gattung Plagiobrissus, welche aus dem }, Eocän der Gegend der heutigen Bucht von Mexiko bekannt geworden ist. di im Alttertiär in das europäische Meer einwandert [zugleich mit vielen }j südamerikanischen Formen. Ref.]; später im Pliocän ist die Gattung bei yn Algier nachgewiesen worden, während sie heute wiederum allein im mexi- ji kanischen Meere lebt. mM Auffallend ist die große Übereinstimmung der ungarischen ner Al terranen Echinidenfauna mit der miocänen des Rhonebeckens, die sardische }. Fauna zeigt 44 %, übereinstimmende Arten, etwas geringer ist die Über- |, einstimmung mit der piemontesischen Fauna. Erhebliche Abweichung besteht Hi gegenüber der algerischen Fauna, ebenso wie gegenüber der englischen. Ir Bezüglich der 139 beschriebenen Arten, die, wie bereits erwähnt, zu | bereits bekannte sind, muß auf die Arbeit selbst verwiesen werden. | Die 123 Textabbildungen — meist vortreffliche Lichtbilder — und die sechs großen Tafeln stellen nahezu alle Arten dar. Von besonderem | Interesse sind noch die vom Verf. in dankenswerter Weise besonders her- | vorgehobenen Unregelmäßigkeiten der Coronaausbildung und andere all- h } | N lan gemeinen biologischen Erscheinungen. Es lagen eine Anzahl von Echiniden or, die ihre durch Krankheit oder durch äußere Verletzung beschädigten Coronen mehr oder weniger vollständig regeneriert haben. Es handelt ! sich um Clypeaster und Scutellen. Einem großen Clypeaster fehlt ein \ großes Stück des vorderen Coronenteiles. Die Wunde ist hier vollständig ii | | | | Coelenteraten. -119- | I N) zugewachsen und sogar die Stachelwarzen sind regeneriert, die beschädigte '\Ambulakralfläche ist dagegen als solche nicht wieder hergestellt worden. ;;' Vermutlich handelt es sich um einen Biß eines Haies oder eine Verletzung .\«lurch einen großen Krebs. Das gleiche Exemplar zeigt am Scheitel zahl- reiche tiefe Gruben, die auf gleiche Weise entstanden zu sein scheinen. -/Ähnliche Verletzungen weisen andere Olypeaster- und Scutellen-Exemplare lauf. Die Regenerationsfähigkeit war jedenfalls bei allen diesen Stücken nur ‚eine beschränkte. Torngquist. id lt e Coelenteraten. | F. Jaccard: Unnouveau Chaetetes duGaultde laPlaine iMort (Wildstrubel). COhaetetes Lugeoni n. sp. (Bull. Soe. ! Vaudoise d. Sc. nat. 44. No. 162. 1908. 23—25. Mit 1 Taf.) i Verf. beschreibt eine tabulate Koralle, der er den obigen Namen gibt. "Leider wurde kein Dünnschliff untersucht, so daß die Zuweisung der neuen Art zum Genus Chaetetes fraglich erscheint. An der vom Autor gegiebenen "Photographie des Stockes ist keine Stelle zu sehen, an der man das Vor- handensein der für Chaetetes charakteristischen Zellröhrenteilung feststellen "könnte. Nach dem Verf. fehlen Septa, doch sind in jedem Winkel, in "dem die aneinanderstoßenden Zellwände der sechsseitigen Zellröhre zu- \sammenstoßen, Dornen vorhanden, welche in das Innere der Zellröhren "vorspringen; es sind gewöhnlich sechs solche Dornen (Pseudosepta) vor- "handen, aber es können auch nur fünf bis zwei sein. Des öfteren vereinigen "sich zwei Pseudosepta zu einer Wand; dann sieht man dicht nebeneinander zwei Polypieriten, welche nur je zwei Pseudosepta enthalten. Diese Art der Teilung spricht zwar für die Zugehörigkeit zu den Chaetetiden. Mit \. Chaetetes selbst ist die Art wohl nicht zu vereinigen; auf Grund der 'Septaldornen, deren Untersuchung allerdings fehlt, muß wohl ein Sub- 'genus errichtet werden, oder, wenn sich herausstellen würde, daß es sich ‘um echte Septen und nicht um Einstülpungen der Wand handelt, müßte ‚die Art ganz von Chaetetes getrennt und als ein neues Genus so wie | Tetradium oder Dania zu den Chaetetiden gestellt werden. | Fr. Heritsch. | G. de Angelis d’Ossat: I coralli del calcare di Venas- sino (Isola di Capri). (Atti d. R. Accad. d. Sc. fis. e mat. 12. Ser. 2. No. 16. Neapel 1905. 45 p. 2 Taf.) Aus dem urgonischen Korallenkalk von Venassino auf Capri beschreibt ‚der Verf. eine Korallenfauna; sie umfaßt zwei Arten von Chaetetes. (Allerdings fehlen beiden die für Chaetetes so charakteristischen Pseudo- ‚septen. Wenn man für das Genus Chaetetes den Ch. radians aus dem -190=.-. Paläontologie. Kohlenkalk als Typus nimmt, dann können die beiden Arten von Capri nicht zu Chaetetes gestellt werden, sondern man muß sie zu Pseudo- chaetetes geben. Der Verf. nimmt ohne zureichende Gründe an, daß Chaetetes und Pseudochaetetes zusammenfallen]. Thamnastraea cf. Favrei KopßrY, Dimorphastraea Lorioli Kopy, Amphiastraea Walteri n. sp., A.gracilıs Kogy, Aulastraea Bassaniin.sp., Heterocoenia verrucosa REUss, Hydnophora crassa From., H. Picteti Kosy, H. Oppenheimin. sp., Stylina Paronain. sp. St. Steinmannin. sp. Acanthocoenia Ce- rioi n. sp., Dendrogyra Kobyi n. sp., Eugyra interrupta FRom., E. Cotteaui Frox., E. digitala Kosy, E. pusilla var. pauciseptatan. var., Cyathophora Delorenzoi n. sp., Oryptocoenia Picteti Kosy, Enallo- helia Rathieri v’Orz., Pleurosmilia neocomiensis From., Pl. Distefanoi n. sp. Den Abschluß der Abhandlung macht ein ausführliches Literatur-. | verzeichnis. Fr. Heritsch. Druckfehlerberichtigung. In diesem Jahrbuch f. Min. ete. 1918, Seite 129, Zeile 19 von oben muß hinter dem Wort „Tonschiefer“ noch „, der“ eingeschaltet werden, da der Satz sonst unverständlich bleibt. - mn an men nr Fan nn men nn en a nme ee N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. Taf. 1. 1. Muscorit, N. Jahrbudı f. Mineralogie Taf. 1. 1. Muscovit 2. Muscovit. 3. Anhydrit. 4. Baryt, 5. Gips. 6. Quarz. T. Quarz, 8. A/4-Glimmer, Carl Ebner, Stuttgart. A. Ehringhaus, Monobromnaphtalin - Kondensoren. PER MAN Be; j. 97° Herausgegeben von Prof Dr. J. F. Pompeckj in Berlin. ext und 28 Tafelr. _ Wegner REN N.: Tertiär und Bu azente Kreide bei Oppeln‘ ee schlesien) 121 Bogen mit 7 Tafeln Krumbeck, "L.: Obere Trias von Batch und Arisel, (Die Fogischichten und Asphaltschiefer West-Burus und der Athyridenkalk des Misöl-Archipels.) 204 Bogen - mit 11 Tafeln und 11 Textfiguren . _ Andre6e, K.: Weiteres über das carbonische Krane straken-Genus Arthropleura Jorpan. 2 Bogen mit 1 Tafel . se Felix, J.:: Die fossilen landen aus . Desert von Trinil. 7 Bogen mit 4 Tafeln und 3 Text- | figuren . ; Fraas, E.: Nene Labyrinthodonten aus de hihi Trias. 24 Bogen mit 7 Tafeln und 5 Textfiguren Schmidt, Ernst Wilh.: Die Arieten des unteren Lias . von Harzburg. 5 Bogen mit 7 Tafeln, 4 Loben- tafeln und 5 Textfiguren . S Brandes, Theod.: Plesiosauriden aus em Unteren Dies von Halberstadt. 2 Bogen mit 2 Tafeln und 10 Textfiguren ee ei e Loesch, Rarl C. v.: Die Nautilen des weißen Jura. ' © I. Teil. 114 Bogen mit 6 Tafeln und 8 Textfiguren 5 Boehnke, Kunibert: Die Stromatoporen der nordischen | Silurgeschiebe in Norddeutschland und in Holland. 54 Bogen mit 3 Tafeln und 35 Textfiguren . \ 4 Krenkel, E.: Monographie der Kelloway-Fauna von Po- Eure £ a _ pilani in Westrußland. 22 Bogen mit 10 Tafeln er eennd 26 Textfiguren. . » .. r Huene, Fr. v.: Beiträge zur Kenntnis es oyodalaier im deutschen Muschelkalk. 84 Bogen mit 7 Tafeln, 96 Textfiguren und LE Bextbeilage .. . .» ‚Salfeld, Hans: Monographie der Gattung Rinbskeni (een. nov.). 2 Bogen mit 6 Tafeln und 1 Text- figur ; 1 Wedekind, BR: Die ee de Pelnebanndaeten "(Goniatiten) ). 125 Bogen mit 9 Tafeln und 54 Text- _ figuren NET ET NEE IE Er. Preis von Band 56 ab a Mk. 66.—. , Die Abhand ungen sind auch einzeln zu haben. Im Nachstehenden - führen wir eine, Anzahl der in der letzten Zeit erschienenen Preis Mk. N n p)] n 2 2 2) » 2 ee s ’ : x ” n p| n S F Beiträge ER eschichte der Vorzeil | Bisher erschier en 61 Bände 4° im Umfange von je ca. 40 Bogen Arbeiten an: 28.—. 40.—., 20,—. 28.—. 14. 48,—. 12.—. | Be PER XLI Mit Tat, XV— XXVI und 28 Texthionren. Quaas, A.: Zur Frage der Venn-Vereletscherung. "und 1 Textäigur.) 608 - Br Wenzel, Aifred: Untersue hung der Beziehung zwise der. Doppelbrechung und den Interferenzfarben an 29 polarisierten Licht. (Mit Taf. XVII—-XX und 22 ext R Steinmann, @.: Beiträge zur Geologie und Paläontologie vor XXIV. Norbert Tilmann: Die Fauna des untere) | Lias in Nord- und Mittel-Peru. (Mit Taf. 2 en. 5 Textfiguren.) 84 8. | u See: “ a EEE ET ENTE Mit 22 Tabellen und 29 Textfiguren. — Preis je Mk Stoklossa, Georg: Ueber die Natur des Wassers in den Zeolithen. 22 Tabellen und 16 Textfiguren.) 64 8. A Diener, C.: Die Bedeutung der Zonengliederung für die Frage de Zeit- “ messung in der Erdgeschichte. 108 8. 8 -Eitel, Wilh.: Die Grenzen der Mischkristallbildung” in den Min der Epidotgruppe. I. (Mit 13 Textfiguren.) 50 8. == Ausgegeben am 12. Januar 1918. — Beilage-Band XLEI Heft 2. Mit Taf. I-VIlI und 40 Textfiguren. — Preis 24.— Mk. Bitel, Wilb.: Die Grenzen der Mischkristallbildung in den Mine | a Epidotgruppe. Il. (Mit 18 Textfiguren.) 48 S. Grosse, E.: Grundlinien der Geologie und Petrographie des öst Katanga. (Mit Taf. I—-IV und 15 Textfiguren.) 147 8. Cloos, Haus: Granite des Tafellandes und ihre Ban at T und 1 Textfigur.) 36 S Koller. Paul: Beiträge zur Kenntnis des Binnen -Dolomits Kristallformen, Brechungsexponenten und Ätzerscheinungen. Taf. VI—-VIII und 6 Textfiguren.) 41 S. z == Ausgegeben am 12. URSobre 1918. — u | für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Unter Mitwirkung einer Anzahl von Fachgenossen herausgegeben von R. Brauns, Th. Liebisch, J. F. Pompeckj in Bonn in Berlin in Berlin Jahrgang 1919 Zweites Heft “Mit Taf. II, III und 1 Textligur. STUTTGART 1919 / E. ieweizerbart’ sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) . L: - u Er “ u en WU YITIEIEETED an 2: BER - & nmronz. 3 ae ee ee ee ee | Neues Jahrbuch nes ehssnndakssesenarssensessensaeessnn re unseres se nernes ers rer ».. A EEE Ha EN a EESEEEBERNE STE EEE EEE ET ET RT WETTE a EEE EEE BEE 9. September 1919 Br S a0a00000 040020000200 000000202205000000000000000000 0000000000000 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Erwin Nägele) in Stuttgart. — [0 Soeben erschien: Was geht der deutschen Industrie durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens und des Saargebietes an Mineralschätzen verloren 7 Von Dr-PAUL KESSEER Privatdozent der Geologie an der Universität Tübingen _ 8°. 52 Seiten — Preis #4 3.20 Es handelt sich um eine hochwichtige Broschüre, mit welcher ein genauer. Kenner der einschlägigen Verhältnisse unserem Volke und der Regierung eingehend darlegen will, welch unermeß- liche Werte wir mit schwacher Aussicht für die Zukunft preis- gegeben haben. Auch in Fachkreisen wird .die Schrift größtem Interesse begegnen. ELEMENTE DER GESTEINSLEHRE H. Rosenbusch. | Dritte neubearbeitete Auflage. Gr. 8%, 692 Seiten. Mit 107 Figuren und 2 Tafeln. Preis brosch. Mk. 30.35,. geb. Mk. 37.—. - Inhalt des zweiten Heftes. I. Abhandlungen. | Wülfing, E.A.: Ein neues Polarisationsmikroskop und kritische ‚Hedvall, J. A.: Ueber die Bestimmung der Dissoziationstempera- | turen mit Hilfe von Abkühlungs- und Erhitzungskurven , ins- It besondere über diese Bestimmung beim Kobaltoxydoxydul . . -121- \ı Boettger, W.: Herstellung fadenförmiger Kristalle (Kristallfäden für Glühlampen). a ee ee ae -121- Fraenkel, W.: Ueber die Bildung BroneT Kristalle in Stangen und Drähten aus Zn: a eu -122- Czochralski, J.: Ein neues Verfahren zur Messung der Kri- stallisationsgeschwindigkeit der Metalle . 0... ....> . -122- Kristallographie. Kristallstruktur. ‚Ni i Bei, Paul: Geometrische Kristallographie des Diskontinuums. R Teil (L) - . -123- ‚Born, M. und A. Lande: Ueber die absolute Berechnung der Kristalleigenschaften mit Hilfe Bour’scher Atommodelle (L) . -123- ! Diejenigen Titel, die am Schlusse mit einem (L) versehen sind, bedeuten die ‚zunächst nur als Literatur aufgeführten, noch nicht referierten Arbeiten. I > Betrachtungen über bisherige Konstruktionen (L). - . 4--121-: N: »ı nAnmB® i Da us rn | Seite Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Uni- | versität Bonn. | 32. R. Brauns: Einige Mitteilungen über Quarz. (Mit | Be... 29 I. Neferate., | no \ DAN OD A | Mineralogie. \ | | tions] | Allgemeines. II Inhalt. Smits, A. und F. E. C. Scheffer: The Interpretation of the Röntgenograms and Röntgenspectra ot Crystals . Tertsch, Hermann: Bemerkungen zur Ableitung der Kristall- eitterstruktur aus dem Röntgen- Laue-Effekt . en Mineralphysik. Rosiwal, A.: Neuere Untersuchungen über die Härte. . Holmaquist, P. J.: Die Härtestufe I—5 . .. ; Hübl, A. v.: Ein Farbenmeßapparat . . . 3 Tam mann, G.: Ueber die Sn der Glieder homologer Reihen . Bee ie a ea Mineralchemie. Flüssige Kristalle. Le Chatelier, H. et B. Bogitch: La fabrication des briques de silice . : RR ER Phillipson: La fabrication des briques de silice : : Rengade, E.: Sur la composition des Des de silice provenant des voütes de four Martin .. Bied: Sur le röle‘de l’oxyde de fer et de la chaux employes comme agglomerants dans la fabrication des briques de silice Le Chatelier, H. et B. Bogitch: De l’action de l’oxyde de ser sur la silice . r Klein, A. A.: The constitution and mierostructure of poreelain . Tammann, G.: Ueber eine farblose Form des Suse Liouien Smits, A.: Ueber Quecksilberjodid. IHR Rothmund, V. und @ Kornfeld: Der Basenaustausch im Permutit . ; Kornfeld. Gertrud: Der Basenaustausch. im Permutit. : Ramann, E. und A. Sprengel: Der Basenaustausch der Silikate Dittler, E.: Ueber die Adsorption von Schwefelsäure durch Eisen- hydroxyd und die Bildung kolloiden Schwefels aus Sulfiden . The Svedberg: Diffusion in anisotropen Flüssigkeiten Grandjean, F.: Sur l’application de la theorie du magnetisme aux liquides anisotropes i \ Gaubert, Paul: Sur une nouvelle propriete des. spherolites a enroulement helicoidal . : : — sur le pouvoir rotatoire des eristaux liquides . Grandjean, F.: La visibilite, au-dessus de la temperature de fusion isotrope des plages de contact entre les liquides an- isotropes et les cristaux . en — Essai d’orientation des sels de Cholesterine et des oleates liquides anisotropes sur les cristaux . \ TE DR Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. Bergeat, A.: Zur Petrographie der Aeolischen Inseln. Tridymit- bildung in Quarzit. Zur weiteren Kenntnis des Mineralvor- kommens auf Stromboliechio (L) : . Beutell, A.: Wachstumserscheinungen des Kupfers, "Silbers und Goldes (L) . Brauns, R.: Einige bemerkenswerte Auswirflinge w und Einschlüsse aus dem niederrheinischen Vulkangebiet (L) . Tee Seite 7 -123- | -123- | -125- W -126- M -127- M -128- W -128- -129 - -129- -129- -129- -130- -j812 - 131.2 132-0 er | -135- -135- -136- -136= DEyE IST -138- -139- -139- -139 - -139- Inhalt. Sundius, Nils: Beiträge zur Kenntnis der Skapolithe . } Kreutz, St.: Gips aus den polnischen Ben 1. Subkar- pathische Zone . Stolley, E.: Studien an Gipszwillingen- aus den Neoeomtonen der Umgebung Braunschweigs NEN ET SER DON Meteoriten. Brauns, R.: Der erste aus der Rheinprovinz bekannt gewordene Meteorstein (L) - Ss NDR a Le VOR Berwerth, F.: Chemische Analyse des Meteoreisens von Chili (Dehesa) . en Geologie. Allgemeines. Goldschmidt, V.: Ueber Kometenschweife Physikalische Geologie. Innere Dynamik. Höfer von Heimhalt, H.: Die Verwerfungen ae eXo- kinetische Spalten) ce Äußere Dynamik. Lampe, N Merkwürdige Schneegebilde (L) Heß, H.: Das. Absterben der Gletscher und die Kiszeit ©. Heycke, E.: Gletscher und Geiser (L).- Werth, E.: Das Eiszeitalter (L) Steinmann, G.: Die Eiszeit und der vorg geschichtliche Mensch (L) Brandt, B.: (sehängenischen und Schneeschmelze (Ey. r.®.. Coste, Bin: „Frost Thistles* (L) ; Alciatore, H. F.: Snow densities in the ‚Sierre” Nevada (L). Hartmann, R.: Ice crystallizations from aqueous so- _ lutions (L). s Mercanton, P. L.: Les variations pöriodiques "des glaciers des Alpes suisses (L) ; i — Le mouvement de l’inlandeis groenlandais en rögion frontale sur terre terme (L) . : . .. . Se ale — Pression des bulles. gazeuses dans les glaciers (L) 'Quervain, A. de: Die Bestimmung des jährlichen Firnnieder- schlages durch Schneefärbung und Wägung (L) 1 -Frödin, G.: Ueber einige spätglaziale Kalbungsbuchten® und Auvioelaziale Estuarien im mittleren Schweden (L) : . Högbom, B.: Einige fluvioglaziale Erosionsrinnen im nördlichsten Schweden (L). Engquist, F.: Der Einfluß des Windes auf die Verteilung der Gletscher (L) - > -150- -150- -151 - -151- IV Inhalt. % ; Seite Petrographie. Allgemeines. Linck, G.: Tabellen zur Gesteinskunde für Geologen, Analoge Bergleute, Chemiker, Landwirte und Techniker. .. .... -156- Gesteinsbildende Mineralien. Sahlbom, Naima: Analysen von schwedischen Glaukoniten . . -156- Verwitterung. Bodenkunde. | Graf zu Leiningen, W.: Ueber die Absorption organischer Farbstoffe durch kolloid veranlagte Bodenarten, Tone etc. . . -157- Pollak, V.: Zur Frage der Bodenbeweglichkeit und Puls keit der Tongesteine und verwandter Materialien . . . . . -158- Europa. a) Skandinavien. Finnland. Eskola, P.: An occeurrence of in Deemanı near Träsk- böle in Perniö, Finland . . -159- Mäkinen, E.: Ueber Uralit aus Uralitporphyrit, von Pellinge in Finnland ........ Se -159- . Lagerstätten nutzbarer Mineralien. Eisenerze. Geijer, P.: Amerikanska representanter för Lapplandsmalmernes tYP- een ne eu Sjögren, Hj., H.E. Johansson and Naima Sahlbom: Chemi- cal and petrographical studies on the ore-bearing rocks of Central Sweden . . . . . -162- Kretschmer, F.: DÜeber die "Eisensilikaterze des Diabas- und Schalsteinzuges Sternberg— Bennisch, Schlesien (L) . . . . . -168- Slavik, Fr.: Der Kaspian der Eisenerze im böhmischen Untersilur (Ei en var -168- Ahlburg, J.: Ueber die Eisenerze und Eisen- -Manganerze des Lahn- gebietes und ihre Beziehungen zu Eruptivgesteinen (L) . . -168- Frech, F.: Die Lothringer Eisenerze und ihre Bedeutung im Krieg und Frieden (L). 202.2. era -168- Krusch, P.: Der Anteil Frankreichs” am Minettegebiet der loth- ringischen Hochebene und seine wirtschaftliche Bedeutung (L) -168- — Die Eisenerze der Campine (Raseneisenerze und Campine- erze) und ihre wirtschaftliche Bedeutung (L). : -168- Freudenberg, F.: Der Eisenerzbergbau in Nordwestfrankreich (L) -168- Stauffacher, J.: Chamosit-Eisenglanz:Pisolith in der vberen Kreide (Seewerschichten) an der Dents du Midi (Wallis) (L) -168- Fitzau, A.: Der Reichtum Schwedens an Eisenerzen (L) . . . -169- Sylvan, Chr.: Lappländisches Erz (L) . - . -169- Trillo-Figuerosa, A.: Eisenerze aus der. Umgebung von Cordova (Spanien) (L) ee ee 0) - I Inhalt. | | ' XKoert, W.: Der Krusteneisenstein in den deutsch- afrikanischen | Sehutzgebieten, besonders in. Togo und im Hinterland von Tanga (Deutschostafrika) (L) - . | Simmersbach, B.: Das Eisenerzvorkommen. von Tofo bei Co- | quimbo in Chile (L) - | udor, H.: Eisenerzvorräte und Eisenerzgewinmung im Aus- | | | | | | \ B lande (L) . Krusch, P.: Die Lebensdauer unserer Erzlagerstätten und die Ver- sorgung Deutschlands mit Eisen- und Manganerzen nach dem Kriege (L) - Foye, W.G.: The Relation of the Titaniferous Magnetite Ores of Glamorgan Township, Haliburton ur Ontario, to the Associated Scapolitic Gabbros (L) - Re Salzlager. Inozsa, M.: Jodechalt und aussnensehllsse im Zechsteinsalz- | y lager (L).: — Deber die Entstehung des. Südharzer anhydritischen "Sylvin- Halits (L) | — Die Entstehung der Zechsteinlager “nach chemisch- geologischen | Gesichtspunkten (L) . | — Die Zusammensetzung und die Entstehung "der "zwischen dem | Polyhalitlager und dem kieseritischen Carnallit-Halit liegen- den Teile der Kalisalzlager (L) . : Jänecke, E.: Einige kurze Bemerkungen über die Ausscheidung und Thermometamorpbose der Zechsteinsalze nach der Auf- fassung von Rözsa (L). Lachmann, R. f: Ekzeme und Tektonik w). | — Ueber Carnallitisierung der Südharz- Kalilager (L) ' Frech, F.: Die deutschen Elsa ange allen und ihre Ent- | \ stehung (L) - ıı Grandinger,H.: Ein ı neues ; Vorkommen - von Kieseritkristallen (L) ı Brunhöver, K.: Die petrographische und chemische Beschaffen- heit der Kalisalzlagerstätte Krisen] zu Teutschental bei | Halle a.S. (L) - IE Engel, Ch. P.: Das Salzvorkommen im östlichen Holland (L) ik @Dite Kalibergwerke im Öberelsaß (L) - ı Roth, W.: Elsaß- Lothringens Bodenschätze, besonders das ober- | elsässische Kali (L) - Born, A.: Zur Geologie der spanischen Kalisalzlagerstätten U: Paxmann, H.: Tagesfragen in der Kaliindustrie (L) - i rlJänecke, E.: Ueber das Schmelzen kristallwasserhaltiger Kali- salze und Salzgemische (L) i — Vollständige Uebersicht über die Lösungen ozeanischer Salze. I—IV. (L) i Liesegang, R. E.: Zur Theorie der heißen. ungarischen Salz- seen (L) . a Montanstatistik. ‚ Krusch, P.: Die Versorgung Deutschlands mit metallischen Roh- stoffen (Erzen und Metallen) . ES In Weltmontanstatistik. Heft 1. Deutsches Reich. K. FIEGEL ‘ und M. Tornow: Die Banner] DE: der deutschen Montan- industrie von 1860— 1912 RE VI Inhalt. Seite | Topographische Geologie. Geologische Karten. Karte, Geologische, von Preußen und benachbarten Bundesstaaten, IE Lieferung 197 mit den Blättern Ben: Lemgo, Bad Salz- ji uflen, Lage und Senne .. -181- — Lieferung” 166 umfassend die Blätter Waldfeucht—Gangelt, i# Heinsberg, Erkelenz, Geilenkirchen und Linnich . . -182- — Lieferung 209 umfassend die Blätter Neuß, Hitdorf und Cöln -184- 1 Ostalpen. Gillitzer, @.: Geologie des Peissenberger Kohlenreviers im k. bayerischen äraralischen Reservatfeld. . . . . .. -184- : Ampferer, O.: Vorläufiger Bericht über neue Untersuchungen der exotischen Gerölle und der Tektonik niederösterreichischer | N 1 A 7 : { i Gosauablagerungen . . ....-186-% Spitz, A.: Tektonische Phasen - in “den Kalkalpen der unteren Enns: -187 - Kittl, BR: Geologisch- -petrographische Studien im Gebiete der Bösensteinmasse (Rottenmanner Tauern) . . . en 2188 Heritsch, F:: Beiträge zur Deo EL IE Kenntnis. der Steier- 5 mark] Su. ee ee ee 168 Asien. Merzbacher, Gottfried: Die Gebirgsgruppe Bogdo-Ola im öst- lichen Tianschan. Unter Mitarbeit von P. GROEBER und mit Beiträgen von G. GLUNGLER, F. LEXx, J. ScHuUSTER, M. LERICHE, 0. M. Reıs und B. FEDTSCHENKO Fe Se Schultz, Arved: Landeskundliche Forschungen i im "Pamir el Historische Geologie. Silurische Formation. Steuer, A.: Obersilur in der Lindener Mark bei Gießen . . . . -197- | dr oedsson, Gustaf T.: Om skänes brachiopodskiffer . . - ... -198- Triasformation. Folgner, R.: Ueber die Werfener Schiefer am Reiting Ann erzer Alpen) A . -200- Pfeiffer, W.: Ueber den Gipskeuper in ı Süddeutschland re 2. 200 Kreideformation. Ampferer, O.: Ueber Kantengeschiebe unter den exotischen Ge- röllen der niederösterreichischen Gosauschichten . . . . . . -201- | | | 1 | | | | i | | I» | | 1 | Inhalt. Tertiärformation. 'Trauth, Friedrich: Das Eocänvorkommen bei Radstatt im Pongau und seine Beziehungen zu den gleichalterigen Ablagerungen bei Kirchberg am Wechsel und Wimpassing am Leithagebirge Martin, K.: Die altmiocäne Fauna des West-Progogebirges auf Java. II. Scaphopoda, Lamellibranchiata, Rhizopoda und all- gemeiner Teil < Wenz, W.: Das jüngere Tertiär des Mainzer Beckens und seiner Nachbargebiete . — Die Hydrobienschichten von n Hochstadt bei Hanau und ihre Fauna — Die Molluskenfauna der Schleichsande und Sarepenmsree] in der Baugrube des Frankfurter Osthafens Be Quartärformation. - Keilhack, K.: Das glaziale Diluvium der mittleren Niederlande ı — Die Nordgrenze des Löß in ihren Beziehungen zum nordischen Diluvium . —_ Aufschlüsse Mörkischer Bisenbahn- Neubauten r Tornau, E.: Ueber ein interglaziales Torflager bei Neidenburg Stoller, J.: Ein Diluvialprofil im Steilufer der Werre bei Nien- hagen : @rupe, ©.: Ueber jüngeren "und älteren BB im ı Flußgebiet der Weser . B@asel, C.: Die Dryastone und die postglazialen "Schichten : am Kaiser Wilhelm-Kanal . Paläontologie. Allgemeines. Boetticher, H. v.: Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Klima und Körpergröße der homöothermen Tiere ‘Lohmann, H.: Untersuchungen über das Pflanzen- und Tierleben der Hochsee im Atlantischen Ozean während der Ausreise der „Deutschland“ I Z Neue Untersuchungen über die Verteilung des Planktons- im Ozean . Säugetiere. | Werth, E.: orsnithecns, ein primitiver Menschenaffe . Osborn, H. F.: Recent results in the phylogeny of the titanotheres Dietr ic h, W. ©.: Ueber eine neue Mastodon-Rekonstruktion (Mastodon angustidens Cuv.) - Sehlesinger, G.: Ein Wort zu Ww. 0. Dirreiom D Kritik meiner . Mastodon-Rekonstruktion . Ä R Ser Diluviale Säugetiere. | Bescheler, K.: Ueber einen Unterkiefer von Rhinoceros anti- quitatis BLUMENB. aus dem Kanton Schaffhausen . Hilzheimer, M.: Der Ur in Aegypten vo Seite -214- -214- -216- -217- -217- -218- . -218- -219 - -219- VIII Inhalt. Werth, E.: Ueber die Beziehungen des jungdiluvialen Bison priseus zu den lebenden; Bison-Arten „2.0. 7 2.22 : Hay, Oliver P.: The extinct bisons of North America; with des- cription of one new species, Bison regius \ Stehlin, H.G.: Ueber einen Ovibos-Fund aus dem späten Pleisto- cän des schweizerischen Mittellandes - 22.2... Soergel, W.: Der Steppeniltis Foetorius Eversmanni Less. aus dem oberen Travertin des Travertingebietes von Weimar . . Trilobiten. Cobbold, E. St.: The Trilobite Fauna of the Comley Breccia- Bed; Shropshire 2. 2... 0.0.0 0 0 0. — Two Species of Paradoxides from Neve’s Castle, Shropshire Lake, Ph.: A Monograph of the British Cambrian Trilobites . . Cephalopoden. Abel, O©.: Paläobiologie der ab, aus der Suppe. der Dibranchiaten : Brachiopoden. Wedekind, R.: Ueber Stringocephalus Burtini und verwandte Formen mer cn ee ee, Seite -219-# -220 - U -222- -222- -224 - | -226 - | -226 - | -228- -246- | R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 99 Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Bonn. 32. Einige Mitteilungen über Quarz. Von R. Brauns. Mit Taf. II, III. Zwillinge nach X aus Brasilien. Unter den großen Massen von Bergkristall, die als Schleif- , ware von Brasilien nach Idar gekommen sind, haben sich drei Zwillinge nach & (1121) gefunden, von denen einer sich im Besitz von Herrn Dr. G. SeLicGmann befindet, während ich die beiden andern in Idar für die Bonner Universitäts- sammlung erworben habe (August 1912 und Juli 1913). Ein _ mehrmaliges Durchsuchen der Lagerbestände in Idar hatte keinen weiteren Erfolg, auch habe ich durch Umfrage unter Vorlage einer Photographie nicht erfahren, daß noch mehr Zwillinge dieser Art gefunden wären. Da nicht zu erwarten ' ist, daß in absehbarer Zeit neues Material, in dem solche Kristalle vorkommen Könnten, eingeführt wird, gebe ich im folgenden eine kurze Beschreibung dieser drei ‚Kristalle, ı nachdem Herr Geheimrat Dr. G. SELIGMANnN den seinigen mit | einer Photographie desselben in natürlicher Größe mir hierzu zur Verfügung gestellt hat, wofür ich ihm meinen besten Dank ausspreche. Der Fundort der Kristalle liegt in der Serra dos Crista&s in Goyaz!, und zwar dürften diese, sicher der dritte, soweit ‘ Bauer, Edelsteinkunde, 2. Aufl. p. 587. ( 30 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. dies nach ihrem Aussehen zu erkennen ist, von der ursprüng- lichen Lagerstätte stammen, nicht aus den lose im Boden “ liegenden Massen, was auch schon daraus zu schließen ist. daß sie erst in den letzten Jahren herüber gekommen sind, in denen hauptsächlich die Gänge ausgebeutet wurden. Die Kristalle werden an Ort und Stelle ausgelesen und in Rinds- häuten eingenäht verschickt, gar leicht kann ein solcher Zwilling dabei auseinanderbrechen, ihre Seltenheit sich mals auch hieraus erklären. | Von den Japanern unterscheiden sich diese Kristalle durch ! Überzug und Einschluß von Eisenpigment, ihre im Verhältnis | zur Breite größere Dicke (1 und 2) und die scharfe Ausbildung ! der Rlıombenfläche (3). Der kleinste Kristall (3) nähert sich \ am meisten den Japanern, kann aber doch auf den ersten ! Blick durch seine zart rötliche Farbe unter hundert solcher her- aus erkannt werden, wovon ich mich mit dem reichen Material, ' das KrAnTz zu dieser Zeit hatte, überzeugen Kerle, An ihrer Herkunft ist absolut kein a aael ‚ Die Untersuchung mußte sich auf die vorliegende Be- schaffenheit der Kristalle beschränken, die Seltenheit verbot tiefere Eingriffe. So war es :ausgeschlossen, Schnitte senk- | recht zur Hauptachse herzustellen, aber auch von einer Prüfung des pyroelektrischen Verhaltens mußte abgesehen werden, weil derartige Zwillinge durch Erwärmen sehr leicht nach | der Verwachsungsfläche zerspringen; gerade längs der Ver- | wachsungsfläche häufen sich nach einer Beobachtung von ' (x. FRiEDEL * an einem zufällig nach dieser durchgebrochenen Zwilling Flüssigkeitseinschlüsse an, durch deren Ausdehnung } beim Erwärmen der ohnehin sehr schwache Zusammenhalt | gesprengt würde. AÄtzen mit Flußsäure an einer kleinen il Stelle könnte über die Verwachsung ungleichartiger Teile | nur zufällig Aufschluß geben. Die Frage, ob in den Einzel- | kristallen Verwachsungen von rechts- und linksdrehender | Quarzsubstanz vorliegt, kann also zurzeit nicht beantwortet werden, insofern dies nicht durch die Verteilung der Trapez- flächen angezeigt wird; wahrscheinlich liegt in jedem dieser Kristalle eine solche Verwachsung vor. In den aus der 1! Bull. soc. franc. de min. 25. 110. 1902; dies. Jahrb. 1903. II. -16 -. nenne fin R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 31 Provinz Goyaz stammenden Bergkristallen ist nämlich die Verwachsung von R- und L-Quarz' derartig Regel, daß mir ein Kristall ohne ‘diese Verwachsung noch nicht vorgekommen ist, äußerlich durch die Form ist davon allerdings nur sehr selten etwas wahrzunehmen. Ich habe mehrfach die großen Bestände von senkrecht zur Achse geschnittenen Platten bei CARL STERN in Oberstein durchgesehen, und entsinne mich nicht, optisch völlig einfache Platten darunter gesehen zu haben. wohl aber solche mit ausgezeichnet scharfen Ver- wachsungen von R- und L-Quarz!; auch alle Brasilianer Quarze, aus denen in meinem Institut Schnitte senkrecht c ‚ angefertigt sind, waren solche Verwachsungen. So ist zu , erwarten, daß auch in den. Einzelkristallen der Zwillinge nach & Verwachsung von R- und L-Quarz vorliegt; an dem ersten Zwilling wird sie durch die Verteilung der Trapez- flächen angezeigt. : »1. Dieser von G: SELIGMAnN erworbene? Kristall ist ın , Taf. II Fig. 1 in natürlicher Größe dargestellt, jeder Einzel- kristall mißt in der Richtung der Hauptachse 100 mm, die | Dicke beträgt 50 mm. Jeder Einzelkristall verrät sich durch die matten und glänzenden Flächenteile sofort als Dauphineer Zwilling. Die Prismenflächen der Vorderseite sind stark hori- zontal gestreift und glänzend, die der Rückseite sind nur von einzelnen kräftigen Streifen durchzogen, sonst eben und . matt; die Verwachsung nach dem Dauphineer Gesetz gibt sich nur durch zarte Schattierung zu erkennen. Die Pyra- midenflächen lassen einen Unterschied des positiven und , negativen Rhomboeders im. Größenverhältnis nicht mehr er- kennen, die Verwachsung nach dem Dauphineer Gesetz hebt sich durch matte und glänzendere Flächenteile kräftiger ab. ' Sie wird an dem in der Abbildung nach rechts gewendeten | Kristall auch durch die Verteilung der Rhomben- und Trapez- flächen angezeigt; zu einer scharfen Rhombenfläche s gesellt | sich über der kleinen Prismenfläche, die mit der des zweiten ‚ Kristalls den einspringenden Winkel bildet, eine große Trapez- , fläche x, der Kristall ist hiernach ein rechter. Uber der 1 Einige von diesen sind in dies. Jahrb. 1905. II. Taf. IV Fie. 2, ı Taf. V Fig. 1 u. 2, Taf. IX Fig. 5 abgebildet. ® Von Kranz 1912. 323 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. folgenden Prismenfläche ist die abfallende Kante mit der Pyramidenfläche durch eine lange, und schmale s-Fläche ab- ” gestumpft, über der darauf folgenden Prismenfläche liegt keine derartige Fläche, über der nächsten ist wieder eine Trapez- fläche x vorhanden, stark gerieft parallel der Kante mit s, aber mit linker Lage. In diesem Kristall liegt demnach eine j Verwachsung nach dem Dauphin&er und gleich- zeitig nach dem Brasilianer Gesetz vor. Die‘ rechten und linken Trapezflächen liegen nicht beide gemeinsam unter einer positiven Rhomboederfläche, wie es bei Amethyst, immer als große Seltenheit, vorkommt und durch die bekannte Abbildung nach Gustav Rose oft veranschaulicht wird, sondern ' sie sind unregelmäßig verteilt, als Folge der gleichzeitigen Verwachsung nach dem Dauphineer Gesetz, in ähnlicher ! Weise wie an dem durch G. vom Raru beschriebenen Quarz! von Zöptau, an dem mit einem linken nach dem Dauphineer Gesetz verwachsenen Kristall ein kleiner Zwickel eines rechten verwachsen war. | | An dem in der Abbildung nach links gewendeten Kristall liegt über einer rückwärts liegenden Prismenfläche eine rechts liegende Trapezfläche, aus der Flächenverteilung ist er nicht auch als Brasilianer Zwilling zu erkennen; eine optische | Untersuchung würde wohl auch dies ergeben. Ein Teil dieses Kristalls ist verstoßen. Der nach rechts gewendete Kristall greift mit breiten Schuppen auf Vorder- und Rückseite über den andern hin, aber auf der Rückseite greifen auch breite tieferliegende Schuppen dieses über jenen hin, so daß sie sich teilweise gegenseitig abwechselnd überwachsen haben. Zwischen den Schuppen und auf groben Rissen ist rotes Eisenpigment ein- gelagert. 2. Der eine Kristall (a) dieses Zwillings (Taf. III Fig. 1) ist am Ende frei ausgebildet und alle Flächen der Prismen- zone sind vorhanden, der zweite (b) war mit seinem Ende an andere Kristalle angewachsen, von den Rhomboederflächen sind nur noch zwei, von den Prismenflächen fünf vorhanden, von einer nur ein kleines Stück. Die Länge von a beträgt 1 Zeitschr. f. Krist. 5. p. 9 u. Taf. I Fig. 12. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 35 78 mm, die von b bei nicht ausgebildeter Endecke 72 cm. die Breite von a 62 mm, die Dicke 30 mm. Auf der einen Seite greift eine breite dünne Schuppe von b über die breite Prismenfläche von a, auf der anderen Seite ist diese dünne Schuppe des Kristalls b am unteren Teil noch einmal von einer (iiekeren von Kristall a übergreifenden Schuppe überlagert; eine schmale Rhomboederfläche am Rande der Schuppe spiegelt mit der des Hauptkristalls ein. Eine andere, dreieckige Schuppe, die von a ausgeht, wie aus der Streifung zu er- kennen, greift über b, wird aber an einer Stelle von einer von b ausgehenden Schuppe überlagert. Beide Kristalle sind also ziemlich gleichzeitig entstanden und weiter gewachsen. Kristall a ist. außer von den Rhomboeder- und Prismen- flächen begrenzt von den matten Rhombenflächen und einer Trapezfläche und ist nach der Lage dieser ein linker; nach ‚ler Aufeinanderfolge dieser Flächen und der Zeichnung auf den Rhomboederflächen ein Dauphineer Zwilling; matte rötlichere Teile heben sich von weniger matten scharf ab, an den Kanten stoßen verschiedenartige Teile aneinander. Die beiden an der freien Außenseite liesenden Rhomboederflächen sind am größten, darauf folgt die vordere und die an diese an- stoßende seitliche, sodann die der vorderen gegenüberliegende und die an diese anstoßende Fläche. Kristall b besitzt über der Innenkante eine Rhomben- fläche, keine Trapezfläche; aus kleinen links weisenden Ätz- figuren ist er als linker zu erkennen, als Dauphineer Zwilling wieder an der Flächenzeichnung auf den Rlıomboederflächen. die übrigens auf den Flächen des einen Kristalls in keiner Beziehung steht zu der Verteilung auf der gegenüberliegenden Fläche des andern, wie nicht anders zu erwarten. Die Prismen- flächen sind gleichartig beschaffen, senkrecht zu ihren Kanten z. T. stark gestreift, nur auf der Rückseite hebt sich auf beiden Kristallen ein anstoßender Flächenteil durch matte Beschaffenheit ab. Die Grenzlinie zwischen beiden Kristallen, durch die übergreifenden Schuppen gegeben, verläuft zackig hin und her. Das rötliche Eisenpigment ist besonders unter den Schuppen angereichert, sodann auf. den matten Teilen der Rhomboederflächen. | N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. 3 34 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 3: Der dritte Zwillingskristall (Taf. II Fig. 2) ist all- seitig scharf ausgebildet mit Ausnahme einer kleinen Stelle am unteren Ende, mit der er aufgewachsen war, und einigen von angewachsen gewesenen Kristallen herrührenden Ver- tiefungen. Die Länge des größeren beträgt 50 mm, die des kleineren 45 mm, die Breite 33 und 29 mm, die Dicke nur 7 mm. Der Kristall erscheint farblos, auf weißem Papier zart rötlich, an zwei Stellen, wo andere angewachsen waren, ist hellbraunes Eisenpigment einfiltriert. Die Prismenflächen sind nur schwach horizontal gestreift und durch Anätzung matt, die Rhomboederflächen glänzend. Der größere Kristall (in der Abbildung der linke) zeigt über seiner äußeren Kante eine matte Rhombenfläche, die sich sehr klein und ebenfalls matt über den beiden damit abwechselnden Kanten wiederholt. Ein Anzeichen für Zwil- ' lingsverwachsung nach dem Dauphinger Gesetz ist nicht wahrzunehmen. Der kleinere Kristall ist ebenso begrenzt. Der größeren Rhomboederfläche des einen auf der Vorder- seite liegt die Kleinere des anderen gegenüber und dies wieder- holt sich so regelmäßig, daß daraus zu schließen ist, daß in bezug auf die Zwillingsebene ungleichartige Rhomboeder- flächen gegenüberliegen. Dagegen liegt eine Rhombenfläche des einen symmetrisch zu einer solchen des anderen Kristalls, hieraus ist zu schließen, daß eine unsymmetrische Verwachsung zweier gleichartiger Individuen vorliegt (I, b p. 40). An dem unteren Ende stoßen die Prismenflächen beider Individuen aneinander, nur von der kleinen Bruchfläche getrennt, an der der Kristall aufgewachsen war. Nachdem hiermit zu den bisher bekannten Vorkommen der Zwillinge nach & diese aus Brasilien hinzugekommen sind, sebe ich im folgenden eine Zusammenstellung der bisher vorliegenden Beobachtungen über solche. Nachdem Car. S. Weıss i. J. 1829 die erste Mitteilung über einen herzförmigen Quarzzwilling aus dem Dauphine veröffentlicht hat!, sind solche seitdem vielfach beschrieben ! Abhandl. d. Akad. d. Wiss. Phys. Klasse. Berlin, 2. Nov. 1829. A Fan an R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 35 | | " worden, besonders eingehend i. J. 1875 durch G. von Rarır', | dem ein besonderer Glücksfall den ersten aus Japan bekannt gewordenen Zwilling dieser Art zugeführt hatte. G. von Rarn | "bespricht hierbei die anderen bis dahin bekannt gewordenen | Zwillinge nach &, wobei er von MaskEryne erhaltene Mitteilungen , über die im britischen Museum befindlichen Zwillinge aus dem | Dauphin& verwertet. Dabei weist G. von Rara darauf hin, ‘ wie vorher schon andere (Des CLoizEaux, SELLA), daß gleich- , mamige Rhomboederflächen in bezug auf die Zwillingsebene ' symmetrisch oder unsymmetrisch liegen können und daß beide Individuen gleich oder verschieden drehend sein können. Seitdem ist dies öfters weiter ausgeführt, eine vollständige Übersicht aber doch nicht gegeben worden. ; N Im folgenden habe ich versucht, eine solche Übersicht zu geben, zugleich habe ich die beschriebenen Kristalle der betreffenden Gruppe zugeteilt, soweit ihre Natur aus der Beschreibung und Abbildung zu erkennen ist”. Wenn sich 1 Possenn. s Annalen. 1559. 1875. p. 57. Im Text sind auffallender- ı weise die nach den Abbildungen linke Kristalle als rechte, und rechte ' als linke bezeichnet. — Danach sind Zwillinge nach & aus Japan be-. schrieben worden von Jıngo (The Journ. of the college of Sc. Imp. Acad. Tokyo, Japan. 9. P. III. 1899. 226) und von Wava (Sitzungsber. d. Ges. £ naturf. Freunde. Berlin 1884. 80); siehe diesen hier auch p. 43. | ® Dies ist u. a. aus den Literaturangaben nicht zu ermitteln für Zwillinge nach & aus Alaska, die hier mit den großen Epidotkristallen \ zusammen vorkommen. In der Sammlung SELIGMANN befindet sich ein ' solcher Zwilling, an dem nur die untere Hälfte ausgebildet ist, derart, daß ı hier die Prismenflächen aneinanderstoßen. Ferner für die von KoECHLIN ' beschriebenen, auf kristallinem Kalk aufsitzenden Kristalle von Dog- nacska (TscHeru. Min. u. petr. Mitteil. 1904. 23. 94); für die von Druc- manN (Zeitschr. f. Krist. 1912. 50. 598) beschriebenen Kristalle aus dem Quarzandesit von Esterel in Südfrankreich. — Die von JEnzscH (l. c. 1854) auf Grund von Mitteilungen anderer erwähnten Zwillinge nach & | von Schreiberhau i. Schl. und Hassley i. W. haben seitdem keine Bestäti- gung gefunden. — Andererseits habe ich in der Literatur nicht erwähnt sefunden: Quarzzwillinge nach £ von Meylan, Dep. Isere, vertreten in | Sammlung SELIGMANN mit symmetrisch liegenden s-Flächen und abgeplattet senkrecht zur Zwillingsebene. Lacromx (l. e. III, 114 u. 811) bespricht | zwar die Kristalle von hier, erwähnt aber nicht solche Zwillinge. Ferner || Zwillinge nach & aus dem Binnental, vertreten in der Sammlung | SeLIemanN; lang prismatisch mit pyramidalem Ende, nicht abgeplattet, mit Zinkblende, Pyrit und Hamlinit auf Dolomit aufgewachsen. Die Kri- stalle sind anscheinend korrodiert. > zZ [3 36 | R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. hierbei einzelne Fälle als besonders häufig erweisen, so ist doch nicht zu vergessen, daß sich die Beobachtung meist auf die äußere Beschaffenheit beschränkt hatte. Bei genauerer Untersuchung würden gewiß Verwachsungen von R- und L- Quarz in den Einzelkristallen häufiger werden als sie bis ! jetzt bekannt sind; auch mag mancher als einfacher Kristall | angesehen sein, der ein äußerlich nicht erkennbarer Dauphineer | Zwilling ist. Für die Trapezflächen wurde angenommen, daß sie positiven Trapezoedern angehören, von den Rhomboeder- flächen wurden, wenn Keine sonstigen Anzeichen vorlagen, die größeren als die des positiven Rhomboeders angesehen. Die Größenverhältnisse und die Ausbildung der beiden zum Zwilling. vereinigten Kristalle sind hier außer acht gelassen. Schon Weiss hat darauf hingewiesen, daß die Zwillinge parallel zu den zur Zwillingsebene senkrechten Prismenflächen tafelig sind, daß aber da, wo kein Zwillingskonflikt mehr stattfand, auch das tafelartige sogleich aufhörte. Dies gilt für alle Vorkommen, am wenigsten vielleicht für die Zwillinge von Brusson. Über die Beschaffenheit der Ver- wachsungsfläche liegen Mitteilungen von G. FRIEDEL! vor; hiernach ist der Zusammenhang beider Individuen sehr gering. was durch die Annahme erklärt wird, daß die Verhältnisse, welche die Zwillingsbildung verursachen, nur beim Beginn des Kristallwachstums vorhanden waren, später aber verschwanden, so daß die beiden Individuen unabhängig nebeneinander auf- wuchsen. F. Goxxarp? nimmt das gleiche an für Zwillinge von La Gardette, deren einer Kristall viel dünner war als der andere. Auch V. Gorpscuupr® hat von La Gardette Zwillinge nach & beschrieben, an denen ein kleiner mit einem viel größeren Einzelkristall verwachsen war; der kleinere ist jünger als der andere und hat erst angesetzt, als der größere bis zu der Höhe, in der jener sitzt, gewachsen war. Unter dem Einfluß dieser Anwachsung ist der größere Kristall einseitig ausgebuchtet und verdickt, es hat sich durch das ! Bull. de la soc. france. de min. 1902. 25. 110—112; dies. Jahrb. 1903. II. -16-; Zeitschr. f. Krist. 39. 188. ®2 Bull. de la soc. franc. de min. 1906. 29. 294—297; dies. Jahrb. 1908. II. -13-; Zeitschr. f. Krist. 45. 202. 3 Zeitschr. f. Krist. 1908. 44. 415. 3 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 37 Zusammenwirken beider Kristalle an ihrer Verwachsungs- stelle mehr Quarzsubstanz ausgeschieden, als in den übrigen Teilen beider Einzelkristalle. F. Brexez! hat die Tafelgestalt dieser Zwillinge auf den allgemeinen Vorgang zurückgeführt: eine Vermehrung des Wachstums längs der Zwillingsgrenze ; er bringst dies mit molekulartheoretischen Vorstellungen in Zusammenhang und meint, daß die Teilchen der Lösung in der Nähe der Zwillingsgrenze unter dem orientierenden Einfluß beider Individuen stehen und ihnen zweierlei Orientierungen zur Auswahl angeboten werden. In der gleichen Zeit werden deshalb aus dem eleichen Rauminhalt von Lösung mehr Teilchen zur Fixation gelangen. Für die hier beschriebenen Zwillinge nach & aus Brasilien liegt kein Merkmal vor, daß der eine Kristall jünger sei als der andere, vielmehr weist alles darauf hin (das Ubereinander- greifen der Schuppen an der Zwillingsgrenze, gleiche Größe), daß beide gleichzeitig entstanden und gleichartig fortgewachsen sind. Das gleiche dürfte für alle senkrecht zur Zwillings- ebene tafeligen Kristalle gelten. I. Jeder der beiden Kristalle ist einheitlich und beide sind gleichartig, entweder rechte oder linke. a) Analoge Rhomboederflächen liegen sym- metrisch in bezug auf die Zwillingsebene. Die Trapez- flächen liegen unsymmetrisch, die Rhombenflächen ebenfalls: die Ätzfiguren auf zwei an der Zwillinesgrenze anstoßenden , Prismenflächen liegen unsymmetrisch zur Zwillingsgrenze. BrookE?, Dauphine, 1837, ohne s und x. G. JEnzscH®, Munzig i. S., 1854, ohne s und x. Eine solche ausgezeichnete Stufe in der Sammlung Serıcıann. Des Crorzesux*, La Gardette, Dauphine, 1855, linke Kri- stalle mit s und x an einem Brooxz gehörenden Zwillingskristall. ı Fortschritte der Mineralogie. 1911. 1. 75. 2 The London and Edinburgh Phil. Mag. 10. 1837. 369. .Die Figur ist wiedergegeben bei DuUrFrknoy, Trait& de Mineralogie. 2. Aufl. 1856. ram, 9 Rio. 29. Text. 2. Bd. p..129. ° Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 6. 1854. 245. * Memoire sur la cristallisation et la structure interieure du Quartz. ‚Annales des Mines. 1855. (3.) 45. Fig. 68 u. Savants Etrangers. 1858. 15. Fig. 78. Diese Abbildung ist wiedergegeben bei Durkränor, 1. c. (2.) Taf. 228 Fig. 21. Ferner bei A. Lacroıx, Mineralogie de la France. 8. 38 iR Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. Qu. Serra !, Dauphine, 1856, der eine mit s und x ein linker, die Art des anderen nicht ermittelt. Serra hält ihn für einen rechten, dann würde der Kristall zu ITa gehören. KokscHArow?, Dauphine, 1865, ohne s und x. MAskELYnE°, Dauphine, 1875, der eine mit s und x ein linker Kristall, die Art des anderen nicht ermittelt. @. vom RarH, Dauphine, 1875 (l. e. p. 63). An beiden Kristallen tritt die s-Fläche auf und beide sind nach Lage und Streifung von s linke. Rars hat nur an dem kürzeren eine s-Fläche gezeichnet, es ist eine solche auch an dem anderen Kristall an dem von RarH nicht gezeichneten Ende vorhanden. Die Stufe ist seinerzeit durch A. v. LaAsauLx aus dem Nachlaß des früheren Besitzers für die Bonner Uni- versitätssammlung erworben worden. M. BAvEr*, Guanajuato in Mexiko, 1882. Pexrienn°, Madagaskar, 1888, ohne s und x. A. Jounsen®, Annaberg i. S., 1902, ohne s und x. P. Gaugert, Allevard, Dauphine (nach Lacroix, Minera- logie de la France. 3. 100), ohne s und x. 98. Fig. 69, und sie hat anscheinend für die Abbildung in NAUMANN-ZIRKEL, 14. Aufl. p. 478. Fig. 21 als Vorlage gedient. — Mit der Fundortangabe La Gardette (Grube in goldführendem Quarzgang) sind identisch die all- gemeineren „Bourg d’Oisans* und meist auch „Dauphine*. ! Studii sulla Mineralogia Sarda. Accad. R. delle Sc. di Torino, Cl. di Fis. e mat. Ser. 2. 17. 1856. Taf. VI Fig. 55 u. 56. Kristall: aus dem Britischen Museum. | ® Vorlesungen über Mineralogie. 1865. 801. Fig. 516. „Aus unbe- kanntem Fundort, wahrscheinlich aber aus der Dauphine.“ Im Besitz des 3ritischen Museums wie 1. ® Bei G. vom Rate (l. c.), p. 60. Abbildung. * Dies. Jahrb.. 1882. I. 150. | 5 Am. Journ. 36. 324. 1888. (Dies. Jahrb. 1891. II. -243-.) Abge- bildet bei A. Lacrom, Mineral. de la France. 3. 89. Fig. 58. Lacroıx scheint die Herkunft nicht für ganz sicher zu halten: „achetee & Londres comme provenant de Madagascar sans indication plus precise ... elle offre la plus grand ressemblence d’aspect avec celles qui, depuis quelques annees sont connues au Japan“. Bergkristalle aus Madagaskar sind nach ihrer Ausbildung und Beschaffenheit denen aus Brasilien zum verwechseln ähnlich; nachdem nun auch unter denen aus Brasilien Zwillinge nach & gefunden sind, ist die Herkunft jenes Kristalls aus Madagaskar nicht glatt abzu- weisen, weitere Bestätigung wäre allerdings erwünscht. ° Centralbl. f. Min. etc. 1902. 649. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 39 V. Gorpschumr', La Gardette, 1908, linke Kristalle, beide mit x Zyxpen?, Brusson in Piemont, 1913. Kimpozan, Japan, Universitätssammlung Bonn, jeder Kri- stall ein linker mit s und x, über zweien an der Zwillings- orenze anstoßenden Prismenflächen. Eingewachsene Quarzzwillinge nach & hat E. Barock aus dem Rhyolith des Berges Kirnik bei Ver ak (1907) °, und Drucmann aus dem „Porphyre blue“ von Esterel bei Cannes in Südfrankreich beschrieben (1912)*; bei diesen fehlt das Prisma und die Kristalle zeigen keine Abplattung senkrecht zu der Zwillingsfläche. An anderer Stelle? gibt DrucmanN an, daß Zwillinge nach & in Porphyr auch in Cornwall und im Ural vorkommen. | b) Analoge Rhomboederflächen liegen unsym- metrisch zur Zwillingsebene, die Trapezflächen eben- falls unsymmetrisch, die Rhombenflächen symmetrisch (von dem Verlauf der Streifung wird hier abgesehen, dieser wäre un- symmetrisch). ! Zeitschr. f. Krist. 44. 1908. Taf. IX Fig. 2 u. 3. ?® Zeitschr. f. Krist. 53. 1913. 28. Taf. I Fig. 6. Zwillinge nach # ‘von diesem Fundort, Fellinaz nahe Brusson im Evancon-Tal, hat schon : CotomkA im Jahre 1907 beschrieben, dies. Jahrb. 1908. II. -330-. An anderer Stelle (Centralbl. f. Min. etc. 1910. p. 358) gibt ZynDEL an, dab „einerseits gleichartige Individuen in der Zwillingsstellung nach P2 immer unsymmetrische, andererseits ungleichartige Individuen immer symmetrische Lage der Rhomboederflächen aufweisen“. Dies würde sich auf die Zwil- linge von Brusson beziehen, von denen er Schnitte _| ce untersucht hat, der obige Kristall wäre dann zu Ila zu stellen. Allgemein dürfte dies nicht gelten, wie andere oben genannte Beispiele (Des CLo1zEaux, GoLD- SEHMIDT) erkennen lassen. Die, mir bekannt gewordenen Zwillinge von Brusson sind übrigens viel weniger abgeplattet als die der anderen Fund- orte. SELIGMANN besitzt. eine hervorragend schöne Stufe von diesem Fund- ort mit vielen derartigen Zwillingen; mit einem besonders langen Kristall sind nach den drei Flächen £ kleinere verwachsen, nach einer dieser Flächen ragen drei Kristalle übereinander wie die Sprossen einer Leiter aus dem Hauptkristall heraus. 3 Dies. Jahrb. 1914. II. -185-. * Centralbl. f. Min. etc. 1912. 287. 3 Dies. -Jahrb. 1914. M. -185-. 40 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. Des Croizeaux', La Gardette, 1855; der eine Kristall ® mit s und x ein rechter. Wepsky?, Traversella, 1874, ohne s und x. P. Gaugert, Allevard, Dauphine (nach Lacromx, 1. e. p. 100), ohne s.und x. A h Lewis°®, Japan, 1899, zwei linke Einzelkristalle mit s | und x an jedem. Ebenso Bonner Universitätssammlung mit 7% linksliegender Trapezfläche an jedem über zweien an der Zwil- # lingsgrenze aneinanderstoßenden Kanten wie in der Abbildung | bei Lewis. | Brasilien, Brauss, Kristall No. 3. Bonner Universitäts- sammlung. | | II. Jeder der beiden Kristalle ist einheitlich und beide sind ungleichartig, der eine ein rechter, der andere ein linker. a) Analoge Rhomboederflächen liegen sym- .metrisch zur Zwillingsebene, die Trapezflächen liegen ebenfalls symmetrisch, ebenso die Rhombenflächen. Weiss, Dauphine, 1829. Der größere Kristall mit linker, der kleinere mit rechter Trapezfläche. „Es sind also wirklich zwei Individuen der entgegengesetzten Beschaffenheit, welche den Zwilling bilden.“ Des Crorzravx (1858, Sav. Etr. p. 556) trägt in einer An- merkung nach, daß er noch zwei Zwillingsgruppen gefunden habe, an denen bei symmetrischer Lage der analogen Rhombo- ederflächen der eine Einzelkristall nach Lage der Trapez- flächen ein rechter, der andere ein linker gewesen sei. An einer dritten Zell none seien die Enden zerbrochen . "Siehe unter 4 p. 37, Fig. 79 in Sav. Etr.; die gleiche Abbildung auch im Manuel de Minerälosie. 1862. I. 14. Atlas Taf. VII Fig. 36. Dieselbe Abbildung ohne die Oberflächenzeichnung bei. Durr£xoy (l. c.) Taf.- 226 Fig. 22 und, mit Oberflächenzeichnung, bei Lacromx (l. e.) p. 98. Fig. 70. : Dies. Jahrb. 1874. 128. Taf, III Fig. ?. — Hıntze, Handbuch. I, 2. 1394. Fig. 431. ? Crystallogr. 1899. 525. Fig. 494. Nach freundlicher Mitteilung von V. GoLDSCHMIDT. — Die Abbildung ist schematisch gehalten. Bei den von mir unter Ia und b angeführten Kristallen der Bonner Universitäts- sammlung liegen die Trapezflächen so, wie es bei einfachen Kristallen sein muß, und auch nach der Flächenzeichnung erscheinen diese als ein- fache Kristalle, nicht als Dauphineer Zwillinge, die unter den JanRuer Zwillingen nach £ viel häufiger sind als Einzelkristalle. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quaız. 4] gewesen, die optische Untersuchung an je einer aus ihnen seschnittenen Platte habe ergeben, daß sie aus rechter und linker Substanz aufgebaut seien (accusaient par un grand nombre de triangles neutres de nombreuses penötrations in- terieures), während die übrigen Teile rein rechtsdrehend in der einen, linksdrehend in der anderen Platte waren. Zypern, 1. c., Taf. I Fig. 7, jedoch nicht sicher zu er- kennen. Kimpozan, Japan, Bonner Universitätssammlung, an jedem Kristall eine große Trapezfläche über den vorderen längs der Zwillingsebene aneinanderstoßenden Prismenflächen. b) Analoge Rhomboederflächen liegen unsym- metrisch zur Zwillingsebene, die Trapez- und Rhomben- flächen liegen ebenfalls unsymmetrisch. ! Serza!, Traversella, 1856. Gonnarp ”, La Gardette, 1873. Der kleinere Kristall ein rechter mit s und x, der größere ein linker nach Lage der s-Fläche. Ill. Jeder der beiden Kristalle ist ein Dau- phineer Zwilling (daß der eine Kristall einheitlich sei, der andere ein Dauphineer Zwilling, ist meines Wissens noch nicht beobachtet). G. vom Rıru, Japan, 1875 (l.c. Taf. I Fig. 23; Hınıze, Handbuch. I, 2. p. 1422, Fig. 433). Unter den Japanern sind solche Zwillinge sehr häufig (vgl. auch Brauns, Mineralreich, at 359): Köcaum, Dognacska, 1904. (TscHernm. Min. u. petr. Mit- teil. 33. 94). a) Beide Kristalle sind entweder rechte oder linke, die Rhomboederflächen liegen (von ihrer Flächen- 2ee Pat VI Fig. 51—54. G. vom Rıtz (l. c. p. 62) entnimmt der Zeichnung eines Zwillings, daß ein rechter Kristall mit einem linken ver- bunden sei, ich kann dies mit der gleichen Sicherheit nicht erkennen, der Zwilling könnte zu Ib gehören. ” Soc. d’Agriculture, Histoire naturelle etc. de Lyon, Nov. 1873. G. vom RAatH gibt die Abbildung in etwa 4 der Größe und schematisiert p. 62 wieder und gibt, der Zeichnung entsprechend, an, daß an dem kleineren Kristall die Flächen s und x rechts unter den Flächen R liegen, bezeichnet ihn aber doch als linksdrehend; von GoNxNnarp wird er ausdrücklich als dextrogyre angegeben. t 42 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. | | \ zeichnung abgesehen) symmetrisch, die Rhombenflächen eben- falls, die Trapezflächen unsymmetrisch. | D. VassovE!, Quenast in Belgien. Zwilling zweier linker ' Dauphineer. Kimpozan, Japan, Universitätssammlung Bonn, die Trapez- ' flächen liegen über Prismenflächen der Außenseite; und Privat- sammlung von Dr. Krantz (Ätzfiguren auf zwei anstoßenden Prismenflächen liegen in beiden Kristallen nicht symmetrisch | zur Zwillingsgrenze). JEREMEJEW?, Sanarkagruben, 1887. Beide Kristalle mit s an aufeinanderfolgenden Ecken, der eine mit einer x-Fläche. Brasilien, Brauxs, Kristall No. 2. b) Der eine Dauphin&er Zwilling besteht aus zwei rechten, der andere aus zwei linken Kri- stallen. Die Rhomboeder-, Rhomben- und Trapezflächen liegen symmetrisch zur Zwillingsebene (nicht aber die Flächen- zeichnung durch Verwachsung nach dem Dauphineer Gesetz). Kurasawa (Kimpozan), Sammlung SELIGMANN. Naurishima Goto, Prov. Hizen, Sammlung SELIGMANN. Otomezaka (Kimpozan), Japan, Bonner Universitätssamm- lung, der eine r nach Lage der Trapezflächen, der andere | nach Streifung auf der Rhombenfläche. Privatsammlung von Dr. Kranzz (Ätzfiguren auf je zwei anstoßenden Prismenflächen liegen symmetrisch zur Zwillingsgrenze), an dem mit rechts liegenden Trapezflächen nach links, an dem mit links liegenden nach rechts ausgezogen: hier könnte gleichzeitig Verwachsung nach dem Brasilianer Gesetz vorliegen). | IV. Jeder der beiden Kristalle ist ein Bra- silianer Zwilling. Wapa, Japan, 1904: Des Croızeaux 1858, siehe unter lla. a) Die analogen Rhomboederflächen liegen symmetrisch zur Zwillingsebene. Die Trapez- und Rhombenflächen liegen ebenfalls symmetrisch. b) Die analogen Rhomboederflächen cn unsymmetrisch. Die Trapezfächen liegen alsdann eben- falls unsymmetrisch. die Rhombenflächen symmetrisch. ! Dies. Jahrb. 1902. I. -170-. ® Dies. Jahrb. 1889. II. -266-. | | | R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 43 V. Jeder der beiden Kristalle ist gleichzeitig Zwilling nach dem Dauphin6er und dem Brasilianer ıı Gesetz. Rhomboeder-, Rhomben- und Trapezflächen liegen 1i | _ Narushima in der Gotogruppe, Japan. Bonner Universi- | il II I! I l bei voller Ausbildung symmetrisch zur Zwillingsebene. Wapa', Japan, 1904 und Privatsammlung von Dr. Kravtz (an einer Ecke rechts und links matte Trapezflächen). ZyNDEL?, Brusson in Piemont, 1910. | tätssammlune. An einem Einzelkristall dieser kleinen Zwil- 1} > .. | linge nach 5 liegt eine Trapezfläche links, eine andere über | der on oleenden Prismenfläche rechts. Brasilien. Brauns, Kristall No. 1. Sammlung Serıcmann. In dieser Zusammenstellung habe ich für alle Fälle die j Fläche & = (1122) als Zwillingsebene gelten lassen, dies ent- |! ‚spricht nicht für alle der gewohnten Auffassung. Schon | Cum. S. Weiss sagt am Schluß seiner Abhandlung: „Es sind also wirklich zwei Individuen der entgegengesetzten Be- - schaffenheit, welche diesen Zwilling bilden — eine neue Wider- lesung der Hemitropien-Vorstellung durch Teilung eines In- 1 Minerals of Japan, Tokyo 1904. p. 43: „Each of the individuals often forms twinning according to the Dauphine or Brazil law.“ In der Erläuterung zu Taf. XIII (einer Photographie) heißt es: „A quartz twinned ı on the inclined axes is grown in a group of common quartz. Both half ‘of the twin is again twinned in the Brasil law.“ Aus der Flächenzeich- nung in der Abbildung erkennt man deutlich, daß jeder der beiden Kri- ' stalle auch ein Dauphineer Zwilling ist, während die Verwachsung nach dem Brasilianer Gesetz in der Abbildung nicht zu erkennen ist. In der Privatsammlung von Dr. Krantz befinden sich ebenfalls solche Zwillinge. als Brasilianer daran zu erkennen, daß Trapezflächen bald rechts, bald links unter einer Rhomboederfläche auftreten, sie sind aber immer unvoll- zählig; dazu als Dauphineer an der Flächenzeichnung zu erkennen, — Bei Wapa genaue Angaben über die Fundorte in Japan. * Centralbl. f. Min. ete. 1910. p. 357. „Schon eine oberflächliche Be- trachtung läßt erkennen,-daß die nach P2 verzwillingten Individuen nicht einfacher Natur sind. Die Rhomboederflächen zeigen selten einheitlichen Glanz, noch seltener die Prismenflächen. Die Flächen bestehen aus Teilen, die nicht vollständig in das gleiche Niveau fallen. Bei der Ätzung der Kristallflächen mit Flußsäure erwiesen sich die Kristalle als zusammen- gesetzt aus rechts- und linksdrehenden Teilen, die unter sich in Dauphineer- und Brasilianerstellung in den kompliziertesten Verhältnissen stehen.“ Die ‚ pyroelektrische und optische Untersuchung hat dies weiter bestätigt. 44 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. dividuums und Umdrehung, welche sich damit nicht reime läßt.“ G. vom Rars (l. c. p. 62) hat weiter ausgeführt, daß für jene Verwachsung wie in Ib „die beiden Individuen ge meinsame vertikale Dihexaederkante (R : — R)* Zwillingsachse, die Zwillingsebene demnach keine kristallonomische Fläche sei; man müßte demnach zwei verschiedene Zwillingsgesetze annehmen, wie dies u. a. von Lewis (]. e. p. 523) geschieht, Der Winkel, unter dem die Hauptachsen beider Individuen zusammenstoßen (84° 33‘), bleibt immer derselbe, die Aus- bildung aller Zwillinge ist sehr gleichartig, und jene Ver- schiedenheit wird mehr und mehr verwischt, wenn die Einzel- | kristalle nach dem Brasilianer und dazu noch nach dem Dau- phineer Gesetz verwachsen sind. Die Annahme zweier ver- schiedener Zwillingsgesetze scheint demnach der Natur der” Kristalle wenig zu entsprechen und wird durch die von V. Gorpschumr gerade mit Rücksicht auf den Quarz vor geschlagene Definition': „Zwilling ist ein in bezug auf die Hauptflächen symmetrisches Kristallpaar“ umgangen. Hauptflächen wären die Prismen- und Pyramiden flächen, ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit der einzelnen zu (1011) oder (0111); die Lage aller anderen Flächen käme” für die Auslegung des Zwillingsgesetzes nicht weiter in Be- tracht, ebensowenig die Lage der Ätzfiguren zur Zwillings grenze. Mir scheint in der Tat diese Auffassung der Natur der Kristalle zu entsprechen, wenn auch nicht dem Gebrauch, jede regelmäßige Verwachsung auf ein bestimmtes Zwillings- gesetz unter Angabe der Zwillingsebene oder der Zwillings-” achse zurückzuführen. Auch Des Croızeaux und Lacroıx haben davon abgesehen, für die Vereinigung verschieden drehender Einzelkristalle zu einem solchen Zwilling ein anderes Gesetz aufzustellen, als für die Vereinigung gleich drehender , bei” ihnen ist für alle „plan de macle parallele &&*. Weıss sagt im ersten Satz seiner Abhandlung: „Sein Zwillingsgesetz war nicht das rhomboedrische, sondern bezog sich direkt auf die Verhältnisse des dihexaedrischen Systems als solches.“ Die Einzelkristalle der letzten Gruppe, in der alle Fälle ver- einigt auftreten, sind in der Tat bei voller Flächenaus- ' TscHer». Min. u. petr. Mitteil. 24. 167. 1905. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 45 bildung und molekularer Verwachsung dihexaedrisch, oder nach dem heutigen Ausdruck dihexagonal-bipyramidal, ohne | person und die Zwillingsebene (1122). In der Benennung dieser Zwillinge herrscht noch keine Einheitlichkeit. @. Jenzsc# unterscheidet! IV. Gesetz (€. S. Weiss) und V. Gesetz (Des Crorzeaux-SerLa), beide also nach den Autornamen, während die Namen sonst nach den _Fundorten gewählt werden. Dies geschieht von Des CLo1zEAux (l. e. p. 555) und von Lacrorıx nach der Grube La Gardette im Dauphine, macle de la Gardette, hierunter könnte aber “der nicht Eingeweihte leicht Zwillinge nach dem Dauphineer Gesetz verstehen. Andere, auch G. Jenzsch 1854, nennen sie herzförmige Zwillinge, wie sie Weıss als Gegenstücke zu den vorher von ihm beschriebenen herzförmigen Kalkspatzwillingen eingeführt hat; andere nennen sie Zwillinge mit geneigten Achsen, deren gibt es aber bei Quarz auch nach anderen Gesetzen. Will man sie, wie die anderen Quarzzwillinge, nach einem Fundort benennen, so wären sie nach dem Vorschlag von GOLDSCHMIDT (l. €. p. 173, Fußnote) zweckmäßig als Japaner Zwillinge zu bezeichnen, da Zwillinge von dort in größter Zahl gekommen und in allen Sammlungen zu finden sind. Da sie aber von anderen Fundorten doch früher bekannt waren, hat auch diese Bezeichnung keine volle Berechtigung. Dem- nach dürfte es sich empfehlen, sie Zwillinge nach Z zu nennen, wie es schon vielfach längst geschieht. Dauphineer Zwillinge von Amethystquarz aus Brasilien. Bei einem Besuch in Idar fand ich in der Gewerbehalle auffallend gefärbte Quarzkristalle, die sich durch die Ver- teilung der Färbung als Dauphineer Zwillinge zu erkennen gaben. Die ersten Kristalle dieser Art hatte ich in der Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft vom 15. Januar 1912 vorgelegt, seitdem habe ich noch manche dazu erworben, z. T.. in Idar, z. T. von Krantz, so daß ich glaube, das beste Material hiervon zu besitzen. Als Fundgebiet war in Idar ı PossEnD. Ann, 130. 604 u. 607. 1867. In anderen Veröffentlichungen numeriert er sie umgekehrt. ? Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 6. 1854. 46 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. die Provinz Goyaz angegeben, nach einer Mitteilung, die F Krantz erhalten hat, der Ort Breginho in der Provinz Bahia. 9 Die Kristalle zeichnen sich dadurch aus, daß bei pyra- i midaler Endbegrenzung die Flächen des einen Rhomboeders I farblos oder rötlichweiß, die des anderen aber tief violett sind. Die Prismenflächen sind ebenfalls farblos oder durch Eisen- hydroxyd gelblich, andere Flächen sind nicht vorhanden. So liegt mir ein anscheinend einfacher, 6 em in der Rich- | tung der Hauptachse messender und 44 cm dicker Kristall | vor, dessen abwechselnde Endflächen in der angegebenen ; Weise tief violett sind, während auf den drei anderen. in der I Größe von diesen nicht verschiedenen Flächen keine Spur I dieser Färbung wahrzunehmen ist. Solche einfache Kristalle I sind aber selten, mir ist nur dieser eine vorgekommen; aus- geprägter als an ihm kann bei rein pyramidaler Endbegrenzung die Verschiedenheit der Flächen nicht zum Ausdruck gebracht werden, er ist ein vortreffliches Demonstrationsobjekt. Ein anderer Kristall besteht aus zwei ungleich großen " Individuen; das größere ist in der Hauptsache ein einfacher ' Kristall wie der eben beschriebene mit drei tief violetten ‚ Flächen bei pyramidaler Begrenzung, das kleinere Individuum ' ist mit diesem innig verwachsen, aber bei parallel gerichteten Achsen so gegen das erstere gedreht, daß es seine violette Fläche dahin wendet, wo die farblose des anderen liest; da, | wo sie sich umfassen, stoßen verschiedenfarbige Teile anein- ander. Beide Individuen sind also nach dem Dauphinder Gesetz verwachsen. | | | An anderen Kristallen treten auf allen 6 Pyramidenflächen violette und farblose Flächenteile auf in solcher Verteilung, daß an den Endkanten verschiedenfarbige Flächenteile aneinander- stoßen. Der größte dieser Kristalle hat eine 74 cm lange End- kante, die Farbenverteilung kann wegen der starken Kontraste von weitem überblickt werden, er ist ein hervorragendes Demon- strationsobjekt für Verwachsung nach dem Dauphineer Gesetz. Feine Schuppen auf den farblosen Flächenteilen mit zarter geradliniger Umgrenzung einzelner lassen diese als eine Fort- wachsung erkennen, während die violetten Flächenteile mit feinen verschwommenen Ätzgrübchen bedeckt sind; diese kann | man hiernach als dem negativen Rhomboeder (0111) angehörend ee R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. 47 ı betrachten, während die farblosen dem positiven Rhomboeder , 4011) angehören. Die Umgrenzung der verschiedenfarbigen ı Teile ist meist recht scharf und geradlinig und läuft den Pyramidenkanten 1011:0111, 1011:1101, aber auch den Rhomboederkanten 1611:0111,und den Kanten mit dem Prisma "1011: 1010 parallel. | Die violette Schicht ist manchmal hauchdünn, wie mit dünnflüssiger Farbe aufgetragen, erreicht aber in anderen ‚Kristallen eine Dicke von 10 mm; in diesem Fall erscheint ‚der Querbruch in allen Teilen der Hülle, den violetten wie ‚den farblosen, grobfaserig mit zur äußeren Fläche senkrechter ‚Faserrichtung. Der Kristall unter dieser Schicht ist farblos ‚und wasserklar, gegen die Hülle scharf abgegrenzt derart, ‚daß Schmucksteine hergestellt werden können, die zur Hälfte ‚aus wasserklarem Bergkristall, zur anderen Hälfte mit haar- ‚scharfer Grenze aus tief violettem Amethyst bestehen: die ‚ebene Grenzfläche spiegelt unter Totalreflexion ein, der Zu- 'sammenhang ist aber doch so stark, daß der Stein geschliffen werden konnte, ohne auseinander zu springen. Der violette ‚Teil erscheint parallel zur Grenzfläche streifig durch Wechsel ‚in der Tiefe der Färbung, zugleich ist er kräftig dichroitisch zwischen dunkelviolett und grauviolett bis nahezu farblos. Zur optischen Untersuchung wurden durch einige Kri- stalle Schnitte _ ce angefertigt. In solchen durch die Prismen- zone hebt sich von dem klaren Kern eine etwa 5 mm starke Hülle durch geringere Klarheit und rötliche Färbung scharf ‚ab. In der äußersten Zone bemerkt man u. d. M. Goethit- 'nadeln, die nach ihrer Lage öfters den Eindruck erwecken, als ob sie erst'nachträglich im Quarz entstanden seien. Man en daran denken, daß ihre Substanz mit der des Quarzes zu. einer festen Lösung als Amethyst vereinigt war und dab ‚durch Entmischung der Goethit sich ausgeschieden habe. Jedenfalls ist es auffallend, daß sich mit Amethyst oder Amethyststruktur fast regelmäßig Goethit einstellt. In dem klaren Kern ist der Quarz einheitlich drehend, in der Hülle mischt sich, fein geschichtet, rechts- und linksdrehende Sub- stanz. In einem durch die Pyramidenflächen gelegten Schnitt | (Pat, Tu Fig. 2) hebt sich der farblose Kern (mit einem zart- "violetten zentralen Fleck) wieder scharf von der Hülle ab, die 48 R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. hier ebenso breit ist wie der Kern und aus violetten und farblosen : Teilen besteht. Im polarisierten Licht erweist sich der Kern # als einheitlich rechtsdrehend ; in der Hülle treten linksdrehende‘ Partien hinzu, weniger in feiner Schichtung als in Mischung, | und auffallenderweise tritt die stärkste Mischung nicht in den violetten, sondern in den farblosen Teilen auf. Im par-I allelen Licht ohne Vergrößerung erscheinen diese dunkel und‘ lassen schließen, daß verschieden drehende Substanz in nahezu I gleichen Mengen innig gemischt ist, während die violetten F den gleichen Ton zeigen wie der Kern oder durch schwache, I etwas dunklere Schattierungen anzeigen, daß mit der rechts- drehenden Substanz sich in geringerer Menge linksdrehende }° oemischt hat!. U. d. M. erscheinen diese Teile wie faserig, | die einzelnen Fasern doppelbrechend, optisch zweiachsig; an anderen Stellen einachsig ohne Zirkularpolarisation. Die vorliegenden Kristalle sind demnach Verwachsungen 1 nach dem Dauphineer und Brasilianer Gesetz. Bei Amethyst sind Verwachsungen nach letzterem die Regel, die Verwachsung | nach dem Dauphineer Gesetz bei Amethyst ist wohl zuerst 1 durch G. Rose? aus den’ Amethystbrüchen bei den Dörfern | Sisikowa und Juschakowa bei Mursinsk bekannt geworden: | „sie sind auf den Hexagondodekaederflächen oft sehr deutlich |: stellenweise matt und glänzend, und wo sie sich an beiden | Enden auskristallisiert finden, zeigen sie diese Erscheinung auch an beiden Enden“. Der Amethyst tritt hier besonders. über langsäuligem Quarz als Szepterkristall auf. Eine ganz ebensolche Ausbildung eines Amethystkristalls vom Ural be- schreibt und bildet ab N. v. KoxscHarow in den Vorlesungen über Mineralogie, 1865, p. 300. Neuerdings sind solche Kri- stalle aus der Watichagrube bei Alabaschka als Schleifware | nach Idar und durch Kranrz in den Handel gekommen, auf | welche jene Beschreibung genau paßt; -zu bemerken ist nur, daß die Grenzen zwischen matten und glänzenden Flächen- ! Auch im normalen Amethyst sind nicht alle Teile gleichmäßig ge- färbt; in einer Platte | c sind die dreiseitigen Felder, in denen R- und L- Quarz längs eines Kompensationsstreifens zusammenstoßen, farblos oder wenigstens nur schwach gefärbt, während die großen Felder mit Schicht- struktur kräftig violett sind. .? G. Rose, Reise nach dem Ural. I. 1837. 457. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz, 49 . teilen oft so wie vorher beschrieben geradlinig verlaufen. Die Untersuchung eines dicht unterhalb der Spitze durch die Prismenzone | c gelegten Schnittes im parallelen polarisierten Licht ergibt, daß R- mit L-Quarz verwachsen ist, nicht in der Weise, wie es bei normalem Amethyst der Fall ist, sondern so, daß in einigen unregelmäßig abgegrenzten Zwickeln beide sich mischen, während. der größere. Teil einheitlich ist. Im konversenten Licht treten im Bezirk dieser Zwickel Aıry’sche Spiralen auf, in einigen so, als ob der rechtsdrehende Teil oben läge, in benachbarten umgekehrt. An kleinen Stellen geht das sarle Kreuz. ‚ohne Unterbrechung durch die Mitte des Interferenzbildes durch. Das gleichzeitige Auftreten von Verwachsungen nach dem Dauphineer und dem Brasilianer Gesetz wirkt der Herausbildung der normalen Amethyst- struktur entgegen; so ausgezeichnet regelmäßige Verwach- sungen von R- und L-Quarz in Amethyst, wie sie HauswaLpr in. seinem Atlas (1904, Taf. 44 u. 45) und Lissiscn! nach Photographien von :W. BErGEr abbildet, sind nun bei Ver- wachsungen nach dem Brasilianer ‘Gesetz allein möglich. Durch Verwachsungen nach beiden Gesetzen werden die gegenseitigen Abgrenzungen verwischt und um so mehr die höhere Alezaeünale Symmetrie srzeicht, je inniger die. ‚Durch- mischung ist.- Bonn, gar 15. Mai 1918. een 1 Optische Beobachtungen am Quarz. Sitzungsber. d. k. preuß. Akad, d Wiss. 1916. 36. Taf. VIII. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. + Fig. 1. Fig. 1. R. Brauns, Einige Mitteilungen über Quarz. Tafel-Erklärungen. Tafel II. Quarzzwilling nach £ aus der Serra dos Cristaös in Goyaz, Bra- ' silien. Der in der Abbildung nach rechts liegende Kristall scheint nach Lage der Trapezfläche ein rechter zu sein, tatsächlich liegt in ihm eine Verwachsung nach dem Dauphinser und gleichzeitig nach dem Brasilianer Gesetz vor. An der Zwillingsnaht greifen breite Schuppen des einen über den andern hin (p. 31 u. 43). | Natürliche Größe. Sammlung SELIGMANN. Zwilling nach & von demselben Fundort; mit Ausnahme einer kleinen Aufwachsungsstelle allseitig scharf ausgebildet. Jeder ist scheinbar ein einfacher Kristall (p. 34 u. 40). Natürliche Größe. Universitätssammlung Bonn. Tafel III. Zwilling nach & von demselben Fundort. An jedem der beiden Kristalle sind Rhombenflächen sichtbar, jeder ist ein Dauphineer Zwilling. Beide Kristalle greifen wieder mit breiten Schuppen übereinander (p. 32 u. 42). Natürliche Größe. Universitätssamm- lung Bonn. Amethystquarz aus Brasilien. Schnitt |_c durch die Pyramiden- flächen im polarisierten Licht. Der Kern ist optisch einheitlich rechtsdrehend, in den Randfeldern mischen sich optisch rechts- und linksdrehende Teile (p. 48). 3fache Vergrößerung. ÜUni- versitätssammlung Bonn. Allgemeines. 121- Mineralogie. Allgemeines. Wülfing, E. A.: Ein neues Polarisationsmikroskop und kritische Be- trachtungen über bisherige Konstruktionen. (Abh. d. Heidelb. Akad. d. Wissensch. Heidelberg. Mit 2 Tafeln. Carl Winter, Verl. 1918:) J. A. Hedvall: Über die BestimmungderDissoziations- temperaturen mit Hilfe von Abkühlungs- und Erhitzungs- kurven, insbesondere überdiese Bestimmung beimKobalt- oxydoxydul. (Zeitschr. f. anorg. u. allgem. Chem. 1916. 96. 64—70.) Dissoziationsdrucke von Metalloxyden sind bisher meist nach der statischen Methode gemessen worden, indem man den Sauerstoffdruck be-. \ stimmte, der sich nach genügend langer Zeit bei konstanter Temperatur einstellte.e Geht die Reaktion der Sauerstoffabgabe und -aufnahme schnell ı vor sich, so kann man auch nach einer dynamischen Methode mittels Ab- ' kühlungs- und Erhitzungskurven verfahren, wie es der Verf. beim Co, O, für den Dissoziationsdruck von einer Atmosphäre durchführte. Die Ver- ' zögerungen der Temperaturänderung auf den thermischen Kurven für die ‚ Reaktion Co, 0, —Co0O + 0, bezw. CoO + 0, —- Co, 0, liegen etwa 100° | auseinander, die Methode ist daher nur eine annähernde. Die Ergebnisse | befriedigen um so weniger, je kompakter das Oxyd ist. Für Co, O, wird | ein Dissoziationsdruck von einer Atmosphäre bei 900—950° reich. H. E. Boeke. W. Boettger: Herstellung fadenförmiger Kristalle ' (Kristallfäden für Elunannem) (Zeitschr. f. Elektrochem. 283. . 1917. 121—126.) Die Glühlampenfäden aus Wolfram werden ganz besonders wider- standsfähig, wenn man ihnen etwas (2%) Thoriumoxyd zusetzt. Die metallographische Untersuchung ergibt, daß solche Fäden aus einheitlichen Kristallen bestehen und nur an den Stellen wenig bruchfest sind, an denen h* 99. Mineralogie. mehrere Individuen zusammenstoßen. Ausgezeichnet ist beim Ätzen der! ditetragonal-prismatische Charakter der Kristalle zu erkennen, insbesondere läßt sich ein Wolfram-Kristallfaden an seiner kristallographischen Orien- tierung von dem gewöhnlichen mikrokristallinen Material unterscheiden. Er besitzt hohe Biegsamkeit und bei hohen Temperaturen doch auch wieder genügende Starrheit; gezogenes dichtes Material ist demgegenüber weniger knickbar, besitzt eine faserige Struktur und geringe Festigkeit bei starker Erwärmung. Die Frage, ob das Thoriumoxyd in dem Wolfram in Gestalt | einer festen Lösung enthalten ist, oder ob es nur als ein Kristallisations- katalysator wirkt, muß noch offenbleiben (vgl. Gross u. Brassmann, dies. Jahrb. Beil.-Bd. XLII. 728—753): S W. Eitel. W. Fraenkel: Über die Bildung großer Kristalle in! li Stangen und Drähten aus Zink. en f. Elektrochem. 23. 1917. 302 — 304.) =: Die durch Pressen, Walzen oder Ziehen „veredelten“ ‚„ stahlartig fein (4 gefügten Zinkformstücke rekristallisieren bei höher en Tenperataren leicht, wie dies z. B. auch Lacroıx an Zinknägeln in den Brandruinen von St. Pierre gefunden hat. Die Rekristallisationsfähigkeit einer reinen sog. -Gußstruktur, bei der keine mechanische Bearbeitung stattgefunden hat, wird von ÜZocHRaLskI (Internat. Zeitschr. f. Metallogr. 8. 1916. 1) be- stritten; nach diesem Autor muß vielmehr eine „Verlagerung“ mit Raum- gitterstörung bei der Rekristallisation vorausgesetzt werden. Der Verf. beschreibt eine Anzahl interessanter Versuche, durch thermische Exposition etwas unterhalb des Ziukschmelzpunktes Rekristallisation in Zinkstangen hervorzurufen. Merkwürdigerweise ist die Erscheinung, daß der ganze Draht zu einem einzigen Individuum rekristallisiert, nur bei einigen wenigen Zinkarten angetroffen worden. Eine Ursache für diese Kristallisation oder auch umgekehrt für die Behinderung derselben durch irgendwelche Bei- mischungen oder deigleichen konnte noch nicht ermittelt werden. W. Eitel. J. Czochralski: Ein neues Verfahren zur Messung der Kristallisationsgeschwindigkeit der Metalle. (Zeitschr. f£. phys.. Chem. 92. 1917. 219—221.) - Bei undurchsichtigen Medien, z. B. den Metallen, welche die Anwen- dung der Tammann’schen Methode der Messung der Kristallisationsgeschwin- digkeit nicht gestatten, ist es möglich, diese dadurch ‘zu ermitteln, daß man ‚einen ‚dünnen Faden aus der Schmelze an einem geeigneten Mit- nehmer (aus Glas oder dergleichen) kontinuierlich herauszieht und zusieht, bei welcher Höchstgeschwindigkeit dies eben noch zu bewerkstelligen ist, ohne daß ein. Abreiben des Fadens erfolgt. . Durch Ätzyersuche läßt sich leicht nachweisen, ‚dab .der heTaNEBSTgBPRN: Faden -aus.einem einheitlich orientierten Kristall besteht.. Sasse: ‚W. Bitel.. 1. 311,9 — —— - Kristallographie. Kristallstruktur. - 193 = Kristallographie. Kristallstruktur. 'ı Niggli, Paul: Geometrische Kristallographie des Diskontinuums. I. Teil, 285 p. Mit 200 Textfig. 8°. Leipzig, Verlag von Gebr. Bornträger. 1918. (22 M.) Born, M. und A. Lande: Über die absolute Berechnung der Kristall- eigenschaften mit Hilfe Bonr’scher Atommodelle. (Sitzungsber. d. preuß. Akad. d. Wiss. 1918. Phys.-math. Kl. 1048—1068. Mit nn Lex, .82, Berlin 1918.) A.Smits und F. BE. O. Scheffer: The Interpretation of the | Röntgenograms and Röntgenspectra ofCrystals. (Proc. Kon. ' Akad. v. Wet. Amsterdam. 1916. 19. 432—438.) Die Verf. führen aus, daß die nach dem Verfahren von LAuE oder N BRAGE entworfenen Strukturbilder des NaCl und KÜl nieht mit den bis- herigen Ansichten über die chemische Valenz vereinbar sind und konstruieren eine. Raumgitteranordnung für NaCl, welche die Univalenz von Na und Cl veranschaulicht. H. E. Boeke. / a Hermann Tertsch: Bemerkungen zur Ableitung der ' Kristallgitterstruktur aus dem Röntgen-Laue-Effekt. (TscHerw. Min. u. petrogr. Mitt. 34. H.Iu. II. 1917. 1.) In Form eines Vortrages gibt der Verf. eine kritische Sichtung der Ein- oder Mehrdeutigkeit der experimentellen Resultate bei der röntgeno- , metrischen Kristalluntersuchung. Er streift die Frage nach iler Existenz von Molekeln im Kristall und wünscht, daß die im Elementarparallelepipeä zusammengefaßten Atome „in gewissem Sinne“ als Kristallmolekel an- gesprochen werden, weil bei Spaltbarkeitsberechnungen nach Ansicht des Verf.’s nicht das Punktsystem, sondern das Bravaıs’sche Gitter in Frage kommt. Als Beispiel dient Zinkblende mit 4 (Zn S) im Elementarparallel- epiped. [Das Bravais’sche Gitter. der-Zinkblende hat nur 1(Zn S) in jedem Gitterpunkt. Ref.] Braßse’s Spiegelungsmethode nd. dargelegt und darauf seen. daß dieselbe genau wie die Laur-Methode zunächst nur 11 zentrische Symmetriegruppen zu unterscheiden gestattet. Alle weiteren Details be- ruhen auf Hilfsannahmen und rechnerischen Ansätzen, die innerhalb der Fehlergrenzen oft mehrere Lösungen ergeben. Es ist die Forderung zu betonen, daß in der angenommenen Struktur die „wahre Symmetrie des Kristalles“ (Wachstums- und Lösungssymmetrie) vollinhaltlich vorhanden sei. Vor allem darf: die Struktur nicht niedriger. symmetrisch sein; höhere Struktursymmetrie läßt sich durch die Annahme geeigneter Atomsymmetrie herabsetzen. Der Symmetrieforderung il aspricht nach Terrtsch die Kalkspat- struktur Braag’s. Sie soll trigonal-trapezoedrisch statt ditrigonal-skalenoe-- 424 Auneralesie, | drisch sein, da in dem von Bra66 gezeichneten Banınen bipolare Digyren ' Syrnmetrieebenen und Symmetriezentrum fehlen. [Das gilt nur so lange‘ man die im Braae-Modell vorhandenen Gleitsymmetrieebenen vernach-, lässigt. Ihre vn ergibt den vollen Inhalt der SCHOENFLIESS-, schen Raumgruppe Di Die Vernachlässigung der Gleitsymmetrie würde, auch die ee hexakistetraedrisch statt hexakisoktaedrisch ‘ machen. Auch bei dieser Struktur läßt sich kein Raumteil irgendwelcher | Form herausschneiden, der holoedrische Körpersymmetrie aufweist. Ref.]# Verf. betont ferner, daß der von Bracg En Strukturteil nicht eine „Elementarmasche“ des CaCO, -Gitters, sondern nur 1 dieses (mit einem Inhalt von 32 CaCO, unwahrscheinlich großen) Haile: darstellt. [Ein Fundamen ta Tparalfelepiped = dem Inhalt des entsprechenden FEDErow;- ! schen Paralleloeders läßt sich auch aus der Brage’schen Kalkspatstruktur | so herausschneiden, daß es nur 2CaCO, enthält. Allerdings sind die Kanten dieses Körpers nicht mehr die gewöhnlichen Koordinatenachsen, NEN * = Rhomboederspitze, atomfrei S2.ca Ar. .uc ” 6) sondern gehören dem Rhomboeder 4041 zu. Skalenoedrisch (Körpersym- metrie) ist dieser Raumteil ebensowenig wie die „Elementarmasche“ mit 32CaC0,. Ref.] Zur Kontrolle der angenommenen Strukturen ist die Spaltbarkeit heranzuziehen. Der Bravaıs’sche Ansatz, wobei die Spaltbarkeit nach (hk]) dem Gitterebenenabstand senkrecht-(hk]) proportional gesetzt wurde, ist auf erweiterte Punktsysteme angewendet. Kommen in einem Ebenensatze verschiedene Abstände und Belastungen vor, so zieht Verf. die in einer Periode enthaltenen Netzebenen zu einer „Schwerpunktsebene“ zusammen. Nach diesem Ansatz müßte Zinkblende oktaedrisch spalten. Die Brase- sche Zn S-Struktur ist also vielleicht doch nicht die beste. Eine neue Kalkspatstruktur wird angegeben. Die Figur zeigt die Atomlagen auf 7 äquidistanten Basisnetzebenen innerhalb des elementaren Parallelepipeds (Spaltrhomboeder), mit einem Inhalt von 6CaC0,. Zur Kritik seines Strukturvorschlags gibt Verf. an: 1. Der Elementarraumteil hat skalenoedrische Körpersymmetrie und enthält nur 6CaC0, gegen 32CaCO0, bei Brass. [Das funda- mentale Parallelepiped hat bei Terrsch 6, bei Brage nur 2CaC O,. Ref.] Mineralphysik. One 2. Das trigonal-rhomboedrische CaMg(C O,), läßt sich bei Terrsch leicht aufbauen, indem man die Hälfte der Ca am Elementarparallelepiped entsprechend der tetartoedrischen Symmetrie durch Mg ersetzt. Bracc läßt umschichtig eine Ca- auf eine Mg&- Ebene folgen und wird der Sym- metrie gleichfalls gerecht. Dabei müßte eine Reflexion 1. Ordnung bei ca. 3° Glanzwinkel auf (111) entstehen, die Brace vergeblich suchte. [Brase entschuldigt das mit der voraussichtlich geringen Intensität dieser Reflexion. Die Rechnung ergibt jedoch für das Verhältnis der gesuchten zu der gefundenen Reflexion 1. Ordnung 26:100. Ref.| 3. Die Übereinstimmung zwischen berechneten und beobachteten Inten- sitäten für (111) und (100) ist bei Bracs und bei TERTScH nahezu die gleiche. [Andere Flächen werden nicht verglichen. Für die von TERTScH berechnete Reflexionsfolge an (100) erhalte ich nach Brase’schen Ansätzen (BraAG6, Anal. of Crist. Struct. 1915. 127) allerdings 100 : 20 : 11,8 : 27, nicht 100:20:12:3! Ref.] 4. Aus dem spezifischen Gewicht, dem Rhomboederwinkel und der Palladiumwellenlänge ergibt sich bei TertscH für die Reflexion 1. Ordnung an (111) ein Glanzwinkel von 5,22°, bei Brage 5,92%. Beobachtet wurde (mach BrAc6, Anal. of Crist. Struct. 1915. 116) 5,77° [5,35° steht bei Bras6 ', versehentlich in früherer Mitt. Für die Reflexion 1. Ordnung an (100) ent- ', steht bei Terrsch ein Glanzwinkel von 2° 23°. Die Brace’sche Beob- achtung notiert als 1. Ordnung 5,35°. Ref.] 5. Schließlich ergibt der Strukturvorschlag von TerTscH in der an- gedeuteten Berechnungsmethode die richtige Spaltbarkeit. Verf. entwirft nun auch für Pyrit ein neues, wesentlich verschiedenes Strukturbild, dessen Reflexionsintensitäten bis auf die Reflexionen 4. und 5. Ordnung an (111) den Beobachtungen ähnlich werden, wenn auch nicht so weit, wie das bei Brace’s Strukturvorschlag statthat, und fordert die ‘ Nachprüfung aller röntgenometrisch errechneten Strukturen auf Grund der Tatsache, daß dieselben nur insofern Wirklichkeitswert besitzen, als sie ‚ unter allen möglichen Anordnungen am genauesten die Spiegelungsinten- sitäten wiedergeben. Bei der Unmöglichkeit völliger Übereinstimmung || bleibt immer Gelegenheit für Neukonstruktionen. Besonderes Gewicht ist auf das Vorhandensein der „wahren Symmetrie“ in der Struktur zu legen. R. Gross. Mineralphysik. A. Rosiwal: Neuere Untersuchungen über die Härte. (Mitteil. d. Wiener Mineralog. Ges. 1917. No. 80. 69—70 u. Verhandl. d. " k. k. geol. Reichsanst. 1916.) Die Härte wird durch Abschleifen ermittelt. Eine Verbesserung gegen früher besteht darin, daß das Schleifmaterial nicht mehr bis zur Unwirk- ; samkeit, sondern durch eine bestimmte Zeit, 8 Minuten, angewendet wird, und der Probe eine bestimmte Gröbe (4 cm?) gegeben wird; größere Ab- - 1926 - Mineralogie. weichungen können durch eine empirische Korrektur unschädlich gemacht werden. Die Methöde gestattet auch Unterschiede der Flächenhärte gut zu bestimmen. Um ein absolutes Maß der Härte abzuleiten, wird der Volumverlust zu dem Arbeitsaufwand in Beziehung gesetzt, der zu dessen Erzielung erforderlich ist. Als absolutes Härtemaß wird die Größe der Schleifarbeit in Meterkilogramm angenommen, welche der Abschliff von l cm? des Probekörpers erfordert. Hiernach ergeben sich für die Mineralien der Mons’schen Härteskala die folgenden Werte: Korund Mittelwert. . . . . . .45000 Topas (H0O) 2 2. 22 22 20030 ‚Quarz (0001) - : 2: Ba) Orthoklas _| (001) u. (010) = 55 2.000 0:0). u. 0 Oben en Adatit 1010, 22 Ya n222 Flußspat. (100): „2.22 22 240 Kalkspat. Mittelwert . .. . .:.. .202 Steinsalz. (LI) 22. 0. 222,309 Talk (Steatt) ». 0 20 202 49,6 Die mittlere Härte von Diamant erreicht nach den angestellten Ver- suchen den 90fachen Betrag von der des Korundes. R. Brauns. P. J. Holmquist: Die Härtestufe 4—5. (Geol. Föreninges i Stockholm Förhandl. Dez. 1916. 501—520.) Härteprüfungen an Apatit und Flußspat (vgl. dies. Jahrb. 1912. ll. -5-) lassen bald das eine, bald das andere Mineral als das härtere er- scheinen und ergeben jedenfalls, daß ihre Härte nur sehr wenig verschieden sein kann. Nach den neuen Untersuchungen des Verf.'s scheint es, dab die widersprechenden Resultate der Härteprüfungen durch die Wirkungsweise verschiedener Prüfungsmethoden und das ungleiche Verhalten der beiden Minerale gegen tangentielle und drückende Beanspruchung beim Ritzen erklärt werden können. Bei einfachen Härteprüfungen durch Ritzen er- scheint der Flußspat weicher als der Apatit, weil seine durch die Spalt- barkeit bedingte Oberflächensprödigkeit dann zum Vorschein kommt. Unter gleichen Bedingungen gibt aber der Apatit ein Ritzpulver von feinerer Zerteilung als der Flußspat ab. Dem Druck von sehr harten Spitzen bietet aber der Flußspat einen gleich großen oder sogar größeren Widerstand als der Apatit. Wegen der geringen Härtedifferenz zwischen Flußspat und Apatit würde es sich empfehlen, beide Stufen in eine zusammenzuziehen. R. Brauns.. Mineralphysik. 490 A.v. Hübl: Ein an Linn an Zeitschr. 18. ‚270-275. 1917.) Drei mit weißem Himmelslicht elnäiste Farbenfilter liefern Zinnober- rot, Grün und Ultramarinblau, und zwar von variabler Intensität, indem vor jedem Filter ein Keil von neutralem Grau eingeschoben werden kann. Die so zu erzielende Mischfarbe. die das halbe Gesichtsfeld erfüllt, wird der die andere Hälfte erfüllenden Farbe des zu untersuchenden Objektes gleich gemacht. Hat man vorher. statt des farbigen Objektes ein weißes Papierblatt benutzt und die drei Keile so eingestellt, daß das erzeugte Gemisch ein gleich intensives Weib darstellt, und sind darauf die drei Keile um a, bezw. a, bezw. a, cm zu verschieben, damit eine der Objektfarbe gleiche Farbe entsteht, so sind die dreiIntensitäten 1, i, und i, ge- geben durch a k=— Igi,a,k= lei, a,k=—Igi,; a bedeutet k. die Eon ane cher den Dichtezuwachs der drei grauen Keile pro cm angibt. Auch der Gehalt der reproduzierten Farbe an Weiß und an Schwarz läßt sich ermitteln. Die Intensität des von einem weißen Körper, der in gleicher Weise wie ein farbiger beleuchtet wird, remittierten Lichtes setzt man gleich Eins; ist dann in dem von dem farbigen Objekt remittierten Lichte z. B. 2 soviel Weiß, so setzt man seinen Weißgehalt gleich 2. Als. „schwärzlich“ oder „unrein“ bezeichnet man die Farbe eines Körpers, wennihre Helligkeit geringer ist als sie bei gleichem Farbenton, gleichem Weißgehalt und gleicher Beleuchtung sein könnte. Die Spektren der farbigen Körper bestehen aus drei Zonen, die gleichmäßig rot bezw. grün bezw. blau sind. Rote, grüne und blaue Pigmente remittieren nur je eine. dieser drei Spektralzonen, während Purpur, Blaugrün und andere Körperfarben aus Strahlen einer Zone und Teilen einer der beiden anderen gebildet werden. Ist nun in dem Spektrum eines Pigmentes keine jener drei Spektralzonen ganz ‚vertreten, indem die betr. Zone entweder gleichmäßig geschwächt oder von einem Absorptionsstreifen durchzogen ist, so bezeichnet man die Farbe als schwärzlich. Die so definierte Weißlichkeit oder Schwärzlichkeit einer Farbe läßt sich aus den obigen Intensitäten i, lg und i, leicht entnehmen. Beispielsweise lieferte das braune Vinschlagpapier der „Physikal. Zeitschr.“ a —13,a,=17, a, =29 und somit, da die Keilkonstante a = 0,25 war, =da7, i. = 0,38, ij, = 0,19; da gleiche Mengen dieser drei Färben Weiß geben, so. remittiert jenes Papier 0,19 Weiß, also etwa den fünften Teil des Lichtes, das eine rein weiße Fläche bei gleicher Beleuchtung zurückwerfen würde. Farbenbildend sind somit nur 0,47 — 0,19 = 0,28 Rot und 0,38 — 0,19 = 0,19 Grün, die.ein rötliches Gelb ergeben. Auch die Schwärzlichkeit ist leicht festzustellen; es mußten zur Reproduktion jener braunen, Farbe alle drei Lichter, wie die Werte a,, a Ay zeigen, geschwächt werden und daher ist die Helligkeit der Farbe geringer als sie bei gleicher Weißlichkeit sein könnte. Völlig rein würde jenes nach Abzug von: Weiß restierende Rötlichgelb sein, wenn i,— 1,0 statt 0,47 wäre; die vorhandene Schwärzlichkeit ist also 1 0-04 — 0,53. Johnsen. - 198 - Mineralogie. G. Tammann: Über die Schmelzpunkte der Glieder 7 homologer Reihen. (Nachr. v. d. k. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. ® Math.-naturwiss. Klasse. 1916. 2. 172—176.) Nach Beobachtungen A. v. Bayer’s (Ber. d. Deutsch. chem. Ges. 10. | 1286. 1877) hat in der Reihe aliphatischer normaler Monokarbonsäuren eine Säure mit gerader Zahl von Kohlerstoffatomen einen höheren Schmelz- punkt als die ihr vorhergehende und die ihr folgende Säure mit ungerader Zahl von Kohlenstoffatomen. Diese Regel findet sich wieder in der Reihe der aliphatischen Dikarbonsäuren und bei den ersten Gliedern der Amide- # und Anilide aliphatischer Monokarbonsäuren, während in anderen homo- ' logen Reihen ein beständiges Ansteigen der Schmelzpunkte mit wachsender | Zahl von Kohlenstoffatomen zu konstatieren ist. Nach Ansicht des Verf’s.. die er weiter begründet, könnte diese BAYER- sche Regel dadurch bedingt sein, daß die Säuren mit gerader Anzahl von Kohlenstoffatomen in zwei stabilen Kristallformen auftreten, während die mit einer ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen nur in einer stabilen Kristallform vorkommen. Aus den Flüssigkeiten mit. paarer Kohlenstoff- atomzahl könnten sich zwei Molekülarten kristallbildend ausscheiden, wo- durch bei ihnen ein Tripelpunkt bei nicht sehr hohen Drucken aufträte,. . während bei den Flüssigkeiten mit unpaarer Kohlenstoffatomzahl in einem weiten Druckintervall nur eine Molekülart sich kristallbildend betätigt, weil der Gehalt anderer Molekülarten die Sättigungsgrenze nicht erreicht. Der Nachweis für die Richtigkeit dieser Ansicht kann in größerem. | Umfang zurzeit noch nicht erbracht werden, aber für die beiden ersten Glieder der homologen Reihe der aliphatischen Monokarbonsäuren trifft die Forderung betreffs der Art der vom Verf. entworfenen Zustands- diagramme zu. R. Brauns. Mineralchemie. Flüssige Kristalle. H. Le Chatelier et B. Bogitch: La fabrication des briques: de silice. (Compt. rend. 165. 742. 1917.) Es handelt sich darum, Quarzziegel herzustellen, die bei der Tem- peratur der Schmelzöfen größte mechanische Widerstandsfähigkeit haben. i Es wird dazu empfohlen, vom Quarz etwa 3 gröbere und + staubfeine Körner zu benutzen (die ersteren sollen verhindern, daß entstehende Risse sich weit fortsetzen. Da für die Bindung des Zementes mit dem zu- gesetzten CaO nur die staubfeinen Quarzteile in Frage kommen, darf der Zusatz von CaO nicht zu groß genommen werden. Ein Ersatz des Ca0- durch Al,O,, Fe,0, und K,O erwies sich nicht als vorteilhaft, derartige Ziegel erweichen vielmehr langsam bei 1600°, ebenso wurde die Festigkeit für hohe Temperatur verringert, wenn statt der groben Quarzkörner schon z. T. in Tridymit verwandelte benutzt wurden. . ©. Mügse. Mineralchemie. Flüssige Kristalle. O9 Phillipson: La fabrication des briquesdesilice. (Compt. end. 165. 1002. 1917.) Systematische Untersuchungen über den Einfluß der Korngröße, Zu- sammensetzung., Brenntemperatur u. a. auf die Brauchbarkeit und Halt- barkeit der Quarzziegel. Empfohlen wird ein Gemenge von 70% Quarz won 1—8 nım Korngröße. 30% staubfeinem Quarz, 0,6% CaO (d. 1.29, «les staubfeinen Quarzes), Brenntemperatur 1300°%. Derartige Ziegel ver- ‚tragen 200—250 kg/cm? und 200-300 Brände im Martinofen bei nur etwa 1,6% Volumvergrößerung. O. Mügge. 1. BE. Rengade: Sur la composition des briques de silice provenant des voütes de four Martin. (Compt. rend. 166. 779. 1918.) 2# Bied: Sur.le röle de l’oxyde de fer et de la chaux employes comme auglomerants dans la fabrication des briques de silice. (Ibid. 776.) 3. H. Le Chatelier et B. Bogitch: De l’action de l’oxyde de der sur la silice. (Ibid. 764.) 1. Es werden Analysen von verschiedenen Teilen des Gewölbe- materials von Martinöfen mitgeteilt, nämlich: A. Untere, stark verglaste, z. T. bis zum Abtropfen erweichte (stalaktitische) Partien, die nach mikroskopischer Untersuchung wesentlich aus geschmolzenem und als Uristo- balit wieder erstarrtem Tridymit bestehen. B. Dunkelgraue bis schwarze, über A folgende Partien, bestehend aus großen Tridymitkristallen, deren Zwischenräume von einer schwarzen Masse ausgefüllt sind. Ü. Übergangs- zone, nach oben zu mit weißen Flecken, ähnlich der ursprünglichen Ziegel- masse, aber mit brauner Schmelze durchtränkt, in ihr werden die Tridymite ‚immer kleiner. D. Unveränderte Ziegelmasse. IR. B. ©. D. Boys 8 gas 838-938. 953=975 0 0 .2.,002.09 0,4 11 1297 11 05 vor 01.39 0,8 3,8 3.1 6,8 ea) (Fe, Mn)O . . 3,2219,6 3,6--24.8 1,6 8,6 0,62 17 In die Zwischenräume des Tridymits von B soll das Eisen aus A aufgesogen sein, ebenso der Kalk in Ü aus A und B. 2. Versuche ergaben unerwarteterweise, dab ein Zusatz von 8%, Fe, O, — 1% CaO zu der zur Herstellung der Quarzziegel verwendeten Masse ihren Schmelzpunkt nur um 5° erniedrigte. 3. Bei dem kleinen Unterschied zwischen dem Schmelzpunkt des Stahles und des Materials der Ofenwandung wird der Erzstaub dem hoch erhitzten ‚ Gewölbe der Martinöfen leicht gefährlich. In seinen Ziegeln werden 3 Zonen ‚ unterschieden: A. Eine graue, mehr oder weniger geschmolzene cristo- balitische. B. Braunschwarz mit großen Tridymitkristallen in eisen- schüssiger Schmelze. ©. Noch mit Quarzresten. Die chemische "Unter- N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. | > 30 Mineralogie. suchung ergab, daß die dem eisenschüssigen Staub ausgesetzten Teile weniger basische Oxyde enthalten als die weniger erhitzten Teile, und daß die braunen und hellgelben namentlich in den zuerst geschmolzenen Partien stark an CaO angereichert sind. Das Eisen soll nämlich, namentlich in reduzierender Umgebung, wie auch aus besonderen Versuchen geschlossen wird, capillar in die Ziegelporen hineinwandern, es kann daher in die äußersten, schon geschmolzenen Teile nicht eindringen. (Metallisches Eisen würde, wie wieder besondere Versuche ergaben, auch tiefe Löcher in die Steine fressen, auch sind seine Tröpfchen zu schwer, als daß sie von dem Gasstrom bis zur Gewölbedecke mitgerissen würden.) Die Anreicherung der braunen und gelben Teile an (a0 soll daher rühren, daß die capillar aufsteigenden Eisensilikate das an Ca und etwa aueh an Al reiehere Binde- mittel der Ziegel vor sich hertreiben. Wird die äußere, an Üa und Fe ärmere Zone einmal durch zu heftiges Feuer zum Schmelzen gebracht, so ist der Ofen meist sehr gefährdet, da nun die basischeren Zonen dem vollen Feuer ausgesetzt sind. O. Mügsge. A. A. Klein: The constitution and microstrueture of porcelain. (Journ. Washington Acad. of sciences. 6. 1916. 658—660.) Untersucht wurden: Kaolin sowie Gemenge von Feldspat-Kaolin, Feld- spat-Quarz und Feldspat-Ton-Quarz nach Erhitzung auf verschiedene Temperaturen, wie sie bei der Porzellanfabrikation in Betracht kommen. Kaolin bleibt bis 1200° homogen, fängt hierauf langsam- an sich zu zersetzen und bei 1400° ist die Zersetzung vollendet. Die Produkte der- selben sind Kieselsäure und amorphe Körper von der Zusammensetzung des Sillimanits, der über 1450° in nadelförmigen kristallisierten Sillimanit übergeht. In einem Quarz-Feldspatgemenge löst sich bis 1340° der Quarz nur sehr wenig in dem Feldspatglas, er ist aber bei 1460° so gut wie vollständig darin gelöst bei gleichen Gewichtsteilen beider Mineralien. Ist Feldspat neben Kaolin, so ist bei 1340° der Kaolin gänzlich zersetzt, und die Menge des kristailisierten und auch des amorphen Silli- manits wächst mit der Menge des Kaolins bis zu einer gleichen Menge beider Teile. Bei 1460° ist ungefähr 10% Kaolin gänzlich im Feldspatglas löslich. In dem Gemenge Quarz-Ton-Feldspat bildet bei 1310° der Feldspat ein Glas; der Ton zeigt fast vollständige Zersetzung unter Bil- dung von vorwiegend amorphem und wenig kristallinischem Sillimanit, während der Quarz ungelöst bleibt. Zwischen 1380° und 1400° löst das Feldspatglas beträchtliche Mengen Quarz und der Ton bildet kristallinischen Sillimanit, vielleicht mit wenig von der amorphen Phase. Diese selben Substanzen findet man in dem unter entsprechenden Umständen hergestellten Porzellan des Handels, dessen Struktur sehr wesentlich von der Entstelungs- | temperatur abhängt. Man kann daher auch aus der Mikrostruktur auf die Entstehungstemperatur der verschiedenen Porzellane schließen mit einer etwa 25° betragenden Unsicherheit. Die Brennzeit ist hierbei von unter- - Mineralchemie. Flüssige Kristalle, ET: geördneter Bedeutung. Von Uristobalit und Tridymit konnte nichts mit Bestimmtheit nachgewiesen werden. Eine ausführliche Bearbeitung dieses Gegenstands findet man in dem Technologteal Paper No. SO des Bureau of Standards U.S.A. Max Bauer. G. Tammann: Über eine farblose Form des Quecksilber- jodids. (Nachr. Ges. d. Wiss. Göttingen. 1917. 292, 293.) Verf. erhielt eine dritte farblose Modifikation des Quecksilberjodids, indem er HgJ, in einem langen Glasrohr auf 300—350° erhitzte und das offene Ende der Röhre in eine Vorlage einführte, in der der Druck plötzlich auf 0,1 Atmosphäre sich erniedrigte. Der dabei kondensierte Dampf war weder rot noch gelb, sondern farblos, wurde aber nach wenigen Sekunden rosa und nach einigen Minuten rot. ‘Bei der Temperatur der Hüssigen Luft wird die gelbe Form farblos, die farblosen Kristalle bei Zimmertemperatur wieder gelb. Verf. hält es nicht für undenkbar, daß, wie er jetzt neben der roten und gelben Modifikation von Hg J, eine farb- lose gefunden hat, neben der bisher allein bekannten farblosen Modifikation von ZnJ, und CdJ, auch noch die entsprechenden roten und gelben Modi- tikationen entdeckt werden könnten. Max Bauer. A.Smits: Über Quecksilberjodid. III. (Zeitschr. £. phys. Chem. 92. 1917. 345— 350.) In einer früheren Arbeit (Zeitschr. f. phys. Chem. 89. 13915. 365) hat der Verf. dargelegt, daß das System HgJ, als ein pseudounäres aufzu- fassen ist; es sollte durch diese Feststellung die eigentümliche Erscheinung eine Erklärung finden, daß, nachdem die rote Modifikation bei 127° in die gelbe umgewandelt ist, das Quecksilberjodid bis etwa 180° erhitzt gelb bleibt, sich dann bei weiterer Temperatursteigerung immer mehr orangerot färbt, und bei 255,5° zu einer dunkelroten Flüssigkeit schmilzt. Bekannt- lich ist der Dampf des Quecksilberjodids hellgelb gefärbt, es muß also in dem Dreiphasengleichgewicht fest-flüssig-dampfförmig die feste Phase in ihrer Zusammensetzung zwischen derjenigen des Dampfes und der Flüssig- ‚ keit liegen. In der erwähnten Mitteilung war angenommen worden, daß die gelben rhombischen Mischkristalle oberhalb des Umwandlungspunktes in die rote tetragonale Kristallart übergingen. VAN DER VEEN ist es nun gelungen nachzuweisen, daß ein einzelner Kristall der gelben Modifikation oberhalb 200° allmählich sich orange färbt, aber auch bei höherer Tempe- ' ratur nicht rot wird; es verschiebt sich also offenbar das Gleichgewicht ‚ nach der Seite der 3-Komponente, erreicht aber nicht deren Zusammen- setzung, und ebensowenig findet ein kontinuierlicher Ubergang der rhom- bischen Kristalle in die tetragonalen Formen statt. Es wird gezeigt, daß die merkwürdige Erscheinung in einem pseudounären Gleichgewichtsdia- 1* = 139 - Mineralogie. gramm der «- und #-Phase eine Erklärung findet, wenn man eine be- schränkte Mischkristallbildung der beiden Pseudokomponenten voraussetzt. Beim Schmelzpunkt liegt die Zusammensetzung des Quecksilberjodids zwischen derjenigen der gelben und der roten Modifikation beim Umwand- lungspunkt; die Flüssigkeit ist reich an der #-Pseudokomponente, und es ist aus dem Diagramm leicht zu ersehen. daß bei einem Abschrecken der Schmelze die rote Modifikation direkt entstehen muß. Ferner wird in dem Diagramm berücksichtigt, daß oberhalb des Umwandlungspunktes die Zu- sammensetzung der festen Phase zwischen derjenigen der roten Flüssigkeit und des gelben Dampfes liegen muß. W, Eitel. V. Rothmund und GE. Kornfeld: Der Basenaustausch im Permutit. (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chem. 103. 1918. 129—163.) Frühere Untersuchungen über die Aufnahme der Basen aus Neutral- salzlösungen der Alkalimetalle durch die Ackerböden haben Klar erkennen lassen, daß es sich dabei um Erscheinungen handeln müsse, welche den Gesetzen des chemischen Gleichgewichtes sowie der Adsorption (eliedem auch als Flächenattraktion bezeichnet) unterworfen sind. Von minera- logischer Seite hat man die Eigenschaft des Basenaustausches insbesondere an den Zeolithen untersucht; durch systematische Versuche gelang es als- dann R. Gans, in gewissen „Aluminatsilikaten“, den sog. Permutiten, Substanzen zu finden, deren gesamtes Alkali austauschbar ist, und welche dabei in verhältnismäßig kurzer Zeit den Endzustand der Gleichgewichte mit Salzlösungen erreichen. G. WIEGNER hat alsdann den Kationenaus- tausch in den Permutiten quantitativ erforscht und gefunden, daß derselbe nach Äquivalenten vor sich gehe (u. a. Centralbl. f. Min. ete. 1914. 262). Während aber \WIEGNER sich bemühte, die Adsorptionsformeln auf die er- haltenen Daten anzuwenden, wollte Gans den Basenaustausch allein naclı dem Massenwirkungsgesetz dargestellt haben. Eine neuere Untersuchung von Ramaxx und seinen Mitarbeitern (dies. Jahrb. 1918. -252-) enthält die Bestätigung des von Gans ausgesprochenen Satzes, daß der Austausch der Alkalien von dem Verdünnungsgrade der im Gleichgewicht mit dem: - Permutit befindlichen Salzlösungen unabhängig sein müsse. Endlich hat G. SCHULZE aus Leitfähigkeitsmessungen gefolgert, daß im Permutit eine große Diffusionsgeschwindigkeit die rasche Einstellung der Gleichgewichte begünstige; ferner ist nach demselben Autor in der Alkalisalzlösung die lonenkonzentration maßgebend für die Menge der ausgetauschten Basen. Bei dem Versuch einer theoretischen Begründung der Gesetzmäßig- keiten des Basenaustausches muß man berücksichtigen, daß der Permutit im allgemeinen als eine Phase anzusehen ist. Die Anschauung von R. Gans, daß man den Permutit mit der Lösung zusammen als eine einzige Phase auffassen dürfe, wird abgelehnt. Wenn der Permutit als einheit- liche feste Phase auftritt, so muß er als eine feste Lösung der beiden unbegrenzt mischbaren Permutit-Endglieder erscheinen ; in derartigen festen nm et ern Mineralchemie. Flüssige Kristalle. -133 - Lösungen müssen sich alsdann Gleichgewichtszustände in sehr kurzer Zeit einstellen können. In wenigen Fällen, so bei den Natrium-Thallium- Permutiten (s. u.), ist indessen auch eine Mischungslücke beobachtet worden. Besteht nun ein Gleichgewicht zwischen Permutit und Lösung. so muß eine einfache Beziehung zwischen der Zusammensetzung des Permutits (c‘) und der Konzentration der Lösung an austauschbaren (c,) und aus- getauschten (c,) Kationen bestehen: durch Anwendung eines Kreisprozesses 2 ae %.\ : tindet man dafür einen Ausdruck ce’ = y eo wenn beide Kationen ein- se wertig sind und in der Lösung der Salze vollkommene Dissoziation an- genommen werden kann. In diesem Falle erkennen wir, daß die Zusammen- setzung des Permutits unabhängig ist von der Verdünnung. Demgegen- über ist der Austausch eines zweiwertigen Kations gegen ein einwertiges 2 gekennzeichnet durch die Beziehung ec’ = g, = ) worin c, der Kon- 2 zentration des einwertigen Ions entsprechen solle Aus dieser Beziehung seht aber hervor, daß die Zusammensetzung der Permutite im Gleich- sewichte mit den Lösungen von deren Volumen abhängig ist, wie dies auch WIEGNER bei seinen Untersuchungen beobachtete und die Autoren (s. Zeitschr. f. Elektrochem. 23. 1917. 173—177) am System Silberpermutit— Baryumnitrat gefunden haben. Wäre die Anschauung begründet, daß ein reines Adsorptionsgleichgewicht bestehe, so müßte 0‘ = F (c,) sein, d.h. der Basenaustausch käme dabei gar nicht in Betracht. Ist x die ausgetauschte Menge des einen Kations, n die maximal austauschbare Menge desselben, a und b aber die ursprünglich vorhandene Menge der beiden Metalle in der Lösung, so kann man nach Gans das Gleichgewicht in dem einfachen Ausdruck K= — —. En: zusammenfassen. Die Verf. zeigen, dab n—x a—x diese einfache Beziehung nicht gelten kann, daß aber eine Exponential- f \ | x formel K, = I): — allen Resultaten ihrer Untersuchungen gerecht wird. Der experimentelle Teil der vorliegenden Arbeit enthält Studien über die Austauschungs-Gleichgewichte je zweier einwertiger Ionen im Permutit: es wurde ein Silberpermutit im Gleichgewicht mit Lösungen von Kalium-, -Rubidium-, Bithium-, Ammonium- und Thallo-Nitrat bei gleichzeitiger An- wesenheit des Ag-Ions untersucht, desgleichen ein Natriumpermutit in Lösungen von Ammonium- und Natrium-Nitrat. In Übereinstimmung mit den oben dargelegten theoretischen Verhältnissen hat sich innerhalb ge- wisser Grenzen die Unabhängigkeit der Gleichgewichte von der Verdünnung erweisen lassen. Schreibt man die zuletzt angeführte Gleichung in der x er Form K= = ‚ so ergeben sich aus den Versuchsresultaten n—x a—X, - verschiedene Werte für # und K (es ist immer #<1) je nach Art der Austauschreaktionen. Von besonderem Interesse erscheint uns noch die Untersuchung eines „Kreises chemischer Gleichgewichte“ (van’r Horr), für - 134 - Mineralogie. welchen bekanntlich das Produkt der Werte von K gleich 1 sein sollte. In den vorliegenden Fällen finden die Verf. bei den Austauschreaktionen des Silberpermutits mit Natriumion, des Natrium-Permutits mit Ammonium- ion und des Silberpermutits mit demselben Kation das Produkt: ‘ N BIO 0,588 0,598 aa sen Su a CNa CAg CnH, Cxa Cag CH, d.h. in diesem System gilt der genannte Satz nicht. Beim Austausch von Natrium und Thallium im Natriumpermutit zeigte sich eine ganz eigen- 3 a tümliche Erscheinung; die Funktion log K = log ) — 3.1og ne 24, 2, ergab nämlich bei ihrer graphischen Darstellung einen scharfen Knick der sie darstellenden Linie, so daß zwei verschieden geneigte Geraden auf- traten, die zwei verschiedenen Werten für 3 entsprechen. Diese Erschei- nung erklärt sich am besten durch eine Lücke in der Mischungsreihe des Natrium- und des Thallium-Permutits. — Die Arbeit schließt mit einer ausführlichen Literaturübersicht, in der die mineralogischen Untersuchungen indessen nur soweit berücksichtigt wurden, als solche die Austausch- reaktionen selbst behandeln. W. Eitel. Gertrud Kornfeld: Der Basenaustausch im Permutit. (Zeitschr. £. Elektrochem. 23. 1917. 173—117.) WIEGNER hatte angenommen, daß der Basenaustausch im Permutit ähnlich den Gleichgewichten im System BaC0,—K,S0, bestimmt werden könnte. In diesem Falle müßten vier unabhängige Bestandteile in vier Phasen, nämlich BaCO,, R,SO, BaSO,, K,CO, vorhanden sein, so dab nach der Phasenregel zwei Freiheitsgrade bestünden. Im Permutit ist aber ein Austausch zweier Kationen bei gleichem Anion zu beobachten, so dab vier unabhängige Bestandteile in drei Phasen vorkämen, also auch drei Freiheitsgrade verblieben. Es ist also der Gleichgewichtszustand bei einer gegebenen Temperatur nicht durch die Konzentration des einen Kations in der Lösung, sondern durch die Einzelkonzentration beider Kationen bestimmt. Es ist demnach unzulässig, wenn WIEGNER die Adsorptions- sleichungen von FREUNDLICH, SCHMIDT und ARRHENIUS auf die Permutit- eleichgewichte anwendet. Experimentelle Untersuchungen über den Basen- austausch von Ag’-Ion gegen Na-, NH,'- und K'-Ion im Permutit ergaben. X \ b-x daß die Gleichung | — K gilt, in der n die austauschbare 1--X) a—X Menge in Äquivalenten im Permutit, a und b die zugesetzten Anfangs- ınengen der beiden Kationen in der Lösung (gleichfalls in Äquivalenten ausgedrückt) und x die ausgetauschte Menge angibt; p und K sind Kon- stanten. Die Austauschreaktionen im System Ag’— Ba” im Permutit sind durch die Ungleichwertigkeit der beiden Kationen gekennzeichnet. Infolge- dessen kaun der Verdünnungsgrad der Lösungen nicht ohne Einfluß auf das Gleichgewicht sein, und an Stelle der oben genannten Beziehung er- Te —n Mineralchemie. Flüssige Kristalle. lan SE ; 5 5 DS X b+x scheint eine solche, in der die Größe — durch den Ausdruck ae een et Vv.(a—x) FOR \ res < p ne END, ersetzt ist, desgleichen der Faktor 55) durch die Größe | na = nx E IN R Die graphische Darstellung der logarithmierten Funktionen ergibt alsdaun wiederum eine Gerade, wie es bei den Austauschreaktionen der gleich- wertigen Kationen der Fall war. W. Eitel. E. Ramann und A. Sprengel: Der Basenaustausch der Silikate. (Zeitschr. f. anorg. u. allgem: Chem. 105. 1919. 81—96.) Die Untersuchung des Basenaustausches in den Permutiten ist zum Verständnis der in den Böden sich abspielenden Prozesse von großer Be- deutung. Es gelingt, nach der „Träufel“-Methode Endkörper der Um- setzung zu erhalten, deren Zusammensetzung von der Konzentration der verwendeten Salzlösungen kaum abhängig ist; wir müssen daher bei den Austauschvorgängen Ionenreaktionen annehmen. Der Austausch des im an- gewendeten Ammoniumpermutit enthaltenen NH, '-Ions gegen K', Na’, 40a’ ist durch das Verhältnis der im Permutit und in der umspülenden Lösung enthaltenen Kationen bestimmt; die Lösungen waren ziemlich verdünnt. so dab die Vernachlässigung der Zurückdrängung der Dissoziation durch ein gemeinsames Anion (Cl’) keinen nennenswerten Fehler bedeutet. Die Resultate der Untersuchung wurden in ein geschlossenes Koordinatensystem eingetragen, in dem die Austauschkurve die vertikalen Ordinaten stets so teilt, daß das Längenverhältnis der Teile das im Permntit jeweils vor- bandene Basenverhältnis angibt. In allen Fällen ergab sich, daß der Fermutit von den in geringer Menge in den Lösungen vorhandenen Basen melır enthält, als ihrer Kon- - zentration in diesen entspricht. Die Austauschreaktion der R’—NH,-Ionen verläuft genau nach dem Massenwirkungsgesetz. In den K'—-Na’-, K— Ca”-, NH, —Na-. und NH, —Ca”-haltigen Lösungen aber zeigte es sich, daß, wenn Na’ bezw. Ca” überwiegt, weniger Na’ und (’a” in das Sılikat ein- tritt, als nach dem Ionenverhältnis zu erwarten ist. Der Austausch von K' und NH,’ gegen Na’ und Ca” kann also offenbar normal nicht voll- ständig stattfinden. Durch weitgehende Zerkleinerung und intensive Be- handlung des Permutits mit den Lösungen gelingt es indessen, den Basen- austausch erheblich zu fördern und. bei der Umsetzung NH, —Na’ sogar praktisch durchzuführen. W. Eite). BE. Dittler: Über die Adsorption von Schwefelsäureduich Eisenhydroxyd und die Bildung kolloiden Schwefels aus Sulfiden. (Zeitschr. f. Chem: u. Ind. d. Kolloide. 21. 1917. 27—28.) Die Bestimmung des Schwefels im Pyıit nach G. LuxseE durch Fällen der nach der Oxydation des Sulädes entstandenen Schwefelsänre mit Baryum- ps. Mineralogie. chlorid hat bekanntlich stets nach der Ausscheidung des Eisenhydroxydes und nach einem sehr sorgfältigen Auswaschen des Niederschlages zu er- folgen, da man sonst Gefahr läuft, durch die Adsorption der Schwefelsäure auf das Gel des Eisenhydroxydes zu niedrige Werte für den Schwefelgehalt zu bekommen. Je länger das Eisenhydroxyd mit der schwetelsäurehaltigen Lösung in Berührung bleibt, um so stärker macht sich diese Adsorption geltend, mit steigender Temperatur nimmt sie aber ab. Es wurde bei der Untersuchung eines verwitterten Pyriterzes von Hüttschlag im Pongau beobachtet, daß ein beträchtlicher Teil seines Schwefelgehaltes in Gestalt des freien Elementes, und zwar in Schwefelkohlenstoff löslich, anzutreffen ist; beim Behandeln mit Wasser entstand ein typisches Schwefelhydrosol. Es wurden einige Pyrite und Markasite daraufhin untersucht, ob auch unter Luftabschluß, z. B. in einer Kohlendioxydatmosphäre, eine Verwitte- rung dieser Substanzen möglich ist, bei der freier Sehwefel auftreten kanın. In der Tat gelang es, zu zeigen, dab Hydrosole von Schwefel bei der Be- handlung der feinsten Mineralpulver mit Wasserdämpfen entstehen, ferner- dab Markasit leichter angegriffen wird als der stabilere Pyrit. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß in der Natur auch ohne die Tätigkeit von Organismen (der Schwefelbakterien) oder ohne eine stattgehabte Schwefel- wasserstoffbildung bei Luftabschluß aus Sulfiden freier Schwefel entstehen kann, wie denn auch S. SzwaprkA bei Lubovija in Serbien in einer Sulfid-. lagerstätte feine Ausblühungen von Schwefel auf Hornfels im eisernen Hut beobachtet hat. - W. Eitel. The Svedberg: Diffusion inanisotropen Flüssigkeiten. (Koll.-Zeitschr. 22. 1918. 68—71.) | In einer äquimolekularen Mischung von p-Azoxyanisol und p-Azoxy- phenetol, die bei 95° schmilzt und bei 150° isotrop wird, wurde die Diffu- sion von m-Nitrophenol durch Bestimmung der Extinktionskoeffizienten mit Hilfe des KoEnIG-MAarRTEnS’schen Spektralphotometers gemessen. Der angewandte Diffusionsapparat ist nach dem von M. v. Wogau und W. OsHLm bei ihren Versuchen benutzten Prinzip gebaut. Um eine makroskopisch in die Erscheinung tretende stabile Kristallstruktur in der Flüssigkeit zu erhalten, wurde ein starkes Magnetfeld in transversaler oder longitudinaler Anordnung gebraucht. Die Beschreibung eines speziell für solche Zwecke gebauten Elektromagneten siehe in den Ann. d. Phys. 4. 52. 1917. 1657. Es ergab sich eine deutliche Diffusionsanisotropie im Maenetfelde; die in der kurzen Mitteilung besprochenen Versuche sollen indessen nur als vor- läufig orientierend gelten. | W. Eitel. F. Grandjean: Surl’applicationdelatheoriedumagne- tisme aux liquides anisotropes. (Compt. rend. 1917. I. No. 6. 208. 5. Febr.) Analog dem theoretischen Ansatz von LaxnsEvin und P. Weiss über magnetisches Feld und Magnetisierung wird eine Formel für anisotrope Mineralchemie. Flüssige Kristalle. . Alelrhr Flüssigkeiten aufgestellt. Statt des magnetischen Momentes u eines Mole- küls wird ein Koeffizient eingeführt, über dessen physikalische Bedeutung zunächst keine Annahme gemacht wird. Die Winkeldistanzen «, = o und &, = ,r der Molekülachsen mit den Kraftlinien des inneren Feldes sollen identische Lagen stabilen Gleiehgewichts sein. Der Inhalt der Formel ist kurvenmäßig dargestellt und erklärt die Erscheinung, daß die randliche Molekülanordnung anisotroper Flüssig- keiten au Benetzungsstellen mit festen Körpern über den Isotropiepunkt hinaus beständig ist. Der feste Körper ruft in der Kapillarzone ein molekulares Feld hervor, das die Rolle des äußeren Feldes der P. Weıss- schen Formel spielt. Wo dieses Feld wirksam ist, bleibt die Anisotropie über den Umwandlungspunkt hinaus bestehen: sie erscheint beim Zurück- gehen unter den Umwandlungspunkt wieder in derselben Gestalt, an der alten Stelle, indem sie durch zwangsweise Gleichrichtung benachbarter Flüssigkeitsräume im Polarisationsmikroskop sichtbar wird. R. Gross, Paul Gaubert: Sur une nouvelle proprie&t& des sphero- Eires 2 enrowulement helicoidal. (Compt. rend. 1917. 1. No. 9. 355. 26. Febr.) Unter den sieben kristallographischen Modifikationen des Anisalamido- azotoluol sind zwei flüssig. Eine Form zeigt spiralige Sphärolithen mit ab- wechselnd homogenen und faserigen Ringen. Mit dem unteren Nicol ent- steht ein normaler Pseudopleochroismus, mit dem oberen erscheint derselbe kaum, dagegen sieht man dunkle mit heilen Ringen wechseln, als wenn die Nicols gekreuzt wären, ohue daß jedoch das schwarze Kreuz vorhanden ist. Dreht man den Nicol wiederholt um 180° nach links resp. nach rechts, '' so wandern die Ringe je um einen Ringabstand nach innen resp. nach außen. Verf. erklärt die Erscheinung dadurch, daß jede Faser des Sphäro- liths aus submikroskopischen Kristallelementen zusammengesetzt ist, deren Polarisationsebenen beim Fortschreiten auf der Faser stetig ihre Position ändern und dadurch auch den Pleochroismus bei Anwendung des unteren Nicols erzeugen. Eine untergelegte Quarzplatte bestätigt die Auffassung ; die Verwendung beider Nieols stört hierauf bezügliche Beobachtungen. Verf. hält an der Ansicht fest, daß er in den Bausteinen seiner spiraligen Haufwerke jene makroskopischen Kristallen analoge Kristall- partikel vor sich hat, die nach Brase’s Strukturkonstruktionen nicht exi- stieren. (DEBYE-SCHERRER’S Untersuchungen zeigen, daß solche kristalline Partikel mit Braca@’s Annahmen keineswegs kontrastieren. Ref.) R. Gross. Paul Gaubert: Sur le pouvoir rotatoire des eristaux liquides. (Compt. rend. 1917. I. No. 10. 405. 5. März.) Die Cholesterinpropionate, -benzoate, -azetate besitzen optisches Dreh- vermögen (von VORLÄNDER z. T. quantitativ bestimmt). Methode: Inaktive 21 28- Mineralogie. doppelbrechende Sphärolithe haben das schwarze Kreuz parallel den senk- ' recht gekreuzten Analysator- und Polarisator-Auslöschungsrichtungen. | Legt man auf den Sphärolitli einen aktiven Körper, so verschiebt sich das syrenkreuz im monochromatischen Licht. Um es wieder-in die alte Stel- lung zurückzuführen, muß ein Nicol um einen passenden Betrag verdreht werden. Beim Unterkühlen durchlaufen die Reflexionsfarben des Präparates das Spektrum, beginnend mit Violett. Das Drehvermögen steigt mit sin- kender Temperatur, mit wachsender Wellenlänge der reflektierten Farbe und übersteigt beim Propionat 1000° pro mm für gelbes Licht. Für alle Wellenlängen der Reihe nach (ausgenommen Violett, das nicht untersucht wurde) ist die Substanz zunächst links-, dann rechtsdrehend. ° Die Ände- rung des Drehsinns gelıt für jede Farbe dann vor sich. wenn sie. reflek- tiert wird. Die Erscheinungen sind dieselben für verschiedene Cholesterinsalze (auch bei Zusatz von Anisalamidobenzoat, das Doppelbrechung und Dreh- vermögen stark erhöht). Für unterkühlte flüssige Kristalle verändert sich das Drehvermögen auch dann stetig mit der Zeit, wenn die Temperatur konstant ist. R. Gross. F. Grandjean: La visibilite, au-dessus de la tempera- ture de fusion isotrope des plages de contact entre les iiquides anisotropes et les cristaux. (Compt. rend. 1917. 1. Ne. 11. 341.) Die Tatsache, daß die Kontaktränder in gleicher Stelle und gleicher Gestalt wiedererscheinen, weın die kristalline Flüssigkeit etwas über den Isotropiepunkt erhitzt und hierauf wieder unter denselben abgekühlt wird, kann verschieden erklärt werden: 1. man kann annehmen. daß die Orientierung innerhalb des Fleckens über den Umwandlungspunkt © hinaus bestehen bleibt; 2. daß die Orientierung verloren geht und nur der Kontakt beständig ist, der bei der Rückkehr unter den Isotropiepunkt © die gleiche Erscheinung immer wieder neu erzeugt. Eine Entscheidung wird experimentell erreicht. Bei stark doppel- brechenden Flüssigkeiten ist die remanente Anisotropie der. Flecken über 9 trotz der vermutlich sehr geringen Dicke der Kontaktschicht durch ihren dunkelgrauen Polarisationston erkennbar und die Elastizitätsachsen- lage mit Quarz, Glimmerplättchen oder elliptisch polarisiertem Licht be- stimmbar. er Die Erscheinung wurde beobachtet bei Azoxyanisol, «- Phenetol, «-Anisophenetol. Anisoldazin, Ditoluylidenbenzidin, Anisol-amidoazotoluol, Azobenzoat und -cinnamat des Äthyls auf Steinsalz, Brookit, Talk, Phlogopit. Bei einigen Flüssigkeiten wurde eine Temperatur ©'>>® beobachtet, bei der die Häutchen verschwinden. | Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. -139 - Die Beobachtungen stimmen sehr out überein mit der im vorher- gehenden Referat mitgeteilten Theorie. Durch das äußere Kontaktfeld ‘erscheinen die Kontakthäutchen in der Tat bis zur Temperatur 0 > © | anisotrop. Der Erfahrung entsprechend nimmt die Molekülorientierung | im Punkte ©‘ sehr rasch ab, so daß in bevorzugten Fällen eine Art zweiten , Umwandlungspunktes für im äuberen Feld liegende Flüssigkeitsteile besteht. | R. Gross. F. Grandjean: Essai d’orientation des sels de Chole- 'sterine et desol&atesliquidesanisotropes sur les cristaux. ı (Compt. rend. 1917. IT. No. 17.) Verf. untersucht die orientierende Wirkung von Steinsalz, Zinkblende. | Talk auf Cholesterincaprinat, -benzoat, Ammonium- und Trimethylammonium- ‚ oleat. Bringt man Tropfen dieser Flüssigkeiten auf Kristallflächen, so | stellen sich die optischen Achsen der Flüssigkeiten im allgemeinen zur ' Kristallfläche senkrecht, genau wie bei Glasunterlage. Cholesterincaprinat hat eine optisch positive flüssige Phase unterhalb der Temperatur 7, eine negative unterhalb 7, wobei 7>:: über 7 ist die Substanz isotrop. Die positive Phase orientiert sich auf Kristallflächen so, daß ihre optische Achse parallel der Kristallfläche ist und ihre Richtung auf (100) des Steinsalzes _ mit der Flächendiagonale, auf (011) der Zinkblende mit der großen Flächen- diagonale zusammenfällt. Auf (001) des Talkes sind die optischen Achsen ' der Flüssigkeit näherungsweise übereinstimmend mit sechs verschiedenen Richtungen des Kristalls. Die Orientierung wird besonders deutlich, wenn man die anisotrope Flüssigkeit in Spaltrisse eindringen läßt. Hier wirken beide Wände des Spaltrisses induzierend. Bei der Erwärmung über 7° verhindert das Kontakt- ‚feld teilweise die normalerweise bei 2° eintretende Umwandlung des optisclhı positiven Cholesterincaprinats in das optisch negative. Zwischen 7 und 7 besteht also ein Gemisch aus optisch positiver und negativer Flüssigkeit, die positive Phase ist jedoch nur in Kontaktränder erhalten. Bei 7 ver- schwindet alle Anisotropie, auch die der positiven Kontaktflecken. Beim Wiederabkühlen kommen die Kontaktflecken in diesem Falle in veränderter (Gestalt und Orientierung wieder. R. Gross. Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. Bergeat, A.: Zur Petrographie der Äolischen Inseln. Tridymitbildung in Quarzit. Zur weiteren Kenntnis des Mineralvorkommens auf Strombo- licchio. (Centralbl. f. Min. etc. 1918. 329.) Beutell, A.: Wachstumserscheinungen des Kupfers, Silbers und Goldes. (Centralbl. f. Min. ete, 1919. 14.) | Brauns, R.: Einige bemerkenswerte Auswürflinge und Einschlüsse aus dem niederrheinischen Vulkangebiet. (Centralbl. f. Min. 1919. 1.) 140: Mineralogie. Nils Sundius: Beiträge zur Kenntnis der Skapolithe. (Bull. of the Geol. Inst. of Upsala. 16. 96—106. 1918.) In Ergänzung seiner früheren Untersuchungen (dies. Jahrb. 1918. -257 -) teilt Verf. zunächst neue Bestimmungen an drei Skapolithen mit: 1. Skapolith aus Nautanen, gehört zu den früher vom Verf. ° besprochenen Lapplands-Skapolithen, die Produkte pneumatolytischer, aus Tiefenmagmen (Gabbro etc.) entwichener Lösungen sind. Es ist ein nor- ! maler Skapolith mit Cl und geringer Menge SO,. Nach einer von MAUzELivus ı ausgeführten und von GELJER an anderer Stelle (G. G. U., Ser. C. No. 283. 4: Ärsbok. 11. 1917. No. 4) mitgeteilten Analyse berechnet Verf. die folgende J- Zusammensetzung: yA Ma 3 [02] € WE x nn Mas: 22917, 389. MaS 0938 1,975 1332 0.023 1,5635 MeK = 61.46 Spez. Gew. — 2.698. An dem Pulver, das zur Analyse gedient hatte. hat Verf. mittels Immersion die angegebenen Brechungsexponenten bestimmt. 2. Skapolith aus dem Gula-Tal, Norwegen. Ist Bestand- teil der von GoLpscHuipr beschriebenen Kalksilikatgneise des Trondhjemer Faltungsgebietes und in diesen begleitet von diopsidischem Pyroxen, Zoisit. grüner Hornblende, Biotit, Quarz, Oligoklas (Ab,;), Caleit und Magnetit. Die © O,-Bestimmung ist von ALNsSTRÖM nach einer neuen Mikroanalysen- methode und Austreiben der CO, durch Vanadinsäure ausgeführt worden. die Cl-Bestimmung durch cand. BoRNER, der andere Teil durch Dr. N. SaHLBox. Die Brechungsexponenten wurden vom Verf. mittels Immersion und Quarz- keilkompensator ausgeführt, wobei für » — e 0,034 und 0.0365 erhalten wurde. Die Berechnung geschah unter Anwendung der vom Verf. für den Carbonatmarialith vorgeschlagenen Formel NaHCO,.3(NaAlSi,0,). Unter a sind die für die erhaltene Formel berechneten Werte angeführt. ji a. %Ma > ie _ S10,....4887 - 4120 1:Mar 6 Al, 0, . 27,55. 27,63 37 7 Mak = 31, 1585 159515.0.0355 27.368 ke, 0, >:..0;62 — | MeK = 63 M20- 0118 — G3.0:=.7119,63.- 19/65 Na,0 n. best. 5.06 CL. 0,24 0.24 SO. 30 — = CO, 2201216 4,55 BO: 2. mabese 20,31 97.27 100,65. ' Nach den angeführten \Werten wäre » — e —= 0.034. Ref. Im ten TER Er met ee uhettt ST A EEE ET J or u t u | er zuiuuteiinunutlilirune | | Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. IA] N | Dieser Skapolith ist demnach ein fast reiner © O,-Skapolith, seine ‚optischen Eigenschaften fügen sich in das für solche aufgestellte Diagramm. Äh 3. Skapolith vom Laacher See. Von dem früher (dies. Jahrb. | 1917. I. 15) von mir untersuchten Sulfatskapolith (No. 18 a) hatte ich den Rest des isolierten reinen Materials an Suxpıus gegeben. damit nach den dort eingeführten Methoden die Kohlensäure bestimmt und wenn möglich ©! noch einmal eine Vollanalyse ausgeführt werde. Letzteres ist nicht ge- schehen , vielmehr nur CO, bestimmt worden; MauzeLius fand 3,23% .C0,, während die im Diırrrich’'schen Laboratorium ausgeführte Analyse "0,65 %, ergeben hatte. Ob zu dieser die Substanz mit HCI+HF auf- '. geschlossen worden sei, konnte ich trotz mehrmaliger Anfragen wegen des °;' neuerlichen Besitzwechsels nicht erfahren. Für die Brechungsexponenten, ' die ich nach der Prismenmethode zu Oya = 1,5903 und en, = 1,5593 be- stimmt hatte, hat Verf. nach der Methode der Totalreflexion 1.5901 und 1.5600 gefunden. Auf Grund seiner Annahmen! bereähnet Verf. die Werte: Zr "% Ma ( Ma — 13 o—E 2 iD () — £ — 5 — 750 | = | Mas = 10 i & = 0,3050 9 1.5750 |} IM S=— 9 | MeK — 68 f Für einen anderen Skapolith (No. 8). dessen Zusammensetzung ich '; schon früher mitgeteilt hatte (dies. Jahrb. Beil.-Bd. XXXIX. 103. 1914) und ' für den ich ebenfalls die Brechungsexponenten bestimmt hatte (l. c. p. 19), , berechnet Sunpıus die Kohlensäure zu 3,52 gegen 0.26 des gefundenen Wertes (hiervon hatte ich nichts mehr übrig): und es ist nach meinen Messungen: ls a 08 Der nl. Ns) Die Zusammensetzung berechnet Sunpivs nach seinen Annahmen zu: SoMa ceMa = 06 31 Mah — 5] | MeK = 63 Die Zusammensetzung der beiden Skapolithe, die diesen Formeln entspräche, wäre die folgende: SIor 0. 1993 44,51 MO... 2948 26,91 Go. , 184 15,70 N ee 4,43 eo ....:050 = So 200°... 1.69 2,06 ao... 3 3,52 mo... 010 0,82 100,00 97.45 ı ı NaHso, .3(NaAlSi,0,) für den Laacher Sulfatskapolith, während ich für diesen Cas0, .3 (Ca Al, Si, O,) angenommen hatte. 149: - Mineralogie. Die für diese beiden SO,-reichen Skapolithe im Diagramm gefundenen Orte stimmen mit dem gut überein, was für die normalen Skapolithe früher gefunden wurde, beide Arten können auf SEuue ihrer optischen Eigen- schaften nicht unterschieden werden. | Im Anschluß hieran wird der Einfluß der Kohlensäure auf die Doppel- brechung diskutiert und festgestellt, daß sich ihre aus der Doppelbrechung ermittelten Orte recht gut in eine mit wachsendem Gehalt an CO, steigende Reihe einordnen. Zum Schluß wird die Entstehungsweise der Carbonatskapolithe be- sprochen; sie werden als regionalmetamorphe Bildungen angesehen, bei deren Entstehung hohe Temperatur und starker Druck wirksam war. R. Brauns. St. Kreutz: Gips aus den polnischen Lagerstätten. ]I. Subkarpathische Zone. (Bull. Acad. sciences Cracovie. Cl. sc. math. et nat. Ser. A. Sc. nat. Okt. bis Dez. 1915. Krakau 1916. 387441. Mit 3. Taf. [28 Fio.]| u.8. Textiip.) I. Gips von Bochnia (vgl. BEckE, dies. Jahrb. 1909. II. - 362 -). Produkte des Umkristallisierens des Anhydrits auf Hohlräumen in diesem und in den Drusen und Spalten in den Salzgruben. Die Kristalle, oft prächtige Drusen bildend, sind meist wasserhell, oft mit einer Tonschicht bedeckt. A. Einfache Kristalle. Begrenzung: ] (111) vorherrschend, Streckung nach Kante 1/l; b (010) klein; f (110) kurz. Bis 4 cm lang, meist viel kleiner. B. Zwillinge. a) Verzeichnis und Charak- teristik der Formen. Nur solche nach (100). Sie sind erheblich größer, als die mitvorkommenden einfachen Kristalle, stets in der Rich- tung der Prismenkante f/f gestreckt bis zu 4 cm. Längs der Zwillings- grenze findet eine Verstärkung des Wachstums statt, wie die Zentral- distanzen zeigen. Begrenzung komplizierter als bei einfachen Kristallen: b (010); £ (110), 1 (111); n (111); +Q22,233) 2843), 2243) 12)E *(303), außerdem eine Reihe von Vizinalen zu (122) und (2833), z.B. (477), ferner: (566), (344), b und f fehlen nie, * neu. Die Messung ist hänfig durch Flächenkrümmung beeinträchtigt; es trat häufig statt eines Reflexes eine Anzahl solcher oder ein Lichtband auf. Von ziemlich ebenen Flächen bis zu völlig unbestimmbaren Gebilden, die durch Verschmelzung mehrerer Flächen entstanden sind, gibt es alle möglichen Übergänge. Nur die Flächen n (111) bleiben an den Enden auch der großen dieser säulen- förmigen Zwillinge stets eben, oder zeigen höchstens zwei naheliegende aber scharfe Reflexe. Die Ursache der Ausbildung gekrümmter Flächen ist z. T. die Nähe des einspringenden Zwillingswinkels, teils ist- sie als eine besondere Eigenschaft der betreffenden Flächen zu betrachten. Für die Flächenverteilung ist es bezeichnend, daß sich die Flächenpole in sewissen Bereichen scharen, die zwischen ausgedehnten polfreien Bereichen liegen, wie das eine Projektionsfigur im einzelnen zeigt. Flächen mit ver- hältnismäßig einfachen Symbolen, deren Pole nahe beieinander liegen, Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. 143: Fi zeigen hier besonders die Neigung zur Krümmung und gehen oft kon- F timuierlich ineinander über. Dies gilt besonders für die Flächen (233), (477), "I: (344) oder (232) und (343). Die Pole von n (111) sind von einem breiten Bereich ohne andere Pole umgeben; damit im Zusammenhang gehören diese Flächen zu den besten Kristallflächen. Spezielle durch eine äußere Ursache hervorgerufene Wachstumsbedingungen erklären die Krümmung ‘1 und die Unregelmäßiekeit der Flächen (112) und der anderen, die auf der ' Achse ZZ’ beinahe senkrecht stehen. An manchen solchen Zwillingen ist das eine Individuum viel größer als das andere und ist dann annähernd so wie ein einfacher Kristall weitergewachsen. Einige Bemerkungen über die Methode und den Wert der Bestimmung der oben angeführten Flächen beschließen diesen Abschnitt. b) Vizinalflächen. Typische Vizinal- Hächen treten öfters auf Flächen der Zone {100} auf, nämlich auf b (010) und f (110), Im allgemeinen sind es Flächen vom Typus (hko). Manch- mal liegen solche Vizinalen symmetrisch beiderseits von b (010). Auch einzelne Flächen von f (110) sind zuweilen durch eine vizinale Flächen- zone (hk o) ersetzt, wobei die eine Fläche näher der Lage (110), die andere näher der Lage (010) steht. Die Verteilung der Vizinalflächen auf (010) und (110) ist also wesentlich verschieden und nur die Vizinalflächen auf (010) sind in Beziehung auf die Flächennormale symmetrisch, so daß nur diese eine Symmetrieachse darstellt. :. c) Die Verwachsung der Zwillingsindividuen. Die Berührungsfläche beider Individuen kann man in durchsichtigen Exemplaren auch im Innern genau verfolgen und feststellen, daß es stets eine geometrische Fläche parallel b (010) ist. Wenn sich beide Individuen nicht nur nach b, sondern infolge von Über- wachsung auch nach (010) berühren, entstehen Zwillinge der „Karlsbader Art“, und zwar linke und rechte, mit b (010) resp. b (010) als Berührungs- fläche. d) Ausbildung der Zwillinge. Es lassen sich 7 oder 8 Typen unterscheiden. 1. Typus. Zwillinge begrenzt von b (010), £ (110) und | 1 (411) mit Vorherrschen von b und f und ableitbar aus dem Modell eines derartigen Kristalls durch Hemitropie der beiden Hälften, die nach. der Kante f/f gestreckt sind. 2. Typus. Unterscheidet sich vom ersten da- durch, daß im einspringenden Winkel statt der Fläche 1 weniger stark gegen die Vertikalachse z geneigte Flächen, besonders der Form x (233) oder einer vizinalen auftreten. Die im einspringenden Winkel liegenden zusammengehörigen Flächen: hkl und hkl haben zu beiden Seiten der Symmetrieebene eine zu dieser unsymmetrische Ausbildung, so dab die eine öfters überhaupt nicht vorhanden ist. Die Kante zwischen (h kl) und (hk]) wird manchmal durch ein etwas gekrümmtes Hemidoma abgestumpft. 3. Typus. Zwillinge ähnlich 1 und 2, aber mit dentlich entwickelten Flächen n (I1lt). Gewöhnliche Kombination: b (010), f (110), 1 (111), n (111) (3a); öfters Flächen der Form x (233) (3b). Die Flächen n sind vielfach nicht vollflächig, sondern an jedem Individuum ist nur eine solche Fläche antimetrisch zur Achse z (Kante [001]) entwickelt, so daß die beiden Flächen n und n durch Drehen um diese Achse zur Deckung kommen und die zu jeder dieser Flächen nach der Zwillingsfläche (100) symmetrische > 2 148: | Mineralogie. fehlt. Uıingekehrt ist es bei den Flächen I, indem hier öfters nur zwei nach (100) symmetrische Flächen zur Ausbildung gelangten. Einige diesem Typus nahestehende Kristalle zeigen eine von der obigen etwas verschiedene Ausbildung, besonders wenn eines der beiden Individuen größer ist. Dann erscheint von den umwachsenden Teilen des Kristalls eine Reihe von Flächen, die sich oft an Kristallen verschiedener Typen wiederholen und für diese Ausbildung charakteristisch sind. Das größere Individuum wuchs hier wie ein einfacher Kristall und konnte sich frei entwickeln, doch haben sich hier Flächen ausgebildet, die an einfachen Kristallen nicht bekannt sind und die eine geringere Zentraldistanz besitzen, als es für die Flächen 1 (ill) der Fall wäre. Daraus scheint zu folgen, daß das Wachstum des Kristalls durch Mangel an Material gehemmt wurde. 4. Typus. Charakteristisch ist bei ähnlicher Ausbildung der Kristalle wie bei dem vorigen Typus das Auftreten unregelmäßig ausgebildeter Flächen, oft gekrümmt und raulı, die auf der Achse [001] beinahe senkrecht stehen, und denen die Symbole (112) und (203) zukommen. Am anderen Indivi- duum spiegelt mit 112 fast gleichzeitig eine Fläche 012. Meist handelt es sich um Flächen, die zwischen (012) und (023) liegen. Manche hierher gehörigen Zwillinge sind etwas abweichend ausgebildet. 5. Typus. Die Kristalle zeigen keinen deutlich einspringenden Winkel an der Zwillings- ebene, dafür aber stark entwickelte gewölbte Flächen, die auf der z-Achse [001] nahezu senkrecht stehen. An dem durch Unebenheiten verunstalteten Kristallkopf ist an der Zwillingsgrenze meist nur eine flache rinnenförmige Vertiefung wahrzunehmen. An Zwillingen dieser Art treten die Formen: (010), (110), sowie einzelne Flächen n (111), (t12) und oft (122), bezw. eine ihr vizinale Fläche auf. Bei ungleicher Entwicklung beider Individuen tritt oft am Kopfe des kleineren nur eine Fläche n (111) auf, die mit der Fläche (122) des größeren beinahe in eine Ebene zusammenfällt. Die Flächen n sind hier in bezug auf die Achse z antimetrisch entwickelt, es herrschen hier aber gebogene und unebene Kristallteile vor. Besondere Ausbildungsverhältnisse der Terminalflächen treten auf, wenn infolge von rascherer Entwicklung des einen Individuums Überwachsungen stattfinden. Eine eigentümliche Abart dieses Typus bilden säulige, nach der Kante [001] gestreckte Zwillinge, an denen das pseudohexagonale Prisma an- scheinend durch eine gewölbte und rauhe Fläche, beinahe senkrecht zur Prismenachse abgestumpft wird. 6. Typus. Die von b (010) und f (110) gebildete pseudohexagonale Säule trägt am Kopfe des Zwillings schein- bar nur zwei Flächen, die einen ausspringenden Winkel von ca. 62° bildend, sich pyramidal nach aufwärts erheben. In Wirklichkeit sind es aber drei Flächen: n (111), n (111) und eine mit letzterer beinahe in ein Niveau fallende Fläche (122) oder einer zu ihr vizinalen; beide Flächen sind aber deutlich physikalisch verschieden. Solche Zwillinge, die entweder die Forın eines pseudohexagonalen Prismas haben, oder nach b (010) ab- geplattet sind, zeigen keinen einspringenden Winkel, sie haben die Form eines einfachen rhombischen oder triklinen Kristalls und manche erinnern an die Horschentzer Aragonitkristalle von der einfachen Kombination: Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. 214, - 010), (110), (011). 7. Typus. Er zeigt als charakteristische Eigenschaft die Ausdehnung eines größeren Individuums (1) von einer bestimmten genau beschriebenen Form, mit einer trapezoedrischen Fläche (112), nach der Kantenrichtung (233), (233); die frei aufragende Spitze des zweiten kleineren Individuums ist gewöhnlich abgebrochen. In einigen Fällen haben die Zwillinge folgende merkwürdige Ausbildung erhalten: Zwei im einspriugen- den Winkel an der Zwillingsgrenze liegende Flächen: (hk]) und (hkl) haben gegen eine ideal durch die Mitte des Kristalls gelegte Symmetrie- ebene (010) eine im Vergleich mit der gewöhnlichen verkehrte Lage: statt ‚eines ausspringenden Winkels schließen sie miteinander einen einspringen- den Winkel ein. Die Fläche (hkl) befindet sich auf der rechten Seite, die Fläche (hk]) auf der linken Seite des Kristalls. Dadurch entsteht am Kopfe des Zwillings eine trichterförmige Vertiefung, die durch die Flächen: (hkKl), (hkl) und die nach der Zwillingsebene symmetrischen (hk1l) und (hl) gebildet wird. Die Flächen (hk]) nnd (hkl) wiederholen sich "manchmal oszillatorisch, abwechselnd ein- und ausspringende Winkel bildend. Manchmal haben sich auch an den Zwillingen zwei einspringende Winkel gebildet, wenn sich nämlich das eine Individuum nach beiden Richtungen der Achse z [001] entwickeln konnte. Dieser zweite ein- springende Winkel #2, der durch eine zu der Zwillingsebene senkrechten Ebene halbiert wird, wird stets von den Flächen 1 (111) gebildet; der erste einspringende Winkel x wird durch die Zwillingsebene (010) sym- _ metrisch geteilt. Die Kanten 1/l bilden in x einen Winkel = 74948, in # = 105°12‘. Diese Zwillinge sind prismatisch nach [001] und gehören zu irgend einem der beschriebenen Typen. Ein Einfluß des zweiten ein- springenden Winkels auf die Wachstumsverhältnisse des Kristalls war „nicht nachzuweisen. Für die zahlreichen Einzelheiten in Beziehung auf die Ausbildung aller dieser Zwillinge, besonders auch der Zentraldistanzen und der daraus zu ziehenden Folgerungen muß auf das Original und die Ab- bildungen verwiesen werden, hier sei nur noch erwähnt, daß sich in ziemlich zahlreichen Fällen die Anwachsschichten des Kristalls auf Grund von Ein- schlüssen (Pulver von Anhydrit und Ton) ermitteln lassen. Die Dicke . der im einspringenden Winkel x an den Flächen 1 (111) abgesetzten Schichten war viel größer, als die gleichzeitig auf (110) und (010) ab- gesetzten Schichten. Im einspringenden Winkel haben sich gewöhnlich besonders viel solche Einschlüsse angesammelt, und es entstehen dadurch trichterförmige undurchsichtige Partien, die, immer enger werdend, bis zur Ansatzstelle des Kristalls (Keimpunkt) reichen. e) Die Entstehung der verschiedenen Typen. Die unter den gleichen paragenetischen _ Verhältnissen und gleichzeitig ausgebildeten Gipskristalle von Bochnia zeigen, daß die einfachen Kristalle und die meist erheblich größeren Zwillinge in der Tracht gänzlich verschieden sind, und daß die letzteren eine Reihe sehr verschiedener Ausbildungstypen erkennen lassen. Äußere Einflüsse (Lösungsgenossen etc.) können diese Unterschiede nicht veranlabt haben. Verf. kommt auf Grund einer näheren Diskussion der Zentral- distanzen zu dem Schluß, daß die verschiedenen Zwillingstypen (1—6) N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. k U Mineralogie. bloß als verschiedene Wachstumsstadien der Zwillinge, also nur als be- # stimmte, aufeinander folgende Perioden der Entwicklung zu betrachten | sind. Diese Typen (1—6) lassen sich unter Annahme einer bestimmten ! Wachstumsart theoretisch aus einfachen Kristallen (fbl) ableiten und} zwar in der oben beschriebenen Reihenfolge. Bezüglich der Einzel- ) heiten sei auch hier auf den Text mit seinen zahlreichen Abbildungen ver- wiesen. Erwähnt sei schließlich noch: f) Die asymmetrische Aus- bildung der Zwillinge. Die Form n (Ill) zeigt regelmäßig diese | unvollständige. asymmetrische Ausbildung, indem sich meist nur die Fläche . (111) entwickelte, womit nicht selten eine ol nie Entwicklung 7 der Flächen I (111) und (111) verbunden ist. : 1 II. Gips von Swoszowice (vgl. dies. Jahrb. 1918. -130-). 1. Faser- | gips. Zwischen zwei Schwefelhorizonten in der jetzt nicht mehr ab- # gebauten Lagerstätte findet sich eine 6—12 m mächtige Wechsellagerung | von Fasergips und blauem Mergel (Gipsschiefer). Ein Mergel über dem oberen Schwefellager ist von zahlreichen unregelmäßig verlaufenden Faser- gipsschnüren durchsetzt. Die stets zu den Kluftflächen normalen Längs- | achsen der Fasern sind meist der z-Achse und dem Hauptblätterbruch parallel, doch kommt es auch vor, daß die Faserriehtung auf dem Blätter- bruch (010) senkrecht steht, so dab sich die Aggregate senkrecht zur Faser- # richtung leicht durchspalten lassen. Durch Umkristallisieren des Faser- gipses entstehen Kristalle am Ausgehenden der Fasergipsschichten und da, wo die letzteren von Klüften durchsetzt werden. 2. Einfache Kristalle. Linsenförmig, abgeplattet nach einer Fläche (hol) mit geringer Neigung gegen die Achse x. Begrenzungsformen: 1 (111) und A (103) nebst (hol), ‚ (023), o (234), (112), n (111), # (509) und, selten und klein, f (110). Die Fläche (hol) sind am größten, aber meist krumm, es ist (103), (205) und (106); (205) in der Zone [(111).(023)]. 1 spiegelt stets gut. Die Flächen- beschaffenheit, die Tracht und einige besondere Kombinationen werden eingehend beschrieben mit Angabe der zweikreisigen Koordinaten und der Zentraldistanzen. 3. Zwillinge. Nur nach (101) in drei. verschiedenen Typen. 1. Typus. Lose im Tonmergel eingewachsene Penetrations- zwillinge, der die Klüfte in dem Gipsschiefer erfüllt. Formen: 1 (111), ı (103), v (133). Die beiden anderen Typen sind mit zahlreichen einfachen Kristallen aufgewachsen, die stets erheblich kleiner sind als jene. Die Zwillingsebene (101) ist Verwachsungsfläche. 2. Typus. Schwalben- schwanzzwillinge, begrenzt von 1 (111), A (103), y (023), e (234). Der einspringende Winkel am freien Ende wird von den Flächen o = (234) gebildet. f (110) fehlt oder ist ganz schmal. Den einfachen Kristallen gegenüber sind diese Zwillinge in der Richtung der beiden Individuen gemeinsamen Kante [101] = [(111). (111)] besonders stark gestreckt. 3. Typus. Keine einspringenden Winkel. Formen: I (111), £ (110), A (103); untergeordnet: y (023) und (hkl), (z. B. (234). Die Längsrichtung ist die Kantenrichtung [(111).(111)] = [101]. An jedem Individuum dominieren je zwei Flächen I (111), ein rhombisches Prisma bildend. Am Kristall- kopf erhebt sich an Stelle des einspringenden Winkels bei den Zwillingen Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien, AN des 2. Typus eine von vier Flächen f (110) gebildete Pyramide. o ist vollständig verschwunden. Die Zwillinge des 3. Typus stellen ein späteres Wachstumsstadium dar als die des zweiten. Auch an diesen Zwillingen nach (101) sind öfters zwei einspringende Winkel vorhanden. In keinem Fall wurde ein rascheres Wachstum in dem einspringenden Winkel 4 beobachtet. Zuweilen treten sprossenartig angewachsene Kristallteile auf, aber nur im einspringenden Winkel x. III. Gips von Wieliczka. Außer Faser- und körnigem Gips zwei Gruppen von Kristallen. 1. Junge Kristalle im Salzton neben An- hydrit. b (010), £(110), 1(A1l). Habitus wie bei Bochnia, nur b häufig |, breiter. Nur einfache Kristalle. 2. Auf Klüften im harten Salzton, als Umkristallisierungen des Fasergipses wasserhelle, bis mehrere Zentimeter große Kristalle: b (010), f (110), 1 (111), e (103), e (001), k (130), r (143), 'n (111), s (131), o (Oll) und » (225). Habitus bestimmt durch b, f, e "und 1. e stets krumm und oft durch zwei Flächen (hkl) ersetzt, mit ‚ Positionen zwischen (001) und (103). » ist ganz sicher bestimmt durch | Winkelmessung und Zonenbeobachtung, doch kommen auch Vizinale vor. Ein anderer Typus der Gipskristalle von Bochnia, sehr ähnlich dem ersten, unterscheidet sich hauptsächlich in dem Auftreten von e (103), bezw. der ‚ Vizinalen. Er zeigt eine deutliche Verwandtschaft mit den Kristallen von , Swoszowice und noch mehr von Podgörze (s. u.). Zwillinge fehlen auch hier. IV. Gips von Kalusz. Im Salzton mit Steinsalz und den Kali- salzen. b (010), 1 (111), f (110) mit etwas stärkerer Ausbildung von b. | Längserstreckung nach der Kante [(111).(111)] = |101]. Bekannt sind "auch Zwillinge nach (100) mit einem Typus ähnlich dem ersten von Bochnia. | Wahrscheinlich Absatz aus Solen. Kleine, nach der Richtung [001] stark sestreckte Zwillinge nach (100) von der Saline Stebnik. V. Gips von Podgörze (bei Krakau). Aus der Beschreibung \ dieser Kristalle von Zareczny und seinen eigenen Beobachtungen schließt ' Verf. auf verwandtschaftliche Beziehungen zu den Kristallen von Swoszo- \, wice, und zwar beruht dies auf der Tendenz zur linsenförmigen Ausbildung, ler Häufigkeit der Formen (hkl), z. B. (234) etc. mit meist gekrümmten \ Flächen und der ganzen für beide Orte sehr ähnlichen Flächenentwicklung. | Ähnlich wie bei Wieliezka ist die Längserstreckung der einfachen Kristalle in der Richtung der x-Achse [101] und das häufige Auftreten der Form e (103). Ein solcher Übergang zeigt sich auch bei den Zwillingen, sofern eben zahlreichen solchen nach (100) auch einer nach (101) beobachtet \\wurde. Der einspringende Winkel ist fast ganz ausgefüllt und es sind zwei zur z-Achse beinahe senkrechte Flächen (103) und (103) vorhanden. ‚Häufig ist auch eine Ausbildung der einfachen Kristalle mit l (111) und 12. (234). [Im Original steht, wohl irrtümlich: 1 (111) und n (133). Ref.] | VIa. Einfluß des Zwillingsgesetzes auf die Ausbildung der Form der Gipszwillinge. Zwei Arten der einspringenden Winkel. ‚Die Gipszwillinge zeigen längs der Zwillingsgrenze in der Richtung ‚der den beiden Zwillingsindividuen gemeinsamen Kante ein vermehrtes ‚Wachstum, diese Richtung ist bei den Zwillingen nach (100) die z-Achse | » k* A pm = 2 - 148 - Mineralogie. — Zonenachse [001], an Zwillingen nach (101) die x-Achse = Zonen- achse [101]. Die einspringenden Winkel « und 8 verhalten sich ganz ver- schieden, nur im ersteren ist die Tendenz zur Ausfüllung vorhanden. Ge- | wöhnlich steht die Richtung des raschesten Wachstums auf der Unterlage ‘ senkrecht. Die Gesamtheit der Erscheinung spricht dafür, daß beim Wachs- tumsprozeß die Richtungen der Kıistallkanten, und nicht die Flächen- | normalen sich direkt geltend machen. VIb. Das Zusammenfallen der Flächen und der Kanten- richtungen der beiden Zwillingsindividuen. Die tatsächliche gegen- | seitige Lage beider Zwillingsindividuen entspricht sehr genau der theo- ' retischen; die Genauigkeit ist von derselben Rangordnung, wie die der Formausbildung an bestentwickelten einfachen Kristallen. Eine Reihe von Kristallelementen fällt bei den beschriebenen Zwillingen teils genau, teils annähernd zusammen. Wenn an Zwillingen nach (100) mit der gemein- samen Zonenachse [001] zwei Flächen derselben: (010) und (010) sowie (110) und (110) zugleich auftreten, fallen sie meist in eine Ebene zusammen | und haben gleiche Zentraldistanz. An Zwillingen nach (100) fallen die ' Flächen n (l11) des einen fast zusammen mit (122) des anderen Individuums. | Diese beiden Flächen treten auch zusammen auf, nur an Zwillingen und zwar so, daß neben einer meist nur einseitig entwickelten Fläche von n, ' z. B. (111), auch die ihr nahe parallele (122), gleichfalls nur einseitig auf- } tritt. Unter den krummen Flächen am Kopf der Zwillinge sind häufig ' zwei annähernd zusammenfallende Flächen (112) und (012). die dann eine | gewölbte Fläche bilden. Auch die anf der z-Achse nahezu senkrechten | Flächen (103) an den Zwillingen von Podgörze etc. fallen in beiden In- dividuen nahe zusammen. An Zwillingen nach (101) treten öfters zwei | Flächen von n (111), deren Pole zusammenfallen, wegen ungleicher Entwick- | lung beider Individuen nebeneinander auf und bilden in diesem Fall eine - Ebene. Verf, schreibt namentlich dem stets gleichzeitigen Auftreten solcher in ein Niveau fallenden Flächen eine genetische Bedeutung bei und ver- | mutet darin eine Äußerung der Oberflächenenergie, die durch eine solche | Formenentwicklung unter gegebenen Verhältnissen einem Minimum zustrebt. VII. Der Einfluß der Lagerstätte auf die Tracht der Kristalle. ] Bezüglich der Trachten der subkarpathischen Gipskristalle unterscheidet Verf. die tolgenden Typen: A. Gipskristalle der Salzlager aus Drusen ' in Kammern und Hohlräumen: Bochnia, Wieliczka (IT), Kalusz. Einfache ‘I Kristalle nach Achse x = [101] gestreckt. Häufig Zwillinge, nur nach | (100), gestreckt nach Achse z = [001]. B. Aus Klüften des Salztons 'f von Wieliczka (II), nur einfache Kristalle, gestreckt nach x = [101] oder z = [100] und tafelig nach b (010). C. Tonmergel von Swoszowice, Wachs- | tumsrichtung einfacher Kristalle [101]. [010]. Zwillinge nach (101). D. Pod- | görze, einfache Kristalle gestreckt nach x = [101], bezw. tafelig nach 101) [010]. Zwillinge nach (100) und (101), Tracht vom Gesetz abhängig. | E. Lose Kristalle aus den Tonen von Dobrzyn. Maxima der Wachstums- I geschwindigkeit [101]. [001] und Achse z = [001]. Zur Ermittlung der | Ursache dieser Verschiedenheit werden die Gipskristalle anderer bekannter Einzelne Mineralien. Vorkommen von Mineralien. 149 - Lager verglichen, was im einzelnen im Original nachzusehen ist. Das häufige Auftreten schöner Gipskristalle in Salzbergwerken erklärt sich durch die leichtere Löslichkeit des Calciumsulfats in Sole, Sie zeigen in den subkarpathischen wie in den alpinen Salzlagerstätten alle im wesent- lichen den gleichen Habitus (A und B), häufig 1. Typus von Bochnia, Zwillinge nur nach (100). Charakteristisch für salzfreie, oft schwefel- führende Tonmergel der Typus U (Swoszowice). Sie bilden die zweite große Gruppe der linsenförmigen einfachen Kristalle und der zugehörigen Zwillinge nach (101), in gleicher Weise, auch in derselben Weise im Miocän des Pariser Beckens, in Norditalien, Sizilien, Bessarabien usw., häufig mit Schwefel zusammen. Die hier beschriebenen Gipskristalle sind, wahrschein- lich alle, ganz junge, durch Umkristallisieren älterer Gipse entstandene Bildungen oder vielleicht auch z. T. durch Einwirkung sich oxydierenden Pyrits auf Caleiumkarbonat. Der Unterschied in der Tracht bei den so oder so entstandenen Kristallen ist wohl auf das jeweilige Vorherrschen von ‚Metall- oder Säureionen in den Lösungen zurückzuführen. Max Bauer. E. Stolley: Studien an Gipszwillingen aus den Neo- eomtonen der Umgebung Braunschweigs. (10. Jahresber. d. Niedersächs. geol. Vereins zu Hannover, Geol. Abteil. d. Naturhist. Ges. zu Hannover. 1917. Mit 6 Taf.) Die untersuchten Gipskristalle stammen aus den oberneocomen Bruns- vicensis-Tonen der Umgebung von Braunschweig, die wichtigste Fundstelle ist die Ziegeleigrube „Moorhütte“ bei Volkmarode, nordöstlich der Stadt. Die Zwillinge sind einfache Berührungszwillinge nach (100) oder bilden Durchwachsungen nach dem gleichen Gesetz, die auftretenden Flächen sind f (110), p (010), 1 (111), o (103). Meistens sind die Zwillingskristalle in der Richtung der Achse ce lang gestreckt, oft sind sie an ihrem einen Ende, ihrer Basis, wie der Verf. sagt, mit andern regellos verwachsen. Einschlüsse von Ton sind fast in allen Kristallen vorhanden; in den einfachen Kristallen sind diese besonders in der Richtung nach 0 angehäuft, in den Zwillingen längs der Zwillingsgrenze und zwar so, daß sie an der „Basis“ sehr schmal sind und nach dem freien Ende hin kegelförmig breiter werden. In Kri- stallen, die nach ihrer Gestalt auf ein mit Unterbrechungen fortgesetztes Wachstum schließen lassen, wiederholt sich auch die Form dieser Ein- schlüsse, immer ist die Gesamtform der Tonkegel von der Gesamtgestalt des Zwillings abhängig. Verwachsungen, die einer Zwillingsverwachsung nach (110) nur annähernd entsprechen, nennt Verf. „Fastzwillinge*:; sie bilden den Übergang zu fächerförmigen Gruppierungen, wie sie bei Gips überhaupt häufig und schon mehrfach beschrieben sind, u. a. von LASPEYRES (TScHEr». Min. Mitt. 1875. Heft 3. Taf. 7 Fig. 7, 8) an Gips aus Tertiär- ton des Papelsbergs im Siebengebirge. Zwillinge nach (101) sind an der „Moorhütte“ äuberst selten, der ' einspringende Winkel wird an ihnen von den Prismenflächen f gebildet. > -150- a Mineralogie. Andere Fundstellen sind: Die Ziegelei „Mastbruch‘, südöstlich von Braunschweig; die Kristalle von hier sind meist viel unscheinbarer, viel stärker mit Ton und Eisenhydroxyd durchsetzt und verunreinigt. stark gerundet und meist Zwillinge nach (101), auch diese linsenförmig gerundet. Ferner: Klein-Schöppenstedt, Timmern u. a. Lokalitäten. Den Schluß bilden allgemeine Bemerkungen über die Kristalltracht und das natürliche Vorkommen der Braunschweiger Gipskristalle im An- schluß an Untersuchungen von O. Mücsz, V. GoLpschuipr und F. BEckE: störend wirkt es, daß der Name des letzteren jedesmal BEcHE gedruckt ist. Es wird festgestellt, daß von den Gipskristallen der „Moorhütte“ das Volumen der Zwillinge größer ist als das der einfachen Kristalle desselben Niveaus, indem 10 der größten Zwillinge nahezu 3000 g, 10 der größten Einzelkristalle aber kaum mehr als 1000 g wiegen, für die Kristalle der andern Fundorte gilt das gleiche mit Ausnahme derer des „Mastbruchs“, wo die Einzelkristalle größer werden als die Zwillinge nach (10!). Für alle Vorkommen gilt die Regel, dab die Zwillinge einen anderen Habitus haben als die Einzelkristalle; diese sind in der Richtung der Flächen | gestreckt, die Zwillinge in der Richtung der Achse c. Auf den 6 Tafeln werden 130 Kristalle nach photographischen Auf- nahmen im durchfallenden Licht in natürlicher Größe abgebildet. R. Brauns. Meteoriten. Brauns, R.: Der erste aus der Rheinprovinz bekannt gewordene Meteorstein. (Köln. Zeitg. v. 24. Dez. 1918. No. 1174. — Meteore im Rheinland. Eitfel- vereinsbl. 1919. 1.) F. Berwerth: ChemischeAnalyse desMeteoreisens von Chili (Dehesa). (TscHEr“. Min. u. petrogr. Mitt. 1917. 34. 272.) Das Eisen Dehesa sollte nach einer älteren von DoMmEYko mitgeteilten Analyse 14 ©, Ni enthalten und kobaltfrei sein, es war daher in die nickelreiche Gruppe der „dichten“ Eisen eingereiht. Bei der mikroskopischen Prüfung des Ätzbildes des Wiener Dehesa-Plättchens kam eine oktaedrische Struktur hervor. Die darauf von E. DirttEeR ausgeführte Analyse hat ergeben: IE DE Mittel re) 87.39 87,40 Nee ee. 21 12.01 11.97 Cor 2 2252060 0,53 0,56 Rückstand (Schreibersit) . Ä 0,07 0,07 230.07 Das Eisen ist daher aus der Reihe der eutektoiden Plessitmeteoriten auszuscheiden und im natürlichen System der Eisenmeteoriten BERWERTH'S in die Abteilung der sehr feinen Oktaedrite (Off) einzureihen. N R. Brauns. Allgemeines. — Physikalische Geologie. = 1512 Geologie. Allgemeines. V. Goldschmidt: Über Kometenschweife. (Verh. d. Natur- hist.-med. Ver. Heidelberg. N. F. 1914—17. 13. 602.) ‘ Gegenüber der am meisten gebilligsten Erklärung, daß aus dem Kopf des Kometen durch Sonnenwirkung Strahlungen und äußerst feine Materie ausgetrieben werden, die durch den Strahlendruck in der Richtung von der Sonne weggeführt werden, stellt Verf. folgendes fest: der Kopf bringt eigenes Licht hervor; das Schweiflicht ist das gleiche wie das Kopflicht. Das Schweiflicht ist reflektiertes Kopflicht, vereinigt mit reflektiertem Sonnenlicht, das Kopf und Schweif im Spektrum zeigen. Träger des Lichts im Kopf sind die Kosmolithe, die der Kopf auf seiner Bahn trifft und glühend und leuchtend macht. Materiell besteht der Kopf aus der be- wegten Masse, die der Komet mitbringt (deren Natur wir nicht kennen), und aus den ins Glühen versetzten Kosmelithen. Der Schweif besteht nur aus angeleuchteten Kosmolithen und enthält nichts von der Masse, die der Komet mitbringt. Auf Grund dieser Tatsachen und Annahmen wird versucht, Gestalt and Richtung der Kometenschweife zu erklären. Die Schweife haben konische Gestalt und erscheinen stets vom Radius Vektor nach der Balın hin etwas zurückgebogen. M. Henglein. Physikalische Geoiogie. Innere Dynamik. ' H. Höfer von Heimhalt: Die Verwerfungen (Paraklase, exokinetische Spalten). Für Geologen, Bergingenieure und Geo- graphen. 95 Abbild. 128 p. Braunschweig 1917. | Der Begriff der Verwerfung wird von dem auf dem Gebiet der “sebirgsstörungen als Sachverständiger seit langer. Zeit anerkannten Verf. im allgemeinsten Sinne angewandt. QÜ 193 Geologie. Die „Verwerfer“* werden folgendermaßen eingeteilt: Der Sprung. Der Wechsel. Der Saigersprung. Der Horizontalverwurf. Der Liegendsprung. Der schräge oder diagonale Sprung. Der schräge oder diagonale Wechsel, Der schräge oder diagonale Liegendsprung. Die Drelverwerfung. Sm win m — we. . =] ee [Ref. ist freilich der Meinung, daß Störungen, die einer Zerreibung und teilweise offensichtlichen Auflockerung folgten und deren Verschiebung eine abwärts gerichtete Komponente enthält, auch weiterhin von solchen schärfer unterschieden werden sollten, die in tangentialem Schub- ihre Ur- sache haben und mit Pressungen auf Gleitflächen verbunden waren, längs deren niemals offene Spalten bestanden. Wenn sieh auch in jedem ein- zelnen Falle nicht immer wird feststellen lassen, ob Zug oder Schub die Ursache der Zerreißung war, so scheint mir doch durch sie ein Einteilungs- srundsatz gegeben zu sein, der gerade auf geologische Studien sehr an- regend wirken muß und melır hervorgerückt zu werden verdient, als etwa die Frage danach, ob die Bewegung horizontal oder diagonal liest. Durch die Bezeichnungen Verwerfungen und Verschiebungen könnte dann die erste und die zweite Art der Störungen auseinandergehalten werden. Dabei wäre eine Horizontalverwerfung ihrer Ursache nach nicht dasselbe wie eine Horizontalverschiebung. Auch eine mit Eruptivgestein oder Erz erfüllte Verwerferspalte ist ja ihrem Wesen nach etwas durchaus anderes als eine Gleitfläche, auf der z. B. eine flache Überschiebung statthatte.] Exokinetische Zugspalten entstehen in größerem Maßstabe durch die Entleerung vulkanischer Herde, dureh Zerrung infolge der Schrumpfung der Erdkruste und durch’ Niederbruch oder Emporhebung von Krustenteilen. Druckspalten bilden sich in der Umgebung eines sich ausdehnenden (Gesteinskörpers, also etwa bei der Serpentinisierung oder wenn Anhydrit in Gips umgewandelt: wird, oder bei der Stoffaufnahme infolge Kontaktmeta- morphose; man kann sie als Aufbruchspalten bezeichnen. Die Intrusion von. Eruptivgesteinen und die Aufwölbung von Antiklinalen und Kuppelu ver- ursacht gleichfalls Spaltenbildung. [Diese „Druckspalten“ hätten doch viel- leicht mit größerem Recht als „Zerrungsspalten* augeführt werden sollen. denn z. B. die Zerreißung einer Antiklinale stellt doch gerade das beste Bei- spiel für eine Zerrung dar. Ref.}] Auch die Faltenspalten, die im Zusammen- hang mit tangentialem Schub in der Richtung des Schichtstreichens oder durch Abscherung spitzwinkelig dazu entstehen, sind Druckspalten!. Sie I Bei der-Charakteristik der Faltenspalten verweist Verf. auf STELZNER- BERGEAT. p. 513. Wie wohl unverkennbar ist, bezieht sich die zitierte Kennzeichnung dort auf „tektonische Spalten“. und als solche sind dort nur offene Spaltenräume gemeint, die für die Mineralansiedlung in Be- ERBE Physikalische Geologie. -153- spielen öfters die Rolle von Überschiebungsflächen. Die durch Druck ent- standenen Schieferungsflächen können als Flächen senkrecht zu geringerer Kohäsion Verwerfern die Lage bestimmen. Die Torsionsspalten (DAUBREE, Lossex) können auf Zug und Schub zurückzuführen sein. Darüber, wie weit Spalten in die Tiefe zu reichen vermögen, lassen sich Angaben nicht machen. Ob es wirklich „Rasenläufer“ gibt, d. h. Erz- gänge, die schon nahe unter ihrem Ausstrich endigen, erscheint dem Ref. zweifelhaft. Denn bei weitaus den meisten Erzgängen stammt die Erz- tübrung sicherlich aus der Tiefe und nicht von oben. Spalten von sehr langem Ausstreichen sind der bayerische Pfahl mit 150 km, der böh- mische Pfahl mit 114 km, der Whin Sill mit 120—130 km. Die Eifeler Überschiebung ist 380 km, der Judikarienbruch 128 km, die Bellunolinie 190 km weit zu verfolgen. Wenn der afrikanische Lebombo- und der indische Sahyädri-Bruch wirklich einfache Spalten sein sollten, so kämen ihnen Längen von 440 und 1300 km zu. (Im Original steht versehentlich 4400 und 13 000 km.) Die Wechsel sind in der Regel geschlossene, die Zerrungs- und Aufbruchspalten häufig offene Spalten. Die verschiedenen Störungsarten werden dann in der herkömmlichen Weise besprochen, ihre geometrischen Verhältnisse erläutert und ganz be- sonders auch viele Beispiele aus der Gruben- und Feldgeologie herangezogen. Als saigere Sprunghöhen von Sprüngen werden angeführt: der Vilnöß- bruch in Tirol bis zu 800 m, der Judikariensprung etwa 2000 m, die Pribramer Lettenkluft 300 m, die Oderspalte im Harz 125 m, der Sprung an der Herrenkuppe bei Schmaikalden 370-450 m, der Hauptsprung im Saarkohlenbecken nach verschiedenen Angaben 3000 oder 1000 m, der „Rote Ochs“ im Döhlener Becken 350 m, der Birkefeldersprung im west- fälischen Steinkohlenbecken 850 m; der Sprung im Tunnel von Fuveau bei Marseille bedingt einen. Verwurf von 1200 m, der große Bentleysprung in Südstaffordshire einen solchen von etwa 1000 m, die Sprunghöhe der Thringstoneverwerfung in Leicestershire beträgt über 700 m. Besonders hohe Werte werden von amerikanischen Verwerfern angegeben; „diese Werte dürften später nicht unwesentliche Änderungen erfahren‘ Die Wechsel sind fast ausschließlich an Faltengebirge gebunden nnd werden je nach ihrer Lage zum Faltenstreichen in Längs- und Querwechsel unterschieden. wozu noch die Faltenwechsel kommen, die „zerspaltene, überkippte Falten sind, deren Hangendes längs der Spalte überschoben wurde“. Die Wechsel sind niemals offene Spalten gewesen und kommen deshalb für Wasser- und Erzführung nicht in Betracht. spielen auch im allgemeinen bei der Anlage von Tälern keine so große Rolle wie die eigentlichen Spaltenverwerfungen. Zu den Längswechseln gehören die sog. Deckel des Siegerlandes, die Bänke zu Werlau a. Rh., die Flachen der -Ramsbecker Gänge. Der Sırtan und die Satanella im Munster er Becken sind. tracht kommen. p. 515 sagte ich, daß ich die Bildung von Faltenspalten, wenn sie als offene Spalten “durch den Druck der Gebir gsfaltung entstanden sein sollen, für unmöglich halte. 154 - Geologie. diese auf 30, jene auf 65 km nachgewiesen und bewirken Überschiebungen von 1000 m (Sutan) und 2000 m (Satanella). Die Schubhöhe des Eifeler Wechsels (faille du midi) ist bei Aachen 800—1000 m saiger und 3—4 km flach, bei Mons 2300 m saiger und 5,44 km flach, bei Calais 3—4 km saiger. Die Überschiebung der Dinantmulde über jene von Namur ist etwa 15 km. Wegen ihrer klassischen Bedeutung ist den Wechseln der deutsch-belgischen Kohlengebiete eine ausführlichere Besprechung gewidmet, aber auch der bergmännisch nicht erschlossenen Überschiebungen der Alpen und anderer Gebiete ist gedacht. Zwischen den durch Aug, Hrım’s Untersuchungen so bekannten Faltenverwerfungen = Faltenwechseln und den Längs- wechseln besteht der Unterschied, daß erstere mit dem Schichtenstreichen genau übereinstimmen müssen, letztere nicht. Als Fernwechsel sind die Deckenüberschiebungen mit vielen Kilometern flacher Schublänge bezeichnet. Entsprechend den Längs- und Faltenwechseln werden die geschobenen Decken als Gleit- und Falten- ‚decken unterschieden. Für die Ostalpen lehnt Verf. die Annahme solcher Deckenüberschiebungen, wie sie LuGeon, TERMIER und Have behauptet haben, ab; „in den Ostalpen gibt es in allen drei Zonen Wechsel. doch keine Fernwechsel“. Horizontalverwerfungen (Horizontalverschiebungen, horizontale Trans- versalverschiebungen, Geschiebe, Blattverschiebungen oder Blätter) sind u. a. im Dortmunder Kohlenrevier mit Beträgen von 400—500 m, am Säntis mit 1500 m nachgewiesen. Sie stehen in der Regel quer zu Falten and Wechseln. Als Musterbeispiel werden nach AL». HEım’s neuen Unter- suchungen die spiebeckig und fächerförmig in die Jurafalten eindringenden Horizontalverwürfe angeführt. Liegendsprünge (Unterschübe) wurden von BoRNHARDT im Siegerland beobachtet. Ein lehrreiches Beispiel eines schrägen Sprungs bilden die von HoLZAPFEL beschriebenen Verhältnisse am Sandgewand in der Indemulde bei Aachen. Ausführlich werden die Harnische, Rutschstreifen und ähnliche Erscheinungen behandelt. Rutschrillen sind parallele, wie mit einem rund- lichen Meißel ausgehobelte Vertiefungen. Der bei der Verschiebung ent- standene Rutschbelag, d. h. das Reibungsprodukt, soll manchmal gefrittet sein; leider gibt Verf. kein Beispiel dafür an. Auf die Bedeutung ver- schieden gerichteter, einander überdeckender Streifensysteme wird. hin- gewiesen. Um aus den Rutschstreifen manchmal auch den Sinn der ge- schehenen Verschiebung zu ‚erkennen, dient die Regel: „wäscht man die Rutschfläche sorgfältig rein und bewegt den Finger in der Richtung der Rutschstreifen, so fühlen sie sich nach einer Seite glatter als nach der anderen Richtung an. Die glattere Richtung ist die der Bewegung.“ Die „Rutschlappen“ entstehen in ähnlicher Weise aus dem Belag wie Teig durch eine Walze ausgewalkt wird; die Enden der Lappen liegen in der Richtung der Bewegung. Als besondere Arten der Verwurfzonen oder Verwerferzüge werden die Staffelbrüche und Horste eingehender erörtert, über deren mögliche Tektonik die Diskussion neuerdings in Fluß gekommen ist. Zu Physikalische Geologie. 15H - den Staffelbrüchen werden nicht nur die Repetitionsverwürfe gezählt, | | die bei schräg zur Oberfläche geneigten Schichten zur Schichtenwiederholung | führen, sondern auch die aus Überschiebungen bestehende Schuppenstruktur | und damit z. B. die nordalpine Überschiebungszone wird vom Verf. zu ihnen gerechnet. Die Horizontalprojektion der so genannten seitlichen Staffelbrüche, entstanden «durch Horizontalverwerfer, kann dieselbe sein, wie diejenige eines Staffelbruches mit geneigten, quer zu den Verwerfern | streichenden Schichten; entscheidend ist der Verlauf der Rutschstreifen. ' Die Horste werden je nach dem Sinn der Verschiebung und deren Lage zum Schichtenstreichen bezeichnet als Saigerhorste, Keilhorste, Quer-, Diagonal- und Längshorste; der Wechselhorst wird nach der einen Seite durch Überschiebungen begrenzt, die gegen den Horst einfalien. Nach ' WiEckens kann man weiter einen Tafel- und einen Faltenhorst, einen ' Insel- und Halbinselhorst unterscheiden: handelt es sich nur um Absenkungen, | wie dies früher mit Surss ziemlich allgemein angenommen wurde, dann bezeichnet J. WALTHER den Horst als ständigen, läßt sich eine Hebung ‘der Horstscholle vermuten, so- spricht er von einem gehobenen Horst. In ähnlicher Weise lassen sich auch die Gräben gliedern. Wenn sich gleich- oder ungleichalterige Verwurfzüge kreuzen, ent- ' stehen Verwurfnetze; ein bekanntes Beispiel bildet das Freiberger \\ Gangrevier. | Weitere, im ganzen kurz gehaltene Abschnitte behandeln das Ver- ‚ ‚hältnis zwischen Verwerfungen und Falten, die Wasser- und Erzführung 'ı der Verwerter, deren mechanischen und chemischen Einfluß auf das Neben- ' gestein. ihre nachträglichen Störungen und das geologische Alter und die ' Bildungsdauer. Von der Grube Nordstern bei Aachen und von Clausthal werden Beispiele rezenter Verschiebungen erwähnt. Auch die Beziehungen der Verwerfungen zu den Eruptivgesteinen, zur Öberflächengestaltung, zu den Erdbeben, ihre Erkennung über Tage, ihre Darstellung in Profilen und Karten werden so weit erörtert, als es der Rahmen des kleinen Lehr- buches zuließ. Den Schluß bilden Hinweise auf ihre Bedeutung für den Bergbau (Einfluß auf die Bauwürdigkeit, Wasserzufluß, Gaszutritt. Zer- rüttung des Gebirges, Schurfbohrungen, Ölquellen) und ihre Ausrichtung, und endlich ein Überblick über die wichtigsten Abschnitte in der Erkennt- nis ihres Wesens nnd ihrer Ursachen. Bergeat. Äußere Dynamik. Lampe, A.: Merkwürdige Schneegebilde. (Met. Zeitschr. 34. 266. 1917.) H«6ß, H.: Das Absterben der Gletscher und die Eiszeit. (PErerwm. Mitt. 63. 250—251. 1917.) Heycke, E.: Gletscher und Geiser. (Prometheus. 29. 19—21. 1917.) Werth, E.: Das Eiszeitalter. (Samml. Göschen. 431. 2. Aufl. 1917.) ‚Steinmann, G@.: Die Eiszeit und der vorgeschichtliche Mensch. (Aus Natur und Geisteswelt. 302. 2. Aufl. 105 p. 24 Fig. 1917.) > -156 - Geologie. Brandt, B.: Gehängenischen und Schneeschmelze. (Geogr. Zeitschr. 22. 694— 695. 1916.) Coste, J. H.: „Frost Thistles“. (Nature. 98.- 470. 1917.) Alciatore, H.F.: Snow densities in the Sierre Nevada. (Month. Weather Rev. 44. 523527. 1916.) Hartmann, R.: [Abstr.| Ice cerystallizations from aqueous solutions. (Month. Weather Rev. 44. 516. 1916.) Mercanton, P. L.: Les variations periodiques des glaciers des Alpes suisses. (35° et 36"° rapports. 1914 et 1915. Berne 1916. 237—256. 1 Taf.) — Le mouvement de l’inlandeis groenlandais en region frontale sur terre ferme. (Arch. sc, phys. et nat. 121. 495 —496. 1916.) — Pression des bulles gazeuses dans les glaciers. Assembl&e generale ordinaire du 11 sept. 1917 a Zürich. (Arch. sc. phys. et nat. 122. 351—358. 1917.) ’ Quervain, A. de: Die Bestimmung des jährlichen Firnniederschlages durch Schneefärbung und Wägung. (Met. Zeitschr. 34. 76—82. 1917.) Frödin, G.: Über einige spätglaziale Kalbungsbuchten und fluvioglaziale Estuarien im mittleren Schweden. (Bull. Geol. Inst. Upsala. 15. 149 — 174. 12: Kig. 1916.) Högbom,B.: Einige fluvioglaziale Erosionsrinnen im nördlichsten Schweden., (Bull. Geol. hist. Upsala. 15. 195—210. 7 Fig. 1916.) Enquist, F.: Der Einfluß des Windes auf die Verteilung der Gletscher. (Bull. Geol. Inst. Upsala. 14. 1—108. 4 Taf. 24 Fig. 1917.) Petrographie. Allgemeines. G. Linck: Tabellen zur Gesteinskunde für Geologen, Mineralogen, Bergleute, Chemiker, Landwirte und Techniker. 4. Aufl. 8 Taf. 25 p. Jena 1918. Während des Weltkrieges ist eine neue Auflage nötig geworden, die mehrere Verbesserungen erfahren hat. In der Darstellung der kri- stallinen Schiefergesteine hat sich Verf. an GRUBENMANN und BECKE an- geschlossen. | Liebisch. Gesteinsbildende Mineralien. Naima Sahlbom: Analysen von schwedischen Glauko- niten. (Bull. of the Geol. Inst. of the University of Upsala. 15. 1916: 211—212.) 1. Glaukonit aus. einem silurischen, grobkristallinischen Kalkstein von Eriksöre, Öland, mittelst des Elektromagneten ausgezogen, in THOVLET- Petrographie. 157 - scher Lösung gereinigt und mit der Lupe ausgelesen. Spez. Gew. der scharfkantigen, frischen, olivgrünen Körner 2,82. Weasserverlust bis 100° 1,60%, davon der größte Teil schon über H, SO,. Das feingepulverte Material wird durch Erwärmen mit HCl langsam zersetzt. 2. Glaukonit aus Schonen. In ähnlicher Weise wie No. 1 von bei- gemengten Quarzkörnern gereinigt. Spez. Gew. der gerundeten, matt- glänzenden Körner 2,73. Bis 100° werden 2,7—3°% Wasser abgegeben, davon das meiste. schon über H, SO, In warmer HCl schwer zeisetzbar. Analysen: R. 2 ENO uber 100%... 1.0 24,85 9,93 Si O,ss ee 52,74 UNO een... 947 12,29 Melon... 10,87 9,35 te, One BT. 4,15 6,30 E20. NN 0.63 0.55 MO... „©. A 3,17 4,05 Nasa 1,22 0,09 N, VE Be 7,34 1,97 ID, 1 0 ee —_ 0,13 19, Ofen DR ee 0,35 — e 99,50 99,40 Bergeat. Verwitterune. bBodenkunde. W. Graf zu Leiningen: Über die Absorptionorganischer Farbstoffe durch kolloid veranlagte Bodenarten, Tone ete. (Zeitschr. f. Koll.-Chem, 19. 1916. 165—172) Zu den Untersuchungen über die Absorption an kolloidalen Boden- bestandteilen werden saure oder basische Farbstoffe verwendet, je nachdem an Kieselsäuregel oder an Aluminium- oder Eisenhydroxyd dieselbe statt- finden soll. Zahlreiche Farbstoffe werden von gewissen Agentien in den Böden, z. B. von Kalk, chemisch zersetzt, so daß es nicht immer leicht ist, die geeignetsten Farbstoffe ausfindig zu machen; am besten bewährte sich bei den vorliegenden Untersuchungen das Metbylenblau medizinale. Die Zeitdauer der Absorption spielt eine sehr wesentliche Rolle, so dab wahrscheinlich in diesem Punkte die älteren Literaturangaben über Ab- sorptionen nicht ganz richtig sein können, weil meistens mit viel zu kurzen Expositionen gearbeitet wurde. Bei den hier vorliegenden Ver- suchen betrug die Zeit der Exposition 3—12 Monate. Es wurde gefunden, daß ein Aufkochen der Bodenproben mit Wasser unter Umständen eine ganz bedeutend größere Absorption herbeiführen kann, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, daß durch ein längeres Kochen auch hydrolytische Spaltungen und Neubildungen von Kolloiden das Resultat beeinflussen > -158 - (Geologie. können. Es wurde kein sicherer gesetzmäbiger Zusammenhang von Ab- sorptionsvermögen und Korngröße in der Bodenprobe gefunden, insbesondere zeigte es sich, daß auch größere Bestandteile, ja sogar frische Mineralien absorptiv wirken können, ein Umstand, der die Verwendung der Ab- sorptionsmethode zur quantitativen Bestimmung der Bodenkolloide allein illusorisch machen muß. Ein Einfluß. der Reaktion der Bodenart selbst auf die Menge der absorbierten Farbstoffe war nicht festzustellen, humöse Böden ergaben unscharfe Resultate. Bei Anwendung der Schlämmanalyse nach ATTERBERG bei tonreichen Bodenarten darf man die Proben nicht etwa längere Zeit aufkochen, weil hierbei Kolloidton ausgeflockt werden kann, sondern nur ein Verreiben mit Pinsel und Finger ist statthaft, Eine Ausflockung von Bodenkolloiden aus Roterden, welche manchmal gleich am Beginn des Schlämmprozesses vorkommen kann, wird durch Zusatz eines Schutzkolloides (Gummiarabikum-Lösung) verhindert. In den feinsten Schlämmprodukten stellt sich übrigens bald eine faulichte Zersetzung ein, bei der die lebhaft gefärbten Tone entfärbt, die Eisenoxyd- Verbindungen also reduziert werden, ein Vorgang, der z. B. bei der Bildung von Sedimenten eine Erklärung für das Vorkommen heller Farben darstellen dürfte. Endlich zeigte sich, daß die Bodenkolloide vortrefflich Gase zu absorbieren imstande sind, Z. B. den Ammoniak, was für den natürlichen Haushalt an Stickstoffverbindungen im Boden von ganz be- sonderer Wichtigkeit ist. Im Anhang der Arbeit werden einige kleinere Bemerkungen über die Wasserlöslichkeit absorbierter Farbstoffe nach- getragen, ferner eine Beobachtung, daß angefärbte Böden, Mineralien, gefällte Kieselsäure etc. am Lichte rasch ausbleichen, während die Farb- lösungen selbst ganz unempfindlich sich verhalten. W. Eitel. V.Pollak: Zur Frage derBodenbeweglichkeit und Druck- haftigkeit der Tongesteine und verwandter Materialien. (Zeitschr. £. Koll.-Chem. 20. 1917. 33—39.) Die Erscheinung der Bodenbeweglichkeit in bestimmten Gebirgsarten wie Tongesteinen, weichen Schiefern, Mergeln, Lehmen, Sanden, Anhydrit usw. hat im Bergbau sowie bei anderen Erdarbeiten, insbesondere auch im Tunnelbau bekanntlich eine außerordentliche praktische Bedeutung. Es wird in der vorstehenden Mitteilung gezeigt, dab vorwiegend die Be- schaffenheit des Materiales als innere Ursache solcher Bewegungen zu gelten hat. Kolloidchemie und Bodenkunde sind berufen, das Problem zu lösen, wenn es gelingt, den Unterschied zwischen rutschenden und stehenden Materialien als in den physikalischen Eigenschaften der enthaltenen Kol- loide bedingt zu erklären. Einige orientierende Schlämmversuche belehren uns darüber, daß tatsächlich in den rutschenden oder fließenden Boden- arten der höchste Gehalt an feinsten Bestandteilen zu beobachten ist gegenüber denjenigen Bodenarten, welclie als stehend gekennzeichnet sind. Die Kolloidnatur der feinsten Anteile in den nachgebenden Arten steht 1 af | 1 | | Ngrün Petrographie. 59 > mit den Erscheinungen des Quellungsvorganges in innigem Zusammenhang; es mag sogar oft genug Gebirgsschweredruck mit dem Quellungsdruck ver- wechselt werden. Die Möglichkeit der Volumvergrößerung durch Quellung in tonigen Gesteinen steht nach den Untersuchungen von P. EHRENBERG wohl außer Frage. Interessant sind einige der leider noch spärlichen An- gaben aus der Literatur, die sich auf derartige Volumzunahmen beziehen ;. so hat Ü. W. Hınaarn die sogenannten „hog-wallows“ vom südwestlichen Nordamerika als Quellungsformen der tonigen Bodenoberfläche beschrieben. Fließende kolloidale Lösungen von Humussubstanzen sind als „schwarze Flüsse“ schon seit langem bekannt, ebenso die Flottsande, fließende und treibende Tonarten, Gärlehme usf. Den Quellungsdruck des gewöhn- lichen Tones berechnet W. SPprıns (Ann. Soc. Geol. Belg. 28. Me&m. 126. 1901) zu 2 kg/em?, wogegen Ropswarn (Landw. Versuchsstat. 45. 1894. 223). denjenigen der Stärke in der Größenordnung 2000 kg/cm? gefunden hat. Nach der Ansicht des Verf.’s sind die in den Erdwachsgruben von Boryslaw beobachteten Volumveränderungen keine Quellungserscheinungen durch Wasseraufnahme, sondern wirkliche Folgen des. Gebirgsdruckes. W. Eitel. Europa. a) Skandinavien. Finnland. P. Eskola: An oceurrence ofgahnite in pegmatite near Träskböle in Perniö,Finland. (Geol. Fören. Förh. 36. 1914. 25—30.) Leptitg neis wird von Pegmatitgängen durchquert, von denen be- sonders einer Erze führt ; Zinkblende, Magnetkies und etwas Schwefel- und Kupferkies bilden eine wenige Meter lange und bis zu einem Meter dicke Masse, die von Quarz umhüllt wird, und in diesem kommt neben Sulfiden ‚ Gahnit vor. Er und die andern Erze bilden übrigens auch einen Bestand- teil des aus Mikroklin, Albit (in perthitischer Durchwachsung), Oligoklas- Andesin und Quarz bestehenden Eruptivgesteins. Die Annahme wird be- ' gründet, dab die Sulfide aus durchbrochenen erzführenden Gesteinen in den Pegmatit aufgenommen worden sind und daß der Gahnit aus Zink- blende hervorgegangen ist. Der Gahnit bildet bis zu 1 cm große Körner, seltener Kri- stalle {111}, manchmal mit untergeordnetem {110}, spez. Gew. 4,478 bei 15°; „= 1,8196. Er entspricht sehr nahe einem Automolit vom Mischungs- verhältnis 62 Zu Al, O,, 30 Fe Al, O, und 8 Mg Al, O,, gemäß folgender Zu- | sammensetzung: Al, 0, 55,74, Fe, 0, 0,90, Fe O 11,73, Zn O 27,98, Ni O 0,02, Mn 0 0,22, Ca O —, Me 01,64, Si 0, 1,64, Ti 0, Spur, H, O 0,16; Sa. 100;03. Bergeit. E. Mäkinen: Über Uralit aus Uralitporphyrit von Pel- linge in Finnland. (Geol. Fören. Förh. 37. 1915. 635—638.) Das schwarze oder schwarzgrüne massige Gestein mit Blasenräumen, welche manchmal Quarz und Plagioklas enthalten, besteht aus Amphi- bol und Plagioklas (etwa An,, Ab,,), dazu ziemlich viel Titaneisen- | erz und etwas Quarz. Seine Zusammensetzung ist: SiO, 56,06, TiO, 0.92, Al,O, 13,97, Fe,O, 1,41, FeO 7,59, MnO 0.09, MgO 6,9%, CaO 9,48, Na, 0.2,06, K, 0 0,65. H, 0. 0,56, :5a. 99.72: | Der Uralit bildet 2—5 mm große Einsprenglinge, au denen die | Form kurzprismatischer Augite mit {110} und {111} wiederzuerkennen ist. Die Analyse ergab: SiO, 49,58, TiO, 0,28, Al,O, 6,82, Fe,O, 3,35, "7 FeO 12,35, MgO 14,00, CaO 11,68, Na,O 0,33, K,O 0,28, H,O (über 110% 1,45, H,O (unter 110° 0,50; Sa. 100,62. Spez. Gew. zwischen 3,116 und 3,121. Für gelbes Licht fand sich « = 1,6416, 8 = 1.655i, ! y = 1,6678, y — «a = 0,0262. 2 V = 83° 57‘. Negativ. Optische Orien- tierung die gewöhnliche, c:c—= 15,5%. a olivgrün, b dunkelgrün, c sehr > dunkelblaugrün in 0,4 mm dicken Platten. Absorption c>b>a. Inner- | halb gewisser Grenzen folgt dieser Uralit der von W. E. Forp (Zeitschr. ® f. Krist. 54. 1914. 1—16) behaupteten Gesetzmäbigkeit, wonach das mittlere Brechungsvermögen der Tremolit- Aktinolith- und Hornblendereihe am | nächsten eine Funktion der Mengen von SiO,, Total-Fe und Mg sein soll. Nachstehend wird der gefundenen Zusammensetzung des Uralits (T) diejenige gegenübergestellt, welche sich aus Forp’s Diagrammen berechnet, wenn der mittlere Brechungskoeffizient mit 1,655 zugrunde gelegt wird. - 160- | (Geologie. | L: 11. SO 47,5 41,0, 0 ins 7.0 Pe,0, 00000 58 4.5 el 10.17 10.5 11,0, | I FeO-:.:. u 125 10,5 Total-Re . ....2 02139 10,0 MO... 2 1000 10,5 30: 28 Dos 12,0 N350- .R,0 7.061 3,0 Bergeat. Lagerstätten nutzbarer Mineralien. Eisenerze. P. Geijer: Amerikanska representanter för Lapplands- | malmernes typ. (Geol. Fören. Förh. 36. 1914. 157—173.) | Es werden die Eisenerzlagerstätten von Mineville (Adirondacks), Iron Mountain und Pilot Knob (beide in Missouri) mit den vom | Verf. früher studierten Eisenerzlagern von Lappland verglichen. (Vgl. ' dies. Jahrb. 1912. II. -389—393- und 1913. II. -437—439-.) | Die Magneteisenerze von Mineville sind an Syenite von etwas wechselnder Zusammensetzung gebunden und als magmatische Ausschei- i Lagerstätten nutzbarer Mineralien. -161 - dungen aufzufassen. Teilweise sind sie recht reich an Apatit und zeigen überhaupt sehr große Ähnlichkeit mit den Erzen von Gellivare. Der Syenit steht in enger Beziehung zu dem dort in weiter Verbreitung auftretenden Anorthosit und ist ein zweifelloses Tiefengestein, während nach GEIER die Syenite und Erze Lapplands, die niemals von Anorthositen begleitet sind, als Ergußgesteine oder als wenig tief gelegene Intrusionen zu betrachten sind. [Für die eisenerzführenden Syenite von Gellivara, welche denjenigen von Mineville weit mehr gleichen als die von Kiruna, scheint mir die effu- sive Natur sehr fraglich zu sein. Ref.]| Zu der merkwürdigen petrographi- schen Erscheinungsweise aller dieser erzführenden Gesteine tritt noch als besonders auffällige die eines Magnetit-Quarz-Orthoklas-Flußspat-Gesteins, worin der 25-50 %, betragende Flußspatgehalt zweifellos primär ist. Dieses merkwürdige Vorkommen begleitet als örtliche Bildung einen magnetitreichen Quarzsyenit am Palmer Hill. IronMountain ist ein Eisenglanzvorkommen innerhalb eines 22 km langen und 15 km breiten Granit- und Porphyrgebietes: der Granit bildet die tieferen, der Porphyr die höher gelegenen Teile der Masse und es wird angenommen, dab beide nur verschiedene Erstarrungsformen eines und (desselben Magmadurchbruches seien. Der Porphyr ist bald quarzführend, bald quarzfrei und zeigt in Fluidalstruktur, Lithophysen, schlackiger Aus- bildung und in der Begleitung durch Agglomerate und Tuffe die Kenn- zeichen des Effusivgesteins,. Das Erz bildete zwei je 4—6 m mächtige, jetzt abgebaute Gänge und war wenigstens teilweise Martit; zwischen ihnen ist der Porphyr von einer Menge von erzführenden Rissen durch- setzt. Nicht nur dadurch, sondern auch durch die reichliche Anwesenheit von Apatit und Tremolit, wozu noch Quarz kommt, erinnert das Vorkommen sehr an gewisse lappländische Vorkommnisse. Eine weitere Ahnlichkeit zwischen Iron Mountain und Kiruna besteht übrigens noch darin, daß sich dort bereits in präcambrischer Zeit um das Erzvorkommen erzführender 'Gesteinsschutt angehäuft hat, wie sich ein. solcher auch in den Haukı- schichten bei Kiruna vorfindet. Am Shepherd Mountain, ungefähr 10 km S vom Iron Mountain, führen die drei parallelen Erzgänge, deren bedeutendster etwa 100 m lang und bis 7m breit ist, ein Gemisch von Eisenglanz (Martit z. T.) und Magneteisenstein, dazu immer Quarz, Pyrit und Kaolin; letzterer ist , scheinbar ein Zersetzungsprodukt des Porphyıs. Das Eisenerzvorkommen "von Pilot Knob, unmittelbar am Shepherd Mountain, entspricht nach GELJER, der die Lagerstätte selbst gesehen hat und sich außerdem auf eine ı Beschreibung durch Crane (The iron ores of Missouri; Missouri Bureau of I Geology and Mines. 10. 2. ser.) bezieht, ganz den eisenerzführenden Haukischichten Lapplands. Es sind drei erzführende Horizonte zu unter- scheiden ; ihr Liegendes ist Porphyr. Das untere, 2—10 m mächtige Lager ist ein feingeschichteter Roteisenstein mit einer gleichmäßigen Beimengung von Quarz und Feldspat, mit geringem Phosphorgehalt und auf Klüften und in Hohlräumen etwas Schwerspat führend. Zwischen die Erzschichten sind Sericitschieferlagen eingeschaltet, die ohne scharfe Abgrenzung in jene N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. | > -162 - Geologie. übergehen. Wellenschlagsmarken und „Regentropfeneindrücke“ würden beweisen, daß diese Schichten seit ihrem Absatz keine tiefgehenden Ver- änderungen erfahren haben können. Das darüber liegende 3—7 m mächtige Lager mit 45-50 °, Fe führt neben dem Roteisenstein auch Einlagerungen ! von Porphyrbreceien. Diese letzteren sind mehr oder weniger verkieselt und bilden über den beiden Lagern eine 30 m dicke Decke; verkittet sind) die eckigen oder gerundeten Bruchstücke mit qnarzigem Roteisenerz. Wie bei den sehr ähnlichen Hankischichten, so wird auch bei diesen Ablage-! rungen die Neubildung von Quarz. Serieit und Schwerspat auf die spätere | Einwirkung heißer Wässer zurückgeführt. Daß der Eisengehalt erst später | und unter teilweiser Verdrängung in diese Ablagerungen eingewandert | sei, nimmt ÜRANE an und scheint, trotz mancher Bedenken, auch GEIER. | wahrscheinlich; doch glaubt letzterer, daß man das Maß der Gesteins- verdrängung nicht überschätzen dürfe. An beiden Stellen handle es sich | um vulkanische Tuffe und Agglomerate und die erzführenden Lösungen wären postvulkanischer Natur. Die drei lappländischen Eisenerztypen: magmatische Aus- scheidungen von Kiruna— Luossavaara, die aus einem an Minerali- | satoren reichen Schmelzfluß kristallisierten gangförmigen Apatit-Eisenerze | der Kirunagegend und endlich die durch eindringende heiße Lösungen } entstandenen Erze der Haukischichten sind nach GEIER verwandte, | der Temperaturabstufung des erkaltenden Magmas folgende Erscheinungen. Dieser Reihe entspräche nach Verf. in Amerika Mineville —Iron Mountain —Pilot Knob- Bergeat. Fj: Sjögren, H. E. Johansson anl Naima Sahlbom: Chemi- ! cal and petrographical studies on the ore-bearine rocks of Central Sweden. (Geol. För. Förhandl. 36. 1914. 441—-482.) Der erstgenannte Verf.., dem sich weiterhin JoHansson anschloß, hat I eine ausgedehnte Untersuchung der erzführenden Gesteine in verschiedenen 1. mittelschwedischen Erzdistrikten ins Werk gesetzt. Die analytische Mit- I arbeit hat die Chemikerin Narva SAHLBOM übernommen. Mit der vor- liegenden Arbeit beginnt eine in Aussicht gestellte Reihe von Aufsätzen über dieses Thema; sie beschäftigt sich mit den Verhältnissen des Filip- stader Bergdistrikts, in welchem die skarnführenden Eisenerzlager- stätten von Persberg, Taberg, Nordmark und Finnmossen samt einigen anderen Vorkommnissen dieser Art, sowie die teilweise vom | Eisenglanz begleiteten Hausmannit- und Braunitlager von Jakobsbereg. |. Nordmarks Kittelgrufva, Longban und Pajsberg liegen. Es sind folgende Gesteine analysiert worden: 1. Weißer Natrongranulit (Westphalos) Odalfält, Persbere. 2. Rötlicher Natrongranulit (Westphalos) desgl. 3. Weißer Natrongranulit (Westphalos) Högberg, Pers berg. 4. Grauer Natrongranulit (Westphalos) Nordmarksberg. Mn I Me Lagerstätten nutzbarer Mineralien. -163 - 5. Grauer Glimmer-Natrongranulit (Tauros) Finnmossen. 6. Grauer, mikroklinreicher Kalinatrongranulit (Liparos) desgl. 7. Rötlicher Kaligranulit (Omeos) Jakobsberg. 8. Roter Kaligranulit (Subrange 1 von Alaskas) Lapposen, Longban. 9. Rötlicher Kaligranulit (Magdeburgos) Longban. 10. Glimmermikroklingestein (Highwoodos) Japan. Longban. 11. Glimmergestein (Ciminos) Lesjöforsstolln, Longban. 12. Cordieritführendes Glimmerfeldspatgestein (Üiminos) Bjelke- -Schacht, Longban. 13. Glimmermikroklingestein mit Einsprengungen von Andalusit und Cordierit. Lesjöforsstolln, Longban. 14. Vermutlich ein glimmerführendes Quarz-Uordieritgestein, Smedjestolln, Longban. 15. Quarz-Cordierit-Gedrit-Gestein. Getö, Persberg. 16. Cummingtonit-Skarn, Odalfält, Persberg. Sehr bemerkenswert sind die als „Granulite“, neuerdings übrigens auch wiederum als Leptite bezeichneten feinkristallinen, meistens durch ihren sehr hohen Alkaligehalt ausgezeichneten Gesteine, Die unter 1—3 aufgeführten „Natrongranulite* von Persberg sind im wesentlichen Gemenge von Quarz mit Albit mit nur spärlichem hellbraunem oder grünlichem Glimmer, der in Streifen oder Nestern durch das Gestein verteilt erscheint. Der sehr geringe Eisengehalt spricht für phlogopitischen Charakter des braunen Glimmers, der zudem im wesent- lichen ein Natronglimmer sein müßte. Der die große Skarnmasse und die mächtige Kalkeinlagerung von Persberg umrandende Granulit (No. 1) ist durch das Auftreten von-Quarz- und Feldspateinsprenglingen ausgezeichnet. die übrigens kaum größer als 1 mm werden. Selten hat der Quarz bi- pyramidale Umgrenzung, gewöhnlich sind es unregelmäßige Körner, mit zahllosen mikrolithischen Einschlüssen, die für Rutil gehalten werden - könnten. Myrmekitische Verwachsungen des Quarzes und Albits lassen sich beobachten. Einsprenglinge dieses letzteren zeigen gelegentlich tafel- förmige Ausbildung und Durchdringungszwillinge, gleichen dann überhaupt den Plagioklaseinsprenglingen in Porphyren ; wie in den mittelschwedischen Granuliten in der Regel. haben sie aber auch hier gewöhnlich eine ganz unregelmäßige Umgrenzung. Die Lamellen sind wenig zahlreich oder es sind überhaupt nur Zwillinge. Ihr Kalkgehalt entspricht höchstens der Mischung An. Ab,,. Die äußerste Umrandung der Individuen. zeigt die „Schachbrettstruktur“. Auch in der Grundmasse tritt dieser Schachbrett- albit auf; diese selbst besteht aus Quarz, Biotit und Albit in gröber- und feinerkörnigen Aggregaten. Ein Teil des Glimmers ist grünlich und teil- weise chloritisiert und scheint aus Cordierit hervorgegangen zu sein. Das Gestein No. 3 enthält häufig in Gesellschaft des Glimmers licht gefärbte Turmalinprismen. Fast nur dort. wo zu Persberg der Granulit unmittelbar an gewisse Skarnmassen anstößt, tritt in ihm Pyroxen und Amphibol, gewöhnlich in der Art von mehr oder weniger scharf umgrenzten Bändern und Klumpen ]* » - 164 - Geologie. von schlierenähnlicher Anordnung auf (skarn-banded soda granulites). Diese Bänder und Putzen enthalten Magnetitkörner; ein gelbbrauner Orthitepidot umrandet häufig die letzteren und bildet gelegentlich auch für sich derbe Anreicherungen. Der Pyroxen ist in grünlichen und gelblichen Tönen pleochroitisch mit lebhafter gefärbten Rändern, c:c— 49° in der Mitte, scheinbar etwas größere Auslöschungsschiefe zeigt der Rand. Die optischen Eigenschaften lassen einen beträchtlichen Gehalt an Natron vermuten, wo- “dureh sich dieser Pyroxen vom gewöhnlichen Skarnpyroxen unterscheidet. Gewisse feinkörnige blaßgrüne Übergangsgesteine erweisen sich als ein Gemenge von hellem Pyroxen mit Albit und etwas Quarz. Sehr weit verbreitet ist bei Persberg ein cordieritführender Natrongranulit. Der Cordierit erscheint darin in der Form von rund- lichen Knötchen und in Flecken und reichert sich manchmal in Bändern an. Das Cordierit-Gedritgestein (No. 15) führt körnige Aggregate von Albit und Quarz; der Oordierit selbst ist innig mit Quarz durch- wachsen. Im ganzen besteht es aus etwa 20% Cordierit, 40% Gedrit und 40 % Quarz. Der Gedrit ist lichtgefärbt und schwach pleochroitisch, optisch positiv. Solche Gesteine finden sich nicht nur in allen wichtigeren Skarmerzdistrikten, sondern auch in Begleitung sulfidischer Erzlagerstätten Mittelschwedens. Nach TöRNEBOHM sind zu Persberg zweierlei Skarntypen zu unterscheiden. der an Kalkeisengranat mehr oder weniger reiche Pyroxen- skarn, der so häufig auch anderwärts auf Kontakterzlagerstätten vorkommt, und der granatfreie Amphibolskarn. Dieser letztere besteht teilweise nur aus dem kalkfreien Amphibol-Anthophyllit (Cummingtonit). Das Gestein (No. 16) geht leicht in Talk über. Gewöhnlich’ wird es von cordierit- führenden Gesteinen begleitet. Am ÖOstrand des Skarn- und Eızgebietes von Persberg nimmt der Natrongranulit eine gneis- bis granitähnliche Ausbildung an, wobei die porphyrischen Einsprenglinge von Quarz und Albit die feinerkörnige Grund- masse überwiegen. Unregelmäßig verteilt treten darin Flecken von faseriger Hornblende auf. Die Albitkristalle (etwa An,Ab,,) werden 2—-3 mm grob und überwiegen den häufig mit Flächen umgrenzten Quarz. Der Amphibol ist großenteils Aktinolith, nur teilweise auch Amphibol-Anthophyllit, mit- unter begleitet von Cordierit. Der graue Natrongranulit von Nordmarksberg (No. 4) ist ähnlich dem weißen Granulit von Persberg, er enthält keinen Cordierit. Der Albit ist wiederum etwa An,Ab,,, der ziemlich dunkle Glimmer erscheint ein- achsig. Untergeordnet sind.ein gedritähnlicher Amphibol, Rutil und Apatit: Zirkon und vielleicht auch ein zirkonähnliches Phosphat samt ein wenig Zinkblende sind gleichfails zu beobachten. Zu Finnmossen ist der Skarn nur unbedeutend entwickelt. Mit ihm fand sich ein Granulit (No. 5) von gneisartigem Ansehen, ohne por- phyrische Einsprenglinge, frei von Kalifeldspat, ziemlich reich an Biotit, daneben mit ein wenig Muscovit; Eisenerze und Apatit fehlen in diesem Granulit völlig, untergeordnet sind Zirkon, Rutil und Karbonatkörnchen. -165 - 0466 200 200 ILS TE'O v20 000 19'81 sro 0218 180 gıe so 66°0% Lagerstätten nutzbarer Mineralien. 9 cr 001 96 66 s1'0 000 168 700 868 &80 26 li) 7801 90°0 E00 ja 920 I2’C 900 Id. 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Das gleichmäßig körnige, hellgraue Gestein besteht aus Quaız. perthitischem Mikroklin, Albit und braunem Glimmer. Die Quarzkörner messen 0,05—0.,12 mm. Der Biotit ist deutlich zweiachsig und enthält Rutilprismen. Muscovit kommtinur spärlich vor, Zirkon oder ein anderes Mineral von ähnlichem Aussehen ist nicht selten. Soweit bis jetzt bekannt ist, sind Kali-Natrongesteine dieser Art in den typischen Granuliten Mittel- schwedens nicht häufig. Dieselbe Verknüpfung von Albiteranuliten und Mikroklingranuliten besteht auch zu Taberg (nicht zu verwechseln mit der Titanmagnetit- grube Taberg in Smoland). Sie sind durchbändert mit Amphibol-, Pyroxen- und Epidotskarn. Ein weißer Natrongranulit besteht aus ungefähr 55 °, Albit, 40 %, Quarz un“ einigen Prozent eines lichten Amphibols und von Titanit. Auch Kalkspatkörnchen sind durch das Gestein zerstreut. Ein Mikroklin-Albit-Granulit enthält Epidot mit häufigen Orthitkernen und u.a. auch Flußspat. | Die Hausmannitlager von Jakobsberg treten in einer Zone von kristallinen Kalksteinen auf, die mit rötlichen Granuliten wechsellagern. Das Gestein No. 7 enthält 0,25—1 mm große Einsprenglinge von Quarz: in der Grundmasse überwiegt der mit Albitspindeln durchwachsene Mikro- klin. Der Glimmer ist ein grünlicher Biotit, daneben ist viel unter- geordneter Muscovit. Auch etwas Eisenglanz wird beobachtet. Die große Masse von Dolomitmarmor, in der die Manganerze von Longban auftreten, grenzt an ihrer SW-Seite an eine Zone kalireicher Granulite (No. 8 und No. 9). In dem Gestein No. 8 ist nur ein Teil der Quarzeinsprenglinge als ältere Ausscheidung zu betrachten, andere gehören deutlich der Schlußphase der Erstarrung an. Der Mikroklin ist nicht perthitisch. Das Gestein enthält außer grünlichen Biotitschuppen, Zirkon, Örthit und Muscovit — letztere beiden sind ganz untergeordnet — zahl- lose Eisenglanzschüppchen. Albit scheint so gut wie ganz zu fehlen. Zu Longban ist der unmittelbare Kontakt zwischen den Kali-Granu- liten und dem Dolomit nicht zu beobachten. An bestimmten Stellen treten mit der Annäherung an den Kontakt an Stelle des Granulits dunklere elimmerführende Gesteine, die an sich arm an Quarz sind, aber unregel- mäßige quarzige Lagen und außerdem Ausscheidungen von zersetztem Cordierit und Andalusit führen. Derlei Gesteine. finden sich auch oft als Einlagerung in dem erzführenden Dolomit. Ihre Zusammensetzung wechselt von quarztreien Biotit- und Biotit-Mikroklin-Gesteinen von fast minette- ähnlichem Charakter bis zu ziemlich quarzreichen, gewöhnlich an Andalusit reichen Felsarten. Ein guter Teil der als Skölar. bezeichneten Einlage- rungen besteht aus glimmerreichen, mehr oder weniger stark chemisch und mechanisch beeinflußten Gesteinen dieser Art, welche den Dolomit in einem verworrenen Netzwerk üurchädern. „In manchen Fällen hat man aus ihrem geologischen Vorkommen geschlossen, daß sie in der Art echter Ganggesteine in den Dolomit eingedrungen und dann. später durch mecha- Lagerstätten nutzbarer Mineralien. . —-167- nische Beeinflussung zerstört und oft, in Stücke zerrissen, dureh den 1 ' plastischeren Dolomit umschlossen worden seien.“ Zwischen diesen Skölarn | und den Erzen scheint ein Zusammenhang zu bestehen, denn die Erzkörper ', gruppieren sich im allgemeinen um sie. Die größte Einlagerung dieser Art von Silikatgestein im Dolomit bildet das Liegende des Norrbottenlagers | und trennt es vom Lager der Storgrufve; sie wird über 30 m mächtig (No. 11 und: 13). Das Gestein No. 13, als Ciminos bezeichnet, hat chemisch und mineralogisch die Zusammensetzung eines Hornfelses und besteht in der Hauptsache aus einem ziemlich grobkörnigen Gemenge von perthitischem Mikroklin und kastanienbraunem Glimmer, ohne sonstigen Plagioklas und mit wenig Quarz und Muscovit. Darin liegen Partien von ganz zersetztem Cordierit und bis zu 2 mm große, schärfer abgegrenzte Einsprengungen von frischem Andalusit, dieser in inniger Durchwachsung mit Quarz; sie sind meistens von einem erobkörnigen Quarz-Biotit-Gemenge umwachsen. Ortbit, Zirkon und Rutil sind untergeordnet. Das Gestein No, 11 stammt vom unmittelbaren Kontakt gegen den Dolomit und das Erz und besitzt einen größeren Glimmergehalt; es wird mit einem Lampro- phyr verglichen. Die Analysen No. 12 und 14 beziehen sich auf zwei „Skölar“ der Storgrufve. Die Feldspäte in No. 12 sind Perthit-Mikroklin und ein Plagio- klas, innig durchmengt mit Biotit; diese umschließen unregelmäßig ver- teilte Flecken von Cordierit. Dazu tritt noch reichlich Hämatit und wenig Zivkon und Apatit. Der Quarz nimmt eine Sonderstellung ein, insofern er nur gelegentlich in größeren Körnern oder grobkörnigen Aggregaten vorkommt; teilweise möchte man ihn für einen klastischen Fremdling halten, teilweise aber umschließt er Mineralien der vorhin genannten Art und vor allem Hämatitschuppen. Das Gestein No. 10 ist. ein selır feinkörniges Gemenge von Mikroklin and Biotit mit ziemlich viel Titanmineralien, wovon das meiste Rutil, und reichlichem Apatit. Der hohe Al, O,-Gehalt der Analyse, der sich auch bei deren Wiederholung ergeben hat, konnte aus dem Mineralbestand nicht ‚aufgeklärt werden. Das Gestein erinnert äußerlich au einen Hornfels mit muscheligem Bruch. | In den Schlußbemerkungen wird auf den abnormen chemischen Bestand der beschriebenen Granulite hingewiesen; diese enthalten so gut wie gar keine An-Moleküle. Im wesentlichen bilden sie drei Gruppen: die einen mit sehr hohem bis fast ausschließlichem Ab-Gehalt; andere mit annähernd gleich viel Or und Ab und eine dritte Gruppe -mit sehr hohem bis fast ‚ausschließlichem Gehalt an Or. Die meisten der Gesteine gehören: einer- seits zu den natronreichsten, andererseits zu den kalireichsten, von denen überhaupt Analysen vorliegen. JoHansson ! hatte früher schon festgestellt, daß die ausgesprochenen Skarnerze hauptsächlich in Na-reichen, die ‚quarzigen Eisenerze dagegen besonders in K-reichen Granuliten auftreten. } ' Till frägan om de mellansvenska järnmalmernas bildningssätt. ‘Geol. Fören. Förh. 29. 1907. 295. Ref. dies. Jahrb. 1911. I. -411—418-. > -168- Geologie. Dies trifft augenscheinlich auch für die Manganerzlagerstätten des Filip- 9 stader Distriktes zu. Denn wo diese an Skarn gebunden sind, begleiten sie ausnahmslos Natrongranulite, während alle sonstigen Mangan- und ‘ Mangan-Hämatiterze mit extrem kalireichen Gesteinen vorkommen. Die Verf. verzichten darauf, die Entstehung der Lagerstätten, der Skarne und der merkwürdigen an Cordierit und Andalusit reichen Gesteine näher zu erörtern. Sie beschränken sich darauf, zu betonen, daß zwischen den Lagerstätten und den begleitenden Quarzteldspatgesteinen ein inniger | Zusammenhang bestehe. Ob JoHanssox jetzt noch die Granulite, Eisen- erze, Skarne und Kalksteine für Differentiationsprodukte eines Magmas- hält!, geht aus dem Aufsatze nicht hervor. Wer die Kalksteine von Persberg und die Dolomite von Longban nicht als das Ergebnis einer mag- matischen Differentiation betrachtet. dabei aber der von manchen Seiten nach- drücklich vertretenen Anschauung wäre, daß durch die Resorption von Kalksteinmassen durch granitisches Magma echte Gesteine der Diorit- und Gabbrofamilie hervorgehen, müßte bemerken, daß sich gerade hier der- artiges nicht ereignet hat, und daß sich hier vielmehr in der Nähe der Kalke, abgesehen von der Bildung der „skarngebänderten“ Granulite, ein ganz besonders kieselsäurereicher Schmelzfluß erhalten hat. Bergeat. IN retschmer, F.: Über die Eisensilikaterze des Diabas- und Schalstein- zugees Sternberg—Bennisch, Schlesien. (Dies. Jahrb. 1918. I. 19—42. 3 Fig.) Slavik, Fr.: Der Pnosphorgehalt der Eisenerze im- böhmischen Unter- silur. (Bergbau und Hütte. Heft 5. 1—9. 1918.) Ahlburg, J.: Über die Eisenerze und Eisen-Manganerze des Lahngebietes und ihre Beziehungen zu Eruptivgesteinen. (Zeitschr. f. prakt. Gens 25. 29—38, 49—56. 9 Fig. 1917.) Frech, F.: Die Lothringer Eisenerze und ihre Bedeutung im Krieg und Frieden. (Die Naturwiss. 5. 553—561, 569—576. 14 Fig. 1917.) Krusch, P.: Der Anteil Frankreichs am Minettegebiet der lothringischen Hochebene und seine wirtschaftliche Bedeutung. (PETERM. Mitt. 63. 41—44. 1917.) — : Die Eisenerze der mm (Raseneisenerze und Campineerze) und: ihre wirtschaftliche Bedeutung. (Zeitschr. f. prakt. Geol. 26. 54—57. 1:Fig. 1918.) Freudenberg. F.: Der Eisenerzbergbau in Nordwestfrankreich. (Glück- auf. 52. S77—885, 901—906,. 953—960, 983 —985. 1916.) Stauffacher, J.: Chamosit-Eisenglanz-Pisolith in der oberen Kreide (Seewerschichten) an der Dents du Midi (Wallis). (Zeitschr. f. prakt. Geol. 25. S7—90. 3 Fig. 1917.) ! Die eisenerzführende Formation in der Gegend von Grängesberg. Geol. Fören. Förh. 32. 1910. bes. 376—392. Ref. dies. Jahrb. 1912. II. -230-—240.-. Lagerstätten nutzbarer Mineralien. - 769 - Fitzau. A.: Der Reichtum Schwedens an Eisenerzen. 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Paxmann, H.: Tagesfragen in der Kaliindustrie. 79 p. 1 Karte. 1917. Jänecke, E.: Über das Schmelzen kristallwasserhaltiger Kalisalze und Salzgemische. (Kali. 10. 14 p..83 Fig. 1917.) — Vollständige Übersicht über die Lösungen ozeanischer Salze. I—-IV. (Zeitschr. f. anorg. u. allg. Chem. 100.. 161—175. 10 Fig. ; -176—236. ‚80. Fig. 1917; 102. 41—65. 21. Fig.; 108. 1-54: 33 Fio. 1918.) Liesegang,R.E.: Zur Theorie der heißen ungarischen Salzseen. (Intern. Rey. d. ges. Hydrobiol. 1916. 7. Heft 6.) Montanstatistik. P. Krusch: Die Versorgung Deutschlands mit metallischen Rohstoffen (Erzen und Metallen). 260 p. 97 Fig. Leipzig‘1912. | Das Werk ist aus einer Vorlesung in der Vereinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung zu Berlin hervorgegangen. Da an dieser auch der Geologie fernerstehende Kreise teilnehmen, so wurden die zum Verständnis des speziellen Teiles notwendigen wirtschaftlichen und lagerstättenkundlichen. Voraus- setzungen in den beiden ersten Abschnitten behandelt. Die komplizierten Verhältnisse .auf dem Erz- und Metall- markt Deutschlands sind an den Zahlen zu erkennen, die den durch eigene Erze gedeckten Anteil und den aus dem Auslande bezogenen Teil darstellen. Es zeigt sich, daß Deutschland nicht in der Lage ist, seinen Bedarf durch eigene Erze zu decken. Infolgedessen ist es wichtig, die Produktionszahlen und den Gehalt der Erze der einzelnen Gruben zusammenzustellen und nach der wirtschaftlichen wie nach der lagerstättenkundlichen und hütten- männischen Seite zu gruppieren. Dabei zeigen Hüttenstatistik und Erzstatistik in den meisten Fällen Abweichungen insofern, als die Hütten durch die Zufuhr ausländischer Erze mehr Metalle produzieren, als aus deutschen Erzen gewonnen werden können. Wichtig ist bei diesen Angaben, sich der verschiedenen in der Montanindustrie üblichen Gewichte und Münzverrechnungen bewußt zu bleiben. nr Montanstatistik, W712 = Die Erzgewinnungszentren und ihre Verbrauchs- /distrikte lassen sich in drei Gruppen teilen: 1. Alle Erze “/Iwerden an Ort und Stelle verhüttet; 2. nur ein Teil wird an Ort und Stelle verhüttet, der Rest weggeführt; 3. die ganze Erz- “Imenge wird nach einem Verbrauchsort verfrachtet. | Der Verkauf der Erze in dem Erz- und Metallhandel „erfolgt entweder durch Zwischenhändler (Erzfirmen) oder direkt durch die Gruben. Die Spezialisierung einzelner Firmen für einzelne ' Metalle ist vielfach eine noch weitgehendere als auf dem Erzmarkt. Gut geleitete derartige Monopole und Ringbildungen sind sowohl ‚für den Produzenten wie für den Konsumenten ‚eine wesentliche Erleichterung. Doch sind die Erz- und Metalipreise viel- 'fachen Schwankungen unterworfen durch neue gesetzliche Maß- nahmen, Kriege, neue Erfindungen; oft aber werden sie künstlich | hervorgerufen. Da hierbei die Ein- und Ausfuhrzölle und die , Transportverhältnisse eine große Rolle spielen, enthalten die letzten ' beiden Kapitel eine Zusammenstellung der Erz- und Metallein- | und -ausfuhrzölle und der in Betracht kommenden Eisenbahn-Aus- nahmetarife. | Der zweite Abschnitt bringt die allgemeinen Begriffe ır der Erzlagerstättenlehre und Geologie: Erz, Erzlager- stätte, Bauwürdigkeit, Unbauwürdigkeit, Gang- und Lagerarten. ‚Aus der Entstehung der Lagerstätten ergibt sich ihre Einteilung. Die Entstehung der Gänge und metasomatischen Lagerstätten erfordert die Besprechung der Deszensions-, il Aszensions- und Lateralsekretionstheorie. Das zweite ist die Form der Lagerstätten, unter denen der Gang die häufigste darstellt. Eine eingehendere Besprechung erfahren die Seifen. Infolge ihrer großen Wichtigkeit ist den primären und sekun- ı, dären Teufenunterschieden der Lagerstätten und ihrer ' berg- und volkswirtschaftlichen Bedeutung ein besonderes Kapitel ' gewidmet. Doch kommen die Lagerstätten nur selten in ihrer ursprünglichen Form und Lage in der Erdrinde vor. Faltungen, Ueberschiebungen, Spaltenverwerfungen, vertikale und horizontale Verschiebungen, Gangablenkungen geben ihnen ein verändertes Aussehen. | Das Ziel der Aufbereitung der Roherze ist die Trennung | nach der Korngröße oder der chemischen Zusammensetzung und | die Vereinigung gleichartiger Massen. Hiervon hängt die Ren- tabilität des Bergbaues in vielen Fällen ab. Bei allen Arbeiten finden Abbau-, Aufbereitungs- und Hüttenverluste statt, die being vollkommensten Betrieb bis 30 % gerechnet werden müssen. Zur ' Feststellung der Naturschätze bedarf es der Erzinventuren der einzelnen Länder, wie sie besonders beim Eisen vorgenommen worden sind. Doch müssen diese nach einheitlichen Grundsätzen | von einer Zentralstelle aus geleitet werden. Das: letzte Kapitel - 172 - Geologie. enthält Angaben über die Zusammensetzung der Erdrinde. der Eruptivgesteine, kristallinen Schiefer und Sedimente, mit denen die Erzlagerstätten verknüpft sind. | Der dritte und größte Teil behandelt die Versorgung Deutsch- lands mit Erzen und Metallen. 1. Golderze und Gold. Bei‘ einem Verbrauch von 220 Mill. Mark wird nur ein verschwindender ' Teil durch einheimische Erze und nur „4 durch importierte Erze ' gedeckt. Die Hauptversorgung erfolgt durch Einfuhr von Gold. ' Kinheimische Goldlagerstätten befinden sich zu Altenberg und Reichenstein in Schlesien; unter den fremden werden erwähnt Cripple Creek in Colorado, Goldfield in Nevada, Kalifornien, | Sibirien, Transvaal, West-Australien, Neu-Seeland, Vıetoria, Queens- land, Neu-Südwales.. Der Höhepunkt der Ergiebigkeit dieser Distrikte ist meist schon überschritten, nur Rußland und Transvaal zeigten eine Zunahme. Die Goldproduktion des Jahres 1910 war | die größte; 40—50 % wurden aufgestapelt. — 2. Kupfererze und Kupfer. Auch hier kann Deutschland nur einen geringen Teil seines Bedarfs decken, und zwar aus den Lagern des Mans- felder Kupferschiefers, vom Rammelsberg bei Goslar, aus einigen kupfererzführenden Gängen des Rheinischen Schiefergebirges und aus Otavi in Deutsch-Südwestafrika.. An fremden Lagerstätten sind für Deutschland wichtig: die Arizonadistrikte, Butte in Mon- tana, der Lake-Superior-Distrikt, Boleo in Nieder-Kalifornien, Chile. Rio-Tinto im südwestlichen Spanien und Katanga in Belgisch Kongo. Der Gehalt der Erze bewegt sich zwischen 1 und 3%. — 3. Selbst beim Eisen liefern die reichen einheimischen Lagerstätten nur # des Verbrauches, denn von 14 Mill. Tonnen werden in Lothringen, Sieger- land, Lahn-Dill-Bezirk, Peine-Salzgitter usw., Vogelsberg, Taunus mit der Lindener Mark, Oberschlesien, Osnabrück, Schmalkalden und Kamsdorf, Wesergebirge, Harz nur .8,61 Mill. Tonnen gewonnen. 12,56 Mill. Tonnen stammen aus den Lagerstätten Schwedens, dem Bilbaodistrikt in Spanien und der Normandie. Die Welt- inventur ergibt 22408 Mill. Tonnen Erz mit einem Eisengehalt von 10 192 Mill. Tonnen. Die Zusammensetzung der Eisenerze schwankt zwischen 25 und mehr als 70%. Wichtig ist auch der durch die Verhüttung gewonnene Rückstand an Mangan, Phosphor und Kupfer. Die wichtigsten Arten der Gewinnung sind Thomasprozeß, Bessemer- prozeß und Brikettierung. — 4. Die Hauptmanganmenge der deutschen Gruben ist in Eisen-Manganerzen enthalten. Die Ausfuhr betrug 1910 4559 t, der Import 487 872 t, so daß Deutschland 1910 ca. 484000 t verbrauchte. keine Manganerze finden sich in Deutschland nur in den Gängen von Öhrenstock, Elgersburg und Ilmenau in Thüringen und bei Ilfeld am Harz. Mit Brauneisenerz zusammen finden sie sich in der Rheingegend und bei Wetziar und Dillenburg. Sie alle liefern nur einen verschwindenden Bruch- teil der nötigen Manganerze, so daß fast der ganze Verbrauch Montanstatistik. 3 durch Einfuhr gedeckt werden muß; hierzu liefern: 3 Rußland, ‚2 Indien, ‚5 Brasilien. — 5. In Öhromerzen hat Deutschland, | abgesehen von verschwindenden Mengen in einigen Serpentingebieten (Frankenstein, Silberberg und Grochau in Schlesien), keine eigene , Produktion. Der geringe Bedarf wird aus Kleinasien, Griechen- | land und Neukaledonien bezogen. Er dient zur Ausfütterung der N basischen Hochöfen, zur Herstellung von Stahl- und Fisenlegie- rungen und von Ferrochrom. — 6. Blei-, Silber- und Zink- ırerze. Zink ist das einzige Metall, dessen Verbrauch Deutsch- " Jand mit einheimischen Erzen ganz zu decken vermag; es kann ' außerdem noch 23000 t an das Ausland abgeben. Von Bleierzen werden fast zwei Drittel, von Silbererzen vier Fünftel aus dem Auslande bezogen. Die wichtigsten Vorkommen sind die ober- ' schlesischen, dann die Gänge des bergischen Hügellandes und der Holzappeler Gangzug, der Emser Gangzug und die Erzgänge von ' Ramsbeck, der linksrheinische Bezirk von Aachen, Kommern und ' Mechernich und die Lagerstätten von Claustal und St. Andreas- ' berg im Harz. Von fremden Lagerstätten liefern an Deutschland ' Broken Hill in Neu-Südwales, Mexiko als das silberreichste Land der Erde, das Tonopah-Silberfeld in Nevada, Japan und die Silber- lagerstätten von Temiskaming in Kanada. Die Gesamthütten- produktion an Silber betrug 1910 ca. 7400 t, wovon auf Deutsch- land 420 t fallen, an Blei 1139700 t, wozu Deutschland 159 900 t lieferte, an Zink 1911 895400 t mit 250393 deutschen. Für den Verbrauch an Zink steht Deutschland 1911 nach den Ver- einigten Staaten an zweiter Stelle. — 7. Kobalt-und Nickel- erze sind eng miteinander verknüpft. Die Einfuhr betrug 52000 t, die Ausfuhr war ganz unbedeutend. Deutschland kann mit ein- heimischen Erzen nur ca. -'; des Verbrauchs decken. Den alten Lagerstätten von Frankenstein in Schlesien und Schneeberg im Erzgebirge stehen die reichen Vorkommen von Neukaledonien und Kanada gegenüber, die zusammen 1910 eine Produktion von ca. 20100 t Nickel und 250000 kg Kobalt ergaben. An Kobalt verbraucht Deutschland jährlich 100 000 kg. — 8. Quecksilber- lagerstätten sind in Deutschland nicht vorhanden, da die Vor- kommen von Moschellandsberg, Potzberg und Kirchheimbolanden nur noch historisches Interesse haben. Deutschland bezieht jähr- lich 804 t Quecksilber aus Almaden in Spanien, Idria in Krain und von Monte Amiata in Toskana. Preis und Produktion von “uecksilber werden von der Firma N. M. Rothschild & Sons in London geregelte. — 9. Der Verbrauch Deutschlands an Zinn betrug 1910 18100 t, von denen 4% im Inland, aber aus fremden, meist bolivianischen Erzen hergestellt wurden. Die Zinnerzlager 'im sächsischen Erzgebirge spielen heute nur noch eine ganz unter- geordnete Rolle. Die eigentlichen zinnerzliefernden Länder sind Bolivien, Australien, in kleineren Mengen auch Brasilien und > 174 - -. Geologie. Südafrika und besonders ‘Indien, das sich mit 2; an der Gesamt- 4 einfuhr beteiligte. Die Lagerstätten Malakkas sind die wichtigsten: sie lieferten 1910 noch 60% der Weltproduktion. — 10. Die! deutsche Wismutproduktion ist gering, da nur Schneeberg und Johanngeorgenstadt eine kleine Menge liefern. Deutschland be- zieht daher Erze aus Bolivien und Australien. Die Weltproduktion betrug 1910 ca. 230 t; doch sind Zahlen .darüber schwer zu 1 erhalten. — 11. An der Weltproduktion für Molybdänerze in! Höhe von ea. 150 t ist Deutschland kaum beteiligt. Der geringen | Förderung aus den Zinnerzgängen des sächsischen Erzgebirges | steht die Einfuhr aus Australien, Skandinavien und Österreich | gegenüber, die 1909 zusammen ca. 220 t lieferten. — 12. Im (regensatz dazu ist Deutschland eines der Haupt-Arsenerzländer: An der Weltproduktion von 20000 t kochhaltigen Arsenerzes war es 1909 mit ca. 4 beteiligt. Die Lagerstätten befinden sich zu Reichenstein und Altenberg in Schlesien. — 13. An Antimon- erzen hat Deutschland keine nennenswerte Produktion. Es kommen daher nur fremde Produktionsländer in Betracht, an erster Stelle die Provinz Huan in China, dann Frankreich. — 14. An der 260000 Unzen (a 31,1 g) betragenden Platinproduktion ist Deutschland nicht beteiligt. 1910 wurden 196 kg Platinwaren eingeführt. Die Hauptmenge Platin bezieht Deutschland aus den Urallagerstätten. Columbia lieferte für den Weltmarkt 1908 SS00 Unzen. — 15. Von den für die Stahlindustrie wichtigen Wolframerzen wurden 1910 aus Australasien, Portugal, Groß- britannien, Argentinien und Britisch Malakka 2491 t im Werte von ca. 5 Mill. Mark eingeführt. Die Lagerstätten von Scheiben- berg, Johanngeorgenstadt, Schneeberg und Altenberg im sächsischen Erzgebirge lieferten nur 94,59 t im Werte von 219358 A. Der Verbrauch Deutschlands betrug also ca. 2400 t, an denen die einheimischen Vorkommen mit noch nicht 5z'; beteiligt -waren. — 16. Die Versorgung Deutschlands mit Schwefelerzen betrug aus Spanien und Portugal, Sizilien, Luisiana und Texas etwa ? des Konsums. Der Rest wurde von den Eisenkieslagern zu Meggen, im Rammelsberg, sächsischen Erzgebirge und Schlesien gedeckt. — 17. Thorium- und Ceriumerze werden in Deutschland nicht gewonnen; sie müssen aus den Monazitlagerstätten Brasiliens be- zogen werden, wo jährlich 4000—7000 t produziert werden. — 18. Da Deutschland eigene Bauxit- und Kryolithproduktion nicht besitzt, so muß es alle Rohmaterialien für die Herstellung von Aluminium einführen, hauptsächlich aus Frankreich. Der Verbrauch an Bauxit beträgt ca. 55400 t und die Produktion an Aluminium ea. 7000 t. Die Einfuhr von Aluminium erreichte 1910 9892 t, die Ausfuhr 616 t, der Verbrauch ist auf 11000 t zu . veranschlagen. — 19. Für die Ausgangsmaterialien der Uran- und Radiumpräparate spielt die Produktion Deutschlands (Uran- { Montanstatistik. -175- pecherze des sächsischen Erzgebirges und vom Ulugumgebirge in Ostafrika) auf dem Weltmarkte keine Rolle. Von praktischer Be- deutung ist nur Joachimstal in Böhmen, aus dessen Erzen man 3 g Radium herzustellen vermag. — 20. Ebenso kam Deutschland für die Versorgung mit Vanadinerzen bis vor kurzem nicht in Betracht; erst die Otavilagerstätten lieferten in den letzten Jahren 61,35 bezw. 146,5 t. Sonst bezieht Deutschland Vana- diumerze aus Neu-Mexiko, Kolorado und Peru. Die Weltproduktion an Vanadinlegierungen beträgt ca. 1400 t. Belowsky. Weltmontanstatistik. Hetit 1. Deutsches Reich. K. Freser und M. Tornow: Die Entwicklung der deutschen Montan- industrie von 1860 bis 1912. 106 Abbild., 152 Zahlentafeln im Text. Atlas, enthaltend 39 Blätter graphische Darstellungen über die Gewinnung, den Verbrauch, die Ein- und Ausfuhr der wichtigsten Erzeugnisse der Montan- industrie, sowie deren Weiterverarbeitung. (Kgl. geol. Landesanstalt. Berlin 1916.) Mit dieser Montanstatistik des Deutschen Reiches beginnt eine ver- oleichende Übersicht über die Montanindustrie der ganzen Erde. Allen bisherigen Darstellungen fehlt eine Erläuterung der geschichtlichen Ent- wicklung, aus der sich der Erfolg des wirtschaftlichen Ringens der Völker beurteilen läßt. Hier soll diese Lücke ergänzt werden. Unter Montanindustrie werden zusammengefaßt die bergbaulichen Be- triebe, die Hüttenbetriebe und die mit diesen verbundenen, die Rohstoffe des Bergbaus weiter verarbeitenden Betriebe, z. B. Kokereien, Steinkohlenteer- destillationen, Braunkohlenschwelereien, Salinen, Chiorkaliumfabriken usw. Die Gliederung des Stoffes entspricht der amtlichen Statistik: 1. Bitu- minöse Mineralien (Steinkohle, Braunkohle, Erdöl. Graphit, Asphalt) — 2. Erze und Metalle, einschließlich Weiterverarbeitung des Roheisens — 3. Salze. Die Darstellung beschränkt sich nicht auf die Produktionsstatistik, sondern umfaßt auch den Außenhandel (Einfuhr und Ausfuhr) und die Verbrauchsstatistik. Um den Ursprung der Rohstoffe näher anzugeben, sind die Lager- stätten der einzelnen nutzbaren Mineralien nach Wirtschaftsgebieten kurz. behandelt. Auch die Schätzungen der Vorräte von Kohlen und Eisenerzen sind aufgenommen worden. Inhalt des Heftes: 1. Erzeugung und Außenhandel der Montanindustrie von -1860—1912 (p. 1-83). — 2. Die Steinkohlenindustrie (p. 84—140). — 3. Die Braunkohlen industrie (p. 141—185). — 4. Die Erdölindustrie (p. 184—205). — 5. Die Asphaltindustrie (p. 206—209). — 6. Die Graphitindustrie (p. 210-214). — 7.. Die Blei-Silber-Zink- industrie (p. 215—29). — 8. Die Arsen-Kupfer-Goldindustrie 476: Geologie. (p. 294—327). — 9.. Die Zinnindustrie (pP. 328—339). — 10. Die Nickel- industrie (p. 340— 354). — 11. Die Schwefelindustrie [einschließlich Ge- winnung von Schwefelsäure] (p. 355—364). — 12. Die Eisenindustrie [einschließlich der Industrie des Mangans und des Wolframs] (p. 365— 524). — 15. Die Salzindustrie (p. 525—623). Inhaltsverzeichnis des Atiasses: 1. Steinkohlen-Gewinnung, Verbrauch, Ausfuhr und Einfuhr des Deutschen Reiches. 2. Stammbaum der deutschen Kokereierzeugnisse im Jahre 1911. 3. Stammbaum der deutschen Destillationserzeugnisse von Steinkohlenteer, Wassergasteer und Ölgasteer im Jahre 1911. 4. Braun- kohlen-Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr des Deutschen Reiches. 5. Stammbaum der deutschen Braunkohlenteer-, Schieferteer und Torf- teerdestillation im. Jahre 1911. 6. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Erdöl (Petroleum) des Deutschen Reiches. 7. Stammbaum der Erzeugnisse der deutschen Petroleumraffinerien im Jahre 1911. 8. Ge- winnung, Verbrauch. Einfuhr und Ausfuhr von Graphit des Deutschen Reiches, 9. Asphalt-Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr des Deutschen Reiches. 10. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Bleierzen des Deutschen Reiches. 11. Stammbaum der deutschen Blei- Silber-Erzeugung im Jahre 1911. 12. Blei-Erzeugung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr des Deutschen Reiches. 13. Gewinnung, Verbrauch, Ausfuhr und Einfuhr von Zinkerzen des Deutschen Reiches. 14. Stammbaum der deutschen Zink-Erzeugung im Jahre 1911. 15. Zink-Erzengung, Verbrauch, Ausfuhr und Einfuhr des Deutschen Reiches. 16. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr ven Kupfererzen des Deutschen Reiches. 17. Stamm- baum der deutschen Kupfer-Erzeusung im Jahre 1911, 18. Kupfer-Er- zeugung, Verbrauch, Ausfuhr und Einfuhr des Deutschen Reiches. 19. Ge- winnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Zinnerzen des Deutschen Reiches. 20. Stammbaum der deutschen Zinn-Erzeugung im Jahre. 1911. 21. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Zinn des Deutschen Reiches. 22. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Eisenerzen des Deutschen Reiches. 23. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Manganerzen des Deutschen Reiches. 24. Stammbaum der deutschen Roheisen-Erzeugung im Jahre 1911. 25. Erzeugung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Roheisen des Deutschen Reiches. 26. Erzeugung von Roheisen des Deutschen Reiches nach einzelnen Sorten. 27. Stammbaum der deutschen Eisen- und Stahlgießereien einschl. Kleinbessemereien im ‚Jahre 1911. 28. Stammbaum der deutschen Schweißeisen- (Puddeleisen-) Erzeugung im Jahre 1911. 29. Stammbaum der deutschen Flußeisen- und Flußstahlwerke im Jahre 1911. 30. Stammbaum der deutschen Walzwerks- Erzeugnisse im Jahre 1911. 31. Erzeugnisse aus der Weiterverarbeitung des Roheisens im Deutschen Reiche. 52, Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr und Ausfuhr von Steinsalz und Siedesalz des Deutschen Reiches. 33. Stamım- baum der deutschen Salinen-Erzeugnisse im Jahre 1911. 34. Salzverbrauch des Deutschen Zollgebietes nach Verbrauchergruppen. 35. Gewinnung, Verbrauch, Einfuhr. und Ausfuhr von Kalirohsalzen des Deutschen Montanstatistik. a - Reiches. 36. Stammbaum der Erzeugnisse der Kaliindustrie (Kaliwerke und Fabriken) des Jahres 1911. 37. Verbrauch von Kalisalzen in der Land- wirtschaft und Industrie des Deutschen Reiches und des Auslandes. 38. Kali- verbrauch des Deutschen Reiches nach einzelnen Salzen. 39. Kaliverbrauch des Auslandes nach einzelnen Salzen. Aus den Erläuterungen, die einer Anzahl der Tafeln des Atlasses beigefügt sind, seien folgende Angaben mitgeteilt: Der deutsche Steinkohlenbergban ist von jeher in der günstigen Lage gewesen, den Verbrauch von Steinkohlen durch die einheimische Erzeugung nicht nur zu decken, sondern darüber hinaus noch beträchtliche Mengen an das Ausland abzugeben. Sowohl die Steinkohlengewinnung als auch der Verbrauch lassen in ihrer gewaltigen Entwicklung eine Stetigkeit er- kennen, die in anderen Steinkohle gewinnenden Ländern der Erde nicht zu finden ist. Die periodischen, durch Konjunkturschwankungen hervor- gerufenen Krisen haben den deutschen Steinkohlenbergbau nur wenig ge- stört. Die Steinkohleneinfuhr ist bis zum Jahr 1907 sehr allmählich ge- stiegen und geht seit dieser Zeit ebenso langsam zurück. Die Steinkohlen- ‚ausfuhr zeigt eine gleichmäßig langsam, in den letzten Jahren etwas stärker steigende Tendenz. Die Braunkohlengewinnung des Deutschen Reiches ist beson- ders seit 1895 ganz gewaltig gestiegen. Außerdem besitzt der deutsche Markt noch Aufnahmefähigkeit für ausländische Braunkohlen (aus Öster- reich). Die Braunkohleneinfuhr hat bis 1907 ganz allmählich zugenommen, zeigt seit dieser Zeit aber absteigende Tendenz, während die Braunkohlen- ausfuhr ziemlich unbedeutend ist. Der beträchtliche Unterschied des Durch- schnittswertes der einheimischen Braunkohlen von den Einheitswerten der ein- und ausgeführten Mengen beruht darauf, dab für den Außenhandel nur hochwertige Braunkohlen in Frage kommen, während die geringer . wertigen an Ort und Stelle verbraucht werden müssen. Das Deutsche Reich ist in seinem Verbrauch an Erdöl (Petroleum) vollkommen abhängig vom Auslande. Die einheimische Gewinnung vermag nur einen geringen Bruchteil (etwa 11 °%,) des Verbrauchs zu decken. Der Verbrauch selbst (und dementsprechend auch die Einfuhr) ist von 1872 bis 1907, abgesehen von geringen Konjunkturschwankungen, ziemlich gleich- mäßig gestiegen, zeigt aber seit 1907 einen Stillstand, der eine Folge der Konkurrenz sein dürfte, die das Erdöl als Lichtquelle durch die moderne elektrische und Gasbeleuchtung erfahren hat. Die Großhandelspreise von Petroleum an deutschen Plätzen sind von 1881 bis 1894 ständig zurück- gegangen und sind dann bis 1911 nur wenig gestiegen, haben aber seit 1912 gewaltig angezogen. Die deutsche Graphitindustrie ist im Bezug des Rohstoffes fast vollständig abhängig vom Auslande. Zwar hat die einheimische Graphit- ‚gewinnung in den letzten Jahren erheblich zugenommen, dennoch vermag sie nur einen geringen Bruchteil (etwa +) des gewaltig gestiegenen Ver- brauchs zu decken, der eine ständig wachsende Einfuhr zur Folge hat. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. m 178- Geologie. Die deutsche Asphaltgewinnung konnte bis zum Jahre 1898 ! annähernd den einheimischen Verbrauch decken. Dieser ist seitdem | gewaltig gestiegen, was eine ständige Zunahme der Einfuhr zur # Folge hatte. Die deutsche Bleierzgewinnung ist bis zum Jahre 1882 gewaltig gestiegen. Seit dieser Zeit befindet sie sich in ganz allmählichem Rück- gange, während der Bleierzverbrauch ständig gestiegen ist und durch die | einheimische Erzgewinnung in den letzten Jahren etwa nur zur Hälfte ge- | deckt werden kann. Dementsprechend zeigt auch die Bleierzeinfuhr, ab- i gesehen von den beim Erzbergbau nicht zu vermeidenden Konjunktur- schwankungen und Rückschlägen, eine ständige Zunahme, während die } Bleierzausfuhr sehr unbedeutend ist. Der Verbrauch an metallischem Blei hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Zunahme aufzuweisen, so daß |} der dem Rückgange der Bleierzgewinnung. entsprechend abnehmende be- rechnete Metallgehalt der einheimischen Erze etwa nur die Hälfte des Bleiverbrauchs ausmacht. Die deutsche Bleierzeugung ist seit 1898 nicht mehr imstande, den seit 1833 ganz gewaltig gestiegenen Inlandsbedarf zu decken ; daher ! ist die Einfuhr von Blei aus dem Auslande seit dem Jahre 1887 in stetem und raschem Anwachsen begriffen. i Die deutsche Zinkerzgewinnung ist bis zum Jahre 1887 ganz | gewaltig gestiegen und befindet sich seitdem in langsamem Rückgange. Bis zum Jahre 1897 vermochte die Gewinnung den einheimischen Bedarf an Zinkerzen noch zu decken, seitdem ist aber der Verbrauch, besonders in den letzten Jahren, gewaltig über die Gewinnung hinaus gestiegen, und auch die Zinkerzeinfuhr hat dementsprechend seit dem letzten Jahrzehnt gewaltig zugenommen, während die Zinkerzausfuhr seit 1880 nur ein sehr allmähliches. Ansteigen aufweist. Dennoch ist die deutsche Zinkindustrie in der günstigen Lage, nicht nur den Verbrauch an metallischem Zink durch die einheimische Erzeugung zu decken, sondern darüber hinaus noch sehr erhebliche Mengen an das Ausland abzugeben, da der Zinkverbrauch nur etwa 2 des berechneten Metallgehalts der im Inlande gewonnenen Zinkerze ausmacht. Bis zum Jahre 1893 übertraf sogar die Ausfuhr den Verbrauch, der seit dieser Zeit ganz’ gewaltig gestiegen ist. Die deutsche Kupfererzgewinnung ist seit 1861 gewaltig ge- stiegen. Da die relativ geringen Mengen der Einfuhr und Ausfuhr von Kupfererzen sich ungefähr die Wage halten, deckt sich auch der Verbrauch von Kupfererzen fast ganz mit der Gewinnung. Der berechnete Metall- gehalt der im Inlande gewonnenen Kupfererze stellt nur einen geringen Bruchteil (etwa +) des seit 1595 ganz gewaltig gestiegenen Verbrauchs an metallischem Kupfer dar. Da außerdem die einheimische Kupfererz- erzeugung ungefähr der Menge an ausgeführtem Kupfer und Kupferwaren gieichkommt, ist die deutsche Kupferindustrie in ihrem Metallbedarf voll- | kommen vom Auslande abhängig; sie muß ihren seit 1889 ganz gewaltig gestiegenen Bedarf aus dem Auslande decken. Dementsprechend ist auch: | die Einfuhr von Kupfer seit 1888 ganz gewaltig gestiegen. Montanstatistik. 79 Die deutsche Zinnindustrie ist bei ihrem Erzbezuge vollständig auf das Ausland angewiesen. Die sehr geringe Menge der im Inlande gewonnenen Zinnerze hält ungefähr der ausgeführten Menge die Wage. Der stark gestiegene Verbrauch von Zinn und Zinnwaren wurde bis zum Jahre 1898 hauptsächlich durch eine gesteigerte Einfuhr von Rohzinn ge- deckt, und erst seit dieser Zeit hat die Einfuhr von Zinnerzen, die gleich- zeitig den Verbrauch darstellt, eine gewaltige Zunahme zu verzeichnen. Dementsprechend hat die Rohzinneinfuhr ihren Höhepunkt von 1898 erst wieder im Jahre 1911 erreicht, während die inländische Rohzinngewinnung seit 1898 einen riesenhaften Aufschwung zu verzeichnen hat, so (daß die Ausfuhr von Rohzinn wie auch von Zinn und Zinnwaren sehr erheblich gesteigert werden konnte. Trotzdem die deutsche Zinnindustrie in ihrem Bezuge vollständig auf das Ausland angewiesen ist, kommen ihr die wirt- schaftlichen Vorteile der Rohstoffveredelung durch die gewaltige Steige- rung der Zinngewinnung in reichem Maße zugute. Die Eisenerzgewinnung des deutschen Zollgebiets (Deutsches Reich und Luxemburg) ist ‘besonders seit 1895 ganz gewaltig gestiegen und vermag seit dem Jahre 1898 in steigendem Maße den Verbrauch von Eisenerzen nicht mehr zu decken. Den Hauptteil an dem gewaltigen An- wachsen der Eisenerzgewinnung sowohl im Deutschen Reiche als auch in Luxemburg hat die Minetteförderung zu verzeichnen. Der berechnete Metallgehalt der im Deutschen Reiche gewonnenen Eisenerze vermag etwa 3 des Verbrauchs von Eisen und Eisenwaren des deutschen Zollgebiets zu decken. Die Einfuhr von Eisenerzen hat bis 1895 nur sehr langsam zu- genommen, zeigt jedoch seitdem stärker steigende Tendenz, während die Eisenerzausfuhr nach allmählicher Zunahme bis zum Jahre 1907 absteigende Tendenz erkennen läßt. Die deutsche Manganerzgewinnung ist nur ganz langsam ge- stiegen, während der Verbrauch seit dem Jahre 1895 einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen hat. Dementsprechend zeigt auch die Manganerz- einfuhr seit 1895 ein sehr starkes Anwachsen. Die deutsche Eisenindustrie ist also bei ihrem Bezuge von Manganerzen vollständig auf das Ausland angewiesen. Der seit 1895 sehr stark gestiegene Verbrauch des deutschen Zoll- gebiets von Roheisen kann vollständig durch die einheimische Erzeugung gedeckt werden. Darüber hinaus zeigt die Roheisenausfuhr in den letzten Jahren steigende Tendenz, während die Roheiseneintuhr stets unter 1 Million Tonnen geblieben ist. Da seit 1900 in steigendem Mabe Eisen und Eisen- waren ausgeführt werden, beträgt der Verbrauch an verarbeitetem Roh- eisen nur etwa 2 des im Inlande erzeugten Roheisens. 2 dieses Verbrauchs werden durch den berechneten Metallgehalt der im Deutschen Reiche ge- wonnenen Eisenerze gedeckt. Die Erzeugung von Gießerei-Roheisen ist stetig und nicht un- erheblich gestiegen. während die Gubwaren 1. Schmelzung erst in den letzten Jahren eine geringe Zunahme aufweisen. Die Erzeugung von Schweiß-Roheisen (Puddeleisen) hat in den Jahren 1883 bis 1890 » m ”* - 180 - Geologie. ihre bedeutendste Entwicklung erreicht und ist seitdem sehr zurückgegangen. Hingegen hat die Erzeugung von Fluß-Roheisen, besonders seit dem Jahre 1895, dank der Einführung des basischen Thomas-Verfahrens einen ge- waltigen Aufschwung genommen. Die Erzeugung von Gußwaren 2. Schmelzung hat bis 1895 langsam, seit dieser Zeit aber stärker zugenommen, während dieSchweiß- eisenerzeugung bis 1889 zwar ebenfalls gestiegen ist, dann aber eine bedeutende Abnahme zu verzeichnen hat. Seit der Einführung des Bessemer- und Thomas-Verfahrens in den siebziger Jahren hat sich die Herstellung von Flußeisenerzeugnissen besonders seit dem Jahre 1895 ganz gewaltig entwickelt. Die Gewinnung von Salzen weist eine ziemlich gleichmäßige, starke Zunahme auf, die in der Hauptsache auf dem größeren Bedarf an Steinsalz für landwirtschaftliche und gewerbliche Zwecke beruht. Die Gewinnung des als Speisesalz verwendeten Siedesalzes hat eine der: Bevölkerungszunahme entsprechende Steigerung erfahren. Die Einfuhr von Salzen ist sehr gering, die Ausfuhr in langsamer Zunahme begriffen. Die deutsche Salzindustrie ist also dank ihrer unerschöpflichen Salzvorräte in der günstigen Lage, nicht nur ihren Bedarf durch die einheimische Ge- winnung zu decken, sondern darüber hinaus noch erhebliche Mengen an das Ausland abzugeben. Der VerbrauchanSpeisesalz ist entsprechend der Bevölkerungs- zunahme des Deutschen Reiches ziemlich gleichmäßig gestiegen, prozentual aber derselbe geblieben (etwa 7,7 kg auf den Kopf der Bevölkerung). Hin- gegen hat der abgabenfreie Verbrauch von inländischem und ausländischem Salz zu landwirtschaftlichen und gewerblichen Zwecken einen ganz ge- waltigen Aufschwung zu verzeichnen und ist gegenwärtig über doppelt so hoch als der Speisesalzverbrauch, während er im Jahre 1872 etwa die Hälfte des letzteren ausmachte. Besonders in Soda- und Glaubersalzfabriken, in chemischen und Farbenfabriken hat der abgabenfreie Salzverbrauch ge- waltig zugenommen. Die Ausbeutung des gewaltigen Naturmonopols des Deutschen Reiches an Kalisalzen hat seit 1895 einen riesigen Aufschwung genommen. Nur etwa der dritte Teil der Rohsalze wird ohne weitere Verarbeitung abgesetzt, und zwar zu 2 im Inlande und zu 4 im Auslande. Etwa % der Rohsalze werden in den Chlorkaliumfabriken weiter verarbeitet und von den verarbeiteten Salzen 2 im Inlande verbraucht und 2 an das Ausland abgegeben. Sowohl im Deutschen Reich wie auch im Ausland ist die Landwirtschaft der Hauptabnehmer von Kalisalzen und etwa nur ;!; wird von der Industrie des In- und Auslandes aufgenommen. | Der Verbrauch des als Rohsalz in gemahlenem Zustande zur land- wirtschaftlichen Düngung unmittelbar zu verwendenden Kainits hat ge- waltig zugenommen und macht etwa 80 % des Gesamtverbrauchs aus. Eine sehr erhebliche Steigerung hat im letzten Jahrzehnt auch der Ver- brauch von 40 % Düngesalzen aufzuweisen, während das hauptsächlich von der Industrie verbrauchte Chlorkalium entsprechend der geringen Regionale Geologie. ae Zunahme des Kaliverbrauchs in der Industrie nur eine geringe Steigerung aufzuweisen hat. Der Verbrauch desAuslandes an Kalisalzen ist seit 1895 ganz gewaltig und zum Teil sprungweise gestiegen, hat aber in den letzten Jahren nur eine geringe Erhöhung erfahren. Eine besondere Zunahme weist der Verbrauch von Chlorkalium, Düngesalzen und schwefelsaurem Kali auf. Im Vergleich zum Kaliverbrauch des Deutschen Reichs fällt auf, daß der Bedarf des Auslandes an Kainit nur etwa 50 % des Gesamt- verbrauchs ausmacht, gegen rund 80 % des Inlandes, während der Ver- brauch des Auslandes an Chlorkalium etwa dreimal so hoch ist, als der des Inlandes. Diese Unterschiede beruhen darauf, daß man ganz allgemein bestrebt ist, höherprozentige und daher auch wertvollere Ware auszuführen und die geringwertigen im Inlande zu verarbeiten. Dementsprechend ist auch der Kaligehalt der ausgeführten Salze verhältnismäßig höher als der im Inlande verbrauchten. Karl Schulz. Regionale Geologie. Geologische Karten. Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundes- staaten, Lieferung 197 mit den Blättern Bösingfeld, Lemgo, Bad Salzuflen, Lage und Senne. Die Lieferung verdient ein besonderes Interesse deswegen, weil sie einerseits einen Einblick in den bislang noch fast unbekannten nördlichen Teil des Lippischen Weserberglandes gewährt und uns andererseits mit einem neuen Abschnitt des Teutoburger Waldes bekannt macht. Die Blätter Bösingfeid und Lemgo bringen einen sehr wichtigen Abschnitt des Lippischen Weserberglandes zur Darstellung. Nach der v. DzcHzn’schen Übersichtskarte gewann man die Anschauung, als wenn hier aus dem flach gelagerten Keuper stellenweise Muschelkalk auftauchte Es hat sich aber herausgestellt, daß das Keupergebiet von einer sroßen Zahl von Verwerfungen durchschnitten wird, an denen nicht nur Muschelkalk, sondern auch Oberer und Mittlerer, vielleicht sogar auch Unterer Bunt- sandstein hochgepreßt wurde. Bemerkenswert ist hierbei, wie gelegentlich sehr engumgrenzte Keile älterer Gebirgsschichten innerhalb jüngerer in die Höhe getrieben sind. Den Hebungen gegenüber erscheinen in Senkungs- räumen Lias und Tertiär. Mit den Störungen des Keupergebietes stehen im Bereich von Blatt Salzuflen Sol- und Thermalquellen im Zusammen- hang. Im übrigen dilden hier hauptsächlich Schichten des Lias den festen Gebirgsuntergrund, der freilich meist von quartären Ablagerungen verdeckt wird. Das Diluvium zeigt eine mannigfache Gliederung, die älteren Auf- . schüttungen, mächtige Sande und eine Grundmoräne der vorletzten Ver- eisung, werden durch Talbildungen der Werre zur jüngeren Interglazial- » - 182. Geologie. zeit ausgefurcht, die Talränder sind trotz späterer Lößbedeckung gut sichtbar und in der Karte durch farbige Linien eingetragen. Die gleichen Erscheinungen sind in bescheidenem Umfange auch auf Blatt Lage ver- treten. Hier beansprucht indessen der Teutoburger Wald das Hauptinteresse, und zwar ist es der Abschnitt vom Heidental bei Detmold bis zum Tönsberg bei Örlinghausen, also das Südende des Osnings. In der Hebungsachse des Gebirges tritt Oberer Buntsandstein auf, der nach Norden zu von ge- störten Muschelkalkschichten mit Einbrüchen von Keuper und Lias über- lagert wird. Diese Schichtenmasse ist z. T. auf den Südflügel hinauf- geschoben, der aus Jura und Kreide besteht. Während in dem südlicheren Teutoburger Walde die Untere Kreide vorwiegend ein schwaches Einfallen zeigt, nimmt sie im Osning eine steile, ja überkippte Lagerung an, und diese Steilstellung erfaßt auf Blatt Lage auch die Schichten der Oberen Kreide. Dadurch wird morphologisch eine erhebliche Verschmälerung des Gebirges bis auf nur 3 km Breite herbeigeführt. Südwestlich vom Teuto- burger Walde breitet sich die Senne aus. mit welchem Namen man das große Sandgebiet zwischen Bielefeld und Paderborn bezeichnet. Diese ausgedehnten Sandflächen, die nur selten von Geschiebemergelinseln unter- brochen werden, sind für die vorliegende Kartenlieferung zum ersten Male eingehend untersucht und auf den Blättern Lage und Senne dar- gestellt worden. Die an das Gebirge sich anlehnenden stärker geneigten Sandflächen werden als Sander aufgefaßt, in den Einebnungsstufen ein- schneiden. Diese Stufen, die in drei verschiedenen Höhenlagen auftreten, sind so zu erklären, daß die Schmelzwässer bei ihrem Abfluß zweimal von stärkeren Abzapfungen betroffen wurden. Solche Vertiefungen der Abtluß- wege können durch das Rückschreiten des Inlandeises in der Münsterschen Bucht bedingt sein. Dem Landschaftsbilde der Senne geben endlieh die ausgedehnten und bis 20 m hohen Dünenzüge besonderen Reiz. Preuss. Geol. Landesanstalt. Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundes- staaten. Lieferung 166 umfassend die Blätter Waldfeucht— Gan- gelt, Heinsberg, Erkelenz, Geilenkirchen und Linnich, G. A. 51/65, No. 58/4, G. A. 51, No. 59 u. 60, und G. A. 65, No. 5 u. 6. Die fünf der holländischen Grenze z. T. benachbarten Kartenblätter stellen geologisch-bodenkundlich die jungen Aufschüttungen der Maas, Rur und Wurm dar, lassen aber gleichzeitig im großen die für den nieder- rheinischen Steinkohlenbergbau wichtigen Sprünge des großen Senkungs- feldes zwischen Niederrhein und Maas erkennen. Die tektonischen Ver- hältnisse sind für den Kohlenbergbau deshalb von entscheidender Bedeutung, weil nur auf den Horsten Kohlen erschlossen werden können. Die Schollen- brüche, wie beispielsweise die „Sandgewand“, entstanden offenbar schon in vortertiärer Zeit, da im Rurtalgraben keine Kreide zur Ablagerung I Regionale Geologie. -183 - ı gekommen ist. wohl aber in dem südlich anstoßenden Hillensberger Horst. Das Tertiär, hauptsächlich wohl die Pliocänzeit, ist die Zeit der intensivsten Bewegungen gewesen, doch haben die Senkungen bis in die Diluvialzeit, und aus den Erdbeben zu schließen, sogar bis in die Gegenwart angehalten. | Es ist hervorzuheben, daß die Bewegungen auf den Bruchspalten ganz allmählich erfolgten, so daß die gleichzeitigen Aufschüttungen des Tertiärs die entstehenden Unebenheiten ausgleichen konnten, denn in den Graben- gebieten sind die Aufschüttungen derselben Zeit viel mächtiger als in den Horstgebieten. Die wichtigste tektonische Einheit des hier dargestellten Gebietes ist , ‚der staffelförmig gebaute Rurtalgraben, der von dem Horst von Hillens- berg—Rimburg durch die „Sandgewand“ auf den Blättern Waldfeucht— ' Gangelt und Geilenkirchen im SW und von dem Horst von Brügge bezw. die Schollen von Erkelenz Grevenbroich durch die tektonische Linie des Rurtales im NO begrenzt wird. In dem Schollengebirge herrschen zwei Störungsrichtungen vor, ein SO—NW-System, das für den Rurtalgraben von entscheidender Bedeutung ist, und ein hier unwesentliches O—W-System. Der Wassenberger Spezialhorst ist ein Musterbeispiel für die Tektonik des Niederrhein—Maas-Gebietes, dessen Eigenart darin besteht, daß an | älteren Verwerfungen zu verschiedenen Zeiten Schollenbewegungen statt- gefunden haben, wobei nicht selten eine Umkehr in der Bewegungsrichtung der Schollen, eine sog. Schaukelbewegung, vorgekommen ist. Infolge der wiederholten, oft entgegengesetzten Bewegungen ist die Verteilung des Tertiärs im Untergrunde sehr unregelmäßig. _ Von den älteren Formationen sind durch Tiefbohrungen im Unter- grunde nachgewiesen: Carbon auf den Horsten, fraglicher Buntsandstein und Muschelkalk bei Baai, Blatt Erkelenz, senone Kreide sicher nur auf dem Hillensberger Horst, vom Tertiär, Paleocän, auf dem Wassenberger Spezialhorst beschränkt, und allgemein verbreitet Oligocän, miocäne Braun- kohle, die Kieseloolithstufe des Pliocäns; das Oligocän ist in allen drei Unterabteilungen nur auf dem Blatte Erkelenz entwickelt. Ausführliche Bohrregister der zahlreichen Tiefbohrungen geben die Erläuterungen wieder. Die Oberfläche wird fast ausschließlich von den Aufschüttungen des Diluviums und Alluviums gebildet. Die älteste Terrasse ist nur in einzelnen Aufschlüssen nachgewiesen worden; die von jener durch den Feinsand- horizont der Tegelenstufe getrennte Hauptterrasse bildet die Hochflächen der Blattgebiete und wird größtenteils von Löß und jüngeren Flußlehmen bedeckt. Die Mittel- und Niederterrasse spielen bei der Gestaltung der Oberflächenformen eine geringere Rolle und bilden meist nur schmale Bänder an den Seiten der jüngsten Flußtäler. Flugsanddünen sind nur auf den Blättern Waldfeucht—Gangelt und namentlich Geilenkirchen vorhanden. Preuss. Geol. Landesanstalt. 184 - Geologie. Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundes- staaten, Lieferung 209 umfassend die Blätter Neuß, Hitdorf und Cöln, G. A. 52, No. 5l u. 58, und G. A. 66, No. 4. Die drei Kartenblätter, Cöln und Hitdorf nordsüdlich aneinander- stoßend, Neuß die NW-Ecke von Hitdorf berührend, geben einen Aus- schnitt aus der weiten Terrassenlandschaft des niederrheinischen Einbruchs- gebietes. Älteres Gebirge tritt nur in der NO-Ecke des Blattes Hitdorf bei Reusrath mit konglomeratführenden -Verseschichten zutage. Hier ist auch die einzige Stelle im Bereich der genannten Blätter, wo tertiäre Schichten, oberoligocäner Meeressand, über Tage zu beobachten sind. Im tieferen Untergrund dagegen ist auf allen Blättern durch Tiefbohrungen außer dem ÖOberoligocän auch die miocäne Braunkohlenformation nach- gewiesen worden. Im übrigen wird die Oberfläche des dargestellten Ge- bietes ausschließlich von den Ablagerungen des Diluviums und Alluviums gebildet, die hier nur in den Aufschüttungen der Mittel- und Niederterrasse und denen des jungen Rheintales vertreten sind. Die Mittelterrasse trägt fast überall die Decke von Löß, der auf dem Blatte Neuß geschichtet ist und daher als Wasserabsatz aufgefaßt werden muß im Gegensatz zu dem äolischen Löß der beiden anderen Blätter. Die Niederterrasse ist von zahlreichen alten Flußläufen des Rheins durchfurcht und es sind ihr an vielen Stellen alte Sanddünen aufgesetzt. In den Erläuterungen der beiden Lieferungen werden außerdem die Quell- und Grundwasserverhältnisse, die nutzbaren Ablagerungen, die auf- tretenden Bodenarten mit Bodenanalysen und die bekannt gewordenen Tiefbohrungen behandelt. Preuss. Geol. Landesanstalt. Ostalpen. G. Gillitzer: Geologie des Peissenberger Kohlenreviers im k. bayerischen äraralischen Reservatfeld. (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. Wien 1914. 149—187. 1 geol. Übersichtskarte, 2 Profiltaf.) Das Gebiet liegt im mittleren Muldenzug der bayerischen Oligocän- molasse. Sein Bau ist heftig umstritten gewesen. Dem Verf. standen aufklärende Bohrungsergebnisse zur Verfügung. — Über der marinen folgt hier bunte Molasse: kohlenführende Zwischenschicht, Konglomerate, bunte Molasse i. e. S. Die Zwischenschicht führt wenig dünne und schlechte Flöze, mit Landschnecken. Die Konglomerate bestehen aus Flyschkiesel- kalk, alpinem Hornsteinkalk und anderen Kalken sowie Quarz; die Rundung der Gerölle nimmt nach S ab, ihre Zahl, Größe und Kalkgehalt zu; dort ist das Bindemittel oft rot; sie gehen besonders nach N zu in Staubsand- steine und bunte Tonmergel über, auch nach oben: bunte Molasse i. e. S. Diese ist unten vorwiegend rot, oben vorwiegend grau; im W wiegt die rote, mehr sandige vor; beide führen dünne dunkle Einlagen mit Helices. Mächtigkeit im ganzen bis 13550 m. Darüber folgen produktive Cyrenen- mergel; sie sind hier weniger mächtig als in dem nördlich angrenzenden | Regionale Geologie. 85 - ' Peissenberger Gebiet; sie nehmen im S Sandsteine und bunte Tonschiefer ' auf und verlieren an Mächtigkeit; in der tiefsten Abteilung ist Ostrea ‚ cyathula häufig; Flöze von wirtschaftlichem Wert (2—3 Flöze von .30—45 cm Dicke) finden sich nur in einer schmalen Scholle im NO; die - Cyrenenschichten sind 240 m mächtig. Über ihnen liegt stellenweise rekurrente marine Molasse, unmächtig und fossilarm. Dann folgt nochmal _ (obere) bunte Molasse, tonreicher und weniger rot als die untere, meistens gelb und grün geflammt; kohlige Helix-Tone gibt es auch hier; Mächtig- keit 500 m. — Das ganze Gebiet zeigt den Bau einer Schüsselmulde; doch nehmen nur die höheren Schichten an dem Bestand der seitlichen Schwellen teil — weleh letztere vielleicht auf ursprüngliche Schuttdeltas zurück- zuführen sind. Der Nordflügel ist von mehreren streichenden Störungen durchsetzt, von denen eine die kohlenführende Scholle im S begrenzt [die Verhältnisse bei Eyachmühle — Profil 2 — sind unklar. Bespr.] Nahe der Überschiebung dieser Mulde auf die Peissenberger — Schubfläche mit 60° S fallend — enthält der Nordflügel zwei kleine Sondersättel, die jedoch segsen W bald an der Schubfläche abstoßen. ImS ist die gesamte Mulde auf einer bis 35° herab verflächenden Bahn südwärts auf die südlichste (Murnauer) Mulde aufgeschoben [eine sehr wichtige Feststellung, die wieder einmal beweist, daß die Theorie vom einseitigen Schub nicht haltbar ist. Bespr.]. Nach dieser Darstellung seiner mühsam gewonnenen und mit reifer Kritik verteidigten Ergebnisse geht Verf. auch auf die Frage nach der Herkunft der Sedimente ein. Da die rekurrente marine Molasse und die Cyrenenschicht mit ihren Quarzgeröllagen nach S auskeilen und ver- schwinden, ohne daß Anzeichen von Küstennähe bemerkbar würden, glaubt Verf., daß diese Schichten von N her abgelagert seien; das Material stamme aus einem kristallinen Gebirge, das andererseits die Südbegrenzung des Juragebietes gebildet habe: ein vindelizisches Gebirge habe den Nordsaum des Molassebeckens gebildet, wie die Alpen dessen Südsaum, von dem die bunte Molasse abstammt. Die Südbegrenzung der gesamten Molasse bilde ein steiler Sprung; doch mögen örtlich kleine Überschiebungen erfolgt sein, so östlich der Murnauer Mulde; das Alter der Molasse- störung sei einheitlich und obermiocän; die Störung verliert nach N an Ausdruck, ostwestliche Komponenten müssen stellenweise gewirkt haben. [Die Ablagerung von Molasseschichten aus N ist bisher nicht bewiesen worden, auch durch Verf. nicht. Ein „Auskeilen* von Cyrenenschichten nach S findet wohl in Verf.’s Gebiet, aber z. B. bei Hausham nicht statt. Es ist vielmehr anzunehmen, daß die Cyrenenschichten des behandelten Gebietes im S durch bunte Molasse vertreten werden und daß die Mächtig- keit des Verbandes nach N abnehme, weil dort noch Wasser lag, während es im S durch mächtige Landablagerungen verdrängt war. Das Ver- schwinden der Kalkgerölle und das Vorherrschen der Kiesel fern vom Herkunftsgebiet ist eine gewöhnliche Erscheinung. — Die Störung der Molasse ist kaum einheitlich gew&sen, weil immer wieder, so im mit- gefalteten Mittelmiocän. mächtige Geröllagen über feinem Material auf- treten. Bespr.] C. Lebling. » - 186 - Geologie. O. Ampferer: Vorläufiger Bericht über neue Unter- | suchungen der exotischen Gerölle und der Tektonik nieder- ! österreichischer Gosauablagerungen. (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien. Math.-naturw. Kl. Abt. I. 125. Wien 1916. 217—227.) Bei Betrachtung der zahlreichen Gosaureste zwischen Wien und Landeck am Arlberg kommt man zur Vorstellung, daß sich ein ziemlich enges Geflecht von Meeresarmen an der Nordseite der Alpen befand. Die Flüsse der Grauwackenzone konnten ihr Material nur an den Südküsten, 4 jene von auberalpinen Massiven nur an die Nordküsten entsenden. Das Ergebnis der Studien des Verf.’s dagegen geht dahin, daß sich die exo- | tischen Gerölle einer solchen Zuführung von S oder N in keiner Weise zuordnen lassen, was für die Verhältnisse der Größe, der Abrundung, der Auslese, der Mischung und der Einbettung gilt. Die Verteilung der Ge- rölle ist eine auffallend ungleichmäßige. Verf. erklärt diese merkwürdige Erscheinung derart, daß er die Ge- rölle nicht von der Grauwackenzone selbst, sondern von „exotischen Schub- ı schollen“, die bei der vorgosauischen Gebirgsbildung aufgeschürft wurden, | ableitet. Diese Annahme verbindet die exotischen Schubschollen mit den exotischen Geröllen. Auf Grund dieser Arbeitshypothese untersuchte Verf. eine Reihe von Gosauvorkommen Niederösterreichs und kommt zum Schluß, daß deren mit J der Grauwackenzone übereinstimmendes Geröllmaterial unbedingt nicht von S her gekommen sein kann, sondern nur von gosauisch zerstörten Schub- schollen abzuleiten ist. Die auffallende Rotfärbung der Gosaukonglomerate rührt von der Zumischung reichlich vorhandener roter Verwitterungserden her, die eine lange Abtragungsperiode vor der Meeresüberflutung zu er- kennen geben. Bezüglich der Deckengliederung der niederösterreichischen Kalkalpen kommt Verf. zu teilweise neuen Ergebnissen. Er bestätigt, daß im Hengst bei Puchberg ein Fenster vorhanden ist, und findet östlich davon (bei Ödenhof) ein neues Fenster, in dem auch die Ötscherdecke erscheint. Dagegen haben sich für die Abtrennung einer Hallstätter Decke von einer hochalpinen Decke keine Anhaltspunkte gewinnen lassen. Es ist nur die | mächtige, hochalpine Schubmasse vorhanden, deren unterer Teil aus riesigen Massen von Werfener Schichten besteht, in welche Schollen von Trias, Jura, E | paläozoischen Schichten und verschiedenen Massengesteinen eingeschlossen © sind ; diese Werfener Schichten mit ihren Schollen bilden keine selbständige | Schubdecke. — Über der hochalpinen Decke fand Verf. auf dem Gahns und auf der Rax noch eine höhere Schubmasse, die Werfener bis Raibler ' Schichten umfaßt. Verf. konstatiert noch das Vorhandensein einer kräftigen | O—W-Faltung und Schiebung in diesem östlichen Teil der Kalkalpen. | Es liegt also über der voralpinen Ötscherdecke die hochalpine Decke | und über dieser noch eine höhere Schubdecke. Die Auffahrt der drei Schub- massen ging in vorgosauischer Zeit vor sich. Ebenfalls vorgosauisch wurden diese Schubmassen von einer gewaltigen Abtragung betroffen, die nach dem Verf. viel bedeutender ist als die gesamte nachgosauische Erosionsleistung. In das tief erodierte Relief lagern sich die Gosauschichten ein. Die Ein- 1 Regionale Geologie. - 187 - "lagerung derselben in einzelne tiefe Senken zwischen den Triaskalktafeln wurde für die nachgosauische Tektonik vielfach bestimmend; die letzteren bewahrten bei den folgenden Zusammenpressungen eine gewisse Selbständig- keit und wurden keilförmig über die umgebenden Gosauschichten heraus- ‚gehoben. Verf. bezeichnet das als Kerbwirkung. — Schließlich bemerkt | Verf. noch, daß der Augenstein der östlichen Kalkalpenplateaus möglicher- weise von den Werfener Schichten der über der hochalpinen Einheit liegen- |den höheren Schubdecke abzuleiten sind. Fr. Heritsch. | A. Spitz: Tektonische Phasen in den Kalkalpen der unteren Enns. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1916. 37—41. Mit "1 Textfig.) | ° Die Gosauzone Groß-Ramming—St. Gallen trennt zwei verschieden ‚gebaute Teile der Kalkalpen; westlich von ihr streichend die Faltenzüge .0—W mit leichter Abbiegung gegen SO; östlich von ihr schwenken sie ‚ aus ÖO—W über SW zu N—S-Streichen, also parallel zur genannten Gosau- ‘zone, beschreiben daher einen gegen NW konvexen Halbkreis, das sind die .Bogenfalten von Weyer. Diese seit langer Zeit bekannte Beugung wurde mit dem Südende der böhmischen Masse oder mit dem bekannten Granit des Pechgrabens in Zusammenhang gebracht; von dem letzteren ist nicht ‘sicher zu erkennen, ob er nicht ein Schübling ist; dagegen ist der Granit von Konradsheim ein von Eocän transgrediertes Stück des Untergrundes. | Verf. bringt eine Erklärungsmöglichkeit, welche die Granitklippen und die Bogen der Kalkalpen als zwei voneinander unabhängige Phänomene ‚erkennen läßt. Die Gosauzone von Groß-Ramming—St. Gallen ist dem westlichen Faltenstück aufgelagert; diese Falten sind, da sie an der Gosau abschneiden, älter als diese. Dagegen ist in den nördlichsten Faltenzügen " und im östlich der Gosauzone liegenden, gebogenen Stück der Kalkalpen die Gosau eingefaltet, daher ist da die Tektonik nachgosauisch. Diese tek- tonisch jüngeren Elemente lassen sich nach ihrer Bewegungsrichtung son- ‚ dern; es gibt hier Bewegungen gegen N und gegen W. In einer Detail- ‚ erörterung zeigt Verf., dab die bogenförmigen Falten jünger sind als die postgosauische, tertiäre Bewegung gegen N, daß sie die jüngste Bewegungs- | phase darstellen. | Die Bogenfalten von Weyer leiten gegen O einen neuen Abschnitt ‚ der Kalkalpen ein, der bis zum Wiener Becken anhält; es sind wahrschein- lich vorgosauisch angelegte Falten, die von nachgosauischen Bewegungen an denselben Linien überwältigt wurden; das ist der niederösterreichische ' Typus der nördlichen Kalkalpen. Westlich von Weyer bis gegen Kitzbüchel herrscht der Salzburger Typus, in dem die vorgosauische Struktur noch ebenso stark hervortritt wie der postgosauische Bau. Der Tiroler Typus von Kitzbüchel an gegen W scheint wieder dem niederösterreichischen . Typus näher zu stehen. — Von bedeutender Wichtigkeit ist das Vorhanden- sein einer O—\W-Bewegung. Diese Bewegungsrichtung schließt sich den - 188 - Geologie. O—W-Längsschüben in den Nordtiroler und Salzburger Kalkalpen an und‘ reicht. wie neuerdings AMPFERER nachgewiesen hat, bis an das O-Ende#° der Kalkalpen. Es ergibt sich so im Verein mit den Längsschüben der rhäti- schen Region ein komplizierter Wechsel von Längs- und Querbewegungen. Die gegenseitige Abhängigkeit beider bildet ein Problem. Fr. Heritsch. EB. Kittl: Geologisch-petrographische Studien im Ge- biete der Bösensteinmasse (Rottenmanner Tauern). Mit Be- nützung der Aufnahmen von Erxst Kırtı. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- anst. 1914. 64. 363—368. Mit 1 Kartenskizze.) Die mächtige Gneismasse des Bösenstein enthält intrusive Granitlager. ] Die Gneise sind echte Schiefergneise, die durch Übergänge mit Glimmer- 4" schiefern verbunden sind; an der Grenze von Gneis und Glimmerschiefer'# treten Hornblendegneise auf. Die granitischen Gesteine sind echte Granite‘ mit basischen Schlieren, Apliten und Pegmatiten, porphyrartige Granite, i flaserige Granitgneise, Augengneise. Diese Gesteine sind in eine haupt- 4 sächlich aus Paragneisen bestehende Scholle intrudiert; es sind hauptsächlich Schiefergneise. In allen Gesteinen macht sich eine Diaphthorese geltend. 4 An der Südgrenze der Gneise liegt über ihnen Glimmerschiefer ; es ist also %' ein normaler Kontakt vorhanden. Dagegen ist die N- und O-Grenze gegen J die Phyllite der Grauwackenzone ein anomaler Kontakt. — Westlich der | eigentlichen Bösensteingruppe weist Verf. einen großen Serpentinstock im | Hochgrößen nach; er ist von Amphibolit begleitet und ist ein Antigorit- serpentin mit deutlichen Olivinresten. Fr. Heritsch. F. Heritsch: Beiträge zur geologischen Kenntnis der‘ Steiermark. I—VIil. (Mitt. d. naturw. Ver. f. Steiermark. 1912— 1915.) } I. Neue Studien im Paläozoicum von Graz. (Ebenda. 1912. ! 49. 67—74.) Verf. bespricht im wesentlichen referierend die von Monr ’ aufgestellte Meinung, daß in den tieferen Stufen des Grazer Paläozoicums ! (Grenzphyllit, Schöckelkalk, Semriacher Schiefer) eine Vertretung des! Carbons der Grauwackenzone zu sehen sei. Wenn MoHr’s Anschauung [} richtig wäre, wenn man im Grazer Paläozoicum eine untere Grauwacken- decke (Carbon) von einer oberen Grauwackendecke (Devon) trennen könnte, dann müßte der Schub vorgosauisch geschehen sein, denn die Gosau der | Kainach transgrediert über einen älteren Gebirgsban. II. Ein neuer Fundort von Grunder Schichten beiGraz. | (Ebenda. 75—79.) Es wird eine typische Grunder Fauna von einem neuen | Fundorte bei Pöls aus der großen Verbreitung der Grunder Schichten süd- | westlich von Graz beschrieben. Die Fauna liegt in Sanden und sandigen Tegeln. | III. Die Konglomerate von Gams bei Frohnleiten. (Ebenda. 1913. 50. 40—49.) Die fraglichen Konglomerate wurden von VacEX als = ee Regionale Geologie. SIR ı Untertrias, von HoErNES und HerırscH als Devon, von Monr als Gosau angesprochen. Verf. machte eine geologische Aufnahme im Maßstabe 1 : 5000 Hi von dem fraglichen Gebiete. Er zeigt in der Karte und in Profilen, daß ‚Wein Schuppen- und Faltenbau von paläozoischen Gesteinen vorliegt; an diesem Bau beteiligen sich Schöckelkalk und Kalkschiefer des Schöckel- | kalkniveaus (Silur), Graphitschiefer an der Basis des Schöckelkalkes, Diabas- tuff und Diabasmandelstein (Devon), Hochlantschkalk (Devon). Über den abradierten Falten und Schuppen des Altpaläozoieums liegen die Konglo- merate, welche im Vergleich zum liegenden schwach gefaltet sind. Die ‘; Konglomerate enthalten an Geröllkomponenten Hochlantschkalk, Schöckel- kalkschiefer, Dolomite (Devon), Hornstein und Hornstein führende Kalke ‚(dem Grazer Paläozoicum fremd; jedenfalls mesozoisch!), rote Sandsteine (Untertrias), paläozoische Phyllite, Sandstein (dem Habitus nach Carbon- \sandstein des Obercarbons der Grauwackenzone), Granatamphibolit. — Sicher gehören die Konglomerate nieht in das Paläozoicum; in ihrer tek- tonischen Position zum Paläozoieum nehmen sie dieselbe Stellung ein wie ı die Gosau den Kalkaipen gegenüber. Es ist sehr wahrscheinlich, daß man in den Konglomeraten Gosau zu sehen hat. IV.Studien im Gebiete des westlichen Bachers. (Ebenda. 1913. 50. 52—79.) Vielfach die Angaben früherer Autoren berichtigend. beschreibt Verf. eine größere Reihe von Gesteinen aus der kristallinen ' Masse des westlichen Bachergebirges in Untersteiermark, und zwar Biotit- ı dacit von Saldenhofen, Hornblendebiotitdacit vom Jesenkoberg, Hornblende- biotitandesit vom Jesenkoberg, dann eine Reihe von Ganggesteinen vom Mieslinggraben (Quarzdioritporphyrite. Dioritporphyrite, Hornblendebiotit- dioritporphyrite, Hornblendedioritporphyrite‘, ferner einen Quarzdiorit vom Windischen Kalvarienberg bei Marburg, dann verschiedene Gesteine aus , den Karawanken und deren Vorland (Dioritporphyrite). — Über den West- bacher gehen die Meinungen sehr auseinander. DÖLTER hält das massige Gestein desselben für Granitporphyr, TELLER spricht es als Porphyrit an und sagt richtig, daß es im Gegensatz zum Granit des Östbachers noch den Phyllit durchbricht. Verf. erörtert die Frage von seinen Beschreibungen . der Gesteine ausgehend. Er beschreibt aus der Masse des Westbachers eine größere Anzahl von Gesteinen; es sind durchaus Glimmerporphyrite und Dacite, ferner in Gängen Quarzglimmerporphyrite und Glimmer- porphyrite. Die Dacite bilden einen gewaltigen Stock, der in die Phyllite eingreift. :Dacite dringen auch noch in Schichten der Untertrias, nicht aber mehr in die darüberliegende Gosau des Westbachers ein. — Verf. ' unterscheidet folgende Gruppen von Eruptivgesteinen: 1. Bachergranit (mit Paralleltextur) setzt den östlichen Bacher zu- sammen und fehlt dem Westbacher vollständig. 2. Eine zweite Gruppe wird gebildet durch die Gänge des Mißling- tales; vielleicht gehört dazu das Gestein vom Windischen Kalvarienberg als Tiefenfazies.. Durch die Gesteinsart sind diese Gänge getrennt vom Granit, durch ihren Habitus, ihr Auftreten und durch Störungen trennen sie sich von der dritten Gruppe. > —190- Geologie. 3. Die dritte Gruppe, die die höchsten Punkte des Westbachers und den Jesenkoberg bildet, trägt den jugendlichen Charakter deutlich zur Schau und bildet große oder kleine stockförmige Massen mit Verzweigungen in Gänge. Sie sind durch dynamische Prozesse unberührt. Hierher gehören | die Dacite und die Gänge von Quarzglimmerporphyrit. Granitporphyre | gibt es im Westbacher nicht. Die Dacite sind nach der cretacischen Faltung und von der Transgression der Gosau gefördert worden. Die Gosau transgrediert über eine mit Dacit durchtränkte Ebene. Über dem Granit des Ostbachers liegt unveränderter Phyllit. Die Meinung, daß der Granit des Bachers den sogenannten periadriatischen ! Massen angehört, muß zurückgewiesen werden, denn es handelt sich um einen '|W alten Granit. Eine Beziehung der Dacite zum Bogen SALoMon’s ist unsicher. V. Die Tektonik der Wotschgruppve bei Pöltschach in Untersteiermark. (Ebenda. 1913. 50. 81—94.) Verf. zeigt, dab Carbon und Trias der Wotschgruppe einen nicht einfachen Schuppenbau aufweisen. Diese Schuppen sind aus übertriebenen Falten hervorgegangen. Auf der Südseite der Wotschgruppe geht im Tertiär eine große Störung durch, an '“ welcher Schubschollen von Carbon, Perm (Uggowitzer Breccie) und Trias heraufgeschleppt wurden; das ist R. Hörnes’ Donatibruchlinie; sie läßt sich im Streichen weit verfolgen und ist eine Aufschiebung von Jungtertiär auf ebensolches in der Richtung von Süd nach Nord, Diese Störung ist viel jünger als die Bildung der Schuppen des Wotsch. Es stehen sich da voroberoligocäne und postsarmatische Störungen gegenüber. VI. Beobachtungen am Tuffkegel von Kapfenstein bei Fehring. (Ebenda. 1914. 51. 85—91.) Verf. weist"an dem genannten, dem oststeirischen Eruptivgebiete angehörigen, prächtig erhaltenen Tuff- kegel nicht nur die Lage des ehemaligen Kraters, sondern aus einer gut aufgeschlossenen Diskordanz auch zwei seitlich getrennte Fhasen der erup- tiven Tätigkeit nach. - VII. Die Stellung der Pentamerus-Kalke der Umgebung von Graz. (Ebenda. 1914. 51. 92—106.) Verf. wendet sich gegen die Meinung, daß im Grazer Unterdevon die Korallenkalke von den Penta- merus-Kalken getrennt werden können und zeigt, gestützt auf eine bedeutende Literatur, dab es im Devon eine große Anzahl von Pentamerus-Arten gibt. Vielfach wurde der häufige Pentamerus der Schichten mit Helolites Bar- randei falsch als Pentamerus Knightii bestimmt, wäs zur Meinung führte, daß im Grazer Korallenkalk auch Obersilur vertreten sei. VII Beobachtungen-im Tertiär von‘ Passail. (Ebenda: 1915. 32. 383—885.) Dieses ganz von Paläozoicum umgebene Tertiär be- steht aus untermiocänen Sübwasserschichten und einer darüberliegenden Konglomeratstufe. Die plötzlich einsetzende Schotteranhäufung dürfte, in Analogie mit der übrigen Mittelsteiermark, an die Wende von Unter- zu Mittelmioeän zu setzen sein. Die Zufuhr der Schotter erfolgte von Norden her auf Flächen, die sehr gut als alte Talböden zu erkennen sind. Wilfried von Teppner. RT a ne ner Br Regionale Geologie. ROT-- 1 1 } d Asien. | Gottfried Merzbacher: Die Gebirgsgruppe Bogdo-Ola | im östlichen Tianschan. Unter Mitarbeit von P. GROoEBER „und mit Beiträgen von G. GLUNGLER, F. Lrx, J. ScHUsTER, M. LErIcHE, , ©.M. Reıs und B. FEDTScHEnKo. (Abh. k. bayer. Akad. d. Wiss. Math.- | physakı]2 27° 52 Abh. München: 1916. VEIT u. 330.p., 3 Taf. Karten, ı 24 Taf. Lichtdrucke, Profile, Diagramme.) | Das Werk bringt die Beobachtungen, welche auf der zweiten der je ' zwei Jahre dauernden MERZBACHER’schen Forschungsreisen im Tianschan : während weniger Wochen in der Bogdo-Ola-Gruppe gemacht wurden. Enthält es somit nur einen kleinen Teil der Reiseergebnisse, so hat es ' doch eine darüber weit hinausreichende Bedeutung dadurch, daß MERZ- | BACHER die Beschreibung der Verhältnisse in der Bogdo-Ola zum Aus- gangspunkt für umfassende Ausführungen über verschiedene Fragen macht, ' welche für die geologische und damit auch für die morphologische Ent- | wicklung des ganzen Tianschan von gröbter Bedeutung sind. Die Gliederung des Stoffes ist klar durchgeführt; Text und Beilagen stehen durchaus auf der Höhe und ergänzen sich gegenseitig. Die präch- tigen Rundbilder besonders sind für das Verständnis der morphologischen Verhältnisse äußerst wertvoll, die nach Aufnahmen während der Reise ‚ hergestellten Karten geben zum erstenmal ein richtiges Bild von jener bisher fast sagenhaften Gruppe. | Es sollen hier nur die geologischen Ausführungen besprochen werden. | Die Bogdo-Ola liegt nördlich des großen Längsgrabens, welcher den Ostteil des Tianschan als tiefe, bei Luktschun — 169 m erreichende Senke ı durchzieht. Im Meridian von Urumtschi wird der Graben von einer Zone bedeutender Querstörungen geschnitten. Diese Zone bezeichnet zugleich das Ende der ziemlich geschlossen von W herstreichenden hohen Ketten. ‚Jenseits löst sich das Gebirge in strahlenförmig auseinander strebende Ketten auf, zugleich erniedrigt sich allgemein die Höhe sehr bedeutend. ' Nur die Bogdo-Ola macht davon eine Ausnahme, indem sie bis zu Höhen von 6400 und 6500 m aufsteigt, darin mit dem zentralen Tianschan ' wetteifernd. Die wichtigsten tektonischen und orographischen Züge der Bogdo-Ola sind: ein deutlich ausgeprägter, aus mehreren Mulden und : Bätteln bestehender Faltenbau, der steile Sattel der höchsten Gebietsteile läßt schwache, nach 8 gerichtete Überfaltung erkennen. Aus der dsungarischen Küste steigt das Gebirge in drei Stufen auf: die unterste wird gebildet von den Angaraschichten, eine Längsverwerfung, N fallend, trennt sie von der mittleren und oberen Stufe, welche beide aus ‚ meist stark umgewandelten Gesteinen des jüngeren Paläozoicums bestehen. Dem Stufenbau der Nordseite steht der steile Abbruch der Südseite ‚ gegenüber. Nach MERZBACHER ist er auf die gewaltigen Einbrüche zurück- zuführen, welche südlich der Bogdo-Ola zur Entstehung des großen Tian- schangrabens führten. | 99: Geologie. Das ist ja überhaupt eines der wichtigsten Ergebnisse der neueren Forschungen nicht nur im Tianschan, sondern in ganz Innerasien, daß 4. mehr und mehr die Bedeutung der radialen Störungen erkannt wird. 4 Durch sie wurden die jungpaläozoischen, in der langen, tektonisch ruhigen | Kontinentalzeit stark abgetragenen und eingeebneten Gebirge in einzelne Schollen zerstückelt und von neuem große Höhenunterschiede geschaffen. Vergleiche mit dem zentralen und dem östlichen Tianschan bis zur 9 Querstörung von Urumtschi ergeben einige Verschiedenheiten. Im W bilden die Kalksteine und Marmore des oberen Untercarbons die inneren . n höchsten Teile des Gebirges, in der Bogdo-Ola dagegen sind die Gesteine #, hauptsächlich in Kalksilikathornfelse umgewandelt und außerdem liefern 4. Sandsteine, Grauwacken, Tongesteine und kristalline Schiefer den Haupt- .teil der Baustoffe. Das Alter dieser Gesteine konnte noch nicht fest- I, gestellt werden, es besteht aber große Wahrscheinlichkeit, daß sie ebenfalls 1. carbonisch sind. GROEBER möchte diesen Gesteinen sogar obercarbonisches }: Alter geben, wobei er sich auf den schon früher gemachten Fund von J}: obercarbonischen Pflanzen in dem Querstörungsgebiete des Dunschan stützt. _ Dabei ist aber zu bedenken, daß es sich ja hier nicht um marine Ablage- rungen handelt, wie es das ursprüngliche Gestein der Hornfelse doch war. Höchstens könnten diese Pflanzenschichten mit den tonigen oder sandigen J- Schichten der Bogdo-Ola in Beziehung gebracht werden. Darüber fehlen aber noch die nötigen Untersuchungen. Die im W so verbreiteten Granite fehlen in der Bogdo-Ola ganz, 1 h doch spricht die starke Umwandlung der Sedimente dafür, daß Granit in geringer Tiefe vorhanden ist. In tektonischer Hinsicht scheint mir, wie auch Verf. selbst zugibt, kein großer Unterschied zu bestehen. Dem schon erwähnten Faltenbau der höchsten Teile in der Bogdo-Ola entspricht der große Sattel, dessen Rest der Khan Tengri darstellt. Es ist nur in der Bogdo-Ola der alte Faltenbau besser erhalten geblieben. Das führt Verf. auf die Querstörungs- zone von Urumtschi zurück, welche er für älter als die Auffaltung der Angaraschichten hält. Spätere Längsbrüche sind durch die Querbrüche abgelenkt worden, die jüngeren Bewegungen wirkten hauptsächlich radial und erzeugten starke Heraushebung der zentralen Masse, tiefes Einsinken '}» der beiden Flügel und sehr tiefgehende Längsbrüche an den Randzonen. Der Abschnitt über das Alter der Angaragesteine ist bereits früher erschienen (Festschrift für Anutschin 1913). Verf. vergleicht die am Nordhang der Bogdo-Ola besonders mächtig entwickelten und weite Gebiete ausschließlich aufbauenden Gesteine mit den entsprechenden Bildungen in anderen Teilen des Tianschan und Asiens überhaupt. Die schon früher an vielen Orten und auch die auf MERZBAcHER’s Reisen gefundenen Pflanzen sind alle, soweit sie bestimmbar sind, mitteljurassisch. Sie sind die Überreste einer Feuchtigkeitsperiode, welche nach MERZBACHER in der oberen Trias- und unteren Jurazeit begann und zur Ablagerung gewaltiger Mengen von klastischen Gesteinen in schon bestehenden und neu sich bildenden Senken führte. Regionale Geologie. -193- Dieser feuchten ging. eine lange Zeit kontinentalen Trockenklimas voraus, in welcher der Tianschan stark abgetragen wurde. Ob diese Ab- ‘ tragung bis zum untersten Denudationsniveau ging, wagt Verf. nicht zu 1 entscheiden. Bekanntlich wurde auch für den Tianschan eine solche von einigen Gelehrten behauptet. Dabei ist aber zu bedenken, daß sie sich 'z. T. auf falsche tektonische Grundlagen stützten und andererseits nur kleine Teile des Gebirges bereist hatten. Um so bemerkenswerter ist es, daß Verf. als bester Kenner des Tianschan, wie aus seinen weiteren Aus- führungen hervorgeht, sich die Abtragung nicht bis zur völligen Einebnung fortgesetzt denkt. Diese Auffassung deckt sich mit der von mir schon ' des öfteren vertretenen. Auch das Ende der Angarazeit ist durch eine Trockenperiode be- zeichnet. Die Gliederung der den Angaraschichten folgenden Ablagerungen bereitet noch große Schwierigkeiten. Verf. teilt diese Schichten ein in Hanhaischichten, welche hauptsächlicb in langsam austrocknenden Seen entstanden, und jüngere Gobischichten als Bildungen der Wüste oder, in übertragenem Sinn, in benachbarten Gebieten, und rechnet zu diesen auch die mächtigen Schotter und Sandsteine im Innern und an den Rändern des Tianschan. Diese sind bereits wieder Bildungen einer feuchten Zeit, postpleistocän, welche der Vorläufer der diluvialen Vereisung ist. Erst diese gibt wieder einen sicheren Anhalt zur Altersbestimmung. Da- gegen ist bei den Gobi- und Hanhaischichten infolge des fast gänzlichen Fehlens von Versteinerungen und durch die verschiedenen Entstehungsarten (Seeabsätze, Wüstenbildungen. Flußschotter u. a.) die Altersbestimmung sehr erschwert und solange keine Versteinerungsfunde oder eingehende petrographische Untersuchungen gemacht werden, meines Erachtens nur innerhalb sehr weiter Grenzen möglich. Aus dem Abschnitt über Entwässerungssytem und Tal- ' bildung ergibt sich für die Quertäler — Längstäler fehlen in der Bogdo- Ola — alte Entstehung. Durch die späteren Hebungen und Faltungen sind die alten Täler umgestaltet worden, so dab sie auf der Nordseite heute deutlich ausgeprägten Stufenbau besitzen. Auf der Südseite ist der Talverlauf einfacher, infolge des gleichmäßigen Abfalles, hier folgen die Täler z. T. Verwerfungen. Ihre weitere Ausgestaltung erhielten die Täler einerseits durch das vom Gebirgsfuße vordringende aride Klima, anderer- seits durch die Wirkungen der Vergletscherung. Diese ist noch jetzt beträchtlich, bildet aber doch nur einen kümmer- lichen Rest der diluvialen Vergletscherung, welche das ganze Gebirge mit einer geschlossenen Eisdecke überzogen hatte. Dem Höchst- stand folgte ein durch zwei Vorstöbße unterbrochener Rückzug. Verf. will sich noch nicht darüber äußern, ob die Gesamtheit der glazialen Er- scheinungen im Tianschan die Annahme einer oder mehrerer Eiszeiten rechtfertigt. Sichere Beweise für Zwischeneiszeiten fehlen noch. Von Wichtigkeit sind Verf.’s Beobachtungen über die eiszeitliche De- pression der Schneegrenze, in der Bogdo-Ola und in anderen: Ge- bieten des Tianschan, welche hinter der alpinen kaum zurücksteht. Dabei N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. n -194 - Geologie. ist noch zu berücksichtigen, daß die äußersten Moränen wahrscheinlich durch die Einwirkung des ariden Klimas bezw. durch UÜberdeckung mit jüngeren Schuttbildungen sich der Beobachtung entziehen. Auf die in den Abschnitten über die Schilderung des Reise- J weges niedergelegten Einzelbeobachtungen kann hier nicht eingegangen werden. i Das Ende der Eiszeit fällt zusammen mit dem Beginn einer starken Klimaänderung. Diese möchte Verf. wenigstens teilweise auf die | jangen Hebungen im Süden Zentralasiens (Himalaya) zurückführen, durch welche die ozeanische Luftzufuhr völlig abgesperrt wurde. Im geologischen Teil bringt GROEBER, welcher 1908 der geo- +J logische Teilnehmer der Reise war, seine Ergebnisse. GROEBER untersuchte || hauptsächlich die untere Stufe der Nordseite, welehe in einer Breite von ;]: etwa 15 km ausschließlich aus Angaraschichten besteht. Das Gebiet ist selır arm an Pflanzenwuchs und bietet durch die leb- haften Farben der Gesteine und ihren häufigen Wechsel die Möglichkeit genauer Erforschung. Die Angaraschichten erreichen im Sangun- ||: tal eine Mächtigkeit von 4300—4420 m. GROEBER gliedert sie folgender- maßen: D, blauschwarze, z. T. gipsführende und rote Tone enthaltende, bitu- minöse Papiertonschiefer, 800 m bekannt. D, diekbankige, blaugraue Tonschiefer und graugelbe harte Sandsteine gegen das Liegende zu, ca. 2000 m. grüne, z. T. rote Mergelschiefer, 200 m. 0, gelblichgraubraune Konglomerate mit roten Mergellagern, 300 m. C, grüne Tonschiefer, Mergelschiefer, braune Toneisensteine, weißliche Sandsteine, wenige bis keine Kohle, aber häufig kohlige Partien enthaltend, 500 m. desgleichen, doch mit reichlichen Kohlenflözen, 500 m. © Grenzschichten: gefrittete rote und gelbe Tone mit Lava, Kohle, ‚rote Sandsteinbank. B Sandsteine und grüne Mergel; die Sandsteine als feinkörnige, kon- glomeratische, auch als Tigersandsteine entwickelt, mit Baum- stämmen, 400-—500 m. A Toneisensandsteine mit Kohle und grünem Mergel, bekannt bis 100-120 m. In den östlichen Tälern ist die Gesteinsreihe nicht vollständig vor- hauden. Im Dön-chon-dse-Tal und Ögun-schan-dse-Tal fehlt die Abtei- lung C. GRoEBER erklärt dies durch Abtragung und darauf folgende diskordante Überlagerung. Solche ist im Ogun-schan-dse deutlich sichtbar. Die Untersuchungen sind von großer Bedeutung für die Aufhellung des Problems der Angaraschichten. Auffallend ist in erster Linie die ge- waltige Mächtigkeit, in zweiter Linie der Umstand, daß die in diesen Schiehten gefundenen Pflanzenreste (A—D), ebeiso wie der Fischrest (A), soweit eine Bestimmung möglich ist, diese Schichten als Dogger, höch- stens noch als Lias erscheinen lassen. | nm E. Regionale Geologie. -195 - Die Angaraschichten bilden SW—NO streichende Mulden und Sättel. Der regelmäßige Bau erfährt aber gewisse Störungen, welche in mannig- ' fachen Änderungen der Streichrichtung sich kundgeben. Verf. führt diese ! Verhältnisse auf zwei sich kreuzende Faltungen zurück, die gleiche Er- scheinung, welche er später im südlichen Tianschan feststellte und bereits früher veröffentlichte. Da ich die betreffenden Arbeiten GROEBER’sS in | diesem Jahrbuch schon besprochen habe (1915, I. -267-), kann ich darauf verweisen. Eine steil nordfallende Verwerfuung trennt die Angaraschichten vom alten Gebirge. Dessen Gesteine wurden schon erwähnt, ihr Alter ist wahrscheinlich carbonisch. Auch das alte Gebirge besitzt ähnlichen Falten- bau und läßt die Wirkungen der beiden sich kreuzenden Richtungen be- sonders in der starken Emporwölbung des zentralen Teiles erkennen, der im Schnittpunkt zweier Sättel liegt. Sehr gut ausgeführte Karten und Profile ergänzen den Text, in welchem noch das „junge Gebirge“ nordwestlich Urumtschi und das „Angara- gebirge“ südlich Manas besprochen wird. Unter den Bearbeitungen eines Teiles des gesammelten Materials kommen hier einige in Betracht. - GLUNGLER führte die petrographischen Untersuchungen aus. Das Fehlen von Tiefengesteinen wurde schon erwähnt, von Erguß- gesteinen haben Diabase in den verschiedensten Ausbildungsformen große Verbreitung, außerdem kommen aber auch sehr saure Ergüsse, namentlich Quarzkeratophyre und Liparite vor.. Aus der Untersuchung der um- sewandelten Sedimentgesteine ergibt sich, daß, gleichwie im zentralen Tianschan und Chalyktau, auch in der Bogdo-Ola die Umwandlung auf das in ursächlichem Zusammenhang mit Gebirgsbildung stehende Aufdringen von Magma zurückzuführen ist. SCHUSTER beschreibt die auf beiden Reisen gesammelten verstei- nerten Pflanzen. Aus der Bocdo-Ola liegen nur solche des Doggers vor, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß der Erhaltungszustand meist für sichere Bestimmung ungenügend ist. Ebenso ist es mit dem Fischrest, welcher zweimal beschrieben wird. LERICHE stellt ihn zu Heterolepidotus als neue Art Merzbacheri, Reıs bezeichnet ihn mit Vor- behalt als neue Art von Piycholepis. Kurt Leuchs. Arved Schultz: Landeskundliche Forschungen im Pamir. (Abh. Hamb. Kolonialinstitut. 33. 1916. 232 p. 37 Taf. 60 Abb. im Text. 4 Karten.) Die strenge Abschließung des Pamir hat es mit sich gebracht, daß seine wissenschaftliche Erforschung noch sehr gering ist. Es sind daher die vorliegenden Forschungsergebnisse um so mehr zu begrüßen. Wenn auch die Haupttätigkeit des Verf.’s auf rein geographischem Gebiete lag, so wurden doch daneben vielfach geologische Beobachtungen gemacht, wobei besönders nF -196 - Geologie. auch die Abhängigkeit der heutigen Formen von der geologischen Ent- wicklung betont wird. Die früheren Forschungen sind sorgfältig zusammen- gestellt, und der Vergleich aller geologischen und morphologischen Er- scheinungen im Pamir mit den aus anderen Teilen des zentralen und peripherischen Asiens bekannten läßt erkennen, daß der Pamir durch die Mischung von zentralen und peripherischen Eigenschaften ebenso wie als Kulminationsgebiet mächtiger Gebirgssysteme besondere Bedeutung besitzt. In der Einleitung werden die Verschiedenheiten der geologischen und geographischen Gliederung Asiens, wie sie von Suess und RICHTHOFEN geschaffen wurden, besprochen. Das Verständnis der Bedeutung hauptsächlich der jüngeren Gebirgsbildungen für die Morphologie ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Gerade in Zentralasien, im Tianschan, ist ja die Notwendigkeit genauer geologischer Untersuchungen als Grundlage einer richtigen erklärenden Beschreibung der Landformen aufs deutlichste nachgewiesen worden, wie aus der einstimmigen Ablehnung der von Davıs dort angenommenen Entwicklungsgeschichte durch die deutschen und österreichischen Tianschanforscher hervorgeht. Im Pamir ist Verf. zu ganz entsprechenden Auffassungen gelangt. Die Entwicklung der Kenntnisse des Pamir gibt einen Über- blick über seine Erforschung. Wertvoll ist die wohl vollständige Zu- sammenstellung der Literatur. Das geologische Wissen findet sich zusammengefaßt im 6. Ab- schnitt. Die geologische Karte 1:2000000 ist nur als eine Übersicht über den inneren Bau des Gebietes aufzufassen, den sie in sehr großen Zügen erklärt. Sie gibt nur die Hauptgesteinsgruppen an. Granite bilden überwiegend die Achsen der Ketten, archäisch-paläozoische Ablagerungen nehmen den größten Raum ein. Es sind hauptsächlich Gneise, Glimmer- schiefer, Phyllite, im O ist Devon und Carbon festgestellt in den meri- dionalen Ketten, welche die westliche Begrenzung des Tarimbeckens bilden. Mesozoisch-tertiäre Gesteine sind im inneren Pamir nur im Gebiete des oberen Aksu und nördlich des Rangkull nachgewiesen, dagegen haben sie in den Randketten des N und NW große Verbreitung (Transalai, Ostbuchara). Durch das Kisilsutal stehen sie mit entsprechenden Ablagerungen im Tarim- becken in Verbindung. Bei den quartären Bildungen herrscht im inneren Pamir Eluvialschutt, in den Übergangsgebieten Wanderschutt vor, sonstige glaziale, fluvioglaziale und alluviale Bildungen sind weit verbreitet. Das auffallendste Merkmal des Pamirgebietes in tektonischer Hinsicht ist die Vereinigung von äquatorialen und meridionalen Ketten. In der vorliegenden Arbeit tritt dies besonders stark hervor, weil Verf., rein geographisch abgrenzend, das Gebiet zwischen 71 und 76° ö. L., 40--37° n. Br. als Pamir bezeichnet. Geologisch-tektonisch betrachtet, gehören die östlichen Meridionalketten aber zum westlichen Kwenlun und Mustagata-Karakorum. Im eigentlichen Pamir sind nur wenige meridionale Ketten vorhanden. Verf. gibt ein Bild der Entwicklung des Gebietes im wesentlichen nach Svess. Von neuen Tatsachen zur Aufhellung des Ge- birgsbaues sind zu erwähnen eine Anzahl N—S gerichteter Verwerfungen r a —— r u | Silurische Formation. - 197 - im SW-Teil. Die rechtwinkelige Umbiegung des Pändsch ist dadurch ‚|| hervorgerufen, sowie die Zerschneidung der südlichen Ketten. Weitere |; Beobachtungen sind an vielen Stellen der Beschreibung der einzelnen Reisewege enthalten. Der Pamir zeigt im ganzen ähnliche Entwicklung wie das übrige Zentralasien. Wahrscheinlich ist starke Gebirgsbildung in der Carbon- zeit, über ältere Bewegungen- sind die Beobachtungen zu ungenügend. Jungpaläozoische und mesozoische Transgressionen dürften nur Teile des Gebietes überflutet haben, im Tertiär bestand noch die Meeresbucht im N-Teil bis ins Kaschgärbecken. Jüngere Gebirgsbildungen hatten haupt- sächlich radiale Bewegungen zur Folge. Dadurch wurde der Pamir zu einem Bruchschollengebirge. Die Untersuchung der heute zerstückelten ‚ Einebnungsflächen führt den Verf. dazu, eine einheitliche, gegen N sich senkende Einebnungsfläche anzunehmen, überragt von widerstandsfähigeren Ketten. |) Die morphologische Entwicklung im Quartär wird eingehend unter- ' sucht. Im Diluvium lassen sich zwei Eiszeiten unterscheiden, vor und nach jeder Eiszeit sollen geringe Hebungen erfolgt sein. Im ganzen ist der geologische Inhalt der Arbeit hauptsächlich eine '" Zusammenfassung der bisherigen, weit zerstreuten Untersuchungen, deshalb sowie auch wegen der Schilderung der jüngeren, morphologisch wichtigen Vorgänge wertvoll. Ungelöst bleibt noch die Frage, ob und wie Kaschgar- gebirge und Transalaikette zusammentreffen, ebenso die Verbindung der Pamirketten mit der Sarikolkette und die Rolle, welche die übrigen, , meridionalen Kettenstücke im Bau des Gebietes spielen. Vielleicht geben ' die N—S-Verwerfungen die Möglichkeit dazu. Kurt Leuchs. Historische Geologie. Silurische Formation. / A. Steuer: Obersilur in der Lindener Mark bei Gieben. | (Notizbl. d. Ver. f. Erdk. u. d. Geol. Landesanst. zu Darmstadt. V. Folge. 1916. 191—198. 1917.) —: Obersilurin derLindener Mark bei Gießen. (Zeitschr, d. Deutsch. Geol. Ges. 1917. 69. Monatsber. 195—196. 1918.) Südöstlich von Gießen, im Bereich der Orte Groß- und Kleinlinden, gelang es Verf., in neu angelegten Stollen zur Ausbeutung der Manganerze der Lindener Mark auf eine Erstreckung von 1 km Schichten des Ober- silurs nachzuweisen. Diese Feststellungen bedeuten eine höchst erfreuliche Bereicherung unserer Kenntnis des rheinischen Silurs. Die Beobachtungen basieren auf Funden typischer Obersilurfossilien, so daß die Festlegung des Alters nicht in Frage gestellt werden kann. Paläontologische Bearbeitung ron =198- Geologie. des Fossilmaterials, dessen Auffindung die beiden genannten vorläufigen Notizen verkünden, wird genaue Horizontierung und Vergleich mit vor allem kellerwäldischem Obersilur gestatten. Die allgemeine Übereinstim- mung mit diesem hat A. DENKManN, dem Verf. das Material der Lindener Mark vorleste, bereits bestätigt; und zwar liegt hier die normale (schieferig- kieselschieferig-kalkige) Entwicklung des Obersilurs vor. Es handelt sich vorwiegend um milde, feinblätterige, zuweilen echt graptolithenschieferartige, teilweise bituminöse Schiefer, in denen als Ein- lagerungen folgende Gesteine vorkommen: RN Tu Anne DO nz 1. Kiesel- und Wetzschiefer; EEE "0" \ | ö ; | \ 2. schwarze, bituminöse, feinkörnige Kalke. Hier Auftreten von Ortho- ceraten, obersilurischen Zweischalern (Cardeola interrupta u.a.) und in besonderen Lagen einzeilige Graptolithen ; 3. dichter, feinflaseriger Knollenkalk, ohne Versteinerungen; 4. Kieselgallen mit Cardiola-Schalen ; 5. Ton- und Wetzschiefer ; 6. karbonatische Grauwacken. Petrographische Beziehungen zum Kellerwald-Obersilur sind z. T. stark | ausgeprägt. Als vorläufiges Ergebnis werden in obiger 1} No. 1 und 5 die Rücklingschiefer, | N No. 1 die Kieselschiefer von Möscheid, | No. 3 der Gilsakalk, No. 2 die unteren Steinhornschichten, No. 1, 4 und 5 die oberen Steinhornschichten vermutet. Die Lagerungsverhältnisse sind anscheinend sehr kompliziert und ihre Deutung vorläufig nicht völlig geklärt. Schiefer und konglomeratische Quarzite, die das Obersilur überlagern, bisher als Mitteldevon angesprochen, möchte Verf. als dem Unterdevon angehörig deuten. Verf. spricht ferner die Vermutung aus, daß ein Teil des Mitteldevon-Massenkalkes älter, vielleicht hercynisches Unterdevon sei. Der exakten Lösung dieser Fragen widersprechen vorerst die komplizierten Lagerungsverhältnisse. Es werden ältere und tertiäre Gebirgsstörungen | angedeutet. Die Feststellung des Obersilurs in der Lindener Mark verpflichtet zur Nachprüfung des Alters der gesamten paläozoischen Vorkommen der Wetterau. Es ist anzunehmen, daß sich hier manche Umdeutung des | Alters ergibt. A. Born. | | Gustaf T. Troedsson: Om skänes brachiopodskiffer. | (Meddelande frän Lunds geologiska Fältklubb. Ser. B. No. 10. Lund 1918. 104 p. 2 Taf.) ! Die Arbeit ist um so mehr begrüßenswert, als trotz vieler verdienst- voller Arbeiten erschöpfende Faunenbeschreibungen aus dem Bereich des. schwedischen Silur fast völlig fehlen, ein Mangel, der sich bei vergleichend- Silurisehe Formation. -199 - stratigraphischen Arbeiten recht hemmend bemerkbar macht. Verf. unter- ‘sucht die Fundorte der Zone der „Brachiopodenschiefer* im Bereich der Provinz Schonen, der Zone, die FÜLLBERG als Z. d. Dalmanites mucro- | natus, Moser als Z. d. Dalmanites eucentrus bezeichnete [also jüngstes Caradoc. Ref.]. Verf. stellt das verschiedene Alter der Zonen von FÜLL- BERG und MopeErg fest: Zone d. Olimacograptus scalarıs. i -...$ 2. Subzone d. Dalm. mucronatus. Braehiopodenschiefer \ | 1. Subzone d. Dalm. eucentrus. Zone d. Staurocephalus elavıfrons. In der älteren Subzone fällt die Fülle der Ostracoden auf, ebenso wie das Fehlen der Trilobiten der Staurocephalus-Zone. - Verf. beschreibt aus beiden Subzonen 46 Arten (bisher 5 bekannt), darunter 21 neue. Von den Trilobiten abgesehen dominieren in dem Brachiopodenschiefer noch Formen der darunterliegenden Staurocephalus- Zone. Der untersilurische Charakter ist noch vorherrschend. Als ober- silurische Typen wären im wesentlichen nennenswert: Discina cf. orbi- culoides Krause, Rhynmchonella borealis? SchL.. Bucaniella atavan.sp., Aechmina Grönwalli n. sp. und Jonesina rectangularis n. sp. Der Einschlag westlicher Elemente, der sich noch in synchronen Ablage- rungen im Gebiet von Vestergötland, Dalarne und Christiania breit machen, tritt hier stark zurück. Die Beziehungen der Brachiopodenschiefer-Zone Schonens zum übrigen nordeuropäischen Gebiet kennzeichnet folgende Übersicht: England Norwegen Schonen f Z.d. Climacogr. scalaris Ashgillshales Zone 5b | 2, kSubze: -D- muceronatus Z.d. Brachiop.-Sch. Staurocephalus we \ „4 D. eucentrus limestone Zone 5a Z.d. Staurocephalus clavifrons. An neuen Arten werden beschrieben: Conotreta acuta, Discina (Orbiculeidea) radiata, Hyattella Törn- ‚quisti, Bellerophon (Sinuitopsis?) consobrinus, B. subtrilobatus, B. ( Buca- niella) atavus, Holopea Mobergi, Hyolithus Moebergi, H. (Orthotheca) ‚fibrosus, Primitia harparum, P. conica, P. bursa KRUSE var. scanensis, P. (2) biloba, Aechmina Grönwalli, Ctenobolbina sexpapillosa, Ct. rara, Bollia harparum, B. biplicata, Jonesia rectangularis, Dalmanites Kiaeri, Ampyx acus, Acidaspis Olini. Von Dalmanites 'eucentrus Ans. führt Verf. die ontogenetische Ent- wicklung vor, beim Kopfschild vom Anaprotaspis-Stadium, beim Schwanz- schild vom Nepionic-Stadium an. D. eucentrus wird als Vorläufer von D. mucronatus gedeutet. A:sBorn. =900- (eologie: Triasformation. R. Folgner: Über die Werfener Schiefer am Reiting (Eisenerzer Alpen). (Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. in Wien. 1913. 449—452.) Im Jahre 1908 wurden von E. AscHER Werfener Schichten unter dem altpaläozoischen Kalk des Reiting beschrieben. Der Verf. weist nach, daß: diese Werfener Schichten der Bestandteil eines großen Schuttkegels sind, der sich aus dem Kaisertal, der größten Öffnung an der Ostseite des Reitingstockes in den jungtertiären Süßwassersee der nördlichen Umgebung von Leoben erstreckte. Die deckentheoretischen Schlüsse aus diesem Vor- handensein von Werfener Schichten sind daher aufzugeben. [Der Ref. erinnert, daß er bereits vor vielen Jahren Werfener Schichten auf dem Silur—Devonkalk der Eisenerzer Alpen nachgewiesen hat.] Der Verf. meint, daß die roten Konglomerate des Hochlantschgebietes bei Graz auch solche jungtertiäre Bildungen seien. Ref. glaubt, mit H. Mour an dem gosauischen Alter dieser Bildungen festhalten zu sollen. Fr. Beritsch. W. Pfeiffer: Über den Gipskeuper in Süddeutschland. (Mitt. d. Oberrh. geol. Ver. 1918. Mit 2 Abb. u. 2 Tab.) Die in den letzten Jahrzehnten für verschiedene Einzelgebiete ver- öffentlichten Arbeiten werden in stratigraphischer Hinsicht miteinander verglichen. Dem Verf. ist kein Gipsbruch in Württemberg bekannt, wo- der Grenzdolomit unter dem Gips augenblicklich aufgeschlossen wäre. Und doch ist dies jetzt noch in Rottweils Umgebung der Fall, wo F. Haac schon im Jahre 1897 (Programm des Gymn. R.), entgegen ZELLER, nach- gewiesen hat, daß dieser Dolomit die Grenze der Lettenkohle gegen die Gipsmergel bildet, auch dann, wenn sich manche Petrefakten .in diese Mergel Muanstehen In Fig.1 ist Tuürac#’s Profil dargestellt, bei dem der Schilfsandstein nach Osten einsinkt und der Grenzdolomit als Horizontale eingezeichnet ist. Fig. 2 gibt die Auffassung des Verf.’s mit einer horizontalen oberen Grenze des Schilfsandsteins und gegen Osten ansteigendem Grenzdolomit. Vielleicht lassen sich die beiden Auffassungen so vereinigen, daß die zweite die ursprüngliche Lagerung, die erste eine tektonisch veränderte, also die jetzt zu beobachtende darstellt. Tabelle I enthält eine Übersicht über die diedens des Gips- keupers in den einzelnen Arbeitsgebieten; Tabelle II eine solche über seine Fossilhorizonte in Süddeutschland. F. Haag. Kreideformation. — Tertiärformation. IN Kreideformation. ©. Ampferer: Über Kantengeschiebe unter den exo- tischen Geröllen der niederösterreichischen Gosauschichten. | (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. in Wien. 1916. 66. 137—138. Mit I Tafı) Aus der Gosau von Einöd und Gießhübl macht der Verf. Kanten- geschiebe bekannt; sie sind im allgemeinen auf die exotischen Gerölle (Quarzite, Felsophyre) beschränkt und zeigen nicht mehr die scharfen Kanten des unversehrten Windschliffes. Sie sind in ein Konglomerat eingebettet und mit diesem starkem Druck ausgesetzt gewesen. Ihre Abrundung zeigt, daß sie sich auf zweiter Lagerstätte befinden und von ihrem Entstehungs- ort erst später eingeschwemmt wurden. Da sie mit roten Verwitterungs- produkten vorkommen, so besteht zwischen der der Ablagerung der Gosau- schichten vorausgegangenen langen Verwitterungs- und Abtragungszeit und der Entstehung der Windkanter ein direkter Zusammenhang. | Fr. Heritsch. Tertiarformation. Friedrich Trauth: Das Eocänvorkommen bei Radstatt im Pongau und seine Beziehungen zu den gleichalterigen Ablagerungen bei Kirchberg am Wechselund Wimpassing am Leithagebirge. (Denkschr. k. Akad. d. Wiss. Math.-nat. Kl. 95. Wien 1918. 171—278. 5 Taf. u. 5 Textfig.) ‚Im Herzen der Alpen, südlich von der Kalkzone, 30—60 km von den den Nordrand der Alpen begleitenden Eocänvorkommnissen entfernt, liegt ' die durch Gümger 1889 entdeckte Eoeänscholle von Radstatt, deren Fauna ‚hier beschrieben wird zusammen mit derjenigen der beiden anderen Lokali- täten, welche, wenn auch weiter nach N gerückt, dennoch der Kalkalpen- zone gegenüber sich in der gleichen Lage befinden. Das Vorkommnis von Radstatt im Pongau ist größtenteils in der Form von Geröllen erhalten, welche sich anscheinend schon auf tertiärer Lagerstätte befinden. Sie entstammen vermutlich einem zerstörten Konglomerat von wahrscheinlich oligocänem Alter und finden sich heute, soweit sie nicht isoliert auftreten, in den Letten der Lobenauer Ziegelei, welche als limnisch-fiuviatile Ab- lagerungen der Stufe von Pitten zusammen mit den gleichalterigen Ab- lagerungen von Fohnsdorf, Leoben an der Mur, Göriach usw. angehören. Es sind im wesentlichen Sandsteine und Kalke von sehr wechselnder Farbe ‘und reicher Führung von Nummuliten und anderen Foraminiferen. Die Versteinerungen sind im Gestein fest eingeschlossen und können daher meistens nur in Dünnschliffen und Durchschnitten studiert werden. Es ist sehr dankenswert, daß sich Verf. dieser mühseligen und schwierigen Aufgabe mit Erfolg unterzogen hat, und zwar so, daß in der überwiegenden > =903= | Geologie. Mehrzahl der Fälle seine Bestimmungen einen durchaus überzeugenden Eindruck machen. Dies dürfte zumal für die meisten Foraminiferen zu- treffen; dagegen hält es Ref. nach seiner Kenntnis der Dinge für unmög- lich, den Durchschnitt eines Dentalium artlich festzulegen. Auch eine Be- stimmung mit cf. kann hier nur irreführen. Derartige Problematica haben ‘wohl am besten bei der Diskussion auszuschalten. Wie das Eocän von Radstatt im Pongau war auch dasjenige von Kirchberg am Wechsel ursprünglich nur auf sekundärer Lagerstätte be- kannt. Es fand sich in .Gesteinsbrocken und -blöcken, teils in Geröllform, teils unregelmäßig kantig ausgewittert, in einer sandig-lehmigen, miocänen Süßwasserablagerung. MoHr hat es dann anstehend in einem den Kirch-. berg nach O begrenzenden Graben aufgefunden. Es beginnt mit Lehmen., die Glimmerschieferstücke und vereinzelte Brocken von Porphyr, Granit, Pegmatit und Aplit einschließen. Daran schließt sich ein Glimmerschiefer- konglomerat, darauf folgen mehr oder weniger feste, teilweise breecienartig ausgebildete Kalke. Das Eocän von Wimpassing, einer am rechten Ufer der Leitha, nordöstlich von Pottendorf gelegenen Ortschaft, lagert in Form eines dichten, lichtgelblichen bis rötlichen Kalksteines einem bläulichgrauen, anscheinend triadischen Kalke auf. Es hat petrographisch die größte Ähnlichkeit mit gleichartigen Vorkommnissen von Kirchberg. Faunistisch ist sämtlichen Ablagerungen das Vorhandensein von Assz- lina exponens Sow. gemeinsam. Radstatt enthält außerdem in Nummu- lites irregularis, Murchisoni, atacicus, millecaput (complanatus) und per- foratus eine ganze Reihe typisch mitteleocäner Formen. Dazu gesellt sich in Radstatt und Kirchberg die unter- bis tiefmitteleocäne. ursprünglich vom Monte Spilecco bei Bolca beschriebene Orthophragmina Taramellii Muvn.-CHnarLm. Die Ablagerungen sind also mitteleocän und haben innige Beziehungen zum Kressenberg, mit welchem Verf. sie durch einen alten; über Abtenau verlaufenden Fjord in Verbindung gesetzt sehen will, wobei ‚er mit F. F. Hann annimmt, „daß die wesentlichen Züge im Bau der nördlichen Kalkalpen diesem bereits zur Zeit der Ablagerung des Eocän aufgeprägt waren, so dab sie höchstens von mehr untergeordneten, älteren Bewegungsvorgängen betroffen sein können“ (p. 31). An neuen Formen werden beschrieben, und zwar erstens Von JULIUS v. Fıa eine neue Gattung Furcoporella aus der‘ Familie der Dascy- cladaceen unter den Kalkalgen mit der neuen Art FÜ diplopora welche mit der Diplopora Mühlbergi LoRrEnz aus dem Urgonkalk der, Westalpen eine gewisse Ähnlichkeit besitzt. Für diese letztere wird bei ‚dieser Gelegenheit dienene Gattung Salpingoporella aufgestellt. Zweitens von TraurH selbst unter den Foraminiferen die neue Gattung Pseudo- g9ypsina mit der ebenfalls neuen Art P. multiformis, welche sich durch die Form ihres Spaltensystems von Gypsina s. str. unterscheiden ‚soll. ‚Interessant ist das Auftreten der heute noch lebenden und im Neogen der Sundainseln weit verbreiteten Gattung Cycloclypeus CArP. in diesen ‚alteocänen Sedimenten. P. L. Prever. will Ähnliches im tieferen Eocän Tertiärformation. -—203= des Anienegebietes östlich von Rom beobachtet haben. Auch Ref. liegen große Stücke aus dem tieferen Eocän Venetiens vor, welche noclı näher ‚zu betrachten sind, für welche er aber immer an einen Anschluß an Uyelo- elypeus gedacht hat. Oppenheim. K. Martin: Die altmiocäne Fauna des West-Progo- | gsebirges auf Java. Dr S’eaphopoda,. Lamellihbranchnata, ı' Rhizopoda und allgemeiner Teil. (Samml. d. Geol. Reichsmus. in beiden, N. E..2. Heft 7.. Leiden 1917. 35.p. 2 Taf. Eol.) In diesem zweiten Teile werden als neu beschrieben und vortrefflich ab- ‚gebildet: An Scaphopoden: Dentalium Rutteniund D.sokkohense. Au Lamelli- branchiaten: Ostrea (s. str.) bomasensis, O.spologensis, Modiola (Amygdalum) progoönsis, M.(Amygdatum) barnatiaeformis, Arca kelirensis, A. ( Barbatia) malarana, A. (Barbatia) sundarana, Leda radiata, Cardium (Trachycar- dium) spolongense, C.( Trachycardium)sokkohense, ©. (Loxocardium) djung- grangamense, ©, (Laevicardium) automolis, ©. (Discors) kelirense, ©. boma- nense, ©. (Nemocardium) jogjacartense, Meretrix (Lioconcha) Arntzemii, M. (Lioconcha) progoönsis, M. (Pitar) Jonkeri, M. (Pitar) jogjacartensis, Circe Junghuhni, Solenocurtus ( Macha) pectiniferus, Lucina (Dentilucina) djunggranganensis, L. (Dentilucina?) kemedjingensis, Tellina (Tellinella) ‚sokkohensis, T. (Tellinella) retifera, Tellina (Arcopagia) permodesta, neben einigen wenigen noch heute im Indischen Ozean lebend vorkommenden Formen, welche wie Venus Lister! Gray und Olementia papyracea GRAY leider nicht abgebildet wurden: unter den von L. Rurten bearbeiteten Rhizopoden Alveolinella globulosa, die zu dem Subgenus Flosculinella SCHUBERT gehören soll. Die ziemlich zahlreichen Reste von Korallen und die seltenen Echiniden konnten leider nicht mit in die Bearbeitung hineingezogen werden, teils wegen Mangels an vollständigem Vergleichs- material, teils aus anderen mit dem Kriege zusammenhängenden Ver- ‚hältnissen. — Es handelt sich um eine Fauna des seichten Wassers. Für diese Annahme sprechen neben anderem auch die Foraminiferen, welche heute teils im Korallensande, teils an Korallenriffen vorkommen. Die Tone am Kembang Sokkoh wurden in der Nähe einer Flußmündung ab- gesetzt, wofür die Fülle von Pot.imides-Arten und Neritinen in ihnen, wie die dünnen Schichten von Braunkohlen, welche in diesen Tonen ein- gelagert sind, gleichmäßig sprechen. Die Molluskenfauna der Schichten zeigt deutlich einen indopazifischen Habitus. Nicht nur gehören diesem ‚Gebiete die Formen an, welche die Formation mit der Gegenwart gemeinsam hat, sondern auch die nächsten Verwandten der ausgestorbenen Typen finden sich in diesem Bereiche.. Die Verwandtschaft mit dem europäischen ‚Tertiär ist demgegenüber äußerst gering und beschränkt sich auf die Ähnlichkeit von Harpa muticaeformis mit H. mutica Lx. und von Lyria Edwardi D’ARcH. mit L. harpula Lx., also mit zwei Arten des europäischen Eocäns, während Beziehungen zu europäischen Neogenformen nicht vorhanden sein sollen. Demgegenüber kommen von acht bestimmten - 204 - Geologie. Foraminiferenarten vier, also die Hälfte, auch in europäischen Ablagerungen vor, und zwar zwei von diesen ausschließlich im Eocän, eine ausschließlich im Miocän, eine im Miocän und Pliocän vereinigt. Dieses Ergebnis sei nicht so auffallend, denn es stände durchaus im Einklange mit der be- . kannten Langlebigkeit vieler Foraminiferen. Es frage sich nun, ob diese nur scheinbar und in der Schwierigkeit der Abgrenzung derartiger Formen begründet sei. Ähnliche Erscheinungen träten übrigens gelegentlich auch bei Mollusken auf, was durch zwei recht seltsame Fälle zu beweisen ver- sucht wird. Der eine betrifft die Marginella glabella L. der Senegal- mündung, bei welcher dieselbe Schale von zwei so verschiedenen Tieren ausgeschieden wird, daß das eine von ihnen sogar generisch als Pseudo- marginella unterschieden wurde ; im anderen handelt es sich um Strombus bubonius Lxk., der zwei ganz verschiedene Jugendstadien besitzen soll. Die- Schlüsse, welche Verf. aus diesen beiden sehr rätselhaften und glücklicherweise sehr vereinzelten Fällen zieht, sind Ref. nicht in ihrem ganzen Umfange klar geworden. Verf. betont jedenfalls, daß in der Ab- srenzung der Arten sehr viel des Subjektiven enthalten sei und daß man sich dessen bewußt sein müsse, um nicht nach der Schablone zu arbeiten. Verf. gelangt schließlich hinsichtlich der Mollusken und Foraminiferen des West-Progogebirges zu folgenden Schlüssen: „1. Die Mollusken besitzen ein ausgesprochen indopazifisches Gepräge. 2. Die noch lebenden Fora- miniferenarten bewohnen auch ausnahmslos das indopazifische Gebiet, be- sitzen aber auberhalb desselben eine weite Verbreitung und kommen z.T. im europäischen Tertiär vor. 3. Der Unterschied in dem Verhalten der Mollusken und Foraminiferen ist möglicherweise durch eine verschiedene- Bewertung des Artbegriffes der beiden Tiergruppen zu erklären.“ Diese Beobachtungen scheinen Verf. nicht im Widerspruche zu stehen zu der von ihm schon des wiederholten vertretenen Theorie, welche eine Trennung des javanischen Meeres zu den Zeiten des oberen Eocäns von demjenigen der Tethys und damit der europäischen Bereiche fordert. Selbst wenn den Arten der Foraminiferen derselbe Wert zuzuschreiben sei wie denjenigen der Mollusken, stände nichts im Wege anzunehmen, daß diese ursprünglich universell verbreitet und im Laufe der Zeit kaum modifiziert worden seien; den Mollusken dagegen seien, wie MARTIN im Einklange mit Dacqu& behauptet, in ihrer phylogenetischen Entwicklung gewisse Bahnen vorgeschrieben , in welchen sie sich nach immanentem (sesetzen umwandeln, so dab sie dadurch an sehr verschiedenen Stätten unseres Planeten nahezu dasselbe Gepräge besäben, vorausgesetzt, daß die Entwicklungsperiode die gleiche sei, und eine derartige Ähnlichkeit der Faunen zwinge durchaus nicht mit Notwendigkeit zu der Annalıme einer Verbindung der sie beherbergenden Meere. Wenn Ref. bei Gelegenheit. der Besprechung des Deutsch-Östafrikanischen Tertiärs sich gegen die Theorie des Verf.’s von der frühzeitigen Abtrennung der indischen Breiten aus dem Gebiete der Tethys erklärt hätte, so wäre demgegenüber zu be- tonen, daß Verf. die Zeit der Trennung erst in das obere Eocän verlegt hätte und daß daher alle unter- und mitteleocänen Vorkommnisse Tertiärformation. -205- bei der Diskussion auszuschalten seien. Anch hinsichtlich des Obereocäns boten die Untersuchungen des Ref., bei der die einzelnen Foraminiferen- arten bisher nicht mit unbedingter Sicherheit bestimmt seien, dem Verf. keinen genügenden Zwang, von seinen theoretischen Anschauungen ab- zugehen. Die Entwicklung könnte auch hier nur parallel verlaufen, auch im Oligocän könnte sich Nummulites Fabianii PREVER in Ostafrika und Europa selbständig als Mutation aus N. intermedius D’ARCH. entwickelt haben, während für das ältere Miocän, zu welchem Verf. das Aquitanien im Gegensatz zum Ref. zieht, Marrın selbst einen Zusammenhang zwischen Indonesien und Ostafrika annimmt, die Verbindung von dort aber nach Europa hin nicht zulassen will. Die Tethys wäre im Sinne von SuEss ein allseitig geschlossenes Mittelmeer gewesen, welches sich von Sumatra und Timor nordwärts nach Tonking und von dort aus quer über das heutige Asien zum europäischen Mittelmeer erstreckte. Ein etwaiger Zusammen- hang zwischen Madagaskar und dem Indusgebiete würde „selbstredend nicht mehr zu Tethys gehören“, sondern eine von den indirekten. Verbindungen darstellen, mit deren Bestehen man bei allem maringeographischen Be- trachtungen rechnen müsse. Der Schwerpunkt der Betrachtungen MArTıN’S läge darin, daß das heutige Insulinde im oberen Eocän nicht mehr in nordwestlicher Richtung mit der Tethys zusammengehangen habe, und daß sich dafür im Neogen nach Westen hin eine Ausbildung der neu entstandenen und selbständigen indopazifischen Provinz vollzog. Die Frage eines etwaigen Zusammenhanges von Madagaskar und Ostafrika, sowohl ‘mit dem Mittelmeer als mit dem indopazifischen Gebiete, hätte weder mit der Frage der Tethys noch mit der Entstehung der heutigen indopazifischen Meeresprovinz etwas zu tun. Ein weiterer Teil des Aufsatzes ist der Altersbestimmung der Schichten vom West-Progogebirge gewidmet. Der Prozentsatz der heute noch lebenden Mcllusken ist in dieser Fauna 6,5. Ebenso besitzen die als neu beschriebenen Arten verhältnismäßig wenig Verwandte in der heutigen Fauna. In den ältesten Neogenablagerungen von Java, den Rembangschichten, betrüge der Prozentsatz rezenter Arten reichlich 13%. Die Bildungen des West- Progogebirges könnten daher nicht jünger sein. Man könnte sogar daran denken, sie als Olisocän zu bezeichnen, dagegen spräche nur ihre sehr geringe Ähnlichkeit mit der Fauna der obereocänen Schichten von Nang- gullan. MArTın stellt daher die Schichten des West-Progogebirges an die Basis des Miocäns, welche für ihn, wie für G. F. DoLLrus und andere, durch das Aquitanien gebildet wird. In dieser Auffassung wird er auch durch das Verhalten der Foraminiferen bekräftigt, welche Beziehungen zu alt- miocänen Schichten von Borneo und zu den Rembangschichten auf Java erkennen lassen. Über das Verhältnis dieser Rembangschichten selbst zu ‚denjenigen des West-Progogebirges vermag sich Verf. noch nicht abschließend zu äußern, es habe sich hier bei der Betrachtung der Faunen ein Wider- spruch herausgestellt, den er vorläufig noch nicht zu lösen imstande sei. Nach dem Verhalten der Foraminiferen, besonders der sonst so charakte- ristischen Orbitoiden, wäre nämlich die Fauna des Westprogogebirges, in > -206 - Geologie. welcher gleichzeitig mit Neph rolepidina auch Miogypsina häufig sei, als jünger als diejenige der Rembangschichten anzusetzen, welche DouviLL£ auf Grund ihrer Eulepidinen dem mittleren Aquitanien zu- weise. Im Gegensatz dazu ständen die beiderseitigen Molluskenfaunen, in welchen die Rembangschichten einen höheren Prozentsatz noch lebender Arten besäßen, so daß sie auf Grund dieser Momente für jünger zu halten seien. Ref. ist, wie er kurz hinzufügen möchte, nicht in allen Punkten überzeugt. Er sieht z. B. nicht ein, weshalb eine ehemalige eocäne bis. oligocäne Meeresverbindung zwischen Ostafrika und dem Indusgebiete nicht zur Tethys gehört haben sollte, mit der sie im Zusammenhange gestanden und von der sie doch nur eine nach Süden verlaufende buchtenartige Ausweiterung gebildet haben kann. Hinsichtlich des Zeitpunktes, in welcher die Trennung der Verbindung zwischen der Insulinde und der Tethys er- folgt sein soll, hat MARTIN, wie nachzuweisen sein würde, in seinen früheren Angaben etwas geschwankt. Wenn er Verbindungen, wie diejenige zwischen Ostafrika und dem Indusgebiete für das hier erörterte Problem alsindirekt auffaßt und als solche zuläßt, so wird dieses dadurch auf einen anderen Boden gestellt und etwas seiner Bedeutsamkeit entkleidet. Die Frage schließlich, ob die Arten sich im wesentlichen umbilden auf Grund immanenter Entwicklungsgesetze, oder auf Grund der gegen- seitigen Beziehungen zur Außenwelt, und welcher Faktor hier der stärkere ist, scheint Ref. schwer, auf dem Wege induktiver Be- obachtung zu entscheiden. Vielleicht schätzt Verf. das letztere Moment, die Anpassung, denn doch etwas gar zu niedrig ein! [Ref. will schließlich nicht unterlassen, dem etwas resignierenden Schlußakkorde gegenüber, in welchem die Ausführungen des Verf.’s ausklingen, der festen Hoffnung Aus- druck zu verleihen, daß dieser selbst in der Lage sein möge, möglichst bald .die Lücken auszufüllen, welche in seiner Monographie nach seinen eigenen Angaben noch vorhanden sein sollten.] Oppenheim. W. Wenz: Das jüngere Tertiär des Mainzer Beckens und seiner Nachbargebiete. (Notizbl. d. Ver. f. Erdk. u. d. Groß- herzogl. Geol. Landesanst. zu Darmstadt. V. Folge. Heft 2. 1916. 49—69. 3 Profilfig. im Texte.) Unsere Kenntnis der Schichtenfolge im Mainzer Becken hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich erweitert. Zu den SANDBERGER bekannten Horizonten haben sich neue hinzugesellt, und zwar ist es gerade der jüngere und jüngste Teil dieser Schichtenfolge, der diese Bereiche- rung erfahren hat. Verf. gibt an der Hand neuerer Beobachtungen einen Überblick über diese jüngere Schichtenfolge und. einen Versuch ihrer Parallelisierung. Verf. unterscheidet nun über den Hydrobien- schichten Tertiärformation. 2907 1. Landschneckenmergel! mit sehr auffälligen „pfeilerartigen Algenkalkstöcken, die stets von Konkretionären schaligen Kalksinter- bildungen begleitet sind“, von deren Entstehung und Zusammensetzung in diesen als reine Süßwasserabsätze betrachteten Bildungen man sich aber keine rechte Vorstellung machen kann. Diese bunten, gelblich-braunen bis grünen, selten violetten oder schwarzen geschichteten Mergel enthalten eine reiche Landschneckenfauna, darunter zahlreiche kleine Pupiden, Cyris- Arten, Fische, darunter Lepedosteus, zwei Schildkrötenarten und sehr spärliche Reste von Säugetieren und Vögeln. Über ihnen und da, wo sie, wie im Osten, fehlen, auch übergreifend direkt auf den Corbicula-Schichten stellen sich ein | 2. die Schichten mit Melania Escheri und Melanoypsis narzolina, die mehr finviatilen Charakter besitzen und daher zumal an Süßwassermollusken reich sind. . Außerdem enthalten sie Fische, Schild- kröten (vier Arten) und unter den Säugetieren Amphieyon giganteus LAURILL, Palaeomeryx cf. medius H.v. M. und Aceratherium. Es folgen 8. Braunkohlentone und Prosostbenienschichten. Die Tone selbst, in der Wetterau weit verbreitet, sind durch die Früchte von Stratiotes kaltennordheimensis beim etwaigen Fehlen tierischer Ein- schlüsse charakterisiert und durch sie als gleichalterig mit den jüngeren: Braunkohlentonen der Rhön erwiesen. Die Prososthenienschichten, die mit ihnen wechsellagern, enthalten glatte Hydrobien (H. cf. slavonica NEUM.), aber zumal in den Bohrungen bei Praunheim auch reicher skulptu- rierte Formen, wie Prososthenien und Pyrgula. Von den ersteren wird die eine Art direkt auf P. Schwartzi Neum. aus den dalmatinischen Süßwasserbildungen bezogen. Hierauf treten auf 4. die Dinotheriensande und Congerienschichten, von KInKELIN ursprünglich noch zu seinem Oberpliocän gezählt. Verf. hat in ihnen an verschiedenen Stellen flachgedrückte Congerien in schlechter Erhaltung gefunden, die gelegentlich die Tone ganz erfüllen und sich „manchen Formen aus den Gongerienschichten des Wiener Beckens nähern“ sollen. Westlich von Frankfurt hat man bei Bad Weilbach in diesen Schichten Backenzähne von Tetrabelodon longirostre Kaup gefunden, auf Grund derer der ganze Komplex als zeitlich gleichwertig mit den Dino- theriensanden Rheinhessens aufgefaßt wird. Es folgen schließlich 5. die durch Kınketin näher bekannt gewordenen jüngeren ober- plioeänen Sande und Tone. Die Landschneckenmergel und Schichten mit Melania E'scheri sollen zwischen Erbstadt und Kaichen diskordant auf den oberen Corbicula- Schichten und unteren Hydrobienschichten ruhen. Das gleiche soll bei Därmstadt der Fall sein. Bekannt ist zudem die Unterbrechung, welche ‘im westlichen Mainzer Becken zwischen dem Absatz der Hydrobienschichten und der Dinotheriensande stattgefunden hat. Indem Verf. diese beiden: ! Diese Bezeichnung kann leicht zu: Verwechslungen mit den viel älteren Landschneckenkalken Veranlassung geben! s -208- Geologie. Denudationsperioden parallelisiert, folgert er, daß im östlichen Teil des Mainzer Beckens die Abtragung das Burdigalien und Helvetien umfaßt, im Westen dazu noch das Tortonien und die sarmatische Stufe. Die 'basaltischen Eruptionen am Vogelsberg und in der Rhön sollen in der ‘tortonischen Stufe begonnen haben und in der pontischen erloschen sein. Eine umfangreiche Tabelle erläutert die von dem Verf. angenommenen Parallelisierungen. Es sei demgegenüber bemerkt, daß für denjenigen, welcher mit ‚dem Ref. die abgesonderte chattische Stufe nicht annimmt, bezw. in ihr Aquitanien sieht, das Schema sich wesentlich vereinfacht und die Denu- dationsperiode sehr zusammenschrumpft. Die Hydrobien- und Corbicula- ‚Schichten werden Burdigalien und Äquivalente der Braunkohlentone von Elm mit Brachyodus onoideus. Die nur im westlichen Becken intensiver fühlbare Denudationsperiode umfaßt hier höchstens das obere Miocän vom Helvetien bis zur sarmatischen Stufe, während im Osten in der Wetterau kaum ein gröberer Zeitabschnitt dafür übrig bleibt, zumal die höheren Schichten sämtlich eher älter sind, als Verf. annimmt, wie denn auch die Prososthenienschichten Dalmatiens von NEUMAYR für älter gehalten werden als die pontische Stufe. Mit dieser scheint auf weiten Gebieten eine starke Gebirgsbildung und dadurch bedingte intensivere Erosion eingesetzt zu haben. Wahrscheinlich ist hierin die Erklärung für das Auftreten der ‘Auviatilen Sande von Eppelsheim ete. mit den Äquivalenten der Pikermi- fauna nach einer immerhin beträchtlicheren Periode der Denudation gegeben. In der Wetterau müssen die Erdbewegungen ruhiger eingesetzt und das alte Becken wieder hergestellt haben, in welchem schon früher die Hydrobien- schichten zum Abschluß gelangten. Auch dieses Moment, die Wiederauf- nahme der früheren Verhältnisse, scheint dafür zu sprechen, daß die Unterbrechung keine allzulange Dauer hatte, wie denn im übrigen vor- 'übergehende Trockenlegungen und Erosionen sich im Wiener Becken des wiederholten zwischen zeitlich ziemlich eng aufeinanderfolgenden Perioden ‚konstatieren lassen. Oppenheim. W. Wenz: Die Hydrobienschichten von Hochstadt bei Hanau und ihre Fauna. (Jahrb. d. Nassauischen Ver. f. Naturk. in Wiesbaden. 69. 1916. 56—68.) Die Frage, ob überhaupt im östlichen Teilbecken, d. h. in der Gegend von Frankfurt—Hanau, Hydrobienschichten auftreten, war bisher noch nicht sicher entschieden, da SANDBERGER und BOETTGER in ihr einen ent- -gegengesetzten Standpunkt einnahmen. Verf. hatte nun Gelegenheit, bei der Neuaufstellung der geologischen Heimatsammlungen im Museum der Wetterauer Gesellschaft in Hanau Aufsammlungen aus den 50er Jahren des verflossenen Jahrhunderts einer Durchsicht zu unterziehen, deren ‚systematische Resultate hier gegeben werden. Es stellte sich hierbei ‚heraus, daß wirklich Hydrobienschichten vertreten sind, und zwar ist der Quartärformation. Arge ‚obere wie der untere Horizont nachweisbar und durch Leitfossilien belegt. In Hochstadt selbst sind infolge von Staffelbrüchen die oberen Hydrobien- | schichten an den tiefst gelegenen Stellen unterhalb des Dorfes nach der ' Bahn zu entwickelt, während auf der Höhe am Hartig die Cyrenenmergel ' auf dem Rotliegenden lagern und im Gehänge weiter nach unten sich Oorbicula-Schichten einstellen. Oppenheim. W. Wenz: Die Molluskenfauna der Schleichsande und Cyrenenmergel in der Baugrube des Frankfurter Osthafens. (Nachrichtsbl. d. deutsch. Malakozool. Ges. 1917. Heft 4. 154—168.) Aus den unteren Cyrenenmergeln, welche mit den Schleichsanden bei der Anlage der großen Becken des Östhafens in Fraukfurt a. M. in den Jahren 1909/10 gut aufgeschlossen waren, bezw. aus den zwischen ihnen und den Schleichsanden lagernden Braunkohlenflözen mit Süßwasser- schichten wird als neu beschrieben: Carychium moenanum; aus den Schleichsanden selbst eine neue Varietät praelongata der Cytherea ancrassata DOW. Oppenheim. Quartärformation. RozRkeiuhack: Das slaziale Diluvium der mittleren Niederlande. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 36. I. 458°—497. Mit 1 Karte. 1916.) Die Niederlande bestehen aus drei Teilen, dem Gebiet der alluvialen Aufschüttung im W, der fluviatilen Diluvialaufschüttung im S und dem Gebiet der Glazialaufschüttung im NO und N. Letzteres ist durch Keır- | _ HACK neu bearbeitet. Es greift nur ganz wenig über den Rhein herüber. Zwei Loben sind durch vorzüglich entwickelte Endmoränen ausgezeichnet, die äußersten des skandinavischen Inlandeises (sie lassen sich vielleicht ‚durch große Blöcke unter dem Torf bei Amsterdam nach Norfolk in Eng- land verfolgen). Die beiden vom Rheintal durchbrochenen Lappen sind die Bogenteille Nymwegen—Kilder und Kilder—Calcar-Alpen mit Fortsetzung nach Süden auf Crefeld. Von Nymwegen ist die nordwestliche Fort- setzung rechtsrheinisch das Stück Rhenen—Amersfort--Naaren an der Zuidersee. | Diese Endmoränen liegen auf der Hochfläche Gooi, die sich aus End- moränen und beiderseits anschließenden Sander zusammensetzt. Östlich daran schließt sich die ebene, steinfreie Sandfläche des Geldernschen Tales (mit ‚dem Eemfluß) an, dieses wird im OÖ von der Hochfläche der Veluwe be- grenzt, auf welcher die. größten Höhen des Landes, bis über 100 NN. liegen, mit zwei gewaltigen Endmoränen je am westlichen und östlichen Rande: im W die beiden getrennten, S—N streichenden von Wageningen— N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. 0 > - 210- Geologie. Ede—Lunteren und Garderen—Ermelo—Harderwijk. Die östliche ist eine an Höhe und Breite gewaltige Masse; im S erst W—-Ö-Richtung von 4 Doorwerth—Arnheim—Dieren, hier nach N umbiegend nach Vierhouten. |) und nach kleiner Unterbrechung bis Pattern bei Zwolle laufend. Im W und NW ist sie von Sandern begleitet. (Vert. betont die abweichenden 1, Auffassungen von v. BAREN und Marrm.) Östlich schließt sich das Tal der Ijssel an, jenseits dessen auf der weiten Sandebene N—S streichende Endmoränenhöhen aufragen, westlich der Zug Lochemer Berg—Lemele— Ommen und unterbrochen durch eine Reihe von langgestreckten Erhebungen mit tertiärem Untergrund, 30 km weiter der von Otmarsum — Devenkamp— Enschede. Auf der Westseite der Ems erscheint eine neue Endmoräne (mit aufgeprehtem Tertiärkern) von N—S-Verlauf. Alle jene Endmoränen sind Staumoränen, Blockpackung fehlt fast ganz. Es lassen sich nunmehr die Eisrandlagen im Niederrheingebiet wie folgt darlegen: Eine Eisrandlage erstreckte sich von Norfolk nach Amsterdam quer durch die Zuidersee auf Naarden bis Rhenen, weiter nach der Unter- brechung durch das Rheintal den Bogen Nymwegen—Cleve bildend und dann wieder über den Rhein nach Emmerich zurückbiegend, mit den Bogenteilen Oermten—Ürefeld. Bei dem zweiten Rückzug blieb die Linie Wageningen— Arnheim stationär, während der Rand sich nördlich in zwei Etappen zurück- zog: Bildung der Züge Harderwijk—Wageningen und Zwolle— Arnheim. Die vierte Staffel entspricht dem Zuge westlich des Ijsseltales. Die letzte ist der Zug Wilsum—Otmarsum; ihre Fortsetzung ist in Westfalen. Noch weiter nach Ost finden sich parallel der Ems ebenfalls N—S er- streckte Endmoränen. Verf. betont gegen WATERSCHOOT und MOoLENGRAAFF, daß die End- moränen Bildungen des Rückzugs sind. Zur Frage nach dem Alter der Endmoränen sind die Terrassen nicht. brauchbar, dagegen stratigraphische Beobachtungen. In einigen ist. Paludina diluviana gefunden und Tone der Tegelenstufe, daher stellt: Verf. die Endmoränen in die vorletzte Eiszeit (unter Annahme von drei Eiszeiten.. Da das Eemien, welches Verf. als älteres Interglazial ansieht, von Moränen unterlagert wird, meint er, daß in den Niederlanden zwei Eiszeiten, den beiden älteren norddeutschen entsprechend, nach- gewiesen seien. _ Der Gehalt der Staumoränen an Rhein- und Maasgeröllen zeigt, daß ein großer Teil der Hauptterrassenbildung vorhanden gewesen sein muß, als das Inlandeis das Gebiet erreichte, die Hauptterrasse gehört der vor- letzten Eiszeit an, die mittlere also der letzten, die Niederterrasse ist entweder alluvial oder vertritt mit der mittleren zusammen die letzte Eis- zeit. Auf der Hochterrasse findet sich älterer und jüngerer Löß. Die Entstehung des nicht seltenen aquatischen Löß ist noch unklar. Das fluviatile Diluvium bildet eine flache, von 20—40 NN. zum Meeres- spiegel reichende schiefe Ebene von steinfreien Sanden. Auf ihr kommen Quartärformation. -211- H ı Dünen und Moore vor, ferner eigentümliche NNW—-SSO streichende Stellen, von Kiesbildungen der Maas, die mit Horsterscheinungen in Verbindung stehen. Diese Sandflächen sind ebenso wie die der unteren Weser Bildungen | von großen Flußdeltas, die vom letzten Interglazial her bis in die Post- ' glazialzeit zur Entwicklung gelangten. E. Geinitz. y | | K. Keilhäck: Die Nordgrenze des Löß in ihren Bezie- 'hungen zum nordischen Diluvium. (Zeitschr. d. deutsch. geol. ' Ges. Monatsber. 70. 1918. 77. Mit Karte.) Die Kartendarstellung der Löbgrenze zeigt keine Beziehungen zu den Gebieten der alten Moränen und ebensowenig zur Südgrenze des letzten ' Inlandeises. Im Westen weit nach Süden zurückgehend, bei Münster einen ‚nach NW vorspringenden Zipfel bildend, um von da in O—SO-Richtung | über Liegnitz zu verlaufen, dann wieder nach Süden biegend.und in Polen nördlich vorspringend. [Ref. meint eher, dab orographische Bedingungen die Grenze beeinflussen.] E. Geinitz. N | K. Keilhack: Aufschlüsse märkischer Eisenbahn-Neu- bauten. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 36. II. 1915. 144—164.) Von neun Strecken werden die gewonnenen Aufschlüsse mitgeteilt, | unter denen aufgestauchtes Miocän, die Grunewald-Endmoräne und Gleissen ) von Interesse sind. E. Geinitz. | BE. Tornau: Über ein interglaziales Torflager bei 'Neidenburg. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 36. II. 1915. 165 —174.) Auf dem Plateau am Rande eines Schmelzwassertales liegt auf der oberflächlich verwitterten Geschiebemergelkuppe Feinsand und kiesiger Sand und schwach lehmiger Sand mit Steinen und Blöcken. An den Ge- "hängen der Geschiebemergelkuppe im Feinsand Torf, und zwar Grasmoor uud Birkenwaldmoor. Da in ihm einige Holzstücke, der Eiche angehörig gefunden sind, soll der Torf interglazial sein. In der Nachbarschaft wurde am Talrand unter 1 m Geschiebelehm ‚eine rasche Folge von Feinsand, Mergelsand und dünnen Geschiebemergel- 'bänken gefunden. In der oberen Partie des Feinsandes fanden sich Süß- ‚ wasser-Conchylien. E. Geinitz. \! J. Stoller: Ein Diluvialprofil im Steilufer der Werre bei Nienhagen. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 37. I. 225—846.) Zwei Profile veranschaulichen die Verhältnisse. Ausfüllung eines „prä- üluvialen‘ Tales, welches sich ziemlich gut erhalten hat. Von unten nach | | In | -212- Geologie. ‚oben folgen: a) einheimische grobe Schotter, b) fluviatiler geröllefreier Sand, 2,5—8 m mit Grundwasserhorizont, c) in einer Muldung desselben | ein allochthones Torflager, bis 1 m mächtig, bestehend aus zusammen- getriebenem Häcksel, vorwiegend von Birke und Pinus, d) darüber resp. über | dem Sand Geschiebemergel 5—9, über dem Torf 1,8—3 m Lokalmoräne, über dem Torf als schichtungsloser, geschiebearmer Ton entwickelt (!) mit ® schlierigen Sandpartien, e) 0,1--0,3 m schwarzer, z. T. schluffiger Sand ) mit Moorerde, die ehemalige Landoberfläche des Geschiebemergels dar- | stellend. In und unter der Moorerde windgeschliffene Steine. 0 2,5—4 m Talsand mit zwei Ortsteinlagen, z. T. mit Dünen. In zwei nachbarlichen Brunnenbohrungen sind ähnliche Schichten |) gefunden. Verf. bringt das Profil 1 in folgendes Schema unter: | Flußsand, Talstufe Glazial 3. . . . .2 Vermoorte Landoberfläche \ Vadake ı Interglaziai II .. Lücke \ Flußsand, Talstufe aa Geschiebemergel Interglazial I... .. \Torioz Glazial 1... .. x... „Blußsand Ralstufe Ältestes Diluvium . Schotter. E. Geinitz. ©. Grupe: Über jüngeren und älteren Löß im Fluß-| gebiet der Weser. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 37. I. 144—163.) Der jüngere Löß wird nach seiner petrographischen Zusammensetzung und in mehreren maßgebenden Profilen beschrieben. Echter Löß findet sich nur im Bereich der oberen und mittleren Terrasse, fehlt dagegen der f unteren, die der letzten Eiszeit äquivalent ist. Um den Widerspruch zu | lösen zwischen der Auffassung, den Löß danach in die zweite Periode der } letzten Interglazialzeit gehörig oder für jungglazial zu halten, weist Verf. auf die Möglichkeit hin, daß der im Bereich der unteren Terrasse abgesetzte Löß unter der Wasserbedeckung ein anderes Aussehen erhielt als der höher abgelagerte äolische Löß. Die Entstehung des Löß ist im wesentlichen eine äolische, die Sand- und Geröllzwischenlagen und subaquatischen Bildungen sind zu verstehen, daß auch Regengüsse und periodische Wasser- fluten aktiv waren, also während der Lößperiode vielfach auch stärkere | Niederschläge geherrscht haben. Auch älterer Löß wird durch einige Profile nachgewiesen, er beweist | aber nicht eine Zweiteilung und Altersverschiedenheit. E. Geinitz. | j) Quartärformation, -213- ı C. Gagel: Die Dryastone und die postelazialen Schichten ine Kaiser-Wilhelm-Kanal. (Jahrb. preuß. geol. Landesanst. 36. 2. 429—451. Mit Tafeln. 1916.) N | Die Dryastone liegen als spätglaziale Sedimente der Abschmelz- | periode in Becken auf Geschiebemergel, z. T. mit geringen Sandzwischen- I) lagern und teilweiser Verzahnung mit Geschiebemergel. Meist sind sie, ‚ teils mit oder ohne scharfe Grenze, von postglazialem Wiesenkalk und ‚ Torf, oder auch Feinsanden mit Deltaschichtung überlagert, letztere er- ' weisen, daß nach einer Zeit der Ruhe eine plötzliche starke Strömung , einsetzte. | Neben der arktischen Flora findet sich eine reiche Conchylienfauna | mit Anodonten, Valvaten, Sphärien, Planorben, Limnäen, deren wärmere Bedingungen durch die Mitteilungen von WESENBERG-LuxD erklärlich sind. | Im Ton vielfach Lagen von Torfmoosen, im unteren Teile auch Faul- ı schlamm, der eine Klimaänderung andeuten soll (? Bühlstadium), die sich weiter nördlich in der Allerödgyttja wiederholt habe (Daunstadium?). | Im Ton ist auch eine paläolithische Pfeilspitze gefunden, aus dem ' liegenden Geschiebemergel rohe Artefakte. E. Geinitz. IA Paläontologie. Paläontologie. - Allgemeines. H.v. Boetticher: Untersuchungen über denZusammen- hang zwischen Klima und Körpergröße der homöothermen Tiere. (Zoolog. Jahrb., Abt. f. Syst., Geogr. u. Biol. d. Tiere. 40. 1—56. Jena 1915.) Diese Untersuchungen sind auch für den Paläontologen wichtig; des- halb sei. wenigstens ihr allgemeines Ergebnis hierher gesetzt: 1. Die Theorie BereMmann’s, daß eine Vergrößerung des Körpers und die hierdurch bewirkte Verminderung der Oberfläche eine wirksame An- passung an das Leben in kalten Gebieten, und umgekehrt eine Verringe- rung der Körpergröße in analoger Weise eine Anpassung an das Leben in warmen Gegenden sein kann, ist richtig. 2. In vielen Fällen ist bei Vogel- und Säugerarten eine Größen- zunahme nach kälteren, und umgekehrt eine Größenabnahme nach wärmeren Gebieten hin zu beobachten. 3. In den Fällen, wo wir eine solche Beobachtung nicht machen können, finden wir meistens irgend ein anderes Mittel zum Schutz gegen die klimatischen Einflüsse besonders stark ausgebildet, so gegen Kälte: starke Behaarung und Befiederung, Fettansammlung unter der Haut, eine in der Lebensweise begründete Anpassung, wie Höhlenleben, Nesterbau, Winterschlaf, Wanderung und Zug u.a. m. Sonach kann die Körpervergrößerung bezw. -verkleinerung als eine den anderen gleichwertige und neben und außer diesen gar nicht so selten auftretende funktionelle Anpassung der betreffenden Tierart an das Leben unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen bezeichnet werden. Dietrich. H. Lohmann: Untersuchungen über das Pflanzen- und Tierleben der Hochsee im Atlantischen Ozean während der Ausreise der „Deutschland“. (Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde. Berlin 1912. 23—54. Taf. 1.) Allgemeines. an, - Obgleich rein biologischen Inhalts, enthält die vorliegende Darstellung doch wichtige Feststellungen, welche einerseits vom aktualistischen Stand- | punkte aus paläobiologisches Interesse beanspruchen, zum andern aber unser Verständnis der rezenten Sedimentbildung im Meeere zu fördern geeignet sind. Im Gebiete kühlen Wassers nördlich der Azoren fuhr die „Deutschland“ 9 Tage lang durch enorme Massen toter Seenadeln (Nerophis) ; doch konnte Verf. nieht entscheiden, ob dieser Massentod durch eine ı epidemische Erkrankung hervorgerufen war oder aber ob von der Küste mit Sargasso-Kıaut fortgetriebene Nerophis nach dem Untergange der Algen, die den schlechten Schwimmern als Halt dienen, verhungerten. Äußerst wichtig sind die vergleichenden Untersuchungen des Verf.’s über den mit der Zentrifuge festgestellten Planktongehalt des auf der Fahrt von Bremerhaven nach Buenos Aires durchfahrenen Wassers. Diegraphischen Darstellungen zeigen sofort, daß die Fahrt der „Deutschland“ von den Azoren ab bis etwa 25° s. B. in der Höhe von'Rio de Janeiro durch ganz schwach besiedeltes Gebiet gegangen ist, während sie nördlich und südlich dieser beiden Punkte in dicht bewohnte Wassermassen eiutrat. ‚Jenes arme Gebiet entspricht den Tropen, diese reichen Gebiete dem kühlen Mischwasser polarer und warmer Meeresströme. In den Tropen sind die Schwankungen des Planktongehaltes sehr unbedeutend, die Kurve hat im allgemeinen die Gestalt eines Bandes; in den kühlen Gebieten hingegen wechseln steile Erhebungen und tiefe Senkungen unvermittelt miteinander, als Ausdruck räumlich begrenzter, starker Planktonwucherungen. Eine schwache Hebung zeigt die Kurve der Planktonmenge im Gebiete der ‘Tropen nur zwischen 0° und 10° s. B.; sie entspricht der Durchquerung des Südäquatorialstromes, der auch auf der Fahrt des „National“ durch besonderen Reichtum ausgezeichnet war; doch hat dieses beschränkte An- wachsen der Planktonmenge in den Tropen auf den ganzen Kurvenverlauf nur unbedeutenden Einfluß. Diese Feststellungen werden für den Geologen besonders wichtig, soweit es sich um Kalkproduzenten, z. B. Coceolitho- phoriden, handelt; und in der Tat läßt sich, wie Ref. demnächst zeigen wirda noch in den Kalkgehalten der Globigerinenschlamme des Atlantischen Ozeans die Folge der Verteilung der lebenden Planktonten erkennen. Die häufigste Coccolithophoride im Ozean ist die kleine Pontosphaera huxleyı. Sie machte auf der Fahrt der „Deutschland“ nicht weniger als 71% aller gefangenen Ooccolithophoriden aus, so dab für die übrigen 29 Arten nur 29% Individuen übrig blieben. Die zweithäufigste Art war Coceolithophora Teptopora, die aber nur 8,5% ausmachte. Bemerkenswerterweise besitzen die beiden gemeinsten Arten den allereinfachsten Skelettbau und verraten ‚in keiner Weise besondere, komplizierte Anpassungen. Pontosphaera huzleyi ist die einfachst gebaute Syracosphaerine (mit undurchbohrten Coceolithen), Ooccolithephora. leptopora die einfachst gebaute Coceolithophorine (mit durchbohrten Coeccolithen). Jede Unterfamilie stellt also eine der domi- nierenden Arten, und die mit dem einfachsten Coceolithenbau ist die über ‚alle anderen Arten vorwiegende Spezies. Coccolithen nehmen bekanntlich einen großen Anteil an der Bildung des Globigerinenschlammes, und ihre IR: Paläontologie. Menge wächst mit der Feinkörnigkeit des Schlammes derart, daß die über 0 % ihres Volumens und 68% ihres Gewichtes an Coccolithen enthaltenden Abarten als „Coccolithenschlamme“ bezeichnet werden dürfen. Diese- Schlamme setzen sich also in der Hauptsache aus Coceolithen von Ponto- sphaera huxleyi zusammen. LOHMANN hatte nun früher die Menge der im Mittelmeer und in der Ostsee unter 1 qm Meeresfläche unter günstigen Verhältnissen lebenden Pontosphären auf 500 Millionen geschätzt. „Die vorliegenden Beobachtungen ergeben nun, daß dieser Betrag zu hoch ist, und in den kühlen Gebieten der Hochsee durchschnittlich nur rund 250 Millionen gefunden wurden. Danach erhöht sich nun natürlich die Zeit, welche zur Ablagerung von 1 mm Coccolithenschlamm erforderlich ist, um das Doppelte, so daß nicht 1000, sondern 2000 Jahre hierzu anzusetzen wären. Eine Folge der Verbreitung der Coccolithophoriden im Ozean muß ferner sein, dab diese Sedimentbildung unter sonst gleichen Bedingungen in den Tropen doppelt so langsam erfolgt wie in den kühlen Gebieten.“ K. Andree. H..Lohmann: Neue. Untersuchungen uber.die \Ver- teilung des Planktons im Ozean. (Sitzungsber. d. Ges. naturforsch. Freunde. Berlin 1916. 73—126. Taf. I, II.) Nachdem es BRENNECcKE auf der Fahrt des „Planet“ 1906—07 gelungen war, einen ausgezeichnet klaren hydrographischen Längsschnitt durch den Atlantischen Ozean zu erhalten, macht der Verf. den Versuch, seine Be- obachtungen während der Ausreise der „Deutschland“ von Bremerhaven nach Buenos Aires zur Konstruktion eines bjologischen Längssschnittes des Ozeans zwischen 50° n. B. und 40° s. B. zu benutzen, um so mehr, als die. Teilnahme Dr. BRENNEcKE’s an der Fahrt hydrographische und hydro- biologische Paralleluntersuchungen ermöglichte. Nennt man die Linien gleicher hydrographischer Eigenschaften des Meerwassers Isohydren (Iso- halinen, Isothermen ete.), so wird man die Linien gleicher biologischer Eigenschaften zweckmäßig „Isobien“ zu’ nennen haben.. Die Linien gleicher Planktonverhältnisse heißen entsprechend Isoplankten, und sind, soweit nur die Volksdichte in Frage kommt, Isonephen. Verf. hat sich in der vor- liegenden Darstellung (einem Vortrag) im wesentlichen auf die Verteilung der Dichte und die Flächenausbreitung der einzelnen Volkskörper von Pontosphaera huxleyi und Calyptrosphaera oblonga LoHm. beschränkt, aber bereits jetzt so wichtige Resultate erhalten, daß: man den Weg vor sich sieht, den die künftige Forschung auch für die übrigen Planktonten (Globi- gerinen, Radiolarien usw.) zu gehen haben wird. Das ist auch für den Geologen von Wichtigkeit, da hier in Zukunft Ergebnisse erwartet werden dürfen, welche uns die eigenartige Verteilung der rezenten Tiefseesedimente: mehr als bisher aus hydrologischen und biologischen Gründen verstehen lehren. | K. Andree. ee u m un! Säugetiere. I T- Saugetiere. E. Werth: Parapithecus, ein primitiver Menschenaffe. (Sitzungsber. Ges. Naturfreunde. Berlin 1918. 9. 327—-345.) Die Neuuntersuchung von ScHLosser’s Parapithecus Fraasi führt zum Ersatz der Zahnformel mn lurch en, wie bereits von SCHWALBE und STEHLIN vorgeschlagen. Primitiv erscheinen Verf. die Klein- heit des Eckzahnes, die Einhöckerigkeit der Prämolaren, die Alternation der Höcker der Molaren, die starke Konvergenz der Backenzahnreihen und Kieferhälften (Parapithecus 33°, Necrolemur 31°, Pliopithecus 25°, rezente Hylobates-Arten 21—16°, während Cebiden, Cynopitheciden und Anthropo- morphen parallele bis fast parallele Backenzahnreihen haben; Mensch folgt Gibbon), geringe Höhe des Kieferkörpers. Der aufsteigende Kieferast zeigt Ansatz zu einem starken Kron- und einem deutlichen Winkelfortsatz, entsprechend Lemuren und alttertiären Uraffen, nicht Vollaffen. Die Körpergröße war etwa die eines Nyctipithecus, Hapale oder Otolemur,, also sehr gering. In den genannten Eigenschaften vermittelt nach Verf. Parapithecus zwischen den eocänen Urprimaten (Kieferform) und „Pliopi- thecus (Zahnform). Die Zahnform scheint aber Verf. so anthropomorph, daß ihm die Möglichkeit, Parapithecus in eine Zwischenfamilie einzureihen,. erschwert ist. Die konvergierenden Backenzahnreihen, der niedrige Kiefer- körper, die Niedrigkeit des aufsteigenden Astes und die Form des inneren breiteren Kondylus bringen Parapithecus in nahe Beziehung zu den Hylo- batiden und z. T. zu den Hominiden. Die geringe Gröbe des Eckzahnes und die relative Gleichheit der Prämolaren hat er sogar nur mit letzteren gemein. - Stremme. 2: > oO H. F. Osborn: Recent results inthe phylogeny of the: titanotheres. (Bull. Geol. Soc. America. 25. 403—405. 1914.) Folgende Stämme bezw. Unterfamilien werden unterschieden: I. Gesichtsschädel länger als Hirnschädel: Wind River Titanotherien. 1. Lambdotheriinae, mit schlanken, schnelltragen- den Bemen 2 N a een. en, wenn. > Bambdotherium. 2. Eotitanopinae, mittelstarke und. mittelschnell- masenderBener „rn. ren es... Dobitanops. II. Hirnschädel länger als Gesichtsschädel: Titanotherien des Bridger, Washakie, Uinta und White River. 3. Palaeosyopinae, kurzbeinig, brachycephal . . . Palaeosyops, Limnohyops. 4. Telwmatheriinae, mesaticephal bis dolichocephal Zelmatherium, Sthenodectes. 5. Diplacodontinae, dolichocephal, mit accelerierter Molarisation der Prämolaren, unvollkommen be- Kama ee went rss ee: DIEDIACOAON: -218- Paläontologie. ‚6. Manteoceratinae, mesaticephal bis brachycephal, accelerierte Entwicklung der Hörner, mittelschnell Manteoceras, Protitanotherium. 7, Dolichorhinae, mesaticephal bis dolichocephal, Beine, soweit bekannt, verkürzt ... .». Dolichorhinus, Mesatirhinus, Sphenocoelus, Melarhine, Ichadinorhinus. ‘8. Menodontinae, mesaticephal bis dolichocephal, mit verkürzten, dreieckigen Hörnern; I reduziert oder fehlend, Füße und Beine verlängert . . . Menodus (= Ti- tanotherium), Allops. ‘9. Brontopinae, brachycephal, Hörner verkürzt, rund oder oval, I vorhanden . . ... 2... Brontops(=Mega- ceratops), Diploclonus. 10. Megaceropinae, eatienhal bis extrem brachy- cephal, Hörner verlängert, vertikal gestellt, I fehlend Megacerops | . (= Symborodon). 11. Brontotheriinae, mesaticephal bis brachycephal, Hörner verlängert, quer verplattet und diver- gierend . Brontotherium. Dietrich. W.O. Dietrich: Über eine neue Mastodon-Rekonstruk- tion (Mastodon angustidens Üuv.). (Naturw. Wochenschr. N. F. 17. 369— 372. Mit 2 Abbild. Jena 1918.) G. Schlesinger: Ein Wort zu W.O. DierriıcH’s Kritik meiner Mastodon-Rekonstruktion. (Ebenda. 704.) An einer von SCHLESINGER in seiner Monographie der Mastodonten ‚des Wiener Hofmuseums (siehe dies. Jahrb. 1918. -339-) gegebenen Skelett- rekonstruktion wird Kritik geübt und gezeigt, daß sie noch nicht befrie- digen kann, wenngleich sie einen Fortschritt über die bisher veröffentlichten Bilder hinaus darstellt. Ein kurzer, die Zahnschaufel des Unierkiefers ‘nicht überhängender Rüssel, vorgestreckte Kopfhaltung, flaches Schädel- profil, das mit dem eher nach vorn als nach hinten abschüssigen Rücken in einer nur wenig gebrochenen Flucht liegt, ferner säulenförmige Beine und unguligrade Lauffüße mit Gangschwiele werden für die Fleischrekon- struktion als Hauptmerkmale hingestellt. Untersuchungen über die Wirbel- säule, die Rippen und das Schulterblatt werden gefordert. — In der Er- widerung gibt SCHLESINGER zu, daß Hand und Fuß in seiner rekonstruierten Darstellung zu stark liegend ausgefallen sind. Es ist einer kleinen Schwäche zuzuschreiben, wenn er trotzdem seine Auffassung von der äußeren Ge- staltung von Hand und Fuß abhängig macht von „noch ausständigen ver- gleichenden Studien an den Carpen und Tarsen sämtlicher Proboscidier“, ‚denn in der erwähnten Monographie (p. 43) führt er zur Begründung seines Bi Säugetiere. - 919: nunmehr verlassenen Standpunktes seine „eingehenden Studien an diesem Skeletteil“ an. Ebenfalls Hochstellung des Carpus und Tarsus, aber ge- senkte Kopfhaltung werde von OÖ. ABEL befürwortet. Dietrich. Diluviale Säugetiere. K. Hescheler: Über einen Unterkiefer von Rhinoceros antiquitatis BLUMENB. aus dem Kanton Schaffhausen. (Viertel- Jahrsschr. d. naturforsch. Ges. in Zürich. 62. 319— 326. 4 Fig. Zürich 1917.) Die Bestimmung eines Unterkieferrestes mit beiderseits P,—M, aus dem Material vom „Südeingang“ des Keßlerlochs (?Magdalönien) gibt Veranlassung, die Unterschiede der Unterkieferzähne von Rh. antiqwitatis und Rh. Mercki zusammenzustellen, wie sie den Arbeiten von H. v. Meyer, BRAnDT, R. HERMANN, H. SCHROEDER u. a. zu entnehmen sind. Auch die Verschiedenheit in der Symphyse und im aufsteigenden Ast wird angegeben. [Auch die gröbere Struktur des Schmelzes bei Rh. ichorhinus hätte erwähnt werden können. Ref. | Dietrich. M. Hilzheimer: Der Ur in Ägypten. (Festschrift Envarv Hann. 9—16. Mit 1 Abbild. Strecker & Schröder, Stuttgart 1917.) Bisher waren in. der jungdiluvialen Fauna Ägyptens von Rindern nur Büffel und „Ochse“ bekannt. Verf, teilt aus dem Fajum einen Schädel- rest mit den beiden Hornzapfen mit, der ein echter Ur ist und den Namen Bos primigenius Hahni n. subsp. erhält. Der Fund wurde von dem Sammler MARKGRAF gemacht und ist im Stuttgarter Naturalienkabinett aufbewahrt. Seine Bedeutung für die Archäologie und die Hausrind- forschung wird gewürdigt. Dietrich. B. Werth: Über die Beziehungen des jungdiluwyialen Bison priscus zu den lebenden Bison-Arten. (Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, Berlin. 248—258. Mit 15 Fig. Berlin 1917.) An einen zweiten (?) Brustwirbel von 65,5 cm dorsoventraler Länge aus dem jungglazialen Moränenkies im Pritzerber See (Mark) knüpft sich eine Polemik gegen HıLzHEIMER’s Ansicht, daß BD. priscus des europäischen Diluviums dem lebenden B. americanus viel näher stehe als dem 5. bonasus und wohl als der Stammvater jenes anzusehen sei. An einer Reihe Jung- . paläolithischer Bison-Darstellungen zeigt Verf., dab sie viel eher dem Bild des lebenden europäischen Wisents entsprechen als dem amerikanischen Bison: bei diesem ist die Nackenlinie zwischen Kopf und Widerrist tief -eingesenkt und der Kopf abgesetzt, bei jenem gar nicht oder nur schwach. Messungen der Dornfortsatzlängen ergeben ‚zwischen B. americanus und + IE Paläontologie. B. bonasus keinen wesentlichen Unterschied im Skelett. Die Verschieden- heit der Nackenlinie rührt vom Fehlen oder Auftreten eines Fettbuckels her. Im übrigen beklagt Verf., daß ihm kein Skelett-von B. priscus aus Europa bekannt sei und neigt auf Grund seiner Feststellungen zu dem Ergebnis, daß der jungdiluviale B. priscus wohl die Stammform von B. bonasus sein könne, dagegen zum amerikanischen Bison keine unmittel- baren Beziehungen verrate. „Ein Nebeneinandervorkommen zweier ver- schiedener Formen im jüngeren Diluvium Europas ist bis jetzt durch nichts erwiesen.“ |[Ref. erlaubt sich demgegenüber folgenden Stammbaum vorzuschlagen : Waldformen Steppenformen Gegenwart D.bonasusu.a. DB. americanus u.a. Postglazial Alluviale | Letzte B. priscus B. bonasus | | Spätglazial | ? Magdalenier Priscus | nl 4. Glazial | Löß- Priscus Letztes Inter- Taubacher Bison glazial | | 3. Glazial | Steinheimer Priscus | Vorletztes Inter- Mauerer Bison Mosbacher Preoscus glazial (B. Schötensacki) | 2. + 1. Glazial | ? B. priscus var. süssenbornensis.] Dietrich. Oliver P. Hay: The extinct bisons of North America; with description of one new species, Bison regius. (Proc: U. S. Nat. Mus. 46. 161—200. Mit 12 Taf. Washington 1914.) Die Gepflogenheit amerikanischer Forscher, aus Prioritätsfanatismus obsolete oder niemals gebrauchte Namengebungen alter Schriftsteller wieder hervorzuziehen, läßt den Verf. in der Einleitung eine Neuuntersuchung des SCHLoTHrIM’schen Bos urus priscus fordern, weil er dahinter einen Bison vermutet. [Diese Untersuchung ist gänzlich überflüssig, denn es ist schon längst ausgemacht, daß die SCHLOTHEIM’schen Originale zu Bos primi- genius gehören. Ref.] — Seit den Monographien von Auen (1876) und Lucas (1899) über die Bisonten Nordamerikas hat sich das Material an fossilen Schädel- und Skelettresten in den amerikanischen Museen bedeutend vermehrt. Verf. macht die neuen Funde in Verbindung mit den alten bekannt und liefert so eine Synopsis der amerikanischen Arten, die ge- eignet ist, eine Grundlage für Vergleiche mit den altweltlichen Formen abzugeben. (Er selbst hat solche Vergleiche an Hand der Arbeiten von HItzHEIMER und La BAUME vorgenommen.) Freilich ist die Synonymik und m Säugetiere. 29T - die Berechtigung der amerikanischen Arten nicht in allen Fällen klar, um so weniger als sich Verf. zu ihrer Unterscheidung vorzugsweise des Verhaltens der Hornkerne bedient; wo möglich, sind auch Schädel, Gebiß, Wirbelsäule und Extremitäten berücksichtigt. Darnach kommt Verf. zu der folgenden praktischen Einteilung: A. Hornzapfenbasen rechtwinkelig zur Gesichtslängsachse. 1° Hornzapfenoberlänge ca. $ des Abstandes ihrer Basen und an- nähernd — Umfang der Basis . . . . „n...antiquus LEIDY; einschließlich latifrons LEıpy pars, Califor nicus RHoans. Cali- fornien, Indiana, ; B. Hornzapfenbasen schief zur Gesichtslängsachse und beinahe gegen die Orbita (der anderen Seite) gerichtet. 2. or =] Hornzapfen kurz, stämmig und auswärts, aufwärts und rückwärts gebogen. Ihre Oberlänge viel kleiner als ihr Basenabstand und nieht sleichidem Basisumfang >. . ..... .u...22...2.2../0ison. Hornzapfen auswärts, aufwärts und etwas rückwärts gerichtet. Ihre Oberlänge gewöhnlich etwas größer als ihr Basenabstand und ungefähr gleich dem Basisumfang . .... occidentalis Lucas; hierzu primitivus: Hınza.? Alaska. . Hornzapfen länger und proximal bedeutend abwärts gebogen. Spitzen wenig über das Gesicht sich erhebend. Hornscheiden distal aufwärts gerichtet. Länge größer als Basenabstand (24—70 %) und kleiner als Basisumfang (21—40 %). Krümmungsindex (d. h. Hornzapfenunterlänge in % der Sehne von der Spitze bis zum Ansatzpunkt auf der Oberseite) 125 . . . . crassscornis Rıch. Alaska. Hornzapfen proximal nicht nach unten durchgebogen, auswärts, aufwärts und etwas rückwärts gerichtet. Länge größer als Basenabstand (ca. 40 %) und größer als Basisumfang (22—32 %) Spitzen der Hornscheiden kräftig einwärts gerichtet. Krümmungs- under ea, 130 2... u: nen nn Allenı- MARSH, einschließlich europaeus lenensis Hua Idaho, Kansas, Alaska. . Hornzapten lang, schwer, und mäßig gekrümmt. Länge gröber als doppelter Basenabstand und größer als Basisumfang (50 %). Krümmungsindex 110. Molaren mit einfachem Schmelz der Schmelzschlingen . . . . an. > 2 latojtons: MRIDyA . Hornzapfen länger, schlanke und stärker gekrümmt als bei latı- frons. Länge das 21fache des Basenabstandes und um 90% größer als der Basisumfang. Krümmungsindex ca. 130. Molaren mit Schmelzeinfaltungen an den Schmelzschlingen . . regzus n. Sp., hierzu latifrons MATTH. in litt. Kansas. Leider fehlen nähere Angaben über das geologische Alter dieser sechs fossilen Arten; sie sind alle diluvial. B. Alleni hat sich in Idaho und Californien zusammen mit einem Cameliden gefunden. Die meisten und besten Schädel stammen aus dem Flußdiluvium des Yukongebietes in IINE ; Paläontologie. Alaska. [Die Arbeit des amerikanischen Forschers fordert zu einer ähn- lichen monographischen Darstellung der in ihrer Altersfolge genau be- kannten altweltlichen fossilen Bisonten geradezu heraus. Zweifellos werden sich viele gemeinsame Züge in der Geschichte der Bison-Stämme beider Erdteile ergeben. Ref. möchte z. B. nur auf die nicht geringe Überein- stimmung der oberen Molaren von B. Alleni mit B. Schoetensacki FREUDENB. hinweisen.) Dietrich. H.G. Stehlin: Über einen Ovibos-Fund aus dem späten Pleistocän des schweizerischen Mittellandes. (Verh. naturf. Ges. in Basel. 27. 93—99. Mit 4: Fig. Basel 1916.) Ein im Niederterrassenschotter der Aare bei Olten-Hammer gefundener Atlas gibt Verf. Gelegenheit, die Unterschiede zwischen Ovibos und Bos aufzuzählen; es sind folgende: Der obere Bogen ist beim Ovibos-Atlas schwächer gewölbt, das Foramen vertebrale daher niedriger. Der untere Bogen ist noch kräftiger. Der Abstand zwischen den Flügelgruben ist bedeutend größer. Die Querfortsätze selbst springen weniger vor und haben hinten außen einen viel schwächeren Fortsatz. Die Gelenkgruben für die Condylen des Hinterhaupts sind weniger konkav. An sie stoßen je zwei winkelig abgeknickte Nebenfacetten; eine untere, die auch bei Bos vorhanden, aber undeutlicher ist, und eine äußere, die dem Boviden- atlas fehlt. Alle drei Facetten stoßen in einem eigentümlichen Höcker zusammen. „Diese aberrante Einrichtung ist durch die für Ovibos sehr charakteristische, merkwürdig tief eingesenkte Lage der Oceipitalcondyli bedingt.“ Von einem rezenten Ovibos-Atlas zeigte sich der fossile nur geringfügig verschieden. — Bei Olten-Hammer findet sich Ovibos zusammen mit Equus cf. hemionus, Equus sp. |? Przewalskiü. Ref.], Rhinoceros ticho- rhinus, Bos primigenius, vielleicht auch Bison, Cervus sp., Rangifer tarandus, Capra ibex, Elephas primigenius, Felis cf. spelaea. [Das ist die Fauna des Magdalenien, wie sie sich in Schussenried, im Schweizersbild, Keßlerloch und am Jacob bei Konstanz gefunden hat, vgl. E. WERTH, Zur Kenntnis des Magxdalöniens am Bodensee. Prähistor. Zeitschr. 6. Heft 3/4. 203—210. 1914.) Dietrich. W. Soergel: Der Steppeniltis Foetorius Eversmanni Less. aus dem oberen Travertin des Travertingebietes von Weimar. (Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 69. Monatsber. 139—181. Mit 1 Taf. u. 1 Textabbild. Berlin 1917.) Durch erweiterte Messungen an d Schädeln von F. putorius und F. Eversmanni werden die Unterschiede beider Iltisarten eingehend und nach ihren Schwankungsbreiten dargetan. Darnach ist wenigstens im Schädel der Säugetiere. a2 Steppeniltis nicht kleiner als der gemeine Iltis. Die Schwankungsbreite der ‚. kleinsten Stirnbeinbreite in Prozenten der Basilarlänge des Schädels beträgt für F! Eversmanni 17,6—22,7, für F\. putorins 23,9—31,2; sie gestattet also eine sichere Unterscheidung beider Arten. In Korrelation mit der starken Einschnürung der Frontalia hat sich am Schädel von F! Eversmanni noch eine Anzahl Merkmale entwickelt, die zwar keine durchgreifenden Unter- schiede von F' putorius liefern, aber doch in mindestens der Hälfte aller Fälle sehr deutlich sind, was bei fragmentärem fossilem Material sehr ins Gewicht fällt. Solehe Merkmale sind die Breite des Palatinums, die Höhe der Narinen, die Länge der Alveolenreihe von Ü—M+, der Abstand der Alveolenaußenränder der M! und die Länge des Mt. Für F\ Eversmanni ist entsprechend der stärkeren Einschnürung der Frontalia ein sehr schmales Palatinum charakteristisch; seine Nasenöffnung ist niedrig. Die Länge der Alveolenreihe in Prozenten der Basilarlänge ist im Ober- wie im Unter- kiefer im allgemeinen größer als bei F\ putorius und die Oberkieferalveolen- reihen divergieren stärker nach hinten. Der Unterkiefer ist im allgemeinen länger und vor allem höher. M* und M, sind stärker verkümmert. — Nach diesen Daten bestimmt sich der Iltis von Weimar (Z adult.), von dem der Schädel und ein Teil des linken Unterkiefers erhalten sind, als. F. Eversmanni. Zwar ist die Oberseite nicht zugänglich, da der Schädel auf ihr im Tuff ruht, aber es gelang auf indirektem Wege die relative kleinste Stirnbreite mit 19,8, also innerhalb der Werte für F. Eversmanne zu ermitteln. Eine andere Artbestimmung lehnt Verf. wegen der Gröbe (Basilarlänge 64,4 gegen 53,3—65,0 bei Eversmanni) und der sonstigen Merkmale, besonders auch im Hinblick auf den Schädel von Mauer, ab. Aber er findet andererseits, daß die beiden fossilen Individuen, zu denen anhangsweise einige schwäbische, durch KokeEn z. T. als F! putorius be- stimmte Unterkiefer nochmals untersucht werden, in mehreren Merkmalen „den Charakter des F. Eversmanni. viel ausgesprochener zur Schau tragen als die rezenten Schädel der Art“; sie sind also stärker spezialisiert. Die leicht ersichtlichen Folgerungen aus dieser Auffassung werden angedeutet; doch sind weitere Untersuchungen sehr geboten [denn wenn die fossilen Formen in unterscheidenden Merkmalen aus der Schwankungsbreite der lebenden Art herausfallen, dann ist es auch berechtigt, neue Arten daraus zu machen, wie Newren und Koruos tun. Ref.] — Zum Schluß wird die Bedeutung dieses Iltisnachweises für die Weimarer Ablagerungen berührt, wobei sich Verf. sehr dem Wüsr’schen Standpunkt nähert. Die Ansichten von JENTZScH werden abgelehnt. Neu ist die Altersauffassung des jüngeren Travertins als nicht mehr in das letzte Interglazial, sondern „in eine Jüngere Phase“ gehörend, worüber sich Verf. erst später bestimmter äußern will [vgl. dazu auch die abweichende Meinung E. WERTH’s „Über die Paläo- lithfundstätten der Gegend von Weimar“. Zeitschr. f. Ethnologie. H.2 u. 3. .119—128. 1916]. Dietrich. = 924 - Paläontologie. Trilobiten. E. St. Cobbold: The Trilobite Fauna of the Comley Breccia-Bed, Shropshire. (Quart. Journ. Geol. Soc. 69. London j 1913. 2744, 49-50. Taf. II—II.) Verf., der bekanntlich seine Schurfarbeiten im Cambrium von Comley (Shropshire) für LapworrtH’ Committee for the Excavation of Critical Sec- tions fortsetzt und in den Reports of the Brit. Assoc. for the Advancement of Science seit 1909 darüber jährlich berichtet, bringt hier die Bearbeitung einer neuentdeckten Trilobitenfauna. Zu seinen ersten, am Quarry Ridge gewonnenen Ergebnissen, unter denen der Nachweis einer europäischen Protolenus-Fauna am bekanntesten geworden ist, hat: dieses Jahrbuch be- reits 1912. II. p. 178 ff. Stellung genommen. Es waren bis dahin vier Hauptfaunen bekannt geworden: 1. die (Mecrodiscus) Helena-Gruppe, 2. die (M.) Bellimarginatus-Gruppe, 3. die (M.) Lobatus-Gruppe und 4. die (Para- doxides) Groomü-Fauna. 1 und 2, die noch den Mesonaciden Callavia enthalten, waren mit 3. der eigentlichen Protolenus-Fauna, zu einem (unter- cambrischen) Komplex, der „ Protolenus— Callavia-Fauna“ zusammengezogen ’ ” oO R worden. [Diese Bezeichnung ist nicht glücklich, da sie eher an eine gleichzeitige Fauna, etwa wie die Kuloma—Niobe-Fauna, denken läßt, als an eine Folge verschiedenalteriger und verschieden zusammengesetzter Faunen.| Darüber lagerten diskordant die mitteleambrischen Groonei- Schichten in Gestalt eines Konglomerates, das in seinen Kalkgeröllen die Protolenus— Callavia-Fauna, in seiner Grundmasse aber die Groomei-Fauna enthält. Seitdem hat Verf. ein ähnliches Konglomerat (bei Robin’s Tump) mit ungefähr denselben mittelcambrischen Arten wiedergefunden, das ebenfalls ‚diskordant auf (noch älterem) Untercambrium aufliegt. Auch seine Gerölle (neben Kalk ein anstehend noch unbekannter Grünsandstein) führen die „Protolenus— Callavia-Fauna* (der Bellimarginatus-Gruppe, seltener der Helena-Gruppe). Es ist ferner (bei Comley Brook) eine.5 Fuß mächtige Breceie, deren Blöcke (von Grünsandstein und rotem Kalk) die Arten der Helena-Gruppe enthalten, freigelegt und darunter endlich der fragliche Grünsandstein mit der (bisher nur aus dem roten „Olenellus-Kalke“ von Comley—Quarry be- kannten) Helena-Fauna anstehend aufgeschlossen worden. Die Grundmasse der Breccie enthält wieder eine (mittelcambrische) Paradosxides-Fauna, aber eine völlig neue, welche trotz ihrer mit jenen Konglomeraten anscheinend übereinstimmenden stratigraphischen Lagerung überraschenderweise mit deren (Paradoxides) Groomü-Fauna keine Art gemeinsam hat. Diese nunmehr eingehend untersuchte Trilobitenfauna ent- hält folgende Formen: Paradoxides intermedius n. sp. (aus der Were andischaft des P. Hicksi); Agraulos sp., cf. Arionellus quadrangularıs WHITF.; Agraulos (Strenuella?) sp. sp.; Conocoryphe (Conocoryphe) aequalis LINNARSSON; 'Trilobiten. -225 - 'C, (C.) bufo Hıcks; ©. (Liocephalus) impressa Lisn.; Dorypyge reti- ı eulatan.sp. (deren genetzte ‘Oberfläche als ein altertümliches, sonst nur untercambrischen Trilobiten vorbehaltenes Merkmal besonders bewertet wird); Miecrodiscus punctatus SALTER; Ptychoparia (Liostracus) Jatan. sp.; Pt. (L.?) dubia CoBBoL». Der stratigraphische Horizont dieser Breccie ist infolge der Neuheit der guterhaltenen Trilobiten und der schlechten Erhaltung der bekannten schwer festzulegen. Verf. möchte ihn jedoch der skandinavischen (Para- doxides) Tessini-Zone entsprechen lassen. Die Ablagerungsvorgänge haben sich nach dem Verf. so ab- gespielt, daß zur Tessin:-Zeit eine Erhebung von trockengelegten unter- cambrischen Sandsteinen — nach Entfernung ihrer Decke von untercambri- schen Kalken der Denudation ausgesetzt — diese Breceie lieferte, mit der das hier entwickelte Mittelcambrium einsetzt. Ähnlich entstanden die ba- salen Konglomerate, aber zu einer anderen, der (P.) Groomcü-Zeit, welche (horizontmäßig ebenfalls noch nicht festgelegt) hinter der Tessini-Zeit zu- rückliegt und sich der Oelandicus-Zeit nähert. Dem entspricht es auch, daß das Groomw-Konglomerat seine Gerölle aus höheren Horizonten des Untercamhriums bezog, die Intermedius-Breccie aber aus tieferen, die der Denudation erst später erreichbar wurden. Entgegen mehreren Diskussionsrednern, welche in der Scharfeckigkeit und Frische der Blöcke, dem Auftreten von Phosphatknollen und der, Grundmasse wie Binschlüssen zukommenden, Glaukonitführung die An- zeichen von Sedimentationspausen und untermeerischer Aufarbeitung in nur örtlichem Wechsel mit der Ablagerung erblicken möchten, betont Verf. noch schärfer als früher: die erhebliche Zeitlücke zwischen der Protolenus- Fauna und den Paradoxides-Faunen von Konglomeraten und Breccie. Da Mesonaciden mit Endstachel in Shropshire noch nicht gefunden seien, sollen auch die von ihnen (nach Waucorr) bezeichneten höheren Schichten des Untercambriums fehlen und die Protolenus— Callavia-Fauna tief In diesem hinabrücken. Allerdings sei der Gesteinscharakter von Grundmasse und Einschlüssen der Breccie trotz dieses Zeitabstandes so übereinstimmend, daß es ohne die vielen Schürfe des „Committee“ nicht gelungen wäre, der Literatur die irrige Bekanntgabe der vielgesuchten Mischfauna von Meso- naciden und Paradoxiden zu ersparen. [Es fällt. auf, daß Verf., der sich in der zuletzt erwähnten paläonto- logischen Kennzeichnung des jüngeren Untercambriums auf WaLcorr be- ruft, auch jetzt (vgl. unsere Bemerkung a. a. 0. p. 180) noch keine Stellung nimmt zu WaLcorr’s entgegenstrebender Neigung, die Prrotolenus-Fauna ‚höher hinauf, gegen das Dach des Untercambriums anzusetzen. Ja neuer- dings, in der Figurenerklärung zu Taf. 24 des 1913 erschienenen Research in China, 3, bezeichnet Waucort die Neubraunschweiger „type locality of the genus“ Protolenus sogar als mittelcambrisch. Anomocare parvum CogsoLp 1910, wiederholt in seiner a. a. O. be- sprochenen Arbeit von 1911, muß angesichts von A. parvum Waucorr 1884 einen anderen Namen erhalten, als welcher A. Cobboldi vorgeschlagen sei. N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. p >9365- Paläontologie. Ebenso ist Ptychoparia (Liostracus) lata CosBoLD 1913 bereits vergeben durch die Aufstellung von Liostracus latus Lorenz 1906, anerkannt bei Warcorr's Revisionen der ostasiatischen Faunen 1913 und 1914; diese Art mag Liostracus comleyensis heißen.] Rud. Richter.. E.St. Cobbold: Two Species of Paradoxides from Neve’s Castle, Shropshire. (Quart. Journ. Geol. Soc. 69. London 1913. 45—49. Taf, IV.) Aus Aufsammlungen der Londoner Survey bei Neve’s Castle in Shrop- shire beschreibt Verf. zwei für die Grafschaft neue Arten von Paradoxides: P. bohemicus BoEcK, n. var. salopiemsis und P. Hicksi SALTER. Es handelt sich also um eine mittelcambrische Fauna, die außerdem noch Ag- nostus cf. fallax LINNARSSON, A. aff. cicer TuLLe., Ptychoparia (Liostracus) sp. und Agraulos cf. quadrangularis WHITF. enthält. Rud. Richter. Ph. Lake: A Monograph of the British Cambrian Trilo- bites. (Palaeontogr. Soc. London: Part I. 60. 1—28. Taf. I, II. 1906. — Part II. 61. 29—48. Taf. III, IV. 1907. — Part II. 62. 49—64. Taf. V, VI. 1908. — Part IV. 66. 65—88. Taf. VII—X. 1913.) Den böhmischen Trilobiten-Monographien des BaARRANDE-Werks hat auch ‚England nichts Gleichwertiges an die Seite zu stellen, nachdem der von SaLTER 1864 begonnene „Monograph of British Trilobites‘ mit seinem Tode schon 1869 liegen geblieben war und daher nur die Phacopiden, Cheiruriden, Calymmeniden und Asaphiden enthält. Bei der Literatur- zersplitterung eines so vielseitig durchforschten Landes ist es daher von außerordentlicher Wichtigkeit, daß mehrere Spezialforscher in der Palaeonto- graphical Society haben Teilmonographien erscheinen lassen, welche zwar nach keinem gemeinsamen Plan angelegt sind, aber sich doch: in vieler Hinsicht zu einer Art von Gesamtmonographie der britischen Trilobiten ergänzen oder es zu tun versprechen. So sind die carbonischen Trilobiten von H. Woop- wArD 1883 —84 vollständig zusammengefaßt worden, für das Devon dienen die, freilich ergänzungsbedürftigen, Arbeiten von WHIDBORNE als Ersatz und für das Silur geben CowPER REEDs Girvan-Studien eine vorzügliche, wenn auch örtlich recht begrenzte Trilobitenmonographie. Hoffentlich schließen sich die für Devon und Silur (namentlich das Obersilur) noch verbleibenden Lücken in der Weise, wie es nunmehr für das Cambrium in der mit vier Abteilungen vorliegenden und noch weiter fortgesetzten Arbeit des Verf.’s geschieht. . Es werden alle Trilobiten des britischen Cambriums behandelt, und zwar unter folgenden Bestimmungen: Agnostws (Longifrontes:) A. fissus | | Trilobiten. LIT | LUNDGREN, A. punctuosus ANG., A. davidis SALTER, A. exaratus GRÖNWALL, ‚4. reticulatus Ang., A. pisıformis L., A. pisiformis L. var. obesus BELT, , A. trisectus SALTER, A. incertus BRÖGGER; (Laevigati:) A. altus GRÖNW., 4. barrandei SaLr., A. rotundus GRÖNWw., A. nudus BEyr., A. eskreggei ı Hıcks, A. barlowi BELT; (Limbati regii:) A. cambrensis Hıcks; (Limbati ‚fallaces:) A. integer BEyR., A. securiger n. sp., A. fallax Linnarsson, A. rudis Saur., A. sidenbladhi Linnarsson, A. calvusn.sp, A. dux CALL., 1.2. callavei Raw. M. S., A. cyclopyge TuLLB., A. obtusus Beut, (Parvi- frontes :) A. truncatus BRÖGGER; Microdiscus lobatus HaLL, M. speciosus Ford, M. sp. aff. helena WaucorT, M. sculptus Hıcks, M. punctatus Saur.; | Shumardia pusilla Sars, Sh. pusillan. var. morvensis, Sh. sp.; Orometopus | elatifrons Ang., O. praenuntius Saur.; Olenus truncatus BRÜNN., O. gib- | bosus WAHL., O. micrurus SALT., O. cataractes SALT., O. mundus n.sp., | O. longispinus BELT; Parabolina spinulosa WAHL.; Parabolinella william- son! BELT, P. caesa n.sp., P. rugosa BRÖGGER, var., P. triarthra CALL.. Triarthrus shinetonensis Raw; Sphaerophthalmus alatus BoEcK, Sph. major .n.sp.; Ctenopyge fusiformisn.sp., Ot. bisulcata Puınn., Ot. faleifera | n. Sp., Of. pecten SALT., Ct. expansa SALT. und Öt. teretifrons Ant. | [Die Arbeit strebt nach Vollständigkeit der Arten und nach ihrer ‚ möglichst eingehenden Beschreibung und Abbildung, wobei Neuzeichnungen von Typen Sırrer’s, Hıcks’ und Berr’s besonders zu begrüßen sind. Bei ‘der dürftigen Erhaltungsweise des britischen Cambriums wird auf die Er- ‚örterung auch der letzten Verwechslungsmöglichkeit berechtigter Wert ge- legt. Namentlich wird kein Versuch unterlassen, die britischen Arten in ‚skandinavischen wiederzufinden, wozu persönliche Studien an Ort und Stelle vorangegangen sind. Gegenüber Varietäten ist Verf. sehr skeptisch und führt auch manche in Skandinavien und Amerika aufgestellte auf die Hauptart wieder zurück. Das plattgedrückte und meist stark verzerrte britische Material ist allerdings geeignet, die Grenzen der fließenden Varia- .bilität möglichst weit aufzufassen, mindestens ebenso weit wie die Fehler- grenzen der Erhaltung. Das ist aber auch bei des Verf.’s Identifizierungen ‚mit skandinavischen Arten vorsichtig zu beachten. Da die Arbeit sich streng an die Beobachtung und systematische ' Einordnung der Einzelformen hält, so kann ihr Wert als Grundlage strati- graphischer und paläontologischer Weiterarbeit im Referat nur ausge- ' sprochen werden, aber nicht durch Heraushebung bestimmter Gedanken- gänge zum Ausdruck kommen. Von weiterem Interesse ist immerhin die Abbildung einer Olenus-Larve mit dem Rande noch sehr genäherten Augen- leisten sowie die Entscheidung des BRÖGGER-MoBERE’schen Streites über die Homologie des Ctenopyge (pecten)-Schwanzes, der nach dem Verf. kein kurzes Telson ist, sondern ein gliederreiches, auch mit seinen Schienen normal verwachsenes Schwanzschild. Ganz allgemeine Beachtung aber muß folgender Steilungnahme und Schlußfolgerung des Verf.’s zugewendet werden: Er sieht in Orometopus den Ahnen von Trinucleus und leitet damit einen Typ der Hypoparia von normal-opisthoparen Trilobiten ab und deren angebliche Ocellen vom normal-zusammengesetzten Trilobiten- | p* 98 - Paläontologie. auge. Die BEEcHErR'sche Gruppe Hypoparia — trotz ihrer anscheinend so geschlossenen Einheitlichkeit in ihrer Bedeutung als larvale Ahnengruppe auch aus anderen Erwägungen bestritten (vgl. dies. Jahrb. 1915. I. -424-) — verliert alsdann jeglichen systematischen Wert! Rud. Richter. | | | | Cephalopoden. O. Abel: Paläobiologie der Cephalopoden aus der |» Gruppe der Dibranchiaten. 281p. 1 Titelbild, 100 Fig. im Text. | S : | Jena 1916, bei G. Fischer. Das vorliegende Buch soll nur den ersten Teil einer „Paläobiologie der Wirbellosen“ bilden. | Eine Lösung des Problems der Lebensweise der Belemniten kann »ur durch eine sorgfältige Analyse der verschiedenen Anpassungen der lebenden Dibranchiaten erreicht werden. Aber auch morphologische, onto- genetische und phylogenetische Fragen mußten vielfach gestreift werden. A. Die Lebensweise der lebenden Dibranchiaten. I. Allgemeine Vorbemerkungen. | Trotz der großen Zahl rezenter Cephalopodentypen, die durch die | Expeditionen der letzten Jahrzehnte bekannt geworden sind, umfassen die bisher beschriebenen etwa 500 Arten sicher erst einen sehr kleinen Teil der lebenden Formen, wie schon daraus hervorgeht, daß fast 60% von ihnen nur | durch ein Exemplar vertreten sind. Aber auch über die Lebensweise dieses | Teiles fehlt es in hohem Grade an exakten Untersuchungen. Der Paläo- zoologe muß, wie in den meisten Fällen, die Grundlagen für seine Unter- suchungen erst selbst zusammentragen und sichten. Die Schwierigkeiten sind dabei sehr große, da die meisten Cephalopoden nur als Leichen unter- sucht worden sind und auch Irrtümer in der Literatur nicht fehlen. Der Weg, diese Schwierigkeiten zu überwinden, ist die ethologische Analyse. Zur Beurteilung der Meerestiefe, in der ein Cephalopode heimisch ist, liefert die Konsistenz des Körpers, der Grad seiner Durchsichtigkeit. 18 | seine Färbung und das Vorhandensein von Leuchtorganen Anhaltspunkte. Die Bewegungsart kann nur bei den litoralen Formen direkt beobachtet werden. Sonst muß sie aus der Körpergestalt, der Ausbildung der Flossen etc. erschlossen werden. II. Die Bewegungsart der lebenden Dibranchiaten. Es werden zuerst eine Reihe gut bekannter Arten einzeln besprochen, nämlich: Octopus vulgaris. Langsames Kriechen mittels der Arme. Rasches Schwimmen mittels des aus dem Trichter ausgestoßenen Wasserstromes, meist — aber nicht immer — nach rückwärts. ! Gegen die Richtigkeit des BEEcHER’schen Systems habe ich mich bereits 1898 (dies. Jahrb. 1898. I. - 188-) gewendet und seither des öfteren auf seine Unnatürlichkeit hingewiesen. PoMPECKYJ. Cephalopoden. - 229 - Octopus arcticus. Langsames Kriechen wie oben. Beim Schwimmen nach rückwärts wirken die durch Schwimmhäute verbundenen Arme, die rasch zusammengeklappt werden, mit. Sepia officinalis. Langsames Schwimmen und Auf- und Absteigen durch undulierende Bewegungen des seitlichen Flossensaumes. Rasches Schwimmen mittels des Trichters. Einwühlen in den Sand mittels der seitlichen Flossensäume. Anheftung an Felsen, besonders bei ganz jungen Tieren. IDllex illecebrosus. Sehr geschicktes Schwimmen nach jeder Richtung mittels des Trichters.. Die große Terminalflosse wird nur beim lang- samen Schwimmen als Balanzierorgan benützt, beim raschen Schwimmen aber dicht um das Körperende gerollt. Stoloteuthis leucoptera. Die großen Lateralflossen dienen zum Schwim- men, aber auch zum Eingraben in den Sand. Loligo vulgaris. Langsames Schwimmen durch wellige Schläge der Terminalflosse bei horizontaler Körperachse. Das Auf- und Absteigen geschieht mit geneigter Körperachse (klinonektonisch). Rasches Schwimmen mittels des Trichters bei bauchwärts angelegten Flossen. Cirroteuthis Müller‘. Trichter rudimentär. Fortbewegung durch die kräftigen Lateralflossen und durch die Schwimmhaut zwischen den Armen. Stenoteuthis Bartrami. Springt durch sehr rasches Ausstoßen des Wassers aus dem Trichter häufig über die Wasseroberfläche empor und wird dabei vielleicht von den großen Terminalflossen eine Zeitlang getragen. Die Analyse der verschiedenen Bewegungsarten ergibt folgendes: A. Schwimmen. I. Langsames Schwimmen. a) Durch Undulation der Treminalflossen. Loligo. b) Durch Undulation der Lateralflossen. Sepia. II. Schnelles Schwimmen. a) Durch rasch aufeinanderfolgende Trichterstöße. Flossen, wenn vorhanden, eng angelegt, außer Funktion. Loligo, Sepia, Octopus. b) Durch Trichter und Armschirm. Octopus arcticus. e) Durch Trichter und Seitenflossen. Stoloteuthis. d) Durch Armschirm und Seitenflossen, ohne Mitwirkung des Triehters. Cirroteuthis. } e) Durch sehr vergrößerte und muskulöse Lateralflossen. ? Cucio- teuthis Molinae, nicht direkt beobachtet. IH. Übergang zum Fallschirmflug. a) Antrieb durch den Trichter, Flossen als Fallschirm. Steno- teuthrs Bartrami. B. Schweben im Wasser. I. Als gelegentlicher Zustand bei Schnellschwimmern. a) Terminalflossen in undulatorischer Bewegung. Loligo. b) Lateralflossen in undulatorischer Bewegung. sSepia. » ® -930- Paläontologie. II. Als vorherrschender Zustand bei Planktonten. a) Körper globiform, Flossen !rückgebildet. Crauchia globula, Teuthowenia antarctica. b) Körper baculiform oder rapiform. Ausgebildete, oft kompli- zierte Flossen. Doratopsis, Taonius, Grimalditeuthis. C. Liegen auf dem Meeresboden. I. Liegen auf Sand- und Schlammgrund. Körper depressiform. Sepia. ll. Liegen in Felsspalten. Körper bursiform. Octopus vulgaris. III. Liegen in Muschelschalen. Octopus Digneti. D. Kriechen auf dem Meeresboden. Octopus vulgaris. E. Eingraben in den Meeresboden. I. Das Tier breitet durch Bewegungen der Lateralflossen Sand über seine Flanken. sSepia. II. Das Tier gräbt sich mittels der großen Lateralflossen ziemlich tief in den Sand ein. sSepiola Rossia. F. Anheften. a) Mittels der Bauchseite und des ventralen Armpaares. Sepia, besonders ganz junge Exemplare. III. Die Futtertiere und Feinde der lebenden Di- branchiaten. Die lebenden Dibranchiaten sind ausnahmslos karnivor. Octopus nährt sich hauptsächlich von Krebsen und Bivalven. Andere Dibranchiaten sind jedoch zu einer mikrophagen Lebensweise übergegangen. Dabei treten folgende Anpassungen auf: Reduktion der Saugnäpfe. Verlust der Radula. Verlust der Gift- drüsen. Ausbildung von Tastfäden an den Armen. Ausdehnung der die einzelnen Arme verbindenden Hautsäume bis fast an das Ende der Arme. Der so gebildete große Schirm dient, ähnlich wie bei den Medusen, dazu, eine große Zahl kleiner Organismen zu erfassen. Erst sekundär ist er auch zum Lokomotionsorgan geworden. Dieselbe Funktion wie die Saugnäpfe haben die Fanghaken, die in verschiedenen Stämmen aus jenen hervorgegangen sind. Alle Oegopsiden mit Fanghaken auf den Armen sind flinke Hochseeräuber. Ihre haupt- ‘ sächliche Nahrung besteht aus Fischen. Auch kleinere Artgenossen ver- zehren sie, daneben viele andere Meerestiere. Im allgemeinen ist über die Nahrung der einzelnen Arten nur wenig bekannt. : Die Tentakeln sind bei 5 Arten von Oegopsiden, nämlich Grimald:- teuthis, Chaunoteuthis, Octopodoteuthis, Taonius, Leachia unabhängig von- einander verloren gegangen. Das hängt sicher mit einer besonderen Art der Ernährung, wahrscheinlich Mikrophagie, zusammen. Alle 5 genannten Gattungen haben einen gallertigen Körper. DBei anderen abyssalen Dibranchiaten, wie Corynomma, Bathothauma und mehreren anderen sind gerade die Tentakeln stark entwickelt und alle anderen Arme reduziert. Die Hauptmasse der Tiefseecephalopoden ist mikrophag. Dies geht aus ihrer geringen Körpergröße, aus der Körperform, der Rückbildung 'Cephalopoden. -231- ‚der Muskulatur und aus den Reduktionserscheinungen im Armapparat hervor. Ganz ähnliche, wenig entwickelte Armapparate haben auch die Larven nektopelagischer Dibranchiaten. Sie sind offenbar nicht makro- phag wie die erwachsenen Tiere. Die Ähnlichkeit zwischen diesen Larven und den erwachsenen Tiefseearten ist ein Fall von Konvergenz und nicht so zu deuten, daß die bathyalen Arten auf einem Larvenstadium stehen geblieben wären. Sie haben vielfach noch rudimentäre Tentakeln. IV. Der Aufenthaltsort der lebenden Dibranchiaten. Beobachtungen an lebenden Tieren in der Freiheit lassen sich nur bei relativ wenig Formen durchführen. Ergänzt werden sie durch Beob- ‚achtung von Formen. aus geringer Meerestiefe im Aquarium. Der Fang selbst kann nur bei sorgfältiger Vermeidung aller Fehler- ‚quellen Anhaltspunkte über den Aufenthaltsort einer Art geben. Fänge mit dem Vertikalnetz (nicht Schließnetz) liefern nur dann ein diesbezüg- liches Ergebnis, wenn eine größere Zahl von Fällen in Betracht gezogen werden kann. Öberflächenfänge enthalten oft einzelne, zufällig empor- gekommene Tiefseeformen. Besonders die Straße von Messina ist berühmt dadurch, daß Arten aus großer Tiefe hier relativ häufig durch Meeres- strömungen an die Oberfläche getragen werden. Aus diesem Grund ist auch der Fund einer Art im Magen eines Vogels, Seehundes oder Wales kein sicherer Beweis dafür, daß sie pelagisch ist, obzwar die Wale wohl nicht in so große Tiefen zu tauchen vermögen, als man gewöhnlich an- nahm. Dagegen wohnt dem Fund im Magen eines echten Tiefseefisches wohl eine ziemlich große Beweiskraft inne. Es gibt aber außerdem eine Reihe indirekter Beweise für den Lebens- raum eines Cephalopoden. Solche sind: 1. Die Konsistenz des Körpers. Muskulöse Typen sind nektopelagisch, nektolitoral oder bentholitoral. Dagegen sind die abyssalen und die planktonischen Arten von häutiger oder gallertiger Beschaffenheit. Merkwürdigerweise gilt dies auch von solchen Tiefseetypen, die nektonisch oder benthonisch leben. 2. Die Spezialisation der Augen. Vollständige Erblindung scheint ‚bei den Cephalopoden immer mit einer im Schlamm wühlenden ‚Lebensweise zusammenzuhängen. Meerestiere mit normalen Augen leben in der euphotischen Region. Meerestiere mit Kugelaugen, Stielaugen oder Teleskopaugen leben in licehtarmen Gebieten des Meeres. Solche sind aber nicht nur die dys- 'photische Region, sondern auch die aphotische Region, soweit sie von leuch- tenden Meerestieren bewohnt wird, und bei Nacht die euphotische Region. Die Larven fast aller Cephalopoden, auch echter Tiefseebranchiaten, leben als Planktonten in den obersten Meeresschichten. Es ist daher wahrscheinlich, daß mindestens die geschlechtsreifen Weibchen der abys- salen Cephalopoden vor der Eiablage an die Oberfläche emportauchen. 3. Lage der Augen. Laterale Stellung der Augen kommt. bei verschiedenen Lebensweisen wor. Die dorsale Verschiebung ist für ‚benthonische Formen bezeichnend. > | | III Paläontologie. Die nur bei Cephalopoden (Sandalops melancholicus); beobachtete ventrale: Stellung der Augen dürfte mit einer klinonektonischen Schwimmweise, bei der der Kopf höher als das Hinterende gehalten wird, zusammen- hängen. Am Beispiel der Cirroteuthiden wird gezeigt, welche Schlüsse sich aus der Untersuchung der Augen ableiten lassen. V. Die Körperformen der lebenden Dibranchiaten. Wir können folgende Mantelformen unterscheiden: 1. Torpedoförmig (torpediform). Stenoteuthis Bartrami, Loligo: vulganıs. 2. Bolzenförmig (teliform). Ancistroteuthis Lichtensteini, Loligo media. 3. Becherförmig (calieciform). Histioteuthis Bonelliana. 4. Beutelförmig bis kugelförmig (bursiform, globiform). Crauchia scabra, Sepiola Rondeletii, Octopus vulgaris. 5. Walzenförmig (cylindriform). Tracheloteuthis Guernev. 6. Rübenförmig (rapiform). Taonius pavo. 7. Stabförmig (baeuliform). Doratopsis vermieularis. S. Schollenförmig (rhombiform). Ctenopteryx siculus, Sepia offici- nalis, Stauroteuthis syrtensis. 9. Rochenförmig (rajiform). Cucioteuthis Blainvilliana, Pinnoctopus cordiformis. Die größte Formenmannigfaltigkeit herrscht unter den Oegopsiden, unter denen sämtliche 9 Typen vertreten sind. Da die Dibranchiaten vorwiegend nach rückwärts schwimmen, ent- spricht ihr Hinterende in physiologischer Hinsicht dem Kopfende der Fische und Verlängerungen des Körpers sind den Rostralfortsätzen der Fische analog. Ein Schlängeln des Körpers zur Unterstützung der Fort-- bewezung kommt bei Cephalopoden, soweit bekannt, nicht vor. Mehrere der oben angeführten Typen weisen unter den Fischen Analoga auf, so besonders der torpedoförmige, schollenförmige, rochen- förmige, kugelförmige Typus. Globiform sind alle bisher bekannten Dibranchiatenlarven. Sie treiben passiv an der Meeresoberfläche. Nur wenige Formen,. so beson- ders die Crauchien, die auch die Fähigkeit haben, sich ähnlich wie die: planktonischen Fische aufzublasen, behalten diese Lebensweise ohne: Unterbrechung bei. Übrigens kommt eine globiforme Gestalt nicht nur planktonischen Dibranchiaten, sondern auch solchen Arten unter den Oegopsiden, die sich nur selten schwimmend fortbewegen, und den meisten. Oktopoden zu. Aus der Kugelform des Mantels allein kann die Lebens- weise also noch nicht erschlossen werden. Den meisten lebenden Dibranchiaten kommen kräftige Flossen, die in vielen Fällen auch von Muskelfasern durchzogen werden, zu. Nur der Mehrzahl der Oktopoden fehlen sie, doch ist dieser Mangel ein sekundärer. Zwischen Form und Funktion der Flossen besteht ebenso wie bei den Wirbeltieren auch bei den Cephalopoden eine enge Beziehung. Nach Zahl und Lage der Flossen kann man folgende Typen unterscheiden : | ES le ann. N Luft mue- 2 Mau nn sUEÖ OLD N un Öephalopoden. 9233 - A. Nur ein Flossenpaar. a) Terminal gelegen. | 1. Zwei getrennte Flossen. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Jugendformen der Decapoden. Bei Erwachsenen seltener. 2. Flossen verschmolzen, einheitlich erscheinend. Bei der Mehrzahl der erwachsenen Decapoden. In frühen Larvenzuständen nicht bekannt. b) Infraterminal gelegen infolge starken Längenwachstums des Hinter- endes. Taonius pavo. c) In der Mitte des Körpers gelegen, und zwar entweder dorso- lateral (Loligo media) oder lateral (Cirroteuthis). d) Die ganze Länge der Körperseiten einnehmend. Sepia Or- bignyana u.v. a. B. Zwei Flossenpaare. Das vordere ist immer die ursprüngliche Terminalflosse, das rückwärtige ist eine sekundäre Bildung von verschie- dener Entstehung. Grimalditeuthis, Doratopsis. Die Mannigfaltigkeit in der Form der Flossen ist außerordentlich groß und es sind zahllose Übergänge vorhanden. Man kann folgende Typen herausgreifen: 1. Rhomboidaie oder dektoidale Terminalfiossen. Sie stehen in der Regel an einem torpedoförmigen Körper, kommen gelegentlich aber auch bolzenförmigen oder gedrungen zuckerhutförmigen Typen zu, weıun diese sich direkt von torpediformen ableiten (.Loiigo media, Octopodoteuthis sicula). 2. Herzförmige, kreisförmige, querovale bis achterförmige Terminal- und Infraterminalflossen. Sie kommen bei sehr verschieden gestalteten Arten vor, niemals aber bei torpediformen. Alle mit solchen Flossen aus- gerüsteten Typen haben eine häutige oder gallertige Körperbeschaffenheit, also offenbar eine verminderte aktive Bewegungsfähigkeit. 3. Lanzettförmige bis lorbeerblattförmige Terminalflossen. Sie kommen: nur sehr langgestreckten Typen zu. Muskelstränge fehlen in ihnen fast vollständig. Die Form ist auf zweierlei Wegen durch konvergente An- passung entstanden, einerseits durch Umformung der normalen rhomboi- dalen Endflosse, andererseits durch Neubildung an dem über die ursprüng- liche Endflosse hinaus verlängerten Körperende. 4. Schmetterlingsförmig vereinigte oder als getrennte rudimentäre Lappen entwickelte Terminaiflossen. Die Spaltung der Endflosse, wie sie bei einigen hoch spezialisierten Tiefseeformen vorkommt, erinnert sehr an den Zustand bei allen bisher bekannten Oegopsidenlarven. Daß es sich dabei aber nicht um ein Stehenbleiben auf einem larvalen Zustand, son- dern vielmehr um eine hohe Spezialisation handelt, geht aus dem inneren Bau des Körperendes von Crauchia, Teuthowenia, Liguriella etc. un- zweifelhaft hervor. 5. Schmale, laterale Flossensäume. Sepia, Octopus membranaceus usw. Die Flossensäume von Octopus und Sepia sind konvergent auf verschiedene Weise entstanden, diese aus der Endflosse, jene als Neubildung. 6. Breite, bogig abgerundete, stark ausgezackte Flossensäume. Dieser abweichende Typus ist nur durch Ctenopteryx siculus vertreten. Die > 934 Paläontologie. Muskelfasern der Flossen sind zu einzelnen Querstützen ausgebildet. Die Flosse stammt von der Terminalflosse der Larve. 7. Breite, rochenförmige Lateralflossen. Cucioteuthis, Sepioteuthis. Die Lebensweise ist wohl dieselbe, wie bei den Rochen und Schollen. S. Große, meist ovale Lateralflossen mit breiter Basis. Sepzola, KRossia, Stoloteuthis. Dieser Typus leitet sich von einem Sepia-Stadium ab. 9. Schaufelförmige Lateralflossen mit schmaler Basis. Cirroteuthis und mehrere andere Gattungen. Ableitung von einem lateralen Haut- saum, wie bei Octopus membranaceus. 10. Vier gleich große, kleine, schmale, dorsale Flossen. Yampyro teuthis infernalis. Noch nicht näher beschriebener, jedenfalls sehr isolierter Typus. 11. Alle Flossen und Flossensäume feblen. Die meisten Oktopoden. Der Funktion nach lassen sich die Flossen der Dibranchiaten in folgende Gruppen bringen: | 1. Muskulöse Terminalflossen, meist von rhomboidaler bis deltoi- daler Form. Beim langsamen Schwimmen durch Wellenbewegungen aktiv. beim schnellen Schwimmen funktionslos, um das Körperende eingerollt (? beim Herausschnellen aus dem Wasser als Fallschirm). 2. Muskelschwache und muskellose, verschieden geformte Terminal- flossen, Infraterminalflossen und Hautsäume. Ausschließlich als Balanzier- - organ. nicht einrollbar. 3. Muskulöse Lateralsäume. Beim Schwimmen durch Wellenbewe- gungen mitwirkend, beim Liegen auf dem Meeresboden zum Eingraben verwendet, beim Anheften an Felsen zur Bildung einer Saugscheibe mit- wirkend. Sepia. I 4. Muskulöse Lateralflossen mit breiter Basis. Zum Eingraben in Schlamm und Sand, zum Schwimmen durch Ausführung von Flatter- bewegungen. 5. Muskulöse Lateralflossen mit schmaler Basis. Beim Schwimmen und Graben nach jeder beliebigen Richtung schlagend, beim Schweben ausgebreitet als Balanzierorgan. 6. Muskellose, rudimentäre Flossen. Funktionslos. VI. Das Einzelleben und das Leben in Schwärmen. Die meisten Dibranchiaten scheinen gesellio zu leben, mit Aus- nahme ganz alter Individuen. Wie die Tiefseeformen sich in dieser Be- ziehung verhalten, ist allerdings nicht bekannt. B. Die Lebensweise der fossilen Dibranchiaten. I. Die bisherigen Hypothesen über die Lebensweise der Belemniten. Zitate von FErUssac und ÖRBIGNY, QUENSTEDT, JAEKRL, MENZEL, BLANCKENHORN, ÄNDREAE, WALTHER, STROMER, E. FRaas, POoMPECKT, DEECKE und Pıa. : ; II. Morphologie der Rostralbildungen bei den ver- schiedenen Dibranchiatenstämmen. Die verschieden gestalteten, niedrig kegelförmigen bis lang spindel- förmigen, kalkigen Fortsätze am Hinterende des Innenskelettes der Di- De EL ET u EEE BER Te Cephalopoden. 93, - 'branchiaten wurden bisher allgemein für homolog gehalten. So alle Belemnitenrostren, der Dorn am Schulp von Sepia und die sog. Rostren von Spirulörostra ete. Im Zusammenhang damit wurden die Belemniten als die Stammgruppe der anderen Dibranchiaten angesehen. 1. Gruppierung der Belemniten nach der Form des Embrionalrostrums. In der Systematik der Belemniten wurden bisher meistens unwesent- liche Skulpturmerkmale in den Vordergrund gestellt, der innere Bau und ‚die Ontogenie aber vernachlässigt. | Nach der Gestalt der embryonalen Anlage des Rostrums zerfallen ‚die Belemniten in zwei ganz getrennte Stämme: 1. Conirostridae Das Embryonalrostrum besteht aus einer hohl- kegelförmigen oder dütenförmigen Umhüllung des Phragmokones. Die später abgesetzten Schiehten sind so angeordnet, daß einerseits die Spitze immer mehr verlängert, andererseits das Phragmokon immer mehr um- hüllt wird. Belemnites giganteus, B. paxiliosus, B. Zieteni etc. 2. Clavirostridae. Das Embryonalrostrum besteht aus einer schlan- ken Keule, welche sich mit einer schüsselförmigen Erweiterung des Vorder- endes um die Embryonalblase des Phragmokons legt, dieses selbst aber nicht umgreift. Das tun erst die späteren Anwachsschichten. Belemnites ‚clavatus, B. semisulcatus, Hibolites, Acroteuthis etc. Das Eimnbryonalrostrum von Aulacoceras ist ähnlich gestaltet wie das der Clavirostriden. Das weitere Wachstum erfolgt aber in einer ganz anderen Weise, denn es geschieht von einer bestimmten Zone nahe dem Ende des Phragmokons aus so, dab das Rostrum nur der Dicke, nicht ‚aber der Länge nach zunimmt. Die Spitze des Embryonalrostrums bildet auch die Spitze des erwachsenen Rostrums. Aulacoceratiden und Ulavi- rostriden scheinen auf eine gemeinsame Stammform zurückzugehen, eine Ableitung dieser von jenen ist aber nicht möglich. Äußerlich gleiche Rostralformen sind also zu verschiedenen Malen auf verschiedenen Wegen durch konvergente Entwicklung entstanden. 2. Die Gattungen Cuspiteuthis und Mucroteuthrs. Die eigenartigen Spezialisationen der Rostren von Belemnites acuarius und B. giganteus machen es notwendig, für diese beiden Arten zwei neue Gattungen aufzustellen. Cuspiteuthis (n. 8.) acuarius SCHLOTH. sp. Die ontögenetische Entwicklung des im erwachsenen Zustand verhältnismäßig zur Alveole enorm langen Rostrums zerfällt in drei Phasen: 1. Nach dem Typus der Conirostriden wird ein kurzes Rostrum mit ‚glatter Oberfläche und stumpfem Ende gebildet, das eine Länge von 4—6 cm erreicht. 2. Mit scharfer Grenze bildet sich nun ein langer, dünner Spieb, der unvermittelt am Hinterende des ursprünglichen Rostrums sitzt. Er besteht aus einer äußeren Kalkhülle mit Längsfurchen und einer inneren, porösen Kalkmasse, in die von außen Kalklamellen vorspringen. > 230- Paläontologie. 3. Ist das Längenwachstum abgeschlossen, so legen sich auf die Außenschicht des Spießes weitere Kalkhüllen. Die Längsfurchen werden geglättet und der Gegensatz zwischen ursprünglichem Rostrum und Spieß allmählich ausgeglichen, so daß man schließlich äußerlich nur einen sehr langen, schlanken Kegel sieht, dessen verschiedenartiger Aufbau nicht mehr erkennbar ist. Die Art kommt im Mittel- und Oberlias vor. Ob es noch andere Spezies der Gattung gibt, müßte erst überprüft werden. Mucroteuthis ‘(n. g.) giganteus SCHLOTH. sp. Dogger £ bis e. Es lassen sich zwei Wachstumsperioden unterscheiden: 1. Das Embryonalrostrum ist zugespitzt, das weitere Wachstum er- folgt viel mehr in die Länge, als bei Cuspiteuthis. Am Ende der ersten Wachstumsperiode ist das Rostrum zuckerhutförmig, scharf zugespitzt. 2. Es bikdet sich dann auch bei dieser Art ein Spieß, der mehr oder weniger deutlich vom Rostrum abgesetzt ist und immer ein lockeres Ge- webe mit Einfaltungen der Außenschicht enthält. Es fehlt jedoch das dritte Wachstumsstadium von Cuspiteuthes, die Auflagerung einer glatten Schicht auf den Spieß. Mueroteuthrs kann angesichts der Verschiedenheit der Anfangsstadien der Rostren nicht der Nachkomme von Cuspiteuthis sein. Die Ähnlich- keit der beiden Gattungen beruht nur auf Konvergenz. 3. Die Belopteriden. Belopterina Levesquei FER. et ORB. Suessonien (Untereocän) von Frankreich, Flandern und England. Beloptera belemnitordea Buaınv. Lutetien (Mitteleocän) von Eng- land, Belgien und Frankreich. Vasseuria occidentalis Mun.-CHuaLm. Lutetien von Frankreich und Italien. Wie LERICHE gezeigt hat, ist Vasseuria das Phragmokon und Belosepiella das Rostrum ein und derselben Art. Die drei genannten Arten bilden in der Reihenfolge, in der sie an- geführt wurden, eine sehr deutliche Anpassungsreihe mit eigentümlichen Spezialisations- und Reduktionserscheinungen am Rostrum. Die Familie hat nur eine geringe Lebensdauer und scheint stets selten gewesen zu sein. 4. Die Belemnoteuthiden. Hierher gehören folgende Gattungen: Phragmoteuthis MoJs. Obere alpine Trias. Belemnoteuthis Prarcr. Oberer Lias bis. oberer Dogger. England und Deutschland. | Ostracoteuthis Zırt. Oberer Malm Bayerns. Zu dieser Gattung ist auch „Acanthoteuthis speziosa“ Ans. zu stellen. Daß diese Art der Phrag- mokon von Belemnoteuthis semisulcatus sei, wie ANGERMANN Zu beweisen - versucht, scheint dem Verf. aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Belemmoteuthis antigua zeigt auf der Dorsalseite eine Längsfurche, begleitet von zwei gerundeten, nach vorne divergierenden Kielen. Diese Skulptur steht wahrscheinlich mit einer Faltenbildung im Mantel im Cephalopoden. - 237 - Zusaınmenhang. In der Körperform stimmt Belemnoteuthis mit rezenten Arten wie Illex vllecebrosus überein. Daher dürfte auch die jurassiscle Art sicher ein terminales Flossenpaar getragen haben. Als Ansatz für dasselbe diente höchst wahrscheinlich die erwähnte Längsfurche. Sie ist sicher mit der von Ostracoteuthis homolog. | Die bisherige Annahme, daß die Belemnoteuthiden von den Belem- niten abstammen, ist aus stratigraphischen und morphologischen Gründen unrichtig. Es scheint sich vielmehr um zwei frühzeitig divergierende Stämme aus einer gemeinsamen Wurzel zu handeln. 5. Diploconus belemnitoides Zimt. Die Art gehört wahrscheinlich zum Stamm der Belemnoteuthiden. Ob Belemnoteuthis excavatus PHILL., BD. calcar PritL. und B. dens Sımes.. die im Längsschnitt eine. ähnliche Gestalt aufweisen, mit Diploconus näher verwandt sind, ist derzeit nicht zu entscheiden. Auch die Bestim- anung des D. (?) striatus Rassmuss ist unsicher. 6. Spirulirostra. Das Rostrum von Spirulirostra ist wegen seines ganz verschiedenen Verhältnisses zum Phragmokon sicher kein Homologon des Belemniten- rostrums. Es hat nur dieselbe Funktion. Es ist unmöglich, Spirulirostra von den Belemniten abzuleiten. Die Gattung reicht vom Untereocän bis. in das Untermiocän. 7. Belosepia. Eocän. Auch diese Gattung kann nicht von den Belemniten abgeleitet werden, da der Sporn ihres Skelettes mit dem Rostrum der Belemniten nicht homolog ist. Funktionell entspricht er dem Rostrum von Spirulirostra. 8. Sepia. Obereocän bis Gegenwart. Das Rostrum dieser Gattung ist dem von Belosepia sicherlich homolog. Verf. hält es aus verschiedenen Grün- den für ein Oriment, nicht für ein Rudiment. Die Funktion ist aller- dings noch unbekannt. III. Wird das Gewicht des Belemnitenrostrums durch den Gasbehälter des Phragmokons ausgeglichen? Die älteren Autoren waren durchweg der Ansicht, daß das Rostrum durch den Phragmokon getragen wurde. Erst JAEKEL vertrat die "These, daß die Belemniten durch das Gewicht des Rostrums auf dem Meeres- boden festgehalten wurden. Auch darüber, ob die Belemniten mit hori- zontaler oder vertikaler Körperachse. schwammen, gehen die Meinungen auseinander. Ing. F. Harrer hat für den Verf. rechnerisch das Verhält- nis zwischen Gewicht des Rostrums und Auftrieb des Phragmokons unter- sucht. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß das Gewicht des Rostrums eines von QUENSTEDT abgebildeten Belemnoteuthis elongatus mit vollständig erhaltenem Phragmokon 22 g, der Auftrieb der Luftkammern 45 g betrug, Wir müssen daher annehmen, daß das Belemnitentier diesen Auftrieb z. T. ausschalten konnte, da es ja kaum stets an der Meeresoberfläche schwamm. Harrer glaubt, daß dies durch teilweises Füllen der Luft- kammern mit Wasser geschah. | » -238- Paläontologie. IV. Ermittlung der Lebensweise der fossilen Di- branchiaten. Die Belemniten waren unzweifelhaft im Jura und in der Unterkreide sehr häufig, wenn die Massenhaftigkeit ihres fossilen Vorkommens auch teilweise auf ihrer sehr günstigen Erhaltungsfähigkeit beruht. Die recht vollkommenen Reste, die wir von einigen Belemnitenarten kennen, ermöglichen es uns, die Körperform auch der Typen zu rekon- struieren, von denen nur das Skelett erhalten ist. Die meisten Belem- niten waren langgestreckt kegel- bis torpedoförmig, mit scharfer Körper- spitze, einige sogar außerordentlich verlängert, wie Ariphoteuthis elongata und Cuspiteuthis acuarius. Durch Vergleich mit den rezenten Dibranchiaten ergibt sich, daß die torpediformen Belemniten eine rhomboidale bis deltoi- dale Terminalflosse von mäßiger Größe hatten, die dem Mantel dorsal angesetzt war. Laterale Flossensäume oder eine vertikale Flosse, die den Belemniten öfter zugeschrieben wurden, fehlten bestimmt. Als Ansatz- stellen der Flossen sind die Dorsolateralfurchen vieler Belemnitenrostren zu deuten. Folgende Parallelen in der Anpassungsform zwischen fossilen und rezenten Dibranchiaten. lassen sich bereits feststellen: 1. Die schlank keulenförmigen, hastaten Belemniten erinnern sehr an das Körperende der lebenden Gattung Chirothauma. Diese Gattung hat hinter den infraterminalen Dorsolateralflossen ventrolaterale Haut- säume. Es ist anzunehmen, daß die Ventralfurche, die bei den Hastati besonders scharf ausgeprägt ist, auch einer solchen sekundären Flosse zum Ansatz diente, und daß diese Belemniten dieselbe Lebensweise wie Chiro- thauma hatten. D.h. sie waren Planktonten mit sehr reduzierter Eigen- bewegung. 2. Cuspiteuthis wird mit Loligo media verglichen, einer Art, bei der die Flossen durch die starke Verlängerung des Körperendes nach vorne gerückt, aber muskulös sind, und die ein kräftiger Schwimmer ist. Das Fehlen der Dorsolateralfurchen auf dem Rostrum von Cuspeteuthis er- klärt sich durch die weit nach vorne verschobene Stellung der Flossen. Ventrolateralflossen fehlten. 3. Die Belemnoteuthiden schließen sich im Anpassungstypus an die torpediforme Stenoteuthis Bartrami an. Die divergierenden Kiele auf dem Phragmokon von Belemnoteuthis dienten den Terminalflossen zum Ansatz. 4. Die Belemniten aus der Gruppe der Conophori lassen sich mit Ancistroteuthis vergleichen. Die Terminalflosse bei dieser ebenso wie die Dorsalfurche bei jenen reicht sehr weit nach vorne. 5. Enorm langgestreckt ist das Skelett von Xephoteuthis elongata. Diese Form erinnert an die stabförmige Doratopsis vermicularıs und in Analogie mit dieser rezenten Art sind auch die Flossen zu ergänzen. 6. Palaeoctopus entspricht in seiner Körpergestalt und seinen Flossen am besten den Crauchiiden. Die Luftkammern im Gladius des rezenten Ohirothauma imperator sind. dem Phragmokon fossiler Dibranchiaten nicht homolog, wie CHun glaubt- Cephalopoden. -239 - Der Spieß dieser Art ist eine Neuerwerbung. Es handelt sich auch hier nur um eine Konvergenzerscheinung:. Zur Klärung der Frage nach der Funktion des Rostrums, die bisher sehr verschieden beantwortet wurde, gibt Verf. zunächst eine Zusammen- stellung über Rostralbildungen bei verschiedenen rezenten und fossilen Tieren. Weitaus die meisten rostrumtragenden Typen sind Grundbewohner. Bei den Fischen funktioniert das Rostrum meistens als Pflugschnauze, zum Durchstöbern des weichen Bodens nach Nahrung. Dasselbe gilt von Eurhinosaurus und Eurhinodelphis. Dagegen dient es bei den Arthro- poden als Grabstachel, zum Eingraben in den Boden. Das Rostrum des Schwertfisches (Histiophorus gladius) und wahrscheinlich noch einiger anderer Arten wird als Angriffswaffe verwendet. Nur bei den Dibranchiaten finden wir in der Gegenwart noch eine vierte Verwendung des Rostrums, nämlich als Schwebeapparat. In bezug auf die Funktion des Rostrums der fossilen Dibranchiaten müssen wir wieder mehrere Fälle unterscheiden: 1. Die große Ähnlichkeit zwischen dem Körperende von Chirothauma und manchen Belemnitenrostren führt zu der Annahme, daß die Hastati, Hibolites ete. eine planktonische Lebensweise führten und daß ihr Rostrum ‚ein Schwebeapparat war. 2. Das Rostrum der rezenten Sepien dient als Grabstachel. Die- selbe Funktion hatte auch das Rostrum von Belosepia und Spirulirostra. 3. Die Rostren von COuspiteuthis und Mucroteuthis dürfen wir in ihrem ersten Entwicklungsstadium wohl auch als Grabstachel deuten. Dem plötzlichen Wechsel in der Art des Wachstums muß aber offenbar auch ein Funktionswechsel entsprochen haben. Zur Aufklärung desselben kann die Analogie mit Loligo media führen. Das Rostrum dieser Art scheint die Aufgabe zu haben, die Zostera-Wälder zu durchpflügen und Beutetiere aus ihnen aufzustöbern. Dieselbe Funktion muß auch das Rostrum er- wachsener Exemplare der obengenannten Belemnitengattungen haben. Damit stimmt auch das Vorkommen in schwarzen Schiefern überein. 4. Es bleibt uns jetzt noch die Hauptmasse der Belemniten, vom Typus des Belemnoteuthis paxillosus. Diese Form des Rostrums ist von mehreren Stämmen durch Konvergenz erreicht worden. KRostren dieses Typus scheinen als Grabstachel benützt worden zu sein. Belemniten rostren sind am Ende häufig abgewetzt und in einigen Fällen spricht die Art der Ab- nützung deutlich dafür, daß sie bereits während des Lebens erfolgte. B. paxillosus und seine Verwandten hatten zeitlebens eine benthonische Lebensweise, während Acroteuthis und Aulacoteuthis, die im erwachsenen Zustand den Paxillosen gleichen, nach der Gestalt ihres Embrionalrostrums in der Jugend eine planktonische Lebensweise gehabt haben müssen. 5. Das Rostrum der Belopteriden kann weder ein Grabstachel noch ein Pflug gewesen sein, sondern wahrscheinlich der Träger schwacher, getrennter, nicht einrollbarer Terminalflossen. Der Körper dieser Tiere war vermutlich globiform und sie lebten planktonisch wie die Crauchiiden ‘der Gegenwart. —_ AN = Paläontologie. Auf Grund der allgemeinen Körperform läßt sich erschließen, daß -die Belemniten sich mittels des Trichters fortbewegten. Da mehrere Belemniten Fanghaken an den Armen hatten, wie solche in der Gegen- ‘wart nur kräftigen Räubern zukommen, müssen wir uns vorstellen, daß sie auf größere Tiere Jagd machten. Wir haben es also jedenfalls mit schnellen Schwimmern zu tun. Anders verhält es sich freilich mit dem Typus des Belemnoteuthis semisulcatus. Diese Formen haben wir als planktonisch erkannt. Die Gattungen Belosepia, Spirulirostra und ver- schiedene der phylogenetisch ältesten Belemniten waren Grundbewohner, ‚die sich nur auf der Flucht rasch bewegten. Palaeoctopus verhielt sich schwebend und langsam schwimmend. Ob er gelegentlich auch auf dem Boden kroch, läßt sich nicht nachweisen. Die Körperachse der Belemniten stand beim Schwimmen mittels des Trichters wie bei den rezenten Cephalopoden gewöhnlich parallel zur Fortbewegungsrichtung. Auch die planktonischen Arten schwebten mit horizontaler Achse im Wasser. Daß unter den bekannten Belemniten keine Tiefseebewohner sind, ‚geht daraus hervor, daß sie ein massives Innenskelett und — wenigstens ‚in einigen Fällen — einen Tintenbeutei hatten. Die Mehrzahl der Belem- niten hat nach der Art ihrer Anpassung und nach dem Gestein, in dem ‚sie vorwiegend gefunden werden, schlammig-sandige Gründe in nicht zu großer Tiefe bewohnt. Übrigens muß man bei Schlüssen aus dem Vor- kommen von Fossilien auf ihren ehemaligen Wohnort sehr vorsichtig sein und Wohnort, Todesort und Begräbnisort gut unterscheiden. So scheinen ‚die zahlreichen Rostren der sog. „Belemniten-Schlachtfelder“ des deut- schen Lias erst nach dem Tode eingeschwemmt worden zu sein. Aus Analogie mit den lebenden Arten werden wir für die nekto- nischen oder nektobenthonischen und planktonischen fossilen Dibranchiaten ‚ein Leben in großen Schwärmen anzunehmen haben. Rein benthonische ‚Arten, die in der Gegenwart einzeln zu leben pflegen, sind unter den fossilen Dibranchiaten bisher nicht nachzuweisen. Direkte Beobachtungen über die Nahrung fossiler Dibranchiaten ‚liegen nur für Geoteuthis vor, in deren Magen Fischreste gefunden wur- den. Für die Belemniten sind wir auf Schlüsse angewiesen. Die Belem- niten hatten 6 Arme mit kräftigen Fanghaken. Tentakeln waren keine vorhanden, denn’es kommt unter den rezenten Dibranchiaten nicht vor. ‚daß die Arme Haken tragen, die Tentakeln aber nicht. Man müßte daher die Haken der Tentakeln kennen. Hakentragende Dibranchiaten sind ‚makrophag und nähren sich vorwiegend von Fischen, Krebsen und Me- dusen. Das gleiche wird also auch von den Belemniten gelten. Aller- ‚dings wissen wir nicht, ob alle Belemniten Fanghaken hatten. Auch ‘können wir noch nicht entscheiden, ob die planktonischen Arten makrophag oder mikrophag waren, denn in der Gegenwart kommt beides vor. Wichtig für die Beurteilung der Lebensweise sind die Verletzungen der Belemnitenrostren. Schnitte durch pathologisch deformierte Rostren ‚von Hibolites subfusiformis Rasp. ergeben, daß die Ursache der abnormen m — —m ee na nn la a Se Cephalopoden. -241 - Form stets in einer in sehr früher Jugend erlittenen Verletzung des Hinterendes liegt. Nur schwere Verletzungen führen zu einer dauernden Entstellung, während leichtere durch die späteren Anwachsschichten vollkommen ausgeglichen werden. Ähnliche Erscheinungen sind auch bei mehreren Arten von Duvalia häufig, während sie bei anderen Belem- nitengruppen nur selten vorkommen. Das Rostrum der Duvalien wird nach dem Typus der Ulavirostriden angelegt, erhält aber beim späteren Wachstum eine unregelmäßige, plumpe Form. Darin liegt ein Hinweis auf einen Wechsel der Lebensweise im Laufe der Ontogenie. Die Rostrum- frakturen können nur durch .Anstoßen an den Meeresboden zustande ge- kommen sein, wie näher auseinandergesetzt wird. Die genannten Duvalien und Hiboliten waren, wie die Form des Embrionalrostrums beweist, in der Jugend planktonisch. In einem bestimmten Zeitpunkt gingen sie zu einer benthonischen Lebensweise über, und zwar zu einer Zeit, als das Rostrum noch relativ zart und gebrechlich war. V. Die Rekonstruktion des Belemnitentieres, Es werden zunächst die Rekonstruktionsversuche von BUCKLAND, ÖRBIGNY, OWEN, HuxLey, PnrıtLips, OÖ. Fraas, QUENSTEDT, E. Fraas, POHLIG und STROMER wiedergegeben und besprochen. Dann geht Verf. zur Ausführung der Rekonstruktion einiger Belemnitentypen über. Denn natürlich hatten die Belemniten nicht alle eine einheitliche Körpergestalt. Die allgemeine Form des Körpers und der Flossen von Cuspiteuthis acuarius, Belemnites semihastatus und B. spinatus ergibt sich schon aus früheren Erörterungen. Die Augen waren nicht vergrößert und standen lateral. Das Vorhandensein von 6 hakenbewehrten Armen ist durch die Untersuchungen Ürıck’s sichergestellt. Tentakeln fehlten. Die Färbung dürfte bei den benthonischen Arten vorwiegend orange- bis karminrot, bei den planktonischen vielleicht violett oder gelk, im übrigen aber sicher ebenso mannigfaltig wie bei den lebenden Formen gewesen sein. Auch die Zahl der verschiedenen Körpertypen war gewiß eine große. C. Die phylogenetische Bedeutung der Armzahl der Dibranchiaten. Fast alle Autoren stimmen darin überein, daß die Belemniten als die Vorfahren der lebenden Dibranchiaten zu betrachten sind, daß also das Innenskelett eine Reduktion erfahren hat. Es haben jedoch schon die vorhergehenden morphologischen Untersuchungen ergeben. dab die Skelette der Belemniten, der Sepien, von Spirulirostra etc. keineswegs homolog sind. Ebenso wurde früher allgemein angenommen, daß die ursprüngliche Armzahl aller Dibranchiaten 10 sei, und daß die geringere Zahl bei den Oktopoden durch Verlust der Tentakeln zu erklären sei. Erst CRick hat gezeigt, daß die Belemniten nur 3 mit je 2 Hakenreihen bewaffnete Armpaare gehabt haben, von denen das mittlere das längste war. Da- gegen trug Belemnoteuthis 10 Arme. Die Ontogenie der rezenten Dibranchiaten ist zwar erst ungenügeni bekannt, aber schon jetzt zeigt sich ein sehr wichtiger, durchgreifender N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. 4 | { | - 242 - Paläontologie. Gegensatz zwischen der Entwicklung der Arme bei den Oegopsiden, MHyc- psiden und Oktopoden. 3 Bei den Oegopsiden treten in den frühesten bekannten Larven- zuständen 3 Armpaare auf, deren .unterstes das längste ist und später zum Tentakelpaar wird, während das oberste stets das kürzeste ist. Das nächste Armpaar wird unmittelbar oberhalb der Tentakeln, das letzte unterhalb derselben angelegt. | Die Myopsidenlarve hat ebenfalls zuerst 3 Armpaare. Das längste ist das mittlere, das sich zum Tentakelpaar entwickelt. Das 4. und 5. Armpaar werden dorsal oberhalb der jeweils schon vorhandenen angelegt. Es ergibt sich also folgende Übersicht: Armpaare nach der Reihenfolge des Auftretens. nach unten N | Armpaare von oben | | Oegopsiden | Myopsiden 1 1 | 3 a 1 | 2 ee Dun, And \ 4 Tentakel | 1 | 4a 5 | 3 | 1 Die Zehnzahl der Arme ist also bei diesen beiden Gruppen auf ganz verschiedene Weise zustande gekommen und kann nur dadurch erklärt werden, daß sie sich in beiden selbständig aus einem gemeinsamen sechs- füßigen Ahnenstadium herausgebildet hat. Die Tentakeln sind in den beiden Gruppen der Anlage nach nicht homolog. Daß sie trotzdem an erselben Stelle liegen, mub einen noch nicht aufgeklärteu funktionellen Grund haben. Die Zahl und das Längenverhältnis der Arme bei den Larven der Oegopsiden und Myopsiden stimmt mit der bei den Belemniten auffallend überein. Die geringe Zahl von 6 Armen ist daher offenbar primitiv und die Zehnzahl eine sekundäre Erwerbung. Freilich wird dadurch noch keineswegs bewiesen, daß die Oegopsiden und Myopsiden von den Belem- niten abstammen. | Die Achtzahl der Arme bei den Oktopoden wurde bisher allgemein als durch den Verlust der Tentakeln entstanden angesehen. Wahrschein- lich ist diese Ansicht richtig, obwohl sie nicht die einzig mögliche ist. Der Verlust der Tentakeln erfolgte, wie bei verschiedenen Oegopsiden, durch Annahme einer planktonischen Lebensweise, auf die auch die bursi- forme Gestalt des Mantels zurückzuführen ist. Später gingen die Okto- poden zu einer kriechenden Fortbewegungsart über. Die 4 Armpaare werden bei Embrionen von Octopus gleichzeitig angelegt. Cephalopoden, SAFE Der außerordentliche Fortsehritt in der Methode, der durch Apkn’s Buch gegeben ist, und der durch das Hypothetische, das vielen seiner Schlußfolgerungen noch anhaften mag, durchaus nicht beeinträchtigt wird, ist so in die Augen springend, daß es fast müßig erscheint, eigens auf ihn hinzuweisen. Es ist gar kein Zweifel, daß die vom Verf. verfolgte etho- logische Forschungsweise die einzige ist, die eine wissenschaftlich be- gründete Erkenntnis der Gestalt und Lebensweise der fossilen Tiere vermittelt. Eine eingehende kritische Besprechung der vom Verf. niedergelegten Anschauungen wird mir gegenwärtig dadurch unmöglich gemacht, daß- mir im Feld die elementarsten Literaturbehelfe mangeln. Ich muß mich daher auf kurze Bemerkungen über wenige Punkte beschränken: 1. Verf. scheint mir in manchen Fällen dadurch irregeleitet, daß er - die Genauigkeit überschätzt, die bei älteren Abbildungen überhaupt beab- siehtigt war. So würde ich nach meinen Erfahrungen nicht zu viel Wert auf die Darstellung der Anwachsschichten bei PHıLLıps legen (p. 156 Anm: ;: ähnliches gilt auch von der Besprechung der Orgıcny’schen Abbildungen von Spirulirostra p. 157). Was speziell die älteren Rekonstruktionen vetrifft, so sind diese oft wohl weniger als Bilder, sondern vielmehr als- Schemen aufzufassen, die hauptsächlich dazu dienen sollten, die Lage des- Skelettes im Körper zu verdeutlichen. Über Merkmale, wie die Länge der Arme, die Größe der Saugnäpfe etc. sollte durch sie wohl überhaupt keine bestimmte Ansicht ausgedrückt werden. Manche Absonderlichkeiten- der älteren Darstellungen mögen auch einfach auf zeichnerischeim Unver- mögen beruhen, ein Umstand, den Verf. bei der außerordentlichen Leichtig- keit und Sicherheit, mit der er selbst seine Meinung durch eine Zeichnung wiedergibt, besonders leicht übersehen mag. 2. Die Ausführungen über die systematische Gruppierung der Belem- niten sind geeignet, bei einer Revision dieser Grüppe als außerordentlich. fruchtbare Anregungen zu dienen. Mein mit aufrichtigem Dank verehrter Lehrer wird es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich trotzdem meine, dab man an der Art, wie er die systematischen Fragen in Angriff nimmt,. seine vorwiegende Beschäftigung mit Wirbeltieren herausmerkt. Bei den Wirbeltieren haben wir über den systematischen Wert der einzelnen Merkmale meistens — wenn auch durchaus nicht immer — schon ein recht wohl begründetes Urteile Wenn wir daher beim Vergleich zweier Formen gewisse Unterschiede feststellen, so vermögen wir daraus oft mit sroßer Sicherheit weitreichende systematische Schlüsse abzuleiten. Ich möchte diese Methode in der Systematik eine deduktive nennen. Bei den Wirbellosen dagegen, und besonders bei ihren fossilen Vertretern, muß der systematische Wert fast jedes Merkmales erst ermittelt werden. Die Gliederung einer Formengruppe kann hier mit einiger Sicherheit nur auf induktivem Weg erfolgen, indem man von der ganzen vorliegenden Formenmannigfaltigkeit ein anschauliches Bild zu gewinnen und die ‚Gruppen, in die diese Mannigfaltigkeit zerfällt, mehr zu sehen als zu erschließen trachtet. Die Definitionen der systematischen Einheiten und 2944 Paläontologie. ‚der systematische Wert der einzelnen Merkmale können aus der so ge- wonnenen Gruppierung erst nachträglich abgeleitet werden. In diesem Sinn müßten selbst embryologische Merkmale, wie sie z. B. zur Trennung von Quspiteuihis und Mucroteuthis führen, erst überprüft werden. 3. Die Ausführungen über die Funktionen des Rostrums der ver- schiedenen Belemnitentypen haben den Ref. in mehreren Punkten noch nicht ganz überzeugt. Zunächst scheint mir die eigentümliche Struktur des Rostrums doch allzu deutlich darauf hinzuweisen, daß dieses Organ nicht auf Festigkeit, sondern auf Gewicht gebaut ist. Den Bau, den wir nach unseren sonstigen Erfahrungen über die Zweckmäßigkeit der Struktur von Knochen und ähnlichen Hartteilen bei einem in erster Linie auf ‚Festigkeit beanspruchten Rostrum erwarten müßten, weist eigentlich nur der Spieß von Mueroteuthis auf. Besonders die Deutung der Funktion des Rostrums der hastaten Belemniten besagt schließlich, daß wir einen ‚Stein als Schwebeapparat anzusehen hätten. Ob die allerdings verblüffende Ähnlichkeit zwischen diesen Rostren und dem Körperende von Chiro- ‚thauma nicht doch nur eine zufällige sein könnte? [Es sei mir gestattet, hier einige Worte über den Begriff des Schwebeapparates einzufügen. Ein solcher soll bekanntlich die Funktion haben, das Untersinken im Wasser zu verhindern, oder richtiger gesagt, durch Vergrößerung der Reibung zu verlangsamen. Man frägt sich aber unwillkürlich, warum denn die Planktonorganismen überhaupt schwerer ‚als ihr Medium sind. Warum ist es der Natur sozusagen nicht gelungen. sie mit ihrem Medium ganz in das Gleichgewicht zu bringen? Gibt es ‚keine Formen, die leichter als das Seewasser sind? Haben diese keine Schwebeapparate? Ich glaube, wir kommen einem Verständnis näher, wenn wir die Sache anders betrachten. Bekanntlich haben die meisten ‚Meerestiere die Fähigkeit, ihr spezifisches Gewicht zu ändern und dadurch im Wasser auf und ab zu steigen. Es ist aber auch bekannt, daß ein in einem Medium frei schwebender Körper gegen Störungen des Gleich- .gewichtes ganz außerordentlich empfindlich ist. Im Wasser gilt dies noch mehr als in der Luft, da die Dichte sich hier mit der Tiefe nur sehr ‚wenig ändert, so daß der schwebende Körper nicht durch seine Bewegung selbst wieder in das Gleichgewicht kommt. Es ist entschieden anzunehmen, ‚daß auch die Planktontiere nie vollständig im Gleichgewicht sind, sondern infolge eines geringen Fehlers in der Einstellung ihres spezifischen Ge- 'wichtes auch dann, wenn sie nicht wollen, langsam steigen oder sinken. ‘Um also in einer gewissen Tiefenzone zu bleiben, müssen sie ihren. Zu- stand von Zeit zu Zeit aktiv ändern. Die Schwebeapparate dürften den ‚Zweck haben, die aus den kleinen Fehlern des Gleichgewichts entsprin- genden Bewegungen zu verlangsamen und so das Verbleiben in einer bestimmten Zone weniger mühsam zu gestalten. Sie haben meiner Mei- nung nach ebenso dem Aufsteigen als dem Untersinken entgegenzuwirken. Die Ausführungen über die Schwimmfähigkeit der Belemniten scheinen :mir für die Lösung des Problems in mehrfacher Hinsicht nicht zu genügen. ‚Zunächst ist nicht von vornherein einleuchtend, ob das Gewicht des Cephalopoden. -945- Phragmokons wirklich so gering ist, daß es vernachlässigt werden darf. Dann wäre es wünschenswert gewesen, mehrere Arten der Berechnung zu unterwerfen, um zu sehen, ob zwischen Gewicht des Rostrums und Größe des Phragmokons irgendwelche gesetzmäßige Beziehungen bestehen, wie wohi anzunehmen wäre, wenn stets ein Gleichgewicht erzielt werden soll. Die Vermutung, daß ein Teil der Luftkammern mit Wasser gefüllt wer- den kann, wurde auch für Nautilus wiederholt ausgesprochen, ist aber‘ gegenwärtig ziemlich aufgegeben, da keinerlei Einrichtungen nachweisbar sind, die einen solchen Vorgang ermöglichen würden. Besonders bedauert habe ich schließlich, daß das Drehmoment, das notwendig auftreten muß, da der Schwerpunkt des vom Skelett verdrängten Wassers offenbar viel weiter vorne liegt, als der Schwerpunkt der Kalkmasse, nicht näher rech- nerisch untersucht wurde. Vorläufig bleibt für mich die schon von mehreren Autoren hervorgehobene Tatsache bestehen, daß ein im Wasser schwebender Belemnit unbedingt mit dem Rostrum nach abwärts hängen mußte, wenn er diese Lage nicht durch aktive Bewegungen hinderte. Der Satz auf p. 198, letzter Abschnitt, kann also durchaus noch nicht ‘als gesichert gelten. Auf die Gefahr hin, mir mit Recht den Vorwurf einer gewissen Phantasterei zuzuziehen, möchte ich doch einige Gedanken, die sich mir" angesichts dieser Schwierigkeit aufgedrängt haben, nicht unerwähnt lassen. Nehmen wir im Anschluß an AgerL’s Darlegungen an, dab das Rostrum vieler Belemniten als ein Pflug zum Durchstöbern des weichen Meeres- bodens gedient hätte, so müßte die Stellung des Tieres dabei eine schräge: gewesen sein. Das oben erwähnte Drehmoment hätte diese Stellung von selbst gesichert und das Rostrum in zweckmäßiger Weise leicht gegen: den Boden gedrückt, Bei der Flucht hätte ein Schlag der Terminalflossen genügt, das Rostrum vom Boden abzuheben. Wurden diese Flossen beim weiteren Schwimmen leicht verdreht, so konnten sie — nicht unähnlich dem vorderen Höhensteuer älterer Äroplantypen — den Körper so lange als nötig horizontal halten. Vielleicht dürfen wir die Vergrößerung und. Verdickung des Proostracums von Xiphoteuthis (vgl. p. 176) als eine Vorkehrung ansehen, den Schwerpunkt des Skelettes bei einer Form, die das Wühlen im Schlamm aufgegeben hatte, mehr nach vorne zu ver- legen, und so das mehrfach erwähnte Drehmoment zum Verschwinden zu bringen? 4. Meine Ansicht über das sog. Dorno’sche Gesetz der Nichtumkehr- barkeit der Entwicklung habe ich in meiner Arbeit über Oxynoticeras dargelegt. Wie dort näher auseinandergesetzt ist, bezweifle ich weder die Tatsachen, auf denen es beruht, noch seinen außerordentlichen heu- ristischen Wert, nur scheint mir der Formulierung als Gesetz irgendwie die Idee zugrunde zu liegen, daß ein Organismus bei der Rückkehr zu einer einmal aufgegebenen Lebensweise eine Tendenz hat, eher den ehe- maligen Bau seiner Organe als einen beliebigen anderen, ebenfalls funk- 'tionsgemäßen anzunehmen, so daß dieser Tendenz durch ein eigenes Gesetz. entgegengewirkt werden muß. * q > z926- Paläontologie. Zuletzt möchte ich nur nochmals wiederholen, daß das Studium von Aser's Werk jeden Paläontologen, der sich mit Cephalopoden beschäftigt, ‘in der schätzenswertesten Weise fördern wird, schon allein durch die _ ‚bessere Vorstellung von der Formenfülle und den Lebensgewohnheiten ‚der rezenten Dibranchiaten, die er daraus schöpfen wird und die man sich bei allen Betrachtungen auch über Ammoniten stets wird vor Augen ‚halten müssen. ER J. v. Pia. Brachiopoden. R. Wedekind: Über Stringocephalus Burtini und ver- wandte Formen. (Nachr. k. Ges. d. Wiss. Göttingen. Math.-phys. Kl. 1917. 1—9.) Die interessante Studie bringt endlich Klarheit über die inneren ‘Schalenverhältnisse von Stringocephalus Burtini: Morphogenetisch von Bedeutung ist der Nachweis einer echten Area in der Dorsalklappe,. welche Area vollkommen nach innen verlagert ist. Daneben ist eine Schloßplatte vorhanden. Der genauere Verlauf des ancylopegmaten Brachidiums konnte festgestellt werden. Das Zusammenstoßen der Primärlamellen ohne vor- heriges Zurückbiegen ist ein Charakter, der der Familie der Centronellidae eignet. Kritische Untersuchungen des Verf.’s an Arten der Gattung New- .berria Hau führen zu folgendem Schluß: Bei den älteren Centronelliden (Centronella, Renssellaria) ist das Brachidium relativ kurz und reicht etwa nur bis zur Mitte des Schalenhohlraumes. Die Primärlamellen stoßen in einer Mediannaht zusammen. Bei Newberria sind die Primärlamellen verlängert und stossen ohne Naht zusammen. Hier würde sich Stringo- cephalus als Modifikation mit verlängerten Cruren anschließen. Somit wäre Stringocephalus als ein Vertreter der Centronellidae aufzufassen!. Die Centronelliden werden nach dem Bau von Enantiosphen als Abkömmlinge ‚der Pentameracea bezeichnet. A. Born. ! Zur Bekräftigung der Deutung von Stringocephalus als Oentronellide ‚wäre es nötig gewesen, zu zeigen, wie die Stielöffnung vom Wirbel (bei Newberria) in das Deltarium (bei Stringocephalus) verlagert wurde. [Der Herausgeber.) N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. R. Brauns: Einige Mitteilungen über Fa Taf. Il. Carl Ebner, Stuttgart. Juarz. Ü . ” x rue a N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1919. Tat, I, 2 Carl Ebner, Stuttgart. R. Brauns: Einige Mitteilungen über Quarz. fe 4 RENTE ENTE EEE NE 5 h w E. Schweizerb Schweizerbart’sche Verlagshagtnaptlung een De) in al enEr PALAEONTOGRAPHICA. Beiträge zur Naturgeschichte der Vorzeit, Herausgegeben von Prof. Dr. J. F. Pompeckj in Berlin. Bisher erschienen 62 Bände 4° im Umfange von je ca. 40 Bogen Text und. 28 Tafeln. Preis von Band 63 ab a Mk. 86.—. Die Abhandlungen sind auch einzeln zu haben. Im Nachstehenden führen wir eine Anzahl der in der letzten Zeit erschienenen Arbeiten an: Krumbeck, L.: Obere Trias von Buru und Misöl. (Die Fogischichten und Asphaltschiefer West-Burus und der Athyridenkalk des Misöl-Archipels.) 204 Bogen mit 11 Tafeln und 11 Textfiguren.. . . . . Preis Mk. 40,—. Andr&e, K.: Weiteres über das carbonische Arehro, straken-Genus Arthropleura Jorpan. 2 Bogen mit 1 Tafel . 2 Ba 9 Felix, J.: Die fossilen Anthdzoon aus der Dinar eong von Trinil. 7 Bogen mit 4 Tafeln und 3 Text- figuren . 5 „.16.— ‘ Fraas, E.: Neue hedehten. aus ‘ \eltwühischen Hess 21 Bogen mit 7 Tafeln und 5 Textfiguren „, „ 13- Schmidt, Ernst Wilh.: Die Arieten des unteren Lias ‘von Harzburg. 5 Bogen mit 7 N 4 Loben- tafeln und 5 Textfiguren‘.. . . . RESE & »..20.—. Brandes, Theod.: Plesiosauriden aus dam ale en Dias von Halberstadt. 2 Bogen mit 2 Tafeln und ee ID. Loesch, Karl C. v.: Die Nautilen des weißen Jura. 1 Tel... 11a on mit 6 Tafeln und 8 Textfiguren „, „238. — Boehnke, Kunibert: Die Stromatoporen der nordischen Silurgeschiebe in Norddeutschland und in Holland. 54 Bogen mit 3 Tafeln und 35 Textfiguren. .. „ „.14.— Krenkel, E.: Monographie der Kelloway-Fauna von Po- pilani in Westrußland. 22 Bogen mit 10 Tafeln und 26 Textfiguren. . - . : \ „.48.—. Huene, Fr. v.: Beiträge zur Kenntnis der Hehthyosalırier im deutschen Muschelkalk. 81 Bogen mit 7 Tafeln, 96 Textfiguren und 1 Textbeilage , . . . : » A „.24,— Salfeld, Hans: Monographie der Gattung Hingstendia (gen. novy.). 2 Bogen mit 6 Tafeln und 1 Textfigur „ „.12.— Wedekind, R.: Die Genera der Palaeoammonoidea (Goniatiten).. 124 Bogen mit 9 Tafeln und 54 Text- HOUTeBE a. NT NTOR nis RI „.. 30.— - Kräusel, R.: Die fossilen Koniferenhölger (inter Ale schluß von Araucarioxylon Kraus) 12 Bogen’. 2, n,. 28. —= Obige Preise erhöhen sich noch um ca. 30%, Verlegeraufschlag. — Neues: En ahrbuclig e Beilage-Hand XLII Heft i \ . Mit 22 Tabellen und 29 Textfiguren. — Preis 18. Se " ol Georg: ‘Ueber die Natur des Wassers in den Zeo 22 Tabellen und 16 Textfiguren.) 64 gi Bis Diener, C.: Die Bedeutung der a für die , ‚ messung in der AIG, ‚108 & Hi a päoegsnpen I. (Mit 13 Dexiiguten); 50.8 em = Ausgegeben 4 am 12. Januar 1918. — u Keaeı ie ' Taf. I-1V und 15, ae 17 s Uloos, Hans: Granite des Tafellandes a ihre ee und 1 ee, 36 S. Koller, Paul: Kri stallformen , ie und Äierscheinunge Tat. VI— vor und 6 Textfiguren.) 41 8. N == — Ausgegeben, am 12, Oktober 1918. =. rn Maria: ee aus dem rachytinf vo winter am, Rhein. a7, 8." aiuiuaea N ie Kindermann, Constantin: 'Der a des Rin, trag zur nn der hessischi- -thüringischen Keuper: 2 Born, A.: Das Ebrobecken. Eine Skizze seiner ‚Entstehung u geologischen Aufvans. (Mit 2 Karten (Tat. IX, X, 2 Pr © [Dax X1, xEl md! ]8 Testiuren) Min 00 i | Groß, R. und N. Blaßmann: Drahtfomige Kristalle. von (Mit Taf. XIII und 14 Textfiguren.) a Se = Ausgegeben. am 13. Mai 1919 —_ N eh a ni E. Schweizerbart’sohe Yorlagsbuchhandinug win Nägele) 4 Ze ee Aut en rn re e Fe gan ee hi 2 % H R EN, ZW, ih j ER ö nu 3 9088 01369 0813 u am