TEE TE a At Fir > ee ar u : v > Er » . BERN, Fe nt z - du”. enrlenndn wir nl nie le wi nn mn ag wien zAan ae HE EI BE ie I ancatane ‘ - ER ENTN Zu ET Zain Im Pe Hay ae wi “ Betere par na sach rn sth ehe MER ne Neues Jahrbuch für Mineralogie, Genlogis u Palasontologie,, Gegründet von K. €. von Leonhard und H. 6. Bronn, und fortgesetzt von G. Leunhard und H. B. On, n Heidelberg und Dresdeı Jahrgang 1873. Mit V Tafeln und 5 Holzsechnitten. Stuttgärt.\ RS E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung: I alten.) 1873. a r A 4 f et .r Pr; & ea # F - d : a ww» $ £ 2, : Sur > IW z ki u Inhalt. I. Original-Abhandlungen. Eichwald, E. v.: Ein paar Worte über Trilobiten-Füsse, Fühler und Taster (Mit Taf. I) . Geinitz, H. B.: über Inoceramen der Kreideformation Frenzel, A.: Mineralogisches Jentzsch, Alfr.: über die Ursachen der Eiszeit ; Sireng, A.: über den Kreislauf der Stoffe in der Natur Rath, G. vom: über das en des Leueits. (Mit Taf. I) i Lasaulx, A. v.: über den Ardennit‘ Le he a Höfer, Hanns: Studien aus Kärnten. II. Die Eiszeit in Mittelkär nten Streng, A.: Nikroskopische Untersuchung | einiger r Porphy- rite und verwandter Gesteine aus dem Nahe: Gebiete Wibel, F.: Mineralogische Mittheilungen . . . 242, 9 Zelger: Terebratula vulgaris im Gipskeuper der Trias Frankens kr 3. Ser a Römer, Ferd.: Geologische Reisenotizen aus der Sierra Morena Lorejz,. H.: Geognostische Beobachtungen in der alpinen Trias der Gegend von Niederdorf, Sexten und Cor- tina in Süd-Tirol . u nd Petersen, Th.: Notiz über den Basalt und Hydrotachyiy bei Darmstadt . . Möhl, H.: Mikromineralogische Mittheilungen“ Burkart: über das Vorkommen verschiedener Tellur- Mi- nerale in den Vereinigten Staaten von Nordamerika . Frantzius, A. v.: die warmen Mineralquellen in Costa- rica Schr öder, H2: “ Untersuchung “über die Volume onstitution einiger Mineralienw#90a.1E 05 oguner) aysr,&, ‚A561, 932 * IV Dölter, C.: Bemerkungen über die Tuffbildungen in Süd- Tirol ....2 0.00 Dee ne 7 Sandberger, F.: die Gliederung der Miocän-Schichten im schweizerischen und schwäbischen Jura . Et Scheerer, Tb.: über die Genesis der Granulite, mit be- sonderer Beziehung auf die sächsische Granulit-For- mation ee ei ee a. Geinitz, Eugen: Versteinerungen aus dem Brandschiefer der unteren Dyas von a bei Pillnitz in Sachsen (Mit Taf. ID) . Frenzel, A.: Mineralogisches Naumann, C.: über den jüngeren Gneiss bei Frankenberg in Sachsen (mit zwei Holzschnitten) Möhl, H.: Mikroskopische Untersuchung einiger Basalte Badens (Mil Bat. Ay). 0 Geinitz, H. B.: Blicke auf die Wiener Weltausstellung im Jahre 1818.24, Behrens. H.: über das Spectrum des Edelopals (Mit TH. V) II. Briefwechsel. A, Mittheilungen an Prof, G. Leonhard. Cohen, B.: en Mittheilungen aus Griqualand-West . Kenngott, A.: Berichtigung über Manganophyll Pichler, FT "Spinell im Glimmerschiefer von Sterzing Sandberger, Fr.: über seine Herbstreise und Studien "des Tertiär- Gebirges; oberdevonische Petrefacten aus Ar Mineralo- eisches über Wittichen und Bieber . R wer Pichler, Ad.: neues Vorkommen von Sphen in ı Tyrol E Zirkel, 'Ferd.: Bemerkung, die nadelförmigen Kryställchen i in den Dachschiefern betreffend : Zirkel, Ferd.: kündigt sein Werk „die mikroskopische Beschaffen- heit der Mineralien und Felsarten“ an . Rosenbusch, H.: kündigt sein Werk „Physiographie der petro- graphisch wichtigen ? Mineralien“ an . Naumann, C.: Nachtrag zu seiner Abhandlung über den Granu- lit- Gang bei Auerswalde 3 Cohen, E.: weitere Mittheilungen aus Griqualand- -West: Vorkom- men der Diamanten . . ers Pichler, Ad.: Entdeckung von Resten der Steinzeit in Tyr ol Lasp eyres, H.: über die von ihm in den Jahren 1866 bis 1869 bearbeiteten Blätter der geologischen Karte von Preussen und Thüringen; über Krystall- und Constitutions-Wasser; über Ot- trelit, Ardennit, Mangangranat, Psilomelan . : N Vrba, K.: über den Syngenit . RZ Laspeyres, H.: über den Maxit - Weisbach, A.: neue Uranerze von Schneeberg 149 150 155 155 166 292 296 Cohen, E.: geologische Mittheilungen aus der Transvaal-Republik Naumann, C.: die Pseudomorphosen von Malachit nach Atakamit Kenngott, A.: Untersuchungen an Dünnschliffen des isländischen Obsidian ä Doelter, C.: die Augit- -Andesite und Perlite des Tokaj -Eperioser Gebirges: Eintheilung der ungarischen Trachyte . am. Ottmer, E. J.: Entdeckung des Struvit bei Braunschweig 2 Gümbel, C. W. C.: Fr. v. Kobell’s Stauroskop auch bei Dünn- schliff-Untersuchungen nützlich 3 Cohen, E.: geologische Mittheilungen über die Goldfelder bei Ma- rabastad £ Drrasche, R. v.: geologische Mittheilungen “über die Umgebungen von Christiania . Rath, G. vom: ein Ausflug nach den Schwefelegruben von Girgenti Möhl, H.: kleine Beiträge zum Vorkommen des Tridymits, Breis- lakits und Sodaliths 3 LTD KRUSE RE IHN Pichler, Ad.: Diluvial-Torf bei Innsbruck . Loretz, H.: zur Geognosie der Gegend von Niederdorf, 'Sexten und Cortina in Südtyrol . Rath, G. vom: das Erdbeben von Belluno am 29. Juni 1873 Cohen, E.: die Goldfelder von Leydenburg . i Dra sche, R. v.: Geologisches über Spitzbergen el: Kenngott, Ad.: Skolezit, Caleit und Apophyllit bei der Fellinen Alp, Maderaner Thal . 3 Petersen, Th.: Apatit im Osteolith: Skolezit von Poonah Doelter, €.: die jüngeren Eruptivgesteine Siebenbürgens Loretz, H.: geologische Mittheilungen über Cadore, Fiorentinathal, Caprile und Zoldothal, Südtyrol . BR EBR 5 EORERRG MR Ber Pichler, Ad.: Geologisches aus Tyrol : } Laspeyres, H.: Quarz- Stalactiten mit Quarz- Krystallen ; Kenngott, Ad.: einige Berichtigungen, Analysen betreffend Scharff, Fr.: Quarz-Krystalle von Poonah . A Nies, Fr.: Photographie von Üestracion vi B, Mittheilungen an Professor H, B, Geinitz. Marcou, Jules: über seine geologische Kartenskizze der Erde und geologische Karte der Vereinigten Staaten und von Canada . Messikommer, J.: Erfunde in Pfahlbauten . Weisbach, A.: Arsenkupfer von Zwickau . Heer, O.: die arktische fossile Flora .. . Feistmantel, Ottokar: die Kohlen Österreichs auf der Weltaus- stellung Ooster, A.: die Faunen der Gegend am Thuner See und der Ral- ligstöcke Schmidt, Fr.: Notiz über die Silurformation am Dniester in Podo- lien und Galizien und über Pteraspis Kneri im Besondern Zepharovich, V.v.: kündigt den zweiten Band seines mineralogi- schen Lexicons für das Kaiserthum Österreich an er Römer, Ferd.: Nachruf an Ewald Becker . Verbeek: Nummuliten auf Java ; Zim ai K. G.: über die alten Harzgeschiebe bei Wernige- rode . UST RIITRHBUT.N ZB... AOETE Seite 391 393 394 397 400 400 511 515 584 605 612 612 705 718 722 725 852 853 354 940 941 944 944 945 63 63 64 65 167 167 169 172 172 297 297 vI Gümbel, ©. W.: Coccolithen im Eocänmergel; fehlen dem Tiefsee- schlamm der bayerischen Alpen; Untersuchung dichter Kalk- steine; Arten der Oolith-Bildung ÜL Schmid, E. E.: Mammuth-Skelet im Süsswasserkalk” von Taubach; über ae seutellat« 3 Laspeyres, H.: über das Rothliegende der Provinz Sachsen und dessen marinen Ursprung ER Römer, Ferp.: Bericht über eine Reise nach Spanien Baltzer, A.: Replik, betreffend eine Hypothese über den natür- lichen Verkohlungs-Process und die Constitution der Kohlen Dana, J. D: Expedition von Marsh in die Rocky Mountains; über die Vertebraten aus den Fort Bridger Schichten . ; Stoliczka, Ferd.: Reise in den Himalaya . . get.) Beckers, Ida v.: Erdbeben bei St. Paulien, Hte. Tome u... € Seite Stelzner, Alfr.: über seine Reise durch die argentinischen Provin- zen San Juan und Mendoza und die Cordillere zwischen dem 31. und:33.°.8:.Br.. .. .. „lsurlaaeh ne a Te Stelzner, Alfr.: über die Genesis des sächsischen Granulit Eck, D.: über Aspidura scutellata . : Frenzel, A.: über den Fundort der Pseudomorphosen von Wismuth- spath nach Scheelspath . ER : - Mittheilungen des oberrheinischen geologischen Vereins I, Knop, A.: über die Nickelerze von Horbach bei St. Blasien im Schwarzwald . Knop, A.: über das Vorkommen von Petroleum bei Reichartshau- sen im Odenwald Platz, Ph.. über Petrefacten im bunten Sandstein III. Neue Literatur. A. Bücher. 1870: Eberling,K... 1871: Heer. O., ; Newberryi 7. gi Hayden, By: Ä Baily, W. H.2 Cox; E. Pi 1872: Barrande, % Brandt, Al; western 0; ie A; Göppert; Issel, Art.; 'Koenen, v.: Koninck, de; 'Ma- renzi: Parker, Quenstedt: Ramsay; Reichardt:; Reiss und Stübel; Richter, R.; Sadebeck, A.; Schmidt, 1 Senfter, R.: Stoliezka, were en. Max; Ben E; ee Pr.v.; Hilgard: Hileer und Nies; Hochstetter, By. Kravosl, H.; Loriol, de; Marsh; Nies, Fr.; Sn IRar ger, Stoliczka,R.; Stiehler: Studer, B.: Vrba, K.: : Vogelgesang; Wiik 3 Bee J.;, Dames, W.; Daubree; Feistmanie 0.: ok, 521 929 933 408 174 408 949 66 175 vu Seite C. W.C.; Göppert; Halenke; Hebert; Hyatt; rue Em.; : Marsh, O.; Schlüter; Stoppani ENDE, 305 Bältzer, IA: De F.W.liossen,..R. X: Bere Shla- were in. E 408 Favre, E.; Hankkan! “. Y:; in: Di an K. i 536 Artope; Brandt, J. F.; Feistmantel, Öt.; ; Steenstrup, J.; d’Aoust, Virlet . . \ I RS 860 Frantzius, A. v.; Nathorst, HG. 949 1873: Hessenberg, Fr.; Hull, Ed,; ; Innstädten, vs Knop, A; Leonhard, G.; ‚ Mayer, a 67 Asten, H. v.; Dune: G: Dieffenkisch: Ber Ei. SCHET, Ferd.; King, W.: Köhler, Ernst; Marsh: Runge, W.; . Würtenberger, Leop. . GR 176 ende J.; Boricky; Cope, Ed.; otta: B. V.; Greg: ner, Herm.; Dawson; Feistmantel; Geinitz, 'H. B.; Grassmann, Rob.; Hull, Ed.; Jones, 'R.: Kobell, Fr. v.; Kornhuber, A.; Laube, G.; Leonhard, G.; Platz, Ph.; Sandberger,F.; Schmidt, Fr.; Serope, Poulett; Streng, A. u. Zöppritz, K.; ; Tyndall, AL, Weisbach, A.; Will- komm, M.; Winkler, Gl.; . Zepharovich, Nee 306 rent, ei Boricky; Br N Bürchardt, P. v;, Cope, Ed.; DBan3:'J: D.; Doelter, €; Drasche,.R. W.; Eberling, C.; Feistmantel, Ot.; Gaudry, Alb.; Hel- land, A. u. Münster, E.; Keyserling, Al.; Nöggerath, J.; Novak, Ot.; Orth, Alb.; Schalch, Ferd.; Scheerer, Th. u. Drechsel, E.; Schrauf, Albr.; Schreiber; Strü- ver; Törnebohm; Tschermak, G.; ; Vogt, a 408 Een, Is.; Bertrand, E.; Bihkn. R.; Cope, Ed.; Diana. d. D.; "Daubree; Dechen, H. v. ; Engelhardt, H.; Favre, E.; Gaudry, Ä.: Heer, 0.: Efitae, C.; Korn- huber, A.; Manzoni, A.; Mayer, K.; Müller, Albr.; Old- ham; Pavay, A. v.: Ramsay; Schlotke, J.; Stelzner, Alfr.; Suess; Woodrow, J.; ; Würtenberger, Leop.; Ze. pharovich, VESVE LE. : 536 Baltzer, A.; Brauns; Cotta, B. v.; hands: Eoße, Ed.: Erdmann, Es; Ehrenberg: Gosselet et Bertaut: Groddeck, A. v.; Hofmann, Alfr.; Lundgren, B.; Moi- sisovics, E. v.; Perry, J.; Quenstedt, F. A.; Rosen- busch, H.; Sandberger, F.; Seebach, K. v.; Silliman, B.; Stoll, K.; Süss, E; Williamson; Winkler, T. C. 631 J. van Binckhorst van den Binckhorst; Fuchs, C. W. @,; Beonhard, G.;'L yell, Ch.; Neidig, W.; Barkas, Pallister;, Sadebeck, Al.; WAoust, Virlet; Wolf, Fh.; . Zirkel, 'F.: . Zaengerle, A. 747 Elantord, W.; Böttger, O.; Brande, I F.; . döne Ed.: Dawson; Dechen, H.-v.; Desor, E.: ; Forsyth- Major: Fresenius, KR: Fritzgärtner, IE Fuchs, Abbe Haar- mann; Haushofer, K.;, Heim, Alb.: Karsten, 2 Ko- ninck, de; Leeds, Alb.: Linnarson; Mojsisovies, E. SE Löwig, Er.: Redtenbacher, N: Reuss, Sa- debeck, Al.; : Rütimeyer, u: Stache, fi; en IE Strehle, A.; Stübel, ALL.: ; Weiss, I. Zepharovich, Ä er Beer. 2.888 VIII Seite Boeckh, Joh.; Cope, E. D.; Deehen, H.v.; Feistmantel, Öt.; Frantzius, A. vw; Genth, F. A.: Hantken, M.v. u. Madarasz, 8. E.v. - Hofmann, K.; Lasaulx, A. v.; Mix- ber, WG u. Dana, E. S.; Möhl, H.; Nathorst, Alfr.; Nies, Fr.; Pfaff, Fr.: Richthofen, Ferd. v.; Sandber- ger, F.: Wiebel, K.W. M: : Wake ne u 79:0 B. Zeitschriften. a. Mineralogische, Geologische und Paläontologische. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1872, VI] 1872, XXIL No. 4, 8. 3312400 °. '. er 177 1873, xx 0 1, Tone en ar xt. 9,0, 11712908 9 a ee, Mineralogische Mittheilungen. Ges. von G. Tschermak. Wien. 8°. [Jb. 1872, VL] 872, Heft 4, S. 199— 265, Taf. VI ee 147 a ill han Re A a 0 0. 683 Verhandlungen der k.k. seolakiebher Beichsaustadt. Wien. 8°. [Jb. 1872, VI] 1872.00. 15) 83032331 euer. „ 16, 323338 \ekiodsa unlaumrnet „ailT,t, 339-3581 N. Bush ir 1 1878, No: 1,82 211B4e sitsatt urn U Er. Ve ED BD ont: en Bas 605 unreie Anessa 508 rg TB ee. 50 god, 1. warb ae . 308 ee Zu 910, een on ET Een Yen ABO 1 VA u ee rn a 104, 1175-19 a rl: 1952218 009 2 ee Te 41D,,; 215 990., 1 0e aaıı 13, „. 231—246 en: 9 Balance, ee zur nes der Vorwelt. Herausgeg. von W. Dunker u. K. ZırteL. Cassel 8°. [Jb. 1872, VII] 1872, 20. Bd. Re Bra we Se el 1873, Ei Bd., 1. Lief. ent. ee ee 22 . Bde; 2,3, Biel 2... 7 FURL We Me der Deutschen oito oe GeBellscheft. Berlin 8°. vn 1872, VL] 1872, XXIV, 3, 8. 419—603, Tf. XVI—-XXI ee I. 176 XXIV, 1 „ 604— 817, ; AXII-RR VIE. BE .. AU 1873, XXV, 17% 12216, % I—IV eaunste,.h . 539 XXV,-2, „ 117-355, .„. V—-VII nn ER... 748 IX Bulletin de la Societe geulogsane de France., Paris 8°, TJb. 1872, VII] 1872, No. 6, XXIX, p. 385—480 . er 7, XXIX, p. 481—583 . XXX, p- YNY.p. 117164. Nat I 960. Karaee mas Aa ge Annales des sciences g6ologiques. Red. par Hebert et Milne Edwards. I, » 5 1871—1872. IL 3. 1—117. Paris 8°. [2 The Quarterly Journal of che Eealagican ee Tondon 8°. [Jb. 1872, VIL] 1872, XXVIIL No. 112, Novb., p. 381—510 113, Febr, „ 1-9 114, May, „ 97-317 115, Aug., „. 317492 The Geological Magazine, by H. Woodward, J. Mani 2. London 8°. [Jb. 1872, Be XXX, 208 ZR _ R. Etheridge. 1872, Novb., No. Dech., 1873, Jan., Febr., March, April, May, June, July, „ ” 101, p. 481—576 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 529—576 1— 48 49— 96 97—144 145—192 193 —240 241—288 289— 336 b. Allgemeine naturwissenschaftliche. Sitzungs-Berichte der Kais. Akademieder Wissenschaf- [Jb. 1872, VII] 1871, LXIV, 1 u. 2, S. 1—281 1872, LXV, 1—5, S. 1—427 . Sitzungs-BerichtederK. Biyeltscheh Klfdenlie der Wis- ten. Wien 8°, senschaften. 1872, 2, S. 107—259 München 8°. [Jb. 1872, Sitzungs-Berichte der utumvhissönschkift lichen ‚Gesell schaft Isis in Dresden. Dresden 8°. [Jb. 1872, VII.] 1872, No. 7— 9, S. 97—135 TE 5 10-12, ;+186--190 1— 75 : Leopoldina. Amtliches Organ der Ka Le sholdinn- Caro. linischen deutschen Akademie der Naturforscher. 1873, Dresden. 4°. 1872, Heft VII u. VII . » Ion 3, „ 18721873, VIII, No. 4—8 1873, VIII, No. A AU IX, 5 9I—12. 13—15 . 1— 4. Annalen der Physik und Oheinie. Red. von J. C. Poggen- dorff. Leipzig 8°. 1872, No. 11—12, CXLVIL, 8. 321-635 [Jb. 1872, VII.] Seite 72 179 310 413 750 541 73 >11 541 863 75 181 312 414 541 541 635 751 866 67 410 307 70 309 543 71 412 634 951 951 68 1873, No. 1 „. 3 CXLYHL , 177336 5, CXLVIN, „ 337.496 „4 OXUNDII.. 197660 NH OXLIN 108 Journal für practische Chemie. Red. von H. Kolbe. Leip- zig 8’. [Jb. 1872, VIL.] 1872, VI, No. 14—16, S. 145—257 VI, „ 17-20, „ 257—480 1873, VIL „ en VL , An zn 492 I98 um... 8.0, 922199 YIl,. „. 25-6, „los pse N. 7, „ 289-395 VIT, ” 8, ” Varhandlungen des nafihhiktoris chin eben übt Prens- sischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben von €. A. Andrae. Bonn. 8". [Jb. 1872, 69.] 1871, XXVIIL 1—2. Abhandl. S. 1—263. Corr.-Bl.: 1—124; Sitz.- Ber. 1.156 1872, XXIX, 1. Abhandl S. 198: Chrr) Bl. s. ie _47. Sitz. Be. S. 1-80 . Abhandimiben des schlesischen Geselaha für ber: ländische Cultur. Breslau 8°. [Jb. 1872, 71.] 1871, S. 1—77 . 5 Nenn dwierzigster dar esbekicht der schlesischäsi er sellschaft für vaterländische Cultur. Breslau 8°. [Jb. 1872, VII.] 1871, S. 1—356 Jahresbericht dds Naskati.cheh vr erdihae Ne Wiesbaden 8°. [Jb. 1870, 619.] 1872, S. 1—496 Schriften der ech: Skonensnc hen Baht in Königsberg. Königsberg 8°. 1872. Dreizehnter Jahrg. S. 1—88 . Schriften der naturforschenden Geneldbchnne Dandie. Danzig. 8°. 1872, IIL, 1, S. 1—226 . : Verhandlungen des nainrforschendien eneikfsn in Bein. Brünn 8°. [Jb. 1872, IX.] 1872, X, S. 1—239 1873, XL, S. 1—212 Correspondenz-Blatt des zooloriach miner tee Vereines zu Regensburg. 26. Jahrg. Regensburg 8". [Jb. 1872, VIII] 1872, S. 1—19 . Notizblattdes Vereins für Erdkunde sind zer wöndite a. senschaften und des mittelrheinischen geologi- schen Vereins. Darmstadt 8°. [Jb. 1872, IX.] 1872, III. Folge, 11. Heft, No. 121—132. 8. 1—192 ‚ OXEVTIISEN Dane a a a Seite 177 309 412 539 634 63 178 309 412 540 634 749 864 69 179 71 71 179 179 309 951 309 412 XI Drei und zwanzigster Jahresbericht der Naturhistori- schen Gesellschaft zu Hannover. Hannover 8°. [Jb. 1872, IX.] 1871— 1872, S. 1-71 . Protokolle des Sächsischen Ingenieur- und Architek- ten-Vereins. Dresden 8. 1873, 8. 1-98 . Verhandlungen der tree aeelhehakt in Basel. Basel 8°. [Jb. 1872, a 1873, V, 4. S. 527—703 { Jahrbuch des ataehndtorischlen Kandel; in Kärn- then. Klagenfurt 8°. 1873, 11. Heft. S. 1—218 und I—XLVNHI Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscon. Mosc. 8°. [Jb. 1872, IX.] 18722, XLV, :p. 295449, SERUNVT, 1-241; 4, XLVI, „ 242—427 . 1873, 1, DEV, © 1172 : Comptes rendus hebdomadaires de seances He Erlnde: mie des sciences. Paris 4°. [Jb. !872, IX.] 1872, 28. Oct. — 2. Dec., No. 18—23, LXXV, p- 973—1564 9. Dec. — 30. Dec., „ 24—27, LXXV, ,„ 1565—1848 1873, 6, Janv. — 24. Fevr, „ 1— 8, LXXV], „ 1— 508 53. Mars — 5. Mai, „ 9-18, LXXVI „ 509-1152 12. Mai — 2. Juin, „:19—22, LXXVL „ 11553—1372 9. Juin — 50. Juin, „ 23—26, LXXVI, „ 1373—1423 7. Juill. — 21. Juill, „ 1-5, LXXVL, „ 1— 224 28. Juill. — 25. Aout, „ 4— 8, LXXVIL „ 225— 544 WInstitut. J. Sect. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Paris 4°. [Jb.. 1872, IX.] 1872, 20. Nov. — 25. Dec., No. 1986—1991, p. 369—416 1873, 1. Janv. — 30. Avr., „ 1— 18, 1-14 7. Mai — 25. Juin, „ 19— „. 145—208 Revue des sciences naturelles. Red. par E. Dubreuil et E. Heckel. Montpellier et Paris 8°. 1872, tome I, No. l, p. 1-116 „2-5, „ 117444 1822, ,tome TL,uu,-5:1; “ 3— 168: min. Archives du Museum dhistoire naturelle de Lyon. Lyon 8°. 1872, tome I, p. 1—35.. . The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Maga- zine and Journal of Science. London 8%: [Jb. 1872, IX.] 1872, Oct., No. 293, p. 241-320 alla IE Nov.—Deec., „ 294—296 „ 321-480 1873, Jans —Kebr., x „297-298: 1:1 11-160 March, 51299, soniay. «1615-240 April—-May, „ 300—301 „ 241—400 June, ..,„..302, „ 401—472 July, 303, 1,88 Transactions of the Edinburgh Geological Society. Edinburgh 8°. 1872, vol. I, p. 1—147 Seite 634 634 749 749 12 311 415 749 73 180 310 415 540 750 750 869 180 414 751 180 all 865 all 74 181 312 414 542 635 866 74 x Natural History Transactions of Northumberland and Durham. London 8". 1872, IV, p. 305—588 Memoirs of the Boston REICHT: DE Natiral History. 1871—1872 The American Jour ia .: science en a ne la an and J. D. Dana. New Haven 8°. [Jb. 1872, 1872, Nov., IV, No. 23, p. 345—424 Dee. IV -; 24, „ 425—506 . 1873, Jan. --March, V, „ 25—27, „ 1—242 . Apr. May, V, „ 28-29, „ 243—410 . June, -V, 5 30, „ 411—49 . July, NT = 31, „it 480 Aug, WE”, 32, 8160 Sen, N > 33, „ 1612040 Oct NE 34, „ 241-320 The American Naturalist. Salem. Mass. 8. Dj 1871, in] 1870, 9, Nor ner, 1872, VL No. 1-11, p. 1-70 ie of the Academy of ee 5 Eh ladelphia. Philad. 8°. 1871, I-IUI . 1872, I—I . Report of the 42. Meeting of the Br eis Assorialkon for the Advancement of Science, held at Brighton in Au- gust 1872 En RÜEHERE ı DR or u BER >. > IV. Auszüge. A, Mineralogie, Krystallographie, Mineral-Chemie. Hessenberg, Fr.: über Perowskit von Wildkreuzjoch, Pfitschthal Rath, G. vom: über die Zwillings-Gesetze des Anorthits Kobe 1, Fr. v.: die Mineralien-Sammlung des bayerischen Staates Sadebec k, K über Fahlerz und seine regelmässigen Verwach- sungen Des Cloizeaux: Memoire sur une nouvelle localite d’amblygonite et sur la montebrasite, nouveau phosphate d’alumine et de li- thine hydrat6 : Brezina, Ar.: Entwickelung der Hauptsätze der Krystallographie und Krystallophysik Hessenberg, Fr.: Kalkspath vom Rödefjord auf Island . Rath, G. vom: über zwei Kalknatron-Feldspathe aus dem Ural . Vrba: Analysen des Pit von Kalusz und Identität des Kaluszit mit dem Syngenit . & & Schrauf, Albr.: Aragonit von Sasbach . . Lu dwig, E.: über die chemische Formel des Epidot Cleve: über das Vorkommen von Cuban in Schweden . Weiss: über Quarz-Krystalle aus dem Wallis . I Laube, G.: eine Pseudomorphose von Dolomit nach Granat . Seite 635 635 75 181 312 414 636 542 754 867 354 592 751 636 954 952 77 78 79 80 82 83 87 88 88 89 89 90 90 91 XI Schrauf, Albr: zur Charakteristik der Mineralspecies Rittingerit Hessenberg, Fr.: Sphen von der Eisbruckalp, Tyrol . \ Schrauf, A.: über Beryll . Websky, M.: über die Krystallformen des Pucherit von Schnee- berg . :. -. heh Arzruni: über den Cölestin von Rüdersdorf und Mokkatam Arzruni: über den Einfluss isomorpher PERICHENBER) auf die A stallgestalt des Cölestins BFH Aa! Hessenberg, Fr.: Axinit von Botallack in Cornwall { Rath, G. vom: über einige Leucit-Auswürflinge vom Vesuv . Bauer, Max: Hemimorphismus beim Kalkspath Vrba, K.: Tridymit als Einschluss in Bergkrystall Pisani: über Silberamalgam von Kongsberg RRIIHTE EM Laube, G.: arseniksäurehaltiger Uranglimmer (Zeunerit) von Joa- chimsthal Tschermak, G. die Glimmerkugeln von Hermannschlag in Mähren Weisbach, ‘A.: neue Uranerze von Neustädtel bei Schneeberg Kobell, Fr. v.: über den neuen Montebrasit von Des Cloizeaux (Hebronit) . s | „aut Nies, Fr.: über ein Kobalt- haltiges Bittersalz . Weiss: über Vorkommen von Zeolithen im Basalt des Limperich- kopfes bei Asbach . A RR Koninck, L. de: über einige belgische Mineralien ; Hamm, P. v. : Analyse des Pennin von Rympfischwäng bei Zermatt Rath, G. vom: Tridymit im neapolitanischen Vulkan-Gebiet . Nies, Fr.: über Aphrosiderit \ Zepharovich, V. v. : „Mineralogisches Lexicon für Österreich“ II Kobell, Fr. v.: „Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittelst ein- facher au Versuche auf trocknem und nassem Wege.“ 10. Au S Rath, G. vom: Nephelin in dem niederrheinischen Vulkan-Gebiet . Schrauf, Albr.: Atlas der Krystallformen des Mineral-Reiches. 4. Lie { ER NONE ri Schrauf, Albr.: Krystallformen des. Bleiglanz h Pusirew sky; b.: Nefediewit, ein neues Mineral ! Leuchtenberg, N. v.: über zwei neue Formen an russischen Broo- kit-Krystallen > 3 s 2 "Kokscharow, N. v.: über ein merkwürdiges Exemplar von Gedie- gen Kupfer dB RN Jeremejew, P.: über die Krystalle des Wolframs im Vergleich zu denen des Columbits . Kokscharow, N. v.: Malachit- -Pseudomorphosen aus den Turjin- schen Kupfergruben Ä ech, Kokscharow, N. v.: über einige Formen des Berylis Muschketow, J.: über den Wolynit . \ Sadebeck, A.: Vorkommen des Scheelits bei Graupen in Böhmen Dana, Edw.: über einen Andalusit- -Krystall von Delaware, Pennsyl- vania . ME N nn Vrha;.&.: Caleit-Stalaktiten von Niemtschitz Vrba, K.: Caleit vom Erzberg in Steiermark Rath, G. vom: über den Mikrosommit . K obell, Fr. v.: über den Kjerulfin, eine neue Mineral- Species von Bamle in Norwegen i £ Ne up. Kobell, Fr. v.: über den Waenerit £ Hessenberg, Fr.: Kalkspath von Andreasberg XIV Brezina, Arist.: krystallographische Studien über Albit . . Strüver: italienische Uebersetzung von Pokorny’s illustrirter Ge- schichte des Mineralreiches Zepharovich, V. v.: über den Syngenit, ein neues Mineral der Salzlagerstätten ; Sun Tschermak, G.: Kalisalz aus Ostindien . . Brezina,A.: "Bergkrystall von Nächling bei Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich Hilger: über ein Titaneisen von 'abnormer Zusammensetzung Pisani: Analyse des Jeffersonit von Franklin . ; Sipöcz, L.: Analyse des Jordanit von Imfeld im Binnenthal Pisani: Analyse des Arit vom Berge Ar. . Brezina, A.: Anatas und Brookit vom Pfitscher Joch in Tyrol Schr auf, A.: Krystall-Form des Lanarkit von Leadhills . Schrauf, A.: Schröckingerit, ein neues Mineral von Joachimsthal Schrauf, A.: die Krystallform des Pharmakoliths Sch rauf, A.: die Krystallgestalt des Pseudomalachits i Rosenbusch, H.: „Mikroskopische TRSSDETADINN ur petrogra- phisch wichtigen Mineralien“ . Schrauf, Albr.: über Brookit . Scheer er, Th. und Drechsel,. E.: künstliche "Darstellung von Flussspath und Schwerspath $ Haushofer, K.: über eine mechanische "Trennung zusammenkty- stallisirter Körper . Boricky: über neue Mineral- Vorkommen in der Gegend von Waltsch Sadebeck, Alex.: Gustav Rose’s Elemente der Krystallographie. 3. Aufl. Berlin 1873 . Zirkel, Ferd.: die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine. Leipzig! 1873... ; Winkler, Cl.: über die chemische Constitution einiger Uran-Minera- lien. .. z a uupe Friedel, C.: Delafossit, ein neues Mineral . . Exner, Fr.: Untersuchungen über die Härte an Krystall- -Flächen . Hof mann, Alfr.: über das Chromerz-Vorkommen in Ungarn und dessen Aufschliessen . Genth, F. 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Jan. 18 : near pe Poulett Scerope, G.: über Vulkane Hauer, Franz R.v.: Geologische Übersichtskarte der österreichisch- ungarischen Monarchie REN Beust, Const., Freih. v.: die Zukunft des Metallbergbaues i in Öster- reich ! Tietze, Dr. Em.: Geologische "und paläontologische ‚Mittheilungen aus dem südlichen Theil des Banater Gebirgsstockes Tietze, Dr. Em.: das Gebirgsland südlich Glina in Croatien Geologische Karte von Schweden . Geologische Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten Karten und Mittheilungen des Mittelrheinischen Geologischen Vereins Laspeyres, H.: Geologische en aus der Provinz Sach- sen . Maw, George: Bemerkungen zur Geologie der Ebene von "Maroceo und des grossen Atlas b Trautschold, H.: das Gouvernement Moskau Hummel, David: Apercu de la Geologie du Hallands As. Erdmann, E.: Beiträge zur Frage von den Niveauveränderungen Schonens Jentzsch, Alfr. C.: “über das Quartär der Gegend von Dresden und über die Bildung des Löss im Allgemeinen . . 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Baltzer, A.: der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues Lossen, K. A.: über den Spilosit und Desmosit ZinckEn’ = ein Bei- trag zur Contact-Metamorphose i ERETE HN! SEE Müller, Albr.: über Gesteins- Metamorphismus . Dana, Edw.: über die Zusammensetzung der Labradorit- Gesteine von Waterville, New-Hampshire . . Boricky: über die Alters-Verhältnisse und Verbreitung der Basalt- Varietäten Böhmens k Berendt, G.: Vorarbeiten zum _ Bernstein-Bergbau im Samlande Berendt. G.: Unreifer Bernstein Dana, J. 'D.: über einige Resultate der Contraction der Erde durch Abkühlung, über den Ursprung der Gebirge und die Natur des Bananen gu Sale mn au. OWL Seebach, K. v.: das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872. Nöggerath, J.: die Erdbeben im Ian in den Jahren 1868, 1869 und 1870 . . ha Platz, Ph.: Geologie des "Rheinthales . . Fuchs, C. W. C.: Bericht über die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1872 we Stache, G.: Notizen über das Erdbeben in Wien am 3. Jänner an Bi ea Suess: Erdbeben in Niederösterreich L Sexe: über die Hebung des Landes in Seandinavien . Daintree: Bemerkungen über die Geologie der Colonie Queens- land... BR Bluhme, R.: über die Brunnenwasser der Gegend von Bonn Perry, J.: the „eozoon“-limestones of eastern Massachusetts Burbank: über die eozonalen Kalksteine des ö. Massachusetts Gintl: Beiträge zur Kenntniss böhmischer Braunkohlen Stur, D.: H. Rittler’s Skizzen über das Rothliegende der Umge- gend von Rossitz Burchardi: das Meuselwitzer Braunkohlen-Revier und die Alten- burg-Zeitzer Eisenbahn . Sheafer: Fortschritt des Anthracit-Verbrauches in Pennsylvanien . Schreiber: der Untergrund der Stadt Magdeburg Orth, Alb.: der Untergrund und die Bodenrente mit Bezug auf ei- nige neuere geologische Kartenarbeiten Ä Delesse et de Apart ent: Revue de get pour les annees 1870 et 1871 STERN, OR BRRSOHN 0, Paläontologie, Loven, S.: Om Echinodeernas bygnad. 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Stur, Dr.: vorläufige Notiz über die dyadische Flora der Anthracit- Lagerstätten bei Budweis in Böhmen . Stur, D.: Inoceramus aus dem Wiener Sandsteine des Inh erer: bei Wien Farge: über einen mit Einschnitten versehenen Halitherium-Kno- chen . Karrer, Felix: Dinotherium-Rest aus einem Stollen der Wiener Wasserleitung ; Marsh, 0. C.: Bemerkung über "einige neue tertiäre und postter- tiäre Vögel . . Schlüter, Cl.: über die Spongitarien-Bänke ‘der oberen Quadraten- und unteren Mukronaten-Schichten des Münsterlandes . *. Marsh: über eine neue Unterklasse fossiler Vögel (Odontornithes) Marsh: über die gigantischen fossilen Säugethiere aus der Ordnung Dinocerata en, 2 0..: Loriol, P. de: Description de quelques Asterides du terrain ne&o- comien des environs de Neuchatel . Dawkins: über die Hirsch-artigen Thiere des Forest-bed von Nor- folk und Suffolk ; Dawkins: über Tr ochocyathus anglicus, eine neue Art der Madre- poraria aus dem rothen Crag . Fox, Lane: über die Entdeckung paläolithischer Werkzeuge mit Ele- phas primigenius zusammen in dem Themsethal bei Acton Bristow: Entdeckung eines Menschen-Skeletes in einer Höhle Ita- Hens.. „u. ER Lartet und Christy: Reliquiae Aquitanicae +9 Dawson: Eindrücke und a una von Wasserthieren in car- bonischen Gesteinen Woodward: über eine neue Spinne aus der Steinkohlen-Formation von Lancashire . s Carter, J.: über Orithopsis Bonneyii, einen neuen fossilen Krebs . Davidson, Th. und King, W.: Bemerkungen über die Gattungen Trimer ella, Dinobolus und Monomerella . . Barrande, J.: systeme silurien du centre de la "Boheme. 1. part. Recherches pal&ontologiques. SRDB: au Vol. I. Trilobites, Cru- staces divers et Poissons Woodward: Bemerkungen über einige britische paläozoische Cru- staceen aus der Ordnung der Merostomata . Scudder, Sam. H.: Beschreibung eines neuen fossilen. Schmetter- lings aus tertiären Schichten von Aix in Provence . . 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Stoliczka . . . 781 Kornhuber, A.: über einen neuen fossilen Saurier aus Lessina on Stur, D.: Vorkommen einer Palmenfrucht-Hülle im Kreide-Sandstein der Peruzer Schiehten bei Kaunitz in Böhmen . . 183 Mayer, Karl: Systematisches Verzeichniss der Versteinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens . 887 Stur, D.: Beiträge zur genaueren Deutung der Pflanzen-Reste aus dem Salzstock von Wieliczka . . 888 Novak, O.: über eine neue Isopoden-Gattung aus dem tertiären Süss- wasserkalk von Waltsch . . 889 Memoirs of the Geological Survey of India. "Palaeontologia Indica. Cretaceous Fauna of Southern India IV. 1. The Brachiopoda by F. Stoliczka . . 839 Schmidt, Fr.: über die Petrefacten der Kreide-Formation von der Insel Sachalin . . 890 Dawkins: Classification der pleistoeänen Schichten Britanniens und des Continents mit Hülfe der Säugethiere . . 891 Feistmantel, O.: über Fruchtstadien fossiler Pflanzen aus der böh- mischen Steinkohlen-Formation . . . 893 Loriol, P. de: Description des Animaux invertöbres fossiles con- tenus dans l’etage n&ocomien moyen du Mont Saleve . . 893 Loriol, P. de et Gillieron, V.: Monographie palsontologique et stratigraphique de Vetage. urgonien inferieur du Landeron . . 895 Woodward, H.: über eocäne Crustaceen von Portsmouth . . . 89 Woodward, H.: über einige fossile Reste von Arachniden und My- riapoden aus der englischen Steinkohlen-Formation . . 896 Butler: ein fossiler Schmetterling aus dem Schiefer von Stones- 1 ENT EB Me Stebbing: Bemerkungen über Calceola sandalina RR, 896 Ehrenberg: Mikrogeologische Studien als Zusammenfassung sei- ner Beobachtungen des kleinsten Lebens der Meeres-Tiefgründe aller Zonen und dessen geologischen Einfluss . . . 974 Parker und Rupert Jones: über die Nomenclatur der Foramini- feren . . BIN ERS ZNISDE ‚AILEVTS GIS Agassiz, Al.: Revision of the Bene IN TEN 978 IX Carruthers, W.: über Halonia Lind]. und Hutt. und Cycloela- ME OL IS... ee ee en a Feistmantel, O.: Analogie der drei Steinkohlen-Harze Anthra- koxen, Middletonit und Tasmannit und ihre vermuthliche Ab- stammung . Göppert: zur Geschichte des Elenthiers in Schlesien Sandberger, F.: über Unio sinuatus Lam. und seine archäolo- gische Rolle { 3 Binney: observations on the structure of fossil plants found in the Carboniferous Strata. III. Lepidodendra Williamson: on the Organization of the fossil plants of the coal measures. I. Calamites.. . Quenstedt, Fr. Aug.: Petrefactenkunde Deutschlands 1. "3. "Echi- nodermen . . Desor, E.: über den Höhlenmenschen , den tertiären "Menschen und die Abstammung der Troglodyten BEER. F Miscellen, Das Gesammtausbringen an Steinkohlen in Sachsen Meteoreisen von Neuntmannsdorf in Sachsen . „Ihe Murchison Gevlogical Fund“ Prestwich, Jos.: Address delivered at the Anniversary Meeting of the Geological Society of London, on the 16. Febr. 1872. Mammuth-Skelet bei Thale Brandt, Alex.: über ein grosses fossiles Vogelei aus der Umgegend von Cherson . Hauer, Franz R. v.: Geologische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie . Ä Dechen, v.: Geologische und mineralogische Literatur der Rheinpro- vinz und der Provinz Westphalen sowie ae angrenzenden Gegenden . a ne Se ei ee u Grosser Diamant . Pierodactylus von Eichstädt (Ib. 1872, 861) kommt nach : Newhaven Californische Akademie der Wissenschaften Agassiz, L.: gründet eine Schule für Zoologie . . : Angelegenheiten der kais. Leop.-Carol. Akad. d. Naturforscher : Rhamphorhynchus von Eichstädt in Dresden erworben k Me’Kenny Hushes zum Woodwardian Professor der Geologie in Cambridge erwählt SE SIE IE SER: Schloenbachstiftung . Gaudry, Alb.: Museum dhistoire naturelle h Willkomm, M. in Dorpat zum Professor der Botanik in Prag er- nannt, v. Fritsch im Frankfurt zum Prof. der Mineralogie in Halle 2°, S Ehrlich, Rn..." "Ober-Österreich in seinen Natur „Verhältnissen Nekrologe. Somerville, Mary; Sels mir Adam; Ben Ewald; Kind, Karl Gotthelf . . Seite XXI Liebig, J. v.; Bensted, W.H.; Leunis. Stimpson, W.; Verneuil, E. de , Rose, 6. Breithaupt, A. Naumann, Dr. Carl Friedrich: Reuss, Dr. Aug. Emil v. Versammlungen. Die 46. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Wies- baden vom 18. bis 24. Sept. F Association francaise pour an emene des sciences vom 21.8. Auerm Lyon... . British Association for the advancement of science am 17. Sept. in Bradford $ Geologische Gesellschaft von Frankreich am 31. Aug. in Roanne Mineralien-Handel. Dünnschliff-Präparate bei Voigt und Hochgesang in SEuingen; E. Neumann in Freiberg, R. Fuess in Berlin Wenzel, J. in Freiberg: ae Modelle Blitzröhre zu verkaufen B Seite 336 448 784 984 448 448 448 448 672 672 184 Ein paar Worte über Trilobiten-Füsse, Fühler und Taster. Von Herrn Eduard v. Eichwald. (Hierzu Taf. 1.) Die vor 2 Jahren gemachte Entdeckung von Bırrınes der festsitzenden Füsse und Taster an einem Asaphus in der unteren Grauwacke von Canada hat uns einen bedeutenden Schritt weiter geführt, um die zoologische Stellung der Trilobiten zu beurtheilen. ' Der durch seine zahlreichen Untersuchungen über die Tri- lobiten Canada’s rühmlichst bekannte Paläontologe E. Bırrınas hat im J. 1870 einen Asaphus platycephalus Stores mit 8 festsitzen- den hornigen Füssen und ausserdem die Taster beschrieben und abgebildet * und dadurch genügend bewiesen, dass die Annahme der Zugehörigkeit der Trilobiten zu der Ordnung der Phyllopo- den völlig unstatthaft ist, wie ich diess auch früher schon anzu- nehmen gesucht habe. Die Abbildungen, die Bırrınss auf den beiden Tafeln gibt, sind sehr lehrreich und lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die 8 Füsse oder vielmehr Beine (legs) aus 5 older 6 hornigen Gliedern bestanden, die an ihren Enden etwas verdickt waren; sie liegen in regelmässigen Entfernungen von 21, Lin. von ein- ander, sind nach vorn gebogen und entspringen wahrscheinlich in der Mitte der Brusiseginente in gleicher Entfernung von 21, Lin., obgleich die Ansatzpunkte nicht bemerkt werden, da sie * E. Bırrınss, Notes on some specimens of lower Silurian Trilobites. I. Asaphus platycephalus with some of the legs preserved, in the Quart. Jown. of the Geological Soc. London, Vol. XXVI. Nov. I. 1870, p. 479, Tab. 31—32. Taf. I, Fig. 1, 2. Jahrbuch 1873. \ von den ersten Gliedern der Beine selbst bedeckt sind. Ganz so sind die 7 Fusspaare der Ligia oceanica gegen die Mitte jedes Brustsegmentes befestiget, bestehen aus 4 langen, an den Enden etwas verdickten Gliedern, die wahrscheinlich noch in ein fünftes Nagelglied, wie im Asapkus, auslaufen. Es ist übrigens nicht ganz deutlich, ob die Beine des Asa- phus platycephalus sich nach aussen verschmälern und ihre Glie- der da feiner werden, wie in der Ligia,. und ob sie wirklich nach der innern Seite dicker waren und an der gewölbten Mitte der Brustsegmente festsassen. Die Beinglieder dieses Asaphus scheinen deutlich drehrund zu sein und auch darin den Beinen der Ligia zu gleichen, da sie an anderen Isopoden, wie an der Idothea, Serolis, Sphaeroma etwas zusammengedrückt oder ver- flacht-rund erscheinen, wie auch das von mir beobachtete und in der Lethaea rossica abgebildete Trilobitenbein sich darstellt. Dieses Bein, das ich in dem sehr harten, dichten Grauwacken- kalkstein von Wesenberg in Esthland fand, ist in meiner Lethaea auf Taf. LIl, Fig. 21 a und vergrössert in Fig. 2i b abgebildet; ich lasse jetzt eine neue Zeichnung auf Taf. I, Fig. 3* folgen, da ich die Versteinerung besser blossgelegt habe; die Glieder sind etwas verflacht, wie diess die vergrösserte Fig. 4 und der Durch- schnitt Fig. 5 deutlich zeigen; sie sind breit, in der Mitte der Seiten etwas vertieft oder eingedrückt und gehen nach unten an der äusseren Seile in ein zugespitztes Ende aus: sie verschmä- lern sich nach dem oberen Ende immer mehr und scheinen der Zahl nach aus 6 Gliedern zu bestehen; in der Form gleichen sie den Beinen der oben erwähnten Gattungen der Isopoden und können in dieser Hinsicht nur zu ihnen und keinesweges zu den Phyllopoden gehören, da wie im Asaphus platycephalus die dreh- runden oder etwas verflachten Fussglieder ganz gleich sind, was auch die Veranlassung gab, sie Isopoden (i. e. Gleich- füssige) zu benennen, während die Phyllopoden wegen ihrer breiten häutigen Füsse Blattfüsser genannt wurden; sie unter- scheiden sich dadurch von den Amphipoden und Laemodipoden, die der Gestalt nach ungleiche Beine besitzen. Was die Be- * 8. Taf. I, Fig. 3 in natürlicher Grösse und Fig. 4 sechsmal ver- grössert. 3 festigung der Füsse des Asaphus an den Brustringen betrifft, so ist es an dem Bıruınss’schen Exemplare undeutlich, ob sie wirk- lich jederseits von der Mittellinie der Brustringe (the sternal groove of the veniral surface Bırr.) wie in der Ligia, oder ob sie, wie in der Serolis und dem Asaphus von Esthland, in einer runden Öffnung festsassen, die sich an der Unterseite der Brust- ringe und ihrer Seitenlappen (lobi laterales, pleurae) für ihre Aufnahme findet. Ich habe diese Öffnungen oder Ansatzpunkte der Trilobitenbeine schon 1859 gekannt und beschrieben *. In der Serolis sieht man diese Öffnungen an der Unterseite des Körpers sehr deutlich, und zwar da, wo sich die Seitenlappen der einzelnen Brustringe mit ihren Mittelstücken vereinigen, aber durch die Naht deutlich getrennt sind. So habe ich sie auch auf Taf. LII, Fig. 24a auf der linken Seite des Asaphus Schlot- heimi abbilden lassen; etwas verschieden davon habe ich I. ce. in Fig. 24b eine kleine runde Öffnung auf dem Abdrucke eines hakenförmig gebogenen, aus concentrischen Schichten bestehenden Seitentheiles (appendix lateralis), der vielleicht, wie bei der /do- thea die hornigen Brutbehälter des Weibchens befestigte, da diese zugespitzten Seitentheile ganz und gar von den längsgefurchten Seitenlappen verschieden und von ihnen getrennt sind. Ich habe diese Abbildung zu Fig. 24 gezogen, bin aber überzeugt, dass sie ihres verschiedenen Baues wegen nicht vom Asaphus, sondern von einer anderen besonderen Gattung herrührt. Auch wird wohl die Fig. 20 auf derselben Tafel LII der Lethaea als sehr spitzes, gebogenes Nagelglied nicht zu Asaphus gehören, da die Älnlich- keit der Füsse der Aniloera vom Cap der guten Hoffnung mit ihr sehr gross ist, Was nun den von mir Taf. I, Fig. 3 neu abgebildeten Fuss betrifft, so ist diess ohne Zweifel ein Trilobitenschreitfuss, der aus 6 Gliedern besteht, die wie in den Isopoden nach dem oberen Ende allmählich feiner werden; die ersten Glieder sind etwas länger als breit und endigen nach ders vorderen Seite in eine feine Spitze. Birınss nimmt in semer Abhandlung 4 Längsreihen von * Bull. de la Soc. des Nat. de Moscow, bes. Abdr. f. 1855—1857, p- 2085—204. — H. Biırrınss nennt sie Panderian organs. 1 ES 4 Schreitfüssen an; ich glaube, dass an den Brustringen, ebenso wie an den Bauchringen (die man unnützer Weise Pygidium nennt) nur 2 Reihen von Füssen, jederseits nur eine Längsreihe, wie bei allen Isopoden überhaupt, vorkommen; sie befestigen sich in der Serolis da, wo die Seitenanhänge (appendices laterales) mit der Unterseite der Brustringe die Öffnung zu ihrer Aufnahme bilden, woran Birrınes (l. c. p. 485) mit Unrecht zweifelt. Herr Bırrınes hat (l. e. p. 487, £. 1.) auch deutliche, ge- gliederte Taster (palpi) am Asaphus platycephalus beobachtet und sie in Verbindung mit der Maxille abgebildet. Der etwas nach aussen gebogene Taster besteht aus 7 oder 8 kleinen Gliedern, die an einer dreieckigen Maxilla der linken Seite festsitzen und diess ihrer Seits wieder an der Oberlippe (labium oder mit Un- recht als hypostoma bezeichnet) befestiget ist. Die Mundöffnung zeigt sich mithin zwischen den beiden Ästen der Oberlippe, den beiden, jederseits liegenden Kinnladen (Maxillae) und der Unter- lippe, liegt also im Kopfschilde, wodurch alle Ähnlichkeit mit dem Limulus moluccensis verschwindet, dessen Mundöffnung von den stacheligen Schenkeln der 5 Paar Brustfüsse als stellvertre- tende Kinnladen (Maxillae) und der Ober- und Unterlippe ge- bildet wird und daher auch keine gegliederte Taster zeigt, aber statt deren ein sechstes Paar Scheerenfüsse an sich sitzen hat. Durch die Entdeckung der Taster am Asaphus platycephalus von Bırrines sind die Trilobiten dieser Gattung noch genauer als zu den Isopoden gehörig bestimmt. Endlich muss ich noch der Fühler (Antennae) der Trilobi- ten gedenken; ich habe einen derselben auf der Insel Dagö bei Hohenholm in einem harten Grauwackenkalkstein mit verschie- denen Trilobitenresten beobachtet, jedoch nur lose, so dass ich nicht weiss, welcher Gattung das in der Leihaea auf Taf. LII, Fig. 23 a,b abgebildete Exemplar angehört. Ich lasse es in einer neuen Abbildung auf der hier beiliegenden Taf. I, Fig. 6 in nat. Gr. und Fig. 7 ‚achtmal vergrössert noch einmal folgen, da ich das Stück etwas besser gereiniget und es Fig. 8 von der Seite, sowie noch stärker vergrössert Fig. 9 im Durchschnitt dar- gestellt habe. Der Fühler ist etwas flach, nicht ganz drehrund, besteht aus 6 Gliedern, die längsgefurcht und der Quere nach in der Mitte mit einer unbedeutenden, glatten Erhöhung versehen sind; die Glieder stossen nicht ganz dicht an einander und sind an ihren Rändern wellig gebogen, was offenbar von den Längsfurchen herrührt, die sich als wellenförmige Vertiefungen an den Rändern darstellen. Am meisten gleichen diese Fühler denen einiger Sphaeromen, die nur sehr allmählich an Grösse nach dem Ende hin abnehmen und sich da in feine Cirren verwandeln; ihre Füsse sind ebenfalls mit spitzen Nagelgliedern bewaffnet, wie diess von mir in der Lethaea abgebildete Nagelglied. Auch ist der von mir soeben beschriebene Fühler an seiner Spitze cirrenartig verschmälert, wie an den Stenosomen, was noch viel häufiger unter den Amphipoden an der Amphithoe und selbst am Gam- marus beobachtet wird, in denen die Cirren-artigen Glieder an viel grösseren Basalgliedern festsitzen. So wie die lebenden Crustaceen in viele, sehr verschiedene Ordnungen, Familien und Gattungen zerfallen, so war es auch mit den ausgestorbenen Krebsen. der Fall; nur besitzen wir ihre Reste nicht so vollständig, dass wir sie gehörig in Ordnungen, Familien und Gattungen unterzubringen im Stande sind; es fehlen an ihren Resten meist die Fresswerkzeuge, Füsse, Taster und vor Allem die Beine und Kiemen, wodurch ihre Systematik sehr erschwert und fast unmöglich gemacht wird. Daher müssen wir auf künftige Beobachtungen in Canada rechnen, da schon der erste Anfang dafür mit so grossem Erfolge von BırLınss gemacht worden ist. Es ist merkwürdig, dass so selten gut erhaltene vollständige Exemplare von Asaphus in Canada beobachtet werden, wenn auch der Asaphus platycephalus dort überaus häufig ist; Bırumas hat während der langen Zeit, wo er nach ihnen suchte, nur 9 Exem- plare mit dem Kopfe, dem Brust- und Bauchschilde gefunden, und auch diese haben nur ein paar Mal ansitzende Füsse gezeigt. Die Füsse und Fühler, die ich hier aus dem Grauwackenkalk- steine von Esthland abbilde, sind immer nur lose, vom Körper der Trilobiten getrennt von mir aufgefunden worden. Das war auch die Ursache, dass sie nur mit grossem Zweifel als ihre Füsse und Fühler angesehen wurden; aber seitdem die Paläonto- iogen Englands die verschiedenen Ansatzpunkte am Kopfe und an der Unterseite der Brustringe beobachteten, ist es unzweifel- 6 haft, dass die Trilobiten Füsse und Fühler hatten, und jetzt haben sich die Füsse sogar festsitzend an beiden Seiten des Körpers in derselben Zahl 3, wie die Brustringe, gefunden und dadurch allen Zweifel an Trilobitenfüssen für immer aufgehoben. Ich habe die gegliederten Füsse der Trilobiten schon 1825 in einem Grau- wackenkalksteine der Insel Gotland beschrieben (@eognostico- zoologicae de Trilobitis observationes. Casani, 1825, p. 40) und ihr Vorkommen auch da ausser Zweifel gesetzt. Fig. D m SI © Erklärung der Figuren auf Tafel 1. Asaphus platycephalus mit 8 Paar Füssen. Copie aus The Quart. Journ. of the Geol. Soc. of London, Vol. XXVI. Oberkinnlade desselben mit einem Taster an der Maxilla fest- sitzend. Der Trilobitenfuss in natürlicher Grösse. Derselbe, 6fach vergrössert. Derselbe, im Durchschnitt. Der Trilobitenfühler in natürlicher Grösse. Derselbe, Sfach vergrössert. Ein Glied desselben noch stärker vergrössert. Durchschnitt desselben. Über Inoceramen der Kreideformation. Von Dr. H. B. Geinitz. Unsere Arbeiten über das Elbthalgebirge in Sachsen haben vor Kurzem zu neuen Untersuchungen der Inoceramen geführt, über die wir schon 1844, S. 148 in diesem Jahrbuche berichtet hatten. Seit dieser Zeit ist das damals zur Verfügung stehende Material durch die Sammlungen des Königlichen Mimeralogischen Museums in Dresden bedeutend vergrössert ‚worden und es haben die verschiedenen Publikationen über die organischen Reste der Kreideformation unsere Kenntnisse dieser Gattung wesentlich er- weiter. Wir haben mit besonderer Vorliebe diese Gattung seit einem Menschenalter fast ununterbrochen verfolgt und stellen hier das Endresultat unserer neuesten Untersuchungen darüber zu- sammen. Eine grosse Reihe von Abbildungen, worauf hier Be- zug genommen ist, wird in den nächst erscheinenden Heften des Elbthalgebirges I, Taf. 46 und II, Taf. 11—14 veröffentlicht wer- den, wo gleichzeitig auch die uns bekannten Fundorte der Arten genauer angeführt werden sollen. 4. JInoceramus striatus MaAnTtELL. 1822. I. Websteri u. I. striatus MAnt. Geol. of Sussex, p. 216, 217. Tab. DIR 1828. Sowersy, Min. Conch. Tab. 582, f. 3, 4. 1834-40. Gotpruss, Petr. Germ. I, p. 115. Taf. 112, f. 2. I. concentricus Goupr. ib. p. 111 z. Th. Taf. 109, f. Sde. T. cordırormis Goupe, ib. p. 113 z. Th. Taf. 110, f. 6a. 1841. I. concentrieus z. Th. u. I. siriatus, € 8 A. Römer, nordd. Kr. p. 61, 62. —? I. Decheni Röm. ib. p. 60. Paf.78.»1..10: 1843. d’Orsıeny, Pal. fr. terr. cret. III, p. 508 z. Th. Pl. 405. 1844. I. concentricus Gem., im Jahrb. f. Min. p. 149 z. Th. 1846. Desgl. Gem., Grundr. d. Verst. p. 462 z. Th. Taf. 20, £. 9. I. conc. u. I. striatus Reuss, böhm. Kr. IK, p. 24, 25. 1849. Gein., Quad. Deutschl., p. 174 (excl. I. pictus Sow.). 1863. Kuxta in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. p. 727 (excel. I. propin- quus). 1865—68. ? I. propinguus v. Eıchnwauv, Leth. Rossica I, p. 487. Pl. 21, 1.09: 1868. GünseL, Geogn. Beschr. d. Königr. Bayern, II, p. 700 u. 756. Die Schale ist oval-dreiseitig. hoch gewölbt und mit einem mässig grossen, gegen die Axe fast rechtwinkeligen hinteren Flügel versehen. Die linke Schale ragt mit ihrem spitzen, nie- dergebogenen Wirbel über den kleineren der rechten Schale merklich hervor. Die vordere Seite der Schalen ist unter dem Wirbel stark eingedrückt, nach unten hin aber gerundet und durch ihre Rundung wit dem Unterrande verbunden, wodurch sich diese Art im Allgemeinen von I. Brongniarti unterscheidet. Ihre Oberfläche ist mit ringförmigen Auwachsstreifen dicht bedeckt, welche entweder ‚ziemlich gleichartig oder auch zu un- regelmässigen Wülsten vereiniget sind. Eine von dem Wirbel nach der Mitte des Unterrandes gezogene Linie oder Axe steht ziemlich senkrecht gegen sämmtliche Anwachsstreifen. Nicht selten machen sich auf der Oberfläche noch einzelne ausstrahlende Linien bemerkbar, was auch bei einigen anderen Arten, wie na- mentlich I. latus, der Fall ist. / | Es kommen, wie bei allen Arten der Gattung, schmälere und breitere Abänderungen vor; die ersteren sind meist stärker ge- wölbt, als die letzteren. Als eine der schmalsten Abänderungen dürfte I. Dechene A. Röm. aus cenomanem Grünsande von Essen a. d. Ruhr zu betrachten sein. | Vorkommen: In ihren typischen Formen, oft von 6— 12 cm. Grösse überall in dem unteren Quader und zum Theil auch im unteren Pläner, was ihrem Vorkommen in cenomanen Schichten Frankreichs und anderer Länder sehr wohl entspricht. Verein- zelt begegnet man ihnen noch im Mittelquader des Elbthales und selbst noch in dem Plänerkalke. Hier sind es indess nur meist 9 kleine, spärliche Exemplare, oft Sowersy’s Abbildung gleichend. Ebenso eitirt Reuss diese Art aus den verschiedenen Etagen der böhmischen Kreideformation; Güuser führt sie als leitend für den Regensburger Grünsand an, welcher zum unteren, cenomanen Quader gehört; F. Röner fand sie in Schichten von gleichem Alter in Oberschlesien, Kunru bei Schmottseifen in Schlesien; A. RÖMER citirt sie aus dem Pläner von Sarstedt. Liebenburg und Halberstadt; Gorpruss hat Exemplare aus dem unteren Quader von Koschütz bei Dresden zu I. concentricus gestellt, die Exem- plare von Manseir und Sowersy gehören der unteren Kreide an, und Exemplare, wie die von Strehlen, kommen mit Ammoniltes perampius zusammen im Plänerkalke bei Colorado City in New- Mexico vor. Ob I. propinguus v. Eıcawarn von Khoroschöwo, wie man nach der Abbildung vermuthen kann, zu ]. striatus ge- hört, kann ohne Einsicht der Exemplare nicht sicher entschieden werden. 2% 1. striato-concentricus Günser, 1868. Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern, II, p. 766. Nach Güuser schliesst sich diese Art an /. concentricus und ]. striatus am nächsten an, ist jedoch schmäler, dabei viel höher, d.h. aufgeblasener, mit spitzerem, stärker übergebogenem Wirbel versehen, als letztere, von schmalen, regelmässig enggestellten, spitz zulaufenden concentrischen, wulstigen Erhöhungen und fei- nen Streifen bedeckt und nur mit sehr schmalem Flügel seitlich verlängert. Von I. concentricus unterscheidet sich diese Art durch weniger spitzen Wirbel, der nicht seitlich ausgebogen ist, durch grössere Breite und regelmässigere concentrische Wülste. Vorkommen: Nach Güuser in Schichten bei Regensburg, welche dem Plänerkalke entsprechen, und in dem Baeulitenmergel von Luschitz in Böhmen. Obige Beschreibung entspricht Exem- plaren aus den Gosauschichten am Glanecker Schlossberge in Oberbayern, die Dr. ©. Schneider dort gesammelt hat, und aus dem oberen Quadersandsteine des gläsernen Mönchs bei Halber- stadt. 3. I. Geinitzianus SToLIczka. Pal. Indica, Cret. Fauna III, Pelecypode, p. 407. Pl. 27, f. 4, 5. Die von uns 1843 von Kieslingswalda (Nachtr. z. Char. p. 15. Pan 10 Taf. 3, f. 12) als I. concentricus beschriebene Form, welche von StoLiczka als identisch mit J. @einitzianus aus der südindischen Kreideformation betrachtet wird, bildet eine Mittelstufe zwischen I. striatus und I. latus. Sie unterscheidet sich von dem ersteren durch ihre geringere Wölbung und die fast gleiche Grösse ihrer beiden Wirbel, von dem letzteren aber dadurch. dass ihre vordere Seite in der Nähe des Wirbels mehr eingedrückt und eine grös- sere Strecke weit abgestutzt ist. Ähnliche Formen kommen auch in den Gosauschichten am Schlossberge von Glaneck in Ober- bayern vor. 4. I. Brongniarti SoweERBY. 1768. Austern-Art Wach, d. Naturg. d. Verst. I. 1, p. 142. Tab. D. I **. 1822. I. Lamarcki Mant. Geol. of Suss. p. 214. Tab. 27, £. 1. 1. Cuvierv MAnr. 1b. p: 213. Tab. 28, 21.4 I. Brongniartı Manr. ib. p. 214. Tab. 28, f. 3. ? I. undulatus Mant. ib. p. 217. Tab. 27, £. 6. 1828. I. cordiformis und I. Brongmiarti Sow. Min. Conch. Pl. 440, 441, f. 2—4. 1835. Catillus Cuwvvert AL. BRONGNIART, deser. geol. d. env. de Paris, 3. ed;:P.628.° Pi. EG LA, IBIE GE 1839—40. Goupruss, Petr. Germ. I, p. 115. Taf. 111, £. 3. 1. alatus : GoLDE.,.:p: 116. :; Tat, 112,83. I. cordiformis Goupr., p. 113. Taf. 110, £, 6b. I. annulatus GoLDe., p. 114. Taf. 110, t. 7. I. undulatus GouoFr., p. 115. Taf. 112, f. 1. 1850. v. STROMBECK, Zeitschr. d. Deutsch. geol. G. XV, p. 121. 1865—68. I. Humboldti v. EıchwAuo, Leth. Rossica II, p. 495. Pl. 21, £. 9. Die Schale ist (ohne Flügel) verlängert-dreiseitig oder oval- dreiseitig, je nachdeın ihr Vorderrand mehr oder minder weit abgestutzt ist. In der Regel erscheint sie längs ihrer ganzen vorderen Seite steil abschüssig. oder senkrecht abgeschnitten, zuweilen sogar eingebogen, nicht selten verbindet sich aber der Vorderrand durch eine Rundung mit dem Unterrande, was den Varietäten I. annulatus und I. undulatus GoıLpr. entspricht und die Verwandtschaft mit I. striatus Mant. beurkundet. Der oft sehr grosse Flügel ist in der Regel rechtwinkelig und wird durch eine meist schnell abfallende Bucht von der Rückenkante der Schale geschieden; namentlich tritt diess sehr an den Steinker- nen hervor, weniger an jungen Exemplaren des Plänerkalkes. il Auf die relative Grösse des Flügels ist jedoch kein zu grosses Gewicht zu legen. In der Wölbung der Schale zeigt sich eine grosse Veränderlichkeit, was auch hier zu breiteren und schmä- leren Formen Veranlassung gibt. Schmale und hochgewölbte Formen kommen neben breiten und flachgewölbten vor. Sie wird von dicken wulstförmigen Anwachsringen bedeckt, auf welchen fast blätterige Anwachsschichten regelmässig entfernte Linien hinterlassen, Die faserige Schale wird bei dieser grossen Art oft mehrere Centimeter dick, besonders in der Nähe des Schloss- randes, so dass man oft Bruchstücken von ihr in Mineralien- sammlungen als Faserkalk begegnet. Av. Broneniarts Abbildun- gen des Catillus Cuvieri können sich füglich nur auf I. Brong- niarti beziehen. dORrsıcny gibt hierüber keinen Aufschluss, in- dem er Pal. fr. ierr. cret. Il, p. 320 ausspricht, dass er von jener Art nur Bruchstücke kenne und sie daher nicht abbilden könne; v. STROMBEcK hat sie mit zu I. Cwvieri gestellt. An I. cordiformis Sow. u. GOLDF. nimmt man auch ausstrah- lende Linien wahr; die Abbildung Taf. 110, f. 6 a bei Gorpruss weist mehr auf I. striatus hin, womit d’Orsicnv den I. cordifor- mis vereinigei hat. I. Humooldti v. Eıcnw. ist ein ganz typisches Exemplar für I. Brongniarti. Junge Exemplare mit dicken Anwachsringen entsprechen dem I. undulatus, andere sind oft mit weit schwä- cheren Streifen bedeckt. Vorkommen: I. Brongniarti ist in dem oberen Pläner oder Plänerkalke und dem oberen Quadersandsteine des Elbthales un- gemein verbreitet und erreicht hier zuweilen 0,5 m Grösse. Wir kennen ihn aus keinen älteren Schichten, er reicht auch nach anderen Erfahrungen von dem oberen Turon an noch in die senonen Kreideablagerungen hinein, wie sein Vorkommen in dem Kreidenergel von Osterfeld bei Essen etc. beurkundet. Aus dem Plänerkalke von Colorado City in New-Mexico wurde er mit Ammonites peramplus etc. zusammen gefunden. Ä 5. T. latus Mantetı. a. breite Form. 1822. MAnTELL, Geol. of Suss. p. 216. Tab. 27, f. 10. 1828. Sowersy, Min. Conch. Tab. 582, £. 1, 2. 1834—40. Goupruss, Petr. Germ. II, p. 117. Taf. 112, £. 15. 2 ? I. planus Gouor. Taf. 113, f. 1a. 1841.- I. latus u. I. tenuwis A. Römer, nordd. Kr., p. 61, 62. Taf. 8, £. 11. 1843. d’Orzıenv, Pal, fr. terr. eret.; IN, »p. 513... BE. A082 12 1344. Gem. in Jahrb. f. Min. p. 150 (fälschlich alatus gedruckt). 1849. Gem., Quad. Deutschl., p. 176 (excl. I. planus). 1866. ZuirteL, d. Bivalven d. Gosaugeb in d. nordöstlichen Alpen, p. 24 00,8 Tal, 7; b. schmale Form. 1829. I. pietus Sowerey, Min. Conch. Tab. 604. 1843. I. tegulatus Geın., Nachtr. z. Char. p. 16. Taf. 6, f. 11. I. striatus d’Orsıeny, Pal. fr. t. er: III, p. 509 z. Th. I. cuneiformis d’ORe. ib. p. 512. Pi. 407. 1846. I. picetus Geim., Grundr., p. 463. 1849. I. striatus Gem., Quad. Deutschl., p. 174 z. Th. 1870. I. latus F.' Römer, Geol. v. Oberschles., p. 316. Taf. 34, f. 12. Das Auszeichnende liegt in der gleichen Grösse beider Scha- len, ihren niedrigen, bei der breiten Abänderung kaum vorragen- den Wirbeln, unter welchen die Schale an ihrem Vorderrande nur wenig eingezogen ist, wodurch sich diese Art von], striaius unterscheidet, mit dem sie die Regelmässigkeit der Biegungen ihrer concentrischen Anwachsringe gemein hat. Wie bei dem letzteren ist ihre ganze Oberfläche mit gleich- oder ungleich- förmigen, schwächeren oder stärkeren Anwachsstreifen bedeckt, über die nicht selten auch ausstrahlende Linien nach der Mitte des Unterrandes hinlaufen (vgl. Zırrers Abb.). Wie eine jede Art der Gattung /noceramus, tritt auch diese in einer breiteren und schmäleren Varietät auf. Die erstere wird gewöhnlich für sie typisch erachtet. Der Schalenumfang ist bei ihr kreisrund-rhomboidal, meist eben so breit als lang, ihre Oberfläche ist von der Mitte aus ziemlich gleichmässig- und schwach-gewölbt und von dem grösseren oder kleineren, stumpf- winkeligen Flügel nur durch eine sehr flache Bucht geschieden. Exemplare mit einem sehr kleinen, wenn nicht verbrochenen Flügel erscheinen in der von Gorpruss als /. planus Mün. Taf. 113, £ La (nicht 1b) abgebildeten Form. Die schmale Form des I. latus, deren richtige Stellung zuerst F. Roewer erkannt hat, besitzt einen mehr ovalen Umriss und ihre Breite verhält sich zur Länge nahezu wie 2:3. Ein mit der Längsaxe der Muschel spitzwinkeliger Schlossrand be- 13 grenzi einen schmalen hinteren Flügel. Sie ist etwas stärker gewölbt als die breite Form und lässt zuweilen längs ihrer Mitte eine flach-wulstförmige, längsgestreifte Erhöhung wahrnehmen, Es schliessen sich an diese Form /. pictus Sow. und GEIn. sowie I cuneiformis d’Ors. wohl am besten an. Vorkommen: J. planus scheint nach Exemplaren aus dem Grünsande von Essen und dem unteren Pläner von Plauen ihren Ausgangspunkt schon in cenomanen Schichten zu haben, häufiger ist sie erst in dem oberturonen Pilänerkalke und in verwandten Bildungen in Deutschland, Frankreich und England, man begegnet ihr nicht selten in dem oberen Quadersandstein und Quadermer- gel von Kreibitz in Böhmen und in den senonen blauen Mergeln des Marterberges bei Passau. Soweit man nach Abbildungen urtheilen kann, würden sich auch die von W. A. Ooster in Protozoe helvelica, 1. Bd. 1869, p- 2, 36 u. f. als jurassische Inoceramen der Schweizer Alpen beschriebenen und Taf. 1, 2, 12 und 13 als I. Brunneri, I. Fal- geri, I. undulatus und I. fuscus unterschiedenen Arten auf brei- tere und schmälere Abänderungen des /. latus zurückführen lassen, ohne hiermit ihre Identität befürworten zu wollen. 6. I. labiatus ScaLorn. Sp. 2768. Ostracit Waren,.d. Naturg. d.-Verst. II. 1, p: 84. Tab. B. 1. bb 02,29. 192. Tab, D’X. f. 1 2, 1813. Ostracites labiatus u. Pinnites diluvianus SCHLOTHEIM in LEONHARD’S min. Taschenb. VI, p. 93. 1820. Mytulites problematicus Scuuoru., Petrefactenkunde, p. 302. Pinnites dilwvianus ScHL. eb. p. 303. 1822. I. mytiloides MAntELL, Geol. of Sussex, p. 215. Tab. 27, f.3; Tab. 238,1.:2. 1827. Catillus Schlotheimi Nıusson, Petr. Suec., p. 19. 1828. I. mytilordes Sow., Min. Conch. Tab. 442. 1834—40. I. mytiloides GoLdr., P. G. II, p. 118. Taf. 113, £. 4. I. propinguus Goupr. ib. p. 112. Taf. 109, f. 9. 1835. Mytrloides labiatus Ad. BRONGNIART, deser. geol. d. env. de Paris, 8: edi«p. 151, 622: PL K, LA 1843. I. problematicus d’Orsıenv, Pal. fr. t. cr. III, p. 510. Pl. 406. I. angulosus d’Ors., ib. p. 515. Pl. 408, f. 3, 4. (I. angulatus.) 1844—49. I. mytrloides Gem. im Jahrb. f. Min., p. 151; Quad. Deutschl., p. 176. 14 1863. Hrgert im Bull. de la Soc. geol. de France, 2. ser., t. XX, p. 620. v. STROMBECK in Zeitschr. d. D. geol. Ges. XV, p. 119. I. problematieus Dana, Manual of Geology, p. 475, 487. 1865—68. ? I. ambiguus v. EıchwAun, Leth. Ross. II, p. 493. Pl. 21, f. 8. 1866. I. mytiloides SCHLÜTER, in Zeitschr. d. D. geol. Ges., p. 61. GünseL, in Sitzb. d. k. Ak. d. Wiss. in München, II, p. 169. U. S6HLOENBACH, im N. Jahrb. f. Min., p. 311. 187i. SroLiczkA, Pal. Ind., Cret. Fauna, Pelecypoda, p. 408. Pl. 29, £.1. ? I. eximius v. EıcHwALD, geogn.-pal. Bem. über d. Halbinsel Man- gischlak, p. 192. Taf. 18, 1. 1-4; Taf 19, 3, & ? I. porrectus v. Eıcnw. eb. p. 191. Taf. 19, £. 2. ? I. ambiguus v. Eıchw. eb. p. 189. Taf. 20, f. 1-5. GEINITZ, in Sitzungsb. d. Isis in Dresden, p. 195. Oval bis zungenförmig mit gleichgrossen Wirbeln, die über den kurzen und sehr schiefen Schlossrand weit vorragen, unter- scheidet sich diese Art im Allgemeinen leicht durch die fast spirale Drehung des Wirbels und die sich deutlich aussprechende Biegung der ganzen Schale nach hinten. Ihre ganze vordere Seite ist gerundet und stark gewölbt, nach hinten dacht sich die Schale allmählicher ab, bis sie in den kleinen stumpfwinkeligen Flügel verläuft. Ihre Oberfläche ist mit zahlreichen Anwachs- ringen und Streifen bedeckt, gegen welche die Axe der Schale deutlich gekrümmt ist. Die Form dieser Art unterliegt übrigens vielen Schwankun- gen, da sowohl breitere als schmälere Abänderungen gewöhnlich sind, der Wirbel bald spitzer, bald abgestutzt erscheint, und bald mehr nach vorn, bald mehr zurück tritt. Diess gilt besonders für junge Exemplare, die in der Regel eine grössere Breite als die älteren besitzen und zuweilen in der als I. angulosus (I. angulatus) d’Org. beschriebenen Form auftreten. I. propinguus Mün., bei Goıoruss Taf. 109, f. 9, kann gegen- über der Ansicht von Kunt# * doch nur mit J. labiatus vereiniget werden und scheint aus dem Mittelquader von Schönau zu stam- men, nicht von Schandau selbst. Es kommt nicht selten vor, dass durch Verschiebung der Schalen der eine Wirbel über den anderen etwas hervorragt. Am nächsten verwandt mit J. labeatus ist die schmale Form * Über die Kreidemulde von Lähn, in Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1863, p. 727. 15 des I. latus, von dem er sich durch stärkere Entwickelung des Wirbels und die deutliche Biegung der Schale nach hinten unter- scheidet, und mit I. Cuvieri, von welchem I. labiatus durch ge- ringere Breite, stärkere Wölbung und seine weit mehr hervor- tretenden oft buckelartigen Wirbel unterscheidet. Vorkommen: I. labiatus ist das gemeinste Fossil in dem Mittelquader und Mittelpläner oder unterturonen Ablagerungen, welche H£serr u. A. nach ihm als „Labeatus-Schichten“ bezeich- net haben; vereinzelt zeigi er sich noch in dem oberturonen Plänerkalke, wo er jedoch schon mehr durch I. Cuvieri vertreten wird. Wie in Deutschland, so bezeichnet er in Frankreich ganz vorzugsweise die im Liegenden der Schichten mit Micraster cor testudinarium befindliche Zone. Diesen Horizont hält er gleich- falls bei Colorado City in Neu-Mexico inne, SrtorLiczka erkannte ihn in der Ootatoor-Gruppe der südindischen Kreideformation, nachdem er durch Dana u. A. schon früher im W. von Missouri erkannt worden war. Die von v. Eıcuward als I. ambiguus, T. eximius und I. porrectus beschriebenen Arten kommen in einem von ihm zum Neokom gerechneten grauen oder schwarzen Kalk- steine von Aläska und in dem Sandsteine von Wytkrino bei Moskau vor. 1. I. Cuvieri SOWERBY. 1828. Sowergy, Min. Conch. Tab. 441, f. 1: 1834—40. Goupruss, Petr. Germ. II, p. 114. Taf. 111, £. 1. € 1844. Geinıtz im Jahrb. f. Min., p. 150 (excel. I. planus). 1849. Geın., Quad. Deutschl., p. 176 desgl. 1863. v. STROMBEcK in Zeitschr. d. D. geol. G. XV, p. 124 z. Th. Nicht: Catillus Cuvierv Au. BRONGNIART, deser. geol. des env. de Paris, 3226d..1855, p. 028. BL. L,£ A EEK 6,.HT Die Schale ist schief-eiförmig-rhomboidal und, wie bei 1]. labiatus, deutlich nach hinten gekrümmt, jedoch ist sie weit fla- cher gewölbt und besitzt einen kleinen niedergedrückten Wirbel. Ihre vordere Seite. ist gerundet, die hintere mit einem schmalen stumpfwinkeligen Flügel versehen, der mit der gebogenen Längs- axe einen spitzen Winkel bildet. Ihre ganze Oberfläche ist con- centrisch gestreift und gefaltet. I. Cuviert bei BronenmartT ist auf I. Brongniarti Sow. zu- rückzuführen, während d’Orsıeny weder von J. Cuvieri noch von 46 I. Brongniarti eine Abbildung gibt. Der Auffassung v. Srron- BECK S bezüglich des I. Cuviere lässt sich in ihrer ganzen Aus- dehnung nicht beistimmen, da von diesem Autor gleichfalls Exem- plare des I. Brongniarti, sowie auch des I. Lamarcki dazu- gezogen werden. Vorkommen: Die Exemplare aus dem Plänerkalke von Strehlen zeigen deutlich den Typus der von Sowersy und GoLD- russ beschriebenen Art. Ähnliche kommen schon in dem Pläner des Kahnsteines und Steinkuhlenbergs bei Langelsheim im Harze vor. Nach Gorpruss ist diese Art häufig in der weissen und grauen Kreide in Westphalen und bei Quedlinburg, nach SowErgy ist sie gemein in der Kreide von England. 8. I. planus Münster. 1834—1840. Goupruss, Petr. Germ. H, p. 117. Taf. 113, f. 1b (nicht 1 a, der zu I. latus zu gehören scheint). Der I. planus aus dem senonen Kreidemergel von Halden und Lemförde in Westphalen bildet einen förmlichen Übergang von I. Cuvieri zu I. Cripsi, schliesst sich jedoch durch seine regelmässigere und stärkere Wölbung noch mehr an den letz- teren an, wie auch schon A. Rormer geltend macht, dass J. la- tus als eine sehr flache und weniger breite Form des I. Oripsi aufgefasst werden könne. 9. I. Cripsi MantELL. 1822. MANTELL, @eol. of Sussex,.p, 135. Lab. 27 1ER 1834—40. Gouvruss, Petr. Germ. I, p. 116. "Taf. 112, f. 4. 1843. I. impressus, I. regularis und I. Goldfussianus d’Orsıenv, Pal. fı... terr. cret. III, p. 515, 516, 517. Pl. 409—411. 1844. Gemitz im Jahrb. f. Min., p. 151. 1848—50. I. Goldfussianus, I. impressus und ? I. Cuvieri Kxer, in Har- DINGER’s naturw. Abh. III, p. 28. Taf. 5, £. 2. 1849. I. Oripsi und I. impressus Gein., Quad. Deutschl., p. 178. 1854. F. Römer, in Verh, d. naturh. Ver. für Rheinl. und Westph. XI. p. 146. 1856. I. sublaevis, I. convexus, I. tenwilineatus und I. fragils HALL und Merk, Deser. of New. Spec. of Foss. from the Cret. Form. of Ne- braska, p. 386 -388. Pl. 2, f. 1, 2, 3, 6. 1863. v. STROMBECK, Zeitschr. d. D. geol. Ges. XV, p. 152. 1866. Zrrreu, die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen, p. 19 (95). Taf. 14, f£ 1—5; Taf. 15, f. IB. 17 1871. I. Cripsianus StoLiczka, Pal. Ind., Cret. Fauna III, Pelecypoda, 2203» Pl. 27,8..1—3: I. Goldfussianus GEN. in Sitzungsb. d. Ges. Isis in Dresden, 1871, p. 19. Mit GoLoruss, F. RoEmER, v. StRoNBEcK und ZitteL fassen wir unter dieser Art Formen zusammen, die sich durch ihre ‚grössere Breite oder ihre quer-ovale Form, die vordere Rundung ihrer Schale, einen mässig langen Schlossrand, der an den eben- falls gerundeten Hinterrand stumpfwinkelig anschliesst, auszeich- nen und die mit ziemlich regelmässigen dicken Anwachsringen bedeckt sind. Die fast gleichgrossen niedrigen Wirbel pflegen mehr oder weniger von dem vorderen Ende der Schale zurück- zutreten, liegen aber zuweilen auch ganz vorn, ähnlich wie bei I. angulosus d’Ors. Die Schale ist in ihrer Mitie und nach vorn hin stark und ziemlich regelmässig gewölbt und verflacht sich allmählich über eine sehr flache Bucht, oder eine von der hinteren Seite des Wirbels nach dem Unterrand laufende Furche hinweg (var. impressus d’ORe.) nach hinten. Durch ihren Umriss tritt diese Art zunächst in Verbindung mit I. Cuvieri Sow. und I. planus Mün., woraus sie sich viel- leicht entwickelt hat; im Allgemeinen sind die Formen des I. Cripsi breiter und stärker gewölbt als jene. Eine gleich nahe Verwandtschaft mit I. Cripsi zeigt aber auch J. Lamarcki in seiner breiteren Abänderung bei d’Orsıeny Pl. 412, der sich von I. Cripsi fast nur noch durch stärkere Wölbung und durch eine deutliche Eindrückung unter dem Wir- bel an der vorderen Seite der Schale unterscheidet, worauf eine Verwandtschaft des I. Lamarcki mit I. siriatus beruhet. Unter den von Harr und Merk aus Nebraska beschriebenen Formen ist J. convexus dem normalen I. Cripsi am ähnlichsien, während J. itenuilineatus einem dünnschaligen Exemplare der Muschel mit weiter vorn liegendem Wirbel entspricht, so dass er wiederum dem I. angulosus d’Ors. ähnlich wird. Sowohl junge Exemplare des I. labiatus als auch des I. Cripst können nach den uns vorliegenden Belegstücken in der Form des I. angulosus erscheinen und müssen auf die damit zu- sammen vorkommenden ausgewachsenen Exemplare zurückgeführt werden. Jahrbuch 1873. 2 13 Vorkommen: Seinen Ausgangspunkt nimmt I. Cripsi aus dem unterturonen Mittelquader oder Mittelpläner. ManteıL be- schrieb ihn aus dem grey Chalk Marl von Ringmer, Hamsey und Offham in England, nicht aus dem Gault, wie von einigen Au- toren angenommen wird. Mit Ausnahme sehr vereinzelter Exem- plare sind ähnliche breite Formen in Sachsen neuerdings nicht beobachtet worden, wohl aber kommen sie häufiger in dem oberen. Quadermergel des benachbarten Kreibitz in Böhmen vor, womit die senone Etage beginnt. In Ablagerungen von senonem Alter ist überhaupt das Hauptniveau für diese Art zu suchen, und sie wird hier von den oft blasenförmig aufgetriebenen Abänderungen des I. Lamarcki begleitet, so bei Nagorzany unweit‘ Lemberg, nach F. Römer mit Belemnitella mucronata zusammen bei Zarno- wiec, Karniowice bei Krakau, nach v. Eicuwarnp in: der Krim, bei Ssimbirsk ete., nach v. Hagenow in der Kreide von Rügen, ferner in dem Kreidemergel von Ilseburg, Blankenburg und Vienenburg im Harz, in dem oberen Quadersandstein des gläsernen Mönchs bei Halbersiadt, in den westphälischen Kreidemergeln von Dül- men, Haldem und Osterfeld bei Essen und nach d’Orsıeny in senonen Gebilden Frankreichs. Nach ZırreL ist es eine der ver- breitetsten Arten in den Gosaugebilden der nordöstlichen Alpen, Storiczka erkannte sie in der Arrialoorgruppe der südindischen Kreideformation, BeEyrıcn in Schichten von Afrika, F. Römer in Texas. Wie ihr Vorkommen in Nebraska aus den Abbildungen von Harr und Merk erhellt, so lässt sich dasselbe nach den uns vorliegenden Exemplaren auch für die Umgegend von Colorado City in Neu-Mexico verbürgen, wo I. Cripse mit Baculites gran- dis Harı u. MEER und anderen Baculiten zusammen durch Herrn A. Dirimarsch-Frocon entdeckt worden ist. 10. I. Lamarckti Parkınson. 1822. I. Brongniarti MAnTELL, Geol. of Sussex, p. 214. Taf. 27, f. 8. 1835. Catillus Lamarcki Au. BRONGNIART, deser. geol. des env. de Paris, 3. ed., D.,0630. EN 1.2.10. B. 1834-40. ”GoLprvss, Petr. Germ. IL p: 114. Taf. T11, f. 2. 1843. d’Orsıeny, Pal. fr. terr. eret. IIL,:p: 518. P1:412. 1844—49. Geinırz im Jahrb. für Min., p. 150; Quad. re p. 174 (excl. I. Dechent). 1850. Dixon, @eol. a. Foss. of Sussex, p. 355. Tab. 28, 29. 1866. Zrrren, d. Bivalven der Gosaugeb. der nordöstl. Alpen, p. 23 (99). lafı3a92:70: 19 Die etwas schief-ovale Schale, welche theils länger als breit, theils aber auch breiter als lang und mehr oder minder schief ist, zeichnet sich namentlich durch ihre bauchige Wölbung aus, wodurch sie oft blasenförmig aufgetrieben erscheint. Sie ver- läuft ın einen mehr oder weniger vorragenden und niedergebo- genen Wirbel, an dessen beiden Seiten sie steil abfällt und etwas eingedrückt ist. Ihr oft unverhältnissmässig kleiner Schlossrand begrenzt einen kleinen stumpfwinkeligen hinteren Flügel, welcher oft gänzlich zurücktritt. Die Oberfläche ist mit dieken, wulst- förmigen Anwachsringen und concentrischen Streifen bedeckt. wie bei J. Brongniarti, womit sie häufig verwechselt worden ist, zu- mal dessen als f. annulatus GoLor. beschriebene Varietät ihrer Form sich nähert. Von diesen unterscheidet sich I Lamarcki durch die mehr ausgesprochene Rundung der Schale, welche nur in der Nähe des Wirbels gestört und aufgehoben wird, und durch seine weit höhere Wölbung. | Ebenso verwandt ist J. Lamarcri mit I. Cripsi, der oft einen gleichen Umriss zeigt und in starkgewölbten Abänderungen an- getroffen wird. In beiden Arten spricht sich aber sehr deutlich eine entgegengesetzte Richtung des Wirbels und der Anwachs- ringe aus, welche bei dem ersteren deutlich nach vorn, bei dem letzteren deutlich nach hinten gewendet sind. Die Eindrückung der vorderen Seite unter dem Wirbel des I. Lamarcki und die verhältnissmässig siärkere Wölbung längs der hinteren Fläche dieser Art weichen wesentlich ab von der stärkeren Wölbung der vorderen und weil schwächeren der hinteren Fläche bei 7. Cripst. Vorkommen: Diese für obere oder senone Ablagerungen der Kreideformaiion bezeichnende Art liegt uns in charakteristi- schen Exemplares aus dem Kreidemergel von Nagorzany, Oster- feld bei Essen, als Feuersteingeschiebe von St. Acheul bei Amiens, aus dem Grünsandsteine von Kieslingswalda im Glatzischen, aus dem oberen Quadersandsteine von Waldau bei Görlitz, Tanne- berg in Böhmen (durch Herrn Apotheker B. Kınse in Herrnhut gefunden) und einigen Brüchen des Elbthales vor, wie von Posiel- witz und an dem Schandau gegenüber liegenden Ufer. Zu ihr mögen auch Exemplare aus dem senonen Mergel des Marter- berges bei Passau gehören, welche unser K. Mineralogisches DE 20 Museum Herrn Baron v. Srockuem schon seit 1851 verdankt, Früher von uns zu J. Lamarcki gestellte Exemplare von Strehlen sind auf andere Arten, wie /. siriatus und I. Brongniarti zurück- geführt. worden. Die aus England beschriebenen Exemplare, von welchen Dixon die beste Abbildung gibt, wurden in der Kreide von Norfolk und Sussex gefunden. Das von den Abbildungen bei d’Orsıeny und Dixon ziemlich abweichende Exemplar bei Goıv- russ fand sich in der grauen Kreide zu Sindinkhausen in West- phalen. Es erinnert einigermassen an I. striatus. Ebenso bildet I. Lamarcki aus dem Hofergraben im Gosauthale, bei Zirteı, eine eigenthümliche Varietät dieser vielgestaltigen Art, die nach allen Modificationen sich endlich noch in den I. involutus Sow. umgestaltet zu haben scheint. Rückblick auf die hier beschriebenen Inoceramen. Betrachtet man die Inoceramen der Kreideformation im Geiste der Theorie von der Veränderlichkeit der Arten, so reicht ihr Stammbaum bis in den Lias zurück. Ohne auf diese älteren Formen hier eingehen zu wollen, finden wir den nächsten An- knüpfungspunkt für unsere Inoceramen in dem I. concentricus Sow. des Gault. Er ist offenbar ein naher Verwandter des 1. striatus, jener in cenomanen Schichten, oder im unteren Quader vorherrschenden Art. Hier bedurfte es nur einer Verkürzung des Wirbels und einer grösseren Ausdehnung des Schlossrandes, um jene in diese Art umzuwandeln. Beides scheint in der That hier nach jüngeren Schichten hin stattgefunden zu haben, denn I. striatus des oberturonen Plänerkalkes hat in der Regel die kürzesten Wirbel und den breitesten Flügel. Dagegen haben sich in dem I. striato-concentricus GüngEL die ursprünglichen Charaktere der Stammart weit besser erhalten. Von I. striatus aus entwickeln sich 2 verschiedene Reihen in den Formen des I. Brongniarti und des 1. laius. Der erstere stellt die vollkommenste Entwickelung der Gat- tung in oberturonen Ablagerungen dar, welche noch weit in die senonen Bildungen hineinragt. I. latus aber, der durch I. Geinitzianus Stor. mit I. striatus 21 sehr eng verbunden ist, wird zur Basis für 2 neue Entwicke- lungsreihen, deren eine durch breite Form, die andere durch schmale Form ausgezeichnet ist. An die breite Form des I. latus schliesst sich I. Cuwviert, an die schmale Form: J. labiaius unmittelbar an. Der letztere bildet wieder in seinen breiteren Abänderungen einen förmlichen Übergang nach dem ersteren hin. Immerhin bleibt aber I. la- biatus in seiner typischen Form das Hauptiossil für unterturone Schichten oder den Mittelquader und Mittelpläner des Elbthales; in dem oberturonen Plänerkalke von Strehlen finden sich von ihm nur noch spärliche Exemplare. Dagegen hat er sich noch einige Geltung in den Kieslingswaldaer Schichten verschafft, während er in, diesen analogen Schichten von Kreibitz in Böhmen und Marterberg bei Passau nur durch die schmale Varietät des I. la- tus vertreten wird. Es ist vorher gezeigt worden, wie sich I. Cuvieri Sow. zu I. planus Mün. und I. Cripsi Mant. verhält, woraus jedenfalls erhellt, dass sich der erstere in den letzieren umwandeln konnte. J. Cripsi bezeichnet aber mit seinen Varietäten, wie I. Goldfus- sianus und I. impressus d’Ors. ganz vorzugsweise senone Kreide- bildung. Der ihn hier begleitende I. Lamarcki und die letzten Nachkömmlinge des J. Brongniarti bilden mit J. involutus Sow. eine Reihe von Arten, welche auf mannigfache Weise eng mit einander verknüpft sind, und mit Entschiedenheit wieder auf 1. concentricus zurückweisen. Ihre Beziehungen zu einander lassen ‘sich annähernd in dem folgenden Schema veranschaulichen: I. involutus Sow. | Obere Kreide =Z Ss nd I. Lamarcki Park. > Nm Cripsti Manr. Ober-Quader N N (Senon). | | TI. planus Mün. air ne ee En Se Plänerkalk, I. striato-;concentricus N Mittel-Pläner IN GüneL. | und I. Brongniarti Sow. I. Cuvieri Sow. Mittel-Quader N A (Turon). N .. I. labiatus ScaL. Unt. Pläner N 7 I. latus Man. und | Unt. Quader I. striatus Manr. | (Cenoman). N Gault. > I. concentricus Sow. a Nineralogisches. Von Herrn Assistent August Frenzel in Freiberg. Auf Wunsch des Herrn Geh. Commerzienrathes FERBER in Gera wurden die nachstehenden chemisch-mineralogischen Bear- beitungen einiger Nummern seiner reichhaltigen und schönen Sammlung unternommen. Wir beginnen mit dem Beraunit. Dieses Mineral wurde bekanntlich bis jetzt nur in Pseudo- morphosen nach Vivianit von der Eisensteingrube Hrbek bei Sct. Benigna im Berauner Kreise in Böhmen bezogen. Herr FERBER hat indess ein sehr schönes Vorkommen von Beraunit aus Sach- sen, Vater Abraham bei Scheibenberg, erworben, und zwar von Dr. Kranz. Letzterer hatte das Stück aus der Sämann schen Sammlung in Paris mit angekauft und dem Stücke lag eine alte Etiquette bei, wahrscheinlich von FreizsLesen geschrieben, welche besagt: „Fasricher brauner Eisenrahm mit braunem Eisenstein, aus dem Scheibenberger Bergamtsrevier.“. Ist nun diese Angabe richtig, wogegen irgend welche Zweifel nicht vorliegen, so dürfte die bei Scheibenberg befindliche und auf Brauneisenstein bauende, jeizi aber auflässige Grube Vater Abraham der. Fundort sein. Das Stück enthält ziemlich viel Beraunit, welcher auf und in Brauneisenerz sitzt, und wenig Kraurit. Der Beraunit bildet blätt- rige und concentrisch-strahlige Partien und einzelne Blätichun 24 und Stengel laufen in Krystallspitzen aus, welche die Gypsform erkennen lassen. Das Mineral hat ein sehr gutes Ansehen, be- sitzt hyacinihrothe bis röthlichbraune Farbe und Perlmuiter- bis Seidenglanz; das Strichpulver ist gelb. Spec. Gewicht 2,983 (Temp. 21,0 C.). Prarıner hatte schon als Bestandtheile Eisenoxyd, Phosphor- säure und Wasser angegeben; eine Analyse ergab dieselbe Zu- sammensetzung und zwar procental: Eisenoxyd . 54,50 Phosphorsäure 28,65 Wasser . 16,55 99,70. Aus dieser Zusammensetzung berechnet sich nach der Reci- prokenmethode ein Atomverhältniss von 5,1 :3,0 : 13,8, wofür man selzen kann 5:3:14, so dass also die Formel 5Fe,03 .3P,O, + 14H,O vorgeschlagen werden könnte; diese Formel verlangt: 5Fe,0, . . 800 54,13 3P.O.un so. Aal 232 1411;0 .. 252 4 eo 1478, 100,00, was also ziemlich gut mit dem Gefundenen übereinstimmt. - Es war schwierig, den Beraunit völlig rein zu erhalten, indem ein schwarzer Körper beigemengt war, doch wurde selbstverständlich so gut als möglich reines Material zu erlangen gesucht. Bei dem Trocknen des Pulvers bei 00° entwich nur eine sehr ge- ringe Menge hygroscopisches Wasser; längere Zeit bis nahe zum Siedepunkte des Quecksilbers erhitzt, verlor das Mineral 13,20 Proc. Hydratwasser und das Pulver behielt noch seine schöne rothbraune Farbe bei, bei stärkerem Glühen erlitt das Pulver noch 3,359 Proc. Verlust, und zwar gingen bei dem Glühen im Porzellantiegel 2,i2 Proc. fort und das Pulver wurde schmutzig- braun; im Platintiegel endlich entwichen noch 1,23 Proc., wobei das Pulver theilweise schmolz, ohne den Tiegel anzugreifen. Zwei in dieser Richtung angestellte Versuche ergaben absolut gleiche Resultate. Berücksichtigt man dieses Verhalten, so ergeben sich durch Rechnung {1 Aeq. Hydratwasser, während 3 Aegq. als ba- [} 28 sisch gebundenes (Constitulionswasser) gedacht werden können, und es liesse sich demzufolge ein Ausdruck formuliren, wie folgt: (3Fe,0, . P,O, + 2Fe.,O., 34,0 . 2P;0,) + 11H,0. Wenn auch unzweifelhaft der Beraunit von Sct. Benigna eine Pseudomorphose nach Vivianit ist — Brrırnaurt beobachtete Kry- stalle, die zur Hälfte roth und zur anderen Hälfte blau gefärbt waren --, so lässt sich unser Vorkommen schwerlich für eine Pseudomorphose ansprechen, vielmehr hat es ganz den Anschein, als ob es — gleichwie Kraurit — wohl ein secundäres, doch selbstständiges Gebilde sei. Arsenglanz. Unter diesem Namen begreift man zweierlei Mineralien, beide von der Grube Palmbaum bei Marienberg in Sachsen; einmal die von Kersten analysirte Varietät mit 97 Arsen und 3 Wismuth, durch lebhaften Metallglanz und vollkommene monotome Spalt- barkeit ausgezeichnet und zum Anderen unregelmässig gestaltete Platten und Knollen, welche letztere noch in neuerer Zeit von der Freiberger Mineralien-Niederlage aus, als Arsenglanz unter das mineralogische Publikum gelangten. Die letztere Varietät zeigt ebensogut als die erstere die Eigenthümlichkeit des Fortglimmens nach dem Entzünden, ist je- doch nur ein unreines Arsen, wie sich nach einer Analyse her- ausstellte, welche, nach Abzug eines unlöslichen Rückstandes, ergab: | Arsen an. 792;80 ANUMOR- I 2 ...002,28 Bisen . .. Wr. 2... 2860 Niekel „Wet... 2.026 Schwefel a..=.. x. 106 98,00. vw. Kosert wies schon nach, dass jedes feinzertheilte Arsen nach dem Entzünden das Fortglimmen zeigte und vermuthet da- her, dass der Arsenglanz keine besondere Species bilde. Letztere Vermuthung dürfte jedoch nicht Grund genug haben und im Ge- gentheil wahrscheinlich werden, dass dem ausgezeichneten Mi- neral eine andere chemische Zusammensetzung zukomme, wofür schon das verhältnissmässig niedrige spec. Gewicht 5,3 spricht, 26 gegenüber dem spec. Gewicht des Arsens 5,7 und des Wismuths 9,7. Leider stand uns ächter Arsenglanz nicht zur Verfügung. Arsenkupfer. Anlässlich eines Vorkommens von Arsenkupfer in Sachsen sendete Herr FERBER zur näheren Untersuchung drei Varietäten, die von dem Verkäufer als Domeykit, Algodonit und Whitneyit etiquettirt waren. Als Fundorte waren angegeben: I. Domeykit, Grube San Antonio bei Copiapo, Chile. II. Algodonit, Lake superior, Vereinigte Staaten. II. Whitneyit, Cerro las Paracatas, Cigazuala, Mexico. Die Untersuchung ergab, dass alle drei Varietäten einer Spe- cies, dem Domeykit angehörten; es wurde nämlich gefunden: 1 I. IM. Spec. Gewicht (Temp. 22°) 6,700 7,207 9937,54 Kupfer... .. 10,16 72,02 12,99 Argentina 9225,89 28,29 27,10 Eisen ? Ei Mangan \ a Schwefel. . 0,49 _ _ Rückstand . 0,45 E= — 100,49 100,31 100,09. 8 Der Domeykit, dessen Zusammensetzung der Formel Cu;As entsprechend gefunden wurde, soll hiernach bestehen aus: 3Cu : ....1908 71,72 AS... 780 28,28 265,2 100,00 Das gefundene Arsen von I verlangt 65,66 Proc. Kupfer, so dass also ein Überschuss von 4,5 Proc. Kupfer bliebe; möglicherweise enthält aber dieser Domeykit Beimengungen von Arseneisen, ge- diegen Kupfer und einer Schwefelverbindung. Auch Ill zeigt eine etwas abweichende Mischung und möglicherweise ist auch dieser Varietät etwas gediegen Kupfer beigemengt; eine Wiederholung der Analyse ergab kein besseres Resultat. Die Farbe der drei Varietäten ist auf frischem Bruche zinn- 27 weiss bis silberweiss, das lebhaft metallisch glänzende Pulver von II (der reinsten Varietät) hellgrau, von Ill dunkelgrau und von I grauschwarz. Binnen 24 Stunden laufen sie mit gelber Farbe an. Als Begleiter fanden sich gediegen Kupfer, Rothkupfererz, Malachit, Quarz und geringe Partien eines reichen radialfasrigen Minerals, vielleicht Wavellit. o. Uber die Ursachen der Eiszeit. Von Herrn Dr. Alfred Jentzsch in Leipzig. Herr Professor Prarr hat kürzlich (N. Jahrb. 1872, Heft Betrachtungen veröffentlicht über die Veränderung des Klima’s durch gewisse astronomische Ursachen, insbesondere über die Eiszeit, und dadurch die Discussion dieses so hochwichtigen Ge- genstandes von Neuem angeregt. So möchten denn auch mir einige Bemerkungen vergönnt sein, die vielleicht dazu dienen können, die Natur der hier zu lösenden Fragen näher zu fixiren. Bisher hat man sich oft bemüht, lediglich Kälte zu schaffen. So sollte das ganze Sonnensystem durch eine besonders kalte Region des Weltraumes gekommen sein, eine Annahme, die eigentlich schon in Poısson’s Theorie der Erdwärme enthalten ist. Vor Allem aber hob man hervor, dass wegen des Vorrückens der Nachtgleichen bald die eine, bald die andere Hemisphäre einen längeren Sommer und kürzeren Winter habe, demnach auch mehr erwärmt werde. Gegen die letztere, von ApuEmar her- rührende Hypothese wendet sich nun Herr Prarr, indem er nach- zuweisen versucht, dass, da die Wärmestrahlung der Sonne mit dem Quadrat der Entfernung, die Geschwindigkeit des Planeten aber nur mit der Quadratwurzel derselben abnähme, das Verhält- niss gerade das umgekehrte von demjenigen sei, welches Apk£- MAR behauptete, demnach diese ganze Erklärung fallen müsse. Leider beruht der eine Vordersatz des Herrn Prarr auf einem Versehen. Die lineare Geschwindigkeit der Erde nimmt nämlich 29 umgekehrt mit der Entfernung von der Sonne, die Winkel-Ge- schwindigkeit, auf die es hier lediglich ankommt, aber umgekehrt mit dem Quadrat der Entfernung ab, so dass der Betrag der Sonnenstrahlung für beide Hemisphären vollständig gleich ist, ein Resultat, welches den Astronomen schon seit längerer Zeit bekannt war. Auf der nördlichen Halbkugel sind gegen- wärtig die Sommer etwas zu lang und in gleichem Maasse zu kalt, die Winter zu kurz und in gleichem Maasse zu warm. Dann hob man hervor, dass eben dieses Verhältnisses wegen die nördliche Halbkugel jetzt weniger Nachtstunden besässe als die südliche, resp. als sie selbst vor 12000 Jahren, und dass sie demnach früher mehr Wärme durch nächtliche Strahlung verlor. Dem ist einfach entgegen zu halten, dass, einen gleich klaren Himmel vorausgesetzt, am Tage ebensoviel Wärme ausgestrahlt wird als in der Nacht, ja streng genommen sogar etwas mehr, der grösseren Wärmedifferenz zwischen Erdoberfläche und Welt- raum wegen. Wirkliche Differenzen in der Gesammtwärme einer Hemisphäre sind somit noch nicht nachgewiesen. Sie würden auch dem geforderten Zwecke gar nicht entsprechen. Ist doch, wie Tynparı so treffend gezeigt hat, zur Vermehrung der Glet- scher eine recht beträchtliche Quantität Wärme nöthig, um die dazu erforderlichen Wasserdampfinengen herbeizuschaffen. Um die Vergletscherung der Schweiz zu erklären, hat man vielmehr nur einen mächtigen Condensator nöthig, und diesen findet man einzig und allein in einer andern geographischen Vertheilung der Wärme, Mussten schon aus diesem Grunde die bisher erwähnten Er- klärungsversuche als verfehlt betrachtet werden, so sind sie es aus einem andern Grunde noch weit mehr. Die europäische Eis- zeit besteht nämlich keineswegs blos aus einer Vergletscherung gewisser Theile Europa’s. Gleichzeitig fand eine Senkung Nord- deutschlands, ja des grössten Theiles von Nordeuropa unter den Meeresspiegel statt. Genau zur selben Zeit, als Norddeutschland eine mit dem Eismeer zusammenhängende Wasserfläche bildete, ' und als arktische Strömungen bis in unsere Gegenden drangen, genau zu dieser Zeit musste Skandinavien vergleischert sein — NB. trotz einer Senkung von mindestens 600 Fuss —, un die von jenen Strömungen nach Deutschland geführten Eisberge lie- 30 fern zu können. Und noch mehr: wie in den Alpen die Gletscher zweimal vorrückten, und sich zweimal zurückzogen, so gilt das- selbe vom Meere in Norddeutschland; zweimal drang es bis an die deutschen Mittelgebirge hin vor und zweimal sank es wieder zurück. Dies kann kein Zufall sein. Es weist unzweideutig dar- auf hin: Ein Zusammenhang besteht zwischen dem Untertauchen Deutschlands und der Vergletscherung der Alpen; eine dieser Erscheinungen hängt von der anderen ab. oder beide sind die Wirkung einer gemeinsamen Ursache. Die Art des Zusammen- hanges liegt auf der Hand. Wenn man bedenkt, dass jeder skan- dinavische Gneissblock im Minimum das Ibfache Volum Eis zum Transport beanspruchte — ungerechnet die Mengen eiskalten Wassers, welche die Bewegung der Eisberge vermittelten —, und wenn man die wahrhaft enormen Massen von Blöcken, Kies und anderem nordischen Gesteinsmaterial betrachtet, welche über unsere Ebene verstreut sind, so wird man zugeben, dass diese Zufuhr nordischer Blöcke eine ganz gewaltige Abkühlung Mittel- europas bewirken musste. Und diese Wirkung vertheilte sich nicht etwa, wie jetzt auf der südlichen Halbkugel, auf weite Ge- biete, im Gegentheil: quer durch Europa hindurch lief von Ost nach West die Grenze des Meeres; hier strandeten, wenigstens in der ersten, daher auch härteren Eiszeit, die Eismassen, um ihren Gesteinsschutt als Kies abzulagern; hier blieben sie liegen, bis Sonnenstrahlen und warme Winde sie zu Wasser auflösten. Ein Theil derjenigen Wärmequellen, die das besorgien, konnte nun nicht mehr verwendet werden, um den Schnee und das Eis der Alpen zu schmelzen, dieses musste also mehr und mehr an- wachsen. Wichtiger aber als dieser negative Einfluss war der positive auf die Vermehrung der Niederschläge. In den südlich resp. südwestlich von Europa gelegenen Gebieten fand dieselbe Wärmestrahlung statt, wie jetzt, und gleiche Mengen von Wasser- dämpfen wurden daher von den S.- und SW.-Winden herbeige- führt. Jetzt gelangen dieselben auf einem weiten Gebiete zum Niederschlage; damals musste sie ihr grösster Theil in einer schmalen Zone am Südrande des europäischen Eismeeres con- densiren. Hier und da mochte dies in Form von Regen geschehen, und so wässerreiche Flussgebiete entstehen; in Deutschland war dies anders. Die Alpen entzogen hier schen damals den über 31 sie hinziehenden Winden einen grossen Theil ihrer Feuchtigkeit. Gleichzeitig waren die NO.-Winde kalt und mit Feuchtigkeit ge- sättigi, sie wären ja über eine Wasser- und Eis-Fläche von OO. R. hinweggegangen. In den Alpen mussten sich daher unter der Einwirkung dieser beiden Factoren die ohnehin schon bedeuten- den Niederschläge noch vermehren und während eines grossen Theiles des Jahres zu Schnee gestalten. Die Eisberge der norddeutschen Ebene bildeten also jenen Condensator, welchen Tyxvarı verlangt. Dieses meteorologische Verhältniss ist so klar und selbsiverständlich, dass man es als einen wesentlichen Factor der Eiszeit für immer wird festhalten müssen. Man wird diesen gewaltigen Factor sogar als den einzigen zu betrachten haben, so lange nicht ent- weder seine Unzulänglichkeit dureh Zahlen bewiesen, oder so lange nicht noch ein anderer unwiderlegbar erkältender Einfluss namhaft gemacht wird. Eine andere Frage ist die nach der Ursache, die das Sinken des Landes bewirkte. Hier sind zunächst von Schmick kosmische Anziehungen geltend gemacht worden, welche eine Art von sä- eulärer Ebbe und Fluth zu Wege bringen sollten. Pırar hat die- ser Hypothese den Boden entzogen (Verh. d. k. k. geol. Reichs- anst. 1872, Heft V.). Derselbe stellt eine neue auf, wonach die Anhäufung von Eismassen an einem Pole 1) die Wassermassen anziehen und so zum Steigen bringen, 2) die Erdrinde nieder- drücken soll. Die Wirkung 1) scheint mir mit den Gesetzen der Gravitation nicht vereinbar; die Wirkung 2) müsste allerdings eintreten, sobald local mächtige Aufschüttungen gebildet würden. Pırar denkt sich eine Polarvereisung dadurch entstanden, dass in den kurzen aber heissen Sommern, die jetzt auf der südlichen Halbkugel stattfinden, die Wasserdünste weiter nach dem Pole vordringen, dort als Schnee niederfallen und so diesen vereisen müssten. Indess würde durch die Wasserdünste das Klima des Poles zu einem milderen gestaltet und so die ganze Wirkung wieder aufgehoben werden. Diese und ähnliche Hypoihesen, welche eine allgemeine Zu- nahme des Wassers am Nordpol zu erklären suchen, fussen wohl stillschweigend auf der Thatsache, dass ebenso wie in Europa auch in Nordamerika die Eiszeit Spuren hinterlassen hal, und dass 32 auch in Nordasien sich eine Senkung nachweisen lässt. Eine der- artige zonenweise vertheilte Senkung und Hebung würde aller- dings einen kosmischen Einfluss fast zur Gewissheit erheben. INB. einen kosmischen Einfluss auf die Vertheilung des Wassers, nicht eine allgemeine Abkühlung, die beispielsweise mit dem Auf- treten des Mammuths in Sibirien doch gewiss nicht vereinbar ist]. Allein welcher Beweis liegt denn vor, dass alle Länder der nörd- lichen Hemisphäre, in denen wir das erratische Phänomen beob- achten, ihre Eiszeit zugleich hatten? Es fehlt zur Zeit nech jeder Anhalt zur Parallelisirung nordamerikanischer und europäi- scher Verhältnisse. Und betrachten wir nur Europa, so finden wir schon hier Beweise gegen jene Annahme. Während Deutsch- land 2 Senkungsperioden hatte, folgert LyeLı aus geognosti- schen und pflanzengeographischen Gründen für Grossbritanien 2 Perioden der Erhebung des Landes über die jetzige Lage und eine Periode der Senkung. Ferner scheint die Senkung ver- schiedener Punkte Deutschlands von gleicher Breite eine ungleiche gewesen zu sein. Vor Allem aber muss geltend gemacht wer- den, dass die Verbindung der Meere über die Finländische Seen- kette, wie Lovkn nachgewiesen, nur gegen den Schluss der Eis- zeit (resp. während der zweiten Senkungsperiode) stattfand. Es scheint somit mehr eine Art Klappenbewegung um eine ungefähr von NO. nach SW. gehende Linie erfolgt zu sein. Auf alle Fälle aber sind die Veränderungen in der Configuration der Continente nicht derart, um sie kosmischen Einflüssen zuzuschreiben; sie rühren, mindestens zum Theil, von tellurischen Kräften her. Es erscheint dringend wünschenswerth, dass gerade diese jugend- lichen Veränderungen der Erdoberfläche möglichst genau er- forscht, demnach auch möglichst sicher parallelisirt werden. Man würde dann nicht allein die Bedingungen, unter denen so viele Länder der Erde nach und nach jener wunderbaren Eiszeit ver- fielen, klarer erkennen, sondern man würde auch vielleicht das Gesetz auffinden, welchem die grossarligen säculären Hebungen und Senkungen der Continente folgen, und somit, so paradox dies klingen mag, durch das Studium der Eiszeit einen nicht un- wichtigen Beitrag zur Theorie des Vulkanismus gewinnen. Leipzig, am 3. December 1872. Über den Kreislauf der Stoffe in der Natur, * Von Herrn Prof. A. Streng. In der Geologie herrscht seit langer Zeit, seitdem dieselbe überhaupt eine Geschichte hat, der Gegensatz zweier Ansichten, des Neptunismus und des Plutonismus. Dieser Kampf hat lange Zeit die Wissenschaft beherrscht und abwechselnd hat die Eine oder die andere Richtung das Uebergewicht, ja unter Umständen die Alleinherrschaft an sich gerissen, So war zu WERNERS Zeit der Neptunismus, in der Zeit HumsoıLpr’s und Bucn’s da- | gegen der Plutonismus herrschend. Als in der neueren Zeit, besonders unter dem Einflusse von Gustav Bischor und durch die Einführung des chemischen Experiments in die Geologie die neptunischen Anschauungen von der Entwicklungsgeschichte un- serer Erde einen neuen Aufschwung nahmen, gipfelte der Streit vorzugsweise in einer Frage, die mit der Frage des Plutonismus und Neptunismus nicht in einer notlhwendigen Verbindung stand, in der Frage nämlich, ob die Perioden der Entwicklungsgeschichte der Erde, in deren Veylauf sich die geschichteten Formationen mit ihren thierischen und pflanzlichen Resten abgelagert haben, von einander getrennt worden seien durch grosse epochemachende Revolutionen, in denen das gesammie Thier- und Pflanzenleben vernichtet und die vorher abgelagerten horizontalen Schichten * Eine am 9. Juni 1872 zu Giessen gehaltene akademische Festrede, welche wir mit des Verfassers Erlaubniss hier bringen. D. Red. Jahrbuch 1873. 5 34 gehoben, gebogen und gefaltet wurden, oder ob im Gegentheil die Schichten in einem Einzigen ununterbrochen fortschreitenden Ablagerungsprocesse von den ältesten Zeiten bis in die Gegen- wart sich abgesetzt hätten, ohne durch allgemeine Erdrevolutionen gestört worden zu sein. Die erstgenannte Ansicht war gegründet auf die discordante Lagerung gewisser. als Formationen zusammengefasster Schich- tensysteme und die Verschiedenheit der Fauna und Flora in den- selben. Das setzt voraus, dass an denjenigen Stellen, wo diese Erscheinung stattfindet, die älteren ursprünglich horizontal abge- lagerten Schichten durch gewaltsame Ereignisse aus ihrer hori- zontalen Lage gedrängt und aufgerichtet wurden, ehe. das jüngere Schichtensystem auf jenem sich ablagerte und dass in der. Zwi- schenzeit eine Änderung der Fauna und Flora stattfand. Indem man diese Änderungen als ein plötzlich auftretendes und schnell sich vollendendes Ereigniss auffasste und die durchaus lokale, auf gewisse Länder beschränkte discordante Lagerung verallge- meinerte, entstanden jene Anschauungen von den periodisch wie- derkehrenden allgemeinen Erdrevolutionen, der plötzlichen Erhe- bung der Gebirge und einer damit verbundenen Vernichtung alles thierischen und pflanzlichen Lebens, dem dann jedesmal neue Schöpfungsacte folgen mussten. Diese Ansicht, die auf einer mangelhaften Kenntniss der geognostischen Verhältnisse beruhte, musste in dem Maasse an Boden verlieren, als durch sorgfältige und eingehende Arbeiten das Gebiet unserer Kenntnisse immer .mehr erweitert wurde und gegenwärtig kann sie als ein gänzlich überwundener Standpunkt bezeichnet werden. Ganz allgemein hat sich jetzt die Meinung geltend gemacht, dass der Absatz der Schichten im Meere ein ununterbrochen fort- dauernder Process ist, der nur hie und da gestört werden kann durch allmählich vor sich gehende locale Hebungen und Senkungen : der Erdoberfläche, dass demnach auch das einmal vorhandene organische Leben sich ununterbrochen fortgesetzt hat bis auf die Gegenwart; dass zwar stets alte Geschlechter aussterben und neue an ihre Stelle treten, dass aber auch dieser Process der Umwandlung einer Fauna und Flora in eine andere ein ganz all- mählich vor sich gehender ist. 3) Aus dieser durch sorgfältige und zahlreiche Lokalstudien gewonnenen Erkenntniss ging nun die Ansicht von der allmäh- lichen Entwicklung unserer Erde von dem Unvollkommenen nach dem Vollkommneren hervor. Gleichzeitig machte sich unter dem Einflusse des Neptunismus noch in anderer Beziehung eine Än- derung der Ansichten geltend, wodurch die weitere Kluft zwi- schen Neptunismus und Plutonismus zum grossen Theile erfüllt wurde. Während man vordem geglaubt hatte, an die Intensität der in früheren Zeiten der Entwicklung thätiger Kräfte müsse ein anderer weit grösserer Maasstab gelegt werden, wie an die in der Gegenwart wirkender, d. h. in früheren Zeiten seien die verändernd wirkenden Kräfte mit einer alle unsere Vorstellungen weit überschreitenden Stärke aufgeireten, so macht sich jetzt immer mehr die Ansicht geltend, dass bei Erklärung früherer Zustände und Veränderungen wenn möglich derselbe Maasstab angelegt werden müsse, wie bei den gegenwärtigen Naturerschei- nungen, dass aber an die Stelle ungemessener Kräfte sehr wohl ungemessene Zeiten gesetzt werden könnten, in denen schwach wirkende Kräfte grosse Veränderungen hervorzubringen ver- möchten. Kaum war nun die Geologie der Revolutionen beseitigt und die neue Ansicht hatte begonnen, sich Bahn zu brechen, so wurde sie auch wieder einer der Zielpunkte der neptunischen Angriffe gegen die plutonische Idee. Gerade die allmähliche Fortentwick- lung unserer Erde ist eine natürliche Folgerung der plutonischen Hypothese; denn diese geht davon aus, dass unsere Erde ehe- mals ein feurigflüssiges Sphäroid war, dass dieses sich langsam abkühlte und eine feste Rinde erhielt, die von der unterliegenden flüssigen Masse oftmals zerrissen und zersprengt, nach und nach immer dicker wurde und dadurch den plwtonischen Eruptionen immer grössere Widerstände entgegensetzte, so dass erstere immer kleinere Dimensionen annahmen und gegenwärtig nur noch in Formen vulkanischer Eruptionen sich geltend machen. Dies ist der allgemeine Verlauf einer Entwicklung, mit welcher viele andere Erscheinungen, wie z. B. die Änderung der Temperatur und des Klima’s der Oberfläche und die daraus folgende Ände- rung in den Lebensbedingungen der Pflanzen Hand in Hand gehen. | Ä 3* 36 Eine solche, der plutonischen Hypothese entsprechende Ent- wicklung musste bei.den Neptunisten den entschiedensten Wider- spruch hervorrufen. Anfangs setzten sie dieser Entwicklung eine andere in neptunischem Sinne gehaltene entgegen, später wurde jede Entwicklung in Abrede gestellt und der Satz aufgestellt. alle Vorgänge auf unserer Erde bildeten einen seit Ewigkeit bestehen- den und bis in alle Ewigkeit fortdauernden Kreislauf, der zwar beständig Veränderungen der Erdoberfläche im Gefolge habe, aber Veränderungen derselben Art, die sich also fortwährend wiederholten. Dass ein Kreislauf der Veränderungen auf der Erdoberfläche vorhanden ist, kann nicht in Abrede gestellt werden, es fragt sich nur, ob derselbe immer genau in sich zurückkehrt oder nicht, d. h. ob der Kreis, gleich einem Ringe, ein völlig geschlos- sener ist, oder ob die sich wiederholenden Veränderungen einem an sich kleinen, aber nach und nach immer grösser werdenden Wechsel unterworfen sind, so dass der Kreis der Erscheinungen und Veränderungen sich als eine Schraubenlinie darstellen würde. In dem letzteren Falle würde mit dem scheinbaren Kreislauf eine sehr allmähliche Entwicklung der Verhältnisse auf unserer Erde verbunden sein können. Es kann hier nicht die Absicht sein, einer Entscheidung der Frage, ob Kreislauf oder allmähliche EntwickInng, vorzugreifen; dieselbe ist noch nicht spruchreif. Ich habe es mir vielmehr nur zur Aufgabe gestellt, an einer Reihe von Beispielen den Kreis- lauf der Stoffe auf unserer Erde zu schildern. Zu den bekanntesten der hier aufzuführenden Erscheinungen gehört der Kreislauf des Sauerstoffs und des Kohlenstoffs. Der erstere, ein Gemengtheil der atmosphärischen Luft, kommt durch den Athmungsprocess der Land- und Meeresthiere, sowie durch den Verbrennungs- und Verwesungsprocess in Verbindung mit dem Kohlenstoffe der organischen Substanz, und bildet damit die Koh- lensäure der atmosphärischen Luft. Dadurch gelangt also auch der Kohlenstoff in den gasförmigen Zustand. Durch den Ath- mungsprocess der Pflanzen wird nun ‘der Kohlenstoff der atmos- phärischen Kohlensäure wieder in organische Form übergeführt, wird ein Bestandtheil der Pflanzen, während der Sauerstoff wie- der im freien Zustande in die atmosphärische Luft zurückkehrt. 31 Aus der Pflanze, die dem Thiere zur Nahrung dient, gelangt der Kohlenstoff in den Organismus der letzteren und wird hier theils durch den Athmungs-, theils durch den Verwesungsprocess der atmosphärischen Luft als Kohlensäure wieder zugeführt. Hier- durch entsteht ein Kreislauf des Kohlenstoffs aus der Atmosphäre durch Pflanzen und Thiere wieder zurück in die Atmosphäre, ein Kreislauf, der uns zeigt, wie in dem Haushalte der Natur Thier und Pflanze sich gegenseitig bedingen. Soviel Sauerstoff durch das Thierreich verbraucht wird. ebensoviel wird auch. wie- der durch die Pflanzen hervorgebracht. Hieraus erklärt sich auch zunächst der im Allgemeinen gleichbleibende Gehalt der atmo- sphärischen Luft an Sauerstoff. Indessen greifen noch einige andere Processe in diese Verhält- nisse in verschiedenem Sinne ein, wodurch unter Umständen eine sehr langsame Änderung in dem Gehalte der atmosphärischen Luft eintreten könnte. So wird ein Theil der Kohlensäure der Luft und damit auch ein namhafter Theil ihres Sauerstoffs durch den Verwitterungsprocess der Kalk-Silikate in Anspruch genom- men, indem hieraus unter Abscheidung der Kieselerde kohlen- saurer Kalk entsteht, der sich in den Gesteinen ablagert und dauernd der Luft entzogen wird. Dieser Kohlensäure-Verlust, der ein sehr bedeutender ist, wie die mächtigen Ablagerungen von kohlensaurem Kalk lehren, die wohl zum überwiegend grössten Theile dem ebengenannten Processe ihre Entstehung verdanken, wird aber ergänzt und ersetzt durch die aus der Erde an vielen Stellen hervortretenden Kohlensäure-Exhalationen und die kohlen- säurereichen Quellen, die diese Säure wahrscheinlich dem in tie- feren Regionen vorhandenen kohlensauren Kalke entnehmen. Ferner wird ein Theil des Sauerstoffs ununterbrochen verbraucht zur Oxydation der Eisenoxydul-Verbindungen in den Gesteinen. Aber auch diesem Processe steht der Process der Reduction des Eisenoxyds und anderer Sauerstoff-Verbindungen in den Gesteinen durch organische Substanzen gegenüber, wodurch Sauerstoff in Form von Kohlensäure aus den Gesteinen der atmosphärischen Luft zugeführt wird. Übrigens wird eine namhafte Menge Koh- lenstoff in Form von Braun- und Steinkohle in den Schichten der Erdrinde vergraben und dadurch dem Kreislauf der Stoffe ent- zogen. Halten sich alle diese in entgegengesetztem Sinne wir- 38 kenden Kräfte das Gleichgewicht, dann haben wir es hier mit einem vollständigen immerwährenden Kreislaufe zu thun und die Zusammensetzung der Luft ist seit ewigen Zeiten eine gleiche gewesen und wird es auch in aller Zukunft bleiben. Ist aber irgend einer der Processe, von denen der Gehalt der atmosphä- rischen Luft abhängig ist, etwas überwiegend über den ihm ent- gegenstehenden, dann wird eine sehr langsame und allmähliche Änderung in ihrer Zusammensetzung eintreten. Einen ähnlichen Kreislauf, wie Kohlenstoff und Sauerstoff, erleidet auch der Wasserstoff und Stickstoff, während eine Reihe anderer Stoffe, wie Kalk, Phosphor, Schwefel, Kalium, Natrium u. s. w. einen Kreislauf zwischen der Ackererde, dem Pflanzen- und dem Thierreiche zu durchwandern haben, welches ja nach dem Absterben durch Verwesung wieder zu Staub und Asche wird. Noch bekannter als der Kreislauf des Sauerstoffs und Koh- lenstoffs ist derjenige der atmosphärischen Luft und der Ge- wässer. Die aus den äquatorialen Meeren verdunsteten Wasser- massen gelangen mit der Luft in Dampfforın auf die nördlich und südlich vom Äquator gelegenen Continente; indem hier die Luft bis unter ihren Thaupunkt abgekühlt wird, vermag sie den ihr beigemengten Wasserdampf nicht gelöst zu erhalten; derselbe scheidet sich in Folge dessen in Form von Wolken aus, die dann ihre Niederschläge über die Continente ergiessen. Die Regen- massen dringen nun theils in die Erde ein, theils fliessen sie direet in die Bäche und Flüsse und mit diesen wieder dem Meere zu. Das in die Erde einsickernde Wasser durchdringt langsam die das Wasser überhanpt durchlassenden Schichten, füllt sie an und entweicht langsam auf Spalten und Klüften, welche an tiefer liegenden Punkten der Erdoberfläche ausmünden. So entstehen die Quellen, deren Wasser die Bäche und Flüsse speist. Dem- nach gelangt alles Wasser, welches durch die Regen- und Schnee- massen dem Lande zugeführt worden ist, durch die Flüsse wie- der zurück in das Meer, dem es in Form von Wasserdampf ent- nommen war. Dieser Kreislauf des Wassers findet ununterbro- chen statt und erstreckt sich über die ganze Erde. Er steht in Verbindung mit dem Kreislaufe der atmosphärischen Luft, die ja ununterbrochen von dem Äquator nach den Polen und von diesen 39 wieder zum Äquator strömt. Dieser sich stets gleich bleibende Kreislauf ist auch die Ursache, dass das Niveau der Meeresober- fläche stets ein Gleiches bleibt, dass die Masse des Meerwassers, so weit unsere Beobachtungen reichen, anscheinend unveränder- lich ist. Aber der Kreistauf des Wassers ist doch nicht ein so ganz einfacher, als es auf den ersten Blick scheint. Würde man näm- lich den vom Meere aufsteigenden Wasserdampf untersuchen, so würde man finden, dass er fast absolut rein und, abgesehen von atmosphärischer Luft, unvermischt ist. Daher enthält auch der Regen nur die Bestandtheile der atmesphärischen Luft gelöst. Untersucht man aber das Wasser der Flüsse, die dieses Regen- wasser dem Meere wieder zuführen, so sieht man zunächst, dass es aufgeschlämmte Theile in bedeutender Menge enthält und wenn man es chemisch untersucht, so findet man namhafte Mengen fester Stoffe in ihm gelöst. Während also reines Wasser von dem Meere fortgenommen wird, kehrt unreines Wasser in das- selbe zurück, d. h. mit dem Wasser werden Jahr aus, Jahr ein grosse Mengen von festen Stoffen theils suspendirt, theils in Lö- sung dem Meere zugeführt und es fragt sich zunächst, wie kom- men diese Stoffe in das Wasser und dann: was wird im Meere aus ihnen. _ Untersuchen wir zunächst die mechanisch in dem Wasser der Bäche und Flüsse aufgeschlämmten festen Massen, so sind dies Produkte der mechanischen Zerkleinerung der Gebirgsarten, über welche die Gewässer geflossen sind und die sie nun mit sich fortführen. Dahin gehören grobe Gerölle und Sand, die am Boden der Flüsse foribewegt werden, und sehr feine feste Theile, die im Wasser suspendirt sind und ebenfalls dem Meere zuströ- men, Das so mit fortgeführte Material besteht theils aus Kiesel- erde, theils aus Thonerdesilikat. Selbstverständlich ist die Masse der mechanisch mit fortgeführten Theile abhängig von der Masse und von der Schnelligkeit der Bewegung des Wassers. Daher wird auch zu Zeiten der Hochfluth die Masse der fortbewegten festen Theile grösser sein, wie zu gewöhnlichen Zeiten. So führte nach Versuchen von Bıschor der Rhein bei Bonn nach auf- fallend trockner Witterung in 100000 Theilen Wasser 1,73, im _ Angeschwollenen Zustande über 20,5 suspendirte Theile mit sich. 40 _ Das Wasser des Missisippi führt in {00000 Theilen etwa 59 Ge- wichtstheile, in einem Jahre etwa 3702 Millionen Cubikfuss fester Stoffe dem Meere zu. Der gelbe Strom in China enthält in 100000 Theilen angeblich die ungeheure Menge von 500 Ge- wichtstheilen fester Stoffe und man hat berechnet, dass er in Einer Stunde etwa 2 Million Cubikfuss feste Substanz in das Meer führt. Gelangen nun diese fesien Stoffe mit dem sie tragenden Wasser in das Meer, dann hört die Bewegung, durch die sie suspendirt erhalten wurden, auf und es beginnt allmählich der mechanische Absatz theils unmittelbar an der Flussmündung, theils in grösserer Entfernung davon. Das sichtbare Resultat dieser Abscheidung ist die Bildung des Flussdeltas, deren allmäh- liches Fortschreiten wir beobachten können, denn es sind in hi- storischer Zeit an vielen Flüssen ausgedehnte Landstrecken dem Meere abgewonnen worden. Die Flüsse führen aber auch eine grosse Menge fester Stoffe in gelöstem Zustande dem Meere zu, ja die Menge der gelösten Theile übertrifft in vielen Fällen die Menge der nur mechanisch suspendirten, Die Hauptmasse der in gelöster Form im Fluss- wasser enthaltenen ‚Stoffe besteht aus kohlensaurem und schwe- felsaurem Kalk und etwas kohlensaurer Magnesia; sehr unterge- ordnet ist dagegen der Gehalt an Kochsalz, der nur etwa \ıo bis Yıov von dem Gehalte an Kalksalzen beträgt. Die Zusam- mensetzung der gelösten Salzmenge ist übrigens bei verschie- denen Flüssen sehr verschieden, ja sie wechselt selbst bei Einem Flusse je nach Ort und Zeit. So sinkt meist während der Hoch- fluth der Gehalt an gelösten Stoffen sehr bedeutend, während die Menge der mechanisch aufgeschlämmten wächst. Um nur von der Menge der auf solche Weise fortgeführten Stoffe eine Vor- stellung zu geben, will ich beispielsweise anführen, dass in 100000 Theilen das Nilwasser i4 Theile, das Rheinwasser 17 Theile, das Mainwasser 24 Theile, das Themsewasser 40 Theile und das Wasser der Bievre bei Paris 31 Theile fester gelöster Stoffe enthält. Die Menge fester Substanz, die der Rhein in ge- löster Form alljährlich dem Meere zuführt, übersteigt 1600 Mil- lionen Cubikfuss. Es fragt sich nun zunächst, woher diese gelösten festen A Stoffe kommen. Wie schon erwähnt, dringt ein grosser Theil des auf die Erde niederfallenden Regenwassers in diese ein und kommt an tiefer liegenden Stellen als Quelle wieder zu Tage. Auf diesem Wege durch die Gesteine wirkt es lösend auf den in gewissen Gesteinen vorhandenen Gyps und durch seinen Ge- halt an atmosphärischer Kohlensäure verändernd und zersetzend, vor Allem aber auflösend auf den durch die Zersetzung der Kalk- silikate entstandenen kohlensauren Kalk und dieser ist es vor- zugsweise, der vom Wasser aufgenommen wird. Ungeheure Massen dieses Körpers werden auf diese Weise in einem lang- sam und allmählich wirkenden Processe der festen Erde entzogen und dem Meere zugeführt. Wenn nun auf diese Weise grosse Quantitäten gelöster Stoffe durch Einen Fluss dem Meere zuströmen, wie ungeheuer gross mag die Menge der gelösten Stoffe sein, die alljährlich durch sämmtliche Flüsse der Erde dem Meere zugeführt werden. Freilich ist die Masse des jährlich dein Meere zufliessenden Wassers gering gegen die ganze Masse des Meerwassers; wenn man aber in Erwägung zieht, dass dieses Zufliessen Jahr aus Jahr ein statifindet, dass es statigefunden hat nicht nur seit den historischen Zeiten, die man auf etwa {0000 Jahre zurückdatiren kann, sondern seitdem es einen Gegensatz zwischen Festland und Meer gab, also in Zeiträumen, die Mitlionen von Jahren umfassen, so wird man sich eingestehen müssen, dass die ganze Masse des auf der Erde befindlichen Wassers schon viele Male den Kreis- lauf der Gewässer durchlaufen und jedesmal ungeheure Mengen gelöster Stoffe dem Meere zugeführt haben muss. Aus diesen Betrachtungen ergibt sich, dass in dem Meere ein beständiger Concentrationsprocess staltfindet, da ihm bestän- dig gelöste Stoffe zugeführt werden, während reines Wasser als Wasserdampf entweicht. Die gelösten Stoffe müssen also zurück- bleiben und sich nach und nach immer mehr anreichern. Das Meerwasser müsste sich also hiernach als eine concentrirte Lö- sung derjenigen Stoffe darstellen, die in den Flusswassern vor- zugsweise vorhanden sind, es müsste eine möglichst concentrirte Lösung von kohlensaurem Kalk und von Gyps sein. Statt dessen finden wir, wenn wir das Meerwasser chemisch untersuchen, dass es weit davon entfernt ist, eine concentrirte Lösung von Kalk- 42 salzen darzustellen, ja es ist geradezu arm an kohlensaurem Kalk und auch der Gyps ist nur in kleinen Mengen darin vorhanden; dagegen erweist es sich als eine vergleichsweise concentrirte Lösung von Kochsalz. Wohin kommen nun die grossen Massen von kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk, die alljährlich durch die Flüsse dem Meere zugeführt werden und wie ist der hohe Chlornatrium-Gehalt desselben zu erklären? Eine directe Abschei- dung des Kalks durch den Verdunstungsprocess des Wassers ist nicht möglich, weil eine solche nur aus einer völlig gesättigten Lösung stattfinden könnte. Auch durch Verdunstung der den Kalk gelöst enthaltenden Kohlensäure ist eine Abscheidung nicht denkbar, weil das Meerwasser sleis freie Kohlensäure enthält. Es müssen also andere Processe vorhanden sein, durch welche dem Meere kohlensaurer und schwefelsaurer Kalk in demselben Maasse entzogen werden, wie ihm diese beiden Stoffe durch die Flüsse zugeführt werden. In der That gibt es solche Processe, aber sie gehören nicht in das Gebiet der unorganischen Natur, sondern hängen auf das Innigste mit der Entwicklung des orga- nischen Lebens im Meere zusammen. Wenn wir nämlich sehen, dass die grossen Korallenbänke, deren Material wesentlich aus kohlensaurem Kalk besteht, seit unvordenklichen Zeiten stets gewachsen sind und noch heute wachsen, wenn wir sehen, wie Tausende und Millionen von Thieren mit kalkiger Mülle beständig entstehen und vergehen, so müssen wir schon hier fragen, woher nehmen diese Thiere den zu ihrer Schaale nöthigen Kalk? Die Antwort wird sich nun leicht aus dem Vorhergehenden ergeben: es ist ein Theil des Kalks, der ununterbrochen dem Meere zugeführt wird. Die alten Muscheln sterben ab und werden vom Meeresschlamm begraben, eine neue Generation entnimmt das zu den Kalkhüllen nöthige Material di- rekt oder indirekt dem kohlensauren Kalke, welcher dem Meere durch die Flüsse zugeführt wird. Untersucht ınan den eigentlichen Bodensatz des Meeres, d. h. die am Boden des Meeres sich abscheidenden Sedimente, so findet man diese an vielen Stellen, ganz besonders in den grössten Tiefen vorzugsweise zusammengesetzt aus kohlensaurem Kalk in Form eines ausserordentlich feinen Schlammes. Bringt man diesen unter das Mikroskop, so findet man, dass er in seiner Hauptmasse 43 aus sehr kleinen Körnern besteht, die durchgehends organischen Ursprungs sind, d. h. Organismen sehr niederer Art ihre Ent- stehung verdanken. Es sind vorwaltend sogenannte Coccolithen, d. h. eigenthümlich geformte, mit organischer Substanz innig ge- mengte Kalkkörner; dann ferner Polythalamien , und zwar vor- zugsweise Globigerinen, zerriebene Reste grösserer Schaalthiere u. s. w. Hieraus ergibt sich, dass durch den Lebensprocess un- endlich zahlreicher mikroskopisch kleiner Thierchen, sowie durch denjenigen aller grösseren Thiere mit kalkiger Hülle dem Meere ununterbrochen kohlensaurer Kalk entzogen und auf dem Boden desselben abgelagert wird. Da viele dieser Kalkschaalen Mag- nesia-haltig sind, so wird hierdurch auch der Gehalt an kohlen- saurer Magnesia im Meerwasser beständig niedergeschlagen und eine Ansammlung desselben in ihm verhindert. Nun hat man in den kalkigen Absätzen aller älteren For- mationen, die früher ebenfalls Meeresablagerungen waren, jetzt aber durch Hebung in Festland verwandelt worden sind, nicht nur kalkige Muscheln und Korallen, sondern auch jene Gocco- lithen und andere kleine kalkige organische Formen, zu den Po- lythalamien etc. gehörig, gefunden, die vorwaltend den Meeres- schlamm bilden. Derselbe Process der Abscheidung des Kalkes durch organische Thätigkeit, den wir noch heute beobachten, hat also auch stattgefunden, seitdem überhaupt sedimentäre Bildungen vom Meere abgeschieden worden sind, also seit Millionen von Jahren. Damit ist die vorher erwähnte merkwürdige und auf den ersten Blick räthselhafte Erscheinung erklärt, dass ununter- brochen dem Meere Kalksalze zugeführt werden, ohne dass eine Zunahme des Kalkgehalts im Meerwasser bemerkbar wäre, Es ist vorhin mitgetheilt worden, dass die Flüsse ausser den Kalk- und Magnesia-Salzen dem Meere, wenn auch nur in ver- hältnissmässig kleinen Mengen, Kochsalz zuführen. Da wir keinen Process kennen, durch welchen das Chlornatrium ebenso unun- terbrochen abgeschieden wird, wie die Kalk- und Magnesia-Salze, so müsste dieser Körper im Meerwasser einer beständigen Con- centration unterworfen sein. War also ursprünglich das Meer salzfrei, so müsste im Laufe der Jahrtausende durch den bestän- digen Process der Verdunstung und die stetige Zuführung neuen Materials eine Anreicherung an Kochsalz erfolgt sein und das 44 Meer müsste sich als eine verhältnissmässig reiche Kochsalzlösung darstellen, was auch in der That der Fall ist. Kann nun aber unter solchen Verhältnissen die beständige Verdunstung des Meerwassers und die Rückkehr des verdampften Wassers durch die Flüsse als ein reiner, sich stets unverändert wiederholender Kreislauf betrachtet werden? Für das Wasser mag dies der Fall sein, aber dieser Kreislauf hat Erscheinungen in seinem Gefolge, die sich, auf den ersten Blick wenigstens, nicht als ein besonderer Kreislauf betrachten lassen, die vielmehr langsame aber beständig fortschreitende Veränderungen der Erd- oberfläche hervorrufen. Vergegenwärtigen wir uns nochmals die Wirkung der atmosphärischen Niederschläge auf die Erdoberfläche und die oberste Erdrinde, so besteht sie darin, dass ununterbro- chen feste Stoffe theils in suspendirter, theils in gelöster Form dem Meere zugeführt und zum grössten Theil dort abgelagert oder im Wasser angereichert werden. Die hierdurch bewirkten Veränderungen sind zwar für unser Auge kaum wahrnehmbar, sie sind auch noch*unbedeutend innerhalb der Lebensdauer eines Menschen; da aber solche Vorgänge in ungemessenen Zeiträumen statigefunden haben, se muss auch ihre Wirkung in diesen Zeiten eine ganz ungeheure gewesen sein. Man hat berechnet, dass die Summe fester Substanz, die der Rhein theils in gelöster, theils in suspendirter Forın seinem Ver- breitungsgebiet seit 15000 Jahren entzogen hat, soviel beträgt, dass sie, auf dieses gleichmässig ausgehreitet. eine Schicht von Einem Meter Höhe bilden würde; in 1'/, Million Jahren würde dies gleich einer Schicht von 100 Metern Höhe sein. Durch die Erosion des Wassers, welches dem Rheine zugeführt wird. müsste also in dieser Zeit von anderthalb Million Jahren das ganze Land im Durchschnitt um 100 Meter erniedrigt worden sein. Da die abnagende Wirkung des Wassers um so grösser ist, je rascher es fliesst, seine Geschwindigkeit aber unter übrigens gleichen Umständen von der Neigung des Untergrundes abhängig ist, so werden im Allgemeinen die steiler geneigten gebirgigen Theile des Rheingebiets vorwaltend dieser Abnagung unterworfen sein, die ebeneren Theile aber nur sehr wenig. Es wird sich also die erodirende Wirkung des Wassers concentriren in den Gebirgen; d. h. nicht die ebenen Gegenden des Flussgebiets, sondern vor- 45 waltend die Gebirgsgegenden werden in bedeutend verstärktem Maasse @ırch die Erosion erniedrigt; und wenn wir vorhin sagten, das ganze Flussgebiet des Rheins sei in 1Y/, Million Jahren um 400 Meter erniedrigt worden, so gibt dies kein richtiges Bild des Vorganges. Wäre das Rheingebiet zu !/3 von Gebirgen, zu 23 von Ebenen gebildet, dann würde in 11/2 Million Jahren der ge- birgige Theil vielleicht um 300 Meter, das ist um ungefähr 4000 Fuss, im Durchschnitt erniedrigt worden sein. Die Erosion in den Gebirgen ist aber noch weit bedeutender, weil ein grosser, ja vielleicht der grösste Theil der Zerkleinerungsprodukte eines Gebirges schon in der nächsten Ebene abgelagert wird, so dass diese sich allmählich erhöht, während das Gebirge sich erniedrigt. Wir werden daher die vorhergenannte Zahl von 300 Metern ver- doppeln, ja vielleicht verdreifachen können. In der That finden wir auch fast in allen Gebirgen die uuzweifelhaftesten Zeugnisse, dass ihre Oberfläche durch Abnagung erniedrigt worden ist. Auf der andern Seite muss aber durch die festen Stoffe, die der Rhein dem Meere zuführt, der Boden desselben sich mit Niederschlägen bedecken derart, dass eine dem ganzen Rheinge- biete gleichkommende Bodenfläche in 1!/a Million Jahren sich um 100 Meter im Durchschnitt erhöhen würde. Da aber auch hier die Wirkung sich concentriri auf die der Flussmündung nahe ge- legenen Theile des Meeres, so wird hier die Erhöhung des Mee- resbodens eine weit raschere sein. Ueberblicken wir die Wirkung der Gewässer, so ergibt sich, dass sie eine im Wesentlichen nivellirende ist. Die Erhöhungen des Festlandes, die Gebirge, werden abgenagt, die Ebenen wer- den erhöht, die Meerestiefen mit dem fortgeführten Materiale er- füllt und so die Gegensätze zwischen Gebirgshöhe und Meeres- tiefe nach und nach ausgeglichen. In dem Maasse, wie der Meeresboden durch abgelagerte Sedimente erhöht wird, müsste auch der Meeresspiegel steigen und die Tiefländer überfluthen, die Gebirge müssten immer mehr sich abflachen, kurz die Ober- fläche der Erde müsste sich immer mehr der Form eines idealen Sphäroids, ohne Hervorragungen und ohne Vertiefungen nähern. Hier wäre also- anscheinend kein Kreislauf vorhanden, sondern eine sehr langsam fortschreitende Veränderung in Einem Sinne, 46 durch welche eine vollständige Umwälzung aller Verhältnisse auf unserer Erdoberfläche herbeigeführt werden müsste. "”. Indessen die eben geschilderten Natur-Erscheinungen stehen nicht vereinzelt da, sie befinden sich in innigster Verbindung mit Andern und mit Kräften, die in einem ganz andern Sinne wirk- saın sind wie die nivellirend wirkenden Kräfte des Wassers. Da, wo man den Stand des Meeres seit langen Jahren sorg- fällig beobachtet hat, fand man häufig, dass derselbe sich im Laufe der Zeit verändert hat; an dem Einen Orte fand man ein allmähliches Zurücktreten des Meeres. au einem andern aber ein langsames Vordringen desselben in das Festland. Man hat Be- weise dafür, dass die Ursache dieser Erscheinung darin liegt, dass an der Einen Stelle das Festland sich sehr langsam und allmählich hebt, an der andern Stelle aber sich ebenso langsam und allmählich senkt. Man hat nun, indem diese Beobachtungen auf viele Küsten ausgedehnt wurden, gefunden, dass dies keine lokalen, sondern dass es ganz allgemein verbreitete Erscheinungen sind. Zu den allmählich sich hebenden Landstrichen gehören Norwegen und das nördliche Schweden, die in einem Jahrhundert um einige Fuss sich gehoben haben, die Westküste von England, Irland, ein grosser Theil von Frankreich, Syrien, die Ostküste von Afrika, die Sunda:Inseln, Neu-Guinea, Neu-Holland. Zu den allmählich sinkenden Landstrichen gehört der sädliche Theil von Schweden, die Ost- und Südseite von England, die Normandie und Bretagne, Dalmatien, Grönland, die Nilmündungen, die Inseln des stillen Oceans. Finden solche Hebungen und Senkungen ‘innerhalb langer Zeiträume statt, dann entstehen aus den Hebungen Gebirge, aus den Senkungen Vertiefungen, die vom Meere be- deckt werden. Finden die ersteren am Meeresboden statt, so verwandelt sich dieser in Festland, während an anderen Stellen das Festland durch Einsenkungen vom Meer bedeckt wird. Wenn wir nun sehen, dass das Material, aus welchem die meisten unserer Gebirge bestehen, ursprünglicher Meeresboden war, dass viele Tausend Fuss mächtige Schichtensysteme, das Produkt des mechanischen Niederschlags der Meere längst ent- schwundener Erdperioden, mit Einschlüssen unzähliger Reste ech- ter Meeresthiere, viele Tausend Fuss emporgehoben sind und unsere jetzigen Gebirge bilden, dann müssen wir zu der Erkennt- 47 niss kommen, dass die Hebungen und Senkungen zu allen Zeiten der Erdgeschichte stattgefunden haben. Alle unsere Continente sind einstmals Meeresboden gewesen, ja ein und dieselbe Gegend war abwechselnd das Eine und das Andere. Während also die hoch erhobenen Gebirge durch die Ero- sion der Gewässer abgetragen und dem Meere zugeführt werden, heben sich andere Landstriche oder hebt sich Meeresboden nach und nach so, dass neue Gebirge entstehen. Während der Meeres- boden durch Ablagerung fester Stoffe sich hebt, tritt an andern Stellen eine Senkung ein, wodurch von Neuem Vertiefungen im Meeresboden oder auf dem Festlande gebildet werden. Der Ni- vellirungsprocess der Gewässer, von dem wir vorhin sagten, er würde die Erde allmälig in ein regelmässiges Sphäroid verwan- deln, wird also stets durchkreuzt durch die beständig stattfinden- den Hebungen und Senkungen. Was uns vorhin als eine stetige Veränderung in Einem Sinne vorkam, stellt sich uns jetzt eiwas anders dar, denn die festen Stoffe, welche durch Vermittlung der Gewässer dem Meere zusirömen, werden dort abgelagert; dann tritt eine Hebung des Meeresbodens ein, wodurch dieser in Fest- land verwandelt wird, und nun fängt derselbe Process von Neuem an; die Gewässer beginnen ihre abnagende Wirkung an dem neu entstandenen Festlande, an den neu erhobenen Gebirgen; kurz die wichtigsten festen Stoffe, Kalk, Kieselerde, Thorerde, sind einem beständigen Kreislaufe unterworfen. Einmal sind sie Be- standtheile eines Gebirges, werden durch die Wirkung der Ge- wässer fein zertheilt oder gelöst und dem Meere zugeführt, bil- den dann nach ihrer Ablagerung lange Zeit den Meeresboden, bis dieser sich hebt, dann werden sie Bestandtheile eines Fest- landes, eines Gebirges, von wo sie den Kreislauf von Neuem beginnen. Je höher die Schichten gehoben werden, um so stär- ker wird auch das Gefälle der das entstandene Gebirge durch- strömenden Gewässer sein, um so rascher wird also auch die Erosion wirken und bestrebt sein, das Gebirge nach und nach abzuschleifen und zu erniedrigen. Beiläufig sei hier bemerkt, dass der Kreislauf des Kalks in der innigsten Verbindung steht mit demjenigen des Kohlenstoffs, denn aus dem abgelagerten kohlensauren Kalke entwickelt sich durch gewisse physikalische oder chemische Einflüsse freie Koh- 48 lensäure, die in die atmosphärische Luft übergeht und dort ent- weder in Sauerstoff und organische Substanz verwandelt oder durch Zersetzung von Kalksilicaten in Form von kohlensaurem Kalke dem Meere zugeführt und dort abgelagert wird. Wenn nun auch für die im Flusswasser mechanisch aufge- schwemmten Stoffe, sowie für die gelösten Kalk- und Magnesia- salze, dıe durch organische Thätigkeit im Meere zum Absatze kommen, ein solcher Kreislauf nachgewiesen ist, so ist das doch nicht der Fall für diejenigen Stoffe, für welche wir keinen fort- während thätigen Abscheidungsprocess kennen, welche daher im Meerwasser gelöst bleiben. Dies gilt vorzugsweise für das Koch- salz, welches sich demnach in dem Meere seit den ältesten Zei- ten der Erdgeschichte angereichert haben müsste. Hier wäre dann doch eine stetige Veränderung in Einem Sinne vorhanden, hier wäre kein Kreislauf erkennbar. Dieser Einwand hat seine Be- rechtigung, indessen tritt hier an die Stelle eines stetig fort- dauernden, ein nur von Zeit zu Zeit statifindender Abscheidungs- process des Kochsalzes. Das Studium der jüngsten Vergangen- heit unseres Erdballs lehrt uns nämlich, dass wahrscheinlich durch die Hebung einzelner Theile des Meeresbodens öfters grössere oder kleinere Theile des Meeres von diesem abgetrennt werden. Dies war z. B. mit dem kaspischen und wahrscheinlich auch mit dem Aral-See der Fall. Das erstere, sowie die in seinem Nord- westen zahlreich vorhandenen kleineren Salzseen standen in einer von der Gegenwart noch nicht sehr entfernt liegenden Vergangen- heit mit dem schwarzen Meere in Verbindung. Haben solche abgetrennien Theile eines älteren Meeres nur geringe Zuflüsse, die nicht im Stande sind, die verdunstenden Wassermengen zu ersetzen, dann tritt ziemlich rasch eine solche Concentration des Seewassers ein, dass eine Abscheidung desselben in Form von ‚Steinsalz statifindet. Beispiele hierfür sind das todte Meer und die kleinen Salzseen nordwestlich vom kaspischen Meere. Ähn- liche Abscheidungen des Kochsalzes aus Meerestheilen, die von dem Weltimeere abgeschnitten worden waren, haben fast in allen Perioden der Erdgeschichte stattgefunden und sind die Veran- lassung zur Ablagerung der mächtigen und ausgedehnten Stein- salzlager gewesen, die wir gegenwärtig kennen und von denen Eines eine Mächtigkeit von etwa 3000 Fuss besitzt. Ungeheure 49 Mengen von Kochsalz sind dadurch seit den ältesten Zeiten dem Meere entzogen worden und werden ihm noch gegenwärlig ent- zogen. Dieser Verlust wird langsam aber stetig gedeckt durch die beständig dem Meere zufliessenden kochsalzhaltigen Flüsse. Ob hier Gewinn und Verlust sich vollkommen ausgleichen, ist weder durch Rechnung noch durch Beobachtung zu entscheiden. Halten sich beide Processe nicht ganz vollkommen das Gleich- gewicht, überwiegt der Eine den Andern um nur Weniges, dann muss während des scheinbaren Kreislaufs eine beständige Ande- rung in Einem Sinne stattfinden, d. h. der Kochsalzgehalt des Meeres muss in sehr langen Zeiträumen allmälich steigen oder fallen. Dann hätten wir auch hier keinen eigentlichen Kreislauf, sondern eine spiralförmig fortschreitende Veränderung, eine sehr allmäliche Entwicklung. Man beruft sich, um zu beweisen, dass der Kochsalzgehalt des Meeres zu allen Zeiten ein gleicher gewesen sei, auf die Thatsache, dass in den ältesten Schichten, die überhaupt thierische ‚Reste enthalten, nur solche Thiere gefunden werden, die in sal- zigem Meerwasser gedeihen; man schliesst hieraus, dass auch die Meere jener alten Zeiten salzig gewesen seien. So berechtigt dieser Schluss im Allgemeinen ist, so wenig begründet ist die Behauptung, dass der Kochsalzgehalt der damaligen Meere ebenso gross gewesen sei, wie derjenige der heutigen; er konnte viel- mehr namhaft grösser oder kleiner gewesen sein, wie heute und hätte doch völlig genügt, um die Meeresthiere zu erhalten, die wir jetzt in den Ablagerungen jener Meere finden. Ähnlich dem Kreislaufe des Kochsalzes ist wahrscheinlich auch derjenige des Gypses, denn mit ersterem werden stets be- deutende Mengen des letzieren aus abgetrennten Meerestheilen abgeschieden, in Festland verwandelt und später, durch Gewässer gelöst, dem Meere wieder zugeführt. Doch erleidet der Gyps auf seinem Wege, sowohl im Meere, als auch auf dem Festlande, die mannigfaltigsten Veränderungen, so dass es noch nicht mög- lich ist den Kreislauf, den er durchwandert, mit Klarheit zu über- blicken. Aber auch der Kreislauf der Gewässer selbst ist mit einer stetigen Veränderung verknüpft, die innerhalb kurzer Zeiträume Jahrbuch 1873. 4 J0 so unbedeutend ist, dass sie in keiner Weise durch Beobachtung gefunden werden könnte; diese Veränderung beruht nämlich auf einer langsamen Verringerung des auf der Erdoberfläche circu- lirenden Wassers durch einen in grossem Maassstabe vor sich gehenden chemischen Vorgang. Dies ist der Process der Um- wandlung wasserfreier Gesteine, wie Granit, Gneiss, quarzführen- der Porphyr, in wasserhaltige, nämlich vorzugsweise in Thon, der aus der Verwitterung jener Gesteine hervorgeht und Wasser chemisch gebunden enthält. Dass die auf solche Weise dem Kreislauf sich entziehenden, so zu sagen erstarrenden und erhär- tenden Wassermassen im Laufe der Zeit sehr bedeutend werden können, lehren uns die ungeheuren Thonmassen, die einen gros- sen Theil der geschichteten Gesteine zusammensetzen und den siebenten Theil ihres Gewichtes chemisch gebundenes Wasser enthalten. Es sind also schon namhafte Mengen von Wasser auf diese Weise chemisch gebunden und in fester Form abgeschieden worden. Der umgekehrte Process, die Umwandlung wasserhalti- ger Gesteine in wasserfreie unter Abscheidung von Wasser findet zwar auch statt, aber, soweit wir es übersehen können, bei Wei- tem nicht in dem Maasse, wie der vorher erwähnte. Die angeführten Beispiele mögen zeigen, zunächst, dass die Frage, ob die einen Kreislauf bestimmenden einander enigegen- wirkenden Kräfte sich vollständig neutralisiren oder nicht, bis jetzt noch nicht entschieden werden kann, dann aber auch, dass nicht jeder Kreislauf eine in sich geschlossene unabhängig von andern sich entwickelnde Erscheinung ist, sondern dass Ein Kreis- lauf mit einem oder mehreren andern in der innigsten Verbin- dung steht. So bildet das organische Leben den Knotenpunkt, in welchem der Kreislauf des Kohlenstoffs und Sauerstoffs einer- seits, und derjenige des Kalks andererseits wie die Glieder einer Kette in einander greifen. Es zeigt sich hier, welchen hervor- ragenden, ja geradezu bestimmenden Einfluss die organische Na- tur auf die Entwicklung unserer Erde nimmt, dass also das Thier- und Pflanzenleben nicht nur als ein blos zufälliger oder beiläufi- ger Theil des Erdganzen in seiner Entwicklung von derjenigen der Erde abhängig ist, sondern dass im Gegentheil die letztere von der Entwicklung des Thier- und Pflanzenlebens bedingt wird. Örganisches Leben und unorganische Natur stehen also in den 91 innigsten Wechselbeziehungen und bedingen sich gegenseitig in ihrer Entwicklung. | Aus dem Angeführten ist zu ersehen, dass es bei dem heu- tigen Stande unserer Kenntnisse noch nicht möglich, die Frage, ob ewiger Kreislauf oder allmäliche Entwicklung, zu beantworten, ohne den Boden der Thatsachen unter den Füssen zu verlieren. Nur unermüdliche Forschung wird hier zum Ziele führen, nur das redliche Streben, an der Hand der Thatsachen, ohne vorge- fasste Meinung das Gebäude der theoretischen Anschauungen auf- zurichten, wird uns dahin führen, auch in der Geologie den Ge- gensatz der Ansichten und Meinungen auszugleichen und ein Bild von der Entwicklungsgeschichte unserer Erde zu entwerfen, wel- ches der Wahrheit möglichst nahe steht. Brieiwechsel. - A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Klipdrift. Griqualand-West, den 4. December 1872. In meinem letzten Briefe theilte ich Ihnen mit *, dass ich bei Absen- dung jener Zeilen gerade mit den Vorbereitungen zu einer Reise per Öchsenwagen längs eines Theiles des Orange- und des Vaalflusses be- schäftigt gewesen sei. Diese Reise habe ich jetzt beendet, und es wird Sie interessiren, Einiges über die in jenen Gegenden auftretenden Gesteine und deren muthmassliches Alter zu erfahren. — Sobald man sich dem Vaal oder dem mittleren Theil des Orange in der Gegend von Hopetown nähert, wird man durch einen vollständigen Formationswechsel überrascht. Eine ganz neue Gruppe von Gesteinen tritt auf, welche meist ein so feines Korn besitzen, dass man ihnen am Besten, bis genaue Untersuchungen ihre mineralogische Zusammensetzung mit Sicherheit erweisen, den Namen „Vaalgesteine* beilegt, da sie in dem Flussgebiet des Vaals ihre grösste Entwickelung finden. Sie zeigen meist graulichgrüne Farbennüancen, sind gewöhnlich feinkörnig bis dicht und gehen häufig in Mandelsteine über. Die Mandeln bestehen aus verschiedenen Kieselsäure-Varietäten, Kalkspath oder Grünerde, von welchen Mineralien bald nur eines allein, bald mehrere oder alle zusammen auftreten. Obgleich die Mannigfaltigkeit der Ausbil- dung durch Wechsel der Structur, Farbe und accessorische Bestandmas- sen eine sehr bedeutende ist, so stehen doch die verschiedenen Varietäten durch Übergänge in einem so innigen Zusammenhang, dass sich wohl spä- ter auch eine Zusammengehörigkeit nach der mineralogischen Constitution ergeben wird. Nur in der Nähe von Klipdrift tritt eine hinreichend grob- körnige Varietät auf, um die Bestandtheile: Hornblende, Plagioklas, Ti- taneisen und äusserst wenig Quarz sicher erkennen zu lassen. Diese Felsart sieht manchen Dioriten des Elsasses und Odenwaldes täuschend ähnlich, ist aber ebenfalls durch Übergänge mit den dichten Gesteinen * Vergl. Jahrb. 1872, S. 857. 33 verbunden. Man kann demnach vermuthen, dass die „Vaalgesteine“ zum grossen Theil wenigstens in die Gruppe der Hornblende-Plagioklas-Ge- steine gehören. Ihr Auftreten scheint meist ein deckenförmiges, seltener ein gangförmiges zu sein. Adern und Nester von Kieselsäure-Varietäten sind sehr häufig. Mit diesen Gesteinen zusammen finden sich Quarzpor- phyre in sehr mannigfaltigen Varietäten. Obgleich es mir nie gelang, dieselben unzweifelhaft anstehend zu beobachten, so erscheint es mir doch sehr wahrscheinlich, dass sie in Gängen auftreten. Sicher ist dies der Fall bei einer anderen ausserordentlich schönen Felsart von vorwiegend rother oder grüner Farbe, welche in manchen Varietäten nur aus rosen- rothem Feldspath und lichtgrünem Epidot, in anderen nur aus Epidot und Quarz oder Feldspath und Quarz zu bestehen scheint und hie und da Grünerde-, Epidot- oder Quarz-Mandeln aufnimmt. Die „Vaalgesteine“ bilden meist flache Höhenzüge und niedrige Plateau’s von so charakteri- stischer Form, dass man sich wohl selten aus der Ferne über ihre Natur täuscht; besonders unterscheiden sie sich scharf von den Tafelbergen und Spitzkopjes der Karooformation. An sedimentären Gesteinen sind in dem von mir durchreisten Gebiet, abgesehen von sehr recenten Bildungen, folgende zu erwähnen: Quarzit- sandstein, Schieferthon und Conglomerate, Kalkstein mit eingelagerten Bänken von Nagelkalk, Kalkmergelschiefer, kieseliger Kalkstein und ein eigenthümliches schiefriges Quarzgestein, welches man Jaspisschiefer nen- nen kann. Da in keinem der Sedimente bisher Petrefacten entdeckt wor- den und hinreichende Aufschlüsse selten sind, so ist es nicht leicht, die Lagerungsverhältnisse sicher zu erkennen; auch musste ich häufig wün- schenswerthe Excursionen unterlassen, um nicht den Zweck meines Auf- enthaltes in Süd-Atrika zu weit aus dem Auge zu verlieren. Ich glaube für die erwähnten Gesteine folgende relativen Altersverhältnisse annehmen zu müssen. Einen Theil der „Vaalgesteine“ haben wir als die ältesten Bildungen in diesen Gegenden anzusehen, da sie an einigen Punkten von Quarzitsandstein, an anderen von Schieferthon und Conglomeraten über- lagert werden, welche vollständig abgerundete Blöcke jener einschliessen. Da die Schieferthone und Conglomerate zuweilen im gleichen Horizont vorkommen, auch etwa 5 Meilen oberhalb Klipdrift in einander übergehen, so muss man sie als gleichalterige Bildungen auffassen, welche je nach den localen Verhältnissen zur Ablagerung gelangten. Die im Schieferthon eingeschlossenen Blöcke, petrographisch genau mit den „Vaalgesteinen“ übereinstimmend, sprechen nicht sehr für die Ansicht von G. W. Stow (Zuschrift an die Diamond News vom 5. November 1872), es seien letz- tere metamorphisirte Sedimente; denn es müsste die Metamorphose schon eine vollendete gewesen sein, als sich die unmittelbar aufruhenden Schie- fer absetzten. Bei den häufig sehr verwickelten Verhältnissen würde aller- dings eine solche Annahme nicht selten die bequemste Art der Lösung sein, aber wenn auch wahrscheinlich viele Gesteine durch spätere Infiltra- tionen mannigfach verändert sind, so scheinen mir doch erst eingehendere Beobachtungen in einem so ausgedehnten Gebiet vorliegen zu müssen, 94 bevor eine definitive Ansicht ausgesprochen werden kann. Vor allem sind jedoch bisher vollständig fehlende petrographische Untersuchungen abzu- warten. Der Quarzitsandstein liegt entweder direct auf den „Vaalgesteinen“ oder auf den Schiefern, fehlt jedoch an vielen Punkten ganz. Da eine Überlagerung nirgends von mir beobachtet wurde, so ist mir dessen Stel- lung nicht ganz klar. Nach freundlichen Mittheilungen von G. W. Srow wird er wiederum von Schiefern bedeckt und zeigt einen Fall der Schich- ten, welcher auf muldenförmige Lagerung schliessen lässt. Ist diese Be- obachtung richtig, so lassen sich die isolirten Höhenzüge von Quarzitsand- stein am unteren Vaal und am mittleren Orange leicht erklären, zwischen denen es sonst schwierig wäre, einen Zusammenhang zu finden. Jeden- falls muss man annehmen, dass der Sandstein früher von grösserer Ver- breitung gewesen ist und vor Ablagerung der jüngeren Schichten schon theilweise wieder zerstört wurde. Dort wo derselbe fehlt, folgen den Schie- fern dunkelgraue, mergelige Plattenkalke mit Einlagerungen von Nagel- kalk, ebenfalls vereinzelte grosse Gerölle der „Vaalgesteine“ einschliessend. Diese Sedimente besitzen nirgends eine bedeutende Mächtigkeit und sind vorzugsweise in der Nähe des Vaals aufgeschlossen. In inniger Beziehung zrı den bisher beschriebenen geschichteten Gesteinen stehen wahrscheinlich die Hauptmassen der krystallinischen Vaalgesteine, welche jünger sind als die. oben erwähnten, wenn sie auch, nach der gleichen petrographischen Ausbildung zu urtheilen, wohl derselben grösseren Periode angehören. Ganz klar sind die Verhältnisse der mangelhaften Aufschlüsse wegen nicht. Jedenfalls habe ich beobachtet, dass „Vaalgesteine* oberhalb Klipdrift theils Conglomerate gangförmig durchsetzen, theils Schiefer bedecken und bei Eskdale am Orange unter und über mächtigen Bänken von Quarzit- sandstein liegen. Vielleicht verhält sich ein Theil der „Vaalgesteine* zu den älteren Schiefern umd Sandsteinen wie der in meinem letzten Briefe erwähnte „Ironstone“ zu den jüngeren der Karooformation, d. h. bildete ursprünglich intrusive Lager, welche später durch die Erosion im Vaal- Gebiet entblösst wurden. — Verlässt man den oberen Vaal und schreitet in westlicher Richtung fort, so erreicht man ein steil ansteigendes Plateau, welches sich bis Griquastadt hinzieht. Dasselbe erhebt sich mindestens 1200° über dem Vaal, während der Steilrand mehr als 150 englische Mei- len weit mit dem Vaal- und Hartfluss parallel läuft. Die unteren Schich- ten bestehen aus Mergelschiefern, die oberen aus kieseligem Kalkstein. Die Hauptschichten des letzteren sind licht bläulichgrau oder dunkelgrau, meist feinkrystallinisch bis dicht und führen in der Nähe von Griquastadt reichlich Nester und Lagen von Quarz, Hornstein oder Chalcedon. Wäh- rend die Schiefer und Plattenkalke horizontal oder annähernd horizontal liegen, senken sich die Schichten des Kieselkalks um ein Geringes nach West-Nord-West. Das Plateau ist vom Vaal durch ein Vorland getrennt, welches mit mächtigen Kalktuffablagerungen und recenten Conglomeraten bedeckt ist, so dass auch hier die untere Grenze nicht aufgeschlossen ist. Uber diesem Plateau erheben sich bei Griquastadt die Jaspisschiefer mit 99 x discordanter Lagerung und bilden die Griquastadt-Hügel, eine Fortsetzung der durch das schöne Vorkommen von Krokydolith bekannten Asbestos- Mountains. Die Jaspisschiefer sind von rothbrauner, kaffebrauner oder ockergelber Farbe und enthalten reichlich, durchschnittlich kaum 1 Milli- meter starke Einlagerungen von Eisenglanz und Magneteisen, von welchen ersterer wahrscheinlich aus letzterem entstanden ist. Ausserdem finden sich sehr häufig Bänder von faserigem Quarz, 1—40 Millimeter breit, von weisser oder gelber Farbe, die Fasern senkrecht zur Schieferung stehend. Es scheint, als ob hier eine Pseudomorphose von Quarz nach Krokydolith vorliegt, da das Auftreten des fasrigen Quarzes genau dasselbe ist, wie das des Krokydoliths. Leider konnte ich die Punkte nicht besuchen, wo letzteres sich findet. Der Jaspisschiefer ist häufig sehr dünn geschichtet, die Lagen sind theils ebenflächig, theils mannigfach gekrümmt oder regel: mässig wellenförmig gebogen. Durch die feinen Einlagerungen von Eisen- erzen entstehen dann sehr zierliche Zeichnungen. Berücksichtigt man die Pseudomorphosen (?) nach Krokydolith, den verschiedenartigen Fall der Schichten, welche sich in jeder Lage zwischen der horizontalen und ver- ticalen finden, die mannigfachen Faltungen, so ist man wohl zu der An- nahme berechtigt, den Jaspisschiefer für ein im Laufe der Zeit vollständig umgewandeltes Sediment zu halten. Alle die bisher erwähnten Gesteine mit Ausnahme des Jaspisschiefers sind fast überall, wo sie das Oberflächen- gestein bilden mit Kalktuff oder rothem Sand bedeckt, ein Umstand, der die sichere Erkennung der Lagerungsverhältnisse so ausserordentlich er- schwert. Sehr häufig gehen die Kalktuffe in Kalktuff-Conglomerate über, welche aus abgerollten Blöcken der meisten der angeführten Gesteine be- stehen, verkittet durch Kalktuff. In dem von Griquastadt bis nach dem Orange sich erstreckenden breiten Thal schwellen sie zu hohen und aus- gedehnten Plateau’s mit steilem Abfall an. Wittern die Blöcke aus, so bedecken sie die Oberfläche oft in so grosser Menge, dass man sicher, unter ihnen anstehendes Gestein annehmen würde, wenn nicht von Zeit zu Zeit ein Wasserriss Aufschluss gewährte. Der Sand variirt etwas an Korn und Farbe und enthält häufig mehr oder minder abgerundete, seltener scharfkantige Fragmente verschiedener Kieselsäure-Varietäten, deren Ur- sprung zuweilen schwierig nachzuweisen ist. Ich werde hierauf vielleicht in einem späteren Briefe zurückkommen. Die im Vorhergehenden in weiten Umrissen beschriebenen Gesteine, äusserst verschieden von denjenigen, welche die ausgedehnten Hochebenen des Orange-Freistaates und des nördlichen Theiles der Cap-Colonie bilden, scheinen mir nun weit ältere Formationen, als die Karooformation zu re- präsentiren. Ich glaube, dass sie sich an die Granite und metamorphischen Schiefer anlehnen, die in der Transvaal-Republik und in den Gegenden nördlich von Karuman so weit verbreitet sein sollen, und dass sie den Rand jenes grossen Beckens gebildet haben, in welchem die Karooforma- tion sich absetzte. Dr. Suaw ist geneigt, diese älteren Gesteine als die ursprüngliche Lagerstätte der Diamanten anzusehen, aus welchen sie aus- gewittert und in tiefer gelegene Pfannen und Flüsse hinabgewaschen seien. 96 Diese Ansicht halte ich für eine irrige; es wird vielmehr das Muttergestein der Diamanten in weit tiefer gelegenen Gesteinen zu suchen sein, welche in den von mir besuchten Gegenden wenigstens nicht an die Oberfläche treten. Griqualand-West ist ein reichhaltiges Gebiet für spätere eingehende Untersuchungen und gewährt durch die Mannigfaltigkeit der Felsarten ein weit interessanteres Feld, als die einförmigen Hochebenen der Karoofor- mation. Leider erlaubte mir meine beschränkte Zeit nur eine flüchtige Reise durch einen sehr kleinen Bruchtheil jener ausgedehnten Länder, und Zeit, sehr viel Zeit ist das erste Erforderniss bei geologischen Unter- suchungen in Süd-Afrika. Immerhin ist es mir gelungen, ein ansehnliches Material für petrographische Arbeiten zu sammeln. E. ConHeEn. Zürich, den 14. Dec. 1872. Bei dem Interesse, welches die Analysen von Glimmer-Arten haben, um endlich zu wahrscheinlichen Formeln zu gelangen, welche die Ver- wandtschaft in das richtige Licht stellen sollen, erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, dass bei der neuen Species Manganophyll, welche L. J. IsELström in diesem Jahrbuche (1872, S. 296) beschrieb, ein Berechnungsfehler vorliegt, welcher auf die berechnete Formel Einfluss hat. Es wurde nämlich bei der Analyse 3,78 Eisenoxydul gefunden und als berechneter Sauerstoff desselben 2,64 angegeben, was nicht richtig ist, da 3,78 Eisenoxydul nur 0,84 Sauerstoff enthalten. Dadurch wird natür- lich die weitere Berechnung fehlerhaft und eine andere Formel nöthig. Nur in dem Falle könnte der Sauerstoff der Kieselsäure dem der gesamm- ten Basen gleich gesetzt werden, wenn man den Glühverlust als Wasser berechnet und dasselbe zu den Basen zählt, ausserdem auch noch Natron neben Kali in der gefundenen Menge 5,51 Alkalien annimmt. Wird nur Kali berechnet, so ergeben die Zahlen der Analyse 6,42 SiO,, 3,75 MgO, : 0,57 CaO, 3,01 MnO, 0,52 FeO, 1,07 A!.0,, 0,59 K,O und 0,89 H,O oder 6 SiO2, 7,34 RO, 1 Al203, 0,55 K2xO und 0,83 H20. Hieraus folgt der Sauerstoff aller Basen —= 11,72 und könnte durch Natron neben Kali noch ein Wenig höher ausfallen, um dem der Kieselsäure gleich gesetzt zu werden. A. KennGoTT. Innsbruck, den 17. December 1872. Aus dem Glimmerschiefer bei Sterzing, welcher schon so viele Mine- ralien lieferte, habe ich von einem Bauern ein Stück eines thonigen Braun- eisenerzes erhalten, welches zahlreiche kleine Lamellen weissen Glimmers und Partien eines von Eisenoxydhydrat braungefärbten Quarzes enthält. Eingewachsen sind Oktaeder von Spinell, deren Durchmesser 1—2 Linien beträgt. Die Oktaeder sind combinirt mit einem Triakisoktaeder, dessen 97 Flächen durch oscillirende Combination stark gestreift sind. Es sieht aus als wären gleichseitige Dreiecke, den Flächen des Oktaeders entsprechend, jedes kleiner als das darunterliegende, treppenweise übereinandergelegt. Hie und da lässt sich auch eine Fläche von oo0 erkennen. Die O-Flächen zeigen den lebhaftesten Glasglanz in den Diamantglanz geneigt. Die Kry- stalle sind im auffallenden Lichte prächtig schwarz; kleine Splitter sind halbdurchsichtig bis durchscheinend, von ölgrüner Farbe. Reaction auf Chrom war nicht zu bemerken. Dieses schöne Vorkommen ist für die Gegend ganz neu; weitere Nachforschungen wären jedenfalls wünschens- werth. Anoıpn PıcHLEr. Würzburg, den 22, December 1872. Seitdem ich Sie in Heidelberg gesehen, habe ich meine projectirte Reise nach Kleinkems und Basel fortgesetzt und dort in Gesellschaft von A. MüLLeR und RürımeyEer sehr angenehme und belehrende Stunden ver- bracht. Ebenso kann ich nur aus bester Überzeugung in das Lob ein- stimmen, welches von anderer Seite den wissenschaftlichen Anstalten dar- gebracht worden ist, die der Fürst von FÜRSTENBERG unter der trefflichen Leitung des Hrn. Geh. Hofr. Reumann zu Donaueschingen gegründet hat und welche vielen seiner Standesgenossen als voranleuchtendes Beispiel dienen könnten. So viel Schönes und Unerwartetes ich aber auch dort gesehen habe, so fand ich doch für die Untersuchung der Schwarzwälder Erzgänge kein neues Material und habe die Gewissheit, dazu die besten überhaupt vorhandenen Stücke benutzt zu haben. Von Donaueschingen wurde die Reise nach Messkirch und Mengen fortgesetzt, wo die Hrn. Caplan Dr. MiıLLer und Pfarrer Prosst aus Essen- dorf zu mir stiessen und mir und meinem Begleiter, Hrn. v. GERICHTEN aus Landau die Profile der Tertiärschichten am Tautschbuch und Hoch- sträss vorführten, welche Hr. Dr. Mizzer (Württemb. Jahreshefte, 1871. Das Tertiär am Hochsträss) absolut naturtreu geschildert hat und welche die Gliederung des schwäbischen Tertiärs völlig klar stellen. Ich besuchte dann Thalfingen, Steinheim und andere wichtigere Localitäten der Alb, sah wiederholt WETZLER’s schöne Sammlung in Günzburg und schliesslich in Begleitung des um diese Gegend so sehr verdienten Hrn. FRICKHINGER die Umgebungen von Nördlingen. Da ich bereits in einem halben Jahre die Resultate dieser Untersuchungen in meiner Monographie dem Publicum werde vorführen können, so unterlasse ich heute weitere Mittheilungen, obwohl die paläontologische Bearbeitung der von den erwähnten Herrn gemachten Sammlungen, welche mir mit grösster Liberalität anvertraut wurden, fast vollendet ist. Soeben ist endlich der durch widrige Umstände verzögerte Druck der Abtheilung meiner Arbeit, welche das Eocän be- handelt, bis zum Calcaire de St. Quen beendist, und wird diese alsbald ausgegeben werden, Oligocän und Untermiocän sind im Manuscript fertig und werden nicht lange auf sich warten lassen. 98 Fortwährend gehen noch reiche Beiträge für Obermioeän, Pliocän und Diluvium ein, welche nach Möglichkeit berücksichtigt werden sollen. Von ganz besonderem Interesse ist die von meinem trefflichen Freunde Hrn. Dr. BueicHer, seit kurzer Zeit medeein major in Oran, gesammelte Suite der Schichten von Montpellier, welche durch Rhinoceros megarhinus und Mastodon brevirostris charakterisirt werden, ich hätte kaum geglaubt, dass in so hohem Niveau noch tropische Formen neben Süd-Europäern so stark vertreten sein würden, als es in der That der Fall ist. Soweit ich die Fauna bis jetzt kenne, ist sie jener von Hauterive (Dröme) am Ähn- lichsten, aber viele dort vorhandene Formen, welche Diluvialen ganz nahe stehen, fehlen bei Montpellier und ist also die Kluft zwischen dieser Ab- lagerung und den Diluvialen weit grösser. Herr BLeıcHer hat auch Stücke einer sehr hübschen, wie es scheint, obercenomanen Süsswasser-Bildung bei Connaux (Gard) eingesendet, in welchen ein Paludomus neben Valvata und Chara-Kapseln liegt und der neuen Arten aus Ktage de Rognaec und Calcaire de Provins sind so viele, dass ich nicht alle in meine Monogra- phie aufnehmen konnte. Die, wie man glauben möchte, unerschöpfliche Gegend von Montpellier, in welcher alle Formationen dicht an einander vertreten sind, hat auch sehr schöne devonische Formen geliefert. Die mir von Hrn. BLeıcHer von Cabrieres zugesendeten repräsentiren vorzugs- weise das Niveau meines Cypridinenschiefers und zwar zwei Abtheilungen desselben. Die unteren Schichten mit verkiesten Goniatiten, namentlich @. retrorsus in 4 Varietäten, von welchen amblylobus vorherrscht, führen noch Bactrites carinatus, Orthoceras subflexuosum, Camarophoria subreni- formis, Oardiola retrostrieta u. s. w., und sind völlig ununterscheidbar von den gleichalten Bänken von Weilburg, Nehden bei Brilon und Büdesheim in der Eifel. Eine schwärzliche Kalkbank mit Goniatiten, Orthoceras sub- flexuosum, Uypridina und zahlreichen Foraminiferen erinnert dagegen leb- haft an die Kalke von Altenau am Harze (ebenfalls reich an Foramini- feren) und Kirschhofen bei Weilburg. Auch hier tritt wieder jene merkwürdige, wiederholt von mir hervor- gehobene Beständigkeit der. petrographischen und paläontologischen Cha- raktere des Devons zu Tage, die in den Flaserkalken der Pyrenäen, des Fichtelgebirgs, Thüringer Waldes und des Rheingebiets so sehr auffällt. Da ich doch einmal von Oberdevon rede, so will ich nicht unterlassen anzuführen, dass mir auch oberdevonische Arten aus den Schichten des Spirifer calcaratus und der Rhynchonella cuboides aus dem Arpatschai- Thale (Armenien) zugegangen sind, welche mein früherer Zuhörer Hr. Dr. SıEvERS auf seinen kaukasischen Reisen dort gesammelt hat. Asıca (Ver- gleichende Grundzüge der Geologie des Kaukasus, S. 78) hat bereits viele dort vorkommende Brachiopoden erwähnt und z. Th. sehr schön abgebil- det, spricht aber nicht von den zahlreichen Ostracoden, die Herr Sievers einsendete, meist Cypridinen (Entomis), welche nicht mit solchen aus dem Cypridinenschiefer stimmen, aber auch eine Beyrichia. Auch RıcHTEr hat bereits Ostracoden aus gleichem Niveau in Thüringen beschrieben und die Kluft, welche bisher zwischen der Fauna der Schichten der Rhynchonella 59 cubordes, wo sie als Korallen-Facies entwickelt ist, und jener der Cypri- dinenschiefer zu bestehen schien, wird durch diese Funde immer mehr überbrückt. Auch aus Nassau würde ich noch manches nicht Uninteres- sante in Bezug auf Devon mitzutheilen haben, will es aber lieber für spä- tere Zeit aufsparen. Unterdessen gehen petrographische und mineralogische Untersuchun- gen ihren Gang weiter. Eine grosse Zahl vulkanischer Gesteine, beson- ders aus Nassau und der Rhön ist neuerdings geschliffen worden und wer- den auch die Analysen fortgesetzt. Von mineralogischen Dingen möchte die nachträgliche Entdeckung von Acanthit in fast zolllangen Individuen, dann jene von Polybasit neben Sprödglaserz von Wolfach Interesse ver- dienen. Auch die s. Z. (Jahrb. 1869, S. 320 f.) von dort beschriebenen, mir räthselhaft gebliebenen Pseudomorphosen haben sich in soweit aufge- klärt, als ich mich von der Identität derselben mit dem von BREITHAUPT als Pseudomorphose von Braunspath nach Anhydrit aufgefassten sächsi- schen Vorkommen überzeugt habe. Ich verdanke diese Aufklärung Hrn. Professor WeıssAcH, welcher mich hier besuchte. Von Kobaltmineralien ist neuerdings der reguläre Speiskobalt von Bieber und das rhombische Arsenkobalteisen von demselben Fundorte von Hrn. v. GERICHTEN analysirt worden. Specif. Gewicht und Zusammensetzung sind ganz verschieden, wie sich das auch früher (Jahrb. 1868, S. 403 u. 410 f.) für die analogen Körper von Wittichen herausgestellt hatte. Das Auftreten des rhombischen Minerals in eigenthümlichen quirlförmigen Zwillings-Aggregaten veranlasst mich, es mit dem Namen Spathiopyrit zu bezeichnen, da der provisorische Name, rhombisches Arsenkobalteisen, denn doch auf die Länge nicht anwendbar ist. Sehr überrascht wurde ich bei der Untersuchung des schönen weissen Glimmers, welcher zwischen dem dunkelen des Habachthales in Salzburg dünne Zonen bildet, in diesem einen bedeutenden Barytgehalt zu finden, wie ihn s. Z. OELLACHER zum erstenmale in einem Tyroler Glimmer nachgewiesen hat. Die quantitative Analyse wird zeigen, ob das schöne rhombische Mineral des Habachthals identisch mit dem Tyroler Barytglimmer ist. Der Smaragd und die schö- nen kleinen braunen 'Turmaline des Habachthales sitzen meist im braunen Glimmer, doch auch hier und da im weissen oder in einem grünlichen Glimmer oder Chlorit, den ich noch nicht untersucht habe. Eine Menge anderer Dinge muss ich liegen lassen, bis meine Monographie beendigt ist, auch die vielen neuen Beobachtungen, welche sich auf Excursionen im Sommer und Herbst für die fränkische Trias ergaben. Die verwüstenden Gewitterregen des Juli haben manche neue Aufschlüsse- geliefert und be- sonders die Gelegenheit verschafft, die zwischen Muschelkalk und dem Hauptsandstein der Lettenkohle gelegenen Schichten Bank für Bank zu studiren, was bisher so genau auszuführen nicht möglich war. Das ab- gelaufene Jahr war also für mich reich an interessanten und belehrenden Erfahrungen, und ich habe nur zu bedauern, dass sie nur allmälich der Öffentlichkeit übergeben werden können. F, SANDBERGER, 60 Innsbruck, den 8. Januar 1873. Der Sphen kommt an verschiedenen Orten Tyrols in Glimmerchlorit - oder Hornblendeschiefern vor. Einen neuen Fundort und ein neues Mut- tergestein kann ich jetzt angeben, nachdem ich die im Laufe des Sommers gesammelten Stücke des Granitgneisses vom Brenner durchgemustert. Es ist sogenannter Centralgneiss, oder wie ich ihn bezeichnete: Gneiss des Phyllites. Er bildet den Kamm des Gebirges zwischen dem Brennerpass und dem Thale Pfitsch. Die Kryställchen des Sphen wurden bisher wohl nur ihrer Kleinheit wegen übersehen, obschon sie nicht gar selten vor- kommen. Ich konnte mit Sicherheit die Flächen (? 32) und oP erkennen; die Krystalle sind wohl flächenreicher, . man kann sie jedoch wegen ihrer Zerbrechlichkeit nicht ausscheiden. Sie sind braun, halbdurchsichtig, von lebhaftem Glasglanz. ADoLPH PICHLER. Leipzig, den 11. Januar 1873. In den im 8. Hefte Ihres Jahrbuchs v. 1872 aufgenommenen Beiträgen zur Mikromineralogie erwähnt Herr Dr. v. Lasavıx S. 852 die kleinen, braunen, nadeltörmigen Kryställchen, welche von mir in den Dachschiefern als constantester und hervorragender Bestandtheil aufgefunden wurden (Possenp. Ann. 144, 319), und fügt hinzu, dass er zwar meine Beobach- tungen bestätigen, aber sich der Deutung jener Kryställchen als Horn- blende nicht anschliessen könne; ebenso heisst es S. 838, dass ich die- selben „für Hornblende ansehe.“ Da es darnach den Anschein gewinnen muss, als ob ich diese Gebilde in der That ohne Weiteres für Hornblende ausgegeben hätte, so sei es mir vergönnt, für diejenigen Leser Ihres Jahr- buchs, welchen etwa die betreffende Abhandlung aus PossEnp. Annal. nicht zur Hand ist, die darauf bezügliche Stelle mitzutheilen. „Wenn es ge- stattet ist, diese Mikrolithen mit einem makroskopisch bekannten Mineral zu identificiren, so möchte vielleicht die Annahme, sie gehörten der Horn- blende an, am nächsten liegen; doch muss dies vorläufig eine Vermuthung bleiben, welche durch keinerlei wesentliche Gründe gestützt erscheint.“ Übrigens finden sich in der ganzen Abhandlung die Kryställchen absicht- lich und aus guten Gründen niemals als Hornblende bezeichnet. Ich bedaure es, dass die starke Zurückhaltung, welche in den eitirten Ausdrücken liegt, doch immer noch nicht kräftig und deutlich genug ge- wesen ist, um dem Missverständniss des Hrn. Dr. v. Lasauıx vorzubeugen. F. ZirKeL. Leipzig, den 23. Januar 1873. In Ihren freundlichen Zeilen vom 15. d. fordern Sie mich unter an- derem auf, Ihnen bald wieder einmal einen Beitrag für Ihr Jahrbuch zu senden. Gestatten Sie mir, Ihnen zu berichten, dass ich seit Ende 1871 61 mich fast lediglich damit beschäftigt habe, alles das, was überhaupt über die mikroskopische Structur und Zusammensetzung der Mineralien und Felsarten bekannt geworden ist und sich in sehr zahlreichen Abhandlun- gen und Einzelwerken zerstreut findet, zu sammeln, systematisch zu ver- arbeiten und daraus ein Werk unter dem Titel: „Die mikroskopische Be- schaffenheit der Mineralien und Felsarten“ zu gestalten. Dies Buch wird im Frühjahr, mit vielen Holzschnitten ausgestattet, im Verlag von W. ENGELMAnN hierselbst erscheinen. Ich habe versucht, das vorliegende Ma- terial, welches sich als unvermuthet umfangreich herausstellt, in eine lehr- buchsmässige Form zu bringen, da es sich hier um einen Zweig unserer Wissenschaften handelt, welcher in der That mit der makroskopischen Mineralogie und Petrographie vollständig äquivalent scheint. Neben den vorgefundenen Ergebnissen dürfte ich auch mancherlei noch nicht ver- öffentlichte Resultate meiner eigenen letztjährigen Studien einflechten. Der Structur sowohl der Mineralien als der Felsarten ist ein allgem@in zu- sammenfassender Abschnitt gewidmet, der gewissermassen das Destillat der bisherigen Untersuchungen enthält. Bei der speciellern Behandlung der einzelnen Mineralien wurde ein Hauptgewicht auf die mikroskopische Kennzeichenlehre und Diagnostik der häufigern und namentlich der ge- steinsbildenden gelegt, um auch dem beginnenden Forscher eine Anleitung zur Erkennung an die Hand zu geben. Für diesen ist auch das Ver- fahren zur Präparation der Objecte und die ganze Untersuchungsmethode zur Sprache gebracht. Ausser der Anatomie wurde auch die pathologische Histologie, die moleculare Umwandlung der Mineralkörper und Gesteine berücksichtigt. Mancher könnte vielleicht meinen, die Zeit zur Abfassung eines solchen Werkes sei noch nicht gekommen; aber schon jetzt haben sich, Dank der vielen fleissigen Arbeiter auf diesem Bereich, die Resultate so gehäuft, dass selbst dem eingeweihten Forscher die Übersicht über das nirgendwo systematisch verarbeitete Material immer schwerer fällt, und der Lernende in Verlegenheit ist, wo und wie der Anfang gemacht wer- den soll. Bei der versuchten Zusammenstellung springen die zahlreichen und bedeutenden Lücken unserer Kenntnisse in die Augen, und auch die- ser stumme Hinweis auf dasjenige, was der Erforschung werth und be- dürftig ist, mag die Ausarbeitung vielleicht rechtfertigen. Nur ungern gibt man eine Arbeit über ein Gebiet aus Händen, worauf noch tausend Fragen vorläufig unerledigt sind, von denen man noch immer weitere zu lösen trachten möchte; wollte man aber blos dem eigenen Behagen folgen, so würde ein solches Unternehmen eben nie fertig werden. F. ZiRrKEL. Freiburg i B. den 24. Januar 1873. Die Methode der Gesteinsuntersuchung bei durchfallendem Lichte hat im Verlaufe der letzten Jahre einen ganz ausserordentlichen Aufschwung genommen, und der Gewinn, den die Wissenschaft daraus gezogen hat, ist wahrlich nicht zu unterschätzen. Indessen hat sich mir in demselben 62 Maasse, wie ich selbst gleichen Studien oblag und denen Anderer folgte, auch die Überzeugung aufgedrängt, dass die mikroskopische Diagnose der Gesteine erst dann auf durchaus sicherem Boden stehen kann, wenn wir eine solche für die Mineralien haben werden. Ich habe dieser Über- zeugung schon vor Jahren Ausdruck gegeben und die Berechtigung der- selben wird Jedermann anerkennen, der die früheren Arbeiten auch der bedeutendsten Forscher auf diesem Gebiete mit den jüngeren Arbeiten der- selben Forscher vergleicht. Um nur ein Beispiel zu geben, weise ich auf die Unsicherheit hin, mit welcher man früher der Frage: Augit oder Horn- blende? gegenüberstand und die relative Sicherheit, womit die Entschei- dung heute zu geben ist, seitdem TscHERMAK auf die dichroitischen Ver- hältnisse beider Substanzen aufmerksam machte. Die Besorgniss, welche einer der weitaus bedeutendsten mineralogischen Mikroskopiker vor 10 Jahren aussprach, das Mikroskop werde wohl über die Structur, nicht aber über die Gemengtheile der Gesteine aufklären, hat sich glück- licherweise rasch genug als eine unbegründete erwiesen. Es schien mir daher, dass der Versuch gemacht werden müsste, mit Benutzung aller der makroskopischen Mineralogie zu Gebote stehenden Hülfsmittel eine mikroskopische Diagnose der Mineralien zu ermöglichen. Ganz besonders aber wurde mir die Nothwendigkeit eines solchen Ver- suches fühlbar, als ich in der Lage war, vor einem kleinen Kreise von Zuhörern über diesen Gegenstand lesen zu können, eben um dieselben in das mikroskopische Studium der Gesteine einzuführen. Diese Lehrthätig- keit war, wenn auch nicht die innere Ursache, so doch die äussere Ver- anlassung dazu, eine „mikroskopische Physiographie der für die Petro- graphie der gemengten krystallinischen Gesteine wichtigen Mineralien“ zur Veröffentlichung durch den Druck auszuarbeiten. Dieselbe befindet sich bei E. SCHWEIZERBART (E. Koc#) unter der Presse, und wenn nicht unvor- hergesehene Verzögerungen in der Anfertigung der Holzschnitte und bei- gegebenen Farbentafeln eintreten, werde ich sie bis Ostern der wohlwol- lenden Kritik der Fachgenossen empfehlen können. In einem allgemeinen Theile werden die Methoden besprochen, wie man die morphologischen, physikalischen (besonders optischen) und che- mischen Eigenschaften der Diagnose unter dem Mikroskop dienstbar machen kann; diesem folgt alsdann in einem speciellen Theile die mikroskopische Physiographie der einzelnen Species. Bei diesem Versuche verhehle ich mir von vornherein nicht, dass Man- ches lückenhaft und mangelhaft ausfallen muss. Im Allgemeinen mag es auch wohl noch zu früh für eine derartige Arbeit sein, bei welcher man so sehr auf vorhergehende Specialarbeiten angewiesen ist; aber dennoch hoffe ich, zumal den jüngeren Kräften, die eben mit hieher einschlagenden Studien beginnen, ein nicht ganz unwillkommenes Hülfsbuch zu bieten, schon auch deshalb, weil ich auf die genaueste Angabe der betreffenden Literatur allenthalben eine besondere Sorgfalt verwendet habe. Sollte nicht auch in dem alten Spruche „bis dat qugj ecito dat“ eine Art Entschul- digung für die Unzulänglichkeit des Darbietens liegen? — Ganz vorzüg- 63 lich ist es auch mein Bestreben gewesen, in dem allgemeinen Theile die optischen Eigenschaften und Untersuchungsmethoden, soweit sie sich auf das Mikroskop übertragen lassen, in übersichtlicher und anschaulicher Weise zu behandeln und darzustellen; — und gerade auf diesem Gebiete pflegt der Anfänger die meisten Schwierigkeiten, der Geübtere die schön- sten Erfolge zu finden. H. Rosenegusch. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Cambridge, Massachusetts, den 10. December 1872. Seit meiner Rückkehr nach Amerika habe ich an einer zweiten Aus- gabe meines Versuches einer geologischen Kartenskizze der Erde und ebenso an einer geologischen Karte der Vereinigten Staaten und von Ca- nada gearbeitet. Diese zwei Karten, deren eine 8 Blätter und die andere 4 Blätter umfasst, schreiten so weit vor, dass ich hoffe, sie im nächsten März beendet zu haben, um sie zur Ausstellung nach Wien schicken zu können, wie ich Herrn Director v. HAuEr versprochen habe. Acassız ist von seiner Reise wohlerhalten zurückgekehrt und hat unter anderen auch Fossilien von der Magellanstrasse mitgebracht, die jedoch noch nicht ausgepackt sind. Eine grosse militärische Expedition von 800 Soldaten unter dem Be- fehl meines Freundes General Stantry hat die Ingenieure begleitet, welche beauftragt waren, Pläne für die nördliche Pacific-Eisenbahn aufzustellen; sie haben das Land zwischen dem Missouri und Yellowstone river erforscht und der General hat mir eine Kiste der während dieser Reise gesammel- ten Fossilien überschickt. Die merkwürdigste Localität ist am Ufer des Cabin creek, eines Nebenflusses des Yellowstone river, wo zahlreiche cre- tacische Fossilien vorkommen. Ich erhielt von dort: Nautilus, Ammonites, Scaphites, Baculites und Inoceramus, deren Schale noch ebenso gut er- halten ist, wie bei den jurassischen Fossilien von Moskau. JuLes Marcot. Wetzikon-Zürich, den 13. December 1872. » Ich habe dieses Jahr meiner Lieblingsarbeit auf den Pfahlbauten so viel es die Zeit und das Wetter erlaubte, bestmöglichst obgelegen. So fand ich auch wieder sehr seltene Gegenstände, z. B. ganze Töpfe von 5—6 Maass Inhalt, prächtige Werkzeuge u. s. w., wie ich denn in allen Pfahlbaugegenständen gegenwärtig gut assortirt bin. Ich sehne mich wie- der nach der besseren Jahreszeit, um meine Arbeit wieder aufnehmen zu können. JAcoB MESSIKONMER, Antiquar. 64 Freiberg, den 3. Januar 1873. Arsenkupfer von Zwickau. Vor einigen Monaten erhielt ich durch Herrn Bergdirector MENnzEL in Zwickau einige Stücke des sogenannten Thonsteinporphyrs zugeschickt, der im dortigen unteren Rothliegenden eine mehrere Meter mächtige Schicht bildet. Gedachter Porphyr ist derselbe, in welchem schon zu wiederholten Malen Bleche gediegenen Kupfers vorgekommen sind. Die mir zugeschickten Stücke des Porphyrs liessen nun eingewachsene Massen eines metallglänzenden grauen Minerals erkennen, welches dem Ansehen nach etwa für Kupferglanz oder Fahlerz gehalten werden konnte; doch erschien es nach Untersuchung mit dem Messer für Kupferglanz ent- schieden zu hart und für Fahlerz zeigte es zu viel Neigung in’s Milde. Diese Wahrnehmung veranlasste mich, meinen Collegen, Herrn Prof. Ta. RıcHTER zu bitten, eine Probe vor dem Löthrohr zu untersuchen, welche Untersuchung zu der Überzeugung führte, dass man es mit Arsenkupfer zu thun habe und zwar, wie eine quantitative Analyse lehrte, mit dem Domeykit, der nach der Formel Cu,As zusammengesetzt ist und ihr entsprechend enthält 71,7 Kupfer 28,3 Arsen. Da die verschiedenen Arten des natürlichen Arsenkupfers bis jetzt nur in England und Amerika gefunden worden sind, so ist dieses neue Vorkommen somit als das erste auf dem europäischen Continent bekannt gewordene zu bezeichnen. Das Zwickauer Arsenkupfer weicht übrigens in einigen Stücken von dem ächten chilenischen ab, und desshalb erlaube ich mir, die akıe ristik desselben in dem Folgenden mitzutheilen. Glanz: metallisch, im Strich lebhafter. Farbe: stahlgrau; oberflächlich auch broncegelb, messinggelb, stahl- blau und eisenschwarz und ebenso auf frischen Bruchflächen anlaufend. Strich: schwarzgrau. Härte: 5 (Apatithärte). Gewicht: 6,81—6,91; im Mittel von drei Wägungen 6,84 bei 20° C. Tenacität: spröd, doch mit entschiedener Neigung zum Milden, indem nicht nur beim Pulverisiren im Achatmörser einzelne glänzende, dünne Blättchen entstehen, sondern auch diese durch Hämmern auf dem Ambos sich noch stärker ausplatten lassen. Bis jetzt kennt man vom Zwickauer Arsenkupfer nur derbe und ein- gesprengte Massen dichten oder sehr feinkörnigen Bruches, welche bei guter Beleuchtung eine entschiedene Anlage zur Spaltbarkeit, also Kry- stallinität erkennen lassen. Rings um einen Arsenkupfer-Einsprengling ist das sonst theils chocoladebraune, theils lavendelblaue Gestein bis zum Röthlichweiss gebleicht, gerade so, wie es vom gediegenen Kupfer von ebendort genugsam bekannt. Die Fundstätte selbst liegt im Gebiet des Steinkohlenwerks Brücken- berg am rechten Muldenufer, unweit Zwickau. Der Thonsteinporphyr ist e 69 hier reichlich, 4 Meter mächtig und wurde 1872 beim Absinken des Julius- schachtes in einer Teufe von 416 Metern angefahren. Was endlich die erwähnten Abweichungen des Zwickauer Domeykit ‘ vom chilenischen betrifft, so beziehen sich dieselben namentlich auf Farbe und Härte, indem für den letzteren zinnweisse Farbe und ein zwischen Kalkspath und Flussspath stehender Härtegrad angegeben wird (siehe ZinckEen 1837 und DomEyko 1843). ! Worin diese Verschiedenheiten begründet, vermag ich nicht zu sagen, doch steht soviel nach Prof. Rıcurer’s Untersuchungen fest, dass andere Stoffe als Arsen und Kupfer nicht im Zwickauer Erze enthalten sind ; so ist insbesondere von Eisen kaum eine Spur vorhanden. A. WEISBAcH. Zürich, den 22. Januar 1873. Es ist Ihnen wohl schon bekannt, dass NoRDENsKIÖöLD im letzten Herbst wieder eine schöne Entdeckung gemacht hat, indem er im Eisfiord Spitz- bergens in einem tieferen Horizonte, als die miocänen Schiefer, eine ziem- lich reiche Flora entdeckt hat, die, wie er glaubt, zur Kreide gehört. Zur Zeit habe ich sie aber noch nicht untersuchen können. Auch in Grönland wurde letzten Sommer wieder viel gesammelt, so dass die arktische fossile Flora immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. | Oswarp HEER. Jahrbuch 1873. 5 Neue Literatur. Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel i beigesetztes *.) A. Bücher. 1872. * J. BARRANDE: ÜOrustaces divers et Poissons des depöts siluriens de la Boheme. Praque et Paris. 8°. 127. * J. BARRANDE: Systeme Stilurien du Centre de la Boheme. Schreiben von W. v. Hamınger an Ep. Dörn. (Sep.-Aßdr. aus der „Realschule“ No: 4.u. 5.), 8%, * An. Branpt: über ein grosses fossiles Vogelei aus der Umgegend von Cherson. (Mel. biolog. dw Bull. de ’Ac. imp. des sc. de St. Peters- bourg, T. VII.) * 0). FEISTMANTEL: über Pflanzenreste aus dem Steinkohlenbecken von Merklin: (Verh. d. k. b. Ges. d. Wiss. Prag. 8. »5) * A. Frıe: über Palaemon exul, eine neue Crustacee aus dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin in Böhmen. (Verh. der k. b. Ges. d. Wiss.) Brae.. 8% 3:8: * GÖPPERT: über das Verhältniss der Pflanzenwelt zu der gegenwärtigen Witterung. (Breslau, 11. Dec.) 8°. 4S. * Art. IsseL: @li esperimenti vulcanicı del Prof. Govını. Genova. 8°. 25 pP. *v. Könen: über die Phosphorite der Magdeburger Gegend. (Sitzb. d. Ges. z. Bef. d. ges. Naturw. zu Marburg. 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SADEBEcK: über Fahlerz und seine regelmässigen Verwachsungen. Mit 4 Taf. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. S. 427 —464.) . * M. Fr. Scumipr: über die neue Gattung Lopatinia u. ein. and. Petre- facten aus den mesozoischen Schichten am unteren Jenissei. St. Pe- tersburg. 8°. R. SENFTER: zur Kenntniss des Diabases, insbesondere des Nassauischen. Inaug.-Dissert. Frankfurt a. M. 8°. S. 55. * FERD. StoLiczka: Palaeontologia Indica, (retaceous Fauna of Southern India, Vol. IV, 1. The Brachiopoda. Calcutta. 4%. 32 p. 7 Pl. 1873. * Fr. Hessengere: Mineralogische Notizen. No. 11. (Zehnte Fort- setzung.) Mit 3 Tf. (Aus den Abhandlungen der SENCKENBER@’schen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt aM. Bd. VIII. 4°. S. 35. * Epw. Huır: The Coal-Fields of Great Britain, their History, Structure and Resources, with Notices of the Coal-Fields of other Parts of the world. London. 8°. 499 p. with Maps and Illustrations. C. S. v. Innstäpren: allgemeine Orographie. Die Lehre von den Relief- Formen der Erdoberfläche. Mit 57 Holzschnitten. Wien. 8°. S. 254. * A. Knop: Studien über Stoffwandelungen im Mineralreich, besonders in Kalk- und Amphibol-Gesteinen. Mit 5 Tf. Leipzig. 8°. 58. 144. G. LEonHarn: Grundzüge der Geognosie und Geologie. 3. Auflage. 1. Lief. Leipzig u. Heidelberg. 8%. 144 S. * KarıL MAYER: Systematisches Verzeichniss der Versteinerungen des Hel- vetian der Schweiz und Schwabens. Zürich. 4°. 35 8. B. Zeitschriften. 1) Sitzungs-Berichte der Kais. Akad. der Wissenschaften. Wien. 8% * [Jib. 1872, 941] 1871, LXIV, 1u. 2; 8. 381. Sımoxowirscn: über einige Asterioiden der rheinischen Grauwacke (mit 3 T£.): 71—123. by 68 ScHRAUF: Mineralogische Beobachtungen II. (Mit 4 Tf.): 123—206. v. Reuss: vorläufige Notiz über zwei neue Foraminiferen-Gattungen: 277-281. — 2) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1872, 942.] 1872, No. 15. (Sitzg. am 19. Nov.) S. 303—322. Jahresbericht des Directors Fr. v. Haver: 303—313, Eingesendete Mittheilungen. A. PEız: aus der europäischen Türkei: 313—314. Vorträge. E. v. Mossısovics: über die Entdeckung von Ammoniten in der carboni- schen Formation Indiens: 314—316. G. StacHE: über neue Characeen-Reste aus der oberen Abtheilung der li- burnischen Stufe bei Pisino in Istrien: 316—317. Literaturnotizen u. s. w.: 317—322. 1872, No. 16 (Sitzung am 3. Dec.). S. 323—338. Vorträge. G. StacHE: über die Graptolithen der schwarzen Kieselschiefer am Oster- nig zwischen Gailthal und Fellathal in Kärnthen: 323. E. Tıierze: Notiz vom Sulzberge bei Kaltenleutgeben: 324—3235. — — Bemerkung über die Kalke von Saybusch in Galizien: 325—326. K. PıavL: geologische Notiz aus Bosnien: 326—329. Einsendungen für die Bibliothek u. s. w.; 329—338. 3) J. C. PossEnDoRFF: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 80. [Jb. 1872, 942.] 1872, No. 11, CXLVII, S. 321—480. Meteorstein-Fall im Depart. Loire et Cher: 480. 1872, No. 12, CXLVIL, 8. 481-635. RevscH: zur Lehre von den Krystall-Zwillingen: 569-590. J. MüLLer: über die optischen Eigenschaften des Gletschereises: 624-627. 4) H. Kose: Journal für practische Chemie. (Neue Folge.) Leipzig. 8°. [Jb. 1872, 943.] 1872, VI, No. 14 u. 15, S. 145—240. Tu. PETERSEn: Untersuchungen über die Grünsteine: 197—227. R. SENFTER: zur Kenntniss des Diabases: 227—240. 1872, VL, No. 16, S. 241—288. R. SEnFTerR: zur Kenntniss des Diabases (Schluss): 241 —256. 2 69 5) Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Preus- sischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben von C. A. Anprar. Bonn. 8°. [Jb. 1871, 925.] 1871, XXVIIL, 1—2. Abhandl. S. 1—263. Corr.-Bl.: 1—124. Sitz.- Ber. 1—156. Abhandlungen.‘ Sp. SımonowitscH: Beiträge zur Kenntniss der Bryozoen des Essener Grün- sandes (mit Tf. I-IV): 1—71. R. Bıvnme: über die Brunnenwasser der Umgegend von Bonn: 233—256. H. Heymann: Beobachtungen von Grundwasser-Bewegungen in den wasser- durchlassenden Schichten des Rheinthales bei Bonn (mit Tf. V-VID): 256—263. Correspondenzblatt. Angelegenheiten der Gesellschaft: 1—8; Nekrologe von WIRTGEN und von W. Haminger: 8—22; L. Erkmann: über Erdbeben: 22—24. Bericht über die 28. General-Versammlung des Vereins zu Witten a. d. Ruhr; v. DER MarcK: über fossile Coccolithen und Orbulinen der oberen Kreide in Westphalen: 60—63; Garzus: über das Galmei-Vorkommen im Gebiet des Elberfelder Kalkdistrietes: 63—65. G. vom Raru: über die letzte Eruption des Vesuvs und über Erdbeben zu Cosenza: 66— 81. H. v. DecHen: über die Höhlen in Rheinland-Westphalen: 81— 88. NössErATH: über Kupfererze von Corrorero in Peru-Bolivia; über Weissbleierz von Ibbenbühren in Westphalen: 88—89. ScuLürter: über westphälische Kreide-Ammoniten: 91. G. vom Rarn: über den Meteo- riten von Ibbenbühren: 95. ZırkeL: über die mikroskopische Zusam- mensetzung des gewöhnlichen Dachschiefers und Thonschiefers: 95 —96. Mour: über die Oberflächen-Bildung der Schweiz: 96—99. H. v. DECHEN: über die Ausgrabungen in der Höhle bei Balve: 99—112, Sitzungs-Berichte. G. vom RarH: über Eisenkies-Krystalle von Chichiliana: 10—11; über den Feldspath von Bolton und den Oligoklas in den Laven von Mayen und Niedermendig: 16—17. Weıss: über Globulite und Longulite: 17. G. vom RarH: über einen Zwillings-Krystall von Zinkoxyd; über GERLAcH’s Werk „die Penninischen Alpen: 17—18. Weiss: über Pflanzen-Ver- steinerungen aus einem Kalkstein Oberschlesiens: 13—19. Weiss: paläontologisch - geognostische Untersuchungen des Gebirges auf der Südseite des rheinischen Devons: 33—37. ScHLürer: über das Ver- hältniss des Ammonites Guadalupae Röm. zum Am. Orbignyanus GEIN. und Am. bidorsatus A. Röm.: 37—39. A. v. Lasavıx: über ein von DickerrT angefertigtes geologisches Relief des Mont Dore: 42—46. BLuHmE: rheinische Dachschieferstücke mit eigenthümlichen Erhaben- heiten: 55—54. G. vom Rar#: über die chemische Constitution und - Krystallform der Kalknatron-Feldspathe: 78—80. ScHLürtEr: über die senonen Cephalopoden von Lüneburg und über Aptychodon ceretaceus im Grünsand Westphalen’s: 84—89. H. v. Decuex: über ein errati- sches Granitstück von Wullen in Westphalen: 89. G, vom Rarn: über w a) die letzte Eruption des Vesuv und ein Modell des Meteorsteins von Ibbenbühren; über die von NorDEnskıöLn mitgebrachten Meteoreisen- Massen von Grönland: über Krystalle von Blödit und über Allophan von Dehrn: 127—129. A. v. Lasavıx: über Dünnschliffe aus dem Atelier von Voısr und HocHszesane in Göttingen: 129. G. vom Rat: über Formen des Humit, Gadolinit und Astrakanit: 131. Weıss: über ein Zeolith-Vorkommen im Basalt des Limperichkopfes bei Asbach: 132. A. v. Lasavıx: über sog. Krystallite in natürlichen und künst- lichen Gläsern und in vulkanischen Gesteinen: 142. G. vom Rare: über die mineralogische und chemische Constitution des am 17. Juni 1870 in der Gegend von Ibbenbühren gefallenen Meteorsteins: 142 — 147. Weiss: über Quarz-Krystalle aus dem Wallithale bei Biel in Oberwallis: 149. G. vom RırH: über Krystallsystem und die Zwillings- Gesetze des Anorthits: 150—151. A. v. Lasaurx: über die Schrift von E. Couen: die zur Dyas gehörigen Gesteine des Odenwaldes; Un- tersuchungen über die umgewandelten Kohlen des Meissners: 151— 152. Weiss: über eine bei Hillesheim in der Eifel gefundene Pfeil- spitze und über seine fossile Flora der jüngeren Steinkohlen-Forma- tion und des Rothliegenden im Saar-Rheingebiete: 152—153. 6) Sitzungs-Berichte der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft Isıs in Dresden. [Jb. 1872, 869.] 1872, No. 7—9, S. 97—135. Taf. 1. A. EngELmann: Vorkommen des gediegenen Silbers bei Palomares de Vera in Spanien: 97. HıLsenndorF: Rhinoceros tichorhinus im diluvialen Kies bei Reisewitz un- weit Dresden: 97. Geinırz: Fortschritte in der Bearbeitung des „Elbthalgebirges in Sach- sent: .98. A. v. Reuss: über die Foraminiferen und Bryozoen aus dem mitt- leren und oberen Pläner des Elbthales: 99. EngELHARDT: über den Kalktuff von Robschütz: 104. G. Kremm: über den Burgwall von Coschütz bei Dresden: 110 mit Abbil- dung. Harrıs: Naturwissenschaftliche Betrachtungen über einige Werkzeug- formen: 123. Geinırz: Paläontologische Mittheilungen aus dem Mineralogischen Museum in Dresden: 125 mit Tafel. (Calamiten-artiger Körper in dem Knoten- schiefer von Weesenstein; die älteste Muschel in der Ober-Lausitz ; fossile Myriapoden in dem Rothliegenden bei Chemnitz.) [a 7) W. Dunker und K. A. ZımteiL: Palaeontographica. [Jb. 1872, 641.] 20. Bd. 5. Lief. Cassel, Sept. 1872. Geimmtz: das Elbthalgebirge in Sachsen. Der untere Quader. V. Brachio- poden und re Ss. 145—207. Taf. 34—45. 20. Bd., 2. Abth:, 2. Lief. Cassel. December 1872. Genmitz: das ein se in Sachsen. Der mittlere und obere Quader. I. Brachiopoden und Pelecypoden. S. 21—52. Taf. 7—13. 8) Leopoldina. Amtliches Organ der Kais. Leopoldino-Ca- rolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. Dresden. 4°. [Jb. 1872, 641.) Heft VII. 1872. No. 13—15. Zur Gründungsgeschichte der Versammlungen deutscher Naturforscher und Ärzte: 103. Washingtoner Meteorologische Berichte: 109. Heft VII. 1872. No. 1—3. Die 45. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Leipzig 1872: 3. 13—24. 9) Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur. Philosophisch histor. Abtheilung. 1871. Bres- law, 1871. 8% .77 8. [9b.' 1871, 400.] J. Kurzen: das südwestliche Gebiet der Grafschaft Glatz oder das Gebiet des Habelschwerdter Gebirges: 67. 10) Neunundvierzigster Jahresbericht der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur. Breslau, 1871. 8°. 356 8. [Jb. 1872, 213.] J. MüLLer: über Veränderungen des Trinkwassers: 29. Wessky: über Vorkommen eines Fahlerzes im Zechstein bei Kassel: 32. Carsräpr: über das mechanische Wärme-Äquivalent: 32. Runge: über das am 22. März bei Inowraclaw im Reg.-Bez. Bromberg er- bohrte Steimsalzlager: 37. Römer: über die Auffindung eines jurassischen Diluvial-Geschiebes bei Strehlen, S. von Breslau: 41; über ein Exemplar von Receptaculites bei Rothwaltersdorf: 42; über den Jura von Bartin unweit Colberg: 43; über Auffindung unterdevonischer Grauwacken bei Niewachöy: 44, GrUBE: über die Fauna des Baikalsees: 47. GöpperT: über Einwirkung der Kälte auf die Vegetation: 59; zur Erinne- rung an LisnE: 68. G. StEnzEL: über fossile Palmenhölzer: 71; Nekrolog des Professor MıLpe: 100, 12 11) Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrg. XXV u. XXVI. Wiesbaden, 1871 u. 1872. 8°. 496 S. 10 Taf. [Jb. 1870, 619.] W. Koseıt: Fauna der Nassauischen Mollusken: 1; mit 9 Taf. R. Fresenius: Analyse der Victoria-Quelle in Bad Ems: 347. Analyse der Römer-Quelle in Bad Ems: 361. C. L. Kırscusaum: über sogen. Sternschnuppengallerte: 441. —_-. 12) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. Mose. 8°. [Jb. 1872, 870.] 1872, 2; XLV, p. 225—449. R. HERMANN: dee Untersuchungen über die Verbin, von I|- menium und Niobium sowie über die Zusammensetzung der Niob- Mineralien: 225—265. 13) L’Institut. I. Sect. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Paris. 4°. [Jb. 1872, 944.] 1872, 9. Oct.—13. Nov.; No. 1980—1985; p. 321—368. VosELGEsang: krystallogenetische Studien über den kohlensauren Kalk: 327—328; 334—335. Van Benepen: über fossile Balaena-Arten: 333—334; 339—341. Fıraor: über die fossilen Reste der Hyaena spelaea, welche in der Höhle von Lherm (Ariege) aufgefunden wurden: 354—355, 14) Bulletin de la Societe geologeque de France. [?] Paris. 8°. [Jb. 1872, 943.] 1872, No. 6, XXIX, p. 385-480. E. Jovrpy: Orographie des Doler-Jura (pl. I): 385—392. P. Gervaıs: fossile Säugethiere aus den DER Tarn-et-Garonne und du Lot: 392—393. Ep. H£sert: über die Kreide-Formation im s. Frankreich: 393—415. DE VERNEUIL: über die letzte Eruption des Vesur: 415—421. G. Fagre: Beobachtungen über die obere permische Formation des Dep. l’Aveyron: 421—425. — -— Ausdehnung der Jura-Formation auf dem Plateau der Lozere zwi- schen Mende und Langogne: 425—427. Tarpr: die grünen Gesteine der Gegend von Spezzia: 427—431. Eu. CHELLoNEIX: über die Kreide vom Cap Blanc-Nez: 431—440. Levarross: Notiz über die Correlation geologischer und agronomischer Karten: 440—446, Ev. He£sertT: Undulationen der Kreide im Pariser Becken (pl. IV): 446 —472, 13 H. Dovviz£: über eine Verwerfung bei Vernon (pl. IH): 472—478. Benoır: Bemerkungen dazu: 478—479. Tovrnov&r: über mehrere bei Ferte-Aleps aufgefundene Zähne von Verte- braten: 479—480. 15) Comptes rendus hebdomadavres des seances de "’Academie des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1872, 943.] 1872, 28. Oct. — 2. Dec.; No. 13—23; p. 973— 1564. CH. Gran: über das Quartär-Gebiet der Sahara: 1035 —1036. Fovgu£: neue Methode der Gesteins-Analyse und deren Anwendung auf die Laven von Santorin: 1089—1092. Renautr und Granp’ Eury: über Dictyoxylon und seine Charakteristik: 1197— 1198. | | Pısanı: über ein neues Amalgam von Kongsberg: 1274—1275. Gaupry: über einen durch Prınarn in Alaska aufgefundenen Zahn von Hle- phas primigenius: 1281—1283. Pısanı: über ein neues, Mangan- und Vanadin-haltiges Thonerdesilicat von Salm-Chateau in Belgien: 1542—1544. BLEICHER: über den oberen Jura des Dep. de l’Herault: 1544— 1547. Stan. MEuUNIER: Analyse des Meteoriten von Sierra de Chaco: 1547-1552. 16) The Quarterly Journal ofthe Geological Society. London. 8%. [Jb. 1872, 870.] 1872, XXVII, Novb., p. 381—510. WhrrseLt: Atolls und Lagunen-Eilande: 381—382. Darvns: Glaciale Phänomene in den höheren Gegenden von Yorkshire: 382—388. Mackınros#: Küstenprofil des Geröllethones in Cheshire: 388—392. . Braspey: neuere Gletscher-Thätigkeit in Canada: 392—396. OÖ. Fısser: Phosphat-Knollen in den Kreide-Ablagerungen von Cambridge : 396— 397. JOHNSON SoLLar: obere Grünsand-Formation von Cambridge: 397—402. HErADERSon: die Yarkandale-Expedition 1870: 402—405. Boyp Dawkms: Cerviden in den Forest-Schichten von Norfolk und Suffolk: 405— 410. Boyp Dawkıs: Qlassification der pleistocänen Schichten Britanniens und des Continents vermittelst der Säugethier-Reste: 410—447. Duncan: Trochocyathus anglicus, neue Madreporen-Species aus dem rothen Crag (pl. XXVII): 447—449. Lase Fox: Entdeckung paläolithischer Geräthschaften mit Elephas primt- genius in den Sand-Ablagerungen des Themse-Thales bei Acton: 449 — 465. G. Busk: über die durch Lanz Fox bei Acton und Turnham Green auf- gefundenen Thierreste (pl. XXIX): 465—471. 74 Tıppeman: Gletscher-Phänomene in Lancashire und den angrenzenden Ge- genden (pl. XXX): 471—491. GauprrY: Säugethier-Reste in der Drift von Paris: 491—492. OrvErTA: Geologie der Umgegend von Malaga: 492—495. Geschenke an die Bibliothek: 495—510. Miscellen 5—12. 17) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1872, 944.] 1872, Oct., No. 293, p. 241-320. Königl. Gesellschaft. Mater: über die im Meteoreisen von Augusta Co. in Virginien eingeschlossenen Gase: 311—315. 18) Tramsactions ofthe Edinburgh Geological Society. Edinburgh. 8°. Vol. U. Part. 1. 1872, p. 1—147. Eröffnungsrede des Präsidenten ArcHIBALD. GEIKIE: 1. G. Lyon: über Poterioceras pyriforme aus dem Kohlenkalk von Lanark- shire: 15. Sir R. Murcnisoxn: über die Structur der nordwestlichen Hochländer: 18. A. Geikıe: Vergleiche zwischen den Vulkanen in Mittel-Schottland mit jenen der Auvergne und der Eifel: 21. R. Rıcuarpson: über eine Sandschicht im Geschiebe- Thone von New- park: 24. W. Lauver Linosavy: über die Goldfelder von Forfarshire: 27. J. HENDERson: der Corstorphine Hill bei Edinburgh: 29. J. Linx: Bemerkungen über die Sandhügel von Bathgate: 33. H. Capeıı: über die Geologie der oberen Steinkohlenformation des Firth oMMorth: 39.9 P1. 97. Cn. Larworrn: über die untersilurischen Gesteine in der Nähe von Ga- lashiels: 46. J. Hasweır: über alte Sumpfschichten des Carse of Stirling: 58. D. Marsnaun: über die Ursache des Fehlens der Ablagerungen zwischen dem Perm und Unter-Silur in den südlichen Hochländern Schott- lands: 66. W. Linrorp: über die Geschiebe von Budleigh Salterton : 67. A. Tayror: Beiträge zum Studium der chemischen Geologie der Bathgate Hills: 78. A. Tayzor: Geologische Durchschnitte N. von Edinburg: 77. S. Mossman: Chromeisenerz, Serpentin etc. von den Shetland’s-Inseln: 79. Cu. W. Pracn: über die Geschiebe von Budleigh Salterton: 79. G. Lyox: Lepidodendron mit Zapfen von Corstorphine Hill bei Edin- burg: 81. (0 W. Grossart: über eine Conifere aus dem Kohlensandstein von Shotts, Lanarkshire: 81. J. Linn: Verzeichniss der Fossilien aus dem Bathgate-Kalke: 82. C. W. Pracn: Spirorbis carbonarius in dem Kalksteine von Burdiehouse und eine Fstheria auf Arthur’s Seat: 82. H. A. Nıcnousox: über den Coniston-Kalk von Cumberland und Westmore- land: 84; über den Zusammenhang der silurischen Ablagerungen des nördlichen Englands mit denen im südlichen Schottland: 105. H. F. Auexanper: über den Ursprung des Cabook oder Laterit von Ceylon: 113. R. WALKER: eine neue Art Amblypterus u. a. fossile Fischreste von Pit- corthie, Fife: 119. A. SoMERYAIL: Sanguinolites üridinoides im Kohlenkalk von Middleton: 130; Spirifer ovalıs im Kohlenkalk von Mid-Lothian : 151; Strepsodus und Rhrzodopsis in der oberen Steinkohlenformation von Edmonstone: 137 ete. etc. 19) H. WoopwArD, J. Morrıs a. R. ErHerivee: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1872, 944.] 1872, Nov., No. 101, p. 481—576. Wiırson: die Formen der Thäler und Seebecken in Norwegen: 481—485. Aurr. TyLor: Delta-Bildungen und Wechsel des Meeres-Niveau’s während der Gletscher-Periode (pl. XI): 485—501. Hopxınson: nene Graptolithen-Species aus Schottland (pl. XI): 501—509. J. Harz: Verhältnisse der unteren und oberen silurischen Gesteine in den Vereinigten Staaten: 509--513. Woopwarp: die Sand-Ablagerungen von Midford: 513—516. NorDEnsK3JöLD: Bericht über die Expedition nach Grönland. V. Th.: 516 — 524. Notizen u. s. w.: 524—576. 20) B. Sırııman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8°. [Jb. 1872, 944.] 1872, November, Vol. IV, No. 23, p. 345—424. Jos. Le Conte: Bildung der grossen Gesichtszüge (Features) auf der Erd- oberfläche: 345. J. D. Dana: über den Quarzit, Kalkstein und benachbarte Gesteine in der Umgebung von Great Barrington, Berkshire Co., Mass.: 3862. Pl. IV. E. Bıtvuınes: Erwiderung auf Prof. Harr's „Reply to « Note on « question on Briorüyn: 399: O0. C. Marsa: Entdeckung fossiler Quadrumanen in dem Eocän von Wyo- ming: 405. Derselbe: über eine neue Gattung Carnivoren aus dem Tertiär von Wyo- ming: 406. Derselbe: über ein neues Reptil aus der Kreideformation: 406. 16 Tır. Coan: neue Eruption des Mauna Loa: 406. Ros. MALLer: über vulkanische Kräfte: 409. M. Jones: neue Beobachtungen in den Bermudas: 414. —_ 21) The American Chemist. New-York, 1872. January—Juni, No. 7 —12, Pg. 241—276. H. Wuorrtz: Lithologie der Gesteine von Palisade Range: 258—259. STERRY Hunt: über den Ursprung krystallinischer Gesteine: 291—292. Mineral-Welt der Vereinigten Staaten: 345. Opuıns: das neue Metall Indium: 424—427. NEWBERRY: über amerikanischen Asphalt: 427—428. CHANDLER: über Petroleum: 446—448. N Auszüge, A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. Fr. HEssengere: über Perowskitvom Wildkreuzjoch, Pfitsch- thal. (Mineralogische Notizen, No. 11. 1873. S. 1—9.) Zur Fortsetzung seiner Forschungen über den Perowskit * erhielt HrssengEere ein, wenn auch sehr kleines, nicht über 10 Millim. langes Bröckchen aus der Ber- liner Sammlung, welches aus einem krystallinischen Gestein mit aufsitzen- dem Perowskit besteht. Die Perowskit-Kryställchen sind von der zimmt- braunen Farbe, wie die früher beschriebenen, bilden eine drusig verwach- sene Gruppe, zum Theil in paralleler Stellung. Es gelang HEssENBERG, sämmtliche auftretende Formen näher zu bestimmen, und in diesen Pe- rowskit-Krystallen die flächenreichsten Combinationen, die man wohl bis- her kannte. Sie zeigen nämlich die Combination: 00000 . 303 . %/20°]s . 20%3 . 20°/2 . 10/30°/2 . 40®/s . o00%/a. Die den Habitus der meisten Krystalle beherrschenden Flächen sind die drei erstgenannten. Es ist aber nicht der ausserordentliche, unge- wöhnliche Flächen-Reichthum, der diese Krystalle (sie müssten bei regel- mässiger, vollzähliger Ausbildung 294 Flächen besitzen!) merkwürdig macht, sondern die auffallende Unvollzähligkeit im Auftreten der Flächen. Wäh- rend das Hexaeder vollzählig auftritt, erscheint das Ikositetraeder nur zweimal in zwei Octanten; von den fünf Hexakisoctaedern, die in einem Octanten sechsmal auftreten müssten, zeigt sich °/20°/ nur mit drei Flä- chen in zwei Octanten; die beiden 20/3; und 203/2 nur mit zwei Flächen in einem Öctanten, die beiden !%/30°/2 und 40®/s nur mit einer Fläche in einem Octanten; endlich das Tetrakishexaeder nur mit einer Fläche. — Eine Zusammenstellung der fünf beim Perowskit beobachteten Hexakis- octaeder und ihrer Kantenwerthe ergibt: * Jahrb. 1871, S. 640. Längste Kanten. Mittle K. Kürzeste K. 9,0%, 16304915" 1570 3731“ 138048°20° 204,3 164 54 35 136 23 50 164 54 35 203/, 169 36 40 134 49 22 159 8 8 10/,05), 172 44 51 148 52 13 135 23 52 408/, 170 45 21 153 39 2 132 28 45. Um die Richtigkeit seiner Flächen-Bestimmungen noch näher zu be- gründen, theilt HEssengerse in einer Tabelle die Ergebnisse von Messung und Rechnung mit, die nahe übereinstimmen. G. vom Rarn: über die Zwillings-Gesetze des Anorthits. (Sitz.-Ber. des naturhist. Vereins d. preussischen Rheinlande und West- phalens, XXVIIL, S. 150—151 u. XXIX, S. 33.) Dem Verfasser standen durch die Liberalität Scaconr’s über 200 ausgesuchte Anorthit-Krystalle der neapolitanischen Sammlung zur Verfügung. Es gibt beim Anorthit vier Gesetze der Verwachsung, die sich mit Hülfe der Zwillings- oder Drehungs-Axe in folgender Weise definiren lassen: Bei dem ersten Gesetz ist dieselbe die Normale zum Brachypinakoid; bei dem zweiten Gesetz die makrodiagonale Axe; bei dem dritten die Vertikalaxe; endlich bei dem vierten die in der Ebene des Brachypinakoids liegende Normale zur Ver- tikalaxe. Bei den Verwachsungen der triklinen Krystalle können begreif- licher Weise die Zwillings-Ebene und die Drehungs-Axe nie zugleich kry- stallonomische Werthe sein. Bei dem ersten Gesetze ist die Zwillings- Ebene eine krystallonomische Fläche, umgekehrt sind bei dem zweiten und dritten Gesetz die Drehungs-Axen krystallonomische Linien; bei dem vier- ten Gesetz endlich besitzt weder die Zwillings-Ebene noch die Axe einen krystallonomischen Ausdruck. Die Zwillings-Krystalle nach dem ersten Gesetz sind bekanntlich stets mit dem Brachypinakoid verwachsen, des- gleichen die Zwillinge nach dem dritten und vierten Gesetz. Bei denen nach dem zweiten Gesetz liegen die Flächen P beider Individuen parallel; zuweilen begrenzen sie sich mit einer dieser Fläche parallelen Ebene, meist aber bildet sich durch Fortwachsung eine andere Verbindungs-Ebene, in welcher nicht homologe Flächen beider Individuen zu eigenthümlichen unregelmässigen Kanten zusammenstossen. In mannigfacher Weise können sich auch zwei dieser Gesetze in derselben Gruppe combiniren. Für das zweite Zwillings-Gesetz, bei welchem die Drehungs-Axe die Makrodiagonale, gibt es zwei Modificationen, die beide in der Natur vorkommen. Bei der ersten liegt die einspringende Zwillings-Kante M : M zur Rechten, bei der zweiten zur Linken des Beschauers, wenn man den Krystall in der nor- malen Stellung vor sich hält. Jene erste Modification entsteht dann, wenn die Individuen sich mit den oberen P-Flächen (Basis) verbinden; die zweite, wenn es mit den unteren P-Flächen geschieht. Besonderes Inter- esse gewinnt bei dem vorliegenden Zwillings-Gesetz die Art und Weise, wie die Individuen verwachsen. Wie ein Rhomboid, nachdem es um eine seiner Diagonalen 180° gedreht worden, mit der ursprünglichen Figur nicht 19 congruent, nicht wieder überdeckbar ist, so verhält es sich auch mit den basischen Flächen P der beiden gegen einander um die Makrodiagonale 180° sedrehten Individuen. Das P des oberen Individs tritt an der einen Seite ein wenig vor über das P des unteren Individs, während an der an- deren Seite sich jenes mehr zurückzieht. Von Wichtigkeit ist die Ermit- telung: wie diese Incongruenz der Berührungs-Ebenen sich -ausgleicht. Es geschieht durch Fortwachsung, und zwar indem die rhomboidischen Pris- men einen der Makroaxe parallelen rhombischen Schnitt besitzen, d.h. einen solchen, dessen beide Diagonalen normal zu einander stehen. Die- sem Schnitt kommt beim Anorthit fast genau die Formel zu: ®/,'P’'x. In dieser Ebene findet die Verwachsung der Individuen bei dem Gesetz der Makrodiagonalen statt. FR. v. KoseiL: die Mineraliensammlung des bayerischen Staates. (A. d. Abhandl. der k. bayer. Akad. der Wissensch. XI. Bd.) 1872. 4°. 8. 36. Die Gründung der reichhaltigen Sammlung des bayeri- schen Staates fällt in das Ende des vorigen und in den Anfang dieses Jahrhunderts. Eine Hauptgrundlage bildeten die Erwerbungen gelegen- heitlich der Auflösung der bayerischen Klöster (1802), das kurfürstliche Naturalien-Kabinet von Mannheim, spätere Geschenke des König Maximi- lian I. (1812). In der ersten Zeit ihres Bestehens war die Münchener Sammlung, wie Fr. v. Koseıı treffend bemerkt, ein wahres Conglomerat ungleichartiger Gegenstände. Erst mit N. Fuchs (1823), welchem der Ver- fasser damals als Adjunct zur Seite stand, erfuhr die Sammlung sowohl eine geordnetere Aufstellung als von Seiten des Staates mehr Berücksich- tigung. (Bis zum Jahr 1821 konnte der Conservator nur über 10 Gulden disponiren!) Es boten sich nun in einer Reihe von Jahren günstige Ge- legenheiten zum Ankauf verschiedener Sammlungen, die bereits in der In- dustrie-Ausstellung (1854) zur Schau aufgestellt waren. Die glänzendste Bereicherung erfolgte aber im J. 1858 durch den Erwerb der Sammlung des Herzog MaxımıLian von LEUCHTENBERG, welche — 10,000 Stücke zäh- lend — an Gehalt die bereits vorhandene bei Weitem übertraf. Was von mineralogischen Schätzen der Ural lieferte, hatte diese Sammlung aufzu- weisen. — Mit dem J. 1856 übernahm Fr. v. KoserLı das Conservatorium, ihm wurde 1860 Frıschmann als zweiter Conservator beigesellt. — Die Einzelnheiten, welche über die bayerische Staatssammlung mitgetheilt wer- den, sind von hohem Interesse. Die Aufstellung beginnt mit der Species Fluorit, welche mit 253 Exempl. von 40 Fundorten vertreten. Von be- sonderer Schönheit sind die Aragonite (zumal die jetzt nicht mehr vor- kommenden von Leogang), sowie Krystalle des Witherit und Strontianit von Leogang. In grosser Auswahl ist Kalkspath vorhanden, mit 700 Exem- plaren, darunter die alten berühmten Vorkommnisse von Andreasberg. Nicht minder reichlich finden sich die Sulphate (Gyps, Baryt). Fr. v. KosELL theilt viele Details über Krystall-Formen mit, wobei er sich, was sehr zu billigen, der Symbole Naumann’s bedient, weil sie dem grösseren Theil des 80 mineralogischen Publicums verständlich. — Quarz ist mit 600 Ex. vertre- ten, darunter prächtige Schaustücke; so z.B. eines von Amethyst von Ober- stein mit !/a Zoll grossen Krystallen, das 44 Ctm. Länge und 25 Ctm. Höhe misst. — Aus der Granat-Gruppe finden sich in vorzüglicher Schön- heit die Uwarowite von Bissersk; die Orthoklase des Urals, darunter einer 9 Ctm. lang, ein Amazonenstein von 9 Ctm. Länge. In seltener Schönheit sind die russischen Smaragde und Topase vorhanden, letztere mit 60 Ex., worunter ein 9 Ctm. langer, blaulicher. — Diamant ist in 40, z. Thl. sehr gut ausgebildeten Krystallen repräsentirt; viele derselben brachten Spıx und Marrıus von ihrer brasilianischen Reise mit. — Auch die schweren Metalle sind, wie zu erwarten, reichlich vorhanden. So Gold, eine Masse von 270,4 Gramm; Platin, ein Stück von 757 Gramm, ein anderes von 796 Gramm, mit Chromeisenerz durchwachsen. — Die Fahierze sind mit den alten schönen Tyroler Vorkommnissen vertreten; krystallisirter Nickelin, P von Sangerhausen. Endlich finden sich sowohl Meteoreisen als Meteor- steine in grosser Auswahl von den verschiedensten Fundorten. — Abge- sehen von der hohen wissenschaftlichen Bedeutung, welche die Mineralien- Sammlung des bayerischen Staates besitzt, sei auch hier schliesslich noch auf den enormen Geldwerth derselben aufmerksam gemacht, den Fr. v. KoseLL durch einige Beispiele begründet. Ein Platin-Geschiebe von 3,4 Kilo wurde von dem Herzog von LEUCHTENBERG für 1430 fl. erworben. Ein Gold-Geschiebe ist 427 fl. werth, die Suite der Topase von Mursinsk 400 fl. Die Rubellit-Stufen von der chinesischen Grenze wurden für 5600 fl. an- gekauft. Endlich wird eine Stufe mit Smaragden, 4 Zoll lange, 2 Zoll breite Krystalle von Katharinenburg von den as Händlern auf 10,000 fl. geschätzt. A. Sınegeck: über Fahlerz und seine regelmässigen Ver- wachsungen. Mit 4 Taf. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. 1872. S. 427—464.) Die vorliegende Abhandlung schliesst sich in würdigster Weise an die früheren trefflichen des Verf. über Kupferkies und Blende. Es ist mit besonderem Dank zu erkennen, dass SADEBECK seine krystallographischen Studien auf solche Mineralien ausdehnte, denen man vorher wenig Aufmerksamkeit schenkte. Dies gilt zumal vom Fahl- erz. So vielfach dasselbe auch in chemischer Beziehung untersucht wurde, ist die krystallographische Literatur über Fahlerz — einige Mittheilungen von HESSENBERG und C. Kein abgerechnet — ziemlich dürftig. SADEBECK war, wie beim Kupferkies und der Blende, bemüht die beiden Stellungen auseinander zu halten und dehnte dies auf die scheinbaren holoedrischen Formen aus. Er gelangte dabei zu dem merkwürdigen Resultat: dass die Formen zweiter Stellung auch vorherrschend auftreten, während man dies bisher nur von den Formen erster Stellung annahm. Ebenso unterwarf Sınpereck die Zwillings-Bildung des Fahlerzes einer genauen, Vieles be- richtigenden Prüfung. 1. Allgemeiner Theil. Der Verf. bespricht die Formen des Fahl- 81 erzes in Bezug auf seine Stellung. Unter denen 1. Stellung fehlt selten 2 das positive Tetraeder, ferner von Triakistetraedern = als das häufigste, 9/.0,9) 3 von selteneren == — und u das Deltoiddodekaeder —_ das He- _ : 303]; 2 xakistetraeder - — Unter den Formen zweiter Stellung ist das negative Tetraeder meist klein, fehlt oft gänzlich; es treten ferner das häufigste en = = 3 Triakistetraeder — nn von Deltoiddodekaedern — und >| ein Hexakistetraeder — auf. In Bezug auf die Zwillings-Bildung ist als Gesetz das herrschende des regulären Systems: dass die beiden Individuen eine Fläche von O ge- mein haben. Es lassen sich aber aneinander-, ineinander- und durchein- andergewachsene Zwillinge unterscheiden. Von einem anderen Gesetz, dass zwei Tetraeder mit senkrechten Kanten durcheinander gewachsen, konnte SanEseck kein deutliches Beispiel beobachten. — Von vielem In- teresse sind die Vergleichungen der Formen des Fahlerzes mit denen der Blende. Beim Fahlerz beruht die Hemiedrie wesentlich auf einer verschie- denen Ausdehnung und Beschaffenheit der beiden Stellungen; bei der Blende tritt der tetraedrische Charakter mehr zurück, aber die Entwickelung der Formen ist in beiden Stellungen eine verschiedene. — In der Ausbildung der Formen entspricht der Kupferkies sowohl dem Fahlerz als der Blende. Es treten Formen auf, die ganz den tetraedrischen Habitus des Fahlerzes haben. — Die regelmässigen Verwachsungen des Fahlerzes mit Kupfer- kies sind verschieden; entweder beide sind an einander gewachsen oder eines von beiden ist auf dem anderen aufgewachsen. Das Gesetz der regelmässigen Verwachsung lautet: die Hauptaxe des Kupferkieses fällt mit einer Axe des Fahlerzes zusammen oder geht mit ihr parallel. IH. Specieller Theil. Die zwei wesentlich unterschiedenen Arten der Ausbildung sind die, bei welchen die Formen der ersten Stellung herr- schen und solche, bei denen die zweiter Stellung ausschliesslich entwickelt ist. — Unter den Vorkommnissen von Krystallen des Fahlerz, bei denen nur das Tetraeder erster Stellung auftritt, das andere fehlt, führt Sape- BECK zahlreiche auf; z. B. von Kapnik; von Baigori in Navarra; von Mei- seberg bei Harzgerode und von Zilla bei Clausthal, beide interessant noch wegen der regelmässigen Verwachsungen mit Kupferkies; von Liskeard in Cornwall, den vorigen ähnlich; von Dillenburg, Schönborn bei Mitweida. — Unter den Krystallen, bei welchen auch das zweite Tetraeder auftritt, das erste aber vorherrscht, sind unter andern aufgeführt die von Müsen, 3]. von.Horhausen (durch das stark entwickelte en ausgezeichnet; von Fra- mont und endlich von Falkenstein in Tyrol mit vorwaltendem Dodekaeder zweiter Stellung, an dem nur das 2. Tetraeder auftritt und das Triakis- tetraeder an R ui Jahrbuch 1873. 6 82 In den Schlussbemerkungen zu seiner werthvollen Abhandlung spricht SADEBECK wegen der mehrfach beobachteten regelmässigen Verwachsung von Fahlerz und Kupferkies die gewiss nicht unbegründete Vermuthung aus, dass beide Mineralien zu einander in einer gewissen verwandtschaft- lichen Beziehung stehen. Der Name Isomorphie kann für diese Beziehung aber nicht in Anwendung kommen. Ein ähnliches Verwandtschafts-Ver- hältniss wiederholt sich bei anderen Mineralien, insbesondere bei denjeni- gen, welche die Fähigkeit besitzen, mit einander regelmässige Verwach- sungen einzugehen, wie die verschiedenen Glimmer, wie Disthen und Stau- rolith, Rutil und Eisenglanz. Es scheinen — so schliesst SADEBECK — die regelmässigen Verwachsungen ein Fingerzeig zu sein, von einem anderen Gesichtspunkte an das Studium der Beziehungen von Inhalt und Form heranzutreten. Wenn wir die Formen regelmässig verwachsener Minera- lien vergleichen, so bleiben wir auf dem Boden der Thatsachen und ge- winnen Anhaltepunkte für die Beziehungen der verschiedenen Krystall- Systeme unter einander, welche auf dem Vorkommen in der Natur be- ruhen, nicht auf mathematischem Calcul; hoffentlich glückt es, dann auch eine Gesetzmässigkeit in den chemischen Beziehungen regelmässig ver- wachsener Mineralien aufzufinden. — In einer besonderen Tabelle gibt Sınzseck eine Übersicht der beim Fahlerz vorkommenden Formen; auf vier Tafeln Abbildungen der von ihm geschilderten Krystalle. Des OLoızEAaux: Memoire sur une nouvelle localite d’ambly- gonite et sur la montebrasite, nouveau phosphate d’alumine et de lithine hydrate. (Separat-Abdruck aus den Ann. de Uhimie et de Physique. 4. Serie. D. XXVN. 1872.) Der Verfasser hat auf Grund neuerer chemischer Untersuchungen sowohl, als auch speziell von ihm, mit bekannter Meisterschaft, ausgeführter, optischer Erforschungen er- wiesen, dass das, was man seither theils als Amblygonit, theils als Mon- tebrasit betrachtet, vielfach nicht scharf unterschieden, öfters mit einander verwechselt hat, allerdings in zwei wohlunterscheidbare Species zerfällt. Es wird in der vorliegenden Arbeit eine, soweit es die Natur des Materials gestattet, präcise Definition dieser zwei Species gegeben, denen die er- wähnten Namen erhalten bleiben und deren wichtigste Fundorte wir an- gegeben finden. 1. Amblygonit, Breırnaupr. Wasserfreie natron- und lithionhaltige Varietät. Es gehören hierher: das ältere Vorkommen von Penig, ferner die weissen und violetten, blättrigen Massen von Montebras. Analysirt ist jenes von BERrZELIUS und RAMMELSBERG, diese sind untersucht von Pısanı, KosELL und RAMMELSBERG. Krystallographisch lässt sich von dem Vorkom- men von Montebras, was allein dem Verfasser in grösserer Menge zu Ge- bot stand, wenig sagen. Es sind nur zwei Spaltungsrichtungen p und m bei diesen blättrigen Massen zu beobachten, die unter 105°44‘ zu einander geneigt sind; ferner kommen häufig Zwillingsverwachsungen vor. Die sichere Feststellung des Systems basirt einzig auf der optischen Bestim- 83 mung, welche durch Ermittelung der Orientirung der Hauptschwingungs- richtungen gegen die krystallographischen Elemente und durch die um den spitzen Axenwinkel zu beobachtende geneigte und gedrehte Dispersion, das trikline System erweist. Der Charakter der ersten Mittellinie ist ne- gativ. Der Axenwinkel schwankt beträchtlich, so wurde der in Luft aus- tretende scheinbare Winkel zu ungefähr 71° und 86° gefunden, die rothen Axen erwiesen sich grösser, als die blauen. 2. Montebrasit, Des Croızeavx. Wasserhaltige, nur lithionführende, dagegen natronfreie Art. Analysirt von Pısaxı (vergl. d. Jahrb. 1872, p- 875.). Blättriges und krystallisirtes Vorkommen von Hebron (Maine), theilweise auch von Montebras; hier in grünlichen, durchscheinenden und durchsichtigen Arten, ferner in aschgrauen, schwach durchsichtigen, weis- sen, zuweilen auch undurchsichtigen Abänderungen. Krystallographisch hat man 3 Spaltungsrichtungen verschiedener Güte: p, m, t. Bm: =105" Di: 150 271560 p 295 —::89% 890757 Zwillingsbildungen fehlen. Die schwierig zu ermittelnde Orientirung der Hauptschwingungsrichtungen und die beobachteten Dispersionen um beide Mittellinien lassen, wie beim Amblygonit, das trikline System er- kennen. Man hat um die negative Mittellinie eine horizontale und eine geneigte, um die positive eine geneigte und eine gedrehte Dispersion. Der wahre, innere Axenwinkel ist nahezu — 90°, da jedoch Schwankungen stattfinden, kommt es, dass bald sein spitzer Theil der positiven, bald der negativen Mittellinie anliegt, in manchen Fällen auch der Unterschied zwischen spitzem und stumpfem Axenwinkel fast völlig verschwindet. Die rothen Axen sind, nach directer Messung des Verhaltens um die negative Mittellinie, kleiner, als die blauen A Arıstives Brezına: Entwickelung der Hauptsätze der Kry- stallographie und Krystallophysik. Separat-Abdruck a. d. II. Heft d. Min. Mitth. 1872, gesammelt von TscuermAr, p. 125—160. Die vorliegende Arbeit hebt in einer Einleitung die Vortheile der Mırner’schen Methode, den anderen krystallographischen Bezeichnungsweisen gegenüber, hervor und bringt im speciellen Theile die Entwickelung der Hauptsätze der Krystallographie und Krystallophysik. Fassen wir zunächst den speciellen Theil in’s Auge, so werden in dessen erstem Abschnitt, nach dem Vorgange MıLLer’s, die rein geometri- schen Verhältnisse der Krystalle, soweit sie zur Combinationsentwickelung dienen, behandelt. Der Verfasser ist hier bestrebt, die Grundbegriffe der Mitver’schen Bezeichnungsweise zu entwickeln. Er führt das dreizählige, beliebige Axensystem ein, definirt die Begriffe: Parameter, Indices und schliesst das erste Grundgesetz der Krystallographie, das der Rationalität der Indices, an. Die Darlegung der Zonenregeln folgt im Wesent- 84 lichen bezweckend, den Anfänger zu befähigen, die Tautozonalität mehrerer Flächen eines Formencomplexes prüfen, die Indices einer, zwei Zonen an- gehörigen Fläche darstellen zu können. Ein weiterer Abschnitt ist der sphärischen Projection gewidmet , und die ganze Darstellung. wird zuletzt nicht unwesentlich unterstützt durch einige zum Schluss angefügte prak- tische Beispiele. Der zweite Hauptabschnitt handelt von der Symmetrie der Krystall- systeme. Er ist auszugsweise dem Lehrbuch der Krystallographie von V. v. Lang entnommen und führt uns zunächst die Ableitung der Krystall- systeme aus dem Gesetze der Rationalität der Indices vor, behandelt dann weiter die Eigenschaften der Systeme, stellt namentlich die zur Bestimmung derselben nothwendigen Elemente fest. Der dritte und letzte Hauptabschnitt, die optischen Verhältnisse der Krystalle behandelnd, ist in sofern des Verfassers eigenstes Eigenthum, als er darin gezeigt hat, wie sich unter Zugrundelegung der optischen Verhältnisse der Krystalle im Allgemeinen, die optischen Verhältnisse der einzelnen Krystallsysteme aus ihrer Symmetrie ableiten lassen. Nachdem in gedrängter, aber immer präciser Darstellung das Nöthige über Doppel- brechung und Absorption gebracht, das Gesetz, nach dem sich die Licht- bewegung im Krystalle bestimmt, ausgesprochen ist, geht der Verfasser zur Definition der diversen Grundbegriffe, die bei den optischen Verhält- nissen der Krystalle in Betracht kommen, über, eine Aufgabe, der er sich in eleganter Weise entledigt. Das Verhalten planparalleler Platten, was .nun erörtert wird, bereitet auf die Darstellung des optischen Verhaltens in den einzelnen Systemen, was sich anschliesst, vor. Auch dieser letzte Abschnitt muss, namentlich in Anbetracht der zur Verwendung gelangten, einfachen schematischen Zeichnungen als gelungen bezeichnet werden, nur wäre vielleicht hier, da das Ganze ja für die Zwecke der Praxis bestimmt ist, eine theilweise Erweiterung des Gegebenen, namentlich in Bezug auf die nur angedeutete stauroskopische Untersuchung, am Platze gewesen. Wir hätten mit um so grösserer Freude diese Vervoliständigung aus der Feder des Verfassers begrüsst, als gerade derselbe durch Angabe seiner schönen, nach ihm benannten „Brrzıma’schen Doppelplatte“* in so eim- schneidender Weise verbessernd auf die stauroskopische Untersuchung ein- gewirkt hat. Gern gestehen wir indessen, dass mit noch mehr Rücksicht- nahme auf die Praxis, auch die ganze Anlage der Schrift eine andere hätte werden müssen. Im Allgemeinen können wir der ganzen Arbeit nur volles Lob erthei- len, sie ist dem Standpunkt, den sie einnehmen will, entsprechend, gleich- mässig, einfach und doch streng gehalten; nach unserer Meinung wird sie den Zweck, den ihr Verfasser dabei im Auge hatte, vollständig erfüllen. Kehren wir nun zum ersten Theile, zur Einleitung, zurück! Haben wir die eigentliche Arbeit von dem allein bei ihrer Beurtheilung zulässi- gen Standpunkt, dem der Mırrer’schen Schule, zu betrachten versucht, so wird es jetzt ebenso nöthig sein, auf unseren Standpunkt, den der Weıss- Naumann’schen Lehren zurück uns zu versetzen. 85 Gewiss haben wir es in der Wissenschaft der Krystallkunde auf das Lebhafteste zu beklagen, dass der Meinungen, welcher Weg zur Erkennt- niss der richtige sei, so viele sind. Aber eine Einigung der verschiedenen Methoden wird schwer sein, weil eben jede ihr Gutes hat. Wir sind da- her auch nicht der Ansicht des Verfassers, die MıLLer’sche Methode sei allen überlegen, hauptsächlich aber desshalb nicht, weil diese Methode aus rein mathematischen Gründen öfters das Naturgesetzmässige nicht zum Ausdruck bringt. Um auf des Verfassers Anschauungen etwas näher einzugehen, sind wir der Ansicht, dass kein Grund uns daran hindern sollte, die directen Axenausdrücke in unsere Flächenzeichen aufzunehmen und nicht ihre in- versen Werthe. Dies fordert das Bedürfniss einer naturgemässen Dar- stellung. Für den, der weiter geht, wird es dann, namentlich zu Rech- nungszwecken, vielfach zweckmässig sein, inverse Werthe zu brauchen; was sollte ihn aber auch hindern, dies zu thun? Etwa der Vorwurf, in der Methode nicht völlige Consequenz bewahrt zu haben? Gewiss nicht, denn Jeder, der diesen Vorwurf ausspräche, würde damit die Methode höher stellen, als das Ziel der Forschung, zu dem jene doch stets nur Mittel ist. Was die Vortheile der Mınırr’schen Notation zur Bezeichnung der Flächen verwickelter Combinasionen anlangt, so ist dieselbe der NAumaAnn’- schen Bezeichnung allerdings durch grössere Einfachheit überlegen, aber nur scheinbar, denn in Wahrheit sind beide zu complicirt und man wird am besten thun, keine, sondern die Buchstabenbezeichnung anzuwenden, die am allereinfachsten und am wenigsten den Druckfehlern ausgesetzt ist. (Vergl. die völlig übereinstimmende Ansicht von KokscHARow, Vorl, über Mineralogie, 1866, p. 33.) Ein Nachtheil des MınLer’schen Zeichens ist aber der, dass man durch dasselbe nicht auf das Krystallsystem geführt wird, in dem der betreffende Körper krystallisirt. Dies wirkt namentlich für den Anfänger störend. Hier ist das Naumann’sche Zeichen besser, wenngleich auch dies noch einer Vervollkommnung durch Einführung besonderer Hauptbuchstaben, den ver- schiedenen Systemen entsprechend, fähig wäre, wie dies BLum geltend ge- macht hat. Die Auflösung der Combinationen nach der Mırrer’schen Methode ist allerdings sehr einfach; in den häufigsten Fällen genügt indessen die QuEn- stepr’sche Projectionsmethode durch die Construction völlig und unterstützt überdies noch die Anschauung. In complieirten Fällen macht diese gra- phische Art der Darstellung zwar noch Nebenrechnungen nöthig, die dann aber auch mühelos zu bewerkstelligen sind. Die Vereinfachung, die der Verfasser den Zonenpunktformeln, zum Zwecke der Zonencontrole, hat an- gedeihen lassen, war naheliegend; immerhin behält das ursprüngliche Ver- fahren doch den Werth, dass es, falls die Flächen nicht in eine Zone fallen, zeigt, wie die Ausweichung stattfindet, während die allerdings ein- fachere Bedingungsgleichung dann nur angibt, dass dem Erforderniss nicht genügt werde. 86 Der Verfasser ist im Rechte zu behaupten, die zu gleichem Zwecke vorgeschlagenen Methoden von Weıss und Naumann seien sehr umständlich. Dagegen können wir uns nicht dazu verstehen, die Winkel der Nor- malen, anstatt der Winkel der Krystallflächen anzunehmen. Bieten erstere auch einige Vortheile, so stösst doch ihre Einführung auf sehr erhebliche Schwierigkeiten, namentlich in Rücksicht auf Lehrzwecke. — Am Re- flexionsgoniometer wird zwar der Winkel der Krystallflächen durch den Winkel der Normalen derselben gemessen, allein, kann man fragen, wie verhält es sich mit dem Messen mit dem Anlegegoniometer, durch welche Operation doch gerade die Praxis des Anfängers gefördert werden soll? Was den Vortheil der Normalenwinkel in Bezug auf ihre directe Ein- führung in die sphärische Projeetion und damit in die trigonometrische Rechnung anlangt, so kann diese letztere ebenso gut mit den direkten Winkeln geführt werden. Man legt dann die sphärischen Dreiecke in den betreffenden Krystail selbst, was unmittelbarer ist und noch dazu die zu den Berechnungen so nöthige Vorstellungsfähigkeit ausbilden hilft. Über den Zonenverband der Gestalten gibt die zur Hand liegende QuENSTEDT’- sche Projection den gewünschten Aufschluss. f Die sphärische Projecetion hat allerdings den Vortheil, eine begrenzte zu sein, was Verfasser gebührend hervorhebt. In dieser Hinsicht ist die Linearmethode mit einem Nachtheil behaftet, den wir sehr wohl fühlen, allein sie bietet doch auf der anderen Seite wieder der anderen abgehende Vortheile. Zuvörderst den einer leichteren Herstellung, dann den der An- wendung zum Krystallzeichnen. Haben wir sonach, wie wir glauben, doch einige Einwände gegen die absolute Vollkommenheit der Miırrer’schen Methode erhoben, so möge schliesslich es noch gestattet sein, auf einen sehr wunden Fleck in der Anwendung dieser Lehre zurückzukommen: wir meinen auf die MıLLERr’- sche Betrachtungsweise des Hexagonalsystems. Hier umgeht die rein mathematische Betrachtungsweise MiLLer’s, die in diesem System von der Natur gebotene und in Foige dessen zu berück- sichtigende Ausbildung, die Weiss so treffend durch sein 3 und 1 gliedri- ges System zum Ausdruck brachte. Der optischen Axe, dieser so eminenten Richtung, wird bei MıLLErR keine Rechnung getragen, als ob der innige Connex zwischen Form und physikalischen Eigenschaften nur so bei Seite gesetzt werden könnte. Dies ist offenbar naturwidrig, und sind dieser Betrachtung auch Andere, wie ScHRAUF, nicht gefolgt. Zu Rechnungszwecken wähle man dessen drei- zähliges Axensystem; eine naturgemässe Darstellung wird allein das vier- zählige ermöglichen, will man nicht auf Unzuträglichkeiten schlimmster Art geführt sein, wie bei der Mıtter’schen Betrachtungsweise es die sind, gleichwerthige Flächen holo&drischer Formen, z.B. sechsseitige Pyramiden erster Ordnung, zwölfseitige Pyramiden durch verschiedene Symbole aus- drücken zu müssen, zusammengehörige hemiödrische Gestalten, also Rhom- boöder und Gegenrhomboäder, Skalenoöder und Gegenskalenoäder nicht einheitlich darstellen zu können. 87 Wie nimmt es sich aus zu schreiben: 2:00) a ) + aR — (16.5.5) ‚om (3.34) 3P3/2 — (2.0.1, 5.2.4) , -4P!s = (8.1.4, 2.1.2) und wie verhält sich die Zusammensetzung dieser hexagonalen Indices zu den Principien, die für die übrigen Systeme gelten ? Ohne in diesem Sinne mehr anführen zu wollen, kann schliesslich noch geltend gemacht werden, dass auch vom Gesichtspunkt der Entwickelung der Krystallsysteme in eine Reihe immer unsymmetrischer werdender Ge- staltencomplexe, die MıtLzer’sche Anschauung im Hexagonalsystem keine Berechtigung hat. | Unter voller Anerkennung andererseits der vielen unläugbaren Vor- züge der Mıtuer’schen Lehre, kann dieselbe denn doch nicht in jeder Be- ziehung den seither gebräuchlichen als überlegen gegenüber gestellt wer- den. Was zumal die leichtere Fähigkeit anlangt, in die Wissenschaft ein- zuführen, haben andere Methoden den entschiedensten Vorzug, wie auch der Erfolg bewiesen hat. Der Verfasser sagt selbst am Eingange seiner vortrefflichen Arbeit: „Unter allen krystallographischen Methoden ist keine so sehr auf die Specialisten beschränkt geblieben, als die MitLLer’sche.* Wir sind der Ansicht, dass diese Thatsache nicht allein durch den vom Verfasser vorgebrachten Grund ihre Erklärung findet, vielmehr Mo- mente, wie die vorstehend entwickelten, dabei ebenfalls berücksichtigt wer- den müssen. IN Fr. Hessengere: Kalkspath vom Rödefjord auf Island. (Mi- neralogische Notizen No. 11, 1873, 8. 9—17.) Der Verfasser hat schon früher * Kalkspathe aus Island beschrieben. Durch schöne Ausbildung und Flächenreichthum sind die neuen Vorkommnisse ausgezeichnet. Sie zeigen die Combination: R.4AR.1I0OR.R2.R3.R5.o0oP2.*sP2.25R2. —4AR°s. —’jsR?,. Eine nähere Betrachtung der einzelnen Formen ergibt Folgendes. R erscheint, wie gewöhnlich, nicht glänzend, nur zart matt. 4R zuweilen treppig abwechselnd mit 10R; dieses hat bereits Des CLoızeAux angeführt, während Zıppr es nicht erwähnt. Die Endkanten von 10R — 61°. — Unter den Skalenoedern tritt R3, das häufigste aller Kalkspath-Skalenoeder, mit- unter vorherrschend, aber was Flächen-Vertheilung betrifft, sehr unsym- metrisch auf. Das eben nicht seltene ?/;R2 (z.B. von Ahrn in Tyrol be- kannt) ist ziemlich vorherrschend. Das Skalenoeder R2 gehört hingegen zu den seltenen; Haıpineer führte es von Freiberg und Bräunsdorf auf, HEssenger6 von Canaria. Das Skalenoeder —4R°/3 ist von besonderem Interesse; es gehört zu den am schönsten entwickelten Formen des Islän- * Jahrb. 1866, 8. 452. 88 der Kalkspathes, wurde zuerst von Des CLoızeaux angeführt, von Arssex- BERG an den früher beschriebenen Isländer Kalkspathen, von G. vom RarH an den ausgezeichneten Kalkspathen vom Oberen See und vom Nahethal beobachtet. — Endlich verdient noch —’ 5R?/3 als ziemlich gross aber ohne Glanz auftretend Erwähnung, sowie die Pyramide *;sP2 mit den Endkan- ten —= 135°51’32' und Seitenkanten = 97°26‘24‘; sie tritt an dem Islän- der Krystall nur einmal auf. G. von Rarn: über zwei Kalknatron-Feldspathe aus dem Ural. (PogeEnnorFrr Ann. CXLVII, S. 274—278.) Beide Feldspathe brachte einst' G. Rose von seiner Reise nach dem Ural mit. 1) Kalknatron- Feldspath (Oligoklas) von Schaitansk bei Mursinsk, aus dem grob- körnigen Granit, in welchem die rothen Turmaline vorkamen. Der unter- suchte Krystall ist wasserhell, zeigt nur eine durch den ganzen Krystall gehende Zwillings-Lamelle nach dem Gesetz: Drehungs-Axe die Verticale. Spec. Gew. — 2,642. Mittel aus zwei Analysen: Kieselsäure . . . . . 63,83 Thonerde.-. vn. '.7..772,,22398 Kalkerde . . . ESEL END: Macnesiar. 2er en. 2.0200 KA DE en en ARE 0 NALLON A 2 NE 5 7. ER. Es ähnelt dieser Oligoklas in seiner Mischung den früher von G. vom Rırt# untersuchten Plagioklasen von Niedermendig und aus dem Veltlin, und kann betrachtet werden als eine Mischung von 5 Gewth. Albit und 1 Gewth. Anorthit. — 2) Kalknatron-Feldspath (Andesin) vom Berge Uvelka bei Orenburg. Spaltungsstück mit sehr feiner Streifung. Weiss, stellenweise röthlich durch kleine Eisenglanz-Partikel. Spec. Gew. = 2,654. Mittel aus zwei Analysen: Küeselsaures nn ee Thonerden.. co. 0.220009 MWisenoxydl I... ac. 2820,18 Kalkerdesn menu. re Ee5ß Kali Sr SE re Re RONES Natron. m a ER 99,64. Dieser Andesin kommt in seiner Zusammensetzung dem vom Monte Mulatto bei Predazzo am nächsten, lässt sich aber ebensowenig als eine Mischung von Albit und Anorthit betrachten. Vrsa: Analysen des Syngenit von Kalusz und Identität des Kaluszit mit dem Syngenit. (Lotos, XXII, 1872, S. 211-212.) Der Syngenit, über welchen V. v. Zeruarovıch eine Mittheilung machte *, * Jehrb. 1872, S. 536. 89 wurde von O. VÖLKER im Prager Universitäts-Laboratorium analysirt (V); vergleicht man die Resultate dieser Zerlegung mit jener, welche ULLık vornahm und welche Rumpr in seiner Beschreibung des Kaluszit anführte (I—-IV): T. II. LET. IV. V. Kalkerde „7. . E71A 17,09 16,76 16,62 16,47 Rau sun mar 2a aBa0. 872 238,03 Schwefelsäure . 48,63 48,33 48,35 49,04 WASSErA.. 0 re 9550 5,46 5,46 5,45 5,81 ° so ergibt sich für die Zusammensetzung des Syngenit die Formel: CaO 50: K2S0ı H20, welche erfordert: Kalkerdes 2: 37. 0. 2:9 -481.7:06 EEE FE ER Al) Schwefelsaure, ...220.04875 Vasser an mr un DENE 1548 Runpr hielt das Mineral, welches er eingehend untersuchte, für klino- rhombisch, und weil Mırzer’s Messungen an künstlichen Krystallen von gleicher Zusammensetzung rhombische Form erwiesen, glaubte Rumpr eine Dimorphie annehmen zu dürfen, und nannte die ihm vorliegenden Kry- stalle nach dem Fundort: Kaluszit. — Es hatte aber v. ZEPHAROVICH wegen des optischen Verhaltens das Krystall-System des Syngenit für rhombisch erklärt, jedoch mit dem Bemerken, dass man eben die Syngenit-Krystalle ohne Prüfung im Polarisations-Apparat ihres constanten klinorhombischen Habitus wegen für klinorhombisch halten kann. Auch Tscuermar fand die „Kaluszit-Krystalle“* übereinstimmend mit v. Zepuarovich’s Beobach- tung rhombisch; die Ebene der optischen Axen parallel mit OP, den schein- baren Winkel der optischen Axen für roth 4136‘, für blau 49°45‘. — Da an einer Identität des Kaluszit mit dem früher beschriebenen Syngenit nicht zu zweifeln, so verliert auch jener Name seine Geltung. ALBR. ScHRAUF: Aragonit von Sasbach. (Mineralog. Beobacht. IV. A. d. LXV. Bde. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch.) Die auf Klüf- ten der Basaltgesteine bei Sasbach vorkommenden Aragonit-Krystalle zei- gen nicht den einfachen Zwillings-Habitus der von Werfen, Kamsdorf u. a. O., sondern sind der Mehrzahl nach Drillinge der Symmetrie: I, II rechts, IV rechts. Sie besitzen ferner einen Flächen-Reichthum, der an die Krystalle des Tarnowitzit erinnert. An einem Krystall beobachtete ScHRAUF folgende Flächen: ooP . ooP&b ..2P& .4P&.2P . 8/sP2 . 6P2 . 10P3. Von diesen Flächen war ®'sP2 bisher nur am Tarnowitzit durch WesskYv beobachtet worden. Die beiden letztgenannten Pyramiden sind neu. E. Lvpowıe: über die chemische Formel des Epidot. (Tscher- MAX, Miner. Mittheil. 1872, 3. Heft, S. 187—194.) Um über die Formel des Epidot ein genaueres Urtheil zu gewinnen, hat Lupwıs von dem rein- 90 sten ihm zu Gebot stehenden Material dieses Minerals eine Untersuchung ausgeführt. Es sind dies die schönen, in letzter Zeit vielbesprochenen Krystalle von Sulzbach. Das Mittel aus sieben Analysen (deren Gang angeführt) ergab: Kieselsäurenn- 0.0... 2204.3783 Thonerdersn. 2.0 2.200%° 0:028.:92263 Bisenoxydi, ur 27 Beer 215402 Bisenoxyduir en... 220g, Kalkerder ey ee Viasser .}. rue EEE 100,73. Da viele Analysen des Epidot von den verschiedensten Fundorten kei- nen Wasser-Gehalt angeben, so hat Lupwıc eine Anzahl Epidote von den wichtigsten Localitäten auf ihren Wassergehalt geprüft. Sie enthalten alle nahezu 2°/, Wasser, welches sie aber erst bei sehr hoher Temperatur verlieren. Bemerkenswerth ist noch, dass das beim Glühen der Epidote erhaltene Wasser. saure Reaction zeigt von einer geringen Menge Salz- säure, die darin gelöst ist. Lupwısc betrachtet die Epidote als Mischun- gen der beiden isomorphen Bestandtheile SisAleCasH202s (Aluminium-Epi- dot) und SieFesCaıH2026 (Eisen-Epidot). Die chemische Constitution des Epidot wird durch die erstgenannte Formel ausgedrückt. P.T. Creve: über das Vorkommen von Cuban in Schweden. (@eol. Förenis ı Stockholm Förh. Bd. I, S. 105.) Diese zuerst aus Cuba bekannte-und von BreıtnAaupr bestimmte Mi- neralspecies ist jetzt in zwei schwedischen Kupfergruben, der von Tuna- berg und von Kafveltorp gefunden. Der Verfasser theilt drei Ana- lysen derselben mit, welche wiederum auf die Formel führen: 2FeS CuS Fe2S3. (Tö.) Weiss: über Quarz-Krystalle aus dem Wallis. (Sitz.-Ber. des naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande und Westphalens. XXVI. Jahrg. S. 142.) Die Krystalle stammen aus dem Wallithale bei Biel im Bezirk Gombs in Oberwallis. Es ist Rauchtopas mit kappenförmig auf- sitzendem Amethyst, beide in paralleler Stellung, etwa an die bekannten Scepter-Krystalle der Schweiz erinnernd, wo — wie hier — der obere Krystall die Fortsetzung des unteren bildet. Ausserdem zeigen die Ame- thyste die durch Zwillings-Bildung hervorgerufene festungsartige Zeichnung oder Damascirung der Rhomboeder-Flächen mit den abwechselnd matten und glänzenden Flecken so schön, wie die Striegauer und zwar an beiden Enden. Es wurde ein Rauchtopas aus dem Milarthale im Tavetsch mit dem Walliser verglichen, wo die damastartige Zeichnung auf den Prismen- flächen zu sehen ist und diesen einen eigenthümlichen Glanz verleiht. 91 Während aber bei den Walliser Krystallen die Zeichnung nur durch ab- wechselndes Auftreten von matten und glänzenden Rhomboeder-Flächen, die genau in ein Niveau fallen, hervorgebracht wird, gilt das nicht von den Prismen-Flächen der Krystalle von Milar: hier sind es sehr steile Trapezflächen, welche die Erscheinung bewirken, indem sie in den benach- barten Flecken abwechselnd einmal ein wenig nach oben, das andere mal eben so nach unten geneigt sind, mit etwa zwei Grad Abweichung von einander. Die Berechnung eines Axen-Ausdruckes hiefür hat keinen Werth, da natürlich auch die Messung nur approximativ sein kann. Die Trapezflächen sind rechts liegende. Bei den Walliser Krystallen, welche ebenfalls Damaseirung der Prismen-Flächen zeigen, wird die ähnliche Er- scheinung durch steilere Rhomboeder-Flächen hervorgebracht. In allen Fällen ist und bleibt das Merkwürdigste das gegenseitige Nivellirungs- Bestreben der beiden zu einem Krystall verbundenen Individuen: niemals erhebt sich das eine Individuum über das andere, eines bleibt beim an- deren in gleichem Niveau. G. Lauer: eine Pseudomorphosevon Dolomitnach Granat. (Lotos, XXI, 1872, S. 209—210.) Auf den Eisenerzlagerstätten des Erz- gebirges spielen Amphibol, in Gestalt von Aktinolith und Granat eine her- vorragende Rolle, als Begleiter der Magnetit- und Hämatitzüge. Man findet sie allenthalben als Amphibolschieferr — z. B. am Kaff bei Joachimsthal —, theils als eklogitartiges Gestein gemengt — z. B. auf der Binger Zeche bei Neudek —, zuweilen ersteren als Amianth im Magnetit parallelfaserig oder strahlig-sternförmig eingewachsen, zuweilen auch Granat in das Magneteisen eingestreut. Umwandlungen des letzteren in Hämatit lassen sich oft beobachten. Auf der vorerwähnten Binger Zeche bei Neudek zeigt das frische eklogitartige Ganggestein feinen dunkelgrünen Aktinolith und massig gehäufte, blutrothe Granaten, welche an und für sich sehr eisen- reich sind. Verwitterte Stücke desselben Gesteines zeigen den Amphibol in eine matte Seladonit-artige Masse verwandelt, in welcher erdiger Hä- matit als Umwandlungsprodukt des Granates liegt. Zu dieser schon länger, wenn auch nicht gerade von diesem Fundorte gekannten Umwandlung, hatte Lause Gelegenheit eine neue zweite kennen zu lernen, welche often- bar jünger ist als die vorerwähnte. Die Hämatitgänge der „Rothen Sudel“ bei Orpus werden von Dolomitgängen begleitet, welche ziemlich mächtig sind. Dieser im reinen Zustande gelblichweise, gewöhnlich durch Hämatit fleischroth gefürbte Dolomit, umschliesst nicht selten amygdaloidische Partien, welche aus einem Kerne von krystallinischem, oft sehr lockerem Dolomit und einer dünnen Hämatit-Rinde bestehen. Der pseudomorphe Charakter gibt sich schon daran zu erkennen, doch ist es schwer die ur- sprüngliche Form dazu zu finden. Ein Handstück zeigt jedoch diese Kör- per in ihrer ursprünglichen Gestalt wohl erhalten. Es sind dies ziemlich grosse Individuen mit ziemlich glatter Aussenseite, welche die Flächen 0 0, O sehr schön zeigen und scheinbar aus Hämatit bestehen. Sie gleichen 92 in ihrem Aussehen sehr den Umhüllungspseudomorphosen von Hämatit nach Fluorit von der Grube Rother Adler bei Johanngeorgenstadt. Die Flächen sind mit kleinen runden Glaskopfhöckerchen besetzt, welche auf den Kanten nur noch mehr hervortreten. Sprengt man die etwa 0.5 Mm. dicke, parallelfaserige Rinde dieses Minerales ab, so kommen darunter vollkommene scharfkantige, glattflächige Kerne von Dolomit zum Vorschein, welche drusig und hohl, kleine, schön ausgebildete Dolomitkrystalle sehen lassen. Der Vorgang, wie sich diese Pseudomorphose bildete, ist nun wohl deutlich durch die Beschaffenheit derselben gegeben. Offenbar wurde zu- erst eine Umhüllungspseudomorphose von Hämatit nach Granat gebildet, unter ähnlichen Verhältnissen wie jene vorerwähnte nach Fluorit. Hier- auf wurde die Granatmasse umgewandelt und weggeführt, und der ent- standene leere Hohlraum durch mit dem Wasser einsickernden Dolomit nach und nach ausgefüllt. Darauf weist eben der Umstand hin, dass die Dolomitkörper aussen ebenflächig nur den Abguss der durch den Hämatit gebildeten Form des Granates liefern, und sohin von einer directen Um- wandlung des Granates in Dolomit auch nicht die Rede sein kann. Bei dem Umstande, dass die dünnwändigen Hämatithüllen nur selten in eine solche Lage kommen konnten, unversehrt erhalten zu werden und eine vollständige Ausfüllung durch Dolomit zu erleiden, erklärt es sich auch, warum die meisten derselben nur in jener schwer erkennbaren amygdaloi- dischen Gestalt erhalten blieben. ALBR. Schraur: zur Üharacteristik der Mineralspecies Rit- tingerit. (Mineral. Beobachtungen IV. A. d. LXV. Bd. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch.) Bekanntlich wurden 1851 zu Joachimsthal in Gesell- schaft von Rothgültigerz, Silberglanz, Bleiglanz, kleine Krystalle eines Minerals aufgefunden, welches Zıprr Rittingerit nannte. Als Bestand- theile wies derselbe Silber, Schwefel und Arsenik nach. Die Krystallfor- men, welche sehr flächenreich, erkannte Scuagvs als klinorhombische mit den vorwaltenden Flächen von ooP und OP. — Vor wenigen Jahren kam der Rittingerit wieder, aber unter anderen Verhältnissen vor: vereinzelte Krystalle in Leberkies fest eingewachsen. Das spec. Gew. des Rittingerit bestimmte Scuhraur zu 5,63. Die chemische Prüfung ergab einen Silber- gehalt von 57,7 °/,. ausser dem Arsenik und Selen. ScHRAur glaubt, dass das Mineral seinem hohen Silbergehalt und nach dem Prisma von nahe 120° seiner chemischen Formel nach der Gruppe des Stephanit und Poly- basit verwandt sei. Die überaus flächenreichen Krystalle sind von tafel- artigem Habitus durch vorwaltende Basis; untergeordnet treten verschie- dene Hemipyramiden auf, sowie das Prisma ooP = 124° 20’. Zwillinge kommen sehr häufig vor nach zwei Gesetzen, indem die Individuen entwe- der mit einer Fläche von OP vereinigt, oder mit dem Orthopinakoid. _ 93 B. Geologie. Studien über Stoffwandlungen im Mineralreiche, beson- ders in Kalk- und Amphiboloidgesteinen von Dr. A. Kor, Leipzig bei H. Hässer. 1875, mit 5 Tafeln. Das vorliegende Werk behandelt in zehn Capiteln und einem Rück- blick einen Theil des Gebietes, welches man unter dem Namen des „Me- tamorphismus“ zu begreifen pflegt. Mit der Entwickelung der orga- nischen Chemie erkannte man mit wachsendem Interesse die Bedeutung, welche dieselbe für die Durchbildung geologischer Ideen hat. Es ist zwar nicht dasselbe Bereich stofflicher Reactionen, als mit welchen die Geologie es zu thun hat, und in Folge dessen kann von den einzelnen Thatsachen jener nur selten ein directer Gebrauch zur Erklärung geologischer Erschei- nungen gemacht werden; aber da dem organischen Molekül eine viel grössere Beweglichkeit seiner Bestandtheile eigenthümlich ist als dem un- organischen, so lässt sich die Gesetzlichkeit chemischer Wirkungen an jenem leichter erkennen, als an diesem. Die Art und Grösse der Bewe- gungen von Atomen im Molekül und von Molekülen und Körpern ist we- sentlich abhängig von der Grösse der lebendigen Kraft, oder was dasselbe sagen will, von der Temperatur, welche ihnen ertheilt wird. Wie der Verlauf der jährlichen Temperaturänderungen in den Organismen, beson- ders in den pflanzlichen, eine Reihenfolge von stofflichen Bewegungen und von dadurch bedingten Verbindungszuständen der Atome und Moleküle zur Folge hat; so müssen auch die der Wärmezustände unserer Planeten von den ältesten Zeiten bis auf die heutige, einen Einfluss auf die atomistische und molekulare Constitution der anorganischen Substanzen ausgeübt ha- ben, wenn dieser auch im Allgemeinen sich für grössere Temperatur- Intervalle als bei dem organischen Molekül, geltend macht. Der Verfasser stellt demgemäss die plutonistischen und neptunistischen geologischen An- schauungen als zwei extreme hin, welche ihre Vermittlung durch einen Metamorphismus finden, dessen Wirkungen sich je nach Umständen, d. h. je nachdem eine erhitzte Masse abkühlt, oder eine kältere erwärmt wird von einem Extrem zum andern continuirlich bewegen. Wenn G. BıscHor sich das grosse Verdienst erwarb, die Lehren der Chemie im weiteren Umfange für die Erklärung geologischer Phänomene in Anwendung zu bringen, so neigte er sich gleichzeitig allerdings einer vorwaltend neptunistischen Anschauungsweise zu. Er ging von dem Grund- satze aus, dass dieselben Reactionen, welche Körper im chemischen Labo- ratorium auf einander ausüben, auch unter gleichen Bedingungen in der Natur im Grossen stattfinden müssen. Gewiss ist an sich gegen diesen Grundsatz nichts einzuwenden. Nur arbeitet die Natur im Grossen und Ganzen auch unter Bedingungen, welche entweder im Laboratorium nicht gegeben, oder welche wenigstens mit grossen Schwierigkeiten herbeizu- führen sind. Zu diesen Bedingungen ist vor Allem die Gegenwart vun Druck zu rechnen, welcher in grösseren Tiefen der Erdrinde durch das Vorhandensein von Wasser factisch existirt, und welcher viele Körper, 94 besonders das Wasser selbst, befähigt, bei viel höheren Temperaturen als sie in den peripherischen Regionen der Erde herrschen, im tropfbar flüs- sigen Aggregatzustande zu verharren, und dadurch Reactionen zu vermit- teln, welche bei niederen Temperaturen nicht hervorgerufen werden. BiscHors chemisch- und physikalisch-geologische Auffassungen können dess- halb auch nur Geltung haben für diejenigen Regionen der Erdrinde, welche bei niederen Temperaturen und bei niederem Drucke den Wirkungen der Atmosphärilien zugänglich sind. Über eine gewisse, durch bestimmte Tem- peraturen bezeichnete Grenze hinaus, kehren sich für manche und gerade für geologisch sehr wirksame und allgemein verbreitete Körper die che- mischen Verwandtschaften um. Die Grenzen der Bıscnor’schen Region werden nach dem Verfasser bestimmt durch eine chthonisotherme Fläche von 100° ©., welche im Allge- meinen in einer Tiefe von etwa 10000‘ anzunehmen ist, und unterhalb wel- cher die Kieselsäure die Eigenschaft gewinnt, aus Carbonaten die Kohlen- säure auszutreiben, während oberhalb derselben die Kohlensäure befähigt ist aus Silicaten die Kieselsäure abzuscheiden. Biıscuor’s Region ist also characterisirt durch Bildung von Carbonaten aus Silikaten, die Region des Metamorphismus aber durch Bildung von Silicaten aus Carbonaten. Der Verfasser entwickelt ferner, wie bei einer Tiefe von 2000—3000’ unter dem Meeresniveau ein Druck herrscht, bei welchem die Kohlensäure zu einer tropfbaren Flüssigkeit condensirt sein muss und bringt damit das Auftreten von Einschlüssen derselben in metamorphischen Gesteinen, sowie die Temperaturverhältnisse von Säuerlingen in Zusammenhang. Die Veränderlichkeit der Temperatur, unter welcher der metamor- phische, oder metasomatische Process seine chemische Thätigkeit entfaltet, wird nach dem Verf. bedingt, theils durch die Wärmestrahlung des Pla- neten gegen den Weltraum seit den Urzeiten, theils auch durch die säcu- laren Dislocationen, denen aliquote Theile desselben unterworfen sind. Dieselbe Wirkungsweise schreibt Er auch dem Auftreten von Vulkanreihen oder Vulkangruppen, sowohl auf dem Festlande, als auch auf dem Meeres- boden an, welche die Gebirgsmassen mit Spalten durchsetzen und während langer Eruptionsperioden durchwärmen, wie auch den Sedimenten, in den Tiefen der Oceane, in denen das Wasser schwerer beweglich ist und die chthonisothermen Flächen tieferer Stationen in höhere Niveaux rücken lassen. Es ist bekannt, dass manche Salze in ihren Lösungen bei sich verän- dernder Temperatur verschiedene Wassergehalte annehmen; auch dass or- ganische Verbindungen in Glasröhren mit Wasser eingeschlossen und über- hitzt sich zu neuen Verbindungen umsetzen. Dasselbe thun anch anorga- nische Verbindungen unter ähnlichen Verhältnissen, bedürfen über meist grösserer Temperatur-Intervalle. So denkt sich der Verfasser auch, dass im metasomatischen Processe gewisser höheren und niederen Temperaturen auch bestimmte molekuläre Gleichgewichtslagen entsprechen, d. h., dass gewisse Mineralien nur bei bestimmten höheren oder niederen Tempera- turen entstehen und sich in gewissen Temperatur-Intervallen erhalten kön- nen. Specielle Anwendung macht Er von dieser Ansicht auf eine Gruppe 95 von Mineralien, welche gerade für die metamorphischen Sedimente von hervorragender Bedeutung sind, und welche Er, da sie bezüglich ihrer Molekular-Constitution einen gewissen verwandtschaftlichen Zusammenhang mit den Amphibolen verrathen, mit dem Namen der Amphiboloide be- zeichnet. Zu diesen Amphiboloiden rechnet Er den Granat, Mejonit und den in neuerer Zeit von G. vom Rarn, als auf der Grenze zwischen dem regulären und quadratischen System stehenden erkannten Leucit, ferner Sarkolith, Hnmboldtilith, Idokras, Magnesiaglimmer, Epidot, Spodu- men u. A. Manche der Amphiboloide enthalten Wasser und zwar theils als Constitutionswasser, theils als Hydrat- oder Krystallwasser, wie z. B. Serpentin, Talk, Chlorit und Ripidolith. Nach Analogie des Verhaltens vieler Körper kann man annehmen, dass die wasserfreien Amphiboloide, welche bezüglich ihrer Zusammensetzung im Wesentlichen mit denjenigen Varietäten übereinstimmen, welche aus feuerflüssigen Laven abgescbieden sind, auch im metasomatischen Process die höheren Temperaturen reprä- sentiren, während die wasserhaltigen, je nach der Festigkeit, mit welcher das Wasser im Molekularsystem der Substanzen haftet, auch in dem Maasse niedere Bildungstemperaturen zum Ausdruck gebracht haben. Der Über- gang der wasserfreien Amphiboloide in wasserhaltige bei sinkender Tem- peratur ist häufig in den metamorphischen Gebirgsmassen durch das Auf- treten von Pseudomorphosen dokumentirt. Unter den Geologen, besonders den Stratigraphen, herrscht im Allge- meinen noch die Ansicht vor, dass die metamorphischen Sedimentgesteine, wie Hornblendeschiefer, Talkschiefer, Gneus etc., als solche wie sie uns augenblicklich erscheinen, zum Absatz gelangt seien. Diese Auffassung bekämpft der Verfasser, indem er sich mit Entschiedenheit der anderen Auffassung zuneigt, welcher zufolge alle metamorphischen und metasoma- tischen Gebilde als Wirkungen der Stoffwandlungen in gewöhnlichen Sedi- mentgesteinen anzusehen sind. Er findet die Stützen dieser Auffassung ebensowohl in der petrographischen und geologischen Aequivalenz von Ge- birgsmassen derselben Formation in der Nähe und Ferne von eruptiven Gebirgskernen, als auch in der Einfachheit des chemischen Zusammen- hanges, durch welchen die Sedimentgesteine mit den metamorphischen Massen verbunden sind, und durch welche die Paragenesis vieler für die metamorphischen Gebilde characteristischer Mineralspecies erklärlich wird. Speciell demonstrirt Verf. das an den Kalkstein- und Dolomitablage- rungen, welche gerade in den älteren Formationen, besonders im Über- gangsgebirge theilweise oder ganz als Spatheisensteinlager entwickelt sind und in dem primitiven Schiefer- und Grenzgebirge als Äquivalente auf- treten, welche wesentlich aus Amphiboloiden und Magneteisen bestehen und welche die ursprünglich vorhanden gewesenen Kalksteinlagerstätten theilweise oder gänzlich verdrängt haben. Wenn man, wie es der Verf. thut, den Amphiboloiden die allgemeine Formel: 96 R,Si,0, mR, A1,O, nRSi,0, ertheilt, in welcher das erste Glied R,Si,O, vorwaltend oder allein aufzu- treten pflegt, und wenn man ferner den rhombo@drischen isomorphen Car- bonaten die Form R,C,0, zuerkennt, so ist es in der That leicht chemisch zu begreifen, wie bei Temperaturen, welche 100 ® übersteigen aus kohlensauren Kalk-Magnesia- Eisenoxydulsalzen durch Austreibung von Kohlensäure vermittelst der Kieselsäure die Amphiboloide die Bedingungen zu ihrer Bildung finden können. Wenn DaAusrEr bei etwa 400 ° und entsprechendem Druck bei Gegenwart von Wasser in geschlossenen Röhren einen Diopsid-ähnlichen Pyroxen darstellte, so ist das beiläufig dieselbe Temperatur, bei welcher Spatheisenstein sich zu Magneteisen, Kohlensäure und Kohlenoxyd zerlegt. Im Übrigen muss auf die z. Th. experimentelle Begründung dieser Ansichten des Verfassers auf das Werk selbst verwiesen werden. Diesem sind 5 Tafeln beigegeben, welche übrigens besonders und ausdrücklich bei der Verlagsbuchhandiung zu bestellen sind. Sie stellen die mikrophoto- graphischen Aufnahmen von Feinschliffen aus derben metamorphischen Magneteisensteinmassen dar, welche beweisen sollen, dass diese im Allge- meinen keine reguläre, oktaädrische Individualisirung bemerken lassen und bei sehr dichtem Aussehen mit grossen Quantitäten von Amphiboloiden gemengt zu sein pflegen. Die von Herrn Dr. med. B. BEnEckE in Königs- berg gemachten Aufnahmen sind durch Lichtdruck (Albertotypie) von Jonas und RönmLEr in Dresden vervielfältigt worden, eine Methode, welche sich wegen der Treue der objectiven Darstellung allgemeiner, besonders aber für Gesteins- und Mineralschliffe empfehlen dürfte. Tu. Fucns: über eigenthümliche Störungen in den Tertiär- bildungen des Wiener Beckens und über eine selbständige Bewegung loser Terrainmassen. (Jahrb. d. geolog. Reichsanstalt XXII, 3. Heft, S. 311—329, Tf. XU—XVI). Die eigenthümlichen Stö- rungen, welche sich in Textur des Terrains als in den Lagerungsverhält- nissen der Tertiär-Bildungen des Wiener Beckens bemerkbar machen, wur- den bisher wohl nicht genügend gewürdigt. Dass da, wo Sandschichten mit festen Bänken wechsellagern, letztere zerbrochen und mannigfach ver- schoben, dass grössere Massen von Belvedere-Schotter völlig isolirt im Tegel eingeschlossen getroffen wurden: solche und andere Erscheinungen sind wohl ungewöhnlichen Veranlassungen zuzuschreihen. Ts. Fucas hat sich durch seine umfassenden Untersuchungen überzeugt, dass es in der Natur eine bisher entweder völlig übersehene, oder doch lange nicht in ihrer vollen Wichtigkeit erkannte, einzig und allein durch die Schwerkraft bedingte selbständige Bewegung loser Terrainmassen gibt, welche in der 97 Regel mit einer Faltung der Schichten beginnt, dann in eine förmliche Massen-Bewegung übergeht, die bald mehr rollend, bald mehr gleitend, nur mit dem Fliessen eines Schlammstromes, oder der Bewegung eines Gletschers verglichen werden kann und als deren Resultat die oben ange- deuteten Störungen betrachtet werden müssen. — In einer Reihe ausge- suchter Beispiele, von erläuternden Profilen begleitet, führt Fucas die wichtigsten Formen auf, in denen derartige Störungen auftreten, die alle entschieden dafür sprechen: dass sie als spontane, nur durch die allge- meine Schwerkraft bedingte Massen-Bewegung anzusehen seien. Aber ein anderes, damit verbundenes Resultat ist: dass der Boden, auf dem Wien steht, weit entfernt seine, ursprüngliche Regelmässigkeit des Baues bewahrt zu haben, vielmehr in seiner ganzen Ausdehnung und bis in bedeutende Tiefen hinab durch und durch von Störungen aller Art betroffen. Ja, es haben sogar die genauen Untersuchungen von F. KArRER ergeben, dass sich der Kanal der Wiener Wasserleitung, so weit er in tertiärem Terrain befindlich in seiner ganzen Länge in verschobenen Terrainmassen bewegt. DavgREeE: Untersuchung der Gesteine mit gediegenem Eisen von Grönland. (Comptes rendus, LXXIV, 1872.) Die bereits vielbesprochenen * Meteoriten von Ovifak in Grönland, welche NorDEN- SKIÖLD von seiner denkwürdigen Expedition mitbrachte, wurden auch von einem der erfahrensten Kenner meteorischer Gebilde, von A. DAUBREE, näher untersucht. Es ist besonders eine wie Magneteisenerz aussehende Masse, welche DAuBREE einer sehr genauen Analyse unterwarf, die folgendes Re- sultat ergab: HetallischesitBisensunee 00 Ne tt 0A Eisen im Eisen, in Verbindung mit Schwefel, Phosphor und Ganzen SAUERSto Me zus. a Tr a BE er 3 71,09. GebundenerzIcohlenstofti re ec 2 e500 Kohlenstoff IBreierIconlenstot. ar ee ee REG | 4,61. Ice RE ET. REIN ERIE ERIETERE IR IECH KoDaltaarnsaregr eeneen Schwetelrals/Sulphuretses.sess a or es ee 27 ASCHE TE EN RE Re Te LH IEhOSPHOT ea ee a S SHISCHUN ERST ER IE, WERE TREE EI F007 Stiekstoiken 53,7: Han: Salz ans see 10004 DAWMERSLORIE Sn. A ea Rn ea Gonsttutlons-Massernee ee en 1595 Euyerohiebrischesm Wasser, 0) 0 sense. 20,0l ARE Schwefelsaurer Kalk . 1,288 ösliche Chlorkaleium . . . . 0,039 1,354 aD Luzern; 1 Chloreisene. 2. +... 0,027 Chrom, Kupfer . ee ee Ol 100,00 In diesem, von dem Verfasser als erster Typus der ihm vorliegenden Meteoriten bezeichnet, sind auch noch Troilit und Schreibersit zu erkennen, * Vergl. Jahrb. 1872, S. 531; 431. Jahrbuch 1873. 7 98 so wie ein grünliches Silicat. Der zweite, lithoidische Typus enthält klino- klastische Feldspathe, vielleicht Labradorit. G. Sracae: der Gneiss vonBruneck imPusterthalund über den Begriff Centralgneiss. (Verhandl. d. geolog. Reichsanstalt 1872, Nr. 12, S. 251—253.) Bei weitem der grösste Theil der Gesteine, welche das Ahrenthal kurz vor seiner Ausmündung in das Thal des Rienzbaches durchschneidet, stimmt in so auffallender Weise mit den Gneissgraniten und der ganzen Reihe von Flaser- und Schiefergesteinen, welche die Cen- tralkette des Zillerthaler Stockes zusammensetzen und die in ihrer Gesammt- heit als Centralgneiss bezeichnet werden, überein, dass es nach STACHE keineswegs zweifelhaft, dass dieser Complex krystallinischer Schieferge- steine petrographisch und geologisch mit der durch Vorwalten granitischer Gneisse ausgezeichneten Gneissmasse der Centralalpen zusammengehört. Auch tritt bei Bruneck eine bisher wenig beachtete Partie von Dolomiten und Kalksteinen auf, durchaus entsprechend der dem Gneiss des Ziller- thaler Centralstockes nördlich vorliegenden Kalkzone, wie diese durch ein Band krystallinischer Schiefer von der Hauptgneiss-Masse getrennt. In beiden Fällen folgen auf die Kalkzone die Thon- und Thonglimmerschiefer- Zonen. — Nach seinen Untersuchungen glaubt StacHe. dass der Begriff „Centralgneiss“ sich nicht als haltbar erweisen werde. Er führt dafür folgende Gründe an: 1) der Complex geschichteter Gneisse, bisher als Centralgneiss ausgeschieden, besteht aus petrographisch verschiedenen Gesteinen, die jedoch ihre bestimmten Horizonte und Aufeinanderfolge ein- halten. 2) Da gerade typische Glieder der Gesteins-Reihe, wie bei Bruneck auch an den Flanken der Üentral-Alpen und sogar in nicht grosser Ent- fernung von der Kette der südlichen Kalkalpen erscheinen, da ferner schon früher StacHE auf der nördlichen Seite der Centralkette ein ähnliches Auftauchen von den das oberste Niveau des Centralgneisses ein- nehmenden Augengneissen aus dem Thonglimmerschiefer-Gebirge des un- teren Zillerthales nachwies, so unterliegt es keinem Zweifel, dass der als Centralgneiss bezeichnete Gneisscomplex, den man auf das Gebiet und die Linie der centralen Hauptaxe des krystallinischen Centralkörpers der Alpen beschränkt wähnte, auch in den seitlichen Falten-Aufbrüchen zu Tage tritt; es wird ferner wahrscheinlich: dass auch andere Gmeiss- und Granit - Körper der Nord- und Südflanken, sowie der Ost- und West- Ausgabelungen der Haupterhebungsaxe des krystallinischen Centralgebirges sich als abzweigende Radialwellen, als Faltenkerne ergeben werden, welche die Gesteins-Reihen der grossen, in”der Central-Linie liegenden Gneissmassen nur unvollständig zeigen. 3) Es scheint Stacue vorzüglich der Umstand, dass man nur auf die besonders auffallenden Glieder der centralen Gneiss- complexe der Tauern und Zillerthaler Kette Gewicht legte, hingegen die begleitenden Glieder zu wenig beachtete, die Ansicht von dem Bestehen eines dem Gebiet der Haupterhebungs-Axe allein angehörenden petrogra- 39 phisch einfach begrenzbaren „Centralgneiss“ mit einer für den geologischen Bau des ganzen Centralgebietes speciellen Bedeutung hervorgerufen zu haben. ADOLPH SENONER: General-Register der Bände XI—XX. des Jahrbuches und der Jahrgänge 1860-1870 der Verhand- lungen der geologischen Reichsanstalt. Wien 1872. 4°. S. 221. Die zahlreichen Freunde und Besitzer des trefflichen Jahrbuches und der Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt werden sicher mit Freude das vorliegende Register begrüssen. Es ist mit grosser Sorgfalt und Sach- kenntniss zusammengestellt, wie Jeder, der über einen beliebigen Gegen- stand nachschlägt, sich zu überzeugen Gelegenheit findet. Wer aber die Mühe der Ausarbeitung eines guten und zuverlässigen Registers kennt, wird die Arbeit SEnonEr’s um so mehr zu schätzen wissen. Die Anordnung ist folgende: I. Personen-Register, (S. 1—52). II. Orts-Register, (S. 53—96.) III. Sach-Register, (S. 97—131). IV. Paläontologisches Namens-Register, (S. 132—221). M. F. GäÄTzscHmaAnN: die Aufbereitung. Zweiter Band. Mit vielen in den Text eingedruckten Holzschnitten und einem Atlas von 66 Tafeln. Leipzig. gr. 8° 1872. Obwohl Referate über in das Bergmännische Fach einschlagende Werke dem Zwecke des Jahrbuches ferner liegen, sei doch auf eines der umfassendsten und gründlichsten Werke, das die neuere Literatur der Bergbaukunde überhaupt aufzuweisen hat, hier aufmerksam gemacht. Der Verfasser hat sich die schwierige Aufgabe gestellt, „eine übersichtliche, systematische Zusammenstellung aller Theile und Arbeiten der Aufbereitung nach ihrem Zweck und Character, nach den dabei zu Grunde gelegten Theorien, dem zu deren Verwirklichung befolgten Ver- fahren mit den dazu nöthigen und angewendeten Vorrichtungen und Ma- schinen unter gehöriger Berücksichtigung des geschichtlichen Ganges der Ausbildung derselben zu geben.“ Dass die massgebenden Grundsätze der Physik, Mechanik und Hydraulik die gebührende Berücksichtigung finden, bedarf kaum der Erwähnung. — Das vorliegende Werk ist, (der erste Band in vier Lieferungen von 1858 bis 1865), der zweite Band mit der siebenten Lieferung nun vollständig erschienen. Dass eine längere Frist für die Ausarbeitung eines so reichhaltigen Werkes nöthig war, lässt sich denken. Es entspricht aber auch durch seine Gediegenheit den strengsten Anforderungen. — Die Ausstattung macht der Verlagshandlung viele Ehre. James D. Dana: Corals and Coral Islands. New York, 1872. 8°. 378 p. Mit vielen Holzschnitten, lithographirten Tafeln und Karten. — Derselbe Dana, der unter dreierlei Gestalt die weitumfassendsten Reiche 7* 100 der Natur beherrscht, der Verfasser jener klassischen Riesenwerke über Zoophyten und Crustaceen „United States Exploring Expedition“, der Verfasser des vollständigsten und gründlichsten Werkes über Mine- ralogie „A Öystem of Minerelogy“ und des genialsten Handbuches der Geologie „Manual of Geology“, veröffentlicht in diesem neuen Werke die auf Korallen und Korallen-Inseln bezüglichen Beobachtungen, welche von ihm auf der Erdumsegelung mit der „WilkesExploring-Expedition“ während der Jahre 1833—1842 gemacht worden sind. Auf dieser Kreuz- fahrt ist Dawa zum Theil dieselben Strecken durchfahren, welche CH. DaArwın in den Jahren 1831—1836 mit dem „Beagle“ unter Capitän Fırzroy be- sucht hat. Darwın’s berühmtes Werk über Korallen-Riffe erschien in dem Jahre 1842, wo auch Dana’s Berichte über denselben Gegenstand schon im Manuscripte beendiget war. Beide ausgezeichnete Forscher haben, wenn auch in verschiedenen Gegenden, zum grössten Theile wenigstens bei ihren Untersuchungen dieselben Resultate gewonnen. Mit der bekannten Gediegenheit Dava’s durchgeführt, tritt uns diese nicht allein für Fachleute, sondern zugleich für einen weiteren Leserkreis bestimmte Schrift in einem ebenso soliden als eleganten Gewande entgegen und vermittelt namentlich auch durch ihre vorzüglichen Abbildungen ein leichtes Verständniss des hoch interessanten, an und für sich ziemlich schwierigen nnd früher vielfach verkannten. Stoffes. In dem ersten Kapitel „Korallen und Korallenbildner“ be- schreibt Dana Form und Structur der Polypen, wie sie leben und wachsen und sich erhalten in einer Welt von Feinden; wie die korallenbildenden Arten ihre Korallen abscheiden; wie sie sich vervielfältigen und massen- haft anhäufen, in welchem Meere sie gedeihen und unter welchen Be- dingungen die Korallengewächse sich entwickeln. Dies gilt als Einleitung für den folgenden Theil des Werkes über Korallen-Riffe und Inseln, worin eine Schilderung des Wesens und der Structur dieser Riffbildungen, der Art ihrer Anhäufung und ihres Wachsthumes niedergelegt ist, Ursprung von Canälen und Lagunen in Korallenriffen, Vertheilung derselben und ihr geologisches Verhalten be- leuchtet wird. Cap. I. Korallen und Korallen-Bildner. I. Polypen. i. Actinoiden, a) welche keine Korallen bilden, b) welche Ko- rallen bilden. Classification derselben. 2. Cyathophylloiden. 3.Aleyoniden. 4. Leben und Tod der Korallen in naher Beziehung. 5. Chemische Bestandtheile der Korallen. II. Hydroiden, mit Plumularia, Millepora und Heliopora. III. Bryozoen. IV. Nulliporen, die zu den Algen gehören. V. Die Riff-bildenden Korallen und die Ursachen, welche ihr Wachs- thum und ihre Verbreitung beeinflussen. r. 2. 3. 4, Cap. 1. 101 Horizontale Verbreitung nach den Breitengraden. Verticale Verbreitung, nach der Tiefe. Locale Ursachen, die ihre Verbreitung beeinflussen. Wachsthumsverhältniss der Korallen. Structur der Korallen-Riffe und Inseln. I. Korallenriffe, an den Küsten vorkommend. ir QO I u Pr m m I: Allgemeines Bild. . Aussen-Riffe oder Grenzriffe (barrier reefs). . Meeresbildungen ausserhalb der Grenzriffe. . Innen-Riffe oder Fransenriffe (fringing reefs). . Kanäle zwischen den Riffen. . Strandsandstein. . Driftsandstein. . Stärke der Riffe. Ein gutes Wort für Korallenriffe. II. Koralleninseln, isolirt in dem Meere vorkommend, oder Atolls, welches Wort Maldivischen Ursprungs ist. 1. 2. 3. Gestalt und allgemeines Bild. Sondirungen um Koralleninseln. Structur der Koralleninseln. 4. Bemerkungen über mehrere Koralleninseln, wie: die Maldiven, Cap. 11. die grosse Chagos-Bank, Metia etc., Jarvis’s Insel, Birnie’s und Swains Insel; Otuhu, Margaret, Tehu, Washington Isl., Ender- bury’s Isl.; Honden oder Henuake; Taiara, Sydney’s, Duke of York’s; Fakaofo, Ahii, Raraka, Kawehe; Manhil, Aratica, Nairsa oder Dean’s; Florida-Riffe und Keys; Sondirungen zwischen Flo- rida-Reefs und Cuba, Bahamas, Salt Key-Bank, Bermuda oder Somer’s Inseln. Bildung der Korallen-Riffe und Inseln und die Ur- sachen für ihre Gestalt. I. Bildung der Riffe. 1: 2. 3. Ursprung von Korallensand und dem Riffgestein. Ursprung der Plattform der Küste. Wirkungen der Winde und Stürme. IH. Ursachen für VeränderungenderGestaltunddes Wachs- thums der Riffe., 1. 2. 3. 4. Bap. IN. Aussen- und Innenriffe (Barrier- und fringing reefs). Atoll-Riffe. Wachsthumsverhältniss der Riffe. Ursache für die Entstehung der verschiedenen Arten von Riffen und der Atollform der Koralleninseln. Ältere Ansichten hierüber. Entstehung der Canäle inmitten der Aussenriffe. Die Atolllagune. Das vollendete Atoll, eine mit einer Lagune versehene Koralleninsel. Geographische Beschreibung der Korallen-Riffe und Inseln. 102 Cap. V. Über Veränderungen im Meeresspiegel des stillen Oceans. 1. Nachweise solcher Veränderungen. 2. Senkungen angezeigt an Atollen und Aussenriffen. 3. Stärke der Senkung. 4. Periode der Senkung. 5. Neue Erhebungen im stillen Ocean. Cap. VI. Geologische Schlussfolgerungen. . Bildung von Kalksteinen. . Kalksteinschichten zwischen lebenden Bänken. 3. Bildung von mächtigen Kalksteinschichten. 4. Senkungen als wesentliche Ursache hierfür. 5. Tiefsee-Kalksteine sind selten aus Koralleninseln oder Rifftrüm- mern entstanden. 6. Mangel an Fossilien in den aus Korallenriffen gebildeten Kalk- steinen. 7. Verschiedenheit der modernen Korallenriffbildungen von den älte- ren Kalksteinablagerungen. 8. Verdichtung der Korallenfelsen. 9. Bildung von Dolomit. 10. Bildung der Kreide. 11. Maassstab für das Wachsthum der Kalksteinbildungen. 12. Kalksteinhöhlen. 13. Meerestemperatur. 14. Senkung der oceanischen Koralleninseln. Anhang. 1. Geologische Zeiten. 2. Radiaten. 3. Protozoen. 4. Namen der Arten in des Verfassers „Aeport on Zoophytes“. 5. Liste der eitirten Werke und Abkürzungen. Prof. Dana rühmt in Bezug auf den zoologischen Theil des Werkes die Unterstützung seines Collegen A. E. VrrrıLn am Yale College, da er selbst, wegen seiner anderen Arbeiten, seit 1350 diesen Zweig der Zoologie nicht mehr so speciell wie Jener hat verfolgen können. Die musterhaften Abbildungen sind zum grössten Theile dem eigenen, oben erwähnten Re- port von Dana entnommen, während andere aus Schriften von GossE, Mö- BIUS, VERRILL, POURTALES, L. Agassız, A. Acassız, SMITT, EDwArns und Haıme, WırKes Harrr etc. zur Ergänzung beigefügt wurden. Angeschlossen sind ferner eine isokrynale Karte der Oceane mit iso- thermen Linien für die mittlere Temperatur der kältesten Monate, zur Illustration der geographischen Verbreitung der Korallen und anderer Meeresthiere, eine Karte der Viti-Gruppe oder Feetjee-Inseln und eine Karte über den Meeresboden zwischen Florida und Cuba, während zahl- reiche andere Kärtchen über die oben genannten Koralleninseln dem Texte einverleibt wurden. Eine prächtige Buntdrucktafel am Anfange des Werkes nahm Actinien auf, mehrere treffliche Steindrucktafeln inmitten des Textes stellen wahr- haft paradiesische Zustände 'auf Koralleninseln dar und konnten den Ver- De 103 fasser vollkommen berechtigen zu seinem „@ood Word for Coral Reefs“, die man ja gewöhnt ist, als trostlose Einöden und Bilder des Schreckens auf unserer Erde zu betrachten. Schliesslich können wir den lebhaften Wunsch nicht unterdrücken, dass Dana’s Werk, ebenso wie früher Darwın’s Werk über denselben Ge- genstand, recht bald in die deutsche Sprache und noch andere Sprachen übertragen werden möge, um es den weitesten Kreisen noch mehr zu- gänglich zu machen. Washingtoner Meteorologische Berichte. (Leopoldina, VII. No. 13 und 14.) —- Das War-Departement der Vereinigten Staaten über- sandte der K. Leeopoldinisch-Oarolinischen Deutschen Akademie der Natur- forscher eine Probe der von ihm herausgegebenen täglichen meteorologi- schen Berichte, die aus den gleichzeitigen Beobachtungen von 70 verschie- denen, das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten überziehenden Orten zusammengestellt und dreimal täglich (Beobachtungszeit 7,35 a. m., 4,35 p.m. und 11,35 p.m.) veröffentlicht werden. Die Angaben beziehen sich auf: Stand des Barometers, dessen Änderung seit 8 Stunden, Thermometer- stand, dessen Änderung seit 24 Stunden, relative Feuchtigkeit (in Procen- ten), Richtung des Windes, dessen Geschwindigkeit (nach Meilen pro Stunde), Druck (nach Pfund auf den Quadratfuss), dessen Stärke nach BrAurorr’s Skala, Betrag der oberen Wolkenmassen, deren Richtung, Betrag der un- teren Wolkenmassen, Regenmenge in den letzten 8 Stunden, Änderung = Flüsse in den letzten 24 Stunden, Beschaffenheit des Wetters. Jedes einzelne Bülletin bringt als Beigabe eine Karte, auf welcher die wichtigsten meteorologischen Momente graphisch dargestellt sind und die eine treffliche und schnelle Übersicht über den jedesmaligen Zustand der Atmosphäre jenes Erdstriches gewährt. Ausserdem trägt jede Karte noch eine Synopsis über die Witterungsverhältnisse der letzten 24 Stunden und eine Aufstellung der „Probabilities“ des wahrscheinlichen Wetters der nächsten Zeit. Die Überschrift der Berichte lautet: Daily Bulletin. War-Departe- ment, Signal Service U. S. Army Division of Telegrams and Reports for the bemefit of Commerce. Meteorological Record, Washington, June 15. 1872. — Das War-Departement erbietet sich, seine Berichte den Zeitungen unentgeltlich zu liefern, welche dieselben zum Vortheile ihrer Leser zu veröffentlichen wünschen, und auch an die Redaction unseres Jahrbuches sind Probeblätter derselben gelangt. CLARENcE Kıng: United States Geological Exploration of the fortieth Parallel. Vol. Il. Mining Industry by J.D. Hasur, with Geological Contributions by Cr. Kınc. Washington, 1870. 4°. 647 p., 57 Pl. and Atlas in Folio, 14 Pl. CLARENCE Kıns, welchem im März 1867 von Seiten des General A. ir 104 HumpHreEys der ehrenvolle Auftrag wurde, die geologische Erforschung des 40. Breitengrades in den nordamerikanischen Staaten auszuführen und namentlich die daran grenzenden Grubendistriete in Nevada und Colorado zu untersuchen, veröffentlicht in diesem Bande die mit Hülfe seiner Assi- stenten, und unter diesen in erster Reihe Jauzs D. HasuE, gewonnenen Resultate. Es ist dieses Werk in der Staatsdruckerei zu Washington in einer opulenten Weise gedruckt und mit zahlreichen Abbildungen ausge- stattet worden, welche den grossen Fortschritt des dortigen bergmänni- schen Betriebes bis in sein Detail beurkunden. Diese specielle Abtheilung des Werkes war besonders Herrn Hasur zuertheilt, während Kme selbst mehr die allgemeineren geologischen Beziehungen festgestellt hat. Das erste Kapitel behandelt die Vertheilung und die Geologie der Grubendistricte, deren Lage auf einer Übersichtskarte der westlichen Staaten und Territorien, Pl. 1 des Atlas, zu überblicken ist. Das-grosse zwischen den Californischen Gebirgen und dem Felsen- gebirge sich ausdehnende Bassin, im Westen begrenzt durch die Sierra Nevada, im Osten durch die Wahsatch-Kette, war das Hauptfeld dieser Untersuchungen. Ein Durchschnitt von W. nach O. längs des 40. Breite- grades gewährt eine gute Einsicht in seinen orographischen Bau. Mit plötzlichem Abfall von der Sierra, deren Erhebung hier gegen 10000 Fuss beträgt, in einen niedrigen Landstrich, welcher die grosse Kette 1000 Meilen lang begrenzt und sich nach O. hin in verhältnissmäs- sig flache Einöden ausbreitet, wird ihre Oberfläche doch hier und da durch abgerissene Gebirgsketten unterbrochen. Von diesem wüsten Niederland, dessen mittlere Höhe über dem Meere 4000 Fuss beträgt, steigt das Land nach O. hin allmählich auf, wobei seine Oberfläche mit einer Reihe von südlich streichenden Gebirgsketten bedeckt ist, die durch trogartige Thäler geschieden werden. Wo der 40. Breitengrad den 116. Meridian W.L. durchschneidet, gipfelt sich die Erhebung und vermindert sich O. von hier zu einem zweiten Gürtel niedriger Ebenen, deren Trockenheit mit jener des Nevada-Bassins wetteifert. Diese Wüste von Utah erstreckt sich bis an die steile Erhebung der Wahsatch-Kette. Die mitt- lere Höhe des ganzen Systemes von Parallelketten, welche von N. nach | S. das grosse Bassin durchlaufen, nähert sich 9000 Fuss Höhe, während die dazwischen liegenden Ebenen in Nevada und Utah gegen 4000 Fuss hoch sind und sich zwischen beiden selbst bis 6000 Fuss hoch erheben. In diesen Parallelketten herrschen Schichten von azoischem Alter bis hin- auf zu dem Jura vor. Ihren Kern bilden oft granitische Gesteine, wozu sich Quarz- und Felsitporphyre gesellen. Schon J. D. Wuıtney hat gezeigt, dass die Erhebung und Faltung der Sierra Nevada erst nach der Bildung des Lias erfolgt und vor die Bildung der Kreidezeit gefallen ist, deren sandige und thonige Schichten ungleich- förmig auf den aufgerichteten und metamorphischen Schichten jurassischer Schiefer lagern. Nach Kıme gehören alle diese Parallelketten, einschliess- lich der Wahsatch-Kette, als der östlichsten Mauer, demselben Erhebungs- systeme an, und, während der pacifische Ocean an dem westlichen Ab- 105 hange der Sierra’s jenen Saum von Sand und Thon abschied, welcher im Laufe der ungestörten Kreidezeit und der Tertiärzeit beträchtlich verdickt worden ist, hat der Atlantische Ocean, oder richtiger gesagt, der Ocean, welcher das Mississippi-Bassin bedeckt hielt, die Ostseite des Wahsatch bespült und eine Reihe cretacischer und tertiärer Schichten dort abge- schieden, welche genau mit den Küstenablagerungen des pacifischen Oceans correspondiren. Nach Anhäufung dieser Massen bis im die Mioeänzeit hin- auf sind auch diese später zu Parallelketten ausserhalb des vorher be- schriebenen älteren Gebirgssyste nes gefaltet worden. Die älteren Erhe- bungen waren von granitischen Gesteinen, die jüngeren von vulkanischen Gesteinen begleitet. Die gegenwärtige Expedition hat ihre Arbeiten auf einen Gürtel be- schränkt, welcher von Nord nach Säd 100 Meilen weit den 40. Breiten- grad begrenzt. Die dort gefundenen Localitäten für edle Metalle scheinen auf unter sich parallele Längszonen angeordnet zu sein, was auch der vorher bezeichneten Richtung von parallelen Gebirgsketten wohl entspricht. Dasselbe gilt auch für das Vorkommen von edlen Metallen in dem ganzen Gebiete der Cordilleren überhaupt, worauf zuerst W. P. Brake die Auf- merksamkeit gelenkt hat. Die pacifische Küstenreihe im Westen ist be- laden mit Quecksilber, Zinn und Chromeisenerz. Der nächst folgende Gürtel der Sierra Nevada und Oregon-Cascaden enthält zwei Zonen, eine am Fusse sich hinziehende Kette von Kupfergruben und eine mittlere Linie von goläführenden Ablagerungen. Durch Mittel-Mexico, Arizona, Mittel-Nevada und Central-Idaho geht eine dritte Linie von Silbergruben; durch Neu-Mexico, Utah und West- Montana führt die Zone der silberführenden Bleiglanzgänge. Im Osten endlich breitet sich die wohl begrenzte goldführende Zone von Neu-Mexico, Colorado, Wyoming und Montana aus. Bei weitem der grösste Theil der Erzlagerstätten tritt entweder in den geschichteten metamorphischen Gebirgsarten oder in den älteren Erup- tivgesteinen auf, welche der jurassischen Erhebung anheimfallen, während andere vielleicht noch reichere, und namentlich silberführende, gänzlich den neuen vulkanischen Bildungen der Tertiärzeit angehören. Zu den letzteren ist die merkwürdige Comstock lode zu zählen. Cap. U. The Comstock Lode. Das nach O. zunächst an die Sierra Nevada angrenzende Grubengebiet ist der Washoe-District in den Um- gebungen von Virginia City, mit der (omstock lode, worüber neben einer sehr ausführlichen Beschreibung Pl. 2 des Atlas und eine Reihe von Profiltafeln näheren Aufschluss ertheilen. Die am Granite aufgerichteten metamorphischen Schichten der Trias, sowie Syenit werden bedeckt und umlagert von vulkanischen Gesteinen, wie Propylit, Quarzpropylit, Ande- sit, Trachyt und Basalt, und es sind die silberführenden (omstock-Gänge eng an den Propylit gebunden. Diess ist ein Oligoklas-Hornblende-Trachyt, welcher an und für sich keine Spur von Silber zeigt. Die unter dem Na- men Öomstock Lode bekannte reiche Erzlagerstätte liegt an dem Fusse des aus Syenit bestehenden Mount Davidson und an der Grenze der 106 Propylite, welche ihn überlagert haben. Ihre Structur wird S. 37 u. f. im Detail beschrieben und durch Profile und Karten im Atlas genau erläutert. Die gegebenen Darstellungen sind für das Vorkommen und für den Abbau solcher jüngeren Erzgänge höchst belehrend. Die auf dem Comstock vorkommenden Mineralien sind vorzugsweise: gediegen Gold, gediegen Silber, Silberglanz, Polybasit, Stephanit, silber- führender Bleiglanz und zuweilen Pyrargyrit. Neben denselben treten (Quarz, Pyrit, Kupferkies, Eisenoxyd, Manganoxyd, Sulphate von Kalk und Magnesia, Carbonate von Magnesia, Kalk, Blei und Kupfer auf. In dem kurzen Zeitraum von 9 Jahren hat die Comstock lode jährlich nahezu $ 11,000000 Ausbeute gegeben. Cap. III verbreitet sich über die zahlreichen Gruben und den Betrieb in der Comstock Lode selbst, wiederum eine für den Bergmann beachtens- werthe Darstellung, welche von zahlreichen Abbildungen begleitet ist. Cap. IV behandelt ausführlich die Verarbeitung der dort gewonnenen Erze, die dort üblichen metallurgischen Processe und dazu verwendeten Apparate. Cap. V führt den chemischen Theil der dort üblichen Processe durch. Cap. VI. Mittel- und Ost-Nevada. S. 295. Die Entdeckung und erste Entwickelung der Comstock lode in den Jahren 1859 und 1860 reg- ten zu weiteren Nachforschungen in Nevada an, und bald folgte die Ent- deckung von neuen silber-produeirenden Gegenden, wie zuerst 1861 in Humboldt City, ca. 150 Meilen N.W. von Virginia City, ein Jahr spä- ter jene am Reese River. Von diesen Mittelpunkten aus haben sich strahlenförmig nach allen Richtungen hin kleinere Aufschlüsse ergeben. Man erhält über einzelne der dortigen Gruben, wie Montezuma mine, Umgegend von Unionville, der Hauptstadt von Humboldt County, den Star-District, Gold-Run etc. in Mittel-Nevada nähere Auskunft. Geologische Verhältnisse der Toyabe-Kette, S.O. von Humboldt- City, hat S. F. Eumons S. 320 gegeben und eine hierauf bezügliche geo- logische Karte des Atlas Pl. 13, sowie eine Reihe Profile auf Taf. 26 des Werkes weisen von sedimentären Gebilden Kalksteine, Schiefer und Quar- zite der Carbonformation, Granit, Propylit, Quarz-Propylit, Rhyolith und quartäre Gebilde nach. Die weit verbreitete Fusulina eylindrica wurde auch dort erkannt. Der Grubenbetrieb in dem Reese river-Distriete wird S. 349 u. £. beschrieben. Über die Geologie des im östlichen Nevada gelegenen White-Pine- Districtes ertheilt ArnoLp Hasvz 8. 409 u. f. nähere Auskunft, indem er auf Pl. 14 des Atlas in dieser Gegend devonische Kalksteine und Schie- fer, sowie carbonische Schiefer, Sandsteine und Kalksteine unterschieden hat. (Vgl. Merk, Jb. 1871, 93.) Der in sein Gebiet fallende Treasures- Park, um welchen sich die wichtigsten bergmännischen Unternehmungen gruppiren, liegt in 39°%14' N. Br. und 115°27° W. L. von Greenwich. Es kommen hier folgende Mineralien vor: Quarz, Kalkspath, weiss und schwarz, Gyps, Flussspath, Baryt, Schwarzmanganerz, Rhodonit, Manganspath, Chlor- 107 silber, Bleiglanz, Cerussit, Azurit. Die beiden ersteren werden überall mit den Silbererzen zusammen gefunden. Chlorsilber kommt sowohl derb, als auch in deutlichen Krystallen vor. Die Gruben im Egan Caüon-District sind S. 445 von 8. F. Emmons beschrieben worden. Cap. VII. Das Kohlenbassin von GreenRiver. 9. 451. Die Wahsatch-Kette bildet die Scheidungslinie zwischen den centralen und Atlantischen geologischen Gebirgssystemen. Sie war die westliche Grenze für die atlantische Kreideformation, die sich anscheinend nie über das grosse Bassin erstreckt hat. In der Nähe der Gipfel des Wahsatch von 9000 Fuss Höhe stellen sich Lager von Kohlen ein, welche der oberen Kreideformation oder dem älteren Tertiär angehören, das hier die obersten Glieder der Kreide überlagert. Diese kohlenführenden Schichten erschei- nen nicht nur im Süden der Uintah-Kette, sondern auch noch an der öst- lichen Seite des Green River und verbreiten sich von dort weit durch Wyoming Territory und Colorado. Sie scheinen unerschöpflich zu sein, da die Kohlenlager auf sehr weite Strecken hin mit 7—25 Fuss Mächtig- keit nachgewiesen worden sind, und haben die Aufmerksamkeit der Grün- der bereits auf sich gezogen. Über ihre Qualität und chemische Beschaf- fenheit wird S. 473 eine Anzahl Analysen veröffentlicht. Cap. VIII. Colorado. 8. 475. Colorado besitzt einen Mineralreich- thum von verschiedenem Charakter. Besonders reich an Gold und Silber besitzt es in Verbindung mit diesen Metallen auch werthvolle Quellen für Blei und Kupfer. Seine Kohlenflötze haben eine grosse Ausdehnung und werden eine wichtige Basis für Berg- und Hüttenbetrieb abgeben können, seine Eisenerzablagerungen sind weit verbreitet und repräsentiren einen hohen Werth, während noch hier und da Salz, Gyps, feuerfester Thon und andere nutzbare Naturproducte gefunden werden. Speciellere Schilderungen des Gold-Districtes in Oolorado folgen im Cap. IX, S. 493, begleitet von einer Karte über die Goldregion in Cilpin County, woran die wichtigsten Goldgruben in Colorado gebunden sind. Im Allgemeinen kommen die dortigen Goldlager in einem graniti- schen oder gneissartigen Gesteine vor und behaupten einen hohen Grad Parallelismus in ihrer Streichrichtung von W. nach O. oder von N.O. nach S.W. Sie sind meist an quarzreiche Gänge gebunden, deren reichere Stel- len das Gold mit Eisen- und Kupferkies vermengt enthalten, denen sich oft noch etwas Bleiglanz, Zinkblende, Arsenkies etc. beigesellen, oder in derbem goldführendem Pyrit enthalten. Eine grössere Reihe der dortigen Gruben wird specieller beschrieben, und hierauf die Behandlung der Erze in einem besondern Abschnitte S. 547 näher dargelegt. Cap. X. Silberbergbau in Colorado. Der am meisten produc- tive Silber-Bergbau-Distriet in Colorado ist gegenwärtig der von George- town, wo man die ersten Spuren von Silber im Jahre 1859 entdeckt hat. Die zahllosen Gänge in diesem Gebirgsstriche sind reich an Silber, ent- halten aber nur wenig oder kein Gold. Sie treten wiederum im Granit oder Gneiss auf, welcher letztere vorherrscht. Auf Tab. 35 wird ein ge- + 108 nauer Durchschnitt eines solchen Ganges der Terrible Mine vorgeführt welcher sehr an die Freiberger Vorkommnisse erinnert. Andere Vorkomm- nisse sind weiter beschrieben und die Behandlung der Erze wird 8. 606 durchgeführt, wodurch man namentlich über das dabei festgehaltene Amal- gamationsverfahren Belehrung findet. Eine andere wichtige Gegend, Snake River region liegt gegen 18—20 Meilen von Georgetown entfernt und wird besonders in der Nähe von Montezuma ausgebeutet. Die zum Waschen der dortigen Erze ge- bräuchliche Vorrichtung tritt uns auf Pl. 37 als „John Collom’s Patent Ore Washing Machine“ entgegen, und der zur Förderung dienende Hund bildet den Schluss des ganzen, mit grosser Sachkenntniss geschriebenen Werkes, das nicht verfehlen wird, namentlich in Amerika selbst, den berg- und hüttenmännischen Aufschwung zu befördern. GC. Paläontologie. S. Lovin: Om Echinoideernas byggnad. (Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar 1871, No. 8, Stockholm.) — LovEn schildert den Bau («der Echinodermen in allen einzelnen Theilen ihrer viel- gestaltigen Schale und erläutert seine Untersuchungen durch treffliche Ab- bildungen. Eine Übertragung dieser wichtigen Abhandlung in eine leichter zugängliche Sprache durch den Verfasser selbst würde Vielen höchst will- kommen sein. E. Dssor: l’evolution des Echinides dans la serie geolo- gique et leur role dans la formation Jurassiqwe. Neuchätel, 1872. 8°. 28 p. 1 Pl. - Wenn allgemeine Schlüsse über das Entwicke- lungsgesetz der Echiniden auf Grund der umfassendsten Specialuntersu- chungen basiren sollen, so war wohl vor Allen Desor berechtiget, diesel- ben zu ziehen. Bei Echiniden spricht sich das Gesetz des allmählichen Fortschrittes darin aus, dass die in ihrer Entwickeluug am niedrigsten stehenden regu- lären Echiniden in der Schichtenreihe der Erdrinde sich am ersten zei- gen, zunächst unter der Form der Tesselaten, dann unter der der Cidarideen, während die vollkommeneren, die Spatangoiden, in wel- chen die bilaterale Form am deutlichsten ausgesprochen ist, zuletzt er- scheinen. Zwischen diesen Extremen ordnet sich eine Menge von Gattungen und Gruppen ein, welche durch vielfache Übergänge eng mit einander ver- bunden sind. Im Allgemeinen haben die Echiniden seit ihrem ersten Erscheinen in paläozoischen Schichten einen aufsteigenden Weg verfolgt, sowohl in Be- 109 e zug auf Zahl, Varietät und Organisation. Zuerst ganz unbedeutend er- langt ihre Rolle ein bedeutendes Gewicht von der jurassischen Epoche an. Hier blühen sie zuın ersten Male auf, wie diess bei den Crinoideen in der Carbonzeit war. Ihre weitere Entwickelung ist aber nicht ein Spiel des Zufalls gewesen. Sie war gebunden an alle Veränderungen des Meeres- bodens, nicht nur an die grösseren Umwälzungen, welche die Ausbreitung und die Grenzen der alten Meere verändert haben, sondern auch an die inneren Veränderungen der Gewässer, die auf die Bewohner derselben den grössten Einfluss ausüben mussten, sei es durch Veränderungen, sei es durch Veranlassung zu Wanderungen der Arten. R. Erserıner: eine neue Gattung fossiler Scutella-artiger Echinodermen von Saffe, N.-Afrika. (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. of London, Vol. XX VII. p. 97.) — Eine auf der Reise von Dr. HooKEr und G. Maw nach Marocco mitgebrachte neue Form Echinodermen wird als Rotuloidea fimbriata Ers. bestimmt und für miocän gehalten. F. B. Merk: Report onthe Paleontology of Eastern Ne- braska. Washington, 1872. 4°. 248 p., 11 Pl. — Der Verfasser beginnt seine Betrachtungen über die Paläontologie des östlichen Nebraska mit folgender Bemerkung: „Es gibt wahrscheinlich nur wenige gut unterrich- tete Geologen, welche die Ansicht noch festhalten, dass das Vorkommen einer sehr ähnlichen, oder selbst einer gleichen Gruppe von Fossilien an weit von einander getrennten Localitäten eine vollständig gleichzeitige Ent- stehung der Gesteine beweise, worin sie gefunden werden.“ Diess ist schon oft auch von Anderen ausgesprochen worden, denen es eben passend er- schien, und dennoch hat es sich immer von neuem wieder bestätiget, dass die Lehre von den Leitfossilien kein lehrer Wahn ist, und dass sie auch in den von einander entferntesten Gegenden für die Bestimmung des re- lativen Alters der Schichten einen hochwichtigen Anhaltepunkt gewährt. Diese Lehre leistet die grössten Dienste selbst bei einer gegenseitigen Vertretung limnischer und mariner Schichtenreihen, wofür in Nebraska ein ausgezeichnetes Beispiel vorliegt. * Die gegenseitige Vertretung limnischer und mariner Ablagerungen reicht durch die ganze Reihe der Carbonformation hindurch bis in die obere Dyas. Für die limnischen und marinen Parallelbindungen des Unter-Carbon bietet die Stellung der Ursa-Stufe Hrerr’s auf der Bäreninsel (Jb. 1871, S. 979) ein ausgezeichnetes Beispiel. Die in der Ursa-Stufe eingeschlos- sene Flora entspricht genau der ersten Zone der Vegetation im Gebiete der Carbonformation, oder der Zone der Lycopodiaceen in Europa * GEINITZ, Carbonformatiou und Dyas in Nebraska. Nov. Act. Ac. Leop. Car. Vol. 33. Dresden, 1866—1!867. 110 und Nordamerika, welche in der Ursa-Stufe der Bäreninsel beginnt und in dem Millstone grit abschliesst. Auf der Bäreninsel hat sich diese Flora unter dem Kohlenkalke mit vielen grossen Produeten und Spiriferen ausgebildet, in anderen Gegenden, wie in Britannien über demselben, je nachdem die Schwankungen in dem Niveau des damaligen Meeres ein Aufkommen von Vegetabilien auf benachbarten Küstengegenden gestattet haben. Nach vorläufigen Mittheilungen des Herrn Var. DE MÖLLER in Peters- burg lässt sich in Russland eine Vertretung der oberen oder productiven Steinkohlenformation, welcher die Zonen der Sigillarien und Farne ange- hören, durch Meeresablagerungen von jüngerem Kohlenkalk nachweisen. Diess ist in ähnlicher Weise auch in Nebraska der Fall, wo eine, durch keine limnischen Bildungen unterbrochene Reihe mariner Ablagerungen von dem unteren Carbon an, mit grossen Producten, bis in den Zechstein oder die obere Dyas reicht. Die Identität einer grossen Anzahl von Pro- fessor Marcov sorgfältig gesammelter Versteinerungen aus der oberen Dyas von Nebraska mit jenen aus den permischen Schichten Russlands geht aus einem sorgfältigen Vergleiche der einzelnen Arten hervor. Dass Herr MEEK sie nicht oder nur theilweise anerkennen will, ist schon Jb. 1868, S. 218 mitgetheilt worden, worauf wir verweisen müssen. In der vorliegenden Abhandlung Meer’s sind alle von GEmITz a. a. O. aus Nebraska beschriebenen Versteinerungen und noch andere neuere Funde in jenen Gegenden sorgfältig beschrieben und in vorzüglich ge- lungenen Abbildungen vorgeführt worden. Mit Ausnahme vieler von Geimıtz als neue Arten beschriebener For- men, haben die meisten hier andere Namen erhalten, was mehrentheils der oft gerügten Annahme entspricht, dass alle auf amerikanischem Bo- den gefundene Versteinerungen von europäischen Arten verschieden seien. Zur besseren Übersicht sollen diese Arten hier folgen: Nach Merk: Fusulina ceylindrica FISCHER. \ Rhombopora lepidodendroides M. I Fistulipora nodulifera M. Lophophyllum proliferum M’CHEsnEy. Nach Geinmtz: Fusulina eylindrica Fischer. Stenopora columnanis. Oyathaxonia SP. Oyathocerinus inflexus. Actinoerinus SP. Eocidarıs Hallianus. Fenestella plebeja. Polypora marginata. Polypora biarmaca. Synocladia virgulacea. Productus costatus. Productus semüreticeulatus. Pr. Orbignyanus u. Pr. horridus. Scaphioerinus? hemisphaericus SHuM. sp. ı Zeaerinus? mucrospinus M’CHEsNErY. Eocidaris Hallianus GEın. Fenestella sp. Polypora submarginata M. Polypora sp. "Synocladia biserialis SWALLOW. Productus costatus. Pr. semireticulatus. | Pr. longispinus Sow.? 111 Nach Gemimz: Pr. Flemingi Sow. Pr. Canerini M. V. K. Strophalosia horrescens M. V. K. Pr. punctatus Marr. sp. Chonetes mucronata M. 1858. Ch. glabra. Orthis striato-costata. Rhynchonella angulata. Camarophoria globulin«. Athyris subtilita. Retzia Mormonvi Marcov, 1858, Spirifer cameratus. Sp. plano-convexus. Sp. laminosus M’Coy. Lima retifera. Pecten Missouriensis? SHUM. P. neglectus. P. Hawni. Avicula pinnaeformis. Gervillia longa. @G. (an Avicula) sulcata. Avicula speluncarva. Aucella Hausmannı. Myalina subquadrata. Nucula Beyricht. N. subseitula ? N. Kazamnensıs. Arca striata. Schizodus rossicus. Sch. obscurus. Clidophorus occidentalts. Pleurophorus Pallast. Astarte Nebrascensis. Allorisma elegans. A. subcuneata. Clidophorus solenordes. Dentalium Meekianum. Bellerophon carbonarvus. B. Montfortianus. B. Marcowianus. Murchisonia subtaenvata. Turbonilla (Loxonema) Swalloviana. Serpula (Spirorbis) Planorbites. - Pleurotomaria Haydeniana. Nach Mexx: n Pratteniamwus NORWOOoD. Ira pertenuis M. Pr. Nebrascensis Owen. Pr. punctatus MArT. sp. Chonetes gramulifera Owen, 1855. Ch. glabra Geın. Meekella striato-costata 00x Sp. Syntrilasma hemiplicata Hat sp. Ihynchonella Osagensis SWALLOW. Athyrıs subtilita HALL. Retzia punctulifera SHumARD, 1858. Spirifer cameratus MoRrr. Ip. Pplanoconvexus SHUM, Sp. Kentuckensis Suum. Lima retifera Suum. Avreulopecten occidentalis Suum. Aviculopecten neglectus GEIN. SP. Av. carboniferus STEVENS SP. Avıculopinna americana M. Aviceula longa GEIN. SP. Avicula? sulcata GEIN. Pseudomonotis radialıs PHILL.? sp. Myalına? Swallovi M’CHuksnevY. M. subquadrata Suum. Nucula Beyrichi? v. SCHAUR. N. subseitula M. u. H. Nuceulana bellistriata var. attenuata. Macrodon tenuistriata M. u. W. Schizodus curtus M. u. W? Sch. Wheeleri SwALL. sp. Modiola ? subellvptica M. Pleurophorus oblongus M. und Pl. occidentalis M. u. H. Edmondia? Nebrascensis GEIN. SP. Allorisma Geinitzi M. A. subeuneata M. u. H. Solenopsis solenoides GEIN. SP. Dent. Meekianum GEIN. Bell. carbonarıus Cox. B. Montfortianus N. u. P. B. Marcowianus GEIN. Orthonema subtaeniata GEIN. SP. Aclis Swalloviana GEIN. Sp. Straparolus (Euomph.) rugosus HALL. Pleur. Haydeniana GeEIN. 112 Nach Gemıtz: Nach Mezx: Pl. Grayvillensis. DI. Grayvillensis N. u. P. Pl Marcouiana. 'Ppı. Marcouiana GEIN. Pl. subdecussata. Pl. subdecussata GEIK. Murchisonia Nebrascensis. Murch. Nebrascensis GEIN. Orthoceras cribrosum. ı Orthoceras ceribrosum GEıN. Oythere Nebrascensis. ‚ Cythere Nebrascensis GEN. Cythere Cyclas? Keys. - ‚ Oythere sp. Phillipsia sp. Phillipsia sp. Unter einigen S. 239 u. f. von Merk aus den „Upper Coal Measures“ von Nebraska beschriebenen Fischzähnen erinnern mehrere wiederum an gewöhnliche Formen der unteren Dyas, wie namentlich Diplodus com- pressus New»., Pl. 4, fig. 19, eine wahrscheinlich zu Xenacanthus ge- hörende Form, welche in gleicher Beschaffenheit in der Nähe von Pilsen in Böhmen an der Grenze der Steinkohlenformation in den Brandschiefern der unteren Dyas gefunden wird. Die Vorkommnisse im Gebiete der Steinkohlenformation in Illinois (Jb. 1872, 102) weisen mit Entschiedenheit darauf hin, dass Vieles, was man heute noch in Amerika zu den „Upper Coal Measures“ zählt, in der That schon zur Dyas gehört, deren untere Etage neuerdings mit aller Sicher- heit durch die Forschungen von Dawson und Harrınsron auf Prince Ed- ward Island aufgedeckt worden ist (Jb. 1872, 439). Ob aber der Nachweis des Vorkommens dyadischer Schichten in Nordamerika von Europäischen oder Amerikanischen Fachgenossen er- folgt, wird hoffentlich kein weiteres Hinderniss sein zur Anerkennung der nicht mehr hinwegzuläugnenden Thatsachen. Rog. WALKER: über eine neue Art Amblypterus und andere fossile Fische von Pitcorthie, Fife (Trans. of the Edinburgh Geol. Soc. 1872. Vol. U. Pl. 1, p. 119, mit 1 Taf. Abbild.) — Unter den auf den Paraffin-Werken von East Pitcorthie, bei Crail, gesammelten Fisch- resten, die sich auf Eurynotus, Rhizodus, G@yrolepis, Acrodus, Ctenacan- thus, Centrodus, Helodus, Diplodus, Tristychius, Palaeoniscus, Amblypte- rus etc. zurückführen lassen, wird zunächst eine Art als Amblypterus anconoaechmodus n. sp. hervorgehoben und nach der Beschaffenheit ihrer Kiefern, Zähne, Schuppen u. s. w. als neu unterschieden. Über das Krystallsystem des Leueits. Von Herrn Professor G. vom Rath *. (Mit Tafel II.) Als ich im Frühjahr 1871 zufolge gütiger Erlaubniss des Hrn. Scaccnı einige Tage dem Studium der mineralogischen Samm- lung an der Universität zu Neapel widmete, wurde bei Betrach- tung der in Drusen gewisser vesuvischer Auswürflinge aufge- wachsenen Leucite meine Aufmerksamkeit auf feine, die Flächen der Krystalle bedeckende Streifen gelenkt. Einmal auf diese Linien aufmerksam, findet man sie vielfach wieder und erkennt in ihnen eine fast allgemeiue Erscheinung der aufgewachsenen Leucite. Erst vor Kurzem bei einer Arbeit über gewisse merkwür- dige Leucit-Auswürflinge untersuchte ich jene Streifen, welche ich früher für eine blosse Oberflächen-Erscheinung gehalten hatte, genauer und erkannte ihren Verlauf, wie derselbe in Figur 1 angedeutet ist. Die Streifen sind demnach parallel entweder den kürzern (den sog. hexaödrischen) Kanten oder den symmetrischen Diagonalen der trapezoidischen Flächen. Niemals beobachtete ich einen Parallelismus dieser Linien mit den längeren (den sog. oktaödrischen) Kanten des Leucitkörpers. Auf ein und derselben Fläche bemerkt man nicht nur eine einzige Streifenrichtung, sondern häufig zwei, zuweilen auch drei. * Aus dem Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Jahrbuch 1873. 5 114 Niemals kommen indess vier Liniensysteme auf derselben Fläche vor, wie denn die oben angegebenen Richtungen, nämlich parallel den kürzern Kanten und der sog. symmetrischen Diagonale, mit der grössten Zahl der auf Einer Fläche beobachteten Linienrich- tungen übereinstimmen. - Sehr häufig treten die Streifen nicht an den Kanten beginnend, sondern in der Fläche hervor und enden in gleicher Weise. Wenn ein Streifen hingegen eine Kante er- reicht, so endet er hier gewöhnlich nicht, sondern setzt auf der angrenzenden Fläche fort. In gewissen Fällen enden die Linien auch an den Kanten und überschreiten dieselben nicht. Untersucht man nun einen Streifen, welcher über zwei zu einer Kante zusam- menstossende Flächen hinwegzieht, etwas näher, so bemerkt man, dass derselbe stets in Einer Ebene bleibt, und dass diese Ebene — die Form des Leueits als diejenige des regulären Leucito- öders vorausgesetzt — parallel der Abstumpfungsfläche der sog. symmetrischen Ecken oder mit andern Worten eine Fläche des Rhombendodekaöders ist. So liegen z. B. die im rechten obern Oktanten unserer Fig. 1 vorherrschenden Streifen in derjenigen Dodekaöderfläche, welche die linke obere symmetrische Ecke ab- stumpft. Die Ebene der Streifen, welche über i® im diagonaler Richtung, über 0° und i* parallel zur Combinationskante dieser letztern Fläche laufen, entspricht der Abstumpfungsfläche der rechten oberen symmetrischen Ecke. Die beiden langen Streifen, welche über die Combinationskante i® : i? fortlaufend auf beiden Flächen eine gleiche Lage haben, nämlich parallel den Kanten i6:0° und i?:0%, entsprechen derjenigen Dodekaöderfläche, welche die vordere obere symmetrische Ecke wegnimmt. Ebenso ver- halten sich die kürzeren Liniengruppen auf i? und i?® (parallel den Kanten o!:i” und 0?:i?) zur hintern oberen Ecke. In glei- cher Weise lässt sich für jeden Streifen, welcher eine Kante überschreitet, sogleich die Dodekaöderfläche angeben, in welcher er liegt. Über die Natur dieser merkwürdigen Linien konnte ich nicht in Zweifel bleiben, als ich die betreffenden Krystalle genauer, zumal bei Lampenlicht betrachtete. Es ergab sich sogleich, dass wir es hier nicht mit irgend welchen nur der Oberfläche ange- hörigen Erscheinungen, sondern mit eingeschalteten Zwillings- lamellen zu thun haben. Die Streifen haben zuweilen eine sehr 115 wahrnehmbare Breite, welche die Beobachtung gestattet, dass ihre Oberfläche in einer etwas andern Lage erglänzt, als die Fläche selbst, in welcher die Streifen liegen. Betrachtet man z. B. die Fläche o! in einer solchen Stellung, dass sie erglänzt, so sind die Streifen dunkel. Dreht man nun den Krystall um eine Axe parallel jenen Streifen, d. h. der Kante o!:i!, etwa um 5°, so erglänzen die Zwillingslamellen, während die Fläche selbst dunkel wird. Macht man den Versuch dort, wo die Strei- fung in diagonaler Richtung über die Flächen hinzieht, so bedarf es einer geringeren, nur etwa 3!/,° betragenden Drehung. Dies Alles bietet mutatis mutandis die überraschendste Analogie mit den eingeschalteten Zwillingslamellen der triklinen Feldspathe dar. Aus obigen Wahrnehmungen folgt mit absoluter Gewissheit, dass jene gestreiften Leucite nicht dem regulären Systeme an- gehören können; denn eine Zwillingsbildung parallel einer Do- dekaäderfläche ist im regulären Systeme unmöglich. Durch- schneidet man nämlich ein Ikositetraöder parallel einer Fläche des Dodekaäders und dreht um 180°, so können keinerlei aus- oder einspringenden Kanten entstehen, Alles kehrt vielmehr in die frühere Lage zurück. Um die obige Schlussfolgerung durch Messung zu verificiren, prüfte ich — nicht ohne grosse Spannung — jene Krystalle und fand, dass solche Kanten, welche bei Vor- aussetzung des regulären Systems hätten identisch sein müssen, Unterschiede bis zu fast 4° zeigen. Das Krystallsystem der aufgewachsenen Leucite ist quadra- tisch. Die Leucitform, welche man bisher für ein reguläres Ikositetraäöder ansah und Leucitoöder nannte, in der irrthümlichen Voraussetzung, unser Mineral krystallisire regulär, ist eine Com- bination von einem Oktaöder und einem Dioktaeder (s. Fig. 2*): Grundform 0o = (a:a:c), P Dioktaeder ı = (!,a.: a Se), AB2. Diese beiden Formen stehen immer in einem auffallenden Gleich- gewichte mit einander, untergeordnet erscheinen zuweilen: * In dieser Figur wurde dem Dioktaöder eine etwas grössere Aus- dehnung gegeben, als den Flächen des Oktaöders, um auch äusserlich den nichtregulären Charakter mehr zur Anschauung zu bringen. 8* 116 Erstes spitzes Oktaöder u= (Ua: wa:c), 2Px.- Erstes quadratisches Prisma m —= (a: a: oo C), ooP. Andere Flächen kommen beim Leueit niemals vor. Das Axenverhältniss, hergeleitet aus der Messung der Sei- tenkante des Dioktaöders i:i — 133° 58°, wird durch fol- gende Zahlen ausgedrückt: a (Seitenaxe) : c (Verticalaxe) = 1,8998 : 1 oder 1: 0,52637. Wäre das System regulär, so müsste unser Fundamentalwinkel == 131°49° und das Axenverhältniss des Oktaäders o — 2:1 sein. Aus dem Axenverhältniss des Leucits berechnen sich fol- gende Winkel: Endkante von o = 130° 3‘. Seitenkante von o = 73 1924‘. Neigung der Oktaederfläche o zur Vertikalaxe = 33° 0". N „ Oktaöderkante 0 „ a —.52 AM E, Endkante von u = 1180 1%. Seitenkante ; „ u Jarbbls,, Neigung der Oktaöderfläche u zur Vertikalaxe = 430 3131,*. K „ Oktaöderkante u „ , 1091205 Primäre Endkante, X, von i (liegend unter der Oktaöderkante) — 1910934 Sekundäre Endkante, Y, von i (liegend unter der Oktaöderfläche) = 146 94,‘. Neigung der Kante X zur Verticalaxe = 29024, » » NORM zur 5 a Die Basis des Dioktaeders besitzt folgende ebene Winkel: 126° 52°1/, liegend an den Enden der Seitenaxen, 143 7°/, liegend zwischen den Seitenaxen. Diese Basis bietet begreiflicher Weise dieselben ebenen Winkel dar, wie die drei durch die oktaödrischen Kanten des Ikositetrae- ders (a : 2a : 2a), 202 gelegten Schnitte. Es berechnen sich ferner folgende Kanten: or A037 0149 95 100 1 = 190 AI, : 0° (gegenüber liegend in der Endecke) = 106° 46. So see s 117 o:i (über u) = 119° 10 i:i (gegenüber liegend an der Seitenecke) — 110° 49. Die Zwillingsbildung des Leucits geschieht nach dem Gesetze „Zwillingsebene ist eine Fläche des ersten spitzen Oktaöders, u.“ Mit dieser Ebene sind die Krystalle auch verbunden. Die Zwil- lingsebene neigt sich gegen die Hauptaxe — 43° 31’ ®/,, gegen eine der beiden Seitenaxen — 46° 28° !\,. Der Leucit, von wel- chem man bisher glaubte, dass er niemals Zwillinge bilde, ist zur Zwillingsbildung sehr geneigt. Es finden sich sehr regel- mässige und schöne Verwachsungen zweier Individuen, ferner Verwachsungen mehrerer Individuen, endlich polysynthetische Kry- stalle, bei welchen in einem Hauptindividuum Lamellen parallel den Flächen des ersten spitzen Oktaeders eingeschaltet sind. Ein solcher polysynthetischer Krystall, welcher vier Richtungen von Zwillingslamellen zeigt, ist als ein Fünfling zu betrachten. Die Fig. 3 wird eine deutliche Vorstellung des einfachsten Falls der Zwillingsbildung gewähren. Die Gruppe ist in einer solchen Stellung gezeichnet, dass die Zwillings- und Verwach- sungsebene, welche oben durch einspringende, unten durch aus- springende Kanten bezeichnet ist, die Lage der sogenannten Längs- fläche besitzt, während die Ebene der beiden Hauptaxen der Querfläche entspricht. Die Hauptaxen schliessen den Winkel 87° 3° Ya ein, welcher durch die Zwillingsebene halbirt wird. Diese Zwillingskrystalle gleichen in Bezug auf allgemeine Configuration den einfachen Krystallen, so dass, wenn ınan die aus- und ein- springenden Kanten übersieht, man sie leicht mit einfachen Kry- stallen verwechseln könnte. Eine Ausdehnung der Krystalle pa- rallel der Zwillingsebene, wie sie gewöhnlich bei anderen Zwil- lingen (z. B. Spinell, Bleiglanz, Diamant etc.) stattfindet, kommt beim Leucit nicht vor. Je nach der Lage der Zwillingsebene können sechs ver- schiedene Kanten an der Grenze der Individuen zum Vorscheine kommen. Die Fig. 4, 5 und 6 stellen die drei verschiedenen Lagen der Zwillingsebene dar, aus denen sich jene sechs ver- schiedenen Winkel ergeben. Die Zeichnungen sind gerade Pro- jeetionen auf eine Ebene, parallel einer Fläche des zweiten qua- dratischen Primas; die Zwillingsebene erscheint verkürzt zu einer verticalen Linie. 118 Bei Fig. 4 herrscht das eine Individ so sehr über das andere vor, dass dies letztere nur eine aus 2 Flächen o und zwei i gebildete Ecke constituirt. Die Zwillingskante i: o beträgt hier 179° 81/,‘, oben ein-, unten ausspringend. Fig. 5 zeigt das eine Individ zwar noch über das andere vorherrschend, doch nicht mehr in gleicher Weise. Das weniger entwickelte Individ zeigt vier Flächen des Hauptoktaäders. In dieser Lage der Zwillingsebene begegnen sich die Flächen i: o unter dem Winkel 175° 81/,‘, oben ein-, unten ausspringend. Die beiden i i, über welche hier die Grenze in der Richtung einer nicht symmetrischen Diagonale läuft, fallen in Eine Ebene. Fig. 6 stellt den dritten Fall dar, in welchem die Zwillings- ebene den Krystall syminetrisch theilt. Es begegnen sich hier die Flächen 0:0 unter dem Winkel 151° 281/,‘, die i:i am un- teren Ende unter 141° 453/,‘, während die annähernd in der Rich- tung einer symmetrischen Diagonale laufende Zwillingskante i:i — 176° 39?],‘, oben ein-, unten ausspringend misst. ha An eines der Individuen der Gruppe Fig. 3 fügt sich nicht selten ein drittes Individ an, und zwar meist in der Weise, dass die Hauptaxe des dritten Individs nicht in der Ebene liegt, welche durch die Hauptaxen der beiden ersten Individuen bestimmt ist. Die Grenze der zu einer Gruppe verbundenen Individuen wird nicht immer durch wohlgebildete Zwillingskanten bezeichnet, son- dern zuweilen durch Knickungen und Wölbungen der Flächen. In diesem Falle ist es zuweilen fast unmöglich, die Gruppe in ihre einzelnen Theile aufzulösen. Jetzt erst, nachdem wir die Zwillingsbildung des Leueits kennen gelernt haben, wird es uns möglich sein, den polysyn- thetischen Krystall Fig. 1 vollkommen zu verstehen. Derselbe ist, wie oben schon angedeutet, als ein Fünfling aufzufassen, indem nämlich in den herrschenden Krystall nach vier verschiedenen Richtungen, entsprechend den vier Flächen des ersten spitzen Oktaeders, Zwillingslamellen eingeschaltet sind. Daraus ergibt sich, dass drei Streifenrichtungen die grösstmögliche Zahl sind, welche auf den Flächen der Grundform erscheinen kann; es schneiden nämlich zwei Systeme von Zwillingslamellen eine Ok- taöderfläche in parallelen Kanten. Auf den Dioktaöderflächen i können steis nur zwei Streifenrichtungen vorkommen, nämlich 119 parallel der Combinationskante 1:0 und parallel der fast sym- metrischen Diagonale. Es schneiden nämlich zwei Lamellen- systeme die betreffende Dioktaäderfläche in parallelen Kanten, parallel der fast symmetrischen Diagonale, das dritte System er- zeugt eine Streifung parallel der Combinationskante 0 :i; das vierte Streifensystem kann nicht zur Erscheinung kommen, weil die betreffenden Flächen vollkommen in’s Niveau fallen. So sehen wir die Linien auf Fläche i”, indem sie die Seitenkante des Di- oktaöders erreichen, plötzlich enden und nicht fortsetzen auf i®. Wir begreifen auch, wesshalb auf den Flächen i keine Zwillings- linien parallel den secundären Endkanten des Dioktaöders laufen können. Solche würden nämlich einer Fläche des quadratischen Prismas entsprechen, welcher begreiflicher Weise keine Zwillings- ebene parallel gehen kann. Zur Vergleichung der gemessenen mit den berechneten Win- keln mögen folgende Angaben dienen, welche beweisen, dass wenigstens zuweilen die Leucite mit höchster Regelmässigkeit gebildet sind. Nn.,1.,0! :,0%==.:430® 6° ber. 130%. 35 0?:0° = 129 58 verwasch. Bild il:ı? = 153 98 Fundam. Winkel sl — lt | ji? 1%. =: 133,99 ee 2A eat 23 in: —,146..:8,, (ber., 1460 91,9 ?:1? — 146 12 >06 — 146 10 2.2314 == 110 4% ‚cher. :4,100,49% Nr. 2. 8:12 = 131 231, 16:17 — 131 23 il: = 146 6 Nahe 149 9 7:10 = 146 13 11:7 = 133 59 o!:it = 146 36 (ber. 146° 37% ol:i? — 146 37 120 ol.: i3. (über u). —=,1199. 137 (her ZB 477 il:i8. —, 98464, (ber. ISA Dn..3..32.:1% — 104,23 il. — 146,6 2. _ lan, 01:1! —. 44638 0,1.::172,—: iG 3a), Am Krystalle 1 konnte ausserdem die Zwillingskante 0 :i zwei Mal gemessen werden — 175° & und 175° 11° (ber. 1750 81,). Die drei gemessenen Krystalle waren aus einer Druse ein und desselben Auswürflings abgebrochen, die Flächen waren von vorzüglicher Beschaffenheit. Alle aufgewachsenen Leueite gehören dem quadratischen Systeme an, und zeigen nicht selten die aus- gezeichnetsten Zwillinge wie Fig. 3. Solche Krystalle verdanke ich den Herren G. Rose und Scaccui. Nicht alle Leucite schei- nen indess genau dieselben Winkel zu besitzen und dieselbe Constanz derselben darzubieten, wie diejenigen, welche der gegen- wärtigen Mittheilung zu Grunde liegen. Die Deutung der Flächen und Kanten mancher Leueitkrystalle wird durch vielfach sich wie- derholende Zwillingsbildung oft sehr erschwert, zuweilen fast un- möglich gemacht. Man erwäge nur, dass an ein erstes Indivi- duum sich vier Nebenindividuen anschliessen können; jedes die- ser letzteren wieder drei neue Stellungen, gleichsam dritter Ord- nung, vermöge der Zwillingsbildung darbieten kann. Diese zahl- reichen Krystalltheile sind äusserlich von derselben oft scheinbar einfachen Leucitform umschlossen, an deren Oberfläche man nur durch Beobachtung der ein- oder ausspringenden Kanten, von Knickungen oder Rundungen der Flächen die Grenzen der Indi- viduen verfolgen kann. Die eingewachsenen Leucite gestalten keine genauen Mes- sungen, und so war es mir nichi möglich, für diese die Verschie- denheit der Winkel, entsprechend dem quadratischen Charakter des Systems, zu constaliren. Die vom Vesuv bei der Eruption von 1845 ausgeschleuderten Krystalle zeigen zwar zuweilen glän- zende Flächen, die Reflexbilder derselben sind indess fast immer verwaschen oder mehrfach. Sehr häufig bemerkt man stumpfe aus- und einspringende Kanten. Diese Krystalle scheinen in hohem Grade von polysynthetischem Bau zu sein. 424 Angesichts der unerwarteten Thatsache, dass ein Mineral, welches bisher als eines der ausgezeichneisten Beispiele des regulären Systems galt, jetzt als ein quadratisches gelten muss, schien mir der Nachweis der chemischen Zusammensetzung von Krystallen aus derselben Druse, welche auch das Material zu obigen Messungen geliefert hatte, dringend geboten. Zu der früher schon ausgesprochenen (wahrscheinlich irrthümlichen) Vermuthung, dass es einen Natronleucit gäbe, gesellte sich in Bezug auf un- sere Krystalle der Gedanke, ob vielleicht ein Gehalt an Natron die Abweichung vom regulären System bedinge, wie etwa der Albit bei gleicher Formel sich auch vom Orthoklas unterscheidet. Diese Vermuthung erheischte eine bestimmte Antwort, bevor die Frage nach dem Krystallsystem des Leucits als definitiv entschie- den gelten konnte. | Meine Untersuchung von Krystallen aus derselben Druse, der die gemessenen entnommen waren, ergab folgendes Resultat (an- gewandte Menge = 0,927 gr.). Spec. Gew. 2,479 (bei 23° C.). Kieselsäure u 1.., „55,21 Ichonerdes..4.,:. 23,20 ale. 2 0.2.0048 Kal „een. 19,80 Natrons?, Fo023 3907421 100,38. Das feine Pulver des Minerals war durch Chlorwasserstoff- säure vollkommen zersetzbar. Die gefundene Mischung stimnit sehr nahe überein mit derjenigen, welche aus der bisher allge- mein für den Leucit angenommenen Formel K?0, AI:O?, 4SiO? folgt, dieselbe erheischt nämlich: Kieselsäure 54,92; Thonerde 23,02, Kali 21,96. Die Analyse beweist demnach, dass die auf- gewachsenen, dem quadratischen Systeme angehörigen Leueit- krystalle keine andere, als die normale Mischung besitzen, und es unterliegt desshalb nicht dem geringsten Zweifel, dass auch die eingewachsenen, einer genauen Messung nicht fähigen Kry- stalle im quadratischen Systeme krystallisiren. Mit der neuen krystallographischen Bestimmung des Leueits steht nun auch das optische Verhalten mehr im Einklange, als es bei der bisherigen Annahme einer regulären Krystallisation der Fall war. Aus der Untersuchung, welche wir Hrn. DesCLoizEAaux 122 verdanken (Nouv. recherches s. I. proprieies optiques des cri- staux, 1867, S. 3--5), folgt, dass der Leucit im polarisirten Lichte keineswegs wie ein regulärer Krystall sich verhält. DesCLoizeaux sagt: »die Erscheinungen, welche man bei polarisirtem Lichte wahrnimmt, sind wesentlich verschieden und wechseln je nach der Platte, weiche man der Prüfung unterwirft und nach der Rich- tung, in welcher die Platte aus dem Krystall geschnitten ist.“ DesCroizeaux erwähnt auch die zahlreichen Streifen, welche im polarisirten Lichte erscheinen und es entging seinem Scharfsinn nicht, dass diese Streifen „ou fissures“ in der Ebene der Dode- kaöderflächen liegen. Hätte ihm nicht gleich allen Fachgenossen der reguläre Charakter des Leucits als über jeden Zweifel er- haben gegolten, so würde er gewiss jene Streifen als Zwillings- lamellen gedeutet und sogleich den wahren Charakter des Systems erkannt haben. Jene eingeschalteten Lamellen kannte auch schon Bıor und gründete darauf seine Theorie der Lamellarpolarisation. Allen, welche mit Hülfe des polarisirenden Mikroskops dünne Platten von Leucitgesteinen untersucht haben, sind die eigenthüm- lichen Streifen der Leucite wohlbekannt *. Sie sind eine Folge derselben Zwillingsbildung, welche wir oben bei den aufgewach- senen Krystallen beschrieben haben. Die Krystallisation des Leueits kann nun als eine der eigen- thümlichsten unter allen Mineralien gelten. Die Zwillingsbildung und die Winkelverschiedenheiten schliessen denselben unbedingt vom regulären System aus; dennoch nähert er sich diesem letz- tern wieder durch sein scheinbares Ikositetraäder, der fast aus- schliesslich herrschenden Combination des Oktaöders mit dem Dioktaöder 4P2. Dieser dem Regulären sich nähernde Charakter des Leucits bestätigt sich auch darin, dass untergeordnet zu den Flächen des ersten spitzen Oktaöders diejenigen des ersten qua- dratischen Prismas hinzutreten. Eine solche Hinneigung eines Systems zu einem andern mit mehr symmetrischem Charakter findet sich bekanntlich mehrfach im rhombischen System, wenn nämlich ein verticales Prisma mit dem Winkel von nahe 120° durch Hinzutreten des Brachypinakoids zu einem scheinbar hexa- * F. ZIRKEL (Mikroskopische Structur der Leucite etc. Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. Bd. XX, S. 97. 1868) hat dieselben genau beschrieben und dargestellt. 123 gonalen Prisma, ein rhombisches Oktaöder durch ein Brachydoma zu einem scheinbaren Dihexaäder ergänzt wird. In ähnlicher Weise dürfte demnach die Beziehung des quadratischen Systems des Leucits zum regulären aufzufassen sein. Der Leucit gesellt sich nun zu der ausgezeichneten Reihe quadratischer Mineralien, welche für den Vesuv so charakte- ristisch sind, Zirkon, Humboldtilith, Mejonit, Mizzonit, Sarkolith und Vesuvian, und steht dem letzteren in Bezug auf die Grund- form nahe. Die Grundform des Vesuvians misst nämlich in den Endkanten 1299 20° (nach v. ZernarovicH). Unter den zahlreichen Combinationsformen des Vesuvians findet sich auch das Dioktaeöder (a: Ya :c), 4P2, welches sonst nicht häufig beobachtet wird. Wenn beim Vesuvian zur Grundform sich das Dioktaäder 4P2 im Gleichgewicht gesellte, so würden wir eine dem regulären Ikosi- tetraeder fast gleich verwandte Form erhalten, wie sie der Leucit darbietet. Über den Ardennit. Von Herrn Dr. A. v. Lasaulx. Im Anschlusse an meine erste Mittheilung über dieses neue Mineral, soll hier in Kürze das Ergebniss weiterer analytischer Untersuchungen, die ich mit Dr. A. BErTEnDoRFF in Gemeinschaft angestellt habe, mitgetheilt werden. Die geringe Kenntniss ge- eigneter Methoden zur quant. Bestimmung des Vanadins erhöhten die Schwierigkeiten der interessanten analytischen Versuche. Dass die bei unsern ersten Analysen angewendete Methode durch Aus- ziehen mit kohlensaurem Ammon keine zuverlässigen Resultate gebe, hatten wir damals schon erkannt. Erst nach den verschie- densten Versuchen haben wir das im Folgenden kurz angedeutete Verfahren mit Erfolg benutzt und zuverlässige Resultate erhalten. Dass die bei unserer ersten Analyse gefundenen Platinmetalle auf die angewandten Gefässe zurückzuführen sind, ist dort schon nachträglich bemerkt. Es rührt das daher, dass, wenn auch in der salzsauren Lösung nach Abscheidung der Kieselsäure alle Übermangansäure zerselzt und das freie Chlor durch Erhitzen ausgetrieben war, beim Concentriren der Flüssigkeit nochmals Chlor entwickelt wurde, herrührend von der Einwirkung der Va- nadsäure auf die Chlorwasserstoffsäure. Es wurde daher später nur in Glasschalen eingedampfi. Der von uns eingeschlagene Weg war kurz der folgende. Nach Abscheidung der SiO, und nach Entfernung einer Spur Kupfer durch Schwefelwasserstoff werden Thonerde, Eisenoxyd, Mangan und Vanadin durch Schwe- 125 felammon von Kalk und Magnesia getrennt. Der mit Schwefel- ' wasserstoffwasser ausgewaschene Niederschlag wird in Salzsäure unter Zusatz von etwas Salpetersäure gelöst, um die Zersetzung des Schwefelvanad zu beschleunigen. Ist alles Eisen in Sesqui- oxyd übergeführt, so fällt man mit kohlensaurem Baryt die Oxyde des Eisens, der Thonerde und des Vanadins. Durch Filtration trennt man das in Lösung gebliebene Manganoxydul und bestimmt dieses nach Abscheidung der Baryterde in der gewöhnlichen Weise. Der Niederschlag von Thonerde, Eisenoxyd und Vanad, ge- mengt mit überschüssigem kohlensaurem Baryi wird in sehr wenig Chlorwasserstoffsäure gelöst, der Baryt enifernt und die ganze Masse mit salpetersaurem Kali zur Trockne eingedampft; in einer Silberschale wird eine Viertelstunde zum Schmelzen erhitzt. Durch Behandlung der Schmelze mit Wasser löst sich jetzt vanadsaures Alkali, Thonerde und Eisenoxyd bleiben zurück und werden nach dem Auflösen in Chlorwasserstoffsäure in der üblichen Weise getrennt. Die Lösung des vanadsauren Kali wird mit Essigsäure neutralisirt, wobei sie eine intensiv gelbe Farbe erhält und mit essigsaurem Bleioxyd gelbes Bleipyrovanadat gefäll. Nach dem Auflösen desselben in Salpetersäure und Fällung des Blei’s durch Schwefelsäure erhält man beim Eindampfen und Schmelzen im Porcellantiegel reine, krystallinisch erstarrende und in Ammon ohne Rückstand lösliche Vanadinsäure *. Das Mittel zweier nahezu übereinslimmender Analysen ergab die folgende Zusammensetzung: SiO, —. 29,74 A1,0, — 23,50 Ee&0; = 1,94 MnO — 25,96 Ca0 —= 2,04 MgsO = 3,42 Vo, = 9,10 Cu + PO, = Spur HO — 4,04 99,74. Das Wasser ist im Ardennit sehr fest gebunden und kann erst bei sehr hoher Temperatur und anhaltendem Glühen ausgetrieben * Genaueres über Gang und Einzelheiten der analytischen Versuche wird in einem der nächsten Hefte der Posep. Ann. mitgetheilt werden, worauf hiermit verwiesen wird. 126 werden. Eine directe Wasserbestimmung musste daher im Ver- brennungsrohre bei sehr hoher Temperatur vorgenommen wer- den. Dass das Mangan nur als Oxydul vorhanden sei, davon überzeugten wir uns durch die Barreswırr'sche Probe, wonach bei Behandlung eines Manganoxydulsatzes mit syrupförmiger Phos- phorsäure in der Hitze die Masse farblos bleibt, während die Ge- genwart von Manganoxyd eine violette Färbung hervorruft. Auch über die Krystallform des Ardennit hat zwischenzeit- lich der glückliche Fund eines kleinen, wohlgebildeten Kryställ- chens uns Gewissheit verschafft. Herr Prof. vom Rarr hatte die Güte, die Messungen an demselben auszuführen. Hiernach kry- stallisirt der Ardennit im rhombischen System und zwar ist Grund- form ein rhombisches Oktaöder, dessen Axenverhältniss a (Bra- chyaxe) :b (Makroaxe) :c (Verticalaxe) — 0,4663 : 1: 0,3139. Ferner koınmen noch die folgenden Fiächen an dem Kryställchen vor: P, P3},, ooP, ooP?/, &P?2, Po, ooPoo, ooPoo. Spaltung pa- rallel &oP&o vollkommen, parallel ocP deutlich, Die Übereinstim- mung in der Krystallform mit dem Ilvait ist bemerkenswerth, dessen Prisma annähernd auf ein zwar nicht beobachtetes Prisma des Ardennits zurückgeführt werden kann *. Hiernach dürfte denn auch die chem. Constitution des Ar- dennits gedeutet werden. In der That zeigt der Gehalt an Kie- selsäure und Thonerde, resp. Eisenoxyd, eine grosse Überein- stimmung bei beiden Mineralien, sowie auch der schwer auszu- treibende Wassergehalt, auf den beim Ilvait STÄDELER aufmerksam gemacht hat. Abweichend ist aber der Gehalt an Manganoxydul, resp. Eisenoxydul. Die grösste Schwierigkeit aber für die An- nahme des Isomorphismus beider Mineralien bietet der Gehalt an Vanad, da die Kenntniss der Krystallformen der Vanadverbindun- gen und deren Isomorphien noch vollständig fehlt. Immerhin aber liesse sich vielleicht das Aufstellen einer Formel rechtfertigen. Die oben angegebenen Zahlen führen ziem- lich genau auf folgende Formel hin: 5(R,0,Si0, . RO. SiO,) + 3RO.VO, + J.aq. Darüber müssen aber noch neue Untersuchungen beider Minera- lien Licht zu verbreiten suchen. * Ausführlicheres auch hierüber in Posen. Ann. 127 Der Ardennit scheint auf einem Quarzgange der krystalli- nischen Schiefer bei Ottrez vorzukommen. Mit ihm kommen vor: Rauchgrauer Quarz, eingesprengt darin Pyrolusit, violette und schwarze Manganeisenverbindungen, sowie krystallinische Aggre- gate von Albit. In allen ist nicht die Spur Vanad nachzuweisen. Das spricht entschieden dafür, dass dasselbe dem Minerale durch- aus eigenthümlich ist. Zusatz. In den Comptes rendus 1872, No. 23 de dato 2. December macht auch Pısanı eine Analyse des Ardennit bekannt. Da er nicht zu wissen schien, dass ich bereits unter dem 24. Nov. der Niederrhein. Ges. für Natur- und Heilkunde das Mineral unter obigem Namen vorlegte, schlägt er den Namen Dewalquit vor. Über die Priorität des Namens „Ardennit“ kann also kein Zweifel sein. Pısanı hat aber die Natur des Minerals gar nicht erkannt; seine Analyse ist fast in allen Bestandtheilen sehr ungenau und gibt die Zusammensetzung durchaus nicht wieder. Mit dem Ma- sonit hat der Ardennit nichts Verwandtes. Der Name, den Pısanı vorschlug, muss also wieder verschwinden, denn das Mineral, für den er gelten sollte, existirt in der von ihm angegebenen Zu- sammensetzung nicht. Studiea aus Kärnten. Von Herrn Professor Hanns Höfer. III. Die Eiszeit in Mittelkärnten. Bisherige Kenntnisse über die Eiszeit in Kärnten. Das lebhafte Interesse, mit welchem ein Theil der Geologen schon seit geraumer Zeit dem Studium der Eiszeit in verschie- denen Theilen der Erde nachhängt, schuf eine völlige Eiszeit- literatur, zu welcher die Alpen beträchtliche Materiale lieferten. Und unter den Letzteren sind es wieder mehr die westlichen schweizerischen, als die östlichen österreichischen. Ja bekannt- lich ging das Interesse der Schweiz an diesen Studien so weit, dass sich die erratischen Blöcke daselbst eines besonderen Schutzes und eigener Namen erfreuen. Wenn wir in den österreichischen Alpen diesbezüglich noch nicht so weit sind, so findet dies seine einfachste Erklärung in den räumlich grossen und fachlich ebenso mannigfaltigen wie verwickelten Verhältnissen des Studiengebie- tes. Trotzdem besitzen wir ganz treffliche und eingehende Ar- beiten über die Eiszeit des Salzkammergutes Nordtirols. — Berg- rath von Mossısovics und Professor Sımony beschäftigten sich mehrfach damit — und viele kleinere Notizen und Abhandlungen, zerstreut in den Publikationen unserer k. k. geologischen Reichs- anstalt, k. k. Akademie der Wissenschaften, des österreichischen Alpenvereines u. a. m. Doch am dürftigsten darin ist Kärnten 129 bedacht; nur Srur * und Surss ** erwähnen Moränen in Kärnten. Vor eirca zwei Jahren beschäftigte sich TarameıLı *** mit den Gletschern der Eiszeit, welche sich in den oberen Theilen des Save-, Isonzo- und Drauthales ausdehnten; doch leider ist diese Literaturquelle für mich unzugänglich geblieben. Es dürfte so- mit kein überflüssiges Unternehmen sein, wenn ich meine seit Jahren gepflogenen Studien über die Eiszeit in Mittelkärnten der Öffentlichkeit übergebe. Fassen wir die häufigsten Wahrzeichen der Eiszeit zusam- men, so lassen sie sich in folgende Abtheilungen bringen: I. Gletscherschliffe, II. Erratische Blöcke, II. Moränen. A. Grund- B. End- Moränen. C. Seiten- und Mittel- In wieferne ich diese Kriterien einer Kälteperiode in Mittel- kärnten sicher constatiren konnte und welche Schlüsse daraus sich folgern lassen, möge in der soeben angedeuteten Reihen- folge ausgeführt werden. I. Gletscherschliffe. Bevor man einen natürlichen Gesteinschliff als durch Glet- scher bewirkt ansprechen darf, müssen hierüber sorgsame Stu- dien angestellt werden, wodurch constatirt wird, dass jede an- dere Entstehungsweise ausgeschlossen werden muss. Ich kann diese Sorgsamkeit nicht nur bei diesen, sondern bei allen Kri- terien der Eiszeit nicht genug empfehlen, indem ich späterhin nachweisen werde, wie leicht hierin Verwechslungen und Irr- thümer durch sehr ähnliche Erscheinungen, doch durch andere * Stur: Über die Ablagerungen des Neogen, Diluvium und Alluvium im Gebiete der nordöstlichen Alpen und ihrer Umgebung. Seite 513 der Sitzungsberichte der k. k. Akad. d. Wissenschaften. XVI. Bd. ** Sugss: Studien über die Gliederung der Trias- und Jurabildungen in den östl. Alpen. I. Raibl. Im Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. Bd: XV. 1867. »* TARAMELLI, Dr. F., Sulle antiche ghiacciaje nelle valle della Drava, della Sava e dell’ Isonzo. In „Atti della Societa italiana di seienze na- turali“, Milano. Bd. XUl. 1870. Jahrbuch 1873. I ‚130 Ursachen bedingt entstehen können. Betreffs der Gletscherschliffe von Gesteinflächen ist zunächst und fast ausschliesslich nur eine Verwechslung mit Rutschflächen denkbar. Ich suchte desshalb die Letzteren insbesondere in Steinbrüchen desselben Gesteines auf, an welchen ich Gletscherschliffe gefunden zu haben glaubte. Da fand sich an diesen Localitäten bald ein massgebender Unter- schied, dass nämlich die Rutschflächen zwar geglättet und zwar vorwiegend durch den erhärteten Besteg, welcher eben auch ein Product der Reibung ist, ja auch gefurcht (cannelirt), doch nicht so scharf geritzt sind, als die eigentlichen Gletscherschliffe, welche letzteren mir nicht nur aus der Nähe der Gletscher in den Alpen, sondern auch von Spitzbergen und Nowaja-Semlja her — die besten modernen Eiszeitbilder — wohl bekannt sind. Alle wahren Rutschflächen erscheinen nämlich in dem durchforschten Gebiete im senkrechten Durchschnitte auf die Furchungen im All- gemeinen wellenförmig und haben selten hie und da schärfer eingeschnittene Ritzer. Die Gletscherschliffe hingegen sind selbst- verständlich dort, wo sie blossgelegt sind, ohne Besteg, ganz glatt polirt, zeigen in kleineren Partien eine mehr ebene Fläche, in welcher ganz knapp viele scharfe Ritzer vorhanden sind und welche mehr oder weniger tief und breit sind. Überdies sah ich auf Rutschflächen niemals mehrere Systeme von Ritzern, häufig jedoch an Gletscherschliffen: ferner sind bei letzteren ein- geschlossene Quarzwülste, etwas convex hervorstehend, immer spiegelglatt, was ich von Rutschflächen nicht sagen kann. Dies sind -Unterscheidungsmerkmale, welche, ich möchte sagen, auch in Handstüucken den echten Gletscherschliff kennzeichnen. Zu diesen gesellen sich noch jene, welche örtlicher Natur sind; hie- von seien blos folgende erwähnt. Es springt zum Beispiele eine polirte Platte senkrecht zur Richtung der Ritzer um 0,3 mt. zu einer tiefer liegenderen ebenfalls geschliffenen Platte. Diese Kante ist stets abgerundet und gewöhnlich ganz besonders glatt polirt. Ferner findet man sehr häufig die eigentlichen Gletscherschliffe selten allein, sondern solche polirte Platten in der Nähe noch mehrere; man wird dann bei allen dieselbe Streichungsrichtung der Ritzer eingehalten finden. Eine derartige Erscheinung wird sodann noch sprechender, wenn man, wie es z. B. mir gelungen ist nachzuweisen, die übereinstimmende Streichungslinie der Ritzer 131 sowohl auf der Kuppe, als auch auf verschiedenen Punkten ihrer Gehänge aufzufinden im Stande ist. Ja die Übereinstimmung ist so gross, dass sich auf Meilen weit hin ein gleiches Streichen der Ritzer, gewöhnlich übereinstimmend mit dem des Hauptihales, nachweisen lässt. Noch sei erwähnt, dass ich in Mittelkärnten das Streichen der Ritzer immer nahezu parallel dem Hügel- oder Gebirgszuge fand; würde man es mit Rutschflächen zu thun haben, so müssten deren Furchungen wohl in den meisten Fällen senk- recht zur Streichungsrichtung der Terrainwelle stehen. Alle diese genannten Erscheinungen schliessen somit auf das Bestimmteste die Entstehung der in Rede stehenden Schliffflächen durch Rut- schung aus; hingegen zeigen sie vollständige Übereinstimmung mit den recenten Gletscherschliffen, es muss ihnen somit eine gleiche Entstehungsursache wie diesen zugeschrieben werden. Ich glaubte diese Auseinandersetzungen nicht blos darum zu schulden, um in vornhinein jede Vermuthung eines Irrthums in meinen Beobachtungen auszuschliessen, sondern auch desshalb, um überhaupt die ganze Erscheinung als solche zu kennzeichnen und auf etwaige Verwechslungen aufmerksam zn machen. Zuerst fand ich die so charakterisirten Gletscherschliffe in jenem niedrigen Gebirgszuge, welcher zwischen den beiden Städten Villach und Klagenfurt und zwar am Nordufer des Wörther-Sees liegt. Er besteht der Hauptsache nach aus verschiedenen Thon- schiefern, welche im Grossen betrachtet N.N.W.-wärts verflächen und häufig Kalk- und Quarzitlager als accessorische Bestandmas - sen enthalten; der hangende Theil dieser Schiefergruppe ist auf den Karten unserer k. k. geologischen Reichsanstalt als Carbon eingezeichnet, dem ich aus vielfachen Gründen nicht beipflichten kann. Im Liegenden des genannten Schiefercomplexes, also in der Nähe Klagenfurts, tritt die schiefrige Structur gegenüber der massigen immer mehr in den Hintergrund, das Gestein ist von reichlich auftretendem Amphibole (Strahlstein) gewöhnlich grün gefärbt, hat ziemlich reichlich 1—2‘ auch bis 1” mächtige Quarz- adern ausgeschieden, die häufig zur Schichtung parallel sind, und wird etwas härter. Ich bezeichne dieses Gestein vor der Hand, so lange meine einschlägigen petrographischen Studien nicht be- endet sind, als „Kreuzbergelgestein.« Den Namen nahm ich von 9* 132 der Localität, dem Kreuzbergel. welcher Hügel das Ende des genannten Gebirgszuges zwischen Villach-Klagenfurt im Osten bildet, sich in der unmittelbaren Nähe der letzteren Stadt findet und auf welchem bei der Anlage von Spaziergängen u. s. f. die schönsten Gletscherschliffe aufgefunden wurden. Die Kuppe ist ziemlich flach gewölbt, die Schichten liegen nahezu horizontal. und das Gestein ist nicht zu hart. um sich gut poliren und ritzen zu lassen, ist aber anderseits wenig zur Zerstörung geneigt, wie dies am besten verschiedene Jahrhundert alte Standbilder in Kla- genfurt bezeugen. Es sind somit die besten Bedingungen zur Entstehung und Erhaltung von Schlifflächen vorhanden. So fand ich z. B. in gut geschichteten Gesteinen desselben Gebirgszuges westlich vom Kreuzbergel sehr. häufig Rudimente von Gletscher- schliffen, insbesondere auf dem Scheitel mehrerer Kuppen; doch ist der Schiefer insbesondere der mechanischen Zerstörung durch die Atmosphärilien so ausgesetzt, dass es eines geübten Auges bedurfte, um sie als Gletscherschliffe zu erkennen. Derartiger Fundstellen wird desshalb auch in dem weiteren Verlaufe dieser Abhandlung nicht mehr gedacht werden. Auf dem Scheitel des Kreuzbergels findet man eine kıeine durch alte Steinbrucharbeit bedingte Lache. in deren unmittel- baren Nähe sowohl westlich als auch nordöstlich ausgezeichnete Gletscherschliffe. Die westliche Platte ist eine Schichtfläche mit 11° Einfallen nach Stunde 14, und ist auf 3 Klafter Länge und 2 bis 21), Klafter Breite blossgelegt; überall ist sie polirt und vorwiegend nach hora 5 geritzt. An einzelnen Stellen, insbe- sondere wenn durch die Platte eine wellenförmige Vertiefung geht, schneiden sich die Ritzlinien unter einen Winkel von 195°, die Linien pflegen sich über den Scheitel des Winkels hinaus nicht fortzusetzen. Die eingelagerten Quarzwülste sind vorzüglich geglättet, ebenso die Kante, die abgerundet und geriizt ist am Absturze zur Lache. Die zweite Platte, welche von der soeben beschriebenen 30 Schritte nordöstlich liegt und wo die Schichten mit 20° nach Stunde 17—18 verflächen, ist auf nahezu 5° Länge und 3!/,° vom Waldboden unbedeckt, vielfach ausgezeichnet po- lirt und nach hora 3 geritzt. wohin auch die Oberfläche der Platte mit 6° verflacht. Eine kleine Partie von wenigen Quadratfussen fand ich west- 133 wärts von dem soeben geschilderten Punkte, bei 200 Schritte entfernt, am Wege von hier zur Militärschiessstätte aufgeschlos- sen. Sie ist ebenfalls polirt, doch lassen sich die Ritzer nicht gut mehr erkennen. Diese Stelle war bis vor Kurzem mit Hu- mus bedeckt. unter welchem insbesondere die chemische Zer- störung rascher vor sich geht. Die Gletscherschliffe am Kreuzbergel fielen schon vor langer Zeit unserem verdienstvollen Kärntner Geologen-Veteranen Fr. v. Rostuorn auf; als ich diesem meine ersten Funde bezüglich der Eiszeit in Kärnten mittheilte, zeigte er mir persönlich die beschriebene Localität, was ich hier dankbarst erwähne. Von der Mitte Klagenfurts 11000 — nach der Luftlinie ge- messen — westwärts liegt das kleine Dorf St. Martin; zwischen diesem und dem sehr nahe gelegenen Bahndamme erhebt sich ein oben abgerundeter Hügel um wenige Klafter aus der um- liegenden Diluvialebene, welcher ebenfalls aus Kreuzbergelschie- fer besteht, dessen Schichten durchwegs flach, durchschnittlich mit 15°, nach Stunde 16—17 einschiessen und sich nur local am Südfusse dieser Kuppe bis zu 30° aufstellen. Überall, wo nicht eine Dammerdedecke die Höhe des Hügels der Beobachtung entzieht, findet man alle Gesteinsflächen, insbesondere auch die Quarzschnüre, ausgezeichnet polirt und erstere durchwegs nach Stunde 5—6 geritzt. Ganz vorzüglich ist dies auf einer Platte im nordwestlichen Theile des Hügels zu sehen, welche in glei- cher Richtung doch etwas flacher (90) als die Gesteinsschichten verflächt. — Auch hinter der diesem Hügel nahegelegenen und zwar nördlichen Kirchhofmauer dieses Dorfes finden sich ziemlich gut erhaltene, polirte Flächen, worin die Ritzer nach Stunde 5 gerichtet sind. Zur Orientirung sei bemerkt. dass sich hievon unmittelbar nach Nord der Gebirgszug erhebt, dessen Ostende das Kreuzbergel bildet. Verfolgt man den soeben erwähnten Gebirgszug weiter west- wärts, so trifft man in einer Entfernung von 15 Meilen das Dorf Pörtschach an seinem Südfusse und zugleich am Nordufer des reizenden Wörthersee’s. Hinter dem sogenannten Schlosse da- selbst zieht sich ein Weg in das Gebirge; an diesem und 20° nordwärts von dem genannten Gebäude findet sich der grünliche 134 Schiefer, dessen Schichten bei seigerer Stellung nach Stunde 19 bis 7 streichen, ebenfalls polirt und nach hora 4 geritzt. Geht man an dem Südfusse des Gebirgszuges, welcher das Nordufer des Wörther-See’s ist, noch weiter westwärts, so ge- langt man am Westrande des letzteren zu dem Dorfe Velden; von hier aus liegt das Dorf Köstenberg circa eine Wegstunde nach N.N.W. In dieser Gemeinde und zwar 800° (Luftlinie) von dem letzterwähnten Dorfe findet man wenige hundert Schritte nordwärts vom Berge pri Platti eine sehr schöne und grosse Schlifffläehe an dem grünen Schiefer, dessen Schichten mit 45 nach h. 11 verflächen. Das Streichen der Ritzer ist Stunde 4. Die bisher erwähnten vier Fundstellen: Kreuzbergel, St. Martin, Pörtschach und Velden gehören wie schon mehrfach er- wähnt, ein und demselben Gebirgszuge an, welcher sich zwischen dem Wörther- und Ossiacher-See west-ostwärts dahinzieht und dessen höchster Punkt 2562 Fuss über dem erstgenannten See sich erhebt. Wie ich dieser Tage von Herrn stud. R. Canavar vernahm, ist es ihm im verflossenen Sommer während meiner längeren Abwesenheit geglückt, in diesem Zuge noch mehrere schöne Gletscherschliffe aufzufinden. Leider fehlen genauere An- gaben und die Schneedecke verhindert es, sie dermalen einzu- bringen. Es möge jedoch beweisen, wie reichlich verbreitet in dieser Gegend die Gletscherschliffe sind. Südlich vom Wörther See liegt der Keutschacher See, dessen Ausfluss in den erstgenannten stattfindet. An der Aus- flussstelle circa 20° westlich — gegenüber einem Gehöfte — ist ebenfalls der Kreuzbergelschiefer auf mehrere Quadraiklafter hin polirt und west-ostwärts geritzt. Vom Kreuzbergel nach O.N.O. dehnt sich eine Diluvialebene aus, welche sich von der grossen Klagenfurt-Bleiburger abzweigt und sich gegen St. Veit hinzieht. In der früheren Richtung fort- gegangen, steigt aus der genannten Ebene bei Maria-Saal und Zollfeld ein schön bewaldeter Gebirgszug sanft gewellt bis zu dem Magdalens- oder Helenenberg (bekannt durch die Römer- reste) mit 3,331 Fuss an. Schon vor vier Jahren fielen mir bei meiner ersten Excursion daselbst die bis zur Spitze reichenden Geröllmassen auf, von welchen später gesprochen werden soll. Im verflossenen Frühjahre fand ich auf dem Südabhange in der 135 Nähe einer Martersäule bei den Bauern Kraus und Wasnıtsch eine viele Quadratklafter grosse Fläche von grünen, ziemlich festen Tuffen, deren Schichten vielfach gestört sind. Die Ober- fläche ist ganz glatt polirt und an einzelnen Stellen nach Stunde b—7 geritzt; diese Richtung ist etwas südlicher als das Streichen des Terrains, es ist somit auch hier die Erklärung durch Ab- rutschung ausgeschlossen, und gleichzeitig auch die geringe Ab- weichung der allgemein herrschenden Stunde der Ritzer erklärlich. Fassen wir nun all’ die Beobachtungen von den verschieden- sten Punkten Mittelkärntens zusammen, so ergibt sich hieraus, dass das herrschende Streichen an ebenen Platten Stunde I—b ist, und dass es local nach dem Terrainverflächen um ih abweicht. Es muss sich also die riesige Gletschermasse, welche ganz Mit- telkärnten bis zu seinen höchsten Punkten bedeckte, west- oder ostwärts bewegt haben. In Anbetracht dessen, dass die höchsten Gebirgszüge in Kärnten auf der Westhälfte liegen und sich die Alpen nach Ost stetig mehr erniedrigen, muss es als zweifellos hingestellt werden, dass sich der Riesengletscher von 17—18h nach 5—6h, also ostwärts vorwärts schob. Er kam somit nach Mittelkärnten von Villach, wo sich bekanntlich die beiden Haupt- thäler Oberkärntens, das der Drau und der Gail, vereinigen. II. Erratische Blöcke. In der Bestimmung der Echtheit derselben kann bei weitem nicht so leicht ein Irrthum unterlaufen als bei den übrigen Merk- malen der Eiszeit; sie waren ja desshalb die Anreger zur Auf- stellung der Eiszeit. Wenn man auf einem Punkte ein Gestein als grossen eckigen Block findet, welches weder hier ansteht noch als Rudiment einer möglicher Weise hier zerstörten Ge- steinspartie, noch als hieher herabgestürzt betrachtet werden kann, so bleibt uns nach den dermaligen geologischen Kenntnissen keine andere Erklärung, als die des Gletschertransportes. In Mittelkärnten fand ich an zwei Punkten grosse eckige Gneissblöcke, welche alle zuerst genannten Möglichkeiten aus- schliessen, und somit als erratisch zu bezeichnen sind. Diese befinden sich: Auf dem Ullrichsberge, Dieser ist 4500° (nach der Luftlinie gemessen) nördlich von Klagenfurt (1,397%) und 3,209‘ 136 über dem Meere. Die Schichten fallen hier mit durchschnittlich 50° nach Nord und sind am Südfusse Thonschiefer, an der Spitze Triaskalke, deren geologischer Horizont sich nicht genauer be- stimmen lässt. Zwischen beiden schaltet sich an der Ostseite des Berges ein rother Sandstein ein, welcher in seinen Hangend- schichten einen grünen Schiefer mit Myacites fassaensis und Avi- cula venetiana führt und somit zu den Werfner Schichten (Bunt- sandstein) gehört. Auf dem sich nach südwestwärts herabziehen- den Sattel, wo plötzlich die westliche Fortsetzung des rothen Sandsteines abgeschnitten ist, liegen mehrere Gneissblöcke, welche alle scharfe Kanten und annähernd cubische Gestalt haben; der grösste hievon umfasst nahezu 5 Cubikklafter. Alle diese Blöcke bestehen aus ein und demselben Gneisse, aus einem Gemenge von Quarz, Feldspath und kleineren weissen Glimmerblätichen bestehend, in welchem sich eine parallele Anordnung nicht ver- kennen lässt. Überdies ist der Muscovit noch ziemlich häufig in anhaltenden Flasern ausgeschieden, mit welchem dann 1" grosse Granatkrystalle vorkommen. Es sei nun bemerkt, dass Gneiss in der ganzen auch weiteren Umgebung des Berges nirgends an- steht. Ferner schliessen die scharfen Kanten der Gmeissblöcke, deren Grösse und Lage ein Herschwemmen durch Hochfluthen total aus; nach den geologischen Verhältnissen ist es undenkbar, dass Gneiss hier einstens anstehend gewesen wäre, und ein Her- abstürzen von der Höhe, die aus Triaskalk besteht, ist ebenfalls in vorhinein ausgeschlossen. Somit lässt sich für diese Blöcke nur eine Erklärung und zwar mit Zuhilfenahme der Eiszeit geben. Am Magdalensberg. Am Wege von Ottmanach nach St. Donaten zweigt sich am Sattel ein anderer Weg nach ost- wärts, also gegen die Spitze des Magdalensberges hin, mit ge- ringem Ansteigen ab. An diesem Wege, circa 200 Schritte von dem erwähnten Trennungspunkte entfernt, findet man einige mehrere Cubikfuss umfassende Gneissblöcke mit scharfen Kanten. Der Gneiss ist ziemlich ähnlich jenem vom Ullrichsberge beschrie- benen, nur fand ich keine Granaten in ihm. Die ganze Gebirgs- gruppe des Magdalensberges besteht nur aus Thonschiefer und verschiedenen Triasgesteinen — rother Sandstein, grüne Tuffe und dolomitische Kalke —, doch nirgends aus Gneiss, welcher letztere erst weiter nordostwärts auf der durch ein breites Thal 137 getrennten Saualpe ansteht. Es müssen also auch die in Rede stehenden Blöcke auf ihren jetzigen Punkt hergetragen worden sein; da dieselben Gründe, wie die bei der früheren Fundstelle erwähnten, gegen eine Hochfluthursache sprechen, so bleibt uns keine andere Erklärungsweise übrig, als wie die Findlinge als erratische Blöcke zu bezeichnen. Eigenthümlich ist der Umstand, dass an den beiden erwähn- ten Fundpunkten die erratischen Blöcke immer nahezu ganz oben am Sattel vorkommen. Es wäre sicherlich wünschenswerth, dies bei späteren Studien zu beachten. Verbindet man die beiden Fundpunkte, am Magdalens- und Ullrichsberge, mit einer Geraden, so ist diese nach Stunde 5, also übereinstimmend mit der Rich- tung der Gleischerritzer, und zeigt ebenfalls nach Villach. Da es keinem Zweifel mehr unterliegen kann, dass von der letzi- genannten Gegend sich die Gletscher herabschoben, so stammt der in erratischen Blöcken gefundene Gneiss von Oberkärnten, wo er an dem Aufbaue der Gebirgsstöcke am linken Drauufer wesentlich betheiligt ist, und in der Nähe von Gmünd in der äusseren Gneisshülle vorkommt. Es ergeben sich somit aus dem Studium der erratischen Blöcke in Mittelkärnten dieselben Schluss- folgerungen, wie aus dem der Gletscherschliffe. III. Moränen. Wir pflegen dieselben in A) Grund-, B) End- und C) Sei- ten- und Mittel-Moränen einzutheilen. Letztere konnte ich bisher an keinem Punkte Kärntens nachweisen. Die Endmoränen fand ich am Raibler- und Weissenfelser-See und Stur erwähnt sie in seiner Eingangs citirten Abhandlung vom Möll- und Malnitzthale in Oberkärnten; doch sind alle in bedeutenderer Höhe gelegen (Raibler-See 3,090° Seehöhe) und bezeichnen entweder einen Stillstand im Rückzuge der einstens tiefer reichenden Gletscher, oder sind die Reste einer zweiten jüngeren Eiszeit; ich entscheide mich aus mehrfachen Gründen für letztere Annahme. Da die erwähnten Fundpunkte von Endmoränen nicht in Mittelkärnten, unserem Studiengebiete, liegen, so mögen sie weiters nicht be- achtet werden. Endmoränen von der ersten Eiszeit, welche ganz Mittelkärnten mit Gletschern erfüllte, dürften in Kärnten kaum gefunden werden können. Abgesehen davon, dass die bekannten 138 Endmoränen jener Zeit am Südfusse der Alpen, z: B. beim Garda- See tiefer liegen als der tiefste Punkt in Kärnten, so müssen wir den gesagten Ausspruch schon aus den heimischen Funden allein folgern; denn die Gletscherspuren lassen sich bis in die Klagenfurt-Bleiburger Ebene nachweisen, welche nahezu das Tiefste des Landes bildet. Da sich von hier bergauf bis in bedeutende Höhe die Eiszeitreste verfolgen lassen, so musste hier die Glet- schermasse eine bedeutende Mächtigkeit besessen haben und schob sich von Bleiburg ostwärts nach Untersteiermark u. s. f. vor. Wenn wir jedoch in jenen Gegenden, wo wir die End- moränen vermuthen, dieselben nicht finden, so erklärt sich dies naturgemäss daraus, dass das beim Rückzuge der Gletscher sich im grossartigen Massstabe ablagernde Fluthdiluvium dieselben be- decken musste, wie wir dies auch wirklich in Untersteiermark mächtig entwickelt finden. Betreffs der im Hochgebirge vorkommenden sogenannten alten Endmoränen möchte ich bei dieser Deutung zur Vorsicht mahnen, indem Hochwässer sehr oft eine überraschend ähnliche Erschei- nung hervorbringen. Ein solcher Schuttwall entstand z. B. bei einem Hochwasser im Jahre 1851 bei Villach (im Südosten von Kärnten), von welchem Suess * bemerkt: „einer Moräne nicht unähnlich.“ Es verbleiben uns somit nur die Grundmoränen zur weiteren Untersuchung, welche sich in Mittelkärnten ziemlich reichlich vorfinden. Es ist schon lange aufgefallen, dass man an den Berggelän- den unseres Centralalpenzuges in Höhen bei 4000 Fuss Gerölle findet, deren Gesteine in der unmittelbaren Umgebung nicht, wohl jedoch in den südlichen Kalkalpen anstehen. Zur Erklärung ihres Hieherkommens nahmen manche Geologen einen gewaltigen Wo- genschlag in Folge von Erdbewegungen an, welcher die Gesteine des Südens auf die nördlichen Berggelände völlig hinaufpeitschte. Abgesehen von aller Kühnheit dieser Hypothese finden wir diese höheren Geröllablagerungen von Erscheinungen begleitet, welche durch die genannte Erklärungsweise vollends unaufgeklärt bleiben und uns ebenfalls zur Annahme alter Gletscher zwingen. Unter- sucht man nämlich diesen „Hochschotter“ genauer, so findet man * Suess: Über die Äquivalente des Rothliegenden. Sitzb. d. k. k. Aka- demie der Wissenschaften, LVII. Bd., I. Abthlg., Seite 261. 139 in einer lettigen Grundmasse ohne jede Spur einer Schichtung, also ganz unregelmässig, Gerölle von verschiedener Grösse und aus verschiedenen Gesteinen bestehend, eingebettet. Die Wei- cheren hievon, wie z. B. jene aus Kalk und jene aus einem grü- nen serpentinähnlichen Gesteine, sind feiner oder gröber und zwar meist nach einer, seltener nach zwei oder mehreren Richtungen geritzt. Ferner findet man immer auch zerbrochene Gerölle, wo die Bruchfläche ihre scharfen Kanten behielt. Wir haben es so- mit hier mit Grundmoränen zu ihun, welche allerorts, z. B. von der Schweiz wie von Württemberg mit denselben Eigenthümlich- keiten beschrieben werden und für welche ich den Namen „Er- raticum“ gebrauche. Ebenso wie in den genannten Gegenden sind auch hier diese Geröllablagerungen als sehr fruchtbarer Bo- den bekannt, auf welchen sich desshalb unsere Bauernwirthschaf- ten in einer sonst ungewohnten Höhe ansiedeln. Das Fluthdiluvium hingegen, wie wir es in der Klagenfurt- Bleiburger Ebene in verticaler wie horizontaler Richtung colossal entwickelt finden, ist durchwegs geschichtet, hat fast immer ein sandiges Bindemittel und sandige concordante Einlagerungen, und obzwar die Gerölle meist aus denselben Gesteinen wie das Er- raticum bestehen, so sind sie niemals geritzt. Der Boden gilt bei den Ökonomen als mager und weniger fruchtbar. Scharf zeigt sich der Unterschied zwischen Fluthdiluvium und Erraticum an der Grenze beider, wie z. B. mehrfach zwischen Klagenfurt und St. Veit. So versicherte mich der daselbst ansässige Guts- besitzer und Landtagsabgeordnete Herr G. Hock, dass auf seinen Grundstücken in der Ebene (Fluthdiluvium) kein Obstbaum ge- deike, während wenige hundert Schritte davon auf den sanften Gehängen, wo das Erraticum auftritt, derselbe prächtig gedeiht; Ähnliches ergibt sich auch für manche anderen Culturgattungen. Nachdem im Vorstehenden in grossen Zügen das Auftreten der Grundmoränen, welche an vielen Stellen Mittelkärntens die sanfteren Gehänge bedecken, skizzirt wurde, so sei von den vielen zweier Punkte eingehender gedacht, da hier das Erraticum sehr gut aufgeschlossen und massenhaft entwickelt ist. Pörtschach beim Ullrichsberge. Von diesem Orte zieht sich in der Richtung nach St. Veit, d. i. nach N.N.O., ein sanfter Rücken gegen Tauzenberg hin. Überall ist derselbe von frucht- 140 baren Feldern bedeckt, und hie und da erhebt sich daraus ein 2—3 Klafter hoher sanfter und ebenfalls bebauter Kegel, in wel- chem, wie auf allen diesen Äckern, geritzte Gerölle häufig vor- kommen. An einer Stelle ist auf der Höhe dieses Rückens, wo das Gerölle sehr überwiegt, eine Gewinnung desselben zu Schot- terungsmaterial eingeleitet und hiedurch ein guter Aufschluss geliefert. Das Vorkommen lässt sich wie folgt beschreiben. In einer graulichen, lehmigen, seltener wenig sandigen Masse liegen grosse und kleine Gesteinsstücke unregelmässig, wie hin- eingeknetet, zerstreut. Das Volumen der Grundmasse dürfte ein Viertel derjenigen der eingebetteten Gesteinsstücke sein. Unter Letzteren fallen zuerst grössere, bis 4 Cubikfuss grosse Blöcke auf, welche aus einem festen grünen Thonschiefer (sehr ähnlich dem früher erwähnten Kreuzbergelschiefer) oder aus schwarzem, völlig dichtem Kalksteine oder auch aus Gneiss bestehen, und deren Kanten an vielen Stellen abgerundet oder polirt sind. Die Gerölle von der Grösse eines Brodlaibes abwärts bis zu der einer Nuss bestehen vorwiegend aus lichtgefärbtem Dolomit, aus röth- lichem und grauem bis schwarzem Kalk (Trias®). Hiebei sind es die rothen und dunklen Varietäten, welche die Ritzer, meist parallel, vortrefflich erkennen lassen. Diese Gerölle sind ent- weder vollends rund oder sie haben die Plattenform, jedoch mit abgerundeten Kanten, beibehalten. Eine solche graue Kalkplatte zeigt an der einen Seite drei Systeme paralleler, oft tieferer Ritzer; eine andere von mehr eckiger Form hatte eine gerade Kante schräg abpolirt und zeigte daselbst viele parallele Ritzer senkrecht auf die Kante. Seltener als die Kalke sind unter den Geröllen die Raibler Porphyre, welche fast immer ganz abgerundet und polirt, doch wegen ihrer grossen Härte fast niemals geritzt sind. Unter die- sen Porphyren ist die graue Varietät selten, gewöhnlich nur die rothe anzutreffen. Ferner kommt auch noch hie und da ein nicht sehr hartes, dunkelgrünes Gestein, dem Serpentine ähnlich, vor; dieses ist vollends zu länglichen Geröllen abgerundet, gut polirt und fast in jedem Stücke geritzt. Manchmal sind diese Furchen nur bei directer Sonnenbeleuchtung oder unter der Lupe und zwar als ein System sehr zarier paralleler Linien erkennbar. Ich lege auf den Umstand, dass dieser Aufschluss auf der 141 Höhe eines langen Rückens liegt. aus der Ursache ein besonderes Gewicht, weil hiedurch eine mögliche Täuschung in der Deutung der geritzten Gerölle ausgeschlossen wird. ich konnte nämlich in einem Gebirgsrücken südöstlich von Klagenfurt, Sattnitz ge- nannt, beobachten, dass die in dem daselbst anstehenden Con- glomerate vorkommenden Kalkgerölle nach ihrem Loslösen beim langsamen Herabrutschen in der sandigen Schutthalde manches- mal sehr ähnlich dem Erraticumgerölle geritzt werden. Ich glaube auf diese Beobachtung aufmerksam machen zu müssen, damit man sich nicht etwa wegen des Fundes eines oder einiger geritzten Gerölle verleiten lässt, hierin sofort ein untrügliches Wahrzeichen der Eiszeit zu erkennen. Südgehänge des Magdalensberges. Es ist zum gros- sen Theile mit Erraticum bedeckt; es reicht vom Fusse desselben unmittelbar hinter Ottmanach bis völlig unter die Spitze des Ber- ges, aus welchem Umstande auch erklärlich ist, dass hier die Gehöfte bis zu solcher bedeutender Höhe reichen. An einzelnen Stellen ist es mächtiger entwickelt, an anderen bedeckt es nothdürftiig das darunter liegende Gebirge, welches, wie aus den wenigen Entblössungen zu schliessen ist, grossen- theils aus grünen Triastuffen besteht. Die Zusammensetzung dieses Erraticums ist übereinstimmend mit jenem von Pörtschach beim Ullrichsberge. Auch hier sind es vorwiegend verschieden gefärbte Kalke und Dolomite, das erwähnte Serpentin-ähnliche Gestein. Gneisse und die Raibler Porphyre, welche das Material für die Gerölle lieferten. Eigenthümlich ist es, dass man an beiden Fundorten diese Übereinstimmung findet. Aus dem Umstande, dass wir unter den Geröllen Porphyre finden, welche nur in der Umgebung von Raibl (südliche Kalkalpen) vorkommen. kann es keinem Zweifel unter- liegen, dass sie durch das Schlitza- und Gailthal mittelst Glet- scher nach Mittelkärnten geschafft wurden. Andere Gesteine, und da sind es ganz besonders manche Gneisse und die Serpentin- ähnlichen, deuten ebenso zweifellos auf Oberkärnten, von wo sie durch das Drauthal kamen und sich bei dem jetzigen Villach mit der zweiten grossen Gletschermasse vereinten. Mächtig aufgeschlossen ist ferner das Erraticum: An der Strasse von Villach nach Tarvis und zwar südlich der Gailbrüche, 142 am Faaker-See, am höchsten Punkte der Strasse von St. Veit nach Treibach und nach einer Mittheilung meines Freundes Custos Herrn L. Canavar bei Miklauz. Ich zweifle keinen Augenblick, dass sich das Verbreitungsgebiet des Erraticums über ganz Mit- telkärnten nachweisen lassen wird. Fluthdiluvium. Als sich die Gletscher bei eintretender Temperaturerhöhung rückwärts zogen, so mussten ihnen gewaltige Wassermengen entströmen. Diese wuschen auch grossentheils die Grundmoränen weg, trugen die Gerölle in die Thalspalten hinab, welche sie zum Theile ausfüllten, und wobei sie sich durch das unregelmässige Wetzen zwar weiter abrunden konnten, jedoch hiebei ihre frühe- ren Gletscherritzer einbüssten. Die grossen sich durch das Weg- schmelzen der Gletscher bildenden Wassermengen waren somit auch im Stande, in unseren Thälern so ausgedehnte Diluvial- ebenen zu schaffen, wie es z. B. die Klagenfurt-Bleiburger ist, wovon sich ein Theil gegen St. Veit abzweigt. Die Gerölle die- ser Ebene sind, ihres petrographischen Charakters nach, die- selben wie die im Erraticum vorkommenden, nur sind sie, wie schon einmal erwähnt, ohne parallelen Ritzer und in Sand, oft schichtenweise, gebettet. Alter des Fluthdiluviums und der beschriebenen Eiszeit. Dass wirklich die Klagenfurter Diluvialebene jünger als das Erraticum ist, beweist die directe Beobachtung in der Nähe der Bahn zwischen den Stationen Zollfeld und St. Veit, weselbst das Erraticum das Fluthdiluvium der Ebene unterieufend zu sehen war. Wir haben somit in dem Letztgenannten einen Anhaltspunkt zur Bestimmung des Alters der Eiszeit, indem in ihm mehrfach Reste von Säugethieren aufgefunden wurden. So wurden in jüngerer Zeit gelegentlich einer Drainage Kiefer- und Ober- schenkelknochenreste von Bos taurus darin gefunden. Unser * * Naturhistorische Bemerkungen über den Lindwurm der Stadt Kla- genfurt. Von Fr. Unger, Professor am Joaneum; in Steiermärkische Zeit- schrift, Gratz 1840, Seite 75. 143 vermuthet, dass der in Klagenfurt schon drei Jahrhundert be- wahrte Schädel von Rhinoceros tichorhinus vom Zollfelde stamme. Ferner wurde bei St. Veit in einer alten Fluthmarke im Gerölle der Schädel mit den Zapfenansätzen eines Steinbockes gefunden, welcher nach einer brieflichen Mittheilung des berühmten H. v. MEvEr dem Ibex cebennarum angehört. Es war somit die in dieser Studie besprochene Eiszeit die- sem Zeitabschnitte vorangegangen. Und hält man diese Knochen- Funde mit der grossartigen Ausdehnung und mächtigen verticalen Entwicklung der alten Gletscher zusammen, so müssen wir zu dem Schlusse gelangen, dass wir es im vorliegenden Falle mit der ersten, älteren Eiszeit zu thun haben. Ä Jüngere Eiszeit. Sobald man die grossen Schuttwälle vor dem Raibler See, und im Möll- und Malnitzer-Thale als Endmoränen erklärt, wofür grosse Wahrscheinlichkeit ist, so hätlen wir hierin die Wahr- zeichen der zweiten, jüngeren Eiszeit zu erblicken, deren Ver- breitungsbezirk ein unverhältnissmässig kleinerer als jener der ersten Eiszeit war. Und da alle diese Moränen höher liegen als Mittelkärnten, so müsste dieses zur zweiten Eiszeit vollends Glet- scherfrei gewesen sein. Stellen wir die erhaltene Altersfolge mit jener der Schweiz * und anderer Gegenden in Parallele, so ergibt sich folgendes Schema: | * Nach: Die Urwelt der Schweiz von OswaLp HEErR, Seite 533. — Hiebei wurde die postglaciale Geröllbildung der Schweiz und ihren Äqui- valenten: Tuff von Kannstatt etc. etc. und die jüngeren Bildungen nicht weiter berücksichtigt, indem man bei jüngeren Ablagerungen in Kärnten nur den Unterschied hervorheben könnte, ob in ihnen Steinwerkzeuge oder Bronzegegenstände gefunden wurden; nun hiezu liegt wohl noch zu wenig Material vor; vielleicht liefern die Torflager noch manche Ausbeute. 144 Diluviale Periode. Schweiz. Anderwärts. | Zweite glaciale Bildung. — Erratische | Lössbildung des Rheingebietes mit Mammuth. — Kärnten. Zweite Eiszeit. 3 ; \ : Blöcke. — Moränen. — Schuttwall Zweite continentale Periode Englands. — Glet- Moränen beim Raiblersee, im von Aubonne und Morges mit Mam- scher auf den Bergen Schottlands. — Skandina- Möll- und Malnitzerthale. | muth. — Alpine Flora im Tiefland. vien gehoben. — Erratische Blockverbreitung. Fluthdiluvium der Klagen- | Interglaciale Geröllbildung. — Geschich- | Britische Inseln grossentheils unter Meer. — Ver- furt-Bleiburger Ebene mit tetes Diluvium in Utznach und Dürn- breitung nordischer Blöcke. — Skandinavien theil- Bos taurus, Rhinoceros ti- ten; Strätlingen am Thunersee. — weise unter Meer. — Bildung des Osars. — Nord- chorhinus, Ibex Oebennarum. Erstes Auftreten des Klephas primi- Amerika ebenfalls theilweise untergetaucht. — gemius? Laurentian-Formation Desors. Schieferkohlenbildung. | \ Schieferkohlen von Utznach, Dürnten, Wetzikon, Mörschweil, Annecy. EBle- phas antiqwus und Rhinoceros Merktr. Die Ebenenflora vorherrschend. Waldbett von Norfolk. Kalktuffe von Aysalades bei Marseille. Erste britische continentale Periode. Schottland von Erste Eiszeit. Erste glaciale Bildung. Grundmoränen (Erraticum), Gekritzte Steine und Findlinge unter Gletschern bedeckt. erratische Blöcke und @e- den Kohlen von Wetzikon. Zeit der Glättung der skandinavischen Felsen. steinsschliffe in Mittelkärn- | Unteres Lager von Thonen. Skandinavien Festland und mit Gletschern bedeckt. ten. Arctisch-alpine Flora im Tiefland. Amerika. Glättung der Felsen. Oberes Neogen. Conglomerat von Reutschach, | Pliocen. Norwich-Crag Englands. der Sattnitz. 145 Klima zur Eiszeit. In der Gegenwart finden wir die Kärntner Gletscher auf die Gruppe der hohen Tauren, z. B. Grossglockner, Elend u. s. f. be- schränkt; sie sind im Abwärtsschreiten begriffen, wie dies am besten dadurch bewiesen wird, dass alte Stollenmundlöcher der- malen von ihnen bedeckt sind. — Ich finde in einem Verzeich- nisse kärntnerischer Höhenmessungen aus der Glocknergruppe folgende Angabe: Abschwung des Pasterzen-Gletschers 6,080‘. — In der vortrefflichen Abhandlung unseres unermüdlichen Metereo- logen Herrn J. Prerrtner *: „Beiträge zur Klimatologie der Al- pen“ Klagenfurt mit 1380° und 5,76 R. Durchschnittstemperatur angegeben, und Heiligenblut, welches bekanntlich in der Nähe des Grossglockners und der Pasterze liegt, mit 4092’ und 4,08° R. Aus diesen Angaben rechnet sich eine Temperaturabnahme von 0,62% R. bei 1000° Ansteigen zum Glockner. Nach diesem Resultate würde sich somit die Durchschnittstemperatur der Pa- sterze, in der Nähe des unteren Gletscherendes, mit C++ 2,84°R.) ergeben. Es würde somit eine Temperaturerniedrigung von 9,76 bis 2,34 —= 2,96’ R. nöthig sein, um die Gletscher wie zur ersten Eiszeit am Kreuzbergel bei Klagenfurt zu haben. Bei dieser Rechnung käme wohl noch ein Umstand zu berücksichtigen, dass ein grösseres Gletschergebiet seine untere Grenze immer in der Zone einer höheren Durchschnittstemperatur haben muss wie ein kleineres; es wäre somit die obige Ziffer der zu einer Eiszeit nöthigen Temperaturerniedrigung mit 2,96% R. eher zu hoch als zu niedrig gegriifen. Ohne sich einer der vielen Eiszeithypo- thesen anzuschliessen, glaube ich, dass der gefundene Zahlen- werth es für unnöthig erscheinen lassen dürfte, die Erde kalte Weltenräume durchfliegen zu lassen, um die Eiszeit zu erklären. Doch Eines scheint mir bei der Erklärung immer noch zu wenig berücksichtigt, dass nämlich grössere Niederschlagsmengen auf einem Gletschergebiete selbst bei sonst gleichen Verhältnissen * Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten. Her- ausgegeben von L. Canavar. II. Jahrgang, 1853. — Die angegebenen Durchschnittstemperaturen beziehen sich auf eine Jahresbeobachtung 1848 bis 1849. Nach längeren Beobachtungsreihen ergibt sich zwar für Klagen- furt als grosser Durchschnitt 60° R., doch fehlen mir hierüber die ent- sprechenden Mittheilungen von Heiligenblut. Jahrbuch 1873. 10 146 eine beträchtliche Ausdehnung zur Folge haben müssen. Sollten wir denn nicht mit terrestrischen Ursachen bei der Erklärung der Eiszeit auskommen ® Auf einem anderen Wege findet O. Heer, dass die Schweiz nur einer Temperatürerniedrigung von 3,2 R. bedürftie, um die Gletscher bis nach Genf ausgedehnt zu haben, welches dann noch immer ein Jahresmittel von 4,12°R. hätte. Wir sehen also auch hier, dass keine bedeutende Temperaturabnahme vorauszusetzen nöthig ist, um die Eiszeit zu erklären. Diese Ziffern lehren uns aber auch noch Folgendes. Es muss uns befremden, dass wir in den auf die erste grosse Eiszeit folgenden Schichten, bei uns also im Klagenfurter Fluth- diluvium, Reste von Säugern finden, deren Existenz füglich schon zur Eiszeit vorausgesetzt werden muss. Manche Geologen nah- men zu der Erklärung dieser Erscheinung Wanderungen dieser Thiere an, so dass sie ihre Nahrung vorwiegend im Süden such- ten. Wenn auch derartige Wanderungen stets stattgefunden haben müssen, so haben doch auch die Alpen innerhalb ihres Gebietes noch genugsam Nahrung geboten. Die Temperatur * war nicht so niedrig, als dass nicht eine ziemlich reiche Vegetation hätte fortkommen sollen, sobald eine Gegend vor dem unmittelbaren Erfülltwerden durch einen nachbarlichen Gletscher gesichert ist und die sie begrenzenden Höhen sich nicht so hoch erheben, dass sich darauf eigene Gletscher erzeugen können. Dies ist nicht etwa eine complieirte Annahme, sondern eine Thatsache, wie ich sie in Spitzbergen und Nowaja-Semlja oftmals beobachtete, und wie sie auch von Grönland gemeldet wird. Ich verweise auf das Thierleben dieser Länder. Wörther-See zur Eiszeit. Zum Schlusse sei noch einer Erscheinung gedacht, welche füglich mit der Eiszeit in Verbindung gebracht werden muss. Es bildet nämlich die unmittelbare westliche Fortsetzung der Klagen- furter Diluvialebene der Wörther-See. Unwillkührlich legt man * In der Isotherme —3° ist der Nordosten Europa’s von zusammen- hängendem Urwalde bedeckt, in welchem die Lärche auffallend hoch ge- deiht, die Fichte den Grundton bildet und Birke und Kiefer häufig in Gruppen eingestreut ist. 147 sich die Frage vor, wie es denn kam, dass dieses Becken, wel- ches bis 44,5 Klafter unter den jetzigen Spiegel reicht, nicht ebenfalls bei der Bildung der Klagenfurter Ebene von dem Fluth- diluvium erfüllt wurde? Mir war es nicht möglich, eine bessere Erklärung zu finden, als sie Desor * über ähnliche Schweizer Seen gibt, obzwar sie mich nicht vollends befriedigt. Er weist nämlich zuerst nach, dass derartige Schweizer Seen, wie z B. der Genfer-, Neuenburger-, Boden-, Wallensee nicht nach der Eiszeit entstanden sein können und sagt dann auf Seite 196: „Ist aber dieses einmal festgestellt, so müssen die Seen während des erratischen Transportes vorübergehend mit irgend einer Masse angefüllt gewesen sein, die sie vor dem Andrange der Geschiebe geschützt und später verschwunden ist. In der Natur kennen wir aber nur einen Körper, dem eine solche Rolle zukommen könnte, nämlich das Eis. Wie wir oben gesehen haben, ist es wahrscheinlich, dass zu jener Zeit die Seen von Gletschern in Beschlag genommen waren, welche den Geröllmassen das Weiterschreiten gestatteten, ohne die Seen auszufüllen. Nachdem das Eis darauf wieder schmolz, überfluthete das Wasser von Neuem die Becken, die Seen gewannen ihre frühere Gestalt, nur dass sie jetzt mit einem Gürtel von erratischen Blöcken und Gerölle versehen auftreten. Und in der That, es bedarf keiner sehr gros- sen Einbildungskraft, sobald man eine grössere Ausbreitung der Gletscher zulässt, um die Aargletscher bis zum Brienzer-See zu führen, die des St. Gotthards und des Galenstockes bis zum Vier- waldstätter-See, oder die Griesgletscher bis zum Langensee, ja sogar diejenigen vom ganzen Wallis bis hinab zum Genfer-See.« Fassen wir die wesentlichsten Ergebnisse dieser Studie aus Kärnten zusammen, so sind sie: 1) In Kärnten lässt sich eine einstige fast vollständige Ver- gleischerung des Landes durch Gletscherschliffe, erratische Blöcke und durch Grundmoränen (Erraticum) nachweisen. Diese Zeitentspricht den ersten Glacialbildungen der Schweiz. 2) Der Riesengletscher, welcher ganz Mittelkärnten einnahm und eine Mächtigkeit von mindestens 2000° besass, bewegte * E. Desor: Der Gebirgsbau der Alpen. 1865. 10 3) 4) 6) 7) \ 148 sich westostwärts weiter und bildete sich bei dem jetzigen Villach durch die Vereinigung zweier Hauptarme aus dem Gail- und Drauthale. Es ist zur Erklärung dieser grossartigen Vergletscherung Kärntens genügend, eine Temperaturabnahme von kaum 3° R. anzunehmen; wir dürften hiebei mit terrestrischen Gründen vollständig auskommen. Das Klima erlaubte zur ersten Eiszeit noch reiches anima- lisches und vegetabilisches Leben. Durch das Abschmelzen der Riesengletscher bildete sich das sog. Fluthdiluvium, welches die Klagenfurt-Bleiburger Ebene bildet und Bos taurus, Ibex Cebennarum und Rki- noceros thichorhinus führt. Es ist weniger fruchtbar wie das Erraticum, welches sich bis zu Höhen von 4000’ hin- anzieht und häufig den Grund so hoher Äcker bildet. Es ist mit grösster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Endmoränen von Raibl, im Möll- und Malnitzer-Thale der zweiten Glacialperiode der Schweiz entsprechen. Das Verbreitungsgebiet derselben war weitaus beschränkter als das der ersten Eiszeit. Die Erhaltung des Wörther-Seebeckens lässt sich noch am befriedigendsten nach Desor’s Vergletscherung erklären. briefwechsel,. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Dresden den 5. März 1872. Suum ceuique! Diess war von jeher mein Wahlspruch, in der Wissen- schaft wie im Leben. Demgemäss glaube ich zu meiner kleinen Abhand- lung über den Granulitgang in Auerswalde nachträglich bemerken zu müssen, dass die erste Beobachtung des isolirten Vorkommens von Granulit in diesem Dorfe von WILHELM FiscHer im Jahre 1820, bei einer im Auf- trage des Oberbergamtes ausgeführten Untersuchung der dortigen Gegend gemacht worden ist. Zwar wurde dies im zweiten Hefte der Erläuterungen zur geognostischen Karte von Sachsen erwähnt, wo es Seite 11 heisst: Die erste Nachweisung des Vorkommens von Granulit in Auerswalde gebührt dem Verfasser der geognostischen Arbeit Nr. 68; allein der Name des Verfassers findet sich im ersten Hefte der Erläuterungen, $. XXI. FiscHER war längere Zeit Bergmeister in Freiberg, und lebt gegen- wärtig als Pensionär in Dresden. In der erwähnten Arbeit bezeichnet er den Ort jenes Vorkommens als einen „höchst interessanten Punkt“; er beobachtete dasselbe in einem (schon damals) ungangbaren Steinbruche, wo die gleichförmige Auflagerung des Glimmerschiefers auf dem Granulite sehr deutlich zu sehen war. Dieser Steinbruch muss also die hangende Grenze des Granulites durchschnitten haben, ist aber jetzt spurlos ver- schwunden, und kann nicht tief in das Gehänge eingedrungen sein. Noch glaube ich erwähnen zu müssen, dass ausser Pusch und STELZNER auch Fırrou unter den Männern genannt werden muss, welche sich um die Kenntniss unserer Granulitformation besonders verdient gemacht haben. Bei der Besprechung der eruptiven Natur des sächsischen Gra- nulites (denn andere sind wohl ganz anders zu beurtheilen), hat sich mir abermals die Frage nach der Ausbildung unseres oberen oder jün- geren Gneisses in der Gegend von Hainichen und Mühlbach aufge- drängt. Am Cunnersdorfer oder Mobendorfer Gneissstocke, den ich in der geognostischen Beschreibung der Umgegend von Hainichen ausführlich 150 beschrieben habe, ist es mir leider nicht gelungen, irgend entscheidende Beobachtungen über seine genetischen Verhältnisse zu der ihn unterteufen- den Grauwacke zu machen. Da es jedoch keinem Zweifel unterliegt, dass der Mühlbacher Gneissstock eine, wenn auch räumlich getrennte, so doch gleichzeitige und gleichartige Bildung mit dem Cunnersdorfer Stocke ist, so dürften Beobachtungen an den Grenzen des ersteren auch für die Verhältnisse des letzteren entscheidend sein. Indem ich nun meine Notizen aus dem Jahre 1833 durchblättere, finde ich ein paar Beobachtungen, über welche ich Ihnen nächstens berichten werde, weil sie mir für die Beurtheilung der Verhältnisse dieser jüngeren Gneissbildung zu der Grau- wackenformation einerseits und der Culmformation anderseits nicht un- wichtig zu sein scheinen. CARL NAUMANN. Klipdrift, Griqualand-West d. 22. Dec. 1872. So schwierig es ist für die „Dry Diggings“ die Art und Weise, auf welche die Diamanten an ihre jetzige Lagerstätte gelangt sind, unzw eifel- haft festzustellen, so leicht ist es, sich bei den „River Diggings“ (Gruben am Fluss, in denen die Diamanten durch Waschen gewonnen werden) davon zu überzeugen, dass Wasser die bewegende Kraft war, welche die Diamanten dort deponirte, wo wir sie noch jetzt finden. Wie klar die Ver- hältnisse sind, geht schon daraus hervor, dass die Meisten in ihren An- sichten bezüglich der Diamantenvorkommnisse am Fluss übereinstimmen, . während die „Dry Diggings“ zu ebenso vielen Theorien Anlass gegeben haben, als Veröffentlichungen vorhanden sind. Unsicher dagegen ist auch für die „River Diggings“ die Beantwortung der Fragen: Wie waren die Verhältnisse zur Zeit der Deponirung der Gerölle? Woher stammen die Diamanten’? Dass die Diamanten in der That vor ihrer Ablagerung durch Wasser bewegt worden sind, dafür sprechen nicht nur die oft sehr deutlichen Zeichen einer Abrollung, welche nur an den sogenannten River-Steinen beobachtet sind, sondern vor allem das Material, in welchem die Diaman- ten eingebettet vorkommen. Dasselbe besteht aus einem mehr oder minder eisenschüssigen, lehmigen Sand, aus durchschnittlich etwa Nussgrösse er- reichenden, vollständig abgerundeten Geröllen (pebbles), aus flachen Ge- schieben mit einem Durchmesser bis zu einem Fuss und aus Blöcken (boulders) von sehr schwankender Grösse, die bald vollkommen, bald wenig, bald gar nicht abgerundet sind. Die Anordnung ist derart, dass ein Ge- menge von Sand und Geröllen die Zwischenräume der Blöcke ausfüllt. Ein solches Gemenge wird hier gravel genannt, und diese Bezeichnung werde ich der Einfachheit wegen fernerhin benutzen. Öfters tritt auch statt des lehmigen Sandes eine zähe, thonige Masse auf, in welcher die Gerölle liegen. Die Oberfläche besteht hie und da aus rothbrauuem Trieb- 151 sand, der ebenso wie die zuweilen bis zu beträchtlicher Tiefe eindringen- den Kalkinfiltrationen von ganz recentem Ursprung ist; beide stehen in keinem Zusammenhang mit dem die Diamanten enthaltenden Depositum. An Masse herrschen die Blöcke, deren Durchmesser durchschnittlich ein bis zwei Fuss gross sein mag, zuweilen aber sechs Fuss erreicht und überschreitet, bei weitem vor, und nur an wenigen Punkten schwellen an grösseren Blöcken freie Ablagerungen von „gravel“ zu einer erheblichen Mächtigkeit an. Eine schichtenweise Anordnung habe ich nie beobachtet ; die Blöcke liegen regellos zerstreut, und selbst da wo Ansammlungen feineren Materials sich finden, kann man keine Lagen unterscheiden. Allerdings trifft man häufig oben einen rothen oder rothbraunen thonigen Sand, in der Tiefe einen weissen oder gelblichen an, aber die Trennung ist weder eine hinreichend scharfe noch die Reihenfolge eine so constante, dass man darauf hin der Zeit nach scharf getrennte Ablagerungen unter- scheiden könnte. Stattgefunden haben solche höchst wahrscheinlich, da gewisse Tiefen oft gar keine Diamanten enthalten, während über oder unter denselben der Grund sehr reich ist. Dem oxydirenden Einfluss der Atmosphärilien allein kann man die rothe Färbung in der Nähe der Oberfläche nicht zuschreiben, da unter dem weissen, meist stark thonigen Sand zuweilen wieder eine dünne rothe Lage folgt. Dort, wo die Arbeiten bis zu einer hinreichenden Tiefe fortgesetzt sind, trifft man unter dem losen Schutt anstehende Felsmassen , den sogenanten bed-rock. Sie ge- hören zu den in meinem letzten Briefe erwähnten „Vaalgesteinen“, und zwar meist zu den feinkörnigen Varietäten. Die „Vaalgesteine“ bilden übrigens nicht nur die Grundlage aller diamantführender Ablagerungen, sondern sind überhaupt in der hier in Betracht kommenden Gegend die vorherrschenden anstehenden Gesteine. Nur höchst selten und immer untergeordnet findet man noch anstehend Schiefer, Sandstein und Con- glomerate. Als „bed-rock“ sind die „Vaalgesteine“ oft sehr zersetzt und verändert (rotten-stone), und man hat wohl geglaubt, eine von dem sonst vorherrschenden Gestein abweichende Felsart vor sich zu haben. Doch lässt sich der Zusammenhang durch Übergänge in frisches Gestein leicht rachweisen. Diese Grundlage zeigt nun ebenfalls wieder eine unzweifel- hafte Einwirkung des Wassers. Da, wo sie noch gar nicht oder wenig von den Atmosphärilien angegriffen ist, findet man sie häufig vollständig und gewaschen mit glatter Oberfläche, oder sie enthält zahlreiche becken- artige Vertiefungen (pockets), deren glatte Wände wie polirt erscheinen. Die Höhlungen sind ‚augenscheinlich dadurch entstanden, dass kleine Steine und Sand lange Zeit in wirbelnder Bewegung erhalten wurden, nachdem eine zufällige kleine Einsenkung ihre Fortführung verhinderte. Derartige Vertiefungen trifft man noch jetzt an Küsten, welche von einem schwer zerstörbaren Gestein gebildet werden. Die „pockets“ sind bei den Diamantengräbern besonders geschätzt, da in ihnen häufig eine grössere Zahl von Diamanten gefunden sein soll. Gerade dadurch, dass man sie mit grösster Sorgfalt auskratzt, werden sie der Beobachtung so gut zu- gänglich. An manchen Stellen findet man auch Klüfte zwischen den 192 Felsen (sluits), die mit „gravel“ angefüllt sind und ebenfalls sehr geschätzt werden. In Bezug auf Tiefe und Breite variiren sie ausserordentlich. Da sie meist senkrecht auf die Stromesrichtung stehen, so scheint es, als ob sie seitlichen Zuflüssen ihre Entstehung verdanken, und die Diamanten von letzteren zugeführt derartig deponirt wurden, dass eine Fortschwem- mung nicht mehr möglich war. Ja, selbst die Spuren der Wirkung von Wasserfällen glaube ich am „bed-rock“ erkennen zu können. Die Beobach- tungen werden dadurch sehr erschwert, dass die ausgearbeiteten Stellen zur Unterbringung des durchsuchten Materials benutzt werden, so dass es immer ein glücklicher Zufall ist, falls man gerade zur Zeit des Be- suches einen instructiven Punkt offen findet. Die Mächtigkeit des diaman- tenführenden Depositums ist eine sehr verschiedene; zuweilen ist es nur oberflächlich, sich wenige Fuss tief erstreckend, zuweilen wird noch nicht bei 40 Fuss anstehendes Gestein erreicht; durchschnittlish mag es sechs bis zehn Fuss mächtig sein. Unter dem Material der Ablagerungen herrscht im Ganzen eine grosse Einförmigkeit. Abgesehen von einzelnen höchst untergeordnet auftretenden Gesteinen und Mineralien, welche ich hier wohl übergehen kann, bestehen die Blöcke vorzugsweise aus „Vaalgesteinen“, seltener aus Quarzitsandstein und Quarzit, die Gerölle aus verschiedenen Kieselsäurevarietäten. Von den durch Dr. Suaw (On the geology of the Diamond-F'elds of South- Africa. Quart-Journ. of the geolog. soc. February 1872) mitgetheilten Vorkommnisse beruhen einige sicher auf einem Irrthum. Wenn auch allen Diamanten-Fundorten am Vaal gemeinsam ist, dass der „gravel* und die Diamanten durch Wasser an ihre jetzige Lagerstätte geführt sind, so kann man doch bezüglich der Zeit und Entstehung zwei Arten von Ablagerungen unterscheiden. Die einen finden sich in beträcht- licher Höhe über dem jetzigen Flussniveau (etwa bis zu 200 Fuss), enthalten nur oder in vorwiegender Menge rothbraunen, lehmigen Sand, und oft neben abgerundeten Blöcken auch vollkommen scharfkantige oder fast nur letztere. Die anderen liegen wenig höher als der jetzige mittlere Wasser- stand, so dass sie bei dem im Sommer häufigen Hochwasser zuweilen voll- ständig unter Wasser gesetzt werden, bilden gewöhnlich eine kleine Fläche längs des Flusses und enthalten wenig mächtigen „gravel.“ Die Blöcke sind fast alle vollkommen abgerollt, und die Gerölle liegen in einem licht graulich gefärbten, lehmigen Sand, der stellenweise dem sehr ähnlich ist, welcher noch jetzt in grosser Menge vom Fluss abgesetzt wird. Die er- steren Ablagerungen halte ich für ursprüngliche, primäre, übrig geblieben aus der Zeit, als der Vaal noch in der durch den „„gravel* angegebenen Höhe lag; die letzteren für renovirte, secundäre, dadurch entstanden, dass ein Theil der Ersteren zerstört und das Material gemengt mit recenteren Geröllen und Sand am Rande des jetzigen Flussbettes von neuem abge- setzt wurde. Die primären Ablagerungen lassen sich nun weiter in sol- che unterscheiden, bei denen die grössen Blöcke zumeist abgerundet sind und in solche, bei denen sie vorherrschend oder Alle eckig sind. Letztere mögen sich durchschnittlich in einem höheren Niveau finden als Erstere, und weniger mächtigen „gravel“ liefern. Augenscheinlich sind hier die 153 losen, eckigen Blöcke überhaupt nicht transportirt worden, sondern wir haben es mit Verwitterungsprodukten in loco zu thun, wie sie noch jetzt jeden Hügel längs des Vaals bedecken; zwischen dieselben setzte das Wasser den mitgeführten „gravel“ ab. Ähnliches habe ich am jetzigen Ufer da beobachtet, wo Felsenriffe durch den Fluss setzen. Die zahlrei- chen Klüfte und Zwischenräume der losen Blöcke werden mit einem Ge- menge von Sand und abgerundeten Kieseln erfüllt, welches der Fluss beim Fallen sicher deponirt zurücklässt, und sollte in späteren Zeiten sein Ni- veau bedeutend fallen, so würden die Ablagerungen denen auf der Höhe mancher Kopjes (so nennt man hier die Hügel) vollkommen gleich erschei- nen. Allerdings sind die Felsen am Vaal jetzt oft spiegelglatt gewaschen, da der Fluss dieselben regelmässig bespült, ohne dass jedoch die eckigen Umrisse verloren gegangen wären. Diese Erscheinung fehlt auf den er- wähnten Kopjes und lässt schliessen, dass das Waser zur Zeit der Depo- nirung des „gravels“ nur ausnahmsweise bis zu jener Höhe anstieg. Für diese Ansicht spricht auch der Umstand, dass an solchen Punkten von mir nie „pockets“ oder tiefe Schluchten zwischen den Felsen beobachtet sind. — G. W. Stow (On the diamond gravels of the Vaal-River. Quart. Journ. of the geolog. soc. February 1872) hat geglaubt, die grossen Blöcke sowie die ungeschichteten Ablagerungen nicht anders erklären zu können, als durch die Annahme einer Transportirung durch Eis. Dass die eckigen Blöcke wahrscheinlich überhaupt nicht dislocirt sind, habe ich soeben be- merkt; für die riesigen, vollständig abgerundeten genügt aber jene Erklä- rung keineswegs. Bei dem Transport durch Eis wird die Form der Blöcke nicht verändert, und sie mussten desshalb schon vorher Einflüssen ausge- setzt gewesen sein, welche die Abrundung bewirkten. Uebrigens erreichen die Blöcke nur an wenigen Punkten einen solchen Umfang, dass Wasser sie nicht wohl transportirt haben kann, und hier spricht Alles dafür, dass dieselben durch fallendes Wasser ihre Form und Politur erhalten haben. Eine wahrnehmbare Schichtung ist wohl bei einem so groben Material überhaupt nicht zu erwarten. — Falls irgend deutliche Spuren einer Eis- zeit während des Absatzes der diamantenführenden Gerölle nachweisbar wären, so würde sich an und für sich Nichts gegen die Theorie von Srow einwenden lassen, nur theile ich nicht mit ihm die Ansicht, dass sie un- umgänglich nothwendig ist. Die einzige von mir beobachtete, für eine frühere Eiszeit sprechende Thatsache sind grosse, eckige Blöcke von Quarz- sandstein und Gmeiss-Granit auf den Abhängen des kleinen Platbergs bei Hebron, ohne dass die Gesteine in der Nähe anstehend zu finden wären. Aber selbst wenn man für deren Erklärung eine Eiszeit zu Hülfe nehmen müsste, so würde doch ihre Gleichzeitigkeit mit der Bildungsperiode der Vaalgerölle speciell nachzuweisen sein. Dammit stimme ich mit Stow vollständig überein, dass nicht alle Ablagerungen sich unter Bedingungen bilden konnten, welche mit den jetzt vorhandenen vollständig übereinstim- men. Mir scheint jedoch die Annahme auszureichen, es habe der Vaal, bevor derselbe oder der Orange seinen Durchbruch soweit beendet hatte, um eine Eingrabung bis zum jetzigen Flussbett zu gestatten, aus einer 154 Reihe unter einander verbundener Seen bestanden. Eine tiefer liegende derartige Reihe bildete sich vielleicht ein- oder mehreremale nach theil- weise erfolgtem Durchbruch. In die Seen mündeten seitliche Zuflüsse mit starkem Fall ein, welche die tiefen Schluchten aushöhlten, die nach ihrer Ausfüllung mit „gravel“ jetzt bei den Diamantengräbern so geschätzt sind. Es erklärt sich dann leicht, dass sehr ähnlich erscheinende diaman- tenführende Ablagerungen (abgesehen von den vorhin als secundär bezeich- neten) in so verschiedenem Niveau sich finden, und dass einzelne glattge- waschene riesige Blöcke vorkommen können, ohne dass man zu der Annahme gezwungen ist, sie wären weit transportirt. Sie mögen durch Wildbäche oder Wasserfälle ihre Form erhalten haben. Auch genügt eine seitliche Zufuhr zur Erklärung der Thatsache, dass zuweilen Diamantengruben einzelne Gerölle führen, welche in den nächstliegenden fehlen. Es wären kurz die diamantenführenden Gerölle als in seeartigen Becken erfolgte Absätze aufzufassen. Mit Ausnahme einiger weniger Gerölle und Geschiebe haben wir den Ursprung des vom Fluss abgesetzten Materials in nicht sehr grosser Ferne zu suchen, da dasselbe fast vollständig aus solchen Ge- steinen und Mineralien besteht, welche wir in der Nähe anstehend finden. Man trifft häufig im Flussgebiet des Vaals einen rothbraunen Triebsand mit grösseren Brocken verschiedener Kieselsäurevarietäten vermengt. Dieselben entstammen unzweifelhaft den in der Gegend so häufigen Mandelsteinen, und zeigen demgemäss schon von Natur meist eine rundliche Form. Es bedurfte keiner sehr grossen Nachhülfe des Wassers, um sie in die glattgewaschenen „pebbles“ zu verwandeln, welche den grössten Theil der Wäsche bilden. Diese Aehnlichkeit mancher Verwitterungsprodukte mit den Flussgeröllen macht es zuweilen schwer, wahren Diamantengrund sicher festzustellen, und man trifft nicht selten Schürfe an Stellen, wo sich jetzt wenigstens sicherlich keine Fluss-Absätze finden. Später nach erfolgtem Durchbruch vereinig- ten sich die Seen zu einem Fluss, der sich allmälig bis zu seinem jetzigen Bett eingrub; dabei wurden manche älteren Deposita abgespült und um- lagert, andere vollständig zerstört und fortgeschwemmt. Bezüglich des Ursprungs der am Fluss gefundenen Diamanten habe ich seit der ersten Mittheilung meine Ansicht nicht geändert, sondern glaube, dass derselbe auf Vorkommnisse gleich denen der „Dry Diggings“ zurückzuführen ist. Die Kessel wurden zerstört, die Diamanten in den Vaal hinabgeschwemmt und gemeinschaftlich mit den Flussgeröllen abge- setzt. Es ist allerdings eine Thatsache, dass man weniger gelbe Steine, Bort- und Spaltungsstücke in den „River Diggings“ findet als in den mei- sten „Dry-Diggings“; aber gelbe Steine und Bort kommen eben so selten in Bultfontein vor, und Spaltungsstücke konnten leicht durch den Trans- port noch mehr zerkleinert und weiter fortgeschwemmt werden, wenn überhaupt die zerstörten Kessel solche in grösserer Zahl enthielten. Je- denfalls sind Spaltungsstücke weniger widerstandsfähig als intacte Kry- stalle.. Welche Ansicht man auch über den Ursprung der Diamanten in Süd-Afrika hegen mag, immer wird man für die „Dry-Diggings“ und „Ri- ver-Diggings“ einen gleichen annehmen müssen. Wenigstens glaube ich 159 nicht, dass sich die hier weit verbreitete Ansicht, es sei die Qualität der sogenannten River-Steine eine ganz andere und weit bessere als die der übrigen, bei einer genauen Untersuchung bestätigen wird. E. CoHen. Innsbruck, 27. Jan. 1873. In verschiedenen Gegenden Tirols hat man bereits zahlreiche und schöne Reste der Broncezeit entdeckt, aus der Steinzeit lag bis jetzt nichts sicheres vor. Zu Seefeld zwischen Scharniz und Zirl entdeckte jüngst einer meiner Zuhörer, der Franziskanermönch PFTER JuLıvs im Torfmoore einen behauenen Balken, der unmittelbar unter der Torfschichte auf der soge- nannten Alm lag. Von der gleichen Stelle besitzt ein Priester daselbst eine Bernsteinperle. Unlängst wurde nördlich von Innsbruck auf der Hoch- fläche der Hungerburg ober dem Mavzr’schen Steinbruche beim Abräumen des Lösses, der über den Diluvialschotten liegt, etwa in der Tiefe von drei Fuss, ein Steinkeil gefunden. Derselbe ist länglich oval, oben zuge- spitzt unten scharf schneidig. Seine Länge beträgt etwa 13 Ctm., die grösste Breite etwas über 4 Ctm. Bearbeitet wurde er auf einem rauhen Schleifsteine, wie sie unsere Carditaschichten genug bieten. Er besteht aus dem graulichgrünen zähen Schiefer von der Härte 3—4, der an ver- schiedenen Punkten der Centralalpen vorkommt, es sind ihm Körner von Magnetit eingesprengt. Im Innthale bin ich diesem Schiefer bisher nicht begegnet; ich habe ihn nur in der Gegend von Mauls, einer uralten Cul- turstätte mit römischen Denkmalen, und zwar etwas nördlich im engen Sengesthale gefunden. ADoLF PICHLER. Aachen, den 27. Februar 1873. In meiner letzten brieflichen Mittheilung an Ihr Jahrbuch (vergl. dasselbe 1872, S. 619 ff.) sprach ich die Hoffnung aus, in diesem nun schon zu Ende gehenden Winter meine schon länger abgebrochenen Ar- beiten über die Eruptivgesteine der Pfalz wieder aufzunehmen und soweit als möglich zum Abschluss zu bringen, falls es meine anderen Pflichten nur irgend gestatten sollten. Kurze Zeit nachher, als wir in Bonn auf der Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft uns zuletzt trafen und sprachen, erfuhr ich aber schon, dass ich in diesem Winter jene Arbeit vorzunehmen nicht Zeit finden würde, indem mir die Directoren der preussischen geologischen Landesuntersuchung,, Herren Bryrıcn und HAUvcHEcoRNE die Mittheilung machten, der Druck der von mir in den Jahren 1866 bis 1869 bearbeiteten Blätter der geologischen Karte von Preussen und Thüringen, im Speciellen der Umgegend von Halle a./S. sei soweit vorangeschritten, dass ich im Winter die Correcturen zu erwarten und die zugehörigen Texte zu bearbeiten hätte. Diese geo- 156 gnostischen Karten, die mich so lange beschäftigt haben, sind einmal die drei Sectionen Gröbzig, Zörbig und Petersberg nördlich von Halle, die einen kleinen Theil des bekannten grossen Kartenwerkes bilden wer- den, und andermal eine grosse „abgedeckte“ d. h. von den alluvialen, diluvialen und tertiären Bedeckungen befreit-gedachte Karte der Gegend nördlich von Halle a./S., um darauf die älteren, technisch nicht unwich- tigen und wissenschaftlich so interessanten Formationen des Steinkohlen- gebirges und Rothliegenden mit dessen Porphyren in Zusammenhang und in Uebersicht zur Darstellung zu bringen. Die drei genannten Sectionen umfassen einen Theil des grossen nord- deutschen Diluvialsees und zwar einen Theil, welcher der Küste nahe gelegen haben muss. Sie bringen desshalb vorherrschend Diluvium zur Darstellung, das vielfach von den Thalalluvionen bedeckt wird und aus dem alle älteren Bildungen entweder inselartig hervorragen oder durch die Thalauswaschungen an den Gehängen und Sohlen der Thäler später herausgewaschen worden sind. Die älteren und zugleich interessanteren und besonders technisch wichtigeren Formationen erscheinen zu Tage, also auch auf den Karten, welche nur ein Bild der Erdoberfläche geben sollen, ganz zerstückelt in hunderte von kleinen, oft kaum auftragbaren Fetzen, jeder vom anderen durch Diluvium und Alluvium getrennt, so dass Niemand, der nicht lange über die Karten studirt hat, oder der die Ge- gend nicht schon kennt, einen Zusammenhang zwischer den isolirten Par- tien herausfinden kann. Trotzdem ist aber ein solcher und zwar immer noch ein ziemlich einfacher und regelmässiger nach und nach zu ermög- lichen gewesen, wobei allerdings die unterirdischen Aufschlusspunkte durch Bergbau oder Bergbauversuche (Schürfe, Bohrlöcher, Schächte u. s. w.) eine wesentliche Erleichterung und grössere Sicherheiten boten. Damit nicht jeder Besucher dieser Gegend oder jeder Beschauer dieser Karten von Neuem wieder die Mühe hat, den Zusammenhang der älteren Bildun- gen der Steinkohlenformation und des Rothliegenden mit den Porphyren, — die zum allergrössten Theile nördlich von Halle die Unterlage des Tertiärs und Diluvium bilden, und die wegen des darin seit Jahrhunder- ten umgehenden und für die nähere Umgegend nicht unwichtigen Stein- kohlenbergbaues das Hauptinteresse erregen, — zusammen zu suchen, hat sich die genannte Direction der preussischen geologischen Landesunter- suchung wie immer leicht und gerne bereitfinden lassen, diese ältesten Formationen, welche mit Recht seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit unserer Geologen (FREIESLEBEN, v. VELTHEIM, F. Horr- MANN, L. v. Buc# u. s. w.) und Bergbeamten auf sich gezogen haben und ferner noch fesseln werden, in ihrer ganzen Verbreitung nördlich von Halle auch ausserhalb der drei genannten Sectionen nämlich noch z. Thl. auf den Sectionen Cönnern, Wettin und Landsberg in ihrem Zusammenhange mittelst der genannten, abgedeckten Karte graphisch zur Anschauung zu bringen. Die bekanntlich nur sehr kurzen Erläuterungen zu den Sec- tionen werden sich ganz besonders auf die in ihnen zur specialisirten Dar- stellung gekommenen diluvialen und alluvialen Bildungen erstrecken, weil 157 diese etwa 80—-100%, der Erdoberfläche dort einnehmen. Die Darstellung der älteren Bildungen musste natürlich dadurch in Manchem leiden. Des- halb habe ich die hier auftretenden Bildungen jünger als das Oberroth- liegende und älter als das Diluvium eingehend in den „geognostischen Mittheilungen aus der Provinz Sachsen“ (Zeitschrift der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft, XXIV, S. 265 ff.) bearbeitet und eine eingehende, umfangreiche Monographie der Bildungen älter als die Zechsteinformation wird den Text zu der abgedeckten Karte ausmachen, der alle Abende die- ses Winters mich an den Schreibtisch fesselte, bis ich ihn vor wenigen Tagen dem Handelsministerium übergeben konnte. Wegen der Bedeutung des Diluvium und Alluvium für die Gegend von Halle, besonders in Bezug auf die Landwirthschaft, die nur an wenigen Orten in einer solchen Entwickelung steht wie in der Provinz Sachsen, sind diese zwei Formationen auf den Karten zur specialisirtesten Darstel- lung gebracht worden, einmal um zu zeigen, was eine geologische Karte in dem Maassstabe 1 : 25,000 zu leisten vermag und zweitens um einer anderen, aber an demselben Orte und zu gleicher Zeit mit meinen Unter- suchungen thätigen Richtung den Beweis zu liefern, dass detailirte und in grossem Maassstabe ausgeführte geologische Karten, bei denen allen Bildungen gleiche Rechte gewährt werden, die einzig richtigen Bodenkar- ten auch für die landwirthschaftlichen Interessen entweder schon direct sind oder deren Basis bilden müssen, auf der mit leichter Mühe jeder stu- dirte Landwirth seine agronomischen Specialitäten auftragen und weiter entwickeln kann. Thatsachen sprechen dafür, dass dieser Beweis zum Theil auch durch meine Arbeiten geführt worden ist; die vor den letz- teren begonnenen Bodenkarten der Umgegend von Halle sind, wie es scheint, nicht zu Ende geführt worden. Es sind Beispielsweise auf dem Blatte Petersberg die diluvialen Ab- sätze in drei Abtheilungen zur Darstellung gekommen: 1) unteres Diluvium: Sand und Kies, 2) mittleres „ : Geschiebelehm, 3) oberes 5 : Löss. Es verbindet somit dieses Diluvium das Harzer- und Thüringische Di- luvium (Sand und Kies, darüber Löss) mit dem märkischen (Sand und Kies, darüber Geschiebelehm). Im Alluvium derselben Section sind sogar 13 theils geognostische, theils petrographische und genetische Unterschiede graphisch dargestellt worden. In Bezug auf die Bearbeitung des achtfach gegliederten Tertiärs, der 13mal gespaltenen Triasbildungen, und der fünf- farbigen Zechsteinformation verweise ich auf die genannte Arbeit in der geologischen Zeitschrift. Wer auf der Section Petersberg die grosse Anzahl und Gliederung von Formationen, ihre Zerrissenheit, ihre Bedeckung mit jüngeren schüt- tigen Massen sieht und erwägt, dass allein 24 Glieder ohne grösseren oder jeden Zusammenhalt sind, sich also an den Gehängen und im Ackerboden leicht mengen können, wird es begreiflich finden, dass ich zur Bearbeitung dieser einen Section zwei Sommer verwenden musste. Dafür ist aber die- 158 selbe auch für alle Gebirgsbildungen der Schlüssel für viele Quadratmei- len der Nachbarschaft nach allen Himmelsgegenden hin, weshalb ich auch alle darin gemachten Beobachtungen veröffentlicht habe oder zu publiciren im Begriff stehe, da mit meiner Berufung nach Aachen meine Untersu- chungen in der Provinz Sachsen abgebrochen und Andern überwiesen wer- den mussten. Die genannten älteren Gebirgsglieder finden also vorzüglich auf der abgedeckten Karte (90 Cm. breit, 75 Cm. hoch) eine graphische Darstellung. Discordant auf einem grosskrystallinischen Porphyr (der sog. ältere oder untere) liegen unter sich vollkommen concordant: 1) ein flötzleerer Sandstein, den man lediglich aus petrographi- schen Gründen nur der Steinkohlenformation zuweisen kann, 2) die obere produktive Steinkohlenformation, welche in allen Beziehungen vollkommen den Ottweiler-Schichten von E. Weıss im Pfälzisch-Saarbrückenschen entspricht, 3) das Unterrothliegende. a. Zone der Quarzsandsteine und Kieselconglomerate, b. Ein oder mehrere Lager (Oberflächenergüsse) von Orthoklas- porphyr — bisher für Melaphyr gehalten. c. Zone der Thonsteine und Arkosen (Feldspathsandsteine nach Warmnorz in der Pfalz) — die sog. Thon- und Grandgesteine der Bergleute. Sie sind zum grössten Theile aus dem Orthoklaspor- phyr gebildet worden, der bisher nur in der Umgegend von Löbe- jün bekannt geworden ist. Dieses gesammte Unterrothliegende ist früher von Geognosten und Bergbeamten noch zur Steinkohlenformation gezogen worden. Das Mittelrothliegende oder die Mausfelder Schichten, meist intensivrothe Sandsteine, Sandsteinschiefer, Schieferletten mit schmalen Einlagerungen von Kalkstein und mit mächtigen Bänken von lich- teren Mühlsteinsandsteinen und Hornquarzconglomeraten. Südöstlich der Linie Wettin nach Löbejün fehlt das Mittelrothliegende; es liegt dort unmittelbar über dem Unterrothliegenden ein 5) kleinkrystallinischer Porphyr (der sog. obere oder jüngere) ebenfalls als ein Oberflächenerguss in der Zeit zwischen Mittel- und Oberrothliegendem. Alle Sedimente zwischen den beiden (Quarz-) Porphyren bilden die v. VELtHeım’sche Zwischenformation, die er dem Rothliegenden be- kanntlich zuzählte. 6) Das Oberrothliegende oder die Zone der Porphyrconglomerate, 7) Zechsteinformation und Trias-Glieder. Der grosskrystallinische Porphyr bildet sowohl nördlich als auch öst- lich von Halle je eine grosse, stockartige, noch niemals unterteufte Masse von nahezu elliptischer Basis und zugleich die Kerne von zwei grossen Sätteln der darüber liegenden Sedimente mit den Lagern der zwei Erup- tivgesteine. Diese nördlichen und östlichen halleschen Hauptsättel sind durch eine grosse von SW. nach NO. streichende Mulde getrennt. Die sehr interessanten und oft schwierigen Lagerungsverhältnisse des nörd- = 159 lichen Sattels sind im Detail auf der abgedeckten Karte zur Darstellung gebracht und durch 16 theils projectirte, theils den Grubenrissen entlehnte Profile in den wichtigsten und verwickeltesten Gegenden erläutert worden. Der grosse Maassstab der Karte gestattete sogar die graphische W ieder- gabe der hauptsächlichsten bergbaulichen Aufschlüsse des dortigen z. Th. Jahrhunderte alten Steinkohlenbergbaues, wodurch die Karte dem Letz- teren recht nutzbringend zu werden verspricht. Zugleich gewinnt dadurch die Wissenschaft. So müssen Technik und Wissenschaft sich gegenseitig unterstützen und fördern. Dem erläuternden Texte zu der abgedeckten Karte wird ausser einer Reihe von Holzschnitten ein in denselben Farben ausgeführtes Übersichts- blatt im Maassstabe von 1 : 200,000 beigefügt werden, das den Zusam- menhang der auf der Hauptkarte dargestellten Formationen und ihrer Lagerung mit denen weiter nach W. im Mansfeld’schen bildlich wieder- geben soll. Ich hoffe, dass diese Arbeiten, die mich seit 1866 beschäftigt haben, den Fachgenossen bald im Drucke vorgelegt werden können. Bei den Untersuchungen der Gesteine in der halleschen Steinkohlen- formation und dem Unterrothliegenden wurde sehr oft meine Aufmerksam- keit auf ein berggrünes, steinmarkartiges Mineral gelenkt, das mit keinem bekannten Minerale ganz übereinstimmen wollte. Kürzlich entschloss ich mich deshalb zu einer Analyse, die es mir schon jetzt wahrscheinlich macht, in dem Minerale ein noch unbekanntes wasserhaltiges Singulosilicat zu ermitteln. Die Untersuchung des Minerals und der Vergleich mit den bekannten Mineralien ist aber noch nicht abgeschlossen, deshalb ihr Re- sultat noch nicht spruchreif. Bei der Bestimmung des sog. Wassergehal- tes, besser gesagt des Wasserstoffgehaltes, wurde ich auf ein eigenthüm- liches Verhalten in der Abgabe des Wassers aufmerksam, was sich auch ergab, als ich Versuche darüber anstellte, bei welcher Temperatur sich der Wasserstoff mit Sauerstoff verbindet, um als Wasser zu entweichen. Diese bis jetzt noch flüchtigen Versuche will ich nun mit aller Sorgfalt für eine ganze Reihe Wasserstoff-haltiger Mineralien und Substanzen, be- sonders krystallisirter, anstellen, da, soviel ich in Erfahrung habe bringen können, noch niemals im Zusammenhange diese Frage zur Beantwortung gekommen ist. Die dazu nöthigen Apparate habe ich mir zwar z. Th. schon bestellt, allein es wird noch einige Zeit vergehen, bis sie fertig sind und namentlich bis die Thermometer durch wiederholte Erhitzung so con- stant geworden sind, um sie nach dem Vergleiche mit einem Luftthermo- meter mit Sicherheit gebrauchen zu können. Die Temperaturen über 300 Grad werde ich durch Metalle und Metalllegirungen bestimmen, deren Schmelzpunkte bekannt sind. Glauben Sie nicht, dass bei diesen Ver- suchen manches Interessante herauskommen kann für die Ansicht über die Constitution wasserstoffhaltiger Substanzen, denn die Begriffe hygro- scopisches oder mechanischgebundenes Wasser, Krystallwasser, Halhydrat- 160 wasser, basisches Wasser, Constitutions-Wasser u. s. w. scheinen mir noch gar nicht genug geklärt zu sein, können es unter Umständen aber durch die beabsichtigten Untersuchungen, die gerade für die Mineralien von In- teresse sein müssen, werden. Die Unterscheidung des sog. Krystallwassers vom Constitutionswasser, die noch immer so Gang und Gäbe ist, und die oft ganz willkürlich be- nutzt wird, um in concreten Fällen der Substanz eine unserm schemati- sirenden Verstande wiünschenswerthe, einfache Formel zu geben, dürfte wohl, wie das auch schon von anderen Seiten wahrscheinlich gemacht wor- den ist, nicht mehr aufrecht zu halten sein. Das sog. Krystallwasser ist und bleibt, wenn es auch früher und bei geringeren Temperaturgraden als das sog. Constitutionswasser der Substanz bei ihrer Zersetzung ent- zogen werden kann, ein wesentlicher Bestandtheil der Constitution der be- treffenden Substanz, mithin Constitutionswasser. Denn entzieht man einer Substanz das sog. Krystallwasser theilweise oder ganz, so hört sie che- misch, morphologisch und physikalisch auf, diese Substanz zu sein; sie wird eine andere, denn sie bekommt eine andere Zusammensetzung, eine andere Krystallform und ganz wesentlich andere physikalische Eigenschaf- ten, und behält nur noch einige mit der früheren Substanz gemeinsamen Eigenschaften (Reactionen). Der einzige, bisher für wesentlich gehaltene Unterschied zwischen Krystall- und Constitutionswasser ist der, dass das Erstere früher und bei niedrigerer Temperatur auszutreiben ist als das Letztere. Es handelt sich also nur um ein Früher oder Später, um ein Weniger oder Mehr. Ein Theil Wasser oder Wasserstoff muss nun aber doch im Fortgehen den Anfang machen; das zeigt sich ja auch bei allen andern flüchtigen Bestandtheilen einer zusammengesetzten Substanz; ich brauche nur an den Schwefel in den verschiedenen Schwefel-Verbindungen oder an das Arsen in den Arsen-Verbindungen zu erinnern. Das Eisen- bisulfuret FeS2 (Schwefelkies und Markasit) gibt bei relativ niedriger Tem- peratur fast die Hälfte des Schwefels ab und wird Fe,S, oder Fe,S, (Mag- netkies), dem man wieder Schwefel entziehen kann, so dass das Eisen- sulfuret FeS entsteht, dem man den letzten Schwefel nur dadurch ent- ziehen kann, dass man ein anderes Element an seine Stelle treten lässt. Man könnte also mit gleichem Rechte von Krystall- und Constitu- tions-Schwefel reden, was doch niemals geschehen ist und wird. Aus meinen vorläufigen Untersuchungen darf ich bei den in Angriff genomme- nen Beobachtungen wohl mit Sicherheit erwarten, dass das sog. Constitu- tionswasser, d.h. das Wasser, welches erst bei höherer Temperatur über 300 Grad ausgetrieben wird und an feuchter Luft von der Substanz nicht wieder aufgenommen werden zu können scheint, ganz ähnlich austritt als das sog. Krystallwasser, welches bei langsam steigender Temperatur in bestimmten, von dieser abhängigen Intervallen, also periodisch oder ruck- weise austritt. Ich will nun bei einer Reihe von Substanzen ermitteln, wie viel Wasser und bei welcher Temperatur nach und nach austritt, und wie viel von jeder Menge an feuchter Luft wieder aufgenommen wird. Mit sehr isolirten Ausnahmen an künstlich dargestellten Salzen, welche 161 in diesem Sinne von einigen Chemikern in Bezug auf ihr Krystallwasser untersucht worden sind, leiden nämlich alle Wasserbestimmungen an Mi- neralien und Kunstprodukten an einem gemeinsamen Hauptfehler, der zum Theil die Ursache gewesen sein dürfte, dass man in Bezug auf das che- misch gebundene Wasser so künstliche und, wie mir scheinen will, so wenig naturentsprechende Unterschiede gemacht hat. Man hat nämlich meist nur bestimmt, wieviel Wasser zwischen den zwei Temperaturgraden x und y ausgetrieben werden kann. In den meisten und in allen älteren Fällen bestimmte man die Wassermenge nicht einmal direct durch Wä- gung des im Chlorcaleiumrohre aufgenommenen Wassers, sondern nur indirect durch den Glühverlust, der durch gleichzeitigen Austritt anderer flüchtiger Bestandtheile der Substanz oder durch Aufnahme von Sauer- stoff in vielen Fällen ganz wesentlich von der direet bestimmten Wasser- menge abweichen muss, auch wenn man den angedeuteten Fehlerquellen Rechnung zu tragen bestrebt ist. Dazu kommt es, dass bei allen Wasser- bestimmungen die Temperaturen x und y viel zu weit entfernt lagen. Meist wählte man als erste Temperatursteigerung 100° oder 110° C. und dann die ganz bedeutungslosen: schwaches und starkes Erhitzen, schwache und starke Rothgluht, Gelbgluht, Weissgluht u. dgl. mehr. Die besseren und neueren Untersuchungen nehmen in der Regel auch nur 100, selten 50° auseinanderliegende Temperaturgrade bis 300° und dann kommen die genannten unsicheren, höheren Temperaturbestimmungen. Meine Unter- suchungen sollen unter 300 Grad ganz genau alle Grade bestimmen, bei denen Wasser austritt und dann ermitteln, wieviel Procent und ob an feuchter Luft wieder aufnehmbar. Für die Temperaturen von 300 Grad bis 1000 Grad will ich durch Auswahl passender und in ihrem Schmelz- punkte genau bekannter Metalle oder l.egirungen mir ein Pyrometer con- struiren, das möglichst nahe und gleichweit von einander liegende Tem- peraturgrade angibt. Die Voruntersuchungen stellen ein Gelingen dieser Bestimmungen in Aussicht. Wenn auch im Laufe derselben durch die dabei gemachten guten und bösen Erfahrungen der Gang der Untersu- chungen noch mehrfach abgeändert werden dürfte, so werde ich doch dazu folgende Methode einschlagen. Die Untersuchungen gehen: von möglich einfachsten Salzen aus, die man in allen Beziehungen so viel wie möglich schon kennt und untersucht hat, ferner von möglichst reinen, krystallisir- ten und durchsichtigen Substanzen des Mieralreiches. Um zu erfahren, wie viel hygroscopisches, d. h. mechanisch gebundenes Wasser das Mine- ral enthält, welches ja bei der dazu nöthigen Temperatur aus dem Mine- rale entweicht, ohne jede chemische oder physikalische oder morphologi- sche Veränderung zu verursachen, muss ich zuerst die Temperatur er- mitteln, der ich das Mineral aussetzen darf, ohne eine Spur chemisch ge- bundenes Wasser (sog. Krystallwasser) zu verlieren, was man unter dem Mikroskope an den gleichzeitig eintretenden physikalischen Veränderungen (an Verminderung der Durchsichtigkeit, Änderung des Glanzes, moleku- laren Umlagerungen, Spaltungen, Rissen u. s. w.) wird ersehen können. Jahrbuch 1873. 11 162 Zu diesen Beobachtungen wird sich der bekannte, von H. VogELsAn« in Delft construirte, äusserst zweckmässige, galvanisehe Erhitzungsapparat für Mikroskope, der Temperaturen bis zu 220 Grad anzeigt, ohne Zweifel mit Vortheil verwenden lassen. Bis nahe zu dieser so ermittelten Tem- peratur wird dann das Mineralpulver erwärmt und das hygroscopische Wasser bestimmt. Dann kommt es mit dem Pyrometer innerhalb eines Erwärmungsapparates mit Thermometer bis 320 Grad C. in ein aus die- sem Apparate herausragendes Erhitzungsrohr von schwer schmelzbarem Glase mit dem nöthigen Anhange von Apparaten zum Auffangen des Was- sers, zur Erzeugung eines wasserfreien und möglichst kohlensäure- und sauerstoffarmen Luftstromes u. s. w. Sobald das Thermometer über 300 Grad den Dienst versagt, kann der Erhitzungsapparat ohne Unterbrechung der Operation ausgeschaltet und durch Bunsen’sche Brenner nach Bedürf- niss ersetzt werden. Der Apparat wird ferner so eingerichtet, dass zu Jeder Zeit die Erhitzung unterbrochen werden kann, um Wägungen und Beobachtungen über Wasseraufnahme der Substanz an feuchter Luft vor- nehmen zu können. Nach genügenden Erfahrungen an durchsichtigen und krystallisirten Substanzen wird man auch alle anderen wasserhaltigen, krystallinischen, amorphen Mineralien und Gesteine auf diese Weise untersuchen können. ‚Auch wird sich die Methode und der Apparat zur Ermittelung der Aus- trittstemperatur und Menge anderer flüchtiger Bestandtheile anwenden lassen. Wenn ich auf keine unerwarteten Schwierigkeiten bei der Aus- führung stosse, hoffe ich Ihnen bald Resultate dieser Untersuchungen mit- theilen zu können. Bis dahin bitte ich Sie, diese vorläufige Mittheilung in Ihr Jahrbuch aufnehmen zu wollen. Einen dritten Punkt möchte ich aber heute noch zur Sprache bringen, der mich in der letzten Zeit eben- falls interessirt und beschäftigt hat. Die interessante Entdeckung des Ardennit von Seiten des Herrn v. Lasausx in Bonn gab mir nämlich un- längst Veranlassung, in dem hiesigen naturwissenschaftlichen Vereine, der nicht lange nach Eröffnung des hiesigen Polytechnikum von meinen Col- legen WürLuner, LanpoLr und mir bei den geistigen Elementen in Aachen in Anregung gebracht wurde und seit 2 Jahren unter zahlreicher und eifriger Betheiligung aller naturwissenschaftlich-gebildeten Beamten, Ärzte, Privatgelehrten, Industriellen, Bergbeamten u. s. w. besteht, emen Vortrag zu halten über das Vorkommen des Mangan in der Natur im Allgemei- nen und im Speciellen über dasjenige in unserer belgischen Nachbarschaft im Dumont’schen Terrain ardennais. Ausser den häufigen, von Dumonxt in seinen Arbeiten Memoire sur les terrains ardennmais et rhenan mehrfach erwähnten Braunsteinen und ausser dem oligiste manganesifere (DEWALQUE, Prodrome d’une description geologique de la Belgique, p. 23) ist der Ar- dennit in dem systeme salmien des genannten terrain schon das dritte in- teressante Manganmineral. Am längsten bekannt ist der Ottrelit, den ich in einer früheren Mittheilung an Sie (dieses Jahrbuch 1869, S. 339 £. und Zeitschr. der Deutsch. geolog. Gesellschaft, XXI, 1869, S. 487 ff.) als einen wasserhaltigen Eisenoxydul-Manganoxydul-Glimmer charakterisirt 163 habe, allerdings mit einigen, von den anderen Glimmerarten etwas ab- weichenden physikalischen Eigenschaiten. Deswegen und besonders wegen der abweichenden Härte, Elasticität, Spaltbarkeit und Krystallform sprach bekanntlich Herr G. Rose sein Be- denken aus, den Öttrelit zu den Glimmern zu stellen. Beide Ansichten hat Herr Naumann in der neuesten (8.) Auflage seiner Elemente der Mi- neralogie S. 449 erwähnt. Es bot sich mir deshalb jetzt die Gelegenheit von selbst, meine frühere Ansicht wieder zu prüfen und die Einwände dagegen reiflich zu bedenken. Wenn ich das, was man bis jetzt von dem Öttrelit hat ermitteln können, mir vergegenwärtige, es mit den Eigen- schaften der Glimmerarten vergleiche und in Erwägung ziehe, 1) dass die Härte bei verschiedenen Varietäten derselben Mineralspecies sehr verschie- den sein kann, 2) dass sie von den Cohäsionszuständen der Moleküle, also auch von dem Spaltbarkeitsgrade abhängig ist, 3) dass in Betreff der Elastieität, ebenfalls einer Function des Molekularzustandes der Substänz, wie gewöhnlich so auch als mineralogisches Kennzeichen, nur die schein- bare Elasticität in Betracht gezogen wird, die wesentlich auch von der Form, der Structur und der Spaltbarkeit der Substanz abhängig ist, 4) dass der Grad der Spaltbarkeit an Wichtigkeit gegenüber der Art der Spalt- barkeit ungemein zurücksteht, da er bekanntlich selbst bei verschiedenen Varietäten derselben Species, bei verschiedenen Individuen derselben Art, ja sogar bei demselben Individuum — selbstredend bei gleichwerthigen Richtungen — oft ziemlich verschieden und z. Th. noch verschiedener sein kann als zwischen Ottrelit und den andern Glimmerarten, 5) dass die ver- schiedene Krystallform bis jetzt noch niemals entschieden hat gegen die Vereinigung von Arten zu einer Gruppe, 6) dass, wenn man eine hexago- nale Glimmerart mit einer rhombischen in eine Gruppe stellt, auch eine monokline die dritte im Bunde sein kann, falls wirklich die Angaben von SENARMONT, HESSENBERG und DescLoIzEAux über die Krystallform des Bio- tit, Muscovit und Ottrelit schliesslich die richtigen sein sollten — so komme ich wieder zu meiner Ansicht zurück, und halte den Öttrelit für einen Mangan-Eisenoxydul-Glimmer. Das zweite Manganmineral und zwar in denselben Schichten der oberen Etage des systeme salmien bei Salm-Chä- teau nicht weit von Ottrez entdeckte im verflossenen Jahre L. L. pr Ko- NINCK in Lüttich, Sohn des bekannten Paläontologen. Dasselbe findet sich mit Ottrelit zusammen und ist ein Mangangranat (Spessartin). Die Mittheilung darüber scheint nur in der Academve royale de belgique Ze serie, t. XXXIII, No. 4, avril 1872 erschienen zu sein, und da diese in Deutschland selten zugänglich ist, dürfte die Kenntniss dieses Spessartin bei uns ziemlich beschränkt geblieben sein. Ich schliesse dieses wenig- stens aus dem Umstande, dass ich in Ihrem Jahrbuche von 1872 keine Notiz darüber in den mineralogischen Auszügen habe finden können. Ich darf deshalb wohl Sie und manche Leser Ihres Jahrbuches auf diesen Spessartin aufmerksam machen, denn er verdient es, da er eine weit rei- nere Zusammensetzung hat als die Granaten von Aschaffenburg im Spes- sart, Haddam in Connecticut, Pfitsch, denn er entspricht fast vollständig 117 164 der Zusammensetzung eines idealen Manganthongranates (Mn,Al,Si,O,,), indem er nur 1,98° , F,O, und 4,49°/, FeO enthält. Die selten über ein Millimeter grossen Krystalle zeigen die Form &O und eine röthlichgelbe bis blassbraune Farbe. Als mir Herr pr Koxmcek diese Mittheilung machte, sprach ich ihm die Vermuthung aus, es möchten sich in demselben Schich- tencomplexe noch andere interessante Manganmineralien finden, eine Ver- muthung, die so nahe lag, aber’ von ihm als höchst unwahrscheinlich be- zeichnet wurde, da er die dortige Gegend so gründlich durchforscht habe, die aber sich trotzdem sehr bald durch die interessante v. Lasaurx’sche Entdeckung des Ardennit von Ottrez als begründet erwies. Unter diesen Umständen werden Sie es ganz natürlich finden, dass ich ein Manganmineral aus derselben Gegend näher zu untersuchen an- fing, welches ich in der Mineraliensammlung des Polytechnikum, aus der Sack’schen Sammlung stammend, fand, als ich aus derselben für den ge- nannten Vortrag Belegstücke heraussuchte. Bei diesem Minerale lagen nun 2 Etiquetten, eine alte mit dem Bemerken: „dichtes Braunsteinerz, Lager im Schiefergebirge bildend zwischen Salm-Chäteau und Ottrez“ und eine neue von Sack’s Hand bei der Abgabe der Sammlung hinzugelegt: „phosphorsaures Mangan von Limoges.“ Zeigte das derbe, flachmusche- lige, pechschwarze, undurchsichtige, dichte, ziemlich harte Mineral auch keine Spur von Spaltbarkeit, so erinnerte trotzdem das äussere Ansehen, namentlich der Fettglanz, etwas an Triplit; aber keine Spur Phosphorsäure war zu ermitteln. Auch zeigte mir ein frischer, eisen- bis bläulichschwar- zer, matter bis schimmernder Bruch u. s. w. bald, dass es Psilomelan, und die alte Etiquette die richtige sei. Als ich im Spectralapparate er- mitteln wollte, ob es ein Kali- oder Baryt-Psilomelan wäre, überraschte mich neben ganz mattem Kaliumspectrum die leuchtende Lithiumlinie, ob- wohl die Flamme dem blossen Auge nur die Natriumfärbung zeigte. Bei der Reichhaltigkeit und Zerstreuung unserer heutigen mineralogischen Li- teratur und bei meinem schlechten Gedächtnisse waren mir die v. KosEr’ und A. Frexzer’schen Mittheilungen über Lithion-haltige Manganerze nicht in Erinnerung, deshalb hielt ich die Beobachtung eines Lithionpsilomelan neben den beiden andern Arten momentan für neu und prüfte deshalb sofort eine Reihe von Psilomelan der verschiedensten Gegenden spectro- scopisch, um zu ersehen, ob auch andere Psilomelane als der belgische Lithion enthielten. Die Beobachtungen, die ich dabei machte, werde ich nächstens in einer Untersuchungsreihe über Psilomelane, wenn die Ana- lysen fertig geworden sind, näher bekannt machen und beschränke mich heute nur auf die Mittheilung, dass von 16 untersuchten Psilomelanen die von Trochenberg bei Tarnowitz, Aarbacherzug im Freiengrunde, Grube Bollenbach bei Herdorf, Hollertszug, Grube Kaltenborn bei Eiserfeld, Ei- senzeche bei Eiserfeld im Siegen’schen unmittelbar als salzsaure Lösungen das Lithiumspectrum für sich allein oder meist neben Kalium zeigten. Im weiteren Verlauf dieser Beobachtungen wurde ich wieder auf die Mitthei- lungen von FRENZEL und v. KoseLL aufmerksam. Meine Untersuchungen sind nun aber doch nicht ganz vergeblich gewesen, denn sie beweisen, 165 dass Lithion-haltige Manganerze häufiger und weiter verbreitet sind, als die Arbeiten von KoserL und FRENZEL erwarten liessen. Die Beobachtung der genannten Herren, dass Manganerze von der- selben Grube oder Örtlichkeit sich bei diesen unmittelbaren Prüfungen im Spectralapparate öfters bald lithionhaltig, bald frei davon zu erweisen scheinen, habe auch ich zu machen Gelegenheit gehabt, damıt ist aber noch nicht bewiesen, dass die letzteren wirklich Lithion-frei sind, denn v. KoseLL hat auf das eigenthümliche Verhalten lithionhaltiger Mineralien bei unmittelbarer Prüfung im Spectroscope aufmerksam gemacht. Grössere Mengen einer Substanz mit Spectrum verdecken leicht die Spectrallinien kleiner Mengen anderer Substanzen, besonders in den kleineren Apparaten für chemische Laboratorien. So zeigte ein Psilomelan von Kaltenborn bei Eiserfeld im Siegen’schen nur das Kupfer- und Kaliumspectrum, während ein anderer derselben Grube neben viel schwächerem Kupferspectrum nur die intensive Lithiumlinie zeigte. Nach Abscheidung der Chloralkalien und Behandeln derselben mit Äther-Alkohol fanden sich in Letzterem auch grössere Mengen Kali und Natron neben Lithion. Überhaupt wird es auch wohl Natron-Psilomelane geben, denn die Natriumlinie ist oft intensiv stark, verblasst niemals, selbst wenn die Probe noch so lange in der Flamme bleibt, und manche Psilomelane zeigen bei unmittelbarer Betrach- tung ihrer salzsauren Lösung im Spectroscope nur die Natriumlinie, kein Kupfer, Baryt u. s. w. Barytpsilomelane erkennt man schon sofort nach dem Auflösen in möglichst wenig Salzsäure daran, dass sie namentlich beim Erkalten farblose Kryställchen von Chlorbaryum ausscheiden; bei einem Psilomelan von Bleifeld bei Zellerfeld im Harze waren aber auch diese Krystallbildungen Chlorblei. Diese Lithion-haltigen Manganerze nur wegen dieser stets geringen Menge von Lithion mit einem besonderen Namen Lithiophorit zu be- legen, wie es BREITHAUPT und FRENZEL gethan haben, möchte ich für be- denklich halten, besonders wenn man sie wie FRENZEL nicht als ein selbst- ständiges Mineral, sondern als Gemenge betrachtet. Die in Verbindungen von Schwermetallen so seltenen und auffallenden Elemente, Kalium, Li- thium, Barium, das häufige Vorkommen solcher Mangan-Verbindungen in oft so gleichem chemischen, mineralogischen und geognostischen Habitus, und zugleich ihre weite Verbreitung an so entlegenen Orten und unter den gewiss mannigfaltigsten Bildungsbedingungen möchten mich fast glau- ben lassen, dass derartige Manganerze selbstständige Arten sind. Die Fortsetzung dieser Untersuchungen wird das hoffentlich ermitteln ; vor der Hand muss ich diese Mittheilungen und Ansichten nur als vorläufige zu betrachten bitten. H. Laspeyres. Nachschrift. Aachen, den 8. März 1873. Nach Abfassung der obigen Seiten und bei weiterem Verfolg der Un- tersuchungen über das Wasser in den Mineralien habe ich die Arbeit über 166 Krystallwasser von v. KoseLL in PosGEnnporrr’s Annalen CXLI, 1870, S. 446 gefunden und natürlich mit grösstem Interesse gelesen, da seine Auffassung dieser Frage zum Theil bis in das Kleinste mit der meinigen übereinstimmt. Ich wollte deshalb zuerst diesen Theil der obigen Mit- theilungen kassiren, um theilweise Wiederholungen in der Literatur zu vermeiden. Schliesslich bin ich aber davon zurückgekommen, einmal, weil diese Frage ein grosses Interesse hat, zweitens, weil ich unabhängig und durch ganz andere Beobachtungen zu ihrer Prüfung geführt wurde als v. KoseLL, ferner weil doch nicht alle Mittheilungen von mir sich mit denen von Herrn v. Koserı vollständig decken und schliesslich weil sie begründen sollen, weshalb ich die genaueren Bestimmungen des Wassers in Mineralien und seiner Austrittstemperaturen auszuführen beabsichtige. Der Obige. Prag, den 5. März 1873. In dem jüngsten Hefte Ihres Jahrbuches erwähnten Sie auf S. 88 meinen Bericht über die Analysen des Syngenit von Kalusz und die Iden- tität des Kaluszit mit dem Syngenit in der Zeitschrift Lotos, November- Heft 1872. Ich habe diesen Bericht zu einer Zeit geschrieben, als die Untersuchungen noch nicht zu Ende geführt waren, und beeile mich nnn, die dort angeführten, zum Theil leider falschen Angaben, zu berichtigen. Die Syngenit-Krystalle sind, wie von ZEPHARoVIcH ausdrücklich betonte, stets monoklin ausgebildet, im Polarisations-Apparat zeigen dieselben aber ein Axenbild, das entschieden für das rhombische System zu sprechen “ schien, welche Annahme bei noch nicht abgeschlossenen Messungen um so begründeter schien, als die Krystalle des künstlich dargestellten Kalk- Kali-Sulphates von MiıLLer und von Lane sowohl in optischer als auch krystallographischer Beziehung als rhombisch erkannt wurden. Nachdem Prof. von ZEPHAROVICH seine, an 16 meist ausgezeichneten Krystallen vor- genommenen Messungen zum Abschluss gebracht, ergab sich, dass diesel- ben nicht rhombisch gedeutet werden können. Eine genaue optische Un- tersuchung stellte, übereinstimmend mit den Messungen, das monokline System ausser Frage. Ich habe aus meinem Krystall zwei Lamellen parallel der Symmetrie-Ebene geschnitten und nach 180° Drehung mit ooP co an einander gekittet. Wären die Krystalle rhombisch, so müssten diese beiden Lamellen im polarisirten Lichte in jeder Lage gleichmässig hell oder dunkel sein; nachdem jedoch eine kleine Differenz der Hellig- keit beohachtet wurde, war nun auch in optischer Beziehung der Beweis des monoklinen Systemes dargethan. Eine genaue Messung ergab die Neigung der einen Elasticitätsaxe zur vertikalen Prismenkante im Mittel von 16 Messungen gleich 2%51° für weisses, und 2°46° für Natrium-Licht. Der Charakter der Doppelbrechung ist, wie auch von Lane und [scHEr- maK beobachteten, negativ; die Ebene der opt'schen Axen ist senkrecht auf ©Yoo — nicht wie Rumpr angibt, die Symmetrie-Ebene; — die spitze Bissectrix liegt im stumpfen Winkel und schliesst mit der Normale auf 167 oc Foo 2°51° mit der Klinodiagonale 1651‘ ein. Der Beweis, dass die Bissectrix nicht senkrecht auf Foo steht, wie TscHERMAK angegeben hat, ist leicht zu führen. Zwei Krystalle in paralleler Stellung mit oPoo übereinander gelegt, zeigen ein Axenbild, welches dem eines einzigen gleich ist: dreht man jedoch die obere Platte um 180°, so löscht sich, ‚wegen nicht zusammenfallender optischer Hauptschnitte der horizontale dunkle Querbalken, und es entsteht ein combinirtes Axenbild; da ja die optischen Axenebenen der beiden Individuen sich unter 5°42° schneiden. Die mir vorliegenden Präparate und Krystaile des Laboratoriums-Produktes zeigen ein gleiches combinirtes Axenbild, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass auch dieses künstlich dargestellte Salz monoklin krystallisirt und die Krystalle als natürliche Zwillinge nach &T0o verwachsen vorkom- men. Rumpr führt das spec. Gew. = 2.25 an; ich habe es im Mittel dreier, mit mehr als 2 Gramm mit grösster Sorgfalt im Pyknometer mittelst Benzol (von 0.8835 Dichte) ausgeführten Wägungen gleich 2.603 bei 17'!/,°C. gefunden. Professor von ZEPHARoVIcH hat eine ausführliche Abhandlung über diese so interessante Substanz, welche wiederholt zu Täuschungen sowohl in krystallographischer als optischer Hinsicht Ver- anlassung gegeben, der kais. Akademie in Wien vorgelegt, welche wohl in kurzer Zeit in den Sitzungsberichten derselben erscheinen wird. Dr. K. Vr»a. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Wien, den 14. Januar 1873. Seit einigen Wochen befinde ich mich an der k. k. geologischen Reichs- anstalt in Wien. Wie Ihnen bekannt ist, veranstaltet die geologische keichsanstalt für die Weltausstellung eine Collectiv-Ausstellung, für welche ich in der Abtheilung der Kohlen aller Formationen Oesterreichs thätig bin. Es wird eine eigene Kohlenkarte (Vorkommen- und Circulationskarte) angefertigt, es werden Musterstücke der einzelnen Kohlenvorkommen auf- gestellt und so viel als möglich die statistischen Daten gesammelt, zum Behufe einer künftigen Abhandlung über mineralische Brennstoffe im Oesterreichischen Kaiserstaate. OTTOKAR FEISTMANTEL. Bern, den 27. Januar 1873. „Seit bald 15 Monaten bin ich mit einer neuen Ordnung und vor- läufigen Bestimmung der im Berner Museum seit so vielen Jahren ange- häuften Versteinerungen aus den Schweizer Alpen beschäftigt, welche meine ganze Zeit in Anspruch genommen hat und noch mehrere Monate erfor- dert, um sie zu vervollständigen. 168 Bei dieser Gelegenheit kommt manches interessante Stück zum Vor- schein, welches unbeachtet bei Seite geschoben und vergessen war, auch später bekannt gemacht werden kann. In den letzten Tagen kamen mir nun die Faunen der Gegend am Thuner See, und die der Rallystöcke bei Marlyn unter die Hände. Sie veranlassen mich, Ihnen einige kurze Bemerkungen zu der Notiz von E. Favre im Dezemberheft 1872 des Archives der Sc. phys. & nat. de Ge- neve (mit Profilzeichnungen) mitzutheilen. Herr FAvrE stützt sich darin auf die gegenwärtige Lage der Schichten der oberen Einsattelung der Gebirgsspitze (in seiner Fig. 1 mit Spitzfleck bezeichnet), um meine Bestimmungen der Obernkreide- schicht des Opetengrabens und der aus der Höhe darüber herabstürzenden Blöcke im Rallyholz zu verdächtigen, indem er diese (seine Marlyn- schiefer) als tertiären Alters annimmt. Dieser Ansicht widersprechen aber die seitdem aufgefundenen Petre- facten. — Es liegen vor: Aus den anstehenden Schichten des Opetengrabens: eine Aporrhais (Rostellaria) varicosa A’ORBIENY, Pal. fr. t. eret. II, Taf. 210, fig. 6 mit theilweise noch guterhaltener feiner Sculptur und den bezeich- neten Wulsten. Aus den von Oben herabstürzenden Blöcken: ein Ammo- nites Bravaisianus, W’OrsIeny, Pal. fr. t. eret. I, Taf.:91, Fig. 5—4. Nur die Hälfte ist vorhanden; der Kiel ist scharf, die Seiten-Höcker auf den Rippen etwas weiter aus einander (wie bei A. Carolinus derselben Tafel), so dass die der inneren Reihe auf die inneren Windungen im Nabel sehr deutlich hervortreten. Ausden Winkelnder Oberen Einsattelung von Herrn Favrr’s Profil: ein Abdruck (2 bis 3 Zoll lang) eines Baculites durch Sculptur und Spuren der Lobenzeichnung (wenn auch verwittert) nur mit B. anceps (bei d’Orsıeny, Pal. fr. t. cret. 1, Taf. 139) stimmend. — Ausserdem sind an dieser Stelle von Tscnan, welcher Herr E. Favre dahin geführt hat, noch einige schlechterhaltene Sachen dem Berner Museum geliefert wor- den, welche mit den von mir vom Opetengraben in der Protozoe Helvetica II. beschriebenen zu stimmen scheinen. Dieser obere Theil ist petrogra- phisch etwas verschieden von der unteren Schicht am Opetengraben und der Rallyholzblöcke; er enthält viel mehr Glimmertheilchen, ist rauh anzufühlen in der Verwitterung; die unteren dagegen sind in der Verwit- terung sanft anzufühlen, ein mehr mergelig-thoniger Schiefer. Ein freund- schaftlicher Briefwechsel über diesen Gegenstand ist mit Herrn E. FAvreE eingeleitet, da dieser auf seiner schon bei der letzten Versammlung der Allgem. Schweizergesellschaft für die Naturwissenschaft vorigen Jahres vorgetragenen Ansicht, und seiner letzten obenerwähnten Notiz, nicht mehr so stark zu bestehen scheint, möchte dieses bei der Anzeige zuletzt im Jahrbuche, im Interesse des Verfassers selbst, zu berücksichtigen sein. Aus dem von Herrn Favre erwähnten und (etwas abenteuerlich ein- gezeichnet) sogen. Chatelkalle an der Dallefluh (beim Gypsstock) 169 liegen mir vor: ein deutlicher Abdruck eines Ammonites biplex und ein dickes Stielstück des sehr bezeichnenden Apioerinus polycyphus Mer. (Letnaea Bruntrutana von THuRrMmAnNn und Erarton, Taf. 49, Fig. 6); die- ser Theil ist auch weiter nordwestlich, am Abhang beim sogenannten Boduna, wiedergefunden, mit Aptychus curvatus, SIEBEL (siehe meine Üepha- lopodes des Alpes de la Suisse, Taf. 5). Dr. A. Ooster. 30. Januar St. "sbi Va t. Petersburg den weh Notiz über die Silurformation am Dniestr in Podolien und Ga- lizien, und über Pteraspis Kneri im Besonderen. Die Nachrichten über das Vorhandensein petrefaktenreicher obersilu- rischer Schichten am Dniestr in Podolien und Galizien hatten schon lange in mir den Wunsch rege gemacht, diese Schichten aus eigener Anschauung kennen zu lernen, namentlich da es nach den bisherigen Angaben nicht gelungen war, die Scheidung in eine obere und untere Gruppe, entspre- chend dem Wenlock und Ludlow Englands daselbst durchzuführen und ich schon früher in einem andern Gebiet, auf der Insel Gotland, diese Scheidung hatte durchführen können *, die früher von verschiedenen Sei- ten geläugnet wurde, jetzt aber von den schwedischen Geologen an- erkannt ist. Schon im Jahr 1856 hatte ich eine hübsche silurische Sammlung aus Podolien gesehen, die Hr. Czekanowskı von dort mitgebracht hatte. Leider blieb die Bearbeitung derselben unvollendet, aber auch UzEKANOWsKI war schon zu dem Resultat gekommen, dass eine Wenlock- und Ludlowgruppe am Dniestr zu unterscheiden sei, was von dem ausführlichsten Bearbeiter des Podolisch-silurischen Gebiets, Hrn. MaLzwskt (in seiner Magister-Dis- sertation, Kiew 1865, in russischer Sprache), der nur einen Theil der Cze- KANoWSKI’schen Sammlungen, nicht aber seine Resultate kannte, wiederum geläugnet wurde, Die reichhaltigsten Angaben über die galizische Silur- formation finden wir in der kurzen Notiz von Prof. Frrp. Römer „über die diluvialen Schichten der Gegend von Zalescezyki in Galizien“ im Jahr- buch 1862, p. 327. Die Übereinstimmung mit den obersilurischen Schich- ten Schottlands und Englands wird hervorgehoben, eine genauere Bestim- mung des Niveau’s aber nicht versucht. Im August und September (des verflossenen Jahres 1872 unternahm ich nun im Auftrage der kaiserl. mineralogischen Gesellschaft in St. Pe- tersburg eine Reise nach Podolien und Galizien, um das Silursystem am Dniestr zu studiren und namentlich die Frage zu entscheiden, ob dort eine Scheidung in eine Wenlvuck- und Ludlowgruppe durchzuführen sei, woran * Beitrag. zur Geologie der Insel Go:land, im Archiv für die Naturkunde von Finn-, I:sth- und Kurland. I. Serie. Bd. LI, 1859. 170 ich übrigens nach den oben erwähnten Mittheilungen Herrn CzEekAwowskr's nicht zweifelte. Ich musterte zunächst die reichhaltigen Sammlungen aus dem podo- lischen Silurgebiet im Universitätsmuseum zu Kiew, wo die Sammlungen des Prof. Frormartow und der Hrn. Marewskı und CzEekanowskı aufbe- wahrt werden, und ging dann nach Kamenetz-podolsk, in dessen Umge- bung ich einige Tage zubrachte, da die Ufer des Smotricz reich an petre- faktenreichen Entblössungen sind. Von dort ging ich nach Iwanetz am Dniestr und diesen Fluss zu Boot hinab bis Uschitza, wo die silurischen Kalklager, die allein Petrefakten enthalten, aufhören. Von hier ging ich zu Lande über Kitaigorod wiederum nach Kamenetz-podolsk und dann schon über Okopa nach Galizien. Während der Fahrt von Okopa bis Zalesezyki sammelte ich an mehreren Stellen unterwegs und hielt mich dann einige Tage in den reichhaltigen Umgebungen von Zalescezyki auf. Den Rückweg machte ich über Skala und Gusjätin bis an die Eisenbahn- station Troskurow, von wo ich wiederum über Kiew und Moskau nach Petersburg zurückkehrte. Von Zalesezyki aus hatte ich eine Exeursion nach Krakau gemacht, und die galizisch-silurischen Sammlungen im dor- tigen Museum mir angesehen. Meine Resultate sind nun kurz folgende: Der grösste Theil der von mir untersuchten und in Sammlungen ken- nen gelernten Lokalitäten gehört der Ludlowgruppe an und die Ähnlich- keit mit den höchsten silurisc;en Schichten von Oesel und Gotland ist eine so grosse, dass wir die Dniestr-Schichten unbedingt als eine Fort- setzung der baltisch-silurischen anzusehen haben. Zwei Facies in der Lud- lowgruppe des Dniestr lassen sich unterscheiden: die Podolische, zu der die Umgebung von Kamenetz-podolsk und die Gegend bis zum Grenzfluss Ibrucez gehört nebst dem auf der galizischen Seite dieses Flusses gelegenen Skala, und die galizische, die in der Umgebung von Zalesezyki entwickelt ist. Die podolische Facies ist reich an Korallen, namentlich Stremato- poren, Helioliten und ZLabechia conferta, ausserdem sind Huomphalus ala- tus, Lucina prisea, Pentamerus galeatus als besonders charakteristische Fossilien zu nennen. Das Gestein ist Korallenkalk und dünn geschich- teter gelber Kalkmergel, unter dem meist petrefaktenleere Schieferthone liegen. Die galizische Facies ist dur:h dünne Kalkplatten, die mit Schiefer- thonen wechseln, gekennzeichnet. Eine Überfülle von Tentaculiten (T. ornatus und tenuwis), Leperditia baltica af. und Bivalven (Orthonota ro- tundata Sow., Pterinea retroflexa u. s. w.) ist vorhanden. Einzelne Schil- der von Pteraspis finden sich nicht selten. Worauf ich aber besonderen Nachdruck legen will, ist, dass in der Umgebung von Zalesezyki den Fluss aufwärts nach Uscieczka zu auf den petrefaktenreichen Kalkplatten rothe Sandsteine liegen, die durchaus conform gelagert sind und vorzugsweise Pteraspis enthalten, nebst einigen Resten von Pterygotus und deutlichen andern Fischresten, Knochenplatten mit sternförmig verzierten Tuberkeln, die wir nur zu den bekannten Fischgeschlechtern des alten rothen Sand- steins Asterolepis (Pterichthys) oder “occosteus bringen können. 171 Wir hätten also in Galizien oberhalb Zalesczyki einen ebensolchen allmählichen Übergang aus den obersten silurischen ‚Schichten in die un- tersten des alten rothen Sandsteins, wie er uns im westlichen England, in Herefordshire geschildert wird (s. Silurie, Ausgabe von 1867, p. 243 ff.). Wie sich diese Übergangsschichten zu den andern devonischen Schich- ten, die in Galizien entwickelt sein sollen, verhalten, habe ich nicht ver- folgen können, und müssen wir das den einheimischen Geologen überlassen. Soviel kann ich aber jetzt sagen, dass die Ansicht des Grafen Key- SERLING, dass der Übergang aus dem obersilurischen in’s devonische ein viel allmählicher ist, als aus dem untersilurischen in’s obersilurische, durch meine Beobachtungen bestätigt wird. In Esthland habe ich die Suz. von ober- zu untersilurisch immer ganz scharf gefunden. Noch halte ich es für meine Pflicht hervorzuheben, dass ich die ersten devonischen Knochenschilder von -Usineczke im Museum zu Krakau ge- sehen habe. Bei der Rückkehr an den Dniestr habe ich mich selbst mit ihrer Lagerstätte bekannt gemacht. Die untere Abtheilung der obersilurischen Gruppe ist am Dniestr viel weniger entwickelt. Ich kenne nur zwei getrennte Lokalitäten, die ich mit Sicherheit dem Wenlock zuschreiben kann. Deutliche Unterlage- rung unter Ludlowschichten habe ich nicht beobachtet. Einmal sind es die grauen Mergel bei Studenitza und Kitaigorod in Podolien, an der Westgrenze der dortigen silurischen Kalksteine, die durch eine Menge von Spirifer radiatus Sow., Orthis elegantula, Leptaena transversalis und an- dern deutlichen Wenlockmuscheln ausgezeichnet sind. Das andermal das Thal der Niklawa in Galizien von Uot-Biskupje bis Borsezow, wo lockere grünlichgraue Mergel anstehen, in denen ebenfalls Leptaena transversalıs, Orthis elegamtula, ©. hybrida, Strophomena pecten, 8. filosa und einige wie es scheint neue Formen zu finden sind. Auch am Dniestr selbst, bei Babinze, habe ich diesen Mergel anstehend gefunden, in dem sich vortreff- lich sammeln lässt, da man die einzelnen Muscheln ohne Anwendung des Hammers aus (em lockeren Gestein herausnehmen kann. Was nun das interessanteste Petrefakt Galiziens, den Pteraspis Kneri betrifft, so sind darüber verschiedenartige Ansichten geäussert worden. Kner und mit ihm EıcuwAanp bringen ihn zu den Cephalopoden, Kuxt# zu den Crustaceen und die englischen Forscher und mit ihnen Prof. F. Rö- MER zu den Fischen, in die Nähe von Üephalaspis. Mir liegt ein schönes Material vor, und darnach kann ich mich nur zur Fischnatur des Pteraspis bekennen, wie sie von LAnkEster und Hvxtey auseinandergesetzt ist. Dass Scaphaspis und Pteraspis zusammengehören, das hatte ich schon früher angenommen, da die beiderseitigen Schilder ganz gleichartig gezeichnet, sowohl in England als in Galizien immer zusammen vorkommen. KuxrH hat nun «iese Annahme zur Gewissheit erhoben; aber warum soll dess- wegen Scaphaspis ein Schwanzschild sein? ist es nicht viel natürlicher, ihn als einen Bauchschild anzusehen, ähnlich wie ein solches bei Pterich- thys und Coccosteus (s. Panper’s Placodermen, t. 4) vorkommt. Die kleinen länglichen Schilder, die Kunt# erwähnt, lassen sich wohl besser mit den 72 analog geformten Leibesschildern von Cephalaspis vergleichen, als mit Leibesgliedern von Trilobiten. Wenn auch noch keine deutlichen Knochen- lacunen in den Schildern von Pteraspis nachgewiesen sind, so erinnert seine mikroskopische Structur doch viel mehr an Cephalaspiden, nament- lich meine Gattung T’remataspts (s. Verhandlungen der Petersb. mineralog. Gesellschaft, 1866) als an Trilobiten, deren Schalen, wie ich mich selbst überzeugte, eine homogene Masse bilden. Mag. Fr. Schuipt, Prag, den 19. Febr. 1873. Ich freue mich, Ihnen anbei den zweiten Band meines Mineralogi- schen Lexicon’s für das Kaiserthum Österreich vorlegen zu können. Im vollkommenen Anschlusse an den 1859 erschienenen Band (Jb. 1860, 616), gibt das Werk nun, unter stetem Hinweis auf die Litera- tur, eine Übersicht der auf österreichische Mineralien sich beziehenden Forschungen, welche aus dem Zeitraume 1790--1872 vorliegen. Dass ich mich in vielen Fällen einer Kritik nicht entziehen konnte, versteht sich von selbst; Sie werden vielleicht auch finden, dass eine nicht geringe Reihe von für das Lexicon unternommenen Untersuchungen ihren Platz gefun- den, sowie dass wichtige, bisher nicht veröffentlichte Beiträge von Fach- männern eingereiht wurden. Der Abschluss dieser recht mühevollen und langwierigen Arbeit gewährt mir nun wohl einige Befriedigung, da ich hoffe, den Forschern eine brauchbare Grundlage für eingehende Studien geliefert zu haben. v. ZEPHAROVICH, Breslau, den 30. Februar 1873. Am 7. Februar starb in München am Nervenfieber Dr. EwaLn BECKER, Assistent am paläontologischen Museum in München. Da er, einziger Sohn eines hiesigen Kaufmanns, hier in Breslau unter Wessky’s und meiner Leitung seine Studien gemacht und mir seitdem stets eine freundliche An- hänglichkeit bewahrt hatte, so war mir sein plötzlicher Tod besonders schmerzlich. Gewiss hätte man, wenn ihm ein längeres Leben beschieden gewesen wäre, sehr tüchtige wissenschaftliche Leistungen von ihm erwar- ten dürfen. Er gehörte zu den wenigen unter den jüngeren Männern un- serer Wissenschaft, welche noch die verschiedenen Disciplinen derselben umfassen. Von seiner krystallographisch-mineralogischen Bildung, für welche er durch gründliche mathematische Studien vorbereitet war, geben seine werthvollen Aufsätze über die Mineralien iın Granit von Striegau und über Quarzkrystalle von Baveno Zeugniss. In den letzten Jahren hatte er sich vorzugsweise paläontologisch-geognostischen Studien zuge- wendet. Eine grössere Arbeit über die Korallen von Nattheim, mit wel- 173 cher er seit länger als einem Jahre beschäftigt war, sollte ihm den Ein- tritt in die akademische Lehrthätigkeit eröffnen. Er hat nicht die Genug- thuung gehabt, sie vollendet zu sehen. Glücklicher Weise hat Zırreu ihren Abschluss und ihre Herausgabe übernommen, so dass dem Verstorbenen sein Verdienst und der Wissenschaft der Vortheil seiner Arbeit gesichert bleibt. Mit verhängnissvoller Auswahl der Besten hat der Tod die Reihen des jungen Nachwuchses unserer Wissenschaft in den letzten Jahren ge- lichtet. ScuLöngach, KuntH und BECKER — drei bessere konnten wir nicht verlieren. FERD. RoENMER. \eue Literatur. l Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Sehriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1811. * O0. Hser: Förutskickade anmärkningar öfter Nordgrönlands Kritflora ete. (K. Vetensk. Ak. Förh. No. 10, p. 1175.) * J. S. NEwWBERRY: Geological Survey of Ohio. Report of Progress in 1370. 8°. Columbus, 568 p. with Maps of grouped. sections. * Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. 8°. Part. I—II, p. 1—3572. 17 Pl. 1202 * ARZRUNI: über den Cölestin von Rüdersdorf und Mokkatam (1 Tf.) und über den Einfluss isomorpher Beimengungen auf die Krystall-Gestalt des Cölestins. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. Deutschen geolog. Gesellsch. XXIV. 3. Heft. S. 477—492. * Max Bauer: Mineralogische Mittheilungen. (Württemb. Naturw. Jahresh. XVII. .p. 246,2 Taf 1) * E. BERTRAND: Note sur un nowveau gisement de Leadhillite. 8. 3 p. * Bericht über die 29. und 30. Vers. des Comite’s für die deutsche Nord- polexpedition in Bremen. * Communication on the Discovery of new Rocky Mountain Fossils. (Meet. of the American Philos. Soc. Dec. 20. * GöPPERT: Zur Geschichte des Elenthiers in Schlesien. (Extr. aus d. Sitz. f. nat. Cult. in Schles. am 18. Dec. * Fr. v. Hauer: Geologische Übersichtskarte der Österreichisch-ungari- schen Monarchie. Bl. No. IV. Ost-Karpathen. Mit Erläuterungen in 8°. Desgl. Farben-Schema. * Eve. W. Hırcarn: on the Geology of Lower Louisiana and the Salt De- posit on Petite Anse Island. Washington City. 4°. 34 p. * A. Hırser und Fr. Nies: der Röth Unterfrankens und sein Bezug zum 175 Weinbau. S. 11. (Sep.-Abdr. a. d. Mittheilungen aus d. agricultur- chemischen Laboratorium in Würzburg von A. Hıneer und Fr. Nıks.) * F. v. HocustErTer: die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei. Wien, 1872. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XXII. 4. p. 331—388.) Mit Karte und Profilen. * Herm. KravosL: Zusammensetzung und Lagerung des Diluviums um Innsbruck. Mit 1 Prof. (Sep.-Abdr. a. d. naturw.-medic. Zeitschr. f. Berlahr. 1802, 8°. 8.18. * P. pe LorioL: Description de quelques Asterides du terrain neocomien des environs de Neuchätel. (Mem. de la Soc. nat. de Neuchatel. T. V. Dee); 40. 19.9.,2 Pl * 0. C. Marsa: Preliminary deseription of new Tertiary Reptiles. (Amer. Journ. of sc. a. arts. Vol. IV. Oct. O0. €. Marsu: Notice of a new species of Jinosaurus, Discovery of Fossil Quadrumana in the Eocene of Wyoming, Notice of a New Reptile from the Cretaceous. (Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. IV, Oct. a. Nov.) = Memoirs of the Boston Society of Natural History. 4°. Vol. I. P. 1. No. 2 a. 3. Boston, 1871—1872, p 29—154; P. 2. No. 1. Boston. p. 155-202. * Fr. Nies: über Aphrosiderit. S. 12. * Fr. Nıes: über ein Kobalt-haltiges Bittersalz. S. 25. * Fr. Nırs: der Kalktuff von Homburg am Main und sein Salpeter-Gehalt. S. 12. (Separat-Abdrücke aus den Mittheilungen des agriculturchemi- schen Laboratoriums in Würzburg.) * Proceedings ofthe Boston Society of nat. Hist. 8°. Vol. XII, p. 369—435; Vol. XIV, p. 1—224. * FRID. SANDBERGER: die Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt. 6.—8. Lief. S. 16i—256. Taf. 21—32. Wiesbaden. 4°. * ForD, Stouiczra: Oretaceous Fauna of Southern India. Vol. IV. 2. The Cliopoda. Caleutta. 4°. 34 p.,3 Pl. * Aus. GuIL. STIEHLER: Palaeophytologiae statum recentum exemplo Mono- cotyledonearum el Dicotyledonearum amgiospermarum gamopetalarum manifestum factum. P. 1. Monocotyledoneae in statu fosseli. Fol. 156 S. * B. Stuper: Gneiss und Granit der Alpen. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. PX 931..2 Bat... 21.) * K. Vrea: Mittheilungen aus dem mineralogischen Museum der Universi- tät Prag. Mit'IL If. 'S. 7. * VOGELGESANG: Geologische Beschreibung der Umgebungen von Triberg und Donaueschingen. (Sectionen Triberg und Donaueschingen der to- pographischen Karte des Grossherzogthums Baden.) Mit zwei geolo- gischen Karten und zwei Profiltafeln.. Herausgegeben von dem Han- dels-Ministerium. Carlsruhe. 4°. S. 133. | * F, J. Wıık: Meddelanden beträffende finska mineralier. (Fin. Vet. Soc, Förh.) 8°. p. 26—42. Pl. 11. 176 1873. *H. v. Asren: Über die in südöstlicher Umgegend von Eisenach auftre- tenden Felsitgesteine. Heidelberg. 8°. 378. 1 Taf. * G. Dewangue: Rapport seeulaire sur les travaux de la classe des scien- ces. Sciences minerales. Bruxelles. 8°. Pg. 90. * FeRD. DierrensAcH: Plutonismus und Vulkanismus in der Periode von 1868—1872 und ihre Beziehungen zu den Erdbeben im Rheingebiet. Auf Grund der neuesten Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung und mit Berücksichtigung von mehr als tausend Erdbeben und Vulkan- Ausbrüchen dargestellt. Darmstadt. 8°. S. 110. * Fern. Fischer: Leitfaden der Chemie und Mineralogie. Mit 175 in den Text eingedruckten Abbildungen. Hannover. 8°. S. 187. * W. Kıne: on the structure of a rock from Ceylon. (Geol. Mag. Jan. p. 1—6.) * Jon. Aus. Ernst KÖHLEerR: die Eruptivgesteine des sächsischen Voigt- landes. Reichenbach. 8°. 808. * 0). C. MarsH: on a New Subeclass of Fossil Birds (Odontornithes). Amer. Journ. of Sc. a. Arts, Vol. IV. Febr. * WILHELM Runge: die Mineralogie in der deutschen Volksschule. Erster mineralogischer Unterricht in Schule und Haus. Mit 14 Illustrationen in Holzschnitt. Breslau, kl. 8°. S. 96. * LEOP. WÜRTENBERGER: neuer Beitrag zum geologischen Beweise der Dar- wın’schen Lehre. (Ausland No. 1.) B. Zeitschriften. 1) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 8°. [Jb. 1872, 728.] 1872, XXIV, 5; S. 419—603; Tf. XVI-XXI. A. Aufsätze. G. Rose: über ein grosses Granitgeschiebe aus Pommern, nebst einigen Bemerkungen über die Eintheilung der Trachyte in HumsoLpr’s Kos- mos: 419—427. A. SaneBEcK: über Fahlerz und seine regelmässigen Verwachsungen (Taf. XVI-XIX): 427—465. E. Lupwıe: über die chemische Formel des Epidots: 465—477. ArRzRUNI: über den Cölestin von Rüdersdorf und Mokkatam (Taf. XX): 477—484. — — über den Einfluss isomorpher Beimengungen auf die Krystall- gestalt des Cölestins: 484—493. Scaccar: durch Sublimation entstandene Mineralien, beobachtet bei dem Ausbruch des Vesuvs, April 1872; im Auszug mitgetheilt von J. Rork: 493—505. -— — vorläufige Notizen über die bei dem Vesuv-Ausbruch April 1872 “ gefundenen Mineralien; im Auszug mitgetheilt von J. Rora: 505--507. 177 H. VosELsans: über die Systematik der Gesteinslehre und die Eintheilung der gemengten Silicatgesteine: 507—545. ScaccHı: über den Ursprung der vulkanischen Asche. Im Auszuge von C. RammELsgeRe: 545—549. C. RamMmELspgERG: über die chemische Natur der Vesuv-Asche des Aus bruchs von 1872: 549—551. Bi B. STuDer: Gneiss und Granit der Alpen (Tf. XXI): 551—558. W. TRENKNER: die Juraschichten von Bramsche, Wester-Cappeln und Ib- benbühren: 558—589. FERD. RorMER: über das Vorkommen von Culm-Schichten mit Postidono- mya Becher: auf dem Südabhang der Sierra Morena in der Provinz Huelva: 589—593. B. Briefliche Mittheilungen. Von Küsrn und A. Kor: 593—595. C. Verhandlungen der Gesellschaft. Vom 1. Mai bis 3. Juli 1872: 595—603. 2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8. [Jb. 1872, 941.] 1872, XXIL, No. 4: S. 331—400. FERD. v. HocHstETTER: die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei; mit einer geologischen Karte in Farben- druck (XVI) und einer Tafel (XVII). Zweite Abtheilung: 331—389. FR. v. Hauer: Geologische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie: 339—400. 3) G. Tscuermar: Mineralogische Mittheilungen. Wien. 8. [Jb. 1872, 942.] 1872, Heft 4. S. 199—265, Tf. Vl. C. W. C. Fvcns: die Insel Ischia: 199—239. Franz BABANEK: zur Kenntniss der Minerale von Eule in Böhmen: 239 —241. J. Burkart: über den Guadalcazarit: 241—245. M. Wesskr: über die Krystallform des Pucherit von Schneeberg (Tf. IV): 245— 238. J. Nıepzwienzekı: Andesit von St. Egidi in Süd-Steyermark: 253—257. Analysen aus dem Laboratorium von E. Lupwıe: 257—263. Notizen. Nachtrag zur Mittheilung über Staurolith — Mineral-Vorkom- men bei Reichenau — Kupferschaum von Prein — die Glimmerkugeln von Hermannschlag in Mähren — Fundort des Milarits — Kupfer von Graupen in Böhmen: 263—265. Jahrbuch 1873. 12 178 4) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 68.] 1872, No. 17. (Sitzg. am 17. Dec.) S. 339—358. Vorgänge an der Anstalt: 339—340. Eingesendete Mittheilungen. D. Srur: Pflanzen-Reste von Vrdnik in Syrmien: 340—341. — — Beiträge zur Kenntniss der Lias-Ablagerungen von Hollbach und Neustadt in der Gegend von Kronstadt in Siebenbürgen : 341—347. Vorträge. F. FoOETTERLE: das Vorkommen von Asphalt am Colle della Pece bei Pofi- Castro in Mittelitalien: 347—351. E. v. Mossısovics: über die tektonischen Verhältnisse des erzführenden Trias-Gebirges zwischen Drau und Gail: 351—353. C. v. Haver: Harzkohle von Johannesthal in Krain: 353 - 354. Einsendungen an die Bibliothek u. s. w.: 354—358. 1873, No. 1. (Sitzung am 7. Jan.). S. 1—24. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur: Vorkommen einer Palmenfrucht-Hülle (Zepidocaryopsis West- phaleni) im Kreide-Sandstein der Peruzer Schichten bei Kaunitz in Böhmen: 1—3. D. Srur: über ein neues erst kürzlich entblösstes Vorkommen von Basalt an der Station Dassnitz bei Königsberg in Böhmen: 3—4. Vorträge. C. DöLrtEer: Geologische Notizen aus Südtyrol: 4—6. D. Srur: Beiträge zur genaueren Deutung der Pflanzenreste aus dem Salz- stock von Wieliezka: 6—10. C. v. Hauer: die Bausteine aus den Brüchen des Freiherrn CarL v. SuTT- NER bei Zoglsdorf in Niederösterreich: 10—13, G. Strache: Notizen über das Erdbeben in Wien am 3. Januar: 13—18,. Einsendungen u. s. w.: 18—24. 5) J. C. PossEnndorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 8%, [Jb. 1873, 68.] 1873, No. 1, CXLVII, S. 1—176. J. Roru: über die Temperatur-Beobachtungen in dem Bohrloch bei Speren- berg unweit Berlin: 168—171. 6); H. KoLse: ‚Journal für. practische (Chemie "Lemrig., ‚8% [Jb. 1875, 68.] 1872, VI, No. 17—1S, 8. 257—385. 1872, VI, No. 19—20, S. 386—480. E. v. MEvER: Untersuchung der aus einigen Saarkohlen stammenden Gase: 389—416. — 179 7) Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Preus- sischen Rheinlande und Westphalens. Herausgegeben von C. A. Anprar. Bonn. 8°. [Jb. 1873, 69.] 1872, XXIX, 1. Abhandl. S. 1—98. Corr.-Bl.: S. 1—47. Sitz.-Ber. S. 1-80. Correspondenzblatt. Angelegenheiten der Gesellschaft: 1—98. Sitzungs-Berichte. SCHAAFFHAUSEN: über zwei ältere Funde anthropologischer Überreste aus der Balver Höhle: 18—21.” A. v. Lasauıx: über petrographische Stu- dien an den vulkanischen Gesteinen der Auvergne: 30—33. G. vom Rırn: über Anorthit, über die Zusammensetzung des Humit von Neu- kupferberg in Schweden; legt mikroskopische Präparate des Xantho- phyllit vor; über den 1. Bd. der Memorie per servire alla deserizione della carta geologica d’Italia: 34—35; DE Koninck: über Analysen einiger belgischen Mineralien: 42—43. A. v. Lasavıx: über Gletscher- spuren im Mont Dore: 42—46. Weiss: Schluss seiner Flora der jüng- sten Steinkohlen-Formation und des Rothliegenden; über eine neue Steinkohlen-Pflanze, (ingularia: 76—79. 8) Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Zwölfter Jahrgang. Königsberg. 4°. 1871. 1.—2. Abtheilung. Aus. MüLLEer: über drei in der Prov. Preussen ausgegrabene Bärenschädel (II Tf.): S. 1—23. Bericht über die geognostische Untersuchung der Provinz Preussen. Dreizehnter Jahrgang. Erste Abtheilung. 1872. S. 1—88. 9) Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Dritten Bandes erstes Heft. Danzig. 8°. 1872. 8. 1—226. Kasıskı: das Gräberfeld der Persanziger Mühle: 1—32. A. MeneE: über eine in Bernstein eingeschlossene Mermis: 1--2. 10) Bulletin de la Societe geologique de France. [2] Paris. 8°. [Jb. 1873, 72.] 1872, No. 7, XXIX, p. 481—583. Tournovör: über mehrere bei Ferte-Aleps aufgefundene Zähne von Ver- tebraten: 481—484. Tournov£r: über einige oligoväne Conchylien der Gegend von Rennes (Ille- et-Vilaine): 484. 12° 180 A. GARNIER: die nummulitischen Schichten von Branchai und Allons (Bas- ses-Alpes): 484—492. Tovrnov£r: über die von GARNIER gesammelten tertiären Fossilien aus den Basses-Alpes (pl. V—VIO): 492 —514. HesBertT und Bayan: Bemerkungen hiezu: 514-520. Tournov£r: Nachtrag hiezu: 521—527. — — die fossilen Auriculiden der Faluns: 527—529. Aus. CHaptıs: über im oberen Mergel aufgefundene Gebeine: 529—530. MunNtER-CHALMAS: die neuen Gattungen Bayanoteuthis und Belopterina: 530—531. Tarpy: die Hügel von Turin: 531—541. — — der miocäne Gletscher des Pariser Beckens: 541-547. — — die miocänen, pliocänen und quartären Perioden in Oberitalien: 547—560. — —. Theorie der Gletscher-Periode: 560—569. Jacqguvor: der nutzbare Boden, als Antwort auf die Notiz: von LEVALLoIS ‚über geologische und agronomische Karten: 569—583. 11) Comptes rendus hebdomadaires des seances de "Academie des Sevences. Baris. 4%... [Jb. 1873, 73] 1872, 9. Dec. — 30. Dec.; No. 24—27; LXXV, p. 1565-1848. A. LEYMERIE: über eine turonische Colonie in der Senon-Gruppe von Saint- Martory (Pyrenäen): 1642—1643. Dausr£er: über einen bei Bandong auf der Insel- Java am 10. Dec. 1871 gefallenen Meteoriten: 1676— 1678. P. Fıscuer: über einige von Pınarr von Alaska mitgebrachte fossile Reste: 1784— 1786. i CHANTRE: über die Fauna des Lehm von Saint-Germain am Mont Dore und über die quaternäre Fauna des Rhone-Beckens überhaupt: 1786 — 1788. 12) L’In stitut. T. Seet. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Paris; 4% [)b#1873, 72:] 1872, 20. Nov.—25. Dec.; No. 1986—1991; p. 369—416. Cu. Gran: die Gletscher im Westen der Vereinigten Staaten: 381—383. SAuvAgE: über die Gattung Steneosaurus: 396. Dvucker: über fossile Reste von Pikermi: 405—406. J. Geikıe: Wechsel des Klima’s während der Gletscher-Periode: 406-407. 13) E. DusrveiL et E. HeckeL: Revue des sciences naturelles. Montpellier et Paris. S°. 1872, tome I. No. 1. Pg. 1—116. Bıeicner: Geologische Studien in der Gegend von Montpellier (pl. IV): 63— 74. | 181 14) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1873, 74.] 1872, Novb., No. 294, p. 321—400. 1872, Decb., No. 295, p. 401—480. . Hurrox: die Hebungen und Senkungen der Erde: 401—414. Geologische Gesellschaft. Damrrer: über die Geologie von Qüeens- land: 474—476. 1872, Dech. (Suppl.), No. 296, p. 481—548. Geologische Gesellschaft. Wnrmsere: über Atolls; Dakvyns: Glet- scher-Phänomene im Hochland von Yorkshire; Mackıntosn: Küsten- profil des Geröllethons von Cheshire: W. BLrAspeLr: neuere Gletscher- Thätigkeit in Canada; O. Fisher: Phosphat-Knollen in der eis von umseclne. 541—543. 15) H. Woopwarp, J. Morrıs a. R. ErHeriver: The BRENNT Maga- zine. London. 3°. [Jb. 1873, 75.] 1872, Dec., No. 102, p. 529—576. J. CARTER: neue Kruster aus dem Grünsand (pl. XII): 529—532. ScUDDER: neue Fliegen von Aix, Provence: 532—533. Lapwortn: neue Untersuchungen über die schwarzen Graptolithenschiefer im s. Schottland: 533—536. ALLPORT: mikroskopische Structur der plutonischen Gesteine Arrans: 536 —545. W. CARPENTER: Temperatur und physische Beschaffenheit der Inland-Seen: 545—551. Notizen, Miscellen u. s. w.: 551—576. 16) B. Sırııman a. J. D. Dana: the American Journal of science amd arts. ‚8... |Jb. 1873, 75.] 1872, December, Vol. IV, No. 24, p. 425—506. E. W. Hırsarn: Boden-Analysen und ihr Nutzen: 434. J. D. Dana: über den Quarzit, Kalkstein u. s. w. in der Nähe von Great Barrington, Berkshire Co., Mass.: 450. J. LE Coxte: Theorie der Bildung grosser Züge der Erdoberfläche: 460. Epw.S. Dana: über einen Krystall von Andalusit, von Delaware, Co., Pa.: 473. C. T. Jackson: Analyse des Meteoreisens von Los Angeles, California: 495. Auszüge. A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. Fr. Hessensere: Sphen von der Eisbruckalp, Tyrol. (Minera- log. Notizen, No. 11, 1873, S. 21.) Der ergiebige Fundort hat in letzter Zeit wieder schöne Sphen-Krystalle geliefert und zwar Zwillinge und ein- fache auf einer Stufe neben einander. Die Zwillinge, nach dem gewöhn- lichen Gesetze verbunden, zeigen die Combination: OP. ?/;£2.ooP.!,P .Poo.Pxo.'/,Poo.—2%2.?/,P*,. Unter diesen Formen sind zwei sehr seltene, nämlich die letztgenannte und ',P. Der Habitus der Krystalle ist tafelartig durch vorwaltende Basis; sie gewähren aber einen ungewöhn- lichen Anblick, weil das eine (obere) Individuum gegen das andere sehr zurückgeblieben ist. Hessensere hat die Krystalle wie sie sind und wie sie eigentlich sein sollten, dargestellt. — Sehr merkwürdig ist nun, dass die mit ihnen vergesellschafteten einfachen Sphen-Krystalle, obwohl bei gleicher, grasgrüner Farbe eine bedeutende Verschiedenheit zeigen.. Sie erscheinen in der Combination: Poo.OP.>,Too. 2,82 ..'%),;P!%, . ooP .Poo. Y,$oo. Offenbar sind sie gleichzeitiger Entstehung mit den Zwil- lingen. — Hrssengere macht noch auf die interessante Thatsache aufmerk- sam, dass es ihm gelang, an anderen Sphenen die Flächen des Orthopina- koids zu beobachten, d. h. diejenigen Flächen, welche bei der von ihm an- genommenen Grundform die Kante von 133052'34' des Prismas ooP ab- stumpfen. — Da sich in letzter Zeit die Zahl der bekannt gewordenen Flächen der Species Titanit sehr vermehrt hat und ausserdem von den Autoren verschiedene Grundformen adoptirt, so dürfte den Mineralogen die neue vervollständigte Tabelle, welche Hrssexsgere mittheilt, sehr will- kommen sein. In neben einander folgenden Vertikalreihen sind die Tita- nit-Flächen verzeichnet. A. In Naumanw’schen Symbolen, mit C = 94057'38' und Orthodiag. a; Klinod. b; Hauptaxe ce — 2,541122 : 1: 1,539438. B. In den in seinen „Mineral. Notizen“ gebrauchten Buchstabenzeichen, die für die älteren Flächen meist schon von G. Rose eingeführt. 183 C. In WurwerL-MiLter’schen Symbolen, wobei abc = h kl, Grundform dieselbe wie in A. D. In Weıss’schen Axenschnittformeln mit Reduction der Hauptaxe © auf 1. E. In DescrwoızrAux’schen Symbolen, wobei als Grunddimensionen C —= 60a: bi: ce = 132508: 1:1,32006. F. In denjenigen Navmann’schen Symbolen, welche der DzscLoızzeAaux’schen Grundform entsprechen. G. In Naumann’schen Formeln unter Annahme von Dana’s Grundform, welche man aus der Grundform von DescLoizEAvx erhält, wenn man die von letzterem angenommene Hauptaxe halbirt; daher Dana’s Grund- dimensionen: C = 60° 17’ a:b:c = 1,32508 : 1: 0,566003. A. Schraur: über Beryll. (Mineral. Beobachtungen IV. S. 19—22.) Die reichhaltige Flächen-Tabelle des Beryll, über welchen wir bekanntlich NAUMANN, v. KOKSCHAROW, FR. HESSENBERG, G. vom RATH, DESCLOIZEAUX und d’Accuıarnı interessante Beobachtungen verdanken, hat ScHrAur durch einige neue Formen vermehrt. Als Grundform adoptirt er die von v. Kox- SCHAROW angenommene, bedient sich für seine Bezeichnung der älteren Buchstaben Naumann’s. Die von ScHRAUF beschriebenen (und abgebildeten) Krystalle stammen der eine wahrscheinlich von der Takowaja, andere von Nertschinsk. Die neuen Flächen sind: 2.D.5R, 12P2,.P%), und 24P>.,. Die vom Beryll bekannten Flächen belaufen sich, nach der von ScHRAUF zusammengestellten Tabelle, auf dreissig. M. Wesskv: über die Krystallformen des Pucherit von Schneeberg. (G. TscuermAak, Mineral. Mittheil. 4. Heft, S. 245—252, mit 1 Taf.) Diese neue Species wurde von WeısgacH entdeckt und von FRENZEL beschrieben *. Eine eingehendere krystallographische Schilderung des durch seine chemische Zusammensetzung merkwürdigen Minerals — BiVO, schien sehr erwünscht. Um so willkommener ist daher die vor- liegende, gründliche Arbeit Wessky’s. Derselbe erhielt durch WeısBacH und Brezına eine Anzahl Krystalle des Pucherit, welche er mit bekannter Sorgfalt einer näheren Untersuchung unterwarf, deren Hauptresultate fol- gende. Das Krystall-System des Pucherit ist unzweifelhaft orthorhombisch, wie bereits FREnzEL angab. In den Combinationen dominiren das Makro- doma 2P&o, die Makropyramide P2, sowie Brachy- und Makropinakoid. Es ist aber die von Wesskrv gewählte Aufstellung eine andere, als die von FREnzEL. Dem geübten Blick Wrsskv’s entging nämlich die Ähnlich- keit, welche die Formen des Pucherit mit denen des Brookit zeigen nicht, wie solches aus nachfolgender Zusammenstellung ersicht- * Vergl. Jahrb. 1872, S. 97 u. 514. 184 lich. Unter Zugrundelegung der von N. v. KokscHArow angenommenen Aufstellungsweise des Brookits, jedoch mit der Axen-Bezeichnung nach G. Rose (d. h. a = halbe Brachydiagonale, b = halbe Makrodiagonale, c — halbe Hauptaxe), führten die von Wessky unternommenen Abmessungen des Pucherits auf das Axen-Verhältniss a: b: c = 1,167843 : 1,065400 : 1, gegenüber dem von N. v. KokscHarow für den Brookit festgestellten: a:ib.:'c1==.0,89114: 1,05889 1. Aufstellung des Pucherit Aufstellung des Pucherit analog Brookit nach FRENZEL. nach N. v. KoKScHAROWw. an bile= 3 u I 0,532700 : 1: 2,335686 1,167843 : 1,065400 : 1. ooP = 2Pxo Px —— 11,°o P2 —_ P2 OP — ooPco ooPxo — ooP&o 1.760 = PX. In besonderen Tabellen theilt Wessky die Resultate seiner Messungen und Berechnungen mit und macht schliesslich darauf aufmerksam, dass sich die Formen des Pucherit und Brookit vergleichen lassen, wenn man P beim Niobit - P2 beim Brookit, PX bei Niobit -- '|,P5o beim Brookit, 3P&o beim Niobit = 2P&X beim Brookit parallelisirt. Es hat nämlich P beim Niobit: Endkanten 151° 0° u. 104010‘ P2 beim Pucherit: 145020‘ u., 98025’ beim Brookit: 139.37, u. 1010 3. Setzt man beim Niobit die Axenschnitte (2a: b:c) analog P2 beim Brookit, so ist das Verhältniss der Axen-Einheiten au:chbr.2c 1,47574 : 1,21598 : 1 am Niobit gegen 1,6784 :1,06540:1 am Pucherit 0,89114 : 1,05889 : 1 am Brookit. Arzrunı: über den Cölestin von Rüdersdorf und Mokka- tam. (Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. 1872, XXIV, 3. S. 477-483. 1 T£.) 1) Der CGölestin von Rüdersdorf kommt im blauen, dichten Muschelkalk vor, auf Klüften und in Drusen, mit Kalkspath, Octaedern von Eisenkies und mit Markasit. Die Farbe ist blaulich, röthlich bis bräunlich; doch gibt es auch farblose und sogar verschieden gefärbte, deren Hülle blaulich, deren Kern röthlich oder braunlich. Die Krystalle lassen zwei Typen unterscheiden. Der eine ist durch das Vorwalten von OP mehr tafelartig, der andere mehr pyramidal. Arzruxı beobachtete folgende Flächen: OP, glatt, zuweilen nach der Makrodiagonale gereift; Po meist glatt; !".P&o glatt oder schwach nach der Makrodiagonale ge- reift; ooP gewöhnlich glatt; P2 tritt bei den meisten Krystallen auf, wäh- 185 rend P selten allein erscheint, fast immer mit P2 zusammen. — Seltener sind die Flächen ooP2, ' ‚Po, "/,P&o, «Po und endlich die für den Cö- lestin neue Form: 2P. — Arzrunı führte zahlreiche Messungen aus; er fand für ooP — 104°10‘, für !/,P&o© = 10123‘ und gibt das Axenverhält- niss: a:b:c —= 0,77895:1:1,27530. 2) Cölestin von Mokkatam. Obwohl das Vorkommen des Cölestins in Egypten bereits erwähnt wurde *, ist über die Krystalle bisher nichts bekannt gewesen. Dieselben sind meist nach der Brachydiagonale gestreckt und erreichen zuweilen 5 Zoll Länge bei 1 Zoll Breite. Sie haben eine schöne hellgelbe Farbe. Arzrunı be- obachtete folgende Formen: OP, ooP, !..Px, /,P&, PX, P2 (klein), führte mehrere Messungen aus und fand unter andern für ooP - 104°2', für Pxo — 10411‘. Für den Mokkatamer Cölestin berechnet sich das Axen- verhältniss zu: a:b:c —= 0,78244 : 1: 1,28415. Arzrunsı: über den Einfluss isomorpher Beimengungenauf die Krystallgestalt des Cölestins. (A. a. 0. S. 484—492.) Die bisherige Ansicht, welche besonders AurrrAcH ** in seiner werthvollen Monographie des Cölestins näher bespricht: dass ein gewisser Barytgehalt auf die Winkel des Cölestins Einfluss ausübe, erwies sich als unbegründet. Arzrunı ınacht zunächst darauf aufmerksam, dass ein Theil der Analysen des Cölestins entweder aus älterer Zeit stammen, oder dass solche an faserigen Abänderungen des Minerals angestellt wurden. Arzkrunı führte, um über die Frage zu entscheiden, Analysen von sechs von ihm, Wesskv und AUERBACH gemessener Üölestine aus, nämlich von: Fundort >0, Sr Ua S. Rüdersdorf . . 52685 46,715 0,39 = 99,639 Girgenti . . . 52,542 46,842 0,472 = 99,856 Bristol. . . . 52,609 47,206 0,071 = 99,886 Mokkatam . . 52,566 47,230 0,269 = 100,065 Pschow SIR 0 3A 47,426 0,247 = 100,016 Erie-See . . . 523770 46,9%6 "0,157 = 99,853. Demnach bedingt der Calcium-Gehalt die Verschiedenheit der Krystall- gestalt und die Abweichungen der Winkel von ihrem normalen Werthe. Es kommen hiebei aber noch zwei Fragen in Betracht. Die erste ist das Calcium, als Calciumsulphat, dem Strontiumsulphat für isomorph zu halten ? Weil das Caleiumsulphat in veränderlichen Verhältnissen das Strontium- sulphat ersetzt, glaubt Arzrunı einen Isomorphismus des Anhydrit mit Cölestin nicht ganz in Abrede stellen zu dürfen mit Rücksicht auf die an den Andreasberger Anhıydrit-Krystallen beobachteten Formen. Die zweite _ Frage lautet: lässt sich ein einfaches Gesetz über die Beziehungen der Menge des Calcium zu der Zu- oder Abnahme des Winkels anführen ? Stellt man die Axen-Verhältnisse der verschiedenen Cölestine und ihren Caleium-Gehalt zusammen, wie folgt: * Vergl. Jahrb. 1870, S. 104. ** Jahrb. 1870, S. 349. 186 Fundort. Axen-Verhältniass. Caleium-Gehalt auch: ec in p.Ct. Erie-See.. . . . 0,76964 : 1: 1,25506 _ 0,157 Rüdersdorf . . . 0,77895 : I 1,27530 0,239 erreugrund ı. naasoh: [Hann ai BOX He RER ERS Siciien . . . . 0,78035 ! I 1,28236 0,472 Dornburg . . . 0,78082 : 1 1,28311 _ Bristol . . . . 078165: 1 1,28468 0,071 Mokkatam . . . 0,78244 : L 1,28415 0,269 Pschow . . . . 0,78750 : 1 1,28300 0,247. Demnach ergibt es sich: dass kein einfaches Gesetz zwischen Calcium- Gehalt und Winkel-Änderung besteht. Gror# machte schon früher darauf aufmerksam, dass die Wirkung der Beimischung eines gewissen Antheils einer isomvrphen Verbindung sich in den drei irrationalen Axen nicht proportional, in complicirterer, anscheinend unregelmässiger Weise äussert. — Arzrunı gibt am Schluss seiner trefflichen Arbeit noch die von ihm befolgte analytische Methode an. Fr. Hessengers: Axinit von Botallack in Cornwall. (Minera- logische Notizen. No. 11. 1873. S. 30-35.) Der Axinit hat in den letz- ten Jahren mehrere ausgezeichnete Mineralogen, wie G. vom RATH, SCHRAUF und Wessky beschäftigt. Auch Hessengere bringt einige neue Beobach- tungen über Axinit aus Cornwall, reiht aber daran noch sehr wichtige Betrachtungen über die Formen und Aufstellung dieses Minerals. Für die Bezeichnung der Flächen seiner Figuren bedient er sich der schon von Havy und Neumann gebrauchten Buchstaben. Es gelang HEssEeNnBER6, zwei neue Formen aufzufinden. Das Symbol der einen ist, wenn man die Auf- stellung von G. vom Rare adoptirt — 9P’9, während dieselbe bei der von Scuraur vorgeschlagenen Grundform das Symbol = ooP'3 wird. Die zweite neue Form erhält im ersten der genannten Fälle das Symbol ®/,P*/,, im zweiten — !,'P. Zum richtigen Verständniss dieser Symbole sei daran erinnert *, dass die drei beim Axinit gewöhnlich dominirenden Flächen: pP, 5.u OP bei Schraur = 2,P,©0 bei G. vom Rarn. Pe, » ooP , „ RUN = B 2) D) ooP' ” „ HEssengerG theilt Wessky’s Meinung: dass Zeichnungen nach G. vom Rarn’s Aufstellung gegenüber der Schraur’schen den Vorzug einer leich- teren Verständlichkeit und Vergleichbarkeit mit dem natürlichen Aussehen der meisten Axinit-Krystalle besitzen, hält aber andererseits eine Einfach- heit in den Axenschnitten, wie sie durch SchrAur’s Grundform gewonnen ist, für einen wesentlich mit zu erstrebenden Vortheil, sowohl in theore- tischer wie in praktischer Beziehung. Es lassen sich aber — so bemerkt HEssENBERG — beide Vortheile vereinigen: die zweckmässige Stellung der p = I ll * Vergl. A. SCHRAUF: Axinit und Sphen. Jahrb. 1871, S. 410. 187 Axinit-Krystalle mit der breiten Seite dem Beschauer unverkürzt zuge- wendet in vom Rarn’s Zeichnungen und die grösste Einfachheit der Zeich- nungen. Man erreicht dies, wenn man die SchrAur’schen Parameter an und für sich beibehält und nur ihre Bedeutung als Axen, also ihre Auf- stellung wechselt. Nimmt man nämlich Scuravr’s Makrodiagonale b als Hauptaxe c, so wird dessen Brachydiagonale a zur Makrodiagonale b und dessen Hauptaxe c zur Brachydiagonale a. Das Ergebniss dieses Ver- fahrens ist eine Signatur von gleicher Einfachheit wie die von SCHRAUF selbst eingeführte, dabei aber eine Richtung der neuen Axen, welche mit der Aufstellung des Axinits bei vom RarH stimmt, dabei aber gestattet, dessen Zeichnungen unverändert beizubehalten. In Folge einer solchen Axen-Stellung haben die von ScHRAuUF gerechneten Grunddimensionen nur folgende veränderte Beziehungen zu erhalten. Brachydiagonale : Makro- diagonale : Hauptaxe = 0,86415 : 1: 1,15542. — Nach dieser Aufstellung gibt HEssENBERG nun ein vollständiges Verzeichniss der beim Axinit bis jetzt beobachteten Flächen, mit den vergleichenden Symbolen von NAUMANN, Weıss, MiıLLerR und den von verschiedenen Autoren gebrauchten Buch- staben. Die Zahl der bekannten Flächen belauft sich auf 42. An den zum grösseren Theil schon von Havy und Neumann herrührenden Buch- staben-Bezeichnung G. vom Raru’s hat Hrssengere trotz des Wechsels der Grundform nichts geändert. Sehr richtig und treffend bemerkt HEssENBERG — und möchten doch alle Mineralogen seine Worte beach- ten —: wie bequem und vortheilhaft der Gebrauch von Buchstaben des Alphabets, ohne symbolische Bedeutung zur Bezeichnung für concrete Flä- chen concreter Mineralien ist, hat wohl Jeder selbst erfahren. Wenn man diese Buchstaben einfach empirisch, conventionell ohne alle symbolische Nebenbedeutung, dabei aber unabänderlich verwendet, ist dieses Verfahren der neutrale Boden, das gemeinschaftliche Mittel gegenseitigen Verstehens zwischen allen Denen, welche ausserdem im Gebrauche verschiedenartiger Symbolik und verschiedenartiger Grund- formen auseinander gehen. Man verliert aber diesen Vortheil, sobald man den Buchstaben die Bedeutung von Symbolen unterlegt, indem man ein- zelne unter ihnen, z. B. a, b, c, m, n, o systematisch auf bestimmte Flä- chenarten der Krystall-Systeme bezieht. Scheint es nun einen eigenen Reiz zu haben, für dieses oder jenes Mineral eine neue Grundform auf- zusuchen, und glaubt nun Jeder in diesem Falle sein neues Hauptprisma mit m, seine basische Fläche mit c bezeichnen zu müssen, so geräth die ganze bisher zur Vorstellung und zum Gemeingut gewordene Buchstaben- sprache in Verwirrung; ein 'Theil wird vertauscht, ein anderer belassen und dabei die Discussion auf’s Bedauerlichste erschwert. Es scheint dess- halb räthlich, auch bei jedem Vorschlag einer neuen Grundform oder jeder gewechselten Aufstellung doch immer den Flächenarten die altgewohnten nicht symbolischen, sondern empirisch eingebürgerten Buchstaben zu be- lassen. 188 G. vom Rarn: über einige Leucit-Auswürflinge vom Vesuv. (PosGEndorRFF Ann. CXLVI, S. 265—272.) Der Leueit bildet nicht nur die Laven, sondern erscheint auch in Auswürflingen der Somma und zwar theils in Kalk-Blöcken, theils in Sanidin-Aggregaten. Für den ersten die- ser Fälle führt uns G. vom Rar# ein denkwürdiges Beispiel an. Ein etwa 10 Ctm. grosses Kalkstück, in dessen hellgrauer Grundmasse Körner von Kalkspath, kleine Octaeder von Spinell und Periklas hervorragen, enthält viele rundliche Hohlränme, welche Leucite einschliessen, und zwar fest- gewachsen oder ringsum frei. Diese Leucite sind höchst auffallend durch eine weisse, strahlige Rinde, die aus kleinen Prismen besteht und die bis 2 Mm. Dicke erreicht. G. vom Rats führte, soweit es das spärliche Ma- terial gestattete, eine Analyse der weissen, strahligen Rinde aus, deren Gew. —= 2,608. Kieselsäure . . ... 415] Nhonerdes.. 7.2 u Kalkerde . . . ENGL DSG Mienestans. satz. ES ger 07 Verlust (Alkalien) ... . ...181 100,0. Diese Analyse zeigt, dass die strahlige, seidenglänzende Hülle Davyn oder Cavolinit ist. Das kalkige Muttergestein der von Davyn bedeck- ten Leucite wurde ebenfalls näher untersucht. Dasselbe besteht aus 60,7°/, in Essigsäure löslichen und 39,5°,, unlöslichen Theilen. Der erstere er- wies sich als eine Verbindung von 86,5 kohlensaurem Kalk mit 15,5 koh- lensaurer Magnesia. Die in Essigsäure unlöslichen Bestandtheile zeigten sich unter dem Mikroskop als ein Gemenge farbloser Theile: Quarzsand, grüne Oktaeder von Periklas, schwarze von Spinell, etwas Magneteisen. Die Analyse ergab: Magneteisener A. Ken el Kieselsäurei it. WIaR. 24 3 0838:6 Thonerde rn nr. OT Macgnesiap.. u Na Kisenoxydule. . nu. 2 Tor Die Thonerde ist verbunden mit Magnesia und Eisenoxydul als Spi- nell, die überwiegende Menge der Magnesia bildet mit etwas Eisenoxydul den Periklas, während die Kieselsäure wohl unverbunden vorhanden. — In einem anderen Beispiele bildet die Kalkmasse eine bis 4 Ctm. dicke Schale um einen birnförmigen, 6 Ctm. langen Kern von Leueit. Die Leu- cit-Substanz ist reichlich von schwarzem Augit durchwachsen. Im Innern befindet sich ein mit Krystallen von Augit und Leueit ausgekleideter Hohl- raum. Auf der Grenze zwischen Kalkhülle und Leucit-Kern finden sich viele Granat-Krystalle.. Der Leucit-Kern wird von einer radialfaserigen Zone umgeben, deren Strahlen um so reiner, je näher sie dem Leucit, während sie nach aussen sich in den Kalk verlaufen. Die Farbe dieser Fasern ist grünlich, ihr spec. Gew. = 2,703, ihre Zusammensetzung: 189 Küeselsaugeisni ku: are. 93,6 Bhonenden a. zn. a nl Bisenoxydul mn 0. 2 m. ra DA TEE a a Masmesiaina u nu aa Verlust (Alkaien) . . . 113 100,0. Das faserige Mineral, welches als Contact-Bildung zwischen der Kalk- schale und dem Leueit erscheint, dürfte als Biotit zu betrachten sein. Jedenfalls bietet die Verbindung des Leucits mit dem Kalk viel Räthsel- haftes. Als eigentliches Muttergestein des Leucits kann man den Kalk wohl nicht betrachten. — Ein Sanidin-Gestein des Vesuv enthält viele 5 bis 20 Mm. grosse Leucite, an denen als Merkwürdigkeit ihre Umhüllung mit Sanidin auffällt. Die Grundmasse des Gesteins stellt ein feinkörniges Gemenge dar von vorwaltendem Sanidin, schwarzer Hornblende, braunem Granat und wenig Magneteisen. Die Leucite sind weiss und mit einer feinen Hülle kleiner, aber scharf ausgebildeter Sanidine bekleidet. Bricht man einen Leucit aus dem Gestein heraus, so bleibt der grössere Theil der Sanidin-Hülle als eine Druse mit zierlichen Krystallen zurück. Diese kleinen Sanidine sind fest mit der Gesteinsmasse verwachsen, und eine reinere Ausscheidung aus der Grundmasse. Doch auch die herausgelösten Leucite sind mit feinen Sanidinen bedeckt. Genaue Betrachtung mit der Lupe lehrt, dass die Sanidine fest auf der Leucitmasse aufgewachsen sind und dass die letztere an ihrer Oberfläche in zahllosen kleinen Krystallen ausgebildet ist, die eine nahezu parallele Stellung besitzen. Diese höch- stens 1 Mm. grossen Leueit-Krystalle sind trefflich ausgebildet und zeigen die charakteristischen Zwillings-Streifen. In einem mikroskopischen Dünn- schliffe, der Leueit, seine Umhüllung und die Grundmasse durchschneidet, sieht man überall Leucit und Sanidin scharf geschieden. Zur Erklärung dieses merkwürdigen Vorkommens bemerkt G. vom Rıru: die gerundeten grossen Leucit-Krystalle hatten, als sie sich zu bilden begannen, eine von der typischen etwas abweichende Mischung, etwa 55,96°/, Kieselsäure, 23,0 Thonerde, 21,04 Kali. Diese geringe Abweichung von der Normal-Mi- schung bot in chemischer Hinsicht die Möglichkeit, dass sich "/ıo Sanidin und °ıo Leucit bildeten; denn eine in diesem Verhältniss stehende Mi- schung würde die genannte Zusammensetzung zeigen. Es spaltete sich demnach die im Vergleich zur normalen Leucit-Mischung etwas zu kiesel- säurereiche Substanz in ”ıo Leucit und '/ıo Sanidin, ein Verhältniss, wie es annähernd bei den Sanidin-umrandeten Leueit-Körnern zutreffen mag. Der durch seine Sanidin-Schale ausgezeichnete Leueit besitzt eine normale Mischung, wie nachfolgende Analyse zeigt. Spec. Gew. = 2,468. RiteSelsaune er en 5n58 Rhonerde..iie #3 110. 22338 Kalkerde klaut 85.0526 Kallan. A ae et 11295 Natron yes el eo 100,2. 190 Einmal aufmerksam auf jene Umrandung der Leucite durch Sanidin wird man dieselbe Erscheinung, wenn auch nicht immer in so ausgezeich- neter Weise, in manchen ähnlich zusammengesetzten Blöcken wieder finden. Max Baver: Hemimorphismus beim Kalkspath. (Zeitschrift d. Deutsch. geolog. Gesellsch. 1872, 397—400.) Hemimorph ausgebildete Krystalle waren bisher vom Kalkspath nicht bekannt. Der beschriebene stammt von Andreasberg, ist von säulenförmigem Habitus, indem das erste Prisma vorwaltend in Combination mit dem zweiten auftritt. An dem einen Ende ist nur die basische Fläche vorhanden mit der für die Andreasber- ger Krystalle charakteristischen milchweissen Färbung. Am anderen Ende erscheinen die Flächen des Stammrhomboeders, sehr untergeordnet die des zweitspitzen Rhomboeders und eines Skalenoeders und die basische Fläche. Das Skalenoeder ist ein neues: —®??/26R!?/.. — Da hemimorphe Krystalle die Eigenschaft der Pyroelectricität zu zeigen pflegen, so wurde der Kalk- spath in dieser Beziehung von Max BAvER untersucht; es ergab sich aber keine Spur von Pyroelectriecität. K. Vrea: Tridymit als Einschluss in Bergkrystall. (Lotos, Dec.-Nr. 1872.) Unter den mannigfachen Vorkommnissen des Tridymit dürfte unstreitig das als Einschluss in Bergkrystall eines der merkwürdig- sten sein. Vr8A beobachtete solches in einer senkrecht zur Axe geschnit- tenen Bergkrystall-Platte der Prager Universitäts-Sammlung von unbekann- tem Fundort. Die Quarzplatte hat die Form eines Trapezes, dessen längste Seite 5,6 Ctm., die kürzere Parallelseite 2,3 Ctm. und die Höhe 3,8 Ctm. beträgt, ist vollkommen rein und wasserklar, nur gegen die längste Kante zu wird dieselbe von drei grösseren und mehreren kleineren Klüften durch- setzt, die in kleinen Entfernungen von einander parallel den Rhomboeder- Flächen verlaufen und die schalige Bildung des Krystalls markiren. Es sind nun die drei grossen Kluftflächen mit mikroskopischen Kryställchen von Tridymit so dicht besetzt, die einzelnen Quarzschalen aber durch ein- gestreute Flöckchen, deren Menge gegen die Mitte der Schale hin ab- nimmt, getrübt. Betrachtet man eine solche trübe Stelle unter dem Mi- kroskop, so löst sich dieselbe schon bei 120maliger Vergrösserung in ein zierliches Aggregat von Tridymit-Täfelchen auf. Diese sehr kleinen, 0,15 Mm. nur selten überschreitenden, sehr scharf contourirten, sechsseitigen Täfelchen lassen die Prismenflächen, die basische Fläche und bei stärkerer Vergrösserung die Flächen einer, die Combinations-Kanten beider Formen abstumpfenden Pyramide erkennen. Neben den zierlichsten dachziegel- artigen Gruppirungen kommen wirtelförmig sich durchkreuzende, keilför- mig gestaltete Individuen vor, ohne Zweifel Zwillinge. — Da die Tridymit- Kryställchen nur den schalenförmigen Theil der Platte erfüllen, an den Klüften so dicht gehäuft sind, dass diese fast undurchsichtig, während ihre Menge gegen das Innere der Schale hin abnimmt, so ist es klar, dass die 191 Bedingungen, unter welchen der Absatz von Tridymit-Kryställchen und Quarz erfolgte, alternirend eintraten. Pısanı: über Silberamalgam von Kongsberg. (Comptes rendus, LXXV, No. 21, p. 1274—1275.) Pısanı erhielt unlängst schöne Silber- Krystalle, welche im J. 1871 zu Kongsberg gefunden wurden. Der grös- sere derselben zeigt vorwaltendes Hexaeder mit Octaeder und erreicht fast 1 Ctm. Er ist von matter silberweisser Farbe. Ein kleinerer Krystall neigt sich in seiner Farbe mehr in’s Gelbliche. Sowohl von dem grösseren (1) wie von dem kleineren (2) führte Pısant Analysen aus; das Mittel aus beiden ergab (3): 1. 2. 3. Silber, 2. „= 9596. : 94,94 95,10 Quecksilber. . . 4,74 5,06 4,90. Hiernach die Formel AgısHg. Von einem schon längere Zeit in seiner Sammlung befindlichen Silber von Kongsberg im Cubooctaeder krystallisirt ergab die Analyse Pısanı’s: 86,3 Silber und 13,7 Quecksilber. Es scheinen demnach zu Kongsberg zwei Amalgame des Silbers vorzukommen, von denen die eine, reicher an Quecksilber, dem Arquerit entspricht, die andere ärmer an Quecksilber ist und vielleicht eine neue Species darstellt, für welche Pısanı den Namen Kongsbergit vorschlägt. G. Lause: arseniksäurehaltiger Uranglimmer (Zeunerit) von Joachimsthal. (Lotos, XXI, 1872, S. 210.) Die von WeIsBAcH ausgesprochene Vermuthung *: dass unter dem Kupferuranglimmer (Chal- kolith) auch anderwärts Zeunerit versteckt sein möge, fand G. LausE durch ein Vorkommen von der Geisterhalde bei Joachimsthal bestätigt. Er er- hielt Krystalle von Uranglimmer von seltener Schönheit in der Form OP .P.ooP, mit basischer Spaltbarkeit, smaragdgrün. Eine annähernde Un- tersuchung durch GintL ergab in denselben Uranoxyd, Kupferoxyd, Ar- seniksäure, Wasser, also die Zusammensetzung des Zeunerit wie sie C. WINKLER ermittelte. G. Tscuermak: die Glimmerkugeln von Hermannschlag in Mähren. (Mineral. Mittheil. 1872, 4. Heft, S. 264—265.) Die Glimmer- kugeln haben zwischen 2,5 und 7,5 Ctm. als grössten Durchmesser und erscheinen immer etwas abgeflacht. Die äusserste Rinde besteht aus Bio- tit-Blättchen, die normal gegen den Radius des Knollens gestellt sind. Der Biotit hat einen optischen Axenwinkel von etwa 12° und dunkelbraune, im verwitterten Zustande fast messinggelbe Farbe. Unter der Biotit-Schichte findet sich eine höchstens 1 Ctm. dicke concentrische Lage eines grünlich- * Vergl. Jahrb. 1872, S. 206. 192 weissen faserigen Minerals, dessen Fasern den Radien des Knollens pa- rallel laufen. Das Mineral ist Anthophyllit, welcher Spaltbarkeit nach einem Prisma von 55°, ferner nach der Querfläche zeigt. Blättchen pa- rallel der genannten Fläche zeigen, dass eine negative Mittellinie senk- recht auf eben dieser Fläche steht und dass der scheinbare Axenwinkel bezüglich der Mittellinie grösser als 90° sei. Die Ebene der optischen Axen ist parallel den Spaltungskanten und senkrecht auf der Querfläche. In der Löthrohr-Flamme schmilzt das Mineral nicht. Die qualitative Un- tersuchung gab vorwaltend Kieselsäure und Magnesia, ferner Eisen und wenig Thonerde. Unterhalb der Anthophyllit-Schicht liegt der Kern, der wieder aus Biotit-Blättchen besteht, die in der äussersten Lage ungefähr normal gegen die Radien des Kernes gestellt sind. Dieser Biotit gleicht völlig jenem der Rinde, hat im frischen Zustande tiefbraune Farbe, aber der Axenwinkel ist kleiner, bis zu 5°. Die Zusammensetzung dieses Bio- tits dürfte demnach eine etwas andere sein als die des äusseren. Zwi- schen der Anthophyllit-Schicht und dem Biotit-Kern lagert zuweilen eine seladongrüne Schichte, welche sich wie ein Gemenge von Talk und Chlorit verhält, und da die Reste der Spaltbarkeit auf einen Diallagit schliessen lassen, so ist wohl das Zersetzungs-Product eines solchen Minerals vor- handen. In der vollständigen Ausbildung der genannten Knollen hat man also drei concentrisch gelagerte Schichten und einen Kern, also von aus- sen nach innen: Biotit, Anthophyllit, Talk, Biotit. Dass hier eine Um- wandelung vorliegt und dass die verschiedenen Mineralien aus der Um- wandelung eines einzigen hervorgegangen, ist nicht zu bezweifeln, aber bis jetzt nicht zu ermitteln aus welchem Mineral. B. Geologie. FeErD. Dierrengacn: Plutonismus und Vulkanismus in der Periode von 1868—1872 undihre Beziehungenzuden Erdbeben im Rheingebiet. Darmstadt, 1873. 8°. S. 110. Der Verf. war bestrebt, in seiner reichhaltigen Arbeit, die sich auf die Ergebnisse der wissen- schaftlichen Forschung neuester Zeit wie auf die Berücksichtigung von mehr als Tausend Erdbeben und Vulkan-Ausbrüchen stützt, auf den inni- gen Zusammenhang hinzuweisen, welcher zwischen Erdbeben und vulka- nischen Eruptionen stattfindet. Weit entfernt davon in Abrede zu stellen: dass gewisse Erdbeben durch Einsturz unterirdischer Hohlräume hervor- gerufen werden können, glaubt DierrengacH ‚hingegen alle jene Erdbeben, die sich über einen grossen Theil der Erdoberfläche verbreiten, die in synchronistischen Beziehungen zu einander stehen und welche mit einer gesteigerten vulkanischen Thätigkeit zusammenfallen, auf eben diese That- sachen zurückführen zu müssen. Die rheinischen Erdbeben bieten dem 193 Verf. Beweise und Beispiele für seine Ansicht. — Nach einigen Bemer- kungen über die geognostische Beschaffenheit des mittelrheinischen Gebie- tes führt DierrengAcH die chronologische Vertheilung der rheinischen Erd- beben in den Jahren 1868--1372 auf, bespricht sodann insbesondere den hessischen Erdbeben-Schauplatz. Daran reihen sich Bemerkungen über Synchronismus der Erdbeben, über die Ausbrüche des Vesuv. Auch die Richtung und Bewegungs-Geschwindigkeit der Erdbeben wird besprochen und durch mehrfache Beispiele und Beobachtungen näher begründet. Ebenso hat der Verf. mit vieler Sorgfalt die seither bekannten Thatsachen über Vertheilung der Erdbeben über die verschiedenen Theile der Erde und ihr Auftreten in den verschiedenen Zeiten des Jahres zusammengestellt, sowie alle jene Beobachtungen, die einen Einfluss des Mondes auf die Erdbeben wahrscheinlich machen. Einen besonderen Abschnitt von DiEF- FENBACH’sS Schrift bildet das sehr vollständige Verzeichniss der vom 30. Oct. bis 19. Nov. 1869 in Grossgerau stattgehabten Erdstösse (von WIENER und FRANK aufgestellt), sowie das Verzeichniss sämmtlicher zur Kenntniss gekommenen vom 1. Jan. 1869 bis 1. Oct. 1872 stattgehabten Erdbeben, nebst einer vergleichenden Übersicht der Vulkan-Ausbrüche während der genannten Periode. Den Schluss des Werkes bildet eine Schilderung der- jenigen Erscheinungen, welche die Erdbeben zu begleiten pflegen. Herm. KravosL: Zusammensetzung und Lagerung des Dilu- viums um Innsbruck. (Sep.-Abdr. a. d. naturw.-medic. Zeitschr. f. d. Jahr 1872, S. 13.) Die diluvialen Ablagerungen Tyrols haben bisher wenig Beachtung gefunden. Der Verf. hat sich daher die dankenswerthe Auf- gabe gestellt, die in den Umgebungen von Innsbruck besonders entwickel- ten näher zu untersuchen. 1) Diluvium des Gebirges um Innsbruck. Bis zu 3000 F. Höhe ansteigend, aus Gerölle-Massen bestehend mit sandigen und thonigen Zwischenlagen. Das oberste Gerölle um Innsbruck und das Innthal hinab besteht aus gröberem Material, wie das untere. — 2) Dilu- vialschlamm (Löss). Nicht über einen Fuss mächtig über dem Diluvial- schotter liegend. Die Lehmlager bei Hötting und am Geroldsbach dürften dahin gehören. 3) Terrassendiluvium. Wenige Flüsse der Alpen existir- ten zur Zeit des Diluviums in ihrer heutigen Form. Einer dieser wenigen war der Inn. Bei ihm sind die Geröllemassen der Hochebene in directer Verbindung mit dem Diluvium des Innthales und einigen seiner Neben- flüsse. Diese Art des Diluviums triftt man im Gebirge zwar über dem höchsten Wasserstand, aber in Thälern, die noch jetzt von einem Fluss durchlaufen werden. Die Gewässer müssen damals höher angestaut oder weniger tief eingeschnitten gewesen sein; vielleicht war beides der Fall. 4) Hochgebirgsschotter findet sich an freien Bergabhängen oder auf Jö- chern in bedeutender Höhe, wo keine Gewässer in der Nähe sind. So z. B. bei St. Magdalena im Hallthale an einer steilen Kalkwand ein ziem- lich mächtiges Kalkconglomerat. Auf der Höttinger Alpe bei Innsbruck in einer Höhe von 5000' Gerölle-Ablagerungen aus Amphiboliten bestehend Jahrbuch 1873. 13 194 5) Gletscher-Überreste und erratische Blöcke. Im Wippthale bei Dienzens, dann Obernbergthale, im Sellrain und an andern Orten sind Moränen nach- gewiesen. — Über die Lagerung des Diluviums, welches vorzugsweise auf Phyllit seine Stelle einnimmt, theilt Kravoseı verschiedene Beobachtungen mit, die durch ein Profil näher erläutert werden. Der Schluss der kleinen Abhandlung enthält ein Verzeichniss der im Diluvium um Innsbruck auf- gefundenen Mineralien und Gesteine. CARL von MARSCHALL: über die allmähliche Verbreitung und Entfaltung der Organismen auf der Erde. (Vortrag gehalten im naturwissenschaftl. Verein zu Carlsruhe. _Carlsruhe 1872. S. 18.) Bei seiner Arbeit über die Eiszeit * ward v. MaArscHaAuL veranlasst, den Ver- änderungen, welche die klimatischen Verhältnisse der Erdoberfläche er- fahren haben, genauer nachzuforschen und gelangte dabei zu einer Ansicht über die Entwickelung und Verbreitung der Organismen, die zwar nicht neu ist, jedoch noch nie in ihrem Zusammenhange mit genügender Schärfe ausgesprochen wurde. — Diese Ansicht hat den engen Anschluss alles Organischen an die anorganische Natur zur Voraussetzung und ihre Aus- führung bezweckt zugleich den Nachweis, dass die geologischen und pa- läontologischen Verhältnisse und Thatsachen nicht im Widerspruche stehen mit der neueren Lehre von der successiven Entwickelung der höher orga- nisirten Formen aus den niedriger stehenden Organismen. Wie bekannt nimmt die Temperatur der Erde nach ihrem Innern hin zu, und da kein Grund vorliegt zur Annahme einer Wärmequelle, welche die nach Aussen abfliessende Wärme ersetze, so sind wir zu dem Schlusse berechtiget, dass die Erde vormals in viel heisserem Zustand gewesen sein müsse. Hiermit stimmen denn auch die paläontologischen Thatsachen überein. Es muss aber auch die Temperatur an der Oberfläche in der Polarzone wegen der schwächeren Besonnung rascher abgenommen haben als in der gemässigten Zone und hier wiederum rascher als in der heissen Zone. Am frühesten wird sich ohne Zweifel die Polarregion belebt haben, da hier zuerst die Temperatur so tief sinken musste um organischen Keimen die Entwicklung zu gestatten, während ihr hierin die gemässigte und heisse Zone erst später nachfolgten. Allein schon wegen des Umstandes, dass sich alsbald eine Temperaturdifferenz unter den verschiedenen Breitezonen geltend machte, kann niemals eine gleichförmige Thier- und Pflanzenweit über den ganzen Erdkreis verbreitet gewesen sein, wohl aber werden in früher Zeit, wo die Temperaturverhältnisse sich noch wenig differenzirt hatten, die Faunen und Floren sich näher gestanden — geringere Mannigfaltigkeit gezeigt — habenalsspäter,unddie Verbreitungsgebietedereinzelnen Gattungen und Arten von grösserem Umfang gewesen sein. Da sich organische Keime zuerst in der Polarzone entwickelten, könnte man annehmen, dass von da alles Leben ausgegangen sei, dass von hier * Vergl. Jahrbuch 1871, S. 518. 195 die Organismen sich jeweils, im Verhältniss der Abkühlung der Erdober- fläche, nach niedereren Breiten gezogen und daselbst diejenigen Modifika- tionen erfahren hätten, welche durch die veränderten äusseren Verhältnisse bedinet waren. Wenn man aber bedenkt, dass, abgesehen von der 'Tem- peratur, manche für alles Organische wichtige Factoren, wie insbesondere die Jahreszeiten und die Vertheilung von Tag und Nacht, in den verschie- denen Regionen wesentlich verschieden sind, so dürfte die Annahme ange- messener erscheinen , dass die einzelnen Zonen theils selbst- ständig eine Thier- und Pflanzenwelt entwickelten, theils entsprechendeFormen höheren Breitenentlehnten und den Verhältnissen gemäss modificirten, und dieses Letztere um so “mehr als die einzelnen Zonen bezüglich unserer Frage nicht scharf be- gränzt sind, sondern sehr successiv in einander übergehen. Selbst der entschiedenste Darwinianer muss, mindestens einen doppelten Herd des Örganischen anerkennen, denn er wird nicht behaupten wollen, dass z.B. die südliche Polarzone gewartet habe sich zu beleben, bis ihr durch die Vermittelung aller zwischenliegenden Regionen aus dem höchsten Norden Organismen zugetragen wurden. Schon wegen dieses zweifachen Herdes werden wir unter gleichen Breiten in Nord und Süd keine identische Fauna und Flora erwarten dürfen. Wohl werden aber die sich entsprechenden Breiten der heissen Zone, woselbst die Thier- und Pflanzenwelt der nördlichen und südlichen Hemisphäre sich vielfach berührte und mischte, in dieser Beziehung eine grössere Uebereinstimmung zeigen als die gemässigten Zonen der beiden Erdhälften, wie denn auch die arktischen und antarktischen Floren und Faunen sich verhältnissmässig nahe stehen in Folge der grossen Gleichförmigkeit der klimatischen Ver- hältnisse der beiden Polarregionen. Wegen der bevorzugten Bedeutung, welche die Temperatur für den organischen Process hat, werden wir füg- lich annehmen dürfen, dass die Fauna und Flora jeweils eine der Tem- peratur entsprechende gewesen sein müsse. Nun war aber diese Ent- wickelung und Entfaltung, wenn auch im grossen Ganzen doch für die einzelnen Zonen, keine so vollkommen stetige (wie sie durch Curven dargestellt ist), sie war vielmehr vielfachen — jedoch schwachen — Schwan- kungen unterworfen. Dieselben wurden hervorgerufen durch die periodi- schen Veränderungen der Schiefe der Ekliptik, der Excentricität der Erd- bahn, des Winkels der Erdaxe mit den Axen der Ekliptik und durch den Wechsel in der Vertheilung von Land und Meer. Was die drei zuerst genannten Factoren betrifft, so alteriren dieselben die mittlere Temperatur nur sehr wenig, vertheilen diese aber in veränderlicher Weise unter die Jahreszeiten und verschieben einigermassen das Verhältniss von Tag und Nacht. Einen grösseren und allgemeineren Einfluss dürfte ohne Zweifel eine extreme Vertheilung von Land und Meer auf das Thier- und Pflan- zenleben zu üben vermögen. Ist nämlich die heisse Zone von Land ent- blösst, so wird viel Wärme latent und die mittlere Temperatur der Erd- atmosphäre muss sinken, ist im Gegentheil in den Äquatorialgegenden viel ‘Land concentrirt, so wird die Temperatur der Atmosphäre steigen; ist die 13 * 196 Hauptmasse des Landes auf der nördlichen Erdhälfte vereiniget, — ein Verhältniss das gegenwärtig in gewissem Grade vorhanden, — so wird deren Temperatur auf Unkosten der südlichen Hemisphäre erhöht werden und umgekehrt. Ein Wechsel von solchen entschiedenen Extremen wird jedoch — wenn überhaupt — nur höchst selten stattgehabt haben. Es konnten sich wohl solche Schwankungen in späterer Zeit, als bereits die Erkaltung der Erdoberfläche eine langsamere geworden war, eher bemerk- bar machen denn früher. Aber wenn auch die Entwickelung des Orga- nischen bezüglich der einzelnen Zonen leichten Schwankungen unterworfen war, so war sie doch im grossen Ganzen eineder successiven Erkaltungder Erdoberfläche und Atmosphäreentsprechend langsame, stetige. Jeweils nach sehr langen — wohl meh- rere Millionen von Jahren umfassenden — Zeiträumen musste die Thier- und Pflanzenwelt der verschiedenen Zo- nen eine veränderte Physiognomie angenommen haben und insbesondere sämmtliche Arten durch andere ersetzt sein. Mit dieser Anschauungsweise scheinen nun auf den ersten Anblick manche geologische Erscheinungen im Widerspruch zu stehen, wenigstens werden dieselben durch jene nicht erklärt. Es zeigen nämlich die ein- zelnen Schichten keine ununterbrochene — aus organisch sich unmittelbar aneinander anschliessenden Gliedern bestehende — Kette von fossilen Resten, vielmehr sind überall die bedeutendsten Lücken bemerkbar; auch überlagern sich Schichten und Formationen oftmals unmittelbar, welche sehr verschiedene Petrefacten in sich schliessen, während die dieselben um- schliessenden Massen ebenfalls unter sich sehr differiren; und endlich be- zeugen die organischen Einschlüsse der oberen — also jüngeren Schichten nicht selten, dass sie im Leben einem Medium von höherer Temperatur angehört haben als diejenigen der tiefer liegenden älteren Schichten, was mit der successiven Erkaltung der Erde im Widerspruch zu sein scheint. Allediese Erscheinungen erklärensichaber genügend durch die Niveauveränderungen. Wie in der Gegenwart haben sich näm- lich unverkennbar auch in früheren Zeiten einzelne Gebiete erhoben, wäh- rend andere sich senkten, und es dürfte selbst die Reaction des Erdinnern nach Aussen damals eine grössere Intensität gehabt haben als in der Jetzt- zeit. Diese Niveauveränderungen stören einerseits die durch die langsame Erkaltung der Erde bedingte successive Evolution der Organismen im Bereich der betreffenden Erdräume, tragen aber andererseits wesentlich zur Verbreitung und Vermannigfaltigung derselben bei. Während ein Gebirge durch Hebung zu vielleicht alpiner Höhe ansteigt, wird ein Tief- land successiv ebenfalls den Gebirgscharacter annehmen und seine bishe- rige Thier- und Pflanzenwelt — den veränderten Verhältnissen gemäss — gegen eine andere vertauschen. Inzwischen wird der seichte Meeresboden sich über das Wasser erhoben haben und an die Stelle der Meeres-Fauna und Flora eine dem herrschenden Klima und der Bodenbeschaffenheit ent- sprechende Landes-Fauna und Flora getreten sein. Wo aber neue Formen unvermittelt erscheinen — und dies dürfte die fast 197 ausnahmslcse Regel sein — ‚sind sieentlehnt, und wenn wir dieselben bis zu ihrem Ursprung verfolgen könnten, wür- den wir unssicherlich überzeugen, dass sieihre Entstehung einem äusserst langsamen Entwickelungs-Prozess zu ver- danken haben. Hieraus ist ersichtlich, dass die Schichten, welche sich während dieser langsamen Erhebung theils durch Nie- derschläge, theils durch Anschwemmungen gebildet haben, inverticaler Richtungeinezahlreiche Reihe unvermittelter Gattungen und Arten enthalten werden, und zwar in unserem Beispiel die oberen — also jüngeren — Schichten Organismen tropischer Natur, während die tiefer liegenden älteren Schichten, nicht tropische — wenigstens nicht spezifisch tropische. — Hätte statt einer Erhebung eine Senkung stattgehabt, so würde die Reihenfolge der Schichten und ihrer Einschlüsse eine ähnliche, jedoch in umgekehrter Ordnung, sein. So lang- sam nun auch solche Niveauveränderungen vor sich gehen, so nehmen die einzelnen doch nur einen verhältnissmässig kleinen Theil der seit Ent- stehung der Erde verflossenen Zeit in Anspruch, und es dürfte daher mancher Erdstrich bereits öfters auf diese Weise auf- und abgewogt sein und demgemäss einen mehrfachen Wechsel von z. B. tropischen und nicht tropischen — in dem oben be- zeichneten Sinne — Organismen in vertikaler Richtung zu er- kennen geben, und diess: obgleich die Temperatur der At- mosphäre an Ort und Stelle inzwischen vielleicht keine be- deutendere Veränderung erfuhr, als durch die fortschrei- tende Erkaltung der Erde bedingt war. Es wird während solcher Terrain-Schwankungen manche Quelle der Niederschläge und Anschwemmungen versiechen und manche sich neu eröffnen. Es hat daher nichts Erstaunliches, wenn Schichten oder Formationen, welche sich unmittelbar berühren, sehr verschiedene orga- nische Reste beherbergen, während auch dieselben einschliessenden Massen sehr abweichender Art sind. Solche Erscheinungen waren es aber vorzugsweise, welche man früher glaubte nur durch Annahme gewaltiger, über grosse Erdräume verbreiteter Katastrophen und erneuter Schöpfungs- acte im Bereiche des Organischen erklären zu können. Zu deren Erklä- rung bedarf es keiner Voraussetzung einer öftern, wesentlichen und ver- hältnissmässig raschen Temperaturveränderung der Erdatmosphäre. Neh- men Niveauveränderungen grosse Dimensionen an, so werden sie ganze Continente und ausgedehnte Meere bald zu vereinigen, bald zu isoliren vermögen; demnach werden sie zur Verbreitung der Gattungen und Arten wesentlich beigetragen und dem organischen Leben erhöhte Bewegung geben; denn mit der grösseren Verbreitung werden ohne Zweifel auch die äusseren Bedingungen einer reicheren und mannigfaltigeren Entfaltung des Organischen gegeben sein, und diess vielleicht um so mehr, wenn zeit- weise eine nicht zu lange Isolirung hinzutritt. Jedenfalls wird durch Iso- lirung die Differenzirung der Organismen wesentlich beschleunigt werden. Ueber die nachtheiligen Folgen einer ungewöhnlich langen Isolirung 198 kann uns das Schicksal Australiens belehren. Wäre dieses Land auch nur mit einer der grossen, in seinem Nordwesten gelegenen indo-malaii- schen — Inseln früher in Verbindung gestanden, so müsste seine Thier- und Pflanzenwelt eine ganz andere Physiognomie, einen minder eigenthüm- lichen Character tragen, und weit grösseren Reichthum zeigen. Ein Continent von der Grösse des australischen Festlandes ist sicherlich geeignet, eine reiche und mannigfaltige Fauna und Flora zu beherbergen und zu ernähren, ohre alle Be- dingungen in sich zu vereinigen um eine solche selbständig zu entwickeln. Wo immer wir — im Gegensatz zu Australien — eine ungewöhnlich reiche Thier- und Pflanzenwelt antreften, können wir mit Sicherheit schliessen, der bezügliche Erdstrich habe vormals einem aus- gedehnten Continente angehört. Ihre reiche Flora und Fauna verdanken eben jene indo-malaiischen Inseln sicherlich ihrer einstigen Vereinigung mit dem grossen asiatischen Continent, vielleicht in Verbindung mit einem reichen, vielfach wechselnden Schicksal. Niveauveränderungen wirken auch ‚dadurch indireet auf die Art der Verbreitung und Entwickelung der Or- ganismen, dass sie die Richtung der Meeresströmungen alteriren, welche die in ihnen suspendirt enthaltenen organischen Keime fernen Räumen zuführen und zugleich für die klimatischen Verhältnisse, selbst ausge- dehnter Gebiete, von so hoher Bedeutung sind. Ähnlich dürfte auch .der Umstand wirken, dass die beiden Hemisphären abwechselnd für Jahrtau- sende den Winter in der Sonnenferne haben. Während eines solchen langen Zeitraums producirt die bezügliche Erdhälfte grössere Gletscher- massen, wodurch dem Meeresspiegel eine vermehrte Eis- und Schmelz- wassermenge zugeführt und sein Niveau erhöht wird. Die Folge ist ein vermehrter Abfluss des Wassers nach (der entgegengesetzten Hemisphäre und eine mehr oder weniger veränderte Stärke und Richtung der Meeres- strömungen mit allen ihren Consequenzen. Wird z. B. — wie zu erwarten — der Golfstrom einst durch verstärkte Strömungen aus dem Norden nach dem südlichen Europa abgelenkt, welche wesentliche Temperaturabnahme muss alsdann das nördliche Europa erfahren ? Endlich wirken Niveauveränderungen, von selbst mässiger Ausdehnung, besonders wenn sie einen Wechsel von Land und Meer veranlassen, auf die Natur der Luftströmungen zurück, welche in ihren Wirkungen sich den Meeresströmungen nähern. Mit dem Erscheinen und vorzugsweise mit der höheren Entwickelung des Menschen trat ein neues, nicht zu un- terschätzendes Agens der reicheren Entfaltung des Organischen auf, indem derselbe theils unwillkürlich, theils in Verfolgung seiner egoistischen Zwecke sehr zur Verbreitung gar mancher Pflanzen und Thiere beiträgt, während er allerdings auch anderseits manche Gattungen und Arten, welche seinen Absichten im Wege stehen, der Vernichtung entgegenführt. Markgraf Franz Marenzı: Fragmente über Geologie oder die Einsturzhypothese. 5. Aufl. 1. Th. Triest, 1872. & 1888, # Taf. 299 — Der Verfasser bezeichnet sich selbst als einen Laien, beansprucht jedoch den Vertretern der bis nun geltenden geologischen Systeme gegen- über die Anerkennung seiner zum Theil sehr originellen Ansichten. Ihm erscheinen „alle bisherigen geologischen Hypothesen, welche auf der Lehre einer Alterskette der Petrefacten begründet waren, als im höchsten Grade gewagt und als ganz unverlässlich.“ (Vgl. erstes Fragment, Zusammen- hang der Geologie mit der Astronomie und mit der Physik, S. 32.) Das zweite Fragment behandelt die astronomisch-physikalische Hy- pothese der Erdbildung; das dritte die Folgen des ursprünglich feuer- flüssigen Zustandes der Erde für die erste Ablagerung ihrer Bestand- theile; das vierte die Eiszeit, von welcher der Verfasser kein Freund ist. „Gebirgshebungen und Eiszeit, heisst es Seite 64, entbehren beide jeder wissenschaftlichen Grundlage und können daher nicht die Aus- gangspunkte exacter Beweisführungen sein.“ „Die Natur kennt für Er- scheinungen, welche Folgen der Schwerkraft sind, nur die Bewegung nach abwärts“ (8. 66). Das fünfte Fragment bezieht sich auf die nähere Bestimmung des Wärme- und des Volumen-Verlustes der Erde; das sechste beleuchtet den Einfluss des Centralfeuers der Erde auf die Bewegungen und auf die Bildungen der Erdoberfläche. Im siebenten Fragment, die Einstürze im Innern der Erde, gelangt die Hypothese des Verfassers zur vollen Entwickelung, wenn es S. 92 heisst: ... . „alle Gebirge der Erde, die be- kannten und noch unbekannten Hochländer aller Welttheile, die Sand- wüsten Asiens und Afrika’s und überhaupt alle Festbildungen, an welchen die Spuren einstiger Meeres-Überspülung sichtbar sind, seien im Allge- meinen nicht durch Hebung, sondern durch Einsturz der anliegenden Festbildungen entstanden. Ja selbst den thätigen Vulkanen, sie mögen nun nur einzelne hohe Berge oder lange Bogenlinien zahlreicher oceani- scher Inseln bilden, können wir keine eigene Bildungskraft zuschreiben, sondern müssen dieselben nur für Ergebnisse und für naturgemässe Wir- kungen von Einsturzbewegungen erklären.“ Das achte Fragment blickt auf den Mond und die Ringe des Saturn, das neunte untersucht Vulcane und Erdbeben, das zehnte ist der Steinkohle und dem Steinsalz gewid- met. „Ob es jemals möglich sein werde, das relative Alter der verschie- denen, bald oberflächlicher, bald tiefer liegenden Salzwerke näher zu er- gründen, lassen wir als eine uns fern liegende Frage ganz dahin gestellt sein“ (S. 143). — Die Wissenschaft ist glücklicher Weise weiter vorge- schritten, als der Verfasser in dieser Beziehung glaubt. — In dem elften Fragmente treten die Wirkungen der Volumen-Verminderung der Erde auf die Verbreitung der Meere vor Augen, wobei auch Hebung und Senkung ganzer Continente und Änderungen in der Lage der Erdachse besprochen werden. Das zwölfte Fragment, die organische Schöpfung, kämpft gegen Darwinianismus, entwickelt die Ansichten des Verfassers über die natür- liche Metamorphose, die Wiege des Menschengeschlechtes, die Chronologie der organischen Schöpfung, wendet sich gegen den Ursprung des Men- schen vom Affen und schliesst mit dem Glauben. 200 In einem Epiloge werden alle diese fragmentarischen Bemerkungen in eine kurze Übersicht zusammengefasst, und diesem Epiloge folgt noch ein Schluss. Dass Graf Marenzi’s Fragmente auch ihr Publikum und zwar ein recht ansehnliches gefunden haben, beweist schon die fünfte Auflage, in der sie erschienen sind. G. vom Raru: der Ätna. Bonn, 1872. 8%. 33 8. Mit Ansicht des Ätna von Catania im April 1869. — Diese Schrift ist dem trefflichen Ätna- forscher , Professor OrAzIo SILvEstkı in Oatania gewidmet und theilt uns in anziehendster Weise die Eindrücke mit, welche der durch seine Lage wahrhaft schöne und erhabene Vulkan in der Ferne und Nähe auf einen der gediegensten Mineralogen und Geologen ausgeübt hat. Sie wird in den weitesten Kreisen den Anklang finden, den sie verdient. Wurmner: The Owens Valley Earthquake. (The Overland Monthly devoted to the development of the Country. San Francisco, 1872. Vol. 9, No. 2, p. 130, No. 3, p. 266.) — Das Erdbeben vom 26. März 1872, das sich mindestens über zwei Drittheile des Staates Californien oder 100,000 Miles und über einen grossen Theil von mindestens 50,000 DMiles des angrenzenden Staates Nevada verbreitet hat, folgte insbeson- dere der Axe der Sierra Nevada in einer Länge von 500 Miles mit einer Breitenausdehnung gegen diese Längsaxe von 300 Miles. Der erste Stoss erfolgte plötzlich und war am stärksten, ihm folgten während des ganzen Tages noch mehrere nach und Nachwirkungen dieses heftigen Erdbebens wurden im Owen’s Valley in Californien noch bis zum 23. Mai verspürt. Unter den geologischen Wirkungen, welche dadurch herbeigeführt wurden, sind besonders hervorzuheben: Spaltenbildungen im Boden und Gesteine, Niveauveränderungen in verschiedenen Theilen des Owen’s Val- ley, in welchem die Beobachtungen am genauesten festgestellt worden sind, Veränderungen von Wasserläufen, Ansammlungen von Wasser an früher davon befreiten Stellen und ähnliche Erscheinungen. Der Berichterstatter knüpft an diese specielleren Schilderungen noch allgemeine Folgerungen über die Natur der Erdbeben überhaupt und ihren innigen Zusammenhang mit den vulkanischen Erscheinungen. Dr. G. Stacne: Notizen über das Erdbeben in Wien am 3. Jan. 1873. — Das hier besprochene Erdbeben wurde kurz vor 7 Uhr Abends an vielen Punkten in Wien und in dessen näherer und weiterer Umgebung verspürt und hat um so mehr interessirt, als ähnliche Erschei- nungen in Wien nur äusserst selten wahrgenommen worden sind. 201 G. Povrerr Scropz: über Vulkane. Nach der zweiten verbesser- ten Auflage des Originals übersetzt von G. A. v. Kröpen. Berlin, 1872. 8°. 473 S. Mit 65 Holzschnitten und einer lithographirten Ansicht. — Die Übersetzung obigen Werkes konnte in keine besseren Hände gelegt werden, als in die eines Mannes, der seit nun fast 40 Jahren den Gegen- stand mit Interesse verfolgt hat, wie viele seiner früheren Commilitonen, die durch die von Frırprıcn Horrmann in Berlin in den Jahren 1834 und 1835 gehaltenen Vorträge über Erdbeben und Vulkane dafür begeistert wurden. Sie alle haben mehr Pietät und Hochachtung für die beiden er- habenen Forscher, LeoroLp v. Buch und ALEXANDER v. Humsoıor bewahrt, als viele Andere, die, wie PouLrrr Scrorz, von beiden Männern festge- stellte Thatsachen und gewissenhaft abgeleitete Schlüsse oft in unwürdi- ger Weise bekritteln, ja leider begeifern. v. Kıöpen hat in der Vorrede und in verschiedenen Anmerkungen vielfach gezeigt, wie verfehlt oft die Angriffe waren, welche gegen die Lehre von den Erhebungskrateren, an welchen P. Scrore seinen Hauptanstoss nimmt, und manche andere Ansichten jener Männer, gerichtet sind. v. KLönpen verhält sich dem Werke von P. Sckopz gegenüber ungefähr so, wie es Bronn in der Übersetzung des Werkes von Cu. Darwın, über die Entstehung der Arten, 1863, letz- terem Autor gegenüber gethan hat. Nur fand Bronx bei seiner Kritik der Lehre von Darwın keine Gelegenheit, ähnliche leidenschaftliche Er- güsse, wie sie in dem Werke von Scropr vorkommen, zu rügen. Abgesehen hiervon ist die Schrift von PovLerr Scropr über Vulkane ein für das Studium der Vulkane sehr wichtiges Werk, worin man die vielsei- tigste Belehrung findet und welches durch seine zahlreichen im Texte eingedruckten Ansichten von Vulkanen aus allen Theilen der Erde den Gegenstand zugleich auch populär macht. Einer Finleitung folgt als zweites Kapitel: eine Übersicht der vul- kanischen Thätigkeit, als drittes: Phänomene der gewöhnlichen sub- a6ralen Eruption, als viertes: Untersuchung der vulkanischen Phäno- mene, als fünftes: Anordnung der zerstückelten Auswürflinge, als sech s- tes: Ausfluss und Anordnung der Lava, als siebentes: Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven, als achtes: Vulkanische Berge, als neuntes: über die Kratere der vulkanischen Berge, als zehn- tes: Submarine Vulkane, als elftes: Vulkan-Systeme, als zwölftes: Beziehung der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit, und als Anhang: ein beschreibendes Verzeichniss der Vulkane und vulkanischen Bildungen. Es sei schliesslich das Werk von P. Scropr in der hier vorliegenden Übersetzung durch G. A. v. KLöpen auf das angelegentlichste empfohlen ! Franz R. v. Hauer. Geologische Übersichtskarte der öster- reichisch-ungarischen Monarchie nach den Aufnahmen der k.k. geologischen Reichsanstalt in dem Maassstab von 1: 576,000. Blatt No. IV. Ost-Karpathen. Wien, 1872. Mit Text in 8°. Jb. 1871, 306. — Die nord- östliche Ecke von Ungarn, dann Ostgalizien und die nördlicheren Theile 202 der Bukowina umfassend, bringt dieses Blatt der trefflichen Übersichts- karte den östlichen, von NW. nach SO. streichenden Theil der Nordkar- pathen, einen kleinen Theil der im Süden an dieselben stossenden ungari- schen Ebene, endlich die östliche Hälfte des weiten galizischen Tieflandes zur Anschauung. Es kommt auch auf ihr der scharfe Gegensatz zwischen den zum südeuropäischen Gebirgssysteme der Karpathen gehörigen Ge- bilden und jenen, die weiter nördlich als Unterlage der das galizische Tiefland ausfüllenden Diluvial- und Alluvialgebilde auftreten, in voller Klarheit zum Ausdruck. | Als ältere Sedimentgebilde im Gebiete der ostgalizischen Ebene sind unterschieden: Silurformation, Devonformation, Kreideformation, in wel- cher letzteren schon LızL Grünsand, wahrscheinlich von ecenomanem Alter, und senonen Kreidekalk und Mergel unterschieden hat, die in der Gegend von Lemberg und Nagorzany namentlich durch ihre prächtig erhal- tenen Versteinerungen seit langer Zeit das Interesse der Paläontologen gefesselt haben. Die Neogentertiärschichten der Bukowina, die auch weiter- hin nach Osten in die Moldau fortsetzen, bestehen der Hauptsache nach aus sarmatischen Schichten. Schon am östlichen Ende des Blattes III dieser Karte (Jb. 1871, 306) gibt sich theilweise die veränderte Richtung zu erkennen, welche der Haupt- zug der nördlichen Karpathen, nachdem er in dem Meridian des Tatra- stockes den Scheitel des nach Norden gewendeten Bogens erreicht hat, nunmehr nach SO. einschlägt. In dem auf Blatt IV dargestellten Gebiete gelangt diese Richtung zum vollen Ausdruck. Die geologische Zusammensetzung dieses Gebietes ist verhältnissmäs- sig einfach, Karpathensandstein mit vereinzelten, der Jura- und Kreide- formation angehörigen Klippen in der nordöstlicben Hälfte, und Trachyt mit seinen secundären Gebilden, Breccien, Tuffen, dann jüngere Tertiär- ablagerungen in der südwestlichen Hälfte; nur hart am südöstlichen Ende des Zuges im oberen Theissgebiet, NO. von Szigeth, erscheinen noch die äussersten Ausläufer des grossen krystallinischen Massives, welches, und zwar gerade hier in Verbindung mit älteren Schichtgesteinen, in dem Sie- benbürgen nach NO. abschliessenden Gebirgswall auftritt. In dem Tieflande im Süden der Karpathen hat man es, ab- gesehen von einzelnen Inselgruppen, nur mit Ebene oder ganz niedrigem Hügelland zu thun, das aus Diluvial- und Alluvialgebilden besteht. 1. Coxst. Freih. v. Beust: die Zukunft des Metallbergbaues in Österreich. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXII, p. 1.) — Nach umsichtigen allgemeinen Betrachtungen, welche für jeden Metallbergbau selten, der in civilisirten Ländern unternommen wird, gibt der mit dem Wesen des Erzbergbaues so vertraute Verfasser eine Skizze von den Me- tallvorkommnissen in der westlichen Reichshälfte, mit besonderer Bezie- 203 hung auf solche Punkte, welche dermalen ganz auflässig sind oder doch nur sehr schwach betrieben werden. Es handelte sich besonders darum, aufmerksam zu machen auf das, was möglicherweise das Object lohnender Unternehmungen werden könnte. Es steht völlig ausser Zweifel, dass Böhmen ausser der Production von Pribram sehr ansehnliche Mengen von Silber und Blei, auch wohl von Zink, Schwefelkiesen und Kupfer, vielleicht selbst Gold produciren könnte; der ehedem so bedeutende Zinnbergbau liegt fast ganz darnieder. In den Alpenländern könnte vor Allem die Zinkproduction einen grossen Auf- schwung nehmen; von den berühmten alten Kupferbergbauen Tirols, Salzburgs und Steiermarks ist kaum ein schwacher Nachklang noch übrig. Auch die Silber- und Bleierzeugung in Tirol und Steiermark, welche heute fast Null ist, wäre einer sehr ansehnlichen Steigerung fähig, ebenso wie die Erzeugung der silberarmen u.d silberleeren Bleie in dem nörd- lichsten Theile des Alpengebietes und in Kärnten. Der durch den Betrieb vieler Jahrhunderte kaum vernutzte Goldbergbau der Salzburger und Kärnt- ner Hochalpen wartet noch beständig der Hand, die ihn im heutigen Sinne erst lebensfähig machen und ihm einen würdigen Platz unter den Metall- bergbauen Europa’s anweisen solle. Endlich ist in den Alpenländern, na- mentlich in Steiermark und Salzburg, ein solcher Reichthum an Schwefel- kiesen vorhanden, dass derselbe nur der Berührung durch Eisenbahnen bedarf, um für jene nur denkbare Schwefelsäurefabrikation das schönste Material zu liefern. Im Jahre 1869 betrug der Gesammtwerth aller und jeder Hüttenerzeug- nisse in der westlichen Reichshälfte nicht mehr als 5,224,741 fl. 43 kr. exclus. des Eisens, nämlich: 21,574 fl. 48 kr. für Gold, 1,658,076 fl. 31 kr. „ Silber, 7 654,651 fl. 75 kr. „ Quecksilber, ! 510,602 fl. 43 kr. „ Kupfer, 19,208 fl. 38 kr. „ Kupfervitriol, 340,136 fl. 11 kr. „ Bleiglätte, 1,012,880 fl. 22 kr. „ Blei, 8,216 fl. 76 kr. „ Nickel, 48,065 fl. 485 kr. „ Zinn, 3300 ’HNFASKEIr," Zink, 13,238 fl. 50 kr. „ Wismuth. 33,839 fl. — kr. „ Antimon, 127071. 86°kr."Hjr Arsen! 118,249 fl. 81 kr. „ Schwefel, 164,500 fl. — kr. „ Eisenvitriol, 74,503 fl. — kr. „ Urangelb, 173,748 1.50 kr, 'Alaun: 5.224,741 fl. 48 kr. Es wird betont, dass es eine der Jetztzeit würdige Aufgabe wäre, mit inren riesenmässigen technischen Hülfsmitteln jene von uralter Zeit her 204 als wichtig und vielversprechend bekannten Bergwerke aus den höchsten Alpenregionen in einen tieferen Horizont herunterzuziehen, wo dann alle Bedingungen für einen constanten erfolgreichen Betrieb geboten sind. Besonderes Interesse scheint uns bei dem grossen, nicht zu befriedi- genden Bedarf an Nickel der S. 22 erwähnte Zug von Kobalt- und Nickelerzen zu verdienen, den man von Brixlegg in Tirol in genau west- östlicher Richtung auf eine Länge von ca. 25 Meilen bis Schladming in Obersteiermark verfolgen kann, und es verdient noch erwähnt zu werden, dass man das Vorkommen von Kobalt und Nickel auch in Oberwallis und in den Dauphin6er-Alpen kennt und dass es scheint, als finde eine Art staffelförmiger Gruppirung der dahin gehörigen Erzzüge statt, vermöge deren dieselben in der Richtung von W. nach O. immer weiter nordwärts vorrücken; vielleicht ist auch das bekannte und weitaus bedeutendste Ko- balt- und Nickelvorkommen von Dobschau in Ungarn als ein Glied dieser Kette zu betrachten. 2. Über die Streichungslinien der Hauptgangzüge in den nicht un- garischen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie hat sich Herr Freih. v. Beust in einer besonderen Abhandlung verbreitet (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXIL, p. 143.) [2] 3. Die Eisenstein-Lagerstätten der Steyrischen Eisen-Indu- striegesellschaft bei Eisenerz hat Franz v. Hauer neuerdings eingehend geschildert (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXIL, p 27.) 4. Über Dislocationen im Pribramer Erzreviere, vgl. F. Poserxy im Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXI, p. 229. Dr. En. Tıietze: Geologische und paläontologische Mitthei- lungen aus dem südlichen Theil des Banater Gebirgsstockes. .(Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXII, p. 35. Taf. 2—9.) — In einem vorläufigen Berichte über die geologischen Verhältnisse der Gegend um Berzsaszka (— Bersaska) und Swinitza weist der Verfasser das Vorkom- men Krystallinischer Schiefer und älterer Schiefergebilde, Granit und Sye- nit, Glieder der Steinkohlenformation aus der Zone der Farne, SW. von Eibenthal, nach, ferner Serpentin und Gabbro, Gesteine der Dyas und Trias, Lias, Dogger, Tithon und Neokom, Aptien oder Gargasmergel, obere Kreide mit Inoceramus labiatus ete., Tertiärschichten, jüngere Porphyre und Trachyte, unter welchen eine Abänderung als Nevadit von v. RıcHr- HOFEN unterschieden wird, und quartäre Bildungen. Es ergibt sich aus diesen Mittheilungen und einigen daran schliessen- den Bemerkungen zur Tektonik des besprochenen Gebirges, wie geologisch vielgestaltig dieses Gebiet ist, während zwei paläontologische Beigaben 205 dazu das weitere Interesse noch auf sich ziehen. In der ersten wird eine grössere Reihe von Liaspetrefacten von Bersaska beschrieben, unter ihnen auch der spitz-kegelförmige Zahn eines Wirbelthieres, Taf. 2, fig. 7, aus dem grünen Tuff der Muntjana, und von Mollusken zahlreiche bekannte und neue Arten. Die zweite Beigabe behandelt die Ammoniten des Aptien von Swinitza, das von Tiıerze in einem hellgrauen, seltener grün gefärbten, nicht sehr mächtigen, durch Verwitterung und Tagfeuchtigkeit weich wer- denden Mergel erkannt worden ist, der oberhalb der Kirche von Swinitza über den grauen, kalkigen Neokomschichten lagert. Der Verfasser beschreibt daraus: Ammonites Rouyanus d’Ore., A. Velledae Mıcn., A. Charrierianus d’Ore., A. Melchioris n. sp., seinem Freunde Dr. MeLcnıor NEUMAYR zu Ehren genannt, A. Tachthaliae n. sp., A. portae ferreae n. sp., A. bicur- vatus MıcuH., A. strangulatus d’ORB., A. quadrisulcatus d’ORB., A. Annibal Coquann, A. Greventanus n. sp., A. striatisuleatus u. A. Trajani n. sp. Dr. Em. Tırrze: das Gebirgsland südlich Glina in Croatien. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXII, p. 253.) — Verfasser kommt in diesem schätzbaren Berichte unter Anderem wieder auf die Pflanzenreste von Tergove zurück, welche nach Stur zu der Steinkohlenformation, nicht zur Dyas gehören. Wichtiger als diese wissenschaftliche Streitfrage ist der Bergbau von Tergove, worüber man gleichfalls hier einige Mitthei- lungen erhält. Von sedimentären Formationen, die auf dem krystallini- schen Grundgebirge ruhen, werden in jenem Gebirgslande von ihm her- vorgehoben: Steinkohlenformation, unproductiv, wenn auch der oberen Etage angehörend, Glieder der Trias, oberes Eocän oder Oligocän, Neogen und quaternäre Ablagerungen. Unter den jung eocänen Eruptivgesteinen wird S. 277 namentlich ein mit Lherzolith und Dunit nahe verwandter Olivin- fels beschrieben, während S. 280 einige trachytische Gesteine als Rhy o- lith und Lithoidit aufgeführt werden. Geologische Karte von Schweden. Stockholm, 1870-1872. -- (Jb. 1871, 950.) — Die unter Orro Toreır’s Leitung ausgeführte grosse geologische Karte von Schweden in dem Maassstabe von 1 : 50,000 ist seit unserem Berichte darüber wiederum durch folgende Blätter bereichert worden: No. 42. Engelsberg von Orro GumarLiıus. No. 43. Salsta von A. L. Tu. PrrTeRsson. No. 44. Rydboholm von Epvarp ERDMAnN. - No. 45. Hörningsholm von M. SToLpE. Zu jedem dieser Blätter ist 1 Heft Erläuterungen beigegeben. 206 Geologische Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten im Maassstabe von 1:25,000. Herausgegeben durch das K. Preussische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Berlin, 1870—1872. — Es sind von diesem in grossartigem Maassstabe angelegten Kartenwerke, dessen Leitung den Herren Professor Dr. BEyRıc# und Oberbergrath HaucHzcorne übergeben worden ist, bis jetzt erschienen: Erste Lieferung: Section Zorge, geogn. aufgen. durch E. BeYrich, „x ‚Benneckenstein,i!, n „. E. Beyrıc# u. C. Lossen, Hasselfelde, = s „ €. Lossen, 5 Ellrich, = ; „ E. Berrıch, „.. Nordhausen, a 5 »„ -E. Berrica u. H. Eck, > Stollberg, > „.. E. Beyrıca u. (0. Lossen. Zweite Lieferung: Section Buttstedt, 5 A »„ EE. Schmp. „ Rosla, ” „ D) ” „ " Magdala, » 2) » „ „ Eckartsberge, ) ” „ D) ” Apolda, ” ” ” ” „ Jena, „ 2) ” ” Dritte Lieferung: Section Worbis, 5 & „ K. v. SEEBACH, „ Bleicherode, 5 5 ae 3 ba dic:s, ” Hayn, ” „ „ ” SRENdE-Orschla, 5 5 „Roy. (DERBACH: rk Gm. Beeuta. © = „ K. GIEBELHAUSEN, » Immenrode, is 5 0 ER Re Jedem dieser Blätter ist ein Heft Erläuterungen des Verfassers bei- sefügt, die wie die Karten im Verlage von J. H. Neumann in Berlin er- scheinen. Karten und Mittheilungen des Mittelrheinischen Geolo- gischen Vereins. Darmstadt, 1871—72. (Jb. 1871, 658.) — Der mittel- rheinische geologische Verein veröffentlicht im Anschluss an die früheren in dem Maassstabe von 1: 50,000 bearbeiteten geologischen Specialkarten des Grossherzogthums Hessen und der angrenzenden Landesgebiete, die Section Biedenkopf, bearbeitet von RupoLpu Lupwis. Dem erklärenden Texte sind ebenfalls sehr instructive Profile beigefügt. H. Laspeyres: Geologische Mittheilungen aus der Provinz Sachsen. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XXIV, p. 265. Taf. 12.) — Der Verfasser beginnt seine schätzbaren Mittheilungen mit einigen Notizen 1) über die Zechstein-, Buntsandstein- und Muschelkalk- formationen in der Umgegend von Halle a. d. Saale. 207 Wenn aber S. 268 ausgesprochen wird: „Das Kupferschieferflötz zwischen Döblitz und Brachwitz folgt direct auf dem zu Grauliegendem oder Weissliegenlem umgewandelten Oberroth- liegenden“, so möchten wir doch zu bedenken geben, dass diese Worte nicht wörtlich zu nehmen sind, indem das Oberrothliegende als eine lim- nische Bildung sich nicht in das Weissliegende als eine Meeresbildung umwandeln, sondern nur durch dasselbe vertreten lassen kann. 2)über die Tertiär- oder Braunkohlenformation, welche als horizontale Decke die geneigten älteren Sedimente discordant überlagert. Die specielle Untersuchung dieser wichtigen Ablagerungen führt den Verfasser S. 321 zu einer Parallele zwischen den von ihm besprochenen Tertiärablagerungen mit einigen anderen in der Provinz Sachsen, in An- halt und in der Mark Brandenburg. Bei einem Vergleiche der von PLerr- neR für die Mark Brandenburg aufgestellten Reihenfolge mit der von Las- PEYRES in der Gegend N. von Halle für die Provinz Sachsen aufgestellten Gliederung hat sich folgende Parallele ergeben: Mark nach PLErTxer. | Sachsen nach LaspEyrks. 1. Sandlager (Glimmersand ?). 1. Sandlager (Formsand oder Glim- mersand). 2. Septarienthon. 2. Septarienthon. 3. Formsand (mit Lettenlagen). 3. Magdeburger Sand TEN 4. Hangende Flötzpartie (drei Flötze 4. Obere Flötzgruppe (meist nur ein mit Formsandmitteln). Flötz). 5. Lettenlager und Kohlensand. 5. Stuben- oder Quarzsand mit tho- nigen (Letten-) Lagen. 6. Liegende Flötzpartie (meist vier |6. Untere Flötzgruppe (1- 6 Flötze Flötze mit Kohlensandmitteln). mit Stubensandmitteln). 7. Kohlensand (als unmittelvares Lie- | 7. Knollensteinzone (d.h. Stubensand gendes). mit oder ohne Knollenstein). 8. Unterlage bis jetzt nirgends in a | 8. Kapselthon. Gruben aufgeschlossen (Thon ?). Der Verfasser hat mit dieser Abhandlung über die Braunkohlenfor- mation der Gegend N. von Halle 1) einen wichtigen Beitrag zur positiven Kenntniss des Tertiärs in Norddeutschland geliefert durch die von ihm bei Bearbeitung der Sectionen Petersberg, Gröbzig und Zörbig der grossen geologischen Karte gesammelten Beobachtungen; 2) durch die daran geknüpften Vergleiche den Beweis geführt, dass die Gegend N. von Halle für das Studium und die fernere, beson- ders kartographische Bearbeitung der Tertiärformation von der Pro- vinz Sachsen den Ausgangspunkt und Schlüssel bilden muss; durch die Vergleiche des Tertiärs in der Provinz Sachsen mit dem in der Mark Brandenburg an einem neuen Falle gezeigt, dass auch ganz junge Schichten und Schichtensysteme eine ebenso weit aus- 3 m 208 haltende und sich gleichbleibende Beschaffenheit aufweisen können, wie diejenigen älterer Formationen. GerorsE Maw: Bemerkungen zur Geologie der Ebene von Marocco und des grossen Atlas. (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. of London, 1872. Vol. XXVII, p. 85. Pl. 3.) — Über die Geologie der Berberei ist noch sehr wenig bekannt. G. Maw, welcher den Vorzug hatte, den Dr. Hooker auf seinem botanischen Ausfluge in diese schwer zugänglichen Gegenden zu begleiten, theilt hier Ansichten mit von jenen flach abgestutzten Tafelbergen in der Ebene von Marocco, die dort als „Camel’s Back“ bezeichnet werden, ferner von dem Kamme des grossen Atlas im Süden von Marocco, 12,000 bis 13,000 Fuss hoch, und gibt einen geologischen Durchschnitt längs der Ebene von Marocco bis zur Wasser- scheide des grossen Atlas. Die ihm bekannten geologischen Erscheinun- gen werden im Folgenden summarisch zusammengefasst: 1) Die ältesten Gesteine sind die in den Bergketten entwickelten metamor- phischen Gebirgsarten N. von der Stadt Marocco, wo sie den nörd- lichen Rand der Ebene bezeichnen. 2) Porphyrite und porphyritische Tuffe des Atlas bilden den Rücken der Atlaskette, deren Alter noch unbestimmt ist. 3) Senkrecht aufgerichtete Glimmerschiefer von Djeb Tezah im Atlas, S.W. von Marocco, werden von eruptiven porphyritischen Gängen durchsetzt. Ihr relatives Alter ist keineswegs festgestellt. 4) Wir kommen nun zu einer langen Periode der Denudation, welche die Atlaskette erlitten hat vor Ablagerung des rothen Sandsteines und Kalksteines in den Thälern und Hügeln ihres Abhanges. 5) Die Ablagerung, über der sich jetzt die Ebene von Marocco aus- breitet, von cretacischem rothem Sandstein und Kalk (vielleicht auch von Schichten miocänen Alters), hat zunächst die vorhandenen Thä- ler in den älteren Porphyriten des Atlas ausgefüllt. 6) Dioritartige Gesteine, welche Porphyrit und seine Tuffe durchdrun- gen haben, mögen eine weitere Erhebung der Atlaskette begleitet haben, indem sie die Schichten der rothen Sandsteine und Kalke gleichzeitig störten. 7) Eine weitere lange Periode der Denudation hat auch diese Schich- ten getroffen und von ihnen in der Maroceischen Ebene jene Tafel- berge ühriggelassen, die über das gewöhnliche Niveau der Ebene hervorragen. 8) Ein späterer Ausbruch rother Porphyrite durch die Schichtenreihe der Ebene mag gleichzeitig erfolgt sein mit der Eruption der rothen Porphyrgänge von Djeb Tezah im hohen Atlas. 9) Einer posteretacischen Eruption durch die rothe Sandstein- und Kalk- stein-Reihe ist eine Reihe von Gängen basaltischer Mandelsteine zu- zuschreiben. 10) Die neuesten Veränderungen beginnen mit der Bildung riesiger Blöcke 209 in den Schichten, welche den nördlichen Abfall des Atlas-Plateau bis zu 3900 Fuss Höhe moränenartig begrenzen. 11) Die Bildung von Moränen in dem oberen Theile der Thäler des Atlas beginnt in der Höhe von 5800 Fuss und breitet sich an den Felsen der Atlaskette bis 7000—8000 Fuss Höhe aus. 12) Bildung einer Ebene hinter solchen Moränen in 6700 Fuss Höhe. 13) Rückschritt und Aufhören der Gletscher in der Atlas-Kette, auf welcher jetzt nicht einmal ewiger Schnee liegt. 14) Erhebung der Küstenlinie um mindestens 70 Fuss. 15) Eine schwache Senkung der Küstenlinie ist noch jetzt mit Anhäu- fung ausgedehnter Ablagerungen von Dünensand bei Mogador ver- bunden. | 16) Die Bildung einer tuffartigen Kruste fast über der ganzen Ebene von Marocco durch schnelie Verdampfung des aus den darunter lagernden kalkigen Schichten aufsteigenden Wassers, wodurch blät- terige Lagen von Kalkspath entstehen, schreitet noch gegenwärtig fort, H. TrautscHhoLp: das Gouvernement Moskau. (Zeitschr. der Deutsch. geol. Ges. 1872. XXIV, p. 361. Taf. 13, 14.) — Die Kais. Mi- neralogische Gesellschaft in Petersburg hat seit dem Jahre 1866 durch ihre Mitglieder eine Reihe von Untersuchungen ausführen lassen, welche vorzugsweise die geologische Kartirung Russlands zum Zwecke haben. Es sind seit jener Zeit die Gouvernements Petersburg, Twer, Moskau und Kasan durchforscht und die betreffenden geologischen Karten entworfen worden. Mit der Aufnahme des Gouvernements Moskau wurden ATERBACH und TrautscHoLn betraut. Den Ersteren, welchem die Untersuchung des nörd- lichen Theiles des Gouvernements oblag, ereilte der Tod noch vor Vollen- dung der Arbeit, so dass dem Letzteren, für welchen ursprünglich nur der südliche Theil des Gouvernements bestimmt war, die Beendigung der ganzen Arbeit übertragen wurde. Die Schriften über die geologische Aufnahme Russlands werden unter dem Titel: „Materialien für die Geologie Russlands“ veröffent- licht, leider nur in russischer Sprache, welche den meisten Fachge- nossen unzugänglich ist. Nur die Abhandlung TravrscHoLp’s über den südöstlichen Theil des Gouv. Moskau ist in den Verhandlungen der Mi- neralogischen Gesellschaft zu Petersburg noch in deutscher Sprache ge- druckt, alles Spätere über diesen Gegenstand dagegen in russischer Sprache. Der Verfasser bricht S. 362 eine Lanze für die Veröffentlichung wis- senschaftlicher Arbeiten in der Muttersprache, wodurch nicht allein dem überall zum lebhaftesten Ausdrucke gelangten Nationalgefühle Rechnung getragen werde, sondern die wissenschaftlichen Arbeiten im Inlande selbst mächtig gefördert würden, hofft jedoch, dass in der Zukunft die Über- setzer von Originalarbeiten eine ähnliche Rolle spielen werden, wie die Abschreiber vor Erfindung der Buchdruckerkunst. Jahrbuch 1873. 14 210 Ohne in jene mittelalterliche Zeit uns zurückversetzen und die Er- richtung einer Zunft von Übersetzern befürworten zu wollen, em- pfehlen wir nur allen werthen Fachgenossen, die den Beruf fühlen, in versiegelten Sprachen zu schreiben, dem praktischen und nachahmens- werthen Beispiele zu folgen, das in verschiedenen schwedischen und spa- nischen Werken durchgeführt worden ist, den in der Originalsprache ge- schriebenen Werken einen wenn auch nur kurzen Extract in einer den Männern der Wissenschaft leichter zugänglichen Sprache, sei es der deut- schen, französischen oder englischen, beizufügen. Dass diess am besten und erfolgreichsten von dem Autor selbst ge- schehe, beweist TRAutscHoLD durch seinen hier niedergelegten Extract über die geologischen Verhältnisse des kouvernements Mos- kau. Sämmtliche Schichtencomplexe, welche innerhalb dieses Gouverne- ments zu Tage treten, lassen sich in 4 Gruppen zusammenstellen, in so- fern sie zum Bergkalk, zum Jura, zur Kreide und zu den eluvialen Bil- dungen gehören. Bergkalk bleibt demnach, abgesehen von dem Devoni- schen und Silurischen, in welche nur der Bohrer hinabgestiegen ist, die sichtbare Grundlage aller übrigen Bildungen. Die tiefste Schicht des Moskauer Bergkalkes, die bei Sserpuchof zu Tage tritt, gehört dem mittleren Bergkalke an. Im Allgemeinen ist aller Bergkalk des Gouvernements Moskau jüngerer Bergkalk, aber schon bei Sserpuchof, an der Grenze des Gouv. Tula, treten die mittleren Schichten auf, und der genannten Stadt gegenüber, auf dem rechten Ufer der Oka, findet sich schon der untere Bergkalk mit Productus giganteus in massi- gen Lagern entwickelt in denselben, die weiter nach S. und SW. die Un- terlage für die Steinkohlen Mittelrusslands abgeben. Auf dem jüngeren Bergkalk lagert keine Steinkohle, wenigstens ist bis jetzt nur an dem rechten Ufer der Nara ein unbedeutendes Nest Kohle zwischen Bergkalk und Jura aufgefunden. Auf den Bergkalk folgt im Gouv. Moskau unmittelbar Jura, und zwar nicht Lias, sondern mittler oder brauner Jura. Die Kreideablagerungen des Gouvernements sind die nördlich- sten, die überhaupt im europäischen Russland nachgewiesen sind. Es sind theils Festlandbildungen, theils Meeresabsätze. Sie scheinen sich auf Gault, oberen Grünsand und untere weisse Kreide zurückführen zu lassen. Alles, was die Meeressedimente im Gouv. Moskau bedeckt und was man bisher unter den Namen Alluvium und Diluvium zusammengefasst hat, ist nichts als der ausgesüsste und geschlämmte Rest jener Meeres- absätze, der Kreide, des Jura, des Bergkalks; es sind die in Lehm und Sand verwandelten Mergelthone, glaukonitischen Sande der genannten For- mationen. Der Verfasser hat desshalb dieses an Ort und Stelle gebildete Product der Auswaschung Eluvium genannt zum Unterschied von Di- luvium und Alluvium, mit welchen Ausdrücken man immer den Begriff des Transports von fernher verbindet. Es kommen natürlich innerhalb des Eluviums noch andere Gebilde vor, wie Süsswasserkalk, Lignitmoor, Torf, Sumpferz, erratische Blöcke, a1 Geröll ete., aber der Hauptsache nach ist die Decke der Meeresabsätze nur Eluvium. Dieser Extract ist von einer geologischen Karte des Gouvernements Moskau und von einer Schichtentabelle begleitet, auf welcher die wichtig- sten Leitfossilien mit aufgenommen worden sind. Davın Hummer: Apercu de la Geologie du Hallands As. (Öf- versigt af Kongl. Vetenskaps-Ak. Förh. 1871. No. 5, p. 585—613. I-VIH. Tab. 12, 13.) — Der in schwedischer Sprache geschriebenen Abhand- lung ist ein Resume in französischer Sprache angehängt, welches Ver- fahren man zur Nachahmung dringend empfehlen kann. Unter dem Namen „HAallands Äs“ versteht man eine schmale Kette im nordwestlichen Scho- nen, die wie eine Grenzmauer die niedrigen Gegenden von Schonen und Halland scheidet und nach Ost hin ihre grösste Höhe von 226 m. über dem Meere erreicht. Die Höhenverhältnisse des ganzen Landstriches sind auf einer geolo- gischen Karte im Maassstabe von 1: 125,000 durch Niveaucurven und ge- eignete Schraffirungen sehr gut hervorgehoben. Das vorherrschende Gestein ist ein röthlicher Gneiss, der häufig mit Hornblendeschiefer wechselt und mit dem Magneteisenerz-führenden Gneisse oder „Jerngneis“ in Schweden übereinstimmen mag. N.N.-Ost von Torekow begegnet man einem grauen, quarzigen Sand- steine, welcher Diplocraterion parallelum Tor. und Scolithus errans Tor. enthält und zur cambrischen Gruppe gehört. Neuere Bohrungen haben in der Ebene von Barkakra, N. von Engelhom, kohlenführende Schichten nachgewiesen, welche wahrscheinlich zum Lias gehören. In dem Gneisse und jenem alten Sandsteine treten Gänge von Hype- rit auf. Das Studium der quartären Gebilde hat das Vorhandensein noch an- derer Gebirgsarten dort nachgewiesen, wie Bruchstücke von Alaunschiefer, Lias und Kreide. Unter dem Titel: „Uharpente geologie“ sucht Hummer den Nachweis zu führen, dass die Bildung des Hallands As in ihrer Gesammtheit zwei Epochen angehört, deren erstere vor, die letztere nach der cambrischen Periode fällt. Von besonderem Interesse sind die dort auftretenden quaternären Gebilde, deren Reihenfolge mehrere Durchschnitte auf Taf. 12 fest- stellen lassen. Man unterscheidet von unten nach oben: diluvialen ? Sand, eckigen Kies (offenbar Moräne), Rollkies, Gletscher-Sand und Thon, post- glacialen Sand und Alluvialthon (svämlera). Ausser den krystallinischen Gesteinen haben gewisse Schichten der Kreideformation einen wesentlichen Beitrag zu diesen Ablagerungen ge- liefert. 14= 212 Sämmtliche dort zu beobachtenden Erscheinungen weisen auf alte Glet- scher hin. Die Ablagerungen des Gletschersandes bei Grefvie zeigen, dass sich das Meer dort 90 m. über seinem jetzigen Niveau befunden habe. Noch in der gegenwärtigen Epoche ist die Gegend von Hallands As einer Hebung unterworfen. E. Erpmann: Beiträge zur Frage von den Niveauverände- rungen Schonens. (Geol. Förenis ı Stockholm Förh. Bd. I, S. 95.) Auf mehrere festgestellte Thatsachen gestützt hat man es schon längst als abgemacht angesehen, dass der südlichste Theil von Schweden, Scho- nen, im Hinuntersinken begriffen sei, während umgekehrt die nördlichen Gegenden der Scandinavischen Halbinsel sich emporheben. Es ist auch unbestreitbar, dass eine Senkung, selbst in geschichtlicher Zeit, in Schonen stattgefunden hat; der Verfasser bezweifelt jedoch, dass dieselbe noch an- dauert. Mehrere Beobachtungen an den Uferterrassen der Westküste scheinen dagegen noch eine schwache Hebung in der jüngsten Zeit anzu- deuten. (Tö.) C. ALFR. JEnTZscH: über das Quartär der Gegend von Dres- den und über die Bildung des Löss im Allgemeinen. (Inau- gural-Dissertation.) Halle, 1872. 8°. 99 8. Taf. 1. — Der fleissigen Arbeit des Dr. A. Jentzsch im Jahrb. 1872, p. 449 über die Gliederung und Bildungsweise des Schwemmlandes in der Umgegend von Dresden ist diese neue, letztere wesentlich ergänzende Arbeit schnell gefolgt, welche einem Jeden um so leichter zugänglich geworden ist, als sie in der Zeit- schr. f. ges. Naturw. in Halle, 1372, Bd. 40 aufgenommen worden ist. W. v. Haminser: des Herrn JoacHhım BARRANDE Systeme Silu- rien du Centre de la Boheme. (Schreiben von W. v. HAıDıngErR an En. DörL. „Realschule“ No. 4 und 5, 1872.) — Bereits am Weihnachts- abende des Jahres 1870 hatte Haıınser diese Anzeige von BARRANDE’S classischem Werke beendet, doch konnte diese letzte Arbeit von ihm erst nach seinem Tode veröffentlicht werden. Da die Leser des Jahrbuches mit BarrAnDe’s Meisterarbeiten, über welche Haıinger hier eine Übersicht gibt, vertraut sind, beschränken wir uns darauf, wörtlich das zu wieder- holen, was HAıineer über die Colonien sagt. „BARRANDE hat während seiner Arbeiten gefunden, dass manche For- men in den Faunen tieferer Schichten sich zeigen, die sodann wieder in den unmittelbar darauf folgenden nicht gefunden werden, aber in noch höheren in grösserer Entwickelung auftreten. Er bezeichnete die ersteren durch den Ausdruck der „Colonien“. Ein jüngerer eingeborener, geologischer Forscher in Prag, Herr Prof. Jon. Krescı, hatte vertrauend auf Beobachtungen in der Umgegend die Erscheinungen erklären zu können geglaubt, wenn er dieselben gewissen 213 Verwerfungen der Schichten zuschrieb. Derselbe hatte sich im Sommer 1859 als Volontär Herrn Bergrath M. V. Lıroın von der k. k. geologi- schen Reichsanstalt angeschlossen, und berichtete an diese nun in seiner Ansicht. Aber er hatte in der That bei seiner vorgefassten Meinung von den Grundlagen der BarrıAnpde’schen Erfahrungen, welche dieser doch so gerne zuvorkommend mittheilte, nicht hinlänglich Kenntniss genommen. Im nächsten Jahre (1860) erhielt Herr Bergrath LiroLp den Auftrag, bei dem auffallenden Gegensatze, eine oder die andere der Colonien einer ge- nauen Untersuchung zu unterziehen. Ungeachtet der nun folgenden Ein- sprüche von Seite Barranpe’s hatte sich LiroLp vollständig den Ansichten Kreser’s angeschlossen und sie mit solcher Bestimmtheit behauptet, dass bei einem erneuerten Einspruche BarrıAnpe’s auch ich veranlasst war, über die Entwickelung der von einander abweichenden Ansichten ein Wort zu sagen. Mein Bericht gibt die Literatur der einzelnen Mittheilungen bis zu jener Zeit. Zum Schlusse hatte ich noch Herrn Barranpe’s hohes Ver- dienst uneingeschränkt anerkannt, „wie immer“ die „endliche Ausgleichung“ der „gegenwärtigen Verschiedenheiten unserer Ansichten“ sich stellen würde. Ich darf mich hier um so mehr kurz fassen, als freilich erst nach langen Jahren, auch von den Gegnern, Herren Kreseı und LiroLp, der Versuch, die Colonien durch Dislocationen zu erklären, vom ersteren als „nicht haltbar“ erkannt wird, der letztere aber erklärt, dass seiner An- sicht durch die neuen Auffassungen des Herrn Krescı die wesentlichste Grundlage entzogen wird. Beide, diese Erklärungen enthaltenden Schrei- ben werden in den angeführten Orten in den Verhandlungen durch ent- sprechende, höchst wohlwollende Empfangsbestätigungen zur Kenntniss genommen. Es darf mir wohl gestattet sein, den Wunsch auszusprechen, Herr Oberbergrath LiıroLn hätte damals in etwas mehr unabhängiger Weise sich nicht den Ansichten des Herrn Krescı so leichthin bequemt. Es wäre mir dadurch schon damals beschieden gewesen, den Fortschritt der Kennt- niss durch Herrn BARRANDE gewonnen, einfach freudig anzuerkennen, was nun erst meinem Nachfolger im Amte, Herrn Franz R. v. Hauer gegönnt war. In dem Werke: „Defense de Colonies* IV. 1870, widmet Hr. BarrınDE unter andern einen eigenen Abschnitt „Parww aux Colonies“ S. 79 ganz einer solchen Zusammenstellung der sämmtlichen Vorgänge, und zwar, man muss diess zugestehen, in wahrhaft grossmüthiger Weise. Es ist ihm wohl zu gönnen, dass er noch selbst diese Befriedigung genoss.“ 214 G. Paläontologie. L. @. ve Konmek: Nouvelles recherches sur les animauz fossiles dw terrain carbonifere de la Belgique. I. Bruxelles, 1872.47. 178..p.,.15. BE Wer mit der paläontologischen Literatur nur einigermaassen bekannt ist, weiss auch zu schätzen, wie wesentlich Professor L. @. DE Koxınck durch seine 1842—1844 veröffentlichte „Description des animaux fossiles“, durch seine 1847 folgenden „ZRecherches sur les anımaux fossiles“ und weitere Arbeiten die damals noch in ihrer Kindheit begriffene Wissenschaft gefördert hat. Seit ihrem Erscheinen ist eine lange Reihe von Jahren vergangen, in welchen der vortreffliche Forscher zum grossen Bedauern Aller, die seine wichtigen Arbeiten kannten, geschwiegen hat. Dass er den lieb gewonnenen Studien treu geblieben und die Riesenfortschritte der Paläontologie unterdessen auf das aufmerksamste verfolgt hat, lehren die vorliegenden Blätter, denen hoffentlich recht bald noch weitere folgen werden. Die Veranlassung zu denselben gab eine grössere Anzahl Versteine- rungen aus der Carbonfiormation, welche Ep. Dvroxt in den Umgebungen von Dinant entdeckt hat und in dem unter seiner Direction stehenden Mu- seum der Naturgeschichte in Brüssel aufbewahrt. L. pe Konmck, der sich ihrer Untersuchung unterzogen hat, nahm Veranlassung, alle seit 1842—1852 von ihm aus carbonischen Schichten Belgiens überhaupt beschriebenen Arten von Neuem zu revidiren und ihre Bestimmungen und Synonymik mit den neuesten Fortschritten der Wissen- schaft in Einklang zu bringen. Der vorliegende erste Theil des neuen Meisterwerkes behandelt: Cl. 1. Polypi Lam. Ord. 1. Zoantharia. Sect. I. Rugosa M. Epw. u. H. 1. Fam. Cyathophyllidae. Gen. Lonsdaleia M’Coy, 1 Art, Axophyllum M.E. u. H., 3 sp., Litho- strotion Lwvo, 4 sp., Diphyphyllum Loxsp., 1 Art, Olisiophyllum Dana, 4 sp., Campophyllum M. Epw. u. H., 2 sp., Uyathophyllum GoLDF., 2 sp., Hadrophyllum M. Evpw. u. H., 1 Art, Lophophyllum M. Epw. u. H., 4 sp., Pentaphylium pe Kon., 2 sp., Menophyllum M. Epw. u. H., 1 Art, Phry- gnophyllum ve Kon., 1 Art, Amplexus Sow., 10 sp., Zaphrentis Rar., 19 sp., Duncania ve Kon., 1 Art. 2. Fam. Cyatharonidae. Gen. Cyathaxonia MicH., 2 sp. 3. Fam. Petraiadae DE Kon. Gen. Petraia Müxn., 1 Art. II. Tabulata M. How. u. H. Fam. Favositidae. Gen. Rhizopora or Kon., 1 Art, Syringopora GouLpr., 4 sp., Emmon- 219 sia M. Epw. u. H., 1 Art, Michelinia pe Kon., 4 sp., Favosites, Lam., 2 sp., Beaumontia M. Eow. u. H., 1 Art, Monticulipora d’OrB., 2 sp. II. Tubulosa M. Epw. u. H. Fam. Auloporidae. Gen. Aulopora GoLpF., 1 sp., Cladochonus M’Coy, 1 sp. IV. Perforata M. Evw. u. H. Fam. Madreporidae. Gen. Palaeacıs J. Hame, 2 sp. V. .Apora M. Eow. u. H. Fam. Fungidae. Gen. Mortieria ve Kon., 1 Art. Anhang: Tetragonophyllium problematicum. Es sind im Ganzen hier 80 Arten beschrieben, deren geographische Verbreitung in Belgien und andern Ländern noch in einer tabellarischen Übersicht am Schlusse des Heftes zusammengestellt ist. Sämmtliche Ab- bildungen sind in nachahmenswerther Weise ausgeführt. Henry Hıcks: über einige unbeschriebene Fossilien der Me- nevian-Gruppe. (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. of London, Vol. XXVIH, p. 175. Pl. 5—7.) — (Vgl. Jb. 1872, 553.) — Unter den hier beschriebenen Arten befindet sich eine neue Trilobitengattung Carausva, während T. R. Jones S. 183 noch über zwei Entomostraceen aus den cambrischen Schichten von St. David’s, Leperditia Hicksi Jox. und Ento- mis büprestes Sauter, und den Jugendzustand eines Trilobiten (Larval Trilobite?) beschreibt. 0. ToreıLL: Bidraytill Sparagmitetagens geognosi och pa- leontologi. (Lunds Umiwv. Arsskrift. T. IV.) 40 p., 3 Tab. — Der Name Sparagmit ist von Ozapayua, Bruchstück, abgeleitet. Die Spa- ragmitetage Kyerrurr’s, welche in dem mittleren Skandinavien einen weiten Flächenraum einnimmt und sich auch nach Schonen verbreitet, ent- spricht nach Tore der Longmynd-Gruppe Lyrır’s, oder der cam- brischen Zone im neueren Sinne, und der Regio fucoidarum ANGELIN., welche auf dem Gneisse ruhen. Deutlicher wird diess in einer späteren Schrift von Toren: Petrifi- cata Suecana Formationis Cambricae (Lunds Univ. Arsskrift. T.. gl 1869) ausgesprochen, wo die britannischen Schichten mit schwedischen Schichten in der nachstehenden Tabelle verglichen werden: RR N na Britannien. St. Davids, South Wales. Andrarum etc., Schonen. Schweden. Upper Menevian Cambrian Group. L Auvr. (Lower Silurian Harlech MurchH.) Group | (Fossili- 2 ferous = Series.) Lower Cambrian. Longmynd Group. Sub Black Slate Series. Upper Grey Series. Purple a. Red Sandstones. Yellowish a. Greenish Sand- stones ? Red a. Purple Sandstones. Olivengreen Sandstones. Conglomerates. stratum incognitum. Strata Faunae primordialis Harlech vel Long- mynd. Agn. laevigati strata. Selenopleurae str. Paradoxidis Davidis str. Paradoxidis Hicksi str. Paradoxidis Wahlen- bergi str. Saxum arena- ceum. Scolithum et Diplocra- terion continens. Arkose. Saxa primigenia. Kinnekulle etc., | Westgothland. Agnosti laevigati strata. Selenopleurae str. ' Naxum arena continens Saxa primige str, (Noch unbekannt.) Paradoxidis Hicksi (Noch unbekannt.) Saxum arenaceum, Fwucoides continens. ceum, Eophytum nia. 21% Jener „Saxrum arenaceum, Fucoides continens“ enthält namentlich Fucoides antigquus Ber. und den auch in Thüringen wohlbekannten Fu- coides eircinnatus Ber. (Chondrites eirc. GEm., Phycodes cvirc. Rıcsrer) und würde nach Mvrcnuiıson sich mehr an die untersilurische Menevian-Gruppe, als an die eigentliche cambrische Gruppe anschliessen. In der erstgenannten Schrift beschreibt TorELL aus der älteren Ko- phytum-führenden Sandsteinzone, welche er der unteren cambrischen Gruppe gleichstellt: 1) Arenicolites gegas Tor. von Cimbrishamn in Schonen, 2) Scolithus linearis Hau, 3) Cordaites? Nilsson: Tor. von Gladsax im östlichen Schonen, 4) Eophyton Linnaeanum Tor. von Billingen und Lugnäs in West- gothland, sowie aus einem untersilurischen Sandstein von dem Ringsjön- See in Schonen, 5) Spuren von Würmern oder Algen von Lugnas, und es werden die Spuren der ältesten Organismen auf schwedischem Boden durch Abbil- dungen veranschaulicht. In der zweiten Abhandlung Torrıı's sind sämmtliche bis dahin in diesen Ablagerungen in Schweden unterschiedenen Arten zusammengesteltt worden, und zwar: A. Petrificata incertae sedis. Cruziana dispar Lins. sp. (Rhysophycus dıspar) Linnarsson. Oruziana? orbicularıs n. Sp. Lithodietyon fistulosum n. g. et sp. B. Plantae. Palaeophycus tubularıs Haıı, Fucordes antiquus Ber., F. cırcinnatus .Ber., in der oberen Sandsteinzone. Archaeorrhiza tuberosa n. g. et SP., Halopoa imbricata et H. composita n. g. et sp., Cordaites? Nilssoni Tor. Eophyton Linnaeanum Tor. u. FE. Torelli Lins. i C. Animalia. a) Spuren von Würmern, Crustaceen oder Mollusken. Psammichnites n. g. mit Ps. gigas Tor. (früher als Arenicolites gigas Tor. aufgeführt), Ps. Gumaellii n. sp., Ps. impressus n. sp. (oben als Spuren von Würmern oder Algen be: zeichnet), und Ps. filiformis n. sp. b) Coelenterata. Protolyellia princeps n. g. et sp. c) Echinodermata. Spatangopsis costata n. 8. et sp. 218 d) Vermes. Micrapium erectum n. g. et Sp. Spiroscolex n. g. mit 2 Arten, unter welchen eine früher als Areni- colites spiralis Tor. unterschiedene Form, Scolithus linearıs Ha, Sc. errans n. sp. und Se. pusillus n. SP., Monocraterion tentaculatum n. 8. et Sp., Diplocraterion n. g. mit 2 Arten, welche mit, früher als Arenicola oder Arenicolites beschriebenen Formen grosse Ähnlichkeit zeigen. e) Mollusca. Lingula monilifera Lins., L. favosa Lins. u. L. sp. G. SrachE: Entdeckung von Graptolithen-Schiefern in den Südalpen. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. No. 11. 3. 234. No. 16. 1872, p. 323.) — Auf einem Durchschnitte, welchen Bergrath STAcHE von Uggowitz im Fellathale über den Sattel W. vom Osternig-Berge nach Vor- derberg im Gailthal machte, zeigte sich eine nicht sehr breite Zone von schwarzen Schiefern, welche stellenweise ganz voll sind von graphitisch- oder silbergrauen, meist matt glänzenden Graptolithen. Es wurden einige dieser Graptolithen, unter denen sich Monographus Proteus Ba. u. a. be- kannte Arten befanden, in Dr. Stacur’s Auftrag durch Dr. Neumayr schon in der Versammlung der deutschen Geologen in Bonn im September 1872 vorgelegt. G. Stacnz: neue Fundstellen von Fusulinenkalk zwischen Gailthal und Canalthalin Kärnthen. (Verh.d.k. k. geol. Reichs- anst. 1872. No. 14, p. 283.) — Es ist dem genauen Beobachter gelungen, auch das Vorkommen von Fusulinenkalk auf dem Durchschnitte von Ug- gowitz im Canalthale über den Sattel des Osternigg nach Vorderberg im Gailthale, sowie auf dem Strassendurchschnitte zwischen Arnoldstein und Tarvis an mehreren Stellen zu entdecken, worüber StacuE hier nähere Auskunft ertheilt. Besonders häufig scheint Fusulina robusta MEER dort zu sein, Ä Dr. Stur: vorläufige Notiz über die dyadische Flora der Anthracit-Lagerstätten bei Budweis in Böhmen. Verh. d. k. k.-geol. Reichsanstalt 1822. No. 8.) — Nach Czızer’s früheren Untersu- chungen besteht die anthracitführende Ablagerung im NO. von Budweis von oben nach .unten aus: 1) Rothbraunen, sehr mächtigen sandig-thonigen Schiefern, Thonen, mit stellenweise auftretenden Kalkknollen. Mächtigkeit 100 Klafter. 2) Grauen und schwarzen sandigen Schieferthonen, welche in ihrer unteren Abtheilung das Anthracitflötz von 1—4 Fuss führen. Mächtigkeit 40—50 Klafter. 219 3) Lichtgraue, feste, feldspathreiche Sandsteine, wechselnd mit grün- lichen, gefleckten, thonigen Schiefern. Mächtigkeit 60 Klafter. Eine ‚neue sorgfältige Untersuchung der in diesen Ablagerungen ge- fundenen Pflanzenreste hat ergeben, dass die Anthracitformation von Bud- weis der Dyas angehöre. Mit Vergnügen ersieht man zugleich aus den hier gegebenen Mitthei- lungen Srtur’s, dass er damit beschäftigt ist, sämmtliches Material, das in den Sammlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt aus der Steinkoh- len- und Dyas-Flora Böhmens, Mährens, Schlesiens, Galiziens und Nieder- Österreichs aufgestapelt ist, zu einer grossen Sammlung zu vereinigen und aufzustellen, einer Sammlung, welche sicher auch zur Entscheidung wich- tiger technischer Fragen, welche die kohlenführenden Ablagerungen be- rühren, eine hohe Bedeutung erlangen wird. — In No. 10 dieser Verhand- lungen, S. 213 wird auch von O. Feıstmanter das dyadische Alter der Ablagerungen bei Budweis und Chobot bestätigt und diese Gegend durch eine Kartenskizze und ein Profil erläutert. D. Stur: Inoceramus aus dem Wiener Sandsteine des Leo- poldsberges bei Wien. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1872. No. 14, p. 295.) — Für die Sicherstellung des Alters des Wiener Sandsteines ist es von besonderem Werthe, dass auch das schon (Jb. 1872, 771) er- wähnte vom Director Franz v. HAuER aufgefundene zweite Stück eines Inoceramus aus dem Wiener Sandsteine des Kahlenberges, welches bisher vermisst wurde, wieder vorhanden ist. Die Original-Etiquette lautet: Ino- ceramus, Wiener Sandstein, Leopoldsberg. FargEe: über einen mit Einschnitten versehenen Halithe- rteum-Knochen. (Bull. de la Soc. geol. de France, T. XXVIIL, p. 265. Pl. 2.) — Das hier beschriebene und gut abgebildete Knochenfragment stammt aus den miocänen Ablagerungen von Chavagnes-les-Eaux im Dept. Maine-et-Loire, welche zahllose Zähne des Carcharodon megalodon um- schliessen. Wie schon DELFoRTRIE die auf tertiären Knochen beobachte- ten Einschnitte und Kritzel, auf welche bis jetzt allein die Annahme von dem tertiären Alter des Menschen beruhet, den Angriffen der harten und spitzen Zähne von Haifischen zugeschrieben hat, so lässt sich diese natur- gemässe Erklärung wohl auch auf die verschiedenen Einschnitte an die- sem Knochen anwenden. Herr FarsEe sucht zunächst nur zu beweisen, dass sie nicht von einer menschlichen Hand herrühren. Nach BELERAND hat man neuerdings in dem Walde von Fontainebleau gleichfalls eine grosse Anzahl von Halitherium-Knochen aufgefunden, von denen viele mit ähn- lichen Streifen versehen sind. 220 Fenıx Karker: Dinotherium-Rest aus einem Stollen der Wiener Wasserleitung. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1872. No. 15, p. 268.) — Im Stollen No. 4 des Wasserleitungscanales zwischen Liesing und Perchtoldsdorf ist ein ziemlich gut erhaltener, an 3 Fuss langer Unterkiefer eines Dinotherium aufgefunden worden, das zu D. Cu- viert zu gehören scheint. Er lag in einem sehr festen, compacten, gelb- lich-braunen Sande, welcher der sarmatischen Stufe angehört, 3—4 Klafter unter Tag, und es sind die dazu gehörenden Reste zur Restauri- rung vorläufig an das k. k. Hofmineraliencabinet abgeliefert worden. 0. C. Mars#u: Bemerkung über einige neue tertiäre und posttertiäre Vögel. (The Amer. Journ. Vol. IV. 1872, p. 256.) — Aus der unteren Tertiärformation von Wyoming lehrt uns Marsn neue Formen von Vögeln kennen, wie: Alethornis n. gen. mit 5 Arten, Uintor- nıs.n. gen. mit 1 Art, Catarractes affinıs n. sp. 2 neue Arten Meleagris und Grus proavis n. Sp. Miscellen. Das Gesammtausbringen an Steinkohlen in Sachsen betrug im Jahre 1871 = 56,616,380 Zollcentner. Es produeirten die Werke bei Dresden 12,133,212 Zollcentner. 5; 5 „ Zwickau 40,151,673 a zn s „ Lugau 4,331,495 2 Von dieser Gesammtproduction fielen 73,30 Proc. dem Eisenbahntrans- porte zu. — Der Braunkohlenverkehr mit den Österreichischen Staatsbahnen, der Aussig-Teplitzer und der Dux-Bodenbacher Bahn: Im Jahre 1871 kamen von der Aussig-Teplitzer Bahn 9,513,875 Otr. den Österr. Staatsbahnen 124,200 Ctr. der Dux-Bodenbacher Bahn 111,545 Ctr. in zwei Richtungen im directen Verkehre auf die Sächsischen Staatsbah- nen und zwar mit 9,617,135 Zollcentner über Bodenbach und mit 132,485 Zolleentner über Warnsdorf. Von diesem eingeführten Kohlenquantum verblieben 4,388,095 Zoll- centner auf den unter Sächsischer Staatsverwaltung stehenden Stationen, der andere Theil von 5,361,525 Zollcentner ging auf die Leipzig-Dresde- ner Eisenbahn, theils zum eigenen Bedarf, theils zur Weiterführung nach anderen Bahnen, 221 Das Gewichtsquantum der transportirten Braunkohlen betrug 8,54°/, der auf den Staatsbahnen beförderten Güterlast und 15,48°/, aller Wagen- ladungsfrachten (Statist. Bericht über den Betrieb der Kön. Sächs. Staats- u. Privat-Eisenbahnen im Jahre 1871. Dresden, 1872, p. 290 u. 304,), Meteoreisen von Neuntmannsdorf in Sachsen. Prof. Gemıtz zeigt in No. 303 des Dresdener Journals, am 31. December 1372, die Auffindung eines neuen Meteoriten an. Der Obersteiger, Herr B. ScHRet- TeR in Berggiesshübel war der glückliche Finder eines rundlichen Blockes einer 25 Pfund schweren gediegenen Eisenmasse, welche mit Magnet- kies gemengt ist. Das Eisen ist blätteriges, weiches Eisen, das nach Untersuchung des Dresdener Chemikers Herr @. E. LIcHTENBERGER 94,50 Proc. Eisen und 5,351 Proc. Nickel enthält. Herr LicHTENBERGER bemerkt in einem Briefe an GEisıtz unter dem 27. Dec. 1872 ausdrücklich in Be- zug auf dieses Eisen: Es enthält ausserdem namentlich keine Kohle, kein Mangan, Uran oder Kobalt, und sämmtliche Reactionen waren so bestimmt und sicher charakteristisch, dass ich die Richtigkeit des Resultats völlig vertreten kann. Der nur 2 Fuss tief unter der Rasendecke zum Vorschein gelangte Block kann nach der Beschaffenheit seines Eisens und seinem Gehalte an Magnetkies nur für einen wirklichen Meteoriten erklärt werden, der vor bereits längerer Zeit bei Neuntmannsdorf niedergefallen und beim längeren Liegen unter der Rasendecke mit einer Oxydhaut und Diadochit bedeckt worden ist. Es ist dieses seltene Stück von dem Kön. Mineralogischen Museum in Dresden erworben worden. „Ihe Murchison Geological Fund“. In seinem letzten Willen hat der verewigte Sir Roperıck J. MurcHıson der Geologischen Gesellschaft in London die Summe von 1000 &. mit der Bestimmung vermacht, dass die jährlichen Zinsen davon zur Förderung der geologischen Wissenschaft Verwendung finden, sei es durch Unterstützung einzelner Arbeiten oder durch Honorirung hervorragender Leistungen. Gleichzeitig soll eine Mur- chison-Medaille von Bronze für die letzteren ausgegeben werden. Ein Nekrolog von Sir Roprrıck Impry MurcHIıson wurde von J. Prestwich als Präsident der geologischen Gesellschaft von London gegeben (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. 1872. Vol. XXVII, p. XXIX). Jos. Prestwich: Address delivered at the Anniversary Mee- ting of the Geological Society of London, on the 16. Febr. 1872. (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. XXVII, p. XXIX—XC.) — Unter den schweren Verlusten, welche die Wissenschaft im Allgemeinen und die geologische Gesellschaft in London im Besonderen während des 222 letzten Geschäftsjahres betroffen haben, werden unter anderen hervorge- hoben: Sir RopErıck Impry Murchison, geb. zu Tarradale in Ross-shire 1792, gest. d. 22. Oct. 1871; Wırıam LonspALe, geb. 1794, gest. d. 7. Mai 1871; Sir Joun HERscHEL, geb. zu Slough, 1792, gest. d. 11. Mai 1871: GEORGE GROTE, geb. in Beckenham, 1794, gest. im Juni 1871; RoBERT CHAMBERS, geb. in Peebles, 1802, gest. im März 1871; Rev. Wırı. VENABLES VERNON HArcouURT, geb. 1789, gest. im April 1871 zu Nuneham; GEORGE Tate, geb. in Alnwick, 1805, gest. im Juni 1871; A. Krıru Jonnston, gest. im Sommer 1871; C. B. Rose in Yarmouth, geb. 1790, gest. d. 29. Jan. 1872; CHARLES BABBAGE, geb. im Dec. 1792, gest. im October 1871; JAMES DE CARLE SOWERBY, geb. 1787, gest. im August 1871; EpovArn LArTET, geb. 1801 in En Poucouron in Süd-Frankreich, gest. im Januar 1871: Pıoro Savı in Pisa, geb. 1798, gest. im Mai 1871; W. Ca. v. Haipineer, geb. in Wien, 1795, gest. im März 1871. Allen diesen hervorragenden Männern der Wissenschaft sind von dem Präsidenten Prestwıcu ehrende Worte der Erinnerung nachgerufen wor- den. — Der weitere Theil dieser Anrede gibt eine gedrängte Übersicht über die neueren Fortschritte der Wissenschaft. Mammuth-Skelet bei Thale. — Der „Weimarischen Zeitung“ No. 1, 1873, ist folgende Notiz entnommen: In den Gutsforsten des Frei- herrn vox DEM BuscHE-STREITHORST bei Thale am Harz fanden am 20. Dec. v. J. die Arbeiter, welche in dem daselbst belegenen Gypsbruche an dem Wege von Thale nach Suderode beschäftigt sind, beim Abräumen einer aus Lehm und Mergel bestehenden Erdschicht das Skelet eines Mammuth, welches nach Lage der Knochentheile eine ungefähre Länge von 15 Fuss und Höhe von 9 Fuss gehabt hat. Besonders hervorzuheben sind 4 grosse gut erhaltene Backzähne, deren jeder 7 Pfund wiegt, 2 stark gekrümmte Stosszähne von 5 Fuss Länge, welche leider zerbrochen, ebenso wie viele der riesigen Knochen, theilweis beim Ausgraben. Diese Überreste befan- den sich 5 Fuss unter der Oberfläche, an einer Stelle, wo in früheren Zeiten schon ein bedeutender Abraum stattgefunden hat. Aırx. BrAnpt: über ein grosses fossiles Vogelei aus der Umgegend von Cherson. (Mel. biolog. tires du Bull. de l’Ae. im». des sc. de St.-Petersbourg, T. VIII, p. 730.) — Ein im Besitze des Guts- besitzers Ssemen DoBRowoLsky befindliches Ei* soll bereits vor ungefähr 15 Jahren im Cherson’schen Kreise im Dorfe Malinowka in einem ehe- maligen Flussbette, einer sogen. „Balka“ gefunden worden sein, wo es 223 durch Frühlingswässer aus einem rothbraunen bröcklichen Lehmboden, unter welchem krystallinischer Gyps lagert, emporgeführt und schwimmend aufgefangen wurde. Seine Gestalt ist sehr regelmässig elliptisch und zeigt eine grosse Ähnlichkeit mit den Strausseneiern, deren grösste Exemplare ihm jedoch noch nachstehen. Der Längsdurchmesser beträgt 13 cm., der Querdurchmesser 15 cm., der Längsumfang 52 cm., der Querumfang 46 cm. Das Volum wurde auf annähernd 2200 cub. cm. berechnet, so dass der Inhalt des Eies sich ungefähr auf den von 40 bis 44 Hühnereiern mitt- lerer Grösse schätzen lässt. Die Oberfläche zeigt, namentlich unter der Lupe, eine ganz leicht rauhe oder höckerige Beschaffenheit und an man- chen Stellen unregelmässige seichte Schrammen, sowie tiefe, wie mit einer stumpfen Nadel erzeugte Grübchen. Die Färbung ist vorwaltend gelbbraun. Die Dicke der Schale ist nicht ermittelt. Da seine ganze Beschaffenheit auf einen straussartigen Vogel hin- weisen dürfte, so wird dasselbe von Ar. Branpr als Struthiolithus cherso- nensis bezeichnet. Der für dasselbe geforderte Preis von 1000 Rubel hat seinen Ankauf für ein Museum bis jetzt noch verhindert. Franz R. v. Haver: Geologische Übersichtskarte der öster- reichischen Monarchie. (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. XXI, p. 149—228.) — Diese Blätter, welche zur näheren Erläuterung der vielen Localnamen und zur raschen Orientirung bei Benutzung der Druckschrif- ten der k. k. geologischen Reichs-Anstalt dienen sollen, enthalten in alpha- betischer Reihenfolge die für einzelne Sediment-Formationen oder Forma- tions-Glieder des Gebietes der Karte in Anwendung gebrachten Localnamen oder Specialbenennungen mit kurz gefasster Charakteristik und Literatur- nachweisungen. v. Hauer hatte diese mühevolle Zusammenstellung bereits vollendet, als die in ihrer ganzen Anlage sehr analoge vortreffliche Arbeit Stuper’s, „Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz und ihrer Umge- bungen“, Bern 1872, veröffentlicht wurde. Trotzdem wird auch v. HAvEr’s Arbeit namentlich den Besitzern der werthvollen Übersichtskarte sehr will- kommen sein. & v. Dec#en: Geologische und mineralogische Literatur der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen sowie einiger angrenzenden Gegenden. (Bonn, 1872. 8°. 948. — Die sehr um- fangreiche Literatur ist chronologisch und innerhalb der einzelnen Jahre alphabetisch geordnet. Sie beginnt mit dem Jahre 1755 und schliesst mit dem Jahre 1870. Der Verfasser hat mit dieser mühevollen sorgfältigen Zusammenstellung allen Fachgenossen einen grossen Dienst erwiesen, was bereits in der allgemeinen Versammlung der Deutschen geologischen Ge- sellschaft im September 1872 in Bonn, welcher sie gewidmet war, seinen Ausdruck gefunden hat. 224 T Mrs. Mary SoMERVILLE, jene im Gebiete der Mathematik, physikali- schen Geographie und anderen Zweigen rühmlichst bekannte Dame, starb am 1. December 1872. Ihr Geburtsjahr ist wahrscheinlich 1780. (The American. Journ. 1873. Vol. V, p. 241.) Reverend Apım Sepewick, Woodwardian Professor der Geologie an der Universität zu Cambridge, einer der ältesten Geologen, welcher die Wissenschaft in ausgezeichnetster Weise gefördert hat, verschied im 88. Lebensjahre am 27. Januar 1873. Er war zu Dent in Yorkshire im Juni 1784 geboren. (T'he Geol. Mag. 1373, No. 104, p. 96 und the Amer, Journ., March, 1873, p. 242. Dr. phil. EwaLn BEckER, Assistent an der K. paläontologischen Samm- lung des Staates in München ist am 7. Febr. 1873 dem Nervenfieber er- legen. Am 9. März ist auch KArı GortHELF Kınd, der Meister im Fache des Bohrwesens, aus dem Leben geschieden. Er wurde als Sohn einer säch- sischen Bergmannsfamilie in der Nähe von Freiberg am 7. Juni 1801 ge- boren und musste schon mit dem 12. Jahre zum Schlägel greifen und in die Grube einfahren. Seine hohen Verdienste um das Bohrwesen sind allen Fachleuten bekannt. Mineralien-Handel. B. Stürtz, vormals H. Hrymann, empfiehlt seine wissenschaftliche und technische Mineralien-Handlung in Bonn, Wilhelmstrasse No. 25, in einem „Verzeichniss vorräthiger Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten und Mo- delle.“ "Bonn,”1873. 8. 19; Mikroskopische Untersuchung einiger Porphyrite und ver- wandter Gesteine aus dem Nahe-Gebiete. Von Herrn Prof. A. Streng. Nachdem ich in einer früheren Arbeit die Palatinite des Nahe-Gebiets mikroskopisch untersucht hatte, schien es mir wün- schenswerth, auch die übrigen der Formation des Rothliegenden angehörenden krystallinischen Gesteine jener Gegend einer mikro- skopischen Prüfung zu unterwerfen, deren Resultate im Nach- stehenden mitgetheilt werden sollen. Über die Lagerungsverhältnisse dieser Gesteine habe ich schon in der eben erwähnten früheren Arbeit Bemerkungen ge- macht und dabei einigen Bedenken gegen die intrusive Natur dieser den Schichten des Rothliegenden zwischengelagerten Ge- steine Ausdruck gegeben in der Hoffnung, dadurch meinen Freund LASPEYRES zu veranlassen, aus dem reichen Schatze seiner Er- fahrungen einige ganz bestimmte Beispiele aufzuführen und zu beschreiben, aus denen die intrusive Natur der Palatinite etc. un- widerleglich hervorginge. Leider hat sich Laspevres * nur mit mehr allgemein gehaltenen Bemerkungen begnügt und die spe- cielleren Mittheilungen der Zukunft vorbehalten. Ich musste es desshalb mit lebhaftem Danke begrüssen, dass Weıss ** eine Reihe von höchst interessanten Beispielen veröffentlicht hat, welche, wie mir scheint, die Verhältnisse völlig klarlegen. Ein Blick auf die beigefügte Zeichnung muss jeden Zweifel an der intrusiven * Dieses Jahrbuch 1372, p. 619, Brief an Professor LEONHARD. ** Dieses Jahrbuch 1872, p. 862. Jahrbuch 1873. 15 226 Natur der betreffenden krystallinischen Gesteine beseitigen. Mein Zweck ist damit erreicht; denn ich hatte nicht die Absicht, die Ansichten von LaspEyrEs durch andere zu ersetzen, sondern ich wünschte nur, einige Punkte schärfer und eingehender begründet zu sehen. Indem nun Weıss die Lagerungsart jener Gesteine klar gestellt hat, sind auch meine Bedenken gegen die Alters- folge theilweise hinfällig geworden, um so mehr, als gerade hier- über auch Lasreyres sich eingehender in seinem Briefe an Pro- fessor LEONHARD geäussert hat. Bevor nun die neuerdings untersuchten Gesteine geschildert werden, muss ich noch ein Versehen bekennen. dessen ich mich meinem Freunde TscHernak gegenüber schuldig gemacht habe. In meiner früheren Abhandlung habe ich gesagt, TscuEeruar führe das Verhalten des Enstatits (Bronzits) vom Radauthale nach Wessky's Angaben als ein von andern Bronziten abweichen- des an und gründe darauf die Berechtigung, diesem Minerale den Namen Protobastit zu erhalten. Dies sei aber in sofern ein Irr- thum, als Wesskys Angaben sich gar nicht auf den Protobastit bezögen, sondern auf den kalkreichen Diallag aus dem Gabbro. Nun habe ich übersehen, dass TscHermar, indem er Wesskv's Angaben als auf den Protobastit bezüglich anführt, neben diesen seine eigenen Beobachtungen zu Grunde legt, die an einem Exem- plare gemacht wurden, welches, wie mir TscHEruak mittheilt, ich selbst ihm übersandt und als Protobastit bezeichnet hatte. Nach diesen Untersuchungen liegt nun auch bei diesem kalkarmen Pro- tobastit die Ebene der optischen Axen in ooP&, d.h. parallel der Abstumpfung der stumpfen Säulenkante und senkrecht zur Haupt- spaltfläche Po. Auf dieser Fläche steht auch die Bisectrix senkrecht, d.h. dieseibe fällt mit der makrodiagonalen Axe zu- sammen. Hiernach würde nun allerdings dieses kalkarme Mine- ral optisch ein ähnliches Verhalten zeigen, wie der von WeBsky untersuchte kalkreiche Diallag, der aber selbst von dem Verhal- ten anderer Diallage so wesentlich abweicht, dass man ihn für rhombisch halten könnte. Beide Mineralien müssten demnach von denjenigen, zu denen sie bisher gestellt worden sind, getrennt werden. Ehe dies geschieht, möchten doch wohl erneute ver- gleichende Untersuchungen uöthig sein, denen sich hoffentlich TschErmAK unterziehen wird. 227 Unter den von mir mikroskopisch untersuchten Gesteinen sind namentlich die Porphyrite besonders berücksichtigt, da ver- muthet werden konnte, dass sie Übergänge theils in die Palati- nite, theils in die Quarzporphyre darbieten würden, eine Ver- muthung, die sich in der That bestätigt hat. i. Quarzporphyr von Münster am Stein bildet hohe Felsen am Wege von Münster nach Theodorshall. In einer vor- waltenden sehr feinkörnigen, fast ‘dichten, hellröthlichbraunen, schimmernden Grundmasse liegen Körner von bräunlichem Quarz und Kryställchen von Feldspath, die ziemlich stark glänzend sind und fast durchgängig Orthoklase darstellen, nur einige sehr klare und glänzende kleinere Krystälichen erscheinen gestreift, sind also triklin. Sehr selten stellen sich einzelne Glimmerblätichen ein. Unter dem Mikroskope erkennt man in einer körnigen Grund- masse Einlagerungen von: a) Sehr vereinzelten grösseren, scharf aber unregelmässig begrenzten Körnern von Quarz, in denen nur wenige fremde Einschlüsse sichtbar sind, wie z. B. feine Apatitnadeln und kleine rundliche mit brauner Substanz erfüllte Poren. Dieselbe braune Substanz ist auch auf den das Mineral durchziehenden Spalten ausgeschieden. b) Orthoklas-Krystallen, theils von geraden, theils von aus- und einspringenden Linien begrenzt. Sie sind so unrein, so er- füllt mit einer hellgefärbten aber undurchsichtigen, nach Einer Linie geordneten Einlagerungen (hellgraue Körnchen und lang- gezogene Läppchen), dass die Krystalle selbst im Dünnschliff undurchsichtig erscheinen. ec) Geradlinig und mitunter sehr scharf begrenzten kleineren Einlagerungen von triklinem Feldspathe, die ziemlich reichlich vorhanden sind. d) Selten sind kleine undurchsichtige Körnchen oder Blätt- chen, vielleicht von schwarzem Glimmer, vielleicht auch von Mag- neteisen. Die Grundmasse selbst besteht aus einem Aggregate von meist monoklinem, selien triklinem Feldspath und Quarz, in des- sen feinen Poren zuweilen bei sehr starker Vergrösserung ein bewegliches Bläschen sichtbar ist. Dazwischen liegen mehr ver- Ä 15 * 228 einzelt theils grüne Kryställchen von stark dichroskopischer Horn- blende, theils fast undurchsichtig dunkelbraune Körnchen und Läppchen, die wahrscheinlich Zersetzungsprodukte der Hornblende sind. Endlich erscheinen noch hie und da feine Apatitnadeln. 2. Ortihoklasporphyr vom Fusse des Unterhäuser Berges an der Nahe. In einer rothbraunen, dichten Grund- masse liegen Kryställchen von Orthoklas, die aber nicht mehr frisch erscheinen, sehr vereinzelt Quarzkörnchen und Blättchen eines Glimmer-ähnlichen Minerals. Unter dem Mikroskop sieht man in der krystallinischen Grundmasse folgende Mineralien ein- gelagert: a) Grössere rundliche Krystalle von Quarz, völlig klar und farblos. In ihnen befinden sich Einlagerungen, welche die For- men des Quarzes zu besitzen scheinen. Indessen sind sie wohl mit fremder Substanz erfüllt, denn selten nur erscheinen sie völ- lig klar, gewöhnlich enthalten sie neben klarer Substanz ein schwarz punktirtes, rundes, unbewegliches, einen grossen Theil des Raumes erfüllendes Kügelchen ; oder sie sind mit hellgrauer, körniger Masse erfüllt. Mitunter liegen auch bräunlichgrüne Läppchen darin. Ferner finden sich in dem Quarze Apatitnadeln sowie zahlreiche, sehr kleine, rundliche oder eckige Poren mit und ohne Bläschen, die letzteren theils fest, theils beweglich, so dass viele dieser Hohlräume mit einer Flüssigkeit erfüllt sein müssen. b) Vereinzelte Feldspathe ohne Streifung aber sehr unrein, indem sie mit kleinen, nur durchscheinenden hellgrauen Läppchen und Körnchen fast völlig erfüllt sind, so dass sie im auffallenden Lichte weiss erscheinen. Es sind dies wohl Zerseizungsprodukte des offenbar verwitterten monoklinen, vielleicht auch triklinen Feldspaths. En c) Seltener sind kleinere Krystalle von hellgrüner, fasriger, stark dichroskopischer Hornblende, die aber oft fast ganz undurch- siehtig ist, wenn sie von dunkelbraunen, undurchsichtigen, kör- nigen Zersetizungsprodukten entweder nur umrandet oder fast völlig erfüllt ist. Kleine Fetzen dieser Hornblende sind auch zuweilen den Feldspathen beigemengt. d) Vereinzelte, undurchsichtige Kryställchen, wahrscheinlich von Magnet- oder Titaneisen. 229 Die Grundmasse selbst besteht aus einem Aggregate von vorwaltendem Orthoklase, zwischen welchem seltener erkennbar trikliner Feldspath, ferner zahlreiche dunkelbraune Läppchen und Körnchen von umgewandelter Hornblende sichtbar sind. Quarz- körnchen finden sich nur vereinzelt, häufiger erscheinen sehr feine Apatitnadeln. Das Gestein ist hiernach ein Quarzporphyr wie No. 1. 3. Porphyrit vom südlichen Fusse des Gienberges am Wege vom Bahnhofe nach Waldbökelheim. In einer dichten, dunkelbraunen Grundmasse liegen kleine Krystalle eines triklinen Feldspaths, der indessen nicht mehr frisch ist; seltener sind Kry- stalle von schwarzer Hornblende sichtbar, die aber meist so stark zersetzt sind, dass ihre Umrisse nicht mehr scharf erscheinen. Kleine, metallisch glänzende Körnchen (Magnet- oder Titaneisen) sind hie und da sichtbar; an Einer Stelle auch ein kleines, pris- matisch entwickeltes, von ebenen Flächen (Spaltflächen ?) begrenz- tes, lebhaft metallisch glänzendes Kryställchen von grauschwarzer Farbe. Einige der Verwitterungsrinde nahe liegende Feldspathe waren theilweise mit einer sehr weichen, hellgrünen Substanz erfüllt. Unter dem Mikroskope sieht man folgende Einlagerungen in der krystallinischen Grundmasse: a) Grössere Krystalle von wahrscheinlich triklinem Feld- spathe, die aber grossentheils mit einer hellbräunlichen, körnigen Masse erfüllt sind, so dass die reine klare Feldspathsubstanz nur lückenweise und als schmaler, scharf begrenzter Rand her- vortritt und die Streifung sehr häufig verdeckt wird. Auch Apa- titnadeln stellen sich hie und da ein. b) Kleinere Krystalle von fast völlig umgewandelter Horn- blende. Die umwandelnde Substanz besteht aus einem Aggre- gate fast undurchsichtiger, dunkelbrauner, meist eckiger Körn- chen; sie herrscht so vor, dass nur selten die eigentliche Horn- blendesubstanz mit braungelber Farbe hervortritt. c) Seltener finden sich grössere Ausscheidungen eines Ag- gregats von Quarzkryställchen, die unmittelbar neben einander liegen und sich gegenseitig in ihrer Ausbildung gestört haben. In ihnen finden sich zunächst Einschlüsse anscheinend mit den Umrissen des Quarzes. die mit einer hellen Substanz erfüllt sind, 230 in der einige dunkle, sehr kleine Körnchen und ziemlich dunkle, körnige Bläschen liegen. Ferner erkennt man in dem Quarze helle, theils gerundete, theils eckige Einlagerungen mit ein oder mehreren schwarzen Pünktchen, dann dunkelgrünbraune, unregel- mässige, fast undurchsichtige Läppchen, endlich sehr kleine Mag- neteisenkryställchen. Ausserdem finden sich aber auch einer- seits sehr dünne, farblose Apatitnadeln, andererseits .breitere, hellgrüne, durchsichtige, längliche Kryställchen mit rechteckigem Querschnitt, wobei aber die Ecken oft abgestumpft sind, so dass ein länglich achtseitiger Querschnitt entsteht (Augitmikrolithen?). Die zahlreichsten Einlagerungen finden sich an der Berührungs- stelle zweier Quarz-Individuen. Die Grundmasse besteht aus einem nicht deutlich individua- lisirten aber krystallinischen Aggregate von Feldspath, an welchem Streifung nicht erkennbar war. Dazwischen liegen zahlreiche kleine Fetzen, Körnchen oder Pünktchen von umgewandelter Horn- blendesubstanz. Vielleicht bestehen übrigens manche von diesen _ Körnchen aus Magnet- oder Titaneisen. 4) Grauer, Tridymit-haltiger Porphyrit in der Nähe des Bahnhofes von Waldbökelheim, am Südfusse des Gien- berges. Das Gestein, welches ich in früheren Arbeiten * be- schrieben und als einen den quarzfreien Orthoklasporphyren nahe- stehenden Porphyrit bezeichnet hatte, ist merkwürdig durch die zahlreichen in seinen Drusenräumen auskrystallisirten Tridymite. Ausserdem enthält es in der Grundmasse eingelagert Krystalle eines Feldspaths und zersetzter brauner Hornblende. Unter dem Mikroskope sieht, man in der Krystallinischen Grundmasse folgende grössere Ausscheidungen: a) Zahlreiche, nach Einer Richtung in die Länge gezogene, scharf und geradlinig begrenzte Krystalle von triklinem Feldspath, deren Zwillingsstreifung nur sehr selten nicht erkennbar war. Sie enthalten zahlreiche, graue, körnige, durchscheinende Läpp- chen, die meist parallel einer Seitenlinie des Krystalls geordnet sind. Im auffallenden Lichte erscheinen diese Läppchen, die wohl Zersetzungsprodukte des Feldspaths sind, weiss gefärbt. Sehr selten liegen undurchsichtige schwarze Körnchen darin, die zu * Dieses Jahrb. 1872, p. 265 und Tscnermar’s Mineralog. Mittheil. 1871, p. 47. 231 rechtwinklig sich schneidenden Linien gruppirt sind und wohl aus Magneteisen bestehen. Auch kleine Läppchen zersetzter Horn- blende, ferner dünne, farblose Nadeln (Apatit?) und endlich kurze, dickere, hellgrüne, durchaus klare Säulchen mit pyramidaler En- digung sind ausgeschieden. Die letzteren sind nicht fasrig oder dichroskopisch wie Hornblende, sie widerstehen der Einwirkung concentrirter Salzsäure, so dass man sie wohl für Augit-Mikro- lithen wird halten können. b) Ebenfalls ziemlich zahlreiche Krystalle von Hornblende. Dieselbe besitzt meist regelmässige, der Krystallform dieses Mi- nerals entsprechende Umrisse, während die Substanz selbst eine tiefgreifende Umwandlung in ein Aggregat undurchsichtiger oder nur schwach dunkelbraun durchscheinender Körner und Läppchen erlitten hat. Dieselben liegen dicht aneinander und erfüllen meist wie eine Wolke den ganzen Hornblendekrystall. und nur selten ist ein innerer Kern von Hornblendesubstanz erhalten geblieben, der dann gewöhnlich braun und gelb, seltener hellgrün gefärbt ist und durch sehr feine Spältchen parallel der längeren Seite des Durchschnitis fasrig und zugleich auch dichroskopisch er- scheint. Nur höchst selten fehlt bei kleineren Krystallen die braune, körnige Substanz gänzlich. Im auffallenden Lichte er- scheint die letztere braun gefärbt. c) Vereinzelte schwarze, undurchsichtige, in auffallendem Lichte metallisch glänzende Blättchen mit geradlinigen, vier- oder sechseckigen Umrissen. Es ist dies wohl Magnet- oder Titan- eisen. Vorwaltend sitzt es zwischen den zersetzten Hornblenden. Quarz fehlt gänzlich. Die makroskopisch in Hohlräumen vorkommenden Tridymite sind beim Schleifen sämmtlich zerstört, auch konnte ich in drei Dünnschliffen nichts auffinden, was der von ZirkEL gelieferten Abbildung * des Tridymit ähnlich gesehen hätte. Dagegen fan- den sich weisse, durchscheinende, unregelmässig begrenzte Täfel- chen sehr zahlreich in der Grundmasse zerstreut, die sich be- sonders bei auffallendem Lichte durch ihre schmutzigweisse Farbe sehr deutlich von den benachbarten Mineralien abheben, während sie im durchfallenden Lichte den Eindruck eines Aggregats klei- * Dieses Jahrb. 1870, p. 823. Tafel VII. Fig. 20 und 21. 232 ner Körner machen. Als ich nun einige der makroskopischen weissen Tridymit-Kryställchen für sich unter das Mikroskop brachte, erschienen sie als eine weisse, schwach durchscheinende, zucker- körnige Masse, die zwischen gekreuzten Nikols hell punktirt er- schien, ähnlich wie dies bei krystallinischen Aggregaten der Fall ist, Es wäre desshalb möglich, dass die in der Grüundmasse ein- gelagerten weissen, unregelmässigen Körnchen und Täfelchen auch aus Tridymit bestehen, etwas bestimmtes lässt sich indessen darüber nicht sagen. Offenbar sind die im Porphyrit makroskopisch vorkommenden Tridymite nicht aus Einem Gusse gebildet, sondern jeder Ärystall scheint ein Aggregat ven Krystallkörnchen zu sein; daher auch die weisse Farbe, der geringe Glanz und die matte Oberfläche, sowie die bröckliche Beschaffenheit des Minerals. Auch bei ei- nigen andern Tridymit-Vorkommnissen ist mir dieses Verhalten schon auffällig gewesen, so dass man sich der Vermuthung nicht erwehren könnte, der Tridymit sei eine Pseudomorphose, wenn dieses Mineral nicht anderwärts so durchsichtig und glänzend vorkäme, dass über seine Selbstständigkeit kein Zweifel obwalten kann. Ich hoffe übrigens, demnächst neues Material zu erhalten, um die Frage zu entscheiden, ob die im Porphyrite vorkommen- den Tridymit-Kryställchen auch wirklich aus Tridymit-Substanz bestehen, oder ob hier eine Pseudomorphose von Quarz nach Tridymit vorliegt. Die Grundmasse selbst besteht bei diesem Porphyrite aus einem kleinkörnigen Aggregate von Feldspathen mit unregelmäs- sigen Läppchen zersetzter Hornblende, einzelnen Augit- (?) Mikro- lithen und den eben erwähnten zahlreich eingestreuten weissen, unregelmässigen Täfelchen und Körnchen. Ob der Feldspath tri- klin ist oder nicht, lässt sich nicht erkennen. 5) Brauner Porphyritvon demselben Fundorte wie No. 4. Auch dieses Gestein ist schon früher in seinem makro- skopischen Verhalten beschrieben worden. In einer rötblich- braunen Grundmasse liegen röthlich gefärbte, meist triklin er- scheinende Feldspathe und sparsam eingestreute zersetzte Horn- blenden. Auch hier sind in Drusenräumen Tridymite vorhanden, die aber die Hohlräume meistens fast ganz erfüllen, so dass wenig von der Krystallform sichtbar ist. 233 Unter dem Mikroskope finden sich in der krystallinischen Grundmasse folsende Einlagerungen: a) Zahlreiche, scharf und geradlinig begrenzte Krystalle von lediglich triklinem Feldspathe, der ebenso wie in No. 4 mit kör- nigen Zersetzungsprodukten erfüllt ist. Es finden sich darin fer- ner dünne längliche und etwas diekere kurze Säulchen von hell- grünlicher Farbe, die der Einwirkung der Salzsäure widerstehen und desshalb wohl als Augite betrachtet werden können. Es fanden sich aber auch in Einem Feldspathe regelmässig sechs- seitige, durchsichtige Tafeln, die zu mehreren anscheinend pa- rallel auf einander lagen. Da sie ganz von Feldspathmasse um- hüllt waren, so konnte nicht ermittelt werden, ob sie zwischen gekreuzten Nikols gefärbt erscheinen oder nicht. Möglicher Weise bestehen sie aus Tridymit. b) Hornblende von derselben Beschaffenheit wie in No. 4; nur liegen hier auch Augitmikrolithen und durchscheinende weisse Tafeln, die vielleicht für Tridymit gehalten werden könnten, in der theilweise in braune, körnige Massen umgewandelten Horn- blende. c) Sowohl in der Grundmasse, als auch in den zersetzten Hornblenden liegen undurchsichtige, metallisch glänzende, quadra- tische oder dreiseilige, oder symmetrisch sechsseitige Tafeln von Magnet- oder Titaneisen. — Quarz fehlt auch hier vollständig. Die Grundimasse ist ähnlich wie diejenige des vorgenannten Gesteins, nur enthält sie die weissen, durchscheinenden Täfelchen in geringerer Zahl. Übrigens waren auch hier die in Drusen- räumen vorkommenden Tridymite beim Schleifen herausgebrochen. In einer früheren Abhandlung glaubte ich, in den ausge- schiedenen Feldspathkrysiallen der beiden tridymithaltigen Ge- steine neben Kalknatronfeldspath noch Orthoklas annehmen zu müssen, wodurch beide Gesteine in die Gruppe der quarzfreien Orthoklasporphyre oder zwischen diese und die Porphyrite ge- stellt werden mussten. Die mikroskopische Untersuchung hat nun gelehrt, dass Orthoklas in porphyrartig eingelagerten Krystallen nicht vorhanden und wohl nur auf die Grundmasse beschränkt ist. Der von Laspeyres für die dortigen Porphyrite gefundene etwas hohe Kieselerdegehalt (65,8°,,) findet vielleicht in dem 234 Vorhandensein von Tridymit seine Erklärung. Beide Gesteine sind also normale Porphyrite. | 6) Porphyritim Thale unterhalb Bokenau anstehend. In einer dichten, bräunlichgrauen Grundmasse liegen Krystalle von grünlichgrauem, meistens gestreiftem, ziemlich frischem Feld- spath, der oft in fast ringsum entwickelten Krystallen mit vor- waltendem oP und rs. aber untergeordnetem ooP vorkommt, von schwarzer Hornblende, meist in kleineren Individuen, deutlich spaltbar, lebhaft aber fast metallisch glänzend und schwarz oder dunkelgrün. >tärker zersetzte Hornblenden sind theils dunkel- braun, theils graugrün gefärbt. An einer einzigen Stelle an dem ganzen Handstück fand sich ein hellgrünes Krystallkorn von etwa 2m Länge und 1""” Breite eingesprengt, welches zwei nicht stark hervortretende, anscheinend ungleichwerthige, rechtwinklige Spalt- flächen und im Übrigen muschligen bis unebenen Bruch zeigte: es war mit hellgrüner Farbe stark durchscheinend und machte zuerst den Eindruck von Olivin, da es aber ziemlich leicht schmelz- bar war und rechtwinklige Spaltflächen besass, so kann es nur ein augitisches Mineral gewesen sein. Diese Vermuthung wird nun noch gestützt durch die mikroskopische Untersuchung, welche Folgendes ergab: In einer feinkörnigen Grundmasse liegen grössere Krystalle von a) Feldspath, der sich meist durch seine Streifung als triklin erkennen liess. Aber nur ein schmaler, scharf begrenzter Rand besteht aus reiner Feldspathsubstanz, das Innere ist völlig erfüllt mit hellgrauen, unregelmässigen Körnern, vermischt mit bräun- lich-gelben Lappen oder Läppchen. die nicht dichroskopisch er- scheinen und vielleicht aus augitischer Substanz bestehen. An Einer Stelle war auch in dem Feldspathe ein klares, unregel- mässig begrenztes Quarzkörnchen. b) Hornblende, welche theils am Rande, theils in ihrer gan- zen Masse in die mehrfach erwähnte dunkelschwarzbraune, fast undurchsichtige und körnige Substanz umgewandelt ist, die wie eine Wolke das Mineral umhüllt oder völlig erfüllt. Die noch unzersetzten Theile der Hornblende sind braun durchscheinend, deutlich dichroskopisch und fasrig durch feine Längsspältchen. c) Augit oder Diallag von hellgelblichgrüner Farbe, wenig 239 dichroskopisch, nicht fasrig. Übrigens ist dieses Mineral nicht immer scharf von der Hornblende zu unterscheiden, ja mitunter scheint Ein Individuum theilweise aus Augit, theilweise aus Horn- blende zu bestehen. | Die Grundmasse selbst besteht aus einem Aggregate von triklinen Feldspathleistchen, untermischt mit umgewandelten Horn- blendekryställchen und Augitläppchen, sowie Augitmikrolithen. Die Feldspathe sind vorherrschend und liegen häufig parallel, in- dem sie sich dabei un die grösseren Einlagerungen herumziehen. Oft aber sind sie völlig regellos gruppirt. Zwischen diesen Ge- mengtbeilen ist nun noch eine nicht individualisirte aber durch das optische Verhalten krystallinisch erscheinende Grundmasse erkennbar, die vielleicht aus irgend einem Feldspathe besteht. Apatitnadeln sind selten, Quarz fehlt gänzlich; dagegen sind die bei No. 4 beschriebenen durchscheinenden weissen, unregel- mässig begrenzten Täfelchen und Körnchen ziemlich zahlreich vorhanden. Das Gestein ist offenbar ein Porphyrit, der aber durch das Vorhandensein eines augitischen Minerals den Übergang zu den Palatiniten vermittelt. D Dunkler Porphyrit aus dem Thale unterhalb Bo- kenau, lose umherliegend. In einer dichten, dunkelgrau- grünen, fast schwarzen Grundmasse liegen Krystalle von dunkel- graugrün erscheinundem, in dünnen Stückchen aber hellgrünlich- grauem, nicht sehr stark glänzendem Feldspathe, der meist von scharfen, stärker glänzendem Rande umgeben ist und dessen Krystallflächen auch hier zuweilen sichtbar sind, und von schwar- zer, lebhaft glänzender, deutlich spaltbarer Hornblende. Auch hellgrüne Augite scheinen vereinzelt vorhanden zu sein, sind aber nicht mit Sicherheit zu erkennen. Unter dem Mikroskope sieht man in einer krystallinischen Grundmasse als Einlagerungen: a) Feldspathe genau wie in No. 6. Zuweilen bildet das In- nere eine anscheinend fast zusammenhängende Masse, die unge- mein scharf gegen den völlig klaren, durchsichtigen Rand absetzt; gleichwohl laufen die Zwillingsstreifen gleichförmig durch die ganze Masse hindurch. Zwischen gekreuzten Nikols treten dann zahlreiche Flecken mit den Farben des reinen Feldspathrandes 236 auch aus dem inneren Theile hervor. Mitunter besteht auch das Innere aus einem zusammenhängenden Lappen eines grünen, wenig dichroskopischen Minerals, vielleicht des Angit oder eines Lersetzungsproduktes desselben. Dünne, kurze, in Säuren un- lösliche Nadeln im Innern der Feldspathe oder auch in dein rei- neren Rande können wohl als Augit-Mikrolithen gedeutet werden. Da an einigen Exemplaren die Zwillingsstreifung durchaus fehlt, so würde die Anwesenheit von Orthoklas nicht ausgeschlossen sein. b) Dunkelbraune und dunkelgrüne, meist nur wenig durch- scheinende Krystalle von Hornblende. Dieselben sind nach Einer Richtung in die Länge gezogen, gefasert und von Längsspalten zerrissen, die meist mit schwarzer Substanz erfüllt sind. Auch hier ist der Rand in eine dunkelbraune, körnige Masse umge- wandelt. c) Längliche Krystalle eines sehr hellbräunlichen oder hell- gelblichgrauen, fast farblosen Minerals, mit nur wenig. Einschlüs- sen (längliche Poren mit körnigen, dunkeln, unbeweglichen Ku- geln). Das Mineral ist nicht dichroskopisch und erscheint fast stets mit einem mehr oder weniger scharf begrenzten, graugrü- nen Rande, der auch auf unregelmässigen Querspalten die Masse des Minerals durchsetzt. Es ist offenbar ein Umwandlungsprodukt. Iın polarisirten Lichte zeigt die unveränderte Masse beim Drehen des Einen Nikols lebhaften Farbenwechsel. Beim Behandeln mit concentrirter Salzsäure tritt keine Veränderung ein, während der grüne Rand sich langsam zersetzt. Die Umrisse sind selten regel- mässig (dann entsprechen sie einer Combination von Säule und pyramidalen Endflächen), gewöhnlich sind sie mehr oder weniger lappig aus- und einspringend. Ausnahmsweise war übrigens auch ein scheinbar quadratischer Querschnitt sichtbar mit abgestumpf- ten Kanten, entsprechend ooP, oPoo und oPx des Augit. Auch hier kann diese Einlagerung nur für ein augitisches Mineral ge- halten werden. d) Schwarze Körnchen oder Blättchen von Magnet- oder Titaneisen sind selten vorhanden. Die Grundmasse selbst besteht vorwaltend aus einem Ag- gregate eines anscheinend triklinen Feldspaths, zwischen welchem zersetzte und körnig umgewandelte dunkelbraune bis schwarze 237 Hornblendeläppchen und ‚unregelmässige Fetzen von graugrünem, verändertem Augit, sowie klare Augitmikrolithen umherliegen. Dünne lange Nadeln sind vielleicht als Apalit zu deuten. 8) Hellbräunlichgrauer Porphyrit, im Thale unter- halb Bokenau lose umherliegend. Hellbräunlichgraue Grund- masse, in welcher regelmässige Krystalle von wenig glänzendem hellbräunlichem, triklinem Feldspath wie in No. 6 und i, ferner lang säulenförmige Krystalle von braunschwarzer, deutlich spalt- barer, nicht stark glänzender Hornblende, deren Längenaxen meist parallel liegen, eingelagert sind. Die Grundmasse ist durchzogen von zahlreichen, sehr unregelmässigen, kleinen Hohlräumen, die ausgekleidet sind mit einer oberflächlich hellgrünlichweiss und erdig erscheinenden, auf dem Bruche aber dunkelgrünen und radialfasrigen Substanz (vielleicht Chlorit-artig) mit fast nierenför- miger Oberfläche. Das Gestein ist offenbar der zersetizenden Wirkung der Gewässer stark ausgesetzt gewesen. Unter dem Mikroskope ist dies Gestein dem vorhergehenden sehr ähnlich, denn hier wie dort finden sich scharf umrandete, im Innern sehr unreine trikline Feldspathe, hell- bis dunkelgrüne oder braune, in eine Wolke dunkler, körniger Zerseizungspro- dukte eingehüllte Krystalle von stark dichroskopischer Hornblende; seltener sind dagegen kleine Läppchen eines hellgrünen, nicht dichroskopischen, wahrscheinlich augitischen Minerals und endlich selten Körnchen von Magnet- und Titaneisen. Auch die Grundmasse besteht hier vorwaltend aus anschei- nend triklinem Feldspath nebst zwischengelagerten hellgrünen Augit-Läppchen und Augit-Mikrolithen, die selbst in diesen mit- unter ausgeschieden sind. Ausserdem liegen noch zahlreiche, grau durchscheinende, körnige Läppchen umher. 9) Quarzhaltiger Palatinit vom Fusse des Welsch- berges, nahe an der Burgspohnheimer Mühle; das ist derselbe Fundort, den LaspeyrEs auf p. 877 seiner Abhandlung angegeben hat. In einer dichten, grauschwarzen Grundmasse liegen spar- same Krystalle von triklinem Feldspath und von schwarzem au- gitischen Minerale. Das Gestein ist dünn plattenförmig abge- sondert, auf den parallelen Klüften sind hie und da Krystalle von Quarz ausgeschieden, während der innere Theil der Kluft von weissem, körnigem Kalkspath erfüllt ist; meist sind aber die 238 Trennungsflächen ganz mit Quarz ausgefüllt und verkittet. Auf -dem Querbruche erkennt man deutlich, dass nicht allein eine durch Kluftflächen hervorgebrachte plattenförmige Absonderung vorhanden ist, sondern dass auch die dazwischen liegenden Ge- steinsmassen mit parallelen, heller und dunkler gefärbten Sirei- fen versehen sind, die eine verschiedene Mineralmischung vor- ausselzen. Unter dem Mikroskope erkennt man in der Grundmasse fol- gende Einlagerungen: a) Triklinen Feldspath in farblosen, schmalen Leisten, in welchen hellbläulichgrüne, unregelmässige Läppchen von Diallag zahlreich eingelagert sind neben wenigen hellen Kügelchen und Körnchen. b) Hellgelblichgrunes augitisches Mineral (Diallag) nur schwach dichroskopisch und zwischen gekreuzten Nikols Anlage zur ver- worren-fasrigen Textur zeigend. Die krystallinisch-körnige Grundmasse ist lagenweise geord- net; jede Lage ist von der benachbarten durch die Korngrösse oder die relativen Mengenverhältnisse der sie zusammensetzen- den Mineralien verschieden. Je zwei Lagen sind häufig durch eine dünne zusammenhängende Schnur von Quarzkörnchen von einander getrennt oder vielmehr mit einander verkittet. Die grösseren Binlagerungen liegen meistens mit ihrer Längenaxe den Gesteinslagen parallel. Der diese letzteren trennende Quarz ist farblos und durchsichtig. Aus der Grundmässe ragen häufig feine Apatitnadeln in ihn herein. Ferner liegen in ihm zahlreiche Poren von mannigfacher Gestalt; indessen sind dieselben nur sel- ten mit einer Flüssigkeit nebst beweglichem Bläschen erfüllt; ob die übrigen mit einer flüssigen oder festen Masse angefüllt sind, war nicht zu erkennen. Die Grundmasse selbst besteht aus mehr oder weniger feinkörnigem Gemenge von triklinem Feldspath und augilischem Minerale ; nur sehr vereinzelt erscheinen kleine, bräun- lichgrün gefärbte, stärker dichroskopische Läppchen, die vielleicht als Hornblende zu deuten sind, aber jedenfalls einen sehr unter- geordneten Gemengtheil bilden. Magnet- und Titaneisenkörnchen kommen nur sehr vereinzelt vor; amorphe Glasmasse fehlt gänz- lich; dagegen sind zahlreiche graue Körnchen und dunkle, bei auffallendem Lichte gelblichweiss erscheinende Punkte sichtbar. 239 Lispeyres hat dieses Gestein zu den Porphyriten gestellt, weil er ganz vereinzelt Hornblende darin erkannt und einen Kie- selerdegehalt von 6.3,69”/, gefunden hat. Nach der mikroskopi- schen Untersuchung kann ich den Einen Gemengtheil nur für Diallag halten, wenn ich auch das vereinzelte Vorkommen von Hornblende nicht zu leugnen vermag. Der hohe Kieselerdegehalt lässt sich auf die Anwesenheit der Quarzschnüre zurückführen, die sich als nachträgliche Ausfüllungen von Klüften erklären las- sen, d. h. dem Gesteine ist Kieselerde zugeführt worden und seine ursprüngliche Zusammensetzung ist wohl eine basischere. Ich glaube desshalb, dieses Gestein zu den Palatiniten stellen zu dürfen und zwar zu denjenigen, welche durch einen geringen Hornblendegehalt den Übergang zu den Porphyriten vermitteln. In den vorstehend beschriebenen Gesteinen kommen also monokline und trikline Feldspathe, Quarz, Hornblende, wahrschein- lich auch Augit, meist auch Apatit aber nur wenig Magnet- oder Titaneisen vor. Die. Feldspaihe sind gewöhnlich sehr unrein, theils erfüllt mit Zersetzungsprodukten, theils mit fremden Sub- stanzen. Eigenthümlich ist der frische, stark glänzende, an Ein- lagerungen freie Rand mancher trikliner Feldspathe, während das Innere mit fremder Substanz erfüllt oder stark zersetzt ist. Der Quarz zeigt die auch anderwärts in ihm vorkommenden Einschlüsse, unter denen die kleinen, unregelmässig geformten Poren zum Theil mit beweglichen Bläschen besonders charakteristisch sind. Die Hornblende ist ausgezeichnet durch die grosse Zahl feiner Längsspältchen, die ihr ein fasriges Aussehen ertheilen und durch ihre Neigung von Aussen nach Innen mit undurchsichtigen, brau- nen, körnigen Zersetzungsprodukten erfüllt zu werden, in die sie“ wie eine Wolke eingehüllt erscheint. Mehr vereinzelt tritt bei den zu den Porphyriten gerechneten Abänderungen ein anschei- nend augitisches Mineral in etwas grösseren Ausscheidungen her- vor, während eine grosse Zahl feiner Mikrolithen, die vielleicht demselben Minerale angehören. in der Grundmasse sowohl wie in den grösseren Einlagerungen verbreitet ist. Die Anwesenheit von Tridymit in der Grundmasse selbst ist zweifelhaft, dasjenige, was möglicher Weise dafür gehalten werden könnte, findet sich 240 nur in den eigentlichen Porphyriten; dagegen sind die kleinen, unregelmässigen Drusen mancher echter Porphyrite mit Tridymit- Kryställchen ausgekleidet oder völlig erfüllt. Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass die ‚beschriebenen Gesteine eine Reihe bilden, deren Eines Endglied aus quarz- führendem Porphyr besteht, welcher Quarz, Orthoklas, Kalknatron- feldspath und wenig Hornblende enthält, dass durch Verminderung des Quarzes und des Orthoklas Übergänge (No. 3 ist z. B. ein quarzhaltiger Porphyrit) in die aus Kalknatronfeldspath und Horn- blende bestehenden Porphyrite gebildet werden (No. 4 u. 5). Dass ferner durch Aufnahme eines augitischen Minerals und durch das allmähliche Zurücktreten der Hornblende Übergänge in die Pa- latinite herbeigeführt werden, die daun das andere Endglied der Reihe bilden. Die Porphyrite No. 6, 7 und 3 aus dem Bokenauer Thale sind augithaltige Porphyrite, No. 9 ist ein Palatinit, in wel- chem sich vereinzelte Hornblenden finden. In allen diesen Ge- steins-Abänderungen, soweit sie nicht den Palatiniten selbst an- gehören, spielen Magnet- und Titaneisen eine nur untergeordnete Rolle. Das was sich also schon aus der allmählichen Abnahme des Kieselerdegehalts von den Quarzporphyren bis zu den Palatiniten als wahrscheinlich ergeben hatte, hat auch in dem allmählichen Wechsel der mineralogischen Zusammensetzung seine Bestätigung gefunden. Aın Schlusse meiner früheren Abhandlung (p. 388) habe ich noch kurz berichtet über ein ınerkwürdiges Gestein, welches in Form eines schmalen Ganges den Palatinit in Niederkirchen durch- setzt. Dasselbe ist nicht porphyrartig ausgebildet, sondern bildet ein mittelkörniges Aggregat von röthlich gefarbtem Feldspath, der sich meist als triklin erweist, mit kleinen Mengen eines grü- nen, etwas zersetzten Minerals. Die mikroskopische Untersuchung hat nun ergeben, dass das Gestein ein Aggregat von Feldspath- krystallen ist, die unter dem Mikroskope theils als triklin, theils als monoklin erscheinen, d.h. beide Mineralien unterscheiden sich von einander durch Nichts als durch die Streifung, denn sie sind gleich gefärbt und enthalten die gleichen Einlagerungen. Sie sind nämlich erfüllt von braun gefärbten Wolken, Körnchen und sehr feinen Läppchen, so dass das Mineral selbst braun gefärbt er- 241 scheint. Diese Einlagerungen sind meist geordnet parallel einer Linie, welche zu den Seitenkanten schiefwinklig steht. Auch dünne Apatitnadeln kommen in den Feldspathen vor. Da die Strei- fung der triklinen Feldspathe dann nicht sichtbar ist, wenn die Krystalle annähernd paraliel ooPoo geschliffen sind, und da ferner die Menge der Einlagerungen so gross ist, dass die Streifung dadurch verdeckt werden könnte, so ist es wahrscheinlich, dass auch die ungestreiften Exemplare Kalknatronfeldspathe sind. Mehr vereinzelt finden sich nun auch hellgrüne bis dunkelbraune, nicht parallelfasrige Krystalle, die zwar eiwas dichroskopisch sind, meist aber so wenig, dass sie wohl kaum als Hornblende gelten kön- nen. Noch seltener sind unregelmässig geformte, undurchsich- tige, schwarze Körner, wohl von Magneteisen. Merkwürdiger Weise sind nun hier die Zwischenräume zwischen den Feldspathen völlig ausgefüllt mit Quarz, in welchem sehr zahlreich kleine, unregelmässig geformte Poren zum Theil mit beweglichen Bläs- chen vorhanden sind. Daneben liegen aber auch mitunter rund- liche, mit dunkler, körniger Masse erfüllte Einschlüsse in dem Quarze, und hie und da bemerkt man auch in ihm sehr feine Apatitnadeln. Das Gestein besteht demnach aus einem körnigen Gemenge von Kalknatronfeldspath (und Orthoklas?), Quarz und einem wahr- scheinlich augitischen Minerale. Es steht dadurch den Palatini- ten sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihnen ganz wesentlich durch den beigemengten Quarz und die krystallinisch-körnige Entwicklung ohne Porphyr-Struktur. Giessen, den 31. März 1873. Jahrbuch 1873. 15 Mineralogische Mittheilungen. Von Herrn Dr. F. Wibel in Hamburg. 1. Kalkuranit im Phosphorit von Caceres. Durch Herrn En. Güssrereın, den Besitzer der bekannten grossen Superphosphat-Fabrik in Hamburg, erhielt unser städti- sches Museum vor einiger Zeit eine Reihe schöner Phosphorite, u. A. auch einige Stücke, welche den Grenzgebirgen zwischen der spanischen Provinz Caceres und Portugal entstammten und desshalb als »portugiesische“ bezeichnet waren, ohne mit Sicher- heit die Lage der Gruben auf letzterem Gebiet angeben zu können. Die Hauptmasse des Gesteins, der Phosphorit, besitzt im Wesentlichen das Aussehen des gewöhnlichen Extremadura-Phos- phates, ist jedoch weniger gefärbt, sondern meist ganz weiss. Nur stellenweise finden sich zwischen der Eisblumenartig-krystal- linischen Masse Absonderungen von Eisenoxydhydrat und Mangan-Dendriten. In geringem Umfange erscheint auf Kluft- flächen und in kleinen Drusenräumen auskrystallisirt Quarz, und ob einige übrigens höchst unbedeutende schwärzliche Ausfüllun- gen der letzteren wirklich aus Asphalt oder ähnlichen Materien bestanden, konnte bis jetzt durch analytische Prüfung noch nicht festgestellt werden. Dagegen sind Krystalle von Apatit in ganz ausserordentlicher Menge dein Gesteine eingesprengt. Dieselben erreichen eine Grösse bis zu mehreren Gentimetern, sind von weisser, grauer und blauer Farbe, enthalten viel Fluor und bieten 243 in ihren Formen fast ausschliesslich die dicktafelförmigen Com- binationen von oP.oP.P.cooP?. Sie besitzen eine ausgezeich- net schalenförmige Structur, dergemäss man oft auf der Basis eines Krystalles das Übereinanderwachsen von grauen, weissen und blauen Schalen beobachten kann. Beim Zerschlagen der Handstücke springen sie aus der Phosphorit-Grundmasse sehr leicht heraus und hinterlassen in derselben einen so spiegelglat- ten Abdruck ihrer Flächen, dass man zu der Vermuthung ge- drängt wird, sie seien primär gebildet und die Grundmasse selbst erst später um sie abgelagert worden. Für diese Genesis mag auch die grünlich-gelbe, bisweilen blättrig-krystallinische Masse von Bedeutung sein, welche sich sowohl an den Abson- derungsflächen der Apalite gegen die Grundmasse, als auch zwi- schen den Krystallschaien der ersteren in wechselnder, immer aber sehr geringer Dicke vorfindet. Sie scheint gemäss dem Verhalten vor dem Löthrohr und gegen Säuren ein Caleiumsilicat zu sein. Von besonderem Interesse an dem vorliegenden Phosphorit ist nun unzweifelhaft das zwar sparsame, aber sehr deutliche Vorkommen von Kalkuranit. Man findet die bis ca. I" gros- sen Krystalltäfelchen der bekannten tetragonalen (rhombischen?) Combination (oP .P. oP.) selten einzeln, meist zusammengewach- sen, sowohl mitten in der Phosphorit-Masse als auch an den Grenzflächen der Apatit-Krystalle. Eine bestimmte Beziehung zu einer der beiden Substanzen liess sich nicht erkennen. Ihre Farbe variirt zwischen der charakteristischen gelbgrünen und einer lebhaft gras- bis smaragdgrünen; die Prüfung ergab jedoch auch in letzteren keinen Kupfer-Gehalt, soweit dies bei der klei- nen Menge bestimmt zu werden vermag. Ebenso blieb anderer- seits eine Prüfung der obenerwähnten grünlichgelben Masse auf Uran, zu welcher deren Färbung veranlasste, erfolglos. Meines Wissens ist der vorliegende der erste Fall eines Auftretens von Uran-Salzen in Phosphoriten und liefert daher, von Anderem abgesehen, wohl auch neue Anhaltspunkte für die Entscheidung der Frage über deren Ursprung und Bildung. Wenn bereits Reıcnarnr und Stein für die Phosphorite Nassau’s einen rein mineralischen Auslauge- und Abscheidungsprocess feststell- ten, so wird für die vorliegenden „portugiesischen“ schon durch 16 244 jenes Uran-Mineral die Vermuthung auf einen organischen Ur- sprung ganz ausgeschlossen. Denn Uran ist bis jetzt noch nie- mals in Organismen und deren Zersetzungsprodueten nachgewie- sen worden, und eine etwaige spätere Infiltration desselben in die bereits gebildete Phosphorit-Masse wird durch das geschil- derte Vorkommen völlig unannehmbar gemacht. Dagegen wissen wir, dass krystallinische Gebirgsarten nicht nur Phosphorsäure, sondern auch Uran in kleinen Mengen enthalten können, wie es ja neben den früher bekannten Vorkommnissen des Kalkuranit's auch durch die neuerdings beobachteten Einsprengungen des Uranophan im Granit von Rohrlach in Niederschlesien bezeugt wird. Nicht nur die Seltenheit der Uran-Mineralien überhaupt, son- dern gerade die genetische Bedeutung verleiht vorstehender Be- obachtung einiges Interesse wohl auch für weitere Kreise. 2. Gold von Vancouver-Insel und West-Africa. Einem in Victoria auf Vancouver-Insel ansässigen Deutschen, Herrn L. LöweEngerg, verdanke ich die Einsendung diverser Mi- neralien und Versteinerungen aus dorligen Gegenden. Die Samm- lung ist jetzt in den Besitz unseres naturhistorischen Museums übergegangen, und nimmt in ihr eine prächtige kleine, 26,7 Grm. schwere Stufe gediegenen Goldes den ersten Rang ein. Sie zeich- net sich namentlich durch einen recht schönen, ca. 7®® langen Goldkrystall aus, der ein in einer Axenrichtung prismatisch ver- zerries Rhombendodekaeder (oo0) darstellt, wie sie G, Rose auch vom Ural beschrieben hat. Da von diesen nördlichen Goldfund- stätten West-America’s, deren geognostische Beschaffenheit in- dessen ganz wit den Galifornischen übereinzustimmen scheint, noch keine Analyse vorliegt, so theile ich dieselbe hier mit. Das spec. Gewicht der nicht geschmolzenen Probe betrug bei 220 C. Wassertemperatur — 18,50. Die Untersuchung ergab: - Gold, 0.0... 91,00Un Sübene nen N GG Su Kupfer) man. %E. 2008 Bisen:.. dA nd OD 100,00. 245 Quecksilber, Blei und andere Metalle waren nicht vorhanden. Das für einen Gold-Gehalt von 91,86%, scheinbar hohe spec. Gewicht (18,5) darf nicht überraschen, da sich aus einem Blicke auf die bekannten Analysen anderer Gold-Vorkommnisse die re- lative Unabhängigkeit Beider von einander sofort ergibt. Zum Vergleiche sei hier noch des früher von meinem Vater, K. Wiser, analysirten Goldes von der Westküste Africa’s gedacht, zumal seine Untersuchungen (Abhandl. des Naturw. Vereins zu Hamburg, I. Bd. 2. Abth. 1852, S. 87—-108.) weder in RaumEıs- BERGS Mineralchemie noch in den Handbüchern Dana’s u. A. Aul- nahme gefunden haben. Er bestimmte: Westafricanisches a) Körnergold. b) Staubgold. c) Waschgold. il 2 1 2 3 (aus einen fleischfarbigen Thon Sp. Gew. 14,63 16,20 Ben a Wir der Gegend von Elmina) Gold 9.289,40: 87,91 97.23 96,40 92,03 97,81 Silber‘. .......10,0% 11,40 2ylel,..1,2,004...5,82 2,19 Kupier, . 0.53. 0,69 — = 2,15 — 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00. Andere Proben des Körnergoldes mit ca. 4,15 und 25%, Kupfer und wechselnden Mengen von Zink (bis 17,31°/,). Zinn und Blei ergaben sich als Verfälschungen durch Messing, wel- chen Industriezweig die Eingeborenen bis tief in das Innere hin- ein mit grosser Verschmitztheit betreiben. 3. Über Zusammensetzung und Bildung der Kupferlasur (Azurit). Fast sämmtliche bekannt gewordene Analysen des Azurit zeigen eine mehr oder minder beträchtliche Abweichung der ge- fundenen und der nach der Formel Cu3C20 + H2O berechne- ten Zusammensetzung, und zwar ist stets zu wenig Kohlensäure (0,1—1,56%,) und zu viel Wasser (0,24--1,28%/,) gefunden wor- den. Die Ursache dieser Differenzen im Hinblick auf eine ge- legentlich geäusserte Bildungsweise des Minerales festzustellen, war die erste Veranlassung zu nachstehenden analytischen Un- tersuchungen, bei welchen mich Hr. stud. med. Em Tünseı hülf- reich unterstützte. Als Material diente ein Stück derb-krystallinischen Azurit’s aus Sibirien, möglichst rein von Muttergestein und frei von bei- 246 gemengtem Malachit. Die Analyse desselben ergab nach sorg- fältigem Trocknen über Schwefelsäure und bei 100° und nach Abzug von 4,06°/, unlöslicher Beimengungen (Eisenoxyd, Kiesel- säure etc.): gefunden berechnet‘ 3CuO. . . 69,66 69,21 2002; ,4,%.,24:26 25,96 H2O 1°... 46:08 5,23. Auch bei diesem Stücke zeigten sich also gleichartige Ab- weichungen, wie die Eingangs erwähnten. Es soll indessen so- fort bemerkt werden, dass sich schliesslich als Ursache derselben nicht die vermuthete Gegenwart eines für die Constitution be- achtenswerthen besonderen Körpers ergab, sondern dieselbe ledig- lich in der Verunreinigung auch der Lösung mit Thonerde, Ei- senoxyd, Kalk und Kieselsäure erkannt werden muss. Letztere Substanzen wurden nämlich thatsächlich in der Lösung des Mi- nerals in Salpetersäure nachgewiesen, aber ihrer Gleichgültigkeit wegen nicht quantitativ bestimmt. Derselbe Umstand dürfte je- doch auch die Differenzen der früheren Analysen zur Genüge erklären. Ehe ich aber zu diesem Entscheide gelangte, schien es mir immerhin möglich, dass vielleicht ein übrigens ja leicht zu über- sehender Gehalt an Ammoniak jene Abweichungen veranlasst habe, der natürlich die Menge des Glühverlustes erhöhen und dadurch den relativen Gehalt an Kohlensäure erniedrigen musste. Diese Vermuthung gründete sich auf zwei Umstände. Einmal ist gelegentlich, wenn ich nicht irre zuerst von SEnFT, die Bildung des Azurits aus Kupfer-Lösungen auf den Einfluss Stickstoff-hal- tiger Materien zurückgeführt worden, und zweitens gibt es ja bekanntlich eine grosse Reihe von Kupfer-Salzen, welche ihre so charakteristische wie intensive blaue Färbung in der That einem Gehalte an Ammoniak verdanken. In Verknüpfung dieser beiden Momente schien es mir wirklich der Prüfung werth, ob denn in dem Azurit Ammoniak entweder als eigentlicher Bestandtheil oder aber als Überrest der bei seiner Entstehung gegenwärtigen Stickstoff-haltigen Material aufzufinden sei. Es wurden zu dem Zwecke nun wiederholt 23—23 Grm. des Minerals in einer Verbrennungsröhre andauernd erhitzt und 247 die flüchtigen Producte in frisch destillirter Salzsäure aufgefangen, Immer aber gab letztere beim Eindampfen und Zusatz von Platin- chloerid so geringe Spuren von Platinsalmiak, dass man dieses Ammoniak dennoch als Verunreinigung der Säure selbst ansehen muss. Mit Bestimmtheit lässt sich daraus entnehmen, dass der Azurit kein Ammoniak enthält, und es verliert somit auch jene Hypothese für seine Bildung eine entgegengeseizten Falls sehr gewichtige Stülze. Bei diesen Versuchen bildete sich aber ein Sublimat von Eisenchlorid, welches einen bisher nicht vermutheten Gehalt an Chlor andeutete. In der That geben denn auch 15.383 Grm. des Minerales bei der Bestimmung auf nassem Wege — 0,0048 Grm. Chlorsilber = 0,005°,, Chlor. Ein solcher, in unserem Falle freilich sehr geringer Chlor-Gehalt kann um so weniger überraschen, als neuerdings in verschiedenen Kupfer-Mineralien eine Beimengung von Oxychlorkupfer (Atacamit etc.) beobachtet worden ist. Zur Aufklärung obenberührter Differenzen reicht er aber wegen seiner Kleinheit nicht aus. Wenn nach dem Ergebniss vorstehender Versuche die SENFT'- sche Vermuthung über die Bildung unseres Minerals ziemlich un- wahrscheinlich wurde, und wenn es auch sonst bisher kaum ge- lungen ist, dieselbe künstlich und vor unseren Augen sich voll- ziehen zu lassen, — so richtete ich jetzt mein Bestreben gerade hierauf. Es freut mich, im Nachfolgenden eine künstliche Dar- stellung des Minerales beschreiben zu können, welche so einfach in ihren Bedingungen, wie lehrreich in ihrem Verlaufe ist und wohl kaum bezweifeln lässt, dass wir in ihr ein klares Abbild der Genesis desselben auch im Mineralreich besitzen. Es wurden kleine Stücke grobkörnig-krystallinischen Marmors in eine Digestionsröhre aus starken böhmischen Glase gebracht, darüber eine Schicht mässig starker Lösung von schwefelsaurem Kupfer gegossen, dann zugeschmolzen und endlich ca. 24 Stun- den auf etwa 1900—190° erhitzt. Beim Herausnehmen der Röhre aus dem Luftbade zeigten sich die Marmor-Stücke mit einer schön- grünen Hülle überzogen, während die übrigens klare Flüssigkeit völlig entfärbt war. Ich glaubte natürlich nichts anderes, als den auf diesem Wege leicht darstellbaren und auch von mir schon mehrfach bereiteten Malachit erhalten zu haben, und stellte dess- 248 halb die Röhre uneröffnet bei Seite. Nach etwa achttägigem Stehen begannen sich kleine Gypskrystalle abzuscheiden; nach mehreren Wochen hatten sich dieselben ansehnlich vermehrt, und während ihre Menge im Laufe der nächsten Monate immer mehr wuchs, dagegen die Flüssigkeit innerhalb der Röhre fast völlig verschwand, wurden auf dem grünen Malachit-Überzug der Mar- mor-Stücke anfangs kleine, tiefdunkelblaue Wärzchen sichtbar, welche allmählich zu einer stellenweise ganz compacten Hülle sich vereinigten. Nach ungefähr drei viertel Jahren wurde die Röhre geöffnet, wobei sich keine Spannung von freier Kohlen- säure offenbarte, und der blaue Körper geprüft. So leicht sein Charakter als Kupfer-Carbonat festgestellt werden konnte, so un- möglich zeigte es sich, eine genügende Menge desselben in einer hinreichenden Reinheit von dem unterlagernden Malachit und Marmor für eine quantitative Analyse zu erlangen. Obschon ich also auf diesen endgültigen Nachweis verzichten muss, stehe ich doch nicht an, den Körper als künstlich dargestellten Azurit zu betrachten. Die schöne Farbe sowohl als die Thatsache, dass jene Wärzchen schon bei mässiger Vergrösserung deutlich als Krystallaggregate erscheinen, geben, wie ich glaube, genügenden Anhalt. In ähnlicher Richtung, wie bei vorstehendem Versuche, hat, so viel ich weiss, nun Desray * dasselbe Ziel zu erreichen sich bemüht. Durch Einwirken von Kohlensäure unter hohem Druck (10—14 Atm.) auf gewöhnliches grünes Kupfer-Carbonat oder auf Malachit konnte er keine Entstehung von Kupferlasur bewir- ken. Dagegen gelang ihm dies, indem er Stücke von Kreide, __ festem, salpetersaurem Kupfer und Wasser in eine Glasröhre ein- schloss. wo dann (ohne Erhitzen) zunächst ein grüner Überzug auf der Kreide erschien, der aber in diesem Falle ein basisches Kupfernitrat war, und allmählich aus demselben blaue krystalli- nische Warzen von Azurit hervorgingen. In der Röhre herrschte durch Entwicklung der Kohlensäure ein Druck von 3—4 Atm. Gegenüber dieser früheren Darstellung lassen sich die Vor- züge unseres Versuches gar nicht verkennen. Erstens schmiegt er sich den natürlichen Verhältnissen weit mehr an, weil er von * Jahresber. f. Chemie, 1859. S. 214 £. 249 der Umbildung des schwefelsauren Kupfersalzes ausgeht, sodann zeigt er deutlich die innige genetische Beziehung des Azurit zu dem Malachit, worauf Desray ganz hatte verzichten müssen, und welche um so wichtiger ist, als ja auch in der Natur beide Mi- neralkörper fast immer vergesellschaftet erscheinen, endlich aber bezeugt er in anschaulichster Form die Bedeutung der Wasser- entziehung bei jener Umbildung sowie den Weg, auf welchem eine solche bewirkt werden kann. | Wenn es sich nämlich jetzt um die nähere Einsicht in den Vorgang selbst handelt, so ist dieselbe der obigen genauen Schil- derung des Verlaufes unseres Versuchs leicht zu entnehmen. Durch Wechselwirkung von Kalkstein und Kupfersulfatlösung in höherer Temperatur und bei gesteigertem Druck bilden sich Ma- lachit, schwefelsaurer Kalk und Kohlensäure. Trotzdem aber Wasser zugegen ist, muss der schwefelsaure Kalk als Anhydrit in demselben gelöst sein; sonst müsste er entweder schon wäh- rend des Erhitzens oder doch jedenfalls beim Abkühlen der Röhre auskrystallisiren, zumal sich später zeigt, dass seine Menge ziem- lich beträchtlich ist. Da er aber erst ganz allmählich enisteht, ohne dass an eine Verdunstung des Lösungsmittels durch die Röhrenwandungen oder dessen Aufsaugen durch den Marmor zu denken ist, so bleibt keine andere Erklärung, als dass eben gar nicht Gyps präformirt vorhanden ist, sondern sich erst ganz lang- sam in der Kälte aus dem Anhydrit und Wasser bildet. Diese erste Phase des Vorganges lässt sich in folgenden Schema gut veranschaulichen: 1) 2CuSO4 + 2CaCO3 + H20 = (Cu2COı + H20) + 2CaSO4 -+ COa. Malachit Sobald nun die Röhre sich abkühlt, beginnt der Anhydrit seine Umbildung in Gyps unter Aufnahme von Wasser. welches er schliesslich, wenn alles übrige verbraucht ist, dem Malachit entzieht, auf den ja zugleich auch die noch immer vorhandene, in starker Spannung befindliche Kohlensäure einwirkt. So geht denn entsprechend dem immer geringer werdenden Wasser fort- schreitend die Bildung des Azurit aus dem Malachit vor sich: 2) 3(Cu2C04 + H20) + CO2 — H30 — 2%(Cu3C207 + H20) Malachit | Azurit 250 und findet ihre Grenze dann, wenn keine Kohlensäure mehr vor- handen. Dies hat sich ja auch beim Öffnen der Röhre gezeigt. Auf Grund dieser vor unseren Augen sich vollziehenden und theoretisch vollkommen klaren Entstehung würde man zu dem verallgemeinernden Entschlusse berechtigt sein: Der Azurit bildet sich aus Malachit durch Kohlen- säure-Aufnahme und Wasser-Abgabe bei Gegenwart gespannter Kohlensäure und eines Wasser-entziehen- den Mittels in gewöhnlicher Temperatur. Dass diese Bedingungen im grossen Laboratorium unserer Erde bestanden haben und noch bestehen, dürfte nur von Weni- sen bestritten werden, und somit auch die Entwicklungsgeschichte unseres Minerales im Sinne unseres Versuches geringen Wider- spruch finden. Auf einige Bedenken will ich mir selbst erlauben aufmerksam zu machen, freilich nur um sie in ihrer Bedeutung abzuschwächen. Von verschiedenen Forschern ist Azurit an alten, im Erd- boden gelagerten Bronzen beobachtet worden *. Sofern sich die Identität dieses Carbonates mit dem mineralischen Azurit als zweifellos ergeben sollte, würde allerdings für dessen Entstehung kaum obige Anschauung gelten können. Allein da es stets sehr verschiedenartige Wege zur Erzeugung eines und desselben Kör- pers geben wird, so möchte ich auch meine Bildungstheorie kei- neswegs für eine universelle angesehen wissen, sondern ausdrück- lich erklären, dass ich sie nur für die meisten der mineralischen Vorkommnisse für zutreffend erachte. Gerade hiergegen wird aber vielleicht von anderer Seite ein Einwand erhoben, der auf den ersten Blick nicht unwichtig er- scheint. Wir kennen die schönen Pseudomorphosen des Malachit nach Lasur von vielen Fundorten, hingegen solche von Lasur nach Malachit gar nicht. Man hat daraus mit vollstem Rechte abgeleitet, dass sich Lasur verhältnissmässig leicht in Malachit umwandle, indem sie Kohlensäure verliere und Wasser aufnehme. Es ist dies auch unter dem Einfluss der Tagewässer leicht be- greiflich; allein man scheint mir sehr viel zu weit zu gehen, wenn man daraus schliessen will, dass nun überhaupt und überall * S, darüber meinen Aufsatz: Jahrb. 1865, S. 400. Auch €. W.C. Fuchs, künstl. dargest. Mineralien, 1872, S. 124 führt neue Belege an, 251 der Azurit ein primäres Product gegenüber dem Malachite sei. Denn einmal wird jene unanfechtbare Thatsache keineswegs durch die Annahme einer vorherigen Bildung des Azurit aus Malachit unter anderen äusseren Verhältnissen irgendwie allerirt, zweitens erklärt sich das Fehlen von Azurit-Pseudomorphosen nach Mala- chit zur Genüge aus der Seltenheit der Krystalle des Letzteren, und drittens offenbaren zahlreiche Stufen der gemeinsam auftre- tenden beiden Mineralkörper bei genauerer Besichtigung zweifel- los eine Entstehung im Sinne unserer Theorie. Vor mir liegende Handstücke aus Siberien (Kolywan), Chessy, Saalfeld ete. lassen für mich keinen Zweifel, dass an ihnen der Malachit ein primäres, der Azurit secundäres Gebilde sei. 50 bin ich überzeugt, dass bei weiterem Forschen alle etwaigen aus dem paragenelischen Verhalten abgeleiteten Bedenken mehr und mehr schwinden wer- den, und hoffe, die so oft aufgeworfene Frage nach der Ent- stehung des schönen Minerales in gewisser Weise befriedigend beantwortet zu haben. Befriedigend wenigstens gegenüber dem vollen Verzichte, zu welchem noch G. Biscnor (Chem. Geol. 2. Aufl. II, S. 788) sich gezwungen sieht, indem er die Entstehung der Kupferlasur geradezu für ein Räthsel erklärt. Terebratula vulgaris im Gipskeuper * der Trias Franken's. Herrn Inspector Zeiger in Würzburg. Das Thal des Maines verdankt, gleichwie die meisten Fluss- thäler, seine Entstehung. von seinem Ursprunge an, bis zu dessen Austritt aus dem bunten Sandsteine des Spessarts oberhalb Aschaf- fenburg, nahezu durchgängig einer Erosion. Ganz vorzüglich springt diese Erscheinung aber auf jener Strecke des genannten Flussgebietes da in die Augen, woselbst der Gipskeuperrücken, welcher sich dermalen als ein relativ schma- ler Rücken desselben quer über das Mainthal legt, an einer star- ken Einsattelung dieses Gebirgszuges an der Grenze des Steiger- waldes mit den Hassbergen. zwischen Eltmann und Hassfurth, am Ende der Postpliocän-Periode, durchbrochen wurde und in Folge der Mainthalbildung durch Erosion, diesseits des genannten Gips- keuper-Rückens von Hassfurth an, thalabwärts der Gipskeuper bis zum heutigen Steilrande des Steigerwaldes längs des von Nord- ost nach Südwest ziehenden Kammes dieses Steilrandes, der Art hinweggespült und gegen Süden und Südost zurückgedrängt wor- den ist, dass in der heutigen Thalsohle. welche vor der post- “ Die Etymologie des Wortes Gips ist deutschen und nicht griechi- schen Ursprunges, dies bezeugen die Ortsnamen, welche an Gipslagern liegen, als: Iphofen, Ipsheim, Ipesheim etc. und namentlich aber der Um- stand, dass man in der Volkssprache dieses Mineral nie Gips, sondern stets Ips nennen hört, daher wohl auch nicht Gyps, sondern Gips zu schreiben wäre. 233 pliocänen Fluthung vom Gipskeuper überdeckt war, Lettenkohlen- keuper in den verschiedensten Etagen vom Grenzdolomit abwärts bis zur Bairdien-Bank, theils mehr, theils weniger, sowie die obersten Etagen des Muschelkalkes im eigentlichen Sinne, diese jedoch nicht tiefer als bis incl. der wulstigen Kalke mit Pano- paea musculoides d’Ors. und Hyaecites elongatus v. ScuLoTH., nur einige Fuss unter der Ackerkrume, welche auf der Strecke zwi- schen Hassfurth und Kitzingen, ja selbst noch bis unterhalb Karl- stadt, aus krystallinischen Geschieben des Maines, und nahezu ganz reinem Quarzsande, theils mehr, -theils weniger mit Humus vermischt besteht, zu Tage treten, während theils Semionotus- Sandstein, theils auch, doch seltener Stubensandstein, die Höhen des ganzen genannten Keuperzuges an dessen Steilrande bekrönen. ' Sehr häufig steht auch in der Thalebene die so charakteri- stische Grenzbank zwischen Leitenkohlenkeuper und Muschelkalk im eigentlichen Sinne, die Bairdienbank nämlich, in den verschie- densten ihr eigenthümlichen Modificationen sogar, an vielen Or- ten an. Auf der mehrerwähnten Strecke dieser Thalebene, vorzüglich aber auf dem Plateau der rechtseitigen Thalwand derselben, finden sich Stellen, an denen Oasen-artig die untersten Etagen des Gips- keupers, bestehend aus den diesen so charakterisirenden bunten roihen und meergrünen Mergeln, mit dazwischen liegenden dich- ten, licht rauchgrauen krystallinischen Mergelbänken, mit Corbula keuperina und Bleiglanz selbst bis zur Bank der schiefrigen Mo- dification dieser, mit Estheria minuta abgelagert, als von der hier ehemals während der postpliocänen Periode statigefundenen Strö- mung verschont geblieben, gefunden werden; ja selbst die untern Schichtengipse, welche als zu technischen Zwecken sehr tauglich befunden werden, daher auch sehr gesucht sind, und somit für diese Zwecke in den Steinbrüchen ausgebeutei werden, lagern auf der genannten Hochebene der rechtseitigen Thalwand, wie dies unter andern ganz vorzüglich bei Opferbaum im sog. Mahl- holz bei einer solchen Gipskeuper-Oase der Fall ist. Diese Oasen des Gipskeupers sind in den verschiedensten Grössen und Formen theils mehr theils weniger weit vom Steil- rande des von Nordost nach Südwest ziehenden Gipskeupers die- sem gegenüber in nördlicher und westlicher Richtung entfernt, 254 und es treten solche mainabwärts als die letzten solcher Ablage- rungen nordwestlich von Rottendorf zwischen diesem Dorfe und Lengfeld, dann sogleich hinter Lengfeld nordöstlich von hier, am sog. „blauen Berge“ auf, an welch’ letztgenannter Stelle ich sehr schöne Pseudomorphosen nach Kochsalz in dünnschiefrigen, ganz homogenen, licht rauchgrauen Mergeln, welche ca. 10 Fuss über dem Grenzdolomite des Lettenkohlenkeupers ihre bathrologische Stelle haben, fand, was wohl der erste Fund dieser Art in der Trias Unterfrankens, meines Wissens, sein dürfte, daher ich nicht anstehe, das Vorkommen dieser Pseudomorphosen bei dieser Ge- legenheit hier hiemit zu publiciren. Eine solche Gipskeuper-Oase befindet sich auch in südöst- licher Richtung von Rottendorf, sogleich hinter Effeldorf (Eisen- bahnstation Dettelbach). in der sog. „Giebelsau“; sie wird von der von Würzburg nach Kitzingen führenden Eisenbahn durch einen Einschnitt durchfurcht, wodurch der Einblick in ihre Lage- rungsverhältnisse seiner Zeit recht gut gestattet war. Von die- sem Bahneinschnitte nur Weniges und zwar rechts der genann- ten Eisenbahn, von Rottendorf und Kitzingen entfernt, ist eine gerade nicht unbedeutende Verfallung des Terrains wahrzuneh- men, bis zu welcher Strecke die ebengenannte Gipskeuper-Oase reicht und zwar noch zum Theil überdeckt. Hier beginnen über dem Grenzdolomit des Lettenkohlenkeupers ganz normal die bun- ten Mergel, wechsellagernd mit solchen, in welchen Gips in dün- nen Plättchen jene netzförmig nach allen Richtungen hin durch- setzt, und der dichten, licht-rauchgrauen krystallinischen Mergel- bank mit Corbula keuperina, bis endlich circa 20 bis 25 Fuss über dem Grenzdolomite eine sehr dichte, schmutzig lichtgelbe, sandige, mittelst Kalkspathpartikelchen gebundene, bisher in die- sem Horizonte noch nirgends beobachtete Mergelbank sich ein- stellt, welche den Abschluss gegen das Ausgehende bildet, so dass weiter nach Oben alle weiteren höheren normalen Schichten des Gipskeupers fehlen, und in jener Bank die Lösgebilde, sammt der Ackerkrume, eingesackt erscheinen. Diese Bankiistes nun, in welcher ich die deutlich- sten. unverkennbarsten Reste der Terebratula vulga- ris v. SchLot#, gebettet entdeckte. Ich glaube, dass das Auftreten dieses Brachiopoden in die- 259 sem Horizonte von grossem geologischem Interesse sein dürfte, da meines Wissens Terebratula überhaupt aus diesem Horizonte der Trias im Allgemeinen bisher noch ganz unbekannt ist, indem Terebratula schon vor dem Beginne des Letienkohlenkeupers, also schon jenseits der Grenzbank zwischen Lettenkohlenkeuper und Muschelkalk im eigentlichen Sinne, nämlich der Bairdienbank, als ganz aus der Trias entschwunden, angenommen ist. Besonders häufig, ganze Bänke erfüllend, erscheint Terebra- tula noch einmal ganz oben an der Grenze gegen den Leitten- kohlenkeuper. in einer unter dem Namen Trigonodus-Kalk be- kannten, erst in der Nähe Würzburgs beginnenden Modification des Muschelkalkes im eigentlichen Sinne, um sofort hierauf aus der Trias, wie bereits angenommen, ganz zu verschwinden, da- her die Entdeckung derselben im gedachten Horizonte des Gips- keupers wie bemerkt wohl von um so grösserem geologischem Interesse sein dürfte. Geologische Reisenotizen aus der Sierra Morena. Von Herrn Geh. Bergrath Ferd. Roemer in Breslau. Ich habe die Monate October und November v. J. zu einem kurzen Ausfluge nach Spanien benutzt. Das ist für den Süden von Spanien — und dieser war mein Reiseziel — eine vortreff- liche Jahreszeit zum Reisen, und erwies sich in diesem Jahre besonders günstig. Mit Ausnahme von drei Regentagen war das Wetter während der ganzen Zeil meines Aufenthalts vortrefflich. Wolkenloser Himmel und eine Temperatur wie bei uns im Juni oder Juli. Auf der kalten Hochebene von Castilien war das frei- lich anders. Hier trafen wir bei Avila auf der Nordseite des Guaderama-Gebirges am 10. October schon Schnee und in Madrid. wenn auch nicht Schnee, doch sehr unfreundliche und kalte Wit- terung, welche durchaus nicht zu längerem Verweilen einlud. Trotz des kurzen Aufenthalts nahm ich mir doch die Zeit zu einem Besuche des naturhistorischen Museums. Die mineralo- gisch-geologische Abtheilung hatte sich seit dem Jahre 1864, in welchem ich sie schon gesehen, nicht sehr erheblich vervoll- kommnet. Die Mineraliensammlung ist, von einigen grossen Schau- stücken abgesehen, sehr mässig. Man vermisst namentlich Mi- neralien aus Mexico und den südamerikanischen, früheren spani- schen Colonien, welche bei der langen Herrschaft der Spanier über diese Länder man gewiss in schönen Suiten hier vertreten zu finden erwarten dürfte. Die Sammlung von Meteoriten enthält 257 einige bemerkenswerthe Stücke. Das grösste ist ein nach der beiliegenden Etiquette bei Molina in der Provinz Murcia am 24. December 1858 bei Tagesanbruch gefallener, 114 Kilogramm schwerer Stein. Er gehört daher zu den grössten bekannten steinartigen Meteoriten. Die paläontologische Sammlung besitzt in dem 1789 bei Buenos Ayres gefundenen berühmten Skelet des Megatherium giganteum ein Prachtstück von hohem Werth. Aber alles Übrige ist unbedeutend und verdient kaum eine nähere Be- sichtigung. In ganz Spanien existirt keine Sammlung spanischer Petrefakten, welche sich mit der von E. ve Verneum in Paris auf seinen wiederholten Reisen in Spanien zusammengebrachten an Vollständigkeit und wissenschaftlichem Werth auch nur entfernt vergleichen liesse. Eine 22stündige Eisenbahnfahrt brachte mich von Madrid nach Sevilla. Hier lernte ich durch die Güte des Professors Don Antonio Macnanpo y Nunez die vorzugsweise durch seine Be- mühungen gegründete mineralogische Sammlung in der Universi- tät kennen. Sie ist nur klein, aber ich sah doch manches für mich Interessante. Dahin gehört ein fast vollständiger 6 Pfund schwerer Meteorstein, welcher nach der nebenliegenden Etiquette im Jahre 1866 am 6. December Morgens um 11 Uhr in der Ge- meinde Elgueras im Distrikte Cangas de Onis in der Provinz Oviedo gefallen ist. Ferner Exemplare von Terebratula diphya aus der Nähe von Cordova, beweisend, dass die durch diese Mu- schel bezeichnete Schichtenfolge, deren nähere Niveau-Bestimmung deutsche und französische Geognosten in jüngster Zeit so viel- fach beschäftigte, sich von Rogoznik in der Tatra durch das ganze südliche Europa bis in die Südwestecke des Continents verfolgen lässt. Ein werthvolles Stück der Sammlung ist ferner ein im Diluvium von Almodovar del rio, westlich von Cordova, gefun- dener, schön erhaltener Unterkiefer von Elephas (Euelephas) ar- meniacus FaLcoxer. Die Artbestimmung des Stücks ist durch Farconer selbst geschehen, der zu dem Zwecke nach Sevilla ge- kommen war. Bis dahin war die Art nur aus der Gegend von Erzerum in Armenien bekannt gewesen. ‘Von Sevilla wendeten wir uns nach Huelva, der Hauptstadt der den westlichsten Theil von Andalusien bildenden gleichnami- gen Provinz. Eine Eisenbahn fehlt hier noch, und der gegen 12 Jahrbuch 1873. 17 258 deutsche Meilen lange Weg war in der Diligence zurückzulegen. Sobald man aus dem ungemein fruchtbaren breiten Thale des Guadalquivir die westlichen Thalgehänge hinansteigt, erscheinen graue Mergel und Reste der pliocänen Tertiär-Bildung, welche das ganze Thal des Guadalquivir bis oberhalb Cordova ausfüllt und den Beweis liefert, dass dieses ganze Guadalquivir-Becken in der jüngeren Tertiärzeit ein von der Sierra Morena einerseits und von den Gebirgszügen von Ronda und von Jaen andererseits begrenzter, tief in das Festland hineingreifender Meerbusen war. Das ganze zum Theil sehr fruchtbare Wein- und Oliven-reiche Hügelland zwischen Sevilla und Huelva wird durch diese Tertiär- Schichten gebildet. Nur bei Niebla treten im Bette des Rio Tinto steil aufgerichtete schwarze Thonschiefer zu Tage, welche von rothen Mergeln und diese wieder von weissen Kalksteinen in fast wagerechten Schichten überlagert werden. Diese Thonschiefer sind hier der südlichste Ausläufer der weiter nordwärts auf dem Südabhange der Sierra Morena weit verbreiteten Gesteine. Bei Huelva selbst sind die aus grauen Thonen und Sanden bestehen- den Tertiär-Schichten an den Wänden des gegen fünfzig Fuss hohen steilen Abhanges, mit welchem hier das Land gegen die Bai hin abfällt, deutlich aufgeschlossen. Die Schichten sind mit wohl erhaltenen Versteinerungen erfüllt. Ich sah darunter nur bekannte Arten der italienischen Subapenninen-Bildung, wie na- mentlich Pecten cristatus, Natica miüllepunctata, Dentalium ba- dense Parrsch (D. striatum Lam.) u. s. w. Die Aufschlüsse der Schichten waren jetzt um so deutlicher, da man beschäftigt war, einen Theil des steilen Abhanges hinter der Stadt abzutragen, um das Material zur Auffüllung eines zur Anlage eines Eisen- bahnhofes bestimmten Terrains am Hafen zu gewinnen. Die Stadt Huelva, welche der nicht bedeutenden, nur 8000 bis 10,000 be- tragenden Einwohnerzahl ungeachtet in neuerer Zeit als Ver- schiffungsplatz der namentlich nach England ausgeführten Erze der an metallischen Schätzen reichen Provinz, und ausserdem auch von Südfrüchten eine ansehnliche commercielle Bedeutung erlangt hat, ist an dem aus der Sierra Morena kommenden Flusse Odiel, der bis hierher für Dampfschiffe und kleinere Segeischiffe schiffbar ist, sehr günstig gelegen. Der Anblick des Flusses ist freilich nicht gerade schön. In viele Arme verzweigt fliesst er 259 zwischen diesen unabsehbaren Sumpfflächen, die zur Fluthzeit vom Wasser zum Theil überschwemmt sind. Das Wasser ist hier übrigens schon ganz salzig. Das bewies uns eine hausgrosse vierseitige Pyramide von Seesalz, welches man während des Som- mers hier in flachen Gräben gewonnen und so zum Verkauf auf- geschichtet hatte. Auch bei Cadix hatte ich auf meiner früheren Reise solche Salz-Pyramiden gesehen, und noch an mehreren anderen Punkten der Südküste von Spanien wird in gleicher Weise Seesalz gewonnen. Wenige Kilometer unterhalb Huelva vereinigt sich, kurz vor seiner Mündung in das Meer, der Odiel mit dem Rio Tinto, der ebenfalls in der Sierra Morena und zwar bei den berühmten nach ihm benannten Kupferminen entspringt. Gerade an der Vereinigung liegt auf einer vorspringenden, steil abfallen- den Landecke das verlassene Kloster La Rabida, mit dessen Ge- schichte Corumgvus’ ruhmreicher Name in bedeutsamer Weise ver- knüpft ist. Hierher kam Corunsus zufällig im Jahre 1486 als unbekannter Wanderer, fand bei dem Prior des Klosters, Juan PEREZ DE MARCHENA, nicht nur gastliche Aufnahme, sondern auch eine so eifrige Förderung seiner Weltentdeckungs-Pläne, dass nur dieser und im Besonderen seiner Fürsprache bei der Königin, deren Beichtvater er gewesen, es zu danken ist, wenn CoLumBus endlich nach langen vergeblichen Bemühungen sein grosses Un- ternehmen ausführen konnte. Palos, die unbedeutende Hafenstadt, von welcher er mit seinen drei kleinen Schiffen absegelte, und wo er auch bei seiner Rückkehr landete, liegt ganz in der Nähe, kaum 4 Kilometer entfernt, am Rio Tinto, Jetzt freilich ist das Kloster verödet, Mönche und Prior sind fort und der Kloster- garten bis auf eine einzelne schöne Dattelpalme verwüstet. Auch das Klostergebäude selbst würde wohl wie so viele andere Klö- ster in Spanien seit der im Jahre 1836 erfolgten allgemeinen Aufhebung derselben, längst eine vollständige Ruine geworden sein, wenn nicht der bis zu der letzten politischen Umwälzung in Sevilla lebende Herzog von Monrensier durch Ausführung der nöthigsten Reparaturen und durch die Einsetzung eines Wächters sich um die Erhaltung des historisch denkwürdigen Gebäudes verdient gemacht hätte. In Huelva hatten wir bei den hier als Kaufleute angesiedel- ten deutschen Landsleuten und im Besonderen bei dem deutschen re 260 Consul, Herrn W. Sunpnem, die liebenswürdigste und gastfreund- lichste Aufnahme gefunden. Als ich dann meine Reise in das Innere des Landes antreten wollte, fand ich in der Person des Herrn Tueopvor Brum, eines seit Jahren in Spanien lebenden deut- schen Berg-Ingenieurs, den angenehmsten und kundigsten Reise- begleiter. Ich wollte zunächst das grosse Erzlager von Tharsis, welches in den letzten Jahren durch die Grossartigkeit seiner Ausbeute Aufsehen erregt hat, besuchen. Dasselbe liegt gegen 40 Kilom. NNW. von Huelva in der Sierra Morena. Wir be- nutzten um dahin zu gelangen die von der Englischen Gesell- schaft lediglich zu dem Zweck des Erz-Transportes mit einem Geldaufwand von angeblich 500,000 & erbaute Eisenbahn, welche Huelva gegenüber mit einer langen, weit in den Hafen hinaus- gebauten Landungsbrücke (Pier) endigt, auf welcher die erzbela- denen Waggons ihren Inhalt unmittelbar in die Dampischiffe ent- laden, durch welche der Transport nach England bewirkt wird. Mit einem aus leeren Erzwagen bestehenden Zuge, auf welchem wir die einzigen Passagiere waren, gelangten wir durch das von der Küste sanft ansteigende, fast ganz unangebaute Hügelland nach Tharsis und durch einen 380 Meter langen Tunnel auch gleich mitten in die Grube.- Das ist ein wunderbar überraschen- der Anblick, der sich hier darbietet. Man befindet sich im Grunde einer ungeheuren, von 120 Fuss hohen senkrechten Wänden ein- geschlossenen steinbruchartigen Vertiefung. Der obere 20 bis 25 Meter hohe Theil der Wände besteht aus lebhaft ziegelrothen Thonschiefern. Darunter folgt in scharfem Contrast der Farbe eine grünschwarze Masse. Das ist das Erzlager. In einer Länge von 500 Meter und in einer horizontalen Breite von 00 bis 150 Meter ist dasselbe hier blossgelegt. Wie weit es in die Tiefe niedergeht, ist unbekannt. Mit einem in der Sohle des gegenwärtigen Tagebaus niedergebrachten Schachte fand man in 40 Meter Tiefe das Erz noch von gleicher Beschaffenheit. Die grösste Lebendigkeit herrscht in dem Tagebau. Hunderte von Arbeitern sind mit dem Abräumen des die Bedeckung des Erz- lagers bildenden Thonschiefers, mit dem Sprengen oder Losbre- chen des Erzes und mit dem Beladen der Wagen beschäftigt. Sucht man sich nun, nachdem man den allgemeinen Eindruck dieses merkwürdigen Schauspiels in sich aufgenommen hat, von 261 den geologischen Verhältnissen des Erzlagers eine nähere Dar- stellung zu verschaffen, so erkennt man Folgendes: das herr- schende Gestein der ganzen Gegend sind steil aufgerichtete, von Ost nach West streichende dunkle Thonschiefer. Diesen ist das Erzlager in solcher Weise gleichförmig eingelagert, dass es bei gleichem Streichen von Ost nach West und bei steilem, 70° bis 80° betragenden Einfallen gegen Süden im Hangenden wie im Liegenden durch die Thonschiefer gleichmässig begrenzt wird. Auch die Bedeckung des Erzlagers nach oben wird durch Thon- schiefer gebildet. Die Thonschiefer, welche sonst in dem Gebiete schwarz oder dunkelgrau sind, zeigen sich in der Nähe des Erz- lagers enlfärbt und sind theils weisslich, theils ziegelroth. Das Erzlager selbst besteht aus feinkörnigem oder dichtem Schwefelkies mit einem zwischen 2 bis 12 Proc. schwankenden Kupfergehalt. Im frischen Zustande des Erzes ist der Kupfer- Gehalt mit dem Auge gar nicht erkennbar. Beim Liegen an der Luft verräth er sich aber bald durch den Überzug von erdigem Malachit, der sich auf der Oberfläche des Stücks bildet. Häufig ist das Erz auch schwarz durch einen Überzug von pulveriger Kupferschwärze. Dann pflegt es zugleich porös und mehr oder minder zersetzt zu sein. Sehr selten kommt Bleiglanz in dem Erze vor. Ich fand nur eine kleine Druse mit erbsengrossen, würfelförmigen Krystallen. Auch kleine aber glänzend glatte Krystalle von Vitriolblei (Anglesit) sammelte ich in einigen klei- nen Stufen. Nach oben wird das Erzlager von grossen Blöcken von dichtem Brauneisenstein bedeckt. Die Grenze desselben gegen das Erzlager ist auffallend scharf und wagerecht. Die Blöcke reichen zum Theil bis zur Oberfläche und ragen als Fel- sen über dieselben vor. Die meisten anderen Schwefelkies-Lager in diesem Theile der Sierra Morena sind von einem solchen „Eisernen Hute“ von Brauneisenstein, welcher sich augenschein- lich aus der Zersetzung des Erzes gebildet hat, bedeckt, und all- gemein hat wohl derselbe zu der Auffindung der Erzlager geführt. Die gegenwärtige Gewinnung beträgt gegen 30,000 bis 40,000 engl. tons per Monat, da die ganze Länge des Erzlagers durch Schächte und Bohrlöcher zu mehr als 1 Kilometer ermittelt ist, so erscheint auch bei einer so bedeutenden Gewinnung ein ausreichender Erzvorrath noch für eine längere Reihe von Jahren gesichert. Der grössere Theil des gewon- 262 nenen Erzes wird nach England verschickt, um dort zunächst für die Dar- stellung von Schwefelsäure verwendet zu werden, während man die Rück- stände nach einem neuen Verfahren auf Kupfer und Eisen verarbeitet und so alle Bestandtheile des Erzes benutzt. Ein geringerer Theil des ge- wonnenen Erzes wird an Ort und Stelle geröstet, ausgelaugt und zur Dar- stellung von Cement-Kupfer benutzt. Ein ungeheurer Flächenraum in der Nähe des Erzlagers ist mit den rauchenden Rösthaufen bedeckt und mei- lenweit ist die über denselben aufsteigende Rauchsäule in das Gebirge hinein sichtbar. Gegen 40,000 engl. tons des Erzes befanden sich augen- blicklich nach Angabe des dirigirenden Beamten in der Röstung begriffen. Die Erzhaufen bedürfen zu ihrer Entzündung nur einer dünnen Unterlage von Uistus-Gesträuch. Die grossartige und gewinnbringende Ausbeutung des Erzlagers be- steht übrigens erst seit einigen Jahren. Die französische Gesellschaft, welche früher das Erz nur unterirdisch abbaute und dasselbe nur für die Darstellung von Cäment-Kupfer benutzte, hatte durchaus nicht ähnliche Erfolge aufzuweisen. Erst als die Ausbeutung des Erzlagers in die Hände der englischen Gesellschaft überging, begann mit der Einrichtung des grossartigen Tagebaus und mit der Ausfuhr des Erzes nach England die gegenwärtige Aera des glänzendsten Erfolges. Zur Einrichtung des Tagebaus war man zum Theil durch die Stö- rungen veranlasst, welche zahlreiche alte Baue der Römer in dem Erz- lager dem regelmässigen unterirdischen Abbau entgegenstellten. Dass diese alten Baue wirklich von den Römern herrühren, wird durch die häufige Auffindung von Münzen und von zahlreichen Geräthen römischer Arbeit bewiesen. Auch Wasserräder und ausgezimmerte Schächte römi- scher Arbeit haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Uns wurde namentlich ein sehr kunstgerecht ausgezimmerter Schacht von römischer Arbeit gezeigt. Die Römer suchten hier natürlich nur das Kupfer, da der Schwefelkies für sie werthlos. Sie wussten die kupferreicheren Par- tien des Erzstocks aufzufinden, und bauten nur diese ab. Weite, dom- artige Höhlungen, von deren Decke Fuss-lange und zum Theil Centner- schwere Stalaktiten von Kupfervitriol herabhingen, sind zurückgeblieben, wo sie diese reicheren Erzpartien fortgenommen haben. Ausgedehnte Schlackenhalden bei der Nähe des Erzlagers bezeugen ausserdem die lange Zeiträume hindurch fortgesetzte Ausbeutung des Erzlagers durch die Rö- mer. Übrigens ist Tharsis nicht etwa der Name einer Ortschaft, sondern die Benennung des das Erzlager umgebenden Berglandes. Erst seit eini- gen Jahren ist aus den Häusern, welche die Gesellschaft zur Unterbringung der gegen 4000 Köpfe betragenden Arbeiter-Colonie erbauen liess, ein an- sehnlicher Flecken erwachsen. Von Tharsis begaben wir uns nach der Mangangrube Risco Bacco bei dem nur wenige Kilometer von Tharsis entfernten Städtchen Alosno. Das Grubengebäude liegt auf einem Hügel, 263 von welchem man die Gegend ziemlich weit übersieht. Auf einem benachbarten Hügel breitet sich das Städtchen Alosno aus. Un- weit desselben beweist ein junger, üppig wachsender Pinien-Wald, dass das Klima dem Baumwuchs keineswegs hinderlich ist, und dass es nur des Schutzes der jungen Pflanzungen durch Einfrie- digung bedarf. um sie gedeihen zu lassen. Im Thale wird durch eine Quelle ein kleiner Orangengarten bewässert. Sonst ist das umgebende Hügelland unbebaut und überall mit den 3 bis 4 Fuss hohen Stauden von Cistus ladaniferus, dieser eigentlichen Cha- rakterpflanze des ganzen Südabfalls der Sierra Morena dicht be- wachsen. Die Manganerze bilden Nester oder unregelmässige Lager, welche in ihrem Vorkommen an das Auftreten von mächtigen, durch Eisenoxyd roth gefärbten und zum Theil in rothen Jaspis übergehenden Quarzlagern, deren Ausgehendes in der Form von mauerartigen Felskämmen auf der Höhe des Bergrückens hervortritt, in der Art gebunden, dass sie in den Quarzlagern selbst, oder auf der Grenze derselben gegen die Thonschie- fer, welche in der ganzen Gegend das herrschende Gestein bilden, sich finden. Das herrschende Erz ist ein dichter oder feinfaseriger Pyrolusit. Selten kommen deutlich bestimmbare kleine Krystalle vor. Durch Auf- bereitung wird das Erz zum Theil von der anhängenden Bergart befreit. Die Grube Risco Bacco gehört wie mehrere andere derselben Gegend dem deutschen Handlungshause Sunpszım und Dortsch in Huelva. Das Vor- kommen der Erze ist überall ganz ähnlich. Nächst den kupferhaltigen Schwefelkiesen sind die Manganerze das wichtigste Mineral-Produkt der Provinz Huelva. Gegen 40,000 engl. fons Manganerze werden jährlich in Huelva nach England, Frankreich und Deutschland verschifft. Die Thonschiefer, welche in der ganzen Gegend das herr- schende Gestein bilden, wurden bisher für silurisch gehalten. So sind sie namentlich auch auf der vortrefflichen geologischen Karte von Spanien von E. pe VeErneum und E. Corzomg bezeichnet. Als ich meinen landeskundigen Begleiter, Herrn Tueovor Brum fragte, ob ihm kein Vorkommen von Versteinerungen in den Thonschie- fern bekannt sei, führte er mich an eine Stelle am nördlichen Ausgange des Städtchens Alosno, wo ich zu meiner nicht ge- ringen Überraschung die Schichiflächen des stark zerklüfteten blaugrauen Thonschiefers mit den deutlich erhaltenen Schalen von Posidonomya Becheri in dichter Zusammenhäufung bedeckt fand. Das ganze Vorkommen der Muschel gleicht so durchaus demjenigen in Nassau, in Westphalen und am Harz, dass man 264 sogleich beim ersten Blick die Überzeugung gewinnt, dass man hier dasselbe Fossil aus einer Ablagerung gleichen Alters vor sich hat. Während in Belgien und in Frankreich die Art nicht bekannt ist, erscheint sie hier in der südwestlichsten Ecke von Spanien mit allen Merkmalen des deutschen Vorkommens wieder. Auch Avicula lepida GoLor. und Pecten Münsteri H. v. Meyer, zwei gewöhnliche Begleiter der Posöidonomya Becheri in den Schiefern der Culm-Bildung Nassau’s und Westphalen’s, wurden mit Sicherheit erkannt. Auf dem Rückwege von Alosno nach Huelva fand ich Posedonomya Becheri auch an der Eisenbahn- station Medio millar in einem Einschnitte der Bahn. In Huelva erhielt ich sie ferner von einem noch einige Kilometer weiter südlich gelegenen Punkte, bei der grossen Eisenbahnbrücke, der sogenannten Meca-Brücke. Nach der mündlichen Mittheilung des Bergingenieurs Savapı endlich ist sie auch viele Meilen weiter westlich an der Laja, auf deın linken Ufer des Guadiana, gefun- den worden. So ist ihr Vorkommen jedenfalls über ein ansehn- liches Gebiet auf dem Südabfalle der Sierra Morena verbreitet und für eben dieses Gebiet die Zugehörigkeit der Thonschiefer zu der Culm-Bildung, der den Kohlenkalk vertretenden eigen- thümlichen Facies des älteren Steinkohlengebirges erwiesen. Nach einer zweitägigen Rast in Huelva brachen wir von Neuem zu einem Ausfluge auf. Dieses Mal waren die berühmten Kupfergruben von Rio Tinto das Reiseziel. Dieselben liegen 60 Kilom. nordöstlich von Huelva in der Sierra Morena. Bis zu dem Städtchen Valverde del Cammino konnten wir wieder eine Erz- eisenbahn benutzen, die Buitron-Bahn, welche von San Juan del Puerto, dem Punkte, wo der Rio Tinto für kleinere Fahrzeuge schiffbar wird, über Valverde nach Buitron, einem einige Kilo- meter nördlich von Valverde gelegenen kupferhaltigen Schwefel- kieslager führt und für den Transport des Erzes an die Küste erbaut ist. Die Strecke von Valverde bis Rio Tinto ist dagegen zu Pferde zurückzulegen. Eine Strasse existirt nicht. Es ist ein elender Saumpfad, der ohne alles Zuthun von künstlichem Wege- bau lediglich durch die Tritte des Saumthiers selbst gebildet ist. An einigen Stellen ist er halsbrecherisch genug, und nur dem sicheren Schritte der Pferde des Landes, welche auf so schlech- ten, felsigen Pfaden zu gehen gewohnt sind, hat man es zu 269 danken, wenn man ohne Unfall über dieselben gelangt. Und doch ist der Weg als das einzige Communicationsmittel zwischen Valverde und der zahlreichen Arbeiterbevölkerung am Rio Tinto und den höher im Gebirge gelegenen Ortschaften nicht ohne Wichtigkeit. Gleich nachdem man die letzten Häuser von Valverde hinter sich hat, befindet man sich in vollständiger Wildniss. Jeder An- bau hört auf. So weit man sehen kann, ist das durch unzählige kleine Thäler in einzelne gerundete Bergkuppen zerschnittene Land mit den drei bis vier Fuss hohen Stauden von Cistus la- daniferus bedeckt. Die eigenthümliche graugrüne Farbe seines Laubes ist die Farbe des Landes. Nach ihr wäre die Sierra Morena (moreno, braunschwarz) viel passender benannt, wenn überhaupt die Benennung nach der vorherrschenden Färbung bätte gewählt werden sollen. Das ist jedoch ursprünglich nicht der Fall gewesen, sondern die gegenwärtige Benennung ist aus einer Corruption von Mons Marianus entstanden *. Myrien (Myrtus communis var. latifolia), Pistacien (Pistacia lentiscus) und immer- grüne Eichen (Quercus coccifer) sind nächst dem Cistus ladanı- ferus die gewöhnlichsten Sträucher. In den Thälern ist längs der Wasserläufe die Vegetation artenreicher und üppiger. Oleander-Gebüsche wechseln in dem Bette der Bäche selbst. An den Abhängen bildeten mannigfache immergrüne Sträucher ein dichtes Gebüsch. Unter denselben ge- währten die Stauden des Erdbeerbaums (Arbutes unedo), gleich- zeitig die zierlichen, Maiblumen-ähnlichen weissen Blüthen und die Erdbeer-artigen, rothen Früchte tragend, einen reizenden Anblick. Durch solches Land führt der einsame Weg stundenlang fort. Einige Maulthiertreiber, welche Fische von der Meeresküste in die höheren Theile des Gebirges gebracht und als Rückfracht Kastanien geladen hatten, und einige „Guardias civiles“ (Gens- d’armen), waren die einzigen Personen, welche uns im Laufe von mehreren Stunden begegneten. Die Guardias civiles sind dem Reisenden stets eine angenehme Erscheinung, nicht blos wegen * Vergl. Diez: Ethymolog. Lexicon der roman. Sprachen, Bonn 1861, Vorrede, p. XXV. 266 ihrer sauberen und stattlichen äusseren Erscheinung, sondern als Bürgen für die persönliche Sicherheit in dem menschenarmen Lande. Dank dieser vorzüglichen Truppe ist das früher auch in Andalusien so allgemein verbreitete Räuberunwesen in den letz- ten Jahren fast ausgerottet. Nach einem vierstündigen Ritt traten wir in eine Zone von lichiem Eichenwald ein. Es sind immergrüne Eichen mit süssen, essbaren Früchten (Quercus ballota L.). Die Eicheln waren ge- rade reif. Heerden schwarzborstiger Schweine thaten sich an ihnen gütlich, und die Schweinehirten waren beschäftigt, die noch nicht abgefallenen Früchte mit langen Stangen von den Bäumen abzuschlagen. Übrigens werden diese Eicheln wegen ihres an- genehmen Geschmacks auch von Menschen gern gegessen, und die Landleute bieten den Reisenden dergleichen an, wie ınan bei uns Nüsse anbieten würde. Diese Essbarkeit der spanischen Eicheln war schon im Alterthume bekannt. SrrAaBo und Prinius erwähnen dieselbe und theilen mit, dass ganze Stämme der alten Iberer vorzugsweise von ihnen lebten, indem sie Brot oder Ku- chen aus denselben bereiteten. Mit dem Betreten des Eichenwaldes änderte sich auch die geognostische Beschaffenheit des Bodens. Während bis dahin dunkele, von zahllosen, zolldicken, weissen Quarzadern durch- zogene Thonschiefer. ihre alte Bedeckung, mit Diluvium das herr- schende Gestein gebildet hatten, trat jetzt ein dunkeler Grünstein auf. Kugelig abgerundete Blöcke des Gesteins lagen überall an der Oberfläche umher. Dies Gestein gleicht ganz dem Diabas der Oberharzer Grünsteinzüge. Wie dieser ist er theils dicht, theils krystallinisch-körnig. theils mandelsteinartig. Auch die gleichförmige, im Fallen und Streichen überein- stimmende Lage des Grünsteins in, den Thonschiefern ist ganz wie am Harze. Das sieht man noch deutlicher bei einem klei- nen, nur {0 Fuss breiten Grünsteinzuge, welcher weiter nord- wärts folgt. Völlig scharf und geradlinig von Ost nach West ist hier die Begrenzung des Lagers gegen den einschliessenden, steil aufgerichteten Thonschiefer. Sobald man aus dem Eichenwald hervortritt, sieht man in der Entfernung den ganz kahlen und felsigen Rücken des Salo- mon-Berges, an dessen Fusse die Gruben von Rio Tinto liegen, 267 in intensiv ziegelrother Färbung als eine weithin leuchtende, auf- fallende Erscheinung über das flachere Bergland hervorragen. Man denkt nach Bergform und Färbung unwillkürllich an einen Vulkan. Die Täuschung wird noch grösser, wenn man sich dem Orte Rio Tinto noch mehr nähert und endlich einen niedrigen Rücken überschreitend denselben plötzlich unmittelbar vor sich sieht. Man steht am Rande eines mehrere hundert Fuss tiefen und über einen Kilometer langen Thales, dessen nördlicher Ab- hang von den Häusern und Hütten der etwa 800 Einwohner zäh- lenden Bergstadt Rio Tinto eingenommen wird. Im östlichen Hintergrunde des Thales erhebt sich ein gegen 100 Meter hoher, auffallend regelmässig kegeltörmiger Hügel (La Vacca). von wel- chem Rauchwolken und schwefelsaure Dämpfe aufsteigen, die das ganze Thal erfüllen und oft für das Athmen beschwerlich. Da- bei sind die Wände des Thales kahl und von lebhafter, ziegel- rother Färbung. Hier ist der Krater des Vulkans! So würde der Laie unwillkürlich bei diesem Anblick ausrufen. Und doch ist das nur Täuschung. Kein vulkanisches Gestein ist hier vor- handen. Thonschiefer ist, wie in dem ganzen umgebenden Ge- birgslande, die herrschende Gebirgsart. Die rothe Färbung rührt von mächtigen Eisenstein-Massen, welche dem Thonschiefer auf- gelagert sind, und der Rauch steigt von den zahlreichen Röst- haufen des Erzes auf. Wir fanden bei dem dirigirenden Bergwerksbeamten Don Joagum GonzarLo Tarın, dem wir empfohlen waren, freundliche Aufnahme. Diese Gastfreundschaft war freilich auch sehr noth- wendig, denn die erbärmliche Fonda hätte uns wohl einen sehr traurigen Aufenthalt geboten. Freilich war auch die Wohnung des Herrn Tarın, obgleich ein Regierungsgebäude, keineswegs glänzend, sondern befand sich in sehr verfallenem Zustande. Mehr oder minder war das auch ıit den übrigen Gebäuden des Ortes der Fall. Dasselbe erscheint überhaupt nicht sehr einladend zu längerem Verweilen. Die völlige, durch die schwefelsauren Dämpfe bewirkte Abwesenheit jeder Vegetation, selbst des kleinsten Gras- halms oder Mooses, lässt dasselbe schon öde genug erscheinen. Zahlreiche schwarze Schweine, frei in den Strassen umherlaufend, tragen nicht zur Reinlichkeit derselben bei. Weht der Wind aus Osten von den Rösthaufen her, so ist die ganze Stadt von er- 268 stickenden Dämpfen erfüllt. Alle Nahrungsmittel der Bevölkerung müssen aus grösserer Entfernung herbeigeführt werden. Die- selbe besteht übrigens auch ausschliesslich aus den bei dem Berg- bau und in den Hütten beschäftigten Arbeitern und Beamten. Den felgenden Tag nach unserer Ankunft benützten wir. um uns zunächst eine allgemeine Vorstellung von den geognostischen Verhältnissen, unter denen das Erzlager auftritt, zu verschaffen. Das herrschende Gestein der ganzen Gegend, dem auch das Erzlager untergeordnet ist, ist Thonschiefer, der hier zwar keine Versteinerungen enthält, nach seinem ganzen Verhalten aber dem- jenigen gleicht, welches bei Alosno und an anderen Punkten Posidonomya Becheri enthält und also der Culm-Bildung zugehört. Mehr oder minder mächtige Lager von Grünstein und Quarzpor- phyr, im Streichen von Ost nach West und in dem Fallen mit dem Thonschiefer übereinstimmend, sind dem letzteren einge- lagert. Der Quarzporphyr ist meistens schieferig, gelblichgrau und von wenig ausgezeichneter porphyrischer Structur. Die in der dichten Grundmasse ausgesonderten Orthoklaskrystalle sind klein und in der Farbe wenig von derjenigen der Grundmasse unterschieden. Zuweilen gleichen diese Porphyre auffallend den durch H. v. Dec#en beschriebenen schieferigen Quarzporphyren an der Lenne in Westphalen. Die spanischen Geologen haben zwischen diesen Porphyren und den Erzlagern von kupferhalti- gem Schwefelkies einen wesentlichen Zusammenhang, in der Art, dass das Vorkommen der Erzlager an das Auftreten der Por- phyre gebunden sei. zu erkennen geglaubt. Allein diese Annahme ist nicht haltbar. Bei einigen der Erzlager. wie namentlich bei demjenigen von Tharsis *, fehlen die Quarzporphyre durchaus. Bei anderen ist ihr Vorkommen in der Nähe der Erzlager offen- bar zufällig. Dies scheint mir auch von einem nicht sehr mäch- tigen Lager des Porphyrs bei Rio Tinto zu gelten. Die ganze Gegend von Rio Tinto überragt der 542 Meter . hohe ** Cerro Colorado (Rother Berg). Es ist ein rauher, fel- * Zwischen Tharsis und Alosno ist ein durch einen alten Steinbruch aufgeschlossenes Lager von schieferigem Quarz-Porphyr vorhanden, aber das Erzlager selbst ist im Hangenden wie im Liegenden lediglich durch Thonschiefer begrenzt. ** Nach Angabe der Karte: (arta geografico-minera de la provincia de Huelva por el Iugeniero 1° del Cuerno nacional de minas D. Joagum 269 siger Rücken, der aus durch Brauneisenstein verkitteten Bruch- stücken von Thonschiefer und Quarz besteht. Ungeheure Massen von losen Blöcken von Brauneisenstein bedecken namentlich den nördlichen Abhang des Rückens. Es ist ein dichter, mit vielen Höhlungen erfüllter Brauneisenstein. In den Höhlungen ist der Brauneisenstein kleintraubig und zum Theil mit lebhaften Farben bunt angelaufen. Ziegelrother, durch Eisenoxyd gefärbter Thon, erfüllt zum Theil die Höhlung. Dadurch erscheint der Eisenstein überhaupt, namentlich von Weitem gesehen, ziegelroth, und die Täuschung liegt nahe, ihn für Rotheisenstein statt für Brauneisen- stein zu halten. Hunderttausende von Tonnen des vortrefflich- sten Eisensteins liegen hier lose auf der Oberfläche umher. Au- genscheinlich ist der Eisenstein auch hier wie bei Tharsis der Eiserne Hut des Erzlagers. Längs des Nordabhangs des Bergrückens finden sich unzählige Pin- gen von alten Schächten der Römer und noch weiterhin unabsehbare, Hunderte von Morgen bedeckende mächtige Schlackenhaufen, auf einen durch lange Zeiträume in grossem Umfange betriebenen Bergbau hinwei- send. Dass dieselben wirklich von Arbeitern der Römer herrühren, wird durch römische Münzen und steinerne Grabdenkmäler mit römischen In- schriften, welche in den Schlackenhaufen selbst gefunden wurden, bewiesen. Der folgende Tag wurde der Untersuchung des Erzlagers selbst ge- widmet. Dasselbe ist in allen Beziehungen demjenigen von Tharsis ähn- lich, nur noch viel grossartiger. . Es ist wahrscheinlich das grösste über- haupt auf der Erde vorhandene Schwefelkies-Lager. Der Kupfergehalt ist wie bei Tharsis schwankend und variirt zwischen !2 bis 25 Proc. und kann im Mittel zu 5 bis 8 Proc. angenommen werden. Erst seit etwa 40 Jahren findet ein regelmässiger Abbau des Erzlagers statt. Derselbe er- streckt sich aber keineswegs über die ganze Ausdehnung des Erzlagers, sondern während das ganze Erzlager eine Länge von 2!/a2 bis 3 Kilom. hat, so ist bis jetzt nur ein 800 Meter langer Abschnitt desselben durch den Bergbau in Angriff genommen. In 8 über einander liegenden Stock- werken findet der Abbau statt. Unter Führung eines intelligenten Berg- beamten besuchten wir sämmtliche Stockwerke. Überall fanden wir die Erzmassen wesentlich übereinstimmend. Die südliche Begrenzung des Lagers wird überall in scharfer Begrenzung durch Thonschiefer, der hier gebleicht und zersetzt ist, gebildet. Die nördliche Grenze des Lagers ist GoxzaLo Tarın publicada bajo los auspieios de la diputacion provincial. I 1870. Ba 870. Escala de 200,000 gewordene, in Huelva käufliche Karte, ist namentlich durch die genaue Angabe der verschiedenen Erzlager und Gruben wichtig. Diese in Deutschland wohl nur wenig bekannt 270 in der Grube nicht erkennbar. Die Strecken endigen hier überall, wo die alten Baue der Römer anfangen. Dieselben bestehen zum Theil in mäch- tigen Festungen mit domartigen Gewölben, von deren Decke ellenlange und centnerschwere blaugrüne Stalaktiten von Kupfer- und Eisenvitriol herabhängen. In der tiefsten, der achten Sohle (piso), sind die Bauten am ausge- dehntesten. Hier ist auch die Mächtigkeit des Lagers am grössten. Sie beträgt 140 Meter. In dieser Länge ist eine horizontale Strecke quer gegen das Streichen in der reinen Erzmasse aufzuführen. Die angegebenen Daten genügen, um eine Vorstellung von der ungeheuren Masse des Erzes, welche die Natur hier ange- häuft hat, zu geben. Auch für den grossartigsten Betrieb ist hier für eine unbestimmte Zeitdauer ein unerschöpflicher Erzvorrath vorhanden. Bis jetzt ist die Gewinnung des Erzes eine verhältnissmäs- sig geringe gewesen, und das Erz nur für die Gewinnung des Kupfers durch den Cämentirungs-Process benutzt. Am 4. Febr. dieses Jahres ist aber das ganze Erzlager durch die spanische Regierung an ein Consortium von deutschen und englischen Kauf- leuten verkauft worden, und nun wird ein viel grossartigerer Abbau des Erzlagers stattfinden. Man wird einen grossartigen Tagebau wie bei Tharsis einrichten und wie von dort das Erz nach England und Deutschland verschiffen und es zunächst für die Bereitung von Schwefelsäure benutzen, und demnächst aus den Rückständen das Kupfer gewinnen. Es ist kaum daran zu zweifeln, dass dieses Unternehmen in gleicher Weise erfolgreich wie bei Tharsis sein wird. Die Masse des Erzes ist jedenfalls ungleich grösser als dort. Von Rio Tinto kehrten wir auf demselben Wege über Val- verde nach Huelva zurück, in hohem Grade durch das Gesehene befriedigt. Dass die Römer Spanien nicht mit Unrecht das me- tallreichste Land am Mittelmeer nannten, dafür ist auch der Erz- reichthum der Provinz Huelva besonders beweisend. Geognostische Beobachtungen in der alpinen Trias der Gegend von Niederdorf, Sexten und Cortina in Süd-Tirol. Von Herrn Dr. H. Loretz in München. Der Inhalt der folgenden Blätter bezieht sich auf ein Gebiet, dessen Umgrenzung ungefähr durch die Orte: Welsberg und In- nichen im Pusterthal, Auronzo im Venetianischen, und Cortina im Ampezzothal bezeichnet ist, welches somit nördlich an das Pu- sterthal, nordöstlich an das Sextenthal stösst. Eine erschö- pfende und gleichmässige Behandlung der geognostischen Ver- hältnisse dieser Gegend ist hier nicht beabsichtigt; einzelne Theile des Gebietes und gewisse geognostische Formationsabtheilungen werden eingehender betrachtet als die übrigen. In einer aus- führlicheren Arbeit gedenke ich die hier gegebenen vorläufigen Resultate wieder aufzunehmen und dieses Gebirge als geogno- stisches Ganze im Zusammenhang zu behandeln. Es sind vorwiegend die Schichten der alpinen Trias, welche diese Gebirgslandschaft bilden. Jüngere Schichten be- decken nur einen an Ausdehnung nicht bedeutenden Theil. Zur Unterlage haben die Triasgebilde das ältere Phyllit- oder Thonglimmerschiefergebirge, welches nördlich vom Pusterthal der grossen alpinen Mittelzone angehört; und nord- östlich vom Sextenihal dem Schiefergebirgzug, der sich bei In- nichen und weiterhin östlich, nur durch das Pusterthal getrennt, an die Mittelzone anschliesst und eine südöstliche Richtung ein- 272 schlägt. Die Grenze zwischen Schiefergebirge und Trias verläuft einerseits von Innichen aus westlich, und zwar bis Toblach im Pusterthal, und weiterhin allmählich mehr und mehr auf dessen Südseite; andererseits von Innichen aus südöstlich längs dem Sextenthal und seiner jenseitigen Verlängerung in's Venetianische, stets auf der nordöstlichen Seite des Thals sich haltend. Die Schichten des Schiefergebirges fallen an der Grenze südwestlich ein, und die Triasschichten legen sich ebenso fallend auf. Längs der Grenzlinie sieht man allenthalben das Triasgebirge mit steilen, unten bewaldeten, oben in Wiese und Weide gele- genen, ansehnlichen Gehängen beginnen; diese sind aber nur die Vorstufe zu weit höheren, felsigen Dolomitwänden, deren vorderste schon den Hintergrund des Pusterthals und Sextenthals bilden. Folgt man den Querthälern in’s Innere des Triasgebirges, so sieht man, dass Dolomit, und zwar geschichteter, heller, krystal- linischer Dolomit. das weitaus vorherrschende, petrographi- sche Element im Aufbau der hangenden Partien ist, man kommt aus einer Dolomitlandschaft in die andere. Eine genauere Beobachtung ergibt zunächst die ziemlich con- stant bleibende Gliederung der untersten Triasschichten, welche jene Vorstufe bilden; sie ergibt ferner, dass sich in dem Dolo- mitgebirge selbst, wenigstens stellenweise, verschiedene Stufen oder Etagen über einander unterscheiden lassen, welche nicht nur in der Configuration des Gebirgs hervortreten, sondern auch durch gewisse zwischengelagerte Schichtenzüge von nicht dolo- mitischer Natur getrennt werden. Wären diese trennenden La- gen in ihrem petrographischen und paläontologischen Charakter im Fortstreichen constant, so würde sich die Gruppirung der Dolomite, welche wie gesagt die Hauptmasse der Trias ausmachen, unschwer bewerkstelligen lassen. Das ist aber nicht der Fall, und daraus erwächst für einen ansehnlichen Theil des Gebietes, bei der petrographischen Ähnlichkeit der Dolomite und dem Man- gel an bezeichnenden und wohlerhaltenen Petrefakten in ihnen, eine grosse Schwierigkeit sicherer Trennung. Die Stufen der alpinen Trias, welche sich in diesem Gebirge unterscheiden lassen, sind im Allgemeinen folgende: a) Conglomerat, Sandstein und thonig-schiefrige Lagen, entsprechend der Buntsandsteingruppe. 213 b) Dolomitische, mergelige Schichten, Rauchwacken und Gyps. ec) Kalkbänke, untermischt mit grauen und rothen Schiefern, zusammen einen ziemlich mächtigen Complex bildend, der nur undeutliche Petrefak- ten führt, und noch unter dem eigentlichen Muschelkalk liegt; er ent- spricht, da der alpine Muschelkalk dem ausseralpinen obern Wellenkalke gleichsteht, zusammen mit b) etwa den dolomitischen Lagen des Röth und der untersten Abtheilung des ausseralpinen Wellenkalkes. (Es sind dies v. RıeHTHoren’s „Seisser* und „Campiler“ Schichten.) d) Alpiner Muschelkalk, der indess nur stellenweise als Petrefakten- kalk mit charakteristischen Muschelkalkformen entwickelt ist, dagegen grossentheils eine dolomitische Facies zeigt. e) Dunkle Tuffmergel mit Tuffsandsteinen und Kalken, aphanitischen Lagen, Pietra verde etc. (Halobia Lommeli und Posidonomya Wengensis). f) Mergelige, oolithische, breccienartige, mit kleinen Organismenresten, Korallen ete. erfüllte Lagen. (St. Cassianartige Gebilde.) Zu e) und f) ist aber zu bemerken, dass beide Stufen stellenweise durch eine Dolomitpartie getrennt auftreten; ferner, dass sich die Tuf- schichten selbst schon seitlich in Dolomitpartien verlieren können, wie dies näher ausgeführt werden wird. g) Eine mächtige Dolomitentwicklung, lokal durch grossoolithisches Gefüge des Dolomits ausgezeichnet. h) Eine Wiederholung der St. Cassianartigen Gebilde, zugleich mit rauchwackigen Lagen, bunten Mergeln, Steinmergeln und Gyps, über dem Dolomit g). Es ist möglich, dass h) den sog. „rothen Raibler Schichten“ entspricht, und dass e) bis h) die Schichtenreihe von den untersten Halobiaschichten bis zu den rothen Raibler Schichten, bei St. Cassian, im Ganzen genommen und mit Abweichungen im Einzelnen, repräsentirt. i) Mächtige Dolomitstufe, welche wahrscheinlich dem „Hauptdolomit“ entspricht. k) Dichte, helifarbige, wohlgeschichtete, dickbankige, mächtig ent- wickelte Kalke, ohne Petrefakten, welche auf der Geol. Übers.-Karte der Österreich. Monarchie, Bl. 5, als unterer Jura bezeichnet sind. In den hangendsten Partien schliessen sie mit Diphyakalken ab, auf welchen noch ein kleiner Fleck noch jüngerer Gebilde ruht. Das System k) bedeckt nur den kleinern Theil des Gebietes. Wie schon angedeutet, fehlen übrigens die Zwischenschich- ten der Tufi- und St. Cassianartigen Gebilde in einem Theile des Gebiets, wodurch sich eine, bis in den Muschelkalk hinabgrei- fende. höchstens durch steinmergelige Lagen unterbrochene, Do- lomitfolge ergibt: und zwar scheinen mir Anzeichen vorzuliegen, dass die einzelnen Theile dieser Dolomitfolge als die entspre- Jahrbuch 1873. 18 274 chenden Zeitäquivalente der an andern Stellen abwechselnd do- lomitischen und nicht dolomitischen Gebirgsstufen aufzufassen sind. Es lassen sich in dieser Beziehung zwei Gebietstheile unter- scheiden, deren Grenze ungefähr durch den Verlauf der Thal- spalte der Ampezzanersirasse bezeichnet ist. Westlich davon können Abtheilungen in dem dolomitischen Gebirge recht gut unterschieden werden; weit weniger östlich. Wir betrachten zunächst etwas eingehender den erstern Ge- bietstheil: derselbe ist nördlich begrenzt durch das Pusterthal von Toblach bis Niederdorf und den sich westlich anschliessen- den Welsberger Berg, und erstreckt sich von da aus nach Süden. Er schliesst sich im Westen unmittelbar an ein Gebiet an, wel- ches in dem Werk: Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, St. Cassian und der Seisser Alpe in Südtirol, von F. Freiherrn v. Rıcuruoren, Gotha 1860“ seine ausführliche geo- gnostische Darstellung gefunden hat. Von dem weiter östlich liegenden Gebietstheil sollen vor- zugsweise die unteren triasischen Gruppen, welche sich längs des Sextenthals und weiter in’s Venetianische hinziehen, einer näheren Betrachtung unterzogen werden; um zum Schluss noch einige Bemerkungen über die nähere Umgebung von Cortina hin- zuzufügen, welches etwas weiter südlich, ganz in höhern triasi- schen Stufen gelegen ist. Gegend von Niederdorf. Reihenfolge der alpinen Triasschichten vom Pusterthal über den Saren- uud Badkofel, und den Dürrenstein zum Hochgaisl. Die östliche Grenze bildet die Ampezzanersirasse, die west- liche das Pragser Thal. Der zusammenhängende Dolomitzug des Sarenkofels bei Toblach und des Badkofels bei Niederdorf einerseits, und !‘, Stunde weiter südlich der Dolomit des Dür- renstein, theilen diese Strecke orographisch wie geognostisch in übereinander liegende Stufen. Das Einfallen der Schichten ist allgemein südsüdwestlich. Das Phyllitgebirge, welches sich östlich von Toblach auf die Nordseite des Pusterthals beschränkt, tritt hier auch auf die andere Thalseite über; der Phyllitstreifen der Südseite ist bei Toblach soeben in der Thalsohle bemerkbar und hebt sich dann 275 westwärts, an Breite und Höhe gewinnend, stets mehr heraus, so dass er im Süden von Niederdorf die vorderste Terrasse des Golserbergs, d.i. der Vorhöhen vor dem Badkofel bildet. Auf den Phyllit folgen die untersten Glieder der Trias; bei Toblach fast in der Thalsohle anhebend; bei Niederdorf, dem obigen ent- sprechend, auf der Höhe des Golserbergs. Man findet hier zunächst das Conglomerat des Buntsand- steins, den aus Thonglimmerschiefer- und Quarzfragmenten zu- sammengekitteten sog. Verrucano, bald gröber, bald feiner; dann Bänke des eigenilichen rothen und bunten Sandsteins, und mehr dünnschiefrige und mergelige, bunte Lagen, zum Röth ge- hörig. In Wasserrissen, westlich und östlich vom Bad Maistadt, ‚ist dieser Complex mehrfach aufgeschlossen. Bemerkenswerth sind rothe, thonige Bänke, ganz erfüllt mit dickeren und dün- neren Wülsten, deren Masse sich vom Gestein nicht unterscheidet, deren Form ein fast vegetabilisches Ansehen hat; es treten diese Bänke ziemlich im Liegenden des Complexes auf. — Spuren von Kupfererz.-— Pflanzenreste mit verkohlter organischer Substanz habe ich an dieser Localität zwar nicht, wohl aber an vielen anderen Orten in den oberen Lagen dieser Gruppe beobachtet. Petrefakten finden sich nicht. Der Buntsandstein bildet hier am unteren Rand der Triasgebilde einen vorspringenden Rücken, der namentlich gegen Toblach zu sich deutlich von den nach oben zu folgenden Schichtengruppen abhebt. Es folgt nun ein Complex, in dem man folgende Gesteine findet: dolomitische Mergel; dolomitische, breccienartige und löcherige Rauchwacken; schwarze, bituminöse Kalke und Mergel- kalke, die sehr oft mit Kalkspathadern durchwachsen sind, noch mehr aber dadurch sich auszeichnen, dass sie auf verwitterten Oberflächen eine Unzahl von Durchschnittsfiguren kleiner Orga- nismen, besonders Foraminiferen, erkennen lassen. Ihre Ver- witterungsfragmente sind so charakteristisch und leicht wieder- zuerkennen, dass sie für diesen Horizont leitend werden. Son- stige Petrefakten finden sich nicht, oder nur in undeutlichen Durchschnitten und Abdrücken. Diese Gruppe ist bei Toblach ziemlich stark entwickelt und reicht bis zu einer beträchtlichen Höhe an dem Gehäng hinauf, welches sich hinter dem niedrigen 18 * 276 Rücken des Bunt-Sandsteins erhebt. Weiter westlich. in der Nähe des Pragser Thals,. hat die Mächtigkeit etwas abgenommen. Es folgt nach oben eine noch mächtigere Schichtengruppe. welche mit der vorigen, hier wie an den meisten Localitäten, in demselben Gehänge liegt. oder auch nur wenig gegen jene zu- rückspringt. Man findet in dieser Gruppe folgende Gesteine: graue Kalkbänke, plattenförmig geschichtet, oder mit mehr oder weniger wulstigen Schichtflächen; graue Schiefer, bald mehr mergelig, bald mehr schieferthonig und thonschiefrig aus- gebildet, mitunter durch grösseren Kieselsäuregehalt ziemlich fest und hart; rothe Schiefer, oft mit glimmerreichen Schichtungs- flächen, wie die grauen Schiefer bald mehr mergelig, bald härter, undeutliche Myaciten-Abdrücke auf den Schichtflächen nicht selten. Die Reihenfolge dieser - Gesteine ist derart, dass sie bald mit einander in unregelmässiger Weise alterniren. und so Kalk- bänke, rothe und graue Schiefer dicht auf einander liegen, bald jedoch auf grössere Strecken die eine oder andere Art allein herrscht. Untergeordnet treten einzelne, sehr charakteristische, röthliche Kalkbänke von oolithischem bis lumachellartigem Gefüge in diesem Complex auf. Was die geognostische Stellung dieser Gruppe, ihre Paralle- lisirung mit ausseralpinen Trias-Etagen betrifft, so reicht ihre Petrefaktenführung an dieser Localität. wie auch durchgängig in der ganzen Gegend, kaum hin. um sichere Bestimmungen und Vergleichungen vorzunehmen. Die organischen Reste beschränken sich meist auf undeutliche Myaciten-artige Abdrücke, und kleine Gasteropoden, welche allerdings nicht selten dicht gedrängt auf- treten, und so eine für diese Gruppe charakteristische Erschei- nung abgeben: aber ausserdem dass sie an sich indifferente For- men sind, auch durchweg einen schlechten, verwischten Erhal- tungszustand zeigen. Man erkennt indess in diesem Schichten- complex, der sich mit grosser Constanz und mit gleichbleibenden Eigenschaften auf weite Erstreckung verfolgen lässt, sofort die Schichten wieder, welche in der Bozener Gegend in besseren Profilen und auch mit deutlicherer Petrefaktenführung zu finden sind, und von v. Richtnoren als »Seisser“ und „Campiler“ Schich- ten bezeichnet wurden. Ihre Parallelisirung mit ausseralpinen Schichten ist im All- 21 gemeinen dadurch gegeben. dass der nach oben folgende alpine Muschelkalk dem obern ausseralpinen Wellenkalk gleichsteht. Die zunächst unterlagernde, besonders hervorgehobene, dolomitisch- mergelige Gruppe mit den Foraminiferenkalken etc., welche ihrer- seits nach unten in den thonigen Röthschiefer der Bunt-Sandstein- gruppe übergeht, erinnert an die ähnlichen Gesteine, welche sich im ausseralpinen Gebiet ganz in gleicher Lage einstellen; ‘wenn sich auch nähere Beziehungen, aus Mangel an gut erhaltenen Petrefakten, hier nicht herstellen lassen. An sehr vielen Stellen, und so auch in der Richtung von Toblach nach dem Sarenkofel. wie von Niederdorf auf den Gol- serberg und Badkofel, befindet man sich nach Überschreitung der vorigen Schichtengruppe auf einem Absatz des Gehänges, und findet nun weiter aufwärts wesentlick andere Gebilde. Soviel sich bei der verwachsenen Bodenbeschaffenheit erkennen lässt, liegen unmittelbar auf den letzten rothen, noch in die vorige Gruppe gehörigen Schiefern, dolomitische und dolomitisch- mergelige Lagen, welche nun die ganze folgende Stufe bilden. Die hier auftretenden Gesteine sind: spröde, leicht in eckige und parallelepipedische Stücke brechende mergelige, mehr oder min- der dichte Dolomite, sehr stark vertreten; mehr poröse und löche- rige Dolomitmergel und Rauchwacken; reinere, mehr weiss-kry- stallinische Dolomitbänke. Sehr bemerkenswerth ist in diesen Lagen das Auftreten der sog. Nulliporen oder Daktyloporen, genauer Gyroporellen*. Sie erscheinen bald sparsamer, bald in grossen Mengen zusammengedrängt. Ohne Zweifel vertheilen sie sich ungleich; einzelne Bänke sind überreich an diesen Or- ganismen, ein wahres Haufwerk derselben, was besonders von gewissen, ziemlich rein krystallinischen Dolomitbänken gilt; doch kommen die Foraminiferen auch in den mehr mergeligen Lagen, oft zahlreich, vor. Die Verwitterungsverhältnisse sind wohl von Einfluss auf das mehr oder minder deutliche Hervortreten der Daktyloporen. Auch bleibt ihre Häufigkeit im Fortstreichen der Schichten durchaus nicht gleich. Die reichste Localität, die mir in jenen Gegenden vorkam, ist der Abhang vor dem Sarenkofel. * 8. GümsEL, die sog. Nulliporen, Zithothamnium und Dactylopora, und ihre Betheiligung an der Zusammensetzung der Kalkgesteine, nebst Tafeln. Abh. d. K. Bayr. Ak. d. W. II. Cl. XI. Bd. 278 In demselben Horizont auf dem Golserberg vor dem Badkofel z. B. ist ihre Menge nicht so gross. Die in Rede stehenden dolomitischen Schichten folgen sich in beträchtlicher Mächtigkeit continuirlich bis zu einer Höhe, wo sich vor den eigentlichen, zusammenhängenden Steilwänden des Saren- und Badkofels eine Verflachung des Terrains hinzieht; vor dem Badkofel verstärkt sie sich zu einer tieferen Einsenkung zwischen der Steilwand und den rückwärts liegenden Dolomit- bänken des Golserbergs. Im Zusammenhang steht dieser Ter- rainabschnitt mit besonders leicht zerstörbaren, dünngeschichte- ten, in kleine Stückchen zerfallenden, dolomitischen Lagen, die in dieser Zone auftreten. Ein etwas höherer derartiger Streifen ist theilweise noch im unteren Theil der Steilwand bemerkbar. Grossentheils ist jedoch durch die Verrollung vor den Wänden das Terrain verdeckt und einer näheren Untersuchung schwer zugänglich, ein Umstand, der hier besonders unangenehm wird. Es finden sich nämlich gerade in dieser Höhe, scheinbar als Ein- lagerungen in die dolomitisch-mergelige Gyroporellen-reiche Zone, Petrefakten führende Kalke und Hornsteinkalke, mit grauen, schiefrigmergeligen Zwischenlagen, auch Hornsteindolo- mite. Was von diesen Kalken etc. sichtbar ist, erscheint in Form kleiner, isolirter Auflagerungen in der Höhe der erwähnten Ter- rainverflachung: der ursprüngliche Zusammenhang und die Fort- setzung seitwärts, vor- und rückwärts sind durch die Abschwem- mung, sowie durch die vor den Steilwänden hinziehende Ver- rollung verwischt. Die hier aufgefundenen Petrefakten sind geeignet, einen geognostischen Horizont zu bestimmen. Es sind folgende: Ein in Mergel eingebackenes, in Hornstein verwandeltes Ammoniten- fragment, welches nach der Entfernung des Mergels mit Säure die meisten Charaktere des Ammonites Studeri Hav. zeigte, und, wenn auch nicht die- sem selbst, doch einer sehr nah stehenden Art angehört. (Vor dem Sa- renkofel.) Fragmente von Ammoniten (Ceratiten), welche in Bezug auf Rip- pen, Knoten und Loben auf den Ammonites Ottonis * hinauskommen, be- züglich der Involubilität zum Theil mehr dem Ammonites antecedens ** * BEYRICH, über einige Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen. Abh. d. phys. Cl. d. W. d. K. Ak. Berlin 1866. T. TV, f£. 1. #* BEYRICH 1. c. -&T..IV, 2,3; 279 gleichen; ebensolche, welche Verwandtschaft mit den genannten und mit Ammonites binodosus Hav., T’huilleri Orr. zeigen, ohne gerade mit einer dieser Arten zusammenzufallen. (Auf dem Golserberg.) Rihynchonella \cf.) semiplecta Münst. sp. (s. Lause, Fauna der Schich- ten von St. Cassian. T. XIV, £. 1.). (Vor dem Sarenkofel.) Terebratula angusta ScHLoTH. etwa in der Form, wie sie in QuENSTEDT, Brachiopoden, Tab. 47, f. 84 abgebildet ist. In den Petrefaktenkalken des Golserbergs sehr häufig, oft dicht ge- drängt an einander sitzend. Fragmente, dem Anschein nach von Spiriferen (Golserberg). Lima lineata SCHLOTH. sp., scheint auf dem Golserberg häufig. Lima striata noch etwas an lineata erinnernd. Einige mehr indifferente Formen, Gervillia sp., Myacites sp., nicht gut erhalten, und schlecht erhaltene Gasteropodenreste (Golserberg). Die Ammoniten kommen auf dem Golserberg mit den übrigen Petre- fakten zusammen vor. Die angeführten ammonitischen Formen bezeichnen mit Be- stimmtheit alpinen Muschelkalk. Sie gehören einem oberen Cephalopodenhorizont an, im Gegensatz zu dem durch Ceratites Cassianus u. a. bezeichneten tieferen des unteren Wellenkalks, resp. Röths *. Terebratula angusta ist bekanntlich ebenfalls für alpinen Muschelkalk bezeichnend; von den ausseralpinen Muschel- kalketagen gehört sie jedenfalls mehr einem hohen Niveau im Wellenkalk, als oberem Muschelkalk an. Ohne Zweifel repräsentiren aber diese durch Cephalopoden- und Brachiopodenführung ausgezeichneten Petrefaktenkalkbänke für sich allein nicht den alpinen Muschelkalk, sondern wir haben eine vorwiegend dolomitische Entwicklung desselben. Die Petrefakten- und Hornsteinkalke bilden nur geringe Einlagerungen in den noch weiter aufwärts unveränder\ fortsetzenden dolomi- tischen Schichten. Wie einerseits die an Masse ganz zurück- tretenden Kalkbänke vorzugsweise durch Cephalopoden und Brachiopoden charakterisirt sind, so ist andererseits der an Masse sehr vorwiegende Dolomit in hohem Grade durch den reichlichen Einschluss der Gyroporellen ausgezeichnet **. Beide kommen bei Rüdersdorf im untern Muschelkalk (Wellenkalk) vor. (Verh. d. K. K. geol. Reichsanst. 1873, Hft. 1.) * y. Hauer, die Cephalopoden der unteren Trias der Alpen. Sitzber. der math. nat. Cl. d. K. Ak. d. W. Wien. Bd. 52. 1865. ** Dass wenigstens der unter den Bänken mit Muschelkalkpetrefak- 280 Am Sarenkofel lassen sich die Schichten, welche über der Petrefaktenkalk-Zone folgen, genauer beobachten. Wir sehen hier wieder ganz dieselben Dolomite, wie schon unter jener Zone. Sowohl petrographisch als auch in Bezug auf die Gyroporellen, welche hier noch reichlicher auftreten und besser herauswittern, herrscht Übereinstimmung. Nur wenig im Hangenden jener Pe- trefakten- und Hornsteinkalke und -Dolomite fanden sich auch im Dolomit selbst Crinoidenstielstücke, ähnlich Encrinus liliiformis und unbestimmbare kleine Schnecken. Die an Fora- miniferen reichen Dolomitbänke lassen sich noch eine ansehnliche Strecke aufwärts verfolgen. Das Gestein wird, wo die eigent- liche Steilwand beginnt, fester und dichter, die Gyroporellen neh- men an Menge ab, ohne indess ganz aufzuhören; wenn man dem Pfadübergang zwischen Sarenkofel und Badkofel folgt, der über den Kamm dieses Dolomitzugs führt, so sind bis oben hin noch welche zu finden. Der ganze, durch das Auftreten der Gyro- porella charakterisirte dolomitische Complex, welcher schon eine beträchtliche Strecke unter den Petrefakten führenden Kalken an- fing und oberhalb derselben fortsetzt, macht, wenn zunächst nur diese Localität ins Auge gefasst wird, den Eindruck eines nah verbundenen Ganzen, welches sich als dolomitisch entwickelter alpiner Muschelkalk auffassen lässt, insofern nämlich die eigent- lichen Kalkbänke mit Petrefakten nur ganz untergeordnet darin auftreten. Hr. Oberbergrath GünseEr hatte die Güte, aus dem von mir gesammelten, Daktyloporen enthaltenden Dolomit Dünnschliffe her- stellen zu lassen und dieselben bezüglich der Art dieser Fora- miniferen näher zu untersuchen. Nach seiner Mittheilung ent- halten sämmtliche Präparate, welche vom Sarenkofel, und zwar theils aus den Dolomitbänken unter den Petrefaktenkalken, theils aus den letztere wieder überlagernden Dolomitbänken herrühren, dieselbe Form, nämlich die Gyroporella pauciforata Güms. (8. GünseL, die sog. Nulliporen etc. Abh. d. bayr. Ak. d. W. 2. Cl. ten lagernde Gyroporellen-Dolomit in den alpinen Muschelkalk einznreihen ist, geht auch daraus hervor, dass er ohne Zweifel dem entspricht, was v. RIiCHTHOFEN für wenig weiter westlich gelegene Gegenden „Mendola- dolomit“ nennt, und dass dieser selbst schon stellenweise von „Virgloria- kalk“, d.i. ebenfalls alpinem Muschelkalk unterlagert wird. 281 11. Ba. 1. Abth. S. 44.). Dieselbe Form ist auch in dem Dolo- mit enthalten, der an benachbarten Localitäten in derselben Zone auftritt. Auf der Kammhöhe zwischen Sarenkofel und Badkofel an- gekommen, hat man den ersten grössern Gebirgsabschnitt hinter sich. Nach Süd fällt der Blick sogleich auf die Dolomitwand des Dürrenstein. Dieselbe bezeichnet, wie früher schon bemerkt, kaum 2 Stunde weiter südlich die nächste Hauptstufe im Ge- birgsbau. Von dem Standpunkt fällt das Terrain, ganz im Ge- gensatz zu dem schroffen Absturz auf der Nordseite nach Süd sanft ab, ungefähr in dem Fallwinkel der Dolomitbänke; und nach einer kurzen Strecke abwärts gelangt man auf einen sich bis zum Dürrenstein erstreckenden Rücken, in Alpweide gelegen, der sich östlich gegen die Ampezzanerstrasse zu in die Schlucht des Sart- bachs abwärts zieht, westlich in das Pragser Thal sich hinab er- streckt. - Untersucht man die Schichten, welche diesen Terrainabschnitt bilden näher, so zeigt sich die Gesteinsfolge verschieden, je nach- dem man sich auf der Seite des Abfalls in’s Pragser Thal hält, oder auf der Höhe, oder auch weiter östlich, gegen das Sartbach- thal zu. Indem wir auf dieses eigenthümliche Verhalten weiter unten zurückkommen, sei zunächst nur die Rede von dem west- lichern Theil, der sich in's Pragser Thal hinabzieht. Man findet hier, im Hangenden des Dolomitzugs des Saren- und Badkofels Gesteine, welche gegen den Dolomit sehr abstechen: es sind dunkle, theils dichte, und dann oft an kryptokrystallinische, apha- nitische Augitgesteine erinnernde, theils mehr sandsteinige oder tuffartige Gesteine, schwarz, dunkelgrün, graugrün von Farbe; wenn auch mitunter scheinbar an’s Massige grenzend, doch fast immer deutlich geschichtet in dickeren und dünneren Bänken und schiefrigen Lagen. Der petrographische Charakter dieser Schich- tengruppe ist ein so bestimmt ausgeprägter, dass man die zu- gehörigen Gesteine, auch in kleinen Fragmenten, überall leicht wiedererkennt. Paläontologisch ist diese Gruppe durch das Auf- treten der Halobia Lommeli Wıssu. bezeichnet, nächst welcher auch die Posidonomya Wengensis Wıssu. als Leitversteinerung hervorzuheben ist. Beide fanden sich, wenn auch nicht in der Strecke zwischen Sarenkofel und Dürrenstein, doch in der west- 282 lichen Fortsetzung. Ausserdem ist das sehr häufige Vorkommen kohliger Pflanzenreste zu bemerken, die sich jedoch hier stets auf Fragmente von Blättern und Stengeln beschränken, und zu einer nähern Bestimmung unzureichend sind. — Man erkennt in diesen Schichten sofort jene Sedimentärtuffe, Tuffsand- steine, Tuffschiefer etc., deren weite Verbreitung in den weiter westlich liegenden Gegenden von Wengen, Seisser Alp etc. aus dem Werk von v. Rıchtsoren und den andern darauf bezüg- lichen Beschreibungen bekannt ist. So viel sich erkennen lässt, füllen nach der Seite des Prag- ser Thals zu diese Schichten den Raum zwischen dem Dolomit des Badkofels und dem Fuss des Dürrenstein, und grenzen vor letzterem an Dolomit, resp. Schutt, über welchem, am Beginn der eigentlichen Steilwand, eine KalkmergelZone folgt. Schon von weitem fällt nämlich am untern Rand der Steil- wand des Dürrenstein ein mauerartiger Streifen auf, der sich durch seine dünnere Schichtung und seine Verwitternngsfarbe deutlich von den aufruhenden Dolomitmassen unterscheidet. Die ersten Fragmente, die man aufliest, zeigen ein neues Element im Schichtenbau, von durchaus charakteristischen Eigenschaften. Es sind vorzugsweise Mergelkalke und Mergel, theils oolithisch, theils mehr breccienartig aus kleinen Gesteinsfragmenten und Trümmern von Muschelschalen verkittet; darin zerbrochene Ci- daritenstacheln, Crinoidenstielstückchen u. dgl., das Ganze gelb- lich verwitternd und nur im verwitterten Zustand die Structur deutlich offenbarend. Man überzeugt sich gleich, dass man es hier mit einer Schichtenzone zu thun hat, nach Art der St. Cas- siankalke, wie sie aus den Beschreibungen verschiedener Au- toren bekannt sind. Die Lagerungsverhältnisse der St. Cassian-artigen Mergel- kalke am Dürrenstein sind bemerkenswerth., Hat man, vom Sarenkofel herkommend, den erwähnten Terrainrücken auf seiner Höhenlinie überschritten, so gelangt man vor der Dürrenstein- wand gerade in die Zone der St. Cassian-artigen Mergel hinein, nachdem man unmittelbar zuvor eine Dolomitpartie überschritten hat. Nach Westen zieht die Mergelzone unter der Dürrenstein- wand weiter: auf eine gewisse Erstreckung hin ist ihre Unter- lage verrollt und unsichtbar; nur an dem westlichen Bergvor- 283 sprung, der sich in's Pragser Thal hineinzieht, ist die Auflage- rung der Mergelschichten auf Dolomit zu erkennen. Noch deutlicher sieht man diese Auflagerung von unten aus dem Thal. Ein Fortsetzen der Mergel im östlichen Theil der Dürrenstein- wand ist nicht zu bemerken. Dagegen sieht man dieselben Mer- gel als dünne Decke auf dem Flodinger Rücken liegen, welcher sich vor dem östlichen Theil der Dürrensteinwand hinzieht: der- selbe besteht unten ganz aus Dolowit, ragt bis zur Höhe der St. Cassian-artigen Mergelzone des Dürrenstein auf, und ist oben mit einer südlich geneigten Abflachung versehen, die jene Decke trägt. Zwischen diesem Rücken und der östlichen Dürrenstein- wand liegt eine stark verrollte Einsenkung, welche sich nach der Ampezzaner Strasse zu in die Schlucht des Klausbachs hinab- zieht. Man könnte hier auf den Gedanken kommen, dass man es mit einer zurückgesunkenen, ursprünglich zum Dürrenstein gehörigen Partie zu thun habe: in welchem Falle jene Mergel- decke auf dem Flodinger jedoch ein Theil solcher St. Cassian- artigen Bildungen wäre, welche erst über der Wand des Dürren- stein, also weit höher, folgen: ich bin indess nicht dieser An- sicht, sondern halte diese Mergelschicht für die Fortsetzung der liegendsten Partie jener Mergelzone, welche am Fuss der west- lichen Dürrensteinwand hinzieht. Das immerhin auffallende Feh- len der Mergelzone in der östlichen Dürrensteinwand lässt sich, da auch keine Senkung der letztern vorzuliegen scheint, durch die Annahme erklären, dass an dieser Stelle wirklich ein Aus- keilen der Mergelschichten in südlicher Richtung stattfand, wie denn auch nach Osten, jenseits der Ampezzanerstrasse, eine Fort- setzung fehlt. — Die St. Cassian-artige Mergelzone des Dürren- stein ist, wie aus dem Obigen hervorgeht, von den Tuffschichten des Pragser Thals durch eine Dolomitpartie getrennt. Was die organischen Einschlüsse der St. Cassian-artigen Zone am Dürrenstein betrifft, so finden sich solche besonders auf der westlichen Seite, im hintern Pragser Thal. Jene Zone ist nämlich im westlichen Theil des Berges, durch Abschwemmung der auflagernden Dolomitmassen, auf eine grössere Erstreckung freigelegt, und dabei durch einige Sprünge oder Senkungen, so- wie durch Abrutschungen mehrfach aus ihrer ursprünglichen Lage gekommen, Es haben sich beträchtliche Geröllanhäufungen 284 dieser Gesteine gebildet, welche in Folge langdauernder Verwit- terung ihre petrographische Structur und die organischen Ein- schlüsse erkennen lassen. Man findet eine ganze Reihe petro- graphisch verschiedener Varietäten dieser Mergel und Kalke, welche alle aus dieser Zone stammen, besonders charakteristisch und stark vertreten sind die mit oolithischem Gefüge. Auch Korallenkalkbänke sind dabei. Von den hier gesammelten Petre- fakten stimmt ein Theil mit St. Cassianpetrefakten, welche in Dr. G. Lause's Werk: »Die Fauna der Schichten von St. Cassian“ abgebildet sind, ungefähr überein. Manches liess sich indess nicht ganz identifiziren, oder wich wenigstens durch grössere Dimen- sionen ab. Folgendes wurde hier gesammelt: Ammonites sp. Kleine, flache, ziemlich evolute Form, mit schwachen, aber deutlichen Rippen. Nicht zu identifiziren. Terebratula sp. Ziemlich grosse, flache Form, an T. vulgaris erin- nernd *. Nicht zu identifiziren. Turbo cf. Epaphus, Läuse. — ? Macrochilus Sandbergeri, Lause. — Trochus sp. — Cerithium sp. — Chemnitzia sp. — Dentalium cf. arctum Pichaı. E Macrodon cf. strigilatum Münsrt. Crinoidenstielglieder von: Encerinus gramulosus Mü. — Pentacrinus tyrolensis Lauge. — Pentacrinus cf. Fuchsii Läuse. Cidaritenstacheln: Cidaris Braunü Desor. — Cidaris dorsata Braun. — (Cidarıs Hausmanni Wıssn. Fragmente kleiner Cidaritenschalen. Korallen und Spongitarien. Es ist wohl möglich, dass in dieser Zone St. Cassian-artiger Mergel mehr als ein paläontologischer Horizont enthalten ist. Dies zu erkennen ist jedoch dadurch erschwert, dass die organischen Einschlüsse an den Stellen, wo das Gestein frisch ansteht, noch nicht deutlich hervortreten, sondern erst nach längerem Verweilen in den Geröllanhäufungen, wo sich in Folge der Steilheit der Gehänge die meisten Gerölle sammeln. So wahrscheinlich es ist, dass in der Reihenfolge der Ge- steine von dem Dolomitzug des Saren- und Badkofels bis zu dem Dolomit der Steilwand des Dürrenstein, über jenen oolithischen Mergeln und Korallen-führenden Kalken, verschiedene Horizonte liegen, welche mit andern alpinen Localitäten zu vergleichen wären, so wenig sind die Terrainverhältnisse der Feststellung * Zeiet auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Waldheimia Münsteri d’OrB. sp., Lause 1. c. T. XI, £. 12. 285 ! solcher Anhaltspunkte günstig. Namentlich läge eine Vergleichung mit den analogen Gebilden der Gegend von Wengen und St. Cas- sian nahe. Die Gesammtmächtigkeit des Complexes scheint dort, nach den geognostischen Beschreibungen jener Gegend, eine noch weit beträchtlichere zu sein, als hier. Wie dort, liegt aber auch hier die Hauptmasse der St. Cassiangebilde an der oberen Grenze. Es ist nun sehr bemerkenswerth, dass jener Terrainrücken, welcher sich von der Südseite des Saren- und Badkofels in süd- licher Richtung bis zum Dürrenstein erstreckt, wie schon anve- deutet, auf seiner Kammlinie und weiter östlich, eine andere und zwar mannigfalligere Gesteinsfolge zeigt, als auf dem westlichen Abfall in's Pragser Thal. Hält man sich auf der Höhe und geht gegen den Dürren- stein zu, so überschreitet man folgende Reihe: zunächst die schwarzen, tuffartigen Schichten; bald aber hebt sich eine Dolo- mitkuppe heraus, und dicht vor derselben trifft man gelb verwit- ternde Kalkmergel, ganz ähnlich wie jene St. Cassian-artigen am Dürrenstein. Die Dolomitkuppe fällt gegen das Pragser Thal zu schroff ab, indem die westliche Fortsetzung abgekürzt ist und nun ein Haufwerk von Blöcken und Geröll bildet. Südlich von der Dolomitkuppe streichen wieder dunkle Tuffschichten durch, und hat man diese überschritten, so folgen wieder gelbliche Kalk- mergel und abermals eine aus Dolomitbänken bestehende Kuppe. Diese letztere liegt nun schon ganz nah vor der Dürrenstein- wand, und gehört der oben schon besprochenen grösseren Dolo- mitpartie an, welche das unmittelbare Liegende der grossen St. Cassian-artigen Zone des Dürrenstein bildet. Die zuletzt über- schritiene Tuffpartie scheint sich östlich sehr bald ganz auszu- keilen; die andere jedoch, welche auf den Dolomit des Badkofels folgt, lässt sich noch eine grössere Strecke östlich abwärts in die Schlucht des Sartbaches verfolgen; hört dann aber auch auf, indem die Dolomitbänke, nördlich vom Sarenkofel, südlich von Flodinger her, nahe zusammentreten; so dass schon an der Am- pezzaner Strasse keine Tuffschichten mehr bemerkbar sind. Ebensowenig scheinen jene isolirt auftretenden Partien von gelb- lich-oolithischen Kalkmergeln im Streichen auszuhalten. Das Ter- rain ist auch hier der genauen Verfolgung dieser Verhältnisse nicht besonders günstig. 286 Soviel ist indess ersichtlich, dass hier ein mehrfaches Ein- greifen von Tuff- und Kalkmergelschichten in Dolomit und um- gekehrt stattfindet. Man befindet sich allem Anschein nach auf einer, rechtwinklig gegen die Streichrichtung verlaufenden Grenz- linie, auf deren östlicher Seite die erstgenannten Schichten sich bald zwischen den dolomitischen Partien verlieren, so dass diese schon im Thal der Ampezzaner Strasse und darüber hinaus, allein herrschen; während umgekehrt auf der westlichen Seite die Tuff- schichten prävaliren. Wie erwähnt bricht die erste Dolomitpartie, welche auf den Dolomit des Badkofels im Hangenden folgt, nach West plötzlich ab, und dies ist wohl so zu erklären, dass durch die raschere Zerstörung der umgebenden Tuffschichten das westlichste Ende jener Dolomitpartie seinen Halt verlor und zusammenstürzte. Ganz dasselbe wiederholt sich aber bei dem weit mächtigeren Dolo- mitzug des Saren- und Badkofels selbst. Es ist in der That sehr auffallend, wie der letztere Berg, von: Westen betrachtet, ganz dasselbe Bild in grösserem Maassstab darstellt, wie jene zunächst im Hangenden folgende viel geringere Dolomitpartie. Der Badkofel endigt nach West im Pragser Thal wie abgeschnit- ten, und den Fuss des Absiurzes umgibt ein grosser verwachse- ner Schuttkegel. Was man nun westlich, also in der Fortsetzung des Streichens des Dolomits vom Saren- und Badkofel findet, ist kein Dolomit mehr, sondern eben jene dunkeln aphanitischen etc. Tuffe. Auch hier scheint ein rasches Auskeilen des Dolomitzugs nach Westen, und, durch die weit schnellere Abschwemmung der anstossenden, leicht verwitternden Tuffe bedingt, ein Einstürzen des westlichen dolomitischen Vorsprungs stattgefunden zu haben. Der Gesammteindruck, den diese eigenthümlichen Lagerungsver- hältnisse, diese Erscheinung des gegenseitigen Auskeilens von beiden Seiten her, auf den Beobachter machen, ist der, dass nach West und Ost zeitlich äquivalente, wenn auch petrographisch noch so sehr verschiedene Bildungen vorliegen; dass die Bedingungen der Gesteinsablagerung nach diesen entgegengesetzten Richtungen sehr verschiedene und wechselnde waren, so dass östlich von einer gewissen Grenze fast nur Dolomit, westlich gleichzeitig mit diesem, nebst oolithischen Kalkmergeln vorwiegend tuffartige Sedimente abgelagert wurden, in der Art, dass die beiderseitigen 287 Ablagerungen in der Gegend jener Grenze sich auskeilen und abwechselnd über einander greifen. Wie sich in dieser Ablage- rungsfolge etwaige paläontologische Horizonte von weiterer alpi- ner Verbreitung vertheilen, kann, in Ermangelung von Petrefak- ten, vorderhand wenigstens nicht angegeben werden. Finden sich, wie nach dem Obigen sehr wahrscheinlich, in der rein dolomiti- sehen Ablagerungsfolge weiter östlich, jenseits der Ampezzaner Strasse, die Zeitäquivalente der dunkeln Tuff-artigen Sedimente, so ist es übrigens von vorn herein fraglich, ob dieselben orga- nischen Reste beiderseits zu erwarten sind, eben wegen der Ver- schiedenheit der Ablagerungsbedingungen und des Ablagerungs- produktes. Das Auskeilen des Dolomits des Saren- und Badkofels findet allem Anschein nach in der Art statt, dass die Tuffschichten im weiteren Verlauf nach Westen als Hangendes jener untern Do- lomitpartie auftreten, welche über den rothen Schiefern des alpi- nen untern Wellenkalks (Campiler Schichten) beginnt, und mit den Hornstein und Muschelkalkpetrefakten führenden Kalken endet. Wenn diese Kalke noch weiter westlich entwickelt sind, werden sie gerade, oder ungefähr wenigstens, an den Beginn der tufl- artigen Schichten zu liegen kommen. Die bewaldeten und ver- wachsenen Gehänge sind einer durchgreifenden Untersuchung über diesen Punkt hinderlich, doch liegen Anzeichen vor, dass sich dies wirklich so verhält, wovon weiter unten mehr *. Hält man an der Ansicht fest, dass die Dolomitmasse des Saren- und Badkofels noch alpinen Muschelkalk repräsentire, so könnte das nach West eintretende Lagerungsverhältniss auf den ersten Blick als eine Art Discordanz aufgefasst werden, so, dass zeitlich nicht äquivalente Bildungen neben einander zu liegen kämen. Mit Berücksichtigung aller oben berührten Punkte scheint es jedoch wahrscheinlicher, dass zeitlich äquivalente oder unge- fähr äquivalente, im übrigen sehr heterogene Bildungen im Strei- * Es scheint sogar, dass die Tuffschichten sich noch ein Stück weit zwischen Golserberg und Badkofel einschieben, also zum Theil direct in’s Liegende der Haupt-Dolomitpartie des letztern kommen; ich habe diese Stelle nicht mehr besichtigt. Sie würden dann in dem schluchtartigen Ein- riss zwischen Golserberg und Badkofel im Streichen auf jene spröden, mergelig-dolomitischen Lagen folgen, die am Fuss der Steilwand liegen. 288 chen auf einander folgen. Hieran könnte sich nun wieder die Annahme knüpfen, den Dolomitzug des Saren- und Badkofels nicht mehr als alpinen Muschelkalk, sondern, den untersten, dunkeln Tuffschichten parallel zur obern Trias zu stellen, insofern man dieselbe ınit den untersten Tuffschichten beginnen lässt. Da in- dess die Grenze zwischen unterer und oberer alpiner Trias nicht ganz fixirt zu sein scheint, und eine gewisse Zusammengehörig- keit der untersten Halobiaschichten und obersten Muschelkalk- schichten unbestreitbar ist, — wenn man sich daran erinnert, dass Fälle vorliegen, wo Muschelkalkpetrefakten in dem Bereich der Halobia Lommeli angehörige Schichten hinaufgehen, dass eine Halobia im ausseralpinen Muschelkalk vorkommt, und dass petro- graphische Übergänge oder Wechsellagerung gerade in diesem Niveau von vielen alpinen Localitäten berichtet wird; — so wird sich auch die über den Muschelkalkbänken liegende grössere Do- lomitpartie des Saren- und Badkofels desswegen noch nicht zur obern Trias stellen lassen, weil sie den untersten tuffartigen Schichten parallel liegt; es scheint vorderhand angemessener, sie noch als höhere Etage beim dolomitisch entwickelten alpinen Muschelkalk zu lassen *. Wir waren in der Betrachtung der Schichtenfolge bis zu der St. Cassian-artigen Zone gelangt, welche sich unter der Steilwand des Dürrenstein hinzieht. Die nächst höhere Stufe ist durch diese Steilwand selbst bezeichnet. Man hat hier einen festen, krystallinischen oder kry- stallinisch-drusigen geschichteten Dolomit vor sich. In dem Ge- röll desselben, welches vor dem östlichen Theil der Steilwand herzieht und die Thalschlucht des Klausbachs erfüllt, finden sich ziemlich viele, von Chemnitzien-artigen Schnecken her- rührende, mit Bitterspathkryställchen ausgekleidete Hohlräume von nicht unbeträchtlicher Grösse; deutliche Dachsteinbivalvenkerne habe ich nicht bemerkt, nur auskrystallisirte Hohlräume, die von solchen oder ähnlichen Formen herrühren mögen. Ausserdem ist ein eigenthümlich gross-oolithisches Gefüge des Dolo- * Die Identität der Gyroporellenform in der Haupt-Dolomit-Partie des Sarenkofels mit der in der untern Dolomit-Partie (unter den Petrefakten- kalken) spricht ebenfalls für Zusammengehörigkeit; wie schon weiter oben bemerkt. Auch Encrinus cf. kliiformis kommt in der obern Partie vor. 289 mits zu bemerken, welches viele Handstücke an der erwähnten Localität zeigt, und welches sich weiter westlich in dem Dolomit des Rauchkofels am Pragser Wildsee noch mehr entwickelt zeigt; wo zu derselben Etage gehörige Dolomitbänke durchstreichen. Das Dolomitgeröll am Klausbach kann übrigens zum Theil schon von der zunächst rückwärts liegenden Dolomitpartie herrühren, welche dem Flodinger angehört. Ganz im Gegensatz zu dem schroffen Absturz Hach Nord und Nordost flacht sich der Dürrenstein oben mit nur 20 — 30’ nach Südwest, also im allgemeinen Schichtenfall, ab. Es ist das eine Wiederholung der Erscheinung, die ınan schon auf der Süd- seite des ersten Dolomitzugs (Sarenkofel) beobachtete. Hetero- gene Schichten von leichter zerstörbarem Stoff lagern oder lager- ten auf dem Dolomit, und liessen, wo sie der Abschwemmung anheimfielen, freigelegte Dolomitschichtflächen zurück. Eine solche ist mit höchster Wahrscheinlichkeit die erwähnte Abflachung auf der Rückseite des Dürrenstein. Kommt man, den Pfad aus dem Pragser Thal hinauf verfolgend, an den Rand derselben, so fallen hier gleich die ersten anstehenden Schichten auf, durch ihren vom festen krystallinischen Dolomit abweichenden Charakter; es sind ziemlich dünn und plattig geschichtete, dichtmergelige Do- lomite, dann erdig mergelige, rauchwackenartige Lagen, dazwi- schen auch wieder mehr krystallinische. Ähnliche Schichten finden sich in wenig höherer Lage in dem Rücken, der sich längs des Südwestraumes der Terrainabflachung wieder heraushebt. Die Hauptmasse der ehemaligen Auflagerung jedoch muss durch Ab- schwemmung zerstört sein. Nur an einzelnen Stellen, in einer Senkung aın Nordwest-Ende haben sich Theile von ihr erhalten. Man findet daselbst anstehend: bunte Mergel. ähnlich den ausser- alpinen bunten Keupermergeln, graue Steinmergel mit Gyps, und namentlich auch aus Trümmern von Muschelschalen, Cidariten- stacheln etc. verkittete, z. Th. oolithische Lagen. Es gelang auch hier nicht, charakteristische Petrefakten zu finden. Die rothen und bunten Mergel erinnern an die Schichten, welche in den Beschreibungen der weiter westlich gelegenen Gegenden vom Schlernplateau und aus der Umgebung von St. Cassian unter dem Namen der rothen Raibler (oder Torer, auch Jahrbuch 1873. 19 | 290 Corbulaschichten) erwähnt werden*. (Ähnliche Schichten wieder- holen sich bei Cortina d’Ampezzo.) Die Lagerungsverhältnisse sprechen nicht dagegen, dass man sich hier auf diesem Horizont befindet; diese rothen Schichten würden dann von den Tuff- und St. Cassian-artigen Schichten des Pragser Thals durch eine mäch- tige Dolomitbildung, die des Dürrenstein, getrennt auftreten, wo- durch weiter die richtige Stellung der letztern erleichtert würde, doch bleibt Bestätigung durch Petrefakten zu wünschen. Westlich und südwestlich von dem erreichten Standpunkt er- hebt sich die grosse, felsige Bergmasse des Hochgaisl (Geisler- spitz); ihre zunächst gelegenen Partien steigen unmittelbar aus der Terrainverflachung des Dürrenstein auf. Man hat hier die nächstfolgende höhere Etage zu suchen und befindet sich, sobald man die Steigung erreicht, in einem neuen Dolomitcomplex, wel- cher mit grosser Wahrscheinlichkeit dem „Hauptdolomit“ („un- tern Dachsteinkalk*) entspricht. Von diesem Dolomit hebt sich der oberste Theil des Berges, schon aus der Entfernung gesehen, als besondere Partie ab, deren untere Grenze indess nicht überall gleich scharf markirt erscheint. Hat man das Berggehänge bis zu dieser Höhe, stets über Dolomit weg, erstiegen, so folgen auf den Dolomit, wie es scheint, ohne anderweitige Zwischenlagerung, mächtige Bänke eines dichten, auf dem Bruch matten, weisslichen, gelblichen, röthlichen, oder auch roth marmorirten Kalkes, wel- cher sich durch seine petrographische Beschaffenheit, wie durch die runden Verwitterungsformen seiner dicken Bänke und seiner Fragmente sofort von dem unterlagernden Dolomit unterscheidet. Es gehört dieser Kalk einer mächtigen Auflagerung an, welche den Geislerspitz bildet, und sich dann noch weiter westlich und südwestlich erstreckt. Petrefakten sind in diesem Kalk, so weit ich ihn verfolgt habe, nicht, oder nur in ganz ungenügenden Spuren zu entdecken. Aus diesem Grunde kann ich über die Zutheilung dieser Schichten zu Trias, Lias oder Jura, und dar- über, ob die petrographische Grenze zwischen Dolomit und Kalk mit einer paläontologischen zusammenfällt, keine Ansicht äussern **. * S. Srur: Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. Jahrh. d. K. K. geol. Reichsanst. 1868. ** Die Beschreibung, welche v. RıcHtHoren (l. c. S. 227, 228) von der weiter westlich gelegenen Gebirgslandschaft der Fanisalpe gibt, passt auch 291 Als jüngste Gebilde des ganzen Gebirgssystems sind, wie schon die geol. Übers.-Karte der österr. Monarchie, Bl. 5, angibt, die Schichten zu bezeichnen, welche etwas weiter westlich, bei der Alpe La Stuva auf jene Kalke folgen; es sind helle Crinoi- denkalke mit Rhynchonellen und Terebrateln, und über diesen rothe Diphyakalke, in denen ich Terebratula diphya Col. sp., Te- rebratula triangulus Lam., Ammonites (Phylloceras) ptychoicus Quenst., Ammonites (Phylloceras) cf. ptychosioma BENEcKE, Am- monites (Perisphinctes) cf. colubrinus? Reın., Ammonites (Limo- ceras) Sp. und einige weniger gut erhaltene, wahrscheinlich Phyl- locerasarten, fand. ganz auf die in diesem Kalkcomplex liegende Hochfläche westlich vom Hochgaisl und südlich vom Seekofel. Auch v. Ricutuoren erwähnt den Mangel an Petrefakten. — Zu bemerken ist, dass in dem Kalkcomplex an einzelnen Stellen, wenn auch ganz untergeordnet, doch auch wieder Dolo- mitbänke auftreten, welche völlig dem untern Dolomit gleichen. Auf der geol. Übers.-Karte der österr. Monarchie, Bl. 5, ist die er- wähnte Auflagerung als unterer Jura eingetragen. (Sehluss folgt.) 19* Briefwechsel. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Aachen, den 18. März 1873. Meinen ergebensten Dank sage ich Ihnen für Ihren gefälligen Brief am 10. d. Mts. und für den in denselben eingelegten Separatabdruck der „Note sur un nouveau gisement de Leadhillite par M. E. BErTRAnD“, die mir bisher unbekannt geblieben war. Nach längerem Suchen ermittelte ich die Zeitschrift (Bulletin de la societe chimique de Paris, 1873, T. XIX. No. 1, p. 17), in der diese Mittheilung zum Abdruck gekommen war, denn der Separatabdruck enthielt nur die Angabe der Druckerei. Sie erwarten über diese „Note“ eine Meinungsäusserung von mir und erhalten deshalb dieselbe in Folge dem sobald als mir möglich war, für Ihr Jahrbuch. In der ersten Hälfte seiner Mittheilung berichtet Herr BErTRAnD, dass er in der Umgegend von Iglesias auf Sardinien den Leadhillit aufgefunden habe; jedoch ohne Angabe der näheren Umstände, ich vermuthe deshalb nur, in den oberen Sohlen der dortigen Bleiglanzgänge. Da aus diesen das Bleisulphat (Anglesit) und das Bleicarbonat (Cerussit) schon länger bekannt sind, kann das nichtsdestoweniger interessante Vorkommen von Bleisulphocarbonat (Leadhillit) nicht überraschen. Die von H. BERTRAND nachgewiesene, fast völlige Übereinstimmung dieses Leadhillit in chemi- scher und physikalischer Beziehung mit dem von Leadhills in Schottland und besonders mit der von BERZELIUS und STROMEYER für dieses Mineral daraus abgeleiteten Formel 3PbO ..CO, + PbO.SO, ist bemerkenswerth. Um so auffallender bleibt aber unter diesen Umständen, dass Herr BEr- TrAnD das Volumgewicht des sardinischen Minerals bei 14° [C.?] zu 6,60 ungefähr bestimmt hat, während sich für das schottische immer nur 6,266 bis 6,435 angegeben findet. Diesen Widerspruch sucht H. BERTRAND durch den Umstand zu erklären, dass das sardinische Mineral veränderte, mehr oder minder opake Stellen zeige, welche in der Hitze decrepitiren und etwas Wasser enthalten, während es sonst durchsichtig, ohne Wasser und 293 nicht decrepitirend sei. Die vollkommen durchsichtigen Stellen wählte er zur chemischen und optischen Analyse, die veränderten zur Bestimmung des Volumgewichtes. Eine Ansicht über die Art und Weise der Veränderung hat H. Ber- TRAND nirgends bestimmt ausgesprochen; es scheint jedoch aus mehreren Stellen der „Note“ hervorzugehen, dass er sich das Mineral durch Was- seraufnahme verändert vorstellt. Dadurch kann aber eine Substanz mit ungefähr 81°/), von dem schweren Bleioxyd nicht schwerer, sondern nur, wenn auch kaum merklich, leichter werden (z. B. Anhydrit 2,3—3 und Gyps mit ca. 21°/, H,O = 2,2 bis 2,4). Danach scheinen mir zur Erklä- rung dieses abweichenden Volumgewichtes allen zwei Fälle möglich zu sein: 1) entweder ist die opake, also optisch nicht untersuchte Substanz kein Leadhillit, sondern ähnlich wie in Schottland ein dazwischen gewach- senes rhomboä@drisches Bleisulphocarbonat (Susannit), das bekanntlich das höhere Volumgewicht 6,55 hat, also nahezu dasjenige des sardinischen trüben Minerals, oder 2) ist das Letztere ein Gemenge von Leadhillit mit Maxit (Bleihydro- sulphocarbonat), dessen Volumgewicht ich zu 6,874 * ermittelt habe. Bei dieser zweiten Annahme erklärt sich nicht nur das abweichende Volumgewicht, sondern auch der geringe Wassergehalt und das Decrepi- tiren, welches der Maxit, wie ich erwähnt habe, in hohem Maasse zeigt. Bei dem beschränkten Materiale, was Herrn BERTRAND für die Unter- suchungen zur Disposition gestanden zu haben scheint, hätte er, wie ich es bei meinen Untersuchungen des Maxit aus dem nämlichen Grunde zu thun gezwungen gewesen war, an demselben Stücke zuerst die optischen, dann die anderen physikalischen und schliesslich die chemischen Eigen- schaften ermitteln sollen. Unter diesen Umständen musste es mich wohl überraschen, dass Herr BERTRAND in der zweiten Hälfte seiner Mittheilung die erste zum Aus- gangspunkte eines Versuches wählt, es wahrscheinlich zu machen, der Maxit von Sardinien sei keine zur Selbstständigkeit berechtigte Mineral- species, sondern nur ein veränderter Leadhillit. Nachdem man im sardinischen Bleierzdistricte Anglesit, Cerussit und Maxit kannte, war die Auffindung des Leadhillit, ich möchte sagen, fast nur noch eine Frage der Zeit und des Suchens, aber doch in keiner Weise ein allgemeiner, irgendwie zwingender Grund, die Selbstständigkeit eines Minerals in Zweifel zu stellen, das nach allen Beziehungen mit Ausnahme der Krystallform ** und des Brechungsvermögens bekannt ist und als Art anerkannt werden muss. Um einen Vergleich zu gebrauchen: der Gyps, der so häufig durch Umwandlung (Wasseraufnahme) aus Anhydrit entstanden ist, aber nicht immer zu sein braucht, hörte doch mit der Auf- findung dieses Letzteren nicht als selbstständige Art auf! Ich gebrauche * Journal für praktische Chemie. V. 1872, S. 470 ff. und LEoxHARD und Gemitz, Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1872, S. 407 u. 508 ft. ** Das Krystallsystem ist optisch als rhombisch zu ermitteln gewesen. 294 absichtlich diesen Vergleich, weil ich ihn schon früher heranzog, um in Bezug auf manche Eigenschaften den Maxit dem Leadhillit gegenüber zu charakterisiren, ohne aber dadurch irgendwie einräumen zu wollen, der wasserhaltige Maxit müsse aus dem wasserfreien Leadhillit lediglich durch Aufnahme von Wasser entstanden sein. Denn, wenn der Maxit keine ur- sprüngliche Bildung wäre — was ja immerhin möglich sein könnte, obwohl es mir unwahrscheinlich ist — sondern aus dem Leadhillit durch Umwand- lung sich gebildet hätte, so wäre nicht nur eine Aufnahme von Wasser von Seiten des Leadhillit nöthig gewesen, sondern auch, wie ich nachher mit Zahlen belegen werde, eine Aufnahme von Bleioxyd und Schwefelsäure sowie eine Abgabe von Kohlensäure. Die speciellen Gründe, die Herr BERTRAnD zu seiner Beweisführung heranzieht, will ich kurz wiederholen und zugleich erörtern. Sein erster Grund ist die grosse Übereinstimmung der physikalischen und vor Allem der optischen Eigenschaften des Leadhillit und Maxit mit Ausnahme des Volumgewichtes, was ich schon in meinen früheren Arbei- ten hervorgehoben hatte. Dass beide Mineralien negativ doppeltbrechend sind, einen kleinen, nahezu gleichen Winkel der optischen Axen haben, und dass dieser für rothes Licht kleiner ist als für blaues (p= 324 Ksanlyk nach. Die Kohlen-Vorkommen wurden als der Steinkohlenforma- tion angehörend erkannt, und sie lagern auf krystallinischem Schiefer- gebirge, das von syenitartigen und Porphyrgängen durchsetzt wird. Die unteren Glieder der Steinkohlenformation sind als Quarzit und Kalkschiefer ausgebildet, die oberen als kohlenführende Sandsteine und Schiefer mit bauwürdigen Kohlenlagern. Darüber folgen ein lichter Dolomit, stellen- weise auftretend und wieder sich auskeilend, und rother und gelber Sand- stein, der letztere zum "Theil mit Kohlenflötzen, welche von Dolomit und Kalkstein bedeckt werden. Der Verfasser erkennt in diesem Schichten- complexe über der Steinkohlenformation Glieder der Dyas, die theils dem Rothliegenden, theils dem Zechsteine entsprechen mögen, und es wird hohes Interesse gewähren, das Auftreten der Dyas in dem Balkan bald auch durch deutlichere organische Überreste sichergestellt zu sehen. Dr. Av. Guru: Übersicht über das Tertiärbecken des Nie- der-Rheines. Bonn, 1872. 8%. 47 S. 1 Karte. — Eine der Deutschen Geologischen Gesellschaft gewidmete lehrreiche Abhandlung, welche be- zweckt, in gedrängter Kürze eine Übersicht der über die Tertiärablage- rungen des Nieder-Rheines bisher gemachten Beobachtungen zusammenzu- stellen. Das Tertiärgebirge des Niederrheins erfüllt ein grosses Becken, das gegen SW., S. und O. durch das ältere Gebirge begrenzt, gegen W. und N. hin offen ist und sich aus der Gegend von Aachen über Eschweiler, Düren, Zülpich, Euskirchen, Rheinbach bis Sinzig jenseits der Aar, dann um das Siebengebirge herum über Siegburg, Bensberg, Gladbach bis jen- seits Düsseldorf erstreckt. Ausser diesem Hauptbecken kommt es in einem Nebenbecken vor, das von dem ersteren gänzlich getrennt ist, in der Nähe von Neuwied und des Laacher See’s, ein paar ganz isolirte kleine Mulden aber finden sich in der Gegend von Dhaun in der Eifel. Die der Literatur über diesen Gegenstand folgende Darstellung be- schränkt sich auf die Beschreibung des Vorkommens in dem grossen Becken, da jenes Nebenbecken schon ausführlich durch Herrn v. DECcHEN beschrieben worden ist. Fauna und Flora des niederrheinischen Tertiärbeckens, welche be- kanntlich sehr reich und mannichfaltig sind, wurden vom Verfasser am Ende der Abhandlung übersichtlich zusammengestellt. C. W. GümsseL: Gletschererscheinungen aus der Eiszeit. (Gletscherschliffe und Erdpfeiler im Etsch- und. Innthale.) Sitzb. d. k. Akad. in München, 1872, 6. Juli, p. 223 u. f.) — Zw den örtlichen und specielleren Erscheinungen der Eiszeit im Gebiete der Etsch und des Inn gehören namentlich auch die bei Meran hauptsächlich mächtig angehäuf- ten Glacialschuttmassen, die aus mehr oder weniger abgerundeten Ur- gebirgsfelsstückchen bestehen, welche wirr durcheinander gelagert sind. 329 Daran knüpft Günser folgende Bemerkung: „Die früher in ununterbro- chenem Zusammenhange an die Gehänge angelehnten Schuttmassen bei Schloss Tirol, wie bei Auer, sind später durch tiefe Erosionsschluchten mit fast senkrechten Wänden durchschnitten worden. Die durch die Ein- wirkung des Regens stets der Zerstörung unterworfenen, fortwährend ab- bröckelnden Wände gestatten einen klaren Einblick in die Beschaffenheit des Glacialschuttes und zeigen ausserdem in Folge der Einwirkung des atmosphärischen Wassers und kleinerer Rinnsale jene eigenthümlichen Formen, welche unter der Bezeichnung Erdpfeiler eine so grosse Be- rühmtheit erlangt haben. In der That ist der Anblick solcher oft haus-, selbst kirchthurmhoher, bald schlankkegelförmiger, bald unregelmässig pyramidaler, säulen- oder pfeilerartigen Erdmassen, welche hier vereinzelt, dort wie Orgelpfeifen dicht an einander gedrängt und an die hohe Seiten- wand angelehnt sich erheben, ein ebenso ungewöhnlicher, wie überraschen- der, obwohl die Erscheinung an sich im Kleinen fast in jedem sandigen Hohlweg sich wiederholt. Den Augen des Laien kommen diese Erdpfei- ler oder wie sie in der Umgegend von Botzen genannt werden, die Erd- pyramiden, als wahre Weltwunder vor. Die grossen Felsblöcke, welche theils hutförmig auf den Spitzen der Pfeiler aufgesetzt erscheinen, theils mitten aus denselben weit vorspringen, verstärken das Abentheuerliche dieser Erdformen und wiederholen neben dem oft grossartigen Felsenmeer der bereits ausgewaschenen und herabgestürzten Riesenblöcke am Fusse der Pfeiler das Schauerliche der sogenannten Teufelsmühlen. Natürlich verändert sich dieses groteske Bild so zu sagen täglich, indem das Regen- und Rinnenwasser unaufhörlich seine Angriffe erneuert, selbst gewaltige Erdpfeiler endlich unterspült, zu Fall bringt und dafür neue schafft. In- dem nämlich das Regenwasser über die ursprünglich ungetheilten Wände der Schuttmassen herabläuft, schlämmt es mechanisch die feinen Sand- theile und den Gletscherschlamm aus und bewirkt dadurch, dass das sei- nes Bindemittels und seiner Stütze beraubte gröbere Haufwerk nach und nach herabstürzt. Anders gestaltet sich diese Wassereinwirkung, wenn sich derselben ein grösserer Block oder auch vielleicht ein Rasenstück, selbst eine Baum- gruppe an der Oberfläche hemmend in den Weg stellt. Dann üben diese der darunter befindlichen Schuttmasse gegenüber einen Einfluss, wie ein Regenschirm aus. Sie schützen diese vor der zerbröckelnden Abnagung des Wassers, und während ringsum oder doch auf einer Seite die Schutt- masse weggewaschen wird und zerfällt, bleiben je nach dem Umfang und der Gestalt des schützenden Deckelsteins oder Rasenstückes unter dem- selben bald kegel-, bald pyramidenförmige Erdpfeiler, einzeln oder grup- penweise je nach der ursprünglichen Vertheilung der grösseren Blöcke erhalten. Von imposanter Höhe sieht man diese Pfeiler oft 200 Fuss hoch etwas oberhalb der zum Schloss Tirol führenden Brücke und unterhalb Schloss Auer, viel grossartiger als die vielgerühmten Erdpyramiden bei Lengmoos unfern Botzen. Am grossartigsten, aber nur einseitig ausge- 326 mn bildet, sind die Pfeiler an der Steilwand, auf deren Spitzen gleichsam die Burg Tirol aufgebaut ist. FerpD. v. Rıcntuoren: über den chinesischen Löss. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1872. No. 8.) — Der im nördlichen China sehr weit verbreitete Löss gleicht genau unserem deutschen Löss. Er ist gelb, zer- reibt sich zu sehr feinem Pulver, von dem ein Theil Sand ist, ist stark kalkhaltig, sehr porös, von feinen, häufig mit Kalk ausgekleideten Röhr- chen durchzogen, enthält Mergelknauern in wechselnder Menge, führt Ge- häuse von Landschnecken, auch Knochen von grösseren Thieren und ist durchaus ungeschichtet; d. h. keiner seiner Bestandtheile hat eine Nei- gung zu horizontaler Anordnung. In unmittelbarer Nähe des Gebirges sind Bänke von Löss durch Lagen von Gebirgsschutt geschieden. Der Löss ist sehr fruchtbar und beherbergt Millionen von Menschen, die in dicht bevölkerten Gegenden in Höhlen im Löss leben. Über die Entstehung des Lösses äussert sich v. RıcHrHoren in folgen- der Weise: Er ist kein Meeresabsatz, keine Süsswasserablagerung, es lässt sich die für den rheinischen Löss aufgestellte Gletscherschlammtheorie auf ihn nicht anwenden, sondern ein subaerisches Gebilde. Die Haupt- factoren für seine Bildung waren: Verwitterung der Gebirge, Wind, Wasserüberspülungen und Vegetation. Ein weiterer Beitrag zu dieser Theorie wird von Dr. $rur in No. 9, 1872 derselben Verhandlungen S. 184 gegeben. Dr. A. Bautzer: über den natürlichen Verkohlungsprocess. (Vierteljahrsschr. d. Zürcher naturf. Ges. 1872. 23 8.) — Über diese Ab- handlung geht uns von competenter Seite folgende Bemerkung zu: Auf Grund der bei Reactionen auf aromatische Säuren auftretenden Umsetzungen wird eine Erklärung für den Vermoderungsprocess als Grundlage der Braun- und Steinkohlenbildung versucht, die, unter Einführung chemischer Struc- turformeln darauf hinauskommt, dass Sumpfgas, Kohlensäure und Wasser hierbei als die hervorragendsten Zersetzungsproducte neben dem Ver- moderungsrückstande selbst auftraten. So verdienstlich derartige Leistun- gen sind, so weit entfernt zur Zeit uns die Annahme ihrer ÖConsequenzen von der Wahrheit, wenn zumal Demjenigen, welcher derartige Hypothesen versucht, das literarische Quellenmaterial über den bearbeiteten Gegen- stand zum Theile fremd geblieben ist. Aus dem von dem Verfasser Mit- getheilten ergibt sich, dass ihm die Existenz des Werkes über die Stein- kohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s und alle an dasselbe sich reihenden Arbeiten der letzten 6 Jahre vollständig un- bekannt sind, sonst würde ihm die grosse Mannichfaltigkeit der Stein- kohlen nicht entgangen sein und er würde erkannt haben, dass sich die graphische Wiedergabe der chemischen Zusammensetzung der fossilen Brennstoffe, wie solche von FLEck sowohl in dem oben genannten Werk, 327 und zumal-in seinen späteren Arbeiten (Dinsuer’s polytechnisches Journal, 1866) versucht worden ist, so lange empfiehlt, und für die Beurtheilung der verschiedenen Kohlensorten nach ihrer technischen Verwerthbarkeit besonders praktisch herausstellt, als uns nicht durch ganz bestimmte che- mische Vorgänge der volle Werth der von BALtzEr versuchten Structur- formel geboten ist. Nach Hinwegnahme dieses von dem Verfasser ge- machten aber nicht gelungenen Versuches bietet allerdings die Arbeit nichts Neues, wohl aber steht zu erhoffen, dass es Ersterem gelingen werde, durch recht vielseitiges Studium der europäischen Kohlensorten und durch Auffindung charakteristischer Umsetzungserscheinungen derselben, der che- mischen Formel im Sinne seiner Arbeit eine Berechtigung auf dem noch chemisch wenig erforschten Gebiete zu verschaffen. Dr. J. A. E. Könter: die Eruptivgesteine des sächsischen Voigtlandes mit Berücksichtigung einiger angrenzenden Vorkommnisse, Reichenbach, 1873. 8%. 80 S. — Wir haben zu wiederholten Malen Ge- legenheit gehabt, zu bemerken, wie der Verfasser als Oberlehrer an der Realschule zu Reichenbach bemüht ist, die in der Nähe seines Wohnortes zur Geltung gelangten naturwissenschaftlichen Verhältnisse und Erschei- nungen nach verschiedenen Richtungen hin zu ergründen und öffentlich Rechenschaft darüber zu geben. Kaum kann es für einen Lehrer der Naturwissenschaften eine bessere Verwendung seiner freien Zeit. gehen. Dieses Schriftchen behandelt die Eruptivgesteine des sächsischen , ‚Ygigtr landes wiederum in einer praktischen, namentlich für Lehrzwecke, geeig- neten Weise, und zwar: die granitischen Gestejneqmik, (ranit,; Porphyt- artigem Granit, Halbgranit oder Greisen, Turmalinfels.,‚Topasfels,. ‚ferner die verschiedenen Porphyre, Gr ünsteing Ph Norik,, ‚Diabas, Aphanit und ihren versteinerungsführenden Tuffen,, Diaba,sıpor BAyr yr der Mela- phyrgruppe mit Oligoklasporphyr. und Angitporphyrs, und, ‚ie ‚ba sallı schen Gesteine. ‚uotellliwiev moruanye wodortsbrorıs usKh_sih Allgemeinen Bemarkyngen, über, die verschiedenen (ruppen, über, Ent; stehungsweisg ,Venhzeitung, Umgrenzung und, yelatiyes, Alter , derselh lb solgen ‚die ‚Nanistäten ‚im ‚hebiete des ‚Yoigtlandes, ihre; Bergformen, ‚die Ant ährgp Nerwiktsnung nnd Agnsetzung, die.Beschreibung des EB Nötr voxgehenden Bodens, als Träger. „nrganispher; N Ki En minegalagischen, Einsehlüsse, ,, Kr FEDER ’ „Be Ra ranbit Haue len, Mel Per ainze]nan. Sichiekem „„ Bearbeitung „und ‚Verwendung, „haben, gigichfalls, Ber achtung erfahren, o;Reght. erwünsght,, Ist; munter „A nderem, aller DAR Verf. xonudem Hopasfalsnides. Schmegkansteins im Sphanker, Walde mistheilt, yp.sich.üheral.zeigt, wie sasgfältig, vom; Verfasser die einschla- sende, Literatur, benützt „und, was meuerdings, oft, unterlassen, Wird, angeführt hat. aruldanstos MDarmolosn uadorrgolosn sh 9X 193r. an st ılatz coılslaw fi „er ee nah rl oc Bo Hay, DURIEh Tonhn BR Rappori,.sun Le LES OMARTE NB- ASAT, BP MAı La aeg che Math Ass Aura IR: 328 Batavia, 1872. 4°. 119 p. avec Atlas in Fol. — Im Auftrage des Nieder- ländischen Ministeriums der Colonien ist bei Grissee auf Java an der Meer- enge von Madura ein artesischer Brunnen von 747 Meter Tiefe gebohrt worden, mit dessen Ausführung P. van Disk als Bergingenieur und Major J. P. ErmELıne betraut waren. Der erstere behandelt in dieser Schrift den geologischen, der letztere den technischen Theil des Unter- nehmens. Dazu dienen geologische Karten und Profile auf Pl. IH 1 u. 2, die von den Alluvionen bis zum unteren Tertiär herabreichen, und 2 Tafeln, Pl. I: und ll mit photographischen Abbildungen der bei dieser Bohrung gefundenen Versteinerungen; 12 andere Tafeln enthalten Details über den technischen Theil der Bohrung selbst, die mit dem Freifallbohrer durchgeführt worden ist. In dem ersten Theile der Schrift gibt van Disk unter anderen eine Beschreibung sämmtlicher bis zu 747 m. durchschnittener Gebirgsschichten mit den darin vorkommenden organischen Überresten, über welche letztere er sich am Schlusse noch specieller verbreitet. . Dr. AuLgert OrRTH: Geognostische Durchforschung des Schle- sischen Schwemmlandes zwischen dem Zobtener und Treb- nitzer Gebirge, nebst analytischen und petrographischen Bestimmun- gen, sowie einer Übersicht von Mineral-Gestein- und Boden-Analysen. Vom landwirthschaftlichen Verein zu Breslau gekrönte Preisschrift. Berlin, 1872. 8°. 361 S. — Das Interesse an einer Wissenschaft wird stets ein um so allgemeineres sein, je mehr ihre Re- sultate sich in der Praxis verwerthen lassen und von dieser auch wirk- lich verwerthet werden. Dies hat sich in neuester Zeit wieder -sehr deut- lich bei den Berathungen über die Herstellung einer neuen geologischen Karte des Königreiches Sachsen in dem Maassstabe von 1: 25,000 her- ‚ausgestellt, wozu die im Januar 1872 tagenden Kammern mit Freuden die dazu erforderlichen Summen verwilligten, da die Königliche Staats- regierung nicht nur im Interesse der Wissenschaft, sondern auch der Land- und Forstwirthschaft, des Verkehrs und zahlreicher Zweige der technischen Betriebsamkeit handeln wolle, wenn sie Einleitung zur Bear- beitung einer neuen geologischen Karte trifft. In früheren Zeiten hat die Geologie vorzugsweise dem Bergbau gedient und zu seinen gegenwärtigen Resultaten verholfen; in neuerer Zeit, wo das Ingenieurwesen durch An- lagen von Eisenbahnen, Tunneln u. s. w. zu einer so hohen Geltung ge- langt ist, hat auch wiederum die Geologie in sehr vielen Fällen wesent- liche Dienste geleistet, was man wohl zuerst in England richtig zu wür- digen verstand, wo der verstorbene Captain BoscAwEN IBBETSON längere Zeit mit der Function betraut war, alle neueren Eisenbahndurchschnitte geologisch aufzunehmen. In den Maassen, in welchen sich in neuester Zeit die geologischen Studien gerade den jüngsten Erdschichten zugewendet haben, ist aber auch der Landwirth für ihre Resultate empfänglicher geworden, und das Ver- 329 langen nach guten Bodenkarten tritt von dieser Seite immer mehr und mehr hervor. FırLLov’s Arbeiten über diesen Gegenstand in Sachsen haben bereits einen guten Grund hierfür geschaffen. Bei Berathung über die neue geo- logische Karte von Sachsen schlug die in der zweiten Kammer erwählte Deputation daher vor: „die Kammer wolle im Verein mit der ersten Kammer A. bei der hohen Staatsregierung beantragen: 1) mit Bearbeitung einer geognostischen gleichzeitig die einer boden- kundigen Karte über die Beschaffenheit der tragbaren Oberfläche Sachsens zu verbinden, 2) über deren Anfertigung Begutachtungen von Sachverständigen der geognostischen und bodenkundigen Wissenschaften einzufordern, und B. den durch die Anträge unter 1 und 2 in dieser Finanzperiode ent- stehenden Mehraufwand aus den verfügbaren Beständen zu entnehmen und seiner Zeit zu verrechnen.“ (Bericht der zweiten Deputation der zweiten Kammer (Abth. A.), eingeg. am 31. Jan. 1872.) — (G.) — Die vorliegende Schrift von Dr. Orta, Professor an d. K. Universität und am landwirthschaftl. Lehrinstitut zu Berlin, ist ein trefflicher Weg- weiser zur Orientirung über alle die Anforderungen, welche die Land- wirthschaft an die Geologie zu machen hat, und in gleicher Weise ein Sporn für einen rationellen Landwirth, die von der Geologie gewonnenen und noch zu gewinnenden Resultate sorgfältig zu studiren und mit Um- sicht zu nützen. Die reiche Fülle des von ihm dargebotenen Materials ist in folgender Weise geordnet: Einem umsichtigen allgemeineren Vorberichte folgt die Geognosti- sche Durchforschung des zwischen dem Zobtener und Treb- nitzer Gebirge befindlichen schlesischen Schwemmlandes. Unter-Schwemmland begreift er wie gewöhnlich Diluvium und Alluvium. In der hierzu gegebenen Einleitung werden Verwitterungsverhältnisse der krystallinischen Gesteine, Methode der Bodenuntersuchungen u. a. wichtige Gegenstände Decker Bei den als Sand und Kies abgeschlämmten \ Materialien werden fol- sende Grössen festgehalten: feinsandig (incl. Staubsand) . 0,05 — 0,25 mm. mattelsandig” =... -.. . 029...2.D.. srobsandig . . 0,57 31,0), sehr, grobsandig (Grand) 0 Kies; über = ..,, 3,0 mm. Der erste Abschnitt, 8. 12 : eh eine kurze Übersicht über die Schwemmlandsbildungen in - Norddeutschland; der zweite, S. 21, beschreibt die verschiedenen Formen des Schwemm- landes zwischen dem Zobtener und dem Trebnitzer Gebirge; der dritte, S. 56, bietet eine Zusammenstellung der Lagerungsver- hältnisse und der hauptsächlich bezeichnenden Eigenthümlichkeiten, woran 330 die verschiedenen Formen des Schwemmlandes erkannt und wodurch sie unterschieden werden können; in einem vierten Abschnitte, S. 67, wird der Einfluss der geognosti- schen Gliederung auf die Zusammensetzung der Ackerkrume und des Un- tergrundes dargethan, hierzu dienen 85 abgedruckte Profile von Oberkrume und Untergrund. Die eingehende Kenntniss von beiden bis auf grössere Tiefe macht es leicht, die Massregeln zu finden, wodurch verändernd auf die Substanz des Grund und Bodens und meliorirend eingewirkt werden muss. Die Wissen- schaft hat hier die Leuchte zu sein, welche auch die oft dunkel und un- bedeutend scheinenden Schichten unter der jährlich vom Pfluge bewegten oberen Schichte ihrem Wesen und ihrem Werthe nach zu erhellen vermag. Ein fünfter Abschnitt, S. 93, gibt die Resultate der pedologischen Untersuchung der charakteristischen Bodenarten zwischen dem Zobtener und 'Trebnitzer Gebirge, nebst Erläuterungen über Eigenthümlichkeit und Vorkommen. Hier .ist eine grosse Reihe mechanischer Analysen mit petrographi- schen. Bestimmungen von 89 verschiedenen Fundorten zusammengestellt, die aus dem Sandboden, lehmigen Sandboden, sandigen Lehnm- boden, Lehmboden, Thonboden (z. Th. aus der Tertiärformation), Mergelboden und Humusboden desDiluviums und Alluviums stammen. Der sechste Abschnitt, S. 181, bietet eine Zusammenstellung von Analysen von Mineralien, Gesteinen und ihren Verwitterungs- und An- schwemmungs-, resp. daran geknüpften Neubildungsproducten, nach ver- schiedenen älteren und neueren Autoren. Es soll von diesen 327 verschie- denen Analysen und Untersuchungsreihen nur die Tuarr’sche Ackereclas- sification (Beispiele an Bodenarten) wiedergegeben werden, da auch in dem N. Jahrbuch auf diese Classification mehrfach Rücksicht genommen worden ist. Thon Sand | Kalk Humus | Proc. | Proc. | Proc. | Proc. | Klasse I. Starker, reicher, in jeder Hin- | sicht fehlerfreier Boden. | | | 1) Niederungsboden. Humoser Thon-, | | humoser Mergel- und thoniger, am besten | | mergeliger Humusboden. | Beispiele: | | | u u Bi a RE a el > 6a einig). seriell are cz 8 B ode , Aa. oe ee 12 3 £ 4 nat we a 2) Höhenboden. Reicher Thon-, reicher | Pas To Thon- und Lehmmergelboden. | 1 a a INN Se a ggdsuens sah! Bi 2 geunnsarinasaun. 2 V Bolaehee, BASERERKONIE oberandstend Flle bas- 92binNäd 331 d. e Klasse II, ist eine Abstufung von Kl. 1. Beispiele des Höhenbodens: Klasse X. Geringster Sandboden. ai: . | 85a biäa-, al EEE MERRE PERE Yc Klasse III. Lehm und sandiger Lehmboden, meist mit etwas Kalk, zureichendem Hu- mus. SEE . || 44 hr. .|| 41 CAR. . | 35 der. . || 30 a arena Dane 6 Klasse IV. Thoniger Boden, nicht durch Humus genugsam kräftig und gelockert. a. . || 80 b. . || 85 C. 1 7m ne 0... 88 Klasse V. Sandiger Lehm mit 1'/a—3 Proc. Humus. ask . || 25 D.i }- .| 21'a Ce: . | 16!/a dei. ae Ne 1. Klasse VI. a) Thonboden mit wenig Humus, oft nass, sauer, undurchlassend. ae . || 86 b. . 1 90 ee SE NOMER N VI. b) Lehmiger Sand, gewöhnlich | mit wenig Humus. an... .|| 24 br: . || 19!a Rad. Karen. rinbl „HToo Klasse VII. Lehmiger Sand mit mehr Sand und weniger Humus als Kl. VIb. 3, .. 2012 Da le ae :t, nel ‚Klasse VIII. Reicher Sandboden. | ar be a Au. il: A RRL| b. (Humus adstringirend) Ki) Klasse IX. Sand mit wenig Humus (drei- jähriger Roggenboden). BER! ; 5 b. Thon Proc. Sand | Kalk Humus Proc. | [0 Proc. | Proc. 332 Von ganz besonderem Interesse ist der siebente Abschnitt des Wer- kes, S. 347, Rückblick und Folgerungen für den praktischen Ackerbau. Der mit seinem Stoffe so vertraute Verfasser gibt hier treffliche Winke für die Ameliorisirung des Bodens, die allerdings nur in den Händen des- sen zur vollkommenen Geltung kommen können, der auch in dem Felde der Naturwissenschaften mehr bewandert ist, als diess noch jetzt oft der Fall ist. Hierzu kann namentlich der Geolog von Fach wesentlich mit- wirken. Wir schliessen mit des Verfassers Worten: Die Förderung der Bodencultur und Bodenproduction gehört sowohl zu den wichtigsten Auf- gaben der Einzelwirthschaft als des Staates. Denn die Landwirthschaft ist das erste allgemeinste und wichtigste Gewerbe seiner Bewohner, C. Paläontologie. Dr. Cr. Avs. ScuLörter: über die Spongitarien-Bänke der obe- ren Quadraten- und unteren Mucronaten-Schichten des Mün- sterlandes. Bonn, 1872. 8%. 38 S., 1 Taf. — Diese der. Deutschen geologischen Gesellschaft zu ihrer allgemeinen Versammlung im September 1872 in Bonn gewidmete Arbeit enthält neue Studien des geschätzten Pa- läontologen über die in Westphalen so mannichfach ausgebildete Kreide- formation. Sie begreifen die unteren und oberen senonen Ablagerungen, welche vom Verfasser in Sandige und mergelige Schichten mit Belemnitella quadrata, I., Sandige Schichten mit Scaphites binodosus, II., Mergel mit Becksia Soekelandt, Kalkig-thonige Schichten und Mergelsandsteine mit Belemnitella mu- cronata, II., Helle kalkig-thonige Mergel mit Lepidospongia rugosa zerfallen. Aus der ersten dieser drei Zonen wurden folgende fossile Reste ge- wonnen: Callianassa antiqua Orro, Podocrates Dülmensis Becks, Hoploparia heterodon Scuuür., Enoploclytia heterodon SchLür., Ammonites bidorsatus A. Röm., A. Dülmensis Schuür., A. pseudogardenı ScHuür., A. obscurus ScuLür., Scaphites inflatus A. Röm., Sc. binodosus A. Röm., Orioceras cin- gulatum Schuür., Baculites cf. Knorrı Desm., Nautilus Westphalicus n. sp., Belemnitella quadrata Buammv., Natica acutimargo A. Röm., Pleuroto- maria sp., Turritella sexlineata A. Röm., Ostrea armata GoLdr., Exogyra laciniata Nırss., Vola quadricostata Sow., Pecten cf. arcuatus Sow. (wahr- scheinlich P. curvatus Grin. d. R.), Lima canalifera GoLor., Inoceramus Oripsi Mant., In. cf. Lingua GouLpr., Modiola n. sp., Trigonia limbata d’OrB., Crassatella arcacea A. Röm., Goniomya designata GoLDFr., Phola- domya caudata A. Röm., Anatina cf. lanceolata Geın., Bryozoen , stellen- 333 weise sehr häufig, verschiedene Echinodermen, namentlich Cardiaster gra- nulosus GOLDF. sp. etc. — Spongien sind in diesen Schichten unbekannt. — Von den genannten Arten treten nur 6—7 mit in die folgende Zone über: Bel. quadrata, Amm. obscurus, Inoc. Cripsi, Goniom. designata, Crassatella arcacea?, Apioerinus elliptieus und Oardiaster granulosus. — Die Zone I enthält, wie man sieht, im Allgemeinen die Fauna, wie sie bei Kieslingswalda im Glatzischen, bei Kreibitz in Böhmen und am Salzberge bei Quedlinburg an der Basis des oberen Quadersandsteines angetroffen wird. (H. B. G.) Aus der zweiten Zone werden aufgeführt: Coeloptychium agaricoides GOLDF., Ü. cf. incisum A. Röm., Ü. lobatum GoLpr., 0. suleiferum A. Röm., Camerospongia cf. monostoma A. Rön., C. eximia n. SP., ©. megastoma A. Röm., Becksia Soekelandi Sontür., hier durch schöne Abbildungen erläutert, Cribrospongia Decheni GoLDF. Sp., Ooscinopora infundibuliformis Goupr., C. Murchisoni A. Röm., Pleurostoma expansum A. Röm., Apiocrinus ellipticus, Echinocorys vulgaris BREYN (= Ananchytes ovata Lam.), Cardiaster gramulosus GoLDF. Sp., Hemiaster Regulusanus d’ORB., Brissopsis minor Scuuör., Ostrea vesiceularis Lam. häufig, Vola quinquecostata Sow. häufig (während V. quadricostata hier nicht mehr vorkommen soll), Lima semisulcata Nıuss., L. granulata Nıuss., Ino- ceramus Oripst Manr., Belemnitella quadrata, selten, Ammonites Lettensts Scurür., A. obscurus ScHLür., Ancyloceras retrorsum SCHLÜT. etc. Desey’s Gyrolithen-Grünsand bei Aachen entspricht ohne Zwei- fel diesem Niveau. Aus der dritten hier in das Auge gefassten Zone der unteren Mucro- naten-Schichten oder der Zone der Lepidospongia rugosa, welche ScHLÜüTER hier genauer beschrieben und abgebildet hat, werden hervorgehoben: Coe- loptychium agaricoides GoLDF., Ü. cf. incisum A. Röm., C. lobatum GoLpF., C. suleiferum A. Rönm., Camerospongia fungiformis GoLDF. sp. und ÜCame- rospongia megastoma A. Röm., Oribrospongia micromata A. Rön. sp., C. longiporata Pusch sp., Coscinopora infundıbuliformis GoLDF., Retispongia ODeynhausi GoLDF., Cupulospongia Mantelli GoLpr., einige Anthozoen, fer- ner Diplotagma altum ScHLür., Phymosoma Könige Des.!, Echinocorys vulgaris BREYN und E. granulosus SchLür., Offaster corculum GoLDF. Sp., Mieraster glyphus ScHuür., Epiaster gebbus Lan. sp., Cardiaster maximus SchLür., Brissopsis brevistella ScHLür., Crania Parisiensis DEFR., Terebra- tula obesa Sow., Ostrea vesicularıs Lam., Vola quwinquecostata Sow., an- geblich häufig, Pecten trigeminatus GoLpr., P. membramaceus Nıuss., P. cretaceus Nyst, Lima semisulcata Nıuss., L. gramulata Nıuss., Inoceramus Cripst Mant., überall in der Belemnitellenkreide, Avicula coerulescens Nıuss., Cardıum (Pholadomya?) decussatum Goupr., Pholadomya Esmarki PuscHn, Neaerea caudata (Borbula caudata) Nıuss., Panopaea beaumonti Min. (= P. Jugleri A. Rön.), Trochus granulatus GoLpr., Ammonites Coesfeldvensis ScHLür., A. Stobaei Nıuss., A. costuwlosus ScHLür., A. pata- giosus SchLür., A. obseurus ScuLür., Scaphites gibbus SCHLüT., Se. spiniger 334 Scurür., Hamites obliquecostatus Scauör., H. rectecostatus SchLüör. und Be- lemnitella mucronata SCHLOTH. Von den genannten Organismen sind für die unteren Mucronaten- schichten wahre Leitfossilien: Amm. Coesfeldiensis, A. patagiosus, Scaph. gibbus, Trochus granulatus, Pecten cf. striatissimus, Micraster glyphus, Cardiaster maximus, Phymosoma Koenigi, Cupulospongia Mantelli und Lepidospongia rugosa, indem sie nicht allein hier zuerst auftreten, sondern auch durch Häufigkeit des Vorkommens und Deutlichkeit ihrer Charaktere sich auszeichnen. O0. C. Marsa: über eine neue Unterklasse fossiler Vögel (Odontornithes). (Amer. Journ. of Science a. Arts, 1873. Vol. V.) — Der wichtigen Entdeckung ausgestorbener Vögel mit biconcaven Wirbeln (Ich- thyornidae) durch Mars# in der Kreideformation von Kansas wird jetzt noch das Vorhandensein von Zähnen an einem Typus derselben nach- gewiesen, woraus sich der neue Vogeltypus Odontornithes (oder Aves den- tatae) ergibt, welche noch mehr als bisher die Lücke zwischen Vogel und Reptil ausfüllen. OÖ. C. Marsa: über die gigantischen fossilen Säugethiere aus der Ordnung Dinocerata. (Amer. Journ. of Sc. a. Arts, Febr. 1873, Vol. V, p. 117. Taf. 1, 2.) — Unter den vielen ausgestorbenen Säugethieren, welche in tertiären Schichten der Rocky Mountains entdeckt worden sind, gibt es kaum merkwürdigere Formen, als jene aus dem Eocän von Wyoming. Dieselben gleichen an Grösse dem Elephant und nähern sich in ihren Gliedmassen überhaupt den Rüsselthieren, ihr Schädel bietet jedoch eine merkwürdige Vereinigung von Charakteren dar. Er ist lang und schmal und trägt 3 getrennte Paare von Hörnern. Sein Scheitel ist stark vertieft und an seinem Seiten- und Hinterrande erheben sich ein enormer Kamm. Die typische Art der Gruppe ist Tinoceras anceps MArsu, 1872, wel- ches 1871 von ihm als Titanotherium anceps beschrieben worden ist. In dem folgenden Jahre benannte Corr einen Praemolar, wahrschein- lich derselben Thiergruppe: Loxolopholon semicinctus, während Leipy im August 1872 für ihre Reste die Namen Uinthatherium robustum und Üin- tamastix atrox aufstellte. Später schlug CorE dafür den Gattungsnamen Eobasileus vor *. | Man erhält hier von Marsa eine genauere Beschreibung nebst Abbil- dungen des wohlerhaltenen Schädels von Dinoceras mirabilis Marsk in "/s und ';s natürl. Grösse, welcher hiernach bis 76 cm. Länge erreicht hat. Auf demselben vertheilen sich die 3 Hornpaare der Art, dass ein Paar kurzer Hörner auf dem Nasenbeine, ein Paar längerer über dem Eck- * Vgl. Eow. D. Core: on the new Perissodactyles from the Bridger Eocene (Read before the American Phil. Soc. 1873.) 335 zahne und die grössten auf dem Kamme des Hinterhauptes gesessen haben. Das Thier ist ferner durch zwei riesige Eckzähne ausgezeichnet, die aus dem Oberkiefer gegen 22 cm. lang herabragen, während obere Schneide- zähne fehlen. In dem Kiefer sind 6 kleine Praemolaren zu zählen, wäh- rend wirkliche Backzähne nicht beobachtet wurden. P. oe LorioL: Description de quelques Asterides du terrain neocomien des environs de Neuchätel. (Mem. Soc. Sc. Nat. de Neuchatel. T.,V. Dec. 1872.) 4°. 19 p.,2 Pl. Dem Neokom aus den Umgebungen von Neuchätel entstammen die meist prächtig erhaltenen Seesterne, welche hier als Astropecten Desori DE Lor., A. porosus Ac., Coulonia neocomiensis DE Lor. und Rhopia prisca beschrieben werden. Unter ihnen ist von ganz besonderem Interesse (ou- lonia neocomiensis wegen ihrer unverkennbaren Ähnlichkeit mit Stellaster Schulzei Corra u. Reich in Geitmz, Elbthalgeb. II, 1, p. 15. Taf. 5, fig. 3, 4 aus dem oberen Quadersandstein des sächsischen Elbthales. ö Miscellen. Grosser Diamant. — Ein Diamant von 288!2 Karat Gewicht und vom reinsten Wasser, wurde am 6. Nov. 1872 bei Waldeck’s placer am Vaal river in Süd-Afrika durch Rosgerr SpauLoıne’s Genossenschaft ge- funden. Er besitzt 1'/s Zoll Durchmesser und hat die Gestalt eines un- regelmässigen Octaeders. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, April, 1873, P.:313.) Der Jb. 1873, S. 861 erwähnte Pierodactylus mit wohlerhaltenen Flug- häuten aus dem lithographischen Schiefer von Eichstädt ist für den an- sehnlichen Preis von 2000 fl. rhein. für Yale College in Newhaven, Conn. angekauft worden und bereits an seinen neuen Bestimmungsort abgegangen. Die Californische Akademie der Wissenschaften hat von Herrn James Lick ein prachtvolles Grundstück in der Stadt San Francisco im Werthe von 100,000 Dollars zum Geschenk erhalten, worauf unter gewissen Be- dingungen ein Gebäude für die Akademie erbaut werden soll. (The Amer. Journ. of sc. @. arts, Vol. V. No. 28, p. 321.) L. Asassız, der seine ganze Zeit auf die Vergrösserung und Berei- cherung seines berühmten Museums verwendet, erhielt jüngst von einem 336 reichen Kaufmann in New-York eine Insel im Werthe von 100,000 Dollars und 50,000 Dollars bar, um dort eine praktische Schule für Zoologie, ähnlich der von Neapel in Italien zu begründen. (Briefl. Mitth. von J. Marcov.) {\ Justus v. Liesie ist am 18. April 1873 in München seiner schweren Krankheit, einer Lungenentzündung, erlegen. Er wurde bekanntlich am 12. Mai 1803 zu Darmstadt geboren. Wir haben ferner den Verlust von WırLıam HArDIng BENSTED, welcher am 2. April 1873 im Alter von 71 Jahren in der Nähe von Maidstone ver- schieden ist, zu beklagen. Am 30. April 1873 ereilte der Tod den Domvicar und Professor der Naturgeschichte am Josephinum in Hildesheim, Jonannes Leunss, geb. 1802 in Mahlerten bei Flildesheim, einen Mann, der durch seine vortrefflichen Lehrbücher der Naturgeschichte ein wahrer praeceptor Germantiae in na- turwissenschaftlicher Beziehung geworden ist. Berichtigungen. Seite 168, Zeile 5 von oben lies: Ralligstöcke bei Merligen statt: Rally- stöcke bei Marlyn. 5 5 Se „. Spitzfluh statt: Spitzfleck. “ 5 un a, Ne „ Ralligholz statt: Rallyholz. n 5 ER „ Merligenschiefer statt: Marlynschiefer. 5 4 a ig „.. bezeichnenden statt: bezeichneten. Riedl, e „. .Ausdem Winkel statt: Ausden Winkeln. ” ” N 2 araß: un „. Ralligholzblöcke statt: Rallyholzblöcke. A 2 ur ge „.. Chatelkalke statt: Chatelkalle. BU ES & „ Kalk statt: Theil. R 5 Da a „ Bodmi statt: Boduna. ® = PER EURE „ . GIEBEL statt: SIEBEL. Tr ya We As: ÖOSTER stath; Dr, N Oosuer- Geognostische Beobachtungen in der alpinen Trias der Gegend von Niederdorf, Sexten und Cortina in Süd-Tirol. ' Von Herrn Dr. H. Loretz in München. (Schluss.) Reihenfolge der alpinen Triasschichten längs des Thales von Schmieden und St. Veit und des Pragser Wildsee’s. Nachdem der Aufbau der Schichten in dem ersten Gebiet in kurzen Zügen angegeben ist, betrachten wir dieselbe Schichten- reihe in dem westlich anstossenden, nur durch das Pragser Thal getrennten Gebiet. Wir verfolgen zu diesem Ende das Thal von Schmieden und St. Veit aufwärts in westsüdwestlicher Rich- tung und sodann den sich anschliessenden Gebirgseinschnitt des Pragser Wildsee’s in südlicher Richtung; da das allgemeine Ein- fallen der Schichten ein südsüdwestliches bis südwestliches ist, so führt der bezeichnete Weg erst schräg und allmählich, dann die Schichten ziemlich rechtwinklig schneidend und schneller, steis von liegenderen zu hangenderen Schichten. Über die allgemeine Configuration des Gebirges ist folgendes vorauszuschicken. Im Thal von Schmieden und St. Veit bilden den Hintergrund der rechten Thalseite die zusammenhängenden Delomitwände der Zwölferspitze und des Herstein, welche die Fortsetzung des Dolomitzugs des Dürrenstein sind: vor den- selben ziehen als weit niedrigere Vorstufen die ältern triasischen Schichten hin. Die linke Thalseite dagegen wird gebildet von einem Bergrücken, der gegen den Ausgang des Thals noch in Jahrbuch 1873., 22 338 den Schichten des Phyllitgebirges liegt, und in der Richtung thal- aufwärts die Triasschichten eine nach der andern enthält, bis an die Dolomitsteilwand der Hochalpe. Diese gehört wieder dem- selben Dolomitzug an, wie Dürrensiein, Zwölferspitze, Herstein, von welch’ letzterem sie durch das Thal bei St. Veit getrennt ist. Die Bänke dieses Dolomitzugs sind zugleich die ersten, die man am Pragser Wildsee zu Thal treten sieht. Im untern Verlauf des Thals von Schmieden und St. Veit trifft die Thalausweitung gerade mit dem Complex des alpinen Buntsandsteins zusammen. Auch von den hangenderen Schichten hat die Erosion noch etwas weggenommen, so dass die untersten Schichten am Berge südlich vom Dorf Schmieden in den Bereich des untern alpinen Wellenkalkes fallen, So gut es das unweg- same und verwachsene Terrain gestattet, lässt sich nun in der Richtung von Schmieden auf die Zwölferspitze folgende Gesteinsfolge beobachten. a) Unterer alpiner Wellenkalk, ein steiles Berggehäng bildend. Vor- zugsweise sind hier die rothen Schiefer mit den undeutlichen Myaeciten- abdrücken vertreten, dazwischen kommen röthliche und graue Kalkbänke mit dem oben schon angeführten so charakteristischen, theils mehr oolithi- schen, theils mehr lumachellartigen Gefüge vor. b) Dolomit, den obersten Theil des Gehänges bildend und z. Th. stark in Felsen anstehend. Er entspricht nach Lagerung und petrographischer Beschaffenheit jenem Dolomit, welcher im ersten Profil, vor dem Saren- kofel über den letzten rothen Schiefern beginnt, bis zu den Petrefakten- kalken reicht und in Menge die Daktyloporen enthält. Letztere wurden zwar an vorliegender Lokalität nicht beobachtet; indess scheint, wie be- merkt, der Reichthum an diesen Einschlüssen im Fortstreichen der Schich- ten zu variiren, und die Lagerungsverhältnisse zeigen deutlich, mit was man es hier zu thun hat. Da der Haupttheil des Dolomitzugs des Saren- und Badkofels im Pragserthal durch die Tuffschichten gleichsam abge- schnitten wird, und sich westlich nicht fortsetzt, so folgen hier, vor der Zwölferspitze, die bekannten dunkeln Tuffschichten gleich auf jene untere Dolomitpartie. Die Petrefakten- und Hornsteinkalke, welche vor dem Sarenkofel auf der untern Dolomitpartie liegen, wurden hier nicht be- merkt, sie sind vielleicht nur durch den Waldboden verdeckt. Dagegen zeigten sich bald über dem Beginn der folgenden Gruppe, nämlich der Tuffschichten, graue, mit Hornstein verwachsene Kalke auf einer kleinen Fläche entblösst, welche indess keine Petrefakten ergaben. c) Dunkle Tuffschichten. Nach Überschreitung des Dolomits befindet man sich auf der Höhe der Vorterrasse vor dem weiter vorwärts liegen- den höhern Gebirge. Hier gelangt man alsbald auf die bekannten tuff- 339 artigen Schichten. In der Richtung nach der Steilwand der Zwölferspitze verfacht sich zunächst das Terrain und sinkt dann muldenförmig ein, um allmählich wieder in die Verrollung vor den Steilwänden und diese selbst überzugehen. Die Analogie dieser Lokalität mit der Strecke zwischen Sarenkofel und Dürrenstein tritt sofort hervor. Die Tufischichten reichen bis unter die Verrollung, wo sie sich verlieren. d) St. Cassianartige Zone. Man sieht eine solche, als gelblich ver- witternde Mergelkalke, am Fuss der Steilwand der Zwölferspitze, ähnlich wie jenseits des Pragserthals am Dürrenstein, hinziehen. Sie ist grössten- theils verrollt und verwachsen. Ob auch hier zwischen ihr und den Tuff- schichten eine Dolomitpartie lagert, lässt sich, der Terrainbeschaffenheit wegen, nicht mit Sicherheit entscheiden, keinenfalls könnte eine solche hier von erheblicher Mächtigkeit sein. .e) Dolomit der Zwölferspitze, als Fortsetzung des Dürrensteins jen- seits des Pragser Thals. Man hat somit vom Thal bei Schmieden bis an die Zwölfer- spitze in den Hauptzügen dieselbe Reihe wie vom Pusterthal an den Dürrenstein, doch mit der Abweichung, dass die mächtige Dolomitpartie, welche dort die Steilwand des Saren- und Badkofels bildet, hier wegfäll. Dadurch wird die ganze Reihe räumlich stark verkürzt, und die Steilwand der Zwölferspitze mit ihrem schon einem hohen Niveau angehörigen Dolomit erscheint dem Phyllitgebirge (Welsberger Berg) sehr genähert. Es ist nun interessant, das Berggehänge derselben Thalseite weiter thalaufwärts noch einmal oder mehrmals zu untersuchen, um das Verhalten des Dolomits des alpinen Muschelkalkes im weitern Verlauf zu erkennen. Es müsste dieser Dolomit, gemäss dem Winkel zwischen allgemeinem Schichtenfall und Thalrichtung nicht weit thalaufwärts in die Thalsohle herabtreten. Allein das ist nicht der Fall; und untersucht man das Gehäng näher, so stehen überall plattenförmige, graue Kalkbänke, untermischt mit grauen Schieferlagen an. Schon im ersten Seitenthal, welches auf das zuletzt erörterte Profil folgt, reichen solche Bänke bis an die Tuffschichten, ohne Dolomit dazwischen. Ebenso bleibt ınan stets in diesen grauen Kalken, wenn man dem Hauptthal folgt, und dann an einem weiter thalaufwärts gelegenen Punkte das Gehäng bis zu den nun schon weiter herab getretenen Tuff- schichten überschreitet. Der dolomitische Repräsentant des alpi- nen Muschelkalks ist nicht mehr zu finden, er erscheint im Fort- streichen durch eine Kalkbildung ersetzt. Petrographisch be- 22 * 340 trachtet erinnern diese Kalkbänke ganz an diejenigen, welche, wie früher bemerkt, schon im alpinen Äquivalent des untersten und untern Wellenkalks (Seisser und Campiler Schichten) auf- treten; namentlich auch das Vorkommen grauer, thonig- oder sandig-mergeliger, oft glimmerreicher Schiefer, bald mehr, bald weniger entwickelt, in Abwechslung mit den Kalkbänken ist die- ser obern Zone mit jener untern gemeinsam. Beide Zonen wür- den, wenn sie an einem und demselben Gehänge auf einander folgten, in einander verfliessen. Das ist nun hier nicht der Fall, denn man befindet sich schon im Hangenden der rothen Schiefer, welche das Berggehäng südlich von Schmieden bilden, und diese rothen Schiefer wiederholen sich aufwärts, zwischen den grauen Plattenkalken, nirgends mehr. Die Lagerungsverhältnisse weisen eben darauf hin, dass dieser Complex von Plattenkalken mit Schieferzwischenlagen, wenigstens in seiner Hauptmasse, die Stelle einnimmt, die weiter östlich der Dolomit einnahm, und dass beide abweichend entwickelte Facies dessen sind, was den alpinen Muschelkalk repräsentirt: soweit letzterer nicht auch noch einen Theil der, den Dolomit, wie den Plattenkalk überlagernden Tufi- schichten in sich begreift. was wahrscheinlich ist. Die Grenz- partie zwischen den grauen plattigen Kalken und den Tuffschich- ten, die sich weiter thalaufwärts aufgeschlossen findet, verdient in dieser und mehrfacher Beziehung noch eine nähere Betrach- tung *. Man findet hier, vom Liegenden zum Hangenden, zunächst noch die grauen Kalkplatten und die sandig-mergeligen Schiefer: letztere öfters mit eingelagerten Kalkknollen und Kalkwülsten, aber auch mit ziemlich zahlreichen, kohligen Pflanzenresten, die freilich für eine nähere Bestimmung zu schlecht erhalten sind. Es mengen sich nach oben dünne Bänke einer graugrünen, leicht * Interessant ist auch das Vorkommen von Cölestin in diesen grauen Plattenkalken. Ein derartiges Handstück zeigte sich ganz mit diesem Mineral imprägnirt. Eine Seite ist durch die Verwitterung angegriffen, der Cölestin wieder z. Th. verschwunden, und dadurch eingeschlossene Daktyloporen von verschiedener Form zum Vorschein gekommen. Ge- wisse Theile der organischen Form scheinen durch dieses Mineral ersetzt gewesen zu sein; was nach dem Auswittern desselben noch übrig ist, braust mit Säure. 341 verwitternden Gesteinsmasse ein, deren Zusammensetzung und sonstige Beschaffenheit sie durchaus schon als zu den Gesteinen der Tuffschichten gehörig kennzeichnet; kalkige Knolleneinlage- rungen in diesen Bänken erinnern wieder mehr an die nämliche Erscheinung weiter unten. Zwischen diesen sich öfter wieder- holenden tuffartigen Lagen treten immer noch graue bis dunkle Kalkbänke ein, mit Kalkspath und stellenweise mit Hornstein; sie werden dann eine Strecke weit allein herrschend, um dann einer ansehnlichen Entwicklung von ganz schwarzen, bituminösen, sehr plattenförmigen, ziemlich dünnen Kalkbänken Platz zu machen. Ausgezeichnet sind die letztern durch die Hornsteinlagen, welche parallel mit der Kalkmasse verwachsen sind, so dass ge- wöhnlich jede Bank aus mehreren Lagen Kalk und Hornstein be- steht; auch kommt in ihnen Kalkspath in Adern und in Drusen- räumen als Skalenoöder krystallisirt vor. Die Bänke werden durch dünne Lagen eines schwarzen, leicht verwitternden Mergels getrennt. Man ist hier schon in den Bereich des tuffartigen Com- plexes eingetreten. Weiter hinauf nehmen die eben erwähnten dunkeln Mergelzwischenlagen an Umfang zu und bilden nun die Hauptmasse des Complexes, in welche von Strecke zu Strecke härtere Bänke eingelagert sind. Man hat hier also nicht eine scharf markirte Grenze, son- dern einen successiven Übergang der kalkigschiefrigen Aus- bildung des alpinen Muschelkalkes in die Tuffschichten; der Über- gang macht sich zunächst wohl durch das Auftreten der kohligen Pflanzenreste bemerklich, dann aber auch durch Einmischung petrographischer Elemente der Tuffabtheilung, wobei namentlich an die schwarzen Mergel und die parallel mit den Bänken ver- wachsenen Hornsteinlagen zu denken ist. welch’ letztere sich weiter oben recht häufig wiederholen. Sehr beachtenswerth für die eben beschriebene Übergangs- region ist das Auftreten von Ammoniten. Wenn auch nicht mit Genauigkeit die Stelle im Profil angegeben werden kann, aus der die hier ganz in der Nähe aufgefundenen Ammonitenreste kommen, so ist doch soviel sicher, dass sie aus Kalkbänken stam- men, welche eben in dieser geognostischen Zone liegen. Die Fragmente treten zahlreich genug auf, um hier von einem Ge- phalopodenhorizont zu reden. Der Erhaltungszustand ist in- 342 dess meistens für nähere Bestimmung zu schlecht. Was sich an einigermassen brauchbaren Exemplaren fand, kommt auf Folgen- des hinaus: Ammonites (Ceratites) sp. Die Vergleichung mit Ammonites Ottonis, Buc# (Beyvrıc# ]. c. Tab. IV, f. 1.) zeigt sehr viel Analogie, ohne dass sicher identifizirt werden könnte. Die Loben lassen die Ceratitenform er- kennen. Ammonites (Ceratites) sp. Fragment, zeigt sowohl mit Ammonites bi- nodosus Hav. als mit Ammonites Thuilleri Orr. grosse Ähnlichkeit. Ammonites (Ceratites) sp. Fragment, stimmt mit keiner der betreffen- den Abbildungen, Loben Oeratiten-artig. Ausserdem verschiedene unbestimmbare Formen in Fragmenten. — Fragment eines gerippten Brachiopoden. — Pecten cf. discites SCHLOTE. SP. Die angeführten Formen stehen z. Th. den weiter oben aus den Petrefaktenkalken vom Golserberg namhaft geinachten sehr nah. Die Petrefakten kommen an beiden Lokalitäten in den ober- sten Lagen von Bildungen vor, welche sich im Schichtenverlauf allem Anschein nach als gleichwerthig darstellen, und der Hori- zont dürfte insofern derselbe sein. Allerdings ist die Facies verschieden, dort dolomitisch, hier kalkig-schiefrig und aufwärts in Tuffschichten übergehend. An letzteren Lokalitäten scheinen die Gephalopoden zu prävaliren. Die Hauptmasse des Tuffeomplexes, welcher hier auf die schwarzen, mit Hornsteinlagen verwachsenen Plattenkalke folgt, wird von einem dunkelbraunen bis schwarzen Mergelschiefer ge- bildet. Derselbe ist der Verwitterung und Abschwemmung in hohem Grade unterworfen, so dass das ganze Profil vielfach ein- gerissen und verstürzt erscheint. Eingelagert finden sich in den Mergel in kürzeren oder längeren Abständen: Bänke eben jenes schwarzen Plattenkalkes; graue Kalkbänke; leicht verwitternde Sandsteinbänke; kieselsäurereichere Lagen mit der Schichtung parallel eingelagerter Hornsteinmasse, wodurch auf dem Querbruch ein gebändertes Aussehen bewirkt wird, solche Lagen kehren sehr häufig wieder und sind für die Gruppe charakteristisch; schwarzgrüne oder graugrüne Bänke einer dichten, aphanitischen Masse, welche beim Verwittern von zahlreichen Sprüngen durch- zogen wird und dann zerfällt; lebhaft grün gefärbte, theils mehr sandsteinartige, theils mehr dichte, kieselige Lagen, vielleicht piedra verde; nach oben mehr braun verwitiernde dünnschiefrige Mergelete. 343 Zwischen der obern Grenze dieser Abtheilung und der noch weiter oben beginnenden Dolomitsteilwand des Herstein ziehen sich, in ansehnlicher Mächtigkeit auf einander geschichtet, die Bänke der St. Cassian-artigen Zone hin, als Fortsetzung derselben Lage, deren Auftreten am untern Rand der Zwölferspitze und des Dürrenstein bemerkt wurde. Die untere Grenze gegen die Abtheilung der Tuffschichten ist durch Geröll verdeckt, und ebenso ihre obere gegen den Dolomit. Das steile Gehäng verhindert hier das Herauswittern der charakteristischen Petrefakten, indem alles zu schnell von den Wasserfluihen hinuntergeschwemmt wird; im anstehenden Gestein gelang es bei mehrmaligem Auf- und Ab- untersuchen nicht, etwas Deutliches zu erhalten. Gehen wir nun zur Betrachtung der Verhältnisse auf der linken Seite des Thals von Schmieden und St. Veit über. Sie lassen sich am besten auf dem Bergrücken übersehen, der den Welsberger Berg mit der Hochalpe verbindet. Man hat hier, auf dem Kamm selbst sich haltend, ein deutliches Profil. Die Schichtenreihe vom Phyllit an aufwärts bis zur Steilwand der Hochalpe ist in einer Folge hinter einander, meist gut aufge- schlossen, während man sonst in der ganzen Gegend nur unter- brochene, z. Th. stark verwachsene Profile zu sehen bekömmt. Man überschreitet hier: 1) Phyllit (Thonglimmerschiefer) des Welsberger Berges. 2) Conglomerat und rothe Sandsteinbänke, den hier nicht mächtigen alpinen Buntsandstein bildend. 3) Dolomitische, graue, spröde Mergel, Rauchwacken, schwarze Fora- miniferenkalke. 4) Übergang aus 3, in graue Kalkbänke; graue plattige Kalke und zuletzt graue Schiefer mit undeutlichen Muschelabdrücken. 3 und 4 bilden in Folge der grösseren Festigkeit des Gesteins einen vorspringenden Rücken. 5) Graue Schiefer und rothe Schiefer mit glimmerreichen Schicht- flächen; röthliche Kalkbänke mit oolithisch-Jumacchellartigem Gefüge, in denen die Reste kleiner Gasteropoden zu erkennen sind. 6) Mergelige, graugelbe, schiefrige und plattige, auch kurz und knollig brechende Kalkschichten mit kleinen Schnecken, Kalkmergelschiefer mit Kalkspath; bildet wieder einen etwas mehr sich heraushebenden Rücken im Profil, nach mehreren kleineren. 7) Rother Boden, rothe Schiefer; dann auf einige Schritte Wechsel- lagerung zwischen rothen, schon etwas dolomitischen und weissgrauen, dolomitischen, dünnen Lagen, beim Beginn einer starken und hohen Stei- gung. 344 3 bis 7 erkennt man leicht wieder als diejenige Partie der alpinen Reihe, welche dem ausseralpinen Röth und untersten Wellenkalk ent- spricht; die Gesteine sind ganz dieselben, wie an allen übrigen Punkten ihres Auftretens in diesen Gegenden. Insbesondere bemerkt man auch hier das Vorkommen der schwarzen Kalke mit Foraminiferen nahe der untern Grenze gegen den Buntsandstein; die röthlich oolithi- schen Kalkbänke mit Resten kleiner Schnecken; das wiederholte Auf- treten der charakteristischen rothen Schiefer. Die Petrefaktenführung beschränkt sich auch hier auf schlecht erhaltene Reste. Es beginnt nun eine starke und beträchtliche Steigung, auf welche eine Strecke weit Verebnung, dann ein kurzer, etwas verwachsener Abfall folgt. Diese Strecke enthält: 8) Weissliche und graue, rauhe, dolomitische Lagen, zuerst dünn- geschichtet, dann auch dickere Lagen; z. Th. sind sie porös, was meist wohl von dem Auswittern eingesprengten krystallinischen kohlensauren Kalkes herrührt. 9) Spröd brechende, graue, rauhe Dolomite in dickern Bänken; die- selben, zu weissen, kleinen Stückchen zerfallend, z. Th. porös. 10) Im obersten Theil der Steigung und weiterhin petrographisch die- selben Dolomite mit Daktyloporen. Diese Foraminiferen treten hier nicht so massenhaft und schön ausgebildet auf, wie vor dem Sarenkofel. Es ist aber wesentlich dieselbe Form Gyroporella pauciforata Güms. Bis hierher ist die Entwicklung der Schichtenreihe ganz dieselbe wie vor dem Sarenkofel; im alpinen Muschelkalk tritt hier wie dort eine petro- graphisch ganz gleiche Dolomitbildung ein, ausgezeichnet durch dieselbe Foraminiferenform. Dies ist um so mehr zu beachten, als auf der andern Thalseite die Dolomitbildung auf eine gewisse Erstreckung hin ausfällt, wofür dort ein Complex von Kalk- und Schieferlagen eintritt. Im Profil folgen nun weiter aufwärts, abermals in starkem, anhalten- dem Ansteigen, gegen die Steilwand der Hochalpe zu: 11) Dunkle Kalke mit Petrefakten; Muschel- und Schnecken-Durch- schnitte, Crinoidenstielstücke, Brachiopoden. Sändig-mergelige Lagen mit kohligen Pflanzenresten dazwischen. 12) Dolomitisch-mergelige graugelbe Schiefer. 13) Knollig und eckig aus dicken Bänken brechende und zerfallende Kalkmergel und Kalke mit Brachiopoden und anderweitigen Petrefakten; Schiefer wie in 12) dazwischen. 14) Die dolomitisch-mergeligen Schiefer, oft mit Glimmer, wieder vor- herrschend, oben mitunter conglomeratisch; Pflanzenspuren. 15) In feine Blättchen zerfallende Mergelschiefer, durch eine kurze Unterbrechung in der Ansteigung bezeichnet. 11 bis 15 bilden petrographisch und paläontologisch eine zusammen- gehörige Gruppe von erheblicher Mächtigkeit. Namentlich ist hier das Auftreten der Brachiopoden zu bemerken. Die Steigung setzt zunächst wieder weiter fort, worauf bis zur Steil- 345 wand eine ziemlich ebene Strecke folgt, in der sich die härteren und wei- cheren Lagen indess markiren und man sieht auf diesem Weg: 16) Plattig oder eckig zerfallende Dolomite, mit Kieselmasse durch- wachsen; auch schiefrig-plattig zerfallende Dolomite mit der Schichtung parallel verwachsenen Hornsteinlagen. 17) Mehr krystallinisch glänzenden oder körnigen Dolomit; dazwischen, durch Vertiefungen im Terrain bezeichnet, weichere dolomitische Lagen, gelblich verwitternd und bröcklig zu dolomitischen Mergelknollen und -plättchen zerfallend; diese weicheren Lagen am stärksten unmittelbar vor der Steilwand entwickelt. 16 und 17 bilden wieder einen zusammengehörigen dolomitischen Com- plex von beträchtlicher Mächtigkeit; Petrefakten wurden im Gegensatz zur vorigen Gruppe hier nicht mehr gefunden. | 18) Dolomit-Steilwand vor der Hochalpe, welche sich als Fortsetzung des Zuges Dürrenstein, Zwölferspitze Herstein darstellt. Die petrefaktenführende Gruppe 11—15 ist nun etwas näher zu be- trachten. Die aufgefundenen Petrefakten sind: Von Ammoniten nur Spuren. Spiriferina fragilis SCHLOTH. SP. Terebratula angusta SCHLOTH. Terebratula (Waldheimia) vulgaris ScHLOTH. sp. Im Allgemeinen läng- liche, gestreckte Formen, grosse und kleine Klappe hochgewölbt. Verschiedene Spiriferenformen, die zu keiner. Abbildung und Be- schreibung passen, und wahrscheinlich neu sind. Pecten discites SCHLOTH. Sp. Pecten cf. inaequistriatus GOLDF. ? Aviceula cf. Venetiana Hav. Entrochus cf. Enerwmus lilüformis. Einige indifferente kleme Gastropoden. Die verzeichneten Formen weisen wieder unzweideutig auf Muschelkalk hin. Übrigens tragen auch in der äussern Er- scheinung diese Petrefaktenkalke den Charakter eines ächten Muschelkalkes an sich. Handstücke von dunkelem, späthig-krystal- linischem Ansehen, mit Spiriferina fragilis, Pecten discites, Muschel- schalen- und Crinoidenstiel-Durchschnitten sind von entsprechen- den Stücken aus dem Würzburger Muschelkalk nicht zu unter- scheiden. Der Reichthum an organischen Resten ist in manchen Bänken ein sehr grosser. Nicht nur die als späthiger Kalk sich abzeichnenden Crinoidenreste, sondern auch die Muschelschalen, z. B. die von Pecten, erfüllen das Gestein oft ganz. Besonders zahlreich treten auch die Brachiopoden, die Gattung Spirifer vorwiegend, auf, und liegen in manchen Handstücken dicht zu- 346 sammen. Freilich wittert nur das Allerwenigste gut heraus. Die Brachiopoden gehen von den untersten Bänken bis zu hoch- gelegenen hinauf, nur in den obersten, wo indess die Peirefak- tenführung überhaupt nachlässt, sind mir keine mehr aufgefallen. Bei ihrem so zahlreichen Auftreten könnte man hier geradezu von einem Brachiopodenhorizont im alpinen Muschelkalk reden. | Zu einer nähern Parallelisirung mit ausseralpinem Muschel- kalk sind in den aufgefundenen Formen keine neuen Daten ge- geben. Terebratula angusta und Spiriferina fragilis werden von vielen Orten aus alpinem Muschelkalk angeführt. Was die als wahrscheinlich neu bezeichneten Brachiopodenformen betrifft, so behalte ich mir eine Beschreibung und Abbildung derselben vor. Dass sich bei wiederholtem Suchen auch Cephalopoden ergeben werden, scheint mir nach aufgefundenen Spuren kaum zweifelhaft. Ein Vergleich der Schichtenfolge im vorliegenden Profil mit der vor dem Sarenkofel, resp. Badkofel, zeigt zunächst grosse Übereinstimmung von unten aufwärts bis zu dem Punkt, wo die Petrefaktenbänke beginnen. Die dolomitischen Lagen des alpinen Muschelkalks, welche zwischen den obersten rothen Schiefern und den Petrefaktenbänken liegen, sind ganz in gleicher Weise ent- wickelt. Die Petrefakten-führenden Muschelkalkbänke selbst tre- ten jedoch hier weit mächtiger auf als dort, und die Überein- stimmung in den organischen Resten beschränkt sich vorläufig auf Weniges. (Terebratula angusta, und wahrscheinlich einer der als neu angeführten Spiriferen). Die über den Petrefakten- kalken aın Sarenkofel nochmals mächtig auftretenden Dolomit- bänke mit massenhaften Daktyloporen fehlen hier, dagegen ist die Abtheilung mit den Petrefakten stärker entwickelt. Zwar folgen auf letztere auch hier Dolomitschichten, No. 16 und 17 des Profils; allein diese dürften weniger dem Dolomit, der die Steilwand des Sarenkofels und Badkofels bildet, als vielmehr schon einer höhern Stufe entsprechen. Um ihrer Stellung näher zu kommen, ist zu beachten, dass die Steilwand, No. 18, ihrer Lage nach die obere Grenze bildet, bis zu welcher die Tuff- und St. Cassian-artigen Schichten über- schritten werden müssen, wenn sie überhaupt hier nicht ganz fehlen. Dass sie als solche, d. h. in ihrer charakteristischen Jan Gestalt fehlen, ist allerdings nicht zu verkennen; die so bezeich- nenden Gesteine aus dieser Gruppe, dunkelbraune Mergel mit Sandstein und aphanitischen Lagen, oolithische Cardita-Gesteine etc. sind auf dieser Thalseite nirgends zu bemerken, während man sie auf der andern Thalseite und weiter östlich normal ent- wickelt antraf. ‘Dieser Contrast befremdet aber weniger, wenn man sich vergegenwärtigt, dass beim Übergang von jener Thal- seite auf diese überhaupt schon Abweichungen hervortreten, welche weiter zurückgreifen. Wir hatten. drüben graue Plattenkalke mit Schieferzwischenlagen, die in den hangendsten Schichten mit Tuf- fen wechsellagern und Ammoniten führen, den Lagerungsverhält- nissen entsprechend, als alpinen Muschelkalk aufgefasst; während diesseits, nach Lagerung und Petrefakten, sowohl die Dolomite mit Gyroporella, als die ihnen aufgelagerten Brachio- poden-reichen Bänke als Repräsentanten des alpinen Muschel- kalkes gelten müssen. Diese Abweichung ist kaum geringer als jene, welche sich ergibt, wenn die dolomitische Gruppe 16 und 17 als im Fortstreichen petrographisch veränderte Stellver- treter resp. Zeitäquivalente der Tuff- und St. Cassian-artigen Schichten aufgefasst wird. Zu wünschen bleibt allerdings eine Bestätigung durch Auffindung bezeichnender Petrefakten. — Petro- graphisch können die unter 16) und 17) angeführten Hornstein- lagen im Dolomit an die zahlreichen Hornsteine und überhaupt kieselsäurereichen Lagen erinnern, welche in den normal ent- wickelten Tuffschichten vorkommen ; auch könnte man sich denken, dass die zunächst unter der Steilwand der Hochalpe hinziehende Zone besonders weicher dolomitischer Mergel (oben unter 17) dem Auftreten der Kalkmergelzone unter der Steilwand des jen- seitigen Dolomitzuges entspräche. — Die Veränderlichkeit im Strei- chen der Schichten, wie sie dem Beobachter hier entgegentritt, erinnert lebhaft an die Verhältnisse, welche im ersten Profil aus der Partie zwischen Sarenkofel und Dürrenstein beschrieben wur- den, und die darauf hinauskamen, dass die Tufl- und St. Cassian- artige Zone im Streichen nicht aushält, sondern sich zwischen Dolomitpartien verliert, welche ihr also zeitlich gleich zu stehen scheinen. Es empfiehlt sich ferner an dieser Stelle, den Blick etwas weiter westlich zu richten und die Verbindung mit Gegenden zu 348 suchen, welche schon auf der v. Rıcntuoren’schen Karte (a. a. O.) dargestellt sind. Jenseits des wenige Stunden weiter westlich gelegenen Ennaberger Thals treten die charakteristischen Tuffschichten und die St. Cassiankalke wieder stark entwickelt auf. Wahrscheinlich stellt die dolomitische Gruppe 16 und 17 eine Art Verbindung dar, zu diesen westlicheren Tuffschichten hin, insofern sie stratigraphisch an deren Stelle liegt. v. Rıchr- HOFEN erwähnt (a. a. ©. S. 209 u.) aus diesem Niveau unter dem nördlichen Abfall der Dreifingerspitz, welche die Fortsetzung der Hochalpe bildet, ein isolirtes Wiedererscheinen der Tuffe mit St. Cassianpetrefakten, welches in demselben Sinne zu deuten sein wird. Aus eigener Anschauung kann ich über das Verhalten weiter westlich nicht berichten. Die Lagerungsverhältnisse sprechen dafür, dass die petre- faktenreichen und insbesondere Brachiopoden-führenden Kalkbänke, No. 10 u. flgd. des letzten Profils, ungefähr in dasselbe Niveau fallen, wie auf der andern Thalseite die Cephalopoden-führende Übergangspartie zwischen Muschelkalk und tuffartigen Schichten. Sandigmergelige Zwischenlagen mit kohligen Pflanzenresten sind _ überdies beiden Zonen gemein. Der Unterschied in der Art der Petrefakten fällt allerdings auf; vielleicht verringert er an noch etwas durch wiederholte Nadhılorsehlingeie Fassen wir das, was die Profile bezüglich des alpinen Mu- schelkalks dieser Gegend gezeigt haben, zusammen, so ergibt sich, dass derselbe theils in einer dolomitischen, theils in einer kalkig-schiefrigen Facies auftritt; dass erstere durch das zahlreiche Erscheinen der Gyroporella pauciforata Güns., letztere durch das Auftreten von Brachiopoden und Cepha- lopoden ausgezeichnet ist; dass diese verschiedenen Entwick- lungsweisen in demselben Profil auf einander folgen können; und dass die Petrefaktenzonen, von welchen an den verschiedenen Lokalitäten nur je eine beobachtet wurde, nach den Lagerungs- verhältnissen zu schliessen, sich wahrscheinlich gleichgeordnet stehen, zeitlich ungefähr äquivalent sind; wiewohl letzteres sich nicht mit aller Strenge beweisen lässt und die organischen For- men an den verschiedenen Lokalitäten eine gewisse Abweichung zeigen, soweit die bisherigen Funde reichen. Erwähnt sei noch, dass ich in dieser Gegend eine Reihenfolge, wie 349 sie v. RICHTHOFEN für viele Strecken des weiter westlich liegenden Gebietes angibt: Seisser und Campiler Schichten, Virgloriakalk, Mendoladolomit, nicht, wenigstens nicht deutlich, beobachtet habe. Mir schien hier meist auf die letzten Campiler Schichten, die in der Regel aus rothen Schiefern bestehen, gleich Dolomit zu folgen, ohne Muschelkalk (Virgloriakalk) da- zwischen; und wo allenfalls der untere Complex oben mit grauen Kalken abschloss, gelang es nicht, Muschelkalkpetrefakten in denselben zu finden. Übrigens ist der „Virgloriakalk“ auch weiter westlich nicht überall ent- wickelt. Vgl. auch Jahrb. d. K. K. Reichsanstalt. 1868, S. 527 ff, Sıur: „Eine. Excursion in die Umgegend von St. Cassian“, wo hervorgehoben wird, dass der Virgloriakalk an der Nordwand der Solschedia gegen die Geisterspitzen zu nur westlich auftritt, östlich dagegen fehlt. Ob der von mir beobachtete Petrefaktenkalk, welcher über alpinem Muschelkalk-Do- lomit liegt, dem „Buchensteiner Kalk“ der westlicheren Gegenden in sei- nem Niveau entspricht, wage ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Halobia Lommeli habe ich in jenen Petrefaktenkalken nicht gefunden; die ammonitischen Formen waren meist Ceratiten, dem Ammonites Aon oder Trachyceras-Arten glich keine; die übrigen Formen waren z. Th. typische Muschelkalkformen. Vielleicht liegt ein Zwischenhorizont vor, zu dessen Vergleichung mit anderweitigen alpinen Lokalitäten noch weiteres, gut erhaltenes Material, namentlich Ammoniten, zu finden bleibt. — Der Do- lomit mit Gyroporella paueiforata entspricht v. Rıcuruoren’s „Mendola- dolomit.* Es erübrigt noch Einiges hinzuzufügen über die Fortsetzung des zu- letzt beschriebenen Profils in die höhern Etagen der Trias. Die Schichten des nächst folgenden dolomitischen Complexes, welcher seiner Lage nach die Fortsetzung des Zugs vom Dürrenstein zum Herstein ist, werden am leichtesten unten im Thal beobachtet, da, wo der Pfad dem Pragser Wild- see entlang, von Nord nach Süd ganz in diese Dolomitmasse hineinführt. Die Bänke des sich von der Hochalpe südöstlich abzweigenden Rauch- kofels treten längs des Weges südsüdwestlich einfallend, eine nach der andern herab, während man auf der andern Seite des See’s die Dolomit- pänke des Hersteins und des sich südlich anschliessenden Rosskofels,. in ihrem Verlauf von oben bis zum Wasserspiegel übersieht. Der Dolomit ist im Allgemeinen weiss, krystallinisch, bald mehr dicht, bald mehr fein- körnig und drusig oder in’s breccienartige gehend, die Hohlräume mit Bitterspathkryställchen bekleidet. Sehr bemerkenswerth ist das an vielen Bänken hervortretende oolithische Gefüge, meist grossoolithisch, wel- ches sich auf dem frischen Bruch durch rundliche Hervorragungen und runde oder längliche, sich von der Grundmasse abhebende Flecke zu er- kennen gibt. Damit stehen im Zusammenhang wellenförmige, in der Rich- tung der Schichtung verlaufende Zeichnungen, und rund oder länglich con- centrisch angeordnete Figuren, welche auf den verwitterten Durchschnitten vieler Bänke zu beobachten sind. Nicht alle Lagen zeigen jedoch dieses Gefüge in gleich ausgeprägter Weise; bei sehr dichter Structur verliert 350 es sich oft so gut wie ganz. Die erwähnte Gesteinsbeschaffenheit ist sehr ähnlich derjenigen, welche an dem’ Wettersteinkalke der Nordalpen auf- tritt. — Daktyloporen treten kaum deutlich hervor. Mitunter finden sich auch Durchschnitte kleiner gekammerter Gehäuse; weiter im Hangenden, in den Bänken des Rosskofels, kommen Dachsteinbivalvenkerne vor. Eine kurze Strecke vom südlichen Ende des See’s steigt die gewaltige Steinmasse des Seekofels auf; seine obere Hälfte gehört schon denselben wohlgeschichteten, mächtigen Kalkbänken an, welche auch die obere Partie des Hochgaisls bilden, und über die früher schon einiges erwähnt wurde. In der Schlucht zwischen Seekofel und Rosskofel vom Pragser See aus aufsteigend gelangt man an die untere Grenze jener Kalkbänke. Der zu- nächst darunter gelegene Dolomit müsste den „Hauptdolomit“ repräsen- tiren, während man längs des See’s noch die nächst tiefere Dolomitstufe hatte. Eine Trennung dieser Dolomite durch Schichten von anderer Na- tur, die den auf dem Dürrenstein beobachteten entsprächen, macht sich indess hier nicht in auffallender Weise bemerklich. Gegend von Sexten. Wir wenden uns zu der Gebirgspartie, welche sich als öst- liche Fortsetzung, jenseits des tief eingeschnittenen Thals der Ampezzaner Strasse an das im ersten Profil skizzirie Gebirge anschliesst. Die nordöstliche Grenze des Territoriums wird ge- bildet durch den Verlauf des Pusterthals von Toblach bis Inni- chen, des Sextenthals von Innichen bis auf die Passhöhe des Kreuzbergs und die jenseitige Fortsetzung des Padolathals bis Comelico resp. S. Stefano und Auronzo im Venetianischen. Auf der Nordostseite des Thalverlaufs erhebt sich das Phyllitgebirge, auf der Südwestseite steigt der aufgelagerte Schichtenbau der Trias auf, wieder mit südsüdwestlichem und südwestlichem Ein- fallen. Wenn man in diesem Theil des Triasgebirges die Schichten von unten nach oben mustert, so findet man in den untersten Gruppen grosse Analogie mit den Verhältnissen des westlich an- stossenden Gebirges. Anders in den höhern Gruppen. Hier folgt Dolomit auf Dolomit, und die so leicht kenntlichen Tuff- und St. Cassian-artigen Zonen treten nicht trennend dazwischen. Von der ersten Dolomitstufe an ist daher die Gruppirung sehr er- schwert. Schon im Thal der Ampezzaner Strasse macht sich ein Her- abtreten der oben auf den westlich anstossenden Höhen sehr wohl 351 charakterisirten Tuffe und St. Cassian-artigen Lagen nicht be- merkbar, wie das bei unverändertem östlichem Fortgehen der Fall sein würde; man sieht nur Dolomit auf Dolomit, rechts und links Wände bildend, folgen. Weiter oben wurde schon ange- führt, wie die Tuffschichten und die oolithischen Mergel, welche zwischen Sarenkofel und Dürrenstein liegen, sich gegen Osten allem Anschein nach zwischen Dolomit verlieren, ohne das ge- nannte Thal zu erreichen. Es fragt sich nun, ob die Dolomite der verschiedenen Etagen sich petrographisch oder durch ihre Einschlüsse so weit unter- scheiden, dass darauf hin eine Trennung und Gruppirung vor- genommen werden könnte. Dies scheint nun nicht, oder doch in nur unzureichendem Grade der Fall zu sein. Es kann hier etwa an den Einschluss von Foraminiferen, von Dachsteinbivalven und andern Petrefakten, an verschiedenes petrographisches Ge- füge gedacht werden, wie denn z.B. jenes eigenthümliche gross- oolithische Gefüge sich in der That auf eine gewisse Zone im Dolomit zu beschränken scheint. Bei allen vorkommenden Un- terschieden dürfte jedoch eine genauere Grenzbestimmung schwierig bleiben. Namentlich ist der Mangel an grössern, charakteristi- schen Petrefakten hinderlich. Der Dolomit in seinem körnig kry- stallinischen, löcherig porösen Zustand ist der Erhaltung orga- nischer Formen nicht günstig. Von den vielen auskrystallisirten Hohlräumen, mit denen dieses Gestein durchzogen ist, mögen manche von Organismen herrühren; manchmal sind sie sichtlich auf Dachsteinbivalven oder ähnliche Formen zurückzuführen. Doch selbst, wenn gut erhaltene Dachsteinbivalven-Steinkerne häufiger wären, als sie sind, würden sie ihrer grossen vertikalen Verbrei- tung wegen kein genügendes Mittel zur Gruppirung abgeben. Bemerkenswerth sind mehrfach auftretende Einlagerungen von Steinmergeln im krystallinischen Dolomit dieser Gebirgs- partie. Sie unterscheiden sich durch ihr dichtes Gefüge, ihre dünnere Schichtung und leichtere Zerstörbarkeit, auch durch ihre manchmal etwas bunte Farbe vom eigentlichen Dolomit, der die Haupimasse des Gebirges bildet. Ihre Lage ist auch nach er- folster Abschwemmung in der Configuration der Berge noch er- sichtlich. Es scheint fast, dass diese Steinmergeleinlagerungen einer bestimmten Zone angehören, die mit besser charakterisir- 352 ten und Petrefakten-führenden Schichten anstossender Gebirgs- theile in Zusammenhang gebracht werden kann, so dass sich hieraus ein weiteres Hülfsmittel zur Unterscheidung der Dolomite ergeben könnte. Schon v. Rıchnruoren hat in den weiter westlich gelegenen Gegenden auf die Erscheinung aufmerksam gemacht, dass stellen- weise Tuffe und St. Cassianschichten fehlen, und eine Dolomit- bildung schon in tiefem Niveau beginnen und ohne deutliche Un- terbrechung durch einen grossen Theil der alpinen Trias anhal- ten kann, so z. B. auf der Westseite des Schlern. Ebenso greift im Gebiet östlich von der Ampezzaner Strasse die Dolomitbildung weit nach unten, und beginnt schon im Muschelkalk, wie aus dem Folgenden hervorgeht. Bei Toblach wird das Berggehäng der Südseite des Puster- thals durch den Einschnitt der Ampezzanerstrasse bis unten hin unterbrochen und setzt dann nach Osten so fort, wie es zunächst westlich aus dem Thal bis zum Kamm des Sarenkofels aufsteigt. Man sieht die Schichtengruppen der untersten Trias als steil aus dem Pusterthal aufsteigende. bewaldete Gehänge, die oben in hoch- aufragende. zerrissene Dolomitwände (Neunerkofel) übergehen, östlich weiterzieben; von unten bis oben sichtlich die Wieder- holung der Verhältnisse am Sarenkofel. In der That findet man in der Richtung von Innichen auf die Gantspitze (den höchsten Punkt des Neunerkofels) die einzelnen Stufen im Wesentlichen ganz so wie dort. Diese Verhältnisse bleiben sich im weitern südöstlichen Verlauf der untern Trias ganz gleich. Der vorderste, mehr oder minder terrassenförmig aufgebaute Gebirgsabhang der alpinen Trias ist ein und derselbe Zug, durch das Sextenthal und weiterhin nach Auronzo im Venetianischen. Der Thalsohle zu- nächst liegen i. d. R. die obersten Schichten der Buntsandsiein- gruppe, deren unterste Bänke noch auf die jenseitige Thalseite fallen. Darauf der alpine Röth und untere Wellenkalk mit sei- nen dolomitischen, kalkigen und schiefrigen Gesteinen, eine steile und ansehnliche, meist bewaldete Terrasse bildend. dann, etwas zurücktretend, hohe zackige und zerrissene Dolomitwände. Die- ser ganze vorderste Dolomitwall, dessen höchste Punkte durch die Gantspitz, Schusterspitz (eigentlich Gsellknoten), Rothwand- spitz Col dei Bagni und Mie. Najaruola bezeichnet sind, stellt 353 sich als die Fortsetzung des Dolomitzuges des Saren- und Bad- kofels dar; von den Lagerungsverhältnissen dieses Dolomitzuges ausgehend, müssen wir es vorläufig als unentschieden hinstellen, ob jene Dolomitwände noch ganz als Repräsentant alpinen Mu- schelkalks aufzufassen oder vielleicht schon eine Stufe höher hin- aufzusetzen sind. So viel ist ersichtlich, dass die Dolomitbildung schon im alpinen Muschelkalk beginnt, und dass dessen Abgren- zung nach oben nicht scharf hervortritt, weil die Dolomitbildung eontinuirlich bleibt. Wie bemerkt, sind die vordersten Steilwände über der Un- terlage gewöhnlich etwas zurückgesetzt. An dieser Stelle, am Beginn der Steilwand, ist die Zone jener spröden, rauhen, oft etwas erdigen und rauchwackigen Dolomitlagen, welche an den früher beschriebenen Lokalitäten die Hauptlagerstätte der daktylo- porenreichen Bänke bilden. Letztere machen sich indess nicht überall in demselben Grade bemerklich. wie schon oben bemerkt wurde. Vor dem Schusterspitz (resp. Gsellknoten) kommen sie in dieser Lage vor. Die starke Verrollung vor den Steilwänden pflegt eine genaue Untersuchung gerade dieser Schichtenpartie zu vereiteln. Es kann daher nicht befremden, wenn sich etwa hier eingelagerte Petrefakten führende Kalke dem Blick entziehen: ihr Vorhandensein ist, nach den oben beschriebenen Stellen zu urtheilen, nicht unwahrscheinlich, wenn sie auch mehr den Cha- rakter im Streichen nicht aushaltender Einlagerungen, als den einer constant durchgreifenden Schicht haben dürften. Südlich von Auronzo scheint sich jener vorderste Dolomit- wall des Sexten- und Padola-Thals nicht fortzusetzen. Dagegen mögen solche Verhältnisse eintreten, wie sie aus dem Schmiede- ner Thal angeführt wurden. Gleich südlich von Mte. Malone und Campiviei bei Auronzo, welche aus „Seisser und Campiler“ Schich- ten bestehen, treten im Valderino die charakteristischen dunkeln Tuffgesteine wieder auf, und der weitere Verlauf in südsüdwest- licher Richtung ist nach der Geol. Übers.-Karte d. Österr. Mon. Bl. 5 der, dass Cassianer und Partnachschichten von Guttenstein- kalk und Werfener Schiefer unterlagert werden, was wohl auf die Lagerungsverhältnisse vor der Zwölferspitze und dem Her- stein hinauskommt. Es mag hier bemerkt werden, dass in dem ganzen Terri- Jahrbuch 1873. 23 354 torium, welches hier betrachtet wird, mehrere Beispiele vorkom- men, wo Veränderungen im Streichen, resp. Übergänge in eine verschiedenartige aber zeitlich äquivalente Entwicklung mit Thal- spalten mehr oder weniger genau zusammentreffen, in der Art also, dass die Schichtenfolge auf der einen Seite mit der auf der andern nicht ganz stimmt. Wenn sich dies häufiger wiederholt, so liegt hierin vielleicht eine Andeutung über sehr weit zurück- reichende Ursachen der Thalbildung, der Entstehung von Rissen bei der Hebung des Schichtensystems. Was diejenige Gruppe der untern alpinen Trias betrifft, welche den ausseralpinen Schichten vom Röth bis untern Wellen- kalk gleichsteht, so kann man auch hier, im Sextenthal u. s. f. zwei Untergruppen oder Stufen unterscheiden. Obere Stufe. Sie reicht bis an die erwähnte Terrain- verflachung, wo die erdigmergeligen Dolomite vor den Steilwän- den beginnen. Sie zeigt sich immer wieder zusammengesetzt aus den grauen, plattenförmigen, und auf den Schichtflächen oft wulstigen, nicht selten kalkspathreichen, oder auch mit Schiefer durchwachsenen Kalken; den grauen, bald mehr mergeligen, bald thonig-sandig-glimmerreichen, mitunter mehr kieseligen, auf den Schichtflächen öfters mit algenarligen Wülsten bedeckten Schie- fern, und den charakteristischen rothen, oft glimmerreichen Schie- fern; von Strecke zu Strecke sind .allenthalben die bekannten röthlichen oolithisch-lumachellartigen Kalkbänke eingelagert. Diese ‘ Gesteinsarten beschränken sich nicht auf ein bestimmtes Niveau. und wie sie in der Richtung von unten nach oben mit einander wechseln, so zeigen sie sich auch im Streichen wechselnd. Sie bilden entweder jedes für sich mehr oder minder mächtige Com- plexe, oder sie liegen auf kurze Erstreckung mit einander wech- selnd; nur die röthlich-oolithischen Kalkbänke scheinen immer isolirt zwischen den andern zu liegen. Die Petrefaktenführung bleibt stets eine sehr mangelhafte Im Allgemeinen herrscht Armuth an Versteinerungen, strichweise sind dann auch wieder einzelne Schichtenpartien mit organischen Resten stark erfüllt, aber Alles unkenntliche, verwischte Abdrücke. Folgendes ist das kurze Verzeichniss der einigermassen bestimmbaren hierhergehö- rigen Sachen, welche ich aus der ganzen Gegend von Niederdorf und Sexten gesammelt habe: 399 Posidonomya Clarai Emmr. Nur wenige schlecht erhaltene Fragmente. — Hyophoria ovata, BENEcKE, geog. pal. Beitr. Bd. 2, Hft. 1, S. 12. — ?Myophoria orbieularis Br. BENEcKE l. c. 5. 42. ? Hyophoria sp. Verwischte Abdrücke, ähnlich Myophoria fallax, SerBach, Weimar. Trias. Taf. 1. — Trigonia-artige Abdrücke in rothen Schiefern. — ? Gervillia sp. — Myacites fassaensis Wıssm. Häufig in den rothen Schiefern. -— Myacites sp. div. Abdrücke ziemlich häufig vorkommend. — Rissoa (Natica) Gaillardoti LErkr. sp. (v. Scuaurors, Krit. Verzeichn. d. Verstein. d. Trias i. Vicen- tin. S. 334, 337). — Rissoa cf: turbo, v. ScHAaurota, ]. c.“T. II, f. 4. — Kleine Gasteropoden, nach Art der Rissoen in v. ScHAU- rork |. c. T. II oder Benxecke 1. c. T.1, £. 13, manchmal in den Kalkbänken in Menge zusammen. Eine Trennung dieser Schichten in „Seisser und Campiler“ Schichten, wie sie v. Rıc#tuoren für weiter westlich gelegene Gegenden annimmt, ist für dieses Territorium schwierig durch- zuführen. Einmal fehlt es zu sehr an guten Profilen und an Petrefakten. um eine untere, etwa durch Posidonomya Clarat, und eine obere, etwa durch Ceratites Cassianus und Nautscella costata bezeichnete Abtheilung abzusondern. Sodann gehen auch die Gesteine peirographisch zu sehr durch einander. Den Schluss nach oben machen sehr oft die rothen Schiefer, an manchen Stel- len liegen jedoch auch graue, platlige Kalke zu oberst. Conglo- merate, wie sie in der Bozener Gegend nahe der obern Grenze auftreten, habe ich hier nicht beobachtet. Untere Stufe. Diese zunächst auf die obersten Buntsand- steinlagen folgende Schichtenreihe wird hier wegen ihrer über- wiegend dolomitischen Nalur und einiger charakteristischer, sehr constanter Lagen als besondere Untergruppe aufgeführt. Bei v. Rıc#THorEn ist sie nicht besonders ausgeschieden, sondern mit zu den Seisser Schichten gezogen, wie aus der Stelle S. 49 u. seines Werkes hervorgeht. In der Gegend von Sexien etc. isi. dieser Complex sowohl stark als charakteristisch entwickelt und an zahlreichen Punkten aufgeschlossen. Man findet hier folgende Gesteine: rauhe, mer- gelige, dolomitische Lagen, poröse Dolomitmergel, löcherige, scharfkantige Rauchwacken, fein zerblätternde Gypsmergel und Gyps, schwarze bituminöse Kalke mit Kalkspath: diese letztern, 23 * 356 wie auch zugehörige dunkle, schiefrige Mergel sind erfüllt von Foraminiferen und z, Th. auch Bryozoen, deren Umrisse auf verwitterten Flächen sichtbar werden; ausserdem weissen, krystallinischen Dolomit, den höhern Dolomiten durchaus gleichend. Bei Sexten sind u. a. folgende Profile in dieser Zone zu beobachten: Hangend: Obere Stufe, Graue Kalkbänke und Schiefer. Löcherige, poröse , Poröse Rauchwacken, Graue, raucherdige, dolomi- Rauchwacken, ' z. Th. sehr gypshaltig. tische Mergel, z. Th. dicht gypshaltig. ‚Schwarze Kalke mit mit Figuren von Foramini- Fein zerblätternde | Foraminiferen. ' feren bedeckt. Gypsmergel mit | Dichte dunkle Stein- | Fein zerblätternde Schiefer- Gyps. mergel. ı 'thone mit Eisenoxydhydrat- | ' klumpen, wahrscheinl. gyps- ı haltig. GraueKalkeu. Schiefer. Graue Kalke und Schiefer. Weisser krystallini- Weisser krystallinischer Do- Thalschutt. scher Dolomit. Jomit. Intensivrothe, glimme- Rothe und grünliche Sand- rigthonige Sandstein- steinschiefer und thonige schiefer, dazwischen Lagen. ı grünliche dergl. Lagen Sandsteinbänke mit kohligen Röth). ı Pflanzenresten. Thalschutt. ' Thalschutt. | Unter den angeführten Gesteinen sind besonders die Fora- miniferen-führenden schwarzen Kalke für diese Gruppe sehr bezeichnend und leitend. Sie fehlen nirgends und verrathen sich, wo sie nicht anstehend zu erblicken sind, doch durch ab- gewitterte Fragmente, auf denen die Durchschnitte der einge- schlossenen Organismen hervortreten. So sind sie von Auronzo bis zu dem oben erläuterten Profil vor der Hochalpe zu verfolgen. Noch in der Bozener Gegend sind in diesem Horizont ganz ähn- liche Gesteine vertreten. In den Profilen bei Sexten treten die schwarzen Foraminiferenkalke und Mergelschiefer besonders stark hervor und sind ungemein reich an jenen kleinen Organismen. Stark entwickelt trifft man sie, abgesehen von allen zwischen- liegenden Punkten (z. B. Kreuzberg), auch wieder bei Auronzo: so an dem direkten Weg von da nach Padola, dann am Ausfluss des Diebbabaches, und auf der südlichen Thalseite am Ausgang des Socostabaches, sie stehen hier mit steil aufgerichteten, ver- 397 bogenen Schichten an. Abgesehen von dem Reichthum an Fora- miniferen, nebst Bryozoen, scheinen grössere deutliche Petrefak- ten selten zu sein. Nächst diesen schwarzen Kalken und Schiefern ist nicht mın- der bezeichnend für die in Rede stehende Gruppe das Auftreten von Gyps. Nicht so constant im Fortstreichen, ist er doch an vielen Stellen bemerkbar und mitunter ziemlich mächtig. Die leichte Zerstörbarkeit dieser Substanz mag ihr Verschwinden von vielen Aufschlusspunkten verursacht haben; auch die den Gyps einhüllenden Mergel zerfallen durch die Verwitterung leicht zu kleinen Blättchen und werden weggeschwemmt, so dass der Mangel an Constanz im Streichen vielleicht mehr ein scheinbarer als wirklicher ist. Westlich von Sexten ist er mir nicht aufgefallen, doch ist kein Zweifel, dass er durch Schutt und Vegetation ver- deckt vielfach noch aufgeschlossen werden kann. Weiter west- lich wird sein Auftreten auf der Karte v. Rıcntuoren’s öfters be- merkt. Bei Sexten und weiter östlich, am Kreuzberg. bei Padola (Comelico), bei Auronzo stehen die Gypsmergel wiederholt an. Namentlich treten sie in der Nähe des letztgenannten Ortes stark hervor: so am Ufer des Anziei, Auronzo gegenüber; der obere Lauf des Diebbabaches. nördlich von Auronzo, ist eine in den Gypsmergel und die benachbarten Schichten tief und weit ein- gerissene Schlucht. Zu beachten ist ferner das Auftreten von weissem kry- stallinischem Dolomit schon in dieser tiefgelegenen Gruppe der alpinen Trias. Es ist an einigen Stellen, in Folge der Ter- rainverhältnisse allerdings schwer mit Sicherheit zu sagen, ob man es mit in diesem Niveau anstehendem, oder aus höherer Lage herabgekommenem Dolomit, oder mit beiden zugleich zu thun hat; dagegen lässt sich an ziemlich vielen Punkten in der Nähe von Sexten das Anstehen des weissen, krystallinischen, drusigen Dolomites in diesem Horizont mit Sicherheit erkennen. Derselbe unterscheidet sich in nichts von den höhergelagerten Dolomiten. Westlich von dem Thal der Ampezzaner Strasse tritt dieser unterste Dolomit nicht auf; doch schon wenig weiter öst- lich, zwischen Toblach und Innichen, kann man ihn in geringer Mächtigkeit constatiren. Noch an den Gehängen südlich von f 398 Sexten ist die Mächtigkeit nicht beträchtlich, z. Th. sogar sehr gering, ‘sie scheint dagegen nach Osten merklich zuzunehmen. Was die Aufeinanderfolge der Gesteine dieser Gruppe be- trifft, so bleibt sie sich, ebenso wie bei der vorhergehenden, höhern Gruppe, nicht überall ganz gleich. Meist trifft man unten, zunächst den obersten, schiefrig-Ihonigen Lagen des Buntsand- steins, weissen Dolomit und über diesem Rauchwacken und Gyps- mergel, sowie schwarze Foraminiferen-Kalke und Mergel. Es trifft sich indess auch, dass auf die obersten Buntsandsteinlagen gleich Gypsinergel, oder an andern Orten, dolomitische und poröse Mergel zu liegen kommen. Ferner schieben sich an vielen Orten graue Kalke und Schiefer ein, ganz dieselben, welche in der nächst höhern Stufe mit den rothen Schiefern so mächtig werden. Die Grenze nach oben ist daher öfters nicht scharf. In der äussern Configuration des Gebirges tritt diese Gruppe, den Lagerungsverhältnissen ganz entsprechend, an vielen Stellen als unterste, mehr oder minder deutlich markirte Stufe an dem gewöhnlich hohen und steilen Gehäng auf, welches von den Schich- ten des alpinen Röthdolomits und untern Wellenkalkes gebildet wird; und zwar zeigt sich jene Stufe häufig in eine Reihe klei- ner, aufwärts verlaufender Rücken gelrennt, was vielleicht mit der leichten Zerstörbarkeit des Gypsmergel zusammenhängt. Man könnte für die Gegend von Sexten u. s. w. diese untere dolomitische Stufe auch den „untern, dolomitisch-mergeligen Com- plex“ nennen, insofern durch diesen Ausdruck bloss der Unter- schied in der Lage und die Ähnlichkeit in der Gesteinsbeschal- fenheit hervorgehoben werden soll, im Vergleich zu derjenigen Zone, welche am Fuss der vordersten Dolomitsteilwände hinzieht. Hier nämlich wiederholen sich z. Th., wie schon erwähnt, häufig verrollt, öfters aber auch noch als grauer, dünngeschichteter Streif aus der Ferne kenntlich, dolomitisch-poröse Mergel, Rauch- wacken etc. Doch die schwarzen, bituminösen Foraminiferen- kalke und die Gypsmergel bleiben jener untern Zone eigerthümlich. Buntsandsteingruppe. Über die oberste, Röth-artige Partie des Buntsandsteins ist nicht viel zu bemerken. Sie ist immer durch dünne, rothe und grünliche oder graue, bald mehr sandsteinige, bald mehr thonige, glimmerreiche Schiefer vertreten und in der Regel von unbedeutender Mächtigkeit. — In Bänken 359 geschickteter Sandstein, thonig glimmerig, oft mit Feldspathkörn- chen, auch kieselig und fester, meist roth, auch graugrün, grün und gefleckt, bildet die Hauptmasse der mittlern Abtheilung, die indess nicht scharf begrenzt ist. und in der sich übrigens auch schiefrige wie conglomeratarlige Lagen finden. Gegen den Röth zu tritt in dieser Abtheilung eine Reihe von Bänken auf, welche mit kohligen Pflanzenresten ganz erfüllt sind. Diese Zone scheint ganz durchgreifend zu sein. man kann ihr Vorhandensein an vielen Punkten constatiren. So dicht gedrängt die vegetabi- lische Masse auch liegt, so finden sich doch keine wohlerhaltenen, bestimmbaren Formen. Ebenfalls in oberer Lage, dem Röth nahe, findet man graugrüne oder grünlich und röthlich gefleckte Bänke, mit Mangan-braunen Flecken, welche sehr an den fränkischen Chirotherium-Sandstein erinnern. Nicht selten liegen auch in solchen Bänken in Masse gelbe. thonige Mergelknollen einge- bettet. Ferner ist des Vorkommens von Kupfererzspuren in dieser Lage Erwähnung zu thun. — Ganz ebenso charakterisirte Sandsteinbänke kommen ganz in demselben Niveau in der Gegend von Bozen vor. Gegen die untere Grenze besteht die alpine Buntsandstein- gruppe vorwiegend aus Conglomeratbänken. Die Bestandtheile des Conglomerates sind grössere und kleinere Fragmente des unterlagernden Phyllits (Thonglimmerschiefers), und Quarzbrocken oder -Geschiebe, das Ganze durch feinzerriebenes Thonglimmer- schiefermehl noch inniger verkittet. Auch der Quarz rührt offen- bar aus dem Schiefergebirge her. In der Nähe der untern Grenze pflegt das Conglomerat aus sehr grossen Brocken zu bestehen; weiter oben etwas weniger grob zu sein. Die obere Grenze gegen die Sandsteinbänke ist keineswegs scharf. Conglomerate gehen noch weiter aufwärts, und umgekehrt kommen schon nahe dem Phyllit sandsteinartige und thonige Bänke, wie schiefrige Zwischenlagen vor. Leiztere bestehen ohne Zweifel wieder aus fein zerriebenem Schieferschlanm, welcher nun eine Art rege- nerirten Schiefer bildet. Ursprünglich haben alle phyllitischen Bestandtheile des Conglomerates ihre eigenthümliche grünliche Farbe, was sich bei jedem frischen Anbruch zeigt. Nur durch Oxydation, welche durch den feingeriebenen Zustand dieser Ge- mengtheile begünstigt wird, nehmen sie die charakteristische, x 360 eisenoxydrothe Farbe an, welche die Conglomeratfelsen schon aus grosser Entfernung leicht kenntlich macht. Die Auflagerung des Conglomerats auf das Phyllitgebirge lässt sich an mehreren Stellen, auf der rechten Seite des Sexten- thals zwischen Innichen und Sexten beobachten. Mächtige, sehr grobgefügte Bänke des erstern liegen unmittelbar auf dem letz- tern. Nahe dieser Grenze kann- man auch hier die früher, von einer andern Lokalität schon erwähnten, runden, etwa finger- dicken und dünnern stengelartigen Gebilde bemerken, welche rothe, thonige Bänke erfüllen, und selbst aus derselben Masse bestehen. — An vielen Stellen in diesem Horizont habe ich ver- geblich nach Pflanzenabdrücken gesucht, welche über ein, vielleicht höheres als triasisches Alter des Conglomerats hätten Aufschluss geben können. - Schon am Ausgang des Sextenthales, wo das Conglomerat stark ansteht, liegen die untern Bänke auf der rechten Thalseite, und weiter aufwärts ist die Thalsohle so eingeschnitten, dass stellenweise nur noch der Röth, oder auch dieser nicht mehr auf dieselbe Thalseite zu liegen kommt, wo die Triasgebilde sich erheben. Phyllit. (Thonglimmerschiefer.) Nur wenige Worte seien über die Unterlage der im Vorstehenden betrachteten alpi- nen Trias hinzugefügt. Der der grossen Tiroler Mittelzone an- gehörende Phyllit, wie er in der Nähe von Niederdorf auftritt, ist ein ächt schiefriges, dunkel, meist grünlich gefärbtes, in glatte, glänzende, dünne Blätter spaltbares, oft seidenglänzendes Schie- fergestein. Das allgemeine Einfallen seiner Schichten ist hier Südwest, Südsüdwest. Der Phyllit der rechten Sextenthalseite und weiter in's Venetianische hinein ist petrographisch ganz das- selbe Gestein und sein Zug ist nur durch den Einschnitt des Pusterthals von Innichen bis einige Stunden weiter östlich von dem übrigen Phyllitgebirge getrennt. Bei Vierschach treten auf beiden Seiten des Pusterthals Kalkzüge im Phyllit auf, von petro- graphisch ganz ähnlichem Kalk. Ebensolche bilden den Kamm der Silvella und Königswand und die Masse des Mte. Melino (Ros- sekor auf der Karte) südlich vom Kartitschthal. Leider zeigen sich diese Kalke ganz petrefaktenleer, so dass man über ihr Alter im Ungewissen bleibt. 361 Auf der Höhe des Phyllitgebirgzuges bei Sexten und bei Padola ist nordöstliches Einfallen der Schichten zu beobachten. Dies dürfte mit der Lage in Verbindung zu bringen sein, welche dieser Zug in dem nordöstlich anstossenden Kartitschthal gegen die Triasschichten der Lienzer Gegend einnimmt. Erwähnenswerth ist noch das stellenweise hohe Hinaufrei- chen vereinzelter Conglomeratmassen, — Reste ehemaliger all- gemeiner Bedeckung — auf dem Phyllitgebirgzug im Sextenthal und seiner südöstlichen Verlängerung. Bei Padola gehen solche, z. Th. sehr ausgedehnte Reste über den Kamm bis auf den jen- seitigen Abhang gegen das Digonethal zu. Nähere Umgebung von Cortina. Während in der Nähe des Pusterthals und Sextenthals vor- zugsweise die untern triasischen Gebirgsstufen den Gegenstand der Betrachtung bilden, hat man sich in der Umgebung von Cor- tina nur mit den höhern und höchsten Gruppen dieser Formation zu beschäftigen. Cortina d’Ampezzo, drei Meilen vom Pusterthal, in dem sich hier erweiternden, ungefähr nordsüdlich verlaufenden, von der Boita durchströmten Ampezzanerthal, liegt auf Schichten, welche petrographisch mit jenen dunkeln, tuffartigen Gesteinen überein- stimmen, deren Auftreten im Pragser und Schmiedener Thal oben angeführt wurde. Diese Schichten bei Cortina sind dieselben, welche weiter westlich bei Wengen, St. Leonhard, St. Cassian und Buchenstein grosse Flächen einnehmen, und auf der Karte 'v. Ricntnoren’s als „Sedimentärtuffe und Wenger Schichten“ ver- zeichnet sind; sie stehen, die sog. Strada Jde 'tre sassi entlang, von Buchenstein her bis Cortina in direkter, sichtbarer Verbin- dung. Vom Standpunkt Cortina aus betrachtet, kommen sie von Westen her in schmalen Zuge, fast rechtwinklig auf die Rich- tung des Ampezzothales, durch die Einsattelung zwischen Monte Tofana im Norden und Monte Nuvulau, Cima di Fermin im Süden, senken sich aus der Einsattelung in die Thalsohle und verschwin- den rings um Cortina unter derselben; sie bilden hier den tiel- sten Horizont für das umgebende Gebirge. Der erwähnten Gebirgseinsenkung im Westen entspricht eine ähnliche im Osten, zwischen der Cristallogruppe, nördlich, und 362 der Masse des Sorapiss; südlich. In diese beiden Einschnitte zieht sich fast in Form zweier schiefen Ebenen aufsteigend die Thalausweitung Cortina’s zusammen; und indem sie zugleich nach Nord und Süd in die Spalte des Ampezzothales verläuft, zerfällt das ganze Gebirge ringsum in vier Gruppen. welche sich nach Nordwest, Nordost, Südost, Südwest als stufenförmig aufgebaute Dolomitmassen erheben, und mit ihren vordersten Steilwänden an die Thalweitung herantreten. In dieser letztern folgen von innen nach aussen übereinander gelagert Schichten von grossen- theils nicht dolomitischer Natur, zwischen denen jedoch wieder ächte Dolomitlagen und verwandte Gesteine liegen. Ihre äusser- sten Lagen gehen in die Steilwände über. An allen Gehängen ist ein bergeinwärts gerichtetes Einfallen der Schichten bemerkbar, welche also auf der Nordwest-Seite nordwestlich u. s. [. von Cortina wegfallen; dabei ist jedoch, wenigstens in der nördlichen Hälfte, das allgemeine Einfallen der Gebirgsschichten auf grössere Erstreckung betrachtet, ein nörd- liches bis nordöstliches. Was nun zunächst die Tuffschichten bei Cortina betrifft, so findet man hier ganz dieselben charakteristischen dunkeln Ge- steine, wie sie früher erwähnt wurden. Mit diesen zusammen liegen an kleinen organischen Resten (Cidaritenstacheln, Muschel- fragmente etc.) reiche Mergelkalke und Kalksandsteinbänke. Der Zug dieser Schichten markirt sich durch schwarzen, welligen sumpfigen Wiesenboden; sie zeigen sich, wo sie entblösst sind, zerstört und durcheinander geschwemmt. Es scheint, dass die St. Cassian-arligen Mergel hier z. Th. in die Tuffschichten selbst eingelagert vorkommen, was im Pragser und Schmiedener Thal nicht beobachtet wurde. Auf die Tuffe, welche, wie gesagt, die mittelste und tiefste Lage einnehmen, folgt ringsum, ihnen auf- gelagert. noch in der Thalweitung Dolomit. Derselbe erreicht nirgends eine relativ bedeutende Mächtigkeit. Im ganzen nörd- lichen und östlichen Theil der Thalweitung ist er in dem sanft ansteigenden Terrain wegen des gleich zu erwähnenden Verfalls seiner Gehänge wenig markirt, steht jedoch öfters an; westlich und noch mehr südwestlich bildet er steiler ansteigende Gehänge. Zwischen den Bänken dieses weissen bis grauen, ıneist dicht krystallinischen Dolomits finden sich vielfach Bänke eines matten, 363 dichten, röthlichen, grünlichen oder gefleckten, spröden Stein- mergels eingelagert. Derselbe verwittert ziemlich. leicht und liefert dabei einen rothen, bläulichen oder grünlichen, überhaupt bunten, thonigmergeligen Boden, der auffallend an ausseralpine bunte Keupermergel erinnert. Die dolomitischen Gehänge ge- rathen an den Stellen. wo solche Steinmergel liegen, leicht in Verfall. und zwischen den weissen Dolomitblöcken macht sich dann der rothe und bunte Boden auf grosse Entfernung bemerk- lich. In dem weisskrystallinischen Dolomit eben dieser, auf die Tuffsehichten folgenden Dolomitstufe kommt Megalodon triqueter Wurr. sp. vor; zahlreiche Sieinkerne dieser Dachsteinbivalve sind besonders an einer Stelle des erwähnten Doloimitgehängs im westlichen Theile des Thals zu finden. Auch Megalodon com- planatus Güms. scheint in vereinzelten‘ Exemplaren mit vorzu- kommen. Die Steinmergel zeigen sich dagegen versteinerungs- leer. Megalodon £riqueter findet sich übrigens auc!ı in den wei- ter aufwärts folgenden Dolomitstufen. Als nächst höhere Stufe legen sich rings um jenen Dolomit, der auf die Tuffschichten folgt, wieder Schichten von nicht do- lomitischer Natur an: sie bilden im Allgemeinen den äussern Rand der Thalweitung vor den Steilwänden: auf der westlichen Seite sind sie weniger. auf der östlichen mehr entwickelt. Man findet in dieser Zone namentlich folgende Gesteine: St. Cassian- arlige Mergelkalke, z. Th. oolithisch und gelb verwitternd, mit kleinen organischen Gebilden, z. B. Cidaritenstacheln und deren Trümmern; dunkle, schwarzen Boden erzeugende Mergel; starke Bänke eines festen, braunverwitternden Kalksandsteins. der z. Th. mit kleinen organischen Figuren durchwachsen ist. und auf ab- gewitterten Flächen den weissen, scharfen Quarzsand hervortre- ten lässt: starke Bänke eines dichten grauen Kalkes, stellenweise mit faustgrossen, Megalodon-artigen Steinkernen erfüllt, die sich indess von den eigentlichen Dachsteinbivalven durch die leichter eingedrückte, nicht mit scharfem Kiel abgesetzte hintere Seite unterscheiden; graugrüne Sandsteine, welche namentlich von der südöstlichen nach der südlichen Thalseite zu entwickelt sind. Ob- schon in dieser Zone stellenweise eine beträchtliche Menge or- ganischer Reste beisammen liegt, unter denen auch Pfilanzen- spuren zu erwähnen sind, bleibt es doch meist bei Fragmenten, 364 und gut erhaltene Sachen scheinen selten zu sein. Ausser Ci- daris dorsala Braun, Leda cf. sulcellata Wıssm. und Turbo sp. (Fragment eines Abdrucks) fand ich in dieser Zone Halobien- Abdrücke (cf. Moussoni), welche indess etwas isolirt lagen, so dass sich ihre Ursprungsstelle nicht recht ermitteln liess. Die Grenze zwischen dem Dolomit der vordersten Steilwände und den zunächst vor denselben herziehenden Schichten ist nicht scharf. Und zwar sind es wiederholte Steinmergel-Einlagerun- gen, ganz den eben beschriebenen gleichend, welche einen Über- gang in der Art vermitteln, dass sie noch in den tiefern Theilen der Steilwände auftreten, und durch ihren Verfall an verschie- denen Stellen Terrassen bewirken, bis nach oben der eigent- liche Dolomit herrschend wird. Sie verbinden diesen Dolomit in gewisser Weise noch mit den unterlagernden Schichtengrup- pen, was besonders an solchen Stellen hervortritt, wo durch ge- ringere Entwicklung der zuletzt erwähnten Kalke, Sandsteine und oolitbischen Mergel etc., der zunächst über den dunkeln Tuff- schichten liegende, Dolomit dem obern Dolomit nahe gerückt er- scheint. Auf der nordöstlichen Thalseite tritt auch Gyps in dieser Übergangszone am Fuss der Steilwände auf. Man findet auf die- ser Seite folgende Reihe von unten nach oben: Tuffschichten ; Dolomit; dann die Kalksandsteine und Kalkbänke, Mergel mit Cidaritenstacheln ete., welche Gruppe hier ein ziemlich ausge- dehntes Wiesenhügelterrain einnimmt; nach oben sind in derselben Steinmergel und Dolomit eingelagert; dann folgen nochmals jene braunverwitternden Gesteine (hier Pflanzenspuren); hierauf eckig- knollig zerbröckelnder Dolomit mit Gypsmergeln; Steinmergel; eine Wiederholung des zuletzt genannten Dolomits (ohne Gyps); Übergang (wahrscheinlich durch Steinmergel vermittelt) in die Steilwand des Crepo di sumelles. Diese Steilwand, sowie überhaupt die am meisten in den Vordergrund tretenden Steilwände ringsum sind nicht von be- deutender Höhe und erscheinen mehr nur als Vorstufen zu den dahinter etwas zurückspringend aufsteigenden Dolomitmassen. Noch über der Wand des Crepo di sumelles wiederholen sich im Ost von Cortina oolithische und breccienartige, Cidariten- stacheln, Pentacrinusstielglieder etc. führende Mergelkalke. Zu- 365 gehörige Rauchwacken und dolomitische Mergel liegen auf der Höhe Paderon im untern Theil der Steilwände des Cristallo ein- gelagert, dessen Dolomit mit Wahrscheinlichkeit zum „Haupt- dolomit“ zu stellen ist. Es ist fast zu vermuthen, dass solche Lagen sich in diesem Niveau am Gebirge ringsum wiederholen. Die hochaufgethürmte Felsmasse der Croda Malcora, in ‘deren Geröll an der Strasse von Cortina nach S. Vito zahlreiche Stein- kerne von Megalodon triqueter, mitunter auch Hohlräume von Turbo-artigen Schnecken (u. a. Turbo cf. solitarius BENECKE) vor- kommen, ist gewiss auch Hauptdolomit, und erscheint gegen die die Thalweitung bei Cortina abschliessende Dolomitwand des Cre- pedel etwas zurückgesetzt. Was die Deutung der Schichtenfolge bei Cortina betrifft, so muss man an die Verhältnisse anknupfen, wie sie aus der wenig weiter westlich gelegenen Umgebung St. Cassians durch die Be- schreibung von v. Rıchtuoren und Stur a. a. OÖ. bekannt sind. Auf der Karte v. Rıcnruoren’s ist die Folge: Sedimentärtuffe und Wenger Schichten, Schlerndolomit, Raibler Schichten (resp. Torer Schichten) vom Set Sass her in fortlaufendem Zuge bis Cortina verzeichnet, eine Folge, welche wohl auf die oben angeführte Reihe der Schichten um Cortina hinauskommt. Insbesondere erinnern die bei Cortina auftretenden rothen und grünlichen Stein- mergel sehr an die ähnlichen Gesteine, die vom Set Sass, wie auch von andern Lokalitäten westlich von Cortina, aus dem Ho- rizont der sog. „rothen Raibler“ (Torer-, Schlernplateau-Schich- ten) angeführt werden. Zu beachten bleibt die mehrfach übereinander sich wieder- holende Einlagerung dieser bunten Mergel bei Cortina, die schon in dem Dolomit beginnt, der zunächst auf die dunkeln Tuffschich- ten folgt und zugleich Megalodon triqueter führt. Es scheint hieraus hervorzugehen, dass die liegendsten Schichten bei Cor- tina etwa den höchsten Wenger und St. Cassianer Schichten ent- sprechen, dass der sog. Schlerndolomit hier nur schwach, viel- leicht gar nicht mehr, entwickelt ist, und dass dagegen gleich Dolomit-Übergänge und -Vorstufen zum Hauptdolomit auftreten, zwischen denen sich anfangs noch Gebilde wiederholen, die viel- leicht in ihrer Gesammtheit den sog. rothen Raibler Schichten 366 entsprechen, während die im Hintergrund aufsteigenden gewalti- gen Dolomitmassen den eigentlichen Hauptdolomit bilden würden. Mehrfache Beobachtungen in dem fast rein dolomitischen Ge- birge östlich von Cortina, gegen Sexten und Auronzo zu, über- gehend, behalte ich mir vor, auf diesen Gegenstand zurückzu- kommen, um verschiedene im Vorstehenden nur kurz erwähnte oder gar nicht berührte Partien dieser Gegenden eingehender zu besprechen, und die geognostischen Verhältnisse des Ganzen, wo- möglich durch Profile und Karte erläutert, zur Darstellung zu bringen. Mineralogische Mittheilungen. Herrn Dr. F. Wibel in Hamburg. 4.* Der Fasergquarz vom Cap — eine Pseudomorphose nach Krokydolith. Unläugbar ist es eine ebenso interessante wie auffallende Thatsache, dass der ausgezeichnet phanerokrystallinische Quarz bisher so gut wie gar nicht in deutlich fasrigen Aggregaten bekannt geworden ist. Blicken wir auf die grosse Zahl der im gleichen oder in anderen Krystallsystemen auftretenden Mineral- körper, welche zugleich in fasriger oder stängliger Form er- scheinen (Caleit, Turmalin etc.) und berücksichtigen wir, dass der prismatische Habitus des Quarzes ja gerade die Bildung solcher Aggregate wesentlich begünstigt. so muss unser Staunen noch beträchtlich wachsen. Ausser dem von Krarrorn ** zuerst beschriebenen Faser- quarz vom Cap, den derselbe wie alle von ihm beschriebenen südafrikanischen Mineralien durch den berühmten Reisenden Lich- TENSTEIN erhalten hatte, sind nur wenige andere ähnliche Vor- koimmnisse in der mineralogischen Literatur verzeichnet. Krar- ROTH selbst nennt noch WERneER'S dickfasrigen Amethyst und einen radialstrahligen Quarz aus der Nähe von Angers in Frankreich: an diese reihen sich die in neuerer Zeit von G. TschErwar und * 8. 3. Heft, S. 242. ** M. H. Krarrota, Beiträge z. chem. Kenntniss d. Mineralkörper. rets. Ba-ıVE 3.883: 368 G. Rose * zur Sprache gebrachten fasrigen Quarze in Thon- schiefern von Ligneuville, Recht und Wissenbach. Während aber erstere Funde kaum Berücksichtigung, vielleicht sogar Zweifel an der Echtheit ihres Charakters gefunden haben, sind die letz- teren offenbar eine so geringfügige und lokale Bildung, dass es ganz begreiflich wird, wenn bisher und in Zukunft die verschie- denen mineralogischen Handbücher unter Faserquarz eben nur jenes südafrikanische von Kraprorn bekannt gemachte Vorkommen verstehen und anführen. Auch dieses kann aber als mineralo- gische Seltenheit bezeichnet werden; wenigstens wäre es sonst kaum erklärlich, dass es bei seinem hervortretenden Charakfer und bei der wunderlichen oben berührten Räthselfrage nicht schon längst eine verdiente Berücksichtigung erfahren hätte. Dem gegen- über darf ich es wohl einen glücklichen Umstand nennen, zu der Untersuchung einer grösseren Reihe verschiedenartiger Stücke des Minerals befähigt zu sein, welche mit der Sammlung meines Vaters jetzt in den Besilz unseres vaterstädtischen naturhistor. Museums übergegangen sind. | Es werden zwar die nachfolgenden Bemerkungen die letzte Ursache, warum der Quarz keine fasrigen Massenaggregate bildet, nicht darlegen, aber sie werden —- so hoffe ich — mit Evidenz beweisen, dass auch das einzige bisher als ein solches angesehene Vorkommen kein ursprüngliches, sondern ein pseudomorphes Pro- duct sei. Damit sind wir der Lösung des eigentlichen Räthsels wenigstens in soweit näher gerückt, als wir nicht mehr die Sel- tenheit, sondern das absolute Fehlen dieser Aggregatform zu erklären haben. Jenes würde nur durch eine volle Berücksich- tigung aller inneren und äusseren Verhältnisse möglich sein, während uns dieses auf einen wirksamen inneren, in der physi- kalischen Beschaffenheit der Masse selbst beruhenden Grund hin- weist. A. Brauner Faserquarz. Die vorliegenden Stücke stammen der Etikette zufolge vom Orange-Fluss. Krarrorn bezeichnet die Ostseite des Grootrivier- spoorts als Fundort seines Stückes. Alle haben den gleichen äusseren Habitus. Begrenzt von zwei parallelen Lagen eines * Sitzungsber. d. Wiener Akadem. d. W. [2] XLVI, 488. Zeitschr. d. D. Geol. Ges. Bd. XVI (1864), S. 595 und XVII (1865), S. 68. 369 dunkelbraunen, stark kieseligen Eisensteins, welche höchstens 1 Cim. dick sind und einen von 1,5 Ctm. bis 3 Ctm. schwanken- den Abstand von einander zeigen, liegt die schön hellbraune („licht haarbraune“ bis zimmetfarbige) fasrige Masse, meist in schönster Reinheit, nur bisweilen von gewöhnlichem braungefärb- tem Quarze unregelmässig unterbrochen. Ihr Gefüge ist fein- fasrig, jedoch fast stets compact, nicht locker, so dass es zu den Seltenheiten gehört, wenn man Asbest-artige Einschlüsse findet. Die Fasern sind meist geradlinig und vollkommen parallel, sel- tener gebrochen und noch seltener stetig gekrümmt; gegen die dunkelen Saalbänder haben sie eine nahezu gleiche Neigung. An den verschiedenen vor mir liegenden Handstücken schwankte der spitze Winkel von 56 —73°, der stumpfe von 107—124°. In der Richtung der Fasern ist das Mineral leicht zu stäng- ligen und splittrigen Stücken zersprengbar; schwieriger und nur bei dünnen Massen lässt sich der splitterige Querbruch herstel- len. Der Strich ist schön hellbraun. Härte = 6—7. Sein spec. Gewicht bei 15° ist — 3,03. Auf der Längsfläche, den Fasern parallel, zeigt das sonst undurchsichtige Mineral einen schönen Seidenglanz und senk- recht zur Faserrichtung einen eigenen Lichtschein. Vor dem Löthrohr ist es unschmelzbar und gibt keine Flam- menfärbung; im Röhrchen geglüht wird es unter Entweichen von viel Wasser dunkel rothbraun. Die Phosphorsalz-Probe zeigt nur Eisen und Kieselsäure. Mit Salzsäure andauernd behandelt lässt sich sowohl an grös- seren Stücken, wie auch im Pulver sämmtliches Eisen extrahiren; es bleiben dort die reinen weissen Stücke, hier zarte Faser- fragmente gleicher Farbe zurück; ein deutlicher Beweis, dass hier nur ein Gemenge vorliegt. Die genaue qualitative Analyse des aufgeschlossenen Kör- pers, bei welcher mir in dieser wie in den anderen Prüfungen einer meiner Schüler, Hr. stud. med. F. Nerısen hülfreiche Hand leistete, ergab neben Eisenoxyd und Kieselsäure als Hauptbestand- theilen Spuren von Thonerde und Phosphorsäure; andere ge- fundene Spuren von Magnesia, Kali und Natron rührten von den angewendeten Aufschlussmitteln (kohlens. Kali-Natron und Chlor- calcium) her. Jahrbuch 1873. 24 370 Die quantitative Analyse der bei 1250 getrockneten Substanz führte zu folgenden Werthen: SiO, . 57,46 Fe,O, 37,56 H,0 . 5,15 100,17. Berechnet man das Eisenhydrat, so bleibt zwar ein kleiner Überschuss von Wasser, lässt aber zweifellos erkennen, dass hier Göthit (Fe _O,.H.O) als Pigment vorhanden ist. Man er- hält dann SORT ae Wer FEIOR AROMA Bol hang. N 100,17. Mit Zugrundelegung der mittleren spec. Gewichte für Quarz — 2,6 und des Göthit = 4,0 tergibt sich danach das bereclinete spec. Gew. unseres Körpers — 3,16. während das gefundene —, 3.05 war. Aus allen diesen Thatsachen erhellt, dass unser Mineral ein Gemenge des reinen weissen Faserquarzes mit Gö- thit ist, welcher letztere auch wirklich durch Säuren entfernt werden kann. Ebensowenig lässt sich an seiner Identität mit dem Faser- quarze Krapromms zweifeln. Die physiographische und gerade so charakteristische Natur beider Körper stimmt vollkommen über- ein. Dagegen muss ich allerdings bekennen, dass die Angaben jenes Forschers bez. des spec. Gewichtes, des chemischen Ver- haltens und der quantitativen Zusammensetzung ganz unglaublich von den meinigen abweichen. Krarrorn gibt das sp. Gew. — 2,65, kein Wasser, 98,50 SiO, und 1,50 Fe,0.. Bedenkt man, dass gerade er die Farbe des Minerales »lichte haarbraun“ nennt. so begreift man in der That nicht. wie dieselbe durch einen so geringen Eisen-Gehalt hervorgerufen sein soll, und noch weniger. dass dieses Eisen kein Hydrat gewesen wäre. Aus Gründen, die später kurz berührt werden, glaube ich denn auch annehmen zu dürfen, dass hier eine Zahlenverwechslung mit einer anderen Mittheilung Kraprorn's, welche in jenem Werke unmittelbar auf die Beschreibung des Faserquarzes folgt und den „Blaueisenstein“ vom Cap betrifft, vorliegt. Dort hat er nämlich für das spec. 371 Gewicht = 3,2 und für die Analyse die Zahlen: SiO, = 30: BE 05,60: NO = 0 welche also; vom Kalk und Natron abgesehen, den unsrigen sehr viel näher stehen. B. Blauer Fasergquarz. Unter den im Obigen beschriebenen Stücken fand ich nun : eines, welches in allen übrigen äusseren Charakteren vollständig mit jenen übereinstimmte, aber merkwürdigerweise statt einer braunen eine dunkelgrünlich-blaue Fasermasse zeigte, welche nur stellenweise in's Bräunliche überging. Die übrigens dunkelbraunen Saalbänder gleicher Masse wie oben halten eine Dicke von 0,2 —0,6 Ctm. und einen Abstand von 5,5 Ctm. Auch hier traf man nur selten Asbest-artig lockere Faserpartien, während die übrige Masse noch compacter war und sich daher auch schwieriger den Fasern parallel spalten liess. Die Fasern selbst sind mässig ge- krümmt und zeigen eine Neigung gegen die Grenzflächen von 48—60° und 120—132°, Das vorliegende Mineral gibt keinen Strich, hat eine H, — 7--8 und ein spec. Gew. b. 150 = 2,69. Auf der Oberfläche ist der Seidenglanz fast völlig in Fett- glanz übergegangen, auch fehlt der früher erwähnte bewegliche Lichtschein. In dünnen Bruchstücken ist es kantendurchscheinend. Vor dem Löthrohr zeigt es sich stellenweise und an Spitzen oder Kanten zu einem schwärzlichen Glase schwer schmelzbar und bietet zugleich eine deutliche Natron-Färbung der Flamme, Im Röhrchen erscheint kein Wasser; das bläulich-weisse Pulver in grösseren Massen geglüht wird schön rosenroth. Phosphor- salz weist nur Eisen und Kieselsäure nach; Borax gibt die Eisen- oxydul-Perle. Mit Salzsäure und Königswasser wird auch bei längerer Behandlung grösserer Stückchen keine wesentliche Veränderung, am allerwenigsten aber eine Extraction des färbenden Körpers bewirkt. Das sehr feine Pulver wird durch beide Säuren äus- serst langsam unter Abscheidung von flockiger Kieselsäure an- gegriffen. Immerhin war es auf diesem Wege unter gleichzei- tiger Anwendung des Kohlensäure-Stromes möglich, nachzuweisen, dass fast alles Eisen als Oxydul, nur sehr wenig als Oxyd gegen- wärtig sei. 24 * 372 Die qualitative Prüfung ergab neben dem Eisenoxydul und Kieselsäure ferner Spuren von Thonerde und Natron, etwas mehr Kalk, Die Ergebnisse der quantitativen Analyse sind: DIOR, ee. sro a De 157 Be u N20. . .. . nicht bestimmt Glühverlust (H,O) direkt 0,57 Dazu wegen Oxydation des mer ,.0.002. 019 0,76 939,85, Da nun, wie erwähnt, stets eine kleine Menge Eisen als Oxyd zugegen war, so muss die Correction für den Glühverlust resp. Wasser-Gehalt eine etwas zu grosse Zahl geben. während das Defieit an 100,0 unbedenklich für Natron angenommen wer- den kann, welches ja in der Löthrohrflamme deutlich auftrat. Die anfängliche Vermuthung, dass das Pigment dieses un- zweifelhaft wieder als echter Faserquarz anzusprechenden Mine- rales etwa Eisenphosphat wäre, wurde durch die äusserst schwie- rige Extraction mittelst Säuren und durch das Fehlen der Phos- phorsäure als unwahrscheinlich zurückgedrängt. Es blieb nur die Annahme übrig, es sei ein bläuliches, Natron-haltiges Eisen- oxydul-Silicat die färbende Substanz, und dieser Schluss führte mich neben einer Reihe anderer Gesichtspunkte gerade auf den Krokydolith,. Dann erscheint nicht nur die Farbe unseres Faser- quarzes, sondern auch sein Natron- und Wasser-Gehalt, sowie die oben betonte lokale Schmelzbarkeit v. d. L. und die schwie- rige Zersetzbarkeit mit Säuren vollkommen erklärt. Allerdings wird das Pulver beim Behandeln mit Schwefelammonium ge- schwärzt, allein eine Gegenprobe mit Krokydolith ergab dieselbe Erscheinung auch bei diesem. Es darf somit wohl als hinreichend begründet anerkannt werden, wenn ich das vorliegende blaue Mineral als ein Gemenge von Faserquarz mit Kroky- dolith neben etwas Eisenhydrat und Kalksilicat betrachte. Um einen ungefähren Einblick in das Mischungsverhältniss zu ge- winnen, sei hier die selbstverständlich nur. approximative Be- 373 rechnung angeführt, welche sich mit Zugrundelegung der be- kannten Zusammensetzung des Krokydolith und obiger Analyse ergibt: Quarz =°....0 2.2: Krokydolith '.!'. .ı»/..0215 Eisenhydrat et. . . 10 100,0. Im Anschlusse hieran sei nun noch erwähnt, dass mancherlei Gründe dafür sprechen, der von Krarrorn (a. a. O. 8. 237) be- schriebene und bereits oben kurz genannte „Blaueisenstein“ sei im Wesentlichen mit unserem blauen Faserquarze übereinstim- mend. Zwar scheint bei jenem das charakteristische Merkmal, die Faserung, gefehlt zu haben, allein auch an unserem Stücke ist dieselbe weniger scharf hervortretend als bei dem braunen Faserquarze, und es wäre daher wohl denkbar — nach unseren späteren Erörterungen sogar sehr begreiflich —, dass dieselbe an anderen Stücken noch mehr verschwände. Andere kenn- zeichen. z. B. Farbe, Härte, Verhalten v. d. L. u. s. w. stimmen dagegen wieder ziemlich mit den unsern. Wenn aber spec. Ge- wicht und analytische Zahlen vollkommen von letzterem abwei- chen, so ist schon früher darauf hingewiesen worden, dass und aus welchen Gründen hier höchst wahrscheinlich ein Irrthum Krarrorn s in den Angaben vorliegt. Wenigstens zeigen wieder- um seine Zahlen für spec. Gew. (= 2,65), Kieselsäure (98,5) und Eisenoxyd (1,30) seines braunen Faserquarzes ganz nahe Werthe mit den von mir für das blaue Mineral gefundenen. Viel- leicht existiren die Belegstücke Krarrorn’s noch in der Berliner Sammlung und werden bei erneuter Prüfung über die Richlig- keit dieser Vermuthung eine bündige Entscheidung geben lassen. Hausmann * und nach ihm alle anderen Handbücher identificiren einfach den Krarrorn’schen Blaueisenstein mit Krokydolith selbst, wozu allerdings die Analyse und gewisse Charaktere naheliegende Gründe bieten. Allein die Thatsache, dass seine Analyse des braunen Faserquarzes offenbar unrichtig ist. und der Umstand, dass manche Kennzeichen weniger übereinstimmen, erweckten bei mir im Verein mit den vor mir liegenden Stücken begründete Zweifel an dieser Auffassung. * Hausmann, Hdb. d. Miner. (1847) I, S. 743. * 374 Der im Folgenden versuchte Einblick in den genetischen Zusammenhang zwischen braunem und blauem Faserquarz einer- seits und Krokydolith andererseits wird, wie ich glaube, diese Berechtigung noch erhöhen. C. Der Faserquarz — eine PseudomorphosenachKrokydolith. Noch ehe mir das Stück blauen Minerales zu Gesicht ge- kommen war, hatte der Anblick der verschiedenen braunen Faser- quarze in mir die Überzeugung erregt. dass hier eine vortreff- liche Pseudomorphose und zwar nach Krokydolith vorliege. Und in der That, wer in der Lage ist, zwei Stufen beider zum Ver- gleiche vor sich zu sehen, wird darüber bei dem ausgesprochen charakteristischen äusseren Habitus keinen Augenblick zweifelhaft bleiben. Der echte, Asbest-artige Krokydolith hat ganz wie unser brauner Faserquarz eine plattenförmige Ausdehnung, hervorge- rufen durch die parallele Begrenzung desselben Quarz- und Eisen- reichen Mineralgemenges. An einem Stücke Krokydolith vom Cap fand ich die Dicke der Saalbänder = 0,3 Ctm., ihren Ab- stand — 1,1 Ctm., während die Proben unserer Quarze dafür schwankende Werthe von 0,1—1 Ctm. und 1,5—9,5 Ctm. geben. In vollständig übereinstimmender Weise liegen bei beiden Kör- pern zwischen diesen Grenzplatten die parallelfasrigen Massen, auch bei dem Krokydolith keinesweges nur geradlinig, sondern ebenso bisweilen gebrochen und gekrümmt. Noch überraschen- der und also entscheidender ist ferner die Gleichheit der Nei- gungswinkel dieser Fasern gegen die Grenzflächen. Hausmann gibt dafür beim Krokydolith die ungefähren Grössen 74° und 106°, während unsere Stufe dieselben Schwankungen von 50— 71° einerseits und 109—130° andererseits zeigte. Bei den Faser- quarzen lagen die Grenzen zwischen 485—73° und 107—132. Wenn dagegen die zarten, feinen Fasern des Krokydoliths an unseren Faserquarzen zwar vorwiegend in eine compacli-fasrige Masse umgewandelt erscheinen, so ist dem gegenüber auf die thatsächliche Beobachtung zu verweisen, dass auch innerhalb der letzteren einzelne noch vollkommen Asbest-fasrige Einlagerungen aufgefunden sind. Immerhin und trotz aller dieser Analogieen hätte die völlige Abwesenheit des Eisenoxyduls in den braunen Faserquarzen, des- 375 sen ursprüngliches Vorhandensein ja Voraussetzung für die Auf- fassung ihrer pseudomorphen Natur war, auffallen können. In- sofern nun wird der Nachweis des blauen Faserquarzes. welcher bei unverkennbar gleichem äusseren Charakter doch wesentlich nur Eisenoxydul, ja nach unserer Darlegung direkt Krokydolith enthielt, von überzeugender Beweiskraft, zumal sich auch in ihm Asbest-artige Einschlüsse deutlich nachweisen liessen. Bedenkt man endlich noch, dass auch der bis jetzt fast einzige Fundort des echten, Asbest-artigen Krokydolith derselbe ist, wie derjenige unserer Faserquarze, namlich der Orange-Fluss Süd-Afrika’s. so kann wohl in Wahrheit der Schluss als unbe- stritten gelten, der in dem Faserquarze eine Pseudomor- phose nach Krokydolith erblickt. Von diesem sicheren Standpunkt aus fällt nun die Deutung des metamorphischen Processes nicht schwer und wird durch Vergleichung der Zusammensetzungen leicht geboten. Asbest-artiger Brauner Blauer Krokydolith vom Cap Faserquarz Faserquarz nach STROMEYER *. F. Wieser. F. WisEL. SiO, — 50,81 57,46 97,27 Fe0 = 33,88 entspr. Fe,0, 37,56 FeO 1,67 Mn0 = 0,17 37,62 Fe,O, — —_ MeO = 2,32 _ — Ca0, =. 0,02 — 0,15 Na.0 = 7,03 — 0,15 HH =, 5,58 zb 0,76 99,81 100,17 100,00. Es kann darnach für den braunen Faserquarz als Haupt- umwandlungsprodukt keinem Zweifel unterliegen, dass der Vor- gang in einer gewissermassen gleichzeitigen Zersetzung der Kro- kydolith-Masse, Auslaugung des Natrons, der Magnesia etc. und Oxydation sowie Hydratisirung des vorhandenen Eisenoxyduls bestand. Etwas mehr Schwierigkeiten scheint die Erklärung des blauen Faserquarzes zu bereiten. Wenn es schon als auffällig angeführt wurde, dass das braune Mineral eben gar kein Eisenoxydul mehr enthält, so dürfte es noch merkwürdiger erscheinen. dass das blaue Mineral bei sonst ja völlig erhaltener Structur einerseits * STROMEYER in PossEnnD. Annal. XXIII, S. 153. 376 nur so wenig unveränderten Krokydolith (etwa 2,5%/,) und an- dererseits auch gar kein oder sehr wenig Eisenoxydhydrat (kaum 1° ,) aufweist, obschon letzteres von mir soeben als das Haupt- produkt der Metamorphose bezeichnet und auch in dem braunen Faserquarz nachgewiesen ist. Der Grund für diesen nicht unwichtigen Umstand muss, wenn anders unsere Auffassung richtig sein soll, in dem meta- morphischen Process selbst liegen. Und in der That wird der- selbe in folgenden Momenten zu finden sein. Aus einem Vergleiche der Constitutionen des Krokydolith und des braunen Faserquarzes ersieht man sofort, dass die 33,889], FeO des ersteren genau den 37,96%, Fe,O, des letzteren ent- sprechen. Damit ist nun zweifellos angedeutet, dass wirklich kein Eisenoxydul als solches weggeführt, sondern sämmtliches in loco oxydirt und als Göthit (Fe,O H 0) abgelagert worden ist. Daraus folgt aber weiter, dass die Circulation der zersetizenden Flüssigkeiten und der Zersetzungsprodukte eine sehr langsame gewesen sein muss, da es gegentheils nicht begreiflich wäre, wenn dann kein Eisen mit fortgeführt worden sei. Wenn wir also den metamorphischen Vorgang für den braunen Faserquarz noch genauer dahin präcisiren, dass er zwar ein vollständig, aber nur sehr langsam umwandelnder gewesen ist, so wird dadurch zugleich der nicht weniger bedenkliche Einwand gehoben, wie es komme, dass die so zarten Fasern des Krokydolith einer so tief- greifenden Zersetzung unterliegen konnten, ohne vollständig ihre Form einzubüssen und eine dichte, structurlose Quarz-Masse zu liefern. Dem gegenüber hat man sich zu vergegenwärtigen, welche Ergebnisse eine grössere Intensität (Schnelligkeit) desselben Pro- cesses liefern wird. Da dieselbe unter sonst gleichen Verhält- nissen wesentlich auf einer schnelleren Einwirkung grösserer Mengen von zerseizenden Flüssigkeiten beruht, so muss noth- wendig auch eine umfangreichere Fortführung der Zersetzungs- produkte, also auch des Eisenoxyduls, resp. Oxyds eintreten, und somit schliesslich je nach der absoluten Zeitdauer der Einwir- kung überhaupt als Endprodukt ein Quarz mit wechselnden Men- gen von noch unzerseiztem Krokydolith und von (immerhin aber kleinen Mengen) Eisenoxyd zurückbleiben. Im Allgemeinen wird 377 dabei freilich die Erhaltung der Structurformen leiden. Ist der Process ein nicht übermässig beschleunigter, so wird die Fase- rung der primären Krokydolith-Masse zwar weniger deutlich, aber immerhin noch gut erkennbar sein. Dies ist der Fall bei dem von uns oben beschriebenen blauen Faserquarze. dessen mehr compacte Beschaffenheit nunmehr auf das Beste durch vorstehende Erklärung in Ursache und Genesis verständlich wird. Wenn hingegen die Intensität der Zersetzung noch mehr zunimmt, so muss selbstverständlich eine Grenze erreicht werden, bei welcher die Erhaltung der Form eine Umöglichkeit ist. Und wird diese überschritten, so tritt uns jetzt als Educt nur noch derber, structurloser Quarz entgegen, welcher durch eingeschlos- senen annoch unveränderten Krokydolith mehr oder minder blau gefärbt ist. Man sieht, dass sich hier ganz von selbst die Er- klärung bietet nicht nur für die „blauen Quarze“ des Salzburgi- schen, Mähren’s etc., sondern auch für den »Blaueisenstein“ Krar- ROTH Ss, sofern meine früher gegebene Vermuthung über denselben sich bestätigen sollte. Alle diese Substanzen treten jetzt in einen innigen genetischen Zusammenhang, indem sie sich als graduell verschiedene Produkte eines und desselben Umwandlungsprocesses, eines und desselben Mineralkörpers, Krokydolith, darstellen. Es sei nun zum Schlusse gestattet, die Ergebnisse - vor- stehender kleinen Untersuchung, sowie deren Bedeutung nach verschiedenen Richtungen übersichtlich zusammenzustellen. 1) Der schon von Krarroru beschriebene braune Faserquarz ist ein Gemenge von reinem weissen Faserquarz ınit aus- ziehbarem Göthit (Fe,0,H.0). Der blaue Faserquarz ist ein Gemenge wesentlich von weissem .Faserquarz mit Kro- kydolith. 2) Beide Arten des Faserquarzes sind Pseudomorphosen nach Krokydolith, und zwar ist der braune das Produkt eine vollständigen und langsamen, der blaue dasjenige einer un- vollständigen und schnellen Umwandlung. 3) Der Faserquarz liefert demnach ein so ausgezeichnetes Bei- spiel einer Pseudomorphosenbildung nach einem mikrokry- 378 stallinischen, fasrigen Mineral, wie es in gleicher Schönheit wohl bisher noch nicht beobachtet ist. 4) In gleicher Weise bietet der Faserquarz ein vorzügliches Beispiel der an sich so seltenen Pseudomorphosen von Quarz nach einem zusammengesetzten Silicat, also einer vollstän- digen Zerlegung eines solchen bei gleichzeitiger Erhaltung der Form. Unter den bekannten Afterbildungen ähnlicher Art sind diejenigen des Quarzes nach Granat (Brum, Pseud. S. 315), Augit (Ibid. III, S. 49.), Hornblende (Ibid. S. 58, IH. S. 51), Fassait (BLum, d. Jahrb. 1864, S. 41), Orthoklas (G. TscHermaK, d. Jahrb. 1864, S. 73) und Glimmer (Revuss in Bıscuor, Chem. Geol. II, S. 884) entweder als überhaupt noch fragliche oder doch als minder deutliche und hervortretende zu bezeichnen. Die- jJenigen nach Heulandit (Brum 1, S. 11), Stilbit (Ibid. I, S. 12 u. II, S. 10) und Apophyllit (G. TscHermAaX, d. Jahrb. 1864, S. 73) ragen schon hin- sichtlich ihrer Vollkommenheit mehr hervor, während unter Allen wohl der bekannte Haytorit, d. i. Chalcedon nach Datolith (BLum, S. 56. II, S. 49), in der Trefflichkeit der Nachbildung unserem Faserquarz gleich- steht. 9) Die „blauen Quarze“, welche an einigen sonstigen Fund- stätten des Krokydolith (Golling in Salzburg. Rudka in Mähren, s. Kenncort, Min. Forsch. 1860, S. 57) als dessen Begleiter erscheinen, dürften nicht blos mit letzterem Mi- neral gefärbte primäre Quarze sein, sondern gleichfalls secundär aus einer unvollständigen, aber sehr rapiden Zer- setzung des Krokydoliths selbst herrühren. Dasselbe gilt vielleicht für den „Blaueisenstein“ KLaprotH s. St 6) Bezüglich der Faserquarz-Vorkommnisse in den Thonschie- fern von Ligneuville, Recht und Wissenbach herrscht zwi- schen G. Rosr und G. Tschermak eine Meinungsverschieden- heit, indem Letzterer dieselben (wenigstens das von Recht) für pseudomorph erklärt, was Ersterer bestreitet. Da ich diese Vorkommnisse nicht aus eigener Anschau- ung kenne, vermag ich natürlich kein Urtheil in dieser Frage abzugeben. Allein es dürfte doch vielleicht die in Vorstehendem bewiesene Thatsache. dass auch der afrika- nische Faserquarz eine Pseudomorphose ist, eine Entschei- dung zu Gunsten der Tschernarschen Meinung als wahr- scheinlich in Aussicht stellen. 379 7) Mit dem Nachweise der pseudomorphen Natur des Faser- quarzes vom Cap ist nun endlich auch das letzte, gute Bei- spiel einer ursprünglich fasrigen Aggregatform des Quarzes als hinfällig zu betrachten. Wie im Eingang dieser Arbeit hervorgehoben, müssen wir in der That als objectiv und unläugbar festgestellt anerkennen, dass dieses so prächtig krystallisirende und vorwiegend prismatisch ausgebildete Mineral bis jetzt nicht nachweisbar in Faseraggregaten er- scheint, somit auch wahrscheinlich nicht darin auftreten kann. Mochte man früher den Grund dafür in der zu- fälligen Gunst äusserer Entstehungsverhältnisse vermuthen, so wird man sich jetzt sagen müssen, dass derselbe in der inneren, molekularen Beschaffenheit des Quarzes zu suchen sei, wofür vielleicht eine übersichtliche Betrachtung der fasrig oder stänglig aufgefundenen, übrigens phanerokry- stallinischen Mineralien Anhaltspunkte bietet. Möglicherweise gibt vorstehende Arbeit den Anstoss zu wei- teren Forschungen in dieser gewiss nicht uninteressanten Richtung. Nachtrag zu der Mittheilung über Faserquarz vom Cap — eine Pseudomorphose nach Krokydolith. Nachdem vorstehende Mittheilung bereits abgesandt war, erhielt ich die von Herrn Mechanikus R. Furss in Berlin freundlichst angefertigten Dünnschliffe der beiden Varietäten. Bei ihrer Prüfung fand ich die obigen aus der chemischen Untersuchung entnommenen Folgerungen vollkommen bestätigt. Der braune Faserquarz zeigt auf Längs- wie Querschliff eine voll- ständige und ziemlich gleichmässige Imprägnation mit dem Eisenoxyd- hydrat; jede einzelne Faser erscheint mehr oder minder braun gefärbt. Es beweist dies bestens, dass hier kein ursprünglich rein weisses Mineral mit späterer Zwischenlagerung des Pigmentes vorliegt. Belehrender noch ‘ waren die Dünnschliffe des blauen Minerales, welche überhaupt wegen der geringeren Spaltbarkeit der Masse viel vollkommener dargestellt werden konnten. Auf dem Längsschliff sieht man in einer weissen, homogenen Matrix die theils rein blauen, theils schon bräunlichen Fasern mit schar- fen Rändern in verschiedenem Abstand wie Durchmesser parallel neben 380 einander, und dem entsprechend zeigt der Querschliff eine mit zahlreichen dunklen Punkten bestreute schneeweisse Substanz, einem Firnfelde ver- gleichbar, aus weichem einzelne Felsbrocken herausragen. Die weisse- Masse ergibt sich im Polarisationsapparat als doppeltbrechend mit leb- haftem Farbenspiel. Diese Wahrnehmungen entsprechen ganz der früheren Deutung, wonach das blaue Mineral aus reinem Quarz mit Einschlüssen von fast unveränderten Krokydolith-Fasern besteht. 5. Krystallisirter Baryt im rothen Schieferletten Helgoland’s nebst Untersuchungen über die Genesis seiner Krystalldrusen. Wenn die neueren interessanten Beobachtungen °L. MEYN's und A. Lasarn’s * abermals den Blick vieler Geologen auf jenes kleine und doch so merkwürdige Eiland gelenkt haben werden, so sei es gestattet, hier eine Wahrnehmung niederzulegen, welche in genetischer Beziehung nicht ganz werthlos mir erscheint und gleichfalls unsere nordische Felswarte Helgoland betrifft. Schon in einer früheren Arbeit ** habe ich etwas ausführ- licher das beachtenswerthe Vorkommen des gediegenen Kupfers und seiner Erze in den sedimentären Gesteinen der Insel be- sprochen, ohne jedoch mehr als Wahrscheinlichkeitsgründe für die dort gegebene genetische Erklärung desselben mittelst der Eisenoxydul-Theorie gehabt zu haben. Die Art des Auftretens ist wesentlich verschieden, je nachdem ein grobkörniger grauer Sandstein oder der rothe, feinkörnige Schieferletten (Thonmergel) das Muttergestein bildet. Dort erscheinen Gediegen-Kupfer, Roth- kupfer, Schwefelerze etc. in derberen, grösseren Stücken einge- schlossen, welche zwar auch eine deutlich erkennbare Zersetzung in Joco durch Färbung des Sandsteines verrathen, aber doch häufig noch ziemlich unverändert erhalten sind. In dem rothen Letten dagegen treten die Kupfererze wesentlich nur innerhalb der allbekannten und allverbreiteten Stufen mit Kalkspath- und Malachit-Drusen auf, die oft mit lebhafter Farbenpracht die Hel- goländer Nationalfarben (grün, weiss, roth) wiedergeben, während Gediegen-Kupfer, Rothkupfer und Kiese zu den selteneren und spärlichen Einschlüssen gehören. Da aber gerade hier die dün- nen, zarten Anflüge des gediegenen Metalles offenbare Beweise * L. Meyn, Zur Geologie der Insel Helgoland, 1864. A. Lasarp, Zeitschr. d. D. Geol. Ges. 1869, S. 574 ff. ** F, Wise, Das Gediegen-Kupfer und Rothkupfererz. 1864, S. 152 ff. 31 für ihre Bildung an dieser Stelle liefern und jegliche Vermuthung auf einfach detritischen Ursprung ausschliessen, so muss das letzte Vorkommen von besonderer Wichtigkeit für die Aufklärung über die jener Bildung zu Grunde liegenden Processe werden. Im Verfolg des Gedankens, dass auch im vorliegenden Falle innerhalb der Drusen kiesige Kupfererze als primäre existirt hatten, suchte ich nach Zeugen dafür und zwar zunächst nach Sulfaten. Trotz der grossen Verbreitung jener Stufen in Museen, trotz zahlreichen Besuches der Insel durch Fachgenossen waren bisher solche Sulfate (als Gyps, Cölestin etc.) wohl als Schnüre ‚im Letten, aber nicht als Begleiter des Kalkspath, Malachit, Kie- selkupfer ete. in den Drusenräumen aufgefunden worden. Nach sorgfältigster Durchmusterung vieler Stücke theils bei längereın Aufenthalte auf der Insel, theils in Sammlungen, ist es mir in- dess gelungen, das Auftreten des Baryt in deutlichen Krystallen nachzuweisen. Der Baryt erscheint in unmittelbarer Verwachsung mit den Rhomboedern des Caleits, bald, wiewohl seltener, in Krystallen von mehr als 3" Grösse, bald in ausserordentlich kleinen Blätt- chen, welche das bisherige Übersehen leicht begreiflich machen. Der Habitus der Krystalle ist durchweg durch Vorwalten des Brachypinakoids tafelförmig und gleicht demjenigen von Schen- nitz; an grösseren Individuen war die Combination ooP& . Pxo . ooP sehr gut zu erkennen. Die Bedeutung dieser Wahrnehmung liegt nun meiner An- sicht nach wesentlich darin, dass man gestützt auf den leichten und feinen chemischen Nachweis des Baryums ein weiteres Mittel besitzt. die Bildung jener Drusenausfüllungen genauer zu ver- folgen. Freilich wird dies zuvörderst eine vollständige chemische Untersuchung des Muttergesteins u. s. w. nothwendig machen, über welche ich augenblicklich noch nicht verfüge, die ich viel- mehr in Gemeinschaft mit der Analyse der übrigen Helgolander Gesteine hoffentlich bald zu geben beabsichtige, allein schon die bisherigen Ergebnisse gestatten gewisse und unerwartete Schluss- folgerungen. Unter Mitwirkung eines meiner Schüler, Hrn. stud. phil. E. Zacharıas, habe ich vor Allem nach qualitativ-chemischer Richtung den Beweisen nachgespürt, ob und in wie weit die vor- liegenden schönen Drusenausfüllungen durch Infiltration von aussen 382 entstanden seien oder nicht. Wer die Handstücke nur oberfläch- lich ansieht, dürfte kaum Bedenken tragen, sich sofort für jenen in so tausenden Fällen zutreffenden Bildungsweg zu entscheiden. Erst eine gründlichere Betrachtung erweckt Zweifel. Im Allge- meinen besteht der Charakter dieser Drusen in einer deutlich wahrnehmbaren Aufeinanderfolge von vier Schichten: zu äusserst der rothe Lettien, als das eigentliche Drusengewölbe, dann eine die gesamte Höhle ziemlich gleichmässig umgebende Zone eines grauen Letiens, der unzweifelhaft aus dem rothen hervorgegangen ist, darauf die grünen Schichten des Malachit und Kieselkupfers und endlich nach dem Centrum zu die Krystallausscheidungen des Caleits und Baryts. Besonders auffallend und die Erklärung durch Infiltration erschwerend ist das Auftreten der grünen Zone, die zwar in Sehr verschiedener Dicke, aber doch nie feh- lend den Hohlraum umrahmt. Denn ihre Beziehung zu den Aus- füllungen ist ebenso unverkennbar, wie ihr naher Zusammenhang mit dem rothen Letten, und da die chemische Prüfung im Letz- teren nur Eisenoxyd, in ersterer wesentlich Eisenoxydul nach- weist, so ist also „offenbar ınit der Bildung jener ausfüllenden Mineralien ein Reductionsprocess verknüpft gewesen, welcher das Eisenoxyd der rothen Seitenwände in Eisenoxydul des jetzt grauen - Gesteines umgewandelt hat. Dass aber bei einer einfachen In- filtration nicht nur keine Oxydation, sondern sogar eine Reduc- tion hätte eintreten können, läuft so ziemlich allen Anschauungen darüber schnurstracks entgegen. Hiezu kommen jetzt aber noch die aus der chemischen Un- tersuchung hervorgehenden direkten Gegenbeweise. Eine schlichte Abscheidung der Drusenmineralien durch Infiltration, d. h. eben durch Auslaugung des Nebengesieins, setzt unläugbar voraus, dass in letzterem die zu jener Bildung erforderlichen Hauptsubstanzen, in unserem Falle also Calcium, Baryum, Kupfer, in irgend einer Form und wenn auch kleiner Menge vorhanden seien. Hier bietet sich ein entscheidendes Kriterium. Ungefähr 15 Gramm des rothen Lettens wurden, nachdem sie vorher durch Behandeln mit: Wasser von den imprägnirten Bestandiheilen des Meerwassers völlig befreit waren, zunächst mit Ammoniak auf etwa eingesprengte darin lösliche Kupfer-Salze geprüft, jedoch mit negativem Erfolge. In der darauf hergestell- 383 ten Säure-Lösung fand sich zwar eine kleine Spur von Kupfer, die-aber so gering war, dass sie vermuthlich von etwas beige- mengtem grauem Letten herrührte, der sich später als sehr Kupfer- haltig erwies. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand gab beim Aufschliessen wiederum keinen wahrnehmbaren Gehalt an Kupfer. Das Vorhandensein von Calcium wurde bei diesen Analysen in mannigfacher Form festgestellt; nicht nur kohlens. Kalk. sondern auch schwefels. Kalk und, was bemerkenswerth ist, phosphors. Kalk sind in reichlicher Menge in dem rothen Mergelthon ent- halten, dessen übrige Hauptbestandtheile sich als Kieselsäure, Eisenoxyd, Thonerde und Magnesia ergaben. Trotz aller angewendeten Aufmerksamkeit gelang es in- dessen nicht, in der doch ziemlich beträchtlichen Menge Origi- nalsubstanz auch nur einen Minimal-Gehalt von Baryum nachzu- weisen. Bei der Schärfe der Reaction darf man demnach wohl annehmen, dass letzteres Element thatsächlich in dem rothen Ge- steine fehlt. Wollte man also auch bezüglich des Kupfers wegen der nicht absolut sicheren Entscheidung die Möglichkeit einer ein- fachen Infiltration beibehalten, so wird die Abwesenheit des Ba- ryuns dieselbe doch geradezu zurückweisen, und im Zusammen- hang mit der oben berührten Schwierigkeit einer Erklärung für die graue Zone wird man sich gezwungen fühlen, einen anderen Weg für die Entstehung der Drusen auszudenken. In der That dürfte derselbe auch nicht allzuferne liegen, wenn man nur die Idee an den centripetalen Vorgang einer In- filtration aufgibt. Nehmen wir an, es seien in den Drusen ur- sprünglich Knollen von kiesigen Kupfererzen aller Art in Be- gleitung von Baryum-Mineralien vorhanden gewesen, so wird eine als selbstverständlich anzunehmende Zufuhr von Wasser eine Vitrioleseirung einleiten. Hiezu ist aber die Gegenwart von Sauerstoff unerlässlich, und sofern das Tagewasser nicht reich genug war, wird eben das Eisenoxyd des Nebengesteins einen Theil desselben unter gleichzeitiger Umwandlung in Eisenoxydul und so die graue Zone geliefert haben. Die innige Beziehung derselben zu diesem endogenen Vorgange wird nicht nur durch die unmittelbaren Contactverhältnisse, sondern namentlich auch durch ihren nachgewiesenen reichlichen Gehalt an Kupfer be- 384 kundet. Die so in erster Phase entstandenen Sulfate des Kupfers, Eisens, Calciums und — soweit es nicht von vornherein als sol- ches zugegen gewesen -- des Baryums wurden nun theils durch den gleichzeitig mit dem Wasser eingeführten kohlens. Kalk zu Carbonaten (Malachit und Eisenoxydul-Carbonat) umgesetzt und entweder, wie der Malachit, abgelagert oder mit dem gebildeten Gyps fortgeführt, theils aber zugleich mit dem vorhandenen Über- schuss des Calciumcarbonats in Krystallen abgeschieden (Baryt). Vielleicht entspringt der Gyps-Gehalt des Letiens aus diesem mehr centrifugal zu nennenden Processe. In dieser Weise scheinen sich mir alle beobachteten That- sachen in einen natürlichen und einfachen Zusammenhang zu stellen, der jedenfalls weit geringere Schwierigkeiten für das Verständniss bietet, als die Idee einer gewöhnlichen Infiltration. Der Gegenstand unserer Betrachtung ist an und für sich nicht hervorragend genug, um für die Erledigung aller noch möglichen Einreden und Bedenken noch mehr Raum beanspruchen zu dür- fen; allein ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ein grosser Theil derselben an ihrem Gewichte einbüsst, wenn man berück- sichtigt, dass alle diese Vorgänge in unserem Gesteine möglicher- weise unter höheren Temperatur- und Druckverhältnissen sich vollzogen. Dies von Vornherein von der Hand zu weisen liegt keine Berechtigung vor; vielmehr würde dann auch die gelegent- liche Ausscheidung von Gediegen-Kupfer und Rothkupfererz durch Wechselwirkung des Eisenoxyduls auf die Kupfersulfat-Lösung noch leichter begreiflich sein. Notiz über den Basalt und Hydrotachylyt des Rossberges bei Darmstadt. Von Herrn Dr. Th. Petersen. Eine im Herbst vorigen Jahres in Gesellschaft des Herrn Bergrath StEeın von Wiesbaden und des Herrn Steinbruchbesitzers ALErELD von Ober-Ramstadt ausgeführte Excursion nach dem Rossberge bei Darmstadt gab mir Gelegenheit, neues Material von dem früher von mir beschriebenen Hydrotachylyt* zu sam- meln und mehrere neue Beobachtungen an jenem merkwürdigen Basaltrücken zu machen, womit, nachdem unterdessen auch einige einschlägige Analysen ausgeführt wurden, um so weniger von mir zurückgehalten werden darf, als sich inzwischen auch Rosen- BUSCH ** über diesen Gegenstand geäussert hat. Wir verdanken demselben schätzenswerthe Beiträge zur Kenntniss des Rossberg- Basaltes und Hydrotachylytes. Unaufschiebbare organisch-che- mische Arbeiten sind die Veranlassung, dass vorliegende kleine, meine früheren Mittheilungen ergänzende Arbeit während mehrerer Monate zurückgelegt werden musste. Ich fasse mich so kurz wie möglich, da, wie ich vernehme, auch Mörı den Rossberg-Basalt eingehender zu behandeln gedenkt. Eine kleine Stunde nördlich von der Eisenbahnstation Ober- Ramstadt erhebt sich unser Berg aus dem Rothliegenden. Über dessen breiten Rücken in östlicher Richtung voranschreitend, ge- * Jahrb. 1869, 32. *: Ebend. 1872, 614. Jahrbuch 1873. 189) [6 386 langt man bald zu einem Basaltaufschluss, wo das Gestein im höchsten Grade zersetzt und mit oft ganz weissem Osteolith in Adern reichlich erfüllt ist. Ich verzeichnete bereits früher den hohen Phosphorsäuregehalt des Rossdorfer Basaltes, offenbar von eingemengtem Apatit herrührend.. Für die von mir aufgestellte Ansicht, dass die sog. Osteolithe ebensowohl Apatit-reichem Ba- salt wie die nassauischen Phosphorite Apatit-reichem Diabas ent- stammen, kann man keine schönere Belegstelle sehen, um so mehr, als das zerseizte Gestein den grössten Theil seiner Phos- phorsäure verloren hat. Ich fand in einer weissen, bei 100° getrockneten Probe dieses Osteolithes, von dem neuerdings meh- rere hundert Centner zu technischen Zwecken ausgebeutet wur- den, 34,7°/, PsO,, entsprechend 75,7%, Caleiumorthophosphat. Weiter östlich enthält das weniger zersetzt6 Gestein reich- lich eingestreut in bunten Farben schillernden Olivin. In dem grossen Steinbruch an der Nordseite des Berges ist der Basalt verhältnissmässig am frischesten, hier auch in 1 bis 1!/, Fuss dicken Säulen abgesondert, deren Köpfe bienrosig zu Tage treten. In dieser Gegend wird der Hydrotachylyt ge- funden. Ebenfalls fand ich daselbst auf derselben Excursion einen schön bouteillengrünen, sehr pelluciden, leicht zerspringenden knolligen Glaseinschluss von Härte 5—6 (CHydrotachylyt ca. 3.) namentlich einen solchen, ca. 2 Zoll im Durchmesser besitzenden ellipsoidischen von 2,924 Vol.-Gew. inmitten ganz frischer Ge- steinsbruchstücke oberer Lage, welcher wohl dem Tachylyt zu- gerechnet werden darf, doch nicht sonderlich leicht schmelzbar ist und von Salzsäure schwierig zerlegt wird. Er schleift sich sehr gut (Hydrotachylyt zerspringt dabei leicht), ist ganz homogen und frei von Ausscheidungen. Mit Hydrotachylyt zusammen habe ich ihn nicht beobachtet. Die Analyse desselben, welche die Ver- schiedenheit beider Substanzen sehr deutlich zeigt, stelle ich un- mittelbar neben einige Analysen ächter Tachylyte von anderen Fundorten und Beobachtern, auch neben diejenige des Hydro- tachylytes. 387 Tachylyte. ———— N — |Tachyly-! Hydro- isch tach t Boben- Säsebühl a acyy Sababurg Glas. hausen Mö SCHNEDER- Mon. AL. | grann. |Mossberg |Rossberg PETERSEN. | PETERSEN. Spee, Gew... .......|ı 12686 2,757 | 2578 2,524 2,130 | | Kieselsäure . . . | 51,08 54,93 55,74 66,42 47,52 Bitansaurer. ..... 1,24 0,28 0,31 1,13 Thonerde ... ... || 26,88 19,86 | 12,40 13,07 17,35 Kisenoxyd . . . . 4,27 3,68 Jıs 16 | 3.66 4,36 Eisenoxydul . . .| 78383 64 | 3,05 Manganoxydul . . 0,31 0:06, 0:40,19 Spur 0,26 Magnesia es 2,07 2.16. 592 1,30 4,07 Kae aa 8 6,27 7,28 1,19 1,85 Nomen, ......|3,6,12 3,14 3,88 6,09 2,38 ea 0,73 0,60 7,36 4,63 Phosphorsäure . . 0,05 0,04 | Chlor. 2% | Spur Fluor SR | Spur | Wassen „1... 0,78 2,16 2,73 0,73 12,90 101,38 | 9929 | 101,80 | 100,13 99,50 Tachylytische Gläser von verschiedenen Gesteinen müssen natürlich auch eine verschiedene Zusammensetzung zeigen. Der hier vorliegende Glasfluss stellt einen Übergang von Tachylyt zu Obsidian vor und hat seine Helligkeit und Pellucidität offenbar der geringen Menge von Eisen und dein Reichthum an Alkalien zu verdanken. Auffallend ist der hohe Kieselsäuregehalt (der Basalt selbst führt nur ca. 40%, SiO,), welcher sofort zu der Annahme drängt, dass ein, vor Beendigung der Mischung inner- halb der -erst später zu krystallinischem Basalte erstarrten Lava ausgeworfenes kieselsäurereiches Gesteinsglas vorliegt. An derselben Stelle beobachtete ich ferner grössere und kleinere Einschlüsse zersetzter Tachylytsubstanz, undurchsichtig, weiss bis gelblich oder grünlich, stellenweise zerfressen, auch wohl bräunliche, tachylytische Kerne führend. Sie enthält viel hygroskopisches Wasser. Die Analyse derselben ergab nach dem Trocknen bei 110°: 25 * 388 Kieselsäure . . . 62,43 (einschl. ein wenig TiO, Thonerde 1.0... 17,12 Eisenoexyd .,.,. .-1.1,82 (einschl. ein wenig FeO) Manganoxydull . . Spur Magnesia ‘ >... 7.2.2068 Kalkar. s 288: 7.080 Natron eo Kalın.. . a2: .. "a88 Wasser Pu 2. We 99,30. Mit den tachylytischen Einschlüssen kommen, wie schon früher von mir hervorgehoben, zeolithische Bildungen häufig zu- sammen vor. Ich habe von mitgebrachtem Hydrotachylyt eine neue Wasserbestimmung ausgeführt und (nach vorhergegangenem Trocknen bei 110°) ebensoviel wie früher gefunden, muss daher an der Eigenthümlichkeit dieses Minerals, beziehungsweise glasig amorphen Gesteines festhalten. Mit Palagonit hat der Hydro- tachylyt nichts zu thun. In meiner ersten Abhandlung wurde, allerdings nicht klar genug, gesagt, der Hydrotachylyt verdanke seine Bestandtheile vorzugsweise der Feldspath- und Olivinsubstanz des Basaltes. In diesem Punkte bin ich ganz der Ansicht von Rosengusch und halte diese Substanz durchaus nicht für eine richtige Neubildung, son- dern einfach für später veränderten Gesteinsfluss. RosEnsusch verbreitet sich in seiner Arbeit weiter über die Gemenglheile des Rossdorfer Basaltes, in welcher Beziehung mir nun auch Einiges als Ergänzung meiner ersten Abhandlung vorzutragen obliegt. So schreibt mir SAnDBERGER im Anschluss an seine früher. eitirte Mittheilung * schon am 19. November vorigen Jahres das folgende: „Ich bin auch heute noch** für die Schliffe derselben An- sicht, den Apatit ausgenommen, dessen kleine spiessige Krystalle ich ohne entsprechende kleine Sechsecke, die ich damals nicht fand, zu bestimmen nicht wagte. Neuerdings hat nun Rosensusch * Jahrb. 1869, 37. ** Mit den früheren Worten war nur gesagt, was ich sicher bestim- men konnte, nicht aber, dass keine anderen Mineralien mehr in dem Ge- menge vorhanden seien. 389 in dem Gestein Nephelin angegeben und mit vollem Rechte. Ob- wohl es mir auch heute noch so wenig als früher gelungen ist; an 3 Schliffen des Gesteins Krystall-Umrisse desselben zu sehen, so lösen doch die Stückchen von grosskörnigen Ausscheidungen, welche Sie-mir zur Untersuchung geschickt haben, jeden Zweifel. Aus denselben habe ich Nephelin mit seinem charakteristischen Feitglanze in erbsengrossen, nur theilweise bereits in opaken strahligen Mesotyp übergehenden Körnern isolirt, welche alle che- mischen Eigenschaften des Minerales zeigen. Das Gelatiniren des feinkörnigen Gesteins würde für sich allein jedenfalls nicht für Nephelin beweisen, da dasselbe reichlich Chrysolith enthält, also schon desshalb gelatiniren muss. Auch der Apatit durchspickt in 2 Mm. langen Nadeln Augit, Titanmagneteisen und Nephelin dieses Gemenges und konnte ebenfalls isolirt werden. Mit den von Rosengusch als. Hauyn und Melilith interpretirten Mineralien des Gemenges ist es mir gegangen, wie ihm mit dem in meinen Schliffen allerdings seltenen, aber äusserst deutlich gestreiften und ganz in normaler Weise polarisirenden triklinischen Feld- spath. Ich habe sie nicht gefunden, bin aber weit entfernt, zu behaupten, dass sie in seinen Schliffen nicht existiren; häufig sind sie gewiss nicht. In einem eben angefertigten Schliff des Ge- steins von der Nordseite des Berges ist Nosean nicht selten; er erscheint ganz in derselben Weise wie im Nephelinit des Katzen- buckels. Ich möchte das Mineral daher nicht zum Hauyn stellen, da ich diesen Namen nur für hellblaue, durchsichtige Körner ge- brauche. Bei dieser Gelegenheit will ich ferner bemerken, dass ich für den Tachylyt vom Säsebühl meine früher * gemachten An- gaben sämmtlich aufrecht erhalten muss, namentlich die ausge- zeichnete, jener des Pechsteins von Zwickau durchaus analoge Fluidal-Structur, die ja aber in Stücken, die von anderen Stellen der gleichen Localität genommen sind, durchaus nicht in identi- scher Weise zu existiren braucht.“ Mönr, welcher sich mit den hessischen Basalten fortwährend beschäftigt, theilte mir neuerlich mit, dass er in dem Schliff vom Rossberger Basalt ebenfalls deutlichen Plagioklas, aber spärlich, * Jahrb. 1871, 622. 390 wie Leucit, ferner Melilith, Glimmer und Hauyn beobachtet, dass letzterer aber stellenweise ganz fehle. Bezüglich der von Rosensusch beredeten, in meiner früheren Zusammenstellung aufgeführten 46,36 Proc. Feldspathsubstanzen (Annäherungswerth) brauche ich nach meiner Bemerkung im vorigen Jahrgang dieses Jahrbuches * höchstens noch hinzuzu- fügen, dass jene Feldspathsubstanzen sich nunmehr in Nephelin, einen Plagioklas, Leueit, Melilith und Hauyn oder Nosean auf- lösen lassen. Der Basalt des Rossberges ist nach dem, was bis jetzt dar- über bekannt geworden, durch seine Gesteinsmischung, nämlich Augit, Olivin, Nephelin, Titanmagneteisen, Apatit, einen plagio- klastischen Feldspath, Leucit, Glimmer, Melilith, Hauyn oder No- sean, sowie Calciumcarbonat (letztere zurücktretend oder nur stellenweise) nicht minder interessant wie durch seine Einschlüsse (namentlich obsidianartigen Tachylyt und Hydrotachylyt) und Zer- setzungsprodukte (namentlich Osteolith und Zeolithe). * Anm. p. 586. s Briefwechsel. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Pretoria, Transvaal-Republik, den 23. Januar 1873 *, Seit einiger Zeit ist auf den Diamantenfeldern vielfach von den Resten einer alten Stadt die Rede gewesen, welche in der Nähe von Bloemhof gefunden wurden. Einzelne Notizen mögen in deutsche Blätter überge- gangen sein. Auf meiner Reise nach den Goldfeldern bei Maraba’s Stad (etwa unter 23° 40° südlicher Breite und 29° 40° östlicher Länge von Green- wich) habe ich Gelegenheit gehabt, den Fundort zu besuchen, und es wird für Sie von Interesse sein, einige Notizen über das Vorkommen zu erhalten. Die betreffende Örtlichkeit liegt etwa drei englische Meilen vom Vaal- fluss und eben so weit von der Hauptstrasse, welche von Klipdrift nach Potchefstroom führt, ungefähr in der Mitte zwischen Christiana und Bloem- hof. Da Christiana nur aus wenigen Häusern besteht und auf den Karten noch nicht angegeben ist, so pflegt die Gegend von Bloemhof gewöhnlich als Fundort genannt zu werden. Dicht bei demselben liegt eine grosse Salzpfanne, nach der die Farm „Saltpan“ heisst. Bei Untersuchung der Örtlichkeit und der zahlreichen dort ausgegrabenen Stücke kam ich zur Überzeugung, dass hier nicht künstliche Machwerke, sondern Naturpro- dukte vorliegen. Dunn sprach schon vor einiger Zeit diese Ansicht in einer Zuschrift an eine Cap-Zeitung aus, ohne Gründe anzuführen. Er fand wenig Glauben, besonders wohl, weil ihm seit seiner Wind-Theorie, bezüglich der Diamanten nicht viel Zutrauen mehr geschenkt zu werden scheint. Doch hat er diesmal nach meiner Ansicht wenigstens Recht ge- habt. Es lässt sich nicht läugnen, dass in der Umgrenzung der Stücke zuweilen eine solche Regelmässigkeit herrscht, dass man dieselben unbe- dingt für Ornamente halten wird, falls nur wenige auserwählte Exemplare zur Ansicht vorliegen. Diese bestehen dem Anschein nach aus einem: dichten, bläulichen oder gelblichen kieseligen Kalkstein, welcher am Rand mit einem Cäment umgeben ist, aus dem man die Ornamente gebildet hat. * Verspätet, weil der Brief unterwegs liegen blieb. 392 Es wurden Theile von Kirchenfenstern, Säulen, Grabsteinen etc. erkannt. Die Stücke sind flache Scheiben von sehr verschiedener Form und Grösse (oft 2/, Meter lang, !, Meter breit) und meist nur an einem kleinen Bruch- theil der Peripherie erhalten, an den übrigen Stellen ausgebrochen. Die flachen Seiten sind meistens ganz frei von dem sogenannten Cäment und zeigen zuweilen durch Glättung, Furchen etc. deutlich die Einwirkung fliessenden Wassers. Man nahm an, dass die Reste nach dem vollstän- digen Zerfallen der Gebäude abgerollt seien. Ich halte diese Gebilde nun aus folgenden Gründen für Naturprodukte: 1) Die Stücke liegen in einem Schiefer, der allerdings stark zerfallen ist, aber scheinbar wenigstens gewundene Lagen erkennen lässt und den Eindruck macht, als befände er sich auf primärer Lagerstätte. Der Auf- schluss war nicht sehr günstig und die mir gegebene Zeit zu kurz, um Nachgrabungen anzustellen. Letztere, mit Kritik gemacht, müssen meiner Ansicht nach die Frage leicht entscheiden. Hoffentlich geschieht dies durch Dr. Horup, der allgemeiner naturwissenschaftlicher und geographischer Forschungen wegen nach Süd-Afrika gekommen ist und die Absicht hat, sich einige Zeit bei der Saltpan aufzuhalten. 2) Der sogenannte Cäment, welcher den kieseligen Kalkstein umgibt, ist kein Cäment, sondern eine Verwitterungsrinde des Kalksteins. Der kohlensaure Kalk ist oberflächlich ausgelaugt und dadurch entsteht eine rauhe, kieselsäurereiche Rinde. An der Oberfläche scheint sie allerdings oft vom Kern scharf getrennt zu sein, zerschlägt man aber ein Stück, so beobachtet man einen allmählichen Übergang. 3) Die Stücke finden sich über einen beträchtlichen Raum zerstreut und könnten schwerlich von einem Gebäude, sondern müssten von einem bedeutenden Ort herstammen. Es wäre aber im höchsten Grade auffallend, wenn von allen Gebäuden nur die mit Ornamenten versehenen Bausteine übrig geblieben, alle übrigen aber, sowie jegliche sonstige Andeutungen eines früheren Wohnsitzes spurlos verschwunden wären. Denn ausser diesen Steinen ist trotz vieler Nachgrabungen nie Etwas gefunden worden, was an das Werk von Menschenhänden erinnern könnte. 4) Wenn auch die Form der sogenannten Verzierungen bei gut er- haltenen Stücken eine gewisse Übereinstimmung zeigt, so lässt sich doch kein bestimmter Plan erkennen. Beim Ergänzen der zerbrochenen Stücke erhält man stets eine verschiedene Umgrenzung. 5) Zusammengehörige Stücke sind nie gefunden worden. 6) Die linsenförmige Gestalt, welche häufig deutlich zu erkennen ist, stimmt mit der vieler Coneretionen überein. Ich glaube nun, dass in der That concretionsähnliche Bildungen vor- liegen, die sich vor dem Absatz des Schiefers, in welchem sie jetzt ein- gebettet vorkommen, in anderen Schichten bildeten. Aus diesen wurden sie ausgewaschen, abgerollt, und nachdem sie ihre jetzige Form erhalten hatten, im Schiefer eingebettet. Gegen eine Bildung in situ spricht der Umstand, dass meist Fragmente gefunden. werden. Eine gewisse Regel- mässigkeit in der Form der Peripherie beobachtet man auch bei anderen 393 " Concretionen, wie z. B. bei den Marlekor- und Lauka-Steinen. Sie scheint darauf hinzudeuten, dass ein und dieselbe Kraft die Steine in gleichmässig wirbelnder Bewegung erhielt. An vielen Stücken fehlt übrigens die Hülle des sogenannten Cäments ganz, so dass nur glattgewaschene Kalkstein- schollen vorliegen. Von Manchen hört man die Ansicht aussprechen, es seien von Wasser geformte Kalkstücke von passender Gestalt ausgewählt und mit Cäment umgeben worden, doch scheinen mir die oben angeführten Gründe genügend zu sein, um auch diese Erklärung unhaltbar zu machen. E. CoHen. Dresden, den 21. Mai 1875. Theresienstrasse 18. Im ersten Hefte seiner Mineralogischen Mittheilungen vom Jahre 1873 beschreibt TscHErMmAR die interessanten Pseudomorphosen von Malachit nach Atakamit aus Bogoslowsk, welche sich nicht nur durch die Grösse ihrer Dimensionen, sondern auch durch die glatte und glänzende Beschaf- fenheit ihrer Flächen auszeichnen. Um den metasomatischen Process zu erläutern, durch welchen der Atakamit in Malachit verwandelt wurde, vergleicht TscHermAX die im Sinne der modernen Chemie, unter Voraus- setzung vierwerthigen Kupfers, construirten Schemata der Zusammensetzung beider Mineralien, und erhält so das Resultat, dass Chlorwasserstoff aus- geschieden, und dafür Kohlensäure aufgenommen wurde. Genau dasselbe Resultat erhalten wir aber auch, wenn wir, unter Be- nutzung der alten dualistischen Formeln, diejenige des Atakamites etwas anders schreiben, als es gewöhnlich geschieht. Die in der gewöhnlichen Formel CuC1? + 3(CuO . H?O) enthaltenen Elemente lassen sich nämlich auch in der Weise gruppiren, dass schliesslich die Formel 2CuO + CIH + H?O herauskommt; vergleicht man diese mit der bekannten Formel des Mala- chites: 2Cu0O + CO? + H?O so erkennt man sofort, worin die Umwandlung bestanden hat, wenn Ata- kamit in Malachit übergegangen ist. Diese schönen Pseudomorphosen von Bogoslowsk wurden übrigens schon im Jahre 1837 von G. Rose genau und ausführlich beschrieben, ohne dass es jedoch damals möglich war, ihre Formen als diejenigen des Atakamites zu erkennen. Seine Beschreibung ist auch in dem bekannten Werke von Brum über die Pseudomorphosen des Mineralreiches (S. 216) aufgenommen worden. Aus einem am 19. September 1872 in der Kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften’ zu St. Petersburg gehaltenen Vor- trage meines Freundes N. v. Kokscuarow ergibt sich, dass derselbe, durch v. ZEPHAROVICH auf die grosse Ähnlichkeit mit den australischen Atakamit- krystallen aufmerksam gemacht, zuerst durch genaue Messungen die Iden- tität der Krystallformen nachgewiesen, und sonach die von G. Rose be- 394 schriebenen Malachit-Pseudomorphosen zuerst als solche nach Atakamit erkannt hat. Die fortwährend nasskalte Witterung hat mir bis jetzt noch nicht er- laubt, meine vor 40 Jahren aufgezeichneten Beobachtungen über den Mühl- bacher Gneiss zu revidiren, um Ihnen dann berichten zu können, dass dieser Gneiss höchst wahrscheinlich als eine eruptive Bildung zu betrach- ten ist, welche nach der silurischen Formation abgelagert wurde; da- gegen zeigt er zur Culmformation solche Verhältnisse, welche beweisen, dass er als festes und starres Gestein an ihr heraufgeschoben wurde. Die zur Erläuterung dienenden Holzschnitte erhalten Sie zugleich mit dem Manuscripte des Textes, sobald mir das Wetter geognostische Excursionen möglich gemacht haben wird; denn allerdings wünschte ich die betreffende Gegend nochmals zu begehen, bevor ich meinen Bericht an Sie abgehen lasse, weil seit 40 Jahren durch Anlagen von Strassen, Steinbrüchen u.s.w. manche neue Aufschlüsse geliefert worden. sein können. Die Schlusslieferung meines Lehrbuches der Geognosie wünsche und hoffe ich noch vor Ablauf des Jahres vollenden zu können, obgleich manche andere Beschäftigungen und Verpflichtungen hemmend dazwischen treten ; ich bemerke dies nur, damit das Buch nicht abermals todt gesagt wird, wie dies bald nach der Erscheinung der dritten Lieferung der Fall war. 0. Naumann. Zürich, den 30. Mai 1873. Da ich früher in diesem Jahrbuche (1870, S. 529) Dünnschliffe eines Obsidian vom Hekla auf Island beschrieb, so will ich in Kürze die Re- sultate mittheilen, welche mir die Beobachtungen an einigen Dünnschliffen eines anderen isländischen Obsidian ergaben. Ich kaufte die Dünnschliffe von den Herren Voıst und Hocusesang in Göttingen. Eine kleine Probe des Obsidian, welche sie mir beigelegt hatten, zeigte, dass der in Dünnschliffen blassgelbe Obsidian schwarz, glasartig glänzend und an den Kanten ein Wenig durchscheinend mit gelblicher Färbung ist und glatte, muschlige Bruchflächen hat. Mit freiem Auge sieht man in der schwarzen Glasmasse kleine, weisse, glasartig glänzende Theilchen eingesprengt, die unter der Lupe nicht krystallinisch erscheinen, obgleich sie es sind und bei dieser Betrachtung wegen der Durchscheinheit des Obsidian an den Kanten ringsum einen gelblichen Saum zeigen. Da und dort sieht man vermittelst der Lupe sehr kleine, vollkommen kuglige Hohl- räume, welche auf ihrer Innenfläche wie der Obsidian glänzen. In zwei solchen dicht aneinander liegenden Blasenräumen sieht man eine metallisch glänzende Substanz als Ausfüllungsmasse, welche nach der Aussenfläche einen gelblichen Stoff vermuthen lässt. Mit einer feinen Nähnadel ange. stochen erweist sich die metallische Masse als geschmeidig, weich und silberweiss. Eine chemische Prüfung derselben versuchte ich nicht, unter- liess es auch vorläufig, eine solche vornehmen zu lassen, sondern begnüge 395 mich, um die Substanz als Thatsache zu erhalten, sie nur wie ich sie fand zu beschreiben. Durch diese Beobachtung erschien mir der Obsidian so wichtig, dass ich die fünf Dünnschliffe davon sogleich genau studirte. Sie haben deut- liche Fluidalstructur, sind blassgelb und durchsichtig. Sie enthalten zu- nächst eine erhebliche Zahl kleiner, im Durchschnitte fast immer kreis- runder Hohlräume, deren Kugelform bei den nicht angeschnittenen vollkommen ist. Sie haben meist scharf begrenzte Ränder der Durch- schnitte. Selten sieht man kleine, bräunlichschwarze, undurchsichtige Kugeln eingeschlossen, welche bis 0,04 Millimeter Durchmesser erreichen, auch kleiner bis sehr klein sind. Sie sind ringsum mit überaus zahl- reichen, in der Dicke nicht messbaren haarförmigen, bräunlichschwarzen Kryställchen besetzt, welche geradlinig, sehr selten gekrümmt sind. Die Länge derselben erreicht nahezu den Halbmesser der Kugeln, aus denen sie ausstrahlen. An einem Schliffe ist ein Streifen zahlreicher Kugeln zu sehen, welche sämmtlich ohne diese haarförmigen Kryställchen erscheinen, scharf begrenzt sind, dagegen aber einen undurchsichtigen schwarzen Kern und eine braune, durchscheinende, relativ dicke Hülle zeigen. In der Nach- barschaft dieser feinen Zone brauner und im Inneren schwarzer Kugeln, zwischen denen auch äusserst kleine bis kaum messbare schwarze Kugeln liegen, sieht man eine eigenthümliche Gruppe krystallinischer Gebilde, welche als Ganzes dem freien Auge als dunkler Streifen erscheint. Jedes einzelne Glied dieser Gruppe ist ein dünner, nadelförmiger, schwarzer Krystall, welcher der Länge nach auf beiden Seiten mit äusserst feinen, kurzen Nadeln besetzt ist, welche unter einander parallel laufen, wie bei der Fahne einer Feder, mit der Achse einen Winkel von etwa 60° bilden und gegen das Ende der Achse hin an Länge gleichmässig abnehmen. Diese federartigen Zwillingsgebilde sind in grosser Zahl angehäuft und bilden den mit freiem Auge erkennbaren dunkelbraunen Streifen. Seitlich davon ist eine isolirte Gruppe weniger so gefiederter Nadeln zu sehen, deren längste bis 0,1 Millimeter lang sind und die Bildungsweise sehr deutlich beobachten lassen. Ausser diesen Einschlüssen sieht man einige mehr oder weniger lang- gestreckte, ovale bis cylindrische Ausscheidungen, welche nach Aussen in überaus viele lange und feine nadelförmige farblose Krystalle auslaufen, die so als peripherischer Überzug einer feinkörnigen, gelblichweissen Masse erscheinen, innerhalb welcher viele kuglige Blasenräume liegen. Diese Gebilde erscheinen zum Theil als die weissen, im Eingange erwähnten ein- gesprengten Theilchen. Solche Nadeln erscheinen auch in kleinen Grup- pen sich nach allen Richtungen durchkreuzend ohne Kern, welcher bei den zuerst erwähnten wahrscheinlich durch dieselbe Substanz erzeugt wird und feinkörnig wegen der vielfachen Durchwachsung erscheint, da keine Grenze des Kernes gegenüber den ausstrahlenden Nadeln bemerkbar ist. Auch vereinzelt sind solche Nadeln zu sehen, welche bei kaum messbarer Dicke eine Länge von 0,3 Millimeter erreichen. Die Nadelcomplexe bilden aber nicht allein die weissen im Obsidian eingesprengten Partien, sondern 396 es werden in den Schliffen auch mit freiem Auge erkennbare weisse Flecke gesehen, welche unter dem Mikroskope als farblose Einschlüsse ohne be- stimmte krystallographische Conturen erscheinen, sofort an Feldspath er- innern, unter gekreuzten Nicols hell und blassblau erscheinen, wie die Sanidintafeln im schwarzen, schillernden Obsidian vom Ararat, viele Risse haben, aber nicht die geringste Spur von Zwillingsstreifung zeigen, wenn auch bisweilen geradlinige parallele Sprünge sichtbar sind. Sie enthalten viele kleine runde, ovale oder unregelmässige Hohlräume. In einem der Schliffe fanden sich dagegen bei einander eine Anzahl sehr scharf be- grenzter, langer, leistenförmiger, farbloser Orthoklas-Krystalle, welche bei ihrer verschiedenen I. age die verschiedensten’Durchschnitte, zum Theil vollkommen quadratische, zeigen. Unter gekreuzten Nicols verhalten sie sich wie farblose Orthoklase in anderen Obsidianen, nur sind diese hier wesentlich durch die Basis- und Längsflächen gebildet und in der Rich- tung der Längsachse sehr lang gestreckt. Der Durchmesser der quadra- tischen Durchschnitte steigt bis 0,01 Millimeter, ihre Länge dagegen konnte bis 0,15 Millimeter gemessen werden. In ihrer Nachbarschaft sind viele sehr kleine schwarze Kugeln zu sehen, dabei eine grössere, welche peri- pherisch von vielen ausserordentlich kleinen umgeben ist. Ferner fanden sich noch, aber selten, eigenthümliche Drillings- krystalle, deren ich in den fünf Schliffen 13 sah. Die einzelnen In- dividuen sind doppeltpfriemenförmig (vielleicht sehr spitz pyramidal), durch- sichtig und blass blaulichgrün. Je drei Individuen durchkreuzen sich ganz regelmässig rechtwinklig und stellen ein tesserales Achsenskelet dar, woran die einzelnen Halbachsen rasch an Dicke abnehmen, die pfriemenförmige Gestalt erzeugen. Diese Drillinge, welche bei der verschiedensten Lage sehr gut die Verwachsung studiren lassen, haben nahezu dieselbe Grösse, indem die einzelnen Individuen durchschnittlich 0,015 Millimeter lang sind. Schliesslich fanden sich noch in einem der Dünnschliffe an einer Stelle höchst merkwürdige Gebilde, welche trotz ihrer Mannigfaltigkeit doch eine VER mL AAN BULL LORURE) LION = a gewisse Übereinstimmung zeigen. Sie sind mehr oder weniger dunkelbraun je nach der Grösse, und eine Idee von ihrer Gestaltung geben die Figuren a und b. Sie sind hohl und stellen kuglige bis cylindrische linear gereihte 397 Hohlräume dar, deren Zwischenwände bei der Reihung der kleinen bis- weilen unsichtbar sind, so dass die linearen Reihen wie Stäbchen nur einen gekerbten Rand zeigen. In den beiden Gruppen ce und d sind sie radial, und einzelne solche Stäbchen geradlinig am Rande, oder setzen wieder in Blasenreihen sich fort. Bei der wechselnden Lage sieht man bisweilen kreisrunde Durchschnitte. Die Grösse ist sehr verschieden, die grössten haben eine Dicke von 0,1 Millimeter. An diesen sieht man deutlich ein braunes Pigment an den Wänden, welches dann nicht cohärent die Wan- dungen bedeckt, sondern mit unregelmässigen Rissen durchzogen ist. A. KEnneort. Wien, den 3. Juni 1875. In einigen Tagen gedenke ich Wien zu verlassen, um mich in das westliche Siebenbürgen zu begeben, woselbst ich mich mit dem Studium der jüngeren Eruptivgesteine, von denen ich bereits eine Abtheilung, die der Dacite oder quarzführenden Andesite beschrieben habe (erscheint im 2. Hefte von Tschermar’s Mittheilungen), befassen werde. Überhaupt beschäftige ich mich seit meiner Ankunft in Wien mit der Untersuchung der ungarisch-siebenbürgischen Trachyte. Vor kurzer Zeit bin ich aus dem Tokaj-Eperieser Gebirge im nordöstlichen Ungarn zurückgekehrt, und habe bereits begonnen, die Gesteine desselben mikroskopisch und che- misch zu untersuchen; gestatten Sie mir, Einiges darüber mitzutheilen; wohl wenig Gebirge mögen eine solche Mannigfaltigkeit der Varietäten aufzuweisen haben, wie diese. Die Augit-Andesite, welche, wie aus meinen Untersuchungen hervorgeht, sehr verbreitet sind in den ungarisch-siebenbürgischen Tra- chytgebirgen, bilden dort einen Zug von circa 13 Meilen, der nur im süd- lichen Theile von den sauersten Gesteinen der Trachytgruppe, den Rhyo- lithen, durchbrochen wird. Diese Augit-Andesite sind dicht, von schwarzer Farbe, oft ist die Grundmasse ganz pechsteinartig, selten sind Augit-Aus- scheidungen, die Feldspathe sind sehr klein, nur bei den verwitterten Ge- steinen treten sie deutlich hervor; unter dem Mikroskop im Dünnschliffe 398 sieht man, dass der Augit sehr häufig ist, Hornblende dagegen fehlt ganz oder ist nur spurenweise vorhanden; in den Umgebungen von Czervenitza, südöstlich von Eperies, bilden diese zersetzten Gesteine das Muttergestein des Opals; einige Opalvarietäten finden sich auch an verschiedenen andern Punkten, so z. B. bei Telkibanya. Die Amphibol-Andesite sind nur wenig verbreitet, es sind meist schwarze Gesteine mit dichter und vorherrschender Grundmasse, kleinen gelblichen Feldspathausscheidungen und grünlichschwarzen Hornblende- säulen, unter dem Mikroskope sieht man, dass neben der Hornblende stets auch Augit auftritt. In der Tokajer Gegend finden sich eigenthümliche Gesteine, welche ausgeschiedenen Plagioklas, Hornblende und Quarz ent- halten; mit den typischen Daciten Siebenbürgens haben sie gar nichts gemein, ihre Grundmasse, welche fast stets vorherrscht, ist ganz dicht; die Feldspäthe haben eine Grösse von 1-—4mın und sind Plagioklase, Horn- blende und untergeordnet Augit treten auch auf. In einem Gesteine von Tokaj fand ich nur Plagioklas, untergeordnet Sanidin, Quarz und Augit ausgeschieden, wir hätten es also mit einem quarzführenden Augit-Ande- sit zu thun, bis jetzt waren solche aus Ungarn und Siebenbürgen nicht bekannt, die chemische Untersuchung dieses Gesteines und des ausgeschie- denen Feldspathes dürfte vielleicht einiges Licht auf die Zusammensetzung dieses Gesteines werfen. Nördlich von Eperies findet sich eine kleine Partie von Amphibol- Andesit, dieselbe ist von grünlichgrauer Farbe und enthält zahlreiche Hornblende-Ausscheidungen, in einem derselben fand ich braunrothe Gra- naten. Eigentliche quarzfreie Trachyte scheinen nicht vorzukommen, es dürf- ten wohl alle Sanidin-Trachyte des Tokaj-Eperieser-Gebirges zu der Rhyo- lith-Gruppe gehören. Letztere Gesteine durchbrechen im südlichen Theile des Gebirges die Augit-Andesite. Es sind sowohl hyaline Gesteine, Perlite, Bimssteine, Lithoidite, Obsidiane, als auch krystallinische, porphyrartig ausgebildete Quarztrachyte. Von besonderem Interesse ist der Perlit, derselbe tritt an zwei Punkten auf; im Telkibanyer Gebiete und in den Umgebungen von Szantö. Selten ist die normale Perlitvarietät (Perlite testace, Brupant), welche ich nur im Thale südöstlich von Telkibanya beobachtete, die häufigeren Va- rietäten sind der porphyrartige und sphärolitführende Perlit; nicht selten hat der Perlit schiefrige Textur, in der Tokajer Gegend bei Mäd enthält der Perlit Obsidianbruchstücke; der Obsidian findet sich überhaupt nur in Findlingen. Von grosser Wichtigkeit sind die vielfachen Übergänge des Perlites in den Bimsstein und in den Lithoidit ; sehr schön treten die Ver- hältnisse im Osvathale und am Grüezer Pass, dessen geologische Verhält- nisse schon früher durch RıcutHorex trefflich beschrieben wurden, hervor. Andererseits geht auch der Bimsstein, dessen reinere Varietäten ebenfalls nicht sehr häufig sind, in Obsidian-artige und in lithoidische Massen über. So zeigt sich der Zusammenhang des Perlits mit Bimsstein, Lithoidit, Ob- sidian wie kaum in einer anderen Gegend, sowohl in geologischer als auch 399 in petrographischer Beziehung. In den Perliten als auch in den Rhyo- lithen zeigen sich jene von RıcHtHorrn beschriebenen eigenthümlichen Bil- dungen: die Lithophysen. Von ächtem Lithoidit ohne Krystallausscheidungen findet sich ein Bei- spiel bei dem Dorfe Borli in der Gegend von Lator-Aljo-Ujhely, das Ge- stein durchbricht daselbst den Verrucano. Es hat ein eigenthümliches geschichtetes Aussehen, was besonders bei grösseren Felsmassen sehr auf- fällig ist. Krystallinische Quarztrachyte kommen an einigen Punkten vor, sie enthalten Quarz, Orthoklas, untergeordnet Plagioklas, auch etwas Biotit. Einen eigenthümlichen gebänderten Rhyolithtuff fand ich bei Gelegen- heit einer Excursion in die Gegend von Nagy-Mihaly bei Liszna an den Ausläufern des Vihorlat-Gebirges, es enthält dieses Gestein sehr schöne kleine blutrothe Granaten (Trapezoeder). Schliesslich gestatten Sie mir noch eine Bemerkung über die Einthei- lung der ungarischen Trachyte. RiıcHtHoren, der diese Gesteine zuerst ausführlicher behandelt, hält vor Allem das geologische Moment, die Al- tersverhältnisse, als erstes Eintheilungsprincip aufrecht; die Vergleichung mit den bekannteren deutschen und italienischen Gesteinen wird dadurch sehr erschwert. Um eine gute Eintheilung der Trachyte zu geben, ist vor Allem eine genaue Erforschung und Beschreibung derselben nothwendig, zuerst wird es gut sein, einzelne Gebirgszüge näher zu durchforschen, später oder gleichzeitig müssen aber andererseits auch die mineralogisch zusammengehörigen Gesteine zusammengefasst werden; eine solche Arbeit wird natürlich eine grosse Zeit verlangen; vorher wäre es jedoch unklug, neue Eintheilungstheorien aufstellen zu wollen. Eine Eintheilung nach Feldspathen wäre schon desswegen von wenig Bedeutung, weil nach der allgemein anerkannten Theorie TscHermar’s Oligoklas, Labrador, Andesin keine Species, sondern nur Stellen einer continuirlichen Reihe von Mi- schungen sind. Ich habe bis jetzt stets nach dem Vorgange TscHERMAR’S die ungarisch-siebenbürgischen Trachyte mit den von Rorz aufgestellten Typen zu vergleichen gesucht, und es lässt sich dies wenigstens im Gan- zen und Grossen ziemlich gut durchführen. Darnach hätten wir zwei Reihen Andesite und eigentliche Trachyte, welche je wieder in quarzfreie und quarzführende zerfallen. Die Sanidin-Oligoklas-Trachyte Zırker’s und Ror#’s sind in diesen Gesteinen mit den Sanidin-Trachyten zu vereinigen und bilden keine besondere Abtheilung. Für die sauersten Glieder der Trachyte wende ich den Rıchr#oren’schen Namen Rhyolith an und be- greife darunter auch die hyalinen Glieder, welche mit den übrigen eng verbunden sind. Den Namen Quarztrachyt gebrauche ich nur für die kry- stallinischen Gesteine. Für die Beschreibung der einzelnen Gesteine sind vorstehende Abtheilungen vorläufig ganz genügend. Dr. C. DoELTER. 400 Braunschweig, den 12. Juni 1873. Gestatten Sie mir, Ihnen zunächst eine kurze Mittheilung über ein neues Vorkommen des Struvits zu geben, indem ich hoffe, dass dieselbe sowohl für Sie als für die Leser des Jahrbuchs nicht ohne Interesse sein wird. Am heutigen Tage erhielt ich von Herrn Professor C. Unpe ein Stück Modererde übermittelt, in welchem das bezeichnete Mineral — wie eine angestellte Untersuchung ergab — sich befand. Das Vorkommen ist ein ähnliches wie solches von anderen Orten: eine (vielleicht seit Jahrhunder- ten) verschüttete Düngergrube, welche jetzt bei Gelegenheit der Funda- mentirung eines neuen Tempels der hiesigen jüdischen Gemeinde aufge- funden wurde. Das Mineral findet sich in 5—10mm grossen bräunlichen Krystallen, die durch Vorherrschen der Fläche ooPoo tafelartig erscheinen und zum grössten Theile hemimorph ausgebildet sind. Sollte eine genauere Be- trachtung besondere krystallographische Eigenthümlichkeiten darbieten, so werde ich mir erlauben, Ihnen davon Nachricht zu geben. E. J. Ortmer, Dr. philos. München, den 15. Juni 1873. Die guten Dienste, welche das durch Prof. v. Kor erfundene Stau- roscop für die Unterscheidung der optisch ein- oder zweiachsigen Minera- lien leistet, macht es wünschenswerth, dasselbe auch für die Untersuchung von Mineralzusammenhäufungen, wie sie sich in den krystallinischen Ge- birgsarten ergeben, in Dünnschliffen verwenden zu können, natürlich mit all’ der Vorsicht, welche derartige optische Prüfungen ja ohnehin uner- lässlich machen. Ich habe dies auf eine sehr einfache Weise mir dadurch möglich ge- macht, dass ich an einem mit der Polarisationsvorrichtung versehenen Mi- kroskop auf das Okular zwischen dieses und den Analysator in einer dreh- baren Hülse gefasst eine senkrecht zur Hauptachse geschnittene Kalk- spathplatte einfüge. Eine solche Vorrichtung ersetzt nicht nur das Stauro- scop, sondern gestattet in vielen Fällen dieselben prachtvollen Farben- ringe, dunklen oder hellen Kreuze und hyperbolische Streifen und deren Veränderung beim Drehen an mikroskopisch kleineren Krystalltheilchen zur Wahrnehmung zu bringen, wie sie sich bei makroskopischen Minera- lien hervorbringen lassen. Nur empfiehlt sich für diese Zwecke, mässig dünne Gesteinsschliffe anzuwenden. Dr. C. W. GünseL. 401 B. mMittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Jena, den 20. Mai 1873. _ Vielleicht ist Dir bereits aus thüringischen Local-Blättern die Nach- richt von der Auffindung eines ganzen Mammuth-Skelets im Süsswasser- kalke von Taubach zugegangen. Taubach liegt eine Stunde oberhalb Weimar. Der Taubacher und der Ehringsdorf-Weimarer Süsswasserkalk gehören ursprünglich zu einer Ablagerung zusammen, welche erst nach- träglich durch den etwa 60‘ tiefen Ilm-Einschnitt von einander getrennt wurden. Den Fund habe ich vollständig, soweit er bis zum Juni vorigen Jahres ausgebracht war, für das hiesige Museum erworben. Er bietet zwar noch lange kein vollständiges Skelet, aber doch wohl so viele zu einem Skelete zusammengehörige Knochen, wie bisher in Deutschland auf einmal nieht gefunden wurden. Sie rühren nach ihrer Grösse von einem unge- “ wöhnlich alten oder starken Thiere her. Die Mahlzähne lassen bestimmt Elephas antiquus FALKONER erkennen, der überhaupt auch bei uns, wie in England, entschieden häufiger vorkommt als E. primigenius. Neben E. antiquus ist unter den innerhalb eines Raumes von etwa 6 Meter Länge, 3 Meter Breite und 2 Meter Tiefe dicht neben einander gefundenen Knochen am häufigsten vertreten Rhinoceros tichorrhinus vielleicht in einer kleineren Abart; dann der Reihe nach Bos primigenius, Equus fossilis, Ursus spelaeus, Cervus elephas und Sus scrofa ferus. Die Conchylien- Fauna desselben knochenführenden Kalktuffs ist durchaus variant. Die Abhandlung von H. Eck über Rüdersdorf und Umgegend wirst Du in Erinnerung an die Anfänge Deiner geologisch-paläontologischen Thätigkeit mit demjenigen Interesse gelesen haben, welches ihre erschö- pfende Gründlichkeit und Genauigkeit in Anspruch nimmt. — Den gene- tischen Zusammenhang zwischen Schaumkalken und oolithischen Kalken finde ich darin (S. 78) nicht so apodictisch hervorgehoben, wie ich es nach vorher mündlich erhaltenen Andeutungen erwartet hatte. Daran hat Herr E. wohlgethan! In Thüringen wenigstens sind die vielfach ausgestülpten Hohlräume des Schaumkalks im unteren Muschelkalke wesentlich anders geformt, als die Oolith-Körner des oberen Muschelkalks. — Die Bemerkung Herrn Ecr’s zu Aspidura scutellata (= Ophiura scutellata GoLDF.) (S. 84): „Das Citat von f. 7, t. 4 aus Schmiw’s „die geognostischen Verhältnisse „des Saalthals bei Jena zu dieser Art bei v. Auszrrı, „Überblick über die „Jrias“, S. 60, beruht wohl auf einem Irrthum“, hätte mich schon längst zu einer Erörterung veranlassen sollen. Die citirte von mir gegebene Abbildung und diejenige, welche v. Hasenow in: „Palaeontographica, Bd. 1, S. 21, t. 1, f. 1, unter dem neuen Namen Aspidura Ludeni gegeben hat, beziehen sich nämlich auf dasselbe Original. Meine Abbildung ist 3mal, die Hasznow’sche 4mal vergrössert. Mir war das Original nur unter der Bedingung überlassen, nichts daran zu präpariren, also auch nicht die von etwas Mergel verdeckte Mitte der Rückenscheibe zu reinigen; v. Ha- GENOw war dasselbe zu freier Verfügung überlassen worden. Herr Eck Jahrbuch 1873. 26 402 würde die Identität des Originals wohl kaum übersehen haben, wenn die Hasrnow’sche Abbildung nicht Rechts und Links verkehrt zeigte, auch das Licht fällt von Rechts ein. Meine Abbildung und Beschreibung wurde im Jahre 1846 veröffentlicht, die Hasrnow’sche im Jahre 1852. Zunächst also irrte v. Hagenow mit der Behauptung, der vorliegende Seestern sei noch nicht beschrieben. Die Entscheidung darüber, ob Aspidura Ludeni eine von A. scutellata verschiedene Art sei, oder nur ein verschiedener Erhaltungs-Zustand derselben Art, überlasse ich den Paläontologen vor Fach. Das besprochene Exemplar stammt aus der Umgegend von Jena, ohne dass weder Fundort, noch Horizont genauer angegeben werden könnte. Nach der Beschaffenheit des Gesteins und nach den begleitenden Verstei- nerungen ist der letzte wahrscheinlich allerunterster Wellenkalk, den ich früher als die Cölestinschichten bezeichnete, jetzt als untersten oberen Kalkschiefer. Das einzige Exemplar von A. scutellata, welches ich später erhielt, und zwar ein sehr viel unvollkommeneres, widerspricht wenigstens dieser Annahme nicht. Dasselbe wurde auf einem Geröllstücke des Für- stenbrunnen-Thals gefunden, dessen Sohle noch in Röth eingeschnitten ist, und an dessen Gehängen nur unterer Muschelkalk ansteht, so dass das Geröllstück wenigstens nur diesem letzten angehört haben kann. E. E. Schmp. Aachen, den 20. Mai 1873. Für die gefällige Zusendung Ihres Berichtes über meine in der Zeit- schrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, XXIV, S. 265 ff. abge- druckten geologischen Mittheilungen aus der Provinz Sachsen in Ihr Jahr- buch für Mineralogie u. s. w. 1873, S. 206 ff. sage ich meinen ergebensten Dank. Ihre darin enthaltene Bemerkung: „Wenn aber S. 268 (der genannten geologischen Mittheilungen) aus- gesprochen wird: „Das Kupferschieferflötz zwischen Döblitz und Brach- witz folgt direct auf dem zu Grauliegendem oder zu Weissliegendem um- gewandelten Oberrothliegenden“, so möchten wir doch zu bedenken geben, dass diese Worte nicht wörtlich zu nehmen sind, indem das Oberrothlie- gende als eine limnische Bildung sich nicht in das Weissliegende als eine Meeresbildung umwandeln, sondern nur durch dasselbe vertreten lassen kann,“ veranlasst mich zu der ergebensten Erwiderung, dass ich nichts desto weniger jene oben citirten Worte ebenso wörtlich genommen sehen möchte, als sie es gemeint sind, und zwar aus folgenden Gründen: Die früher ganz allgemein und, wie es scheint, auch jetzt noch weit verbreitete Ansicht über das sog. Weiss- oder Grauliegende der Dyas- oder Permformation im Mansfeldischen, am Südharze und im Thüringi- schen ist die, dass die mit diesem Namen belegte, mehr oder weniger lichtgraue Schicht oder Schichtengruppe über dem eigentlichen Rothliegen- den und unter dem. Kupferschieferflötze der Zechsteinformation an allen 403 Orten des genannten geographischen Gebietes dieselbe Bildung, derselbe geognostische und paläontologische Horizont sei. Aus Ihrer Bemerkung darf ich nun wohl schliessen, dass diese An- sicht auch heute noch die Ihrige ist. Dieselbe findet auch in allen Lehr- büchern der Geognosie ihren Ausdruck, selbst in dem jüngsten, in den Elementen der Geologie von H. CrEDNER in Leipzig. Die Annahme einer solchen Identität des Weissliegenden an allen Orten wurde bekanntlich Veranlassung zu einer mehrfach erörterten Con- troverse, nämlich ob das Weissliegende ein oberstes Glied des Rothliegen- den, oder ein unterstes der Zechsteinformation sei. Der im Mansfeld’schen zwischen Wettin, Friedeburg, Mansfeld, Eisleben und bis Sangerhausen hin beobachtende Geognost fasste es in der Regel als Ersteres, der am Südharze, von Steina bei Sachsa bis Sangerhausen, sowie am Kyffhäuser untersuchende dagegen als Letzteres auf; und Beide hatten Recht. Dar- aus folgt, dass die vorgefasste Meinung einer Identität nur eine unbe- gründete sein kann. In der eben gedachten Weise erging es Herrn Brry- Rich bei seinen geognostischen Kartirungen in der Gegend von Ifeld und Nordhausen und mir bei der Aufnahme der geognostischen Karte von Preus- sen und den thüringischen Staaten im Mansfeld’schen und bei Wettin. Genau bekannt mit den Mansfeld’schen Verhältnissen in Bezug auf das Weissliegende als ein oberstes, umgewandeltes Glied des Oberroth- liegenden lernte ich im Sommer 1868, während mehrtägiger Touren mit Herrn Beyrıca, als derselbe seine Untersuchungen der Zechsteinformation am Südrande des Harzes zum Abschluss brachte, das dortige Weisslie- gende zwischen Steina und Nordhausen kennen und zwar unzweifelhaft als ein unterstes Glied des Zechsteins, aber auch ebenso unläugbar als eine petrographisch und stratigraphisch vollständig vom Mansfeld’schen Weiss- liegenden verschiedene Bildung. Es wurde mir sofort klar, dass zwei ganz verschiedene, nur in dem- selben Niveau liegende Schichtencomplexe deshalb und wegen der Zufällig- keit ihrer gleichen Farbe mit demselben Namen belegt worden seien. Da nun der Namen „Weiss- oder Grauliegendes“ als ein technischer Ausdruck der Mansfelder Bergleute aus dem Erzreviere zwischen Wettin und San- gerhausen — die dortigen „Sanderze“ entsprechen noch vollkommen dem Mansfeld’schen weiss oder grau gewordenen Oberrothliegenden — in die geognostische Literatur eingewandert ist, muss man ihn, vorausgesetzt dass man ihn nicht ganz aufgeben will, wozu ja nicht der geringste Grund vor- handen ist, für den Mansfelder-Schichtencomplex beibehalten und folglich für die nicht äquivalenten grauen Schichten unter dem Kupferschiefer von Sangerhausen bis Steina, um fernere Missverständnisse zu vermeiden, einen andern Namen wählen. Diesem Grundsatze bin ich bei meinen geognostischen Arbeiten in der Provinz Sachsen gefolgt, er fand deshalb in der oben citirten Arbeit nur einen kurzen Ausdruck, weil das Mansfeld’sche Weissliegende als oberstes umgewandeltes Glied des dortigen Rothliegenden erst in meiner Mono- graphie der Steinkohlenformation und des Rothliegenden in der Gegend 26 * 404 N. von Halle a/d. Saale, weiche die königliche geologische Landesanstalt von Preussen mit einer grossen „abgedeckten“ Karte herauszugeben in Begriff steht, eine eingehende Besprechung und Beschreibung erfahren wird, auf die ich Sie hiermit zu verweisen mir erlaube. Dass ich mit dieser Ansicht nicht vereinzelt dastehe, können Sie aus den Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den thüringischen Staaten (Blatt Ellrich S. 6 ff., Blatt Stolberg S. 15 ff. und Blatt Nordhausen 8. 13 ff.) ersehen. An allen diesen Stellen spricht sich Herr BeyricH, der wissenschaftliche Leiter der preussischen geologischen Aufnahmen und zugleich der beste Kenner der norddeutschen geognosti- schen Verhältnisse und ganz im Speciellen des östlichen und südlichen Abfalles des Harzes in folgender Weise aus: „Das letzte Glied des Rothliegenden, der Walkenrieder Sand, besteht auf dem Blatte Ellrich aus einem lockeren, röthlich oder lichtgrau ge- färbten Sande, der sich in seiner östlichen Fortsetzung auf dem Blatte Nordhausen in einen lockeren, dünn geschichteten Sandstein umändert. Er ist am besten als Unterlage des Zechstein-Conglomerats bei Appenrode in der Nähe der Kirche zu beobachten und verschwindet beim Vorwerk Königerode.“ „Die Zechsteinformation ist in eine untere, mittlere und obere Abthei- lung getheilt worden. Die untere Abtheilung besteht aus dem Zechstein- - Conglomerat, dem Kupferschiefer und dem Zechstein. Das Zechstein-Con- glomerat ist eine selten über 3 Fuss, höchstens etwa 6 Fuss mächtige Ab- lagerung eines grandigen oder conglomeratischen Gesteins, welches Gerölle von zersetzten Grauwacken von Ei- bis Faustgrösse und sparsame Quarz- gerölle, aber nie Gerölle von Eruptivgesteinen des Rothliegenden ein- schliesst. Es bildet am südlichen Harzrande von Steina bis Sangerhausen ebenso wie im Kyffhäusergebirge die nie fehlende Unterlage des Kupfer- schiefers. Der Name ersetzt die älteren Benennungen des Grauliegenden oder Weissliegenden, die im Mansfeldischen und anderwärts mehrfach auch obersten, dem Walkenrieder Sande zu vergleichenden Schichten des Roth- liegenden beigelegt wurden.“ Obwohl keine Formation von Deutschland, ja sogar von der ganzen Erde, länger, besser und genauer untersucht und Schicht für Schicht be- kannt wurde als die Zechsteinformation am O.- und S.-Abfalle des Harzes direct und indirect durch den Jahrhunderte alten, darin umgehenden Kupfer- schieferbergbau, obwohl sich deshalb die bedeutendsten Geologen und Berg- kundigen aller Zeiten mit ihr eingehend befassten und zugleich eine reiche Literatur über alle ihre Glieder seit dem vorigen Jahrhundert schufen, obwohl von hier also unser geognostisches Wissen über diese Formation ausgegangen ist, verbreiteten doch erst die Berrıcn’schen Untersuchungen des letzten Jahrzehnts ein ganz klares Licht über die Harmonie dieser Formation in allen Theilen. Alle früheren Arbeiten enthielten Lücken. Dunkelheiten und Widersprüche unter einander. Der beste Beweis dafür ist z. B. die: verschiedene Auffassung des Weissliegenden. Unter diesen Umständen bleibt es wohl auffallend, dass so klare, so 409 einfache, so interessante Resultate des gründlichsten und mühsamsten geognostischen Forschens bisher so wenig allgemeine Verbreitung und An- erkennung unter den Fachgenossen gefunden haben *. Die Verhältnisse der Zechsteinformation in Thüringen sind mir von eigenem Ansehen her nicht bekannt, ich kann deshalb nicht näher auf sie eingehen. Wir besitzen jedoch über einzelne Theile derselben bekannt- lich sehr schöne, neuere Untersuchungen von Tu. Liege **, aus denen mir hervorzugehen scheint, dass die dortigen Schichten an der Grenze des Roth- liegenden und Zechsteins denen am Südharze ganz analog sein dürften. Das thüringische, gelbe und weisse Weissliegende über dem eigentlichen Rothliegenden entspricht wohl dem Walkenrieder Sande von Bryrıcu und dem Mansfeld’schen Weissliegenden, d.h. ist nichts anderes als etwas um- gewandeltes, d. h. entfärbtes und kalkhaltig gewordenes, oberstes Roth- liegendes. Der darüber folgende „conglomeratische Zechstein“ von LiEBE stimmt petrographisch vortrefflich mit BEyrıc#’s Zechsteinconglomerat über- ein und ist das tiefste Glied der Zechsteinformation, das im Mansfeld’schen d.h. von Sangerhausen nach NO. zu vollständig fehlt. Dass eine marine Fauna, wie in dem thüringischen Zechsteinconglomerat, in dem des S.- Harzes fehlt — Beyrıc# gibt wenigstens keine Erfunde von Fossilien an — kann in keiner Weise befremden; es ist wenigstens kein zwingender Grund, an der marinen Bildung der ganzen Zechsteinformation irgend wo und irgend wie zu zweifeln. In Bezug auf diese stimme ich Ihnen ganz bei. Das Rothliegende aber, wie Sie in Ihrer Bemerkung thun, für eine limnische Bildung zu erklären, dafür ist, glaube ich, in ganz Deutschland und auch ausserhalb schwerlich eine paläontologische oder geologische Beobachtung anzuführen. Ich kenne darin nirgends — und ich habe mich in den letzten Jahren viel mit dem deutschen Rothliegenden befasst — eine unzweifelhaft limnische Versteinerung, denn die legitiınationslosen Allerwärts-herumtreibenden, die sog.Unionen, Anodonten, Anthracosien u. s. w. kann man nicht als solche betrachten, im Gegentheil, diese sprechen mehr- fach, wo sie sich finden, für eine marine Bildung, denn sie kommen be- kanntlich in Westphalen im produktiven Steinkohlengebirge vor, wohin, wie in England, selbst in die Mittel zwischen den Kohlenflötzen sich die marine Fauna des Culm noch zieht. Eine ganz entsprechende Beobach- tung wurde unlängst hier durch Herrn J. Brıssen in der benachbarten produktiven Steinkohlenformation gemacht, aus welcher die sog. Unionen einzeln und in Masse schon lange bekannt sind. Beim Auffahren des Stollen für die Aachener Wasserleitung beobachtete nämlich Herr Beısseu in mehreren Schieferthonschichten des unteren produktiven Steinkohlen- gebirges, ziemlich weit aber noch im Hangenden des flötzleeren Sandsteins, der hier direct auf dem Kohlenkalksteine liegt, zahllose meist kleine Pro- ductus mit 5—10 Cm. langen Stacheln, Crinoiden, Bellerophon, Leda, Te- * Vergleiche CREpnEr, Elemente der Geologie, S. 364 ff. ** Zeitschr. der Deutsch. geolog. Gesellschaft VII, 406 ff. IX, 407 ft. 406 rebratula u. s. w., also unzweifelhaft Bewohner des tiefen Meeres*. Ob diese marinen Reste hier sowohl wie in Westphalen und England in den- selben Schichten wie die sog. Unionen sich finden, kann ich Ihnen nicht mit Gewissheit sagen, auf jeden Fall finden sie sich hier und in West- phalen in mehr oder weniger benachbarten Schiehten. Ich kann deshalb in den meisten Fällen und überall da, wo nicht Beweise des Gegentheils vorliegen, die meines Wissens noch nirgends ganz zweifellos geführt sein dürften, in der Carbonformation nur marine Sedimente erblicken. Dabei können ja immerhin, wenn man das gerne annehmen will, die Steinkohlen- flötze, auch einzelne andere Schichten Land- oder Sumpf- oder Süss- resp. Brackwasser-Bildungen gewesen sein. Durch die genannten marinen Er- funde wird es nun höchst wahrscheinlich, dass die vermeintlichen Unionen Meeresthiere (Cardinien, Thalassiten) sind, wofür sie ja auch schon früher von ausgezeichneten Paläontologen erklärt worden sind. Auch die Fische der obersten produktiven Steinkohlenformation (z. B. Ottweiler, Wettin u. s. w.) sind dann als Seefische anzuerkennen, wofür ja auch sonst noch Vieles spricht, besonders ihre nahe Verwandtschaft mit den Fischen des Kupferschiefers, den doch auch Sie für ein marines Sediment zu halten scheinen. Hat man nun nicht allen Grund, das dazwischen liegende Rothliegende, in seinen unteren Gliedern mit ganz analogen oder z. Th. gleichen Fischen und „Unionen“ auch für marin zu halten? Diese Auffassung auch ferner beizubehalten, werden Sie mir deshalb nicht verargen können **. H. LasPpEyRes. NWachschrift. Scheint es doch, nach diesen Bemerkungen des geehrten Collegen, als ob FREIESLEBEN’s geognostischer Beitrag zur Kenntniss des Kupferschie- fers, Freiberg, 1807—1815, gar nicht existire. Das Weissliegende wird von FREIESLEBEn namentlich Bd. I, p. 27 und Bd. Ill, p. 238 u. f. zum ersten Male sehr genau charakterisirt und mit aller Bestimmtheit als das unterste Glied der Zechsteinformation hingestellt, und es wird zugleich vor einer Verwechselung mit den weissen sandigen Schichten des Rothliegenden gewarnt. Hiermit, sowie mit den von Prof. Senrt geltend gemachten Gründen für die Zusammengehörigkeit des Weissliegenden zur marinen Zechstein- formation, steht auch meine Auffassung des Weissliegenden, welche be- sonders in der „Dyas“ II, p. 229 etc. Ausdruck gefunden hat. Ich kann nur bedauern, wenn von einem officiellen Vertreter der Wissenschaft Ver- wechselungen des Weissliegenden mit oberen Schichten des Rothliegenden von Neuem gutgeheissen werden. Beyrıc#H’s Zechsteinconglomerat bezeichnet recht gut die ge- wöhnlichste Abänderung des Weissliegenden, doch kann dieser Name den * Vergl. Protokolle der naturw. Gesellschaft in Aachen, Sitzung 16. Oct. 1871 u. 8. Jan. 1872. Vorträge von BEısseL und LaAsPpEYRES. ** Vergl. QuEnsTEDT, Epochen der Natur. S. 442. 40% älteren Namen „Weissliegendes“ nicht ganz ersetzen, da das letztere nicht immer eine Conglomeratbildung ist, sondern noch manche andere Gesteins- abänderungen umfasst (vgl. FREIESLEBEN und Dyas). — Die Gründe, welche Prof. Laspryres für die marine Entstehung der Steinkohlenformation und des Rothliegenden hier anführt, beruhen im Wesentlichen auf dem zufälligen Vorkommen einzelner Meeresthiere darin, während er auf die reiche Landflora sowohl in der Steinkohlenforma- tion als in der Dyas keine Rücksicht genommen hat. Da diese Verhält- nisse schon in der „Geologie der Steinkohlen Deutschlands“, 1865, S. 189, 261 etc. von mir erläutert worden sind, so bedarf es wohl nicht, hier wiederum darauf einzugehen. Was aber in Bezug auf die Lagerungsver- hältnisse der Steinkohlenformation und des Rothliegenden, namentlich auch über die gegenseitige Vertretung der marinen Zechstein- formation und des limnischen oberen Rothliegenden, von NAUMANN, v. GUTBIER und mir wiederholt geltend gemacht worden ist, hat wenigstens die Anerkennung sehr vieler Fachgenossen gefunden. Dresden, den 1. Juni 1873. H. B. GemImtz. Neue Literatur. Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1570. * CARL ELBERLING: Undersoegelser over nogle danske Kalktufdannelser. En af det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab prüsbeloennet Af- handlıng. Kjoebenhavn. 8°. Pg. 58, 2 tb. 18571. * F. V. Haypen: Karte von Theilen von Idaho, Montana und Wyoming- Territories. 1872. * A. BALtzer: der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues. Zürich. 4°. 100 S. mit Karte, Profiltafeln u. s. w. * Geologıska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Bd.1. No.7-10. * F. V. Hayden: Final Report of the U. St. Geol. Surv. of Nebraska and portions of the adjacent Territorves. Washington. 8°. 264 p. 1 Map, 11,23. *G. Kıem: Krystallographische Mittheilungen I. (Besond. Abdr. a. d. Ann. d. Chemie und Pharmacie. 166 Bd. S. 179—201. 1 Tf. *K. A. Lossen: über den Spilosit und Desmosit Zınckens, ein Beitrag zur Kenntniss der Contactmetamorphose. (Abdr. a. d. Zeitschr. d. Deutsch. geolog. Gesellsch. XXIV, IV.) * Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium von Dr. Hınsrr, Her- ausgegeben von A. HıugEr und Fr. Nies. Mit 2 Tf. Würzburg. 8°. S. 94. * S. A. SEexE: on the rise of land in Scandınavia. Christiania. 4°. Pg. 17. * P. W. SHEAvER: Progress of the Anthracite Coal Trade of Pennsylvania. 1 Blatt. 1873. * G. BERENDT: unreifer Bernstein. (Schrift. d. phys.-ökon. Ges. Jahrg. XIII. Hit. 2, p. 133.) 409 * G. Berenor: Vorarbeiten zum Bernsteinbergbau im Samlande. (Ebenda, p. 1—8.) * E. BErTRAnD: Note sur la forme cristalline du Leucophane. (Ann. des mines, tome III. 1873. 1 pl.) * Borıcky: über neue Mineralvorkommen in der Umgegend von Waltsch. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag.) Derselbe: über die Altersverhältnisse und Verbreitung der Basaltvarietä- ten Böhmens. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag.) * Arıst. Brezina: krystallographische Studien über Albit. (Sep.-Abdr. a. G. TscHErMAR Mineral. Mittheil. 1. Heft. 1 Tf.) *P. v. Burcuarpr: das Mauselwitzer Braunkohlenrevier und die Altenburg- Zeitzer Eisenbahn. Altenburg. 8°. 36 S. mit Karte. *E. D. CorE: on some of Prof. Marsmw’s Critieisms. (American Natura- sa Nol2I VER :May.).48%:#+3200p,,:2° DI: * Epw. D. Core: on the Flat-clawed Carnivora. (American Phil. Soc., Anzt4), 8. 29p,2Pl. * Epw. D. CopE: on the Primitive Types of the Orders of Mammalia Edu- cabilia. (Amer. Phil. Soe., April 18.) 8%. Sp. *J. D. Dana: on some Results of the Earth’s Contraction from cooling, including a discussion of the Origin _of Mountains, and the nature of the Earth’s Interior. Part. I. (Amer. Journ. of Se. a. Arts, Vol. V. June.) * C. DoELTER: über das Muttergestein der böhmischen Pyropen. (Sep.-Abdr. a. G. TscHEermAR, Mineral. Mittheil. 1. Heft. * R. v. DrascHz: zur Kenntniss der Eruptivgesteine Steyermarks. (Sep.- Abdr. a. G. TscHernmax, Mineral. Mittheil. 1. Heft.) * CARL ELBERLING: Undersögelser over nogle danske Kalktufdannelser. KJö- benhavn. 8°. 266. 2 Tab. * Ort. FEISTMANTEL: über die Permformation zwischen Budweis und Frauen- berg. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag. * Derselbe: über die Steinkohlenablagerung bei Brandau im Erzgebirge. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag.) * Ans. GauprY: Museum d’Histoire naturelle. Cours de Pal£eontologie. Panis!& 819 p. * Amund Herrann et E. B. Münster: Forekomster af Kise v visse skifere i Norge. Med 3 plancher og flere traesnit. Christiania. 4%. Pg. 97. * ALEXANDER KEYSERLING: Polypodiacea et Cyatheacea Herbari Bungeant. Lipsiae. 4%. 74p. * J. Nöserratu: Beiträge zur Geschichte der Bergknappen. Sep.-Abdr. *Or. Noväar: über eine neue Isopoden-Gattung aus dem tertiären Süss- wasser-Kalk von Waltsch. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag.) * Aus. OrTH: der Untergrund und die Bodenrente mit Bezug auf einige neuere geologische Kartenarbeiten. Sep.-Abdr. 8°. * Ferp. Schach: Beiträge zur Kenntniss der Trias am südöstlichen Schwarz- walde. Inaug.-Dissert. Nebst einem Atlas, enthaltend 36 Profile auf 12 Tafeln und 5 Tabellen. Schaffhausen. gr. 8°. S. 109. 410 * TH. SCHEERER und E. Drec#seL: künstliche Darstellung von Flussspath und Schwerspath. (Journ. f. prakt. Chemie, 1873. Bd. 7, S. 63.) * ALBR. SchRAur: Atlas der Krystall-Formen des Mineralreiches. IV. Lie- ferung. Tf. XXXII—XL. Wien. 4°, SCHREIBER: der Untergrund der Stadt Magdeburg. (Abh. d. Naturw. Ver. zu Magdeburg.) 8°. * STRÜVER: una salita alla Torre d’Ovarda. Roma-Torino-Firenze. 8°. Pg. 74. * A, E. TÖRNEBOHM: über die Geognosie der Schwedischen Hochgebirge. Stockholm. 8°. 608. 1 Karte. * G. TscHErMmAK: Felsarten aus dem Kaukasus. (Min. Mitth. 2, p. 107.) * G, TscHERMAK: über Atakamit. (Min. Mitth. 2, p. 107.) Carr Vosrt: Lehrbuch der Geologie und Petrefactenkunde. Dritte ver- mehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage. In zwei Bänden. Zwei- ter Band. Vierte Lieferung. (Schluss des Werkes.) Braunschweig. 82.092889. B. Zeitschriften. 1) Sitzungs-Berichte der Kais. Akad. der Wissenschaften. Wien. 8°. [Jb. 1873, 67.] 1872, LXV, 1-3; 8. 1—124. Prıwozsık: über die Veränderung der Bronce durch langes Liegen in der Erde: 81—87. — — ein Beitrag zur Bildung von Schwefelmetallen: 87—93. 1872, LXV, 4—5; S. 125—427. 2) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 308.] 1873, No. 6. (Sitzg. am 18. März.) S. 103—118. Eingesendete Mittheilungen. O. Feistmanter: über die Mischflora der Böhmisch-Broder Ablagerung: 105— 103. E. Tietze: ergänzende Bemerkung über die Liasfauna von Bersaska: 105 — 107. Vorträge. C. DoeLter: zur Kenntniss der Dacite und quarzführenden Andesite Sie- benbürgens und Uugarns: 107. Eon. v. Mossısovics: zur Geologie des Rhäticon: 107—108. O. FeistmanteL: geologische Stellung und Verbreitung der verkieselten Hölzer in Böhmen: 108—112. Einsendungen u. s. w.: 112—118. 1873, No. 7. (Sitzung am 1. April.). 8. 119—140. Vorgänge an der Anstalt: 119—121. 441 Eingesendete Mittheilungen. F. J. Wırk: Vergleich der kryställinischen Gesteine im südlichen Finn- land mit jenen der Centralalpen: 121—123. O. FEisTMANTEL: über die heutige Aufgabe der Phytopaläontologie: 123-128. Vorträge. F. KArRER: zur Kenntniss der Tertiärbildungen des Wiener Beckens: 128—129. F. GRoEGER: Skizze über die Gesteins-Verhältnisse im südlichen Afrika: 129—136. Notizen u. s. w.: 136— 140. 3) G. TscuermarX: Mineralogische Mittheilungen. Wien. 8°. [Jb. 1873, 177.] 1873, Heft 1. S. 1—49, T£. 1. R. v. DrascHe: zur Kenntniss der Eruptivgesteine Steyermarks: 1—13. D. DoELTErR: über das Muttergestein der böhmischen Pyropen: 13—19. Ar. Brezina: krystallographische Studien über den Albit (mit T£f. I): 19-29. Analysen aus dem Laboratorium von E. Lupwis: 29—35. E. Lupwıc: über den Atakamit: 35—39. G. TschEermaK: über Atakamit: 39—43. Notizen: Nachtrag zu der Abhandlung über Ischia. — Ardennit, ein neues Mineral. — Bustamit von Rezbanya. — Mineral-Vorkommen im Ober- hellersbachthal. — Die Krystallform des Kaluszit und Syngenit ge- nannten Minerals. — Diallag in quarzführendem Porphyr. — Anatas und Brookit vom Pfitscher Joch in Tyrol: 43—49, 4) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 8°. [Jb. 1873, 176.] 1872, XXIV, 4; S. 604—817; Tf. XXII—-XXVIL. A. Aufsätze. A. v. Groppeck: Mittheilungen aus der Region des Oberharzer Diabas- zuges zwischen Osterode und Altenau: 606—615. W. Dames: die Echiniden der nordwestdeutschen Jurabildungen (Tf. XXI —XXIV): 615—649. C. RAMMELSBERG: die Zusammensetzung des Epidots und Zoisits: 649-653. Eman. Kayser: Studien aus dem Gebiete des rheinischen Devon (Tf. XXV —XXV]): 655—697. — — neue Fossilien aus dem rheinischen Devon (Tf. XXVII-XXVI]): 687 — 701. K. A. Lossen: über den Spilosit und Desmosit Zıncken’s, ein Beitrag zur Kenntniss der Contact-Metamorphose: 701—787. B. Briefliche Mittheilung. Von Lüssren: 787—793. C. Verhandlungen der Gesellschaft: 793—817. 412 5) J. C. Posernvorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 8°, [Jb. 1873, 309.] I Ä 1873, No. 3, CXLVII, S. 337—496. A. ScHRAUF: zur Lehre von den Krystall-Zwillingen: 488—490. —_ 6) H. Kouse: Journal für practische Chemie. Leipzig. 8". [Jb. 1873, 309.] 1873, VII, No.2, S. 49-96. Fr..v. Koseıt: über den neuen Montebrasit: 49-50. — — zur Frage über die Einführung der modernen chemischen For- meln in die Mineralogie: 50—57. TH. ScHEERER und E. DrecHseL: künstliche Darstellung von Flussspath und Schwerspath: 63—75. 7) Leopoldina. Amtliches Organ der Kais. Leopoldino-Ca- rolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. Heft VIII. 1872—1873. No. 4-8. [Jb. 1871, 73] Das neue Adjunkten-Collegium: 58. Mit Karte von Deutschland zur Dar- stellung der Adjunktenkreise. 8) W. Dunker und K. A. ZırteL: Palacontographica. 23. Bd. 1. Lief. Cassel, 1873. 4%. [9b. 182, 2] Cur. Lürken: über die Begrenzung und Eintheilung der Ganoiden: 1—54. W. von DER MArcK: neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen Fische und anderer Thierreste aus der jüngsten Kreide Westphalens, sowie Auf- zählung sämmtlicher seither in der westphälischen Kreide aufgefun- denen Fischreste: 55—74. Taf. 1, 2. 9) Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wis- senschaften und des mittelrheinischen geologischen Vereins. Darmstadt. 8°. [Jb. 1872, 528.] 1872, III. Folge, 11. Heft, No. 121—132..8. 1—192., R. Lupwie: die Dachschiefer von Laurenburg-Balduinstein an der Lahn und von Caub-Lorch am Rhein: 53—65. — — geologische Notizen aus der Section Dieburg: 65—67. E. Lertermann: Vorkommen von Flussspath im Baryt von Klein-Umstadt: 176. 413 10) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. Mose.;, 8°.. [Jb.,1873, 311.] 1872, 4; XLV, p. 242—427. A. KryLorr: recherches geologiques dans le gouvernement de Kostroma: 362— 380. 11) Bulletin dela Socviete geologiquede France. 3. ser. Paris. 8°. [Jb. 1873, 310.] 185,5 No. 2, p. 111. Janneraz: Conductibilität der krystallisirten Körper durch die Wärme und der Erdschichten durch den Schall: 117—119. G. Srepnanesco: Quartär-Gebiet von Rumänien und über tertiäre und quar- täre Säugethiere: 119—123. Aus. GaupryY: über den von Pınarp in Alaska gefundenen Zahn von KHle- phas primigenius: 1235 — 124. Ta. EsrAay: Kimmeridge bei Pillas unfern Nyons (Dröme): 124—126. C#. V£ELAam: Oxfordien und Neocomien bei Pillas: 126-132. Tu. Esray: geognostische Beschaffenheit des von der Eisenbahn von Chau- peauroux nach Alais durchschnittenen Gebietes: 132 — 134. N. pE Mercry: über den Kieselthon: 134—156. DE LAPpARENT: Bemerkung hiezu: 156—137. SauvagE und Rıscaux: über einige Echinodermen des oberen Jura von Bou- logne (pl. I): 137—142. Aus. GAupryY: über die von ÜHAERETIS und EnGELHARD in den Donau-Pro- vinzen gesammelten fossilen Knochen: 142—143. E. Cuantrke: Fauna des Lehm von St. Germain-au-Mont-d’Or: 143— 148. pE LorıoL: über den oberen Jura in der Schweiz und Deutschland : 146 — 148. Cu. Veram: Bemerkung hiezu: 148 150. Mever: über das Plateau von Othe (Aube- und Yonne-Dep.): 150— 164. 12) Comptes rendus hebdomadaires des scances del’ Academie des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1873, 510.] 1873, 3. Mars — 5. Mai; No. 9—18; LXXVI, p. 509—1152. GAuprY: über von OELERT zu Louverne (Mayenne) gesammelte quaternäre Fossilien: 657—659. Cr. Grap: Existenz des Menschen während der Gletscher-Periode im EI- sass: 659—662. Gorczix: Vorkommen fossiler Säugethiere bei Lapsista in Macedonien: 720—721. G. Fagre: über die Zeit der Hebung des Berges Lozere: 890—893. GossELET und BErRTAUT: Kohlenformation im Bas-Boulonnais: 969—970. Rıvıöre: Entdeckung eines menschlichen Skeletes aus der paläolithischen Epoche in den Höhlen von Baousse-Rousse, genannt Grotten von Men- tone: 1027—1031. 414 A. Gaupry: Geologie des Berges Leberon: 1ü96— 1099. J. Resovx: Vorkommen des Zlephas priscus im quaternären Gebiet von Paris: 1145—1146. 13) L’Institut. I. Sect. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Paris. 4°. .[Jb. 1873, 1803 1873, 1. Janv.—30. Avr.; No. 1—18; p. 1—144. Tırvs Coan: über eine neue Eruption des Mauna Loa: 15—16. St. Mevnıer: Entstehung der Meteoriten: 19—21. pu Bus: Dickhäuter aus dem Crag von Anvers: 72—74. C#. Gran:-Existenz des Menschen während der Gletscher-Periode im ElI- sass: 94— 9%. OvstaLer: über einige fossile Species von Thysanopteren: 109—111. 14) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1873, 312.] 1873, March, No. 299, p. 161—240. GER SBABEDE Gesellschaft. M. Duncan: Trochocyathus anglicus aus dem rothen Crag; Lane Fox: paläolithische Geräthe mit Elephas pri- migenius bei Acton und Ealing; Busk: über die von Fox aufgefunde- nen Thierreste; Oxox: Beweis für die Existenz von Eismassen im n. Lancashire; ALs. Gaupry: über die Dickhäuter in der Drift von Paris: 232—235. 15) H. WoopwaArp, J. Morrıs a. A. ErHERIDGE: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1873, 312.] 1873, Febr., No. 104, p. 49— 96. J. Geikır: Theorie der zeitlichen Wanderungen: 49- -54. Nıc#orson: Beschreibung neuer Röhren bewohnender Anneliden (pl. IV): 54—57. Stessine: Notizen über Calceola sandalina (pl. V): 57—62. Daxyss: über die Drift in Derbyshire und Yorkshire: 62—64. DE Raxce: über Blei-, Zink- und Eisenerze im n.-w. England (1. Theil): 64— 74. Marrt: über Erdbeben: 74—81. Notizen u. s. w.: 81—96. 16) B. Sırııman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 83° [Jb.- 1873, 313.] 1873, April, Vol. V, No. 28, p. 245—324. C. G. Rockwonp: Bemerkungen über neuere Erdbeben: 260. T. Sterry Hunt: über einige Punkte in dynamischer Geologie: 264. R. D. Irvıne: über das Alter der metamorphischen Gesteine von Portland, Dodge County, Wisconsin: 282. 415 A. W. Chase: über das Kalkborat von Oregon (Cryptomorphit ?): 287. H. €. Yarrow: Erforschungen im Westen des 100sten Meridians: 290. W. D. Moore: über Fährten in Carbongesteinen des westlichen Pennsyl- vanien’s: 292. O0. C. Marsn: nachträgliche Bemerkungen über die Dinoceraten : 293. LESQUEREux: über das Alter gewisser Schichten von Wyoming, welche Haypen für tertiär, andere für cretacisch halten: 308. Grosser Diamant, am Vaal river in Südafrika gefunden: 313. 1873, May, Vol. V, No. 29, p. 3235—410. Jos. LE ContE: über einige alte Gletscher der Sierras: 325. Pl. 5. J. D. Dana: über den Ursprung der Gebirge: 347. J. Gisson: über die Salzablagerungen des westlichen Ontario: 362. W. M. Gase: Bemerkungen über die Insel Curacao: 382. N. P. Hınz: Pechblende und Tellurgold in Colorado: 386. O0. C. Marse: Notiz über neue tertiäre Säugethiere: 407. Auszüge, A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. V. v. Zepnarovion: Mineralogisches Lexicon für das Kai- serthum Oesterreich. I. Bd. 1858—1872. Wien, 1873. 8°. S. 436. Die Erwartungen, mit welchen wir dem, vom Verfasser bereits in einer brieflichen Mittheilung * angekündigten Werk entgegen sahen, sind noch um ein Bedeutendes übertroffen worden. Der Umfang, welchen der vor- liegende zweite Band erreicht hat, zeigt zunächst in sehr erfreulicher Weise, welche Förderung die topographische Mineralogie im österreichisch-unga- rischen Staate erfahren hat. Nicht wenig haben dazu die von der geolo- gischen Reichsanstalt geleiteten geologischen Aufnahmen beigetragen. Sie sind es, welche eine beträchtliche Zahl neuer Mineralien und neuer Fund- orte, eine vielseitige Erweiterung der paragenetisch und geologisch inter- essanten Daten altbekannter Vorkommnisse lieferten. Nicht minder sind es aber die eigenen Forschungen von V. v. ZEPHAROVICH, welche seit dem Erscheinen des ersten Bandes Österreichs mineralogische Lite- ratur und besonders die Kenntniss der Krystallformen vieler Mineralien um ein Bedeutendes erweiterten; wie die vortrefflichen Arbei- ten über Epidot, Vesuvian, Anglesit z. B. beweisen. Wenn der Verfasser im ersten Bande ** bestrebt war, den strengsten Anforderungen zu ge- nügen, so gilt dies in noch weit höherem Grade von dem zweiten, in wel- chem derselbe mit grösster Vollständigkeit sämmtliche neueste Erfahrun- gen, die sich auf österreichische Mineralien beziehen, aus dem Zeitraume von fünfzehn Jahren zusammengestellt hat. Die Art und Weise die- ser Zusammenstellung ist es aber, die dem Werke — neben seiner Vollständigkeit — den hohen Werth verleiht: krystallographische, physi- kalische, chemische und paragenetische Verhältnisse erfuhren eine gleich- mässige Berücksichtigung. Was die ersteren betrifft, so begrüssen wir hier mit Freude wieder die Naumann’schen Symbole, die sich wie keine andern eignen, uns die Krystall-Formen eines Minerals in gedrängter * Vergl. Jahrb. 1873, S. 172. ** Jb. 1860, 616. 417 Kürze vorzuführen. Dass V. v. Zepuarovich Im zweiten Bande die Ana- lysen österreichischer Mineralien mehr berücksichtigte, wie im ersten, ist gewiss Vielen erwünscht, um so mehr, da in letzter Zeit auf diesem Ge- biete Bedeutendes geleistet wurde, wie die zahlreich ausgeführten Analy- sen in den Laboratorien der Reichsanstalt, von E. Lupwıe unter anderen beweisen. — Die sehr vollständigen Literatur-Angaben bieten Allen, die noch eingehendere Studien machen wollen, Gelegenheit zu weiterer Belehrung. Fr. v. KoseLr: Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mit- telst einfacher chemischer Versuche auftrockenem und nassem Wege. Zehnte vermehrte Auflage. München 1873. 8°. S. 108. Wenn irgend ein Buch seine grosse Brauchbarkeit bewährt hat, so sind es Fr. v. Koseır’s Tafeln zur Bestimmung der Mineralien. Die vorlie- sende zehnte Auflage bezeugen dies in glänzendster Weise, nicht weniger als die Übersetzungen in verschiedene Sprachen. (So weit es uns bekannt, sind zwei englische, zwei russische, drei französische und eine italienische Übersetzung erschienen.) Plan und Gang des Buches sind zu bekannt, um noch einer Besprechung zu bedürfen; es ist nur beizufügen, dass der Verf. bereits in der neunten Auflage über 100 Species aufgenommen hatte, auch in der zehnten wieder 40 neue Species einreihete. Das Ziel, nach welchem Fr. v. KosELL strebte, „die Bestimmung eines Minerals von dessen vollkommener Ausbildung und Reinheit, und von der Geschicklichkeit des Bestimmers möglichst unabhängig zu machen,“ wird durch sein vortreff- liches Werk mehr und mehr erreicht: der Mineralog lernt die chemische Characteristik immer besser würdigen und dadurch genauer und vollstän- diger bestimmen, als es sonst der Fall war. Fr. v. KogeLLn macht noch die Lehrer der verschiedensten Anstalten darauf aufmerksam, dass es zweckmässig ist, die Proben in klein geschlagenen Stücken (das dabei fallende Pulver wird durch ein Blechsieb abgesiebt) in nummerirten Glä- sern zu den Übungen herzugeben. Es wird dabei kein Material ver- schwendet und können auch zu dergleichen Proben sonst unbrauchbare Doubletten einer Sammlung verwendet oder das Material von einer Mine- ralien-Handlung bezogen werden *. — Die seit der vorigen Auflage bekannt sewordenen Reactionen auf Wismuth und Phosphorsäure haben vielfache Anwendung gefunden und sich zur Charakteristik der betreffenden Species als vorzüglich brauchbar bewährt. G. vom Rara: Nephelin in dem niederrheinischen Vulkan- Gebiet. (PoGsENDoRFF Ann. OXLVII, S. 273.) Der Nephelin gehört zu denjenigen Gesteins-bildenden Mineralien, welche trotz ihrer nicht geringen Verbreitung doch nur selten in Drusen auskrystallisirt sind. Es gelang G. vom Rarn, das Mineral in zwar kleinen (bis 1 M.M.) aber deutlichen * Das „Heidelberger Mineralien-Comptoir“ von L. Bıarz liefert stets ‚gutes Material. D. Red. Jahrbuch 1873. 27 418 Krystallen ooP.OP im Trachyt des Lohrberges aufzufinden. Am n.-w. Abhange dieses Berges, der höchsten Trachytkuppe des Siebengebirges, zwischen dem basaltischen Oelberg und der doleritischen Löwenburg sich erhebend, wurde ein Steinbruch angelegt, bei dessen Besuch G. vom RarH drusenähnliche Klüfte des Gesteins dicht mit kleinen Nephelin-Krystallen bedeckt fand. Begleiter des Nephelins ist Tridymit, welcher bisweilen den hexagonalen Prismen des ersteren Minerals zur Unterlage dient. Das Lohrberger Gestein gehört zu den Sanidin-Oligoklas-Trachyten oder der sog. Drachenfelser Varietät; enthält indess Sanidine in geringerer Menge und Grösse der Krystalle als das typische Drachenfelser Gestein. Der Nephelin ist nun im niederrheinischen Vulkan-Gebiet in vierfacher Weise des Vorkommens bekannt: 1) in Sanidin-Blöcken von Laach; 2) in der Lava von Mayen, Niedermendig, Herrchenberg, Hannebach; 3) im Dolerit der Löwenburg und 4) auf Klüften des Trachytes vom Lohrberg. ALBR. ScHrkAuUF: Atlas der Krystall-Formen des Mineral- reiches. IV. Lieferung. Wien 1873. Tf. XXXI—XL. Die vorliegende vierte Lieferung ist der dritten * rasch gefolgt und wird von allen Mine- ralogen mit Freude begrüsst werden, da jedes Heft dieses wichtigen und gediegenen Werkes eine Fülle neuer Thatsachen bringt. Schon ein flüch- tiger Blick genügt, um sich zu überzeugen, dass fast jede der abgehan- delten Species eine Bereicherung erfahren hat, die meisten aber einer völ- ligen Umarbeitung unterzogen wurden. — Die in der vierten Lieferung enthaltenen Mineralien sind: Baryt (mit 44 Formen), Barytocaleit, Beryll (15 Formen), Beudantit (4 Formen), Bieberit, Binnit (5 Formen), Bismuthin, Bleiglanz (mit 16 Formen), Blödit (3), Bombiccit, Borax, Boracit (6), Bor- nit, Botryogen, Bournonit (mit 21 Formen), Braunit, Breithauptit, Brew- sterit, Brochantit (mit 10 Formen), Bromyrit, Brookit (mit 17 Formen), Brushit, Caledonit (4 Formen), Calomel (mit 8 Formen). — Über einzelne dieser Species soll eingehender berichtet werden. Auer. SchrAur: Krystall-Formen des Bleiglanz. (Atlas der Krystallformen des Mineralreiches. 4. Lief.) ALpr. SchrAuF beschreibt und bildet ab folgende 16 Combinationen des Bleiglanz. 1) 0.36036.. 12012. Mit Flussspath, Derbyshire. 2) 0.000.117/,0%,. Die von C. Kuren beschriebene ** Form von Dillenburg. 3) ©.0000.303.0003. Von verschiedenen Fundorten beobachtet. 4) 20.00000.0. England (Grey und Lerrsom bilden bereits diese Combination ab, ohne einen näheren Fundort anzugeben). 5) 20.°/,0. Von Oberlahr in Rheinpreussen. * Über den Inhalt der dritten Lief. vergl. Jahrb. 1872, 534. **. Vergl. Jahrb. 1870, 313. | W 419 6) 0.000x0.000.20.°/,0. Mit Eisenspath und Quarz vom Pfaf- fenberg bei Neudorf; ohne die letztgenannten Flächen auch von Devonshire, Feistritz in Steiermark und vom Harz. 7) 0.000%0.000.20.804. Angeblich von Neudorf. 8) 0000.00 .0003 . 202. 30%,. Von Dillenburg. 9) 0000. */,0*/, . 404. Ebenfalls von C. Krem beschriebene Com- bination von unbekanntem Fundort. 10) 000009 . o00 . 3/,0°%/, .0. Von Rossie, New-York. 11) %/,0%, .12012 . 36036. Angeblich von Freiberg. 12) &0%0.0.5,0.000.°/,0.40.303. Von Freiberg. 13) ©0x.0.20.30. Fundort nicht angegeben. 14) 20.0. Unregelmässig ausgebildete Form von Diepenlingen bei Stollberg. 15) ©0000 und 16) O .o0000 als Zwillinge, Zwillingsfläche O. Man kennt also jetzt von dem Bleiglanz ausser Hexaeder, Octaeder und Dodekaeder: das Tetrakishexaeder 0003; neun Ikositetraeder: 36036, 12012, /,0°>/,, 606, 404, 303, 202, */30%,, °/;0°/,; vier Triakisoctaeder : /,0, a0, 20, 30, 40 und zwei Hexakisoctaeder: 30%/, und 804. Im letzterschienenen Bande der „Verhandlungen der Kaiser- lich-russischen Mineralogischen Gesellschaft zu St. Pe-» tersburg“ (2. Serie, VII. Band, St. Petersburg 1872) sind folgende Auf- sätze enthalten: 1) Magister A. Dırrmar. Paläontologische Notizen. Über ein neues Brachiopoden-Geschlecht aus dem Bergkalk (deutsch). 2) P. Pusırzwskv. Nefediewit, ein neues Mineral aus Nertschinsk. 3) Dr. A. Scuravr. Über den Axinit vom Onega-See (deutsch). 4) N. BarsBor pe Marny. Geologische Untersuchungen in den Gou- vernements Kiew, Podolien und Volynien. 5) A. Krnncort. Über die Zusammensetzung des Cancrinit (deutsch). 6) S. K. H. Herzog NicorLas von LEUCHTENBERG. Über zwei neue For- men an. den Krystallen des russischen Brookits.” 7) N. v. Koxscnarow. Über Weissbleierz, vorzüglich aus russischen Fundorten. - 8) N. BARBoT DE MarnvY. Geologische Untersuchungen im Riasan’- schen und einigen anderen Gouvernements. 9) N. Barsor DE Marnv. Über das Vorkommen von Granit am Don. 10) G. Romanowsky. Notiz über die Geologie der Krim. | 11) J. Sımrzow. Geologische Notizen über das Simbirsk’sche Gouver- nement. 12) N. v. Kokscuarow. Ein merkwürdiges Exemplar von gediegenem Kupfer von Bogoslowsk, aus der Mineraliensanımlung S. K. H. des Herzog N. von LEUCHTENBERG. 13) F. Scmumr. Über die neue Gattung Lopatinia nu ige andere 420 Petrefakten aus den mesozoischen Schichten am unteren Jenissei (deutsch). | 14) K. Jurkıewirsch. Eichen-Urwald im Lublin’schen Gouvernement. 15) P. JEREMEJEw. Wolfram-Krystalle im Vergleich zu denen des Columbits. 16) N. v. Kokscuarow. Pseudomorphosen von Malachit aus den Tur- jinschen Kupfergruben im Ural. 17) N. v. KoxscHarow. Über einige Krystallformen des Berylis mit sehr complicirten krystallographischen Zeichen. 18) J. Mvschkerow. Über Wolynit. Hier liegt die Absicht vor, nur über diejenigen Arbeiten kurz zu re- feriren, die in russischer Sprache erschienen sind und deren Inhalt ein mineralogischer ist. Da v. KorscHarow’s Arbeit über das Weiss- bleierz schon früher in deutscher Sprache veröffentlicht worden ist und den Lesern des „Jahrbuchs“ bereits bekannt ist, so wird sich gegenwär- tige Besprechung allein auf die Aufsätze: 2, 6, 12, 15, 16, 17 und 18 er- strecken. P. Pusırewsky: Nefediewit, ein neues Mineral. Das dem Stein- mark sehr ähnliche, amorphe Mineral, kommt im Kalksteine neben Fluss- spath vor. H. = 1,5; G. = 2,335,‘ bei 180°C.; Bruch mnsehlie- "Rarbe weiss in’s Rosenrothe, undurchsichtig, an den Rändern durchscheinend. vBeim Anfühlen ist das Mineral etwas fettig. In Wasser gehen 0,2%, in Lösung, die eine alkalische Reaction zeigt, wobei das Mineral in Stücke zerfällt; über Schwefelsäure gibt es Wasser ab (bis 11,13°%,, in 22 Tagen). An der Luft zieht die getrocknete Probe wieder Wasser an. Auf 250° C. erhitzt, verliert es 19,13°/,, darauf noch 4,73° „ seines Gewichtes, wenn es bis zum Schmelzen erhitzt wird. In Säuren kaum löslich. Obwohl die Analysen von einander sehr abweichende Zahlen ergaben, deren Mittel am Nächsten mit der Formel H,MgAl,Si,O,, in Einklang gebracht werden können (den Na-Gehalt, der die alkalische Reaction des wässrigen Aus- zuges bedingt, hält P. für einen zufälligen und zieht denselben daher bei der Berechnung seiner Analysen nicht in Betracht) neigt sich P. „ihrer Einfachheit wegen“ zur Annahme der Formel H,MgAl,Si,O,,, die noch mehr von den Analysen abweicht. Zum Schluss spricht sich P. entschie- den aus gegen die Identificirung des Nefediewits mit irgend einem der von DeE=CLo1zraux unter „produits d’alteration et melanges“ bezeichneten Mi- neralien, da diese letzteren Mg als zufällige Beimengung enthalten, wäh- rend dieselbe beim ersteren als wesentlicher Bestandtheil betrachtet wer- den muss, und schlägt daher vor, den Nefediewit als besondere Species aufzunehmen. Herzog NıcoLAs von LEUCHTENBERG: über zwei neue Formen an russischen Brookit-Krystallen. Die untersuchten Krystalle stam- men aus dem Uraler Goldsande, zeichnen sich durch ihre lang-prismatische und flache Ausbildung aus und zeigen die Combination: %/,P, Pp2, 1/,P2, a21 1/,Poo, YsPoo, ooP, ooP7, oP. Von diesen Flächen sind '/,P2 und ooP7 neu. Erstere, an drei Krystallen beobachtet, ist glatt und glänzend, wäh- rend das Prisma ooP7, das blos an einem Krystalle vorkam, eine starke Verticalstreifung zeigt. Messungen sind keine angegeben. N. v. KoxscHuarow: über ein merkwürdiges Exemplar von gediegen Kupfer etc. Es ist eine aus der Privatsammlung 8. K. H. des Herzogs N. von LEUCHTENBERG stammende 18 Cm. lange und 11 Cm. breite Stufe, die blos aus Zwillingskrystallen — Zwillingsfläcke = 0 — besteht und am vorherrschenden o000 noch O und XxO zeigt, denen noch die Flächen eines Tetrakishexaeders sich gesellen. (Da die Krystalle nicht gemessen werden konnten, so ist es unentschieden geblieben, ob diese Flächen dem Tetrakishexaeder 00° „ oder 0002 angehören. Alle Indivi- duen sind in parallelen Reihen in drei unter 120° sich schneidenden Rich- tungen gelagert und berühren einander mit den Flächen 000. Die Stufe besitzt ein Gewicht von über 4 Pfund. P. Jeremssew: über die Krystalle des Wolframs im Ver- gleich zu denen des Columbits. P. JEREMEJEw berichtet über Mes- sungen, die er an Wolframkrystallen von Adun-Tschilon angestellt hat und vergleicht die gewonnenen Werthe mit denen von Schravr am Columbit beobachteten und, indem er auf die jüngsten Arbeiten RAmMELSBERG’s über die Tantal- und Niob-Mineralien hinweist, in denen er einen Beweis für die „Isomorphie in der chemischen Zusammensetzung“ des Tantalits und Niobits mit der des Wolframs erblickt, hält er es nicht für unwahrschein- lich, dass der Columbit ebenfalls dem monoklinen Systeme angehöre. Ver- fasser hebt besonders hervor, dass die an beiden Mineralien beobachteten Winkelabweichungen diejenigen nicht überstiegen, die an Wolframkry- stallen verschiedener Fundorte gewonnen worden sind (!) — An den Kry- stallen von Adun-Tschilon beobachtete J. zwei neue Flächen: —Y,Pxo und —!/,#oo. An einem Zwillingskrystall (nach ooT’oo) war deutlich der von den beiden oP-Flächen gebildete einspringende Winkel zu sehen. N. v. Koxscnarow: Malachitpseudomorphosen aus den Tur- jin’schen Kupfergruben etc. Die 5 Cm. Länge und 1 Cm. Dicke er- reichenden Krystalle häufen sich zu fächerförmiger Gruppirung an. Die Flächen der Prismenzone sind glänzend, während die Endflächen meist matt sind. Von Aussen sind die Krystalle mit einer weissen erdigen Masse bedeckt, die sich aber leicht ablösen lässt. Im Innern bestehen sie aus feinstrahligem Malachit. An manchen Stellen ist die Ausfüllung keine vollständige, aber vom ursprünglichen Minerale ist nirgends eine Spur zu sehen. K. gelang es nicht nur die Prismenzone, sondern auch die End- flächen zu messen, und die Vergleichung der erhaltenen Werthe führten ihn zur Annahme, die Pseudomorphosen seien aus Atakamitkrystallen ent- standen. Die Krystalle zeigten die Flächen 2P2, Poo, ooP, ooP2 und ooPxc. 422 N. v. Koxscnarow: über einige Formen des Beryllsetec. Ein im Privatbesitze des Herzogs N. v. LEUCHTENBERG befindlicher, aus dem Dorfe Mursinka (Bezirk Ekatherinburg) herstammender 2 Cm. langer und 6 Mm. dicker farbloser Beryll ist zum Gegenstande der Untersuchung ge- worden. Er zeigte anliegend an die Flächen der Pyramide 2P2 (s) je zwei Flächen von einer dihexonalen Pyramide (d). Aus den Messungen zweier d-Flächen zu s, ergab sich der Index °3/, ‚P’3/,„, womit auch die Winkel- werthe d: M (ooP) übereinstimmen, während die Winkel, die die beiden anderen d-Flächen mit den anliegenden M-Flächen bilden, einerseits zum Index ?/,,„P*?/,,, andrerseits zu !%P!®%,, führen. K. vermuthet daher, dass die beiden letzten d-Flächen zwei verschiedenen dihexagonalen Py- ramiden angehören. J. MuscauXetow: über den Wolynit. Mit diesem Namen bezeich- net Ossowsky ein porphyrartiges Gestein, das er zuerst in der Umgegend des Dorfes Michailowka, am Ufer des Grosdowitz in Volynien beobachtet hat. Nach Mvschkrrow, der das Gestein näher untersucht hat, besteht es im Wesentlichen aus dunkler bis schwarzer Hornblende und einem tri- klinen Feldspath; als secundäre Gemengtheile treten Magneteisen und Schwefelkies auf. Das porphyrartige ist durch den Feldspath bedingt. Die Hornblende erscheint in unregelmässig gruppirten Aggregaten von nadelförmigen Krystallen und ist nach ihrem Habitus und ihrer deutlichen Spaltung nach der Längsrichtung im Dünnschliffe bestimmt worden. Der Feldspath, der einer Analyse unterworfen wurde, ergab das Sauerstoff- verhältniss SiO, : R,O, : (R“, R‘,) O = 1: 2,61: 7,29, welches, wenn man den theilweise zersetzten Zustand des Minerals in’s Auge fasst, auf Oligo- klas hindeutet. Zur Stütze dieser Annahme führt M. Analysen von G. Rose, vom RATH, STRENG, DELESSE, NAUMANN und GIRARD an, die an un- zweifelhaften Oligoklasen angestellt worden sind und auch einige Abwei- chung zeigen. Der Feldspath zeigt eigenthümliche Zusammenhäufungen, die an diejenigen des Kugeldiorits erinnern (M. hebt hervor, dass diese Anhäufungen beim Wolynit, nicht wie beim Kugeldiorit sich der Kugel- gestalt nähern, sondern mehr elliptisch sind!) — M. zählt den Wolynit zum Porphyrit und erklärt sich gegen das Auseinanderhalten des letzteren und des Dioritporphyrs; „wenn auch diese beiden Gesteinsarten geogno- stisch verschieden sind, brauchen sie petrographisch nicht auseinander- gehalten zu werden, da das petrographische System sich hauptsächlich auf die mineralogischen und physikalischen Eigenschaften der Gesteine basirt.“ Zum Schluss bemerkt M.: der Name Wolynit würde dann nur aufrecht zu erhalten sein, wenn die erwähnte Kugelanordnung des Feldspathes für das Gestein charakteristisch ist — im entgegengesetzten Falle würde der Name zu streichen sein und das Gestein zum Porphyrit zu stellen. Möge zum Schluss noch Folgendes aus den Protokollen der Sitzungen im Jahre 1871 angeführt werden. Es ist die Publication von Analysen von Kalk-Thonerde-Epidoten aus der Gegend vom Kontschsee im Gouver- 423 nement Olonetz in Aussicht gestellt worden, an denen N. Kuuısın beschäf- tigt ist. TH. SAwWTScHEnKow legte in der Sitzung vom 9. März eine Arbeit vor über ein neues Princip zur Construction von chemischen Formeln der Si- licate. Diese Arbeit wird auch im Drucke erscheinen. P. JEREMEJEw machte die Mittheilung, dass er am Vesuvian vom Ural die neue Fläche °’/,P, und an finnländischen die ebenfalls neue Fläche 2/;Poo gefunden hat. M. Norrz sprach von der Auffindung zwei neuer Gruben im Ural — die eine unweit der Achmatow’schen, die andere in der Nähe der Schi- schim’schen Grube — in denen Vorkommnisse von Epidot, Sphen, Perows- kit, Klinochlor, Spinell, Granat, Apatit, Magneteisen, Vesuvian und zweier noch unbekannten Mineralien bemerkenswerth sind. A. Saveseck: Vorkommen desScheelitsbei@Graupenin Böh- men. (Zeitschrift d. Deutsch. geolog. Geselfsch. NXIV, 3 (1872), S. 595 —596.) Der Scheelit ist im Sommer 1871 auf einem zwischen 20 und 24 Zoll mächtigen Gang aufgefunden worden, welcher vorwaltend aus Quarz . mit Zinnerz und Wolframit besteht. Die Krystalle des Scheelit zeigen die von Vielen als Grundform angenommene Pyramide (Endk. 108°), sitzen auf Quarz-Krystallen in Gesellschaft von Flussspath-Hexaedern;; letztere haben vielfach auf dem Quarz quadratische Eindrücke hervorgerufen (sog. Babylonquarz). Beim grössten Krystall ist die Hauptaxe 6 Mm. lang; es ist ein Juxtapositions-Zwilling nach der Fläche des zweiten Prisma. Epwarn Dana: über einen Andalusit-Krystall von Dela- ware, Pennsylvania. (American Journ. IV. Dec. 1872.) Der von Upper Providence stammende Krystall wird von Epw. Dana zweimal ab- gebildet; das einemal um den Krystall in seiner theoretischen Form zu zeigen, das anderemal mit allen seinen an Hemimorphismus erinnernden Unregelmässigkeiten. Im ersteren Falle erscheint er in der Combination: ooP.ooP2.ooP®o&.OP.P&o.P&&.P.2P2. Aber an dem wirklichen Krystall treten das Makrodoma und Makroprisma nur je einmal auf, ebenso die Pyramiden. — Epw. Dana hatte Gelegenheit, noch andere Krystalle vom nämlichen Fundort (deren einer 7 Pf. wog) zu untersuchen und auf- fallende Verschiedenheiten in den Prisma-Winkeln zu beobachten. Die regelmässige Spaltbarkeit nach den Prisma-Flächen ist vorhanden; manche der Krystalle zeigten eine eigenthümlich faserige, andere eine strahlige Structur. K. Vrea: Calcit-Stalaktiten von Niemtschitz. (Lotos, Dec. 1872.) Der im devonischen Kalke betriebene Limonitbergbau von Niemt- schitz bei Boskowitz in Mähren führte in letzter Zeit zur Entdeckung mehrerer Föhlen, welche zum Theil durch ihren Reichthum an prächtigen Ara Caleit-Stalaktiten bemerkenswerth sind. Der Boden mancher dieser Höhlen ist mit einer 2--3 Fuss mächtigen Lage von Limonit bedeckt, während die First die schönsten Kalkstalaktiten zieren. Andere Höhlen enthalten kein Erz und sind ganz mit Tropfsteingebilden ausgekleidet. Enge Klüfte im Kalkstein werden ganz von einem porösen Limonit ausgefüllt, welcher in seinen Hohlräumen Calcit-Krystalle der Form —2R beherbergt. V. v. ZEPHAROVICH * beschreibt dieselben wie folgt: „Aus der Eisenerzgrube zu Niemtschitz stammen merkwürdige Stalaktiten, welche jenen aus der cu- baischen Höhle Bellamar sich anreihen, an Schönheit sie aber noch über- treffen dürften. Es sind individuelle, schwach konische oder cylindrische Zapfen, die durch ihre wasserklare Masse und glatte, glänzende Ober- fläche zunächst an Eisstalaktiten erinnern. Ihre Spitze wird von zumeist spiegelnden, ‚ebenen oder nur wenig gewölbten Krystallflächen gebildet, ich beobachtete 4R. — 2R. R oder auch —2R allein. Auf der konischen, . absatzweise leicht eingeschnürten Oberfläche der Zapfen treten hie und da ebene, rundlich begrenzte oder langgestreckte Tangentialflächen auf, welche zum Theil dem 4R, zum Theil dem ooR angehören. Im Inneren der voll- kommen pelluciden, nur ausnahmsweise von seichten Spaltklüften durch- setzten Stalaktiten sind nirgends Anzeichen eines offenen oder geschlosse- nen Canales zu sehen; an einem 3\, Zoll langen, fast regelmässig eylin- drischen Exemplare aber verläuft seiner ganzen Länge nach eine offene Rinne, ohne Zweifel einst ein innerer Canal, der durch Auflösung der Oberfläche des Cylinders später blossgelegt wurde. In den anderen Zapfen mag der innere Canal mit klarem Caleit gänzlich erfüllt worden sein, die besondere Glättung und der Glanz der Oberfläche sind aber wohl auch bei ihnen durch ein Lösungsmittel bewirkt worden. Der grösste der mir vorliegenden Tropfsteine, ebenfalls durch —2R zugespitzt, misst 8 Zoll Länge, seine Oberfläche ist theils auffallend geglättet, theils zart damas- eirt, stellenweise aber auch tiefer angeätzt; an der Anwachsstelle flügel- artig erweitert, übergeht er gleich den kürzeren Zapfen, in ein radial- dickstängliges Aggregat, die Stängeln senkrecht auf die stalaktische Axe gerichtet. Auf den Breitflächen eines 6'/, Zoll langen, 3—5 Zoll breiten und 2 Zoll dicken Tropfsteinbruchstückes zeigen sich Anhäufungen von Caleit-Kryställchen.*“ — Vrsı hat versucht, den unteren Theil eines der schönsten Stalaktiten in dreifacher Grösse möglichst naturgetreu darzu- stellen. Derselbe ist wasserklar und nur an wenigen Stellen, namentlich dort, wo er von seichten Spaltklüften durchsetzt wird, etwas getrübt. Un- ten durch 4R. — 2R. R begrenzt, geht er an seinem oberen Ende in ein radialdickstängliges Aggregat über, dessen äusserste Stängeln ziemlich stark werden und einen blattartigen Fortsatz zusammensetzen. Seine Ober- fläche ist glatt, stark glänzend und mit vielen theils dem ooR, theils dem 4R, gehörigen Tangentialflächen versehen. An einem 8'/, cm. langen, durch —2R zugespitzten Exemplare fand sich auf dem oberen, durch eine Spalt- fläche begrenzten Ende eine 1,6 mm. lange und 0,8 mm, breite Öffnung, * Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Österreich. II. Bd. S. 82. : 425 die einem Canale angehört, welcher sich in der Richtung der stalaktiti- schen Axe 3,2 cm. tief verfolgen lässt. Neben den eben beschriebenen Tropfsteinen kommen auch ganz einfache, gleichfalls individuelle, halb- pellucide Röhrchen mit meist damascirter Oberflache vor, die bei einer Dicke von 0,5 cm. oft eine Länge von 10 cm. erreicken; sie haben einen, meist ganz offenen und verhältnissmässig sehr weiten Canal, mit welchem wie bei den früher besprochenen Stalaktiten die krystallographische Axe zusammenfällt. Ähnliche individuelle Stalaktiten wie jene von Niemtschitz kommen in der kleinen Höhle im Punkwathale vor und sind, obzwar weit weniger schön, desswegen von hohem Interesse, weil sie uns eine ziemlich gute Vorstellung von dem Entstehen derartiger individueller Ge- bilde geben. Zunächst sind es durchscheinende, gelblich- oder bräunlich- weisse, individuelle cylindrische Röhrchen, ganz jenen aus der Niemt- schitzer-Höhle ähnlich; ihr Canal ist sehr weit, und wenn das Röhrchen die cylindrische Form beibehalten hat, ganz offen und glatt. Jene stalak- titischen Gebilde hingegen, deren Canal entweder ganz oder doch zum Theil geschlossen ist, haben die inneren Wandungen desselben mit winzig kleinen Rhomboederchen bedeckt; gleichzeitig haben sich aber auch äus- serlich knospige Gestalten angesetzt, wodurch eine mehr konische Form des Stalaktiten bedingt wird. In vielen Fällen kann man das ursprüng- liche Röhrchen im Querbruche an seiner Durchsichtigkeit und Individua- lität erkennen, wogegen die äusserlich abgesetzte knospige Lage meist milchweiss, trüb und radialstänglig erscheint. Ist die Bildung noch mehr vorgeschritten, so sieht man den ganzen Canal mit einem Aggregat klei- ner Caleit-Rhomboederchen erfüllt, die sämmtlich in paralleler Stellung, die krystallographische Axe senkrecht zur stalaktitischen gerichtet, ver- wachsen sind; jedes derselben ist wohl mit einem Stängel zu vergleichen, welche die gewöhnlichen Tropfsteine zusammensetzen. Werden nun auch die letzten Zwischenräume zwischen den einzelnen Kryställchen durch reine Caleitmasse ausgefüllt, so entsteht ein vollkommen individueller Stalaktit. Die äussere, trübe, faserig abgesetzte, knospige Zone scheint sich später gleichfalls zu individualisiren, was sich an zwei der vorliegenden Exem- plare genau verfolgen lässt. Die Niemtschitzer-Stalaktiten mögen wohl einem ähnlichen Processe ihre Entstehung verdanken, der aber dennoch insoferne abweichend gewesen sein musste, als die krystallographische Axe des, den Tropfstein darstellenden Individuums, parallel und nicht senk- recht zur stalaktitischen Axe verlauft; auch ist der Canal in dem Niemt- schitzer Stalaktiten innen vollkommen eben und es scheint somit, dass bei den, gewiss aus sehr reiner Lösung durch concentrische Lagen sich ver- grössernden Gebilden, die Lagerung der sich absetzenden Moleküle durch die bereits abgesetzten beherrscht wurde. Die Tropfsteine aus der Höhle im Punkwathale zeigen keine Zuspitzung des unteren Poles durch Kry- stallflächen. 426 K. Vrsa: Galcit vom Erzbergin Steiermark. (A. 2.0.) V. v. ZEPHAROVICH sagt in seinem mineralogischen Lexicon*: „Am Erzberge bei Eisenerz fanden sich in neuester Zeit Vierlingsgruppen, welche gleich jenen von der Insel Elba nach —!/,R zusammengesetzt zu sein scheinen. Es sind weisse halbpellucide stehend aufgewachsene —2R bis '/, Zoll frei aufragend, die auf jeder ihrer drei oberen Flächen, ein in Zwillingsstel- lung hervorragendes —2R tragen. Die —2R-Flächen sind glatt und ge- wölbt oder ziemlich stark parallel ihren Mittelkanten, federbartähnlich, gefurcht. Bei manchen Gruppen wird unterhalb jeder der drei, aus dem centralen Individuum vortretenden —2R, eine Reihe von solchen in pa- ralleler Stellung sichtbar: zuweilen hat sich aber den weiter vorstreben- den seitlichen Krystallen wieder eine grosse Anzahl von kleineren —2R, ebenfalls nach —'/,R, seitlich angeschlossen. Der ganze zierliche Aufbau gewinnt dann das Ansehen eines baumähnlichen Gebildes, von dessen Mit- telstamme nach drei Richtungen Hauptäste sich erstrecken, die selbst wie- der nach drei Seiten Zweige aussenden. Solche vielfach gegliederte Grup: pen erheben sich auf einer dicken Kruste feinfaserigen weissen Aragonites über Limonit; die einfacher gebauten Vierlinge gehen nach abwärts über in ein grobkörniges Calecit-Aggregat, welches ebenfalls Limonit als Unter- lage zeigt.“ Die Flächen der Krystalle sind wie oben erwähnt stark ge- bogen oder parallel den Mittelkanten eines Rhomboeders federbartartig gefurcht. Im ersten Falle entsprechen dieselben, wie man sich leicht durch Absprengen einer Polkante oder der stellenweise sehr untergeordnet auf- tretenden R-Flächen überzeugen kann, dem —2R und übergehen nach unten in das —4R; im letzteren Falle kommt das —4R allein vor und die federbartartige Riefung wird bedingt durch ein Skalenoeder, welches sich mit dem —4R oseillatorisch combinirt hat. Der Umstand, dass zwischen zwei in Zwillingsstellung sich befindlichen Rhomboedern stets ein oder mehrere Individuen in nicht paralleler Stellung eingekeilt sind und die Spaltflächen selbst gekrümmt erscheinen, macht eine sichere Bestimmung des Winkels zweier Spaltflächen unmöglich; die durchgeführten Messungen an zwei Zwillingen variiren um mehrere Grade. Nachdem sich die Mes- sung zweier Spaltflächen als ganz unzuverlässig erwies, wurde eine nur sehr approximative Messung des einspringenden Winkels zwischen den beiden Zwillingsindividuen vorgenommen. Diese ergab den Winkel zwi- schen den beiden —2R nahe 94 Grad, jenen hingegen zwischen den —4R nahe 68 Grad. An den Krystallen von Elba, deren Spaltflächen einen Winkel von 52Y, Grad bilden, würde derselbe 92° betragen und die bei- den —4R einen Winkel = 66° 50° erfordern. * 8, 74. 427 B. Geologie. * A. STRENG und K. Zöpprıirz: über den basaltischen Vulkan Aspenkippel bei Climbach unweit Giessen. (Sonderabdr. a. d. 14. Jahresbericht d. Oberhessischen Gesellsch. für Natur- und Heilkunde. S. 80. Mit einer geolog. Karte: !/, Kilom. im Massst. von 1: 5000.) Der bisher unbekannte Vulkan Aspenkippel liest am w. Rande der zu- sammenhängenden, vom Vogelsberge bis an das Lahnthal sich erstrecken- den Basalt-Decke. Es überlagert dieser Basalt, wo Aufschlüsse vorhanden, die oligocänen und miocänen Ablagerungen. In den Umgebungen von Clim- bach ist vorwaltend die Basalt-Formation vertreten, zu der auch noch ba- saltische Tuffe und Schlacken-Agglomerate gehören, sowie eine unter- geordnete, den Tuff bedeckende, mit Basalt-Fragmenten versehene und durch Dysodil-Lager ausgezeichnete Bildung, welche tertiär oder quartär. Der Basalt bildet das s. und sw. von dem Vulkan gelegene Plateau. Er bildet eine dunkelblauschwarze, dichte Masse, in der Olivin- und Augit- Kryställchen liegen. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass eine sehr feinkörnige, aus triklinem Feldspath, Augit und Magneteisen bestehende Grundmasse vorhanden, in der einzelne Stellen mit glasiger amorpher Sub- stanz erfüllt sind. In dieser Grundmasse liegen: helle, grössere Krystalle von umgewandeltem Olivin, ein körniges Aggregat darstellend ; Plagioklas- Krystalle; kleine Augite und farblose Einschlüsse, die theils mit amorpher, theils mit entglaster Substanz erfüllt. Blasiger Basalt, in den dichten übergehend, findet sich am s. Theil des Kraters. Er ist von bräunlich- oder hellgrauer Farbe, sehr zersetzt, enthält zahlreiche runde, meist hohle, wie glasirte Blasenräume, oder mit einer hellen Substanz überzogen. Die Schlacken-Agglomerate treten an der ö. Seite des Kraters in grossen Mas- sen auf. Sie bestehen aus Basalt-Brocken, durch Tuff verkittet. Zwischen den Basalt-Fragmenten liegen Bruchstücke von Buntsandstein und ein amorphes, braunes, wachsglänzendes Mineral, das an Palagonit erinnert, aber sich von diesem durch sein nicht gelatiniren mit Säure alsbald unter- scheidet. Eine Analyse des Minerales, dessen spec. Gew. — 1,777, ergab: Kieselsäure.. . . + 36,80 TEhonerde 3m": wir A3;6T Bisenoxyd: .wa#i422312,9 Kalkerde:#..»nzrnizr 307 Magnesia sam! nah +3,38 Kalrwipın as ass, 1 Nabronstrer3 ri ir: 22610562 Massen on... %L35;02 100,84. * Den geehrten Einsendern von Werken oder Separat-Abdrücken geo- logischen Inhalts diene zur Nachricht, dass das Material sich sehr ange- häuft und zunächst die älteren Einsendungen zu erledigen sind. Doch sollen wo möglich alle bis Anfang Juni eingelaufenen Schriften in den nächsten 3 Heften besprochen werden. D. Red, 428 Es ist dieses Mineral, dessen hoher Wassergehalt besonders merk- würdig, wie schon bemerkt, dem Palagonit sehr ähnlich, erinnert aber auch an Bol. — Weil viele Basalt-Fragmente des Agglomerates ein pech- steinähnliches Ansehen besitzen, lag die Vermuthung nahe, dass sie mit dem fraglichen Mineral imprägnirt seien. Die mikroskopische Untersuchung ergab: dass eine aus Plagioklas, Augit und Magneteisen bestehende Grund- masse vorhanden, in der aber amorphe Substanz mit Sicherheit nicht zu erkennen; demnach die Ursache des Pechglanzes nicht ermittelt. In der Grundmasse sind zu unterscheiden: helle Krystalle von den Formen des Olivins, aber umgewandelt; Plagioklase, Augite und eigenthümliche, ver- schieden gestaltete Einlagerungen, die farblos oder gelb mit einem Rand umgeben, an Palagonit erinnern. — Die basaltischen Tuffe sind deutlich geschichtet und liegen fast horizontal. Sie bestehen aus Fragmenten von dichtem oder porösem Basalt, von Buntsandstein und Quarz, denen sich Krystalle von Hornblende und Augit, sowie Körner der palagonitischen Substanz beigesellen: Alles durch ein Bindemittel verkittet, das ebenfalls palagonitisch scheint. — Basaltischer Tuff bildet das Liegende der unter- halb Climbach nur lokal auftretenden Dysodil-Schicht, die von einem san- digen Lehm bedeckt wird. Es gehört diese Dysodil-Schicht einer ziemlich neuen Zeit an, sie ist entweder pliocän oder diluvial, aber keineswegs oligocän, wie man früher glaubte. Nach den bis jetzt vorhandenen Auf- schlüssen ist anzunehmen, dass ein die Unterlage des Basalts bildender tertiärer Kalk das älteste Gestein; darauf ruht Basalt, auf diesem wahr- scheinlich der Basalttuff, den die Dysodil-Schicht bedeckt. Der Aspenkip- pel stellt sich als ein wohl ausgebildeter basaltischer Vulkan dar, welcher gegen das Ende der Tertiärperiode in Thätigkeit war. Die vulkanische Thätigkeit hat sich auf den Auswurf von losem Material beschränkt. Um zur Oberfläche zu gelangen, musste aber der Basalt Devon- und Kulm- formation, Buntsandstein und Tertiär-Ablagerungen durchbrechen. Es ist daher der Herd der vulkanischen Thätigkeit tief unter der Oberfläche zu suchen. Der Aspenkippel, welcher keinen Lavenstrom aufzuweisen hat, dürfte weniger als ein selbständiger Ausbruchspunkt, vielmehr als Parasit am Rande eines grossen Basaltvulkans zu betrachten sein. Die vorlie- gende Abhandlung wird, wie oben bemerkt, von einer schön ausgeführten Karte begleitet. Die topographische Aufnahme und Zeichnung führte ZorpprRiTz, die geologische Aufnahme A. StrRene aus. Von letzterem ist bald eine grössere Arbeit: mikroskopische und chemische Untersuchung der Basaltgesteine des Vogelsberges zu erwarten. O. Vorzmar: Analyse des Andesit von Czibles im Gutiner Gebirge im n. Siebenbürgen. (G. TscuermAk, Mineral. Mittheil. 1872, IV, S. 261.) Das untersuchte Gestein gehört zu den Pyroxen-Andesiten; ent- hält in einer dichten, grünlichgrauen Masse grosse Plagioklas-Lamellen und hellgrüne Säulchen von Diallagit. Spec. Gew. = 2,773. Chem. Zus.: 429 Kieselsäure . . . 56,56 Ahonerde. ... 7 1.7: 921,67 "Risenoxyd.;...,. .or 22,41 Eisenoxydul;, ....- -..,,2,3% Manganoxydul . . Spur Maonesia,| .. 2.90, 0219 Kalkerde °.:\ %....”...8,58 Ga re 7 Natmon.s WA var). 2,58 Wasser 2. 21,84 Kohlensäure . . . 0,37 00,99. C. W. C. Fucus: die Insel Ischia. (Mineral. Mittheil. ges. von G. TscHERMAK, 1872, 4. Heft, $. 199—239.) Die vorliegende Arbeit ist das Resultat mehrjähriger Forschungen des Verfassers, der sich um die Kenntniss vulkanischer Gesteine so bedeutende Verdienste erworben. Sie bietet eine höchst interessante Schilderung der merkwürdigen Insel, welche Fuchs mit Recht die „Perle“ in der ganzen Umgebung des Golfes von Neapel nennt. Nach einer physikalisch-geographischen Skizze von Ischia folgt eine geognostische Beschreibung der Insel mit ihren wichtigsten Lo- calitäten, wie Epomeo, an welche sich eine Übersicht der historischen Eruptionen reiht, sowie eine sehr gründliche Petrographie von Ischia nebst zahlreichen, von Fuchs ausgeführten Analysen der trachytischen Gesteine, die sich durch die auffallende Übereinstimmung in ihrer Zusammensetzung auszeichnen. Die Hauptresultate seiner Forschungen hebt Fucas in der geologischen Geschichte der Insel in folgender Weise hervor. Geognosie und geschichtliche Überlieferung vereinigen sich, um uns einen klaren Blick in die Vergangenheit und in die Entwickelung des Vulkans von Ischia zu gewähren. Am wenigsten verbürgt ist die Erklärung der Uranfänge des- selben. Sicher ist es, dass es submarine Eruptionen waren und wahr- scheinlich ist es, dass sie in gleicher Weise stattfanden, wie in den letzten Jahren an einem anderen Trachyt-Vulkan des Mittelmeeres, der Insel Santorin. Bei den auf dem Meeresboden erfolgenden Lava-Ergüssen wurde die erhärtete Decke durch den fortwährenden Nachschub neuer Lava ge- hoben, bis die Dicke der Lava-Schicht ein weiteres Aufsteigen von Däm- pfen und Lava verhinderte. Dadurch steigerte sich allmählich die Ex- pansionskraft der Dämpfe, bis dieselben die Lava durchbrachen, Schlacken und Asche emporschleuderten und auf dem Rücken der Lava einen Schlacken- oder Tuffkegel mit Krater aufbauten, der nun als der eigentliche Vulkan erschien. So ist die Insel Georgios I. bei Santorin entstanden und wahr- scheinlich der älteste Theil von Ischia. Unten liegt auch hier ein mäch- tiges Lager von Lava aus dichtem, schwarzem Trachyt bestehend, welches überall, wo die steilen Küsten an der Südseite der Insel entblösst sind, sichtbar wird. Darauf erhebt sich der Tuffkegel des Epomeo mit dem 430 grossen Hauptkrater. In diesem Zustande fuhr der Epomeo fort, als sub- mariner Vulkan thätig zu sein. Die Laven ergossen sich besonders nach Süden und die Bimsstein-Lapilli und die trachytische Asche wurden als regelmässige Tuffschichten von dem Meere auf den Strömen abgelagert. Der Epomeotuff wurde indess an seiner Oberfläche, so weit er von dem Meere bedeckt war, zersetzt, und es entstanden Sedimente, welche Reste der im Meere lebenden Thiere einschlossen. Später wurde der ganze Vul- kan gehoben und erschien als Insel über der Meeresfläche. Die Petre- facten-führenden Sedimente sind Beweis für den ehemaligen submarinen Zustand, und aus den Species ergibt sich, dass die submarine Periode in der Diluvial-Zeit lag. Da diese Sedimente bis zu einer Höhe von etwa 1400 F. an dem Epomeo hinaufstreichen, so ergibt sich, dass die Insel einst mindestens bis zu dieser Höhe vom Meere bedeckt war oder um ebensoviel gehoben wurde. — Die geschichtliche Zeit beginnt erst lange nach der Hebung der Insel. Die erste Eruption, deren die Überlieferung gedenkt, fand am Montagnone und Lago del Bagno statt. Später ereig- nete sich die Eruption, wodurch der grosse Strom des Marecoco und Zale ergossen und die Colonie der Syracusaner zerstört wurde. Als Zeit der- selben lässt sich etwa das Jahr 470 v. Cur. angeben. Der Rotaro scheint durch eine furchtbare Eruption zwischen 400 und 352 v. CHr. entstanden zu sein. Dann erfahren wir erst wieder im J. S9 v. CHR. von einem Aus- bruch. Spätere Eruptionen sollen noch zwischen 79—S1 n. Car., zwischen 133—161 und zwischen 2854—305 n. CHR. eingetreten sein. Nach tausend- jähriger Ruhe ereignete sich der letzte Ausbruch im J. 1302, wodurch der Lavenstrom, Arso genannt, entstand. Seitdem gibt sich die vulkanische Thätigkeit nur noch in Erdbeben und einer den Boden der Insel erhitzen- den Gluth zu erkennen, so dass das in demselben eirculirende Wasser als Dampfquelle oder Therme wieder hervorbricht. Die heissen Quellen führen die Auslaugungs-Producte der Gesteine von Ischia gelöst mit sich. Dar- unter ist auch Chlornatrium vorhanden, welches auf die grosse Rolle hin- weist, welche die Sublimationen dieses Salzes bei den Eruptionen spielten. — Die Laven des Vulkans gehören zu den trachytischen, wurden jedoch zur Zeit ihres Ergusses mehr oder weniger modificirt. Auch dabei spielte das Chlornatrium, ebenso wie andere Sublimationen, eine bedeutungsvolle Rolle, indem es die chemische Zusammensetzung der Lava basischer machte und zur Bildung neuer Mineralien, z. B. des Sodaliths, Veranlassung gab. Die Erstarrung der Laven erfolgte theils in vollkommen glasartigem, theils in einem sehr ausgebildet krystallinischen Zustande, in welchem nur noch wenig von dem Magma vorhanden ist. Darum sind in dieser Beziehung alle möglichen Stufen und Übergänge in der Entwickelung auf Ischia an- zutreffen. — Eine grössere Arbeit von Fuchs über Ischia ist in italieni- scher Sprache erschienen *. Dieselbe wurde durch Vermittelung des Co- mitato geologico gedruckt und wird von einer schönen geologischen Karte der Insel begleitet. * Vergl. Jahrb. 1873, S. 305. 431 VoGELGESANG: geologische Beschreibung der Sectionen Triberg und Donaueschingen. (Dreissigstes Heft der „Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Baden“.) Mit zwei geologischen Karten und zwei Profiltafeln. Carlsruhe 1872. 4°. S. 133. Der Verfasser der vorliegenden Arbeit ist den Lesern des Jahrbuches be- reits bekannt durch seine vortreffliche Beschreibung des Kinzigthaler Berg- baues sowie durch die gemeinschaftlich mit ZrrreL ausgeführte Unter- suchung der Umgebungen von Möhringen und Mösskirch * als ein gründ- licher Kenner der geognostischen Verhältnisse des Schwarzwaldes und der angrenzenden Regionen. — Die auf den geschilderten Gebieten auftreten- den Formationen ordnet der Verfasser in folgender Weise. A. Gebirgsland des Schwarzwaldes. I. Alte krystallinische Silicatgesteine. 1. Gneiss. 2. Granit. 3. Ältere Porphyre. a. Quarzfreie. b. Granitartige. c. Quarzführende. 4. Hornblendegesteine. 5. Serpentin. II. Jüngere krystallinische Silicatgesteine. 6. Jüngere Porphyre. a. Quarzporphyre. b. Oligoklasporphyrit. III. Erzgänge. IV. Flötzbildungen. 7. Rothliegendes. 8. Schwarzwald-Sandstein. V. Älteres und jüngeres Alluvium. Schwarzwald-Gerölle. Schwarzwaldlehm. Felsschutt. Torf der Hochmoore. Flussalluvionen. B. Schwäbisches Stufenland. l. Erste Stufe. 9, Oberer Buntsandstein. 10. Wellenkalk und Wellendolomit. 11. Salzgruppe. 12. Hauptmuschelkalk. 13. Trigonodusdolomit. II. Zweite Stufe. 14. Lettenkohle. 15. Bunte Mergel mit Gyps. 16. Schilfsandstein. 17. Stubensandstein und rothe Thone. * Vergl. Jahrb. 1866, 231 und 1868, 490. 432 Ill. Dritte Stufe. 18. Schwarzer Jura. Lias. a. Unterer. b. Mittlerer. c. Oberer. 19. Brauner Jura. a. Opalinusthon. b. Schichten des Ammonites Murchisonae, Sowerbyi und Humphriesianus. c. Parkinsoni-. und Va- rvans-Schichten. d. Macrocephalus- und Ornatus-Thon. 20. Weisser Jura. a. Unterer weisser Jura. IV. Älteres und jüngeres Alluvium. 21. Schwarzwald-Gerölle. 22. Lehm und Letten. 25. Torf. 24. Flussalluvionen. Die Sectionen Triberg und Donaueschingen gehören zu den interes- santesten des badischen Landes. Sie umfassen das Quellengebiet des zweit- grössten Stromes Europa’s, der Donau, umgeben von den Wiegen des Neckars und anderer Zuflüsse des Oberrheins. Orographisch wie geo- logisch zerfällt das geschilderte Terrain in zwei Theile. Der eine — auf der Section Triberg dargestellt — bietet ein Bild des „Urgebirges“, bestehend aus den ältestenkrystalli- nischen Silicat-Gesteinen. Der andere Theil, die Section Donaueschingen, enthält ein Stück des schwäbischen Stu- fenlandes: in mannigfachem Wechsel erscheinen die &lie- der der Trias- und Jura-Formation. Die Vermittelung der geo- logischen und landschaftlichen Gegensätze beider, des Gebirgs- und des Stufenlandes, übernimmt der Buntsandstein, der landschaftlich dem ersteren, geologisch dem letzteren angehört. Das Gebirgsland wird zuerst in nördlicher dann in östlicher Richtung von der Wasserscheide der zwei grössten deutschen Stromgebiete durch- zogen. Die Entfernungen des Rheinthales einerseits, andererseits des Do- nau-Sammelbeckens von dieser Wasserscheide sind fast gleich; nicht aber . die Höhenunterschiede. Das Rheinthal (850°) liegt 2650, das Sammel- becken der Donau bei Donaueschingen (2250‘) nur 1250° unter dem die Stromsysteme trennenden Gebirgskamm von 3500‘ mittler Höhe. Die Folge dieser Höhendifferenz ist, dass die Gewässer der Rheinseite mit der Aus- gleichung ihres Gefälles noch beschäftigt sind, während die der Donau- seite solche bereits vollendet haben: daher auf jener Seite mannigfaltigere Entwickelung der Thalsysteme, starke Convexitäten der Thalsohlen, auf dieser Einförmigkeit in der Thalgestaltung, Concavität der Thalsohlen. Gneiss nimmt den hervorragendsten Antheil an der Zusammensetzung des -Gebirgslandes. Unter seinen zahlreichen Abänderungen sind die fla- serigen und körnig-schieferige; mehr örtlich und mit den genannten Ab- änderungen durch die mannigfachsten Übergänge verbunden, treten körnig- streifige, körnig-schuppige, körnig-flaserige Abänderungen auf, ferner cor- nubianitartige, porphyrartige und Hornblendegneisse auf. Letztere bilden 433 den Übergang zu den Amphiboliten, welche als Hornblendeschie- fer, als meist quarzhaltige Glimmerdiorite und aphanitische Gesteine erscheinen. _ Petrographische Beschaffenheit, Übergänge in Gneiss, die ganze Art des Verbandes mit letzterem lassen es nicht be- zweifeln, dass alle diese Gesteine nicht allein als untergeordnete Einla- gerungen, sondern eben nur als besondere Ausbildungs-Formen des Gneisses zu betrachten sind, in welchen der Glimmer durch die ihm genetisch verwandte Hornblende, der Orthoklas ganz oder theil- weise durch einen triklinen Feldspath ersetzt wird, der meist Oligoklas, welcher ja auch in den gewöhnlichen Gneiss-Abänderungen einen häufigen Bestandtheil bildet. Nicht selten stellt sich auch in diesen Gesteinen ein Gemenge von Orthoklas und Oligoklas ein, oft in einer Art regelmässiger Verwachsung: — Die vorzugsweise dem südwestlichen Theile des Gebietes angehörigen Dioritgesteine werden in den Umgebungen von Simons- wald und Vöhrenbach durch Glimmerporphyre vertreten, deren mit Glimmer verwebte Grundmassen sich zum Gneiss verhalten, wie die fein- körnig- oder feinschuppig-krystallinischen Substrate der Quarzporphyre zu den feinkörnisen Abänderungen des Granits, Manche Abänderungen, und zwar gerade diejenigen, welche äusserlich gewissen Melaphyren nahe zu stehen scheinen, gehen ganz unzweideutig aus granitischen und cornubia- nit-artigen Gneissgesteinen hervor; andererseits genügt eine geringe Ver- dichtung des Kornes, viel geringer als man sie im grobkörnigen Granit an umschriebenen Stellen als eine gewöhnliche Erscheinung beobachtet und die Ausscheidung freier Kieselsäure, von der sie selten ganz frei, um die Brücke zwischen ihnen und den Quarzporphyren herzustellen, zu denen sie auch räumlich in einer nahen Beziehung zu stehen scheinen. Die Quarzporphyre, bald vereinzelt auftretend, bald gruppen- weise in einer grösseren Anzahl gang- und stockartiger Vorkommnisse des Gneisses Einförmigkeit unterbrechend, lassen sich in keiner Weise von denen des Granit-Gebietes unterscheiden und schliessen sich an den Granit in zwei Abänderungen eng an; in der granitartigen von feinkörniger Grund- masse mit seltenen Einsprenglingen an den feinkörnigen Granit, in der Abänderung als Granitporphyr mit feinkörniger krystallinischer Grund- masse und zahlreichen, oft grossen und gut ausgebildeten Krystailen von Quarz, Orthoklas und Glimmer an den porphyrartigen Granit. — Ein Wechsel von feinkörnigem Granit und Quarzporphyr (meist granitartigem Porphyr oder Granitporphyr) bezeichnet gewöhnlich die Grenzregion zwischen Gneiss und Granit. Letzterer bildet in dem Gebiet zwei grosse, geschlossene Massen, das Triberger und das Eisenbacher Massiv. Dieses schliesst sich an die grosse Granit-Partie des südlichen Schwarzwaldes an und setzt nördlich nach dem oberen Kinzig- gebiet fort, vielfach durch jüngere Bildungen unterbrochen; jenes erstreckt sich über das Kinzigthal bis nach Schapbach und Rippoldsau, wo es unter der Buntsandstein-Decke des Kniebis verschwindet. In petrographischer Beziehung sind beide Massivs etwas verschieden ausgebildet. Der Eisen- bacher Granit wird durch rothe Farben und die beständige Anwesenheit Jahrbuch 1873. 28 434 weissen Muscovits charakterisirt. Beiden Typen untergeordnet sind nahezu gleichmässig ausgebildete mittelkörnige, klein- bis feinkörnige sowie por- phyrartige Abänderungen. Die petrographischen Übergänge und die Ver- band-Verhältnisse lassen aber alle diese krystallinischen Silicat- gesteine des Gebietes — wenn nicht des Schwarzwaldes überhaupt — als blosse Structur-Erscheinungen eines und desselben Mi- neral-Gemenges, nicht als selbständige Gebirgsglieder von verschiedenem Alter betrachten. Die meisten sog. jüngeren Porphyre dürften als stark verkieselte ältere Porphyre anzusehen sein. — Erzgänge sind im Allgemeinen selten. Silber- und Bleierze führende finden sich im Gneiss bei Vöhrenbach und Kirnach, Rotheisenstein- und Manganerz-Gänge von geringer Längen-Erstreckung und Mächtigkeit, aber zu ganzen Zügen vereinigt im Granit der Umgebungen von Hammereisen- bach und Kirnach sowie im Gneiss bei Vöhrenbach. Das Gebirgsland unseres Gebietes trägt eine grössere Zahl vereinzel- ter Ablagerungen des Rothliegenden, deren gleichförmige Ausbildung schliessen lässt, dass alle diese Lappen nur die Theile einer ursprüng- lich zusammenhängenden Decke seien. Die untere Abtheilung besteht aus grobkörnigen Sandsteinen und Conglomeraten mit rothen und violetten Sanden und Thonen, die nur im nördlichen und östlichen Theile entwickelt aus harten, hellfarbigen, stark verkieselten Arkosen und Brec- cien in Verbindung mit sog. jüngeren Porphyren. Die sehr ungleichen Niveau’s, in welchen die verschiedenen Ablagerungen auftreten, zeigen an, dass nach dem Absatz der Arkosen bedeutende Dislocationen den Schwarz- wald betroffen haben. Das obere Rothliegende erscheint nirgends in un- mittelbarer Auflagerung auf dem unteren, wohl aber in concordanter La- gerung stets unmittelbar unter dem Schwarzwald-Sandstein, und da es Gerölle der Arkose des mittleren Rothliegenden umschliesst, dürfte sein Absatz von dem. des letzteren durch eine lange Periode getrennt gewesen sein. Vielleicht lässt sich dasselbe als eine Parallel-Bildung des unteren Zechsteins auffassen. Der Schwarzwald-Sandstein vermittelt landschaftlich den Über- gang des Gebirgslandes in das Stufenland. Er ist in zwei Gliedern ent- wickelt, von denen das untere, aus Conglomeraten, Kiesel- und Tigersand- steinen bestehend, die dem Gebirge zugekehrte Stirn zusammensetzt, wäh- rend das obere, die aus bunten Thonsanden mit Dolomit-Nestern und Karneol-Schnüren bestehende sog. Zwischenbildung erst etwas becken-ein- wärts auf der moorigen, sanft geneigten Hochfläche zur Ausbildung ge- langt. Der obere Buntsandstein ist abweichend über dem Schwarzwald- Sandstein gelagert, während er petrographisch und durch gleichförmige Lagerung mit den untersten Gliedern der Muschelkalk-Gruppe verknüpft ist. Der orographische Charakter des Stufenlandes und die hydrographische Entwickelung des gesammten Donau-Quellen-Netzes ist bedingt einerseits durch den Parallelismus der kettenartig hintereinander liegenden Stufen des Muschelkalkes, Keupers und Jura’s und die relative Höhe der ein- zelnen Stufen, andererseits durch den östlichen Schichtenfall im Allge- 435 meinen und das Vorhandensein zweier Schichtensättel im Besonderen, von denen der eine an der Stelle des jetzigen Neckar-Ursprungs, der andere im Donaueschinger Becken sich befindet, welches eben dadurch so lange als natürlicher Wasser-Sammler diente und auf dessen Sohle sich die Zu: flüsse vom Gebirge regulirten, bis die den Verschluss des Beckens bildende Jura-Stufe durch Erosion tief genug ausgenagt war, um den Austritt der Gewässer in das schon zur Tertiärzeit geöffnete Donauthal zu ermöglichen. Letzteres verlief ursprünglich durch das jetzige Aitrach- und Wutachthal bis an die Ostabhänge des Feldberges, der die beiden Hauptquellen der Gutach vom Feldsee aus, der Haslach von den alten Seebecken bei Lenz- kirch entsendete. Nachdem aber, wohl am Ende oder kurz nach dem Schluss der Tertiärzeit der Rheinspiegel in Folge des Durchbruches des Riegels bei Königswinter sich beträchtlich tiefer gelegt hatte und dadurch die hydrographischen Verhältnisse am Südabfall des Schwarzwaldes sich wesentlich umgestalteten, erfolgte auch die Durchsägung des rechten Ge- hänges der alten Wutach (Donau) und die Ablenkung dieses Gewässers bei Blumberg in das Rheinsystem, so dass nunmehr das Quellen-Gebiet der Donau an den Briglirain und Kesselberg verlegt wurde, während ur- sprünglich das Überreich des diese Zuflüsse sammelnden Donaueschinger Beckens in das Neckarthal, also in das Rheingebiet ablief. ’ Die das Stufenland zusammensetzenden Gruppen der Trias und des Jura tragen sehr vollständig das Gepräge der schwäbischen Ent- wickelung. Von den Gliedern des Muschelkalkes ist das der Anhydrit- und Salzgruppe in bedeutender Mächtigkeit und technisch hoch- wichtiger Ausbildung vorhanden (Dürrheim); die Lettenkohle meist durch jüngere Bildungen verdeckt. Von den einzelnen Abtheilungen des Keu- pers hat der Gyps seiner Zeit in Folge einer Verwechselung mit dem Gyps der Anhydrit-Gruppe zur Auffindung des Dürrheimer Steinsalzlagers geführt, und war und ist zum Theil noch, ebenso wie Stubensandstein und Schilfsandstein, Gegenstand der Gewinnung. Die breite Fläche des Lias hat durch die glückliche Mischung, welche die Beschaffenheit seiner Gesteine der Ackerkrume verleiht, die östliche Baar zu einer Kornkammer des Landes gemacht. In paläontologischer Beziehung ist die früher aus dem oberbadischen Jura nicht bekannte Aus- bildung der Schichten des Ammonites planorbis im unteren Lias von Pfohren und jener des Ammonites asptidordes im oberen braunen Jura bei Gutmadingen hervorzuheben. Von den Quartär-Bildungen des Gebietes gehören die Ablage- rungen von Schwarzwald-Geröllen in der Schichten-Einsenkung bei Donau- eschingen und bei Rietheim sowie einzelne Torflager ganz unzweifelhaft der Diluvialperiode an. Die übrigen Ablagerungen von Geröllen, plasti- schem Thon, Lehm und Letten und die meisten Torfmoore entziehen sich einer schärferen Alters-Bestimmung, weil sie das Product von Absätzen und Vorgängen sind, die sich in gleicher Weise in früherer wie in spä- terer Zeit wiederholt haben und lokal noch fortdauern. Nichts deutet übrigens an, dass in dieser ganzen Periode der Neuzeit irgend welche 38% 436 gewaltsame Ereignisse das Gebiet betroffen haber, und selbst die Anhäu- fungen von Felsschutt, die in grossartigster Weise in den Gebieten des Gneisses, Granits und Schwarzwald-Sandsteins angetroffen werden, sind keineswegs auf Erschütterungen, sondern auf den langsamen, ruhigen Vor- gang der Verwitterung zurückzuführen. JAMES GEIKIE: über Wechsel desKlima’s während der Gla- cial-Epoche. (Geol. Mag. Vol. 8 u. 9.) London, 1872. 8°. 69 S.) — Nach Veröffentlichung dieser Abhandlung in dem „Geological Magazine“ sind die Arbeiten von Törnesoam über Schweden (Jb. 1872, 80) und einige andere Arbeiten erschienen, auf welche der Verfasser in der gegenwärti- gen Ausgabe Rücksicht genommen hat. | GEIKIE unterscheidet bei den Schottischen Glacial-Ablagerungen drei Gruppen. Untere Gruppe: Till* und Geschiebethon **, mit Zwischenschichten von Kies, Sand, Thon, Schlamm und Moder, stellenweis mit arktischen Schalthieren, zuweilen mit Säugethierresten und vegetabiler Substanz. Mittlere Gruppe: Haufen von ungeschichteten oder roh geschichte- ten erdigen, sandigen und thonigen Massen mit zahllosen eckigen Blöcken und Trümmern, Schichten von Kies, Sand, Ziegelthon, silt (Schlamm) und mud (Moder) (mit arktischen und nordischen Muscheln in den marinen Districten). Die Sand- und Kiesschichten nehmen oft die Form von Kames an, öfters die von Terrassen oder des Strandes. Erratische Blöcke (auf Eis transportirt). i Obere Gruppe: Moränen. Die Bildung des schottischen Till mit seinen zwischengelagerten Schichten bezeichnet einen langen Zeitraum, während dessen wiederholte Veränderungen des Klima’s stattgefunden haben. Sie weist zunächst auf entschieden arktische Verhältnisse hin. Die Zwischenlagerungen von Silt, Thon, Sand und Kies mit Land- pflanzen und Säugethierresten, an einigen Stellen aber mit marinen Con- chylien, zeigen hingegen, dass die arctische Kälte, welche die Gegend mit einer Eisdecke bedeckt hat, nicht blos einmal, sondern wiederholt, längere Zeit hindurch milderen Verhältnissen gewichen ist. So weit man jetzt urtheilen kann, hat keine dieser interglacialen Pe- rioden sich eines wärmeren Klima’s erfreuet, als das in den Waldzonen der höheren Breiten Nordamerika’s jetzt. * Unter dem Namen Till fasst Geikıe ungeschichtete, mehr oder weniger zähe Thonablagerungen zusammen, welche mit polirten und ge- ritzten Steinen reich beladen sind und die ältesten glacialen Ablagerungen bezeichnen. ** Der schottische Geschiebethon (boulder-clay), welcher von dem Till unterschieden wird, wurde höchst wahrscheinlich dort abgesetzt, wo die alten zusammenstossenden Gletscher in das Meer eintraten zu einer Zeit, wo die Eismassen durch Schmelzung im Rückschritt begriffen waren. 437 Dem gänzlichen Verschwinden der grossen Eisdecke folgte eine milde oder gemässigte Periode. Wahrscheinlich hatten 'sich die Gletscher weit von dem Meere zurückgezogen, bevor eine Senkung des Landes begann, hier und da den Boden bedeckend mit den losen Trümmern ihrer End- moränen. Während dieser Senkung des Landes erfolgte die Bildung jener „Ka- mes“ von Sand und Kies. Zu jener Zeit existirten noch keine oder nur wenige schwimmende Eisblöcke in den dortigen Meeren. Erst als die Senkung beträchtlicher ward, traten auch die Gletscher wiederum in das Meer ein, und durch Eisberge und Küsteneis wurden Ge- steine und ihre Blöcke über den Meeresgrund zerstreut und an die Ge- hänge und Gipfel jener Kames geführt, die man in den muschelführenden Thonen noch antrifft. Die Thone mit arctischen Schalthieren gehören der Periode einer neuen Erhebung des Bodens an. Die nachfolgenden Veränderungen deuten eine allmähliche Verbesse- rung des Klima’s bis zu der gegenwärtigen Zeit an. Es ist auffallend, wie übereinstimmend im Allgemeinen die durch GEIKIE für Schottland gewonnenen Erfahrungen mit jenen durch andere selbstständige Forscher in anderen sehr entfernten Gegenden erreichten stehen. Dies tritt am besten bei einem Vergleiche mit den schweizerischen Glacial-Ablagerungen hervor. 1. Dem schottischen Till mit seinen Zwischenlagern entsprechen die Grundmoränen oder tiefen Moränen der Schweiz, in bei- den Ländern intensive glaciale Bedingungen anzeigend. 2. Moränenschutt und die daran schliessenden 3. Kames von Sand und Kies bezeichnen hier ‚wie dort das Rückschreiten der grossen, weit verbreiteten Gletscher. 4. Der schottische Ziegelthon (Brick-clay) mit arctischen und nordi- schen Schalthieren und erratischen Blöcken, sind die Vertreter der Morä- nen, die in der Schweiz die älteren Glacialablagerungen bedecken und auf ein neues Vorschreiten der Gletscher hinweisen. 5. Thalmoränen (Valley moraines) in Schottland und die neueren Moränen der Schweiz bezeichnen dort das letzte, hier ein periodisches Zurückziehen der Gletscher. In einer ganz ähnlichen Weise lässt sich nach A. E. TörNEBoRM in Schweden unterscheiden: 1. Unterer und oberer Till, zum Theil mit unterlagerndem Sand. In- tensive Eiszeit mit milderen Zwischen-Perioden. 2. Moränenschutt. 0 3. Asar von Sand und Kies, welche mit jenen Kames in Schott- land oder Eskers in Irland in vielen Beziehungen übereinstimmen. 4. Thone mit arctischen Schalthieren und erratischen Blöcken. Neues Vorschreiten der Gletscher. 5. Moränen, durch Rückschreiten der Gletscher gebildet. 438 Am Schlusse seiner interessanten Abhandlung stellt der Verfasser in einer Tabelle noch alle jene, zwischen Alluvium und Crag von Norwich fallende, Ablagerungen der Glacialzeiten in den verschiedenen genauer untersuchten Ländern zusammen, fasst die während ihrer Entstehung vor- herrschenden Verhältnisse auf und gibt zugleich Nachweise über die Ver- breitung der verschiedenen Thiere und Reste der menschlichen Thätigkeit. In letzterer Beziehung soll nur bemerkt werden, dass das Renthier unter den Höhlen-Ablagerungen der paläolithischen Zeit vermisst wird, während es in dieser Tabelle erst in der postglacialen Zeit neben den Pfahlbauten und Kjökken-möddings aufgeführt wird. C. H. Hırcacock: die Steinkohlengebiete in den Vereinig- ten Staaten Nordamerika’s. (The Geolog. Mag. 1873. Vol. X, p. 99.) — Bauwürdige Steinkohlenlager sind in den Vereinigten Staaten auf 8 Distrikte vertheilt: 1. Das Bassin von Neu-England, in Massachusetts und Rhode Island 750 Quadrat-Miles einnehmend. Die Kohle ist ein graphitartiger Anthracit, der in mehreren Hochöfen Verwendung findet. Man kennt dort gegen 11 Flötze, am besten in Portsmouth, R.-I., aufgeschlossen, deren grösste Mächtigkeit 23 Fuss beträgt. 2, Der Pennsylvanische Anthracit, als das wichtigste Kohlen- gebiet der Vereinigten Staaten. Mit Einschluss des halb-anthracitischen Broad-Top von 24 Quadrat-Miles, nehmen 5 getrennte Bassins gegen 434 Quadrat-Miles ein. Die Zahl der verschiedenen Kohlenflötze variirt nach der Tiefe des Bassins zwischen 2 und 25. Sie erreichen ihre grösste Mäch- tigkeit von 207 Fuss bei Pottsville, während diese im Mittel nach H. P. Rogers nur 70 Fuss beträgt. 3. Das Appallachische Becken, eine Area von 63,475 Quadrat- Miles einnehmend, von Pennsylvanien bis Alabama reichend, nur mit wirk- licher (sogenannter bituminöser) Steinkohle. Man schätzt ihre Mächtigkeit in Pennsylvanien auf 40 Fuss bei 12,220 Quadrat-Miles, man kennt in Maryland 32 zwischen 1 bis 14 Fuss mächtige Kohlenflötze auf 550 Qua- drat-Miles, in West-Virginien 24 mit 51 Fuss Gesammtmächtigkeit auf 16,000 Quadrat-Miles, in Ohio wies J. S. Newserrry 10 bauwürdige Flötze nach, in Tennessee sind 7 Flötze mit 14 Fuss. Gesammtstärke bekannt, in Alabama sind auf einem Raume von 9000 Quadrat-Miles ähnliche Ver- hältnisse wie in Tennessee. 4. Das Michigan-Bassin, von etwa 6,700 Quadrat-Miles Grösse, mit 11 Fuss (im Maximum) Kohle. 5. Das Illinois-Bassin, welches 51,000 Quadrat-Miles einnimmt, mit Einschluss von Illinois, Indiana und West-Kentucky. In Illinois, wo die Steinkohlenlager sich über einen Raum von 41,500 Quadrat-Miles ver- breiten, schätzt WOorTHEn ihre mittlere Mächtigkeit 35 Fuss, in Indiana, bei einem Flächenraum von 6,500 Quadrat-Miles, beträgt sie nach Cox 31 Fuss, und in West-Kentucky kennt man 11 Kohlenflötze. 439 6. Das Missouri-Bassin, das grösste von allen, mehr als 100,000 Quadrat-Miles umfassend, von Jowa bis Texas verfolgt. In Jowa hat es Prof. Wirtz über 25,000 Quadrat-Miles gross ge- funden. Er scheidet dasselbe in drei Abtheilungen, jede ca. 200 Fuss stark, deren zwei unteren die bauwürdigen Lager enthalten, und zwar 8 Fuss etwa in der zweiten, während die obere Abtheilung nur 20 Zoll Kohlen führt. Nebraska enthält nach F. V. Havven 3,600 Quadrat-Miles der oberen Steinkohlenformation; in Missouri schätzt Swarznow den Steinkohlen-führenden Raum auf 27,000, und in Kansas auf 17,000 Quadrat-Miles, doch sind bei 2000 Fuss Gesammtmächtigkeit nur gegen 20 Kohlenflötze von wenigen Zollen bis 6 Fuss Stärke vorhanden. Aus Arkansas beschreibt D. D. Owen zwei Kohlenflötze, welche 5 Fuss Dicke erreichen und sehr brauchbar sind. Aus dem Gebiete der Indianer ist über die Kohle so gut wie nichts bekannt. 7. Das Texas-Bassin, von Dr. B. F. Scuumarp auf 5000 Quadrat- Miles Grösse geschätzt, enthält bei Fort Bilknop Flötze von 4 Fuss Stärke. 8. Auch in Arizona wurden durch G. K. GiLsErRT bei Camp Atage Steinkohlen entdeckt. Im Ganzen ist hiernach die Steinkohlenformation über einen Flächen- raum von 230,659 Quadrat-Miles verbreitet, wobei alle nicht zur wirk- lichen Steinkohlenformation gehörenden Kohlen hier ausgeschlossen sind. Manche der letzteren haben indess gleichfalls eine hohe Wichtigkeit er- langt, wie die triadischen Kohlen Virginiens, die cretacischen Kohlen der Territorien im Westen des Missouri, sowie die in Californien und in Alaska etc. aufgespeicherten Kohlen. Epwarp Hrıı: The Coal-Fields:of Great Britain, their Hı- story, Structure and Resources, with Notices of the Coal- Fields of other Paris of the World. 5. ed. London, 1873. 8°. 499 p. With Maps and Illustrations. — Unter den vielen ausgezeichneten Geologen Englands hat sich in neuerer Zeit keiner so eingehend mit dem Studium der Steinkohlenformation be- schäftigt, als der gegenwärtige Director der geologischen Landesunter- suchung von Irland, Epwarp Hvrr. Seine zeitgemässe Behandlung der Steinkohlenfelder Grossbritanniens, deren dritte, sehr vermehrte Auflage mit vielen Karten und Abbildungen hier vorliegt, ist dem Andenken von Sir R. J. MvurcHıson gewidmet, welcher zu den wichtigen Arbeiten des Verfassers zunächst mit Veranlassung gegeben hat. Im Wesentlichen behandelt das Werk die im Parlamente wiederholt und noch neuerdings vielseitig besprochene Frage über die Erschöpfung 440 der britischen Kohlenfelder. Der Verfasser geht, entsprechend dem heu- tigen Stande der Technik, bei seiner Schätzung der noch abbauwürdigen Steinkohlenlager nicht über 4000 Fuss Tiefe hinab, Der erste Theil des Werkes enthält Fragmente aus der Geschichte der Steinkohlenindustrie, Bemerkungen über die organischen Reste aus der Pflanzen- und Thierwelt, welche in der Steinkohlenformation begraben liegen und an ihrer Entstehung einen wesentlichen Antheil genommen haben, und ein Kapitel über die Bildung der Steinkohle. Der zweite Theil, S. 82 u. f. verbreitet sich in 30 Kapiteln über die Ausdehnung, Lagerungsverhältnisse und überhaupt den Charakter der ver- schiedenen Kohlendistriete in England, Schottland und Irland, welche durch eine Übersichtskarte der britischen Kohlenfelder, 12 nette Specialkarten über die einzelnen Distriete und eine Anzahl von Profilen erläutert werden. Bei einem jeden Distriete wird eine Übersicht über die Reihenfolge der Gruppen und Schichten der Steinkohlenformation mit ihrer Total-Mäch- tigkeit und der Anzahl der bauwürdigen Kohlenflötze und deren Mächtig- keit gegeben, woran sich Bemerkungen an die in ihrem Bereiche vorkom- menden Fossilien knüpfen, und es schliesst ein jedes dieser Kapitel mit einer Berechnung über die noch vorhandenen abbauwürdigen Vorräthe des hochwichtigen Materials. Die dem 50. Kapitel einverleibten nachstehenden Tafeln bezeichnen die Mengen von gewinnbarer Kohle bis zu 4000 Fuss Tiefe theils in sicht- baren, theils in verdeckten Steinkohlenfeldern von Grossbritannien und Irland und zwar für alle bauwürdige Kohlenflötze von 12 Zoll Stärke an und darüber. Der Verfasser bedauert, dass diese von den Kön. Commis- sären vorgenommenen Schätzungen nicht lieber bis zu 2 Fuss Stärke als Minimum herabgegangen sind, und hält daher für nöthig, von den in den Tabellen angeführten Zahlen 5 Procent abzuziehen. 44 A. Sichtbare Kohlenfelder der Britischen Inseln. Commissar | Betrag von Kohle in ge- und | | Name setzmäss. Tons bis zur Tiefe en, |No. des | von 4000 Fuss und nach | SU NE erfahrungsmässigen Ab- Besichts- ..| Steinkohlenfeldes. AB | | |} S. | South. Wales... 32,456,208,913 Katar’, | | 3. „ Diermson | 2 | Forest of Dean 265,000,000 10 2 Brusewicn| 3 | Bristol ... ; STR 20 4,218,970,762 9. „ Woonuouse #| Warwickshire . AN 458,652,714 8. „ HarıLev | 5 | South Staffordshire. . . | i ı 6 | Coalbrook Dale u. Forest | : D) D) N | of Wyre 1,906,119,768 n 5 X \-Olee Iulls en. 2 2 02 >. \ Ser SW oonHouse|. 8 | Leicestershire: . ..'.“. 836,799,7 1. „ Dicrinson | 9 | North Wales . a 2.005'000/00 000 x E | 10 | Anglesea . | 5,000,000 7.° , "DILLION ı 11. | North Staffordshire. . . | 3,825, 188, 105 6. „ Dickınson | 12 |, Lancashire und Cheshire l nn “ a 9. „ Woopnovse| 13 Midland. 18,172,071,433 a | 14 | Black Burton. . . | 70,964,011 d. FORSTER 4 $| Northumberland und Dur- ae an 15] ne | .10,036,660,236 4. „ Forster | 16 | Cumberland | 405,203,792 | Schottland. | 12. „ GEDDES 17 | Edinburgh . | 2,153,703,360 3 | 18 , Lanarkshire 2,044,090,216 | ale 11785.507.080 | 2 Ayrshir 785,3 ä 21 , East Lothian . ’ 86,849,880 5 22 | First of Forth | 1,800,000,000 5 23 | Dumfriesshire | 358,173,995 i 24 | West Lothian | 127,621,800 A 125 | Perthshire. . ..... ., 109,895,040 ae 26 | Stirlingshire Ar 106,475,463 5 27 | Glackmannanshire . . .ı 87,563,494 e 28 | Dumbartonshire . a 48,618,320 3 29 venitewshirem en 2 25,881,285 5 30 | Argyleshire | 7,223,120 5 31 | Sutherlandshire . | 3,500,000 5 32 | Roxburghshire | 70,000 ; Irland. | Prof. Jukes und | | Prof. Hvıı 33 | Ballycastle (Antrim Co.) . 16,000,000- IsskulaTyrone;s. «. Be 6,300,000 . | 35 ! Leinster (Queens Co.) RE 77.580.000 ia | 36 | Tipperary . . 25,000,000 5 | 37 | Munster (Clare etc.) 20,000,000 a \ 38 | Connaught . RI 10,800,000 " 90,207,285,398. 442 B. Verdeckte Kohlenfelder. GUrERBEETEE Distriete. | Unter UMiles. Tons. Warwickshire. . . A Permian 73 | 2,165,000,000 Warwickshire, S. v. Kingsbury .. 0. New Red 3 150,000,000 Warwick shire, N. v. Atherstone . . | New Red 6 179,000,000 Leicestershire, Moira-Distriet \ . Permian 15 1,000,000,000 Leicestershire, Coleorton-Distriet. . | New Red 25—28 .790,000,000 District zwischen Warwickshire und Permian South Staffordshire Coal-felds . . |u. New Red.! 116 | 3,400,000,000 District zwischen d. 8. Staffordshire- | | u. Shropshire Kohlenfeldern . . 5 ' 195 | 5,800,000,000 Zwischen d. South Staffordshire und | | Coalbrookdale Coalfields und den Cheadle- u N. Staffordshire Kohlen- feldern . . & a 200 | 4,580,000,000 0. Denbigshire Coal-held . . * 50 | 2,489,000,000 W. und S.W. -Rand des North-Staf- fordshime Coal-f. . ... 3 50 1,500,000,000 Cheshire..Wsy: Rerridge 0... Permian | 9 62,000,000 u. New. Red Cheshire, zwischen Woodford fault u. Denton a s 36 1,790,000,000 Lancashire, O. u. W. von Manchester r 17 30 350,000,000 Lancashire, W. von Ecceles u. Stret- ford nach Prescorr, Runcorn und HaAue -on- the Mersey A 5 130 .| 3,883,000,009 The Wirrell, the Mersey u. Gegend | nach Norden BE New Red | 216 | 3,000,000,000 Yorkshire, Derbyshire u. Nottingham- Permian | shire . . u. New Red 900 23,082,000,000 Valeoßkden, . .. .... 2 Permıan 40 | 1,593,000,000 InglelonsussBurton. .-, | eg 33,000,000 Seyern-Thal . 2.2.2... 202 aullaNeurotke, 6 ds -400,000,000 Mergel | Irland, Tyrone (nach Prof. Hvın) . | New Red | 2400 , 27,000,000 Acer ES a > 56,273,000,000. Bringt man von diesen 90,207,000,000 Tons in sichtbaren Kohlen- feldern und 56,273,000,000 Tons in verdeckten Kohlen- Sa.. 146,480,000,000 feldern für Kohlenflötze unter 2 Fuss Stärke 5 proc. — 7,524,000,000 in Abzug, so verbleiben 139,156,000,000 Tons zur Gewinnung übrig, die bei einem gleichen Verbrauche wie im Jahre 1870 von 110,000,000 Tons für 1260 Jahre aushalten würden. Kann auch eine solche Rechnung nicht massgebend sein, so wird sich doch nach diesen Feststellungen das Publikum über den gefürchteten Mangel an Kohlen vollkommen beruhigen können. In Bezug auf die Boghead-Kohle wird S. 276 mitgetheilt, dass sie 18—20 Zoll mächtig auf einer Sohle von feuerfestem Thon ruhe mit 443 Stigmaria ficordes und überlagert werde von bituminösen Schieferthonen oder auch von Kohleneisenstein (black band), worin Meeresconchylien wie Diseina, Lingula, Oonularia, Axinus und Anthracoptera. Der dritte Theil des trefflichen Werkes gibt einen Überblick über das Steinkohlenvorkommen in anderen Ländern Europa’s und den übrigen Welttheilen, wobei der Verfasser sich auf die verschiedenen Quellenwerke sehr gewissenhaft bezogen hat. Cap. I, S. 350 behandelt die Steinkohlenfelder Europa’s, Cap. II, 8. 352, die von Indien, Cap. III, S. 362, die von China, Australien und Neu-Seeland und Afrika, Cap. IV, S. 388, die britischen Besitzungen in Nordamerika, Cap. V, S. 396, die Kohlenfelder der Vereinigten Staaten, Cap. VI, S. 410, die von Südamerika und Cap. VII, S. 416 gibt einen Über- blick über die jährliche Production von Kohle in den verschiedensten Ge- genden. ‘Diese betrug in Grossbritannien und Irland (1870). . . 110,431,192 Tons. Amerika, Vereinigten Staaten (1865) . . 14,593,659 , 5 britischen Besitzungen . . . 1,500,000 „ Beankreich (1870), 3... .....2.. 04 ....%-6,550,000>:„ BE leem Meco. 0. 5, 10.350,000, ;., Mennschland (180)... . . .......23.316.238 Österreichischem Kaiserstaat (1862) . . 4,552,500 „ its en. (len) 775,000 ,„ Spanien (1862). u.a u as: 388,950 ,„ kusslandi(18062) .. 3.0... 203. es 150,000 „ Polen (1862)... IE EN DER 112,500... , Britisch Indien (1868) . KERN . 364933, 05 Japan, China, Borneo, Australien (ea) } 3,000,000 „ Mexico, (EBU0) 4. 28. seen leise 1,000,000 , Ober (1870) . ei. 1,000,000 Die Menge der in Wersschland im id 1870 producirten Bra unkchle wird vom Verfasser zu 6,116,521 Tons angenommen. Der vierte Theil, S. 422 u. f., untersucht die Frage, warum es nicht thunlieh sei, in einer grösseren Tiefe als 4000 Fuss, die Kohlen abzubauen. Dem stellt sich zunächst die Zunahme der Temperatur nach dem Innern der Erde entgegen, welche für 60 Fuss Tiefe’l1 Grad Fıur. beträgt, fer- ner Schwierigkeit bei der Ventilation etc. Der fünfte Theil, S. 459 u. f., ist der physikalischen Geologie der Carbongesteine esidnnet und hebt als instructives Beispiel die Verände- rungen hervor, die in den Lagerungsverhältnissen der britischen Kohlen- ablagerungen und der sie bedeckenden Formationen im Laufe der Zeiten erfolgt sind. Hebungen und Denudation haben dabei eine grosse Rolle gespielt. 444 C. Paläontologie. W. B. Dawkıns: über die Hirsch-artigen Thiere des Forest- bed von Norfolk und Suffolk. (The Quart. Journ. Geol. Soc. Lon- don. Vol. 28, p. 405.) — Eine für England und wie es scheint überhaupt neue Form fossiler Hirsche, die in dem Forest-bed von Norfolk entdeckt wurde, ist Cervus verticornis Dawr., dessen Geweihstangen sich nament- lich durch die schnelle Niederbiegung eines cylindrischen Augensprossen (brow-tyne) auszeichnen. Er unterscheidet sich von ©. ewryceros (Mega- ceros hibernicus) ferner durch eine weniger entfernte zweite Sprosse und eine geringere Ausbreitung der handförmigen Verzweigung des Endes. Andere in dieser Wald-Schicht vorkommende Hirscharten sind: (ervus Polignacus, welcher auch in pliocänen Schichten des Mont Perrier bei Issoire vorkommt, (. Sedgwicki FALCONER, Ü. euryceros (megaceros), ©. (me- gaceros) earmutorwm LAusEL, den man im Pliocän von St. Prest bei Char- tres entdeckt hatte, sowie C. elaphus und Ü. capreolus. Dieses Zusammenvorkommen deutet darauf hin, dass jenes Forest-bed mehr zu der ersten Stufe des Pleistocän (oder Diluvium), als zu dem Pliocän gehört, wofür auch die Gegenwart des Mammuth darin noch spricht. P. M. Dıweins: über Trochocyathus anglicus, eine neue Art der Madreporarıa, aus dem rothen Crag. (The Quart. Journ. Geol. Soc. London, Vol. 28, p. 447. Pl. 28.) — Eine im rothen Crag von Suffolk entdeckte Koralle von nahezu halb- kugeliger Form bot Veranlassung zu erneuten Untersuchungen der ober- tertiären Korallen Englands, welche 6 Arten repräsentiren: Sphenotrochus intermediws Mün. sp., Trochocyathus anglieus Dunc., Flabellum Woodi En. u. H., Oryptangia Woodi Em. u. H., Balanophyllia calyculus Woop und Solenastraea Prestwicht Dune., von welcher letzteren neue Abbildungen veröffentlicht werden. A. Lane Fox: über die Entdeckung paläolithischer Werk- zeuge mit Flephas primigenius zusammen in dem Themse- thale bei Acton. (The Quart. Jowrn. Geol. Soc. London, Vol. 28, p. 449.) — In den untersten Schichten der unmittelbar auf dem Londonthon ruhen- den Kies- und Sandablagerungen, deren genauere Profile durch Holzschnitte veranschaulichet werden, sind in der Nähe von Acton unweit Kew ver- schiedene Steingeräthe mit Säugethierresten zusammen gefunden worden, welche G. Busk in einem Anhange p. 465 näher beschrieben hat. Die in dem Kies der Hoch-Terrasse gefundenen Überreste gehören zu Bos, Ovis, Equus und Elephas?, jene in dem der mittleren Terrasse wei- sen, mit Ausnahme von 1 bis 2, auf grösseres Alter hin. Die wirklich fossilen Knochen gehören zu Rhinoceros hemitoechus, Equus caballus, Hip- popotamus major, Bos taurus (primigenmius), Bison priscus, Cervus clacto- 445 niensis (Browni), (. elaphus, O. tarandus, Ursus ferox priscus? (U. pris- cus) und Elephas primigenvus. H. W. Brısrow: Entdeckung eines Menschen-Skeletes in einer Höhle Italiens. (The Geol. Mag. Vol 9, p. 272 mit Abbildung u. 368. — Das in der Höhle von Baouss6-roussce, nahe der Eisenbahn von Mentone nach Vintimille aufgefundene, ziemlich wohlerhaltene Skelet eines Menschen wurde in Begleitung von Steingeräthen, Nadeln aus Kno- chen und Säugethierresten in einem trockenen Erdreiche angetroffen. Mit Feststellung der diesen interessanten Fund eines wahrscheinlich vorhistori- schen Menschen betreffenden Thatsachen wurde von Seiten der französi- schen Regierung E. Rıyızre betrauet, welcher der Akademie der Wissen- schaften zu Paris darüber Bericht erstattet hat. Die in der Nähe des Skeletes vorhandenen Thierreste vertheilen sich nach Rıvıkre und Dr. S£n£cHAL auf folgende Arten: Felis spelaea, Ursus spelaeus, U. arctos?, Canis lupus, Erinaceus, Rhinoceros, Equus, Sus scrofa, Bos primigenius, Cervus alces, ©. canadensis, 0. sp., ©. capreolus, Capra primigenia? GER- vaıs, Antilope rupicapra, Lepus sp., während das Renthier ebenso in der Höhle von Mentone wie in anderen Höhlen Italiens zu fehlen scheint. Ebenso fand man neben den Feuersteinmessern und einer Nadel aus dem Radius eines Hirsches durchbohrte Schneidezähne des Hirsches und Schnecken (Nassa neritea) vor. Ep. Larrter and H. Onristy: RBeliquiae Aquitanicae. Edited by Tu. R. Jones. Part. XL, p. 141—156, 133—144. A. Pl. 33—34; B. Pl. 19 —22. (Jb. 1871, 204.) — Die Fortsetzung dieses schönen Werkes hatte durch den am 28. Januar 1871 erfolgten Tod von EpovArn LArTET eine längere Unterbrechung erfahren, sie schreitet jetzt wieder rüstig vor unter Mitwirkung von Lovis LArRTET, ALpH. MiıLnE-EpwArps und SAavvagE. Der letzt erschienene Theil führt Abbildungen von Steinmessern mit Nadel- bohrern von Mentone und Les Eyzies in Dordogne vor, enthält geschicht- liche Bemerkungen über das Renthier und Hippopotamus von AL. O. Ax- DERSON und von E. Larrer und Mittheilungen über die Methode des Feuer- schlagens und Entzündung des Schwamms in der Steinzeit. Unter den Abbildungen verschiedener Schnitzereien auf Knochen und Geweihstücken fällt namentlich das Bild eines Steinbocks (Capra ibex L.) auf Ren- thiergeweih von Laugerie Basse auf. J. W. Dawson: Eindrücke und Fährtenspuren von Wasser- thieren ete. in carbonischen Gesteinen. (The American Journ. of se. a. arts, 1873. Vol. V, p. 16.) — Die zuerst in dem Potsdam-Sandstein in Canada aufgefundenen Fähr- tenspuren, welche als Protichnites Owen beschrieben worden sind, ebenso Olimactichnites und BRusichnites werden auf Fusseindrücke von Crustaceen 446 zurückgeführt; insbesondere hat Protichnites Ähnlichkeit mit jenen des amerikanischen Limulus (Polyphemus occidentalis). Die von Dawson be- schriebenen Fährtenspuren aus der Steinkohlenformation von Nova Scotia entsprechen mit hoher Wahrscheinlichkeit carbonischen Crustaceen, wie Belinurus, Phillipsia etc. . Dieser Art sind Protichnites carbonarius Daws. und Diplichnitis oe- nigma Daws., während Protichnites Acadicus Daws. durch ihre wieder- holte Gabelung gewiss mehr an Algen als an Fussspuren erinnert. Ob Rabdiechnites Dawson, mit seinen geraden oder gebogenen halbeylindri- schen Formen, die oft mit einer Längsrinne versehen sind, Fussspuren oder Pflanzenstengeln entsprechen, mögen wir nicht entscheiden. Dawson macht selbst auf ihre Ähnlichkeit mit Eophyton TorELL aufmerksam. — Auch kommen in der Steinkohlenformation von Neu-Schottland G@uilielmi- tes-artige Körper vor. — Bei den verschiedenen Ansichten, die über die Natur von Guwilielmites erhoben worden sind, machen wir darauf aufmerk- sam, dass die ausgezeichnetsten Exemplare des Guilielmites permianus GEN. aus dem unteren Rothliegenden im Dresdener Museum aufbewahrt werden, namentlich auch die in den „Leitpflanzen“ des Rothliegenden, 1858, abgebildeten. G. H. Woopwarp: über eine neue Spinne aus der Steinkohlen- formation von Lancashire. (The Geol. Mag. Vol. IX, p. 385. Pl. 9.) — Die neuerdings in einer Eisensteinniere von Lancashire entdeckte Spinne zeigt grosse Ähnlichkeit mit jener von Scupper aus der Steinkohlenforma- tion von Grundy Co., Illinois, als Architarbus rotundatus beschriebenen Art (WorTHEN, @Geology amd Palaeontology of Illinois, Vol. III, p. 568), und wird Architarbus subovalis H. Woopw. genannt. Sie bildet ein Binde- glied zwischen den Phalangiden und Phryniden. J. Carter: über Orithopsis Bonneyi, einen neuen fossilen Krebs. (The Geol. Mag. Vol. IX, p. 529.) — Die Notiz bezieht sich auf einen in dem oberen Grünsand von Lyme Regis und in dem Gault von Folkestone aufgefundenen Cephalothorax eines mit Portunus nahe ver- wandten Krabben, der noch speciell mit Necrocarcinus tricarinatus, einem anderen in dem Grünsande von Lyme Regis vorkommenden Braoigpnzen, verglichen wird. Miscellen. Kais, Leop,-Carol, Deutsche Akademie der Naturforscher. Zur Abwehr. Seit längerer Zeit bemüht sich Herr Geh. Hofr. L. REICHENBACH in Dresden, durch gehässige Druckschriften, durch Ansprüche, die er auf die AAN Habe der Akademie geltend zu machen vorgibt, durch Ankündigung an- geblich von ihm vorgenommener Abänderungen der Verfassung der Aka- demie und durch fingirte Ernennung von Mitgliedern und Functionären, die der Verhältnisse weniger kundigen Naturforscher und das grössere Publikum irre zu führen und zu dem Glauben zu verleiten, als sei er Prä- sident der Kais. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Herr L. ReıcHensacH hat indess gegenwärtig keine andere Stellung und besitzt keine anderen Rechte, als jedes andere Mitglied unserer Aka- demie. Neuerdings hat Hr. Dr. Epvarv Reıch, z. Z. in Rostock, angeblich von REICHEnBACH zum Mitgtiede und Director ephemeridum ernannt (ein früheres, durch den $. 22 der Statuten vom 1. Mai 1872 definitiv aufge- hobenes Amt), aber bald mit seinem vermeintlichen Auftraggeber zerfallen, seinerseits die Absicht öffentlich ausgesprochen, die Akademie umzuge- stalten. Herr Dr. Ep. Rrıca ist indess nicht einmal Mitglied unserer Akademie. Indem wir dieses unbefugte Gebahren hiermit zunächst zur öffentlichen Kenntniss bringen, behalten wir uns übrigens gegen dasselbe alle weiteren Schritte vor. Das Adjuncten-Collegium der Kais. Leop.-Carol. Deut- schen Akademie der Naturforscher im Mai 1873. Dr. Beun. Dr. Au. Braun. Dr. J. Victor Carus. Dr. En. Fenzr. Dr. R. Fresenius. Dr. H. B. Gemimz. Dr. J. Gerrach. Dr. H. R. Gorr- PERT. Dr. F. v. HocHsSTETTER. Dr. G. Karsten. Dr. H. Luschka. Dr. J. NOEGGERATH. Dr. A. SCHROETTER. R. v. KrısteLui. Dr. L. SEipeL. Dr. R. Vırcnow. Dr. FRIEDR. WOoEHLER. Zum Stellvertreter des Präsidenten der Kais. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, Dr. Brns, ist von dem Adjuncten-Collegium der Akademie Prof. Dr. Auzx. Braun in Berlin erwählt worden. (Leopoldina, Hft. VIII. No. 9 u. 10. Dresden, Mai 1873.) S In neuester Zeit ist auch das K. Mineralogische Museum in Dresden in den Besitz eines Pterodactylus aus dem lithographischen Schiefer von Eichstädt gelangt. Das Exemplar, an welchem die wesentlichen Skelet- theile, wie Kopf, Theile des Halses und Rumpfes, Arme und Beine erhal- ten sind, lässt selbst noch den Abdruck einer Flughaut erkennen, welche der allerdings weit deutlicher ausgeprägten an dem Exemplare von New- haven (Jb. 1872, S. 861 und 1873, S. 335) ganz analog ist. Beide Exem- plare gehören zu der Gattung Rhamphorhynchus und sind, wie es scheint, dem Rh. Gemmingi v. Mey. zunächst verwandt. Man hat es dem hoch- herzigen Interesse eines Freundes unseres Museums, Herrn Commerzien- 448 rath Max Havscniup in Dresden zu verdanken, dass dieses Exemplar zu- gleich mit einem prächtig erhaltenen Homeosaurus Maximiliani v. Mey., dem K. Mineralogischen Museum in Dresden zugeführt worden ist. Als Nachfolger des verstorbenen Professor Srpewick ist am 20. Febr. 1875 Tuomas Me’Kennv Huscues zum Woodwardian Professor der Geologie an der Universität Cambridge erwählt worden. Versammlungen. Einladung zur 46. Yersamm!unz deutscher Naturforscher und Ärzte. Nach Beschluss der in Leipzig abgehaltenen 45. Versammlung deut- scher Naturforscher und Ärzte findet die diesjährige Versammlung in Wiesbaden und zwar vom 18. bis 24. Szptember statt. Die unterzeichneten Geschäftsführer erlauben sich die Vertreter und Freunde der Naturwissenschaften und Mediein zu recht zahlreicher Be- theiligung freundlichst einzuladen. Die Versendung der Programme findet im Juli statt. Wiesbaden, im Juni 1873. Dr..R. Fresenius. Dr. Haas sen. Die „Association frangaise pour Vavancement des sciences“ wird am 21. bis 28. August in Lyon tagen. Die British Association for the Advancement of Science wird ihre Ver- sammlung am 17. September 1873 in Bradford unter dem Präsidium von James Prescorr JouLE abhalten. Die geologische Gesellschaft von Frankreich hält ihre dies- jährige ausserordentliche Versammlung in Roanne ab, wo man sich am 31. August treffen wird T Dr. WiırLıam Srımpson, Museums-Director und Secretär der Akademie der Wissenschaften in Chicago, ein begeisterter Forscher (vgl. Jb. 1872, 447), verschied am 26. Mai 1872. Er war am 14. Febr. 1832 in Cam- bridge, Mass. geboren. (The American Naturalist, 1872, p. 444 u. 505.) Purtippe Epovarp POULLETIER DE VERNEUIL, geb. den 13. Febr. 1805 zu Paris, verschied am 29. Mai 1873. Den hohen; allgemein bekannten Verdiensten um die Paläontologie, die sich der wahrhaft edle, ebenso bescheidene als wohlwollende, unermüdliche Forscher erworben hat, wurde von Davgr£e in einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften in Paris am 1. Juni 1873 ein Nachruf gewidmet. ——Z—<—&s—e——— Mikromineralogische Mittheilungen, Von Herrn Professor H. Möhl in Cassel. NB. ‘Die bei den Gesteinen stehenden, mit Härte bezeichneten Zah- len, beziehen sich auf eine von mir angenommene, und bei nahe 4000 Dünnschliffen consequent durchgeführte Scala von 1—-10. Die Zahlen drücken den Widerstand gegen das Abschleifen aus. An der unteren Grenze stehen Perlite, Chloritschiefer etc., an der oberen die quarzreichen Gesteine. Die Basalte bewegen sich im Allgemeinen zwischen 6 und 8. Jeder Beschreibung geht eine kurze Diagnose voraus. 1) Hauynbasalt vom Kreuzberg i. d. Rhön. H. = 17. Kleinkrystallinische, aus Sanidin, Augit, Magnetit, Hauyn und Nephelinglas gebildete, prächtig fluidale Grundmasse, mit mikro- porphyrischen Einbettungen von Titaneisen, Nosean, Augit, Horn- blende, Magnetitkornaggregaten und makroporphyrischen von Sanidin. Grossentheils 0,15mm ]., 0,02mm breite, völlig farblose, rechteckige Leisten,. dazwischen aber auch vielfach grössere bis O,4nm ]., 0,045mm breite, sowie endlich ein wahres Gewirre ebenso gestalteter, klarer Mikro- lithe, die bis zu 0,008mm Länge herabsinken, von denen die grösseren aus- nahmslos, die mittelgrossen nicht selten eine erst im polarisirten Lichte bemerkbare, scharfe Längsmittellinie haben und nach dieser beim Drehen der Ocularnikols in zwei verschieden gefärbte Hälften zerfallen, also Karls- bader Zwillingen eines monoklinen Feldspaths angehören, sind mindestens zu 40°/, vorwaltend. Zwischen den Feldspathleisten liegen nun spärlich 0,03 bis O,lmw lange, bald kurz gestauchte, bald schmale, schmutzig oliven- bis gelblich- Jahrbuch 1873. 239 450 grüne, recht scharf umrandete, durch kleine Magnetitpartikelehen und Mikrolithe verunreinigte Augitkryställchen, von denen viele deutliche Zwil- linge darstellen; dagegen weit reichlicher ebenwohl recht scharfe Magne- titkryställchen von 0,004 bis 0,02mm Dicke; endlich reichlicher als Augit Hauynkrystalle von 0,02 bis 0,06mm Dicke, eingestreut. Die letzteren er- scheinen gleich häufig in quadratischen als hexagonalen Durchschnitten, haben ein recht scharf markirtes, sich rechtwinklig kreuzendes, im Mittel- punkt dichteres, nach dem Rande verlaufendes Strichnetz, einen theils noch stahlblauen Duft, grösstentheils aber eine licht und lebhaft rostrothe, wie mit Eisentinktur getränkte Färbung. Der sehr schmale Rand ist jederzeit klar und ungefärbt. All die erwähnten Gemengtheile liegen eingebettet in einer völlig klaren, bald mehr, bald weniger hervortretenden Glasmasse, — die indess nach ihrem (in grösseren Flecken) bläulichen und lehmgelben streifenweisen Polarisiren, sowie den oft putzenweise aggregirten Mikrolith- und Magnetiteumulationen innerhalb rund- licher klarer, bei gekreuzten Nicols dunkler Flecken nicht amor- phes Glas sein kann, sondern als Nephelinglas * zu deuten ist — und bilden damit in ganz ausgezeichnete Rluidalstruciur zu- sammengedrängt, die Gesteinsgrundmasse. In Gemeinschaft mit der Fluidalstructur ist die Grundmasse noch recht schön wolkig und flammig, durch flockig streifenweise Anreicherung des Mag- netits und der Feldspathmikrolithen, gegenüber den lichteren Par- tien mit grösseren Feldspäthen und weniger Magnetit. Nicht selten erscheinen Hauynkryställchen, sowohl Quadrate als Hexagone in der Richtung der Fluidalstruciur langgestreckt und mehrere derselben liegen sich fast, oft auch wirklich be- rührend, hinter einander, wodurch dann wahre quergegliederte Stäbe entstehen. Innerhalb der Grundmasse liegen mikro- und makroporphy- rische Einbettungen, von denen erstere reichlich, letztere nur sehr zerstreut und auch nur bis 6mm gross sind. Zu den mikroporphyrischen gehören: I) Titaneisen in mehr oder weniger regelmässigen Sechs- * Bei einer grossen Zahl, namentlich sächsischer und böhmischer Ba- salte habe ich den Übergang dieser Nephelinglasmasse in gut ausgebildete Nephelinkrystalle vielfach beobachtet, sowie gefunden, dass all solche Ba- salte die am meisten und besten gelatinirenden sind, also die Bezeichnung Nephelinglas (nicht zur krystallinischen Selbstständigkeit gelangte Nephe- linsubstanz) wohl gerechtfertigt erscheint. 451 ecken von 0,08 bis O,4mm Breite und unregelmässigen, durch Aggregation entstandenen Lappen. Die Substanz ist entweder wie mit Nadeln durchstochen, sehr fein licht punktirt oder aus feinen schwarzen Paralielstrichen (Tafelquerschnitten) zusammen- gesetzt. Ausser einigen Hauynkryställchen umschliesst Titaneisen. keinen anderen Gemengtheil. 2) Nosean. Dieser erscheint in sehr scharfen und regel- mässigen Hexagonen von im Mittel O,imm, ausnahmsweise auch einmal von 0,76mm Diagonale, sowie in Quadraten und durch An- einanderreihung entstandenen rechteckigen quergegliederten Stä- ben oder sehr lang gestreckten Sechsecken. Die Krystalle haben einen schmalen, rasch nach Innen verwaschenen dunklen Rand, von dem aus ein einziges Parallelsystem sehr feiner, oft nur aus Punkten oder Strichelchen zusammengesetzter Striche verlauft, zwischen denen äusserst feine schwarze Körnchen und Bläschen fleckig als Puder oder bläulicher Duft eingestreut sind. Viele Krystalle haben auch einen rauchbraunen Hauch. Nicht selten sind Noseankrystalle dem Titaneisen angeheftet oder von letz- terem halb umschlossen. Noseane dieser Beschaffenheit, namentlich stabförmig ver- längerte Krystalle, habe ich bis jetzt nur in dem Noseanphonolith von Kleinortheim, im Hauynbasalt des Ripbergs bei Raudnice und in der Lava des Perlenkopfs beobachtet, hin und wieder auch wohl im Gestein vom Schorenberg und Heilingskopf, während die der meisten anderen bekannten Laacher Noseangesteine bei dunklem Rande im lichteren Innern ein doppeltes oft rudimen- täres Strichpunktsystem, die der meisten böhmischen ete. Nosean- phonolithe gewisser Gesteinsvarietäten vom Ostabhang des Katzen- buckel, vom Kaiserstuhl etc. einen Zonenaufbau bei lichtem Rande haben. 3) Augit, sowohl in recht scharfen 0,2mm, als auch bis 0,6mm, grossen Krystallen mit Zonenlinirung und parallel diesen Mikrolitheinschlüssen, recht pellucider, licht bräunlich zeisiggrüner Substanz. wenig zersprungen, nur selten Nosean oder Magnelit umhüllend, sowie auch in bis 3mm grossen, gerundeten, wie ab- geschmolzen aussehenden Körnern von gleichfalls recht pelluei- der, fast grasgrüner Substanz, die vielfach zersprungen ist und 29 * 452 sowohl krystallinische Grundmasse gänzlich umschliesst, als auch vom Rande aus, in Spalten eingedrungen, einklemmt. 4) Hornblende in einigen nicht scharf krystallinisch um- randeten 1.6mm ]., 0,7mm breiten Stäben von licht rossbrauner, beim Drehen über dem Objectivnicol in tief schwarzbraun über- gehender Farbe, völlig rein, pellucid, wenig parallel längsrissig und mit einer schmalen Magnetitkornschale. 9) Magnetitkornaggregate als lange Stäbe oder rund- liche Flecken, die jedenfalls, nach den einschliessenden Rudimen- ten, die Schalen von Hornblende darstellen. Nicht selten bemerkt man Aneinanderlagerungen von Augit, Hornblende, Nosean und Titaneisen zu grösseren Flecken. 6) Sanidin in sehr scharfen, bis {,8mm ].. 0,5mm breiten Rechtecken und noch längeren, dabei schmäleren wasserhellen Stäben. Letztere zeigen, wie die der Grundmasse, die auf Zwil- linge deutenden Polarisationserscheinungen, auch setzen die viel- fachen Quersprünge gegen die Mittellinie (Zwillingsebene) ab. In zwei Rechtecken ist eine ganze Gruppe etwas gerundeter, 0,02 bis 0,05mm dicker Hauynkrystalle eingeschlossen, von denen einige ein recht scharfes, sich rechtwinklich kreuzendes, Strich- system, die meisten, mit oder ohne Strichnetz, eine zarte homo- gen schön lavendelblaue Färbung haben. Solche schön blaue Hauyne kommen innerhalb der Grundmasse nur selten vor. 7) Die grössten (makroporphyrischen) Einschlüsse werden von reichlich zersprungenen gerundeten Sanidinen gebildet, die in wasserheller Substanz Hauyn, Magnetit und Grundmasse um- schliessen, längs vieler Sprünge eingedrungene ockergelbe, ho- mogene oder zu niedlichen Dendriten ausgeflossene Eisenfärbung zeigen. Finden sich mehrere grössere porphyrische Einlagerungen nahe bei einander, so ist die Einzwängung, das Auseinanderlau- fen, vor jedem Einschluss das Aufstauen und Tangiren der kry- stallinischen Grundmasseelemente überaus prächtig. Zu bemerken ist noch, dass die Schliffe von Scherben ver- schiedener Handstücke nicht durchaus gleiche Beschaffenheit zei- gen. In einigen namentlich fehlen der Grundmasse die grösseren Feldspathleisten, so dass Mikrolithe derselben, die Magnetitkry- 453 ställchen etc. ein äusserst feinkrystallinisches Grund-Gewebe be- dingen. Olivin fehlt gänzlich, auch von Apatit ist nichts zu bemerken. Der hier beschriebene Basalt findet sich am besten aufgeschlossen nördlich vom Kloster, besonders am NO.-Abhang unmittelbar den Tuff überlagernd. Er zeigt ebenflächig plattenförmige Absonderung und auf dem flachmuschligen Bruche ein aphanitisches Aussehen, das nur unter- brochen wird durch die spärlichen grösseren porphyrischen Einlagerungen. Der höher am Berge anstehende und auf dem Plateau, sowie am SO.- Abhang in grossen Blöcken umherliegende Basalt ist von durchaus anderer Beschaffenheit. Gleichviel, ob compact oder mehr oder weniger leicht in eckige Körner zerfallend, hat er eine fein krystallinische, aus vorwalten- dem bräunlichen Augit, farblosen Plagioklasmikrolithen, Magnetit und farblosem Nephelinglas gebildete Grundmasse mit reichlichen porphyri- schen klaren, nur randlich grünlich oder bräunlich gelb serpentinisirten, ausserdem reinen, wenig zersprungenen, an grossen Spinellkryställchen reichen Olivinkrystallen. Der durch seine vielen, theils gut krystallisirten, theils ge- rundeten und mit einer scharf abgesetzten lichten Rinde um- schlossenen, lauchgrünen Augite bekannte Tuff enthält ausser ver- schiedenen anderen Gesteinsbrocken auch Knollen des oben be- schriebenen, ihn überlagernden Basaltes, sowie plattig schiefrige Phonolithbrocken. Letztere verdienen insofern Beachtung, als sie mit keinem anderen Rhönphonolith übereinstimmen. Die Grundmasse wird von wasserhellem, fleckig zart grau- gelb bestäubtem Nephelinglas gebildet, in welchem nur selten krystallinische Form bemerkbar ist, während dasselbe im polari- sirten Lichte deutlich in krystallinische, fluidal geordnete Recht- ecke, grössere und kleinere Leisten zerfällt. Dieser Nephelin- grund wird von wirr, aber locker durcheinanderliegenden 0,06mm langen, licht gelbgrünen Augitkryställchen und zahllosen, gleich- artigen Mikrolithen durchsetzt und ist gleichmässig locker durch- säht von 0,01 bis 0,03mm dicken Magnetitkryställchen. Die nicht reichlichen porphyrischen Einlagerungen bestehen in Titaneisen- lappen, Nosean, Sanidin und grossen lauchgrünen (an Dampfporen reichen) Augitkrystallen, von derselben Beschaffenheit wie im Basalte. Bemerkenswerth ist, dass besonders an den Rändern der grösseren Sanidine Aggregationen meist 0,02mm breiter Tridymit- 454 schuppen * von gleicher Beschaffenheit wie in den Siebengebir- ger, Ungarischen eic. Trachyten vorkommen. Einige grosse Augitkrystalle mit rauchbrauner. Randzone und grasgrünem Centrum haben schöne Zonenliniirung. Einige grosse Sanidine sind von feinen geraden Apatitnadeln reichlich durchsetzt. Ä | Hornblende ist in makroporphyrischen Einschlüssen bemerk- bar, doch erhielt ich bis jetzt leider nur Magnetitkornaggregate, als Reste derer Umhüllungsschalen in den Schliffen. Dieser Basalt dürfte als ein ächtes Mittelglied zwischen Basalt und Phonolith zu betrachten sein, ebenso wie 3 sächsisch- böhmische Basalte (beschrieben: Basaltigaea Saxon. No. 86, 91 und 111. Ausser dem erwähnten Vorkommen habe ich in Rhönbasal- ten nur noch Hauyn spärlich in dem mit einer äusserst feinen Mikrolithgrundmasse ausgestatteten Basalte gefunden, der als Gang im Muschelkalk des Landeckerberges ©. von Hersfeld aufsetzt. 2) Hauynbasalt und dessen Einschlüsse vom Rossberge bei Darmstadt. Seit mehreren Jahren mit der Untersuchung der Hessen-Darmstädti- schen Basalte beschäftigt (deren Resultate Kartensectionenweise in dem Notizblatt des Mittelrhein. geol. Vereins veröffentlicht werden), habe ich eine dem nächsten Jahresberichte des Offenbacher Vereins für Naturkunde einzuverleibende Arbeit, mit Farbentafeln, über die sämmtlichen, im Main- thale auftretenden, in vielfacher Beziehung höchst interessanten Basalte, Trachyte etc. verfasst. Um nicht vorzugreifen, habe ich desshaib das Vorkommen des Hauyn im Rossberger Basalte nicht veröffentlicht, obwohl ich denselben sowohl in dem von Hornstzın im J. 1866 zu seiner Arbeit über die Anamesite angefertigten (seit Jahren in meinem Besitze befind- lichen) Schliffe, als auch in dem von SANDBERGER gelegentlich erhaltenen Materiale in reichlicher Menge fand. Auch fand ich das in PETERsEN’s Besitz befindliche Material sehr hauynreich, so dass wir also in der aus- gezeichneten Analyse desselben die Analyse von Hauynbasalt haben. Ich führe dieses desshalb an, weil der Hauyn sehr ungleich vertheilt ist, so dass man sogar völlig hauynfreie Schliffe erhalten kann, gleichwie im Ge- stein vom Hamberg bei Bühne. * Tridymit enthält noch der trachytische, an Titanit sehr reiche, Pho- nolith vom Calvarienberge bei Poppenhausen und der gröber krystallinische Phonolith eines kleinen Hügels N. vom Giebelrain. bei Dittershausen (beide i. d. Rhön) der ausser Nosean auch noch recht charakteristischen Hauyn und etwas Glimmer führt. 455 Da nun inmittelst Rosengusch eine Mittheilung über das Rossberger Gestein etc. (Jahrbuch 1872, S. 614 etc.) gebracht hat, sehe ich mich ver- anlasst, einen kurzen Auszug oben erwähnter Arbeit hier zu geben, durch welchen Rosensuscn’s Beobachtungen theils bestätigt, bzw. vervollständigt werden, in welchem anderntheils, auf umfassenderes Untersuchungsmate- rial gestützt, etwas abweichende Schlussfolgerungen gezogen sind. a..Der Basalt. H. =6—-6,5. Grobkrystallinische aus Augit, Nephelin und Hauyn, spär- licher aus Glimmer, Melilith und Leueit gebildete Grundmasse mit porphyrischen Einlagerungen von Augit und Olivin. Licht grünlich rauchbraune, nur zerstreut schmutzig grün- lich gelbe, recht pellucide, grösstentheils recht scharf ausgebil- dete Augitkrystalle von 0,25mm abwärts bis 0,04dmm Länge und !/a bis !,2 Breite, in längeren schmalen oder kurzen gestauchten Formen, wirr und regellos durcheinander, machen zu 40, stellen- weise sogar zu noch mehr %, das Gesichtsfeld aus. Über grös- sere Flächen hinweg schliesst der Augit so innig aneinander, dass gar keine oder nur sehr kleine zerstreute lichte Lücken übrig bleiben, während der Magnelit in punktförmigen Körnchen neben kleinen Dampfporen die Augitkryställchen reichlich erfüllt, und die sehr locker eingestreuten Magnetitkrystalle von 0,02mm, vorherrschend im Mittel von 0,05mm, doch auch reichlich bis 0,18mm Dicke ebenwohl ganz vorwiegend auf die Augit-reichen Partien beschränkt, die grösseren von Augit-freien Flecke aber fast gänzlich frei davon sind. Der Magnetit zeigt niemals die in den meisten Basalten zu beobachtenden Eigenschaften, sondern bildet mehr oder weniger regelmässig sechseckige und durch Aggregirung von Sechsecken entstandene vielgestaltige Lappen, die stets wie äusserst fein mit Nadeln durchstochen licht punktirt sind. Bei dem Ätzen des Schliffs wird aus dem Magnetit ein Liniengerippe, welches wie ich früher glaube nachgewiesen zu haben * darauf deutet, dass derartige Magnelite aus Titaneisentäfelchen gebildet werden, denen die Magneteisenkryställchen zwischengeklemmt sind. In vielen sächsischen Basalten ** ist sogar eine räumliche Trennung von Titan- und Magneteisen zu bemerken, indem hier Flächen ganz * Gesteine der Sababurg etc. ** Basaltigaea Saxontensis, erscheint demnächst in der Nova Acta. 456 durchsetzt sind von recht derben schwarzen Trichitstrichen, die der Salzsäure widerstehen, woselbst Magneteisen gänzlich fern bleibt, während im übrigen Basalte das Magneteisen in schönen Kryställchen reichlich eingemengt ist und sich ‚wegätzen lässt. Die kleinen sowohl, als auch grössere, bis fmm Jang aus- gedehnte Lücken zwischen den Augiten werden von wasserheller, nur stellenweise leicht graugelb bestäubter Nephelinsubstanz erfüllt. In einigen Schliffen stellt sich die nur wenig zersprungene Nephelinsubstanz als Nephelinglas dar, indem erst die Polarisa- tionserscheinungen den Unterschied von amorphem Glasresiduum darthun, in anderen dagegen deutet nicht allein die Gliederung der Nephelinmasse durch gerade, Recht- und Sechsecke um- schliessende Linien, sondern auch die Anordnung von Staub, Dampfporen, Magnetit und Mikrolithen zu centralen Cumulationen in den Hexagonen, die Einlagerung von Mikrolithen längs den Rechteckkanten auf aneinandergelagerte Nephelinkrystalle, endlich ist hin und wieder auch ein recht scharfer bis 0,035mm langer Krystall zwischen den Augiten bemerkbar. In Schliffen von Gestein aus den oberen Partien sind die Nephelinflecke randlich fein fasrig zeolithisirt. Der Apalit in wasserhellen, nur vereinzelt graugelben, ge- raden, quergegliederten Nadeln von bis 0,2mm Länge, 0,006mm Dicke wurde nur sehr vereinzelt innerhalb der Augitpartien be- merkt, während er die Nephelinglasflächen wirr und reichlich durchspickt. Nur in wenigen Nadeln waren die (einer zerstück- ten Thermometerquecksilbersäule ähnlichen) dunklen Längsein- schlüsse bemerkbar. Einige gerundete bis 0,07mm grosse glashelle Flecke mit einem in der Mitte zwischen Centrum und Peripherie herum- laufenden Kornkränzchen sind unzweifelhafte Leucite (den Leu- citen der Vesuvlaven am ähnlichsten). | In einigen Schliffen gar nicht, in anderen dagegen nicht spärlich, aber doch innen zerstreut, findet sich Melilith. Derselbe ist immer durch seine lebhaftere, grünlich gelbe, in trüb citro- nengelb spielende Farbe, den abgerundet rechteckigen Umriss und die schöne blaue Farbe zwischen gekreuzten Nicols zu er- kennen, während ich nur an wenigen deutliche Längsrisse be- merken konnte. 457 Ähnlich verhält es sich mit dem Glimmer, der zwar in allen Schliffen, aber bald mehr, bald weniger reichlich vorhanden, vor- zugsweise zwischen Augit steckt. Er bildet Blättchen mit bald recht scharf krystallinischer, bald höckriger Umrandung von 0,03 bis 0,08mm Breite, von lebhaft honiggelber (beim Drehen des Präparats über dem Objectivnicol), in tief nussbraun übergehen- der Farbe und sehr pellucider Beschaffenheit. Hin und wieder sind mehrere recht scharf sechsseitige Blättchen mit verschiede-- ner Queraxenlage aggregirt, wie die verschiedene Färbung und Farbenänderung zeigt. Hin und wieder zeigen sich innerhalb der Nephelinpartien lauchgrüne, pellucide, bis graugrün trübe Flecke, die bald, wie zart verwachsen, in den Nephelin verlaufen, bald scharf abgesetzt sind und dann längs der Peripherie eine erst beim Drehen der Öcularnicols bemerkbare zart fasrig krystallinische Faser-Bildung zeigen. Die grüne Substanz, jedenfalls ein Zersetzungsproduct, verhält sich meistens wie amorph, oft ist aber auch eine durch- aus wirr körnig fasrige Tendenz nicht zu verkennen. Solche grüne Umwandlungsproducte, die leicht unter Gelatiniren zerstör- bar sind, zeigen viele Nephelinbasalte. Am prächtigsten sind sie unstreilig in einem sächsischen Basalte (Eisenbahndurchschnitt zwischen Heinewalde und Grossschönau . Basaltigaea No. 117), dessen Dünnschliffe schon mit blossem Auge reichlich grün ge- fleckt erscheinen. Der Hauyn, wie bereits oben bemerkt, ebenso ungleich ver- theilt, als in dem ganz analog zusammengeseizten Gestein vom Hamberg bei Bühne, bildet Durchschnitte von 0,05 bis 0,3mm, Dieselben haben höchst selten krystallinische, 6- oder dseitige Umrisse, sondern meistens gerundete oder verlängerte Formen. Er erscheint in 2 verschiedenen Ausbildungen. Entweder sind die opaken, schwarzen Körnchen mit dem dazwischen befindlichen stahlblauen, oder auch rostfleckigen Hauch im Centrum gehäuft, nach dem völlig farblosen Rande zart verwaschen verlaufend und oft so locker eingestreut, dass fast eine Ähnlichkeit mit central bestäubten Nephelinquerschnitten stattfindet, wie dieses die Hauyne im Basalt vom Rosenberg und Hamberg (Habichtswald) in dem vom Schafberg bei Baruth (Lausitz) und viele in dem vom Salz- berg bei Sohlan (Böhmen) zeigen; oder gegen einen oft nur äus- 458 serst schmalen Rand scharf abgesetzt, ist die Körnermasse aus- sen amı dichtesten, nach innen zu, zart verlaufend, lockerer. Letztere nur enthalten Rudimente von Strichnetzen. In einigen recht regelmässigen Hexagonen zeigte sich ein feiner lichter, auf die Mitte der Seitenkanten laufender Achsenstern, keinenfalls aber zeigt ein Krystall die ausgezeichneten Formen, wie im Basalte von Neudorf oder Bramberg (Erzgebirge) oder die concentrischen Zonen wie im Basalte vom Ripberg bei Raudnic. All die erwähnten Mineralien können als die Bestandtheile der sonach grobkrystallinischen (im mikroskopischen Sinne) Grund- masse betrachtet werden. Aus derselben treten porphyrisch hervor: 1) zahlreiche, gewöhnlich nur bis 0,9mm lange, doch aus- nahımsweise auch bis 1,8mm grosse Augite, namentlich die grösseren mit gerundetem oder stumpfeckigen, wie abgeschmol- zen aussehenden Umriss. Diese haben meistens gleiche Färbung mit denen der Grundmasse, während andere durch ihren choco- ladebraunen Ton, Zonenliniirung, Mikrolitheinschlüsse parallel der Zonen und parallele Spaltenrisse recht auffallen. Gewöhnlich ist die Substanz sehr verunreinigt durch Dampf und Steinporen, Einschlüsse von Magnetit, Glimmer, Olivin, seltener Hauyn und Grundmassepartikeln. 2) Augitaugen. Die für die Basalte im Erzgebirgisch- Schlesischen Zuge bezeichnenden, wahrhaft pfauenaugenartig her- vorleuchtenden Zusammenrottungen grosser, oft fast farbloser Augitkrystalle in prächtiger Flächenausbildung mit zwischenge- klemmter Nephelinsubstanz oder bei glasreichen Basalten mit sehr trichitreichem Glase, durch eine sehr kleinkrystallinische dunklere Ring-Zone vom eigentlichen Basaltgrunde getrennt, fand ich bis- lang ausserhalb dieses Zuges nur im Basalte des Galgenbergs bei Hering, in einem Rhönbasalt (Giebitzenhöhe) und in dem vom Rossberg. Die Augitaugen erreichen in letzterem einen Durch- messer von bmm; die dieselben constituirenden Krystalle eine Länge von 0,3mm, Die Substanz derselben ist sehr klar, fast farblos, nur bei schiefem Schnitt an Seiten- oder Endflächen cho- coladebraun. Ausser einigen — negativen Augitkryställchen ent- sprechenden — Glas- oder Steinporen von 0,04mm Länge mit fixem Bläschen enthalten dieselben keine Einschlüsse. 3) Olivin am reichlichsten, und zwar in meist gut aus- 459 gebildeten, theils kurzgestauchten, theils langgezogenen Krystallen von 0,1 bis über {mm Länge. Noch grössere sieht man vielfach auf den Gesteins-Bruchflächen. Der überwiegend grössere Theil der Olivine ist nur ganz schmal längs der Ränder und der Sprünge sraugrün fasrig serpentinisirt, während die übrige Substanz völlig frisch, wasserhell, reich an Dampfporenschnüren, weit seltener Flüssigkeitsporen von nur 0,002mm Dicke lebhaft vibrirender Li- belle ist, hin und wieder Grundmasseeinschlüsse und besonders reichlich recht scharfe und grosse (bis 0,006mm) Spinellchen * enthält. Andere, besonders kleine Olivine dagegen sind bis auf kleine frische Flecke in eine schmutzig gelblich oder bräunlich oliven- grüne, körnige (mosaikarltig polarisirende) Masse verwandelt und nur längs der Sprünge zeigen sich diese von klarer, pellucider, meergrüner, im polarisirten Lichte querfasriger Serpentinsubstanz eingefasst. Nicht selten sind solche Olivine wahrhaft von kleinen Magnetiten garnirt. (In einem sächsischen Basalte von Hertigs- walde, Basaltigaea No. 29, ist diese Erscheinung an grossen, in radialfasrige Kügelchen umgewandelten Olivinen so allgemein und auffallend, dass sie früher Veranlassung gab, diesen Basalt als mit Körnern von Trappeisenerz durchsetzt zu beschreiben.) Schliesslich erwähne ich noch des triklinen Feldspath, den auch PETERSEN und SANDBERGER beobachteten. Ich habe in dieser Beziehung zu constatiren, dass ich denselben nur in einem ein- zigen meiner Schliffe als wenige Leisten von 0,0Smm L., 0,02mm Breite mit scharfer feiner Längsliniirung und Farbenstreifung aufzufinden vermochte. Jedenfalls gehört trikliner Feldspath zu den grossen Selten- heiten. Als Gegenstück kann der Basalt von Stolpen dienen, an welchem eben so ausgezeichneter Leucitbasalt, als auch ausge- prägter glasreicher Plagioklasbasalt vorkommt, ohne äussere Er- kennungszeichen. * Da wo dieselben bei vollständiger Zersetzung der Olivine ausge- waschen werden, wie z. B. in dem Tuffmantel am Höllekopf bei Lippe und der Tornburg (beide im Westerwald), Seeberg im Habichtswald, Don- nerbrunnen und Kratzenberg bei Kassel, finden sie sich unversehrt im Grusse und lassen sich auch chemisch bestimmen. Die grössten und schön- sten mit Zonenaufbau sah ich im höchst Apatit-reichen Plagioklasdolerit vom gr. Zschirnstein (Sachsen. Basaltigaea No. 22. Taf. II, fig. 9.). 460 Bis Decimeter lange unregelmässige Hohlräume sind aus- gekleidet mit Magnesia- oder Kalkcarbonat. In einer fand ich die kleintraubig. höckerige blassgraugelbe Wandbekleidung von eisenhaltigem Dolomit, bedeckt mit wasserhellen Kugelaggregaten von Kalkspathkrystallen im ersten stumpferen Rhomboeder —'!/>R, parallel der kürzeren Diagonale zart gestreift. b. Die*Einschlüsse. a) Hydrotachylyt. H. = 2—3. Der von Tu. PETERSEn benannte und chemisch untersuchte Hydrotächylyt * findet sich innerhalb der starken senkrechten Basaltsäulen gänzlich eingeschlossen, Knollen von bis (dem Dicke bildend. Die Substanz ist entweder schmutzig dunkelgrün bis schwarz und fast matt. beim Erhitzen sich bräunend und zer- knisternd oder dunkel wachsgelb, wachsglänzend, einerseits in lederbraun, andererseits in Jauchgrün verlaufend, namentlich nach dem Contact hin sehr rissig,. woselbst dann im gelben, die Sprünge als dunkelgrüne Linien auffallen, im grünen aber die Sprung- flächen mit einer äusserst zarten, perlmutterschillernden, lichter grünen Haut bekleidet sind. Diese Haut, die zum Theil mit Mag- netkieskörnchen erfüllt ist, wird beim Betupfen mit Salzsäure so- fort ohne Brausen gebleicht und stellt dann ein zarles, leicht ablösbares Blättchen dar. welches im Löthrohr ohne Schmelzen weiss emaillartig wird, in der Sodaperle sich auflöst. Für sich im Mikroskop betrachtet, stellen die zarten Häute ein Durcheinander bis 0,03mm breiter, scharf und sehr regel- mässig sechsseitiger, schwach buntfarbig polarisirender Blättchen, innerhalb einer amorphen (Opal) Masse, dar, die sonach wohl als einen Kieselsäureüberzug in der Form von Tridymit zu deu- ten sein dürften. Die von einem anderen Handstück abgelösten Häutchen zeigen ein anderes Verhalten, nämlich die von der Säure nur wenig verletzten enthalten in amorpher, wahrscheinlich opalartiger Substanz zahllose scharfe 0.03—0,04mm breite Hexagone und zugehörige Rechtecke, während die von der Säure gänzlich ge- bleichten, in eben solcher Substanz dieselben Sechs- und Recht- ecke aber als Löcher enthalten, wie die durch das Einkitten * Jahrbuch 1869, S. 33 etc. 461 darin sitzen gebliebenen Luftblasen (welche beim Erwärmen und Verschieben des Präparats sich verändern und andere Lage er- halten) beweisen. Hier würde die Zwischenhaut also durch von Nephelinkryställchen erfüllte Opalmasse gebildet sein. Basaltstücke mit Tachylytnestern, die seit Jahren auf der Halde gelegen, zeigen die Trennungshäute wie ein Netzgerippe vorstehend, den Tachylyt in eine schwarzgrüne, leicht zerkrümelnde ' Masse verwandelt (Chlorophaeit?). Der Hydrotachylyt setzt gegen den Basalt scharf ab, welch letzterer am Contact völlig unverändert, höchstens etwas gebräunt erscheint. Theils unmittelbar am Contact, theils gänzlich im In- nern umschliesst der Hydrotachylyt theils platte langgestreckte, ellipsoidische, theils völlig runde Kugeln von I bis 3em Länge, deren Oberfläche glatt und stark glänzend erscheint. Dieselben zeigen beim Zerschlagen eine bläulichweisse, durchscheinende, theils derbe, theils im Mikroskop krystallinisch-blättrige Substanz von der Härte — 4, sp. Gew. — 2,2, die theils unter Gelatiniren, theils unter Abscheidung flockiger Kieselsäure in Salzsäure lös- bar, vor dem Löthrohr zu weissem Email schmelzbar ist und beim Betupfen mit Cobaltsolution schön blau wird. Die Ausfül- lungsmasse für stilbit zu halten wird noch evidenter dadurch, dass beim Zerschlagen einer Kugel diese einen Hohlraum zeigte, aus welchem unzweifelhafte Stilbitkrystallblätter mit den Flächen ooPoo, ooPxo, Pc und OP, an einem auch 2P herausfielen. In dem Hohlraum einer anderen Kugel war ein schwach brausendes Pulver, das winzige Rhomboeder darstellt und nach der charak- teristischen Magnesiareaction für Bitterspaih zu halten ist. Eine Kugel hatte einen unmerklich in die Zeolithsubstanz verlaufenden, an einer Stelle der Oberfläche mit der umgebenden Masse zu- sammenhängenden Kern von Hydrotachylyt. Ein anderer Ellip- soid endlich war ganz hohl und auf der Innenwand mit kurzen, wahrscheinlich dem Mesolith angehörenden Zeolithnädelchen be- deckt. Um nun die optischen Eigenschaften des Hydrotachylyts un- tersuchen zu können, wurde mindestens a Kubikdecimeter präch- tigen Materials zerschlagen, ohne günstiges Resultat. Die Sub- stanz schleift sich natürlich bei der geringen Härte sehr gut, allein bei dem Aufkitten entweicht jedenfalls Wasser. Sobald 462 der Schliff fast O,fmm Dünne erreicht hat, reibt er sich ab oder zerbröckelt. Nur in 2 Fällen erhielt ich ungefähr [Jem grosse, gute Schliffe, die aber bei dem Umkitien auf den Objectträger in Splitter zersprangen und was das schlimmste ist, während vor- her noch völlig pellucid, jetzt hornartig trübe erscheinen. Nach einer Menge von Versuchen, ohne Wärmeanwendung durch alko- holische Harzlösungen die Herstellung von Präparaten zu erzie- len, glaube ich in einer Lösung von Mastix in Aceton das Mittel zum Kitten gefunden zu haben, welches befriedigende Resultate für derartige wasserreiche Substanzen liefert. Ein solcher Schliff zeigt eine völlig homogene, sehr pellu- cide Glasmasse von blass schwärzlichgrüner oder mehr lauch- grüner, in farblos übergehenden Farbe, wie zart bepudert durch schwarze Pünktchen. Die Sprünge sind stets lichter und beider- seits zur Tachylytsubstanz hinein garnirt durch kleine Pusteln und Knäuel schwarzer Körnchen, Kreischen, Porenbläschen, zuweilen umrandet von einem sehr schmalen, lichten Höfchen. Nur sehr selten bemerkt man ein freiliegendes, stabförmiges Kryställchen, welches am ehesten für Feldspath zu erachten ist. Nicht selten ist der ganze Schliff Malachit-artig zart wolkig, durch ungleiche Vertheilung der opaken dunklen Pünktchen. Mehrere Schliffe enthalten rundliche, vielgestaltige Einschlüsse, die theils farblos, theils trüb bepudert, von dunkleren krummen Linien durchzogen erscheinen. Die klare Masse zeigt theils die Polarisation des Nephelin, theils die rhombische Liniirung des Kalkspaths. Die Hydrotachylyimasse verlauft franzig und flattrig in dieselbe, löst sich endlich in Körnchen und Staub auf und bildet auch der- gestalt die erwähnten durchziehenden dunklen Linien. Längs des Contacts ist der Hydrotachylyt an einigen Stellen auf 0,15mm Breite ganz erfüllt mit einem Gewirre eigenthümlicher, 0,02mm langer, 0,006mm breiter, an _den schmalen Seiten abgerundeter krystallinischer lichterer Körperchen, die bei gekreuzten Nicols im dunklen Grunde nur schwach leuchtend noch bemerkbar sind. Eine Hydrotachylytknolle enthielt einen wallnussdicken, durch und durch gefritteten Quarziteinschluss, um welchen der Tachylyt deutlich kugelschalig blältrig, mit weissen (mit Salzsäure brau- senden) conforınen Caleittrennungshäuten gewickelt ist. Einige andere Knollen aus den höheren Theilen des Bru- 463 ches, woselbst die Basaltsäulen bereits in kugelschalige Trümmer zerfallen, verdienen besondere Aufmerksamkeit. Die eine derselben enthält einen etwa faustdicken ellipso- idischen . Einschluss von Quarzhärte, muschligem Bruche und schwachem Fetiglanz. Auf der Bruchfläche lassen sich deutlich stärker fettglänzende, licht bläulichgraue verwaschen begrenzte Quarzkörner, von mehr gelblich oder bräunlich grauer matterer Zwischenmasse, und nach der Peripherie hin kleine, weisse, derbe Knöllchen einer zeolithischen Masse, endlich frische dunkelschwarz- grüne, fast glasglänzende Tachylyteinsprenglinge unterscheiden. Der Dünnschliff zeigt im Mikroskope das Bild eines stark gefritteten nicht eigentlich geschmolzenen Sandsteins. Die Quarz- körner sind stark zersprungen, mosaikartig polarisirend; die aus dem Bindemittel und Abschmelzen der Sandkörner entstandene Zwischenmasse bräunlich und lichter flammig wolkig oder rund- lich marmorirt, streifen- und putzenweise erfüllt mit dendritisch aggregirten Magnetitkörnchen. Kreisrunde, kurzfranzige, strahlige, opake Partikel werden oft von lichten Höfchen eingefasst. Kry- stallinische Neubildungen im Zwischenglas, wie sie wirklich ge- schmolzen gewesene, äusserlich fast ganz tachylytisch aussehende, Sandsteine zeigen (Rosenbühl, Alpstein, Blaue Kuppe, Franzosen- küppel bei Ob. Ellenbach, Stahlberg und Braunsberg bei Kassel, Otzberg bei Hering, Beulstein im Spessart, Calvarienberg bei Fulda ete., namentlich aber Steinberg bei Breuna im N. Habichts- wald) oder zusammengeschmolzene künstliche Lehmsteine, und die vorwaltend als Nephelinchen zu deuten sind, finden sich nur in dem Schliff einer Contactscherbe, nicht im Innern. Darf eine Vermuthung über die Abstammung des Einschlusses aus- gesprochen werden, so möchte ich denselben, seiner ganzen Beschaffenheit nach, als Sandstein aus dem Grauliegenden ansehen. Im Hinblick darauf, dass der Basalt des Rossberges im Rothliegen- den steht und höhere Schichten fehlen, muss ich der eben gemachten Ver- muthung das Befremdende nehmen. Es kommen in Basalten und den sie begleitenden Tuffen nicht nur Einschlüsse vor von Gesteinen aus der Tiefe, sondern auch solchen weit höherer, jetzt gänzlich in unmittelbarer Nähe fehlender Abtheilungen. So z. B. bricht der Basalt des Franzosenküppels im oberen Rothliegenden (braune Mergelsandsteine und Schiefer) hervor, enthält aber in den Tuffen unveränderte, im Basalte gebrannte und anderweit veränderte Kupfer- schiefer- und Buntsandsteinstücke; der Basalt vom Schwarzbiegel (N. Ha- 464 bichtswald) setzt in der mittleren Abtheilung des Wellenkalks auf und enthält in den Tuffen eisenschüssige Liassandsteine mit Gryphaea ceymbium, Pentacrinites basaltiformis etc., schwarze Belemnitenschiefer und Kalk- brocken, in denen einer meiner Zuhörer einen kleinen Ammoniten fand. Sollte es sich durch mehr Material unzweifelhaft machen lassen, dass ler Sandstein wirklich aus höheren, als den jetzt zu Tage stehenden Schichten stammt, so würde Lupwıg’s Ansicht * gegenüber, — den Ross- berg als einen Lavastock anzusehen, der nebst der Umgebung von Anfang an fast seine jetzige Gestalt gehabt — das schöne v. HocHstErter’sche Bild ** hier ein eclatantes Beispiel — des im bauchig erweiterten Krater- schlunde innerhalb der noch weit höher aufragenden, jetzt entfernten Se- dimente, erstarrten Lavamasse — haben. Die den Sandsteineinschluss umhüllende Hydrotachylytmasse ist con- centrisch schalig durch conforme Caleithäute getrennt, im Innern noch frisch, nach Aussen aber fast vollkommen in matten, kaum kantendurch- scheinenden, graulich ledergelben Bol verwandelt. Stücke der äussersten Rinde kleben an der Zunge, geben beim Anhauchen Thongeruch, zerfallen rasch im Wasser, haben nur eine Härte von 1,5 bis 2, werden beim Glühen härter, schmelzen aber noch etwas an den Kanten zu einer weissen, schau- migen Schlacke. Ächter Bol soll vorkommen, ist von mir aber nicht auf- gefunden worden. Knollen, welche in der die Klüfte zwischen den Basaltsäulen ausfül- lenden Basalterde und Grus stecken, enthalten noch äusserlich das Netz- gerippe der Trennungshäute, zwischen denen und im Innern aber der Hydrotachylyt bis auf geringe Reste in eine zerreibliche, weisse, gelbliche oder. blass apfelgrüne, stark mit Salzsäure gelatinirende Zeolithmasse ver- wittert ist. 3 3) Tachylyt. H. = 7—8. Eine andere Knolle aus dem Hangenden enthält einen klei- nen linsenförmigen Einschluss von kleinkörnigem Enstatitfels?, der kleine Partikelchen von Magnetkies führt, und eine grössere ebendaher, einen fast handgrossen gefritteten Sandsteineinschluss. Die umhüllende Tachylytmasse ist hier völlig verschieden von aller seither beschriebenen. Sie umgibt den Einschluss eben- wohl blättrig-schalig, ist fest damit verschmolzen, theils lebhaft honigbraun, theils lauch- und bouteillengrün, sehr stark glas- glänzend auf flachmuschligem Bruche, hat eine Härte von 6, ein sp. Gew. von 2,525, und ist selbst in 2mm dicken Scherben fast vollkommen durchsichtig. Nahe dem Contact mit dem Einschluss * Text zu Section Dieburg S. 69 der geol. Specialkarte des Grossh. Hessen. ** Jahrbuch 1871, S. 476. 465 enthäli sie zahlreiche bis erbsdicke stark glasglänzende weisse Perlen einer im Innern von einem Randpunkte aus strahligen Zeolithmasse (Ausfüllungen ehemaliger Dampfporen), sowie weit ‚grössere dichte Zeolithnester, die conform der Umhüllung platt gedrückt, wenn nicht ganz erfüllt im Hohlraum ein weisses Car- bonatpulver enthalten, dessen Partikel im Mikroskope keine kry- stallinische Form zeigen. Der lauchgrüne Tachylyt, welcher hier fremde Einschlüsse schalig umhüllt, kommt ausserdem in faustdicken Knollen in dem schon sehr zersetzten Tuff bzw. 'Rapillimantel vor, der die Auf- lagerung des Basaltes vom Grundgebirge des Rothliegenden trennt; einmal wurde er auch als Einschluss einer Basaltkugel aus der oberen Bedeckung gefunden und zwar, was sehr bezeichnend ist, zunächst umgeben von einer ca. {em dicken Hydrotachylytschale. Die Knollen sind reichlich zersprungen. die feinen Sprünge durch blass bläulichgrüne, der Einwirkung von Salzsäure wider- stehenden, also auch wohl kieseligen Häute verkittet. : Der Ta- chylyt selbst schmilzt in dünnen Splittern zu einem nicht blasi- gen schwarzen etwas magnetischen Glase, wird in der Phosphor- salzperle noch schwerer als der Sababurger Tachylyt aufgenom- men, löst sich langsam und nicht vollständig in Salzsäure (grös- sere Splitter, neben solchen von Hydrotachylyt hatten 14 Tage in kalter Salzsäure gelegen und waren nur stark gebleicht, wäh- rend der Hydrotachylyt nur noch als leicht zerrührbare Gallerte von der Form des Splitters existirte). Der ausgezeichnet her- stellbare Dünnschliff zeigt ein völlig amorphes, blass bouteillen- grünes bis fast farbloses Glas, das jeglicher Einlagerungen bzw. Ausscheidungen zu entbehren scheint. (Im Jahre 1869 erhielt ich zuerst dieses Gestein, bereits als Tachylyt bezeichnet von R. Lupwie aus der Darmstädter Sammlung.) PETERSEn hat neuer- dings eine Analyse dieses Tachylyts (wie ein mir mitgetheiltes Gesteinstück beweist) ausgeführt. Endlich ist noch ein Tachylyt aufzuführen, welcher in wallnussdicken Knollen in dem eben er- wähnten Tuffmantel steckt. Die etwas drusig poröse Substanz hat eine Härte von 5—6, schwärz- lich leberbraune Farbe, schwachen harzartigen Glanz, muschlig-splittrigen Bruch und ist nur kantendurchscheinend. Der Dünnschliff zeigt entweder ein caffeebraunes bis farbloses, durch Jahrbuch 1873. 30 466 ungleiche Vertheilung von kleinen Magnetitpünktchen wolkig geflammtes amorphes Glas; oder dasselbe ist durchgängig in 0,03 bis 0,05mm dicke granatoödrische aneinanderschliessende Bröckchen zersprungen, woselbst dann schwache Farbenerscheinungen auftreten. Die ganze Masse wird nach allen Richtungen hin von einem wahren Netze äusserst dünner bis 0,02mm dicker, langer, gerader Apatitnadeln durchspickt, während ausserdem noch zahlreiche bis 0,06mm dicke Apatit- nadeln reichlich vorkommen. N Letztere sind stets aus mehreren Individuen zusammengesetzte Bün- del, deren Theile entweder in verschiedener Weise aggregirt, fest ver- bunden oder etwas gegeneinander verschoben, durch Tachylytmasse ver- kittet sind, da die Krystalle bei Wegnahme dieser Trennungsmasse genau in einander passen würden. Viele Krystalle haben die charakteristischen (ehiastolithartig) Einschlüsse, andere sind nicht ganz geschlossen, indem der Kern durch eine Seite des 6eckigen Querschnitts hindurch mit der umgebenden Tachylytmasse zusammenhängt. In einigen Präparaten ist das Tachylytglas theils granato- edrisch zersprungen, theils verschiedenartig feinfasrig, mit Zonen- structur, umgewandelt. Unbekümmert um diese Veränderung wird dasselbe von höchst feinen, langen geraden, gekrümmten, spin- nenartig combinirten wasserhellen Nadeln durchzogen, die nicht selten ein äusserst dichtes Gewirre bilden und so dünn sind, dass man erst bei wenigstens 1U00maliger Vergrösserung die zwei Begrenzungslinien nicht mehr als eine einzige wahrnimmt. Aus- serdem kommen blassgrüne fein querfasrige keulenförmige und gerade, längsgestreifte,, polarisirende Nadeln vor, die wohl der Hornblende angehören dürften, da die Ähnlichkeit mit Theilen der prächtigen Farrenkraut-, Blumenkohl- und Schilf-ähnlichen Hornblendeaggregaten im Pechstein von Arran sehr gross ist. Endlich fallen in diesem Tachylyt besonders reichliche was- serhelle, äusserst scharf begrenzte Ausscheidungen auf, in Quer- schnitten von 0,002 bis zu 0,05mm und geraden säulenförmigen, bis 0,39mm langen Längsschnitten. Erstere zeigen eine rechteckige Form mit abgestumpften Ecken, oft vollkommene Achtecke und in der grössten Mannigfaltigkeit unvollendete nicht geschlossene, verschieden, aber immer gesetzmässig, verwachsene und aggre- girte Gestalten mit Tachylyteinschlüssen. Sie polarisiren schwach farbig, die Längsschnitte, welche oft Längskanten und Flächen (bei schiefer Lage auch Querschnilte) erkennen lassen ebenfalls. Am ehesten möchte ich diese Krystalle für rectangulär ausge- 46% bildete orthoklastische Feldspäthe halten, bei denen ©Px und ooP überwiegend, 2Poo nur untergeordnet entwickelt ist, nament- lich da die Querschnitte eine schöne rechtwinklige Spaltbarkeit nach den ersteren Flächen, der Basis und des Klinopinakoids zeigen, und da, wo Krystalle nicht durchgeschnitten, sondern von einer Tachylythaut bedeckt vorliegen, bei schiefer Beleuchtung Endflächen zu erkennen sind, die der Lage nach ooP und P ent- sprechen. Beiläufig sei erwähnt, dass ich aus den unteren Teufen des Anamesitbruchs i. d. Teufelskaute bei Kesselstadt ein Handstück mit einem grossen, langgestreckten Einschluss, den Hornstein als Nigresecit bezeichnete, und der wiederum die Umhüllung von steng- lichem Sphärosiderit bildet, geschlagen habe. Der Nigreseit, jetzt dunkel colophoniumbraun, zeigt im Mi- kroskop eine gänzlich amorphe, von Ausscheidungen etc. freie, blass gelblich kaffeebraune bis farblose Masse. Ausserdem habe ich von diesem Handstück diejenigen Scherben zu Präparaten gemacht, welche auf der angeschliffenen Fläche dunkle, weiche Fleckehen zeigten. Letztere blieben bis zum Ablösen des fer- tigen Schliffs erhalten, sprangen aber dann ausnahmslos aus, während auch sie bei Klebmittel unter Wärmeausschluss unver- sehrt erhalten blieben. Indem ich auf die Beschreibung des mikroskopischen Bildes vom Anamesit in ZırkEi’s „Basaltgebilde S. 144 etc.“ verweise, möchte ich derselben nur noch zufügen, dass sich dieselbe auf Anamesite der höheren Lagen bezieht, dass Apatit unzweifelhaft vorhanden ist, auch Sanidin nicht fehlt und dass selbst die fri- schesten Gesteine zum grossen Theil cavernös sind. In den Schliffen aus den Unterteufen ist es anders. Hier sind nicht nur alle höher vorhandenen leeren Poren ausnahms- los mit Nigrescit erfüllt, sondern derselbe ist auch ausser in Nestern durch das Gestein putzenweise vertheilt. Der Nigrescit als Porenausfüllung zeigt sich nicht verschie- den von in Umbildung begriffenem Glas. Er stellt eine lebhaft licht rothbraune amorphe Masse dar, die selbst in den kleinsten Fleckchen, je nach der Aussencontour ein oder mehrere Kerne von sirahliger Textur (Sphärosiderit?) haben. Neben den Nigre- 30 * 468 scitflecken sind die veränderten bekannten Zwischenklemmungs- glasfleckchen mit Trichiten etc. vorhanden, auch ist das oft nur geringe Umwandlungsproduct der Olivinkrystalle völlig verschie- den davon. Hiermit dürfte also die von Hornsteın mitgetheilte Beobach- tung bestätigt sein: der Nigrescit durchdringt das ganze Gestein, ist oben ausgelaugt, unten noch vorhanden, und weder als Me- tamorphose des Glasreciduums noch des Olivins zu betrachten. Jedenfalls stellt er eine aus dem Basaltmagma ausgeschiedene amorphe Masse, neben dem gewöhnlichen Glas, dar, die, weil von eigener chemischer Mischung, der Metamorphose bzw. Auslaugung früher als ein anderer Gesteinsbestandtheil anheim fiel. Endlich möchte die Sphärosideritbildung und die Bildung der bekannten Steinheimer amorphen Silicate in naher Beziehung zu ihm stehen. Möglicherweise dürfte bei dem Plagioklas-Anamesit der Steinbahn bei Siegburg ein anderweiter Aufschluss erfolgen, da dort prachtvoll strahlige Sphärosideritmassen als Einklemmungs- partikel vorkommen, Siehe darüber auch „Zirker, Basaltgebilde etc. S. 147 etc.“ Wirft man nun die gewiss interessante Frage nach dem Ursprung des Hydrotachylyt auf, so dürfte man der Lösung an * der Hand der geologischen Thatsachen wohl näher kommen als ohne Berücksichtigung der das Vorkommen begleitenden Umstände. Das Vorkommen des ächten Tachylyts und des Hydrotachy- Iyts ist ein durchaus verschiedenes. Die in Deutschland bekannt gewordenen Fundorte von Ta- chylyt habe ich genau durchforscht. Ächter Tachylyt kommt nie im Basalte selbst vor, sondern als Knollen in den begleitenden Tuffen ete. (Säsebühl, Sababurg, Böddiger, Kirchhain, Gethürms, Giessen, Bobenhausen, Büdigheim, Hof im Westerwald ete.) oder als glasige Kruste von doleritischen Bomben und Strömen mit allmählichem Übergang (Hopfenberg bei Schwarzenfels) oder scharf abgesetzt (Nezeiti etc.), oder als Contactschale schmaler Gänge in wahrscheinlich vor der Lavaausfüllung erst durch Dämpfe er- hitzter Klüfte, ein Vorgang, der Ähnlichkeit haben dürfte mit dem Eingiessen flüssigen Roheisens in heisse, statt in kalte Schalen (Reinhards und Morles in der Rhön, Island, Schweden ete.). 469 Ebenso kommt auch das im Obigen als Tachylyt bezeichnete Ge- stein am Rossberg nicht im Basalte selbst, sondern in den be- gleitenden Massen, der Hydrotachylyi dagegen in Knollen mitten in den compacten Basaltsäulen vor. Kleinere Einsprengungen durch das Gestein, wie bei dem Nigreseit konnte ich trotz sorgfältigen Suchens wohl an Hundert von Scherben nicht auffinden, muss also nothgedrungen unter- stellen, dass entweder Rosensusch so glücklich war, einen höchst seltenen Ausnahmefund zu thun, oder dass sich seine Mittheilung auf die grüne Nephelinglasmetamorphose beziehen lässt. Es liegt nahe, den Hydrotachylyt aus dem Tachylyt direct abzuleiten. Das ganze Vorkommen des Tachylyts, dessen oft blasige, sogar schwammige Beschaffenheit (besonders bei Giessen und Sababurg) dürfte dafür sprechen, denselben als vom Vulcan ausgeschleuderte, rasch erstarrte, daher glasig gebliebene Lava- tropfen zu betrachten, die uns in den später zu Tuff gewordenen Aschenmassen erhalten geblieben sind *. Solche Tropfen, zum Theil in die Lava gerathene fremde Gesteinsbrocken umhüllend, können in den Krater zurückgefallen und hier nach kürzerer oder längerer Zeit in die dem Erstarren nahe Lava eingesunken sein. Bei Hohofenschlacken kann man sich leicht überzeugen, dass bereits erstarrte Schlackentropfen in flüssiger Schlacke nie- dersinken, ohne wieder umgeschmolzen zu werden. Es wäre dann nur noch weiter anzunehmen, dass zwar die Basaltlava die Tachylyiknollen nicht umschmolz, wohl aber dass dieselben unter hohem Drucke von Wasserdämpfen durchdrungen, gleichsam hydratisirt wurden, an Gewicht und Härte einbüssten, während endlich im Laufe der Zeit in den Blasenräumen sich mancherlei Zersetzungsproducte, namentlich Stilbit und Carbonate bildeten, während andererseits die Zersetzung den Weg der Bol- bildung einschlug. Den Hydrotachylyt von Olivinfelsknollen abzuleiten, glaube ich absprechen zu müssen, da der Rossberger Basalt ausgezeich- nete frische Olivinknollen mit krystallinischer Spaltbarkeit in Menge enthält, in den oberen Regionen aber der Olivin dem gewöhn- lichen Weg der Zersetzung unterlegen ist **. * Gesteine der Sababurg S. 44 etc. ** Ich habe aus der, an Broncit reichen, gegen 5 Meter dicken Olivin- ATO Übrigens bemerke ich noch, wenn ich mich auch für brau- nes Glas, welches in vielen Basalten zwischen den krystallinischen Gemengtheilen steckt, selbst in grösseren freien Flächen erfüllt mit Trichiten, Borstenknäueln, farrenkrautähnlichen Gebilden etc. (letztere besonders schön im Basalte des grossen Winterbergs in Sachsen. Basaltigaea No. 15, Taf. II, fig. 3) vorkommt, des Ausdrucks tachylytisches Glas zu bedienen pflege, ich dasselbe doch nicht mit Tachylyt identificire. Dieses Glas, von unbekann- ter Zusammensetzung, ist wohl der Mutterlauge auskrystallisirter Salzmenge zu vergleichen, während Tachylyt ein glasiger Basalt selbst ist, wenn auch die zuerst ausgeworfenen Tachylyte eine andere Zusammensetzung haben können, als die noch längere Zeit im Wogen (Fluidalstructur) also auch Mischen begriffene später krystallinisch erstarrte Basaltmasse desselben Eruptions- punktes. Wollte man, auf den Anblick des Dünnschliffs, der im vorliegenden Basalte keine wesentlichen Verschiedenheiten zeigt, je nachdem der Ge- steinssplitter parallel oder senkrecht zur Säulenachse geschlagen war, eine approximative Taxation der Gesteinsmischung versuchen, so würde sich unter Mitbenutzung der aus PErErsen’s Analyse von ihm selbst abgeleite- ten Zahlenwerthe für Olivin, Magnetit und Apatit ergeben, dass besteht die Grundmasse aus: Augit —= 36 Nephelin und dessen Umwandlungsproducte = 26 Titan-Magnetit —= 4,86 Chlor-Apatit = 3,24 Hauypnp = 5 Leueit Glimmer?= 22 Plagioklas die porphyrischen Einschlüsse aus: Augt = 5 Olivin — 17,60 100 eine Schätzung, die mit Hülfe chemischer Rechnung etwas corrigirt, dem wahren Bestande nicht allzufern stehen dürfte. felsmasse, die ich zuerst 1854 beschrieb (abgedruckt mit Abbildungen in Band VII der Haller Naturforschenden Gesellschaft 1863), wallnussdicke opake Körner herausgearbeitet, von denen Dünnschliffe und chemische Reactionen die Übereinstimmung mit Serpentin, Dunit etc. darthun. Glei- ches ist an den Olivinfelskugeln zu beobachten, die sich an zahlreichen Punkten unserer Basaltterritorien oft so massenhaft finden, dass Basalt nur die schwache Umhüllung ist, 471 3) Nephelinbasalt, mit körnig entglaster Grundmasse aus der kleinen Schneegrube. H. = 6,5—7. Fleckige, aus farblosem Glase, Augit, Magnetit und etwas Glimmer gebildete Grundmasse, mit porphyrischen Einlagerungen von Augit, zum Theil serpentinisirten Olivin und theilweise in Harmotom verwandelten Nephelin. Der Basalt, welcher als ca. 20m mächtiger Gang an der Westseite der kleinen Schneegrube im Granit des Riesengebirges aufsetzt, hat das Interesse für sich, dass er nach Karstens Be- stimmung in 1460m Meereshöhe, die in Deutschland am höchsten aufragende Basaltmasse ist. Nach vielen vergeblichen Bemühungen bin ich auf directem Wege in den Besitz von 3 recht frischen Stücken gelangt, und dürfte daher die Mitiheilung der Gesteinsbeschreibung hier einen Platz finden. Licht lederbraune, höchstens 0,05mm lange, 0,02mm breite Augitkryställchen, nebst einer unendlichen Menge bis zur winzig- sten Kleinheit herabsinkender und dann fast farblos erscheinender (im polarisirten Lichte kaum noch farbig leuchtender) Augit- mikrolithe, ferner eine ebenwohl unendliche Menge nur punkt- förmiger Magnetitkörnchen, gegen welche die zerstreuten, im Mittel 0,02mm dieken Magnetitkryställchen schon mikroporphy- risch auffallen, liegen eingestreut in einem völlig wasserhellen, amorphen Glasgrund, mit dem sie die Grundmasse bilden. Das Charakteristische liegt in der Vertheilung, indem die Magnetitkörnchen bald möglichst dicht zusammengerottet, rund- liche lichtere, an Magnetit ärmere, 0,08mm grosse Flecke um- schliessen, die bald mehr Glas, bald mehr Mikrolithe, sowie hin und wieder vereinzelte, lebhaft honigbraune, höchstens 0,03mm grosse Glimmerblätichen erblicken lassen. so dass solche gefleckte Partien einige Ähnlichkeit mit manchen Leucitbasalten haben; bald über grössere Flächen gleichmässig dicht. über andere lockerer verbreitet eingestreut sind, so dass das Bild der Körnchen ent- glaster Grundimasse, wie im Basalt vom Smolnik bei Kremnitz erscheint. In der Grundinasse sind porphyrisch eingelagert: 472 1) in reichlicher Menge bis 0,2mm, nur spärlich bis 0,6mm lange, blass castanienbraune, reine Augitkrystalle, 2) gut krystallisirte, 0,08 bis 0,6mm grosse Olivine, die vielfach zersprungen, im Innern recht rein, frisch und klar, längs der Ränder und der Sprünge aber schmutzig olivengrün quer- fasrig serpentinisirt sind. Die charakteristischen Spinellchen zei- gen sich zwar reichlich, sind aber höchstens 0,003mm dick. In einem der grössten frischen Olivine zeigte sich der Durchschnitt einer 0,05mm dicken, scharf umrandeten Kugel, deren malachitgrüne, unregelmässig rissige, wolkige, pellucide Substanz einer amorphen Masse angehört. Ihre grosse Ähnlichkeit mit Hydrotachylyt machte eine chemische Prüfung wünschenswerth, der leider das betreffende Präparat zum Opfer fallen musste, da die Substanz sich in Salzsäure rasch löste, gleichwie auch der Glasgrund und die noch zu erwähnenden Nepheline unter Gela- tiniren leicht zerstört wurden. In einem anderen Olivin waren von solch grüner Substanz nur die Ränder erhalten geblieben, da der grössere Theil, nach dem Schleifen noch vorhanden, beim Umkitten aussprang, was ebenwohl auf Hydrotachylyt deutet. 3) Nephelin in vielen bis über imm grossen, unregel- mässig umrandeten Flecken. Gewöhnlich ist das Innere noch frisch und klar, während der Rand solcher Flecke in 0,02mm dicke Zeolithnadeln von rhombischem oder einem den Harmoiom- zwillingen entsprechenden kreuzförmigen Querschnitt mit schmutzig grüner, pulveriger Zwischensubstanz verwandelt ist, wie dieses in vielen Nephelinbasalten, namentlich schön in dem der Pflaster- kaute der Fall ist; oder der ganze Fleck ist von Zeolithnadeln durchsetzt, oder längs des Randes erscheint nur ein schmaler, wie graugrün bepuderter Streifen, und im klaren Innern sind feine Mikrolithe nebst Magnetitkörnchen und Glimmerblättchen einem scharfen rechteckigen Zonenaufbau conforım eingelagert, oder end- lich das klare Innere enthält Cumulationen sehr scharfer, frischer, bräunlich ölgrüner Augitkryställchen. Da oft solche unzweifelhafte Nephelinflecke gleichsam als von jedweden Einlagerungen freie Flecke des Grundmasseglases erscheinen, so dürfte wohl eine nahe Beziehung zwischen Ne- phelin und Grundmasseglas bestehen, obwohl letzteres gerade nicht als Nephelinglas gedeutet werden kann, da dasselbe bei AN3 gekreuzten Nicols gleichmässig dunkel wird und beim Drehen des Präparats auch bleibt, was bei den Nephelinflecken eben nicht der Fall ist. Von Feldspath ist keine Spur vorhanden. In einem der Handstücke war ein kleiner Graniteinschluss, von dem etwas in einem Dünnschliff erhalten blieb. Der Graniteinschluss verlauft wie abgeschmolzen in den Basalt, der Feldspath ist milchig trübe, der Glimmer geschmolzen und wie mit tachylytischer Substanz vereint, der Quarz in Körnern sehr stark zersprungen und mit Magnetitkörnchen erfüllt; im Basalte endlich nahe dem Contact liegen einige 0,imm Jange, 0,03mm breite Sanidinzwillingskrystalle. Ein ähnliches, noch schöneres Contactverhältniss zwischen Basalt und Granit beobachtete ich früher bei mehreren sächsi- schen Basalten, auch bei einem Stück vom Buchberg im Isergebirge. Nachschrift. Als das Voraufgehende bereits vor längerer Zeit zum Druck ein- gesandt worden war, erhielt ich von meinem werthen Freunde TH. PETER- sen ein selbst geschlagenes Handstück, durchzogen von einer !/2 bis 2m starken, grob doieritisch kKrystallinischen Ader. Diese erinnert mich leb- haft an die Adern von Nephelinit, welche bei Meiches die aphanitischen Nephelinbasaltblöcke in gewundenen feinen Linien bis zu 4m Dicke durch- ziehen und deren ich eine ganze Anzahl präparirte, da der Nephelinit an und für sich zum Schleifen zu wenig Zusammenhang hat. Gleiches gilt von den doleritischen Adern und dem Dolerit vom Hohegras im Habichts- wald, Rebbes am Meissner, Taufstein bei Heubach (Südl. Rhön) etc. Wie schon das Handstück, mehr noch der Dünnschliff beim Durch- sehen zeigt, geht der Basalt ohne scharfe Grenze in die Ader über. Die- selbe wird in überwiegender Menge von Nephelin gebildet, der theils scharf rechteckig, begrenzte, theils von der Begrenzung der anderen Ge- mengtheile unregelmässig umrahmte Flächen von bis 16mm Länge ein- nimmt. Er hat eine schmutzig gelbe Farbe, Fettglanz und zeigt sich im Mikroskop theils noch ausserordentlich frisch und farblos, theils schmutzig graugelb, sehr fein und zart parallel-längsfasrig, welch letztere Partien mit scharf rechteckiger Begrenzung ruinen- und ‚zinnenartig in die fri- schen hineinragen. (Dieselbe Umbildung, wie sie die ebenwohl am Hand- stück graugelben Nepheline im Nephelindolerit, der den Leueitbasalt hin- ter dem Schreckenstein bei Aussig durchsetzenden Gänge, zeigen.) Fast 474 gleiche Flächenräume nimmt Nephelin ein, der am Handstück und Dünn- schliff milchweiss erscheint, im Mikroskop sich als ein von zahlreichen Punkten auslaufendes, sehr feines radialstrahliges, prachtvoll bunt polari- sirendes Faseraggregat von Zeolith erweist. In den oft noch frischen Centralpartien ist klarer Nephelin mit krystallinischer Begrenzung und farblosen Mikrolithnädelchen-Einschlüssen. Sehr häufig hat diese Zeolith- masse einen Drusenraum, in welchen die völlig wasserhellen bis 1,4mm langen, 0,05mm dicken Kryställchen hineinragen, zum Theil büschelig aus- einanderfahrend. Unter dem Mikroskop zeigen dieselben rhombische Säu- len mit flacher Pyramide ooP.P, fast stets noch mit dem Brachypinakoid ooPXx. Bei dem Betupfen mit Salzsäure tritt am Grunde der Krystall- büschel eine lebhafte Gasentwickelung ein, worauf Oxalsäure einen weis- sen Niederschlag brachte (von eingemengten Calcitpartikelchen wahrschein- lich herrührend). Bei hierauf folgender Erwärmung des Objecttisches löst sich der Zeolith rasch unter Gelatiniren. Vor dem Löthrohr ist er schmelz- bar, ohne sich zu krümmen und zeigt Thonerde, und Natronreaction ist also Natrolith. Der Augit nimmt, vom Basalte aus, immer grössere Dimensionen an, bis zu Leisten von 8mm Länge, 2mm Dicke, von schwarzer Farbe, kleinmuschligem Bruche, lebhaftem Glanze. Er ist mehr oder weniger gut krystallinisch begrenzt, oft, besonders die schmalen Leisten, stern- förmig gruppirt, theils licht gelbbraun, dunkler umrandet, theils tief grün- lichbraun, theils bräunlich schwarzgrün durchscheinend, recht pellucid, reichlich quer zersprungen und im Gegensatz zu den porphyrischen Au- giten der Basaltgrundmasse grösstentheils frei von Dampfporen. Der Magnetit, auf der Bruchfläche des Handstücks deutlich blättrig, ist zwar zerstreut, bildet aber immer bis 6mm grosse Durchschnitte, die Aggregationen hexagonaler Tafeln darstellen, wie zerhackt aussehen und oft von feinen, farblosen Linien durchzogen werden, die unter 120° zu- sammenstossen. Die nach Behandlung mit Salzsäure und Zinn beobach- tete Titanreaction spricht für Titaneisen, ebenso wie in vielen grobdoleri- tischen Gesteinen immer der Fall ist. Hin und wieder steckt zwischen den Gemengtheilen ein theils scharf hexagonal, theils verschwommen be- gsrenzter, schmutzig bräunlich graugelb in Zonen dichter und lockerer be- stäubter bis 0,12mm dicker Krystall, der dem regulären System angehört und — schon wegen der grossen Ähnlichkeit mit Krystallen im Katzen- buckler Gestein — nur für Nosean gehalten werden kann. Der Apatit durchspickt nicht nur als feine lange Nadeln reichlich alle anderen Ge- mengtheile (ausser Nosean), sondern er erlangt ausserdem, ebenwohl in grosser Menge, Dimensionen von 12mm Länge und 0,2mm Dicke, wie kaum im Löbauer Gestein. Die äusserst grellen, modellscharfen, hexagonalen Querschnitte zeigen oft eine lockere, centrale Bestäubung, seltener, die charakteristischen Einschlüsse, die in den reichlich quergegliederten Längs- schnitten wie eine zerstückte Thermometersäule aussehen und aus dunklen Staubkörnchen bestehen. 475 Die wenigen, auch bis 3mm Jangen Olivinkrystalle sind recht scharf krystallinisch umrandet, nur wenig graugrün querfasrig, mit intensiv gras- grünen pelluciden Flecken, serpentinisirt; im sehr frischen, glashellen Innern reich an Streifen feiner Dampfporen und ziemlich erfüllt mit bis 0,02»m dicken braunen Spinellchen. Die, ebenso wie im Löbauer Gestein, gegen die grossen Titaneisen- lappen recht abstechenden, scharf quadratischen, schwarzen, nur 0,06 bis 0,08mm grossen Durchschnitte dürften wohl auch hier dem Picotit ange- hören. Die von der Ader aus im Basalte streifig und flammig fortziehende, sowie isolirt davon in grösseren Lücken hervortretende Nephelinsubstanz, ist wie in der Ader theils fein parallelfasrig, theils sphärolithisch radial- fasrig zeolithisirt. Glimmer in recht scharf hexagonalen, nur 0,05wm breiten, sehr leb- haft gelbroth bis feuerroth durchsichtigen Blättchen ist nur spärlich inner- halb der Ader sichtbar. Besondere Erwähnung verdienen noch recht auffallende, weisse, fast imm dicke Kügelchen, die sich ausbröckeln lassen, vor dem Löthrohr un- schmelzbar sind, mit Kobalt schön blau werden, demnach für Leueit zu halten sind. In einigen Dünnschliffen zeigten sie sich vor dem äussersten Dünnschleifen als milchweisse, trübe Flecke, brachen aber dann aus. Über das Vorkommen verschiedener Tellur-Minerale in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von Herrn Geheimen Bergrath a. D. Dr. Burkart. Tellur-Minerale, welche früher nur von der Grube Savo- dinskoy am Altai und von einigen Gruben in Ungarn und Sieben- bürgen bekannt waren, sind in den letztverflossenen 25 Jahren an mehreren Punkten, und im vorigen Jahre noch an einem neuen Fundorte, in den goldreichen Revieren der Vereinigten Staaten von Nordamerika aufgefunden worden. Auf dem atlantischen Abhange des Felsengebirges ist vorzugsweise nur Tetradymit vorgekommen, während auf dem pacifischen oder westlichen Ab- hange dieses Gebirges mehrere andere, zum Theil neue Tellur- Verbindungen aufgetreten sind, wie aus’ der nachfolgenden ge- drängten Übersicht dieser Tellur-Minerale hervorgeht. Dr. C. J. Jackson war der erste, welcher im Jahr 1848 das Vorkommen von Tellurerzen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wahrnahm und zwar in einem Minerale von der Grube Whitehall in Spotsylvania county (Kreis) von Virginia, auf der Ostseite des Felsengebirges (vergl. Sıruıman etc. American Journal of Science and arts etc. (Il Series), Vol. 6, S. 188 und Vol. 10, S. 75). Es findet sich dort ein Tellur-Mineral sowohl auf Quarzgängen im Glimmerschiefer, als auch in letzterem selbst, stets mit Gediegen-Gold, meistentheils als Überzug desselben, in dünnen, leicht spaltbaren, biegsamen aber nicht elastischen Blätt- chen, von lebhaftem Metallglanz und von blei- bis stahlgrauer 477 oder dem blättrigen Graphit ähnlicher Farbe. Jackson hielt das Mineral Anfangs für Blättertellur, fand aber bei näherer Unter- suchung desselben vor dem Löthrohr, dass es aus Wismuth, Tel- lur, Schwefel und einer Spur von Selen bestehe. Da aber Co- LEMAN FISHER jr. bei einer weiter unten aufgeführten Analyse angeblich desselben Minerales, anstatt des von Jackson darin ge fundenen Schwefels, einen bedeutenden Selen-Gehalt erhielt, so nahm letzterer Veranlassung, das noch in seinem Besitz befind- liche Material des Tellurerzes von Whitehall-Grube von Neuem zu analysiren. Die Analyse Jacksons von 1 Gramm ausgesuch- ter Schüppchen ergab (Amer. Journ. (ID. Vol. 10, S. 78): Aiemuth: oz. 22, 58:80 2 Ve ae er 15, Schwefel 137° EIpik. Mir Buu8i6h Gold, Eisenoxyd etc. . . 2,70 100,20, woraus Jackson nach Abzug von 2,70), Beimengungen in 100 Theilen berechnete: RL Re A Ri Beller isiınmasenınz 52” 3549 SEwelel.. 02. 100,00, so dass hiernach das von Jackson untersuchte Mineral als Tetra- dymit oder als das dazu gehörige Schwefel-Tellurwismuth von Rannersgers (vergl. dessen Handbuch der Mineralchemie. S. 4) zu betrachten sein würde. Nach einer ferneren Angabe von Jackson sind die Tellur- erze von Whitehall-Grube mit einem Minerale bekleidet, welches er als ein gelbes Wismuthoxyd bezeichnet und nicht für ein Car- bonat hält, weil es nicht mit Säuren braust. Cozeman Fisher jr. erhielt durch Professor R. S. Mc’Curroch eine kleine Menge angeblich des von Jackson untersuchten Tel- lur-Minerals von Whitehall-Grube in Virginia, welches er einer Analyse unterwarf. Dieselbe ergab (Am. Journ. (ID, Vol.7, S. 282). Micmptl 2 0.24... 85465 Belun 250.0. 1 ,20..,2..85.60 SEIEHEIERSEBE 2 2780 40.81 Eisen und Kieselerde . . 5,11 100,34 478 oder nach Abzug von 5,11%, Beimengungen: Wismuth, Mt a RR Tellurasıı. Sei er BZIE Selen „aufs® ad ud 100,00, j so dass hiernach das von Fıs#Er untersuchte Mineral von White- hall-Grube sich von dem von Jackson analysirten Tellurerz unter- scheiden und als das Selen-Tellurwismuth von RAmMELSBERG (a. a. O. S. 5) erweisen würde. F. A. Gentu hatte schon in 1850, etwa 5 engl. Meilen von Washington-Grube in Davidson Co., Nord-Carolina, Tetradymit entdeckt, welcher sich dort mit Gold, Kupferkies, Magneteisen- stein, braunem Hämatit, Epidot. Quarz etc. findet. Das Mineral zeigt sich in schuppigen und blättrigen Partien, von prächtigem metallischem Glanz und zwischen blei- und stahlgrauer Farbe. Seine Härte ist = 1,9; sein spec. Gew. = 7,237 (bei (9 Cei.). Die nahe an der Oberfläche erhaltenen Stücke des Minerals waren zum grossen Theil schon oxydirt und eine vorherige Ab- sonderung der zu untersuchenden noch unveränderten Schüpp- chen daher geboten. Die vorgenommene Analyse ergab: Wäismuth:: +... ı.-1%.....2.0- ao Mellur......... 2.024. 20038.850 Schweleh. „ii... , 8. dus Del 100,458 und ausserdem eine Spur von Selen (Am. Journ. (ID. Vol. 16, S.81). Durch dieses Resultat fand sich GEntH veranlasst, eine Wie- derholung der Analyse des schon von FissEr zerlegten Minerals vorzunehmen und über das Ergebniss seiner Untersuchung zu berichten (Am. Journ. (ID), Vol. 19. S. 15). Prof. Me’Cvrroch hatte noch einen Rest desselben Materials, von welchem Fıs#Er einen Theil zu seiner Analyse benutzt hatte, aufbewahrt und die- sen Rest zur Untersuchung an Gentu übergeben. Die erhaltenen Stücke waren verschiedener Art: sie bestanden zum Theil aus Tetradymit, verbunden mit Quarz und Gold, zum Theil aus gross- blättrigem Tetradymit, dessen Blätter zuweilen einen Durchmes- ser von einem. Zoll erreichten und in verwittertem Glimmer- schiefer eingewachsen waren. „Der letztere“, sagt GEnTtH, „kam unzweifelhaft von der Grube Tellurium, Fluvanna Co. in ‚Virginia und ist das von Fısner untersuchte Mineral; der erstere ist wahr- 479 scheinlich von demselben Fundorte, kann aber auch wohl von der Grube Whitehall herrühren, “ Bei der vorgenommenen Analyse erhielt GeEntH für das Mineral: A) von Tellurium-Grube B) von Whitehall-Grube nn ee en Wismuth . 53,07 53,78 51,56; Wismuth, nicht ermittelt Tellur .:. 48,19 47,07 49,79; Tellur . 46,10 Selen ... Spur Spur Spur; Schwefel 0,57 so dass hiernach also in keinem der beiden untersuchten Minerale ein wägbarer Gehalt von Selen vorhanden ist und das Mineral von Tellurinm-Grube als Tellurwismuth zu betrachten sein würde. Ob unter diesen Verhältnissen anzunehmen, dass das von Fisher untersuchte Mineral nicht, wie er angegeben, von White- hall-Grube, sondern, wie GEntHu ausdrücklich anführt, von Tellu- rium-Grube ist und die Analyse von Fıs#er keine weitere Be- rücksichtigung verdient oder aber, ob die Angaben von Fisher bezüglich des von ihm untersuchten Minerals in ihrem vollen Umfang als richtig anzunehmen sind, muss hier unentschieden bleiben. Es dürfte jedoch kein genügender Grund vorliegen, an der Richtigkeit der Angaben Fisner’s zu zweifeln, während hin- sichtlich des von Mc’CurLoc# aufbewahrten Materials es auffallend erscheint, dass dasselbe Minerale zweierlei Art enthält und auch Gensu darüber zweifelhaft ist, ob beide Arten von Tellurium- Grube sind oder aber nicht etwa das eine von Whitehall-Grube ist. RAuMELSBERG hat die Angaben von Fisner als richtig an- genommen und in seinem Handbuch der Mineralchemie unter Te- tradymit auch Selen-Tellurwismuth (S. 5.) aufgeführt, während Dana vergl. dessen: A System of Mineralogy. Descriptive Mi- neralogy, 5. Ed., p. 31) nach GEntH annimmt, dass das von FishER analysirte Mineral von Fluvanna Co. (Tellurium-Grube) herrührt und die Analyse von Fısser unberücksichtigt lässt, weil Gent in den von ihm untersuchten beiden Mineralen keinen wägbaren Selengehalt nachgewiesen hat. Letzteres hält Gentu auch noch in einer späteren Äusserung (4m. Journ. (ID, Vol. 45, S. 306) aufrecht, und es würde danach auch das Vorkommen von Selen- Tellurwismuth auf der Whitehall-Grube zu bestreiten sein. Ausserdem hat GEnTH auch an verschiedenen Punkten von au 480 Cabarras county in Nord-Carolina Tetradymit aufgefunden, und zwar auf den beiden Gruben Phönix und Boger, wo dieses Mi- neral in kleinen, nicht über !/32 Zoll grossen, bleifarbigen Schup- pen oder Blättichen mit Gediegen-Gold und Eisenkies im Quarz eingewachsen und eingesprengt auftritt (Am. Journ. (ID), Vol. 19, S. 16 und Vol. 45, S. 317). Gentu hat das Mineral von Phönix- Grube aber erst später, zugleich mit einem ähnlichen Tellurerz, welches J. L Kreınscumipr in den Goldseifen von Highland im Montana-Territerium in grauen metallischen Blättchen, von wel- chen einige die Seitenflächen einer sechsseitigen Säule zeigten, aufgefunden und in 1867 an Genın übersendet hatte, einer Ana- Iyse unterworfen. Diese Analysen ergaben für das Mineral I) von Montana II) von Phönix-Grube Quarz 2... 10,78 Kupfer‘; ..:...,4.0412,P.C. Eisenoxyd. 0,90 Eisen 2, 2...0:54 Wismuth . 50,43 Wismuth . :. 2.5070 Tellur . . 44.90 Tellur.. . .. » 5008 Schwefel . keinen Schwefel . . . 5,01 100,01 100,00. Gentu bemerkt dabei, dass das Verhältniss zwischen Wis- muth und Tellur in I beinahe = ! : 3, die entsprechende Formel also BiTe, sei und dieser Tetradymit sich daher jenem, von Flu- vanna Co. in Virginia und von Field’s Grube in Georgia anschliesse. Bei II habe sich eine kleine Beimengung (admixture) von Eisen- kies gefunden, und da der dem nachgewiesenen Eisengehalt ent- sprechende Schwefel in letzterem = 0,61 betrage, so bleibe für den Schwefelgehalt des Tetradymits = 4,40%, übrig, und da fer- ner das Verhältniss zwischen Schwefel, Tellur und Wismuth — 1 :2,03:1 sei, so ergebe sich für II genau die Formel BiS, — 2BiTe.. GENTH verwirft die weiter oben angeführten beiden Analy- sen von Jackson und von Fisher, die erstere weil er sie für un- richtig in der Ermittelung des Schwefelgehaltes des untersuchten Minerals hält, die letztere weil er, wie schon angeführt, bei einer Wiederholung der Analyse des von Fısser analysirten Minerals "keinen wägbaren Selengehalt darin gefunden hat. Er glaubt da- her mit Rücksicht auf die übrigen vorliegenden Analysen des Tetradymits von den andern Fundpunkten, dass dieses Mineral zwei verschiedene bestimmte Zusammensetzungen und dem Tetra- 481 dymit von Fluvanna County und von Fields-Grube mit jenem von Montana die Formel BiTe., jenem von Davidson County und von Phönix-Grube aber die Formel BiS, + 2BiTe, entspreche. RAunELSBERG (a. a. 0. S. Au. f.) unterscheidet 4 Varietäten des Tetradymits und zwar A, Tellurwismuth und B, Schwefel- Tellurwismuth, in Übereinstimmung mit der Ansicht von GENTH und ferner: C, Selen-Tellurwismuth, das von Fisser analysirte Mineral aus Virginia, sowie D, Schwefel-Selen-Tellurwismuth aus Brasilien nach Damour, während Gent# bemerkt, dass das Mineral (Bornite) von San Jose in Brasilien eine nochmalige Untersuchung erfordere, bevor sein wahrer Bestand angegeben werden könne (a. a. O. Vol. 45, p. 318), lässt es aber zweifelhaft, ob er unter dieser Benennung das von Dauour untersuchte Mineral begreift. Da er dasselbe jedoch bei der Besprechung des Tetradymits von Phönix-Grube anführt, so kann wohl hier das von mehreren Mi- neralogen mit dem Namen Bornit bezeichnete Buntkupfererz nicht gemeint sein. Auch C. U. Suerarn führt einige nordamerikanische Fund- punkte von Tetradymit an. In der Mitie des Chestatee river, vier engl. Meilen östlich von Dahlonega, Lumpkin Co., im Staate von Georgia, war ein reiches Gold-Vorkommen im Hornblende- Gneis entdeckt und zugleich mit dem Golde eine grosse Menge eines blättrigen, weissen, in Farbe und Glanz dem Zinn ähnlichen, massigen Minerals aufgefunden worden, welches man theils für Silber, theils für Platin hielt, Surrarp aber als Tetradymit er- kannte, da er ein ähnliches Mineral schon vorher von der Pascoe- Grube in Cherckee Co. und auch von einem andern Orte bei Van Wort in Polk Co., beide gleichfalls im Staate von Georgia, er- halten hatte (Am. Journ. (ID), Vol. 27, p. 39). SueraRrD bemerkt, dass der Tetradymit vom Chestatee river im Gneisse, aber auch eingesprengt im körnigen weissen Kalk- stein vorkommt und in beiden von Gediegen-Gold begleitet ist. Er beschreibt ihn als ein schönes metallisches Mineral, meisten- theils von grossblättrigem, bisweilen dem Körnigen sich nähern- dem Gefüge, welches bei Behandlung vor dem Löthrohr einen starken Selengeruch entwickelt. Ausgebildete Krystalle des Mi- nerals hatte er nicht erhalten. Nach C. T. Jackson fand sich auf Field’s-Grube .bei Dahlo- Jahrbuch 1873. 31 482 gena in Georgia auf einem in den am ‚Chestatee river auftreten- den Hornblendenschiefern aufsetzenden Quarzgange, in Begleitung von Gediegen-Gold und goldhaltigen Eisenkiesen, ein Mineral in dickblättrigen Massen von krystallinischer Structur, welches, wie Talk und Glimmer, sich leicht in dünne Blätter spaltet, an den Fingern leicht abfärbt und in Glanz und Farbe gut polirtem Stahl gleicht. Seine Härte ist = 2,25, zwischen Gyps und Kalkspath, dem erstern jedoch näher stehend; sein spec. Gewicht — 7,642 (bei 18° Ger.). Vor dem Löthrohr auf Kohle behandelt, schmelzt das Mineral unter Entwickelung eines weissen Rauches und Selen- geruch. Es gab in der Analyse Wasmatli © „Imait MR, PS EEE Bellar Sta 212102.2.10 4A DET AEE FIED Selen 2:.h,.23d32303sH el Jade mechanische Beimengung von Gold . . 0,60 98,86 aber keinen Schwefel, welcher auch durch besondere Versuche nicht nachgewiesen werden konnte. Das Mineral wurde von Jackson als Bornit (Bornite) (2) bezeichnet (Am. Journ. (I), Vol. 27, S. 366), damit aber, bei dem von ihm nachgewiesenen hohen Wismuth- und mangelndem Schwefelgehalt. wohl ebenso wenig wie von GEnTH das von mehreren Mineralogen mit diesem Namen bezeichnete Bunikupfererz gemeint. Später zeigte GEnTH, dass Jackson bei der vorgedachten Analyse nicht richtig verfahren, daher ein unrichtiges Resultat erhalten habe und dass das Mineral, ebenso wie jenes von Flu- vanna Co. in Virginia, ein Wismuth-Tellurid sei (Mining Ma- gazine (ll. Series) I, S. 358 und Am. Journ. (I), Vol. 31, S. 368), welches auch eine wiederholte Analyse von Davıp M. Barca be- stätigte (Am. Journ. (Il), Vol. 35, S. 99). Die Untersuchung des Minerals von Field’s-Grube durch GeEntu ergab in zwei Analysen für dessen Zusammensetzung: Wismuth. . . 50,83 50,97 Rellür_ 1.4 ..22:17:48,22 47,25 Selen, .. .u..12, ,Snur Spur Kupfer... ,’ 0.06 0,06 Hisen. mr 10,87 0,25 Goldquarz etc... 0,72 0,80 100,00 99,33, 483 welches mit dem Resultate der Analyse Gentu’s des Tetradymits von Tellvrium-Grube in Fluvanna Co. ziemlich nahe, aber nicht mit der Zusammensetzung des Bornits übereinstimmt, Barcn machte zwei Analysen des ihm zu diesem Zweck von Jackson übersendeten Minerals von Field’s-Grube. Er erhielt bei denselben Wismuth . 51,46 51,57 und berechnete daraus 52,00 p.C. dellur.; .. ;. ‚48,96, . 48,73 48,00 „ 99,72 100,30 100,00. Einen wägbaren Selengehalt hat Bauch nicht gefunden und das Mineral richtig als Tellurwismuth bezeichnet, während Jackson (a. a. O. Vol. 35, S. 99 in der Note) bemerkt, dass er bei seiner Analyse des Minerals das Wismuth vor dem Tellur und damit auch einen Theil des Tellurs gefällt, dadurch also ein zu grosses Gewicht von Wismuthoxyd, aber ein zu kleines Ge- wicht von Tellur erhalten habe. Dieses sind die Fundorte, an welchen auf dem atlantischen Abhange Tellurerze, nach GEntu nur in einer Species, dem Tetradymit, aber in zwei Varietäten, dem Tellurwismuth und dem Schwefel-Tellurwismuth, bekannt geworden sind. HErum. CrEDner bestätigt das Vorkommen von Tellurerzen an zwei der vorerwähnten Fundpunkte in den atlantischen Staaten Nordamerikas. Er sagt (vgl. Neues Jahrbuch für Mi- neralogie etc. von LEONHARD und Geinitz, Jahrg. 1867, S. 443), dass Tetradymit sowohl in den, in einer schmalen linsenförmigen Zone von Chloritschiefer auftretenden goldhaltigen Quarzausschei- dungen am Chestatee river bei Dahlonega, als auch in den, im Hornblendeschiefer auftretenden linsenförmigen Quarzschmitzen der Bolin Fields-Vein in demselben Flussthale, 3 engl. Meilen von Dahlonega, vorkomme und erwähnt ferner auch (vergl. Zeitschr. der Deutschen geologischen Gesellschaft, Band 18, S. 83), dass Tellurerze auf den Lagerstätiten der Tellurium-Grube in Virginia sich finden. Auf dem westlichen Abhange des Felsengebirges sind seit der Aufnahıne des dortigen Bergbaubetriebes auf Gold mehrere Tellur-Minerale, nach Gentu darunter auch einige neue, vorge- kommen. Die erste Nachricht über dieses Vorkommen gab Prof. W. P. Brake, welcher in der Academy of Natural Science of 3L* 484 Cakfornia über das Vorkommen von Tellursilber (Hessit) aus der Nähe eines Goldseifens bei Georgetown, in Eldorado Co. des Staates Californien berichtete (Am. Journ. (I), Vol. 23, S. 270). Er erhielt ein dem Silberglanz ähnliches derbes Stück ohne alle Gangart mit eingeschlossenem Gediegen-Gold, welches an einigen Stellen über die Oberfläche des Stückes hervorragte. Das Mi- neral war blättrig ohne irgend eine Spur von Krystallisation, dunkler von Farbe als der Hessit von der Grube Savodinskoi am Altai, konnte wie Blei mit dem Messer zerschnitten werden und zeigte eine metallisch glänzende Oberfläche; seine Härte war — 2 der Skala von Mohs. | Auch in dem in den Reports upon the Mineral Resources of the United States by J. Ross BrowneE and J. W. Tayror for 1866 (Washington, 1867) enthaltenen Verzeichniss der vorzüg- lichsten Mineralien Californien’s von J. W. Brake ist p. 210 das Vorkommen von Tellurerz und Gold auf den Gruben Melones und Stanislaus, einige englische Meilen südlich von Carson Hill, Ca- laveras Co. in Californien, aufgeführt. Nach dieser Angabe wurde dort ein sehr schönes Stück Gediegen-Gold mit Tellurerz ver- bunden auf einem 6 bis 18 Zoll mächtigen Gange, in einer Tiefe von 200 Fuss unter Tage gewonnen. Dieses Tellurerz ist von Zinn-weisser Farbe und nicht blättrig, wie der Tetradymit von Field’s-Grube. Schon vorher hatten aber MATHEwson und Cn. A. STETTEFELDT in einem Berichte über die Gold- und Silbergruben von New- Melones auf das Vorkommen vieler Tellurerze auf der Stanislaus- Grube aufmerksam gemacht (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 24. Jahrg. (1865), p. 374 und Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. Jahrg. 1866, p. 93). Nach diesem Berichte setzt dort im meta- morphischen Schiefer, welcher von Serpentinmassen begleitet ist, ein Quarzgang auf, welcher beinahe aus N. in S. streicht, mit 75” gegen Osten einfällt und ausser Gediegen-Gold auch Tellur- erze in Begleitung von goldreichen Schwefelkiesen nebst Spuren von Bleiglanz und Kupferkies führt. STETTEFELDT sagt, dass das reichste Tellurerz vorzugsweise aus Sylvanit oder Schrifterz von stahlgrauer Farbe und Metallglanz bestehe, damit aber auch ge- ringe Mengen von Tellurblei oder Altait vorkommen, und sich durch zinnweiss#e Farbe und lebhaften Glanz auszeichne. 485 Auch Gumo Küster beschrieb in der Mining and Scientific . Press of San Francisco vom 20. Mai 1865 das Haupt-Tellurerz der Melones-Grube und betrachtet dasselbe. als eine neue Species von Tellurgoldsilber (Telluride of silver-gold) von 9 bis 9,4 im spec. Gewichte, welches zufolge eines Löthrohrversuches aus Tellur "0.0.0. #05,A0 Silber) SOWIE RNAO,CO Geld: nein... 2524,80 100,80 bestand. In einer späteren Mittheilung sagt Küster (Berg- und Hüttenm. Zeitung, 25 Jahrg. (1866), S. 125), er habe auf dieser Grube weder Sylvanit noch Altait gesehen, ausser dem Tellur- goldsilber, dem Haupt-Tellurerz, aber noch Tellursilber, Gediegen- Tellur, Kupfernickel, Eisenkies und Gediegen-Gold wahrgenommen. In der Sitzung der Academy of Natural Science of Cali- fornia vom 2. December 1867 sprach auch Prof. B. Sırııman über das Vorkommen von Tellurerzen an drei neuen Fundorten und zwar: auf der Grube Golden Rule auf dem Muttergange bei Po- verty Hill, Tuolumne Co. in Californien, wo ähnliche Erze wie auf Melones-Grube in schmalen, den Schiefer durchsetzenden Quarz- gängen sich finden; sodann auf der Grube Rawhide Ranche und auf der Grube Reist am Wisky Hill, in derselben County und auf dem Muttergange, wo Sır.ıman einen sehr kleinen Krystall von Hessit gefunden hatte. Auf einer der Gruben am Angels Camp fand Sırııman gleich- falls ein blättriges Tellurerz, ohne aber näheren Aufschluss über das Vorkommen desselben zu geben. GEnt# erhielt von verschiedenen Personen ein ziemlich rei- ches Material der eben erwähnten Tellurerze des Westabhanges, namentlich auch eine kleine Menge von ganz reinem Altait, von Petzit und von Calaverit von der Grube Stanislaus sowie der bei- den ersteren von der Grube Golden Rule, und wurde dadurch in den Stand gesetzt, dieselben einer sorgfältigen Untersuchung zu unterwerfen. Aus seinen Angaben über das Resultat dieser Un- tersuchung (Am. Journ. (U), Vol. 45, S. 310 u. £.) dürfte Folgen- des hervorzuheben sein. Die Tellurerze der. Stanislaus-Grube kommen in talkigen 486 und chloritischen Schiefern vor, zusammen mit Quarz, Dolomit, Apatit, einem Uran-Mineral, Titaneisen, Eisenkies, Kupferkies, so- wie wenig Bleiglanz, Blende und Gediegen-Gold. Keines dieser Minerale bildet grössere Partien im Quarz oder Dolomit; sie fin- den sich im Allgemeinen nur fein vertheilt und so mit einander gemengt, dass GEnTH es in den meisten Fällen schwierig fand, die nöthige Menge zu einer Analyse davon auszusondern. a) Petzit und Hessit. Unter allen bis jetzt bekannten Tellurerzen des Staats Californien scheint dasjenige Tellursilber (Hessit), in welchem ein grosser Theil des Silbers durch Gold ersetzt ist, das Tellurgoldsilber oder Petzit, am häufigsten zu sein. Die Exemplare dieses Minerals, welche Gent# von den beiden Gruben Stanislaus und Golden Rule erhalten, zeigten keine kry- stallinische Structur, einen deutlichen muscheligen Bruch, Metall- glanz und eine zwischen dunkel Stahlgrau und Eisenschwarz schwankende Farbe; das Mineral war bisweilen bunt angelaufen, gebräch, weich, in der Härte = 2,5, im spec. Gewichte = 9 bis 9,4 (nach Küster) und eisenschwarz im Strich. Die Analyse des Petzits ergab nach Abzug der Beimengung von Quarz: von Stanislaus-Grube; von Golden Rule-Grube; 14 2. 3. (Küster) 4. 5. Gold. „125,568. 3,125,70.,1-24,80 25,60 24,97 Silber. . 41,938 42,36 40,60 ‚41,86 40,87 Tellur. . 32,52 31,94 35,40 () 32,68 34,16 100,00 100,00 100,80 100,14 100,00, welches der Formel AuTe + 3AgTe entspricht. Die untersuch- ten Minerale enthalten daher mehr Gold als der Petzit von Na- gyag, dürfen aber darum nicht als besondere Species betrachtet werden, weil das Gold in diesem Tellur-Mineral das Silber in verschiedenen Mengen ersetzen kann. Es findet sich auf der Stanislaus-Grube ausser dem Petzit jedoch auch Hessit, welcher gar kein Gold oder nach Küster doch nur eine sehr kleine Menge von Gold enthält, von dunklerer Farbe als das erste Mineral ist und in der Gangart fein eingesprengt, oft auch zwischen den Spaltungsflächen des Dolomits erscheint. Der Hessit der Stanislaus-Grube ist fast stets mit andern Tellur- verbindungen, sowie mit Quarz, Dolomit und Gediegen-Gold ge- 487 mengt, so dass GEnTH es schwierig fand, sich die zu einer Ana- Iyse erforderliche Menge desselben in reinem Zustande zu ver- schaffen. Die Analyse I des reinsten Hessits, nach Abzug von 4,22%, Gediegen-Gold und 2,990), Quarz und Il eines weniger reinen Exemplars, nach Abzug von 6,00%, Gediegen-Gold und 22,60%, sonstiger Beimengung ergab für T U. Gold... %.....3,28 3,22 Silber . .. 46,34 55,60 Blei 2 „10.165 _ Nickelilt. 14,72 1,54 Tellur,s%.2,,,44,45 39,64 100,43 100,00. Hieraus berechnei GEntn, dass die Zusammensetzung des analysirten Gemenges unter 1. LI. aus 78,11 92,82 Hessit 4 2,67 — Altait und „on 20/03 6,55 Melonit bestanden habe. Auf Stanislaus-Grube findet sich aber auch die Varietät des Hessits, welche ganz frei von Gold ist, da sich bei der Auflösung eines mit unreinem Altait und mit Melonit verbundenen Exem- plars desselben in Salpetersäure kein braunes Gold abschied. b) Altait. Derselbe findet sich, wie schon STETTEFELDT angeführt hat, ebenfalls auf der Grube Stanislaus und auch in geringer Menge mit Petzit auf der Grube Golden-Rule. Der Altait unterscheidet sich leicht durch seine zinnweisse, etwas in das grünlich Gelbe spielende Farbe von den übrigen Tellurerzen, und läuft bronze-gelb an. Er hat deutliche, bisweilen hexagonale Spaltbarkeit, ausserordentlich starken Metallglanz, grauen Strich und Härte = 3. Die Analyse zweier Stücke ergab für einen ganz reinen Altait (I) nach Abzug von 1,03°%), Quarz und für einen weniger reinen Altait (II) nach Abzug von 1,96%, : I. I. Blei. ...1s1460,71 47,84 Silben. +... ..10 11407 11,30 Goldi.... . 0,26 3,86 Tellur 1.0903. 37,00 99,48 100,00, 488 so dass die Analyse nach Berechnung ein Gemenge: für AH fün von. Altait‘ ..... .. 3905 77,42 von Hessit . 02520 23,11 ergibt. Bevor GEntHu das Exemplar des reinen Altaits der vor- stehenden Analyse erhalten, hatte er ein anderes Stück desselben Minerals von der Stanislaus-Grube zerlegt und dabei sehr inter- essante Resultate erlangt. Nachdem er das reinste Material aus- gewählt, die Carbonate durch verdünnte Chlorwasserstoffsäure entfernt und den Rückstand vollständig gewaschen hatte, wurde letzterer pulverisirt und der leichtere Theil fortgeschlämmt. Der schwerere Theil gab dann nach rue von 8,00%, Gediegen-Gold und 3.45%), Quarz: Silber . . 44,49 welches an Tellur 26,36 erfordert Blei: 4,..2,.5218,37 5 N, 10,89 5 Tellur.,2...32,.14 37,25, so dass das analysirte Gemenge 70,85°/, Hessit und 29,26%, Al- tait enthielt, welches um so auffallender war, als das Material verhältnissmässig rein und einen weil grössern Procentsatz Altait zu enthalten schien. Doch hält Gent# noch weitere Untersuchun- gen für nothwendig, um zu entscheiden, ob es ein Silber-Tellurid oder Blei-Tellurid mit der weissen Farbe und der hexaedrischen Spaltbarkeit des Altaits gebe. c) Gediegen-Tellur. Hinsichtlich desselben bemerkt GEnTH, dass die Erze, welche er von Higgins erhalten, kleine Flecken eines Minerals enthielten, welche Gediegen-Tellur sein dürften. Er beobachtete aber nur eine mikroskopische Menge von graulichweisser Farbe. Nach Küster findet sich Gediegen-Tellur auf Stanislaus- Grube. Dass die vorgedachten graulichweissen Flecken dazu ge- hören möchten, ist aus den Resultaten der Analyse der leichten Waschabgänge der vorhergehenden Untersuchung gefolgert wor- den. Sie enthielten 94,23%, Quarz und andere unlösliche Sub- stanzen, aber kein Gold, und 5,77°/, Tellur-Minerale, welche die nachfolgende Zusammensetzung zeigten: Silber 30,75, welches 18,23 Tellur erfordert u. — 48,98° „ Hessit geben würde. Blei . 26,94 5 16,66 , > „ 43,60%, Altaıt , 5 Tellur 42,31 100,97 34,89, 489 so dass ein Überschuss — 7,42 Tellur bleibt, welcher im ge- diegenen Zustande darin enthalten sein dürfte. Dies hält Gentn mit Rücksicht auf das geringere specifische Gewicht dieser Sub- stanz für um so wahrscheinlicher, als auch die Analyse des Me- lonits einen kleinen Überschuss von Tellur ergibt, welches seiner Ansicht nach ebenfalls einer Beimengung von Gediegen-Tellur angehören dürfte. d) Melonit. Nach Gentu ebenfalls ein neues hexagonales Mineral, Ni,Te, (9). Er nahm eine mikroskopische, aber voll- ständige sechsseitige Tafel wahr; doch ist das Mineral gewöhn- lich undeutlich körnig und blättrig; sehr vollkommen basisch- spaltbar, von Metallglanz, von röthlich-weisser Farbe gleich Wis- muth, selten bräunlich angelaufen und dunkelgrau im Strich. Vor dem Löthrohr in einer Glasröhre behandelt, gibt das Mineral ein Sublimat, welches unter Zurücklassung eines grauen Rückstandes in farblose Tropfen schmilzt. Auf Kohle behandelt, verbrennt das Mineral mit bläulicher Flamme, gibt einen geringen weissen Be- schlag und einen graulichgrünen Rückstand, aus welchem man in der innern Flamme mit Soda ein graues magnetisches Pulver von Nickelmetall erhält. Es ist in Salpetersäure, welche dabei grün gefärbt wird, auflöslich und lässt bei dem Abdampfen ein weisses krystallinisches Pulver tellurischer Säure zurück. Der Melonit scheint eins der seltensten Tellurerze von Sta- nislaus-Grube zu sein, da nur eins von den an GEntH gelangten Exemplaren desselben genügendes Material zu einer Analyse dar- bot und selbst dieses mit einer geringen Menge von Hessit, Al- tait und wahrscheinlich Gediegen-Tellur gemengt war. Die Ana- Iyse ergab nach Abzug von 22,22°%), Quarz und 3,26%, Gedie- gen-Gold: Silber 4,08, welches 2,42 Tellur erfordert u. daher 6,50°/, Hessit darstellt Blei mol en 45 7 Alta Nickel 20,98 ,„ 68297 „ "5 9:89,25%), Melonit „ Tellur 73,43 2,29°/° Ged. Tell. „ 99,21 Zu. Das Nickel aller Analysen Gentu’s enthielt nur so viel Ko- balt, als erforderlich war, um eine Boraxperle sehr leicht blau zu färben. Nach vorstehender Analyse sowohl als auch nach den bei- 490 den weiter oben angeführten Analysen des Hessits, scheint die Formel des Melonits Ni,Te, zu sein, und obwohl die hexagonale Gestalt besser mit der Formel NiTe übereinstimmen und den Melonit hiernach in die Gruppe von Millerit, Pyrrhotin, Greeno- ckit etc. gehören würde, so hält es Gentu doch nicht für wahr- scheinlich, dass das Mineral ein Gemenge von Gediegen-Tellur und NiTe ist, weil es dann etwa Us Gediegen-Tellur enthalten würde. Das zur Analyse verwendete Material zeigte aber bei starker Vergrösserung nur eine geringe Menge dunkel gefärbten Hessits, während alle anderen Partikel eine röthliche Färbung hatten, ohne dass auch nur die geringste Beimengung eines grau- lichweissen Minerals wahrzunehmen war. Die der Formel Ni,Te, entsprechende Zusammensetzung des Melonits würde sein: ONE on sye... 0190 ge 251 100,00. e) Calaverit. Dies ist gleichfalls ein neues Mineral, AuTfe,, welches GEnt#k jedoch nur einmal, und zwar mit Petzit, an einem Stück von Stanislaus-Grube beobachtet hat. Das Mineral war massig, ohne Krystallinische Structur; weich, Härte unter >, von Metallglanz, von bronzegelber Farbe, gelblichgrau im Strich und von unebenem Bruch, dem unvollkommen Muscheligen sich nähernd. Vor dem Löthrohr auf Kohle behandelt, verbrennt das Mineral mit bläulichgrüner Farbe und gibt Goldkörnchen von hoch- gelber Farbe. Salpetersäure färbt es dunkler und scheidet Gold ab. In Königswasser löst es sich auf unter Absonderung einer geringen Menge von Chlorsilber. Das für die Analyse bestimmte Material erschien bei bedeutender Vergrösserung vollkommen rein und gab nach Abzug von 1,45%, für Quarz bei I: IE II. Golde ... 4040 40,92 Silber. 2 3190 3,08 Tellur. =. .2:55,89 56,00 100,11 100,00. Mit dem Calaverit vergesellschaftet und häufig damit ver- bunden (mixed) ist Petzit. Obgleich das zu vorstehender Ana- Iyse verwendete Material vollkommen rein erschien, so rührt der grösste Theil des angegebenen Silbers doch wahrscheinlich von 491 einer Beimengung von Petzit her, und nur ein kleiner Theil des- selben vertritt einen Theil des Goldes, weil, wenn man den gan- zen Silbergehalt mit der ihm entsprechenden Menge von Gold (41,70 : 25,35) als Petzit betrachten wollte, beide Analysen doch nur etwa 970, geben würden. Das Verhältniss zwischen Gold und Tellur ist nach Abzug des dem Petzit angehörigen Silbers) —= 1:d4,2 oder fast = 1:4, und die wahrscheinlichste Formel des Calaverits ist daher AuTe,, welches im reinen Zustande für dessen Bestand Ara. 2.0,.,08,/04970%; 4847 Pers 2.286 55,53 geben würde. Eine Vergleichung der Analysen des Calaverits und des Sylvanits von Siebenbürgen führt GEntn zu sehr interessanten Folgerungen und zu der Annahme, dass das Gelberz nur ein un- reiner Calaverit sei (Am. Journ. (ID), Vol. 45, p. 315 u. f.). Seine nähere Erörterung bezüglich der Analysen des Sylvanits glauben wir aber hier übergehen und auch hinsichtlich der Äusserungen Kenneorr’s darüber auf dessen Mittheilung in dem Neuen Jahr- buch für Mineralogie ete., Jahrg. 1869, S. 722 u. f. verweisen zu dürfen. f) Montanit, ein weiteres neues Mineral, durch Oxydation des Tetradymits gebildet, von der Formel BiO,TeO,HO (oder 2HO). GeEntH erkannte dieses Mineral zuerst bei der Untersuchung des Tetradymits von Highland in Montana, und benannte es nach diesem Territorium. Schon bei der weiter oben angeführten früheren Analyse des Tetradymits von Davidson Co. in Nord-Ca- rolina, der zum grössten Theil oxydirt war, hatte Gentn wahr- genommen, dass sich bei der Behandlung des oxydirten Minerals mit Chlorwasserstoffsäure Chlor entwickelte und ein Theil des Tellurs daher in tellurige Säure umgewandelt wurde. Bei einer späteren Analyse des freilich nicht ganz reinen vorhandenen Ma- terials ergab sich denn auch zweifellos, dass das Mineral von Davidson Co. ident mit dem Montanit ist. Tellursäure fand sich darin nicht vor. Auch das von Jackson auf der Grube Whitehall in Virginia beobachtete geibe Wismuthoxyd (Am. Journ. (ID, Vol. 10, S. 78) dürfte nach Gentu wahrscheinlich dasselbe Mi- neral sein. Der Montanit ist nicht krystallisirt, zeigt aber doch stellen- 492 weise noch die schuppige Structur des ursprünglichen Tetradymits und ist in Wirklichkeit eine Pseudomorphose nach letzierem, auf welchem er einen Überzug bildet. Er ist erdig, weich, matt bis wachsglänzend, gelblich bis weiss von Farbe und undurchsichtig. Vor dem Löthrohr reagirt, das Mineral wie Wismuth und Tellur und gibt, in einer Glasröhre erhitzt, Wasser. Die von GeEntHk ausgeführten Analysen ergaben für den Montanit: von Highland in Montana; von Davidson Co. in N.-Carolina. Fe ee Gi EEE on EEE IK I. IH. a: 0. 0. Eisenoxyd ... 0,56 1,26 0,32 Bleioxyd ... .... . :; 0,39 — — Kupferoxyd. . — 1,04 1,08 Wismuthoxyd . 66,78 6,85 68,78 6,29 71,90 7,37 Tellurige Säure 26,83 7,30 25,45 7,05 23,90 6,51 Wasser: all.» 5,74 3,47 2,86 100,50 100,00 100,00. Das Sauerstoff-Verhältniss zwischen Wismuth-Tritoid und telluriger Säure ist sehr nahe = 1: 1, doch ist es noch unent- schieden, ob der Montanit ein oder zwei Atome Wasser enthält, und es müssen spätere Untersuchungen hierüber entscheiden. Die Zusammensetzung des reinen Minerals würde aber ent- weder: BiO,, TeO0,+ HO oder BiO,, TeO,+ 2HO sein, also: BiO, 234 70,69 BiO, 234 68,82 TeO, 88 26,60 Te0, 88 25,88 HO) 9 2,71 2HO 18 5,30 331. 100,00 340 100,00. In der Versammlung des amerikanischen Vereines der Berg- werks-Ingenieure zu Pittsburg im October vorigen Jahres (1872) machte A. Eırers von New-York Mittheilung über einen neuen Fundort von Tellurgoldsilber oder Petzit, ein Mineral, wel- ches auf der Grube Red Cloud im BEreTem Gold Hill, Boulder Co. in Colorado vorgekommen ist. In diesem Revier wurde schon früh Gold gewonnen und zwar, so lange die nahe an der Oberfläche zersetzten Erze an- hielten. mit günstigem Erfolge. Als man aber auf den Gängen die Eisen- und Kupferkiese erreichte, vermochte man das Erz vermittelst der Pochwerke nicht mehr mit Vortheil zu gute zu 493 machen, und der Bergbau erlitt einen fühlbaren Rückschritt. von welchem er sich auch noch nicht erholt hat. Das Gold dieses Reviers findet sich in Granitgesteinen, welche bisweilen als wahrer Granit, oft aber auch als Syenit und zuweilen als Gneiss auftre- ten, in der Nähe der Gänge aber mehr oder weniger verändert sind. Die goldführenden Gänge streichen alle NO. -SW., sind aber in ihrem Einfallen sehr verschieden von einander, indem dasselbe vom nordwestlichen durch das Seigere in das südöst- liche Einfallen übergeht. In den früher betriebenen Gruben führ- ten die Gänge im Quarz als Gangart Eisen- und Kupferkiese, so- wie kleine Mengen von Bleiglanz und Blende, nebst Gold, nie- mals aber, so weit bekannt, Teliurerze. Auf dem in diesem Revier im Sommer 1872 in Angriff genommenen Gange der Grube Red Cloud zeigten sich dagegen Tellurerze häufig, indem sie fast die Hälfte der im Quarz vorkommenden Erze bilden. Die ersten Mollstücke dieses Ganges, dessen Ausgehendes von 10 bis 12 Fuss mächtiger Dammerde und Gerölle bedeckt ist, wurden in der Münze zu Denver probirt und zeigten einen aussergewöhn- lich hohen Gold- und Silbergehalt, der Erstaunen erregte. Man brachte hierauf etwa 5 Tons (100 Ctr.) lose Stücke vom Gang- ausgehenden (surfage rock) zu einem grössern Versuche nach dem Probirwerk von Schirmer, wo EıLers das Erz zuerst sah und beim Zerschlagen der Stücke ein unzersetztes Mineral fand, wel- ches er für Sylvanit hielt. Bei dem tieferen Niederbringen des Schachtes der Grube Red Cloud zeigte sich, nach den ferneren Angaben von EırErs, das unzersetzte Erz häufiger, und ScHirmer nahm Veranlassung, Proben des stahlgrauen, weichen, so goldreichen Minerals an Gent# in Philadelphia zu senden, welcher das Mineral für Petzit erklärte. Eine Analyse dieses Minerals der Grube Red Üloud ist bis jetzt nicht bekannt geworden, doch soll GENTk mit einer sol- chen beschäftigt sein, während Eırers bei einer vorläufigen Un- tersuchung des Minerals vor dem Löthrohr sich überzeugte, dass es aus Tellur mit einem hohen Gehalt an Gold und Silber bestand. Das Erz von der Grube Red Cloud verdankt seinen hohen Werth weit mehr dem Vorkommen des reichen Tellur-Minerals, als dem in der Gangmasse einbrechenden Gediegen-Golde. Die Gangmasse ist kein reiner Quarz, sondern soll auf der einen 494 Seite des fast auf dem Kopfe : stehenden Ganges aus einem Ge- menge von Quarz und halbzersetztem Feldspath (2), auf der an- dern Seite aber aus dunkel gefärbtem Quarz bestehen. Die Tellur- erze kommen vorzugsweise in dem zuerst bezeichneten Theile der Gangmasse vor, während in dem andern Theile Eisenkiese, zuweilen in Begleitung von geringen Mengen von Bleiglanz und Kupferkiesen, vorwaltend sind. Alle diese Erze sind jedoch in der Gangmasse sehr zertheilt, so dass, wenn sie durch einen Schmelzprozess zu gute gemacht werden sollten, vorher eine Con- centration der Erze erforderlich sein würde. Da hierbei aber wegen der beim Pochen der Erze erfolgenden Zertheilung des Petzits in dünne Blättchen und deren Fortführung durch das Wasser, wie solches auch bei gewissen Silbererzen und dem Ge- diegen-Gold geschieht, unzweifelhaft ein grosser Verlust entstehen würde, so müsste die nasse Aufbereitung vermieden und das Verschmelzen der Erze. in Gemeinschaft mit den in der Nähe der Grube vorkommenden goldreichen Eisenkiesen zur Darstellung von Stein erstrebt werden. Auf dem im Schachte, in 30 Fuss Teufe unter Tage, 6 Fuss mächtigen Gange hatte sich das Erz in der gegen NO. aufge- fahrenen Strecke bei einer Länge derselben von 12 Fuss bereits auf weniger als 2 Fuss Mächtigkeit zusammengedrückt und in dem übrigen Gangtheile eine grünlichblaue Thonmasse sich an- gelegt. Die gewonnenen und bereits versendeten Erze waren sehr reich, da ein Posten derselben von 5 Tons (a 20 Ctr. per Ton) in der Probe 200 Dollars Gold, ein anderer Posien Erz von 6 Tons aber 400 Dollars Gold per Ton ergeben hatte. Der Reich- thum der Erze ergibt sich aber am besten aus einer Reihe von Proben, von welchen hier nur einige aufgeführt werden mögen. Sie ergaben einen Werth: 1) aus Erzen von Mollstücken per Ton: an Gold= 1416,51 Doll. an Silber= 320,37 „ zusammen = 1736,88 2) aus Erzen von der Oberfläche per Ton: an Gold = 19652,62 an Silber= 2282,40 zusammen — 21935,02 3) a. Erzen aus 10° Teufe, m. einigem Petzit, per Ton: an Gold —= 16638,31 an Silber —= 9304,00 zusammen —25942,31 BD. SE: SENT NDR SE 495 4) aus Erzen aus 25’ Teufe, mit Petzit, per Ton: an Gold = 5663,68 Doll. an Silber— 2851,16 „ zusammen 8517,84 „ und 5) Erze aus 50 Fuss Teufe per Ton: an Gold — 7240,26 „ an Silber— 3425,61 „ zusammen — 10665,86 „ In der Nachbarschaft von der Grube Red Cloud sind in der neuesten Zeit noch einige andere Gänge aufgeschlossen worden, welche Tellurerze in solcher Menge führen, dass eine Gewinnung derselben sich: reichlich lohnt. Ausserdem führte Dr. Hunt in einem sehr interessanten, in der Versammlung des amerikanischen Institutes von Bergwerks- Ingenieuren am 20. Februar 1873 zu Boston gehaltenen Vor- trage über die geologische Geschichte der Metalle einen ferneren neuen Fundpunkt von Tellurerzen an (The Engmeering and Mi- ning Journal, Vol. XV, No. 9, p. 131). Er bemerkte, dass die in den Huron-Gesteinen der Appa- lachischen Region von Canada auftretenden Gold- und Silbererze, ebenso wie die sie begleitenden Kupfererze, von gleichem Alter mit den Gebirgsschichten seien und dass, nach den ihm darüber zugegangenen Mittheilungen, das Gleiche von den reichen Lager- stätten von Edelmeltallen gelte, welche vor Kurzem in Verbindung mit Tellurerzen in den genannten Gesteinen am Shehando- wan-See, nördlich vom Obern-See, aufgefunden worden seien. Welche Tellurerze hier auftreten, sowie über deren Zusammen- setzung gibt Hunt keinen näheren Aufschluss. Die warmen Mineralquellen in Costarica *. Von Herrn Dr. A. v. Frantzius. Es ist eine bekannte Thatsache, dass die meisten warmen Quellen in der Nachbarschaft thätiger oder erloschener Vulkane vorkommen, und es lag daher nahe, die Ursache ihrer höheren Temperatur von der in der Tiefe der Erdoberfläche noch vor- handenen glühendflüssigen Lava jener Vulkane abzuleiten. Die Erfahrung hat jedoch auch gelehrt, dass es Quellen von sehr hoher Temperatur gibt, die weit entfernt von vulkanischen Herden, im Gebiete grosser Ablagerungen von basaltischen und trachytischen Gesteinen liegen, wo die Ursache jener hohen Temperatur uns nicht so handgreiflich entgegentritt wie dort. Da dieselben aber auf grösseren Dislocationsspalten der Erdkruste hervorbrechen, so lässt sich auch hier ihre hohe Temperatur auf Ereignisse erup- tiver Natur zurückführen, die, wenn auch in weit entlegener geo- logischer Vergangenheit, aus grosser Tiefe des Erdinnern her- aufgewirkt haben. Endlich aber gibt es auch Quellen von hoher * Die nachfolgenden Mittheilungen sind zwar schon im Jahre 1862 ihrem wesentlichen Inhalte nach veröffentlicht worden; da dieselben aber irrthümlich in einer Zeitschrift für praktische Heilkunde (Preussische Medicinalzeitung 1862, No. 14--16) abgedruckt worden sein sollen und diese überdies so wenig verbreitet ist, dass sie selbst mir noch nie zu Ge- sicht gekommen ist, der Inhalt jener Mittheilungen aber wohl eher für Naturforscher und Reisende Interesse hat, so hoffe ich, dass dieselben durch die Veröffentlichung in diesem Blatte denjenigen Kreisen zugänglich gemacht werden, für welche sie ursprünglich bestimmt waren. 497 Temperatur, die mitten in sogenannten plutonischen Felsarten hervorbrechen, und auch in Costarica finden sich, wie wir sehen werden, eine nicht geringe Zahl solcher Quellen im Bereich von Syenit- und Dioritgebirgen. Da nun aber neuerdings an vielen Orten die eruptive Natur auch der plutonischen Gesteine zweifel- los nachgewiesen ist, so fehlt uns auch hier nicht eine genügende Erklärung für die hohe "Temperatur der Quellen. Ob die in Costarica vorkommenden warmen Quellen aber der einen oder der anderen jener drei Abtheilungen angehören, ist nicht immer leicht zu entscheiden, da manche derselben sich ganz in der Nähe der Grenzlinie befinden, wo die ausgebreiteten trachytischen Lavaergüsse der Vulkane (Turialba, Irazu, Barba, Poas und Miravalles) sich an die aus Diorit und Syenit bestehen- den Gebirgsmassen des Aguacate-, Candelaria- und Dotagebirges* anschliessen. Berücksichtigen wir diese verschiedene Natur der warmen Quellen Costarica’s, so lassen sie sich wohl als Fortsetzung der merkwürdigen Reihe warmer Mineralquellen betrachten, die A. v. Humgoror ** in Venezuela in einer Ausdehnung von 150 Meilen vom Vorgebirge Paria bis Merida antraf. Die warmen Quellen Costarica’s beginnen zwar 13 Längengrade weiter westlich; lie- gen hier aber genau unter demselben Breitengrade, 10° N. Br., auf einem Streifen, der parallel mit diesem sich in einer Aus- dehnung von 30 Meilen von Osten nach Westen erstreckt. Weitaus die meisten dieser Quellen finden sich im Grunde tiefeingeschnittener enger Gebirgsschluchten, entweder am Ufer des Flusses, oder sogar von diesem überströmt, so dass sie nur während der Trockenzeit bei niedrigem Wasserstande sichtbar werden. Auch in Costarica bestätigt sich die an anderen Orten ge- machte Erfahrung, dass die am tiefsten gelegenen Quellen die wärmsten zu sein pflegen, während die höher gelegenen eine verhältnissmässig niedrigere Temperatur zeigen. Die höchste mir bekannte Temperatur, welche 55,6° R. betrug, zeigte eine Quelle * S, meine Karte von Costarica. PETErmann’s Geogr. Mittheilungen. 1869. Heft III, Taf. 5. ** S, A. v. Humsorpr, Reisen in den Äquinoctialgegenden (Havr). Stuttgart 1860, Bd. II, 298 fi. 317 u. Bd. IV, 371 u. 372. Jahrbuch 1873. 32 498 die sich ungefähr 800 par. F. über dem Meere befand, während eine etwas über 4000 par. F. hoch gelegene nur 23,20 R. zeigte. r Leider ist von den vielen warmen Mineralquellen, von denen ich während meines mehrjährigen Aufenthalts in Costarica Kunde erhielt, und deren Gesammtzahl sich auf mehr als 30 beläuft. nur das Wasser einer einzigen, nämlich der von Aguacaliente bei Cartago, einer genauen chemischen Analyse unterworfen wor- den. Die Analyse dieses Wassers wurde im Jahre 1858 von dem verstorbenen Grafen F. G. v. ScHAFF6OTSCH ausgeführt und lieferte das folgende Resultat. Das specifische Gewicht des Was- sers betrug 1.0022 und es enthielt in 16 Unzen 19,74 Gran (wasserfreie) Salze. Diese bestanden aus: Schwefelsaur. Kai. . . . 115 Schwefelsaur. Natron . . . 4,78 Ghlornatrium = 22... ..0.22...080698 Kohlensaur. Natron . . . L11 Kohlensaur. Kalk 72. 2722 398 Kohlensaur. Magnesia . . 0,86 Kieselerde:3" "09. ey rc gez Verlust a), none Re. Tipmnnte 19,74 Gran. Ausserdem enthielt das Wasser freie Kohlensäure, jeden- falls über 2,35 Gran, aber im eingesendeten Wasser nicht be- stimmbar. Wahrscheinlich ist das Wasser der meisten Quellen ähn- lich zusammengesetzt wie das der Quelle von Aguacaliente. Was wenigstens den vorherrschenden Gehalt an Kochsalz betrifft, so verräth derselbe sich auch bei anderen Quellen ohne chemische Analyse, weil an denjenigen Stellen, an welchen das Wasser stagnirt und während der Trockenzeit schnell verdunstet, dünne Salzkrusten gebildet werden. Dieses Umstandes wegen haben die Mineralquellen in Costarica auch eine praktische Wichtigkeit erhalten. Da das Vieh nämlich gerne solche Stellen aufsucht, wo Salze ausgeschieden werden, so schätzen die Viehzüchter die- jenigen Weideplätze besonders hoch, in deren Bereich sich solche Mineralquellen befinden. Die Viehzucht gehört in Costarica zu den wichtigsten Er- werbzweigen, und da man den Nutzen des reichlichen Salz- genusses für das Gedeihen des Viehes sehr wohl kennt, der Ver- 499 brauch des Kochsalzes demgemäss ein sehr bedeutender ist, die Production desselben in den Salinen der Küste aber für den Be- darf nicht ausreicht, so dass grosse Mengen ausländischen Salzes eingeführt werden müssen, so wird man es erklärlich finden, weshalb den Salzausscheidungen der Mineralquellen ein so hoher Werth beigelegt wird. Die Costaricaner scheinen diese praktische Wichtigkeit der Mineralquellen ihres Landes aber schon seit sehr früher Zeit erkannt zu haben; denn schon seit jeher sind viele dieser Quellen ihres Salzgehaltes wegen nur unter dem Namen der „Salitrales“ bekannt gewesen. Solche Salitrale sind aber auch für die Jäger von Werth, da sich vieles Wild des Urwaldes, namentlich Rehe und Tapire, bei nächtlicher Zeit dort einfindet, um Salz zu lecken, so dass es in mondhellen Nächten leicht ist es zu erlegen. Die Salzgewinnung in den Salinen der Küste gehört in den Tropen bekanntlich zu den ungesundesten Beschäftigungen, da nichts so sehr die Entstehung der bösartigen Küstenfieber be- günstigt als die Ausdünstungen des am flachen Meeresstrande von der glühenden Sonnenhitze erwärmten und stagnirenden Meer- wassers. Dass man daher von jeher begierig war Steinsalzlager im eigenen Lande zu entdecken, liegt auf der Hand. Leider ist dieser Wunsch bis jetzt noch nicht erfüllt worden: diejenigen Hoffnungen aber, welche man vor mehr als hundert Jahren in dieser Beziehung in Costarica hegte, haben sich als völlig un- begründet herausgestellt. In einem Berichte vom Jahre 1756 behaupten nämlich zwei Missionäre, welche von Esparza aus in nördlicher Richtung in das Gebirge eindrangen, sie hätten ein Salzlager (mineral de Sal) entdeckt; welches jedoch trotz allen Bemühungen späterhin niemals wiedergefunden wurde. Als ich im Jahre 1860 die warme Quelle an der Barranca kennen lernte und untersuchte, überzeugte ich mich bald, dass die Angaben der Missionäre über das „mineral de Sal“ genau auf diese Stelle passten, und dass sie sich offenbar nur durch die auf dem Ge- stein abgesetzten Salzincrustationen hatten zu der Annahme ver- leiten lassen, dass sie ein Salzlager entdeckt hätten. Dass bei dem verhälinissmässig geringen Kochsalzgehalt des Wassers den- noch so reichhaltige Ausscheidungen dieses Salzes angetroffen werden, hat darin seinen Grund, dass der während der trockenen 32° 900 Jahreszeit anhaltende trockene Nordostwind, sowie die nicht unbedeutende Trockenheit der Luft * bei der dem Klima eigen- thümlichen hohen Temperatur die Verdunstung in hohem Grade begünstigen, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass während der ganzen regenlosen Jahreszeit die auf dem Gestein sich ab- setzenden Salzkrusten sich allmählich immer anhäufen ohne, wie es während der Regenzeit der Fall ist, von den Regengüssen weggewaschen zu werden. Ob das Chlornatrium sich bei allen Quellen findet, müssen ausgedehntere chemische Untersuchungen feststellen. Auffallend war es mir, dass die Efflorescenzen der Quelle von San Cristobal bei der qualitativen Analyse keine Spur von Chlornatrium oder einer anderen Chlorverbindung zeigten, sondern nur schwefel- saure Salze. Dass aber der Gehalt an Chlornatrium, der zwar nach der obigen Analyse die übrigen Mineralbestandtheile bei Weitem über- trifft, die Annahme von Steinsalzlagern im Innern der Erde kei- neswegs rechtfertigt, bedarf wohl kaum noch eines besonderen Nachweises. Sämmtliche lösliche Mineralverbindungen der Säuer- linge sind nicht als solche einfach aus dem Gestein ausgelaugt, sondern durch chemische Zersetzung der im Gestein enthaltenen Silicate entstanden, wozu der grosse Antheil an Kohlensäure und die hohe Temperatur derselben sie ganz besonders befähigt. Ebenso verhält es sich mit den Chlorverbindungen, nur dass diese, wenn sie auch fast in keiner Quelle fehlen, in weit geringerer Quantität vorhanden sind. Sämmtliche mir bekannten Quellen Costarica’s kommen, wie wir gesehen haben, direct aus vulkani- schem oder plutonischem Gestein; nirgends aber gibt es dort ausgedehnte, mächtige Sedimentärablagerungen, in welchen Stein- salzlager enthalten sein könnten. Zwar fehlen Sedimentärablage- rungen in Costarica nicht gänzlich, doch finden sich dieselben, meistens der jüngsten Tertiärzeit angehörig, nur als schmale Säume, welche sich längs der Küste am Fusse der Gebirge hin- * In Alhaguela betrug die Dunstsättigung der Atmosphäre nach meinen Beobachtungen im April 1854, am Ende der Trockenzeit, nur 55 p.C., während sie im October desselben Jahres, am Ende der Regenzeit, 93 p.C. betrug. ” 01 ziehen und an einigen offenen Thalbildungen sich auch ‚weiter in das Innere des Landes hineinerstrecken. Nicht eine der vielen Quellen enthält aber so grosse Men- gen von Kochsalz, dass sie im entferntesten auf den Namen einer Soolquelle Anspruch machen könnte. Nächst dem Chlornatrium sind es die schwefelsauren Salze, welche unter den mineralischen Bestandtheilen der warmen Quel- len Costarica’s am meisten vorherrschen, und unter diesen ist es das schwefelsaure Natron und das schwefelsaure Kali. In der Nähe der Quellen findet man zwar noch andere schwefelsaure Verbindungen, z. B. bei Desamparados den schwefelsauren Kalk in Gestalt von Gypskrystalldrusen, die sich lose in der oberen Humusschicht finden; indessen sind sowohl der Gyps, als auch der Alaun und das schwefelsaure Eisenoxydul, welche in der Nähe mancher Quellen sogar in solcher Menge angetroffen wer- den, dass die Orte davon ihren Namen erhalten haben *, wohl nur als ein Ergebniss späterer Zersetzungen zu betrachten und sind nicht als solche in dem Wasser der Quellen enthalten. Kohlensaure Salze, welche uns die chemische Analyse der Quelle von Aguacaliente zeigt, werden sich gewiss wohl auch in allen übrigen nachweisen lassen, da bei den meisten Quellen der Gehalt an freier Kohlensäure ein sehr bedeutender ist. Das Ent- weichen dieses Gases, welches in einigen gleichmässig, in an- deren periodisch erfolgt, hat Veranlassung gegeben, dieselben in Costarica „hervideros“, d.h. Kocher zu nennen, wobei man von der falschen Ansicht befangen war, das Wasser sei im Sieden begriffen. Da nun aber auch bei manchen Quellen von nicht sehr hoher Temperatur reichliche Kohlensäureentwickelung staitfindet, so erregt es bei den Eingeborenen Verwunderung, dass trotz des vermeintlichen Siedens ein in den Sprudel hineingethanes Ei nicht gesotten wird, was bekanntlich nur bei einer Temperatur erreicht wird, die mindestens 48,3 R. beträgt, und die nur bei drei der von mir untersuchten Quellen übertroffen wird. Auch der Gehalt an kohlensaurem Kalk scheint sich in vie- len Quellen, und in einigen vielleicht in noch weit grösserer Menge als in der von Aguacaliente zu finden, was die umfang- * Rio del Alumbre im Candelariagebirge, Paso del Alumbre am Rio Grande bei San Pablo u. a. m. % 502 reichen Kalkablagerungen in der Nähe der Ausflussmündungen vieler derselben unzweifelhaft darthun. Als solche sind zu er- wähnen die Quellen von Navarro, von San Cristobal, die am Ma- chucaflusse und die an der Barranca, wogegen man bei vielen andern keine Spur davon antrifft. Obgleich der starke Gehalt an alkalischen Salzen und ihre hohe Temperatur viele dieser Quellen ganz besonders zu Heil- quellen empfiehlt, so hat man dennoch in Costarica nur in sehr beschränktem Maasse davon eine Anwendung gemacht. Die Quelle von Aguacaliente, kaum eine Stunde von Cartago, der früheren Hauptstadt des Landes, ist fast die einzige, die man in dieser Weise benutzt. Sie wurde ehemals von den einsichtsvolleren Spaniern mit einer gemauerten Einfassung umgeben, von der jetzt aber nur noch wenige Steine übrig geblieben sind. Noch auf- fallender ist es, dass man für die bequeme Benutzung der bei Desamparados befindlichen Quelle, die ebenfalls nur eine Stunde von der jetzigen Hauptstadt San Jose entfernt liegt, Nichts ge- than hat. Die Kranken, welche die Quelle benutzen wollen, fahren daher in den landesüblichen zweirädrigen Ochsenkarren, deren Räder aus massiven Holzscheiben bestehen, bis in die Nähe der Quelle, woselbst sich der Kranke oder die Kranke zu der am Rande eines Sumpfes gelegenen Quelle begibt, sich entkleidet und unter freiem Himmel in das warme Wasser halb eingetaucht und in hockender Stellung den ausserhalb des Wassers befind- lichen oberen Theil des Körpers mittelst der im Lande gebräuch- lichen Schalen vom Flaschenbaum, hier Guacales genannt, über- schüttet. Die Wohlhabenderen lassen das warme Wasser nach einem in der Nähe befindlichen Bauernhause tragen und baden sich dort in Ermangelung einer Badewanne in einem hölzernen Troge, der sonst zur Zuckerfabrikation benutzt wird, oder in einem alten Zinkkasten, der einstmals einem Pianoforte aus Europa beim überseeischen Transporte zum Schutze gegen die Feuchtigkeit diente. Ich habe bei der nachfolgenden Aufzählung der einzelnen Quellen absichtlich eine möglichst genaue Angabe der Örtlich- keiten beigefügt, damit spätere Reisende, welche die von mir begonnenen Untersuchungen zu vervollständigen Willens sind, die einzelnen Quellen mit Leichtigkeit auffinden können. Ich werde 903 bei der Aufzählung derselben mit den im Südosten des Landes liegenden beginnen und der geographischen Lage entsprechend weiter nach Nordwesten bis zu den in Guanacaste vorkommenden fortschreiten. Bemerkenswerth ist es, dass viele Quellen, reihen- weise neben einander liegend, Gruppen bilden, und dass diese Reihen sich von Osten nach Westen parallel den Breitengraden ‚ hinziehen, was wohl zu der Annahme berechtigt, dass diese Reihen dort vorhandenen weit ins Innere der Erdrinde eindringenden Dislocationsspalten entsprechen. 1. Wenn man in einem Canoe den Jurquinfluss eine Tag- reise weit flussaufwärts fährt, und dann auf dem rechten Ufer eine Viertelstunde landeinwärts geht, so gelangt man an eine tiefe Gebirgsspalte, welche anfangs 60 Fuss, weiterhin nur noch 9 Fuss breit ist; hier befindet sich die heisse Quelle, welche sich mit einer vom Berge herabkommenden kalten vermischt. Die dort ansässigen Blancoindianer benutzen dieselbe zu Heilzwecken, jedoch nur während der Trockenzeit, weil der Zufluss des kalten Wassers um diese Zeit viel geringer ist. Die Indianer benutzen das Bad besonders gegen Hautkrank- heiten und chronische Geschwüre. Die Vorbereitungskur besteht darin, dass der Patient während 24 Stunden nichts geniessen darf, dann erhält er Affenfleisch, in ungesalzenem Wasser ge- kochte unreife Maiskolben (hilotes) und als Getränk dünne Was- serchocolade. Beim Baden setzt sich der Kranke auf eine Art Bank, die aus Stangen gebildet ist, weiche der Quere nach in der Felswand angebracht werden und hält, je nach dem Sitz des Übels die Füsse, Hände oder auch das Gesicht, gewöhnlich eine Stunde lang in das zwei Fuss tiefe Wasser, dann wird er auf ein aus frischen Bananenblättern zubereitetes Lager gebracht, wobei der eiternde Theil frei liegen muss. Zuweilen wird das Quellwasser auch getrunken und dann soll es stark abführend wirken. 2. Weiter westlich soll an den nördlichen Abhängen des Pico Blanco im Thale des Flusses Uren, in der Nähe des India- nerdorfes Bribri, ebenfalls eine heisse Quelle vorkommen. 3. Am Fusse des Dotagebirges bei Hato viejo, 4 Leguas von Terraba entfernt, finden sich in einer Schlucht, die sich in das Hatoviejo-Thal öffnet, drei bis vier warme Quellen, und weiter 904 flussabwärts, ehe sich die Schlucht in das genannte Flussthal öffnet, ein Salitral. Auch in dieser Quelle findet Gasentwickelung statt; ihr Wärmegrad ist der Art, dass man die Hand nur kurze Zeit im Wasser halten kann. In der Nähe sollen sich Kalk- absonderungen finden. | 4. Im Thale des Rio Macho, dessen unterer Lauf unter dem Namen des Reventazon bekannt ist, befindet sich in der Vieh- haciende des verstorbenen Generals Montero auf einer gegen den Fluss zu etwas geneigten Ebene eine ganze Anzahl von Quellen. Das heisse Wasser, welches hier (1860) 40 bis 44,70R. erreicht, quillt unter Steinen und Baumwurzeln hervor und setzt beim Verdunsten an den Steinen Salzkrusten ab. Ich fand hier die von andern Beobachtern auch in vielen heissen Quellen an- derer Länder beobachtete dunkelgrüne Oscillatorie, die fast in keiner der übrigen warmen Quellen fehlte, und die bei der hohen Temperatur an den Ausflussöffnungen ebenso üppig zu vegeliren pflegt, als weiter stiromabwärts in dem kühleren Wasser. 9. Einige hundert Schritte östlich von dem Convents- gebäude von Orosi in einer kleinen Vertiefung des ebenen Thal- grundes quillt eine heisse Quelle mit bedeutender Gasentwicke- lung aus dem Boden hervor, deren Wasser (1859) die Temperatur von 41,2° R. besass. Schon in einiger Enifernung nimmt man einen eigenthümlichen Geruch wahr. Obgleich das Wasser an- scheinend geschmacklos war, so zeigten die aus demselben her- vorragenden Steine einen schwachen Anflug von Salzkrystallen. 6. Unmittelbar am Fusse der Berge, die das Thal von Orosi im Süden umschliessen, quillt einige hundert Schritte vom Con- ventsgebäude eine lauwarme Quelle. mit starkem Wasserstrahl hervor, deren Temperatur (1859) 27,60 R. betrug, über deren Mineralgehalt sich jedoch nichts sagen lässt, da Niederschläge nicht vorhanden sind, und das Wasser völlig geschmacklos ist. Wegen der angenehmen lauwarmen Temperatur wird diese Quelle, die in einem natürlichen Becken entspringt, vielfach zum Baden benutzt. 7. Eine halbe Stunde von Orosi entfernt kommen bei der Hacienda Navarro am linken Ufer des gleichnamigen Flusses zwei lauwarme Quellen hervor, die ungefähr IV0 Schritte von einan- der entfernt sind. Das Wasser der östlichen hatte (1859) 25,8°R. 909 In dieser Quelle scheint sämmtliche Kohlensäure an Kalk gebun- den zu sein, da keine Gasentwickelung zu bemerken ist; dagegen finden sich am Fusse des aus dioritischem Gestein bestehenden Abhanges, aus weichem sie hervorquillt, bedeutende Kalksinter- ablagerungen; am gegenüberliegenden Ufer des Flusses steht ein graublauer, muschelhaltiger Kalkstein an, der durch einen Stein- bruch aufgeschlossen ist. 8. Eine kleine Stunde von Cartago entfernt, am rechten Ufer des Aguacalienteflusses, befindet sich die schon oben er- wähnte Quelle von Aguacaliente, deren chemische Analyse oben mitgetheilt wurde. Sie quillt in unmittelbarer Nähe des Fluss- ufers, am Fusse eines Kalksteinhügels nahe bei einem Steinbruche hervor. Die Temperatur des Wassers dieser Quelle zeigte bei verschiedenen Messungen 40° R. 9. Südwestlich von Cartago, in der Richtung nach dem Indianerdorfe Tobosi, findet sich mitten in einer trichterförmigen Vertiefung, auf der Savana grande de Coris eine warme Quelle, und nahe dabei eine Stelle, welche den Namen „Salitral“ führt. 10. Eine starke Meile östlich von San Jose findet sich in der westlich vom Orte Tresrios gelegenen Kaffee-Plantage von Manuel Carazo eine lauwarme Quelle mit Gasentwickelung; ihre Temperatur zeigte (1859) 23,20 R. 11. Es folgt jetzt die schon oben erwähnte in der Nähe von San Jose beim Dorfe Desamparados befindliche Quelle. Sie entspringt unmittelbar am Rande eines Teiches, der sich in eine sumpfige Wiese verliert, hart am Fusse eines niedrigen aber steilen Felsabhanges aus grünsteinarligem Gesteine. Die Tem- peratur dieser Quelle betrug im Mai 1859 37° R., im Juni 1860 36,9° R. Steine und Blätter, die aus dem Wasser hervorragten, waren zum Theil mit Salzkrystallen bedeckt. Während wir die letztgenannten Quellen (4—11) füglich als solche ansehen müssen, welche auf der in der Einleitung er- wähnten Grenzlinie zwischen den vulkanischen und plutonischen Gebirgsmassen hervorbrechen, so liegen die nachfolgenden (12 — 22) von dieser Grenze so weit entfernt und in Mitten der sye- nitischen und dioritischen Gebirge, dass wir sie in einer beson- deren Gruppe zusammenstellen können. 12, Am Südabhange des im Candelariagebirge sich erheben- 506 den Cerro Bustamante fand ich (1861) am rechten Ufer des Par- ritaflusses, 000 Schritte von den Wohnungen entfernt, die den Namen Boca Dota führen, eine warme Quelle von 29,3° R. Eine nahebei vorkommende kalte Süsswasserquelle zeigte nur 13,60 R.. welches annähernd der mittleren Ortstemperatur entspricht. Das Wasser der warmen Quelle zeigte zwar keinen wahrnehmbaren Salzgeschmack, doch kommen Rehe und Tapire, sowie auch das in der Nähe weidende Rindvieh dorthin, um von dem stehenden Wasser zu lecken. 13. Die interessanteste der mir bekannten warmen Quellen Costarica’s ist die von San Cristobal. Ihrer Lage nach, nur vier Leguas von San Jose entfernt. in einem gesunden und milden Klima, etwas hoch gelegen, eignet sie sich mehr wie jede andere zu einer Heilquelle. Auch durch den Wasserreichthum, die hohe Temperatur und den bedeutenden Mineralgehalt übertrifft sie die andern Quellen und würde daher sowohl zum Baden als auch zum Trinken sehr geeignet sein. Ich habe diese Quelle zu drei verschiedenen Malen besucht, zweimal im Jahre 186! und das letztemal im Jahre 1865 in Be- gleitung des Professors K. v. SEEBACH aus Göttingen. Die Quellen von San Cristobal befinden sich am westlichen Ende der Ort- schaft dieses Namens zu beiden Seiten eines Baches, der in einer engen Thalschlucht fliessend sich in einiger Entfernung mit dem Candelariaflusse vereinigt. Der ganze Abhang jener Schlucht be- steht ans einem eigenthümlichen dichten, schlackenartigen Ge- stein. Längs des Bachufers kommen an vielen Stellen warme Quellen zum Vorschein, unter welchen sich drei durch ihre hohe Temperatur besonders auszeichnen. Die mittlere derselben quillt brodelnd mit periodischer Gas- entwickelung an einer mit schneeweissen Salzkrystallen bedeck- ten Kalkwand hervor. Das Wasser hatte einen schwach salzigen Geschmack und zeigte 1861 53,4 bis 54° R., im Jahre 1865 54,40 R. Weiter östlich in einer Entfernung von 50 Schritten quillt Wasser von geringerer Temperatur (1861) 45" R., (1865) 47’ R., ebenfalls mit Gasentwickelung hervor; doch fehlen hier die Kalk- ablagerungen. Diese Quelle sucht das Vieh besonders auf. Westlich von der Hauptquelle finden sich andere, welche 907 nur wenig Kalksinter absetzen; man findet hier alte zerfallene Kalkkegelreste, welche darauf hindeuten, dass der Kalkgehalt die- ser Quelle früher reichlicher vorhanden war als jetzt. Die dunkel- braune Ockerfarbe, ringsum den Ausflussöffnungen, deutet auf Eisengehalt des Wassers, Die Temperatur desselben fand ich (1861) 50 bis 53° R., (1865) nur 49,4° R. ’ Ungefähr S00 Schritte weiter flussabwärts sollen noch mehr warme Quellen vorhanden sein, die an einer Stelle ein Salitral bilden. Das süsse Wasser des Baches, welches an denjenigen Stellen, an welchen sich die warmen Quellen in ihn ergiessen, über weisses, stufenartig gebildetes Kalksintergestein fliesst, zeigte stets dieselbe Temperatur, 15,4° R. An einem guten Ernior- schen Aneroidbarometer, den Prof. v. Seesach bei sich hatte, las ich einen Luftdruck von 25. 3,05 Engl. Z. bei 80° F. des In- strumentes ab. 14. Am linken Ufer des Flusses Atarrazü, etwas unter- halb der Stelle, an welcher er sich mit dem Candelariaflusse ver- einigt, findet sich am Fusse des Berges Bustamante, an der Nord- seite desselben, in dem bei dem Orte los Frailes gelegenen Grundstücke vom verstorbenen Santos Leon eine lauwarme Quelle. 15. Noch weiter westlich davon finden sich am linken Ufer des Rio Grande am Fusse desselben Berges viele warme Quellen, die sich zu einem stehenden Wasser sammeln, welches den Na- men Salitral del Rayo führt. 16. Eine Legua weiter westlich von der soeben genannten Quelle strömt nahe beim Flusse eine warme Quelle mit starkem Strahle hervor und ergiesst sich sogleich in den Rio Grande; sie heisst Aguacaliente del Gangrejal. | 17. Am Südabhange des Bergzuges, welcher die Wasser- scheide zwischen dem Thale von Pacaca und dem des Rio Grande de Pirris bildet, finden sich in der Nähe des Ortes Puriscal, etwas südlich von San Rafael in einer Schlucht des Rio viejo, zwei Sprudel von heissem Wasser, welches einen so hohen Wärme- grad besitzen soll, dass man ein Ei darin sieden kann. In der Nähe soll sich Kochsalz und Alaun finden. 18. Am Zusammenflusse des Virilli mit dem Rio Grande soll eine warme Quelle vorkommen, in deren Nähe sich auch ein Salitral befindet. 908 19. Zwei Leguas nördlich von Esparza am Ufer des Bar- rancaflusses finden sich die oben erwähnten von den Missionären aufgefundenen warmen Quellen, welche zu der Annahme von dem Vorhandensein eines Alineral de Sal Veranlassung gaben. Sie werden jetzt nach einigen von den ehemals hier wohnenden In- dianern herrührenden Steinwällen Aguacaliente de la Trinchera genannt. Am rechten Ufer des östlichen Armes der Barranca, eine viertel Legua oberhalb der Vereinigungsstelle mit dem westlichen Arme, trifft man am Fusse eines aus grünsteinartiger Gebirgs- masse bestehenden Abhanges Kalksinterablagerungen an, welche weit in den Fluss selbst hineinragen. Ungefähr 20 Schritte vom Ufer entfernt stehen daselbst in einer sumpfigen Stelle einige kleine, 3 bis 4 Fuss hohe Kegel aus weisser Kalkmasse, aus deren ockergelb gefärbter Spitze periodisch sehr heisses Wasser mit Gasentwickelung hervorsprudelt und über die Kegel hinab- rinnend allmählich die Vergrösserung derselben bewirkt. Rings umher quillt auch an mehreren anderen Stellen heisses Wasser aus dem Boden hervor. Die Temperatur dieses Wassers, wel- ches einen schwach salzigen Geschmack besitzt, betrug (1860) an einer Stelle 55,6° R.. an andern nur 40 bis 48° R. Die Steine sind an vielen Stellen, namentlich in der Nähe der Ausfluss- öffnungen. mit Salzkrystallen bedeckt, weshalb auch hier Rind- vieh und Thiere des Waldes sich einfinden. um das Salz zu lecken. 20. An den Quellen des Machucaflusses im Aguacategebirge, 11/a Leguas nördlich von San Mateo am Ufer des Baches Yurro amarillo, gibt es mehrere heisse Quellen, in deren Nähe sich Kochsalz absetzt. Auch finden sich hier bedeutende Kalkmassen in Gestalt von Tropfstein, der mittelst eines Steinbruches ausge- beutet wird. Auch kommt hier Alaun und Mangan vor. 21. An derjenigen Stelle des Rio Grande, an welcher die durch diesen Fluss getrennten, sich gegenüberliegenden Ortschaf- ten Santo Domingo und San Pablo den Verkehr miteinander mit- telst eines Nachens unterhalten, und die den Namen Paso del Alumbre führt, sah ich am rechten Ufer eine Menge warmer Quellen hervorbrechen, von denen die wärmste (1861) 52,8° R., eine andere 48,2° R. zeigte; bei einem späteren Besuche (1866) fand ich als höchste Temperatur nur 48,9° R. Auf der linken 509 Seite des Flusses befindet sich nahe der Landungsstelle eine andere lauwarme Quelle von 35° R. Auf dem rechten Ufer ist der Salzgehalt so bedeutend, dass der Ufersand einen deutlich wahrnehmbaren salzigen Geschmack besitzt. Auch hier kommt das Vieh herbei, um an den von der Quelle benetzten Felsblöcken zu lecken. Aus den ziemlich steilen Felsabhängen, zwischen denen der Rio Grande in einem tiefer eingeschnittenen Bette strömt, treten, gleichwie zwei mächtige Stützmauern, jederseits aus dem diori- tischen Haupigestein Felsvorsprünge hervor, die offenbar ehe- mals, bevor der Fluss hier sein tiefes Bett einschnitt, eine breite fortlaufende Gangausfüllung bildeten. Dass das Hervorbrechen der warmen Quellen mit diesem eruptiven Vorgange in Verbin- dung steht, ist desshalb sehr wahrscheinlich, weil diese Gang- ausfüllung aus demselben Gestein besteht, wie das bei der Quelle von San Üristobal beobachtete. Es ist ebenfalls ein schlacken- artiges, stark zerklüftetes Gestein von quarziger Natur, dessen Hohlräume und Spalten viel Eisenocker und Schwefelkies ent- halten. 22. Auf einer der von der Hydrographic office heraus- gegebenen englischen Seekarten: Centralamerika, Westcoast. 1838 u. 1840 sheet IV. finden sich beim Hafen Caldera, unmittelbar am Meeresufer, am nördlichen Abhang des kleinen dort befind- lichen Berges heisse Quellen (hot springs) angegeben. Die nachfolgenden warmen Quellen befinden sich in so ge- ringer Entfernung von dem Vulkane Miravalles, dass wir wohl anzunehmen berechtigt sind, ihre hohe Temperatur sei durch die noch nicht gänzlich erloschene vulkanische Thätigkeit des ge- nannten Vulkans bedingt. Im Nordosten desselben kennen wir bis jetzt nur zwei, an der Südwestseite aber weit mehr. 23. Am oberen Quellgebiet des Rio Pocosol, eines Neben- flusses des San Juan, sollen warme Quellen vorhanden sein. Au- zeoles nennen die Mexikaner die buntfarbigen Ablagerungen der Schlammvulkane; vielleicht ist der Name Pocosol eine Verstüm- melung des mexikanischen Wortes; denn po heisst oben, auzeoles nennt man aber auch die warmen Quellen selbst. 24. Nach glaubwürdigen Mittheilungen (von PEpro NELSon, der viele Jahre am San Carlosflusse ansässig war) soll ebenfalls 510 wie die vorige Quelle mitten im Urwalde, einige Leguas südlich von derselben und 6 Leguas flussaufwärts von derjenigen Stelle entfernt, an welcher sich die La Fortuna in den Penablancafluss (einen Nebenfluss des San Carlos) ergiesst, eine warme Quelle vorhanden sein, deren Wasser eine so hohe Temperatur besitzt, dass die hineingesteckte Hand die Hitze nicht erträgt. Die Stelle liegt unmittelbar am Ufer des Penablancaflusses, und wird bei hohem Stand des Wassers von diesem ganz bedeckt. Ablage- rungen von Kalksinter sind hier nicht vorhanden. 25. In südöstlicher Richtung vom Städtchen Las Canas in der Provinz Guanacaste finden sich an den Quellen des Flusses Avangares einige warme Quellen und Salitrale ($. Gaceta oficial de Costarica, No. 111, Junio 1 de 1861). 26. Ganz nahe an der Mündung des ebengenannten Flusses finden sich am Fusse des steilen Ufers, welches von den unter dem Namen Pajaro und Coyolito bekannten Höhen zum Golf von Nicoya abfällt, da wo sich das Flüsschen la Palma mit jenem Flusse vereinigt, einige warme Quellen. 27. Die heisse Quelle bei Bagaces wurde im Jahre 1864 von Prof. v. SEEBAc# besucht, der darüber folgendes sagt: „Etwa 3 Leguas von Miravalles, halbwegs nach Bagaces, trifft man vier kleine Häuser, den Salitral. — Von Salitral aus besuchte ich die U, Legua weiter östlich gelegene heisse Quelle, welche zu dem Namen Salitral veranlasste. Sie bricht nur schwach aus dem Bimsstein hervor und besitzt 56,80 R., während der benachbarte Bach 22° R. zeigte. Ihr Wasser schmeckt nur wenig salzig; Kalksinter-Niederschläge lassen vermuthen, dass ihr Hauptbestand- theil doppelt-kohlensaurer Kalk ist, doch sind auch Ausschwitzun- gen von Steinsalz nicht selten.“ (S. PErErmanns Geogr. Mitthei- lungen, 1865. Prof. K. v. SeEBAch, Reise. durch Guanacaste.) 28. In nordwestlicher Richtung von Liberia soll sich auf der Hacienda la Cueva eine warme Quelle befinden. Briefwechsel. A. Mittheiluingen an Professor G. LEONHARD. Pretoria, den 16. März 1873. Vor einigen Tagen bin ich von den Goldfeldern bei Marabastad* nach Pretoria zurückgekehrt und ich beeile mich Ihnen einige flüchtige Notizen zukommen zu lassen. Leider war bei meiner Anwesenheit Alles noch in einem so ungeordneten und wenig fortgeschrittenen Zustand, dass sich die Zukunft der Goldfelder noch jeder sicheren Berechnung entzieht. Diesem Umstand ist es theilweise mit zuzuschreiben, dass die Berichte in den hiesigen Zeitungen sich so ausserordentlich widersprechen , grösstentheils trägt jedoch wohl die Verfolgung von Privatzwecken die Schuld. Bezüg- lich der geognostischen Verhältnisse werde ich mich auf die Goldfelder beschränken, da mir der Bau vom Transvaal einstweilen noch sehr un- »]ar ist. Zu einer selbst oberflächlichen Erforschung dieser Republik be- darf es einer weit längeren Zeit und einer besseren Ausrüstung, als sie mir zu Gebote stand; auch war jene keineswegs der Zweck meiner Reise. Vielleicht bin ich nach meiner Rückkehr auf die Diamantenfelder im Stande, Ihnen noch eine kurze Mittheilung zuzusenden, da ich durch die Wahl einer anderen Route Gelegenheit haben werde, einen neuen Theil vom Transvaal kennen zu lernen. Von Pretoria kommend tritt man etwas hinter dem vor einigen Jahren von den Kaffern zerstörten Dorf Potgieters Rust in das Gebiet eines mäch- tigen Systems metamorphischer Schiefer. Das Fallen und Streichen wech- selt sehr, wie es bei den vielfach gewundenen, gefaltenen und gestauchten Schichten auch nicht anders zu erwarten ist; doch lässt sich im Grossen ein Streichen von Ost nach West verfolgen. Die Schichten stehen meist sehr steil; das Failen (vorwiegend nördlich, zuweilen östlich oder west- lich) schwankt zwischen 35° und 90°. Genaue Messungen waren der un- * Marabastad liegt nach den neuesten Messungen unter 23° 58° 15‘ S. Br. und 29° 34‘ 30“ Ö. L., Eersteling, das jetzige Centrum der Arbei- ten, unter 24° 6° 51° S. Br. und 29° 31° Ö. L. 3.12 genügenden Aufschlüsse wegen nicht möglich. In petrographischer Be- ziehung sind die Gesteine so mannigfaltig, wie es meistens bei stark meta- morphisirten Schichten der Fall zu sein pflegt. Als Endglieder einer durch Übergänge vielfach verknüpften Gesteinsreihe lassen sich bezeichnen: Talk- schiefer, Chloritschiefer, Glimmerschiefer, Thonschiefer, Amphibolschiefer, Sandstein-ähnliche Gesteine und eine sehr charakteristische Felsart von grosser Verbreitung, der sogenannte Calico-rock, welcher von abwechseln- den Lagen verschiedener Quarzarten und Eisenerze gebildet wird. Mei- stens sind die einzelnen Lagen nur sehr dünn, am Yzerberg (Eisenberg) jedoch, dessen obere schroffe Partie ganz aus diesem Gestein besteht, schwellen die Eisenerze stellenweise beträchtlich an und werden von den Kaffern verarbeitet. Sie bestehen vorzugsweise aus Brauneisenstein und Lepidokrokit, welche Mineralien wahrscheinlich aus Magneteisen hervor- gegangen sind. Hie und da treten zwischen den Schichten der metamor- phischen Gesteine mittelkörnige Diorite mit kuglig-schaliger Absonderung auf. Dieselben sind sowohl petrographisch als den Lagerungsverhältnissen nach so scharf von Ersteren getrennt, dass ich sie unbedingt für intrusive Gänge halte. Auch scheinen sie zuweilen abweichend von den Schiefern zu streichen. Die Grundlage des Systems der metamorphischen Schiefer wird von Granit gebildet, welcher auf dem Weg von Eersteling nach Ze- bedeli’skraal sich mehrfach in Kuppen erhebt. Der Granit ist bläulich- grau, meist kleinkörnig und besteht aus lichtem Feldspath und Quarz und dunklem Magnesiaglimmer. Diorite, genau mit den oben erwähnten über- einstimmend, scheinen auch im Granit gangförmig aufzutreten. Ist diese Beobachtung richtig, so wäre sie ein entscheidender Beweis für den in- trusiven Charakter des Diorits. Dieser ältere Granit ist scharf zu trennen von solchen Gesteinen, welche zuweilen eine granitähnliche Structur an- nehmen und mit zur Reihe der metamorphischen Gesteine gehören. Dis- cordant überlagert werden die Schiefer von einem sehr harten und festen Sandstein, der von sehr weiter Verbreitung im Transvaal ist, oft quarzit- ähnlich wird und den man daher meist als Quarzit angeführt findet. Die- ses Gestein ist auf der neuesten Karte von PETERMANN als Unter-devonisch bezeichnet; nach wessen Beobachtung oder Angabe ist mir nicht bekannt. Doch zweifle ich nicht daran, dass hier sehr alte Formationen vorliegen. Im Süd-Westen folgen dann harte Kieselkalke, reich an Lagen und Ne- stern verschiedener Quarzvarietäten. Der Kalkstein lagert dem Sandstein auf und ist dem der Kaap in Griqualand-West (s. frühere Mittheilung) sehr ähnlich. Im Süden der Transvaal-Republik treten nun ebenfalls Ge- steine auf, welche mit diesem Kieselkalk in jeder Beziehung so genau übereinstimmen, dass man kaum zweifelhaft sein kann, es liege dieselbe Formation vor; aber es ist mir bisher noch nicht gelungen, mir ein klares Bild von den Lagerungsverhältnissen in den weiten zwischenliegenden Ge- bieten zu verschaffen *. * In den mit der letzten Post erhaltenen Reisenotizen von A. HüBNER (Geognostische Skizzen aus Südost-Afrika; PETERMANN, geograph. Mitth. Bd. 18. Heft 11. 1872.) habe ich mich vergebens nach Angaben umge- 513 Als goldführend sind nun bisher nur solche Quarzgänge nachgewiesen, welche in den metamorphischen Schiefern aufsetzen; die zahlreichen Gänge im Granit scheinen kein Gold zu enthalten. Die Quarzgänge folgen über- all, wo es sich sicher feststellen lässt, dem Streichen der Schiefer. Dem- gemäss erstrecken sie sich meist von Ost nach West. Streichen die Schie- fer local Nord-Süd, so ist dies auch beim Quarz der Fall (Mont Mare). Ein sehr interessanter Punkt findet sich in der Nähe von Eersteling. Hier läuft ein goldführendes Riff (Pigg’s Riff) h. 12; folgt man dem Riff nach _ Süden, so hört es plötzlich auf und die Schiefer streichen nun Ost-West. Leider ist der Aufschluss sehr ungenügend. Der Quarz ist sehr wechselnd in seinem äusseren Erscheinen; er ist bald sehr compact, fest und rein, bald voller Hohlräume, leicht zu zerbröckeln und reich an Ablagerungen von Eisenoxydhydrat; er ist bald weiss und fettglänzend, bald bläulich- grau und glasig; zuweilen enthält er reichlich Gesteinseinschlüsse (Mont Mare). Selbst in einem und demselben Riff sind die physikalischen Eigen- schaften des Quarzes nicht stets die gleichen. Auch das Auftreten des Goldes ist an den einzelnen Fundorten verschieden; im „Button’s Reef“ bei Eersteling findet man leicht Stücke, welche sichtbares Gold enthalten, ja einzelne sind fast ganz mit grösseren zusammenhängenden Partien be- deekt; im Riff des Mont Mare bei Marabastad ist das Gold in so feinen Partikelchen eingesprengt, dass es selten gelingt, ein Schüppchen mit un- bewaffnetem Auge zu entdecken. Da die Maschinen erst in mehreren Mo- naten an Ort und Stelle sein werden, so lässt sich über den Ertrag noch Nichts feststellen. Die bisherigen Ermittelungen bezogen sich stets auf ausgewählte Stücke, wie auf einen Durchschnitt der ganzen etwa 3 Fuss mächtigen Gangmasse. Die Hauptfragen: wird das Riff in der Tiefe aus- halten und wird sich Gold continuirlich auf der ganzen bekannten Er- streckung des Riffs (ca. 2!/, Meilen) finden, können erst entschieden wer- den, wenn die Arbeiten weiter fortgeschritten sind. Bis jetzt wird nur an 2 Punkten Quarz gefördert, und die grösste erreichte Tiefe beträgt 30 Fuss. Ausser Gold habe ich im Quarz noch Eisenkies, Kupferkies, Ma- lachit, Silberglanz oder stark silberhaltigen Bleiglanz und Eisenglanz be- obachtet, doch stets nur in kleinen Mengen. Neben dem Riffgold findet sich nun in der ganzen Gegend Aliuvial- sold zerstreut, wenn man mit diesem Namen Gold bezeichnen kann, wel- ches augenscheinlich nur eine sehr geringe Strecke von dem Punkt aus gewandert ist, an dem es sich ursprünglich im Quarz eingewachsen fand. Man trifft es überall an; sowohl auf den Höhen und Abhängen der Hügel, als am Rande der Bäche, aber eben weil es sich fast überall findet, ist es selten in einigermassen erheblicher Menge angesammelt. Besondere sehen, welche irgend ein Licht auf die Lagerungsverhältnisse werfen. Hüsner scheint geneigt, die Sedimente im Norden vom Transvaal der Ka- ' rooformation zuzuzählen, einer Formation, der man bisher Alles in Süd- Afrika einzureihen liebte, dessen Stellung unklar ist, gerade wie Petro- graphen leider auch jetzt noch zuweilen Gesteine von unbekannter Zusam- mensetzung bei den „Grünsteinen“ unterbringen. Jahrbuch 1873. 33 514 Anzeichen für Gold fehlen vollständig; doch ist dasselbe hier wie an den meisten Fundorten mit Magneteisen reichlich vergesellschaftet. Unter dem ausgewaschenen Gold fand ich Blättchen eines lichten Metalls, die jedoch so winzig waren, dass sie sich ohne Hülfsmittel jeder Bestimmung ent- ziehen. Ich vermuthe, dass Platin vorliegt, eine Annahme, die durch das an einer Stelle beobachtete Vorkommen von Serpentin an Wahrscheinlich- keit gewinnt. In vielen Fällen wurde das Gold in Klumpen bis zu einer Unze schwer aus Rissen und kleinen Vertiefungen ausgekratzt, nachdem ein heftiger Regen die geringe Menge von Zersetzungsprodukten weg- gewaschen hatte, welche die senkrechten Schieferschichten bedeckte. Auf diese Weise eingeklemmtes Gold kann natürlich erst nach vollständiger Zerstörung der hervorragenden Schieferpartien weiter transportirt und zusammengewaschen werden. So viel steht fest, dass bisher das Suchen nach alluvialem Gold noch Keinem gezahlt hat, und ich glaube auch nicht, dass Hoffnung vorhanden ist, in der Nähe von Eersteling und Marabastad sogenannte „leaders“ zu finden, d.h. jetzige oder ehemalige Wasserläufe, in denen das Gold zusammengewaschen ist und sich auf grösseren Strecken hin verfolgen lässt. Meine Gründe hierfür sind folgende: 1) die Terrainbeschaffenheit ist ungünstig; in Folge der welligen Ober- fläche werden die Zersetzungsprodukte der Riffe nach den verschiedensten Richtungen entsendet. 2) Der Wasserlauf ist ein sehr ungeregelter; die meisten Wasserrisse führen nur kurze Zeit im Jahr Wasser, viele nur auf wenige Stunden nach einem der seltenen Regen, und der Lauf des Wassers verändert sich sehr häufig. In Folge dessen findet keine gleichmässige Schlemmung statt, sondern es werden bisweilen grosse zusammenhängende Erdmassen auf einmal fortgeschlemmt und an einer anderen Stelle als Gesammtmasse deponirt. 3) Es fehlen daher wirkliche alluviale Ablagerungen fast ganz; ge- wöhnlich tritt das feste Gebirge entweder direct zu Tage oder ist nur mit einer geringen Zersetzungsschicht bedeckt, welche der nächste Regen fort- führen mag. 4) Das Gold findet sich noch sehr nahe seiner ursprünglichen Lager- stätte, und konnte sich daher noch nicht in grösserer Menge ansammeln; für diese Ansicht spricht die wenig abgerundete Form, das häufige Ver- wachsensein mit Quarz und das seltene Auftreten von Feingold. Hierzu kommt noch der Übelstand, dass an vielen günstig erschei- nenden Stellen der Wassermangel ein Arbeiten überhaupt verhindert. Lies- sen sich die sogenannten sluiceboxes überall anbringen, so möchten noch manche Punkte einen genügenden Ertrag, wenn auch keine grossen Reich- thümer abwerfen. | Da übrigens die metamorphischen Schiefer schon in beträchtlicher Menge zerstört worden sind (die ersten Sandsteinbänke am Frank’s Kop liegen 1000—1200 Fuss über Eersteling), so muss eine sehr bedeutende Menge Gold schon aus den Quarzriffen ausgewittert sein, falls Letztere, wie wohl anzunehmen ist, die Schiefer ganz durchsetzten und auch in den 915 oberen Teufen goldführend waren. Das in der Gegend von Eersteling und Marabastad vorhandene Gold entspricht jedenfalls dieser hypothetischen Menge nicht, und es wäre wohl möglich, dass sich erst in grösserer Ent- fernung,, etwa in nordöstlicher oder südöstlicher Richtung, reichere allu- viale Ablagerungen fänden. Zur Untersuchung so ausgedehnter Gebiete bedarf es jedoch einer grossen Anzahl Menschen, und die Gespenster des Kaffernkrieges, des Löwenfeldes und des Fiebers, verbunden mit ungün- stigen Nachrichten, und der grossen Schwierigkeit, sich Lebensmittel zu verschaffen, haben bisher nur Wenige veranlasst, die Goldfelder zu be- suchen. Einige der jetzt dort anwesenden Goldwäscher beabsichtigen allerdings beim Eintritt des Winters noch einen letzten Versuch zu machen und weiter nach Norden vorzudringen, aber der Misserfolg so weniger, würde die Frage noch nicht entscheiden. Eine grössere Aussicht auf Er- folg möchte die Untersuchung der Quarzriffe haben, doch herrscht bei den Goldgräbern eine so geringe Zuversicht in die Gesetze der Republik, dass sie fürchten, es möchten von ihnen nach mühseligen und kostspieligen Arbeiten gefundene Riffe den Besitzern der Farm als Eigenthum zuge- sprochen werden. Es liegen wenigstens Fälle vor, dass Gesetze mehr zum Vortheil Einzelner als der grossen Menge geändert wurden. Schliesslich will ich noch bemerken, dass hier vor einigen Tagen die Nachricht an- gelangt ist, es seien bei Lydenburg sehr reiche alluviale Ablagerungen gefunden worden; doch ist die Bestätigung erst abzuwarten. Einstweilen ist es Keinem zu rathen, die Goldfelder bei Eersteling des Gelderwerbes wegen zu besuchen, es sei denn, dass er beabsichtige, grössere Summen an die Erforschung noch unbekannter Theile derselben zu verwenden. E. CoHEn. Tromsö, den 24. Juni 1873. Ich befinde mich soeben auf einer Reise durch das petrographisch so ungemein interessante Norwegen und gedenke in wenigen Tagen einen Ausflug mit einem dazu eigens von mir gemietheten Schiffe nach Spitz- bergen zu machen. Seit 15. Mai weile ich schon in diesem herrlichen Lande. Ich brachte gegen 4 Wochen in der klassischen Gegend von Christiania zu und wurde hier in meinen wissenschaftlichen Bestrebungen durch Herrn Professor Ta. KJERTLF auf das freundlichste unterstützt. Genannter Gelehrte gab mir eine Reihe von Excursionen an, auf welchen ich sowohl die wichtig- sten Gesteine der Gegend von Christiania als auch ihr geologisches Vor- kommen studiren konnte. Herr Professor K3JERULF unternahm selbst mit mir zu einigen bei Kongshaven bei Christiania gelegenen prachtvollen Riesentöpfen, welche er einer genauen Untersuchung unterzogen hatte, einen Ausflug. Dieselben befinden sich an dem Meeresufer im Gneisse; es sind deren gegen 8, kleine und grosse, einige von ihnen messen über 5 Fuss im Durchmesser und sind im Innern schön spiralförmig gewunden. Herr Professor KyeruLr verlegt das Alter dieser „Jaettegryder“ in die 33* 516 Eiszeit, wo sie durch die von Wasserfällen bewirkte kreiselnde Bewegung von Steinen ausgehöhlt wurden. Die meisten dieser Töpfe sind voll von Rollsteinen verschiedener Grösse, bestehend aus Gesteinen, die erst in ziemlicher Entfernung von Christiania auftreten. Doch nicht allein im Niveau des Meeres, sondern auch in Höhen von 100 Fuss machte mich in dieser Gegend Professor KJERULF aufmerksam auf Riesentöpfe. Von Christiania aus machte ich Ausflüge nach dem Gjer-See, längs dessen Ufer ich die schönsten Granitgänge sowohl als auch die ausge- zeichnetsten Gletscherschliffe, beides im Gneisse, beobachten konnte, weiter besuchte ich die schönen Profile durch Silur, Devon, Quarzporphyr, Augit- gestein und Feldspathporphyr am Brakernäs Aas bei Drammen und am Kroftekollen. Den zahlreichen Grünsteingängen in der Umgebung von Christiania schenkte ich die grösste Aufmerksamkeit. Ferner besichtigte ich die berühmten Bergwerke bei Kongsberg, Kragerö und Arendal. Bei ersteren zwei Lokalitäten richtete ich mein besonderes Augenmerk auf die in der Nähe vorkommenden zahlreichen Gabbrokuppen. Von Christiania aus nahm ich den Weg über das Dovrefjeld nach Trondhjem, einem sowohl durch seine interessanten geologischen Verhält- nisse als auch durch seine landschaftlichen Reize wahrhaft klassischen Wege. In der Nähe von Laurgaard am Logen-Elv untersuchte ich die bekannte „Rostenbreccie*, über deren Ursprung einst die Meinungen so getheilt waren. Das Liegende dieser Breccie sind mächtige Quarzschiefer, reichlich mit grünem Talk durchzogen, mit Streichen nach h. 6 und Fallen nach Nord. Auf ihnen lagert concordant die Breceie. Das Muttergestein ist eine grüne, chloritartige Masse, in welcher nun die vollkommen zu Rollsteinen abgerundeten Quarze, Granite und Gneisse liegen. An eine „Ausscheidung“ der Geschiebe aus der Muttersubstanz ist gar nicht zu denken, da dieselben vollkommen scharf. von letzterer sich abheben und keinerlei Übergänge zu bemerken sind. Die „Breccie“ ist ein wahres durch chloritartige Substanz cämentirtes Conglomerat. Nahe an der Auf- lagerung auf den Quarzschiefer sind die Geschiebe noch klein und spär- lich, und es wiegt das chloritartige Muttergestein vor, doch schnell wer- den die Geschiebe stets grösser und grösser und nehmen Dimensionen bis weit über Kopfgrösse an. Die „Breccie“ bildet nach meinen Beobachtungen einen einseitigen nach oben gerichteten Fächer, dessen nördlicher Theil der grössere ist. Weiter gegen Norden, längs des Logen Elv, tritt dann wieder nördliches Fallen ein und die Breccie geht langsam durch allmähliches Abnehmen der Einschlüsse in krystallinische Gesteine über. In Trondhjem hatte ich Gelegenheit, einige sehr interessante Erschei- nungen in dem dort westlich von der Stadt gelegenen Protogingneiss zu beobachten; ich hoffe bei meiner Rückkehr besonders die in der Nähe auftretenden Gabbro’s genauer zu studiren; doch drängte jetzt die Zeit, um nach Norden zu kommen, da nur die Monate Juli und August einer Fahrt nach Spitzbergen günstiges Wetter bringen. Ich schiffte mich darum schon am 18. in Trondhjem ein und gelangte 917 nach 4tägiger herrlicher Fahrt hieher. Mein Schiff, „Polarstjernen“, Ka- pitän Simonsen, ist ein guter Segler und wird bei günstigem Wetter mich in wenigen Tagen an die ersehnten Küsten bringen. Ich gedenke mich in Spitzbergen gegen 6 Wochen aufzuhalten und meine Aufmerksamkeit hauptsächlich den dortigen Hyperstheniten zuzuwenden. Ich werde bei meiner Rückkehr Ihnen eine briefliche Mittheilung über meine Reise machen *. Dr. RıcHAarD v. DRASCHE. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Breslau, den 12. Juni 1873. Ich war im März dieses Jahres einige Tage in Lissabon und habe dort unter Cosra’s, eines liebenswürdigen alten Herrn, Führung, die unter seiner Leitung stehende geologische und paläontologische Sammlung in der Polytechnischen Schule gesehen. Diese in einer Reihe grosser und gut beleuchteter Säle zweckmässig aufgestellte Sammlung ist sehr sehens- werth und für die wenig bekannten geologischen Verhältnisse von Portu- gal sehr lehrreich. Es ist übrigens weniger eine Lehrsammlung der Po- lytechnischen Schule, als vielmehr eine die Belegstücke für die Aufnahme der geologischen Commission von Portugal ((ommissäo geologica de Por- tugal) Sammlung. Sie ist geologisch nach den einzelnen Formationen ge- ordnet und man gewinnt durch ihre Durchsicht einen bequemen Überblick über die in Portugal überhaupt vertretenen sedimentären Bildungen. Die silurischen Gesteine sind durch eine umfangreiche Suite schön erhal- ten, von Trilobiten aus der Gegend von Oporto vertreten. Es sind die Formen der mitteleuropäischen Silur-Zone, wie sie in Böhmen und im westlichen Frankreich entwickelt ist. Dalmamia socialis, der‘ bekannte Trilobit des. Sandsteins von Wesela kommt hier ebenso wie in Böhmen vor. Ein fusslanger, schön erhaltener Asaphus fiel mir durch seine be- deutenden Dimensionen auf. Ausserdem sind deutliche Graptolithen-Schie- fer vorhanden. Silurisch sind auch die Schichten, in welchen die verschiedenen For- men der räthselhaften Gattung Bilobites vorkommen, von welchen auch aus den silurischen Schichten des westlichen Frankreichs, namentlich der Umgegend von Rennes und unter der Benennung Oreziana durch d’ORBIGNY Arten aus Bolivia beschrieben worden sind. Viel weniger bestimmt ist die devonische Abtheilung des älteren Ge- birges durch Versteinerungen vertreten. Ein langgeflügelter Spirifer und eine vielleicht mit Spirifer cultrijugatus identische Art derselben Gattung war fast das Einzige, was deutlicher erkennbar war. * Dieselbe wird den Lesern des Jahrbuches sehr an sein. SIT, 918 Das Vorhandensein des ächten Kohlengebirges wird dagegen durch eine alle bezeichnenden Pflanzenformen der Kohlenperiode enthal- tende Flora aus der Gegend von Oporto und Coimbra unzweifelhaft nach- gewiesen. Diese Pflanzen sind in einer der durch die Geologische Com- mission veröffentlichten Arbeiten durch Gones (Vegetals fosseis. Primero opusculo. Flora fossil do terrens carbonifero por BERNARDO ANToNXIo Go- MES. Lisboa, 1865.) beschrieben und abgebildet worden. Von den 67 dort aufgeführten Arten ist die grosse Mehrzahl mit bekannten Arten aus an- deren europäischen Kohlen-Bassins identisch, und nur 10 sollen dem Lande eigenthümlich sein. Die Erhaltungsart dieser Pflanzen gleicht derjenigen aus dem Kohlengebirge der Alpen und namentlich Savoyen’s. Die Blatt- Substanz der Farrenkräuter ist in halbmetallisch schimmernde Anthraecit- Häutchen von silbergrauer Farbe umgewandelt, welche sich auf der dunkeln Fläche der Schiefer deutlich abheben. Eine deutliche Entwickelung des Kohlenkalks scheint dagegen in Portugal zu fehlen. Wenigstens ist in dem Museum die Fauna desselben nicht aufgestellt. An einem kleinen, in schwarzem Kalk versteinerten Goniatiten aus Algarvien erkannte ich je- doch deutlich die Loben des Goniatites sphaericus. Das deutet auf das Vorhandensein von Kohlenkalk oder Culm in jenem südlichsten Theile von Portugal. Es wurde schon an einer anderen Stelle von mir bemerkt, dass das Fortsetzen der in der Provinz Huelva in Spanien in weiter Ver- breitung nachgewiesenen, durch Posidonomya Becheri bezeichneten Culm- Bildung in die angrenzenden Theile von Portugal wahrscheinlich sei. Die Trias-Formation ist nur durch rothe Sandsteine vertreten, deren nähere Altersbestimmung bei dem völligen Mangel organischer Ein- schlüsse bisher nicht möglich gewesen ist. Dagegen ist die Jura-Forma- tion in allen ihren Abtheilungen durch deutlich erhaltene Fossilien nach- weisbar. Das Vorhandensein der durch Radiolites bezeichneten Kreide-Forma- tion in der Nähe von Lissabon ist eine der am längsten bekannten, die Geologie des Landes betreffenden Thatsachen. Es ist ein dichter, weisser Kalkstein, welcher als Baustein und Pflasterstein überall in der Haupt- stadt Verwendung findet. Dieser Kalkstein und Basalt sind die herrschen- den Gesteine des wunderbar zerschnittenen Hügellandes, auf welchem Lis- sabon gelegen ist. Der Basalt hat durchaus das Ansehen wie das Gestein in Deutschland erscheint. Neben dem so schön auf einer Anhöhe am Meere gelegenen Königlichen Schlosse von Belem schlug ich Olivin-führende Hand- stücke des Gesteins, welche solchen von den hessischen oder rheinischen Basalten zum Verwechseln gleichen. Lissabon ist der äusserste südwest- liche Ausläufer der grossen, das mittlere Europa durchziehenden Zone basaltischer Durchbrüche, welche andererseits gegen Nordosten in dem Annaberge bei Cosel in Oberschlesien ihren äussersten Endpunkt hat. Auf der pyrenäischen Halbinsel und in Frankreich sind die Basaltpunkte frei- lich sehr vereinzelt und durch weite Zwischenräume getrennt, und erst in der Eifel beginnt eine dichtere Aneinanderreihung derselben. Jüngere Tertiär-Schichten verbreiten sich zu beiden Seiten des Tajo 319 über einen ausgedehnten Flächenraum. Sie enthalten zahlreiche, wohl er- haltene Petrefacten. Die Gasteropoden dieser Schichten sind durch Costa in den Publikationen der geologischen Commission von Portugal (Gasteropodes des depöts tertiaires du Portugal par Pereira da Costa. Lisbonne. Hft. I, 1866. Heft II, 1867) bereits beschrieben und abgebildet worden. Von besonderem Interesse war mir eine auf den Beobachtungen der geologischen Commission beruhende und durch Costa zusammengestellte geologische Übersichtskarte von Portugal in grösserem Massstabe, welche mir Herr Costa vorlegte. Leider ist diese Karte bisher nur im Manu- script vorhanden und zu ihrer Publikation in nächster Zeit ist auch nur wenig Aussicht vorhanden. Die Thätigkeit der geologischen Commission ist nämlich schon seit einiger Zeit suspendirt, weil die nöthigen Geld- mittel zur Fortführung der Arbeiten durch die gesetzgebende Versamm- lung verweigert worden sind. Im Interesse der Wissenschaft, sowie auch im Interesse der Entwicklung der materiellen Hülfsmittel des Landes kann man nur wünschen, dass ein Unternehmen, welches unter verständiger Leitung mit verhältnissmässig beschränkten Mitteln in wenigen Jahren so Bedeutendes geleistet hat, auch weiter fortgeführt werde. FERD. RoEMmEr. Öberrheinischer geologischer Verein *. Der oberrheinische geologische Verein constituirte sich in einer ersten vorberathenden Versammlung am 17. August 1871 zu Bad Rothenfels im Murgthale. Gegenüber der Thätigkeit, welche sich am Nieder- und Mittelrhein auf naturwissenschaftlichem, besonders geologi- schem Gebiete bereits entfaltet hat, hielten die Mitglieder der Versamm- lung es für geboten, die Kräfte der oberrheinischen Gebiete Deutschlands zu gemeinsamer Erforschung zunächst der geognostischen Verhältnisse anzuregen und damit eine wesentliche Lücke auszufüllen, welche sich in neuerer Zeit besonders dadurch fühlbar macht, dass die meisten Staaten Deutschlands eine organisirte geologische Landes-Aufnahme bereits durch- führen; unser Grossherzogthum Baden sich aber in dieser Beziehung noch in den elementarsten Anfängen befindet. Die zweite Versammlung wurde am 25. März 1872 in Heidelberg, die dritte am 24. Aug. 1872 zu Gernsbach im Murgthale und die vierte am 7. April 1873 zu Carlsruhe abgehalten. In dieser vierten Versammlung hielt zunächst Herr Hofrath R. Bun einen eingehenden Vortrag über die Stellung, welche der Verein der geo- logischen Landes-Untersuchung gegenüber einzunehmen habe, wie wünschens- werth es sei, dass bei so wichtigen Unternehmungen eines Staates eine Gleichförmigkeit in der Veröffentlichung der geleisteten Arbeiten unter sich und mit den im Gange befindlichen allgemeinen deutschen beobachtet werde, und wie nothwendig es sei, dass die Fachmänner der drei Hoch- schulen Baden’s in irgend einer Form bei der Ausführung derselben be- theiligt seien. Der Präsident des Grossherzogl. Handelsministeriums, Herr Tursan, welcher als Mitglied dem Verein beigetreten war, machte diesem die mit grosser Befriedigung aufgenommene Mittheilung, dass von der König]. Preussischen Regierung aus eine Anregung an die Grossherzogl. Badische ergangen sei und dass Diese selbst von der Nothwendigkeit des gleich- * Das Jahrbuch wird von nun an von Zeit zu Zeit die Verhandlungen dieses Vereins bringen. GEE, 324 förmigen Anschlusses an das Deutsche Unternehmen durchdrungen, den besten Willen für eine rasche Durchführung derselben besässe. Die Frage, um die es sich jetzt handele, sei in Folge dessen lediglich eine finanzielle. Zur Lösung dieser sei die Zustimmung des Landtags erforderlich, welcher in diesem Herbst wieder zusammentritt. ° Prof. Kor zu Carlsruhe hielt alsdann einen Vortrag „über die Constitution und Bedeutung der Nickelerze von Horbach bei St. Blasien im Schwarzwalde“ Prof. Prarz zu Carlsruhe „über neue Funde von Petrefacten im rothen Sandstein des Pfinzgebietes.“ Prof. Souncke knüpft an ein bewegliches Modell, welches die Mole- kularconstitution der Krystalle versinnlicht, Bemerkungen über eine Arbeit, mit welcher Er augenblicklich beschäftigt ist, und welche die Begelmässig- keit der Punct-Vertheilung im Raume allgemeiner zur Darstellung bringt, als die früher von Ihm nach Bravaıs bearbeitete. Hofrath Brum aus Heidelberg spricht über ein von Prof. BEneEckeE bei Wiesloch gefundenes Conglomerat aus dem oberen Keuper, welches aus Sandsteingeschieben zusammengesetzt ist, deren peripherische Regionen durch kohlensauren Kalk verfertigt sind. Prof. Knop über das Vorkommen von Petroleum bei Reichartshausen im Odenwalde. (Für die folgenden Vorträge sind die Herren Verfasser selbst verant- wortlich.) Über die Nickelerze von Horbach bei St. Blasien im Schwarz- walde. Von A. Knor. Bei Horbach, Amt St. Blasien, kommt eine theilweise bis ganz ser- pentinisirte Gneus-Einlagerung vor, welche durch das Auftreten einge- sprengter Nickelerze seit Anfang dieses Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Metallurgen in Anspruch nahm. Bezüglich des Abbaues dieser Nickel- erze entnehme ich der Darstellung von Dr. J. SchrL, im 23. Hefte der Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzosthums Ba- den, p. 75 ff. die folgenden Notizen: Der Erzstock wurde zuerst in den Jahren 1803 bis 1806 durch den Factor Lr3rrecHht PavL aus Sachsen zu Sehwarzenbach im Wehrathale auf Vitriol zu Gute gemacht. Bergrath F. A. WaALcHnEr lernte das Erz- ‘vorkommen im Jahre 1829 an Ort und Stelle kennen und nahm 1847 wei- tere Schürfversuche vor, welche das Lager im Mittel zu 5 Lachter Mäch- tigkeit ergaben. Er erkannte in dem Nickelerze einen Magnetkies mit 4!/, Proc. metallischem Nickel, während Mour in Coblenz 5 bis 9 Proc. Nickel darin fand. Der letztere Gehalt soll sich indessen nur auf aus- erlesene Stücke beziehen, denn in den gepochten Erzen wurde der Nickel- gehalt nur zu 2,1 bis 2,8 Proc. bestimmt. Im August 1848 mit einem Grubenfelde belehnt, verkaufte Waucnner dasselbe im Mai 1852 an Ober- bergrath SCHWARZENBERG und Fabrikant H. Preirrer in Cassel, welche es 922 in Betrieb nahmen und im Jahre 1857 pro Tag 38 bis 46 Centner Erze förderten. Ende 1859 wurden die Arbeiten wieder eingestellt. Die Grube „Friedrich August“ fiel in’s Freie. 1861 liess sich Handelsmann A. €. L- ReınHarDT mit derselben belehnen, welcher den Betrieb 1864 wieder auf- nahm. Auf einer geognostischen Excursion mit meinen Zuhörern, zu Pfingsten des Jahres 1869, lernte ich die Horbacher Erzlagerstätten aus eigener Anschauung kennen und nahm ausgesuchte Proben des Nickelerzes mit nach Carlsruhe, um sie als Untersuchungs-Objecte für Practicanten im mineralogischen Laboratorium des Poiytechnicums zu verwenden. In Set. Blasien war eine Nickelhütte erbaut worden, welche Herrn MOoLDENHAUER zu Cassel gehörte und von Herrn Dr. Leo dirigirt wurde. Diesem verdanke ich noch vortreffliche Erzproben und Hüttenproducte. Bei der Verhüttung der Nickelerze erzeugte sich eine so grosse Menge von schwefliger Säure, dass die benachbarten Waldungen stark verwüstet wurden. Der Besitzer der Hütte wurde deshalb in Processe verwickelt, welche den Weiterbetrieb sehr in Frage stellten. Es ist mir nicht be- kannt geworden, ob nach dem Tode des Herrn MoLDEnHAUER der Hütten- betrieb eingestellt worden ist, oder nicht. Das Nickelerz von Horbach wird als ein nickelhaltiger Magnetkies | bezeichnet. Es wirkt auf die Magnetnadel retractorisch, ist von metalli- schemHabitus und besitzt eine tombackbraune, in’s Stahlgraue sich ziehende Farbe. Die Farbe ist dunkler, als beim eigentlichen Magnetkies; der Strich schwarz. Härte zwischen 4 und 5. 'Spec. Gew. = 4,43. Es scheint nur Eine unvollkommene Spaltungsrichtung vorhanden zu sein, auf deren Flächen das Mineral einen lebhafteren metallischen Schim- mer wahrnehmen lässt, als auf den Bruchflächen. In den serpentinisirten Gneusmassen, besonders in den mit braunem und dunkelgrünem Magnesiaglimmer erfüllten, ist das Erz in unregelmäs- sig gestalteten Knollen eingesprengt und von Kupferkies begleitet, welcher stellenweise körnige Aggregate von Eisenglanz umschliesst. Zur Analyse wurde nur ausgesucht reines Material genommen. Durch Beobachtung mit der Lupe und vermittelst des Mikroskopes, in letzterem Falle auf polirten Schliff-Flächen im reflectirten Lichte, konnte die Ab- wesenheit des Kupferkieses im Nickelerze nachgewiesen werden. Die von dem Assistenten am mineralog. Cabinet, Herrn Gustav WAGNER aus Carls- ruhe ausgeführten Analysen ergaben keine Spur eines Kupfergehaltes. In vier verschiedenen Proben wurde gefunden: I. iii: IH. IV. Mittel. Schwefel 45,897 46,07 45,68 * 45,87 Eisen . 41,94 41,62 42,15 42,15 41,96 Niekel ...11,52 12,44 * x 11,98 99,33 100,13 99,81. * nicht bestimmt, 923 Diese Resultate stimmen sehr annähernd mit dem Äquivalentverhält- niss Fe,Ni,S,;, welches erfordert: 35 = 00 45,9 Fe, = 448,0 42,8 Ni: 217,6 11,2 10456 99,9 und welches das Horbacher Nickelerz als eine isomorphe Mischung von 4FeS, + NiS, erscheinen lässt. Aus dem gepulverten Erze konnte mit Schwefelkohlen- stoff kein freier Schwefel ausgezogen werden. Es ist eine auffallende Thatsache, dass übrigens unter den Schwefel- metallen bis jetzt die reinen Sesquisulfurete als in der Natur vorkommend noch nicht aufgefunden worden sind. Die natürlichen Schwefelmetalle sind entweder Monosulfurete oder niedrigere Schwefelungsstufen, Verbin- dungen derselben mit Sesquioxyden oder Bisulfurete. Die Zusammen- setzung der Horbacher Erze ist desshalb für die Mineralogie neu, und desshalb erlaube ich mir das Mineral mit dem Namen Horbachit zu bezeichnen. Indessen scheint die Zusammensetzung der Horbacher Nickelerze keine constante zu sein. Schon früher hat Herr Hofrath Fı- SCHER zu Freiburg eine Probe dieser Erze an RAmmELsBEeRG in Berlin ge- sandt, welcher dieselbe analysirte und bei einem spec. Gew. von 4,7 aus: Schwefel" ;. ... =. "40,03 Kisenralf naar air 55596 Nickels?. A. 3 mir3/86 99,85 zusammengesetzt fand *. RammELsgere bemerkt dazu, dass das analysirte Mineral mit Strahlstein verwachsen gewesen sei; während das von WAGNER analysirte in solchen Serpentinvarietäten vorkommt, die mit Ma- gnesiaglimmer übermengt sind. Dieser Umstand lässt die Vermuthung zu, dass in verschiedenen Zonen der Erzlagerstätte von Horbach die Zusam- mensetzung der Nickelerze variiren kann, eine Vermuthung, welche durch das Verhalten der Schwefelmetalle gegen sauerstoffführende Gewässer eine Unterstützung findet. Es wird unten weiter davon die Rede sein. _ Die Deutung des Horbachits, als eine Mischung von Eisen- und Nickel- sesquisulfuret wird unterstützt durch das specifische Gewicht desselben von 4,43. RammELsBerg fand (Pose. Ann. OXXI, p. 369), dass die spec. Gewichte der Schwefelungsstufen des Eisens unabhängig von den relativen Mengen der Bestandtheile seien; denn das spec. Gew. des Bisulfuretes (Schwefelkies) ist grösser als das des Sesquisulfuretes, das des Sesqui- sulfuretes aber geringer, als das des Monosulfuretes. Schwefelkies spec. Gew. = 5,0 —5,2 Nickelfreie Magnetkiese — 4,56—4,58 ” ” Nickelhaltige Magnetkiese „ „= 4,60—4,67 * Poss. Ann. CXXI, p. 361. 924 Troilit (Eisensulfuret) spec. Gew. — 4,78—4,81 Künstliches Eisensulfuret „ „. = 477-4,67 Eisensesquisulfuret künstlich — A Horbachit —= 4,43. Eisen und Nickel pflegen zu der isomorphen Gruppe der Magnesium- Metalle gerechnet zu werden. Es ist deshalb wohl gerechtfertigt, um eine Vorstellung von dem Verhältnisse zu erlangen, in welchem der Horbachit zu seinen Verwandten sich befindet, ihn mit denjenigen Eisen- und Nickel- sulfureten zu vergleichen, welche in der Natur vorkommen. Es gehört dahin der Troilit, welcher bis jetzt nur in Meteoriten gefunden wurde und aus Eisenmonosulfuret = FeS besteht. Ferner der Millerit = NiS, der von SCHEERER analysirte Eisennickelkies von Lillehammer in Nor- wegen (= 2FeS + NiS) und der Magnetkies, welcher in seiner Zu- sammensetzung von RAMMELSBERG* schwankend befunden wurde, aber Ab- weichungen zeigt, die um die Gleichgewichtslage Fe,S, oscilliren. Diesem Magnetkiese ist nicht selten eine Nickelverbindung isomorph beige- mengt, welcher zufolge der Kies von Klefva in Smaland einen Gehalt von 3,04 Nickel besitzt; der von Modum 2,80 Proc., von Gape Mine (Penns.) 5,59 Proc., von Hilun in Norwegen 3,16 Proc. Nur die Varietäten von Inverary und von Craigmuir-mine in Schottland enthalten grössere Nickel- mengen, nämlich bezw. 11,17 und 10,01 Proc. Nickel bei Schwefelgehalten von 37,50 und 37,99 Proc. bei 49,97 u. 50,87 Proc. Eisen (Phil. Mag. IV. XXXV. 174. Dana, Syst. of Min. 5. Aufl., p. 803). Die von RAnMELSBERG * analysirten Magnetkiese verschiedener Fund- orte lassen sich auf die Formeln: Fe,S,, Fe,S,, Fe,S;, FegS,, und Fe,oS;1 zurückführen, allgemein auf die Form: FenSn + 1. RaumELssere bemerkt dazu: „von diesen: fünf Formeln hat man nach Berzeuıvs’ Vorgange bis- her die zweite, Fe,S, angenommen, und auch nach den hier mitgetheilten Versuchen ist kein Grund vorhanden, eine andere vorzuziehen, es wäre dann die dritte, Fe,S,, worin das einfache Verhältniss von Sulfuret und Sesquisulfuret von 6 At. und 1 At. liegt. In keinem Falle aber darf man sich, wie ich glaube, an die Extreme I und V halten und ebensowenig in diesen verschiedenen Formeln den Beweis sehen, dass die Magnetkiese verschieden zusammengesetzt sind; denn nach den Analysen würde man ja annehmen müssen, dass zu Bodenmais Fe, ,S, , (H. Rose), Fe,S,, (SCHAFFE.) und Fe,S, (Ramm.) vorkämen, was wohl Niemand behaupten wird.“ — Die Schwankungen in der Zusammensetzung der Magnetkiese hat RAammELs- BERG selbst constatirt, eine Erklärung derselben aber meines Wissens nicht versucht, vielmehr sich gegen die Auffassung des Grafen ScHAFFGOTSCH (p. 354. d. a. A.) ausgesprochen, welcher zufolge es Magnetkiese von ver- schiedener Zusammensetzung gebe, in denen Eisensulfuret und Sesquisul- furet in verschiedenen Verhältnissen verbunden seien. Wenn die Analysen von H. Rose, SCHAFF6OTSCH und RAMMELSBERG richtig sind, so ist damit constatirt, dass zu Bodenmais auf derselben La- * Poss. Ann. CXXI, p. 360. 525 gerstätte Magnetkiese von verschiedener Zusammensetzung vorkommen. Die Richtigkeit dieser Analysen zu controliren ist allerdings schwer, weil es sich um sehr geringe Differenzen der Bestandtheile handelt; denn für die Formeln Fe, Fe, Fe,S,; werden folgende Quantitäten von Eisen . . 61,40 61,16 60,00 und Schwefel . 38,60 38,84 40,00 verlangt; dass überhaupt aber auf derselben Lagerstätte scheinbar gleiche Mineralien verschieden zusammengesetzt sein können, dafür liefert das Vorkommen von Horbachit neben dem von RAuMELsBERG analysirten Nickelerze derselben Lagerstätte einen entschiedenen Beweis. Dasselbe ist auch bezüglich des Vorkommens von Magnetkies auf den Lagerstätten von Bodenmais möglich. Nehmen wir einmal an, die Reihe der verschiedenen Magnetkiese unterordne sich wirklich der allgemeinen Formel: Fen Sn -+ 1 und begin- nen wir diese Reihe mit dem Gliede, für welches n = 1 ist, so erhalten wir, wenn wir Eisen durch Nickel isomorph vertreten zulassen: 1) Fe S, (Schwefelkies, Markasit). 2) Fe,S, (Horbachit). 3) Fe,S, (analog dem Nickelwismuthglanz (Ni, Bi), S,. Kobaltkies Co,S,, Kupferkies (Fe,€u) S,)- 4).... Fe,S, (Magnetkies von Treseburg am Harz, von R. als Brauneisenstein-haltig verworfen). 5) Fe,S, (noch nicht gefunden). 6) Fe, S;, 7), Me, S; 8) Fe, S, ) (analysirte Magnetkiese). I Ee, Sa 10) Fe,0S41 oo) FeS (Troilit, mitunter auch Nickel-haltig), d. h. eine Reihe von Verbindungen des Schwefels mit Eisen (und Nickel), welche mit dem Bisulfuret beginnt und sich bis in’s Unendliche dem Ver- hältniss FeS nähert. Die Anfangsglieder dieser Reihe sind zum grossen Theile wirklich in der Natur vorhanden; im Troilit ist das Endglied der- selben verkörpert. Die Glieder, welche über No. 10 hinaus liegen, dürf- ten unmöglich nachzuweisen sein, weil die Differenzen im Gehalte der Be- standtheile innerhalb der Grenzen der methodischen Fehler liegen. Eine solche Auffassung des Zusammenhanges, in welchem eine Anzahl von Mineralien steht, die sich unter den gemeinschaftlichen Gesichtspunkt Fe,Sn + 1 bringen lassen, ist eine rein arithmetische. Doch kann sie in sofern von Bedeutung sein, in wiefern sie geeignet ist, zu einer natur- gemässen Interpretation Veranlassung zu geben. Unter den Gliedern der aufgeführten Reihe sind es die folgenden, welche Verbindungsverhältnisse darstellen, wie wir sie analog auch bei 526 anderen Körpern antreffen, nämlich 1) FeS,, 2) Fe,S,, 3) Fe,S, und 4) FeS. Man kann zu ihnen wenn man will, auch etwa noch Fe,S, oder vielleicht Fe,S, (= 6FeS + teS,) rechnen. Alle übrigen Glieder zeigen keine so einfachen Verbindungsverhältnisse. Complicirtere Verbindungsverhältnisse lassen sich auf mehrfache Weise deuten; sie sind bedingt durch isomorphe Mischung verschieden zusam- mengesetzter Glieder, durch Gemenge ungleicher Zersetzungs- oder Um- wandlungsproducte, durch Substitution eines Moleküls durch ein anderes von ungleicher Zusammensetzung aber von gleichem chemischem Wirkungs- werth etec., ganz abgesehen von den Fällen, welche durch mechanische Beimengungen während der Bildung eines Minerales hervorgerufen werden. Im vorliegenden Falle kann, da es sich nur um Verbindungen von Schwefel und Eisen (oder Nickel) handelt, von einer Substitution keine Rede sein. Entweder sind die Änderungen in der Zusammensetzung des Schwefeleisens erklärlich durch isomorphe Mischungen von FeS mit höheren Schwefelungsstufen, oder sie sind ungleichwerthige Umwandlungsproducte. Isomorphe Mischungen anzunehmen von FeS,, Fe,S, oder Fe,S, mit FeS liegt kein Grund vor. Wenn Schwefelkies regulär krystallisirt und es wahrscheinlich ist, dass auch die Verbindung Fe,S,, nach Analogie mit Kobaltkies, demselben Systeme angehört, die Krystallform von Fe,S, aber noch vollkommen unbekannt ist; wenn ferner FeS nur als Hüttenproduct in isomorpher Mischung mit €uS regulär krystallisirend bekannt ist, so ist wohl eine Übereinstimmung der Form vorhanden, aber nicht die Ana- logie in der atomistischen Constitution der Moleküle, welche die Eigen- schaft des Zusammenkrystallisirens bedingt. Die Ansicht, dass die Magnetkiese in ihrer verschiedenen Zusammen- setzung ungleiche Umwandlungsstufen einer Grundverbindung seien, ge- winnt durch das Verhalten, welches die Eisensulfurete und verwandte Verbindungen unter verschiedenen Bedingungen zeigen, sehr an Wahr- scheinlichkeit. Die höchste bekannte Schwefelungsstufe des Eisens ist das Bisulfuret, in der Gestalt des Pyrites und Markasites. Künstlich kann er sowohl auf trockenem Wege, wiewohl bei verhältnissmässig nie- drigen Temperaturen, als auf nassem erzeugt werden. Sein Vorkommen in der Natur ist streng gebunden an das von reducirenden organischen Substanzen oder an solche Orte, an denen Schwefelverbindungen, wie Schwefelwasserstoff, Schwefelalkalimetalle etc. entweder überschüssig vor- handen sind oder fortwährend entstehen. Wo man seine natürliche Bil- dung verfolgen kann, tritt als erste Bildungsstufe das durch Fällung von Eisenoxydulsalzen mit löslichen Schwefelverbindungen erzeugte Eisen- monosulfuret auf, welches später den Schwefelverbindungen noch ein Atom Schwefel entzieht, um sich in Bisulfuret zu verwandeln. Wie auch diese Entziehung von Schwefelmetall vor sich gehen mag, ob sie als eine Oxydation des Schwefelwasserstoffs oder Schwefelalkalimetalls, oder als Austreibung des freien Wasserstoffs aus ersterem zu denken ist oder auf eine andere Weise, jedenfalls ist auch die Vorstellung berechtigt, dass Eisenmonosulfuret theilweise oxydirt wird und der abgeschiedene Schwefel 527 sich auf einen anderen Theil des Schwefeleisens wirft, um Bisulfuret zu erzeugen. Es ist möglich, dass diese Art der Zersetzung eine successive Bildung aus dem Monosulfuret durch die Stufen des Magnetkieses, des Sesquisulfuretes bis zum Bisulfuret zur Folge hat. Als die Zwischenstufe zwischen nickelhaltigem Magnetkies und Bisulfuret würde der Horbachit zu betrachten sein, welcher in gewissen Zonen der Erz- lagerstätte fixirt ist, während andere Regionen derselben andere Verbin- dungsstufen führen. Die Veränderlichkeit der Zusammensetzung der Horbacher Eisen- Nickelsulfurete gibt sich in auffallender Weise zu erkennen, wenn man sie der oxydirenden Wirkung der Atmosphäre, bei Gegenwart von Wasser, aussetzt. Horbachit gepulvert und feucht gehalten lässt schon nach kur- zer Zeit ein grünes Filtrat entstehen. Beim Trocknen des angefeuchteten Pulvers effloresciren grüne Krystallisationen, welche fernerhin die ganze angewandte Masse verfestigen. Mit warmem Wasser ausgelaugt, findet man in der Lösung schwefelsaures Eisenoxydul und schwefelsaures Nickel- oxydul. Bei den grossen Schwierigkeiten, mit denen der Betrieb der Nickel- hütte zu St. Blasien, besonders mit Beziehung auf die massenhafte Ent- wickelung von schwefliger Säure, zu kämpfen hatte, musste es von In- teresse sein, zu untersuchen: ob das eben angedeutete Verhalten des Hor- bachits gegen die Atmosphärilien nicht etwa geeignet wäre, lie Horbacher Erze auf nassem Wege aufbereiten und zu Gute machen zu können. Die Vortheile, welche ein solches Verfahren hätte, sind einleuchtend, sie be- stehen in 1) Ersparung an Brennmaterial, 2) Ersparung an Maschinen, h 3) dem Ausweichen von Processen, wegen Verwüstung der benachbar- ten Wälder. Versuche, welche ich im mineralogischen Practicum unseres Polytech- nicums im Kleinen darüber anstellte, führten zu Resultaten, welche ein Gelingen der Methode der nassen Aufbereitung ausser Zweifel stellen, vorausgesetzt, dass sie von einem erfahrenen Metallurgen ausgeführt wird. Verschiedene Proben des Horbachits wurden in verschiedener Weise behandelt. Die Proben A und B waren feingepulvert und wurden auf das Filtrum eines Glastrichters gebracht; alsdann angefeuchtet und von Zeit zu Zeit ausgelaugt. Das Filtrat wurde in einem Becherglase aufgefangen. Die Probe C bestand aus einem Häufchen etwa erbsen- grosser Stücke, welcher auf ein Gewebe von Platindraht gelegt, so weit in ein flaches Gefäss gesetzt wurde, dass der Wasserspiegel ihn berührte und feucht hielt. Die Probe D bestand aus einem Gemenge feineren und gröberen Materiales, wie es zufällig von verschiedenen anderen Versuchen übrig geblieben war. Sie wurde übrigens wie die ersten drei behandelt, nur durch längere Zeit hindurch. Das Filtrat von 328 A. gab nach 10 Tagen nur 18,86 Grm. Horbachit: Nickel 0,203 u. Eisen 0,046. B. „ >. ” ” 5,05 „ » » 0,058 » » 9,080. 04 Hreskın ” „ 11,167 „ ” „ 0,049, „0,0196. Binsk. „.»4 Wochen 1,1511, 5 „90209591 5,12: 0,064: Rechnet man den Nickelgehalt des Horbachits in runder Zahl zu 12 Proc., so enthalten die Proben au Nekeas a) a a B) ” b) 0,6 Br verloren 5 9,7 : : gehaltes durch e. „ .0,049.:°, in obigen ) „ 0,44 an Di 10.205° 05%) Zenen Wo 2 gung. Das Verhältniss des im Filtrat enthaltenen Eisengehaltes zum Nickel- gehalt stellte sich folgendermassen heraus: Eisen Nickel In A. 1.2 44 B. 1, 2.056 C. a 22) D. 1.02.89 Die nasse Aufbereitung des Horbachits geschah bei gewöhnlicher Zim- mertemperatur; also bei etwa 18° C. Es folgt aus den mitgetheilten Re- sultaten: 1) dass Horbachit unter der gleichzeitigen Wirkung von atmosphäri- scher Luft und Feuchtigkeit merklich oxydirt wird und Eisen- und Nickelvitriol bildet, 2) dass das Nickelsulfuret rascher oxydirt wird, als das Eisensulfuret, 3) dass die Vitriolescenz des Erzes im Zustande feiner Vertheilung rascher vor sich geht, als bei der Form grösserer Stücke. Bedenkt man nun, dass nach der angegebenen sehr einfachen und rohen Methode der nassen Aufbereitung ein 12 Proc. Nickel führender Horbachit in 10 Tagen pro Otr. 1,08 Pfund, also pro 100 Otr. nahe 1 Ctr. gediegenes Nickel in der Form von Nickelvitriol liefern muss, so scheint“ es kaum zweifelhaft, dass bei der steigenden Nachfrage nach Nickelmetall für die Ausprägung deutscher Reichsmünzen, wie auch für die Argentan- Industrie, der Horbacher Bergbau einen neuen Aufschwung erfahren muss. Allerdings scheint der Nickelgehalt von nahe 12 Proc. der höchste zu sein, welcher bis jetzt in den Horbacher Erzen nachgewiesen wurde. Dafür ist aber auch die Methode der neuen Aufbereitung in der Anlage sehr billig und bereits in einer Weise vervollkommnet, welche, wie es ‚scheint, Nichts zu wünschen übrig lässt. Diese Methode verdanken wir E. Kopp in Turin (jetzt in Zürich), der dieselbe ausführlich im Moniteur scientifigue *, Aug. 1870, p. 705 (im Ausz. Dineter’s Polyt. Journ. Jahrg. 1871, p. 400. Polyt. Centralblatt, 1870, p. 1426) beschrieb, und welche wesentlich darin besteht, dass den feuchten Erzhaufen Eisenchlorid oder * Neues Verfahren zur Verarbeitung schwefel-, antimon- und arsenik- haltiger Kupfer-, Blei-, Nickel- und Silbererze auf nassem Wege. 529 Kochsalz mit etwas Schwefelsäure zugesetzt wird. Durch Reduction des Eisenchlorids zu Chlorür, sowie durch Einwirkung der zugesetzten oder auch durch Oxydation der Erze erzeugten Schwefelsäure wird Chlorwas- serstoff frei, welcher fortwährend energisch auf die Schwefelverbindungen zersetzend wirkt. Korr empfiehlt diese Methode besonders mit Rücksicht auf solche Gegenden, welche ein warmes Klima und Mangel an Holz und Kohlen haben. Ein Erz von sehr complexer Natur, welches ungefähr 67 Proc. Gangart (45 Schiefergestein mit etwas kohlensaurer Kalk- und Talk- erde und 22 Schwerspath), 17,2 Schwefelblei, 1,2 Antimon, 0,9 Arsenik, 13 Schwefeleisen und 0,002 bis 0,004 Silber enthielt, war nach 6 Wochen bei einer Temperatur von 30 bis 40° C. und bei einem Zusatze von 15 Proc. Kochsalz und 5 Proc. Eisenchlorid fast vollständig zersetzt. Es ist einleuchtend, dass diese Methode ihre naturgemässe Verwen- dung bei den Kupferkieslagerstätten Südafrika’s finden wird; denn in den holzarmen aber heissen Regionen von Klein-Namaqualand und Damara- land hat man von den mächtigen Lagerstätten nur die reichen Erze des Hutes abgebaut und den Kupferkies liegen lassen, weil er den Transport nach der Walfisch-Bay und von da nach England nicht mehr lohnt *. Über das Vorkommen von Petroleum bei Reichartshausen im Odenwald. Von A. Knor. Es ist den Geognosten bekannt, dass der Elsass und das Gross- herzogthum Baden eine grosse Ähnlichkeit ihrer geognostischen Consti- tution erkennen lassen. Das eine Land erscheint gewissermassen als das Spiegelbild des andern. Dem Scharfblicke ELıe pe BErAumonT’s entging es nicht, dass die geognostischen Verhältnisse des Rheinthales, mit dem Schwarzwald einerseits und den Vogesen andererseits, sich ungezwungen so auffassen lassen, dass nach, oder während einer allgemeinen Erhebung des westlichen Europa nordsüdlich streichende Spaltensysteme entstanden, auf denen allmählich die davon durchsetzten Gebirgspartien sich in die Tiefen senkten. Auf derartige Senkungen führen wir unsere rheinischen Erdbeben selbst der neuesten Zeit zurück. Die stehen gebliebenen Lip- pen des einst zusammenhängenden Plateau’s, nachdem sie durch Verwit- terung und Erosion ihr jetziges Relief angenommen haben, erscheinen nun in der Form jener beiden Gebirge. An den zu- und abgewandten Ab- hängen derselben wiederholen sich im Grossen und Ganzen dieselben geo- logischen Erscheinungen. Wir finden beiderseits die den Granit über- * Vgl. „Über die Kupfererzlagerstätten von Klein-Namaqualand“ ete. von A. Knor. Jahrb. f. Min. 1861, p. 513 ff. Jahrbuch 1873. 34 930 lagernden jüngeren Formationen terrassenförmig an den, dem Rheinthale zugewandten Abhängen in verschiedenen Tiefenstufen, und endlich unter dem Rheinkies verschwindend. Nur stellenweise erheben sich aus den Alles nivellirenden Geschiebemassen der Thalebene einzelne Bergzüge, deren Rücken aus Jura-Kalk besteht, welcher von mächtigen Lössablage- rungen bedeckt ist (Thuniberg bei Freiburg) und der vulkanische Kaiser- stuhl. Am Fusse des Schwarzwaldes sehen wir aus geradlinig und nord- südlich verlaufenden Spalten die Thermalquellen von Rothenfels, Baden- Baden, Hub und Erlenbad entspringen und in analoger Weise am Fusse der Vogesen die von Niederbronn, Bad Sultz, Rosheim und Chätenois. Die abgewandten Abhänge sind bezeichnet einerseits nach Schwaben, anderer- seits nach Lothringen durch Zonen von Formationen, welche von den älte- sten bis zu den jüngsten sich in symmetrischer Weise wiederholen. Es war schon lange bekannt, dass der Elsass reich an bituminösen und Petroleum-führenden Ablagerungen ist, welche bei Bechelbronn, Sultz unter dem Walde, Lobsann undSchwabweiler abgebaut wurden und zum Theil in neuerer Zeit wieder in Betrieb genommen wor- den sind. In auffallender Weise scheinen diese Petroleum-führenden und bituminösen Schichten an die Grenzen der Trias, besonders des Muschel- kalks, gegen andere Formationen gebunden zu sein. Es liegt desshalb die Vermuthung nahe, dass auch auf Badischer Seite Verhältnisse vor- handen seien, welche auf eine Ausbeute von Erdöl hoffen lassen. Es sind jedoch bis jetzt hier nur wenige Andeutungen davon bekannt geworden. Bei Neuenheim in der Gegend von Heidelberg wurde im Jahre 1859 ein 80 Fuss tiefer Schacht abgeteuft und von diesem aus bis zu 500 Fuss Tiefe ein Bohrloch niedergebracht, welches Todtliegendes von rother und weisser Farbe, Dolomitknollen, Erdöl, Porshyr und Granitbrocken in regelloser Folge durchsenkte *. „Das Auftreten von Erdöl hat in dieser Gegend schon öfters Veranlassung zu Versuchsarbeiten gegeben, ohne dass eine genaue Erforschung der geognostischen Verhältnisse voraus- ging.“ Zu Nussloch, zwischen Wiesloch und Heidelberg soll einer münd- lichen Mittheilung zufolge Petroleum im Keller eines Bauernhauses zu Tage getreten sein. Bei Grötzingen, %, Stunde nordöstlich von Dur- lach, am Ausgehenden des Pfinzthales in das Rheinthal lagert Muschel- kalk auf buntem Sandstein, welcher Gesteinswechsel am rechten Pfinzufer durch einen Steinbruch vortrefflich aufgeschlossen ist. Dicht unter dem Muschelkalk sind verticale Klüfte des bunten Sandsteins Zoll-mächtig mit einer Asphalt-artigen Substanz ausgefüllt, welche als Verharzungsproduct früherer Petroleum-Quellen aufgefasst werden kann. Ein sehr interessantes Vorkommen von Petroleum, wiewohl entfernter vom Rhein, wurde im Anfange des Jahres 1871 bei Reichartshausen * Brum, in Verh. d. naturhist.-med. Vereins zu Heidelberg. II. 1, p.3. Vergl. auch: E. Cosex: Die zur Dyas gehörigen Gesteine des südl. Oden- waldes. Heidelb. 1871, p. 72 und 74. 531 im Odenwald, zwischen Mosbach und Heidelberg, in der Nähe der Eisen- bahnstationen Helmstadt und Aglasterhausen, entdeckt. Reichartshausen liegt an der Grenze des, den südöstlichen Fuss des Odenwaldes bedecken- den bunten Sandsteins und der Muschelkalkzone, welche von Würzburg über Heilbronn nach Carlsruhe hinzu, in der Richtung von NO. nach SW. verläuft. Die Höhen östlich und südlich von dem Orte werden von bitu- minösem Muschelkalk eingenommen, während die Thaleinhänge sich zum grössten Theile im bunten Sandsteine befinden. Auf dem Wasser des kleinen, durch Reichartshausen fliessenden Baches bemerkten Waschfrauen eine irisirende Fettschicht. Nachforschungen ergaben, dass diese im Keller des Bäckermeisters ScrıLLiıne ihren Ursprung hatten und führten anfangs zu der Meinung, dass diesem ein Petroleumfass zerplatzt sei, welches sei- nen Inhalt in den Bach ergossen habe. Indessen hatte Meister SCHILLING ein solches Fass nie in seinem Keller. Der Boden des Kellers bestand aus festgetretenem rothen Schieferletten, wie er dem Röth der oberen Buntsandsteinformation eigenthümlich ist. Unmittelbar nach dem Erd- beben, welches im Amfange des Jahres 1871 den Odenwald, besonders auch die Umgebung von Reichartshausen erschütterte, hatten sich in jenem Lettenboden des Kellers feine Risse gebildet, aus welchem Wasser mit Petroleum hervorquoll. Bäckermeister ScHiLLıns grub an den nassen Stellen Löcher iu den Boden, welche sich alsdann füllten und wiederholt ausgeschöpft wurden. Auf der Oberfläche des so gewonnenen Wassers setzte sich eine starke Schicht von Petroleum ab und ScHiLLing gewann so eine ziemliche Quantität, mehrere Liter, des Öls. Das Gerücht von der Petroleumquelle zu Reichartshausen verbreitete sich rasch in der Umgegend. Wagen mit leeren Fässern fuhren heran, deren Besitzer unter Verwandtschaftsversicherungen hofften, für einige Jahre ihren Bedarf an Petroleum decken zu können. Indessen, nachdem der Rahm von der Quelle abgeschöpft worden war, zeigte sich die Menge zu Tage tretenden Petroleums nur noch sehr spärlich, und unter, den Ent- täuschten fand das Gerücht vom zerplatzten Petroleumfasse wieder neue Nahrung. Bäckermeister ScHILLınG wandte sich zur Begutachtung des Falles an Grossherzogliches Handelsministerium, welches mich im März 1871 be- auftragte, die Verhältnisse, unter denen das Petroleum hervorbricht, zu untersuchen und darüber Bericht zu erstatten. Die Untersuchungen führten zu folgenden Resultaten: Durch Nachgrabungen im Keller bis auf festes Gestein, welches bei etwa 3 Fuss Tiefe erreicht wurde, konnte bestätigt werden, dass das Pe- troleum-führende Wasser aus nordsüdlich verlaufenden verticalen Klüften des bunten Sandsteins hervordrang. Von drei gegrabenen Löchern lieferte das erste 18,2 Liter, das zweite 7,4 und das dritte 5,9, zusammen 31,5 Liter Wasser mit nur wenig Petroleum in 24 Stunden. Die Ölschicht war so dünn, dass sie mit den zu Gebote stehenden Hülfsmitteln nicht ge- 34 x 932 messen werden konnte. Die Temperatur der drei Quellen betrug über- einstimmend 5,6° C. (am 24. 25. und 26. März 1871). Aus dieser Temperatur der Quellen folgt, dass das Wasser aus nicht grosser Tiefe entspringt, sondern seinen Ursprung innerhalb derjenigen Zone hat, welche den jährlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, und eine ungefähre Tiefe von 60 Fuss hat. Da die bunte Sandsteinfor- mation in jenen Gegenden von grosser Mächtigkeit ist, ausserdem das Rothliegende darunter noch vorhanden, so müsste, falls das Vorkommen von Petroleum seine Existenz der Steinkohle verdankte, diese sich in sehr grosser Tiefe befinden. Veranschlagen wir diese nur zu 3000 Fuss, so müsste das Wasser, welches aus ihr emporsteigt, annähernd eine Tem- peratur von 50° C. haben. Kohlensäure entwickelte sich aus dem Wasser unter gewöhnlichen Bedingungen nicht. Es ist daher wahrscheinlich, dass das Wasser mit Erdöl aus dem Muschelkalk stammt, aus diesem, oder vielleicht aus besonderen Lagerstätten in ihm das flüssige Bitumen aus- laugt und auf Klüften durch den bunten Sandstein filtrirt. Von Interesse ist, dass nach der Aussage des Herrn ScHiLLıng in seinem Keller sich nie- mals Ratten oder Mäuse, welche bekanntlich das Erdöl, Theer und der- gleichen Substanzen scheuen, aufgehalten haben. Seit 1871 scheint die Menge Petroleum, welche die Quellen lieferten, nur unbedeutend gewesen zu sein, bis im Januar dieses Jahres (1873) sich wieder grössere Quantitäten einstellten. Bäckermeister ScHiLLıne brachte mir von dem neuen Ausbruch einige Flaschen voll des Wassers mit Öl, von welchem ich durch Abschöpfen und Filtration durch ein mit Wasser genässtes Filter etwa 1 Kilogr. reines Erdöl darstellen konnte. Das rohe Petroleum von Reichartshausen ist von vortrefflichen Eigen- schaften. Es ist nahezu farblos, nur wenig gelblich und schön blau fluo- rescirend. Es führt, wie das auch von den Varietäten aus dem Elsass hervorgehoben wird, keine leichten Kohlenwasserstoffe und ist in Folge dessen nicht leicht entzündlich. Es beginnt zu sieden bei nahe 100° C. und gibt bis 180° nur wenig eines farblosen Destillates; viel zwischen 180° und 280°, fast noch farblos. Von 280° bis 300° fängt dasselbe an hellgelb zu werden und hinterlässt endlich einen Rückstand von kaffeebrauner Farbe, der beim Erkalten theilweise krystallinisch, zu einem mit feinen Blättchen erfüllten Magma erstarrt (Paraffin ?). Auf Grund der Erfahrung, dass Petroleum sehr häufig an Steinsalz- führende Formationen gebunden ist, und in Folge dessen mit Chlornatrium- haltigem Wasser austritt, musste es von Interesse sein, auch das Wasser der Petroleumquellen von Reichartshausen auf seine Bestandtheile zu prü- fen. Es standen mir zur Untersuchung nur etwa 2 Liter dieses Wassers zur Disposition, von denen 1,5 Liter direct zur Prüfung verwendet wur- den. Die folgende Analyse macht keinen Anspruch auf chemische Ge- nauigkeit, sie soll nur annähernd eine Vorstellung von der Qualität des Wassers geben; denn ich konnte wegen der geringen Menge desselben nur Vorversuche anstellen, die es wünschenswerth erscheinen lassen, dass die feinere Analyse von einem geübten Chemiker ausgeführt werde. 933 Das Wasser filtrirt, hinterliess ausser röthlichem Thonschlamm eine ‘organische, Baregin-artige Substanz. Das klare Filtrat wurde eingedampft und ergab folgende Resultate, welche auf 10 Liter =: 10000 CC. berechnet worden sind: 10000 CC. Wasser enthielten: Rückstand bei 110° getrocknet 30,84 Grm. 5 „ wessoeoluht 27,94 Glühverlust 2,90 Grm. 27,94 Grm. festen, geglühten Rückstandes zerfielen durch Behandlung mit destillirtem Wasser in 2 Theile, nämlich in A) einen unlöslichen von 5,41 Grm. B) einen lölichen von 22,53 Grm. Der unlösliche Theil A. von 5,41 Grm. enthielt: Kohlensauren Kalk. . . . 2,92 Grm. Kohlensaure Magnesia. . . 159 „ Kohlensaures Manganoxydul 0,25 „ Kohlensaures Eisenoxydul . Spuren Kseselsaure .., .. 1....3....025, 5 Summe 5,37 Grm. Der lösliche Theil B. von 22,53 Proc. bestand aus: Chlornatrium . . 15,4 Grm. Chlorkalium. . . 28 ,„ Summe 18,2 Grm. ünd einem Rest nicht näher bestimmter Substanzen von AB es Summe 22,5 Grm. Das Wasser, mit welchem das Petroleum von Reichartshausen zu Tage tritt, ist also ein kaltes Mineralwasser, welches an Concentration den Thermalwassern von Baden-Baden nahe kommt. Über Petrefacten im bunten Sandstein. Von P. Pıarz. Die Zeit des bunten Sandsteins ist für die Geologie des Oberrhein- gebiets von besonderer Bedeutung, einmal durch die grosse Ausdehnung und Mächtigkeit der Ablagerungen dieser Periode, und sodann durch die bedeutenden Veränderungen innerhalb derselben, welche die Bildung des Rheinthals sammt den es beiderseits begleitenden Gebirgen bewirkten. Schichtungs- und Gesteinsverhältnisse zeigen deutlich, dass während der ganzen Periode der Ablagerung dieser ungeheueren Sandmassen, welche nur von zerstörten Granit- und Gneisgebirgen abstammen können, eine langsame Senkung stattfand, welche nur lokal im oberrheinischen Gebiet durch die Erhebung der beiderseits das Rheinthal begrenzenden Gebirge unterbrochen wurde, 934 Die untere, bei weitem mächtigste Abtheilung der Formation (der Vogesensandstein, über 1000 Fuss mächtig), ist ein Product stark beweg- ten Süsswassers: in ihm fehlen mit dem Kalk und Kochsalz die Meeres- thiere gänzlich. Auch die Hauptmasse der oberen Abtheilung: die fein- körnigen, dickgeschichteten, rothen Sandsteine, welche in den Umgebungen von Karlsruhe, im Elsass, der Pfalz und im Maingebiet das geschätzteste Baumaterial liefern, kann nur als Süsswasserbildung angesprochen wer- den; sie enthält nur Pflanzenreste, welche von den höheren bewaldeten Gegenden in die versandeten Niederungen eingeschwemmt wurden. Erst am Schlusse der Buntsandsteinperiode war die Senkung des Bo- dens bis zum Meeresniveau fortgeschritten, und nun drang das Meer, wohl von Süden her, wo der bunte Sandstein der Alpen in fast allen Schichten Meeresthiere enthält, in das Gebiet ein, durch seinen Kalk- und Salzgehalt das Leben, die Entwicklung der triasischen Fauna ermöglichend. Die längst bekannten reichen Fundstätten von Sandsteinpetrefakten liegen im Elsass und der Pfalz, bei Sulzbad und Zweibrücken. Auf der rechten Rheinseite wurden dieselben zuerst in den Umgebungen von Em- mendingen, und vor Kurzem auch in ziemlicher Verbreitung im Pfinz- gebiet zwischen Durlach und Pforzheim gefunden. Auf dem rothen Thon- sandstein liegt hier an manchen Stellen statt des gewöhnlichen rothen Schieferthons ein mürber, rostgelber Sandstein mit dolomitischem Binde- mittel in dünnen Schichten, welche zusammen nur 2—4 Fuss Mächtigkeit erreichen. Dieser Sandstein ist in der Regel nur in Gräben anstehend zu finden, liegt jedoch häufig in Bruchstücken auf den Ackerfeldern und wird dort häufig auf Haufen zusammengeworfen, mitunter auch als — freilich schlechtes — Schottermaterial gebraucht. In dem Sandstein sind nur die Abdrücke der Schalen, diese aber mit grosser Deutlichkeit, erhalten, öfters von einem schwachen Brauneisen- steinanflug gefärbt. Bis jetzt wurde in Baden gefunden: Terebratula vulgaris v. SCHLOTH. Myophoria vulgaris v. SCHL. = ovata GOLDF. Pecten discites v. SCHL. „ Albertii GoLDF. Lima striata v. SCHL. Gervillia socialis v. SCHL. Hinnites comtus GIEBEL. Enerinus sp. (Stielglieder). Die Fauna unterscheidet sich von der des unmittelbar überlagernden Wellendolomits durch das Vorkommen von Myophoria vulgarıs und Lima striata, welche erst in den unteren Muschelkalkschichten wieder auf- treten. In den Schieferthonen des Röth wurde kürzlich in der Gegend von Singen (im Pfinzthal) Zstheria Germari Beyr. in reichlicher Menge ge- funden, 939 Das Auftreten dieser Fossilien bezeichnet somit einen bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte der Erdbildung: den Wiedereintritt des Meeres in ein weites, sicher seit der paläozoischen Zeit verlassenes Gebiet. Diese Thatsache verknüpft die muschelführenden Sandsteine auf das Engste mit den darüberliegenden kalkigen Schichten des Muschelkalks. Die Grenz- linie zwischen dem Buntsandstein und dem Muschelkalk sollte daher na- turgemäss unter die muschelführenden Sandsteine gelegt werden, wo sie die Gebilde heterogener Entstehung, nämlich Süsswasser- und Meeres- bildungen, scharf scheidet. Dass in den ältesten Meeresschichten noch der schon an Ort und Stelle befindliche Sand das Material zur Schichten- bildung lieferte, die ältesten. Meeresschichten also in der Substanz iden- tisch mit den jüngsten Süsswasserbildungen sind, erscheint für die syste- matische Trennung von geringerer Bedeutung. Neue Literatur, Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1872. *E. Favre: Revue des travaux relatifs a la Geologie de la Suisse. Ge- neve., 8. 54. p.,.1 Bl. * E. FAvre: Note sur la Geologie des Ralligstöcke (au bord du Lac de Thoune). Dec. 8°. 19 p,1 Pl. * Max von Hantken: die geologischen Verhältnisse des Graner Braun- kohlen-Gebietes. Mit einer geolog. Karte. (Mittheilungen aus dem Jahrbuch der kön. ungarischen geologischen Anstalt. I. Bd. 1. Heft. Pest. 4°. 8. 147. *0O. Heer: über die Braunkohlen-Flora des Zsily-Thales in Siebenbürgen. Mit 5 Tf. (Mittheil. aus d. Jahrb. der k. ungarisch. geolog. Anstalt. I Bd 1. Tier), ALS, 25. * Kırı Horrmann: die geologischen Verhältnisse des Ofen-Kovacsier-Ge- birges und Ant. 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Tafeln und mehreren Holzschnitten. (Bes. Abdr. a. d. I. Bde. der „Mittheilungen aus dem Jahrbuch d. königl. u. geolog. Anstalt“.) Pest. gr. 80. 8551-442. * A, C. Ramsar: Institution royale de la Grande-Bretagne. (La Revue scientifique de la France et de ?’Etranger. 14. Juin. JuL. SchLotke: Krystallographie. Stereoskopische Darstellung einer Reihe der wichtigsten Krystalle, der Combinationen derselben. Hamburg. 8°. 938 * ALFR. STELZNER: Discurso imaugural de la Aula de Mineralogia en la Unwersidad de Cordoba pronunciado el 29de Abril de 1873. Cor- doba. 4°. * Surss: Erdbeben in Nieder-Österreich. (Wiener Abendpost, No. 141.) * James WooDRow: an examination of certain recent assaults ou Physical Science. Columbia, S. C. 8%. 53 p. * LEOP. WÜRTENBERGER: Neuer Beitrag zum geologischen Beweise der DAr- wın’schen Theorie. Sep.-Abdr. aus Ausland, No. 1, p. 6. * v. ZEPHAROVICH: über den Syngenit. (Sitzb. d. k. Ak. d. Wiss. in Wien, März.) B. Zeitschriften. 1) Sitzungs-Berichte der Kais. Akad. der Wissenschaften. Wien. 8°. [Jb. 1873, 410.] 1872, LXV, 1.—5. Heft; S. 1—291. BovE: über die Mächtigkeit der Formationen und Gebilde: 105—119. TscHERMAK: die Meteoriten von Shergotty und Gopalpur (mit 4 Tf.): 122 — 147. v. ETTInGsHAusen: über Castanea vesca und ihre vorweltliche Stammart (mit 17 T£.): 147—164. BovE: über geologische Chronologie: 171—189. Süss: über den Bau der italienischen Halbinsel: 217—225. SCHRAUF: Mineralogische Beobachtungen IV. (1 Tf.): 227—253. v. Reuss: Paläontologische Studien über die älteren Tertiär-Schichten der Alpen. III: 270—274. 2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 177.] 1873, XXIII, No. 1; S. 1—116; Tf. I-IV. Fr. Nor#: über die Bedeutung von Tiefbohrungen in der Bergölzone Ga- liziens (Tf. I—-I): 1—19. Tu. Fuchs: Beiträge zur Kenntniss fossiler Binnenfaunen (Tf. II—IV): 19—26. Eu. Tierze: Geologische Darstellung der Gegend zwischen Carlstadt in Croatien und dem nördlichen Theil des Canals der Morlacca. Mit be- sonderer Rücksicht auf die hydrographischen Verhältnisse jener Ge- gend und die Karstbildung im Allgemeinen: 26—71. _ Fr. v. Hıver: Geologische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt VIII. Siebenbürgen: 71—116. - 539 3) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 411.] 1873, No. 8. (Sitzg. am 15. April.) S. 141-158. Eingesendete Mittheilungen. C. W. GümseL: Mikroskopische Untersuchung alpiner Triaskalke und Do- lomite: 141 — 144. M. Nevmayr: Tenuilobaten-Schichten und Astartien im Schweizer Jura: 144—147. G. Strache: neue Petrefactenfunde aus Istrien: 147—149. J. Worpric#: über neue Fundorte von Mammuth-Knochen: 149. Epm. v. Mossısovics: die Bedeutung der Rheinlinie in der geologischen Geschichte der Alpen: 149—151. D. Stur: Pflanzenreste aus dem Hangenden des oberen Flötzes der Stein- kohlen-Mulde von Bras bei Radnitz in Böhmen: 151—153. Literatur-Notizen u. s. w.: 153—158. 4) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 8°. [Jb. 1873, 411.] 1873, XXV, 1; S. 1—16; Tf. I—IV. A. Aufsätze. Ars. Hem: der Vesuv im Apr. 1872 (Tf. I—-IV): 1—53. ©. RAammELSBERG: über die Zusammensetzung des Stauroliths: 53—59. — — über den Amblygonit: 59—66. W. Daues: Notiz über ein Diluvial-Geschiebe cenomanen Alters von Brom- berg: 66—71. W. Reıss: über eine Reise nach den Gebirgen des Iliniza und Corazon und im Besonderen über eine Besteigung des Cotopaxi: 71—96. C. RammELsBERG: über den Herschelit und Seebachit: 96--102. r B. Briefliche Mittheilungen Von Ta. Worr und G. vom Rarn: 102—111. C. Verhandlungen der Gesellschaft: 114—116. 5) J. C. PossEnnorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 8°. [Jb. 1873, 412.] 1875, Ergänzungsband. S. 1—176. C. Pape: Bestimmung der optischen Constanten des Kupfervitriols: 35 —58. H. SCHROEDER: Untersuchungen über die Volumen-Constitution fester Kör- per: 58—85. 1873, CXLVIH, S. 497—660. G. Rose: über das Verhalten des Diamants und Graphits bei der Er- hitzung: 497—526. 940 6) H. Kouse: Journal für practische Chemie, Leipzig. 8°. {Jb. 1873, 412.] 1873, VII, No.3, S. 97— 104. H. Laspeyres: Bemerkungen über den Maxit und Leadhillit aus Sardi- nien.: 127—132. 1873, VII, No. 4; S. 145--192. K. Havusnorer: über die mechanische Trennung krystallisirter Körper: 147—153. Tu. Petersen: über den Basalt und Hydrotachylyt von Rossdorf bei Darmstadt: 153—158. 7) Sitzungs-Berichte der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft Isis in Dresden. [Jb. 1873, 309.] 1873, .No. 128, 8.127. ALFR. JEnTzscH: über einen Pfahlbau in Sachsen: 1. GEmmmz: über einen Pterodactylus mit erhaltener Flughaut: 3, 8; über Versuche nach Steinkohlen in der unteren Dyas bei Weissig, O. von Dresden; über einen neuen Meteoreisenfund bei Neuntmannsdorf in Sachsen und Mittheilungen über das Vorkommen, die Beschaffenheit und Entstehung der Meteoriten überhaupt: 4; über die neuesten Entdeckungen des Prof. Marsh in Newhaven: 8; Vorlage einer von ihm zusammengestellten Tafel über die Verwandtschaft der Inoce- ramen in dem sächsischen Elbthalgebirge: 34. E. ZscHau: über Flussspath und Scheelit vom Fürstenberge bei Schwarzen- berg: 7. O. SchnEiDER: über ähnliche Vorkommnisse im Riesengrunde im Riesen- gebirge: 7. Köster: über die im sächsischen Voigtlande vorkommenden Gasteropoden und Conchiferen: 25. MEHnwALD: neue vorhistorische Funde: 48. . v. KIESENWETTER: zur Geschichte der Zoologie: 56. Geinitz: Bemerkungen zu CREDNER’s Schrift: die geologische Landesunter- suchung des Königreichs Sachsen, Januar 1873: 68. 8) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’ Academie des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1875, 413.] 1873, 12. Mai— 2. Juin; No. 19—22; LXXVI, p. 1153-1372. BouvssinsausLt und Damour: über die Ursache des Anschwellens vom Ob- sidian bei erhöhter Temperatur: 1158—1165. (JUATREFAGES: über die Racen fossiler Menschen und die Race von Can- stadt: 1313—1317. Fovgu£: Resultate der Analysen der Geyser-Quellen der Insel San Miguel: 1361—1364. 541 9) H£sert et Mınne Enwarns: Annales des sciences geologigues. tome Il, No. 3. [Paris. 8°.) 1871—1872. Dvcrost und LorrEr: über die vorhistorische Station von Solutr&e: 1—34. BRANDT: neue Untersuchungen über die in den Höhlen des Atlas aufge- fundenen Säugethiere: 1—26. | MıLne Epwarps: Beobachtungen über die Thiere, welche die Höhlen in Sibirien bewohnten: 1—4. E. SauvagE: über die fossilen Fische des Kreide-Gebiets der Sarthe: 1-45. 10) The Quarterly Journal of the Geological Society. London. 8°. [Jb. 1873, 311.] 1873, XXIX, May, No. 114, p. I-LXXVIH u. 97—316. Verhandlungen der Gesellschaft: I-LXXVIN. Jupp: die Secundär-Gesteine von Schottland, nebst Notiz von Davınson über die Brachiopoden (pl. VII—VIII): 97—198. CAmpBELL: über die Vergletscherung von Irland: 198—225. SAMUEL SHARP: die Oolithe von Northamptonshire: 225—303. Geschenke an die Bibliothek: 303 - 316. 11) H. WoopwArp, J. MorrIs a. A. ETHERIDGE: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1873, 414.] 1873, March, No. 105, p. 97—144. Price: Neue Species von Rostellaria aus dem Gault (Tf. VI): 97—98. A. PuızLies: verkieselte Hölzer aus Californien: 98—99. Hırcucock: Kohlengebiet der Vereinigten Staaten: 99—102. ‚LeBouR : über Staurolith, in Verbindung mit Metamorphismus: 102— 104. WoopwaArn: über angebliche Reste von Arachniden und Myriopoden aus dem englischen Kohlengebirge: 104—112. Young: über die carbonischen Species von Ortomia: 112—113. Notizen über die Classification englischer Gesteine: 115—115. Notizen, Correspondenzen u. s. w.: 115—145. 1873, April, No. 106, p. 145—192. CARRUTHERS: über Halonia und Cyclocladia (pl. VII): 145—132. Fr. Schmidt: Notiz über Pteraspis Kneri: 152—153. Ep. Hvır: Mikroskopische Structur der Limericker Trapp-Gesteine (pl. von: 153—161. GARDNER: Notiz über die Gattung Rostellaria aus dem Gault: 161— 163. O. Fısuer: über Gletscher-Thätigkeit und gehobene Küsten: 163—166. PercevaL: Nachtrag zu den in Somersetshire vorkommenden Mineralien: 166. Notizen, Correspondenzen u. s. w.: 166—192. 542 12) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. [Jb. 1873, 414.] 1873, April, No. 300, p. 241—320. Geologische Gesellschaft. Grescoryr: Entdeckungen von Zinnerz- Lagern in Queensland; ULrıca: über das Vorkommen von Zinnerz in Neu-England; SoLLas und JuKkEs-BRownE: Gesteins-Fragmente im obe- ren Grünsand von Cambridge: 311—314. 1873, May, No. 301, p. 321 - 400. Geologische Gesellschaft. AuLrvne NıcHoLson: Geologie der Thun- der Bay und des Shabendowan-Distriets an der n. Küste des Lake Superior; Dawson: über die angeblichen Kohlenpflanzen der Bären- Insel und deren Beziehungen zu der paläozoischen Flora von Nord- amerika; WoopwArDp: eocäne Kruster von Portsmouth; und über einen neuen Trilobiten vom Cap der guten Hoffnung; WınTLE: grosser Erd- schlipf bei Glenorchy, Tasmanien: 391 —394. 13) B. Sırıman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8° [Jb. 1873, 415.] 1873, July, Vol. VI, No. 31, p. 1—80. J. D. Dana: Einige Resultate der Contraction der Erde durch Abkühlung. IH. Über den Zustand des Erdinnern. III. Metamorphismus: 6. B. Sıruıman: über das Meteoreisen von Shingle Springs, Eldorado Co., Ca- lifornia: 18. A. R. Leens: Beiträge zur Mineralogie: 22. H. A. Cuase: Indianische Grabhügel an der Küste von Oregon: 26. A. WincHhELL: das Diagonal-System in der physikalischen Gestaltung von - Michigan: 36. C. G. Rockwoop: Bemerkungen über neue Erdbeben: 40. Nekrolog von Apım SEDGWwIcK: 45. A. W. Chuase: über die Bergwerke des Klamath-River: 56. C.H. Hırcacock u. W. P. BLakE: Geologische Karte der Vereinigten Staaten: 64. 14) The American Naturalist, a popular illustrated Magazine of Natural History. Salem, Mass. Peabody Academy of science. 8°. [Jb. 1871, 171.] : Vol. V, April — December 1871. No. 2—12. Ein Herd aus der jüngeren Steinzeit: 88. Devongesteine im Amazonenthale: 121. Morrıs: Ursprung der Diamanten: 122. Ca. Fr. Harır: Brasilianische Felsen-Inschriften: 139. Pl. 2—10. P. R. Hoy: Dr. Koc#’s Missourium : 147. Grabhügel und ihr Inhalt: 155. N. S. Suazer: Physikalische Grundzüge des Appalachischen Systems und der Atlantischen Küste bei Cape Hatteras: 178. 543 W. H. Brewer: Animalisches Leben in den Rocky Mountains: 220. CH. Fr. Harrr: die alten indischen Thongeräthe von Maraj6 in Brasilien: 259, Entdeckung von Mastodon-Resten bei Mott’s Corners bei Ithaca, N.-Y.: 314. Entdeckung eines Schädels des Moschusochsen in Utah: 315. L. LESQUEREux: über die Erhaltung der fossilen Pflanzenreste in der Stein- kohlenformation Nordamerika’s: 340, W. J. Hays: über die Reihe einiger Thiere Amerika’s zur Zeit der Ein- wanderung des weissen Menschen: 387. P. M. Duncan: Leben in grossen Tiefen: 393. Ta. STERRY Hunt: die Geognosie der Appalachians und der Ursprung der krystallinischen Gesteine: 451—509. Eus. W. Hırsarn: Geologie des Golfs von Mexico: 514. Ta. GıwL: Charakteristik der Hauptgruppen der Säugethiere: 526. Epw. S. MoorE: über die Verwandtschaften der Anomia: 533. L. S. Bursank: Eozoon canadense in dem krystallinischen Kalke von Mas- sachusetts: 535. B. Pzrry: über den Eozoon-Kalk von Ost-Massachusetts: 539. C. SwarLow: Bemerkungen über die geologische Karte und Gesteins- durchschnitte von Missouri: 541. Ca. WartestevY: der grosse Grabhügel am Etawah River bei Cartersville in Georgien: 542. C#. WeirtesLevY: alte Stein-Inschriften in Ohio: 544. E. T. Cox: westliche Steinkohlenlager und Indiana-Kohle: 547. E. D. CorzE: über die ausgestorbenen Schildkröten in der Kreideformation von New-Jersey: 562. E. D. Core: Beobachtungen über die systematische Verwandtschaft der Fische: 579. G. H. Perkms: über die Geoden von Illinois: 698. Das Peabody-Museum für amerikanische Archäologie und Ethnologie: 705. NEWBERRY: die Drift-Periode: 729. Die Mammuthhöhle und ihre Bewohner: 739. Ursprung der niedrigsten Organismen : 779. J. G. Auszüge. A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. G. vom Rarn: über den Mikrosommit. (Sitzungsber. d. k. preuss. Akad. d. Wissensch. 1873, 8. 270—273). Mit dem Namen Mikrosommit bezeichnete Scaccaı ein von ihm zuerst in den Auswürflingen der Vesuv- Eruption von 1872 beobachtetes Mineral („Oontrib. mineralog. Incendio Vesuviano“. Attı R. Acc. Nap. Sett. 1872 und „Note sopra alcume specie mineralog.“ Bendiconto R. Acc. Nap. Ott. 1872). Scaccar theilt über diese neue Species Folgendes mit: „Krystallform hexagonal, Prismen be- grenzt durch die Basis. Sehr klein, so dass 20 Kryställchen etwa 1 mgr. wogen. Mit Rücksicht auf ihre Form könnte man sie dem Nephelin zu- zählen; doch scheint es mir nicht, dass sie mit diesem Mineral zu ver- einigen sind. — Sie unterscheiden sich nämlich vom Nephelin durch eine zuweilen vorkommende eigenthümliche Gruppirung in Büscheln und mehr noch in chemischer Hinsicht durch ihren Chlorgehalt. Eine qualitative Prüfung des in Chlorwasserstoffsäure löslichen Minerals ergab Kieselsäure, Thonerde, Kalk, Kali, Natron, Chlor und Schwefelsäure. Ob die beiden letzteren, deren Menge etwa 6 Proc. — für jeden dieser Stoffe — gefun- den wurde, zur Constitution des Minerals gehören, dürfte einem Zweifel unterliegen, da es sehr schwierig ist, die Kryställchen rein auszusuchen.“ So weit die Mittheilungen des hochverdienten neapolitanischen Mineralogen. Unter den von Hrn. ScaccHı mir verehrten vesuvischen Auswürflingen der Eruption vom 26. April 1872 waren auch solche, welche in den Dru- sen Mikrosommit als neugebildetes Mineral enthielten. Derselbe findet sich in den beiden Arten der bei der letzten Eruption aus dem grossen Schlunde im Atrio ausgeschleuderten Blöcken, den monolithischen — welche aus einem einzigen Fragmente alter poröser Sommalaven bestehen — und den conglomeratischen — dies sind locker verbundene Lavabruchstücke nebst losen Augitkrystallen —. Beide Arten von Bomben pflegen von einer dünnen Schale neuer Lava umschlossen und verbunden zu sein. Bei den monolithischen Blöcken erfüllen die durch Sublimation entstandenen Neubildungen — Leucit, Sodalith, Mikrosommit, Augit, Hornblende, Eisen- _ 545 &lanz — die Poren, bei den Conglomeraten die Zwischenräume der ein- zelnen Stücke und Krystalle. Der Auswürfling, aus welchem die zur Untersuchung verwandten Kry- ställchen stammen, war monolithisch, eine röthlichbraune, alte Leucitlava. Die bis erbsengrossen Leucite sind in der für diese Blöcke der Eruption von 1872 charakteristischen Weise zersetzt; die Augite scheinbar unver- ändert. Die Poren beherbergen ausser Mikrosommit nur noch Eisenglanz. Die Prismen des neuen Minerals sind ausserordentlich klein. Nur das Interesse, welches dieselben wegen ihrer Bildung durch Sublimation er- weckten, konnte den Aufwand an Zeit rechtfertigen, welche das Aussuchen von etwa 1500 Kryställchen, im Gewichte von Y/,, Gramme aus dem grob- gepulverten Gesteine erheischte. Krystallsystem hexagonal. Die Formen prismatisch, durch die matte Findfläche begrenzt. Die Kanten zwischen dem Prisma und der Basis zu- weilen durch ein Dihexaöder abgestumpft. Gemessen die Neigung des Dihexaöders zum Prisma = ca. 111°50‘. Daraus das Verhältniss a (Sei- tenaxe) : c (Verticalaxe) — 2,88: 1. Dihexaöder-Endkante = 158° 34° (ber.) Dihexaeder-Seitenkante = 43 40 „ Die angegebenen Axenwerthe und Winkel sind nur als Annäherungen zu betrachten. Die Flächen des Prisma’s tragen eine verticale Streifung ; dieselben sind zuweilen fast gerundet, farblos, wasserhell. Härte etwa gleich Feldspath. Spec. Gew. —= 2,60 (bei 15° C.). Nur schwierig v. d. L. schmelzbar. Selbst bei heftigem Glühen tritt kein Gewichtsverlust ein. In Chlorwasserstoffsäure wie in Salpetersäure zersetzbar unter Abscheidung gallertartiger Kieselsäure. Die salpetersaure Lösung gibt mit salpeter- saurem Silber eine starke Fällung von Chlorsilber. Zunächst wurden durch eine qualitative Prüfung sämmtliche von ScaccHı angegebenen Bestand- theile bestätigt. Die Analyse, zu welcher nur etwa !/,, Gr. reinster Sub- stanz zur Verfügung stand, ergab: Kieselsäuren.. :... 2. 330 honerde ... 37... 1290 Kalle m ia ga 110 Kalte. ar Natron. 8, 3 N ERNNET Ohler- Hu 2 2 Schwefelsäure ... 17 022 Denken wir uns das Chlor mit Natrium (9,1 C1 + 5,9 Na verbunden, letz- teres entsprechend 8,0 Proc. Na,O), so vermindert sich der Überschuss der Analyse auf 2,2 Proc., und wir erhalten neben 5,9 Na noch 0,7 Proc. Na- tron. Die in der Analyse angegebene Natronmenge wurde in Gemeinschaft mit dem Kali als Sulfat gewogen und durch Subtraction des aus dem Pla- tinsalze berechneten Kali’s bestimmt. Es ist deshalb in hohem Grade wahrscheinlich, dass der Gehalt an Natron etwas zu hoch gefunden und Jahrbuch 1873. | 35 546 dass dies Alkali ausschliesslich mit Chlor zu Chlornatrium verbunden ist. - - Die Sauerstoffmengen der Kieselsäure (18,0) und der Thonerde (= 13,5) verhalten sich nahe wie die Zahlen 4:3, so dass dieser Theil der Mi- schung = Al,O, + 28i0,, wie bei Sodalith, Nosean und Hauyn. Der Mikrosommit enthält wie der Hauyn in isomorpher Mischung Kalk und Alkali und stellt demnach ein Halbsilicat von Thonerde, Kalk, Kali dar, verbunden mit Chlornatrium und einer kleinen Menge von schwefelsaurem Kalk. Die wahrscheinliche Formel ist folgende: a K,O f 3.020 ( Al:O 28i0, + NaCl + 11,020, SO,. Derselben würde folgende Mischung entsprechen: Kieselsäure. ...... ..../950 Thonerde'. .... „1.2.52 283 Kalk... een Kali. 2. aeg Natrium... ae 05 Chlor. 2 ers Schwefelsäure . . . 17 100,0. Der Mikrosommit verbindet die Sodalithgruppe mit dem Nephelin, welch letzterem das neue Mineral in seiner Krystallform nahe steht. In der That stimmt das stumpfste der am Nephelin bekannten Dihexaäder nahe überein mit dem Dihexaöder der neugebildeten vesuvischen Prismen, deren Entstehung durch eine Einwirkung der mit Chlornatrium beladenen vulkanischen Dämpfe auf die Leucite (Kali, Thonerde) und die Augite (Kalk) der Lava zu erklären ist. Wir begegnen demnach hier einem neuen Beispiele der Mitwirkung des Meersalzes bei der Mineralbildung vulkani- scher Processe. FR. v. KoseıL: „über den Kjerulfin, eine neue Mineral- species von Bamle in Norwegen.“ (Sitzungs-Ber. d. bayer. Akad. d. Wissensch. v. 1. März 1873.) Es ist an Fr. v. KoserLı von Apotheker C. N. Rope zu Porsgrund in Norwegen durch Vermittelung des Dr. Wırr- STEIN ein Mineral zugeschickt worden, welches RopeE als eine neue, wesent- lich aus phosphorsaurer Magnesia bestehende Species bestimmt und Kje- rulfin (nach dem norwegischen Mineralogen und Geologen KJERULF) ge- tauft hat. Es kommt zu Bamle in Norwegen vor; derb mit unvollkom- mener, fast nur bei Kerzenlicht bemerkbarer Spaltbarkeit nach zwei Rich- tungen, welche annähernd einen rechten Winkel zu bilden scheinen. Der Bruch ist uneben und splittrig. Es ist fettglänzend (gleicht manchem Eläolith) von blassrother Farbe, in dünnen Stücken durchscheinend. Das spec. G. ist 3,15. Die Härte 4—5. Erwärmt zeigt es schwache Phos- phorescenz mit weisslichem Schein. V.d. L. schmilzt es ziemlich leicht, 547 etwa 3., mit etwas Blasenwerfen zu einem kleinblasigen Email. Das feine Pulver wird von concentrirter Salzsäure in der Wärme leicht aufgelöst, etwas weniger leicht von Salpetersäure. Mit Schwefelsäure entwickelt es Flusssäure und scheidet beim Auflösen schwefelsauern Kalk ab. Das Re- sultat der Analyse (deren Gang genau angegeben) durch Fr. v. KosELL war: Ehospkossäure . 20.0. 142,22 Masmena, ...... 00. ....3700 Kalkedert. la, 2 56 = 5,4 "Calcium. Natron mit etwas Kali . . 156 = 1,16 Natrium. HUNDEN Male, NEE RN IN > üeselender .ı..) eu sinemstssat 4550 Thonerde mit Eisenoxyd . . 5,40 Spur von Schwefelsäure . . — Der wesentliche Theil der Mischung ist mit Reduction von Kalk und Natron: für 100 Theile Phosphorsäure . 42,22 — 46,62 Masnesia . . .. 37.00 40,86 Oaleium 2. . ... 540-5196 Narsıume ro. =... 1,10% — 1598 Kluom yo... 24080 —, 4,28 90,56 — 100,00. Daraus ergibt sich die Formel 2Mg°# + CaFl, ein kleiner Theil Ca durch Na vertreten. Nach dieser Formel berechnet sich: Phosphorsäure . . 47,17 Magnesia 22°... 33,88 5 Calcium) "3. a7, 1:1206;64 Ehrorsar: 2: Werne 100,00. Wirtstein, welcher das Mineral auch analysirte, ist zu einer ähn- lichen Formel gelangt. Der Kjerulfin steht in der Mischung dem Wagnerit sehr nahe, doch enthält dieser mehr Fluor und kein oder sehr wenig Calcium. Die salzsaure, etwas concentrirte Lösung des Kje- rulfin gibt mit Schwefelsäure sogleich ein starkes krystallinisches Präcipi- tat von Gyps, während vom Wagnerit kein oder erst nach einiger Zeit ein Präcipitat erfolgt. FR. v. Kosern: „über den Wagnerit.“ (A. a. O.) Der Wagnerit ist von Fuchs zuerst als eine eigenthümliche Species erkannt und analy- sirt worden. Später hat RammELsgere die Analyse nach einer correcteren Methode wiederholt. Die Analysen gaben: e 35 2 548 Fucus. RAMMELSBERG. Fluor 6,17 9,36 Phosphorsäure 41,73 40,61 Magnesia . 46,66 46,27 Kalkerde . _ 2,38 Eisenoxydul . 4,50 4,59 Manganoxydul . 0,45 — 99,51 103,21. Aus der Analyse von Fuchs hat v.. KosELL die Formel MgFfl + Mes# abgeleitet und ist diese auch von RAMMELSBERG für Seine Analyse ange- nommen worden. Danach ist die Mischung: Fluor. 19793 Phosphorsäure 43,82 Magnesia 37,04 Magnesium . 7,41 „100,00. Die Untersuchung des Kjerulfin, der dem Wagnerit sehr nahe steht, Es diente veranlasste v. KoBELL, auch diesen noch einmal zu analysiren. dazu ein Exemplar, welches Lerrson vom Fundort (Radelgraben bei Wer- fen im Salzburg’schen) selbst geholt und freundlichst übergeben hatte. Es war ein derbes Stück mit parallel verwachsenen, stark nach der Länge gestreiften Prismen. An ein paar kleinen Flächen konnte ein Winkel von 120°—121° annähernd gemessen werden, auch unvollkommene Spaltbarkeit nach diesem Prisma war bemerkbar. Levy gibt den Winkel zu 120°25‘ an und auch ein anderes Prisma von 90°25‘, welches von Fucus erwähnt ist (mit etwa 94°). Spaltbarkeit nach letzterem Prisma, welche Fuchs an- gibt, konnte man nicht bemerken. Fr. v. KoseLL fand auch die Schmelz- barkeit des Minerals nur 3,5 oder etwas höher liegend, FucHs bezeichnet es als sehr schwer schmelzbar. Seine Probe war von rosenrother Farbe und verändert der etwas höhere Gehalt an Eisenoxyd vielleicht den Schmelz- grad. Die feinpulverisirten Proben lösten sich in Salzsäure, Salpetersäure und Schwefelsäure bei anhaltendem Kochen vollkommen auf. Das Resul- tat der Analyse war: Phosphorsäure . 40,30 Magnesia 32,18. Kalkerde 2,24 = Calcium 1,6 Natron mit etwas Kali 5,12 = Natrium 3,5 Eisenoxyd 8,00 Thonerde 1 Fluor . 10,00 Wasser 0,50 100,05. Das Eisenoxyd ist zu einem kleinen Theil auf Oxydul zu redueiren. Die wesentliche Mischung ist, Kalk und Natron als Caleium und Natrium gerechnet: 949 für 100 Thle. Phosphorsäure . . ... 40,30 45,70 Mamesnar.2 N u. NEE 37,18 Natrium 000 5 und. 4340 3,97 taleimmm 2.24... 2%... 1560 1,81 Bier... 2a, e..210,00 11,34 88,18 100,00. Nimmt man das Calcium als isomorphen Vertreter von Natrium, so passt für die Mischung nahezu die Formel 2Mg3? + REI?, speciell für obige Mischung 32 h 2Mg°? + 77, Na | m2, wonach in 100 Thle. '/, Ca Phosphorsäure . . 44,10 Maenesiamı.t...°, 72% 310.27 Natsium 2... 2 700 °..4,16 @aleum Hr. EN DT Bluonite. ae 80 100,00. Nach den neueren Zeichen ist für Na das Doppelatom Na zu setzen. A. Streng hat an den Feldspäthen die Vertretung von Ca und Na, wie sie schon früher angenommen wurde, speciell nachgewiesen *. Es ist nach ihm eine polymere Isomorphie, und das ist allerdings der Fall, wenn man sich auf die neueren Mischungsgewichte bezieht, mit den älteren ist es monomerer Isomorphismus 2Na Ca Na (Ca e 4093: =) Weder Fucns noch RAmMELSBERG haben einen Alkaligehalt im Wag- nerit angegeben, und geht aus der Beschreibung ihrer Analysen hervor, dass sie auch nicht nach einem solchen gesucht haben. Es ist dann ein Übersehen des Alkali bei solchen Verbindungen um so leichter möglich, als deren Analysen ohnehin statt eines Verlustes gewöhnlich einen Über- schuss geben. Fr. Hessengere: Kalkspath von Andreasberg. (Mineralog. Notizen, No. 11, S. 17.) Das Exemplar besteht ganz aus Kalkspath von zweierlei Generation: einem älteren, isabellgelben, trüben, darüber einen jüngeren, farblos, fett-, fast glasglänzend. Der ältere zeigt bis 1, Zoll grosse, wenig frei stehende Krystalle: R3.R; über ihnen sitzen die jün- geren Krystalle auf, theils vereinzelt, theils gruppirt. Diese jüngeren Krystalle zeigen nun ein neues Skalenoeder —°/,R!’/,,, an welchem an * Jahrbuch für Mineralogie 1865, p. 433. Später hat Srrene diese Vertretung auf die Atomgruppen Ca2 Al und Na2 $i2 bezogen. Jahrb. 1871, p. 601. 0 äusserster Spitze das Rhomboeder seiner Mittelkannten —”,R auftritt. Für das neue Skalenoeder sind die berechneten Kanten-Winkel von X — 95043'32" von Y = 163028'6' und von Z —= 10996387 Für das Rhom- boeder — '/,R ist die berechnete Endkante =- 9527'30". Arıstıdes Brezina: Krystallographische Studien über Albit. (G. TscHerMmAr, Mineral. Mittheil. 1875. Heft 1, S. 19—28.) Ein dem Ba- venoer Zwillings-Gesetz des Orthoklas analoges wurde von Weıss am Al- bit entdeckt und durch Neumann beschrieben. Die Auffindung eines aus- gezeichneten derartigen Zwillings -Krystalles auf einem Handstück von Schmirn in Tyrol gab Gelegenheit zu vorliegender Mittheilung. Die Flä- chen-Beschaffenheit ist die gewöhnlich beobachtete: die Prismen-Flächen polysynthetisch gestreift durch Zusammensetzung nach M, P und n mit schwachen schildförmigen Unebenheiten bedeckt, y glatt und glänzend, die Flächen x stark aus ihrer normalen, mit yP tautozonalen Lage gedreht und zwar auf bezüglich der Zwillings-Ebene symmetrische Weise. — Das Zwillings-Gesetz wurde in erster Näherung durch die Tautozonalität von MeP MeP und die nahezu erreichte Coineidenz von nn bei gleichzeitiger Symmetrie bezüglich einer die Kante PM abstumpfenden Fläche bestimmt. Bei der Veränderlichkeit der Winkel des Albit im Allgemeinen, welche durch die Zwillings-Bildung noch vergrössert wird, sowie den noch hin- zukommenden Fehlern der Siegelwachs-Abdrücke und der Schwierigkeit der Messung an den oft sehr kleinen Flächen-Stücken kann eine Differenz zwischen Rechnung und Messung nicht auffallen; es sind vielmehr die ge- messenen Werthe als Bestätigung des angenommenen Zwillings-Gesetzes anzusehen. Um jedoch vollständige Sicherheit zu geben, hat BrezımaA mit- telst Methode der kleinsten Quadrate das Zeichen der Zwillingsfläche er- mittelt, und es möge seine meisterhafte Ausführung überhaupt als ein Beispiel für derartige schwierige Berechnungen dienen. Strüver: Italienische Übersetzung von Pororny’s „illustrir- ter Geschichte des Mineralreiches“ 8°. 128 Seiten Text und 199 Holzschnitte. Der Mangel eines für den Schulgebrauch passenden italienischen Lehrbuches der Mineralogie und Geologie veranlasste den Verfasser, das namentlich in Österreich viel verbreitete und benützte Buch von Pokorxy in italienischer Sprache zu bearbeiten. Die neue Bearbei- tung enthält zahlreiche theils der Anpassung an’ die italienischen Verhält- nisse bedingte, theils aus prineipiellen Rücksichten angebrachte Verände- rungen und Verbesserungen. Der letzteren Klasse gehört die veränderte. Eintheilung der Gesteine, und die Definition der Krystallsysteme nach den Symmetrieverhältnissen statt nach Axen; der ersteren Kategorie fällt die Ersetzung der in Pokorny’s Buch zum Schlusse gegebenen geologischen Beschreibung der Umgebung von Wien durch diejenige der Gegend von & 991 Turin zu. Die ganze Einrichtung des Buches in Verbindung mit der hüb- schen Ausstattung mit vielen Holzschnitten lassen dasselbe als recht zweck- mässig für den elementaren Unterricht erscheinen. B. Geologie. Fr. Nies: der Kalktuff von Homburg am Main und sein Salpeter-Gehalt. (Sep.-Abdr. a. Hıraer und Nies „Mittheilungen aus dem agriculturchemischen Laboratorium zu Würzburg.“ S. 12.) Der Kalk- tuff nimmt auf Buntsandstein seine Stelle ein und zeigt in verschiedenem Niveau ein verschiedenes Ansehen. Zunächst auf Buntsandstein liegt ein etwa 2 M. mächtiger Tuffsand, reich an Landschnecken; auf ihn folgt eine Pflanzen-führende Schicht, darüber ein Conferventufl. Die organischen Reste sind nach SAnDBERGER’s Bestimmungen folgende: Pflanzen: Scolo- pendrium offteinarum Smiru, Phragmites communis Trın., Alnus glutinosa Gärrn., Salix caprea L., Fagus sylvatica L., Carpinus Betulus L., Quer- cus pedunculata Eur., Acer pseudoplatanus L., Cornus sangwinea L. und Petasites officinalis MorncH,. Thiere: Umio batavus Lam. und T, sinuatus Lam., Limnmeus ovatus Drar., Clausilia biplicata Monrt., Cl. dubia Drar., Suecinea putris L., Bulimus montanus Drar., Helix arbustorum MüÜLL., H. fruticum MiLı., H. hispida L., H. hortensis Müur., H. lapierda MüL., H. obvoluta Müır., H. pomatia L., H. strigella Lam., Hyalina nitidula Drap., Oervus capreolus L., Sus scrofa L. — Neben seinem Reichthum an organischen Resten gewinnt aber der Kalktuff noch durch das Vorkommen von Kalisalpeter Interesse, dessen schneeweisse Krystallisationen die Hohl- räume des Tuffes durchziehen. Der Kalktuff enthält sehr verschiedene Mengen von Salpeter, ausserdem noch Gyps, Bittersalz, Kochsalz. Um ein annäherndes Urtheil über den mittleren Salpeter-Gehalt des Gesteins zu erlangen, untersuchte v. GERICHTENn Material, das durch Mengen von sehr verschiedenen Proben erhalten war; es ergab der wässerige Auszug bei 100° getrocknet 2,70°/,. An Salpeter reichere Stücke wurden von BERGMANN untersucht, indem er eine Art Rohlauge darstellte, deren Zu- sammensetzung in 100 Theilen: 1,60 Kalkerde, 0,32 Magnesia, 3,18 Schwe- felsäure, 87,29 Salpeter und 7,61 Wasser nebst organischer Substanz. Rechnet man den Kalk als Gyps, die Magnesia als Bittersalz, so stimmt die durch die beiden Basen geforderte Menge Schwefelsäure gut mit der gefundenen; es lässt sich demnach als zusammengesetzt betrachten aus 87,29 Salpeter, 2,59 Bittersalz, 5,14 Gyps, 4,98 Wasser nebst organischer Substanz. Dies würde beinahe ein Pfund Salpeter im Kilo ausmachen. Was die muthmassliche Entstehung des Salpeters betrifft, so bemerkt Nies: das Vorkommen des Salpeters in den Hohlräumen des Kalktuffes, das Fehlen des Kali’s im Gesteine, der Mangel an Kalk im Salpeter, das Alles lässt beinahe unabweisbar den Gedanken an eine spätere Infiltration, zeit- lich getrennt von der Bildung des Kalktuffes, aufkommen. Dann waren 992 es vielleicht kalireiche Wasser, welche dem höher gelegenen Röth ent- stammt die durch die Oxydation der organischen Substanz entstandenen Nitrate in das Kalisalz verwandelten und in den präexistirenden Kalktuff infiltrirten. } FERDINAND ScHALCH: Beiträge zur Kenntniss der Triasam süd- östlichen Schwarzwalde. Inaug.-Dissert. Mit einem Atlas, enthal- tend 36 Profile auf 12 Tafeln und 5 Tabellen. Schaffhausen, 1873. 8°. S. 109. Seitdem der hochverdiente Begründer des Namens „Trias“ sein letztes Werk veröffentlichte (1864), ist die Kenntniss dieser Formation in Deutschland insbesondere durch SAnDBERGER’s treffliche Untersuchungen in den Umgebungen von Würzburg in ein neues Stadium getreten. Der Ver- fasser der vorliegenden Arbeit hatte bereits einen Theil des Materials zu solcher gesammelt, als ihm die Resultate von SAnDBERGER’s Forschungen bekannt wurden und ihn veranlassten, sich nach Würzburg zu begeben, um dort unter der Leitung SANDBERGER’sS die fränkische Trias genauer zu studiren. Dass dies vom günstigsten Einfluss auf vorliegende „Inaugural- Dissertation“ war, bedarf keiner weiteren Worte und nur eines Blickes in die Arbeit selbst: SchauLch macht durch dieselbe seinen Namen auf das Vortheilhafteste bekannt und füllt die Lücken in der Kenntniss der süd- deutschen Trias um ein Wesentliches aus. — Das Gebiet, welches sich der Verf. für seine Forschungen wählte, wird im Süden durch das Rhein- thal begrenzt, östlich durch den Jurazug des Randen und seiner Ausläu- fer, nördlich durch eine in der Nähe von Donaueschingen auf der Wasser- scheide zwischen Donau und Wutach (resp. Rhein) durchgezogene Linie und westlich vom Ostabfall des Schwarzwaldes. Der Verf. schildert die einzelnen Glieder der Trias in ansteigender Ordnung. Der Betrachtung der Unterabtheilungen lässt er einige der Hauptprofile vorangehen, sucht auf Grund dieser Profile und die in den einzelnen Schichten vorkommen- den Versteinerungen eine Eintheilung seiner Gegend festzustellen; geht alsdann auf eine Vergleichung mit den gleichalterigen Schichten anderer Gegenden, besonders von Würzburg ein und fügt noch nähere Angaben über die Verbreitung der einzelnen Abtheilungen bei. Als Anhang ist eine sehr vollständige Übersicht der Fauna der Trias des südöstlichen Schwarz- waldes beigegeben. — Wir müssen uns versagen, bei einem so reichhal- tigen Werke, wie das vorliegende, auf Einzelheiten einzugehen, insbeson- dere auf die zahlreichen (36) Profile, welche mit ausserordentlicher Sorg- falt und Genauigkeit entworfen, daher sehr lehrreich sind; wir müssen uns vielmehr beschränken, aus den fünf Tabellen die Hauptresultate her- vorzuheben. (Auf diesen Tabellen führt Scuavcr an: die Haupt- und Un- terabtheilungen der Trias; deren Gesteins-Beschaffenheit und Mächtigkeit; die Petrefacten und wichtigeren Aufschlüsse am s.ö. Schwarzwald; endlich die gleichzeitigen Bildungen der Umgebung von Würzburg nach Saxp- BERGER’S, NıEs’s und seinen eigenen Beobachtungen.) 993 Allgemeine Gliederung der Trias am s.-ö. Schwarzwald nach SCHALCH. IV. Keuper. b) Obere Abtheilung. I. 6. Bunte Mergel über dem Stubensandstein. 9,00 M. mächtig. 5. Stubensandstein. 1,60—2,50 M. 4. Bunte Mergel zwischen dem Stubensandstein und dem dolo- mitischen Kalkstein. 3,00—6,41 M. 3. Dolomitischer Kalkstein (Gansinger Schichten). 0,45—7,70 M. . Bunte Mergel zwischen dem dolomitischen Kalkstein und dem Schilfsandstein. 1,50—6,94 M. 1. Schilfsandstein. 5—11,10 M. [06) / / a) Untere Abtheilung. Gruppe des Keuper-Gyps. 35—40 M. Lettenkohle. © HD Grenzdolomit. 1,00—2,25 M. Lettenkohlensandstein und Estherien-Schichten. 3,91—5,87 M. Unterer Dolomit mit Bonebed. II. Muschelkalk. 1. 1. . Oberer Dolomit. 9,00 M. . Oberer Plattenkalk. 7 M. . Rogenstein. 3,60—7,25 M. . Enerinitenfreier Plattenkalk. 16,00--19,20 M. . Encrinitenkalk. Anhydrit-Gruppe. 44—60 M. Wellenkalk-Gruppe. . Bituminöser Wellenmergel. Schichten der Myophoria orbicularıs. 10 M. . Gruppe zwischen Wellenmergel und Spiriferina-Bank. 8,25 M. . Spiriferina-Bank. 0,07—0,11 M. . Gruppe zwischen der Spiriferina-Bank und den Schichten des Veratites Buchü. 7,5—10 M. . Schichten des Ceratites Buchii. 14,50 M. . Bleiglanz- oder Dentalien-Bank. 0,25 M. Wellendolomit zwischen Dentalien-Bank und Röth. 5 M. Buntsandstein. 2. IE Röth. 7—10 M. Vogesen-Sandstein, in der Oberregion die Karneol-Schicht. 7-20M. Eus. W. Hıncarn: on the Geology of Lower Louisiana and the Salt Deposit on Petite Anse Island. (Smithsomian Contribu- tions to Knowledge.) Washington City, 1872. 4°. 34 p. — Über die (Jb- 1869, 247) schon erwähnte mächtige Salzablagerung von Petite Anse an der südlichen Küste von Louisiana an der westlichen Seite des Mississippi- Delta’s sind hier genauere Daten niedergelegt, welche durch Karten und 994 Durchsehnitte in erwünschter Weise ergänzt werden. Eine geologische Karte über die an dem Ausflusse des grossen Stromes gelegenen Län- dereien, weist cretacische, eocäne, post-eocäne und quartäre Bildungen nach, welche letztere das Salzlager unmittelbar überdecken. F. v. Hayden: Final Report of the U. St. Geological Survey of Nebraska and Portions ofthe adjacent Territories. Was- hington, 1872. 8°. 264 p. 1 Map, 11 Pl. — (Jb. 1873, 109.) — Mit die- sem Berichte schliessen die wichtigen Untersuchungen des Professor F. v. Hayden in einem Gebiete ab, welches durch seine paläontologischen Beziehungen zu Europa ein höheres Interesse für uns gewonnen hat. Die Hauptresultate dieser Untersuchungen sind auf einer beigefügten grossen geologischen Karte von Nebraska und Dakota und angren- zenden Länderabtheilungen niedergelegt, auf welcher mit besonderen Far- ben unterschieden werden: 1) Granitische und metamorphische Gesteine, 2) Potsdam-Sandstein, 3) Carbongesteine, 4) Permian, 5) Trias und Jura, 6) Kreideformation, 7) Ft. Union-Gruppe, 8) White River-Gruppe. Die ersteren erscheinen nur an den Black Hills, wo sie den Potsdam-Sandstein umlagern. An den letzteren schliessen sich hier und im westlichen Theile des Gebietes carbonische Gesteinsschichten an; die permische Gruppe ist nur in dem östlichen Gebiete von Nebraska und Kansas, namentlich an dem alten Fundorte Smoky Hill hervorgehoben, während sie nicht bis an den Missouri hin angenommen wird; Kreideformation und jüngere Bildungen nehmen den grössten Flächenraum ein. Auch Prof. Hıypen scheuet sich noch, das Vorhandensein der Dyas (Permian) bei Nebraska-City etc. an- zuerkennen und bezeichnet jene Ablagerungen entweder als carbonisch oder permo-carbonisch. Der Haupttheil des Berichtes enthält den Report über die Paläon- tologie des östlichen Nebraska, von F. B. Merk, der, auch als Separatabdruck erschienen, schon Jb. 1873, 109 besprochen worden ist. Davsree: über den Ursprung der sedimentären Gebirgs- schichten. (Bull. de la Soc. geol. de France, 2. ser. t. XXVII, p. 305 — 363.) — Dausr£e betrachtet die sedimentären Ablagerungen hier mit Rücksicht auf den Ursprung ihrer Bestandtheile und den Beitrag, den sie ‚vom Innern der Erde aus erhalten haben. Zur Lösung der hierbei in Betracht kommenden Fragen, welche an jeden Geologen täglich heran- treten, ist u. a. schon von, Fer». SEnFr in seiner Schrift:' „Der Steinschutt und Erdboden nach Bildung, Bestand, Eigenschaften, Veränderungen und Verhalten zum Pflanzenleben, Berlin, 1867“ ein schätzbarer Beitrag ge- liefert worden. Wir freuen uns, dass diese Verhältnisse nun auch von Davpr£e näher beleuchtet worden sind. Nach specieller Untersuchung der verschiedenen sowohl von aussen und namentlich von der krystallisir- 999 ten Erdrinde, als von innen abzuleitenden Materialien gelangt er zu fol- genden Schlüssen: Das Meer, wie gross auch sein ursprünglicher Salzgehalt gewesen sein mag, hat nicht mit einem Male alle Körper aufnehmen können, die daraus zur Bildung der Gesteinsschichten abgeschieden worden sind. Einerseits hat die granitische Erdrinde nach und nach die Materialien geliefert, die theils durch Zertrümmerung, theils durch Zersetzung entstanden sind; anderseits hat das Meer im Laufe der verschiedenen geologischen Perioden Substanzen aus jenen Tiefen erhalten, aus welchen eruptive Gebirgsarten und verschiedene Bestandtheile der Erzgänge herausgeführt wurden. Das Meer hat diese Substanzen mechanisch und chemisch verarbeitet und zu seinen mannichfachen Producten und Niederschlägen verwendet. Gleichzeitig scheinen diese Zuführüungen von innen her grossentheils auch durch Infiltrationen von Gewässern vermittelt worden zu sein, welche später aus den tieferen Regionen wieder emporgestiegen sind und zwar beladen mit Substanzen, die von ihnen dort gelöst oder mit fortgerissen worden sind. Solche Erscheinungen treten noch täglich hervor an heissen Quellen und vulkanischen Exhalationen. Sie weisen auf eine innere Cir- culation des Wassers hin, eine „circulation souterraine et profonde*, die bis in die ältesten Perioden zurückreicht. Viele gasförmige und gelöste Stoffe müssen die granitische Erdrinde auch in tiefen Spalten durchdrun- gen haben, sie erreichten die Erdoberfläche durch eine Art Transspiration oder Transsudation, mit sich führend eine gewisse Menge der inneren Erd- wärme. Die Wichtigkeit der Rolle aber, welche die höhere Temperatur im Innern der Erde auf die Bildung der letzteren und noch immer auf die Reactionen des Erdinnern auf ihre Oberfläche ausüben, wird von dem viel erfahrenen Dausr£r mit allem Rechte von Neuem hervorgehoben. F. V. Hayden: Preliminary Report ofthe U. St. Geological Survey of Montana and Portions of adjacent Territories. Washington, 1872. — (Jb. 1872, 327.) — Unter den vielen interessanten „Reports“, welche über die geologische Durchforschung der Vereinigten Staaten Nordamerika’s veröffentlicht worden sind, beanspruchen wenige ein so allgemeines Interesse als dieser. Prof. HaAypen gibt in ihm eine sehr genaue Schilderung des unter dem 1. März 1872 als öffentliches Na- tionaleigenthum der Vereinigten Staaten erklärten Yellowstone Park mit seinen schönen Seen und Bergen, wundervollen Wasserfällen, heissen Quellen, Geysern und anderen merkwürdigen Verhältnissen. Zahlreiche Ansichten führen uns die Berg- und Thalformen, Wasserfälle und hoch- aufsprudelnden Quellen vor Augen, während Specialkarten, die an ver- schiedenen Stellen eingefügt sind, uns in die Gegenden versetzen, die einen unendlichen Reiz auf einen jeden Naturfreund ausüben müssen. Part. I. Das erste Kapitel, p. 13, „Von Ogden, Utah, nach Fort Hall, Idaho“ behandelt von Neuem die Geologie zwischen Omaha und dem bekannten Salzsee; 996 Kapitel 2, p. 27, die Gegend von Fort Hall, Idaho nach Fort Ellis, Montana, mit basaltischen Tafelbergen in dem Snake River Bassin, die an den in der Geschichte der Wissenschaft berühmten Scheibenberger Hügel erinnern, mit granitischen Teufelsmühlen bei Wild Cat Canon, metamor- phischen Schichten ete., wie sie in Deutschland nicht seltene Erscheinun- gen sind. Kap. 3 führt die Überschrift: Fort Ellis — Mystic Lake — Quelle des Gallatin — Trail Creek — Crow Agency and First Caüon, Exit of the Yellowstone; Kap. 4, p. 59. First Caüion — Snowy Range — Emigrant Peak-But- lers Ranch — Second Caüon — Devil’s Slide-White Mountain — Hot Springs etc. Eine Karte, S. 64, lässt die heissen Quellen der weissen Berge am Gardiner’s River überblicken, deren Abstammung S. 73 durch ein ideales Profil S. 73 erläutert ist und deren eigenthümlich gestaltete natürlichen Fassungen in anderen Abbildungen vor Augen treten. Das 5. Kapitel, S. 81, führt uns in den Grand Caüon mit seinen Wasserfällen und heissen Quellen und den Yellowstone See, auf Wyo- ming Territory ein; & Kap. 6, S. 101, schildert den Landstrich zwischen dem Yellowstone Lake und den Geyser-Bassins an dem Fire-Hole River, überall durch Karten und zahlreiche Ansichten die seltenen und prachtvollen Er- scheinungen darlegend. Kap. 7, S. 131, führt uns von diesem reichen Beobachtungsfelde hin- auf nach Pelikan Creek und hinab nach East Fork zu Bottler’s Ranch. Kap. 8, S. 139, behandelt Fort Ellis, Three Forks, Jefferson Fork, Beaver Head Canon und Medicine Lodge Creek. Kap. 9, S. 151, bezieht sich auf die Strecke von Fort Hall nach Soda Springs, Bear-River und Bear-Lake, nach Evanston an der Union Pacific-Eisenbahn. Kap. 10, S. 162, ist ganz speciell dem „Yellowstone National Park“ gewidmet, dessen geographische Begrenzung eine beigefügte Karte genau anzeigt. Er umfasst einen Flächenraum von 35,575 OMiles (Vgl. The American Journal of science a. arts, 1872, Vol. III. April). Daran schliesst als Kap. 11, S. 165, ein Bericht von A. CO. PrALe über die Mineralien, Gebirgsarten, heisse Quellen etc. dieser Territorien, worin zum Vergleiche auch Geysergebilde von anderen Gegenden aufgenommen worden sind. Part. II des Werkes enthält den Bericht des Prof. ©. Tuomas über die Agriculturquellen dieser Territorien. ‘In demselben ver- breitet sich Kap. 1, p. 210, über allgemeine geographische Verhältnisse, Kap. 2, p. 227, besonders über das grosse Bassin, in dessen Gebiet ja der grosse Salzsee und Utah-See fallen. Kap. 5, p. 257, wendet sich dem nördlichen Theile des Salzsee-Bas- sins und den Snake-River Ebenen zu, Kap. 4, p. 248, dem Territorium von Montana; Kap. 5, p. 269, ist specielleren Agriculturzwecken gewidmet. 557 Part. III. Paläontologie, p. 281, mit wichtigen Beiträgen von Lroö LESQUEREUX: 1) Aufzählung und Beschreibung der fossilen Pflanzen, welche bei den unter Direction von Dr. F. V. Haypen stehenden Landesuntersuchungen 1870 und 1871 gewonnen worden sind; 2) Bemerkungen über die cretacische Flora; 3) die tertiäre Flora Nordamerikas ; Epw. D. Core: über die Geologie und Paläontologie der Kreideabla- gerungen in Kansas. 1) Allgemeine Skizze des alten Lebens, S. 318, 2) Geologie, S. 324, 3) Synopsis der Fauna, S. 327, 4) über die fossilen Wirbelthiere der Wahsatch-Gruppe, S. 350; Jos. Leipy: über die fossilen Wirbelthiere der älteren Tertiärforma- tion von Wyoming, S. 353, und F. B. Merk: vorläufige Übersicht der auf Dr. Haypen’s Erforschungs- Expedition im Jahre 1871 in Utah und Wyoming-Territorien gesammelten Versteinerungen, mit Beschreibung einiger neuen Arten, 8. 373. Part. IV, p. 379 u. f. enthält Zoologie und Botanik, welche beide Wissenschaften gleichfalls durch jene erfolgreichen geologischen Expedi- tionen, für welche die Regierungen in rechter Würdigung ihres hohen praktischen Werthes keine Opfer scheuen, wesentlich gefördert worden sind. G. Paläontologie. Ta. Davipson u. W. Kıns: Bemerkungen über die Gattungen Trimerella, Dinobolus und Monomerella. (The Geol. Mag. Vol. IX, p. 442.) — Genannte Gattungen werden. in der besonderen Familie Trimerellidae zusammengefasst, welche den Linguliden am nächsten steht. Die bisher unterschiedenen Arten sind folgende: Trimerella grandıs BiLLinss, acumınata Bırr., Lindströmi Dar, Bul- lingst Da, Ohioensis MEEx, Dallı Dav. u. Ka. Wisbyensis Dav. u. Ke.; Dinobolus Conradi Harn, Canadensis BırLL., Galtensis BırL., David- Son‘ SALTER, transversus SALT.. Woodwardi SAaLr., magnifica BILL. ; Monomerella Walmstedti Dav. u. Ke., prisca BıLı. und orbicularıs Bırr., welche sämmtlich der Silurformation angehören. Sie werden von den Verfassern noch genauer bezeichnet werden. JoACHIM BARRANDE: Systeme silurien du centre de la Boheme. 1. Part. Recherches paleontologiques. Supplement au Vol. 1. Trilobites, Orustaces divers et Poissons. Praque et Paris, 1872. A0 XXX. 647 p., 35. Pl. — (db, 1871, 962) - Der erste Theil des vorliegenden stattlichen Bandes bezieht sich auf 558 Trilobiten, von welchen Barranor 94 neue Arten beschreibt, während zu 58 von ihm schon früher beschriebenen neue Bemerkungen gegeben wer- den. Es folgen dann S. 149 allgemeine Bemerkungen über die Elemente, welche den Panzer der Trilobiten zusammensetzen und ihre Entwickelung. Daran schliesst der Verfasser S. 275 die verticale Verbreitung der Trilo- biten in dem böhmischen Silurbecken, ferner S. 327 eine Parallele zwi- schen der Entwickelung der Trilobiten und Cephalopoden in der Silur- formation Böhmens. Es ist über diesen hochwichtigen Theil, sowie über den zweiten Theil, S. 363 u. f., Prüfung der paläontologischen Theorien durch die Wirklichkeit, schon 1871 ein Auszug im Jahrbuche gegeben worden; hier finden wir 8. 421 noch ein Postseriptum pour les Trilobites. Mars, 1872, worin Trilobiten-Eier beschrieben und Pl. 35 abgebildet sind. Der dritte Theil dieses Bandes behandelt S. 433 u. f. die anderen Crustaceen in den silurischen Faunen Böhmens, welche nicht zu den Trilobiten gehören. Darunter sind: Phyllopoden aus den Gattungen Ceratiocaris M’Cov, Pl. 18, 19, 21, 26, 31—35, Aptychopsts BARR., Pl. 53, mit Aptychus-artigem Panzer, Oryptocaris BARR., Pl. 25, 27, 31 und Pterocaris Barr., Pl. 25; Östracoden mit den Gattungen: Aristozoe BArRR., Pl. 22, 23, 24, 27, Beyrichia M’Cov, Pl. 26, 27, 34, Bolbozoe BArr., Pl. 24, 27, 31, Calli- zoe BaRR., Pl. 22, Caryon Barr., Pl. 25, Oytheropsis M’Cov, Pl. 24, 25, Elpe Barr., Pl. 26, Entomis Jones, Pl. 24, 25, Hippa Barr., Pl. 26, Le- perditia M. Rovauut, Pl. 23, 25, 27, 34, Isochilina Jox., Pl. 23, 34, Oro- zoe Barr., Pl. 24, 31, Primitia Jon. et Horı, Pl. 24, 26, 27, 34 und Zo- nozoe BARR., Pl. 25; Eurypteriden mit den Gattungen: Pterygotus Ac., Pl. 17, 18, 21, 34 und Eurypterus DekAy, Pl. 26, 34; Cirrhipeden mit den Gattungen: Plumulites Barr. (= Turrilepas H. Woopwarp), Pl. 20, 35, Anatifopsis Barr., Pl. 26, 27, 31; und Crustaceen von unsicherer Stellung mit der Gattung Bactropus Birr., DI. 21 sete. Der gelehrte Autor begnügt sich nie mit einer Beschreibung der Gat- tung und Art, er führt uns immer den ganzen Schatz seiner reichen Erfahrungen in zoologischer und geologischer Beziehung vor, die auf diese altehrwürdigen Formen Bezug haben und veranschaulichet diess durch Schrift und Bild, oft in exacter tabellarischer Form, oft in mühevollen Parallelen und durch die gelungensten Abbildungen. Ein vierter Theil, S. 603, zieht eine Parallele zwischen den paläo- zoischen und tertiären Faunen, eine höchst willkommene Gabe dieses Mei- sters. Der Unterschied zwischen Sonst und Jetzt kann nicht schärfer her- vortreten, als in diesen Entwickelungsepochen unserer Mutter Erde, und wir können uns nicht versagen, Barranpe’s Tabelle hier wiederzugeben. 559 OL691 009 08 0081 009 009 08 0095 0089 04 04 OL 081 0061 008. 081 066 00€ "uoJıy 19p auung 0068 | 0108 007 005 05 OL 009 004 0082| 008 007 006 07 07 00T | 0061 0058 0098 & 0% 8 07 09 04 | 081 09 0001 00% 006 008 001 0% 00% 06 004 08 "U9509N | UBIOT | Oupodgg-ten.o,, "9poLIaT OYISIOZ -OSIM sog | 1065 | O91E | ar86 | 998 | 67 = = 2 Eee = G OL IE =: v L 68 OT | 841 g [ 95 6L8 166 | 8IZ = I 69 = I 9 084 948 | 991 L Fer 838 Ze En g= = = FE = I “i LI 98 1.7 L I IF 1497 LSSI LOGI ee q 127 069 | 06 | 9801 ı — 2 cr 989 619 | 9IEI + = ze: 78 87 | 661 I = G ei 09 | 591 sı I 1% Ils 799 | SCI = = v 23 I 99T g iz 6$ L8& GoL | 988 Gl Sr I Gl Sol | LEST | 6% IR 18 1,7 815 07 >= = 9L 87 — — — =, "sefq | "uoqieg oe I en | | UOSLMJIS -UuIe,) usuneI »porıadg 9ay9stozoejeg — uoyypdryasssurdrgqN Jung oywwrsaquf) = WOIONUNEEIOT | agzgor " uoLtersuods rd a4 25 25 2 MWodi[log UOPIOLIISY “ u99prysÄ re open U9ULIOPOULYIHT “ =U9prumgoH a a ° u9ozoÄig uspodorydeag u9podA99[9I uopodo1agsen) no uop0do.A9I9H TPOIN * u9podoA1aIg * uopodopeyday . . . . . . . . uopIjouuy 9891 9A9puYy en, UIHIBISL.II D . . . . D U9I99SUTJ D . . . 9U9SLA T i ° uorgdoyy BE eo oe - 9Ioroangg 560 Der fünfte Theil, S. 621 u. £., ist den Resten von Fischen in der Silurformation gewidmet, nicht nur denen von Böhmen, sondern auch jenen von England, Russland, Schweden und Norwegen, Harz und Nordamerika. Böhmen beherbergt in der mittleren 2, in der oberen 5 Arten, England ” ” ” ” l, ” ” ” 1 1 ” die Insel Oesel 5, a: DD der Harz ” ” ” ” 2 ” Nordamerika ” ” ” » 1 hr) » ” 4 ” Sa. 4, 64 „ Alle böhmischen Arten sind speciell beschrieben und abgebildet. Sie vertheilen sich auf die Gattungen Asterolepis, Coccosteus, Otenacanthus und G@ompholepis. Wir freuen uns, dass inmitten der grossen politischen Ereignisse der Wissenschaft dieses neue Denkmal der Beharrlichkeit und Aufopferung eines der gediegensten Forscher gerettet worden ist und wünschen nichts lebhafter, als dass es dem Autor vergönnt sein möge, sein ganzes monu- mentales Werk über die Silurformation Böhmens zu einem gleich au lichen Ende zu führen. H. Woopwarn: Bemerkungen über einige britische paläo- zoische Crustaceen aus der Ordnung der Merostomata. (The Geol. Mag. Vol. IX, p. 433. Pl. 10.) — Verfasser hat in den Kreis seiner Untersuchungen nachstehende Ar- ten gezogen, worüber er meist neue Abbildungen veröffentlicht: 1) Hemiaspis limuloides H. Woopw., aus dem unteren Ludlow von Leintwardine; 2) Hemiaspis speratus SALTER, MS., ebendaher ; 3) Hemiaspis horridus H. Woopw., aus Wenlock-Schiefer von Dudley; 4) Hemiaspis Salweyi SALTER, aus Unter Ludlow von Ledbury; aus der Unter-Ordnung Xtphosura; 5) Bellinurus Königianus H. Woopw., aus der Steinkohlenformation von Dudley; 6) Prestwichia Birtwelli H. Woopw., aus der Steinkohlenformation von Cornfield Pit bei Padiham in Lancashire. Aus demselben Steinkohlen-Schachte stammt auch die von WoopwARD als Architarbus subovalis neuerdings beschriebene Spinne. Sam. H. Scupper: Beschreibung eines neuen fossilen Schmet- terlings aus tertiären Schichten von Aix in Provence. (The Geol. Mag. Vol. IX, p. 532.) — Aus den an Insecten reichen Schichten von Aix wird wiederum ein Satyrites Reynesüi beschrieben und abgebildet, der seine nächsten lebenden Verwandten in Indien zu haben scheint. Untersuchungen über die Volumconstitution einiger Mi- neralien, Von Herrn Director H. Schröder. $. 1. In einer Reihe von Abhandlungen über die Volum- theorie in PossEenporrr s Annalen der Physik und Chemie, welche mit fortlaufenden Nummern versehen sind, habe ich die beobach- teten Dichtigkeiten oder specifischen Gewichte vieler Elemente und Verbindungen gesammelt, und ihre wahrscheinlichsten Werthe abgeleitet. No. 1 bis 105 findet sich im Bd. 106, S. 226 bis 265; No. 106 bis 197 im Bd. 107, S. 113 bis 147. No. 198 bis 226 im Supplementband VI, S. 58 bis 85. Wo ich neben das Volum eines Körpers eine Nummer einschalte, bezieht sie sich auf die entsprechende Nummer jener Abhandlungen, unter welcher das betreffende Volum abgeleitet ist. Ich bezeichne der Kürze wegen das Molecül mit m, die Dichtigkeit mit s und das Molecularvolum mit v. Als Formeln sind die neueren Molecular- formeln (O0 = 16, C = 12, Ca = 4 u. s. w.) angewendet, und als Moleculargewichte stets diejenigen genommen, welche in dem neuesten Jahresberichte der Chemie zu Grunde gelegt sind. Die theoretischen Betrachtungen, auf welche ich mich zu beziehen habe, findet man loco cit. ausführlich entwickelt. A. Tremolith und Diopsid (Hornblende und Ausit). $. 2. Die für die Untersuchung der Volumconstitution des Tremoliths und des Diopsids zu beachtenden Beobachtungen sind: Jahrbuch 1873. 36 962 a. Calciummetall= Ca m—-40. v= 254 (118 u. 222). b. Kalk= (a0. m=56b. Es ist beobachtet: s — 3,179 Bouizac; s —= 3,161 Karsten: s = 3,180 Fırnor; s = 3,08 bei 3%9 Le Roscer und Dumas. Im Mittel s = 3,150 und hiemit v_— 1408 c. Periklas u. Bittererde = Mg0. m = 40. Reguläre Octaäder. Für natürlichen Periklas, der immer etwas eisenhaltig ist, ist s —= 3,75 ScaccHı; S —= 3,674 Damour. Für künstlich in Krystallen dargestellten fand EgBELmEn s —= 3,636. Für im Por- cellanofen geglühte Magnesia fand H. Rose s = 3,644. Im Pla- tintiegel nur mässig geglühte Magnesia gab noch s — 3,613; sie war also schon nahe völlig in Periklas übergegangen. Mit dem von H. Rose gemessenen wahrscheinlichsten Werthe stv AN, d. Kieselsäure als Quarz = SiO,. m = 60. Die Dich- tigkeit des Bergkrystalls ist beobachtet s = 2,652 bei 3°,9 im leeren Raum, LE RogEr u. Dumas. Cm. SaıntE CLAIRE DEVILLE fand s —= 2,642 bis 2,668, i.M. s = 2,656 bei 4°. TuEoDOR SCHEERER (P. A. Band 67, 123) hat das specifische Gewicht des reinen Bergkrystalls in 9 auf 3 Ziffern beinahe völlig übereinstimmen- den Wägungen zu s = 2,655 bei 14° R. bestimmt. F. Graf SchArr- sorsch bestimmte für den Quarz (P. A. 68, 154) im Mittel aus vielen Bestimmungen s — 2,653 bei 13° R. H. Rose (P. A. 108, S. 6) fand für Bergkrystall vor und nach dem Glühen s — 2,65. Aus allen vorstehenden Beobachtungen ergibt sich für den Quarz übereinstimmend s = 2,65 u. v = 22,6. e. Wollastonit = C(Ca0,Si0,; m = 116. Monoklin. v= 40,4 (44). Mit Augit nicht isomorph. f. Enstatit = MgSO,; m = 100. Von DEScLOIZEAUx wegen seines optischen Verhaltens für rhombisch gehalten. Enstatit vom Berge Zdjahr in Mähren ist in der Hauptsache als reine kiesel- saure Bittererde zu betrachten, und hat s = 3,10 bis 3,13 i. M. s — 3,125 Kenseort. EpeıLmen hat Magnesia-Pyroxen künstlich dargestellt und fand s = 3,161. Auch P. HaurErEuILLE stellte ihn künstlich dar und fand s = 3,11. Im Mittel ist s = 3,132 und v— 31,9. Mit Hautereuıe’s Messung ist v —= 32.2. $. 3. Es ist nun hier zunächst bemerkenswerth, dass sich 563 das Volum des Wollastonits als reine Summe der Volume von Kalk und Quarz ergibt. Yol. 020° — 17,8 (8. 2b.) „810, 22,0.45R 2208) Vol. Ca0,SiO, — 40,4 genau wie beobachtet (44). Ebenso ist das Volum des Enstatits nahe gleich der Summe der Volume von Periklas und Quarz, denn } Volum MeO — 11.0.8. 7.€). 310, = 22.6.(8. 2d.). 33,0. Beobachtet ist 31,9 bis 32,2, und es ist hier eine kleine - relative Contraction nicht zu misskennen, auf die ich an anderer Stelle zurückkommen werde. $.d. Tremolith und Strahlstein, welche Hornblende- form haben, ergeben die merkwürdige Thatsache, dass ihr Vo- lum sich sehr nahe als reine Summe der Volume der Componenten, nämlich der Volume von Kalk, Periklas und Quarz herausstellt. Die hierher gehörigen Beobachtungen sind: a. Thonerdefrei und eisenfrei ist nur der Tremolith vom St. Gottihardt, in strahligen, farblosen, durchsichtigen Krystallen, welche nach dem Hornblendeprisma deutlich spalten. Er hat nach RammELsBERG Ss — 2,930 und die Zusammensetzung Ca0,SiO, + 3Mg0,Si0,. Hiefür ist m = 416 und v = 142.6. b. RammeELsgerG hat auch den von BonnspoRrrr für die reinste Hornblendevarietät angesprochenen Tremolith von Gulsjö in Wärmland analysirt. Wenn man von 0,84°%), FeO und 0,149), Fluor absieht, ist die Verbindung 2Ca0,Si0, + SMgO,SiO,; m — 132. Ranmmeısgere fand s = 3,003 und hiemit v — 243.8. $. 3. In isomorphen Verbindungen sind die gleichartigen Bestandtheile, wie ich 1. c. vielfach nachgewiesen habe, mit glei- chem Constitutionsvolum enthalten. Setzt man nun im Tremolith das Kalksilicat mit dem Volum 40,4, wie im Wollastonit voraus, so ergibt sich für MgO,SiO, aus den beiden Verbindungen in S.2: aus a. Ca0,SiO, + 3MgOSIO — 142,6 Ca0,sı0, = 40,4 N 3M80,Si0, — 192,2 36 * 964 aus b. 2Ca0,Si0, + SMgOSiO, —= 243,8 2Ca0,Si0,;, = 80,8 5Mg0,Si0, — 163,0 im Mittel also 8Mg0,Si0, —= 102,2 + 163,0 = 265,2 u. Mg0,Si0, = 33,2 das ist aber nach $. 3 das Volum von Periklas + Volum Quarz. $.6. Der Diopsid hat die Form des Augits, und ist die Verbindung Ca0,SiO, + Mg0,SiO,. Er ist auch seiner Volum- eonstitution nach vom Strahlstein wesentlich verschieden, denn er enthält das Kalksilicat mit einem Volum, welches demjenigen des Magnesiasilicats sehr nahe steht. Die hierhergehörigen Beobachtungen sind: a. Diopsid von Gulsjö in Wärmland ist nach Raunsıs- BERGS Analyse die Verbindung Ca0,SiO, + Mg0,5i0,; er enthält nur 0,94°),: FeO; ist daher sehr rein: m — 216: s - 3,249 RANMELSBERG u. hiemit v = 66,5. b. Diopsid von Brasilien von s — 3,37 hat nach Kussın 1,20%, FeO; v = 641. c. Im smaragdgrünen, als wesentlicher Gemengtheil des Lherzoliths auftretenden, Diopsid von s — 3,28 fand Damour 53,63 SiO,; 20,37 CaO; 12,48 MgO; 8,52 FeO; 4,07 Al,O. und 1,30 CrO,. Er ist daher sehr unrein. Sieht man hievon ab, so berechnet sich v = 65.9. Das wahrscheinlichste Volum des Di- opsids ist das von RAnmmELSBERG beobachtete v — 66,9. Man sieht sofort, dass dies etwa das doppelte Volum des aus dem Strahlstein abgeleiteten und aus den Componenten berechneten Volums des Magnesiasilicates ist. Während daher im Strahlstein von Hornblendeform das CaO mit seinem Volum als Kalk = 17,8 sich findet, ist das- selbe im Diopsid von Augitform mit einem Volum enthalten, welches von dem des Periklases = 11,0 nur wenig verschie- den sein kann. 6. 7. Nach Vorstehendem unterscheiden sich Di- opsid und Strahlstein oder Augit und Hornblende, welche frei von Eisenoxyd und Thonerde sind, durch die Volumconstitution der darin enthaltenen Kalkerde. Auf die Untersuchung der Volumconstitution der Eisenoxyd-hal- 969 tigen und Thonerde-haltigen Augite und Hornblenden näher ein- zugehen, muss ich mir vorbehalten. Es stimmt das obige Resultat auch mit dem krystallogra- phischen Verhalten überein; denn für die Constitution der echten monoklinometrischen Pyroxene (Augite) ist nach DescLolzEAUxX ein gewisser grösserer Kalkgehalt von 10 bis 14°), nothwendig; wo er fehlt, ist die Krystallform niemals die des Augits. Die vorstehende Auffassung der Volumconstitution von Au- git und Hornblende wird wesentlich unterstützt dadurch, dass sich ‚diejenige des Chrysoliths als eine der letzteren ganz analoge erweist. B. "Chrysolitbe: $. 8. Der Chrysolith, und zwar der Magnesia-Chry- solith oder Olivin, der Tephroit oder Manganchrysolith und der Fayalith oder Eisenchrysolith, und der aus jenen zusammengesetzte Monticellit sind rhombisch isomorph. Die hiehergehörigen Beobachtungen sind: a. Weisser Olivin, Magnesiachrysolith, Peridoto bianco, (Levys Forsterit) vom Vesuv, Monte Somma, rhombisch krystal- lisirt, enthält (P. A. 109, 568) nach Ramneısgerg’s Analyse nur 2,33%, FeO, also auf 41 Mol. Me,Si nur I Mol. Fe, Si, ist also fast reiner Magnesia-Olivin; m — 140: s = 3,243 RammELSBERG: v— 43,2. Mit Rücksicht auf den Eisengehalt, 1 At. auf 41 At. Magnesium und Fe,Si — 49,3 gesetzt ($. 9.). berechnet sich noch genauer v = 43,3. b. Für wasserhellen Chrysolith aus der Eifel mit 1°), FeO fand TscyErmak s = 3,227; womit v —= 43,4 und mit Rücksicht auf den Eisengehalt v —= 43,5 bis 43,6. c. Olivin aus dem Serpentin von Snarum in Norwegen, nur 2,39%/, FeO enthaltend, hats — 3,22 Herıann (P. A. 148, 330); 1 At. Fe,Si auf 41 At. M8,Si; m — 9944; v — :1846.0.>Al. Fe,Si — 49,3 gibt 41 Mg,Si = 1796,7 u. Me,Si — _ u38. d. Gentu analysirte Olivin von Webster, Jackson County. Nordcarolina, in 2 Varietäten; s = 3.280 u.s = 3,252 i.M. s — 3,266 GeEnTtH; im Mittel fen he Analyse enthaltend 49,15 Mg0; 0,41 NiO; u. 7,35 FeO; also genähert 12 Mol. Mg, Si auf I Mol. Fe, Si. "Für diese 13 Mol. ist m = 1884 u. v = 376,9. At. Fe,Si = 49,3 bleibt für Mg, Si das Volum v = 44.0. 966 e. Damour fand für den als Gemengtheil im Lherzolith auf- tretenden Olivin v = 3,38 u. 43,13 MgO:; 13,73 FeO und 1,60 MnO. Nimmt man Mangan und Eisen zusammen, so ergeben sich nahe genau 5Mg,Si auf 1Fe,Si, dann ist m = 904: und v — 367, ‚7, u. für Mg,$Si berechnet sich v = 43,1. f. W. June hat frischen Olivin aus dem Basalt von Unkel bei Oberwinter von s = 3,19 untersucht, u. gefunden FeO = 8,63 NiO = 0,44 u. MgO = 31,31. Vernachlässigt man den Nickel- gehalt, so kommen 7,8 Mol. Mg,Si auf 1 Mol. Fe,$i. Nun ist m — 129.6 u. v = 406,3 u. hieraus Ms, Si — 45,8. g. Chrysolith vom Hekla; s = 3,226 bei 17° Gent#. Ent- hält 49,31 MgO; 6,93 FeO; 0,32 NiO. Vernachlässigt man den Nickelgehalt, so kommen 13Mg,$i auf iFe,Si. m = 2024; v= 627,5, also für Mg,Si v 443. h. Olivin von Syssersk am Ural enthält nach Beck u. Herman 43,30 Mg und 17,52 FeO. Sonst keine fremden Bestandtheile: s — 3,39 bis 3,43 i.M. s = 3,41. Enthält also 4,45 Mg,S$i auf 1Fe,Sii m —= 827; v— 242,7 u. hieraus Mg, Si = 43,5. i. Chrysolith, Olivin. Chrysolith von Bolton, Massachu- seits, s — 3,21 Brusn, enthielt nach der Analyse von Brusk 34,44 Mg0, 1,47 FeO, 0,85 Ca0. Ist also sehr rein. m — 140; v — 43,6 und mit Rücksicht auf den Eisengehalt 43.8. Das Volum von Mg,Si ist daher zu 43,5 bis 45,8 beob- achtet. Im Mittel ist v = 44.0. $.9. Tephroit, Manganchrysolith = "Mn, Si, m = 202, hat nach Breırkaupr s — 4,06 bis 4,12. Im Mittel s = 4,09; v — 49,4. Er ist mit Kalk und Magnesia immer gemengt vorge- kommen. | Die reinste Sorte ist der Tephroit von Stirling Hill in Sparta. s — 4,1 Brus#; enthält nur etwa 4°), FeO,MgO, CaO u. ZnO bei- gemengt; u. v—= 49,2. I.M. hat Tephroit das Volum v = 49,3. $. 10. Fayalith, Eisenchrysolith, hat nach Dana s—= 4,11 bis 4,14. m = 202. v = 488. Fayalith aus dem Pegmatit der Mourne-mountains in Island enthält nach Deıesse nur 3,07 MnO u. 0,30 MgO; ist also sehr rein. s = 4,006 De- LESSE u. hiemit v = 50.4. I. M. v= 49,6, das ist gleich dem Volum des Tephroits. Im Mittel ist das Volum von Tephreoit u. Fayalith = 49,4 beobachtet. 967 $. 11. Monticellit vom Vesuv; isomorph mit Chrysolith, hat nach RammeLsgere Ss = 3,119 und die Zusammensetzug Ca, Si + 7%Mg,, /,Fe,Si:; ist also 1 Mol. Ca,Si in Verbindung mit 5 At. Mol. Chrysolith; m = 320; v = 102,6. $. 12. Es ist nun sofort ersichtlich, dass das Volum des Magnesiachrysoliths gleich der Summe der Volume der Componenten, nämlich von Quarz und Periklas, ist; denn hiernach berechnet sich: 2 Vol. Periklas = 2: Vol. Quarz = 226 u Vol. 2Mg0,Si0, — 44,6 beobachtet ist 43,2 bis 45,8, i. M. 44,0 ($. 8). $. 13. Für den Eisen- und Manganchrysolith, d. i. für den Fayalith u. Tephroit war v=49,1 ($. 9 u. 10). Nimmt man auch darin die Kieselsäure als Quarz an, so ergibt sich: 2(Fe,Mn)O,SiO, = 49.6 SiO, = 22. 6 2(Fe,Mn)O = 27,0 (Fe,Mn)O —= 13.3. Es ist dies offenbar das Volum des dem Periklas entspre- chenden regulären Eisenoxyduls und Manganoxyduls. Das erstere ist nicht beobachtet. Für das Manganoxydul = MnO, m = 71, hat Rammeısgere beobachtet s = 3,91, womit v = 13,9, welches Volum vielleicht noch etwas zu gross ist, da das Manganoxydul - kaum ohne theilweise höhere Oxydation und dadurch Erniedri- gung seiner Dichtigkeit zu erhalten ist. Die Volume der Chrysolithe ergeben sich daher als Sum- men der Volume der regulären Oxyde MgO, FeO, MnO und des rhomboödrischen Quarzes. $. 14. Für den von RammeErsgere untersuchten Monticel- lit vom Vesuv ergibt sich nun: vol. Ca,Si + «Mg, Si + Fe, Si = 102,6 b Y/aFe, Si — 62-1 X 49,6 96,4 ab /Mg; Si — 44,0 bleibt Vol. Ca,Si— 537,9 zieht man hievon Volum Quarz — 27,6 ab. so erhält man 968 2630,80, == 91,9 Si. , = 22.6 2Ca0,— 395 u: Vol. ‚GaO — 17,1 das ist aber das beobachtete Volum des Kalks, und es ist daher auch der Kalk im Chrysolith mit seinem na- türlichen Gonstitutionsvolum enthalten. C. Willemit. $. 15. Willemit = 2Zn0,Si0.. m = 222, ist hexagonal, dem Chrysolith nicht isomorph. Die Beobachtungen sind: a. Willemit vom Busbacher Berg bei Stolberg (7. B. 47, 48. P. 1173). Er ist von Monxsem analysirt und enthält 26,90%, SiO,; 72,91 ZnO und 0,35 Fe,O,; ist daher sehr rein. Für den krystallisirten fand Monsem s = 4,18. Für den dichten s = 4,02 bis 4,16. Hiermit ergibt sich v = 33,1 bis 55,2, i. M. = 54.2. b. Willemit CTroostit) von New Jersey enthält nach Her- mann 26,80%, SiO,; 60,07 ZnO; 9,22 MnO; 2,91 MgO, 1,00 Glüh- verlust. s = 4,02; v = 55,2. Ist viel weniger rein. c. Apfelgrüner Willemit von Mine Hill (Sussex, New Jer- sey) enthält nach Mıxrer 66,80 ZnO; 5,73 MnO; 0,06 FeO; eine Spur MgO. s= 4,16 Mıxrer. d. Honiggelber, ebendaher, enthält 57,83 ZnO; 12,59 MnO; 0,62 FeO; 1.14 MgO. s—=4,11. Ist also ebenfalls viel minder rein. Der wahrscheinlichste Werth ist der von MonkEım bestimmte v nd $. 16. Das Volum des hexagonalen Zinkoxyds ZnO ist sehr übereinstimmend beobachtet zu 14,3. Setzt man das Zinkoxyd mit seinem Volum im Willemit voraus, so ergibt sich 2Zn0,Si0, —= 94,2 27110256 = BS für SiO, der Rest 25,6. Es ist dies das Volum des Tridymits, mit welchem die Kieselsäure in vielen Silicaten enthalten ist; worauf ich dem- nächst zurückkommen werde. Mannheim, 4. Juni 1873. (Fortsetzung folgt.) Bemerkungen über die Tuffbildungen in Süd-Tirol. Von Herrn C. Doelter. Bei meinem vorjährigen Aufenthalte in Süd-Tirol war mir Gelegenheit geboten, die interessante Reihe der älteren und me- sozoischen Eruptivgesteine an Ort und Stelle zu besichtigen. Durch die trefflichen Schilderungen RıchtHoren’s *, später durch die detaillirten petrographischen und chemischen Untersuchungen TscHERMAK Ss ** und in neuester Zeit LEnBERGS*** sind diese Ge- steine zu den bekanntesten Tirols geworden; einige Beobachtun- gen, welche sich besonders auf die Tuffbildungen jener Gesteine beziehen, mögen hier in Kürze mitgetheilt werden. Die Tuffbildungen Süd-Tirols gehören zwei geologisch und petrographisch verschiedenen Gesteinen an. Wir unterscheiden Quarz-Porphyrtuffe Augit-Porphyrtuffe. Die Quarzporphyrtuffe gehören nach aller Wahrscheinlich- keit der Dyas an, sie sind alle gleichzeitig mit dem Grödner Sandstein gebildet, der jetzt von der Mehrzahl der Geologen } zur Dyasformation gerechnet wird. Die Secundärgebilde des Quarzporphyrs sind zumeist Conglomerate und Breccien:; Tuffe * Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, St. Cas- sian und der Seisser Alpe. Gotha, 1860. ** Porphyrgesteine Österreichs, gekrönte Preisschrift. Wien, 1869. *** Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Jahrg. 1872. 2. Heft. + Suess, Über die Äquivalente des Rothliegenden. 970 treten nur an wenigen Punkten auf, so bei Seiss und Cartelbratt und im Grödnerthal. Richtnoren hat diese Bildungen sowie die nicht selten zu beobachtenden Übergänge in den Grödner Sand- stein genau beschrieben. Eine viel grössere Ausdehnung als diese Bildungen nehmen die Tuffe des Augitporphyrs ein, welche diesen grossen Theil der klassischen Dolomitgegend Süd-Tirols bedecken. Rıchtnoren * unterscheidet zweierlei Tuffbildungen des Au- gitporphyr's: 1) Sedimenttuffe. 2) Eruptivtuffe. Tschermak ** unterscheidet ebenfalls primäre und secundäre Tuffbildungen, erstere sind diejenigen, bei deren Entstehung das Wasser mitgewirkt hat, bevor die Massen völlig fest waren, letz- tere sind echt klastische Gesteine. Die Unterscheidung dieser Tuffbildungen ist sehr wichtig, während die Sedimenttuffe von den Eruptivtuffen sehr leicht zu trennen sind, so gehört die Unterscheidung der Eruptivtuffe von den eigentlichen Augitporphyren zu den schwierigsten Aufgaben. Beispielsweise kann man die im oberen Fassathale auftretende Augitporphyrgruppe aufführen: Rıchtuoren betrachtet diese als aus Eruptivtuff bestehend, während späterhin Kuırsteiın *** da- gegen Einwendungen gemacht hat. Es scheint mir, als hätte Freiherr v. Rıcntnorex in diesen Punkten den Primärtuffen zu viel Ausdehnung gegeben; besonders am Sasso di Mezzodi an der Padoa-Spitze ist nur wirklicher Au- gitporphyr zu finden, der allerdings bei der Verwitterung etwas tuffartig aussieht und was durch die hie und da eintretende schalenförmige Absonderung noch bestärkt wird; ein Dünnschliff überzeugt jedoch Jeden, dass man es mit normalem Augitporphyr und nicht mit Tuffen zu thun hat; das dichte, schwarzbraune Gestein enthält nur sehr kleine Augitausscheidungen. Häufig sind bis 2mm im Durchmesser führende Olivinbrocken. Nicht selten führt es Heulandit, wie das Gestein des benachbarten Dria le Palle. * ]oc. cit. p. 200. *7.Ioc. ci. p. 147. ; *** Beiträge zur geologischen und topographischen Kenntniss der öst- Jichen Alpen. II. Band. 1871. 971 Unter dem Mikroskop im Dünnschliff wird es unzweifelhaft, dass hier normaler Augitporphyr vorliegt. Unter den ausgeschie- denen Mineralien herrscht der Plagioklas vor, im polarisirten Licht einfarbig erscheinende Durchschnitte, welche man als Sa- nidine zu deuten hat, sind weit seltener. Augit in blassgelben Durchschnitten ist häufig, Magnetitkörner sind regelmässig in der Grundmasse, welche etwas umgewandelt ist, zerstreut. Olivin findet sich in grössern Körnern. Eine Analyse dieses Gesteins, welches ich am Fedaja-Pass, in der Nähe der italienischen Grenze sammelte, wurde im Heidel- berger Laboratorium von Herrn Err ausgeführt; dieselbe ergab: BIOS. 0. 53,17 ANGER. 1307 Be59, 2020.24. 2:8112 BeO... uns 442 a0... ,488 MO. ....0.22.18 RS: 0020 .0028,58 N2,0: 322 H,O. Han 98,91 BO. 0008 ed 99,66. Bei der Schwierigkeit der Unterscheidung der Primärtuffe von den eigentlichen Augitporphyrtuffen dürfte eine Trennung auf geologischen Karten dennoch kaum sehr zweckmässig sein; die verschiedenen Übergänge lassen sich sehr leicht erklären, wenn man auf die Bildungsweise dieser Gesteine zurückkömmt; im Momente der Eruption und während der Erkaltung erlitten die verschiedenen Gesteine mechanische Umwandlungen durch das dampfförmige Eindringen des Wassers, durch die Zerreissung und Zertrüämmerung der zähen, geschmolzenen Masse; je nachdem solche Einwirkungen an den einzelnen Punkten stärker oder schwächer waren, blieben die fraglichen Gesteine dem normalen Augitporphyr mehr oder weniger ähnlich. Ein anderes nicht zu unterschätzendes Moment ist auch die später eintretende Auslaugung der betreffenden Gesteine, welche eben von verschiedenen Punkten ungleich gewirkt hat und da- durch verschiedene Übergänge von Augitporphyr zu ihren Tuffen vorgebracht hat. 972 Gänzlich getrennt von diesen Primärtuffen sind die Sediment- tuffe, welche erst viel später nach der Erkaltung der Wasser entstanden; diese weite Flächen bedeckenden Bildungen sind sehr genau von RicHtHorEn beschrieben worden, und haben wir seinen Schilderungen hier nichts hinzuzufügen. Pietra Verde. Unter diesem Namen werden von den italienischen Geologen in den Südalpen sehr verschiedenartige Tuffbildungen verstanden: hier sollen nur jene eigenthümlichen Bildungen näher betrachtet werden, welche in Süd-Tirol an zwei Orten im Buchensteiner Thal bei Andraz am Monte Frisolet und in der Nähe von Wengen auftreten. Über ihre mineralogische und chemische Zusammen- setzung ist bis jetzt so viel wie gar nichts bekanni. Nach RıcHr- HOFEN * ist an jedem der beiden genannten Punkte eine senk- rechte Verwerfung eines grossen Schichtencomplexes von mehr als 1000° zu betrachten. Die ältere Trias, die Buchensteiner und Wenger Schichten sind an beiden verworfenen Theilen gleich- mässig entwickelt: während darüber auf dem tiefen Augitporphyr mit Eruptivtuffen lagert; auf dem höheren jedoch unmittelhar Pietra Verde. Daraus schliesst Rıcntnoren, dass die Verwerfung mit der Eruption des Augitporphyrs verbunden war und dass die Ablagerung der Pietra Verde auf der Höhe des inselartig erho- benen Theiles gleichzeitig mit der eruptiven Thätigkeit in der Verwerfungsspalte erfolgte: er glaubt, dass die Pietra Verde als ein chemisches Sediment mit Einschluss feiner mechanischer Zer- setzungsproducte zu betrachten ist. Es mag nun allerdings die Ablagerung der Pietra Verde mit der Eruption des Augitporphyrs zusammenfallen. einen mi- neralogischen Zusammenhang hat dieses Gestein mit dem Augit- porphyr und seinen Secundärbildungen, wie dies aus Nachfolgen- dem ersichtlich sein wird. nicht. Die dichte, harte, kaum vom Stahl ritzbare Masse von lauch- grüner Farbe, splittrigem Bruch, ist vollkommen homogen. Kry- stallausscheidungen nicht bemerkbar: oft sind die Gesteine dünn- plattig geschichtet, an andern Punkten dagegen wenig oder gar nicht. * loc. cit. 8. 90, 973 Sehr grosse Ähnlichkeit hat dieses Gestein mit dem Tuffe von Raibl, der nach TschEermaX s * Untersuchung sich als Mela- phyrtuff erwies; jedoch gibt die chemische Untersuchung ein ganz verschiedenes Resultat. Unter dem Mikroskop im Dünnschliff lassen sich Fetzen eines grünen, nicht weiter bestimmbaren Minerals, Bruchstücke von Sanidin, seltener von Plagioklas und einige hervortretende Partien einer das Licht nicht polarisirenden Masse erkennen. Von dem Thudaer Tuff unterscheidet sich das Gestein dadurch. dass in jenem sehr viele Feldspathkrystalle ausgeschieden sind, auch ist das genannte grüne Mineral in jenem viel häufiger. Da auf dem Wege der mikroskopischen Untersuchung nur wenig Resultate zu erzielen waren, schien die chemische Ana- Iyse allein noch irgend einen Aufschluss über die Natur des frag- lichen Gesteins zu geben: von mir ausgesuchtes Material vom Monte Frisolet bei dem Dorfe Andraz im Buchensteiner Thal stam- mend, wurde im Heidelberger Universitätslaboratorium durch gütige Vermittelung des Herrn Assistenten Dr. P. Schriovpe analysirt; die Analysen ergaben: N, I. II. SiO,.: 7. 68,95 69,10 ALO.-... . 10,44 10,50 Ber03 2.3. 7.081,30 _ eo. 75.5182 3,97 E29: an .5,07 4,62 Med. ....2..,°. 1,47 1,04 0 eg = | 7,15 N3307..° .....0=214 \ 0.2... 72... 2,6,60 IR OR (6 99,49 99,61. Aus dieser Analyse geht hervor, dass wir es hier unmög- lich mit einem Augitporphyr oder Melaphyriuff zu thun haben können, der hohe Kieselsäuregehalt weist jedenfalls auf einen Porphyrtuff hin; in unmittelbarer Nähe von Wengen und Andraz findet sich allerdings gar kein Quarzporphyr, indess ist dennoch die Gegenwart desselben nicht unwahrscheinlich; irgend ein Zu- * Porphyrgesteine Österreichs, p. 108. 974 sammenhang mit den Augitporphyren und deren Tuffbildungen scheint mir auch stratigraphisch nicht zu existiren, petrographisch hat die Pietra Verde ebenfalls nichts mit dem Augitporphyrtuff zu thun. Sie als ein chemisches Sediment dahinzustellen, dürfte ebenfalls sehr gewagt sein. Am wahrscheinlichsten bleibt also die Bildung aus Porphyr, der hier nicht aufgeschlossen ist, klei- nere Partien dieses Quarzporphyrs kommen übrigens an verschie- denen Orten in nicht allzugrosser Entfernung von den genannten beiden Punkten vor. Nachtrag. Ein Ausflug nach Wengen, weichen ich nach Vollendung dieser Arbeit machte, überzeugte mich, dass die dor- tige Pietra Verde überhaupt älter als der Augitporphyr ist, mit- hin nicht aus diesem entstanden sein kann; ich werde darüber später berichten. Die Gliederung der Miocän-Schichien im schweizerischen und schwäbischen Jura. Von Herrn Prof. F. Sandberger *. Die tiefsten meerischen Ablagerungen bei Delsberg, welche über Basel in unmittelbarem Zusammenhange mit jenen des Main- zer Beckens stehen **, sind Kalksandsteine und blaue Thone mit Natica crassatina, Nystü, Cerithium Boblayei, conjunctum, Pleu- rotoma Selysiü, Venus incrassata, Lucina tenuistria, Ostrea cal- hfera, cyathula u. s. w. Auf sie folgen bunte Mergel mit weis- sem Glimmer, schwarze Mergel mit Chara Meriani, Helix rugu- losa, Planorbis cornu, declivis, Cyclostomus antiquus, graue und bunte Mergel und Molassesandstein mit Cinnamomum polymor- phum, dann bunte, zuweilen pisolithische Kalke mit Helix Ra- mondi und rugulosa und endlich harte weisse Kalke mit den- selben Helix-Arten, dann Helix sublenticula und Limneus pachy- gaster. Mit diesen schliesst das Untermiocän nach oben ab und wird bei Corban, im Val de Tavannes, bei Undervelier u. s. w. von Molassesandstein mit Ostrea crassissima , Pecten palmatus, opercularis, Turritella triplicata u. s. w. bedeckt, auf welchen bei Corban und Vermes *** die obermiocänen bunten Mergel und rothen Sande mit Melania Escheri, Melanopsis Kleinii, Neritina‘ * Aus dessen in Publikation begriffenem Werke: Land- und Süss- wasser-Conchylien der Vorwelt. 8. 357 ff. ’#* SANDBERGER, Oonchyl. Mainz. Tert. Beck. S. 414 u. a. a. 0. tk GREPPIN, Jura bernois et districts adjacents. Bern, 1870, p. 186. 976 crenulata, Helix carinulata, Testacella Lartetii u. s. w. folgen, an anderen Stellen und getrennt von ihnen aber Vogesengerölle und Sande mit Dinotherium und mehreren Conchylien, die GrEPr- pin * für älter hält und zwischen den bunten Mergeln und dem Sandstein mit Ostrea crassissima einreihen möchte. -Indessen ist dies ein Irrthum, da in allen sonstigen miocänen Becken die Di- notheriensande stets die oberste Stelle einnehmen. An der schwäbischen Alb ist, die Bohnerze mit Lophiodon (Land- u. Süssw.-Conchyl. S. 236) und mit Palaeotherium (das. S. 283), sowie den Kalk von Arnegg mit -Sirophosioma anom- phalus (das. 5. 354) ausgenommen, die wegen ihres isolirten Vorkommens keine directen Beziehungen zu anderen Ablagerun- gen erkennen lassen, keine vormiocäne Tertiärbildung bekannt. Das Miocän beginnt dort auf der ganzen Linie von Hoppetenzell bei Stockach ** bis Dillingen *** mit sehr mächtigen Kalk- und Mergel-Bänken, die besonders in den Profilen von Berg bei Ehin- gen und Thalfingen bei Ulm sehr deutlich in drei Abtheilungen gegliedert erscheinen. Die untere besteht aus reinweissen, gelb- lichweissen oder bei gleichmässiger Imprägnirung mit Bitumen blaugrauen dolomitischen f Kalken, oft von pisolithischer Structur, die nur stellenweise unten ganz von Pflanzenresten (Carex und Cyperus) in aufrechter Stellung ausgefüllte Bänke enthalten (Die- tingen, Beven, Riedlingen). Sie führen Helix Ramondi, rugulosa, oxystoma, Archaeozonites subangulosus. Clausilia Escheri, Pla- norbis cornu var. subteres. Cyclosiomus bisulcatus u. a. Dann folgen leberbraune, graue und grünliche Mergel und harte Mergel- kalke, die gegen Osten, d. h. in der Richtung des grossen baye- risch-schweizerischen Molasse-Beckens zwischen Jura und Alpen * GREPPIN 1]. c. p. 182 suivv. ** ScHisL, Tertiär- u. Quartärbildungen am nördl. Bodensee und im Hegau, S. 21 f. Geolog. Beschreib. der Section Stockach. Carlsruhe, 1859, S. 16 £. *** MiıLLer, Das Tertiär am Hochsträss. Inaug.-Diss.. Württemb. Jahresh. 1871, S. 272. Ich habe die entscheidenden Profile in seiner Gesellschaft im Herbst 1872 selbst gesehen. + Der in grossen Steinbrüchen bei Berg unweit Ehingen abgebaute unterste Rugulosa-Kalk enthält nach v. GERICHTEN abgesehen von anderen Bestandtheilen 83,37°/, kohlensauren Kalk und 11,35 kohlensaure Magne- sia, also 7 Äq. CaÜ gegen 1 Mg. IR bei Gamerschwang und Donaurieden Quarzsand aufnehmen und in sandige Mergel übergehen. Helix rugulosa kommt in ihnen ‘noch häufig vor, H. Ramondi nur sehr selten. Die gemeinsten Arten sind Planorbis cornu, declivis, Euchilus gracile* und Sphae- rium pseudocorneum. Auch Bänkchen mit zahlreichen Charen fehlen dieser ächten Sumpfablagerung nicht (Hoppetenzell, Thal- fingen ete.). Noch höher begegnet man in dem Thalfinger Pro- file schneeweissen Gesteinen von Kreide-ähnlichem Habitus, der sogenannten Süsswasserkreide, welche in der Ulmer Gegend weit verbreitet ist und an ziemlich vielen Orten zu technischen Zwecken gegraben wird. Thalfingen und Eckingen sind bis jetzt die reich- sien, namentlich von WETZLER im Grossen ausgebeuteten Fund- orte aber auch bei Pappelau, Allewind, am Wege von Arnegg nach Ermingen ist diese Abtheilung nach den von MiLLer und OrrEL mitgetheilten Suiten entwickelt. Die häufigsten Arten sind Helix crepidostoma **, osculum, brachystoma ***, Patula gyror- bis, Clausilia antiqua, Archaeozonites subverticillus, Omphalo- sagda subrugulosar, auch Glandina antiqua ist nicht selten. Im Ganzen finden sich 44 Arten, von welchen 7 in der unteren Ab- theilung, 5 in der iittleren allein bekannt und 2{ der oberen eigenthümlich sind. Dazu kommen noch bei Eckingen ff und Ulm zahlreiche Wirbelthiere, während solche in den tieferen Schichten meines Wissens noch nicht gefunden worden sind. Un- ter diesen fehli Anthracotherium gänzlich, und neben den als Seltenheit auch schon aus dem Öberoligocän (Land- u. Süssw.- Conch. d. Vorwelt, S. 337) erwähnten Rhinoceros minutus, in- eisivus, Hyotherium Meissneri, Palaeomery& medius und Micro- iherium Renggeri treten hier der didelphische Oxygomphius, Am- phicyon intermedius, Anchitherium aurelianense, Tapirus helve- ttcus, Chalicomys Eseri u. a. neue Thierformen auf, welche meist auch in höhere Miocän-Schichten aufsteigen. Mastodon fehlt in- * Land- u. Süssw.-Conchyl. d. Vorwelt, Taf. XXI, fig. 4. ** daselbst Taf. XXI, fig. 10. »** daselbst Taf. XXI, fie. 13. r daselbst Taf. XXI, fig. 17. 17 H. v. Meyer i. Jahrb. f. Miner. 1865. S. 219. 111 Fraas, Geogn. Karte von Württemberg, Bl. Ulm, S. 14. Quenxsteor, Bl. Blaubeuren, S. 13 £. Jahrbuch 1873. 37 Ber = Fk ee Rn Er BE ET RE EN a ee Ve Ta ie = Em Bu EN RE = — en er are de armen. 578 dess in der Fauna noch, und Geweihe von Wiederkäuern wurden nach ausdrücklicher Versicherung WETzLer’s nie gefunden, die Palaeomeryx-Arten sind also sicher keine Cerviden, und von den mit ihnen von Fraas u. A. identificirten ächten Cerviden von Steinheim und Günzburg u. s. w. ganz verschieden. Diese Schich- tenfolge wird nun an sehr vielen Stellen von dem „ Graupen- sand« überlagert, dessen Zusammenhang mit den versteinerungs- reichen Schichten von Ermingen durch Muszer, wie ich mich selbst überzeugte, mit voller Sicherheit nachgewiesen worden ist. Die merkwürdig gleichmässig abgerollten Körner von der durchschnitt- lichen Grösse grober Hagelkörner (Graupeln) rühren sämmtlich aus weiter Entfernung her und sind höchst wahrscheinlich De- tritus krystallinischer Gesteine * der Alpen. Es unterliegt daher keinem Zweifel. dass das Meer von Süden in die bisher nur von Süsswasser-Sümpfen erfüllte Niederung eingedrungen ist. Die sämmtlichen Meeressande von Giengen, Dischingen, Ermingen, Jungingen, Günzburg u. s. w. gehören dieser über Baltringen, Stockach u. s. w. nach Bayern und der Schweiz fortsetzenden Ablagerung an, welche dort den Namen Muschelsandstein (Hel- vetien C. Mayer) führt. Von den zahlreichen bei Ermingen von Hrn. WETzZLEer gesammelten Arten mögen die folgenden erwähnt werden, da ich sie selbst untersuchen konnte: Ostrea cerassissima Lan., giengensis ScnLoth., Pecten solarium Lan., opercularis L. sp., palmatus Lan., pusio L. sp., Mytilus aquitanicus Mavy., Arca Fichteli Desn., turonica Dus., Pectunculus glycimeris L. sp., Car- dita Jouanneti Basr., Chama gryphina Lanm.. Cardium discrepans Basr., edule L., hians Broceni, multicostatum Brocchı, turonicum Mary., Cytherea pedemontana Ac., Venus Brocchü Desn., clathrata Dvs., multilamella Lam.,. Haidingeri Hoern., umbonaria Lan., Ta- pes helvetica May., ulmensis May., vetula Bast., Panopaea Me- nardi Desn., Psammosolen strigilatus L. sp.. Pholas rugosa Broccni, Fissurella graeca Derr., Turritella Desmaresti Basr., triplicata Brocchi var., turris Bast., Proto cathedralis Broxen. sp., Natica Josephinae Rısso, saucatsensis May., Cancellaria Westiana GRar., Cerithium Dwuboisü Horrn., lignitarum Eıchw., papaveraceum Basr., pietum Derr., Zelebori Hoern., Fusus burdigalensis DEER., * Besonders reichlich kommen solche vor, welche auf quarzreiche Glimmerschiefer als ursprüngliches Gestein schliessen lassen. i 579 Murex ceraticulatus Broccnı, Pleurostoma calcarata Grar., Ficula condita Bronen. sp., Buccinum reticulatum L., mirabile Grar., Aneillaria glandiformis Lam. Als Bewohner von Brackwasser- Sümpfen in der Nähe des Meeres sind 2 Cyrenen (C. ulmensis May. und ©. swevica n. sp.), sowie mehrere der angeführten Ce- rithien, z. B. ©. (Pyrazus) Duboisii Hoern. zu betrachten. Dass auch Strandbewohner nicht gefehlt haben, ist durch Auricula ob- longa Dus. (grosse Form) und Alexia pisolina Desn., die als Seltenheiten vorgekommen sind, bewiesen. Auf die in Folge der sehr brüchigen Beschaffenheit der Schalen nicht sicher bestimm- baren und auf die neuen Arten von Ermingen gedenkeich nicht einzugehen, da sie von C. Mayer genauer beschrieben werden sollen, welchem für Vergleichungen wohl das ausgezeichnetste Material zur Seite sieht. Ich habe ebensowenig nöthig, die Glie- derung der schwäbischen Mollasse in die drei von Mayer ange- nommenen Abtheilungen näher nachzuweisen, obwohl mir viele Data dafür zu Gebote stehen. Erwähnen will ich nur, dass die von ihm in seiner neuesten wichtigen Abhandlung * mit Recht besonders hervorgehobenen Bryozoen - Schichten vom Bodensee an längs dem Rande der Alb ebenso deutlich als eigene mittlere Abtheilung der Meeresmollasse zu erkennen sind, wie in Frank- reich und Oberitalien. Was in Schwaben zunächst über dem Graupensande liegt, ist also obermiocän. Da aber von da nur noch brackische und reine Süsswasserbildungen auftreten, so ist es keineswegs leicht, diese mit den Meeres-Absätzen in anderen Theilen Europa’s exact zu parallelisiren. Statt der blauen mee- rischen Mergel von Baden bei Wien, Lapugy und Saubrigues (Etage turonien C. May.) finden sich am Hochsträss (MiLLer a. a.0. S.2.5) zunächst über dem Graupensand 4,2 Mtr. „Pfosand “ ** und Thon ohne Petrefacten mit einer kohlehaltigen Schicht und dann unmittelbar Bänke voll von Cardium (Monodaena) sociale, solitarium, friabile, Unio Eseri u. a. Formen, unter denen auch schon Dreissenia amygdaloides und clavaeformis, aber noch als * Systematisches Verzeichniss der Versteinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens. Zürich, 1873. S. 3f. Leider sind die in Schwaben vorkommenden Arten nicht in einer eigenen Spalte aufgeführt. ** Keiner, eisenschüssiger und glimmerreicher Sand von schmutzig grünlich-brauner Farbe. 31 580 Seltenheiten vorkommen, die indess in den höheren Bänken herr- schend werden und die Cardien vollständig verdrängen. Bei Hüttisheim liegt in dieser Region eine Bank voll von Tapes Part- schi C. May. Eine mit weissen Schalen von Dreissenia clavae- formis angefullte Schicht, die auch vereinzelt Neritina eyrtoscelis Kr., Melanopsis imipressa, Dreissenia amygdaloides, Hydrobia semiconveza n. sp. * führt, bildet eine gute Grenze nach oben. Dann folgen petrefactenarme grüne Thone und glimmerreiche Sandsteine (3,85 Mtr.), bunte Thone mit zahlreichen Hydrobien (semiconvexa und conoidea Krauss), Limneen, Planorbis cornu, Helix-Arten, (H. sylvana, involuta), Melania Escheri entsprechend den oberen Schichten des Profils bei Kirchberg an der Iller **, aber ohne die dort auftretenden Bänkchen mit Fischen. Diese Cardien-, Dreissenien- und Hydrobien-Schichten sind von Kirch- berg an durch die erfolgreichen Bemühungen Werzıer’'s bis Hüt- tisheim und Leipheim (Jungholz) nach Osten verfolgt worden und auch die tiefsten, bereits im Niveau der Donau gelegenen Schichten des Profils von Reissenburg bei Günzburg scheinen zu ihnen zu gehören. Mit ihnen schliessen die Brackwasser-Schich- ten am Hochsträss ab, welche sehr wahrscheinlich dem unteren Obermiocän (Tortonien C. May.), aber nicht den Cardien- und Congerien- (Dreissenien-) Schichten des Wiener Beckens ent- sprechen, mit dessen Cardien und Dreissenien keine der hier gefundenen Arten übereinstimmt. Dann folgt am Hochsträss, be- sonders schön an dem von mir mit Hrn. Dr. MürLer besuchten Fundorte Hausen ob Allmendingen entwickelt, aber an der Alb und nach Osten und Norden auch über den mittelfränkischen Theil des Jurazuges verbreitet, ein ächter, meist sehr hell ge- färbter, oft mergeliger Süsswasserkalk, der sog. Sylvestrina-Kalk der württembergischen Geologen. Dieses Niveau erscheint an der Alb stets in der Form eines in bedeutender Höhe über dem des Rugulosa-Kalkes gelegenen zweiten Plateau’s, und ist daher in topographischer Beziehung gleich wichtig, wie in geologischer, wo es die Vollendung der Aussüssung des schwäbischen Busens des Mollassemeeres characterisirt. Es ist aber als Kalk nur am * Bisher als Hydrobia ventrosa Mont. sp. (Paludina acuta Lam.) aufgeführt. ** Tser in Württemb. Jahresh. IV. S. 258. V. 8. 151. . 581 Rande der Jurazüge entwickelt, dagegen nach Südosten gegen die Alpen hin überall als sandiger Mergel. Leitversteinerungen sind Helix sylvana Kırın, H, Leymeriana Novrer, H. inflexa Kreın (non Martens), H. carinulata Kırın, Azeca loxostoma KuEın sp., Cyelostomus conicus KıEın, ©. consobrinus C. May. M. S.; weit seltener sind Wasserschnecken, Melania Escheri, Planorbis cornu var. Mantellı, Limneus dilatatus u. a. Melanopsis Klein kommt schon vor, ist aber am Hochsträss in diesem Niveau meist sehr selten und nur am Deutschhof (Tautschbuch) häufig. Über dem „Sylvestrina-Kalk“ folgen in dem 1872 von Hrn. MiLLer und mir begangenen Profile bei Altheim (Tertiär am Hochsträss, S. 17 .): 1) Mergel und Thone mit weissen Knollen (4 Mtr.), 2) do- lomitische Platten mit Planorben (PI. Mantelli und laevis) ca. 1,2 M., 3) grüne Letten und Mergel ohne Petrefacten 4,6 M., 4) röth- licher Steinmergel mit Limneus delatatus, Planorbis Mantelli, lae- vis,? Anodonta, Ancylus deperditus, Cyclostomus conicus, 3) Pflan- zenkalke 7 M., 6) rothe schiefrige Kalke mit denselben Planor- ben, Limneen und Ancylus, wie in 4, dann 7) der Melanopsis- Kalk 1—3 M. Es ist dies weisser erdiger Kalk mit vielen z. Th. trefflich erhaltenen Petrefacten, unter welchen sich die äus- serst häufige Melanopsis Kleinii Kurr und Neritina cerenulata Kıeın besonders auszeichnen, dann Cyclostomus conicus KıEın, Helix malleolata Sınpe, n. Sp., scabiosa SAnDB., osculina SANDB., sparsisticta Sanpe., Patula euglyphoides* Sınpe., Azeca locostoma KrLEın sp., Planorbis Mantelli, Glandina sp. Endlich schliesst das - Profil auf der Höhe über Altheim mit kohleführendem Thon und glimmerigem (Pfo-) Sande mit Blöcken von Jurakalk ab, welcher auf der durch Gewässer stark angenagten und unregelmässig welligen Oberfläche der Melanopsis-Kalke lagert. Nur in der oberen Hälfte dieses Sandes sind Trümmer von Helix-Schalen zu bemerken. Welches Alter dieser Ablagerung zukommt, muss einstweilen dahingestellt bleiben, jedenfalls ist sie nicht diluvial, sondern vermuthlich noch obermiocän. In den eben geschilderten Kalken mit Helix malleolata und Melanopsis Kleinii sind im württembergischen Theile der Alb Wirbelthiere noch nicht gefunden worden, wohl aber im südlich- * Land- u. Süssw.-Conchyl. d. Vorwelt. Taf. XXIX, fig. 1. 982 sten badischen am Thalsberge bei Engelswies unweit Mösskirch. Neben Limneus sp., Melania Escheri, Melanopsis Kleiniüi und Ne- ritina crenulata * finden sich dort folgende von H. v. Meyer be- stimmte Wirbelthiere: Chalicomys Jaegeri Kıup, Anchitherium aurelianense Cuv. sp., Dorcatherium vindobonense v. Mey., Pa- laeomeryx Bojani id.. P. Kaupi id., Rhinoceros (Aceraiherium) incisivus Cuv., R. minutus id., Mastodon (Trilophodon) angusti- dens Cuv. Bemerkenswerth ist ferner das Vorkommen von Cin- namomum polymorphum, Glyptostrobus europaeus, Lastraea sty- riaca Ung. sp. und der sonst nur von Oeningen bekannten Süss- wasserkrabbe, Telphusa speciosa v. Mey. Mit der im obersten kreideartigen Kalke von Eckingen vorkommenden Fauna hat die von Engelswies nur Anchiütherium aurelianense und die Rhino- ceros-Arten gemein, die übrigen Arten sind in den Untermiocän- Schichten des schwäbisch-schweizerischen Mollasse-Gebietes un- bekannt, namentlich Mastodon angustidens, welcher indess von Süss aus solchen des Wiener Beckens angegeben wird. Im Donauthale liegen, wie bereits erwähnt, dem allgemei- nen flachen Fallen der Schichten nach SO. entsprechend, noch bei Leipheim genau-die gleichen Cardien- und Dreissenien-Schich- ten, wie bei Altheim und an sonstigen Orten des Hochsträss, bei Günzburg aber fallen sie schon unter das Niveau des Flusses, und die tiefsten bei Reisensburg entwickelten Bänke scheinen den obersten direet unter dem sog. Sylvestrina-Kalke gelager- ten Hydrobien- Schichten zu entsprechen **,. Dann folgt dort grauer Steinmergel mit Helix sylvana, Limneus dilatatus und Planorbis Mantelli, nur 1° bayer. m., bräunlichgrauer sandiger Mergel, an der Basis reich an Unio flabellatus, mit Melania Escheri. Planorbis Mantelli, Helix sylvana, Schildkröte, Krokodil, Chalicomys Jaegeri, Fischwirbeln 81° 3” bayer. m. und auf die- sen Sandzapfensand (Pfosand), gelblichbrauner, glimmerreicher Sand mit vielen härteren zapfenartigen Concretionen. Er enthält ebenfalls nur an der Basis reichlich Petrefacten, nämlich Melania * Schitz, Tertiär- und Quartär-Bildungen am nördl. Bodensee u. im Hegau, S. 23 ff. VoszLeesans und ZırreL, Geol. Beschreibung der Um- gebungen von Möhringen und Mösskirch. 1867, S. 42. ** Ich habe dieses von WETZLER sehr genau aufgenommene Profil 1869 selbst untersucht. Die beiderseitigen Resultate stimmen völlig überein. 983 Escheri, Melanopsis Kleinü, Limneus dilatatus , Planorbis Man- telli, Helix sylvana, Neritina crenulata, Unio flabellatus GoLDr., U. Mandelslohi Dkr., Fischwirbel, Schildkröten aus der Familie der Emyden und Trionyciden, Krokodil, Andrias sp., Vogelreste, Stephanodon mombachensis v. Mey., Chalicomys Jaegeri Kaur (E) *, ©. Eseri v. Mevy., Mastodon angustidens Cuv. (E), Rhino- ceros Sp., Sus wylensis v. Mey., Hyotherium Sömmeringi Cuv., medium v. Mey., Anchitherium aurelianense Cuv. (E), Dorcathe- rium gunlianum v. MeEy., D. Naui Kıur, Cervus (Prox) spp., Pa- laeomeryz minor v. Mex., P. Scheuchzeri id., P. pygmaeus id., P. Bojani id. (E). Die bis jetzt aufgeführte Schichtenreihe glaube ich mit voller Sicherheit als Äquivalent des Kalkes mit Helix sylvana und Melanopsis Kleinii betrachten zu dürfen, da alle characteristischen Arten übereinstimmen, doch stellt Reisensburg eine fluviatile Facies dar, die natürlich sowohl in ihrer petrogra- phischen Beschaffenheit als in der Fauna Abweichungen von einer gleichzeitigen limnischen am Fusse eines reinen Kalkgebirges zeigen muss. Darüber folgen feine weissgraue blätterige Mergel mit vielen Pflanzenresten, welche nach Heer ** nur solche For- men enthalten, die auch bei Oeningen und Locle (Canton Neu- chatel) vorkommen, ca. 20° mächtig, und schliesslich loser, gelb- licher, eisenschüssiger Sand ohne Petrefacten. Da an der Donau bei Ingolstadt und Neuburg als oberste Tertiärbildung Dinothe- rien-Sand liegt, welcher auch bei Locle und Delsberg über dem Pflanzenmergel mit der Oeninger Flora folgt, so ist es höchst wahrscheinlich, dass auch der oberste Sand von Günzburg diesem Niveau entspricht. Bis jetzt wird dasselbe allgemein als oberste Miocän-Schicht angesehen und darf wegen seiner enormen Ver- breitung in Mittel- und Süd-Europa als eines der ausgezeichnet- sten geologischen Niveau’s betrachtet werden. * Die auch im Kalke von Engelswies gefundenen Säugethiere sind durch (E) bezeichnet. ** Flora tert. Helvet. III, p. 286. Briefwechsel. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Ein Ausflug nach den Schwefelgruben von Girgenti. Von Herrn Professor G. vom Rarn. Bonn, den 1. August 1873. Um von Catania nach Girgenti zu gelangen, verfolgte ich die grosse palermitanische Strasse bis zur Station Sta. Caterina, wo sich der Weg nach Caltanisetta und Girgenti abzweigt.. Bis Leonforte (78 Kilom. von Catania) konnte die Eisenbahn benutzt werden, welche sogleich, nachdem sie den Bahnhof von Catania verlassen, in einem langen Tunnel das Ende des grossen ätnäischen Lavastroms von 1669 durchbricht. Die Bahn durch- schneidet dann die durch ihre Fruchtbarkeit so berühmte Piana di Ca- tania, die einzige Ebene von grösserer Ausdehnung, welche Sicilien be- sitzt, 35 Km. von O. nach W., 15 von N. nach S. messend. Dieselbe wird gegen Süd begrenzt durch das altvulkanische Gebiet von Militello und Palagonia, gegen West durch sanft ansteigende tertiäre Höhen, gegen Nord durch den breiten Fuss des Ätna, gegen Ost durch das Meer. Die Flüsse Gurna longa und der Bernstein-führende Simeto, welche nahe ihrer Mündung sich vereinigen, durchströmen die catanische Ebene. Der wasser- reichere Simeto wird durch den Schnee des Ätna genährt. Als ein un- geheures flaches Gewölbe erheben sich die untern und mittleren Gehänge des Riesenvulkans, la Montagna in Sizilien genannt, auf einer nahe kreis- förmigen Basis von 40 Kilom. Durchmesser. Deutlich erkennt man die niedere, aber steile Terrasse, welche die sanften Ätnagehänge gegen die Piana sowie gegen das Simetothal begrenzt. Jene Steilterrasse, auf deren Rande die Städte Misterbianco, Paternö, Biancavilla, Aderno liegen und welche über Fasano gegen Aci reale fortsetzt, bezeichnet die älteste Bil- dung des Vulkans, welche aus geschichteten Tuffen sowie (unter letzteren hervortretend) aus pliocänen Thon- und Mergelschichten, reich an Resten mariner Mollusken, bestehen. Einige Kastellfelsen z. B. bei Sta. Ana- stasia sowie bei Paternö erinnern an die gleiche Felsgestaltung (Dolerit) = 985 bei Aci Castello. Das Thal des Simeto, in welches die Bahn aus der Ebene von Catania eintritt, ist breit, von sanften Höhen begrenzt; die Städte und Flecken liegen weitab von der Bahn. Auf der rechten Seite des Simeto, unfern des hochliegenden Centorbi, welches jetzt wieder den Namen der alten Sikulerstadt Centuripe angenommen hat, liegen die am meisten gegen Ost vorgeschobenen Schwefelgruben. Die schwefelführenden Schichten Siziliens gehören bekanntlich dem Tertiär an und zwar nach der Ansicht des Hrn. MorrvrA (Sulla forma- zione tertiaria nella zona solfifera della Sicilia; Memorie R. comitato geo- logico d’Italia Vol. I, 1871) dem Miocän. Über einen sehr grossen Theil der Insel ist die Schwefelformation verbreitet, indem sie sich von Gibellina (Prov. Trapani) im Westen bis Centuripe (Prov. Catania) im Osten, und vom südlichen Fusse der Madonie- und Nebrodi-Gebirge durch die ganze Inselmitte bis an das afrikanische Meer erstreckt. Die grösste Länge dieses Schwefelgebiets von OÖ. bis W. beträgt 160 —170 Kilom., die grösste Breite 85—90. Innerhalb dieses sehr grossen Gebiets ist indess die Schwefelformation keineswegs überall vorhanden; sie bildet vielmehr ge- trennte Partien, welche gruppenweise zusammenliegen. So drängen sich die Gruben besonders dicht und reich zusammen um Üenturipe, Villarosa, Caltanisetta, Sn. Cataldo, Serradifalco, Delia, Sommatino, Roccalmuto, Grotte, Comitini, Favara, Cattolica, Lercara (Prov. Palermo). Während an manchen Stellen das Fehlen der Schwefelschichten an der Oberfläche durch eine Bedeckung jüngerer Tertiärschichten zu erklären ist, ist an andern Orten durch Denudation die Schwefelformation zerstört und fort- geführt worden; endlich mag auch die Schwefelbildung nicht an allen Orten jenes Gebiets vorhanden gewesen sein, und vielleicht die ursprüng- liche Bildung in mehr oder weniger isolirten Becken stattgefunden haben. Die geologische Constitution des in Rede stehenden Gebiets ist bereits durch Fr. Hormann dargelegt worden, dessen Berichte und Karte, bearbeitet durch Hrn. v. DEcHeEn, noch immer die Grundlage unserer geologischen Kennt- niss Siziliens sind. Als ein wesentlicher Fortschritt sind vorzugsweise die treff- lichen Arbeiten Sesvenza’s über die Provinz Messina zu bezeichnen, welche indess keine Schwefellagerstätte besitzt. In grossen Zügen ist die geologische Bildung unseres Gebiets unschwer aufzufassen, im Einzelnen stellen sich indess wohl die grössten Schwierigkeiten dar. Das Relief der Insel, ein wahres Chaos von Hügeln und Bergen, gibt eine Andeutung der ausserordent- lichen Störungen, welche dort den Schichtenbau betroffen haben. Ein sol- ches Gewirre von Bergen, wie es die Inselmitte von Sizilien bietet, möchte sich kaum in einem anderen Theile Europa’s wiederfinden. Es verlangt zu seiner Erklärung vielfach wiederholte Hebungen, theils localer, theils allgemeinerer Art, Verwerfungen, Senkungen, Denudationen. Die ältesten Gesteine des angegebenen Gebiets sind Macigno-ähnliche Sandsteinschichten, welche, auf dem Gneiss und Schiefer des Cap Calava und Cap Tindaro ruhend, das Plateau „Bosco di Caronia“ (über 1000 m. hoch) zusammensetzen. Auf diesen Sandsteinen ruhen Mergelschichten, nach Hormann täuschend den Keupermergeln gleichend. Die Grenze beider 986 Bildungen wird zufolge der Hormann’schen Karte durch eine Linie bezeich- net, welche von Centuripe gegen WNW. nach Mezzojuso, südlich Palermo, gezogen wird. Diese Mergel bilden eine, im Mittel 15 Kilom. breite Zone, welche sich von der Catanischen Ebene bis zum Fusse des Monte S. Giu- liano (dem alten Eryx) unfern Trapani erstreckt. In der Gegend von Cal- tanisetta verbindet sich die genannte Mergelzone mit einer grossen Partie desselben Gesteins, welche den grösseren Theil der Provinz Girgenti con- stituirt. Versteinerungen scheinen weder in den Sandstein- noch in den. Mergelschichten bisher aufgefunden zu sein. — Auf ihnen ruhen nun Kalk- steine, welche ihren Versteinerungen nach theils der Jura-, theils der Kreideformation angehören. G. G. GEMELLARO (Prof. in Palermo) wies in den Kalkgebirgen, welche Palermo umringen, Naticiden und Neritiden nach, durch deren Auffindung die Zugehörigkeit der Schichten zum weis- sen Jura bewiesen werde. Ein sicher bestimmter Kreidehorizont wurde durch Auffindung von Petrefakten in den Madonie-Bergen, deren Bestim- mung wir Hrn. Menxesninı verdanken, nachgewiesen. Es sind namentlich die folgenden, der mittleren Kreide angehörigen Arten: Ammonites Rho- tomagensis, Arca Deletrei, Pecten Devauxj, Janira tricostata, Ostrea co- nica, O. Overwegi u. a*. Schichten von gleicher petrographischer Be- schaffenheit und mit denselben Versteinerungen wurden durch SEGUENZA bei Bova und Brancaleone in Calabrien, sowie in der Prov. Constantine durch Coguanp nachgewiesen. In Bezug auf die Jura- und Kreide-Schich- ten Siziliens darf an die Worte Hormann’s erinnert werden: „Alle Glieder der Jura- und Kreideformation stellen sich in Sizilien, wie überhaupt in Italien, als zusammengehörend dar; sie sind nur nach den Versteinerun- gen zu trennen, nicht nach ihren Lagerungsverhältnissen.“ (Fr. Hormann, Übers. d. geognost. Verhältnisse Siziliens in Karsren’s Archiv, Bd. XII.) Das Eocän kündigt sich durch Nummuliten-führende Kalke an, welche an sehr vielen Orten des Schwefelgebiets bekannt sind. Einige der bereits von Hormann angeführten Punkte sind: unfern Centorbi, bei Nicosia, am nordwestlichen Abhange der Madonie, bei Lercara, Cammarata, am Mte. S. Calogero bei Sciacca, unfern Cattolica, zwischen Girgenti und Grotte, an der Maccaluba, zwischen Castrogiovanni und Caltascibetta u. a. O. In- nig verbunden mit den Nummulitenkalken erscheint ein eigenthümlich löcheriger Kalkstein, Klippen- oder Riffkalk, dessen Felsen, bald rauhe Kämme, bald ruinen- oder thurmähnliche Gestalten bildend, für den land- schaftlichen Charakter des mittleren und südlichen Sizilien eine besondere Bedeutung hat. Dieser Klippenkalk bildet in einem grossen Theil des Schwefelterritorium, namentlich in den Provinzen Caltanisetta und Gir- genti, das Tiefste. Auf dem löcherigen Kalkstein ruhen, wohl meist mit sehr unregel- mässiger Begrenzungsfläche, weisse Foraminiferen-Mergel, eine marine Bildung. Diese lichten, gewöhnlich feinerdigen Mergel, führen den Lokal- * SEGUENZA, Sul cretaceo medio dell’ Italia meridionale (lettera). Atti Soc. Ital. d. scienze naturali. Vol. X. Fasec. 11. 987 namen Trubi. Über denselben liegt häufig eine wenig mächtige Schicht von Polirschiefer, ein Tripel, mit vielen Fischabdrücken, höchst wahrschein- lich ein Süsswassergebilde. Darüber folgt die schwefelführende Schicht, ein kalkiger Mergel von bald mehr thonigem, bald mehr kalkigem Cha- rakter, zuweilen auch ein Kalkstein. Darauf ruhen gewöhnlich colossale Gypsmassen, welche wiederum von Foraminiferen-Mergeln, den oberen Trubi, bedeckt werden. — Diese ganze Schichtenfolge zwischen den un- teren und den oberen Trubi soll nach Mortura’s Ansicht dem Miocän an- gehören. Es folgen bläulichgraue Thone und gelbe Muschelbreccien, das Plio- cän. Diese jungen Gebilde, reich an organischen Einschlüssen, welche zum grössten Theil noch jetzt lebend an den sicilischen Küsten sich fin- den, bedeckten gewiss ursprünglich das ganze südliche Sizilien und ringsum die Küsten. Die pliocänen Schichten bilden zwei grössere Massen, eine östliche und eine westliche. Jene von Caltanisetta bis Vittoria einerseits, und von Terranuova nach Caltagirone andererseits reichend. Die west- liche nimmt die ganze Westspitze der Insel, jenseits einer von Sciacca nach Trapani gezogenen Linie, ein. Ausser diesen beiden grösseren bildet das Pliocän viele kleinere inselartige Partien; so bei Girgenti, zwischen Centuripe und Leonforte, Castrogiovanni ete. Das genauere Studium der Höhenverhältnisse der pliocänen Muschelbreccie gewährt ein ausserordent- liches Interesse, weil hier die Beweise für bedeutende Hebungen und De nudationen vorliegen. Während die gelben Mergel z. B. bei Girgenti in sanfter Neigung bis etwa 330 m. emporsteigen, bilden sie in horizontaler Schichtenlage das von Steilabstürzen umgebene, fast 1000 m. hohe Plateau von Castrogiovanni. Die zerstückten Pliocänplatten, welche in diesem Theile der Insel die Höhen krönen, verrathen deutlich, dass sie ehemals im Zusammenhange standen. Ohne lokale Hebungen lassen sich solche hochragenden Terrassenberge wie derjenige, auf welchem die eben ge- nannte Stadt ruht, nicht erklären. Nach dieser allgemeinen Übersicht über die geologische Beschaffenheit des Schwefelgebiets kehren wir wieder an den Simeto zurück. Die Bahn tritt unfern Biancavilla in das Thal des Salsoflusses, welcher aus dem Sandsteingebirge von Nicosia herabkommt und wohl zu unterscheiden ist von dem bei Licata mündenden Flusse gleichen Namens. Beide verdanken ihren Namen dem Salzgehalt. Der östliche Salso entnimmt denselben der Lagerstätte westlich von Nicasia.. „Das weisse und grobkörnige Steinsalz liegt in Trümmern und Knoten im Thon, ganz unregelmässig vertheilt* (Hormann). Das Steinsalz Siziliens gehört der Tertiärformation an (wie auch dasjenige Calabriens und Toskana’s); eine genaue und sichere Altersbestimmung liegt indess bis jetzt noch nicht vor. In seiner oben genannten Arbeit rechnet MorrurA die salzführenden Thone und die Stein- salzmassen zum unteren Miocän, während er sie in den Zusätzen und Be- richtigungen zu jener Arbeit (Memorie, T. II) dem oberen Eocän zurech- net. Nach MorrvrA liegen die salzführenden Schichten stets unter der eigentlichen Schwefelformation. Unzweifelhaft ist dies meistens der Fall, 588 wie es auch aus den Andeutungen Hormann’s hervorgeht. Nach der An- sicht E. Srönr’s indess, welcher seit einer Reihe von Jahren einer Unter- suchung der Schwefellagerstätten um Grotte und Comitini sich widmet, sollen die Salzablagerungen ziemlich gleichzeitig mit den Schwefellager- stätten sein, letztere Süsswasser-, jene marine Gebilde. Steinsalz ist in Sizilien sehr verbreitet, von Nicosia und Sperlinga im NO. bis Cattolica im SW. Ähnlich den Vorkommnissen von Gyps und Schwefelgestein, bildet auch das Salz getrennte Partien, deren bedeutendste sich westlich von Nicosia, nördlich von Villarosa, um Castrogiovanni, bei Roccalmuto, bei Cattolica u. a. O. befinden. Die Concurrenz des in den Salzgärten ge- wonnenen, sowie des ansländischen Salzes haben in Verbindung mit der unvollkommenen Communication im Innern der Insel einer erfolgreichen Gewinnung des Steinsalzes bisher entgegengestanden. Es wird nur in der Nähe der Gruben und zu äusserst geringen Preisen verkauft. Unfern S. Filippo d’Argiro verlässt die Bahn das Salso-Thal, durch- schneidet ein aus Jüngsten Tertiärschichten (pliocäner Muschelbreccie und gleichaltrigen Thonen) bestehendes Gebiet und tritt bei Leonforte in das obere Dittaino-Thal. Jene Tertiärpartie bildet ein isolirtes, von O. nach W. gestrecktes, von ('enturipe bis Leonforte reichendes Plateau, welches 2586 F. (Hormann) erreichend, mit steilen Felsrändern gegen die Thäler des Salso und des Dittaino abstürzt. Bei Leonforte, nahe der Grenze der Provinzen Catania und Caltanisetta, erreichte die Bahn ihr vorläufiges Ende. Vor uns gegen SW. erblicken wir, etwa 12 Kilom. fern, unge- wöhnliche Berggestalten, die beiden Stadtberge von Castrogiovanni und Calascibetta, durch eine schmale Senkung verbunden, über welche jetzt die Strasse und durch welche hindurch bald die Bahn den Westen mit dem Osten der Insel verbinden wird. Vom Fusse des Ätna bis zum Ober- laufe des Dittaino herrschen Höhen von wenig ausgezeichneten Formen: um so mehr überraschen die genannten hochragenden Berge, von denen namentlich derjenige zur Linken, das Stadtplateau von Castrogiovanni, vielleicht die grossartigste Stadtlage Europa’s, einen ausserordentlichen Anblick gewährt. Ringsum laufende, verticale Felswände begrenzen die erhabene Stadtfläche, welche sich 925 m. üb. M. etwa 500 m. über das umliegende Hügelland erhebt. Das ist das altberühmte Enna, der hohe „Nabel der Insel“ (Diodor), welche als uneinnehmbare Feste eine so grosse Rolle in der Geschichte Siziliens gespielt hat. Das Plateau von Castro- giovanni, auf dessen Gipfel, der Rocca di Cerere, der berühmte Deme- ter-Tempel lag, ist eine isolirte, hoch erhobene, horizontale Tertiärplatte, eine Muschelbreceie mit zahlreichen Ostreen und Pectineen. Die Stadt mit 20 Tausend Einwohnern ist die höchstbewohnte in Sizilien. Während der grössere Theil der Insel von der Sonnengluth versenkt ist, erfreut sich Castrogiovanni erfrischender Kühle. Unfern des Tempels der Demeter sollen sich in einer Höhle Knochen grosser Säugethiere (Hlephas und Hippopotamus) gefunden haben. -— Calascibetta liegt nur etwa 21,, Kilom. fern gegen N., auf einem spitzen Berge (874,5 m. h.), dessen Gipfel gleich- falls aus pliocäner Muschelbreccie besteht. Die Senkung, welche beide 589 Stadtberge trennt, wird durch graue Thonschichten, der Basis jener gelben Muschelbreceie, gebildet. Durch diese Schichten wird jetzt der Bahntunnel gebrochen. Die Strasse steigt bis etwa 800 m. empor, bis unmittelbar an die Steilabstürze der gelben Muschelbreccie von Castrogiovanni. Die Sta- tion nahe der Höhe heisst Misericordia, vielleicht wegen der fürchterlichen Beschaffenheit des steilen Wegs. Auf der Passhöhe öffnet sich eine weite Aus- sicht über das centrale Sizilien bis hin zur fernen, hohen Kalkpyramide des Monte di Cammarata (1578 m. h.), 8 d. M. fern. So weit man blickt, ist Alles Berg und Thal, nicht die kleinste ebene Fläche. Dies gebirgige Land ist mit Ausnahme weniger felsiger Bergkämme bis Ende Juni eine einzige Weizenflur, nach der Erndte eine fast vegetationslose, verbrannte Fläche. Die Flecken (Dörfer gibt es hier eigentlich nicht) sind durch weite Entfernungen getrennt, ungemein volkreich. Auf Strecken von 10 bis 15 Kilom. trifft man in diesem Theile Siziliens kaum Eine mensch- liche Wohnung. Die Bebauung und Besiedelung dieses Landes sind gänz- lich verschieden von den gartengleichen Ätnafluren. — Von der Höhe Ca- strogiovanni’s geht es tief hinab in’s Morrethal, eines Nebenflusses des südlichen Salso, und wieder hinauf nach Villarosa, dessen Nähe sich (wie überhaupt der Umkreis der Flecken und Städte) durch einen Wald von Fruchtbäumen ankündigt. Das Gebiet Villarosa’s ist besonders reich an Schwefelgruben; es erscheinen an den Höhen umher die charakteristischen röthlichen Halden der Calcaroni, der Schwefelöfen. Jenseits Villarosa sinkt die Strasse steil hinab in das Thal des Salso oder Fiume grande, welcher, nur wenige d. M. von der Nordküste am Monte Gallina ent- springend, zum südlichen Meere gewendet, die Insel in eine westliche und eine östliche Hälfte scheidet. Dieser bemerkenswerthe Lauf hat dem Flusse, Himera meridionalis, als Staaten- und Völkerscheide im Alterthume Be- deutung gegeben. Schroffe Sandsteinschichten bilden das Flussthal, wo die Strasse dasselbe überschreitet. Über Höhen und Senkungen erreicht man das tiefe Thal des Fiume di Petralia, eines Nebenflusses des Salso, Jenseits desselben liegt hoch am Wasserscheider zwischen den Flüssen Himera und Platani der Flecken Sta. Caterina, wo die Strasse nach Cal- tanisetta sich von der Hauptlinie Catania-Palermo abzweigt. Die Calta- nisetter Strasse folgt jenem Wasserscheider und hält sich in einer, den Osten und Westen der Insel weit überschauenden Höhe von 550 bis 650 m. . Nachdem man den Wald von Fruchtbäumen um Sta, Caterina ver- lassen, dehnen sich wieder unübersehbar die Weizenfluren aus, ohne Fel- dertheilung, über Thäler und Höhen hinweg., Die Fruchtbarkeit des Bo- dens scheint ausserordentlich zu sein. Eine dunkle (zwischen Caltanisetta und S. Cataldo schwarze, fast pechähnliche) Erde von grosser Mächtig- keit bedeckt Kalk, Mergel und Schieferschichten. Durch Verwitterung der unterlagernden Schichten allein kann diese sicilische Ackererde nicht gebildet sein. Mit den, von unermesslichen Weizenfluren bekleideten Thal- und Höhenformen bilden einzelne colossale ruinenartige Felsen von gelb- lichweissem, löcherigem Kalksteine (s. oben) einen seltsamen Gegensatz. Auf dem ganzen Wege von Sta. Caterina bis Caltanisetta (22,5 Kilom.) Dr Ze ae 590 verliert man den Ätna kaum aus den Augen. Die unteren Gehänge des 90 Kilom. entfernten Bergs sind verborgen und nur das im April noch schneebedeckte, obere Berggewölbe sichtbar. Einen unvergesslichen An- blick gewährte es, als der ferne, schön und symmetrisch gebaute, im Abend- roth leuchtende Vulkan genau in die Lücke der beiden (22,5 Kilom. fer- nen) Städteplateau’s von Calascibetta und Castrogiovanni trat, beide an Höhe überragend. Gegen West schliessen die weite Landschaft der Berg von Camarata (1578 m.) und die Spitze von Sutera. Die Strasse hebt sich nun, bevor sie Caltanisetta erreicht, an einem ostwestlich streichenden Bergrücken, dem Monte S. Giuliano, empor. Die Stadt liegt am südlichen. Gehänge dieser Höhe, in sehr fruchtbarer, baumreicher Umgebung, mit freier Aussicht gegen Süd auf das Thal des Himeraflusses. Der Mte. S. Giuliano, sowie die im N. und O. der Stadt sich erhebenden sanften Höhen bestehen aus gelber, pliocäner Muschelbreceie. Dass Caltanisetta der Mit- telpunkt eines reichen Schwefelgebiets ist, erkennt man sogleich an den fast zahllosen schwefelbeladenen Carretti, welche die Strassen beleben und sich theils zur Stadt hin, theils gegen den Hafen von Licata bewegen. Die wichtigsten Schwefellagerstätten unfern Caltanisetta sind bei S. Cataldo, bei Serradifalco, Delia, Sommatino, Montedoro; nahe der Stadt liegen die Gruben Trabonella und Tumminelli. Diese letztere weist nach Mor- rura folgendes Schichtenprofil (Fallen gegen Süd) auf, von unten nach oben: salzführende Mergel (miocän), Polirschiefer (tripoli) mit Fischen (oberes Miocän), kalkiger und dolomitischer Mergel, Polirschiefer mit Re- sten von Fischen und Insekten, schwefelführende Schicht, Gyps, Mergel mit Kalkblöcken, Foraminiferen-Mergel, pliocäne Mergel, Kalktuffe, plio- cäne Sande. Vier Kilom. ostnordöstlich von der Stadt finden sich Salsen, die Maccaluben von Caltanisetta, Terrapilata genannt. Im Juli 1856, als C#. Ste-CLAIRE DEVILLE den Ort besuchte, stellte die Terrapilata einen flachen aus Thon gebildeten Kegel dar, dessen Durchmesser ungefähr 150 m. Aus wenig zahlreichen, nur einige ctm. im Durchmesser haltenden Öffnungen floss eine spärliche Menge salzigen Wassers aus, durch welches in unregelmässigen Intervallen Blasen brennbaren Gases aufstiegen (Ss. Comtes rendus de l’ Academie des Sciences, t. XLUI, 18. aoüt 1856). Nach Erd- beben soll die Zahl und die Heftigkeit der kleinen Schlünde sich ver- mehren. Eine andere Maccalube ist an der Örtlichkeit Xirbi, 6 Kilom. nordwestlich von Caltanisetta, eine Senkung von 4 bis 5 m. Durchmesser im Thonterrain; umher liegen grosse Blöcke von Hippuritenkalk. Jene Depression ist mit salzigem Wasser gefüllt, aus welchem reichlich, doch in unregelmässigen Zwischenräumen, brennbares Gas emporsteigt. DEVILLE erwähnt das Vorkommen einer bituminösen Substanz im Thone, welcher die Einfassung des Kessels bildet. Eine der Aufmerksamkeit späterer Reisender besonders würdige Örtlichkeit, einige Kilom. von Caltanisetta fern, ist der Capo Arso genannte Hügel. Der Überlieferung zufolge sollen dort früher Feuererscheinungen beobachtet worden sein, auch sollen sich Schlacken und Laven daselbst finden (?). Vielleicht ein Grubenbrand ? Die weite, gartengleich bebaute Thalmulde von Caltanisetta, welche in ihrer 591 nördlichen Hälfte aus pliocänen Schichten besteht, wird gegen West durch Höhen von Kalkstein und Mergeln begrenzt. Jenseits derselben verschwin- det das Plioeän. Die weissen, feinerdigen Mergel des Miocäns bilden vor- zugsweise die Thalmulden, während auf den Höhen oft rauhe und schroffe Kalkfelsen hervortreten. Sn. Cataldo und Serradifalco sind reich an Schwe- felgruben. Für die Grube Stincone, nördlich von Serradifalco gibt MorturA von unten nach oben folgendes Profil an: Thonmergel, Polirschiefer, schwe- felführende Schicht, Gyps, feinerdige Mergel, sog. Trubi, mit Foramini- feren. Nördlich von S. Cataldo umschliessen die Thone eine Steinsalz- lagerstätte, auf welcher die Saline Trabona baut. Die salzführenden Thone werden bedeckt von Gypsmassen. Von den rauhen, kahlen Höhen um Serradifalco führt die Strasse im rechten Winkel umbiegend allmälig ab- wärts nach Canicatti, einer Stadt von mehr als 20 Tausend Seelen. Diese Städte sind nur ein Haufwerk gleichgestalteter, fast würfelförmiger Häu- ser, deren Farbe sie kaum vom Boden und Felsen unterscheidet; das Häu- serconglomerat zieht sich, ohne das Relief des Bodens zu ändern, über Höhen und Senkungen hin: so bemerkt man aus der Ferne diese Städte kaum. Zwischen Canicatti im Thale des Naroflusses und Roccalmuto siehi man zur Rechten nördlich der Strasse einen aus löcherigem Kalkstein be- stehenden rauhen Bergkamm, den Monte Castellazzo. Das salz- und schwefelreiche Roccalmuto liegt in einer flachen Mulde, in der Nähe eines Quellarms des Platan. Um Roccalmuto herrschen weisse, feinerdige Mergel, mit reineren Thon- und Gypsmassen abwechselnd. Nördlich der Stadt zieht sich mit ostwestlicher Richtung der Höhenzug Cannatone hin, dessen östliches Ende durch einen Zufluss des Platani durchbrochen wird. In der Tiefe dieser Schlucht und mehr noch weiter nördlich (in der Rich- tung auf Bompensieri hin) tritt Steinsalz hervor, während an den mittleren Abhängen von Cannatene reiche Schwefellagerstätten vorhanden sind. Die Zusammensetzung des genannten Höhenzugs ist von unten nach oben fol- sende: a) Löcheriger Kalkstein, im Grunde des Thals und am südlichen Fusse des Hügels anstehend, b) weisse Infusorienmergel und Polirschiefer mit zahlreichen Fischresten, c) feinerdige, kalkige Mergel — die untern Trubi —, d) schwefelführende Kalke und Mergel, e) kompakte Gypsbänke, bis 65 m. mächtig, f) feinerdige, kalkige Mergel — die oberen Trubi. — Dies ganze System streicht ostwestlich und fällt mit etwa 30° gegen Nord ein. In der mittleren Höhe des Hügelzugs Cannatone zieht eine lange röthliche Halde hin, die Spur zahlreicher Calcaroni, in denen das hier ge- wonnene Erz ausgeschmolzen wurde. Die Schwefelgruben von Roccal- muto, namentlich Cimicia, liefern sehr schöne Drusen von Schwefelkry- stallen. Von hier stammen die merkwürdigen Schwefelzwillinge (Zwillings- ebene eine Fläche Px), welche ich in der XI. Forts. meiner Mineralog. Mitth. (PossEnnorrFr’s Ann. Erg.-Bd. V, Heft 3) beschrieb; ferner die selt- samen tetra&drischen Krystalle, gebildet durch die abwechselnde Ausdeh- nung der Flächen von !/,P; sowie die eigenthümlichen Krystalle mit Fort- wachsungen (grosse, ältere Krystalle von dunkelgelber Farbe mit parallel gestellten kleinen lichtgelben Oktaödern bedeckt etc.), welche auf das an ah 592 Deutlichste eine successive Ausbildung der Schwefelkrystalle, wie sie nur durch Abscheidung aus Lösungen erfolgen kann, beweisen. Das von Thonschichten eingeschlossene und mit solchen wechselnde Steinsalz von Roccalmuto ist von grosser Reinheit, in Schichten gesondert. Ich erhielt aus jener Grube durch Prof. Sesvenza ausgezeichnet schöne Würfel von 1 etm. Kantenlänge. Daselbst finden sich zuweilen, auf den Krystallen des Steinsalzes aufgewachsen, rhombische, arragonitähnliche Krystalle von schwefelsaurem Kali-Natron (Arkanit), vergl. deren Be- schreibung a. a. O. An keinem andern Punkte der Welt haben sich bis- her ähnliche Krystalle von Arkanit gefunden wie zu Roccalmuto. — Der Weg nach Grotte führt theils über Thonschichten, theils über feinerdige Kalkmergel. "Etwas südlich der Strasse treten mächtige Gypsmassen her- vor. Bald zeigt das Gestein ein mittelkörniges, marmorähnliches Aggre- gat, bald besteht es aus handgrossen Krystallen. Wo diese, oft grosse Sphäroide bildenden Gypsmassen hervortreten, ist der Boden im Gegen- satze zu dem umliegenden Lande äusserst steril. Der Gyps wird dort allgemein statt des Kalks zum Mauern benutzt und zu dem Zwecke in Öfen gleich den Kalköfen gebrannt, wozu ein Strohfeuer genügt. — Auch das Gebiet von Grotte ist sehr reich an Schwefel. Das Städt- chen, in welchem ich freundschaftliche Aufnahme und vielfache Belehrung bei Hrn. Direktor EmıL Stönr fand, liegt am westlichen Gehänge eines flachen Höhenzugs. An den das Thal von Grotte gegen Westen begren- zenden Höhen erblickt man überall die charakteristische röthliche Färbung der in den Calcaroni gebrannten Schwefelerze, der sog. Cenesi. Die Schich- tenfolge in der Umgebung von Grotte ist folgende: Die ältesten zu Tage gehenden Bildungen gehören dem Eocän an, es ist ein löcheriger Kalk- stein, welcher Hippuriten, Nummuliten und Orbituliten enthält, und in klippenartigen Felsen an manchen Stellen im Grunde der Thäler empor- ragt. Darüber lichte, feinerdige Mergel voll Foraminiferen (die unteren Trubi). Es folgt häufig eine nur wenig mächtige Schicht von Polirschie- fer, Tripoli, mit vielen Fischabdrücken, ein Süsswassergebilde. Darauf ruhen die schwefelführenden Schichten: bald mehr thonige, bald mehr kalkige Mergel. Dieselben werden bedeckt von colossalen Gypsmassen, darüber häufig nochmals Foraminiferen-Mergel (die oberen Trubi). Alle genannten Schichten, von den untern Trubi beginnend, gehören nach Mor- rura dem Miocän an. Eine Bestimmung der mikroskopischen Organismen sowohl der Trubi von Cattolica als des Polirschiefers von Caltanisetta ver- danken wir EHRENBERG (Geogn. Beob. Ital. u. Siz. v. Hormann, KARsTEN’s Archiv, Bd. XIII, p. 501—503; 1839; abgedruckt in MorrurA’s Schrift: Formazione tertiaria nella zona solfifera della Sieilia. Die Fische, welche der Polirschiefer in grosser Menge einschliesst, gehören nach MorrturA vorzugsweise der Species Lebias crapicaudus an. Auch Leueiscus Oenin- gensis soll vorkommen, ebenso Insekten — Libellula doris. — Zu einem 50 mm. langen, 18 mm. breiten, schwer bestimmbaren Fischabdruck aus den gleichen Tripelschichten von Caltanisetta (welchen ich Prof. SıLvestkı verdanke) machte Prof. TroscHeL die Bemerkung, dass er wohl identisch 593 mit Rhodeus latior von Oeningen sein könne. Wie die Schichten von In- fusorienschiefer, so sind auch die schwefelführenden Schichten eine Süss- wasserbildung. Das Vorkommen von Fischen in den Schwefelmergeln liefert hierfür den Beweis. Ich verdanke Hrn. Stöur mehrere solche vor- trefflich erhaltene Fischreste. Das Gestein zeigt einen mehrfachen Wech- sel von (bis 5 mm. mächtigen) Schwefellagen und (1—2 mm. dicken) Mer- gelschichten, welche regelmässig und ebenflächig alterniren. Auf der durch Mergel gebildeten Ablösungsfläche des Stücks liegen die vortrefflich er- haltenen, bis 60 mm. grossen Fische. Prof. TroscHeL bestimmte ein Exem- plar aus den schwefelführenden Schichten der Grube Cimicia mit Wahr- scheinlichkeit als Lebras crassicaudus Acass. Poiss. foss. V, p. 56, pl. 41, fig. 11, 12, indem er hinzufügt: „Acassız ist selbst zweifelhaft, ob die Fische, welche er als Lebias beschreibt, wirklich in diese Gattung und in die Familie der Cyprinodonten gehören. Zähne hat er nicht beobachtet; auch an dem vorliegenden Exemplare sind keine Zähne erhalten. Es scheint wohl, dass das Exemplar zu Lebias gehört, und dann ist es ZL. crassicaudus. — Nach Acassız soll die Schwanzflosse sehr klein und ab- gerundet sein. Nach seinen Abbildungen scheint das betreffende Exem- plar nicht recht vollständig gewesen zu sein. Unser Exemplar hat die Schwanzflosse sehr gut erhalten. Sie hat 28 oder 29 Strahlen, die sich verästeln. Mehrfach liegen dünne Strahlen zwischen dickeren. Wenn man bloss die dicken zählt, beschränkt sich die Zahl auf 21. Die Rückenflosse beginnt vor der Afterflosse und scheint 10 Strahlen gehabt zu haben. Die 14strahlige Afterflosse beginnt hinter der Mitte der Rückenflossenbasis. Von Bauchfiossen ist Nichts zu sehen. Von Brustflossen ist nur an dem minder gut erhaltenen Abdrucke ein Theil erhalten, der aus zarten Strah- len besteht. — Das Asassız’sche Original-Exemplar von Fig. 12, welches mit dem unsrigen am meisten stimmt, stammt aus den Gypsmergeln von St. Angelo, 3 Mgl. von Sinigaglia und befindet sich zu Heidelberg in LEONXHARD’s Sammlung. — Die Schuppen sind sehr gut erhalten: gross, cycloidisch. — Leicht möglich, dass dies eine andere Art ist.“ Um die Gewinnung des Schwefelerzes kennen zu lernen, besuchte ich eine, einige Kilom. westlich von Grotte liegende Grube. Der Weg führt zunächst in ein flaches Thal hinab, dann über einen sanften Höhenzug, an welchem Calcaroni-Halden bemerkbar sind. Der Boden besteht hier aus Thonmer- gseln von einer so plastischen Beschaffenheit, dass es nach anhaltendem Regen fast unmöglich ist, vorwärts zu kommen. Diese Beschaffenheit des Bodens ist für manche Gegenden Siziliens und Calabriens eine wahre Geis- sel. In der trocknen Jahreszeit reisst dieser Boden in weiten Spalten auf, welche die Wege und Bahndämme zerreissen und fast nicht auszufüllen sind. Die Winterregen füllen jene Spalten mit Wasser, wodurch auch die unterlagernden Massen plastisch werden, und Abrutschungen und Erdfälle, die berüchtigten „Frane“, erzeugen. Die Umgebung der Schwefelgrube zeigt sanft gerundete Terrainformen, nur in der Ferne werden die küh- neren Berggestalten von Cammarata und Sutera sichtbar. An den um- liegenden, 50 bis 100 m. hohen Gehängen sieht man eine grosse Zahl von Jahrbuch 1873. 38 994 Stollenmündungen, welche zu Schwefelgruben führen. Ringsum an den kahlen Höhen die röthlichgrau gebrannten Steine aus den Calcaroni. Hier werden die schwefelführenden Mergel von einer etwa 60 m. mäch- tigen Gypsmasse bedeckt, durch welche ein flacher Schacht unter etwa 50° bis 55° führt, dessen Sohle zu einer rohen Treppe ausgehauen ist. Da die Luft kühl war, so stieg aus der Grubenöffnung ein weisslicher, leichter Dampf empor, fast ausschliesslich Wasserdampf mit einer äusserst geringen Beimengung von Schwefelwasserstoff (agru genannt). Das Hin- absteigen auf der überaus engen, steilen Strecke war nicht ohne Schwierig- keit. Um auf den schlüpferigen, hohen, schmalen Stufen nicht auszuglei- ten, musste man mit den Händen stets Decke und Wände zu berühren trachten. Bald sahen wir in dem infernalischen Loche, aus jäher Tiefe, Lichter uns entgegenschimmern. Es war eine Reihe von Knaben, welche fast nackt, laut keuchend und stöhnend, schweisstriefend, mit vor äusser- ster Anspannung zitternden Sehnen emporstiegen oder vielmehr sich em- porquälten, schwere mit Schwefelerz gefüllte Säcke auf Kopf und Rücken tragend. Einen jammervolleren, unwürdigeren Anblick habe ich kaum je wahrgenommen, als diese armen Knaben mit äusserster Kraftaufbietung ihre schwere Bürde durch das abscheuliche kaminartige Loch hinaufschleppend. Mindestens zwanzig Millionen Centner Schwefelerz werden auf diese elen- dige Weise in einem Jahre durch Knaben und Jünglinge in Sizilien aus der Tiefe zu Tage geschleppt. Allzu oft nur führt die Verwendung der Knaben in den Schwefelgruben zu ihrem körperlichen und sittlichen Ver- derben. Von 100 jungen Männern aus der Klasse der Grubenarbeiter, welche in Caltanisetta zur Aushebung gelangen, wurde ein gutes Drittel wegen körperlicher Übel, welche augenscheinlich von der Grubenarbeit herrührten, als untauglich zurückgewiesen. (Nach PAropı in ‚Statistica del Regno d’ Italia. Industria mineraria (1868). Distretto di Caltanisetta p. 265— 5352.) Diesen Tausenden von sicilianischen Knaben ist noch kein Retter erstanden. Auf jener Grube steigen die Knaben im Laufe einer Tagesschicht 16 bis 18 Mal aus einer Tiefe von etwa 65 m. empor. Die schwetel- führende Schicht besitzt dort eine Mächtigkeit von 1 bis 5 Mtr. Es ist ein mit Schwefeladern in allen Richtungen durchzogener thoniger Mergel, welcher auf schwefelfreiem grauem Letten ruht und von einer eben solchen (dünneren) Schicht bedeckt wird. Die Temperatur vom Ort war etwa 35° R., erschien indess wegen der Feuchtigkeit der Luft bei- nahe unerträglich. Ein sehr schwacher Geruch nach schwefliger Säure machte sich bemerkbar. Hier arbeiten die Picconieri, und zwar wegen der Hitze nackt, oder nur mit einer kleinen Schürze bekleidet. Das Schwe- felgestein ist von so weicher Beschaffenheit, dass es mit einer grossen axt- ähnlichen Haue losgeschlagen wird. Die Grube war fast bis zur Wassersohle abgebaut und erheischt alsdann, um eine weitere Förderung zu ermög- lichen, die Anlage eines tiefen Stollens. — Die Zahl der sizilianischen Schwe- felgruben übersteigt 600, von denen indess nur etwa die Hälfte jetzt be- baut wird. Auch von dieser sind nur etwa 50 von grösserer Bedeutung. 595 Die meisten Gruben liegen in Gruppen beisammen, von denen in der Pro- vinz Girgenti namentlich zu erwähnen sind: Roccalmuto, Grotte, Comitinj, Aragona, Favara, Cattolica. Die Schwefellagerstätten sind gewöhnlich nicht von grosser Ausdehnung und scheinen nicht in unmittelbarem Zu- sammenhang zu stehen. Der Schwefel bildet eine Imprägnation der Schich- ten von Mergel und Kalkstein, indem er entweder in unregelmässigen Schnüren und Adern erscheint, oder in 1 bis 2 mm. mächtigen Straten mit den Gesteinsschichten alternirt, oder auch 1 bis 8 ctm. dicke rundliche Coneretionen bildet. Von besonderem Interesse ist unter diesen verschie- denen Arten des Vorkommens jenes, in welchem der Schwefel regelmässig mit dem Gesteine alternirende Straten bildet, „struttura foriata* genannt, s. MorturA a. a. O. p. 73. Zweifach ist diese Str. for., indem entweder dichter Kalk in etwas stärkeren und Schwefel in dünneren Straten alter- nirt, oder an die untere Grenzebene- des dichten Kalks eine Schicht kry- stallinischen Kalks sich einschiebt — Skalenoeder oder spitze Rhombo- äder, welche ihre Anwachsstellen am dichten Kalk haben, während der Scheitel gegen die Schwefelschicht gewendet ist. Zwischen den Krystallen und dem Schwefel ist zuweilen ein leerer Raum. Die einzelnen Straten haben eine Stärke bis zu einigen cm. Die Mächtigkeit dieser Lagen in ihrem häufig wiederkehrenden Wechsel bleibt oft sehr constant und deutet auf einen gleich regelmässigen Wechsel in den Bedingungen der Schwefel- abscheidung; man könnte fast an die wechselnden Jahreszeiten denken. — Die schönen Krystalle des Schwefels sind nicht häufig, auf der Grube Stretto z. B. kommen sie gar nicht vor, um so schöner und reichlicher indess auf Cimicia bei Roccalmuto. Stets kommen sie in Drusen, „Gar- bere“, vor. In Begleitung des Schwefels findet sich, doch in wenig aus- gezeichneten Krystallen, Kalkspath, seltener, indess in herrlichen Kry- stallen, Cölestin. Aragonit kommt namentlich auf den Gruben von Catto- lica vor, zuweilen in mehrere Zoll grossen polysynthetischen Krystallen, deren Ausbildung ganz an diejenigen von Herrengrund in Ungarn erinnert. Diese Krystalle von Aragonit ändern sich zuweilen in Kalkspath um; es lagern sich — in unregelmässiger Stellung — eine Menge von Kalkspath- rhomboedern auf den grossen Aragonitkrystall, während der letztere in seinem Innern hohl und zellig erscheint. Es ist dies dieselbe merkwür- dige Umwandlung, welche auch von den Aragoniten von Herrengrund, so- wie an denen unserer rheinischen Basalte bekannt ist. — Schwerspath scheint auf den Schwefellagerstätten nur selten vorzukommen. MorrurA erwähnt desselben nicht; Paropı sagt, Schwerspath kommt selten in Kry- stallen, hingegen nicht ganz selten in nierenförmigen Massen vor. Eine merkwürdige stalaktitische Bildung aus den Gruben von Grotte erhielt ich zur Bestimmung von Herrn Srönr. Der Kern dieses Stalaktiten besteht aus concentrischen Lagen von Kalkspath (wie bei den gewöhnlichen Kalk- stalaktiten). Auf dieser etwa 1 Dem. dicken Axe bilden unregelmässig gruppirte Schwerspath-Tafeln eine bis 2 und 3 ctm. dicke Umhüllung. Die Grösse der Schwerspath-Tafeln beträgt 3 bis 10 mm; ihre Form ist ähn- 38* 596 lich der Fig. 3 bei Naumann, El. d: Min. 8. Aufl. S. 247, eine Combination von EB — ooPoo, o—= Po, d— ooP2 und 1= ooP4. In den Gruben von Roccalmuto umschliessen die schwefelführenden Schichten zuweilen fossiles Holz, dessen Stämme bis 30 etm. Dicke er- reichen. Dies Holz ist von vortrefflicher Erhaltung. Hr. Prof. HaAnsteın, welchem ich einen von Herrn Stöhr mir verehrten, im schwefelführenden Mergel liegenden etwa 10 ctm. dicken Stamm zeigte, erklärte denselben für ein weiches Laubholz „von dem Anscheine nach nicht hohen Alter“ und fügte die Vermuthung hinzu, es möchte vielleicht ein Feigenstamm sein. Nach Morrurı kommen zu Roccalmuto auch fossile Blätter vor, welche eine Bestimmung demnach sehr erleichtern würden. Die Lage der schwefelführenden Schichten ist selten horizontal, viel- mehr gewöhnlich geneigt mit einem Einfallen von 25° bis 50°, doch kom- men streckenweise auch Neigungen von 65° bis 70° vor, welche indess bald wieder geringerem Fallen weichen. Die ausserordentliche Unregel- mässigkeit der Schichtenlage in diesem Tertiärgebiet scheint sich auch in dem Relief dieses Theils der trinakrischen Insel zu offenbaren. — Die Mächtigkeit der Schwefellagerstätte ist sehr verschieden und schwankt zwischen 30, ja 35 m. und 1 m. und selbst weniger. Wo die Mächtigkeit bedeutend ist, da ist die schwefelführende Etage durch taube Mittel, „Par- timenti*, deren Mächtigkeit indess kaum 1 m. erreicht, in mehrere Ab- theilungen geschieden. Eine der reichsten Lagerstätten, die Solfara grande bei Sommatino, 25 Kilom. ssw. von Caltanisetta, besitzt nach der Angabe des Ingenieur Morıs (s. MorturA) eine Gesammtmächtigkeit von 30 bis 35 m. Fünf Partimenti, deren Dicke zwischen '/, und ®/, m. schwankt, theilen die schwefelführende Schichtenmasse in 6 Abtheilungen, deren Mächtigkeit zwischen 2 und 8!J, m. beträgt. Eine Stärke der schwefelreichen Schicht von 1!/, m. bezeich- net im Innern der Insel die Grenze der Bauwürdigkeit, während nahe am Meere in der Umgebung von Girgenti und Cattolica wegen der geringeren Transportkosten selbst Schichten von weniger als 1 m. Mächtigkeit zu- weilen mit Vortheil abgebaut werden. Nach Paropr sind jene Partimenti sehr unregelmässig, indem sie sich spalten, auskeilen, zuweilen auch sehr flache, linsenförmige Massen bilden. Zufolge demselben genauen Kenner des Schwefelgebiets von Caltanisetta bildet gewöhnlich Gyps das Hangende des Schwefelgesteins, weniger häufig Mergel. Zuweilen findet sich der Gyps auch als Liegendes. Wenn, wie es zuweilen geschieht, das Schwefel- gestein zwischen Gyps eingeschlossen ist, so bildet dasselbe nicht wirk- liche Schichten, sondern mehr linsenförmige Massen von kurzer Erstreckuns. Zuweilen besteht sowohl das Hangende als auch das Liegende aus Mergel, welcher bald mehr thonig, bald mehr kalkig ist. Aus den Angaben Paropr’s geht hervor, dass der mittlere Schwefel- gehalt des in Sizilien gewonnenen Schwefelgesteins 12,5 Proc. ist. Das Ausbringen schwankt übrigens zwischen 25 und 8 Proc. Enthält das Ge- stein weniger als 6 Proc. Schwefel, so deckt es die Kosten der Gewinnung und des Ausschmelzens nicht mehr (PH. SCHWARZENBERG, Technol. d. chem. 997 Prod. S. 11). Die Erze der Grube Stretto gaben im J. 1872 ein Ausbrin- gen von 23!/, Proc., das Ausbringen der Erze von Felicia war im gleichen J. 18,6 Proc. — Sizilien erzeugte im J. 1871 etwa 150 Millionen Kilogr. Schwefel (vielleicht °/,, der gesammten Production der Erde), und diese Production ist in stetiger Zunahme begriffen. Eine Reihe schwerer Miss- stände trägt die Schuld, dass dieser einzig dastehende natürliche Reich- thum nicht segensreicher auf das Land und seinen Wohlstand einwirkt. Einer der wesentlichsten Übelstände liegt wohl darin, dass in Sizilien das Eigenthum der Oberfläche nicht losgelöst werden kann von demjenigen der unterirdischen Schätze, dass demnach dort kein Bergregal besteht. In der That, da das Schwefelgestein an zahlreichen Orten zu Tage ausging oder nur durch wenig mächtige, lockere Schichten bedeckt war, so konnte der Grundeigenthümer mit Vortheil die Lagerstätte ausbeuten *. Dieser Thatsache ist es unzweifelhaft zuzuschreiben, dass der Schwefel kein Regal ist. Die Mittel des Grundbesitzers reichen indess zum Betriebe der Grube nicht mehr aus, wenn die Schwefelschicht in grössere Tiefe hinabsinkt oder gar die Wassersohle erreicht wird. Ein gewinnbringender Betrieb könnte unter solchen Umständen nur dadurch erzielt werden, dass mehrere benachbarte Grundbesitzer sich verbänden oder ihre Gruben einem Ein- zigen in Pacht gäben. Einer jeden Vereinigung dieser oder ähnlicher Art widerstrebt indess der misstrauische Sinn der Sizilianer, indem jeder glaubt, von dem Andern übervortheilt zu werden. Da demnach die Mittel des Eigenthümers zur Ausbeutung der unter seinem Besitzthum liegenden Schwefellager nicht ausreichen, so gibt er die Grube einem Unternehmer auf eine bestimmte Anzahl von Jahren im Pacht gegen einen Antheil am gewonnenen Schwefel. Diese Verpachtung heisst Gabella und die dem Eigenthümer zu liefernde Schwefelmenge bildet den Estaglio, welcher ge- wöhnlich zwischen 20 und 30 Proc. schwankt. Mit je geringeren Kosten der Abbau verbunden, je näher dem Meere die Grube gelegen ist, einen um so höheren Estaglio kann sie tragen. Kleine Gruben im Innern der Insel werden wohl zu einem Estaglio von 10 Proc. in Gabella gegeben, während Stretto den ungeheuren Estaglio von 36 Proc. zahlen muss. Die Dauer der Gabella schwankt meist zwischen 4 und 10 J. und zerfällt zu- dem gewöhnlich in zwei Hälften, deren erste unbedingt bindend für beide Theile ist (anni di fermo), während der Pächter den Vertrag für die zweite Hälfte (anni di rispetto) kündigen kann. Um nicht von dem Pächter (Ga- bellotto) in Bezug auf das geförderte Erz und den daraus gewonnenen Schwefel getäuscht zu werden, pflegt der Eigenthümer einen Aufseher auf der Grube zu halten, ohne doch auf diese Weise mit Sicherheit den Zweck zu erreichen. „Häufig ist die Verwaltung der Schwefelgruben Nichts als ein organisirter Diebstahl, sei es dass man das fertige Erzeugniss stiehlt oder der Diebstahl während des Verlaufs der Darstellung geschieht. Man stiehlt den Schwefel in der Grube, von den Calcaroni, während des Trans- * Die folgenden Angaben sind vorzugsweise der trefflichen Arbeit PaAropr’s entnommen, a. a. O. 998 ports zur Marine, woselbst Käufer gestohlenen Schwefels sich befinden“ (Parodi). Die kurzen Pachtzeiten, die ungenügenden Mittel und Kennt- nisse der Unternehmer machen es erklärlich, dass der Bau der Gruben fast immer ein sehr unvollkommener, in gar vielen Fällen nichts Anderes als ein Raubbau ist. Fast immer wird die Grube verlassen, wenn sie das Niveau des Grundwassers erreicht. Kleinere Wasserzuflüsse werden in Thonkrügen gesammelt und in gleich beschwerlicher Weise wie die Erze zu Tage geschleppt. Bei der Aufsuchung der Schwefellagerstätten spielt der „Briscale“ eine Hauptrolle, ein mürber Gyps, ein Zersetzungsprodukt des schwefelführen- den Kalks oder Kalkmergels.. Wenn das Schwefelgestein lange der Ein- wirkung der atmosphärischen Luft und Feuchtigkeit ausgesetzt wird, so vermindert sich allmählich der Gehalt an Schwefel. Derselbe wird oxy- dirt; die Schwefelsäure zersetzt den Kalkstein und bildet jene eigenthüm- liche Art von Gyps: dies ist der Briscale, dessen Vorkommen das sicherste Anzeichen eines Schwefellagers ist. Einen weniger bestimmten Anhalt gewähren schwefelwasserstoffhaltige Quellen, da diese die Schwefelverbin- dung auch in bedeutender Entfernung aufnehmen können. Im Allgemei- nen ist der Schwefel mit dem Gyps verbunden, so dass schon allein das Vorkommen des Gypses die Nähe des Schwefels wahrscheinlich macht. An allen auf der Horrmann’schen Karte angegebenen Gypspartien finden sich auch Schwefelgruben. Um die Lagerstätte zu erreichen, geht man mit fla- chen Schächten nieder. Weder horizontale Stollen, noch verticale Schächte werden angewendet, erstere nicht weil man glaubt mittelst derselben die Lagerstätte nicht schnell genug zu erreichen. Die Schächte vermeidet man, um keiner mechanischen Mittel zur Förderung zu bedürfen. Zudem fehlt Holz, wie zur Zimmerung, so zur Fahrt. Die Sohle der geneigten Schächte wird zu einer Treppe gehauen, deren Stufen die ganze Breite einnehmen (Scaloni sani), wenn die Neigung nicht über 45° beträgt. Ist dieselbe bedeutender, so werden zwei Treppen neben einander gehauen, deren Stufen alterniren (Scaloni rotti). Die Arbeiter setzen abwechselnd den Fuss auf die eine oder die andere Treppe und steigen fast wie auf einer Leiter empor. Der Abbau der Schwefelschicht geschieht durch den sog. Pfeilerbau, wobei ein sehr beträchtlicher Theil der Erzmasse zur Sicherung des Baues stehen bleibt. Um die Pfeiler später zu gewinnen, verdünnt man sie mehr und mehr, bis, meist unvorhergesehen, ein Ein- bruch der Decke erfolgt. Den gestürzten und zertrümmerten Massen lässt man Zeit, um festeren Zusammenhalt zu gewinnen, führt dann durch die- selben Stollen und flache Schächte, um an die Pfeiler zu gelangen. Wenn zwei schwefelführende Schichten über einander liegen, ist auch der Pfei- lerbau ein doppelter. Bei dem Fehlen von Grubenplänen und der Unbe- kanntschaft mit der Markscheidekunst geschieht es gewöhnlich, dass die Pfeiler der oberen Sohle denjenigen der unteren nicht entsprechen. Fügt man zu obigen Andeutungen noch die Erwägung, dass das Gestein sehr häufig morsch und brüchig ist, so können die zahlreichen Unglücksfälle durch Verschüttung nicht Wunder nehmen. Werfen wir noch einen Blick 599 auf. die Lage der Grubenarbeiter. Die eigenthümliche Bewohnung des Landes, nicht in nachbarlichen Dörfern, sondern in meilenweit entfernten volkreichen Flecken bewirkt es, dass die Mehrzahl der Gruben weit ent- fernt von menschlichen Wohnungen sind. Weder Eigenthümer noch Un- ternehmer halten es für Pflicht oder Bedürfniss, den Arbeitern ein schützen- des Obdach zu errichten; und so schlafen sie während der guten Jahres- zeit im Freien, dem nässenden Thaue ausgesetzt, während des Winters in der Grube selbst, und so nicht nur bei Tage, sondern auch in der Nacht unter der Gefahr der Verschüttung. „In Erkrankungsfällen finden die Unglücklichen weder Beistand bei ihren Gefährten noch bei den Vorge- setzten. Die armen Hinterbliebenen jener in den Gruben Verunglückten sind dem äussersten Elende ausgesetzt, selten nur erlangen sie ein kärg- liches Almosen von den Unternehmern, deren Sorglosigkeit und Habgier sie der Ernährer beraubt.“ „Die sittliche Erziehung und der Unterricht der Arbeiterklasse ist gänzlich vernachlässigt. Weder Abendschulen für Erwachsene, noch Tagesschulen für die Kinder. Keine Sparkassen, kei- ‚nerlei Anregung zu irgend einer Association gegenseitiger Hülfeleistung“ (Parodi). Die unausbleibliche Folge dieser Missstände liegt nur allzuklar vor Augen: In den Schwefelgruben entwickelt sich eine in jeder Hinsicht verwahrloste, zu Verbrechen geneigte Bevölkerung. Die Gruben gewähren eine Zuflucht den Übelthätern der ganzen Insel. So ist der ausserordent- liche natürliche Reichthum vielleicht mehr eine Quelle des Unheils als des Segens für das Land. Die Darstellung des Schwefels geschieht in Sizilien noch allgemein durch Ausschmelzen des Gesteins in den Calcaroni, wobei durch Verbren- nung eines Theils des Schwefels die nöthige Hitze zum Schmelzen des übrigen Theils geliefert wird. Der flüssige Schwefel sickert zu Boden und fliesst in die zu seiner Aufnahme bestimmten Formen ab. Zum Bau eines Calcarone wählt man den Abhang eines Hügels. So stützt sich die Mauer des cylindrischen Ofens hinten gegen das Erdreich, während sie vorne halbkreisförmig vorragt. Der Durchmesser dieses Baues schwankt zwi- schen 6 und 13 m., die Höhe beträgt nur einige m. Die Sohle des Ofens bekommt eine doppelte Neigung, vom Hügel nach aussen, und von den Seiten zur Mitte hin, so dass der schmelzende und niederträufelnde Schwe- fel sich an einer Stelle sammelt und dort nach dem Durchstich der Aus- senwand zum Abfluss gelangt. Der Boden wird wie eine Tenne festge- stampft. Der Innenraum wird nun mit Schwefelgestein gefüllt, indem theils die grossen Stücke, theils die aus dem Grubenklein (Sterri) geformten Kuchen (Panotti) verwendet werden. Das Klein kann nämlich nicht ohne Weiteres zum Füllen des Calecarone gebraucht werden, weil dasselbe zu dicht geschichtet, dem geschmolzenen Schwefel (Olio) keinen Durchlass gewähren würde. Es werden demnach die Sterri mittelst Wasser in Kör- ben zu rundlichen Klumpen von Y, bis /, m. Durchmesser geformt. Nach- dem der cylindrische Hohlraum gefüllt, werden die Stücke des Schwefel- gesteins zu einem den Mauerkranz überragenden Kegel, der Colmatura, aufgethürmt; dieser dann mit den ausgebrannten Stücken einer früheren 600 Schmelzung, den sog. Cenesi, bedeckt. Der Inhalt eines Calcarone wird nach „Casse“ berechnet. Die Cassa ist ein parallelepipedischer Erzhaufen von 1,5 m. Länge und Breite und 0,775 m. Höhe. Das Gewicht der Cassa beträgt annähernd 3200 Kilogr. Der Inhalt eines Calc. kann zwischen 50 und 500 Casse schwanken. Bei der Füllung des Ofens lässt man meh- rere verticale Kanäle frei, welche theils zur Entzündung, theils bei Beginn der Operation zur Unterhaltung des Brandes dienen. Die Entzündung geschieht dadurch, dass man brennende Holzstücke oder Strohfeuer in jene Kanäle wirft. Wenn die Masse im Innern in Brand gerathen, so wird sorgsam von aussen jede Öffnung verschlossen und der Prozess (wel- cher je nach der Grösse des Ofens 2 bis 4 Wochen dauert) von beson- deren Aufsehern (den Arditori) überwacht, welche die aus ausgeschmol- zenen Stücken bestehende Decke (Camicia) der Colmatura bald erhöhen, bald vermindern. Das eigenthümliche Verhalten des Schwefels bei höherer Temperatur erheischt jene sorgsame Überwachung. Bekanntlich schmilzt der Schwefel bei 115° C. Bis zu einer Temperatur von 160° ist die Masse dünnflüssig, sie wird aber bei noch höherer Wärme zähflüssig, indem sie sich zugleich rothbraun färbt. Bei 230° ist der Schwefel so zähflüssig, dass man ihn kaum aus dem Gefässe ausgiessen kann, bis bei 250° die rothbraune Masse wieder dünnflüssig zu werden beginnt. Es folgt aus diesem Verhalten für das Ausschmelzen des Schwefels in den Calcaroni, dass wenn die Temperatur zu hoch steigt, auf zweifache Weise ein Ver- lust entsteht, indem emerseits ein ansehnlicher Theil des Schwefels ver- brennt, und andrerseits die rothbraune zähflüssige Masse. nicht zur Sohle durchsickert, sondern grossentheils im Erz zurückbleibt. Am gewinnreich- sten ist demnach der Gang des Ofens, wenn die Temperatur nicht unter 115° sinkt und nicht bis 230° steigt. Ein Verlust kann auch dadurch ent- stehen, dass die Mauerung Risse bekommt, in welche der Schwefel ein- sickert und verloren geht. Der Calcarone hat an der Vorderseite eine Öffnung (etwa !/, m. breit, ®/, m. hoch), „la Morte“ genannt, welche mit einer leichten Mauer geschlossen wird. Diese Mauer besitzt mit Thon verstopfte Löcher, welche, wenn der flüssige Schwefel hinter der Morte sich angehäuft hat, durchstochen werden. Der abfliessende Schwefel be- sitzt eine dunkle Farbe zum Beweise, dass wenigstens in einem Theile des Ofens die Temperatur sich derjenigen nähert, bei welcher die Masse viskos wird. Der Schwefel fliesst in hölzerne Gefässe, „Gavite“ genannt, deren Boden und Wandungen vorher mit Wasser befeuchtet werden, da- mit die Schwefelkuchen, „Balate“, sich besser ablösen. Tausende von klei- nen buntgemalten Carretti (zweiräderigen Wagen) mit diesen Balate be- laden, beleben die Strassen des mittleren und südlichen Sizilien. Bei dem sizilianischen Grubenbau und der Darstellung des Schwefels werden demnach nur die an Ort und Stelle zur Verfügung stehenden Mittel und Kräfte angewendet. Kein Holz zur Zimmerung, keine mechanischen Vorrichtungen zur Förderung, keine Kohle zum Ausschmelzen. Wenn- gleich es bisher nicht gelungen ist, den Calcarone durch ein anderes Ver- fahren zu verdrängen, so sind die grossen Nachtheile und Verluste des EEE en eo 601 bisherigen Ausschmelzens doch unleugbar. Denn da der Selbstkostenpreis des Rohschwefels auf der Grube (1872. Stretto bei Grotte) 10'/, Fes. für 100 Kilogr. beträgt, so consumirt man ein Brennmaterial, welches minde- stens doppelt so theuer ist als die englische Kohle in Italien. Dazu kommt der bedeutende Verlust, welcher in den Calcaroni entsteht. Nach einer ungefähren Berechnung würden zum Ausschmelzen eines Gesteins, welches aus 25 Proc. Schwefel, 70 Proc. Gesteinsmasse. 5 Proc. Wasser besteht, 5 Proc. Schwefel erforderlich sein, d. h. der fünfte Theil der vorhandenen Menge (nach Paropı). Indess lehrt die Erfahrung, dass die höchste Aus- beute, welche ein Calcarone ergibt, 70 Proc. des ganzen Schwefelgehalts beträgt. Gewöhnlich ist indess das Ergebniss ein noch weit ungünstigeres, so dass der Schmelzverlust in den Üalcaroni etwas über 50 Proc. beträgt. Ein fernerer Nachtheil des heutigen Schwefelofens beruht in dem freien Entweichen der für die Vegetation so verderblichen schwefligen Säure. Um diesen Schaden einzuschränken, gebietet das Gesetz, dass die Calcaroni nur vom 1. August bis 1. Januar brennen dürfen. Nach dem Einbringen der Erndte kann nämlich die schweflige Säure keinen nennenswerthen Nachtheil ausüben. Für die Industrie ist es freilich ein grosser Nach- theil, dass die Öfen nur während fünf Monaten brennen dürfen. Es häu- fen sich in Folge dessen grosse Erzvorräthe an, welche monatelang den zersetzenden Einflüssen der Winterregen ausgesetzt sind. Alle diese That- sachen tragen dazu bei, den Gewinn auf ein sehr geringes Maass zu be- schränken. Folgende Angaben werden über die Produktion und den dar- aus erzieiten Gewinn einen Anhalt gewähren. Eine Grube bei Grotte lie- ferte im J. 1872 2070 Casse (a 3200 Kilogr.) Schwefelerz. Die Menge des daraus erzeugten Schwefels betrug 19253 Cantari (a 80 Kilogramm) oder -- 1540240 Kilogr. Es ist dies annähernd der hundertste der auf Sizilien producirten Schwefelmenge. Der Selbstkostenpreis eines Cantars Schwefel stellte sich 1872 für jene Grube einschliesslich der Fracht bis Porto d’Em- pedocle bei Girgenti auf 9°), fre.; während der Verkaufspreis == 10 frec. 37 cent. betrug. Der Gewinn dieser Grube würde sich also auf etwas über 11'/, Tausend frc. stellen. — Einer jeden Verbesserung in Bezug auf Bergbau und Darstellung des Schwefels werden sich grosse Schwierigkei- ten entgegenstellen, welche vorzugsweise in den Eigenthumsverhältnissen und in den socialen Zuständen des Landes ihren Grund haben. Fast alle sizilianischen Gruben werden auflässig, wenn die Baue die Wassersohle erreichen. Wie viel Schwefelerz noch in der Tiefe, ist nicht zu schätzen. Um Baue in grösserer Tiefe zu ermöglichen, wäre vor Allem die Anlage von Wasserlösungsstollen nöthig. Solche Arbeiten würden indess eine As- sociation vieler Grubenbesitzer oder die Vereinigung einer grösseren Zahl von Gruben in einer Hand erheischen. Dies zu ermöglichen, müsste die Gesetzgebung zu Hülfe kommen. Ohne eine Änderung der bestehenden Zustände wird trotz ihres ungeheuren natürlichen Reichthums die Insel durch die Concurrenz anderer Länder, welche die Schwefelsäure aus Kie- sen darstellen, schwer beeinträchtigt werden. Der erneute Aufschwung der sizilianischen Gruben ist wesentlich der allgemeinen Anwendung des 602 Schwefels als Schutz gegen die Rebenkrankheit im südlichen Europa zu verdanken. Auf der Reise von Grotte nach Girgenti besuchte ich unter gütiger Führung des Hrn. E, Sröur die berühmte, doch in ihrer schlummernden Thätigkeit dem Rufe nicht entsprechende Maccaluba, welche zwischen Gir- ° genti und Aragona liegt, 11 Kilom. von ersterer, 7 von letzterer Stadt entfernt. Südwestlich von Grotte führt die Strasse an einem colossalen, ca. 40 m. hohen ruinenartigen Fels vorbei, welcher in der sanften Thal- mulde plötzlich emporspringt. Es ist jener Klippenkalk, welcher das Un- terlagernde der schwefelführenden Schichten bildet. Das Land nimmt einen flachwelligen Charakter an. Der südliche Horizont wird dureh einen Höhenrücken begrenzt, welcher den Anblick auf das Meer verdeckt. Es ist dies die merkwürdige, hochaufgerichtete, isolirte Pliocän-Partie von Girgenti. Bald verliessen wir die Strasse und wanderten durch tief er- weichten Ackerboden und über weite Flächen brachliegenden Landes, welche von den flachen Erosionsthälern des S. Biagio-Flusses durchschnit- ten werden. Nur gegen Nord stellen sich scharfe Bergformen dar, die Kalkfelsen, Diti di S. Biagio genannt und in grösserer Ferne der Pic von Sutera. Das Terrain der Maccaluba ist eine äusserst flache, schildförmige Wölbung, deren Basis wir zu etwa 500 m. Durchmesser schätzten, bei einer Höhe von etwa 15 m. Diese flache, gerundete, fast ganz vegeta- tionslose Bodenschwellung besteht aus Schlamm und Thon, und trägt zahl- reiche kleine, kaum 1 m. hohe Thonhügel, aus deren Gipfel unter Ent- wicklung von Kohlenwasserstoffgas eine sehr kleine Menge schlammigen salzigen Wassers abfliesst. Die Öffnungen, aus denen Wasser und Gas entweicht, sind nur 1 oder wenige Centim. gross; das Aufsteigen der ent- zündlichen Gasblasen ist rhythmisch, in kurzen oder etwas längeren Inter- vallen. Viele dieser kleinen Kegel waren bei unserem Besuche unthätig oder nur in äusserst geringer Thätigkeit, indem nur in langen Intervallen einzelne Gasblasen die kleine Salzwassermenge, welche die Krateröffnung theilweise füllte, in Bewegung setzte. Das Maximum der Thätigkeit zeigte sich (April 1872) in einem mit Salzwasser gefüllten flachen Becken von 3 m. Durchmesser. Während dieser kleine Teich an mehreren Stellen durch beständig aufsteigende Gasblasen in wallender Bewegung war, floss ein sehr kleiner Bach aus demselben ab. Zahlreiche auf dem Maccaluben- Hügel zerstreute kubikfussgrosse Blöcke von Sandstein und Mergel ver- rathen, dass von Zeit zu Zeit sich hier eine weit intensivere Thätigkeit entwickelt. Der letzte heftige Paroxysmus der Maccaluba von Girgenti ereignete sich bekanntlich am 29..Sept. 1777. Nach einer Analyse Sır- VESTRI’S zeigte das Gas der genannten Maccaluba (gesammelt am 24. Aug. 1866) folgende Mischung: Sumpfgas (CH.) —= 91,84. Wasserstoff — 7,65. Kohlensäure — 1,63. Sauerstoff = 0,41. Stickstoff = 0,51. In einer Entfernung von 37,5 Kilom. (Luftlinie) von dem Schlamm- yulkan Girgenti’s gegen NW. liegt auf dem Gebiete der Gemeinde Palazzo- 603 Adriano (Prov. Palermo), unfern Bivona, eine wenig bekannte Maccalube, welche vom 23. Dec. 1871 bis zu Anfang Jan. 1872 einen heftigen Aus- bruch zeigte. Es war dies das Ereigniss, welches ausserordentlich über- trieben, von allen Zeitungen als der Ausbruch eines neuen Vulkans in- mitten der Insel berichtet wurde, dessen Feuer Fluren und Dörfer ver- heeren sollte. Der Ingenieur A. Grrons, welcher am 27. Dec. an Ort und Stelle war, fand mehrere Salsen gleich den oben geschilderten. Eine der- selben erregte namentlich die Furcht der abergläubischen Bevölkerung, da in ihrer kraterähnlichen Öffnung (0,6 m. im längeren, 0,3 im kürzeren Durchmesser) mit ausserordentlicher Heftigkeit in Folge der reichlichen und ununterbrochenen Gasentwicklung das schlammige Salzwasser auf- wallte. Das Wasser war kalt, das Gas leicht entzündlich, mit schwachem Lichte leuchtend; es wurde ein Geruch von Schwefelwasserstoff wahrge- nommen. Das umliegende Terrain besteht aus Thon, Mergel und Kalk. Unfern der genannten Maccaluba befindet sich eine aus Kalkstein ent- springende schwache Petroleum-Quelle, welche täglich etwa 1 Liter Öl liefert (vgl. SILvESTRI, Sopra un supposto nuovo cono vulcano della Bicılia, Atti Acc. Gioenia. Serie III, Vol. V). Kleine Beiträge zum Vorkommen des Tridymits, Breislakits und Sodaliths. Kassel, den 5. Juli 1875. Nachdem ich durch G. v. Raru’s sehr bestimmt bezeichnete Fundorts- angabe, Po6sEnD. Ann. 135, S. 447, geleitet, in den Klüften zwischen gros- sen porphyrischen Sanidinen und der Grundmasse des Sanidinoligoklas- trachyt der Perlenhardt und des Drachenfels den Tridymit neben Berg- krystall beobachtet, fand ich auch genügend Gelegenheit, das Mineral -mineralogisch zu studiren und einige seiner chemischen Eigenschaften: Auflösung in der Soda- und Boraxperle, sowie in kochender concentrirter Sodalauge, dagegen Unlösbarkeit in der Phosphorsalzperle zu beobachten. Nachdem ich ferner auf Grund von F. Zırker’s trefflicher Charakteristik in den Dünnschliffen eben dieser Trachyte, der Hornblendeandesite von der Wolkenburg und dem Stenzelberge, sowie in allen von ZIRKEL nam- haft gemachten ungarischen Gesteinen (entnommen aus einer aus 67 Num- mern bestehenden Suite, die ich der Liberalität der K. K. geol. Reichs- anstalt verdanke) endlich auch in der Lava vom Mont d’Or den Tridymit aufgefunden und kennen gelernt hatte, wurde derselbe noch mehrfach be- obachtet, worüber ich mir die folgenden kurzen Mittheilungen zu machen erlaube. Vorerst sei noch bemerkt, dass in einem Dünnschliff des Trachyts von der Perlenhardt durch einen grossen Sanidin und die Grundmasse ein feiner Sprung setzt, der reich erfüllt mit den struppigen Tridymitaggre- gaten im Innern des Sanidins eine demselben fast centrale, 0,64wm lange, 0,4nm breite Anhäufung von recht regelmässigen Tridymitkryställchen Zur 604 bildet. In der röthlichen, an lebhaft rothen Eisenglanzblättchen reichen Gesteinsvarietät vom Stenzelberg scheint der Tridymit weit häufiger und grösser ausgebildet zu sein, als in der lichtgrauen. 1) Die von allen, bis jetzt von mir beobachteten, Trichitaggregaten so wesentlich verschiedenen Bildungen in einem Rhönbasalte veranlassten mich der Druck eines Vesuvgesteins * (Mte. Olibano bei Puzzuoli) Breis- lakit zu entnehmen und in Balsam eingekittet zu untersuchen. Am Grunde der Breislakit-Büschel fanden sich abgebrochene Köpfe tafelförmiger lauch- grüner Augitkrystalle, Sanidin und sehr scharf hexagonale 0,06m breite Täfelchen von Tridymit. Das Gestein ist ein Sanidinoligoklastrachyt. Die ausgezeichnet fluidale, durch feine Oligoklasleisten, Augitkörner, selbst kleinen Magnetitkörnern und zierlichen Eisenglanzaggregaten hervorge- brachte Strömung der Grundimasse wird auffallend unterbrochen durch die Tridymitaggregate, welche theils am Rande der porphyrischen Sanidine und Augite sitzen, vorzugsweise aber da aufgestapelt sind, wo mehrere Augitkörner gedrängt bei einander liegen. 2) In dem Dünnschliff eines granitischen Gemenges (Etikette: Aus- würfling S. v. F. Antigola bei miglis 161. Gemenge von Granat, bläulichem Feldspath, Quarz und Glimmer), welches aus gerundeten, über 1m dicken, blass pfirsichblutrothen, sehr stark zersprungenen Granaten, sowie eben- solchen farblosen Granaten (wahrscheinlich mit Quarz verwechselt), einem höchst fein, einem anderen weit breiter gestreiften triklinen Feldspath und Sanidin, sowie lebhaft weingelbem bis tief braunrothen Glimmer besteht, fanden sich an den Trennungsklüftchen von Granat und Feldspath Tridy- mitschuppenaggregate. Drusen enthält der kleine Gesteinsbrocken, dem ich einen Splitter entnahm, nicht, sondern er dürfte wohl ähnlich wie die Olivinknollen im Basalte einen Einschluss repräsentiren, vielleicht eben jener granatführenden Lava, in der @. v. Rar# den Tridymit in Drusen auskrystallisirt auffand. 3) Ein kleiner Lavabrocken enthielt in einer Druse, ausser kleinen weissen Pusteln eine 2,5um dicke Kugel (wahrscheinlich allein wegen die- ser abgeschlagen. Etikette: Vesuv, geschmolzener Analeim). Unter der Lupe zeigte sich die Kugel sehr fein facettirt, zugleich aber, dass die Fa- cetten eher als aufsitzende Blättchen, denn als Köpfe von radialen Kry- stallstrahlen anzusehen sein möchten. Da mir die Untersuchung der Ku- gel lohnender erschien als ihr Besitz mineralogischen Werth haben konnte, brach ich sie aus. Die Stücke unter dem Mikroskop bei auffallendem Lichte untersucht zeigten denn auch. dass die Facetten die zierlichsten bis O,lmm breiten hexagonalen Blättchen mit Pinacoid, schmalen Prismen und einer deren Combinationskante sehr fein abstumpfender Pyramide dar- stellen. Auf dem erwärmbaren Objecttisch mit Salzsäure behandelt, zer- fiel der Kugelkörper allmählich in radiale Prismen, löste sich unter Ge- latiniren auf, während die Blättchen abfielen. Nach mehrfachem Abziehen * Alle die hier erwähnten Vesuvgesteine gehören der Sammlung an, die PrıLıprı aus Italien mitgebracht. 605 der gelatinösen, die Beobachtung störenden Masse, mit der Pipette, Er- neuerung derselben durch frische Säure, waren die Blättchen am Uhr- gläschen deutlich zu beobachten. Nach sorgfältigem Ausspülen, Trocknen und Zusatz von Flusssäure waren sie alsbald verschwunden, also nur für Tridymit zu halten. Das Gestein ist ziemlich zähe und zeigt in dunkel- grauer, schwach schimmernder Grundmasse reichliche porphyrische Ein- lagerungen von ölgrünem, stark glasglänzendem Augit, in den kleinen Höhlungen entweder radialstrahlige Zeolithbündel oder wasserhelle isolirte kleine Analcime. Im Dünnschliff besteht die Grundmasse vorwiegend aus wasserhellem amorphen mit schwarzen Pünktchen und farblosen Mikrolithen reich er- füllten Glas, in dem locker eingestreut blass grünlichgelber Augit, theils honiggelber und gelbbrauner, theils grünlichbrauner Glimmer, fein und reich liniirte trikline Feldspathleisten, aber auch nur in 2 Hälften farbig wechselnde Sanidinleisten und Magnetit liegen. Die porphyrischen Augite, zum Theil gut umrandet und mit reicher Zonenliniirung versehen, erschei- nen licht bräunlichgrün. Hin und wieder bemerkt man innerhalb der Grundmasse Aggregate von farblosen Schüppchen, die zwar bei Weitem nicht so als in den bekannten Trachytgesteinen, doch immer nicht wohl anders, denn als Tridymit zu deuten sind. 4) Die lichtgrauen Titanit-, Hauyn- etc. reichen Trachytbomben, welche am Laacher See im Bimssteintuff stecken, haben eine aus äusserst zarten Sanidinnädelchen gebildete höchst zierlich fluidale Grundmasse (ähnlich der Maudher Bimssteine). Die Elemente der Fluctualaggregation umflies- sen nicht nur die vielen kleinen Poren und porphyrischen Einlagerungen, sondern statt deren recht gut ausgeprägte Tridymitaggregate, die recht regelmässig gebildete hexag. Täfelchen von bis 0,018mm Breite enthalten. In einem losen Trachytblock, der ein sehr lockeres Aggregat grosser Kry- stalle bildete und am Wege vom Lacher See nach Niedermendig zer- schlagen wurde, waren auch auf den Sanidinen sitzende 'Tridymitgruppen zu beobachten. 5) In dem Trachyttuff am Städterain bei Schackau in der Rhön, in welchem eine ganze Collection fremder Brocken als Einlagerungen vor- kommt, finden sich auch bis !: m dicke Blöcke eines Trachyts, der in Drusen reichlich Breislakit, Tridymit, Augit, Glimmer und Magneteisen enthält. Die zu Rosetten angeordneten Zwillings- und Drillingsverwach- sungen, sowie ganze Zwillingsgruppen mit der scharfen Kante angewach- sen, ferner dünne hexagonale Täfelchen oder keilförmige mit einer Spitze ansitzende Zwillinge sind hier ungemein schön und reichlich, so dass auch die chemische Prüfung wiederholt werden konnte. (Ob diese Localität als Fundort des Breislakits bereits bekannt ist, vermag ich nicht zu entschei- den, da mir im Augenblicke die sehr zerstreute Literatur unseres fleissi- sen Rhöndurchforschers GuTgERLET nicht zur Verfügung steht. Die braun durchscheinenden haarförmigen, höchstens 0,014wm dieken, an 3 bis 4m langen Breislakitkrystalle sind fast ausnahmslos inkrustirt mit den zier- lichsten, lebhaft hochroth durchscheinenden Eisenglanzblättchen, zwischen ee 2 20m dee EN Mi 606 denen nicht selten auch Tridymitklättchen längs des Haares angeheftet sind.) Das Gestein ist ein Sanidin-Oligoklastrachyt. Die Grundmasse wird aus grossentheils zu Fächer- und vielstrahligen Sternen, weniger fluidal angeordneten schmalen, farblosen Feldspathleisten, die grösstentheils dem Sanidin, weit spärlicher fein gestreiftem Oligoklas angehören, gebildet. Dazwischen liegen grünliche Augitkörner, recht scharfe Magnetitkryställ- chen, lappige und dendritische Aggregationen von grell rothem, pellucidem Eisenglanz, sowie vereinzelt recht nette Eisenglanzhexagone, vereinzelt grössere Lappen von ledergelbbraunem, oft etwas grünlichem Glimmer, endlich aber ausgezeichnet schöne Tridymitaggregate, die gewöhnlich in die Länge gezogen, nicht selten bis O,4mm Ausdehnung haben und Schup- pen von 0,03"m Breite enthalten. - Die reichlichen porphyrischen Gemeng- theile sind grosse Sanidine, die, recht scharf begrenzt, oft Zonenlinürung haben, hier frei von Einschlüssen, im Kern dagegen von, der Hauptachse parallel, langgestreckten Dampfporen erfüllt sind. Eine am Rande eines Sanidins sitzende Tridymitgruppe steht durch eine schlauchartige Verbin- dung mit einer andern Gruppe innerhalb des Sanidins in Verbindung. Dass Sanidine in der peripherischen Vollendung durch Tridymitgruppen gestört sind, so dass letztere leicht vom Rande aus umschlossen wurden, war mehrfach zu beobachten. Porphyrische Oligoklase sind spärlich, dagegen ist es nicht selten, dass ein grosser Sanidin einen scharf begrenzten gros- sen Kern oder kleinere Krystalle von sehr fein und scharf gestreiftem Oligoklas umschliesst. Wohl die schönsten Tridymitaggregate birgt ein eigenthümliches Ve- suvgestein (Etikette; Plattig abgesondert. Hauynlava. Javalato. Lazio.). Das Gestein ist nächst dem Hauynphonolith — von Campanario auf Palma mit Nephelinsanidingrund und grossem Reichthum an Titanit, Augit, Horn- blende, Apatit etc. — das schönste Hauyngestein, welches ich kenne. In einer durchaus leucitischen Grundmasse bilden Augit, etwas Sani- din und sehr kleine Hauyne die fluidalen Zwischenelemente, während por- phyrisch massenhaft sehr reine, prächtig blaue Hauyne (einige mit schar- fen Strichnetzen, viele auch mit lockeren Porenreihen), Augite mit Leucit- Hauyneinschlüssen, Hornblende, Sanidin und sehr zerstreuten, aber bis 10mm dicken Leuciten einliegen. Die Tridymitaggregate um die grossen Sanidine etc. herum nehmen den grössten Flächenraum ein, den ich bis jetzt irgendwo bemerkt habe. Die einzelnen Schuppen sind selten regel- mässig sechsseitig, sondern mehr oder weniger verzerrt, mit scharf vor- und einspringenden Ecken. Dagegen birgt ein grosser Sanidin eine Einlagerung, deren Blättchen an Regelmässigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Die Blättchen sind so dünn und klar, dass man bei der geringsten Änderung der Vocaldistanz die Contouren des einen durch die der über- und unterliegenden hindurch- sieht. Daneben liegen dann auch sternförmige Partien, deren Elemente bei schwacher Vergrösserung die Gestalt vom Längsdurchschnitt eines Kahns haben, sowie Sterne höchst feiner Nadeln. Starke Vergrösserung 607 (Zeichnungs-Vergr. X 1000) lehrt, dass dieses die keilförmigen Zwillinge sind, von denen man entweder die Seitenansicht oder die von der scharfen Kante aus hat. Ich möchte dieses Gestein, welches äusserlich und mikroskopisch wesentlich anders aussieht als Hauynporphyr, einen Hauynphonolith mit Leueitgrundmasse nennen, ebenso wie wir in einigen Laacher Gesteinen Noseanphonolith mit Leucitgrundmasse haben,. wogegen die böhmischen, Hegauer ete. Noseanphonolithe mit Nephelin-Sanidingrundmasse sind, denen auch viele Hauynphonolithe entsprechen. 6) Mit dem Suchen nach Sodalith beschäftigt, um dieses Mineral als Gesteinsgemengtheil mikroskopisch kennen zu lernen, fand ich ein Lava- stück (Etikette: Vesuvlava von 72 mit moosförmigem Chlorkupfer und Sodalith). Mehrere flache Drusenräume, wahrscheinlich Spaltklüfte, sind ganz bedeckt mit wasserhellen Sodalithgranato@dern, vereinzelten, nur mit einem Ende hervorragenden Sanidinkryställchen, dann aber vorzugsweise mit wasserhellen und weissen, äusserst dünnen Täfelchen, die alle zu °®,, frei hervorragen. Mit nicht sehr starker Loupe besehen, erscheint die Drusenwandung wie zerhackt, während stärkere Vergrösserung oft die regelmässigsten hexagonalen Täfelchen zeigt. Hin und wieder stecken sehr kleine, braunockrig bezogene Octaederchen (Magnetit oder Rothkupfer- erz?), sowie noch kleinere nelkenbraune, durchscheinende Körnchen (Gra- nat?) dazwischen. An einzelnen Stellen sind die Drusenkryställchen gleich- mässig mit eimer glasglänzenden, smaragdgrünen, durchscheinenden Sub- stanz überzogen. Die geringe Menge derselben liess mich von chemischer Prüfung abstehen, die auch wohl überflüssig sein dürfte, als die bekannte peinliche Gewissenhaftigkeit meines verehrten ehem. Lehrers PaıLippi für richtige Diagnosceirung bürgt. Wünschenswerth wäre sie mir immer ge- wesen, da ScaccHt das Vorkommen des Atacamit am Vesuv zweifelhaft macht. Ein abgebrochenes Kryställchen zeigt übrigens die grüne Substanz als sehr kleine, sich kaum berührende Rosetten, ähnlich den Apotheeien 608 von Lecanorenkrusten, mit einem dunklen verschwommenen Mittelfleck, einer kugelstrahligen, innern Bildung entsprechend. In Salzsäure löste sich der Überzug alsbald, und eine andere Probe mit Ammoniak betupft wurde nach kurzer Zeit so bleich, dass die Umrisse der Pusteln nur noch schwer zu sehen waren. Nachdem ich mich durch Behandlung mit kochen- der Salzsäure von der Unveränderlichkeit der abgeschabten harten Blätt- chen überzeugt und dieselben als optisch einaxig erkannt, kann ich sie nur für Tridymit ansehen. Das Gestein ist übrigens eine Leucitlava. Die klaren rundlichen Leu- cite mit Mikroiithnadel- nicht Körnchen-Kränzchen werden durch ein Ge- wirre von Sanidinleisten, Augit, Glimmer, schönem Melilith und Magnetit, sowie Gruppen von Tridymitschuppen auseinandergehalten. Makropor- phyrisch sind nur grosse lauchgrüne Augite eingelagert. Sodalith wurde nicht gefunden. 7) Glücklicher war ich bei einer anderen lichtgrauen, sehr drusigen Lava. Die Auskleidung der Drusen besteht theils aus platt aufliegenden, lebhaft glasglänzenden, theils frei hervorragenden, durchsichtigen, farb- losen, hexagonalen Schuppen (auch Tridymit), während bis 2um grosse braune Glimmerblätter, Sodalithgranatoöder und einzelne Krystalle oder kugelige Gruppen von Gismondin (worauf sich allein die Etikette: Vesuv- lava mit Gismondin und Sodalith bezieht) hervorragen. Kleine Drusen sind ausserdem von, für die Loupe gelblichweissen, feinen, geraden Nadeln durchsponnen. Unter dem Mikroskop zeigen letztere stets einen schwar- zen, fadenförmigen Kern, um welchen die lichte Substanz gleichsam nur eine Schale bildet, wie zahlreiche Nadeln zeigen, an denen der Kern ein Stück hervorragt, oder an Stellen, wo die Nadeln wahrscheinlich mit der Pincette gedrückt waren, mit abgebröckelter Schale ununterbrochen fort- setzt. Es wäre möglich, dass hier inkrustirter Breislakit vorliegt, und dass die oft recht soliden Kerne in Apatitnadeln auch irgend einem fadi- gen Mineral und nicht blosser Grundmasseeinschlüsse (wie in den meisten Fällen unzweifelhaft ist) angehört. Zwischen den Nadeln lagen abgeris- sene, sicher Tridymit angehörende Blättchen. Der Gesteinsdünnschliff hat das Aussehen eines Leucitgesteins. Die grossen, gerundet achtseitigen, wasserhellen Krystalle theils vereinzelt, theils zu mehreren unmittelbar aneinandergedrängt, werden und bleiben bei gekreuzten Nicols total dunkel, entbehren aller den Leucit characte- risirenden Einlagerungen und sind nur mit äusserst feinen Dampfporen erfüllt, die in Linien angeordnet, da wo sie weniger zahlreich sind, sich kreuzen. Ausserdem sind granatoedrische feine Spaltungslinien nicht sel- ten. Die umgebende Grundmasse ist ein fluidales kleinkrystallinisches Aggregat von Augit, Magnetit, Glimmer, kleinen und grösseren triklinen Feldspathleisten und etwas angegriffenen Olivinkrystallkörnern. Porphy- risch lauchgrüner Augit. Hexagonale farblose Blättchen nur zu wenigen aggregirt, wurden nur spärlich beobachtet. 8) Ein phonolithartiges Gestein (Etikette: Leucitophyr, Kern im zer- setzten Leucitophyr, Gang im Tuff. Vesuv. Weg von Sessa nach Rocca 609 monfina), welches ich nur als Leueit-führenden Hauynphonolith bezeichnen kann, enthält in der klaren Grundmasse zahlreiche Aggregate sehr regel- mässig hexagonaler Blättchen, mitunter höchst zierliche Verwachsungen, wie sie Glimmer so häufig zeigt, die auf Nephelin — der ausser dem glasigen, bläulich polarisirenden Magma (Nephelinglas?) krystallinisch nicht vorhanden ist — gar nicht zu deuten sind und wohl nur Tridymit ange- hören können. Porphyrisch Augit, Sanidin, reichlich Hauyn mit ausgezeichnet schar- fen Strichnetzen und kleine Magnetitkryställchen. Bis jetzt habe ich Tridymit nur in 2 Phonolithen bemerkt; nämlich: a) Ein Gestein von Tenerifa vom Südabhang des Circus bei Fuente agria hat eine aus wasserheller Nephelinsubstanz bestehende, ungefähr wie ein ausgetrockneter Schlammboden sehr reichlich zersprungene Grund- masse, in der nur stellenweise Sanidinleisten fluidale Büschel bilden, in der ausserdem reichlich bei schwacher Vergrösserung rundliche und ver- zerrte Flecke sich scharf abheben, die sich bei starker Vergrösserung und besonders im polarisirten Lichte nur als Tridymitaggregate deuten lassen. Die reichlichen porphyrischen Einlagerungen bestehen in scharfen wasser- hellen Sanidinkrystallen, welche stets den Mittelpunkt von Glimmer oder flatterig büscheligen, höchst feinen, smaragdgrünen Augitnadelaggregaten abgeben, ähnlich wie die Einlagerungen in gewissen Tachylyten stets flat- terig etc. scharf umrahmt sind. b) In einem Nosean des Noseanphonoliths von Olbrück ist eine grosse von aussen her umschlossene Einlagerung der Leucit-Nephelingrundmasse, die einige recht scharf ausgeprägte Tridymitaggregate birgt. 9) Der an grossen, stark umgewandelten Leuciten etc. reiche, dünn- plattige Noseanleueitophyr von Ober-Wiesenthal im Erzgebirge enthält in dem farblosen Nephelinglasgrund charakteristische Tridymitaggregate. (Specielle Beschreibung des durch die schönen Apatite, Titanite ete. sehr interessanten Gesteins in meiner Basaltigaea Saxoniensis No. 134.) - 10) Nachdem SAnDBERGER im grobdoleritischen Plagioklasbasalt vom Frauenberg, vulgo Taufstein, W. Heubach in d. südl. Rhön den Tridymit über Bergkrystall beobachtet, fand ich denselben nicht nur hier, sondern auch in den gleichbeschaffenen. ebenwohl in losen Blöcken umherliegenden Gesteinen auf dem Hohen Gras im Habichtswalde, gleichfalls einmal mit Bergkrystall. Dünnschliffe glückten noch nicht, wegen des losen Krystall- verbandes. 11) In den Sprüngen abgerundeter Quarzkörner der verglasten Sand- steine vom Otzberg bei Hering und Calvarienberg (hier haben die Quarz- körner oft noch 0,6wni Dicke) wurden zierliche Tridymitaggregate aufge- funden. Ebenso bestehen die höchst dünnen, weissen Verwitterungshäute der Buchitsäulen aus amorpher Kieselsubstanz mit den schönsten Tridy- mitblättchen. (Bereits im Druck: Basalte etc. des Mainthales. Offenb. Ver. f. Naturkunde.) Unter einer Suite der mannigfaltigsten Quarze aus den Diamantwasch- werken vom Cap finden sich theils platte, theils recht regelmässig gebil- Jahrbuch 1873. i 39 610 dete Bergkrystalle (wahrscheinlich aus Drusen), deren Kopfende wasser- klar, deren Grundende dagegen weiss und opak ist. Zwischen beiden Ex- tremen ist die Substanz wolkig, ungefähr so, wie Kieselgallerte in einem Reagensglas aufsteigt. Ein platter Krystall wurde so weit angeschliffen, dass die Oberfläche nicht mehr stören konnte. Es zeigt sich, dass die trüben Wolken aus Tridymitaggregaten bestehen. Ich werde suchen dünne Präparate herzustellen, um die Formen, die eine grosse Manmnigfaltigkeit versprechen, besser zu studiren. Sprungklüfte in einem grösseren Krystall sind mit so zierlichem Tridymit ausgekleidet, dass eine Zeichnung davon das treueste Bild der bekannten Eisenglanzaggregate von Elba, Vesuv etc. abgeben würde. Über die Einlagerung von Tridymitschuppen in den Trennungshäuten, welche die Hydrotachylytknollen vom Rossberg durchziehen, habe ich be- reits berichtet. 12) Bereits A. Knor erwähnt in seiner klassischen chemischen Un- tersuchung des grobdoleritischen Nephelinbasaltes von Meiches (N. Jahrb. 1865, S. 682) der Kieselsäureinkrustationen. Namentlich die, die Drusen durchkreuzenden bis 0,5mm dicken Apatitnadeln zeigen: solche, oft korallen- artig pustulösen Inkrustationen. Da die ausgebrochenen Apatitnadeln für die mikroskopische Untersuchung zu dick waren, wurden sie in Säure ge- löst und der Rückstand als Tridymitschuppen erkannt. Wenn übrigens v. Kuiırsteın ein @Gehlenitartiges Mineral als Gemengtheil erwähnt, den andere ausgezeichnete Forscher nicht fanden, so waltet hier nicht ein Be- obachtungs-, sondern ein leicht möglicher und unserer heutigen Forschung gegenüber auch sehr verzeihlicher Deutungsfehler ob. Das aphanitische Basaltgestein nämlich — mit welchem das doleritische eng verknüpft ist und von denen sowohl ersteres in letzterem, als umgekehrt letzteres in ersterem Adern bildet, die bis zu Im Dicke herabsinken — ist, wie viele Vogelsbergsbasalte charakterisirt durch Olivin, der neben ausgezeichnet scharfen Krystallen auch gestauchte und stabförmig verlängerte Formen zeigt. Dieser Olivin ist im Dünnschliff kirschgelb, kirschroth bis intensiv braunroth, dabei noch recht pellucid. (In dem grossen an 50m tiefen und wohl an 80m in den Berg eingedrungenen Bruch am Losenberg N. Gedern ist der Olivin im Kern der unteren mächtigen Blöcke ebenso roth als in Rollbrocken von Tag, und bei Meiches stammt unser Material ja auch aus der Tiefe eines Schachtes.) Es greifen nun die Olivinkrystalle nicht nur aus dem Basalt in die Doleritader hinein, sondern dieselben gehören auch zum Gemenge der Do- leritader selbst und greifen, wie alle andern Gemenstheile, in den Basalt ein. Im Dolerit selbst ist Olivin allerdings sehr selten, doch habe ich ihn mehrmals als grünlich olivenbraune, fettglänzende, längliche Körner be- obachtet. Möglich, dass sich die Deutung von KLırstein’s auch auf grau- lich lederbraunen Glimmer bezieht, der im Basalte nicht selten ist, den ich selbst aber im Dolerit noch nicht sah. Der Basalt, welcher an der Todtkirche sowie S. und W. von Meiches ansteht, ist übrigens so durch- aus verschieden von dem mit dem Dolerit verbundenen und in nächster 611 Nachbarschaft anstehenden, dass, wenn überhaupt von Ganggestein hier die Rede ist, so wird der Gang aus einem aphanitischen Nephelinbasalt mit doleritischer Kernpartie gebildet, und nicht der bekannte grobkrystal- linische Nephelinit bildet einen Gang. Zu demselben Schlusse gelangt man an den übrigen Punkten bei Ulrichstein, Kölzenhain und Hartmannshain. 13) In einem kleinen Drusenraum des Löbauer grobdoleritischen Ne- phelinbasaltes fand ich die denselben durchziehenden Apatitnadeln gleich- sam verklebt durch eine weisse kleinhöckrige Masse, die dem Ganzen ein zerfressenes Aussehen verlieh. Vorsichtig ausgebrochen, mit Säure be- handelt, ergab sich der Überzug wie im Meicheser Gestein als Tridymit- aggregate. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Sanidin als Drusenmineral sicher constatirt, den ich ausser unter den fluidalen Elementen der Zwi- schenklemmungsmasse, zwischen den grossen Gemengtheilen nicht aufzu- finden vermochte. 14) Auf der Innsbrucker Naturforscherversammlung machte ich Mit- theilung über ein interessantes Vorkommen beidendig ausgebildeter bis 3mm langer Bergkrystalle an den Kluftwänden von Gyps der Anhydritregion bei Lamerden a. d. Diemel, durch Vergleichung des quarzreichen liegen- den mit dem fast quarzfreien hangenden Thon des Gypsstocks erklärt als Auslaugungsproduct etc. (Tageblatt 13869, S. 179). Eine weitere Unter- suchung lehrt, dass ausserdem die Kluftwand einen zarten Überzug hat, dessen spiegelnde Schuppen sich sogleich durch ihre Härte von etwaigen Gypsspiegeln unterscheiden lassen. Sie wurden nach chemischer und optischer Prüfung für Tridymit er- kannt. Die Entdeckung des Tridymits, — sein Vorkommen für sich, neben Quarz oder innerhalb amorpher Kieselsubstanz, in Sprüngen von Quarz selbst, sein Auftreten als unzweifelhaft primärer Gesteinsgemengtheil, die auf sehr verschiedene Entstehungsweise schliessen lässt, — gewinnt immer mehr an Tragweite. Hat doch schon der glasige Untergrund vieler Ba- salte und Phonolithe, der sich bald als gänzlich amorphes, bald als ver- schiedenartig entglastes Magma, bald, nach den Übergängen zu urtheilen, als Nephelin oder Leucit im nicht krystallinisch individualisirten Zustand herausstellt, neue Gesichtspunkte eröffnet, wie viel mehr muss der Tridy- mit als reine Kieselsäure die vom chemischen Standpunkt aus vollzogenen Interpretationen modificiren. Ob sich Tridymit in Phonolithen findet, hoffe ich in Kurzem mittheilen zu können, wo ich, nach Vollendung einer Un- tersuchung sämmtlicher Ober-Lausitzer Basalte (gleichwie der sächsischen in den Vorjahren) meine jetzt nahe 600 Nummern betragende Phonolith- sammlung durchmustern werde. H. Mösr. 612 Innsbruck, den 24. Juli 1873. In der Nähe der Kettenbrücke bei Innsbruck wurde von mir bereits früher ein mächtiger Streifen von Diluvialtorf entdeckt. Eine sehr in- structive Entblössung des Terrains fand heuer bei einem Neubau statt. Wir geben das Profil. Zu unterst — etwa 20 Fuss über dem gegen- wärtigen Niveau des Inn — begegnet man blauem, thonigem, sehr glim- merreichem Sand, nach oben ist er mit etwas Geröll und Wurzelresten verschiedener Art untermischt. Dann folgt zwei Fuss mächtig eine Schicht von Torf; ich fand in derselben Reste von Phragmites, einer Birke und Coniferen. Der Lehramtscandidat JuLıus GRENLIcH entdeckte auch noch Kohlenreste und Holzstücke mit deutlichen Spuren von Bearbeitung. Wir dürfen also annehmen, dass diese Gegend schon in der Diluvialzeit be- wohnt war, was übrigens auch der Fund des Steinbeiles im Löss bei der Hungerburg bestätigt. Dann folgt wieder eine Lage Sand und Geröll mit Wurzeln, etwa 1 Fuss mächtig, dann wieder eine Lage Torf von 2—3 Zoll, dann wieder Sand mit Geröll und Wurzeln, etwa !/, Fuss; Torf 1 Zoll, schliesslich grober Schotter mit Rollstücken aus den Central- und Kalkalpen. Dieser Schotter setzt die Hügel und Terrassen im Innthal zusammen. Wir haben auf diesem Terrain das alte Ufer des Inn zu su- chen, der damals wohl das ganze Innthal von einer Berglehne zur andern ausfüllte. Dr. An. PıcHLEr. Cortina, den 12. August 1873. Zur Geognosie der Gegend von Niederdorf, Sexten und Cortina in Südtirol. Ein wiederholter Besuch der Gegend in Süd-Tirol, über welche ich kürzlich in Ihrem Jahrbuch geognostische Mittheilungen machte („Geogno- " stische Beobachtungen in der alpinen Trias der Gegend von Niederdorf, Sexten und Cortina in Süd-Tirol“) setzt mich nunmehr in den Stand, von Ort und Stelle aus einige Berichtigungen sowie diejenigen Ergän- zungen zu geben, welche zu einem zusammenhängenden geognostischen Bilde der alpinen Trias erwähnter Gegend nöthig sind. Es sei zunächst bemerkt, dass die Gliederung der Trias, wie sie v. RıcHTHoFEn, -- hauptsächlich auf das Normalprofil Pufler Schlucht — Schlern basirt — für das westlich anstossende Gebiet entwirft, auch für die Ge- gend von Niederdorf etc. Gültigkeit hat; so dass man die dort aufgezähl- ten Glieder auch hier im Allgemeinen ohne Schwierigkeit wiedererkennen kann. Auf das Schiefer- (Phyllit-) Gebirge der Centralzone gelagert, umzieht zunächst als unterste Stufe der alpine Buntsandstein die Ränder des Triasgebirges. Auf ihn folgt die Zone der zum alpinen Röth gehörigen dolomitischen Mergel, besonders ausgezeichnet durch einen durchgreifen- den Zug von Gypsmergeln und schwarzen Foraminiferenkalken. Es folgt eine mächtige Entwicklung kalkiger, mergeliger und schiefriger 613 Gesteine, welche v. RıcHtnoren in „Seisser“ und „Campiler“ Schichten theilt (und welche nach Hrn. Gümszr’s Untersuchungen — S. Geogn. Mit- theil. aus den Alpen, I. Mendel und Schlerngebirge, Sitz.-Ber. der Bayer. Ak. d. W. 1873 — etwa dem ausseralpinen Wellendolomit und tiefern Wellenkalk entsprechen. In fast ununterbrochenem Zuge lässt sich diese Gesteinsfolge als un- tere Vorstufe am höher aufsteigenden Triasgebirge von Enneberg (St. Vi- gil) gegen Toblach und weiter bis Auronzo verfolgen. Nur im Thal Aus- ser-Prags, bei Schmiden, sind diese Triasglieder durch Überschiebung bei der’ Gebirgserhebung grösstentheils unter die jetzige Thalsohle gerathen, so dass die Phyllitgrundlage am Thalausgang mit den „Campiler“ Schich- ten, weiter thalaufwärts sogar mit noch höhern (den „Wengener“ Schich- ten) fast unmittelbar in Contakt kommt. — Meine frühere Angabe, dass zwischen den Dolomitmergeln, Gypsen und Foraminiferenkalken des alpi- nen Röth auch weisser, krystallinischer Dolomit vorkomme, Kann ich nicht aufrecht halten; aus höhern Lagen herabgebrochene Dolomit- schollen treten an manchen Stellen der Gegend von Innichen etc. so mit obigen Gesteinen zusammen, dass Täuschungen vorkommen können. — Der Gesteinscomplex der plattigen Kalke, grauen und rothen Schiefer etc., welche den „Seisser und Campiler“ Schichten entsprechen, erreicht oft eine auffallende Mächtigkeit. Da jedoch Faltungen und Biegungen nachweisbar sind (z. B. bei Toblach), so stellt sich die wahre Mächtigkeit entschieden geringer heraus. — Dass die Grenzlinien dieser und der folgenden Com- plexe grössere Thalrisse (z. B. den der Ampezzaner Strasse, des Anziei- thals) nicht als continuirliche Curven, sondern gebrochen, überschreiten, ist fast selbstverständlich, indem die durch Risse getrennten Gebirgspar- tien den schiebenden und hebenden Kräften gesondert unterlagen. Es folgt nun nach oben eine dolomitische Gebirgsabtheilung; sie be- ginnt mit spröden, plattigen, bituminösen, dolomitischen Lagen, welche oft eine ansehnliche Mächtigkeit erreichen; dazwischen liegen zellige Rauch- wacken und nach oben folgen weisse, krystallinische, in Bänken geschich- tete Dolomite, erfüllt mit der Foraminiferenspecies @yroporella pauciforata Güms. v. RıcHTHorEn lässt auf seine „Campiler“ Schichten den „Virgloria- kalk“, auf diesen den „Mendola-Dolomit“ folgen. Letzterer bedeutet das- selbe wie der „Dolomit mit Gyroporella pauciforata.“ (Ausführliches dar- über in der erwähnten Abhandlung des Hrn. GümseL.) Die erwähnten plattigen, bituminösen Dolomite mit Rauchwacken, welche ich allenthalb zunächst unter dem Gyroporella-paueiforata-Dolomit fand, ohne dass in- dess eine scharfe Grenze zwischen beiden zu ziehen wäre, dürften ohne Zweifel den Virgloriakalk (= Recoarokalk) vertreten. Petrefakten fand ich in denselben nicht (höchstens Crinoidenreste); auch v. Rıcutnoren be- zeichnet seinen Virgloriakalk der westlich angrenzenden Gebiete als meist petrefaktenleer. Diese, besonders durch den Gyroporella-paueiforata-Dolomit ausge- zeichnete Abtheilung liegt überall dem erwähnten Zug der tiefern Trias- schichten vom Enneberg bis Auronzo auf. 614 In meinem frühern Aufsatz erwähnte ich das Vorkommen von Horn- stein und Muschelkalk-Petrefakten führenden Kalken am Sarnkofel, Gol- serberg, bei St. Veit und vor der Hochalpe, und stellte es als noch nicht sicher hin, ob diese Vorkommnisse unter sich und mit dem „Buchenstei- ner Kalk“ v. Rıcwruoren’s gleichstünden. Diese Übereinstimmung findet nun in der That statt. Wir haben in den erwähnten Kalkbänken eine durch Cephalopoden und Brachiopoden ausgezeichnete alpine Muschelkalk- bildung (= v. RıcHTtHoren’s Buchensteiner Kalk), welche in die untersten Partien der auch in vorliegender Gegend entwickeiten „Wengener Schich- ten“ (Halobien-Schichten) zu stehen kommt (und mit diesen dem ausser- alpinen obern Muschelkalk correspondirt, wenn man das Auftreten sehr ähnlicher Halobien dort wie hier zu Grunde legt). An den erwähnten Lokalitäten treten nun in der That untere Wen- gener Schichten und Muschelkalkbänke sehr nah zusammen. So im Pragser Thal, wo auf den beim Bad Prags zu Thal tretenden @yroporella-Dolomit Pflanzenreste führende Schiefer folgen, welche schon zu den Wengener Schichten zu rechnen sind, und in die sich bald Hornsteinkalke einschal- ten, während in höherer Lage, auf dem Golserberg Bänke mit Muschel- kalkpetrefakten mit jenen Schiefern zusammentreten; während ferner zwi- schen Golserberg und Badkofel sich typische Wengener Schiefer mit Ha- lobia Lommeli von W. her einschieben, folgen östlich, im Streichen, vor dem Sarenkofel -in derselben Zone Hornsteinkalke und Kalke mit Muschel- kalkpetrefakten. — Ferner liegen auch die aus dem Thal von St. Veit erwähnten Schichten mit Muschelkalk-Cephalopoden (besonders Ceratiten) im Bereich der untern Wengener Schichten. Meine Darstellung der La- gerungsverhältnisse an dieser i okalität ist irrthümlich und muss hier be- richtigt werden. Die Sache verhält sich keineswegs so, dass der Complex von Plattenkalken, sandig mergeligen, Pflanzenreste führenden Schiefern, plattigen und knolligen Hornsteinkalken, in welchen Complex die Cepha- lopodenbänke fallen, im Streichen auf den @yroporella-paueiforata-Dolomit folgt, und diesem also gleichwerthig wäre: sondern, in Folge eines durch die Schlucht des Dennabaches bezeichneten Bruches ist der erwähnte Com- plex des obern Muschelkalkes (Buchensteiner Kalkes), der nach oben mehr und mehr mit ächten Tuffschichten wechsellagert und die Wengener Schich- ten eröffnet, neben den weiter östlich anstehenden G@yroporella-pauciforata- Dolomit zu liegen gekommen, dessen westliche Fortsetzung nebst allen tiefer liegenden Triasschichten unter die Thalsohle versenkt ist. Was endlich das Profil betrifft, welches vom Welsberger Berg nach der Hochalpe geht, so ist auch die von dort beschriebene, stark entwickelte und durch zahlreiche Brachiopoden ausgezeichnete Muschelkalkabtheilung, welche auf den @yroporella-Dolomit folgt, als Buchensteiner Kalk = oberer alpiner Muschelkalk zu bezeichnen und zugleich in die untern Wengener Schichten zu stellen. Letztere sind allerdings an dieser Lokalität keines- wegs sehr hervortretend und massenhaft vorhanden; wohl aber ergab sich bei einer Revision der Stelle, dass zwischen den Muschelkalkbänken, schon von unten an, ausser Pflanzenreste führenden Schiefern, zurücktretend 615 auch unzweifelhafte Wengener Schiefer liegen und ausserdem tuffige und conglomeratische Lagen vorkommen, welche vollkommen mit solchen über- einstimmen, die im Thal Ausser-Prags und Inner-Prags in dem untern Wengener Schichtencomplex auftreten. — Die Übereinstimmung der Ent- wicklung des alpinen Muschelkalks der Niederdorfer Gegend mit der von v. RıcHtuoren gegebenen Eintheilung ist hiernach sicher. Die gesammte Abtheilung, welche derselbe als „Sedimentärtuffe“ be- zeichnet, und welche in diesem Sinne genommen den ganzen Complex: Buchensteiner Kalke, Wengener Schichten, Cipitkalk, St. Cassianschichten, nebst den zwischendurch auftretenden, so mannichfaltig und oft so mäch- tig entwickelten ächten Tuffschichten in sich begreift — ist in dieser Weise nur in einem kleinen Theil unseres Gebietes vertreten; in einem Zug, der von den Höhen zwischen Sarenkofel und Dürrenstein durch Innerprags und Ausserprags reicht und mit dem Pragser Wildsee abschneidet. Als Ergänzung und Berichtigung zu dem, was ich über das Profil zwischen Sarenkofel und Dürrenstein angeführt habe, muss hinzugefügt werden, dass die Einschaltungen von St. Cassianähnlichen Kalken und dolomitischen Kalken, die dort in der hinter dem Sarenkofel folgenden Reihe von Wengener Schichten und Tuffschichten vorkommen, wahrschein- lich als integrirende Theile dieser Gruppe der „Sedimentärtuffe“ und als Repräsentanten des „Cipitkalk* anzusehen sind, dem sie auch petrogra- phisch gleichen; leider fehlen die Petrefakten, um mit andern alpinen und ausseralpinen Bildungen Vergleiche anstellen zu können. Die eigentlichen St. Cassianschichten liegen erst am Fuss der Steilwand des Dürrenstein. Das entsprechende Terrain in Ausser-Prags bietet wegen mangelhafter Aufsehlüsse zu wenig Vergleichs- und Anhaltspunkte. Weiter westlich, nämlich von der Hochalpe nach dem Enneberg ist die Entwicklung der in Rede stehenden Triasabtheilung von der in Prags abweichend, wie ich dies in meinem frühern Aufsatz schon erwähnte, wenn auch etwas weniger abweichend als es auf den ersten Blick schien. Wäh- rend zwischen dem stark entwickelten obern alpinen Muschelkalk (Buchen- steinerkalk) zurücktretend Wengener Schichten und tuffige Schichten lie- gen, welche bis zu einem gewissen Punkte aufwärts sich mehren, folgen von da an dolomitische und Kalk-Schichten, z. Th. sehr hornsteinreich, während die eigentlichen Tuffe, abweichend von der gewöhnlichen Ent- wicklung, bis auf Spuren verschwinden. Einzelne dieser Kalkbänke erin- nern an undeutlich ausgebildete St. Cassian- resp. Cipit-Kalke, und viel- leicht hat man diesen ganzen Theil des Profils als Repräsentanten der Cipitkalkbildung aufzufassen, welcher hier auf Kosten der sonst stark zwischengelagerten Tuffe fast ausschliesslich hervortritt. Die im Normal- profil am Schlern (wie auch bei Prags) im Hangenden folgenden eigent- lichen St. Cassianschichten sind an der in Rede stehenden Lokalität nicht vorhanden, wenigstens konnten sie an dem einzigen, günstig aufgeschlos- senen Punkte zwischen Enneberg und Ausser-Prags, nämlich auf dem Bergrücken N. von St. Veit, nicht nachgewiesen werden. Nur weichere, dolomitische und mergelige Schichten, sowie Spuren St. Cassianartiger und 616 tuffiger Gesteine finden sich dort, zunächst unter der (Schlerndolomit-) Steilwand der Hochalpe. Östlich von Prags, oder eigentlich im ©. der Ampezzaner Strasse fehlt die ganze Triasabtheilung der „Sedimentärtuffe“ mit ihren charakteristi- schen Gliedern, worauf wir, nach Besprechung des Schlerndolomites, zu- rückkommen. Schlerndolomit. Wie im Normalprofil der Seisseralp lässt sich in unsrer Gegend, im Hangenden der zuletzt besprochenen Triasschichten, mit Sicherheit eine mächtige Dolomit-Stufe erkennen, welche der von v. RıcHtHoren als „Schlerndolomit“ überall bezeichneten Triasstufe vollkom- men entspricht. Es ist im Allgemeinen ein weisser, sehr krystallinischer, zuckerkörniger, meist sehr poröser, drusiger, und von auskrystallisirten Hohlräumen durchzogener Dolomit, der sich in dieser Weise an allen Or- ten seines Auftretens wiederholt und wiedererkennen lässt, wenn natür- lich auch genug petrographische Modifikationen vorkommen, welche von dieser, als typisch anzusehenden Beschaffenheit abweichen. Mitunter ist übrigens die petrographische Ähnlichkeit mit dem Dolomit des Schlern- berges eine vollkommene. Dass der Schlerndolomit in Bänken geschichtet ist, lässt sich an sehr vielen Stellen unsrer Gegend mit der grössten Deut- lichkeit erkennen; wo es weniger hervortritt, liegt es wohl nur an der grossen Dicke der einzelnen Bänke, bei mangelnden, petrographisch ab- weichenden Zwischenlagen, wodurch natürlich in den meist sehr zerrisse- nen Wänden die Schichtungslinien verwischt werden. Petrefakten-Stein- kerne finden sich nicht, namentlich keine deutlichen Megalodon-Kerne (ab- weichend von der höhern Dolomitstufe). Wohl finden sich, und das ist geradezu charakteristisch für den Schlerndolomit, in Menge, eigenthüm- liche, herzförmige Hohlräume, welche in ihrer Form mehr oder weniger an Dachsteinbivalvenumrisse erinnern. Diese Hohlräume sind aber immer auskrystallisirt, wodurch die Form undeutlich und verzerrt erscheint, und es fehlen deutliche Steinkerne. Ferner kommen im Schlerndolomit, in gewissen Lagen ganz constant, zahlreiche Chemnitzienartige Schnecken, oder vielmehr deren (ebenfalls auskrystallisirte) Hohlräume vor, oft eine beträchtliche Grösse erreichend. Ein weiteres Kennzeichen ist das sich in zahlreichen Bänken, an allen Orten des Vorkommens wiederholende, eigenthümlich oolithische Gefüge, welches in höchst ähnlicher Weise im Wettersteinkalk der Nordalpen vorkommt, und besonders auf verwitterten Flächen ausgezeichnet hervortritt. Ihre obere Abgrenzung findet die Gebirgsstufe des Schlerndolomits durch einen Complex kalkiger, sandiger, St. Cassianartiger, steinmergeli- ser etc. Gesteine, welche auch in unsrer Gegend der obersten Lage des Schlerndolomites ganz so wie auf dem Schlernplateau bei Bozen die sog. rothen Raibler Schichten aufruhen, und diesen durchaus ent- sprechen ; wobei jedoch gleich bemerkt werden mag, dass sie hierorts durch Verstürzung bei der Gebirgserhebung, oder durch spätere Abschwemmung mehr oder weniger wieder verschwunden sind und sich daher dem Blick nicht überall mit gleicher Deutlichkeit darbieten. 617 Den Zug des Schlerndolomites in unserem Gebiete betreffend, fassen wir zunächst das Gebirge zwischen Einneberg und Ampezzanerstrasse in’s Auge; überall hebt sich hier diese Dolomitstufe deutlich von den tiefern Triasschichten ab, namentlich ist sie (ausgenommen an der Ampezzaner- strasse selbst) stets von der tiefern Dolomitstufe im alpinen Muschelkalk, dem Gyroporella-pauciforata-Dolomit getrennt. Vom Enneberg angefangen gehören dem Schlerndolomit an: Col dai Latsch, Dreifingerspitz, Hochalpe, Rauchkofel und Herstein (am Pragser Wildsee), Zwölferspitze, der Dürren- stein und dessen südliche Fortsetzung (Strudelköpfe) bis Schluderbach an der Ampezzanerstrasse. — Südlich von den drei erstgenannten Bergen bezeichnet das Grünwaldthal und seine SW. Fortsetzung (Lerchwaldthal) einen Bruch, der den nach $. folgenden Hauptdolomit etwas versenkt und von dem Schlerndolomit getrennt hat, so jedoch, dass einzelne Partien des Schlerndolomites noch südlich vom Grünwaldthal zu liegen gekommen sind. Die Hochflächen jener Berge (Dreifingerspitz, Hochalpe) mit Ein- schluss des südlich vom Jochübergang nach St. Vigil liegenden Theiles (Damber-? Böden) stellen ungefähr die obersten Lagen des Schlerndolomits dar, und würden somit dem „Schlernplateau“ entsprechen, wenn nicht spä- tere Abschwemmung die nach der Gebirgserhebung vielleicht noch auf- ruhenden Schichten des obern St. Cassian (=- „Schlernplateau“* —= rothe Raibler Schichten) entfernt, ja auch noch tiefe Schluchten in den “chlern- dolomit selbst eingerissen hätte. Nur wenige Trümmer jener Schichten haben sich im Grünwaldthal erhalten, wohin, als in den Hebungsriss, wohl auch ein Theil bei der Hebung verstürzt war. Am Pragser See erscheint die obere Grenze des Schlerndolomites in Folge der Hebungsvorgänge etwas nördlich verworfen, denn während am Südende des Sees der Südabhang des Rauchkofels etwa die obere Grenze bezeichnet, setzt dieselbe jenseits in der Kluft zwischen Herstein und Ross- kofel fort, um in derselben Weise hinter der Zwölferspitze weiter zu ziehen. Der Dolomitschutt verdeckt in dieser Kluft die Gesteine des obern St. Cassian völlig. Weiter, nach SO., ist durch das hintere Pragser Thal, den Kaserbach, die Einsenkung zwischen Dürrenstein und Hochgaisl, und das Seelandthal bis Schluderbach der Sprung zwischen Schlerndolomit und höherem Dolomit (Hauptdolomit) angedeutet, in welchem die Lage des „Schlernplateaus“ und die den „rothen Raibler* — „Schlernplateau-Schich- ten“ entsprechenden Gesteine zu suchen sind,. soweit letztere noch vor- handen. Die SW-Abdachung des Dürrenstein entspricht somit durchaus dem Schlernplateau, von dem die Repräsentanten der rothen Raibler Schich- ten, bis auf Spuren, abgeschwemmt sind. Grössere Reste derselben (Gyps- mergel, Steinmergel, St. Cassian-Cardita-Gesteine) haben sich in dem Wie- senterrain erhalten, welches die Einsenkung, gegen den Hochgaisl zu, er- füllt; abwärts im Kaserbachthal mischen sich ihre Fragmente mit denen des untern St. Cassian, welches ebenfalls mehrfache Dislokationen erfahren hat. — Die in meinem frühern Aufsatz von den St. Cassianlagen des Dür- renstein namhaft gemachten (im Schutt gesammelten) Petrefakten dürften theilweise dem obern St. Cassian zuzuschreiben sein. — Auf der Seeland- -618 alp, gegen Schluderbach zu, finden sich ferner zahlreiche Fragmente, welche in den ausgewitterten Petrefakten namentlich eine Korallen- und Schwamm-Facies des obern St. Cassian (Schlernplateauschichten) dokumen- tiren; nebenbei Conchiferen, Gasteropoden, Terebrateln, Spuren von Am- moniten. — Ganz in derselben Weise setzen die fragmentarischen Reste jener Schichten jenseits der Ampezzanerstrasse, in der Fortsetzung der- selben Bruchspalte, nämlich im Misurinathal fort, wo sie nur von den öst- lich angrenzenden Schlernplateau-Lagen abgeleitet werden können. Anders nun als in dem Gebirge zwischen Enneberg und Ampezzaner- strasse, verhält sich der Schlerndolomit in dem Gebirgsdreieck Toblach, Schluderbach-Misurina, Auronzo. Wir finden hier denselben Aufbau der Trias wie auf dem Westabhang des Schlern bei Bozen, wo die ganze Gruppe, welche v. Rıc#tnoren innerhalb der „Sedimentärtuffe“ begreift, fehlt. und somit der Schlerndolomit mit dem Dolomit des alpinen Muschel- kalkes (= Gyroporella-paueiforata-Dolomit) unmittelbar zusammenstösst. An vielen Stellen, wo der Schutt nicht Alles zudeckt, lässt sich in diesem Gebiete über dem untern alpinen Muschelkalk, also über den „Cam- piler“ Schichten, iängs dem untern Rand der vordersten Dolomitsteilwände eine durch ihre dünnere Schichtung und graue Färbung von dem höhern, - massigen Dolomit sich abhebende, nach oben in denselben übergehende Zone wahrnehmen: in welcher wir die weiter oben als „Virgloriakalk“ und „@yroporella-pauciforata-Dolomit“ erwähnten und näher beschriebenen Theile des alpnen Muschelkalkes haben. Auch kommen hier noch, aber wie es scheint nur ganz untergeordnet und gegen jene Gruppen zu- rücktretend, Hornstein und Petrefakten (Crinoiden, Muscheldurchschnitte) führende Kalklagen vor, welche den obern alpinen Muschelkalk (Buchen- steinerkalk) andeuten. Der höher folgende Dolomit ist seiner Lage und Beschaffenheit nach durchaus ächter Schlerndolomit und endet, nachdem er eine grosse Mächtigkeit erreicht hat, auch hier in einer Zone, die dem „Schlernplateau“ gleichgestellt werden muss; welche also hier den ersten festen und durchgehenden Horizont über dem Muschelkalk abgibt; wäh- rend wir in den tiefern Schlerndolomitpartien Zeitäquivalente der Wenge- ner, Cipit und St. Cassian-Schichten sehen, ohne deren Grenzen durch den eontinuirlichen Dolomitaufbau fortziehen zu können. Wie bemerkt, steigen die vordersten Dolomitsteilwände in diesem Ge- biete aus der Muschelkalkzone auf, ohne scharf markirte Grenze, da auch jene vorwiegend dolomitisch entwickelt ist. Merkwürdig ist nun, wie weit stellenweise der von @yroporella paucıforata erfüllte Dolomit aufwärts reicht. Dies scheint weiter östlich weniger stattzufinden; an der Ampezzanerstrasse jedoch reicht Dolomit mit @yroporella paueiforata weit in’s Hangende, bis sich aus ihm der typische Schlerndolomit entwickelt; so dass jedenfalls ein beträchtlicher Theil des zackigen Neunerkofels bei Toblach aus Dolomit mit @yroporella paueiforata besteht. Auch der gegen- überliegende Sarenkofel ist bis in seine hangendsten Bänke von dieser Daktylopore erfüllt, welche noch weiter südlich bis in den Flodinger tort- setzt, also eine Lage erreicht, welche weit im Hangenden des eigentlicheu 619 obern alpinen Muschelkalkes liest. (Oder sollte vielleicht nur eine der Gyroporella pauciforata sehr ähnliche Species vorliegen?) — Die eigen- thümlichen Lagerungsverhältnisse des Saren-Badkofel-Zuges, in deren Han- sendem und Liegendem Wengener Schichten auftreten, in der Art, dass sie sich ganz um letztern Berg am Westabhang herumziehen, wofür ich keine Erklärung durch Dislocation gefunden habe, sind schon früher von mir erwähnt worden. Die „Schlernplateauzone“, welche den Schlerndolomit überall oben ab- schliesst, ist in diesem Theile unseres Gebietes nicht durch oolithische, St. Cassian- und Cardita-Gesteine, sondern nur durch bunte Steinmergel vertreten. Bei dem Mangel an Petrefakten in demselben könnten Zweifel entstehen, ob ihre Gleichstellung mit den wirklichen Schlernplateauschich- ten gerechtfertigt sei; allein der Umstand, (lass der unterlagernde Dolo- mit sich in jeder Beziehung als ächter Schlerndolomit, mit den weiter oben hervorgehobenen charakteristischen Merkmalen, sowie der nach oben fol- gende als ächter Hauptdolomit verhält, — sowie das Weiterziehen der erwähnten Steinmergel in westlichere Gebirgsgebiete, wo sie in Gemein- schaft mit andern, Petrefakten führenden Gesteinen die Schlernplateau- schichten vertreten und sich den typischen Rothen Raibler Schichten pe- trographisch wie paläontologisch nähern, lässt hier wie dort keinen Zwei- fel darüber, dass wir eine, lokal zwar variable, aber durchgreifende Z wi- schenbildung zwischen Schlern- und Hauptdolomit überall vor- handen finden. — Vielfach sind in dem in Rede stehenden Gebirgsdreieck diese Steinmergel in Folge ihrer leichten Zerstörbarkeit späterer Ab- schwemmung verfallen; der plateau-, resp. ebenflächige Abschluss jedoch, den in diesem Falle die Schlerndolomitberge meist noch bewahrt haben, gibt einen deutlichen Fingerzeig über die „Schlernplateauzone.“ Dem Schlerndolomit gehören hier an: die Dolomitmassen auf der Ost- seite der Ampezzanerstrasse, von Toblach bis Val Popena bassa und Mi- surina bei Schluderbach (mit Ausnahme der noch Gyroporella pauciforata führenden nördlichsten Theile); ferner der ganze Dolomitstock des Schu- sters;, das Gebirge an der O- und S-Seite des Fischeleinthals und seine Fortsetzung SO. und S. bis zum Anzieithale (Auronzo); das Gebirge zwi- schen Val Marson, Bimbianco-Misurina und Anziei, nämlich Monte Cam- poduro, Cadini und Campedelle; und endlich die von den genannten Berg- zügen umschlossene innerste Partie des in Rede stehenden Gebirgsdrei- eckes (Basis der Drei Zinnen etc... Die Lage des Schlernplateau’s finden wir: in dem Plateau-artigen Abschluss jener innersten Partie, welcher in seinen verschiedenen Theilen die Namen: Toblacher Platte, Innicher Rie- del, Sextnerböden, Rienzböden, Lavaredosattel etc. erhalten hat; in dem Plateau des Mte. Piano: in der Abflachung des Birkenkofels und deren SO-Verlängerung gegen das Innerfeldthal, sowie in der S-Abflachung des Sehusterstockes (Schusterplatte). Die vielfachen, verschiedene Richtungen befolgenden Brüche, welche bei der Hebung entstanden, und durch welche das Gebirge in zahlreiche, gegen einander verschobene Partien zerfallen ist — (eine Erscheinung, durch welche der ganze Gebirgsbau dieser Ge- 620 genden in seiner jetzigen Gestaltung bedingt wird) — mussten bewirken, dass auch die ursprünglich zusammenhängende Zone des „Schlernplateau“ nunmehr in vielen getrennten, gegen einander verschobenen und durch die spätere Abschwemmung bedeutend redueirten und modifieirten Theilen auf- tritt. Der grösste und noch am meisten Zusammenhang aufweisende die- ser Plateau-Theile ist derjenige, welcher sich im Centrum des Gebirgs- dreiecks, in nicht viel von der Horizontale abweichender Lage um die Drei Zinnen herumzieht; wobei die muldenförmige Einsenkung der Schlern- plateauzone bemerkt werden mag, welche, wie man vom Mte. Piano aus wahrnimmt, in Übereinstimmung mit dem allgemeinen Schichtenfall in NNO.—SSW.-Richtung von der Schusterplatte unter den Drei Zinnen nach Mte. Campedelle und den Cadini hinüberzieht; so zwar, dass am S-Ende letztgenannte Bergspitzen durch Abschwemmung der obersten Lagen schon etwas unter dem Schlernplateau-Niveau liegen und in bekannter Weise der Auflösung in einzelne Pfeiler verfallen sind, während am N-Ende die Niveaudifferenz zwischen Schusterplatte und Toblacher Platte wohl durch einen zwischendurchgehenden Bruch ihre Erklärung findet. Von denjenigen Theilen des „Schlernplateau’s“, wo sie nicht durch noch auflagernde Hauptdolomitreste geschützt werden, sind die Repräsen- tanten der Rothen Raibler oder Schlernplateauschichten, die Steinmergel, durch Abschwemmung meistens entfernt, und man findet nur mehr ihre Unterlage, ausgedehnte, stark von der Erosion (Karnfelder) angegriffene Dolomitflächen. Stellenweise haben sich jedoch Reste der Steinmergel- decke frei erhalten (so besonders in dem Strich zwischen Schwalbenkofel und Toblacher Platte; auf dem Lavaredosattel ete.). Es ist bei der leich- ten Zerstörbarkeit der Steinmergel begreiflich, dass sie, nebst den auf- ruhenden Hauptdolomitpartien vorzugsweise von den äussern Gebirgsthei- len verschwunden sind, deren Schichten eine stärkere Neigung besitzen. Hauptdolomit. Wie im Profil Seisser Alp-Schlern, so lagert auch in unsern Gegenden über den Repräsentanten der Schiernplateauschichten eine mächtige Dolomitbildung, die des Hauptdolomits. Es entspricht der Natur der Sache, und ist im Vorstehenden auch schon mehrfach ange- deutet worden, dass ein, zwischen zwei mächtige Dolomitstufen (Schlern- und Hauptdolomit) durchgehender gelagerter, wenig mächtiger Complex, der meist aus Gesteinen von grösserer Weichheit und Zerstörbarkeit, dem Dolomit gegenüber, besteht, bei der Aufrichtung und Zertrennung des Ge- birges ganz besonders afficirt werden musste; und dass gerade auf der Basis dieser Zone die unter- und überlagernden Gebirgstheile gegenseiti- gen Verschiebungen ausgesetzt waren. Die Zone des „Schlernplateau’s“ und der „Schlernplateauschichten“ ist daher auch, abgesehen von dem petrographischen und noch mehr paläontologischen Interesse ihrer Ge- steine, in der Gestaltung des Gebirgsbaues von grosser Bedeutung, und gibt eine scharfe Grenzscheide zwischen Schlerndolomit und Hauptdolomit ab, welche Dolomitstufen in Folge aller angeführten Momente sich meist schon aus der Ferne als getrennte Gebirgsglieder zu erkennen geben. Abgesehen davon bestehen indess noch durchgreifende Unterschiede 621 zwischen beiden Dolomiten. Im Gegensatz zu den oben angeführten cha- rakteristischen Merkmalen des Schlerndolomites ist der Hauptdolomit zu- nächst durch den häufigen und immer wiederkehrenden Einschluss von deutlichen Megalodon-Kernen, und zwar Megalodon triqueter WULF. sp. wie Megalodon complanatus Güms. gekennzeichnet. Sind auch sicherlich zahlreiche Hauptdolomitbänke frei von diesem Petrefakt, so weisen andere dasselbe in desto grösserer Menge auf, so dass Megalodon auch in dieser Gegend ais Leitpetrefakt für den Hauptdolomit anzuführen ist. Petro- graphisch unterscheidet sich der Hauptdolomit vom Schlerndolomit durch seine meist viel dichtere, oft steingutartige oder steinmergelige Beschaffen- heit (wie denn geradezu Übergänge in Steinmergel vorkommen); welche durch einen fortgesetzten, dem Dolomit beigemischten Niederschlag thoni- ger, oft etwas gefärbter Substanz erklärlich ist (der erste und hauptsäch- lichste Absatz derselben fiel in die Periode der Schlernplateau-Schichten und Steinmergel). Hieraus erklärt sich auch die meist noch viel deut- lichere, platten- und tafelförmige Schichtung des Hauptdolomits, im Ver- gleich zu dem reinern krystallinisch-homogenen Schlerndolomit. Es ver- steht sich, dass stellenweise der Hauptdolomit dem Schlerndolomit petro- sraphisch sehr ähnlich werden kann. An Mächtigkeit stehen sich beide Dolomitstufen vielleicht gleich; mächtige Gebirgsstöcke bestehen aus Schlern- dolomit, andere, ebenso mächtige aus Hauptdolomit. Das Hangende des Hauptdolomits wird hier gebildet von einem eben- falls mächtigen Complexe wohlgeschichteter Kalkbänke, deren Alter wegen mangelnder, resp. unzureichender Petrefakten noch unbestimmt gelassen werden muss. Der Zug dieses Kalkes geht, soweit es unser Gebiet be- trifft, aus dem obern Enneberg (Rauthal) durch den Mt. Sella (Senneser Kopf), Seekofel, Hochgaisl (Rothwand), Colfreddo, Croda d’Ancona, Col Veggei und Vallon bianco, und umfasst eine der Trias aufgelagerte Scholle jüngerer Schichten, welche bis über den Diphyakalk und Biancone hinaus- gehen, und deren Verhältnisse hier vorerst unberücksichtigt gelassen werden. Was nun den Zug des Hauptdolomits betrifft, so fassen wir wieder zunächst den Gebirgstheil in’s Auge, der zwischen Enneberg und Ampez- zanerstrasse gelegen ist. Zwischen Col dai Latsch und dem südlich vor- liegenden Kalkgebirge lässt sich ein schmaler, bei der Gebirgshebung wahrscheinlich z. Th. versenkter Hauptdolomitstreifen deutlich unterschei- den, der vom Rauthal aufsteigend den sog. Kreppeskofel bildet, zwischen Lerchwaldthal und Senneserkopf weiter östlich zieht und den untern Nord- abhang des Seekofels enthält. Vom Pragser Wildsee aus weitergehend umfasst er den ganzen Rosskofel und das Gebirge zwischen Zwölferspitze und Welsberger Rossalp. Aus dem Hintergrund des Pragser Thales sieht man die Auflagerung der Kalke des Hochgaisls auf vorspringenden Pfei- lern des Hauptdolomits, der in seinen untersten, östlichen Partien durch den in den Schlernplateauschichten erfolgten Bruch sichtlich etwas ver- stürzt und dislocirt ist. Die untere Hauptdolomitgrenze zieht dann weiter am Kaserbach hinauf, dann in der Einsenkung SW. vom Dürrenstein hin, 622 und im Seelandthal nach Schluderbach hinab: während seine obere Grenze von der Welsberger Rossalpe an den N.- und O.-Gehängen des Hochgaisls unter der Rothwand und über Col freddo und Croda d’Ancona, am S.-Hang her geht, um bei Peutelstein die Ampezzanerstrasse zu erreichen und dann weiter westlich zu ziehen an den Gehängen der oben schon genannten Berge. Die Grenze des Hauptdolomits gegen den aufgelagerten Kalkcom- plex pflegt nicht scharf hervorzutreten. An vielen Punkten stellen sich an ihr breceienartige Bänke mit eisenoxydreichem Bindemittel ein. Ganz anders nun tritt der Hauptdolomit in dem Gebirgsdreieck Tob- lach, Schluderbach-Misurina, Auronzo, auf. Von der ursprünglich auch hier vorhandenen, zusammenhängenden Hauptdolomitdecke sind nur mehr geringe, zerstreute Trümmer vorhanden, während alles übrige, hauptsäch- lich bedingt durch die leichte Zerstörbarkeit der unterlagernden Stein- mergel, verschwunden ist. Als solche, in ihrer äussern Erscheinung aller- dings z. Th. noch sehr stattliche Hauptdolomit-Ruinen sind zu bezeichnen: die Drei Zinnen, der Paternkofel, der castellartige Aufsatz des sog. Mor- genkofels, und verschiedene andere in diesem Bereich liegende kleine Kup- pen (deren Namen schwer zu fixiren sind); dann aber auch der zusammen- hängende oberste Theil des Pull- und Schwalbenkofels, an welch letzterem sich der Hauptdolomit in Folge von Brüchen bis zum sog. Wildgraben hinabzieht, auf Steinmergeln ruhend. Die unter diesen, stets sehr schön geschichteten Hauptdolomittrümmern liegenden Schlernplateauschichten, oder Steinmergel sind vielfach durch Schutt verdeckt, nicht selten aber auch deutlich zu erkennen. Als Ergänzung zu den Verhältnissen des besprochenen Gebirgsdreiecks noch ein paar Worte über das Anzieithal. Von Osten her sind hier, bei Auronzo, die einzelnen Triasglieder auf beiden Thalseiten gegen ein- ander verschoben; so dass, während Mte. Campiviei und Malone den be- kannten Gesteinen des alpinen Röth und untern Wellenkalks angehören, erst im Thal Valle di Rin, am Ostgehäng von Mte. Rosiana die Fort- setzung der am Ostgehäng von Mte. Najarnola in’s Thal tretenden Mu- schelkalkzone (Virgloriakalk, G@yroporella-paueiforata-Dolomit) wieder ein- setzt. Dieselbe setzt dann, abgesehen von ihrem, auch südöstlichen Wei- terziehen im Valderino, durch Val Pian di Sera fort, wo wieder typische Buchensteiner Kalke, Wengener Schiefer und Tuffschichten hinzutreten: diese Triasschichten ziehen sodann am N.-Gehäng des Anzieithals unter Mte. Campoduro nach W. weiter, und namentlich finden sich auch hier wieder in der vollständig entwickelten Reihe der Sedimentärtuffe die „Ci- pitkalk“-Einlagerungen vor. Auf die nördlich einfallenden Schichten folgt in normaler Weise der Schlerndolomit von Campoduro und Cadini. Verhältnisse bei Cortina d’Ampezzo. Beginnen wir hier mit dem Gebirgsstock des Cristallo, welcher in seiner Hauptmasse durchaus dem Hauptdolomit angehört. Wir erblicken in diesem Gebirgstheil wieder eine, durch tiefeingreifende Brüche von den ringsum liegenden Partien der Triasschichten getrennte und gegen dieselben stark verschobene Masse. So nahe auch im Val Popena und Misurina der Dolomit des Cristallo und 625 der östlich benachbarten Berge zusammentreten, so sind doch der erstere als Hauptdolomit, der letztere als Schlerndolomit unverkennbar; und es ist daher anzunehmen, dass jener Thalzug einen Bruch bezeichnet, wel- cher die westliche Fortsetzung des östlich anstossenden Schlerndolomits versenkt hat. Die ganze Gebirgsscholle des Cristallo besitzt ein nördliches Einfallen ; während an ihrem Nordrand die tiefsten, anstehenden Schichten noch dem Hauptdolomit angehören, liegen dieselben am Südrand viel höher, woher es kommt, dass daselbst, an den Tre Croci, sowie in den von da östlich und westlich sich hinabziehenden Thälern die den Hauptdolomit des Cri- stallo unterteufenden Schichten, nämlich Schlernplateauschichten entblösst sind, welche nach W. und O. in ganz gleicher Weise die terassenförmig aufgebaute Basis des Cristallo-Dolomites darstellen. Ob in der Tiefe von Val buona unter dieser Basis noch Schlerndolomit aufgeschlossen ist, habe ich bei der sehr waldigen Beschaffenheit dieses Terrains noch nicht aus- zumitteln vermocht; westlich, nach Cortina hinab, ist es sicher nicht der Fall, die tiefsten hier anstehenden Schichten auf der Seite des Cristallo sind noch Schlernplateauschichten, und zwar den tiefern Lagen derselben angehörig. — Mancherlei interessante Wahrnehmungen lassen sich, be- sonders auf der N.- und NO.-Seite des Cristallo machen: so die ausge- zeichnete Schichtung des Hauptdolomits, die oft durchgreifende Zerklüf- tung der Bänke quer gegen die Schichtung, die damit in Verbindung stehende Auflösung der Gebirgsmasse in Pfeiler und Nadeln, deren Axe meist quer gegen die Schichtung steht, die Einreissung tiefer Erosions- thäler, die Bildung eisenoxydreicher Dolomitbreceien in jenen Klüften und Spalten etc. Ehe wir das Gebirge im NW. von Cortina, nämlich Tofana und La- gazuoi, nebst der ihm südlich vorliegenden Gebirgsterrasse des Nuvulau besprechen, — muss als Berichtigung zu meinem frühern Aufsatz gesagt werden, dass Cortina nicht auf irgendwelchen, der Reihe der Sedimentär- tuffe und eigentlichen St. Cassianschichten (unter dem Schlerndolomit) an- gehörigen Schichten liegt, wie dort auf Grund der Verzeichnung in der v. Rıcaruorzn’schen Karte angegeben wurde, -- sondern dass es Schichten des obern St. Cassian (Schlernplateauschichten) sind, welche hier, von W. herabkommend, bei Cortina zu Thal treten. Die tiefste Triasstufe, welche hier überhaupt zu Tage kommt, ist der Schlerndolomit (in der sog. Crepa und weiter W. und SW. von Cortina). Der von mir a. a. O. erwähnte Dolomitstreifen westlich und nordwestlich, innerhalb der Thalweitung, wel- cher Megalodon triqueter führt, ist wahrscheinlich nur herabgebrochener Hauptdolomit, allenfalls, doch weniger wahrscheinlich könnte es innerhalb der Schlernplateauschichten selbst auftretender Dolomit sein. Auf der öst- _ liehen Thalseite kommt dagegen innerhalb der Thalweitung bis zu den vordersten Steilwänden überhaupt kein anstehender Dolomit (wo nicht ver- einzelte herabgebrochene Partien) vor. Nur nach W—SW. tritt, wie be- merkt, eigentlicher Schlerndolomit an das Thal heran. Verfolgt man die sog. Falzargo-Strasse westwärts von Cortina, so er- 624 kennt man längs ihrer N.-Seite, wie schon v. RıcHTHorEn erwähnt, unter der Hauptsteilwand der Tofana bald eine starke dolomitische Vorstufe, die sich westwärts unter der weniger sichtbaren Lagazuoikette noch mehr her- aushebt. Diese dolomitische Vorstufe stellt sich als ächter typischer Schlern- dolomit heraus, wofür sie auch v. RıcHtHuoren nimmt. Zwischen ihr und der Tofanasteilwand liegt eine terrassenförmig abgestufte Zwischenbildung (weiter westlich liegt sie frei auf dem Schlerndolomit auf), der Repräsen- tant der Rothen Raibler-Schlernplateauschichten. Die Steilwand der To- fana (wie des Lagazuoi besteht aus wohlgeschichtetem typischen Haupt- dolomit, mit zahlreichen Megalodon-Kernen. Die obersten Lagen der Schlernplateauschichten, bunte, namentlich rothe Steinmergel ziehen in der Basis des Travernanzesthales zwischen Tofana und Lagazuoi nördlich hinab und erfüllen den ganzen Thalgrund mit ihrem intensiv gefärbten Verwit- terungsboden. — Man sieht von der Falzargo-Strasse die Bänke der er- wähnten Schlerndolomitvorstufe, der Schlernplateauschichten und des Haupt- dolomits bergeinwärts nach N., zugleich aber anch östlich gegen Cortina hinab einfallen. Von 8. tritt.an die Falzargo-Strasse mit demselben Einfallen die ziem- lich eben abgedachte Oberfläche des Monte Nuvulau heran; als isolirtes Dolomitmassiv erhebt sich auf derselben der Mte. Averau, sowie die klei- nern Trümmer der sog. Cinque Torri. Begibt man sich auf den Nuvulau, so bestätigen bald vereinzelte Reste von Schlernplateauschichten, bunte Steinmergel, St. Cassianartige Kalke, Sandsteine, sowie petrographisch den eigentlichen „Rothen Raibler Schichten“ vom Schlern und der Mendola bei Bozen sehr nahe stehende Gesteine die Vermuthung, dass man sich auf der Abdachung des Nuvulau wieder in der Zone des Schlernplateau be- findet, und dass Averau etc. Hauptdolomitreste darstellen. Der bedeu- tendste Rest der Schlernplateauscnichten befindet sich da, wo die Nuvu- lau-Abdachung auf der Passhöhe Falzargo ganz an die Strasse herantritt; man sieht hier die Strasse sich nach Buchenstein hinabwinden zwischen Schlerndolomitabstürzen, im S. Nuvulau, im N. Sasso di Stria, und erst unter diesen Dolomitwänden können Sedimentärtuffe und eigentliche St. Cassian-Schichten zu suchen sein. Es ist hiernach klar, dass die Falzargo-Strasse einer Bruchlinie folgt, längs welcher das „Schlernplateau“ auf der Südseite um den Höhenbetrag der Schlerndolomitwand auf der Nordseite tiefer gelegt ist; sowie ferner, mit Berücksichtigung des Einfallens nach Ost, dass es nur Schlernplateau- schichten sein können, welche unter der Tofana bei Cortina herabkommen. (Schon etwas über der Höhe der sog. Crepa nämlich treten die Schlern- plateauschichten an die sich weniger steil senkende Strasse heran und erfüllen von da ostwärts den Raum zwischen Strasse und Tofanawänden, je weiter ostwärts gegen Cortina, desto mehr verstürzt.) Am sog. Col dei bos, an der SW.-Ecke der Tofana lässt sich die Glie- derung der Schlernplateauschichten näher beobachten. Ein vollständig aufgeschlossenes Profil ist es leider auch nicht, was hier vorliegt; die Combination der Beobachtungen an dieser und an einigen benachbarten 625 Lokalitäten ergibt folgendes. Die Schlernplateauschichten der Gegend von Cortina lassen eine Dreitheilung erkennen. 1) Untere Abtheilung. Auf die obersten Lagen des Schlerndolo- mits folgen gewöhnlich noch rauhe, steinmergelige, oder breccienartige und erdige, öfters graugrüne etc. Dolomitlagen, die untere, ziemlich mächtige Abtheilung eröffnend, welche enthält: Kalkbänke, St. Cassianartige Kalke und Carditagesteine mit St. Cassian-Petrefakten, Korallen- und Schwamm- Kalke, oolithische Kalke, Kalksandsteine und eigentliche Sandsteine (die z. Th. sehr grobkörnig sind und Eisenkiesel u. del. Brocken umschlies- sen), Sandsteinbänke erfüllt von Muschelschalen, Cidaritenkeulen, St. Cas- sianpetrefakten etc.; sodann auch, besonders wie es scheint nach oben, weichere, schiefrige Mergel ete. Interessant ist besonders auch eine Folge von Kalkbänken in dieser Abtheilung, welche ganz mit einer Megalodon- species erfüllt sind (gute Exemplare waren nicht zu bekommen); in den weichern Mergeln muss die in meinem frühern Artikel erwähnte Halobra, wahrscheinlich sp. nov. liegen, die sich bei Cortina fand. Die Mächtigkeit der gesammten Abtheilung mag 200‘ ca. betragen. 2) Mittlere Abtheilung. Sie ist ganz dolomitischer Natur; aus weichern, steinmergeligen Lagen, entwickelt sich ein fester, rauher, meist grauer Dolomit, oft etwas sandig; nach oben kommen auch Rauchwacken- artige Lagen vor (sehr wahrscheinlich auch stellenweise Gyps). Diese Abtheilung mag etwa die Hälfte der Mächtigkeit der vorigen erreichen. 3) Obere Abtheilung. Sie wird von Steinmergelbänken gebildet, welche grau, bläulich, grünlich und röthlich von Farbe sind; der Verwit- terung sind sie sehr ausgesetzt und erzeugen einen bunten, namentlich eisenoxydrothen Boden, der den ausseralpinen Keupermergeln vollkommen gleicht. Megalodon-Kerne kommen auch hier schon vor. Diese Stein- mergelbänke reichen oft noch durch Wechsellagerung bis in die Haupt- dolomit-Steilwände hinein. Mächtigkeit bedeutend, scheint das Doppelte der untern Abtheilung erreichen zu können. Es versteht sich, dass die hier gegebene Zusammensetzung der Schlern- plateauschichten zunächst nur für die nähere Umgebung Cortina’s (Tofana) gültig ist und auf grössere Entfernungen hier Modifikationen erleiden wird. Indess möchte dieser hier vorkommende Aufbau so ziemlich alle Elemente umfassen, welche auch weiterhin in diesen interessanten Schich- tencomplex eintreten. Wenden wir uns von Cortina südöstlich, so finden wir vor der im Hintergrund aufsteigenden zur Sorapiss gehörigen Hauptdolomitmasse, aus dem Thalgrund aufwärts noch Schlernplateauschichten, welche obige An- ordnung erkennen lassen. Zu unterst namentlich die Sandsteinbänke der untern Abtheilung (die hier bei Cojana gewonnen und als Baustein benutzt werden), darauf die dolomitische, mittlere Stufe, dann bunte Steinmergel. In ähnlicher Weise baut sich die Vorstufe unter dem Cristallo auf, wenn auch Abweichungen im Einzelnen vorkommen. Das südwestlich aufsteigende Gebirge habe ich noch nicht näher un- tersucht. Wahrscheinlich liegt hier ein sich gegen Cortina neigendes Jahrbuch 1873. 40 626 Schlerndolomitmassiv vor, über dessen Schlernplateauzone sich noch ver- einzelte Hauptdolomitpartien erheben, und welches terrassenförmig abge- stuft erscheint, — wohl in Folge von Brüchen. Die Trennung des durchweg in Schichten aufgebauten Triasgebirges durch Hebungsrisse in einzelne Schollen, deren gegenseitige Verschiebung, namentlich in vertikaler Richtung, und die wichtige Rolle, welche bei die- sen Vorgängen, sowie bei der später folgenden Erosion der Zone des die beiden mächtigen Dolomitstufen, Schlerndolomit und Hauptdolomit, tren- nenden „Schlernplateauschichten“ zukam, sind, wie aus dem Vorstehenden hervorgeht, Momente von hervorragendem Einfluss auf die jetzige Gestal- tung dieser Gebirge. In einer spätern Mittheilung hoffe ich Einiges über benachbarte Ge- biete hinzufügen zu können. Dr. H. Lorerz. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Replik, betreffend eine Hypothese über den natürliehen Verkoh- lungsprocess und die Constitution der Kohlen. Zürich im Juli 1873. Im dritten diesjährigen Hefte dieser Zeitschrift findet sich eine ab- weisende Kritik eines von mir herrührenden Aufsatzes über den natür- lichen Verkohlungsprocess, aus welcher ich ersehe, dass der Kritiker mich unvollständig verstanden hat. Es handelt sich hier um ein tlıeoretisches Problem und um die Anwendung der Prineipien der neueren organischen Chemie auf einen Fall der Geologie. Daher glaube ich — weniger con- servativ wie der Kritiker — noch eine Lanze für die aufgestellte Ansicht brechen zu müssen. Übrigens verwahre ich mich gegen die Unterschie- bung, als wollte ich eine fertige Theorie über die Constitution der Kohlen aufstellen, welche von ihrer grossen Mannigfaltigkeit in der präcisen Sprache chemischer Formeln Rechenschaft gäbe oder gestattete, praktisch unmittelbar verwerthbare Schlüsse zu ziehen. Wie ferne liegt noch die Zeit, wo man jede wichtigere Kohlenart in der Hauptsache als ein Gemeng (durch den Grad der Condensation unterschiedener) chemischer Verbin- dungen formulirt haben wird. In meinem erwähnten Aufsatz hatte ich die Absicht, die bisherige (oft als feststehend betrachtete) Ansicht der Lehrbücher über die Constitution der Steinkohlen auf ihre Grenzen zurückzuführen und ihr eine andere Hy- pothese zur Seite zu stellen, „welche im Wesentlichen darauf hinausläuft, die Vorstellung von der Constitution der Kohlen mit den modernen An- schauungen der organischen Chemie in Übereinstimmung zu bringen.“ Da nun der Kritiker leider nur in allgemeinen Behauptungen sich ergeht und weder eine Widerlegung durch Thatsachen noch einen theo- 627 retischen Einwurf gegen meine Hypothese bringt, so behaupte ich nach wie vor, dass die Steinkohlen vorwaltend aus complicirten (der aromati- schen Reihe organischer Körper angehörenden) Verbindungen bestehen ; dass diese Kohlenverbindungen Abkömmlinge der höheren Glieder der Ben- zolreihe sein dürften, und dass das in einer Reihe von Lehrbüchern ent- haltene Axiom, die Steinkohlen seien vorwaltend Kohlenstoff mit einem Bitumengehalt, eine unbewiesene, Thatsachen weit weniger vollständig er- klärende Hypothese ist als die obige. Hat denn Jemand den reinen Kohlenstoff (wie ihn ScruLze durch Ein- wirkung von P auf CO, darstellte) aus Steinkohlen durch Extraction der- selben erhalten? Oder genügt die schwarze Farbe bereits, um den Koh- lenstoff als solchen zu constatiren und von condensirten Kohlenstoffver- bindungen zu unterscheiden ? Das Wort Bitumen ist zwar umfassend und vielsagend, wird auch als Adjectivum (bituminöse Gerüche, Hölzer, Kalksteine etc.) mit Vortheil ver- werthet, allein wo bleibt der begriffliche Inhalt? Sollte es daher so unberechtigt sein, an Stelle eines Wortes, welches verbraucht ist und dehnbar wie Gummi elasticum, eine rationelle Vorstel- lung zu setzen, welche die Thatsachen erklärt und mit der neueren Che- mie in Übereinstimmung steht? Diese Hypothese gibt Rechenschaft von den manchfachen, der aroma- tischen Reihe angehörenden natürlichen wie künstlichen Zersetzungspro- dukten der Kohlen; sie macht die langsame Metamorphose der letzteren, welche durch eine Reihe von Veränderungen am Kohlenstoffgerüst der complicirten Kohlenverbindungen (pag. 13 meines Aufsatzes) erfolgt, ver- ständlich: sie erklärt die bei fortschreitender Verkohlung zunehmende Un- empfindlichkeit gegen Reagentien. Ein Missverständniss ist es übrigens, wenn der Kritiker meint, ich versuche die Erklärung der Kohlenbildung „auf Grund der bei Reactionen auf aromatische Säuren (sic) auftretenden Umsetzungen;“ auch kommt meine Auseinandersetzung nicht darauf hinaus, dass bei der natürlichen Verkohlung schliesslich CO,, H,O und CH, entstehen, sondern ich strebte eine Vorstellung darüber an, durch welche Veränderungen der Kohlen- verbindungen (Bitumen) diese Endprodukte sich bilden und wie jene Ver- bindungen constituirt seien. Wenn der Kritiker mir Literaturunkenntniss vorwirft, so erlaube ich mir die Frage, was er denn in diesem vorwiegend theoretischen geo- logisch-chemischen Problem über die Constitution der Kohlen für andere Gesichtspunkte aufzuführen weiss. Kennt er vielleicht schon Trennungs- methoden für die die Kohlen constituirenden Verbindungen oder gar Be- ziehungen derselben zu chemischen Verbindungen von bereits bekannter Structur — oder gibt es überhaupt einen andern Weg, um das Problem der Constitution der Kohlen zu lösen? Eines macht er namhaft, es soll mir „die grosse Mannigfaltigkeit der Kohlen“ entgangen sein. Son- derbar! gerade diese Mannigfaltigkeit ist es, die nur durch Structurfor- meln im Sinn der heutigen organischen Chemie begreiflich wird. 40 * IHN I) Al 1 il IN un 628 Eigenthümlich erscheint es, dass der Kritiker, indem er die genannte Hypothese verwirft, auf die von FLeck in dem vorzüglichen Werk „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa’s von Geinıtz, FLEcK und Harrıs“ gegebene graphische Darstellung der Kohlen nach ihrer tech- nischen Verwerthbarkeit hinweist. Dieses graphische Tableau soll einst- weilen (auf die Lehre vom disponibeln und nicht disponibeln Wasserstoff gegründet) der genannten Hypothese vorzuziehen sein. Wo in aller Welt ist nun aber in FLEcX’s vorzüglichen Arbeiten über die Kohlen eine Theorie der Constitution derselben enthalten? Freck spricht sich nur bei- läufig und mit »grosser Vorsicht über diesen Punkt aus. Wenn FLeck * äussert, der nicht disponible Wasserstoff könne als chemisch gebundenes Wasser in Rechnung gebracht werden oder (a. a. O.) er sei durch den Sauerstoff der Kohle selbst oxydirt; und wenn er * von gebundenem im Gegensatz zu disponiblem Wasserstoff redet, so scheint der Kritiker frisch- weg daraus zu entnehmen, dass der nicht disponible Wasserstoff in Form von H,O und NH, in den Kohlen präexistire, allein an andern Orten *** bezeichnet Fıeck mit disponibelem Wasserstoff nur den durch den vor- handenen O und N beanspruchbaren. will aber dem wirklichen Sach- verhalt (d. h. also doch der Frage nach der Anordnung der Atome im Molecül nicht vorgreifen. Will der Kritiker in den Kohlenverbindungen fertig gebildetes Hydrat- wasser annehmen, so verweise ich ihn auf die gesammte neuere organische Chemie, mit der diese dualistische Auffassung in Widerspruch steht. Ich habe auf der 14. Seite meiner Abhandlung, ausgehend von der verschie- denen Oxydirbarkeit des Wasserstoffs und Kohlenstoffs in den Kohlen, ferner gestützt auf Analogien aus der organischen Chemie, diese Elemente in lockerer und fester Bindung angenommen; weitere Speculationen wür- den einstweilen allzusehr in der Luft stehen. Ich bleibe dabei, dass wenn überhaupt eine Vorstellung über die Constitution der Kohlen beliebt, die genannte die angemessenste sein dürfte, und competente organische .» Chemiker werden vielleicht mit derselben eher einverstanden sein wie der Kritiker. Von Interesse ist die von ScuuLze j veröffentlichte Beobachtung, dass aus Kohle durch Oxydation vermittelst Übermangansäure in alkalischer Lösung eine Säure entsteht, die dann als Mellithsäure (O,(COOH),) erkannt wurde. Diese Säure ist aber ein Abkömmling des Benzols. Da sie in Braunkohlenlagern auftritt, so entsteht sie auch bei der natürlichen Ver- kohlung. Scnuzze zeigte ferner, dass diese Säure auch aus reinem Koh- lenstoff entsteht, den er durch Glühen von Holzkohle im Chlorstrom oder durch Reduction von CO, durch P erhielt. Demnach können (was noch. nicht bewiesen ist) die Steinkohlen doch Kohlenstoff als solchen enthalten, allein es ist wahrscheinlich (Mellithsäure in Braunkohlenlagern), dass die * Die Steinkohlen Deutschlands etc.. Il, p. 232. ’°* DINGLER’sS polyt. Journal 1866, Band 180, p. 416. sk T)INGLER’S polyt. ‚Journal 1866, Band 180, p. 463. + Berichte der deutschen chem. Ges. 1871, p. 802 und 806. 629 Kohlenverbindungen des Bitumens ebensogut oder besser wie der Kohlen- stoff Mellithsäure bei der Oxydation liefern. Das Benzolderivat Mellith- säure wurde sogar aus Graphit erhalten, es ist demnach der Kohlenstoff in dieser reinen Form doch nicht so unangreifbar wie ich vermuthete. Dr. A. BALtzER, Privatdocent d. Geologie. Newhaven, Conn. July 1, 1873. Prof. Mars# hat eine neue Excursion in die Rocky mountains unter- nommen mit 10—12 Studirenden. Er wird sich nach den Mauvaises terres in der Nähe des White River wenden, die seit langer Zeit nicht besucht worden sind, weil der Charakter der dortigen Indianer eine militärische Bedeckung nothwendig macht; hierauf in die Gegend von Fort Bridger etc. Die Vertebraten aus den Fert Bridger-Schichten gehören nach Marsh, Core und Leipy zu dem Eocän, während die Kohlenschichten dieser Ge- gend nach MarsnH cretacisch sind. In Verbindung mit einigen dieser Koh- lenschichten fanden MarsH und CorE Dinosaurier-Reste und MEER Inoce- ramen, worauf sich dieser Schluss gründet. Im Gegentheil weist LEsquE- REUx den eocänen Charakter der dortigen Pflanzen nach. Die Kohlen- formation von Utah und angrenzenden Territorien ist stark und an einigen Stellen steil aufgerichtet; und die Fort Bridge-Schichten, welche die fos- silen Fische und über denselben die Säugethierreste enthalten, liegen un- gleichförmig und nahezu horizontal auf den Kohlenschichten. JamES D. Dana. Murree, Pungab d. 13. Juli 1873, Meine Sehnsucht, Freunde und Arbeitsgenossen in Europa zu besuchen und die rasenden Fortschritte in Naturwissenschaft an Ort und Stelle zu berathen, ist zwar für diesmal vereitelt, aber eine andere Gelegenheit hat sich geboten, viel Erfahrung und gutes Material zum Studiren zu sammeln. Ich verlasse übermorgen diese Bergstation. Wir reisen über Kaschmir, Ladak und den ganzen Himalaya nach Larkaud und Aksu, bleiben hier über den Winter, und wenn möglich sollen wir über Badakschan, Kafıri- stan und Kabul nach Indien zurückkehren. Wenn wir den letzten Theil der Reise durchführen, soll es eine der schönsten geologischen Excursio- nen sein, die ich mir wünschen kann. Ich freue mich sehr auf dieses voll- ständig neue Land. Wir hoffen, Ende December nächsten Jahres wieder in Caleutta zu sein und im Jahre 1875 werde ich Ihnen hoffentlich einen Besuch in Dresden abstatten. Mein geologisches Material wird gewiss nicht unbedeutend werden, obwohl ich mich mehr auf Beobachten als auf Sammeln verlegen muss. Die Mission hat namentlich, oder vielleicht ganz und gar nur einen commerziellen Zweck. ich begleite dieselbe als Natur- forscher, wobei mir meine früheren Arbeiten zu Gute kommen. Ausser ne mern ten nen Den un 630 mir gehen noch 6 Officiere mit. Wir nehmen nur eine kleine Bedeckung, denn das Land ist, wenigstens jetzt, vollkommen ruhig. FERD. STOLICZKA. Chäteau de la Roche lambert pres St. Paulien, Hte.-Loire, d..13:- An. 1873. Ich muss Sie von einem Erdbeben in Kenntniss setzen, welches hier die Aufmerksamkeit aller Geologen lebendig in Anspruch nimmt. In der Nacht vom 8.—9. August wurden am Puy 2 Uhr Morgens heftige Erd- stösse bemerkt. Die Schwingungen, von N. nach S. sich fortziehend, hiel- ten mehrere Sekunden lang an, doch erfolgte kein Einsturz der Gemäuer. Aus dem Vivarais wird berichtet, dass die Erderschütterungen sich ununterbrochen dort wiederholen. Mr. Meyer, Architeete du Puy, der von einer Amtsreise aus dem Dept. de S. Ardeche zurückkehrte, erzählte mir, dass ihn dort das starke Frd- beben 3 Uhr Nachts geweckt habe. In einem Dorfe, Chäteauneuf, sind 2 Häuser vollkommen zusammengebrochen, und beinahe alle bereits ge- borsten. Die Einwohner des Örtchens halten sich ängstlich versammelt im Freien und fürchten sich, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Ein dort befindlicher Teich, der seit undenklichen Zeiten sich in dem dort er- loschenen Krater gebildet, war gänzlich verschwunden; ein schwarzes, sumpfiges Wasser tritt jetzt von Neuem an seine Stelle. Ina von BoxBERG. \eue Literatur. Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1873. *E. Erpmann: Jakttagelser öfver Moränbildningar och deraf betäckta Skiktade Jordlager i Skane. Med 6 lith. taflor. Stockholm. 8°. * E. Erpmann: Fossila ormbunkar funna i Skanes stenkolsförande forma- tion. (Aftryk ur Geol. Fören. För. I, No. 11.) A. Barzzer: der Glärnisch, ein Problem alpinen Gebirgsbaues. Geo- logische Monographie über einen Gebirgsstock der ostschweizerischen Kalkalpen. Mit 1 Karte, 1 Profiltafel, 6 Lithographieen und 15 Holz- schnitten. Zürich. 4°. S. 100. * Bericht über die 35. Generalversammlung des Naturwiss. Ver. für Sachsen u. Thüringen in Eisleben, am 21. und 22. Juni 1873. (Zeitschr. f£. d. ges. Naturw. 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Hormann: über das Ohromerz-Vorkommen in Ungarn und dessen Aufschliessen. Inaug.-Diss. Rostock. 8°. 8. 18. * Bernm. LUNDGREN: om nagra väzter fran den Stenkolsförande Forma- tionen i nordvestra Skane. (Lunds Univ. Arsskrift. Tom IX. 4°. 8p. * Epm. v. Mossısovics: Beiträge zur topischen Geologie der Alpen. 3. Der Rhätikon (Vorarlberg). (Jahrb. d. k. k. geol. R-A. XXI. Bd. 2. Hft.) Wien. 8°. p. 137—174. M. Karte u. Profilen. * Epm. Mossısovics v. Mossväar: das Gebirge um Hallstatt, eine geo- logisch-paläontologische Studie aus den Alpen. I. Th. (Abh. d.k.k. geol. R.-A. Bd. VL) Wien. 4°. 82 S. 32 Taf. * Joun B. Perry: the „Eozoon“ Limestones of Eastern Massachusetts. (Proc. Boston Soc. of Nat. Hist. Apr. 1871.) 8°. 7p. * Fr. Aug. Quenstept: Grundriss der bestimmenden und rech- nenden Krystallographie Mit in den Text eingedruckten Holzschnitten und 8 Tafeln. Tübingen. 8°. 8. 443. *H. Rosensuscn: Mikroskopische Physiographie der petro- graphisch wichtigsten Mineralien. Ein Hülfsbuch bei mikro- skopischen Gesteinsstudien. Mit 102 Holzschn. u. 10 Taf. in Farben- druck. ‘Stuttgart. 8%. 98.398 * FRIDOLIN SANDBERGER: die Land- und Süsswasser-Conchylien der Vorwelt. 9. u. 10. Lief. Wiesbaden. 4°. S. 257—352. Taf. 3336. * Kart v. SersacH: Das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872. Leipzig. 8°. 192'8., 2 Karten, 3 Taf. * B. Sıruıman: on the Meteorie Iron found near Shingle Springs, Eldorado County, Cal. (The Amer. Jowrn. of sc. a. arts, Vol. VI. July. * Kırı Storr: Aufklärung zu den Schätzungen der zu dem Vermögen der Pest-Mätraer Bergwerks-Union gehörenden Bergwerke u. s. w. Pest. 8°. 38 S., 1 Karte. * E. Suess: über den Aufbau der mitteleuropäischen Hochgebirge. 1 Bl. * W. C. Wiruiamson: on the organisazion of the Fossil Plants of the Coal- Measures. P. V. Asterophyllites. (Proc. Royal Soc. No. 145. * T. C. Winkter: le Plesiosaurus dolichodeirus du Musee Teyler. Haar- lem. Se\.15.p.,"t Tab. * 32. Versamm]. des Comite’s für deutsche Nordpolfahrten, am 2. Juli. 8°. B. Zeitschriften. 1) Verhandlungen derk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 539.] 1873, No. 9. (Sitzg. vom 20. Mai.) 8. 159—174. Eingesendete Mittheilungen. J. Mırcov: über eine zweite Ausgabe der geologischen Karte der Erde: 159-165. F. Krıter: über die am 19. Jan. dieses Jahres in Rom verspürten Erd- stösse: 165 --- 166. 633 ©. DoeELrer: vorläufige Untersuchung von Dolomiten und Kalksteinen aus Tyrol: 166—168. Vorträge. OrpsAam: die geologische Karte des Salt Range in Pendschab: 168—170. F. Posernv: zur Geologie der Erzlagerstätten von Raibl: 170—172. C. DozLter: die Trachyte des Tokay-Eperieser Gebirges: 172—173. Einsendungen u. s. w.: 174. 1873, No. 10. (Sitzung am 17. Juni.) 8. 175--194. Eingesendete Mittheilungen. E. v. Mossısovics: das Gebirge um Hallstatt, eine geologisch-paläontolo- gische Studie aus den Alpen. I. Die Mollusken-Fauna der Zlambach- und Hallstätter-Schichten. 1. Heft: 175—178. Ta. Fucns: einige Bemerkungen zu Cn. Mayer’s „Verzeichniss der Ver- steinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens“: 178—180. R. HELMHACKER: ein neues Diatomaceen-Lager bei Tabor: 180—181. E. Tietze: die älteren Schichten bei Kappl in den Karawanken: 181-184. E. Tietze: über ein neues Gyps-Vorkommen am Randgebirge des Wiener Beckens: 184— 185. Vorträge. J. Szaso: über eine neue Methode, die Feldspathe auch in den Gesteinen zu bestimmen: 185—192. Einsendungen u. s. w.: 192— 194, 2) G. TscHermaX: Mineralogische Mittheilungen. Wien. 8°. [Jb. 1873, 411.] 1873, Heft 2. S. 51-140. C. DoerLter: zur Kenntniss der quarzführenden Andesite in Siebenbürgen und Ungarn (Tf. IN: 51— 107. C. W. C. Fuchs: über die vulkanischen Ereignisse des Jahres 1872: 107 — 117. H. FıscHer: über das sog. Katzenauge und den Faserquarz: 117—125. R. v. DrascHe: über eine pseudomorphe Bildung nach Feldspath: 125 —129. Analysen aus dem Laboratorium von E. Lupwie: 129—131. WartnHA: über die Zusammensetzung des Jordanits: 151— 132. Sıröez: Bemerkungen zur vorstehenden Notiz: 152—155. Notizen. Gewältigung eines grossen Nephrit-Blockes. Kalisalz aus Ost- indien. Bergkrystall von Nächling bei Waidhofen an der Thaya, Nie- derösterreich. Krystallform des Lanarkits von Leadhills. Schröckin- gerit, ein neues Mineral von Joachimsthal. Die Krystallform des Phar- makoliths. Zeunerit mit Uranotil von Joachimsthal. Die Krystall- sestalt des Pseudomalachits: 135—140. 634 3) J. C. Poesenvorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 8°, [Jb. 1873, 539.] 1873, CXLIX, No. 5. 8. 1—128. J. Sırks: die Krone des Nordlichtes: 112—119. 4) H. Kouse: Journal für practische Chemie. Leipzig. 8°. [Jb. 1873, 540.] 1875, VII, No. 5 u. 6, S. 193— 288. Fr. v. Kosern: über den Kjerulfin, eine neue Mineralspecies von Bamle in Norwegen: 272—275. Fr. v. KoseLL: über Waenerit: 275—278. ; H. Laspeyres: Hydrophylit, ein neues Mineral der Pinitgruppe: 278-288. 5) Leopoldin«a. Amtliches Organ der Kais. Leopoldino-Ca- rolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. Heft VII. No. 9—12. [Jb. 1873, 412.] Das Adjuncten-Collegium: Zur Abwehr: 65. (Vgl. Jb. 1873, 446.) Wahl eines Stellvertreters des Präsidenten: 66. Justus von Liesiıs, Nekrolog: 67. Die afrikanische Gesellschaft: 78. JOHANNES LEunıs, Nekrolog: 832. Jahresbericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel für das Jahr 1871: 91. 6) Zweiundzwanzigster Jahresbericht der Naturhisteorischen Gesellschaft zu Hannover- Hannover. 8". [Jb. 1872, 641.] 18711872, SI 7L. C. STRUCKMANN: über die fossile Fauna des hannoverschen Jura-Meeres: 39271: 7) Protokolle des SächsischenIngenieur- und Architekten- Vereins. Dresden, 1875. 8%. 988. A. Nase: die Hauptmomente der Entwickelungsgeschichte der Gradmes- sungen: 24—56. Oberingenieur L. Neumann: über Zerdrückungsversuche an sächsischen Elbsandsteinen: 56—66. Bergdirector OrpE: über die Entwickelung des Zwickauer Kohlenbergbaues in den 10 Jahren 1862 bis 1871: 86—95. 639 8) H. WoopwaArp, J. Morrıs a. A. Eruerinvee: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1873, 541.] 1873, May, No. 107, p. 193—240. Epw. Hvır: Mikroskopische Structur der irischen Granite (pl. IX): 193 — 196. ArtrorT: Tertiäre und paläozoische Trapp-Gesteine: 196—198. J. Anıms: die Sarson-Steine von Berkshire und Wiltshire: 198—202. Rıckerts: über Faults, Klüfte und Krümmungen : 202--208. Rupert Jones: die jurassischen Foraminiferen der Schweiz: 208—214. 9) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. |[Jb. 1875, 542.] 1873, June, No. 302, p. 401—472. Geologische Gesellschaft. Hicks: die Tremadoc-Gesteine bei St. Davids, S. Wales; O. Frsuer: Phosphat-Knollen in der Kreide von Cambridgeshire; SorLras: Ventriculitiden im oberen Grünsand von Cam- bridge: 460—462. 10) Natural History Tranmsactions of Northumberland and Durham. Vol. IV. P. 2. London, 1872. 8°. p. 505-588. Pl. 12 —21. — Ausany Hancock: Beschreibung eines Kieferstückes von Anthracosaurus Russeli, mit Bemerkungen über Loxonema und Archichthys: 385. pl. 12. Derselbe: Bemerkungen über Dipterus und Utenodus und ihre Verwandt- schaft mit Üeratodus Forsteri Krerrtr: 397. Pl. 13, 14.- A. Hancock u. Tu. Artuev: über Pleurodus Rankiniu, 2 neue Arten Pla- tysomus und ein neues Amphicentrum etc. aus den Steinkohlenlagern von Newcastle: 408. Pl. 15, 16. 11) Memoirs of the Boston Society of Natural History. Bo- ston, 1871—1872. 4°. — Für paläontologische Vergleiche sind drei hier niedergelegte Monographien von Bedeutung, auf die wir noch besonders verweisen: Epw. S. MoorE: über die ersten Gerüste der Terebratulina septentrionalıs. Voll. P. 1. No. 2, p. 29-398 Ta 2° Eruiorr Coves: über die Osteologie und Myologie von Didelphys virginı- ana. Vol. II. P. 1. No. 3, p. 41-154. A. S. Paorarp: über die Entwickelung des Limulus polyphemus. Vol. U, B. I. No.*E. p.21552. 202 Tatra: 636 12) B. Sırrıman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8° [Jb. 1875, 542.] 1873, June *, Vol. V, No. 30, p. 411—494. J. Brus#: über einen compacten Anglesit von Arizona: 421. D. Dana: über einige Resultate der Contraction der Erde durch Ab- kühlung, einschliessend eine Besprechung über den Ursprung der Ge- birge und die Natur des Erdinnern: 423. J. H. Eaton: über die Beziehungen des Sandsteines, der Conglomerate und des Kalksteins von Sauk County zu einander und zu dem Azoi- schen: 444, . LEcoxtE: über die Bildung der Gestalt der Erdoberfläche: 448. W.. Power: Bemerkungen über die geologische Structur eines Distric- tes N. des Grand Caüon von Colorado: 456. A. E. VerriLL: über die Mollusken von Europa und des östlichen Nord- amerika: 465. D. Warner: Vorkommen der Trias in British Columbia: 473. OÖ. ©. Marsa: über neue tertiäre Säugethiere, Tillotherium, Brontotherium und Hlotherium: 485. G. J. N Er 13) Proceedings ofthe Academy of Natural Sciences of Phi- ladelphia. 8. Part. I—IlI. 1871. (Philadelphia, 1871—1872.) OÖ. C. Marsu: über einen Zahn einer neuen Art Lophiodon aus dem Mio- cän von New-Jersey: 9. Leipy: Reste von Mastodon americanus und Equus pacificus aus Califor- nien: 50. F. B. Merk: Beschreibung von neuen Arten wirbelloser Fossilien aus car- bonischen und devonischen Gesteinen in Ohio: 57—93. Leipy: über einige ausgestorbene Schildkröten von Wyominz Territory: 102, 154. OÖ. C. Mars#: über einige neue Reptilien und Fische aus der Kreidefor- mation und Tertiärformation der Rocky Mountains: 103. Leipy: Ueberreste von Mastodon «americanus und Fqwus in Nord-Caro- lina: 113. Leipy: Überreste ausgestorbener Säugethiere in Wyoming: 113. Lsipy: über die Granaten von Green’s Creek, Delaware Co.: 155. F. B. Merk: Beschreibungen neuer Arten Fossilien aus Ohio und anderen westlichen Staaten und Territorien: 159. F. B. Merk: über einen neuen Brachiopoden (Lingulella Lamborni MEEk) aus den bleiführenden Gesteinen der Grube La Motte in Missouri: 185 mit Abbildungen. Leıpy: Bemerkungen über Palaeosyops von Wyoming: 197. * Der Inhalt des Juli-Heftes steht bereits S. 542. 637 Lripdy: Bemerkungen über Mastodon aus Californien und Anchitherium von Jefferson Fork am Missouri: 198. Lrıy: Bemerkungen über fossile Wirbelthiere von Wyoming: 228; über einige ausgestorbene Nagethiere: 230. Leipy: über Mineralien von Mount Mica: 245. Leipy: über Fossilien von Oregon: 247. Core: über fossile Reptilien aus der Kreideformation des westlichen Kan- sas: 297. T#. D. Ranp: Bemerkungen über Feldspathe u. s. w. von Philadelphia und Umgegend: 299. F. B. Merk: Beschreibung neuer westlicher paläozoischer Fossilien aus der untersilurischen Cineinnati-Gruppe von Ohio: 308—336. an 5 N ‚Bi Auszüge, A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. V. v. Zep#arovicH: über den Syngenit,einneues Mineral der Salzlagerstätten. (Sitzber. der k. Ak. d. Wiss. 67. Bd. 1873.) Es war bereits Gelegenheit, dieses Mineral, welches vor etwa drei Jahren zu Kalusz in Ostgalizien, an einer gegenwärtig verstürzten Stelle in Steinsalz- Drusen angetroffen wurde, zu erwähnen. Die erste Nachricht über das Vorkommen gab Zeruarovich im Juni vorigen Jahres*, nachdem durch einige vorläufige Messungen und optische Beobachtungen und eine im Laboratorium der Prager Universität ausgeführte Analyse die wichtigsten Eigenschaften des neuen Minerales sicher gestellt schienen: er nannte dasselbe Syngenit, um an die Verwandtschaft seiner Substa..z mit jener des gleichfalls auf den Salzlagerstätten heimischen Polyhalites zu erinnern. O. VöLKer’s Analyse ergab nämlich die Zusammensetzung des als Labora- toriums-Produkt längst bekannten Kalk-Kali-Sulfates, CaSO, . K,SO, . H,O, welches sich von dem Polyhalit nur durch den Abgang des Magnesium- Sulfates unterscheidet. Auf den ersten Blick haben die wasserhellen, lamellaren Syngenit-Aggreyate eine grosse Ähnlichkeit mit Gyps, welcher gleichfalls häufig in Steinsalz-Drusen erscheint, von dem sie sich jedoch alsbald durch Härte und Spaltbarkeit unterscheiden. K. Vrsa hatte zwei Exemplare davon, unter der Bezeichnung „Sylvin“ von Kalusz ** in EgEr’s Mineralienhandlung in Wien erworben und war es ihm nicht entgangen, dass das begleitende Mineral, ein von Gyps verschiedenes sei. In seiner ersten Notiz über den Syngenit erwähnte ZrpuarovicH bereits, dass die Krystalle desselben und die als rhombisch beschriebenen, künstlich dar- gestellten Krystalle des Kalk-Kali-Sulfates nahezu ident, dass die ersteren aber durch einen constant monoklinen Habitus ausgezeichnet seien, so dass * Jahrb. 1872, 536; 1873, 88: ** Ausser dem fälschlich als Sylvin bezeichneten Steinsalz, wurde gleichzeitig wirklicher Sylvin acquirirt und durch eine Verwechslung der Proben die erste, irrige Angabe über das Vorkommen des Syngenit mit Sylvin veranlasst. 639 man sie ohne Prüfung im Polarisations-Apparate, als entschieden mono- klin bestimmen müsste. Die auf ihrer Tafelfläche liegenden Syngenit-Kry- stalle zeigen nämlich im Polarisations-Apparate unmittelbar, zwei symme- trische Ringsysteme, welche ganz jenen rhombischer Substanzen gleichen, mit einer anscheinend auf der Tafelfläche normalen Bissectrix. Eine voll- ständigere, optische Untersuchung zeigte aber nachträglich, dass die Syn- genit-Krystalle, ungeachtet ihrer scheinbar rhombischen Ringfignren, mon 0- klin seien, wie dies auch vollkommen ihrem morphologischen Charakter entspricht; überdies hatte sich auch nach Abschluss der Messungen er- geben, dass eine Beziehung der Syngenit-Formen auf ein rechtwinkliges Axensystem unstatthaft sei. Nach diesen Erfahrungen war eine neuer- liche Prüfung der Krystalle des Laboratorium-Produktes wünschenswerth geworden; ZEPHAROVIcH’s Messungen an einigen künstlich dargestellten Krystallen des Kalk-Kali-Sulfates, welche er V. v. Lane und F. ULrIcH verdankt, erwiesen, dass dieselben gleichfalls monoklin seien, wie dies zu- erst auch A. BrezımAa aus dem Verhalten ihrer Zwillinge im Polarisations- Apparate erschlossen hatte. Im Laufe des zweiten Halbjahres 1872 folgte der Pubiication der ersten Nachricht über den Syngenit eine Abhandlung von J. Rumpr über dasselbe Mineral, welches von ihm „Kaluszit“ genannt wurde. Die Formen desselben wurden als monoklin beschrieben, die Sub- stanz von F. Uruık als ident mit dem Kalk-Kali-Sulfate der Laboratorien erwiesen. Da aber für die künstlich dargestellten Krystalle das rhom- bische System angegeben war, und die morphologische Übereinstimmung derselben mit dem Kaluszer Mineral von Runpr übersehen wurde, nahm er einen Dimorphismus der genannten Verbindung an, womit auch die stark differirenden Angaben über das Eigengewicht des „Kaluszit* und Syngenit im Einklang zu stehen schienen. TscHErMAK zeigte aber, dass ‚, die Krystalle des „Kaluszit* in ihren Winkeln mit jenen der Labora- toriums-Krystalle nahe übereinstimmen, dass sich dieselben im Polarisations- Apparate wie rhombische Substanzen verhalten und dass demnach der „Kaluszit* mit dem von Zeruarovich bereits früher Syngenit genannten Minerale ident sei; auch erwähnte TscHErMaR, dass sich Rumpr mit der rhombischen Auffassung der Krystalle einverstanden erklärte. Auf die vorerwähnte Differenz in den Eigengewichts-Bestimmungen wurde hierbei nicht eingegangen. Eine wiederholte Gewichtsbestimmung des Syngenit ergab aber, dass die zuerst mitgetheilte Zahl auf einem Rechnungsfehler beruhe; aus drei in ihren Resultaten fast übereinstimmenden Versuchen Vrea’s ergab sich schliesslich G —= 2,60, und dürfte demnach die abwei- chende Angabe Rumpr’s (G — 2,25) auf einem Fehler beruhen. Nachdem somit die von Rumpr angenommene Dimorphie des Kalk-Kali-Sulfates nicht besteht, verliert auch die Bezeichnung „Kaluszit“ ihre Berechtigung und hat für das Mineral der ältere Name Syngenit einzutreten. — Achtzehn, grösstentheils ausgezeichnete Krystalle, lagen Zeruaroviıca zur Ermittlung der krystallographischen Elemente vor. Sie erscheinen stets als nach der Hauptaxe langgestreckte, schmale Täfelchen mit vorwiegendem Orthopina- koide, im Allgemeinen mit rectangulären oder lanzettförmigen Umrissen. 640 Einer der schönsten Krystalle ist 14 mm. hoch, 2 mm. breit und Y, mm. dick; meist zeigen sich feine Nadeln, zuweilen aber bis 5 mm. breite und 1 mm. dicke Tafeln, die bis 10 mm. Höhe erreichen. Derartige vollkom- mene, wasserhelle Individuen sind stehend und meist einzeln aufgewach- sen-in den weiteren Zwischenräumen der lamellaren, in’s Geradschalige übergehenden Syngenit-Aggregate, welche zuweilen in ansehnlichen Mas- sen, in Steinsalz-Drusen derart auftreten, dass die Entstehung der beiden Minerale als eine gleichzeitige erkannt wird. In einer fragmentaren Par- tie eines solchen Aggregates sind die einzelnen Individuen 10 em. hoch und 5 cm. breit; ihre Tafelflächen, wie auch jene der grösseren Krystalle sind stets mehr weniger stark vertical gefurcht, während auf den übrigen zahl- reichen Flächen der Prismenzone die Furchung zuweilen zurücktritt oder auch gänzlich fehlt. Die flächenreichen Enden der Krystalle sind glatt, falls sie nicht erodirenden Einflüssen ausgesetzt waren. ZEPHAROVICH hat die von Rumpr gewählte Aufstellung der Syngenit-Formen, bei welcher das Spaltprisma als ocP bezeichnet ist, beibehalten, sie gewährt auch den Vor- theil, die Winkel-Analogien mit den Gyps-Flächen in ihrer geläufigsten Bezeichnung hervortreten zu lassen. Unter den beobachteten Formen sind folgende die häufigsten: ooPoo.00ofw.oP.ooPf4.wR3.00R2.xP. oof2.—Pxo.P00.2700.200.P 2P. Aus den relativ am sichersten bestimmten Neigungen: ooP3 : ooRfoo = 156° 6’ oP :ooPoo = 104 — Foo : ooPfoo — 100 38 welche Mittelwerthe aus 33, 7 und 11 Messungen sind, ergibt sich als Längenverhältniss der Klinodiagonale (a), Orthodiagonale (b) und Haupt- axe (c) a:b.:c ==:1,3699: 2: 0838, und der Winkel der Axen ac = 76" 0‘. Die Krystalle sind vollkommen spaltbar nach .oxT00 und nach ooPf. Es wurde bereits früher erwähnt, dass die durch das vorwaltende ooPfoo tafeligen Krystalle, auf dieser Fläche im Polarisations-Apparate liegend, unmittelbar die beiden Axen- bilder zeigen. welche in symmetrischer Gestaltung und Farbenvertheilung ganz jenen rhombischer Substanzen gleichen. Es hat diese Erscheinung bei der ersten Bestimmung des Krystallsystemes irre geführt. Der Nach- weis, dass sich der Syngenit auch optisch wie monokline Körper ver- halte, ist sehr einfach. Besitzt das Polarisations-Instrument unterhalb des Analyseurs ein centrirtes Fadenkreuz, so fällt der die beiden Ringsysteme durchziehende dunkle Balken bei keiner Lage des Krystalles in den Mit- telpunkt des Fadenkreuzes; er erscheint etwas seitlich oder oberhalb des-_ selben, und in einer diametralen Lage, wenn der Krystall um die Normale des Orthopinakoides um 180° gedreht wurde. Es kann demnach die Bis- sectrix nicht mit der Normale auf Poo coineidiren. Legt man 2 Kry- stalle, einen gegen den andern um 180° in obiger Weise gedreht, mit ihren oP&o Flächen übereinander, so zeigt sich eine Combinations-Figur aus 641 den Ringsystemen der beiden einzelnen Individuen. Die gleichen com- binirten Ringsysteme sieht man auch, wie BrEzına zuerst beobachtet hatte, in den natürlichen Zwillingen des künstlich dargestellten Kalk-Kali-Sul- fates. Die Ebene der optischen Axen ist parallel der Orthodiagonale. Um die Lage der Elasticitäts-Axen zu bestimmen, wurde aus einer hohen Syn- genit-Tafel eine Platte parallel der Symmetrie-Ebene geschnitten, dieselbe quer getheilt und die beiden Hälften, um 180° gedreht, mit ooPoo anein- ander gefügt. Ein solcher künstlicher Zwilling zeigt sehr deutlich, dass die optischen Elasticitäts-Axen in den beiden Hälften nicht parallel sind. Der Winkel, den dieselben an der Zwillings-Ebene einschliessen, ist nach Vrsı für weisses Licht — 5° 42‘, für gelbes Licht = 5° 32‘. Eine „hori- zontale Dispersion“ zeigt sich nicht in den Ringsystemen. Die Dispersion der optischen Axen ist hingegen beträchtlich, p/ v. Der scheinbare Win- kel der Axen ist nach Vrsa für Roth —= 41° 55‘, für Blau — 46° 22‘. Die Substanz ist optisch negativ. Das spec. Gew. des Syngenit ist 2,603 im Mittel dreier Wägungen im Piknometer bei 174,°C. Die Härte ist 2,5. Ueber die chemische Constitution des Syngenit liegen die Un- tersuchungen von F. Uruık in Graz und von O. VÖLKER in Prag vor. Die Resultate der Analysen sind die folgenden: 1; 2. 3 4. 5. dal 17,14; 2 1709, 16,675 .16,62..:116,97 K,0.,728,57 .. 28,53.:28,40..,128,72. 1,28,03 SO, 48,63 4833 48,35 49,04 H,O: 550° 546.546 545. 5,81 ULrık (Nr. 1- 4) hat in den Proben 3 und 4 auch Chlornatrium (in 3 betrug die Menge desselben 1,42 Proc.) und VÖLKER (Nr.5) 0,46 Proc. Magnesia nachgewiesen. Die Substanz ist demnach CaSO,.K,SO,.H,O deren Zusammen- setzung erfordert: CaO 56 17,06 K,0 94,2 28,70 330, 206020. 2748.75 H20 18 5,48 In der Flamme des Bunxsex’schen Brenners wird das Mineral trübe, färbt die Flamme violett und schmilzt leicht zu einer wasserklaren, nach dem Erkalten weissen, wenig glänzenden Perle, mit krystallinisch-feinkör- niger Textur. Im Kölbchen decrepitirt die Probe heftig, gibt Wasser ab und schmilzt nach längerem Glühen zu einer milchweisen Masse. Von Wasser wird das Mineral leicht angegriffen. Wird die polirte ooPoo Fläche eines Krystalles mit einem in Wasser getauchten Pinsel wiederholt überstrichen, so zeigen sich auf derselben unter dem Mikroskope bald regelmässige Erosionsfiguren, die sämmtlich parallel der Prismenkante ge- richtet sind. Wird eine fein gepulverte Probe mit destillirtem Wasser übergossen, umgeschüttelt und rasch filtrirt, so enthält das Filtrat bereits eine ansehnliche Menge der Substanz in Lösung. Die klare Flüssigkeit wird beim Erwärmen trübe von abgeschiedenem Gyps. Es sind beiläufig Jahrbuch 1873. 41 1? 642 400 Theile Wasser erforderlich, um 1 Theil Syngenit zu lösen; die Lös- lichkeit entspricht somit jener des Gypses. G. TschermaXk: Kalisalz aus Ostindien. (Mineral. Mittheil. 1873, 2. Heft S. 136.) Eine Neuigkeit, welche hier durch die diesjährige Welt- ausstellung bekannt wurde, ist die Auffindung von kalisalzhaltigen Schich- ten in den Mayo Mines in der Salzkette (Salt range) im Norden des Pend- schab. T. OrLpuam, welcher die sehr interessante Ausstellung ostindischer Mineralprodukte veranlasste und leitete, hat bereits in einem Vortrage, welcher in den Verhandlungen der geolog. Reichsanstalt abgedruckt ist, über die geologische Stellung des Steinsalzes in jenem Gebirge eine Mit- theilung gemacht, aus der zu entnehmen ist, dass diese Steinsalzbildung der Silurformation zugerechnet wird und demnach als die geologisch älteste unter den bekannten Salzablagerungen erscheint. In der letzten Zeit wurde man in dem genannten Salzwerke auf ein Salzvorkommen aufmerksam, welches durch seine Härte auffiel und bei genauerer Untersuchung durch Warr# einen bedeutenden Gehalt an Magnesia und Kalium erkennen liess. Von diesem Vorkommen sind nun in der Ausstellung Stücke enthalten, welche ein weisses oder röthliches körniges Gemenge von Sylvin, Steinsalz und Kieserit darstellen. Der Sylvin und das Steinsalz sind sogleich durch die Spaltbarkeit und die Flammenreaction zu erkennen. Der Kieserit, welcher in Körnern auftritt, die im Maximum 12 mm. Durchmesser haben, ist farblos und zeigt die vom Hallstädter Mineral angegebene Härte und Spaltbarkeit. Stellenweise erscheint der Kieserit auch dicht. Der Was- sergehalt wurde zu 12,99 Proc. bestimmt, was mit dem berechneten von 13,04 übereinstimmt. Da der Kieserit an feuchter Luft sich in Bittersalz verwandelt, werden die Stücke, welche aus jenem Gemenge bestehen, an der Oberfläche ganz locker und liefern eine beständig abfallende Rinde. Manche Stücke bestehen sehr vorwaltend aus Sylvin. A. Brezına: Bergkrystall von Nächling bei Waidhofen an der Thaya. Niederösterreich. (A. a. O0. 5.156.) Von diesem Fund- orte kam kürzlich an das Museum eine grössere Suite Bergkrystalle, zum Theil lose, zum Theil in Krystallgruppen; dieselben, welche fast durch- gehends die Ausheilung verbrochener oder in der Ausbildung gestörter Partien zeigen, sind wasserhell bis graulichweiss, vielfach durch fremde Beimengungen verunreinigt und zeigen herrschend das gewöhnliche Prisma mit dem Dihexaäder (©R.-+R.—.R); die losen Krystalle gehen an einem Ende gewöhnlich in eine grosse Anzahl kleiner Spitzen aus, welche durch das Dihexaöder und an einigen Individuen nebstdem durch die holoedrisch auftretenden Gestalten (P2 und P®/,) gebildet werden; die letzteren zwei Gestalten besitzen immer starkglänzende, gegen die anliegenden Dihexaöder- flächen zu gekrümmte Flächen. Unter den Krystallgruppen ist nament- lich eine hervorzuheben, welche die Spuren der Ausheilung besonders- 643 deutlich zeigt; einer ihrer Krystalle trägt an drei nebeneinanderliegenden Dihexaöderkanten die holoedrisch entwickelten y Flächen, an zwei ab- wechselnden Ecken nebstdem das Trigonoöder s = 2P2. Hırser: über ein Titaneisen von abnormer Zusammen- setzung. (Sitzungsber. d. phys.-medicin. Societät zu Erlangen. Sitzung v.28. Juli.) v. GERICHTEN analysirte ein Titaneisen, welches wegen seiner von den bisher bekannten Constitutionsverhältnissen abweichender Zusam- mensetzung Interesse verdient. Das Material ist von einem prachtvollen Titaneisenkrystalle genommen, der sich ohne nähere Angabe des Fund- ortes in dem mineralogischen Cabinete der Universität Würzburg befindet, wohin er aus dem Nachlasse von STRECKER gelangte. Bezüglich des Fund- ortes dürfte daher auch Norwegen festzuhalten sein. Nırs wird genaue krystallographische Messungen über dieses Prachtexemplar speciell ver- öffentlichen, weshalb hier nur über die Resultate der quantitativen Ana- lyse referirt werden soll. Zur Analyse wurden Stücke verwandt, frei von Silicatbeimengungen, sowie von jeder Zersetzung. Die qualitative Analyse zeigte die Abwesenheit von Magnesia, Kieselsäure etc.; nur Titansäure, Eisenoxyd und Spuren von Eisenoxydul waren vorhanden. Die quantitative Analyse ergab: Titansäure (TiQ,) == 46,42°,, Kisenoxyd (Ke,0,) = 52,67°,, Drsenoxydul (PeO) —- 1,07%, 100,16 °/,. Da nun die kleine Menge von Eisenoxydul als ganz unwesentlich zur Constitution des Titaneisens betrachtet werden darf, besonders da nicht die geringste Spur von Magnesia nachgewiesen werden konnte, so wäre das Verhältniss zwischen Fe,O, : TiO, = 1:1,70=3:5,1, die Formel demnach: (Fe,O,)’ (TiO,)’”. Das Verhältniss ändert sich kaum, wenn man das gefundene Eisenoxydul auf die entsprechende Menge Titansäure be- rechnet und dieses titansaure Eisenoxydul als vielleicht secundäres Pro- dukt vom Ganzen abzieht, und die Titansäure mit Eisenoxyd auf 100 be- rechnet. Dagegen wird es etwas schwankend, zieht man blos Eisenoxydul von der Gesammtmenge ab und berechnet dann auf 100, indem hier eher das Verhältniss 4:7 als 3:5 annehmbar erscheint. Viel berechtigter tritt dagegen die Annahme 3:5 hervor, wenn man das Oxydul auf Oxyd be- rechnet, indem sich hier statt 3: 5,1, wie oben, das Verhältniss 3 : 5,04 ergiebt, mithin die oben erwähnte Formel (Fe,O,)’ (TiO )?’ die meiste Be- rechtigung hat. Des Vergleiches halber seien nachstehend die Constitu- tionsformeln von Titaneisen mitgetheilt, so weit dieselben nach den vor- handenen Analysen aufgestellt sind. RAMMELSBERG unterscheidet 3 Hauptklassen: 1. FeO, TiO, IE .eO |. 1/,MgO ) nur 41* al 644 II. FeO mMnO } TiO, + nFe,O,. MgsO Hievon abweichend sind bekannt: 1) ein Titaneisen von Harkau bei Chemnitz, von Hrssrz untersucht, mit der Formel: (Fe,O,), (TiO,),, 2) ein Titaneisen von RAMMELSBERG beschrieben - Iserin mit der For- mel: (FeO, TiO,), + (Fe,0,, TiO,3), 3) ein Titaneisen von Unkel am Rhein, von RAmmELsBERG beschrieben, Eisenoxyduloxyd enthaltend, von der Zusammensetzung: 2(FeO, TiO,) + 3(FeO3, Fe,0,?). Pısanı: Analyse des Jeffersonit von Franklin. (Comptes rendus, LXXVI, 237.) Die in den Sammlungen vorhandenen Jeffersonite scheinen gewöhnlich in einem gewissen Stadium der Zersetzung begriffen, an Ecken und Kanten abgerundet. Neuerdings erhielt Pısanı von Frank- lin in New-Jersey grössere krystallinische Partien bis zu 1 Cent. im Durch- messer von diesem Mineral, welche er einer näheren Untersuchung unter- warf... H. — 5,5. G. — 3,63. Chem. Zus: Kieselsäure. .. . — 49,95 T'honerde" 2. „..2.. »-0,85 Kalkerde ... ..."27 25,55 Manganoxydul . . 10,20 Eisenoxydul . . . 891 Magnesiat Ns Zinkoxyd !' I RNNE 10T Verlust". yes 101,57. Es enthält dieser Jeffersonit mehr Zinkoxyd als die bisher analysir- ten. Da er nicht zersetzt, so kann er gleichsam als Typus des Jeffersonit betrachtet werden. L. Sıröoz: Analyse des Jordanit von Imfeld im Binnen- thal. (G. TscnermaK, Mineral. Mittheil. 1873, 1. Heft S. 29.) Der Jor- danit war bisher nur krystallographisch, aber nicht chemisch näher unter- sucht; um so erwünschter daher die im Laboratorium von E. Lupwıs durch Sıröez ausgeführten Analysen, deren Gang genau angegeben. Arsenik:... .. .124.12,78 12,86 Blei. Hamas. 2. 20000809,99 68,95 Schwefel... ......:18.18 18,13 100,95. 99,94. Die Zusammensetzung des Jordanit wird demnach durch die Formel As,Pb,S,. ausgedrückt. 645 Pısanı: Analyse des Arit vomBergeAr. (A.a.0.) Vor einiger Zeit beschrieb BERTHIER ein Mineral aus den Basses-Pyrenees vom Habi- tus des Nickelin, dessen Zusammensetzung 53,0 Arsenik, 27,8 Antimon, 33,0 Nickel, nebst kleinen Quantitäten Eisen und Schwefel. Des CLoizeAvx fand ein ähnliches Mineral am Berge Ar, am Fusse des Pic de Ger, fünf Stunden von Eaux-Bonnes, das von Apım Aarit genannt wurde. Es ist das nämliche, welches BERTHIER beschrieb. Der Arit ist amorph, hat die Farbe des Breithauptit, spec. Gew. — 7,19. Die Analyse ergab: Schwefel... 3. 1.r.4,...1,7 Arseniks ..., ......0.000110 ANGMON ra. 48,6 Nickel... 4... 7.3.34: i ZmG nn. ZA 101,5. Das Mineral ist demnach nur als eine Varietät des Breithauptit zu betrachten. Es findet sich auf einem Gang, begleitet von Blende, Blei- glanz, Ullmannit und Quarz. A. Brezına: Anatas und Brookit vom Pfitscher Joch in Tyrol. (A.a. 0.8.49.) Das Wiener Museum erhielt kürzlich ein grosses Handstück von Gneiss, das an der einen Seite mit Krystallen von Periklin und Chlorit bedeckt, an vier Seiten oberflächlich angegriffen ist. Drei der letzteren sind mit Krystallen von Anatas und Brookit besäet. Das Vor- kommen des Anatas und Brookit ist für Pfitsch neu; das des Brookit für Oesterreich überhaupt. Die Krystalle des Anatas sind ockergelb bis leber- braun, durchscheinend, bis 2,5 mm. lang; die kleineren Individuen zeigen ausschliesslich P, die grösseren untergeordnet nach OP, an einem tritt noch eine stumpfere Pyramide, vielleicht \/,P, auf. — Der Brookit bildet morgen- bis, ziegelrothe, durchsichtige bis durchscheinende papierdünne Tafeln, deren Höhe und Breite bis 1,5 mm. Die herrschende Fläche ooP6o zeigt die characteristische Streifung; untergeordnet treten ooP?2 und eine Pyramide auf. A. Scuhraur: Krystallform des Lanarkit von Leadhills, (G. TscHermarR, Min. Mittheil. 1873, 2. Heft.) Die Krystallgestalt des La- narkit hat BRookE und später Gres zu bestimmen versucht. Die Winkel- angaben dieser genannten Autoren sind aber theils unvollständig, theils unrichtig. Nach Schraur’s Messungen ist das vollkommen genaue Para- metersystem dieses Species: Monoklin, a:b:.c= 0,868113 : 1: 1,383634— 7 — 91° 49. Beobachtet wurden die Flächen: oPoo; oP; Y,Poo; !Y.P10; "/,,.7/; 383; 2Y10. OP ist Ebene der vollkommenen Spaltbarkeit. ee en ME en BEE A, Ai) ee er - ET T RRURM 646 A. Schrauvr: Schröckingerit, ein neues Mineral von Jo- achimsthal. (A.a. 0. S. 137.) Herr Sectionschef ScHRöckıngEr hatte an SCHRAUF eine Suite von Mineralien des Fundortes Joachimsthal zur Durchsicht übergeben. Auf mehreren Handstücken dieser Colleetion findet sich ein neues, kalkhaltendes Uranoxydcarbonat. Für dieses neue Mineral ‚hat Schraur den Namen „Schröckingerit“ vorgeschlagen. Die Characteri- stik ist folgende: Das Mineral krystallisirt in kleinen dünnen sechsseitigen Tafeln von schwarzem, fast perlmutterähnlichem Glanze. Diese zarten, circa 1 mm. grossen Krystallblättchen sitzen zu kuglichen oder flocken- ähnlichen Gestalten dicht zusammengehäuft auf Uranpecherz. Ihre Farbe ist ein lichtes Grünlichgelb, zwischen Schwefelgelb und Zeisiggrün schwan- kend. Das Mineral enthält kaum nachweisbare Spuren von Schwefelsäure. In der Glühhitze wird der Schröckingerit ähnlich dem Liebigit orangeroth. Der Glühverlust entspricht dem Gesammtverluste an Kohlensäure und Was- ser und beträgt 36,7 Proc. Neben Uranoxyd wurde eine geringe Quantität von Kalk aufgefunden. Unter dem Mikroskope lässt sich die Krystallform bestimmen. Die Gestalt des Minerales ist ähnlich der des Glimmers. Pris- matische, sechsseitige Tafeln, begrenzt durch die Flächen: oP>o und ooP. Eine optische Hauptschwingungs-Ebene steht senkrecht auf oPoo, daher der Annahme des prismatischen Krystallsystems gerechtfertigt. Der Winkel am ist 58%,°. Der Schröckingerit unterscheidet sich somit in allen Eigenschaften von den bisher bekannten Urankalk-Carbonaten. Die Krystallgestalt des Voglit ist wesentlich von der des Schröckingerits ver- schieden. Nach ScHhraur’s mikroskopischen Beobachtungen ist der Winkel der Grenzflächen an den Voglitblättehen 73—80° und eine optische Haupt- schwingungsaxe ist circa 36" gegen eine dieser Flächen geneigt. A. Schraur: die Krystallform desPharmakoliths. (A. a. ©. S. 138.) Seit den Beobachtungen Haıpınser’s von 1825 sind keine neueren Messungen über Pharmakolith veröffentlicht. ScHraur hatte Gelegenheit, genauere Messungen anzustellen, da ihm Herr Sectionschef ScHRöCcKINGER einige prachtvolle Stufen von Joachimsthal zur Verfügung stellte. Es zeigte sich, dass die bisherigen Winkelangaben in einzelnen Fällen bis zu '/,° von der Wahrheit entfernt sind. Das vollkommen genaue Parameterver- hältniss. ist: Monoclin: a: b: c = 0,613727 : 1: 0,362226 — n —= 96° 46?/3'. Beob- achtete Flächen: oofoo Hauptspaltungsfläche; Yoo; oP; #3; —3P3;,. A. Schravr: die Krystallgestalt des Pseudomalachits. (A. a. ©. S. 139.) Allen bisherigen Angaben über die Krystallgestalt des ‚Pseudomalachites liegen jene Winkel zu Grunde, welche Haıpınser 1825 für diese Species angegeben hat. Aus diesen Winkeln folgt aber eine Isomorphie mit Brochantit. Auch die bisher gezeichneten Formen stimmen nahe mit der Gestalt des von ScarAur beschriebenen Königin überein. Die 647 Messungen an Krystallen von Pseudomalachit vom Fundorte Ehl ergaben aber vollkommen differente Resultate. Sie lassen es als zweifelhaft er- scheinen, ob überhaupt die früheren Messungen Haıpineer’s auch wirklich an Pseudomalachit ausgeführt wurden. Obgleich die Krystalle nicht voll- kommen scharf spiegeln, so lässt sich doch mit grosser Genauigkeit das folgende Resultat ableiten: Beichsi a4: b: ec — 21938:1:1,1463 — Z —= 90 307 = AT’ = 885%. Beobachtete Flächen: ooPoo; woPoo; oP; P'; ‚P; °/,'P°,,; /,P,3; ‘P'oo; v‚P,oo; ‚P'oo; ooP'; oc’P. Die Flächen &P‘, &o'P und ooPoo herrschen vor. Beobachtet wurden Juxtapositions-Zwillinge, deren Zwillingsaxe normal auf dem Brachypina- koid ist. Die Neigung der Hauptschwingungs-Ebene zur Normale auf ocPoo ist 70°, womit die Angaben Des CuoizEaux’s übereinstimmen. Die untersuchten Krystalle liessen neben Phosphorsäure wohl Arsensäure aber kein Vanadin erkennen. Ihre Dichte ist 4,34. Der Wassergehalt gegen 8,0 Proc. Sie können daher auf die Formel: 5CuOP,O, -+ 3CuOH,0, welche Ranneusserg für Phosphorocaleit, Dana für eine Subspecies Pseudo- malachit angibt, zurückgeführt werden. B. Geologie. F. SANDBERGER: Weitere Mittheilung über den Buchonit. (Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wissensch.) Für ein bisher nicht als selbstständige Felsart ausgeschiedenes vulkanisches Gestein hat Sanp- BERGER * den Namen Buchonit vorgeschlagen und die Mittheilung einer vollständigen quantitativen Analyse in Aussicht gestellt. Es wurde dazu die mittelkörnige Varietät vom Calvarienberge bei Poppenhausen auf der Rhön gewählt, deren spec. Gew. 2,85. Sie lässt als Bestandtheile erken- nen: Nephelin, z. Th. schon in Natrolith übergehend, Hornblende, das a. a. O. näher charakterisirte glimmerähnliche Mineral, Magneteisen, tri- klinen und orthoklastischen Feldspath, Apatit, Augit. Von Salzsäure wird ein grosser Theil derselben (40,73 °/,) unter sehr deutlicher Abscheidung gallertartiger Kieselsäure zersetzt. Dieser verhält sich daher zu dem nicht zersetzbaren wie 2:35, während C. GmELIN für das Gestein von Sins- heim das Verhältniss 3:4 gefunden hat. In dem von der Behandlung mit Salzsäure bleibenden Rückstande ist nach Entfernung der Kieselsäure durch kohlensaures Natron Hornblende, äusserst wenig Augit, wasserheller orthoklastischer Feldspath und wenig trüb gewordener nicht mehr gestreif- ter (triklinischer) zu erkennen. Die quantitative Analyse wurde von E. v. GERICHTEN ausgeführt und ergab: * Jahrb. 1872, 743. 648 # 1. InSalzäure 2. InSalzsäure 3. Gesammt- löslicher Theil unlöslich. Theil Resultat. auf 100 ber. desgl. Kieselsäure... ., .... .,,89,19 54.64 45,84 Phosphorsäure. . . . 2,50 _ 0,66 Pisenoxyd. . 72.201080 14,46 14,32 Thonerde, 2... 2..222°898% 10,68 10,18 Euisenexydul:. 2: 2.14.56 2,34 6,42 Kalk ei. oe. .0r028 08 7,15 8,40 Masnesia .. nu. Te 0,44 1,47 Kallıgaheit: Saar aulgerın2.16 5,25 3,56 Natton a}. tes Ines. n12408 5,04 8,77 Wasser ir anf senken 2520 _ 1,21 101,23 Eine Berechnung der Analyse auf die einzelnen Bestandtheile ist noch nicht ausführbar, da weder die Zusammensetzung des Glimmers, noch die der Hornblende bekannt ist, was für dieselbe unerlässlich wäre. Die ge- ringe Menge der Magnesia und der hohe Eisengehalt des Rückstandes beweist übereinstimmend mit der früher ausgesprochenen Vermuthung, dass nicht sogenannte basaltische, sondern eine Hornblende von hohem Eisen- und Alkali-Gehalte im Gesteine vorkommt, welche dem Arfvedsonit und der im Zirkonsyenit von Brevig auftretenden ähnlich ist, die vom RAn- MELSBERG untersucht wurde. Orthoklas hat sich aber im Rückstand in be- deutend grösserer Quantität gefunden, und ist jedenfalls ein wesentlicher Bestandtheil dieser Varietät. Trotz der mineralogisch abweichenden Zu- sammensetzung der Gesteine ist das Gesammt-Resultat der Analyse des Buchonits jenem sehr ähnlich, welches Rosensusc# für den porphyrartigen Nephelinit vom Katzenbuckel erhielt *. € C. DoeL 1er: über das Muttergestein der böhmischen Py- ropen. (Mineral. Mittheil. v. G. TscHermar, 1873, 1. Heft, S. 13—18.) Die bekannten böhmischen Pyropen finden sich in der Gegend von Bilin im Mittelgebirge. Einer der Fundorte ist die Umgebung des Dorfes Me- ronitz. Nach Reuss, welchem wir eine nähere Beschreibung dieser Gegend verdanken, sind dieselben in einem thonigen Conglomerat enthalten, wel- ches ausserdem noch die verschiedensten Gesteine, wie Granit, Granulit, Gneiss, Glimmerschiefer, Plänermergel, Serpentin , Opal umschliesst. Die beiden letzteren Felsarten enthalten Pyropkörner. Da keines der Gesteine anstehend in der Nähe getroffen wird, so lässt sich nicht bestimmen, wel- ches das Muttergestein der Pyropen war, Reuss entscheidet sich für den Serpentin, als das gewöhnliche Muttergestein des Pyrops. Auch Hock- STETTER ist derselben Ansicht. Es blieb aber immerhin noch zu entschei- den, ob der Serpentin nicht selbst aus einem anderen Gesteine hervor- * Vergl. Jahrb. 1869, 487. 649 segangen, und durch welche Umwandlungen dieses so häufig zu der opal- artigen pyropeuführenden Masse wurde, welche sich an demselben Orte findet. Man kann die pyropführenden Gesteine von Meronitz in zwei Gruppen trennen, in Serpentine und opalartige Gesteine, . welche beide durch Übergänge vielfach verbunden sind. Die Farbe des Serpentins ist eine dunkelgrüne, das Gefüge ist körnig. Er besitzt einen flachmusche- ligen Bruch, seine Härte ist ungefähr 3. Der Opal tritt in dünnen Adern als weisse glänzende Masse auf und umzieht sehr häufig die Pyrope. Die opalartigen Gesteine haben eine weissgelbe bis grüngelbe Grundmasse, welche stellenweise ins Pistaciengrüne übergeht. Sie besteht aus dem deutlich erkennbaren Opal von grüner Farbe, muscheligem Bruch und be-' deutender Härte und dem immer nur untergeordnet auftretenden Serpentin von hellgrüner Farbe, an seiner geringen Härte erkennbar. Der Opal ist an manchen Stellen rein ausgeschieden und hat alsdann eine bläulichweisse Farbe mit deutlichem Fettglanz. Meist ist er jedoch mit Serpentin ge- mengt, wodurch seine grüne Färbung hervorgerufen wird. Mitunter zeigt das Gestein eine gelbbraune Farbe, welche von beigemengtem Eisenoxyd- hydrat herrührt. Die Pyrope, welche in dieser Grundmasse eingestreut liegen, haben einen Durchmesser von 1--5 mm.; ihre Farbe ist blutroth, sie zeigen Glasglanz, sind durchscheinend bis durchsichtig, und haben voll- kommen muscheligen Bruch; sie zeigen öfters Risse, meist sind sie frisch. Sämmtliche Gesteine brausen mit Säuren. Die Serpentine enthalten kleine dünne Adern von Kalkcarbonat. Magnesiacarbonat muss auch vorhanden sein, da man nach längerem Aetzen mit verdünnter Salzsäure beim Er- wärmen ein erneutes Brausen wahrnimmt. Um die Ächtheit des Pyrops zu constatiren, wurde der Chromgehalt desselben dadurch nachgewiesen, dass nach dem Schmelzen mit etwas Soda und Salpeter in der essigsauren Lösung durch essigsaures Bleioxyd eine Fällung bewirkt wurde. Für sich schmilzt das Mineral ziemlich schwer, was ebenfalls ein Kennzeichen des Pyropes ist. Die mikroskopische ‚Untersuchung der harten gelbgrünen opalartigen Gesteine bestätigte die vorher erwähnten Beobachtungen. Oli- vin ist nur selten noch zu erkennen. Carbonate sind in der ganzen Masse vertheilt, was besonders bei Ätzung eines Schliffes mit Essigsäure und mit Salzsäure ersichtlich wird. Bei Behandlung mit Salzsäure wurde ein star- kes Brausen in den Rissen des Pyrops beobachtet. In den Dünnschliffen von Serpentin war Olivin in allen Fällen zu sehen. Besonders bei einem Schliffe eines wenig opalisirten Gesteins war die Olivinstructur deutlich zu erkennen; auch Spuren eines diallagähnlichen Minerals wurden beobachtet. Es zeigte ein anderer, wenig veränderter Serpentin von dunkelgrüner Farbe, aus der Sammlung der geologischen Reichsanstalt, nur wenig Oli- vin; sehr gross war hier die Menge des Magneteisens. Diese Gesteine enthalten alle nur wenig Opal._Zur Bestätigung der erhaltenen Resultate wurde eine chemische Analyse eines der harten grünen, von Opal impräg- nirten Gesteine ausgeführt. Der Pyrop wurde vorher sorgfältig durch Ausklauben entfernt. In Salzsäure ist das Gestein nur zum Theil löslich, mehr jedoch in kochender Kalilauge. Die Analyse ergab: 650 ; SIoR, IRRE or | | ABO. N. AERO | al FOREN TREE pur | fi CONAN | { WEO , REEL Bra | di Bao. SON BE | N MON ERERE WO Wagen Yan, lu 3608 00, lass. Ale Bra s 100,94. Aus der Analyse geht hervor, dass der Opal vorwiegt. Der Kalk ist als Carbonat vorhanden, möglicherweise auch in Verbindung mit Magne- sia-Carbonat als Dolomit. Über die Entstehung des Serpentins wurden vielfache Hypothesen aufgestellt. SAnpsERGER wies den Zusammenhang | des Olivinfelses mit Serpentin an mehreren Orten nach und beanspruchte | für solche Serpentine die Entstehung aus Olivin, obgleich er auch an- | nimmt, dass Serpentine aus anderen Gesteinen entstehen können. TscHER- N MAK zeigte durch mikroskopische Untersuchungen, dass in vielen Serpen- | | tinen die Structur des ursprünglichen Olivinfelses noch deutlich zu erken- K| nen ist, und wies nach, dass Übergänge von Serpentin nur in solche Ge- | steine stattfinden, welche den Olivin als Gemengtheil enthalten. Somit | wäre die Entstehung des Serpentines aus Olivin in sehr vielen Fällen | festgestellt. Ob er auch aus anderen Gesteinen entstehen kann, bleibt | unentschieden. Mit Ausnahme der Pseudomorphose noch Olivin sind Je- doch alle andern angeführten Pseudomorphosen noch zweifelhaft. Was unser bisher betrachtetes Gestein betrifft, so kann über seine Entstehung aus Olivinfels kein Zweifel herrschen. Unter dem Mikroskope erkannten wir deutlich die Structur des Olivinfelses, fast alle Schliffe enthielten noch | Spuren von Olivin. Dazu kömmt noch, dass Pyrop bis jetzt nur im Olivin- | hi fels beobachtet ist, so dass wir wohl mit SANDBERGER annehmen Können, | dass alle pyropenführende Serpentine aus Olivin entstanden sind. Bei der | Umwandlung des Olivins in Serpentin wird Magnesia frei, diese wird durch Kohlensäure aufgenommen und als doppeltkohlensaure Magnesia wegge- N führt; wir finden sie im Serpentin als Magnesit wieder. Der Olivinfels | enthält meist auch noch etwas Pyroxen; wie erwähnt, erkannten wir un- | ter dem Mikroskope in einem Schliffe Spuren eines diallagähnlichen Mi- nerals. Auch dieses musste der Umwandlung unterworfen sein. Die Koh- lensäure entzog ihm Kalk und bildete Caleit, dessen Gegenwart in unseren Gesteinen wir nachgewiesen haben. Wo Lösungen von doppeltkohlensaurer Magnesia und von kohlensaurem Kalk auf einander einwirken, kann auch Dolomit gebildet werden. Das im Diallag und Olivin enthaltene Eisen- | oxydul gibt das Material ab zur Bildung von Magneteisen, welches in den A Meronitzer Serpentinen ziemlich reichlich enthalten ist. Das so häufige Vorkommen von Magnesit und Dolomit im Serpentin erklärt sich auf diese Weise. Was die Bildung der opalartigen Gesteine betrifft, so glauben wir 651 ihre Bildung einfach dadurch erklären zu können, dass diese Veränderung den in der Umwandlung zu Serpentin begriffenen Olivinfels betraf. Dass Opal öfters in Serpentinen sich findet, ist bekannt. In der Umgebung von Meronitz mussten kieselsäurereiche Gewässer sehr häufig sein, dies beweist das Vorkommen von verschiedenen Opalvarietäten, welche in die- ser Gegend allenthalben gefunden werden. Diese Quellen blieben nicht ohne Wirkung auf den Olivinfels. Wir wiesen in diesen veränderten Ge- steinen einen bedeutenden Gehalt an Kalk und Magnesiacarbonat nach. Magneteisen ist wenig oder gar nicht in ihnen enthalten. Der grosse Ge- halt zu Eisenoxydul, den die Analyse nachwies, führte uns nothwendiger- weise zur Annahme, dass auch Eisenoxydulcarbonat vorhanden ist. Die Bildung dieser Carbonate geschieht aus Olivin auf die Weise, welche wir bereits angegeben haben, zugleich mit der Serpentinbildung. Dabei ging jedoch noch ein ganz anderer Process vor sich. An Stelle des durch die Kohlensäure der Gewässer weggeführten Olivins und der Carbonate trat Opal, durch welchen das ganze Gestein imprägnirt wurde. Der Serpentin blieb dabei unverändert. Die vollendeten Serpentingesteine konnten nur wenig oder gar nicht umgewandelt werden, da nur die in denselben ent- haltenen, leicht löslichen Carbonate weggeführt und durch Opal ersetzt werden. Der wenig veränderte, eben in der Umbildung begriffene Olivin- fels dagegen wurde fast vollständig zerstört. Die Pyrope blieben bei die- sen Umwandlungen unverändert. Dass viele der opalisirten Gesteine noch srössere Mengen von Carbonaten enthalten, während der Olivin ganz zer- stört ist, lässt sich wohl dadurch erklären, dass durch die Zersetzung des Olivinfelses grosse Massen von Magnesia und Kalk an die Kohlensäure gebunden, so dass schliesslich die Carbonate nicht mehr weggeführt wur- den, sondern sich an Ort und Stelle absetzten. Rosert Grassmann: dieErdgeschichte oder Geologie. Stettin. 8°. 1875. S.275. Nach einer kurzen historischen Einleitung beginnt der Verf. sein gründliches Werk mit allgemeinen Betrachtungen über die Be- schaffenheit der Erde, ihre Gestalt und Grösse, ihrer physischen und chemischen Eigenschaften. (Von dem Grundsatze ausgehend, in einem deutschen Buche wo möglich alle Fremdwörter zu vermeiden, hat Grass- MAnN eine Anzahl neuer Namen gebraucht, wie z. B. für Meteorsteine Himmelssteine, für Meteoreisen Himmelseisen, für das Meteorsilicat Him- melsbasalt u. a.) Was die chemischen Eigenschaften der Erde betrifft, so bildet der Kern derselben ein Meer feuerigen Erzes von einem Raumgewicht über 5,68; es ist dies Eisen. Über dem Erzmeer der Erde wogt ein Lava- meer, auf welchem die Schale der Erde schwimmt. In ihren unteren Schichten ist die feste Schale der Erde aus demselben Gesteine gebildet, welches das Lavameer erfüllt; der Unterschied beruht nur darin, dass dies Gestein in der Erdschale bereits erstarrt. Diejenigen Massen der Erde, welche an die Oberfläche treten, zeigen eine andere Zusammensetzung; in ihren oberen Lagen wird die Erdschale aus Granit und anderen Urgesteinen 652 gebildet, welche Grassmann als die „Granitschale* der Erde bezeichnet, während die Schale der Erde in ihren obersten Lagen aus Flötzen, d. h. aus unzweifelhaft aus Wasser abgesetzten Schichten gebildet wird. Auf der festen Schale der Erde lagert das Wassermeer der Erde, dessen Tiefe im Mittelmeer der ganzen Erde 2400 Meter beträgt. Über der ganzen Erde endlich wogt das Luftmeer der Erde mit dem Druck einer Luftsäule oder einer Wassersäule von 101/, M. Wasser. Dass die Erde nicht immer in dem Zustande war, wie gegenwärtig, beweisen viele Thatsachen. Die sog. Abkühlungs-Gesetze der Erde werden von dem Verfasser in sehr ein- gehender Weise, mit möglichster Benutzung der Hülfsmittel jetziger Wis- senschaft besprochen. -- rAssmanNn beginnt nun die eigentliche Geschichte der Erde mit jener Zeit, als solche noch flüssig war und über 1500° C. hatte und theilt die ganze Geschichte der Erde in vier Zeiträume, näm- lich: 1) die Schalengeschichte oder Urgeschichte, d.h. die Zeit, da sich unter dem Einfluss eines gewaltigen Meeres die Urgesteine der Erde bildeten. Es ist dies die Zeit der Zelllosen, in welcher es noch keine zelligen Wesen, keine Pflanzen und Thiere gab. 2) Die Hügel- geschichte oder Übergangsgeschichte, d.h. diejenige Zeit der Erde, als die ersten Hügel auf dem Lande hervortraten, als die ersten Schichtgesteine, die Übergangs-Gesteine sich bildeten. Es ist die Zeit der Marklosen und Wirbellosen. 3) Die Gebirgsgeschichte, d. h. die Zeit der Erde, als die Gebirge auf der Erde emporstiegen, als die Secundär-Ablagerungen sich bildeten und die Nichtsauger auf der Erde lebten. 4) Die Alpengeschichte, d.h. die Zeit der Erde, als die Al- pen oder Hochgebirge der Erde emporstiegen, die Zeit, in welcher die Tertiärgebilde sich niederschlugen und Säugethiere die Erde bevölkerten. — GrAssMmAnN bringt nun den ersten Zeitraum, die Urzeit in drei Ab- schnitte, nämlich: die Dunstzeit, von 1500° bis 376° C., in welcher über der Erdschale ein gewaltiges Dunstmeer von Kohlensäure und Wasser- dunst. Die Erde erscheint von Aussen gesehen als Dunststern. Der zweite Abschnitt umfasst die Meereszeit, von 376° bis 121° C., in wel- cher gewaltige Wassermassen auf die Erde niederströmten, solche mit einem unermesslichen Meere kohlensauren Gewässers bedeckten, aus dem kein Land hervorragte. Die Erde erscheint von Aussen gesehen als Meeresstern. Mit dem dritten Abschnitt, der Inselzeit, steigen Felsen als Inseln aus dem Meere hervor; Regen strömen auf diese Inseln nieder, zertrümmern die Gesteine in losen Schutt und bereiten die Erde zum Wohnsitz der Pflan- zen vor. Die Erde erscheint von Aussen gesehen als Inselstern. In der Meereszeit der Erde nun beginnt das niederfallende, Kohlensäure-haltige Wasser in die Spalten der erkaltenden Erdschale einzudringen, es beginnt die gewaltige Einwirkung auf letztere: es fängt an eine Granitschale durch den Einfluss des Meeres sich zu bilden. Die Kohlensäure des Gewässers raubt den an Basen reichen kieselsauren Salzen der Erdlava (welche in ihrer Zusammensetzung den basaltischen Gesteinen entspricht) einen Theil ihrer Basen, verbindet sich mit denselben zu doppeltkohlensauren Salzen, die sich später als einfache Salze niederschlagen. Mächtige Lager von Kalk, Dolomit u. a. Gesteinen sind das Resultat dieses Vorganges. Statt der Lava bleiben an Basen arme Gesteine, in welchen freie Kieselsäure und doppeltkieselsaure Salze. Der Verf. weist speciell tabellarisch nach, was durch die Kohlensäure aus der Lava ausgezogen werden kann, was nicht, wie demgemäss die Bildung von Granit, Porphyr vermittelt wird. Es haben demnach beide Gesteine nicht ursprünglich die Erdschale ge- bildet. Wie sie aus der Lava hervorgegangen, wird von dem Verf. ein- gehend vom chemisch-mineralogischen Standpunkte besprochen. — Wäh- rend der Inselzeit der Erde, in welcher zahlreiche Inseln den Fluthen des Meeres entsteigen, ist das Luftmeer immer noch ein Kohlensäuremeer; erst gegen Ende der Inselzeit ist die gesammte Kohlensäure des Luftmeeres verbraucht und in den kohlensauren Gesteinen niedergelegt. Die ersten geschichteten Gesteine, welche sich zur Inselzeit bilden, zeigen ein von den späteren Bildungen abweichendes Verhalten. Das in den Spalten der Erdschale rinnende Wasser ist nämlich noch reich an Kohlensäure. Das Luftmeer enthält im Anfang der Inselzeit noch 1454, am Ende noch 423 Meter Wasserdruck an Kohlensäure; es entführt dem Innern der Schale reiche Massen kohlensaurer Salze: zumal der Magnesia, des Kalis und Natrons. Diese starken Basen, welche zu der Kieselsäure eine grosse Verwandtschaft haben, rauben den kieselsauren Salzen des Kalkes und Eisens die Kieselsäure. Kieselsaure Magnesia, Natron und Kali bilden in den Quellen 'Auflösungsmittel, welche den granitischen Schutt mit neuen kieselsauren Verbindungen versehen und diese Ablagerungen von neuem zu einem krystallinischen Gestein, zu Gneiss umbilden. — In dem zweiten Buche, welches die Geschichte der Erde zur Zeit der Pflanzen und Thiere behandelt, geht der Verfasser, was tie Bildung der Schichten zu eben dieser Zeit betrifft, von dem Satz aus: alle Stoffe der geschichteten Ge- steine sind aus den Urgesteinen der Erde, aus dem Granit oder Porphyr einerseits, aus den kohlensauren Urgesteinen andererseits entnommen. Es lassen sich für die Bildung der Schichtgesteine nach GrAssmann fol- sende Gesetze aufstellen. Alle Stoffe der Schichtgesteine: Kalk, Lehm und Sand stammen aus demselben Gesteine und zwar schliesslich aus dem Urgesteine her und werden nur beim Verwittern des Gesteins gesondert, indem der eine Theil auflöslich, der andere nicht, der eine schwemmbar, der andere grobkörnig, nur in schnellströmendem Wasser beweglich; alle drei Gesteine werden gleichzeitig, nur an verschiedenen Orten unter ver- schiedenen örtlichen Bedingungen abgelagert. Alle Sandstein-Schichten waren zur Zeit der Ablagerung ihrer Körner Theile des Festlandes; alle Kalkschichten und ein grosser Theil der Thonschichten waren Meeres- grund. Alle Sandstein-Schichten weisen in dem chemischen Verhalten ihrer Körner die Einflüsse eines an Sauerstoff reichen Luftmeeres, alle Kalk- schichten die Niederschläge eines an Auflösungen reichen Wassermeeres nach. Alle Sandstein-Schichten enthalten in ihren Versteinerungen die Ab- drücke von Pflanzen, alle Kalkschichten die Ablagerungen versteinerter Fische und Schalthiere. Das Festland bildete nur lose Erde, kein Gestein. Alle Sandsteine haben ihre Körner vom Festland erhalten, sind aber erst, ja 1 654 nachdem sie unter die Oberfläche des Meeres gesunken, durch den Kitt, den sie aus den Quellen im Meere erhielten, in Sandsteine umgewandelt. Der Schiefer hat seine Körnchen vom schwemmbaren Lehm und der Kohle, seinen Kitt von den Quellen im Meere erhalten; er bildet jährlich eine Jahresschicht. — Auch die Hebungen und Senkungen zur Zeit der Pflan- zen und Thiere bespricht der Verf. und hebt hinsichtlich der Pflanzen- und Thiergeschichte der Erde folgende Sätze hervor: Jede Pflanzen- oder Thierart, welche im späteren Zeitabschnitte eine andere unvollkommenere Abart derselben Gattung aus dem früheren Zeitabschnitt ersetzt, ist aus letzterer durch den Einfluss der veränderten Wetter- und Boden-Verhält- nisse hervorgegangen. Die Grösse der Abweichungen zwischen den beiden Abarten entspricht im Ganzen der Länge des Zeitraumes, welcher zwischen den Zeiten verflossen ist, da die beiden Arten auf der Erde lebten. Die verschiedenen Zeiträume in der Erdgeschichte, die Bildung der Kohlen- und Steinsalz-Lager, die währenddem stattfindenden Hebungen bespricht GrRASSMANN ebenfalls sehr eingehend. Mit der Gletscher-Geschichte be- schliesst der Verf. seine Erdgeschichte; sobald der erste Mensch die Erde betritt, beginnt auch für die Erde eine neue Zeit: die Zeit des Menschen- lebens und der Staaten-Bildung. Eine Besteigung der Torre d’Ovarda im August 1872. Turin 1873. 74 Seiten 8° und 1 Tafel. Die Schrift enthält die Beschrei- bung und die wissenschaftlichen Resultate einer von dem Grafen St. Ro- BERT und den Professoren STRÜVER, Gras und Lessona unternommenen Besteigung der Torre d’Ovarda, einer 3072 m. hohen, westl. von Turin bei Useglio gelegenen Bergspitze. Wir finden in verschiedenen Abschnitten von den einzelnen Theilnehmern an der Expedition touristische Schilderung nnd Aufzeichnung der zoologischen, botanischen und geologischen Beobach- tungen. Die letzteren, von Prof. StrRüvEr verfasst, enthalten eine kurze Einleitung über die Unterschiede von metamorphischen Gesteinen den sedi- mentären und krystallinisch-massigen gegenüber und über die gangbarsten Hypothesen über deren Bildung. Dann folgt eine Schilderung der Gesteine, welche die Torre d’Ovarda und ihre Umgebung zusammensetzen und von Gastarpı der Laurentinischen Formation zugerechnet werden. An dem Aufbau des Gebirges nehmen einerseits in mächtigen Bänken brechende Gneisse, deren Structur bisweilen granitisch oder porphyrisch wird, an- dererseits die „Zona delle pietre verdi“ Antheil, welch letztere der „Schie- ferhülle der Nordalpen“ zu entsprechen scheint, und von Glimmerschiefer, dünnschiefrigem Gneiss, grünen Schiefern, Kalkglimmerschiefer, Serpen- tinen u. s. w. gebildet ist. Dieser letzteren Zone der Pietre verdi gehört die Torre d’Ovarda an; dieser Berg ist von grünen Schiefern gebildet, welche aus einem grünen, dem Protogynit ähnlichen Mineral, und von klei- nen Körnern eines weissen Plagioklases gebildet ist. Wir möchten das vorliegende Werk unseren Alpenvereinen zum Mu- ster empfehlen, deren Publicationen nur zu oft die wissenschaftlichen Be- 655 # obachtungen bei Alpenreisen ausser Acht lassen und bisweilen in reine Schilderungen von Terrainschwierigkeiten und der zu deren Überwindung entwickelten Klettergewandtheit ausarten. Dr. Ferro. v. Hocusterter: die geologischen Verhältnisse des östlichen Theiles der europäischen Türkei. II. (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XXII. 4. p. 331. Taf. 16. 17.) — Vgl. Ib. 1871. 316. — Verfasser bezeichnet zunächst die erheblichen Schwierigkeiten, welche ihm bei Anfertigung der hier beigefügten „Originalkarte der Central- Türkei nach Aufnahme vom Jahre 1869 entworfen und geologisch aus- geführt von FERDINAnD von HocHstErter 1870, im Maassstabe von 1:420,000* entgegengetreten sind, und schildert hierauf unter V. die Central-Türkei oder das Vitos-Gebiet. Die Schrift- steller des Alterthums erwähnen als die Hauptgebirge Rumelien’s den Bertiskus, Skardus, Orbelus, Skomius oder Skombrus, die Rhodope und den Haemus. Schon GrisesAacH hat überzeugend nachgewiesen, dass der Bertis- kus Straso’s den albanischen Alpen entspreche, der Scordus oder Skardus aber dem heutigen Schardagh. Der Haemus ist der Balkan, die Rhodope führt heute noch denselben Namen, und es bleiben somit nur noch Orbelus und Skomius übrig, wovon der erstere gewöhnlich mit den höchsten west- lichen Erhebungen der Rhodope, mit dem Perim- und Rilo-Dagh, der letz- tere mit dem Vitos identificirt wird. Der Vitos erhebt sich in der Mitte zwischen dem Balkan- und Rilo- Gebirge, recht eigentlich im Herzen der Türkei. Die gewaltige Syenit- masse, aus der er aufgebauet ist, steigt auf fast kreisrunder Basis, einem Vulkankegel ähnlich, aus der Ebene von Sofia bis zu einer Meereshöhe von 2300 Meter empor. An diesem, den imponirendsten Eindruck machen- den Gebirgsstocke mit seinen Ausläufern haben die vier Hauptstromgebiete der europäischen Türkei, die Marica, die Struma, der Isker und die Mo- rava (wenigstens durch einen ihrer Hauptnebenflüsse, die Nisava) ihren Knotenpunkt. Ebenso stossen hier im Herzen von Rumelien vier Gebirgs- systeme: der Balkan, das rumelische Mittelgebirge, die Rhodope und die obermösischen Gebirge zusammen und bedingen die mannichfaltigste Boden- gestaltung und geologische Zusammensetzung. Altkrystallinisches Schiefer- gebirge mit Syenit- und Granitstöcken bildet die Unterlage einer in ihren ältesten Gliedern, wahrscheinlich triadischen Schichtenreihe, die in mächtig entwickelten, z. Th. vielleicht jurassischen Kalkmassen von alpinem Cha- rakter gipfelt, und unterbrochen ist von Augitporphyren, von Ablagerungen der Kreideperiode und von jungtertiären Kohlenbecken, während die die- sem Gebiete angehörigen Ebenen und Thalbecken von Sofia, Dubnika und Radomir noch in posttertiärer Zeit von Süsswasserseen erfüllt waren. Ein Holzschnitt auf S. 354 gibt eine Ansicht des Vitos von Sofia aus. v. HocHsTETTER berichtet genauer über den Syenitstock des Vitos, über die Eisenindustrie von Samakow, über das krystallinische Mittelgebirge zwischen dem Vitos und dem Rilo-Dagh, die mesozoischen Schichtgebilde 656 E) im Westen und Südwesten des Vitos, wobei ein Durchschnitt längs der Strasse von Köstendil nach Radomir, ein zweiter aus dem Filipovei-Thale beim Babska Han gute Aufschlüsse ertheilen; über das subbalkanische Eruptionsgebiet des Lülün- und Vitos-Gebirges und das Braunkohlenbecken von Tschirkva am westlichen Fusse des Vitos. — Unter VI. behandelt der Verfasser die obermösischen Gebirge und das obere Moravagebiet, mit seinen zahlreichen Rhyolith- und Trachyt-Durchbrüchen. In einem Anhange werden noch einige Bemerkungen über das in der südwestlichen Ecke der geologischen Übersichtskarte dargestellte Gebiet zwischen Üsküb und Salonik in Macedonien beigefügt, sowie VI. Verzeichniss von Höhen im östlichen Theile der europäischen Türkei, S. 365—383. Die auf Taf. XVII gegebenen Profile durch den Karadscha Dash von Dr. M. E. WEIısEr er- gsänzen das Bild der europäischen Türkei, das v. HocHSTETTER wiederum in genialer Weise entworfen hat. Joun Gisson: die Salzablagerungen des westlichen Onta- rio. (The American Journ. of sc. a. arts, Vol. V. p. 362.) — Das Ver- breitungsgebiet der salzführenden Ablagerungen in Ontario erscheint nicht sehr gross und auf das östliche Ufer des Huron-See’s beschränkt, wiewohl man schliessen muss, dass es sich auch unter dem Huron-See selbst aus- dehne. Die Hauptlagerstätte des Salzes scheint in die zum oberen Silur gehörende Salina- oder Onondaga-Gruppe zu fallen, da man in mehreren Bohrlöchern, von welchen Gıgson 8 näher beschreibt, der mitteldevonische „Corniferous limestone* und obersilurische Tentaculitenkalk (Lower Helderberg-Gruppe von VAnuxEm), welcher über der Salina-Gruppe lagert, durchsunken worden sind, bevor man das Steinsalz erreichte. Das letztere ist bereits an 100 Fuss tief durchsunken worden, eine Mächtigkeit, die bisher noch in keiner anderen Gegend Amerika’s bekannt worden ist. Dr. @. A. Maack: Geologische Skizze der Argentinischen Republik. (Proc. Boston Soc. of Nat. Heist. Vol. XUI. p. 417.) — In kurzen Zügen entwirft Dr. Maack nach eigener Anschauung ein Bild über die geographische, orographische und hydrographische Beschaffenheit der Argentinischen Republik mit ihrer ausgezeichneten Pampas-Formation, deren Charakter schon Darwın (Jb. 1863. 872) treffend gezeichnet hat. Diese diluvialen Gebilde werden meist von einem feinen alluvialen Sande „Pampa Sand“ bedeckt und von tertiären Schichten unterlagert. Schliesslich wird noch des Vorkommens jener grossen Meteoreisenmassen in den nördlichen Ebenen, welche den Namen „el Gran Chaco“ führen, gedacht. 657 W.H.Darr: Geologische Bemerkungenüber Alaska. (Proc. California Acad. Vol. IV. p. 30.) — Wir lenken nachträglich die Blicke auf diesen Vortrag über Alaska, den der Verfasser unmittelbar nach sei- ner Rückkehr von dort 1868 in San Francisco gehalten hat. Er ist von einer Karten-Skizze begleitet, verbreitet sich über die Topographie, Vege- tation und Thierwelt und die dort herrschenden Gebirgsformationen. — Eine weitere Area von azoischen Schiefern und vulkanischen Gesteinen, Gesteine der Carbonzeit, tertiäre Gebilde, und solche von postpliocänem Alter, Gold und andere Mineralien werden hervorgehoben, Ethnologie und Clima sind von ihm beleuchtet worden; nur vermisst man in Daur’s Be- richt jede Andeutung über Glieder der Kreideformation, welche nach En». v. Eıcnwarp (Jb. 1872, 657) auch in Alaska nicht fehlen. H£EBeRT: Documents relativs au terrain ceretace du midide la France. 11. (Bull. de la Soc. geol. de F'rance, 2.ser. T.XXIX, p.393.) — Vgl. Jb. 1872, 758. — An die frühere Mittheilung über das untere Neokom in dem südlichen Frankreich schliesst Prof. H£BERT einen neuen Durchschnitt von Bedoule nach Ceyreste an, in welchem das obere Neo- kom (Htage aptien d’Ors.), glaukonitische Kreide und ein Theil der Hip- puritenkalke entblösst worden sind. Da in jeder dieser drei Etagen Schicht für Schicht mit den darin ge- fundenen Versteinerungen genauer verfolgt worden ist, so bietet auch diese Arbeit des geschätzten Verfassers wiederum Gelegenheit zu Parallelen mit anderen Ländern. Man findet namentlich in der dort aufgeschlossenen Etage der glaukonitischen Kreide eine Anzahl Formen wieder, welche auch in Deutschland für den unteren oder cenomanen Quader bezeichnend sind. — Sehr erwünscht ist ferner der von H&£sBErT p. 405 gegebene Durch- schnitt in der Schlucht von Clars, W. von Escragnolles in der Provence, wo sich über compaktem Jurakalke die neokome Etage und der Gault, dann eine mächtige Reihe der glaukonitischen Kreide und darüber Sand- stein mit Zxogyra Columba verfolgen lassen. A. E. Törnesonm: über die Geognosie der Schwedischen Hochgebirge. (Bihang till k. Svenska Vet. Akad. Handlingar. Bd.1. No. 12. 8°. 59 S. 1 Karte.) Stockholm, 1873. — Die geologische Landes- Untersuchung Schwedens, deren Hauptaufgabe, die Herstellung genauer Detail-Karten über die fruchtbareren und dichter bevölkerten Theile des Landes, keine grösseren Opfer den in praktischer Beziehung so wenig versprechenden Hochgebirgsgegenden zu bringen gestattete, konnte erst im J. 1868 diese zum-Gegenstande einer Übersichts-Aufnahme machen. Diese ist seitdem jährlich nach Kräften weitergeführt worden und zwar haupt- sächlich in den westlichen Theilen von Jemtland und Herjeädalen und den nordwestlichen von Dalarne (Dalekarlien), somit das südlichste Drittheil der Hochgebirgsgegenden Schwedens umfassend. Jahrbuch 1873. lin It . 2 658 Dieses Gebiet bildet in geognostischer Hinsicht ein ziemlich gut ab- geschlossenes Ganze, und da es zugleich als eine ziemlich vollständige Musterkarte der Formationen, die das Hochgebirge im Allgemeinen auf- bauen, betrachtet werden kann, ist eine Übersichtskarte darüber von hohem Interesse. Als der an den Aufnahmen am meisten Betheiligte hat Törne- BOHM eine solche bearbeitet, die hier in dem Maassstabe von 1: 1000000, nebst schätzbaren Erläuterungen, separat veröffentlicht wird, und — Dank dem Verfasser — in der den meisten Fach®enossen leicht zugänglichen deutschen Sprache. Zu einer umfassenderen Darstellung der Geologie des nördlichen Schwedens sind noch mehrjährige Arbeiten nöthig. Der Verfasser ist bei Entwerfung dieser Karte bemüht gewesen, die srossen geognostischen Grundzüge zusammenzufassen und sie in einem deutlichen und übersichtlichen Bilde zusammenzustellen, was ihm besonders auch mit Hülfe zahlreicher in den Text verwebter Profile vollkommen ge- lungen ist. Er hat dabei nicht versäumt, seine Untersuchungen auch auf die angrenzenden Theile von Norwegen auszudehnen, da es sich zeigte, dass in mehreren Beziehungen die Verhältnisse an der Reichsgrenze von beiden Seiten etwas verschieden aufgefasst worden waren. Es wurde ihm dabei klar, dass die Bauart des norwegischen Hochgebirges im Ganzen mit der des schwedischen übereinstimmt und dass dieselben Gesetze dort wie hier walten. Die massigen Gebirgsarten nehmen an dem Bau des Hochgebirges nur in geringem Maasse Theil, indem sie hauptsächlich ausserhalb der Gebiete der grossen sedimentären Gebilde, die dort herrschen, auftreten. TÖRNE- BOHM hat auf seiner Übersichtskarte davon unterschieden: älteren und jün- geren Granit, Porphyr, Porphyrit, Diabas, Hyperit und Serpentin. Be- sonders mannichfaltig sind die Eruptivgesteine in Dalarne. Die geschich- teten Gesteine der Hochgebirge sind theils rein klastischer Natur, wie Sandstein, Conglomerat und Sparagmit, theils mehr oder weniger meta- morphisch, wie Quarzschiefer, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer und Gneiss. In keiner derselben sind bis jetzt Versteinerungen gefunden wor- den, wesshalb die Bestimmung ihres geologischen Alters, in soweit diess gegenwärtig möglich ist, von der Ermittelung des Verhältnisses abhängen muss, in welchem sie zu den einzigen fossilführenden Ablagerungen, die hier bekannt sind, stehen, nämlich den silurischen Kalksteinen und Thon- schiefern, die theils um den grossen Binnensee Storsjö ein ausgedehntes Territorium bilden, theils auch als kleine isolirte Partien an mehreren Orten vorkommen. Verfasser beschreibt specieller das Sandstein-Gebiet Dalarne’s und die nächsten Umgebungen desselben. Die silurischen Gebilde, das Quarzit- und Schiefer-Territorium der südlicheren Hochgebirgsgegenden, mit der Sevegruppe und Köligruppe, und die älteren Gebilde und Eruptivgesteine. Er wirft ferner Blicke auf die lappländischen Hochgebirgsgegenden und zieht Parallelen zwischen der Seve- und Köli-Gruppe und deren nor- wegischen Äquivalenten, woraus nachstehendes Schema hervorgehen dürfte: 659 Das centrale Das nördliche Norwegen Schweden nach KJERULF. nach TÖRNEBOHM. Das Tromsö-Amti Finmarken nach PETTERSEN. nach Dauur. Te Sandstein und Das obere Conglomerat. Gaisa-System. Das Trondhjemer Schiefergebiet um Dev Ehonaghiefer den DovreFjeldund . _... und Thonglimmer- Schiefer im östlichen Theile Die Köligruppe. IR = BR u Frapalt des Trondhjem Fjord und des in Bescades? - Mauken. Stiftes. 7 Die jüngere Glim- Die Etage des merschiefergruppe. ft old. its. | Die Sevegruppe. | Höifjeld-Quarzits. pp Die obere Cola Das untere Gaisa-System. gruppe? Das Raipa- | System. Silurische Gebilde Die untere sen; Das Dietyonema- | inel. d. Primor-| Goldagruppe. [Schwarzer Kalk- Schiefer-Feld. al se: stein, Alaun- | schiefer. Die Sparagmit- { Cambrischer x ’ZIE. Etage. Quarzit. | | Haare Dr. A. SchrREBER: die Bodenverhältnisse Magdeburgs und der Strecken Magdeburg-Eilsleben-Helmstedt, Eilsleben- Schöningen. (Abh. d. Naturw. Ver. zu Magdeburg, II. Magdeburg, 1870.) 8°. 2838. ] Tafel. — Das älteste Glied der bei Magdeburg anstehen- den Gesteine sind die an dem Krökenthore unter den Wallmauern an- stehenden Felsmassen, sowie die Pflanzenreste-führenden Grauwackenstein- brüche der Neustadt, welche der Region des Culm angehören. Diese ver- dienen vor Allem eine monographische Bearbeitung, wozu sich vielleicht der geehrte Verfasser noch entschliessen wird (d. R.). Darüber lagert ein rother Sandstein, welcher den Baugrund des Doms und einiger Häuser am Südende des Breitenwegs bildet. Wegen seiner grossen Verbreitung hat der auf ihn folgende Tertiär-Grünsand für Magdeburg eine ganz be- sondere Bedeutung. Die darin aufgefundenen Versteinerungen lassen ihn mitteloligocän erkennen. Derselbe trägt als Decke eine /,—2 Fuss mächtige ockerige, an manchen Stellen fest verkittete Schicht, welche reich an fremdartigen Geschieben ist, mit deren Bildung die Eipashe des Dilu- 660 viums eröffnet worden ist. Über ihr liegt ein ziemlich mächtiger, weisser Sand, der noch von regellos durcheinander geworfenen Lagen von Thon, Kies und Sand überlagert wird. Der stürmischen Zeit, in welcher das Grundgebirge sich ablagerte und Wanderblöcke von Norden her aufnahm, folgte die Periode des ruhigen Lehm-Absatzes, welcher den Schlussstein der Diluvialzeit im N., W. und S. Magdeburgs bezeichnet. Nach Bildung der Lehmschicht wurde die Magdeburger Gegend zugleich mit der ganzen Norddeutschen Ebene trocken gelegt und es setzten sich endlich die unter dem Namen Alluvium be- kannten Schichten ab. Der Verfasser schliesst an diese Abhandlung eine andere S. 17 über die Bodenverhältnisse im Westen Magdeburgs auf der Linie Mag- deburg-Eilsleben-Helmstedt und Eilsleben-Schöningen, auf welchen Strecken auch Glieder des Lias und der Trias durchschnitten wurden. Die Sedimente des Tertiärmeeres beiMagdeburg werden von Dr. SCHREIBER im 3. Hefte derselben Zeitschrift, Magdeburg 18372, S. 21, genauer beschrieben. Der Verfasser beschreibt zugleich einige dar- aus entnommene Lunuliten, unter anderen L. microporus Röm., welcher Taf. 2 abgebildet wird. Er wendet sich dann, S. 27, noch den Boden- verhältnissen zwischen Magdeburg und Burg zu, die er durch ein Schichtenprofil erläutert. # Dr. v. Korsex: über die Phosphorite der Magdeburger Ge- gend. (Sitzb. d. Ges. z. Bef. d. ges. Naturw. zu Marburg, No. 10. 1872.) — Seit Kurzem wird am Gehlberge, etwa ‘/, Meile SW. von Helmstedt im Braunschweigischen, ein Lager von Phosphoritknollen, fälschlich Ko- prolithe genannt, ausgebeutet. Dasselbe liegt, nur wenige Zolle mächtig, in einem grünen glaukonitischen Sande, dessen Alter v. Kornen als unter- oligocän festgestellt hat. Ganz ähnliche Phosphoritknollen, mit gleicher dunkelbrauner Farbe im Innern, ebenfalls mit unteroligocänen Versteine- rungen finden sich auch an ein Paar Punkten der Magdeburger Gegend in dem glaukonitischen Sande, nämlich bei Wolmirsleben bei Egeln und bei Osterweddingen, im Abraum des Steinbruches am Wege nach Sülldorf. Man darf annehmen, dass diese Phosphoritknollen sich erst nach der Ab- lagerung des Sandes in dem letzteren gebildet haben. Karten und Mittheilungen des Mittelrheinischen Geolo- gischen Vereins. Section Worms, von R. Lupwıe. Darınstadt, 1872. Mit Text in 8°, 41 S., 3 Taf. — (Jb. 1871, 658.) — Mit der vorliegenden Section, welche in der Folge der Veröffentlichungen des mittelrheinischen geologischen Vereins das 17. Blatt der treiflichen geologischen Special- karte bildet, erscheint die geologische Bearbeitung des Grossherzogthums Hessen in ihren Haupttheilen als vollendet, indem die noch fehlenden Sec- tionen der Grossherzoglich Hessischen Generalstabskarte, 14 an der Zahl, 661 nur als Randblätter derselben zu betrachten sind, welche zum bei Weitem grösseren Theile oder, seit den Territorialveränderungen im Jahre 1866, ihrem ganzen Inhalte nach Gebiete anderer Bundesstaaten umfassen. Dem mittelrheinischen geologischen Vereine gereicht es zur hohen Ehre, dieses kostspielige Kartenwerk in das Leben gerufen und rühmlichst durchgeführt zu haben, dessen einzelne Sectionen sämmtlich von einem erläuternden Texte begleitet werden. A. WALTENBERGER: Orographie der Algäuer Alpen. Augsburg, 1872. 4°, 20 S. 2 Karten. — In diesen Blättern ist die orographische Be- schreibung eines Theiles der nördlichen Kalkalpen-Zone der deutschen Alpen niedergelest. Es wurden zum leichteren Verständniss hierzu zwei sehr instructive Karten angefertiget, von welchen die erste die ganze Al- gäuer Gruppe in horizontaler, die zweite in verticaler Projection darstellt. Der Verfasser beginnt mit geognostischen Betrachtungen über die Central- Masse der Selvretta, das Oberlechthaler Gebirge, den Bregenzer Wald und die Algäuer Alpen, führt in einer Eintheilung der Algäuer Alpen die Cha- rakteristik der einzelnen Glieder durch, wendet sich dem Hauptzuge der Algäuer Alpen und seinen Nebenästen zu, verbreitet sich über die hypso- metrischen Verhältnisse der Algäuer Alpen, über Thalbildungen und hy- drographische Verhältnisse, gibt eine vergleichende Orographie der Kalk- alpen-Zone und schliesst mit einem Abschnitte über Nomenklatur. Aus dem Zusammenhalte der verschiedenen hypsometrischen Daten werden folgende allgemeinen Schlüsse gezogen: 1) Die Kalkalpenzone zwischen Bodensee und Salzach hat ihre bedeu- tendsten Gipfelerhebungen in der Mitte und zwar in der Wetter- steingruppe, die geringsten relativen Gebirgserhebungen in der West- gruppe (Algäuer Alpen und Oberlechthaler Alpen), die grössten relativen Höhen dagegen im Osten in der Berchtesgadener Gruppe. 2) Die höchsten Erhebungen werden in dem westlichen Theile der Kalkalpenzone von Dolomit, im mittleren Theil von Wetterstein- kalk, im östlichen Theil vom Dachsteinkalk gebildet, 3) Die Thäler sind am tiefsten im östlichen Theile eingeschnitten, während im westlichen Theile die absolute Erhebung der Thäler durchschnittlich eine grössere ist. 4) Das ganze Kalkalpengebiet zwischen Iller und Salzach zeigt sohin nebst dem Vorlande der schwäbischen und südbayerischen Hoch- ebene eine Hauptabdachung zur Donau und von der schwäbischen Hochebene an zugleich eine Abdachung nach NO. 5) Wie die Dolomitbildungen den Ober-Iler- und Lechthaler Alpen ihren eigenthümlichen Charakter aufdrücken, der sich in der gan- zen Zone bis zur Salzach in gleicher Weise nicht wieder findet, so ist auch der Algäuer Gruppe noch die bedeutende Erhebung der älteren Molasse (Nagelfluh) eigenthümlich. Die Nagelfluhbildungen erlangten im ganzen Kalkalpenzuge nicht jene bedeutende Empor- 662 richtung und den scharf ausgeprägten Charakter, wie wir diess in der Gruppe des Rindalphorns im Algäu sehen. 6) Eine Bergformation, die der Algäuer Gruppe fast ausschliesslich angehört, ist die des Schrattenkalkes und der Unterkreidegebilde (Neocomien), welche im mittleren und östlichen Theile der Kalk- alpenzone nur mehr unbedeutende Höhen zusammensetzten. 7) Dagegen sind die breiten Massengebirge mit ihren Hochplateau’s und eigenthümlicher Umgürtung mit Felsmauern, wie sie der Dach- steinkalk bildet (Reuteralpe, Untersberg, Steinernes Meer u. s. £.), nur in der östlichen Gruppe zu finden, während die kahlen Zacken und Gräte des Wettersteinkalkes noch in den Thannheimer Gebir- gen auftreten. G. PouLett Scrorpe: die Bildung der vulkanischen Kegel und Krater. Berlin, 1873. 8°. 62 Ss. — (Vgl. Jb. 1873, 201.) — Es ist leicht begreiflich, dass sich PouLETT ScropE durch die von G. A. v. KLönEn aus- geführte deutsche Übersetzung seines Werkes über Vulkane, worüber S. 201 berichtet wurde, sehr unangenehm berührt finden muss. Er hat diesem Gefühle hier Ausdruck gegeben, wenn er in der Vorrede, p. IV, ausspricht: „Mein unglückliches Buch hätte kaum in weniger freundliche Hände fallen können.“ Die vorliegende Schrift ist eine unter Überwachung des Verfassers von C. L. Griessach bewirkte Übersetzung von P. Scrope’s Abhandlung aus dem Quarterly Journal of the Geological Society vom Januar 1859, versehen mit mehreren Zusätzen und Holzschnitten. Ihr Inhalt ist folgender: 1) Das Recht des Verfassers, die Widerlegung der auf Kegel und Krater angewendeten „Erhebungstheorie* zu unterwerfen. 2) Die Meinungen der ersten Geologen über den Ursprung der vulka- nischen Berge. 3) Die „Blasen-Theorie“. Definition. 4) A. v. HumsoLpr’s Beschreibung des Vulkan’s von Jorullo. 5) Dessen Irrthum in den Erscheinungen des Jorullo; sie reihen sich unter die gewöhnlichen Ausbrüche. 6) L. v. Buc#’s Erhebungstheorie auf Teneriffa, den Ätna, Vesuv etc. angewendet. Ä 7) Entwickelung dieser Theorie durch E. pe Braumont und Durr£xor. 8) Die Frage gestattet keinen Ausgleich. 9) Erste Einwendungen gegen die Erhebungstheorie. Inconsequenzen und Abweichungen der Anhänger derselben unter sich. 10) Nicht behauptbare Unterschiede zwischen Erhebungs- und Erup- tionskegeln. 11) Erhebung eines Vulkan’s mit dem sternförmigen, durch einen plötz- lichen Stoss auf eine Glasplatte erzeugten Bruch durch E. pe BEAUMoNT verglichen. Sein Irrthum. 663 12) Die ringförmig antiklinale Schichtung der vulkanischen Kegel ist mit ihrer Erhebung unvereinbar. 13) Der recente Ursprung des Monte Nuovo von Dvrr&£xoy, L. v. Buch und Anderen geläugnet. 14) Ursache der Entstehung der Kegel und Krater der phlegräischen Felder. 15) Gleicher Ursprung der Somma und des Vesuv. Unrichtigkeit der Annahme von L. v. Buch und HumsoLor, dass der Vesuv seit dem Jahre 79 sich weder in der Form noch Grösse verändert hat. 16) Unrichtigkeit des Schlusses, dass Laven an steileren Abhängen als solchen von 5° Neigungswinkel nicht erstarren können. Lava kann selbst zur verticalen Säule werden. 17) Die Trachytkuppeln im Innern einiger Krater. Ihr Ursprung. 18) A. v. HumsoLor’s Irrthum über den Ursprung der trachytischen Kuppeln von Süd-Amerika. 19) Ihre wirkliche Entstehungsart. 20) Die Erhebungstheorie, irrthümlich auf die grossen Vulkane Cen- tral-Frankreichs angewendet. 21) Die vulkanischen Krater; unrichtige Begriffe der Anhänger der - Erhebungstheorie. 22) Ihre wirkliche Entstehungsart. 23) Der Ausbruch des Vesuv im J. 1822 vom Verfasser beobachtet. 24) Vergleich dieses Ausbruches mit anderen, deren Ausbruch hefti- ger war. 25) Ausbruch des Vesuv im J. 79, von L. v. Buc# schlecht aufgefasst. 26) Das eingebildete Untersinken des Gipfels von Vulkanen. 27) Ausnahmsfälle. 28) Concentrische Krater; Gesetz der abweichenden Entleerung und Auffüllung der Krater. 29) Seltsame Irrthümer der Anhänger der Erhebungstheorie. 30) Wiederholung. — Die Theorie der blasenförmigen Erhebung ist gegen die Gesetze vulkanischer Thätigkeit nicht behauptbar. 31) Die gewöhnlichen Erscheinungen während der Ausbrüche sind ge- nügend, um die Gestalt, die Bauart und die Bildung eines jeden vulkani- schen Berges zu erklären. 32) Theilweise Hebung vulkanischer Kegel durch die Ausfüllung in- nerer Spalten mit eindringender Lava. 33) Die Erhebungstheorie gewinnt nicht durch die Annahme einer allgemeinen Hebung der umgebenden Distrikte. 34) Schluss. Borıcky: über die Anthracide des oberen Silurgebietesin Böhmen und über den Tachylyt von Kl.-Priesen. (Sitzb. d. k. böhm. Ges. d. Wiss. 1873. Jan.) — Das Vorkommen der Anthracide im unteren Silurgebiete Böhmens beschränkt sich auf das des Anthracit an wenigen Punkten der Etage D. d, Barranne’s und der Etage D. d.. Lil 664 Weit häufiger ist das Vorkommen der Anthracide im oberen Silur- gebiete und zwar vornehmlich in den petrefaktenreichsten Schichten des- selben, in Barrınpe’s Etage E. Es handelt sich jedoch hier nicht um bauwürdige Lager von Anthraecit, sondern nur um kleinere, oft schuppig- körnige Ausscheidungen in den Zwischenräumen von Analcim- und Caleit- Drusen, in den Höhlungen silurischer Versteinerungen, in knolligen Con- cretionen etc. Der Verfasser bespricht ferner eine schwarze perimorphe, einem me- chanischen Gemenge von Anthracit und Ozokerit gleichende Substanz, die mit HELMHACKER’s Valait völlig übereinstimmt, worin er neuerdings auch kleine Partien von reinem Ozokerit und Hatchettin entdeckt hat. Er gelangt zu dem Schluss, dass der Hatchettin blos die reine, deut- licher krystallinische Varietät des Ozokerit darstelle. Der Ozokerit von Hrubschitz schmilzt bei 76° C. und der Hatchettin von derselben Localität bei 78° C. Auch Erdöl und Bergtheer sind in den an thierischen Petrefac- ten sehr reichen Kalksteinlagern des oberen Silurgebietes keine Seltenheit und zwar vorzugsweise in dem körnigen, röthlich-weissen Marmor der Etage F, doch ist ihre Menge stets gering. 2 Aus dem Vorkommen und den von Borıcky entwickelten genetischen Verhältnissen kann man folgern: 1) dass der Anthracit, Ozokerit, Hatchettin, Bergtheer und Erdöl des Silurgebietes in Böhmen thierischen Ursprungs sind; 2) dass aus der organischen Substanz, welche die silurischen Kalk- steine imprägnirt, beim Umkrystallisiren der letzteren meist nur Anthracit, selten Anthracit und Ozokerit oder Bergöl und Bergtheer als Residuum verbleibt; 3) dass der Hatchettin aus dem Ozokerit entsteht und vermuthlich nur die reine, deutlicher krystallinische Varietät desselben darstellt. — Tachylyt von Klein-Priesen. Am linken Abhange des Klein- Priesener Thales treten zahlreiche, meist 2—3’ breite Gänge eines nosean- reichen Trachytbasaltes im trachytischen Phonolithe auf; und neben die- sen durchziehen die Felswand sehr schmale Basaltgänge, die sich in man- nichfachen Richtungen durchkreuzen und verzweigen. Die Wandungen dieser schmalen Basaltgänge, welche als Tachylyt-Basalte bezeichnet werden, sind häufig mit bräunlich-schwarzen, etwa 3—4 Linien dicken, ‘stark glasglänzenden, jedoch vom Basalte nicht deutlich geschiedenen, sondern in denselben allmählich übergehenden Krusten bedeckt, die sich im polarisirten Lichte als amorphe Substanz, als Tachylyt erweisen. 665 G. Paläontologie. Über die Entdeckungen der neuen fossilen Wirbelthiere inden Rocky Mountains durch Prof. O. ©. Marsn und Prof. Epw. D. Corz. (Vgl. Jb. 1872, 106, 983, 984, 990; Jb. 1873, 334 u. Jb. 1872, 107, 335, 336, 439, 982. Welche wichtigen Thatsachen die von Yale College in Newhaven ausgehenden Entdeckungsreisen in das Felsengebirge bereits ergeben haben, beweisen die fast unglaublich erscheinenden Entdeckungen der sehr gros- sen Zahl (ca 200) neuer Wirbelthiere, die Prof. Marsu auf seinen Aus- flügen in der dortigen Kreide- und Tertiärformation entdeckt hat. Prof. Mars# ist auch in diesem Jahre wieder mit einer Anzahl seiner Schüler an diese Fundstätten gegangen und wird sicher viel des Neuen wieder erringen. Wir haben im Jahrbuche schon mehrere Mittheilnngen. über seine Entdeckungen gegeben, andere sollen hier angedeutet werden, wobei es zweckmässig erschien, auch das Datum zu bemerken, wenn Separat- abdrücke davon bei der Redaction des Jahrbuches in Dresden eingegangen sind. Es schien dies nothwendig, weil theilweise ziemlich gleichzeitig von einem anderen ausgezeichneten Forscher, Prof. Epw. D. Core dieselben Thierreste unter anderen Namen beschrieben worden sind, wenn wir auch den Streit über Priorität zwischen beiden geschätzten Autoren unseren amerikanischen Collegen überlassen müssen. 1) ©. C. MarsH: über eine neue Art Tinoceras; über einige merk- würdige fossile Säugethiere; über einen neuen und merkwürdigen fossilen Vogel, Ichthyornis dispar (Amer. Journ. of se. a. arts, Vol. IV. Oct. 1872. — Eing. d. 17. Oct. 1872). 2) Derselbe: vorläufige Beschreibung neuer tertiärer Reptilien (Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. IV. Oct. 1872. — Eing. d. 24. Jan. 1875): Thi- nosaurus paucidens n. gen. et sp., Th. leptodus, Th. crassus, Th. grandis, Th. agilis, Glyptosaurus princeps, Oreosaurus vagans n. gen., Thinosaurus stenodon n. gen., Glyptosaurus brevidens, Gl. rugosus, Gl. ocellatus, Oreo- saurus lentus, O. gracilis, O. microdus, O. minutus, Tinosaurus lepıidus, Iguanavus exilis n. gen. und Limnosaurus ziphodon n. gen. 3) Derselbe: Mittheilung über die Entdeckung neuer Fossilien in den Rocky Mountains, bei der Versammlung der Amerikanischen Philo- sophical Society, am 20. Dec. 1872. — Eing. d. 22. Jan. 1873. 4) Derselbe: Entdeckung fossiler Quadrumanen in dem Eocän von Wyoming; Notiz über eine neue Gattung Carnivoren aus dem Tertiär von Wyoming, Oreocyon latidens n. gen.; über ein neues Reptil aus der Kreide- formation, Colonosaurus Mudgei n. gen. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. IV. Nov. 1872. — Eing. d. 23. Jan. 1873. 5) Derselbe: über eine neue Unterklasse fossiler Vögel (Odontor- nithes) mit Tchthyornis dispar ; über die gigantischen fossilen Säugethiere aus der Ordnung Dinocerata. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. V. Febr. 1873. — Eing. d. 6. Febr. 1873.) — Jb. 1873, 334. 666 6) Derselbe: Fossile Vögel aus der Kreideformation Nordamerika’s. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. V. March, 1873.) 7) Derselbe: Nachträgliche Bemerkungen über die Dinocerata. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. V. April, 1873. — Eing. d. 21. Apr. 1873.) 8) Derselbe: Notiz über tertiäre Säugethiere: Orohippus agilis, Co- lonoceras agrestis n. gen., Dinoceras lucaris, Oreodon oceidentalis, Rhino- ceros annectens und Rh. Oregonensis. (The Amer. Journ. of sc. a. arts. Vol. V. May, 1873. — Eing. d. 23. Mai 1873.) 9) Derselbe: Fortsetzung: Tillotherium hyracoides n. gen., Bronto- therium gigas n. gen., und Elotherium erassum. (The Amer. Journ. of sc. a. arts, Vol. V, June 1873. — Eing. d. 19. Juni 1873.) — 1) Epw. D. Core: über neue Perissodactylen aus dem Bridger Eocän: Palaeosyops fontinalis, Bathmodon, Pleurodira etc. (American Phil. Soc. 1873. — Eing. d. 26. Febr. 1873.) 2) Derselbe: über die kurzfüssigen Ungulaten aus dem Eocän von Wyoming. (American Phil. Soc. Febr. 21, 1873. -- Eing. d. 4. April 1873.) Verfasser unterscheidet 4 Gattungen Dinoceraten: Loxolophodon Core, Eobastleus Copz, Uintatherium Leıpy und Megaceratops Leipy. Das genauer beschriebene- Lo.xolophodon cornutus CopE, 1872 (Eobasileus cor- nutus Core, 1872) stinnmt nach den hier gegebenen Abbildungen wohl mit Dinoceras mwrabilis Marsu (Jb. 1873, 334) überein. (Vgl. The Amer. Journ. Vol. V, p. 511.) Ferner beschreibt CorE hier Arten von Bathimo- don Core und Metalophodon Core. 3) Derselbe gibt eine Notiz über die vorher Genannten in der Ver- sammlung der Acad. Nat. Sc. in Philadelphia, d. 28. Febr. 1875. — Eing. d. 20. März 1873. 4) Derselbe: über einige eocäne Säugethiere, erhalten durch Harv- pEn’s geologische Untersuchungen, 1872 (Amer. Phil. Soc. 1873. — Eing. den 4. April 1875): Hyopsodus paulus Leıwy, Mevcrosyops vicartus Cope, Antiacodon pygmaeus C., A. furcatus n. sp., Orotherium sylvaticum Leıpy, O. vasaccıense C., Tomitherium rostratus C., Notharetus longicaudus C., Triacodon aculeatus C., Viverravus parvivorus C., Paramys lepiodus C., P. undans Marsu, Palaeosyops diaconus n. Sp., Hyrachyus implicatus n. sp., H. princeps Marsn etc. | 5) Derselbe: über die platt-klauigen Carnivoren aus dem Eocän von Wyoming (Americ. Phil. Soc. April 4, 1873. — Eing. d. 17. Mai 18735): Es werden beschrieben Mesonyx Cops mit M. obtusidens, Synoplotherium Core, 1872, dessen ausgezeichnete Art, $. lanius Core auch in Abbildun- gen vorliegt. 6) Derselbe: über die Urtypen der Ordnungen der Mammalia edu- cabilia (Amer. Phil. Soc. April 18, 1873. — Eing. d. 25. Mai 1873). Es werden unter diesem Namen @Quadrumanen verstanden, welchen Core To- mitherium rostratum und Anaptomorphus aemulus beigesellt. 7) Derselbe: über die Osteologie des ausgestorbenen tapirartigen Hyrachıus Leiwy (Americ. Phil. Soc., April 18 1873. — Eing. d. 7. Juni 667 1873). Der Verfasser weist die Unterschiede dieser eocänen Form aus Wyoming von Tapirus und Lophiodon nach. 8) Derselbe: über einige Kriticismen des Prof. Mars# (American Naturalist, Vol. VII, May 1873. — Eing. d. 29. Mai 1873): Loxophodon cornutus Core ist hier von Neuem beschrieben und abgebildet. 9) Derselbe: Palaeontological Bulletins, No. 1—13 umfassend, — eing. d. 2. Aug. 1873. a. Beschreibungen einiger neuen Vertebraten aus der Bridger Gruppe des Eocän, veröffentlicht am 29. Juli 1872. b. Zweiter Beitrag dazu, veröff. am 3. Aug. 1872. c. Dritter Beitrag dazu, veröff. am 7. Aug. 1872. d. Über die Existenz der Dinosaurier in den Übergangsschichten von Wyoming Territory, veröff. d. 12. Aug. 1872. .e. Telegramm, beschreibend ausgestorbene Rüsselthiere von Wyoming, veröft. d. 1 . Aug. 1872. f. Bemerkungen über neue Wirbelthiere aus den oberen Gewässern von Bitter Creek, veröft. d. 20. Aug. 1872. g. Zweite Notiz darüber, veröff. d. 22. Aug. 1872. h. Über eine neue Vertebraten-Gattung aus dem nördlichen Theile des Tertiärbeckens des Green River, veröff. d. 12. Oct. 1872. i. Beschreibungen neuer ausgestorbener Reptilien aus dem eocänen Bassin des oberen Green River, in Wyoming, veröff. d. 12. Oct 1872. k. Bemerkungen über die Geologie von Wyoming, veröff. im Decem- ber 1872. l. Über 2 neue Perissodactylen aus dem Bridger Eocän, veröff. d. 31. Jan. 1873. m. Über. einige ausgestorbene Säugethiere, erhalten durch Havpex’s geolog. Untersuchungen, publ. d. 8. März 1873. n.sÜber einige Kriticismen des Prof. Marsn, veröff. im April 1873. 0. Über einige neue ausgestorbene Säugethiere aus dem Tertiär der Ebenen, Aelurodon mustelinus n. sp., und Aceratherium megalodus n. SP. — Eing. d. 9. Aug. 1873. As. Gaupry: Betrachtungen über die Säugethiere, welche in Europa gegen Ende der Miocänzeit gelebt haben. Paris, 1873. 8°. 44 8. — Die bedeutenden Arbeiten des Verfassers über die fossilen Thiere des Pikermi (Jb. 1868, 113) und des Mont Leberon in Vau- cluse (Jb. 1872, 981) haben vielfache Beweise für die Veränderlichkeit der Arten der höheren Thierwelt während der Miocänzeit geliefert, sie boten aber auch bei der reichen Fülle des Stoffes, den diese Ausgrabungen an das Licht förderten, dem scharfsinnigen und umsichtigen Forscher man- nichfache Gelegenheit zu anderen Bemerkungen über die Thierwelt dieser Epoche dar. $. 1 der vorliegenden Abhandlung weist die grosse Entwickelung der Pfilanzenfresser gegen Ende der Miocänzeit nach. Dieser Zeit entsprechen 668 die Faunen am Pikermi in Griechenland, Baltavar in Ungarn, Le&- beron in Vaucluse und Concud in Spanien, welche eine Anzahl der Hauptformen, wie Machaerodus cultridens, Hyaena eximia, Hipparion gracile, Tragocerus amaltheus, Gazella deperdita etc. mit einander gemein haben. $, 2 weist nach, dass die Säugethiere gegen Ende der Miocänzeit die Ansicht befestigen, dass die höheren Geschöpfe eine grössere Veränder- - lichkeit zeigen als die niederen. $. 3. So weit man nach den Säugethieren urtheilen kann, lässt sich das obere Miocän in zwei Unteretagen theilen. Das durch die Arbeiten von Kıvp bekannte Lager von Eppelsheim enthält neben Arten, welche denen von Pikermi und Leberon gleichen, manche davon sehr abweichende. Der Verfasser weist nach, dass es etwas älter sei, als das von Pikermi, Leberon, Baltavar und Concud. Er charak- terisirt hierauf die verschiedenen Faunen in Frankreich von dem oberen Pliocän herab bis in das untere Eocän. &. 4. Das Studium der miocänen Säugethiere stützt «ie Hypothese, dass die Trennung der verschiedenen Etagen oder Unter-Etagen haupt- sächlich auf einer Wanderung (deplacement) der Faunen beruhe. $. 5 handelt über die analogen Säugethierformen, welche denen des oberen Miocän vorausgegangen und gefolgt sind; an vielen überzeugenden Beispielen aber wird in $. 6 über die Unterscheidung der Rassen und Arten der Säugethiere, welche am Ende der Miocänzeit gelebt haben, nachgewiesen, wie die gegen- wärtige Fauna nur eine Fortsetzung der älteren Faunren sei. Sım. H. Scupper: Fossile Insecten aus den Rocky Mountains. (The American Naturalist, Vol. VI. November, 1872, p. 665.) — Nachdem schon vor einigen Jahren durch Prof. Dexton Spuren tertiärer Insecten in der Nähe der Vereinigung des Green- und White River in Wyoming Territory entdeckt worden waren, haben die Nachforschungen von F. C. A. Rıcuarvson und Dr. HAypen nahe an 40 Arten fossiler Insecten in ana- logen Schichten der Felsengebirge zum Vorschein gelangen lassen, welche Scupper vorläufig in ihre verschiedenen Ordnungen verweist. Eine ge- nauere Beschreibung derselben steht zu erwarten. EmanveL Kayser: Studien aus dem Gebiete des Rheinischen Devon. II. Die Fauna des Rotheisensteins von Brilon in Westphalen. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1872, p. 653. Tf. 25-27.) — (Jb. 1872, 668.) — Die ausgezeichneten Rotheisensteine, welche zwi- schen Brilon und Giershagen in Westfalen vorkommen, treten als Contact- lager zwischen Diabasen oder Schalsteinen und devonischem Kalkstein auf, von welchem letzteren sie ein Umwandlungsproduct darstellen. Wir verdanken dem Verfasser eine eingehende Beschreibung der reichen Fauna 669 des Briloner Erzes, aus der sich entnehmen lässt, dass ihr Alter mit der oberen Grenze des mitteldevonen Stringocephalen-Horizontes zusammen- fällt. Unter 60 daraus beschriebenen Arten, deren Verbreitung in unter-, mittel- und oberdevonen Ablagerungen auch durch eine Tabelle nachge- wiesen ist, erkennt man neben vielen alten bekannten auch einige neue Arten, wie namentlich die eigenthümliche Scoliostoma serpens E. K., Pte- rinea Brilonensis, Ihynchonella Beyrichi etc. — An diese Abhandlung schliesst der thätige Verfasser S. 691 eine zweite: über neue Fossilien aus dem Rheinischen Devon, unter welchen Amplexus irregularis n. sp., Microcyclus Eifliensis n. sp., Productus sericeus v. Buch, Camaro- phorva tumida n. sp. und vor allem Spirophyton Eifliense n. sp. von be- sonderem Interesse sind. Von der letzteren zu den Fucoiden gehörenden Gattung hat J. Haıı in Nordamerika 4 Arten unterschieden: Sp. cauda-galli VAnuxEm von der oberen Grenze des Unterdevon, Sp. velum Van. aus der Hamilton-Gruppe, Sp. typus Harn aus der Hamilton- und Chemung-Gruppe und Sp. crassum Harz von der Basis des Kohlengebirges. Verfasser ist geneigt, auch die von R. Lupwıs als Buthotrephis radiata beschriebene Pflanze aus dem Dachschiefer von Sinn im Nassauischen (Jb. 1871, 214) zu Spirophyton zu rechnen. G. Dewaugur: ein neuer Spongit aus dem Eifelkalke von Prüm. (Bull. de ’Ac. r. de Belgique, 2. ser. t. XXXIV. No. 7. juillet 1872.) — Ein von F. Römer (Jb. 1848, p. 680. Taf. 9, f. 1.) als Blumen- bachium meniscus aus obersilurischem Kalke von Tennessee beschriebenes Fossil wurde 1854 von ihm zur Gattung Astraeospongium erhoben (Bronn, Leth. geogn. 3. Aufl. 1. 2, p. 156. Taf. VI, £f. 1). Eine zweite Art dieser hexactinen Spongie beschrieben MEEK und WorTHEN als A. Hamiltonensis aus der Hamiltongruppe von Illinois (Geol. Surv. of Illinois, Vol. III, p. 419. Pl. 10, f. 6) und wandelten passend den Namen Astraeospongrum in Astraeospongia um. Diesen reihet DrwALQUE hier eine dritte Art, die er in der Sammlung des Prof. Krörszes in Prüm entdeckte, als A. meni- scioides n. SP. an. W. Dames: die Echiniden der nordwestdeutschen Jurabil- dungen. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1872, p. 615. Taf. 22—24.) — Vgl. Jb. 1872, 985.) — Seiner trefflichen Arbeit über die regulären Echi- niden schliesst Damrs als Nachtrag zunächst noch Beschreibungen von Stomechinus gyratus As. sp. und Pedina aspera Ac. an, worauf er sich den symmetrischen Echiniden zuwendet: Pygurus Blumenbacht Koch u. DuUNKER Sp., P. Royerianus Corr., P. pentagonalis PuiLL. sp., P. ju- rensis Marcov, P. Hausmanni Koch u. Dunk. sp., Echinobrissus elunteu- laris Linwyp, EP. orbicularis PriLL. sp., E. scutatus Lam. sp., E. dimidia- tus Puııı. sp., E. planatus A. Rorm. sp., £. n. sp., E. Bauweri n. sp., 670 Pygaster umbrella Ac., P. humilis n. sp., Holectypus eorallinus d’Ore. und Collyrites bicordata LEsKE Sp. Mit den genauen und klaren Beschreibungen wetteifern die vorzüg- l'chen, von C. Laur gezeichneten und lithographirten Tafeln. Von allge- meinstem Interesse sind die Schlussbemerkungen des Verfassers: Die Ver- theilung der Species in den einzelnen Schichten ergibt sich für den nord- westdeutschen Jura in durchaus mit anderen Juraablagerungen analoger Weise. Im Lias treten ausschliesslich reguläre Echiniden auf. Selten finden sich ganze Körper, aber Stachelreste sind fast in allen Schichten beobachtet. Im braunen Jura fehlen in Norddeutschland die Echiniden fast ganz. Nur die weit verbreiteten Stacheln der Cidaris spinulosa A. Rön. und ihrer Verwandten füllen die Schichten mit Ammonites coronatus und die sie oben und unten begrenzenden Ablagerungen. Ausserdem er- scheinen Echinobrissus celunicularis und orbieularis in den Macrocephalen- schichten und im Cornbrash. Im weissen Jura nimmt die Zahl der Spe- cies und Individuen plötzlich sehr zu. Im unteren weissen Jura erschei- nen: Collyrites bicordata, Echinobrissus scutatus; viel wichtiger als diese werden im eigentlichen Coralrag: Cidaris florigemma PsirL., Pseudodia- dema mamillanum A. Röm. sp. und hemisphaericum Lam. sp., Acrosalenia decorata HaımE sp., Echtmobrissus planatus, Pygurus Blumenbachi, Haus- mann und pentagonalis, Pygaster umbrella, Holectypus corallinus, da sie nicht nur in Norddeutschland, sondern auch in England und Nordfrank- reich weit verbreitet sind. Ebenso treten im nordwestdeutschen Kimme- ridge als gute Leitformen Pygurus Royerianus und jurensis auf. Aus den auf einer Tabelle zusammengestellten Beobachtungen ergibt sich eine sehr grosse Übereinstimmung in der Echinidenfauna der nord- französischen und englischen Juraformation einerseits und der nordwest- deutschen anderseits: als Gesammtresultat seiner vergleichenden Beobach- tungen aber hebt Dames die volle Bestätigung der zuerst von Hrn. v. SEE- BACH genauer nachgewiesenen Thatsache hervor: dass während des Ab- satzes der Liasschichten zwischen dem nordwest- und süddeutschen Jura eine grosse Übereinstimmung hinsichtlich der Fauna geherrscht habe, dass dieselbe, wenn auch nicht mehr so markirt, während der Bildung der Schichten des braunen Jura vorhanden gewesen, dass dieselbe aber wäh- rend der Ablagerung des weissen Jura völlig aufgehört habe, so dass man eine totale Trennung beider Absatzgebiete supponiren muss. Die Über- einstimmung mit dem englischen Jura dagegen ist in allen seinen Gliedern deutlich, wenn sie sich auch im braunen Jura mehr verwischt; besonders auffallend aber ist sie in den Coralrag-Absätzen beider Gebiete. W. Damzes: NotizübereinDiluvial-Geschiebe cenomanen Alters von Bromberg. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XXV, p. 66.) — Überreste cenomanen Alters waren bisher unter den Diluvialgeschieben der norddeutschen Ebene noch gänzlich unbekannt (vgl. auch F. RormEr im Jahrb. 1863, 752.). Dames weist unter den Geschieben bei Bromberg A Zn 671 das Vorkommen von Ammonites Coupei Ber., Turrilites costatus Lam. und Pecten opercularis Sow. nach, von welchen die beiden erstgenannten vor- zügliche Leitfossilien für das Cenoman in Deutschland und Frankreich sind. Das Ursprungsgebiet für diese Funde ist noch nicht bekannt. S. W. Fornp: über einige neue Arten Fossilien aus der Pri- mordialzone oder unteren Potsdamgruppe von Rensselaer county, N.-Y. (The Amer. Jowrn. No. 27, Vol. V. 1873, p. 211.) — Die an das Licht gezogenen Organismen sind Archaeoeyathus? Rensselaerieus n. sp., Obolella nitida n. sp., Scenella retusa n. sp. und Hyolithes Em- monst n. SPp., wovon auch Abbildungen gegeben sind. JoH. FRiEDR. Branpr: Bemerkungenübereinen merkwürdig krankhaft veränderten Mammuthschädel. Moskau, 1871. 4°. 4S. 1 Taf. — Unter mehreren Mammuthschädeln des Museums der Kais. Aka- demie der Wissenschaften in St. Petersburg befindet sich ein wohlerhal- tener 4!/a Fuss langer. Derselbe stellt nicht nur einen der grössten bis Jetzt bekannten Mammuthschädel überhaupt vor, sondern zeigt noch an- dere beachtenswerthe Eigenthümlichkeiten. Seine Stosszähne waren sehr ungleich entwickelt, indem der rechte mehr als um die Hälfte kleiner als der linke erscheint. Diesen Verhältnissen reiht sich noch der asymetrische, sehr nach links verschobene Nasentheil an, und mit der Asymetrie des Schädels treten noch Veränderungen anderer Knochen auf der rechten Seite des Schädels in Verbindung. Alle Verhältnisse deuten auf ein aus- gedehntes langes Knochenleiden hin, woran das Thier bereits in seiner Jugend gelitten haben mag, vielleicht in Folge der beschädigenden Gewalt des Stosszahns eines anderen Mammuth oder des Hornes eines büschel- haarigen Nashorns. C. J. Forsyru Masor M. D.: Materali per la Microfauna dei Mammiferi quaternart. J. Myodes torquatus Paur. (Attı della Soc. ü. di Sc. nat. Vol. XV, 21 p., 1 Tav.) — Eine im Hohlenstein in Schwaben von Prof. CaArELLını aufgefundene Zahnreihe war die Veranlassung zu die- ser Abhandlung, in welcher die Zähne des Myodes torquatus PaLL. var. hudsoniensis rec. von Labrador mit lebenden Exemplaren von der Wolga und Fossilien vom Hohlenstein verglichen werden. Wir finden neben die- sen Abbildungen noch solche der lebenden Arvicola glareolus SunD., Arv. amphibius Desm. und des Ütenodactylus Massoni GRAY. 672 Miscellen. Schloenbachstiftung. Der k. Salinen-Ober-Inspecetor ALBERT SchtLoensach in Liebenhall bei Salzgitter in Hannover hat unter dem 10. März 1873 Herrn Hofrath v. Haver als Director der k. k. geol. Reichs- anstalt in Wien ein Capital von 12,000 fl. mit der Bestimmung übergeben, dasselbe gewissermassen als ein Vermächtniss seines viel zu früh dahin- geschiedenen Sohnes Dr. URBAN SCHLOENBACH zu betrachten und den Zins- ertrag davon zu einem Reise-Stipendium für ein Mitglied genannter An- stalt oder einen ihr sonst nahe stehenden Geologen zu verwenden. Aı®. Gaupry: Museum d’Histoire naturelle Cours de Pa- leEontologie. lecon d’owerture. Paris, 1873. 8°. 19 p. — Die erste Vor- lesung, welche Gaupry nach Übernahme der Professur für Paläontologie an dem Museum des Jardin des plantes gehalten hat, bietet die Haupt- momente in der Geschichte dieses Lehrstuhls, womit ja die Geschichte der Paläontologie in Frankreich innig verknüpft ist. Cuvier gilt als ihr Be- gründer, ein anderer Professor des Museums, BLAINVILLE, führte den Na- men „Palaeontologie* ein. 1853 wurde der Lehrstuhl für Paläontologie am Museum geschaffen, und ALcıpE d’Orgıcny zum Professor ernannt. Ihm folgte nach seinem Tode Graf d’Arcuıac Desmiers de Saint-Simon, dessen Nachfolger EpovArD LARTET ward, welcher am 28. Januar 1871 verschied. Es wird mit aller Pietät und in gedrängten Zügen hervorgehoben, was die Wissenschaft dieser edlen Trias verdankt, an die sich der gegenwär- tige Vertreter der Paläontologie an dem berühmten Museum auf das Wür- digste anreihet. Verkauf. Die Herren Voısr und Hochszsans, Mechaniker und Präparateure in Göttingen veröffentlichen ein Verzeichniss der Gesteine, von welchen sie Dünnschliffe vorräthig haben. In ähnlicher Weise empfiehlt Herr Mechaniker E. Neumann in Frei- berg in Sachsen seine Dünnschliffe von Gesteinen und Mineralien. Auf die vorzüglichen von Herrn Mechaniker R. Furss in Berlin, Was- serthorstr. No. 46, angefertigten Dünnschliffe ist schon Jb. 1872, 877 hin- gewiesen worden. Zu krystallographischen Studien sind Anfängern besonders 60 oder 130 Stück Krystall-Modelle, geordnet nach Naumanv’s Krystallo- graphie, geschnitten von JuLıus WENZEL in Freiberg, zu empfehlen, welche von dem Verfertiger direct oder von der Königl. Mineralien-Niederlage der Bergakademie zu Freiberg (Sachsen) hilligst bezogen werden können. —s— Über die Genesis der Granulite, mit besonderer Be- ziehung auf die Sächsische Granulitformation. Von Herrn Professor Th. Scheerer. Die specifischen Granulite bilden eine, durch petro- graphische Beschaffenheit scharf charakterisirte Gesteinsklasse, welche weder den Gneusen noch den Graniten untergeordnet, wohl aber ersteren beigeordnet werden kann. Wesentlich aus einem sehr feinkörnigen Gemenge von Feldspath und Quarz be- stehend und durch Einmengung von Granat (mitunter auch von Cyanit) ausgezeichnet, pflegen sie, ungeachtet ihrer charakteristi- schen Glimmerarmuth, den Typus der Paralleistruktur und daher den Charakter eines geschichteten Gesteines an sich zu tragen. In dieser Beziehung sind sie daher den Gneusen an die Seite zu stellen, und als glimmerleere oder doch sehr glimmerarme Gneuse zu betrachten, in denen der fehlende Glimmer durch Gra- nat vertreten wird. In Folge dieser markirten petrographischen Beschaffenheit hatte man die specifischen Granulite von den Gneusen unterschie- den, noch bevor sich herausstellte, dass sie von letzteren auch wegen ihrer geognoslischen Verhältnisse zu trennen seien. Be- sonders durch die exacten und umsichtigen Forschungen eines Naumann ergab sich das eruptive Auftreten der Sächsischen Gra- nulite mit einer Evidenz, die von einigen dagegen erhobenen Zweifeln kaum getrübt werden konnte *, Immerhin jedoch mögen * A. STELZNER, Untersuchungen im Gebiete des Sächsischen Granulit- gebirges. Dieses Jahrbuch 1871, S. 244—249. Die Entgegnung NAumann’s Jahrbuch 1873. 43 a 674 “ die Ansichten über die Granulitgenesis nicht bei allen betreffen- den Forschern zu einem Abschluss gelangt sein. Unter solchen Umständen sei es gestattet, zur Entscheidung hierüber noch eine dritte Modalität herbeizuziehen, die chemische Constitution der Granulite. Nach Beendigung meiner Arbeit über „die Gneuse des Sächsischen Erzgebirges und verwandte Gesteine“ *, welche ich auf besondere Veranlassung unseres damaligen Oberberghaupt- mann, Freiherrn v. Brust, unternommen hatte, wurde von dem- selben die chemisch analytische Untersuchung der Sächsischen Granulite in Anregung gebracht und mir übertragen. Meinem, dem K. Sächsischen Oberbergamte darüber erstatieten ersten Be- richte (v. 5. August 1866) ist der grössere Theil der folgenden analytischen Daten entnommen. Einige andere Analysen stammen aus neuester Zeit. Die untersuchten Gesteine waren meist von den Herren Akademie-Inspector STELZNER (gegenwärtig Professor zu Cordova, Buenos-Ayres) und Bergamis-Assessor FÖRSTER an den Fundstätten gesammelt worden; einige derselben stammten von meinen eigenen Excursionen in das Sächsische Granulitgebiet. Die Ausführung der Analysen, im chemischen Laboratorium der Bergakademie, geschah auf dieselbe Art und unter Beobachtung derselben Vorsichtsmassregeln, wie ich solche bei früheren Ge- steins-Analysen in Anwendung brachte **, Die Untersuchungen würden eine grössere Ausdehnung er- langt haben und gleichwohl früher zur Publication gelangt sein, wenn nicht eine chronische Augenkrankheit, die mich im Jahre 1867 befiel, meine Forscherwirksamkeit fast gänzlich paralysirt hätte. Dies möge das Lückenhafte einer Arbeit entschuldigen, in welcher wenigstens Anhaltspunkte für künftige, ausgedehntere Forschungen geboten werden. | Als eines der Haupt-Ergebnisse dieser Untersuchungen ist hierauf in dessen Abhandlung: Über den Granulitgang von Auerswalde. Ebendaselbst 1872, S. 911—929 (nebst einer geognostischen Karte). * Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. 14, S. 23 —150. Als besonderer Abdruck bei Arthur Ferıx in Leipzig erschienen. »= Man sehe hierüber S. 164—166 meines Aufsatzes „Über die che- mische Constitution der Plutonite“ in der Festschrift zum 100jährigen Ju- biläum der K. Sächsischen Bergakademie zu Freiberg, 1866. 679 zuvörderst hervorzuheben, dass die Granulite, in Betreff ihrer chemischen Zusammensetzung, den Gneusen hinreichend nahe stehen, um in dieselben Abtheilungen gebracht zu werden wie letztere. Wir haben daher eine Parallelisirung der Gra- nulite mit rothen, mittleren und grauen Gneusen (oberem, mittlerem und unterem Plutonit) auszuführen. Wie ich früher nachgewiesen habe, wird die chemische Constitution die- ser Gneusarten durch folgende chemische Formeln und daraus abgeleitete Sauerstoff-Verhältnisse, Silieirungsstufen und procen- ‚tale Kieselsäuregehalte ausgedrüc ku on Oberer Plutonit. Mittlerer Plutonit. Unterer Plutonit. (Rother Gue)) (Mittlerer Gneus) (aber Gneus) m a Chemische Formel | (R)? Si3 m ( sis SET + 2(R) Si (R) Si Sauerstoff-Verh. % (R): Si 1:45 1:3,75 1:3 Silieirungsstufe 1,5 Br 25 BEIUT ER 5 Procentaler Kiesel- VE EEE NURRDIRR ol säure-Gehalt: 76--74 71—69 66—64 im Mittel: 75 70 65 —— Die analysirten specifischen Granulite zeigten folgende äussere Charaktere und waren von beibenannten Fundorten, 1) Röthlicher Granulit von Penig (Höllmühle). In einer feinkörnigen eurilischen Grundmasse sind zahlreiche kleine Krystalle und Körnchen von rothem Granat eingewachsen. Von Glimmer keine Spur bemerkbar. 2) Graulich fleischrother Granulit von Neudörfchen (Steinbruch am rechten Zschopauufer, nahe oberhalb Neudörfchen und der Mitweidaer Brücke). Von ähnlicher Beschaffenheit wie der vorige, doch lassen sich darin durch das bewaffnete Auge hier und da Quarz- und krystallinische Feldspath-Körnchen unter- scheiden. Blassrother Granat. 3) Graulich weisser Granulit von Limbach (Klaumühle). Euritische — feinkörnig bis dichte, splittrig brechende — Grund- masse, worin, ausser vereinzeltem blassrothem Granat, Körnchen * In demselben Aufsatze 8. 167, sowie ferner in „Vorläufiger Bericht über krystallinische Silicatgesteine des Fassathales“ u. s. w.; dieses Jahr- buch 1864, S. 385—412. 43 * St Eh Br Ze 676 und kleine Partien eines problematischen schwarzen Minerals vorkommen, welche die Ursache der graulichen Farbe des Ge- steins sind. Auch im vorhergehenden Granulit 2 liessen sich bereits Spuren eines solchen schwarzen Minerals beobachten. 4) Grauer Granulit von Penig (Steinbruch unmittelbar hinter der Gasfabrik, am rechten Ufer der Zwickauer Mulde). Euritische Grundmasse mit Granat-und schwarzem Mineral, ganz ähnlich wie im Granulit 3. Doch tritt das schwarze Mineral (wie wir dasselbe einstweilen bezeichnen wollen, ohne dadurch in allen Fällen Identität zu behaupten) im Granulit 4 häufiger auf, wodurch zum Theil dessen dunkeigraue Farbe bedingt wird. 5) Dunkelgrauer Granulit von Burgstädt (Steinbruch südlich davon, an dem von Kienhaide nach Herrenhaide führen- den Wege). Die blau- bis schwarzgraue Grundmasse feinkörnig bis dicht, im Grossen flachmuschlig, im Kleinen splittrig brechend. Braune Granatkörnchen und schwarze Glimmerschüppchen, zum Theil mit Andeutungen von Parallelstruktur sind darin eingewach- sen. Die dunkle Färbung des Gesteins scheint wesentlich von fein vertheiltem schwarzem Mineral herzurühren. Srrızxer be- zeichnet Jiesen Granulit als einen besonders charakteristi- schen und an vielen Orten vorkommenden. 6) Lichtgrauer Granulit von Neudörfchen; von derselben Localität wie der Granulit 2, innerhalb der vom Mitweidaer Gra- nit umschlossenen Granulit-Insel*. Die ziemlich feinkörnige Grund- masse lässt Körner von Quarz und krystallinischem Feldspath er- kennen. Granatkryställchen liegen darin zerstreut; hier und da gewahrt man auch Schüppchen von tombakbraunem Glimmer nebst Spuren vom schwarzen Mineral. 7) Graulich weisser, schiefriger Granulit (Schiefri- ger Normal-Granulit Förster s) von Steina bei Hartha. Der erste von den hier betrachteten specifischen Granuliten, bei welchem der Charakter eines geschichteten Gesteines durch eine, selbst im kleinsten Handstück wahrnehmbare Parallelstruktur ausgeprägt erscheint. Durch die Loupe gewahrt man, dass seine Grund- masse aus parallel gestreckten Partien von Quarz und Feldspath * Nach STELZNER keine Halb-Insel, wie irrthümlich auf der geogno- stischen Karte von Sachsen, Sect. XIV angegeben. 677 besteht. Körnchen von braunem Granat, stellenweise auch Schüppchen von tombakbraunem und schwarzem Glimmer, sind darin eingewachsen. Nach Förster's Beobachtungen ist dieses Gestein der verbreitetste aller specifischen Granulite; mit Gneusgranulit (8) und Trappgranulit (D) macht es gemeinsam den bei Weitem grössten Theil des Sächsischen Granulitgebietes aus. Die procentale chemische Zusammensetzung dieser 7 Granulite ist, nach den Analysen meines früheren Assistenten Herrn Dr. Rusz, folgende: Oberer Plutonit. 1: 2. 3. Kieselsäure . . . . 76,33 75,80 75,46 ihonerde. . .. ...... 12,89 12,09 12,09 Bereuaxyd 29.0 2.2,35 2,42 3,75 Kalkerde. . ... 08 1,4557 11,88 Masnesa .. . . 035 0,38 0,66 Bu. 07 4,27 3,96 Bern. 0... 2.00. 0 — 2,12 2,46 Biiger 2.0... 0,22 0,39 0,25 00,18 99,52 99,85. Mittlerer Plutonit. 4. 5, 6. TV Kieselsäure . . . 72,97 71,25 73,47 73,37 Thonerde . . . 12,69 14,28 14,86 14,09 Eisenoxyd .._.,.....4,55 4,32 3,64 3,31 Kalkerde. . . . 2,33 2,84 1,62 1,54 Magsnesia . . . 0,83 0,92 0,67 0,76 Bee. 3,46 3,02 3,95 4,25 Natron rt, 1%, 3,16 2,76 1,80 2,49 Wassers... 0,13 0,16 0,21 0,27 99,92 99,55 100,22 100,08. Die aus den Analysen sich ergebenden Sauerstoffverhältnisse (R) : Si und die daraus abgeleiteten Silicirungsstufen sind: * Die geringen Mengen von Eisenoxydul, welche in diesen Granuliten vorhanden sind, wurden nicht näher bestimmt. 678 = Sauerstoff-Verhältniss: Silicirungsstufe: = S | Q 5] gefunden normal Differenz {gefunden | normal Differenz 1. A TA 1:4,50 |) + 0,24 1,58 1,50 + 0,08 21 .1:4,64 h 011 1,55 201 005 a a “ —- 0,03 1,49 h = Ale 1:53,93), elesiza |. 27 018 1,31 1,25 1 0,06 5.1 1:83,56 5 = 019 1,19 R — 0,06 6. 1:33 1 —+ 0,08 1,28 = 1 00 7% 1: 3,90 5 + 0,15 1,30 3 + 0,05 Die speeifischen Granulite sind hiernach theils dem oberen Plutonit (rothen Gneus), theils dem mittleren Plutonit (mittleren Gneus) beizuordnen, während es an Granulit-Repräsentanten des unteren Plutonit (grauen Gneus) zu fehlen scheint. Jedenfalls treten Granulite der letzteren Art (mit Kieselsäuregehalten von 64—66 Procent) weit seltener und in geringerer Verbreitung auf, als jene beiden kieselsäurereicheren Klassen. Dass sie nicht ganz fehlen, wird bereits durch einige Vorkommnisse dargethan. So findet sich bei Ehrenberg im Zschopauthale ein grauschwarzer Granulit, dessen Kieselsäuregehalt 65,4 Procent beträgt; und in einem ebenfalls schr dunklen, grauschwarzen Granulit von Wald- heim wurden 69,9 Proc. Kieselsäure nachgewiesen *. Letzterer enthält, neben vielem Granat auch etwas tombakfarbenen Glim- mer; ersterer dagegen Granat ohne Glimmer, während seine dunkle Farbe von feinvertheiltem schwarzem Mineral herzurühren scheint. Parallelstruktur ist in ihm nicht wahrzunehmen, wohl aber in dem glimmerhaltigen Granulit von Waldheim. Vor der Hand müssen wir unsere näheren Betrachtungen auf die sieben analysirten Grantulite beschränken. An den an- geführten Analysen lassen sich einige Eigenthünmlichkeiten in der chemischen Constitution wahrnehmen, die besonders hervortreten, wenn man die Granulit-Analysen mit denen entsprechender Gneuse vergleichend nebeneinanderstellt. Wir wählen die Granulite von Neudörfehen (2) und Penig (4), und stellen ersterem meine Ana- Iyse eines normalen oberen Plutonit ** und letzterem die eines normalen mittleren Plutonit *** zur Seite. * Siehe die oben citirte Festschrift S. 194. ** Zeitschr. d. D. Geol. Ges. Bd. 14, S. 76. *** Ehendaselbst S. 46. 679 @ Normaler Granulit 2. oberer Plut. Kieselsaufe ... ..75,80 75,14 Bhranerde .... .......1209 13,25 isenoxydr Ir. 2 10249 1,24 Eisenoxydul ..... — 0,72 Manganoxydul . . Spur 0,08 Kalkerde, . ... .. .... 1,45 0,60 IMasmesian .. u... 0,38 0,39 NE ee 4,86 Natron ts ARIEEB 122 2,12 Wasser. u: in. 00,39 0,89 99,52... 99,89. Normaler . Granulit 4. mittlerer Plut. Kieselsäure . . 72,97 72,36 (inclue. 0,94 Ti) Thonerde . . . 12,69 11,30 Eisenoxyd . . 455 — Eisenoxydul . . — 4,23 (inclus. Te) Manganoxydul . Spur 0,48 r Kalkerde . .. .. 2,35 3,02 Masnesia . . . 0,63 1,07 Rally... >... 846 3,54 Natsant.i- °.. .. 9,16 2,39 BMeasser rt... '.. 0:18 1,40 99,92 100,29. Die grossen Mischungs-Ähnlichkeiten, einerseits zwischen dem Granulit 2 und dem oberen Plutonit und andererseits zwi- schen dem Granulit 4 und dem mittleren Plutonit, lassen um so auffallender den erheblichen Unterschied in den Wasser- gehalten hervortreten. Im Granulit 2 sind 0,90 Proc. und im Granulit 4 sogar 1,27 Proc. Wasser weniger enthalten als in den entsprechenden Plutoniten. Dies kann auf keinem zufälligen Umstande beruhen, denn alle bisher analysirten Granulite zeigen diesen charakteristischen Wassermangel. Bei den Granuliten 1—3 beträgt der durchschnittliche Wassergehalt 0,29 Proc. und bei den Granuliten 4—7 nur 0,19 Proc., während die durchschnittlichen Wassergehalte normaler oberer und mittlerer Plutonite respective gegen 1 Proc. und 1,5 Proc. betragen. Dieser Wassermangel der Granulite ist eine einfache Folge ihres fast gänzlichen Glim- mermangels. Die Glimmerarten sind im Wesentlichen die ein- 650 zigen wasserhaltigen Gemengtheile plutonischer Silicatgesteine. Wo sie fehlen, fehlt auch der Wassergehalt; der vollkommen frische, chemisch unveränderte Zustand des Gesteins vorausgeselzt. Ob jener geringe Wassergehalt in Granuliten, welche absolut glimmerleer zu sein scheinen, gleichwohl von zerstreuten Glim- merpartikein herrührt, die sich dem Auge des Beobachters ent- ziehen, oder ob er — wenigstens zum Theil — in einer an- gehenden Verwitlerung des Feldspaths seine Ursache hat, lässt sich unmöglich mit Sicherheit ausmachen. Doch darauf kommt es hier nicht an, sondern nur auf jene erhebliche Differenz zwischen den Wassergehalten der Granulite und normalen Plu- tonite.e. Um uns die Glimmer, als die eigentlichen Wasserträger, vor Augen zu führen, citire ich hier aus meiner früheren Arbeit zwei Beispiele * von der chemischen Zusammensetzung des Glim- mers im oberen Plutonit. Kieselsäure. . . 50,77 51,80 Titansäure .....-.' 10530 — Thonerde a. ... 2689 25,78 Eisenoxyd: .. '. =28 5,02 Eisenoxydul . . 3,60 2,25 Manganoxydul. . — 0,41 Kalkerde 7;.;.. 2,2005 0,23 Magnesays. . .: 0:89 2,12 Kalizz. 2.2, 2... 1058 6,66 Natron arts 1,22 Wasser, +1. 7...,540 4,79 100,24 100,33. Auch der Glimmer des mittleren Plutonit besitzt einen sol- chen Wassergehalt, ebenso der des unteren Plutonit **. Durch diese thatsächlichen Verhältnisse werden wir zur Annahme geführt: es seien die Granulite aus den Gneusen (Plutoniten) durch einen umbildenden Process hervor- gegangen, welcher das chemisch gebundene Wasser aus letzteren entfernte. Dass dieser Process in einer mehr oder weniger vollkommnen Umschmelzung, mindestens in einer Erhitzung bis zur Massen-Erweichung bestand, lässt sich aus dem Auftreten des krystallinischen Granates schliessen, welcher, als * Zeitschr. d. D. Geol. Ges. Bd. 14, S. 63. ** Ebendaselbst S. 56 und 70. 681 wasserleeres Mineralgebilde, aus dem wasserhaltigen Glimmer hervorgegangen ist. Die Entstehung von Granat aus entwässertem Glimmer kann man leicht aus der chemischen Zusammensetzung beider Minera- lien herleiten. Die Granaten mit der allgemeinen Formel R>Si + .BSi konnten ihre Bestandtheile aus den Glimmern entnehmen, wobei sich, je nach der Zusammensetzung des Glimmers, zugleich Feld- spath und Cyanit oder doch eines dieser Mineralien bildete. Ge- wisse dunkle Magnesiaglimmer weisen sogar direet auf Granat hin, indem sich ihre Formel Ry:Si + RSi nur durch den Wassergehalt des ersten Gliedes von der Granat- formel unterscheidet*. Bei anderen dieser Magnesiaglimmer, von der Formel D “.. 220 000 ı(R)’Si + 3RSi liegt die Granalbildung nicht erheblich ferner. Weniger einfach ist sie bei den kieselsäurereicheren Kaliglimmern herzuleiten; doch immer ist dies möglich durch Annahme von gleichzeitiger Entstehung der oben genannten Mineralien, zum Theil auch durch Zuziehung eines anderen Umstandes, der sogleich von uns be- trachtet werden soll. Bei mehreren Granuliten, namentlich bei den Granuliten 3 bis 6, haben wir eines schwarzen Minerals von problemati- schem Charakter gedacht, dessen fein vertheilte Einmengung we- sentlich zur mehr oder weniger dunklen Färbung dieser Gesteine beiträgt. Mitunter scheint es weiter nichts zu sein als eine dunkle bis schwarze Granatmasse: oft aber lässt sich dies nicht erken- nen. Unzweifelhaft jedoch hängt seine Entstehung ebenso nahe und direet mit der Umbildung des Glimmers zusammen, wie die Bildung des Granates. In manchen Fällen dürfte daher das schwarze Mineral ein Zersetzungsrest des Glimmers sein, welcher — seines Eisenreichthums wegen — weder im Granat, Feldspath noch Cyanit, ein chemisches Unterkommen zu finden vermochte, und sich vielleicht als amphibolitische Masse ausschied. * Zeitschr. d. D. Geol. Ges. Bd, 14, S. 62. ** Ebendas. S. 59. 682 Da das in den Glimmern enthaltene Wasser die Rolle einer Base spielt 3# = 1R) und somit einen berechtigten Factor in der chemischen Constitution und chemischen Formel der Glimmer und der Plutonite bildet, so ist erklärlich, warum die aus der Analyse gefundenen Sauerstoff-Verhältnisse und Silicirungsstufen fast sämmtlich einen Überschuss an Kiesel- säure (Mangel an Basen) zeigen. Wird das den Glimmern zu- kommende Wasser hinzugerechnet, so fällt dieser Basenmangel fort. Wenn wir uns für die hier angeregte Bildungsart der Gra- nulite entscheiden, sind wir genöthigt anzunehmen, dass jene — theilweise oder völlige — Austreibung des Wassers ungehin- dert durch Druck habe vor sich gehen können. In den älte- sten (plutonischen) geologischen Perioden war dieser hindernde Druck stets vorhanden. Ihm eben haben wir die, durch wasser- haltige Mineralien, namentlich Glimmer, ausgezeichneten krystal- linischen Silicatgesteine zuzuschreiben. In den neuesten (vulca- nischen) geologischen Perioden ist dieser, Druck — wenigstens in der Nähe der Erdoberfläche — nicht mehr vorhanden gewesen. Daraus können wir schliessen: die Zeit der Umwandlung der Gneuse in specifische Granulite falle in eine neuere geologische Periode. Ob wir ein bestimmtes pluto-vulcanisches oder rein vulcanisches Gestein als umwandelndes Agens ausfindig machen werden, wird sich erst zeigen, nachdem wir in dem Gebiete un- serer Granulitformation weitere Umschau gehalten haben. In dem Sächsischen Granulitgebiet — wie es nach Nau- MAnn’s instructiver Darstellung, rings von einem abwärts fallen- den wallförmigen Schiefermantel umgeben ist — trelen, ausser den so eben von uns betrachteten specifischen Granuliten, hauptsächlich noch folgende andere Gesteinsarten auf. A) Gneus- Granulite (und Granulit-Gneuse), d.h. die mehr oder weniger feinkörnigen und glimmerführenden, meist aber noch granat- haltigen Gesteine, welche Übergangsstufen zwischen Granulit und Gneus bilden. B) Gneuse (und Gneus-Granite). C) Granite (nebst Granulit-Granit, Granit-Granulit und dem körnigen Normal- 683 Granulit Förster s). D) Trappgesteine, sogenannte Trapp- granulite (nebst Gabbro). h A. Gneus-Granulite (und Granulit-Gneuse). Von diesen wurden analysirt: 8) Graulich weisser, schiefriger Gneus-Granulit von Steina bei Hartha. Von dem schiefrigen Normal-Granulit 7 wesentlich nur durch den deutlicher wahrnehmbaren Glimmer ver- schieden. An anderen Orten noch glimmerreicher auftretend und dadurch den Übergang in Gneus vermittelnd. Wohl ebenso verbreitet wie der Granulit 7. 9) Dunkelgrauer Granulit-Gneus von Neudörfchen (Steinbruch am rechten Zschopauufer). Glimmer und Granat treten noch deutlicher auf als im vorhergehenden. Doch scheint auch schwarzes Mineral beigemengt zu sein. Gehört wie der Granulit 6 zu der vom Mitweidaer Granit umschlossenen Granu- lit-Insel. Oberer Plutonit. 8. Kneschanre, 72... . 7260 Bhonerde. . ...:. 72.2. E84 Eisenoxyd (oxydulhaltig) . 2,66 Kalkerde 54293, 90501 0573 Magnesia ... 22.202.003 Kal. ara CoHa 2478582 Natronuren ine en 223 NVasser. man, KERN TS 1075 100,02. Mittlerer Plutonit. 3 Kaeselsäure . . . .'. . 7503 Bhonerde, ; ., . . upsupikss Eisenoxydul (oxydhaltig) . 6,50 Balkerde.. .::. ».. 2: Sehean237 Masmesia ..ı. = 2 1.8 rk Ball, 2 ..,.;,:3 „oa also... 02 en RVASSER 2.022080 en 99,98. Die aus den — von Dr. Ruse und Dr. Prörss ausgeführten — Analysen abgeleiteten Sauerstoff-Verhältnisse (R) : Si und Silicirungsstufen sind: 684 Sauerstoff-Verhältniss: Silieirungsstufe: = S F | I | 5 |gefunden normal , Differenz |gefunden | normal Differenz 81 1.2.4535. |1.:450..|, 010 1,45 1,50 .|. —-.0,05 9. |1:398 | 1:53,75 | + 0,88 1.33 1.25 + 0,08 Diese Gneus-Granulite, gleich den specifischen Granuliten, schliessen sich also ebenfalls dem oberen Plutonit (rothen Gneus) und dem mittleren Plutonit (mittleren Gneus) an. Dass es jedoch auch unter ihnen nicht ganz an Repräsentanten des unteren Plu- tonit (grauen Gneuses) fehlt, dafür spricht z. B. das Vorkommen eines gneusähnlichen (von einem Granitgange durchsetzten (Gneus- Granulites von Waldheim, dessen Kieselsäuregehalt 66,3 Procent beträgt. B. Gneuse. Von diesen, im Granulitgebiet nur sparsam -—- und selten mit ganz normalem Charakter — auftretenden Ge- steinen wurden analysirt: 10) Gneus-Granit (sogenannter Steinaer Granit) von Steina bei Hartha, wo er in mächtigen Massen zwischen Glimmerschie- fer auftritt. Enthält rothen Feldspath und schwarzen Glimmer, und trägt mehr den petrographischen Charakter eines Gneuses als den eines Granites an sich. 11) Röthlich grauer Gneus vom Zusammenfluss der beiden Striegisbäche. Etwas granathaltig. Mittlerer Plutonit. 10. Kieselsäure. ., :.. .7.52.02770488 Thonerde ZU HH El Eisenoxydul . . .. . : 29308 Kalkerde »:.. 2.22.20 Masmesia.. ... 2-2... 28 Kali ur A, Natron „en lae sr nr WVASSer Ei re 685 Unterer Plutonit. 11. Kieselsäure .. ;. +... 2965,63 Matansäure ..... .... 0020,32 Phonerde "HR ON MAREDT Bisenoxyd +... 7.2722 Bisenoxydul . ...... ,.ea2201 Kalkerde:...’.. .. 204816 Maonesiars... u.a... 206, al rn... kenn) ERNOAS Natron. en een an Non Masser.. urn. a2. 01082 99,91. Da bei der Analyse 10 (von Dr. Prörss) das Alkali nicht näher bestimmt wurde, lässt sich nur aus dem Kieselsäuregehalt — 70,88 Proc. auf einen mittleren Plutonit schliessen. Das Sauer- stoff-Verhältniss und die Silicirungssiufen des Gneuses 11 sind: Sauerstofi-Verhältniss: Silieirungsstufe: Differenz gehinden nor | Tikferehz | | | | in | normal — en | | | 1). | 1:2,90 | 1: 3,00 | — 0,10 1,00 0:03 Hier haben wir also einen fast normalen grauen Gneus im Granulitgebiet, allein in Betreff seiner geringen Verbreitung nur von untergeordnetem Interesse. C. Granite. Da diese Gesteine eine wichtige Rolle im Granulitgebiete spielen, so wurden mehrere derselben analysirt. 12) Rother Granit von Mühlau bei Burgstädt. Nach sei- nem äusseren Charakter irrthümlich für eine blosse Varietät des Mitweidaer Granit (13) gehalten. 13) Rother Granit (Mitweidaer Granit) aus einem Stein- bruch zwischen Waldheim und Schönberg. Auch unter der Be- nennung „Granulitgranit“ bekannt. In zahlreichen Gängen das ganze Granulitgebiet durchziehend und durch- schwärmend. 14) Graurother Granit (Berbersdorfer Granit), zwischen Berbersdorf, Böhrigen und Arnsdorf in grosser Verbreitung auftretend, und in den, das Granulitgebiet umgeben- den Schiefermantel eindringend. 686 Oberer Plutonit. 14. 70,43 15,45 12. Kieselsäure . 74,07 Thonerde . i 12,79 Eisenoxydul (srl 1,63 Kalkerde . i 0,64 Magnesia . 0,27 Kali 6,45 Natron 3,03 Wasser 0,70 99,58. Mittlerer Plutonit, a. up Kieselsäure . 70,97— 70,65 Thonerde 14,25 —14,26 Eisenoxydul 3,00— 3,10 Kalkerde 1,27— 1,23 Magnesia 0,50— 0,64 Kali 4,03— 4,38 Natron 4,29— 3,88 Wasser 0,80— 1,17 99,41—99,31 99,45. 2,66 1,47 0,68 4,83 3,30 0,64 Aus diesen Analysen (12 von Dr. Prörss, 13,a und 14 von Dr. Ruse und 13,b von Herrn Löscher) ergeben sich die Sauer- stoff-Verhältnisse und Silieirungsstufen: dd pe ed fund 2.35 Sauerstoff-Verhältniss: Silicirungsstufe: gefunden | normal Differenz gefunden normal | Differenz me | | :441 |1:450 | —- 0,09 1,47 1450.,|. 20.03 een = 0105 199° 1° 1755 | = 003 : 8,77 2.80.08 le ae rin! 55 5 — 0.20 18 ch 4 ken 70T | | Es bestätigt sich dadurch die Erfahrung, dass vorzugsweise obere und mittlere Plutonite als Granit erscheinen, während der untere Plutonit selten aus seiner Gneusform herauszutreten pflegt. D. Trappgranulite. bereits oben bemerkt, Diese Gesteinsklasse, welche, wie mit schiefrigem Normal-Granulit (7) und Gneus-Granulit (8) weitaus den grössten Theil des Granulitgebie- 687 tes bildet, umfasst Gesteinstypen, die, bei aller äusseren Ähnlich- keit, einen verschiedenen chemischen Charakter besitzen. Nach den bis jetzt hierüber vorhandenen Analysen scheint sich jedoch besonders ein chemischer Typus geltend zu machen, von wel- chem uns die folgenden Gesteine Zeugniss ablegen. 15) Dichter Gabbro von Böhrigen bei Rosswein. 16) Gabbro von. Mahlitzsch, an der dortigen Eisenbahn anstehend. 17) Hypersthenit von der Höllmühle bei Penig. Grob- körnig, mit scharf gesonderten Gemengtheilen. 18) Trappgranulit von Hartmannsdorf. 19) Trappgranulit von der Klaumühle bei Limbach. Mit dem specifischen Granulit 3 in scharf gesonderten Platten wech- sellagernd. 15. 16. 17. 18. 19. Kieselsäure . . . ......50,54 49,45 48,85 49,73 49,95 erde ....1.5 12,90. 010098 1945. .12,81..; 13,95 Eisenoxyd (-oxydul) . . . 16,73* 13,26 9,06 18,61 17,74 Bee. 95 ar‘ 1143, 1037 ee Rn Silent 7,91 EEE N N NOBR = _ = — Natron ee. 2,59 1 2 Mes — Wasser... 45. i Us _ 1,02 — _ _ 10082 99,59 100,00 99,69 99,99 Diese chemischen Zusammensetzungen stehen einander im Wesentlichen so nahe (alle geben Sauerstoff-Verhältnisse R:Si — 1 :1,49--1,36) und zeigen so grosse Ähnlichkeit mit der che- mischen Constitution von Gabbro- und Hypersthenit-Gesteinen an- derer Fundorte, sogar bis auf die charakteristische Alkali-Armuth, dass hier wohl kaum ein Zweifel über gleiche Beschaffenheit und gleichen Ursprung der Trappgesteine 15—19 obwalten kann. Allein unter dem dunklen Mantel der Trappgranulite sind auch noch andere, meist höher silicirte Gesteine verborgen, zu deren genauerer Erkenntniss es bis jetzt noch sehr an analyti- schen Untersuchungen gebricht. Nur als einstweilige Belege für diese Thatsache mögen folgende Analysen hier einen Platz finden. * inclusive 2,238 Manganoxydul. ** aus dem Verlust bestimmt. N | 688 20. 21. 22. 2. b. Kieselsäure . . . 54,06 60,47 68,15—-68,30 Thonerde . . . 16,52 14,58 17,00--16,97 Eisenoxyd (-oxydul) 10,59* 10,67 10,29—10,12 ** Kalkerde. . . . 11,35 6,75: 166— 1,63 Magnesia . . . . 427 3,80 1,33— 1,21 Kali: a6 un 058 229 _ 1,20— 1,38 Natron ® re. 27.7 285 1.31 0,50— 1,46 100,32 99,77 100,13 101,07. . (20) Trappgranulit von einem Felsen am linken Zschopau- ufer oberhalb Ringethal, nach Analysen von Dr. DreekseL und Herrn Reıc#er: (21) Trappgranulit aus einem Steinbruch zwischen Tanneberg und Öbercrossen, analysiri von Dr. Rusr; (22) Trapp- granulit von Nieder-Rossau (Steinbruch oberhalb der Kirche), analysirt von den Herren Aruın JuneE und Ost. Durch äussere Charaktere lassen sich diese Trappgranulite von den vorigen nicht unterscheiden. Sie bestehen alle aus einem feinkörnigen Gemenge von vorherrschenden schwarzen und unter- geordneten lichteren bis weissen Partikeln. Während der schwarze Gemengtheil bei den Gabbro- und Hypersthenit-Gesteinen ein Ausgit ist, dürfte derselbe bei den höher silieirten Trappgranuli- ten als ein Amphibolit in Anspruch zu nehmen sein. Es führt uns sicher zu keinen thatsächlichen Bestätigungen. wenn wir bei allen krystallinischen Silicatgesteinen gewisse ein- fache Typen der chemischen Zusammensetzung postuliren. Be- sonders bei den Eruptivgebilden. und namentlich bei den neueren und neuesten derselben, muss diese Gesetzmässigkeit zahlreiche Ausnahmen erleiden. Im vorliegenden Falle liegt der Gedanke nahe, dass die zuletzt betrachteten Trappgranulite vielleicht Ge- mische seien von Gabbro-Hyperstheniten mit anderen Gebirgs- arten, oder zum Theil auch umgeschmolzene Schiefergesteine. Durch die schöne Arbeit von J. FikEnschEr *** lkiennen wir die chemische Zusammensetzung mehrerer Gesteinsmassen, welche * inclusive 1,26 Manganoxydul. ** inclusive 0,47 Manganoxydul und Titansäure. x ’»>°* Untersuchungen der metamorphischen Gesteine der Lunzenauer Schieferhalbinsel. Preisschriften der Fürstl. Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig, 1867. 689 in dem, das Granuliigebiet umgebenden Schiefermantel eine her- vorragende Rolle spielen. Dass dieser Schiefermantel früher un- ser ganzes Granulit-Territorium bedeckte, steht ebenso fest, wie es wahrscheinlich ist, dass auch er der Umschmelzung so wenig entging als die unter ihm ruhenden Gneuse. Wir wählen von den Fikenscher’ schen Analysen die folgen- den aus: Kieselsäure . . . . 64,87 67,70 64,30 Eonerde sanieuss, mar 188 ,01.1707 als Bisenoxydul.... .....;,..6,13 5 6,06 Manganoxydul . . . 0,49 0,30: ,, 0,33 Nalansäaure, . . .... 168 1,22 1,56 Kalkerde .. 20. 0.00 0,47 0,29 Magnesia WW.) 20222 2,10 - 2,02 Kal u 2,89 2,90 Narren: nme, 06B 0,40 0,34 Massen 2. 2... 4020... 2:60 4,88 01,54 99,86 100,79. Die erste dieser Analysen betrifft den Urthonschiefer von Penna, die zweite den Thonschiefer aus dem Selgegrund bei Wechselburg, und die dritte den bekannten Garbenschiefer von ebendaher. Der Glimmerschiefer dieser Gegend hat fast genau dieselbe Zusammensetzung. Denken wir uns aus diesen Gesteinen das Wasser entfernt, und berechnen wir das Eisen- oxydul (um es mit unseren obigen Analysen zu vergleichen) als Eisenoxyd, indem wir zugleich die kleinen Mengen von Mangan- oxydul und Titansäure hinzurechnen, so ergibt sich eine mittlere Zusammensetzung in runden Zahlen: geschmolzener Trapp- Schiefer: granulit: Kieselsäure 1... .0...2...8,:68 68 Ahonerde ıı. 0... ..0 018 17 Eisenoxyd (Mn, fi). 8 10 Kalkerde u. Magnesia . 3 3 Kali u. Natron 3 2 100 100. Die danebengesetzte Zusammensetzung des Trappgranulites 22 stimmt dann so nahe mit der des geschmolzenen Schiefers überein, dass unsere obige Annahme berechtigt erscheint. Sind aber Schiefermassen durch Gabbro-Hypersthenit-Eruptionen ge- Jahrbuch 1873. 44 690 schmolzen worden, so können möglicherweise auch Mengungen von beiden geschmolzenen Gebilden stattgefunden haben. Ob die Trappgranulite 20 und 21 diesem Umstande ihre Entstehung ver- danken oder von anderen Eruptivgesteinen herzuleiten seien, kann nur durch forigesetzte Untersuchungen ermittelt werden. Nach den vorstehenden Ergebnissen erscheint es kaum nöthig, die Genesis der Granulite vom chemischen Gesichtspunkte aus noch eingehender zu beleuchten. Die Granulite geben sich uns als umgeschmolzene — und dadurch mehr oder weniger ihres chemisch gebundenen Wassers beraubte — Gneuse zu er- kennen. Doch wurden von diesem Umschmelzungs-Process, so- weit wir aus unseren bisherigen Untersuchungen im Sächsischen Granulitgebiet schliessen können, vorzugsweise die hier besonders verbreiteten rotihen und mittleren Gneuse (oberer und mittlerer Plutonit) betroffen. Als umschmelzendes Eruptivgestein — oder als Gestein, welches zugleich mit den Granuliten eruptiv wurde — können wir nicht den Granit betrachten, obwohl er das Gra- nulitgebiet in zahlreichen Gängen durchschneidet und durch- schwärmt. Wir müssen die Zeit der Umschmelzung in einer weit neueren geologischen Periode suchen, wie solche durch das Auf- treten der Trappgranulite, d. h. namentlich der Gabbro- und Hy- persthenit-Gesteine im Granulit-Territorium, bezeichnet wird. Ob noch andere neuere Eruptivmassen hierbei mitwirkend waren oder nicht, jedenfalls findet Naumann’s, vom rein geognostischen Stand- punkte aus gewonnene Ansicht der Granulit-Genesis in der che- mischen Constitution dieser Gesteine ihre vollste Bestätigung. Versteinerungen aus dem Brandschiefer der unteren Dyas von Weissig bei Pillnitz in Sachsen. Von Eugen Geinitz in Dresden. (Hierzu Tafel III.) Das Vorkommen von Brandschiefer in der Nähe des Dorfes Weissig bei Schönfeld, an der Strasse von Dresden nach Bautzen, hatte schon in früheren Jahren mehrmals Veranlassung zu Ver- suchen nach Kohlen gegeben, welche jedoch alle bald wieder aufgegeben wurden. Nach längerer Pause wurde nun im vorigen Jahre ein neuer Versuch unternommen und am Fusse des Hut- berges, auf der östlichen Seite des Dorfes, einige Hundert Schritt hinter der Kirche, ein neuer Schacht gegraben, in welchem man bis auf 27 Ellen Tiefe die Schichten des Brandschiefers durch- schnitt. Leider wurde der Schacht sehr bald verzimmert, so dass man später die Schichtung nicht mehr beobachten konnte. Nach Angabe des dabei betheiligten Herrn Stanpruss in Weissig fielen die Schichten zuerst ziemlich steil, wurden aber in grösserer Tiefe fast horizontal liegend angetroffen. Auch über die Längen- und Breitenausdehnung der Schichten lässt sich bis jetzt keine genaue Auskunft geben. Nach Durchschneidung einer versteinerungsarmen Conglo- meratschicht bei 19 Ellen Tiefe kam man bald wieder auf den ursprünglichen, festen und oft an Glimmerblättchen reichen Schie- fer. Im März 1873 gab man endlich das fruchtlose Unternehmen 44 * 692 vorläufig wieder auf, nachdem man bei 27 Ellen Tiefe die untere Grenze des Brandschiefers noch nicht erreicht hatte. Mit diesem kaufmännisch unvortheilhaften Versuche wurde doch der Wissenschaft ein grosser Dienst geleistet, indem hier- bei eine Menge dyadischer Versteinerungen zu Tage gefördert wurden, welche von um so grösserer Bedeutung sind, als bis jetzt nur noch wenige und unscheinbare Überreste von früheren dortigen Versuchen her in den Sammlungen zerstreut waren. Die meisten hiervon wurden für das K. Mineralogische Museum in Dresden gewonnen, so dass hier ein guter Überblick über das Gesammtvorkommen ermöglicht ist. Durch die Güte meines Va- ters wurde mir die Bestimmung dieser Überreste überlassen, deren Resultate im Folgenden zusammengestellt werden, sollen. In mehreren fraglichen Punkten wurde hierbei die Unerfahrenheit des Anfängers freundlichst durch die Erfahrungen des Meisters belehrt, was ich dankbar zu erwähnen nicht unterlassen kann. Die reiche Literatur über den Gegenstand lässt eine weitere Be- schreibung der Arten überflüssig erscheinen; bei den Citaten sind ausser „GEInITz, Dyas“ meist nur noch die Werke von GörrERT, Weiss und Schimper angeführt. A. Thiere. Cl. Fische. 1. Acanthodes gracılis BEYRICH Sp. 1857. Acanthodes gracilis F. RÖMER in Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 9, p. 51, tab. 3. 1861. Desgl. Gemirz, Dyas. I, p. 21. Das Vorkommen der winzigen Schuppen und der charak- teristischen Flossenstachel (45mm Länge) bestätigt das Dasein auch dieses Leitfossils für die untere Dyas im Weissiger Brand- schiefer. 2. Ichthyocopros, von länglich-ovaler Form; nicht näher be- stimmbar. Cl. Insecten. 1. Blattina Weissigensis Eus. Grin. — Taf. II, fig. 1. Ein Flügel mit Abdruck, gefunden von Herrn Polytechniker R. Leumann. Die gute Erhaltung des Flügels ermöglicht eine 693 genaue Vergleichung mit den schon beschriebenen Blattiden- flügeln, wobei schliesslich die Aufstellung einer neuen Art er- forderlich wurde. Das gewölbte Rückenfeld besitzt 8--9, der Begrenzungs- ader parallel laufende Adern, von denen die zweite gabelt, wäh- rend alle anderen einfach sind. Es wird nach Innen durch eine starke Falte begrenzt. Das bis in die Hälfte der Flügellänge reichende Randfeld, welches nur !/, der gesammten Breite’ein- nimmt, besitzt 6—8, an unserem Exemplare undeutliche Adern, von denen die meisten gabeln. Das Innenfeld wird durch eine Ader gebildet, von der sich zunächst 3 Adern abzweigen, deren ersie wieder zweimal gabelt. Hierauf gabelt die Haupt- ader selbst in 2 Äste, von denen der äussere sich wieder theilt, der innere aber durch seine plötzliche Biegung nach innen und weitere dreifache Theilung den Raum für das Mittel- feld etwas beeinträchtigt und zur Seite drängt. Das Mittelfeld besteht aus 2 Hauptadern, die am Grunde vereinigt und durch eine scharfe Falte hervorgehoben sind; die innere gabelt sich nach folgendem Gesetze: Ihr erster, nach aussen gerichteter Zweig gabelt sich nach der Spitze zu in 3 Theile, der zweite gabelt einfach, der dritte gar nicht. Die äussere Hauptader des Mittel- feldes entsendet an den äusseren Rand 7 Adern, von denen nur die erste gabelt. Der ganze Flügel ist 19mm lang und bmm breit, ist über- all von fast gleicher Breite, oben abgerundet und zeigt nament- lich die Adern des Mittelfeldes sehr scharf ausgeprägt. Der äus- sere Rand besitzt eine schwache Wölbung, welcher eine ebenso schwache Einbuchtung des Innenrandes entspricht. Unter der Loupe sieht man eine gekörnte Oberfläche. Diese Art hat einige Ähnlichkeit mit Blattina anaglyptica GERrnAR (Verstein. d. Steinkohlengeb. von Wettin und Löbejün, p. 84, tab. 31, fig. 4), von welcher sie sich aber durch die ge- ringe Grösse, durch das kürzere und schmälere Randfeld, sowie durch die verschiedene Gabelung des Mittelfeldes unterscheidet. Ferner zeigt Bl. Weissigensis einige Ähnlichkeit mit der von Herrn Dr. GoıdEngere im Neuen Jahrbuch 1869, p. 158, tab. III, f. 1 beschriebenen Blattina leptophlebica, unterscheidet sich aber hiervon durch die geringe Zahl der Adern im Rückenfeld (8—9, 694 während Bl. leptophlebica deren 12 hat) und dadurch, dass hier die zweite Ader gabelt, während dort die achte und neunte sich theilen; ferner sind hier die Seitenadern des Vorderrandes im Mittelfelde (bis auf die erste) einfach, während dort fast alle gabeln. Gemein haben beide Arten, dass das Randfeld kaum die Hälfte der Flügellänge erreicht. Eine dritte Art, welche von GoLDENBERG zwischen die beiden genannten gestellt wird, die Blattina affinis GoLoe., weicht noch mehr von Bl. Weissigensis ab- 2. Blaitina cf. anthracophila Geru. — Taf, II, fig. 2. 1848. GeRMmAR in: Münster, Beiträge z. Petr. Heft V, p. 92, tab. 13, £. 3. Zwei Exemplare (von denen eines im Besitz des Herrn R. Leumann), welche zwar kleiner sind als das von Prof. GrRrMmAR beschriebene, aber deren Nervalur doch, soweit sich nach dem unvollständigen Original Germars und nach dem Erhaltungs- zustande unserer Exemplare urtheilen lässt, mit dieser Art über- einstimmt. Namentlich die 5 ersten einfachen Seitenadern des Innenfeldes und die plötzliche Umbiegung der Hauptader des- selben Feldes, sowie die ungetheilten Nerven des Rückenfeldes stimmen in beiden Arten überein. An unseren Exemplaren las- sen sich auch feine Queradern erkennen. Mit Blattina flabellata Gern. (a. a. ©. tab. 13, fig. 4 und GERMAR, Verst. von Wettin und Löbejün, tab. 31, f. 5) stimmen unsere Stücke wegen des Randfeldes nicht überein, welches dort erst fast am Ende des Vorderrandes ausläuft, während es hier nur die Hälfte der Flügellänge einnimmt und viel schmäler ist. 3. Ein Flügelrest, Taf. II, fig. 3. Von der Länge von 17mm und der Breite von bmm, Das Ende eines Flügels, an welchem 5 parallele Adern, die ein- oder mehrmals gabeln, zu sehen sind. Sie verlaufen gegen die Spitze, ohne sich umzubiegen, was eine Ähnlichkeit mit dem häutigen Theile des Oberflügels einer Wanze (wie von Pachylis) zeigt. Auch mit Fulgorina Klieveri GoLdengere (N. Jahrb. f. Min. 1869, p. 166, tab. 3, f. 13) lässt sich ein Vergleich ziehen. Die glan- zende Oberfläche ist aus polyedrischen Zellen zusammengesetzt. 695 B. Pflanzen. I. Classe. Acotyledones. 1. Fam. Fungt, Pilze. Gyromyces Ammonis Göpr. 1862. Geinırz, Dyas. I, p. 133, tab. 35, f. 22a, Kleine Exemplare in der Blatifläche des Cordastes Ottonis und anderer Arten eingewachsen. 2. Fam. KEquisetaceae, Schafthalme. 1. Calamites infractus v. GUTBIER. 1862. Gemutz, Dyas. II, p. 134, tab. 25, f. 2. Ein siebengliedriges Stammstück. Zwei Wirtel des Frucht- standes, analog der Fruchtähre des Cal. approximatus oder Volk- mannia arborescens STERNBERG, Vers. einer Flora der Vorw. 1, p. 52, tab. 14, f. 1. Diese haben auch grosse Ähnlichkeit mit den von R. Lupwıs, Palaeontogr. X, tab. II, f. 1—4 abgebildeten Calamitenfrüchten aus dem Spatheisenstein von Hattingen an der Ruhr. Vgl. auch O. Feıstmanter, über Fruchtstände foss. Pflan- zen, Prag 1872, tab. 6, f. 1. 2. Calamites cf. cannaeformis ScuL. 1855. Gemırz, Verstein. d. Steinkohlenf. in Sachsen, p. 5, tab. 14. Bruchstück eines Stammes, ohne Gliederung. 3. Fam. Asterophyllitae, Sternhalme. 1. Asterophyllites spicatus v. GUTB. 1862. Geinırz, Dyas. II, p. 136, tab. 25, f. 5, 6. ‚Sehr schöne, beblätterte Zweige, nicht häufig. 2. Annularia carinata v. GuTs. 1858. Gemıtz, die Leitpflanzen des Rothliegenden, p. 9. 1862. Gem. Dyas. II, p. 136. In allen Abänderungen, lang- und kurzblättrig, mit starkem und schwachem Nerv, vorliegend; auch eine Fruchtähre, welche der von Annularia longifolia Bronen. analog gebildet ist. Die ganze Entwicklung der A. carinata erscheint spärlicher, sowohl durch eine geringere Anzahl, als auch durch die schmälere Form ihrer Blätter. Der hauptsächliche Unterschied zwischen A. cari- nme ar 696 nata und A. longifolia, welcher auf der Stärke des Hauptnerven beruht, lässt sich hier nicht durchführen, da die verschiedensten Übergänge stattfinden; die spärliche Beschaffenheit der Blätter aber und eben das Vorkommen im Rothliegenden sprechen dafür, dass sämmtliche Formen der A. carinata zugewiesen werden müssen. 4. Fam. Filices, Farne. Bei dem Weissiger Vorkommen ist die Ihatsache von In- teresse, dass fast alle Farne, und auch fast alle übrigen Pflanzen, im fructificirenden Zustande vorgefunden werden. 1. Schizopteris fasciculata v. GUTB. Sp. 1843. Schizopteris Iycopodioides v. GUTBIER, Gaea von Sachsen, p. 73. 1849. Sphenopteris fascieulata v. GUTBIER, Verst. des Rothlieg., pag. 10, tab 6,1. 89 1849. Sphenopteris Zwickaviensis v. Gurs. ebendas. tab. 3, f. 1, 2. 1858. Hymenophyllites faserculatus Geinıtz, Leitpflanzen d. Rothl., p. 10. 1862. Desgl. Gein., Dyas. II, p. 137. 1869. Schizopteris fasciculata Geın., im N. Jahrb. f. Min., p. 458. Mehrere Wedel in der Form der Abbildungen bei v. Gur- BIER, Verst. d. Rothl., tab. 6, f. 8, 9 und tab. 3, f. 1, 2. 2. Sphenopteris Suessi GEIN. 1869. N. Jahrb. f. Min., p. 459, tab. 5, f. 3—7. Fragment eines Fiederchens, sehr ähnlich dem von Val Trom- pia in Fig. 6 abgebildeten, nur wenig schmäler und dadurch der Sphenopter:s dissecta Broneniart (Veg. foss. I, p. 183, pl. 49, f. 2, 3) sich nähernd. 3. Sphenopteris erosa Morris. 1845. MurcHıson, VERNEUL U. KEvserLinGe, @£eol. de la Russie d’ Europe. Vol. ID: P1@, 223 a,b. 1849. Sphenopteris erosa v. Guts., Verst. d. Rothl., p. 11, tab. 8, f. 8. 1849. Sphenopteris dichotoma v. Gurs., ebendas. p. 11, tab. 8, 7. Das Ende eines Fieders. 4. Sphenopteris Naumanni v. Gurs. — Taf. II, fig. 4. 1858. Geın., Leitpfl. d. Rothl., p. 9. 1869. Sphenopteris (Cheilanthides) Naumanni GuTB., SCHIMPER, Pal. veg. I, p.: 380. In mehreren Exemplaren vorliegend. 697 9. Hymenophyllites furcatus Bet. sp. 1828. Sphenopteris furcata, BRoNGNIART, Veg. foss. I, p. 179, pl. 49, f. 4, 5. Fragmente eines fructificirenden Wedels mit deutlich ge- flügelter Rhachis, wodurch diese Art von Sphenopteris Suessi GEN. aus der unteren Dyas von Val Trompia unterschieden ist. 6b. Hymenophyllites Gützoldi v. GuTsB. sp. 1849. Sphenopteris Gützoldi v. GUTBIER, Verst. d. Rothl., pag. 9, tab. 3, f. 3—5. 1858. Hymenophyllites Gützoldı Geinitz, Leitpfl., p. 10. Ein fructificirendes Fiederende. 1.2 Hymenophyllites semialatus Geın. 1858. Geın., Leitpfl., p. 10, tab. 1, f. 4. Diese Art wird von Prof. Weiss (Fossile Flora der jüng- sten Steinkohlenformation und des Rothliegenden im Saar-Rhein- Gebiete 1869-72, p. 75, tab. 6, f. 1— 11) als gelappte Varietät von Callipteris conferta betrachtet. Sehr häufig. 8. Odontopteris cristata v. GutB. 1849. v. GuTBIER, Verst. d. Rothl., p. 14, tab. 5, f. 10. 1858. Geiz, Leitpfl., p. 11. Vielleicht auf verkümmerte Formen der Sphenopteris Nau- manni zurückzuführen. Nicht häufig. 9. Odontopteris obtusiloba Naumann. 1862. Gem., Dyas. II, p. 137, tab. 28 und 29. 1869. Od. obtusiloba ScHimPER, Paleont. vegetale I, p. 458. 1869—1872. Od. obtusa Weiss, foss. Flora im Saar-Rhein-Gebiete, p. 36, tab. 2, 3b (nicht BRoNeNIART). Die parallele Stellung der Nerven in den Fiederchen von Od. obtusa Av. Bronentart, Hist. des Veg. foss. I, p 255, pl. 78, f. 3, 4, weicht von der mehr radialen in Od. obtusiloba wesent- lich ab, wesshalb schon Naumann und v. Gursier diese dyadische Art von jener carbonischen trennten. In allen verschiedenen Zuständen vorkommend. An frueti- fieirenden Fiederchen zeigt sich ein ähnlicher schmaler Saum aın Rande, wie bei Callipteris conferta,, zwischen den Nerven aber treten Reihen von sehr kleinen Fructificationen auf. 698 10. Callipteris conferta STERNBG. SP. 1825. Neuropteris conferta Stsc., Flora d. Vorwelt. IV, p. 17. 1833. Ders. ebendas. V und VI, p. 75. 1862. Oyatheites confertus Geinırz, Dyas. II, p. 141, tab. 27, £. 1, 8. 1869. Callipteris conferta SCHIMPER, Pal. veg. I, p. 466. 1869—72. Alethopteris conferta Weiss, Foss. Flora, p. 73, tab. 6 und 7. (Mit vollständiger Synonymik.) Von Neuropteris unterschieden durch die herablaufenden Fiederchen, von Alethopteris Gö. durch ihre andere Fructification, welche bei Alethopieris der unter Asterocarpus Gö. beschriebene Zustand ist, bei Callipteris aber nach Weıss randlich, wie bei Pteris Ob man die auf manchen Fiederchen von Call. conferta vorkommenden, unregelmässig zerstreuten Punkte für Pilze (Er- eipula Caliipteridis ScHinpER), oder für andere Organe ansehen soll, ist noch zweifelhaft (vergl. Weıss a. a. O. p. 78 und Geı- nırz im N. Jahrb. f. Min. 1870, p. 375). Ziemlich häufig bei Weissig und in ausgezeichneten Exem- plaren, an die sich nach der Ansicht von Prof. Weıss auch Hy- menophyllites semialatus Gen. anschliessen lässt. Ganz ähnliche Abänderungen, wie diese, bewahrt das K. Min. Museum in Dres- den auch von Lodeve in Frankreich. 11. Neuropteris sp. Nur 1 Fiederchen liegt von Weissig vor, das keine nähere Bestimmung zulässt. Vergl. aber Neur. postcarbonica GünßEL, 1859, Beiträge zur Flora der Vorwelt (Denkschr. der Regens- burger botan. Ges. 1860, p. 102, fig. 3. 12. Dietyoperis Brongniarti v. GUTE. 1835. Diet. Brongniarti v. GurTsIer, Abdrücke und Verst. des Zwickauer Schwarzkohlengeb., p. 68, tab. 11, £. 7, 9, 10. 1869. ebens. ScHimper, Pal. veg. I, p. 617. Ein nicht sehr deutliches Fiederchen von der länglichen, stumpfen Form, wie a. a. O. fig. 7 aus dem Brandschiefer von Weissig. Man hat diese Art bisher nur in der Steinkohlenfor- mation gefunden (vergl. Geınırz, d. Verst. d. Steink. in Sachsen, p. 23, tab 28, f. 4, 5). Fiederchen einer anderen Dictyopteris wurden auch in der unteren Dyas von Zbejsov in Mähren ent- deckt, u a — BEER nn TE — EEE ET St EEE En er er. ran 699 13. Cyatheites arborescens SCHLOTH. Sp. 1862. id. Geinitz, Dyas. II, p. 140. 1869. Pecopteris (Oyatheites) arborescens (ScHL.) BRONGT., SCHIMPER, Pal. veg. I, p. 499. 1869— 72. Oyathocarpus arborescens Weıss, Foss. Flora, p. 85. Meist fructificirende Fieder, z. Th. vielleicht auch von €. Candolleanus Bronen. herrührend. Doch ist eine deutliche Ga- belung der Seitennerven nicht zu erkennen. Ziemlich häufig. Id. Alethopteris gigas v. GUT». 1858. id. Geinttz, Leitpfl., p. 12, tab. 1, f. 2, 3. 1869. AI. gigas ScHimpER, Pal. veg. I, 557. Häufig, theils auch fructifieirend, mit verdicktem, glatten Rande der Fiederchen und den Fruchthäufehen des Asterocarpus. 15. Alethopteris pinnatifida v. GuTB. Sp. 1858. id. Geiz, Leitpfl., p. 13. 1869— 72. Asterocarpus pinnatifidus Weıss, Foss. Flora, p. 93. Dazu gehören auch einige Fiederstücke, deren Fiederchen denen des Cyatheites oreopteroides Gö. und Cy. densifolius Gö. (Görrert, Perm. Form., p. 120, tab. 17) täuschend ähnlich wer- den und von dem unteren Theile des Wedels stammen. Sehr häufig und in ausgezeichneten Exemplaren. 16. Alethopteris? sp. Mit linealischen Fiedern und linealischen, stumpfen Fieder- chen von 25mm Länge und dmm Breite, die mit der ganzen Basis aufsitzen und zarte, zweifach gabelnde Seitennerven besitzen, welche von dem starken Mittelnerv unter spitzem Winkel aus- gehen. Einige Ähnlichkeit mit Callipteris affinis Gö. (GörperT, Perm. Form., p. 105, tab. 13, fig. 1, 2) ist nicht zu verkennen. 5. Fam. Lycopodiaceae, Bärlappe. 4. Walchia piniformis ScHLOTH. SP. 1858. Gemırz, Leitpfl., p. 17, tab. 2, f. 10—13 u. 1862, Dyas II, p. 143. In grosser Menge, wie überall in ähnlichen Schichten, auch bei Weissig, zusammen mit den charakteristischen Fruchtschup- pen (Geim., Dyas. Il, tab. 31, f. 5—10), welche Walchia zu den Lycopodiaceen verweisen, Kr ERTL gen en 100 2. Walchia filiceiformis SchL. sp. 1858. Geın., Leitpfl., p. 17 und Dyas II, p. 144, tab. 31, £. 2. Liegt nur in wenigen verkümmerten Exemplaren vor. Das spärliche Auftreten dieser Art und die verschiedenen Übergänge zwischen beiden Arten, die man an einzelnen Exemplaren beob- achten kann, dürften vielleicht dazu berechtigen, die Walchia filieiformis nur für eine Varietät oder verkümmerte Form von Walchia piniformis zu halten. 3.2? Cardiocarpus triangularis GEIN. 1862. Cardiocarpon triangulare Gem. Dyas. II, p. 145, tab. 31, f. 12-15. Ausser den auf Walchia piniformis zurückzuführenden Frucht- schuppen, die in dem Brandschiefer von Weissig sehr häufig vor- kommen, liegen ihnen ähnliche Fruchtschuppen vor, welche die doppelte Grösse (15mm Länge) erreichen und an ihrer Basis tief ausgebuchtet oder herzförmig geflügelt sind. Sie nähern sich am meisten dem Cardiocarpus triangularıs. 4, Sigillariostrobus bifidus Gein. 1873. — Taf. II, fig. 5, 6, 7. Lanzettförmige Fruchtblätter (oder Lepidophyllen), die an ihrer Basis eine ovale oder rhombische Kapsel (oder Basalschuppe) einschliessen, mit 2 Längsstreifen versehen sind und an ihrem oberen schmalen Ende in zwei divergirende spitze Zipfel aus- laufen. Es liegen aus dem Brandschiefer von Weissig drei Exem- plare vor, die in ihrer Form und Beschaffenheit etwas variiren. Fig. 5 mit rhombischer Kapsel oder Basalschuppe und ohne deutliche Längsstreifen; Fig. 6 mit einer ovalen Kapsel oder Basalschuppe, welche den Blattnarben der Sigillaria oculaia ScnLorn. und Sig. Uortei Ber. nicht unähnlich ist und 2 neben einander liegende längliche Punkte besitzt, welche dem Durehgangspunkte der beiden Nerven (oder Längsstreifen) der blattartigen Bractee entsprechen mögen; Fig. 7 zwei schmälere, neben einander liegende Exemplare mit länglich-ovaler Kapsel (oder Basalschuppe) und zwei scharf ausgeprägten Blattstreifen (oder Nerven). Es scheint, dass man dieses Lepidophyllum auf das Frucht- blatt einer Sigillaria zurückführen müsse, die selbst mit Sig. Danziana Geıin. in Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1861, Bd. XIII, 701 p. 693. Taf. 17, fig. 1, aus der unteren Dyas von Klein-Schmal- kalden in naher Beziehung stehen kann, und es wurde daher zu Sigillariostrobus Schinper gestellt. III. Classe. Dieotyledones. 6. Fam. Üycadeae. 1. Pterophyllum Cottaeanum v. Guss. Taf. III, fig. 8, 8a. 1835. id. v. GutBıER, Verst. d. Zwickauer Schwarzk., p. 72. 1849. id. Ders. Verst. des Rothl., p. 21, tab. 7, £. 7. 1862. id. Geimıtz, Dyas. 11, p. 146, tab. 33, £. 1. Unterer Theil des Blattes, mit 8 Seitenblättchen. Die Sei- tennerven biegen sich sehr bald rechtwinklig um und theilen sich, so dass weiterhin auf 5mm Breite 10 Nerven kommen. Der Arten- unterschied, welcher auf der „schmalen Spindel“ beruht, muss natürlich wegfallen, da weiter nach oben hin die ‘Spindel eines jeden Wedels sich verschmälert, während sie doch im unteren Theile des Blattes eine beträchtliche Breite einnehmen kann. So besitzt unser Exemplar eine Breite von 7/mm, Das regelmässige Zusammenfliessen der Fieder an der Spindel ist nicht zu beob- achten, vielmehr erscheinen in diesem unteren Theil dieselben verschoben und zerrissen, so dass man zuweilen glauben könnte, das tief zerrissene Blatt einer T’aeniopteris vor sich zu haben. 2. Pierophyllum blechnoides Sanos. Taf. II, fig. 9, 9a. 1864. F. SANDBERGER, Flora der oberen Steinkohlenformat. im badischen Schwarzwalde, Verh. d. Natw. Ver. zu Karlsruhe, I, p. 5, tab. 2. Sowohl in der Stellung, als in der Form der einzelnen Lap- pen und in der Art der Nervation stimmt der Abdruck eines Pterophyllum von Weissig mit dem in der oberen Steinkohlen- formation im Schwarzwalde häufigen Pierophyllum blechnoides Sanpe. überein. Die einzelnen Lappen schwanken zwischen 35 und 42mm Länge und 6 und 12mm Breite, während die breite, längsgestreifte Spindel in einer Länge von Jömm aus der Breite von dmm in 2mm Br. übergeht. 7—3 starke Blattnerven ent- springen unter spitzem Winkel aus der Spindel und biegen sich bald allmählich, bald plötzlich rechtwinklig um, meist gleich am Grunde sich in zwei oder mehrere Äste theilend, welche sich nach der Spitze zu gewöhnlich noch spalten, so dass zuletzt 25 bis 28 parallele, feine und dicht gedrängte Nerven zu zählen sind. EIETLITETTT ETER 702 Die Nerven der schmäleren Fieder theilen sich weniger oft als die der breiteren, ebenso zeigen die Nerven am Rande eine grössere Einfachheit. | * 7. Fam. Noeggerathieae. 1. Noeggerathia palmaeformis Gö,. 1862. Gein., Dyas. II, p. 152. Zahlreiche breite, vereinzelte Blätter, mit ihren zarten, scheinbar einfachen Nerven. Dabei auch 2 Exemplare der nach GEinıtz dazu gehörigen Frucht. Rhabdocarpus Bockschianus Gö. 1855. GeEmmıTz, Verst. d. Steink. Sachsens, p. 42, tab. 22, f. 8, 9. 1864—65. GörpeErT, Perm. Form., p. 157, tab. 22, f. 1, 2, tab. 21, f. 2b. 1869. ScHImPER, Pal. veg. II, p. 217. Prof. Weiss zählt diese Blätter als Cordaites palmaeformis zu der folgenden Gattung (Foss. Flora im Saar-Rhein-Geb., p. 199). 2. Cordaites principalis GERN. Sp. 1855. GeEiırz, Verst. d. Steinkohlenform. in Sachsen, p. 41, tab. 21, f. 1 — 16. Sehr deutliche Exemplare der grossen Blätter mit 8—9 fein linirten Streifen auf ömm Breite. Sehr gewöhnliche Form. Da- mit zusammen kommen bei Weissig auch die als Carpolithes (Cyclocarpus) Cordai GEin. beschriebenen Früchte dieser Art vor. — Vergl. GEmi1Z, Dyas. NP TM. 3. Cordaites Ottonis GeEın. 1862. Geinttz, Dyas. II, p. 148, tab. 35, f. 1, 2. Blätter mit etwa 10 Streifen auf Jmm Breite. Wird von Prof. Weiss vielleicht mit Recht als Varietät des Cordaites prin- cipalis betrachtet (Weiss, a. a. ©. p. 200). Allerdings gleichen mehrere der in der Wetterau mit Cordaites Ottonis zusammen vorkommenden und zu Cyclocarpon Ottonis gezogenen Früchte (Geıin., Dyas. II, p. 150, tab. 34, f. 6, 7) sehr denen des zu Cor- daites principalis gehörigen Cyclocarpon Cordai ; dagegen kom- men bei Weissig auch die etwas längeren und mehr eirunden Früchte vor, welche zuerst als Cardiocarpon Ottonis GEın. (Leitpfl. des Rothl., tab. 2, f. 17, 18) abgebildet worden sind. 703 4. Cordaites Roesslerianus GeEıin. 1862. Gemizz, Dyas. U, p. 149, tab. 35, f. 5. Reste der dicknervigen Blätter, mit 5—6 Nerven auf je Jmm Breite. Die dazu gehörige Frucht ist noch nicht festgestellt; es ist jedoch nicht unmöglich. dass sie dem Cardiocarpon reniforme GEin. (Leitpfl., tab. 2, f. 15, 16 und Dyas II, tab. 31, f. 16) ent- spricht, welches auch im Brandschiefer von Weissig nicht fehlt. 8. Fam. Coniferae. 1. Pinites Naumanni v. GUTB. 1849. v. GutBIerR, Verst. d. Rothl., p. 25, tab. 11, f. 9. Die gegen 3Jem langen Nadeln stehen paarig zusammen an einem mit quincunxialen Narben bedeckten Stengel. Allerdings nicht sehr deutlich. 1 Exemplar. Hierzu gehört wahrscheinlich ein Körper, der als Samen der Art betrachtet werden kann. 2. Schützia anomala Geın. 1865. Schützia anomala Geintrz, N. Jahrb. f. Min., p. 525, tab. 6. 1864—65. id. GörpErRT, Foss. Flora d. perm. Form., p. 161, tab. 23 u. 24. & Dietyothalamus Schrollianus GÖPPERT, ebenda, p. 164, tab. 24, f. 4, 5 (Antheren-tragende Kätzchen der Sohnibee Mehrere Überreste, nach Prof. Geinırz zur Schützia anomala gehörend. Von den weiblichen Kätzchen oder Zapfen liegen mehrere vor, von den männlichen, antherentragenden ein Exem- plar, welches der Abbildung Görrerr's Tab. 25, fig. 1 am näch- sten kommt. Es sind durch diese Untersuchungen eines sehr reichen Materiales aus dem Brandschiefer von Weissig gegen 33 ver- schiedene Arten fossiler Pflanzen nachgewiesen worden, von wel- chen zwei Drittheile bisher nur in der unteren Dyas beobachtet wurden; 10 Arten sind dagegen schon aus der Steinkohlenfor- mation bekannt, und zwar: ; 1. Calamites cannaeformis ScnL. sp., wovon nur 1 Bruchstück vorliegt; ’ Annularia longifolia Ber., bei Weissig zweifelhaft. 2 3. Hymenophyllites furcatus Ber. sp., nur in 1Exemplar vorliegend; 4. Odontopteris obtusiloba Naum., die von einigen Autoren auch aus der Steinkohlenformation citirt wird; 1. 704 Dictyopteris Brongniarti Gure., nur in einem Fiederchen von Weissig bekannt; Cyatheites arborescens Schr. Sp., ebenso häufig in der un- teren Dyas wie in der oberen Steinkohlenformation. Walchia piniformis Schr. sp., in der Steinkohlenformation äusserst selten, dagegen in der unteren Dyas überall ge- mein; Noeggerathia palmaeformis Gö. und Rhabdocarpus Bock- schianus Gö. u. BE. als dazu gehörige Frucht. Cordaites principalis GErm. sp. und Cyclocarpus Cordai Gein. als die dazu gehörige Frucht. Pterophyllum blechnoides SAND». In neuerer Zeit hat man den Versuch bei Weissig in ver- grössertem Massstabe wieder aufgenommen, doch ist bis jetzt ausser einem Exemplar von Blattina Weissigensis Eve. GEIN. noch nichts Beinerkenswerthes wieder gefunden worden. Fig. V Fig. Fig. Fig. “ Fig. i Fig. Fig. Erklärung der Abbildungen. 1. Blattina Weissigensis Eve. Grin. Vergrösserter Flügel, dessen natürliche Grösse das darunter befindliche Kreuz angibt. Aus dem Brandschiefer der unteren Dyas von Weissig. 2. Blattina anthracophila Germ. Flügel in dreifacher Grösse, eben- daher. 3. Insectenflügel, ebendaher, in doppelter Grösse. 4. Sphenopteris Naumanni Guts., ebendaher. 5—7. Sigillarvostrobus bifidus GEın., ebendaher. 8. Pterophylium Cottaeanum Gurs. Unterer Theil des Blattes. A das mit a bezeichnete Blättchen vergrössert. Ebendaher. 9. Pterophyllum blechnoides Sanpe., ebendaher. A das mit a bezeich- nete Blättchen vergrössert. Brielwechsel,. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Das Eräbeben von Belluno, am 29. Juni 1873. Von Prof, G. vom Rara in Bonn. In der Geschichte der Erdbeben wird dasjenige, welches am genann- ten Tage einen sehr grossen Theil der Alpen, der lombardisch-veneziani- schen Ebene sowie der süddeutschen Hochebene erschütterte, eine hervor- ragende Stellung einnehmen. Eine Beschränkung. der zerstörenden Wir- kungen auf einen engen Raum bei grosser Ausdehnung des Erschütte- rungsgebiets; die ausserordentliche Heftigkeit der Stösse im centralen Gebiete; die merkwürdige Ungleichmässigkeit der Erdbebenwirkungen auf nachbarlichen Bodenstellen; die dem ersten zerstörenden Stosse folgenden, während vieler Wochen fast täglich auftretenden Schwankungen, — be- zeichnen die wesentlichsten Züge der Katastrophe. Es handelt sich um ein Erdbeben, welches fernab von Vulkanen und vulkanischen Gesteinen eine annähernd kreisförmige Bodenfläche bewegte, dessen Erschütterungen die ganze Breite der Alpenkette überschritt. — Mit Rücksicht auf die äusserst spärlichen Nachrichten, welche über das Erdbeben bisher zu uns gelangt sind, mögen die folgenden Mittheilungen, so unvollständig sie auch sein mögen, nicht unwillkommen sein. Belluno liegt (416 m. üb. M.) im Thale des Piave, eine d. M. unter- halb des Punktes, wo dieser Fluss seinen nordsüdlichen Lauf gegen Süd- West verändert, indem zugleich das Thal, bis dahin ein spaltenähnliches Querthal, sich in ein Längenthal verwandelt. Von den hohen Dolomit- gebirgen um Cadore zwischen steilen, oft senkrechten Felswänden herab- strömend, tritt der Fluss bei Capo di Ponte (oder wie der jetzige Name heisst, Ponte delle Alpi) in ein weites, von sanfteren Berggehängen ein- geschlossenes, muldenförmiges Längenthal. In der Gegend von Feltre (31/, d..M. von Belluno) endet jene Thalmulde und der Piave tritt wieder in eine Querschlucht ein, welche ihn bis zur venezianischen Ebene begleitet. Die grosse Querschlucht des obern Piave von Cadore herab bis Ponte delle Jahrbuch 1873. 45 706 Alpi setzt mit gleicher Richtung als eine Gebirgslücke fort bis Ceneda und Serravalle (welche Städte sich zur Feier der Neugestaltung Italiens zu Einer Stadt „Vittorio“ verbunden haben). Dieser südliche Theil des grossen nordsüdlichen Querthals ist mit einer Reihe von Seen, darunter der bedeutendste der Lago di Sta. Croce, gefüllt. Durch dies Thal von Sta. Croce, der natürlichen Fortsetzung des oberen Piavethals, soll einer in der Gegend von Belluno allgemein verbreiteten Sage zufolge der Piave ehemals seinen Lauf genommen haben. Gewaltige Ber&stürze sollen die Thalsohle bei der Cima di Fadalto erhöht und den Fluss genöthigt haben, seinen Lauf zu ändern. Eine Untersuchung der Umgebungen des genann- ten See’s und besonders der wasserscheidenden Höhe von Fadalto würde ergeben, ob jener Sache eine Thatsache zu Grunde liegen kann, oder ob sie lediglich aus der befremdlichen Wahrnehmung entsprungen ist, dass ein Fluss den scheinbar vorgeschriebenen l auf verlassend, plötzlich seine Richtung ändert. Der Abfluss des Sta. Croce-See’s, der Fluss Rai, ver- einigt sich unfern Ponte delle Alpi mit dem Piave. So umfliessen Rai und Piave eine flachgewölbte, von Süd nach Nord sich erstreckende Vorhöhe, auf welcher die Orte Cugnan, Quantin, Sassai liegen. Diese flache Boden- wölbung, welche von den Erschütterungen nur wenig betroffen wurde, trennt die beiden vorzugsweise verheerten Distrikte von Belluno und Al- pago. Unter letzterem Namen begreift man ein etwa 1 d. @.-M. grosses flachhügeliges, von etwa 15 Tausend Menschen bewohntes Gebiet, welches sich nördlich und nordöstlich vom See ausbreitend, im Norden und Osten von einem Gebirgshalbkreis umschlossen wird. Im Distrikt Alpago, wel- cher zu den dichtbevölkertsten in den Alpenländern gehört, offenbarte das Erdbeben seine höchste Intensität. Belluno bezeichnet ungefähr die Mitte einer sehr regelmässigen Mulde von Schichten des ältesten Tertiärs (Nummnliten-Formation). Die grosse Axe dieser Mulde erstreckt sich von Feltre bis zur nordöstlichen Grenze des Distrikts Alpago und misst etwa 6 d. M. Die Breite beträgt etwa 2 d.M. Die Nummulitenschichten werden ringsum von einem schmalen, nur am südwestlichen Ende der Mulde breitern Bande von Schichten der obern Kreide (Scaglia) umschlossen. Unter denselben treten, zu hohen Gebirgen emporsteigend, gegen Ost, Nord und West Kalkschichten der Juraforma- tion, gegen Süden Rudistenkalk hervor (s. die geolog. Übersichtskarte der österreich. Monarchie von Fr. v. Havrr, Blatt V). So entspricht das Ge- hänge der das weite Thal von Belluno-Feltre umgebenden Höhen der Schichtenlage. Ist man aus den engen Felsenschluchten und Thalkesseln (mit horizontalen Schichtprofilen der verticalen Felswände) um Primolano heraufgestiegen und hat man den hohen, kegelförmigen Berg von Arten hinter sich, so öffnet sich plötzlich die Aussicht im jenes schöne Längen- thal. Wahrhaft typisch ist die Gestaltung der nördlichen Bergkette. Ihr Streichen gegen Nord-Ost bis zum Durchbruch des Piave bei Ponte delle Alpi, dann umbiegend gegen Ost und Süd-Ost und so das eocäne Hügel- land von Alpago umfassend. Alle diese schöngestalteten Höhen wenden ihre breiten oft glatten Schichtflächen dem Innern der Mulde zu. Jene 707 nördliche Kette jurassischen Kalksteins ist durch Querthäler und -schluch- ten in mächtige Bergpyramiden zerschnitten, von denen mehrere eine grosse Regelmässigkeit zeigen. Durch jene Gebirgseinschnitte werden die da- hinter liegenden Dolomite mit ihren thurmförmigen Felsen sichtbar. Eines der grossartigsten Gebirgsthore ist dasjenige, aus welchem der Piave bei Ponte delle Alpi in das eocäne Gebiet eintritt. Der westliche Pfeiler die- ses Riesenthors wird durch den Mte. Serva gebildet, dessen Schichten- masse gegen SO. fälit, der östliche Pfeiler ist der Mte. di Soccher oder Mte. Dolada, dessen mit ungeheuren Felsstürzen bedeckte Schichtflächen gegen S. neigen. Der Piave hat in die eocänen Schichten eine breite steil- wandige Rinne, deren Sohle etwa 20 bis 30 m. unter der Thalfläche liegt, eingeschnitten. Unstät und ungestüm fliesst das Wasser in jener zuweilen a bis !/, Miglie (60 — 1 Grad) breiten Rinne, deren Steilwände theils eocäne Kalk- und Mergelschichten, theils feste Bänke von Diluvialgeröllen entblössen. Die Stadt Belluno ruht vorzugsweise auf festem diluvialem Conglomerat und bedeckt einen schmalen gegen SO. gerichteten Vorsprung der hohen Thalebene zwischen Piave und dem sich hier in denselben er- giessenden Ardo. Das Stadtplateau stürzt 20 bis 30 m. fast senkrecht (namentlich gegen SW.) zur Kiesebene der Flüsse ab. Hier liegt auf Fluss- geröllen längs des schmalen Ufersaumes die Unterstadt, die sog. Sobborghi, welche von den verheerenden Wirkungen des Erdbebens beinahe verschont blieben. Während in Belluno die „Hälfte aller Häuser stark beschädigt wurde, litt in gleicher Weise nur der zehnte Theil der Häuser in den Sob- borghi. Es mögen zunächst, bevor ich über die Erdbeben-Wirkungen zu Bel- luno und Alpago berichte, einige Mittheilungen (vorzugsweise der Augsb. Allgem. Zeitung entnommen) hier wiedergegeben werden, aus welchen die Verbreitung der Erschütterungen und ihr Charakter in der peripherischen Zone erhellen. Von München heisst es 29. Juni: „Heute Morgen vor 5 wurden hier zwei Erdstösse in unmittelbarer Aufeinanderfolge gefühlt. Schläfer und Mobiliargegenstände wurden in Bewegung gesetzt, besonders im Mittelpunkte der Stadt, in der Nähe der Frauenkirche. Die Urtheile über die Richtung der Erschütterungen sind abweichend, indem dieselbe theils von SW.--NO., theils von N.—S. angegeben wird. Auch in Augs- burg wurden die Stösse gefühlt.“ Vom Oberlech wird berichtet, „dass gegen 5 Uhr eine kleine Bewegung der Erde die Morgenschläfer auf- weckte. Unmittelbar darauf rollte es von SW.—O. im Innern der Erde so heftig, dass im Freien stehende, nicht befestigte Gegenstände umfielen, die Fenster heftig klirrten, die Hausgeräthe wankten. Das Schwanken war namentlich in den obern Stockwerken der Häuser erschreckend. Dauer kaum mehr als 1 Sekunde. Die Erschütterung bewegte keineswegs alle Gebäude, indem oft die nächstgelegenen neben den Betheiligten ganz un- behellist blieben, was namentlich bei den vor dem Städtchen Füssen be- findlichen, zerstreuten Häusern der Fall war. Während die zu ebener Erde Wohnenden den ganzen Vorfall weniger oder theilweise gar nicht wahrnahmen, schien in den höhern Stockwerken maucher Häuser Alles 45 * 708 drunter und drüber zu gehen.“ Aus Tegernsee „Getöse während 1!/, Min. Der See zeigte eine heftige Bewegung. Richtung der Erschütterung von NO.—SW. Bei Abwinkel am Seeufer bildete sich ein 4 F. breiter, mehr als 3 Klafter langer Riss.“ Ähnliche Beobachtungen liegen vom Achensee vor. Aus Verona wurde berichtet: „Heute gegen 5 Uhr zwei Erderschüt- terungen, von denen namentlich die zweite (22 Sek. dauernd) besonders heftig war. Einige Häuser beschädigt.“ Nach Mittheilungen aus Wien wurde die Erschütterung gefühlt im südwestlichen Theile von Kärnthen, in ganz Istrien und dem Venetianischen, desgl. in Riva am Gardasee. Zu Görz soll die Bewegung, deren Richtung von NW.—SO. angegeben wird, 15 Sek. gedauert haben, während im Allgemeinen die Dauer auf 6 Sek. geschätzt wurde. In Ischl zählte man 6 Stösse. Auch in Salzburg die Bewegung gefühlt. In Battaglia, am östlichen Fusse der Euganäen wurde zugleich mit dem Erdbeben ein donnerartiges Getöse vernommen, ein Ein- fluss auf die berühmten Thermen nicht bemerkt. Auf einer Wanderung von Kufstein über den Krimler Tauern und Fassa nach Trient, sowie auf der Reise von Triest durch Krain, Kärnthen und Steiermark nach Linz hörte ich, dass auf den angegebenen Linien, in den Thälern und auf Höhen, überall das Erdbeben vom 29. Juni, 5U. Morg. gefühlt worden ist. Über die Richtung der Wellenbewegung war keine sichere Nachricht zu erlangen. Der um die Kenntniss Kärnthen’s sehr verdiente Hr. Fern. SEFLAND, welcher das Erdbeben in Klagenfurt beobachtete, berichtete mir, dass weder vor noch nach demselben irgend eine meteorologische Störung sich gezeigt habe. Die Magnetnadel sei zwar heftig bewegt gewesen, doch nur in Folge der mechanischen Erschütterung, eine Einwirkung auf den regelmässigen täglichen Gang der Nadel sei nicht hervorgetreten. Ebensowenig habe das Barometer irgend eine Verände- rung gezeigt. Eine Beobachtung in Bergwerken scheint in Folge der Zeit des Ereignisses in der Sonntagsfrühe nirgend vorzuliegen:; wenigstens waren meine Nachfragen in Raibl, Bleiberg, Hüttenberg u. a. O. vergeblich. — Die erste Beschädigung in Folge der Erschütterung sah ich in Cavalese (Fleims), einen Mauerriss, doch der einzige im ganzen Ort. Weder in Trient, noch in Valsugana bemerkte ich eine Spur des Erdbebens, des- gleichen keine Spalte oder Mauerriss in den Dörfern westlich von Feltre. In letzterer Stadt zeigte man mir an einigen wenigen Häusern der öst- lichen Seite unbedeutende Risse, während sonst in der Unter- und Ober- stadt nicht die geringste Beschädigung zu bemerken war. Die Erschüt- terungen waren hier indess schon recht stark empfunden worden. Von Feltre kommend sah ich die erste grössere Zerstörung in Baldeniga (1'/, d. M. südwestlich von Belluno); es war hier an einem einzeln stehenden Hause ein Kamin gegen SW. herabgestürzt und zahlreiche grosse Spalten in den Mauern entstanden. Das Fortschreiten der Bewegung wurde hier mit Bestimmtheit als von NO. gegen SW. angegeben. In Belluno selbst fand ich kein Haus ohne Risse und Spalten, sehr viele waren im Inter- esse der öffentlichen Sicherheit niedergelegt worden, mehrere Häuser und eine Kirche waren sogleich total zusammengestürzt. Die Mehrzahl der 709 Gebäude war durch Balken gestützt und so vorläufig vor dem drohenden Einsturz gesichert. Da in Belluno die Erde fast vollkommen zur Ruhe gekommen war, oder die Erschütterungen nur mit äusserst geringer In- tensität sich wiederholten, so hatte man allgemein mit dem Wiederaufbau und Herstellung der Gebäude begonnen. Nie sah ich in einer Stadt eine ähnliche Thätigkeit von Maurern, Steinmetzen und Zimmerleuten. An jedem Hause wurde gearbeitet; überall waren Spalten auszufüllen, Mauern und Kamine, Ballustraden, Balkone, Gesimse neu aufzuführen. Überall sah man die aus dem Loth gewichenen Mauern mit schweren Eisenstan- gen befestigt. — Von der Stärke der Erschütterungen mögen folgende Thatsachen Zeugniss geben. Belluno besass einen schönen, von PALLADIO gebauten Dom mit einem 70 m. hohen Thurm, welcher in etwa *, seiner Höhe mit einer zierlichen Ballustrade kleiner Säulen geschmückt war, und auf seiner Spitze einen 5 m. hohen: geflügelten, aus Bronce gefertigten Engel trug. Jene Säulenreihe stürzte zum grössten Theile herab. Auch löste sich ein mächtiger, etwa 2m. grosser Gesimsstein und zermalmte ein armes Weib, welches aus der Kirche fliehend sich gerettet glaubte. Jener bron- cene Engel hatte Stand gehalten, denn ein mächtiger verticaler Eisenstab verbindet die Bildsäule mit dem kupfernen Thurmdach. Die Flügel aber waren herabgeworfen, statt ihrer zeigte der Engel nur die beiden seinen Schultern angehefteten 53 m. langen Eisenstäbe, über welche ehmals mit- telst langer Scheiden die Flügel geschoben waren. Der Engel blickte gegen NO., in der Richtung von welcher die gewaltige Bewegung über die Stadt hereinbrach. Die schweren Flügel wurden von den etwas aufwärts gerichteten Stäben abgeschoben und hinuntergeschleudert, während gleich- zeitig der Engel sich etwas um seine verticale Axe gegen N., angeblich um etwa 20°, drehte. Drehende Bewegungen sind vielfach vorgekommen, wie alsbald in Bezug auf Alpago zu erwähnen sein wird. Den Chor der Kathedrale sah ich herabgestürzt. Unter den Trümmern lagen, so erzählte man, die Kirchenschätze begraben und zerstört. Dieser nun zu Boden liegende Theil der Kirche scheint übrigens schon etwas baufällig gewesen zu sein, so dass derselbe für den Gottesdienst abgesperrt war. Vor der Kathedrale stand eine kleine Kapelle, Madonna delle Grazie; diese wurde so vollständig zerstört, dass man sie gänzlich niederlegen musste. Schwere Beschädigungen erlitt auch der nahe Palast der Präfektur. Von aussen zwar zeigte dies schöne, im venezianischen Style aufgeführte Gebäude wenig Schaden, doch im Innern waren alle Mauern furchtbar zerrissen und klafften in breiten Spalten. Desgleichen war ein alter Thurm, gleich- falls am Domplatze, so sehr zerspalten, dass man jeden Augenblick seinen Einsturz befürchten konnte. Unfern davon, nahe der Porta Dante, zeigte man mir die Stelle des Hauses Crepadoni, durch dessen Einsturz drei schlafende Kinder erschlagen, während die Mutter verwundet aus den Trümmern gezogen wurde. Besonders verheerend zeigte sich das Erdbeben in der westlichen Vorstadt, dem Corso Garibaldi; hier war eine Reihe von Häusern in Trümmer geworfen worden. Einen interessanten Beweis der Stärke der Erschütterung sah ich im Garten des Hauses Due Torri. Als 710 Zierde stand dort eine etwa 1?/, m. hohe Steinverzierung von vasenähn- licher Form, welche oben mit einer Kugel von !/, m. Durchmesser endete. Die Kugel ruhte auf einer halsähnlichen Einschnürung von 65 mm. Stärke und war mit dieser durch einen eisernen Stift verbunden. Das Ganze solide aus Kalkstein gehauen. Durch die Erschütterung wurde die Kugel von dem bauchigen Körper abgeschleudert und die 65 mm. dicke Ein- schnürung zerbrochen. Das Erdbeben bewies vorzugsweise an hohen Bauwerken seine zer- störende Kraft. Des Thurms der Kathedrale geschah bereits Erwähnung. Eine ganze Reihe von Kirchthürmen schleuderten ihre Spitze herab, so S. Piero in Belluno; der Campanile von Nogare, "/, d. M. nordöstlich der Stadt, verlor seine Spitze, desgleichen die Kirchthürme von 8. Liberale und S. Piero in Campo ('/, d. M. nordöstlich von Belluno). Der Campanile von Cusighe (*, d.M. nördlich von B.) warf seine Spitze ab, tödtete zwei Frauen, verwundete sechs. Auch in Oavarzano ('/, d. M. nordwestlich von B.) zeigte sich die Kraft des Stosses an der Thurmspitze. Es fiel nämlich von derselben die Kugel herunter. Auch in Conegliano, 4 M. südlich von B., am Saume der venezianischen Ebene, fiel die den Kirchthurm krönende Ballustrade herab; es war dies zugleich fast die einzige Spur, welche das Erdbeben in Conegliano zurückgelassen *. Durch mancherlei Erkundigungen war ich in Belluno bestrebt, genaue Nachrichten über die Erschütterungen einzuziehen. Doch stellte sich so- gleich heraus, dass genaue und vergleichbare Zeitbestimmungen weder in der Stadt noch in der Umgebung vorliegen. Solche gewaltige Katastro- phen, welche den Einsturz vieler Häuser bewirken und das Leben aller Bewohner einer augenscheinlichen Gefahr aussetzen, sind zu wissenschaft- lichen Beobachtungen weniger geeignet als klemere Bebungen. Es befand sich in der Stadt ein neu, wenngleich noch nicht vollständig eingerichtetes meteorologisches Observatorium. Doch konnte es in diesem Falle keine Dienste leisten, da alle Instrumente vollständig zerstört wurden. Die fol- senden Angaben verdanke ich theils den mündlichen Mittheilungen des Prof. Domenico Marrısı, theils entnahm ich sie der von Hrn. GVERNIERI herausgegebenen officiellen Zeitung „la Provincia di Belluno.“ Am 29. Juni um 5 Uhr Morgens (die Angaben schwanken, ob einige Minuten vor, oder nach 5 Uhr) wurden die Bewohner der Stadt durch eine heftige Erschütterung erschreckt. Dieselbe war von einem lauten Dröhnen und Donnern begleitet, welches theils über-, theils unterirdisch vernommen wurde. Nach Gvernıerı begann dies donnerartige Dröhnen schwach und * Wie verschieden die Wirkungen der Erdbeben sind, erkennt man wohl auch aus Folgendem. Während bei Belluno alle jene Kirchthürme ihre Spitzen abwarfen, und also offenbar die Erschütterung mit der Höhe der Gebäude sich vervielfältigte, „schauten [bei dem mitteldeutschen Erd- beben, 6. März 1872] zu Komotau die auf einem sehr tief fundamentirten, 140 F. hohen Walzwerkschornsteine arbeitenden Kaminbauer erstaunt auf das Wogen der beängstigten Menge in der Tiefe herab, indem sie selbst in ihrer Höhe gar Nichts gefühlt hatten.“ S. v. SezsacH, Das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872. S. 20, al nahm in erschreckender Weise zu, es soll dem Erdbeben eine oder einige Sekunden vorangegangen sein. Die erste, die zerstörende Erschütterung soll 15 (nach Marrmı 20) Sekunden gedauert haben, eine in Folge des Schreckens vielleicht zu bedeutende Schätzung. Die Bewegung von 0. gegen W. oder von NO. gegen SW. fortschreitend, begann undulatorisch. Der wellenförmigen Schwingung folgten suffultorische Stösse, dann endete diese fürchterliche Erschütterung mit einer unregelmässigen Mischung beider Bewegungsarten, so dass es den unglücklichen Bewohnern schien, sie wür- den im Kreise herumgeschleudert. Nach einigen Angaben sollen auch zu Beginn des Bebens verticale Stösse empfunden worden sein. 20 Min. nach jener ersten Erschütterung blieb die Erde ruhig, dann folgte eine zweite eleichfalls starke, undulatorische Schwingung, deren Dauer 5 bis 6 Sek. Dem zweiten folgte nach 10 Min. ein dritter Stoss von kurzer Dauer; gegen Mittag empfand man einen vierten Stoss. In den folgenden Wochen bis gegen Ende August, der Zeit meiner Anwesenheit in Belluno, wieder- holten sich die Stösse fast täglich mit abnehmender Stärke; man zählte nur 5 bis 6 erdbebenfreie Tage. Im Durchschnitt empfand man während der ersten acht Wochen 5 Stösse innerhalb 24 Stunden. Fast immer waren die Erschütterungen von Rombi begleitet. Gegen Ennde August waren die Stösse so schwach geworden, dass sie von Einigen bemerkt wurden, von Andern nicht. — Die erste Erschütterung war es allein, welche die Ver- wüstungen in Stadt und Umgebung bewirkte. In Belluno blieb kein Haus ohne Beschädigung; ein Viertel aller Häuser wurde in dem Maasse zer- stört, dass man sie niederlegen musste; ein zweites Viertel war in solcher Weise beschädigt, dass eine Wiederherstellung möglich war. Die andere Hälfte der Gebäude blieb von schweren Beschädigungen verschont. — Das Schauspiel, welches die Stadt unmittelbar nach dem Erdbeben darbot, wird im officiellen Giornale mit folgenden Worten geschildert. „Die schreck- lich erweckten Menschen sprangen von ihrem Lager auf, und rannten wie sinnlos durch Haus und Gassen. Das Geschrei der Frauen und Kinder mischte sich in das Getöse der einstürzenden Mauern. In vielen Zimmern fiel Gebälk und Decke herab. An manchen Häusern stürzte die Haupt- mauer auf die Strasse; desgleichen eine sehr grosse Zahl von Kaminen, Balkonen, Gesimsen, Ballustraden etc. Die Mauern und Thürpfeiler vieler Zimmer wichen aus dem Loth und machten ein Öffnen der Thüren un- möglich, wodurch der Schrecken der so eingeschlossenen Menschen den höchsten Grad erreichte. Schnell sammelten sich die Geretteten auf die freien Plätze, wo sie wochenlang die Nächte zubrachten, während ein an- derer Theil der Bevölkerung die Stadt verliess und auf dem Lande Zu- flucht suchte“. Über die Zerstörungen und Beschädigungen in Belluno gibt folgende aus officiellen Quellen geschöpfte Zusammenstellung Auf- schluss; 112 Gemeinde Belluno Häuser los | ! ! ! Buluae] „eieislene ee BE ea eo 0 ame ya ser 22 ee ıe , =|= 88 2?2ossagamn-särerenas I Se DER a mn ale S|E EWR ee FO Fa: 5 se ee Iren EEE Sr nr 7 IR DE TRETEN SRAHAHERSS | De Tore: Zain Sr ee == nn Stadt Belluno | | | (Cittä) . ..|,4679| 406| 5068 8| 110 139 | 251105,459| 4| 7 Unterstadt (Sob- | | | | borghi) . . | 1761) 358) 242 — 2 27. vorge et Vorstädte (Fra- | | | | zioni aggre- | | | | gate). . . 1003714701260. 15 66 | 243 | 669) 52312 4 19 nn 11647712254 2010 23 | 178 | 403 |1139]157771 8 126 Von Kirchen wurde in der Stadt 1 zerstört, 7 beschädigt; in den Vor- städten 4 zerstört, 21 beschädigt. Die bemerkenswertheste Thatsache, welche aus dieser Zusammenstellung erhellt, ist die bereits oben ange- deutete weit geringere Beschädigung der an den Flussufern des Piave und Ardo sich hinziehenden Häuser der Sobborghi, im Vergleiche zu der 30 m. höher auf festem Grunde liegenden Stadt und der Vorstädte. Es er- innert diese Thatsache an die gleiche Wahrnehmung bei den cosentini- schen Erdbeben 1854 und 1870. Auch dort wurde das hoch und auf festem Fels ruhende Kastell weit stärker beschädigt als die auf schmalem Saume längs der Flüsse Crati und Busento sich hinziehende Stadt. Bei dem schrecklichen calabrischen Erdbeben von 1783 hat man allerdings mehr- fach die scheinbar entgegengesetzte Erfahrung gemacht, dass nämlich die auf Fels liegenden Städte und Dörfer weniger litten, als die, deren Un- terlage lockere Schichten und lose Massen waren. Indess wurden in die- sem letzteren Falle die Beschädigungen vielfach nicht allein direkt durch die Stösse, sondern durch die Abrutschungen des Bodens veranlasst. Der- Schauplatz stärkster Verwüstung war, wie bereits oben angedeu- tet, nicht Belluno, sondern das Territorium der Gemeinden von Alpago, jenes etwa 1 d. Q.-M. grosse eocäne Hügelland, welches gegen Nord und Öst von einer hohen, aus Jurakalk bestehenden Bergkette umschlossen wird. Die Erschütterung äusserte ihre zerstörende Kraft vorzugsweise in dem knieförmigen Thalzuge von der Höhe .Fadalto über den See von Sta. Croce, Alpago, Ponte delle Alpi, Belluno. Die Dörfer Cugnan, Roncan, Quantin, Sossai, welche auf der Bodenwölbung zwischen Piave und Rai liegen, litten fast keinen Schaden, während viele Häuser des Dorfes Vi- some, im Piavethal, !., M. südwestlich Bellunas, zerstört wurden. Längs der Strasse von Belluno nach Alpago und dem See von Sta. Croce, welche jenem gebogenen Thalgrunde folgt, beobachtet man sehr zahlreiche Ver- wüstungen und — was wohl das Überraschendste — sehr viele Unter- brechungen in der Verwüstungszone. An der Brücke Veneja, !/, M. nord- %43 östlich von B. 'war ein über 1 m. grosser wohlgefügter Stein der Brücken- mauer hinab und in den Fluss geschleudert worden. In der Nähe von Fadalto ist die Strasse streckenweise durch eine etwa 1 m. hohe Mauer geschützt, deren Krönung aus grossen, halbeylindrischen, wohlgemauerten Steinen besteht. Diese Steine waren fast alle gelockert und an einzelnen Punkten herabgeworfen. An den steilen, der Schichtenlage entsprechen- den Felsflächen des Mte. Serva oder di Cusighe zeigte man mir viele weisse frische Bruchstellen, welche von gefallenen Felsstücken herrührten. Über 500 grosse Steinblöcke sollen, vom Mte. Pascolet herabgestürzt, auf der am See von Sta. Croce hinführenden Strasse gelegen haben. Es ist dies ein sehr gefährlicher Berg, dessen stürzende Steine beständig die Strasse bedrohen. In Ponte delle Alpi sah ich kein Haus ohne Beschä- digung. Einige Häuser waren zerstört, mehrere stark beschädigt. Die Strasse überschreitet den Piave und erreicht, nur etwa '/, M. fern, die schöne neue Kirche von Cadola. Diese liess nicht die geringste Beschä- digung, nicht einen einzigen Mauerriss erkennen, und bot ein auffallendes Beispiel der Verschonung mitten im Zerstörungsgebiet. Die gegen NO. nur '/, d. M. fernen, am Abhange des Mte. Dolada liegenden Orte Soccher und Arsie wurden zum grösseren Theil zerstört. — Bei la Secca trennt sich von der Conegliano-Strasse der in das Alpago-Gebiet führende Weg. Das niedere hügelige Plateau Alpago wird von mehreren zum See flies- senden Bächen durchschnitten, welche breite, wenig tiefe, doch zum Theil steilwandige Thäler in die eocänen Schichten geschnitten haben. Die zahl- reichen Dörfer liegen theils in den Thalebenen, theils auf dem Plateau. In der Ebene und den Thälern liegen Bastia, Puos, Farra, Cornei u. a. Auf dem niedern Plateau oder auf den Gehängen: Sitran, Valzella, Torch, Garna, Tignes, Villa, Pieve mit Torres und Quers, Plois und Curago, Co- denzan, Chies, Borsoi, Lamosano, Tambre mit Tambruz, Spert u. a. Weder die Häusergruppe la Secca, noch das Dorf Bastia war in nen- nenswerther Weise beschädigt. Sitran auf der Höhe unmittelbar über Ba- stia hatte nur wenig gelitten. Puos (!/, d. M. nordöstlich von den beiden genannten Dörfern) lag zum grösseren Theile in Ruinen und bezeichnete einen derjenigen Punkte, welche am heftigsten durch die Erschütterung betroffen. Das verschonte Bastia und das zerstörte Puos liegen beide in der Ebene auf Alluvionen. Der Anblick des Dorfs verrieth sogleich, dass hier das Erdbeben mit weit grösserer Kraft gewüthet, als in Belluno; nur wenige Häuser standen mit zerrissenen Mauern noch aufrecht, die Mehr- zahl waren Ruinen, einige nur noch Steinhaufen. Der freistehende Cam- panile war gänzlich zusammengestürzt, desgleichen die eine Hälfte der Kirche. Die Mauern der Häuser wurden über die Strasse geworfen und machten unmittelbar nach dem Erdbeben diese ungangbar. Zur Zeit mei- nes Besuchs war der Schutt zur Seite geräumt,’ die verödeten Strassen, an denen statt der Häuser nur Ruinen standen, machten einen Jammervollen Eindruck. Fast überall war Dach und Balkenwerk heruntergestürzt. Während in Belluno bereits die regste Bauthätigkeit herrschte und die Menschen in. die wiederhergestellten Wohnungen zurückgekehrt waren, 114 lag in Puos noch Alles in Trümmern. Die den Einsturz drohenden Häu- ser hatte man niedergelegt, aber noch keinen Stein wieder aufgemauert; denn noch hatte sich die Erde nicht beruhigt, und fast an jedem Tage wiederholten sich die mit einem Rombo begleiteten Erschütterungen. Ei- nige der merkwürdigsten Erdbebenwirkungen, welche ich in Puos sah, waren die folgenden. Die Quadern, aus welchen lose übereinandergelegt, einige Thorpfeiler bestanden, waren gegen einander um eine verticale Axe gedreht, so dass die Ecken der etwa 40 ctm. Kantenlänge messenden Blöcke ungefähr 1 bis 2 Finger breit gegen einander gedreht, erschienen. Bei einem Pfeiler war die Drehung der Cuben in gleichem Sinne, bei dem andern lagen zwi- schen rechts- auch links gedrehte. Die merkwürdigste rotatorische Ver- schiebung sah ich in einem Garten. Dort war ein kleiner, vierseitiger Pavillon, und in dessen Mitte, auf cylindrischer Säule ruhend, ein schwerer viereckiger Steintisch, dessen Platte 6 ctm. dick, 90 ctm. im Quadrat. Diese Platte, welche ehemals parallel zu den Seiten des Pavillons gerichtet war, war jetzt um reichlich 15° in der Richtung des Sonnenlaufs gedreht, zu- gleich auf dem Fusse und dieser auf der Basis etwas excentrisch ver- schoben. Diese gedrehte Tischplatte erinnerte mich lebhaft an die be- kannten Obelisken vor dem Kloster des h. Bruno zu S. Stefano del Bosco in Calabrien, 1783 (s. Naumann, Lehrb. d. Geog. II. Bd. S. 189) *. Wäh- rend man früher geneigt war, solche drehende Bewegungen durch wirk- liche rotatorische Schwingungen der betreffenden Punkte der Erdoberfläche zu erklären, ersann MALLET eine weit sinnreichere und einfachere Erklä- rung, zufolge welcher eine Rotation zweier auf einander liegender Steine durch eine gewöhnliche undulatorische Schwingung dann hervorgebracht wird, wenn der Haftpunkt oder Punkt der grössten Reibung beider Kör- per nicht mit dem Schwerpunkt zusammenfällt. Die ausserordentliche Kraft der Erschütterung in Puos wurde durch das Wegschleudern einer schweren Deckplatte von einem Thorpfeiler besonders bewiesen. Der Pfei- ler war 2!/, m. hoch; die Deckplatte, welche angeblich 2 Centner wog, war 4 met. weit gegen West fortgeschleudert. Der Deckstein eines an der gegenüberliegenden Gartenmauer befindlichen Pfeilers war nach Ost geschleudert. Es begreift sich leicht, dass beide Wurfrichtungen Folge derselben Bodenwellen sein können. Folgende Schilderung des Erdbebens, wie ich sie von einem der Dorfbewohner (DavipeE Davıa) erhielt, darf wohl hier eine Stelle finden. „Es war am Peter- und Paulstage, um 5 Uhr Morgens; ich war gerade aufgestanden, während meine 6 Kinder noch zu Bette lagen, da fing die Erde zu beben an, erst einige Sekunden wellen- förmig, dann auf- und niederstossend, fürchterlich, nun vermischten sich beide Bewegungen und es war als ob wir umgeschwungen würden. Ein furchtbar rollendes Donnern, vermischt mit Detonationen, wie von Kano- nenschüssen liess sich zugleich vernehmen. Es schien das Donnern so- * Vgl. auch das treffliche Werk von K. v. Sersac# über das mittel- deutsche Erdbeben vom 6. März 1872, besonders S. 19—22. N 115 wohl unter als auch über uns zu dröhnen. Da fiel die Vorderwand un- seres Hauses auf die Strasse; ich sah das Zimmer plötzlich geöffnet. Ich stürzte auf die Betten der Kinder und griff so viel ich deren fassen konnte, die Ubrigen Gott befehlend. Unser Schlafzimmer lag zwei Treppen hoch. Mit drei Kindern in den Armen kam ich glücklich über die obere, noch hängende Treppe herab. Dann sprang ich sogleich auf die Strasse hin- unter, auf den Trümmerberg, welchen die einstürzende Wand gebildet hatte. Eine dichte Staubmasse umhüllte Alles und hinderte zu sehen. Ich hörte das Einstürzen der Häuser, das Geschrei der Menschen, theils laut, theils gedämpft von solchen, welche unter den Trümmern lagen.“ Ein Mann, welcher den Kirchthurm hatte fallen sehen, berichtete, dass der- selbe, zuerst gegen West, dann gegen Ost, dann wieder gegen West schwin- gend, umgestürzt sei. Von Interesse war auch die Erzählung eines Man- nes, welcher berichtete, er habe, im Bette liegend, die Blicke auf das Fenster gerichtet. Die Kirche sei ihm nicht sichtbar gewesen. Da plötz- lieh, in Folge der wellenförmigen Bewegung der Erde, sei das Dach der Kirche ihm sichtbar geworden, um im nächsten Augenblicke wieder zu verschwinden. Alsbald sei auch das Gebälk seines Zimmers eingestürzt. In Puos wurde die Richtung der Bewegung von O. nach W. oder von SO. nach NW. angegeben. Übereinstimmend wurde versichert, dass die Er- schütterung wellenförmig begonnen habe, dann auf- und niederstossend geworden und schliesslich beide Arten der Bewegung sich combinirt hätten. Vom 29. Juni bis zum 20. Aug. verging in Puos kein Tag ohne Beben. Vom 20. bis 24. Aug. trat die erste Ruhe ein. Am 25., 26. und 27. wur- den indess wieder Stösse empfunden. Der Rombo, welcher fast immer die Stösse begleitet, war meist einem rollenden Donner, zuweilen indess auch fernen Kanonenschüssen vergleichbar. Ein Beobachter versicherte, einmal ganz bestimmt den Rombo vor dem Stosse vernommen zu haben; ein An- derer hatte auf freiem Felde einen Rombo gehört, dem keine Erschütte- rung gefolgt sei. Sehr verschieden waren in den benachbarten Alpago-Dörfern die Wir- kungen des Erdbebens, wobei eine Abhängigkeit, sei es von höherer oder tieferer Lage, sei es von tertiärem Boden oder neueren Alluvionen, nicht nachzuweisen sein möchte. Wie Puos wurden theils zerstört, theils stark beschädigt: Farra, Borsoi, Torres, Quers, Plois, Curago, Codenzan. Weni- ger beschädigt wurden: Tignes, Villa, Pieve, Tambre, Tambruz, Chies, Garna, Sitran. a) Keinen nennenswerthen Schaden litten Bastia, Cornei, Torch. Die officiellen Berichte ergeben für die Alpago-Gemeinden folgende Verluste: Obdach- Häuser los TI en | 5 |8 |5 SE S°&s8e53552 35 es Gemeinden: | © | = | 3 Sg kr 82287 5% 0: S|ı= 85 I1234> en su Oo sy Es te) Sr Er E12 125 En een er ze Dee en PontedelleAlpi! 4802| 590 489 7 | 20 167 1295 — — —— Pieve d’Alpago | 2323| 333) 426 42 | 51 |...832 1, 266 521331 Chies d’Alpago | 1948 272. 443 44 | 65 307 | 27 518: 76 410 Puos d’Alpago | 1832| 280 329 44 61 180 ° 44 9011401114 Farra.d’ Alpago | 2040 407 405 24 | 60 | 9247. 74| 969) 178 12 Tambre. . .! 2078| 293. 322) 43 23 212 44) 407| 72, &— 15033 1975 2414204 | 280 ı 1445 | 4853061 498/33,57 Ausserdem wurden 7 Kirchen zerstört, 53 beschädigt. Auch Veränderungen der natürlichen Erdoberfläche wurden an einigen Stellen durch das Erdbeben hervorgebracht. So bildete sich bei Puos ein etwa 1 m. breiter, mehrere 100 m. langer Erdspalt, welcher sich indess bald wieder vollkommen schloss. Seine Richtung soll ostwestlich gewesen sein. Bei la Secca zerriss der etwas sumpfige Boden, und aus den Ris- sen drang schlammiges, Schwefelwasserstoff-haltiges Wasser hervor. Im nördlichen Theile des Alpago-Distrikts entstand zwischen Lamosano und Chies ein bedeutender Erdschlipf, welcher eine Fläche von mehr als 1 Q.- Kilom. umfasste. Die Quelle des Dorfs Arsie (Gemeinde Ponte delle Alpi), welche aus anstehendem Kalkstein des Monte Dolada entspringt, sowie eine zweite Quelle bei Soccher, welche eine Mühle treibt, versiegten un- mittelbar nach der ersten Erschütterung, um mit Schlamm beladen nach einer Viertelstunde wieder zu erscheinen. Auch auf dem Besitzthume des Baron GErA versiegte eine Quelle nach dem Erdbeben und erschien nach einiger Zeit von Neuem an einem 3 m. entfernten Punkte. Ohne Zweifel sind ähnliche Einwirkungen bei sehr vielen Quellen vorgekommen. Auf dem Wege nach Conegliano beobachtete ich noch an manchen Punkten Spuren heftigster Erschütterungen Sta. Croce, am Südende des See’s gelegen, hatte sehr gelitten, fast alle Häuser zerrissen und gestützt. Ein kleines Heiligthum südlich des Dorfs war bis auf eine Mauer gänz- lich niedergeworfen. Auf der Höhe Fadalto muss die Erderschütterung ausserordentlich heftig gewesen sein. Mehrere Häuser ganz eingestürzt, andere Ruinen; doch in unmittelbarer Nähe (wenige hundert Schritte) ein Haus fast ganz unbeschädigt. Dann wieder auf eine weite Strecke die niedrige, wohlgebaute Strassenmauer gelockert und theilweise zerstört. In Vittorio sah ich keine Spuren der Erdstösse. In Conegliano beschränkten sich die Spuren auf wenige Punkte, eine Thurmkrönung war herunter- gestürzt und eine Säulen-Ballustrade. Besonders beklagenswerth war das Unglück von S. Maria di Feletto, ”a d. M. westlich von Conegliano. Es stürzte hier das Gewölbe der bereits baufälligen Kirche ein und erschlug 1417 38, verwundete 19 Menschen, welche zum Morgengottesdienst versammelt waren. | Meine Erkundigungen in Puos waren auch dahin gerichtet, ob man vor der letzten Katastrophe häufiger im Alpago-Distrikte Bebungen der Erde wahrgenommen. So erfuhr ich, dass man zwar seit 4 bis 5 J. nicht die leiseste Bewegung gefühlt habe, dass aber vordem kleine, unschäd- liche Stösse nicht selten vorgekommen seien. Ein ziemlich starker Stoss im September 1856 hatte sich der Erinnerung der Menschen fest einge- prägt. Ein alter Mann erinnerte sich mit Bestimmtheit, dass im Jahre des russischen Feldzugs, 1812, am 25. October, zwischen 5 und 6 U. Mor- gens ein heftiger Erdstoss die Kamine herabgeschleudert und Mauern ge- spalten habe. — Es möge hier auch eines Erdbebens gedacht werden, welches vor mehr als einem halben Jahrtausend das Venetianische, Kärn- then, Krain etc. heftig erschütterte. In der Geschichte der Stadt Belluno von Gior6Io Pınont (Venezia 1607) heisst es: „Am 25. Januar, 5 Uhr (ita- lienische Zeit; also kurz vor Mitternacht) des J. 1348 war ein fürchter- liches Erdbeben, wie ein solches seit Menschengedenken nicht vorgekom- men. Kirchen, Thürme, Häuser stürzten ein, viele Personen wurden ge- tödtet. Besonders schrecklich waren die Verwüstungen in Frianl; es stürzte unter andern ein der Palast des Patriarchen zu Udine. Es wurden die Kastelle S. Daniele, Tolmezzo, Vensone und andere zerstört. In Venedig wurde der Canal grande trocken gelegt und viele Paläste umgestürzt. In Kärnthen fanden mehr als tausend Personen ihren Tod.“ Es ist dies das- selbe Erdbeben, welches den verhängnissvollen Bergsturz auf der steilen südlichen Seite des Dobratsch oder der Villacher Alp veranlasste. „Die- ser Bergsturz gehört, so unbekannt er ist, zu den fürchterlichsten Erschei- nungen dieser Art, und der grosse Bergsturz am Rossberge erscheint un- bedeutend gegen diesen. Zwei Märkte und 17 Dörfer wurden begraben, das Gailthal zu einem See gedämmt und nur mit Mühe konnte sich der Fluss eine Bahn durch die Trümmer brechen; noch jetzt sumpft das Thal aus dieser Ursache. Noch oft stösst man auf Häuser und in ihnen auf Gerippe“ (ScHAaugAcH, die deutschen Alpen. V, S. 70). Das jüngste Belluneser Erdbeben war an einzelnen Punkten vielleicht von nicht geringerer Intensität als die furchtbare Katastrophe in Cala- brien vom J. 1783. Während aber diese letztere auf einer Strecke von mehr als 10 d. M. von Monteleone und Mileto bis Reggio und Messina alle Städte und Dörfer in Trümmer warf, sind die eigentlichen Zerstö- rungen von Belluno (wenn wir absehen von der bereits früher den Ein- sturz drohenden Kirche S. Maria di Feletto und der Thurmspitze von Co- negliano) auf einen engen Raum von nur 2 d.M. Durchmesser beschränkt. Kaum möchte ein anderes Erdbeben ein gleich enge umgrenztes Zerstö- rungsgebiet bei einer sehr grossen Erschütterungsfläche (von mindestens 4500 d. Q@.-M.) darbieten. Vielleicht dürfen wir aus dieser Thatsache schliessen, dass das Centrum des Erdbebens von Belluno in nicht sehr grosser Tiefe gelegen habe. Schliesslich sei mir noch die Bemerkung gestattet, dass vorstehende 718 Mittheilungen nur einige Reisewahrnehmungen zur Kenntniss bringen soll- ten; ein wissenschaftlicher Bericht konnte nicht in meiner Absicht liegen. Möchte sich die Hoffnung erfüllen, dass wir, sei es von italienischer, sei es von österreichischer Seite, eine wissenschaftliche Bearbeitung des Erd- bebens von Belluno erhalten nach dem Vorbilde der Arbeiten über das grosse Neapolitanische Erdbeben von 1857 von R. MaıLer, über das mit- teldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872 von K. v. SEEBACH, u.n. a., da- mit ein in Bezug auf seine Ursachen noch dunkles Phänomen der dyna- mischen Geologie allmälig aufgehellt werde. Leydenburg, den 22. Juni 1873. Die bedeutende Aufregung, welche die neuentdeckten Goldfelder von Leydenburg hervorriefen, veranlasste mich, statt direct nach Europa zu- rückzukehren, wie es meine Absicht gewesen war, noch einen Ausflug nach denselben zu unternehmen. Es hiess „payable goldfields are opened“ und ein Jeder könne leicht 3—5 Thlr. per Tag erwerben. Da auf den Diamantfeldern bei der Tiefe der Gruben, der schwierigen und kostspieli- gen Bearbeitung, dem ungenügenden Zuzug von Eingeborenen, den niedri- gen Diamantenpreisen und dem theuren Leben ein sicherer Erwerb stets schwieriger wird, so war eine solche Nachricht, durch öffentliche Berichte und Privatmittheilungen in den Zeitungen vielfach bestätigt, natürlich äus- serst willkommen und wurde auf das Bereitwilligste geglaubt. Ich schenkte derselben, was die Reichhaltigkeit anbetrifft, allerdings wenig Glauben; denn während meines einjährigen Aufenthaltes in Süd-Afrika habe ich viel- fach Gelegenheit gehabt zu erfahren, wie unzuverlässig südafrikanische Nachrichten sind. Trotzdem beschloss ich die Gegend zu besuchen, theils um die dortigen Verhältnisse mit denen von Marabastad zu vergleichen (denn an dem Vorkommen von Gold war nicht zu zweifeln), theils weil ich jedenfalls Gelegenheit haben würde den gebirgigsten Theil der Trans- vaal-Republik kennen zu lernen. Bei meiner Ankunft fand ich, dass in der That Gold über eine grosse Strecke Landes hin vorkommt, dass aber die bisher gefundene Menge eine sehr unbedeutende ist. Der Wahrheit gemäss lässt sich nur behaupten: „Goldfelder sind entdeckt worden und es bedarf noch des Nachweises, ob eine Bearbeitung lohnend sein wird oder nicht.“ Die Weise, in welcher die neuen Goldfelder angepriesen wurden, kann man nur als einen unver- antwortlichen Schwindel bezeichnen, da durch dieselbe Manche veranlasst wurden, ihre letzten Mittel zur Herreise zu verwenden. Solchen, welche senügende Mittel besitzen einige Monate auf die praktische Untersuchung der Gegend zu verwenden, ist ein Besuch der Goldfelder nicht direct ab- zurathen. Möglich ist es natürlich, dass bis jetzt noch unbekannte Stel- len sich ergiebiger erweisen, doch muss ich aufrichtig sagen, dass mir eine sehr grosse Aussicht nicht vorhanden zu sein scheint. Immer- hin muss man ohne eingehende Untersuchungen (und zu solchen fehlte 719 mir die Zeit) vorsichtig mit seinen Ansichten sein, um so mehr, als Süd- Afrika schon einmal — durch die Diamantfelder — die Geologen voll- ständig überrascht hat. Einige Punkte scheinen übrigens genügend reich- haltig zu sein, um im grossen Massstab von einigen Wenigen bearbeitet Aussicht auf Erfolg zu bieten. Bis jetzt wird nur an zwei Punkten praktisch gearbeitet; auf der Farm Geelhoutboom * am Watervalrivier und auf der Farm Hendricks- daal, drei Meilen westlich vom Spitzkop. Geelhoutboom liegt etwa 42 Meilen nordöstlich, Hendricksdaal etwa 30 Meilen östlich von Leydenburg; beide Punkte sind 22 Meilen von einander entfernt. Ausserdem wurde im Thal des Blyde rivier und an verschiedenen anderen Punkten Gold ge- funden, so dass die Ausdehnung des Goldfeldes eine bedeutende ist. Auf der Farm Geelhoutboom wird das Gold gewöhnlich zwischen grobem Kies gefunden. Nur die kleineren Gerölie sind vollkommen abgerundet, die grösseren Gesteinsbruchstücke sind meist eckig oder rundlich durch Verwitterung. Sie bestehen aus flachen Schieferschollen, sandigen Schie- fern, Quarzit-Sandstein und Diorit; sehr spärlich tritt Quarz auf mit gros- ser Tendenz zur Entwickelung von Krystallen. Der rothbraune Sand, welcher die Oberfläche bildet und 1—6 Fuss mächtig ist, enthält sehr wenig Gold und wird nur selten verarbeitet. An einigen Punkten trifft man unter dem Kies einen rothen, fetten Thon, der nur so lange ver- waschen wird, als er noch einige Gerölle enthält. Man hat ihn noch nicht durchsunken, doch würde man wahrscheinlich sehr bald auf anstehendes Gestein stossen. An anderen Punkten (meist näher am Fluss, als die vorigen) wird der die Gerölle verkittende Sand in der Tiefe nur schwach thonig und es folgt dann anstehendes Gestein, bald ein fester, harter, glattschiefriger, sandiger Schiefer, bald ein dunkelblauer, weicher Schiefer- thon. Beide streichen etwa Nord-Süd und fallen nach Westen; sie liegen theils fast horizontal, theils fallen sie bis zu 50°. Die Verhältnisse va- riiren beträchtlich, sogar innerhalb geringer Entfernungen. Wenn das Thal enger wird, fehlt der reine Sand an der Oberfläche meist gänzlich und man stösst dann gleich unter. der schwachen Humusschicht auf Ge- rölle. Da, wo ein Bach einmündet, trifft man auch ziemlich mächtige un- geschichtete Conglomerate. Mit dem Gold vergesellschaftet findet sich in srosser Menge Magneteisensand und zu Brauneisenstein umgewandelter Eisenkies; ausserdem local gediegen Blei in kleinen Körnern oder unregel- mässig gestalteten Stücken. Da die Gegend früher sehr wildreich war, so glaube ich, dass das Blei vom Kugelgiessen der Jäger herstammt, welche am Ufer des Flusses lagerten. In der Nähe kommen auch einige wenig mächtige Quarzadern vor, welche nach dem Zermalmen und Waschen * Der Farm Geelhoutboom ist von den Engländern nach einer reichen Goldmine in Australien der Name Bendigo beigelegt worden. Einstweilen hat sie sich noch nicht ihrer Namensschwester würdig erwiesen. Die Mei- len sind englische und wurden mit dem Pedometer gemessen. Einige der Punkte sind auf der neuesten Prrernann’schen Karte von Süd-Afrika an- gegeben (PETERM. geogr. Mitth. 1872, Tf. 21). 720 Spuren von Gold geliefert haben sollen. Eine derselben, kaum zwei Zoll breit, hat als Salband einen weichen, thonigen, weissen Sandstein, der so reich an Eisenkieskrystallen ist, dass sie fast die Hälfte der Masse bilden *. Beim Spitzkop ist das meiste Gold im Bette eines starken Baches gefunden worden. Die Ablagerung unterscheidet sich von denen auf Geel- houtboom-Farm nur dadurch, dass der Boden unter dem Sand meist tho- niger ist und grosse von den Höhen hin abgefallene Blöcke enthält, welche das Arbeiten ausserordentlich erschweren. Diese Blöcke sind zum Theil Sandstein, der an den Abhängen ansteht, zum Theil Quarz und Hornstein. Letztere stammen aus dem ein höheres Niveau einnehmenden Kieselkalk und repräsentiren dessen schwer verwitternde Lagen, welche zusammen- brachen, nachdem der Kalk fortgeführt war. Auf die Gerölle folgt ein licht perlgrauer, milder Schiefer, der meist vollständig zu Thon zerfallen ist und das Grundgebirge bildet. Zwischen dem sehr goldarmen Ober- flächen-Sand und dem Kies liegen häufig Lagen oder Nester einer theils braunschwarzen, wadartigen, theils bläulichschwarzen, vivianitähnlichen erdigen Masse. Die das Gold begleitenden Mineralien sind dieselben wie am Watervalrivier, doch findet man kein Blei. Es ist in diesen Gegenden nicht leicht, die Lagerungsverhältnisse so sicher zu erkennen, dass kein Zweifel übrig bliebe. Wahrscheinlich ist die Reihenfolge der Sedimente dieselbe, wie bei Marabastad: unten Schie- fer, darauf Sandsteine und schliesslich Kieselkalk mit Quarz und Horn- steinlagen. Die Schiefer zeigen nur eine geringe Mannigfaltigkeit; es sind meist Schieferthone oder nah Verwandte von den verschiedensten Fär- bungen, zuweilen verkieselte Schiefer. In der Nähe von Leydenburg bei der Potlood (Graphit) spruit sind sie sehr kohlig und sollen sich zu echten Graphitschiefern entwickeln. In der Nähe der Goldgruben ist die Schie- _ ferformation wenig aufgeschlossen, an anderen Punkten, besonders zwi- schen Spitzkop und Leydenburg tritt sie in bedeutender Mächtigkeit zu Tage. Der Sandstein ist in den unteren Lagen ein sehr fester Quarzit- Sandstein, der local conglomeratartig wird, in den oberen wird er zuwei- len kaolinig und mürbe. Der Kieselkalk ist genau derselbe wie der in meinem letzten Briefe von Eersteling erwähnte und wie dort reich an Höhlen. Der obere Theil des Spitzkop besteht aus demselben. In allen drei Formationen trifft man in grosser Meng9 Lager, Kuppen oder Gänge dioritischer Gesteine. Die Lagerungsverhältnisse sind sehr unregelmässig, so dass es scheint, als wenn die Sandsteine und Kieselkalke zur Ablage- rung gelangten, nachdem die Oberfläche der Schiefer schon mannigfach umgestaltet war. Aber auch später haben noch Hebungen bei seitlichem Druck stattgefunden, wie die unteren Schichten des Kieselkalks nachwei- sen, welche in der regelmässigsten Weise wie aneinandergereihte Keller- gewölbe gebogen sind. Jedenfalls ist die Thatsache sicher, dass man die jüngeren Formationen in sehr verschiedenem Niveau trifft, ohne dass das * Auf der Farm Geelhoutboom wurde der grösste Goldklumpen ge- funden, den Süd-Afrika bisher aufzuweisen hat. Er wiegt 1'%/,, Unze. 721 Fallen eine entsprechende Erklärung lieferte. Quarzgänge setzen nun so- wohl in den Schiefern als im Sandstein auf, doch ist über eine Goldfüh- rung der Letzteren noch nichts bekannt. Sollte hier (wie es mir für Ma- rabastad wahrscheinlich erscheint) nur die Schieferformation der ursprüng- liche Träger des Goldes sein, so sind keine grossen Quantitäten zu er- warten, da an den Punkten wenigstens, wo bis jetzt gearbeitet wurde, die Erosion noch nicht weit fortgeschritten ist. Es erklärt sich dies leicht aus der horizontalen Lage der Schichten. Bei Marabastad stehen die Schichten vertikal, die Atmosphärilien können leicht eindringen und die Verwitterung ist dort eine weit stärkere. Doch erscheint hier die Schiefer- formation für das vorhandene Gold nicht als hinreichende Quelle, und ich glaube daher, dass auch der Sandstein goldhaltige Gänge führte. Noch mehr als es bei Marabastad der Fall war, fehlen in diesen Ge- genden irgend erhebliche alluviale Ablagerungen, und auch hier wie dort scheint das Gold nicht weit von dem Punkte aus gewandert zu sein, an dem es sich ursprünglich im Gestein eingewachsen fand. Dafür spricht wenigstens, dass man das Gold auf einem Hügel unweit des Flusses meist zellig, in Blättchen, drahtförmig und zuweilen mit Quarz verwachsen, !/, Meile stromabwärts schon sehr fein und abgerundet, und noch weiter nur in sehr geringer Menge findet. Nach dem, was bis jetzt bekannt ist, und nach den geringen Aufschlüssen urtheilend, kann man wohl sagen, dass die flache Stellung der Schiefer, die geringen alluvialen Ablagerungen und das Fehlen bedeutender Quarzgänge als nicht sehr günstige Anzeichen zu betrachten sind. Man muss wohl annehmen, dass das Gold zumeist aus dem oberen zerstörten Theil von Quarzriffen herstammt, welcher ja der reichste zu sein pflegt. Doch es bleibt noch ein grosses Gebiet für die Forschung übrig, in welchem Spuren von Gold an vielen Punkten nach- gewiesen sind. Schliesslich will ich noch einige allgemeine Bemerkungen über den Bau vom Transvaal hinzufügen. Soweit meine Beobachtungen reichen, scheint mir die Annahme einer wellenförmigen Lagerung für die meta- morphischen Schichten nothwendig. Dieselben treten in solcher Ausdeh- nung auf, dass ihre Mächtigkeit bei der steilen Stellung eine ganz unge- wöhnlich grosse sein würde. Bei wellenförmiger Lagerung würde man dieselben Schichten an weit entfernten Orten wieder treffen. Wahrschein- lich waren dann die höchsten Punkte vor Ablagerung der jüngeren Sedi- mente schon zerstört und die Oberfläche war in Folge von Erosion und Hebungen eine höchst unregelmässige. Nimmt man ferner an, dass ein- zelne grosse Mulden sich zu verschiedenen Zeiten unter Wasser befanden, so kann man wenigstens meistens für die Unregelmässigkeit in der Reihen- folge der Sedimente und in dem Niveau, welches sie einnehmen, eine Er- klärung finden. Ob die Schiefer der hiesigen Goidfelder zu den oft wohl charakterisirten metamorphischen Schiefern zu rechnen sind, ist mir einst- weilen noch unklar. Für ausführlichere Erörterungen muss ich erst die einzelnen Beobachtungen kartographisch zusammenstellen. Auffallend ist es, dass ich nirgends Gesteine aus der Basalt- oder Jahrbuch 1873. 46 122 Trachytgruppe beobachtet habe, obgleich Basalt von Einigen (wenn ich mich nicht irre auch von HüsxEr) angeführt wird. An einigen wenigen Punkten, so am Dorpriver in der Nähe von Leydenburg, habe ich dichte Gesteine gefunden, welche zwar basaltähnlich aussehen, aber ihrer Lage- rung nach so innig mit Dioriten verknüpft sind, dass sie sicher zu dieser Gesteinsgruppe gehören. Der einzige mir bekannte Punkt, an dem man die Wirkung vuleanischer Kräfte annehmen muss, ist die Salzpfanne, etwa 30 Meilen nördlich von Pretoria. Dieselbe liegt tiefer als die umgebende Ebene und ist von einem ununterbrochenen Ringgebirge aus Granit um- geben, welches sich einige Hundert Fuss über dem Spiegel des See’s er- hebt. Ich habe bei einigen Reisenden die Angabe gefunden: „Der See ist jedenfalls vulcanischen Ursprungs. da die Umgegend unzweifelhafte vul- canische Produkte aufweist.“ Es ist dies vielmehr so auszudrücken: „Der See ist jedenfalls vulcanischen Ursprungs, obgleich die Umgegend auch nicht die geringsten Spuren vulcanischer Produkte aufweist“. Nach meiner demnächst erfolgenden Rückkehr hoffe ich baldigst Musse zu finden, um Ihnen eingehendere Untersuchungen über die petrographi- schen und geognostischen Verhältnisse Süd-Afrika’s mittheilen zu können. E. CoBEN. Tromsoe, den 3. Sept. 1873. Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen hiermit den versprochenen Bericht * über meine geologische Excursion nach Spitzbergen gebe, von der ich am 27. August glücklich zurückgekehrt bin. Am 30. Juni verliess ich mit meinem Reisebegleiter Herrn F. PETRIcH mit dem Schiffe Polarstjernen den Hafen von Tromsö und steuerte dem Norden zu. Durch stets widrigen Wind und Windstille aufgehalten, kamen wir erst am 16. Juli früh im Bellsund in Spitzbergen an. Am 10. Juli kamen wir in 75055‘ N. B. während eines SW.-Sturmes in Treibeis und entrannen nur mit genauer Noth einer Zertrümmerung unseres Fahrzeuges; wir mussten der grossen Treibeismassen wegen sogar unsern Cours wieder in die Nähe von Bären-Eiland zurücknehmen. Im Bellsunde besuchte ich die Recherche-Bay, in deren Umgebung sich die tiefsten Glieder der von Prof. NoRDENSKJÖLD als Hecla-Hook-For- mation bezeichneten Schichtenreihe vorfinden. Dieselben bestehen aus chloritischen und manchmal den Taunus-Gesteinen sehr ähnlichen Schie- fern. Nicht weit südlich vom Eingange in den Bellsund beobachtete ich ein Kohlenlager. Als Hangendes: Sandstein und derbes Quarz-Conglome- rat mit eingesprengten Kohlenbrocken und Kohlenschmitzen, als Liegendes Letten. Das Kohlenflötz selbst ist gegen 2° mächtig, gebildet von einer * Vergl. Jahrb. 1873, 517. 723 schönen Schwarzkohle. Dieses Flötz scheint übrigens nur ein losgerisse- ner Theil der mehr im Innern des Fjordes vorkommenden Tertiärforma- tion zu sein, da ringsherum sich Gesteine der Hecla-Hook-Formation be- finden (die Hecl.-H.-Formation ist nach Prof. NoRDENSKIÖLD wahrscheinlich devonischen Alters). Im Bellsunde traf ich mit Prof. NorpensksöLn, dem Leiter der im Winter 1572—73 in Spitzbergen überwinterten schwedischen Nordpol-Ex- pedition zusammen, welcher auf der Rückreise nach Schweden begriffen war. Wir machten zusammen einige für mich sehr lehrreiche Excursio- nen. Wir besuchten die Axelö, eine langgestreckte, den Eingang zur Van- Mijen-Bay versperrende Insel, welche aus senkrechten Kalk- und Feuer- steinschichten des Bergkalkes besteht. Eine Unzahl von Bergkalk-Ver- steinerungen (Product., Spirifer, Euomphal., Korallen etc.) konnte hier gesammelt werden. Ferner machten wir einen Ausflug zu dem der Axel gegenüberliesenden Friethof-Gletscher, welcher bekanntlich erst seit dem Jahre 1860 so weit herabrückte. Als Prof. NorDENSKJÖöLD Spitzbergen im Jahre 1558 zum erstenmale besuchte, war noch an seiner Stelle ein aus- gezeichneter” Hafen. Vom Bellsund fuhren wir mit unserem Schooner zum Eisfjorde. Hier besuchte ich mit Prof. NorvEnskJöLp die Kreidepflanzen enthaltenden Schichten am Cap Staratschin, sowie die tertiären, Taxodien enthaltenden Lager an der Green-Harbour-Bay. Die Triasformation am Cap Thordsen studirte ich eingehend. In den in dem dortigen Schiefer häufig vorkom- menden grossen Kalkknollen fand ich prachtvolle Cephalopoden- und Con- chylienreste, Mein Begleiter hatte sogar das Glück, das recht wohl er- haltene Skelet eines Wirbelthieres (Saurier?) in einem dieser Knollen zu entdecken. Die Triasschichten am Cap Thordsen werden von zwei Lagern von Hyperit durchsetzt, welche in prachtvollen sechsseitigen Säulen abge- sondert ist. Im Nordfjorde, der nördlichsten Abzweigung des Eisfjordes, untersuchte ich die die beiden Arme dieser Bay trennende Landzunge und fand in dem hier prachtvoll gegliederten Bergkalke, welcher sich durch schöne Alabaster-Lagen auszeichnet, reichliche Versteinerungen. Beinahe hätten wir aber im östlichen Arme des Fjordes unser Schiff verloren, da es von Eis auf den Grund getrieben und umgeworfen wurde. Glücklicher- weise wurde der starke Schooner nicht beschädigt. Mit dem Boote machte ich ferner einen Ausflug bis zum Ende der Klaas-Byllen-Bay. Dieselbe besteht am Eingange aus schwach nach SW. fallenden Bergkalkschichten, welche anfangs von steil stehenden, sich spä- ter als mit schwachem Fallen nach NW. umwendenden rothen Sandstein- lagen der Hecla-Hook-Formation unterlagert sind; in der Adventbay be- suchte ich die hier auftretende Juraformation, fand einige schöne Verstei- nerungen und beobachtete in den die Juraformation überlagernden Ter- tiärschichten einige hübsche Kohlenflötze. Durch den beinahe vollkommenen Mangel einer Vegetation sowie durch die Wirkungen des Frostes ist der Bau der Gebirge im Eisfjorde auf das Schönste entblösst. Meilenweit kann man die einzelnen Lagen und Schichten 46 * 124 längs den kahlen Abhängen verfolgen. Die durchschnittliche Regel in diesen Gegenden ist: Streichen nach SO., NW., schwaches Fallen nach SW. Vom Eisfjord aus fuhr ich mit meinem Schiffe zur Magdalenenbay, westlich bei Prinz Carls Vorland vorüber. Ich landete auf dieser Insel mit dem Boote an zwei Punkten. Die Berge in der Nähe von Sorte Pint, dem einen von mir besuchten Punkt, bestehen aus nach h. 11 streichenden und nach Ost fallenden chloritischen Schiefern und körnigen Kalken. Er- stere bilden den ungemein scheerenreichen Küstenrand und stehen beinahe senkrecht. Ich zweifle nicht, dass diese Gesteine ebenfalls der Hecla- Hook-Formation angehören. Der zweite von mir besuchte Punkt auf Prinz Karls Vorland liest unter 78°46' n. B. Er ist ausgezeichnet durch 2 am Eingange eines breiten sich nach OSO. erstreckenden Thales sich erhebende Felspyramiden. Die Berge bestehen aus schwarzen. mit festen Adern durchzogenen Hecla-Hook-Kal- ken, welche an der Spitze der Pyramiden von einem schönen groben Quarz- conglomerat überlagert sind. ; Die Umgebung der Magdalenenbay ist von Gneissen und Gneiss-Gra- niten gebildet. Den Gneissen sind oft Kalk- und Quarzschichten einge- lagert, in denen viele Mineralien (Granat, Titanit, Chondrodit, Idokras etc.) oft sehr schön auskrystallisirt vorkommen. Hier wie auch an den öst- lichen Küsten der Smeerenburg-Bay sieht man die merkwürdige, vollkom- men deutliche Kraterform der Berge, worauf schon NoRDENSKJÖLD aufmerk- sam gemacht hat. Die Kraterwände sind meistens gegen das Meer zu offen und gestatten dann oft einem mächtigen Gletscher den Ausgang in die See. Die Entstehung dieser Kratere zu erklären mag schwer fallen. Kei- nenfalls ist aber dabei an einen vulkanischen Akt zu denken, da Nor- DENSKJÖLD auch in den aus Quarziten bestehenden Bergen der Wydie-Bay solche Formen beobachtete. Schliesslich machte ich noch einen Ausflug zur nordwestlichsten Spitze Spitzbergens, zur Amsterdamö (79°45‘). Die östlichen Theile der Amster- damö und Danskö bestehen aus ausgedehnten Flachländern, bedeckt von Massen Treibholz und erratischen Blöcken. Dieselben gehören Gesteinen an (Graniten, Syeniten, krystallin. Schiefer), welche meist vollkommen von den an den Küsten von Spitzbergen anstehend .angetroffenen verschieden sind. Auch auf den Gansinseln im Eisfjorde, welche aus schon in Säulen abgesondertem Hypersthenit bestehen, konnte ich ebensolche erratische Blöcke S—10‘ über dem höchsten Wasserspiegel finden. Mit ihnen zusammen kamen nebst Unmassen von Treibholz Walfisch- skelette und die noch schön blauen Schalen von Mytilus edulis vor, einer in Spitzbergen nicht mehr lebenden Conchpylie. Die vielen erratischen Blöcke von an den Küsten von Spitzbergen nie anstehend vorkommenden Gesteinen, mögen uns ein Zeichen sein, dass das Innere dieser grossen Insel aus plutonischen und krystallinischen Schiefer- Gesteinen bestehe, abweichend von den an der Küste vorkommenden. 125 Am 14. August traten wir die Rückreise nach Norwegen an. Die von mir projectirte Fahrt in den Storfjord musste der ungünstigen Eisver- hältnisse halber aufgegeben werden. Am 21. August langten wir in Hamerfest an. Dr. Rıcuarp v. DRASCHE. Zürich, den 4. Sept. 1873. - Vor einigen Tagen erhielt ich von Herrn Caplan Furserr in Bristen eine Anzahl zusammengehöriger Exemplare zur Ansicht geschickt, welche ‚neuerdings im Maderaner-Thale gefunden wurden, und da sich daran Apo- phyllit vorfand, welcher bisher noch nicht in der Schweiz gefunden wurde, so theile ich Ihnen dies mit. Die an den Stücken beobachteten Minerale sind zum Theil recht schön ausgebildet, besonders Skolezit und Caleit. Der Skolezit bildet bis über einen Centimeter lange farblose nadelförmige Krystalle, die ausser der klinorhombischen Pyramide an den Enden der Prismen bisweilen noch die Längsflächen zeigen. Sie sind als Bekleidung einer Gesteinsoberfläche vorhanden, doch das Gestein selbst, wahrschein- lich Diorit, nicht zu erkennen, sondern nur aus anhängenden Theilen zu erschliessen. Als Begleiter sind gut ausgebildete Caleitkrystalle zu er- wähnen, 4R.oR, die auch noch andere Gestalten in Combination unter- geordnet zeigen, doch nicht durchgehends, nämlich ooR, Roo, mR und ein Skalenoeder, wogegen ein 4 Centimeter hoher und 5 Centimeter dicker Krystall die Combination oR.B5 zeigte. Die Calecitkrystalle sind grau- lichgelb bis honiggelb, einzelne an einer Seite grünlichgelb durch chlori- tischen Einschluss, durchscheinend bis halb durchsichtig und auf den Ba- sisflächen zum Theil trigonal getäfelt oder trigonal gestreift. Die Skole-. zitnadeln durchdringen bisweilen die Calcitkrystalle, doch finden sie sich auch auf Caleit. Als ein zweiter Begleiter ist farbloser bis weisser, durch- sichtiger bis durchscheinender Stilbit zu bemerken, der zum Theil gut aus- gebildete Krystalle oP& . ocoP&o . PX. oP .. 2P‘ bildet, während die grös- seren zwischen den Skolezitnadeln versteckt und undeutlich sind. Der Apophyllit ist weiss, durchscheinend und wenig glänzend, stellen- weise durch Verwitterung etwas angegriffen; die bis 5 Millimeter dicken und hohen Krystalle oP..ooP&o.P oder oP. P.ooPoo auf Skolezit auf- sewachsen und zum Theil von den Nadeln desselben durchwachsen. An dem oben erwähnten grossen Calcitkrystalle 5R . oR sind wenige Skolezit- nadeln angewachsen, ausserdem Orthoklas, Rauchquarz, Epidot, Chlorit und Byssolith zu bemerken, welcher letztere an anderen Exemplaren, welche besonders Skolezit, Caleit und Stilbit zeigen, an der unteren, vom Gestein abgelösten Fläche filzartig verwebt erscheint. Chlorit, welcher da und dort aufliegende Schüppchen bildet, zeigte sich an einem Exemplare an blassem Rauchquarz als eine etwas über 2 Centimeter messende Kugel. Dieselbe liess an der Oberfläche und an einer angebrochenen Stelle keine centrische Bildung erkennen, sondern besteht aus kleinen mit einander verwachsenen Chloritschuppen. Als Begleiter ist hier Orthoklas in der 726 x Combination ooP . ooP3 . ooP&o . ooP& . P’&o. °/,P'&.oP zu sehen, neben- bei einige Titanitkryställchen, ein farbloser, dicktafeliger Apatitkrystall und im Quarz eingewachsener Epidot *. A. KeEnnsorT. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Cordoba, im Juni 1873. In der Zeit von Ende November 1872 bis Anfang April 1873 habe ich auf einer zweiten grösseren Reise die argentinischen Provinzen San Juan und Mendoza und die Cordillere zwischen dem 31. und 33.° S. Br. in mehr oder weniger genereller Weise durchforschen können. Von Cordoba aus fuhr ich zunächst nach San Juan, miethete mir hier 12 Maulthiere und kreuzte nun zunächst die Cordillera de los Patos, ver- weilte dann 14 Tage in Santiago und Valparaiso, ging über die Cumbre und Uspallata nach Mendoza zurück, dann wieder nach San Juan und in den Norden dieser Provinz. Endlich kreuzte ich die südliche Fortsetzung der Famatina-Kette und ritt durch die Pampa nach Cordoba zurück. Im Nachfolgenden gestatte ich mir, die wichtigsten geologischen Resultate dieser Reise zusammenzustellen. Ich werde dieselben, der besseren Ueber- sicht wegen, nicht nach ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge besprechen, son- dern nach geographischen Gebieten gruppiren und beginne da zunächst mit denjenigen Gebirgen, die sich zwischen Cordoba und San Juan, als langgestreckte Rücken aus der Pampa erheben. Man kann sie füglich die Pampas-Gebirge nennen. Zu ihnen gehören, von O. nach W. zählend, sdie aus 3 Parallel-Kämmen bestehende Sierra de Cordoba, die Sierra de los Llanos mit der Sierra de Ullapes als ihrer südlichen Fortsetzung, dann die kleine Sierra de Chepe, die Sierra de la Huerta, oder, wie sie vielfach genannt wird, die Sierra de los minas (die südl. Verlängerung der Fama- tina-Kette), endlich die Sierra de Pie Palo, welche letztere, unmittelbar östlich der Stadt San Juan gelegen, den Westrand der Pampa bildet. Alle diese Sierren streichen im Allgemeinen NS. und überragen die Ebene, welche sich in ungemessenen Flächen zwischen ihnen ausbreitet, etwa: 1200-2000 m.; die meisten dieser Ketten ziehen sich ausserdem mindestens über ein oder zwei Breitegrade hinweg. Geologisch stimmen sie im Wesentlichen völlig mit einander überein; sie bestehen nämlich fast durchgängig aus alten krystallmischen Schiefern, insonderheit aus zahl- reichen Varietäten von grauem Gneiss. Mit demselben wechsellagern aber, in breiteren Zonen, oder in wenig mächtigen Bänken, allenthalben Horn- blendeschiefer und gabbroartige, bald körnige, bald schiefrige Gesteine, während sich lokal (Ostabhang der westlichen Sierra von Cordoba) auch Thonschiefer anlagern. Zu den erstgenannten krystallinischen Schiefer- * Als Fundort ist, nach späterer Mittheilung des Verf. vom 14. Sept. der schattige Wichel über der Fellinen-Alp, hinter dem Bristenstock an- zuführen. 727 gesteinen und an der Wechsellagerung derselben in der unzweifelhaftesten Weise theilnehmend, gesellen sich ausserdem noch krystallinische Kalk- steine (Cordoba, Huerta und Pie palo). Dieselbe Schieferformation habe ich auf meiner vorjährigen Reise in den Sierren von Tucuman, Catamarca und Rioja kennen gelernt; aber auch östlich der Haupt-Pampa trifft man sie wieder an, in den Gebirgen der Provinz Buenos-Ayres und östlich des La Plata in Uruguay. Bei Montevideo habe ich die wechsellagernden Gneisse, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer selbst studiren können und für die nördlich von Montevideo gelegenen Landstriche besitzen wir Darwın’s Schilderungen, der hier die krystallinischen Schiefer ebenfalls in Wechsellagerung mit Kalksteinen constatiren konnte. Sieht man von der nördlichen Breitenerstreckung nach Brasilien ganz ab, so occupirt die in Rede stehende Formation schon innerhalb der argen- tinischen Republik und der Banda oriental einen Flächenraum von 9 Brei- ten- und 14 Längengraden; oder zum wenigsten ist sie so ziemlich das Einzige, was sich innerhalb dieses Territoriums beobachten lässt. Über 14 Längengrade hinweg wechsellagern also bei steilem Einstellen NS. streichende Schichtensysteme und Bänke krystallinischer Schiefer und Kalk- steine! Ich denke, es ist dann nicht Bequemlichkeit, sondern zwingende Nothwendigkeit, wenn man einen derartigen Schichtencomplex als eine metamorphische Formation auffasst. Da ich mich jedoch hierüber in einer anderen kleinen Arbeit, welche ich dieser Tage an Herrn TscHermak senden werde, etwas weiter aus- sprechen will, so sei an dieser Stelle, und fortfahrend in meiner Bericht- erstattung, nur noch erwähnt, dass Durchbrüche von Eruptivgesteinen, speciell solche von Graniten, Quarzporphyren, Trachyten und basaltischen Gesteinen in allen Pampasgebirgen sich finden, ohne jedoch innerhalb der- selben irgend welche bedeutendere Entwickelung zu gewinnen. Immerhin ist der Nachweis dieser Durchbrüche in den Sierren von Cordoba und Rioja, Tucuman und Catamarca nicht ohne Interesse, da man in allen älteren Beschreibungen nur zu oft angegeben findet, dass nament- lich die letzten 3 der genannten Eruptivgesteine östlich und ausserhalb der Cordillere nicht mehr angetroffen würden. Gegenüber ihrer massen- haften Entwickelung in der Cordillere ist allerdings ihr Vorkommen in den Pampassierren nur ein insulares; aber dass die gewaltigen Eruptions- gebiete der Cordillere ihre Vorpostenketten weit nach Osten hin entsendet haben, das unterliegt, wie gesagt, keinem!Zweifel. Noch in der Sierra von Cordoba finden sich Durchbrüche von Quarzporphyren und trachytische, dem Gneisse aufgesetzte Kegelberge. Es wurde schon erwähnt, dass sich zwischen den besprochenen Ge- birgsketten die westlichen Ebenen der Pampas ausbreiten; zwischen Cor- doba und San Juan sind es namentlich mit Wald bedeckte Ebenen, deren Einförmigkeit nur an zwei Stellen durch „Salinen“ unterbrochen wird, das sind weit ausgedehnte, NS. streichende Bodendepressionen, fast ohne alle Vegetation und nur mit weissen Salzefflorescenzen bedeckt. Bald hoffe ich sie ausführlicher schildern zu können. 128 Endlich findet sich noch im Gebiete der Pampassierren eine Sandstein- Conglomerat-Formation, die sich gewöhnlich nur an dem Fusse der ein- zelnen Sierren als schmaler Saum und mehr oder weniger stetig entwickelt hinzieht, um dann alsbald unter die lehmig-sandige Pampasdecke unterzu- tauchen. Unter derselben ist sie offenbar eingelagert in die undulirte Oberfläche der älteren Schieferformation. Obwohl fast nirgends in dieser namentlich durch rothe Sandsteine charakterisirten Formation Versteinerungen aufgefunden werden konnten, so scheint es mir doch nicht wahrscheinlich zu sein, dass sie d’ORBIGNY’sS Guarani entspricht, d. h. der tiefsten Etage der argentinischen Tertiär- formation. Schon auf meiner vorjährigen Reise konnte ich im Thale von S. Maria (Catamarca) eine ähnliche, und hier Bivalvenabdrücke zeigende Formation nachweisen, deren Sandsteine mit Conglomeraten wechsellager- ten, in denen sich Trachyt-Geschiebe fanden (Jahrb. 1872, 635); auch auf der diesjährigen Exkursion konnte ich an mehreren Stellen, namentlich in der Provinz San Juan, Geschiebe von unzweifelhaftem Hornblende- Trachyt aus Conglomeraten herausschlagen, die mit rothen oder gelben Sandsteinen wechsellagerten. Sonach scheint das Guarani, das d’OrBIenY zunächst für die argen- tinische Provinz Corrientes feststellte, dann aber auch NW. der Pampas in den bolivianischen Provinzen Chiquitos und Moxos nachwies, auch weit nach Süden hin sich auszudehnen, wenn es hier auch weitaus zum gröss- ten Theile durch das Diluvium der Pampas der direkten Beobachtung entzogen ist. ; Auch zwischen den beiden westlichsten Pampassierren, zwischen der Huerta und dem Pie palo findet sich eine Sandstein-Conglomerat-Forma- tion, indessen konnte ich hier als Gerölle des Conglomerates nur die Ge- steine der benachbarten Sierren, d. i. Gneiss und alte krystallinische Schie- fer erkennen. Hiernach würde die Stellung dieser Sandsteinschichten eine ziemlich unbestimmte bleiben. Da es mir indessen vergönnt war, mehr dem Südende der Sierra de la Huerta, bei den Mareyes, eine reiche Beute an Pfianzenabdrücken zu machen, die hier in Glimmersandsteinen auftre- ten, welche mit Schieferthonen und schwachen Kohlenflötzen wechsellagern, so wird hoffentlich bald ein Urtheil darüber abgegeben werden können, ob auch hier Guarani oder ob eine ältere Formation vorliegt. Unmittelbar westlich, beziehentlich nördlich der Stadt San Juan be- ginnen, wiederum in NS. Längsausdehnung, andere parallele Gebirgsket- ten, diesmal dichter an einander gedrängt, welche sich als die zweite Vorkette der Cordillere bezeichnen lassen. Es sind die zwei Sierren von Zonda, diejenigen von Villicum, Gualilan, Guaco und Jachal. Alle diese Gebirge, wiederum hohe und rauhe Ketten, bestehen fast durchgängig aus plattigen Kalksteinen, die lokal von mächtigen Dolomiten begleitet werden, die das Hangende der betreffenden Formation zu bilden scheinen. Die Kalksteine zeigen mehrfach die wunderbarsten Knickungen und Fal- tungen ihrer Bänke (Quebrada de Zonda und Talacastra): ausserdem stellen sich im Kalkstein wie im Dolomite zahlreiche Knollen oder Lagen ee Mn nn U 129 dunkelfarbiger Hornsteine ein, die nach mehrfachen Andeutungen wohl als alte Schwammlagen aufzufassen sind. Es sei nebenbei bemerkt, dass die scheinbar ganz homogenen Hornsteine des Dolomites eine Unzahl kleiner und ringsum ausgebildeter Dolomitrhomboederchen einschliessen, wie Dünn- schliffe in der prächtigsten Weise erkennen lassen. Offenbar haben sich die Kryställchen inmitten einer schwammigen oder gelatinösen Masse ent- wickelt. Wichtiger ist, dass ich in der eben erwähnten Kalksteinformation an 6 Lokalitäten, die innerhalb einer 30 geogr. Meilen langen NS. Linie lie- gen, mehr oder weniger zahlreiche Versteinerungen sammeln konnte (Tri- lobiten, Orthoceratiten, Euomphaleen und verschiedene Brachiopoden), von welchen einzelne Formen mit den im vorigen Jahre in der Sierra Fama- tina-Angulos gefundenen identisch sind (Jahrb. 1872, 632 u. 634). Die paläozoische Formation ist also östlich der Famatinakette, namentlich aber westlich derselben, zwischen ihr und der Cordillere, als ein mächtiges NS. streichendes Band entwickelt; man kann sagen, sie bildet den äussersten Saum der Cordillere, und wenn dieses Verhältniss auch nicht ein ganz un- erwartetes ist (FÖTTERLE in PETERMAnN’s Mittheil. 1856, 190), so dürfte doch der positive Nachweis seiner Existenz ein allgemeineres Interesse erwecken. Innerhalb der argentinischen Republik entspricht die Zone von Kreide-Formation, die FÖTTERLE in seiner Karte eingezeichnet hat, nach Verlauf, Breite und Situation ziemlich genau der ersten paläozoischen Vor- kette der Cordillere. Wie übrigens die Formation der älteren krystallinischen Schiefer auch westlich der Hauptcordillere wieder auftritt, die sogenannte Küstencordil- lere bildend, so scheint es nach gefälligen Mittheilungen, die mir kürzlich Herr Domevko machte, auch nicht unwahrscheimlich zu sein, dass unsere paläozoische Formation am Pacifico nachgewiesen werde. Die Bestätigung dieser Ansicht, die Herr Donzyko vorläufig nur auf die Gesteinsanalogie gründet, die zwischen argentinischen , trilobitenführenden Schiefern und Anderen der chilenischen Küstenprovinzen existirt, würde von höchstem ‘Interesse sein, indem durch sie in der bestimmtesten Weise bewiesen wer- den würde, dass zur Trilobitenzeit noch kein der heutigen Cordillere ent- sprechendes Gebirge existirte. Westlich der versteinerungsführenden Kalkgebirge folgen nun in der Breite von San Juan zwei mächtige Parallelketten, diejenigen des Para- millo und von Tontal. Sie streichen wiederum von Nord nach Süd und vereinigen sich im Süden zu der Sierra von Mendoza-Uspallata. Dieses neue Gebirgssystem lässt sich als die erste Vorkette der Cordillere bezeichnen und es besteht im Wesentlichen aus grauen, grünen oder vio- letten 'Thonschiefern, die gewöhnlich mit Bänken graugrüner, quarziger Gesteine wechsellagern. Burnkiıster hat die letzteren recht passend Grau- wacken genannt. Diese Gesteine sind wohl unzweifelhaft das Liegende der soeben besprochenen Kalkformation; ich fand in ihnen nur an einer einzigen Stelle undeutliche Versteinerungen, nämlich am Ostabhang der Paramillo-Kette, woselbst Schieferthone, die undeutliche Pflanzenreste füh- % 730 ren, mit den Thonschiefern wechsellagern; kleine Kalkriffe, die sich schanzenartig am östlichen Fusse dieser Sierra hinziehen und in denen lokal Brachiopodenbrut zu beobachten war, sind die westlichsten Repräsen- tanten der zweiten Vorkette. Innerhalb der Kalkstein-Thonschiefer-Ketten fehlt es wiederum nicht an Quarzporphyr- und Trachyt-Durehbrüchen, sowie an An- und Einlage- rungen rother und gelber Sandsteine; ja die letzteren ziehen sich sogar aus den Längsthälern hoch in das Gebirge hinauf, so dass z. B. die höch- sten Felsenzacken der Paramillo-Kette (der Cerro de las Cuevas), der eine absolute Höhe von etwa 3000 m. haben dürfte, aus weithinleuchtenden Sandsteinen besteht. Besonders interessant sind einige Trachyt-Durchbrüche im Gebiete der Vorketten; ich will nur drei specieller erwähnen, mit dem nördlichsten, d. i. mit dem vom Gualilan beginnend. Hier durchsetzt ein wahres Netz- werk von Gängen das kleine, aus Orthoceratiten führenden Kalksteinen bestehende Gebirge, welches durch seine goldhaltigen Gänge weithin be- kannt ist. Die Trachyte sind ausgezeichnete Quarz-Hornblende-Gesteine, mit bis 1 cm. grossen Quarzdiploedern, die zu tausenden in dem die kahle Sierra bedeckenden Gneisse gesammelt werden können. Anderseits ist als interessant hervorzuheben, dass die Gänge in Bezug auf die paläozoischen Schichten theils Lager-, theils Quergänge sind, bei übrigens ganz analoger petrographischer Beschaffenheit. Mehrfach schliessen sie Kalkfragmente ein, und bilden mit denselben z. Th. wahre Breceien. Ein anderer Trachytdurchbruch findet sich westlich San Juan, in der Sierra von Zonda, durch lichtfarbige glockenförmige Kegel sich scharf von dem düsteren Thonschieferhintergrunde der Sierra abhebend. Wiederum sind es Hornblende-Trachyte und ihr Vorkommen erhält ein besonderes Interesse dadurch, dass sie Schollen von rothem Sandstein und Conglome- raten überflossen und so vor der Zerstörung geschützt haben, dadurch aber beweisen, dass diese Sandsteinformation, die anderweit in der Nähe der Cerros blancos — so heissen die Trachytkegel von Zonda — nicht mehr nachgewiesen werden kann, ehemals eine allgemeinere Verbreitung gehabt haben muss. Noch weiter südlich endlich, in der Sierra Mendoza- Uspallata, gewinnen trachytische und basaltartige Gesteine eine sehr be- deutende räumliche Entwickelung. Der Centralstock der genannten Sierra besteht aus Thonschiefern mit eingelagerten Grauwackenbänken, aber öst- lich (Mendoza), südlich (am Cerro Cacheuta) und westlich (bei Uspallata) lagern sich mächtige Sandsteine an, die namentlich im Süden und Westen von zahlreichen Eruptivgesteinen durchbrochen sind. Bald sitzen trachy- tische Gesteine gangförmig auf, bald haben sich tuffartige oder mandel- steinartige Massen derselben deckenförmig ausgebreitet, um wieder von Sandstein überlagert zu werden, an anderen Orten finden sich mächtige Stöcke basaltartiger Gesteine als Durchbrüche des Sandsteines, der in ihrer Nähe (Agua de la Zorra) zahlreiche, verkieselte und vielfach noch vertikal stehende Baumstämme einschliesst, die schon von Darwın beobachtet wur- den, aber ein weit grösseres Verbreitungsgebiet haben, als früher ange- © 731 nommen wurde. Der Sandstein selbst ist bis jetzt für Tertiär gehalten worden und seine innige Verknüpfung mit jüngeren Eruptivgesteinen lässt diese Annahme sehr berechtigt erscheinen. Ihre Bestätigung oder even- tuell ihre Berichtigung wird dieselbe hoffentlich in dem Studium der Ver- steinerungen finden, die ich sowohl bei Uspallata, als an 4 Punkten des Ostabhanges, nahe Mendoza, sammeln konnte, und welche ausser verein- zelten Ganoidenschuppen, fast nur aus Schalen einer grossen Cypridine bestehen, die man bei flüchtiger Betrachtung für eine Posidonomya-artige Bivalve halten könnte. Diese organischen Reste finden sich mit seltener Ausnahme lediglich in bituminösen Schiefern, die auf ihrer Oberfläche eine eigenthümliche lichtblaugraue Verwitterungsfarbe annehmen. Zwischen Uspallata und dem Agua (de la Zorra, dann auch längs des Gebirgsabhan- ges bei Mendoza sind sie besonders zu studiren; sie wechsellagern mit den Sandsteinen. Während es mir nur an zwei Lokalitäten nahe Mendoza (bei Challao und an der Punta de la Laja) glückte, Pflanzenreste zu fin- den (unter anderen schilfartige Stengel, die schon Burmeister in seiner Reise I. 248 erwähnt, aber wohl irrthümlich als Calamiten-artige Gewächse deutete) und während diese Pflanzenreste immer nur im Sandstein oder in plastischen Thonen auftreten, die mit jenem wechsellagern, ist der bitu- minöse Schiefer, an allen Lokalitäten, an welchen ich ihn sah, im wahr- sten Sinne des Wortes erfüllt von jenen Süsswasserkrebsen, so dass kaum eine andere Auffassung als diejenige zulässig ist, den Bitumengehalt der Schiefer als ein Destillationsprodukt dieser Geschöpfe anzusehen. Dass dieser Bitumengehalt sehr beträchtlich ist, geht unter Anderem daraus hervor, dass im Gebiete der Schiefer, wie z. B. am Cerro de Cacheuta, auch Erdölquellen sich finden, deren Ausfluss, an der Luft erhärtend, den Boden weithin mit asphaltartiger Decke bedeckt haben. Westlich der Tontal-Uspallata-Kette erhebt sich, jenseits eines Hoch- thales, oder, wie bei Uspallata, jenseits einer Hochebene, die Cordillere, zu deren Betrachtung ich mich nun wende. Dieselbe scheint nach meinem Dafürhalten auch zwischen dem 51. und 55. Grad ein mächtiges Hoch- plateau zu bilden; von Uspallata aus nach Westen schauend, sieht man wunderschön die steil ansteigenden, und oben horizontal abgegrenzten Felsenwände. Der Plateaucharakter ist nur in dieser südlichen Breite durch zahlreiche Thaleinschnitte weniger rein erhalten. Nach Osten flies- sen der Rio de San Juan und der von Mendoza, nach Westen der Rio Putaendo und der Aconcagua ab und die Quellgebiete dieser 4 Flüsse bil- den vielverzweigte Felsenschluchten im Centrum der Cordillere, so dass tiefeingreifende Erosionen die Monotonie der Hochebene zerstört haben, die sich weiter im Norden präsentirt, zumal der Patos- und der Cumbre- Pass nur in Thälern hinführen, so dass der Reisende lediglich bei der wenige Minuten andauernden Überschreitung der centralen Schneide und nur für einen Moment einen weiteren Überblick über die Gebirgsconfigura- tion erhalten kann. Übrigens reitet man nur tagelang in hochwandigen Thälern hin, deren Gehänge entweder nackte Felsenwände oder gigantische Schutthalden zeigen. Diese letzteren, genau vom Anblick von Gruben- 132 halden, haben theilweise nach Aneroidmessungen eine Höhe von über 1000 m. Um ein noch deutlicheres Bild zu geben, sei erwähnt, dass man z. B. auf dem von S. Rosa de los Andes über die Cumbre und Uspallata nach Mendoza führenden Passe ganz allmählich in dem Aconcagua-Thale aufwärts reitet, bis zum letzten Gehöfte, Juncal. Hier bricht man früh auf, ersteigt den Kamm, der die Gewässer des Pacifico von denen des At- lantico scheidet, auf schneckenartig sich windenden Wegen, um oben an- gelangt, alsbald wieder in das Thal des Rio de Mendoza hinabzureiten, in welchem man schon zeitig am Tage das erste argentinische Haus, die Estancia und Telegraphenstation (!) bei der Puenta del Inca erreicht. Von den Schneiden aus, oder durch bie Öffnung eines Seitenthales hinein und hinaufschauend in die wunderbar grossartige Gebirgswelt, sieht man dann wohl plötzlich schneebedeckte Bergspitzen. Am Grossartigsten fand ich den Blick vom Espinazito, d.i.-vom Passe der Cordillera de los Patos aus. Zu den Füssen liegt noch das Quellgebiet des Rio de San Juan, von roth- leuchtenden Sandsteinwänden eingerahmt, und in majestätischer Ruhe von den weissen Spitzen des Aconcagua umgeben. Aber da man selbst schon über 4000 m. hoch steht, so fällt es schwer, sich zu vergegenwärtigen, dass man einen der höchsten Punkte unserer Erde (6834 m. nach Pıssıs) vor sich hat. Doch genüge an dieser Stelle diese skizzenhafte, topogra- phische und landschaftliche Schilderung. Die Cordillere, die eigentliche Centralkette, zeichnet FÖTTERTE in sei- ner Karte als Porphyr-Plateau ein, aber in der That ist der geologische Bau weit complicirter, als es hiernach scheinen könnte. Ich habe die Cordillere von San Juan aus nach Chile über die Patos und die Cuesta del Cuzco, von Chile aus rückwärts über die Cumbre ge- kreuzt. Da der letztere Pass schon durch Darwın beschrieben worden ist, so wollte ich anfänglich lieber irgend einen anderen, bisher unbekann- ten Rückweg wählen, entschied mich aber doch schliesslich für die Cumbre, namentlich um zu sehen, wie Darwın’s und meine Beobachtungen in Ein- klang zu bringen sein würden. Ehe ich in dieser Beziehung näher auf das Sachliche eingehe, drängt es mich hier, die bewundernswerthe Ge- nauigkeit und Sorgfalt zu constatiren, mit der Darwın beobachtet und be- schrieben hat. Sicherlich ist ihm kein Gesteinswechsel, kein mächtigerer Gang, kein sonst auffälliges Verhältniss entgangen. Aber anderseits muss ich ebenso unumwunden erklären, dass mir seine Deutung der beobach- teten Gesteine, seine Interpretation der Lagerungsverhältnisse und seine Entwickelung von bestimmten Hebungsaxen mehrfach als durchaus irrig und unannehmbar erscheinen. Denn Quarzporphyr und Feldspathtrachyt hat er nicht von einander getrennt, ebensowenig quarzhaltige Andesite von echten Graniten zu unterscheiden gewusst. Mögen vorläufig diese allge- meinen Bemerkungen genügen; aber dieselben schienen mir nothwendig zu sein, um die gänzlich veränderte Auffassung zu rechtfertigen, die die tol- genden Zeilen in Bezug auf wichtige Thatsachen zu erwähnen haben werden. Bei dem leider so ungenügenden Zustande der Cordilleren-Karten, der 133 keinem auswärtigen Leser dieser Zeilen das Aufsuchen von einzelnen Thälern, Bergen oder Pässen gestatten wird, die sonst speciell genannt zu werden verdienten, glaube ich in diesem vorläufigen Bericht meine Be- merkunrgen genereller abfassen und auf das Folgende beschränken zu sollen. Die Cordillere hat, geologisch gesprochen, eine centrale granitene Axe, wobei einstweilen dahin gestellt bleiben muss, ob dieselbe stockig ent- wickelt, oder ob sie nur durch einzelne grössere Granitstöcke repräsentirt ist. Unzweifelhaft ist jedoch, dass Granit in ziemlich bedeutender Weise an dem Ostabhang der Patos (Espinazito-Kette) und östlich der Cumbre (Mendoza-Pass) vorhanden ist. Nach Korngröbe, Farbe des Feldspathes, nach Vorhandensein oder Fehlen grösserer porphyrartiger Orthoklas- krystalle und nach lokalem Auftreten von Turmalinbeimengungen ist das Gestein an verschiedenen Punkten petrographisch different, aber sein Auf- treten ist, wofern wir überhaupt der mineralogischen Zusammensetzung eines Gesteines ihren Werth zugestehen, nicht zu läugnen. Südlich der von mir bereisten Pässe scheint echter Granit, nach Darwin, in .der Por- tillo-Kette mächtig entwickelt zu sein; und dass er «uch nördlich der Patos einen wichtigen Antheil an der Zusammensetzung der Cordillere nimmt, beweist mir eine reiche Musterkarte petrographisch differenter Granit- seschiebe, die ich im Norden der Provinz San Juan, im Rio de Jachal und da sammeln konnte, wo derselbe aus der Cordillere heraustritt. Im vorigen Jahre beobachtete ich ausserdem Granitgeschiebe in der Quebrada de la Troya und bei Fiambala im Norden von Catamarca, so dass ich auf Grund direkten und indirekten Nachweises angeben kann, dass echter Granit zum wenigsten innerhalb des 27',—33!/,° S. Br. in der Cordillere auftritt. Lokal, wie bei Punta de Vaca (Rio de Mendoza), lehnen sich zunächst an den Granit dichte Gneisse und thonschieferartige Gesteine an, was auch Darwın (Geological Observations on South America 194) schon be- obachtet hat; indessen ihre räumliche Entwickelung ist nur sehr unter- seordneter Natur. In bedeutendem Maassstabe ist dagegen das granitische Centrum von Quarzporphyren durchbrochen und zwar derart, dass diese letzteren in und neben dem Granit einen bedeutenderen Raum einnehmen, als jene selbst; so in der Espinazito-Kette (Rio blanco und colorado, Rio de la Lena), vor allen Dingen aber in deren südlicher Fortsetzung (Thal des Rio de Mendoza zwischen Puente del Inca und Uspallata). Das Gestein ist ungemein varietätenreich; bald roth, braun oder schwarz, bald gleichförmig, bald breccienartig mit verschieden gefärbten Elementen, bald von dichter, bald von fluidaler Struktur, an anderen Orten auch an kleinen concretionären kugligen Bildungen; anderseits ‚bildet es bald hohe Felswände in massiger Zerklüftung, bald einzelne, viel ver- zweigte Gänge, bald ist es bankartig zerklüftet, bald wieder entschieden tuffartig entwickelt; aber bei aller Mannigfaltigkeit der Gesteinsnatur und des Auftretens ist es überall und jederzeit durch Quarz- und Feldspath charakterisirt, die in krystallinischen Körnern oder in Krystallen einge- - 134 wachsen sind, bald vereinzelter, bald zahlreicher. Einzelne Gesteinsvarie- täten lassen sich von den sächsischen, thüringischen oder von denen Süd- Tyrols schlechterdings nicht unterscheiden. Die massenhafte Entwickelung des Quarzporphyres, sein Varietäten- - reichthum und das oftmals deutliche, schon von Darwın beobachtete gang- artige Auftreten der einen Varietät in einer anderen, alles das spricht dafür, dass die Eruptionsepoche des Quarzporphyres längere Zeit ange- dauert und währenddem mancherlei Modificationen erfahren hat. Dass ausserdem das Eruptionsgebiet mindestens dieselbe Erstreckung hat, als die centrale granitene Axe, ergibt sich aus den petrographisch ganz aus- serordentlich mannigfaltigen und zahllosen Quarzporphyrgeschieben, die man im Rio von Jachal (Norden von San Juan) und bei Fiambala (Norden von Catamarca) sammeln kann. Ein besonders interessantes und offenbar dem Quarzporphyr zuzu- rechnendes Gestein ist dasjenige, welches bei der Puenta del Inca die als- bald zu erwähnenden Juraschichten abzuschneiden scheint. Es ist dunkel- schwarz, sehr feinkrystallinisch und homogen, sehr zäh und fest. Mit blossem Auge lässt sich nichts daraus machen, aber Dünnschliffe zeigen, dass es eine sehr feine Breccie, eine Micro-Breccie ist, an welcher Quarz den vorhersschenden Antheil nimmt. Auch unterhalb der Punta de Vaca findet man das Gestein wieder und muss sich hüten, es bei oberflächlicher Betrachtung mit dem am genannten Orte anstehenden und sehr feinkör- nigen, dunkelgrauen Gneiss zu verwechseln; besonders auffällig waren mir an dieser zweiten Stelle seines Vorkommens Geschiebe oder geschiebe- artige Concretionen bis zu Hühnereigrösse, die in der dunklen Grund- masse inneliegen und scheinbar aus demselben Material wie diese be- stehen. An die centrale Axe altkrystallinischer Eruptivgesteine lehnt sich nun im Osten die Juraformation an. Wenn man, von Osten herkommend, im Thale des Rio de la Lena, in die Cordillere eingetreten und in der steilansteigenden Schlucht zwischen Granit- und Quarzporphyrfelsen nach dem etwas über 4200m. hohen Pass des Espinazito hinaufgeritten ist, so erreicht man nahe der Grenze des ewigen Schnees, auf der Schneide selbst, feine Conglomerate, Sandsteine und Kalksteine, und findet in ihnen die ersten Macrocephalen und canali- culaten Belemniten. Reitet man dann auf steilem Pfade den Westabhang. hinab, so über- zeugt man sich alsbald, dass flacher oder steiler einfallende jurassische Schichten das ganze Gehänge von der Schneide an bis zu dem 800 met. tiefer gelegenen Thalkessel aufbauen. Diese Thatsache veranlasste mich, am Fusse des Westabhanges 3 Tage lang mein Zelt aufzuschlagen, um zu studiren und zu sammeln, und ge- lang es mir, etwa 50—60 differente Species, zum Theil in prächtigem Erhaltungszustande zu erhalten. Da mein hochverehrter Freund, Herr Prof. ZırteL, in der zuvorkommendsten Weise eine Untersuchung dieser Ausbeute versprochen hat, die von dieser einen Stelle eine artenreichere 135 Fauna bietet, als sie bisher aus der ganzen Cordillere bekannt war, so kann ich mich hier auf die Angabe beschränken, dass am Espinazito, wie an älter bekannten chilenischen Lokalitäten, offenbar liasische und juras- sische Schichten zugleich auftreten. Amaltheen-artige Ammoniten sprechen für jene, macrocephale und opalinus-artige Formen, sowie Belemnites cana- liculatus für diese. Reich entwickelt sind vor allen Dingen Bivalven, Trigonien, Phola- domyen, Panopaeen, Astarte und Monotis; sie sind in leider seltenen Fäl- len so vollkommen verkieselt, dass man mit Säure die Schale und ihr Schloss in brillanter Weise bloslegen kann. Eine Ähnlichkeit zahlreicher Formen mit solchen des europäischen Jura ist unverkennbar. Leider muss ich aber selbst den Werth meiner Sammlungen abschwächen; denn es ist mir nicht möglich gewesen, die vorhandenen mannigfachen Schichten zu gliedern und die in jeder einzel- nen derselben auftretenden Fossilien getrennt zu halten. Denn das Ter- rain ist so alpin grossartig, von Nevados umringt, so wild durchschluchtet und so reich an steilen, unnahbaren Felswänden, dass ich mich in der Hauptsache darauf beschränken musste, meine Sammlung aus den Blöcken herauszuschlagen, die die zahlreichen Schneewässer herabführen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ich mit meinen Dienern und Maulthie- ren Tagereisen weit von jeder menschlichen Wohnung entfernt war. Glück- licher Weise begünstigte wenigstens gutes Wetter meine Exkursionen; nur an einem Tage gab es etwas Schneegestöber. Unter allen Umständen aber kann und muss der Espinazito als eine der reichsten und schönsten Fund- stätten jurassischer Versteinerungen der Oordillere bezeichnet werden. Auf dem Rückweg aus Chile über die Cumbre traf ich die Juraformation zum zweiten Male bei der Puente del Inca an, d. i. südlich vom Espinazito. Hier ist das Profiliren leichter, aber leider ist diesmal der Erhaltungs- zustand der Versteinerungen sehr ungünstig. Die Schalen sind so innig mit Kalkstein verwachsen, dass man fast nur Querschnitte und Stein- kerne sammeln kann; nur eine Mergelschicht strotzt von Gryphäen, die sich gut herauslösen. Die Juraformation der Incabrücke ist schon durch Darwın bekannt, aber ihre Profilirung durch denselben weicht etwas von meinen Beobach- tungen ab; offenbar haben wir das über 500 m. hohe Gehänge an ver- schiedenen Stellen erklettert. Genüge hier einstweilen das Folgende. Wenn man auf der Inca-Brücke steht und das steile, rechte Thal- gehänge betrachtet, so erkennt man leicht, dass dasselbe aufgebaut ist aus einem System verschiedenfarbiger Schichten, die bald felsig und klip- pig, bald flach abgeböscht ausstreichen (Kalksteine und Mergel etc.). Den höchsten Theil des Gehänges, der vom Thale aus sichtbar ist, bildet eine besonders mächtige Bank, die durch lichte Farbe und massige oder etwas säulenförmige Zerklüftung ausgezeichnet, deutlich in die Augen fällt. Thalaufwärts zieht sie sich noch lange Zeit über den tieferliegenden Schich- ten und, wie es scheint, conform mit denselben, hin. Das Material dieser 736 Schicht oder Bank ist schon an abgestürzten Riesenblöcken zu studiren: es ist ein andesitisches Gestein. Erklettertt man nun das Gehänge — stellenweise ein etwas beschwerliches Unternehmen — so hat man zu- nächst Kalksteine und Mergel; dann folgt eine mächtige Zone von Marmor- bänken, und in dieser trifft man, parallel eingelagert, ein gegen 10 m. mächtiges Lager von genau demselben andesitischen Gestein, welches die ganze Schichtenreihe krönt. Jenes wird zunächst wieder durch Marmor überlagert, dann folgt ein grüner Mandelstein, hierauf und mächtig ent- wickelt, Conglomerat, über diesem die etwa 100 m. mächtige andesitische Hauptbank, nur noch von etwas rothem Sandstein überlagert. Damit hat man das Plateau erreicht, das dann von weiter zurückliegenden Bergen noch heträchtlich überragt wird. Der Parallelismus zwischen den Juraschichten und den andesitischen Bänken ist so eminent, dass an und für sich Darwm’s Ansicht ganz ge- rechtfertigt erscheint, nach welcher hier eine Wechsellagerung von juras- sischen Schichten mit submarinen Laven stattzufinden scheint. Auffällig wäre nur die grosse petrographische Übereinstimmung dieser Eruptivmassen mit den mitten im Trachyttuff aufsetzenden Andesiten, von welchen ich später zu sprechen habe; und auch das befremdet, dass in dem Conglomerate über den beiden ersten krystallinischen Gesteinsbänken nur Gerölle des Mandelsteines, nicht aber solche des tieferen Andesit- lagers beobachtet werden können. Trotz angestrengtem Suchen und Klet- tern war mir dies unmöglich. So viel ist aber schon jetzt sicher: eine Wechsellagerung von Quarzporphyr und Juraschichten findet auf keinen Fall statt; sondern die porphyrischen Gesteine sind dem Andesit äusserst verwandt. Wie man ausnahmsweise noch triadische Granite und Syenite kennt (Nachzügler), so müsste man also, wenn man Darwmw’s Auffassung beipflichtet, an der Inca-Brücke jurassische Eruptivgesteine annehmen, die, in umgekehrter Weise, Vorläufer der weit jüngeren trachytischen Haupt- formation wären. An und für sich wäre das vielleicht. befremdend, aber doch gewiss nicht unmöglich oder unvereinbar mit unseren Anschauungen. — Indessen man wird zu einer gänzlich anderen Interpretation der Ver- hältnisse genöthigt, wenn man auch auf diejenigen Beobachtungen Rück- sicht nimmt, die am Espinazito angestellt werden können, und auf welche ich bisher, um die Darstellung nicht zu complieirt zu machen, keine Rück- sicht genommen habe. Ich muss den Leser bitten, mich nochmals von Osten her auf den Espinazito zu begleiten. Wenn die Granit- und Quarzporphyrbasis schon zu unseren Füssen liegt, und die ersten Schneeflecken überschritten sind, erreicht man, noch unterhalb des Passes, mächtig entwickelte Sandsteine, hier noch ohne alle Versteinerungen. Es wäre möglich, dass dieselben nicht jurassische sind, aber das würde an sich nicht viel ändern, wie das unmittelbar Folgende beweist. In diesen Sandsteinen findet sich, scheinbar ganz regelmässig einge- lagert, eine mächtige Bank von Hornblendetrachyt. Ihr Centrum besteht aus grauem Gestein mit reichlichen Hornblendenadeln und weissen trikli- 137 nen Feldspathkrystallen;, an der Sandsteingrenze aber wird das Gestein dicht und zeigt sich dem Streichen der Grenze parallel farbig gebändert. Weiter hinauf folgt wieder Sandstein, und nun in demselben das Lager eines basaltähnlichen, olivinhaltigen Gesteines. Wiederum Sandstein, hier- auf der Pass mit seinen Macrocephalen und anderen jurassischen Formen. Vom Westabhang des Passes aus nach diesem zurückblickend, sieht man deutlich, wie sich von der Höhe herab, zwischen den (hier unzweifel- haften) Juraschichten und ihnen parallel ein mächtiger Lagergang von Hornblendetrachyt herabzieht; jenem erstbeobachteten in seiner Gesteins- natur ganz gleich. Neben der Ein- und Wechsellagerung liegen nun hier aber auch un- zweifelhafte Durchbrüche des Hornblendetrachytes vor; der schneebedeckte Kegel, der sich unmittelbar neben dem Passe erhebt, scheint ganz daraus zu bestehen und unten überragen den Thalkessel zahlreiche kleinere tra- chytische Hügel, rings von Jura umgeben. Am westlichen Fusse des Nevados findet man ausserdem noch dünn- plattige Trachyttuffe anstehend. Nach alledem kann es keinem Zweifel unterliegen, dass am Espina- zito, trotz der-z. Th. scheinbaren Ein- oder Wechsellagerung, dennoch lediglich jüngere Trachyte vorliegen, die die Juraformation theils in kleinen oder grösseren Kegeln durchbrochen, theils in der Form intensiver Lager- gänge sich zwischen ihre Schichten eingedrängt haben. Das Verhältniss ist also dem ganz analog, welches oben bereits für die Orthoceratiten- führenden Kalksteine von Gualilan und für die dortigen Quarztrachyte zu schildern war. Auf Grund dieser Thatsachen geht mir nun aber auch über die Ver- hältnisse an der Inca-Brücke kein Zweifel mehr bei; ich glaube vielmehr, dass man auch hier lagerartige Gänge eines jüngeren trachytischen Ge- steines innerhalb des Schichtencomplexes der Juraformation aufzuneh- men hat. Damit wird nun freilich für die beiden von mir untersuchten Lokalitäten die Annahme hinfällig, dass die Juraformation der Cordil- lere mit Porphyren wechsellagern soll, eine Annahme, die sich auf Grund . der Schilderungen von Darwın, DomEyko, Forses, Pıssıs u. A. als allge- mein gültig entwickelt hat und welche in alle geographischen und geologi- schen Lehrbücher eingedrungen ist. Ich selbst habe ihr noch in meinem vorjährigen Berichte Glauben ge- schenkt (N. Jahrb. 1872, p. 634). In wie weit diese Annahme für die Cor- dillere des nördlichen Chile und für diejenige von Peru und Bolivia gültig ist, muss zukünftiger Forschung anheimgestellt bleiben; hier, wo ich nur eine Berichterstattung über meine letzte Reise beabsichtige, würde es mich zu weit führen, wenn ich mich auf eine Kritik jener älteren Angaben ein- lassen wollte. Nur zwei auf diese Angelegenheit bezügliche Thatsachen, die ich con- statiren konnte, müssen noch hervorgehoben werden. Zuerst nämlich die- jenige, dass die Conglomerate der Juraformation, die mit versteinerungs- Jahrbuch 1873. 47 138 führenden Schichten wechsellagern und welche z. Th. selbst versteinerungs- führend sind (Espinazito), ausschliesslich oder vorwiegend aus Geröllen von Quarzporphyr bestehen, während Gerölle der in die Juraschichten eindringenden trachytischen Lagergänge darin absolut nicht aufzufinden waren. Es kann schon hiernach keinem Zweifel unterliegen, dass in der Cordillere zwischen dem 31. und 33.° s. Br. der Quarzporphyr älter ist als die Juraformation. Die letztere lagert sich an die centrale Granit-Quarz- porphyrkette an. Anderseits muss ich auf die ganz ausserordentliche Ana- logie aufmerksam machen, welche zwischen denjenigen krystallinischen Gesteinen besteht, die als Stöcke und Lagergänge im Gebiete der Jura- formation auftreten und zwischen jenen anderen, die in den paläozoischen Ketten, in den altkrystallinischen Schiefern der Pampasgebirge und in dem mächtigen Wall von Trachyttuffen auftreten, von welchem alsbald die Rede sein wird. Es erscheint mir dringend nothwendig, dass ähnlich exakte Beobach- tungen auch aus der übrigen Cordillere erst abgewartet werden, ehe man, wie dies leider geschehen ist, für den gesammten Gebirgscoloss eine all- gemein gültige Entwickelungsgeschichte aufstellt. Ehe ich weiter gehe, möge nur noch eine Bemerkung über die räum- liche Entwickelung der Juraformation in der Cordillere Platz finden. Es ist namentlich durch die verdienstlichen geographischen Arbeiten von Pıssıs constatirt worden, dass die Kammlinie oder die Linie der höch- sten Cordillerenberge nicht mit der Wasserscheide zwischen dem atlan- tischen und pacifischen Ocean zusammenfällt, sondern dass sie östlich der- selben liegt. In dem von mir untersuchten Gebiete bestätigt der Acon- cagua, der höchste Berg der südlichen Cordillere, diese Thatsache, denn er liegt etwa 2 Tagesritte östlich der Wasserscheide. Andere analoge Fälle führt Pıssıs zur Genüge an. Die geologische Centralaxe der Üor- dillere fällt nun ihrerseits weder mit der orographischen, noch mit der hydrographischen Längsaxe derselben zusammen; sie schlängelt sich viel- mehr über diese beiden Linien in einer eigenthümlich gekrümmten Curve hinweg. Um dies zu erkennen, genügt es, die Fundstätten jurassischer Versteinerungen der Cordillere, die man zur Zeit kennt, auf einer guten Karte zu verfolgen. Man findet dann, von S. nach N. vorschreitend, dass sich dieselben anfangs westlich der Wasserscheide befinden (Chiloe, las Damas); dann nehmen sie die Wasserscheide selbst ein (Maipu, Piugnenes), greifen nun östlich über dieselbe hinüber (Puente del Inca, Aconcagua, Espinazito), um sich dann weiter nördlich wieder der Küste des Pacifico zu nähern (Huasco, Manflas, Juntas, Carracoles etc.). Nach CorsineAu waren 21 Fundorte jurassischer Versteinerungen be- kannt, die sich vom 25.—42.° S. Br. erstreckten; aber nimmt man dazu noch die Angaben v. Brc#’s, Darwın’s und BURMEISTER’s, so zieht sich die Formation vom Feuerland und der Maggelansstrasse an, d. h. vom 50.° S. Br. wenigstens bis Peru (10° S. Br.), um sich dann über Indien nach Europa weiter verfolgen zu lassen. Aus diesen flüchtigen Angaben ergibt sich wieder einmal die wahr- 739 haft colossale räumliche Entwickelung, welche für alle südamerikanischen Formationen so äusserst charakteristisch ist; aber das eclatanteste Bei- spiel für dieses Verhältniss liefert wohl die dritte Hauptformation der Cor- dillere, zu deren Betrachtung ich mich nun zu wenden habe, d. i. die Trachyt-Formation. Denn ihr kommt, zum wenigsten an der Tages- oberfläche, die Hauptrolle zu. Wenn man, von Osten nach Westen gehend, die Juraformation des Espinazito oder auch die der Inca-Brücke überschritten hat, stösst man bald, und zwar in beiden Fällen noch östlich der Wasserscheide, auf die Trachytformation; dort im Valle hermoso, hier zwischen der Puente del Inca und der Cumbre und von nun an bestehen die scheidenden Rücken selbst und dann der ganze, gegen 3000 met. hohe Westabfall der Cordil- lere durchgängig aus trachytischen Eruptionsprodukten. Einige kleine Fetzen von Sandstein, die man an einigen wenigen Stellen mitten im Trachytgebiet antrifft, können diese Angaben nicht beeinträchtigen. Und nicht genug mit dem Gesagten; denn auch das ganze bergige Vorland der Cordillere, bis Santiago de Chile, scheint vorwiegend trachytisch zu sein. Leider habe ich diese letzterwähnte Strecke von San Felipe an mit dem Dampfwagen durcheilen müssen und konnte daher erst bei Santiago wie- der einige der trachytischen Kegelberge untersuchen, die hier, in und nahe bei der Stadt, die schöne breite Thalebene schmücken. Die Gesteine der Trachytformation sind im Wesentlichen zweifacher Natur. Tuffartige Massen, bald homogen, öfter breccienartig oder con- glomeratartig, dominiren. In groben Bänken geschichtet bauen sie die Ge- hänge in ermüdender Einförmigkeit auf, Trotz des freilich oft nur dürf- tigen Pflanzenwuchses, der die letzteren bedeckt, sieht man deutlich den Verlauf der Bänke an dem leistenartigen Hervortreten einzelner festerer Sehichten, die mit leichter zerstörbaren wechsellagern. Der Rio de Pu- taendo, der sich vom Portezuelo del Valle hermoso nach W. hinabzieht, ist innerhalb der Cordillere zwischen hohen, steilwandigen und düsteren Tuffwänden eingeengt; erst kurz oberhalb S. Antonio treten die Gehänge zurück und aus der wilden Hochgebirgsschlucht wird ein dichtbelebtes und reichgesegnetes Culturthal. Ganz ebenso ist es mit dem Rio de Aconcagua zwischen Juncal (am westlichen Fusse der Cumbre gelegen) und los Andes. Namentlich ober- halb der chilenischen Grenzwache (Guardia del Rio colorado) kann man am rechten Thalgehänge die buntscheckigen Tuffe (Darwın’s purple and greenisch porphyritic clay-stone conglomerats) trefflich studiren. Hier sei auf die Schilderung derselben in den Geolog. observations on South- Ame- rica verwiesen. Zwischen der neuen und der alten Guardia sieht man aus- serdem mehrfach die flachen abgeböschten Tuffbänke der linken Thalwand mit säulenförmig zerklüfteten Platten oder Decken eines dunklen, festeren Gesteins wechsellagern, in unnahbaren Höhen, aber dennoch wundervoll klar und deutlich. Echte Conglomerate, der die älteren Beschreiber viel- fach erwähnen, scheinen sich erst in dem westlichen Cordillerenvorlande (näher der alten Küste?) in und mit den breccienartigen Tuffen einzu- 47 * 740 stellen. Unterhalb der Station Llaillai sind sie so mächtig und grob ent- wickelt, dass man sie vom vorbeisausenden Zuge aus beobachten kann. Die Mächtigkeit dieser gewaltigen Tuffmassen anzugeben, "erscheint mir deshalb eine missliche Sache, weil sie zwar sehr oft, aber doch nicht durchgängig horizontal gelagert, stellenweise sogar (Westabhang der Cum- bre) auffällig gestört sind. Ebenso unbestimmt muss ich die Angaben über die Lage der Eruptionscentren lassen, die zur Bildung der Tuffmassen die Veranlassung geben. Hier, wie in so vielen anderen Punkten, bleibt dem Specialstudium noch vieles übrig. Ausser den bankförmig abgelagerten Tuffen finden sich nun auch zahl- reiche trachytische Eruptivmassen, welche als grössere oder kleinere Stöcke und als vielverzweigte Gänge die Tuffe durchbrechen und durchadern. Bald sind es Darwın’s quarzhaltige Andesite, bald ausgezeichnete Horn- blendetrachyte mit hellfarbiger Grundmasse, bald wieder feine krystalli- nische Feldspathtrachyte von grüner, brauner oder rother Gesammtfarbe mit zahlreichen inneliegenden kleinen Feldspathkryställchen, oder es sind feinkörnige grünschwarze Gesteine, mit grossen und reichlich eingewach- senen leistenartigen Krystallen eines weissen triklinen Feldspathes, der oft mehr oder weniger in Pistazit umgewandelt ist. Wieder an anderen Orten setzen dunkelfarbige, blasige Gesteine auf, oft mit Kalkspath oder Zeolithen in ihren Blasenräumen. Aber mit wenigen Ausnahmen kennen wir alle diese Gesteine schon aus der östlichen Cordillere und ihren Vor- ketten, wie auch aus den Pampassierren, nur dass sie jetzt häufiger auf- treten. Die Dimensionen der einzelnen Stöcke und Gänge bleiben dagegen auch jetzt noch ziemlich beschränkt, zum wenigsten gegenüber den gigan- tischen Dimensionen der Tuffe. ‚Es mag zweckmässig sein, an die eben gegebene Skizze der 3. Haupt- formation der Cordillere und zurückblickend auf die andern beiden zuvor erwähnten, hier noch einige Bemerkungen einzuschalten. Zunächst möchte ich die Aufmerksamkeit auf die höchst interessante, vielleicht sehr naturgemässe Analogie lenken, welche die zwei mächtigsten Eruptiv-Formationen der Cordillere, die Quarzporphyre und die Trachyte, in Rücksicht auf die verschiedene Ausbildung ihrer Gesteine zeigen. In beiden Gebieten finden sich Stöcke oder Gänge krystallinischer Gesteine, in beiden buntfarbige Breccien und Tuffe, in beiden auch — wenn schon im Quarzporphyrgebiet nur selten — conglomeratiscne Bildungen. Dieser Umstand und der andere, dass die chilenischen Geologen gewöhnt sind, alle Gesteine, die eine Grundmasse mit inneliegenden Krystallen haben, Porphyre zu nennen (die unzweifelhaftesten Hornblende- oder Sanidintra- chyte nicht ausgeschlossen), diese beiden Umstände haben offenbar bis jetzt eine Verwechslung, oder, richtiger ausgedrückt, eine Vermengung und Zu- sammenfassung von an und für sich ganz verschiedenen Dingen bewirkt. Und doch ist mit den elementarsten petrographischen Kenntnissen die Schlichtung so leicht. Nur der quarzhaltige Andesit macht einige Schwie- rigkeit; insorderheit ist das Gestein des grössten mir bekannten Andesit- stockes, desjenigen zwischen der neuen und alten chilenischen Grenzwache 741 im Juncal-Thale so täuschend dem Granit ähnlich, dass man oft versucht wird, es wirklich für Granit zu halten. Aber bei einiger Aufmerksamkeit und bei gleichmässiger Berücksichtigung der verschiedenen Varietäten, die in einander übergehen, kann die Deutung nicht zweifelhaft sein, ganz ab- sesehen von dem geologischen Gesammtvorkommen. Der erwähnte Ande- sit-Stock ist derjenige, welchen Darwın in seinem zweiten Profile mit y bezeichnet. Eehte Quarzporphyre kommen dagegen auf der chilenischen Seite der von mir bereisten Cordillere ganz bestimmt nicht mehr vor. Ich fühle nur zu wohl, welches grosse Vertrauen ich für meine An- saben beanspruche, indem ich die Cordilleren-Gesteine in der vorstehenden Weise gliedere und ihnen eine Deutung gebe, die in vielfacher Beziehung neu und vielfach abweichend ist von derjenigen, die frühere Reisende ent- wickelt haben: Reisende, die zu den besten Beobachtern und zu Sternen erster Grösse in anderen Wissensgebieten gehören. Dieses Gefühl tritt um so stärker hervor, als ich über ein Gebiet zu berichten habe, das lei- der noch zu den von Geognosten am wenigsten besuchten gehört, so dass Dritte kaum etwas anderes thun können, als die bezüglichen Referate ent- weder auf Treu und Glauben zu acceptiren oder sie zu ignoriren. Um Fachgenossen, die an der Sache Interesse nehmen, die Möglichkeit der Prüfung meiner Auffassung wenigstens etwas zu erleichtern, sei daher be- merkt, dass ich in diesen Tagen eine kleine Sammlung typischer Cordil- leren-Gesteine an Herrn Professor ZırkEu für das Leipziger Museum sen- den werde. Dort können die Stücke eingesehen werden. Noch eine zweite Bemerkung drängt sich unwillkürlich auf. Wenn man nämlich die grossartige Entwickelung der Trachytformation einmal kennt, und sich erinnert, dass dieselbe fast unmittelbar an die Jurafor- mation angrenzt, wahrscheinlich auch dieselbe überlagert, so erscheinen nun auch die früher besprochenen kleinen intrusiven Lagergänge trachy- tischer Gesteine in den jurassischen. Schichten in einem ganz anderen und weniger befremdlichen Lichte. Mag auch die specielle Erklärung ihres Auftretens an weit entlegenen Punkten und in ganz verschiedenen For- mationen eines und desselben Gebietes noch mancherlei Schwierigkeiten bieten, — im Hinblick auf die gigantische Ausdehnung der dem Jura be- nachbarten Eruptivformation sind sie doch nur verschwindend kleine Apo- physen der letzteren. Ich wünschte meine Berichterstattung, zumal sie schon sehr lang ge- worden ist, hier schliessen zu können; aber — ich möchte sagen, leider — habe ich noch zweier Gesteinsbildungen zu gedenken, die an dem Cor- dillerenbau nicht unbeträchtlichen Antheil nehmen und deren scharfe Deu- tung mir dennoch nicht möglich war. Es sind das rother Sandstein und Gyps. Nach DArwın’s Darstellung gehören beide der Juraformation an; aber ich muss offen gestehen, dass es mir nicht geglückt ist, für diese Auffas- sung irgend welche andere Thatsache ausfindig machen zu können, als die theilweis nahe Nachbarschaft. 142 Die Sandsteinformation findet sich zunächst in der Cordillera de los Patos, wie in der der Cumbre, zwischen der Juraformation und den Tra- chyten, an beiden Orten ein mächtiges, grell leuchtendes Felsengebiet bil- dend, zwischen dem hier und da reine und blendend weisse Gypsberge auftauchen. Die nackte Oberfläche der letzteren ist durch Erosion mit vielfach sich verästelnden Rinnen und Furchen der Art bedeckt, dass die Gypsfelsen, aus einiger Entfernung gesehen, einem erstarrten Wellen- meere oder einer herabsprudelnden Cascade verglichen werden könnten. Einzelne kleine Sandsteinschollen, die offenbar der hier in Rede stehen- den Formation angehören, finden sich, wie schon erwähnt, vereinzelt mit- ten im Trachytgebiet. Es sind offenbar Fragmente, die durch den Trachyt bedeckt und conservirt, später aber durch tiefeinschneidende Thalbildun- sen der Beobachtung wieder zugänglich geworden sind. Dass diese rothen Sandsteine, die sich in mächtiger Entwickelung westlich des Jura hinziehen, ihn z. Th. überlagernd, dem letzteren selbst zuzurechnen seien, erscheint mir unwahrscheinlich ; theils wegen ihres ein- förmigen lithologischen Charakters, der von dem der kalkreichen Jura- formation so abweichend ist, theils auch wegen des absoluten Mangels von Versteinerungen, der diese Sandsteine auszeichnet und sie, leider in sehr ungünstiger Weise, von der angrenzenden Juraformation unterscheidet. Anderseits werden die Sandsteine mehrfach, bes. deutlich im Valle hermoso, von Trachyttuffen conform überlagert, und nächstdem sind sie an allen Orten mit reichlichen Efflorescenzen bedeckt. Sie sind so reich mit schwefelsaurer Magnesia imprägnirt, dass einzelne ans ihnen ent- springende Wässer nur mit Widerstreben getrunken werden können. Alle die hier erwähnten Umstände lassen die Sandsteinformation der Cordillere denjenigen Sandsteinen völlig analog erscheinen, deren, ich möchte sagen, allgegenwärtige Verbreitung in den Vorketten der Cordil- lere und in den Pampasgebirgen ich oben erwähnt und von denen ich nachzuweisen gesucht habe, dass sie wenigstens zum Theil tertiär sind. Ich bin daher geneigt, auch diese Sandsteine der Cordillere für tertiär zu halten. Für ihre Gypseinlagerungen fänden sich dann Analogieen in den Pam- pasgebirgen, wie z. B. in der Sierra de los Angulos (la Rioja) und in der Sierra von San Luis. Was mich aber noch viel mehr bestimmt, diese Ansicht aufrecht zu erhalten, ist ein Blick auf die geographische Verbreitung, beziehentlich auf den höchst wahrscheinlichen stetigen Zusammenhang, der zwischen den Cordilleren-Sandsteinen und denen der östlichen, ausserandinen Gebiete besteht. Denn nicht nur im Centrum der Cordillere, zwischen dem Jura und dem Trachyt, stellen sich die Sandsteine ein, sondern sie lehnen sich auch an den Ostabhang der Cordillere an (zwischen Barreal de Callingasta und dem Espinazito) und sie nehmen ausserdem, so weit ich aus der Ent- fernung erkennen konnte, einen wesentlichen Antheil an der Cordillere del Tigre, d. i. an einem, von der Hauptcordillere nach NO. sich abzweigen- den Arm. Dadurch kommen sie aber nach Osten hin in unmittelbaren 743 Zusammenhang mit den ausserandinen Sandsteinen, insonderheit mit denen von San Juan und mit denen der Mendoza-Uspallata Kette, während sie anderseits von der Cordillere del Tigre aus mit dem andinen Vorkommen in Verbindung zu stehen scheinen durch Vermittelung einer ehemaligen tiefen Einsenkung oder Unterbrechung in der granitenen Centralaxe, wel- cher heute ungefähr der Lauf des Rio de los Patos oder der Oberlauf des Rio von San Juan entspricht. Indessen ohne eine Kartenskizze, deren Ausarbeitung noch nicht voll- endet ist, kann ich dies nicht deutlicher machen. Genüge daher, an dieser Stelle auf die Möglichkeit, ja ich glaube sagen zu dürfen, auf die hohe Wahrscheinlichkeit eines direkten Zusammenhanges zwischen den andinen und ausserandinen rothen Sandsteinen hingewiesen zu haben. Die Unter- suchung der Versteinerungen von Mendoza und Uspellata, die Sie, Herr Professor, freundlichst zugesagt haben, dürfte daher auch von entscheiden- dem Einfluss auf die Deutung der Cordillerensandsteine sein. Ich bedauere, wie gesagt, meinen Bericht einstweilen damit schliessen zu müssen, dass ich das Vorhandensein einer mächtig entwickelten For- mation constatire, ohne doch Bestimmteres über dieselbe angeben zu können. Aber wie könnte man auch, trotz aller schätzbaren Vorarbeiten, ver- langen, durch einen zweimaligen Ritt über die Cordillere einen klaren Ein- blick in alle ihre geologischen Verhältnisse zu erlangen. Tausende von Fussen hohe Felswände bauen sich aus regelmässigen Schichtenwänden auf; oft sind die einzelnen Bänke durch wunderlich grelle Farben in der deutlichsten Weise von einander geschieden. Ein gewalti- ser Gang durchsetzt das ganze Schichtensystem in haarscharfer Abgren- zung; so klar und deutlich liegt alles vor dem Beobachter — es ist wahr- lich keine Übertreibung — wie die Kreidestriche eines Profiles an der schwarzen Wandtafel eines geologischen Auditoriums. Aber noch ist man im Anstaunen versunken, vielleicht calculirt man schon, in welcher Felsenschlucht man hinaufklettern will, das Alles näher zu studiren, allen ÄAthmungsbeschwerden zum Trotz, die sich in diesen Höhen einstellen — da kommt auch schon der Arriero herbeigeritten und mahnt zum Aufbruch und zur Eile. „Die Sonne geht schon auf die Neige und wir haben noch 6 Stunden bis zum nächsten Wasser- und Futterplatz zu reiten, an dem uns die vorausgeschickte Tropa erwartet. Vor Dunkel- heit kommen wir nicht mehr hin, das ewige Steineklopfen am Vormittag hat Sie wieder einmal zu lange aufgehalten.“ Was bleibt in solchem Falle anders übrig, als noch einen letzten Scheideblick auf das herrliche Profil zu werfen, den Hammer in die Satteltasche zu stecken und dem armen Maulthiere unwillig die Sporen zu geben. Nicht ohne Grund schliesse ich meine Zeilen in dieser Weise. Es wird dadurch der skizzenhafte Charakter am besten und am wahrsten gekenn- zeichnet, den die vorstehenden Beobachtungen an sich tragen müssen, und nur der durch ihre Dimensionen grossartigen Einförmigkeit und Einfach- heit der Cordilleren-Geologie habe ich es zu danken, wenn es mir trotz 744 alledem vergönnt gewesen ist, einige wichtige neue Thatsachen constatiren zu können. Speciellere Schilderungen, Profile u. a. m. füllen meine Notizbücher. Hoffentlich kann ich sie einmal bearbeiten. Welche Fülle von Material vorliegt, können Sie ja wohl nach dem Vorstehenden ahnen. ÄLFRED STELZNER. Cordoba, Argent. Republ. den 1. August 1873. Endlich habe ich die wichtigste Literatur durchsehen können, die sich während meiner Cordilleren-Reise hier angesammelt hatte; ich finde unter derselben im Jahrbuch für 1872 (910 ff.) einen Aufsatz Herrn Naumann’s, in welchem diejenigen Ansichten über die Genesis des sächsischen Granu- lites zu entkräften versucht werden, welche ich Ihnen für den Jahrgang 1871 (244 ff.) in gedrängter Weise mitgetheilt hatte. Ich muss offen gestehen, dass mich die Mittheilungen Herrn Naumann’s zu einer Änderung meiner Ansichten nicht veranlassen können, denn es will mir scheinen, als seien die von ihm geschilderten Phänomene auch einer anderen Deutung als derjenigen fähig, welche zu Gunsten der erup- tiven Entstehung des Granulites spricht. Dies dürfte namentlich von den fragmentähnlichen Glimmerschiefer- massen im Granulite gelten, während der Granulitgang von Auerswalde — den ich sehr wohl kenne und dessen Darstellung auf meiner Karte mit der von Herrn Naumann gegebenen ziemlich gut übereinstimmt — meiner Ansicht nach doch zu dürftig aufgeschlossen ist, um eine besonders zwin- sende Beweiskraft ausüben zu können. Mehrfach ist er durch Lehm und Ackererde bedeckt und an andern Stellen kann man ihn lediglich nach einzelnen im Erdboden liegenden Fragmenten construiren. Sodann aber erlaube ich mir daran zu erinnern, dass dieser Granulit- gang unmittelbar auf der Grenze des Granulites gegen den Schiefermantel, also in einer Form liegt, welche durch höchst auffällige mechanische Stö- rungen des Schichtenverlaufes (Biegungen, Faltungen, Stauungen) allent- halben charakterisirt ist. Oft und in deutlicher Weise kann man beob- achten, wie benachbarte Granulitschichten selbst in einander eingezwängt worden sind. Aber so gern ich alles das noch ausführlicher darlegen möchte, so sehr gebricht es mir gerade jetzt an der hierzu nöthigen Zeit, da alle meine freien Stunden der Bergung und Bearbeitung meines jüngsten Reise- materiales gewidmet sein müssen. Indessen habe ich, wie ich Ihnen schon schrieb, wenigstens diejenige Gelegenheit benutzt, welche mir durch die Zusammenstellung einiger mi- neralogischen Mittheilungen aus der argentinischen Republik für Herrn TscHERMAK geboten war, um eine Widerlegung der wichtigsten Einwände Herrn Naumann’s zu versuchen. Wenn dies lediglich in der Form von Anmerkungen geschehen ist, so 745 bitte ich dies mit dem soeben angegebenen Grunde entschuldigen, nicht aber so auslegen zu wollen, als hätte ich durch diese mehr beiläufige Form das hohe Gewicht unterschätzen wollen, welches die Arbeiten Herrn NAuv- MANN’s jeder Zeit beanspruchen werden. Mit Rücksicht auf die an mich ergangene Aufforderung, meine Unter- suchungen über das sächsische Granulitgebiet in extenso zu veröffentlichen, erlauben Sie mir wohl die folgende Bemerkung. In derselben Zeit, in welcher jene Untersuchungen ihrem Ende ent- gegengingen, keimte bereits der Gedanke. zu einer Neubearbeitung der geognostischen Karte von Sachsen. Es erschien deshalb aus mehreren Gründen zweckmässig, die Publikation meiner Arbeit bis dahin zu ver- schieben, wo sie als Erläuterung zu der neuen Karte von Sachsen würde erscheinen können. Da der inzwischen erfolgte Wechsel meines Arbeitsgebietes dies sehr erschweren würde und da ich anderseits soeben von competentester Seite erfahre, dass das Granulitgebiet einer der ersten Distrikte sein wird, welche von der inzwischen zur Thatsache gewordenen neuen Landesaufnahme be- arbeitet werden sollen, so glaube ich nunmehr, von einer ausführlichen Publikation meiner bezüglichen Arbeiten absehen und mich auf den Wunsch beschränken zu können, dass die von mir entworfenen Karten und Be- richte, deren Originale in Freiberg deponirt worden sind, meinem Nach- folger gute Dienste leisten möchten. Meine Untersuchungen im sächsischen Granulitgebiet begann ich übri- gens als ein treuer Anhänger der von Herrn Naumann entwickelten An- sichten. Aber bald tauchten Zweifel an der eruptiven Entstehung des Granulites bei mir auf, der Art, dass ich schon meinen ersten, 1865 an das damalige Kgl. Oberbergamt eingereichten Aufnahmsbericht nicht bes- ser zu schliessen wusste als mit einem Citate, welches ich den „Beiträgen zur Kenntniss Norwegens“ von Naumann (l. 241) entlehnte und mit wel- chem ich auch meine heutigen Zeilen beenden will. Nach einer Aufzählung derjenigen Phänomene, welche der Anschau- ung von der eruptiven Natur des Granulites günstig zu sein schienen, hatte ich schon damals auf die scharf ausgesprochene Wechsellagerung mineralogisch und chemisch ganz verschiedener Bänke aufmerksam ge- macht. „Fast wird man da — so sagte ich — zu der Ansicht gedrängt, dass unser Granulit ein metamorphisches Sedimentärgebilde sei.“ Und dann fuhr ich fort: Ich gestehe gerne zu, dass es mir schwer fällt, den Haupttheil mei- ner Arbeit damit zu beschliessen, dass ich Zweifel gegen eine Lehre aus- spreche, die durch eben so treffliche als zahlreiche Gründe wahrscheinlich gemacht worden ist, die in einem unserer besten und erfahrensten Geolo- gen ihren wärmsten Vertheidiger gefunden hat und für die ich selbst neue Beweise zu liefern versuchte. Indessen ich kann nur Naumann’s eigene Worte zu den meinigen machen. „Gegen mich selbst den Opponenten spielend, habe ich diese mit mei- „nen früher ausgesprochenen Andeutungen gewissermassen streitende An- 746 „sicht dargestellt, nicht weil ich sie unbedingt für die wahre halte, son- „dern weil es mir Pflicht des Beobachters scheint, alle Reflexionen, auf „welche ihn die Combination seiner Anschauungen führen, mitzutheilen, „zumal wenn sie nicht einzelne Punkte, sondern ganze Regionen betreffe „und anerkannte Analogieen für sich haben.“ ALFRED STELZNER. Stuttgart, den 10. September 1873. Die Erörterung, welche Herr Schmıp (auf Seite 401 im Jahrgange 1873 dieser Zeitschrift) an die in meiner Abhandlung über Rüdersdorf, S. 84, zu Aspidura scutellata zugefügte Bemerkung: „Das Citat von f. 7, t. 4 aus SCHMID und SCHLEIDENS „Die geognostischen Verhältnisse des Saalthals bei Jena“ zu dieser Art bei v. Auserri, Überblick über die Trias, S. 60, beruht wohl nur auf einem Irrthum“, geknüpft hat, kann nur einem Miss- verständnisse ihren Ursprung verdanken. Am angeführten Orte zählt Herr v. ALsertı als Versteinerungen der schwäbischen Trias auf: 1) Aspidura scutellata Buum. sp., 2) Aspidura Ludeni Has. Zu ersterer rechnet der- selbe die f. 7, t. 4 in Schmp und SCHLEIDENS „Die geognostischen Verhält- nisse des Saalthals bei Jena“, zu letzterer die Hasrnow’sche f. 1, t. 1 in Palaeontographica, Bd. I. Gerade weil mir bekannt war, dass sich die Figur des Herrn Schmiıp auf dasselbe Original bezieht wie diejenige HAsE- now’s, erklärte ich es, wie die oben eitirte Stelle meiner Arbeit ausspricht, für einen Irrthum des Herrn v. AuLserrı, die Figur des Herrn Scuuiv nicht auf Aspidura Ludeni, sondern auf Aspidura seutellata zu beziehen. Wie also Herr Scumip dazu kommt, denjenigen Irrthum des Herrn v. ALBERTI (nämlich die Identität der Originale übersehen zu haben), welchen ich durch die angeführte Stelle berichtigte, in Folge dieser Berichtigung mir unter- zuschieben, ist völlig unverständlich und wird auch dann unverständlich bleiben, wenn eine künftige Untersuchung des Originals der Aspidura Lu- deni ihre Zugehörigkeit zu Aspidura scutellata erweisen sollte, welche Frage Herr Scumıp den Paläontologen von Fach zur Entscheidung über- lässt. Den von mir a. a. O. S. 78 nicht bloss bestimmt hervorgehobenen, sondern erwiesenen genetischen Zusammenhang zwischen Schaumkalken und oolithischen Kalken habe ich keine Veranlassung, hier nochmals zu besprechen, da Herr ScHmiıp den von mir mitgetheilten Beobachtungen keine Thatsachen entgegengestellt hat. Ich benutze die Gelegenheit, schliesslich zu erklären, dass die erst kürzlich im Jahrg. 28 (1872) der württembergischen naturwissenschaftli- chen Jahreshefte als eine vom Königl. Polytechnicum in Stuttgart gekrönte Preisschrift abgedruckte Arbeit des Herrn Schempp über den schwäbischen Keuper, welche fast nur bereits Gedrucktes, vielfach wörtlich, wiedergibt, nicht von mir beurtheilt worden ist. H. Eck. ; Neue Literatur. Dis Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1873. J. van BINCKHORST VAN DEN BinckHoRST: Monographie des Gasteropodes et des ('ephalopodes de la craie superieure du Limbourg, suivie d’une deseription de quelques especes de crustaces du meme depöt ceretace. Bruxelles-Leipzig. 1873. 4°. Pg. 44. Tab. VII. *C. W. C. Fucus: Guide pratique pour la determination des minerauz, traduwit de V’allemand par Aus. Gurrour. Paris. 8°. Pg. 147. G. Leon#sarn: Grundzüge der Geognosie und Geologie. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Zweite Lieferung. Leipzig und Heidelberg. 8°. S. 145—336. C#. LyeıLn: The geological evidences on the antiquityof Man; with an outline of glacıal and postertiary geology, and remarks of origin of species with special reference to Mans first appearance on the earth. Fourth edition, revised. London. 8%. Peg. 572. * W. Neimise: Geologische Elemente, enthaltend einen idealen Erddurch- schnitt sowie die Geschichte der Erde nach den fünf geologischen Ent- wickelungs-Perioden mit genauer Angabe der Eruptionen, Systeme und Formationen, Charakteristik der Systeme und Verzeichniss der orga- nischen Überreste (Versteinerungen). Heidelberg. Ta. Paruister BarKas: Illustrated guide to the fish, amphibian, repti- han and supposed mammalian remains of the Northumberland carbo- niferous strata. ‘London. 8°. Peg. 117 and folio atlas. * ALEXANDER SADEBECK: Gustav Rose’s Elemente der Krystallogra- phie. Dritte Auflage. Neu bearbeitet und vermehrt. Mit neun lithogr. Doppeltafeln. Berlin. 8°. S 181. * Vırzer d’Aoust: Les Origines du Nil. (Extrait du Journ. des Mondes.) Paris. 8%. Peg. 12. * Teoporo Worr: Uronica de los fenomenos volcanicos e terremotos en el 748 Ecuador, con algunhas noti cias sobre otros parses de la America cen- tral y meridional, desde 1533 hasta 1797. Quito. 4°. Pe. 60. F. Zme&er: Die mikroskopische Beschaffenheit der Mine- ralien und Felsarten. Mit 205 Holzschnitten. Leipzig. 8°. S. 502. Max ZarnsERLE: Lehrbuch der Mineralogie unter Zugrundlegung der neueren Ansichten in der Chemie für den Unterricht an techni- schen Lehranstalten, Realschulen und Gymnasien. Mit 209 in den Text eingedruckten Holzschnitten und einer geognostischen Tafel in Farbendruck. Braunschweig. 8°. S. 160. B. Zeitschriften. 1) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Berlin. 8°. [Jb. 1875, 539.] 1873, XXV, 2; S. 117—355. A. Aufsätze. G. vom Rırn: Geognostisch-mineralogische Fragmente aus Italien. IV. Theil (Tf. V u. VD): 117—249. ©. STRUCKMANN: Notiz über das Vorkommen von Homoeosaurus Maximi- liani v. Mey. in den Kimmeridge-Bildungen von Ahlem unweit Han- nover (Tf. VII): 249—256. E. Weiss: vorläufige Mittheilung über die Fructuationen der fossilen Ca- lamarien: 256—266. C. RımmeLsgerg: über die gegenseitigen Beziehungen und die chemische Natur der Arsen- und Schwefelarsenmetalle im Mineralreich: 266-282. C. RAMmMELSBERG: Untersuchung einiger natürlichen Arsen- und Schwefel- Verbindungen: 282—286. A. v. Lasavıx: über die Eruptivgesteine des Vicentinischen: 286—340. K. v. Sersacn: über fossile Phyllosomen von Solenhofen (Tf. VIII): 340 — 347. B. Briefliche Mittheilungen. Von F. RormeEr, G. v. HELMERSEN: 347— 3580. C. Verhandlungen der Gesellschaft: 350—355. 2) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. "Wien. 8°. [Jb. 1873, 633.] 1873, No. 11. (Bericht vom 31. Juli.) 8. 195—214. Eingesendete Mittheilungen. D. Stur: Braunkohlen-Vorkommnisse in dem Trachyt-Gebirge an der oberen Marol in Siebenbürgen: 195—197. D. Srur: eine bemerkenswerthe Ablagerung im Hangenden der Congerien- Schichten: 197—198. Pıvr: über einige neuere Braunkohlen-Aufschlüsse in Croatien: 198—200. 749 J. Kapavr: eine Höhle im Berge Mnich bei Rosenberg in Ungarn: 200 — 201. Einsendungen u. s. w.: S. 201—214. 3) J. ©. PossEnDoRFF: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 8%. [Jb. 1873, 634.] 1873, Bd. VI (Ergänzungs-Band). S. 177—336. G.vonRarn: Mineralogische Mittheilungen. (Zwölfte Fortsetzung.) 65. Über das Krystallsystem des Leucits. 66. Chemische Zusammensetzung der in den Vesuv-Auswürflingen durch Sublimation vorhandenen Krystalle von Augit und Hornblende: 241—262. FR. v. KogELL: zur Frage über die Einführung der modernen chemischen Formeln in die Mineralogie: 318—325. 4) H. Korsze: Journal für practische Chemie. Leipzig. 8°. [Jb. 1873, 634.] 1873, VII, No. 7, 8. 289—395. H. Laspeyres: Hydrophylit, ein neues Mineral der Pinit-Gruppe: 289-295. 5) Jahrbuch des naturhistorischen Landes-Museums in Kärn- then. Klagenfurt. 8°. 1873, Eilftes Heft. S. 1—218 und I-XLVIM. J. PRETTNER: das Klima Kärnthen’s: 1—212. G. A. Zwanziger: Sphenozamia Augustae Zwer., ein Oycadeen-Wedel-Ab- druck von Raibl in Kärnthen: 212—218. J. Prermnmer: Tabellen über die meteorologischen Beobachtungen zu Kla- senfurt Dez. 1871 bis Nov. 1872 und F. SertLanp: magnetische Decli- nations-Beobachtungen v. Dec. 1871 bis Nov. 1872: I-XLVII. 6) Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. Basel. 8°. [Jb..1872, 84.] 1873, V, 4. S. 527—703. Ep. HagengacH: Versuche über Fluorescenz: 570—584. ALBR. MÜLLER: über einige neue Erwerbungen des mineralogischen Mu- seums: 591—618. Aısr. MüLLer: über Gesteins-Metamorphismus: 618 — 647. 7) Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou. Mosc. 8°. [Jb. 1873, 413.] 1873, 1; XLVI, p. 1—172. 750 8) Bulletin dela Societe geologiquede France. 3. ser. Paris. 8. [Jb. 1873, 413.] 1873, I, No. 3, p. 165—260. DE Limur: über Gieseckit, Kersanton und Lithologie der Umgehung von Vannes: 166—169. Jannettaz: Bemerkungen dazu: 169 —170. Farsan: über die Stelle, welche im Jura von Bas-Bugey die Zone des Am- monites tenuilobatus einnimmt (pl. II): 170—176. Cogvannp: Beschreibung der Etage garumnien und der Tertiär-Gebilde der Gegend von Biot und Antibes: 176—193. DE MERcFY: über den Thon mit Kiesel: 193—196. Bayan: Studien in der Sammlung der Ecole des mines über neue oder wenig bekannte Fossilien: 196—199. CHAPER: über Plagioptychus Coquandi: 199—201. Gaupry: über die fossilen Thiere vom Berge Leberon: 201 - 203. Esrav: über die agronomische Karte des Rhöne-Dep.: 203 — 206. Tovrxovär: über das Miocän, mit Rücksicht auf die geologische Karte von Gers: 207—210. LArTET: Alter der Faluns von Armagnac: 210—212. DE SAPORTA: über die pliocäne Flora mit Rücksicht auf die Beobachtungen von Rames im Cantal: 212—232. Locarp: über die Knochen-Breccien der Gegend von Bastia: 232—236. — — Fauna der Tertiär-Ablagerungen von Corsiea: 236 —242. L£ymErıE: Stellung und Beschaffenheit der devonischen Marmore im Lan- guedoc: 242-250. pE RovviLLE: permische Formation im Herault-Dep.: 250—252. JANNETTAZ: thermische Eigenschaften der Krystalle: 252—254. GAvDRY: quartäre fossile Reste, gesammelt von Oehlert bei Louverne (Mayenne): 254—257. Esrav: Stratigraphie von Chabrieres bei Digne: 257—259. CorrEav: über die Gattung Tetracidaris (pl. IH): 259— 260. 9) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’ Academie des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1873, 540.] 1873, 9. Juin — 30. Juin; No. 23—26; LXXVI, p. 1371—1616. Ca. MEne: über den Phosphorsäure-Gehalt in Koprolithen und Phosphat- Knollen: 1419— 1420. En. JanserAz: ein zweibasisches Bleisalz aus dem Ariege: 1420— 1423. 1873, 7. Juill.— 21. Juill.; N. 1—3; LXXVI, p. 1—224. DesCLoizEAUX: ALBR. SCHRAUF über die Krystallformen des Lanarkit aus Schottland: 64—66. W. oe FonviEeLLE: Näheres über das Erdbeben vom 29. Juni: 66—68. DrLAasE: über die Eisenerze des Dep. Ille- und Vilaine: 110—111. DavsrReEr: Mittheilung eines Briefes von NoRDENsKJöLD: 187—190. 5 FRIEDEL: über eine natürliche Verbindung der Oxyde des Kupfers und Eisens und über die Darstellung des Atakamit: 211—214. 10) L’Institut. I. Sect. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Paris. 4°. [Jb. 1873, 414.] 1873, 7. Mai—25. Juin; p. 145—208. A. Gaupry: über Fossilien vom Berge Leberon (Vaucluse): 155. St. Mrvnıer: Bestimmung und Classification der Meteoriten im mineralo- gischen Museum: 161—162. Quarrerases und Hany: „Crania ethnica. Les ordres des races humaines“ : 185—186. Van Benepen: Entdeckung neuer fossiler Fische bei Brüssel: 188. Van BENEDEN: über einen fossilen Vogel aus dem Rupelthon, der identisch scheint mit einem noch lebenden: 197. 11) H. WoopwArD, J. Morrıs a. A. Eruerivdee: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1873, 635.] 1873, June, No. 108, p. 241—288. Ray LAnkEsTER: ein neues Genus Holaspis sericeus aus den devonischen Fisch-Schichten (pl. X): 241—245. CLiırton Warp: über Spalten-Bildung in Felsen: 245—248. OÖ. Fis#er: über Bildung der Berge: 248—262. J. Ror£: weitere Notizen über Krinoiden (pl. XI): 262—268. Sorzas: Foraminiferen und Schwämme des oberen Grünsand von Cam- bridge: 268274. Notizen u. s. w.: 274—288. 12) B. Sıruman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8° [Jb. 1873, 636.] 1873, August, Vol. VI, No. 32, p. 81—160. J. D. Dana: über einige Resultate der Contraction der Erde durch Ab- kühlung. IV. Feuerige Ausbrüche, Vulkane: 104. B. SırLıman: Mineralogische Bemerkungen über Utah, Californien und Ne- vada, nebst Beschreibung des Priceit: 126. S. W. Forp: über die Vertheilung der Fossilien in der unteren Potsdam- Gruppe bei Troy, N.-Y.: 134. 13) The American Naturalist, a popular illustrated Magazine of Natural History. Salem, Mass. Peabody Academy of science. 8°, [Jb. 1873, 542.] Vol. VI, Jan. — Nov. 1872. No. 1—11, p., 1—720. L. Asassız: Tiefsee-Fischungen betreffend: 1, 58. Geologie der Phosphat-Schichten von Süd-Carolina: 55. 152 J. W. Foster: die Gebirge von Colorado: 65. J. G. HEnDERson: die frühere Verbreitung des Büffels: 79. Ca. C. Assor: das Steinalter in New-Jersey: 144, 199, mit vielen Abbil- dungen. E. D. Corz: über die Wyandotte-Höhle und ihre Fauna: 406. WırLıam Srtmmpson 7: 444 u. 505. N. S. SpaLer: über die Geologie der Insel Aquidneck und der benachbar- ten Theile der Küste der Narraganset-Bucht: 518, 611. Ası Grar: Sequoia und ihre Geschichte: 577. CH. Fr. Hartr: über das Vorkommen von Gesichtsurnen in Brasilien: 607. Kenntniss des Petroleum-Vorkommens im letzten Jahrhundert: 638. J. G. Henderson: Bemerkungen über die als „Plummets“ bezeichneten Reste der Ureinwohner: 641. S. H. Scupper: Fossile Insecten aus den Rocky Mountains: 665. Epw. D. Corr: das geologische Alter der Kohle von Wyoming: 669. — — die eocäne Gattung Synoplotherium: 695. Merkwürdige indianische Steingeräthe: 69. Über den Boomerang: 701. Auszüge, A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. H. Rosenseusch: Mikroskopische Physiographie der petro- graphisch wichtigen Mineralien. Ein Hülfsbuch bei mikroskopi- schen Gesteinsstudien. Mit 102 Holzschnitten und 10 Tafeln in Farben- druck. Stuttgart, 1873. 8°. S. 398. — Der Verf. hat bereits in einer brieflichen Mittheilung in diesem Jahrbuche bei der Ankündigung seines Werkes die Motive, welche ihn bei der Ausarbeitung leiteten, die Aufgabe, welche er sich gestellt, näher auseinandergesetzt *. Rosensusch hat, wie es uns scheint, seine Aufgabe sehr glücklich gelöst. Diese Aufgabe ist eine doppelte: zunächst den Anfänger mit den Hülfsmitteln der mineralo- gischen Mikroskopie bekannt zu machen; dann aber demselben eine ge- nane mikroskopische Diagnose der Mineralien zu geben, die Gesteine bil- dend auftreten. Letztere war aber nur dem möglich, welcher sich wie Rosexgtsc# schon längere Zeit mit mikroskopischen Forschungen beschäf- tigt, die nöthige Erfahrung erworben hat. — Das vorliegende Werk zer- fällt demgemäss in zwei Theile. Der erste oder allgemeine untersucht die Methoden, nach welchen wir die morphologischen, physikalischen und che- mischen Eigenschaften der Mineralien in der Mikroskopie verwerthen kön- nen. Es werden — nach einer kurzen historischen Einleitung sowie einer genauen Beschreibung des Beobachtungs-Materials — nun die drei Classen’ der Eigenschaften in sehr eingehender Weise besprochen, zumal die phy- sikalischen und unter diesen, wie begreiflich, die optischen. Der Verf. hebt ihre grosse Bedeutung für die Erkennung der Mineralien unter dem Mi- kroskop hervor. Seine überaus klare Darstellung, unterstützt durch viele schematische Zeichnungen, lassen nicht verkennen, dass Rosengusch auf dem schwierigen Gebiete der Mineral-Optik recht heimisch ist. Wir ver- weisen hier besonders auf die Untersuchung im polarisirten Licht. — Was die chemischen Eigenschaften betrifft, macht der Verf. darauf aufmerksam, dass es zwei Wege gibt, um solche der mikroskopischen Untersuchung * Jahrb. 1873, 61. Jahrbuch 1873. 48 ll 754 anzupassen. Der eine besteht darin, dass man das feinste Pulver des Minerals oder Mineral-Gemenges, nachdem es mit Canada-Balsam angerührt, der mikroskopischen Betrachtung unterwirft, oder letztere unmittelbar am Dünnschliff anstellt, nachdem dieser mit den betreffenden Reagentien be- handelt, um so die geringere oder grössere Ausdehnung der chemischen Einwirkung beobachten zu können. Der Verf. hat schon früher darauf aufmerksam gemacht, wie die mikroskopische Methode wesentlich verbes- sert wird durch eine Verbindung mit der mikrochemischen Untersuchung, und zu diesem Zweck einen eigenen Apparat construirt *. — Der zweite oder specielle Theil des vorliegenden Werkes umfasst die eigentliche Be- schreibung der Mineral-Species, wie sie sich unter dem Mikroskop dar- stellen. Rosexngusch geht von dem richtigen Grundsatz aus, dass eine mi- kroskopische Diagnose der Gesteine erst dann möglich, wenn eine solche für die Gesteins-bildenden Mineralien vorhanden. Dieselben werden nach ihren optischen Eigenschaften classificirt. Es ist sowohl die Art der Be- schreibung der Mineralien eine ausgezeichnete, wie auch die Auswahl eine geeignete: sie geben dem Anfänger ein klares und getreues Bild der für die Petrographie der krystallinischen Gesteine wichtigsten Species. — Eine sehr schätzbare Beigabe des RosenguschH’schen Werkes bildet die reiche Literatur, die nicht allein dem einzelnen, abgehandelten Gegenstand bei- gefügt, sondern am Schlusse noch vollständig zusammengestellt ist; dem Anfänger wie dem Fachmann sicherlich gleich willkommen. — Es ist in diesen Blättern sonst nur unsere Aufgabe, über den Inhalt der Bücher zu berichten; hier wird es aber zur Pflicht, auch der Ausstattung rühmend zu gedenken, welche dem Verleger zur Ehre gereicht. Der zahlreichen Holzschnitte im optischen Theil wurde schon erwähnt. Die zehn Tafeln in Farbendruck gehören zu den schönsten die wir gesehen; sämmtliche nach Original-Zeichnungen des Verfassers bringen eine sehr getreue, ob- Jective Wiedergabe des mikroskopischen Bildes. ALBR. ScHraur: über Brookit. (Atlas der Krystall-Formen des Mineralreiches. IV. Lief.) Nach den neuesten Untersuchungen des treff- lichen Wiener Krystallographen ist der Brookit monoklin mit prismati- schem (d. h. rhombischen) Habitus. Optisches Schema: für rothes Licht ca DoPoo = 0°; für violett cb ooPoo —= 0%. Die durchsichtigen Varie- täten zeigen daher eine der monoklinen Symmetrie entsprechende Disper- sion und Kreuzung der Axenebenen. Der monokline Character des Broo- kits erklärt die vollkommene Isomorphie mit Wolframit; wie bei diesem lassen sich mehrere Typen unterscheiden. I. Typus. Monoklin. Axen- Verhältniss a: b:c = 0,340269 : 1: 1,0926735. n — 9035°/,‘'. Dahin ge- hören Krystalle von Tavistock, von Chamouni: es kommen auch Zwillinge vor, Zwillings-Axe senkrecht auf dem ÖOrthopinakoid. Krystalle flächen- reich, Orthopinakoid vorwaltend. II. Typus. Monoklin. a:b:c = 0,84693 * Jahrb. 1871, 914. n 755 :1:0,93795. 7 = 90°39'20. Krystalle von Ulster County; auch hier Zwil- linge nach dem genannten Gesetz. II. Typus. a:b:c = 0,841419 : 1: 0,943441. 7 — 90°6'30. Dahin gehören zum grösseren Theil die von früheren Autoren als rhombisch beschriebenen Formen, Vorerst muss es noch unentschieden bleiben, ob holoedrisch monokline oder Zwillings-Krystalle vorliegen. Es wurden zwei Zwillingsverwachsungen constatirt; Drehungs- axe senkrecht zu ooPxx (Wales) und Drehungsaxe senkrecht zu OP (Russ- land). Scaraur bildet von dem Brookit 16 Formen ab, meist flächenreiche, und stellt noch den Arkansit und Eumannit zum Brookit. TH. SCHEERER und E. DrecuseL: künstliche Darstellung von Flussspath und Schwerspath. (Journ. f. prakt. Chem. Bd. 7, 8.63 ff.) Fluorcalcium in krystallisirter Gestalt ist, soweit bekannt, auf künstlichem Wege bisher nicht erzeugt worden. Die wichtige Rolle, welche der Flussspath in vielen, namentlich auch in gewissen Freiberger Erzgängen spielt, veranlasste einige Versuche über künstliche Flussspath- bildung. Sowohl gepulverter Flussspath, als amorphes Fluorcaleium zei- gen sich bei stärkerer Glühhitze löslich in gewissen geschmolzenen Chlor- metallen, besonders in Chlorcaleium, Chlorkalium und Chlornatrium, sowie in Gemischen dieser Salze. Bei derartigen Zusammenschmelzungen in einem Platintiegel über dem Gasgebläse bildete sich bei möglichst ver- zögerter Abkühlung krystallisirtes Fluorcalecium, welches durch Auskochen der Schmelze durch Wasser gesondert erhalten wurde. Dasselbe bestand, wie die mikroskopische Untersuchung zeigte, grösstentheils aus tessera- len Krystallskeletten, gebildet durch rechtwinklig an einander ge- fügte Zweige, jeder Zweig aus an- und über einander gewachsenen Ok- ta&ädern bestehend, deren Hauptaxen unter sich und mit den drei Zweig- richtungen parallel liefen; ganz wie solche Gebilde bei andern tesseralen Stoffen bekannt sind, namentlich beim Kupfer, Silber, Salmiak, Alaun. Hier und da waren auch isolirte, ringsum ausgebildete Oktaäder bemerkbar. Nirgends aber liessen sich Hexaöder entdecken, nicht einmal als Combinationen an Okta&ödern. Was auf trocknem Wege nicht gelang, Flussspath in seiner gewöhnlichen Krystallform darzustellen, suchten die Verf. auf nassem Wege — zum Theil mittelst Überhitzung unter hohem Dampfdruck — zu erreichen. Es gelang dies in verschiedenem Grade durch folgende Methoden. Eine Auflösung von saurem Kieselfluorcaleium (bereitet durch Lösen krystallisirten neutralen Kieselfluorcalciums und Ab- filtriren des allmählich ausgeschiedenen basischen Salzes) wurde mit etwa dem gleichen Volum einer mässig verdünnten, neutralen Chlorcalcium- solution versetzt. Die gemischte Flüssigkeit, welche einen beträchtlichen Überfluss an Chlorcaleium im Verhältniss zum Kieselfluorcaleium ent- hielt, zeigte erst nach einigen Stunden Spuren von Trübung. Sie wurde in einer zugeschmolzenen Glasröhre während 10 Stunden bis auf eine Temperatur von etwa 250° erhitzt. Nach dem Erkalten und Öffnen der Röhre, sowie nach Entfernung der darin enthaltenen Finseighen sammt 4 156 dem losen — meist aus amorphem Kieselsäurehydrat bestehenden — Nie- derschlage, wurde die Röhre mit Wasser mehrmals ausgespült und längere Zeit behandelt, um jeden löslichen Stoff völlig zu entfernen. An der so gereinigten und durch Erwärmung wieder getrockneten Röhrenwandung gewahrte man, selbst schon bei mässiger Vergrösserung mittelst der Loupe, sehr scharf ausgebildete Krystalle. Einige derselben hatten Oktaäder- Form, andere waren Combinationen von Oktaäöder und Hexa- eder, letztere Gestalt jedoch niemals für sich auftretend. An den gröss- ten dieser Krystalle erreichten die Kanten eine Länge von 0,07 Mm. — Wiederholungen dieses Versuchs gaben anfangs kein so günstiges Resul- tat, bis sich herausstellte, dass zum vollkommnen Gelingen eine Tempera- tur von nicht unter 240° erforderlich sei. Schöne und ausserordentlich zahlreiche Krystalle bildeten sich bei einer fast 250° erreichenden Tem- peratur. Ein höherer Hitzgrad hatte leider stets das Explodiren dieser Glasröhren zur Folge, obwohl sie aus schwer schmelzbarem Kaliglas be- standen und 3 Mm. Wanddicke bei kaum 14 Mm. Durchmesser im Lich- ten besassen. Dagegen ist es nicht nothwendig, jene filtrirte saure Solu- tion von Kieselfluorcaleium anzuwenden, sondern es genügt, krystallisirtes (neutrales) Kieselfluorcaleium in fester Gestalt in die Röhre zu bringen und Chlorcaleiumlösung darauf zu giessen. Dann wird die Röhre so zuge- schmolzen, dass etwa ein Drittel ihres Innern mit Luft erfüllt bleibt, im Kanonen-Apparat allmählich bis auf 250° erhitzt, einige Stunden in dieser Temperatur erhalten und darauf langsam abkühlen gelassen. Die gebil- deten Flussspathkrystalle sitzen so fest an der — vollkommen durchsichtig gebliebenen — Röhrenwandung, dass keine Gefahr vorhanden, sie beim wiederholten Ausspülen der Röhre wegzuwaschen. Die Verf. erhielten auf diese Weise so zahlreiche Krystalle, dass die Röhrenwandung stellenweise mit kleinen Oktaädern dicht inkrustirt war. Die meisten derselben hatten etwa 0,02 Mm. Kantenlänge; darunter kamen aber einzelne grös- sere mit Kantenlängen bis zu 0,08 Mm. vor. Der chemische Hergang bei dieser gegenwärtigen Zersetzung der genannten beiden Salze lässt sich folgendermassen auffassen: 3CaF + 2SiFs 9CaF 6CaCl ! — ! 28i0, 6Ho 6HEI Als Zersetzungsprodukte werden also Fluorcaleium (Flussspath), Kieselsäure (in Gestalt von Kieselsäurehydrat) und Chlorwasser- stoffsäure gebildet. — Nachdem es gelungen war, Flussspath als Zer- setzungsprodukt zu erzeugen, versuchten die Verf. Flussspathkrystalle auf einfacherem Wege darzustellen: aus einer Solution von Fluorcaleium in Wasser. Frisch bereitetes amorphes Fluorcaleium ist in Wasser nicht ganz unlöslich. Eine solche Solution gab beim Verdunsten sowohl über Schwefelsäure im Exsiccator als im Vacuum, keine deutlich erkennbaren Krystalle bei 100facher linearer Vergrösserung, deren sich die Verf. meist bei ihren Versuchen bedienten. Selbst bei 600facher Vergrösserung blieb es ungewiss, ob einige als hexaädrische Gestalten erscheinende Gebilde 797 wirklich diesen Charakter besassen. Als dagegen amorphes Fluorcaleium, mit schwach durch Salzsäure angesäuertem Wasser übergossen, in einer zugeschmolzenen Glasröhre während 10 Stunden bis auf 240° (einem Dampfdruck von etwa 32 Atmosphären entsprechend) erhitzt wurde, er- hielten die Verf. zahlreiche, sehr scharf ausgebildete Krystalle, allein nur Okta&der (meist mit Kantenlängen von 0,02 Mm.) an denen Hexaöder- Flächen mit Sicherheit nicht erkannt werden konnten. -- Schwefel- saurer Baryt zeigt, trotz seiner ausserordentlichen Schwerlöslichkeit in Wasser, grosse Neigung zum Krystallisiren auf nassem Wege; denn alle Niederschläge desselben scheinen aus mikroskopischen Krystallen zu be- stehen, oder sich wenigstens sehr bald darin umzuwandeln. Etwas grös- sere Krystalle erhält man durch Anwendung besserer Lösungsmittel. Die durch ‚höhere Temperatur gesteigerte Löslichkeit des schwefelsauren Baryts in Wasser kann ebenfalls zur Krystallbildung desselben benützt werden. Eine stark verdünnte Chlorbaryumlösung mit etwas überschüssiger Schwe- felsäure versetzt und während 12 Stunden bis auf 245° erhitzt, gab be- deutend grössere — theilweise zu Gruppen verwachsene — Krystalle, als sich durch Fällung unter gewöhnlichen Umständen bildeten. Von beson- derem Interesse erschien es, da Flussspath und Schwerspath in Gängen so oft neben einander vorkommen, solche nachbarlichen Ge- bilde künstlich hervorzurufen. In dieser Absicht wurden die folgenden Versuche angestellt. Fluorcalecium und schwefelsaurer Baryt. Es liess sich vermuthen, dass schwefelsaurer Kalk (Gyps) und Fluorbaryum unter gewissen Verhältnissen zersetzend auf einander einwirken würden, und dass dadurch schwefelsaurer Baryt (Schwerspath) und Fluorcaleium (Flussspath) entstehen müssten. Es wurde zunächst ein Gemenge von 1 Äquivalent Fluorbaryum und 1 Äquivalent wasserfreiem schwefelsaurem Kalk mit einer grösseren Quantität K6l + Na€Cl im Platintiegel zusam- mengeschmolzen. Nach Behandlung der Schmelze mit Wasser blieb ein krystallinisches Pulver ungelöst, in welchem das bewaffnete Auge meist nadelförmige Gebilde gewahrte, aber nichts was auf tesserale Gestaltung bezogen werden konnte. Die Nädelchen erwiesen sich unter dem Mikro- skop im polarisirten Lichte als optisch zweiaxig. Durch Anwendung des nassen Weges suchten die Verf. zu einem unzweideutigeren Resultate zu gelangen. In eine unten zugeschmolzene Glasröhre wurde etwas Fluor- baryum geschüttet, durch Salzsäure angesäuertes Wasser daraufgegossen und dann ein Stück krystallisirter Gyps (Marienglas) mittelst eines Pla- tindrahtes und Platinblechs so angebracht, dass dasselbe möglichst ent- fernt vom Fluorbaryum gehalten wurde. In der nun auch an dem ande- ren Ende zugeschmolzenen und horizontal in den Kanonen-Apparat ge- legten Glasröhre befanden sich also am einen Ende Fluorbaryum und am andern Ende Gyps, beide unter der Wasserschicht. Nach 10stündigem Erhitzen bis auf etwas über 240° und langsamer Abkühlung, waren über- aus zahlreiche prismatische Krystalle entstanden; nirgends aber liess sich eine Spur vor tesseralen Gebilden entdecken. Soviel stand also Jedenfalls fest, dass hierbei kein Flussspath erzeugt worden war. Die 758 prismatischen Krystalle besassen verschiedenen Habitus, und zwar liessen sich folgende drei Arten leicht von einander unterscheiden. 1) Lange sechsflächige Prismen (zum Theil über 1 Mm. lang bei nur 0,005—0,01 Mm. Dicke), an denen mitunter eine dachförmige Zuspitzung deutlich bemerk- bar. Sie ergaben sich bei näherer Prüfung als Gypskrystalle.. Durch längeres Behandeln mit salzsäurehaltigem Wasser wurden sie allmählich vollständig gelöst, während die beiden andern Arten der Krystalle unver- ändert zurückblieben. 2) Kurze Prismen (meist von ungefähr 0,03 Mm. Länge bei 0,01 Mm. Durchmesser), welche sich als rhombische Krystalle von der Form &oP.oP.ooPoo auffassen liessen. Ihre grösste Dimension befand sich in der Richtung der Makrodiagonale. Dieser ganze Habitus unterstützt die Vermuthung, dass es Anhydritkrystalle waren, dann frei- lich ausnahmsweise ohne die fast stets an denselben auftretenden Flächen ooPxo. 3) Kleine nadelförmig spiessige Krystalle. Da es nicht möglich war, diese letzteren beiden Arten der Krystalle von einander zu sondern, so konnte nur das Gemenge derselben chemisch untersucht werden. Dabei ergaben sich wieder Schwefelsäure, Flusssäure, Baryterde und Kalkerde als Bestandtheile.. Da es sich hiernach zu bestätigen schien, dass eine chemische Doppel-Verbindung von schwefelsaurem Baryt und Fluorcalcium, nicht aber jedes dieser Salze für sich, gebildet worden war, suchten die Verf. diese befremdende Thatsache noch unzweifelhafter darzulegen. Dies konnte vermittelst Anwendung des Princips der verlangsamten Krystall- bildung geschehen, wodurch wohl grössere Krystalle jener fraglichen Ver- bindung zu erhalten. Eine U-förmig gebogene Glasröhre, an welcher das Mittelstück verhältnissmässig lang und von grossem Durchmesser war, wurde mit Wasser gefüllt und an ihrem einen Ende mit Fluorbaryum, an ihrem anderen Ende mit Gyps beschickt; derartig, dass diese von Filtrir- papier umhüllten Salze lockere Pfropfe in beiden Röhrenschenkeln bilde- ten. Das ins Wasser eintauchende Filtrirpapier bewirkte das Feucht- werden und allmähliche Auflösen der Salze. Die so gebildeten Lösungen senkten sich in den lothrecht stehenden Röhrenschenkeln und trafen im Mittelpunkt sehr langsam und verdünnt zusammen. Während wochen- langer Zeit setzten sich an der Röhrenwandung beträchtliche Mengen von Krystallen ab, zu mehr oder weniger grossen Gruppen vereint, alle aber — wegen der geringeren Löslichkeit des Fluorbaryums im Vergleich mit der des Gypses — beträchtlich näher an der Lösungsquelle des erstge- nannten Salzes als an der des zweiten. Als diese (in Wasser völlig un- löslichen) Krystallgebilde unter dem Mikroskop betrachtet wurden, boten sie einen durchaus anderen Anblick dar, als die des vorbeschriebenen Versuchs. Weder nadelförmige noch andere prismatische Krystalle waren bemerkbar. Dagegen zeigten sich überaus zahlreiche Krystallskelette — — viele von schönster Tannenbaumform — mit schiefwinklig angelegten Zweigen und mit Zuspitzungen, die auf keine tesserale Gestalt zu ziehen waren. Ferner gab es tafelförmige Gestalten, und darunter von einer beilförmigen Art, wie sie für gewisse Schwerspäthe charakteristisch 759 ist. Alle diese Gebilde gingen durch Zwischenstufen in einander über, gehörten also einer und derselben Substanz an. Dass diese für Schwer- spath zu halten sei, erscheint um so unbedenklicher, als sich zugleich unzweifelhafte Flussspath-Krystalle (mit Kantenlängen bis zu 0,04 Mm.) gebildet hatten, fast alle in scharfkantigster Hexa&äder-Form. Meist waren sie den Schwerspathkrystallen aufgewachsen, zum Theil sassen sie auch einzeln und in kleinen Gruppen in der Nähe derselben. Bei ge- steigerter Vergrösserung (bis zum 300fachen) zeigten sich manche Schwer- spathkrystalle — tannenbaumähnliche Gebilde wie beilförmige Tafeln — ganz übersäet von unregelmässig darüber ausgestreuten kleinen Hexa- ödern. Die chemische Analyse dieses Krystall-Gemenges ergab, wie vor- auszusehen, schwefelsauren Baryt und Fluorcaleium als alleinige Bestand- theile. — In Betreff des verschiedenartigen krystallinischen Typus der dargestellten Flussspathkrystalle verdient es schliesslich als ein Erfah- rungsresultat hervorgehoben zu werden: dass langsame Entstehung, in Verbindung mit niederer Temperatur, die Hexa&der-Bildung begün- stigt, während schnelle Entstehung, in Verbindung mit hoher Tem- peratur, auf Oktaöder-Bildung hinwirkt. K. Hausuorer: über eine mechanische Trennung zusam- menkrystallisirter Körper. (Journ. f. prakt. Chem. Bd. 7. S. 147 ff.) Wenn 'man ein Gemenge verschiedener zusammenkrystallisirter Körper mechanisch soweit zerkleinern könnte, dass die einzelnen Theilchen ver- schiedene Substanz repräsentirten, so wäre es bei Körpern, deren Gemeng- theile wesentliche Unterschiede im spec. Gewichte zeigen, leicht, sie dureh Schlämmen zu zerlegen und selbst in dem Falle, dass nur ein kleiner Theil des Pulvers soweit zerkleinert wäre, wie angenommen ist, müssten die Produkte des Schlämmens Unterschiede in der chemischen Zusammen- setzung nach einer a priori bestimmbaren Richtung hin zeigen. Darauf gründen sich die Versuche, welche zunächst mit einem Siderit von Loben- stein vorgenommen wurden. Die Analyse dieses Minerals, welches voll- kommene Individualisation und Spaltbarkeit zeigte, ergab: 76,84 kohlensaures Eisenoxydul 20,75 kohlensaure Magnesia 0,81 kohlensaure Kalkerde 1,69 kohlensaures Manganoxydul, somit eine Zusammensetzung, welche sich einerseits für den vorliegenden Zweck vorzüglich eignen musste, andererseits aber auf eine ziemlich ein- fache Constitutionsformel führt, da das Eisenoxydulcarbonat gegen die Summe der übrigen Carbonate sich genau verhält wie 7:3. — Eine grös- sere Menge davon — etwa 200 Grm. — wurde fein gepulvert, durch ein Tuch gebeutelt, das Feinste mit etwa !/, Lit. ausgekochten destillirten Wassers aufgeschlämmt und durch Absitzenlassen und Abgiessen des noch suspendirten Theiles in 6 Sedimente getrennt. Diese wurden alle zugleich bei 110° getrocknet, gewogen, in Schwefelsäure gelöst und auf ihren Ge- 760 halt an Eisenoxydul titrirt. Die mit aller möglichen Sorgfalt ausgeführte Operation ergab nicht die geringste Verschiedenheit im Resultat; Nr. 1 entfärbte genau soviel von der stark verdünnten Chamäleonlösung wie Nr. 6 und alle zwischenliegenden. Die Folgerung liegt nahe, dass man es mit einer homogenen Substanz, einer geschlossenen chemischen Verbin- dung zu thun hatte. Dies negative Resultat hielt HavsHorer nicht ab, weitere Versuche anzustellen. Ein sogenannter Ankerit von Eisenerz in Steyermark — ebenfalls rein und gut spaltbar — gab bei der Analyse folgende Resultate: 75,01 kohlensaure Kalkerde 4,13 kohlensaures Eisenoxydul 11,11 kohlensaure Magnesia, welche Zusammensetzung weder einem normalen Ankerit, noch überhaupt einer einfachen Formel entspricht. Die durch den gleichen Abschläm- mungsprocess gewonnenen fünf Sedimente wurden gelöst und titrirt und enthielten I. 4,16 Eisenoxydulcarbonat II. 4,16 R II. 4,10 x IV. 4,08 is V. 4,04 h zeigten also einen successive abnehmenden Gehalt an Eisenoxydulearbonat, woraus ohne Zweifel geschlossen werden darf, dass dasselbe wenigstens zum Theil mechanisch beigemengt war und vermöge seines höheren spe- cifischen Gewichtes in den ersten Sedimenten in grösserer Menge nieder- fiel als in den späteren. In den ersten zwei Absätzen zeigt sich kein wesentlicher Unterschied. Es ist zur Erklärung dieser Thatsache wohl der Umstand ausreichend, dass die ersten Sedimente sich sehr rasch ab- setzen und in den wenigen Secunden ihrer Bildung die immerhin noch ge- ringen Unterschiede des spec. Gewichtes kaum zu einer Trennung genügen, überdies die ersten Sedimente auch das Gröbste enthalten und deshalb nicht zur Separation geeignet sein können. HavsHorrr macht darauf auf- merksam, dass die ans Brscnor’s Lehrbuch der chemischen Geologie in andere Lehr- und Handbücher übergegangene Angabe über die Trennbar- keit der isomorphen Carbonate des Caleiums und Magnesiums, besonders der sogenannten unfertigen Dolomite durch verdünnte Essigsäure neuer experimenteller Belege bedarf. Es ist HAusHorER wenigstens in dem vor- liegenden Falle nicht gelungen, eine Trennung des Caleinmearbonates von den übrigen Carbonaten des Ankerites zu bewerkstelligen, obwohl das er- stere aller Wahrscheinlichkeit nach selbstständig vorhanden war und ob- wohl sehr verdünnte Essigsäure ohne Erwärmung angewendet wurde. Es löste sich bei der Einwirkung derselben zwar im Verhältniss mehr Kalk- erde als von den übrigen Basen, allein es löste sich Eisenoxydul und Manganoxydul ebenfalls und zwar in Mengen, welche kein bestimmtes 761 Mengungsverhältniss angaben. 2 Grm. Ankerit, in verdünnter Essigsäure gelöst, hinterliessen 1,1020 Rückstand; dieser bestand aus 0.0170 Eisenoxydul- | 1,5 p.C. 0,1777 Manganoxydul- }; carbonat oder: 16,1 „ 0,9073 Kalkerde- BIN 4% während die in Lösung gegangene Menge von 0,8980 Grm. aus 0,0087 Eisenoxydul- 0,96 p.C. 0,0630 Manganoxydul- } carbonat oder: 7,01 „ 0,8263 Kalkerde- 99,01 a;, bestand. Mag nun auch das Magnesiumcarbonat im Dolomit sich anders verhalten, so ist es jedenfalls wünschenswerth, dass, ehe man der ange- gebenen Scheidung der Carbonate durch Essigsäure die Geltung eines Lehrsatzes einräumt, genaue Untersuchungen mit besonderer Rücksicht ‘auf die Dauer der Einwirkung, auf den Concentrationsgrad und die rela- tive Menge der Essigsäure angestellt werden. Der krystallisirte wasser- helle Dolomit von Traversella, welcher nach HAvsHorEr aus 53,85 kohlensaurer Kalkerde 36,98 kohlensaurer Magnesia 8,49 kohlensaurem Eisenoxydul 0,50 kohlensaurem Manganoxydul besteh? und sich auf die Formel des normalen Dolomit beziehen lässt, konnte durch Schlämmen nicht zerlegt werden. Sechs Sedimente, welche auf dem vorgezeichneten Wege erhalten worden waren, zeigten sowohl bei der Titrirung als bei einer controlirenden Analyse nur solche Unterschiede in der Zusammensetzung, welche auf Rechnung der analytischen Fehler- quellen zu stellen sind und keine stetige Ab- oder Zunahme erkennen lassen. Im Anschlusse an diese Untersuchungen und in gleicher Absicht prüfte HavsHorer das Verhalten des Staffelit von Limburg im Nassauischen. Dieses merkwürdige Mineral, welches von PETERSEn analysirt wurde, löst sich in verdünnter Salz- oder Salpetersäure schon bei mässiger Erwärmung vollständig auf und zwar unter einer bis zuletzt gleichbleibenden Entwick- lung von Kohlensäure. Es ergab sich eine Zusammensetzung: 92,76 Calciumphosphat und Fluorcalcium 7,19 Caleiumcarbonat, wenig Wasser und Sika von Chlor. Es wurde nach der angegebenen Methode durch Schlämmen in sechs Sedimente getheilt, diese zugleich bei 110° getrocknet und je 1 Grm. in verdünnter Salzsäure :bei ca. 50° gelöst. Aus den klaren Lösungen wurde sämmtlicher phosphorsaurer Kalk durch einen geringen Überschuss von Ammoniak gefällt, bis nahe zum Kochen erwärmt, rasch filtrirt und mit heissem Wasser nachgewaschen. Der phosphorsaure Kalk wurde getrock- net, geglüht und gewogen, im Filtrat wurde der Controle wegen in 1., II. und VI. der Kalk als oxalsaures Salz gefällt und als schwefelsaurer ge- wogen. Die analytischen Resultate waren: 762 Sediment Calciumphosphat Calciumearbonat Summe T. 93,18 6,72 99,90 HI. 92,87 7,09 99,96 III. 92,67 _ - IV. 92,35 ie = V. 92,15 a Bi v1. 92,10 7,78 99,88 Die Unterschiede sind wohl nur sehr gering, allein doch grösser, als dass sie in die Grenzen der analytischen Fehler fallen könnten, und zu- dem wieder in einer ununterbrochenen Progression, welche der Voraus- setzung, dass der specifisch schwerere phosphorsaure Kalk sich in den er- sten Sedimenten mehrt, in den letzteren vermindert, vollkommen entspricht und es wahrscheinlich macht, dass das Mineral ein Gemenge ist. Die Mengung muss jedoch eine äusserst innige sein; denn das Calciumcarbonat wird durch Essigsäure auch aus dem feinsten Pulver nicht ausgezogen. Die Moleküle desselben scheinen von den Molekülen des Phosphates voll- ständig umschlossen und dadurch vor der Einwirkung der Säure geschützt zu sein. Havsuorer vermuthet aus dem spec. Gewichte des Minerals (= 3,16), dass das Caleiumcarbonat in der Modification Aragonit in dem Minerale enthalten ist. Durch anhaltendes aber nicht zu starkes Glühen konnte ein grosser Theil der Kohlensäure ausgetrieben werden; dann reagirte die Substanz alkalisch und Kalkerde wurde durch Wasser aus- gezogen. Das abfiltrirte Mineralpulver wurde noch einmal geglüht und wieder konnte Caleiumoxyd durch Wasser ausgezogen werden und so ein drittes Mal. Die Mengen des ausgezogenen Kalkes wurden jedoch succes- sive kleiner und betrugen zusammen etwa nur zwei Dritttheile des Cal- ciumcarbonates, welches die Analyse ergeben hatte. Es ist bei dem Glühen des Pulvers wohl kaum zu vermeiden, dass der kaustisch werdende Kalk mit dem Phosphat kleine Mengen von basischem Salz bildet und dann natürlich in Wasser unlöslich wird. — Auch dieses Verhalten des Mine- rals lässt sich dahin deuten, dass der Staffelit ein Gemenge sei, wofür übrigens das äussere Ansehen und das Verhalten gegen Säuren durchaus keinen Anhaltspunkt gibt. Es geht aus der vorliegenden Untersuchung hervor, dass es krystallisirte Gemenge isomorpher und heteromorpher Körper gibt, und dass solche, deren Zusammensetzung einfache stöchio- metrische Verhältnisse zeigen, mit Wahrscheinlichkeit für geschlossene chemische Verbindungen angesehen werden können. Borıcry: über neue Mineralvorkommen in der Umgegend von Waltsch. (K. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. zu Prag, Sitzg. v. 21. Febr. 1873.) Die Umgegend von Waltsch war seit langem als der Fundort schöner Hyalithe (vom Berge Wilir und von der hohen Lauer, nordwestlich von Waltsch) und des stängligen und faserigen, blass viol- blauen, röthlichen und gelblichweissen Aragonit bekannt. Von Interesse ist aber das Vorkommen von Apatit. Die kleinsten, vereinzelten oder 763 gehäuften Kryställchen desselben (circa ! „—1"' 1.) sind schwach pellucid und glasglänzend; die grösseren (bis 6‘ ].) haben eine schneeweisse oder graulichweisse Farbe, sind impellucid, matt oder schwach perlmutterglän- zend, doch pflegen im Inneren derselben und in der Mitte der basischen Flächen schwach grünlichweisse, durchschimmernde Partien bemerkbar zu sein. Durch Hervortreten winzig kleiner, meist der Hauptachse parallel aggregirter Krystallsäulchen scheinen ihre Seitenflächen sehr stark gerieft zu sein; hiedurch erscheint auch die basische Fläche mehr weniger krumm- fächig und drusig, so dass die meisten Kryställchen (Aggregate) fassähn- lichen, garbenähnlichen oder wulstförmigen Gebilden ähneln. Es erschei- nen die krystallinischen Apatitüberzüge sehr häufig in Gesellschaft des Hyalith. In den meisten Fällen bildet eine Druse von zarten Apatit- kryställchen die tiefste Lage; hierauf folgen abwechselnde Hyalith- und Apatitlagen und die jüngsten pflegen die halbkugelförmigen und fein trau- bigen Gebilde zu sein, welche aus Apatit und Hyalithschalen oder aus einem innigen Gemenge beider Minerale bestehen und sich durch ein opalartiges Aussehen auszeichnen. Es wurde im Laboratorium von Sararik durch K. Preis eine Analyse ausgeführt, zu welcher nur reine Fragmente der Krystalldrusen ausgesucht wurden. Das Ergebniss dieser Bestimmung in °/, war folgendes: /o Phosphorsäure = 36,86 Kalkerde — 53,83 Spec. Gew. — 3,083. Thonerde en! . ae ’ ; Kieselerde Legt man die gefundene Gewichtsmenge der Phosphorsäure der Be- rechnung des reinen Apatit und der Beimengungen zu Grunde, so er- gibt sich: Sauerstoffverhältnisse P,O, = 36,86 20,%7..— 9, %,4,154 | 3Ca0 — 43,58 12,46 — 3 X 4,154 \ 87,19 %/, Apatit. 1,.Ca —= 3,46 | Ä UEH 3,29 Hiedurch ergibt sich für die Analyse ein Überschuss von an 6 1 7 nr B age nl diesst BER 9,66°/, kohlensaurer Kalk Als weitere Beimen- gungen sind durch die Analyse bestimmt: AO, hd die vermuthlich in SiOo, (| 7 © 0 Verbindung mit Was- ser als Hydrate auf- treten. 6A Es besteht das untersuchte Mineral aus 87,19°%;, chlorfreier und fluor- hältiger Apatitsubstanz und aus 9,66°/, kohlensaurem Kalk; es stimmt also mit dem Staffelit überein. Perimorphosen des Hyalith nach schalig-faserigen Apatitkrusten. Auf den Hyalithlagen des Waltscher Basaltes kommen auch nieren- und traubenförmige Krusten vor, die theils aus abwechseln- den, dünnen, concentr. Schalen von Apatit und Hyalith bestehen, theils concentrisch schalige und zugleich mehr weniger deutlich strahlige Ge- menge beider Minerale darstellen. Offenbar rührt diese Texturausbildung nur von dem Apatit her, dem die Hyalithpartikeln in den erwähnten Tex- turrichtungen eingelagert sind. Nach Zerstörung des Apatit behält der Hyalith die angenommene schalig-strahlige Textur, wird jedoch schwam- mig porös. Auf völlig frischen dünnen Hyalithlagen des Waltscher Basal- tes breitet sich eine circa "/, dicke, graulichweisse, schwammig-poröse Hyalithkruste (von nierenförmiger, jedoch zerfressener Oberfläche) aus, an deren Querbruch die schalig-strahlige Textur sehr deutlich hervortritt. Auf anderen Stücken konnte — bei allmählicher Zerstörung der Apatit- schalen — die stufenweise Ausbildung dieser Hyalithform verfolgt werden. Perimorphosen von Hyalith nach Arasonitkrystallen. Bekanntlich hat v. Reuss die strahlig aggregirten Hyalithnadeln als Pseudo- morphosen nach Natrolith beschrieben. Beim Zerbrechen einiger dieser Hyalithnadeln, in denen meist scharf begrenzte — zuweilen mit einer lockeren bräunlichen Substanz theilweise gefüllte -- Hohlräume mit sechs- eckigem Querschnitte wahrzunehmen sind, schienen Borıcky die Winkel- maasse als mit Natrolithquerschnitten nicht übereinstimmend. Und in der That ergaben einige Messungen, dass die Winkel denen des Aragoni- tes sehr nahe stehen, dass an der Bestimmung der Hyalithnadeln als Peri- morphosen nach Aragonit — der in ähnlichen Aggregatformen in basal- tischen Gesteinen recht häufig ist — kein Zweifel obwalten kann. Die zu- weilen recht langen Nadeln der strahligen Aggregate sind an der Ober- fläche rundlich geflossen und höckerig, ihre Hohlräume jedoch ebenflächig und scharfkantig. — Die Substanz, aus der Apatit und Hyalith ihren Ur- sprung nehmen und die ohne Zweifel ein Ausscheidungsprodukt des Ba- saltes ist, stellt eine gelbliche und bräunliche, bröcklige und ziemlich weiche, muschlig brechende und schwach wachsglänzende Masse dar, welche die Blasenräume und Höhlungen des zersetzten Basaltes mandelartig ausfüllt. Wo sie fehlt, da sind die Wandungen der Cavitäten mit ihren Edukten, dem Hyalith und Apatit bedeckt. Nach qualit. Untersuchung ist sie wesentlich ein Gemenge von amorpher Kieselerde mit Apatitsubstanz. Comptonit, Phillipsit und Chabasit in Drusenräumen des Leucitnephelinbasaltes südwestl. von Waltsch. Inden Drusenräumen des in der Umwandlung vorgeschrittenen Leueitnephelin- basaltes von Waltsch finden sich mehre von anderen Punkten des böhm. Basaltgebietes wohl bekannte Minerale. Der GOomptonit erscheint in kleinen, beinahe farblosen, zu Drusen vereinigten Kryställchen, die nach unten in faserige Massen übergehen. Die Krystalle stellen die gewöhn- 769 liche Combination >oPxo . ooPoo . ocoP mit dem sehr stumpfen Makrodoma von 177° 35‘ dar. Der Oomptonit bildet dünne, gelblich- und graulich- weisse Krystalldrusen, die stellenweise mit einem äusserst zarten, dünnen, traubenförmigen, meist zu Limonit umgewandelten Stilpnosideritüberzuge versehen sind und auf denen kleine, vereinzelte Phillipsit-Krystalle auf- sitzen. Dieselben, circa 1’ l. und !.‘ br., sind theils farblos, theils schwach milchig oder graulichweiss getrübt, glasglänzend und häufig an beiden Enden ausgebildet. Die zarten, netten Kryställchen stellen die wie einfache Krystalle erscheinenden, vollkommenen Durchkreuzungszwillinge mit coincidirenden Hauptachsen der Combination coPoo . o0Pwo . P dar, wo- bei die sehr stumpfe Kante, welche die Pyramidenflächen in zwei Felder theilt, zumeist schwach, aber dennoch deutlich zu sehen ist. Ausser den mit Comptonit und Phillipsit versehenen fanden sich in der erwähnten Mineralsuite zwei mit jenen völlig übereinstimmende Basaltstücke vor, deren Drusenräume mit winzig kleinen, zu Drusen dicht zusammengehäuf- ten Chabasit-Krystallen ausgekleidet waren. Diese, meist Durchkreu- zungszwillinge von R., sind stellenweise fast farblos, gewöhnlich (von Li- monit schwach imprägnirt und hiedurch) gelblich oder bräunlich gefärbt und in verschiedenen Graden pellueid. Ihre Flächen sind meist spiegelnd glatt, seltener federartig gerieft. Zwischen denselben fand sich ein winzig klei- ner Phillipsitkrystall vor, der von ganz kleinen Chabasitkryställchen be- deckt war. Es besteht somit die paragenetische Reihenfolge: a) Compto- nit, b) Phillipsit, ec) Chabasit. Osteolith. Analog dem Vorkommen bei Schönwalde unweit Böhm. Friedland, finden sich auch in den festen Basal- ten von Waltsch mehre Zolle dicke Platten von Osteolith vor, die sich in dünne parallele Schalen spalten lassen. . Die Substanz derselben, weiss oder gelblichweiss, von feinerdigem Bruche, besteht wesentlich aus basisch phosphorsaurem Kalke, mit etwas kohlensaurem Kalke gemengt und ist ohne Zweifel ein Zersetzungsprodukt des im Basalte enthaltenen Apatites. Eine Probe von 3,8 Gr. ergab das spec. Gew. — 2,831. Phosphate der basaltischen Tuffe. In seiner Abhandlung „über die Verbreitung des Kali und der Phosphorsäure in böhmischen Gesteinen“ hat Borıcky den verhältnissmässigen Reichthum böhmischer Basalttuffe an phosphorsaurem Kalke erwähnt und namentlich hervorge- hoben, dass in den Tuffen „zuweilen Ausscheidungen des basisch phos- phorsauren Kalkes, mit kohlensaurem Kalke gemengt, als graulich-, grünlich- oder gelblichweisse, poröse, feinerdige Massen vorkommen, die in Nestern und Adern von mehreren Zollen bis über einen Fuss mächtig, die Tuffe durchsetzen.“ Ausserdem kommen zuweilen, einzelnweise in den Tuffen eingebettet, röthliche (Heischrothe), röthlich- und gelblichweisse, compakte Knollen von glatter, schwach fettglänzender und röthlichweisser Oberfläche vor, deren matte, flach muschlige Fragmente sich fettig anfühlen, an der Zunge haften und eine starke Phosphorsäure- reaktion geben. Während das Innere mehrer Knollen ziemlich gleich- artig erscheint, bestehen andere aus lichter (gelblich- oder röthlichweiss) 766 und dunkler (fleischroth) gefärbten Partien oder auch aus, durch Äderchen einer erdigen Substanz getrennten, scharfkantigen Stücken. Die lichten, schwach gelblich- oder röthlichweissen Partien haben ein erdiges Aussehen und erinnern an dichten Phosphorit, während die fleischrothen Partien in den äusseren Merkmalen mit Bol übereinstimmen. Die Härte der Knollen- fragmente = 2—3, das spec. Gew. der dunklen, röthlichen Fragmente (mit 6 Gr. bestimmt) = 2,749; das der lichten röthlichweissen (mit 7 Gr. b.) —2,990. Es hat K. Preıs eine partielle quantitative Analyse sowohl der lichten, als auch der fleischrothen Fragmente vorgenommen. Die Analyse ergab in ®,.: für die fleischrothen für die lichten Fragmente Phosphorsäure — 34,09 29,49 Kalkerde — 52,13 43,70 Magnesia = 1.23 nicht bestimmt a 0,54 3,90 Eisenoxyd Unlöslicher Rückstand = 0,83 9,74 Glühverlut = 4,64 7,66 Kohlensäure == nicht bestiınmt 29,49 somit erübrigt für die nicht bestimmten Be- standtheile«:.. =,;i;; 6,54 5,51 100. 100. B. Geologie. Pu. Pıatrz: das Steinsalzlager von Wyhlen. Karlsruhe 1873. 3.47. Mit 3 Taf. Die südwestliche Ecke des Schwarzwaldes, in welchem Wyhlen liegt, wird zumal von Trias-Gesteinen gebildet, nur am westlichen Rande von jüngeren Formationen überlagert. Die Schichten der Trias sind bis zum oberen Dolomit des Muschelkalkes in ununterbrochener Folge im ganzen Raum zwischen Schwarzwald und Jura abgelagert worden. Jetzt vorkommende Unterbrechungen des Zusammenhangs sind durch spä- tere Dislocationen veranlasst. Keuper und Jura, die nördlich vom Rhein nur vereinzelte Ablagerungen bilden, treten südlich vom Rhein in grosser Verbreitung und Mächtigkeit auf. Die Bildung des Beckens, welches die Trias-Gesteine erfüllen, hängt zusammen mit der grossen Hebung des Schwarzwaldes in der Zeit des Buntsandsteins. Innerhalb dieses Beckens setzten sich die Schichten der Trias in horizontalen Lagen ab; es bildeten sich geschlossene Meeresbecken, innerhalb welcher sich die aufgelösten Stoffe, besonders Gyps und Kochsalz durch Verdunstung ablagerten. Eine darauf angeschwemmte mächtige Thonlage schützte sie gegen Wiederauf- 167 lösung, als das Meer wieder das ganze Terrain bis zum Fusse überdeckte, der obere Muschelkalk sich ablagerte. Von bedeutendem Einfluss auf die Boden-Gestaltung waren die grossen Bewegungen am Schluss der Tertiär- zeit. Die allgemeine Hebung, welche Alpen und Jura, Vogesen und Schwarzwald auf ihre jetzige Höhe brachte, versetzte auch das Triasland, zwischen Schwarzwald und Jura, also zwischen Waldshut und Basel in höheres Niveau, es bildete sich ein Plateau von etwa 520 M. Höhe. Gleich- zeitig entstand aber auch eine Spalte, die in n. w. Richtung das Plateau durchsetzend, bedeutende Verwerfungen hervorrief und das ursprünglich horizontale Plateau in zwei Theile getheilt. Der westliche Theil enthält das Salzlager von Wyhlen. Die Lagerung ist hier eine muldenförmige. Die Schichten bilden ungefähr !/, einer Kugelschale, deren, Mittelpunkt zwischen Wyhlen und Schweizerhall liegt. Im tiefsten Theil der Mulde liegen die Schichten horizontal. (Verschiedene vom Verf. entworfene Pro- file zeigen in anschaulicher Weise die Spalte und ihre Wirkungen.) An die Schilderung der Lagerungs-Verhältnisse reiht Prarz Mittheilungen über die Bohrversuche, die in jenen Gegenden (auf Badischem und Schweizer Gebiet) angestellt wurden und im J. 1821 begannen. Die Versuchsarbei- ten bei Wyhlen fingen 1863 an. (Taf. III enthält zahlreiche, sehr genaue Profile der Bohrlöcher der oberrheinischen Steinsalzlager). Es ergibt sich aus diesen Profilen, dass die Zusammensetzung der mittlern Etage der Muschelkalk-Formation, wie solches auch anderwärts der Fall, eine sehr wechselnde. Der Gyps erreicht in den Bohrlöchern von Wyhlen eine be- deutende Mächtigkeit, bis 55 M. — Die Erbohrung von festem Steinsalz bei Wyhlen fand am 31. Jan. 1866 statt. Über die ungefähre Ausdehnung des Salzlagers theilt PLarz mehrfache Beobachtungen mit. Die Mächtig- keit des Lagers (die Zwischenmittel eingerechnet) beträgt bei Schweizer- hall 18,6 M., bei Wyhlen 24,0° M.; die Entfernung 648M. Auf diese Er- streckung nimmt von S. nach N. die Mächtigkeit des Salzes um 5,4 M. zu, also auf 1000 M. um 853 M. Es nimmt die Mächtigkeit nach N. rascher ab, als nach S. und der Durchschnitt des Salzlagers in dieser Richtung ist ungefähr linsenförmig. — Der nördlich des Rheines gelegene Theil des Salzlagers bildet ein Kreissegment, dessen Sehne 3300 M., des- sen Pfeilhöhe 900 M., dessen Radius 1725 M. beträgt. Die Fläche des Salzlagers auf badischem Gebiet berechnet sich demnach zu 97,5870 Hec- taren. Nimmt man nur eine durchschnittliche Mächtigkeit von 9 M. an, so enthält das Gebiet eine Masse von 8782830 Cubikmeter oder 715,638000 Centner. Das Salz des oberrheinischen Beckens gehört zu den besonders reinen; es ist fast ganz frei von Chlormagnesium. Prarz glaubt, dass diese Reinheit, verbunden mit der eigenthümlichen körnigen Structur dar- auf hindeutet, dass das Salz in grösseren Krystallen gebildet wurde, als loses Haufwerk einige Zeit lang der auflösenden Wirkung zudringender Gewässer ausgesetzt war, welche die Krystalle theilweise und die leicht- löslicheren Bestandtheile völlig auflösten. 168 R. v. DrascHhe: zur Kenntniss der Eruptivgesteine Steier- marks. (G. Tscuermak, Min. Mittheil. 1873, 1. Heft, S. 1-12.) Ein grosser Theil der zu beschreibenden Gesteine wurde mit den verschieden- artigsten Namen belegt, wie Basalt, Diorit, Leutschit, Grünstein, dann Feldstein- und Hornstein-Porphyr, Hornfels u. s. w.; auch war man lange Zeit der Meinung, dass der grösste Theil der hieher gehörigen Gesteine triassischen Alters sei, und zwar gleichalterig mit den Werfener Schiefern. Erst Srur verlegte nach eingehenden Untersuchungen ihr Alter in die Ter-. tiärzeit. Im oberen Quellgebiete der Sann erhebt sich an der Grenze von Steiermark und Kärnten das gegen 5000 Fuss hohe Smrkouz-Gebirge, im Norden von ihm abfallendem, sogenannten „Tonalit-Gneiss“ mit westöst- lichem Streichen begrenzt. Dieses Gebirge scheint wohl die grosse Erup- tionsstelle gewesen zu sein, aus welcher sich die Laven und Tuffe nach Süden und Südosten verbreiteten. Seine höchsten Theile bestehen aus Augitandesiten, mehr gegen die Niederungen zu treten Hornblende-Ande- site auf. Die Tuffschichten am Südabhang des Gebirges wechseln mit La- gern von Eruptivgesteinen und erreichen nach Srtur eine Mächtigkeit bis gegen 2500 Fuss. Gegen Osten zu nehmen die Tuffe nun immer mehr an Mächtigekeit ab, auch die Eruptivmassen treten, nachdem sie bei Wöllan und St. Galizien als Quarz-Andesit und Hornfelstrachyt noch mächtig ent- wickelt sind, in immer mehr vereinzelten Kuppen theils in den triassischen Gebilden, theils eng mit Tuffen verknüpft. als Lager in den Tertiärschich- ten auf, welche sich in langen Armen von Croatien und Ungarn aus in die älteren Gebilde der Alpen erstrecken. Nachdem die Kette von Eruptiv- Gesteinen sich stets in westsüdwestlicher Richtung gehalten hat, verschwin- det sie in Kuppen aufgelöst endlich in Croatien. Die Linie, welche dieser Zug von Eruptivgesteinen bildet, wird durch die Orte St. Nicolai, Schön- stein, Wöllan, Neukirchen, Hohenegg, St. Egidi, Hl. Kreutz, Rohitsch, Kra- pina bezeichnet. Sie durchschneidet ganz Steiermark von der kärntischen bis zur croatischen Grenze in einer Ausdehnung von beiläufig 14 Meilen. Südlich von Hohenegg bemerkt man noch drei kleinere Parallelzüge von Hornfelstrachyt, der eine übersetzt bei Cilli, der zweite bei Tremmersfeld, der dritte und südlichste bei 'Tüffer den Sannfluss. 1) Diallag-Andesit von Smrkouz im Laufengraben. Die- ses Gestein findet sich auf den höchsten Punkten des Smrkouz-Gebirges vor. Es ist ein dunkelbraunes Gestein, ziemlich feinkörnig, zahlreiche, lichtbräunliche Feldspathe von 1 Mm. Länge sind im Gesteine sichtbar. Ausserdem bemerkt man mit der Loupe kleine Krystalle eines tiefgrünen, blättrigen Minerals. Im Dünnschliffe zeigt das Gestein deutliche Plagio- klase, erkenntlich durch ihre Zwillingsstreifung, in grosser Menge, ferner erkennt man ein blassgrünes Mineral mit schiefer Orientirung der Haupt- schnitte gegen die Begrenzungsimien und mit sehr deutlichen Spaltungs- durchgängen. Vielleicht Diallag. Zwischen den Krystallen findet sich eine grüne, structurlose serpentinartige Substanz, gemengt mit kleinen Plagio- klasen, in grosser Menge, vielleicht ein Zersetzungsproduct aus Olivin; nebst dem bemerkt man Körner von Magneteisen. 769 2) Hornblende-Augit-Andesit von Osloberg, nördlich von Prassberg. Kommt in Lagern und Gängen in grosser Menge im Tuffe südlich des Smrkouz-Gebirges vor. Es ist ein Gestein von dunkel- grauer Grundmasse mit häufigen eingesprengten, nadelförmigen Feldspä- then, an denen die Zwillingsstreifung deutlich erkennbar und mit bis 3 Mm. grossen Hornblendekrystallen von schwärzlichgrüner Färbung. Ein Dünnschliff dieses Gesteines zeigt schön dichroitische Hornblende, Plagio- klase in grosser Menge und Augitkrystalle mit Zwillingsbildung. Die Au- eitkrystalle zeigen übrigens oft recht deutlich die Spaltbarkeit nach dem Prisma, auch sind oft blos die Spaltungslinien nach der einen Prismen- fläche bemerkbar, so dass man leicht versucht wäre, das Mineral für Diallag zu halten. 3) Andesit von Sagai am Südabhäng des Wotschberges, unweit der Eisenbahnstation Pöltschach. Ein graulichgrünes, anscheinend ziemlich frisches Gestein von splittrigem Bruche. In der fein- körnigen Grundmasse finden sich zahlreiche, bis 4 Mm. grosse grünliche, wachsglänzende Plagioklase ausgeschieden. In der Grundmasse sieht man deutlich Magneteisen in grosser Menge, auch enthält die Felsart ziemlich viel Kupferkies eingesprengt. Im Dünnschliffe bemerkt man allsogleich, dass das Gestein schon bedeutende Umwandlungen erlitten hat. Die Pla- gioklaskrystalle sind meistens schon ohne Einfluss auf das polarisirte Licht, sie liegen zerstreut in einer grünen, vollkommen structurlosen amorphen, mit Magneteisen gemischten Grundmasse, welche wohl das Zersetzungs- product eines Minerals aus der Augit-Hornblende-Reihe sein mag und da bemerkt man noch im Dünnschliff Kalkspath. 4) Augit-Andesit von Videna bei Rohitsch. Ein dunkel- braunes bis schwarzes dichtes basaltähnliches Gestein mit zahlreich ein- gestreuten lichtbraunen Plagioklasen. Ferner sind noch in der Grundmasse aingesprengt zahlreiche, zu kleinen Nestern vereinigte tombakbraune, bis I Mm. lange schön spaltbare Säulchen und hie und da kleine schwarze gut ausgebildete Augitkrystalle. Ein Dünnschliff dieses Gesteines zeigt in einer feinkrystallinischen, mit kleinen Plagioklasen durchspickten Grund- masse viel Plagioklas mit schöner Zwillingsstreifung und Augit. Einige Krystalle des letzteren Minerals sind Zwillinge nach dem Orthopinakoid. Ferner erkennt man längliche Durchschnitte eines hellbraunen, metallartig perlmutterglänzenden Minerals, das deutliche Spaltungsdurchgänge parallel seiner grösseren Ausdehnung hat. Senkrecht zu dieser Richtung ist das Mineral oft zerrissen und in die Spalte dringt eine gelblichgraue amorphe Masse, wohl ein Zersetzungsproduct. In der Löthrohrflamme ist das Mi- neral fast unschmelzbar. Die optischen Hauptschnitte dieses Minerals sind stets parallel und senkrecht zu seiner Längsrichtung, man hat also Grund, das Mineral als rhombisch zu erklären und nach seinen physikalischen Eigenschaften als Bastit zu bestimmen. 5) Quarz-Hornblende-Andesit von Wöllan. Mitten aus dem Jahrbuch 1873. 49 h ' li 770 Tuffgebiete ragt bei Wöllan eine Kuppe eines schönen, durch Steinbrüche gut aufgeschlossenen Gesteins auf. Auf dem höchsten Punkte dieser Kuppe steht das Schloss Wöllan. In einer grünlichgrauen, ziemlich dichten Grund- ınasse liegen Krystalle von Quarz, Orthoklas, Plagioklas und Hornblende. Der Quarz ist in 5 bis 7 Mm. grossen Krystallen fest in der Grundmasse eingewachsen. Er ist rissig und zerbröckelt leicht, die sechsseitigen Durch- schnitte sind stets gut sichtbar. Die Feldspäthe sind weiss oder grünlich- weiss bis zu 4 Mm. Länge, die meisten zeigen Zwillingsstreifung, einige aber nicht. Die Hornblende, welche unter den Einsprenglingen der sel- tenere Bestandtheil, ist schwarz, von ausgezeichneter Spaltbarkeit und oft bis 8 Mm. lang. Nach der Häufigkeit ordnen sich die Einsprenglinge fol- gendermassen: Feldspath, Quarz, Hornblende; Magnesiaglimmer in mehr zersetzten Stücken, auch sieht man manchmal durch das Gestein kleine Adern von Milchquarz ziehen. Ein Dünnschliff dieses Gesteines löst die Grundmasse in ein Gemenge von Plagioklas und Hornblende auf. Die Quarzkrystalle enthalten grünliche amorphe Masse eingeschlossen. Inter- essant sind in einem Dünnschliff dieses Gesteins die Quarzkrystalle. Die- selben sind in Hunderte von Stücken zersprengt und zwischen die Bruch- stücke, die regellos umherliegen, ist die Grundmasse eingedrungen. Man kommt bei der Beobachtung dieses Dünnschliffes leicht auf die Vermu- thung, dass die erumpirende Masse schon fertige Quarzkrystalle in sich einschloss, dieselben durch die Hitze zersprangen und hierauf noch flüssige Grundmasse in sie eindrang. Die Feldspathe zeigen sich im Dünnschliff grösstentheils als Plagioklase mit wenig Orthoklas. Von diesem Andesit führte Drasche eine Analyse aus im Laboratorium von E. Lupwie: Kieselsäure °. 3», 109, 06509 Thonerde." "07 9710,82 Eisenoxyd 2 ER Bisenoxydul' "9 350 1. Kalk ul, bar eier ie Magnesia ti Re Natron ol aeN2. RE a 02395 Kal mar a ee EN Glühverlust u. 27007 100,83. Das sp. G. wurde zu 2,57 bestimmt. 6) Rother Hornfelstrachyt von Tüffer. Dunkelrothe felsi tische Grundmasse von grosser Härte und splittrigem Bruche, hie und d mit grünlichen Flecken, und vollkommen zersetzte, höchstens 1 Mm. gross Feldspäthe als spärliche Einsprenglinge. Eine Analyse gab folgende Resultat: [de Kieselsäure, ..,...04 14 :2.,34581,67 khonerde::. so. ode Bisenaxyd..,... Kunert Kalk nu, ee OT Maonesia ta — Kal use ah NAatLong 0 iasih rs ara Glühverlast \... 1.2... 2.0.0.2 70,31 100,84. Der Kieselsäure-Gehalt ist hier aussergewöhnlich gross, der hohe Kali- gehalt beweist die Gegenwart eines orthoklastischen Feldspathes. 7) Grüner Hornfelstrachyt von Tüffer. Ein vollkommen dichtes, dunkelgrünes Gestein von grosser Härte und muschligem Bruch; dünne Splitter des Gesteines sind durchscheinend; das Aussehen ist ganz das eines Petrosilex, der Glanz ist matt. Unter dem Mikroskope zeigt das Gestein selbst bei stärkster Vergrösserung ein unentwirrbares Kry- stallgemenge, mit einzelnen grünlichen Hornblende- oder chloritartigen Partien. Die Analyse gab folgendes Resultat: Kieselsäure. . 2.2.0... me, 17.74 Ahonerde,. an... 9,49 Bisenoxyd. 0.1.2.2... 42,29 Kalle 20. 0 une eu 1594 Maonesia..... ......0..0% 30,06 ale a ae re: + 08 NAatwOn: 2. 3.200 8 eure san 20 Glübyerlust, :.. .....- 2..05.02.1,19 (00,95. Das spec. Gew. wurde zu 2,75 bestimmt. 8) Quarztrachyt von Cernolitza. Südlich von der Eisenbahn- station St. Georgen an der Strasse nach, Monpreis erhebt sich hinter dem Orte Cernolitza aus dem Alluvium eine Hügelkette, welche von der Strasse durchschnitten wird. Sie besteht aus eruptivem aber durch und durch verwittertem Gestein von lichtröthlicher, fast erdiger Grundmasse. Im ganz frischen Zustande mag sie wohl einen felsitischen Habitus haben. In der Grundmasse sind deutlich ausgeschieden Quarz und Feldspathkrystalle. Die Quarzkrystalle sind bis höchstens 2 Mm. gross, fest in der Grund- masse eingewachsen. Die Feldspathe sind 3—5 Mm. lang, doch vollkom- ı men zu Kaolin zersetzt. Durch die Grundmasse ziehen kleine Quarzadern. Jm Dünnschliffe zeigt sich die merkwürdige Erscheinung, dass die Grund- masse sich bedeutend um die Quarzkrystalle verdichtet, so dass jeder Quarzkrystall von einer dunklen Zone umsäumt scheint. Die Natur der Feldspathe sowie Grundmasse konnte wegen zu weit vorgeschrittener Zer- setzung nicht erkannt werden. — R. v. Drascne hat in vorliegender Ar- beit einen sehr schätzbaren Beitrag zur Kenntniss der krystallinischen g* 112 Gesteine Steiermarks geliefert: Gesteine eines tertiären Eruptivgebietes, welche sich durch ihre merkwürdige petrographische Ähnlichkeit mit Ge- steinen der älteren Formationen auszeichnen. Es kann uns darum wenig wundern, dass ein grosser Theil dieser Gesteine bis vor Kurzem stets als triassisch bezeichnet wurde, und muss zugleich ein neues Beispiel geben, wie die Verhältnisse, unter welchen Gesteine sowohl in früheren als spä- teren Perioden erumpirten, stets die gleichen, die chemischen Gesetze stets dieselben waren. C. DorLter: zur Kenntniss der quarzführenden Andesite in Siebenbürgen und Ungarn. (G. Tschermak, Mineral. Mittheil. 1873, 2. Heft, S. 51—106, mit 1 Tf.) Vorliegende treffliche Abhandlung stützt sich auf ein sehr reiches Material, das dem Verfasser zu Gebot stand und von Diesem mit Fleiss und Einsicht benutzt wurde: 200 Hand- stücke der Wiener Sammlungen; etliche 90 Dünnschliffe. — C. DoELTER bespricht zunächst in einer Einleitung die Gesteine der Trachyt-Familie, alsdann sehr eingehend die Bestandtheile der quarzführenden Andesite. Hierauf folgt Classification und Beschreibung der letzteren. Die Resultate seiner Forschungen stellt DoELTER am Schluss seiner Arbeit in folgender Weise zusammen. Die als Dacite oder ältere Quarztrachyte bezeichne- ten Gesteine Siebenbürgens und Ungarns gehören denjenigen Gliedern der Trachytfamilie an, welche man als Andesite zu bezeichnen pflegt; wenn man unter diesem Namen solche Trachyte versteht, welche wesentlich aus triklinem Feldspath, untergeordnetem Sanidin und Amphibol, Pyroxen oder Biotit bestehen. Die meisten sind Amphibol-Andesite, seltener kommen Biotit-Andesite vor, Quarz-Andesite mit vorherrschendem Augit sind wohl bis jetzt aus Ungarn und Siebenbürgen nicht bekannt. Ob alle im Vor- hergehenden als quarzführende Andesite angeführten Gesteine auch geo- logisch den Daciten entsprechen, das heisst: ob sie stets ältere Quarz- trachyte sind, wie dies von Stacne für einige unter ihnen festgestellt wurde, bleibt hier für die einzelnen Fälle weiteren Forschungen überlassen. Be- standtheile der so definirten Gesteine sind: Plagioklas, Sanidin, Quarz, Hornblende, Biotit, Augit, Magneteisen, Apatit. Als secundäre Bildungen treten auf: Epidot, Chlorit, Pinitoid, Eisenkies. Nephelin scheint nicht vorhanden zu sein, es liess sich wenigstens nirgends seine Anwesenheit mit Sicherheit feststellen. Tridymit wurde weder makroskopisch noch im Dünnschliff unter dem Mikroskope beobachtet. Der bei weitem vorherr- schende Bestandtheil ist stets der trikline Feldspath, der eine sehr va- riable chemische Zusammensetzung hat, meist aber in die Andesinreihe, hie und da auch in die Labradorreihe zu stellen ist; der Kieselsäure-Ge- halt dieses Plagioklases schwankt zwischen 60 Proc. und 53 Proc. Sani- din ist ein stets vorhandener Bestandtheil der ungarisch-siebenbürgischen Quarz-Andesite, tritt aber in sehr verschiedener Quantität auf; in wenigen Fällen steigt die Orthoklasmenge bis zum dritten Theil des Gesammtfeld- spathes; meist ist fünf- bis sechsmal mehr Plagioklas als Orthoklas vor- 173 handen; die Sanidinmenge ist übrigens oft bei sonst nahe verwandten Ge- steinen eine sehr verschiedene; eine Trennung der sanidinreicheren etwa, als Sanidin-Oligoklastrachyte zu bezeichnenden Gesteine von den übrigen ist daher unstatthaft. Unter den ausgeschiedenen Feldspathkrystallen findet sich nur sehr wenig Sanidin. Quarz ist ebenfalls in wechselnder Menge vorhanden; derselbe tritt sowohl in Körnern als auch in Krystallen auf; in den meisten Fällen findet er sich nur in grossen Körnern, nicht aber als mikroskopischer Gemengtheil der Grundmasse, in einigen Gesteinen dürfte derselbe vor der Erstarrung des Gesteines in der feurig-flüssigen Masse proexistirt haben. In vielen Fällen tritt neben den sehr häufigen Hornblende-Krystallen auch untergeordnet Augit auf, höchst selten sind Gesteine, in denen ebensoviel Augit als Hornblende vorkommt, nie jedoch herrscht der Augit vor. Biotit, stets als makroskopischer Bestandtheil, ist fast immer und in grosser Menge vorhanden. Die quarzführenden Horn- blende-Andesite lassen sich der Structur nach in drei Gruppen eintheilen, granito-porphyrische, porphyrische und trachytische; die verschiedenen Abtheilungen zeigen grosse Unterschiede untereinander. Es reihen sich noch einige Gesteine an, welche nur sehr wenig Quarz, 4—6 Proc., ent- halten; dieses Mineral erscheint in solchen Felsarten, welche den Über- gang zu den quarzfreien Andesiten vermitteln, als accessorischer Gemeng- theil. Die Grundmasse unserer Gesteine scheint in den meisten Fällen gänzlich krystallinisch zu sein; nur in wenigen Gesteinen dürften noch Überreste einer glasigen Grundmasse vorhanden sein, mit Sicherheit lässt sich diese jedoch nirgends nachweisen. Bemerkenswerth ist, dass der sonst meist porphyrartig auftretende Sanidin in der Grundmasse viel reichlicher als unter den makroskopischen Einsprenglingen vorhanden ist. Quarz ist nur selten als Gemengtheil der Grundmasse zu beobachten, Magnetit da- gegen ein viel verbreiteter Gemengtheil desselben. In wenigen Fällen dürften die verschiedenen Glieder einer Gesteinsgruppe eine so wechselnde chemische Zusammensetzung haben, wie gerade die unseren; so schwankt beispielsweise der Kieselsäuregehalt zwischen 57 und 69 Proc., es hängt dies ebensoviel von der Quarzmenge, als auch von der geringen oder be- deutenden Beimengung der basischen Mineralien ab; allein aus dem Kie- selsäuregehalt lässt sich über die vorhandene Quarzmenge kein Schluss ziehen, dies beweist das Gestein vom westlichen Gehänge des Berges Hajtö bei Nagyag, das bei einem Kieselsäuregehalt von nur 58 Proc. 10 bis 14 Proc. Quarz enthält. Der Thonerde- und Eisenoxydgehalt ist auch ein verhältnissmässig sehr schwankender, der Eisenoxydulgehalt aber stets ein geringer. Bei frischen Gesteinen ist der Natrongehalt dem Kali- gehalt etwas überwiegend, wenn trotzdem einige Analysen viel mehr Kali als Natron aufweisen, so ist eben zersetztes Material verwandt worden, oder die Bestimmung der Alkalien war eine mangelhafte; dass solche Ana- lysen unmöglich richtig sein können, glauben wir in verschiedenen Fällen nachgewiesen zu haben. Der Zersetzung sind die meisten unserer Ge- steine sehr stark unterworfen, jedoch zeigen sich wesentliche Unterschiede bei den durch die Structur differirenden Gruppen. Die grosskörnigen gra- 774 nito-porphyrischen und porphyrischen Gesteine sind am meisten der Zer- setzung unterworfen, die kleinkörnigen, porösen trachytischen Gesteine widerstehen sehr lange der Verwitterung. Durch die Umwandlung der Mi- neralien bilden sich Chlorit, Epidot, Pinitoid, Kaolin, Eisenkies, wahr- scheinlich auch Magnetit. Als Endresultate der Zersetzung bilden sich vielmals weisse, gebleichte, weiche kreideartige Massen, in denen nur noch Quarze sichtbar sind; einige dieser Zersetzungsproducte, wie die bekann- ten Gesteine von Verespatak, Boicza, Rodna, sind durch ihre Goldführung bemerkenswerth. Die Verbreitung der quarzführenden Andesite ist keine grosse. Die Haupt-Eruptionsgebiete sind das Vlegyasza-Gebirge und das siebenbürgische Erzgebirge; vereinzelte Durchbrüche kommen in der Rod- naer Gegend, im Vihorlat Gutin-Gebirge und einigen anderen Punkten Ungarn’s vor; die Gesteine von Prevali in Kärnten und einige mexika- nische Trachyte scheinen den unserigen ebenfalls nahe zu kommen. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, dass Quarz in sehr verschieden- artigen Trachyten und mit sehr verschiedenen Mineralien zusammen vorkommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass in einigen Fällen der Quarz nur als zufälliger Bestandtheil vorhanden ist, nicht aber wie die übrigen Mineralien aus der geschmolzenen Masse sich ausgeschieden, wird dadurch grösser. Dass durch vorliegende Untersuchungen die Gesetze der Mineral- Association nicht bestätigt werden, bedarf keiner Erwähnung; das Zu- sammenvorkommen von Quarz mit Andesin und Labrador, von Quarz mit Augit, von Augit mit Sanidin und Hornblende, von Labrador und Sanidin dürften in der That jene Gesetze wenig unterstützen. Auffallend bleibt in unseren Gesteinen die Einfachheit der mineralogischen Zusammen- setzung, das Fehlen der accessorischen Bestandtheile, die schwankende chemische Zusammensetzung und die grösseren Verschiedenheiten in dem Habitus bei gleicher qualitativer mineralogischer Zusammensetzung. B. Studer: Gneiss und Granit der Alpen. (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXIV, p. 551. Tf. 21.) — Seitdem pe Savssure und Pınt sich über die Structur der gneiss-granitischen Centralmassen der Alpen stritten, jener die Stratification derselben als sedimentäre Schichtung, die- ser als Zerklüftung und Schieferung erklärte, ist die Geologie über diese Frage zu keiner abschliessenden Entscheidung gelangt. Besonders auch die nach oben auseinander tretende Fächerstellung am Montblanc, St. Gotthard und an anderen Centralmassen ist ein nicht gelöstes Räthsel ge- blieben. Im Einklange mit der schon 1846 in einem Briefe an Prof. MaAr- TIns ausgesprochenen Ansicht Stuper’s sagt ein anderer gründlicher Ken- ner der Alpen, Herr vom Raru, am Schlusse seiner Beobachtungen im Quellgebiete des Rheines (Zeitschr. der Deutschen geol. Ges. XIV. 1862): Der Schichtenfächer des St. Gotthards kann nicht etwa als eine Mulde aufgefasst werden, auch kann es Niemandem einfallen, denselben etwa als ein aufgebrochenes Gewölbe vorzustellen, dessen riesiger Sattel zerstört 7115 wäre, und spricht sich nach Widerlegung noch anderer Erklärungen zuletzt dahin aus, der Schluss sei unabweislich, dass die Tafelstructur des cen- tralen Gneisses keine wahre Schichtung sei. Andere Ansichten haben Lory, A. Favre und Dr. Hzım über diese Erscheinungen geltend gemacht, welche Stuper an mehreren Profilen der genannten Forscher näher be- leuchtet. Er gelangt hierbei wiederum zu dem Schluss, dass die Stratifi- cation des Gneisses in den Schweizer Hochalpen nicht als Schichtung auf- zufassen sei, dass Pını gegen DE SAaussurE Recht behalte, und dass von granitischen und gneissischen Kalken und Schichtengewölben hier nicht die Rede sein könne. Dr. A. Bauszer: Der Glärnisch, ein Problem alpinen Ge- birgsbaues. Zürich, 1873. 4%. 100 S. Mit 1 Karte, 1 Profiltafel, 16 Lithographien und 15 Holzschnitten. — Der Verfasser überliefert eine geologische Monographie über einen der imposantesten und vielleicht com- plieirtesten Gebirgsstöcke der ostschweizerischen Kalkalpen. Sein Bestreben, durch eigene Anschauung eine sichere Grundlage zu erhalten, geht am besten daraus hervor, dass seine Coloration nichts ent- hält, was er nicht selbst, oft wiederholt, gesehen und geprüft hat. Es setzen aber die vielmauerig sich aufthürmenden Abstürze des Glärnisch der Untersuchung ungewöhnliche Hemmnisse und Schwierigkeiten entgegen, deren Überwindung dem jugendfrischen und wissensdürstigen Verfasser zur besonderen Ehre gereicht. Politisch gehört der Glärnisch zu dem Canton Glarus, orographisch ordnet er sich einer der nördlichen alpinen Randketten ein, geographisch gehört er zur nördlichen Nebenzone der Kalkalpen, isolirt betrachtet ist der Glärnisch ein Massen- und Plateaugebirg, welches nach N. und SO. steil abstürzt, nach W. sich i. A. terrassenförmig abdacht. Diese Ver- hältnisse veranschaulichet am besten die beigefügte geologische Karte. Besonders lehrreich ist die S. 6 u. f. gegebene Schilderung der äus- seren Architectur undOÖrnamentik, wozu die geschickte Hand des Verfassers eben so gelungene als instructive Ansichten als Holzschnitte geliefert hat. In dem Schichtensysteme des Glärnisch, S. 18 u. f. werden als älteste Glieder der, wahrscheinlich dem Rothliegenden entsprechende Ser- nifit und mit dem Zechstein parallelisirte Röthikalk aufgeführt, wor- über bunte Schiefer und Quarzit als Vertreter der Trias gelten. Über diesen lagern liasische Schichten, mittler und oberer Jura, die älteren Glie- der der Kreideformation (Valengien, Neocomien, Urgonien — Aptien, Gault oder Albien) und der senone Seewerkalk, welchem eocäne Nummulitenkalke und Flysch folgen, die hier und da noch von Quartärbildungen, wie dilu- vialen Schuttmassen glacialen Ursprungs und von alluvialen Geröll- und Schutthalden überdeckt werden. Alle diese Bildungen sind eingehend beschrieben und die in denselben 716 vom Verfasser selbst gefundenen Petrefacten, nach den Untersuchungen von Dr. C. Maverr, aufgeführt worden. In einem besonderen Abschnitte über nutzbare Mineralstoffe, S. 53, wird auch des alten Bergbaues am Glärnisch gedacht. Die Hauptaufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, ist in dem Ca- pitel IV. Innere Architektur, 8.35 u. f. gelöst. Ausgehend von den Lagerungsverhältnissen im Kanton Glarus, erläutert Dr. Bautzer hierauf den Gewölbbau der Kalkalpen im Allgemeinen mit ihren C- und S-förmigen Biegungen, welche in den lithographirten Ansichten vom Isarthal nach der Babergalp hinauf, Taf. I. p. 45, ferner an der vielbesuchten Axenstrasse, Taf. II., und am Glärnisch selbst, p. 45, durch schöne Abbildungen ver- anschaulichet sind. Er unterscheidet aufrechte, geneigte und liegende Gewölb- systeme, und es gilt ihm der Glärnisch gerade als Repräsentant eines liegenden Gewölbsystemes mit seitlichen Luftsätteln, was er durch 6 Quer- und 2 Längenprofile durch den Glärnisch beweist. Die Kreidedecke des Glärnisch ist von einem System S-förmiger Bie- gungen (liegenden Gewölben) gebildet. Die S-förmige Biegung ist ein in den Alpen bekanntes, aber in so grossartigem Maassstab wohl noch nir- gends beobachtetes Phänomen. Dass dieser Bau nicht schon früher er- kannt wurde, lag daran, dass die Biegungen äusserlich nicht nachweisbar sind. ‘Ihre Annahme beruht auf der Combination vieler einzelner, rings um den Berg beobachteter, früher nicht bekannter Thatsachen. Ein Erklärungsversuch für die liegende Stellung der Glärnischgewölbe gipfelt in der Annahme eines ursprünglich geneigten Systems, Stauung desselben durch das ehemalige nördliche Randgebirge und Überschiebung. Dem Abschnitte über den Bau des Glärnisch in Beziehung zu den be- nachbarten Gebirgsmassen ist S. 56 ein Querprofil beigefügt, welches die grosse Glarner Doppelschlinge zwischen Linth- und Vorder-Rheinthal (nach den Beobachtungen A. EscHER Vox DER Lixtw’s) und ihr Verhältniss zum Glärnisch darstellt. Der Verfasser hat es nicht unterlassen, unter V. S. 60 die geologische Geschichte des Glärnisch und seines Gletschers zu entwickeln; dann folgen unter VI, S. 71: Geognostische Belege zu den Profilen und eine Zusam- menstellung der aneroid-barometrisch bestimmten Höhen, wozu die An- wendung des GorLpschum’schen Aneroidbarometers zu geognostischen Untersuchungen besonders empfohlen wird. Literarische Nachweise und Bemerkungen über frühere geologische Untersuchungen am Glärnisch und das Verhältniss der vorliegenden Arbeit zu ihnen führen den Nachweis, dass Dr. BALtzer hier noch ein sehr wei- tes, zum grossen Theile geologisch ununtersuchtes Feld vorgefunden hat. Die von ihm hierbei gewonnenen Hauptresultate, die sich auch auf chemische Verhältnisse beziehen, sind noch in einem Rückblicke S. 96 zusammen- gestellt worden. Man darf dem Verfasser zum Abschluss dieser mühsamen Arbeit - Glück wünschen und es ist nur zu bedauern, dass der Mann, welcher die 17 erste Anregung zu ihr gegeben hat und dessen Andenken sie gewidmet ist, ARNOLD ESCHER voN DER Linta, diesen Ausdruck eines dankbaren Schülers nicht mehr selbst entgegenehmen konnte. CG. Paläontologie. Dr. Frın. SanpsereER: die Land- und Süsswasser-Conchy- lien der Vorwelt. 6. bis 8. Lief., p. 161—256. Taf. 21—32. — (Jb. 1872, 777.) — In diesen Lieferungen folgen: E. Die Binnen-Conchylien der untereocänen Braunkohlenbil- dungen, 8. 177, XI. die Binnen-Mollusken der Obereocän-Schichten, 8. 197, und zwar A. der Sables de Cwise-Lamotte und des Londonthons, S. 199, B. des Grobkalks im Pariser Becken, S. 206, C. der Süsswasserbildungen vom Alter des Grobkalks am Oberrhein und in Frankreich, S. 219, D. der Äquivalente des Grobkalks in Nord-Italien, 8. 237, E. des Brackwasser-Kalkes der Ralligstöcke bei Thun in der Schweiz, S. 247. Die bisher erschienenen Tafeln sind sämmtlich mit Sachkenntniss und Treue von Herrn F. ScHLoTTERBEcK ausgeführt, und von der rühmlichst bekannten Verlagshandlung, C. W. Kreıwer in Wiesbaden, vorzüglich aus- gestattet worden, wie dies einem derartigen Meisterwerke würdig ist. Ant. Frirscn: über Palaemon exul, eine neue Örustacee aus dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin. (Sitz. d. math. nat. Classe der böhm. Ak. der Wiss. 23. Febr. 1872.) — Die Entdeckung des näher beschriebenen Seekrebses in einer Süsswasserablagerung, worin man bisher nur gewohnt war, Süsswasserfische und Landpflanzen anzutreffen, nöthiget zu manchen Erwägungen über die Erklärung dieser Erscheinung. Die jetzige Schöpfung bietet uns einige Beispiele, welche dieses Räth- sel zu lösen helfen. Bei der Erhebung der Continente bleiben kleine Bin- nenseen übrig, die mit der Zeit ihren Salzgehalt verlieren. Die Seethiere, die daselbst geblieben waren, sind zum Theil untergegangen, zum Theil haben sie sich an das Süsswasser gewöhnt. So findet man jetzt die Gat- tungen Idothaea, Sphaeroma und Gammarus in den süssen Gewässern Tos- kana’s und Mysıs in den schwedischen Landseen. Auch die Adelsberger Grotte hat in ihren Gewässern einen blinden Palaemon: Troglocharis Schmidti. Interessant ist, dass eine neuerdings von Or. Novak bei Waltsch entdeckte Crustacee sich auch mehr den Meeresasseln als den Landasseln nähert, und es ist dies also das zweite Beispiel, dass sich in den tertiären 718 Süsswasserablagerungen Böhmens Gattungen finden, die sonst in der Regel nur im Meere leben. Mag. Fr. Schumipt: über die neue Gattung Lopatinia und einige andere Petrefactenausden mesozoischenSchichten am unteren Jenissei. St. Petersburg, 1872. 8°. 13 8., 1 Taf. — Nach neueren Untersuchungen einiger Jenissei-Petrefacten, welche der Verfasser mit Graf KEyserLıne gemeinschaftlich unternahm, fühlt er sich gedrungen, für Pectunculus Petschorae F. Schmipr vom unteren Jenissei und Pectun- culus Petschorae Keys. von der unteren Petschora die neue Gattung Lo- patinia aufzustellen, welche eine Mittelstufe zwischen Pectunculus und Cueullaea darstellt. Die erstgenannte Art wird Lopatinia Jenisseae n. sp., die letztgenannte Lop. Petschorae Keys. sp. genannt. Der Gattungs- name ist Herrn J. Lorarın zu Ehren gewählt. Indem der Verfasser ferner den früher als Inoceramus neocomiensis d’Ors. bezeichneten Inoceramus (Jahrb. 1872, 981) für identisch hält mit In. Geinitzianus SToLiczkA, findet er eine neue Bestätigung seiner An- sicht vom Kreidealter des anstehenden Inoceramen-Gesteins vom unteren Jenissei. J. H. JEıtteres: die vorgeschichtlichen Alterthümer der Stadt Olmütz und ihrer Umgebung. Wien, 1872. 8°. 95 S.,1 Taf. — In dem 1. Bande der Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien (Wien, 1871), p. 217 und 258, hat der Verfasser die ersten Nach- richten über vorhistorische Ansiedelungen von Olmütz und Troppau ge- geben, die er nicht höher hinaufsetzt, als in das erste oder zweite Jahr- hundert vor Christi Geburt. Auch wurden von ihm an dieser Stelle die dort gefundenen Alterthümer beschrieben und mit dem Plane von Olmütz auf einer Tafel zusammengestellt. Es waren theils Thongefässe, die aus freier Hand, und solche, die mit der Töpferscheibe gefertiget worden sind, Wirtel und kleinere Thonsachen, bearbeitetes Hirschgeweih, ein Metacar- pus vom Pferd, wahrscheinlich als Schlittschuh gebraucht, Knochenbeile u. s. w., Steinmesser, Steinhämmer und Steinbeile, das Endstück einer pri- mitiven Hirtenflöte aus Holz und mehrere Broncegegenstände. In der vorliegenden Abhandlung, einem Separatabdrucke aus den Mitth. d. an- throp. Ges. in Wien, Bd. 2, werden die Reste aus dem Pflanzenreiche und aus dem Thierreiche beschrieben. Von den ersteren ist bemerkt, dass die vorgefundenen Pfähle von der Stieleiche (Quercus pedunculata) herrühren, ausserdem fanden sich Stücke von Birkenholz mit Rinde vor und sehr zahlreich waren die Schalen von Haselnüssen. Unter den grösseren Mengen verkohlten Getreides wurden der kleine Pfahlbauweizen (Triticum vulgare an- tiquorum HEER) und Roggen (Secale cereale L.) erkannt, welcher letztere in den Schweizer Pfahlbauten zu fehlen scheint. Verfasser meint, dass 7179 unser cultivirter Roggen von Secale anatolicum Boıss. abstamme. Von der Rispenhirse traf man zahlreiche Körner an. Unter den thierischen Resten zeigten sich sehr viele Schalen von Unio pietorum Lam., sowie hier und da Schalen fossiler Muscheln, Con- gerien und Ostrea edulis. Ebensuwenig fehlten recente Meeresschnecken und eine Koralle. Vögel sind durch einen Schädel des Haushuhns ver- treten, Säugethiere durch den Edelhirsch (Cervus elaphus L.), Dam- hirsch (Cervus dama L.), Kaninchen (Lepus ewniculus L.), Wildschwein (Sus scrofa ferus L.), Torfschwein (Sus serofa palustris Rürm.), Haus- schwein (Sus scerofa domesticus) „Torfrace*, Pferd (Equus caballus L.) var. Eguiferus GmELIN u. Parzas, Rind (Bos taurus L.) Primigenius-Rasse Rü- sım. und Brachyceros-Rasse Rürım. „Torfkuh“, Schaf (Oves aries L.), Bär (Ursus arctos L.), Torfhund (Canıs familarıs minor CANESTRINI) und den Hund der Broncezeit (Canıs matris optimae JEITTELES). Nach dem Verfasser stammt der Torfhund von Canıs Sacalius (= Lupus au- reus Gray, (Canis aureus Avcr.) ab. Der Schädel des Hundes der Broncezeit unterscheidet sich von jenem des „Torfhundes“ (d. i. des Hundes der Steinzeit), einmal durch bedeutendere absolute Grösse; während die Schädellänge an der Basis beim Torfhund zwischen 130 mm. und 152 mm. schwankt, beträgt sie beim Broncehund 171—189 mm. und misst selbst bei einem abnorm kleinen Individuum noch 162 mm. Dabei ist die Schnauze weit mehr zugespitzt, der Gaumen nicht blos länger, son- dern auch bedeutend schmäler, besonders in seinem hinteren Theile, das Profil des Schädels viel flacher und sanfter ansteigend als beim Torfhund, die Hirnkapsel weniger gewölbt etc. Sein Schädel besitzt überhaupt die grösste Ähnlichkeit mit dem des amerikanischen Prairie-Wolfs (Canis la- trans Say). Der Verfasser hat viel Mühe und Sorgfalt auf die genaueren Messungen der einzelnen Überreste des Canis matris optimae und der an- deren Thiere verwendet, wie überhaupt die ganze Arbeit durch Liebe zur eigenen Mutter und zu dem Stoffe getragen wird. Auch ein menschliches Skelet wurde mit Resten des Broncehundes, der Torfkuh, des Torfschweins ete. in Olmütz zu Tage gefördert. Sein Schädel stimmt sehr nahe mit einem von Baer beschriebenen Schädel aus einem Grabhügel der Broncezeit auf Seeland überein. Eine genauere Be- schreibung dieser Schädel ist von Prof. SCHAAFHAUSEN zu erwarten. C. W. Gömser: die sogenannten Nulliporen (Lithothamnium und Dactylopora) undihre Betheiligung ander Zusammensetzung der Kalkgesteine. II. Die Nulliporen des Thierreichs (Dacty- loporideae) nebst Nachtrag zum ersten Theile. (Abh. d. k. bayer. Ak. d. W. 2. Cl. XI. Bd. 1. Abth.) München, 1872. 4°. 60 8. Taf. D. 1—4. — (Jb. 1871, 958.) — Verfasser stellt die Dactyloporideen zu den Foraminiferen und gibt für sie folgende Diagnose: Gehäuse kalkig, aus porcellanartig dichter Masse bestehend, von cy- 180 lindrischer oder tonnenähnlicher Form (abgesehen von abgelösten Ringen oder Segmenten) mit einem innern eylindrischen, ursprünglich mit Sarkode erfüllten Hohlraume ohne Kammer-artige Querwände in der Mitte, am Embryonalende (unten) geschlossen (in Folge von Abreibung oder Zerstö- rung der Schale häufig geöffnet), nach oben offen, zusammengesetzt aus einzelnen, vertical aufeinander liegenden, dadurch zu einer Röhre verbun- denen Ringen oder Ringsegmenten, welche auch so fest zusammengewach- sen sein können, dass man sie einzeln nicht mehr zu unterscheiden im Stande ist, und daher das Gehäuse rein röhrenförmig gebaut erscheint. Die einzelnen Ringe oder die diesen entsprechenden Theile des Gehäuses bestehen aus einer grösseren Anzahl von innigst mit einander verwachse- nen Kammerabtheilungen, von welchen jede entweder einen Hohlraum in sich schliesst (Kammerhöhlung) oder auch massiv ohne Höhlung aufgebaut ist. Im ersten Falle führen schlauchartige Kanälchen von der Kammer- höhlung in die innere Haupthöhlung, während zwischen den Ringen und Kammern zahlreiche weite, stets einfache, nicht verzweigte, geradgestreckte Kanälchen in radialer Richtung vom inneren Hohlraume bis zur Aussen- fläche des Gehäuses verlaufen und hier in grubenförmigen Vertiefungen ausmünden. In einzelnen Arten finden sich neben den Kammerhöhlungen noch sackförmig erweiterte gecundäre Höhlungen oder auch an ihrer Stelle ein Hohlring, von welchem aus dann zahlreiche Kanälchen in divergiren- der Richtung, oft büschelförmig, oder wie die Finger an der Hand gestellt, aber nie sich verzweigend, bis zur Aussenfläche ausstrahlen, während gleichzeitig kurze Kanälchen die Verbindung mit dem inneren Hohlraum herstellen. Bei anderen Arten sind weder Kammerhöhlungen, noch Neben- höhlungen ausgebildet, oft sind sogar die Ringe bis zum Unkenntlichen verwachsen und es bleiben nur die von dem inneren Hohlraum zur Ober- fläche radial verlaufenden Kanälchen als gemeinsame Charaktere der Fa- milie übrig. Nach den besonderen Verschiedenheiten in der inneren Structur zer- fällt die Familie der Dactyloporideen in folgende Genera: A. Formen mit Kammerhöhlungen. Haploporella und Dactyloporella. B. Formen ohne Kammerh®hlungen. Thyrsoporella, Gyroporella, Uteria Mich. Bei der Beschreibung der Arten war die Hauptaufgabe des Verfassers auf die Schilderung der in den älteren Kalksteinbildungen eingeschlosse- nen Formenreihe der Gyroporellen gerichtet, welche früher als Nulli- poren bezeichnet wurden, wie G. anmulata ScHArH. sp. in den dem Wettersteinkalk analogen Kalk- und Dolomitbildungen der nördlichen und südlichen Kalkalpen durch den ganzen Zug derselben von der Schweiz bis nach Ungarn, G. cylindrica n. sp. (Uylindrum annulatum Eck) aus dem Muschel- kalk von Oberschlesien, @. triasina v. SCHAUROTH Sp. (Chaetetes? triasina v. SCHAUR.) im alpi- nen Muschelkalk von Rearco, u. a. 781 Als sogenannte Nulliporen des Pflanzenreiches werden nach- träglich beschrieben: Lithothamnium palmatum (Nullipora palmata) GoLpr., aus der fran- zösischen Kreide und der Gosau, Lith. racemosum (Millepora racemosa) Goupr. aus der Mastrichter Kreide, und m Lith. Goldfussi n. sp. (Ceriopora polymorpha GoLpor, Petr. Germ. p. 34. Taf. 10, fig. 7, = Palmipora polymorpha A. Röm.) aus dem cenomanen Grünsande von Essen. Die Tafeln sind mit natürlichen und vergrösserten Darstellungen von des Verfassers eigener Hand erfüllt und bezeichnen von Neuem das Talent und die Arbeitskraft des hochgeschätzten Verfassers. Ta. OrLpsam: Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. Oretaceous Fauna of Southern In- dia. Vol. IV, 3. The Echinodermata, by Fern. SroLiczka. Cal- cutta, 1873. 4°. 57 p., 7 Pl. — Die Echinodermen der südindischen Kreideformation, von welchen SroLıczkA 42 Arten beschreibt, gehören zu- meist den charakteristischen cretacischen Gattungen an, Hemiaster, Epi- aster, Cardiaster, Holaster, Catopygus, Botriopygus, Stigmatopygus, Cas- sidulus, Nucleolites, Echinoconus, Holectypus, Salenia, Mieropedina, Pseu- dodiadema, Orthopsis und Cidaris, neben welchen eine Ophiura, ein Pen- tacrinus und 2 Marsupites auftreten. Nach Abrechnung von 5 nicht sicher bestimmbaren Arten verbleiben unter ihnen 36, von welchen 10 an die Ootatoor-Gruppe und 26 an die Arrialoor-Gruppe gebunden sind. Von ersteren scheinen 4 mit europäischen Arten identisch zu sein, namentlich Oidaris hurudo SoRIGNET, Ö. vesiculosa GoLDF., Ü. subvesiculosa ? d’Orz. und ©. Faringdonensis? WricHT; unter den Arten der Arrialoor- Gruppe stimmen Echinoconus conicus BREYN. (— Galerites albogalerus), Cidaris sceptrifera Mant., Marsupites Millerı Mant. und wahrscheinlich auch Mars. ornatus MıLL. mit europäischen Arten überein. Alle anderen Arten scheinen Indien eigenthümlich zu sein, wenn sie auch theilweise nahe Verwandtschaft mit den aus Europa beschriebenen Arten erkennen lassen. Ta. Oronan: Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. ÜOretaceous Fauna of Southern In- dia. Vol. IV, 4. The Corals or Anthozoa, with notes on the Spon- ges, Foraminifera, Arthrozoa and Spondylozoa, by FErD. Sto- Lıczka. Caleutta, 1873. 4%. 70 p., 12 Pl. — Die ceretacischen Ablagerungen Südindiens haben 57 Arten Anthozoen geliefert, von denen die bei weitem grössere Anzahl, 42, in den tiefsten Schichten, oder der Ootatoor-Gruppe, auftritt, während die beiden Jüngeren Gruppen, die Trichonopoly- und Arrialoor-Gruppen verhältnissmässig arın 782 an Korallen sind. Es sind nur wenige dieser Arten nach StoLiczka’s Un- tersuchungen mit europäischen Arten identisch: Trrochosmilia wnflexa Rss. in der Trichonopoly-Gruppe und in den Gosauschichten, T. tuba Frourx- TEL in der Ootatoor-Gruppe und in turonen Schichten Frankreichs, Astro- coenia decaphylla Mic#. in der Trichonopoly- und Arrialoor-Gruppe, so- wie in turonen Schichten von Bains-de-Rennes (Corbieres) und in den Go- sauschichten, Isastrea Morchella Rruss, Trichonopoly-Gruppe und Gosau- schichten, Latimaeandra (Maeandrastrea) concentrica Rss., Ootatoor-Gruppe und Gosauschichten. Unter den Spongiozoen begegnen wir der in Europa weitverbrei- teten Siphonia piriformis GoLpF. in der Ootatoor-Gruppe, unter den Fo- raminiferen dem Orbitoides Fiaujasi DeErR., welcher in der Kreide von Mastricht, Aachen und Rügen häufig ist, in der Arrialoorgruppe. Unter den Würmern führt uns der Verfasser die in oberturonen und untersenonen Schichten Deutschlands so gewöhnliche Serpula filifor- mis Sow. b. Fitton und Serpula gordialis Senn. oder $. Plexus Sow. aus der Arrialoor-Gruppe vor; von Crustaceen werden nur einige Spuren hervorgehoben; unter Fischen aber, von welchen Sir PnıLip EGERToN die grössere Anzahl beschrieben hat, zeigen sich einige mit europäischen Ar- ten im vollen Einklang: Ptychodus latissimus Ac., Corax pristodontus As., während andere mit jenen wenigstens die grösste Ähnlichkeit zeigen wie Vorax incisus Es. mit Cor. heterodon Rss , Otodus marginatus Es. mit Ot. appendiculatus Ac., Odontaspis constrietus Es. mit Oxyrhina angusti- dens Rss. und Enchodus serratus Es. mit Odontaspis (Lamna) raphio- don Ac. Schliesslich wird des Zahns eines Megalosaurus gedacht, welchen BLAnForD früher in den Arrialoor-Schichten bei Cullmoud gefunden hat. Durch diese Blätter aber wird das von SroLıczkA schon früher ge- wonnene Resultat für die Parallelisirung jener drei unterschiedenen Grup- pen der südindischen Kreideformation von Neuem erhärtet. Die Ootatoor-Gruppe oder die Zone der Ammonites rostratus und Rotomagensis, Inoceramus labiatus, Gryphaea subauriculata (= columba) und Terebratula depressa, gilt ihm als Äquivalent für den Upper Green- sand und Chalkmarl, für das Cenoman oder die Tourtia, für den unteren Quader und unteren Pläner. Die Triechonopoly-Gruppe, oder Zone der Amm. peramplus, Pholadomya caudata, Modiola typica, Gryphaea. diluviana und Rhyncho- nella compressa, entspricht nach ihm dem Lower Chalk, Turon und Mit- tel-Quader. Die Arrialoor-Gruppe, als Zone der Nautilus danieus, Amm. Ootacoodensis, Exogyra pectinata, E. ungulata, Gryphaea vesiculosa, Ino- ceramus Oripsi und Crania Ignabergensis, wird als obere Kreide, Senon oder Ober-Quader aufgefasst. Es ist schon in Gezinırz, Elbthalgebirge I. 5, p. 147 hervorgehoben worden, dass Inoceramus labvatus in Europa für den Mittelquader bezeich- 783 nend ist, nicht für die cenomanen Ablagerungen, während umgekehrt Rhynchonella compressa hier an die letzteren gebunden zu sein scheint. Wir können aber unsere Berichte über SroLiczkA’s Bearbeitung der Kreideformation Süd-Indiens nicht abschliessen, ohne ihm selbst und dem Director der geologischen Landesuntersuchung Thomas OLDHam gegenüber die allgemeinste Anerkennung und den Dank aller Fachmänner auszu- sprechen wegen der Schnelligkeit, womit diese gediegenen Monographien, welche jetzt 4 starke Bände füllen, durchgeführt und den wissenschaft- lichen Kreisen zugänglich gemacht worden sind. Dr. A. KornHuuBer: über einen neuen fossilen Saurier aus Lessina. (Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. V. 4.) Wien, 1873. 4". p. 73 —90. Taf. 20—21. — In einem lichten, schwach gelblichgrauen, matten, dichten und dünnplattigen Kalke der Insel Lessina in Dalmatien wurden 1869 und 1870 zwei Platten mit Resten eines neuen Reptils aufgefunden, welche den Gegenstand dieser Abhandlung bilden. Eine derselben ist in die Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt übergegangen. Sie zeigt das Knochengerüst des Reptils in der Ansicht von oben, doch ist vom Kopfskelet nichts mehr vorhanden ; die andere Platte enthält das Skelet des Kopfes, des aus 9 Wirbeln bestehenden Halses und das Rückenstück der Wirbelsäule bis zur Sacralregion, zum grössten Theile auch die zu- gehörigen Rippen, so dass sich beide in einer wunderbaren Weise ergän- zen. Der Verfasser führt den Nachweis, dass der Saurier von Lesina in das Genus Hydrosaurus WasL. gehört und beschreibt es mit grosser Ge- nauigkeit als A. lesinensis n. Sp. Den damit zusammenvorkommenden Fischen nach, unter welchen Ch:i- rocentrites microdon HEckEL, eine mit Spathodactylus neocomiensis PıcTET, wenn nicht idente, so doch am nächten stehende Form, am häufigsten ist, gehört der Kalk von Lesina wahrscheinlich der unteren Kreideformation und zwar dem oberen Neokom an. D. Stur: Vorkommeneiner Palmenfrucht-HülleimKreide- sandstein der Peruzer Schichten bei Kaunitz in Böhmen. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1873, p. 1.)— In den pflanzenführenden Schich- ten des unteren Quaders von Kaunitz oder den Peruzer Schichten in Böh- men, welche den Niederschöna-Schichten in Sachsen entsprechen, haben sich Pflanzenreste gefunden, die mit Dammara albens Ste. grosse Ähn- lichkeit zeigen. Bei genauerer Untersuchung erkannte sie Stur als die Fruchthüllen von Palmenfrüchten aus der Abtheilung Lepidocaryinae MART. und beschreibt sie nun als Lepidocaryopsis Westphaleni n. g. et sp. 784 Miscellen. Dr. Morırz WıLLkoun, Staatsrath und Universitätsprofessor in Dorpat, wurde zum Professor der systematischen Botanik und zum Director des botanischen Gartens an der Prager Universität ernannt. Dr. v. Fritsch in Frankfurt a. M. folgt dem Rufe als Professor der Mineralogie und Geognosie an die Universität Halle.a. S. {y Am 22. Sept. 1873 verschied zu Freiberg der K. S. Professor der Mi- neralogie an der Bergakademie zu Freiberg und Oberbergrath a. D. un- ser Dr. JoHann August FRIEDRICH BREITHAUPT. Eine Blitzröhre zu verkaufen. Wir lenken die Aufmerksamkeit auf eine sehr gut erhaltene Blitz- röhre von 2,65 Meter Länge, welche 1856 durch Gustav.FiIEDLER bei Losch- witz ausgegraben worden ist. Dieselbe ist Eigenthum der Frau Mınna SEIDEL in Stolpen, Sachsen, und soll mit 3 Glaskästen, worin sie befestigt ist, für 60 Thlr. verkauft werden. (D. R.) Berichtigungen. S. 517 ist Zeile 18 v. o. vor „Sammlung‘‘ noch: enthaltende einzuschalten. Auf derselben Seite, weiter unten muss es heissen statt „erhalten von Trilobiten“: erhaltener Trilobiten; und Zeile 6 v. u. statt Creziana lies Cruziana. S. 570, Zeile 1 v. oben lies Castelruth statt Cartelbrati. S. 573 unten statt H,O = 6,60 lies 0,60. Mineralogisches. Von Herrn August Frenzel in Freiberg. Bei der Bearbeitung eines „Mineralogischen Lexicon für das Königreich Sachsen“ hatten sich verschiedene mineralogische und -—— da die bekannten Analysen sächsischer Mineralien mitgetheilt werden sollen — auch chemische Untersuchungen nothwendig gemacht. Ein Theil dieser letzteren dürfte vielleicht auf. ein allge- meineres Interesse Anspruch machen können, und ich erlaube mir desshalb im Nachstehenden einige solcher Arbeiten — in bunter Reihenfolge — bekannt zu geben. Ich beginne mit einem sehr alten Vorkommen, dem Wer- nerschen | Weisskupfererz von def Grube Lorenz Gegentrum zu Halsbrücke bei Freiberg. Von diesem Mineral war eine nähere Bestimmung noch nicht ge- geben. Während dasselbe im vorigen Jahrhundert in grösserer Menge vorgekommen ist, scheint man in diesem Jahrhundert keine Spur gefunden zu haben; übrigens hat besagte Grube auch län- gere Zeit gelegen, FRrEIESLEBEN berichtet (Oryktogr. v. Sachsen, 15. 129), dass ältere Mineralogen Arsenikalkies mit 20 Procent Kupfer und Blank Kupfer Miner mit 14 Proc. Kupfer von Lorenz Gegentrum beschrieben haben, welche Vorkommnisse wohl nichts anderes als Weisskupfererz gewesen seien. Allerdings hat das Jahrbuch 1873. 50 786 Weisskupfererz im Äusseren Ähnlichkeit mit Arsenkies, die Ana- Iyse ergab jedoch nur Spuren von Arsen. Die Freiberger Sammlung besitzt nur ein grösseres Exem- plar, das Weisskupfererz mit Kupferkies und einem erdigen Mi- neral im Gemenge zeigt. Herr Prof. Weıssach hatte die Güte, eine Partie davon zur Untersuchung abzugeben. Es war nun sehr schwierig, reines Material zur Analyse zu erlangen, und es musste jedes einzelne Bröckchen zuvor unter der Loupe auf seine Rein- heit geprüft werden. Eine so vorgerichtete Probe ergab — nach Abzug eines unlöslichen Rückstandes — folgende Zusammen- setzung: Kupfer . ...2 2. 21095 Eisen%i 3 2a 2 0 Kobalt. „sale ua... 201 Schwefel ° .. .„. .....,44.85 98,64. Fasst man die gefundenen Metallgehalte zusammen, so be- rechnet sich ein Äquivalent-Verhältniss der Metalle zum Schwefel wie 2: 2,98, wofür man also fast genau die Formel R,S, erhält, d. i. eine Verbindung, welche zwischen Kupferkies und Eisenkies die Mitte hält, welcher Umstand nicht ohne Interesse sein dürfte. Das Mineral zeigt silberweisse bis lichtstahlgraue Farbe, feinkörnige bis dichte Structur, ist spröd, hat Härte 6 und schwar- zen Strich. Leider konnten Spaltungsverhältnisse und spec. Ge- wicht nicht mit wünschenswerther Genauigkeit ermittelt werden. In der derben feinkörnigen oder dichten Masse finden sich . ziemlich häufig einzelne kleine hellglänzende und glaitflächige Partien eingeschlossen, die ohne Zweifel die Tendenz des Mine- rals zur Krystallbildung veraugenscheinlichen. 2. Pikropharmakolith. Bei den Gruben Junge hohe Birke und Kröner zu Freiberg wurde schon seit längerer Zeit eine Pharmakolithbildung beob- achtet. Das in der Regel schneeweisse, kleintraubige und nieren- förmige, oder in kleinen, büschel- und sternförmig gruppirten haarförmigen Kryställchen auftretende Mineral zeigt in selteneren Fällen auch blaue Farben, welche durch hinzutretendes Kupfer- oxyd hervorgerufen werden. ; Es konnte nur von der weissen Varietät die chemische Zu- 787 sammensetzung ermittelt werden, welche wie folgt gefunden wurde: a b Arsensäure.. . . ‚4093 48,14 Halkkerde . .: .. .: 25, Magnesia ... .. 373 Wasser: .. .. .: .. 24.01 100,44. Diese Mischung ist genau dieselbe, welche schon früher von STROMEyER von einem Riechelsdorfer Vorkommen -— das er Pikro- pharmakolith nannte — angegeben wurde. Dem Pikropharma- kolith kommt die Formel 5CaO . 2?As,O, + 12H,0O zu und diese verlangt: 2As,0, 460 48,11 5Ca0 280 29,29 12H,0 216 22,60 956 100,00. Bei i00° verliert das Mineral 13 Proc. Wasser. Wenn bisher die Selbstständigkeit des Pikropharmakoliths angezweifelt wurde, so dürft@ wohl dieses neue Freiberger Vor- kommen die Zweifel heben. Die Krystallform dürfte monoklinisch sein. Unter dem Mi- kroskop lassen einzelne haarförmige Kryställchen die Form der Kobaltblüthe erkennen, breite rectanguläre Säule mit schiefer Endfläche. : Während die blauen Varietäten gewöhnlich auf Kupferkies sitzen, finden sich die weissen auf Gneiss und selbst an der Grubenzimmerung. Die Erzgänge bei Junge hohe Birke führen viel Arsenkies und Kalkspath, ersterer ist zeitweilig Gegenstand besonderer Gewinnung gewesen. 3. Arseneisensinter. Von derselben Grube (Junge hohe Birke) nahm ich bei einer Befahrung eine Substanz mit, die, in der Grube noch weich und butterartig, über Tage sehr bald erhärtete. Dieselbe verrieth schon in der Grube einen Kupfergehalt, denn die Zscherperklinge, mit welcher das butierartige Mineral vom Gestein abgeschabt wurde, bekam einen Überzug von metallischem Kupfer. Nach der Erhärtung zeigte das Mineral blassolivengrüne Farbe, farblosen 50 * 788 Strich und dichte Beschaffenheit, Kalkspathhärte, spec. Gewicht 2,398 (18° C.). Die chemische Zusammensetzung wurde wie folgt gefunden: Arsensäure ... .. ..... 220:53 Schwefelsäure .. .. . . 2esdssA Eisenoxydii 2272. 00 Kupferoxyd WiE:.. .. . .0120,94 Wasser '. 2 „aloe 98,74. Bei 100° entweichen 15,56 Proc. Wasser. Das Mineral ist mithin ein Arseneisensinter und gleichfalls ein Oxydationsproduct des Arsenkieses. Es löst sich leicht in kalter Salzsäure; Wasser zieht einen Theil der Schwefelsäure und sämmtliches Kupferoxyd aus, letzteres ist daher als Vitriol im Mineral enthalten und das Mineral hat auch einen eklig vitrio- lischen Geschmack. Auf Junge hohe Birke kommt auch der bekannte braune Arseneisensinter vor. 4. Melanglanz. Von diesem wichtigen Mineral kennt man wohl durch H. Roses und Kerı's Analysen die chemische Zusammensetzung, allein eine sächsische Abänderung war bis jetzt noch nicht unter- sucht worden, und die Freiberger Gruben liefern bekanntlich die ausgezeichneisten Varietäten. Dass Kıarrorn und BRANDES nicht Freiberger Melanglanz, sondern Eugenglanz analysirt hatten, war schon von Breınaupr im Jahre 1829 (Scuwec. Journ. 55. 300) ausgesprochen worden. H. Rose betrachtete die Mischung der Formel 6Ag,S.Sb,S, entsprechend und einige Mineralogen haben diese Schreibweise angenommen, die Analysen entsprechen jedoch besser der Formel J9Ag,S . Sb,S;. Eine Abänderung von der Grube Gesegnete Bergmanns- hoffnung bei Freiberg — langsäulenförmige Krystalle, spec. Ge- wicht 6,28 (18° C.) — entspricht gleichfalls letzterer Formel. Es sind a die gefundenen und b die nach 5Ag,S . Sb,S, berechneten Bestandtheile: 789 a b Silber . ..... 6864 68,36 Antimon. . .... „19,26 15,44 hi Schwefel . . . 16,49 16,20 100,89 100,00. Die Krystalle lösten sich ohne Rückstand auf und enthiel- ten weder Arsen, noch Kupfer und Eisen. 9 Kerolith und Limbachit. Der Kerolith kommt in Sachsen mehrfach vor, er findet sich in den Blasenräumen der Melaphyr-Mandelsteine von Zwickau, im Melaphyr des plauenschen Grundes, in einigen Kalksteinlagern, sowie in den Serpentinen von Zöblitz und Limbach. Die letzteren Abänderungen, die als Ausfüllungen der Klüfte des Serpentins auftreten, unterscheiden sich sowohl von dem eigentlichen (schle- sischen) Kerolith, als auch wieder unter einander durch ihre che- mische Zusammensetzung sehr wesentlich, so dass man diese Vorkommnisse nicht einer Mineralspecies zuzählen kann. Wie verschieden solche als Kerolith bezeichnete Mineralien zusammen- gesetzt sind, erhellt aus folgender Zusammenstellung. Es ist a der Kerolith von Frankenstein (Analyse von Maar), b Kerolith- ähnliches Mineral von Zöblitz (Analyse von Meırine) und c Ke- rolith-ähnliches Mineral von Limbach: a b c Kieselsäure . ... . 37,95 47,13 42,05 ehmmerde ii... 12,18 2,97 19,56 Eisenoxydul. . . . — 2,92 1,46 * Magnesia . . . ...1802 36,13 25,61 Wasser 2.75.92 81:00 11,50 12,54 99,15 100,25 101,00. Für diese Mischungen sind die folgenden Formeln berech- net worden: a 4(MsO . SiO,) + AL,O, . SiO, + 15H,0 b 6MgO .SiO, -H- 10H,0 c 3MgO .28Si0O, + Al,O, . SiO, + 3H,0. Wenn nun, wie Naumann (Elem. d. Min. 8. Aufl. 352) be- merkt, auch bei amorphen und porodischen Substanzen eine be- stimmte chemische Constitution als Bedingung der specifischen * Eisenoxyd. 790 Identität geltend zu machen ist, so dürfte wohl bei vorliegenden äusserlich sich ähnelnden Mineralien, die so bestimmt verschie- dene Mischung die Nichtidentität derselben genüglich beweisen. Das Limbacher Mineral — das man Limbachit, sowie auch das Zöblitzer Vorkommen nach seinem Fundort benennen könnte — zeigt in Dünnschliffen unter dem Mikroskop eine dichte apolare Grundmasse, in welcher nur stellenweise sternförmig strahlige und polarisirende Partien wahrgenommen werden können. Der Limbachit tritt in schwach fettglänzenden derben Mas- sen von graulich- bis grünlichweisser Farbe auf, ist wenig spröd und hart, hängt nicht an der Zunge und hat das spec. Gewicht 2,395. Es sind a die nach der Formel 3MgO . 2SiO, + ALO, .SiO, + 3H,0 berechneten Werthe, b und c zwei Analysen- Resultate: a br 00:6 Kieselsäure . . . . 39,38 41,42 42,03 Thonerde . . . . .. 22,54 22,09 19,56 Eisenoxyd . . . . — nicht best. 1,46 Magnesia. . . . ...26,26 23,67 25,61 Wassen . - 11,82 12,47 12,34 100,00 99,65 101,00. Die Analysen beziehen sich auf bei 100° getrocknetes Mi- neralpulver, bei welcher Temperatur übereinstimmend 4,4 Proc. Feuchtigkeit entwichen. 6. Kornit. Hier haben wir eine Bildung vor uns, die nicht den Mi- neralien, sondern den Gesteinen angehört. In den meisten Lehr- büchern wird übrigens der Kornit gar nicht erwähnt. BRrEITHAUPT gibt in seinem Vollst. Handb. d. Min. 3. 609 an, dass der Kornit auf Kieselsäure, Kalkerde und Eisenoxydul reagire. Eine quantitative Analyse liess die Nichthomogenität erken- nen, es wurde nämlich gefunden: Kieselsäure.... . ... ...2... 8100 Thonerde - 1% Ar Rgels Eisenoxyd uni ne rg Kali, af: es van De Wasser ... ........So lo 98,54. 191 Aus dieser Analyse dürfte man auf ein Gemenge, aus Quarz (Hornstein) und Orthoklas eiwa bestehend, schliessen. Unter dem Mikroskop erkennt man auch bei stärkerer Vergrösserung — bei schwacher Vergrösserung erscheint die ganz dichte Grundmasse noch gleichartig — in einer farblosen Grundmasse zahlreiche Körner und Nädelchen eingeschlossen, t. Erlan. Gehört gleichfalls den Gesteinen an. Der Erlan tritt be- kanntlich auch gang- und lagerartig auf. Aus der Analyse C. GueLıns wollte schon BErzeLius ein Gemenge erkennen. In der That nimmt man auch unter dem Mikroskop mindestens vier Mi- neralien wahr, darunter deutlich Quarz, Feldspath und Granat. 8. Beilstein. Der Beilsiein vom Ochsenkopf bei Schwarzenberg, woselbst er ein Lager im Glimmerschiefer bildet, in welchem auch der bekannte Smirgel vorkommt, ist homogen und polarisirt das Licht; man findet nur stellenweise einzelne lichtgrüne Körner, von denen ich nicht bestimmt zu sagen vermag, welchem Mineral sie an- gehören, eingeschlossen. 9. Eulytin und Agricolit, Den Eulytin, dieses ausgezeichnete Mineral, kennt man bis- her nur von Schneeberg. Die in manchen Lehrbüchern enthal- ' tene Angabe, dass das Mineral auch zu Bräunsdorf vorgekommen sei, ist eine irrthümliche, wie ich schon an andrer Stelle (Journ. f. pr. Chem. Il. 4. 361) mitgetheilt habe. Dagegen ist uns nun ein neuer Fundort erschlossen worden, nämlich Johanngeorgenstadt. Der Johanngeorgenstädter Eulytin zeigt im Äusseren solche Abweichungen von den bekannten Schneeberger Vorkommnissen, dass er von allen, denen das Mineral zu Gesicht kam (FErBER, Gror#, Weıssach, Zschau), nicht für Eulytin anerkannt, vielmehr dem Felsöbanyit und Kapnieit ähnlich gefunden wurde. Zschau etiquettirte: Bleigummi von Johanngeorgenstadt. Um so über- raschender war die gleiche chemische Zusammensetzung mit Eu- Iytin, und ınan möchte der Vermuthung Raum geben, dass der Eulytin-Substanz 2Bi,0, . 3Si0, Dimorphie zukomme. 92 Während der Schneeberger Eulytin im der Regel erkenn- bare Krystallformen von nelkenbrauner Farbe zeigt, bildet der Johanngeorgenstädter kleine Kugeln, die sich unter der Loupe in eine Gruppe vollkommen abgerundeter Kryställchen auflösen: diese Kugeln sind weingelb, farblos und vollkommen wasserhell. Es wäre nicht möglich gewesen, diese Kugeln auf ihren Inhalt zu prüfen, wenn nicht Herr Zscuau Alles, was in seiner Hand sich davon befand, zur Disposition gestellt hätte. Ich er- laube mir, an dieser Stelle Herrn Zscnau für solche seltene Li- beralität besten Dank zu sagen. Eine Analyse ergab den Inhalt der Kugeln, wie folgt: Kieselsäure......:.... 6,.1667 Wismuthoxyd “7.2247 2081,33 Bisenoxyd,, „© ..5.., 2.22.2030 99,39. Diese Mischung steht ganz im Einklang mit den Resultaten der Analysen G. vom Ratu's. Genannter Forscher fand nämlich die Zusammensetzung der Formel 2Bi,0, . 3SiO, entsprechend, welche verlangt: 3Si0, 180 16,8 2Bi,0, 928 83,75 1108 100,00. v. Rırn hat, wie früher auch Kersten, im Schneeberger Eulytin phosphorsaures Eisenoxyd gefunden. Es war mir nicht möglich, in der ausgewogenen äusserst geringen Menge Eisen- oxyd die Phosphorsäure nachzuweisen, die Abwesenheit dieser Säure kann ich deswegen nicht behaupten. Eisenoxyd enthalten jedoch auch die wasserhellen Kügelchen, denn eine dergleichen zeigte in salzsaurer Lösung bei Zusatz von Rhodankalium schwach- rothe Färbung. Die kleinen Kugeln sitzen auf Quarz — der mitunter ın Pseudomorphosen nach Baryt auftritt —, andre mit vorkommende Mineralien sind ferner Wismuth, Wismuthocker und Chloanthit. Nachdem ich Vorstehendes längst niedergeschrieben, erhielt ich durch Hrn. Prof. Gror# die Mittheilung, dass das von mir analysirte Mineral optisch doppelibrechend, also nicht tesseral sei. Ich prüfte sofort hierauf ein Stückchen einer Kugel und fand Grorn’s Angabe richtig. In einem zweiten Briefe theilte GroTH mir güligst mit, dass unser Mineral monoklin krystallisire und 193 wohl Atelestit sei, da der Winkel der Basis gegen die Vertical- axe 110° betrage. Grorn sandte mir gleichzeitig ein interessan- tes Stück (aus der Prrı’schen Sammlung, die im vorigen Jahr von der Universität Strassburg angekauft wurde), welches gemein- schaftlich Eulytin in Triakistetraedern und das monokline Mineral in Halbkugeln von radialfasriger Structur zeigte, zur Ansicht. Der Eulytin sah weingelb, die Halbkugeln waren farblos. Berg- meister Perı hatte etiquettirt: „Atelestit von Johanngeorgenstadt.“ Wir haben somit ein neues Beispiel des Zusammenvorkommens dimorpher Mineralien, wie wir das Zusammenvorkommen von Ar- gentit und Akanthit, Pyrit und Markasit, Rammelsbergit und Chlo- anthit, Anatas und Brookit, Melanterit und Tauriscit, Quarz und Tridymit u. s. w. schon kennen. Auch zu Schneeberg kommen beide Mineralien — von brauner Farbe — gemeinschaftlich vor. FerBErR sendete mir früher einmal ein Schneeberger Vorkommen, das neben den Krystallen des Eulylin auch concentrischfasrige Kugeln führte, welche letztere als „Arsenwismuth“ bezeichnet waren. Eine Prüfung auf den Inhalt dieser Kugeln mit einer äusserst geringen Quantität vorgenommen, war nicht entscheidend: ohne Zweifel hatten wir auch hier die zweite Form der Eulytin- Substanz vor uns. Es war nun noch die Frage nach der Zusammensetzung des Atelestit zu beantworten. Der Atelestit ist bis jetzt immer so selien gewesen, dass überhaupt etwa nur einige Gramm davon vorhanden sein dürften. Um so dankbarer müssen wir es Hrn. Prof. Weissacn anerkennen, welcher die Güte hatte und mir das beste Stück der Freiberger Sammlung zur Verfügung stellte. Das Exemplar trug ziemlich viel der winzigen Kryställchen, auf Bis- mutoferrit sitzend und von etwasKobaltblüthe begleitet; die Haupt- masse bestand aus Speiskobalt und Quarz. Ich entnahm dem Stücke 57,5 wmilgr., brachte diese in ein Glaskölbehen mit sehr langem Halse und erwärmte vorsichtig. Es entwickelte sich etwas Wasser und viel arsenige Säure, die sich in kleinen Octaedern im Halse ansetzie. Der Rückstand löste sich sehr leicht in Salz- säure, 1,5 mllgr. Quarz blieben zurück. In die Lösung wurde Schwefelwasserstoff geleitet und Schwefelwismuth ausgefällt, letz- teres mit Salpetersäure oxydirt, das Oxyd mit kohlensaurem Am- moniak gefällt, ausgewogen 32 mllgr. Wismuthoxyd. Das Filtrat 194 vom Schwefelwismuth wurde eingedampft und oxydirt, Ammoniak schlug phosphorsaures Eisenoxyd nieder, dieses wog 7 milgr. Das Resultat ist demnach folgendes: Wismuthoxyt® . TATEN SokmNer,’ = von sarnne: Phosphorsaures Eisenoxyd 7 „ =1325%0 , Verlustussin. Karen up —=,38035. . PEETE 56 mllgr. 100,00. Der Wassergehalt dürfte unwesentlich sein, der Atelestit ist in der Hauptsache arsenigsaures Wismuthoxyd. Das monokline Mineral ist demnach ein neues, und es sel mir erlaubt, dem am 21. Oct. 1555 zu Chemnitz verstorbenen, bekannten sächsischen Arzt und Mineralogen GEoRG AsRrıcorLa ein kleines Denkmal zu setzen und das Mineral ihm zu Ehren Agri- colit zu nennen. . Als näheren Fundort des Johanngeorgenstädter Agricolit wird, die Grube Vereinigt Feld angegeben. Der glas- bis dia- mantglänzende Agricolit dürfte gar nicht so selten sein und sich in mancher Sammlung unter Eulytin finden. Bereits war ich so glücklich, Krystalle des Agricolit zu finden. Das Dresdener Mu- seum — Herr Prof. GeEinıtz gestatlete mir freundlichst die Be- nutzung der betreffenden Vorkommnisse — enthält neben den braunen Schneeberger Eulytinen auch zwei Exemplare des Johann- georgenstädter Vorkommens. Diese letzteren Vorkommnisse füh- ren gleichfalls Eulytin und Agricolit. Das eine Exemplar trägt nur Kugeln, dagegen das zweite Krystallgruppen, die sich zwar auch der Kugelform nähern, jedoch noch die Flächen der ein- zelnen Krystallindividuen erkennen lassen. Der Gruppirung, so- wie starken Rundung der einzelnen Individuen wegen lassen sich dieselben schwer bestimmen. Neben den Krystallkugeln finden sich concentrischfasrige Partien, und die einzelnen Fasern zeigen im polarisirten Lichte bunte Farben. Vielleicht wird es mir mög- lich, bald noch Näheres über den Agricolit mittheilen zu können. 10. Gilbertit. Der Gilbertit der sächsischen und böhmischen Zinnerzgänge ist sonderbarer Weise bisher ein so ziemlich unbekanntes Mi- neral geblieben und doch tritt er in ziemlicher Häufigkeit und ausgesprochener Selbsiständigkeit auf. Allerdings findet er sich 795 nicht in 'messbaren Krystallen, und das ist wohl die Ursache die- ser Zurücksetzung. Der Gilbertit bildet zwei merklich von einander abweichende Varietäten. Die eine von grünlich- bis gelblichweisser Farbe, durchscheinend, tritt in derben Partien von dichter bis Krystalli- nisch körnigblättriger Structur auf; glas- bis fettglänzend; Härte 1, spec. Gew. 2,69—2,72. Sie findet sich auf allen Zinnerzgän- gen zu Altenberg, Ehrenfriedersdorf, Geyer, Pobershau, Zinnwald und Schlaggenwalde. Das Mineral bricht mit Zinnerz, Wolframit, ‚Molybdänglanz, Flussspath ete. ein; es drängt sich in alle Zwi- schenräume der Zinnerz- und Wolframitpartien und lässt sich beim Zerschlagen sehr leicht aus den Höhlungen herausnehmen, in solchem Falle zeigt es immer glänzende Contactflächen, zu- weilen auch Abdrücke der Parallelstreifen des Wolframit; selbst als Einschluss in Wolframitkrystallen fand es sich. Es bildet Pseudomorphosen nach Topas (Ehrenfriedersdorf, Schlaggenwalde, Pobershau). Die Substanz dieser Pseudomorphosen ist bisher in der Regel als „Steinmark“ bezeichnet worden und sie hat auch wirklich grosse Ähnlichkeit mit manchem Kaolin der Zinnerzgänge, namentlich dem Altenberger — welche Vorkommnisse gleichfalls als Steinmark oder selbst als Speckstein, des fettigen Anfühlens wegen, bezeichnet werden —; während der Kaolın zu Staub pul- verisirt werden kann, lässt sich der Gilbertit nur zu kleinen Blättchen zerstossen. Analysirt wurde eine Abänderung von Ehrenfriedersdorf (a) und eine von Pobershau (b): a b * Kieselsäure . . . 48,96 48,10 Thonerde . . . . 30,96 32,30 Eisenoxydul . . . 2,24 3,30 Kalkerde . . . . 0,26 0,40 Magnesia,; !. '..-. .44.1,97 1,12 Kal, u. e.. ae 10,02 Netron® ... 0.001168 —_ NOLTE, re. 2. 1,04 0,81 Wasser tn, In MIN 4,09 99,38 100,14. Beide Abänderungen enthielten ausserdem Spuren von Man- gan. Das bei 100° getrocknete Mineralpulver verlor sein Was- ser erst bei hoher Temperatur, wesswegen dasselbe wohl als 796 basisches Wasser zu betrachten sein dürfte. Das Mineral schmilzt in kleinen Splittern vor dem Löthrohr zur Kugel und färbt die Flamme schwach röthlichgelb. Die zweite Varietät von lichtgelblichgrüner bis seladon- und lauchgrüner Farbe findet sich in kugligen und sternförmigen, con- centrischblätirigen Abänderungen, sowie in sechsseitigen tafel- ‚arligen Krystallen, welche in der Regel kuglig gruppirt sind. Glasglänzend, Härte 3, spec. Gewicht 2,82. Man kennt diese Abänderung in Pseudomorphosen nach Scheelspath und Apatit. Ich fand diesen Gilbertit in rundlichen Nestern mitten in derben Eisenspathparlien (von Schlaggenwalde) liegend, so dass es fast den Anschein gewann, als sei er durch Umwandlung aus Eisen- spath hervorgegangen. H. FıscHer fand den Gilbertit unter dem Mikroskop homogen, jedenfalls ist diese krystallisirte Abänderung gemeint. Dieser Gilbertit kommt gleichfalls zu Ehrenfriedersdorf, Geyer, Pobershau, Zinnwald und Schlaggenwalde vor. Als Be- gleiter stellen sich namentlich Apatit, Eisenspath und Nakrit — ausser Zinnerz, Wolframit, Flussspath ete. — ein. Zur Analyse diente ein Vorkommen von Ehrenfriedersdorf, lichtgrünlichgelbe, radialblättrige Partien (c) und ein dergleichen von Schlaggen- walde, lauchgrüne, concentrischblättrige Krystallaggregate (d): c Kieselsäure . . . . .. . 4810 Thonerde. . . ... © 0 ass Bisenoxydul. . . 27.7 7728,10 Kalkerde 7 HIHI I er Magnesia:. . . ns di yReielas Kali, 4, Bose zes Eh Natron 9.02 .. » .., ‚.AMmerzeen Rluor 00.0, © DEU Wasser. #..2..% 9. RE B2 00,54. Die Analyse d verunglückte und konnte wegen mangelnden Materials nicht wiederholt werden. Es sei jedoch erwähnt, dass dieser Gilbertit wohl im Wasser- (4 Proc.) und Kaligehalt (9 Proc.) mit den vorigen Abänderungen übereinstimmt, jedoch der Kieselsäure- (31 Proc.) und Eisenoxydoxydulgehalt (25 Proc.) sehr abweichend gefunden wurde. Sobald ich genügendes Material von diesem lauchgrünen Gilbertit erlange, soll die Analyse wie- derholt werden. 197 Der Vergleichung wegen lasse ich die Lenuns’sche Analyse des Gilbertit von St. Austel in Cornwall folgen. LeuuNt fand spec. Gewicht 2,65 und als Mischung: Kieselsäure, ...0...!.0%0.1"45,15 Ihoperde;. u: sa 40 Bisenoxydul .. „sum ud Kalkerde. ...... 00 0 000 27 Maonesarn 0. ...%. 1590 NNASSer tn ıı. SuBILIERTEOT, WI 25 \ 98,01. Dana hält den Gilbertit dieser Analyse zufolge für einen unreinen Kaolin. Es ist jedoch eher wahrscheinlich, dass in der Leuunt’schen Analyse der Thonerdegehalt zu hoch angegeben und der Kaligehalt übersehen wurde. Der Gilbertit ist eine selbstständige Species und der Gtim- mergruppe angehörig. Die Species „Steinmark“ kann schliesslich aufgehoben werden. Was von diesen Vorkommnissen nicht die Gilbertit-Zusammensetzung hat, ist entsprechend der Formel Al,O,; .2Si0, + 2H,O zusammengesetzt und entweder Nakrit oder Kao- lin. ‘Wenigstens lässt sich dies von den sächsischen Vorkomm- nissen behaupten. Das Steinmark der Zinnerzgänge, der Erz- gänge von Freiberg, Johanngeorgenstadt etc., der Pelosiderite (thonigen Sphärosiderite) von Zwickau, Würschnitz etc., des To- pasfelses von Auerbach u. s. w. ist alles Nakrit oder Kaolin. Auch die amorphen Steinmarkvarietäten Myelin und Carnat haben, wie ich Journ. f. pr. Chem. (II) 5. 401, zeigte, die Kaolin-Mischung. Gilbertit und Nakrit treten auf Zinnerzgängen gemeinschaftlich auf, und es ist dann der Nakrit von jüngerer Entstehung. Gil- bertit kommt übrigens nur auf Zinnerzgängen vor, da die Bildung desselben an die Mineralien der Zinnerzgänge gebunden zu sein scheint. Im Anschluss an vorstehende Abhandlung über sächsische Mineralien lasse ich noch Mittheilungen über einige nichtsächsi- sche Vorkommnisse folgen. 11. Milarit. Kenneort hat bekanntlich die Bestimmung dieses schönen Minerals gegeben und dasselbe nach dem angeblichen Fundort, dem Val Milar, benannt. Nach einer Notiz Kuscher-KöntLers kommt E‘ Vs 198 jedoch das Mineral nicht im Val Milar, sondern im Val Giuf, nord- westlich von Ruäras im Tavetschthal in Graubündten vor. Die Krystallform bestimmte Kenseort und HEssEnBERG. Die chemische Zusammensetzung konnte von Kenneort (dieses Jahrb. 1870, 81) nur auf qualitativem: Wege ermittelt werden, wonach das Mineral ein Zeolith und zwar ein wasserhaltiges Nairon-Kalk- Thonerde-Silicat sein sollte. Kenneorr hat sehr richtig die Be- standtheile erkannt, die Vermuthung jedoch, dass das Mineral ein zeolithisches sei, bestätigte sich nicht. Einem Wunsche des Herrn Geh. Commerzienrath Dr. Fer- BER gern folgend, unternahm ich die quantitative Analyse. Herr FerBER sendete mir eine kleine Partie des Minerals mit folgen- den Worten: „Nachdem ich nun schon seit 4 Jahren vergeblich auf eine genauere chemische Untersuchung des Milarits Seitens seiner Ent- decker gewartet habe, entschliesse ich mich zur Plünderung mei- ner Stufe, die ich mit 80 Frances bezahlen musste, sende Ihnen hoffentlich ausreichendes Material zu einer quantitativen Analyse für meine Rechnung und bitte Sie, das Resultat derselben im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. bekannt zu machen, damit eine der mannigfachen Lücken der mineralogischen Lehrbücher ausgefülll werden kann,“ Ich erhielt ca. 0,9 grm., von welcher Menge ich eine ap- proximative Analyse von weniger reinem Material (Chlorit ent- haltenden Krystallen), nachstehende Analyse — zu welcher reines Material verwendet werden konnte —, sowie die Bestimmung des spec. Gewichtes ausführte. Letzteres wurde gefunden zu 2,59 (Temp. 22% C., angewendete Menge 0,2605 grm.). Die Analyse ergab: Kieselsäure . .- - ... » „eRL2 Thonerde, .- u... 22.02.0813 Kalkerder, ner. 12T Natron MIETE, 0907,68 Wasser .. en Eee 100,00. Das Mineral wurde bei 100° getrocknet, wobei kein Ver- lust stattfand. Das Wasser entwich erst bei einer ziemlich hohen Temperatur, bei welcher das Pulver zu schmelzen anfing; bei einer schwachen, bei Tage eben sichtbaren Rothglühhitze (des 199 Platintiegels) blieb das Wasser noch in gebundenem Zustande. In Säuren schliesst sich das Mineral nicht auf, es lassen Sich ca. 4 Proc. ausziehen, während 96 Proc. unlöslich zurückbleiben. Zu vorstehender Analyse wurden 0,142 grm. eingewogen. Das Na- tron ist aus dem Verlust bestimmt. Die ausgewogene Kiesel- säure wurde mit Fluorwasserstoffsäure geprüft und rein befun- den. Spectroscopisch konnten andere Alkalien nicht aufgefunden werden. Es berechnet sich folgendes Sauerstoffverhäliniss: Sauerstoff SSL 0 BESSERE. ı Un 37,93 ALO«....,8,45 3,94 0a... ... 11,97 3,22 N450°. 461. 1,90) 0%. Wänpguhgagun it Nimmt man das Wasser als basisches an, so erhält man: 3R,0, 3Ca0, 1A1,0,, 18Si0,. Aus diesem Äquivalent-Verhältniss könnte man die Formel AL,O, ..68i0, + 3(Ca0 ..28i0, + R,O . 28i0,) construiren, Der Milarit dürfte nach dieser Zusammensetzung in die Nähe des Petalit zu setzen sein. 12. Tellurwismuth. Die Königl. Mineralienniederlage zu Freiberg erhielt un- längst mehrere Exemplare eines Minerals von Oravicza im Banat. Dieses Mineral sollie Wismuthglanz sein, die sehr lichte Farbe. sowie das kurzblälirige Gefüge liessen jedoch vermuthen, dass ein anderes Mineral vorliege. Ein Löthrohrversuch ergab denn auch sofort Aufschluss, es lag selenhaltiges Tellurwismuth vor. Da von Oravicza Tellurwismuth noch unbekannt ist — v. ZEPHAROVICH gibt in dem jetzt erschienenen 2, Bande seines Lexi- con für Österreich nichts darüber an —, so unternahm ich eine nähere Bestimmung. Die äusseren Kennzeichen sind ganz übereinstimmend mit denjenigen, die man für Tellurwismuth angegeben findet. Kurz- blättrige oder körnigblättrige Aggregate, auf der vollkommenen, basischen Spaltungsfläche starken Metallglanz. Das Mineral ist FE Ar al | 800 in Kalkspath eingewachsen und wird ferner noch von Kupferkies, Zinkblende und einem metallischen stahlgrauen Mineral, wahr- scheinlich Fahlerz, begleitet. Die chemische Zusammensetzung wurde — nach Abzug eines unlöslichen Rückstandes (Silicat) — wie folgt gefunden: Weamuth ZERTRERETE 35 Tellur: #4 vet Schwefel: u... la 2498 95 Das Tellurwismuth von Oravicza hat hiernach mit dem Tel- lurwismuth von Schubkau bei Schemnitz gleiche Zusammensetzung. Sollte vielleicht Oravicza nur fälschlich als Fundort angegeben . worden sein, so sind jedenfalls österreichische Mineralogen in der Lage, genaueren Aufschluss geben zu können. Die Ana- Iyse wurde in folgender Weise ausgeführt: Nachdem der an- hängende Kalkspath durch verdünnte Chlorwasserstoffsäure ent- fernt und das Mineralpulver wieder getrocknet war, brachte man dasselbe durch Zusatz von Salpetersäure in Lösung; durch wei- teren Zusatz von Chlorwasserstoffsäure wurde der ausgeschiedene Schwefel vollständig oxydirt und zugleich die Salpetersäure zer- stört. Es wurde nun die Schwefelsäure gefällt und der erhaltene schwefelsaure Baryt nach dem Glühen mit heisser Chlorwasser- stoffsäure behandelt. Im Filtrate fällte man mittelst Schwefel- wasserstoff Wismuth und Tellur, und die Schwefelmetalle trennte man durch Schwefelammonium. Die Schwefelammoniumlösung dampfte man zur Trockniss und nahm den Rückstand mit Königs- wasser auf; nachdem die Salpetersäure zerstört war, wurde das Tellur mitielst schwefliger Säure ausgefällt. Das Wismuth wurde nach vorheriger Oxydation mittelst Salpetersäure und Fällen mit kohlensaurem Ammoniak als Wismuthoxyd ausgewogen. Letzteres enthielt noch eine geringe Menge Tellur, welches sich aus der chlorwasserstoffsauern und mit schwefliger Säure versetzten Lö- sung in der Wärme ausschied. Dasselbe wurde mit in Rechnung gebracht. Der nur geringe Selengehalt wurde nicht besonders ermittelt, Es sei noch bemerkt, dass sich Tellur von Wismuth nicht durch Fällen des letzteren als basisches Chlorwismuth trennen lässt, indem ziemlich viel Tellur mit niederfällt. Dass man ebenso- 801 wenig die Trennung durch schweflige Säure bewirken kann, da mit dem Tellur nicht wenig Wismuth ausgefällt wird, erfuhr schon BERZELIUS. 13. Kupfermanganerz. Aus Chile — ohne nähere Angabe des Fundortes — ge- langten grössere Quantitäten Kieselkupfer nach Freiberg. Mit diesem Kieselkupfer war Kupfermanganerz vergesellschaftet, zu- weilen zeigten sich beide Mineralien verwachsen, selbst innig gemengt. Das Kupfermanganerz von blaulichschwarzer Farbe und schwarzbraunem Strich, spec. Gewicht 2,95 (20°C.) wurde analysirt. Es ist a die gefundene chemische Zusammensetzung und b dieselbe nach Abzug des unlöslichen Rückstandes: a b Sanersioff. „.. . , 3,16 6,10 Kupferoxyd. . . 18,68 22,07 Kobaltoxydul . . 4,70 5,55 Manganoxydul . 26,31 31,08 Eisenoxyd . . . 810 9,57 Baryterde . . . 055 0,65 Kalkerde . . .-0,5 0,89 Magnesia N 02598 2,75 Wasser ‘. . .... 1940 22,92 Rückstand . . . 15,60 —_ 101,58 101,58. Möglicherweise ist das Mineral Rıcnter's Pelokonit. KERrSTEN hatte den Pelokonit nur qualitativ untersucht und als Bestand- theile Kupfer-, Mangan- uud Eisenoxyd, viel Wasser und bei- gemengte Kieselsäure angegeben. 14. Wismuthspath. Das Mineral wird aus Mexico centnerweise und zwar in ziemlich reinem Zustande geliefert. Es bildet erbsen- bis hasel- nussgrosse, graulichweisse und trübe, krystallinische oder dichte Aggregate. Interessant sind die in ziemlicher Häufigkeit auf- tretenden, bisher nicht bekannten, Pseudomorphosen nach Scheel- spath. Diese Pseudokrystalle zeigen theils pyramidalen, theils tafelartigen Habitus; die tafelartigen Krystalle sind gewöhnlich zu rosettenarligen oder kugligen Gruppen verbunden und undeut- lich ausgebildet, dagegen sind die pyramidalen meist sehr gut Jahrbuch 1873. 51 802 Ei erhalten, scharfkantig und ebenflächig. Die beiden Pyramiden, ih P und 2Poo, treten selbstständig auf, letztere ist häufiger; die . | frequentesten Combinationen sind 2Pxo .oP und P.oP. An den “ tafelartigen Krystallen lassen sich oP, !/,P, sowie auch «P be- on obachten. Dieser Wismuthspath zeigte folgende Mischung: Ai Wismüthexyd'*. 4: PRERIOMO | Kohlensäure .4.,49B8 54 700 | Schwefelsäure .n..it eın.7027 Wasser... 5... ee N Rückstand: „2... 2...222058 N 99,47. Leider kann der nähere Fundort dieser interessanten Pseu- A domorphosen nicht angegeben werden. > 15. Zinn. Unter dem Wismuthspath fanden sich einzelne Metallplätt- chen, die sich unter dem Hammer ganz duetil und vor dem Löth- rohr als reines Zinn erwiesen. Diese Zinnplätichen zeigen ein krystallinischkörniges Gefüge. Über den jüngeren Gneiss bei Frankenberg in Sachsen. Von Herrn Carl Naumann. (Mit 2 Holzschnitten.) $. 1, Der Cunnersdorfer und der Mühlbacher Gneissstock ge- hören einer und derselben Bildung an. Bekanntlich sind nicht alle Gneisse als die tiefsten und ältesten Bausteine der uns zugänglichen Erdkruste, oder als gleichzeitige Producte einer und derselben Periode der Urzeit zu betrachten. Dass es nun auch in Sachsen, ausser der alten Gneissformation, welche den östlichen Theil des Erzgebirges bil- det, noch eine obere oder neuere Gneissbildung gibt, dies ist eine längst bekannte und anerkannte Thatsache, obgleich solche bisweilen ignorirt worden zu sein scheint. Schon Pusc# gedachte derselben gelegentlich in seiner Beschreibung des sächsischen Weisssteingebirges*; und in den Erläuterungen zu den Sectionen * Welche bereits 1819 verfasst worden, aber erst 1826 in den Schrif- ten der Gesellschaft für Mineralogie zu Dresden, B. IH, S. 1—153, erschie- nen ist; darin werden 8. 33 und 8. 56 die der Grauwacke aufgelagerten neueren Gneissbildungen bei Frankenberg und Hainichen besprochen. Be- kanntlich wurden später selbst im erzgebirgischen Gneissgebiete ‚durch HERRMANN MÜLLER, BERNHARD v. CoTIa und SCHEERER verschiedene Gneiss- bildungen nachgewiesen; dass auch der so höchst auffallend gestreckte Gneiss der Gegend von Tharand eine neuere und wahrscheinlich eruptive Bildung ist, zeigte MüLLer in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung von 1864, S. 116 ff.; ähnliche Resultate für andere Regionen Sachsens be- richtete er in seinen Abhandlungen über den Glimmertrapp (Neues Jahrb. für Min., 1865, S. 1 ff.) und über die Gegend von Schmiedeberg (Beiträge zur geogn. Kenntniss des Erzgebirges, II. Heft, 1867). Sl 804 XIV und XV der geognostischen Karte des Königreiches Sachsen ist sie ausführlicher beschrieben worden; auch habe ich den in der Gegend von Hainichen, bei Mobendorf und Cunnersdorf auf- tretenden Gneissstock in den Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgegend von Hainichen (1871, S. 41—47) nach sei- nen petrographischen und geotektonischen Verhältnissen zu schil- dern versucht, soweit dieselben meiner Beobachtung zugänglich waren. Ä Der bei Frankenberg liegende Mühlbacher Gneissstock ist zwar noch nicht so genau untersucht worden, obgleich er eine bedeutendere Ausdehnung besitzt und auch besser aufgeschlossen ist, als der Cunnersdorfer Stock; beide zeigen jedoch in ihren Verhältnissen eine solche allgemeine Übereinstimmung, dass sie als die Producte gleichartiger und gleichzeitiger Bildungsprocesse betrachtei werden müssen *. _ Beide liegen über derselben Zone der Silurformation, welche sich mit fast gleicher Breite zwischen ihnen und dem alten Glimmerschiefer hinzieht; beide liegen neben einander in demselben Alignement, so dass der eine Stock da beginnt, wo der andere aufhört; und beide wer- den unmittelbar von den Conglomeraten der Culmformation be- deckt. Es dürfte also die Folgerung ganz gerechtfertigt er- scheinen, dass die Ausbildung und Ablagerung. beider Stöcke ge- nau zu derselben Zeit und ganz in derselben Weise vollzogen worden ist. Der Cunnersdorfer Gneissstock lässt zwar seine Gränzen, sowohl gegen die silurische Formation im Liegenden, als auch gegen die Culmformation im Hangenden ziemlich genau bestim- men, weil solche nirgends durch das Rothliegende verdeckt wer- den; allein die Verhältnisse seines Contactes gegen die bei- den genannten oder auch gegen ältere Formationen sind nirgends hinreichend deutlich aufgeschlossen **. Der Mühlbacher Gneiss * Die im zweiten Hefte der Erläuterungen zur geogn. Karte von Sachsen (1837, S. 353) ausgesprochene Ansicht, dass diese ganze Gneiss- bildung in drei an einander gereihte Stöcke zerfalle, habe ich später auf- gegeben; es sind wohl nur zwei Stöcke vorhanden. ** Im Thale der Grossen Striegis sieht man zwar, am Ausgange des Schneidgrundes ganz unten am felsigen Gehänge, den Gneiss über der Grauwacke in unmittelbarem Contacte und sehr innigem Verbande; allein 805 gestattet in dieser leizteren Hinsicht wenigstens einige Beobach- tungen. $. 2. Begränzung des Mühlbacher Gneissstockes. Der Mühlbacher Gneiss ist freilich in seiner Begränzung bei. weitem nicht so stetig zu verfolgen, weil ein bedeutender Theil desselben von dem Rothliegenden verdeckt wird; dies findet besonders in dem nordöstlichen, aber auch in dem südwestlichen Drittel seiner :Längen-Ausdehnung statt, wo am linken Ufer der Zschopau noch unter dem Rothliegenden die Sandsteine der Stein- kohlenformation bis in: die Thalsohle herabtreten. Er beginnt im oberen Ende von Berthelsdorf als ein nach Nordosten gerichteter stumpfer Keil, der aber sofort unter dem Rothliegenden verschwindet, welches sich von dort aus nach Sü- den bis an die von Frankenberg kommende Freiberger Chaussee, nach Südwesten aber bis dicht vor Frankenberg ausbreitet, und nur im unteren Theile des von Dittersbach kommenden Lützen- bachthales, sowie nördlich im Küchenwalde bis nach Schloss Sachsenburg den Gneiss zu Tage austreten lässt. Von Schloss Sachsenburg nach Südosten hin erlangt der Gneissstock seine grösste Breite von einer halben Meile; und von den untersten Häusern des Dorfes Dittersbach aus nach Süd- westen bis Lichtenwalde, Braunsdorf und Niederwiesa ist er der Länge nach am weitesten entblösst, indem er nur bei Gunners- dorf und von dort aus gegen das Vorwerk Altenhain hin durch Rothliegendes und Porphyr bedeckt wird. Von Schloss Lichten- walde und von Niederwiesa aus nach Südwesten verschwindet er bald gänzlich, theils unter dem Sandsteine der Steinkohlenforma- tion, theils unter dem Rothliegenden , aus welchem er nur noch ein Mal im Thale des Würschnitzbaches am Fusse des Imsberges hervortaucht, wo zugleich seine nordwestliche Gränze durch die vor ihm steil aufgerichteten Schichten des Culmconglomerates irgend solche Erscheinungen, aus denen auf seine Bildungsweise zu schlies- sen wäre, konnte ich dort nicht beobachten; was auch höher hinauf, an dem mit Gesteinsblöcken und Vegetation bedeckten Gehänge kaum gelin- gen dürfte, weil dort beide, durch die Verwitterung stark gebleichten Ge- steine einander äusserlich so ähnlich sind, dass man sie nur im frisch ge- schlagenen Bruche unterscheiden kann. Pan & 806 bestimmt wird. Von diesem Punkte noch weiter nach Südwesten muss er wohl unter den Thonsteinen des Zeisigwaldes zur Aus- keilung gelangen. Die Zschopau hat diesen Gneissstock von Niederwiesa über Braunsdorf und Lichtenwalde bis nach Ortelsdorf durchbrochen, fliesst dann ausserhalb seines Bereiches durch die Frankenberger Aue, erreicht aber zwischen Merzdorf und Schloss Sachsenburg sein nördliches Ende, welches von ihr abermals schräg durch- schnitten worden ist, so dass auf dem linken Ufer noch eine schmale Partie stehen blieb, während auf dem rechten Ufer die Gneissberge des Küchenwaldes von Schloss Sachsenburg bis an die Ausmündung des Lützenbachs reichen. Nächst dem Zschopauthale gewähren die Thäler von Alten- hain, Mühlbach und das Lützenbachthal unterhalb Dittersbach die beste Einsicht in das Innere dieses Gneissstockes, welcher im Allgemeinen weit mehr aufgeschlossen ist, als der Cunnersdorfer Stock. Die längste und vollkommenste Aufschlusslinie aber liegt unstreitig in der fast ununterbrochenen Felsenwand vor, welche längs der Eisenbahn, auf dem rechten Ufer der Zschopau zwi- schen Braunsdorf und Gunnersdorf entblösst worden ist, und es ermöglicht, sowohl das Gestein als auch die Schichtenstellung von Schritt zu Schritt zu beobachten. Während die nordwestliche Gränze des Mühlbacher Gneis- ses, so weit sie der Beobachtung vorliegt, von Berthelsdorf bis nach Schloss Sachsenburg einerseits, und von dort bis nach dem Imsberge anderseits einen nach Nordwesten vorspringenden stum- pfen Winkel bildet, dessen Scheitel unweit der Schlossschenke liegt, so verläuft die südöstliche Gränze von dem Gränzpunkte an der Freiberger Chaussee über Mühlbach bis nach Niederwiesa ziemlich geradlinig. B\ $. 3. Die Silurformation als Unterlage des Gneisses. Längs dieser letzteren Gränze ruht nun der Gneiss +auf den Gesteinen der silurischen Formation, welche zwischen ihm und dem alten Glimmerschiefer eine bei Mühlbach noch eine Viertel- meile breite, aber von dort aus nach Südwesten sich allmählich verschmälernde Zone bildet, deren Gesteine zuletzt in Nieder- wiesa anstehen, wo sie von den Sandsteinen der Kohlenformation 80% und vom Rothliegenden bedeckt werden, um erst jenseits des Chemnitzthales auf der Höhe bei Borna wieder aufzutauchen. Auch hier gilt von dieser silurischen Zone dasselbe, wie in ihrem anfänglichen Verlaufe von Gross-Voigtsberg bis Langen- striegis, dass sie nämlich dem alten Glimmerschiefer keineswegs gleichförmig aufgelagert ist. Dies folgt schon daraus, weil die obere Gränze des Glimmerschiefers nur hier und da dem Strei- chen seiner eigenen Schichten parallel verläuft; von der wirk- lichen Discordanz der Lagerung überzeugt man sich aber leicht ganz unten im Dorfe Mühlbach, wo es nicht an hinreichenden Entblössungen fehlt, um die beiderseitigen Schichtenstellungen mit einander vergleichen zu können. Eben so wenig, wie für die Silurformation eine concordante Auflagerung auf dem alten Schiefergebirge, lässt sich auch für den Gneiss eine dergleichen Auflagerung auf der Silurformation nachweisen; im Gegentheile liegen genug Beobachtungen vor, welche es ausser allen Zweifel stellen, dass beide Formationen mit völlig discordanter Lage ihrer beiderseitigen Schichten an einander gränzen, Da die silurische Formation wohl nur durch eine Empor- drängung des angränzenden Glimmerschiefers zu ihrer gegenwär- tigen Schichtenstellung gelangt sein kann, so wird die ursprüng- liche Architektur derselben mancherlei Störungen erlitten haben, durch welche der Nachweis ihrer speciellen Gliederung mehr oder weniger erschwert werden muss. In dieser Hinsicht dürfte es nicht unzweckmässig sein, über den Verlauf ihrer liegenden Gränze oder, was dasselbe ist, über den Verlauf der hangenden Gränze des Glimmerschiefers einige berichtigende Bemerkungen einzuschalten. $. 4 Obere Gränze des Glimmerschiefers. Der Verlauf der oberen Gränze des Glimmerschiefers wurde in der geognostischen Karte von Sachsen aus älteren Arbeiten entnommen; bei einer späteren Revision derselben erkannte ich jedoch, dass er einer Berichtigung bedarf. Die Glimmerschiefer- gränze läuft nämlich nicht so geradlinig, wie es die Karte zeigt, sondern macht ein paar auffallende Biegungen; auch dürfte die ihr vorgelegte Thonschieferzone auf einer Verwechslung siluri- 808 scher Thonschiefer mit älteren Gesteinen desselben Namens be- ruhen. Dennoch ist nicht zu läugnen, dass sich von Hausdorf aus gegen Südwesten über den eigentlichen Glimmerschiefer an- dere Gesteine einschalten, welche eine besondere Stellung ein- nehmen; zu ihnen gehört auch der auf der Karte angegebene Kieselschiefer, der wohl richtiger als schieferiger Quarzit zu be- zeichnen ist. Die folgenden Bemerkungen gewähren eine richtigere Be- stimmung der Glimmerschiefergränze, wie ich solche bei Gelegen- heit meiner Bearbeitung der geognostischen Karte des Kohlen- bassins von Flöha gefunden und später revidirt habe. Von dem südlichsten Punkte der Mühlbacher Porphyr- und Thonstein-Ablagerung aus läuft die Gränze längs dem Rücken des kleinen Joches hin, welches sich ungefähr in der Richtung hor. b zwischen dem obersten Anfange des Mühlbacher Thales und einer kleinen nördlich vorliegenden Schlucht erstreckt, und auf dessen südlichem Abhange bei allen Gehöften Glimmerschie- fer zu beobachten ist, während sich auf dem nördlichen Abhange nur Kieselschiefer und schwarze Thonschiefer bemerkbar machen. Ganz nahe an der Ausspitzung dieses Joches wirft sich aber die Gränze plötzlich in nordsüdliche Richtung, so dass sie mit der vorigen einen Winkel von etwa 110° bildet; der Wendepunkt liegt bei dem Mundloche eines alten, in das nördliche Thalgehänge getriebenen Stollens, dessen Eingang von den Bewohnern des Hauses No. 15 als Keller benutzt wird. In dieser neuen Richtung lässt sich nun die Gränze südwärts bis auf die Höhe zwischen Mühlbach und Hausdorf verfolgen, wo östlich von ihr Glimmer- schiefer, westlich aber Wetzschiefer und Kieselschiefer in flachen Kuppen aufragen. Von dieser Höhe aus wird der Verlauf der Gränze etwas unsicher, weil der fast ununterbrochen mit Feldern bedeckte Ab- hang gegen Hausdorf nur sehr wenige Gesteins-Entblössungen darbietet. Berücksichtigt man jedoch die in Hausdorf selbst an- zustellenden Beobachtungen, so ergibt sich, dass die Gränze des Glimmerschiefers auf jener Höhe, unweit eines alten im Gebüsche versteckten Steinbruches eine Wendung nach Südwesten macht, sich in die oberhalb des siebenten Gehöftes einfallende kleine Schlucht wirft, dann auf eine kurze Strecke dem Hausdorfer 809 Thale folgt, und endlich weiter nach Südwesten bis hinauf in den Flöher Wald fortzieht, wo sie unter den Gesteinen des dortigen Steinkohlenbassins verschwindet. Im unteren Ende von Hausdorf treten, wie bereits erwähnt, über dem Glimmerschiefer andere Gesteine aul, welche, obgleich petrographisch verschieden, doch noch dem alten Schiefergebirge anzugehören scheinen. Im Ausgange der am rechten Gehänge des Hausdorfer Thales einfallenden Gränzschlucht steht linker Hand noch ausge- zeichneter Glimmerschiefer an, während rechter Hand ein, aus dünnen. grauen Quarzlinsen und dazwischen eingeschalteten gelb- lichgrauen Glimmer-Membranen* bestehendes Gestein folgt, wel- ches auch einzelne Orthoklaskörner enthält, ohne jedoch wirk- licher Gneiss zu sein. Dieses meist feinflaserige Gestein wech- selt mit dunkelgrauen Schiefern von ähnlicher Zusammensetzung, fällt in einem dem sechsten Gehöfte gegenüberliegenden Stein- bruche 30° in Nord, und ist von dort aus am Bergwege hinauf weit zu verfolgen, wo es zuletzt 30° in Nordwest einschiesst. Auf der linken Seite des Hausdorfer Thales wird der cha- rakteristische Glimmerschiefer von einem schieferigen Quarzite überlagert, welcher wohl noch zu derselben alten Formation zu rechnen ist. Derselbe besteht wesentlich aus hellgrauem fein- körnigem Quarze und aus weissem, blaulichgrauem bis indig- blauem Glimmer; der Quarz bildet dünne Lagen, zwischen denen der Glimmer in glänzenden mikrokrystallinischen Membranen stetig ausgebreitet ist; die Schichtungs- und Spaltungsflächen des Gesteins erscheinen striemig , weiss und blau gestreift oder ge- flammt, und ausserdem durch Eisenoxydhydrat gelb und braun gefleckt. Dieser Quarzschiefer ist bei Hausdorf in ein paar Stein- brüchen sehr gut aufgeschlossen, in deren ersterem er hor. 3 streicht und 30° in Nordwest fällt, während er in dem zweiten 20° in Nord einschiesst, was auf eine Wendung der Schichten verweist. Dasselbe Gestein ist auch am Hausdorfer Fahrwege * Unter Glimmer-Membranen verstehe ich stetig ausgedehnte, aus vielen Glimmerschuppen gewebte Häute; zum Unterschiede von Glimmer- Lamellen, welche nur aus einem, grossen oder kleinen tafelartigen In- dividuo bestehen. 810 vor dem dritten Gehöfte, sowie gegenüber am rechten Gehänge in dem krummen nach Mühlbach führenden Feldwege zu beobach- ten. Ebenso ist es auch an dem, vom ersten Gehöfte nach Sü- den hinaufführenden Feldwege (dem sog. Hofewege), von dessen zweiter Biegung an im Feldboden reichlich ausgewühlt, ganz be- sonders aber im Flöher Walde durch zahllose Fragmente ange- zeigt, bis es endlich von den Gesteinen der Kohlenformation be- deckt wird. Sonach bildet dieser Quarzschiefer vom unteren Ende Hausdorfs an bis in den Flöher Wald eine stetige Zone zwischen dem Glimimerschiefer und der silurischen Formation. $. 5. Der Gneiss liegt discordant auf der Silurformation. Die liegende oder untere Gränzlinie des Gneisses verläuft allerdings ziemlich geradlinig von Nordosten nach Südwesten, wie dies auch auf der geognostischen Karte richtig dargestellt ist: dabei zeigen seine Schichten nahe an der Gränze ein derselben paralleles Streichen mit nordwestlichem Fallen, wie sich sowohl im Mühlbacher Thale, als auch im Zschopauthale beobachten lässt. Dass aber dem geradlinigen Verlaufe der liegenden Gneissgränze keineswegs eine gleichförmige Lage der oberen silurischen Schichten entspricht, dies folgt schon daraus, weil an verschie- denen Punkten der Gneissgränze oftmals ganz verschiedene Ge- steine vorkommen; die völlige Discordanz der beiderseitigen Schichten wird aber auch dadurch bestätigt. dass sie meist un- mittelbar an der Gränze eine ganz verschiedene Lage haben. Am rechten Ufer der Zschopau z. B.. von der Braunsdorfer Streichgarnspinnerei thalaufwärts streichen die dort verticalen Gneissschichten hor. 3; am Wehre des zu derselben Spinnerei gehörigen Grabens zeigen sie das Streichen hor. 3,9, bei 70° nordwestlichem Fallen; dieses Streichen setzt nun bis an die durch etwas Grünstein bezeichnete Gränzschlucht fort, während das Fallen allmählich bis 40 und 30° abnimmt. Es folgt nun zunächst etwas körnige ungeschichtete Grauwacke, und dann bis zur nächsten Schlucht ein System weicher, theils dunkelgrauer, theils schwarzer Schiefer, deren stark gewundene Schichten im Mittel hor. {—8 streichen und 30--70° in Nord fallen. Ähnliche Discordanzen der Lagerung finden sich auch im Mühlbacher Thale. Auf dem linken Gehänge streicht der Gneiss 811 beständig hor. 3—4, und fallt dicht an der Gränze 70°, weiter einwärts 40—45° in Nordwest, während in einem unweit der Gränze liegenden Wetzschieferbruche die hor. 5 streichenden Schichten 20° in Südost fallen, in einem Kieselschieferbruche am Hausdorfer Wege aber die äusserst gewundenen Schichten zwi- schen Ahor. 7 und hor. 12 streichen, und nach Norden und We- sten 30—60° einschiessen. Diese wenigen Beobachtungen beweisen schon, dass an eine eoncordante Lagerung der Silurformation und des Gneisses nicht zu denken ist, weshalb denn auch dieser letztere nicht füglich als die metamorphosirte oberste Abtheilung der ersteren gedeutet werden kann; wie denn überhaupt die Idee des Meta- morphismus zur Erklärung dieser Gneissbildung durchaus nicht geeignet erscheint. $. 6. Petrographische Beschaffenheit des Mühlbacher Gneiss- stockes. Was die petrographische Beschaffenheit des Mühlbacher Gneissstockes betrifft, so finden wir allerdings ganz vorwaltend Gneiss in mancherlei Varietäten, bisweilen aber auch Glim- merschiefer, im genauesten und regelmässigen Verbande mit dem Gneisse *, endlich selten Grünsteine, von denen es viel- leicht noch problematisch ist, ob sie dem Gneisse wesentlich an- gehören, oder erst später in seinem Gebiete hervorgetreten sind. Feinflaseriger Gneiss ist im Allgemeinen vorherrschend, und ganz gewöhnlich mit einer mehr oder weniger deutlichen Stre- ckung versehen, welches Structur-Verhältniss wohl eine grös- sere Bedeutung haben dürfte, als man gewöhnlich zu glauben scheint. Man braucht nur, vom Frankenberger Bahnhofe kom- mend, den ehemaligen Anfang des Mühlbacher Weges aufzu- suchen, um einen kleinen Steinbruch zu finden, in welchem die unter 45° nach Nord einfallenden Schichten sehr vollkommen ge- streckt sind; die Streckungslinien steigen in der Ebene der Schichten etwa 8° gegen Osten auf. In vielen anderen Stein- brüchen und an sonstigen anstehenden Gesteinsmassen wiederholt * Wohl zu unterscheiden von jenen Vorkommnissen, wo der Glimmer- schiefer in grossen Schollen vom Gneisse umschlossen wird. a 2 3 812 sich die Erscheinung bald mehr bald weniger deutlich; ja bis- weilen ist die Streckung so durchgreifend ausgebildet, dass durch sie die Schichtung ganz undeutlich wird, wie z. B. in dem Stein- bruche, welcher an dem vom Unter-Mühlbacher Gasthofe aus- gehenden Feldwege (dem sog. Viehwege) dicht an der Gränze der Silurformation liegt; dort ist’der Gneiss dermaassen gestreckt, dass man nur mit Mühe zu erkennen vermag, wie seine Schich- ten 70° in Nordwest fallen. Es kommen aber auch ziemlich grobflaserige Varietäten vor, denen bis haselnussgrosse Feldspathkörner eingesprengt sind, wie z.. B. in. dem grossen Steinbruche zwischen Frankenberg und Sachsenburg, oder in dem oberhalb der Eisenbahnbrücke im Ham- mergrunde ‚gelegenen Steinbruche, wo, die Feldspathkörner he Grösse einer Wallnuss erreichen. Glimmerschiefer ist mehrfach vorhanden; so namentlich in grosser Mächtigkeit eine quarzarme dunkelgraue Varietät an der Eisenbahn, zwischen dem Tunnel und dem Porphyr-Steinbruche; eine sehr ausgezeichnete. durch grosse silberweisse Glimmer- lamellen grobschuppige, übrigens sehr quarzreiche Varietät findet sich gleichfalls am rechten Ufer der Zschopau, oberhalb der Braunsdorfer Mühle. Im Dorfe Mühlbach gränzt ganz unten im Thale an die Gesteine der Silurformation Glimmerschiefer, wel- cher an einer Stelle hor. 5 streicht und 80° in Nordwest fällt, während oben auf der Höhe des linken Gehänges. ausgezeichne- ter Gneiss ansteht. Auch im Lützenbachthale tritt am rechten Gehänge, unterhalb des Rothen Berges, auf ein paar hundert Schritt weit Glimmerschiefer unter dem Gneisse hervor. Körniger, braun verwitternder Diabas erscheint mitten im Gebiete des Gneisses am rechten Gehänge des Mühlbacher “Tha- les, gleich unterhalb des von Frankenberg eintreffenden Com- municationsweges. Dicht oberhalb .der Braunsdorfer Mühle steht am rechten Ufer der Zschopau dichter Grünstein an, dessen Schichten .hor. 3—4 vertical streichen; und so findet sich der- gleichen noch an anderen Punkten. $. 7. Profil des Gneisses am rechten Ufer der Zschopau. Da das rechte Ufer der Zschopau, von der Finkenmühle bei Flöha über Braunsdorf bis an den Porphyrbruch oberhalb Gun- 813 nersdorf, ein fast vollständiges Profil * des Mühlbacher Gneiss- stockes gewährt, so dürfte eine kurze Beschreibung dieses Durch- schnittes zweckmässig sein. Von der unweit der Finkenmühle liegenden Gränzschlucht, in deren Ausgange zwischen den Gesteinen der Silurformation und des Gneissstockes etwas Grünstein eingeschoben ist **, steigt der Weg aufwärts über Gneiss, welcher da, wo sich der Weg wieder abwärts neigt, 30° in Nordwest einfällt; bald erreicht man einen Steinbruch, in welchem die kor. 3,5 streichenden Schichten 30—40° nach derselben Weltgegend einschiessen. Allein kurz oberhalb des Wehres der Braunsdorfer Spinnerei befindet sich ein zweiter Steinbruch, welcher Gneissschichten von ganz ver- worrener Gestalt und Lage zeigt, zwischen denen man an einer Stelle das Streichen hor. 3 mit verticaler Stellung zu beobachten glaubt; dicht bei dem Wehre lässt ein dritter Steinbruch das Streichen hor. 3,9 mit 70° Neigung in Nordwest erkennen. Bis hierher streichen also die Schichten des Gneisses im Allgeineinen seiner Gränze parallel, welche fast genau in der Richtung hor. 4 durch das Thal setzt ***; wo eine Streckung zu beobachten ist, da verlaufen die Streckungslinien auf den Schichten horizontal oder nur wenig nach Nordosten aufsteigend. Weiterhin trifft man feinkörnigen Gneiss, dessen verticale Schichten’ hor. 3 streichen, und unmittelbar bei der Spinnerei liegt ein Steinbruch, in wel- chem ein mit weissem Glimmer versehener Gneiss genau dieselbe Lage hat. Oberhalb der Braunsdorfer Mühle erreicht man einen Steinbruch, wo quarzreicher, durch grosse silberweisse Glimmer- lamellen ausgezeichneter Glimmerschiefer gleichfalls in verticalen Schiehten ansteht, welche hor. 5 streichen, während diejenigen * Denn gleich hinter diesem Porphyrbruche, bei dem dortigen Bahn- wärterhäuschen, wird eine Grube in Granitschutt betrieben, welcher dem Granitconglomerate der Culmformation angehört; vergl. meine Erläute- rung zu der geogn. Karte der Umgegend von Hainichen, S. 65 ff. ** Auch gegenüber auf dem linken Ufer der Zschopau steht zwischen dem Gneisse und den silurischen Schiefern Diabas an, welcher dicht neben der Eisenbahn sehr gut zu beobachten ist, wo er einen kleinen Felsen bildet. *** So verhält es sich auch auf dem linken Ufer der Zschopau, wo in dem an der Eisenbahn liegenden Steinbruche die Schichten hor. 4 strei- chen, und 45—50° NW. fallen. 814 des unmittelbar darauf folgenden Grünsteins in hor. 3—4 ge- richtet. sind. Am Wege von der Mühle bis zum Braunsdorfer Bahnhofe ist nichts zu beobachten. Die auf einem langen Viaducte durch die Wiesen herankommende Eisenbahn zieht sich vom Bahnhofe aus anfangs auf sanftem Feldabhange, bald aber am unteren Rande des steilen felsigen Gehänges auf einem Damme hin, zwischen welchem und dem oft frisch. abgetriebenen Gehänge ein Graben fortläuft, von welchem aus man das anstehende Gestein ziemlich bequem beobachten kann. $. 8. Fortsetzung. Nicht weit vom Bahnhofe steigt rechts an der Bahn eine Gneissklippe auf, deren feinkörniges, festes und sehr undulirtes Gestein ungefähr hor. 3 streicht, und 30— 50° in Ost fällt; bald folgt gegenüber auf der linken Seite der Bahn ein ähnlicher Gneiss, welcher von rothen Feldspathadern durchzogen ist, auch mit glimmerschieferähnlichen Schichten wechselt; seine Schichten streichen hor. 5, und fallen 60° in Südost. Wo die Bahn dicht an die Zschopau herankommt, da steht links etwa auf 30 Schritt weit Glimmerschiefer an; allein der Lichtenwalder Mühle gegen- über beginnt das steile Felsengehänge mit ausgezeichnetem Gneisse, welcher anfangs hor. 6 streicht und 70° in Süd fällt; zwar beobachtet man auch einmal verticale hor. 9 streichende Schichtenstellung, allein dies ist nur ganz local, denn weiterhin ist derselbe graue, körnigflaserige Gneiss ununterbrochen über die erste und bis an die zweite Schlucht zu verfolgen, immer kor, 4 streichend und erst 45°, dann 60 und 70° in Südost fallend. In der erwähnten zweiten Schlucht beginnt ein sehr eben- flächiger, plattenförmig geschichteter, compacter, brauner Glimmer- schiefer * (str. hor. 6, f. 80° in Süd), auf welchen ein hartes, schwer zersprengbares, körnig-splitteriges, durch viele weisse, gelbliche oder lichtbraune Glimmerschuppen und sparsame Granat- körner ausgezeichnetes Gestein folgt (str. hor. 5,5, f. 60--70° * Glimmer und zersetzter Feldspath scheinen diess Gestein wesent- lich zu bilden, Quarz dürfte gänzlich fehlen. 815 in Nord), bis endlich vor dem Ausgange des Altenhainer Thales ein unbeschreiblich wild durch einander gewundener, man möchte fast sagen gequirlter, von rothen gekräuselten Feldspathadern durchschwärmter Gneiss ansteht, dessen Schichtenlage zu erken- nen ganz unmöglich ist. Am Eingange des Tunnels findet sich ein feiner wohlge- schichteter Gneiss, welcher hor. 3 streicht, unten 70—80°, oben über dem Tunnelgewölbe nur 40— 60° in Südost fällt; auch der 'Tunnelfelsen (oder Haustein) zeigt bis hinauf an Körner’s Denk- mal nur festen feinflaserigen Gneiss. Am nördlichen Ausgang e des Tunnels steht anfangs Glimmerschiefer, dann aber etwas Gneiss an, welche beide 50° in hor. 11—12 Nord fallen; doch wird der Glimmerschiefer bald vorwaltend, als ein feinschuppiger, compacter, schwärzlich- bis dunkel blaulich-grauer, auf Spaltungs- flächen halbmetallisch glänzender Schiefer, dessen Schichten äus- serst stark gewunden und gestaucht sind, dennoch aber im Mit- tel hor. 5 streichen, und 70--80° in Nord einschiessen, ja bis- weilen fast senkrecht an den Felswänden hinaufsteigen. Weiter- hin gegen den Porphyrbruch folgt wieder Gneiss, dessen Strei- chen sich, bei stets nördlichem Fallen, aus kor. 5 allmählich durch hor. 6 bis in hor. 7. wendet. Von hier aus ist der Gneiss im Zschopauthale selbst nicht mehr sichtbar, bis er nördlich von Frankenberg im Ausgange des Lützenbachthales wieder an die Thalaue heraustritt, und von dort an bis zum Schlosse Sachsenburg das steile rechte Thalgehänge bildet. In dem kleinen Thale des Dorfes Altenhain, sowie in der von dem dortigen Vorwerke herabkommenden Parallelschlucht ist der Gneiss zwar vorhanden, doch nicht gerade bedeutend aufge- schlossen. Wohl aber ist dies der Fall im Mühlbacher Thale, von der Einmündung des Hammergrundes bis an die obere Gränze der Silurformation, wo ein vollständiger Durchschnitt des Gneiss- stockes vorliegt. Auch das Lützenbachthal gewährt von dem un- tersten Hause des Dorfes Dittersbach bis an seinen Ausgang einen, nur ein Mal zwischen dem Hopfenberge und Rothen- berge durch etwas Rothliegendes-unterbrochenen Aufschluss des Gneisses. N 816 $. 9. Goneiss zwischen Frankenberg und Sachsenburg. Während uns die bisher geschilderten Verhältnisse des Mühlbacher Gneissstockes lehren, dass er nach der Silurforma- tion abgelagert worden sein muss, so gewähren sie uns über seine eigentliche Bildungsweise noch keinen Aufschluss. In der Nähe von Schloss Sachsenburg kommen jedoch Erscheinungen vor, welche vielleicht geeignet sein dürften, uns auch über die Genesis dieses Gneisses einen Wink zu geben. Dahin gehören die merkwürdigen Verknüpfungen zwischen Gneiss und Glimmerschiefer im Aufwege nach dem Sachsen- burger Schlosse, welche ich vor 40 Jahren deutlich zu beobach- ten Gelegenheit fand, weil nicht lange vorher die Böschung auf der Bergseite dieses Weges frisch abgetrieben worden war. Zwar sind diese Erscheinungen zum Theil schon im zweiten Hefte der geognostischen Beschreibung des Königreichs Sachsen (1838, S. 354) erwähnt worden; da jedoch seit jener Zeit die Verwit- terung, die Schwerkraft und Regengüsse, besonders auch die Vegetation wesentlich dazu beigetragen haben, sie unscheinbar zu machen, so glaube ich, die damals von mir aufgezeichneten Be- obachtungen hier im Detail mitiheilen zu dürfen, um auch späte- ren Beobachtern ein Anhalten zu bieten. Vorher mag jedoch die Beschreibung des dicht neben der Strasse von Frankenberg nach Sachsenburg liegenden fiscalischen Steinbruchs eingeschaltet werden, an welchen sich jene Beobach- tungen unmittelbar anschliessen; denn gleich am Eingange dieses Steinbruchs geht von jener Strasse der Aufweg nach dem Schlosse ab; in seinem oberen Theile aber wurde durch einen vor wenig Jahren erfolgten Bergsturz eine interessante Verknüpfung von Gneiss und Glimmerschiefer sehr deutlich und in grossem Maass- stabe aufgedeckt, welche mit denen am Aufwege nach dem Schlosse beobachteten Erscheinungen recht wohl im Einklange steht. | $. 10. Erscheinungen im Steinbruche. Am nördlichen Ende des Steinbruchs. befindet sich neben dem Wege eine als Zuflucht für die Steinbrecher aus Steinen erbaute kleine Hütte; dicht vor ihr steht der Gneiss noch an mit fast horizontalen Schichten und einer in hor. 3 gerichteten 817 Nach Abzug des beigemengten Eisenoxydes und der Kiesel- säure, sowie Hinzurechnung des Nickeloxydul zum Kobaltoxydul und Berechnung der übrigen Bestandtheile auf die Summe 100, erhält man: berechnet gefunden 40.000. . ı . 8040,0 33,77 33,10 10,010, 12704 14,11 13,89 8 60,05 .%..©.:1008,0 11,20 10,86 44,0 4,97 5,62 2AS0,...: ..; 920,0 10,22 10,83 2 000, ..... 1056,0 11,73 10,90 ZuarEOr° *, . 10600.° ....14.00 14,80 9002,4 100,08 100,00" woraus sich die Formel 8(5C00.2C0O, + 4H,0) + 6(C0,0,.H,0) -+ 8(2Cu0 . CO, + H,0) + 4c2Ca0 . As,0, + 6H,O) ableiten lässt. Nach vorstehender Formel wäre also das Mineral ein in- niges Gemenge von 8 Atomen zweifünftelkohlensaurem Kobalt- oxydul, 6 Atomen Kobaltoxydhydrat, 8 Atomen halbkohlensaurem Kupferoxyd (Malachit) und 4 Atomen halbarsensaurer Kalkerde (Pharmakolith). Verdünnte Essigsäure zieht aus dem pulverisir- ten Mineral vorzugsweise Arsensäure und Kalkerde aus, und da diese beiden Körper in stöchiometrischem Verhältniss zu einan- der vorhanden sind, so darf man sie als zusammengehörig be- trachten. Vielleicht ist das Mineral durch allmähliche Zersetzung von arsensaurem Kobaltoxydulhydrat (Kobaltblüthe) durch kohlen- saure Kalkerde-haltige Wässer in der unmittelbaren Nähe eines kupferhaltigen Minerals — vielleicht des Malachits — entstanden. Es bildete sich dabei kohlensaures Kobaltoxydul, welches nach und nach höher oxydirte, und arsensaure Kalkerde, von der im Laufe der Zeit ein Theil wieder ausgelaugt wurde. Das künst- lich dargestellte kohlensaure Kobaltoxydul von schmutzig viol- blauer Farbe ändert sich, namentlich in der Pulverform, alsbald in ein Gemenge von demselben und Kobaltoxydhydrat um und wird dann dunkelbraun. Im Spectroscop ergaben sich Spuren von Kali und Natron, so unbedeutend, dass sie nicht ausgewogen werden konnten. Zur Analyse wurden nur Stücke verwendet, welche glänzend waren und schönen muschligen Bruch zeigten. An einem später erhaltenen Stück fanden sich wirklich kleine Partien von Kobaltblüthe und Malachit, und dieser Umstand rief Jahrbuch 1872. 52 kunt u) 818 mir in das Gedächtniss zurück, dass ein solch schwarzes Mineral mit denselben Begleitern auch auf den Gruben im Rothenberge bei Saalfeld vorgekommen. In der That erwies sich auch dieses Mineral als Winklerit; zu Saalfeld kommen also drei ähnliche Porodine, Kupfermanganerz, Lithiophorit und Winklerit vor. Der Winklerit ist amorph und tritt in derben Massen von muschligem Bruche und geringem Glanze auf; zeigt blaulich- schwarze bis sammetschwarze Farbe und dunkelbraunen Strich. Mild. Härte 3, spec. Gewicht 3,432. Im Glaskölbchen gibt er Wasser aus; auf Kohle decrepelirt er, verändert sich aber sonst nicht; in der Pincette ist er unschmelzbar und färbt die Flamme grün. Mit Borax und Phosphorsalz erhält man Kobaltgläser. Mit Chlorwasserstoffsäure befeuchtet, braust er auf und die chlor- wasserstoffsaure Lösung, entwickelt beim Erwärmen Chlorgas. Rothnickelkies. Aufder Grube Telhadella bei Albergharia velha in Portugal kommt gangweise mit Bleiglanz und Kupferkies ein Rothnickelkies vor, der in den äusseren Kennzeichen einige Abweichungen und bei der chemischen Untersuchung einen ungewöhnlich hohen Schwe- felgehalt ergab. Ich erhielt das Mineral durch meinen Sohn, den Ingenieur HERRMANN Breimmaupr, und liess es durch Dr. WinkLer analysiren, welcher folgende Zusammensetzung fand: Nickel . . . 42,41 Eisen. ....... E40 Arsen . . .. 5008 Schwetel 3:85 Quarz”. 229 165 100,09. Das Mineral enthält nur Spuren von Kobalt und gar kein ‘Kupfer. Von den schwefelhaltigen Rothnickelkiesen unterscheidet sich dieser portugiesische in auffallender Weise; während nämlich die Rothnickelkiese mit dem höchsten Schwefelgehalt in dem Glas- kölbchen Nichts oder nur eine Spur arsenige Säure abgeben, gibt unser portugiesischer Rothnickelkies ein starkes Sublimat von Schwefelarsen. Der Schwefelgehalt rührt jedoch nur von einer Beimengung her; in kleinen Drüschen, deren der Kies sehr viel enthält, sieht man nämlich neben der Quarzauskleidung zahllose 819 Härchen von Gelbnickelkies (Millerit), und man hat wohl anzu- nehmen, dass auch der derbe Rothnickelkies Beimengungen von Gelbnickelkies enthält, wodurch eben auch die Farbe eine lichtere geworden ist; zudem ist der Schwefelgehalt ein veränderlicher, denn andere Proben ergaben sogar 9.bis 6 Procent. Wahrschein- lich finden sich auf der Lagerstätte auch grössere Partien Gelb- nickelkies; übrigens ist es wohl das erste Mal, dass ein Zusam- menvorkommen von Roth- und Gelbnickelkies beobachtet wurde. Der Rothnickelkies ist in grosser Menge — nur derb — vorge- kommen, zeigt eine sehr blasskupferrothe bis röthlichweisse Farbe und hat das spec. Gewicht 7,30 —7,39. Peganit. Zu Nobrya bei Albergharia velha in Portugal wurde im Jahre 1870 als Neubildung ein Thonerdehydrophosphat beobachtet. Das- selbe kam derb von feinkörniger Structur und kleintraubig vor; Farbe weiss bis grünlichweiss. In Drusenräumen fanden sich zahlreiche, kleine, wasserhelle Krystalle, die unter der Loupe als rhombische Säulchen mit der Basisfläche erkannt werden konnten. Spec. Gewicht 2,46. Zwei Analysen, vom Chemiker LicHTEnBER- GER in Dresden und von FrEnzeı ausgeführt, ergaben folgende Zu- sammensetzung: Thonerde . . . 38,90 39,62 Phosphorsäure . 36,14 34,33 Wasser... .... 23,14 23,53 Kupferoxyd . . 0,64 0,83 Baryterde. . . '0,43 0,39 99,25 98,70. Zu den Analysen dienten derbe Stücke, von den Kryställchen konnte leider nicht genug Material zu einer Analyse gesammelt werden. Nach dieser Zusammensetzung steht das Mineral dem Peganit am nächsten und wurde dann von Prof. Weıssach auch als Peganit -— durch beigemengten Wavellit verunreinigt — er- kannt. Vor dem Löthrohre verhält es sich wie folgt: unschmelz- bar, die Flamme grün färbend, dabei die Farbe nicht verändernd, wie reiner Peganit; mit Kobaltsolution geglüht, blau; im Kölbchen wenig Wasser gebend; in Säuren leicht löslich. 52 * j 820 Zinner2z. Von Monte Feital, Sierra d’Estrella in Portugal analysirte Dr. Winkter Zinnerz, von niedrigem spec. Gewicht. Naeh Abzug einer Quarz-Beimengueg wurde als Inhalt gefunden: Zinnoxyd, "72. .2...291.92 Eisenoxyd°'."..ı...... 8,08 100,00, Das Zinnerz tritt derb und krystallisirt in den bekannten Zwillingen auf. Snarumit. Das von mir als Snarumit * aufgeführte Mineral von Snarum in Norwegen enthält nach einer Analyse LicHTENBERGER'S: Kieselsäure . . . 67,42 Thonerde‘?. 2720872891 Eisenoxyd . . . . 0,42 Manganoxyd....).:. „1018 Kalkerde ......2:.....2004 Natron, » 040... 0098 Lithion. =... 2.2 0002019 Glühverlust*'" „72 #023 99,78. Hiernach ist das Mineral Spodumen, mit dem es auch im Löthrohrverhalten übereinstimmen soll; in den äusseren Kenn- zeichen findet jedoch eine Übereinstimmung mit Spodumen nicht statt. * Min. Stud. 45. beiträge zur Mikromineralogie von Herrn Dr, v. Lasaulx. Metamorphische Erscheinungen *. Wohl nicht mit Unrecht ist verschiedentlich darauf hinge- wiesen worden, dass die mikroskopische Untersuchung der sog. metamorphischen Gesteine vielleicht manche für die Genesis dieser in vielen Fällen noch unerklärten Bildungen werthvolle Einzel- heiten ergeben möge. Die Beobachtung von Dünnschliffen kry- stallinischer erupliver Gesteine (Granite, Trachyte, Dolerite u. A.) hat gezeigt, wie deutlich sich die Anfänge und ersten Spuren beginnender Mineralzersetzung wahrnehmen lassen. So ist man denn auch bei der Untersuchung der sog. metamorphischen Ge- steine, die das Resultat eingreifender, das ganze Gestein in sei- nen einzelnen Mineralbestandtheilen erfassenden Umwandlungs- und Zersetzungsprocesse sein sollen, berechtigt, die Spuren sol- cher Vorgänge zu suchen und zu finden. Es hat denn auch schon Sorsey einige Glimmerschiefer untersucht und darans die Ansicht gewonnen, dass dieselben durch einen wässrigen Zer- setzungs- und Krystallisationsprocess bei hoher Temperatur aus Thonschiefer umgebildet wurden; an einer andern Stelle zeigt er, wie magnesiahaltiger Kalkstein durch Metamorphose umgebildet worden. Seine Ansichten stützen sich im Wesentlichen auf die * Der Verfasser hat auf unsere Bitte gestattet, dass dieser Abschnitt seiner in „PoGGENDoRFF’s Annalen“ enthaltenen Abhandlung auch im Jahr- buch Aufnahme finde. Die Red. 822 Spuren mechanischer Vorgänge, die ihm seine Untersuchungen boten; die Erscheinungen des ripple drift sind ihm die Anzeigen der Umbildung aus ursprünglich sedimentären Gesteinen *. Ein grösseres Gewicht aber als auf solche Structurverhältnisse, scheint auf das sorgfältige Studium der Mineralassociations-Verhältnisse und der Zersetzungserscheinungen gelegt werden zu dürfen. Die petrographischen Eigenthümlichkeiten der metamorphischen Ge- steine, wie sie in Dünnschliffen sich bieten, müssen in allen De- tails durchforscht und erkannt werden. Die Untersuchung der Thon- und Dachschiefer durch Zırkeı**, dem wir so vieles Treff- liche auf diesem Gebiete verdanken, hat auf diesem Wege schon interessante Einzelheiten zu Tage gefördert, wenngleich dadurch eine genetische Entscheidung kaum näher gerückt scheint. All- seitigere, eingehendere Studien in der gleichen Richtung er- scheinen daher geboten. Schon seit längerer Zeit habe ich durch Herstellung einer grösseren Zahl von Schliffen solcher Gesteine, die man entweder übereinstimmend als metamorph bezeichnet oder die von manchen wenigstens dafür gehalten werden, solche Studien vorbereitet. Bei der grossen Schwierigkeit, die die Her- stellung von Dünnschliffen gerade dieser Gesteine bietet, kann das verarbeitete Material nur einen kleinen Theil der grossen Menge einschlagender Gesteine umfassen. Der Zukunft und dem nachfolgenden Eifer anderer Forscher muss die Ergänzung des fehlenden anheimgestellt werden. In Betreff der Herstellung von Dünnschliffen solcher schiefrigen, oft wenig zusammenhaltenden und weichen Gesteine möchte ich eine Bemerkung vorausschicken. Es ist natürlich, dass man dabei wesentlich auf die Anwendung eines feinen Schleifmaterials Bedacht nehmen muss. : Wenn der Schliff unter Anwendung der gewöhnlichen, feinkörnigen Smirgel- steine bis zu der Dünne gerathen ist, dass die Gefahr des Zer- reissens nahe ist -— die Erfahrung allein kann diesen Moment erkennen lassen -- schleife ich ohne jeden Smirgel weiter und bediene mich dann einer viereckigen Platte aus mexikanischem, dichtem und vollkommen homogenem Wetzschiefer, wie er auch * SorBY: Edinb. new Phil. J. 1853. Vol. V, 137 und Quarterly Journ. of the geol. Soc. IX, 344. 1853 und 1863. Sitzung vom 22. April. ** Diese Annalen OXIX, 288. 323 zu Messerschleifsteinen verwendet wird, und so viel ich weiss, unter? der Bezeichnung amerikanischer Jade allgemein zu haben ist. Manche Schliffe sehr weicher Gesteine führe ich durchaus auf diesem Schleifsteine aus. Bei Anwendung dieses sehr gleich- mässigen und ebenen, der Härte nach durchaus passenden Stei- nes gelingt es dann leichter, recht dünne Schliffe auch von tal- kigen und chloritischen Schiefergesteinen zu erhalten *. Es erschien mir passend, in der Reihenfolge der aufzufüh- renden Gesteine den Gesichtspunkt festzuhalten, diejenigen zu- nächst zu besprechen, die sich am unmittelbarsten auf andere Gesteine beziehen oder die die geringsten metamorphischen Er- scheinungen erwarten lassen. Daran schliessen sich dann solche Gesteine, die einen fortgeschrittenen, ausgesprochenen Metamor- phismus zeigen. Protogin. Ein schönes Gestein von Enval bei Volvic (Auvergne), welches dort als unregelmässige Einlagerung im Granit vorkommt, besteht aus einem nicht sehr grosskörnigen aber sehr gleichmässigen Gemenge von fleischrothem Orthoklas, dunkelgrüner Hornblende und wenigem, körnigem, bröcklichem Quarze. Dazwischen erscheinen vereinzelte kleine Lamellen einer grünlichen Talkvarietät. Auch kommen einzelne Pinite in dem Gesteine vor, welches von feinen Quarzadern durchzogen wird. Mit dem blossen Auge ist kein zweiter Feldspath zu erkennen. Das Gestein ist ein Syenit. In Dünnschliffen zeigt sich zunächst, dass ausser dem Or- thoklas auch ein klinoklastischer Feldspath ziemlich reichlich vor- handen ist. Beide Feldspathe zeigen einen hohen Grad der Zer- setzung, so dass die meisten vollkommen undurchsichtig gewor- den sind. Der in Lamellen verwachsene trikline Feldspath scheint noch mehr umgewandelt, wie der andere. Immerhin ist aber im polarisirten Lichte die lamellare Streifung noch deutlich erkenn- bar. Überhaupt zeigen aber diese zersetzten Feldspathe nur eine sehr geringe Einwirkung auf das polarisirte Licht. Wenn an einigen der innere Kern noch eine deutlichere Lichtwirkung zeigt, ist der Rand meist vollkommen unwirksam geworden und verhält * Auch die Schliffe von Vorsr und Hocusssane in Göttingen, die ich schon früher empfohlen, leisteten hier treffliches. = 824 sich wie amorphe Körper. Die Begränzungen der einzelnen Feld- spathkrystalle gegen einander sind verwischt und undeutlich, wo sie mit dem klaren Quarze in Berührung stehen, lassen die Um- risse sich scharf erkennen. Mit der Zersetzung scheint auch die durch eindringendes Eisenoxyd bewirkte Färbung im Zusammen- hang zu stehen, vielleicht ganz dadurch hervorgerufen zu werden. Auch die Hornblende zeigt deutliche Spuren der Verwitterung, schmutzig gelbbraune Flecken erfüllen die lauchgrüne Hornblende- masse in der Richtung ihrer Spaltungsflächen. Kleine und wenige Schuppen und gewundene Leistchen eines lauchgrünen, talkartigen Minerals liegen in den verwitterten Feldspathpartien inne, und es lässt sich gut erkennen, wie dasselbe auf den durch die Zer- setzung gelockerten Spaltungsflächen in das Innere dringt. Mit der Hornblende scheinen diese Talkblättchen nirgendwo in Zu- sammenhang zu stehen. Wir sehen hier die ersten Anfänge einer Protoginisirung dieses ursprünglich ächten Syenitgranites. In- teressante Erscheinungen in einem Dünnschliffe bot ein denselben durchsetzender äusserst feiner Quarzgang. Feldspath- und Horn- blendekrystalle werden durch diese Ader durchschnitten. - Bei einem grösseren Hornblendekrystall passen die Enden der beiden Bruchstücke ganz scharf in einander. Sie erscheinen durchaus nicht seitlich gegen einander, sondern nur auseinander verschoben. Nur eine ruhige nicht gewaltsame Bildung dieses Quarzganges durch blosses Auseinanderdrücken der beiden Seiten kann dieses sowie die vollkommen scharfeckigen Conturen der Bruchflächen erklären. Ausser solchen kleinen Adern ist der Quarz aber auch an andern Stellen später in das Gestein eingetreten. Unregel- mässige Hohlräume zwischen den Feldspathen sind mit Qnarz erfüllt; einzelne zerbrochene Quarzdihexaöder mit Quarz wieder verkittet. Eintreten des talkigen Minerals ist der erste Beginn der Metamorphose; der Pinitoid ist ein mikrokrystallines Silicat von grünlicher Farbe, welches Pseudomorphosen nach Feldspath bildet. An ähnliche Bildungen muss daher auch hier gedacht werden. Ein feinkörniger Protogin von les Boulons bei Chateau neuf (Auvergne) zeigt eine gleiche mineralische Zusammensetzung, aber bei äusserst feinkörniger Ausbildung: Rothe Feldspathe, zierliche schwarze Hornblendesäulchen, die letzteren ausserordent- 825 lich reichlich. Trikline Feldspathe scheinen nicht vorhanden. In Dünnschliffen zeigt derselbe eine fortgeschrittene Zersetzung. Von den zersetzten Feldspathen sind die Umrisse gänzlich ver- wischt, meist sind rundliche dunkle Flecken übrig, ohne irgend eine Einwirkung auf polarisirtes Licht. In den Zwischenräumen liegen zahlreiche Partien des lauchgrünen talkigen Minerals, deut- lich die feinblättrige Textur zeigend. Von der in dünnen Par- tikeln ebenfalls lauchgrünen Hornblende sind sie stets leicht dnrch den deutlichen Dichroismus der letzteren zu unterscheiden. Auch erscheint die Hornblende stets in regelmässig prismatischer Aus- bildung, während das talkige Mineral unregelmässige Formen und eine oft radiale Faserung zeigt. Ausser den blättrigen Aggre- gaten erscheinen aber auch gelbgrüne lange Nadeln eines ähn- lichen Minerals. In einigen Hohlräumen in der Feldspathmasse bedeckt das grüne Mineral die Wände, und nach innen schiessen die gelblichen Nadeln zusammen. Jedenfalls stehen auch hier diese Mineralien in directem Zusammenhang mit dem Feldspath, während sie unabhängig von der Hornblende erscheinen. Wäh- rend für manche Syenite das Vorkommen von Eläolith nachge- wiesen ist, fehlt derselbe hier. Dagegen kommen schöne hexa- gonale Pinite vor. Es ist immerhin bemerkenswerth, dass die verschiedenen Fundstellen des Pinit in der Auvergne alle im Protogin liegen, so auch im vorhergehenden und dem noch fol- genden Gestein. Wenn nun auch mit ziemlicher Sicherheit der Cordierit als das Muttermineral für den Pinit anzusehen ist, so könnte doch bei der schwankenden Zusammensetzung solcher Umwandlungsproducte wohl in einzelnen Fällen Nephelin in ein pinitähnliches Mineral umgewandelt werden. Sind ja doch die Varietäten des Liebenerit und Giesekit von einigen Mineralogen mit dem Nephelin in Verbindung gebracht worden. Das reichere Auftreten des talkigen Minerals in diesem Gestein mag wohl mit der feinkörnigeren Ausbildung im Zusammenhang stehen, die eine Zersetzung befördern muss. Auch das geognostische Vorkommen dieses Protogins ist mit Bezug auf seine Genesis bemerkenswerth. Es bildet sehr feine, oft nur 2 bis 3 Decimeter dicke Gänge im Granit. Die Mitte eines solchen Ganges ist jedesmal durch ein Quarztrümmcehen eingenommen von 1 bis 2 ÜCentimeter Dicke, der Protogin bildet auf beiden Seiten die Saalbänder. Wenn fir 826 Lecog, wo er dieses Vorkomniens gedenkt*, fragt, ob die Gegen- wart des Protogin einer metamorphischen Einwirkung des Quarzes zuzuschreiben sei, so scheint mir dadurch das einfache Verhält- niss vollkommen durch das Bemühen verdunkelt zu werden, allent- halben Contactmetamorphosen zu sehen. Als sich die Spalte im Granit bildete, circulirten darin die zersetzenden Gewässer und verwandelten den Granit der beiden Wände in Protogin. Nach- her erfolgte erst die Ausfüllung der Spalte mit Quarz auf ein- fachem wässrigem Wege. Ein grobkörniger, porphyrartig ausgebildeter Protogin findet sich an den Ufern der Sioule unweit Pranal bei Pontgibaud (Au- vergne). Grosse, oft zolllange Orthoklaskrystalle und Zwillinge und zahlreiche rundliche Körner und Dihexaöder von Quarz bilden die hervortretenden Bestandtheile. Der Orthoklas ist weiss oder gelblich, an einigen Stellen schön pfirsichblüthroth gefärbt, viel- leicht durch Kobalt. Zahlreiche sehr kleine Hornblendenadeln liegen im Gestein, und ein dem blossen Auge leicht erkennbares talkiges Mineral in gelben Schüppchen. Das Gestein führt viel Pinit. | Im Dünnschliffe erscheint die Zersetzung vorzugsweise auf die Grundmasse gewirkt zu haben. Zwar erscheinen auch die grösseren Feldspathe durchaus undurchsichtig und trüb, aber es erscheinen in denselben doch nur vereinzelte Leistchen gelb- lichen, gewundenen Talkes. Dagegen ist die Grundmasse durch- aus davon erfüllt. Wenn wir die Grundmasse eines sehr ähn- lichen Porphyrs von Manzat vergleichend betrachten, so zeigt sich uns diese als ein deutlich krystallinisches Gemenge von Quarz und Feldspath. Hier ist aber keine Zusammensetzung mehr er- kennbar. Die winzigen Quarze heben sich im polarisirten Lichte noch deutlich ab, die ganze übrige Masse bietet nur fleckenweise Feldspathsubstanz, ohne Form und Wirkung im polarisirten Lichte. Dazwischen liegen in überwiegender Menge die gelblichen, fasri- gen, meist etwas gewundenen, an den Enden ausgefranzten Leist- chen des talkigen Minerals. Sie liegen regellos durcheinander, zeigen keinerlei Parallelstellung, wohl aber eine Neigung zu ra- dialer, sternförmiger Gruppirung. An einzelnen Stellen ist die * TLiecog, Epoques geol. de ’ Auvergne I, 204. 827 Grundmasse durchaus aus solchen Schuppen und Leisichen ge- bildet und unterscheidet sich dann gar nicht von dem Aussehen der gleichen Grundmasse in einigen Paragonitgneissen und Schie- fern. Auch in diesen Dünnschliffen ist nirgendwo ein directer örtlicher Zusammenhang zwischen Hornblende und dem talkigen Minerale erkennbar; wohl aber mit den Feldspathen. Die Um- risse eines grösseren Feldspathkrystalls sind saumartig von radial gestellten Leistchen dieses Talk-Minerals umgeben. Die fort- schreitende Zersetzung würde in diesem Falle eine vollkommene schieferähnliche Masse geben können. Da ist es wieder recht interessant, dass uns im engsten geognostischen Verbande das Endresultat der Zersetzung geboten ist. Der untersuchte Proto- gin bildet einen mächtigen Gang im Glimmerschiefer in der Nähe von Pranal, unweit der unter ganz gleichen Neigungs- und Ein- fallsverhältnissen auftretenden Bleiglanz führenden Gänge von Pontgibeaud. Die Saalbänder des Ganges erscheinen vollkommen zersetzi. Lecog beschreibt das Gestein der Saalbänder als phyl- lade porphyroide Wenngleich sie scharf gegen den die Mitte bildenden Protogin abschneiden, so sind sie doch nur das Resultat seiner vollständigen Zersetzung. Die noch erkennbaren Feld- spathkrystalle, die allerdings vollkommen in eine erdige, weisse, kaolinartige Masse mit vielen glänzenden Schüppchen durchzogen, übergegangen sind, die wohlerhaltenen Quarzdihexaeder und Kör- ner, kleine, sehr verwitterte Hornblendereste lassen keinen Zwei- fel, dass wir das ın situ gebildete Zersetzungsproduct des Por- phyrs oder eines ganz gleichen Gesteines vor uns haben. In einer grauen, thonschieferartigen Grundmasse, die im Mikroskope durchaus aus gelblichen, schuppigen Talkaggregaten, untermengt mit Feldspathresten und winzigen Quarzpartikelchen besteht, so dass sie fast das Aussehen eines klastischen Gemenges erhält, liegen ausser den schon genannten grösseren Mineralresten, zahl- reiche verschiedenfarbige Glimmerblätichen, die dem Protogin noch fehlen. Die ganze Masse ist von diesen gelben, röthlichen und dunkelbraunen Glimmerblättchen vollkommen durchsetzt. die eine gewisse, wenn auch unvollkommene Parallellagerung erken- nen lassen. Das Gestein erscheint entsprechend unvollkommen schiefrig, die Schieferung steht senkrecht auf den Stössen des Ganges. Hier ist es unzweifelhaft, dass die Zerseizung eines 1 j : 828 Porphyrs durch pinitführenden Protogin hindurch ein glimmer- reiches, talkiges Thongestein hervorgebracht hat, dem nur die noch vollkommenere Schieferung fehlt, um ein echter Thonglim- merschiefer zu sein. Diese Schieferung hätte dem Gestein durch blosse mechani- sche Wirkungen noch gegeben werden können. Die Umwandlung der Bestandtheile hat aber mineralogisch nichts erstaunliches, da die einschlagenden Pseudomorphosen bekannt sind. Granulit. Das untersuchte Gestein ist ein typischer Gra- nulit von Etzdorf in Sachsen. Schwach röthlicher Feldspath und lichtgrauer Quarz sind in Schnüren und Streifen mit einander verwachsen und bedingen dadurch eine zwar sehr unvollkommene schiefrige Textur des Gesteines, die erst beim Anschleifen des Gesteines in der Quere deutlicher hervortritti. Im Gesteine zer- streut liegen zahlreiche stecknadelkopfgrosse bis mikroskopisch winzige Kügelchen und tropfenähnliche Formen von Granat, selten wohl ausgebildete Dodekaäderformen zeigend. In Dünnschliffen zeigt sich zunächst trefflich die Art der Verwachsung zwischen Feldspath und Quarz. Lager ziemlich parallel gerichteter Schnüre von Quarz ziehen sich in diesem Verbande zwischen dem Feldspath hindurch, Während aber der Quarz in grösseren Stücken einem Krystallindividuum anzugehören scheint, ist der Feldspath ein Gemenge vieler kleiner Krystalle. Dieselben gehören alle einer Varietät, dem Orthoklas an, nicht die Spur eines triklinen Feldspathes ist zu finden. Eine Art Streifung oder vielmehr feiner Faserung, die an einigen Feld- spathpartien sichtbar wird, ist keine lamellare Verwachsung, im polarisirten Lichte fehlt jede bunte Streifung, sondern wohl nur durch die beginnende Verwitterung bedingt, indem nach der Spal- tungsrichtung dieselbe lagenweise erfolgt und das Gefüge lockert. Durch die Streifung, die sich bei den verschiedenen Individuen mannigfach kreuzt, lassen sich dieselben ihrer Lage nach einiger- massen orientiren. Bruchstücke von Feldspath erscheinen im Quarze eingeschlossen, dagegen liegen kleinere Quarzpartien nicht im Feldspathe. Die Quarze sind wasserhell und reich an allen Einschlüssen, wie sie für die Quarze der Granite bekannt sind: Poren mit Bläschen in reihenweiser Anordnung und zugleich bei einander liegend und die sogenannten Dampfporen. Die Art, wie 829 sich Quarz und Feldspath umschliessen, gestattet die Annahme, dass der Erstarrungsprocess beider ziemlich gleichzeitig vollendet sein musste, wenn auch der Quarz vielleicht länger als der Feld- spath in plastischem Zustande verharrte. Der Feldspath bildete ein Gewirre ziemlich vollkommener einzelner Individuen. Der Quarz hatte dazwischen das Bestreben, grössere Individuen zu bilden, deren Form nicht vollkommen wurde, weil der Feldspath den Raum beschränkte. Bemerkenswerth und nicht ohne Bedeu- tung für die Erstarrungsfolge scheint die im Folgenden erwähnte Beobachtung, dass die Granaten nur im Feldspath liegen, nicht im Quarze. Eine später erfolgende Erstarrung des Quarzes scheint dadurch ausgeschlossen. Nur soviel Plasticität behielt er noch, dass sich die entstehenden Granaten in seine äusseren Flächen hineindrücken konnten, wie es einzelne aus dem Feldspath in den Quarz hineinragende Granaten zeigen. Die zahlreichen blass- rothen, im Dünnschliffe fast weissen Granaten sind nicht gleich- mässig durch das Gestein vertheilt. Sie liegen alle im Feldspathe eingebettet, an einzelnen Stellen dicht gehäuft. Nur wenige zei- gen eine vollkommene Krystallform. Meist sind es rundliche oder tropfenartig gedehnte Gestalten. Sofort in die Augen fallend und unverkennbar sind die zahlreich in ihnen eingeschlossenen kleinen Granaten, die meist regelmässige dodekaödrische Umrisse erkennen lassen. Während aber einzelne Granaten keinen dieser kleineren Granaten einschliessen, liegen sie in anderen in Gruppen von sechs bis sieben zusammen. Ausser ihnen erscheinen Poren und Hohlräume, sowie vereinzelte dihexaödrische Quarzkörner, die sich im polarisirten Lichte in bunten Farben scharf aus der dunk- len Masse des Granates abheben. In einigen der eingeschlosse- nen kleinen Granaten waren wieder ganz winzige Granaten ein- geschlossen, erst bei starker Vergrösserung sichtbar. Ausserdem enthalten die Granaten Einschlüsse nadelförmiger Kryställchen von Turmalin und vielleicht auch Hornblende. In den Feldspathpartien des Gesteines finden sich noch verschiedene kleine säulchen- und nadelförmige Einschlüsse. Dunkelbraune Säulchen von Hornblende sind deutlich zu erkennen an Spaltbarkeit und Dichroismus. Er- scheinungen, wie sie v. DrascuHE in seiner Beschreibung der mi- neralogischen Zusammensetzung der Eklogite schildert*, dass die * 'TScHERMAK, Mineral. Mittheilungen, 2. Heft. A a a a vB} BE >=. a a) 830 Hornblende den Granat vielfach in Zonen umgibt, lassen sich in diesem Gesteine nicht wahrnehmen. Olivengrüne oder graugelbe, kurze, anscheinend prismatische Formen, deutlich im polarisirten Licht reagirend mit einer vollkommenen Spaltungsrichtung sehr schief gegen das Prisma und einer zweiten weniger vollkomme- nen nach dem Prisma, viele im Querschnitte einen spitzen, ver- zogenen Rhombus mit etwas abgerundeten Ecken zeigend, dürf- ten vielleicht als Axinit anzusehen sein. Wenn man bedenkt, dass derselbe mit Granat und Turmalin zusammen das Gestein der Botallackgrube in Cornwall bildet, so hat die vorliegende An- nahme nichts Erstaunliches. Für Turmalin sind eine dritte Art winziger Nadeln zu halten. Es sind sehr lange, scharf gerandete, feine Nadeln, farblos oder gelblich, sehr durchsichtig, ohne irgend eine Art von Spaltung und ohne pyramidale Endigung. Sie zeigen häufig die an grösseren Turmalinen bekannte Erscheinung, dass ihre Köpfe einen Streifen einer dunkleren Färbung zeigen. Sie sind von den letztgenannten Mineralien am häufigsten, liegen aber meist einzeln, nicht zu Gruppen verwachsen, aber viele nahe bei einander. Ausser den bisher angeführten Mineralien erscheinen vereinzelte Partien eines gelblichen Glimmers, der einzige Be- standtheil, an dem sich Spuren einer Zersetzung und Umwand- lung erkennen lassen. An den Stellen, wo die gelben, unregel- mässig geformten Glimmerblättchen liegen, zeigen sich zunächst dunkelgrüne, undurchsichtige Anhäufungen eines chloritischen Minerals und dort, wo der Glimmer ganz verschwunden scheint, tritt ein dichtes, regelloses Gewirre weisser, langprismatischer Kryställchen hinzu. Während die schwarz-grünen Partien in ihrem schuppigen Gefüge ihre chloritische Natur erkennen lassen, die sich auch dadurch bestätigt, dass nach Behandlung eines Dünn- schliffes mit Schwefelsäure dieselben verschwinden, ist die Natur der weissen Nadeln nicht so ohne weiteres zu erkennen. Es sind grössere und kleinere Kryställchen (bei 400facher Vergrösserung), an einzelnen eine Zuspitzung an dem Ende zu erkennen, un- empfindlich gegen Säuren, geben im polarisirten Lichte schöne Farben. Am ehesten ist wohl an ein asbestartiges Mineral zu denken, mit dem es beim Vergleiche allerdings grosse Ähnlich- keit hat. Da die Umwandlung von Glimmer in Asbest auch an- derweitig bekannt ist, wie z.B. die von Senrt erwähnte, von Dr. 8 Kranz herrührende Biotitstufe von Hermannschlag in Mähren zeigt”, so gewinnt dadurch die obige Annahme eine Stütze. Fassen wir nun die gesammten Erscheinungen, wie sie uns in den Dünnschliffen vorlagen, in's Auge, so können wir in ge- netischer Beziehung zunächst den unmittelbaren Schluss ziehen, dass Spuren irgend einer Metamorphose in diesem Granulit nur sehr spärlich vorhanden sind. Feldspath, Quarz, Granat, Turma- lin, Axinit, Hornblende und auch wohl der wenige Glimmer sind ursprünglich und in demselben Bildungsakte entstanden; Quarz umschliesst nur wenige dieser Mineralien, er findet sich im Gra- nat, dieser zeigt die unvollkommenste Form, zahlreiche vollkom- mene Granaten in sich eingeschlossen. Wenn eine Erstarrungs- reihe überhaupt wahrscheinlich, so ist wohl Quarz zuerst und Granat zuletzt erstarrt. Nur Turmalin ist auch im Quarze ein- geschlossen. Ganz unwahrscheinlich wird vor Allem die Annahme einer secundären Granatbildung. Die Feldspathe erscheinen noch frisch und unzersetzi, die Granale ragen deutlich in den Quarz hinein. So bestätigen die Einzelheiten der mikroskopischen Zu- sammensetzung die schon von Naumann für die Granulite Sachsen’s mit aller Bestimmtheit ausgesprochene Ansicht, dass sie echt eruptive Gesteine seien. Die Bedingungen der genetischen Vor- gänge müssen ganz analog mit den Graniten beurtheilt werden. Dichroitgneiss. Im Gebiete der sächsischen Granulit- formation kommt ausgezeichneter Dichroitgneiss in der Gegend von Rochsburg und Schönborn, sowie bei Wechselburg im Chem- nitzthale vor; von dort rühren auch die zu Dünnschliffen ver- wendeiten Stücke her. Es ist ein grobfasriger Gneiss, ein Ge- menge von vielem Feldspath von körnigem, bröcklichem Ansehen, wenig grauem Quarze, beide in linsenförmigen Partien mit ein- ander verwachsen, reichlich dunklem Glimmer, nicht parallel den Fasern des Gneisses, sondern in einzelnen Blättchen oder kleine Anhäufungen mehrerer Blättchen durch das ganze Gestein regel- los zerstreut, endlich blaugrauem, in’s Violette spielendem Dich- roit, der mit Feldspaih und Quarz verwachsen ist, oder in streifi- gen Partien die Linsen dieser umgibt. Im Dünnschliffe zerlegt sich das Gestein deutlich in zweierlei * Senrt, Felsgemenstheile 714. 832 schon mit der Lupe erkennbare, verschiedenartige Mineralaggre- gate. Helle, fast glimmerfreie Partien bestehen aus einem nur durch eine wenig hervortretende Grundmasse verbundenen, durch- aus körnigen Gemenge von Feldspath, vereinzelten Quarzen und schwach violeitem Dichroit. Diese Aggregate sind von verschie- dener Grösse, alle, auch die kleinsten, von gleicher Zusammen- setzung und Struciur. Der Feldspath erscheint nicht nur in un- regelmässigen rundlichen Querschnitten, nur selten in ausgebilde- ten Krystallformen, sondern er bildet auch an einigen Stellen deutlich die Zwischenmasse zwischen den andern Mineralien, voll- kommen die unregelmässigen, der Form nach zufälligen Zwischen- räume erfüllend. Hiernach dürfte seine Erstarrung zuletzt erfolgt sein, jedenfalls auch nach den in diesem Gemenge liegenden Dichroitkörnern. Die Feldspathe gehören fast ausschliesslich einer orthoklastischen Varietät an, nur wenige kleine Partikeln liessen an der deutlichen buntfarbigen Streifung der lamellaren Verwachsung einen triklinen Feldspath erkennen. In den Feld- spathen liegen reichlich sogenannte Dampfporen in langen Reihen hinter einander, nur sparsam finden sich andere Einschlüsse. Sehr kleine, äusserst regelmässig hexagonal geformte Glimmerblätt- chen, sowie einzelne lange nadelförmige Krystalliten, die nach verschiedenen Richtungen hin den Feldspathkrystall durchsetzen, sind vorhanden. Deutliche Zersetzungszonen umgeben manche Feldspathquerschnitte. Bei einigen erscheint in der That eine vollkommen talkähnliche Bildung bereits weit vorgeschritten, ein gelblich grünliches Mineral von undeutlich fasriger Textur umgibt einzelne Feldspathe und dringt, die äusseren Umrisse gewisser- massen ausfranzend, in das Innere ein, Dabei treten dann im Innern die schon erwähnten gelblichen Nadeln auf, so dass es evident erscheint, dass auch diese erst in Folge der Zersetzung und Umwandlung in den Feldspath hineingebildet wurden, und demnach nicht wesentlich von den noch zu erwähnenden Bil- dungen in den Dichroiten abweichen dürften. Die Quarze zeigen ganz die Eigenthümlichkeiten, die sie in Graniten zu haben pflegen. Die Grundmasse dieser Aggregate aus Feldspaih, Quarz und Dichroit ist schön zu erkennen; es erscheint an einigen Stellen eine einfach lichtbrechende, durchaus homogene, etwas fasrige Masse zwischen den Körnern, es dürfte aber gewagt scheinen, 833 Die Nephelinpartien sind grossentheils nur locker durchsponnen von äusserst feinen, farblosen, geraden Apatitnadeln (deren grelle hexagonale Querschnitte bei 1500maliger Vergrösserung auch im übrigen Gesteins- gewebe recht häufig beobachtet wurden), die vorzugsweise strahlig, von den isolirt eingebetteten, sehr scharf ausgebildeten Augit- und Magnetit- kryställchen auslaufen. Einige lang elliptische Nephelinflecke sind vom Rande aus dicht, nach innen immer lockerer, mit Augitkryställchen erfüllt, zwischen denen. nur sparsam ein Hornblendesäulchen oder Magnetitkryställchen vorkommt, da- durch aber recht auffallend werden, dass der Magnetit fast aneinander- gereiht diese Partie garnirt (a). In wenigen Nephelinflecken ist eine auf krystallinische Zertheilung deutende Polarisation oder verworren fein fasrige Umbildung in Zeolith, verbunden mit Trübung (ß), zu bemerken. Dem Beschriebenen als Grundmasse gegenüber ist Glimmer, Horn- blende und Magnetit als mikroporphyrisch anzusehen. Der sehr pellucide, licht, aber feurig honig- und ledergelbe in leder- braun übergehende Glimmer (%) bildet, reichlich eingelagert hexagonale Blättchen und Aggregate von im Mittel 0,08nm Breite, sehr häufig aber äusserst feinschuppige, nur aus 0,02" m breiten Blättchen gebildete Lap- pen. Im Gegensatz hierzu ist der Glimmer im Glimmerbasalte vom Kahle- berg bei Schneeberg im Erzgebirge dermassen mit Magnetit erfüllt, dass viele vom Magnetit kaum zu unterscheiden sind. Ätzen mit Salzsäure klärt ihn aber vollständig. Die Hornblende (ö), an Menge gegen den Glimmer sehr zurücktretend, bildet reine, sehr pellucide, blass nussbraune, rechteckige Stäbe und Ag- gregate derselben von bis 0,12mm Länge, 0,06w m Breite, mit recht schar- fen geraden Spaltungsrissen. Der innerhalb der Augitpartien, bald gehäuft, bald zerstreut vertheilte Magnetit bildet quadratische, hexagonale, dreieckige und recht abenteuer- lich verzerrte Lappen von 0,06 bis 0,2!m Breite (e). Die einzigen makroporphyrischen Einlagerungen bestehen in recht spärlichen, schmutzig blassgraugrünen, stark zersprungenen, von Dampf- poren und Magnetit erfüllten bis Imm grossen Augitkörnern, reichlicher in Olivin. Letzterer zeigt recht scharf ausgebildete Krystalle von 0,12 bis 0,3mm Länge, von denen die meisten noch völlig frisch, andere nur schmal längs des Randes und der Sprünge schwärzlich grün querfasrig serpentinisirt sind. Dampfporenschnüre und sehr kleine Spinellchen sind spärlich darin. In einigen Präparaten wurden quadratische und hexagonale 0,06 bis 0,08mm breite Flecken bemerkt, die selbst für stärkste Vergrösserung un- auflösbar licht hechtblau erscheinend (einige Parallelstriche enthaltend), bei gekreuzten Nicols total dunkel werden und bleiben. Erst nachdem einige verdrückte unzweifelhafte Hauyne mit characteristischen Körnchen und Strichnetzen entdeckt wurden, dürfen auch diese seltsamen Krystalle Jahrbuch 1873. 53 834 als Hauyn gedeutet werden, der jedenfalls nur sehr vereinzelt einge- menst ist. Zu bemerken ist noch, dass in einem Hauyne nicht Kreuze von Stri- chen vorkommen, sondern ähnlich wie in den prachtvollen Hauynen eines porphyrischen Noseanphonoliths bei las Palmas auf Canaria. Hier läuft das eine Parallelstrichsystem durch den Krystall, das damit senkrecht kreuzende aber bildet nur kurze rechenzinkenartige Anhängsel an dem ersteren (Fig. 4). | Die das Gestein durchziehenden Adern bestehen überwiegend aus Nephelin, der theils farblos, glashell, theils parallel fasrig, bestäubt und zeolithisirt, von wasserhellen, feinen, geraden Apatitnadeln wahrhaft durch- wirkt ist. Derbere bis 0,01mm dicke, 0,3"m lange quergegliederte Apatit- nadeln sind nur zerstreut. Glimmerblätter, zu Sternen aggregirte Horn- blendesäulen und Magnetit, alle in grösserer Ausbildung wie im Grund- gewebe, sind reichlich eingelagert. Den Magnetit anlangend, zeigen eine Menge Durchschnitte derselben, bei Vacalveränderung, dass derselbe keine kubischen Körper, sondern Blät- ter bildet, also wohl, wie auch alle grösseren der Grundmasse, dem Titan- eisen angehören dürfte. Ferner sind noch einige recht schöne hechtblaue Hauyne mit dunklem Rande, lichter Mittelzone, dunkel gekörntem Kern und Rudimenten von Strichnetzen, sowie einige bis O,lm grosse am Rande bräunlich zersetzte längliche Hexagone zu erwähnen, die wohl eher als Nosean, denn als Hauyn zu bezeichnen wären. Endlich sind nicht selten farblose, stark unregelmässig querrissige bis über Imm lange, 0,06mm breite, zu Strahlbündeln vereinte Leisten, die schöne Karlsbader Zwillinge von Sanidin darstellen, eingelagert. Anm. Die Beschreibung des Gesteins stützt sich auf Schliffe parallel den Nephelinadern, während in solchen, deren Fläche quer zu denselben liegt, die Mikrostructur noch weit dichter ist. Ausser den grösseren Adern wird der Schliff von zahlreichen lichten Linien (Nephelin) durchzogen, die ihn, mit der Loupe besehen, wie aus Trümmerstreifen bestehend, erschei- nen lassen. 3) Aphanitischer Hauynbasalt vom Hamberg bei Neckarelz. H=4. Ungefähr 1Y, Meilen NO. des Ganges bei Neckarbischofs- heim wird, in dem Winkel zwischen der Mosbacher Elzmündung in den Neckar, der dünnplaitige Wellenkalk des Hambergs von einem hora 3 streichenden, nach SO. bis über den Neckar hin- aus zu verfolgenden Basaltgang durchsetzt. Das Gestein ist kugelschalig abgesondert, doch nicht so schön als das von Neckar- bischofsheim. Auf dem Bruche sind beide Gesteine sehr ähnlich und muss ich besonders hervorheben, was mir bis jetzt ausser 839 diesen noch kein Basalt zeigte, dass die angeschliffene Fläche durch ihre eigenthümliche Farbe und Flecken dem angeschliffenen Gesteine vom Capo di Bove zum Verwechseln gleicht. Grobkrystallinische, aus Augit, Nephelin, Hauyn, Apatit, Glimmer, Hornblende, Magnetit und Olivin gebildete Grundmasse mit makroporphyrischem Titaneisen, Augit, zeolithisirten Nephelin- flecken und Kalkspathmandeln. Blassgrau grünlich-gelbe Augitleisten von 0,04 bis 0,25mm Länge, von denen die kleineren an den polaren Enden recht scharf ausgebildet, die grösseren gerundet sind, oder wie abge- brochen aussehen, liegen wirr und regellos durcheinander in einem bald spärlicher, bald in Flecken und Streifen reichlicher hervor- tretenden, oft noch recht klaren, von Apatitnädelchen reich durch- zogenen, oft aber auch durchaus schmutzig lehmgelb und bräun- lich graugelb bestäubten oder endlich, im letzteren Falle, auch noch radical strahlig zeolithisirten Nephelingrund. Magnetit in recht scharfen, 0,02 bis 0,04mm dicken Kry- stallen ist reichlich und gleichmässig; ledergelber Glimmer in ebenwohl recht scharfen, pelluciden, seltener mit Magnetitpünkt- chen imprägnirten hexagonalen 0,02 bis 0,06mm breiten Blättchen spärlicher, und noch spärlicher nussbraune Hornblendesäulchen von 0,07mm Länge, 0,02mm Breite eingestreut. Am seltensten bemerkt man bis 0,15mm lange, 0,04mm breite scharf rechteckige, mit Mikrolithen längs der Kanten erfüllte ortho- klastische Feldspathleisten, wogegen Apatit sehr grell in, im Mit- tel nur 0,01, nicht selten aber bis 0,04mm dicken Krystallen überall hervorleuchtet. | Neben Augit und Nephelin ist der am reichlichsten vertre- tene Gemengtheil Hauyn. Er bildet 6eckige und quadratische gerundete Körner von fast gleichmässig 0,06mm Dicke, selten verlängerte Formen, die bald recht schön licht stahlblau, bald sehr “ licht, fast farblos, bald am Rande am dunkelsten, nach innen lockerer, bald umgekehrt vom lichten Rande aus nach dem Cen- irum allmählig dichter und dunkler gekörnt sind. Strichnetze sind zum Theil recht gut erhalten. Wären nicht in einer Reihe 53, 836 von Präparaten alle möglichen Übergänge zu verfolgen, so könnte man in manchen leicht versucht sein, die ganz blass, wenig ge- körnten für Querschnitte von Nephelin zu halten. Sehr vereinzelt bemerkt man noch graugrüne, mit leder- brauner Rinde, ganz erdig veränderte bis 0,07mm lange stumpf- eckige Olivinkryställchen. Mikroporphyrisch treten reichlich grössere (bis O,{mm breite) verzerrte Magnetitlappen (Titaneisen) und bis 0,2mm lange, 0,05mm breite, recht pellueide, stark zersprungene, zu Sternen aggregirte Augitleisten hervor. Besonders reich ist das Gestein an grösseren, licht leder- braun bepuderten Nephelinflecken, von denen gewöhnlich die Zeolithstrahlen der Nephelinumbildung büschelig auslaufen; sowie an bis {mm grossen rundlichen und noch grösseren länglichen Poren, die mit wasserhellem Kalkspath erfüllt sind, in den vom Rande aus die Krystalle des Basaltgrundes, wie in einen leeren Drusenraum sehr scharf hineinragen. Gewöhnlich hat die Kalk- spathkrystallisation an den Enden der am weitesten vorragenden Hornblende-, Augit- etc. Krystallen begonnen. Das Salband des Basaltganges wird durch einen tuffartig zersetzten, dünnplattig abgesonderten Basalt gebildet. Im Dünn- schliff (H. = 3,5 bis 4) sind reichlich kirschgelb bis roth ver- änderte Olivinkörner, ziegelrothe Glimmerblättchen, theils frische, theils milchig trübe Sanidin-, stark angegriffene Augitkrystalle, grosse Titanitlappen und reichlich sehr grelle Apatitnadeln und Stäbe zu erkennen. Die Gemengtheile werden durch einen trü- ben, gelbbraunen, wolkigen, theils gekörnt bestäubten, palagoni- tischen Grund zusammengehalten, in welchem Hauyn — wahr- scheinlich wegen völliger Veränderung — nicht mehr mit Sicher- heit constatirt werden konnte. 4) Lichter Magmabasalt mit Hauyn vom Hohenstein b. Horn- berg. H. = 1. Durch die Angabe in G. Leonuarp’s Lehrbuch d. Minera- logie, dass ein Basalt am Hohenstein (nicht Hauenstein) W. Horn- berg im Granit des Schwarzwaldes Hauyn enthalte, veranlasst, hatte Herr Bezirksförster Werzer in Hornberg, auf meine Bitte, die Güte, mir eine Anzahl Handstücke zu senden und zu bemer- 837 ken, dass an der Stelle des früheren Basaltstocks sich ein trich- terförmig in die Tiefe setzender Ausbruch befinde, in dessen engem Grunde nur noch Basalt anstehe. Das Gestein ist sehr zähe, aphanitisch dicht, reich an grös- seren und kleineren frischen Olivinfelsbrocken. Ich war so glück- lich, bei dem Zerschlagen neben mehreren kleineren, einen dmm dicken gerundeten Krystall zu treffen, dessen Randzone grünlich lavendelblau, fast matt, dessen Inneres muschlig brechend, schwach bläulich gefärbt, quarzähnlichen Fettglanz und H. = 2,4 hat. Vor dem Löthrohre schmilzt ein Splitter schwer zu grünlich weichem, blasigem Glase und gibt mit Soda Hepar. Ein Splitter mit Kali- hydrat geschmolzen, in Wasser gelöst, schwärzie Silberblech nach kurzer Zeit. In Salzsäure unter Kieselgallertabscheidung löslich (Hauyn). Grobkrystallinische, aus Augit, Magnetit, etwas Glimmer, Olivin und spärlich Hauyn, sowie fein trichitösem farblosen Glas- magma gebildete Grundmasse mit makroporphyrischen, sehr fri- schen Olivinkrystallen. Licht bräunlich grüngelbe, stark zersprungene, oft mit Mag- netitpünktchen reich erfüllte, schlecht ausgebildete Augitleisten von im Mittel O,imm Länge, 0,03mm Breite, grössere und klei- nere ünregelmässig dazwischen, liegen nebst gleichmässig locker eingestreuten Magnetitkörnern von 0,01 bis 0,05mm Dicke und spärlicheren 0,03mm breiten, recht pelluciden, honiggelben Glim- merhexagonen, eingebettet in einem farblosen, absolut amorphen, von Trichitkrüppelchen locker durchsetzten, bald mehr bald weniger hervortretenden Glasmagma. Ziemlich reichlich nehmen noch 0,04 bis 0,06mm dicke Olivinkörner an der Zusammen- setzung Theil, die theils licht graugrün, theils bräunlich gelb (dem Glimmer ähnlich), randlich schmal umgewandelt sind. Die einzigen, aber reichlich vorhandenen makroporphyri- schen Einlagerungen sind theils sehr gut scharf ausgebildete, theils lang gezogene, an den Ecken gerundete Olivinkrystalle. Die Sub- stanz ist bis auf den äussersten Rand sehr frisch, wasserhell, äusserst rein, nur von Schnüren feiner Dampfporen, die gewöhn- EELTEEE. EEE Fee Fir De 838 lich quer gegen die Streifenrichtung lang gezogen und wurm- förmig gekrümmt sind, durchsetzt und spärlich kleine braune Spinellchen enthaltend. Nach mikroskopischem Hauyn wurde in 8 Präparaten, die zusammen eine ausnutzbare Fläche von 20 Tem bieten, vergebens gesucht, bis er sich endlich in 3 anderen recht reichlich fand. Er bildet stumpf 6- und 4eckige Körner von 0,05mm Dicke, ist am Rande licht, von da allmählig nach dem Centrum hin bald locker, bald recht dicht schwarz gekörnt, hat- Rudimente von Strichnetzen, aber nur in den wenigsten einen stahlblauen Hauch. Es scheint hier ein ähnliches Verhältniss obzuwalten wie z. B. bei den Niedermendiger etc. Laven, in denen makroskopische schön blaue Hauyne gar nicht selten sind, während man in einer ganzen Reihe von Dünnschliffen mikroskopische nur höchst zerstreut bemerkt. Diese haben dann auch oft kaum einen blauen Hauch und sind wie alle, die ich nun in zahlreichen Basalten und Laven untersucht habe, nicht im entfernte- sten zu vergleichen mit den brillant lasurblauen eines daran sehr reichen Hauynphonoliths von el Campanaria auf Palma oder eines anderen von Javalato Lazio am Vesuv oder des Gesteins vom Vultur u. A. 5) Anamesitischer glimmerreicher Nephelinbasalt mit grobdoleri- tischen Adern vom Hohenhöwen. H. = 6, z. Thl. = 8. Sehr grobkörnige, fast anamesitische aus klarem oder zeo- lithisirten Nephelinglas, Augit, stark verändertem Nephelin, Glim- mer, Magnetit, Olivin und Apalit gebildeie Grundmasse, mit ma- kroporphyrischen reichlichen, ziemlich frischen Olivin-, spärlichen Augitkrystallen. In den doleritischen Adern: Titaneisen, Nephelinglas, das theils in Natrolith, theils in Aragonit umgewandelt, Augit, viel Apatit, etwas Eisenglimmer und Tridymit; Glimmer und Olivin nur sporadisch randlich. Licht grünlich lederbraune bis chocoladebraune, theils recht scharf krystallinisch ausgebildete, theils aber nur als etwas ge- rundete Krystallkörner ausgebildete, recht pellucide. reine Augite von 0,06mm L., 0,02mm Br. bis zu 0,3mm Länge, theils breit tafelförmig, theils schmal stabförmig, mit zugehörigen Querschnit- ten, welche diese Unterscheidung leicht beweisen, in regelloser Abwechslung und Aggregation, machen fast die Hälfte des Ge- sichtsfeldes aus. Der nur locker vertheilte Magnetit bildet‘ grossentheils viel- 839 gestaltige, scharf begrenzte Lappen mit ein- und ausspringenden Ecken von 0,06 bis 0,18mm Breite, während die spärlichen klei- neren von 0,03 bis 0,0imm herab, sehr regelmässig 6- und 4sei- tige Formen zeigen. In einigen Schliffen nur spärlich, in den meisten reichlich, in wenigen sogar so reichlich vertheilt, ist Glimmer, dass das Gestein fast zu den Glimmerbasalten gerechnet werden kann. Der recht pellucide, intensiv röthlich honiggelbe bis honigbraune Glimmer bildet aus hexagonalen 0,04 bis 0,06mm breiten Lamel- len zusammengesetzte Aggregale, die bis 0,2mm Ausdehnung er- langen. Randlich trüb graugrün veränderte Olivinkryställchen und Körner von 0,05mm Dicke sind gleichmässig locker vertheilt. All’ die erwähnten Mineralien liegen, locker aggregirt, in einem grossentheils farblosen frischen, seltener bestäubten, oft überwiegend, oft nur in kleineren Lücken hervortretenden Grunde, der im polarisirten Lichte sich als zum Theil krystailinisch ge- gliederte Nephelinsubstanz herausstellt. Dieser Nephelingrund enthält reichlich kleine Dampfporen und sehr blass bräunliche Glasporen mit fixem Bläschen, ist ausserdem von sehr feinen ge- raden Apalitnadeln bald mehr bald weniger reichlich durchspon- nen, die auch da unversehrt vorhanden sind, wo Nephelinflecke von einem, oder gleichzeitig mehreren Randpunkten aus sehr fein radialstrahlig zeolithisirt, dabei entweder noch klar oder schmutzig bräunlichgelb bestäubt sind. Reichlich vertheilt sind bis O,imm lange, 0,0bmm breite, stumpf rechteckige oder gerundet beckige Körner, die durch ihre licht schmutzig gelblichgraue blinde Beschaffenheit recht auffallen, Fig. 5. Die weniger opaken rechteckigen zeigen eine feine ge- rade Längsmittellinie und eine von den Randkanten aus gegen dieselbe gleichsam in verwaschenen Franzen absetzende Quer- faserung. Einige recht scharfe Hexagone von 0,053mm Breite mit Seitenflächen zeigen die Faserung als reihenweise in Radial- linien angeordnete Staubkörnchen angeordnet, gegen das lichte Centrum verlaufend. Die verschiedenen Übergänge lassen dieses Mineral nur als zu Natrolith in verschieden vorgeschrittener Um- wandlung begriffenem Nephelin deuten, dessen noch frische Reste auch die Polarisation des Nephelins zeigen. Dieselbe, nur mehr braungelbe Umwandlung haben die Nepheline in vielen Basalten -graugrüne Färbung hat, die bei dem Dünnerwerden abnimmt, wo 840 der rauhen Alb aus der Umgebung von Urach, deren einige auch schon Zırkeı (Basaltgebilde 43) erwähnt. Makroporphyrisch tritt aus der fast anamesitisch grobkörnig zusammengesetzten Grundmasse reichlich Olivin, in zum Theil recht gut und scharf krystallinisch begrenzten, theils auch gerun- deten Formen hervor, der bis Jmm Grösse erreicht. Die Sub- stanz ist recht frisch, völlig wasserhell, reich an kleinen runden, in Streifen und Bändern vertheilten, oder wurmförmig verlänger- ten Dampfporen, Glasporen, seltener Flüssigkeitsporen. Viele zei- gen noch gar keinen Anfang zur Umwandlung, andere sind nur längs der Ränder und Sprünge schmal graugrün serpentinisirt, dagegen diejenigen, welche grössere Grundmassepartikel beher- bergen und reichlich zersprungen sind, um die Einschlüsse her- um auch eine schon weiter um sich gegriffene Serpentinisirung. Weit seltener sind bis 3mm lange, 2mm breite Augitkry- stalle, die recht scharf begrenzt, eine licht chokoladebraune, scharf abgesetzte, 0,04mm breite Rand-, dann eine licht bräunlichgelbe Zwischenzone und einen dunkel lauchgrünen, mit Magnetit, zeo- lithisirtem Nephelin, Apatit und Dampfporen reich erfüllten Kern haben. Sowohl in den Nephelinflecken der Grundmasse selbst, als der von Olivin umhüllten, sind verwaschen begrenzte, lebhaft grasgrüne (wie mit einer Tinktur gefärbte), fast ganz pellucide Flecke so häufig, dass ein Schliff, sobald er bei einer Dünne von circa 0,0bmm eben anfängt durchscheinend zu werden, eine licht denn im fertigen Schliff die grünen Flecke nur noch vereinzelt auftreten. Merkwürdig bleibt jedenfalls, dass der Nephelingrund gros- sentheils völlig frisch ist, die Nephelinkrystalle dagegen fast zur Unkenntlichkeit verändert sind, bei ebenwohl völliger Frische des Augits, Magnetits, Glimmers und Apatits. Sowohl die Schliffe von Handstücken der Felsen aus dem Walde Allmen (die härtesten) am Fusse. des Hohenhöwen, als die von der Kuppe zeigen die beschriebene Beschaffenheit, während an der WSW.-Seite der Felskuppe, unterhalb der Burg, kaum ein Handstück zu schlagen ist, welches nicht kaum Millimeter bis 15mm breite, unregelmässig verlaufende Adern einer grob dole- 841 ritischen, lichteren weich gefleckten Ausscheidung zeigt, die mit grösseren doleritischen Nestern in Verbindung stehen. Im Dünnschliff zeigen sich diese Adern ebenso wie bei Meiches, Ul- richstein, Herchenhain und Hartmannshain (Vogelsberg), Hohegras (Ha- bichtswald), Ehrenberg (nördliche Rhön), Breitefirst, Pilsterberg, Dreistelz etc. (südl. Rh.), Herrenholz b. Elfershausen (Knüll) etc. innig verbunden mit dem Basalte. Sie bestehen vorwiegend aus Nephelin, der theils äus- serst frisch und wasserhell, theils gänzlich schmutzig gelblich graugrün opak, theils von verschiedenen Punkten aus sehr fein radialstrahlig um- sewandelt ist. Letztere Partien sind entweder noch klar und geben im polarisirten Lichte ein prachtvolles Farbenbild oder, namentlich gegen die Enden der Fasergarben hin dicht lederbraun bestäubt. Gerade diese bräun- lichen Stellen sind im auffallenden Lichte weiss und dürften, da sie unter Brausen von Säure zerstört werden, als Aragonitbildung anzusehen sein. Der Augit von fast chocoladebrauner Farbe und recht pellucider Beschaf- fenheit, bildet Krystalle bis zu 3nm Länge, die ausgezeichnet scharf aus- gebildet, nicht selten zerbrochen und gegen einander verschoben sind Fig. 6. Zwillinge und einfache, tafel- oder stabförmige, Krystalle sind gleich häufig. Der Magnetit, nur sporadisch vertheilt, bildet vielgestaltige, im Mittel 0,12mm grosse Lappen, deren Spiegelung im auffallenden Lichte rhombische Spaltbarkeit und Zusammensetzung aus dünnen Blättern leicht erkennen lässt, das Mineral also als Titaneisen kennzeichnet, dem denn auch wohl die grösseren Lappen in der Basaltgrundmasse angehören dürften. Der Apatit durchspickt nicht nur in feinen Nadeln Augit, Nephelin und dessen Metamorphosen, sowie Titaneisen, sondern tritt auch reichlich in bis 2mm Jangen, 0,05"m dicken geraden Krystallen auf, deren scharf hexagonale Querschnitte sowohl als die oft quergegliederten Längsschnitte bläulich grau bepudert sind und zwar meistens im Centrum dichter, gegen den Rand verwaschen lichter. Viele Apatitkrystalle haben Pyramiden- endigung statt der gewöhnlicheren Geradendfläche. Glimmer nimmt nur sehr vereinzelt Theil an der Zusammensetzung, ' wogegen höchstens 0,02"m breite, lebhaft kirschrothe pellucide Eisenglanz- täfelchen häufiger sind. Der Olivin im.Basalte, am Rande der Adern, fast gänzlich schwarzgrün serpentinisirt, kommt, ebenso wie in den Adern vom Meicheser etc. Gestein auch hier nur höchst vereinzelt vor. Die breiteren Adern zeigen in ihrer Mitte eine hin und wieder zu kleinen Höhlungen erweiterte Spalte, längs deren die quergeschlagenen (Ader und beidseitig Basalt umfassenden) Scherben leicht auseinanderfallen. In diese Höhlungen ragen Nephelin-, Augit-, Titaneisen- und Apatitkry- stalle frei hinein, auch sind grössere Drusenräume in den doleritischen Nestern mit Natrolith, Aragonit oder kleintraubigem Sphärosiderit ausge- kleidet. Einige höchstens 2mm grosse fast kugelrunde Poren fanden sich mit einer dunkelbraunen, weichen, wachsartigen Substanz erfüllt, deren Splitter eine pellucide, amerphe, beim Erwärmen härter und opak wer- ’ | ‚| | 842 dende Masse zeugen von ähnlichem Verhalten wie der Nigrescit im Feld- spathanamesit des Mainthales und die häufigen gleichen Porenausfüllungen im Feldspathdolerit vom Taufstein bei Heubach, Säsebühl, Dransberg, Hohehagen etc., die frisch geschlagen fast lauchgrün, nach kurzer Zeit schwarz werden, in dünnen Splittern aber ebenwohl braun durchscheinen. Sowohl zwischen den Gemengtheilen als auch zu Nephelinkrystallen hinein und an Punkten, von wo aus die Zeolith-, bzw. Aragonitstrahlen auslaufen, bemerkt man bei schwacher (150maliger) Vergrösserung ein kleinkrystallinisches Aggregat, welches sich bei stärkerer Vergrösserung als eine dachziegelige Anhäufung mehr oder weniger hexagonaler, oft recht scharfer, höchstens 0,015mm grosser farbloser Schüppchen zeigt. Als bei vorsichtigem Ätzen eines Schliffs Nephelin, Aragonit und Apatit zerstört worden, erschienen diese Schüppchen wohlerhalten noch klarer und dürf- ten daher, bei der grossen Ähnlichkeit der, nun schon so vielfach beob- achteten, Tridymitaggregate auch hier nur als solche zu deuten sein. 6) Aphanitischer glimmerreicher Nephelinbasalt vom Hohen- stoffeln. H. = 7—8. Kleinkrystallinische, aus Augit, Magnetit, Nephelinglas und Nephelinleisten, Glimmer und Apatit gebildete Grundmasse mit makroporphyrisch reichlich eingelagerten, sehr frischen, an gros- sen Spinellen reichen Augitkrystallen. Das Gestein unterscheidet sich schon an Handstücken wesentlich von dem des benachbarten Hohenhöwen durch seine dunklere,- fast rein schwarze Farbe, die grössere Compactheit und selbst unter der Loupe dem fast aphanitischen Aussehen. Die Dünnschliffe zeigen das Gleiche. Die constituirenden Mineralien Augit und Magnetit sind weit kleiner ausgebildet; der hier an vielen Stellen mehr krystallinisch gegliederte, von Apatitnädel- chen reich durchsponnene Nephelingrund tritt mehr zurück und zeigt fast durchgängig in den Rechtecken unregelmässige Quer- gliederung und parallel längsfaserige Umwandlung, verbunden mit geringer Trübung, Fig. 7. In der Grundmasse treten reichlich schmale stabförmige, schlecht umrandete, längs der langen Kan- ten kleine Augitmikrelithen führende, recht frische Nephelinleisten hervor, die oft fluidale Anordnung bekunden. Der Glimmer ist ebenso reichlich und beschaffen wie im Hohenhöwer Gestein. Die reichlich makroporphyrisch eingelagerten Olivinkrystalle sind äusserst frisch, sehr scharf ausgebildet, durchaus farblos, 843 mässig zersprungen, reich an sehr feinen runden Daimpfporen und besonders reich an grossen, bis 0,02mm dicken, oft gruppenweise aggregirten, braun durchscheinenden Spinellkryställchen, Fig. 8. Die oft zu Sternen aggregirten porphyrischen, meist stab- förmigen Augitkrystalle unterscheiden sich von den mehr grau- lich kaffeebraunen der Grundmasse durch ihre grössere Pelluci- dität und lebhaft bräunlich gelbgrüne Farbe. Sie sind theils rein, theils mit Dampfporen erfüllt und enthalten unregelmässig Mag- netit eingebeltet. 7) Aphanitischer glimmerreicher Nephelinbasalt vom Höwenegg, OSO. v. Geisingen. H. = 7. Das Gestein im Aussehen an Handstücken, in der Färbung und Körnigkeit, die Mitte haltend zwischen dem vom Hohenhöwen und Hohenstoffeln, bekundet dieselbe Zwischenstellung auch in den Dünnschliffen. Der sehr frische, farblose. von Apatitnädel- chen durchsponnene Nephelingrund zeigt gleichhäufig, der Polari- sation nach, quer und längs geschnittene Partien und ist zum Theil, ohne die Farblosigkeit im Mindesten eingebüsst zu haben, in von einem oder mehreren Randpunkten auslaufenden, sehr fein radialfaserigen Zeolith verwandelt. Wie im Hobenhöwer Gestein nehmen, jedoch spärlicher, fast gänzlich opake, querfaserig licht gelbgrau zeolithisirte, gerundete Nepheline an der Zusammen- setzung Theil. Die grösseren stabförmigen Augitleisten der Grundmasse stellen sich häufig als Zwillinge dar, deren Hälften 1 bis 3 sehr feine Lamellen trennen. Die reichlichen porphyrischen Olivinkrystalle sind nur sehr schmal längs der Ränder und Sprünge graugrün serpentinisirt, ausserdem frisch, reich an feinen Dampf- und Glasporen mit fixem Bläschen, sowie an Grundmasseeinschlüssen und kleinen braun durchscheinenden Spinellchen. Die porphyrischen licht bräun- oder grünlichen Augite sind grösstentheils lang stabförmig; die breiteren zeigen oft recht schöne Zonenliniirung, bei licht bräunlicher reiner Mantelpartie, einen von Magnetit und Dampfporen erfüllten grünlichen Kern. Hin und wieder findet sich auch ein bis {mm dickes Magnetitkorn eingelagert. Einige feine Basaltsplitter, welche solche schwach 844 magnetische Körner enthielten, zeigten sich gegen Salzsäureein- wirkung fast unveränderlich, während mit kochender Schwefel- säure die entstehende violblaue Lösung auf schlackiges, stark titan- haltiges Magneteisen deutet. Das Gestein ist ziemlich reich an Einschlüssen nur wenig veränder- ter Quarz- und Granitknollen. 8) Aphanitischer glimmerreicher Nephelinbasalt vom Neuhöwen (Stettner Schlössle), SO. v. Geisingen. H. = 7-8. In Handstücken ist dieses Gestein von dem des Höwenegg kaum zu unterscheiden, während die Dünnschliffe dieses eher ermöglichen. In der kleinkörnigen Grundmasse ist nämlich der weit trü- bere, fast graugrüne Augit mehr zusammengedrängt, der Magnetit in bis 0,08mm grossen, vielgestaltigen Lappen reichlicher einge- streut, dagegen der farblose Nephelin hier nur in den kleinen Lücken hervorblickend, mehr in langgezogenen Flammen und ge- wundenen, bis 0,15mm breiten Streifen vertheilt. Der Glimmer ist wie in den vorigen Basalten beschaffen. Besonders bezeichnend ist, dass die sehr reichlich makroporphyrisch eingelagerten bis 5mm grossen, vollkommen frischen Olivine zwar Krystall- rechte Umrisse, aber keine scharfe Krystallcontour zeigen. Längs der Ränder bilden die Mineralien der Grundmasse eine höckerig, klein ein- und ausspringende Contour, und ein schmaler Saum des Olivins ist mit einem Aggregat farbloser Blättchen erfüllt. Namentlich da, wo ein Olivin an, in farblosen, radialstrahligen Zeolith verwandelten, dessen ungeachtet aber, wie der frische von Apatitnadeln durchsetzten, Nephelin grenzt, oder am Rande von zeolithisirten Nephe- lineinschlüssen im Olivin, zeigt sich diese krystallinische Bildung deut- licher. Ausser einem Aggregat gerundeter oder auch scharf spitziger Blättchen sind recht scharfe gestreckt sechsseitige Formen nicht selten, die durch ihre verschiedene Polarisation und dem Mangel der, den an- grenzenden Olivin erfüllenden, Dampfporen sich sofort als eine von Olivin und Nephelin verschiedene Zone krystallinischer Blättchen abheben. Ein- zelne der Blättchen bei 0,04mm L., 0,015mm Br. erinnern zwar sehr an frei eingebettete tafelförmige Augitkryställchen, und ich halte dieselben auch für, bei der grossen Dünne, farblos erscheinender und durch das im Zeolith oder Olivin Eingebettetsein, durch die Polarisation nicht characte- risirten Augite, allein ausser denselben bleibt noch genug übrig, was nicht für Augit spricht, wogegen einige Ähnlichkeit mit Tridymitaggregaten nicht zu verkennen ist. Die Olivine enthalten recht grosse, bis 0,03ıam dicke, sehr scharfe 845 gelbbraune Spinelle und ein Krystall ist ausgezeichnet durch eine wahr- hafte Erfüllung mit Dampfporen und Glasporen, die theils rund, theils langgestreckt, sich (bei der Veränderung des Vacalabstandes) als zu Ku- gelzonen angeordnet und conform deren Peripherien lang-, bzw. platt- gestreckt erweisen, Fig. 9. In dem Schliff eines Rindenstücks, in welchem die Olivine bereits einen 0,02mm breiten serpent. Saum längs der Ränder und Sprünge haben, zeigte sich in einem grossen Olivine ein recht schöner Anfang zur Umbildung in Körner mit zwiebelschaliger Structur, und in den noch frischeren Partien ebenwohl solche in Kugelschalen angeordnete, denselben conform gestreckte Dampfporen, wonach wohl zu schliessen sein dürfte, dass erstere Umbil- dung durch letztere Anordnung bedingt ist, gleichwie der gewöhnliche Gang der Serpentinisirung gleichsam dendritisch von kleinen Sprüngen aus vorschreitet. 9) Aphanitischer glimmerreicher Nephelinbasalt vom Warteberg, W.v. Geisingen. .H. =[17. Von den Gesteinen des Höwenegg und Neuhöwen an Hand- stücken gar nicht, in Dünnschliffen schon leichter zu unterschei- den. In der kleinkörnigen Grundmasse herrschen nämlich die licht graulich-grüngelben Augite in stabförmigen Leisten von im Mittel 0,07mm L., 0,02mm Br. bei weitem vor und sind nebst den 0,01 bis 0,04mm dicken, reichlich eingestreuten Magnetiikryställ- chen so dicht gedrängt, dass der farblose Nephelingrund nur spärlich in den Lücken hervortritt. Letzterer bildet dagegen auch wieder bis 2mm grosse, freie farblose Flecke, die recht gut kry- stallinisch gegliedert sind und ausser wenigen, recht scharfen,‘ ganz lichten Augitkryställchen reichlich von U,03mm dicken bis imm langen geraden, sehr scharfen Apatitnadeln nach allen Rich- tungen durchspickt sind. Sowohl die hexagonalen Quer- als die Längsschnitte zeigen den Apatit licht grau bestäubt (in der Achse dichter, nach den Rändern locker), so- wie mit einer feinen licht gelbbraunen, bald durchlaufenden, bald wie eine zerstückte Thermometerquecksilbersäule aussehenden Achse, versehen. Die ausserordentliche Klarheit gestattete leicht eine Untersuchung mit 2000- maliger Vergrösserung, und es steilt sich der Stab durchweg als erfüllt mit feinen runden Dampfporen, die Achse als ein brauner Glasfaden dar, Fig. 10. Die vielen porphyrischen, bis 4mm grossen Olivinkrystalie sind gros- sentheils äusserst scharf ausgebildet und contourirt, dabei sind viele voll- kommen rein, selbst frei von Dampfporen und nur mit wenigen Spinell- chen bedacht, während andere die Dampfporen in feinen Parallellinien 846 (wahrscheinlich in Bändern senkrecht zur Schliffebene) enthalten, wieder andere reichlich sehr scharfe Magnetit-, Glimmer- und zahlreiche nelken- braun durchscheinende bis 0,02um dicke Spinelle führen. Als Seltenheit wurden in zwei Schliffen einige Hauyne von 0,04 bis 0,06mm Dicke aufgefunden, die mit denen vom Hohenberg gleiche Form etc. zeigen, einer dagegen einen dunklen Rand und von da aus nach dem lich- ten Centrum, aus feinen Dampfporen perlschnurartig gereihte sich kreu- zende Strichpunkte führt. 10) Aphanitischer glimmerreicher Leuzit-Nephelinbasalt, Randen, SO. v. Blumberg, WSW. v. Engen. H. = 6. Kleinkrystallinische, aus Augit, Magnetit, Leuzit, Nephelin, Glimmer und etwas Apatit gebildete Grundmasse mit zahlreichen frischen porphyrischen Olivinkrystallen, Augitaugen und als Selten- heit Hornblende. Dieser Basalt ist unstreitig der compacteste unter den hier beschriebenen. Er lässt sich mit Leichtigkeit in cubische Stücke mit flachmuschligem Bruche schlagen, zeigt dann eine homogen tief violblauschwarze Farbe und höchst feinkörnige Beschaffen- heit. Sehr frische licht ölgrüne, nach dem Brachipinacoid in 0.2mm dicke Platten spaltbare, gut und scharf krystallinisch umrandete Olivinkrystalle, von bis {4mm Länge, Smm Dicke, sind nicht sel- ten. Über Pseudoeinschlüsse am Ende. Sehr licht grünlich gelbbraune pellucide Angite von bis 0,08mm L., 0,02 mm Breite und gut krystall. Ausbildung, bald locker, bald dichter ein- gestreuter Magnetit, vorwiegender in aus 6- und 4-Ecken combinirten bis 0,12mm grossen Lappen, als einfachen 0,02 bis 0,04wm grossen Krystallen; licht honiggelber Glimmer in bis 0,06mm grossen, aus Blättchen aggregir- ten, Lappen; endlich zu sternförmigen Gruppen vereinte licht gelbbraune Augitleisten von bis 0,2mın L., 0,04mın Br. liegen so dieht gedrängt und wirr durcheinander, dass der farblose Untergrund innerhalb dieser Partien nur in mehr oder weniger rundlichen Lücken hervortritt. Von diesen lich- ten Stellen sind viele so vertheilt, dass die Gesteinspartien, auch ohne die zahlreichen centralen Cumulationen kleiner Augitmikrolithen das Gepräge des Leuzitbasaltes tragen, während andere, durch die Polarisation leicht als Nephelin zu erkennende, fast stets eine, den Langseiten der recht- eckigen Schritte parallele, abgesetzte feine Faserung, einige recht charac- teristisch parallel den Rändern Mikrolitheinlagerungen enthalten. Grös- sere Nephelinflecke sind von einem Randpunkte, gewöhnlich einem frei und weit einspringenden Augitkrystall aus sehr fein radialstrahlig zeoli- thisirt, dabei noch völlig klar. Feine gerade Apatitnadeln sind in einzel- ee nn az u =. ER 847 nen Nephelinflecken reichlich und haften entweder an frei eingelagerten Augitkrystallen, oder verbinden gegenüber vorspringende, wie in leeren Drusenräumen;, in vielen fehlen sie gänzlich. Die reichlichen porphyrischen Olivinkrystalle sind völlig frisch, gut ausgebildet, theils völlig rein und nur wenig zersprungen, theils mit klei- nen runden Dampf- und Glasporen, sowie kleinen Spinellchen und Magne- titkryställchen erfüllt. Viele enthalten auch ausgezeichnete Flüssigkeits- poren von bis 0,002"m Dicke mit lebhaft wirbelnder Libelle. In einem Schliff zeigt sich ein 0,58"mn langes, Q,l4nm breites Horn- blendefragment von ölgrüner, in fast schwarz übergehender Farbe (bei dem Drehen über dem Objectivnicol) völlig rein, mässig zersprungen, aber von einer 0,03mm breiten Magnetitschale gänzlich umfasst. Fast in jedem Schliffe findet man ein oder mehrere rundliche Aggre- gationen sehr licht brauner grösserer Augitkrystalle, nur mit Nephelin- zwischenklemmung, von einer sehr kleinkörnigen, im Gegensatz hierzu recht magnetitreichen Zone vom Grundgewebe getrennt (Augitaugen). Eine solche Partie von nahe 3nm Durchmesser ist ausgezeichnet da- durch, dass die vom Rande aus einragenden sehr scharfen 0,2mm ]., 0,04mm br. Augitkrystalle vom Grunde aus bis auf ?/, der Länge fast farblos, dann aber am Kopfende intensiv und gleichmässig frisch lauchgrün sind, dass ferner in der etwas trüben Nephelinzwischenklemmung sehr scharfe bis 0,035nm ]., 0,04mm breite wasserhelle Nephelinrechtecke und zugehörige hex. Querschnitte liegen, sowie ausser einigen Apatitnadeln Büschel sehr feiner wasserheller Belonite eingebettet sind. Auf den Flächen eines Handstücks zeigten sich mehrere 2—4 Dem grosse Flecke, die den Character fremder Einschlüsse zu tragen schienen. Der eine von schmutzig licht grünlichweisser Farbe, von schneeweissen, mit Salzsäure unter Brausen zerstörbaren, Kalkspathellipsoiden umgeben, zeigt grossentheils unter der Loupe ein zerhacktes Aussehen, mit einge- streuten licht lavendelblauen Körnern und Putzen von Magnetkies. Er selbst braust nicht. Die sorgfältig gesammelten Splitter wurden theils für sich mikrosko- pisch untersucht, theils unter dem Mikroskop mit Salzsäure (bis nahe zum Kochen) behandelt und lehrten ein Gemenge kennen von Hauyn, Nephelin und Tridymit, dem Magnetkies eingesprengt ist. Ein anderer Einschluss, auf einer ursprünglichen Säulenfläche sichtbar, gleichfalls stellenweise von liehtem, zerhacktem Aussehen, mit 6 Tropfen Salzsäure bedeckt, zeigte nur an verschiedenen Punkten ein schwaches Brausen, nach einigen Mi- nuten aber die Säure als licht grüne steife Gallerte. Nach dem Abspülen wurde die Gallertbildung mit etwas mehr Säure wiederholt, dann sorgfäl- tig gereinigt. Es zeigte sich jetzt, dass in den trüberen (licht gelbgrauen) Partien die Säure am stärksten eingegriffen hatte; dass die vorher nur wie zerhackt aussehenden Flecken jetzt deutlich als Partien winziger mit einer Kante aufsitzender wasserheller Schüppchen erschienen; dass kleine bläuliche Körner besser denn vorher hervorragten und einige blendend A \ un al! ii ey En er, 848 weisse Kügelchen eingebettet waren. Bei dem Zertrümmern wurde leider bemerkt, dass der Pseudoeinschluss nur 3nmm Dicke hatte. Ein Splitter- . chen, welches mehrere weisse Kügelchen enthielt, geglüht, bis dieselben unverändert, nur noch greller hervortreten, beim Betupfen mit Kobalt- solution und erneutem Glühen aber blass blau erscheinen (Leuzit). Ein anderer Splitter, der ein bläuliches, im Bruche fettglänzendes Korn ent- hielt, wurde zwar zu sehr blass bläulichgrünem Glas geschmolzen, zeigte aber mit Soda auf Kohle kein Hepar, nichtsdestoweniger ist der Splitter als aus Nephelin (überwiegend) und Hauyn bestehend anzusehen. Eine Contactscherbe lieferte einen fast 2Oem grossen Schliff, der nun folgendes zeigt. Die Basaltgrundmasse wird gegen den Einschluss hin allmählig dich- ter, kleinkrystallinischer gewoben und nephelinärmer; rasch aber zart ver- wachsen folgt eine ebenso kleinkrystallinische, aber durch grösseren Ne- phelingehalt auffallend lichtere von zerstreuten Magnetitlappen durchsetzte 0,3 bis 0,6wm breite Zone, hierauf eine ebenso breite, deshalb noch lich- tere Zone, weil in ihr die Augitkrystalle weit grösser, sehr blass bräun- lich, der zwischengeklemmte mehr hervortretende Nephelin theils völlig farblos, theils dicht schmutzig gelbbräunlich bestäubt ist und der Magnetit gänzlich fehlt. Der nun folgende Einschluss besteht überwiegend aus sehr trüb schmutzig gelbbraun bestäubtem Nephelin, der zum Theil verworren- fasrig zeolithisirt ist. dann aus völlig farbloser Nephelinsubstanz, erstere in Flammen und Streifen durchziehend, zum Theil die Randpartie bildend, endlich aus sehr scharfen bis 0,3mm langen wasserhellen Nephelinkry- stallen. Von der zuletzt erwähnten lichten Basaltcontactzone wachsen nament- lich in die farblosen Nephelinpartien hinein massenhaft sehr scharf aus- gebildete bis 0,5mm lange, theils breite, theils schmal stabförmige pracht- voll grasgrüne, pellucide Augitkrystalle (nur wenige sind lederbraun oder am Grunde lederbraun, :nach dem freien Ende hin grasgrün. Diopsid?). Innerhalb des gelbbestäubten trüben Nephelins sind Aggregate 0,01 bis 0,02mm dicker rundlicher Körner mit dendritisch aggregirten Ausfran- zungen häufig, die, wo sie dicht gedrängt liegen, fast schwarz und opak erscheinen, im Gegentheile aber grün durchscheinen und wohl Augitkörner darstellen. Namentlich da, wo dieselben Nephelinkrystalle trennen, treten letztere recht grell hervor. Der Nephelin wird reichlich von Apatitnadeln durchzogen, zeigt auch hin und wieder, namentlich der klare und die Kry- stalle, Büschel und Sterne höchst feiner farbloser Nädelehen. Honiggelb- brauner sehr pellucider Glimmer in recht scharfen, bis 0,07um breiten Hexagonen und grösseren lappigen Aggregaten ist sehr reichlich einge- bettet. Einige bis 1,5mm grosse unregelmässig 4- oder 6seitig gerundet be- grenzte Flecke, vom gelblichen Nephelingrund nur abgehoben durch einen dunklen Augitkorn- oder Augitkrystallrand (mit der Loupe durchgesehen täuschend ähnlich den Noseanen im Olbrücker, Burgberger etc. Gestein) 849 polarisiren gänzlich mosaikartig bunt, fleckig, strahlig etc., dass sie wohl einem besonderen, aber sehr an daher nicht näher zu deutenden Minerale angehören. Einige andere, wahrend des Schleifens auffallend weiss erscheinende bis 0,8um grosse rundliche Körner, die ich wohl für Leuzit hielt, brachen sämmtlich aus. Die kleineren zurückgebliebenen sind völlig Wenns trübe und blind und opak. Ein einziger ca. 0,085wm dicker quadratischer Hauynkrystall mit dunk- ler Randzone, Strichnetzen und bläulichem gekörntem Centrum musste lei- der, um das Präparat genügend dünn zu erhalten (am Rande), geopfert werden, ebenso ein recht characteristisches Tridymitaggregat, während die erhalten gebliebenen nur sehr versteckt zwischen dem Nephelin aufzufin- den und kaum als solche zu deuten sind. 'Stellenweise zusammengedrängte, scharf quadratische, nur 0,01 bis 0,015mm dieke Kryställchen, sowie Büschel 0,06nm langer gerader faden- und keilförmiger Striche zeigen sich selbst bei grellstem Lichte völlig opak schwarz und möchten wohl Magnetit angehören. Rundliche wasserhelle bis 0,15mm breite Secretionen mit Ehortahiaenen Gliederung innerhalb des gelbbraunen Nephelingrundes, die nach ihrer Polarisation und Zwillingsstreifung aus Kalkspath bestehen, zeigen sich nur spärlich. Die ganze beschriebene Einlagerung ist offenbar kein Einschluss, son- dern, wie doleritische Nester und Adern, eine langsam erstarrte Ausschei- dung, nicht nur ursprünglich von ganz eigenthümlicher Zusammensetzung, sondern mehr wohl noch im Laufe der Zeit durch Metamorphose verän- dert. In 12 sorgsam durchsuchten Präparaten des Basaltes konnte Hauyn nicht entdeckt werden, dessen Fehlen aber damit ebensowenig ausgespro- chen ist, wie in vielen anderen Basalten, wo ihn nur ein günstiger Zufall entdecken liess. Kluftflächen des Gesteins sind mit prächtigen Sterngruppen wasser- hellen Harmotoms in Form der bekannten kreuzförmigen Zwillinge be- kleidet. Bevor die Krystallschale abgeschlagen, um freie Krystalle untersuchen zu können, wurde dasselbe mit Salzsäure wiederholt betupft, die erst nach mehreren Stunden zur Gallerte gestand. Gepulvert in Salzsäure gelöst, ' wurde Kieselpulver abgeschieden. Vor dem Löthrohr ruhig zu fast klarem ' Glase schmelzbar. ® Anm. Ich erlaube mir, die obige Beschreibung einiger Glimmer- basalte desshalb zu veröffentlichen, weil mir vor einigen Tagen leider erst der Sitzungsbericht der Münchner Academie zu Gesicht kam, in welchem eine Abhandlung von F. SAnDBERGER aufgenommen ist, der sich mit dem Gestein von Poppenhausen beschäftigt hat, zu denselben Resultaten, in Beziehung auf den Character der Gemengtheile, wie ich, gekommen ist; Jahrbuch 1873. 54 850 das Gestein aber als eine besondere Species der Nephelingesteine betrach- tet und Buchonit nennt. Aus den oben nur kurz berührten geologischen Folgerungen kann ich der beabsichtigten Abtrennung des Gesteins von den Basalten nicht bei- pflichten; bin aber auch nicht in der Lage, jetzt eine schon lange begon- nene Monographie der Glimmerbasalte zu liefern, da der Umzug unserer höheren Gewerbeschule in ihr neues Gebäude und die noch weit zurück- liegende Vollendung des Laboratoriums mich in der Fortsetzung der Ana- lysen empfindlich unterbrach. Chemische, mit den mikroskopischen Hand in Hand gehende Analysen sind aber unerlässlich, namentlich da viele der älteren Analysen einmal nicht alle Elementarbestandtheile umfassen, anderntheils oft gar nicht auf das zugehörige Gestein bezogen werden können. Ich erinnere hier nur beispielsweise daran, dass eine Analyse von E. E. Schmp vom Basalte des Kreuzbergs i. d. Rhön in alle Lehrbücher übertragen wird, weil der geringe Kieselsäure-, hohe Eisenoxyd-, Kalk- und Natrongehalt auffällt. Obwohl ich von 18 Punkten des Kreuzbergs vom recht verschieden aus- sehenden, sicherlich mehreren Ausbrüchen angehörenden Basalte Unter- suchungen angestellt, habe ich doch keine Varietät aufzufinden vermocht, die als die chemisch untersuchte angesehen werden könnte. Scaımip selbst konnte sich leider nicht erinnern, welcher Localität und Varietät sein Ma- terial entnommen war. Ausser dem auf einer Badischen Reise im J. 1869 von mir selbst ge- sammelten Materiale und dem aus verschiedenen Sammlungen entnomme- nen, wurde mir noch direct reichliches Material zugestellt von den Herrn Bezirksförstern Werzer in Hornberg, Vosr in Engen, MEngER in Blum- berg, Krrrser in Donaueschingen und Lehrer WoLrert in Weiler. Um grobkörniges Material vom Steinsberg habe ich mich vergebens bemüht; auch hatte nachträglich noch G. LronHArp die Güte, mir am 30. Juni zu erwidern, dass ihm solches unbekannt sei. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 5 <° 851 Erklärung der Figurentafel. Anamesitischer Glimmerbasalt von Neckarbischofsheim. Vergr. x 300. a) Augit und Apatit-reicher trüber Nephelingrund. b) Hauyn, c) Glimmer, d) Hornblende, e) Augit. Grosser Nephelinfleck in demselben Basalte. Vergr. >< 300. a—e) wie vor. f) Kalkspathsecretion. Aphanitischer Glimmerbasalt v. Steinsberg bei Sinsheim. Vergr. >< 120. a) Nephelinpartie von Magnetit garnirt. £) Zeolithisirter trüber Nephelinfleck. ») Glimmer, ö) Hornblende, e) Magnetit. Olivin. Hauyn aus demselben Basalte. Nephelinkrystalle aus dem B. v. Hohenhöwen. Aus doleritischen Adern dieses Basaltes. (Zerbrochene Augitkrystalle, Tridymit, Apatit und Titaneisen, letzteres mit dem Spiegel im auffallenden Lichte.) Zertheilung und Umwandlung des Nephelingrundes im B. von Hohenstoffeln. Spinellgruppe in einem Olivin dieses Basaltes. In Kugelschalen angeordnete Dampfporen im Olivin d. B. v. Neu- höwen. 10. Apatit im Nephelingrund d. B. b. Warteberg. 54 * N CNGEE DE EEE ET GEL ER 5 M DT ee rer 7 Bi z 5 Rx :z; TE Fe Briefwechsel. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Frankfurt a M., den 16. Oct. 1873. Apatit im Osteolith. Skolezit von Poonah. . Bei meiner letzten Excursion nach den Basaltkuppen des nördlichen Odenwaldes, an welcher wiederum Herr Bergrath Stem von Wiesbaden Theil nahm, beobachtete ich am Rossberge inmitten eines ziemlich harten Osteolithes auf kleinen Kluftflächen krystallinische Überzüge und deutliche Kryställchen OP. oP von neugebildetem Apatit, was wohl bemerkt zu werden verdient. Auch im Basalt des benachbarten Stetteritz wurde Osteo- lith gefunden. Vor einiger Zeit erhielt ich von Herrn Mineralienhändler LANDAUER von dem zu Poonah in Ostindien in einem Melaphyrmandelstein mit Apo- phyllit vorkommenden Zeolith in weissen bis wasserhellen, glas- bis sei- denglänzenden, zuweilen über einen Zoll langen, dünnen Krystallbündeln und stängeligen Aggregaten von 2,296 spec. Gew. Dieser sogenannte Po- onahlit ist der nachfolgenden Analyse gemäss nichts anderes als Skolezit, dem er übrigens schon von Anderen, namentlich von RAMMELSBERG, Zuge- rechnet wurde. Gefunden Berechnet für CaAl,SiO,0,, + 3H,0 Kieselsäure-. . . . 46,91 45,80 Thonerder 20... 2603 26,21 Kalk a 1 ae 14,25 Natron: 2.2 20. 22.%2.2083 Kalıeı . 22 Sei 722 220,08 BMasseri..0.% ar 1383 13,74 100,40. 100,00. Der früher von GumeLın analysirte Poonahlit ergab etwas mehr Thon- erde und weniger Kalk. THEODOR PETERSEN. 833 Wien, den 17. October 1873. Im heurigen Sommer verweilte ich längere Zeit im siebenbürgischen Erzgebirge, wo ich mich mit dem Studium der in dieser Gegend sehr ver- breiteten jüngeren Eruptivgesteine beschäftigte. Abgesehen von den zwei bekannten Basaltdurchbrüchen der Detunata gehören diese Gesteine den Trachyten, und zwar zum grössten Theil der Andesitgruppe an, einige davon sind quarzführende Andesite; über letz- tere habe ich bereits einige Mittheilungen gemacht; in diesem Jahre fand ich sie in grosser Verbreitung in den Umgebungen des durch seinen Gold- bergbau bekannten Bergorts Nagyag; am Hasto, Lispetare, Csepturar, Duba etc., ferner bei Boicza, Hondol, Brad und einigen anderen Punkten; alle diese Gesteine sind grosskörnig und nicht sehr quarzreich. Unter den quarzfreien Andesiten lassen sich zwei Abtheilungen unter- scheiden: die erste begreift Gesteine, welche sich der Structur nach von den quarzführenden nur wenig unterscheiden; sie enthalten grosse, rissige, glasige Feldspathkrystalle, die sich bei näherer Untersuchung als Plagio- klase erweisen; sie sind hauptsächlich an zwei Punkten verbreitet: bei Boicza, und in dem zwischen Verespatak und Offenbanya gelegenen Ge- birge, wo sie mit den quarzführenden Andesiten räumlich in innigem Zu- sammenhang stehen, daher auch eine kartographische Trennung beider Gruppen in dieser Gegend keine leichte Aufgabe ist. Die dichten Andesite bilden einen mehrere Meilen langen Zug zwi- schen Zalathna und Stanisa, der von Süd-Ost nach Nord-West streicht; ausserdem kommen sie in den Umgebungen des Bergorts Ruda und bei Bukurest vor. Es lassen sich eine grössere Anzahl von Varietäten ausscheiden. Eine der interessantesten ist das Gestein der Piatra Mori bei Zalathna; welches in einer rabenschwarzen, dichten, wenig vorherrschenden Grundmasse kleine, stark glänzende Feldspäthe, und lange, dünne, seidenglänzende Nadeln von schwarzer Hornblende enthält. Am Dialu Unguruluj finden sich ähnliche Gesteine, jedoch ist hier die Hornblende meist umgewandelt, was dem Ge- steine häufig eine lauchgrüne Farbe gibt, dies lässt sich auch bei den grossen Hornblendekrystallen der Quarz-Andesite nicht selten beobachten; ich war anfänglich geneigt, die kleinen Nadeln, welche man im Dünn- schliffe unter dem Mikroskope sieht, ebenfalls für Epidot zu halten, jedoch fehlt hier der bei dem Epidot gewöhnlich erscheinende Dichroismus, -so dass ich diese Einschlüsse bis jetzt nicht recht zu deuten weiss. Bei Tekireii (W. v. Zalathna) findet sich Quarztrachyt von rhyolithi- schem Habitus; die harte, dichte, röthliche Grundmasse enthält nur wenige Quarzkörner, Sanidin und selten Plagioklas. Über einige andere Vorkommnisse werde ich Ihnen nächstens eine detaillirtere Mittheilung machen. Dr. C. DoELTER,. 894 Frankfurt a/M., den 18. Oct. 1873. Meinen, kürzlich an dieser Stelle mitgetheilten Bemerkungen über das Gebirge südlich vom Pusterthal, bei Ampezzo ete. gestatten Sie mir, noch einige Notizen hinzuzufügen über die nach SW. und SO. angrenzenden Gebiete, gegen Cadore, Fiorentinathal, Caprile und Zoldothal zu. Gebirge südwestlich von Ampezzo. Das dolomitische Ge- birge, welches von SW. her an das Ampezzothal herantritt, ist im Wesent- lichen eine Schlerndolomitterrasse, deren Schichten sich in ziemlich stark nach NO. geneigter Lage befinden, und deren einzelne Partien durch lokale, kleinere Brüche noch etwas gegenseitig verschoben sind. Die von Ampezzo aus sichtbaren Theile entsprechen im Allgemeinen den Schlern- plateaulagen. Nur vereinzelte Reste der ehemaligen Bedeckung durch Schlernplateauschichten und Hauptdolomit haben sich erhalten; dem letz- teren gehören die Dolomitzinnen der Croda da Lago und des Becco di Mezzodi an. Kommt man von der Südseite, aus dem Fiorentinathal her, so hat man den mauerartigen Abfall jener Schlerndolomitmasse vor sich, welcher als fortlaufende Wand sich über den unterlagernden Com- plexen der Sedimentärtuffe nebst St. Cassianartigen Schichten erhebt. Man bemerkt, dass der Schlerndolomit hier wenig mächtig ist. Nach Ost zieht sich seine Wand im Beccolungo nach dem Boitathal hinab, wo sie sich unter den Thal-Schuttmassen verliert, um gegenüber, unter dem mächtig aufsteigenden Hauptdolomit der östlichen Boita-Seite nicht wieder aufzu- tauchen. Westwärts wird durch den Giau-Pass und das von ihm nach dem Costeanabach abwärts ziehende Thal der Zug des Schlerndolomits unterbrochen und die liegenden Schichten freigelegt. Im Mt. Nuvulau setzt er dann wieder weiter nach W., etwas mächtiger geworden, fort. Am Fal- zargo-Pass durch einen schmalen Einschnitt unterbrochen, in welchem die Strasse nach Buchenstein hinabführt, setzt der Schlerndolomit-Zug im Sasso di Strega fort, auf welchen, jenseits des Einschnitts des Valparola- Passes der westlichste Theil folgt, der mit dem Set Sass und dessen nörd- lichem Ausläufer unweit St. Cassian endigt. Der skizzirte Dolomitzug bildet somit ein zusammengehöriges Ganze; nach Süd mit jenem mauerartigen Abfall abschliessend, der vom Becco- lungo bis zum Set Sass geht, wird er nach Nord durch das Ampezzothal, die Falzargostrasse und deren Abzweigung nach St. Cassian, die Strada de ’tre sassi begrenzt, und zwischen beiden Grenzlinien treten allenthalben die obersten Schlerndolomitlagen, das Schlernplateau hervor, und senken sich, mehr oder weniger geneigt, und durch Thalrisse älterer oder späterer Entstehung mehrfach unterbrochen, nach Nord bis Nordost. Den Schlernplateaulagen gehört denn auch die nach NO. gerichtete Abdachung des Set Sass in’s Chiumenathal hinab, an, sowie die Partie an der Valpa- rola und der Strada de ’tre sassi; auch hier fehlen die Reste der Schlern- plateauschichten nicht, welche namentlich vom Set Sass in den früheren Schriften über diese Gegenden mehrfach erwähnt werden; sie treten ganz wie auf dem Set Sass auch auf der Valparola auf und lassen sich von da 85) in die Tiefe des Chiumenathals hinab verfolgen, während sie von dem grössten Theile der Abdachung verschwunden sind. . Eine zweite, höhere Schlerndolomitterrasse erhebt sich längs der Bruch- spalte der Falzargo- und Tre sassi-Strasse, und über ihr steigen, durch die Schlernplateauschichten getrennt, die Hauptdolomit-Massen der Tofana und des Lagazuoi auf. Nach NW. sieht man diese höhere Schlerndolo- mitterrasse sich gegen St. Cassian zu senken (Pasqua-Berg der Karte) und sich unter den Hauptdolomitwänden der Laverella (Verella und Fanisberg der Karte) verlieren. In den verschütteten Gehängen, welche sich vor dem W.-Absturz der Laverella und des Kreuzkofels hinziehen, tritt der Schlern- dolomit dann nicht mehr hervor, während die Schlernplateauschichten an der Basis des Hauptdolomits stellenweise aufgeschlossen sind, so nament- lich an dem bekannten Punkt der Heiligkreuzkirche („Heiligkreuz-Schich- ten“); auch hier werden, wie an der Tofana, die obersten Lagen der Schlern- plateauschichten durch Steinmergel gebildet, welche den Übergang in den Hauptdolomit vermitteln. Geht man von der Höhe des Falzargo-Passes abwärts nach Buchen- stein, oder vom Gian-Pass nach Selva und Colle di S. Lucia, oder von der Forcella da Lago durch das Pisandrothal nach Pescul, so durchschneidet man die Schichten im Liegenden jener untern der oben skizzirten Schlern- dolomit-Terrassen. St. Cassian-artige Schichten an der Basis des Schlern- dolomits dürften wohl überall vorhanden sein, doch sind sie meist durch Schutt verdeckt, und treten nur stellenweise hervor, so dass unter dem Dolomit an den meisten Stellen der Complex der Sedimentärtuffe in mäch- tig entwickelten Sandsteinbänken zu folgen scheint. Solche bilden den obersten Theil des Coldi Lana und des Mt. Por& (Frisolet der Karten) bei Andraz, sowie die Höhen weiter östlich im Fiorentinathal und in der Rich- tung gegen 8. Vito im Boitathal. — Östlich von Pescul treten unter den Tuffsandsteinen,etc. liegendere Triasschichten nicht mehr hervor; während weiter westlich die Schichten des alpinen Muschelkalkes in der gewöhn- lichen Ordnung abwärts bis zu den etwa dem Wellendolomit entsprechen- den („Seisser Schichten“) folgen. Nach der Tiefe des Fiorentina- und Cor- devole-Thales beobachtet man nun mehrfache Schichtenwiederholun- gen; statt dass abwärts alpiner Röth und Buntsandstein folgten, erschei- nen unter jenen, schon zum untern Muschelkalk gehörenden. Schichten wieder Tuffsandsteine, darunter wieder alpiner Muschelkalk etc.; stellen- weise, so an den Berggehängen zwischen Andraz und Caprile, in mehr- facher Wiederholung. Diese, gewiss mit Schichtenfaltungen zusammen- hängenden Wiederholungserscheinungen lassen sich weiter in die Gegend südlich von Caprile und nach Forno di Zoldo zu verfolgen. Noch besonders hervorzuheben ist in diesem Gebiete die Partie am Mte. Carnera auf der N.-Seite des Fiorentinathales. Man beobachtet hier deutlich, wie auf eine gewisse Erstreckung hin die weiter östlich und west- lich mächtig entwickelte Tuffsandsteinabtheilung durch eine, ebenfalls ge- schichtete Kalk- und Dolomitbildung ersetzt wird, welche die Masse des Mt. Carnera bildet. Die obersten Bänke dieses Kalkes ziehen in NO.-Rich- 856 tung noch in den Einschnitt des Gian-Passes hinein und sind im Val Car- nera zu erkennen; sie werden nur von einer wenig mächtigen Folge von Tuffsandsteinbänken überlagert, über denen noch St. Cassian-artige Kalke, bis zum Schlerndolomit folgen; nach Ost zu bemerkt man, am Pizzo del corvo eine successive Abnahme jener Kalkbildung, und in gleichem Maasse ein Anwachsen der dunkeln Tuffsandsteine, welche auf der Ostseite des Pisandrothales schon allein herrschen. Ähnlich nach W., wo jenseits des Codalungathales ebenfalls nur mehr Tuffsandsteine auftreten. — Zu dem früher von mir erwähnten Profil vor der Hochalpe, bei Welsberg, wo auch über dem obern alpinen Muschelkalk, ganz unerwartet, eine dolomitisch- kalkige Entwicklung folgt, statt der gewöhnlichen Folge der Tuffsand- steine (oder „doleritischen Sandsteine“), findet sich also in dieser Partie des Fiorentinathals eine sehr ähnliche Wiederholung. Gebirge südöstlich von Ampezzo; Cadore. — Das mächtige Felsgebirge, welches sich im SO. von Ampezzo, als Sorapiss, Marmarole und Antelao erhebt, bildet ein zusammengehöriges Ganze; in den tiefern Theilen ist diese Felsmasse typischer Hauptdolomit mit Megalodon tri- queter und Meg. complanatus, neben welchen auch Gastropoden-Kerne und -Hohlräume vorkommen; auf den Hauptdolomit folgt nach oben, wo sie nicht durch spätere Zerstörung entfernt ist, noch eine mächtige Kalkbil- dung in wohlgeschichteten, dicken Bänken, welche ebenfalls, wie der Haupt- dolomit, Gastropodenreste und Spuren anderer Petrefakten führen, nament- lich aber durch grosse Megalodon-Durchschnitte ausgezeichnet ist, die auf den Oberflächen der Bänke und abgestürzten Blöcke recht häufig bemerk- bar sind. Gewiss steht diese Kalkbildung, welche ohne Zwischenlagerung weicherer, mergeliger Schichten, hier unmittelbar auf den Hauptdolomit folgt, jenem Kalke, resp. der untern Partie jenes Kalkes ganz gleich, der am Hochgaisl, Seekofel, Kreuzkofel, Vallon bianco ete. ebenfalls direkt auf dem Hauptdolomit ruht, und eine grössere, zusammenhängende, in ihren einzelnen Theilen übrigens mehrfach dislocirte Mulde bildet, und welcher bei La Stuva (und einigen andern Punkten) mit jüngeren Jura- schichten und Diphyakalken nach oben abschliesst; beim Durchwandern dieses Kalkgebietes beobachtet man ebenfalls hie und da jene grossen Megalodon-Durchschnitte. Im SO. von Ampezzo stehen unter den schroff aufsteigenden Haupt- dolomitmassen noch Schlernplateauschichten (Sandsteine und Steinmergel) an; sie verschwinden bald nach S. wie nach O. zu; längs der Nordgrenze, von Tre croci ostwärts, steigt der Hauptdolomit des Sorapiss Marmarole- Zuges unmittelbar aus der Thaltiefe auf; zugleich ist eine Senkung dieser ganzen Gebirgsmasse nach O. unverkennbar, in der Art, dass am Mt. Ro- siana, im Val Pian di Sera schon nicht mehr Dolomit, sondern der diesem aufgelagerte Kalk in den Wänden der zu den Marmarole gehörigen „Oroda grande“ ansteht, und, in Folge eines zwischendurchgehenden Bruches, un- mittelbar an die Triasschichten des Mt. Rosiana (oberer Muschelkalk, Se- dimentärtuffe etc.) grenzt. Schlerndolomit und Schlernplateauschichten sind also längs der Nordgrenze unter dem Hauptdolomit der Sorapiss Marma- 857 role nicht nachzuweisen; sie sind unter die Thalsohle versenkt; ihr Vor- handensein ist mit Rücksicht auf den jenseits des Anzieithales mächtig entwickelten Schlerndolomit nicht zu bezweifeln. Wie längs des Anziei- thales, so sind auch längs der Boita von Acqua buona bis unterhalb San Vito unter dem Hauptdolomit der Sorapiss (Malcoira) und des Antelao liegendere Schichten nicht entblösst. Von Borca abwärts im Boitathal tauchen sie auf, und folgt man diesem Thalzug weiter bis Valle, so er- scheint unter dem nordwärts fallenden Hauptdolomit des Antelao die Folge der ältern Triasschichten, welche sich dann weiter nach O. und NO. in der Landschaft Cadore, dem Thalzug der Piave entlang an den Osträndern des Antelao und der Marmarole herumziehen. Nicht so leicht, als man erwartet, ist hier, zunächst unter dem Hauptdolomit, der Nachweis der Schlernplateauschichten und des Schlerndolomites. So deutlich dieselben in den Gebieten weiter nördlich sich vom Hauptdolomit abheben und ge- sonderte Gebirgsstufen bilden, so wenig scheinen die nach 8. gekehrten Dolomit-Abstürze des Antelao, aus dem Thal betrachtet, eine Trennung in zwei Dolomitstufen mit durchgehends zwischengelagerten Schlernplateau- Schichten zu gestatten. Wo im Vergleich zum Hauptdolomit der Schlern- dolomit nur schwach entwickelt ist, beruht seine sichere Erkennung und Unterscheidung hauptsächlich nur auf deutlich trennenden Schlernplateau- Schichten; fehlen auch diese, oder treten sie weniger deutlich und durch- greifend auf, so ist die sichere Erkennung der untern Dolomitstufe unter der obern sehr erschwert. Dass sich dies auf den SW.- und SO.-Gehängen des Antelao so verhält, davon glaube ich mich an einigen Stellen, so über Borca, und noch mehr an der Croda 8. Pietro (beim Übergang aus Val Maisama zum Rio Paje), überzeugt zu haben — soweit dies ohne die so häufig ausbleibenden paläontologischen Hülfsmittel möglich ist. An diesen Stellen finden sich Zwischenlagerungen von Schichten, welche gewissen Lagen typischer Schlernplateau-Schichten vollkommen gleichen, und unter welchen terrassenförmig eine wenig mächtige Dolomitstufe vorspringt, die ohne Zweifel den schwach entwickelten Schlerndolomit repräsentirt, dessen Eigenschaften sie auch ganz besitzt. Unter den südlichen und südöstlichen Dolomit-Abstürzen des Antelao folgen dann abwärts zur Boita und Piave die tiefern Stufen der Trias. Zunächst die Gruppe der Sedimentärtuffe, an ihrer Basis Wengener Schich- ten, Pietra verde und die Hornstein- und Knollenkalke des obern alpinen Muschelkalkes; man beobachtet diese Schichten längs der Strasse von Borca nach Venas, weiter im Val Maisama, von wo sie durch V. Paje und V. Vedessana nach Valderino bei Auronzo ziehen. Unter diesen Schichten folgt eine nicht unansehnliche dolomitisch-kalkige Stufe, welche die mitt- lere Gruppe des alpinen Muschelkalkes, den Dolomit mit Gyroporella pauet- forata vepräsentirt, und die Höhen des Col S. Anna bei Venas, des Col Maor, M. Bagion, der Cima di Lozzo, M. Chiadin und Col Brusau bildet. An diesen Zug schliessen sich abwärts die Thalgehänge gegen Pieve di Cadore, Domegge, Lozzo, Auronzo hinab, welche in den untern Stufen des alpinen Muschelkalkes liegen. In der Thaltiefe selbst stehen, steil aufge- 858 richtet (wie auch die zunächst hangenden Schichten) die Schichten des alpinen Röth’s, namentlich die „schwarzen Foraminiferen-Kalke“ und Gypse an, einen schmalen Zug von Lozzo bis nahe an Venas bildend. An diese Schichten legen sich nach SO. zu — indem der Buntsandstein in der Tiefe bleibt, und nur lokal, N. von Lorenzago auftaucht — wieder die hangen- den dem alpinen Wellenkalk ete. entsprechenden Schichten, welche im NO. von Pieve di Cadore auch noch den untersten Theil der an der linken Piaveseite aufsteigenden Höhen bilden. Höher hinauf, bis zu dem in der Richtung der Piave streichenden zackigen Gebirgskamm (Mt. Cridola, M. Cadin, M. Spe etc.) erblickt man nur dolomitische Wände; und es ist wahrscheinlich, dass hier, im SO. der Piave, wieder ein Fall dolomitisch- kalkiger Entwicklung vorliegt, in der Art, dass die Sedimentärtuffe fehlen, resp. durch gleichzeitig abgelagerten Dolomit und Kalk ersetzt sind. Bei Calalzo trifft man eine mächtige Bildung jüngeren Conglomerates, welche sich längs der Piave hinzieht; grössere und kleinere Reste solcher Bildungen findet man auch weiter Fluss-aufwärts und abwärts. Das GebirgezwischenFiorentina-, Boita- und Zoldothal, und nördlich von der Forcella Cibiana wird in seiner Haupt- masse von den zur Abtheilung der Sedimentärtuffe gehörigen Schichten gebildet; unter ihnen treten die Schichten des alpinen Muschelkalkes viel- fach zu Tage, und über ihnen erhebt sich an der Nordgrenze dieses Ge- bietes der Dolomitbau des Monte Pelmo. In seinem äussern Umfang ziemlich reduzirt, im Vergleich zu den weit mächtigern Massen des Ante- lao, Sorapiss ete., bildet der Dolomit des Pelmo den Rest einer Haupt- dolomitdecke, welche, ursprünglich im Zusammenhang mit den gleichaltri- gen Hauptdolomiten ringsum, über das ganze Gebiet wegging und nach der Stelle des Mt. Pelmo einsank; wie noch jetzt der Schichtenbau dieses Ber- ges deutlich zeigt. Während seine untern Theile typischer Hauptdolomit, mit Megalodon triqueter und complanatus sind, liegt auch hier noch über dem Dolomit jener wohlgeschichtete Kalk mit grossen Megalodon-Durch- schnitten. Es gelang mir nicht, den Schlerndolomit, den ich auf der Spitze .des Antelao noch nachweisen konnte, an der Basis des Pelmo zu erken- nen; !/, Stunde weiter nördlich ist er am Beccolungo deutlich, doch wenig mächtig vorhanden, daher ist es wohl denkbar, dass bis hierher seine Mächtigkeit auf Null reduzirt war. Mt. Crotto im W. und Mt. Penna im S. von Pelmo, welche von geschichtetem Kalk und dolomitischem Kalk ge- bildet werden, gehören schon tiefern Lagen an; sie entsprechen derjenigen alpinen Triasstufe, welche mit dem Namen „Cipitkalk“ bezeichnet wurde, und sind im Zusammenhang mit dem weiter oben erwähnten Mt. Carnera aufzufassen. Abwärts nach dem Fiorentina, Boita, Rutorto- und Zoldothal folgt dann die mächtige Sandsteinbildung der „Sedimentärtuff“-Abtheilung v. RıcHutuoren’s; unter ihr der alpine Muschelkalk. in seinen verschiedenen Stufen. — Auch in diesem Gebiete stösst man auf Wiederholungen von Schichtenfolgen. Auf dem Wege von Forno di Zoldo über die Forcella Cibiana nach Venas bemerkt man, dass das nördliche Gehänge in seinen untern Partieen von Schichten gebildet wird, welche der obern Stufe des 859 alpinen Muschelkalkes entsprechen; die bekannten hierhergehörigen Horn- steinkalke, die „Wengener“ Schichten und die auch sonst sich stets an diese Zone haltende Pietra verde stehen häufig an; Val Inferna ı. d. N. der Forcella Cibiana ist ausserdem durch die dort gefundenen Ammoniten des obern Muschelkalk-Cephalopoden-Horizontes bekannt. Die obern Partieen des Gehänges werden dagegen von einer erheblich mächtigen Dolomitbil- dung eingenommen, welche den ganzen Höhenzug vom Coll!’ Alto nach Col Duro und Mt. Punta bilde. Am Coll’ Alto glaubt man von der For- cella Cibiana aus diesen Dolomit deutlich auf Pietra verde folgen zu sehen, und könnte insofern geneigt sein, ihn in den obern alpinen Muschelkalk oder in den Complex der Sedimentärtuffe zu setzen. Die weitere Verfol- gung der Verhältnisse von der Forcella Cibiana bis Venas bringt jedoch bald die Aufklärung, dass man es mit Schichtenwiederholungen zu thun hat; dass unter jenem Dolomit zunächst die charakteristischen, den alpi- nen Wellenkalk repäsentirenden Schichten liegen, der Dolomit selbst also der mittlern Stufe des alpinen Muschelkalkes, dem Dolomit mit Gyropo- rella pauciforata entspricht. Im Hangenden dieses Dolomits folgen denn auch nach N. zu wieder in, der normalen Folge oberer Muschelkalk, Pie- tra verde, Tuffsandsteine; wovon man sich im Boita- wie im Rutortothal unterhalb Zoppe, überzeugen kann. Vodo gegenüber sieht man längs des V. dell’ Oglio abermals eine Dolomitmauer von dem Gebirgskamm sich gegen die Boita herabziehen; wir haben hier gewiss eine nochmalige Wie- derholung der mittlern, dolomitischen, Muschelkalkstufe, über welcher die höhern Schichten in normaler Ordnung, bis zum Cipitkalk des Mt. Penna folgen werden. Die untern Lagen des alpinen Muschelkalks („Seisser und Campiler“ Schichten) und z. Th. auch die weitere Folge bis in den obern Muschelkalk sind in diesem Gebiete namentlich aufgeschlossen zwischen Venas und (i- biana, ferner in der Tiefe des Rutortothales, unterhalb Zoppe, endlich am Weg von Forno di Zoldo nach Dont und Fusine. Das obere Zoldothal bietet wenig Aufschlüsse. Beim Übergang aus diesem Thal nach Alleghe erkennt man am Coldai-Pass wieder deutliche Cipitkalke. Die Strecke vom Alleghe-See nach Caprile und Buchenstein ist interessant durch mehrfach sich wiederholende Schichtenfol- gen und nicht unbedeutende Dislokationen. Geht man von Caprile nach Alleghe, so stehen längs des Weges die Schichten des östlichen Thal- gehänges in steiler Stellung an, dislocirten Gebirgsschollen angehörig, welche gegen die Thalspalte verstürzt sind. Bis Calloneghe hat man die Folge aus dem Gyropellen-Dolomit durch den vbern Muschelkalk bis hoch in den Complex der Sedimentärtuffe durchgemacht, welch letztere vorzugs- weise durch die bekannten dunkeln „doleritischen“ Sandsteine vertreten sind, neben welchen auch Tuffschiefer und tuffig kalkige Conglomerate, sowie eigentnümlich porphyrartige Gesteine vorkommen. Weiter, nach Alleghe zu, passirt man zunächst zur untern alpinen Muschelkalkstufe ge- hörige Schichten, dann den Gyroporellen-Dolomit, obern Muschelkalk etc., in derselben Folge wie weiter rückwärts. Von Caprile aufwärts gegen 860 Mt. Fernazza stösst man auf ähnliche Verhältnisse. In der Thaltiefe, am Ausgang des Fiorentinabaches stehen die dunkeln Tuffsandsteine an; über diesen folgen Schichten der untern Muschelkalkstufe; schon hoch oben die Wand des Gyroporellendolomits, dessen Zug man aus der Ferne leicht vom Weg nach Colle di S. Lucia durch das Fiorentinathal bis über Alleghe hin bemerkt; über ihm folgen, gegen den Gipfel des Fernazza zu, oberer Muschelkalk und Tuffsandsteine. Wir verfolgen nicht weiter die Verhältnisse am Weg von Caprile nach Buchenstein, wie auf der W.-Seite des Cordevolethals; sie gleichen ganz den eben skizzirten: mehrfache Wiederholungen von Schichtenfolgen aus der untern Stufe des alpinen Muschelkalks bis in die Gruppe der Sedi- mentärtuffe, die an einigen Stellen, z. B. in nächster Nähe von Caprile ganz den Eindruck hervorbringen, als wenn zum Muschelkalk gehörige Schichten durch Tuffschichten normal unterlagert würden. Erst wenn man diese Unregelmässigkeiten in ihrer Gesammtheit betrachtet, stellen sie sich als das Resultat grossartiger Schichtenbiegungen und -Faltungen bei der Hebung des ganzen Triasgebirges dar; Hebungsrisse und spätere Erosion kamen hinzu und schnitten in diesen nicht mehr einfach gebliebenen Schichtenbau die jetzigen Thalzüge ein. — Ein Analogon zu solchen Schichtenwiederholungen dürfte auch in den früher von mir erwähnten Verhältnissen am Sarenkofel und Badkofel beim Pragser Thal vorliegen. Während in dieser Gegend die Lagerungsver- hältnisse sonst weniger gestört erscheinen, beobachtet man obere Muschel- kalk- und Wengener Schichten auf N.- und S8.-Seite des dem mittlern Muschelkalk, Gyroporellendolomit, angehörigen Badkofels. Es ist wahr- scheinlich, dass die jetzige Lage der Schichten auf der N.-Seite Folge von Dislokation und Trennung ursprünglich zusammenhängender Schichten ist. Unverkennbar ist ein Sprung längs dem Ostrand des Pragser Thales, wel- cher die westliche Fortsetzung des Gyroporellendolomits versenkte und die demselben aufgelagerten Schichten in die Tiefe des Pragser Thales brachte, während ihre östliche Fortsetzung auf den Höhen zwischen Sarnkofel und Dürrenstein ansteht. Dr. H. Lorerz. % Neue Literatur. Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetates *. A. Bücher. 1872. ArToPE: über Augit-haltige Trachyte der Anden. (G. Rosr’s Trachyte. IV. Abth.) Inaug.-Dissert. Göttingen. 8°. S. 29, * J. F. Branpt: Bemerkungen über die untergegangenen Bartenwale, deren Reste im Wiener Becken gefunden wurden (Sitzb. d. Ak. d. Wiss. in Wien, LXV. Bd. Apr.). * Ort. FEistmAntEL: über Baumfarrenreste der böhmischen Steinkohlen-, Perm- und Kreideformation. Prag. 4°. 30 S., 2 Taf. * J. 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Leipzig und Heidelberg. 8°. 40 S., 1 Karte. * An. SADEBECK: Repetitorium der Mineralogie und Geologie zum Gebrauche für Architecten, Forstleute, Landwirthe, Polytechniker etc. Berlin. 8°. 118 S. * I, Rürmever: die fossilen Schildkröten von Solothurn und der übrigen Juraformation. Mit Beiträgen zur Kenntniss vom Bau und Geschichte der Schildkröten im Allgemeinen. Zürich. 4%. 185 S., 17 Taf. * G. Stache: der Graptolithen-Schiefer am Osternigberge in Kärnten. (Jb. d. k. k. geol. Reichsanst. XXIII. 2.) Wien. 8°. p. 175. * Jap. STEENSTRUP: om Gjaellegitteret eller Gyjaellebarderne hos Brugden (Selachus maximus). Kjobenhavn. 8. 20 p. * J, STEENSTRUP: Comparaisons entre les ossements des cavernes de la Bel- gique et les ossements des Kjoekkenmoedding du Danemark. Bruxelles. 8°, p. 199—214. 1 Pl. A. StREHLE: über die Einwirkung der kohlensauren Alkalien auf Sili- cate. Chemische Inaug.-Dissert. Breslau 8°. 8, 41. * ALFONSO STUEBEL: Carta sobre sus viajes a las Montanas Chimborazo, Altar etc. y en especial sobre sus ascensions al Tunguragua y Coto- pazxi. Quito. 8°. 30 p. * EB. Weiss: Vorläufige Mittheilungen über Fructificationen der fossilen Calamarien (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. p. 256.). * V, v. ZEPHAROVIcH: die Atakamit-Krystalle aus Süd-Australien. (A. d. LXVIIH. Bde. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wissensch. Juli-Heft.) a u nl nel an ou So u U U u es uncr — I ae u ne N En ya BERNER IE BERE 864 B. Zeitschriften. 1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 538.] 1873, XXIII, No. 2; S. 117—248; Tf. V—VI. Tu. Fuchs und FeL. KArrer: geologische Studien in den Tertiär-Bildun- gen des Wiener Beckens: 117—137. Eom. v. Mossısovics: Beiträge zur topischen Geologie der Alpen. 3. Der Rhätikon. Mit geol. Karte u. Tf. V—VI: 157—175. G. Strache: der Graptolithen-Schiefer am Osternig-Berge in Kärnthen und seine Bedeutung für die Kenntniss des Gailthaler Gebirges und für die Gliederung der paläozoischen Schichtenreihe der Alpen: 175-248. — 2) Verhandlungen derk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8%, [Jb. 1873, 636.] 1873, No. 12. (Bericht vom 31. August.) S. 215—230. Eingesendete Mittheilungen. F. Srtorıczka: Reise nach Yarkand: 215. G. Stache: der Graptolithen-Schiefer am Osternig-Berge in Kärnthen und seine Bedeutung für die Kenntniss des Gailthaler Gebirges und für die Gliederung der paläozoischen Schichten-Reihe der Alpen: 215-217. Car v. Hauer: Analysen von Eruptiv-Gesteinen aus dem Orient: 218 —221. Reiseberichte. G. StacHz: Notizen aus den Tiroler Centralalpen: 221—223. O0. Lenz: aus dem Bregenzer Wald: 223—224, Einsendungen u. s. w.: 224—230. 3) H. Korse: Journal für practische Chemie. Leipzig. 8°. [Jb. 1873, 637.] 1873, VII, No. 8, 8. 296—384. 4) W. Dunker und K. A. ZımteL: Palaeontographica. [Jb. 1873, 412.] 20. Bd. 6. Lief. Gemirz: das Elbthalgebirge in Sachsen. Der untere Quader. V. Brachiopoden und Pelecypoden. S. 208—236. Taf. 46-52. 20. Bd. 2. Abth. 3. Lief. Geinıtz: das Elbthalgebirge in Sachsen, Il. S. 53—72. Taf. 14—19. 22. Bd. 2. Lief. C. J. Forsyru Masor: Nagerüberreste aus Bohnerzen Süddeutschlands und der Schweiz. 8. 75—130. Taf. 3—6. . Bd. 3. Lief. W. Kowauevskv: Monographie der Gattung Anthracothe- rium Cuv. etc. S. 131—210, Taf. 7—9. DD 180) 869 5) Comptes rendus hebdomadaires des seances del’ Academie des sciences. Paris. 4°. [Jb. 1873, 639.] 1873, 28. Juill. — 25. Aout; No. 4—8; LXXVH, p. 225—544. Pısanı: Analyse des Dewalquit von Salm-Chateau in Belgien: 329—333. LAWRENCE SmitH: über den Korund von Nordcarolina und über die Geo- logie von Montana: 356—359. Erie DE Bravmont: detaillirte geologische Karte von Frankreich: 409 —413. En. Pıerte: über eine Höhle bei Lartet (Hautes-Pyrenees) aus der Renn- thier-Zeit: 431—432. LawrENcE Smit#: weitere Bemerkungen über den Korund von Nordcaro- lina und die Geologie von Montana: 439-442. Granp d’Eury: verkieselte Pflanzen-Reste im Kohlen-Becken der Loire: 494-495. Fasre: über die Existenz alter Gletscher während der Quartär-Periode in den Bergen von Aubrac (Lozere): 495—497. 6) E. Dusrueın et E. Hecker: Revue des sciences naturelles. Montpellier et Paris. 8°. [Jb. 1873, 311.] 1873, tome II. No. 1. Pg. 1—168. M. LEyMERIE: geognostische Beschreibung der Montagne noire im Aude- Dep.: 24-38. ParavdıLue: fossile Conchylien in pliocänen Mergeln von Montpellier: 38-66. 7) The Quarterly Journal of the Geologtical Society. London. 8°. [Jb. 1873, 541.] 1873, XXIX, August, No. 115, p. 317—492. Bryce: über die jurassischen Gesteine von Sky und Raasay (pl. XI und X): 317—351. Mackıntos#: die merkwürdigeren Gerölle des n.-w. England und von Wa- les (pl. XIII): 351—360. Anstep: Solfataren und Schwefel-Lager von Kalamaki am Isthmus von Korinth: 360—363. Lucas: Ursprung der Thoneisensteine: 363—369. Dawson: über Leptophloeum rhombicum und Lepidodendrum gaspianum : 369— 372. Hrrron: Übersicht der neueren Formationen auf Neuseeland: 372—380. CARRUTHERS: über die Farn der Kohlenformation und ihre Beziehungen zu noch lebenden und fossilen: 380—381. SCHINDLER : Geologie von Kazirun in Persien: 381—382. Bonner: die Seen in den n.-ö. Alpen und ihre Beziehungen zu den Glet- schern: 382—3%6. ‚B. Gastanpı: über die Wirkungen der Gletscher-Erosion auf die Alpen- Thäler: 396-402. Jahrbuch 1873. 55 866 Horn: permische Breccien und Gerölle-Schichten von Armagh:: 402—407. Srow: geologische Notiz über West-Griqualand: 407—409. Rupert Jones: über zweischalige Entomostraceen, besonders die Cypridi- nen der Steinkohlen-Formation: 409—412, Duncan: das Genus Palaeocyryne Duxc. und Verwandte (pl. XIV): 412 —417. MorrImErR: über die Kreide in Yorkshire: 417—419, GREY EsERToN: über Platysiagum scelerophalum und Palaeosphinax pris- cus: 419—421. WRrisHT: neues Genus silurischer Asteriadeen: 421—422. Warp: Vergletscherung des n.-w. Theiles vom See-Distriet: 422—441. Drew: alluviale und Gletscher-Bildungen im oberen Indus-Becken: 441 —473. Geschenke an die Bibliothek: 473—492,. 8) H. Woopwarp, J. Morrıs a. A. ETHERIDGE: The Geological Maga- zine. London. 8°. [Jb. 1873, 635.] 1873, July, No. 108, p. 289—336. Bonner: über das Vorkommen von einem Quarzit-Gerölle in einem Stein- kohlen-Streifen: 2839—291. PovLerr Scrope: über die blockige Felsoberfläche und die Theorie von der Zusammenziehung des Erdkerns: 291—23. R. Eruerivge: Beiträge zur Paläontologie der Steinkohlen-Formation: 295 — 297. R. ErHerider: über neue fossile carbonische Lamellibranchier: 297—299. Frank RutLey: neue Methode, krystallographische Formeln zu schreiben: 299—301. J. Young: über ein carbonisches Echinodermen-Genus: 301 —303. DE Rance: Mineral-Gänge im n.-w. England: 303—309. Notizen u. s. w.: 309—336. 9) The London, Edinburgh a. Dublin Philosophical Ma- gazine and Journal of Science. London. 8°. |[Jb. 1873, 635.] 1873, July, No. 303, p. 1—88. ARTHUR PhıtLırs: Zusammensetzung und Ursprung der Wasser der Salz- quelle in der Huel Seton Grube, nebst chemischer und mikroskopi- scher Untersuchung der Gesteine in ihrer Nähe (mit Taf.): 26—36. J. D. Dana: Resultate über die Zusammenziehung der Erde durch Ab- kühlung und über die Entstehung der Berge: 41—55. 867 10) B. Sırııman a. J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8° [Jb. 1373, 630.] 1873, September, Vol. VI, No. 33, p. 161—240. J. D. Dana: über einige Resultate der Contraction der Erde durch Ab- kühlung. V. Bildung der continentalen Plateau’s und oceanischen Senkungen: 161. J. LAwREncE Smia#: über den Korund von Nord-Carolina, Georgia und Montana: 180. G. Wasusurn: die Geologie des Bosporus: 186. F. V. Haypen: Geologische Untersuchungen im Jahre 1872: 194. E. S. BREIDENnBAUGH: über die Mineralien aus den Tilly Foster Eisenstein- gruben:: 207. ! R. W. Raymonp: über den Heitzwerth der Lignite des westlichen Ame- rika: 220. 55 * Auszüge, A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. ALEX. SADEBECK: Gustav Rose’s Elemente der Krystallogra- phie. Dritte Auflage. Mit 9 lithogr. Doppeltafeln. Berlin 1873. 8. 181. Wenn ein hervorragender Gelehrter zugleich auch ein ausgezeichneter Lehrer, so gilt dies von G. Rose. Wir sehen es an den zahlreichen Schü- lern des dahingeschiedenen Meisters, die auf den Lehrstühlen deutscher Hochschulen im Sinne und Geist ihres verehrten Lehrers wirken. Zu die- sen Schülern zählt auch Sınpzsrck, dessen vorzügliche Schriften über Ku- pferkies, Blende und Fahlerz einem jeden Mineralogen bekannt. Ein Be- weis wie sehr Rose seinen Schüler schätzte, der ihm sieben Jahre zur Seite stand ist, dass er ihm die Bearbeitung der dritten Ausgabe seiner Kry- stallographie übergab. Dass SanzgeEcx dieser Aufgabe nicht allein gewach- sen, sondern sie auch sehr glücklich gelöst, zeigt eine nähere Einsicht in das Buch. Der alte Plan der früheren Auflagen ist unverändert beibehal- ten, aber dabei doch die Forschungen der neuesten Zeit mögliclıst berück- sichtigt. So sind z. B. bei den einfachen Formen die Beispiele nicht allein aus dem Mineralreiche entnommen, sondern auch von in den Laboratorien dargestellten Salzen, weil wir unter letztern manchen einfachen Formen begegnen, die sich bis jetzt bei den Mineralien nicht fanden. Im regulä- ren System wurden neu hinzugefügt die tetardoedrischen (künstlichen) For- men; im quadratischen die hemiedrischen, im hexagonalen die hexagonal- hemiedrischen und trapezoedrischen, im rhombischen die hemiedrischen. — Eine bedeutende Vermehrung haben die Combinationen gefunden, daher auch eine grössere Zahl der Tafeln gegen früher. Die Weıss’sche Bezeich- nungs-Methode wurde beibehalten, jedoch nicht dessen Namen, statt deren Snepeck die jetzt allgemein üblichen annakm. Endlich ist die Übersicht der Mineralien nach den Krystall-Formen insofern verändert, als keine chemische Unterabtheilungen angegeben und die einzelnen Mineralien sind in jedem Krystall-System hintereinander, nach G. Rosr’s krystall-chemi- schem Mineralsystem, aufgeführt. Leider war es G. Rose nicht mehr ver- gönnt die Vollendung des Werkes zu erleben. Aber, wie SADEBECK im 869 Vorwort sehr treffend sagt, dass eben dieses Buch, welches am frühesten seinen Namen und seine Lehre verbreitete, unmittelbar nach seinem Tode wieder ersteht, ist ein sicheres Zeichen, dass der Tod seiner Wirksamkeit überhaupt kein Ziel gesetzt hat. Ferpd. Zirker: die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und Gesteine. Mit 205 Holzschnitten. Leipzig 1873. 8°. 8. 502. Der Verfasser, welcher seit 1863 uns durch eine Reihe Epoche machender Schriften die hohe Bedeutung des Mikroskopes kennen lehrte, hat in der vorliegenden Arbeit versucht Alles, was bisher über mikrosko- pische Structur und Zusammensetzung der Mineralien und Gesteine bekannt worden, zu sammeln und dem Publikum in einer systematisch geordneten Form zu bieten: eine mikroskopische Mineralogie und Petro- graphie. Zieker’s reichhaltiges Werk, welches nicht allein das bis- herige Material in grosser Vollständigkeit, sondern auch viele noch nicht veröffentlichte Resultate eigener Forschung enthält, zerfällt in fünf Ab- schnitte. Im ersten oder-einleitenden Theil (S. 1—31) gibt der Verf. An- leitung zum Gebrauche des Mikroskopes, der Untersuchung im polarisirten Lichte, sowie zur Zeichnung mikroskopischer Bilder. — Der zweite Ab- schnitt enthält Allgemeines über die mikroskopische Structur der Minera- lien (S. 31—1035). Der Verf. zeigt, wie die makroskopisch erkannten Structur-Verhältnisse der Mineralien sich bei diesen auch im mikroskopi- schen Maassstab in grosser Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit ausge- bildet finden. ZirkeL bespricht eingehend und durch zahlreiche Holz- schnitte noch näher erläuternd den Aufbau der Krystalle aus Schichten, Mikrolithen und verzwillingten Lamellen, sowie die Structur-Untersuchung durch Ätzmittel. Die genetische Bedeutung der in Krystallen vorhandenen Einschlüsse fremder mikroskopischer Körper: Flüssigkeit, Glasmasse, Kry- ställchen oder amorphe Partikel wird hervorgehoben, sowie besonders die Gestaltung und Aggregations-Weise der mikroskopischen Individuen, die Mikrolithe und Krystalliten. Endlich theilt ZırkeL interessante Verglei- chungen mit zwischen dem ursprünglichen und umgewandelten Zustand der Mineralien, so weit der Vorgang der molekularen Veränderung durch das Mikroskop erforschbar. — Der dritte Abschnitt behandelt die beson- dere mikroskopische Beschaffenheit der einzelnen Mineralien. Er hat nicht nur einen beschreibenden, sondern auch einen diagnostischen Zweck. Bei den einzelnen Mineralien, zumal denen die als Gemengtheile von Gesteinen grössere Verbreitung und Bedeutung erlangen, hat Zırkeu sich bestrebt alle solche characteristische Momente hervorzuheben und mit andern in Gegensatz zu stellen, welche geeignet sind die Wiedererkennung und Be- stimmung des betreffenden Minerals zu vermitteln, also eine mikroskopische Kennzeichen-Lehre zu begründen. Es werden in diesem lehrreichen Ab- schnitt (S. 103—264) zunächst Quarz und die petrographisch wichtigen Silieate nach dem Weıss’schen System geschildert, an diese die übrigen Mineralien gereiht. — Der vierte Abschnitt (S. 265—289) bringt Allge- 870 meines über die mikroskopische Structur der Gesteine. ZIRKEL unter- scheidet drei Mikrostructur-Abtheilungen: 1) rein krystallinische Ausbil- dungsweise; 2) halbkrystallinische Ausbildung und 5) unkrystallinische Ausbildung. — Der fünfte und letzte Abschnitt (S. 289—496) bespricht in sehr eingehender Weise die besondere mikroskopische Beschaffenheit der einzelnen Gesteine. Dem Mikroskop ist dabei eine dreifache Aufgabe ge- stellt: die mineralogische Natur der einzelnen Gemenstheile festzustellen; die mikroskopische Beschaffenheit der letzteren, zumal mit Rücksicht auf die Structur-Beziehungen zu erforschen und endlich die Mikrostruetur der ‚Gesteine als solcher zu ermitteln. — Wie der Verf. strebte im dritten Ab- schnitt die gesteinsbildenden Mineralien hinsichtlich ihrer mikroskopischen Ausbildung mit möglichster Vollständigkeit nach dem Stande unserer ge- genwärtigen Kenntniss zu schildern, so werden nun im fünften die einzel- nen Gesteine geschildert, insbesondere die feldspathhaltigen Massengesteine. Mit grösster Sorgfalt sind hier alle Beobachtungen bis auf die neueste Zeit benutzt, aber auch nicht wenige eigene, noch nicht veröffentlichte mitgetheilt. CLEMENS WInKteR: über diechemische Constitution einiger neuer Uranmineralien. (Journ. f. prakt. Chem. 1873. 7. Bd. S. ı bis 14.) Auf der Kobalt-Gruppe „weisser Hirsch“ zu Neustädtel unfern Schneeberg kamen 1871 mit Uranpecherz und Wismuth einige Mineralien vor, welche A. WeıssacH als neue Species erkannte, beschrieb und an Cr. WINKLER zur chemischen Untersuchung übergab *. Den Resultaten der letzteren schickt Cr. WInKLer nähere Mittheilungen über Gang und Me- thode seiner Analysen voraus. 1) Uransophärit. Die ziegelrothen halb- kugeligen Zusammenhäufungen des Uranosphärits decrepitiren beim Er- hitzen und zerfallen zu einer Menge seideglänzender Krystall-Nadeln von gleichem Ansehen und von vorübergehend brauner Farbe. Es sind dem- nach die rothen Halbkugeln dieses Minerals nicht — wie man annahm — durch Übereinander-Lagerung verschiedener Verbindung gebildet, gehören vielmehr einer concentrischen Zusammenhäufung gleichartiger Krystalle an. Die Analyse ergab: Uranoxyd . . . . 43,79 Wismuthoxyd . . . 38,39 Kobaltoxyd. . . . 422 Eisenoxyd . . . . 2,75 Calciumcarbonat . . 1,15 Arsehsäure'..-.92202W 5,82 Quarz} PRE 3705 Wasser "a. NR PABE 98,01. Hiernach ist die (dualistische) Formel des Uranosphärits: Bi,0,,2U,0; +H,0. — 2) Walpurgin. Krystalle desselben, der Glühhitze ausge- * Vergl. Jahrb. 1873, 315. ö 371 setzt, nehmen eine braune Farbe an, die beim Erkalten tief Pomeranzen- gelb. Decrepitation findet nicht statt. Zwei Analysen ergaben: Wismuthoxyd . . 61,43 59,34 Hranosyd ......, 2029 2054 Arsensäure. . . 11,88 13,03 BNaSSer . .......,.2.08 4,65 97,92. 97,56. Hiernach die Formel: 5Bi,0,,As,0, + 3U,0,,As,0, + 10H,0. — 3) Trö- gerit. Die gelben Krystalle nehmen beim Erhitzen unter Wasser-Abgabe und ohne Veränderung der Form vorübergehend goldbraune Färbung und starken Glanz an. Nach dem Erkalten werden sie wieder gelb. Der ge- glühte Trögerit zerfällt beim Befeuchten mit Wasser in viele kleine schim- mernde Blättchen, wobei sich ein schwaches Geräusch und geringe Wärme- Entwickelung bemerklich macht. Uranoxyd . . . 53,73 59,30 Arsensäure. . . 17,39 17,89 Wismuthoxyd . . 0,74 2,21 Kupferoxyd . . 0,56 _ Kobaltoxyd. . . Spur 1,45 Bematt . . .'.. >10 0,99 Wasser; »:::.::84,03 17,81 "9714. 9,65. Die Formel des Trögerit: 3U,0,,As,0, + 12H,0. — 4) Zeunerit. Wurde zuerst für Kupferuranglimmer gehalten. Die Analyse (1) wies aber keine Phosphorsäure nach. WınKLer untersuchte daher auch noch zur Vergleichung schöne Krystalle des Kupferuranit von Redruth (2 u. 3). T. 2. 3. Kupferoxyd -. .: 219,057,49 8,07 8,13 Uranoxydi >: :12.: „2053,86 62,10 60,71 Arsensäure . . . . 20,94 3,10 3,24 Phosphorsäure . . . — 13,91 13,54 Nkasserar2j nn? „39.119,68 15,01 15,36 99,87. 102,19. 100,98. Der Zeunerit hat demnach die Formel: Cu0,2U,O,,As,0, + 8H,0. Im Kupferuranit von Redruth ist ein Theil der Phosphorsäure durch Arsen- säure vertreten. — 5) Uranospinit. Neben dem Zeunerit machte sich ein zeisiggrünes Mineral bemerkbar. WeEıssacH vermuthete, dass es die dem Kalkuranit entsprechende arsensaure Verbindung sei. Die Analyse bestätigte dies (I). Zur Vergleichung analysirte WınkLer einen Kalkura- nit von Falkenstein im sächsischen Voigtland, der sich frei von Arsen- säure zeigte (II). 872 I. H. Kalkerde . . . . 5,47 6,11 Uranoxyd . 1.42 5918 62,24 Arsensäure . . . 19,37 Phosphorsäure 15,09 Wasser ©: .a..2...+46;19 16,00 100,21. 99,44. C. Friede: Delafossit, ein neues Mineral. (Compies rendus, 1873, LXXVII, pg. 211—214.) Der Verf. hat in der Sammlung der Ecole nationale des Mines unter einer Suite von Graphiten aus der Gegend von Katharinenburg ein Exemplar beobachtet, das er nicht für letztere Species hielt. Die krystallinischen Blättchen dieses Minerals, auf gelblich-weissem Thon sitzend, sind leicht in dünne Lamellen spaltbar. H. = 25.6. = 5,07. Die Farbe ist ein dunkleres Grau wie beim Graphit, der Metall- glanz stärker. Der Strich schwärzlichgrau. V. d. L. schwer schmelzbar, die Flamme grün färbend. In Salzsäure leicht löslich. Die Analyse ergab: Kupferoxyd . .. . .47,45 Eisenoxyd . . . 247,99 Thonerde' . . „ie 0552 98,96. Zu Ehren des Mineralogen DeLarosse schlägt FRIEDEL für diese neue Species den Namen Delafossit vor. Franz Exner: UntersuchungenüberdieHärteanKrystall- Flächen. Eine von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien gekrönte Preisschrift. Wien 1873. 8°. S. 165. Die Hauptresultate der vor- liegenden mit ausserordentlicher Gründlichkeit durchgeführten Arbeit sind folgende: 1) Es steht die Härte-Curve einer Fläche in keinem directen Zu- sammenhange mit dem Krystall-System, dem die untersuchte Substanz an- gehört. 2) Die Gestalt der Härte-Curve einer Fläche hängt ab von den Spaltungs-Ebenen, welche dieselbe durchschneiden und die Art dieser Ab- hängigkeit lässt sich durch algebraische Ausdrücke mit grosser Annähe- rung darstellen. 3) Es lassen sich die Constanten der Spaltbarkeit eines Krystalls durch sklerometrische Untersuchung desselben bestimmen. 4) Sind die Constanten für einen Krystall bestimmt, so kann man auch für jede beliebige Fläche die ihr entsprechende Härte-Curve angeben. — Der Verf. bemerkt ausdrücklich, dass es nicht im Zweck seiner Arbeit lag, das Ver- hältniss der Härte zu den übrigen physikalischen Eigenschaften krystallini- scher Körper zu ermitteln. Es lag vielmehr nur die Absicht zu Grunde, die Tragweite der sklerometrischen Methode zu prüfen und den Weg zu suchen, auf welchem künftig dies Verhältniss würde bestimmbar sein. Exner glaubt, dass bei passender Wahl der zu untersuchenden Substanzen und Flächen die Bestimmung auf keine bedeutende Schwierigkeiten stossen dürfte. 813 Aurr. Hormann: über das Chromerz-Vorkommen in Un- garn und dessen Aufschliessen. Inaug.-Dissert. Rostock 1873. S. 18. Unfern der dreifachen Grenze zwischen Österreich, Walachei und Serbien zieht sich ein nach S. zugespitztes Landdreieck hin, um welches die Donau sich in scharfer Biegung herumwindet. In der Südspitze dieses Landdreiecks beginnt ein Serpentin-Vorkommen, das sich einerseits eine Meile weit nach N., anderseits zwei Meilen nach NO. ausdehnt, etwa ein Fünftel Quadrat-Meilen einnimmt, dem Compagnie-Bezirk Alt-Orsowa zuge- hörig. Seit 1858 haben die hier erschürften Chromeisenerze einen er- giebigen Bergbau in’s Leben gerufen. Dieselben gehören dem Serpentin an, welcher mehrere Reihen schön geformter Hügel mit abgerundeten Kuppen bildet; sie finden sich putzenweise in sog. Strichen, in lichtem, schiefrigen Serpentin. Fein eingesprengt erscheint Chromeisenerz auch im grünlichschwarzen Serpentin, hat jedoch keine bergmännische Bedeutung. Das grobkrystallinische Chromeisenerz ist von tiefschwarzer Farbe, fett- glänzend und von braunem Strich , erscheint meist in Findlingen. Fein- krystallinisches Chromeisenerz, in Klüften auftretend, mit Überzügen von Serpentin oder Chromocker, hat mehr Metall- als Fettglanz. Aurr. Hor- MANN führte mehrere Analysen von Chromeisenerz der Umgebung von Alt- Orsowa aus. (Die Methode, welche bei diesen Analysen befolgt wurde, ist genau angegeben.) 1: 2. 3. 4. Chromosyd . . 58,096 17,096 39,574 60,022 Thonerd . . . 14,496 16,110 20,626 10,601 Eisenoxyt . . 21,337 22,499 16,558 20,192 Magnesia \ . .. 2,018 . 21,101 17,065 3,130 Manganoxylul . 0,002 — _ 5,200 Kalkerde .. . — 8,300 — 0,026 Kieselsäure . . 3,639 14,211 4,190 _ 99,588. 99.317. 98,023. 99,171. Die drei ersten Analysen ungarischer Chromeisenerze zeigen deren wechselnden Gehalt an Chromoxyd, den beständigen an Kieselsäure. Man- sanoxydul und Kalkerde sind bald vorhanden, bald fehlen sie. Diese Ver- schiedenheit in der Consötution der ungarischen Chromeisenerze ist um so auffallender, da sämmtliche dem nämlichen Vorkommen angehören. Zum Vergleich hat Horwmann auch einen asiatischen Chromeisenstein (4) analy- sirt, dessen näherer Fundat nicht angegeben. 514 B. Geologie. K. A. Lossen: über den Spilosit und Desmosit Zincken’s, ein Beitrag zur Kenntniss der Contact-Metamorphose. (Zeitschrift d. Deutsch. geolog. Gesellsch. XXIV, 4, S. 701—786.) Es wurde bereits in diesen Blättern wiederholt der trefflichen Arbeiten gedacht, welche Los- sEn und Eman. Kayser über die metamorphischen Gebilde des Har- zes geliefert haben. In der vorliegenden neuesten Abhandlung kommt Lossen noch einmal in eingehender Weise auf die unter dem Namen Spi- losit aufgeführten Contactschiefer zurück, um einer irrigen Deutung der Natur dieser Gesteine zu begegnen und begründet dies durch eine genaue Schilderung des Spilosit und Desmosit oder Bandschiefer (nur eine Structur-Varietät des Spilosit) sowohl in petrographisch-chemischer Be- ziehung, durch Mittheilung zahlreicher, genauer Analysen, als auch vom geologischen Standpunkt aus, mit Rücksicht auf das Auftreten dieser Con- tact-Gesteine. Dieselben lassen sich sämmtlich als Chloritalbit-Gneisse, oder besser noch als natronreiche chloritische Gneisse zusammen- fassen, in geologischer Beziehung als Gneisse der grünen Schiefer, im Ge- gensatz zu dem Orthoklasglimmer-Gneiss der typischen Glimmerphyllite. — Die mikroskopische Untersuchung der Contact-Gesteire durch Lossen ergab namentlich folgende wichtige Resultate: in den typischen Spilositen sind mikroskopisch nachweisbar: eine amorphe, durchsichtige Grundmasse, Chlorit, Glimmer, erdige Theilchen, Albit und Strahlstein; ferner: die ty- pischen Spilosite enthalten den characteristischen Besandtheil der Thon- schiefer nicht, wohl aber gibt es Gesteine, welche nach ihrer Mikrostruc- tur beiden Gesteinen gleich nahe stehen, die also ein petrographisches Übergangs-Glied oder im Sinne der Contact-Metamoıphose ein intermediä- res Entwickelungs-Stadium zwischen Thonschiefer ınd Spilosit bilden. — Die geognostischen Verhältnisse zeigen aber nach Lossen’s sorgfältigen Beobachtungen, welche die früheren von Eman. Kawer vielfach bestätigen: dass Spilosite und Desmosite nur zwei Glieder jener Contact-Reihe am Diabas bilden, welche Lossen als Contact-Metamorphosen der Wieder- Schiefer bezeichnete. Sie erfüllen alle Bedingingen einer solchen. Sie treten nur in Berührung mit dem körnigen Dabas auf. Ihre räumliche Verbreitung von der Contact-Fläche mit dem Diabas ist eine solche, dass sie naturgemäss nicht als eine selbständige Gesteins-Bildung neben, son- dern vielmehr als ein abweichender, chemisch-nineralogischer Ausbildungs- Zustand in dem Schiefergebirge aufzufassen. Sie gehen von der Contact- fläche mehr oder weniger allmählich aus verärderten Schiefern in minder ver- änderte, schliesslich in ganz unveränderte über; und zwar in der Art, dass der normale hercynische Schiefer im Verlau’seines Fortstreichens, da wo er solche Lagergänge im Diabas einhüllt, und nur allein da jenes abweichende petrographische Verhalten annimmt, balt im Hangenden oder Liegenden, bald in Beiden zugleich. Zweimal wurde.n veränderten, gehärteten grünen Contact-Gesteinen (durch Eman. Kayseı und E. Weiss) ein Orthoceras ge- funden. — Gegen den Diabas hin findt keinerlei Gesteins-Übergang statt, BE 2 222 1 1 mn ne 879 falls man nicht das Auftreten des Chlorit im Eruptiv- und Contact-Gestein dahin rechnen will, der aber — gleich anderen Mineralien — in beiden Gesteinen eine ganz verschiedene Rolle spielt. Die Breite der Contact- Bänder steht in keinem gesetzmässigen Verhältniss, weder zu der Mäch- tigkeit der Lager des Diabas, noch zu dem mehr oder weniger zersetzten Zustand desselben. Nicht an jedem Diabas-Lager sind deutliche Contact- Erscheinungen zu beobachten; deren Fehlen oder Vorhandensein steht aber in keiner Beziehung, weder zu der sich gleich bleibenden, ursprünglichen mineralogischen Beschaffenheit des Diabas, noch zu seiner Verwitterung. Es gehört vielmehr die ganze Erscheinung dem Gesteins-Körper des Schie- fergebirges an, bildet keinen selbständigen Schichten-Complex, ist in ihrem ganzen Auftreten an den Diabas gebunden, aber scharf von ihm geschie- den. An tuffartige Gebilde ist — wie Lossen besonders hervorhebt — nicht zu denken. Kann doch, da es sich um Lagergänge, nicht um Ober- flächen-Ergüsse des Diabas handeit, Tuff-Material kaum erwartet werden. Ausr. MÜLLER: über Gesteins-Metamorphismus. (Verh. der naturf. Gesellsch. in Basel, V, 4.) Der Verfasser gibt hier eine sehr ein- gehende Beschreibung einer Anzahl metamorphischer Gesteine aus den Umgebungen des St. Gotthard, welche in den Besitz der Baseler Samm- lung gelangten. Aus dieser Schilderung gehen die verschiedenen Richtun- gen des alpinen Metamorphismus hervor, welche Ausr. MÜLLER in folgen- den Sätzen zusammenfasst: 1) Die aus der Umwandelung von Sandsteinen durch die Infiltration von Quarz-, Feldspath- und Glimmer-Substanz her- vorgegangenen Quarzite, Quarzitgneisse und Quarzitglimmerschiefer be- - sitzen in den Schweizer Central-Alpen eine ansehnliche Verbreitung und lassen sich auch in anderen krystallinischen Gebirgen nachweisen. Sie scheinen grösseren Theils den paläozoischen Formationen, namentlich der devonischen oder carbonischen Formation anzugehören. 2) Andere gneiss- artige feldspathreiche Gneisse der Schweizer Central-Alpen scheinen durch einen Feldspathisations-Process aus der Umwandelung von Kalken und Mergeln hervorgegangen zu sein, wobei der Thon- und Eisengehalt zur Chlorit- und Glimmer-Bildung, bisweilen auch zu solcher von Turmalin verwendet wurde. Der Titan-Gehalt kam in Form von Rutil, Anatas, Brookit und Sphen, ein Theil des Eisens in Form von Eisenglanz zur kry- stallinischen Ausscheidung. 3) Manche gneiss- und granitartige metamor- phische Gesteine dieser Gebirge enthalten als Hauptbestandtheil einen mit dem Adular identischen farblosen Orthoklas oder einen weissen körnigen Albit in der Form des Periklins. 4) Die metamorphischen Schiefergesteine der Schweizer Central-Alpen, wie Thonschiefer, Talk-, Glimmer-, Chlorit- und Hornblendeschiefer lassen sich nicht aus krystallinischen Umbildungs- Processen durch Einwirkung der Wärme allein erklären, sondern sind als wahre chemische Umwandlungen, entstanden durch Ein- und Ausfuhr von Substanzen in gelöster Gestalt, oft unter Beihülfe von Wärme zu betrach- ten, wobei sich neue chemische Verbindungen bildeten. 5) Die Hornblende 876 der Syenite und Diorite liefert durch ihre Zersetzung oder Auflösung häufig das Material zu krystallisirten Neubildungen von Chlorit, Amianth, Glim- mer und Epidot. 6) Ebenso gehen aus der Zersetzung und Auflösung des feldspathigen Bestandtheils der granitischen Gesteine krystallinische Neu- bildungen von Orthoklas oder Adular, Albit oder Periklin hervor, welche sich theils in den Klüften zu wohl ausgebildeten Krystall-Drusen ausschei- den, theils in das Innere ehemaliger Sedimentgesteine eindringend, eine chemisch-krystallinische Umwandelung derselben bewirken. 7) Zur Beur- theilung der metamorphischen Processe gibt das Studium der Pseudomor- phosen die geeignetsten Anhalts-Punkte, indem sie aus analogen Processen hervorgingen. Es lassen sich daher die verschiedenen Richtungen des Metamorphismus nach denselben Gesichts-Punkten, wie die Pseudomorpho- sen gruppiren. 8) Die metamorphischen Processe lassen sich demnach in folgende Processe zusammenfassen. A. Metamorphismus nach Art der Um- wandelungs-Pseudomorphosen. a. Metamorphismus ohne Verlust und Auf- nahme von Stoffen, also krystallinische Umsetzung oder Ausbildung des- selben Stoffes, begünstigt durch Feuchtigkeit und Wärme, z. B. Umwand- lung des dichten in körnigen Kalkstein, Umwandlung von Schieferthonen in gewisse Thon- und Glimmerschiefer und andere Wirkungen des sogen. Contact-Metamorphismus. b. Metamorphismus nur durch Verlust von Be- standtheilen, z. B. Auslaugung des kalkhaltigen Spiriferen-Sandsteins, Um- wandlung von Braun- und Rotheisen in Magneteisen-Lager, manche durch Verwitterung veränderte Gesteine. c. Metamorphismus durch Aufnahme von Stoffen, z. B. Umwandlung von Anhydrit zu Gyps, von Sandstein zu Quarzit und Quarzitgneiss, von Kalkstein und Mergel zu verkieselten Ge- steinen. d. Metamorphismus durch Austausch von Stoffen, wohl der häu- figste Fall, z. B. Umwandlung kalkiger ‘und thoniger Gesteine zu Horn- blende-, Talk-, Chlorit- und Glimmerschiefer, von Diorit und Gabbro zu Serpentin. — B. Metamorphismus nach Art der Verdrängungs-Pseudomor- phosen, z. B. Umwandlung der Kalksteine und Mergel zu Kieselschiefer, Jaspis und Hornstein, oder in Granit- und Gneiss-artige Feldspath-Ge- steine. — 9) In Bezug auf das die Umwandlung bewirkende Material las- sen sich in den Schweizer Alpen folgende metamorphische Processe unter- scheiden. A. Silicatisation oder Verkieselung. B. Feldspathisation oder Bildung won Feldspath-Gesteinen. C. Micatisation oder Verglimmerung (Chlorit insbesondere). D. Dolomitisation bei den Kalkgebirgen. — Die Umwandlung der alpinen Sedimentgesteine zu Kalk-, Serpentin- und Horn- blende führenden Schiefern macht sich nur untergeordnet geltend. Das- selbe gilt auch von der Entstehung der Serpentine aus Gabbro, Dioriten und anderen alten Eruptivgesteinen. 10) Auch die Eruptiv-Gesteine, die Granite, Syenite, Diorite, Gabbros haben im Laufe der Zeiten weitere Um- wandlungen erlitten, wobei frühere Bestandtheile aus- und neue eingetre- ten sind, welche neue Mineralbildungen in diesen Gesteinen veranlasst haben. 877 Epwarnp Dana: über die Zusammensetzung der Labrado- rit-Gesteine von Waterville, New-Hampshire. (American Journ. Vol. III, p.48ff.) Es lassen sich von diesen Labradorit-Gesteinen, die in Waterville und Albany über mehrere Quadrat-Meilen verbreitet sind, zwei Abänderungen unterscheiden. Die eine, dunkelfarbig, besteht vor- waltend aus triklinem Feldspath mit starker Zwillings-Reifung, aus Chry- solith, Körnchen von Magneteisen und einem Hornblende-artigen Mineral. Epw. Dana führte sowohl eine Analyse des triklinen Feldspath aus, der sich als Labradorit erwies, als auch des Chrysolith. Labradorit. Chrysolith. Ruegeiaase ae, 51,03 Kieselsäure 7 1 0 85 ThoBerde nel urn, #10 26,20 "eFhonerde. 77 9 HFSpur Reese. 7 9 Bisenoxyaul‘.' „N 8,07 Kalkenlens DERmER. ..22%14,16° -Manganoxydul.". 7,97 7,24 NEIEROWRRR I er. SA Mapnesiar, 7° EI NTTR ZZ TE BE Be Into, EONEIERTANO Des Ralkerde #29, WERTE, APP TPAS 100,37. 100,43. Da ein Gestein wie dieses, aus vorwaltendem Labradorit bestehend, mit eingesprengten Körnchen von Chrysolith bisher nicht bekannt, hat Hırcacock für solches den Namen Ossipyt vorgeschlagen, nach einem alten Indianer-Stamm, die Ossipeer, welche einst diese Gegend bewohnten. — Das zweite Gestein ist von ganz anderem Ansehen. Es besteht aus einem sehr vollkommen spaltbaren graulichweissen Feldspath in einem halben Zoll langen Individuen und aus Hornblende. Ausserdem enthält dies Gestein noch Titaneisen-Körnchen und wenig braunen Glimmer. Die Analyse des Feldspathes ergab, dass es Labradorit mit auffallend grossem Gehalt an Kalkerde, wie der andere. Kieselsäure: «le ıyvs #ur.82425 Dhonerder.: „anaudrinhA. 22%51 Bisenöxydir raum. enh 1,08 Mäonesiau: ar erannsuuaeh 0,99 Kalkerdei in. dia ar 813/22 Natronit . za sadmrsi6ß Kalk 6% 20338. mens 100,91. Borıckr: über die Altersverhältnisse und Verbreitung der Basaltvarietäten Böhmens. (K. böhm. Ges. d. Wiss., math.- naturw. Cl, 9, Nov. 1872.) — Im Gebiete böhmischer Basaltgesteine ist das strom- und deckenartige Auftreten so vorwaltend, dass das ganze Basaltgebirge als Beispiel dieser tektonischen Form gelten kann. In sei- ner grössten Ausdehnung stellt es einen Complex von wechselnden Tuff-, Conglomerat- und Basaltlagen dar, deren Masse die ihr nur zur Grund- lage dienenden sedimentären Gesteine zu wiederholten Malen durchbrochen 878 und in grösserer oder geringerer Mächtigkeit und Ausdehnung strom- und deckenartig überlagert hat. Jüngeren Ursprungs sind die stock- und gangförmigen Massen, welche theils als isolirte Kegel, theils als langgestreckte Berg- und Hügelrücken mit scharfen und zackigen Contouren erscheinend, die Strombasalte durch- brochen und mannichfache Störungen in den Lagerungsverhältnissen der- selben, ihrer Tuffe und der in letzteren eingelagerten Braunkohlenflötze bewirkt haben. Als jüngste Basaltgebirge sind unzweifelhaft jene mauerähnlichen Gänge anzusehen, welche die trachytähnlichen Phonolithe durchsetzen. Diese an die tektonischen Formen geknüpften Altersverschiedenheiten der Basaltgesteine wurden bereits von Rruss und JoKELY constatirt. Es ist aber auch die Richtung der Basaltzüge für die Festsetzung der relativen Altersfolge derselben von Wichtigkeit. Während das strom- förmige Auftreten nur den ältesten Basaltgebilden eigen ist, erscheinen in Stöcken und Gängen Basalte verschiedener Altersstufen, und für diese gibt die Richtung das wesentliche Unterscheidungsmerkmal ab. Hiermit stimmt auch die auf mikroskopische und chemische Verschiedenheiten gegründete Eintheilung der Basaltvarietäten überein. Auf Grundlage von ca. S00 Dünnschliffen aus nahezu 300 Fundstätten böhmischer Basaltgesteine und weiterhin gestützt auf die Interpretation von 17 chem. Analysen hat der Verfasser die böhmischen Basaltgesteine in 6 Hauptgruppen getheilt, von denen die meisten in mehrere Untergruppen zerfallen: I. Magma-Basalte, welche alle jene massig und säulenförmig erstarrten, graulich-schwarzen oder schwärzlich-grauen Basaltvarietäten umfasst, deren äusserst feinkörnige oder krystallinisch-dichte Grundmasse nur aus Augit, Magnetit und einem amorphen Glasmagma besteht. Nur in wenigen derselben finden sich auch sehr seltene Feldspathleistchen oder Nephelinkryställchen, oder Andeutungen von Leueitdurchschnitten vor. Nach der Beschaffenheit des Glasmagma zerfallen sie naturgemäss in 2 Ordnungen: dunkele Magmabasalte mit bräunlichem Glasmagma, und lichte, mit einem trichit-armen und mikrolithen-reicheren, graulich-weis- sen oder schmutzig grünlichen Glasmagma. Ihr specifisches Gewicht ist — 2,896 —2,983. - ll. Nephelinbasalte, und zwar: 1) Nephelinitoide, sehr feinkörnige oder krystallinisch-dichte, schwärzlichgraue oder lichter ge- färbte Basaltvarietäten umschliessend, die — in ihrer Mikrostructur am ähnlichsten den Nephelin-, zum Theil auch den Leueitbasalten — statt des feldspathähnlichen Bestandtheils eine farblose (oder schwach graulich- oder gelblichweisse ) Substanz enthalten, welche zum grössten Theile keine deut- lichen, regelmässigen Umrisse zeigt, keine bestimmt gruppirten Einschlüsse enthält, jedoch zum grösseren oder geringeren Theile bläulich polarisirt. Spec. Gew. — 3,065—3,096. 2) Nephelinite, sehr gleichmässig körnige Krystallgemenge (häufig mit porphyrisch hervortretenden Olivinkörnern), bestehend aus Augit, Am- 879 phibol, Magnetit (Titaneisen) mit deutlich begrenztem Nephelin, dem sich recht häufig auch Leucit, seltener Nosean beigesellt. In den krystallinisch dichten Abarten ist der Olivin reich vertreten. Spec. Gew. — 2,839—3,095. III. Leueitbasalte, und zwar: 1) Leucitoidbasalte, bestehend aus einem mikroskopisch-körnigen oder porphyrischen Gemenge von Augit oder Amphibol und Magnetit mit einem meist farblosen, nicht polarisiren- den Bestandtheil, zuweilen mit sparsamem, mehr weniger deutlichem Leu- eit und Nephelin. Spec. Gew. — 2,977—3,061. 2) Leucitophyre, aus einem gleichmässig körnigen Gemenge von Augit und Magnetit mit Leucit und Nephelin bestehend, verhältnissmässig arm an Olivin, stets mehr oder weniger Biotit und Rubellan enthaltend. In den Peperinbasalten kommen Biotittafeln und Säulchen in grösster Menge vor. Spec. Gew. = 2,900 - 2,994. IV. Feldspathbasalte, welche in den meisten Fällen Oligoklas führen, werden in Melaphyrbasalte, Feldspathbasalte im engeren Sinn, und in Andesit- und Phonolithbasalte geschieden. Spec. Gew. — 2,759—2,915. Ihr Kieselsäuregehalt beträgt 45—51 Proc. V. Trachybasalte. Ihre Grundmasse besteht aus einer scheinbar homogenen, grauen Substanz, die aus der Umwandlung des Nosean her- vorgeht und in der theils deutlicher Nosean, theils trikliner Feldspath, theils Nephelin vorwiegt, während Amphibolnadeln, Biotitfragmente und Magnetitkörner minder zahlreich vorkommen. Wegen ihrer leichten Zer- setzbarkeit sind sie meist mit Carbonaten imprägnirt. Spec. Gew. —= 2,682 — 2,718, VI. Tachylytbasalte. Ihre Substanz stellt ein halbentglastes Magma mit einzelnen Feldspath- und Augitfragmenten dar, in dem erst bei etwa 600-facher Vergrösserung ein Mikrolithengewirr hervortritt. Zu- weilen sind auch die Aderwände dieser Abänderung mit dünnen Krusten von Tachylyt überzogen. Im Gebiete böhmischer Basaltgesteine lassen sich im Allgemeinen drei Richtungen der Eruptionszüge unterscheiden: SW.-NO., SO.—NW. und N.—S., und diesen drei Richtungen entsprechen drei grosse Altersperioden der Eruptionsthätigkeit Böhmens Basaltgesteine. Die erste Periode um- fasst die Leueit-, Nephelin-, Magma- und z. Th. die Feldspathbasalte, die zweite Periode umfasst die Andesit- und Phonolith-, und die dritte Periode die Trachy- und Tachylyt-Basalte. Die Hauptrichtung böhmischer Basaltmassen ist bekanntlich SW.-NO., ziemlich übereinstimmend mit der des Erzgebirges, und dieser Hauptrich- tung folgen die zusammenhängenden Complexe und mächtigen Centralstöcke der Basaltgesteine des böhmischen Mittelgebirges, die ohne Zweifel die ältesten Basaltgebilde Böhmens sind. In die zweite Altersperiode fallen die Phonolith- und Andesitbasalte. Überall in mächtigen, ausgedehnten und hohen Stöcken auftretend, befol- gen sie die Richtung von NW.—SO., also fast parallel dem Riesengebirge. Die dritte Periode umfasst jene Basaltvarietäten, welche die Haupt- richtung N.—S. befolgen. Es sind dies die Trachy- und Tachylyt-Basalte. 880 Erstere durchsetzen die trachytischen Phonolithe und andere Basaltgesteine (selbst die Andesitbasalte) in Form mauerähnlicher, oft zahlreicher, fast paralleler Gänge, meist von 1—3 Fuss Breite; letztere stellen netzartige Durchkreuzungen von nur wenige Zoll dünnen Gangadern dar, die, zu- weilen an den Wänden mit Tachylytkrusten bedeckt, entweder jünger sind als die Trachybasalte, oder mit diesen ein gleiches Alter haben. Die Tra- chybasalte treten vorwiegend in dem nördlichen Theile des böhmischen Mittelgebirges zwischen Aussig und Tetschen auf, vorzugsweise in dem Gebiete zwischen Wesseln und Prosseln am linken und zwischen Gross- priesen und Neschwitz am rechten Elbeufer. Sie sind die gewöhnlichen Begleiter der trachytischen Phonolithe, die das erwähnte Gebiet in äus- serst zahlreichen Gängen durchschwärmen. Dr. G. Berenpt: Vorarbeiten zum Bernstein-Bergbau im Samlande. (Phys.-ökon. Ges. in Königsberg, Jahrg. XII. Heft 2. 4°. SS.) -— Der zuerst von Professor BEREnDT vor 7 Jahren in Anregung ge- brachte rationellere unterirdische Bergbau auf Bernstein im Samlande wird nun zur Ausführung kommen und es sind bereits die Verhältnisse zwi- schen Fiskus und Grundbesitzer in dieser Beziehung geordnet. Bisher ist nur Tagebau, d. h. das vollständige Abgraben resp. Fortkarren der 80, 100, 120, ja 130 F. hohen unhaltigen Abraummassen an mehreren Orten des Samlandes, trotz der erhöhten Pacht noch immer mit Vortheil betrie- ben worden. Lohnender noch muss dort ein regelrechter unterirdischer Abbau sein. Über die zu erwartenden Lagerungsverhältnisse der dortigen Bern- steinformation belehrt uns ein im vorigen Jahre geteuftes Bohrloch, wel- ches folgende Schichten durchsank: Mächtigkeit in Metern. Ackerkrume und Ahrutschsande, ... . . . „ . „wenn Weisse und dunkelgestreifte Glimmersande . . . ...7 8 = Graue, fein geschichtete Letten (Obere) 3,5 E 3 Gröbere und feinere Quarzsande wechsellagernd 4 | EB: Letten (Untere) er Grober Quarzsand 4,8 = Grüner Sand, in den en Schichie® ER EN eehschlen den sogenannten Lehmadern 0 DA Feste blaue Erde ohne Bernstem, . . . . . .. ... „0m Blaue Erde, bernsteinreich . . . r 2 Milde Erde, d. i. blaue Erde ohne ne Bernstein- formation Dr. G. Berenpt: Unreifer Bernstein. (Phys.-ökon. Ges. in Königs- berg, Jahrg. XIII. Hft. 2, p. 133.) -- Bei Brüsterorth, der NW.-Spitze des Samlandes, wurde ein Erdharz vom Grunde der See mittelst Taucher 4 881 emporgebracht, das unter einer runzeligen und bröckeligen Kruste völlig elastisch weich war. Sein specifisches Gewicht betrug 0,934. Dasselbe besteht, nach Untersuchung des Prof. Spirsarıs, im lufttrockenen Zustande nach Abzug der Asche aus 86,02 Kohlenstoff, 10,93 Wasserstoff und 3,05 Sauerstoff, woraus man die. Formel C,., H,,, © berechnen könnte. Das- selbe hat bezüglich seiner physikalischen Merkmale viel Ähnlichkeit mit dem aus der Braunkohle von Lattorf bei Bernburg durch BERGEMAnN be- schriebenen Krantzit, der einer wiederholten chemischen Untersuchung bedarf. James D. Dana: über einige Resultate der Contraction der Erle durch Abkühlung, über den Ursprung der Gebirge und die Natur des Erdinnern. (The Amer. Journ. of Sc. a. Arts. Vol. V, June a. July 1873.) — Dana fasst zunächst die Ansichten kurz zusammen, welche er schon in den Jahren 1846, 1847 und 1856 über dies Thema veröffentlicht hat und bespricht die Theorieen, welche Forscher wie James Harı und Pro- fessor Le Coxte über denselben Gegenstand aufgestellt haben. Sodann behandelt er die Frage, ob Hebungen und Senkungen durch seitlichen Druck, als Resultat von Contraction der Erdrinde verursacht sind und wie es kam, dass solcher Druck, von der Seite des Oceans ausgehend, andere Resultate zur Folge hatte, als wenn von der entgegengesetzten Seite wirkend. Behufs näherer Untersuchung stellt Dana dann folgende Fragen: 1) Sind Senkungen durch seitlichen Druck veranlasst worden? und kommt nach Widerlegung der Ansichten von James Harı und Professor LE CoxtE zu der Antwort, dass beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft keine völlig genügende Ursache der Senkung beigebracht sei ausser der alten vermittelst lateralen Drucks in der sich zusammen- ziehenden Masse der Erdkugel. 2) Sind Hebungen direkt durch seitlichen Druck hervor- gebracht worden? Im Gegensatz zu Harn, welcher leugnet, dass Gebirge ein Resultat lokaler oder irgend einer anderen, als einer allgemeinen continentalen Hebung sind und gegen Le Coxrte, welcher permanente Hebungen nur als Resultat der Aufstauung anerkennt — zeigt Dana an Beispielen der Ge- gend von Montreal, des Champlain-See’s und des Felsengebirges, dass partielle Hebungen sowohl wie Senkungen oft die directen Resultate la- teraler Pressung gewesen sind, dass aber auch viele Schwankungen der Ebene des nordamerikanischen Continentes nachgewiesen seien und geht dann 3) zu den verschiedenen Arten der Gebirge über, wobei er Folgendes hervorhebt: Während einestheils Berge und Gebirgsketten in der ganzen Welt im Laufe ihrer langen Geschichte ebenso gut wie das flache Land Erhebun- Jahrbuch 1873. 56 882 gen unterworfen gewesen sind, welche nicht dadurch erklärt werden kön- nen, dass die Entstehung des Gebirges einfach die Folge von Pressung oder Faltung gewesen, so ist es anderseits doch nicht unwahrscheinlich, dass die, die Bergkette eigentlich zusammensetzenden Theile, sowie dass einzelne Berge und Gebirge, welche das Produkt einer Bildung sind, zur Zeit ihres Entstehens keine weitere Hebung erfahren haben mögen, als solche, welche das Resultat von Faltung war. Dies führt den Ver- fasser zu einer wichtigen Unterscheidung in der Orographie, welche bisher vernachlässigt war und die von dem grössten Interesse für die dynamische Geologie ist; einer Unterscheidung zwischen: a. einem einfachen, individuellen Berg oder einer Bergkätte als Re- sultat einer Entstehung, welche er als ein monogenetisches Gebirge bezeichnet; und b. einem zusammengesetzten oder polygenetischen Gebirge, aus zwei oder mehreren monogenetischen Ketten bestehend. Das Apalachische Gebirge in Nord-Amerika, als ein polygenetisches, dient Dana als Beispiel, indem daran das Charakteristische der Bildung vieler anderen Bergketten zu studiren ist. — Eine Depression, ausgefüllt mit sedimentären Ablagerungen und endend in einer Katastrophe der Fal- tung und Verdichtung sind die wichtigsten Entwickelungsstufen, während Metamorphismus und glühende Ausströmungen mehr zufällige Folgen sind. Der Process bewirkt endliche Stabilität in der Masse und gewöhnlich An- fügung an die beständigeren Theile des Continentes, schliesst aber künf- tige Schwankung grösserer Complexe ebensowenig aus wie Denudationen. — Es ist einleuchtend, dass bei solchem Vorgang eine Hebung durch di- rectes Emporsteigen der unterliegenden Erdkruste nicht nothwendig ist. Die Faltungen mögen bedeutende Erhöhungen zu Stande bringen, ebenso die Emporschiebungen längs der Linie des Bruches, während manchmal auch Pressung zur weiteren Hebung beitragen mag. Die auf solche Weise entstandenen Gebirge schlägt Dana vor synkli- norische (von synclinal und opos) zu nennen, weil sie durch eine fort- schreitende Geosynkline gebildet werden, während dagegen die zweite Art monogenetischer Berge durch voranschreitende Geantikline gebildet wurde. Sie sind einfach die Aufwärtsbiegungen in den Oscillationen der Erdrinde, die geantiklinischen Wellen, und brauchen kaum einen eigenen Namen. Viele derselben sind im Laufe der Oseillationen verschwunden und doch mögen manche während Millionen von Jahren ganz respektabele Berge gewesen sein. — Dahin zählen z. B. die Erhebungen um Cineinnati, wäh- rend die Felsengebirge, welche zum grossen Theile, wenn nicht ganz, eine Combination von Synklinorien sind, nach der Kreidezeit durch wirkliche geantiklinische Hebung um mehr als 8000 Fuss höher wurden, wobei zu bemerken ist, dass dieses letztere Emporsteigen nichts mit Faltung und Pressung zu thun hatte. Zur Beantwortung der Frage: 4) Wie anders wirkte der laterale Druck von der Rich- tung des Oceans als derjenige von der entgegengesetzten 883 Seite? weist Dana auf die bekannte Erscheinung hin, dass die meisten bedeutenden Erhebungen nahe den Gestaden der Continente sich finden, dass, wie anderswo, so auch im Apalachischen Gebirge die Faltungen nicht symmetrisch, sondern nach der Seite des Oceans viel steiler und dass überhaupt die Wirkungen seitlichen Drucks am bedeutendsten an den Kü- sten der grössten Gewässer sind. -- Dana kommt zu dem Schlusse, dass dies die Folge der allgemeinen Contraktion des Globus, der im Vergleich zur continentalen bedeutend grösseren oceanischen Aera und der grösseren Senkung der letzteren in Folge der fortdauernden Contraktion sei, wie denn auch die Thatsache nicht ausser Acht gelassen werden dürfe, dass die oceanische Seite den Vortheil der Hebelkraft habe, indem die Ufer meist weniger oder mehr schroff abfallen, der Druck mithin mehr von unten wirken könne als auf der Landseite. Ferner zeigt Dana, dass 5) Die Bildung der Berge eine gar langsame sei und dass z.B. das Apalachische Gebirge wenigstens 35 Millionen Jahre gebraucht habe; führt dann 6) das Systematische in den an den gegenüber liegenden Küsten des nordamerikanischen Continentes und über der Aera des Oceans die He- bung bewirkenden Bewegungen weiter aus, um darauf zum zweiten Theil zu schreiten, zur Betrachtung der I. Beschaffenheit des Erdinnern. Dieselbe ist zwar nicht zu den geologischen Folgen der Contraktion durch Abkühlung gehörig, aber diese Resultate bieten ein Argument von grossem Gewicht bezüglich des Zustandes des Erdinnern und machen es wünschenswerth, dass der Gegenstand in Verbindung damit behandelt werde. Ausserdem werfen die Thatsachen additionelles Licht auf das vorher be- sprochene Thema, den Ursprung der Berge. Durch astronomische wie durch physikalische Argumente dürfte die Annahme begründet erscheinen, dass das Innere unseres Globus in der Hauptsache fest ist, die grossen Schwankungen der Erdrinde aber, welche zu ihrer Erklärung ein flüssiges Innere zu fordern scheinen, bleiben That- sache und bieten dem Geologen daher jetzt scheinbar grössere Schwierig- keiten dar, als je zuvor. Das geologische Argument über den Gegenstand ist schon oft vorge- bracht, aber es erhält neue Beweiskraft, wenn die Fakta im Lichte der Annahmen betrachtet werden, welche im Vorstehenden erklärt wurden. Die Apalachische Senkung in der Alleshany-Region ging während der ganzen paläozoischen Zeit vor sich und war eine Folge des Sinkens der Erdrinde in Folge lateralen Drucks. Um solche Senkung möglich zu machen, musste aber ein Etwas von ca. 40,000 Fuss Dicke und ca. 100 Meilen (englische) Breite unten weggeschafft werden. Woraus bestand nun dies Etwas? Offener Raum ist ebensowenig denkbar wie Dämpfe, denn sonst hätte ein Einsturz, nicht aber eine allmähliche Senkung erfolgen müssen. Es scheint also nöthig, eine Schicht von unbestimmter Dicke, etwa einen See, aus zähem oder plastischem Gestein bestehend, anzuneh- 56 * 884 men, und zwar muss ein solcher See während der ganzen, oben auf 35 Millionen Jahre geschätzten Zeit, bestanden haben. Da nun aber nach Norden ähnliche Bildungen vor sich gingen und in Folge dessen analoge Verhältnisse eintraten, so entsteht die Frage: was ward aus dem verdräng- ten Material des Unter-Apalachischen-Feuersees? Von Norden und Westen verdrängt mag ein Theil nach Süden gegangen sein, der Haupttheil aber musste gen Ost. Geschah dies aber, so musste sich weiter östlich durch seitlichen Druck eine geantiklinische Erhebung der Seeküste parallel mit der sich westlich senkenden Aera bilden. Und dass das wirklich geschah, weist Dana nach und ebenso, dass, als die Apalachischen Berge gehoben wurden, d.h. mit Schluss der triadisch-jurassischen Epoche, diese Küsten- linie wieder zu schwinden begann und im Beginn der Kreidezeit so weit gesunken war, dass die atlantische Küste südlich von New-York dem Ocean wieder offen stand. — Diese damals vorgeschobene Küste ist, was Professor Hunt schon früher richtig erkannt, aber als einen östlichen Con- tinent bezeichnet hatte. Angesichts der Schlüsse, zu welchen ihn die Untersuchungen geführt haben, stellt Dana folgende Punkte auf: 1) Die Beschränkung der Flüssigkeit des Erdinneren auf eine Schicht unter der Kruste habe nicht nothwendig eine Modifikation der von ihm vor 25 Jahren ausgesprochenen Ansichten über die Resultate der Erd- Contraktion zur Folge. 2) Die hier angenommene Beschaffenheit des Erdinneren ist schon im Jahre 1847 von Professor Horkıns entwickelt worden und zwar nahm er an, dass a) die Central-Masse der Erde fest wurde in Folge des Drucks, sobald die innere Temperatur das Limitum erreichte, welches dies ge- stattete — dass b) die Bildung der Kruste in Folge der Abkühlung später begann und dass c) zwischen den Regionen des inneren und äusseren Er- starrten für lange Zeit eine zähe Schichte blieb, welche im Laufe der Zeit durch die Annäherung des festen Kernes an die dicker werdende Hülle allmählich an Mächtigkeit verlor. 3) Die Möglichkeit des Festwerdens im Centrum in Folge von Druck bei einer Temperatur, deren Höhe ein Erstarren durch Abkühlung nicht gestattet, ist durch Experiment nicht bewiesen, doch sprechen mehrere Thatsachen günstig für diese Ansicht. Es ist dafür angeführt worden, dass, da das Festwerden von Felsen von Contraktion, also von Verdich- tung begleitet ist, und da Compression auf diese grössere Dichtigkeit hin- wirkt — auch Druck die Bedingungen für einen festen Körper zu Wege bringen könne. Auch die Thatsache, dass Eis, welches geringere Dichtig- keit als Wasser besitzt, unter Druck zu Wasser wird, ist für diese An- nahme benutzt worden. Der Druck, welchem die Masse innerhalb der Erde unterworfen ist, wirkt so enorm, dass man durch Experimente die Wirkung nie wird untersuchen können; schon unter 150 Meilen (engli- schen) flüssigen Gesteins würde der Druck nicht weniger als eine Million Pfund auf den Quadratzoll betragen. — Weniger als das mag schon hin- reichend gewesen sein, um Krystallisation hervorzurufen und so dem zähen 885 Felsen-Material Starrheit zu verleihen, wenigstens nach der Abkühlung, welcher die Erde schon unterworfen gewesen ist. 4) Nach Obigem würde der feste Theil der Erde, soweit der Ursprung in Frage kommt, aus drei Theilen bestehen: a. Der Central-Masse; consolidirt durch Druck; die Erstarrung cen- trifugal oder vom Mittelpunkt nach aussen. b. Der eigentlichen Rinde, durch Abkühlung fest geworden; die Er- starrung centripetal oder von aussen nach innen. c. Der äusseren Kruste oder der oberflächlichen Umhüllung, haupt- sächlich entstanden durch Umarbeitung des Materials der Oberfläche ver- mittelst der Atmosphärilien und sonstiger äusserer Wirkungen, unterstützt durch die beständig durch Contraktion wirkende laterale Kraft. 5) Bezüglich der Mächtigkeit der zähen Schichte und der darüber lie- genden Kruste enthält sich der Verfasser jeglicher Schätzung. Dem „Schluss-Wort über die Entstehung der Berge“ ent- nehmen wir noch folgende Bemerkungen: Wir sahen vorher, dass bei Bildung der Gebirge im östlichen Nord- Amerika der Beginn geantiklinisch vor sich ging und als begleitende Folge des seitlichen Drucks weiter nach Westan geosynklinisch wurde. Die fort- während an Tiefe zunehmende Höhlung wurde bis an den Rand oder wenigstens bis nahe dem Wasserspiegel mit Sedimenten gefüllt, die im Laufe der Zeiten eine Dicke von ca. 40,000 Fuss erreichten. — In Folge dessen stiegen die Linien gleicher Temperatur (Isogeothermen) in der dar- unter befindlichen Erdrinde allmählich um 40,000 Fuss in die Höhe und die geosynklinische Kruste verlor in Folge des Aufsteigens der Hitze einen Theil ihrer Dicke durch Abschmelzen der unteren Seite, sowie einen Theil ihrer Consistenz weiter oben durch die erweichende Wirkung der Wärme, während als einziger Ersatz für den Verlust in Mächtigkeit von oben halbeonsolidirte Sedimente zugeführt wurden. Endlich wurde die geosyn- klinische Region, in Folge ihrer Lage gegen die stabilere continentale Masse und der in angegebener Weise erfolgten Schwächung, durch den beständigen lateralen Druck der Schauplatz einer Katastrophe und der Bildung eines Gebirges in der beschriebenen Weise. III, Metamorphismus. Dana wiederholt zunächst seine schon 1866 veröffentlichten Argumente, wonach er Herscher’s Theorie — welche in dem Aufwärtssteigen der Iso- geothermen bei oben erfolgender Akkumulation die Ursache des Metamor- phismus sucht — verwirft, dagegen Bewegung in den Schichten oder fort- schreitende Faltung, wie solche die metamorphischen Steine selbst zeigen, nach dem Princip der Verwandlung der Bewegung in Wärme als Ursache des Metamorphismus annimmt. — Nach dieser Theorie können Schichten von gleicher Zusammensetzung verschiedenen Veränderungen unterworfen sein oder mit anderen Worten ganz verschiedene metamorphische Gesteine aus demselben Material entstehen je nach der Stärke der Bewegung, der Dicke der Lager, welche bewegt worden und dem Quantum von Feuchtig- keit, welche in der Gesteinsmasse vorhanden ist. 886 Metamorphismus über grössere Flächen würde darnach ein direktes Resultat der Erdcontraction sein. (A.) Karı v. Sersacah: das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872. Ein Beitrag zur Lehre vom Erdinnern. Leipzig, 1873. 8°. 192 S. 2 Karten u. 3 Tafeln. — Bei der Beurtheilung und Darstellung des Ver- breitungsgebietes dieses Erdbebens hat der Verfasser mit Recht grosse Bedeutung auf die genaue Bestimmung der Zeit gelegt, in welcher an den einzelnen Orten der Stoss empfunden worden ist. Er hebt mit Dank die wesentliche Förderung seines Unternehmens durch die Kais. General-Te- legraphen-Direction hervor. Der erste Theil der vorliegenden Schrift ist eine Sammlung von Ori- ginalberichten über das Erdbeben vom 6. März 1872. Diesem folgt 8. 104 eine Übersicht über die äusseren Erscheinungen und Wirkungen desselben. Hierzu dient eine Karte im Maassstabe von 1: 2550000, woraus hervorgeht, dass das Erdbeben eine Oberfläche von wenigstens 3100 Quadratmeilen bewegt hat. Die Form, in welcher das Erdbeben empfunden wurde, wird sehr allgemein als eine wellenförmig vorüberziehende Bewegung des Bodens beschrieben, für die Dauer der Bewegung ergibt sich als Durchschnittszahl 5 Secunden. Auf der Karte sind auch die beobachteten Richtungsangaben der Wellenbewegung ange- geben, welche indess völlig regellos verlaufen. Neben dem Hauptstosse, welcher am 6. März gegen 4 Uhr Nachmittags das ganze auf der Karte verzeichnete Gebiet erschütterte, werden von verschiedenen Orten noch schwächere secundäre Schwankungen erwähnt, die jenem bald vorausge- gangen, bald nachgefolgt sein sollen. S. 126 stellt v. SezsacH eingehende theoretische Betrachtungen über Erdbeben und das Erdbeben vom 6. März 1872 insbesondere an, und ge- langt zu dem Schluss, dass das Centrum, der Herd des Erdbebens vom 6. März 1872 unweit Amt-Gehren in Thüringen 2,4 geograph. Meilen unter der Erdoberfläche liege und höchst wahrscheinlich eine Spalte sei, welche annähernd von NNW. nach SSO. streicht, aber nur geringe hori- zontale Ausdehnung besitzt; sie ist nicht senkrecht, sondern fällt nach ONO. in’s Erdinnere. Die ganze Arbeit des Verfassers ist mit grosser Sorgfalt und Umsicht verfasst und kann als Vorbild für andere ähnliche Fälle 'gelten. Dr. Jacos NorsseErATH: die Erdbeben im Rheingebietin den Jahren 1868, 1869 und 1870. (Verh. d. naturhist. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westphalens. Jahrg. XXVII, p. 1—132.) — Was uns diese reichhaltige Zusammenstellung des hochverdienten Verfassers bietet, können wir nur nach ihrem Inhalte andeuten. Der Einleitung folgen Beschreibungen der 1) Erdbeben vom 29. August 1868 im Regierungsbezirk Wiesbaden, 2) Erdbeben vom 17. November 1868 in der Rheinprovinz, 887 3) Erdbeben vom 17. März 1869 in der Rheinprovinz, 4) Erdbeben vom 22. Juni 1869 ebenda, 5) Erdbeben vom 2. October 1869 ebenda, 6) Erdbeben vom 9. October 1869 ebenda, 7) Die Erdbeben des Grossherzogthums Hessen in den Jahren 1869 und 1870. 8) Meteorologische Beobachtungen. 9) Erdbeben-Chronik des Rheingebietes von 801 nach Cnriıstus an bis 1858. Weitere Erdbeben, welche das rheinische Erschütterungs- gebiet betreffen, sind dem Verfasser bis zum Jahre 1868 nicht be- kannt geworden, und es ist diese lange Zwischenperiode der Ruhe auffallend. 10) Resultate, Vergleichungen und Folgerungen. C. Paläontologie. Dr. Kırı Mayer: Systematisches Verzeichniss der Versteinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens. Zürich, 1873. 4°. 35 8. — Nach dem „Tableau synchronistique des terrains tertiaires superveurs, 4. ed., Zurich, 1868“ von Kırı Maver folgen als verschiedene Etagen der obertertiären oder neogenen Ablagerungen von unten nach oben hin fort- schreitend: Etage aquitanien, Et. langhien, Et. helvetien, Et. tortonien, Et. mes- sinien, Et. astien und Et. saharien. Die helvetische Stufe, von K. Mayer 1857 aufgestellt, wurde von ihm in 3 Unterabtheilungen getrennt, wofür er die Namen Grunder-, Serra- valler- und St. Galler-Schichten vorgeschlagen hat. Die untere Abtheilung des Helvetian besteht erstens aus einem mehr- fach unterbrochenen, langen Streifen Meeresniederschläge, der aus der Gegend von Bordeaux (Gabarret, Sos, Keimbez) über Poitiers (Mirebeau) nach der Tourraine und bis Moulins reicht; dann, im Jura, vom Departe- ment gleichen Namens, über Court, den Mettenberg und die Plateaux von Baselland und des Aargau’s, nach dem Randen und bis Bachzimmern und Winterlingen, an der württembergischen Donau, sich erstreckt; ferner in der Mitte des Wiener Beckens sich wiederfindet und, wahrscheinlich über Galizien, nach Volhynien hinübergeht. Zweitens aber ist diese untere Ab- theilung längs des Nordfusses des ligurischen Apennins und in der Su- perga-Kette bei Turin entwickelt, während sie, drittens, wahrscheinlich auch in Südfrankreich (zu le Sausset bei les Martigues), wenn auch schlecht entwickelt, vorhanden ist. Die mittlere Abtheilung, fast überall gekennzeichnet durch ihre Gesteinsbeschaffenheit, als gelblicher Molasse-Sandstein, und durch eine Menge von Bryozoen, von Echinodermen und Haifischzähnen, folgt, mit 888 orographisch-stratigraphischer Nothwendigkeit, auf die erste in der Gegend von Gabarret und Sos; ebenso im Loire-Thal, bei Savigne nördlich von Tours; ebenso im Jura (am Randen) und in ganz prägnanter Weise in der Superga-Kette und bei Serravalle-di-Scrivia, während sie, paläonto- logisch unverkennbar, bei Montpellier (Juvignac etc.) wieder auftritt und hier der typisch entwickelten dritten Abtheilung deutlich als Basis dient. Die obere Abtheilung endlich, ebenfalls auf weiten Strecken in ihren paläontologischen und petrographischen Charakteren constant (so die blauen oder gelben Mergel mit Turritellen-, mit Tapes- und mit Panopaeen-Schich- ten von Montpellier, von St. Mitre bei les Martigues, von Bern, Luzern, ‚St. Gallen, von Trento, Salles etc., ferner der Nulliporen- oder Leithakalk von ganz Südfrankreich, von Serravalle-di-Scrivia, der Umgegend von Wien etc.), — diese obere Abtheilung überlagert die mittlere, orographisch sicher, bei Bordeaux (Saucats-Salles) und sichtbar bei Montpellier ,- bei Luzern (Profil Löwendenkmal — Rothsee), bei St. Gallen (Martinsbrücke, Staad), bei Turin (Pino) und bei Serravalle (am Ufer der Scrivia). Es ist daher an ihrer Selbstständigkeit als eigene Unter-Abtheilung nicht zu zweifeln. Dass aber die auf das Helvetian folgende Stufe, das Tortonian, wirklich eine eigentliche Stufe und nicht blos eine weitere Unterabtheilung des Helvetian sei, wird von neuem erwiesen. Der thätige Paläontolog des Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, welcher zur Vermehrung der dortigen ansehnlichen Sammlungen selbst aus eigenen Mitteln bedeutende Opfer gebracht hat, gibt in dieser Schrift ein Verzeichniss der von ihm genauer untersuchten thierischen Versteinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens unter Angabe ihres Vorkom- mens im Helvetian anderer Länder, sowie in älteren und jüngeren tertiä- ren Schichten und in der lebenden Schöpfung. Es ergibt sich daraus, dass von 740 schweizerischen Arten nur 571 oder 50°/, schon im Langhian oder früher aufgetreten sind; dass aber 531 oder fast 72°/,, oder nach Abzug der 120 nur aus der Schweiz bekannten Arten (740 — 120=620) fast 90°/, auch im ausländischen Helvetian vorkommen; dass ferner nur 394 oder 53°/, in’s Tortonian, nur noch 545 oder 42°/, in’s Messinian und Astian hinaufgehen; endlich, blos 219 oder nicht ganz 30°/, noch leben. D. Stur: Beiträge zur genaueren Deutung der Pflanzen- reste aus dem Salzstocke von Wieliczka. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1873, p. 6.) — Bei einer Auffrischung der vor mehr als 20 Jahren aus dem Spizasalze von Wieliczka durch Unger beschriebenen Pflanzen- reste (Denkschr. d. kais. Akad. 1850. I, p. 311. Taf. 35.) gelang es dem Verfasser, nach Lösung der einhüllenden Salzmasse manche dieser vege- tabilischen Reste sicherer zu bestimmen, als dies früher möglich war. Nach seinen Untersuchungen besteht die Flora des Salzstockes von Wie- liczka aus folgenden Mitgliedern: 1) Raphia Unger Stur, ähnlich der Rh. taedigera Marrıus. Syn. Quercus limmophila Une. 889 2) Pinus salinarum Parrtscn, ähnlich der P. Pallasiana Lams. 3) Pinus polonica Srtur, ähnlich der P. Massoniana Lan. 4) Pinus Russeggeri Stur, ähnlich der P. rigida Miu. Die abgenagten Zapfenreste der beiden letztgenannten Föhren wurden für Becherhüllen von Quercus limnophila Uns. und Quercus glans Saturni U. gehalten. 5) Pinites wieliczkensis Gö. 6) Pithyoxylon cf. silesıacum Une. 7) Taxoxylon Goepperti Une. 8) Betulinium cf. silesiacum Une. 9) Fegonium salinarium Une. 10) Liguidambar europaeum Au. Br., von Unger als Steinhauera sub- globosa StB. aufgeführt. 11) Pavia salinarum U. =: Castanea 'salinarum Uns. 12) Carya ventricosa Ber. sp. 13) Carya ‚salinarum Ste. sp. 14) Carya costata Sts., wozu auch Quercus glans Saturmi Uxe. z. Th. gehört. 15) Amygdalae sp. und 16) Cassia grandis Une. (?) Die Flora des Salzstockes von Wieliczka besteht also im Wesentlichen vorherrschend aus Föhrenzapfen, Carya-Nüssen und Trümmern von ver- rottetem Buchen- und Birkenholze, welches letztere nur an einem Stücke noch die Rinde behalten hat. Der Verfasser nimmt ferner an, dass so- wohl die Zapfen als auch die Nüsse zur Zeit ihrer Herbstreife von Eich- hörnchen! bearbeitet worden sind. Die meisten darunter sind aber auf dem natürlichen Wege von den Mutterpflanzen abgefallen, insbesondere die Nüsse. Or. Novak: über eine neue Isopoden-Gattung aus dem ter- tiären Süsswasserkalk von Waltsch. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag, 1872. 23. Febr.) — Der schon von A. FrırscH (Ib. 1873, 777) erwähnte Isopode wird wegen seiner nahen Verwandtschaft mit der leben- den Meeresgattung Sphaeroma als Archaeosphaeroma Fritschi (Frici) n. sp. beschrieben. Das besondere Interesse, das sich an diesen Fund knüpft, liegt in seinem Vorkommen inmitten einer Süsswasserablagerung, welche sehr reich an Limnaeus subpalustris Tuom. (L. acutus Braun) u. a. meist schon von Reuss beschriebenen Arten ist. Memoirs of the Geological Survey of India. Palaeonto- logia Imdica. Oretaceous Fauna of Southern India. IV,1. The Brachiopoda, by Ferv. Srouiczka. Calcutta, 1872. 32 p., 7 Pl. — (Jb. 1872, 230; 1873, 781.) — Die von SrouiczkAa beschriebenen Bra- chiopoden bieten neue schätzbare Anhaltepunkte für Parallelen zwischen - Süd-Indien und Europa dar. 890 Crania Ignabergensis Rerz. kommt in der Arrialoor-Gruppe vor, welche dem Ober-Turon und Unter-Senon entspricht. Rhynchonella Arrialoorensis StoL. ist der östliche Vertreter der Rh. Mantelliana Sow.; Rh. compressa Lam. wird aus der Trichonopoly-Gruppe vorgeführt; Der Rh. crenifera StoL. aus der Arrialoor-Gruppe entsprechen jene als Rh. alata, Rh. vespertilio und Rh. bohemica ScHLöns. bezeichneten For- men in europäischen Schichten; i Rh. nutans Sror. und Rh. plicatiloides Stor. aus der Trichonopoly- und Arrialoor-Gruppe schliessen sich eng an Rh. plicatilis Sow. und Rh. Iımbata SchL. sp. oder Rh. subplicata Manr. an; die cenomane Terebratula depressa Lam. kommt in der Ootatoor-Gruppe vor, welche die ältesten cretacischen Schichten Südindiens bezeichnet, während Ter. subdepressa StoL. und Ter. biplicata Sow. in der Arrialoor-Gruppe vor- walten; Ter. obesa Sow. wird aus der Ootatoor-Gruppe beschrieben; Ter. subrotunda Sow. der südindischen Trichonopoly- und Arrialoor- Gruppen ist von Ter. semiglobosa Sow. des Plänerkalkes nicht zu unter- scheiden Ter. capillata d’ArcnH. gehört auch in Indien der cenomanen Ootatoor- Gruppe an; Terebratulina relicta StoL. lässt sich recht wohl mit T. striatula Man. vereinen; Kingena lıma DErR. (= Megerlea lima ScHLöns.) wurde in der Arria- loor-Gruppe entdeckt und ausser dieser Art hat SroLıczka noch 3 andere Arten von Kingena beschrieben. Vol. IV, 2. The Ciliopoda, by Ferv. Srouiczka. Caleutta, 1872. 34 p.3 Pl. — Der Verfasser wendet den Namen Ciliopoda für Polyzoa oder Bryo- zoa an und es gehören sämmtliche von ihm beschriebenen Arten der Ar- rialoor-Gruppe an. Sie vertheilen sich auf die Gattungen: Cellepora, Eschara, Escharifora, Celleporaria sp., Discopora, Membranipora, Escha- rinella, Biflustra, Lunulites, Salicornaria, Planicellaria, Truncatula, Ce- riopora, Heteropora, Zonopora, Proboscina und Entalophora. Unter den aufgeführten 23 Arten sind nur Planicellaria oculat« d’Ore., Proboscina radiolitorum d’Ors., R. angustata d’Ors. und Entalophora lineata Beıss. aus Europa bekannt. Mag. Fr. Schmivr: über die Petrefakten der Kreideformation vonder Insel Sachalin. St. Petersbourg, 1873. 4°. 37 8. 8 Taf. — Wiewohl schon 6 bis 7 verschiedene Localitäten auf Sachalin bekannt sind, in welchen Kreidepetrefakten gesammelt wurden, so hat man doch wegen der schweren Zugänglichkeit des Innern der Küste noch keinen Begriff von dem Raume, den die Kreideformation dort einnimmt, und von den Grenzlinien, die sie von den weit verbreiteten tertiären Land- und 891 Meeresbildungen scheiden, die längs der ganzen Küstenlinie und auch an vielen Stellen des Innern aufgeschlossen sind. Einer der Hauptpunkte liegt bei Cap Dui, wo Kreidefossilien unter eigenthümlichen Lagerungs- verhältnissen in einem aschgrauen Kalkmergel vorkommen. Einen ganz eigenthümlichen Charakter erhält die Sachalin’sche Kreide- ablagerung durch die zahlreichen, vielfach variirenden riesenhaften Pa- tellen- oder Helcion-Formen, die darin vorkommen. Der Verfasser charakterisirt die Sachalin’sche Art als Helcion giganteus n. sp. mit fol- genden Worten: Schale bis 1 Quadratfuss gross, mit breit ovaler Öffnung, flachgedrückt bis flach konisch. Spitze randlich bis fast central. Ober- fläche mit starken Anwachsstreifen, die sich in mehrere grössere Absätze vertheilen und mit 30—60 ungleichen, dicken, gerundeten, wurmförmigen Radialrippen bedeckt, die in einiger Entfernung von der Spitze beginnend unregelmässig einsetzen, sich verlieren, sich theilen und zuweilen wieder unter einander zusammenlaufen.“ Bei einer speciellen Vergleichung mit anderen Kreidegebieten findet Mag. Scumipr die grösste Verwandtschaft mit der südindischen Kreide- fauna, da nicht weniger als 9 Arten, nämlich sämmtliche Cephalopoden, unter denen der bisher specifisch indische Ammonites Sacya Fors., Sola- riella radiatula Fors. und als Haupt-Leitmuschel auf Sachalin Inoceramus digitatus (I. diversus SToL.), sich dort wiederfinden. Mit den Arten des Elbthalgebirges in Sachsen, wo namentlich das Cenoman sehr entwickelt ist, lässt sich bis jetzt wenig Ähnlichkeit wahr- nehmen. Selbst Ammonites peramplus von Sachalin zeigt manche Ver- schiedenheit von deutschen Exemplaren. Mit Ausnahme dieser Art und vielleicht des Amm. planulatus Sow., sowie der von Schmipr Taf. 8 abge- bildeten Rhynchonellen sind sämmtliche Arten ‘dem Elbthale fremd. W. B. Daweıns: Classification der pleistocänen Schichten Britanniens und des Continents mit Hülfe der Säugethiere. (The Quart. Journ. Geol. Soc. London. Vol. 28, p. 410.) — Die hier durchgeführte Classification beruht auf folgenden Principien: Die pleistocäne Periode war von sehr langer Dauer und umfasst grosse Veränderungen in der Geographie von Europa. Das Klima, welches wäh- rend der Pliocänzeit im nördlichen und mittleren Europa ein gemässigtes war, wandelte sich bei Beginn der pleistocänen Zeit allmählich in das kalte arktische Klima der Glacialzeit um; und dieser Wechsel verursachte eine entsprechende Änderung der Formen des animalischen Lebens, indem pliocäne Arten solchen den Platz räumten, die für die neuen Verhältnisse besser angepasst waren. Seitdem aber traten Pausen in dieser Verände- rung ein oder selbst theilweise Rückschritte zu der früheren Temperatur, so dass beide Thiergruppen zuweilen mit einander vermengt wurden. Die Grenzen einer jeden dieser geographischen Provinzen müssen mit der Jah- reszeit gewechselt haben, und die Mitbewerbung um denselben Futterplatz zwischen einziehenden und zurückweichenden Formen muss lang, schwan- 892 kend und hart gewesen sein. In jeder Area kann daher der Übergang von der pliocänen zur pleistocänen Fauna nur ein sehr allmählicher ge- wesen sein und es können die Grenzen zwischen beiden Formationen oft nicht scharf gezogen werden. Dawkıns scheidet die pleistocänen Ablage- rungen in drei Gruppen: 1) Die, in welcher die pleistocänen Einwanderer angefangen haben, die pliocänen Säugethiere zu beunruhigen. Noch sind keine arktischen Thiere angekommen. Hierzu gehört die Waldschicht (Forest bed) von Norfolk und Suffolk und die Ablagerung von St. Prest bei Chartres. 2) Die Gruppe, worin die charakteristischen pliocänen Hirsche ver- schwunden sind. Die gleichzeitig erscheinenden Wiederkäuer waren be- sonders vertreten durch den Edelhirsch, den Irischen Elk, das Reh, Bison und Urus. Zlephas meridionalis und Rhinoceros etruscus hatten sich nach dem Süden zurückgezogen. Zu dieser Gruppe gehören die Ziegelerden des unteren Themsethales, die Flussablagerung bei Claiton, die Höhle von Baume in dem Jura und eine Flussablagerung in der Auvergne. 3) Die dritte Gruppe ist die, wo wirkliche arktische Säugethiere zu den Haupteinwohnern der Gegend gehören; und hierzu gehören die mei- sten der Knochenhöhlen und Flussablagerungen in Mittel- und Nord-Europa. Diese drei Abtheilungen entsprechen jedoch nicht den Praeglacial-, Glacial- und Post-Glacial-Gruppen in den pleistocänen Schichten des mitt- leren und nördlichen England, seit man Grund hat anzunehmen, dass alle Thiere, welche England bevölkert haben, nachdem die grösste Kälte vor- über war, auf ihrem südlichen Vorschreiten schon England erreicht hatten, ehe die grösste Kälte dort eingetreten ist; und sie sind daher sowohl prae- als postglacial. Der Verfasser führt seine Classification zunächst für Grossbritannien durch, beleuchtet alsdann Lartrr’s Classification, gibt eine tabellarische Übersicht der letzten pleistocänen Säugethiere an den verschiedenen Lo- calitäten Europa’s mit specieller Charakteristik der verschiedenen Faunen, entwirft eine anschauliche Karte der pleistocänen Geographie von Europa und verbreitet sich weiter über klimatische, physikalische und andere hier einschlagende Verhältnisse. Am Schlusse werden als Hauptpunkte für das pleistocäne Alter, welche durch das Studium der Landsäugethiere im Norden der Alpen und Pyre- näen gewonnen sind, betrachtet: Dem Pliocän mit Mastodon arvernensis, M. Borsoni, Hipparion gracile und ohne lebende Hirscharten folgen A. Als erste pleistocäne Stufe Schichten mit Trogontherium Cuveri, Cervus verticornis, C. Sedgwicki und C. carnutorum. Gleichzeitig erstes Erscheinen des Mammuth und anderer diluvialer Thiere, wie Höhlenbär, Cervus euryceros etc. B. In der mittleren Stufe der paläolithische Mensch, Machaerodus latidens, Hirsch, Rhinoceros megarhinus, R. tichorhinus; nördliche Formen noch nicht häufig. ©. Die letzte Stufe der pleistocänen Zeit enthält den paläolithischen 893 Menschen, Rhinoceros tichorhinus, Elephas primigenius und Renthier häufig, Hirsch, verhältnissmässig selten. Nördliche Formen sind im vollen Besitz der Area im Norden der Alpen und Apenninen. O. FeistmanteL: über Fruchtstadien fossiler Pflanzen aus der böhmischen Steinkohlenformation. 1. Equisetaceae und Fi- lices. Prag, 1872. 4%. 52 8., 6 Taf. — (Jb. 1872, 108.) — Die gründ- lichen Untersuchungen des Verfassers über die Zusammengehörigkeit ver- schiedener, unter besonderen Gattungsnamen beschriebener Fruchtstände von Steinkohlenpflanzen mit ihren Mutterpflanzen verdienen um so mehr Beachtung, als die gezogenen Schlüsse im Wesentlichen mit auf dem gegen- seitigen Zusammenvorkommen dieser Pflanzenreste beruhen, was in man- chen Werken über fossile Flora gerade weniger berücksichtigt worden ist. Die Jb. 1872, S. 108 darüber veröffentlichten Resultate werden hier, soweit sie auf Equisetaceen, Asterophylliten und Farne Bezug nehmen, unter gewissenhafter Benutzung der reichen Literatur ausführ- lich begründet, über die Lycopodiaceen, Noeggerathieen und Gra- mineen stellt der Verfasser eine baldige Fortsetzung in Aussicht. Auf den beigegebenen Tafeln sind Huttonia spicata Ste., die dem Calamites Oisti oder C. cannaeformis entspricht, H. carinata GErM., letztere in Ver- bindung mit Calamites Suckowi, Huttonia arborescens Ste: sp. in Verbin- dung mit Calamites approximatus, Volkmannia gracilis STB., die zu Aste- rophyllites equisetiformis gehört, Volkm. elongata PresL., zu Asterophyl- lites grandis Ste. gehörend, Volkm. distachya Sı»., auf Asterophyllites fo- liosus LinpL. u. Hurt. zurückzuführen, Volkm. tenuwis Frısım., von Aste- roph. longifolius Ste. sp. abstammend, Bruckmannia tuberculata Sre., die Fruchtähre von Annularia longifolia Ber., auch bildlich dargestellt. Mit Equisetites infundibuliformis Ber. wird Calamites Göpperti Err., mit Equis. priscus GEIN. dagegen Üonites armatus Sre. vereinigt. Wir freuen uns, mittheilen zu können, dass die Ergebnisse dieser Un- tersuchungen im voilsten Einklang zu denen stehen, welche auch H. B. Gemitz im Gebiete der Steinkohlenflora gewonnen hat, da von dem Letz- teren ebenso auf das Zusammenvorkommen jener Pflanzenreste besonderes Gewicht gelegt worden ist. Dasselbe gilt für die verschiedenen Frucht- stände der Farne, nachdem Cu. E. Weiss noch einmal, und hoffentlich zum letzten Male, die fructificirenden Farne als besondere Gattungen von den nicht fructificirenden abgetrennt hat (Jb. 1870, S. 373). Wir kön- nen das letztere Verfahren nicht als Fortschritt bezeichnen. P. pe LorioL: Description des Animauxinvertebres fossiles contenus dans l’etage neocomien moyen du Mont Saleve. Ge- neve et Bale, 1861—63. 4°. 214 p., 22 Pl. Da diese schätzbare Arbeit bis jetzt noch nicht in dem Jahrbuche erwähnt worden ist, sollen nachträglich wenigstens einige Blicke darauf 894 geworfen werden, zumal sich nachstehende neuere Arbeiten des Verfassers eng an sie anschliessen. Der Mont Salöve unfern Genf besteht in seiner Hauptmasse aus jurassischen Schichten, über welchen sich neokome Ab- lagerungen entwickeln. Seine geologischen Verhältnisse im Allgemeinen sind besonders durch ALpHuonse FAvrRE bekannt geworden (Jb. 1868, 855). Das Neocomien tritt am Mont Saleve in seinen drei Etagen auf. Die un- tere oder das Valangien, calcaire roux nach Favre, liegt unmittelbar auf den Portlandschichten und enthält sehr wenige Fossilien. Meist ist es ein sehr harter, gelblicher Kalk, dessen Bänke sehr mächtig werden. Das mittlere Neokom, oder Mergel von Hauterive, erlangt gleich- falls bedeutende Mächtigkeit; das obere, oder Urgonien, tritt als weis- ser körniger Kalkstein mit einigen Caprotinen, Terebrateln etc. auf. Der Verfasser unterscheidet in dem mittleren N&ocomien des Mont Saleve von unten nach oben hin folgende Schichten: 1) Gelben Kalk mit Ostrea rectangularis Röm. (macroptera d’ORe., non Sow.), der auf dem Valangien ruht; 2) Thonige buntgestreifte Mergel, blau und gelb, mit grossen Pecten- Arten, Lima Picteti ete.; 3) Kleine Mergelschicht mit vielen Versteinerungen; 4) Thonige gestreifte Mergel, sehr versteinerungsreich ; 5) Mergeligen Nierenkalk mit grossen Cephalopoden ; 6) Gelben Kalk mit wenig Fossilien. In No. 1 kommen vor: Pleurotomaria neocomiensis d’ORB. und Pl. Bourgueti Ac., sehr selten, Pecten Archiacianus d’ORB., ziemlich häufig, Ostrea rectangularıs Röm., sehr gemein, 0. Leymerii d’OrB., selten, Terebratula praelonga Sow., ge- mein, Toxaster complanatus Ac. und Pyrina pygaea Desor, sehr selten. In der Etage 2 begegnet man namentlich dem Pecten Goldfussi Desn., P. Carteronianus d’Ore. und der Lima Picteti Lor., ausserdem Belemni- ten, vielen Pleurotomarien, Acephalen, Terebrateln, Bryozoen und Spongi- tarien. Auch ist Toxaster complanatus gewöhnlich. Die unter 3 aufgeführten grünen Mergel umschliessen noch viele Steinkerne desselben Seeigels sowie junge Exemplare des Ammonites Van- deckii d’ORB., A. Astierianus d’ORB. und A. Castellanensis d’OR». In dem blauen Kalke No. 5 zeigt sich besonders Ostrea Coulont. In der langen Reihe der von ve LorıoL aus dem eigentlichen oder mittleren Neocomien des Mont Sal&ve mit grosser Sorgfalt beschriebenen und vorzüglich abgebildeten Versteinerungen treten hervor: Belemnites 4, Nautilus 2, Ammonites 1, Scalaria 1, Natica 1, Neritopsis 1, Turbo 1, Pleurotomaria 8, Rostellaria 3, Otenopus 1, Fusus 1, Colombellina 2, Pa- nopaea 5, Pholadomya 2, Anatina 2, Tellina 1, Venus 6, Thetis 1, Opis 1, Astarte 3, Crassatella 1, Cardita 1, Trigonia 4, Cyprina 3, Lucina 1, Corbis 1, Cardium 1, Unicardium 1, Isocardia 2, Nucula 1, Arca 4, Pinna 1, Myoconcha 1, Mytilus 2, Lithodonus 1, Lima 5, Avicula 1, Pecten 5, Janira 2, Spondylus 1, Ostrea 4, Rhynchonella 1, Terebratula 5, Terebra- 895 tella 1; Bryozoen 23, Anneliden 4, Echinodermen 19, Spongien 31 Arten. P. pe Lorıor et V. GiLuieron: Monographie paleontologique et stratigraphique de etageurgonien inferieur du Landeron. (Extr. d. Mem. de la Soc. helv. d. sc. nat. T. XXIIl.) 1869. 4°. 122 p., 8 Pl. — Das mittlere oder eigentliche Neokom, das in den Umgebungen von Landeron ausgezeichnet entwickelt ist, wird hier von einer Reihe Mer- geln und eisenreichen Kalksteinen überlagert, welche theilweise sehr reich an Fossilien und namentlich an Spongitarien sind. Die darin entzifferte Fauna umschliesst ein Gemisch von Arten, die zum .Theil für das untere Urgon, zum Theil für das mittlere Neokom bezeichnend galten. Unter ihnen beansprucht namentlich auch das Vorkommen einer Comatula In- teresse. DE LorIoL’s genaue Beschreibungen weisen folgende Arten nach: Zähne von Fischen 3, Gasteropoden 2, Acephalen aus den Gattungen Panopaea , Pholadomya, Anatina, Venus, Oyprina, Cardium, Trigonia, Arca, Mytilus, Lithodomus, Pinna, Lima, Pecten, Hinnites, Ostrea 24, Brachiopoden 7, Bryozoen 7, Echinodermen 15, eine Koralle und 30 Spongitarien. Im Ganzen liessen sich aus. dem gelben Kalke von Landeron 89 Arten bestimmen, unter denen 26 neu waren. Von diesen Arten waren 23 in dem unteren Urgon (urgonien jaune) schon von anderen Fundorten im Jura bekannt, 41 finden sich in dem mittleren Neokom verschiedener Localitäten des Jura, 49 Arten sind in dem Neokom an anderen Fundorten beobachtet worden und 12 treten im Gebiete des Jura gleichzeitig im mittleren Neokom und im unteren Ur- gon auf. Diesen interessanten Untersuchungen von P. pr LorıoL schliesst V. GILLIERoON S. 95 u. f. seine stratigraphischen Beobachtungen bei Landeron, am Fusse des Jura, in 2,5 Meilen nordöstlicher Entfernung von Neuchätel an, welche über alle dort auftretenden Schichten und ihre Mächtigkeit, sowie über die darin vorkommenden organischen Überreste Aufschluss er- theilen. Man bemerkt unter anderen, dass auch das Cenoman dort nicht fehlt, sondern mit seinen charakteristischen Versteinerungen zum ersten Male an dem Schweizer Abhange des Jura bei Souaillon in der Nähe von St.-Blaise nachgewiesen wurde, in ähnlicher Weise aber auch an mehreren anderen Stellen des Canton Neuchätel, wie O. von Auvernier und bei Sou- aillon am Bieler See von ihm aufgeschlossen worden ist. H. Woopwarnp: über eocäne Crustaceen von Portsmouth. (The Quart. Journ. Geol. Soc. Vol. 29, p. 25. Pl. 1, 2.) — In dem unteren Eocän von Portsmouth wurden folgende Brachyuren entdeckt, denen der trefflliche Kenner der Crustaceen eine eingehende Beschreibung widmet: 896 Rhachiosoma. bispinosa H. Woopw. 1870, Litoricola gen. nov. mit L. glabra und L. dentata H. Woopw. H. Woopwarn lenkt S.31 ferner die Aufmerksamkeit auf einen neuen Trilobiten vom Cap der guten Hoffnung, welcher in wahrscheinlich devonischen Schichten in den Cock’s-comb-Mountains entdeckt worden ist. Er führt ihn als Enerinurus erista-galli H. Woopw. ein. H. Woopwarn: über einige fossile Überreste von Arachni- den? und Myriapoden aus der Englischen Steinkohlenforma- tion. (The Geol. Mag. Vol. X, p. 104.) — Der umsichtige Autor führt Eurypterus mammatus Sauter, 1863 (Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. 19, pag. 84, fig. 1—7) aus der Steinkohlenformation von Manchester auf Arthropleura JorDAN zurück, deren A. mammata Jorpan von Saarbrücken vielleicht eine gigantische Arachnide ist. Purypterus ferox SALTER, 1863 (Quart. Journ. of the Geol. Soc. Vol. 19, p, 86, fig. 8), aus der Steinkoh- lenformation von Coalbrook dale, wird zu der Myriapoden-Gattung Zupho- beria MEEK u. WORTHEN gestellt. A. G. Burzer: ein fossiler Schmetterling aus dem Schiefer von Stönesfield etc. (The Geol. Mag. Vol. X, p. 2, Pl. 1.) — Juras- sische Schmetterlinge gehören bekanntlich zu den grössten Seltenheiten, und es ist erfreulich, in der hier aufgestellten Palaeontina oolitica aus dem mittleren Jura von Stonesfield bei Oxford eine neue Art kennen zu lernen, welche ihre nächsten Verwandten in den südamerikanischen Gat- tungen Caligo, Dasyophthalma und Brassolis besitzt. Weiter beschreibt der Verfasser Neorinopsis sepulta (= Cyllo sepulta Boıspuvar — Vanessa sepulta LiEFRBVRE) aus dem oberen cretacischen Sandstein von Aachen, und Junonia Pluto (= Vanessa Pluto Hrrr) aus dem miocänen Mergel von Radaboj in Croatien, die er mit ihren lebenden Verwandten vergleicht. T. R. R. Stesseıne: Bemerkungen über Calceola sandalina Lam. (The Geol. Mag. Vol. X, p. 57. Pl. 5.) — Wie schon früher von A. Kuntu (Jb. 1870, 254) und Anderen wird auch von diesem Verfasser die Gattung Üalceola von den Brachiopoden getrennt und in die Gruppe der Zoantharia rugosa gestellt. Eine Reihe guter Abbildungen dient zur weiteren Begründung dieser Ansicht, welche bis jetzt freilich noch nicht allgemeine Annahme gefunden hat. Blicke auf die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. Von Herrn Dr. H, B. Geinitz. Die Anordnung des überwältigenden Materiales, welches auf dieser Weltausstellung zusammengehäuft war, ist dem Prin- cipe nach eine geographische, in der Richtung von West nach Ost, mit den Vereinigten Staaten Nordamerika’s beginnend und mit den orientalischen Staaten abschliessend. Innerhalb der verschiedenen Staaten waren die mannichfachsten Gegenstände in 26 Gruppen vertheilt. (Vrgl. den offiziellen General-Katalog, 2. Aufl. Wien, 1873, 8°, 1028 S.) Das entgegengesetzte Princip war, und zwar zum Vortheil der leichteren Orientirung und zum besseren Vergleiche der ver- wandten Gegenstände, bei der Pariser Weltausstellung im J. 1867 durchgeführt worden, wo in 7 ringförmig sich um- schliessenden Galerien die verwandten Gegenstände in der Reihen- folge der einzelnen Länder neben einander angeordnet waren, was eine weit bessere Übersicht gestattete. (Vrgl. N. Jahrb. 1868, S. 1.) Zwar hatte man in Wien durch eine besondere grosse Maschinenhalle, eine landwirthschaftliche Maschinenhalle, getrennte Agrieulturhallen, ferner durch besondere Gebäude für Deutsch- lands Metall- und Montan-Industrie, einen Unterrichts-Pavillon für das deutsche Reich, ein Gebäude für die Ausstellung des k. k. Ackerbau-Ministeriums, ein anderes für die österreichische Eisen- hütten- und Metall-Industrie, die vorzüglichen Ausstellungen der Jahrbuch 1873. 57 898 Wiener Gartenbau-Gesellschaft, stattliche Kunsthallen und zahl- reiche andere, auf den verschiedenen Situationsplänen ersicht- liche Pavillons für Separatausstellungen unwillkürlich auch die-. sem naturgemässen Principe einigermaassen Rechnung getragen, die ganze Ausstellung ist dadurch aber so zerstückelt geworden, dass es höchst zeitraubend war, das nächst Verwandte heraus- zufinden und eine Übersicht darüber zu gewinnen. Der Wahl- spruch „divide et impera« hatte hier jenen Wahlspruch „virzbus unitis“ namentlich in der österreichischen Ausstellung fast. ganz verdrängt. | | Die gegenwärtigen Blicke sind nur auf den geologischen und damit verwandten Theil der Weltausstellung gerichtet *. 1. In der würdigsten Weise war Deutschland verireten, dessen Industrie die Mitte der Ausstellung bildete, sowohl in der grossen Rotunde, als in der unmittelbaren Nähe derselben. Man darf insbesondere auch den amtlichen Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches, Berlin, 1873, 8°, 672 S. nebst Übersichtsplänen, als eine Musterarbeit für ähnliche Zwecke bezeichnen. Einem allgemeinen Abschnitte von T. Böpiker: Das Deutsche Reich in geographischer, politischer und statistischer Beziehung, folgen Schilderungen der 26 unterschiedenen Gruppen, zunächst Gruppe I. Bergbau und Hüttenwesen, und zwar: a) Mittheilungen über die geologischen Landesuntersuchungen, deren Kartenwerke im Jahrbuche wiederholt besprochen wurden. b) Statistik des Bergbaues. der Hütten und Salinen. Über die Production, Consumtion und die Cireulation der mineralischen Brennstoffe in Preussen während des Jahres 1871 ist von dem K. Pr. Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentl. Arbeiten eine besondere Karte mit Erläuterungen veröffentlicht worden. (Berlin, 1873, Verl. von J. H. Neumann.) c) Producte der Bergwerke, Hütten und Salinen. * Zur Auffindung hierauf bezüglicher Gegenstände war ein Ausstel- lungsplan sehr willkommen, mit Angabe der Depots für Bergbauproducte und Producte der Chemie u. s. w., welcher als Beilage zu der Zeitschrift von J. Grar „Der Bergmann“ No. 29 und 34 zusammengestellt worden und in Wien, Zelinkagasse No: 3, zu erlangen ist. 899 Die zweckmässige Anordnung dieser Materialien in zweı NO. von der Rotunde befindlichen Gebäuden ist auf einem spe- ciellen Plane darüber ersichtlich. Es folgten Oberschlesien, Nie- derschlesien, die Braunkohlen Preussens, Stein- und Kalisalz, Soolquellen, die Blei-, Kupfer- und Silberhülten in Preussen und Sachsen, der Oberbergamisbezirk Clausthal und Schmalkalden, das Erzgebirge, zum ersten Male mit grossen Blöcken des Magnet- eisenerzes von Berggieshübel; Hessen, Mittelrhein, die Oberpfalz und Oberfranken in Bayern, der Saarbrücker Bezirk, Elsass- Lothringen, Aachen-Eifel-Bezirk, Niederrheinisch-Westfälischer Distrikt und Osnabrück. Siegerland und Taucherapparate. Unter den vielen Gegenständen dieser Abtheilung ragle vor allem die Steinsalzproduetion hervor. Ein Obelisk aus Stein- salz stellte die jährliche Production von Steinsalz in Stassfurt in U aoe, mat. Gr. dar; es waren die mannichfachen Salze der Kgl. Preussischen und der Anhaltischen Saline Leopoldshall bei Stass- furt reich verlreten, mehrere grosse Tafeln mit Abbildungen der neueren Salzbohrlöcher in Deutschland, unter ihnen das bis 1224 Meter Tiefe gelührte Bohrloch von Sperenberg, gaben Aufschlüsse über Lagerungsverhältnisse und Mächtigkeit des Salzes, über die Produetion von Steinsalz und Kalisalz, Kochsalz und denaturirtem Salz u. s. w. in Preussen. Württemberg hatte einen gewaltigen Block von Steinsalz seiner Saline Friedrichshall entnommen. Ebensowenig fehlten die Phosphate aus den Gruben von Limburg u. a. Gegenden. Über die Industrie des Königreichs Württemberg liegt ein besonderer Katalog vor (Prag, 1875, 8°, 111 S.), ebenso über Elsass-Lothringen, von Cur. Mosıer (Strassburg, 1873, 8", 100 S.) Der Kais. Bergmeister Herr Moster. hatte gleichzeitig eine Bergwerks-, Hütten- und Salinen-Karte von Elsass-Lothringen in dem Maassstabe von 1:200.000 verfasst, sowie Profile über die Eisenerz-Vorkommen Lothringens. Vielen wird. die Bezeichnung „Minette“ für oolithische Brauneisensteine befremdend gewesen sein, deren Zone von N. nach S. zwischen dem Lias und Unteroolith Lothringen durch- streicht. 57* 900 Neben einem Längenprofile des Rheinstromes von Basel bis Nordsee war eine Reihe Geschiebe aufgestellt, die der Strom an verschiedenen Orten mit sich geführt hat und die selbstverständ- lich nach und nach an Grösse und Gewicht abnahmen. Werthvolle Beigaben zu der deutschen Ausstellung waren eine Schrift: Die Einrichtungen zur Hebung des materiellen und geistigen Wohles der auf den K. Preuss. Berg-, Hütten- und Salz- werken beschäftigten Arbeiter, eine Erläuterung zu den vom Mi- nisterium für Handel. Gewerbe und öffentl. Arbeiten zu Wien ausgestellten Plänen von Arbeiterhäusern (Berlin, 1873, 4°. 42 S.), ferner: die Beschreibung des Modells eines Hochofens, ausgestellt durch Gebrüder Conrkan und Franz Bürtsensach, wel- cher bei Fachtechnikern viel Anklang fand, dann: die Zeichnungen des vielseitig anerkannten Freifall-Seilbohrers von Ober- bergrath von SParRE in Dortmund, nebst Erläuterungen dazu. sowie die Apparate und Schriften über die hochwichtigen Tau- cher-, Athmungs- und Beleuchtungs-Apparate von L. von BREMEN & Co. in Kiel (Fabrik Rouguayror-DENAYROUZE in Paris) und ihre Anwendung für den Bergbau. Die mit diesen Apparaten im Auftrage der K. Bergwerks- direction am 12. und 13. August 1873 in Saarbrücken angestell- ten Versuche, über welche ein Protokoll vom 14. August vor- liegt, sind sehr befriedigend ausgefallen; sie geben der Hoffnung Raum, dass bei ihrer Anwendung die Verunglückungen durch böse und schlagende Wetter wohl gänzlich vermieden werden können und es ist nur zu wünschen, dass solche Apparate nicht nur in Bergwerken, sondern auch in den Städten Verbreitung finden mögen, wo ähnliche Erstickungsfälle in Kellern und Brunnen leider zu oft noch vorkommen. Von den zahllosen in anderen Räumen der deutschen Aus- stellung noch zerstreuten Gegenständen sollen noch hervorgehoben werden: Die Krupr’sche Ausstellung in einem besonderen Pavillon, mit ihrer Riesenkanone und anderen grossen Stücken aus Gussstahl, wozu die Siegener und Nassauer Eisensteingruben das Material liefern; ferner die geschmackvolle Ausstellung der Zöblitzer ‚Serpentinsteingesellschaft in der Rotunde, deren wesent- liche Fortschritte man Herrn Director RössELen verdankt, die von 901 verschiedenen Firmen in Berlin ausgeführten Bernsteinarbei- ten; die als Lehrmittel dienenden Sammlungen von Mineralien und Gebirgsarten der bergakademischen Niederlage in Freiberg, sowie von Herrn C. F. Pecn in Berlin, welche neben grossen Krystallmodellen des Dr. HEsEr in Dresden in dem Un- terrichts-Pavillon ausgebreitei waren, zahlreiche mikroskopische Präparate von Gesteinen der Herren Voısr & Hocnsesane in Göt- tingen, R. Furss in Berlin u. A. Unter den grösseren, meist ausserhalb der geschlossenen Räume befindlichen Gegenständen fesselten die Aufmerksamkeit Säulen und grosse Platten von Granit von C. Kurnırz in Saarau, Pr. Schlesien, die Steinmetzarbeiten von E. W. Grimm in Schwar- zenbach im Fichtelgebirge, rheinische Mühlsteine von $. Landau in Coblenz, Mühlsteine aus rothem Sandstein von KELLER Freres, Saverne im Elsass und von W. G. Hum in Obernfingen, Würt- temberg, treffliche Lehestener Dachschiefer etc. 2. Österreich hatte seine Schätze im südlichen Theile der Roiunde und in den östlich davon gelegenen Theilen ausge- breitet. Es war, wie zu erwarten stand, im montanistischen Theile ausgezeichnet vertreten, nur machte sich bei ihm gerade die Zersplitterung vor allem geltend, und gewiss nicht mit Un- recht, da die meisten Zweige der Industrie mit den Verhältnis- sen und den Producten des Bodens auf das innigste verbunden sind. Unter der Ägide des Österreichischen Bau- und Unter- richts-Ministeriums prangte die Ausstellung der k.k. geo- logischen Reichsanstalt in einem Seitenflügel der östlichen Hauptgalerie. Es ist darüber ein specieller Katalog veröffentlicht (Wien, 1873, 8°, 200 S.), aus dem wir ersehen, dass die Ord- nung der Baumaterialien durch H. Worr, jene der Kohlen durch Fr. FörterLe und O. Feistmanter, die der Erze und Salze von Fr. von Hauer und O. Lenz und jene der paläontologischen Schaustücke durch D. Stur durchgeführt worden ist. Die erste Abtheilung bezeichnet die zahlreichen Karten und Durchschnitte der Anstalt, erstere theilweise an der Wand aufgespannt, theils in Portefeuilles. Die zweite Ahtheilung enthält: Sammlung der nutzbaren Producte des Mineralreiches aus Österreich, die Erze, Schwefel 902 und Schwefelkies, Graphit, Bitumen, Salze, fossile Kohlen * und Torf, Bausteine, Dachschiefer, Farbematerialien u. s. w., Gyps, hydraulischen Kalk, Cement, feuerfeste Materialien, eine Samm lung von 193 künstlichen Krystallen und Schaustücke von Petre- facten. Diese ganze Sammlung ist eine höchst lehrreiche und wird hoffentlich, so weit dies möglich ist, in ihrem ungetheilten Um- fange erhalten bleiben. Neben ihr fanden sich in demselben Raume noch viele andere hochinteressante Gegenstände vor: Miniatur-Vulkane aus Schwefel von F. v. Hocusterter (vgl. N. Jahrb. 1871, p. 496). Gletscher-Phänomene, dargestellt von Prof. Sımoxv; eine prächtige Sammlung von C. v. Errines#ausen über den gemeinschaftlichen Ursprung der Floren der Erde in 6 Gruppen: Reste tropischer Gewächse in den Tertiärschichten, Europäische Pflanzenformen in den Tertiärschichten, Neuholländische, Asia- tische, Amerikanische und Afrikanische Reste in den Tertiär- schichten; eine Sammlung natürlicher Krystalle von Ruv. NiEutscHick, Docent am Wiener Polytechnikum; zahlreiche Gegenstände aus dem rühmlichst . bekannten Naturalien-Comptoir des Dr. E. Eser in Wien und des Dr. V. Frirsch in Prag, andere naturhistorische Lehrmittel von Jos. ErsgEer in Wien. Mährens Gesteine, zusammengestellt von Prof. A MAkowskv in Brünn, sowie eine reiche Ausstellung der anthropologi- schen Gesellschaft in Wien, worüber ein Katalog von Prof. J. Worpricn vorliegt (Wien, 1873, 8", 47 S.). Prachtstücke die- ser Sammlung waren das von Dr. Wanker aufgestellte Skelett des Ursus spelaeus aus der Slauper-Höhle in Mähren, sowie an- dere Höhlenfunde Mährens, Pfahlbautenfunde, Funde auf dem Lande und Gräberfunde. | Das Museum Franzisco-Carolinum in Linz, dessen verdien- * Über das Braunkohlenbecken von Aussig bis Komotau, s. die be- sondere Dryckschrift des Vereins für die bergbaulichen Interessen im nordwestlichen Böhmen zu Teplitz. 8°, 24 8. 903 ter Custos der Kais. Rath Euprrich ist, hatte schöne Marmorgat- tungen aus Ober-Osterreich eingesandt. In einem anderen Seitenflügel der östlichen Hauptgalerie fand man die Prachtsammlung silurischer Versteinerungen aus Böhmen des Herrn J. M. Scuarv in Prag, Graphite aus den Fürstlich SchwaArzeEngers schen Gruben bei Schwarzbach in Böh- men, von Mugrau und Iglau in Mähren, von Siegsdorf bei Rothe- mann in Steiermark, und von Hochtauern, Raabs in Nieder-Öster- reich; eine Collectiv-Ausstellung der Gewerke des Ostrau-Dom- brau Karwiner Steinkohlenreviers. Brandschiefer der Dyas von Czernahora bei Brünn, worin Prof, Ar. Makowsky 1872 auch Archegosaurus ausiriacus N. 'SP., Acanthodes gracilis und Walchia piniformis entdeckt hat; As- phalt aus dem bituminösen Schiefer von Seefeld bei Tirol *, während man an anderen Orten dem Asphalte aus Dalmatien und den Abruzzen begegnete; ıman sah die evcänen Naphta-Schich- ten mit Versteinerungen aus Galizien, ausgestellt durch Sıe. v. Bosntackı,, eine reiche Suite: von Erdöl und Erdwachs von Drohobilz und Boryslaw in Galizien und die Producte der Mine- ralöl-Raffinerie in Bolanka **. Wir fanden Proben von Lert- manns Torfverkohlung von Chlumetz in Böhmen, Producte der Kalibergbau- und Salinen-Betriebsgesellschaft von Kalusz in Galizien, mit grossen Blöcken von Kainit und mit Grubenkarte von Kalusz, die Eisenerze aus Steiermark und Krain, Producte der Actiengesellschaft für Bergbau- und Hüttenbetrieb in Böhmen bei Mies, mit Massen von Bleiglanz und geschmolzenem Silber, der Bleierzzeche Frisch Glück Reichesegen zu Mies bei Pilsen mit riesigen Bleiglanzkrystallen, des Berg- und Hüttenwerkes Johannesthal und der Bleigewerkschaft Knapouse bei Laibach in Krain, der Kupferbergbau-Gewerkschaft Bürgstein, mit Talkschie- fer und Kupferkies, der Gold- und Silbergewerkschaft Rathhaus- berg, der Gewerkschaft Silberleiten zu Bibermier in Tirol, der Arsenikgewerkschaft Rothgülden-Lungau, Herz. Salzburg, mit * Besitzer der ersten Tiroler Asphalt-Gewerkschaft am Giessenbach bei Seefeld ist Joseers Beck in München. ** Vgl. Dr. Ginti, Galizisches Petroleum und Ozokerit. Wien, 1873, 4%, 15 8. 904 Arsenkies und Arsenikpräparaten, der Zinnbergwerke von Grau- pen in Böhmen, Talk von Mautern in Steiermark, Talkstein in Ziegeln und Platten von der Firma Carı Wıssıak in Wien, Mar- morsorten von Voralberg, Bregenzer Wald u. s. w., ausgestellt von der Commune Feldkirch, Marmor von Laibach in Illyrien und aus Istrien, ausgestellt von der Istrianer Handelskammer ete. Auch lag eine übersichtliche Geschichte des Bergbaues und Hüttenwesens im Königreiche Böhınen, von J. F. Scumipr v. BER- GENHILD vor (Prag, 1873), ferner eine geognostisch-bergmännische Reliefkarte des sächsischen Erzgebirges vom Bergmeister J. E. Vocı, ausgeführt durch A. H. Speck, 1873, die geologische Über- sichtskarte des Herzogthums Steiermark von D. Stur u. s. w. Von neuem fand man vielseitige Gelegenheit, die künst- lichen Arbeiten aus Bernstein und Meerschaum aus den rühmlichst bekannten Fabriken in Wien zu bewundern, die längste Bernsteinspitze jedoch, von 72 cm. Länge, befand sich in der französischen Abtheilung. — Einen besonderen Pavillon erfüllte die Ausstellung des k.k. Ackerbauministeriums im Norden der östlichen Hauptgale- rie. Über sie liegt ein genauer Katalog vor (Wien, 1873, 8°, 287 S. mit Plan.). Dieselbe enthielt eine Collectivausstellung der Staats-Salinen, darunter einen Obelisk aus Steinsalz von Wieliczka, und zwar Grundplatte aus Spiza-Steinsalz, Sockel aus Grün-Steinsalz, Schaft aus Szybiker Steinsalz, Scheitel und Wap- pen aus Krystallsalz, mit Buchstaben von blauem Steinsalz, Kry- stallgruppe aus der Salzkammer „Erzherzogin Gisela“, und in Glasvasen Mahlsalzsorten. Viele instructive Modelle verschiedener Salzbergwerke und eine Reihe von Karten dienten zur weiteren Erläuterung. Mit anderen Gegenständen des Bergbaues traten hervor die Werke von Pribram, Joachimsthal, Idria, Raibl, Bukowina etc. Eine geologische Karte über Idria von M. V. Liroın, 1873, fesselte indess das Interesse der Geologen weit mehr, als die grosse Quecksilbermasse von dort mit einer darauf schwim- menden Kanonenkugel, oder der grosse Silberblock ‘von den Treibherden in Pribram, dessen Gewicht 1015,7 Zollpfund betrug. Joachimsthal hatte Uranpecherz, Eliasit, Rittingerit und Sternbergit vorgeführt. 905 Aus Anlass der Wiener Weltausstellung ist ausserdem von dem k.k. Ackerbauministerium unter der Redaction von A. Scnauen- steın ein „Denkbuch des österreichischen Berg- und Hüttenwesens“ (Wien, 1873, 8°, 370 8.) veröffentlicht wor- den, das aus der Feder tüchliger Fachleute entsprungen ist und alle Beachtung verdient. Dasselbe behandelt: die Mineralkohlen in Böhmen, in Mähren und Schlesien, in den Alpenländern, Ver- kohlung und Briquette-Fabrikation,. Graphit in Böhmen, Mähren und den Alpenländern, das Metall-, Berg- und Hüttenwesen, aus- schliesslich des Eisen, in Böhmen, Mähren und Schlesien, das Eisen-, Berg- und Hüttenwesen in Böhmen, Mähren und Schle- sien, das Berg- und Hüttenwesen in Krakau, Galizien und Buko- wina, eine vergleichende Übersicht der Bergwerksproduetion in den Jahren 1855 und 1371, den Salzbergbau und das Sudhütten- wesen in den Alpenländern, in Galizien und Bukowina, die Ge- setzgebung und Verwaltung, die bergmännischen Unterrichts- anstalten, die Berg- und Hüttenarbeiter und ihre Existenzver- hältnisse. Auch in der grossen landwirthschaftlichen Ma- schinenhalle war manches hier Einschlagendes zu finden. Ausser den vorzüglichen Mühlsteinen, die von verschiedenen Industriellen, wie Gebr. Israrı in Wien und Dresden, Joser Oser in Krems u. s. w., aus französischem Rohmaterial kunsigerecht zusammengefügt worden sind, um allen nur denkbaren Anforde- rungen zu entsprechen, begegnete man hier Gesteinen und Boden- arten aus der Gegend von Kaaden in Böhmen, Marmor- und Kalkstein-Arten vom Karst, mineralogisch-geognostischen Samm- lungen der Ackerbauschule Schönberg in Mähren, Producten des Kalibergbaues von Kalusk u. s. w. Über die landwirthschaftlichen Lehranstalten Österreichs und die Gesellschaften und Vereine für Landescultur in der Öster- reichischen Monarchie fand der Beschauer leicht zugängliche ge- druckte Berichte vor. Der Pavillon der k. k. priv. österreichischen Staats- Eisenbahn-Gesellschaft, worüber ein Katalog (Wien, 1873, 8°, 43 S.) existirt, gab Auskunft über die verschiedenen grossen industriellen Unternehmungen dieser Anstalt, die auch in einem besonderen Berichte (Wien, 1875, 4°, 112) näher beschrieben 906 sind. Letztere umfassen die Banater Domäne Oravicza, die Eisen- und Stahlwerke Resicza, die Eisen- und Kohlenwerke Anina-Steierdorf, die Eisenhütte und das Metallwerk Dog- nacska, die Metallwerke Oravicza. Szaska und Moldava, die reichen Kohlenwerke Brandeisl-Kladno in Böhmen und die Maschinenfabrik in Wien. Über alle diese Werke fand man reiche Belehrung durch Kohlen, Erze, Gebirgs- und Gangstücke, Karten und Flötzprofile, ja es waren auch die verschiedenen Leitfossilien in Prachtstücken beigefügt. Bei Szekul kommen bauwürdige Steinkohlenlager vor, welche. das Eisenhüttenwerk Resieza mit koksbarem Brennmaterial. versorgen. Diese Lager enthalten Calamites cannaeformis, Annularia longifolia und Cyatheites arborescens. Über dieser Zone hat sich noch Lias- kohle ausgebildet mit Taeniopteris und Pterophylium; in beiden Ablagerungen kommen Lagen von Blackband vor. Das zum Lias gehörende Hauptiflötz von Steierdorf war in seiner ganzen Mächtigkeit von 14‘ 4,2“ aufgestellt; ein grosser Obelisk be- zeichnete das 11,4 Meter mächtige Steinkohlenflötz in dem Kü- bekschachte bei Kladno; der Psilomelan aus dem Glimmerschiefer von Desenyest-Tirnova dient zur Herstellung von Manganeisen, welches als Zusatz zum Bessemer-Stahl Verwendung findet. — Eine Collectivausstellung im Pavillon der Kärntnerischen Montan-Industriellen wurde gleichfalls durch einen Special- Katalog erläutert (Klagenfurt, 1873, 8°, 216 S. mit Karte.). Dem Verzeichniss der Aussteller und ausgestellten Gegenstände darin folgt eine Übersicht der geologischen Verhältnisse von Kärnten als Erläuterung der in der Ausstellung befindlichen geologischen Karte, bespricht die Mineralkoblen und Graphite Kärntens, seine Torfmoore, berichtet über die bestandenen und noch bestehenden Frischfeuer und die an ihre Stelle getretenen Werke in Kärnten, enthält ein Verzeichniss der Bergbau- und Hütlenwerke und schildert die geschichtliche Entwickelung der Roheisen-Production in Kärnten. Man musste in der That staunen über die grosse Anzahl von Handstücken des Vanadinit und anderen mineralogischen Seltenheiten, welche der Kärntener Bleibergbau des Grafen Gustav von EssEr u. A. aus mehreren Gruben geliefert hatte, ebenso über die auserwählte Sammlung von Mineralien, wie 907 Skorodit, Löllingit, Ullmannit, Rhodonit, welche der Hüttenber- ger Eisenwerks-Gesellschaft in Klagenfurt zur besonde- ren Ehre gereicht, und die wohlgeordneten geologischen und mineralogischen Sammlungen des Naturhistorischen Landes- museums in Klagenfurt, welche ebenso lehrreich für die Geo- logie des Landes als für die Technik sind, da auch die vorzüg- lichsten Bausteine Kärntens, die Strassenmaterialien, Thone, Ce- ment u. Ss. w. darin vertreten waren. Dem thätigen berg- und hüttenmännischen Verein für Kärnten in Klagenfurt verdankt man die geologische Karte des Landes im Maassstabe von 1 : 96000, ferner eine Karte über die kärntnische Montanindustrie mit Angabe der Eisen-, Blei- und Kohlenzüge, eine Darstellung des Berg- und Hüttenwesens Kärn- tens in Schaustücken und Mustern, eine graphische Darstellung der magnetischen Beobachtungen in der Station Klagenfurt ete. Der Kärntner Pavillon enthielt auch goldführende Erze einer alten Goldzeche zu Grosskirchen bei Döllach im Möllthale, deren gegenwärliger Besitzer Baron v. May pe Mapoys ist, in der Mitte des Pavillons war eine Marmorstatue der Carinthia aufgestellt. Diesem Pavillon gegenüber befand sich ein ähnlicher, wel- cher die Eisenindustrie Steiermarks aufgenommen hatte. Man sah da prächtige Belegstücke der dort gewonnenen Eisen- erze, insbesondere Eisenspath,. und die zierliche Eisenblüthe, Fohnsdorfer Schwarzkohlen, Rasen- und Specktorf. Zwischen den beiden vorher genannten Pavillons stand der für die Innerberger Hauptgewerkschaft, welche Eisen- steinbergbau in Eisenerz und Umgebung, Kohlenbergbau im See- graben nächst Leoben und in Oslawan betreibt, ausserdem aber Hohöfen, Hammerwerke und Walzhütten iu Thätigkeit erhält. Unter den ausliegenden Eisenerzen herrschte wiederum Spath- eisenstein vor, besonders instructiv war ein Modell von dem Eisensteinbergbau in dem Eisenberge bei Eisenerz. Es muss hier noch anderer in der Nähe befindlicher Raume gedacht werden, wo Österreichs bedeutende Montanindustrie sich verbreitet hatte, und wir finden diese zunächst in dem Pavillon der Fürsten SCHWARZENBERG, einer waren Perle der Wiener Welt- ausstellung. Dort zeigt uns ein Profil der Steinkohlenformation von Turrach in Steiermark einen Brauneisenstein, der zwischen 908 krystallinischem Schiefer und körnigem Kalke auftritt, über wel- chem anthracitische Kohlen mit Sigillarien und anderen Lycopo- diaceen lagern. Neben der Gaskohle von Kounowa und Krucowa fanden sich lange Stacheln und Zähne des Xenacanthus. Ein Katalog zur Collectiv-Ausstellung der Fürsten Jouann Aporr und ApoLF JOSEPH ZU SCHWARZENBERG (Wien, 1873. 8°, 60 S. mit 2 Karten) erläutert die wohl formatisirten Muster der auf den fürst- lichen Domänen in Böhmen und Steiermark vorkommenden Ge- steine und nutzbaren Mineralien. unter denen Graphit von Schwarzenbach sich für Bleistiftfabrikation wie für Guss- stahltiegel bereits verdiente Anerkennung verschafft hat. — Vieles ist ausserhalb der bedeckten Räume aufgestellt, man begegnet den Producten des Mineralreiches an den verschieden- sten Orten. Hier liegen feste und gute, wenn auch weniger elegante Dachschieferplatten der Kalk- und Schieferbruch gesellschaft Eisenbrod in Böhmen, oder die dünnplattigen Schie- fer der Schieferbau-Actiengesellschaft in Olmütz, worauf Nereiten- artige Würmer liegen, ähnlich jenen in dem Dachschiefer von Wurzbach bei Lobenstein, Dachschieferplatten finden sich ausser- dem auch neben den Forstproducten aus Krain am nordöstlichen Ende des Parkes. Hier steht der jetzt zu Grabeplatten so beliebte bläulich- weisse Marmor des Steinmetzmeister Franz LıchtsLau in Saubs- dorf, Schlesien, Post Freiwaldau, dort der Marmor von Ober- burgstein-Thal Fauzer's, Pusterthal in Tirol. An einer anderen Stelle, neben dem Pavillon der Actien- gesellschaft für Strassen- und Brückenbau in Wien treten Monumente aus Granit von Scheerding, sowie die grossen durch Bohrung gesprengten Granitplatten, bis 14‘ Länge, der Granitsteingewerke in Mauthausen und Neuhaus an der Donau (Mühlkreis, Ober-Österreich) und Mühlsteine aus die- sem Materiale, das auch das Wiener Pflaster liefert, vortheilhaft hervor. Apparate zur Erzeugung der Bohrlöcher, Sprengmittel, Zündvorrichtungen, Rettungsapparate u. s. w. von Mauer & ESCHENBACHER in Wien, ingleichen Proben für die Härtebestimmung der Gesteine mittelst Bohrung von Bergrath Worr, erfüllen einen besonderen Pavillon in der Nähe des vorigen. Seine Wände 909 sind verziert mit v. DEcken’s geologischer Karte von Deutsch- land und v. Heımersen’s geologischer Karte von Russland. Ein anderer Pavillon birgt die Bergbau- und chemischen Producte, mit Glas- und Thonwaaren, des Industriellen Jon. Dav. Stark, der eine Übersichtskarte seines Bergbaues bei Ellbogen, seines Steinkohlenbergbaues bei Tremosna in Böhmen, und einen Schichtdurchschnitt des Davidschachtes in Kasnau in !/,, Grösse vorführt. — | In einer Ausstellung des k. k. Handelsministeriums fesseln das Interesse: Probewürfel verschiedener zu Seebauten verwendeter Stein- und Cementsorten, sowie verschiedene als Handelsartikel eingeführte Mineralien, wie Chromeisenerz aus der Türkei, Smirgel aus Naxos, Meerschaum aus Mähren, Natolien, Mysore etc. Oilstone aus Canada und Topaskrystalle aus Brasi- lien. — Noch einen Blick auf Ungarn, dessen Industrie in einem besonderen Flügel der östlichen Hauptgalerie aufgestellt war. Hier treten uns zunächst die Ausstellungs-Objecte der K. Unga- rischen geologischen Anstalt entgegen, deren Director M. v. Hansken ist, mit geologischen Karten und einer reichen Sammlung der in den Schichten des Bakony- und Vertesgebirges und des angrenzenden Gebietes gefundenen Versteinerungen (Katalog, Budapest, 1873, 8%, 31 S.), und eine prachtvolle Samm- lung von Nummuliten, präparirt von M. v. Hanssen und S. E. v. Manparäsz, worüber gleichfalls ein Katalog vorliegt (Pest, 1873, 8%, 14 S.). Wir sehen eine grosse Suite der Hilger Trachyte und Basalte, welche Joser Hrnrsar in Schemnitz in beste Formate geschlagen hat, eine Gesteinssuite des ärarischen Metallbergbaues von Schemnitz, Kremnitz und Herrengrund, eine Sammlung von Nagybanya, Oravicza, das Chromerz der Gewerkschaft Hofmann Ernest von Alt-Orsova an der Donau, die Vorkommnisse der Dobschauer Kobalt- und Nickelerzgruben, die Eisenerze des Kron- städter Bergbau- und Hütten-Actien-Vereins im Zsilthale und ge- diegenes Gold von Abrudbanya und Verespatak. Neben einem Obelisk aus Steinsalz von Marmaros in Ober- Ungarn belehrt uns eine plastische Darstellung über den dortigen Abbau. 910 ' Über die gut vertretenen Salinen in Siebenbürgen liegt ein von der Klausenburger K. U. Bergdirection verfasstes Schrift- chen vor: Kurzer Abriss u. s. w. (Klausenburg, 1873, 50, 25 S. m. 8 Tabellen); ebenso über die Collectiv-Ausstellung ungari- scher Kohlen, von Max. v. Hansken (Pest, 1873, 8°, 32 S.), die wir zum Theil schon ‚in dem erwähnten Pavillon. der k. k. priv. Staatseisenbahn-Gesellschaft, z. Th. auch in jenem der k.k. priv. Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft antreffen. Unter ihnen fallen wohl am meisten die eigenthümlichen Kugel- kohlen oder Mugelkohlen von Vasas auf. Selbst in dem zierlichen Pavillon des Prinzen Aususr v. SacusEn-Cogurg, hinter dem Fürstl. SchwArzEngBERG'schen. Pa- villon, war eine reiche Auswahl von Kohlen, Gesteinsarten und Bodenarten von dessen ungarischen Besitzungen in Muräny, Edeleny. Fülek und Szitinya zu finden. — 3. Von anderen Ländern Europa’s lässt sich, nach ‘Süden fortschreitend. zunächst die Schweiz anschliessen, deren Pro- ducte in deın südlichen Theile der westlichen Hauptgalerie und angrenzenden Orten zu finden waren. Alan sah mit Vergnügen die geologische Karte der Schweiz, herausgegeben von dem Dept. des Inneru der Schweizer. Eidgenossenschaft in Bern, in dem Maassstabe von 1 : 100,000, welche in ihrem östlichen, west- lichen und nördlichen Theile nalıezu beendet ist, ferner die topo- graphische Karte der Schweiz von. dem . Eidgenössischen Stabsbüreau in Bern, eine geologische Karte des Sentis, aufge- nommen von Arn. Escher v. d. Lintw in den Jahren 1837 bis 1872, in dem Maassstabe von 1 :25,000 und herausgegeben auf Kosten der Eidgenossenschaft, 1873. Es war in natürlicher Grösse ein Stück des Montcenis- Tunnels dargestellt, mit der dazu verwendeten. Bohrmaschine und Proben der aus ihm hervorgezogenen Gesteinsschichten; na- turwissenschaftliche Sammlungen waren als Lehrmittel im Schwei- zer Schulhause aufgestellt, 4. Italien hatte bei seiner diesjährigen Ausstellung weit mehr Eleganz entwickelt als noch in Paris. Man braucht hier ‚nicht seiner zahlreichen Marmorstatuen zu gedenken, die auf jeden Beschauer der Ausstellung einen grossen Reiz ausübten, oder der prächtigen Vasen aus Serpentin, einen ebenso 911 wohlthuenden Anblick gewährte eine reiche Sammlung von Bau- materialien und Ornament-Gesteinen von Pisa und andereu Pro- vinzen. (Vgl. Nota dei Producti minerali da costruzione e da ornamento, Pisa, 1873, 8°, 21 p. und: Marmi pietre da constru- zione e decorazione degli artisii GaAsrarE & Fienio PırrTrRo de Venezia.) Man überschaute die Bergwerksproduete Sardiniens mit ihren schönen Bleierzen. reichen Zinkerzen und den Steinkohlen von Bacu Abis, das Steinsalz und die Salzproducte der Salinen Lun- gro, Barletta und Gervia. den Schwefel und Cölestin von Gir- genti, in grösster Auswahl, Producte der neuen Schwefelgruben der Romagna e Marche Sıcieta Boiognese, die meterlangen As- bestfäden aus Val Malenco, welche die Handelskammer in Civita vecchia ausgestellt hatte, Kaolin von Vicenza, Asphalt von Chiete, Rom und Caserta; daneben Blätter der geologischen Karte Italiens in dem Maassstabe von I : 50000 (Firenzo, 1870), einen geolo- gischen Durchschnitt durch Friaul, geologische Karten der Apen- ninen, der Insel Elba etc. 9. Spaniens Mineralstoffe waren in einem besonderen Pavillon aufgehäuft, leider sehr unvollständig etiquettirt und ohne jeden Katolog. der erst im Laufe des Monat September vorbe- reitet wurde. Seine diessjährige Ausstellung bot in dieser Be-. ziehung der in Paris gegenüber kaum etwas Neues dar. 6. Aus Portugal traten neben Blei- und Kupfererzen, sowie Antimon und Kohlen, besonders schöne Marmorplatten und die Schieferplatten von Pedreiras do Callinheiro, bei Villa de Val- longo, dist. do Porto, hervor. 7. Frankreich stand gegen die brillante Ausstellung sei- ner ursprünglichen Producte in Paris gleichfalls zurück und bet in dieser Beziehung nicht viel Neues. Gern sah man indess wiederum seine grosse Carte geologique detaillee de la France, eine Carte geologique agronomique de larrondissement Vou- zieres, oder die Darstellung von le Creusot und der Mines de la grande Combe wit Plänen. Schachtprofil, Kohle, Koks und Bri- quels. In der Nähe der letzteren waren in der grossen Maschinen- halle auch eylindrische Bohrproben aus dem artesischen Brunnen de la place Hebert a la Chapelle in Paris ausgestellt, während 912 in der westlichen Agriculturhalle die in Paris und verschiedenen Gegenden Frankreichs gebrauchten Bildhauersteine der Her- ren F. Civer & Co. in Paris. ferner eine grosse Ausstellung der Mühlsteine von la Ferte-sous-Jouarre, sowie die Ce- mente und daraus hergestelllen geschmackvollen Steinplatten einen sehr guten Eindruck hinterliessen. (Gesellschaft der Fran- zösischen Gemente von Boulogne-sur-mer, unter der Firma: Lox- oeukry & Co.) Reich vertreten waren an anderen Orten, so in der Nähe der kärntener Ausstellung, die Producte der anonymen Gesell- schaft für die Gewinnung von Asphalt und Erdharzen vom adrialischen Bassin, die in Paris ihren Sitz hat, der Asphaltgruben von SEYSSEL in Aix, der Compagnie generale des Asphaltes de France in Paris etc. Prächtige Marmorblöcke lagen vor aus den Pyrenäen, aus den Basses Alpes, von Herault u. a. Gegenden Frankreichs, eine Reihe schöner Marmore, Alabaster und Granite hatte Deviuık in Paris ausgestellt. Allgemeine Beachtung fanden wiederum die Appareils respi- ratoires von M. A. GALIBERT in Paris. Natürliche und künstliche Edelsteine waren wit fein- stem Geschmack zu den verschiedensten Schmuckgegenständen verbunden. In der Algerischen Abtheilung, wofür ein Special- Katalog (Paris, 1873, 8°, 186 S.) eine willkommene Unterlage darbot, sah man den Serpentin von Oran zu grossen Orna- menten verwendet; ebenso hatten A. CHEvALıER & Sohn elegante Tischplatten aus faserigem und diehtem Aragonit Algeriens geschaffen, Constantine hatte weissen und schwarzen Marmor, Steinsalz und Salpeter geliefert. Noch viele andere Mineralpro- ducte aus Constantine und anderen Theilen Algeriens, wie Schwe- fel, Zinnober, Galmei und Zinkblende, Bleiglanz und Kupferkies, waren gut vertreten. Eine Geographie physique et politique de l Algerie, 2. ed., 1873, 8°, war von Acnıre Fıruıas ausgelegt. — Übrigens war mit Ausnahme von Algerien in dieser Weltaus- stellung wenig Gelegenheit geboten, sich über die geologischen Verhältnisse der Länder Nordafrika's zu orientiren, wenn man 913 nicht ein gutes Relief von den Nilmündungen in der Egyptischen Ausstellung hierzu rechnen will. 8. Aus Belgien bemerkte man zunächst die geologische Karte von G. DEewaıngur, sowie eine grosse Karte des belgischen Kriegsministeriums. Man fand in der grossen Maschinenhalle die Eisensteine, Kohlen und andere Rohmaterialien der Gesellschaft Joun Cogverisı in Seraing, die Bergwerksproducte der Societe anonyme de Bleyberg belgique mit ihren Bleiglanzen, Zinkblen- den und daraus gewonnenen Metallen, während die Naturproducte des Untergrundes der Commune Ben-Ahin in Belgien, mit Blei- slanz und Eisensteinen und ein Relief der Kohlengruben von Mariemont und Bascoup andere Stellen gefunden hatten. 9. Grossbritannien bot in unserem Fache hier nicht viele, doch weitgesuchte und interessante Artikel, wie die vor- züglichen Dachschiefer von Wales, eigenthümliche, hahnenkamm- ähnliche Steinkohlen und zerklüftete thonige Sphärosiderite (Turtle stone) von Merthyr mit Resten von Sigillaria und Lepidodendron. Zinnerze und andere beliebte Mineralien von Cornwall rührten aus der Sammlung von W. Broan in Falmouth her, Chromeisen- erz mit 52 proc. Chromoxyd von Hormann Ernest Company in Ungarn, alle anderen Kostbarkeiten aber. selbst’ ein Collier aus Diamanten im Werth von 35,000 Pfund Sterling, wurden weit überstrahlt durch den kostbaren Schmuck von Diamanten, Smarag- den, Sapphiren, Perlen und Korallen der Lady Durex. Seine Colonien schlossen sich in dem westlichen Theile des grossen Ausstellungsgebäudes unmittelbar an Grossbritan- nien an. Hier üben eine ganz besondere Anziehung auf das Publikum 27 rohe Capdiamanten nebst vielen Modellen der grösseren, überhaupt in Süd-Afrika gefundenen Diamanten aus. Das Origi- nal des grössten dortigen Diamanten, des Stewart von 288°/; Karat Gewicht, von etwa 1, Zoll Durchmesser, an Werth 373,000 Gulden ö. W., prangte in dem Schranke eines Juweliers in der Rotunde. Dort lagen Cap-Gold von Trans Vaal und Estate Eerslelling, 500 miles von Port Natal, Cap-Kupfer mit Kupferkies, Buntkupfer- erz etc. von Port Elizabeih und gute schiefrige Schwarzkohle von Port Natal. Jahrbuch 1873. 58 914 Aus Indien waren eine Sammlung von Bodenarten, Gra- phit von Ceylon, eine instructive Sammlung von Gesteinsarten, Steinsalz- und Kohlenproben der Salt Range im Punjab, nebst geologischer Karte und Profilen von Director Dr. Orpnau aufge- stellt; sämmtliche in Dr. F. Stouiczka's bedeutendem Werke über die Kreideformation des südlichen Indien beschriebenen Originale von Versteinerungen hatten, während der Weltausstellung eines leichteren Vergleiches halber, in den Räumen der k. k. geolo- gischen Reichsanstalt eine passende Aufnahme gefunden. Von Süd-Australien war der Reichthum an Gold durch Modelle der grössten dort gefundenen Klumpen veranschaulicht, wie jenes 2195 Unzen schweren Willkomm-Klumpens, der am 11. Juni 1858 bei Ballarat entdeckt worden ist; ein wirklicher hier ausgestellter Goldklumpen von Queensland war 104 Unzen schwer. Ausserdem lagen von Queensland ein riesiger Malachit- block vor von Peak Downs Copper Mine, ein noch grösserer Block von Kupferkies von Mount Perry, Zinnober, Schwarzkohlen u. Ss. w., ferner Antimonglanz aus Victoria. Man bemerkte mit Vergnügen eine Übersichtskarte von Queensland mit Angabe der dortigen paläolithischen und meso- lithischen Kohlen, sowie der Vorkommnisse von Gold, Kupfer, Blei und Zinn. Von besonderem Interesse erschien eine lange Reihe von edlem Opal aus Queensland, welche F. Bıshor in Brisbana ausgestellt hatte und die wohl berechtigt ist, mit dem edlen Opal aus Ungarn zu concurriren; auf den Fachmann übten die Graptolithen von Melbourne grosse Anziehung aus. Herrn Rıcn. Damrrer verdankt man die an einer Wand ausgebreitete „Skeich Map of the Geology of Queensland and parts of New Souih Wales“, in deren Nähe sich auch noch eine andere „Map, showing Ihe Mineral Areas of Queensland“ zeigte. — | Die Goldfelder Neu-Seeland’s, die uns zuerst v. Hoch- STETTER genauer kennen gelehrt hat, waren durch charakteri- stische Sammlungen veranschaulicht, die Dr. Lauer Linpsay neben Chromeisenerz von Nelson und Kohlen von Nelson, Otago und Auckland eingesandt halte. Den Glanzpunkt der Neu-Seeländer Ausstellung bildeten jedenfalls die fast vollständigen Skelete der grossen ausgestorbenen Riesenvögel, Palapterix elephan- 915 toides OwEn, Dinornis giganteus Ow.. D. ingens und D, didi- “ formis, welche Dr. Jur. Haast in Christchurch an Prof. v. Hock- STETTER hatte gelangen lassen. Auch eine Fährte dieser Rie- senvögel oder Moas in einem Sandsteine an der Poverty Bay der Nordinsel war ausgestellt. , Wir müssen unsere Blicke noch lenken auf den beschrei- benden Katalog der Neuseeländischen Abtheilung in der Wiener Weltausstellung von 1873, sowie auf eine Karte von Dr. Jur. Haası: Reconnaissance Map of the Interior of the Province of Canterbury, New Zealand, im Maassstabe von 1 : 253440. -- 10. Kehren wir wieder nach Europa zurück, so begegnen wir in der Ausstellung von Dänemark den schönen topogra- phischen Karten des K. Dänischen Generalstabes im Maassstabe von 1: 20000 und 1 :40000: wir finden eine Reihe von brauch- baren Materialien aus Bornholm, wie Feldspath und Kaolin nebst den dortigen Kohlen, den Isländer Doppelspath in grossen Stücken ete. 411. Ganz vorzüglich ist Schweden vertreten, nicht allein durch seine trefflichen Magneteisensteine, welche massenhaft und vielseitig aufgestellt sind, durch seinen Kupferkies von Fahlun, seine Kobalt- und Nickelerze, seine erst neuerdings mehr aufge- schlossenen mesolithischen Kohlen, sondern namentlich durch seine sorgfältigen geologischen Karten und ausgewählten Samm- lungen schwedischer Fels- und Bodenarten, sowie interessanter Versteinerungen, welche die geologische Landesuntersuchung Schwedens in der grossen Rotunde musterhaft angeordnet hat. In derselben fehlen auch nicht jene eigenthümlichen Concretio- nen, die man Imatrasteine oder Maleken genannt hat (Vgl. den Specialkatolog der Ausstellung dieser Anstalt, Stockholm, 1873, 80, 545) Auch von Norwegen liegt die grosse geologische Karte des südlichen Norwegens im Maassstabe von 1: 200000 mit 4 grossen Profilen vor. Eine auserlesene Sammlung von Gebirgs- arten und Mineralien repräsentirt deren Zusammenvorkommen, z. B. die grosskörnigen Granitgänge des Grundgebirges, die ‚kry- stallinischen Massengesteine und die älteren Schichtgesteine. Hier fesselt ein riesiger Apatitkrystall von ca. 1%, Fuss Länge das Auge, dort ein grosser Block von röthlichem Apatit 58* 916 der „Bamble Phosphate Compagny in Christiania“, hier liegen Producte des Nickelwerkes von Ringerig, dort /die Chromerze von Röros in Nordland, oder ein grosser Block Kupferkies aus den Gruben von Vigsnaes und skandinavische Eisenerze, welche A. W.J. R. Corron in London ausgestellt hat; eine grosse Zierde der Ausstellung aber sind die edlen Silbererze von Kongs- berg, welche in schönerer und instructiverer Weise kaum ge- zeigt werden können. 12. Wir gelangen nach Russland, das wiederum durch seine verführerischen Malachit-Vasen oder Tische und andere be- liebte Schmucksachen aus diesem Materiale, oder aus Lapis lazuli und aus Rhodonit glänzt. Einen grossen Theil dieser Gegen- stände hatten die Fabriken von K. Hoksserıc# und J. Spürnase in St. Petersburg ausgestellt. Prachtvolle Porphyrvasen aus der Kais. Fabrik in Kolyvan wurden ebenso angestaunt, wie die grossen dünngeschnittenen Platten von Nephrit und Paulitfels, die in der Rotunde ihren Platz gefunden hatten. Man findet jenen Nephrit in der Nähe der Graphitgruben des Mont Batougol in Ostsibirien in dem Torrent d’Anote vor. Von dem unübertroffenen Graphit der Alibert-Gruben, der selbst zu zierlichen Schmucksachen Verwendung findet, lagen durch A. W. Faser grosse Mengen vor, ebenso waren manche Steinkohlen Russland’s vertreten, nicht minder das Steinsalz von Saschita, das Chromeisenerz vom Ural, die kupferführenden Berg- und Hüttenwerke zu Kedabeg und das Petroleum aus Trans- kaukasien. ‘43. Griechenland hatte viele Marmorproben, Bausteine, unter letzteren auch den Plakyt Cordellas, einen kalkhaltigen Glimmerschiefer von Plaka in Laurium, ferner die als Gement gebrauchte Erde von Santorin, Schwefel von Milo, Smirgel von Naxos, Bleierze von Antiparo, Chromerz von der Insel Skyro, lithographische Schiefer von der kleinen Insel Meganisi bei der Insel St. Maure etc. ausgelegt, worüber ein Katalog Auf- schluss gibt: Description des marbres ei autres mineraux de Grece, 1873, 8°, 28 p. x 14. Aus der Türkei sah man neben dem dort viel ge- brauchten Auripigment, verschiedenen Farbstoffen und grossen Glimmertafeln eine grössere Sammlung der devonischen Ver- 91% steinerungen, welche Dr. AspuLLan Bev am Bosporus gesam- melt hat. 15. Aus China waren verschiedene Schwarzkohlen zu be- merken; Japan’s Ausstellung war weit mannichfaltiger. Von da lagen unter anderem Kohlen, Schwefel, Titaneisenerz, Serpentin etc. von Hokkoido vor, ferner eine grosse Reihe der dort so be- liebten Kugeln und ähnlichen Arbeiten aus Bergkrystall, Amethyst und Chalcedon; in einer übrigens unansehnlichen Sammlung von Mineralien und unformatisirten Gesteinen fanden sich mehrere Platten fossiler Fische und ein deutlicher Nautilus lingulatus, dessen weites Verbreitungsgebiet sich hierdurch noch bedeutend erweitert. 16. Nordamerika, Die vereinigten Staaten. Unmit- telbar an dem westlichen Eingange in die grosse Maschinenhalke fand man Gelegenheit, das Sand-Blasverfahren zum Schneiden und Graviren harter Körper von B. C. Tıreuman in Philadelphia und London näher kennen zu lernen. Es wird bei diesem Ver- fahren ein Sandstrom in einen reissenden Dampf- oder Luftzug so eingeführt, dass er mit grosser Schnelligkeit auf eine harte oder spröde Fläche gerichtet wird, welche geschnitten oder ab- gerieben werden soll. Man schneidet dadurch mit grosser Leich- tigkeit Typen und Verzierungen auf Holz, Glas oder Stein, reinigt Metalle von Sand oder Schuppen, richtet Mühlsteine vor und kann diess Verfahren zu vielen anderen Zwecken verwenden; dasselbe erklärt auch manche geologische Erscheinungen, welche durch bewegten Sand hervorgerufen werden können *. In dem westlichen Theile des Haupt-Ausstellungs-Gebäudes lag das erste Exemplar von J. Marcov’s Carte geologique de ia terre, 2. Ed., 1873, aus. welche gegen die frühere Ausgabe grosse Veränderungen erfahren hat. Prof. Marcou hat auf ihr nach- stehende Gruppen unterschieden: Modern Rocks (Recent, Quaternary, Pliocen), Tertiary (Miocen, Eocen), Secondary (Cretaceous, Jurassic), New red sandstone (Trias, Dyas), * Vgl. W. P. Buare, Report of a geological Reconnaissance in Oali- fornia. New-York, 1858, p. 91 „Rocks cut by driving sand,“ 918 ; Carbon. (Coal measures, Carbon. limestone), Palaeozoic (Old Red, Silurian, Taconic — Lingula Flags), Crystalline Rocks (Metamorphie etec.), Volcanie Rocks. Von paläontologischem Interesse war namentlich eine grosse Platte neurothen Sandsteins aus dem Connecticut-Thale mit Ornt- thichnites giganteus; unter den Gesteinen glänzte der weisse Marmor von Vermont, der für Bildhauerarbeiten geschätzt ist, ferner Marmor von Tennessee und der röthlich wolkig gefleckte Champlain Marble. Von den oft nur formlos zusammengehäuften Montanpro- ducten der verschiedenen Staaten waren hervorzuheben: Nickel- und Kobalterze von la Motte Mine bei St. Louis, sowie Bleiglanz, Zinkblende und Galmei aus Missouri; Nickel- und Kobalterze, Zinkblende und Galmei aus Illinois und Michigan, nebst einer Sammlung von Eisensteinen von Marquette County in Michigan, Nickel- und Kupfererze aus Pennsylvanien; Magneteisenerz, Kobalt- und Nickelerze, Gold und Silbererze von Arizona Terr., Eisenerze aus der laurentischen Gruppe von St. Lawrence Co., zusammengestellt durch Prof. B. Sıruman, die Eisenerze von Ala- bama, Silber-, Blei- und Kupfererze, Eisenerze, Schwefel, Stein- salz und Steinkohlen von Utah, Kohlen von Indiana, Die bestgeordnete Sammlung aus Nordamerika war eine Reihe interessanter Mineralien aus Nord-Carolina, welche Prof. Kerr in Raleigh, N. C. aufgestellt hatte. Sie enthielt Pracht- stücke des bei Franklin, Macon Co., N. C. massenhaft vorkommen- den Korund in grauen und rothen Abänderungen, von Beryll, Agalmatolith, Serpentin, Talk, Asbest, Itacolumit, Marmor, Kohle von Chataın County, Kupferkies, Bleiglanz, Magneteisenerz, Glim- mer etc., alles in ausgezeichneten Exemplaren und mit genauen Etiquetten, die man an vielen Gegenständen aus anderen Staaten sehr ungern vermisste. Ebenso hatte G. Kuster in San Francisco eine auserlesene Sammlung von Mineralien aus Californien und Nevada vor- geführt, unter welchen Chlorsilber, Bromsilber, Hübnerit von Ellsworth in Nevada und andere Seltenheiten hervorragten. Sie waren wichtiger, als eine ungeordnete Sammlung von Versteine- rungen von Cincinnati, Ohio. Aus Louisiana war eine Reihe 949 von Bodenarten ausgebreitet, die wohl zur Auswanderung dahin anregen sollten. 17. Südamerika. Wir begegnen aus diesem Erdtheile goldführendem Quarz aus Minas de Guayana in Venezuela, fer- ner Schwarzkohlen von Curamichale, Estado de Coro, dem Anthra- cit von la Guaica, Bleiglanz von Caracas und Carupano, Roth- kupfererz u. a. Kupfererzen von Aroa in Venezuela; wir finden Smaragd und Kupfererze, Schwefel und Schwarzkohlen aus Co- lombia, Marmor aus Urugay und die Brasilianische Aus- stellung, welche letztere ein „Resume du Cataloque de la Sec- tion Bresilienne* (8°, 32 p.) verzeichnet. Das National-Museum in Rio de Janeiro hat eine Sammlung von Gesteinen der diamant- und goldführenden Formationen Bra- silien’s ausgestellt, Prof. Mis. Ant. oA Sırva hat dazu Stücke von Italolumit und Diamanten, sowie Proben der Granite und Gneisse von Rio de Janeiro geliefert. Auch die Schwarzkohlen von Sta. Catharina und S. Pedro do Rio grande und der Schwefel des Vulkan San Miguel in dem Bez. San Salvador fehlen nicht: im Ganzen gibt aber doch diese Ausstellung nur ein schwaches Bild von den dort vorhandenen mineralogischen Schätzen und es haben wohl den meisten Besuchern der Weltausstellung der aus Vogelfedern und bunten Käfern künstlich zu Blumen zusammen- gefügte Schmuck der Brasilianerinnen, oder die prachtvollen Holz- arten Brasiliens mehr imponirt, als der geologische Theil seiner Ausstellung. Über das Spectrum des Edelopals. Von Herrn Dr. H. Behrens, Privatdocent in Kiel. (Hierzu Tafel V.) Gelegentlich einer Reihe von meist erfolglosen Versuchen, den Spectralapparat der mikromineralogischen Forschung dienst- bar zu machen, stiess ich vor einigen Wochen bei dem Edelopal auf höchst merkwürdige Spectralerscheinungen, die sich nicht alle mit dem vereinigen lassen, was ich in einer früheren Arbeit * auf anderem Wege über dies interessante Mineral ermittelt habe, und deren Verfolgung und Deutung für den Mineralogen wie für den Physiker von Wichtigkeit sein dürfte. Der Edelopal gibt, wie a. a. O. ausgeführt worden ist, dreierlei Farben: 1) die bekannten intensiv leuchtenden, ausser- ordentlich reinen Farben in auffallendem Licht; 2) matte, ver- waschene, unreine Farben in durchfallendem gemeinem Licht, und zwar im Allgemeinen solche, die zu den Farben in auffallendem Licht complementär sind; 3) im durchfallenden polarisirten Licht zeigt er die Erscheinungen chromatischer Polarisation in der Weise, dass Farben auftreten, die nach Art und Anordnung denen des auffallenden Lichts ähnlich sind -- sonderbarerweise ist aber trotz der starken Doppelbrechung (Farben II. und III. Ordnung) die Helligkeit im Gesichtsfelde eine geringe. * Mikroskop. Unters. üb. d. Opale, Sitzungsber. d. k. Akad. d. W. zu Wien, I. Abth. Dec.-Heft 1871. Jahrb. 1872, 316. 921 Alle diese Farbenerscheinungen liessen sich ungezwungen als Interferenzfarben dünner Blättchen (Newron’sche Farben und Polarisationsfarben) deuten, jetzt scheint aber die prismatische Analyse derselben eine so einfache Deutung zu verbieten. Construirt man nach den vorausberechneten Maximis und Minimis der einzelnen Farben die Spectra der Newron’schen Far- ben, so stellen sich dieselben, in Übereinstimmung mit dem ex- perimentellen Befund, als Farbenstreifen dar, die von verwa- schenen, breiten dunklen Bändern, parallel den Grenzen der Farben durchzogen sind, Bändern die mit steigender Ordnungs- zahl der Newronschen Farbe an Zahl und Schärfe zunehmen, an Breite abnehmen (Tarsor’sche Linien). Sollen dieselben auch nur annähernd so schmal und scharf werden, wie die stärkeren unter den FrAunHorer schen Linien, so muss ihre Zahl sehr gross sein; in diesem Fall gibt aber die Vereinigung der zwischen ihnen befindlichen Reste des Spectrums eine Mischfarbe, die nicht mehr von Weiss zu unterscheiden ist. Die lebhaftesten Farben dünner Blättchen gehören der Il. und Ill. Ordnung an; ihr Spec- trum enthält einen oder zwei breite, verwaschene Streifen. In durchfallendem Licht sind die Spectralstreifen der Newron schen Farben ausserordentlich matt, abweichend von denen der Polari- sationsfarben, mit denen sie im Übrigen übereinstimmen. Ganz anders die Farben des Edelopals. Der in der oben citirten Abhandlung über mikroskop. Zusammensetzung und Struc- tur der Opale mit (1) bezeichnete grün leuchtende Edelopal von Kremnitz gibt in auffallendem Licht schmale, scharf begrenzte Spectrallinien von einer Helligkeit, die nur mit der in dem Spec- trum von Inductionsfunken beobachteten verglichen werden kann. Dabei ist die Zahl dieser hellen Linien eine sehr geringe — vieler Orten tritt nur eine Linie nahe bei E auf. nirgends mehr als vier -—- und der Grund auf dem sie erscheinen, ist ein so mattes, nahezu continuirliches Spectrum, dass man es zum gröss- ten Theil auf Rechnung des vom Deckglase, resp. der Oberfläche des Präparals reflectirten weissen Lichtes bringen muss *. Die hellen Linien dieses Opals liegen zwischen D und G, am breite- * Fig. 1: Spectrum dieses Edelopals in auffallendem, Fig. 2: Spectrum derselben Partie in durchfallendem Licht. 922 sten sind die blauen — ihre Breite entspricht der von H und H, — am schmalsten, fast so schmal und scharf wie E, einzelne der grünen und gelbgrünen Linien. Der Ort derselben ist inner- halb gewisser Grenzen vom Incidenzwinkel des Lichtes abhängig; ändert man diesen durch Dreben oder Neigen des Präparats, so sieht man die eingestellte Spectrallinie nach dem einen oder an- dern Ende des Spectrums sich verschieben, in einem Falle wurde eine solche Wanderung einer bei E gelegenen Linie einerseits bis Gelb, andererseits bis Indigblau beobachtet. An den zu Ge- bote stehenden Präparaten konnte bisher nichts Sicheres über die Beziehungen ermittelt werden, welche zwischen der Richtung den Änderungen des Ineidenzwinkels und der Richtung statthaben, in welcher die Spectrallinien dabei verschoben werden *. Für das Studium dieser Beziehungen, deren Kenntniss zur Erklärung des fraglichen Farbenphänomens nothwendig erscheint, wären Präpa- rate erforderlich, die so geschliffen sind, dass sie we möglich nur eine leuchtende Fläche, und diese parallel der Schliffebene, enthalten. Solche Präparate lassen sich aber nur aus Edelopalen anfertigen, die statt der bei den Juwelieren beliebten vielen, in verschiedenen Farben leuchtenden Fleckchen, nur wenige, dafür aber um so grössere, einfarbige leuchtende Flächen besitzen. Nicht immer sind die Spectrallinien gerade und ihrer ganzen Länge nach von gleicher Breite; man. findet auch solche, die an den Enden schief abgeschnitten sind und nach oben oder unten über das schwache continuirliche Spectrum hinausragen, ferner schief liegende und krumme Linien (Fig. 3b, c). Solche Abnor- mitäten kommen seltener zur Wahrnehmung, wenn das Spectro- skop (ein Brownıng’ sches Taschenspectroskop A vision directe, in ein nach dem Kaliber des Tubus abgedrehtes Holzrohr einge- passt) nach Wegnahme des Mikroskopoculars in den Tubus ein- geführt wird, so dass sein Spalt ungefähr an die Stelle des Col- lectivglases kommt, als wenn man das Spectroskop mit seinen Spaltschneiden auf die obere Ocularlinse aufsetzt. In beiden Fällen muss die Einstellung ein wenig geändert werden, um ein * Später anzuführende Beobachtungen lassen mich vermuthen, dass es sich hier mehr um Verschiebungen des Präparates, als um Änderungen des Incidenzwinkels handelt. 923 recht scharfes Spectrum zu erhalten. Da im letzten Falle der Durchmesser des mikroskopischen Bildes vier- bis zehnmal grös- ser ist, als im ersten, so kommen hier Details in auffallender Grösse zur Geltung, die ohne Anwendung des Oculars übersehen wurden: eine Ausbuchtung oder eine Dickenänderung der farben- gebenden Lamelle, die vordem vielleicht ein Sechstel des Spalts deckte, nimmt jetzt die ganze Länge desselben ein und statt einer auf einem kleinen Bruchtheil ihrer Länge gekrümmten Spectrallinie tritt nur der gekrümmte Theil als leuchtender Bogen auf. Es kommen so hie und da ganz sonderbare, auf den ersten Blick unerklärliche Erscheinungen zu Stande, z. B. X-förmig ge- kreuzte, dabei mitunter am einen Ende schweifartig verbreiterte oder pinselähnlich zertheilte Curven, wie in Fig. 3, b, cı; ebenso geknickte Linien und solche mit plötzlichen Verdickungen und Zuspitzungen, deren Anblick lebhaft an die von LockvEr gezeich- neten Abnormitäten im Spectrum der Sonnenprotuberanzen er- innert (Fig. 3, a). Diese sonderbaren Unregelmässigkeiten der Spectrallinien sind in unserem Fall wohl auf nichts anderes zu- rückzuführen, als auf die in der mehrfach citirten Abhandlung besprochenen Dickenänderungen, Faltungen und Aufrollungen der farbengebenden Blättchen. . Weniger schön und auffallend, durch die Schärfe und Fein- heit ihrer Spectrallinien, aber mindestens ebenso interessant sind die Erscheinungen, welche dieser Opal bei der Untersuchung im durchfallenden Licht liefert. Ausser einigen sehr schwachen und verwaschenen breiten Absorptionsbändern, die an allen Stellen des Präparats dieselben zu sein scheinen und hiernach durch eine schwache Färbung der gesammten Opalmasse hervorgerufen sein dürften, sieht man in veränderlicher Zahl und Lage zwischen den Fraunnorer' schen Linien dunkle Linien das Spectrum durch- ziehen, zum Theil von solcher Schärfe und Schmalheit, dass es einiger Vorsicht bedarf, sie nicht mit den stärkeren der Fraun- Horer schen Linien des Tageslichts zu verwechseln. Man erreicht die Trennung beider entweder dadurch, dass man statt des Tages- lichts das durch mattes Glas zerstreute Licht einer hell brennen- den Lampe verwendet, oder bequemer, wenn auch nicht ganz so scharf, dadurch, dass man das innere, Collimator und Prismen ent- haltende Rohr des Browning’schen Spectroskops so weit heraus- 924 zieht, dass die Fraunnorer’schen Linien verschwinden, wobei die Linien des Opals in genügender Deutlichkeit erhalten bleiben. Man hat hierbei vor Allem den Vortheil, auch mit kleinen Spec- troskopen, die nicht mit Mikrometer versehen sind, exacte Orts- bestimmungen der Linien machen zu können, indem man den Collimator wieder so weit hinunterschiebt, dass neben den Linien des Opals die Fraunsorer'schen Linien scharf gesehen werden. Für die Untersuchung in auffallendem Licht erreicht man das- selbe, wenn man mit etwas Klebwachs ein starkes Deckglas der- art in geneigter Stellung auf dem Objectträger befestigt, dass es eine genügende Quantität von weissem Licht in das Mikroskop reflectirt. Im Allgemeinen sind die Linien im durchfallenden Licht nicht allein schärfer und schmäler, sondern auch zahlreicher, als im auffallenden, es lässt sich aber leicht durch abwechselndes Abblenden des Ober- und Unterlichts darthun, dass wenn auch nicht so viele helle als dunkle Linien vorhanden sind, doch je- derzeit für eine helle Linie an demselben Ort im Spec- trum eine entsprechende, meist etwas feinere dunkle Linie existirt. Es folgt hieraus, dass beide Liniensysieme einer gemeinsamen Ursache ihre Entstehung verdanken, und es gelingt in der That an vielen Stellen. wo zunächst nur dunkle Linien vorhanden sind, durch Drehen und Neigen des Präparats die ent- sprechenden hellen Linien zur Anschauung zu bringen, so dass wir mit gutem Grund annehmen dürfen, es werde dies. wenn man das Präparat in jede beliebige Lage gegen die Mikroskopaxe bringen könnte, überall möglich sein. Die Differenzen, welche bezüglich der Ausdehnung und Gestalt beider Arten von Linien auftreten, werden ebenso zu erklären sein. Nicht selten sieht man helle Linien im ersten Drittel oder auf halber Breite des Spectrums abbrechen, während die entsprechenden dunklen Linien des durchfallendenLichts die ganze Breite des Spectrums durch- setzen, ebenso ist durchgängig die Biegung und Knickung der dunklen Linien in complieirterer Weise entwickelt, auch hier ist es oftmals gelungen die fehlenden Theile der hellen Linien durch Drehen und Neigen des Präparats hervortreten zu lassen. Einzelne Linien bieten einen besondern Anblick durch eine an Interferenzlinien erinnernde Breite und Schattirung. Eine 925 genauere Untersuchung lehrt. dass dieselben bei partieller Ab- blendung des Lichts schmal und scharf werden, entweder durch Verlust der schattirteu Ränder, oder durch Verschwinden des anfangs dunklen Mittelstreifs, wobei die Ränder erhalten bleiben und sich zu zwei Linien von gewöhnlicher Schärfe ausbilden: in einem Falle liess sich ein solcher schattirter Streif durch vor- sichtige Regulirung der Beleuchtung gar in vier schmale Linien spalten. Diese Versuche gelingen in Folge der grösseren Schärfe der Linien in durchfallendem, als in auffallendem Licht; sie lassen die fraglichen Linien als gebogenen und gefalteten Lamellen angehörig erkennen, die bei gewisser Richtung und Ausdehnung der Beleuchtung über ihre ganze Fläche, bei be- schränkter Beleuchtung nur local zur Wirkung kommen. Unter dieser Voraussetzung wird das schattirte Aussehen und das Zer- fallen der breiten Linie erklärlich, auch die Biegung und Knickung der Specirallinie lässt sich auf verschieden grosse Gangunter- schiede zweier zur Interferenz kommender Lichtbündel zurück- führen und diese Ungleichheit des Gangunterschiedes kann wieder als durch Krümmung und Faltung refleetirender Lamellen herbei- geführt gedacht werden — was aber durchaus nicht dieser bis- her von mir angenommenen Erklärung der Opalfarben sich an- passen lassen will, ist, wie schon im Eingang bemerkt wurde: das Auftreten von monochromatischem Licht, von einer oder zwei schmalen hellen Spectrallinien. Vielleicht ist es voreilig. sich auf weitere Speculationen über diesen Gegen- stand einzulassen. wenn ich dies gleichwohl zu ihun wage, so geschieht es in der Voraussetzung, dass eine möglichst vollstän- dige Darlegung des bisher Gefundenen das beste Mittel ist, mich in den Besitz von Material zur Vervollständigung dieser Unter- suchung zu setzen. Die nächstliegende Vermuthung, auf welche sogleich die Ähnlichkeit der dunklen Linien des Opals mit den FrauxHorer'- schen Linien führt, nämlich die, dass man es mit einer beson- dern Art von Absorptionserscheinungen zu thun habe, erweist sich bei genauerer Prüfung als einer wesentlichen Modification bedürftig: wäre nichts anderes als Absorption im Spiele, so müss- ten die Spectra des auffallenden und durchfallenden Lichts iden- tisch sein, nun ist aber das eine Spectrum, schwache Absorptions- 926 streifen abgerechnet. das Complement des andern. Es folgt hier- aus ohne Weiteres, dass bei der Entstehung der Opalfarben fast gar kein Licht verloren geht, dass dieselben nicht durch Absorp- tion, sondern durch eine elective Reflexion hervorgebracht wer- den, also in die Kategorie der sogenannten Oberflächenfar- ben gehören. Man rechnet die Körper, welche diese Art von Farben zei- gen, ohne viel Umstände zu den dichroitischen; mir will nach den Versuchen, die ich selbst damit angestellt habe, scheinen, dass dies nicht ganz richtig ist, wenn man anders darauf be- stehen will, dass dies Licht, welches durch Dazwischenkunft dichroitischer Substanzen farbig gemacht wurde, zugleich Polari- sation angenommen hat, wie dies in den typischen Mineralien: Turmalin und Cordierit der Fall ist. Unter dieser Voraussetzung ist für eine gute Zahl von Körpern, die nicht selten als dichroi- tische bezeichnet werden. diese Benennung unerlaubt, man sollte denn mehrere Arten von Dichroismus oder Pleochroismus unter- scheiden wollen, wo dann auch die fluoreseirenden Substanzen mitzuzählen wären. So zeigt das oxalsaure Chromoxydkali im auffallenden Lichte Blaugrün, in durchfallendem Lichte Roth, dünne Schiehten der Lösung dieses Salzes lassen blaues, grünes und rothes Licht durch. dickere Schichten sind nur für Roth durch- lässig; ähnlich verhält sieh eine schwefelsaure Indiglösung: wir haben hier als Ursache der zwiefachen Farbe eine progressive Absorption. Ihnen zunächst stehen die im engeren Sinne als dichroitisch bezeichneten Körper (Turmalin, Amphibol, Biotit ete.), zu deren Pleochroismus Polarisation durch Doppelbrechung mit Absorption zusammenwirkt. Eine zweite, grössere Gruppe ma- chen alsdann die Körper mit Reflexfarbe aus, die wiederum in solche ohne Polarisation und solche mit Polarisation unterschie- den werden können, je nachdem die Anwendung eines Ocular- nicols die Farbe im auffallenden Licht unverändert lässt. oder im Gegentheil sie auslöscht, resp. in zwei Farben zerlegt. Ganz ausgeschlossen bleiben Körper mit scheinbarer Oberflächenfarbe, wie manche Varietäten von Kaliglimmer. das wasserfreie Chrom- ehlorid u. a. m. Sie sind leicht daran zu erkennen. dass ihre Farbe dieselbe ist, mag man sie im auffallenden oder in durch- fallendem Licht untersuchen. Ausgeschlossen sind auch die Inter- 927 ferenzfarben, die durch oberflächliche chemische Eingriffe, durch eingelagerte durchsichtige dünne Blättchen, durch lufterfüllte Spalten hervorgebracht werden können. Sie sind vielfach mit den eigentlichen Reflexfarben verwechselt worden. wovon alsbald mehr Beispiele angeführt werden sollen, können aber nach dem oben angemerkten mit Zuhülfenahme des Spectroskops ohne son- derliche Mühe erkannt werden *. Das Verhalten der nicht polarisirenden, oder um FischEr’'s bequeme Ausdrucksweise zu gebrauchen: der apolaren Substan- zen mit Reflexfarbe ist sehr bequem am Fuchsin zu studiren. Krystalle von Fuchsin, die man gegenwärtig von ziemlicher Grösse im Handel bekommt, haben im auffallenden Licht prächtig gelb- grünen metallischen Glanz; schöner noch und gleichmässiger er- hält man denselben. wenn eine concentrirte alkoholische Lösung des Farbstoffs durch rasches Übergiessen und Ablaufenlassen auf einer ca. 50° warmen Glastafel ausgebreitet wird. Eine solche Tafel zeigt im reflectirten Licht Cantharidengrün, in durchgelas- senem helles Roth. Die spectroskopische Prüfung ergibt für die Reflexfarbe: glänzendes continuirliches Spectrum mit einem Schat- ten im Blauviolet und einer dunklen Linie auf der Grenze von Orange und Roth: für die durchgelassene Farbe: ziemlich hellen Schimmer im Blauviolet und intensive helle Linie auf der Grenze von Roth und Orange. Ausserdem scheint eine schwache Ab- sorplion im Blaugrün angedeutet. Complieirtere Zusammensetzung * Man hat sich bei Untersuchungen dieser Art sehr vor Fehlern zu hüten, die durch Polarisation im Spectroskop und durch Reflex an der untersten Objectivlinse entstehen können. Prismensysteme & vision directe können das durchgehende Licht so stark polarisiren, dass eine dicke Gyps- platte (1,5mm) mit dem Mikroskopspiegel als Polariseur und dem blossen Spectroskop als Analyseur deutlich die TaLsor’sehen Linien zeigt. Ge- - fährlicher ist der Reflex an dem Objectiv, wenn man Objecte, die Reflex- farbe und Polarisationsfarbe zugleich besitzen, zwischen gekreuzten Nicols untersucht. Es erscheinen dann neben den durch Doppelbrechung hervor- gebrachten Interferenzfarben schwache Reflexfarben, was mich in Betreff der Polarisationsfarben an Edelopalen zu manchen Irrthümern geführt hat. Glücklicherweise ist die in der oben citirten Abhandlung gegebene Zeichnung von einem Präparat entnommen, bei dem die Polarisationsfarben stark überwiegen, sie ist bis auf ein paar unwesentliche Nüancen richtig. Irrthümer dieser Art sind nach dem oben Gesagten durch das Spectroskop leicht nachzuweisen. 928 bieten die Farben des übermangansauren Kalis, die nur leider nicht so bequem zu untersuchen sind, da dies Salz, bei seiner ausgesprochenen Tendenz zu spiessiger Krystallisation, schwer dahin zu bringen ist, einigermaassen dichte und gleichmässig starke Überzüge auf den Objectträger herzugeben. Man erreicht diesen Zweck eher durch rasches Abdampfen, als durch Erkalten- lassen einer heissen Lösung. Das Spectrum des broncefarbenen refleclirten Lichtes ist in Fig. 4, das des durchgelassenen in Fig. 9 verzeichnet. Jeder hellen Linie‘ des reflectirten Lichtes entspricht eine dunkle Linie im durchgelassenen; besonders auf- fallend ist diese Umkehrung an der gelben Linie a, an welcher man sie selbst an den durchscheinenden Kanten grösserer Kry- stalle sehen kann. Polarisation ist nur in geringem Maasse vor- handen: das Nicolsche Prisma macht zwar die Intensität des reflectirten Lichtes wechselnd, ändert die Zusammensetzung der Farbe aber durchaus nicht. Die prächtig schillernden Salze des Platincyans liefern im Gegentheil nur polarisirtes Reflex-Lichi. Das schönste derselben, das Magnesiumplatineyanür zeigt im durchfallenden Licht ein Roth von einer Zusammensetzung, die ganz dem Roth des Fuchsins entspricht; das Nicolsche Prisma zeigt schwachen Dichroismus an: der extraordinäre Strahl ist feuerroth, der ordinäre blauroih. Das prachtvoll grüne, bei ge- wissen Stellungen der Krystalle blaugrüne reflectirte Licht zeigt ohne Unterbrechung alle Nüancen vom Gelb (resp. Gelbgrün) bis zum violeiten Ende des Spectrums. Dasselbe ist vollständig polarisirt, seine Schwingungsebene ist parallel der Hauptachse der Prismen. Bei dem Kaliumplatinsesquieyanür ist sowohl das kupferrothe reflectirte Licht, dessen Spectrum ohne Unterbrechung von B bis E reicht, als auch das schmutzig grüne durchgelassene Licht total polarisirt, das reflectirte Licht ist extraordinär, das transmitlirte ordinärer Strahl. Alle diese Substanzen zeigen dieselbe Zusammensetzung ihrer Farben, man mag sie in dünneren oder dickeren Krystallen der Beobachtung unterziehen, es ändert sich mit zunehmender Dicke nur die Intensität des durchgelassenen Lichtes in Folge einer allgemeinen, keine Farbe mit besonderer Vorliebe ergrei- fenden Absorption. Abhängigkeit der Reflexfarbe von der Dicke des reflectirenden Plättchens fand sich am Jodblei und am Eisen- 929 glimmer. Die Reflexfarbe des ersteren ist so schwach (haupt- sächlich mattes Roth mit einer hellen Linie im Gelb und einer oder zwei dunklen Linien im Grün), dass sie nur flüchtig unter- sucht wurde, die des Eisenglimmers kann an Glanz mit den Far- ben der besten Opale wetteifern und bietet bei der prismatischen Zerlegung eine reiche Ausbeute interessanter Erscheinungen. Zu ihrer Beobachtung bietet der im Stassfurter Carnallit in hexago- nalen Blätichen ausgeschiedene Eisenglimmer bequeme Gelegen- heit. Man kann nach Belieben ein rasch angefertigtes Schliff- präparat von etwa 1,5 Millim. Dicke, oder die ausgewaschenen, frei oder in Canadabalsam auf dem Objeciträger ausgebreiteten Blättchen benutzen. Im ersteren Fall geniesst man den Vortheil, Blätichen von jeder Neigung gegen die Mikroskopachse zu haben, im andern Fall muss man — durch untergeklebte Wachssäulchen — die Neigung des Objectträgers gegen Rohr und Objecttisch variiren. Das Einlegen in Canadabalsam thut der Farbe der Blätichen, die schon aus diesem Grunde nicht für das Resultat von Interferenzen gelten darf, keinen Abbruch, die Farbe erscheint auf beiden Hälften von Blättchen, die von der Grenze des Bal- samflecks halbirt werden, gleichzeitig und ist auf der bedeckten Hälfte noch lebhafler als auf der freiliegenden, wo anhaftende Staubtheilchen der regelmässigen Reflexion hinderlich sind. Ver- änderungen des Incidenzwinkels ändern nur die Intensität, nicht die Zusammensetzung der Farben, es verhalten sich die fraglichen Blätichen ganz so, wie viele farbengebende Flecke des Edelopals. In durchfallendem Licht sieht man die Täfelchen des Eisenglim- mers je nach ihrer Dicke blassgelb bis schwärzlich roth, dies durchgegangene Licht ist, wie schon von anderen Beobachtern bemerkt wurde, ohne jede Spur von Doppelbrechung. Dass diese . Farbenänderung nicht nur auf einer nach dem rothen Ende des Spectrums vordringenden Absorption beruht, beweist eine ein- fache Vergleichung der durchgelassenen und der reflectirten Farbe, beide sind durchgängig complementär zu einander, man mag die Incidenzwinkel innerhalb der Grenzen, wo überhaupt lebhafte Oberflächenfarbe auftritt, verändern, wie man will. Blass- gelbe Blättchen geben violette Nüancen als Reflexfarbe, das Spec- trum der letzteren ist sehr lebhaft, mit einer intensiv dunklen schmalen Lücke nahe bei D, (Fig. 6) das Spectrum des durch- Jahrbuch 1873. 59 950 gelassenen Gelb ist genau das Complement hierzu, matt conti- nuirliches Spectrum mit heller Linie bei D. Etwas dickere Blätt- chen geben in auffallendem Licht Grün, in durchfallendem Roth, die Zusammensetzung der Farben ist wieder der Art, (Fig. 7) dass das Spectrum des reflectirten Lichts eine dunkle Linie bei C, das des durchgelassenen an derselben Stelle eine helle Linie hat. Viele mittelstarke Blättchen geben unter allen Umständen rothes Licht, (Fig. 8) hier scheint die Körperfarbe verdeckt zu sein; ich vermag hierüber aus den bisher gemachten Erfahrungen nichts Gewisses abzuleiten. Die dicksten Täfelchen, deren Farbe in durchgelassenem Licht sich immer mehr in’s Schwärzliche neigt, reflectiren weisses Licht mit einem Stich in’s Violette, Grüne oder Gelbe; ihr Spectrum enthält mehrere scharfe Linien. (Fig. 9, 10, 11a und b.) Gilt es, die Umkehrung derselben im durch- fallenden Licht recht scharf zu sehen, so muss der Incidenzwin- kel für Oberlicht und Unterlicht gleich gemacht werden, was mit hinreichender Genauigkeit dadurch erreicht wird, dass an einem besonderen Stativ vor dein Objecttisch ein Pappschirm mit centi- metergrosser Öffnung verschoben wird, bis die Erscheinung in auffallendeım Licht hervortriit, und nunmehr bei abgeblendetem Oberlicht durch ein ebenso weit unter dem Objecilisch ange- brachtes Diaphragma mit einem Hülfsspiegel von unten her Licht auf das Object gebracht wird. Höchst merkwürdige Erschei- nungen, deren Deutung bis jetzt nicht gelingen will, werden wahrgenommen, wo zwei Eisenglimmertafeln so übereinander ge- kreuzt sind, dass beide gleichzeitig lebhafte Farben geben. Fig. 12 und 13a und b sollen ein paar solche Vorkommnisse dar- stellen. Statt der geringen Zahl von dunklen Linien, die man im Spectrum des vom Eisenglimmer reflectirten Lichtes zu sehen gewohnt ist, hat man, so weit das Bild des Doppelblättchens den Spalt füllt, im Roth, Gelb und Grün des Spectrums eine Menge von schmalen, sehr dunklen Linien, die ausserordentlich helle Bänder zwischen sich lassen. Ihre regelmässige Stellung in nahezu gleichen Abständen liesse an eine Inierferenzerscheinung denken, nur müssten sie dann überall sichtbar sein, während un- ter mehr als hundert Eisenglanzblättichen auch nicht eins Spec- trallinien jenseits F, und unter einem Dutzend Doppelblätichen 95i nicht ein einziges die sonderbare Cannellirung über die Mitte zwischen b und F hinaus gab. Übersieht man die im Vorstehenden niedergelegten Resul- tate der Untersuchung, so wird kaum noch ein Zweifel bestehen bleiben in Betreff der Ähnlichkeit der Opalfarben und der Reflex- farben ohne Polarisation, andererseits ist es nicht zu verkennen, dass eine durchgreifende Eigenthümlichkeit des Edelopals ohne Analogon bleibt: er ist der einzige von allen darauf untersuch- ten Körpern, der durch Reflexion homogenes Licht gibt, das Spectrum des von ihm refleciirten Lichtes besteht aus einer oder zwei glänzenden Linien, und diesem Umstande verdanken seine Farben ihre unvergleichliche Reinheit; alle anderen mit Oberflächenfarbe versehenen Körper, die zur Untersuchung ge- langten, geben unter gleichen Umständen dunkle Linien auf hel- lem Spectralgrunde. Wenn hiernach die erste Anwendung des Mikrospectroskops auf mineralogische Objecte nicht sogleich einen entscheidenden Erfolg zu verzeichnen hat, so hat sie doch viel mehr ergeben, als im Voraus zu erwarten war, und fordert zu fortgesetzten Versuchen auf. Die Beobachtungen am Carnallit scheinen darauf hinzuweisen, dass die Oberflächenfarbe unter Umständen von der Dicke des reflectirenden Blättchens abhängig sein kann, sie zei- gen, dass ein und derselbe Mineralkörper verschiedene Ober- flächenfarbe geben kann, und lassen vermuthen, dass der Ober- flächenschiller mehrerer anderer Mineralien, die von dunkel ge- färbten Lamellen erfüllt sind, denselben Ursprung habe. Für den Bronzit * ist mir dies ‚schon nahezu gewiss, von Bläolith,. Hyper- sthen und Labradorit vermuthe ich das gleiche, besitze aber keine Präparate, die für spectroskopische Untersuchung geeignet sind. Durch Interferenz können nur ausnahmsweise Farben von grosser Lichtstärke entstehen; finden sich solche an Substanzen, die, wie der Eisenglimmer oder nach Schraur gewisse Einschlüsse des Labradorits, in durchfallendem Licht dunkle Färbung besitzen, so ist allemal die Prüfung mittelst des Spectroskops anzurathen. * Bronzitdünnschliffe, ebenso Präparate von Bastit von Harzburg geben unter mittelstarken Vergrösserungen in auffallendem Licht alle Far- ben des Spectrums, vorherrschend Roth, Gelb und Grün von fast metal- lischem Glanze. Leider sind nur wenige der spiegelnden Blättchen so gross, dass man das Spectroskop in Anwendung bringen kann. 53 Untersuchungen über die Volumconstitution einiger Mi- neralien. Von Herrn Director Dr. H. Schröder. (Fortsetzung.) Anmerkung. Den wesentlichen Inhalt der nachfolgenden Unter- suchungen habe ich bereits in einem Vortrage am 23. September d. J. in der mineralogischen Section der deutschen Naturforscher-Versammlung zu Wiesbaden, und ebenso in der Sitzung des Oberrheinischen geologischen Vereins zu Mannheim am 18. October d. J. mitgetheilt. D. Die Spinelle und im Speciellen das Magneteisen. $. 17. Durch Raunmeısgere’s klassische Arbeit (Po&GENnDORFF S Annalen der Physik u. Chemie, Bd. 104 u. 107) ist es wahr- scheinlich gemacht, dass die meisten Analysen der Spinelle noch an Fehlern leiden. Es hat sich jedoch ergeben, dass alle kry- stallisirten Varietäten von Magneteisen in der That der Zu- sammensetzung Fe,O, entsprechen. Es war hiernach vorerst nur die Volumconstitution des Magneteisens mit hinreichender Sicher- heit zu ermitteln. Da ich die Zusammenstellung der betreffen- den Beobachtungen und die Untersuchungsmethode, welche über die Volumeonstitution des Magneteisens Aufschluss gibt, jedoch schon an anderer Stelle zum Druck vorgelegt habe, so beschränke ich mich hier darauf, lediglich das Resultat dieser Untersu- chungen zu reproduciren, indem ich mich auf dasselbe bei der nachfolgenden Untersuchung des Granats zurückbeziehen muss. 933 $. 18. Das Volum des Magneteisens = Fe,O, ist nach Massgabe von RAmmELsBeRg’s Untersuchungen sehr seharf bestimmt zu 44,7 bis 45,0; ich nehme 44,8 als genauesten Werth an. Seine Volumconstitution lehrt, dass in demselben 2 Atome Mo- noxyd = FeO mit einem Atome Dioxyd = FeO, verbunden sind, dass also Fe,0, zu betrachten ist als Fe, Fe. Das reguläre FeO im Magneteisen hat das Volum des re- gulären Periklases und Nickelmonoxydes = 11,2. Es haben da- her 2FeO das Volum 22,4. Zieht man dies Volum von dem des Magneteisens ab, so bleibt für FeO, das Volum 22,4. Dies ist aber das Volum der Kieselsäure als Quarz ($. 2). Das reguläre Eisendioxyd — FeO, hat daher im Magneteisen sehr nahe genau das Volum des Quarzes = Si0,. Das Eisen im Eisendioxyd hat das doppelte Volum, als das Eisen im Eisenmonoxyd; und sehr nahe das Volum des Silieiums im Quarz. Die Volumeonstitution des Magneteisens ist demnach: 2Fe0 = 22,4 Be, _ 22,4 2FeO,Fe0, —= 44,8. Man sieht, dass die beiden Componenten Fe, und Fe mit gleichem Volum im Magneteisen enthalten sind. Die Thatsache, dass den Componenten einer Verbindung gleiche Volume zu- kommen, wiederholt sich aber mit überraschender Häufigkeit. Auch für den Olivin = Mg, Si hat sie sich ergeben. Sein Vo- lum war etwa 44 ($. 8), und es hat darin Ms, das Volum 22,0 — 2x 11,0 und SiO, das Volum 22,0, also das gleiche Volum. Ich habe $. 12 gesagt, der Olivin enthält die Kieselsäure mit dem Volum des Quarzes, welches 22,6 ist. Auf die Discussion der Bedeutung der kleinen Differenzen 22,0 und 22,6, welche sich ergeben, kann ich erst später eingehen. E. Der Granat, insbesondere der Kalk-Eisenoxyd-Granat. $. 19. An hierhergehörigen Beobachtungen benutze ich nur solche, welche nicht vor 1858 angestellt sind, da RAumELSBERG darauf aufmerksam gemacht hat, dass alle älteren Analysen von Granaten einer Revision bedürfen. Am reinsten vorgefunden ist der Kalk-Eisenoxyd-Granat:; nur für diese Species stimmen auch die bisher vorliegenden Beobachtungen hinreichend überein, - 934 um über die Zusammensetzung und das Volum desselben keinen Zweifel übrig zu lassen. Ich beschränke mich daher zunächst auf den Kalk-Eisenoxyd-Granat, und werde auf andere Granate später zurückkommen. $. 20. Die besten zur Ermittelung des Volums des Kalk- Eisenoxyd-Granats dienlichen Beobauliuntgen, welche ich habe auf- finden können, sind: a. Granat aus den Schischimsker Bergen im südlichen Russ- land hat nach Koxscnarow die Zusammensetzung 3(Ca0,SiO,) + Fe,0,; m = 508. Er ist sehr rein, und enthält nur unwäg- bare Spuren von Mangan, Magnesium und Aluminium; s = 3,798 Koxscnarow; v — 133,8. b. Granat von Bogoslowsk — 3(Ca0,Si0,), Fe,0,. Er ist nach der Analyse von Karawaızw ebenfalls nahe die reine Ver- bindung, und enthält nur 0,93%, Al,O;, 0,290/, MnO und 0,54%, MgO beigemengt; s — 3,796 Koxscharow; v — 133,8. c. L. R. v. FELLEnBERG analysirte Granat von Zermatt von obiger Zusammensetzung; er enthielt nur 0,85%, Al,O,, 1,04%, FeO und 0,90%, MgO beigemengt; s = 3,797 FELLENBERG und v. = 133,8. d. Damour analysirte Granat von Zermatt von der gleichen Zusammensetzung, und fand 1,24%, Al,O, und 0,54%, MgO bei- gemengt. Ss — 3,85 Damour; v — 122,1. e. TscHErmaR untersuchte Granat von Dobschau in Ungarn. Er ist die gleiche Verbindung, aber minder rein, denn er enihält an 3°, Al,O, und 2%, MgO. s = 3,12 Tschermar; v — 196,6. Im Mittel ist s = 3,79 und v = 134,0. Da 3 Beobachtungen (a, b und c) sehr genau übereinstimmen, so halte ich das Volum des Kalk-Eisenoxyd-Granats zu 134 für zuverlässig ermittelt. $. 21. Da der Granat und das Magneteisen beide re- gulär sind, so ist zunächst nach Regell (208) zu erwarten, dass das reguläre Eisenoxyd im Granat mit dem nämlichen Volum ent- halten sein werde, mit welchem es sich im Magneteisen findet. Im Magneteisen hat aber FeO das Volum 11,2 und FeO, das Volum 22,4 ($.18), das reguläre Eisenoxyd = FeO,FeO, —Fe,0, hat daher das Volum 33,6. Es ist dies zugleich sehr nahe das Volum des Rotheisensteins. 935 Zieht man nun dieses Volum von dem des Kalk-Eisenoxyd- Granates ab, so ergibt sich: Vol. 3(Ca0,SiO,) + Fe,0, = 134,0 ab Vol. Fe,0, = 33,6 bleibt Vol. 3(Ca0,Si0,) —= 100,4 also Ca0,Si0, = 33,2. Es liegt demnach die merkwürdige Thatsache vor, dass das Kalksilicat Ca0,SiO, und das Eisenoxyd FeO,FeO, mit völlig glei- chem Volum im Granat enthalten sind. Es ist dies Volum zu- gleich sehr nahe das nämliche, mit welchem das Kalksilicat auch im Augit (Diopsid) nachgewiesen wurde ($. 6). Im Granat haben die Basen CaO und FeO das gleiche Volum 11,2; und die Säuren SiO, und FeO, haben ebenfalis das gleiche Volum 22,4, und zwar das doppelte der Basen von der Formel RO; das Silicat Ca0,SiO, und das Ferrat FeO,FeO, sind isoster im Granat. $. 22. Die Volumconstitution des Granats legt uns nun aber zugleich die Anerkennung der Thatsache nahe, dass FeO, in einer Reihe von Mineralien, und ich werde dafür noch viele weitere Beispiele vorlegen, eine ganz ähnliche Rolle spielt, wie SiO,, d. i. die Kieselsäure. Eisendioxyd und Siliciumdioxyd sind nicht nur in zahlreichen Verbindungen isomorph, sondern auch isoster, d.h. von gleichem Volum. Obwohl ich mir die speciellen Darlegungen vorbehalten muss, kann ich doch nicht umhin, schon hier zu bemerken, dass sich ebenso auch das Aluminiumdioxyd — AIO, verhält; auch dieses kommt, z. B. im Feldspath, mit dem Volum der Kieselsäure vor, und AlO,AIO, — Al,O,, d.h. die Thonerde, spielt in einer Reihe von Verbindungen eine ähnliche Rolle wie das Silicat RO,SiO,. Dass das Eisendioxyd FeO, die Rolle einer Säure spielt, gleichwie die Titansäure — TiO,, geht übrigens auch hervor aus dem Isomorphismus von Eisenglanz = FeO,FeO, und Titaneisen — Fe0,Ti0,. Über die Volumconstitution dieser letzteren Ver- bindungen werde ich demnächst eine Mittheilung machen. Ich mache nur noch darauf aufmerksam, dass die Volum- constitution aller Substanzen, welche bis jetzt gut verstanden sind, sich lediglich mit dem Condensationsfactor zwei, gleichwie die Verbindungen in Gasform (202) erklären lässt. Diese Thatsache deutet an, dass das Condensationsgesetz 936 der Volume für alle Aggregatzustände vielleicht der- einst auf einen gemeinschaftlichen Ausdruck zu brin- gen ist. Ebenso mache ich darauf aufmerksam, dass alle im Vorstehenden dargestellten Volumconstitutionen ebenso viele Fin- gerzeige sind, dass wir zur Binartheorie, und zwar in vieleinfacherer Form, als sie ehemals aufgestellt war, werden zurückkehren müssen. Ich denke dies demnächst im Zusammenhange darzulegen. F. Smaragd und Beryll. $. 23. Die hier zu benützenden Beobachtungen sind: a. Beryllium = Be; m = 9,4 wenn Beryllerde = BeO. De- grAY fand für Beryllium s = 2,1 und v = 4.4. b. Beryllerde = BeO; m = 25,4. Über der Spirituslampe geglühte hat s = 3,08 bis 3,09 H. Rose; im Porcellanofen ge- glüht hat sie s = 3,02 bis 3,03 i. M. s = 3,025 H. Rose, wo- mit v—= 84. Eseımen stellte sie künstlich in dem Korund iso- morphen Krystallen dar, und fand s — 3,02 bis 3,06 in völliger Übereinstimmung mit H. Rose’s Messung. BeO hat daher das Volum 8,4 und 3BeO haben das Volum 25,2, d. i. nahe das Volum des isomorphen Korunds. c. Gemeiner Beryll von Rosenbach in Schlesien ist nach V. Horweister’s Analyse die Verbindung: 3Be0,Al,0,,6Si0,; m = 939; s = 2,65 HornmeEister; v = 203,5. d. Fast durchsichtiger dunkelgrüner Beryll aus dem Heu- bachthale im Pinzgau hat nach Hormeıster die gleiche Zusammen- setzung und s = 2,69, womit v = 205.0. e. Grüner Beryll im Granit von Sheskina-roan, Donegal- County, Irland, von derselben Zusammensetzung nach Haucutons Analyse, jedoch nicht sehr rein, hat s = 2,086 Hausuton; v= 201,1. f. Sehr reiner Beryll von Royalston, Massachusetts, in grü- nen hexagonalen Säulen von gleicher Formel hat nach PETERSEN s = 2,650 und v = 203,. g. Für russische Berylle fand Koxscuarow s = 2,6 bis 2,8. Der Beryll hat s = 2,58 bis 2,73 nach Gmerin’s Angabe. Aus vorstehenden übereinstimmenden Beobachtungen geht mit Sicherheit hervor, dass der hexagonalen, dem Korund iso- 937 morphen Verbindung 3Be0,Al,0.,6Si0, das Volum 203 bis 205, i. M. etwa 204 zukömmt. $. 24. Die Volumconstitution des Berylis und Smaragds ergibt sich unmittelbar nach Regel II (208): „Wenn eine Com- „plexion für sich mit einer Verbindung, in welche die Comple- „xion eingeht, von gleicher Krystallform ist, so ist die Complexion »in der Regel mit unverändertem Volum in der Verbindung.“ Da nun die Beryllerde und der Korund für sich mit dem Beryll von gleicher Krystallform sind, so sind nach dieser Regel beide mit ihrem ursprünglichen Volum im Beryll zu erwarten. Nun hat 3BeO das Volum 25,2 ($. 23); Al,O, als Korund hat das Volum 25.8 (54); zieht man diese Volume vom Volum des Be- rylis ab, so bleibt Vol. 6Si0, = 153,0 also Vol. SiO, = 25,2. Die Kieselsäure hat hiernach im Beryll ebenfalls das Volum des Korunds, und respective das Volum, welches sie für sich als Tridymit einnimmt. Alle Componenten des Berylis: die Beryllerde, die 'Thon- erde und die Kieselsäure haben das gleiche Volum. Gleichheit der Componentenvolume habe ich ebenso bereits nachgewie- sen für das Magneteisen, für den Olivin, und für den Kalkeisen- oxydgranat. G. Cyanit und Andalusit. $. 25. Der Cyanit oder Disthen und der Andalusit oder Chiastolith krystallisiren beide rhombisch, aber in unzweifelhaft verschiedenen Formen. Sie haben einerlei Zusammensetzung — Al,0,,Si0,, welche Verbindung daher als dimorph bekannt ist Die hier zu benutzenden Beobachtungen sind: a) Oyanit. a. Cyanit vom St. Gotthardt = Al,0,,5i0,; m = 162,8. s = 3,6 Marıenac; v — 45,2. Enthält nur 0,8%, Eisenoxyd, und ist nahe die reine Verbindung. b. Cyanit vom Greiner im Zillerthale; s = 3,678 Jacoson. Enthält 1%, Eisenoxyd. v = 442. c. Cyanit aus Tyrol; s — 3,661 Erpmann; v = 449. d. Blättriger Cyanit von Horrsjöberg in Elfdahlen ; s = 3,48 Iseıströn, v — 46,8. 938 e. Das spec. Gew. des Cyanits ist s = 3,5 bis 3,6 G. Rose (System S. 89); v = 45,2 bis 46,5. Im Mittel ist v= 45.3. ß) Andalusit oder Chiastolith. f. Der Andalusit enthält nach Bunsen (Pose. Annal. Bd. 47, S. 186) in der Regel fremde Beimengungen, selbst wenn er schön krystallisirt ist. Bei Lisenz kommen kleine Individuen vor, welche sich durch einen hohen Grad von Reinheit auszeichnen. Die Zu- sammenselzung derselben entspricht nach Bunsen der Formel X,Si,; m = 1036,8. s — 3,146 bei 12,07 Bunsen; v — 329,6; s = 3,154 A. Erpmann; in Übereinstimmung mit Bunsen. g. Chiastolith (ibid.).. Durch seine Reinheit ausgezeichnet ist der Chiastoliih von Lancastre (Bunsen). Seine Zusammen- setzung ist nach Bunsen &1,Si,; m = 1036,8; s = 3,088 bei 120,7 Bunsen; v = 335,8. Die Zusammensetzung des Cyanits mit etwas überschüssi- ger Kieselsäure, also wohl die Bunsen’sche Formel, fand auch Damour für brasilianischen Andalusit von seltener Reinheit, und Prinesten für Andalusite verschiedener Fundorte. h. Für den Andalusit von Munzig im Triebischthal fand KeRSTEn die Zusammensetzung des Cyanits = Al,0,,Si0O, und s— 3192: vlt. i. Andalusit von Katharinenburg bei Wunsiedel hat nath Prinsstens Analyse sehr nahe genau die der Formel des Cyanits = AI,0,,5i0, entsprechende Zusammensetzung und s = 3,12 Schmid; v = 52.2. Das wahrscheinlichste Volum des Andalusits von der Zu- sammensetzung Al,0,,SiO, ist hiernach 51,7. $. 26. Was nun zunächst den Andalusit betrifft, so fällt sofort auf, dass sein Volum = 51,7 genau das doppelte Volum des Korunds = 2 x 25,8 (24) ist. Da die Componenten so häufig mit gleichen Volumen zusammentreten ($. 24), so liegt es nahe, anzuerkennen, dass im Andalusit die Thonerde mit dem Volum des Korunds und die Kieselsäure mit dem gleichen Volum, also mit dem Volum des Tridymits enthalten sei. Zu dem nämlichen Resultate führt auch die Bunsen’sche For- mel. Vol. &,8i, = 335,8 für den reinsten Andalusit von Lan- 939 caster, gibt, wenn Al,O, und SiO, gleiche Volume haben, Vol. Al,0, — Vol. SiO, — a des Korunds und des Tridymits ist. Der Andalusit enthält hiernach die Thonerde mit dem Volum des Korunds, und die Kieselsäure mit dem Volum des Tridymits, welches dem ersteren gleich ist. $. 27. Nun ergibt sich eine ganz analoge Thatsache für den Cyanit = Al,0.,SiO,, dessen Volum —= 45,3 ($. 25) ist. Es fällt sofort auf, dass dieses Volum genau das doppelte Volum des Quarzes — 2 X 22,6 ($. 2) ist. Wieder erscheinen beide Componenten mit glei- chem Volum vereinigt. Der Gyanit enthält hiernach die Thonerde und die Kieselerde mit dem Volum des Quar- zes. Wir kennen die Thonerde für sich noch nicht in diesem Zustande; aber es ist ja auch die Kieselsäure als Tridymit erst seit Kurzem durch GeErHARD vom Rarn entdeckt worden. An anderer Stelle werde ich nachweisen, dass die Thon- erde in dieser, für sich noch nicht bekannten Modification, das Aluminium mit der Hälfte des Volums enthält, mit wel- chem das Aluminium z. B. im Feldspath enthalten ist. (Fortsetzung folgt.) — 25,8, welches genau das Volum Briefwechsel. A. Mittheilungen an Professor G. LEONHARD. Innsbruck, den 2. November 1873. Die Gegend von Meran ist für den Geologen sehr interessant, indem er auf engem Raume eine Menge Bildungen vereinigt findet, die oft weit aus einander liegen. So den Quarzporphyr mit seinen Tuffen, den Horn- blendegranit des Pfinzer, die Gneisformation, deren bereits GümseL in den Schriften der bayrischen Akademie gedachte. Interessant sind hier die bei Vorst dem Gneise gleichmässig eingelagerten weissen Riesengneise mit den grossen Tafeln von Kaliglimmer; in kleineren Partien findet sich die- ses Gestein auch bei der Töll. Besondere Beachtung verdient jedoch der Dioritporphyr, welcher den Gneis, beziehungsweise Glimmerschiefer an mehreren Stellen durchbricht. Dem ersten Gange begegnet man auf dem Wege zur Töll unter Josefsberg, wo die neue Strasse in den Felsen gebrochen ist. Er mag eine Mächtigkeit von 5—4 Fuss haben. Etwa eine halbe Stunde westlich am rechten Ufer der Etsch vor dem Badhause der Töll steht das gleiche Gestein in einer langen Felsenwand ober der Strasse an. Es wird zu Schotter gebrochen und durch eine steinerne Leite herabgeworfen. Dieser Dioritporphyr hat wenig grünlichgraue Grund- masse, in der schwarze Krystalle von Hornblende und weisse porcellan- artige von Plagioklas oft mit deutlicher Riefung liegen. Es ist wohl Oli- goklas. Die. Krystalle erreichen durchschnittlich die Länge einer Linie. Neben den Prismen der Hornblende beobachten wir auch die Tafeln von zwei Glimmerarten; einer silbergrauen und einer bräunlichschwarzen. Kry- stalle von rothbraunem Granat oft bis zu Erbsengrösse sind nicht selten. An der Grenze gegen den Glimmerschiefer ist das Gestein weniger kry- stallinisch ausgebildet; Umwandlungen hat hier der Glimmerschiefer wohl kaum erfahren, man kann, ohne an eine solche zu denken, das Gestein hier eben nur als eine der zahllosen Varietäten der Gruppe betrachten. Verschiedene Arten der Ausbildung zeigt der Dioritporphyr in dem Runst westlich neben dem Badhause. Hier lassen sich mehrere fast senkrechte Gänge von verschiedener, wenn auch nicht gerade beträchtlicher Mächtig- 941 keit erkennen, von denen der eine oder der andere nach oben auskeilt. Neben der erwähnten Varietät sehen wir eine andere, wo eine dunkel- . braune Grundmasse mehr vorherrscht und der weisse Plagioklas in klei- neren Krystallen auftritt. Ein anderer Gang zeigt uns eine graulichweisse mikrokrystallinische quarzige Grundmasse mit kleinen Blättchen der bei- den Glimmer und Krystallen von Plagioklas. Selten beobachtet man einen zersetzten kleinen Würfel von Pyrit oder ein Körnchen Granat. Stellen- weise ist damit ein massiges graues mikrokrystallinisches Gestein in Ver- bindung, welches ein Gemenge von Quarz und Biotit erkennen lässt. Sel- tener sind die Plagioklaskrystalle.e Man kann diese Gesteinsvarietäten wohl kaum von einander trennen; man findet eine in die andere brocken- weise eingeschmolzen, wenn man diesen Ausdruck gestatten will, sei’s auch nur figürlich! Der Glimmerschiefer an der Grenze erscheint stellenweise verändert, wenn auch nur auf eine sehr geringe Strecke. Man sieht eine dichte thonige Masse, bei der die Schieferung mehr oder weniger zurück- tritt. Ob man hier ein Contaktphänomen im plutonischen Sinne vor sich habe, lasse ich dahingestellt, eher wohl nachträgliche Umwandlung durch Umtausch oder Wegführung von Bestandtheilen auf nassem Wege. Das Vorkommen dieser Gesteine darf man wohl nicht mit dem Diorit von Klau- sen zusammenstellen. Abgesehen von den petrographischen Unterschieden durchbricht der Dioritporphyr von der Töll die Gneisformation, der Diorit von Klausen den Phyllit oder Thonglimmerschiefer. Vielleicht finden sich später Analogien mit dem Pfinzergranit oder dem Oligoklasgranit von Brixen. Ich finde wohl noch Gelegenheit, die Gegend und ihre Vorkomm- nisse genauer zu untersuchen und werde dann eingehender berichten, und beschränke mich daher auf diese vorläufige Mittheilung. Dr. AnpouLr PicHLER. Aachen, den 11. November 1873. In einem der letzten wissenschaftlichen Briefe vom 12. Mai d. J. von Seiten des Herrn G. vom Rır# an seinen so bald darauf geschiedenen Schwiegervater G. Rosz (vergl. Zeitschrift der Deutschen geologischen Ge- sellschaft XXV. 1873. S. 108 ff.) beschreibt der Erstere einen im Privat- zimmer von MAsKELYnE in London gesehenen Quarzstalaktiten mit viel- leicht 100 Krystallen von Quarz mit amethystartigem Habitus (R oder R.-—.R), von drei bis vier Linien Grösse und mit einem prachtvollen in- neren Lichtschein mit Interferenzfarben parallel der vorhandenen oder möglichen Fläche —R, welcher die sonst versteckte Zwillingsbildung des Quarzes glänzend verräth. Herr vom Rarn nennt dieses Quarzstück ein wunderbares. Sie werden sich nun meine Überraschung und Freude vorstellen kön- nen, als ich am vergangenen Samstage ganz zufällig beim näheren Ordnen in den mir unterstellten Sammlungen des Polytechnikum eine grosse Gruppe von Quarzkrystallen fand, genau mit demselben amethystartigen Habitus, mit derselben Krystallform und mit demselben herrlichen Lichtschein, der 942 am lebhaftesten und buntesten ist, wenn die Fläche —R einspiegelt oder einspiegeln würde, wenn sie neben +R aufträte, was nur bei einigen der über Hundert zählenden Krystalle der Fall ist. Kein Zweifel konnte gleich von Anfang an aufkommen, dass ich ein gleiches Quarzstück wie das Maskrryne’sche in Händen hatte. Das Stück stammt aus der Sack’schen Sammlung und hat die Etiquette: „Weisser Amethyst, vorherrschend Rhom- bo@der, ausgezeichnet, Oberstein.*“ Dass die Ortsbestimmung richtig ist, dafür bürgt mir der pünktliche Sammler und das Ansehen der Stufe. Sie ist ein kleiner Theil von der gegen 6m dicken Krystallbewandung einer grossen Geode der dortigen basischen Eruptivgesteine. Woher das Stück von MASKELYNE stammt, gibt Herr vom Rar# nicht an. Beim näheren Betrachten des Stückes machte ich nach und nach kry- stallographische und optische Beobachtungen daran, die von dem MAskE- ıyxe’schen Stücke bisher nicht angegeben worden sind. Es stellte sich nämlich heraus, dass alle diese zahlreichen amethystartigen Quarzkry- stalle wie die bekannten Amethystkrystalle aus Brasilien, welche G. Rose krystallographisch und GrorH optisch untersucht haben, Zwillinge von rechten mit linken Quarzen sind. Der Verräther dieser Zwillings- bildung sind auch hier wieder die scalenoödrisch, d.h. zugleich rechts und links an demselben Krystall auftretenden Trapezoeder. Dieselben sind an den Krystallen in Flächenausbildung sehr selten zu beobachten, weil aus dem dicht ineinander gepfergten Krystallaggregat bloss die letzten Enden, meist nur die Spitzen von —4R frei ausgebildet herausragen. Deshalb findet man auch neben +R verhältnissmässig selten —R, noch seltener ooR, und erst nach langem Suchen oder Herauslösen einzelner Krystalle i S mPn einzelne Flächen von ,„ aber dann immer rechte und linke neben ein- ander an demselben Krystalle. Viel häufiger, ja an allen Krystallen, tre- ten nun aber die Trapezoöder als oscillatorische Streifen oft von ausser- ordentlicher Feinheit auf den Flächen und mit den Flächen des Haupt- rhomboeder auf. Solche Streifungen müssen nun der Combinationskante der oscillirenden Flächen paraMel gehen und dadurch verläuft diese Strei- fung auf den Zwillingen von rechten und linken Quarzen über die den beiden Individuen zum Theil angehörende Fläche +R geknickt und zwar ungefähr liegt die Knickung in der geneigten oder kürzeren Diagonale der gestreiften Fläche +R. Die gedachte Verbindungslinie aller Kniee mit einander gibt also im grossen Ganzen auch den Verlauf der Zwillings- grenze zwischen rechtem und linkem Individuum auf -+R an. Sonst ist von Zwillingsnähten auf keiner Fläche etwas zu sehen. Weil nun alle Krystalle des vorliegenden Stückes diese geknickte Streifung der Haupt- rhomboederfläche zeigen, allerdings bald deutlicher, bald versteckter, müs- sen Alle Zwillinge von rechten und linken Individuen sein, welche man bisher so selten, und wenn ich mich nicht sehr irre, nur an den brasilia- nischen Amethysten kannte. Die Quenstenr’sche Mineralogie 1863, S. 201 gibt an diesen Zwillingen ebenfalls auf den Flächen +R eine geknickte Streifung an, sie verläuft aber anders; es gehen nämlich die Streifen der 943 Endkante von +R parallel und die Kniee sind nach der Endecke zu con- vex, während sie bei meinen Krystallen nach dieser Richtung hin con- cav sind. Welchem Trapezoöder die Trapezflächen oder diese Streifungen ent- sprechen, ist fraglich und wird auch wohl fraglich bleiben, weil die Tra- pez-Flächen oder Flächentheilchen zu unregelmässig, gestreift oder matt, ausgebildet sind, um eine sichere Winkelmessung zu gestatten und weil an so flächenarmen Krystallen deren Ermittelung aus Zonenverhältnissen nicht möglich ist. Aus der Richtung der Combinationskante zwischen +R mPn 4 und und der Streifung glaube ich an manchen Krystallen auf das 15 häufigste Trapezoäder des Quarzes Bet: schliessen zu dürfen. Auf man- chen Krystallen scheinen aber auch die Streifungen auf +R den Endkan- 3 ten desselben parallel zu gehen, das könnte dann vielleich nn sein. An noch anderen Krystallen bilden die Streifen mit der gedachten horizonta- len Diagonale der Rhomboöderfläche viel spitzere ebene Winkel, als es 6/ die Kante oder Streifungen von a mit +R thun. Es wird deshalb zu ermitteln sein, ob nicht mehrere Trapezoäder an diesen Quarzen auftre- ten, und ob sich beim weiteren Suchen nicht messbare Combinationskan- tenwinkel noch finden. Überall scheinen nun auch die Trapezflächen ge- streift zu sein durch oscillatorisches Auftreten von +R in ihrem Bereiche; das sieht man beim Einspiegeln von +R unter der Lupe sehr gut, die Flächen —R sind immer sehr vollkommen ausgebildet, es geht deshalb der Lichtschein ungeschwächt durch sie hindurch; aber trotz dieser Voll- kommenheit ist keine Spur von Zwillingsgrenze auf ihnen zu erblicken, obwohl die Grenze von Rechts und Links durch sie hindurchgehen dürfte, weil die an einer Rhomboöderendkante zusammenstossenden +R Flächen- theile verschiedenen Individuen, stets einem rechten und einem linken an- gehören. Die Prismenflächen sind meist unvollkommen in ihrer Beschaf- fenheit. Ausser dem sehr lebhaften und bunten Lichtschein, der von einer im Krystalle ziemlich tief und wohl parallel unter der Fläche —R liegenden Ebene auszugehen scheint, welche durch den ganzen Krystall setzt, be- obachte ich an manchen der grösseren Krystalle noch einen ganz maätten bläulichen Lichtschein, dem bekannten des Adular ungemein ähnlich, wenn ich die Flächen +R zum Lichtreflex zu bringen suche. Das volle oder grelle Reflexlicht dürfen sie aber nicht in das Auge werfen, sonst wird das Letztere geblendet für die gleichzeitige Wahrnehmung eines so zarten bläulichen Lichtes. Optisch unterscheiden sich beide Lichtscheine in den Quarzen also sehr leicht durch die verschiedene Farbe und Intensität, - ebenso krystallographisch durch ihre Lage. Das wären an dem interessanten Quarzstücke etwa die ersten und hauptsächlichsten krystallographischen und optischen Beobachtungen, welche 944 ich als vorläufige Mittheilung anzusehen und unter den Briefwechsel des in der Presse befindlichen Heftes Ihres Jahrbuches aufzunehmen, Sie ersuche, obwohl sie durch eingehendere Beobachtungen noch in manchen Punkten modificirt und erweitert werden dürften. Sobald ich diese Quarz- krystalle ausstudirt und bearbeitet haben werde, kann ich wohl das Ma- nuscript zur Aufnahme in Ihr Jahrbuch als Abhandlung Ihnen übersen- den, ohne befürchten zu müssen, lange auf den Abdruck zu harren. H. LasPpEyRes. Zürich, den 14. November 1373. Es scheint mir nöthig, darauf aufmerksam zu machen, dass in der Rubrik „Auszüge“ im Jahrgang 1872, Seite 877 durch irgend ein Versehen die Analyse R. RıcHter’s an Stelle der E, BErTRAnD’s angegeben ist. Der letztere fand für den Jalpait von der Grube Bueno Esperanza 14,02 Schwe- fel, 71,63 Silber, 13,06 Kupfer, 0,57 Eisen, zusammen 99,28, wie in Ann. des mines 1872, I, S. 414 angegeben ist. Bei dieser Gelegenheit fand ich auch in demselben Journal S. 415 den Aufsatz des Herrn A. PıquEr sur un nowveau silicate de chaux. Die angegebene Analyse desselben von P. CLemexcın und die daraus abgelei- tete Formel zeigen, dass es Wollastonit CaO .SiO, oder wie der Autor schrieb 3CaO .2SiO, ist. Der Gedanke an eine neue Species entsprang der eigenthümlichen Ansicht, dass der Wollastonit nach der Formel CaO . 2510, zusammengesetzt sei. An sich ist das Vorkommen dieses Wolla- stonit interessant, er ist radial fasrig, seidenartig glänzend, weiss und füllt mit Quarz und dolomitischem Kalk Adern in Diorit unweit Merida in Estramadura in Spanien aus. Der Diorit bildet einen ungefähr einen Me- ter mächtigen Gang in silurischem metamorphischem Kalk. A. Kenneort. Frankfurt a/M., den 24. November 1873. Quarzkrystalle von Poonah. Ich hatte einen Aufsatz über den Quarz, insbesondere über die Fort- bildung desselben, welche in dem Auftreten und Verschwinden von Über- gangsflächen sich offenbart, beendigt, der letzte Correcturbogen war gerade zurückgeschickt worden, als eine kleine Anzahl Quarzkrystalle von Poonah in Ostindien mir zu Gesichte kam. Dieser Fundort liefert bekanntlich auch die schönen Apophyllite. Die Quarze, welche von dort herübergebracht worden, sind bemerkenswerth, weil, wenigstens bei kleineren Individuen, die Prismenfläche ooP ganz fehlt oder nur in Spuren vorhanden ist; die grösseren sind alle Kernkrystalle, um einen blaulich grauen Kern hat sich eine durchsichtige Hülle weitergebildet; in derselben sitzen dann vielfach kleinere Krystalle fest, an welchen meist nur die Pyramiden hergestellt 945 sind, keine Prismenflächen, oder diese, wie bemerkt, nur äusserst schmal, kaum zu unterscheiden von einer Kante. Noch in einer zweiten Hinsicht sind diese Krystalle sehr zu beachten. Die Kerne sind nicht scharf begrenzt; es ziehen daraus dunkle Flocken einestheils mehr nach der Hauptaxe gerichtet, in Bündeln gruppirt, an- derntheils nach den Nebenaxen. Diese Richtungen sind aber durchaus nicht genau parallele, wie sich bei der Büschel- oder Garbengruppirung von selbst versteht. Zwischen diesen dunkleren Streifen ist endlich noch eine fasrige Streifung zu bemerken, welche ungefähr normal auf die Flä- chen R gerichtet ist; zarte, parallele Streifen, als ob Amianth daselbst umschlossen sei. Es scheint dies eine feine Röhrenbildung zu sein, eine mangelhafte Erfüllung des Krystallbaus, ähnlich wie solche Canäle bei manchem Kalkspath, z. B. von Avrrsaca gefunden, von G. Rose in einer meisterhaften Arbeit (Abh. d. k. Akad. April 1868) beschrieben worden sind. Bei dem Quarze noch weniger als beim Kalkspathe kann mit Sicher- heit nachgewiesen werden, dass die Veranlassung der auffallenden Er- scheinung durch eine „in der Natur“ stattgefundene Pressung, wie bei den Schlagfiguren, veranlasst worden sei. Es muss hier ein mangelhafter, unvollständiger, nicht zur Vollendung gelangter Krystallbau vorliegen. Schon BREWSTER, als er die optische Structur des Amethystes untersuchte (Transactions of the R. Soc. IX, p. 148 u. fig. 13) fand „die Lagen“ des- selben gekreuzt von Adern, welche sich in der Nähe des Gipfels abwen- den, so dass sie mehr perpendiculär auf den Pyramidalflächen stehen. Bei den Amethysten von Meissau fand Haııxger (Sitzungsber. XII, fig. 14.) zunächst der Polkanten dunkel gefärbte Keile oder Zwickel, zwischen den- selben Faser- oder Stengelbündel etwa rechtwinklig auf den Pyramidal- flächen des Krystalls. Solche Zwickel, wie sie auch in Quarzen des Tau- nus mit der Faserbildung gefunden werden, sind dargestellt zu „Krystall und Pflanze“ Anhang p.219 in fig. 21. Man bemerkt solche Faserbildung oder Streifung stets nur bei Krystallen, an welchen die Kantenbildung bevorzugt, die Ausfüllung der Flächen vernachlässigt ist, also bei den Quarzen vom Taunus, von Schemnitz, bei den Amethysten; nicht aber bei den Bergkrystallen vom Gotthardt. Ich bin nicht im Stande genaueres über den Fundort der Quarze von Poonah anzugeben, möchte aber andere Forscher auf dieselben aufmerk- sam machen. Dr. FRIEDRICH SCHARFF. Würzburg, den 24. November 1873. Aus ihrem organischen Zusammenhange herausgerissene und als Frag- mente versteinert auftretende Thier- und Pflanzentheile bereiten gelegent- lich der paläontologischen Deutung so grosse Schwierigkeit, dass es von besonderer Wichtigkeit erscheint, in der Einleitung zu paläontologischen Vorlesungen auf die Möglichkeit einer Täuschung hinzuweisen, welche sich an solches fragmentares Vorkommen anknüpfen kann. Hat doch die zu schnelle Namensverleihung an Organismen-Fragmente nicht zum kleinsten Jahrbuch 1873. 60 946 Theile die Überfülle der paläontoloeischen Nomenclatur hervorgerufen, welche durch die nothwendige Fortführung der Synonyme so schleppend wird. Verschiedene Blattformen von einem und demselben Individuum, wie sie in Stengel- und Wurzelblättern beispielsweise der Ranunculaceen vor- liegen, sind deshalb jedenfalls schätzbares Demonstrationsmaterial für pro- pädeutische Vorlesungen über Paläontologie. Um den gleichen Zweck durch Hinweis auf Zähne zu erreichen, welche, von ihrem mütterlichen Kiefer getrennt, vereinzelt im Gesteine eingeschlossen vorkommen, dürfte sich kaum ein besseres Beispiel finden, als die Bezahnung der Cestracion-Arten. Neben einander besitzen dieselben Acrodus-ähnliche, Doratodus-artige und Psammodus-entsprechende Zähne, und es steht der allgemeinen Verwendung dieses Beispiels zu Lehr- zwecken nur die Seltenheit der Cestracion-Arten entgegen. So glaubte ich dem einen oder andern Lehrer der Paläontologie einen Gefallen Zu erweisen, wenn ich den im Besitze des Herrn Professor Sanp- BERGER befindlichen Kiefer eines Cestracion Qvoyı durch Herrn F. ALsErT photographisch in natürlicher Grösse abbilden liess *, zu welchem Zwecke Herr Professor F. SANDBERGER mir das Object gütigst überlassen hat. Dr. F. Nies. B. Mittheilungen an Professor H. B. GEINITZ. Freiberg, den 18. November 1873. In Folge eingezogener Erkundigung bin ich nun in der Lage, Ihnen den Fundort der neu aufgefundenen Pseudomorphosen von Wismuth- spath nach Scheelspath angeben zu können. Der Wismuthspath stammt von einer der Minen, die sich in der Nähe der Stadt Guanajuato — im Innern Mexico’s gelegen — befinden. In Betreff der tafelartigen Krystalle bin ich noch unsicher geworden, ob dieselben nicht dem Wulfenit angehörten; für letztere Annahme spricht das Auftreten prismatischer Flächen, sowie der Umstand, dass die Basis nicht so drusig, wie bei Scheelit, ausgebildet ist. Indessen sind — wie ich schon bemerkte — diese tafelartigen Pseudokrystalle nicht deutlich genug, um die Frage mit Sicherheit beantworten zu können. Bei Ankunft neuen Materials können möglicherweise bessere Krystalle gefunden werden. Von dreizehn Nummern Kupfer- und Kalkuranite verschiedener Fund- orte, welche ich auf Wunsch des Herrn Geh. Commerzienr. Dr. FERBER auf ihren Phosphorsäure- beziehentlich Arsensäuregehalt untersuchte, er- gaben sich zwei der Kupferuranite als Arseniate, also der neuen Species Zeunerit angehörig. * Würzburg. A. Stuser’s Buchhandlung. Preis 2 Mark. 947 Herr FERBER gibt von diesen Vorkommnissen folgende Charakteristik: 1) Zeunerit von Huel Gorland in Cornwall. Grasgrün, mit licht- srün geränderter Basis, Combination P.oP.Px, kleine Individuen, die sich zu grösseren, von gleicher Form, aufbauen. Auf einem rauchgrauen, zerfressenen Quarz sitzend, begleitet von Kupferglanz und Kupferschwärze. 2) Zeunerit von Zinnwald in Sachsen. Lebhaft grasgrün, dünne und gekrümmte Tafeln oP.P.ooP, zu stauden- und rosenähnlichen Ag- gregationen vereinigt, eine 5 mm. dicke Vegetation auf dem Fragment eines gebräunten, grossen Quarzkrystalls bildend. Der Agricolit ist identisch mit Wernxer’s „Arsenik-Wismuth.“ Von diesem WErner’schen Arsenwismuth gibt unser unvergesslicher BREIT- HAupr eine vortreffliche Charakteristik m T. L. Hasse’s Schrift: „Denk- schrift zur Erinnerung an WERNER.“ BREITHAUPT selbst schien diese seine Beschreibung ganz vergessen zu haben, denn als ich unlängst vor seinem Tode ihm die Eigenschaften des Agricolits schilderte, war ihm das alles völlig neu, Durch Zufall fand ich jetzt diese Brerruaupr’sche „Erläute- rung ‘des Arsenik-Wismuths“ auf und übergebe dieselbe hiermit wörtlich der Öffentlichkeit wieder, da sie nun, nur mit einigen Zusätzen, auf den Agricolit übertragen werden kann. Die Erläuterung, Seite 113 in genannter Schrift, lautet wie folgt: „Durch den Arsenik-Wismuth ist dem Wismuth-Geschlecht eine inter- essante neue Gattung zugewachsen, welche noch gar nicht bekannt ist, aber auch eine mineralogische Seltenheit zu sein scheint. Sie ist durch folgende Kennzeichen charakterisirt: Von Farbe dunkelhaarbraun, von Ge- stalt eingesprengt und in kleinen aufgewachsenen Kugeln und Halbkugeln. Äusserlich matt und zum Theil mit einem weisslichen Überzug ; inwendig wenig glänzend bis stark schimmernd, von einer Art des Fettglanzes. Der Bruch ist undeutlich faserig, büschel- und sternförmig auseinanderlaufend, verläuft sich aber auch in’s dichte unebene; er dürfte in splittrige und keilförmige Bruchstücke springen; zeigt deutliche Anlage zu sehr dünn- und concentrisch krummschaligen abgesonderten Stücken, überhaupt zur Glaskopfstructur, ist weich, etwas spröde, wahrscheinlich leicht zerspring- bar, und schwer. Der Arsenik-Wismuth hat im Äusseren wohl eine ziem- liche Verwandtschaft mit der faserigen braunen Blende (Schalenblende) ist jedoch noch immer sehr wesentlich davon durch Farbe, Weiche etc. verschieden. Die schönsten Abänderungen sind, mit Quarz und Hornstein brechend, von Neuglück zu Schneeberg, andere von Anam HrsrEr eben- daselbst.“ Selbst die chemischen Eigenschaften des Minerals werden an- gegeben, aus denen schon hervorgeht, dass das Mineral — das „wie ge- röstet“ erscheint — kein Arsen enthält. „Vor dem Löthrohr zerspringe es heftig, schmelze zu einem Glase, gebe wenig Wismuth und brause hef- tig mit Borax.“ Der Schneeberger Bergmeister Bryrr hatte diese Ver- suche angestellt. Hierzu hätte ich noch zu erwähnen, beziehentlich zu wiederholen, dass nicht Schneeberger, sondern Johanngeorgenstädter Agricolit zu meinen Untersuchungen diente, dass dieser nicht braun, sondern farblos ist und 60 * 948 der Glanz dieser farblosen Varietät sich mehr dem Demantglanz, als dem Fettglanz nähert. Im Übrigen hat die Brertuavpr’sche Charakteristik auch für den Johanngeorgenstädter Agricolit ihre Richtigkeit. Härte, spec. Ge- wicht und Spaltungsverhältnisse konnte ich gleichwie BrErrHAUPT nicht mit Sicherheit ermitteln, die Härte dürfte von der des Eulytin wenig abwei- chen. Vom Schneeberger Agricolit hatte ich nelkenbraune Farbe ange- geben, BrErrHaupr gibt dunkelhaarbraune Farbe an. Wenn wir nun mit dem Werner’schen Arsenwismuth in das Reine gekommen wären, so gibt es immer noch ein anderes Pfoblematicum, näm- lich das Tuomson’sche Arsenwismuth. Von diesem Mineral habe ich in dem „Lexicon für Sachsen“ Erwähnung gethan. Hoffen wir, dass gleich dem seltenen Roselith — welcher jetzt in recht hübschen Exemplaren zu Schneeberg gefunden wurde — auch Agricolit, sowie die problemati- schen sächsischen Mineralien Arsenwismuth, Arsenmangan und Arsenuran, wieder vorkommen mögen, damit sich die Kenntniss unserer vaterländi- schen Vorkommnisse erweitere, Avscust FRENZEL. Neue Literatur, Die Redaktoren melden den Empfang an sie eingesendeter Schriften durch ein deren Titel beigesetztes *. A. Bücher. 1871. * W. H. Baııy: Figures of Charakteristic British Fossils. P. III. Pl. 21 bis 30. London. 8°. * E. T. Cox: Second Record of the Geological Survey of Indiana. India- nopolis. 8°. 303 p. 2 Maps. 1872. Third and fourth Annual Reports of the Geol. Surv. of Indiana. In- dianopolis. 8° 488 p. with Maps. * * A. v. Franzzıus: die dritte Allgemeine Versammlung der deutschen Ge- sellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in Stuttgart am 8. bis 11. Aug. 1872. Braunschweig. 4°. 678. *A. G. Namsorst: om arktiska väzxttemningar i Skanes sötvattens-bildnin- gar. (Öfv. af K. Vet. Ak. Förh. No. 2.) 1873. * Die Ausstellungs-Objecte der kön. ungar. geologischen Anstalt auf der Wiener Weltausstellung 1873. Pesth. gr. 8°. 8. 31. * Jon. BoEck#: die geologischen Verhältnisse des südlichen Theiles des Bakony. I. Theil (Mittheilungen aus dem Jahrbuche der kön. ungari- schen geologischen Anstalt. II. Bd. 2. Lief.). Pesth. gr. 8°. 8.1. *E. D. Core: Fourth Notice of Extinet Vertebrata from the Bridger and the Green River Tertiaries. (Palaeontological Bulletin, No. 17.) *H. v. Decnen: Bericht über die General-Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft .am 13., 14. und 15. Sept. 1873 zu Wies- baden. Dresden. 4°. S. 11. * Or. FEISTMANTEL: über die Verbreitung und geologische Stellung der ver- kieselten Araucariten-Stämme in Böhmen. (Sitzb. der k. b. Ges. der Wiss. in Prag, 20. Juni 1873.) 950 * A. v. Franszıus: Correspondenz-Blatt der deutschen Ges. f. Anthropo- logie ete. No. 1—8. Braunschweig. 4°. 64 8. *F, A. Gentu: Oorundum, its alterations and associated minerals. (Con- tributions from the Laboratory of the university of Pennsylvania. Neo. 1.), Philadelphia.. 8%. Po. 46. * M. v. Hantgen und S. E. v. Manarasz: Katalog der auf der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 ausgestellten Nummuliten. Pesth. £r. 80. .8. 14. * Kırı Hormann: Beiträge zur Kenntniss des Haupt-Dolomits und der älteren Tertiär-Gebilde des Ofen-Kovacsier Gebirges. Mit VI Taf. (Mit- theilungen d. k. ungar. geologischen Anstalt. II. Bd. 3. Hft.) Pesth. gr. 8°. S. 181—205. * Jaarboek van het Mijnwezen in Nederlandsch Oost-Indie. Tweede Jaar- gang. Eerste dee. Amsterdam. 4. Pg. 243. * Die Kollektiv-Ausstellung ungarischer Kohlen auf der Wiener Weltaus- stellung. Pesth. gr. 8°. S. 32. * A. v. Lasavıx: die Eruptivgesteine des Vicentinischen. (Abdr. a. d. Zeit- schr. d. Deutschen geolog. Gesellsch.) 8. 55. * W. G. Mixter u. E. S. Dana: Specifische Wärme des Zirkoniums, Sili- ciums und Bors. (Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 169.) *H. Mönu: der Scheidsberg bei Remagen am Rhein. Beitrag zur vulka- nischen Entstehung basaltischer Gesteine und Fixirung unserer jetzi- sen Kenntnisse über die Zusammensetzung der Basalte. Mit I Taf. (Sep.-Abdr. a. d. XIII. Berichte des Offenbacher Vereins für Natur- kunde. S. 26.) * ALFRED NATHORST: Om den arktiska vegetationens utbredning öfver Eu- ropa norr om Alperna under istiden. Öfversigt af Kongl. Vetens- kaps-Ak. Förhandl. N. 6. Stockholm.) * Fr. Nies: die angebliche Anhydrit-Gruppe im Kohlenkeuper Lothringens. Mit I Tf. (Sep.-Abdr. a. d. Verh. d. Würzburger phys.-med. Gesellsch. N... Ba). 21. Fr. Prarr: Allgemeine Geologie als exacte Wissenschaft. Mit einem Anhang geologischer Versuche. Mit 60 Fig. in Holzschnitt. Leipzig. 8°. 8. 318. * FErD. v. RıcHtuoren: the Distribution of Coal in China. From the No- vember number of „Ocean Highways.“ * F. SANDBERGER: die krystallinischen Gesteine Nassau’s. — Die Steinhei- mer Planorbiden. (Naturf. Vers. zu Wiesbaden d. 19. u. 20. Sept. 1873.) *K. W. M. Wieser: die Insel Kephalonia und die Meermühlen von Ar- gostoli. Versuch einer Lösung dieses geophysikalischen Räthsels. Wis- senschaftl. Abhandl. zum Osterprogramm des Akadem. u. Real-Gym- nasiums. Mit 1 Karte, 3 Skizzen u. 5 Holzschn. Hamburg. 4°. S. 160. * F.J. Wıık: Jakttagelser under en geologisk resa i Tyrolen och Schweiz. (Acta Soc. Se. Fenmicae. T. X.) Helsingfors. 4%. p. 327, 358. 951 B. Zeitschriften. 1) Verhandlungenderk.k.geologischen Reichsanstalt. Wien. 8°. [Jb. 1873, 864.] 1873, No. 13. (Bericht vom 30. Septb.) S. 231—246. Eingesendete Mittheilungen. R. FeistmAnter: Ankerit als Gangausfüllung in silurischen Thonschiefern Böhmens: 231-235. Reiseberichte. E. v. Mossısovics: das Gebirge südlich bei Lienz (Tyrol): 235—237. Paur: Bericht über die geologische Aufnahme des Wassergebietes des Suc- zawathales in der Bukowina: 237—240. O. Lenz: Reiseberichte aus dem Bregenzer Wald: 240-241. Einsendungen u. s. w.: 241—246. 2) J. C. Possenvorrr: Annalen der Physik und Chemie. Leipzig 80. [Jb. 1873, 749.] 1873, CXLIX, No. 7, 8. 273-432. (Nichts Einschlagendes.) 3) Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn. X Band, 1872. „Brünn, 1873. 8°. 212 8 2 Taf. _[Jb. 1875, 309,] A. Maxowskv: über die Vegetations-Verhältnisse Norwegens: 11. — Ent- deckung dyadischer Fossilien bei Klein-Lhotta nächst Czernahora in Mähren (Neuropteris conferta, Walchia pinnata, Acanthodes ‚gracilis und Archegosaurus sp.): 33. J. G. Scuorn: Mittheilungen in topographisch-geologischer Beziehung über eine Reise längs den Küsten Griechenlands und der Türkei: 69. A. Maxowskv: Reiseskizze aus Norwegen: 87. — — Der petrefäctenführende Schieferthon von Petrowitz in Mähren: 107. 4) Leopoldina. Amtliches Organ der Kais. Leopoldino-Ca- rolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. [Jb. 1873, 634.] Heft VIH. No. 13—15. Die Weltausstellung zu Wien im Jahre 13873 in naturwissenschaftlicher Beziehung: 98-112. i Die Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: 118. Heft IX. No. 1—4. Protokoll der Conferenz des Adjunkten-Collegiums zu Wiesbaden den 25. u. 26. Sept. 1873: 1. Versammlung der astronomischen Gesellschaft am 20.—22. BR. 1873 zu Hamburg: 12. 952 H. v. Decsen: Bericht über die General-Versammlung der Deutschen geo- logischen Gesellschaft am 13.—15. Sept. 1873 zu Wiesbaden: 15, 24. Nekrolog von JoHann Jacos Kavp: 18. —m 5) Report ofihe 42. Meeting of the British Association for the Advancement of Science, held at Brighton in August 1872. London, 1873. 8°, Rede des Präsidenten W. B. CArPENTER: p. LXIX. Berichte über den Stand der Wissenschaft: p. 1—412. Aurr. Newron: Zweiter ergänzender Bericht über die ausgestorbenen Vö- gel der Mascarenen-Inseln: 23. Achter Bericht des Commite’s zur Erforschung der Kent’s Höhle: 28. Everertt: Fünfter Bericht des Commite’s zur Untersuchung der Wärme- zunahme nach der Tiefe: 128. Bericht über die Regenmenge auf den britischen Inseln: 176. W. Jouıy: über die Entdeckung von Fossilien in einigen entfernten Thei- len der nordwestlichen Hochländer: 238. Bericht des Commite’s über Erdbeben in Schottland: 240. Vierter Bericht über die Structur der Korallen des Kohlenkalkes: 241. J. Gwyn JeErFFREys: Bericht über die Mollusken Europa’s, verglichen mit jenen des östlichen Nordamerika’s: 302. H. Woopwarnp: Sechster Bericht über die fossilen Crustaceen: 321. Notizen und Auszüge über die Verhandlungen in den Sec- tionen: p. 1—289. W. B. CArPpenter: über die allgemeine oceanische Circulation der Wärme: 48. J. Dewar: neue Schätzungen der Temperatur der Sonne: 50. G. GLapstone: über die vulkanische Asche des letzten Vesuv-Ausbruches: 74; über gediegenes fadenförmiges Silber: 75. G. vom Raru: das Krystallsystem des Leucit ist nicht regulär, sondern quadratisch: 79. Rede des Präsidenten der Section für Geologie, Ros. A. C. Gopwin- Avsten: 90. W. C. Carpenter: über die Temperatur und andere Verhältnisse der Bin- nenseen: 96. W. CArruraers: über Baumfarne der Steinkohlenformation und ihre Ver- wandtschaft mit lebenden Formen: 98. Tr. Davınson: über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntniss der Bra- chiopoden: 99; Bemerkungen über die Gattungen Trimerella, Dino- bolus und Monomerella: 100. W. B. Daweıns: über die physikalische Geographie des Mittelmeeres in der Pleistocänzeit: 100. A. Gaupry: über die fossilen Thiere des Mt. Leberon (Vaucluse): 102. 953 Rev. J. Gunn: über die Aussicht zur Entdeckung von Steinkohlenlagern in Norfolk und Suffolk : 102. Jam. Harn: über das Vorkommen aufrecht stehender Stämme von Psaro- nvus in devonischen Gesteinen des Staates New-York: 103; Beziehun- gen zwischen mittel- und obersilurischen Gesteinen der Vereinigten Staaten: 103. HEsert: über die Kreide des Pariser Beckens: 104. H. Hicks: über die cambrischen und silurischen ul der Ramsey-In- sel, St. Davıp’s: 107. J. Ein oe über die Graptolithen der Arenig-Gesteine von St. David’s: 107. J. Howeıı: über obercretacische Formationen in der Nähe von Brighton: 109. Eow. Hrır: über die Trachyt-Porphyre von Antrim und Down im nörd- lichen Irland: 111; über Strandhebungen im nordöstlichen Irland: 113. J. Gwrn JEFFREYS: einige Bemerkungen über submarine Untersuchungen, mit Rücksicht auf die „Lithologie du fond des Mers von DELESsE“: 115. J. E. Lee: die Ausfüllung von Spalten oder Klüften im Keuper durch rhä- tisches bone-bed bei Goldcliffe in Monmouthshire: 116. W. Morvnevux: über Kupfer- und Bleierze in den Conglomeraten des bun- ten Sandsteines von Cannock Chase: 116. C. Moore: über nackte Echinodermen (Holothurien) im Unter-Oolith und Lias: 117. H. Aır. Nicsorson: zur Geologie des Lake Superior: 118; über Ortonia, eine neue Gattung fossiler Annulaten, mit Bemerkungen über Tenta- eulites: 118. ‘ W. Penserzy: über Machairodus latidens aus der Kent’s Höhle, Torquay: 119. G. vom Rarn: über einen merkwürdigen Lavablock von dem grossen Vesuv- Ausbruche im April 1872: 120, T. A. Reapwyn: über Kohlen- und Eisenstein-Gruben des Arigna-Distrietes in Irland: 122. H. G. SerLey: über das Vorkommen von Zeuglodon bei Barton, Hants: 122. W. Torrer: über Untersuchungen im Gebiete der Wealden: 122. Rev. C. Trıstam: über die Geologie von Moab: 123. A. Lane Fox: Rückblick auf anthropologische Forschungen: 157. W. B. Daweıns: Bericht über die Victoria-Höhle: 178. T. R. Jones: über Knochen- und andere Geräthe aus den Höhlen von Pe- rigord: 189. H. Auı. NıcnoLson: über einen versteinerten Wald in den Rocky Moun- tains: 192, etc. Rückblick auf neuere geographische Forschungen von dem Präsidenten der Section Francıs GALrton: 198. J. Bar: über die Orographie der Kette des grossen Atlas: 203. 954 E. Burrox: Forschungen in der Gold-Region von Limpopo: 208. Capt. SHERARD OsBorn: über Polar-Expeditionen: 211, ete. 6) B. Sıruıman a.'J. D. Dana: the American Journal of science and arts. 8° [Jb. 1873, 630.] 1873, October, Vol. VI, No. 34, p. 241—320. J. D. Dana: über den Quarzit, Kalkstein und damit zusammenvorkom- mende Gesteine in der Nähe von Great Barrington, Berkshire Co., Mass. III: 257. DE VERNEU’s Nekrolog von M. Daupree: 279. Eve. W. Hırsarnd: über Bodenanalysen: 288. Über Haypex’s und GArDNERr’s Untersuchung der Territorien unter Direc- tion des Departement des Innern: 297, 313. O0. C. Marsa: Neue Beobachtungen über die Dinoceraten: 300. Versammlung der American Association for the Advancement of Science, at Portland, Maine, d. 20. Aug. 1873: 317. 7) Proceedings ofthe Academy of Natural Sciences of Phi- ladelphia. 8°. Part. I—IlI. 1872. (Philadelphia, 1872.) 8°. — [Jb. 1873, 636.] I. Core: über Holops pneumaticus n. sp. aus dem Grünsand von New- Jersey: 11. Epw. D. Core: Verzeichniss der Reptilien aus der Eocänformation von New-Jersey: 14. Leipy: über Korund von Franklin, Macon Co., N.C.; über Fossilien von Wyoming: 19, 37, 38. E. D. Core: über einen ausgestorbenen Wal von Californien: 29. E. L. BErTHoLD: über vorhistorische menschliche Kunst in Wyoming und Colorado: 46. T. A. Con&kap: Beschreibungen und Abbildungen von Muschelgattungen: 50. S»PL'1; 2: II. Core: über Wirbel eines Plesiosaurus-artigen Reptils und einem gros- sen Cheloniiden: 127; über Pythonomorpha: 140. Leipdy: Bemerkungen über Mastodon aus Mexico: 142; über eine neue Gattung ausgestorbener Schildkröten: 162; über einige Reste cretaci- scher Fische: 162; über fossile Haifischzähne: 166; über einige neue Arten fossiler Säugethiere von Wyoming: 167. T. A. Coxkap: Beschreibung einer neuen lebenden Art von Glyeimeris und miocäner Muscheln aus Nord-Carolina: 216. Pl. 7. Ley: über Mineralquellen von Wyoming und Utah: 218. III. Leipy: über eine Korund-Grube in der Nähe von Unionville, Chester Co., Pa.: 238; über fossile Säugethiere von Wyoming: 240; über be- 955 © hauene Steine von Wyoming: 242; Bemerkungen über die Wirkung von Wind und Sand auf Gesteine: 243. W. M. Gass: Bemerkungen über die Gattung Polorthus Gags: 259. Pl. 8; über eine Sammlung von Kreidefossilien aus Chihuahua in Mexico: 263. Pl. 9—11. J. Wırrcox: über Korund-Vorkommen in Pennsylvania: 266. Leipy: über fossile Schildkrötenreste aus Wyoming: 267; über fossile Säu- gethiere von Wyoming: 277. G. A. Könıs: Bemerkungen über Silbererz aus Colorado: 278. Copz: Bemerkungen über die Geologie von Wyoming: 279; über eine Gat- tung fossiler Saurodonten-Fische aus der Kreideformation von Kansas, Erisichthe nitida : 280. Auszüge. A. Mineralogie, Krystallographie, Mineralchemie. F. A. Gentu: Korund, dessen Umwandelungen und ver- gesellschaftete Mineralien. (Contributions from the Laboratory of the University of Pennsylvania. No. 1.) Philadelphia. 8°. Pg. 46. — Genrtu hat seit einigen Jahren sich mit der chemischen Untersuchung von einer Anzahl Korund-Krystallen beschäftigt, welche auf den verschiedensten Stufen der Umwandelung in andere Species stehen. Die Resultate zu wel- chen Gentu gelangte und seine vergleichenden Bemerkungen über die paragenetischen Verhältnisse des Korund sind von hohem, chemischem, mineralogischem wie geologischem Interesse. Indem wir vorerst nur den allgemeinen Inhalt der eine Fülle schöner und vieler neuer Beob- achtungen enthaltenden Abhandlung* andeuten, behalten wir uns vor, auf Einzelnheiten später einzugehen. — Gent# schickt über das Vorkommen des Korund in Nordamerika einige Mittheilungen voraus, welche die grosse Verbreitung dieses Minerals beweisen und seine häufige Vergesellschaf- tung mit Chrysolith, Serpentin, Chromit, Magneteisen u. a. Mineralien. Er bespricht sodann die Mineralien, welche aus der Umwandelung des Korund hervorgegangen sind und deren Zahl sich auf etliche 30 belauft. Von nicht wenigen wurden Analysen ausgeführt, unter denen einige auch neue Mineral-Species erkennen liessen. — Die Hauptresultate, zu welchen GENTH gelangte, sind: während einer langen Periode, in welcher Lager Chrom- haltiger Chrysolithe gebildet, die später theilweise in Serpentin umgewan- delt, wurde eine reichliche Menge vou Thonerde abgeschieden, aus wel- cher die Korund-Lagerstätten hervorgingen. Das Korund fiel später einer Umwandelung in verschiedene Mineralien anheim, wie: Spinell, Fibrolith, Cyanit, in Feldspath, Turmalin, Damourit, Chlorit und Margarit. Ein Theil dieser Umwandelungs-Producte ist noch vorhanden als Glimmergesteine (Damourit) und chloritische Schiefer, während noch andere einer weiteren Umwandelung unterlagen, zu Pyrophyllit, Paragonit, Beauxit, Lazulith etc. wurden. N * Dieselbe kommt uns eben, beim Abschluss des 9. Heftes durch die Güte des Verfassers zu. G. L. 957 R. v. DrascHne: über eine pseudomorpheBildung nach Feld- spath. (G. Tscuermak, Mineral. Mittheil. 1873, 2. S. 125—128.) — Das Wiener mineralogische Museum erhielt von C. EssErru in Wien eine An- zahl interessanter Mineralvorkommnisse aus dem südlichen Böhmen nächst Plaben bei Budweis. Dieselben erwiesen sich als eigenthümliche Umwand- lungsproducte von bisher nicht bekannter Beschaffenheit. Um das Vor- kommen dieser Minerale zu studiren, unternahm v. DrAscHE einen Aus- flug in jene Gegend. Der Fundort ist ein Steinbruch, eine Stunde südlich von Budweis beim Orte Plaben. Der Steinbruch wird in ziemlich gross- artigem Massstabe in einem Lager von halbkrystallinischem Kalk, welcher dem dort anstehenden Gneisse eingelagert ist, betrieben. Das Kalklager ist von bedeutender Mächtigkeit, wohl bis 10 Klafter, grob geschichtet, halbkrystallinisch und concordant einem an Ort und Stelle sehr verwitter- ten Gneisse eingelagert. Unreiner Graphit zieht in 1—2 Fuss mächtigen Adern und Putzen durch die Kalkmasse. Auch wechselt er oft in dünnen Schichten und Blättchen mit Kalk ab. Ferner sind noch in diesem Kalk- steinlager dunkelschmutziggrüne, stark bröcklige Massen zu beobachten, welche ähnlich wie der Graphit, doch in weit grösserer Mächtigkeit auf- treten. Der Kalk selbst enthält viel Feldspathmasse in sich eingeschlos- sen und in ihm kommen auch jene merkwürdigen Umwandlungsproducte vor; dieselben bilden bis 4 Kubikfuss grosse, glatte rundliche Massen eines grünen Minerales, welche an der Oberfläche meist striemig und mit Phlo- gopit-Blättchen bedeckt sind. In den meisten Fällen findet man nun beim Zerschlagen der rundlichen Massen einen weissen oder graulichen Kern von meist ellipsoidischer Gestalt, oft auch mehrere solche Kerne, durch die grüne Masse von einander getrennt. Schleift man die Stücke an, so tritt die Grenze zwischen dem grünen und weissen Mineral meist in ziem- lich scharfen Linien hervor. Das grüne Mineral dringt oft in Adern in das weisse ein. Das Mineral, welches den weissen Kern bildet, hat die Härte 6 und besitzt ein feinkrystallinisches Gefüge. Es ist feinkörnig bis mittelkörnig. Im letzten Falle erkennt man eine vollkommene Spaltbar- keit nach zwei Richtungen, die beiläufig einen rechten Winkel einschlies- sen. Das sp. G. — 2,68. R. v. DrascHE unterwarf dieses Minerai im Laboratorium von E. Lupwıs einer quantitativen Analyse und erhielt fol- sende Resultate: Kieselsäure . .. ...... 60,49 Aknonerde.... = ....... ©. 24.33 Kalle... 22% 001,20000.2.07 Macnesıa .. .. ..,. 22...000 1546 Kal... 0 oa ADS Natron u... 00 DIOA Glühverlust . ... .’..... 169 101,31. Die Zusammensetzung ist die eines Feldspathes, der sich im Allge- meinen der Formel des Andesins nähert, aber durch seinen hohen Kali- gehalt auszeichnet. Der hohe Wasser- und der Magnesia-Gehalt weisen 958 darauf hin, dass der Feldspath trotz seines frischen Aussehens bereits nicht mehr intact ist. Ein Dünnschliff dieses Feldspathes zeigt ein deut- liches Aggregat von Orthoklas und Plagioklaskrystallen, letztere an ihrer Zwillingsstreifung erkennbar. An der unvollkommenen Einwirkung des polarisirten Lichtes auf die Feldspathkrystalle erkennt man, dass sie schon zersetzt sind. Der äussere grüne Theil der pseudomorphen Massen ist ein licht olivengrünes bis gelblichgrünes, an den Kanten durchscheinendes, vollkommen homogenes Mineral von Härte 2—3, von specksteinartigem Ansehen, und flachmuscheligem mattem Bruch. Es geht die grüne Farbe durch Beimengung von etwas Graphit in das Schwarzgrüne über, sowie auch der Feldspath dadurch oft schwärzlich gefärbt erscheint. Das grüne Mineral ist oft von feinen Lagen und Schnürchen eines chrysotilartigen, weissen seidenglänzenden Minerals durchzogen. Eine äusserst feine Fäl- telung bewirkt zuweilen Sammtschimmer. Das sp. G. ist 2,831. Dem äus- seren Ansehen nach hat das Mineral am meisten Ähnlichkeit mit dem von Krnneorr beschriebenen Pseudophit vom Berge Zdjar in Mähren, welcher dort das Muttergestein des Enstatit ist. Die Analyse, welche von diesem Minerale ausgeführt wurde, gab folgendes Resultat: Kieselsäure".) '. 720m bs Thonerde:v #1: as, er is Eisenoxydul- 91% vu! 2832.8 2561 Magnesia 2 9. 35 Gkübverläst .. 11. 08.001413,)98 100,68. Im Allgemeinen ist die chemische Zusammensetzung. des Minerales derjenigen der Pennine und des Pseudophits sehr ähnlich, doch zeichnet es sich durch seinen etwas höheren Kieselsäure- und Wassergehalt aus. Es scheint jedoch bei der schwankenden chemischen Zusammensetzung der chloritartigen Minerale nicht unumgänglich nothwendig, aus diesem Mi- nerale eine neue Species zu machen, und mag es so lange als nicht ander- weitige Untersuchungen seine Selbständigkeit erheischen, als penninartiges Mineral benannt werden. Betrachtet man einen Dünnschliff des pennin- artigen Minerales bei polarisirtem Licht, so erkennt man in der meist ganz structurlosen, oft auch verworren faserigen Masse oft noch deutlich die polyedrischen Umrisse der umgewandelten einzelnen Feldspathkrystalle, selbst Spuren von Zwillingsstreifung. In andern Dünnschliffen des Minerals sind die Spuren der Feldspathe ganz verschwunden und bietet so der Dünnschliff ein ähnliches mit Bändern durchzogenes Bild, wie manche Ser- pentine. Dass man in dem grünen Minerale noch die Formen der Feld- späthe, ja selbst noch Zwillingsstreifung sehen kann, muss der beste Be- weis sein, dass wir es hier nicht etwa mit einer einfachen Umhüllung des Feldspathgemenges durch das penninartige Mineral zu thun haben oder dass hier eine blosse Verwachsung vorliegt, sondern ‘dass das grüne Mi- neral das wirkliche Umwandlungsprodukt des Feldspathes ist, ja dass die einzelnen Feldspath-Individuen, die wir im Dünnschliff des grünen Minerals 959 beobachten konnten, wirkliche Pseudomorphosen seien. Wie der Process der Umwandlung vor sich ging, ist schwer zu sagen. Nimmt man an, dass der Thonerdegehalt des Feldspathes unverändert blieb, so mussten über 11°/, Kieselsäure und alle Alkalien weggeführt werden und dafür eine Aufnahme von Magnesia und Wasser stattfinden. 5 ©. W. C. Fuons: Guide pratique pour la determination des mineraux, traduit de Vallemand Avc. Gurkovr. Paris, 1873. 8°. Pg. 147. — Die 1868 erschienene Anleitung zum Bestimmen der Mineralien zerfällt, wie wir seiner Zeit berichteten *, in zwei Abtheilungen. Die eine ®netrifft die Bestimmung der Mineralien vermittelst des Löthrohrs, die an- dere die Bestimmung krystallisirter Mineralien durch physikalische Kenn- zeichen, letztere in tabellarischer Form, wobei Fuchs zur Angabe der Krystall-Formen sich der Naumann’schen Symbole bediente, die auf vielen deutschen Hochschulen gebräuchlich, zumal in Heidelberg. In der vor- liegenden Übersetzung hat Aus. Gurrour statt der von Fuchs gebrauchten (deutschen) Namen der Mineralspecies jene von DrLArFossE (traite de mt- neralogie) gewählt und anstatt der Naumann’schen Symbole für die Be- zeichnung der Krystall-Formen die in Frankreich üblichen von BRooKE und Levy. — Der Übersetzer hat die seit dem Erscheinen des Fucns’schen Werkes bekannt gewordenen Species berücksichtigt. ALBR. SCHRAUF: Mineralogische Beobachtungen: V. Mit 2 Taf. und 2 Holzschn. (A. d. LXVU. Bde. d. Sitzb. d. k. Akad. d. Wis- sensch.) Das vorliegende Heft enthält in seiner grösseren Hälfte Beob- achtungen über Kupfererze. Es ist die Gruppe des Brochantits mit ihren Varietäten, welche Scnravr in einer gründlichen Monographie be- arbeitet hat. Die dahin gehörigen Mineralien sind meist weder krystallo- graphisch noch chemisch genügend bekannt. Durch das reichlich ihm vor- liegende Material aus den Wiener und Pesther Sammlungen wurde ScHRAUF in den Stand gesetzt: die allgemeinen morphologischen Eigenschaften, die allen isomorphen Verbindungen dieser Gruppe zukommen, hervorzuheben und die einzelnen Glieder der Brochantit-Familie nach ihrer Ausbildung und chemischen Zusammensetzung als einzelne Typen zu beschreiben. Die Haupt-Resultate sind folgende. Die Brochantit-Gruppe ist iso- morph dem Malachit. In Annäherung: monoklin. Axen-Verhältniss: a:b:c = 0,7797 :1:0,4833. 7 — 90032’. Es lassen sich die genaueren Messungen am Brochantit nicht auf das rhombische Parameter-System N. v. Kokscnarow’s beziehen, und es gaben sogar Messungen der Pyramiden am Brochantit von Rezbanya Werthe, die auf triklines Krystall-System hinweisen. Zwillings-Bildung ist vorwaltend und ähnlich den Plagioklasen. — ScHrAUF unterscheidet folgende Typen der Brochantit-Gruppe. * Jahrb. 1868, 609. 960 i I. Typus. Brochantit von Rezbanya. Triklin. Parameter- System: a:b:c — 0,810344 :1:0,494643. Es gibt eine schwarzgrüne, nicht analysirte Varietäta, und eine lichtgrüne b, deren Zusammensetzung: 65,59%/, CuO und 17,5%, SO,. Hierher gehören auch die Brochantite von: Redruth in Cornwall, sowie von Gumeschewsk und Nischne Tagilsk im Ural. Ferner undeutlich krystallisirte Varietäten verschiedener Fundorte (7CuO, 2SO,, 6H,0), nämlich: Bröchantit von Nassau, von Island (Krisu- vigit), von Chili, Atakama, von Mexico (Brongniartin), von Arizona, Neu- Südwales, von Cumberland; Neu-Moldova, Orawicza und Ruszkitza in Ungarn; von Szaska, Banat; Salzburg; von Zellerfeld im Harz; Illoba, Ungarn. H. Typus. Warringtonit von Cornwall (3CuH,O, + CuSO, + H,0).* Dritte Varietät von Rezbanya. — Monoklin ? III. Typus von Nischne Tagilsk. Nicht analysirt. Monoklin-triklin? IV. Typus. Königin von Russland. Vierte Varietät d von Rezba- nya 3CuH,0, + CuSO,. Monoklin oder rhombisch ? ALBR. ScHRAUF: Krystall-Formen des Binnit. (Atlas der Kry- stall-Formen des Mineralreiches. IV. Lief.) Der Verfasser beschreibt und bildet ab folgende Combinationen des Binnit, sämmtlich vom’ Binnenthal: 1) ©0x0.0.000. 2) 000.00, von dem eigenthümlichen Zinnerz- artigen Habitus. 3) o0000 . 00 .. 0.202.30%/,. 4) o&00oo .o00 .202 . 3/;0%/, und 5) 00000 .000.0.202. 606. ALBR. SCHRAUF: Krystall-Formen des Boracit. (A. a. O.) Unter den von Scuraur abgebildeten Combinationen des Boracit befinden sich mehrere complicirte und darunter zwei neue Formen. 1) 000 . 000% . 0, .202 von Lüneburg. 2) ©0x.000.0/,. —0J, . 202 .50°/,, von Lüne- burg. 3) O/, . 00000.000 . —0O/,, ebenfalls von Lüneburg, mit paralleler Repetition. 4) 00000 (sehr vorwaltend), O/,.c&0 .0003; lose Krystalle von Stassfurt. 5) oo000 (vorwaltend) 0% . —OJ, . 00 . ?),0. 6) ©0000 . O/,, Zwilling; für den Penetrations-Zwilling ist eine Fläche des positiven Tetraeders die Zwillings-Fläche. Fr. Av. Quensteor: Grundriss der bestimmenden und rech- nenden Krystallographie nebst einer historischen Einlei- tung. Tübingen, 1873. Wenn man bedenkt, in wie viele selbstständige Wissenschaften sich heute das grosse Gebiet der Mineralogie gespalten hat, so muss man eine Arbeitskraft aufrichtig bewundern, die auf weit von einander getrennten Gebieten noch gleich Hervorragendes zu leisten im Stande ist. FR. Aus. QuENSTEDT ist einer der wenigen Mineralogen, die die Hauptentwickelung der Wissenschaft noch mit erlebt, die Fort- I61 schritte stetig in sich aufgenommen und so sich die Herrschaft über alle Gebiete gleichmässig bewahrt haben. Das vorliegende Werk ergänzt und vervollständigt die früheren kry- stallographischen Arbeiten des Verfassers. Eine getreue Übersicht des Inhaltes zu geben würde zu weit führen, wir müssen uns daher nur auf eine Besprechung im Allgemeinen beschränken. In der geschichtlichen Einleitung finden wir das Hauptgewicht auf die älteren, die Wissenschaft der Krystallographie mehr begründenden Arbei- ten gelegt, während die neueren kürzer behandelt werden. Sind wir auch vollkommen einverstanden, dass es gerechtfertigt ist, Verdienste, wie sie z. B. Grassmann um die Wissenschaft hat, mehr zu würdigen, als dies vielfach heutzutage geschieht, so wäre es doch auch wünschenswerth ge- wesen, neuerer wichtiger Arbeiten eingehender und mehr gedacht zu sehen. Manche derselben finden wir nur dem Namen nach erwähnt, andere gar nieht. In der eigentlichen Krystallographie führt Verfasser neben seiner Linearmethode auch die Kugelprojection ein, erläutert beide und wägt ihre Vortheile gegen einander ab. Zum Zwecke der Rechnung werden in jedem Systeme verschiedene Methoden neben einander herlaufend gegeben, ihre gegenseitigen Beziehungen erörtert und ihre Anwendbarkeit besprochen. So wünschenswerth dies auch dem Geübten ist, für den das vorliegende Werk vorwiegend bestimmt zu sein scheint, so wenig entspricht es dem Bedürfniss des Anfängers, auf ein Mal mit so vielen Wegen zum Ziele betraut zu werden. Für Letzteren wäre auch ein Register, mindestens aber eine Inhaltsübersicht, der eigentlichen Behandlung des Stoffes voran- gestellt, am Platze gewesen; die kurzen Inhaltsangaben zu Anfang jeder Seite mögen eingehender sein, erreichen aber den Hauptzweck, die Über- sichtlichkeit, nicht. Der reiche Inhalt des speciellen Theils wird dem Kenner eine Fund- grube geistreicher und neuer Ideen sein; wir können, nach genommener Einsicht, dieser Arbeit nur alle Anerkennung zu Theil werden lassen. Das in dem Werke hervortretende Bestreben des Verfassers, der Entwickelung wie sie im Zonenverbande gegeben ist, die Hauptaufmerksamkeit zuzu- wenden, ist bereits schon aus allen seinen früheren Publicationen ersicht- lich. Gewiss wird es äusserst zweckmässig sein, den nothwendigen Zu- sammenhang, in dem alle Systeme sich einen, stets gebührend hervorzu- heben, nur sollte dies nicht auf Kosten der Resultate der Messungen und der daraus zu ziehenden Folgerungen geschehen. Die Natur bietet uns an den Krystallen die Winkel als einzige mit Sicherheit zu messende Grössen und als solche müssen wir ihnen gebührende Beachtung schenken. Die genaue Kenntniss der Winkel allein lässt uns die Symmetrie des Sy- stems erkennen, bestimmt in Fällen, in denen die Zonenbetrachtung un- zureichend ist, die Lage der Flächen und gibt schliesslich ein Bild der mehr oder minder vollkommenen Bildung der Krystalle. Wollen wir nicht in den alten Fehler verfallen, auf Grund einseitiger Betrachtungen Be- Jahrbuch 1873. 61 562 ziehungen nachzuspuren, die zwar geistreich sein mögen, denen aber alle und jede Beziehung auf die Wirklichkeit abgeht, so ist es ein erstes Er- forderniss des Krystallographen, neben dem Zonenverband auch den Win- keln der Krystalle gleichmässig Beachtung zu schenken. FAN B. Geologie. Pa. Prarz: Geologie des Rheinthals. (Sep.-Abdr. a. d. Ver- handl. des naturwissenschaftl. Vereins in Carlsruhe. S. 61.) Eine anspre- chende, auch dem Laien verständliche Schilderung. Der Verfasser, mit den geologischen Verhältnissen des badischen Landes wohl vertraut, führt uns in klarer, gedrängter Darstellung alle die Formationen vor, denen wir im schönen Rheinthal begegnen. Er versetzt uns in jene Zeit der Bunt- sandstein-Bildung zurück, als schon die Sandmassen ein gleichförmiges, wohl nicht viel über dem Meere gelegenes Niveau hergestellt, aus denen der nördliche Schwarzwald und die Vogesen als flache Berginseln hervor- ragten und als das bedeutendste geologische Ereigniss eintrat, das dem Lande sein bis heute bewahrtes Relief verlieh: die Entstehung des Rhein- thales und zweier paralleler Gebirge, Schwarzwald und Vogesen, mit stei- lem Abfall nach Innen, sanfter Neigung nach Aussen. Der übrige Theil des Landes wurde vom Meere überschwemmt. In der Muschelkalk-Zeit dauerte die Hebung noch fort, worauf in der Keuper-Periode wiederholte kleinere Oscillationen das Niveau nicht wesentlich veränderten. Beim Be- ginn der Jurazeit war ein Theil des Landes wieder gesunken, worauf eine allgemeine, von Nord nach Süd fortschreitende Hebung das ganze Gebiet trocken legte. Während der Tertiär-Periode näherten sich physikalische Verhältnisse wie Flora und Fauna allmählich den Zuständen der Gegen- wart, und am Schlusse jener Zeit waren die Niveau-Verhältnisse der Rhein- thal-Ebene den jetzigen im Ganzen analog. -- Eingehend behandelt Pa. Prarz noch die diluviale Geschichte des Rheinthales, und hebt besonders folgende Momente hervor: Bildung des oberen Rheinthals durch Erosion; Ausfüllung desselben bis auf 540 M. Höhe mit Kies; Erosion des ober- rheinischen Tertiär-Gebietes und Austiefung des jetzigen Thalbodens, Ver- -breitung des Kieses in’s untere Rheinthal, Erosion der Schwarzwald- und Vogesen-Thäler. Hierauf Trockenlegung, Lehm- und Sand-Bildungen mit Organismen des gemässigten Klima’s. Zeit des Elephas antiquus. An- schwemmung des Löss; Rückzug der Gletscher. Zeit des Elephas primi- genius und der alpinen Mollusken. Bildung des jetzigen Rheinlaufes. C. W. C. Fucns: Bericht über die vulkanischen Er&äignisse des Jahres 1872. (G. Tscuermax, Mineral. Mittheil. 1873, 2. Heft, 963 S. 107—116.) Der Verf. hat, wie bisher in dem Jahrbuch *, mit grosser Vollständigkeit die ihm bekannt gewordenen vulkanischen Phänomene zu- sammengestellt. Im Jahre 1872 sind, nach dieser Übersicht, nur drei Eruptionen bekannt worden, von denen diejenige des Vesuv für alle Zei- ten merkwürdig bleiben wird,» sowohl wegen der ungewöhnlichen Heftig- keit, als auch wegen ihrer genauen Beobachtung und der Untersuchung ihrer Erscheinungen und Producte. Die Erdbeben waren ziemlich zahl- reich, indem es dem Verf. möglich war, 76 verschiedene Ereignisse der Art zu verzeichnen, obgleich sich darunter keines befindet, das von sehr langer Dauer gewesen wäre. Das heftigste Erdbeben war das in Oalifor- nien, welches im März stattfand, nächst diesem das Erdbeben in Klein- asien vom 3. April. Die meisten dieser Erdbeben ereigneten sich in der ersten Jahreshälfte, nämlich 50; in der zweiten nur 26. Der Jänner war der erdbebenreichste Monat, nächst ihm der April und dann der März. In der zweiten Jahreshälfte kamen im November und Juli die meisten Erdbeben vor. Auf die einzelnen Monate vertheilen sich die Erdbeben folgendermassen: Jännersmsg 2, 3.8. 0 16 Kehruarı. 0. 3.4 März . April. Mai Juni Juli August September October . November December on D © [eu BE LOVER, 2 SE nn Ba Im Laufe des Jahres 1872 wurden dem Verf. noch folgende vulka- nische Ereignisse des Jahres 1871 bekannt, welche er als Nachtrag zu dem Berichte von 1871 mittheilt. Eine Eruption des Albay, welcher sich schon im Anfange unseres Jahrhunderts durch heftige Ausbrüche ausge- zeichnet hatte. Derselbe begann am 8. December 1871 wieder eine hef- tige Eruption, über deren Verlauf jedoch keine genaueren Berichte ein- gingen. Der Eruption des Albay ging ein furchtbares Erdbeben auf den Philippinen voraus, welches auf der Insel Mindano am stärksten war. Am 6. December 1871 um 6 Uhr 20 Minuten Abends trat der erste Stoss ein, dem kurz vorher unterirdisches Rollen vorhergegangen war; die Erde wogte wie die Wellen des Meeres. Die Hauptstadt Cotta-Cato wurde in 20 Minuten gänzlich zerstört; gleichzeitig brach ein furchtbares Gewitter los (vom Albay veranlasst?) und überschwemmte das Land. Um * In den Jahrgängen 1866—1871, 61 * 964 7 Uhr des anderen Tages begann das Erdbeben von Neuem und es folg- ten noch sechs ebenso heftige Erschütterungen. Dr. G. Strache: Notizen über das Erdbeben in Wien am 3. Jänner 1873. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. No. 1. 1873, p. 13.) — In Wien wurden Erdbeben oder damit in Zusammenhang stehende Erscheinungen bisher nur äusserst selten wahrgenommen. Der Verfasser gibt eine will- kommene Zusammenstellung der theils durch eigene Beobachtung, theils durch mündliche und briefliche Mittheilungen über das am 3. Januar kurz vor 7 Uhr Abends an vielen Punkten in Wien und in dessen näherer und weiterer Umgebung verspürte Erdbeben. Prof. Suvess: Erdbeben in Nieder-Österreich. (Wiener Abend- post, 1873, No. 141.) — In einem Werke, welches die Erdbeben in Nie- der-Österreich behandelt, verbreitet sich Prof. Suvzss gleichfalls eingehend über das Erdbeben vom: 3. Februar 1873. Es ergibt sich aus den Be- richten mit grosser Schärfe, dass der Ort der heftigsten Erschütterung zwischen Neulengbach und Reckawinkel, speciell in der Nähe des Hummel- hofs bei Aichgraben zu suchen sei, woselbst sogar Gebäude zerstört wur- den. Der Charakter der Zerstörungen ist insofern eigenthümlich, als er fast ausnahmslos in Rissen am oberen Rande der Wände sich zeigt, welche diese vom Plafond trennen. Dieser Umstand in Verbindung damit, dass der Stoss von oben herab gefühlt wurde, lässt auf eine senkrechte Richtung desselben schliessen. Eine derartig steile Emergenz des Stosses wurde aber auch auf der ganzen 12'/, Meilen langen Linie von Grillen- burg bei Piesting bis Wildberg bei Horn wahrgenommen, ohne dass diese Linie auch nur im Geringsten durch die geologischen und orographischen Verhältnisse angedeutet schiene, indem sie quer durch die Kalk- und Sand- steinzone der Alpen und durch die tertiären Donau-Niederungen bis in das altkrystallinische Gebiet des böhmischen Massivs verläuft. Den zweiten und dritten Abschnitt umfassen die genauer bekannten unter den grossen Erdbeben Nieder-Österreichs, insbesondere die von 1590 und 1768. Der vierte Abschnitt gibt ein Verzeichniss aller dem Verfasser bekannt gewordenen Erdbeben Nieder-Österreichs. Der letzte Abschnitt enthält eine Reihe allgemeiner Betrachtungen, und zwar vor Allem über die bekannte niederösterreichische Thermen- reihe Winzendorf-Fischau-Vöslau-Baden-Meidling-Pyrawerth, welche in eigen- thümlichen Beziehungen zur, Fortpflanzung der von Süden kommenden Erdstösse zu stehen scheint, während die Erschütterungen der sogenannten Kamp-Linie nicht unmittelbar auf die Thermal-Linie einzuwirken scheinen. 965 S. A. Sexe: über die Erhebung des Landes in Skandinavien. Christiania , 1872. 4%. 17 p. — Dass Schweden und Norwegen seit der Glacialzeit an einigen Stellen an 600 Fuss über das Niveau des Meeres erhoben worden sind, ist eine Ansicht, welche von den meisten Geologen jetzt getheilt wird. Sie begründet sich auf alte Küstenlinien in verschie- denen Höhen über dem Meeresspiegel, theilweise an festen Felsmassen, theilweise an lockerem Boden, wie Terrassen oder Bänken von Detritus mit ebenen und nahezu horizontalen Oberflächen, die treppenförmig auf einander folgen, ferner auf das Vorkommen von Meeresconchylien in ver- schiedenen Höhen über der heutigen Küste etc. Über die Art und Weise, wie diese Hebungen erfolgt sind und welche Zeit sie in Anspruch genommen haben, sind die Ansichten aber verschieden, Nach einer Beleuchtung der von Sir CuarLes LyELL, Prof. KeıLHAu und Prof. KJERULF ausgesprochenen Ansichten hierfür, scheint ihm die von Prof. J. D. Dana in dem Manual of Geology 1863, p. 555 für die Terrassenbildungen in Amerika gegebene Erklärung auch für die ähnlichen Erscheinungen in Skandinavien am meisten zu passen. R. Damtree: Bemerkungen zur Geologie der Colonie Queens- land. Mit einem Anhange über Fossilien, von R. ETHERIDGE und W. Carruruers. (The Quart. Journ. of the Geol. Soc. of London. Vol. 28, p. 271. Pl. 9—27,) — Auf einer geologischen Karte von Queens- land (Pl. 11) erhält man zunächst ein Bild von der ungefähren Verbrei- tung der in der Colonie entwickelten Gebirgsformationen, unter welchen: känozoischer Wüsten-Sandstein, cretacische Gebilde und mesozoische Koh- lenlager, ältere Steinkohlenformation und Devon, metamorphische Schiefer und Granit, Trappgesteine, vulkanische Gesteine und Goldfelder unter- schieden werden. Ein Durchschnitt S. 272 von Townsville nach der Ma- ckinlay-Kette weist alle geologischen Formationen in Queensland, N. vom 20. Grade s. Breite und ihre Lagerungsverhältnisse nach. Andere Durch- schnitte und Abbildungen führen weiter ein in die Geotektonik und die Scenerie des Landes. Aus der specielleren Beschreibung ist zu ersehen: Fluss- und andere jüngste Ablagerungen fassen alle gegenwärtigen Wasserläufe ein, sie sind zwar unbedeutend auf der östlichen Seite, er- reichen aber an dem Golf von Carpentaria und in dem südwestlichen Theile der Colonie eine grosse Ausdehnung. Zwischen dem Golf von Carpentaria im Norden und Darling Downs im Süden kommen, besonders bei Maryvale Creek, in 1930‘ s. Br., ein- gebettet in Breceien und verhärtetem Schlamm, jene ausgestorbenen Säuge- thiere vor, wie Diprotodon australis Owen, Macropus titan, Thylacoleo, Phascolomys, Nototherium, Köpfe von Crocodilen u. a. von Owen beschrie- bene Arten. Von dem durch Abspülung vielfach zerrissenen Wüstensandstein (De- sert Sandstone), welcher weite Flächen in Queensland bedeckt, liegen 966 mehrere Abbildungen vor, die an die Denudation in dem sächsischen ElIb- thale erinnern. Das Vorhandensein der Kreideformation ist erst seit 1866 durch MacCoy nach den von SUTHERLAND und Carson an dem Flinders river ge- sammelten organischen Resten erkannt worden. Er bestimmte folgende Arten, die indess nicht abgebildet worden sind: Ichthyosaurus australis M’Coy, Plesiosaurus Sutherlandi M’Cov, dem von Owen aus Neu-Seeland beschriebenen ähnlich, Ples. macrospondylus M’Coy, Ammonites Sutherlandi, verwandt mit A. Barandieri aus dem Gault von Frankreich, A. Flindersi, ähnlich dem A. Beudanti Ber., Belemnitella diptycha M’Coy, ähnlich der B. plena, Ancyloceras Flindersi M’Cov, Ino- ceramus Carsoni M’Coy und In. Sutherlandi M’Coy (Jb. 1866, 490; 1868, 246). Längs des Thompson und seiner Nebenflüsse breiten sich andere me- sozoische Gesteine aus, auf welche Rev. W. B. CLArkE 1867 zuerst die Aufmerksamkeit durch eine Reihe Versteinerungen von Wolumbilla-Creek und Umgegend lenkte. Sie wurden später von CHARLES MoorE beschrie- ben. Zum Theil kommen auch Kohlenflötze und Pflanzenreste darin vor, welche ÜARRUTHERS bestimmt hat. Während die südlichen Kohlenfelder von Queensland mesozoischen Alters sind, enthält ein ausgebreitetes nördliches Kohlenfeld eine Fauna, welche jener der älteren Steinkohlenformation Europa’s verglichen werden muss. In ihrem oberen Theile herrschen @lossopteris, Pecopteris, S'phe- nopteris etc. vor, in den tieferen Schichten Produeti, Spiriferen etc. An mesozoische Schichten scheint in Australien Taeniopteris, an pa- läozoische aber Glossopteris gebunden zu sein. Die Devonformation breitet sich von dem Südrande von Queensland bis nach dem 18. Grade südl. Breite hinauf in einer Reihe von Schiefern, Sandsteinen, Korallenkalken und Conglomeraten auf 200 Miles Entfernung aus; in demselben Gebiete treten aber auch isolirte Partien von Granit und metamorphischen Gesteinen auf. An mehreren Stellen kommen Grün- steine in den devonischen Schichten vor und goldführende Quarzgänge, die man in einigen Gegenden bauwürdig befunden hat. Über einen Theil des Cape Mining-Distriktes liegt p. 305 eine kleine Specialkarte vor; von Di- orit, Trachyt, Porphyrit und Dolerit aus Queensland sind Pl. X—XII mi- kroskopische Durchschnitte abgebildet worden. In seiner dem Expos& von DamrreE folgenden Beschreibung der pa- läozoischen und” mesozoischen Fossilien von Queensland schickt R. Erur- RıDgE eine übersichtliche Reihenfolge der geschichteten Gesteine in Queens- land voraus: Pleistocän. Ober-Vulkanisch. Wüsten-Sandstein. Unter-Vulkanisch, Aspidorhynchus. Känozoisch. 967 Inoceramus marathonensis, I.mul- Marathon-Schichten. tiplicatus, Ancyloceras, Ichthyo- saurus. ARC (Avicula gryphaeoides, Amm. Beu- Hughenden-Schichten. | Janti var. Mitchelli, A. Daintreei. Cretacisch. ER Oyprina excpansa, Trigoma na- suta, Cucullaea robusta, Nucula Maryborough-Schichten. (| quadrata, Ledaelongata, Tellina mariaeburiensis, Avsıcula alata, Panopaea sulcata, P. plicata.etc. Taeniopteris-Schichten. Wollumbilla-Schichten. Lias und Oolith. nn Gordon-Down- Myacıtes, Pholadomya, Homomya, Schichten. Pleurotomaria, Trigonia. Glossoptervs-Schichten. Streptorhynchus Davidsoni, Pro- Bowen-River-Schichten. {| ductus Olarkei, Spvrifera striata, Sp. comvoluta, Sp. bisulcata. Carbonisch. \ Roper River. N Dawson River. Spvrifera-Schichten. Produetus-Schichten. ' Lepidodendron-Schichten. Mount Wyatt. Avrculopecten multiradıatus, A. Iimaeformis , Edmondia concen- Ders ar River. trica, Productus cora, Spirifera Gympie-Schichten. bisulcata, Sp. vespertilio, Sp. un- dulata, Strophomena rhomborda- lis, Fenestella etc. Cape River. Ravenswood. Etheridge. Peak Downs. Metamorphisch. Devonische Fossilien, die von Eruerıpge beschrieben werden, sind: Aviculopecten? limaeformis MoRRIS sp., A.? imbricatus Ern., A. multı- radıatus Eıu., Edmondia concentrica Eru., E. obovata Ern., Productus cora d’OrB., Spirifera bisulcata Sow. var. acuta, Sp. vespertilio Sow., Sp. dubia Ern., Sp. undifera var. undulata F. Röm., Strophomena rhomboida- Iıs var. analoga PuırL., Pleurotomaria carinata Sow., Fenestella fossula Loxsp. und Ceriopora? laxa Ern.; carbonische Arten: Streptorhynchus Davidsoni Eru., Strophomena rhomboidalis var. ana- 968 loga PrıuL., Productus longispinus Sow., Pr. Clarker Ern., Pr. oder Stro- phalosıia sp., Spirifera striata Marr., Sp. convoluta? Pmiun., Sp. cf. bisul- cata Sow., Chonetes Cracowensis Erk., Murchisonia carinata Era. und Grif- fithides dubia Ern. Der Kreideformation gehören an: Cyprina expansa Ern., Trigonia nasuta Ern., Crenatula? gibbosa Ern., Cucullaea robusta Ern., ©. costata Eru., Nucula quadrata Ere., N. gi- gantea Eru., Leda elongata Ern., Tellinamariaeburiensis Eru., T. sp., Avscula alata Ern., Natica lineata Eru., Panopae« sulcata Eru., P. pli- cata Sow. var. acuta Ern., Inoceramus marathomensis Eru. (wahrschein- lich nicht verschieden von I. Brongniarti Sow.), I. multiplicatus SToL. var. elongatus Ern., I. pernoides ErH. und I. problematicus von Marathon sta- tion am Flinders River (welche 3 letzteren auf I. striatus Mant. zurück- führbar sind), Crioceras oder Ancyloceras, Ammonites Sutherlandi Ern., A. Beudanti Ber. var. Mitchelli Ern., A. Daintreei Ern., Avicula Hughen- denensis ErH. Aus der Oolithformation stammen: Belemnites sp., Pleurotomaria Oliftoni Ern., Homomya, Pholadomya, Myacites und Tancredia. In einem zweiten Anhange beschreibt CARRUTHERS nachstehende fos- sile Pflanzen von Queensland: Lepidodendron nothum Unger (nicht SALTER) aus der unteren Stein- kohlenformation, ferner: Taeniopteris Daintreei M’Cov, Cyclopteris cu- neata n. sp., Sphenopteris elongata n. sp., Pecopteris? odomtopteroides Mor- rıs und Cardiocarpum australe n. Sp. R. Brunme: über die Brunnenwasser der Umgegend von Bonn. (Verh. des naturh. Ver. der preuss. Rheinl. und Westph. 1871. XXVII, p. 232.) — Wiewohl die hier mitgetheilten Aufzeichnungen zu- nächst aus einer ganz lokalen Frage entstanden sind, welche die Errich- tung eines städtischen Wasserwerkes für die Stadt Bonn betraf, so be- anspruchen sie doch nicht blos ein lokales Interesse; sie verdienen viel- mehr auch in anderen an einem Strome oder Flusse gelegenen Städten Berücksichtigung, da die für die Bevölkerung einer grösseren Stadt so hochwichtige Wasserfrage z. B. in Dresden in einer ganz ähnlichen Weise ihre endliche Lösung gefunden hat, wie hier für Bonn vorgeschlagen wird. Die bisherigen Untersuchungen haben für Bonn zu den folgenden Resultaten geführt: 1) Die Lösung von festen Bestandtheilen, welche das Rheinwasser beim Durchgange durch die Kiesschichten bis in die Brunnen in der Um- gebung von Bonn aufnimmt, ist eine sehr grosse. Der Gehalt ist im Durch- schnitt der dreifache des Rheinwassers selbst; jedoch wechselt in letzterem der Gehalt an gelösten Substanzen nach Wasserständen und Jahreszeiten weit mehr als in den Brunnen *. * Der Rhein, welcher täglich im Mittel 4320 Millionen Cubikfuss Was- 969 2) Im Allgemeinen wächst mit der Entfernung vom Rheine die Härte des Wassers in den Brunnen, und scheinen namentlich die in dem Gebiete des alten Rheinarmes W. von Bonn gelegenen Brunnen sehr reich an ge- lösten Stoffen zu sein. Anderseits treten aber wieder so viele lokale Ab- weichungen unter benachbarten Brunnen auf, und finden sich auch dicht am Rheine Brunnen mit sehr hohen Härtegraden, dass eine allgemeine Regel nicht aufzustellen ist, vielmehr lokale Ursachen vorliegen müssen, welche durch grössere Zuführung von Kohlensäure die Lösung des zwi- schen dem Kies abgesetzten Kalkes wesentlich befördern. Rheinabwärts scheint die Härte in den Brunnenwässern abzunehmen. 3) Bei dem verschiedenen Grade der Durchlässigkeit des Kieses wird für städtische Wasseranlagen in der Rheinebene, welche sehr grosse Quan- titäten an einem Punkte entnehmen wollen, der richtigste Weg der bleiben, den bereits die Städte Düsseldorf und Köln befolgt haben, nämlich den Brunnenschacht nahe an den Rheinstrom zu legen, und, unter Ab- schluss der oberen Zuflüsse, möglichst tief unter den Nullpunkt hinabzu- führen. Es wird dann das kiesige und sandige Ufer im Bette des Rheines ein ebenso gutes natürliches Filter abgeben, und der Strom des Rheines selbst eine Reinigung dieses Filters ebenso bewirken, wie es durch künst- liche Filtrir--Anlagen im Grossen erreicht werden kann. H. Heymann, Bergwerks-Ingenieur in Bonn schliesst, ebenda S. 258, Beobachtungen von Grundwasserbewegungen in den wasserdurchlassenden Schichten des Rheinthales bei Bonn an. Joan B. Perrv: The „Eozoon“ Limestones of Eastern Mas- sachusets. (Proc. of the Boston Soc. of Nat. Hist. 19. Apr. 1871.) — Nach Untersuchung der „Eozoon-Kalksteine“ im östlichen Massachu- setts und anderen Gegenden, welche mehr ein gangartiges Auftreten zei- gen, bekämpft der Verfasser die Annahme einer organischen Abstammung des sogenannten Eozoon und bezeichnet dasselbe als eine unorganische, dem Mineralreiche angehörende Bildung, welche die thierische Structur in einer ähnlichen Weise nachahmt, wie die Dendriten gewisse Formen des Pflanzenreiches. L. S. Bursank: über die eozonalen Kalksteine des östlichen Massachusets. (Proc. Boston Soc. N. H. Vol. XIV, p. 190.) In einer ähnlichen Weise wie Pzrry spricht sich auch Bursank über die Lagerungs- verhältnisse dieser Ophicalcite und die mineralische Natur der eozonalen Structur aus. ser bei Bonn vorbeiführen mag, also mehr als der ganze jährliche at- mosphärische Niederschlag des Kreises Bonn beträgt, ist unerschöpflich im Wiederersatz der durch die Senkbrunnen dem Kiese entzogenen Wasser. IT0 W. F. Gmrw: Beiträge zur Kenntniss böhmischer Braun- kohlen. (Lotos, Zeitschr. f. Naturw. XXII, p. 113.) — Die hier bekannt gemachten Untersuchungen beziehen sich auf 13 verschiedene Braunkohlen von Chodau, Falkenau, Haberspirk, der Antonins-Zeche und Josephi-Zeche zu Davidsthal, Boden, Münchhof und Reichenau. D. Stur: Huco Rırrıer’s Skizzen über das Rothliegende in der Umgegend von Rossitz. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1873. No. 2.) — Steinkohlenformation und Dyas erfordern zu ihrer gegenseitigen Be- grenzung das genaueste Studium der darin eingeschlossenen Pflanzenreste und ihres Vorkommens in den durchsunkenen Schichten. Wir haben es Herrn D. Srtur zu danken, dass er nach diesen Richtungen hin unaufhör- lich bemühet ist, die hier und da noch schwebenden Fragen zur Lösung zu bringen. So veröffentlicht er wiederum die Schichtenfolge, welche nach H. RırtLer’s Angabe im Gebiete der Dyas bei Rossitz in Mähren im Han- genden der productiven Steinkohlenformation neuerdings aufgeschlossen worden ist, worin man den bekannten Leitpflanzen,, wie Calamites gigas, Callipteris conferta, Odontopteris obtustloba, Walchia piniformis etc. be- gegnet. Eine fernere Mittheilung von Srur betrifft die Pflanzenreste aus dem Hangenden des oberen Flötzes der Steinkohlenmulde von Bras bei Radnitz in Böhmen. (Verh. d. k. k. geol. R.-A. No. 8. 1873, p. 151.) Wir danken es ferner Herrn Ort. FEiSTMANTEL, d. Z. Assistent an dem Museum der Königl. Universität in Breslau, dass er diesen beiden For- mationen und ihren organischen Einschlüssen fortwährend seine Aufmerk- samkeit zuwendet. Neuere Beiträge hierzu von ihm sind: Über die Steinkohlenablagerung bei Brandau im Erz- gebirge. (Sitzb. d. K. B. Ges. d. Wiss. in Prag. 1873, 7. Febr.) Über die innige Beziehung der Steinkohlen- zur Perm- formation in Böhmen. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. No. 4. 1873. p- 68.) Über die Mischflora der Böhmisch-Broder Ablagerung. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. No. 6. 1873, p. 103.) Geologische Stellung und Verbreitung der verkieselten Hölzer in Böhmen. (Ebend. p. 108.) Über die heutige Aufgabe der Phytopaläontologie. (Ebend. No. 7, p. 123.) Über die Permformation zwischen Budweis und Frauen- berg. (Sitzb. d. k. b. Ges. d. Wiss. in Prag, 1873. 3. Mai.) Über eine ebenfalls in dieses Gebiet einschlagende Arbeit von Rvv. HeLmHAcker: über die geognostischen Verhältnisse und den Berg- bau des Orlau-Karwiner Steinkohlenrevieres in österreichisch Schlesien (Berg- u. Hüttenm. Jahrb. 1873. 2. Hft.) gab O. FeıstmanteL ein Referat ok in Verh. der k. k. geol. R.-A. No. 8. 1873, das eine Erwiderung Heın- HACKER’S in Verh. d. k. k. geol. R.-A. No. 10, 1873, p. 193 veranlasst hat. P.v. BurcHarnı: das Meuselwitzer Braunkohlenrevier und die Altenburg-Zeitzer Eisenbahn. Altenburg, 1873. 8°. 368. 1 Karte. — Das genannte Kohlenbecken, das eine Fläche von ca. 2 Quadratmeilen umfasst, ist in seiner Längsrichtung von W. nach ©. durch die Orte Loitzsch (im Preussischen) und Gerstenberg (im Altenburgischen), in seiner Brei- tenrichtung von S. nach N. durch Unterlödla und den sog. Luckaer Forst begrenzt. In nordöstlicher Richtung nach dem sog. Kammerforst zu ver- wirft sich das Lager sehr, setzt aber bei Haselbach wieder an und wird daselbst bei 17 Meter Tiefe 11--17 M. mächtig. Man hat in der Hauptsache 3 Flötze zu unterscheiden. Das erste besteht nur aus Klarkohle und tritt an verschiedenen Stellen, z. B. bei Oberlödla, Meuselwitz, Gorma u. s. w. zu Tage aus. Dessen Hebung geschieht mittelst Tagebaues. Diese Klarkohle, oder Streich- kohle, wird an Ort und Stelle in Ziegel geformt und so versendet. Es harren von dieser Sorte noch mächtige Quantitäten der Verwendung. Das oberste Flötz reicht zuweilen bis zu 22. Meter Tiefe unter Terrainober- fläche und verwirft sich sehr. Das zweite Flötz lagert ca. 26 Meter unter der Erdoberfläche, be- steht auch nur aus klarer Kohle und wird daher vorläufig noch in keinem der vorhandenen Schächte abgebauet. Das dritte Flötz in ca. 32 Meter Tiefe ist das bedeutendste. Es hält durchgehends Stückkohle, deren Mächtigkeit 12—16 Meter beträgt, und verwirft sich fast gar nicht. Kohlenförderung und Wasserhaltung aus diesem Flötze können selbstverständlich nur mittelst abgeteufter Schächte bewirkt werden. Die Meuselwitzer Kohle zeichnet sich durch ‘geringen Aschengehalt und hohe Brennkraft vor vielen anderen Braunkohlen vortheilhaft aus. Wie sie vorzugsweise zur Entstehung der Altenburg-Zeitzer Eisenbahn Veranlassung gegeben hat, so ist umgekehrt der Einfluss dieser Bahn auf die Entwickelung des dortigen Kohlenbergbaues sehr bedeutend gewesen. P. W. SueArer: Fortschritt des Anthracit-Verbrauches in Pennsylvanien. — Herr P. W. Surarer hat den jährlichen Ver- trieb von Pennsylvanischem Anthracit seit dem Jahre 1820 bis 1871 aus den verschiedenen Bezirken in Tons angegeben und zugleich bildlich auf einem Blatte dargestellt, woraus die sehr bedeutende Zunahme erhellt. Der Vertrieb betrug 1820 nur 365 Tons, 1830 schon 174,734, 1840: 864,379, 1850: 3,358,899, 1860: 8,513,123 und 1871: 15,113,407 Tons, 972 Dr. ScHREiBER: der Untergrund der Stadt Magdeburg. 1873. 8°. (Abh. d. naturw. Ver. zu Magdeburg. Hft. 4, p. 13—32. Taf. 1—4.) — (Jb. 1873, 659.) — In Heft 2 und 5 der Abhandlungen des naturwis- senschaftlichen Vereines zu Magdeburg waren die geognostischen Verhält- nisse der Umgebung Magdeburgs, die Schichtenfolge auf der Grenzlinie gegen die grosse norddeutsche Tiefebene Gegenstand der Behandlung, während die vorliegende Beschreibung sich in den engsten Grenzen des städtischen Gebietes bewegt. Indem der Verfasser hierbei auch besondere Rücksicht auf den Grundwasserstand genommen hat, welches bekanntlich als eines der wichtigsten Momente gilt, die hemmend oder fördernd bei der Krankheitsgenesis einwirken, erwirbt er sich durch diese Darstellung den ganz besonderen Dank der Bewohner Magdeburgs und gibt zugleich ein nachahmenswerthes Beispiel für andere Städte. Taf. 1 stellt die Bodenschichten des Magdeburger Stadtgebietes dar, wobei Culmgrauwacke, Rothliegendes, oligocäner Grünsand, diluvialer Fein- sand mit Diluvial-Geschieben, Diluvialgrand mit Sandschichten wechselnd, zu oberst Lehm und Humusdecke in Betracht kommen. Drei andere Ta- feln sind mit specielleren Profilen erfüllt. Dr. ALserT Ortu: der Untergrund und die Bodenrente mit Bezug auf einige neuere geologische Kartenarbeiten. (Sep.- Abdr. 8°. S. 587—598.) — Vgl. Jb. 1875, p. 328.) — Auch in dieser Ab- handlung spricht sich der mit seinem Stoffe so vertraute und die wahren Bedürfnisse der Zeit gründlich durchschauende Professor der Landwirth- schaft zu Berlin über die Wichtigkeit der Untergrundschichten für den Bodenwerth aus. Er erkennt gleichzeitig die hohe Bedeutung der Geolo- gie für den Landwirth an, als derjenigen Wissenschaft, wodurch die Kennt- niss der im Laufe der Erdgeschichte entstandenen und veränderten Schich- ten und Bildungen des Untergrundes vermittelt wird. Er weist an ver- schiedenen Beispielen nach, wie der Landwirth die geognostischen Karten zu benutzen habe. Dieselben bieten dem Landwirthe jetzt schon weit mehr, als in der Regel angenommen wird, zum Theil ist es aber der zu kleine Maassstab dieser Arbeiten und die zu wenig eingehende Darstel- lung, zum Theil die Unbekanntschaft mit denselben und das Missverständ- niss dessen, was sie überhaupt bieten können, wesshalb sie bis jetzt für praktisch-landwirthschaftliche Zwecke fast noch keine Beachtung gefun- den haben. Die geognostische Karte will ferner die verschiedenen Formationen einer Gegend ihrer Bildung und Zusammengehörigkeit nach versinnbild- lichen, der petrographische Bestand kommt erst in zweiter Linie und häufig nur bei den Unterabtheilungen in Betracht. Für den Landwirth ist da- gegen die Petrographie der geognostischen Bildungen, die eingehende Kennt- niss ihres Bestandes und der Aufeinanderlagerung am wichtigsten, und die Bildung und Entstehungsweise kommen nur in Betracht, insofern sie auf den Bestand von Einfluss gewesen sind. 973 Als vorzügliche geologische Karten auch für die Beurtheilung eines Bodens, wenn auch nicht direct als Bonitirungskarte, werden die neuesten Veröffentlichungen des preussischen Handelsministeriums aus Sachsen und Thüringen unter Leitung von Bryrıc# und die durch BErrxpr in der Pro- vinz Preussen ausgeführten und herausgegebenen Arbeiten besonders her- vorgehoben. Sie haben sich für Bonitirungszwecke äusserst nützlich ge- zeigt, wiewohl sie hierzu nicht genügen können. Der Boniteur hat eine Masse von Factoren, wie die Zusammensetzung, Lagerung, Mächtigkeit, Lage und vieles Andere ausserdem in’s Auge zu fassen, was auf einer geologischen Karte in der nothwendigen Weise nicht zum Ausdruck ge- bracht werden kann. Es ist dies die Aufgabe der eigentlichen Boden- karten, deren Ausführung der Verfasser von Neuem anregt. Er hält daher die Errichtung von pedologischen Landesanstalten, be- sondere Bureau’s für Bodenuntersuchungen von Seiten des Staates, in ähn- licher Weise, wie topographische und geologische Anstalten von demselben gegründet sind, für ebenso zweckmässig als wünschenswerth. DELESSE et DE Lapparent: Revue de Geologie pour les annees 1870 et 1871. Tome X. Paris, 1873. 8°. 251 p. — (Jb. 1872, 977.) Dieser zehnte Jahrgang der Revue de Geologie bespricht in seinem ersten Theile allgemeine geologische Werke und Arbeiten über physio- graphische Geologie, wie Oceonographie, Vertheilung der Temperatur iu beiden Hemisphären, Vertheilung der Thiere und Pflanzen auf der Erde. Der zweite Theil, Lithologie, behandelt die Classification, die mikroskopische Beschaffenheit der Gesteine, gedenkt der Tırenmann’schen Experimente mit bewegtem Sande (Jb. 1873, 917) und der Einwirkung des letzteren auf Felsmassen, des Vorkommens der Phosphorsäure in Gestei- nen etc. Bei einer Übersicht über die zahlreichen Arbeiten in diesem Ge- biete folgen den Anthrakoideen die verschiedenen Gase und Gewässer, Gyps und Steinsalz, die Phosphorite, Carbonate, Geyserite, thonigen Ab- lagerungen, Silicatgesteine, vulkanischen Producte, Erze und Meteoriten. Der dritte Theil verbreitet sich über die verschiedenen Formationen oder Terrains nach ihrem Alter. In dem vierten Theile gewinnt man einen Überblick über die Fortschritte der geographischen Geologie in Europa, Afrika, Asien, Amerika, und über agronomische Geologie. Der fünfte Theil, dynamische Geologie, wendet sich zuerst den at- mosphärischen Erscheinungen zu, dann den Gletschern, Seen, Flüssen, Meeren, unterirdischen Wässern, den Wirkungen der Wärme, den Ver- änderungen der Gesteine durch Pseudomorphose, Endomorphose und Me- tamorphose, gedenkt der Hebungen, Faltungen von Gebirgen und der Erd- beben und schliesst mit geogenetischen Studien. Das Ganze ist, wie die früheren Jahrgänge, mit grossem Fleisse und dem bekannten Talente der Verfasser für eine übersichtliche und klare Darstellung zusammengefasst worden. 974 GC. Paläontologie. EureEngere: Mikrogeologische Studien als Zusammenfas- sung seiner Beobachtungen deskleinsten Levensder Meeres- Tiefgründe aller Zonen und dessen geologischen Einfluss. (Monatsb. d. K. Ak. d. Wiss. zu Berlin, 25. April 1872.) — Um die seit 30 Jahren vereinzelt vorgelegten Studien der mikrosko- pischen Lebenserscheinungen der Meeresverhältnisse zu einem übersicht- lichen Bilde zusammenzufassen, hat E. zunächst die kartographische Dar- stellung der Örtlichkeiten aller Oceane und Binnenmeere angefertigt, aus denen ihm die Materialien durch 134 vertrauensvolle Seefahrer der eng- lischen, nordamerikanischen, deutschen und russischen Nationalität über- mittelt worden sind. Bis jetzt sind die aus 20,000 Fuss Tiefe an ihn ge- langten Proben noch die am tiefsten reichenden. Die Zahl der aus den Tiefgründen und Küstenverhältnissen der Oceane und Binnenmeere nach EHrENBERG’s Untersuchungen allein, daher unter sich vergleichbar, hervorgegangenen Arten der selbstständigen organischen Einzelformen betrug bei Abschluss dieser Arbeit: 724 Polygastern, 287 Polycystinen,, 585 Polythalamien, 22 Mollusken, 30 Pteropoden, 1 Annu- late, 2 Entomostraca, 6 Radiaten, 9 Bryozoen, 1 Anthozoe. Als unselbst- ständige Formen treten hinzu: 226 ‚Phytolitharien, darunter 142 Spongo- lithe; 50 Geolithien, 37 Zoolitharien und 23 weiche Pflanzentheile. Die Summe aller von EHrRENBERG selbst beobachteten jetztlebenden schalen- führenden kleinsten selbstständigen Formen des Meeres beträgt: 1645, die der benannten unselbstständigen Formen: 336, und somit die Gesammt- summe der verzeichneten Körper: 1981. Nach den 7 Tiefen-Abstufungen von 101—20,000 Fuss haben sich fol- sende nennbare Charakterformen des mikroskopischen organischen Lebens aufzeichnen lassen. Aus der Tiefe von 101—500 Fuss 80 Charakterformen 315 Gesammtsumme. 501.1000,.4 5.0.72 R 240 : 1001-5000... 141 N 437 R 5001—10,000 . „ . 146 ä 408 N 10.001 15,000: 130 x 344 15:001-20,000.- „118 \ 236 h Die alte Vorstellung, als sänke sich das, die Oberflächen und Massen der oceanischen Gewässer nach BorY pvE Sr. Vincent breiartig durchdrin- gende Leben in seinen absterbenden Formen in die Tiefgründe, wird durch die in den Tiefgründen vorhandenen so mannichfach eigenthümlichen For- men nicht bestätigt. Auch sind die kleinsten Formen nicht die Brut der grösseren. An diese Lebensverhältnisse schliessen sich die grossen, mächtige Ge- birgsmassen der Erdoberfläche mit bildenden, seit langer Zeit dem Leben entfremdeten fossilen Reste mikroskopischer Organismen an. EHRENBERG hat in seinen seit 1838 darüber publieirten Abhandlungen 1435 selbststän- 975 dige und 172 unselbstständige fragmentarische Formen aufzeichnen kön- nen, so dass die Gesammtsumme der gekannten organischen Elemente 1607 Formen ergibt. Diese vertheilen sich in folgender Weise: Charakterformen. Gesammtsumme. Guatemala, 419 652 BRERREN aa. 9 NAOTUEDEE, 28682 807 Kmenlen: a. N REBIMIOEN. 172092 445 NE a a 2 u 7 11 Steinkohlengebirge u. Grauwacke . . 52 60 Die neuerlich Radiolarien genannten Formen des Meeres sind von EHRENBERG mit dem älteren, schon 1847 in 282 Arten festgestellten Namen der Polycystinen eingereihet worden. Sie stehen jedenfalls den Spon- gien-Schwämmen weit näher als den Polythalamien. Sorsy’s und Huxıry’s Coccolithe als wesentliche Elemente der Schreibkreide haben als zum Thierreich gehörig nicht mitgerechnet wer- den können, da sie als’unorganische Morpholithe zu verzeichnen waren. Über die Bathybius Hvxı. des Tiefgrundes und Eozoon canadense genannten, als höchst einflussreich bezeichneten Formen hat E., ungeachtet intensiver Untersuchung vieler Originalproben, ein der Wichtigkeit bei- stimmendes Urtheil nicht erlangen können. Die Lehre von den amöben- artigen Uranfängen des Organischen verwechselt neuerlich die deutlich polygastrischen wahren selbstständigen Amöben mit den vielen weichen, bei sehr starker Vergrösserung den menschlichen Blutkörperchen gleich, kleine «Veränderungen und Fortsätze der äusseren Gestalt zeigenden, un- selbstständig-organischen und unorganischen (dem künstlichen Proteus von BonsporRFr 1834 ähnlichen) Elementen. Am Schlusse spricht sich der viel erfahrene Naturforscher am Abend seines Lebens in einer rührenden Bescheidenheit über das unsere Zeit- genossen fast allgemein zustimmende bewegende Bild der Entwickelung des Menschengeschlechtes von DAarwın aus. — Den letzten Gegenstand behandelt von einem anderen Standpunkte aus nachstehende Schrift, die wir den Fachgenossen zur näheren Prüfung empfehlen: Dr. Aus. Wıcanp, Professor der Botanik an der Universität Marburg: die Genealogie der Urzellen als Lösung des Descendenz-Problems, oder die Entstehung der Arten ohne natürliche Zuchtwahl, Braunschweig, 1872. 8°. 47S. W. K. Parker und T. Rupert Jones: über die Nomenklatur der Foraminiferen. (Ann. a. Mag. of Natural History, Vol. IX, p. 211 — 230, 280—303, Vol. X, p. 184—200, 253—271, 453—457.) — Die Ver- fasser besprechen die vielen wichtigen Arbeiten EurENBERG’s über die Fo- raminiferen von 1838 an und schliessen p. 269 in dem hier abgedruckten Appendix ihre Ansichten über die von EHRENBERG angewandten Gattungs- 976 namen und deren wahrscheinlichen Äquivalente an, eine für Vergleichung mit Schriften anderer Autoren wichtige Übersicht: Allotheca, 1854. Alveolina d’ORre. Amphisorus, 1838. Aristeropora, 1859. Aristerospira, 1859. Aspidospira, 1844. Asterodiscus, 1838. Bigenerina d’ORB. -Biloculina d’Ore. Borelis Mrrr. Calcarina d’OR». Cenchridium, 1843? Ceratospirulina, 1859. Cimelidium, 1859. Clidostomum. Colpopleura, 1844. Coscinospira, 1838. Cristellaria, Lan. Cyclosiphon, 1856. Dentalina d’ORre. Dexiospira, 1859. Dimorphina d’ORre. Encorycium, 1859. Frondicularia DErr. Geoponus, 1838. Globigerina d’OR». Grammobotrys, 1854. Grammostomum, 1839. Guttulina d’OR». Globigerina ? Alweolina ; Frusulina. Orbitolites (alt). Planorbulina ? Planorbulina ? Planulina. — Polymorphina. Adelosine Quinqueloculina. Bilocu- lina? Alveolina ; Fusulina ; Endothyra. Planorbulina ? Entosolene Lagena. Dimorphe Miliola? Vertebralina? Valvulina? Textilaride (Reuss). Planorbulina. Peneroplis u. Lituola. Cristellaria ; Planulina ; Haplophrag- nwum. Orbitoides. Dentalina. Unbestimmbar. i Dimorphine Virgulina. Nodosaria. Nodosaria ; Glandulina. Polystomella ; Planorbulina. Globigerina. Virgulina ; Sphaeroidina. Textilaria; Vulvulina; Bolivina ; Vür- gulina ; Polymorphina. Verneuilina; Textilaria. Heterohelix, 1843, verändert in Rimoplecie 1844. Heterostegina d’ORR. Heterostomum, 1854. Holococceus, 1859. Lenticulina Lam. Loxostomum, 1854. Amphistegina. Textilaria ; Virgulina. Lagena? Planorbulina ; Pulvinulina. Heterostomella ; Vulvulina ; Polymor- phina. Megathyra, 1854 ohne Figur und Beschreibung. Melonia BLaınv. Mesopora, 1854. Miliola Lan. Frusulina ; Alveolina. Lituola ( onighe agmium) ; lina. Lagena ; Orbulina. Monetulites, 1856. Nodosaria Lam. ‘ Nonionina d’ORB. Omphalophacus, 1838. Oncobotrys, 1856. Ovulina. Phanerostomum, 1854. Physomphalus, 1856. Planularia Derk. Planulina d’Ors. _ Platyoecus, 1854. Pleurites, 1854. Pleurostomum. Pleurotrema, 1838. Polymorphina d’ORr». Polystomatium, 1856. Proroporus, 1844. Prorospira, 1844. Ptygostomum, 1854. Pylodexia, 1859. Pyrulina d’Ore. Quinqueloculina d’Ore. Rhychoplecta. Rhynchopleura, 1856. Rhynchospira. Robulina d’Ore. Rosalina d’Ore. Rotalia Lam. Rotalina d’Ore. Sagrina d’OrB. Selenostomum, 1859. Siderospira. Soldania d’Ore. Sorites, 1838. Sphaeroidina d’ÜRr»,. Spirellina, 1841. Spirobotrys, 1844. Spirocerium, 1859. Jahrbuch 1873. 977 Nummulına. Nodosarıa ; Bigenerina. Nonionina ; Rotalia?; Planorbulina ; Orvstellaria ?; Amphistegina. Pulvinulina. Polymorphina ? Lagena. Globigerina. Operculina. Planularia. Planorbulina inel. Planulina u. Trun- catulina; Globigerina; Rotalta ; Pulvinulina ; Nonionina?; Opercu- lına ; Oristellaria. Pulwinulina ? Sphaeroidina?; Virgulina ; Polymor- phina? Textilaride (Reuss). Calcarına ? Polymorphina ; Bolivina ; Virgulina ; Textilarva. Polystomella. Polymorphina ; Bolivina ; Textilaria. Planorbulina. Planorbulina ; Globigerina. Globigerina. Pyrulina (Polymorphina). Quinqueloculina. Textilaride (Reuss). Textilaride ? Globigerina (Reuss). Oristellaria. Planorbulina ; Globigerina. Globigerina ; Planorbulina u. Planu- Iına; Pulvinulina; Cristellaria ; Operculina? Pulvinulina. Heterostomella. Rotaline ? Calcarına Rss. Oristellaria. Orbitolites. Sphaeroidina ; Virgulina. Spirellina , Cornuspira ? Planorbulina? Unbestimmbar. 62 578 Spiroloculina d’Ör». Sipiroloculina ; adelosine Quinquelo- culina. Spiroplecta, 1844 (früher Heterohelix). Spiroplecta. Spiropleurites, 1854. Pulvinulina. Strophoconus, 1844. Bolivina ; Virgulina. Synspira, 1854. Synspira? Tetrataxis, 1854. Tetrataxis (Valvulina). Textilaria DErr. Textilaria ; Bolivina. Triloculina d’Ore. Miliola ? Uvigerina d’ORB. Planorbulina? Vaginulina d’Ors. Vaginulina. ALEXANDER Asassız: Revision ofthe Echini. (Illustrated Cata- loque of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College) P.I —lI. Cambridge, Mass. 1872. 4°. 378 p. 49 Pl. — Die Veröffentlichung dieses Prachtwerkes, mit dessen Bearbeitung der Verfasser sechs Jahre lang eifrigst beschäftigt war, ist so lange verzögert worden, bis AL. Acas- sız während seiner letzten Reisen in Europa Gelegenheit fand, fast alle in diesem Jahrhundert beschriebenen Echiniden von Neuem zu untersuchen und mit Exemplaren zu vergleichen, welche zu diesem Zwecke von dem Museum in Cambridge nach Europa gesandt worden waren. Er rühmt in der Einleitung des Werkes die ihm dabei gewordene Unterstützung der Fachgenossen. In einem zweiten Abschnitte ist unter „Bibliography“ eine vollständige Übersicht der von ihm benutzten ungemein reichhaltigen Literatur gegeben. Diesem folgt ein beachtenswerthes Kapitel über N o- menclatur. Alles, was sich auf die Geschichte des Namens aller Echi- nen bezieht, ist S. 31 u. f. in einer Chronologischen Liste zusammen- gestellt, die mit dem Jahre 1734 beginnt und bis 1873 reicht. Die Syno- nymie aller Arten ist S. 87—169 besonders zusammengestellt und schliesst mit einem Index der Synonymen S. 171—203. Von hohem Interesse ist der nächste Abschhitt S. 205 u. f. über ihre geographische Verbreitung mit den dazu gehörenden 7 Übersichts- karten A—@. _ Der Verfasser gibt S. 213 ein Verzeichniss der bekannten Arten, cha- rakterisirt dann specieller die littoralen Distrikte und die daran gebunde- nen Arten in den verschiedenen Erdtheilen und gibt S. 240 noch einen Überblick über die geographische Verbreitung der Gattungen. Der zweite Theil des vorliegenden Bandes behandelt speciell die Echinen an den östlichen Küsten der Vereinigten Staaten, nebst einem Berichte über die Tiefsee-Echinen, welche Graf L. F. pe PovurrALks an den Küsten von Florida gesammelt hat. Zu diesem beschreibenden Theile der Gattungen und Arten gehören 42 Tafeln mit Abbildungen, zum Theil mit den gelungensten Photographien und Albertotypien, zum grössten Theil aber mit prachtvollen Lithographien, wozu die meisten Zeichnungen 979 von Ar. Acassız selbst herrühren. Wir haben in unserer naturwissen- schaftlichen Literatur keine besseren Abbildungen aufzuweisen. Die beschriebenen Arten reihen sich in folgender Weise an: Subordo: Desmosticha. Fam. Cidaridae. Subfam. Goniocidaridae. Gen.: Cidarıs Kıeın, 1734, Dorocidaris A. Ac. Subfam. Salenidae. Gen. Salenia Gray, 1825. Fam. Arbaciadae. Gen. Arbacıa Gray, 1835, Coelopleurus Ac. 1840, Podocidaris A. Ac. 1869. Fam. Diadematidae. Gen. Asthenosoma GruBE, 1867, Diadema Scavn. 1711. Fam. Echinometradae. Gen. 'Strongylocentrotus BRanpt, 1835, Echinometra Ronp. 1554. Fam. Echintdae. Subfam. Temmopleuridae. Gen. Temmechinus Fors. 1852, Trigonocidaris A. As. 1869. Subfam. Triplechinidae. Gen. Hemipedina WRrıcHt, 1855 (Pseudodiadema), Echinus Ronv. 1554. Toxopneustes Ag. 1836, Hıpponoe Grav 1840. Subordo: Clypeastridae. Fam. Euclypeastridae. Subfam. Frbularina. Gen. Echinocyamus Van PueL. 1774. { Subfam. Echinanthidae. Gen. Clypeaster Lam. 1816, Echinanthus Brevn, 1732. Fam. Seutellidae. Gen. Echinarachnius Leske, 1778 (Scutella), Mellıta Kueın, 1734, En- cope As. 1840. Subordo: Petalosticha. Fam. Cassidulidae. Subfam. Echinonidae. Gen. Echinoneus Van Per. 1774. Subfam. Nucleolidae. Gen. Echinolampas GRAY, 1825, Neolampas A, Ac. 1869, Rhyncho- .pygus d’ORB. 1855 edlen), Fam. Spatangidae. Subfam. Ananchytidae. Gen. Pourtalesıa A. As. 1869, Homolampas A. Ac. 1872. Subfam. Spatangina. Gen. Echinocardium Gray, 1825. Subfam. Brissina. Gen. Agassizia Vau. 1846, Brissopsis As. 1840 (Hemiaster), Brissus | 980 Kıeın, 1734, Meoma Gray, 1851, Metalia Gray, 1855, Schizaster Ac. 1836, Moira Au. Ac. 1872. Bemerkungen über bathymetrische und geographische Verthei- lung, durch Tabellen erläutert, ferner eine Übersichtstabelle der an der Ostküste der Vereinigten Staaten vorkommenden Echinen, endlich ein In- dex der in diesem Bande beschriebenen Arten bilden den Schluss. Der dritte und vierte Theil des bedeutenden Werkes wird die Be- schreibung der anderen, von AL. Acassız untersuchten Arten, sowie eine Übersicht über die Anatomie und Classification der ganzen Ordnung ent- halten. W. CARRUTHERS: über Halonia LixpL, u. Hurr. und Oyclocladia GoLvens. (The Geol. Mag. 1873. Vol. X, p. 145. Pl. 7.) — Unter Bezug- nahme auf die Abbildung der Halonia punctata in Geinıtz, Verstein. d. Steinkohlenf. in Sachsen, 1855, Taf. 3, fig. 16, da dieses Exemplar von Oberhohndorf bei Zwickau alle Formen vereiniget, unter welchen Halonia erscheint, sucht CARRUTHERS nachzuweisen, dass die Gattungen Halonia und Bergeria Presu auf Lepidophloios zurückführbar sind und dass auch Uyclocladia GoLDENBERG ein unvollkommenes Exemplar von Halonia sei. Dagegen gehört Oyelocladia Lispr. u. Hvrr. zu den Equisetaceen. CARRUTHERS ist gegen eine Vereinigung des Bothrodendron punetatum Lıxpr. u. Hurt. mit Halonia punctata, welche Gzinızz, a. a. O. S. 38 be- fürwortet; er weist ferner nach, dass Halonia irregularis Geın., 1. c. p. 38, Taf. 4, fig. 5, zu Arthropleura armata Jorpan gehöre, worin ihm auch H. Woopwarp beistimmt. — Letzteres erkenne ich vollkommen an, nach- dem Reste von Arthropleura armata aus der Zone der Farne von Ober- hohndorf bei Zwickau, woher auch jenes Exemplar stammt, schon Jahrb. 1866, p. 144, Taf. 5, fig. 4, 5 von mir beschrieben worden sind. Es wäre auch das Steink. in Sachsen, Taf. 4, fig. 5 abgebildete Exemplar, das sich jetzt in der Sammlung der Bergschule in Zwickau befindet, schon dort in seine richtige Stellung verwiesen worden, wenn dasselbe mir noch vorge- legen hätte. So können wir nur dankbar anerkennen, dass Herr Carrv- THERS den früheren Irrthum jetzt aufgedeckt hat. (H. B. G.) O. FeistmanteL: Analogie der drei Steinkohlenharze: An- thrakoxen, Middletonitund Tasmanit und ihre vermuthliche Abstammung. (Verh. d. k. k. geol. Reichsanst. No. 5. 1873.) — Eine beachtenswerthe Zusammenstellung der auf die Beschaffenheit, das Vor- kommen und die Abstammung der oben genannten Harze der Steinkohlen- formation gerichteten Thatsachen, woraus hervorgeht, dass diese, wenn nicht ganz identischen, so doch sehr nahe verwandten Harze an die Spo- rangien der Sigillarien gebunden sind, an Sigillariaestrobus oder Flemin- gites, wie man die Zapfen der Sigillarien bezeichnet hat, und insbesondere an Carpolithes coniformis Göpr., welche den Sporangien der letzteren ent- spricht. 981 GöpperT: Zur Geschichte des Elenthiers in Schlesien. (Schles. Ges. f. vaterl. Cult. 18. Dec. 1872.) -- Die letzten Elenthiere in Schlesien erjagte man 1725 in Stein bei P.-Wartenberg und 1743 bei Lam- persdorf im Ölsnischen, dessen Andenken in dem dasigen Schlosse durch ein Ölgemälde bewahrt wird. Des ersten fossilen Elens in unserer Pro- vinz gedenkt Davıp Herrmann, Pastor zu Massel, bei Öls, der nebst VoLk- MANN, KUNDMANN, GR. MATUSCHKA und KRockKER zu den gefeiertsten schle- sischen Naturforschern des vor. Jahrhunderts gehört. Ein währscheinlich ganz vollständiges Skelet dieses Thiers wurde iu seinem Garten in 20 Fuss Tiefe aufgefunden, aber leider, ehe er es zu retten vermochte, von den Arbeitern zertrümmert, so dass er nur noch Bruchstücke zu retten ver- mochte, deren Abbildung und Beschreibung die Richtigkeit der Bestimmung jedoch bezeugen. Die kleine diesfallsige, jetzt sehr seltene, von ihm zur Feier seiner Ernennung zum Mitgliede der Berliner Akademie verfasste Schrift befindet sich auf der Breslauer Stadtbibliothek (Relativ histori- scher Bericht aus der Antiquität von einem Elenthier-Körper, welcher 1729 im Mai im Masselischen Pfarrgarten-Graben zufälliger Weise gefunden worden etc. Hirschberg, 16 Blätter in 4., ohne Seitenzahl und 1 Kpfrtaf.). Mit Recht schliesst er aus der grossen Tiefe, in der es gefunden und aus der Lage der ordentlich aufeinandergesetzten Erde, Sand, Lehm, Lette, Kies und Schlammbänke, dass es nicht ein jetztweltliches zufällig dahin gelangtes, sondern ein vorweltliches sei. Anderweitige Funde vom fossilen Elen, ausser des oben erwähnten, in einer Mergelgrube zu Wittgendorf bei Sprottau, ebenfalls in Mergelgruben zu Cavallen bei Trebnitz, bei Nimkau und neuerlichst bei Petschkendorf (Kr. Lüben) durch Herrn Wirthschaftsinspector Langer daselbst, zwei Bruch- stücke von Geweihen, welche den in der so ausgezeichneten Monographie des Staatsraths Dr. F. v. Branpr auf Taf. II, Fig. 3 abgebildeten fossilen Elengeweihen am nächsten kommen. Die vor 2 Jahren in Begleitung von Hirsch-, Schwein- und Pferde-Resten und mit Urnen und einem Götzen- bilde im Bereiche der Stadt Bunzlau selbst entdeckten, von Herrn Dr. v. d. Veıpe dem schles. Verein für Kunst und Alterthum einge- schickten grossen Elenthiergeweihe, als Zeugen einer alten Opferstätte, hält G. zwar nicht für fossil, doch für unsere urgeschichtlichen Verhält- nisse von nicht geringerem Interesse. Es hat sich daher auch der Vor- stand bewogen gefühlt, aus allen diesen und ähnlichen bereits vorhande- nen in inniger Beziehung zu einander stehenden Fossilien eine eigene Ab- theilung in dem hoffentlich sich bald erhebenden Museumsgebäude unter dem Namen Museum für Urgeschichte des Menschen zu be- gründen. ; F. SANDBERGER: über Unio sinuatus Lam. und seine archäo- logische Rolle. (Malakozool. Blätter XX. p. 95.) — Umio sinuatus Lam., die grösste und dickschaligste europäische Art, ist gegenwärtig auf Südfrankreich beschränkt und bewohnt namentlich die Flüsse Tarn, Cha- 982 rente, Dordogne und den oberen Theil der Garonne. In der Ande, worin er nach seinem Vorkommen im alluvialen Kalktuffe von Narbonne zu schlies- sen, früher auch gelebt haben muss, ist er nach Prof. NovLer in Toulouse jetzt ausgestorben. SANDBERGER führt hier den Beweis, dass diese Art in vorhistorischer und vielleicht auch noch in römischer Zeit auch in Deutsch- land existirt hat und also hier erst seit etwa 2000 Jahren erloschen ist. Seine Schalen, welche SAnDBERGER auch in dem Kalktuffe von Homburg am Main erkannt hat, haben nach ihm in der Steinzeit zur Herstellung einer Art Perlenschnur-Kette in rohester Form gedient, und unter den Muschelschalen, welche im Jahre 1854 in dem Römer-Castell auf dem Hei- denberge in Wiesbaden als Küchenabfälle haufenweise zusammen lagen, fand sich neben Ostrea edulis und Cardium aculeatum in grosser Menge ein riesiger Unio, welcher identisch ist mit der im Tuffe von Homburg und in den Muschelschnüren der Steinzeit gefundenen Art, oder Unio si- nuatus. Die Muschel hat offenbar den Römern zur Nahrung gedient und war vielleicht ein aus weiter Ferne bezogener Leckerbissen, wie die Au- stern und Cardien. E. W. Binsey: Observations on the Structure of Fossil Plants found in the Carboniferous Strata. P. II. Lepido- dendron. Palaeont. Soc. 1872. 4°. p. 63—96. Pl. 13 -18. — Die von E. W. Bınney schon mit grossem Erfolge durchgeführten mikroskopischen Untersuchungen zahlreicher Steinkohlenpflanzen haben hier zu einer nähe- ren Betrachtung der Gattungen Lepidodendron, Sigillaria und Halonia geführt. Die vorzüglich ausgeführten Abbildungen beziehen sich auf Le- pidodendron Harcourtii, Sigillaria vascularis und Halonia regularis. W.C. Wırnıamson: on the Organization of the Fossil Plants of the Üoal-measures. Part. I. Calamites. Philos. Trans. 1871, p. 477—510. Pl. 23—29. — (Jb. 1870, 1035.) — Die früheren Arbeiten des Verfassers über die Structur der Calamiten werden in dieser Abhandlung wesentlich ergänzt durch mikroskopische Darstellungen des Stammes von Calamopitus, Calamites und Equisetum maximum und ver- gleichende historische Bemerkungen. Part. II. Lepidodendra and Sigillarıae. (Proc. of the Royal Soc. No. 129. 1871.) — Nach einer Vergleichung des Lepidodendron sela- ginoides, L. Harcourtii, sowie der Sigillaria vascularıs BINNEy, der nahe verbundenen Gattungen Ulodendron und Halonia, verschiedener Sigilla- rien und Stigmarien gelangt der Verfasser zu dem Schluss: Es ist klar, dass alle diese Lepidodendron- und Sigillaria-artigen Pflanzen eine gemeinschaftliche Familie bilden und dass die Trennung der letzteren von den ersteren als G@ymnospermen, nach BRonsNIarT’s Vorgang, aufzugeben ist. Die merkwürdige Entwickelung der exogenen holzigen Structur in den meisten Mitgliedern der ganzen Familie verbietet die Anwendung des Namens Acrogenen für sie oder ihre lebenden Repräsentanten. Viel- 983 mehr schlägt der Autor eine Trennung der Gefäss-Kryptogamen in eine exogene Gruppe, mit Lycopodiaceen, Equisetaceen und den fossilen Calamiten, und eine endogene Gruppe, mit den Farnen, vor. Die erstere vereint die Kryptogamen mit den Exogenen durch die Cycadeen und anderen Gymnospermen, die letztere mit den Endogenen durch die Palmaceen. Man kann dem baldigen Erscheinen von WiLrıanson’s neuer Mono- graphie über diesen Gegenstand, wozu von ihm 200—300 neue Durch- schnitte von Steinkohlenpflanzen angefertigt worden sind, nur mit Freude entgegensehen (Proc. Royal Soc. No. 131, 1872). FR. Aus. Quenstept: Petrefactenkunde Deutschlands. 1. Abth, 3. Bd. Echinodermen. 1. Hft. Leipzig, 1873. 8°. 112 S. Taf. 62—65. — Jb. 1868, 834. — Wie alle Schriften QuEnstEDT’s, so ist auch diese er- sehnte Fortsetzung der Petrefactenkunde Deutschlands wiederum ein Mu- ster deutscher Gründlichkeit und deutschen Fleisses. Eingehenden ge- schichtlichen Bemerkungen über die Ychinodermata und ihre Organisation folgen speciellere Betrachtungen über die ZEchinidae oder Seeigel und ihre natürliche Eintheilung. Die Echinidae regulares oder Cidarıdae er- öffnen den Reigen, und es wird schon in diesem Hefte eine Reihe von Cidaris-Arten mit ihren mannichfachen Abänderungen beschrieben. 1) Oidaris elegans, 2) C. coronata, 3) ©. marginata, 4) C. Blumen- bachi, 5) C. florigemma, 6) O. nobilis (Rhabdocidaris). Die mit grosser Sorgfalt zusammengestellten Tafeln, die eine reiche Fülle des interessan- testen Materiales enthalten, sind naturwissenschaftlich- und künstlerisch- vollkommene Darstellungen. E. Desor: über den Höhlenmenschen, den tertiären Men- schen und die Abstammung der Troglodyten. (Journal de Ge- neve, 26. Sept. 1872.) — In einem hier niedergelegten Berichte über den anthropologischen Congress in Brüssel hebt E. D. besonders hervor: dass Italien der klassische Boden für die Grabmäler sei, die Schweiz für die Pfahlbauten oder palafittes, Skandinavien für megalithische Monu- mente und Belgien für Höhlen. Die von Abbe Boureroıs angeregte Frage über die Existenz von ter- tiären Menschen wird nach den bis jetzt darüber bekannten Thatsachen von StEEnsTRUP, Fraas, Desor und mehreren Andern als eine noch unge- löste betrachtet. Bei einer Beleuchtung der Frage nach der Menschenrasse, zu welcher die Troglodyten der belgischen Höhlen gehören, fand sich vielfach Ge- legenheit, den von QUATREFAGES veröffentlichten Ansichten entgegenzutre- ten, die ja auch schon von Vırcnow als unhaltbar zurückgewiesen wor- den sind. 984 Miscellen. Franz Karı Enruich: Ober-Österreich inseinen Natur-Ver- hältnissen. Linz, 1871. 8%. 160 S. — Seit einer langen Reihe von Jahren die Kunde seines schönen Heimatlandes nach allen Richtungen verfolgend, hat der rühmlichst bekannte Verfasser insbesondere als Kustos des Brünner Museums die vielen auf diesem Gebiete auftauchenden wis- senschaftlichen Arbeiten in einem übersichtlichen Handbuche zur näheren Kenntniss des Landes zusammengefasst, das er zunächst den Bewohnern Oberösterreichs, besonders der heranwachsenden Jugend übergibt, um das- selbe genauer kennen zu lernen und — desto inniger zu lieben. Es ist jedoch auch für die weitesten Kreise zu empfehlen und verdient Nach- ahmung in anderen Ländern ! Dasselbe behandelt: Grösse und Grenzen des Landes, die geographische Lage, Oberflächengestaltung, Höhenverhält- nisse und Höhenbestimmungen, die verschiedenen Gewässer, Klima, Boden- beschaffenheit, Gesteine, Mineralien und Versteinerungen, Vegetation und Thierwelt, Phänologie, anziehende landschaftliche Schilderungen und Cha- rakterbilder und gibt eine Übersicht über die von ihm hierzu benutzte reiche Literatur. . Dr. CARL FRIEDRICH Naumann in Dresden und Dr. Avcvst Emis v. Reuss in Wien. An demselben Tage, am 26. November, an welchem der Wissenschaft einer ihrer würdigsten und in allen Erdtheilen hochgeschätzten Vertreter, der Geh. Bergrath und frühere Professor der Mineralogie und Geognosie in Leipzig, Dr. Cart Frırpricn NAUMANN in Dresden durch den Tod ent- rissen wurde, verschied in Wien der Universitätsprofessor Dr. Aususr Enmız v. Reuss, der im Gebiete der Mineralogie, Geologie und Paläontologie gleichfalls eine sehr hohe Stellung einnahm. Als neueste Schrift verdankt man ihm noch die mühevolle monographische Bearbeitung der Foramini- feren, Bryozoen und Ostracoden in den Plänerablagerungen des Elbthal- gebirges in Sachsen, wovon ein Theil noch unter der Presse ist. Beide seit langer Zeit eng befreundete Männer, die sich selbst durch ihre be- deutenden Werke ein unvergängliches Denkmal gesetzt haben, wurden ‘zu gleicher Zeit, am 29. November Nachmittags nach 5 Uhr in Dresden und Wien in die Gruft gesenkt. — Nekrologe folgen später. NJahrb. £ Mineralogie 1813 | al J nn N EEE EEE TE ee In See er Sea De DE 2 D . r r . BPIS 7} [2 Zgart. 4, [2441 or Q Kl Lie. AnsEWGBaisch N. Jahrb.f. Mineralogie 1873. YETA N. \ b. vom Rathı del. —,, > 174 42 74 AUSSDT.. I ER K)CWRS, \Vedes pr! | \ i \ EZ Dautsspr. N. 176°39/3 Lich. Anst. v.L.Sautter Sur. Geinit2.del. Ss & 3 S | R N | .e Bug. u Elise ei == => z = —— m =— — — — —— ee nn read Gen KB orte Tgofgd oa ee u u: ne nn en en Sn, se er aan er re: = Trtaapkann eine "u 6.6 Amann © Nomen as war starte + ai NJahrb £M ineralogie 1873. Tak IV. ER TNERT a2 NE = ALIORL, ad.ral. del Ts TASTER Eee ShıFfr SL ut WV..7.L2 > u cc c TE Te ae re ats van aa u ‚ >= - ie 2 2 u m ee ie SEIEN RETTET 5 x fe #281 3b 2 q44PL N 0 Im