Pe 5 / er RE at 2, in Wvrury INTEERIERFIRTE Y WAY < N As r \ . ,“ ho Bd ' - k a t Zr v » „* ” « ij" =3 I > ‘ ., EN R . 4 AN « a a | Be 4 > 4 . & ix | #53 Fa) ee ar en TR AR FANG (AA “ Au ji RW % a lnvı PT DUPLICATA DE LA BIBLIOTHEQUE DU CONSERVATOIRE BOTANIQUE DE GENEVE VENDU EN 1922 Din A An Re Sans 73 Niederösterreichische Weiden. Von D: A. Kerner. Worgelegt in der Sitzung vom 3. August 19359. . \ ——a—adST—— „a © ur 2; LIBRARY Au ya NEW VORKS P= BOTANICAL FREE SE GARDENS > HE u Separatabdruck aus den Verhandlungen der k. k. 2001. -bot, Gesell: ehaft in Wien, Jahrgang 1860. |ü:‘1.8°6 an Pr fg DUPz, IQ ira) DU CONSERVATOL re Wien. Druek von Carl Ueberreuter. 1360. I. Quartal. er RAN RE RER RABEN 0 NER ER IN = BL ee 3% F i R BEER EL RE FERT ae 4 HIiBRAKS - / 4 >» - NEW YORK BOTAMHCAL GARDEN „In temperatis et frigidiusculis hemisphaerae borea'is utrius- que continentis innumerae Salicts mira formarum inconstanti® luzuriant botanicorum erux et scandalum.“ Endlicher Enchir. bot. p. 178. Die Ansicht, dass Pilanzen - Blendlinge in der freien Natur vorkommen und sich dort durch zufällige Veranlassung ebensogut bilden können, wie sie in den Gärten durch absichtliche künstliche Befruchtung entstehen, hat sich gegenwärtig allerwärts Bahn gebrochen und kaum dürfte es mehr einen Widersacher der Ansicht geben, dass viele der Pflanzenformen, welche den vielgestaltigen durch das dioicische oder andro- und gynodynamische Verhältniss ihrer Blüthen ausgezeichneten Weiden, Disteln, Münzen, Primeln und Habichts - kräutern angehören, einer zweiartigen Befruchtung ihr Dasein verdanken. — Nachdem die vor dem Forum der Wissenschaft wiederholten Versuche der Gärtner die Möglichkeit der Bastartbildung *) im Pflanzenreiche nachgewiesen hatten, glaubte man auch alsbald eine Menge wildwachsender Pflanzen als Blendlinge zu erkennen und suchte gewisse Regeln festzustellen, um für eine fragliche Pflanze den Nachweis ihrer Bastartnatur geben zu können. Einerseits sollten die Verhältnisse des Vorkommens, anderseits die Form und endlich die Unfruchtbarkeit als Anhaltspunkte zu diesem Nachweise dienen. Diejenigen Mittelbildungen, bei denen man eine ungleichartige Befruchtung vermuthete, sollten nur dort vorkommen, wo auch die beiden Stammformen, zwischen denen sie die Mitte hielten, sich finden, die Stammältern sollten zu gleicher Zeit blühen, die Blendlinge sollten nur vereinzelt und zerstreut ange- troffen werden, sie solllen unfruchtbar sein und es sollten entsprechend den zwei Kreuzungen, welche zwischen zwei Pflanzenarten möglich sind, zwei Bastarte sich bilden, welche in den Zeugungsorganen der pollengebenden Stammart, in den Ernährungsorganen der samentragenden mehr ähnlich sehen. *) Nach Grimm: Bastart, nicht Bastard. * 4 Dr. A. Keruer: Alle, welche über Bastarte ihre Ansichten veröffentlichten, sprechen sich endlich auch noch dahin aus, dass zur Erkennung der Blendlinge ein gewisser Scharf- blick nothwendig sei, welcher diesen Pflanzen ..die so zu sagen ihre Entstehung an der Stirne tragen” ihre Bastartnatur ansieht: Sobald aber die indi- viduelle Ansicht des Beobachters mit in’s Spiel gezogen wird, so ist auch die Möglichkeit gegeben, dass irrige Ansichten über den Ursprung einer Pflanze verbreitet werden und nicht selten scheinen auch Uebergangsformen, welche zwei klimatische oder geoßnostische Parallelformen einer und derselben Art verbinden, als Blendlinge angesehen worden zu sein. Spätere Entdeckungen haben an den oben aufgezählten Sätzen der Bastartkunde gewaltig gerüttelt, so dass gegenwärtig keiner derselben mehr in seinem ganzen Umfange Geltung finden kann. Nicht immer werden die Bastarte nur in der Nähe der Stamm- ältern gefunden, sondern oft kommen sie weit entfernt von diesen oder in Gegenden vor, wo nur die eine der Stammformen gleichzeitig angetroffen wird. So findet sich z. B. eine Mittelform zwischen Salix purpurea und $. nigricans bei Lilienthal nächst Breslau, obschon in der näheren Umgebung dort keine S. nigricans angetroffen wird; ebenso wächst ein Blendling aus $. pentandra und fragelis im Wienthale bei Penzing, obschon auf viele Meilen weit keine $. pentandra dort aufgefunden wurde. Solche Erscheinungen können aber nicht gegen die Bastartnatur einer Pflanze sprechen, indem S. nigricans früher in der Nähe des zuerst erwähnten Bastartes vorgekommen sein mag, ebenso wie es möglich ist, dass S. pentandra im Wienerwalde in der Nähe des Standortes des Blendlings aus S. pentandra und S. fragilis vorkam, ja vielleicht noch vorkommt. — Von diesem Standpunkte aus dürften die Bastarte manchmal sogar interessante Anhaltspunkte geben, aus denen man auf Veränderungen .schliessen kann, welche die Pflanzenwelt im Laufe der Zeit erlitten hat. Uebrigens bedarf es bei Pflanzen, deren Samen, wie Jene der Weiden und Disteln ein Spiel des Windes sind und durch den leisesten Luftstrom weithin über Berg und Thal geführt werden, kaum der Annahme des früheren Vorhandenseins einer Stammart an dem Standorte des Bastarts. — Auch darf bei Betrachtung solcher Fälle nicht unberücksichtigt bleiben, dass Bastartbefruchtungen besonders häufig durch Insekten, insonderheit Bienen herbeigeführt werden, welche den Pollen aus weit entlegenen Bezirken von Art zu Art verschleppen und insbesonders wird in Beziehung der Weiden von Wichura*) aufme.ksam gemacht, dass bei ihnen der Pollen nicht wie bei den Haselnüssen und Kiefern vom Winde umhergetrieben „ sondern nur durch Insekten der weiblichen Blüthe zugeführt wird. Jedermann, der im Frühlinge, wo die Weiden den Reigen der Blüthen eröffnen helfen, die um hreKätzchen summenden Schwärme der Immen gesehen hat, und beobachtete, *) Wichura: Ueber künstlich erzeugte Weidenbastarte. 31. Jahresbericht der schles. Gesellschaft für valerländ. Kultur. Seite 160. Niederösterreichische Weiden. 3 wie diese, mit blüthenstaubbedecktem Pelze von Strauch zu Strauch sich fort- tummeln, der wird die Möglichkeit einer Befruchtung weit entfernter verschie- denartiger Blüthen nicht weiter bezweifeln, ja es wird sich ihm sogar unwillkürlich die Frage aufdrängen, warum die Bastarte nicht noch viel häufiger angetroffen werden, als es wirklich der Fall ist. Die gleiche Blüthezeit der Stammältern ist allerdings zur Sicherstellung der Bastartnatur unumgänglich nothwendig, nur muss man hier gleichfalls zulassen, dass die beiden in Blüthe stehenden Stammarten weit von einander getrennt vorkommen können. — Die Reihe des Aufblühens läuft bei den Weiden ebenso, wie bei allen andern Pflanzen in einer ganz bestimmten Folge ab, die Mannigfaltigkeit der Standorte aber bedingt die Möglichkeit, dass Arten, welche sonst unter gleichen äusseren Verhältnissen in sehr verschiedenen Zeiträumen blühen würden, an zwei durch ihre Lage, Erhebung und Beschattung verschiedenen Punkten derselben Gegend zu gleicher Zeit ihre Blüthen entfalten können. Die Insekten werden sich nicht scheuen, die im kühlen Schatten blühenden Weiden gerade so zu besuchen, wie jene, welche in sonnigen windgeschützten Lagen aufgeblühet sind, ebenso wie sie im raschen Fluge in wenigen Augen- blicken einen Höhengürtel durchmessen, an dessen oberem und unterem Rande bedeutende Unterschiede in der Zeit der Blüthenentwicklung vorkommen. — Vielleicht mag es sich auch hieraus erklären, dass in gebirgigen Gegenden, wo durch die Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung auch eine grössere Ab- wechslunge der auf die Entwicklung der Pflanzen einwirkenden Verhältnisse bedingt wird, die Bastarte sich viel häufiger, als anderswo finden. In Nieder- Oesterreich, dessen Weiden in diesem Aufsatze ihre Besprechung finden werden, war insbesondere der Reichthum an Blendlingen in den tief eingeschnittenen Alpenthälern, wie z.B. den engen Thalschluchten bei Gaming und Lunz auf- fallend ; eben dort aber sahen wir auch auf der einen Seite des Thales Salix glabra in voller Blüthe und S. grandifolia längst abgeblüht, während an der gegenüberliegenden gegen Mitternacht gerichteten Berglehne die Kätzchen von S. glabra eben die Kno-penschuppen durchbrachen und $. grandifolia in voller Blüthe stand. Das zerstreute und sparsame Vorkommen scheint unter allen zur Feststellung der Blendlingsnatur benützten Merkmalen noch das zuver- lässigste zu sein. Nur wenige Weidenbastarte, wie z. B. jene von Salix alba und S. fragilis machen eine Ausnahme und stehen mehreren Arten, welche nicht hybriden Ursprungs sind, in ihrer Häufigkeit nicht nach. Diese Erscheinung — welche auch verursacht haben mag, dass sich Floristen, die bei anderen Weiden die Bastartnatur anerkennen, nicht entschliessen konnten, auch für diese Mittelbildungen den hybriden Ursprung gelten zu lassen — steht übrigens ziemlich vereinzelt da und für die Mehrzahl derjenigen Formen, welche wir für Blendlinge halten, trifft das Merkmal des zerstreuten und sparsamen Vorkommens gegenwärtig allerdings vollkommen zu. — Ob diese Blendlinge 6 Dr. A. Kerner: für immer ein solches beschränktes Vorkommen zeigen werden, ist eine I auf welche wir später nochmals zurückkommen werden. Die Unfruchtbarkeit wurde in früherer Zeit für einen der wich- tiesten und sichersten Anhaltspunkte zur Erkennung eines Blendlings gehalten, Die Gärtner bestritten zwar längst diese Ansicht und beuteten sogar die Fruchtbarkeit der Bastarte thatsächlich aus, indem sie durch künstliche ungleichartige Befruchtung von Bastarten mit Stammältern so wie von Bastarten untereinander neue Formen hervorriefen ; — die Männer der Wissenschaft jedoch sträubten sich lange gegen ‚die Annahme der Möglichkeit einer solchen Be- fruchtung , weil damit eines der wichtigsten Merkmale, auf das sich der Unterschied von Art und Bastart *) stützte, aufgegeben werden musste, — In einem Aufsatze Alex. Braun’s **) finden wir zuerst ausdrücklich hervorgehoben: dass Unfruchtbarkeit nicht immer ein Kennzeichen der Bastarte sei, da sie oft durch die eine oder andere der Stammarten befruchtet, Früchte und Samen zur Reife bringen — und in letzterer Zeit spricht sich auch Wimmer***) dahin aus, dass die Blendlinge keimfähbige Samen zu geben im Stande seien. Die höchst dankenswerthen Versuche von Wichura7) haben für die Weiden die Keimfähigkeit der von Bastärten erzeugten Samen, so wie ihre Befruchtungsfähigkeit in früher nicht geahnter Ausdehnung sicher- gestellt und nicht nur die Möglichkeit der Kreuzung einer Stammart mit einer anderen Stammart, sondern auch eines Bastartes mit einem andern Bastarte und endlich einer Stammart mit einem Bastarte in allen möglichen Versetzungen nachgewiesen. — Allerdings scheint die Fruchtbarkeit sich nicht auf alle Blendlinge auszudehnen und von Wimmer und Wichura werden einzelne Weidenbastarte, z.B. jene von S. viminalis mit $. amygdalina, so wie von S. viminalis mit S. cinerea als unfruchtbar hervorgehoben. Solche Fälle bilden aber, verglichen mit der weit überwiegenden Mehrheit der Fälle von Fruchtbarkeit, Ausnahmen von der Regel und beirren um so weniger, als auch andere Pflanzen, die allen Anzeichen nach keine Blendlinge sind, keimungsunfähige Samen hervorbringen, ohne dass dafür ein Grund an- gegeben werden könnte. So wie die früher festgehaltene Ansicht, dass die Blendlinge der Fruchtbarkeit entbehren, sich nicht bestätigte, ebenso konnte die Regel, dass die beiden Bastarte — welche zwischen zwei Stammarten entstehen, je nachdem die eine und die andere die Rolle der Pollengebenden spielt — sich dadurch unterscheiden lassen: dass jede derselben in den Zeugungs- *) Wimmer äusserte sich Flora 1846, Seite 148: Wenn Bastarte auch bis zur Ausbildung des Embryo gelangten und auf diese Weise fruchtbar würden und sich fortpflanzien, so wären sie bis zum Range von Arten fortgeschrilten, also auf diese Weise wirkliche und zwar neue Species entstanden. ==) Flora oder allgem. bot. Zeitung IV. Bd, I. Seite #. ®*==) „Wildwachsende Bastartpflanzen“ in Denkschrift. d. schles. Gesellschaft für vaterländ. Kultur 1853, Seite 145. 7) Wichura a. a. ©. Seite 163. Niederösterreichische Weiden. 7 organen der pollengebenden, in den Ernährungsorganen der samentragenden Stammart näher stehe, keine Geltung finden, — Dass entsprechend der doppelten Rolle, welche jede Stammart bei der Be- fruehtung spielen kann, auch zweierlei Erzeugnisse zwischen zwei Stammarten entstehen können, ist zwar nicht zu bezweifeln, die Form dieser Erzeugnisse aber im Vorhinein angeben — oder umgekehrt aus der Form auf die Rolle zurückschliessen zu wollen, welche die Stammältern bei der Erzeugung des Blendlings gespielt haben, sind wir auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen nicht berechtigt und ein solches Verfahren ist daher zum. wenigsten verfrüht. Die Zwischenbildungen, bei welchen wir in Berücksichtigung ihrer Form und ihres Vorkommens einen zweiartigen Ursprung voraussetzen, halten entweder genau die Mitte zwischen den muthmasslichen Stammältern oder sie neigen sich in ihrer Form mehr zu einer der erzeu- genden Stammformen hin. Diese letzteren, für welche wir den Namen goneiklinische *) Formen vorschlagen, haben in der Neuzeit eine doppelte Deutung erfahren. — Nachdem man sich wiederholt überzeugt hatte, dass die durch künstliche zweiartige Befruchtung erzielten Samen aus einem und demselben Blüthen- Köpfchen, ja selbst aus einer und derselben Kapsel gewöhnlich sehr verschiedene Mittelbildungen liefern, von denen einige dieser, andere jener Stammart näher stehen, tauchte die Ansicht auf, dass der Pollen auf die verschiedenen Samenknospen eines und desselben Frucht- knotens mit ungleicher Befruchtungskraft einwirken könne und dadurch ungleiche Erzeugnisse zu Tag bringe. Schon Gärtner hatte auf diesen ungleichen Einfluss hingewiesen, indem er sagte, dass häufig eine der Stamm- arten auf den Blendling einen „typischen Einfluss“ übt, so dass der Blendling in seinen Merkmalen der einen Stammart dann vıel näher steht, als der zweiten. Versuche von Grenier und Jordan bestätigten neuerlich diese Angabe, welche auch ganz allgemein von den Gärtnern behauptet wird. Von anderer Seite wurden jedoch diese goneiklinischen Blendlinge als Bastarte zweiter Ordnung angesehen, welche durch befruchtende Verbindung eines Bastartes erster Ordnung mit einer der Stammformen entstanden sind. Namentlich scheint Schultz von dieser Voraussetzung ausgegangen zu sein, als er solche Formen mit einem Dreinamen (z B. Hieracium praealto — Filosella — praealtum) bezeichnete. .Diese Ansicht hat gleichfalls ihre Berechtigung und Begründung in den Ergebnis:en, welche die Versuche künstlicher Bastartirung zu Tage gefördert und die Möglichkeit, dass solche durch zweimalige Kreuzung entstandene Blendlinge auch in der freien Natur vorkommen, ist nicht in Abrede zu stellen, da die Insekten die blühenden Bastarte ebensogut besuchen werden, wie die Pflanzen, die keine Bastarte sind. — Aber auch für den Fall, dass die Befiuchtung nicht immer durch Vermittlung der Insekten gedacht ) Von yov&dg Erzeuger und 2//v@ hinneigen. S _ Dr. A. Kerner wird, ist bei den dioieischen Weiden die Entstehung eines doppelt gekreuzten Blendlings in der freien Natur nichts weniger als unwahrscheinlich, weil nur selten Staub- und Fruchtblüthen tragende Sträucher eines und desselben Blendlings nebeneinanderstehen, sondern diese fast immer einzeln zwischen anderen verbreiteteren Arten angetroffen werden, so dass -— wenn überhaupt eine befruchtende Verbindung der Blüthen untereinander wachsenden Weiden- zweigce ohne Uebertragung des Pollens durch Insekten stattfindet — sich ebensogut Stammart mit Stammart, wie Blendling mit Stammart verbinden kann. — Jede dieser zwei Ansichten über die Bildung goneiklinischer Bastarte gründet sich auf Versuche, die keine Einwendung zulassen. Welchen Weg jedoch die Natur bei Bildung solcher Bastarte einschlägt, ob den in der ersten oder den in der zweiten Ansicht bezeichneten, ob vielleicht beide — muss vorläufig dahingestellt bleiben. Entschieden ist aber die Ansicht zurückzu- weisen, dass solche, einer der Stammformen sich nähernde Blendlinge als „Rückschläge“ anzusehen seien. Man stellte sich nämlich vor, dass den durch zweiartige Befruchtung entstandenen Mittelformen, die gewissermassen als regelwidrige Bildungen zu betrachten seien, die Sucht innewohne, wieder in eine der Stammformen zurückzukehren und dass die Natur gezwungen sei, in den Artgrenzen zu bleiben, die sie sich einmal gezogen habe. — Obschon nun die Erfahrung lehrt, dass die Form einer Pflanze durch äussere Einflüsse wesentlich geändert werden könne, so müssen wir doch die Möglichkeit, dass auch durch inneren Einfluss eine andere Formges{altung stattfinden könne, in Abrede stellen. Jede Pflanze mu:s als ein Wesen aufgefasst werden, dem eine bestimmte Idee als Bildungsgesetz zu Grunde liegt, deren körperliche Erscheinung eben die Pflanze selbst ist. Da die Idee der Form aber in einem nothwendigen Einklang mit den äusseren Verhältnissen stehen muss, so werden sich bei Aenderung der örtlichen Einflüsse allerdings auch gewisse Merkmale der Pflanze um- gestalten können, das Individuum aber als körperliche Erscheinung der seiner Art zu Grunde liegenden Idee vermag auf diese selbst nicht bestimmend ein- zuwirken und sie nicht zu ändern. — Dem von zwei verschiedenen Pflanzenarten erzeugten neuem Keime muss in dem Augenblicke der Vereinigung gleichfalls ein bestimmtes Bildungs- gesetz eingepflanzt werden, das sich je nach der Stärke, mit welcher sich die beiden Stammältern betheiligten, bald mehr dem Vorbilde der einen Stammart, bald dem der andern anschmiegen wird. Das in dem Keim aber einmal gegebene Bildungsgesetz ist von dem Augenblicke der Ver- einigung ein bestimmtes und selbstständiges geworden und vermag als Individuum körperlich in Erscheinung zu treten. Das B astart-Individuum aber vermag auf seine eigene Gestaltung nicht einzuwirken, sondern folgt eben nothwendig dem ihm zu Grunde liegenden Gesetze. Der einmal gebildete Blendling ist fortpflanzungsfähig, vermag sich also zu erhalten und muss gerade so als Art aufgefasst und von dem Naturforscher a's solche Niederösterreichische Weiden. 9 beschrieben werden , wie eine andere selbstständige Form, die nicht im Ver- dachte eines zweiartigen Ursprunges steht, da derselbe uns von der Natur als bestimmte selbstständig gewordene Form geboten wird. — Der Begriff eines Blendlings ist von dem einer Stammform nicht anders, als durch den ver- schiedenen Ursprung abzugrenzen — da aber der Ursprung bei den wild- wachsenden Bastarten nur mit Rücksicht auf die Form gemuthmasst werden kann, da es überdiess denkbar ist, dass die Stammform selbst einst den Ursprung eines Blendlings gehabt hat und dass nur eines ihrer Stammältern ausgestorben sei, so ist auch diese Grenze schwankend und un- haltbar. Die Behauptung, dass die Bastarte nach einigen Genera- tionen aussterben und dass, wie Kant sagt: die Blendlingsart in mehr oder weniger Gliedern der Zeugung erlischt, kann nach den vorliegenden Erfahrungen eben so wenig bejaht, wie verneint werden. — Wenn wir die Pianzenwelt nicht als ein Abgeschlossenes, sondern als ein in fortdauernder Veränderung, im steten Werden Begriffenes auffassen, so liegt es nahe, an- zunehmen, dass die Natur auch den Weg der Bastartirung einschlage, um ihre Arten zu vervielfältigen, — oder wären die Blendlinge wirklich nur: „fruchtlose Versuche der Natur, sich mit ihren jetzigen Kräften zu neuen spezifischen Typen zu erheben“. *) — Wir bezweifeln es. — Man hat zwar als auffallende Erscheinung hervorgehoben, dass die Bastarte gegenwärtig meistens nur in geringer Menge und in der Regel nur zwischen den Stamm- ältern angetroffen werden und diese Erscheinungen als Beweise angesehen, dass der Erhaltung, Vermehrung und Verbreitung der Bastarte irgend welche noch unbekannte Hindernisse entgegenstehen müssen. Diese Erscheinung:n sind aber eben die einzigen Anzeichen, durch welche wir gegenwärtig ge- leitet werden, eine im Freien vorkommende Mittelform als Bastart zu er- klären. Sobald die Mittelform häufiger auftritt und sich auch noch an Orten findet, wo die eine oder andere der verwandten zwei Arten fehlt, so nimmt man Anstand, sie als Blendling anzusehen und betrachtet sie als „gute Art“. — Ist es nun aber nicht möglich, dass diejenigen Mittelformen, bei welchen man gegenwärtig aus dem sparsamen und zerstreuten Vorkommen auf einen Blendling:-Ursprung schliesst, sich mit der Zeit weiter verbreiten und ver- mehren ? — Die Zeit, seit welcher man die Pflanzenbastarte verfolgt, ist wohl viel zu kurz, als dass schon jetzt mit einiger Bestimmtheit hier eite Antwort gegeben werden könnte und es muss die Lösung dieser Frage der Zukunft vorbehalten bleiben. Dass es übrigens eine gewisse Grenze der Bastart- Neubildung gebe, unterliegt wohl keinem Zweifel. Gewiss ist, dass nur verwandte Formen, die eine „sexuelle Affinität“ besitzen, durch ungleichartige Befruchtung Blend- *) Nägeli: Die Cirsien der Schweiz. Neue Denkschriften der allgem. Schweiz. Gesellschaft für Naturw. Band 5. > - 10 Dr. A. Kerner: linge geben können. Aber auch unter diesen durch Verwandtschaft mit ein-' ander verbundenen Pflanzengruppen, bei welchen bis jetzt Bastarte beobachtet wurden, scheint die Kreuzung nicht mit gleicher Leichtigkeit ein Ergebniss ee. Die Grenze der Kreuzungsfähigkeit ist.bis jetzt aber noch nicht genau festgestellt. Durch die Versuche von Wichura ist bewiesen, dass Blend mit Blendlingen, von denen jeder zwei anderen Arten seine Entstehung verdankt, eine befruchtende Verbindung eingehen können und es wurden Pflanzen er- zeugt, an welcheri mittelbar- vier verschiedene Formen betheiligt waren. Die Erkennung solcher Bastarte iu der freien Natur dürfte übrigens selbst dem gewandtesten Beobachter eine unlösliche Aufgabe bleiben — und wenn wir den Gedanken der Möglichkeit, dass solche aus vier Stammformen heryor- gegangene Bastarte selbst wieder unter einander sich kreuzen können, weiter spinnen, so sind wir an dem Punkte angelangt, wo es unmöglich wird, die Formen durch Unterscheidungsmerkmale auseinander zu halten oder um mit Wimmer zu sprechen: die Formen fliessen dann chaotisch in einander und die Art verschwindet. — Die Habichtskräuter scheinen uns allerdings ein Beispiel eines solchen Ineinanderfliessens zu geben und darauf hinzuweisen „ dass bei gewissen Pflanzengattungen eine unendliche Reihe yon Blendlingen gebildet werden könne. Benennung der Bastarte. Entsprechend den verschiedenen Ansichten über die Entstehung und die Bedeutung der Pflanzenbastarte waren auch die den Blendlingen ge- gebenen wissenschaftlichen Benennungen verschieden. Die Mehrzahl” der Botaniker hielt sich an die zuerst von Schiede in Anwendung gebrachte Benennungsweise und bildete den Namen eines Bastartes durch Zusammen- setzung aus den Namen der muthmasslichen Stammältern — Da man der Ansicht war, dass sich die pollengebende Stammart in den Zeugungsorganen, die samentragende in den Ernährungsorganen des Bastartes ausspreche, wollte man durch Vorsetzung des Namens der ersteren und Nachsetzung des. Namens der letzteren dieses Verhältniss ausdrücken und glaubte auf diese Weise die zwei Blendlinge (ag bQ) und (b J «Q) möglicht vollkommen bezeichnet zu haben. — Bald stellte sich aber auch das Bedürfniss heraus, diejenigen Bastarte, welche sich mehr der Form einer der Stammältern nähern, zu be- zeichnen und yon der irrigen Ansicht geleitet, dass solche goneiklinische Blendlinge: „Rückschläge“ zu den Stammarten seien, wurden sie unter dem Vorgange Nägeli’s auch fehlerhaft als „formae recedentes“ mit (ab) rece- dens ad a u.s.f. bezeichnet ; diejenigen Botaniker hingegen, welche in diesen goneiklinischen Bastarten das Ergebniss einer zweitmaligen Kreuzung eines schon vorhandenen Bastartes mit einer seiner Stammformen zu erkennen glaubten, belegten sie auf Grundlage der Schiede’schen Benennungsweise mit einem Dreinamen und so wurden Namen wie Hieracium Pilosella-praealto-Pilosella u. dgl. gebildet. Niederösterreichische Weiden. 11 ‘Da bei der Ermittlung der Stammältern einer im Freien gefundenen für einen Bastart gehaltenen Mittelform die, jedem Beobachter eigenthüm- liche Betrachtungsweise in’s Spiel kommt, so ist natürlich auch die Möglich- keit gegeben, dass mit dem Schiede’schen Zweinamen eine irrige Ansicht über die Pflanze in die Welt geschleudert werden kann, deren spätere Be- richtigung auch eine Aenderung des Namens nothwendig nach sich zieht. Auf diese Weise ist die Schiede’sche Benennung schon mehrfach die Ur- sache zur Entstehung eines sehr überflüssigen Synonymen-Ballastes geworden. Wenn schon bei den Bastarten einmaliger Kreuzung ein fehlerhafter Rück- schluss auf die Stammältern und. deren Rolle vorkommen kann, so wird ein soleher Schluss bei Bastarten, welche als das Ergebniss einer zweitmaligen Kreuzung eines schon vorhandenen Bastarts mit einer seiner Stammformen gedacht werden, um so leichter vorkommen können. — Wir bilden natürlich unser Urtheil über den Ursprung eines wildwachsenden Blendlings nur auf Grundlage der äusseren Merkmale, welche der vorliegenden fraglichen Pflanze eigen sind. Berücksichtigen wir aber die ganze Reihe von verschiedenen Verbindungen, welche zwischen den beiden Stammarten a und 5 und den durch erstmalige Kreuzung entstandenen Bastarten («a JbQ und bgJa09) denkbar sind *), so müssten wir offen gestehen, das wir keinem, selbst nicht dem scharfsinnigsten Beobachter zutrauen, aus der Form eines in der freien Natur aufgefundenen goneiklinischen Bastartes sich mit solcher Be- ‚stimmtheit ein Urtheil über die Entstehung zu bilden, dass er darnach im Stande wäre, der aufgefundenen Pflanze auch mit Ueberzeugung einen Platz in der unten angegebenen Reihe möglicher Verbindungs-Formeln anzuweisen. — Der Nachtheil der Schiede’schen Benennungsweise: dass sich der Name zum Theil auf die individuelle und darum möglicherweise Irrungen unter- woıfene Ansicht des Beobachters stützt, ist hier fast unvermeidlich und es scheinen uns daher Namen, wie Hieracium praealto-Pilosella-praealtum oder H. Pilosella-Pilosella-praealtum u. dgl., abgesehen von ihrer Hässlichkeit, ganz hergerichtet, um die Verwirrung erst recht zu vermehren. — Dazu kommen noch folgende zwei Dinge zu berücksichtigen : Erstens, dass die Ansicht, es sei die pollengebende Stammart in den Zeugungsorganen, die samentragende in den Ernährungsorganen des Bastartes ausgesprochen — wie oben bereits erwähnt — keine hinreichende Begründung in der Erfahrung hat und zweitens, dass man bei den im Freien aufgefundenen goneiklinischen Blendlingen niemals wird entscheiden können, ob man es wirklich mit einem Erzeugniss der Kreuzung eines Bastartes mit einer seiner Stammältern zu *) Den Bastart (ag! 5Q) mit A und den Bastart (b | aQ) mit B bezeichnet, ergeben sich: 1.agıaQ 24a 3.41J 9 »kADNıg .BgaQ 6.5Q8ıd 7T.BS:Q 889 :Q Wer würde z. B. wagen, zu entscheiden, ob ein aufgefundener goneiklinischer Bastart mit der Formel der ersten oder sechsten Versetzung zu bezeichnen sei. 3# 12 Dr. A. Kerner: thun habe, oder ob die gefundene Pflanze nicht vielmehr durch ungleiche Betheiligung zweier Stammarten bei der Befruchtung entstanden sei. — Aus ‚allen dem geht aber hervor: dass wir mit dem Namen, den wir einem wildwachsenden muthmasslichen Blendlinge geben, niemals ein bestimmtes Urtheil über den Ursprung des Blendlings verbinden dürfen. — Soll aber der Name auf den Ur- sprung der Pflanze gar keinen Bezug haben und mit einem nach der Schiede’schen Benennungsweise gebildeten Zwei- oder Dreinamen nichts weiter als das beiläufige Verhältniss der Form eines Bastartes zur Form der muthmasslichen Stammältern ausgedrückt werden, so könnte dort, wo nur ein, zwei, drei Zwischenformen in Mitte zweier Stammältern beobachtet werden, die Schiede’sche Formel immerhin den der Pflanze gebührenden Art-Namen ersetzen ; sobald aber eine ganze Kette von Zwischenformen inmitten der Stammältern auftritt und jedes einzelne Glied dieser Kette ent- sprechend bezeichnet werden soll, ist die Schiede’sche Benennungsweise durch Versetzung der Namen der S:iammältern unzureichend , oder wenn sie versucht wird, abgeschmackt und verwirrend. Neuere Systematiker, welche sich mit Bastarten beschäftigten und die der oben ausgesprochenen Ansicht sind, dass es bis jetzt nicht möglich sei, sich aus der Form des Bastartes mit Sicherheit einen Rückschluss auf die Rolle der Stammältern zu erlauben, legten auch der Vor- und Nachsetzung der Namen keine weitere Bedeutung bei und erkannten die Unzweckmässigkeit und Unzulänglichkeit einer Bezeichnung der goneiklinischen Bastarte durch blosse Verschiebung der Namen der Stammformen. — Um aber dennoch die Schiede’sche Benennungsweise in Anwendung bringen zu können, fassten sie sämmtliche Glieder der Kette von Zwischen formen, welche inmitten zweier Stammältern erscheinen, untereinem Zweinamen zusammen und betrachtetendie einzelnen Glieder der Ketteals Varietäten dieses Formen- inbegriffes. So z. B. unterscheidet Wimmer von Salix purpurea- viminalis, welcher Name ihm gleichbedeutend mit Salix viminalis-purpurea ist, die Varietäten: b. Forbyana, ce. sericea u. dgl. — Dieses Verfahren ist Jedoch darum unzulässig, weil die einzelnen Glieder einer solchen Kette nicht immer durch äussere Einflüsse bedingte Formabänderungen einer und derselben Art sind, sondern meistens selbst bestimmte selbstständig gewordene Formen darstellen, deren auch jeder dann ein Art-Name gebührt. *) Neuerlich **) wurde von Grenier eine Bezeichnung der Bastarte auf Grundlage der Schiede’schen Benennungsweise in Anwendung gebracht, welche noch eine besondere Berücksichtigung verdient. Nachdem Grenier in seiner Abhandlung anfänglich nachweist, dass die goneiklinischen Formen *) Auf Varıetäten der Blendlingsarten werden wir später nochmals zurückkommen. **) Annales des Sciences naturelles tom. XIX. Cahier Nr. 3, Niederösterrelchische Weiden. 13 sowohl das Ergebniss einer Kreuzung eines Bastartes mit einer seiner Stammältern, als auch das Ergebniss einer ungleichen Befruchtungskraft Winegale action) des Pollens sein können und sich weiters dahin ausspricht, dass es schwierig, ja meistens unmöglich sei, die Rolle zu bezeichnen, welche die Aeltern bei der Befruchtung spielten, und so die pollengebende und samentragende Stammart herauszufinden, um nach der Vorschrift Schiede’s den Zweinamen durch Vorsetzung des Vaternamens und Nach- setzung des Mutternamens zu bilden, so schlägt er vor, dass man in erster 'Linie immer den Namen jener Stammform stelle, welcher sich der Blendling am meisten nähert und dass man dort, wo wieder ein verschiedener Grad der Näherung vorkommt, diesen durch die Wörtchen super und sub aus- drücke. Grenier bringt hierauf seine Benennungsweise auf mehrere Fälle in Anwendung. Der letzte derselben, in welchem er eine ganze Reihe von Bastarten zwischen Cirsium rivulare und palustre zu benennen versucht, mag hier, da er alle anderen Fälle einschliesst, seinen Platz finden. Drei Blendlings- arten, welche dem (©, palustre näher stehen, werden als ©, palustri-rivulare bezeichnet und zwar nach dem Grade des Näherstehens als 1. ©. superpalustri- rivulare, 2. O. palustri-rivulare und 3. ©. subpalustri-rivulare. Drei Formen, welche dem €, rivulare näher stehen, werden (. rivulare-palustre benannt und gleichfalls wieder nach dem Grade ihres Näherstehens als 1. C. super- rivulare-palustre, 2. C. rivulare-palustre und 3. C©, subrivulare-palustre unter- schieden. Darnaclı entwickelt sich die ganze Reihe: 1. Cirsium superpalustri-rivulare, 2. in palustri-rivulare , 3. = subpalustri-rivulare, 4. = superrivulare-palustre, 5. Pr rivulare-palustre , 6. ” subrivulare-palustre. Grenier meint zum Schlusse, dass sich nur selten sechs Ver- bindungen hinreichend durch äussere Merkmale unterschieden in der Natur vorfinden und dass man dieselben werde auf vier zurückführen können, indem die Verbindungen 3 und 4, so wie die Verbindungen 1 und 6 in ihrer Form häufig zusammenfallen. — Diese Anwendung der Schiede’schen Benennungs- weise auf die goneiklinischen Formen hat jedenfalls vor den früher bespro- chenen ähnlichen Versuchen von Nägeli, Schultz und Wimmer einige Vortheile. Sie erweckt in uns nicht eine irrige Ansicht über die Lebens- geschichte der Blendlinge, wie diess durch die Nägeli’sche Bezeichnung mit „recedens* geschehen würde; sie schliesst auch kein falsches Urtheil über den Ursprung des Bastartes ein, wie das bei der Schultz’schen Be- zeichnungsweise möglich ist, da sie es dahingestellt sein lässt, ob eine gonei- klinische Form durch grössere oder geringere Befruchtungskraft der einen Stammart entstanden oder aber das Ergebniss der Kreuzung eines Bastartes mit einer seiner Stammformen sei, -— sie hat endlich vor der Wimmer’schen 14 Dr. A. Kerner: Bezeichnungsweise den Vortheil, dass sie den goneiklinischen Formen ihre Selbstständigkeit wahrt und nicht Anlass giebt, sie irrigerweise als Varietäten aufzufassen. — Demungeachtet ist auch diese Bezeichnungsweise unzureichend. — Wenn goneiklinische Formen durch ungleiche Einwirkung des Pollens ent- standen gedacht werden, so müssen wir, um logisch zu sein, zwischen a Jg und.b © eine ganze Reihe von Blendlingen zulassen, deren einzelne Glieder desto ähnlicher der Stammform b sind, je schwächer die Einwirkung des Pollens von « war und die desto ähnlicher der Stammform «a sein werden, je gewaltiger der Eingriff von a gewesen ist. Huldigen wir der zweiten Ansicht, der zu Folge ein goneiklinischer Bastart das Erzeugniss der befruch- tenden Verbindung eines Blendlings mit einer seiner Stammältern ist, so müssen wir gleichfalls die Möglichkeit des Daseins von mehr als zwei in ihrer Form verschiedenen zu « und ebenso vieler zu 5b hinneigender Bastarte zulassen, wenn wir auch behaupten, dass es nicht möglich ist, nach der Form zu sagen, welcher der 4 Formeln: (@ J(agb9)), (a gbg a2)), ((a JSbQ)a °), (© gag)a 2): ein zu « neigender Bastart entspreche Nach der Grenier’schen Bezeichnungsweise müssten aber in allen jenen Fällen, wo mehr als sechs durch äussere Merkmale unterscheidbare Glieder der Blendlingskette zwischen a und b vorkommen, zwei und mehrere spezi- fische Formen unter einen Namen zusammengefasst werden, was vom natur- historischen Standpunkte nicht zulässig ist. Wenn auch solche Fälle nur selten vorkommen dürften, so ist doch ihre Möglichkeit nieht in Abrede zu stellen und bereits durch die Erfahrung bestätigt. — Ebenso dürfen wir uns nicht verhehlen, dass in jenen Fällen, wo nur eine einzelne goneiklinische Form vorliegt, diese Bezeichnungsweise nur sehr unsicher angewendet werden kann. Gesetzt, es würde ein einzelner Bastart zwischen Salix retusa und $. herbacea gefunden werden, welcher sich in seiner Form mehr zu der ersten Stammart hipneigt, so wüssten wir im Vorhinein nicht anzugeben, ob derselbe als S. superretusa-herbacen, S. retusa-herbacea oder S, subretusa-herbaceas zu bezeichnen sei und es wäre möglich , dass, nachdem wir denselben als S. retusa-herbacea bezeichneten, nachträglich beim Bekanntwerden von weiteren Gliedern der Reihe sein Name in $. superretusa - herbacea umgewandelt werden müsste. — So wenig aber die Bezeichnung einer Pflanze in uns Vorstellungen über den Ursprung, die Bedeutung und die Lebensgeschichte erwecken darf, so lange diese nur in das Dunkel der Muthmassungen gehüllt sind, ebensowenig darf der Name einer Pflanze so formulirt sein, dass er durch spätere Entdeckungen zur Unwahrheit werden kann. Das ist aber immer der Fall, wenn mit einem Namen nach der Grenier’schen Methode ein Glied aus einer Reihe bezeichnet werden soll, die wir noch nicht voll- ständig kennen. Aus dem Allem geht hervor, dass die Schiede’sche Benennungsweise in allen Abänderungen unzureichend ist. — @estützt auf die früher Seite 8 Niederösterreichische Weiden. 15 ausgesprochene Ansicht, dass den Blendlingsarten der Werth einer Art nicht abzusprechen ist und dass die Grenze zwischen denjenigen Arten, bei welchen wir, aus der äusseren Form und dem Vorkommen muthmassen, dass sie eines zweiartigen Ursprungs seien und jenen, bei welchen keine der gegenwärtigen Erscheinungen auf einen solchen Ursprung hinweist, eine sehr schwankende sei, werden wir auch in der nachfolgenden Beschreibung der niederösterreichischen Weiden die muthmasslichen Blendlinge ebenso wie die als unzweifelhafte Arten allgemein anerkannten Formen mit Art-Namen bezeichnen. Bei den Arten mit wahrscheinlicher Bastartnatur, soll das Verhältniss der Form zu den muthmasslichen Stammältern durch eine nach der Grenier-Schiede’schen Bezeichnungsweise gebildete und der Beschreibung des Bastartes vorangeschickte Formel ausgedrückt und dem Artnamen das von Reichenbach zuerst für Blendlingsarten in Anwendung gebrachte Zeichen X vorgesetzt werden. — Dieses Verfahren ist nicht eine Neuerung, sondern wurde und wird von aus- gezeichneten Botanikern, welche auch das Vorhandensein von Pflanzenbastarten in der freien Natur durchaus nicht in Abrede stellen, mehrfach ausgeführt und ist nach unserer Ansicht das einzige, durch welches wir einer sonst ünvermeidlichen Verwirrung der Nomenklatur vorbeugen können. Auch von Wimmer wurde diese Art der Bezeichnung in dem Texte, der seinem Herb. Salic. beigeschlossen ist (siehe Fasc. VIII.) bereits in Anwendnng ge- bracht und sie dürfte als die unzweifelhaft zweckmässigste wohl allgemeinen Eingang finden.— Bei den im Nachfolgenden beschrieb:nen niederösterreichischen Weiden stellte sich nur für wenige die Nothwendigkeit heraus, sie mit neuen Namen zu belegen. Die Mehrzahl fand sich bereits von älteren Autoren mit Artnamen veröffentlicht. Wenn es gestützt auf Originalexemplare möglich war, die Gleichheit einer der aufgefundenen Weiden der niederösterreichischen Flora mit jenen Formen, auf welche sich die älteren Artnamen bezogen, herzustellen, so wurden diese natürlich wieder in Anwendung gebracht und man wird daher mehrere halb verschollene Namen von Tausch und Host wieder an ihren Platz gesetzt finden. Die zuvorkommende Güte, mit welcher mir Herr Direktor Kenzl die Schätze des kais. botan. Hofkabinetes, der Vorstand der k. k. zoolog -botan. Gesellschaft, dann Herr Oberlandesgerichtsrath Neilreich und Heır Dr. Reichhardt ihre Herbarien zur Verfügung stellten, machte es möglich, die Weiden des Herb. norm. von Fries, jene des Herb. salicum von Wimmer, die Original - Exemplare zu Neilreichs Flora von Niederösterreich, die Tausch’schen Weiden, jene des Host’schen Gartens u. s. f. zu vergleichen. Es sei mir gestattet, den genannten Herren für ihre freundliche Unterstützung meinen besten Dank auszudrücken und ihre Namen im Nachfolgenden neu beschriebenen Weiden beilegen zu dürfen. 16 Dr. A. Kerner Begrenzung der Weidenarten. Bei Begrenzung jener Weidenarten, deren Form und Vor- kommen keinen zweiartigen Ursprung muthmassen lässt, bin ich im Allgemeinen Wimmern gefolgt, dem das grosse Verdienst zukommt, durch richtige Erkennung der in der freien Natur vorkommenden Blendlingsarten die Stammarten der Weiden auf eine verhältnissmässig kleine Zahl zurückgeführt zu haben, Auch in Beziehung der Begrenzung der Varietäten schliesse ich mich an ihn an und huldige namentlich auch seinem Ausspruche, dass gewisse Formen als „Parallelformen“ anzusehen seien — kann mir aber nicht versagen, im Nachstehenden meine Ansichten über Art und Varietät einzu- schalten, da sie die Grundlage der im früheren ausgesprochenen Ansicht über den Werth und die Bedeutung der Blendlingsarten bilden. Jede lebende Pflanzenart hat die Fähigheit, Stoffe, die ausser ihr liegen, in Form einfacher Verbindungen aufzunehmen und aus ihnen zusammen- gesetztere Verbindungen zu bilden. Das Vorbild dieses Bildens ist kein zufälliges, sondern ein nothwendiges, ein bestimmtes und die bestimmt gestaltende Kraft liegt in jedem kleinsten Theil der lebenden Pflanzenart. Wir schen, dass diese Kraft von Zelle auf Zelle fort und fort übertragen wird, so wie wir umgekehrt von Zelle auf Zelle, von Individuum zu Individuum diese gestaltende Kraft durch frühere Zeiträume zurückverfolgen können und sie uns bis zu einem Uranfang gleich bleibend denken müssen. Die Pflanze folgt bei dieser Bildung allerdings physikalischen und chemischen Kräften, und die von ihr erzeugten Produkte hat man zum Theil sogar xünstlich aus un- organischen Substanzen zu erzeugen vermocht, — dennoch lassen sich die Resul- tate, welche die lebende Pflanze erzielt, durch die physikalischen und chemischen Kräfte allein nicht erklären, namentlich ist es unmöglich anzugeben, warum jede Pflanzenart andere aber immer bestimmte Verbindungen bildet. Der Grund dieser bestimmt gestaltenden Lebenskraft ist die für jede Pfanzenart bestimmte Form-Idee. Durch sie hat der Stoff seine bestimmte chemische Qualität, sie ist der Inbegriff aller Kräfte und Eigenschaften, die einer bestimmten Qualität des Stoffes zukommt und durch sie tritt dieser Stoff unter gegebenen äusse- ren Umständen auch in seiner ihm eigenthümlichen Form nothwendig in Erscheinung. Da die Form-Idee im Stoffe sich nur unter gegebenen äusseren Umständen verwirklichen kann, somuss sie mit diesen äussern Umständen im Ein- klang stehen, und bei Betrachtung der verwirklichten Form-Ideen, d. i. in unserem Falle der lebenden pflanzlichen Körper, müssen auch diese äusseren Umstände oder Lebensbedingungen in Betrachtung gezogen werden. Dass jede Pflanze wirklich auch eine chemisch bestimmte sei und dass ihre chemische Eigenthümlichkeit die Form setzt, dürfte keinem Zweifel unterliegen und es findet diese Ansicht ihre Stütze einerseits in den bezüglichen Verhältnissen der unorganischen Natur, andererseits in der Erfahrung an den Pflanzen selbst. — Die Gesetze der organischen Natur können dem Wesen Niederösterreichische Weiden. 17 nach keine anderen sein, als jene der unorganischen, nur sind sie bei den Erzeugnissen der letzteren klarer und erkennbarer, als bei den im ewigen Wechsel befindlichen pflanzlichen und thierischen Organismen. — Man hat bei den unorganischen Körpern zuerst den Einklang der Form mit der chemischen Konstitution mehr gewürdigt und gefunden, dass es nichts chemisch Ver- schiedenes gebe, was nicht auch durch naturhistorische Merkmale unterschieden werden könnte. Auch der umgekehrte Satz: dass alles, was durch Merkmale der Form unterschieden werden kann, in seiner chemischen Grundlage ver- schieden sei, ist mit Ausnahme der später noch zu besprechenden polymorphen Substanzen als Regel für die unorganischen Körper anzusehen, und so ver- schleiert auch noch Vieles in Beziehung auf diesen Zusammenhang von Gestalt und chemischer Zusammensetzung sein mag, so scheint doch ihr wechselseitiges Bedingen ganz ausser Zweifel zu sein. — Die Erfahrung giebt uns vielfache Anhaltspunkte, diesen für die unorganische Natur geltenden Zusammenhang auch auf die Pflanzenwelt anzuwenden. Die organische Chemie bereichert von Tag zu Tag die Wissenschaft mit Ergebnissen, welche eine Bestätigung der Ansicht geben, dass die chemische Qualität jeder Pflanzenart eine bestimmte sei und dass die durch den Begriff der Familie von den Systematikern ihrer Formähnlichkeit halber verbundenen Arten auch durch ähnliche chemische Verbindungen sich auszeichnen. Aber selbst dort. wo die organische Chemie uns noch keinen Aufschluss über den Zusammenhang der chemischen Konsti- tution verwandter Pflanzenformen gegeben hat, liefern uns anderweitige Er- fahrungen wichtige Anhaltspunkte. — Bekannt ist, dass die meisten Insekten bestimmte Nahrungsstoffe haben, oftmals nähren sie sich nur von einer einzigen Art, häufig aber auch von mehreren, — im letzteren Falle aber sind es regelmässig verwandte Pflanzenformen und um nur ein bekanntes Beispiel zu erwähnen, sei hier der Lytta vesicatoria gedacht, welche als Nahrungspflanzen die verschiedenen Eschen, und Fliederarten. so wıe den Liguster — also drei Pflanzengattungen aufsucht, welche auf den ersten Blick scheinbar unähnlich, sich erst bei näherer Betrachtung als formverwandt herausstellen und sicherlich in ihrer stofflichen Grundlage ein entsprechendes Verwandtschafts-Verhältniss zeigen. — Auch das Gleichbleiben des Geschmackes und Geruches bei einer und derselben Pflanzenart ist ein schlagender Beweis, dass jede Pflanzenart immer nach derselben Schablone arbeitet, dass die in ilır sich bildenden Ver- bindungen für jede Art bestimmt sind. dass mit einem Wort ihre chemische Qualität immer eine und dieselbe ist. Wenn man für viele Pflanzenarten in botanischen Werken den Ausdruck „chemisch indifferent* in Anwendung bringt und damit bezeichnen will: dass die organische Chemie bis jetzt keine beson- deren eigenthümlichen Verbindungen nachzuweisen vermochte und dass diese Pflanzen auf unsern Geschmacks- und Geruchssinn nicht eigenthümlich ein- wirken, so beweist das noch nichts für das Fehlen solcher eigenthümlichen Verbindungen — und wir zweifeln nicht. dass erneuerte chemische Unter- 3 18 Dr. A. Kerner: suchungen diesen Ausdruck mit der Zeit wohl vollständig zu verbannen im Stande sein werden. Wenn nach dem Obigen also jede Pflanzenart durch die Form-Idee eine bestimmte chemische Qualität hat und durch sie befähigt ist, die ausser dem pflanzlichen Organismus befindlichen einfacheren Verbindungen in sich aufzunehmen und zu einem sich Gleichartigen zu verbinden und zu gestalten, so bedarf die Pflanze zu ihrer erneuernden Gestaltung zunächst der Materialien zur Neubildung, sie bedarf jener Elemente, welche sie zu zusammengesetzteren ihr eigen!hümlichen Verbindungen umbilden soll. — Bekanntlich sind diese Materialien zunächst die vier Grundstoffe; Kohlenstoff, Sauerstoff, \Wasser- stoff, Stickstoff, welche in sehr einfachen Verbindungen so weit und noch weiter verbreitet sind als die Pflanzenwelt, und dann einige wenige un- organische in dem Boden befindliche Salze. Trotz der geringen Zahl dieser Baustoffe, ist bei dem Umstande, dass die chemische Konstitution der Ver- bindungen durch verschiedene Quantität der einzelnen in Verbindung eingehenden Grundstoffe eine verschiedene wird, die Anzahl der denkbaren organischen Verbindungen eine unendliche, und die Anzahl der bis jetzt bekannten ist wohl erst ein Bruchtheil der noch aufzufindenden. — Die Anzahl der ver- schiedenen von der Natur gebotenen Pflanzenformen aber bleibt weit hinter der unendlichen Reihe denkbarer verschiedener chemischer Qualitäten zurück und ist — wenigstens für jede Zeit — eine abgegrenzte. Bei ungeänderten äusseren Bedingungen verwirklicht sich die einmal gesetzte Form-Idee nothwendig fort und fort in gleicher Form. Findet die Pflanze die zu ihrer Fortbildung hinreichende Quantität und die ungeänderte Qualität der chemischen Baustoffe, so wie die entsprechenden Wärme- und Lichtverhältnisse, so wird das Neu- gebildete dem Bildenden nothwendizg: gleichgestaltet sein. — Eine vermehrte Quantität dieser äusseren Bildungsbedingungen wird grössere Ueppigkeit, eine Verminderung wird Zwerghaftigkeit bedingen. — Reich- und, arm- blüthige, breit- und schmalblättrige u. d. g. Formen können so aus einer und derselben Grundlage hervorgehen, ohne dass diese darum ihre chemische Qualität und ihre eigenthümliche Form aufzugeben brauchten. Aendert sich jedoch die Qualität der Lebensbedingungen der Pflanze, so wird diese Aenderung entweder eine erneuerte Gestaltung ganz unmöglich machen oder eine Umgestaltung der Form zur Folge haben. Eine Aenderung jener. Reihe von chemischen Elementen, aus welchen die Pflanze die Hauptmasse ihres Körpers bildet, nämlich des Kohlenstoffes, Sauerstoffes, Wasserstoffes und manchmal auch des Stickstoffes, die der Pflanze in der Kohlensäure, dem Wasser und dem Ammoniak geboten werden müssen, würde die Weiterentwickelung gänzlich hemmen — nicht so aber auch eine Aenderung derjenigen Grundstoffe® welche von der Pflanze als Salze aus dem Boden aufge- nommen werden, und wenn daher von einem formändernden Einflusse, Niederösterreichische Weiden. 19 der von der Pflanze aufgenommenen Nahrungsmittel die Rede ist, so kann sich das nur auf diese aus dem Boden aufgesogenen Salze beziehen. “ Die Rolle, welche diese in Beziehung auf die chemische Qualität der Pflanze spielen, kann eine doppelte sein. Sie gehen entweder in die für die Pflanzenart eigenthümlichen Verbindungen ein und bilden einen wesent- lichen Bestandtheil einer oder mehrerer dieser Verbindungen — oder sie sind nur unwesentliche Beimengungen, und es fragt sich nun weiter, welchen Einfluss sie je nach dieser doppelten Rolle auf die Form der Pflanze haben können, — Die Betrachtung unorganischer Körper lehrt „ dass die Grundstoffe und die chemischen Verbindungen selbst dann in bestimmten ihnen zukommenden Formen erscheinen, wenn andere nicht zur Qualität ihrer Substanz gehörige Stoffe beigemengt sind, wenn anders diese Beimengung eine gewisse Grenze nicht überschreitet. Diese Grenze scheint für jeden Grundstoff und jede Ver- bindung eine bestimmte zu sein. Eines der auffallendsten Beispiele ist jedenfalls der kohlensaure Kalk, der selbst dann in seiner eigenthümlichen Kristallform erscheinen kann, wenn ihm 63% Quarzsand beigemengt sind. Für die Mehr- zahl der Verbindungen würde zwar eine solche bedeutende Beimengung eine Behinderung der Formung sein, — gewiss aber ist, dass alle von der Natur geformt gebotenen Grundstoffe und Verbindungen mehrerer Grundstoffe Beimengungen enthalten können, welche wie schon Linn& meinte, in die der Hauptverbindung eigenthümliche Form gleichsam eingezwängt werden. — Mehrfache Versuche haben gezeigt, dass solche Beimengungen zwar nicht die Bestimmtheit der Form ändern, dass die kristallografische Bestimmtheit der Substanz nıcht gestört werde, dass aber verschiedene zu einer und der- selben kristallografischen ‚Einheit gehörige, demselben Kristallsystem und derselben Kristallreihe sich unterordnende Formen hervorgebracht werden. So z. B. kristallisirt Salmiak aus reiner Lösung in Oktaödern, in Folge der Beimengung eines Kupfersalzes in Kombination von Würfel und Oktaöder und nach Beimengung von Harnstoff in Würfeln; — aus einer reinen Lösung des doppelapfelsauren Ammoniaks kristallisirt diese Verbindung in rhombischen holo@drischen Kristallformen heraus, ist aber die Lösung durch Erhitzung etwas zersetzt und eine geringe Menge des Zersetzungsproduktes beigemengt, so erscheinen an den Kristallformen auch hemiödrische Flächen; — Alaun kristallisirtt aus neutralen Lösungen in Oktaödern, aus alkalischen Lösungen in Würfeln. — Ganz ähnlich wie bei den unorganischen Körpern findet man auch bei den pflanzlichen Organismen unwesentliche Beimengungen, welche von den Pflanzen mit den anderen Materialien,die sie zur Neubildung ihrer Substanz nothwendig bedürfen, aufgenommen werden. Eine solche Beimengung wird jedoch hier ebensowenig wie in der unorganischen Natur im Stande sein, die Wesenheit der chemischen Qualität der Pflanze aufzuheben, sie wird die Form - Idee, nach welcher die Pflanze als bestimmte Art erscheint, nicht 3*# 20 Dr. A. Kerner: gründlich ändern, wohl aber werden durch sie geringe Modificatiorien in der erscheinenden Pflanze bedingt werden können, die sich so lange erhalten, als die Beimengung in die Pflanze gelangt. — Auf einem mit Kochsalz geschwängerten Boden bekommen Pflanzen, welche nicht halophil sind, fleischige Blätter, ohne dass darum die Grundform geändert würde. Ebenso modifizirt sich die Form vieler Pflanzen, je nachdem sie auf kalkreichem oder kalkfreiem Boden wachsen. Sie werden sich auf den zweierlei Bodenunterlagen gewısser- massen vertreten und ersetzen und können als Parallelformen aufgefasst werden. Ihre Verschiedenheit dauert so lange, als die Verschiedenheit der Beimengung andauert, — die eigenthümliche Grundform der Pflanze wird Jedoch eben so wenig geändert, als die sie bedingende chemische Qualität in ihrer Wesenheit eine Aenderung erleidet. Für manche Gewächse scheinen übrigens diese Elemente, welche aus dem Boden in Form von Salzen aufgenommen werden, nicht die Rolle von Beimengungen zu spielen, sondern einen wesentlichen Bestandtaeil Jener chemischen Verbindungen zu bilden, welche eben für die bestimmte Pflanzenart charakteristisch sind und ihre chemische Qualität bilden. Das Fehlen eines solchen Elementes in einer Bodenart macht diese nicht immer untauglich, dass sich in ihr jener pflanzliche Organismus weiter bilde, in dessen eigenthümliche Verbindungen das fehlende Element eingehen sollte, indem das eine Element durch ein anderes, das der Boden liefert oder durch organische Radikale ersetzt zu werden scheint. Die so entstehenden Substitutionsprodukte werden natürlich denselben Zusammen- setzungstypus, dieselbe Molekularanordnung haben, und so wenig der Charakter der Stammverbindung verloren geht, so wenig wird auch der Charakter der Form in dem pflanzlichen Organismus verloren gehen, in welchem die Substitution stattgefunden hat, obschon es wahrscheinlich ist, dass durch sie gewisse Aenderungen in den äusseren Merkmahlen bedingt werden. Es werden auf dıese Weise gleichfalls Parallelformen einer und derselben Art entstehen können. Wir haben vorläufig keinen Anhaltspunkt um zu unterscheiden, ob bei vorliegenden Parallelformen, die durch andere Bodenverhältnisse bedingt sind, die Abweichung der einen Form von der anderen durch Substitution eines Elementes in der charakteristischen chemischen Verbindung oder nur durch Beimengung eines Stoffes bedingt werde, — gewiss ist aber, dass solche Parallelformen vielfach vorhanden sind. Schon Zahlbrukner*) hat auf dieselben aufmerksam gemacht uud später ist durch Unger, Schnitzlein, Sendtner und Andereaufden wichtigen Einfluss des Bodens auf die Pflanzen und die durch die chemische Eigenthümlichkeit der Unterlage bedingte Formverschiedenheit vielfach hingewiesen worden. *) Darstellung der pflanzengeographischen Verhältnisse des Erzherzogthums Oesterreich unter der Euns in den Beiträgen zur Landeskunde Oesterreichs unter der Enns. I. Seite 332. Niederösterreichische Weiden. 21 Nächst dem Boden vermag aber auch der Sonnen- strahl Parallelformen einer und derselben Art hervor. zurufen. — Es ist unzweifelhaft, dass durch den Einfluss von Licht und Wärme, insoferne durch sie die von der Sonne ausgehende bewegende Kraft übertragen wird, die Anregung zur Zerlegung so wie zur Neubildung chemi- scher Verbindungen gegeben wird. Die Wärmestrahlen so wie die Lichtstrahlen, beide bedingen eine ganze Welt von Erscheinungen in der organischen und unorganischen Natur und sind „die beiden hohen Dioskuren, durch deren Einfluss und Vermittlung ganz insbesondere das pflanzliche Leben gedeiht.“ Indem die Wärme bewegende Kraft auf die Pflanze überträgt, regt sie diese fort und fort an, die ausser ihr befindlichen Elemente aufzunehmen und dieselben sich zu verähnlichen, — sie wird aber auch selbst in der Pflanze latent, „geht gewissermassen in die Verbindung der Molekular - Aggregate über, welche wir Körper nennen.“ — Die chemische Umbildung in der Pflanze, die der Hauptsache nach als Desoxydation aufgefasst werden muss, ist wie früher erwähnt wurde, für jede Art eine bestimmte, da aber Desoxydation immer eine Wärme- Absorption oder Kraftaufnahme zur nothwendigen Folge hat, so wird die Menge der aufgenommenen Wärme in einem Einklang mit der jeder Pflanze eigenthümlichen. chemischen Umbildung stehen müssen und dureh die in Verbindung eingehende bestimmte Quantität der Wärme wird die chemische Qualität der Verbindung auch eine physikalisch bestimmte. — Die periodische Entwicklung der Pflanzen über welche von De Candolle in seiner Geographie botanique und neuerlich von Hermann Hoffmann in seinen Grundzügen der Pflanzenklimatologie eine Reihe der interessantesten Beobachtungen vorliegen, weisen alle darauf hin, dass jeder Pflanze ein bestimmtes Wärmemass zukomme. Eine Aenderung dieses Lebensbedürfnisses der Pflanze wird nicht immer ein Aufhören des Organismus nothwendig nach sich ziehen, wohl aber eine Aenderung seiner physikalischen Qualität hervorrufen und in so ferne auch die Form so lange ändern können, als diese Verschiedenheit des Lebensbedürfnisses Wärme dauert, ohne dass darum die chemische Qualität eine andere geworden wäre. — Auch die unorganische Natur bietet hieher gehörige Verhältnisse in dem Dimorphismus oder Polymorphismus — wie man dieses Verhältniss in neuerer Zeit richtiger genannt hat, — und auch dort ist die Wärme die Ursache verschiedener Form einer und derselben chemischen Verbindung, indem z. B, kohlensaurer Kalk aus kalten Auflösungen als Caleit in hexagonalen Formen kristallisirt, während er aus warmen Auflösungen in Kristallen des rhombischen Kristallsystems als Aragonit herausfällt. — Während aber in der unorganischen Natur die einmal unter einem bestimmten Wärmemasse gebildete Form der Substanz eine starre ist, und darum auch zwei Formen derselben chemisch bestimmten Substanz neben einander bestehen können, da zu verschiedenen Zeiten sich bald unter Einfluss eıner grösseren Wärmemenge die eine, dann wieder unter Einfluss einer geringeren Wärmemenge die andere Form bildete, 22 Dr. A. Kerner: wird in der organischen Natur es unmöglich sein, dass zwei Formen derselben chemisch gleichen Substanz zu gleicher Zeit an derselben Stelle vorkommen, und sie werden sich entweder zu gleicher Zeit in zwei klimatisch verschiedenen Orten oder an demselben Orte in zwei klimatisch verschiedenen Zeiträumen vertreten. — Finden sich daher zwei verschiedene Formen zu gleicher Zeit auf derselben Unterlage und unter denselben klimatischen Verhältnissen, so liegen verschiedene Form-Ideen, verschiedene chemische Qualitäten ihrer Substanz zu Grunde und sie sind als zwei Arten aufzufassen ; finden sich jedoch in zwei klimatisch verschiedenen Gegenden unter gleichen Bodenbedingungen zwei wohl ähnliche, aber doch verschiedene Formen und zwar in der Weise, dass die eine nur dieser und die zweite nur jener Gegend zukommt, so sind sie als muthmassliche klimatische Vertreter oder klimatische Parallel- formen aufzufassen. Eine Bestätigung einer solchen Muthmassung wird allerdings nur der Versuch der Versetzung unter die anderen klimatischen Verhältnisse zu liefern im Stande sein. — Südliche und nördliche Formen, Alpen- und Thalformen, Steppen- und Küstenformen einer und derselben Art werden auf diese Weise ihre Erklärung finden. Da auch der chemische Antheil der Sonnenstrahlen unabhängig von der Wärme chemische Verbindungen umzusetzen im Stande istund Lichtstrahlen fast ohne Wärme für die Pflanze von Bedeutung sind, so werden auch Modifi- kationen der Form entstehen, je nachdem eine Pflanze der direkten Besonnung ausgesetzt ist oder im Schatten sich entwickelt und es werden dadurch gleich- falls Parallelformen bedingt werden können. Die Parallelformen sind demnach: durch Gleichheit der chemischen Qualität mit einander verbundene Formen, denen dasselbe Vorbild ,„ dieselbe Form-Idee ursprünglich zu Grunde lag, sie sind Umformungen ,„ die dadurch bedingt wurden, dass die ursprüngliche Form-Idee eben nur unter gegebenen äusseren ungleichen Umständen sich verwirklichen konnte, und je tiefgreifender daher die Verschiedenheit der äusseren Umstände ist, desto tiefgreifender wird auch die Modifikation der Form sein, die sich aus der Form-Idee ver- wirklicht hat. Man hat diese Parallelformen die von NaegeliauchSubspezies genannt wurden, bald als Arten, bald als Spielarten oder Varietäten aufgefasst. — Betrachtet man alle jene verschiedenen Formen, die unter verschiedenen Lebensbedingungen aus einander hervorgehend gedacht werden können, denen aber eine und dieselbe Form-Idee zu Grunde liegt und die sich nur durch wandelbare Merkmale von einander unterscheiden, als zu einer Art gehörig, und legt man ihnen den Werth von Spielarten bei, so sind auch die Parallelformen als Spielarten aufzufassen. Bei bleibender Verschiedenheit der äusseren Umstände wird auch die einmal gebildete Spielart gleich bleiben und wird sich auch in einer Blendlingsart, auf welche dieselben äusseren Umstände einwirken, äussern können, da ja gleiche Ursachen in gleichen Organismen gleiche, in ähnlichen Organismen ähnliche Wirkungen hervorbringen. Insoferne finden sich auch die Bastarte Niederösterreichische Weiden. 23 manchmal in klimatischen und geognostischen oder Boden-Parallelformen. — Auch die Frage: ob die eigenthümliche durch das Klima oder den Boden bedingte Form-Modifikation von den Stammeltern auf den von ihnen erzeugten Bastart übertragen werden könne, scheint bejahend beantwortet werden zu müssen. Sind Parallelformen als Spielarten aufzufassen, so missen sie auch dem entsprechend bezeichnet werden. Man wird allerdings versucht, solche in entfernten, klimatisch unterschiedenen Gegenden oder auf zwei durch ihre Bodenzusammensetzung abweichenden Gebirgen sich vertretende Formen einer Art, auf eine andere Weise zu bezeichnen, als jene Parallelformen, welche an nahe neben einander liegenden Punkten eines und desselben Gebietes vorkommen, — da aber der Erscheinung der letzteren dieselbe Art von Ursachen zu Grunde liegt, wie dem Auftreten der ersteren und sich in einem beschränkten Gebiete an nahe liegenden Orten eben so gut ein gewisser Gegensatz der Boden- und klimatischen Verhältnisse aussprechen kann, wie in von einander entfernten Gegenden und getrennten Gebirgszügen, so ist eine solche Trennung füglich nicht zulässig und man würde bei einem dahin zielenden Versuche auf unzählige Schwierigkeiten stossen. Am berechtigsten wäre es noch, diejenigen Spielarten, bei welchen sich die Aeuderung nur als Reich- und Armblüthigkeit, Gross- und Kleinblätterigkeit, Ueppigkeit und Zwerghaftigkeit ausspricht und wo die äusseren Verhältnisse vermuthen lassen, dass die Aenderung nur durch eine Fülle oder durch Mangel der Bildungsbedingungen herbeigeführt wurde, von jenen zu trennen, wo eine Aenderung -der Form stattfand, die, nach der verschiedenen Qualität der Lebensbedingungen zu schliessen, durch Aenderung des Klimas oder Bodens bedingt wurde;*) — aber selbst diese scheinbar sehr leichte Trennung unter- liegt in Wirklichkeit grossen Schwierigkeiten, da hier natürlich dasselbe gilt, was oben bei den Bastarten angeführt wurde, dass man nämlieh aus der Form und aus den Verhältnissen des Vorkommens einer Pflanze wohl gewisse Rückschlüsse auf ihre Lebensgeschichte und auf die Bedeutung ihrer Formänderungen zu machen im Stande sein wird, dass man aber erst dann berechtigt ist, die Muthmassung zur Bestimmtheit eines Ausspruches zu erheben, wenn das Ergebniss eines Versuches vorliegt, mit welchem man die Natur befragt hat. — Ein weites Feld von Versuchen liegt in dieser Beziehung noch vor uns und die schönsten Ergebnisse winken Denjenigen, die sich solchen, allerdings heiklichen und mühsamen, gewiss aber lohnenden und dankbaren Arbeiten widmen. In Beziehung auf die Weiden wiesen die Erfahrungen darauf hin, dass für die Mehrzahl die chemischen Verhältnisse des Bodens ziemlich gleichgültig *) Es soll im Nachfolgenden eine solche Trennung der Spielarten in der Weise versucht werden, dass die wahrscheinlichen Boden-Parallelformen durch vorgesetzte Zahlen, hingegen die mutlhmasslich als verschiedene Grade der Ueppigkeit anfzufassenden Spielarten durch vorgesetzte Buchstaben unterschieden werden. 24 Dr. A. Kerner: sind. — Dass die Mehrzahl einen bindenden thonreichen Boden verlangt, erklärt sich bei dieser wasserholden Familie wohl aus der wasserhaltenden Kraft des Thones. — Ausschliesslich auf kalkreichen Boden angewiesen sind in Niederösterreich S. incana und S. glabra. — Fast alle alpenbewohnenden Weiden aber zerfallen je nach der chemischen Verschiedenheit des Bodens in Parallelformen und als solche ergeben sich in den Alpen: auf kalkreichem Boden: auf kalkfreiem Boden: Salix retusa I) integrifolia, Salix retusa 2) serrata, Salix arbuscula 1) Waldsteiniana, Salix arbuscula 2) foetida, Salix myrsinites 1) Jacquiniana. Salix myrsinites 2) serrata. Sehr auffallend ist, dass sich diese Parallelformen in Beziehung ihrer Blätter in der Art unterscheiden, dass die auf kalkreichem Boden gedeihenden meist ganzrandige, die auf kalkfreiem Boden entwickelten drüsig gesägte Blätter besitzen. Was die klimatischen Parallelformen der Weiden anbelangt, so sind vielleicht als solche S. bicolor, arbuseula und pyrenaica — SS. silesiaca und arandifolia — S. daphnoides und aecutifolia — S.repens und S. rosmarinifolia anzusehen Bei der häufigen Verwechslung der verwandten Formen, welche die Angaben über das Vorkommen der Weiden nur mit grosser Vorsicht zu gebrauchen erlaubt, ist aber die sichere Feststellung der klimatischen Parallelformen noch nicht unzweifelhaft in’s Reine gebracht. — Wahrscheinlich aber dürfte sich $. bicolor als Parallelform der alpinen S. arbuscula und der pyrenäischen $. pyrenaica herausstellen, so wie $. silesiaca, welche durch das schottische Hochland, durch das herzynische und sudetische Gebirgs- system bis in die Karpathen verbreitet ist, ihre Parallelform in der alpinen S. grandifolia zu finden scheint. Die $. silesiaca wird wohl auch in den Alpen angegeben; alle Weiden aber, welche ich unter diesem Namen von dorther zu sehen bekam, gehörten zu S. grandifolia, und niemals konnte ich an den dort angegebenen Standorten S. silesiaca, wohl aber $. grandi- folia beobachten. Ich war früher der Ansicht, das S. silesiaca als Boden- Parallelform der $. grandifolia aufzufassen sei und hielt die erstere für die dem kalkfreien, letztere für die dem kalkreichen Boden eigenthümliche Modifikation; bei meinen Reisen in den Karpathen überzeugte ich mich jedoch, dass S. silesiaca dort ebenso gut auf Kalkfelsen wie auf kalkfreiem Gesteine vorkomme. Da aber S. grandifolia auch bei Petersburg angegeben wird, uns aber nicht Gelegenheit geboten wurde, Exemplare dieser Gegend zu vergleichen, so wagen wir es noch nicht, die Ansicht, dass S. grandifolia die alpine Parallelform der $. silesiaca sei, als unzweifelhaft hinzustellen und werden auch in dem speciellen Theile dieser Arbeit vorläufig noch den Namen S. grandifolia beibehalten, so wie wir auch die übrigen muth- masslichen Parallelformen vor der Hand noch mit ihren üblichen Artnamen aufführen werden. Id Sr Niederösterreichische Weiden. Morphologisches, In Beziehung des Werthes und der Beständigkeit der einzelnen Merkmale, welche zur Unterscheidung der Weidenarten benützt werden, mögen hier noch einige Bemerkungen Platz finden. So wechselnd die absolute Grösse der einzelnen Organe je nach der Ueppigkeit und nach den verschiedenen Entwicklungsstadien bei den Weiden ist, so gibt doch die beziehungsweise Grösse, nämlich das Verhältniss der Länge zur Breite manchmal einen ziemlich guten Anhalts- punkt zur Unterscheidung. — Vielfache Messungen zeigten, dass namentlich die Kätzchen eine Beständigkeit in dieser Beziehung besitzen und dass sich das relative Grössen-Verhältniss auch während der Entwicklungsstadien, welche die Kätzchen zur Blüthezeit durchlaufen, gleich bleibt, so zwar, dass in dem Ver- hältnisse, in welchem die Fäden der Staubgefässe und die Fruchtknoten mit ihren Stielen sich verlängern, auch die Spindel des Kätzchens an länge zunimmt. — Auch das Verhältniss der Länge des Fruchtknotenstieles zur Honigdrüse fand ich ziemlich beständig, doch muss sich dasselbe auf ein und dasselbe Entwicklungs- stadıum, nämlich auf die Zeit der vollen Blüthe beziehen, da sich nach dem Abblühen die Fruchtknotenstiele sehr verlängern, die Honigdrüsen dagegen verschrumpfen und dadurch wieder eine Unbestimmtheit eintritt. — Viel weniger gleichbleibend als an den Kätzchen und ihren Blüthenstielen ist das beziehungsweise Grössenverhältniss der Blätter ; dennoch kann dasselbe manch- mal zur Unterscheidung der Arten einigen Werth haben und auch zur Re- stimmung der Blendlingsarten ganz gute Anhaltspunkte geben, indem die Messungen zeigen, dass die relative Länge der Blätter bei den Pastarten beständig zwischen der relativen länge der Blätter der muthmasslichen Stammältern die Mitte hält. — Unschwer lassen sich fast bei jeder Weidenart zwei einander gewisser- massen gegenüber stehende Formen erkennen; die eine breiterblätterig mit kürzeren Massen der Blüthentheile, die andere schmälerblättrig mit schlankeren Kätzchen und längerem Ausmasse der Blüthenorgane. Bei der Mehrzahl scheint grössere oder geringere Ueppigkeit hievon die Ur- sache zu Sein, für viele aber vermochte ich weder im Boden und Standort noch in den klimatischen Verhältnissen für diese fast durch die ganze Reihe der Weidenarten wahrnehmbare Erscheinung einen Erklärungsgrund zu finden, und nicht selten fand ich beide Formen dicht neben einander und untereinander wachsend. Am auffallendsten erschien dieses Verhältniss bei S. rosmarinifolia und S. amygdalina und bei letzterer z. B. zeigt die var. concolor Blätter, die 3 bis 5 mal und Kätzchen, die im Mittel 7 mal so lang als breit sind, während die var. discolo Blätter auf- 4 26 Dr. A. Kerner: weist. die 4 bis 8 mal und Kätzchen, die im Mittel 4 mal so lang als breit sind. Der Umriss der Blätter zeigt trotz einer grossen Mannigfaltigkeit doch bei jeder Weide mit ziemlicher Beständigkeit denselben- Zuschnitt, und die Grundform des Blattes spricht sich in den breit- und schmalblättrigen Formen ebenso wie in den Schösslingen aus, obschon letztere oft auffallend in dieBreite gezogen erscheinen. — Das Landvolk unterscheidet zwei Gruppen der Weiden: die Felbern und die Salchern und dieser Unterschied gründet sich ganz vorzüglich auf den Zuschnitt der Blätter. Bei den ersteren sind nämlich die Blätter mehr in die Länge gezogen, drei- bis zehnmal se lang als breit, meist lineal oder lanzettlich länger zugespitzt und an der Unterseite von einem vorspringenden starken Mittelnerven durchzogen, während die- Seitennerven erster und zweiter Ordnung fadenförmig zart und dünn und kaum vorspringend erscheinen. Bei den Salchern sind die Blätter kürzer und breiter nur ein bis dreimal so lang als breit, elliptisch oder eiförmig oder verkehrt- eiförmig, kurz zugespitzt oder stumpf, an der Unterseite von einem vorsprin- genden Adernetze durchzogen, das aus den ziemlich derben Neryen zweiter und dritter Ordnung gebildet wird. Bei dieser letzteren Blattform zeigt sich — namentlich bei $. aurita, S. grandifolia, S. cinerea und S. Capres — in mehr oder weniger ausgeprägter Weise an der oberen Blattfläche ein Netz von vertieften Linien, welches dem vorspringenden Nervennetze der unteren Seite entspricht und die Unebenheit der oberen Blattseite bedingt. Bei den Blättern der Felbern hingegen ist mit Ausnahme von S. viminalis, S. incans und den mit ihnen verwandten Bastarten die obere Blattfläche von keinen solchen Furchen und vertieften Linien durchsetzt und entweder eben oder — wie namentlich bei S. daphnoides und S. purpurea mit etwas erhabenen glatten Nerychen durchzogen. Letztere Erscheinung tritt insbesonders an ge- trockneten Blättern hervor, bei einigen Weiden aber wie z. B. bei 8. myr- sinites 1.) Jacquiniana ist sie auch im lebenden Zustande schon wahrnehmbar. Der Rand der Blätter ist bei der Mehrzahl der Weiden gesägt oder gekerbt gesägt und zwar so, dass jeder Sägezahn an der Spitze mit einer kleinen drüsenartigen Verdickung endigt, die jedoch nur bei $. pentundra, S. cuspidata und S. arbuscula 1.) fötid@*klebrig ist. — Auf die Eigenthüm- lichkeit, dass die Parallelformen des kalkhältigen und kalkfreien Bodens in Beziehung des Blattrandes einen Gegensatz zeigen, wurde bereits früher aufmerksam gemacht. Die Blätter, welche sich an den Kätzchenstielen befinden, sind, wenn sie den Blättern der Aeste ähnlich geformt erscheinen auch in ähnlicher Weise berandet; bei einigen jedoch, wie z.B. bei $. fragilis sind sie im Gegensatze zu den gesägten Blättern der Aeste ganzrandig. Das Beblättertsein des Kätzchenstieles ist für mehrere Arten, z. B. für $. nigricans und $. erbuscula sehr unbeständig, für andere wie $. pentandra und S, cuspidata, ist hingegen das Vorhandensein feindrüsig gesägter Blättchen am Kätzchen- Niederösterreichische Weiden. 27 stiele ein sehr bezeichnendes Merkmal, so wie für S. daphnoides, S. viminalis, S. Caprea und mehrere andere hervorgehoben zu werden verdient, dass diese Blättchen entweder’ganz fehlen oder in lineale seidenhaarige Schuppen umge- wandelt sind. Die Art der Bekleidung der Blätter ist für die Mehrzahl der Weiden ein äusserst beständiges Merkmal und gibt höchst wichtige Anhalts— punkte, um aus der Form einer muthmasslichen Blendlingsart auf die Stamm- ältern einen Rückschluss machen zu können. — Es lassen sich 4 verschiedene Arten der Behaarung bei den Weiden wahrnehmen : - 4. Form. Die Haare sind verlängert, gerade und liegen alle parallel mit dem Hauptnerven des Blattes dicht auf der Blatt- fläche auf. — Das Licht wird in Folge der parallelen Lage gleichmässig reflektirt und wenn das von dem Blatte reflektirte Licht in das Auge des Beobachters kommt, erscheint diesem die ganze Blattfläche gleich- mässig glänzend. Ausgezeichnet an S. rosmarinifolia und alba. 3. Form. Die Haare sind unendlich klein und zart, etwa sechsmal kleiner als bei der früheren Form, sie sind gerade und liegen parallel mit den Fiedernerven erster Ordnung dicht auf der Blattfläche auf, so zwar dass die Richtungslinie der Härchen an der rechten Blatthälfte gegen jene der linken Blatthälfte einen stumpfen Winkel bildet. Da in ein und demselben Augenblicke das reflektirte Licht nur von den Härchen eines Theiles der Blattfläche in das Auge des Beobachters kommen kann, so wırd auch nur dieser Theil erglänzen und bei Bewegung des Blattes erfolgt jene eigenthümliche Schimmern, welches die $. viminalis und alle durch Bastar- tirung aus ihr hervorgegangenen Blendlinge so sehr kennzeichnet. 3. Form. Die Haare sind derb, meist Sförmig geschweift und halten in ihrer Länge die Mitte zwischen der ersten und zweiten Form. Sie liegen niemals vollkommen an der Blattfläche an, aus welchem Grunde sich das Blatt, wenn anders die Haare desselben dicht gedrängt sind, sammt- artig anfühlt. — In ihrer Richtung folgen sie manchmal nach einer gewissen Regel und sind parthienweise in gleicher Stellung. Nur in diesem Falle und nur dann, wenn sie gegen die Blattfläche geneigt sind, zeigt sich bei dieser Form der Behaarung das Blatt noch etwas glänzend; sind jedoch die ge- schweiften derben Haare regellos und von der Blattfläche abstehend , so erscheint die Behaarung als matter Filz, der durch die verschiedene Färbung der Blattfläche, so wie durch das Gedrängter- oder Entfernterstehen der Haare verschiedene graue bläuliche oder weissliche Farbentöne des Blattes erzeugt. Die Salchern: $. Caprea, $. cinerea, S. aurita u. dgl. sind durch diese Art der Behaarung sehr ausgezeichnet. 4. Form. Die Haare sind verlängert, vielfach gekrümmt j ellos in einander verschlungen und bilden, wenn sie in so er Schichte vorhanden sind, dass dadurch die Farbe der Blattfläche ganz verdeckt wird, einen weisslichen glanzlosen Filz, welcher die 4* 28 Dr. A. Kerner: S.incana und alle aus ihr hervorgegangenen Bastarte augenblicklich kenn- zeichnet. Ist die Schichte der verschlungenen Fäden weniger dicht, so bildet derselbe einen spinnenwebenartigen Ueberzug, der die Farbe der Blattfläche durchblicken lässt und dann dem Blatte einen mehr ins Graue hinüberziehenden Farbenton gibt. Fr Dass wirklich nur die Lage der Haare die Ursache des Glanzes sei, lässt sieh sehr leicht nachweisen, indem man den silbern glänzenden Ueber- zug eines Blattes von S. alba mit einem Messer wegschabt und.die Haare dadurch in Unordnung bringt ; augenblicklich erscheint dann das so gebildete Haufwerk von Haaren als matte glanzlose wollige Flocke ganz ähnlich dem Filze, der die untere Blattlläche von S. incana bedeckt. Der Unterschied der Behaarung junger und ausgewachsener Blätter muss stets berücksichtigt werden. Im jugendlichen Zustande sind nämlich die Blätter der meisten Weiden mit einem schmutzigen oft rostfarbigen, dabei aber etwas glänzenden, manchmal abwischbaren Flaume bedeckt, der jedoch ebenso bald schwindet wie der klebrige firnissartige UVeberzug , welchen die jungen sich eben entwickelnden Blätter von #. pentandra und 9. fragilis zeigen. - Der bläuliche Ueberzug, den mehrere Weiden an der unteren Blatt- seite zeigen, tritt bei der Mehrzahl erst an den ausgewachsenen Blättern hervor. Sehr ausgezeichnet ist derselbe an. S. alabra und S. amygdalina b.) discolor. Bei S. nigricans schwindet derselbe später wieder von der Spitze gegen die Basis des Blattes zu, so dass jedes Blatt das Ansehen hat, als wäre der bläuliche Ueberzug durch Betasten mit den Fingern von der Spitze weggewischt worden. — Die Stärke dieses bläulichen Ueberzuges so wie die Stärke der Behaarung steht unzweifelhaft mit der Besonnung und dem Feuchtigkeitszustand des Bodens in der Weise im Zusammmenhange,, dass die Bekleidung an sonnigen trockenen Standorten zunimmt, und dichter wird, an schattigen feuchten Standorten abnimmt und einen mehr lockeren und dünneren Ueberzug bildet. Besonders auffallend ist diess an Formen der S. incana, Ss. alba, S. Caprea, S. viminalis und S. nigricans zu sehen. Sehr merk- würdig ist in dieser Beziehung auch die Kahlheit der Blätter an Schösslingen solcher Arten, die sonst immer nur behaart vorkommen und insbesonders sind lier $. aurita und S. rosmarinifolia hervorzuheben, welche, nachdem sie auf den Bergwiesen abgemäht wurden, üppige Schösslinge treiben, deren Blätter dann vollständig kahl erscheinen. Die Blätter werden im Verwelken bei einigen Weiden iichter oder dunkler braun, bei anderen bläulich-schwarz. Es steht diese verschiedene Farbenwandlung offenbar mit dem von den Chemikern nach&ewiesenen Vorwalten gerbsaurer Verbindungen in den ersteren und dem Vorwalten von Saliein-Verbindungen in den a letzteren Abtheilung im Zusammenhange. Die S. nigricans, glabra, rosmanl ! folia, Myrsinites, purpurea,und die Mehrzahl der aus ihnen hervorgegangenen . . 0. [3 Niederösterreichische Weiden. 29 Bastarte zeigen in ausgezeichneter Weise dieses Schwarzwerden der Blätter, während die an gerbsauren Verbindungen reichen Blätter der S. amygdealina, fragilis, viminalis, arbuscula, Caprea und der übrigen beim Verwelken wohl dunkelbraun werden, aber niemals die eigenthümliche Farbenwandlung zeigen, die anfänglich an Neutraltinte erinnert und endlich in reines Schwarz über- gelit. — Die Salicin-Verbindungen der schwarzwerdenden Weiden scheinen beim Verwelken in saliziligsaure Salze umgewandelt zu werden, welche im feuchten Zustande der Luft ausgesetzt, sich rasch schwärzen. Das Schwarz- werden tritt auch in ausgezeichneter Weise hervor, wenn man die betreffenden Weiden in heisses Papier legt und alle jene Weiden, welche im Verwelken sich schwärzen, färben auch weisses etwas feuchtes Papier, wenn sielängere Zeit in demselben liegen, an den Berührungsstellen bläulichschwarz. Die Nebenblätter stehen in ihrer Form mit den Blättern in einem gewissen Zusammenhange, so zwar, dass sie, was Farbe, Behaarung und Nervatur anbelangt, mit jenen vollständig übereinkommen und auch in Be- ziehung des Zuschnittes als die Nachahmung der Blätter angesehen werden können, indem lanzettlichblättrige Weiden: lanzettliche eder halbherzförmige, linealblättrige auch: lineale, und endlich kurz- und breitblätterige Weiden meist halbnierenförmige Nebenblätter besitzen. — Mehrere Arten, wie $. glabra, 5. purpurea und S. retusa haben in der Regel keine Nebenblätter und nur ausnahmsweise finlen sich deren an sehr üppigen und kräftigen krautigen Trieben. Die Zweige entsprechen in ihrer Behaarung stets den Blättern doch schwindet ihr Ueberzug häufig weit früher als jener der Blätter. — Für die ein- bis dreijährigen Zweige der S. daphnoides und S. Wimmeri ist der wachsartige hechtblaue abwischbare Reif sehr bezeichnend. — Auch in der Form der Rinde der Zweige liegt manchmal ein nennens- werther Unterschied, wie denn z. B. für $. fragilis die glänzende dünn- häutige, beim Trocknen faltig werdende Rinde ein sehr auszeichnendes Kenn- zeichen ist. — Die Farbe der Rinde, welche im Schatten für alle ein- bis dreijährigen Weidenzweige eine grüne ist, bekommt durch Einwirkung des Sonnen- und Mondlichtes an den der Bestrahlung ausgesetzten Stellen einen bald mehr eelblichen und röthlichen, bald bräunlichen Farbenton. Die Zweige der Felbern , namentlich der S. amvgdalina, S. purpurea , 8. daph- noides und S. glabra färben sich auf diese Art gelb bis bluthroth, jene der S. alba dottergelb bis mennigroth; die Zweige der Salchern hingegen z. B. S. Caprea, S. nigricans, S. aurita, dann einiger Felbern, nämlich S. incana, S, Seringeana und S. subalpina bekommen, wenn sie dem Lichte ausgesetzt sind, eine dunkelrothbraune Färbung — Die Mehrzahl derübrigen Weiden behält aber auch vom Lichte beschienen einen aus Gelb, Grün und Braun gemischten Farbenton der Zweige. — Mit dem Weiterwachsen schwinden übrigens nach- träglich alle diese Färbungen und machen einer blassgrünen, ins Graue hinüberziehenden Farbe Platz, bis endlich im vierten bis sech ten Jahre die Rinde 30 Dr. A. Kerner: ein rissiges borkiges Aussehen bekommt. — Der Grad der Brüchigkeit oder Zähigkeit der Zweige gibt zwar zur Erkennung einzelner Formen manchmal ganz gute Anhaltspunkte, doch ist es kaum möglich, diese verschiedenen Grade durch Worte festzuhalten. Dasselbe gilt von der Richtung der Zweige. Im Allgemeinen spricht sich aber in letzterer Beziehung ein Gegensatz der Felbern und Salchern aus, indem die Zweige der ersteren unter spitzen Winkel vom Hauptstamme abtreten und als gerade nicht hin und hergebogene schlanke Ruthen nach Aufwärts wachsen, während bei den Salchern die dickeren niemals so sehr verlängerten Aestchen unter grösseren Winkeln von dem hin- und hergebogenen Stamme sich abzweigen und nicht selten sogar eine sparrig ästige Krone bedingen. — Es soll nicht bloss Gedankenspielerei sein, wenn wir hier auf die Aehnlichkeit zwischen der Blattnervatur und der Verzweigung der Aeste hinweisen und die Behauptung aufstellen, dass die Verzweigung der Nerven im Kleinen ein Bild der Ver- zweigung des Stammes darstellt. Es darf auch diese Aehnlichkeit nicht Wunder nehmen, da beide Erscheinungen einen ursächlichen Zusammenhang, nämlich die Vertheilung der Gefässbündel besitzen, welche für jede Pflanze eine ganz bestimmte ist. Die schlanken geraden, unter spitzen Winkeln sich abzweigenden Blattnerven und Zweige der S. alba und die hin und her- gebogenen derberen Blattnerven und Aeste der S. Caprea mögen als Beispiele dieses Zusammenhanges hier angeführt werden, Die Blattstellung ist als diagnostisches Merkmal bei den Weiden nicht verwendbar. Die gewöhnlichste Stellung der Blätter ist %s und °®%, doch findet häufig ein Wechsel der nächst verwandten Stellungsverhältnisse statt, so wie auch das Ueberspringen von einem Gebiet der Blattstellung ins andere keine seltene Erscheinung ist. — Die Kätzchen weisen allerdings den Unterschied auf, dass sich bei jenen mit gelben einfärbigen Kätzchenschuppen der Wechsel innerhalb den Grenzen von 9—12 Zeilen, bei jenen mit zweifärbigen Kätzchen- schuppen meistens zwischen 12—19 Zeilen bewegt, aber auch hier ist die Unbeständigkeit so gross, dass eine Benützung dieser Verhältnisse zur Unter- “eheidung der Arten nicht erwartet werden kann. Nur wenige Weiden erwachsen zu Bäumen. Die ansehnlichsten Bäume bildet $. alba, von der in den Donau-Auen nicht selten alte Stämme gefällt werden, die einen Umfang von 4 Fuss und eine Höhe von 40 bis 12 Klaftern ‚erreichen, Nächst S. alba bilden noch $. fragilis, $. excelsior und 8. palustris, S. daphmoides und $. Caprea Bäume, jedoch von weit gerin- gerem Stammumfange und höchstens sechs Klaftern Höhe. Die übrigen höheren Weiden wie S. incana, S. amygdalina, S. viminalis, S. purpurea u. s. f. vermögen nur in geschlossenen Auen noch baumartigen Wuchs zu erlangen, an freieren Standorten hingegen bleiben sie immer strauchartig. — Die Salchern $. grandifolia, $. aurita, $®. cinerea,.so wie die den Voralpen und jene der Alpen- Region eigenthümlichen Weidenarten Niederösterreichische Weiden. 31 “sind alle vom Boden aus verästelt und der Stamm der letztern erscheint meist knorrig und sparrig-ästig auf die Erde hingestreckt . Die terminale Knospe verkümmert bei allen Weiden und der aus der obersten lateralen Knospe sich entwickelnde Spross nimmt die Richtung an, welche dem terminalen zugekommen sein würde. Sämmtliche in demselben Frühlinge. erscheinende Aestchen, sowohl diejenigen die nur Blätter tragen, sowie jene, welche durch Blüthenkätzchen begrenzt erscheinen, sind daher beziehungsweise der Achse, aus der sie hervorgegangen sind, als laterale zu bezeichnen. — Die lateralen kätzchentragenden Axen sind bei Jenen Weiden, welche vor Entwicklung der Blattknospen blühen, sehr verkürzt und nur mit wenigen schuppenförmigen Blättchen bekleidet, welche den später erscheinenden Blättern der Laubknospen sehr unähnlich sind. —- Bei jenen Weiden, wo sich die Blüthen und Blätter zu gleicher Zeit entfalten, sind sie hingegen verlängert und mit Blättern bekleidet, welche jenen der kätzchen- losen Triebe gleichen. Die Knospenanlage in der Achsel dieser Blätter ver- kümmert bei der Mehrzahl der Weiden und das ganze Aestchen fällt nach den Verstäuben der Äntheren odernach dem Ausfliegen der Samen gewöhnlich ab. Nur dann, wenn an demselben Zweige bloss Blüthenknospen und nicht auch gleichzeitig Laubknospen vorhanden waren, bleiben die kätzchentragenden Aestchen stehen und die Knospenanlagen in der Achsel ihrer Blätter ent- wickeln sich weiter. An den Weiden der Ebene ist immer eine zwischen 1 und 8 wechselnde Zahl von Laubknospen über den Blüthenknospen vorhanden, und bei diesen findet eine Weiterentwicklung der Knospenanlagen in der Achsel der Blätter, welche das kätzchentragende Aestchen bekleiden, nur selten statt*). Wenn jedoch durch Abschneiden der obere Theil des Zweiges und mit ihm die Laubknospen im Winter oder Frühlinge entfernt werden, so tritt die Fortbildung der Knospenanlagen in der Achsel der Kätzchenstielblätter bei allen Weiden ein. Wir hatten Gelegenheit diese Erscheinung an S. viminalis, S.rubra und anderen zu beobachten und jedesmal waren dabei die kätzchen- tragenden Aestchen des verstümmelten Zweiges, an welchen die Knospen zur vollen Entwicklung kamen, auffallend verlängert. Einen ganz fremdartigen An- blick gewähren die in obiger Weise verstümmelten Weiden dann, wenn die ver- stümmelten Arten bei regelmässigen Wachsthum aufder kurzen Kätzchen-Achse dicht gedrängt stehende kleine schuppenartige Blättchen besitzen, die in ihrem Zuschnitte von den anderen Blätteın wesentlich abweichen; die schuppenartigen Blättchen vergrössern sich nämlich nach der Verstimmlung und bekommen die Ausdehnung der anderen Blätter, behalten aber dabei ihren abweichenden Zuschnitt bei und ich bewahre in dieser Beziehung höchst interessante Zweige von S. cinerea, die mir Freund Petter mitzutheilen so gütig war. *) Wir beobachteten eine solche Weiterentwicklung der Knospen in der Achsel der Kätzchenstiel- Blätter an S, pentandra und S. fragilis, und bewahren die höchst lehrreichen Zweige in unserem [4 gelıs, Herbarium. 32 Dr. A. Kerner: An den Weiden des Hochgebirges S. herbacea, retusa, reticulata ist die Menge der Knospen, welche ein Jahrestrieb bildet, eine sehr beschränkte; bei S. retusa übersteigt dieselbe für einen Zweig niemals die Zahl sechs; während bei den schlanken Weiden der Thäler nicht selten gegen fünfzig Knospen an einen Zweig gezählt werden können. Bei S. herbaces und S, reticulata beschränkt sich die Zahl. gar nur mehr auf zwei oder drei. — Bei den reichknospigen Zweigen ist auch die Anzahl der Laubknospen, die gewöhnlich an dem oberen und unteren Ende des Zweiges ihre Lage haben, gross. Ihre Zahl vermindert sich aber je mehr die Zahl der Knospen überhaupt abnimmt. Bei 8, retusa ist in der Regel nur mehr die oberste laterale Knospe eine Laubknospe, während alle übrigen Knospen Blüthenknospen sind; bei S. herbacea und reticulata, welche unter allen unseren Weiden die geringste Knospenzahl zeigen, sind gewöhnlich sämmtliche Knospen Blüthenknospen. — Würden bei diesen letzteren die kätzchentragenden Aestchen, die sich aus den Knospen entwickeln, ähnlich so wie bei den reichknospigen Weidenarten der Ebene nach dem Verstäuben oder Verfliegen der Samen abfallen, so wäre dadusch der Bestand des Individuums bedroht, indem sich dann an dem ganzen Sträuchelchen keine lebensfähige Knospe mehr vorfinden würde, Die Erhaltung des Individuums ist daher bei ihnen geradeso wie bei den früher besprochenen verstiimmelten thalbewohnenden Weiden an die Be- dingung geknüpft, dass sich die Knospenanlagen in der Achsel der Blätter, welche die kätzchentragenden Aestchen bekleiden, weiter entwickeln. Es stirbt daher auch nur der oberste Theil des Aestchens, nämlich das terminale Kätzchen ab, — der untere Theil mit zwei bis drei Blättern und den in ihrer Achsel befindlichen Knospenanlagen bleibt, und letztere entwickeln sich weiter und werden gewöhnlich zu Blüthenknospen. — Dabei ist natürlich nicht ausgeschlossen „ dass eine oder auch alle diese Knospen Laubknospen werden, ja bei S. retusa ist es sogar Regel, dass die oberste laterale Knospe kein Kätzchen hervorbringt, und ich hatte Gelegenheit, üppige in tieferen Höhen- lagen sprossende Sträuchelchen dieser letzgenannten Weide zu beobachten, wo die zwei obersten lateralen Knospen Laubknospen waren — aber an demselben Individuum waren auch in den Achseln der Blätter, welche sich unter den Kätzchen befanden, die Knospen verkümmert und die kätzchen- tragenden beblätterten Aestchen fielen geradeso nach dem Verstäuben ab, wie bei den vielknospigen Weiden der Thäler. — Es ist nach dieser Aus- einandersetzung die Unterscheidung der Weiden in solche mit end- ständigen und seitenständigen Kätzchen nicht zulässig und auch das Merkmal der knospentragenden und knospenlosen Kätzchenstiele nur von untergeordneten Werth. Die Unterscheidung der Kätzchen nach der Ungleichzeitigkeit oder Gleichzeitigkeit der Blüthenentwicklung und Blattenfaltung in: vorläufige und gleichzeitige ist wohl bei den Weiden einer und derselben Gegend möglich, da sich dort dieses Verhältniss in der Regel gleich bleibt; in ver- Niederösterreichische Weiden. 33 schiedenen Gegenden ändert sich aber diese Gleichzeitigkeit oder Vorläufig- keit und in dem Gebiete, dessen Weiden hier besprochen werden, kann als Regel gelten „ dass alle jene Arten, welche in der Ebene vorläufige Kätz- chen besitzen. in den Alpenthälern die Blüthen und Blätter zu gleicher Zeit entwickeln. Nach Wimmer ist die letztere Erscheinung „die Folge plötzlicher und starker Wärme bei hinreichender Feuchtigkeit, zumal in späten Früh- jahren ,“ womit unsere eben angegebene Beobachtung vollkommen über- einstimmt, indem in den Alpen die grösseren Schneemassen die pflanzliche Entwicklung länger zurückhalten, dann aber, wenn der Schnee endlich ge- schmolzen ist, bei schon vorgerücktem Frühlinge plötzlich eine grosse Wärme- menge den Pflanzen zugeführt wird , welche die Entfaltung der Blätter schon zu einer Zeit bewirkt, wo die Kätzchen noch in voller Blüthe stehen. Kätzchen, die gesetzmässig erst im nächsten Frühlinge zur Blüthe kommen sollten, entwickeln sich selten vorzeitig schon im vorangehenien Jahre. Die Ursache dieser Erscheinung ist entweder ein besonders günstiger Standort und eine ausnahmsweis grosse Sommerwärme oder die Verstümmelung des Strauches durch Abschneiden seiner Aeste im Sommer, in welchem Falle gleichfalls die fürdas nächste Jahr bestimmten Knospen an dem zurück gebliebenen Rumpfe des verstümmelten Zweiges noch im Herbste zur Entwicklung kommen. In der Regel sind diese proleptischen Kätzchen kurz gestielt in den Achseln der ausgewachsenen Blätter und erscheinen in dieser Weise besonders häufig bei S. amyadalina b.) discolor, welche Weide auch darum von Host als S. semperflorens bezeichnet wurde. Ist jedoch die vorzeitige Entwicklung durch Verstümmlung hervorgegangen, so sind die Kätzchen lang gestielt und das Aestchen dessen Abschluss sie bilden, Blätter und Knospen tragend. ö Die Kätzchenschuppen sind entweder einfärbig oder zweifärbig. Dieses Merkmal ist als eines der beständigsten hervorzuheben und spielt daher auch eine wichtige Rolle bei der Gruppirnng der Weidenarten. — Die einfärbig gelblichen Kätzchenschuppen sind bei einer und derselben Art an den Staubblüthen mehr gelb, an den Fruchtblüthen mehr grünlich gefärbt Bei $. glabra, 8. retusa und S. herbacea erscheint die Spitze der gelben Schuppen an der äusseren Seite der dem Lichte zugewendeten männlichen Kätzchen häufig rosenroth gefärbt, Die einzige $. retieulata besitzt einfärbig blassrothe Kätzchen- schuppen sowohl an den Staub- wie Fruchtblüthen. — Die zweifarbigen Kätzchenschuppen sind an der Basis grün oder fast weisslich und entweder nur an der Spitze röthlichschwarz, wie angebrannt, oder sie werden beiläufig in der Hälfte roth oder rostfarbig und gegen die Spitze allmälig immer dunkler. Die grünen Schuppen der $. nigricans sind an ihrer Spitze oft nur ganz wenig mit Purpur bemalen, jene der S$. rösmarinifolia hingegen sind meist bis zum Grunde roth, dann aber immer an der Spitze viel dunkler, wodurch sie sich wesentlich von den gleichmässig rothen Schuppen der S. reticulata 5 34 Dr. A. Kerner: unterscheiden. — Bei der einzigen S. incana haben die Kätzchenschuppen keine beständige Farbe, indem dieselben bald einfärbig gelb oder grünlich, bald wieder an der Spitze rosenroth oder braun bisschwärzlich bemalt erscheinen, ohne dass man einen Anhaltspunkt hätte, die eine oder andere Farbenspielart als Blendlingsart aufzufassen. Sind die Schuppen mit geraden langen Haaren bedeckt, so erscheint das noch nicht blühende Kätzchen in einen dichten Pelz eingehüllt. Alle vorläufigen sitzenden Kätzchen, welche in der Knospenlage nicht durch Blättchen des Kätzchenstiels umgeben werden, also die Mehrzahl der Salchern, dann $. viminalis, S. daphnoides und S. purpurea und die mit diesen drei Arten verwandten Formen zeigen dieses Verhältniss; die Schuppen jener Weiden hingegen, bei denen die Kätzchen an beblätterten Stielen aufsitzen und in der Knospenlage von diesen Kätzchenstielblättern schützend umhüllt werden, sind fast kahl oder nur wenig behaart, und bei der einzigen in diese Abtheilung gehörigen S. fragilis ist das herausbrechende Kätzchen in einen seidigen Pelz eingehüllt. Die Behaarung und Form der Schuppen gibt manchmal ziemlich gute Unterscheidungsmerkmale; besonders auffallend und von allen übrigen abweichend sind die abgestutzten Schuppen der S. retusa; ebenso eigen- thümlich ist das Abfallen der Schuppen bei den mit S. fragilis verwandten Formen. Die Anzahl der Staubgefässe beträgt bei der Mehrzahl der Weiden zwei. Ihre Fäden sind bei $. purpurea bis zur Spitze zusammengewachsen. Die Bastarte der S. purpurea mit anderen Weiden zeigen gleichfalls diese Zusammenwachsung, doch reicht dieselbe bei ihnen nur selten bis gegen die Antheren hinauf, und in der Regel trennen sich beide Fäden in der halben Höhe, Bei allen übrigen sind die Staubfäden bis zur Basis getrennt, hängen aber bei denen mit einfärbig gelblichen Schuppen, namentlich bei S. incana durch ineinandergreifende Härchen, welche das untere Drittheil der Fäden bei diesen Weiden bedecken, meistens lose zusammen. — Die S. amygdalin« besitzt drei, die S. pentandra fünf bis zwölf Staubgefässe. Die Blendlings- arten, an welchen die erstere muthmasslich betheiligt ist, zeigen in den verschiedenen Blüthen desselben Kätzchens bald drei, bald zwei, jene, wo S, pentandra die Rolle eines der Aeltern gespielt zu haben scheint, die wechselnde Anzahl von fünf bis zwei Staubgefässen. — Die Farbe der Antheren ist entweder in allen Eutwicklungsstadien gelb und gleich bleibend, oder sie ändert sich in der Weise: dass die Staubkölbchen vor der Oeffnung ihrer Fächer purpurn, dann zur Zeit, in welcher der Pollen herausfällt, gelb und nach dem Verstäuben schwarz werden; oder endlich: die Staub- kölbchen sind vor dem Klaffen der Antherenfächer röthlich, werden zur Zeit. der vollen Blüthe hellgelb, verfärben sich dann wohl nach dem Verstäuben und bekommen einen schmutzig gelben Farbenton, ohne sich aber wie die früheren zu schwärzen. Niederösterreichisehe Weiden. 35 Dieses Verhältniss ist eines der beständigsten und kann darum auch zur Gruppirung der Weiden vortreffllich benützt werden, ganz abgesehen davon, dass die durch das Farbenverhältniss der Antheren begrenzten Gruppen auch durch andere Merkmale noch eine natürliche Verwandtschaft zeigen, und dass die Aehnlichkeit des Farbenwechsels offenbar auch auf eine Aehnlich- keit der chemischen Grundlage hinweist. Das Farbenverhältniss, welches die Narben zeigen, ist mit Jenem der Antheren immer in einem gewissen Einklange. Die Weiden nämlich _ mit beständig gelben Antheren besitzen auch einfärbig gelbliche oder grünliche Griffel und Narben; bei denjenigen Arten, welche roth-gelb-schwarze Antheren zeigen, sind die Narben in der Regel zu Anfang und zur Zeit der vollen Blüthe roth und werden nach dem Abblühen gleichfalls schwärzlich, und bei den Weiden der dritten Gruppe, die roth-gelbe Staubkölbchen haben, sind die Narben wieder in allen Entwicklungsstadien gelblich. Die Form der Griffel und Narben ist gleichfalls für die Weiden- arten sehr charakteristisch. Hervorhebenswerth sind die fädlichen bogenförmig gekrümmten Narben der S. viminalis und incana, die zierlichen wachsartig- glänzenden dicklichen Narben der $. pentandra und die unter rechten Winkel abstehenden knopfförmigen Narben der $. amygdalina. — Der $. purpurea, S. rosmarinifolia, so wie den Salchern fehlt der Griffel fast ganz; — bei den Felbern mit einfärbigen Kätzchenschuppen ist derselbe wohl vorhanden, aber kurz und diek, und bei #, viminalis, daphnoides „ incana und den mit ihnen verwandten Arten ist derselbe verlängert dünn und fadenförmig. Sehr merkwürdig ist die bei S. arbuscula oft beobachtete Spaltung des Griffels, die manchmal bis zum Fruchtknoten hinabreicht, so dass dadurch zwei vollständig getrennte Griffel, deren jeder seinem Frucht- blatte aufsitzt, sich bilden. Die Behaarung und Glattheit des Fruchtknotens ist für alle bisher in Niederösterreich beobachteten Weiden beständig. Doch gilt diese Be- ständigkeitnichtals allgemein gültiges Gesetz, da z.B. S.nigricans, die in Nieder- österreich nur mit kahlen Fruchtknoten bis jetzt gefunden wurde, anderwärts auch behaarte Fruchtknoten Zeigt. Schon nahe der niederösterreichischen Grenze bei Kapellen in Obersteiermark beobachtete ich diese Weide mit sparsam behaarten Fruchtknoten, und in den Karpathen fand ich deren auch mit weissfilzigen Kapseln. An beiden Orten war die Bodenunterlage kalkfrei, während die kahlfrüchtige $, nögricans in den Alpen regelmässig auf kalk- hältigen Boden angetroffen wird, — doch wage ich auf diese vereinzelten Beobachtungen hin nicht sie als zwei Boden-Parallelformen aufzufassen, um so weniger, als ich die in Beziehung der Bekleidung der Fruchtknoten mit S. nigricans übereinkommende $. silesiaca in den Karpathen oft an einer und derselben Stelle mit kahlen und filzigen Fruchtknoten untereinander wachsend angetroffen habe, ohne dass ich in den äusseren Verhältnissen dafür einen Grund aufzufinden im Stande gewesen wäre. Wimmer spricht s) Kg 36 Dr. A. Kerner: sich über die Bekleidung der Fruchtknoten der Weiden folgendermassen aus: „Unter den echten Arten werden nur S. silesaca, S. repens und $. nigricans sowohl mit kahlen als behaarten Fruchtknoten gefunden; bei S. silesiaca und S. nigricans ist der kahle, bei $. repens der behaarte Zustand als Regel anzusehen. Indess würde ich nicht zu widersprechen wagen, wenn Jemand behauptete und nachzuweisen versuchte, dass die abweichenden Formen, nämlich von $. silesiaca und S. nigricans die mit behaarten und von 8. repens die mit kahlen Fruchtknoten unechte seien. Wenigstens ist bei diesen drei Arten der Umfang der Variation noch nicht durchaus festgestellt und genau begrenzt. Die nicht selten vorkommenden Exemplare der S. cinerea, S. Caprea und S. aurita mit kahlen Fruchtknoten sind nicht Abänderungen, sondern gehören stets der monströsen androgfnen Bildung an.“ *) — Auch in Nieder- österreich wurden solche kahlfrüchtige Formen, deren androgynisches Ver- hältniss auf eine Missbildung hinweist, bei S. Caprea, S. einerea und S. aurita beobachtet. Bei $. Caprea und $. einerea **) waren die Fruchtknoten mannig- fach verzerrt und verkümmert; bei einer S. aurita aber, welche von meinem Bruder. bei Moidrams nächst Zwettl beobachtet und gesammelt wurde, waren die sämmtlichen kahlen Fruchtknoten in ihrer Form regelmässig ausgebildet und unterschieden sich von den gewöhnlichen behaarten nicht missbildeten Formen nur durch den auffallend verlängerten Fruchtknotenstiel. Die Mehr- zahl der Kätzchen desselben Strauches zeigte nur Fruchtblüthen, und nur einige wenige Kätzchen liessen auch ein androgynisches Verhältniss wahr- nehmen. — Uebrigens fanden wir auch androgynische Kätzchen ohne Aenderung der Behaarung und ohne Verzerrung bei: S. ambigua, S. auritoides, S. cuspidata, S. palustris, 8. angustifolia, S. mirabilis, S. Wimmeri, lauter Formen, welche wir für Bastarte halten — woraus geschlossen werden dürfte, dass die androgynische Bildung bei den Weiden in der Mehrzahl der Fälle eine Folge zweiartiger Befruchtung ist. Als ganz eigenthümlich in Beziehung der Bekleidung der Fruchtknoten mussnoch S.myrsinites 1) Jacquiniana hervorgehoben werden, deren Fruchtknoten zur Zeit der Blüthe mit langen wolligen Haaren bedeckt erscheint, die später abfallen, so dass die Kapsel noch vor ihrer Reife vollständig kahl erscheint. AnBlendlingen, dieaus einer kahlfrüchtigen und behaartfrüchtigen Weide hervorgegangen sind, wird der zu Anfang der Blüthezeit ganz behaarte Fruchtknoten während des Blühens manchmal an der Basis kahl, wie diess z. B. an der S. intermedia Host, die wir für einen Bastart aus S. incana und &, cinerea halten, der Fall ist, Was die Form des Fruchtknotens anbelangt, so lassen sich fol- gende drei Typen festhalten: *) Denkschrift der schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur. Seite 148. =*) Von Host abgebildet : „Salix“ tab. 70. Fig. 2—7. a Niederösterreichische Weiden. 37 1. eiförmig stumpf, z. B. $. purpurea; 2. eiförmig in den Griffel vorgezogen, z.B. 8. viminalis, S. daphnoides; 3. aus eiförmiger.Basis kegelförmig verlängert, z.B. S. Caprea, S. fragilis. Letzterer, der am häufigsten vorkommende Fall zeichnet sich noch dadurch aus, dass die Basis nach der Befruchtung sich überwiegend aus- baucht, während die samenlose kegelförmige Verlängerung in ihrer Aus- dehnung nicht gleichen Schritt hält und so der noch grüne reifende Frucht- knoten gewöhnlich eine birnförmige Gestalt bekommt. Mit den angegebenen drei Formen des Fruchtknotens steht auch die Form der aufgesprungenen reifen Kapseln im Zusammenhange. Die zwei Klappen der aus der ersten Fruchtknotenform hervorgegangenen eiförmigen oder fast kugeligen Kapseln klaffer nach Trennung des oberen Endes der Naht, ohne sich zurückzukrümmen; jene der zweiten und zum Theil auch jene der dritten Fruchtknotenform krümmen sich nach dem Aufspringen sichelförmig zurück, und die Kapseln, welche aus den sehr verlängert kegelförmigen Fruchtknoten sich entwickelten, zeigen Klappen, deren Spitze sich schneckenförmig zurückrollt. Die Form der Samen ist zu gleichförmig, als dass sie Anhaltspunkte zur Unterscheidung der Arten zu geben im Stande wäre. Die Sameg sind bei allen Weiden länglich, gegen die Spitze meist etwas keilförmig verdickt und spitz. Nur bei $. retusa und $. herbacea erscheinen sie abgestutzt oder stumpf. Die Unterschiede in der Grösse der Samen verschiedener Arten erscheinen gleichfalls zu geringfügig und schwankend, als dass man sie als Unterscheidungsmerkmale benützen könnte. — Die Weiden mit gelben ein- färbiren Kätzchenschuppen zeichnen sich durch grosse sehr verdickte, jene der S. viminalis und 8. arbuscula durch kleine schmale Samen aus. — Die Haare des Haarschopfes, welche dem kurzen dicken Stielchen des Samens aufsitzen, hängen bei allen Weiden an der Basis zu je dreien zusammen. Der Torus bildet beı $. retieulata einen Kranz von 5—6 um die Insertionsstelle der Staubgefässe oder des kurzen Fruchtknotenstieles herum- stehenden fleischigen Warzen, von denen oft zwei benachbarte mit einander verwachsen, so dass die Basis der Staubgefässe oder des Fruchtknotens von einem unregelmässig zerschnittenen fleischigen Ringe umgeben ist, — Bei den Staubblüthen und Fruchtblüthen aller Weidenarten mit zweifarbigen Kätzchenschuppen und dann noch bei $. glabra und S$. incana, welche beide sowohl mit zweifarbigen als auch mit einfarbig gelbgrünen Kätzchenschuppen vorkommen, bildet der Torus an der inneren, der Kätzchenspindel zu sehenden Seite der Insertion der Staubgefässe oder des Fruchtknotenstieles nur eine einseitige Verlängerung, die als warzen- förmige oder griffelförmige innere Drüse erscheint. — Dasselbe gilt auch von den Fruchtblüthen jener Weiden mit einfärbig gelblich- grünen Kätzchenschuppen, deren Blätter in der Jugend nicht klebrig sind. Diejenigen aber mit klebrigen jungen Blättern, nämlich die 38 Dr. A. Kerner: Fruchtblüthen von S$. pentandra, 8. fragilis und jener Weiden- formen, welche wir für Blendlinge halten, die aus diesen beiden hervorgegangen, so wie dieStaubblüthen aller Weidenarten mit beständig einfärbigen gelblichen Kätzchenschuppen besitzen neben der inneren Drüse noch eine zweite griffelförmige äussere, welche der Basis der Schuppe anliegt und gleichfalls von der Insertionsstelle des Frucht- knotenstieles oder der Staubgefässe, aber von deren äusserer Seite ausgeht. DieForm der Drüse ist für viele Weidenarten sehr charakteristisch, und insbesondere ist in dieser Beziehung die linsenförmige Drüse der $. incana und ihrer verwandten Formen, so wie die lineale gelbe Drüse der $. daphnoides, die verlängerte fast fädliche.und gegen die Spitze gebogene gelbe Drüse der S. viminalis, die lineale purpurrothe Drüse der $. Myrsinites, die auflallend grosse abgestutzte oder oben ausgebuchtete innere Drüse der $. retusa, die gewöhnlich zweilappige innere Drüse der S. pentandra und S. herbacea besonders hervorhebenswerth. In den Drüsen der Bastarte ist immer der Typus desgleichen Organes von einer seiner Stammeltern ausgesprochen, und es gibt daher die Drüse häufig vortreffliche Anhaltspunkte zur Ermittlung der Stammarten eines in der freien Natur aufgefundenen muthmasslichen Blendlings. Ä Blüthezeit der Weiden. Was die Blüthezeit der Weiden anbelangt, so geben wir im Nachstehenden eine Zusammenstellung, welche sich auf Aufzeichnungen basirt, die von uns in den Donau-Auen Niederösterreichs, vorzüglich in jenen nächst Krems und Mautern durch acht aufeinanderfolgende Jahre gemacht wurden. Am frühesten trat die Am spätesten trat die Normale Zeit der Entwicklung der ersten Entwicklung der ersten ersten Blüthen. Blüthen ein am: Blüthe ein am: S. daphnoides 26 März 18 März 2 April S. Caprea 27 März 20 März 2 Apnil S. viminalis 4 April 21 März 412 April S. incama 3 April 28 März 12 April S. purpurea 8 April 28 März 18 April S. rosmarinifolia 15 April 8 April 21 April S. cinerea 15 April 8 April 21 April S. fragilis 15 April 8 April 21 April S. amygdalina *) 16 April 40 April 23 April S. alba 17 April 40 April 24 April Mit diesen Zahlen stimmen die von Fritsch **) angegebenen, aus dreijährigen Beobachtungen abgeleiteten normalen Zeiten der ersten Blüthe: ) Die Varietät discolor beginnt an gleichem Standorte gewöhnlich um einige Tage früher zu hühen, * die Varietät concolor. =“) Phänolog. Beob. aus d. Pflanzen- u. Thierreiche. Suppl. zuVitl. B. d. Jahrb. d. k.k.C.A.Ff. uilßhrojosie u. Erdmag. 'S:22. Niederösterreichische Weiden. 39 S. daphnoides 29. März, $. purpurea 11. April und S. repens 45. April, so wie jene in Neilreich’s Flora von Niederösterreich pg. LXVIII von ihm mitgetheilten, aus siebenjährigen, im Wiener botanischen Garten am Renn- wege angestellten Beobachtungen berechneten normalen Mittel: S. daphnoides 2. April, $. purpurea 41. April, S. repens 15. April ganz gut überein, indem die Verspätung bei 8, daphnoides und S$. purpurea, wie Fritsch selbst pg. LXVII bemerkt, auf Rechnung der Lage des botanischen Gartens, der gegen Norden abdacht, zu bringen ist. Die Grösse der Verspätung der Blüthezeit in den Berg- und Voralpen- thälern Niederösterreichs ist nach der Meereshöhe und Richtung der Thäler, so wie nach der Breite der Thalsohle und der Höhe der einschliessenden Berge so unendlich verschieden, dass wir auf genauere Zahlenangaben hier verzichten müssen. — Annähernd richtig kann angenommen werden, dass in den niederösterreichischen Voralpenthälern, deren Thalsohle etwa 1000‘ hoch liegt (Schwarzathal bei Gloggnitz, Traisenthal bei Lilienfeld und Türnitz, Erlafthal bei Scheibs und Gamming, Ipsthal bei Waidhofen) die Verspätung 10 Tage beträgt. In den höheren subalpinen Thälern, deren Thalsohle sich zu 1800‘ und 2000° erhebt, beträgt die Verspätung 25—30 Tage, und in Lakenhof, dem höchsten, 2475‘ gelegenen Thalorte am Nordfusse des Oetschers, sogar 45 Tage. Dass hiebei an der Sonn- und Schattenseite des Thales, auf dessen Sohle so wie an dessen Gehängen an ganz nahe gelegenen Punkten noch ganz bedeutende Unterschiede in der Entwicklungszeit der Blüthen vor- kommen, wurde schon Eingangs besprochen und dort ausdrücklich hervor- gehoben, dass die Häufigkeit von Weidenblendlingen in den Voralpenthälern vorzüglich darin ihren Grund zu haben scheint, dass Weiden, die an gleichem Standorte zu sehr verschiedenen Zeiten blühen würden ,„ dort an den gegen- überliegenden Lehnen zu gleicher Zeit ihre entfalteten Blüthenkätzchen den Bienen anbieten. Geringer als in den Alpen Niederösterreichs ist die Verspätung bei gleicher Höhenlage in dem durch seine späte Vegetationsentwicklung mit Unrecht so sehr verrufenen böhmisch-mährischen Gebirgsplateau (dessen nieder- österreichischer Antheil künftighin mit dem landesüblichen Ausdrucke „Wald- viertel“ bezeichnet werden soll), indem die Verspätung der Blüthenentwicklung dort bei 1000° Meereshöhe auf 6--8, bei 2000° auf 22 und bei 2500 auf 30—36 Tage sich beläuft. Von den im Gebiete der Donau-Auen nicht vorkommenden und somit auch im obigen Verzeichnisse nicht aufgeführten Weiden-Stammarten beginnt S. grandifolia um 5—6 Tage später als S. Caprea, — die S. glabr« um 2—3 Tage nach $. incana, — und $. nigricans und S. aurita fast gleich- zeitig mit S. cinerea die ersten Blüthen zu öffnen. Von den alpenbewohnenden Weiden ist die erste S. myrsinites I) Jaequiniana, dann folgt S. arbuscula, S. reticulata und S. vetusa. In einer Höhenlage von 5500‘ kommen diese zierlichen Weidenarten gewöhnlich Mitte Juni zur Blüthe, 40 Dr. A. Kerner: werden aber auf den 6500‘ hohen Kuppen noch in der zweiten Hälfte des Juli in Blüthe getroffen. Die Blüthezeit derjenigen Weiden, welche wir fürBa-. starte halten, fällt in überraschend übereinstimmender Weise zwischen Jene der wahrscheinlichen Stammeltern, doch gewöhnlich so, dass die Blend- lingsart in den einzelnen Entwicklungsphasen sich jener der Stammarten mehr nähert, mit welcher sie auch durch ihren Gesammtausdruck mehr übereinstimmt. So schliessen sich die Blendlingsarten, die mit S$. incana, S. viminalis und S. purpurea verwandt sind, auch in der Zeit ihrer Blüthen- entwicklung an diese Stammarten zunächst an. Geografische Verbreitung der Weiden. Die meisten niederösterreichischen Weiden, welche wir als Stammarten ansehen, besitzen einen ungemein grossen Verbreitungsbezirk, der sich von der Mittelmeerzone bis hinauf in das nördliche Russland und von der Westküste Europas bis über das Altaigebiet, ja bei einigen bis Kamt- schatka und das nördlichste Amerika ausdehnt. — Nur von fünf niederöster- reichischen Weiden, nämlich: S.daphnoides, S. incana, S. glabra, S. grandifolia, S. retusa, verläuft die Hauptvegetationslinie innerhalb des niederöster- reichischen Gebietes und soll bei den betreffenden Arten ihre Besprechung finden. — Die nordische $. myrtilloides, deren südöstliche, aus der Schweiz über die südbairische Hochebene in die Karpathen (Rox nordwestlich von Kesmark) hinziehende Vegetationslinie Niederösterreich schneidet, ist dem- ungeachtet auf den ihr zusagenden Standorten, nämlich den Hochmooren des Waldviertels, bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Für mehrere der im Nachfolgenden beschriebenen Weiden soll auch der Verlauf örtlicher Vegetationslinien näher bezeichnet werden. Wir meinen damit Linien, welche innerhalb des von der Hauptvegetations- linie umgrenzten Areales der Pflanze jene Bezirke näher bezeichnet und begrenzt, in welchen die Pflanze in einer ununterbrochenen Reihe von Standorten vorkommt, und jene, in welchen sie nicht gefunden wird. Diese örtlichen Vegeta- tionslinien finden zum Theil in Aenderungen der Höhenlage innerhalb des Haupt- areales und in der dadurch bedingten örtlichen Aenderung der klimatischen Ver- hältnisse, zum Theil in der Aenderung chemischer, beziehungsweise petrografischer Verhältnisse ihre Erklärung, und fallen dann mit klimatischen oder petro- grafischen Linien zusammen; manche von ihnen aber lassen sich weder aus dem einen noch dem anderen Verhältnisse, sondern nur aus der Geschichte der Erdobeifläche und ihrer Pflanzendecke erklären. — Solche örtliche Vegetationslinien nehmen ein nicht geringeres Interesse als die Haupt- vegetationslinien in Anspruch , stehen mit diesen natürlich auch im innigsten ursächlichen Zusammenhange und werden uns, wenn sich einmal die Beobach- tungen so sehr vervielfacht haben, dass dieselben für die Mehrzahl der Pflanzen kartografisch dargestellt werden können, die wichtigsten Anhaltspunkte zur Niederösterreichische Weiden. 41 Erkennung der Lebensbedingungen und der Geschichte der einzelnen Arten an die Hand geben. Jene örtlichen Vegetationslinien, die mit klimatischen Linien zusammen- fallen und vorzüglich von der Bodenplastik abhängen, erscheinen durch die Angabe der Höhengrenzen hinreichend bestimmt, und wir werden uns daher ‘in Beziehung solcher Vegetationslinien bei den einzelnen Arten in dem spe- ziellen Theile dieser Arbeit bloss auf die Angabe ihrer vertikalen Verbreitung "beschränken; — jene örtlichen Vegetätionslinien aber, welche sich aus klima- ‘tischen Linien allein nicht erklären lassen, sollen dort bei den betreffenden Arten eine ausführliche Erörterung erfahren. Was die Verbreitung derjenigen niederösterreichischen Weiden anbelangt, welche wir für Bastarte halten, so steht dieselbe der Verbreitung der Stammarten wenig nach, wenn auch die ein- zelnen Fundorte in der Regel nur sehr zerstreut innerhalb des Verbreitungs- bezirkes angetroffen werden. — So z. B. sind die Bastarte aus S. alba und fragilis, aus S. pentandra und fragilis, aus $. purpurea und viminalis, aus S. aurita und repens so weit verbreitet als ihre Stammarten. Die Bastarte, an welchen $. incana, 8. grandifolia und die anderen Stammarten mit beschränk- ‘terem Areal betheiligt erscheinen, halten auch mit der Verbreitung dieser ‘ihrer wahrscheinlichen Stammeltern in der Regel gleichen Schritt. Gruppirung der Weiden. Nicht ohne Grund bezeichnete Endlicher die vielgestaltigen Weiden als: „botanicorum erux et scandalum,* — Wenn es schon schwierig ist, die Formen durch Beschreibungen festzuhalten, so ist die Schwierigkeit, sie in natürlich begrenzte Gruppen einzureihen gewiss noch bei weitem grösser. Bei der allseitigen Verknüpfung, welche insbesondere durch die grosse Zahl der Blendlingsarten hervorgebracht wird, verzagt man auch im ersten Augen- blicke, dieses Heer von Weiden naturgemäss gruppiren zu können. — Dennoch ‚sind gewisse Vorbilder nicht zu verkennen,. an welche sich sowohl die un- zweifelhaften Stammarten als auch die Blendlingsarten anschliessen. Sehr zu statten kommt dem Systematiker auch noch die Thatsache, dass die Weiden- Bastarte nur selten genau die Mitte zwischen ihren Stammältern halten, dass sie fast durchgehends als goneiklinische Blendlinge in Erscheinung treten, und dass es nur selten in Zweifel gezogen werden kann, an welche der Stammältern ein Bastart zunächst angereiht werden müsse. Von den Schriftstellern, welche die Weiden besonders bearbeiteten, haben Koch und Fries *), welche die Möglichkeit des Vorkommens von Weidenblendlingen in der freien Natur noch bezweifelten, Zusammenstellungen sämmtlicher ihnen bekannten Weiden in natürliche Gruppen versucht, und *) W. D. Koch: De salicibus enropaeis commentatio. Erlang. 1829. — Fries. Novit. Fl. Suec. Mant. II. p. 31—76. 6b 42 Dr. A. Kerner: jene von Koch wurde als die gelungenste von allen späteren Florister ungeändert oder mit unbedeutenden Abweichungen beibehalten. Wimmer, der die Aufmerksamkeit der botanischen Welt durch eine Reihe von höchst wichtigen Abhandlungen in der Regensburger Flora und in den Schriften der schlesischen Gesellschaft für vaterl. Kultur auf die so schwierige Pflanzengattung neuerdings hinlenkte und sich die grössten Ver- dienste durch die Erkennung und Begrenzung der grossen Reihe von Blend- lingen erworben hat, gab gleichfalls eine Eintheilung der Stammarten in der Flora 1849, Nr. 3. und ordnete entsprechend der in dieser Eintheilung befolgten Reihenfolge der Stammarten auch die 56 Weidenbastarte, welche er in der Denkschrift der schles. Gesellschaft f. vaterl. Kultur beschrieben hat. Sämmtliche Eintheilungen legen ein grosses Gewicht auf den Wuchs und die Höhe der Weiden, so. wie auf deren Standort, und gestützt auf diese Merkmale wurden Arten, welche sonst wesentlich von einander abweichen, in Gruppen zusammengefasst, die zum Theil als gezwungen und unnatürlich angesehen werden müssen. Wir dürfen bloss auf die Koch’sche Gruppirung erinnern, nach welcher die so nahe verwandten S. phylieifolia und S. arbuscula in zwei getrennte Rotten gebracht werden, so wie nach der Eintheilung von Fries die höchst ähnlichen 8. Myrsinites und $. polaris in zwei ver- schiedene Abtheilungen gestellt worden sind, bloss auf das Merkmal hin» dass bei der ersteren die Achselknospen an den Aestchen, die durch Kätzchen abgeschlossen sind, nicht zur Entwicklung kommen, während sie bei S. polaris sich weiter entwickeln, ein Merkmal, dessen schwankenden Werth wir bereits in dem Früheren besprochen haben. Die Bildung der grösseren Gruppen wird zwar immer eine mehr oder weniger gezwungene sein, die Feststellung von Rotten aber, unter welche sich Stammarten und Blendlinge, denen in ihrer Form ein gemeinschaftliches Vorbild vorschwebt, zusammenscharen, ergibt sich ziemlich ungezwungen, und wir haben im Nachstehenden eine solche Zusammenstellung versucht, die sich allerdings zunächst nur über die niederösterreichischen Weiden aus- breitet, in deren Abtheilungen jedoch auch alle bisher nicht in Niederösterreich gefundenen Formen passend untergebraeht werden können. Einen wichtigen Anhaltspunkt zur Ermittlung der grösseren oder geringeren Verwandtschaft gab uns das Vorhandensein oder Fehlen von Blendlingen zwischen den unzweifelhaften Stammarten. Wir gingen von der gewiss begründeten Annahme aus, dass diejenigen Arten die geringste Ver- wandtschaft besitzen, welche trotzdem dass die Bedingungen der Bastartirung für sie in der freien Natur vorhanden sind, dennoch keine Bastarte erzeugten — Die Purpurweide, so häufig und gewöhnlich sie auch mit den Bruch-, Mandel- und Silberweiden untermischt vorkommt, hat doch bisher mit diesen noch keine Bastarte erzeugt; ebenso wenig als sich die S. repens und ihre Parallelform $. rosmarinifolia mit ihnen verbunden haben. Diese Arten betrachten wir daher auch als die Endglieder der Kette von Weidenarten, und zwar schliessen Niederösterreichische We.den. 43 sich die Bruchweiden durch den klebrigen Ueberzug der JungenBlätter, durch dieBrüchigkeit ihrer Zweige und durch die grössere Zahl von Staubgefässen an die Pappeln an, und die klebrigste mit 5 bis 12 Staubgefässen, nämlich $. pentandra ist als das eine Grenzglied, welches die Brücke zu der Pappel-Rotte Aigeiros baut, anzusehen, so wie die S. purpurea mit zwei verwachsenen Staub- gefässen das andere Endglied der Weidenreihe darstellt. Zwischen diese Grenztypen gruppiren sich die übrigen Weidenarten und bilden zwei in einander fliessende Gruppen: die eine mit verlängerten schmäleren Blättern, kürzer gestieltem Fruchtknoten und verlängertem Griffel, und eine zweite mit kürzeren breiteren Blättern, länger gestielten Fruchtknoten und kurzem oder fehlendem Griffel. Dem entsprechend theilen wir die Weiden in folgende vier Gruppen: A. Chloriteae.‘) Kätzchenschuppen einfärbig gelbgrün. An den Einfügungsstellen der Staubgefässe in den Blüthen- boden eine innere und äussere Drüse. Antheren nach dem Stäuben gelb. Fruchtknoten kahl, Griffel feh- lend oder kurz: 0,5—4um lang. B., Macrostylae, Kätzchenschuppen zweifärbig oder ein- färbig gelbgrün. An der Einfügungsstelle der Staubgefässe in den Blüthenboden nur eine innere Drüse. Antheren nach dem Stäuben gelb oder schwarz. Fruchtknoten kahl oder behaart. Griffel dünn fädlich verlängert: 1—2mn lang. ©, Microstylae. Kätzchenschuppen zweifärbig. An der Ein- fügungsstelle der Staubgefässe in den Blüthen- boden nur eine innere Drüse. Antheren nach dem Stäuben gelb. Fruchtknoten beharrt oder kahl. Griffel sehr kurz oder fehlend. Blätter im Verwelken braun werdend. D. Meliteae.“*) Kätzchenschuppen,zweifärbig An der Ein- fügungsstelle der Staubgefässe in den Blüthen- boden nur eine innere Drüse Antheren nach dem Stäuben schwarz oder gelb. Fruchtknoten behaart. Griffel sehr kurz oder fehlend. Blätter im Verwelken schwarz werdend. Die Verwandtschaftsverhältnisse dieser vier Gruppen erhellen aus fol- gender Zusammenstellung, in welcher die Zahlen sämmtlicher zwischen den Stammarten von je zwei Gruppen bisher in der freien Natur aufgefundenen Bastartformen nebeneinandergestellt werden: *) Aus yAwgog und /ria. **) Aus uölog und iree. 44 Dr. A.Kerner: Zahl der Bastarte zwichen den Arten der Chloriteae und Macrostylae . . » . 8 . m Microstylae .... 2 u; ar MN 1 ER Macrostylae und Miecrostylae. . . . 22 b>) „ Meliteae u Er 10 5 » Ohloriteae .... . 7 Microstylae und Macrostylae. . . . 22 & „. Melüeae . . ...38 $ „ Chorittae .... 2 Meliteae und Mierostylae . .» .. .18 = „ Macrostylae . . . „10 = 5 OMOrÜSRE: 2 =: A. Chloriteae. Die gemeinschaftlichen Merkmale, welche den Arten, die in dieser Gruppe aufgeführt werden, zukommen, sind folgende: Die Blätter sind kahl oder mit anliegenden geraden, dem Mittelnerven des Blattes parallel laufenden laugen Haaren bekleidet. Die untere Blattseite ist von einem vorspringenden starken Mittelnerven und von schlanken zarten, entweder gar nicht oder kaum über die Blattmasse sich erhebenden Seitennerven durchzogen, die obere meist glänzend grüne Blattseite' ist an frischen Blättern glatt, an getrockneten Blättern von etwas vorspringenden zarten Nervchen geadert. Die Blätter werden im Verwelken lichter oder dunkler braun (niemals bläulich schwarz). — Die lockerblüthigen Kätzchen brechen zu gleicher Zeit mit den Biättern "hervor, die kurzen kätzchentragenden Triebe sind mit 2—5 Blättern besetzt, welche in der Knospe das noch unentwickelte Käizchen einschliessen. Die Achse des Kätzchens ist bei allen, selbst den sonst ganz kalılen Arten von abstehenuden krausen Haaren flaumig. Die Kätzchen- schuppen sind einfärbig gelbgrün, länglich, stumpf oder abgestutzt, meist sparsam behaart. Die Staubgefässe 2- 12 an der Zahl; die Antheren sind vor, während und nach dem Stäuben gelb; die Staubfäden sind frei, an ihrem unteren Ende etwas flaumig und durch die ineinandergreifenden Härchen manchmal jocker zusammenhängend. An der Basis der Staubfäden befinden sich zwei abgestutzte kurze honiggelbe Drüsen des Blüthenbodens, die eine an der Seite gegen die Kätzchenspindel, die zweite an der äusseren Seite angeschmiegt an den Grund der Schuppe. Die Fruchtknoten sind gestielt oder fast sitzend, kahl, zur Zeit der Blüthe kegelförmig, später sich an der Basis stark aus- bauchend und birnförmig; Griffel fast fehlend oder kurz, 0.5—1jmm. lang; Niederösterreichische Weiden. 45 Narben kurz, dicklich, abstehend, ausgerandet oder zweilappig, gelb, wachs- artig glänzend. Die innere Drüse des Blüthenbodens an der Einfügungsstelle des Fruchtknotenstieles jener der Staubblüthen gleich gestaltet, die äussere Drüse bei der Mehrzahl der Weidenarten dieser Gruppe fehlend. Die Klappen der aufgesprungenen Kapsel sichelföürmig zurückgekrümmt. Die Chloriteen zeichnen sich auf den ersten Blick durch ihre locker- blüthigen blassen Kätzchen, welche bei den Fruchtblüthen tragenden Bäumen und Sträuchern wegen grüner Farbe der Fruchtknoten und grünlicher Fär- bung der Kätzchenschuppen von dem zu gleicher Zeit mit den Blüthen hervorbrechenden Laubwerk sich kaum herausheben, sehr aus. Aus der Reihe der Weiden der nächstfolgenden Gruppe könnten nur zwei Arten, nämlich S. glabra und S. incana durch ihren äusseren Eindruck verleiten, sie unter die hier gekennzeichneten Chloriteen zu stellen. In der That ist auch erstere von Neilreich, letztere von Grenier und Godron an die hier von uns zusammengefassten Arten angereiht worden. S. glabra unterscheidet sich jedoch selbst dann, wenn ihre Kätzchenschuppen an der Spitze nicht geröthet sind, von den Chloriteen durch den Mangel der äusseren Drüse in den Staubblüthen, durch längeren Griffel und schwarz werdende Blätter; S. incana überdiess noch durch andere Blattneryatur und fädliche Narben. Die Chloriteen zerfallen in vier Rotten: I. Fragiles. Koch. Bruchweiden. — Bäume oder Sträucher mit schlanken, an den Abästungsstellen brüchigen und mit glatter glänzender häutiger Rinde überzogenen Zweigen. Die lanzettlichen zugespitzten Blätter in der Jugend klebrig, kahl, oberseits glänzend, am Blattstiel häufig mit Drüschen besetzt. Staubgefässe 2—12. Die zilindrischen, oft bogenfürmig gekrümmten Kätzchen an beblätterten Aestchen. Kätzchenschuppen noch vor der Fruchtreife abfallend. An den Fruchtblüthen ebenso wie an den Staubblüthen sowohl eine innere wie äussere Drüse. Fruchtknoten gestielt, Griffel 0.5— 1m. lang, ebenso wie die zwei- lappigen Narben wachsartig, dicklich, abstehend. Niederöst. Arten: S. pentandra, XS. cuspidata, XS. Pokornyi, 8. fragilis. II. Albae. Silberweiden. — Bäume oder Sträucher mıt schlanken, an den Abästungsstellen wenig brüchigen und mit glatter häutiger Rinde überzogenen Zweigen. Die lanzettlichen zugespitzten Blätter sind in der Jugend mit geraden, dem Mittelnerven parallel anliegenden Haaren mehr oder weniger bedeckt und seidig glänzend, nicht ‘ klebrig. Blattstiele ohne Drüsen. Die zilindrischen, oft bogenförmig gekrümmten Kätzchen an sehr kurzen beblätterten Aestchen. Kätzchen- schuppen noch vor der Fruchtreife abfallend. Blüthenboden der Staubblüthen zweidrüsig, jener der Fruchtblüthen eindrüsig. 46 Dr. A, Kerner: Fruchtknoten sehr kurz gestielt. Griffel sehr kurz und die fast sitzenden zweilappigen wachsartigen Narben abstehend. Staubgefässe 2. Niederöst. Arten: = S. excelsior, X S. palustris, S. alba. ZII. Amygdalinae. Koch. Mandelweiden. — Sträucher oder Bäumchen mit schlanken, zähen, kahlen, biegsamen, mit glatter Rinde überzogenen Zweigen. Die lanzettlichen zugespitzten Blätter sind kahl, in der Jugend nicht klebrig. Blattstiel ohne Drüsen, Neben- blätter halbnierenförmig. Die zilindrischen meist geraden reichblüthigen Kätzchen an kurzen beblätterten Aestchen. Kätzchenschuppen nicht abfallend. Blüthenboden der Staubblüthen zweidrüsig, jener der Fruchtblüthen eindrüsig. Fruchtknoten lang gestielt. Griffel sehr kurz, Narben gegen das Ende zu verdickt und unter rechtem Winkel von dem Griffel abstehend. Staubgefässe 2—3. Niederöst. Arten: = S. subtriandra, X S. Kovatsü, S. amygdalina. IV. Retusae. — Stumpfblättrige Weiden. — Kleine an den Boden angedrückte Alpensträucher mit armknospigen, leicht abbrechbaren, glatten, kahlen Zweigen. Die stumpfen oder ausgerandeten Blätter sind kahl, in der Jugend nicht klebrig. Blattstiel ohne Drüsen. Die geraden armblüthigen Kätzchen an kurzen beblätterten Aestchen, Kätzchenschuppen nicht abfallend, meistabgestutzt. Blüthenboden derStaubblüthen zweidrüsig, jener derFruchtblüthen eindrüsig. Frucht- knoten kurz gestielt. Griffel kurz. Die wachsartigen Narben zweilappig, ab- stehend, Staubgefässe 2. Wir haben keinen Anstand genommen, an die hochstämmigen Felbern mit gelbgrünen Kätzchenschuppen auch die zierlichen Alpensträuchelchen S. retusa und S. herbacea, welche sich allein durch ihren zwergigen Wuchs und dadurch von den anderen Chloriteen unterscheiden, dass bei ihnen die Knospenanlagen in der Achsel der Kätzchenstielblätter gewöhnlich zur wei- teren Entwicklung kommen, während sie bei den anderen in der Regel ver- kümmern, hieher zu ziehen, um so mehr, als das letztgenannte Merkmal für S. retusa nicht einmal als beständig angeführt werden kann. Auf keinen Fall würde dieses Merkmal die Trennung dieser zwei Alpenweiden von den anderen Chloriteen rechtfertigen, mit welchen sie in allen übrigen Merk- malen übereinkommen. Niederöst. Arten: S. retusa, = S. Fenzliana, S. herbacea. B. Macrostylae. Die Blätter sind in Zuschnitt, Nervatur und Bekleidung sehr mannig- faltig, doch spricht sich bei der Mehrzahl die lanzettliche Grundform aus, und meistens sind die Blätter überdiess sehr verlängert. Beim Verwelken werden dieselben braun oder schwarz; die Kätzchen der alpenbewohnenden Niederösterreichische Weiden. 41 Arten brechen gleichzeitig mit den Blättern hervor und schliessen ein beblättertes verlängertes Aestchen mit verkümmernden Achselknospen ab Die Arten der Ebene oder jene, welche die Thäler bewohnen, haben hin- gegen sitzende vorläufige Kätzchen, deren sehr kurze Stiele mit schuppen- förmigen kleinen Blättchen bekleidet sind. Die Kätzchenschuppen sind meistens zweifarbig, an der Spitze lichter oder dunkler roth gefärbt und lang behaart, jene der Fruchtblüthen von $. glabra und $. incana sind einfärb'g gelbgrün und fast kahl, der Torus sowohl an den Frucht- wie an den Staubblüthen nur zu einer inneren Drüse ausgewachsen. Staubgefässe zwei. Staubfäden frei oder theilweise mit einander verwachsen, an der Basis kahl oder flaumig. Antheren nach dem Verblühen gelb oder schwarz. Fruchtknoten und Kapsel in Form und Behaarung bei den verschiedenen Arten sehr verschieden, die Griffel jedoch bei allen Arten fadlich, verlängert, j—2mm. Jane, und die Narben häufig bogenförmig abwärts gekrümmt, Die hier zusammengefassten Weiden sind durch die eindrüsigen Staub- blüthen und den verlängerten Griffel der Fruchtblüthen von den übrigen Gruppen unterschieden. Sie reihen sich in nachfolgende fünf Rotten: IT. Myrtosalisx. Myrtweiden. — Die ausgewachsenen Blätter gleichfarbig, kahl, glänzend, schon im lebenden Zustande oberseits von vorspringenden Nerven durchzogen, im Verwelken schwarz werdend. Die Kätzchen kurz zilindrisch, am Ende von beblätterten Aestchen, deren Knospen regelmässig verkümmern. Kätzchenschuppen lanzettlich, lang behaart. Torus-Drüse fädlich purpurroth. Staubgefässe 2, frei. Antheren vor dem Aufblühen roth, dann gelb, später schwarz werdend. Fruchtknoten kurz gestielt, eiförmig, in den verlängerten fädlichen purpurrothen Griffel vorgezogen. Narben fädlich, purpurroth, abstehend. Kapselklappen sichelförmig auswärts gebogen. Alpenbewohnende niedere, meistens auf den Boden hingestreckte Sträuchlein, deren Kätzchen zu gleicher Zeit mit den Blättern hervorbrechen und die durch verlängerte fädliche Griffel und Narben, so wie durch die Form des Fruchtknotens und der Torusdrüse sich mit den nächstfolgenden Rotten verbinden, aber durch die rothe Farbe des Griffels und der Narben, so wie durch die schwarz werdenden Antheren sich von ihnen unterscheiden. — Durch die der $. Myrsinites verwandte S. polaris einerseits und durch $. herbaces anderseits verknüpft sich die hier begrenzte Rotte mit den Chloriteen. Doch kommt die S. polaris nur durch das Merk- mal der knospenreifenden Kätzchenstiele und die Form der Blätter mit S. herbacea überein, während sie sich durch purpurne verlängerte Torusdrüse und Griffel. so wie durch das Fehlen der äusseren Torusdrüse der Staub- blüthen und die schwarz werdenden Antheren unmittelbar an S. Myrsinites anschliesst. — Durch das Merkmal der nach dem Verstäuben schwarz wer- denden Antheren kommen die Myrtweiden noch mit den Purpurweiden überein, 48 Dr. A. Kerner: mit denen sie aber in den übrigen wesentlichen Merkmalen keine Verwandt- schaft zeigen. Niederöst. Art: 8. Myrsinites var. Jacguiniana. II. Arbusculae. Buschweiden. — Niedrige viel- und kurz- ästige Alpensträucher mit zähen Zweigen, kahlen, seidigen oder graufilizgen, im Verwelken braun werdenden Blättern, .die sich zu gleicher Zeit mit den dichtblüthigen, länglich zilindrischen, geraden, länger oder kürzer gestielten Kätzchen entwickeln. Kätzchenschuppen länglich, geröthet, behaart. Torusdrüse länglich, gelb. Staubfäden frei, Antheren nach dem Verstäuben gelb. Fruchtknoten kurz gestielt oder sitzend, eiförmig, seidig behaart. Die beiden bei den anderen Weiden zu einem zusammengewachsenen Griffel sind bei den Arten dieser Rotte nicht selten bis zum Fruchtknoten hinab getrennt und der Stempel in solchen Fällen zweigriffelig. Griffel und Narben gelb. Kapselklappen sichel- förmig zurückgekrümmt. Der hier begrenzte Weidentypus bei uns nur durch $. arbuscula ver- treten, ist durch diese Art in seiner äusseren Erscheinung mit dem früheren verwandt, jedoch durch die gelbe Farbe der Narben, des Griffels und der Torusdrüse, so wie durch nicht schwarz werdende Blätter und Antheren von ihm unterschieden. Unsere S. arbuscula hat kahle Blätter. Von den nicht in Niederösterreich vorkommenden Arten dieser Rotte sind aber $. glauca und viele Formen der $S. Zapponum zum Theil mit langen meraden, dem Mittel- nery parallelen Haaren bedeckt, zum Theil haben sie die Behaarung der nachfolgend beschriebenen Grauweiden, bald auch mahnt die Behaarung an jene der S. viminalis. Letzteres ist namentlich an den behaartblättrigen Formen der S. phylicifolia vom Brocken der Fall, deren Blätter an der unteren Seite von geraden, zarten. anliegenden, der Richtung der Seiten- nerven folgenden Härchen bedeckt erscheinen und auch ganz ähnlich der S. viminalis das eigenthümliche seidige Schillern zeigen. Niederöst. Art: S. arbuscula. III. Vimiönales, Korbweiden. — Sträucher mit schlanken, zähen, nicht bereiften Zweigen mit gelbgrüner Rinde und verlängert lanzett” lichen, am Rande manchmal etwas welligen und umgerollten Blättern, die oberseits dunkelgrün und gewöhnlich vertieft nervig, unterseits erhaben nervig, blassgrün und kahl, oder von zarten, den Seitennerven paral- lelen Härchen bedeckt sind und dann meist ein eigenthümliches seidiges Schillern wahrnehmen lassen. Die Blätter werden im Verwelken braun. — Die Kätzchen sind sitzend, vorläufig, dichtblüthig, eiförmig oder zilindrisch, gerade oder etwas gebogen. Die Kätzchenschuppen sind lanzettlich spitz, gegen die Spitze dunkel geröthet, mit langen Haaren bekleidet. Torusdrüse verlängert lineal, Staubgefässe 2, Staubfäden an der Basis kahl. frei oder theilweise verwachsen, Antheren nach dem Stäuber Niederösterreichische Weiden. 49 gelb. Die Fruchtknoten sitzend oder kurz gestielt, von anlie- genden Härchen seidig filzig, eiförmig, in den fädlichen gelben Griffel vorgezogen. Die ungetheilten oder zweispaltigen fädlichen gelben Narben bogenförmig auseinanderlaufend. Kapselklappen sichelförmig auswärts gekrümmt. Die verlängerten eigenthümlich behaarten Blätter, die eigenthüm- liche Form des Stempels und der Torus-Drüse lassen die Stammform dieses Weidentypus, nämlich S. viminalis in der Regel ziemlich leicht in den durch sie gebildeten Blendlingen erkennen. — Nur diejenigen Bastarte, welche sie mit den Chloriteen bildet (von denen bisher keiner in Niederösterreich auf- gefunden wurde, die aber anderwärts ziemlich häufig zu sein scheinen), schliessen sich in ihrer Form meistens den letzteren an; alle diejenigen Blendlinge aber, bei welchen wir dafür halten, dass sie durch Verbindung der S. viminalis mit den Arten der Gruppe Zugosae und Meliteae ent- standen sind, nehmen den Typus der S. viminalis an. Niederöst. Arten: S. viminalis, XS. Hostü, = S.sericans, X S.obsceura, X S. elaeagnifolia, = 8. rubra, XS. Forbyana, X S. angustifolia- IV. Canae. Grauweiden. — Sträucher oder Bäumchen mit brüchigen, dunkelrindigen, in der Jugend graufilzigen Zweigen von trüb- grünem Aussehen. Die lanzettlichen oder linealen Blätter sind in der Jugend immer ünd oft auch im ausgewachsenen Zustande am Rande umgerollt, ober- seits vertieft nervig, dunkeloder schmutzig grün, glanzlosund zur Zeit der Ent- wicklung mit grauemabwischbaren Flaume bedeckt, unterseits mit glanz- losem, aus verworrenen langen Haaren gebildetem weissem Filze überzogen. Der Mittelnerv der unteren Blattseite ist dick, stark vor- springend, meistens kahl; die Seitennerven dieser Blattseite, obschon vom weissen Filze eingehüllt, sind dennoch vorspringend. Die sitzenden Kätzchen erscheinen verlängert zilindrisch, lockerblüthig und bogenförmig gekrümmt, in der Ebene vor, in den Alpen mit den Blättern sich entwickelnd. Die Kätzchen- schuppen an der Stammform dieser Rotte länglich, stumpf oder abgestutzt, kahl oder spärlich gewimpert, jene der Staubkätzchen gelb mit schwach gerötheter oder brauner Spitze, jene der Fruchtkätzchen einfärbig gelbgrün ; die Kätzchenschuppen derjenigen Arten, die wir für Bastarte halten, behaart, länglich, stumpf, an der Spitze bräunlichroth bis dunkelpurpurn. Torus- drüse kurz, linsenförmig, gelb, Staubfäden theilweise verwachsen, an der Basis flaumig und durch die ineinandergreifenden Härchen häufig lose zusammenhängend. Antheren nach dem Verstäuben gelb. Fruchtknoten lang gestielt, zur Zeit der Blüthe aus eiför- miger Basis verlängert kegelförmig, später sich ausbauchend und birnförmig, entweder kahl oder filzig, glanzlos. Griffel fädlich, die gelben Narben tief zweispaltig und die fädlichen Lappen zurückgerollt. Kapselklappen schneckenförmig zurückgerollt. 7 50 Dr. A. Kerner: Die Weiden dieser Rotte sind schon von ferne durch ihr eigentküm- liches Wachsthum kenntlich. Bei den anderen schmalblättrigen Weiden mit langen Ruthen (S. alba, S. amygdalina, S. viminalis etc.) entwickelt sich immer die oberste laterale Laubknospe, welche der abgestorbenen terminalen Laubknospe zunächst stand, am üppigsten und bildet einen auffallend ver- längerten Spross, der die Seitenstämmchen, welche aus den anderen nach abwärts folgenden lateralen Laubknospen derselben gemeinschaftlichen Haupt- achse kommen, weit überragt. Bei S. incana ist jedoch die Länge der Triebe, welche sich aus den zwei oder drei obersten lateralen Seitenknospen bilden, ziemlich gleich gross, und dieser Umstand bedingt namentlich dann, wenn die Laubknospen sehr genähert standen, eine ganz eigenthümliche, im ersten Augenblicke gabelig erscheinende Verästlung. — Diese Eigenthümlichkeit spricht sich auch in den Bastarten, an welchen wir S. incana betheiligt halten, immer aus und findet sich wiederholt in den früher beschriebenen, gleichfalls in die Gruppe der .Macrostylae gehörigen Buschweiden, deren zier- liches Ansehen vorzüglich auf dieser Art der Verzweigung beruht. Die Grauweiden wurden von der Mehrzahl der Autoren in die Gruppe Rugosae oder Capreae gestellt, mit denen sie die Neryatur (nicht aber die Behaarung) der Blätter und die lang gestielten Fruchtknoten gemein haben. Von Grenier und Godron wird die Stammform 8. incana den Mandel- und Bruchweiden, mit welchen die Fruchtkätzchen tragenden Stämme durch die kahlen Fruchtknoten und einfärbig gelbgrünen Kätzchenschuppen überein- stimmen, angereiht, und Wimmer, der die Stammform $S. incana in der Flora 1849, Nr. 3, als selbstständigen Typus bezeichnet, welchem er unmittel- bar den Typus der $. viminalis folgen lässt, vereinigt sie in der in Nr. 4 versuchten Eintheilung der Weiden geradezu mit S. viminalis in eine Gruppe. Mit dieser erscheint sie auch unstreitig am nächsten verwandt und schliesst sich namentlich in der Blattform und Neryatur, so wie in der Form der Griffel und Narben an dieselbe an, so wie sie ganz dieselbe Reihe von Bastarten mit den Arten der Gruppe Zugosae und der S. purpurea bildet. — Die Formen, welche wir durch Kreuzung der Stammart S. incana mit den Arten der Gruppe Zugosae hervorgegangen halten, schliessen sich (ähnlich so wie jene aus S, viminalis und den Arten der Augosae) alle an S. incana an und erscheinen in dem oben begrenzten Typus der Grauweiden. — Das- selbe gilt von einem der Bastarte, an welchem sich nebst $. incana die S. purpurea betheiligt zu haben scheint. Ein zweiter Blendling aber aus S. incana und purpurea nähert sich mehr der letzteren Stammart, ebenso wie 8. Wimmeri, die wir durch Verbindung der 8. incana und 8. daphnoides entstanden glauben, den Typus der letzteren annimmt. Blendlinge der S. incana mit den Arten der Gruppe Chloriteae sind, obschon die Bedin- gungen der Bastartirung bei dem häufigen Untereinanderwachsen sehr häufig gegeben sind, bisher nicht bekannt geworden. Niederöst, Arten: XS.Seringeana, XS. subalpina, X 8. bifida, S. incana. Niederösterreichische Weiden. 51 V. Pruinosae. Schimmelweiden. — Bäume oder Sträucher mit brüchigen, meist hechtblau bereiften Zweigen, lanzettlichen, im Alter kahl werdenden, oberseits glänzenden, glatten, im getrockneten Zustande von zarten, etwas erhabenen Nerven durchzogenen,„ unter- seits bläulichen Blättern, die im Verwelken braun werden. Die grossen dichtblüthigen, entweder eiförmigen oder zilindrischen, manch- mal bogenförmig gekrümmten Kätzchen, die selbst zur Zeit der Fruchtreife noch sitzend erscheinen, brechen vor der Entwicklung der Blätter heraus. Die Kätzchenschuppen sind lanzettförmig spitz, gegen die Spitze dunkel- purpurn oder braunroth mit largen Haaren bekleidet. Die Torusdrüse verlängert lineal, gelb. Staubfäden frei. Antheren nach dem Stäuben gelb. Fruchtknoten sitzend oder kurz gestielt, kahl, eiföürmig in den dünnen gelben Griffel vorgezogen, Die fädlichen gelben Narben spreizend, ungetheilt. Kapselklappen sichelförmig auswärts gekrümmt. Durch die vorläufigen, dichtblüthigen, grossen sitzenden Kätzchen, die vor dem Aufblühen in einen dichten weissen Pelz gehüllt erscheinen, durch die Form des Stempels und die verlängerte lineale Torusdrüse stimmen die Schimmelweiden mit den Korbweiden überein, mit denen sie auch von Grenier und Godron in eine Gruppe zusammengefasst wurden. Durch die Blattform sind sie einigermassen mit den Chloriteen verwandt. Durch S. Wimmeri erscheinen sie mit der Gruppe der Grauweiden verknüpft, mit deren Stamm- form sie auch noch die Kahlheit der Fruchtknoten gemein haben. Niederöst. Arten: = S. Wimmeri, S. daphnoides- VI. Nigrieantes. Schwarzweiden. — Vielverzweigte Sträucher mit dicken kurzen Aesten. Die breiten kurzbespitzten Blätter sind in. der Jugend kahl oder mit kurzen etwas abstehenden Haaren be- kleidet. Die obere Blattfläche der ausgewachsenen Blätter ist kahl, mehr oder weniger glänzend, erhaben oder vertieft nervig, die untere gleichfalls kahl werdend, bläulich bereift oder blassgrün, matt, glanzlos, von lichten, etwas vorspringenden Nerven geadert. Die Blätter werden im Ver- welken bläulich schwarz. — Die dichtblüthigen, eiförmigen oder kurz zilindrischen Kätzchen brechen zu gleicher Zeit mit den Blättern hervor, ihre Stiele sind mit 2—5 Blättchen besetzt, welche in der Knospe das noch unentwickelte Kätzchen einschliessen. Die Kätzchenschuppen sind länglich, stumpf, gelblichgrün, an der Spitze entweder nur röthlich angehaucht oder dunkelpurpurroth, jene der Fruchtkätzchen von S, glabra und S. subglabra einfärbig gelbgrün. Torusdrüse gelb, kurz, zilindrisch. Staubgefässe zwei, Staubfäden frei, an der Basis flaumig, Antheren nach dem Stäuben schmutzig gelb. Fruchtknoten gestielt, aus eiförmiger Basis verlängert kegelförmig. Der 1— 2mm. lange Griffel ist der Länge nach häufig von. zwei Furchen- durchzogen, welche der Verwachsungs- ri x 52 Dr. A. Kerner: stelle der zwei Griffel entsprechen, deren jeder einem Fruchtblatte angehört; die Narben fleischig, dicklich, zweilappie, abstehend. Die Kapsel- klappen schneckenförmig zurückgerollt. Die Arten dieser Rotte sind von den anderen in die Gruppe Macrostylae gehörigen Weiden durch die dicklichen, nicht fädlichen Narben, überdiess von den Myrt-, Busch-, Korb- und Schimmelweiden durch die kurze Torus- drüse, die länger gestielten, verlängert kegelförmigen Fruchtknoten und schneckenförmig zurückgerollten Kapselklappen, und von den Grauweiden durch andere Blattform und Bekleidung, so wie durch die kurzen dichter- blüthigen Kätzchen unterschieden. — Von den Chloriteen grenzen sie sich durch die eiförmigen sitzenden Staubkätzchen, die meistens gerötheten Kätzchen- schuppen, das Fehlen der äusseren Torusdrüse, die schneckenförmig zurück- gerollten Kapselklappen und die im Verwelken schwarz werdenden Blätter ab. Die 8. glabra bildet übrigens das Verbindungsglied mit der Gruppe Chloritese und wurde auch, wie schon früher erwähnt, von Neilreich mit den Arten derselben verknüpft. Die fruchtblüthentragenden Sträucher dieser Art, deren Kätzchenschuppen einfärbig gelblichgrün erscheinen, besitzen in der That auch einige Aehnlichkeit mit S. pentandra und S. fragilis, namentlich wenn diese letzteren durch kurze Kätzchen und breite Blätter ausgezeichnet: sind. — Der Mangel der äusseren Torusdrüse, so wie des klebrigen Ueber- zuges der jungen Blätter geben aber immer sichere Anhaltspankte für S. glabra, um sie von den Bruchweiden zu unterscheiden. — Von Koch wurden die Schwarzweiden mit den Sahlweiden vereinigt, und der Anschluss an diese wird auch durch S. nigricans vermittelt, welche sich namentlich in der Form, Neryatur und Bekleidung der Blätter den Sahlweiden nähert, Der verlängerte Griffel, die an der Basis flaumigen Staubgefässe und die schwarz werdenden. Blätter ziehen jedoch die Grenze, durch welche die Schwarzweiden von den Arten der nächstfolgenden Gruppe sich absondern. ‚Niederöst. Arten: 8. glabra, = 8. subglabra, S. nigricans- C. Microstylae. Bilden eine gut begrenzte Gruppe, die in Niederösterreich nur durch die Rugosae, Sahlweiden, vertreten erscheint. Die Arten dieser Rotte sind Sträucher oder kleine Bäume mit kurzen, dicken, ziemlich zähen Zweigen. Ihre Blätter sind breit oval, oder länglich verkehrteiförmig, kurz zugespitzt, an der unteren Seite von vorspringenden Nerven geadert und meistens mit abstehenden, sich sammtig anfühlenden kurzen Haaren bekleidet, an der oberen Seite dunkel’ oder graugrün, wenig glänzend, von vertieften feinen Linien durch- zogen und dadurch mehr oder weniger runzelig. Beim Verwelken werden die Blätter braun. — Die Kätzchen, der die Alpen bewohnenden Arten brechen zu gleicher Zeit, jene der in niederen Höhenlagen vorkom- Niederösterreichische Weiden. 53 menden meistens vor den Blättern heraus. — Die sehr verkürzte Achse des Kätzchens ist mit schuppenförmigen Blättchen bekleidet und fällt nach dem Verstäuben oder Ausfliegen der Samen regelmässig ab, — Die Kätzchen sind vor dem Aufblühen in einen dichten weissen Pelz gehüllt, die Staubkätzchen eiförmig, dichtblüthig, die Fruchtkätzchen eiförmig oder zilindrisch, locker- blüthiger. Die Kätzchenschuppen lanzettlich zweifarbig, an der Spitze rost- farbig oder purpurn bis schwärzlich, mit langen geraden Haaren besetzt. Aeussere Torusdrüse fehlend; innere kurz abgestutzt. Staub- gefässe zwei, Staubfäden frei, an der Basis kahl, Antheren nach dem Stäuben sehmutziegelb, während und vor dem Stäuben hellgelb, vor dem Aufblühen manchmal auch etwas röthlich. Fruchtknoten lang gestielt, aus eiförmiger Basis verlängert kegelförmig, meist behaart, der Fruchtknotenstiel wenigstens 3 Mal so lang als die Torusdrüse. Griffel sehr kurz oder fehlend. Narben kurz, eiförmig, manchmal etwas ausgerandet, abstehend oder aneinanderliegend. Kapselklappen an der Spitze sich schneckenförmig zurückrollend. Die Arten dieser Rotte unterscheiden sich von jenen der früheren Gruppe durch den fehlenden oder sehr kurzen Griffel, von den nachfolgenden Me- liteen durch die im Verwelken braun werdenden Blätter und von den Chloriteen durch die zweifarbigen Kätzchenschuppen. — Durch S. silesiaca, welche unter allen Arten des hier umgrenzten Weidentypus noch den längsten Griffel besitzt, schliessen sie sich an die Macrostylae an; durch die Bastarte, welche sie mit S. repens und S, purpurea bilden, verknüpfen sie sich mit den Me- liteen. Mit der letzteren Gruppe besitzen sie — der grossen Zahl der Ba- starte nach zu schliessen — auch die grösste innere Verwandtschaft. Die geringste Verwandtschaft zeigen sie mit den Chloriteen und die Anzahl der Bastarte, welche sie mit diesen in der freien Natur bildeten, hat bisher: 2 nicht überschritten. Niederöst. Arten: S. grandifolia, XS. maerophylla, X S.attenuata, S. Caprea, XS. Reichardtii, S. cinerea, s nr nz Niederösterreichische Weiden. 87 erwähnt wurde, dass die in subalpinen Gegenden heimischen Sträucher bei kleinem Ausmass der Blüthen eine sehr verlängerte Kätzchenspindel zeigen. Vergleicht man die S. niyricans aus der Ebene von Wien und jene aus der Krummbolzregion der Alpen, stellt man endlich die 8. glabra aus den sub- alpinen Thälern und jene der höchsten Kuppen unserer Alpen neben ein- ander, so findet man, dass bei der einen wie bei der anderen die der tieferen Höhenlage angehörige Form bei grösserem Ausmasse aller Organe fast sitzende an der Basis nur mit wenigen schuppenförmigen Blättern umgebene Kätzchen besitzt, während die gleiche Art aus höheren Regionen lang gestielte Kätzchen zeigt deren Kätzchenstiele mit Blättern bekleidet sind die denen der anderen Zweige vollkommen in Form und Grösse gleichen. Ja selbst an ein und demselben Strauche kann man beobachten, dass sich in jenen Jahren wo nach langem Winter die warmen Tage des Frühlings erst spät aber plötzlich eintreten, die kätzchentragenden Aestchen mehr verlängern und die Blätter der Kätzchenstiele mehr entwickeln. — Die S. arduscula 1.) Wald- steiniana findet sich in den Alpen und Karpathen nirgends unterhalb der unt. Grenze des Knieholzes. Sie liebt vorzüglich feuchte westlich exponirte Lehnen und ihre untere Grenze wird wie die so vieler auderer Alpenpilanzen durch die abnehmende Feuchtigkeit gegen unsere continentalen Ebenen bedingt. In dem Bergwalle, welcher die baltische Ebene im Südosten ab- schliesst, auf welchen sich daher der Einfluss des Meeres entschieden geltend macht, ist die untere Höhengrenze der #. arbuscula (ebenso wie jene der S. herbacea) auffallend deprimirt und wenn wir noch näher gegen die Meeresküste zum baltisch-uralischen Landrücken hinabsteigen „ so finden wir dort dieselbe Weidenart in der Ebene wieder. Ganz in demselben Verhältnisse aber wie sich an vielen anderen Weiden bei rasch eintretender Wärme das Laub der kätzchentragenden Aestchen mächtiger entwickelt und die Kätzchen- spindel mehr in die Länge streckt, bei langsam zunehmender Wärme jedoch die Kätzchen in ihrer Entwicklung den Blättern mehr vorauseilen aber kurz gestielt bleiben, — finden wirauch in unserem continentalen Alpenbezirke und in den Karparthen, wo nach Schmelzen des Schnees den Pflanzen plötzlich eine grosse Wärmemenge zugeführt wird, das Laub der verlängerten Kätzchen mehr entwickelt, auf den niederen Landrücken längs der Küste, wo durch — *) Wir stellen hier die Extreme der Maasse von S. arbuscula 1.) Wald- steiniana und 2.) Weigeliana neben einander: S. arb. 1.) Waldsteiniana. S. arb. 2.) Weigeliana. Am. g 15 —26mm ]o, 8-4 20m Ik, Am. g 20— 26mm |g. 12 —15mm It, Am. 8 15— 30mm ]o, 5 —gmm It, An..@ 15—35mM ]g. 8—12mm ]k, Squanı. 1.5 — 2mm ]e, Squan. 2—4um ]o., Styl. et stigm. 1—1.5un ]g., Styl. et stigm. 1.5— 2m ]g. Stam. 5— 61m ]o, Stam. 6— 71m ]er, Fol, 18 — 40mm ]o, g— 20mm It. Fol. 28 52mm Ip. 40 30mm je, Ss Dr. A. Kerner: den Einfluss des Meeres die klimatischen Extreme mehr eliminirt werden, die Kätzchen fast vorläufig, sitzend und an der Basis nur mit kleinen Blättchen bekleidet. Die S. pyrenaica Gouan. der Pyrenäen vermögen wir nach Exem- plaren vom Pic d. Midi im Herb. Jordan von S. arbuscula gleichfalls nicht zu scheiden. Sie kommt in der Form aller Organe vollkommen mit $, arbus- cula überein und weicht nur wie die südlichen Parallelformen vieler anderer Pilanzen durch die Behaarung ab. Die Fruchtknoten sind nemlich von ab- stehenden Haaren etwas mehr zottig, die Blätter in der Jugend flaumig und selbst im Alter noch an den Nerven der unteren Blattseite so wie an den Rändern von abstehenden etwas krausen Haaren gewimpert. Die S. pyrenica * norvegiea Fries (Nov. Fl. suec. M.I. p. 74. Herb. norm. Fasc. VI[L.) halten wir nach dem Original-Exemplar im Herbarium normale für einen Bastart aus S. herbacea und S. arbuseula, welchen wir nach dem Entdecker Prof M. Blytt, S. Biyttii nennen. Sie stimmt durch die nicht abfallenden Kätzchenstiele („amentis ramulo subterminali foliato persistente pedunculatis.“ Fries), die einfarbigen abgestutzten gelblichen Kätzchen- schuppen und die armblüthigen zwischen zwei verhältnissmässig grossen Blätter steckenden Kätzchen, so wie durch die stumpfen am Rande fein gekerbten. fast benervten, netzig-adrigen Blätter mit S. herbacea, — durch die Behaarung der kurzgestielten Fruchtknoten und den verlängerten fädlichen Griffel mit S. arbuscula überein. S. glauca L., welche in der nördlichen arktischen Zonne der alten und neuen Welt und von den Pyrenäen durch den westlichen Theil der Alpen bis zum Oetzthalerstock vorkommt, dann S. Lapponum L., die in den Sudeten, in der europäisch-arktischen Zonne und von den skandinavischen Gebirgen und den Uferländern der Ostsee über den baltisch-uralischen Landrücken ost- wärts bis Kamtschatka und in das nördliche Amerika verbreitet ist und ın dem Alpensysteme durch die Parallelform S. helvetica Vill. vertreten erscheint, fehlen in Niederösterreich, so wie in der ganzen Kette der nördlichen Kalkalpen. Seet. VII. Wiminales Koch. — Frutices, ramislongissimis, ereectis, non pruinosis. Folialanceolata vel sublinearia, elongala, acu- minata, sublus vel sericeo-micantia vel glabra, dum marcescunt rufescentia. Amenta praecocia, sessilia, recta. Squamae dis- colores. Glandula tori linearis, flara. Antherae post anthesin luteae vel sordide flavae. Germen sessile vel breviter pedicel- latum, cano -tomentosum. Stylus tenuis. Stigmalta linearia et patula, vel filiformia et ertrorsum arcuala, flava. Valvae capsulae post dehiscentiam ertrorsum arcuatae, falcatae. Niederösterreichische Weiden. 89 16. 8. viminalis L. Sp. 1448. — Amenta praecocia, sessilia, densiflora, oblonga, staminigera et pistilligera bis — ter longiora quam latiora. Squamae discolores ovatae vel oblongae, acutiusculae, longe villosae. Glan- dula tori linearis, incurva, basin germinis superans. flava. Germen sessile, sericeo-tomentosum, ovatum, in stylum elongatum produetum, stigmatibus elon- gatis styulum aequantibus, indivisis, extrorsum arcuatis, flavis. Valvae cap- sulae post maturitatem faleiformes, extrorsum arcuatae. Stamina duo, filamentis liberis, glabris, antheris luteis. Folia linearia vel lineari-lanceolata elongata, acuminata, decies longiora quam latiora. margzine undulata et subrevoluta, integra vel subrepanda, supra glabra, obscure viridia, subtus agenteo-sericea, micantia. Stipulae lineari-lanceolatae. Rami elongati, tenaces, juniores pubes- centes , adulti glabrati, e viridi flavescentes. Cortex interior virescens. Am. g 20—40mn ]g, 42 16mm ]t. Am. © 45—30mm Jg, 8—10 mm |, Squam. 4.5—2um ]g, Gland.tori 0,.5—1"2 Io. Germ.4.5— 30m ]g, Styl. 4—4.50m ]g, Stigm. mm ]g, Stam. 8—- 10mm ]g, Variat foliorum forma: a, vulgaris. Folia elongato-lanceolata, decies longiora quam latiora. = #01..807 7200 19781300 RK. S. viminalis Host Salix p. 16. tb. 5%. pl. mase. — Fries Nov. Fl. sec. p. 61. Herb. norm. Fase. l. Nr. 64. Koch Syn. p. 561. Wimm. Flora 1849 p. 35. Kow. Fl. exs. Vind. Nr. 1055, 4056: N eilr.-Fl..v..N. Oest. p. 259. 8. tenwifolis. Folia linearia, longissima. duodecis — octodecies longiora quam latiora. Fol. 400--150un ]o. 5—40mm It. S. viminalis b. foliis angustissimis Wim m. Flora 4849. p. 35. Durch die reichbeblätterten langen Ruthen und das beim geringsten Lufthauche atlasartig schillernde Laubwerk fällt diese Weide schon von Weitem auf und bildet in kräftigem Wuchse einen prächtigen Anblick. Ihre ‘ jährigen Triebe sind unter allen Arten der Abitheilung Maerostylae am meisten verlängert. Demungeachtet ist der järliche Zuwachs an Höhe bei diesem Strauche nur sehr gering, da die am oberen Ende der Zweige sitzenden Laubknospen nach dem Abfallen der Kätzchen gewöhnlich ver- kümmern und die neuen aus den unteren Laubknospen sich entwickelnden Sprossen sich nur. wenig mehr erheben als die vorjährigen. So kommt es, dass man nach einem Zeitraum von 10 Jahren, in welchem benachbarte junge Weidenanflüge zu einem Weidenwald herangewachsen sind. die S. viminalis immer noch als Strauch von fast gleicher Grösse sieht, der auch niemals eine bedeutende Höhe erreicht und bei uns sich nur selten zu 2 Klaftern erhebt. — Die Blätter sind bei der Var. a. verlängert lanzettlich und der grösste Breitendurchmesser fällt auf das untere Dritttheil derselben; bei der sehr seltenen Var. b. sind sie vollständig lineal. Sie sind etwas wellig und fast zurück- 12 90 Dr. A. Kerner: - gerollt und manchmal lassen sich drüsige Verdiekungen, wie sie bei den gesägtblättrigen Weiden an den Sägezähnen aufsitzen, ‘an einzelnen Stellen des geschweiften Randes wahrnehmen, ohne dass eigentliche Sägezähne vor- handen wären. Der Mittelnerv so wie die Seitennervchen sind an der oberen schmutzig-dunkelgrünen Blattseite etwas eingedrückt und dadurch diese Fläche von einem sehr feinen vertieften Linien-Netze durchzogen. Die Nerven der unteren Blattseite sind vorspringend. Der Mittelnerv ist röthlich-zelb; die bogig gegen den Rand verlaufenden Fiedernerven sind abwechselnd länger und kürzer, so zwar, dass zwischen je zwei bis zum Rand deutlich sichtbar vorspringenden Nerven 1—3 kürzere nur bis zur Mitte der entsprechenden Blatthälfte deutlich vorspringende Nerven zu stehen kommen. Von den längeren Fiedernerven sind an einem Blatte gewöhnlich 20—30 vorhanden. — Der aus unendlich zarten kurzen parallel den Fiedernerven anliegenden Bärchen ge- bildete atlasartig glänzende Ueberzug der unteren Blattseite ist an sonnigen Standorten silberweiss, an schattigen Plätzen wird derselbe dünner und die Blattfläche erscheint grünlich schimmernd. Sonst ist der Kreis der Abänderungen bei dieser Weide ein sehr beschränkter. Erwähnenswerth ist nur noch eine am Brückendamm bei Mautern an der Donau und in der Aue zwischen Penzing und Hütteldorf vorkommende Form, die sonst mit S. viminalis a. vulgaris übereinstimmt, aber tief zweispaltige Narben mit fädlichen Lappen besitzt. Host hat dieselbe Pflanze (und merkwürdiger Weise nicht die gewöhnliche verbreitete S. viminalis mit ungetheilten fädlichen Narben) als Salix viminalis © tab. 55. abgebildet und sagt auch in der Beschreibung pag. 16 „Stigmata bifida“. Ob diese Weide nur eine Spielart der S. viminalis darstellt oder als ein der S. vwiminalis sehr nahe stehender Bastart anzusehen sei, wage ich nicht zu entscheiden. Weder die Blätter noch die Blüthen geben irgend einen Anhaltspunkt um auf eine zweite Stammart schliessen zu können. Da von den bisher bekannt gewordenen Blendlingen, an welchen man $. viminalis betheiligt hält, jene mit S. amvygdalina durch zwei- spaltige Narben sich auszeichnen, so könnte sie vielleicht noch am ehesten diesen Blendlingen (S. huppophaeifolia, undulata, mollissina) augereiht werden. Mit S. mollissima Ehrh., welche als eine S. superviminalis-amygdalina anzusehen ist, kommt übrigens unsere Pflanze nicht überein, unterscheidet sich von ihr durch spitze braunpurpurne gegen die Spitze schwärzliche Kätzchenschuppen, dichtere silberweisse Bekleidung der unteren Blattseite und ist, wie gesagt, nur durch die zweispaltigen Narben von der S. viminalis a. zu unterscheiden. Die Korbweide ist durch die Niederländer von fast ganz Europa, vom Polarkreis südwärts bis in die südrussischen Steppen, Rumelien und das südliche Frankreich verbreitet und scheint nur südlich der Alpenkette zu fehlen. *) In Asien wird sie gleichfalls an den Ufern des Irtisch, an der *) Nach Bertoloni südlich der Alpen nur gepflanzt. — Auch in Ostindien und Nordamerika ist sie nicht ursprünglich einheimisch, sondern aus Europa eingeführt. Niederösterreichische Weiden. 34 Tunguska und in Daurien angegreben. Doch scheint die asiatische Form nach Exemplaren aus der Hand Ledebours im Wiener Museum von der europäischen specifisch verschieden. Die Korbweide ist bei uns recht eigentlich eine Weide der Niederungen und dringt aus den Donau-KEbenen weder in die subalpinen Thäler der Alpen noch der Karpathen vor, so wie sie sich auch nirgends auf das Plateau des böhmisch-mährischen Gebirges zu erheben vermag.) In Baiern fällt ihre obere Grenze auf 1450‘ ın Niederösterreich schon auf 1000° Unter dieser Höhe findet sie sich in Niederösterreich vereinzelt oder in kleinen Gruppen zwischen anderen Weiden im ganzen Donauthal und im Bereiche des Unterlaufes aller indie Donau mündender Flüsse; am häufigsten in den Donau-Auen bei Thallern, an der Wien bei Schönbrunn und an der Pielach bei Haunoldstein. Wir beobachteten sie nur im Inundations-Terrain der Flüsse und Bäche und am besten gedeiht sie dort auf angeschlemmten tiefgründigen Boden an den ver- sumpfenden Seitenarmen. Sie verkümmert sobald sie von höheren schatten- gebenden Bäumen überwachsen wird. — Die Var. b. bisher nur am Donau- ufer nächst Rossatz. 17. = S. Hostid (superviminalis - Caprea). — Amenta praecocia, sessilia, densiflora, staminigera oeyata bis —, pistilligera oblongo-eylindrica ter— quater longiora quam latiora. Squamae discolores, oblongae, acutius- culae, longe villosae. Glandula tori linearis, incurva, flava, basin germinis superans. Germen brevissime pedicellatum „ sericeo-tomentosum, ex ovata basi conicum etin stylum elongatum productum. Sfigmata stylo breviora, filiformia, indivisa, extrorsum arcuata, flava. Valvae capsulae post maturitatem falci- formes „ extrorsum arcuatae. Stamina duo, filamentis liberis, glabris, antheris luteis. Folia lineari-lanceolata, elongata, acuminata, septies—octies longiora quam latiora, margine undulata et subrepanda, supra glabra, obscure viridia, subtus sericea et swmicantia. Stipulae lanceolatae. Rami elongati, tenaces, Juniores saepe pilis adpressis pubescentes, adult glaberrimi, e viridi flavescentes. Am. g 30- 40mm ]g, 48— 24mm It. Am. © 35--55mm ]o. 10 — 12mm ]e,. Squam. 2.5—3um ]g. Gland. tori Imm ]g. Germ. 2.5— 4m ]g. Styl. 1.5—2um lg. Stigin. 1m |g, Stam. 10 —12mm ]o. Fol. 100—150mm ]g. 15— 22mm It, S. longifolia Host Salix. ib. 63. — (H ost verstand unter seiner S. fongifolia drei verschiedene Bastarte, nämlich: 4. die hier beschriebene der S. viminalis schr nahe stehende Form [nach d. Q Exemplare im Host'schen Garten], 2. einen Bastart aus S. viminalis und S. Caprea, welcher so ziemlich die Mitte zwischen den beiden Stammeltern hält und sich auf Taf. 6% von Host Salix abgebildet findet [nach d. g' Exemplare im Wien. bot. Gart.] ‚ und 3. einen Blendling aus S. viminalis und S. einerea [nach © Exemplaren im Wien, bot. Garten]}. — Koch erhielt die erste und zweite Weide aus den Wiener Gärten und zilirie die zweite unter seiner S. acuminata („plarta masc. secund. spec. ex horto vin- dob.“ Syn. p. 562), die erste aber unter S. stipularis Smith. — Die Smith’sche S. *) Ein verkümmerter Strauch bei Gross-Gehrungs im Waldviertel bei 1600° — unzweifelhaft aber dort nicht urwüchsig, sondern gepflanzt. A292 92 Dr. A. Kerner: stipularis aber, welche Koch von der Insel Nordeney und aus England erhalten hatte, ist wohl der oO S, longifolia des Hostschen Gartens sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von ihr durch die oberseits etwas Naumigen Blätter und starke sammtige Behaarung der ein- und zweijährigen Zweige. Sie ist diesen Merkmalen nach zu schliessen ein Ba- start aus S. viminalis und S. cinerea und nimmt in der Reihe von Blendiingen, durch welche 8. viminalis mit S. cinerea verknüpft erscheint, ganz den analogen Platz ein, welchen S. Hostii in der Bastartreihe von S. viminalis zu S. Caprea behaupte. — Wimmer begreift unter S. viminalis - Caprea f. stipularis Flora 1849. p. 42 = 8. vim.-Caprea b. angustifotia Denkschr. p. 160 nach dem Citate „S. stipularis Host“ *) erstens den hier beschriebenen Blendling, dann aber noch eine bei Breslau von ihm gefundene Weide, die wohl in der schmalen langen Blattform mit S. Hostii übereinstimmt, sich aber durch länsere Fruchtknotenstiele (welche der Torusdrüse an Länge gleich kommen) unterscheidet. In nachfolgender Uebersicht der Bastartreihen von S. viminalis zu S. einerea und $. Caprea wird diese letztere nach dem Fundorte Breslau als S. Vratislaviana aufgeführt werden. Die $. Hostii unterscheidet sich von S. viminalis durch weniger lang zugespitzte, verhältnissmässig breitere Blätter, längere Staubfäden und daher dickere Staubkätzchen, doppelt so grosse © Kätzchen, etwas gestielte Frucht- knoten,,„ verhältnissmässig kürzere Narben und durch ein grösseres Ausmass fast aller Organe. Der Typus der 8. viminalis ist in dieser Pflanze so vorwiegend, dass es ohne Ueberblick über alle die Reihen von Blendlingsarten, welche die S, viminalis mitanderen Stammarten bildet, unmöglich wäre die zweite Stammart auch nur annähernd zuerrathen. Vergleicht man aber die vorliegende Pilanze mit allen bisher von S. viminalis bekannt gewordenen Bastarten,, so findet man, dass dieselbe unter ihnen das letzte an S, viminalis sich unmittelbar anschliessende Glied einer reichhaltigen Kette von Blendlingsarten ist, welche die S. viminalis und S. Caprea verknüpfen und dass sich an sie die von Wimmer in der Flora 1849 p. 42 charakterisirten Blendlinge aus S. vimi- nalis und (Caprea in der Weise anreihen, dass var. f. stipularis zunächst auf die hier beschriebene Form folgt, während,b. acuminata und a. inter- media die weiteren Glieder bilden und endlich c. capraeformis das Schluss- glied der Bastartreihe darstellt, das sich schon mehr dem Typus der 8. Caprea nähert. Die hier als $. Hostii bezeichnete Blendlingsart ist mit der im Hostischen Garten von Host gepflanzten © S. lonyifolia übereinstimmend. Sie wurde von uns in mehreren Sträuchern in Gesellschaft von S. vimi- nalis nächst dem Brückendamme bei Mautern an der Donau (600°) neuerdings aufgefunden. 18. < 8. sericams Tausch pl. sel. (viminalis - Caprea). Amenta praecocia, sessilia, densiflora, ovato-oblonga, staminigera semel et semissi pistilligera bis — ter longiora quam latiora. Squamae discolores, lanceolatae, *) Host hat keine S. stipularis beschrieben und auch die von uns so genannte S. Hostii be- fand sich als S. Zongifolia im Host’schen Garten. Es ist jedoch unzweifelhaft, dass Wimmer unter S. stipularis Host diese S. Zongifolia des Host'schen Gartens meint, dieselbe, welche Koch aus Wien erhalten und zu seiner S. stöpularis gezogen hat. Niederösterreichische Weiden. 93 acutiusculae, supra medium purpureo-nigricantes, villosae. Glandula tori linearis, flava. Germen ex oyata basi conicum, sericeo-tomentosum. in stylum elongatum produetum, "pedicellatum, pedicello glandulam tori aequante. Stigmata linzaria, stylum aegquantia, indivisa, extrorsum arcuata, post anthesin conniventia. Stamina duo, filamentis glabris, liberis, antheris flavis. Folia oblongo-lanceolata, acuminata, quater — quinquies longiora quam latiora, margine repanda et subundulata, adolescentia subtus cana, subsericeo-tomentosa. adulta subtus opace tomentosa, supra glabra, obseure viridia. Stipulae semicordatae, acutae. Ramuli juniores pubescentes, adulti glaberrimi. Am. g' 25— 35mm Jg, 46—25um ]t. Am. @ 20 30mm ]g. 8—10mm It. Squam. 3mm ]g, Germ. 3—3.5"m ]g. Styl. 1u% ]g. Stigm. Im ]g. Pedicell. mm ]g. Folıa 80—130mm ]g. 15 — 250m ]t, S. longifolia Host Salıx tb. 62 (specim. ‚mase. hort. bot. Vindob. Vide Syn. 8. Hostii\ — S.lan- ceolata Fries Nov. Fl. suec. M. I. p. 61 pro parte. (Fries hat unter dem Namen 5. laneeolata sehr verschiedene Bastarte aus S. viminalis und S. Caprea, so wie auch aus S. viminalis und S. einerea verstanden. Es geht diess sowohl aus seiner Beschreibung so wie aus den im Herb. normale ausgegebenen Exemplaren hervor. So ist z. B. die im Herb. norm. Fasc. I. als S. Tanceolata ausgegebene Form die S. viminalis-Caprea var. capraeformis Wimm., während die S. Zanceolata in Fasc. I. Nr. 63 einen Blendling aus S. viminalis und S. einerea darstelit.) — S. acuminata Koch Syn. p. 561. (Die oben beschriebene Pflanze wird von Koch bei S. acuminata Sm. zitirt. Die Smith'se e S. acuminata ist aber nach der Ansicht von Patze gleich der S. dasyjelados Wimm. [siehe Wimm. Denksch. p. 461] und wurde von Koch mit dem ihr etwas ähnlichen oben beschriebenen Blendiing verwechselt oder zusammengefasst. Da der Name $. acu- minata überdiess von Hoffmann auf die $S. einerea L., von Host auf die S. daphnoides Vill. und von Roth auf eine Pflanze übertragen wurde, weiche Wimmer als S. Caprea- dasyclados beschrieben hat, somit der Name S. acuminata sehr vieldentig geworden ist und sich ursprünglich [bei Sm.] auf eine andere Pilanze bezog, als die beschriebene *), so wählten wir den Tausch'schen Namen S. sericans, um so mehr, als diein Tausch pl. sel. ausgegebenen Exemplare vollständig mit der hier beschriebenen Blendlingsart übereinstimmen.) — S. viminalis-Caprea b. acuminata Wimmer Flora 1848. p. 321. und Flora 1849. p. 42. Herb. Salie. Fasc. III. Nr. 32. — S. viminalis-Caprea @. lati- foiia Wimm. Denksch. p. 160. — S. viminalis-Caprea Neilr. Fl. v.N. Oest. p. 359 pro parte. Ein Strauch mit Stempelblüthen im Thale der Wien bei Hacking. Der Standort, an welchem Host seine S. longifolia gefunden hatte und von welchem auch jenes ehemals im Wiener botan. Garten kultivirte g Exemplar herstammte, das Koch mit seiner S. acuminata identificirte, ist von der Donau weggerissen. Auch der Strauch im botanischen Garten ist eingegangen. Nebst den hier beschriebenen zwei Pflanzen. welche Host unter seiner S. longifolia zusammengefasst hatte, fand sich noch ein Strauch mit Stempel- blüthen im botanischen Garten als S. longifolia Host bezeichnet, welchen der *) Der Host’sche Name S. longifolia kam, abgesehen davon, dass er mehrere Weiden begreift, schon vor Host einer nordamerikanischen Weide zu. 94 Dr. A. Kerner: Autor gleichfallsin Niederösterreich gefunden zu haben scheint, der sich vomden beiden früheren vorzüglich durch die oberseits laumigen ausgewachsenen Blätter unterscheidet und auf das vollständigste mit S. viminalis-einerea var. a. Wimm., von deruns durch die Güte des Autors Originalexemplare mitdem Standorte Zedlitz in Schlesien vorliegen, übereinstimmt. — Es wird dieser Blendling von Wimmer als eine genaue Mittelform zwischen S. viminalis und S. cinerea bezeichnet. Er mahnt im Zuschnitt der Blätter noch an $. vwiminalis, während die zwei von Wimmer im Herb. Salic. unter Nr. 23 und Nr. 24 ausgegebenen Formen durch die im oberen Drittel breitesten Blätter sich mehr dem Typus der $. cinerea anschliessen. — Die S. dasyelados Wim m., so wie die S. dasyelados-viminalis stellen nach unserer Ansicht zwei näher gegen S. viminalis hinneigende Blendlinge aus $. viminalis und S. cinerew dar. — Die grosse Aehnlichkeit der zwei von Koch unter seiner S. stipularis zusammengefassten Formen: S. Hostü (superviminalis-Caprea) und 8. stipularis Smith (superviminalis- cinerea), findet auf diese Weise ihre naturgemässe Erklärung und die Blend- linge aus S. viminalis und Capres würden sich demnach mit jenen aus S. viminalis und $. einerea in folgende zwei parallel laufende Reihen ordnen: A. Bastartreihe von 8. viminalis zu $. Caprea. S. viminalis L. — Folia lineari-lanceolata, elongata, decies longiora quam latiora, subtus sericeo-micantia, supra glabra. Germen sessile. Glandula tori basin germinis superans. = S. Hostii (superviminalis-Caprea). — Folia lineari-lanceolata, elongata, septies — octies longiora quam latiora, subtus sericeo-micantia, supra glabra.. Germen breyissime pedicellatum. Glandula tori basın germinis superans. (S. Tongifoliia Host Salix tb. 63 et specim. @ in Hort. Hostii.) <= 8. Vratislaviana (superviminalis-Caprea). — Folia lineari-lanceolata, elongata, quinquies — septies longiora quam latiora, subtus sub- sericeo-tomentosa, supra glabra. Germen pedicellatum, pedicello glandulum tori aequante. (S. viminalis-Caprea f. stipularis Wimm. Flora 1849 p. 42. — b. angusti- folia Wimm. Denksch. p. 160. — Die var. argentata Wimm. Flora 1849 p. 42. Herb. Salie. Fasc. VII. Nr. 74 stellt eine Spielart dieser Weidenform mit mehr silbera schim- mernder Bekleidung der unteren Blatilläche dar.) d < 8. serieans Tausch pl. sel. (viminalis - Caprea). — Folia oblongo- lanceolata ter — quinquies longiora quam latiora, adolescentia subtus subsericea, adulta subtus opace tomentosa, supra glabra. Germen pedicellatum, pedicello nectarium aequante. (S. longifolia Host tb. 69%. — S. viminalis-Caprea b. acuminat« Wimm. Flora 1849 p, #2. Herb. Salic. Nr. 32.) Niederösterreichische Weiden. 95 = S. Neisseana (viminalis-Caprea). — Folia ovato-lanceolata, ter — quater longiora quam latiora, subtus tomento laxo opaco tecta, supra glabra. Germen pedicellatum, pedicello glandulam tori vix superante, (S. intermedia Wimm. Flora 1849 p. 42. Der Name 8. intermedia bezieht sich bei Host auf einen Blendling aus S. incana und S. cinerewa — oder vielleicht aus S. incana u.S. grandifolia. Wir benannten daher diese so wie zwei in der nachfolgenden Bastartreihe vorkommende Blendlinge nach den Standorten, an welchen sie Herr Director Wimmer zuerst auffand.) < S. capraeformis Wimm. Flora 1849. p. 42 (subviminalis-Caprea). — Folias ovato -lanceolata, ter et semissi longiora quam latiora, subtus tomento albido laxo tecta, supra glabra. Germen pedicel- latum, pedicello glandulam tori bis superante. (S. vim.-Caprea a. latifolia Wimm. Denksch. p. 160. — S. lanceolataFries Herb. norm. Fasc. II.) S. Caprea L. — Folia ellyptica vel lanceolata-ellyptica, bis longiora quam latiora, subtus tomento albido laxo tecta, supra glabra. Germen pedicellatum, pedicello glandulam tori quater — sexies superante. B. Bastartreihe von S. viminalis zu $. einerea. S. viminalis L. — Folia lineari-lanceolata, elongata, decies longiora quam latiora, subtus sericeo - micantia, supra glabra. Germen sessile. Glandula tori basin germinis superans. = 8. stipularis Smith (Superviminalis-einerea). — Folia lineari-lanceolata, elongata, subtus tomento subargenteo adpresso tecta, supra levissime puberula. Germen brevissime pedicellatum. Glandula tori basin germinis superans. (S. viminalis-dasyelados Wimm. Denksch. p. 160.) = S. dasyclados Wimm. Flora 1349. p. 35 (vwiminalis-einerea). — Folia late lanceolata, elongata, longe acuminatas, quater — sexies longiora quam latiora, subtus glauca, puberula, opaca, supra levissime puberula. Germen brevissime pedicellatum. Glandula tori basin germinis superans. (Wimm. Herb. Salie. Nr. 7. — 8. acuminata Smith.) = 8. Zediitziana (viminalis-cinerea). — Folia oblongo - lanceolata ter — quinquies longiora quam latiora, subtus cana, subsericeo-tomentosa, supra puberula. Germen pedicellatum, pedicello glandulam tori aequante vel vix superante. (S. vim.-einerea a. Wimm. Denksch. p. 161.) = S. nitens Gr. e. Godr. Fl. d. Fr. p. 131 (viminalis - einerea). — Folia lanceolata, sub apice latiora, ter — quinquies longiora quam 96 Dr. A. Kerner: latiora, subtus subsericea, cano-tomentosa supra puberula. Germen pedicellatum, pedicello glandulam tori aequente vel vix superante. (S. vim.-einerea b. Wimm. Denksch. p. 161. Herb. Salie. Nr. 23.) = S. Canthiana (subviminalis - einerea). — Folia obovato -lanceolata, ter longiora quam latiora, subtus einereo-tomentosa, supra puberula. Germen. pedicellatum, pedicello glandulam tori bis superante. (S. vim.-einerea ec. Wimm. Denksch. p. 161. Herb. Salic. Nr. 24.) S. einerea L. — Folia obovato-lanceolata veloblongo-oboyata, ter longiora quam latiora, subtus cinereo-tomentosa, supra puberula. Germen pedicellatum, pedicello glandulam tori ter — quinquies superante. Nebst den angegebenen Merkmalen liesse sich für die hier nur skizzenhaft berührten Weiden auch noch die Form der Fruchtknoten, so wie das relative J.ängenverhältniss der Narben und Griffel zur Unterscheidung festhalten. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass jene Blendlingsarten, welche sich mehr zu S. Caprea oder S. cinerea hinneigen „ in dem Grade als.sie kürzere und breitere Blätter zeigen auch kürzere Torusdrüse, kürzeren Griffel und kürzere weniger gebogene Narben aufweisen. — Die Blendlinge aus S. viminalis und einerea unterscheiden sich von jenen aus S. viminalis und Caprea zunächst durch die oberseits behaarten Blätter und die abstehende sammtige Behaarung der jungen Zweige. — An sehr kräftigen Exemplaren ist diese abstehende sammtige Behaarung sehr auffallend. Sie kommt übrigens in dieser starken Entwicklung nicht bloss den zu $. viminalis hinneigenden zwei Blendlingen (5. stipularis Sm., S. dasyclados Wimm.), sondern auch den an S. einerea sich anschliessenden Formen zu, wie uns denn auch ein zu S. Canthiana gehöriger Blendling vorliegt, dessen üppige Zweige in ihrer Bekleidung ganz mit S. dasyelados Wimm. und $. stipularis Sm. übereiustimmen. 19. = 8, angustifolia Fries Nov. Fl. suec. M. I p. 65. — (viminalis-repens). — Amenta pistilligera ovato-cylindrica, bis — ter longiora quam latiora. Squamae discolores , obovatae, obtusae, villosae. Glandula tori oblongo-linearis. Germen oyatum, sericeum, pedicellatum, pedieello glandulam tori bis terve superante. Stylus tenuis filiformis. Stigmata linearia, stylo aequi- longa, patentia, flava. Folia lineari-lanceolata, margine subundulata et repanda septies — decies longiora quam latiora, adolescentia utrinque sericea, adulta supra glabra, subtus sericea, argenteo-micantia. Am. © 15— 25mm Jg, 8—10mm Ik, Squam, 2um ]g. Germ. 3UM ]g. Styl. et stigm, Im ]g, Pedie. mm ]g, Fol. 35 —6s5u0m ]g. 5—9mm Ik, S. rosmarinifolia L. sec. Wimmer (conf. Flora 1849 p. 52) *) S. angustifolia Fries ]. c. et Herb. norm. Fasc. II. Koch Syn. p- 567 (nicht Wulfen, dessen $. angustifolia nach *) Obschon wir die Ansicht Wimm er's vollständig theilen, dass Linn& unter seiner S. rosmmarini- Folia wahrscheinlich jene Pflanze gemeint habe, welche Fries und Koch: S. angustifolia nannten, und dass Linn& unter seiner $. Helix die S. rubra der späteren Autoren verstanden, so glaubten wir doch die üblich gewordenen Namen der $. angustifolia und S. ruhbra beibehalten zu missen. * ’ EZ Niederösterreichische Weiden. 97 den Exemplaren seines Herbariums im Wiener k. bot. Hofkabinete, die S. repens 2) ros- marinifolia darstellt). — $. viminalis-repens Wimm. Denksch. p. 462. (Die von uns beschriebene Pflanze stimmt nicht vollständig mit der dort gegebenen Diagnose überein, ist aber wahrscheinlich identisch mit dem im bot. Garten zu Breslau ;befindlichem Exem- plare, von welchem Wimmer bemerkt, dass dessen Blüthen einen zwar kurzen aber deutlichen Griffel und längere Narben zeigen.) Der ganze Strauch macht den Eindruck einer Miniatur-Auflage von S. viminalis. Die Blättersind nur halb so gross als jene der Korbweide und der ganze Strauch erreicht nur die Höhe von 2—3‘, seine Zweige sind aber schlank, aufrecht und reich beblättert. Im Zuschnitt, in der fast welligen Berandung, in der Neryatur und in dem silberweissen Ueberzug der unteren Fläche, tragen die Blätter ganz den Typus der einen Stammart S. viminalis. Sie sind lang zugespitzt, die Fiedernerven an der obern Blattfläche sind etwas eingesenkt, und treten unter Winkeln von 45—60° vom Mittelneryen ab, die Haare an der unteren Blattflläche sind sehr kurz und liegen theils der Richtung der Fiedernerven , theils der Richtung des Mittelnerven parallel an — während bei S. repens 2) rosmarinifolia, welche die zweite Stammart zu sein scheint, die Blätter kurz zugespitzt erscheinen, die Fiedernerven, welche unter spitzen Winkeln von 30—40° sich vom Mittelnerven abzweigen, an der oberen Blatt- fläche vorspringen (namentlich im getrockneten Zustande), und die verlängerten Haare an der unteren Blattfläche alle parallel dem Mittelnerven aufliegen. Ausserdem ist S. angustifolia von S. repens 2) rosmarinifolia durch den fäd- lichen wohl kurzen aber deutlichen Griffel und die linealen längeren Narben ge- schieden, während anderseits der lange Fruchtknotenstiel die S. angustifolia von S. viminalis, den Bastarten aus S. viminalis und $.purpurea und den schmal- blätterigen Bastarten aus S. viminalis und S. Caprea eder S.cinerea unterscheidet. Wurde von Neilreich auf Moorwiesen bei Moosbrunn (600°) in Nieder- österreich aufgefunden. Vollständig damit übereinstimmende Exemplare sahen wir unter den von J. Ch. Neumann gesammelten Pflanzen mit dem Standorte Frieders- dorf in der sächsischen Lausitz, so wie wir dieselbe Weide im verflossenen Jahre am Rakos bei Pest beobachteten. Sie scheint übrigens verhältniss- mässig selten zu sein und die meisten unter dem Namen S. angustifolia in den Herbarien liegenden Pflanzen stellen die S. repens 2.) rosmarinifolia dar. 20. < 8, elaeagnifolia Tausch pl. sel. (superviminalis- purpurea). — Amenta praecocia, sessilia, densiflora, staminigera oblonga, ter, pistilligera quater — quinquies longiora quam latiora, Squamae disco- lores, ovatae, obtusae vel acutiusculae, villosae. Glandula tori oblonga, basin germinis superans. Germen ovatum, sericeum, sessile. Stylus filiformis, tenuis, Stigmata oblongo-lineari, patentia vel extrorsum arcuata, stylum subaequantia. Valvae capsulae post maturitatem extrorsum arcuatae. Stamina in basi velusque ad medium connata. Antherae ante et post anthesin favae. Folia lineari-lanceo- lata, breviter acuminata, sexies — octies longiora quam latiora, erenato-serrala, 13 98 Dr. A. Kerner: adolescentia utrinque sericea, adulta supra glabrescentia, obscure viridia, subtus cana, subsericeo-tomentosa. Stipulae lineari-lanceolatae. Rami elongati flexibiles et tenaces, juniores pubescentes, annotini glabrescentes. Am. gJ 20—40un ]o, 1%2—15nm]t. Am. Q 20—33um Jg. 5—gmm It, Squam. 2—3mn]g, Gl.tori 0.5mm]g. Germ. 1.5—2mm]e, Styl. 0.5—1um]g, Stigm. 0,5nn ]e. Stam. 5—6'Mm ]g. Fol. 76—115mn ]g. 40—18um It, S. elaeagnifolia Tausch pl. sel. (Originalexemplare vom Moldauufer bei Prag mit der vorliegenden Pilanze vollkommen übereinstimmend). —- S. rubra &. serieea Koch Syn. p. 560. — $. purpurea-viminalis c. sericea Wimm. Denksch. p. 151. — S.rubra ß. viminaloides Gr. e. Godr. Fl. d. Fr. p. 129. Von $. viminalis durch schmächtigere Kätzchen, kürzeren Griffel, kür- zere und kürzer zugespitzte, unterseits weniger schuinmernde, gesägte Blätter, von den Bastarten aus $. viminalis mit S. Caprea, S. cinerea und S. repens durch sitzende Fruchtknoten und von den beiden folrenden Bastarten durch die im Alter unterseits dieht seidig-filzigen Blätter „und etwas mehr fäd- liche Narben verschieden. Am Ufer der Wien bei Penzing ein Strauch mit Stempelblüthen ; beim Hütteldorfer Bahnhof ein Strauch mit Staubblüthen. } 21. = S, rudre Huds. Fl. angl. p. 423 (viminalis-purpurea). — Amenta praecocia, sessilia. densiflora, staminigera bis — ter, pistilligera quater- — quinquies longiora quam latiora. Squamae discolores oyatae, acu- tiusculae villosae. Glandula tori oblonga, basin germinis superans. Germen ovatum, sericeum, sessile. Stylus tenuis, filiformis. Stigmata lineari-oblonga, patentia vel-extrorsum arcuata, stylum aequantia. Valvae capsulae post maturitatem extrorsum arcuatae. Stamina ad medium usque eonna’a. An- therae flavae post anthesin sordidae. Folia lanceolata vel lineari-lanceolata, acuminata, erenato-serrata, septies longiora quam latiora, adolescentia sericea, adulta supra glabra, obseure viridia, subnitentia, subtus pallidiora, opaca, attamen viridia, pilis sparsis adpressis minimis teeta vel glabrata. Rami elongati, flexibiles et tenaces, glabrescentes. Am. g 24— 36mm ]y. 4%—14mm ]t. Am. © 15— 24mm]. 4—6mm If, Squam. 2mm ]o. Gl. tori 0.5mm]o, Germ. Qum]o, Styl. 0.5—1um]e, ‚Stigm. 0.5mum ]o, Stam. 5—6um Ip, Variat foliorum forma: ea, vulgaris. Folia elongato-lanceolata sexies — noyies longiora quam Jlatiora. Fol. 45—135mM jo, g8— 18mm ]t. S. Helix 1. sec. Wimm. (conf. Flora 1849 p. 52). — S. eoncolor Host. Salix pl. @ tb. 35 et sec. speeim. hort. bot. Vindob. — S. rubra et Hofmanniana Tausch pl. sel. — S. rubra Fries Herb. norm. Fasc. X. Nr. 60. Koch Syn. p. 560 (excl. var.). Kov. Niederösterreichische Weiden. 99 Fl. exsice. Vindob. Nr. 1053 et 1054. — S. purpurea -viminalis a. rubra latifolia Wimm. Flora 4838 p. 312. — S. rubra (exel. wariet.) Wirmm. Flora 4849 p. 40, Denksch. p-. 451. Herb. Salie. Fasc. VII. Nr. 86. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 257. D. umngustifoli«a, Folia lineari-lanceolata, sexies — novies lon- giora quam latiora. Fol. 45— 70mm ]o, 4—7um ]t, 8. rubra y. angustifolia Tau sch pl. sel. — 8. viminalis-purpurea a. rubra angustifolia W imm. Flora 1848 p. 312. — S. rubra e. angustifoiia Wimm. Denksch. p. 151. Die $. rubra ist einer der verbreitetsten Bastarte, der mit S. viminalis dasselbe Areal besitzt und dessen Blendlingsnatur am Frühesten erkannt worden ist. Unter den aus S, purpurea und $. viminalis entstandenen Bastarten hält derselbe genau die Mitte und ist auch weit häufiger als die beiden andern goneiklinischen unter 20 und 22 beschriebenen Formen. — Die beiden Varietäten a. und b. entsprechen den analogen Formen der S. viminalis. — Die untere blassgrüne Blattfläche‘ ist bei beiden Spiel- arten nur selten ganz kahl. Gewöhnlich ist dieselbe mit unendlich kleinen den Fiederzerven parallel anliegenden Härchen bekleidet, die aber so dünn gesäet sind, dass der blassgrüne Grundton des Blattes dadurch nicht geändert wird. — Die Staubfäden sind genau bis zur Mitte verwachsen, während sie bei S. elaeagnifolia gewöhnlich nur bis zum unteren Dritttheil und bei der folgenden Weide bis zu zwei Dritttheilen und oft sogar noch weiter hinauf verbunden erscheinen. In Niederösterreich findet sich die Spielart a. in Staub- und Frucht- blüthen tragenden Sträuchern an den Ufern des Wienflusses von Penzing aufwärts bis Hacking; die Spielart b. wurde von Neilreich im Marchfelde bei Marchegg gefunden. 22. = 8, Fordbyana Smith brit. 1041 (subviminalis-purpurea). — Amenta praecocia, sessilia, densiflora, staminigera oblonga, ter, pistilligera eylindrica quater — quinquies longiora qnam latiora. Squamae discolores, ovatae, acutiusculae, villosae. Glandula tori oblonga, basin germinis superans. Germen ovatum sericeum sessile. Stylus tenuis, filiformis. Stigmata lineari- oblonga, patentia, stylum aequantia. Valvae capsulae post maturitatem hiantes, non extrorsum arcuatae. Stamina ad duo trientes comnata,. Antherae ante anthesin pupurascentes, postea flavae et post anthesin nigricantes. Folia lanceolata, supra medium latiora, breviter acuminata octies longiora quam latiora, crenato-serrata, supra obscure viridia, subnitentia, subtus pallide viridia, utrinque glabra vel subtus pilis adpressis minimis levissime puberula. Rami glaberrimi flexibiles. Am. g' 30—35nn ]g, 41—13um ]t, Am. @ 22— 36m ]g. 5— 7m It, Squam. 2um]o, Germ. —2.5nn ]g, Styl. et stigm. 11m ]g. Stam.5— 6m ]g, Fol. 70— 90mm ]g. 8—42um ]t, 13 * 100 Dr. A. Kerner: S. concolor. Host pl. g' sec. specim. in hort. bot. Vindob. ‚(Die Abbildung in-Host-Salix tb. 34 kommt zwar mit der Pflanze des bot. Gartens darin überein, dass die Antheren vor dem Aufblühen roth und nach dem Verstäuben schwärzlich dargestellt werden, — die beiden Staubfäden sind aher Fig. 3 kaum bis zur Mitte verwachsen und die Blätter an Fig. 1 lineal-lanzettlich, während an Exemplaren aus dem botanischen Garten die Staubfäden bis zu zwei Dritttheilen verwachsen und die Blätter im obersten Drittel am breitesten erscheinen.) — S. helieifiora @ Tausch pl. sel. — S. rubra Koch Syn. p. 560 (pro parte). — S. viminalis- purpurea c. Forbyana @ Wimm. Flora 1848 p. 312. — b. Forbyana Flora 1849 p. 40. Denksch. p. 151. Herb. Salie. Nr. 45. — 8. rubra ß. purpureoides Gr. e. Godr. Fl. d. Fr. p. 129. Die $S. Forbyana bildet das Verbindungsglied, welches die Korbweiden mit den Purpurweiden verknüpft. Sie nähert sich durch die im oberen Dritt- theil breitesten , unterseits gewöhnlich kahlen, manchmal etwas bläulich an- &ehauchten Blätter, so wie durch die vor dem Stäuben rothen, nach dem Stäuben schwärzlichen Antheren der 8. purpurea und macht auch auf den ersten Anblick den Eindruck derselben. Der fädliche dünne Griffel, die sprei- zenden länglich-linealen Narben weisen sie jedoch in die Rotte der Korb- weiden, in welche wir sie auch hier gereiht haben. Die @ Pflanze findet sich in Niederösterreich in den Traisenauen bei Herzogenburg und an der Salamilake im Prater bei Wien. Die männliche Pflanze in einem Strauche am Ufer des Wienflusses vor dem kaiserl. Schlosse in Schönbrunn. _ Alle drei hier aufgeführten Bastarte aus $. viminalis und $. purpurea sind in Niederösterreich immer nur in der Nähe der zwei muthmasslichen Stammeltern aufgefunden worden, und lieben wie S. viminalis angeschlemmten tiefgründigen Boden. Ihre obere Grenze fällt mit jener der 8. viminalis (1000°) zusammen. Sect. VIII. Canae. — Frutices vel arbores minores ramosissimi, ramis erectis subfurcatis, non pruinosis. Folia lanceolata vel linearia et elongato-ucuminata, adolescentia margine revoluta, subtus tomento albo opaco subarachnoideo tecta. Amenta prae- cocia vel coaelanea arcuata, breviter pedunculata vel subsessilia. Squamae diseolores vel concolores. Glandula tori lentieularis, flava. Stamina duo, in varüs distantis connata. Germen pedicellatum, glabrum vel tomentosum. Stylus tenuis elongatus. Stigmata bipartita, lacinis filiformibus extrorsum arcuatis vel recurvis. Valvae capsulae post dehiscentiam extrorsum arcualtae, falcatae vel eircinatae. 23. =8, Seringiana Gaudin in Seringe Saul. de la Suisse p. 37 (incano-Caprea). — Amenta praecocia et subsessilia vel subcoaetanea et pedun- culata, pedunculo foliato, arcuata, pistilligera ter longiora quam latiora. Squamae oblongae vel sublineares, obtusae, pilosae, discolores, in basi flave- Niederösterreichische Weiden. 101 scentes et versus apicem purpureo-fuscae. Glandula tori lenticularis, flava. Germen oyato-conicum opace albo-tomentosum, pedicellatum, pedicello glan- dulam tori ter superante. Stylus tenuis filiformis. Stigmata bipartita, laciniis flavis, filiformibus extrorsum arcuatis vel recuryis. Valyae capsulae post dehiscentiam circinatae. Folia lanceolata vel oblongo-lanceolata, ter longiora quam latiora, acuta, apicem et basin versus aequaliter cotracta, in basi nonnun- quam et rotundata, adolescentia revoluta, utrinque albo-tomentosa, adulta margine plana, denticulata, supra glabrescentia, obscure viridia, subtus opace albo-tomentosa. Stipulae semicordatae. Ramuli juniores albido -tomentosi, adulti glabrescentes atro-sanquinei. Am. 9 20— 30mm ]g. 8— 10mm It. Squam. 3—4mm ]p. Germ. 3—4mm ]g. Styl. et Stigm. {mm ]g, Pedic. nr er Folia 55—110mm ]g. 20,--40mm It, 8. lanceolata Seringe Essai d’une Monographie des Saules de la Suisse p. 37. (Seringe ver- einigt in der zitirten Monographie unter dem Namen S$. Ianceolata, die in seinen Sal. exsicc. ausgegebenen: S. Kanderiana und S$. holosericea und zitirt den Namen S. Se- ringiana, von welchem er sagt, dass er vom Pastor Gaudin der Pilanze gegeben worden sei. Seringe unterscheidet von seiner S. lZanceolata die Varietäten B. macro- phylla, C. angustifolia, D. gemmata, E. coaetanea. — Die seiner Monographie bei- gegebene Abbildung tb. 4 stimmt im Ganzen gut mit der von uns beschriebenen Weide überein, nur ist das abgebildete Blatt schmäler, 4, mal so lang als breit, während die Blätter der von uns in Niederösterreich gefundenen Weide nur 3mal so lang als breit sind. Wahrscheinlich ist daher die von uns oben aufgeführte Form mit der Var. B. macrophylia von Seringe identisch, von welcher der Autor sagt: „les feuilles acquierent jusqu’a 4—5 pouces de longueur et 1 pouce et demi de largeur“. Die Var. €. angustifolia [Sal. exsiec. Nr. 72], die auch schwächer bekleidete Blätter besitzt, ist vielleicht ein Bastart der S. incana mit S. grandifolia oder S. einerea.) — 8. Seringeana Koch Syn. p. 562 pro parte (Koch hat nach dem Zitate „S. intermedia Host“ unter seiner S. Seringiana gleichfalls zweierlei Weiden begriffen. — Obschon sich demnach der Name S. Seringiana Gaud. bei Seringe undKoch wahrscheinlich auf verschiedene Bastarte aus S. incana mit S. Caprea, S. cinerea, 8. grandifo’ia bezieht, so haben wir doch für den oben beschriebenen muthmasslichen Bastart aus S. incana und S. Caprea den Namen $S. Seringiana beibehalten, weil derselbe in der Nomenklatur bei den neueren Botanikern [v. Hausmann, Neilreich, dann in Löhr Enum.] bereits als synonym mit S. incana-Caprea angeführt ist.) — S. einereo-incana Wimm. Flora 1848 p. 333. — S. incana-Capres Wimm. Flora 4849 p. 46. Denksch. p. 159. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 260. (Die unter Nr. 63 in Wimm. Herb. Salic. ausgegebene Weide aus dem Valee du lac de Joux in der Schweiz von Dr. Lagger ist etwas schwächer bekleidet, als der hier von uns beschriebene Weidenblendling. Ihre Blätter zeigen 16—18 Fieder- nervenpaare, sind 4mal so lang als breit, gegen die Basis keilförmig zulaufend und über der Mitte breiter, verkehrteiförmig - lanzettlich und sie scheint mit einer von uns bisher nur in Blättern gefundenen Weide, die wir für einen Bastart aus S. incana und grandi- Jolia halten, identisch.) Erwächst zu einem drei bis vier Klafter hohen Baum der mit Recht von Wimmer seines schönen zweifärbigen Laubes wegen zur Kultur in Park- anlagen anempfohlen wird. Die Blätter sind rein lanzettlich oder länglich- lanzettförmig, an beiden Seiten fast gleichmässig zusammengezogen, an der Basis manchmal auch zugerundet, niemals über der Mitte verbreitert. Der 102 Dr. A. Kerner: Rand ist nur in der Jugend zurückgerollt, an den ausgewachsenen Blättern ist er flach und _unregelmässig ausgebissen gezähnelt. Die obere Blattseite ist dunkelgrün, wenig glänzend, von vertieften Nervenlinien ' durchzogen, Die Fiedernerven der unteren Blattseite, obschon von dichtem weissen glanz- losen Filze überdeckt, sind dennoch deutlich vorspringend, etwas winkelig gebogen und verbinden sich nahe dem Rande noch durch ziemlich kräftige Anastomosen miteinander. Zwischen je zwei und zwei solcher bis zum Rand verlaufender Fiedernerven, deren Zahl zwischen 12 und 15 schwankt, finden sich immer 1—2 kleinere, nur bis zur Mitte der Blatthälfte deutlich vorsprin- gende Fiederneryen. — Die Kätzchenschuppen sind lang und schmal, in der Regel an der unteren Hälfte gelb, an der oberen braunpurpurn ; manchmal findet man aber auch an demselben Kätzchen einzelne fast ganz gelbe oder nur an der Spitze schwach geröthete Schuppen. Die verschiedenen Farben der Blüthentheile, nämlich die weisse Farbe der Fruchtknoten, die gelbe Farbe der Narben und die purpurne Färbung an der Spitze der Schuppen verleihen den Kätzchen ein buntscheckiges Ansehen, welches um so mehr heryortritt als die Bekleidung der Schuppen nicht sehr dicht ist. In der Neryatur und dem Zuschnitte der Blätter, so wie in der Be- kleidung der langgestielten Fruchtknoten ist S. (apres nicht zu verkennen; in der Verzweigung der Aeste, Bekleidung der Blätter, Form der Torus- drüsen, Griffel und Narben ist hinwiederum S, incana auf das unzweideutigste ausgesprochen. Die S. Seringiana wurde bisher immer in vereinzelten Exemplaren innerhalb des Areals der S. incana, in der Schweiz, in Tirol, Krain, Schlesien auf- gefunden. — In Niederösterreich fanden wir sie im Gebiete des Traisenflusses zwischen Sct. Pölten und dem Schwaighof (900°) dann im Gebiete der Erlaf ander südlichen Abdachung des Josefsberges an der Strasse (beiläufig in der halben Höhe des Berges) bei 2800‘ in mehreren © Sträuchern, und am Grueb- berg zwischen Lunz und Gaming bei 1900‘ ın zwei baumartigen @ Exemplaren, von welchen sich daseine noch gegenwärtig im kräftigsten Wachsthum in der Thalschlucht des Mitterauerbaches hinter der Karthause erhalten hat, während das zweite durch den Strassenbau dort verschwand. — An allen drei Standorten findetsich sowohl S. incana wie S. Caprea in der Nähe. Die S. intermedia (Host. Salix p. 17. tb. 56, 57. S. incana-einerew Wimm. Flora 1849. p. 46. Denksch. p. 159. Herb. Salic. Nr. 61), die bisher in Niederösterreich nicht aufgefunden wurde, unterscheidet sich von S. Seringiana schon auf den ersten Blick dadurch, dass ihre Kätzchen schmutzig-grau und um die Hälfte schmäler sind. Die Fruchtknoten erscheinen in Folge dünnerer Bekleidung zur Zeit der vollen Blüthe grau (nıcht weissfilzig wie bei S. incana) und werden zu Ende der Blüthezeit von der Basis gegen die Spitze zu kahl und grün. Die ausgebissen gezähnelten Blätter sind entweder lineal oder ver- kehrteiförmig-lanzettlich und über der Mitte am breitesten, fünfmal so lang als breit und unterseits viel schwächer bekleidet als jene der $. Seringiana, Niederösterreichische Weiden. 103 so zwar, dass die bläulich-aschgraue Grundfarbe deutlich hervortritt. Die Nerven sind gelblich oder fast rostfarbig, die Anzahl der Fiederneryenpaare schwankt zwischen 20 und 30, während sie bei 5. Seringiana 12—20 beträgt, das Nervennetz ist viel zarter und zierlicher als das der Blätter von #8. Serin- giana und erinnert mehr an jenes der $. cinera und $. grandifolia. Von Wimmer wird in der Denkschrift p. 159 ausgesprochen, dass diese von ihm als S. incano-cinerews bezeichnete Blendlingsart, möglicherweise auch aus S. incana und S. grandifolia entstanden sei, was nicht unmöglich wäre. Es würde dann S. intermedia Host einen zu $,. incana hinneigenden Bastart dar- stellen, während wir eine andere am Josefsberge mit $. Seringiana an gleichem Standorte, nur in Blättern gefundene Weide für einen mehr zu $. grandifolia hinneigenden Blendling halten und als S. subalpina bezeichnen, seine Be- schreibung aber bis zur Zeit, wo uns auch Blüthen desselben vorliegen werden, suspendiren. | Da von Wimmer an der zitirten Stelle bei S,. intermedia angegeben wird, dass Tausch die Pflanze in Böhmen gefunden habe, in Böhmen aber S. incana nicht vorkommt, so könnte diess einige Bedenken gegen die oben gegebene Deutung dieses Weidenblendlings hervorrufen und wir erlauben uns daher hiezu Folgendes zu bemerken. Tausch hat zwar allerdings unter seinen Weiden auch S, intermedia Host ausgegeben „ dieselbe aber ebenso- wenig wie die von ihm ausgegebene $. incana in Böhmen gesammelt. Es stammen diese Exemplare höchst wahrscheinlich aus den Wiener Gärten. von den durch Host gepflanzten Sträuchern ,„ denn in dem von Tausch angefer- tigten Cataloge der Flora Böhmens, in welchem sich selbst die unbedeutendsten von Tausch unterschiedenen Varietäten der in Böhmen aufgefundenen Weiden sorgfältig verzeichnet finden, fehlt sowohl 8. öntermedia Host wie 8. incana Schrank. (Vergl. Catalog der Flora Böhmens nach Prof. Tausch’s Herb. Fl. Boh. von Joh. Ott.) Host fand seine S.intermedia „in Carniolia ad aquarum fluenta, riguis montium declivibus ad montium pedes.“ Sie wird in Fleisechmann’s Flo.a Krain’s am Gruberischen Kanal bei Laibach und in Sagor angegeben. Auch S. Seringiana wird in demselben Werke bei Sagor, Seisenberg und Möttling aufgeführt und es scheinen daher dort Bastarte aus S. incana ziemlich häuig zu sein. 24. = 8. bifida Wulf. Flor. nor. phan. p. 780. Nr. 1508 (superin- cano-purpurea). — Amenta coaetanea, breviter pedunculata, arcuata, staminigera ter longiora quam latiora. Squamae oboyatae truncatae, eiliatae, favae er unicolores vel apice rubescentes. Glandula tori lenticularis. Stamina duo. Filamenta tota vel ad, duo trientes connata, infra medium pilosa. Antherae ante et post anthesin flavae. Folia lanceolata, quinquies lonyiora quam latiora breviter acuta, versus basin cuneata et integra, supra medium latiora et serrata, wlolescentia revoluta, sericeo-iomentosa, adulta plana, supra glaberrima obscure 104 Dr. A, Kerner: viridia, subtus alba, arachnoideo-tomentosa. Rami subfureati, torulosi, juniores albido-tomentosi, adulti glabrescentes. Am, Jg 20-32 ]g. 8— 10mm It. Squam. 2__2.50m ]g. Stam. 4—6mm ]g. Fol. 20— 32mm ]g. 8—10mm It, S. bifida Wulf. 1. c. (nach dem im Wien. bot. Hofkabinete befndlichen Exemplare in Wulf en's Herb.) — 8. incano-purpurea Neilr. Verh. d. z.-b. Vereines. 1851. p. 119. Fl. v. N. Oest. p. 260 excl. syn. (nach dem in Neilreich's Herb. befindlichen an der Schwarza bei Gloggnitz gesammelten Blattexemplare.) Die hier beschriebene Weide macht den Eindruck der S. ircana. Die Verzweigung der Aeste, der charakteristische Ueberzug, der in der Jugend umgerollten Blätter, die Farbe und Form der Kätzchenschuppen, die gewim- perten Staubfäden, die linsenförmige Torusdrüse lassen auch bei näherer Untersuchung diese Stammart erkennen. Die Blätter zeigen aber den Zuschnitt der $.purpurea, sind im Alter flach, über der Mitte am breitesten und gesägt, gegen die Basis keilförmig und ganzrandig. Die entweder zu zwei Dritt- theilen oder bis zu den Antheren verwachsenen Staubfäden deuten gleichfalls auf S. purpurea und wir betrachten daher diese Weide als einen der 8. incan« nahe stehenden Bastart aus S. purpurea und S. incana. Wir fanden diese Weide bisher nur mit Staubblüthen. Auf der Donau- insel zwischen Rossatz und Dürrenstein ein baumartiges Exemplar. — Strauch- artig bei Herzogenburg an der Traisen. — Bei Gloggnitz an der Schwarza (Neilreich). — Ueberall in Gesellschaft beider muthmasslichen Stammeltern. Die $. bifida ist mit dervon Wimmer als $. incana-purpurea (Uebers. d. schl. Gesellsch. 1847. t. 1. £. 4. Flora 1848.p. 311., 1849, p. 39. Denksch. p. 151) beschriebenen und im Herb. Salic. unter Nr. 5 ausgegebenen Weide nicht zu verwechseln. Diese letztere unterscheidet sich nämlich von $. bifida durch lineale im Zuschnitte mit S. incana übereinstimmende, aber im Alter unter- seits fast kahle Blätter, die acht bis zehnmal so lang als breit sind und gewissermassen einen Gegensatz zu den Blättern der $. bifida bilden, welche, wie bemerkt, im Zuschnitt mit $. purpurea übereinstimmen aber selbst im Alter noch den weissfilzigen Ueberzug der S. incana behalten. Im Herbarium Reichhardt's fanden wir einen beblätterten Zweig einer Weide mit dem Standorte „Hütteldorfer Aue bei Wien“, welche auf das vollständigste mit den Blattexemplaren der $. incana - purpurea Wimmer’s übereinstimmt. Ohne Blüthen wagen wir es jedoch nicht sie mit derselben zu identifiziren. 25. S. incana Schrank bair. Fl. I. p. 230. — Amenta praecocia, vel subcoaetanea, subsessilia, gracilia,, arcuata vel deflexa, fructifera erecta, staminigera bis -- quater,, pistilligera quinquies— decies (plerumque sexies) longiora quam latiora. Squamae obovatae, truncatae vel'emarginatae, margine ciliatae vel glaberrimae, floseulorum staminigerum flavae unicolores vel apiee rubescentes „ floosculorum pistilligerum e viridi flavae unicolores. Torus lenti- Niederösterreichische Weiden. 105 cularis. Germen ex ovata basi elongato-conicum, glabrum, pedicellatum, pedi- cello glandulam tori bis superante. Stylus elongatus, tenuis, stigmatibus bifidis, laciniis fillfformibus, extrorsum areuatis vel recuryatis, flavis. Stamina duo, fila- mentis infra medium conmnatis et pilosis, antheris ante et post anthesin favis. Folia laneeolato-linearia vel linearia, elongata, in acumen asqualiter producta, in petiolum attenuata vel contracta, sezies—duodecies (plerumque decies) lonınora quam latiora, margine repando- dentieulata et revoluta, adolescentia utringue albo-tomentosa, subarachnoidea, adulta supra glabrescentia, sordide et obscure viridia, opaca, subtus alba, subarachnoideo -tomentosa. Nervus medius in facie superiori impressione significatus, in facie inferiori eximie prominens, glabrescens et flavescens. Nervi seeundarii supra depressi. subtus elevati, tomento arachnoideo vero tecti etyix conspiciendi. Rami subfurcati. plerumque torulosı, juniores cano tomentosi, annotini glabrescentes, cortice rufescenti vel flavescenti tecti. | Am. g' 15__40mm ]g. 6— 10mm It. Am. © 15— 45mm ]g. 5—6um If. Squam. 2—3mm ]g. Germ. 2— 3m ]g. Styl. et stigma 1mm ]Ig. Pedie. 0.5um ]g. Stam. 3—6um Ip. Fol. 40— 160mm ]g. 5—12mm It. S. incana Koch Syn. p. 562. Wimm. Flora 1849 p. 3%. Herb. Sal. Fasc. VII. Nr. 81. Fase. VII. Nr. %. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 360. Kov. Fl. exs. Vind. Nr. 976 u. 1057. — S. riparia Willd. Spee. pl. IV. p. 69. Host Salix p. 17 th. 58. 59. Ein meistens vom Boden aus reich verästeter bis drei Klafter hoher Strauch, dessen Aeste sich in fast gabelig getheilte *) Zweige auflösen. Die Zweige sind reich beblättert; die schmalen Blätter stehen genähert, sind steif nach aufwärts gerichtet und verleihen dem Strauche durch die Mischung des dunklen schmutzigen Grüns der oberen Fläche und des weissen glanzlosen Filzes der unteren Seite einen düstern grauen Farbenton. In den Voralpen, wo S. incana auch manchmal als Felsenpfianze mit $. ylabra und S. grandifolia vergesellschaftet auftritt, wird sie zwergig, erreicht kaum mehr die Höhe von 4Schuh und besitzt dann auffallend kurze Kätzchen und Blätter. Ueber- diess sind an solehen Standorten ebenso wie auf den Schotterebenen der prä- alpinen Niederung die Blätter dichter bekleidet, mehr zurückgerollt und stehen, da die Zweige dort sehr verkürzt sind, so dicht gedrängt wie bei keiner anderen Weide. — An schattigen Standorten der Donau-Auen sind die Blätter fast fach, am Rande ausgebissen gezähnelt und nur schwach bekleidet; unterseits dünn, spinnwebig-wollig, der bläulich-aschenfarbige Grundton der unteren Blattfläche, welcher sonst gewöhnlich von dem dicken weissen Filze verdeckt ist, tritt dann deutlich hervor und auch die Fieder- nerven, welche sonst gewöhnlich vom Filze verhüllt und kaum sichtbar sind, erscheinen an solchen Schattenexemplaren deutlicher und etwas vor- springend. An der oberen Seite sind aber die Nerven immer eingesenkt und *) Ueber den eigenthümlichen Wuchs der S. incana und der ihr verwandten Formen siehe p. 50. 14 106 Dr. A. Kerner: die Blattfläche daher runzelig. Die Anzahl der bis zum Blattrand verlaufenden Fiedernervenpaare schwankt zwischen 20 und 30. Die Kätzchen sind vor dem Aufblühen und zur Zeit der vollen Blüthe herabgeschlagen oder bogenförmig gekrümmt, nach dem Abblühen jedoch und zur Zeit der Fruchtreife gerade. Die zarten, dünnen Schuppen der Staub- kätzchen sind entweder hellgelb einfärbig oder an der Spitze scharlachroth an- gehaucht oder auch rostfarbig und braunpurpurn. Die Schuppen der Frucht- kätzchen sind immer einfärbig gelblich-grün. — Die Staubfäden scheinen bei S, ineana immer von der Basis an bis nahe an die Höhe des oberen Schuppen- randes verwachsen zu sein. Wir waren früher mit Wimmer *) der Ansicht, dass unter allen Weiden nur S. purpurea und deren Bastarte ganz oder theil- weise verwächsene Staubgefässe besitzen und dass die Vereinigung der Staub- fäden der S. incana an der unteren Partie nur durch die ineinandergreifenden Wimperhaare, welche die Filamente dieser Art, so wie jene der Chloriteen und Schwarzweiden bekleiden, hergestellt werde, um so mehr als.sich bei Untersuchungen an frischen Staubgefässen selbst bei leisem Auseinander- ziehen beide Fäden immer ganz leicht isolirten **). Sorgfältige wieder- holte Untersuchungen belehrten uns jedoch, dass eine wahre Verwachsung beider Fäden existire und Exemplare, welche wir aus dem Balkan, aus Siebenbürgen, Oberungarn und Krain, so wie von vielen Standorten Nieder- österreichs aus den Donauauen und den Alpen vorliegen haben, zeigen alle in ganz übereinstimmender Weise diese Verwachsung. Koch und Reichen- bach und jene Autoren, welche von diesen Beiden die Diagnosen abge- schrieben haben, übergehen ganz diese Eigenthümlichkeit. Von Anderen werden die Staubfäden als getrennt beschrieben. Host, Grenier und Godron, und Mathieu beschreiben dieselben bereits ais zur Hälfte ver- wachsen. Diese Eigenthümlichkeit, welche somit S. incana mit S. purpurea gemein hat, spricht sich auch in den Bastarten der $S. incana aus. Bei S. Wimmeri sind die Staubfäden immer an der Basis verwachsen; bei $. önter- media Host, die gewöhnlich mit freien Staubgefässen beschrieben wird, reicht die Verwachsung manchmal bis zur Hälfte und auch die Host’sche Abbildung (Saliz tb. 56. fig. 3.) zeigt deutlich an der unteren Parthie verbundene Fila- mente. Auch von $. Seringiana sagt Seringe pg. 38: „2 etamines r&unies ä leur base.“ S. incans gehört dem Süden von Europa an. Sie ist in der ganzen Mittelmeerzone heimisch und dehnt ihr Areal bis an den nördlichen Fuss der *) Denksch. d. Schles. Ges. f. vaterl. Kult. Breslau 1853 p. 148. „Alle Weidenformen, welche halb- verwachsene Staubfäden haben, sind Hybride aus S. purpurca und einer andern Art“. **), In der Einleitung p. 3% wurde daher auch noch S. incana als Beispiel für jene Form der Staubgefässe angeführt, bei welcher die Fäden im unteren Dritttheil behaart und durch die‘ ineinander - greifenden Härchen lose zusammenhärgend erscheinen, wie diess bei S. fragilis, S. glabra, etc. der Fall ist. Niederösterreichische Weiden. 107 Alpen und Karparthen aus. Die Linie, welche ihr Areal nordwärts begrenzt, zieht von Agen an den Ufern der Garonne anfänglich als nordwestliche Vege- tationslinie durch das südliche französische Plateau in die Ardennen nach Luxem- burg und Echternach bei Trier, von da als nordöstliche Vegetations-Linie in das Rheinthal nach Karlsruhe und über Pforzheim an die Donau nach Ulm- Von Ulm über Ingolstadt, Passau, Linz, Krems, Wien bis an die March bildet das Donauthal die Nordgrenze des Areals; von der March aber verläuft die Vegetationslinie wieder als eine nordwestliche entlang den Karpathen an den Oberlauf der Oder unl Weichsel nach Troppau, Bielitz und Ustron und folgt dem Bogen der Karpathen bis hinab in die Moldau, um dann als östliche Vegetationslinie in den Balkan zu ziehen. — Innerhalb des so begrenzten Areals hält sich diese Weide insbesonders an die kiesreichen Ufer der Gebirgs- ströme undan die Schotterbänke der präalpinen Niederungen, fehlt aber sowohl in den höheren Regionen über 4000‘, so wie auch in den Tiefebenen der Donau und in dem von der Weichsel und Oder durchströmten Tieflande. In Niederösterreich findet sich S. incana an den felsigen Ufern der Alpenbäche, auf den Diluyialterassen und den Schotterbänken der alpinen Zu- flüsse der Donau (Enns, Ibbs, Erlaf, Pielach, Traisen und Hallbach, Perschling, Weidlingerbach, Wien, Schwechat, Mödling, De Prein, Sirning u. Schwarza) bis in das Donauthal, dann noch vereinzelt auf Kalkfelsen in den subalpinen Thälern und truppenweise auf den Kiesflächen der präalpinen Niederungen (dem Steinfelde bei Wiener-Neustadt, der sogenannten Wilhelmsburger, Wiesel- burger. und Welser Haide) an welch’ letzterem Standorte sich als treueste Begleiter der $, incana das Epilobium rosmarinifolium und Hieracium staticefolium zu ihr gesellen. In der Höhenzone von 1500 bis 2500° in welcher die Chloriteen yer- schwinden ist sie mit S. purpurea an unseren Alpenwässern die hersrchende Weide. In den Donayauen tritt sie gleichfalls gesellig als Bestandtheil der ersten und zweiten Waldgeneration auf, findet sich aber nur streckenweise bei Enns, Melk, Rossatz, Mautern, Krems, Hollenburg, Wien; im Allgemeinen im oberen Donauthale häufiger als im Bereiche des Wiener-Beckens. In den Auen an der Mündung der Enns, so wie in den Donau-Auen bei Rossatz, Krems und Hollenburg ist sie mit Zippopha& rhamnoides und Tamarix germanica zu einem sehr eigenthümlichen Buschwalde verbunden. Sie fehlt im Bereiche des böhmisch-mährischen Gebirges mit Ausnahme des Thales, welches von der Donau durchströmmt wird. Ihre obere Grenze findet $. incan« in Niederösterreich bei 3100° (höchster Standort inder Nähe von Josefsberg.) In dieselbe Höhe fällt ihre obere Grenze in Obersteiermark. — In den baierischen Alpen jedoch ist dieselbe wie fast alle Höhengrenzen bedeutend höher gerückt und wird auf 4000‘ angegeben. 14 * 108 Dr. A, Kerner: Sect. IK. Pruinosae Koch. — Arbdores vel frutices, ramis erectis, junioribus plerumque rore caesio, abstergendo teclis. Folia ob- longo- vel lineari-lanceolata, acunmrinata, adulta glabra, sublus glauca, dum marcescunt, rufescentia. Amenta praecocia, sessilia vel breviter pedunculata, arcuala vel recla. Squamae discolores. Glandula tori oblonga, flava. Antherae post anthesin flavae. Germen sessile vel breviter pedicellatum, glabrum, compressum, acutum. Stylus tenuis. Stigmata linearia, erecto-palula, Valvae capsulae post dehiscentiam extrorsum arcualae, falcalae. 26. <= S. Wimmer? Kerner. Verh. d. z. b. Vereins I. p. 61. (incano-daphnoides). — Amenta praecocia, densiflora, arcuata, brevissime pedunculata , peduneulo foliato, staminigera oblongo-ovata, bis, pistilligera eylindrica, quater—sexies longiora quam latiora. Squamae oblongae vel oyatae, obtusae, discolores, in basi ferrugineae, apicem versus atratae, longe villosae. Glandula tori oblonga, truncata, flaya. Germen ex ovata basi conicum, acutum sub- compressum, glabrum, pedicellatum, pedicello glandulam tori aequante, plerumque ciliato. Stylus tenuis, elongatus. Stigmata lineari-oblonga, erecto - patula. Valvae capsulae post maturitatem extrorsum arcuatae, falcatae. Stamina duo, infra medium pilosa, in basi cohaerentia. Antherae flayae. Folia oblongo- lanceolata vel lineari-lanceolata, adolescentia revoluta , utringque albido-arach- noideo-tomentosa, adulta supra obscure viridia, glabra et subnitida vel villo albido abstergendo tecta et opaca, subtus albido-glauca, glabrata , summa tantum arachnoideo - tomentosa. Ramuli fragiles, juniores arachnoidei, adulti glabrati, obscure olivacei vel atrosanquinei, biennes plerumque pruinosi. Am. J 22 —40mm ]g. 12—22mm ]t. Am. © 22— 40mm ]g, 6—$mm It, Squam. 2—3mm ]g, Gl. tori 0.5mm]g. Germ. 2—2,5nm ]Ig. Styl, imm Ig. Stigm. 0.5—1mm ]o. Stam. 8—10mm ]g. Fol. 60-105nm ]g. 12— 24 It. S. Wimmeri Kerner Flora 1852. p. 511. Wimm. Herb. Sal. Nr. 88 u. Text zu Fasc. VII. — S. ineano-daphnoides Wimm. Jahresb. d. schles. Gesellsch. 1852. p. 6%. Denksch. p. 158. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 256. Die hier beschriebene Weide, welche wir vor acht Jahren zuerst in mehreren ® baumartigen Exemplaren auf einer Donauinsel zwischen Düren- stein und Rossatz auffanden und nach Herrn Direktor Wimmer, dem die Wissenschaft vor Allen den richtigen Einblick in. das vielgestaltige Volk der Weiden verdankt, benannten, wurde inzwischen von C. Erdinger mit Staubkätzchen in den Donauauen bei Krems und ebendaselbst auch von uns in mehreren Fruchtkätzchen tragenden Sträuchern aufgefunden. Sie findet sich an beiden Standorten mitihren wahrscheinlichen Stammältern 9. incana Niederösterreichische Weiden. 169 und $. daphnoides und mit Hippopha£ rhamnoides auf angeschlemmten Sand- boden als Bestandtheil der zweiten Waldgeneration der Donauinseln (500°). — Bei Krems erscheint sie nur in Strauchform; bei Rossatz jedoch erhebt sie sich in Baumform zu 5 Klaftern Höhe. — Sie stellt ein genaues Mittelglied zwischen ihren beiden wahrscheinlichen Stammältern dar. In der Form der Staubfäden, Fruchtknoten, Griffel und Narben stimmt sie mit 5. daphnoides fast vollkommen überein. Die Staubfäden sind aber an der Basis verwachsen und mit zerstreuten Haaren besetzt. Die Fruchtknoten sind gestielt und der Frucht- knotenstiel , welcher der Torusdrüse an Länge gleicht, behaart. — Die Kätz- - chen sind kurz gestielt und an der Basis mit zeitlich abfallenden an dem Kätzchen- stiele sitzenden Blättchen umgeben, während die sitzenden Kätzehen der S. daph- noides ander Basis niemals solche Blättchen wahrnehmen lassen. Sie sind zur Zeit der vollen Blüthe bogenförmig: abwärts gekrümmt, wodurch insbesondere die vollen dicken Staubkätzchen eine sehr eigenthümliche Form bekonımen. Die Staubfäden hängen an der Basis etwa '/. Millim. weit zusammen und erinnern hierdurch an S.incana. — In der Form, so wie in der Bekleidung der Blätter ist diese Blend- lingsart sehr wechselnd. Zur Zeit der Entfaltung tragen die Blätter den Typus der S.incana; sie sind am Rand zurückgerollt, beiderseits in dichten weissen glanzlosen Filz eingehüllt. Zuerst verliert sich diese Bekleidung von der oberen Blattfläche; der schmutzig-weisse matte Filz hängt dann nur mehr lose an der oberen Seite an, lässt sich leicht mit den Fingern abwischen und alsbald ist die obere dunkelgrüne Blattfläche fast ganz kahl und nur mehr die untere Seite von weissen Filze bedeckt. Im Alter endlich erscheinen die Blätter meistens vollständig kahl, sind flach, oberseits etwas glänzend und unterseits mit bläulich-weissem Reife überzogen und haben dann grosse Aehnlichkeit mit jenen der S. daphnoides. — In der Neryatur schliesst sich $S. Wimmer: mehr an S. incana an. Die Nerven sind an der unteren Fläche gelblich oder rostfarbig und schneiden sich ganz zierlich aus der matten bläulich-weissen Blattseite heraus. Die Fiedernerven erscheinen daselbst etwas kräftiger, treten unter stumpferen Winkeln ab und sind in grösserer Anzahl vorhanden als an S. daphnoides, so zwar, dass bei S. Wimmeri 20—25 bis zum Rand verlau- fende Fiedernerven erscheinen, während sich bei S. daphnoides deren Zahl auf 12—15 beschränkt. Die obere Fläche der ausgewachsenen Blätter ist glatt; die Nerven sind dort weder vorspringend wie bei S. daphnoides, noch auch eingesenkt, wie jene der S. incana. — Der hechtblaue Reif der Rinde er- scheint insbesonders an den ein- und zweijährigen Zweigen und tritt manch- mal erst während des Trocknens aus der Rinde hervor. 27. 8, daphnoides Nill. Prosp. p. 5l. — Amenta praecocia, sessilia, densiflora, staminigera recta, oyata, maxima inter omnes Salices, fere bis longiora quam latiora, pistilligera cylindrica, quater longiora quam latiora. Squamae ovatae, acutiusculae, discolores, in basi ferrugineae, versus apicem atratae, longissime villosae. Glandula tori oblonga, truncata, flava. basin 110 Dr. A. Kerner: germinis superans. Germen sessile vel brevissime pedicellatum, ovato-conicum,,. acutum, compressum , glabrum. Stylus tenuis, elongatus. Stigmata linearia, erecto-patula post anthesin conniventia. Valvae capsulae post maturitatem extrorsum arcuatae, falcatae. Stamina duo, ibera, ylabre, antheris flavis. Folia oblongo-lanceolata, plerumque abrupte acuminata, ter et semissi—quinquies longiora quam latiora, serrata, adolescentia nonnunguam sordide vel ferrugineo- villosa, adulta semper glaberrima, supra viridissima et splendentia, subtus glaucescentia et opaca. Stipulae lanceolatae vel semicordatae, dentatae. Ramuli fragiles, juniores nonnunguam birsuti, adulti glaberrimi, e viridi flavescentes vel rubescentes. Aami juniores rore caesio, abstergendo tecti. Am. Jg 30 - 56mm ]g. 16—283mn lt. Am. Q 25 — 50mm ]g. 8—12um It, Squam, 33mm Jg. Gl. tori 0.5mm lo. Germ. 2—3um ]g, Styl. jum Ig. Stigm. 0.5—1mm ]g. Stam. 8—41mm ]o. S. Beine Vill. Hist. d. pl. d. Dauph. II. p. 765. Koch Syn. p. 559. Wimm. Flora 1849. ?- 33. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 255. — 8. cinerea Host Salix p. 8. tb. 26. 27. Variat foliorum forma: a. Tatifolia. Folia ter — quater longiora quam latiora, oblongo- lanceolata, abrupte acuminata, subtus glauca, adolescentia cum ramulis hirsuta. Stipulae semicordatae. Fol, 60— 140mm ]g. 18— 32mm It. S. einerea Willd. sec. Link et Koch. — S. daphnoides Wimm. Herb. Salic. Nr. 28. b. angustifolia. Folia quater — quinquies longiora quam latiora, obverse - lanceolata, supra medium latissima et abrupte in acumen tenue producta, glaberrima, subtus leviter glaucescentia vel virescentia. Stipulae lanceolatae vel lineari-lanceolatae. Ramuli glaberrimi. Fol. 60— 100mm ]g. 12 — 20mm It. S. praecoxz Hoppe et Willd. sec. Koch. — S. daphnoides Fries. Nov. Fl. suec. M. I. p. 46. Herb. norm. Fase. VI. Nr. 54. Wimm. Herb. Salic. Nr. 37. Erwächst gewöhnlich zu einem zwei bis fünf Klafter hohem Baume, der in der Regel nur als solcher und nur ausnahmsweise auch als Strauch zur Blüthe gelangt. Die blühreifen Zweige zeichnen sich schon im Herbste durch die grossen Blüthenknospen aus. In den ersten milden Tagen des Jahres werden die Knospenschuppen abgeworfen und die in dichten weissen Pelz gehüllten grossen Kätzchen werden sichtbar, Die erste von allen Weiden entfaltet dann $. daphnoides die grossen goldigen Staubkätzchen, die den süssesten Honigduft aushauchen und gewöhnlich von Bienen reich- lich umschwärmt werden. — Die Blätter haben in der Nervatur einige Aehnlichkeit mit jenen der Chloriteen, so wie mit S. glabra, an welche wir sie auch hier anknüpfen und zeichnen sich namentlich dadurch aus, dass die zarten, fast haarfeinen Fiederneryen an der oberen und unteren Blattflläche gleichmässig vorspringen. Auch dadurch kommen sie mit den Blättern der 5. glabra überein, dass die obere Fläche sich glänzend und Niederösterreichische Weiden. 111 fast wie- gefirnisst ansieht, während die untere Seite matt und bläulich bereift erscheint. — Die Zweige sind kurz, etwas brüchig und die zwei bis fünfjährigen Aeste sind mit bläulichem abwischbaren Wachsüberzuge bedeckt, der insbesondere nach dem Abdorren oder nach künstlichem Trocknen aus der Rinde heryortritt. Die Fruchtkätzchen sind im Gegensatze zu den abwärts gebogenen Kätzchen der S.incana, gewöhnlich bogenförmig aufwärts gekrümmt. Die Fruchtknoten sind glänzend grün, stark zusammengedrückt, fast zwei- schneidig lanzettlich und sitzen so auf der Spindel, dass ihr längerer Quer- durchmesser mit der Achse des Kätzchens parallele Lage hat. Die behaart-blättrige Form a. scheint das Erzeugniss eines günstigeren Standortes zu sein, da meistens das Ausmass ihrer Blätter grösser ist, als jenes der kahlen Spielart. — Fries hebt zwar hervor, dass in Skandinavien nur die letztere Form erscheine und hält die behaarte Spielart auf die Alpen beschränkt, was jedoch unrichtig ist, da diese auch in Norddeutsch- land neben der kahlen Varietät gefunden wird. In Europa ist S, daphnoides auf den mittleren und westlichen Theil beschränkt, und ihr Areal wird durch eine Linie umgrenzt, welche im Norden von Norwegen (62° n. B. Guldbrandsdalen am Glomen) und Schweden (Dalekarlien am Dalelf) in das westliche Russland (Petersburg) zieht, von da nach Süden umbeugt, sich durch Galizien in die westlichen Karpathen an die Waag fortsetzt und dann über Pressburg und Wien, durch Steier- mark (Leoben, Gratz) als südöstliche Vegetationslinie an die Mündung des Tessin und in das mittägige Frankreich hinzieht. Ein hievon getrenntes Areal dehnt sich ın Asien von Persien über das Gebiet des Altai und baikalischen Sibiriens aus. — In Ostindien scheint sie aus Europa eingeführt. — Innerhalb der Grenzen ihres Vorkommens ist sie in Europa vorzüglich an den Ufern der Flüsse der Gebirgsländer und in der baltischen Niederung zu Hause. Trockenes Klima scheint sie nicht zu ertragen. Bei Pest gepflanzte Exemplare kümmerten einige Zeit und gingen bald vollständig ein. Sie fehlt daher auch den kontinentalen Bezirken und dem Südosten Europas. In Niederösterreich findet sie sich vereinzelt oder in kleinen Gruppen zwischen anderen Weiden durch das ganze Donauthal so wie entlang den Seitenflüssen dieses Stromes, und steigt in den Thälern der Alpen bis zu 21400‘, in den Thälern des böhm.-mähr. Gebirges bis zu 800° hinan. (An der Ibbs bis Lakenhof, an der Erlaf bis Scheibbs, am Aggsbach bei Wolfs- stein, an der Traisen bis Türnitz, an der Schwarza bei Reichenau, an der Wien bis Mauerbach, am Weitenbach bis Leimbach, an der Krems bis Senftenberg, am Kamp bei Haindorf, an der Schmida bei Wiesendorf.) Im oberen Donauthale und an den westlichen Zuflüssen der Donau häufiger als ostwärts; insbesonders an der Traisen bei St. Pölten und Wilhelmsburg und an der Erlaf bei Wieselburg und Weinzierl, wo sie schon von Host als häufig angegeben wird. 112 Dr. A. Kerner: An den alpinen Zuflüssen der Donau findet sie sich strauchartig auch auf Schotterbänken. Auf den Donauinseln hingegen erscheint sie nur sehr selten in Gesellschaft niederer Buschweiden (S. purp. und S. amygd.) als Bestandtheil der ersten Waldgeneration auf Schottergrund und siedelt sich dort meistens erst als Bestandtheil der zweiten Waldgeneration an. Sie ist dann als solcher ein gewöhnlicher Begleiter von S. incana. Sie fehlt bei uns auf ganz kalklosem Substrate ebenso wie auf kumusreichem Moorboden und liebt insbesonders etwas sandigen Lehm. In Tirol und Baiern fällt ihre obere Grenze auf 4000°, in Nieder- österreich auf 2100. Ihre natürliche obere Grenze ist somit in Niederöster- reich um fast 2000‘ deprimirt, offenbar eine Folge der mehr kontinentalen Lage Niederösterreichs, welches Land, wie oben erwähnt, von der das Areal der Pflanze gegen den kontinentalen Südosten abgrenzenden Vegetations- linie berührt. wird. In der Nähe der Bauernhäuser in den Alpen wird $. daphnoides nicht selten gepflanzt und gedeiht dort kümmerlich noch in Höhen „ die über ihrer ursprünglichen oberen Höhengrenze liegen, wie z. B. auf der Ginselhöhe bei Scheibs (2500°) und bei Annaberg noch in einer Höhe von 2900. — Da ihre grossen, vor dem Aufblühen in einen weissen sammtigen Pelz gehüllten schönen Kätzchen unter allen einheimischen Weiden die ersten die Knospen sprengen und besonders in die Augen fallen, so schneidet man in den österreichischen Gebirgsgegenden insbesondere von dieser Weide am Palmsonntage die Reiser, um sie mit den immergrünen Blättern der Stechpalme, des Epheus, Buchsbaumes, Sinngrüns und Sadebaumes strauss- förmig zu den sogenannten „Palmbuschen“ zu binden. Diese werden, nach- dem sie in der Kirche geweiht wurden, unter gewissen Förmlichkeiten über der Thüre, dem Fenster oder einem Heiligenbilde in der Meinung befestigt, dass dadurch das Haus vor dem Einschlagen des Blitzes gesichert sei. Diese Sitte scheint durch den grössten Theil des deutschen Alpenlandes ver- breitet zu sein und hat der 8. daphnoides den Namen Palmweide oder Palmreis erworben. „Im Vatikan bedient man sich Palmsonntags echter Palmen, Die Kardinäle beugen sich Und singen alte Psalmen, Dieselben Psalmen singt man auch, Oelzweiglein in den Händen, Muss im Gebirg zu diesem Brauch Stechpalmen gar verwenden, Zuletzt, man will ein grünes Reis, So nimmt man Weidenzweige. . .* Göthe. Niederösterreichische Weiden. 113 Seet. X. Nigricantes. — Frutices ramis brevibus, patentibus, non pruinosis. Folia lata, ellyptica, ovata vel lanceolata, breviter acula, glabra wel pubescentia, supra milida, sublus opaca el plerumgue glauca, dum marcescunt nigricantia. Amenta coae- tanea, peduneulala vel subsessilia, recla. Squamae discolores vel concolores. Glandula tori truncata, subquadralta, flara. Antherae post anthesin flavae. Germen glabrum vel tomen- tosum, pedicellatum, in stylum elongalum produclum. Stigmata patentia, biloba, crassiuscula. Valvae capsulae post dehiscentiam eireinatae. 28. 8, ylabra. Scop. Fl. carn. II. p. 255. — Amenta coaetanea, peduneulata, pedunculo foliato, staminigera densiflora, oblonga, bis terye longiora quam latiora, squamis lineari-lanceolatis, luteis, apice rubescentibus, pilosis , pistilligera eylindriea, laxa, quater — sexies longiora quam latiora, squamis ovatis, obtusis, concoloribus e viridi flavis, pilosis. Glandula tori trun- cata, subquadrata. (rermen glabrum, ovato-conicum, in stylum elongatum pro- ductum, pedicellatum, pedicello plerumque piloso, glandulam tori vel vix vel duplo superante. Stigmata crassiuscula, patentia, emarginata vel biloba. Val- vae capsulae post maturitatem extrorsur arcuatac, circinatae. Stamina duo, filamentis infra medium villosissimis, antheris ante et post anthesin flavis. Folia ellyptica vel obovata, rarius lanceolata, bis longiora quam latiora, bre- vissime acuta, serrata, adolescentia et adulta glaberrima, supra laete viridia, splendentia, subtus caesio-glauca, utrinque nervis subelevatis venosa, dum mar- ceseunt nigricantia. Stipulae semireniformes. Ramuli flexibiles juniores et adulti glaberrimi. Am. g 16—30mm ]g. 6—14mm It. Am. © 20—45mm ]o. 510mm Ik. Squam. 1.5—4mm ]g. Germ. Q—4am ]o, Styl. et stigm. Imm lg. Pedic. 0.5—1m ]g, Stam. 5— 6m ]g. Fol. 30— 88mm ]g. 15— 42mm It. 8. Wulfeniana Host Salix p. 29. tb. 95. 96. — 8. corruscans Host tb. 9. fig. 1-3 (exel. fig. 4—6 ad S. arbusculam pertinentes). — S. glabra Koch Syn. p. 565. Wimm. Herb. Salic. Nr. 78 et 79. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 254. Ein kleiner, höchstens drei Schuh hoher Strauch mit zähen, dicken, kurzen, armblättrigen Zweigen. Die längsten einjährigen Triebe sind 2 Decim. lang und mit 10 Blättern besetzt; in der Regel beträgt aber die Länge eines jährigen Triebes nieht mehr als 2—3 Centim. und die Anzahl seiner Blätter gewöhnlich nur: vier bis sechs. Die meist elliptischen breiten Blätter sind oberseits freudiggrün, stark glänzend, wie lackirt, unterseits see- grün und matt, beiderseits von den im Trocknen etwas stärker vorspringen- den zarten, fadenförmigen Nerven geadert. Die Anzahl der bis zum Rand verlaufenden Fiederneryen schwankt zwischen 10—16. Der Blattstiel ist 15 114 Dr. A. Kerner: 1% —)s so lang als der Längendurchmesser der Blattspreite. Blätter und Zweige sind zu allen Zeiten vollständig kahl, werden im Verwelken und beim Trocknen in feuchter Wärme schwarz und färben feuchtes Papier, auf welches sie zu liegen kommen, mit schwarzen Flecken. Nebenblätter finden sich nur an sehr üppigen Sprossen; sie sind halbnierenförmig, am Rande ge- sägt und so wie die Blätter zweifarbig. In subalpinen Thälern sind die Kätzchen fast sitzend und die Blätter des sehr kurzen Kätzchenstieles klein, lanzettlich und ganzrandig, in höheren Regionen aber ist die kätzchentragende Achse verlängert und mit 4—5 grossen, den Blättern der anderen Zweige gleichgestalteten, gesägten Blättern bekleidet. Zur Zeit der Fruchtreife sind die Kätzchen ähnlich jenen der S. arbuscula gewöhnlich sehr verlängert und locker, und ihre Spindel erreicht dann nicht selten die Länge von 8 Centim. Die Schuppen der Staub- kätzchen sind goldgelb und entweder nur an der Spitze scharlachroth ange- haucht, oder weit hinab roth überlaufen, jene der Fruchtkätzchen aber immer einfarbig gelbgrün. Zur Zeit des Aufblühens sind die Schuppen von zerstreuten geraden Haaren lang gewimpert, während des Blühens aber fallen die Haare ab und im letzten Stadium der Blüthe erscheinen die Kätz- chen gewöhnlich ganz kahl und bieten in dem Wechsel der gelben Antheren und der scharlachroth bemalenen Schuppen eine ganz hübsche Farbenmischung dar. Die Staubfäden sind bei keiner Weide so dicht zottig, wie bei S. glabra. Die Behaarung beginnt unterhalb der Mitte und setzt sich manch- mal auch auf die Kätzchenspindel fort. Auch die Fruchtknotenstiele sind gewöhnlich mit zerstreuten Haaren besetzt, sonst aber erscheint die ganze Weide vollkommen kahl und verdient mit vollem Recht den ihr von Scopoli gegebenen Namen. Von der ähnlichen $. nigricans, mit der sie von Bertoloni (Fl. ital. X. p- 312) ohne weiteres vereinigt wurde, unterscheidet sie sich durch die Kahlheit der jungen, krautigen Zweige, die geringere Anzahl der Blätter an den jährigen Trieben, die grössere Anzahl der näherstehenden Fiedernerven, durch das auf der oberen stärker glänzenden Blattfläche etwas vorspringende Adernetz, die schmächtigeren Kätzchen, die goldgelben, (nicht grünlichen) an der Spitze scharlachrothen (nicht purpurnen) Schuppen der Staubkätzchen, die einfärbig gelberünen (nicht zweifärbigen) Schuppen der Fruchtkätzchen, endlich durch die diekeren, zottigen Staubfäden und die kürzer gestielten Fruchtknoten. — Die ähnliche S. hastata zu der die S. glabra früher von Koch (Comm. de sal. europ. p. 43) als Varietät gezogen wurde, besitzt glanzlose, im Verwelken braun werdende Blätter, lang-zottige Kätzchenschuppen und kürzeren Griffel, und S. arbuscula unterscheidet sich von $. glabra durch die nicht schwarz werdenden Blätter, purpurn bemalene Kätzchenschuppen, behaarte Fruchtknoten, fädliche Narben, kahle Staubfäden und sichelförmig auswärts gekrümmte (nicht schneckenförmig zurückgerollte) Kapselklappen. Manchmal findet sich 8. glabra mit $. nigricans an derselben Lokalität Niederösterreichische Weiden. 115 (z. B. Mausrodel bei Lunz) und zeichnet sich dann durch etwas spätere Blüthezeit aus. Sie ist auf die östlichen Alpen beschränkt, *) und findet sich auch in diesen nur auf dem Kalkboden der nördlichen und südlichen Kette. Eine Linie, welche von den Quellen der Iller an den Gardasee zieht, bezeichnet die westliche Grenze ihres Areals. Vom Gardasee angefangen, ist sie aber ebenso, wie von den Allgäuer-Alpen an in östlicher Richtung eine häufige Weide und findet sich im nördlichen Kalkalpenzuge in den tyrolischen, salzburgischen, obersteirischen und oberösterreichischen Alpen bis in die Alpen Niederösterreichs zum Schneeberge verbreitet. Sie verbindet sich in unsern Alpen mit Zthododendron hirsutum und Chamaecistus, Erica carnea und Salix grandifokia zu einer sehr cha- rakteristischen Strauchformation, welche in tieferen Regionen die schattigen feuchten Felsterrassen überkleidet und sich in den höheren Lagen an die Hecken der Krummföhren anlehnt. Niemals fand ich sie iiber die nördliche Vegetationslinie des Zhododendron hirsutum hinausgehend. Die nördlichsten Punkte ihres Vorkommens in Niederösterreich sind: Felsen am Gruebberg bei Gaming, Lakenhof am Fusse des Oetschers, Lassingfall bei Josefsberg und Felsen an der Schwarza nördlich von Schwarzau, gegenüber der Fal- kenwand. Südlich von der durch diese Standorte bezeichneten Linie findet sie sich auf allen Kalkalpen von der Esslingeralpe an über das Hochkar, den Dürenstein, Oetscher, Göller, die Raxalpe bis zum Schneeberge und in den Thälern bei Göstling, Lunz, Neuhaus und St. Aegyd. Ihre untere Grenze fällt in Baiern auf 4300‘, in nördlichen Tyrol auf 3000‘, in Oberösterreich auf 1800‘, in Niederösterreich auf 1900‘. Ihre obere Grenze fällt in Baiern auf 6100° in Tyrol auf 5000. In Niederösterreich findet sich 8. glabra bis an die höchsten Kuppen des Hochkars zu 5922‘ verbreitet; noch höher je- doch rückt ihre Grenze auf der benachbarten obersteirischen Hochschwab- gruppe, wo ich in den Hirschgruben ober der Hochalm ıhre obere Grenze mit 6302° bestimmte. 29. = 8. subgladbra — (glabra-nigricans). — Amenta coaetanea, Cy- lindrica , laxa, ter — quater longiora quam latiora, pedunculata, pedunculo foliato. Squamae obovatae, obtusae, concolores, e viridi flavae, sparsim pi- losae. Glandula tori truncata, subquadrata. Germen oyato-conicum, glabrum, in stylum elongatum productum, pedicellatum, pedicello glandulam tori duplo superante. Stigmata patula, biloba, cerassiuscula. Folia subrotunda vel ellyp- tiea et bis longiora quam latiora, serrata, adolescentia in mervis subtus pu- bescentia, adulta glaberrima, supra nitida, subtus glauca, dum marcescunt nigricantia. Stipulae semicordatae. Ramuli juniores pubescentes adulti glabri, cortice flavescenti tecti. *) Der vereinzelte Standort auf Kola im arkt. Russland (Fellm. Ind. Kola Nr, 21) beruht höchst wahrscheinlich auf einer Verwechslung. er. 116 Dr. A. Kerner: Am. @ 20—36mm ]g. 6—Smm ]t, Squam. Qmm ]o. Germ, 2—Amm je, Styl. et stigm. Imm ]g. Pedic. Imm ]g. Ein kurz- und diekstämmiger, 1—2 Schuh hoher Strauch vom An- sehen der S. glabra, der auch in den Blüthen fast &anz mit dieser Weide übereinkommt, sich aber durch kürzere Kätzchen so wie durch behaarte Junge Zweige und Blätter an die S. nigricans anschliesst. Die Blätter sind oberseits auch weniger glänzend als jene der S. glabra und an den jungen Blättern ist das Netz der Nervenanastomosen wie bei S. nigricans etwas eingesenkt. An den ausgewachsenen Blättern ist die Fläche glatt oder von den etwas erhabenen Fiedernerven durchzogen. — Durch die grössere Zahl der Fiedernervenpaare (gewöhnlich 10) so wie durch die geringe Anzahl der Blätter (5—6) der einjährigen Triebe und die gelbliche, etwas häutige Rinde der Aeste nähert sich jedoch $. subglabra wieder mehr der S. glabra. Auf Kalkfelsen am Lassingfalle bei Josefsberg und in der Mausrodel bei Lunz (2200%). An beiden Standorten in Gesellschaft der zwei nahe ver- wandten wahrscheinlichen Stammältern. — Im Wiener bot. Hofkabinete befinden sich von Zois gesammelte Exemplare unter den Namen $. phylieifolia aus Krain, welche mit dem oben beschriebenen Bastart vollkommen übereinstimmen. 30. S. nigrieans Smith in Transact. of the Linn. soc. VI, p. 120. — Amenta praecocia brevissime pedunculata, vel coaetanea et longe pedun- ceulata, pedunculo foliato, staminigera densiflora, oblongo-oyata, semel—bis longiora quam latiora, pistilligera ovata vel cylindrica, laxa, bis longiora quam latiora. Squamae lanceolatae in basi virides, versus apicem fuscae vel purpureo-nigrieantes, plus minusve pilosae. Glandula tori truncata, subqua- drata. Germen glabrum, ovato-conicum, in stylum elongatum productum, pedicellatum, pedicello glandulam tori bis terve superante. Stigmata crassiuscula, patentia, emarginata vel biloba. Valvae capsulae post dehiscentiam eir- cinatae. Stamina duo, filamentis infra medium pilosis vel glaberrimis, antheris flavis. Folia lanceolata, vel ovata vel obovata vel ellyptica vel rotunda, semel—ter longiora quam latiora, serrata vel margine undulato-crispa, «ado- lescentia plus minusve pubescentia et supra venis depressis subrugosa, adulta glabrata vel villosa, supra viridia, subnitida, laevigata, subtus vel pallide viridia vel glauea et apice solummodo virescentia vel tota facie glauca, meirvis elevatis reticulato-venosa, dum marcescunt, nigricantia. Foliola amentis subjecta vel foliorum forma et margine serrata, vel squamaseformia et inteßra, Stipulae semicordatae, serratae. Ramuli flexibiles, juniores pubescentes, adulti glabrati. Am. g 10—25um ]g, 8—A6mm ]t. Am. 2 10—30mm ]g. 6—415mm Ik, Squam. 1.5—3mm ]g. Gl. tori 0,5mm]o. Germ. 2—4"m ]g, Styl et stigm. 4—2um ]o, Pedic. 1—1.5mm ]g. Stam. 6—-8mm Ip, Folia 24—90um ]g. 12— 35mm It, S. phylieifolia L. suec. Nr. 880 (sec. Wahlenb.) Koch comm. de sal. europ. p. 40. — 8. nigricans Fries Nov. Fl.suec.M.I. p.5%. Koch Syn. p.563. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 363. — Saliz Niederösterreichische Weiden. 117 nigricans est mirum in modum variabilis salix, cujus formae multis nominibus descriptae sunt. In Austria inf. oceurrit semper germinibus et pedicellis glabris, in confinibus locis Styriae superioris autem ad ripas fluvii Mürz prope Kapellen formas eum pedicellis villosis et germinibus hirtis inveni ad var. ß. eriocarpam Ko ch Syn. p. 563 (8. nigricans 2. capsulis villosis Fries. Nov. M. I. p. 52, Herb. norm. Fasc. VII. S. nögricans Wimm. Flora 1849 p. 37. S. nigr. b. vestita Gr. et. Godr. Fl. d. Fr. p. 438) pertinentes. Formas Salicis nigricantis in monografia salicum Austriacarum ab Hostio (Salix tb. 74—86) deseriptas ad S. nigricantem &. leiocarpam Neilr. Fl. v. N. Oest. p- 263. (S. phylieifoßa Wahl. Fl. carp. p. 318. — 8. nigrieans b. capsulis glabris Fries Noy. M. I. p. 52. Herb. norm. Fasc. V. — S.nigrieans Wimm. Herb. Salic. Nr. 24. — S. nigr. a. nuda Gr. et. Godr. Fl. d. Fr. p. 438) pertinent et praecipue foliorum forma ab Hostio distinetae sunt. Variat autem foliorum forma: a, rotundifolia. Folia ex orbiculato ov ata, semel—semel et semissi longiora quam latiora, basi subcordata, crenato-serrata. adolescentia supra et subtus pubescentia, adulta supra glabra, subtus in neryis pubescentia, glauca vel virescentia. S. aurita Host Salix p. 24 tb. 78. Formam cum descriptione et icone Hostii convenientem in monte Preiner Gschaid inveni. b. menthaefolia. Fola subrotunda vel ellyptica, semel et semissi—bis longiora quam latiora, recur vato-apiculata, basi rotundata vel subceordatas, margine undulata vel crispa, serrata, supra rugosa, puberula, subtus glauca, cano-hirsuta, ab apice ad basin glabrescentia et virescentia, adulta deinde saepe supra et subtus glabra et viridia. S. menthaefolia Host. Salix p. %+ tb. 79. 80. Formam acuratissime cum diagnosi et iecone Hostii eonvenientem ad fontem ad Neubruck prope Scheibbs legi. e. concolor. Folia ellyptica et ovata, semel et semissi—bis longiora quam latiora, basi subcordata vel rotundata, margine plana, dentato-serrata, Juniora utrinque pubescentia, adulta supra glabra, subtus in nervis pilosa, pallidiora, attamen viridia. S. rivalis Host Salix p. 25 tb, 81. 82. Prope Josefsberg ad fontes fluvii Erlaf hane formam ab Ho- stio descriptam inveni. d, glaucescens. Yolia ovata, semel et semissi — bis longiora quam latiora, breviter acuminata, basi rotundata, margine plana, crenulato- serrata, juniora pubescentia, adulta supra glaberrima, subtus glabra vel in nervis pilosa, glauca, versus apicem saepe virescentia. S. glaucescens Host Sal. p. 23 tb. 76. 77. (foliis adultis subtus glaberrimis.) — S. vvata Host Sal. p. 3. tb. 74. 75. (foliis adultis subtus in nervis pilosis.) — 8. nigricans Kov. Fl. exs. Vind. Nr. 1060. 1061. Wimm. Herb. Sal. Fasc. IV. Nr. 42. — Fratices g) ad Bockbrunn prope Kaltenleutgeben crescentes cum 8. glauceseenti Host conveniunt, fru- tices autem in pratis turfosis prope Moosbrunn, partim ad S. ovatam H,stii, partim ad proximam formam accedunt. e. parietariaefolia, Folia ovato- vel obovato -lanceolata, versus basin et apicem attenuata et breviter acuminata, bis — bis et semissi longiora quam latiora, crenato-serrata, juniora utrinqgue pubescentia, adulta supra glabra, subtus pubescentia, glauca, apicem versus yirescentia. S. parictariaefoia Host Sal. p. 26. tb. 85. 86. (foliis adultis subtus villosis.) — S. prunifolia Host Sal. p. 25. tb. 83. 84. (folis adultis subtus glabrescentibus.) — Ad ripam fuvü Oiss prope Gössling et ad Annaberg ad fontes Auvii Erlaf formas hinc pertinentes reperi. 118 Dr. A. Kerner: Ein vom Boden aus vielästiger Strauch mit aufrechten oder sparrig ab- stehenden, braunrindigen Zweigen, der durch sein dunkles Laubwerk ein düsteres Aussehen bekommt. Gewöhnlich erreicht er Manneshöhe, seltener erhebt er sich bis zu zwei Klaftern. Er mahnt in seiner Erscheinung lebhaft an die Sahlweiden und schliesst sich auch in der Neryatur der Blätter an dieselben an. Aehnlich wie bei $. Caprea sind die bis zum Rand verlaufenden Fiedernerven verhältnissmässig weit entfernt und etwas hin- und hergebogen. Ihre Anastomosen treten an der unteren Blattfläche noch deutlich hervor und bilden dadurch auf dieser Seite ein vorspringendes Adernetz. An der oberen Seite der jungen sich entfaltenden Blätter sind dieselben etwas eingesenkt, und hierin ist ganz vorzüglich ein Merkmal gegeben, wodurch sich das Blatt der S. nigricans von dem im Zuschnitte sehr ähnlichen Blatte der S. arbuscula und $. glabra unterscheidet, indem bei diesen, ganz so wie bei den Chloriteen und der $. purpurea das zarte Nervennetz der Ana- stomosen an der oberen Seite der jungen sich entfaltenden Blätter niemals eingesenkt, sondern im getrockneten Zustande sogar etwas erhaben ist. — Die Anzahl der Fiedernervenpaare ist bei S. nigricans eine vergleichs- weise geringe und schwankt zwischen 6 und 12, während an $. arbuscula und S. glabr& die Anzahl derselben zwischen 10 und 16 wechselt. — Die Bekleidung der Blätter ist ganz die der Sahlweiden. Die von den Nerven zuletzt schwindenden Haare sind kurz und abstehend und fühlen sich, wenn sie das Blatt dicht bekleiden, sammtig an. Die jungen noch krautigen Triebe ebenso wie die Knospendecken sind immer kurz flaumig, während jene der S. arbusceula und S. glabra immer vollständig kahl erscheinen. — Die obere Blattfläche ist dunkel, fast schwärzlichgrün, wenig glänzend; die untere, gewöhnlich von der Basis an gegen die Spitze bläulich bereift, an der Spitze aber blassgrün, so dass das Blatt aussieht, als wäre der blaue Reif von der Spitze weggewischt worden. Manchmal schwindet aber dieser Ueber- zug bis zur Basis oder fehlt auch schon von Jugend an &anz, und die Blätter erscheinen dann an der unteren Fläche glanzlos grasgrün. — Die Blätter werden so wie jene der $. glabra und $. subglabra im Verwelken schwarz und färben feuchtes Papier nach längerem Liegen mit schwarzen Flecken, während die Blätter der $. arbuscula und S. hastata im Verwelken rostfarbig werden. Die Kätzchen sind kurz, bei den in der Ebene oder in tieferen Höhen- lagen des Berglandes vorkommenden Sträuchern manchmal sitzend, bei den subalpinen Exemplaren dagegen immer gestielt und der Stiel beblättert. Die Kätzchenspindel ist dicht wollig. Die Schuppen sind grünlich, gegen die . Spitze zu purpurn oder rostfarbig. Die Staubfäden sind im Vergleich mit jenen der S. glabra dünner und zarter, viel weniger zottig und gewöhnlich nur gegen die Basis von zerstreuten Haaren bewimpert. Die Fruchtknoten sind schmal, zur Zeit der Blüthe an der oberen Hälfte kaum dicker als der Griffel ; die Narben wachsartig glänzend, dicklich, zweispaltig, jenen der $. pentandra Niederösterreichische Weiden. 1 19 und $. fragilis sehr ähnlich. Die Klappen der aufgesprungenen Kapsel sind gleich jenen der Sahlweiden schneckenförmig zurückgerollt. Die S. nigrieans ist eine der verbreitetsten Weiden, welche in Europa von Calabrien hinauf bis Kola und von der baltischen Ebene bis an den Ural hin vorkommt. In den südlichen Gegenden ist sie auf die Gebirgsthäler beschränkt, im mittleren und nördlichen Gebiete aber steigt sie bis in die Niederungen herab. — Dabei fehlt sie auf weite Strecken, um dann oft plötzlich an einem vereinzelten Standorte wieder aufzutauchen,, ohne dass sich immer für diesen Wechsel des Vorkommens und Fehlens eine Ursache in den Verhältnissen des Bodens und Klimas ermitteln liesse. — Ein von dem europäischen getrenntes Areal besitzt diese Weide im östlichen Asien in Kamtschatka und im baikalischen Sibirien. — Sie fehlt in Amerika. In Niederösterreich findet sie sich gruppenweise an den Ufern fast aller Alpenbäche, namentlich dort, wo S. fragilis und alba nicht mehr vor- kommen; ferner auf Bergwiesen in der Umgebung der im Wiesenlaude ent- springenden Quellen ; auch auf den Hochmooren der Alpen (Mitterbach) und den Wiesenmooren der Niederung (Moosbrunn). Sie nimmt von West nach Ost in Niederösterreich an Häufigkeit ab und ist am häufigsten im Fluss- gebiete der Ibbs. — In Baiern findet sie sich entlang den alpinen Zuflüssen bis in die Auen der Donau hinab, — in Niederösterreich bleibt sie hingegen weit von den Mündungen der Alpenflüsse zurück und die nördlichsten Stand- punkte, welche mit einander verbunden eine der Alpenkette parallele Linie ergeben, sind: Waidhofen an der Ibbs, Gresden, Scheibbs, Hohenberg, Kalten- leutgeben, Moosbrunn. Die beiden letzteren Standorte Moosbrunn (600°) und Bockwiese bei Kaltenleutgeben (700) bezeichnen zugleich die untere Grenze. Am häufigsten ist sie in dem Höhengürtel von 1800 bis 2800‘; ihre obere Grenze erreicht sie in Niederösterreich bei 3800‘. —- In Baiern wird ihre obere Grenze auf 4200‘ angegeben. Am Dachsteingebirge in Oberösterreich fand ich sie noch bei 5000° unter Krummföhren und in Tirol findet sie sich noch bei 5300°. Sie erscheint in Niederösterreich insbesonders auf kalkhältigem Thon- boden. Insbesonders sagen ihr die Gesteine der Gresdner Schiefer zu. — Im österreichischen Antheil des böhmisch-mährischen Gebirges fehlt S. nigricans. An die Schwarzweiden schliesst sich der in Niederösterreich nicht ver- tretene Typus der $S. hastata an, welcher im Zuschnitt und in der Neryatur der Blätter, so wie in der Form der Stempel, der Griffel und der Torusdrüse mit S. glabra und $. nigricans übereinkommt, aber durch die im Verwelken braun werdenden Blätter, die sehr kurzen eiförmigen Narben und die kahlen Staub- fäden sich von ihnen unterscheidet und auf folgende Weise charakterisirt werden mag: Sect. Hastatae. — Frutices ramis brevibus patentibus non prui- nosis. Folia lata, ellyptica vellanceolata, breviter acula, glabra, 120 Dr. A. Kerner: ulringue opace viridia, dum marcescunt rufescenlia, supra laerigata, subtus nervis subelevatis venosa. Amenta coaelanea. Syquamae discolores vel concolores, Glandula tori truncata sıbquadrata, flava. Antherae post anthesin flavae. Germen pedicellatum, glabrum. Stylus elongatus. Stigmata brevia, ovata, erec!o-patula. Valvae capsulae post dehiscenliam ertrorsum arcualae, falcatae. Durch die Form der Narben schliessen sich die Arten der Sect. Hastatae unmittelbar an die Arten der nächstfolgenden Rotte an, unterscheiden sich aber von ihnen durch die oberseits glatten Blätter und den längeren Griffel. Die $. hastata-sileiaca Wimm. bildet übrigens ein Mittelglied, durch welches die Kette mit S. silesiaea und durch diese mit den anderen Arten der Rotte Jeugosae geschlossen wird. Divisio II. Mierostylae. — Squamae amentorum discolores. Torus uniglandulosus. Stylus brevissimus vel nullus. Folia dum marcescunt rufescentia. Sect. XI. Rugosae Rchb. — Arbores vel frutices ramis tenacibus, brevibus, patentibus. Folia ellyptica vel obovata vel obovato- lanceolata, breviter acuta, supra venulis anaslomotieis im- pressis rugosa, sublus nervis elevalis reliculala, opace tomentosa vel glabrescentia, dum marcescunt rufescentia, Amenta ovala vel breviter cylindrica, praecocia et sessilia vel coaelanea et pedunculata. Squamae discolores. Glandula tori brevis, trun- cata. Filamenta libera. Antherae post anthesin sordide flavae. Germen ex ovala basi conicum, longe pedicellatum, pedicello glandulam tori ter -— sexies superante. Stylus brevissimus vel nullus. Stigmata brevia, oblonga vel ovata, patentia vel con- niventia, flava. Valvae capsulae post dehiscentiam eircinatae. 31. S. ygrandifolia Seringe Saul. de la Suisse p. 20. — Amenta cosetanea, breviter pedunculata, pedunculo foliolis sguamaeformibus mox caducis duobus vel tribus vestito, staminigera ovata, semel—semel et semissi, pi- stillieera cylindriea, bis longiora quam latiora. Squamae lanceolatae, acutae, pilosae, in basiı pallidae, supra medium ferrugineae vel atratae. Glandula tori brevis, truncata. GPrmen ex ovata basi conicum, cano-tomentosum, longe pedicel- latum, pedicello glandulam tori quater—sexies superante. Stylus brevissimus. Niederösterreichische Weiden. 121 Stigmata brevia, patula, biloba, lobis divergentihus. Capsula virescens, in pedicello elongato oblique affıxa. Valvae capsulae post dehiscentiam eircinatae, Stamina duo, antheris rotundis, post anthesin sordide flavis, filamentis liberis- in basi pilosis vel glabris. Folia oblongo-obovata, bıs—quater longiora quam latiora, undulato-serrata, adolescentia serices, flavescentia, adulta supra glaberrima, obseure viridia et subnitentia, subtus cinereo-glauca, in nerwis hirto-pubescentia. Nervi secundarii ad marginem decurrentes utroque latere 10 -18, flexuosi, in pagina inferiori flavi, prominentes et cum venis anasto- moticis prominentibus reticulum elegans constituentes. Venulae anastomoticae in pagina superiori lineis impressis significatae, quare folium rugulosum. Stipulae semicordatae vel semisagittatae, acutae vel acuminatae. Ramuli toru- losi, annotini pubescentes, biennes glabrat. Gemmae per hiemen gla- brescentes. Am. J 15— 25mm ]g, 10—20mm It, Am. @ 15—30mm ]g, 8—10mm It, Squam. 1.5—2mm ]g. Germ,. 2—2.5mm ]o, Pedicell, 4.5—2mm le. Stam. 7—smm 1g. Variat foliorum forma: a. Tatifolia. — Folia oblongo-obovata, breviter acuta vel recuryato- apiculata, bis—ter longiora quam latiora. Fol. 30—100mm ]g. 18— 35mm It, b. angustifolia. — Folia obovato-lanceolata, acuminata, elongata, quater longiora quam latiora. Fol. 40—130mm ]o, 15-— 39mm It, S. grandifolia Koch Syn. p. 564. Neilr. Nachtr. z. Fl. v. Wien p. 119. Fl. v. N. Oest. p. %2. Kov. Fl. exsice. Vindob. Nr. 406% u. 1063. Wimm. im Jahresb. d. schles. Ges. 1852 p. 66. Herb. Salie. Fase. VII. Nr. 83 u. 8. — S. monandra Host Salix p. 22 th. 72. (Die weibliche Pflanze stimmt sowohl in der Beschreibung, so wie in der Abbildung voll- kommen mit unserer $. grandifolia überein, und ist unzweifelhaft hieher zu ziehen. Auch die Abbildung des Blattexemplares, welches neben der männlichen Pflanze (tb. 71) steht, so wie die kleinen Staubkätzchen des blühenden Zweiges (Fig. 2) weisen auf 8. grandifolia hin. Host beschreibt jedoch die Blüthen dieser Kätzchen mit: „Filamentum unieum, anthera unica terminatum* und bildet auch dieser Beschreibung entsprechend nur ein Staubgefäss ab, ein Vorkommen, welches nur dadurch erklärt werden kann, dass das zweite Staubgefäss jener Blüthe, welche Host bei seiner Beschreibung vorlag, zufällig verkümmert oder entfernt war, denn da Host bei S.»nonandra ausdrücklich von einer Anthere spricht, hingegen seinen Formen der S.purpurea: „antherae duae, apice unico filamento affixae“ vindizirt, so konnte er hier keinen jener Fälle meinen, wo wie in der Gruppe der Purpurweiden, die zwei Staubgefässe der ganzen Länge nach verwachsen sind. Eine Weide aber mit einem einzigen Staubgefäss, respective einer einzigen Anthere in der Blüthe, ist ausser von Host, von keinem einzigen Botaniker jemals erwähnt worden und es würde eine solche Weide die Charakteristik der Ord. Salicineae um- stossen. — Da Host auch keine andere Weide beschreibt, welche auf S. grandifolia bezogen werden könnte, die er doch bei ihrer Häufigkeit gewiss nicht übersehen — da ferner der von ihm angegebene Standort „In Austria, Styria in subalpinis, alpium de- elivibus et convallibus“ vollkommen auf jenen der S. grandifolia passt, so dürfte es weiter gar keinem Zweifel unterliegen, dass S.monandra Host zu S. grandifolia Ser. als synonym zu ziehen ist.) 16 122 Dr. A. Kerner: Auf den felsigen Kuppen der Alpen und an den Felswänden der sub- alpinen Thäler erscheint S. grandifolia als ein sparriger Busch mit knorrigen, kurzen, armknospigen Zweigen, der sich oft kaum zu zwei Fuss über den Boden erhebt. Unter Krummholz und an den Waldrändern erwächst sie zu einem buschigen drei bis fünf Schuh hohen vielverzweigten Strauch und an den Felsterassen der Flussufern wird sie selbst bis über eine Klafter hoch. — Der Stammumfang bleibt aber immer ein geringer und die dicksten Stämme zeigen nur einen Durchmesser von 3 Zoll. — Die krautigen Triebe sind ebenso wie die verholzten jüngsten Zweige faumig-filzig. Erst nach dem Abfallen der Kätzchen verschwindet von den einjährigen Zweigen der schmutzig-graue Flaum, welcher bis dahin ihre Rinde bedeckt hatte. Die durch stark vorspringende Narben knorrigen Aestchen erscheinen dann kahl und ihre Rinde gelblich oder grünlich gefärbt. Die Knospendecken bleiben gewöhnlich bis zum Durchbruche des Kätzchens oder der Blätter etwas flaumig, seltener werden sie schon im Laufe des Winters ganz kahl. Die Blätter sind anfänglich, nachdem sie die Knospen gesprengt haben, unendlich zart und weich, gelblich und durchsichtig und welken alsogleich, nachdem man den Zweig, dem sie entknospet sind, abschneidet. Im Alter werden sie jedoch etwas lederig starr und sind an der Unterseite von gelblichen, vorspringenden, rigiden und scharf markirten Neryen durchzogen, die sich zu einem äusserst zierlichen feinmaschigen Netze verbinden. Die Kätzchen brechen auf den Alpen ebenso wie in den Thälern fast gleichzeitig mit den Blättern hervor und auch an den in der Ebene kultiyirten Exemplaren erhielt sich diese Gleichzeitigkeit der Blüthen und Blattentwicklung. — In Folge der dünnen Behaarung der Schuppen sind die Kätzchen bei ihrem Hervor- brechen in keinen weissen Pelz, wie jene der $. Caprea und 8. cinerea, ein- gehüllt und unterscheiden sich daher in diesem Stadium von jenen der 8. (aprea und S. cinerea schon auf den ersten Anblick. Die kurzen Kätzchenstiele sind nur mit 1—3 meist schuppenartigen Blättern bekleidet die schon vor dem gänz- lichen Verblühen des Kätzchens gelb werden und abfallen. Die Staub- kätzchen sind fast um die Hälfte kleiner und die Fruchtkätzchen zur Zeit der vollen Blüthe viel schmäler und zarter als jene der S. Caprea und S. einerea; überhaupt zeigen alle Blüthentheile: Kätzchenschuppen, Staub- gefässe und Fruchtknoten ein viel kleineres absolutes Ausmass als die beiden eben genannten nahe verwandten Weidenarten von denen #. grandifolia überdiess durch den deutlicheren Griffel, abstehende Narbenlappen, fast kahle Blätter, spitze oder zugespitzte, halbherz- oder halbpfeilförmige Neben- blätter, feinmaschigeres Adernetz, grössere Anzahl der Fiedernervenpaare und die schon erwähnte geringe Zahl der Kätzchenstielblätter sich unter- scheidet. — Nach dem Verblühen erscheint der Fruchtknoten an dem Stiele unter stumpfem Winkel aufsitzend, eine Erscheinung, die wohl auch bei an- deren Sahlweiden vorkommt, aber bei der auffallenden Verlängerung der Fruchtknotenstiele an S. grandifolia am meisten augenfällig ist und als sehr Niederösterreichische Weiden. 123 constantes Merkmal angeführt werden kann. Zur Zeit der Fruchtreife er- scheint die Kätzchenspindel bis zu 6 Centim., der Kapselstiel bis zu 5um yer- längert. Die reife Kapsel erreicht kurz vor dem Aufspringen 6— 83mm Länge. — Die Antheren sind rund, nach dem Verstäuben schmutzig gelb und wenn Regenwetter in die Blüthezeit fällt auch schwärzlich, niemals aber so schwarz wie diess z.B. bei S. Myrsinites und purpurca der Fall ist. Das Areal der auf das südliche und mittlere Europa beschränkten S. grandifokia wird durch eine Linie begrenzt, die im grossen Bogen das alpine Gebiet im Norden umrandet.*) Aus den Pyrenäen zieht dieselbe an- fänglich als nordwestliche Vegetationslinie entlang der Kette des Jura nach Oberbaden auf den Feldberg, und dann als nördliche Vegetationslinie durch Südbaiern über München nach Gmunden und nach Lilienfeld in das Thal der Traisen. Dort beugt sie nach Südosten um und zieht entlang dem Ost- ende der Alpen als nordöstliche Vegetationslinie in die serbischen Gebirge. — Südlich von dieser Linie ist S. grandifolia av? Kalkboden der Alpen und an den Ufern der Alpenbäche eine der häufigsten Weiden und durch alle österreichischen Alpenländer, dann in der Schweiz, in den Alpen der Dau- phine und Savoyens und in den Apenninen verbreitet. Ihre obere Grenze wird in Baiern auf 58335’ angegeben. In Nieder- österreich wurden die obersten Sträucher am Hochkar bei 5680° gefunden. In der Region des Krummholzes ist sie in Niederösterreich auf Kalk- boden ganz allgemein verbreitet und findet sich namentlich an nördlich ex- ponirten ferchten Abstürzen, an Quellrinnsalen und Bächen. In der tieferen Region wird sie eine wahre Uferweide, die mit S. purpurea, nigricans, incana und Alnus incana die felsigen Uferterassen bis zum Austritt der Flüsse in die präalpinen Ebenen bewohnt. — Verbindet man die nördlichsten Standpunkte, so erhält man eine dem Hauptkamm der Alpen genau parallel von West nach Ost ziehende Linie: Hilm nördlich von Waidhofen an der Ibbs 800‘, zwischen Purgstall und Scheibbs an der Erlaf 900°, am Wege zum Wasserfall bei Lilienfeld im Traisenthal 1090‘, hinter Klein-Zell im Hallbach- thal 1100°, an der Piesting bei Gutenstein 1400°. Eine in den östlichen Alpen bei vielen Pflanzen wahrnehmbare Er- scheinung, dass nämlich die untere Grenze gegen Osten immer höher und höher rückt, während die obere Grenze gleichzeitig tiefer herabsinkt, so dass also der Höhengürtel der Pflanze gegen Osten zu ein schmälerer wird, ist, wie aus obigen Höhenangaben hervorgeht, auch bei $. grandifolia in ausgezeichneter Weise wahrnehmbar. S. silesiaca, welche von Britannien und Skandinavien durch das sudetische und karpathische Gebirgssystem bis in den Kaukasus verbreitet *) Die in Schweden von Fries als S. grandifolia angegebene Weide, ist nach den Exemplaren des Herb. norm. ein muthmasslicher Bastart aus S. Caprea und silesiaca. Die in Weinm. Fl. petrop. p. 97 angegebene S. grandifolia gehört höchst wahrscheinlich gleichfalls zu diesem Blendling. 16* 124 Dr. A. Kerner: ist, halten wir für die klimatische Parallelform der $. grandifolia. Sie be- wohnt innerhalb des angedeuteten Areals analoge Standorte wie die S.gran- difolia in dem ihrigen, und findet in den Sudeten bei 4000‘, in. den Karpathen bei 5570‘ ihre obere Grenze. — Sie wird in den Thälern der Karpathen Uferweide und steigt bis 1800° herab. — Der erste Eindruck, den $. silesiaca auf den Beschauer macht, ist ganz jener der S. grandifolia. Sie kommt auch in dem zarten Bau der Blüthentheile, in der Form des Griffels und der Narben, in der geringen Anzahl der Kätzchenstielblättchen, in dem Nerven- netze und der Bekleidung ganz mit S. grandifolia überein und unterscheidet sich nur durch elliptische oder eiförmige (nicht verkehrt-eiförmige) oberseits fast glatte Blätter, welche, wenn sie eben aus den Knospen sich entfaltet haben, meist blutroth getärbt erscheinen. In der Regel sind auch die Frucht- knoten der 8. silesiaca kahl, was bei S. grandifolia nie der Fail ist. 32. = 8, attenuata (supergrandifolio- Caprea),. — Amenta coaetanea, breviter pedunculata, in pedunculo foliolis mox caducis 2—3 vestita, pistilligera ovato-cylindrica, semel et semissi longiora quam latiora. Squamae lanceolatae, acutae, in basi flavescentes, versus apicem atratae, pilosae. Glan- dula tori brevis, truncata. Germen ex ovata basi conicum, cano-tomentosum, longe pedicellatum, pedicello glandulam tori quater—sexies superante, Stylus brevissimus. Stigmata brevia, patula, biloba, lobis divergentibus. Folia ellyptica, versus apicem et basin aequaliter attenuata, acuminata, undulato -serrata, bis terve longiora quam latiora, adolescentia, sericeo-tomentosa, adulta supra obscure viridia, subnitida, glaberrima, subtus cinereo-glauca, in nervis hirto pubescentia vel glabrata. Neryi secundarii ad marginem decurrentes utroque latere 2[0—12, flexuosi, in pagina inferiori prominentes et cum venis anasto- moticis prominentibus reticulum elegans constituentes. Venulae anastomoticae in. pagina superiori lineis impressis significatae, quare folium rugulosum. Stipulae semicordatae, acuminatae. Ramuli annotini pubescentes, biennes glabrati. Gemmae per hiemem glabrescentes. Am. 2 46—20mn ]g. 40—42mm, ]t. Squam. 1,5— 2um ]g, ‚Germ. 2—3 lg. Pedicell. 1.5—2um ]g, Fol. 40—100mm ]g, 18—50um ]t, ME Durch die behaarten einjährigen Zweige, den deutlichen Griffel, die abstehenden Narbenlappen, die geringe Anzahl der Kätzchenstielblätter, die Nervatur der Blätter, die halbpfeilförmigen Nebenblätter, so wie, durch den ganzen Habitus, stimmt diese Weide mit S. grandifolia überein. Die Kätz- chen sind aber kürzer und dicker, jenen der S, Caprea in der Form fast gleichend, so wie auch die elliptische Grundform des Blattes mit dem Blatt- typus der S. Caprea übereinstimmt. Wir fanden diese Weide mit Stempelblüthen am Erlafufer bei Scheibbs 1100‘ und am sogenannten Alpel des Schneeberges bei 4000‘, an beiden Stand- orten in Gesellschaft ihrer muthmasslichen Stammältern. Niederösterreichische Weiden. 125 23. Strauch mit dicken, in der Jugend kurz-sammthaarigen, grauen Zwei- gen, der einer schmalblättrigen S. einerea ähnlich sieht , aber durch die im Alter oberseits fast kahl werdenden Blätter, die länger zilindrischen Kätz- chen, die kürzer gestielten Fruchtknoten und die bis zur Mitte verwach- senen Staubfäden sich von ihr unterscheidet. | Ein Strauch mit Stempelblüthen wurde von meinem Bruder vor meh- reren Jahren nächst Herzogenburg an der Traisen aufgefunden; einen Strauch mit Staubblüthen entdeckte Herr E. Weiss im verflossenen Sommer hinter dem Auhofe bei Mariabrunn. In zahlreichen männlichen und weiblichen Sträuchern fanden wir diese Weide heuer an Wiesengräben bei Viehhofen nächst St. Pölten, in männlichen Sträuchern auch bei Neuwaldegg. An allen diesen Orten finden sich die muthmasslichen Stammältern in der Nähe. 4#1.< S, Neilreichii (subpurpureo-grandifolia). — Amenta prae- cocia, sessilia, in basi foliolis squamaeformibus 2—3 fulta, staminigera ovata, bis longiora quam latiora. Squamae oboyatae, obtusae, villosae, in basi ferru- gineae, supra medium atratae. Glandula tori oblonga, truncata. Stamina duo, antheris rotundis, ante anthesin rubescentibus, sub anthesi luteis, serius sordide flavescentibus, - filamentis in basi connatis. Folia obovato-lanceolata, ter—quater longiora quam latiora, acuta, in basi cuneata, foto margine serrata, adolescentia subtus sericeo-tomentosa, supra villo abster@endo, sordido tecta et venulis anastomoticis impressis rugulosa, adulta utrinque glabrata, supra obseure-viridia, subnitida et laevigata, subtus glaucescentia, opaca. Nervi secun- darii ad marginem decurrentes utroque latere 20—22, flavi, prominentes et cum venulis anastomotieis prominentibus numerosis reticulum elegans consti- tuentes,. Stipulae semisagittatae, dentatae. Ramuli annotini glaberrimi. Niederösterreichische Weiden. 137° Am. g 46—28mm |, 40—14mm It. Squam. 4.5—2mn ]g. Stam. Gum Ip. Fol. 60—100mm ]o. 10— 26m It. Ein Strauch, der durch seine aufrechten gelblichen, mit häutiger glatter und kahler Rinde überzogenen jungen Zweige, durch die im Verwelken sich schwärzenden Blätter, durch die im getrockneten Zustande oberseits etwas erhabenen Nerven-Anastomosen, durch die bis zum unteren Drittheil verwachsenen Staubfäden, die vor dem Aufblühen rothen Antheren und abgerundeten, an der Spitze schwärzlichen Kätzchenschuppen seine Verwandt- schaft mit S$. purpures beurkundet, in den Blättern aber den schmal- blättrigen Formen der $. grandifolia so sehr ähnlich sieht, dass er im Som- mer leicht mit derselben verwechselt un? nur durch die schlankeren , mehr aufrechten. Zweige, die glatte (nicht von vertieften Linien durchzogene) obere Blattseite und die grössere Anzahl der bis zum Rande verlaufenden Fiedernerven unterschieden werden kann. Bisher ist bloss ein Staubkätzchen tragender Strauch dieses Weiden- blendlings bei Gaming bekannt. — Derselbe wurde dort auf dem an Wei- denbastarten so reichen Gruebberg im Sommer des Jahres 1855 zuerst von Neilreich aufgefunden und möge auch den Namen seines um die Flora Niederösterreichs so hochverdienten Entdeckers tragen. — An dem Standorte finden sich beide muthmassliche Stammältern häufig in der Nähe. 42, = 8. austriaca. Host Salix p. 19 tb. 64 et 65. (superpur- pureo-grandifolia). — Amenta praecocia vel subeoaetanea, brevissime pedun- ceulata et in basi foliolis sygamaeformibus 3—5 fulta, pistilligera eylindrica, ter et semissi — quater, staminigera oblongo-cylindrica, bis et semissi longior& quam latiora. Squamae obovatae, obtusae, villosae, in basi ferrugineae, supra medium atratae. Glandula tori oblonga, truncata. Germen ovato-conicum, sericeo-tomentosum, pedicellatum, pedicello glandulam tori aequante. Stylus brevissimus. Stigmata breyia, oblonga, patula. Stamina duo, antheris ante anthesin rubescentibus, sub anthesi luteis et serius sordide flavescentibus, filamentis usque ad duo trientes connatis. Folia obverse lanceolala, ter et se- missi longiora quam latiora I0OT&, infra medium angustata, supra medium plerum- que latissima, breviter acuta, serrata, versus basin plerumque integra,„ ado- lescentia villo abstergendo subsericeo, albicanti vel sordide-rubiginoso tecta, adulta glaberrima, supra viridissima, nitida, lasvigata, subtus glauca, opaca. Neryi secundarii ad marginem decurrentes utroque latere 12—20, in pagina inferiori prominentes, flexuosi et cum venulis anastomoticis elevatis reticulum constituentes. Stipulae lanceolatae. Ramuli annotini glaberrimi. m. g' 25— 35mm Io. 12—16mm It, Am. 9 20— 32mm Ig. 710mm It. Squam, 2mm Jo. Germ. 2mm ]g, Pedicell. 0.5mm ]g. Stam. 5—6mm ]g, Fol. 50— 90mm ]g. 15— 25mm It, £ S. austriaca Host l. c. Die Exemplare-der $. austriaca © im Host'schen Garten und die g' Ex. aus dem bot. Garten gehören hieher ; die S. austriaca Q aus dem bot. Garten ist jedoch 18 138 Dr. A. Kerner: mit Wimmer's $. purpureo-ceinerea b. glaucescens identisch. — S. austriaca Fries Herb. norm. Fasc. XII. — S. Pontederana Bertol. Fl. ital. X. p.331 (nach Exemplaren aus dem Valle di Fassa von Ambrosio, von welchem sie auch Bertoloni erhalten zu haben angibt.). — (Die S. Pontederae Villars ist nach Serimge [Saules d. I. Suisse p. 9] gleich der $. hastata L. Ebenso ist die S. Pontederana Wılld. nach einem Exemplare von Bellardi in Willdenow's Herbar = S. hastata [siehe Wimm. Denksch. p. 153]. Bertoloni hingegen erklärt I. c. ein Exemplar der $. Ponte- derana Bellardis für S.nigricans.-Die 8. Pontederana Schleicher Cat. Sal. 4809, beiSeringe, Tausch, dann bei den deutschen Autoren Koch, Reichenbach bezieht sich auf verschiedene Bastarte aus S. purpurea mit den Arten der Rotte Rugosae). — 5. purpureo - grandifolia Wimm. Jahresb. d. schl. Ges. 1852 p. 6% Denksch. p. 455. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 258. Mannshoher Strauch mit glänzenden, kahlen, grünen oder braunen, schlanken „ aufrechten Zweigen, der bei seinem ersten Eindruck einiger- massen an eine breitblättrige S. purpurea erinnert, aber durch die noch kürzeren, unterseits vorspringend aderigen Blätter, die dickeren Kätzchen, die gestielten, ei-kegelförmigen Fruchtknoten, die niemals vollständig ver- wachsenen Staubfäden und die nicht schwarz werdenden Antheren sich von . derselben unterscheidet. — Von S. Neilreichöi unterscheidet sich dieser Blendling durch etwas längere Kätzchen, durch die bis zum oberen Drittel oder fast bis zu den Antheren hinauf mit einander verwachsenen Staub- gefässe und die oberseits stärker glänzenden, unterseits weniger netzaderigen Blätter, durch welche Merkmale sich eben S. austriaca mehr dem Typus der S. purpurea anschliesst. — Der deutliche Griffel unterscheidet die muthmass- lich aus 8. purpurea und S. grandifolia hervorgegangenen Blendlinge ebenso, wie jene Bastarte, welche aus S. purpurea und S. cinereas entsprungen scheinen, von den höchst ähnlichen Blendlingen aus $. purpurea und 8, Caprea. — Wenn aber schon diese Unterscheidung eine sehr subtile genannt werden muss, so ist die Trennung der Blendlinge, welche S, purpurea mit S. cinerea erzeugt, von jenen, welche sie mit S. grandifolia bildet, noch schwieriger, und nur bei jenen, welche sich näher den Stammformen: S. grandifolia oder S. einerea anschliessen, lassen sich Unterschiede noch durch Beschreibungen festhalten. Bei jenen, welche der $. purpurea näher stehen, fehlen uns fast Worte. um die Formen noch abzugrenzen, und es fällt die Bestimmung des Ursprungs dem richtigen Blicke des Beobachters anheim. Der schmutzige, mehr aschgraue Farbenton, der sich an der unteren Blattseite der Blendlinge aus S. purpurea mit S. einerea ausspricht, ander- seits das mehr markirte Nervennetz der Blendlinge aus S. purpurea und 8. grandifolia sind vielleicht Merkmale, welche noch als Anhaltspunkte dienen können. Es sind diess freilich Anhaitspunkte von sehr kleinlicher Natur; dennoch wird sich der Botaniker bei Ermittlung des Ursprunges einer muth- masslichen Blendlingsart an derartige unbedeutende Kennzeichen halten müssen. Ihre richtige Schätzung, die Würdigung einer Menge durch Worte kaum festzuhaltender, bei einer Pflanze zusammentreffender Anzeigen ist eben das, was man als den „richtigen Blick des Botanikers“ zu bezeichnen Niederösterreichisehe Weiden. 139 pflegt. — Auch der Standort wird in vielen Fällen zu diesen Anzeigen ge- hören, indem die Bastarte aus S. purpurea und S. grandifolia in den Alpen ganz ähnlich, wie jene aus $. purpurea und S. silesiaca in den Sudeten bis- her nur in einem schmalen, subalpinen Gürtel aufgefunden worden sind, in welchem die Areale der thalbewohnenden S. purpurea. und der alpinen S, grandifolia respective S. silesiaca ineinandergreifen. — Allerdings ist auch dieser Anhaltspunktnicht unter allen Umständen untrüglich, da bei dem leichten Transporte der Weidensamen durch die Luftströmungen eine Ansiedelung auch ausserhalb dieses Gürtels möglich ist, geradeso, wie anderseits möglicher- weise ein Blendling aus S. cinerea und $. purpurea noch tief in den Alpen aufgefunden werden könnte. Die beiden oben aufgeführten Weiden: $. Neilreichii und $. austriaca glauben wir jedoch nach allen Anzeigen als Blendlinge aus S. purpurea und S. grandifolia auffassen zu können, womit auch Wimmer’s Ansicht in Betreff der S. austriaca übereinstimmt. In Niederösterreich fanden wir $,. austriaca mit Stempelblüthen an einem kleinen Bache, auf der Höhe des Preiner Gschaides (3000°), dann in Blättern am Südabhange des Josefsberges (2800), und auf dem Gruebberge hinter der Karthause bei Gaming (1300). — Sie stimmt vollständig mit S,. austriaca © des Hostischen und der gleichnamigen g' Weide des botani- schen Gartens überein, ebenso mit Exemplaren aus Fassa in Südtyrol von Ambrosi und mit Exemplaren vom Mont Cenis, welche Herr Professor Huguenin in Chambery uns zu senden so gütig war*). — Auch die $. austriaca im Herb. norm. fasc. XII. von Fries, die wahrscheinlich von Stecklingen aus den Wiener Gärten abstammt und die Fries mit der Be- zeichnung „Ss. austriaca Host. (nomen definitum S. Pontederanae duplici errore huic translatum) incerta civis* ausgegeben hat, stimmt mit der oben beschriebenen Pflanze genau überein. 42. = S. Mauternensis (purpureo-Caprea). — Amenta prae- cocis, sessilia, cylindrica, densiflora, pistilligera ter et semissi — quater lon- giora quam latiora, in basi foliolis squamaeformibus 2—5 fulta. Squamae oblongo-obovatae, obtusae, supra medium purpureo-nigricantes, villosae. Glandula tori oblonga, truncata. Germen oyato-conieum, sericeo-tomentosum, pedicellatum, pedicello glandulam tori vix superante, stylo nwllo, stigmatibus brevibus, ovatis, integris, eonniventibus. Valvae capsulae post dehiscentiam extrorsum arcuatae, falcatae. Folia ellyptica wel obovato - elluptic# utrinque attenuata, acuminata, undulato-serrata, ter longiora quam latiora, adolescen- tia supra tomento obstergendo tecta, subtus sericeo-tomentosa, adulta supra glaberrima, laevigata, viridissima et nitida, subtus pallide glauca, villis ®) Ueber die S. Pontederae Vill., welche gleichfalls auf dem Mont Cenis angegeben wird, siehe oben bei den Synonymen der S. austriaca Host. 18* 140 Dr. & Kerner: dispersis, puberula. Stipulae lanceolatae, acuminatae. Nervi secundarii ad. marginem decurrentes utroque latere 11—16, flexuosi, in pagina inferiori ele- vati, pallidi, cum venulis anastomoticis tenuissimis reticulum GinsbimEntanE Ramuli annotini glabri. Am. 9 20—40mm ]g. 7— 10mm It, Squam. 2mm ]o, Germ. %—3mm ]g. Pedicell. 0.5—0.8um ]g. ar - Fol. 70—130rmm ]g. 25 —40mm It, d. S. discolor Host Salix p. 18. tb. 61. (Der hier beschriebene Bastart stimmt mit den von Host ge- pflanzten Exemplaren der $. discolor vollkommen überein. Da jedoch der Name: discolor schon vor Host einer nordamerikanischen Weide zukam, so bezeichneten wir obige Weidenform nach dem Standorte Mautern, wo wir sie seit 10 Jahren beobachteten, mit dem Namen S. Mauternensis.) — S. purpureo-Caprea Wimm. Herb. Salie. Nr. 53 stimmt gleichfalls vollkommen überein. Die $. purpureo-Capreo Wimm.. Herb. Salic. Nr. 15. Flora 4849 p. 41. unterscheidet sich hingegen durch die im Alter unterseits' voll- ständig kahl werdenden, oberseits mehr glänzenden, schmäleren Blätter und stellt einen der S. purpurea näher stehenden Blendling dar. Diese letztere stimmt, wie auch von Wimmer bereits (in Denksch. p. 152) hervorgehoben wird, vollkommen mit der von Host gepflanzten und als S. oleöfolia bezeichneten Weide überein, von welcher sich Exemplare im Herb. Fenzl im Wiener botanischen Hofkabinete befinden. Ein Strauch mit armdickem Hauptstamme, der vom Grunde aus in zahlreiche aufrechte Aeste aufgelöst erscheint. Die Rinde der jüngeren Zweige ist gelblich-grün und etwas glänzend, jene der 3—4jährigen Aeste graugrün, glatt, glanzlos. Die Knospen haben ganz die Form wie bei 8. purpurea, sind kahl, gelb, länglich, an beiden Seiten etwas: gekielt. Die Blätter sind in der Jugend im oberen Drittel entschieden am breitesten und vom Zuschnitt der $. purpurea, im ausgewachsenen Zustande aber sind sie länglich-elliptisch, zugespitzt gegen die Spitze und Basis gleichmässig ver- schmälert und erinnern dann in den Konturen an die Blattform, welche die Var. b. der $S.Caprea zeigt. Die obere Blattseite ist in der Jugend mit weg- wischbarem Flaume bedeckt, im Alter kahl, glatt und glänzend grün, die untere Blattfläche erscheint in der Jugend seidig, im Alter von kurzen Här- chen zerstreut behaart, bläulich, glanzlos und von zarten Nerven fein geadert. Die blassen, weisslichen Nerven schneiden sich scharf aus der bläulichen unteren Blattfläche heraus, sind aber bei weitem weniger scharf markirt als jene der Bastarte aus S. purpurea mit S. grandifolia. — Die Kätzchen sind, nach- dem sie die glänzenden Knospendecken gesprengt, in seidigen Pelz gehüllt, durch welchen wie bei S. purpurea die dunklen, schwarzpurpurnen Kätz- chenschuppen wie durch einen Schleier durchschimmern. Zur Zeit der Blüthe sind die Kätzchen verlängert zilindrisch, gedrängtblüthig und haben ganz den Typus der Kätzchen von S. purpurea. Der Stiel der seidig-filzigen Fruchtknoten ist zu Anfang der Blüthe nur wenig länger, zu Ende der Blüthezeit doppelt so lang als die Torusdrüse. Die gelben, eiförmigen Narben sind sitzend und zusammenneigend und weisen auf $. Caprea hin, die sich auch in der elliptischen Form der ausgewachsenen Blätter und in der geringeren Zahl der Fiedernerven ausspricht. Diese letzteren Merkmale sind auch die- Niederösterreichische Weiden. 141 Jenigen, durch welche sich die hier beschriebene Weide von den sehr ähn- lichen Bastarten „ die aus S. cinerea oder S. grandifolia und S. purpurea hervorgegangen zu sein scheinen, unterscheiden lässt, Allerdings ist als diessfälliger Unterschied auch noch erwähnenswerth, dass bei den oben be- schriebenen zwei Blendlingsarten: S. Neilreichii und S. austriaca das Ner- vennetz der unteren Blattseite noch deutlicher hervortritt und schärfer markirt ist, als bei S. Mauternensis, aber es ist geradezu unmöglich, den Grad des Hervortretens durch Worte noch näher und bestimmter aus- zudrücken. “ Bisher wurde $. Mauternensis in Niederösterreich in zwei Sträuchen beobachtet; der eine mit Stempelblüthen am Ufer der Donau vor dem Schönbornischen Schlosse zu Mautern, der zweite, bis jetzt nur in Blättern in einer Seitenschlucht des Donauthales zwischen der Ruine Wolfstein und dem ehemaligen Karthäuserkloster von Aggsbach. 44. X 8. Vandensis. Forbes sec. Wimm. Denksch. p. 155 (Purpureo-nigricans). — Amenta praecocia vel subcoaetanea, sessilia, in basi folio- lis squamaeformibus 3—7 fulta, staminigera ovata, bis longiora quam latiora. Squamae oblongo-lanceolatae, acutae, in basi ferrugineae, apicem versus atra- tae, pilosae. Glandula tori brevis, oblonga, truncata. Stamina duo, filamentis usque ad, medium vel ad duo trientes connatis, antheris ante anthesin rubes- centibus, sub ;anthesi luteis et serius sordide flavescentibus. Folia obverse lanceolata, quater longiora quam latiora, supra medium serrata, dilatata, contracto-communicata, in basi cunneata et integra, adolescentia sericea, adulta supra glabra, saturate viridia, laevigata et nitida, subtus glauca, apieem versus plerumgque wirescentia, glabrata vel in nervis pilis dispersis wvestita, Neryi secundarii ad marginem decurrentes 12—16, in pagina inferiori elevati et cum venis anastomoticis subelevatis reticulum constituentes. Ramuli anno- tin glaberrimi, subnitidi, castaneo-nigricantes. Am. g 15— 20mm Ip, 10—12mm Ik. Squam. 2mm ]g. Stam. 5—6um It, Fol. 60— 90mm ]g, 15— 25mm It. S. purpurea-Rigrieans Wimm. Denksch. p. 155. — Wir haben den Namen S. Yandensis Forbes für diesen Blendling gewählt, da nach Wimmer (l. c.) sich ein Exemplar mit dieser Bezeichnung aus England im Berliner bot, Garten vorfindet. Strauch vom Typus der $. purpurea. Die Zweige sind jedoch sparriger und dicker, als an $8. purpurea und in Folge des stärkeren Vorspringens der Narben etwas knorriger. Die Rinde ist dunkelbraun, glänzend. Die Blätter zeigen wohl den Zuschnitt der $. purpurea, sind aber kürzer und breiter und unterseits etwas mehr geadert. Die untere Blattseite ist bläulich, wird aber an der Spitze gewöhnlich grün und erinnert dann lebhaft an die gleiche Eigenthümlichkeit der meisten Formen von S, nigricans. Auch das auffallend leichte Schwarzwerden der Blätter beim Trocknen weiset auf 142 Dr. A. Kerner: S. nigrieans hin und unterscheidet $. Wandensis von der sonst ähnlichen S. atustriaca, deren Blätter zwar im Verwelken auch den schwärzlichen Farbenton bekommen, aber beim Trocknen im Papier sich nicht so leicht und schnell schwarz färben, wie jene des hier beschriebenen Bastartes. Bisher wurde von uns nur ein Strauch mit Staubkätzchen am Ufer des Baches zwischen Göstling und Lassing aufgefunden, an welchem Stand- orte auch die muthmasslichen Stammältern, beide gleich häufig, vorkommen. Seet. XII. Inceubaceae Fries. — Fruticuli trunco sublerraneo et ramis gracilibus, arcuato - adscendentibus. Folia ellyptica rel tineari-lanceolata. Amenta breviter cylindrica vel ovata vel globosa. Stamina duo, filamentis liberis, antheris ante anthesin rubescentibus, deinde luteis et post anthesin nigricantibus vel sordide flavis. Germina ex ovata basi conica, pedicellata, pedicello glandulam bis — qualer superante. Slylus brevissimus rel nullus. Stigmalta brevia, ovala vel oblonga. 45. = S,plicata Fries 2.) globosa (superrosmarinifolio-aurita). — Amenta praecocia, sessilia, ovata et bis longiora quam latiora vel aequa- liter longa ac lata et subrotunda, fructifera globosa. Squamae obovatae, obtusae, purpureo-nigricantes, pilosae. Glandula tori brevis, truncata, flavescens. Germen ex ovata basi conicum, sericeo-tomentosum, pedicellatum, pedicello glandulam tori ter superante. Stylus brevissimus vel nullus. Stigmata brevia, oblonga vel ovata, erecto-patula, flavescentia. Stamina duo, antheris ante anthesin rubescentibus deinde luteis et post anthesin sordide flavis, filamentis liberis. Folia lanceolata wel ellyptica, bis — quater longiora quam latiora, plana, in acumen rectum breviter produeta,, integra vel paucis denticulis in- structa, adolescentia serices, adulta supra sordide viridia, opaca, subtus glauca, utringue subsericeo-tomentosa vel supra glabrata et subtus solummodo, subsericeo-tomentosa. Nervi secundarii utroque latere 6—8, in pagina inferiori prominentes et cum paucis venis anastomoticis subelevatis reticulum consti=- tuentes, in pagina superiori lineis impressis significati, quare folium versus apicem nonnunguam plicatum. Stipulae lanceolatae vel semicordatae. Ramuli annotini sicut gemmae glabri. Am. Jg’ 8— 12mm ]g. 8—10mn It, Am. Q 6—4immlg. 6— 8m It, Squam., 1.5um ]g, Germ. 1.5—2.5un]g. Ped. 1—2mn]g. Stam,6— Tun 1g, Variat foliorum forma: a. Tatifolia. — Folia elliptioß; bis longiora quam latiora. Fol. 20-36"m ]g; 10—48mm It. Niederösterreichische Weiden. 143 db. angustifolia, — Folia lanceolata, ter — quater longiora quam latiora. Fol. 25— 50mm ]g, 6—15mm It. S. aurita-repens Wimm. Denksch. p. 474 (pr- parte). Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 262. Niederes spannhohes Sträuchelchen mit bogig aufsteigenden Zweigen und unterirdisch kriechendem Hauptstamme. Die einjährigen Aestchen sind bis gegen den Frühling zu flaumig, werden aber während der Blüthe kahl und ihre Rinde erscheint dann braun und glänzend. In der Wachstlums- weise, so wie in der Physiognomie kommt der hier beschriebene Blendling ganz mit S. repens überein (siehe diese), die Aeste sind aber bei weitem nicht so schlank, sind steifer und sparriger und nur mit 2—8 Kätzchen be= setzt, während die biegsamen Ruthen der S. repens gewöhnlich eine viel grössere Zahl von Kätzchen tragen. Die Blätter sind lanzettlich und ent- sprechen in den zwei oben angegebenen Formen a. und b. den beiden später zu beschreibenden Varietäten der S. repens 2.) rosmarinifolia. — Die Fieder- nerven sind an der unteren Seite stark vorspringend, und ähnlich wie bei S. aurita auf der oberen Seite durch vertiefte Linien angedeutet. die namentlich gegen die Spitze zu, manchmal sehr tief sind und der Pflanze den Namen S. plicata (Fries Nov. Fl. suec. M. 1, p. 66) erworben haben. — Die Anastomosen springen jedoch an der unteren Seite schon bei weitem nicht mehr so vor, wie bei S. aurita. Nur bei einem kleinen Strauche von den „Neuntagwerk wiesen“ bei Bergern. der sich durch die im obersten Drittel breitesten, verkehrteiförmigen Blätter näher an $. aurita anschliesst und vielleicht in die Rotte Augosae gestellt werden muss, dessen Beschreibung wir jedoch wegen mangelnder Blüthen suspendiren, sind die Anastomosen sehr stark vorspringend und das Blatt auch mehr runzelig. — In der Bekleidung hält $. plicata 2.) globosa genau die Mitte zwischen S. repens und $. aurita. Die Haare liegen wohl nicht wie bei $. repens an der Blattfläche an, sind aber alle in gleicher Riehtung nach vorwärts geneigt und in Folge dessen erscheint auch die behaarte Fläche etwas glänzend. Im Alter w erden die Blätter manchmal fast gang kahl und sind dann oberseits braungrün, unter- seits bläulich. Die verwelkten Blätter sind schwarz und die getrockneten Blattexemplare färben etwas feuchtes Papier, in welchem sie durch längere Zeit liegen, mit schwarzen Flecken. Die Kätzchen sind klein, zur Zeit der Blüthe und Fruchtreife rundlich. -— Durch diese ıundlichen Kätzchen unter- scheidet sich der hier beschriebene Blendling von den zwei als S. aurita-repens im Herb. Salic. Nr. 36 u.35 von Wimmer ausgegebenen Weiden, mit denen er sonst ganz gut übereinstimmt. — Diese, von denen die letztere nach Wimmer genau der S. plicata Fries und S. ambigua Ehrh. entspricht, besitzen nämlich zilindrische Kätzchen, die schon zur Blüthezeit fast dreimal so lang als breit sind, während bei dem oben beschriebenen Bastarte die Kätzchen höchstens zweimal so lang als breit erscheinen und bei der Fruchtreife fast kugelig aussehen. Wir haben dem entsprechend obigen Bastart auch als S, 144 Dr. A. Kerner: plicata var. globosa bezeichnet und glauben, dass jene Form der S, repens bei seiner Erzeugung sich betheiligte, die nachfolgend als 8. repens 2.) ros- marinifolia aufgeführt werden wird. — Die beiden obenerwähuten Blendlinge (Wimm. Herb. Salic. Nr. 35 u. 36) hingegen scheinen aus S. repens 1.) eylindrica *) hervorgegangen und sind mit den beiden oben angeführten Varie- täten a, und b. in Parallele zu stellen. Koch und Fries haben unter S. plicata und S. ambigua nicht bloss die hier berührten Bastarte, sondern auch noch eine der S. aurita viel näher stehende Form, so wie Blendlinge aus S. cinerea und S. repens zusammen- gefasst. Um nicht neue Namen schaffen zu müssen, machen wir den Vor- schlag, die S. aurita-repens Wimm. Herb. Sal. Nr. 35 u. 36 als $. -plicata 1.) eylindrica, ihre oben beschriebene Parallelform als $. plicata 2.) ylobosa und den der S. aurita näher stehenden Bastart als 8. ambigua künftighin zu bezeichnen. | Die $. plicata 2.) globosa findet sich in Niederösterreich in Gesellschaft ihrer beiden muthmasslichen Stammältern im Bereiche des böhm.-mährischen Gebirgsplateaus auf der höchsten Kuppe des Jauerlings (3000) und auf den „Neuntagwerkwiesen“ bei Bergern (1800°); an beiden Standorten in zahl- reichen Exemplaren. 46. S, repens 2.) rosmarinifolia Koch Syn. 568. — Amenta subcoaetanea, sessilia, oyata et bis longiora quam latiora vel subrotunda aequaliter longa ac lata, fructifera globosa. Squamae obovatae, obtusae, purpureo-nigricantes, pilosae. Glandula tori brevis, truncata, purpurea. Germen ex oyata basi conicum, post anthesin elongato-conicum, serieeo-tomentosum, pedicellatum, pedicello glandulam tori bis — ter superante. Stylus brevissimus. Stigmata brevia, ovata, emarginata vel bipartita, erecto - patula, purpurea vel flavescenti-purpurea. Stamina duo, antheris ante anthesin purpureis, deinde luteis et post anthesin nigricantibus, filamentis liberis. Folia linearia, lineari- lanceolata wel oblongo-lanceolata ter — decies longiora quam latiora, margine plerumque subdeflexa, integra vel paucis denticulis instructa, in acumen rectum produeta, adolescentia supra glabra, subtus sericea, adulta supra obscure viridia, nitidula, glabra vel levissime sericeo-pubescentia, subtus argenteo- sericea et nitida vel glabrata et glauca. Nervi secundarii ad marginem de- eurrentes utroque latere 8 — 12, in pagina inferiori et superiori subelev fi. Stipulae lanceolatae. Ramuli annotini pubescentes, demum glabrati. Am. g 6—1I6mm Ig. 6—12mm It. Am. @ 5—12um ]g. 5— mm ]e. Squam. 4—1.5"m ]g. Germ. 2—3um ]e, Pedie. 1— 2m ]g. Stam. 3—6mm lg, Varıiat foliorum forma: ’ a. lTatifolia, Folia oblonga vel oblongo-lanceolata, bis — quin- quies longiora quam latiora. Fol. 242—60mm ]g, 6 18mm It. *) Siehe Seite ‘268. Niederösterreichische Weiden. 145 3. repens b. latifotia Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 264. — Kov. Fl. exsiee. Vind. Nr. 1071. 1072. — S. pratensis Host Salix tb. 51. BD. ungustifolia, Folia linearia vel lineari-lanceolata, quinquies — decies longiora quam latiora. Fol. 45— 56mm ]g. 3—gmm It. S. repens a. angustifolia Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 26%. Kov. Fl. exsic. Vind. Nr 4069. 4070. — S. tenuis Host Salix p. A&. tab. 47, 48. — S. pratensis Host Salix tab. 50. — S. an- gustifolia et rosmarinifolia Wulf. in Jacq. collect. 3. p. 48. (sec. specim. in Herbar. Wulf.) — 8. rosmarinifolia Fries Herb. norm. Fasc. VI. — (Fries und Koch halten ihre S. repens und S. rosmarinifolia mit den gleichnamigen Weiden Linn€s [L. sp. 1447 u. 1448] für gleichbedeutend und ihre $. angustifolia identisch mit S. in- eubacea des Linne@schen Herbars und Willdenow’s, während die S. incubacea L. sp. pl. 1447 sich nach Fries auf S. plicata Fries beziehen soll. — Wir theilen hin- gegen Wimmer's Ansicht, dass Linn& unter seiner S. repens wahrscheinlich die &. rosmarinifolia und S. repens Koch, Fries zusammenfasste und dass seine S. ros- marinifolia mit der Koch’schen $. angustifolia identisch sei. Unzweifelbaft darüber in’s Reine zu kommen, ist wohl kaum zu erwarten, wenn man Fries bei S. repens ll. e. p- 66] sagen hört: „Hujus ut vulgatissimae formas cum S. Lapponum Jusea, ineu- bacea et forte myrtilloide sine dubio commutavit Linn. — Wir glaubten darum am zweckmässigsten zu verfahren, wenn wir oben zu S.rosmarinifolia nicht Linne& sondern Koch als Autor zilirten.) Einer der niedlichsten Sträucher unserer Flora. Der Hauptstamm ist unterirdisch kriechend, mit reichlichen Wurzelfasern besetzt und seine Zweige heben sich bogenförmig von dem Boden empor. Der unterste Theil der ein- jährigen Zweige ist mit einigen Laubknospen besetzt, nach aufwärts folgen dann 10—40 Blüthenknospen und am Gipfel der Zweige stehen dann wieder 2—3 laterale Laubknospen. Diese letzteren kommen aber in der Regel gar nicht zur Entwicklung, dorren vielmehr schon vor dem Frühling mit sammt der Spitze des Zweiges ab, und die oberste sich entfaltende Knospe ist daher gewöhnlich eine Blüthenknospe. — Nach dem Ausfliegen der Samen stirbt dann auch jener Theil des Zweiges, welcher mit den Kätzchen besetzt war, ab. Nur der untere mit Laubknospen besetzte Theil bleibt grünend, schmiegt sich dann der Erde an, bildet die Verlängerung des kriechenden Hauptstammes und aus seinen Laubknospen wachsen neue schlanke reich- beblätterte Ruthen empor, au welchen sich der eben erläuterte Vorgang im nächsten Jahre wiederholt. — Viel seltener kommen die am Gipfel der ein- jährigen Zweige stehenden zwei oder drei lateralen Laubknospen zur Ent- wicklung und da dieselben dicht gedrängt'stehen, so entspringen dann auch die aus ihnen hervorsprossenden zwei oder drei neuen Zweige fast in gleicher Höhe vom Gipfel des zweijährigen Zweiges, der inzwischen weit hinab nackt geworden ist und zahlreiche Narben von den abgefallenen Kätzchen zeigt. In diesem letzteren Falle erhebt sich $. repens manchmal bis zu zwei oder drei Schuh, im ersteren Falle hingegen bleibt sie niedriger und stellt ge- wöhnlich nur ein spannhohes Sträuchelchen dar, dessen unterster Theil ein fast verkrüppeltes Aussehen zeigt, da die Stummeln der abgedorrten Zweige sich gewöhnlich noch Jahre lang erhalten. — Auf den Wiesen, welche 19 146 Dr. A. Kerner: gemäht werden, erscheint sie durch die bei der Mahd erfolgende Verstiüimme- lung natürlich noch mehr verkrüppelt. Die einjährigen Zweige sind gewöhnlich flaumig. Die zweijährigen Zweige jedoch sind kahl und hellbraun, ihre Rinde aber ist gewöhnlich glanzlos und wird schon ım nächsten Jahre runzelig und grau. Die Blätter wechseln in Umriss, Grösse und Bekleidung sehr ab. In Beziehung auf den Umriss durchlaufen sie bei der oben beschriebenen $. repens 2. rosmarini- folia gerade so, wie bei ihrer in Niederösterreich bisher nicht aufgefundenen Parallelform S. repens1. cylindrica (S. repens Koch. Syn. p. 567 [exel. var. ö. &] Fries Nor. fl. suec. M.I.p. 64. Host Salıx p. 16. t. 53.) eine ganze Stufenreihe von der linealen bis zur breit-ellyptischen Form. Während aber bei S. repens 1. ceylindrica die ellyptische Form die vorherrschende ist, erscheinen die Blätter der S. repens 2. rosmarinifolia in ihrer typischen Form lineal oder lineal-lanzettlich. Die Blätter der $. repens 1. ceylind. sind in der gewöhnlichen typischen Form %2—3mal, in ihrer schmalblättrigen Varietät 4—5mal so lang als breit, jene der S. repens 2, rosm. in ihrer breitblättrigen Varietät 3—5mal, in der gewöhnlichen typischen Form 5—10mal so lang als breit. Die Blätter der S. repens I. eyl. sind auch steifer, mehr lederig, am Rande umgebogen und von einem nach abwärts gekrümmten Spitzchen kurz bespitzt, während jene der S. repens 2. rosm. sich in eine gerade Spitze verschmälern, Bei beiden Parallelformen treten die Fiedernerven unter spitzen Winkeln (30—40°) vom Mittelnerven ab und springen nur ganz wenig, und zwar an der unteren und oberen Blattseite gleichmässig vor. Die Zahl der stärkeren, bis zum Rand verlaufenden Fieder- nerven schwankt bei S. repens 1. cyl, zwischen 6—8, bei S. repens 2. rosm. zwischen 8 und 42. — Am häufigsten erscheinen die Blätter der S. repens 2. rosm, oberseits kahl oder nur mit spärlichen Härchen bestreut, unterseits von langen, geraden, dem Mittelnerv parallel anliegenden Haaren seidie und silberglänzend. Diese Bekleidung tritt aber erst im ausgewachsenen Zustande deutlicher hervor. Zur Zeit, wo die Blätter aus den Knospen treten, sind sie fast kahl und nur an einer auf Torfmooren bei Gross-Weissenbach am Plateau des Waldviertels vorkommenden Form erschienen sie schon in der ersten Jugend beiderseits seidig, und waren bei dieser dann auch im aus- gewachsenen Zustande oberseits stärker behaart. So dicht bekleidete, beider- seits seidig-filzige und silberglänzende Blätter aber, wie sie die S. repens 1. eylind. gewöhnlich an den Dünen der Nord- und Ostsee zeigt (S. argentea Sm.) finden sich an S. repens 2. rosm. niemals vor. Selten sind die ganz kahlen Spielarten der $. repens 2. rosmarinifolia. Sie scheinen nur das Erzeugniss eines sehr üppigen Bodens zu sein, ®nd gewöhnlich sind es die breitblättrigen Formen, welche beiderseits kahle Blätter besitzen. Gerade die breitblättrigen Formen der $. repens 1. eylindrica aber sind unterseits dicht seidig und es kann daher von einer Verwechslung der breitblättrigen Spielarten der S, repens 2. rosm. und S. repens A. eylind. wohl keine Rede Niederösterreichische Weiden. 147 sein. — Viel leichter ist eine Verwechslung ihrer schmalblättrigen Varietäten, und oft dürfte es kaum möglich sein, aus den Blättern die eine oder andere zu erkennen. Sicheren Aufschluss zur Unterscheidung geben dann nur die Kätzchen. — Bei S. repens 2. rosmarinifolia sind die Kätzchen zur Zeit der vollen Blüthe sitzend, halbkugelig oder eiförmig, dichtblüthig und so klein, dass die schuppenförmigen, linealen Blättchen, welche die Basis umgeben, mit ihnen fast gleiche Länge haben oder wenigstens die halbe Länge der Kätzchenspindel erreichen, Bald aber nehmen die Kätzchen sehr an Umfang zu. Die zur Zeit der vollen Blüthe 2—3mm langen Fruchtknoten verlängern sich bis auf 6—7mm und die früher nur {mm langen Stielchen zeigen jetzt eine Länge von 3um, Dabei bleibt aber die Spindel des Kätzchens verhältnissmässig kurz (6—40"m) und die frucht- tragenden Kätzchen erscheinen daher fast kugelförmig. Hierin ist nun ganz vorzüglich ein Merkmal gegeben, um die S. repens 2. rosm. von der S. repens 1. cyl. unterscheiden zu können, indem letztere zur Zeit der vollen Blüthe längliche Kätzchen besitzt, die zum wenigsten zweimal so lang als breit sind, die die schuppenförmigen Blättchen an der Basis um mehr als das Doppelte überragen, zur Zeit der Fruchtreife zilindrisch werden und sich bis zu 15 —22mm verlängern. — Im Baue der einzelnen Blüthen besteht jedoch zwischen beiden Formen nicht der geringste Unterschied. Vergleicht man die breitblättrige S. repens. I. cyl. mit elliptischen am ‚Rande umgerollten und zurückgekrümmt bespitzten, beiderseits seidigen Blättern und zilindrischen Fruchtkätzehen von den Torfmooren der Alpen oder den Dünen der Nord- und Ostsee mit unserer S. repens 2. rosm. , so ist man allerdings geneigt, beide für spezifisch verschiedene Weidenarten zu halten und die schmalblättrigen Formen der $. repens 1. cyl. als Bastarte aus diesen zwei Stammarten anzusehen. — Da aber, wie erwähnt, im Bau der einzelnen Blüthen bei der einen wie der andern kein Unterschied besteht, so scheint eine Trennung in zwei Arten kaum gerechtfertigt und es ist wahrscheinlich, dass S. repens I. cyl. und S. repens 2. rosm. Parallelformen eines und desselben Stammes darstellen. obschon es bei den vielen zweifel- haften Angaben über das Vorkommen dieser zwei vielfach konfundirten Weiden, so wie bei den mangelhaften Daten über die Verhältnisse der Standorte nicht möglich ist, mit einiger Wahrscheinlichkeit den Faktor an- zugeben, welcher die Divergenz beider Formen bedingt. Von Grisebach (Veg. Lin. d. n. ö. D. p. 72.) wird der S. rosma- rinifolia eine südliche Vegetationslinie zugeschrieben, die von England her durch das nordwestliche Deutschland unterm 52° verläuft und sich ostwärts nach Oesterreich fortsetzt. — Die S. rosmarinifoia Koch’s, so wie die S. rosmarinifolia Fries’s des südlichen Schwedens ist aber nach Original- Exemplaren mit der oben beschriebenen S. repens. 2. rosmarinifolia der Donautiefländer, so wie mit der südlich der Alpen an der venetianischen Küste vorkommenden gleichnamigen Weide identisch, und wenn wir alle die- 19 * 148 Dr. A. Kerner: jenigen Standorte, die sich nach vorliegenden Exemplaren, oder-nach zuverläs- siegen neueren Angaben auf S.rosmarinifolia beziehen, zusammenfassen, so ergibt sich eine viel weiter nach Süden gerückte Veg.-Linie, welche aus dem süd- lichen Frankreich nach Venedig, dann an die Ufer der Save, in das Temeser Banat und durch das südliche Siebenbürgen in das Gebiet des Dniepers (Nicolajew, nach Exempl. im Wien. Mus.) nach Bokhara (Exempl. von Lehman, von Bunge als „S. repens var.“ bezeichnet im Wien. Mus.) hin- zieht. Nördlich von dieser Linie ist S. repens 2. rosmarinifolia in den Donautiefländern eine häufige, und sowohl für die Flora der torfigen Sümpfe, so wie auch des feuchten Sandbodens charakteristische Weide. Sie dringt jedoch von dem Flachlande weder in die Thäler der Alpen, noch der Karpathen ein, und nur ein paar vereinzelte Standorte sind bisher auf Torf- mooren im alpinen Gebiete angegeben ; desto häufiger erscheint sie auf dem Plateau des böhmisch-mährischen Gebirges. Bis zu den höchsten: Kuppen zu 3500‘ findet sie sich dort als charakteristischer Bestandtheil der Moor- wiesen und bildet auch dort mit S. aurit@ den früher" beschriebenen Blend- ling 8. plicata 2. globosa. — In dem niederösterreichischen Antheil des böhmisch-mährischen Gebirgsplateaus findet sie sich insbesonders bei Gross- Weissenbach, Kirchberg am Walde, Gföhl, Hartenstein, am Jauerling, im Isperthale und über Gansbach und Bergern bis an den Südrand des Gebirges nach Viehhofen bei St. Pölten. — In dem Flachlande des Wiener Beckens ist sie insbesonders im Marchfelde, dann in der südöstlichen Niederung von Wien und von dort einwärts in die niederen Thäler des Wienerwaldes (Kaltenleutgeben) verbreitet. — In dem alpinen Gebiete Niederösterreichs ist sie bisher nicht aufgefunden. Die $. repens 1. eylindrica kommt in Niederösterreich, so wie auch in den südöstlich an Niederösterreich sich anschliessenden Gebieten (ungar. Flachland, Banat, Siebenbürgen, Serbien, Südrussland *) nicht vor, doch findet sie sich in den nördlich und westlich angrenzenden Bezirken in den ungarischen nördlichen Karpathen, in Böhmen und Mähren, so wie auf Torf- mooren in Südbaiern, Tyrol, Salzburg und Steiermark. — Sie scheint mit S. myrtilloides fast gleiche Verbreitung zu haben und findet sich wie diese auf den Torfmooren der Alpen und Karpathen, in der baltischen Niederung und nördlich bis Lappland. S. repens 2. rosm. erreicht hingegen schon viel früher ihre nördliche Vegetationslinie, die vom mittleren Schweden und den Allandsinseln nach Finnland, Petersburg und Moskau hinzieht. *) Im Sertum Fl. trans. von Schur wird sie zwar neben S. rosmarinifolia aufgeführt. Die unter dem Namen S. repens im Herb. des Wiener bot. Hofkabinetes befindlichen Sch ur'schen Eexemplare ge- hören jedoch zu $. repens 2.) rosmarinifolia. Ebenso gehören alle aus Südrussland dort liegenden Exem- plare zu S. rosmarinifolia und Claus’s Angabe der S. repens in der kaspischea Steppe dürfte sich gleichfalls auf S. rosmarinifolia beziehen. Niederösterreichische Weiden. 149 Die $S. myrtilloides, welche sich nebst mehreren muthmasslich aus ihr hervorgegangenen Blendlingsarten an S. repens anschliesst, wurde in Nieder- österreich bisher nicht aufgefunden. Sect. XIV. Purpureae Koch. Frutices vel arbores minores trunco erecto, ramis reclis gracilibus et lenacibus. Folia obverse lanceolata, supra medium dilatata. Amenta staminigera et pistilligera cylindrica. Stamina duo, antheris anle anthesin purpureis, sub anthesi luteis, serius nigricantibus, filamentis lotis vel in variis distantüs connalis. Germina ovala vel ovalo- conica, sessilia vel breviter pedicellata, pedicello glandulam tori subaequante. Stylus brevissimus vel nullus. Sligmala brevia ovalta. 23. = 8. parviflora Host Salix p. 14. tb. 49. J — (sub- purpureo-repens). — Amenta praecocia, sessilia, staminigera breviter eylindrica, recta, bis longiora quam latiora. Squamae oblongae, obtusae, supra medium purpureo-nigricantes, villosae. Glandula tori brevissima, truncata, subquadrata. Stamina duo, antheris ante anthesin purpureis, sub anthesi luteis et serius nigricantibus. Folia lineari-lanceolata, infra medium integra et angustata, supra medium serrata et plerumque dilatata, breviter acuta, adolescentia sericea, adulta supra glahrescentia et nitidula, subtus subsericeea, demum glabrata, glauca, laevigata. Nervi secundarii ad marginem decurrentes utroque latere 8—12, obliterati, in foliis exsiccatis in pagina inferiori et superiori subeleyati. Ramuli annotini pubescentes. Am...g 14—20um ]g. 9— 44mm It. Squam. 1.5mm]o. Stam. 4—5um ]g, Fol. 36— 60mm ]g, 6— 10mm It, 8. parvifiora Host Salix tb. 49 p. 14 „staminibus basi connatis“ et p. 15. „Folia primo serieeo villo tecta, dein glabra, facie saturate viridia, dorso pallida, pauca apicem versus denticu- lata . . Stamina duo inferne coalita“, Auch dıe auf Ti. 49 Fig. 3 dargestellte Blüthe stimmt vollkommen überein. — S. purpureo-repens Neilr. Fl. v. N. Oest. p: 337. — Die von Wimmer im Herb. Salic. Fasc. II. Nr. 18 ausgegebene männliche S. purpureo- repens von Oels in Schlesien ist von der hier beschriebenen Weide durch kahle ein- Jährige Zweige, längere Kätzchen , und durch die bis gegen die Antheren‘ hinauf ver- wachsenen Staubfäden verschieden und steht jedenfalls der S. purpurea näher als die S. parvifiora Host. Kleiner Strauch mit aufrechtem Stamme und schlanken dünnen Aesten, der durch den grauflaumigen Ueberzug der einjährigen Zweige, die kurzen geraden Kätzchen und die seidige Bekleidung der Blätter mit S. repens verwandt erscheint, anderseits durch die an der Basis oder bis zum unteren Drittel verwachsenen Staubfäden, die im vordersten Drittel gewöhnlich breitesten Blätter und durch seine Wachsthumsweise sich an $ purpurea anschliesst. — Blüht etwas früher als $. repens 2. rösmarinifolia. 150 Dr. A.Kerner: Wurde von Neilreich im Marchfelde aufgefunden, wo auch die beiden muthmasslichen Stammältern $. repens 2.) rosmarinifolia und S. pur- purea häufig vorkommen. 48. S. purpurea L. sp. 1442. — Amenta praecocia, sessilia, ceylindrica, densiflora, plerumque arcuata, staminigera ter et semissi — quater, pistilligera quater — octies longiora quam latiora. Squamae obovatae, rotun- datae, obtusae, supra medium atratae, pilosae. Glandula tori brevis, oblonga, truncata, basin germinis superans. Germen sessile, ovatum, sericeo-tomentosum. Stylus nullus vel brevissimus. Stigmata brevissima, ovata vel subrotunda, lutea vel purpurea. Stamina duo, filamentis usque ad, apicem connatis, antheris ante anthesin purpureis, sub anthesi luteis et serius nigrieantibus. Folia obverse lanceolata, quinquies — octies longiora quam latiora, infra medium angustata et integra, supra medium dilatata et serrata, breyiter acuminata, adolescentia villo abstergendo, rubiginoso tecta et saepissime subsericea, adulta glaberrima, supra viridissima et nitidula, subtus glauca, opaca, laevigata. Neryus medius crassus, flavus vel ferrugineus. Neryi secundarii ad marginem decurrentes utroque latere 22—30, obliterati, in pagina superiori foliorum exsiccatorum tandem subelevati. Ramuli annotini glaberrimi, cortice nitido tecti. Am. g 15—4sum ]g. 7—10mm lt. Am Q 15— 48mm ]g, A—6mm It, Squam 4mm Io, Germ. 4,5mm Io. Stam. 3—4um lo, S. Purpurea Host. Salix tab. 40 u. 4. Koch. Syn. p. 560, Fries Herb. norm. Fasc. II. Nr. 56. Wimm. Flora 4849 p. 33, Herb. Salic. Fasc. V. Nr. 52. Kov. Fl. exsiec. Vind. Nr. 776. Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 256. — S. mutabilis Host Salix tab. 42 u. 3. — S. earniolica Host Salix @ tb. 45. — S. oppositifolia Host. Salix tb. 39, (S. oppo- sitifolia Host g', welche nach der Abbildung tb. 38 getrennte Antheren und unterseits blassgrüne Blätter besitzt, ebenso S. carniolica J. welche Host „fillamento unico apice bıfido, laciniis antheriferis* beschreibt, im Gegensatze zu dieser Beschreibung aber tb. 44 Fig.3 mit Staubfäden, die der ganzen Länge nach verwachsen sind, abbildet, sind zweifel- hafte Formen, die entweder zu S. Forbyana {oder zu der Seite 27% zu erwähnenden S. purp. var. monadelpha gehören.) Variat: e. Tatifolia. Folia obovato-lanceolata, quinquies longiora quam latiora, Fol. 50—85mm ]g. 12 — 22mm It. S, purp. P. Lambertiana Koch Syn. p. 560. — S. purp. var. d. Wimm. Flora 1849 p. 33. — 8. Helix Tausch. pl. sel. g et fol. Db. ungustifolia. Folia lineari-lanceolata, octies longiora quam latiora. Fol. 50- 110mm ]o, 6—44mm It. S. Helix Host Salix p. 40 tb. 36. u. 37. — S. purpurea Y« Helix Koch Syn. p. 560. exel. Syn.L. (Von Koch und den meisten Autoren wurde 8. Helix L. auf die schmalblättrige Form der $. purpurea bezogen. Smith, welcher in der Lage war das Linne'sche Herbarium zu vergleichen, beschreibt nämlich die $. Helix als monandra und auch die Ab- Niederösterreichische Weiden. 15 1 bildung in Smith English Botany Vol. XIX tb. 1343 zeigt die Staubfäden vollständig miteinander verwachsen und das Blatt vom Zuschnitte der S. purpurea. Der weiblichen Pilanze aber schreibt Smith einen verlängerten Griffel zu und die auf der zitirten Tafel abgebildete weibliche Blüthe scheint des deutlichen Griffels wegen der S. rubra anzu- gehören. Wahrscheinlich hat daher Smith- Stempelblüthen der $. rubra mit nicht dazu gehörigen Staubblüthen und Blättern der S, purpurea unter seiner S. Helix beschrieben. Wenn aber Smith auch im Linn&'schen Herbarium vielleicht Stempelblüthen der $- rubra und Staubblüthen der S. purpurea zusammengewürfelt als S. Helix vorgefunden haben sollte, so steht doch sehr zu bezweifeln, dass Linn diese zwei Weiden auch nicht richtig geschieden habe und dass er, wie Wimmer sehr richtig bemerkt, eine so 4 häufg vorkommende Form wie $. rubra nicht gekannt und anderseits die so scharf characterisirte S. puspurea mit zwei Namen sollte belegt haben. — Wir sind däher mit Wimm. der Ansicht, dass sich der Name $S. Helix L. auf einen der Bastarte aus $. wi- minalis mit S. purpurea und zwar wahrscheinlich auf den häufigsten, nämlich $. rubra beziehe. [Vergl. auch hierüber Seringe Saul. d. ]. Suisse p. 6 u. 7 und Wimmer Flora 1849 p. 52.]) — S. purpurea var. c. Wimm. Flora 1849. p. 33. Die $. purpurea erscheint als buschiger Strauch, der sich manchmal bis zu drei Klaftern erhebt, aber niemals einen bedeutenden Stammumfang erreicht und gewöhnlich vom Grunde aus in zahlreiche Aeste aufrelöst erscheint. Die Zweige sind schlank, biegsam, zäh und mit zahlreichen läng- lichen, an beiden Seiten gekielten Knospen besetzt, im ersten und zweiten Jahre mit heller, glatter, glänzender, entweder gelblich-grüner oder roth überlaufener Rinde überzogen, später graugrün und glanzlos. Die abgeschälte Rinde erscheint an der inneren Fläche zitronengelb. Der aus der obersten lateralen Laubknospe herkommende Spross verlängert sich weit mehr, als Jene, welche aus den nach abwärts folgenden Laubknospen sich entwickeln und bildet die gerade, schlanke Fortsetzung des vorjährigen Zweiges, aus dem er hervorgegangen. Die Blätter sind zur Zeit, wenn sie aus den Knospen brechen, entlang dem Mittelnerven regelmässig mit schmutzigem, meistens rostfarbieem, leicht abwischbarem Filze bedeckt, der schon zeitlich schwindet; viel seltener sind sie etwas seidig behaart (var. sericea Sering, Saul. d. l. Suisse. p. 8 et Nr. 32 Koch Syn. p. 56, Wimm. Fl. 1849. p- 33.) und bisher haben wir einen einzigen zu dieser letzteren Form ge- hörigen Strauch am Donauufer bei Mautern beobachtet. (Verh. d. z.b. V.L P- 32). Die ausgewachsenen Blätter sind jedoch immer vollständig kahl, oberseits dunkelgrün, etwas glänzend, glatt, und nur im getrockneten Zu- stande von feinen, etwas erhabenen Nervchen geadert, unterseits bläulich, glatt. von dem vorspringenden gelben Mittelnerv durchzogen. — Formen mit gegen- ständigen Blättern kommen nicht selten vor und wurden von Host als S. oppositifolia 1. e. beschrieben. — Die dichtblüthieen, schlanken, zilin- drischen Kätzchen sind beim Herausbrechen in einen weissen Pelz eingehüllt, durch welchen jedoch die schwärzlich-purpurnen, sich noch deckenden Kätz- chenschuppen als schwarzer Kern durchschimmern. Seltener ist die Behaarung der Schuppen sehr spärlich und die Kätzchen kommen dann fast nackt aus den Knospen hervor. — Die Staubkätzchen sind zur Zeit der vollen Blüthe immer bogenförmig abwärts gekrümmt. Die Staubfäden stehen zur Zeit, wo sie 152 Dr. A. Kerner: stäuben, senkrecht auf der Kätzchenspindel und die Schuppen sind nach der Blüthe regelmässig zurückgeschlagen. Die Staubfäden sind der ganzen Länge nach mit einander verwachsen. Sehr selten finden sich androgynische Kätzchen, an deren Staubblüthen die Staubfäden nur theilweise verwachsen erscheinen. (S. mirabilis Host. Salıx p. 13 tb. 46 — $. purp. var. monadelpha Koch u. Neilr.) Diese sehen dann der $. Forbyana ähnlich, unterscheiden sich aber durch die unterseits seegrünen Blätter, den fehlenden Griffel und die knopfförmigen, sitzenden Narben. — Die Fruchtknoten sind unter allen Weiden bei S. purpurea am kleinsten, und da sie nicht gestielt sind, ist natürlich auch der Durchmesser der Fruchtkätzchen unter allen \Veiden bei der S. pur- purea am geringsten. Zur Zeit der vollen Blüthe erscheinen die Frucht- knoten eiförmig, und ihre sitzenden gelben, seltener fleischrothen Narben sind rundlich, knopfförmig. Die zum Aufspringen reifen Kapseln sind eiförmig, etwas zusammengedrückt und nach dem Aufspringen sind ihre Klappen nur wenig nach auswärts gebogen. Die 8. purpurea ist in Europa von der Mittelmeerzone zu einer nord- östlichen Vegetationslinie verbreitet, die von Island her, durch das mittlere Schweden über Petersburg und Moskau an die untere Wolga herabzieht. In Asien wird sie im altaischen und baikalischen Sibirien angegeben und findet sich ferner im mittleren und östlichen Nordamerika und in Nordafrika. Ihre obere Grenze fällt in den baierischen Alpen auf 3376‘, in den niederöster- reichischen Alpen auf 3100‘, in den siebenbürgischen Karpathen auf 2700°. Unter allen Weiden Niederösterreichs ist 8. purpurea die häufigste und bildet namentlich in den Donau-Auen streckenweise reine Buschwälder. Sie ist. dort der. wichtigste Bestandtheil der ersten, auf den Schotterbänken sich ansiedelnden Weidengeneration, und wie von Reissek nachgewiesen wurde, von grösster Wichtigkeit für die Geschichte der Donauinseln, indem die grösstentheils aus der Purpurweide bestehenden Anflüge den bei Hoch- wässern mitgeführten Sand auffangen und zur Ablagerung einer 6—8 Schuh hohen Sandlage Veranlassung geben. Der so über den Schotter aufgeschichtete Sand, in welchem das Buschwerk der S, purpurea oft bis zur Hälfte begraben erscheint, wird dann das Substrat für die später auftretenden Wald- generationen. Wird die Purpurweide von hochstämmigen Bäumen über- wachsen, so stirbt sie wie die meisten anderen niederen Buschweiden ab. — In prachtvoller Entwicklung findet sie sich längs dem Unterlaufe der alpinen Zuflüsse der Donau, wo sie auf dem schotterigen Uferlande mit S. incana fast undurchdringliche Buschwälder bildet und dort selbst. für den landschaftlichen Charakter Bedeutung gewinnt. — Noch weit einwärts in den Alpenthälern, in welche die Ufer-Chloriteen: 8. fragilis, S. alba und S. amygdalina nicht mehr hinansteigen, bildet die S. purpurea mit S. incana, S. nigriceans und 8. grandifolia das Ufergebüsch der rauschenden Bäche; findet sich dort auch vereinzelt an quelligen Stellen auf Fels- wänden (Lassingsfall) und im verkrüppelten Zustande auf Torfboden der Niederösterreichische Weiden. 153 Hochmoore (Mitterbach) vor. — Bis zu 2800° ist sie noch ganz allgemein verbreitet. Von da an vereinzelnen sich aber ihre Standorte und die höchsten ‚Punkte, wo $. purpurea noch vorkommt, finden sich, wie früher bemerkt, bei 3100 Fuss. — Im böhmisch-mährischen Gebirge wird sie noch auf den Höhen des Plateaus, so z. B. um Moidrams bei 2500 angetroffen. — Sie ist auf kalkreichem Substrate ebensowohl, wie auf kalklosen Unterlagen auf- gefunden worden. Chamitea*) n. g. Zwergweide. Flores dioiei, amentacei, Amenli bracteae indivisae, unicolores rosa- ceae. Torus in urceolum laciniatum tumens. Stamina duo, Filamenta libera. Germen sessile, diphyllum, wunioculare. Gemmulae prope basin carpophyllorum nervo adnalae, ana- tropae. Stylus brevissimus. Stigmala duo, biloba. Capsula unilocularis, bivalvis, valvis post dehiscenliam eztrorsum arcualis, basi medio seminiferis. Semina in utragque valva 3—9, erecla, oblongo-linearia, funiculo brevissimo, cerasso pedicellata et in comam lanuginosam, ex apice funiculi orientem involuta. Albumen nullum. Embryo orthotropus. Radieula infera. — Fruticuli alpini, folüs alternis, mediocriter petiolatis, nervigeris. Die $. reticulata L. bietet eine solche Fülle von auffallenden, eigen- thümlichen Merkmalen dar, dass sich die Autoren fast durchgehends mit der Angabe einiger weniger der hervorragenden Kennzeichen begnügten. — Linne, Smith, Allioni, Waählenberg, Seringe, Jacquin und die Mehrzahl der älteren Auteren, welche S. reticulata beschrieben haben, berühren nirgends die so merkwürdige Form des Torus. — Koch spricht in seiner Comm. d. salic. von einem „nectarium basin capsulae superans“ ‘und dieser Passus ist in seine Synopsis, so wie in die meisten Floren nach ihm überge- gangen. — Die Abbildung von Host zeigt wohl an Fig. 3 u. 5 ganz gut die der Kätzchenspindel zugewandte Seite der einzelnen Blüthen, doch spricht auch Host nur von einem „Nectarium bi- aut tripartitum“ und es geht daraus hervor, dass er sich mit der oberflächlichen Ansicht einer von dem Kätzchen losgetrennten Blüthe, bei welcher er nur zwei oder drei Zipfel des ringsum gelappten Torus wahrnahm, begnügte, ohne den Bau des Blüthen- bodens weiter zu verfolgen. — Dass auch an den Staubblüthen (bei welchen *) Deriv. @ yaual et (tie. 154 Dr. A. Kerner: man an frischen Blüthen, ohne die Staubfäden zu entfernen, den die In- sertionsstelle der Staubgefässe rings umgebenden, zerschlitzten, fleischigen Becher wahrnimmt) die charakteristische Torusbildung den Autoren nicht auf- gefallen war, lässt sich nur dadurch erklären, dass die als Salix von Alters her überkommene Pflanze noch eine Menge anderer, schon beim ersten An- blicke in die Augen springender, eigenthümlicher Merkmale darbot, und daher die Angabe einiger weniger derselben schon hinreichte, um sie von den andern Arten, mit denen sie durch Koch und Fries in die so un- natürliche Gruppe: @Glaciales zusammengewürfelt worden war, zu unter- scheiden, und daher ein Eingehen auf Merkmale, die erst bei näherer Zer- gliederung wahrnehmbar werden, überflüssig schien. Nach unserem Dafürhalten ist Chamitea von Salix eben so gut zu trennen wie von Populus, und die nachstehende Tabelle möge die wesent lichsten Merkmale der drei Gattungen der Salicineen vorführen : Salix. Chamitea. Populus. Folia penninervia, breviter Folia nervigera, mediocri- Folia nervigera vel penni- vel breyissime petiolata.| ter vel longe petiolata.| nervia, mediocriter vel longe petiolata. Squamae amenti luteo- Squamae amenti rosaceae Squamae amenti luteo- yirides unicolores, vel| unicolores,integerrimae.| virides, rubiginosae vel versus apicem coloratae: rufae, crenatae vel di- rubiginosae, purpureae gitato-laciniatae. et atratae, integerrimae. Torus in glandulam uni- Torus in urceolum laci- Torus in urceolum inte- cam internam vel in) niatum tumens. grum, oblique truncatum glandulas duo: alteram tumens. externam , alteram in- ternam tumens. Die Rotte der Purpurweiden und Moorweiden betrachten wir aus den oben Seite 43 erörtertem Grunde als die Grenzglieder der Salicineen. Sie besitzen ebenso wie die Rotten der Abtheilungen: Mierostylae und Maero- stylae an den Staub- und Fruchtblüthen nur eine innere, drüsenförmige Ver- längerung des Torus. Bei den Weidenrotten: Jtetusae, Amygdalinae und Albae findet sich an den Fruchtblüthen noch dasselbe Verhältniss, die Staub- blüthen zeigen aber schon eine zweite, kleine, äussere Drüse, und bei der Rotte: Fragiles haben sowohl Frucht-, wie Staubblüthen eine innere und äussere Drüse des Torus aufzuweisen. — Bei der Gattung Chamitea ent- wickelt sich der Torus zu einem die Insertionsstelle des Fruchtknotens oder der Staubgefässe rings umwachsenden, kurzen, gelappten Becher und bei Niederösterreichische Weiden. 155 der Gattung Populus stellt er endlich eine abgestutzte, nicht zerschnittene, becherförmige Verlängerung dar. 1. Ch. reticulataı — Amenta serotina, in ramulo tri — qua- drifoliato „ gemmifero ,„ superne nudo,, longissime pedunculata, recta, pistilli- gera densiflora‘, staminigera laxiora, bis — quater longiora quam Jlatiora. Squamae unicolores rosaceae, rotundatae, extus subglabrae, intus breviter villosae. Torus in urceolum laciniatum tumens, laciniis basin germinis superan- tibus. Germen sessile, ovatum, cano-tomentosum. Stylus breyissimus. Stig- mata divergentia, patula, biloba, purpurea. Stamina duo, antheris ante an- thesin purpureis, serius nigricantıbus, filamentis liberis, rubescentibus, in basi Pilosis. Valvae capsulae purpurascentes, post dehiscentiam extrorsum arcuatae. Folia coriacea, neryigera, mediocriter vel longe petiolata, elliptica vel orbicu- lata, obtusa, in basi rotundata vel subcordata, margine deflexa, adolescentia pilis longis sericeis vestita, adulta glaberrima, supra obscure viridia, subtus albido-glauca. Nervi 5—7 in pagina inferiori prominentes, plerumgue sieut petiolus rubescentes et cum venis reticulum elegantissimum constituentes, in pagina superiori lineis impressis significati, quare folium rugulosum. Ramuli castaneo-rufescentes, glaberrimi. Am. g 10 -20um Jg, 5—6mm It. Am. Q 8—22um ]g, 4—5mm It, Squam. Amm ]g. Germ. 1—- 1.5mM ]g. Stam. 2— 30 ]p, Fol, 12— 46mm ]o, 10—32um It, S. retieulata L. sp. 1446, Host Salix p. 33. tab. 105. Koch Syn. 570. Fries Nov. fl. suec. M. 1. p. 75. Herb. norm. Fasc. IX. Nr. 62. Wimm. Herb. Sal., Nr. 8 et 9, Neilr. Fl. v. N. Oest. p. 266. Zierlicher Strauch mit sparrigen „ fast rechtwinklig sich abzweigenden Aestchen und knorrigem, niederliegendem Stamme, der als grössten Durch- messer 1 Centim. zeigt und dann 18—20 Jahresringe aufweist. Die Rinde der 1—3jährigen Aestchen ist kastanienbraun, glänzend und kahl, im 4. Jahre wird sie jedoch runzelig, matt und graubraun. Die zweijährigen Aestchen entwickeln an geeigneten Stellen reichliche Adventivwurzeln. Die Knospen sind glänzend gelb, länglich eiförmig und verhältnissmässig sehr gross (4—smm ]g. 3—4mm ]t.). Die Knospendecken bleiben manchmal bis zur Blüthezeit an der Basis des hervorgesprossten Aestchens haften, so dass sie die Stiele der unteren Blätter fast scheidig umfassen. Die Blattstiele sind rinnig, an der Basis etwas verbreitert, purpurroth überlaufen und entweder halb so lang als der Längendurchmesser des Blattes, oder bei runder Blatt- form fast gleichlang und daher die Blätter entweder mittelmässig oder lang gestielt, durch welches Merkmal Chamites ein von dem Weidentypus ganz und gar abweichendes Aussehen erhält, da auch die kleinen Alpenweiden (S. retusa, herbacea, polaris) sehr kurzgestielte Blätter besitzen. — Nur an sehr üppigen Sprossen finden sich an der Stelle der zwei Nebenblätter zwei kleine, purpurrothe Drüsen. — Die Blätter wechseln in ihrem Zuschnitt vom eu 156 ‚Dr. A. Kerner: länglich elliptischen bis zum kreisrunden, Ihr äusserster Rand: ist, umge, bogen und bei. der in Niederösterreich vorkommenden und auch anderwärts auf Kalkboden wurzelnden Form drüsenlos und ungezähnt. ‚Auf Schiefer- unterlage zeigt jedoch der Rand gewöhnlich kleine, drüsige Ansätze, die namentlich gegen die Basis zu, deutlich wahrnehmbar sind. : Es wiederholt sich demnach hier das bei anderen Alpenweiden beobachtete, Seite 23 be- sprochene Verhalten und es zerfällt auch Chamitea reticulat@ in eine Kalk- und Schiefer-Parallelform, von welchen sich die erstere: 41. integrifolia Aurch vollkommen ganzrandige, zeit- lich kahl werdende Blätter, schwächer behaarte Kätzchen- schuppen und frühzeitig abfallende Knospendecken auszeichnet, während 2. vestita (Pursh Fl. Amer. septentr. II. p. 610.) sich durch die an der Basis mit Drüschen besetzten, noch zur Zeit der vollen Blüthe dicht seidig zottigen Blätter, dichter bekleidete Kätzchenschuppen und die stehenbleibenden, die Basis der Blätter scheidig umfassenden, grossen Knospendecken unter- scheidet. Letztere ist in Niederösterreich nicht aufgefunden. Aus den Central- alpen liegen uns jedoch Exemplare derselben vor, welche mit Lappländi- schen vollkommen übereinstimmen und von Sauter wurde diese Form schon in der Flora 1849, p. 662, als von Mielichhofer in den Salzburger- Alper gefunden, angegeben. Die Blätter beider Parallelformen sind benervt. Die zwei oder drei unterhalb der Mitte des Blattes unter Winkeln von 30-—40° entspringenden Seitennervenpaare sind nämlich verlängert, viel dieker als die noch weiter über der Mitte aus dem Mittelnery hervorkommenden, schwachen Nervcehen, und kommen der oberen Hälfte des Mittelnerys an Stärke gleich. Von den Weiden hat nur S. herbacea bei den rundblättrigen Formen manchmal eine ähnliche Neryatur, alle anderen Weidenarten aber sind fiedernervig. Desto häufiger erscheinen benervte Blätter bei den Pappeln, mit deren Blättern die Blätter von Chamites auch durch die verlängerten Stiele übereinkommen, Die 5 oder 7 fast fächerförmig die Blattfläche durchziehenden Hauptnerven sind durch zahlreiche, kräftige Anastomosen zu einem grossmaschigen, meist rosaroth oder purpurn gefärbten Netze verbunden, das sich aus der weiss- lichen Grundfarbe der unteren Seite höchst zierlich heraushebt*). An »der. oberen, dunkelgrünen, fast glanzlosen Blattseite ist das Nervennetz durch *) Seringe macht auf die sehr eigenthümliche Nervatur mit den Worten aufmerksam: „face infer. d’un blanc gris, relevee de nervures rougeätres tres saillantes, Iongitudinales, presque comme dans les feuilles des monocotyl&donnees. — Saules de la Suisse p. 8. Niederösterreichische Weiden. { 57 vertiefte Linien angedeutet, und daher das Blatt runzelig. In der Jugend ist der Blattstiel so wie die untere Blattfläche mit langen, weichen, seidig- glänzenden Haaren bedeckt. Zur Zeit der Blüthe aber sind die Blätter bei der Var. 4. integrifolia vollkommen kahl, — bei der Parallelform Var. 2. vestita hingegen bleibt die Behaarung bis zur Fruchtreife. — Im Verwelken werden die Blätter braun. — Von den Knospen in den Achseln der 3—4 Blätter eines Sprosses kommen selten mehr als zwei, gewöhnlich nur eine (nämlich die oberste laterale) zur weiteren Entwicklung. Da die 3 oder 4 Blätter ziemlich gedrängt an der unteren Hälfte des Sprosses sitzen, dessen Abschluss das Kätzchen bildet, die obere Hälfte aber nackt ist, so erscheint das Kätzchen lang gestielt. -— Die Staubkätzchen, so wie die Fruchtkätzchen sind schmal, walzlich, 20—80blüthig, ihre Blüthen sind gewöhnlich in 6 Zeilen angeordnet und stehen bei den Staubkätzchen etwas lockerer, bei den Fruchtkätzchen aber immer dicht und geschlossen. Die rosafarbigen Kätzchen- schuppen sind fast kreisrund, ganzrandig, an der äusseren Seite kahl, an der inneren Seite aber immer kurzhaarig oder dicht zottig. Erwähnenswerth ist hiebei, dass, wie schon Seringe (a. a. 0.S. 28.) bemerkt, die Schuppen, welche die Staubblüthen stützen, immer viel stärker zottig sind als jene der Stempelblüthen. — Der Torus bildet einen becherförmigen Kranz gelber, fleischiger, über die Basis des Fruchtknotens hinausreichender Lappen. — Die Staubfäden sind röthlich, an der unteren Hälfte gewimpert, die Antheren rundlich, vor und während dem Blühen purpurroth, nach dem Abblühen schwarz. — Der sitzende oder sehr kurzgestielte Fruchtknoten ist eiförmig, stumpf, von aufrecht abstehenden Härchen weissfilzig, glanzlos. Der sehr kurze Griffel theilt sich in zwei bogenförmig auseinanderlaufende, abstehende, zweispaltige, purpurrothe Narben. Die Kapsel, die gewöhnlich purpurn überlaufen erscheint, ist eiförmig 3mm lang. Ihre Klappen sind nach dem Aufspringen nur wenig sichelförmig auswärtsgekrümmt. An dem Mittelnerv Jeder Klappe sitzen nahe gegen den Grund zu, 3—5 lineale 11m Jange Samen, die von dem fast dreimal so langen Haarschopf umhüllt sind. Die Zwergweide ist fast durch alle Hochgebirge der nördlichen Halb- kugel, so wie auch durch die arktische Zone der alten und neuen Welt ver- breitet, findet sich noch nördlich vom Polarkreise (Grönland, Lappland) und erreicht ihre nördliche Grenze erst auf Port Bowen südwestlich von der Melville-Insel. In Europa findet sie sich auf den Hochgebirgen der Mittelmeerzone, dann in den Alpen, Karpathen, in den schottischen und skandinavischen Hochgebirgen bis Island und Lappland. Sie fehlt in den Sudeten. Ihre untere Grenze fällt in Schottland auf 1900, in den bairischen Alpen auf 5250‘, in den niederösterreichischen Alpen auf 4750‘ «(In den Centralalpen scheint ihre untere Grenze tiefer zu liegen. Zahlbruckner gibt dieselbe dort auf 4000‘, Unger auf 4600° an.) — Ihre obere Grenze wird in den französischen Alpen von De-Candolle auf 8000‘ angegeben, in 153 Dr. A. Kerner: Baiern fällt sie nach Sendtner. auf 7000‘, in den niederösterreichischen Alpen findet sich Ch. reticulata bis auf die höchsten Kuppen der Kalkalpen: der Raxalpe des ‚Schneeberges und Oetschers zu 6566‘. Doch ist diese Höhe nicht als ihre obere Grenze anzusehen, da sie auf den benachbarten, höheren Kalkalpen Steiermarks auf den Höhen des Hochschwabes noch bei 7000’ angetroffen wird. Sie bildet in der nördlichen Kalkalpenkette einen wesent- lichen Bestandtheil: jener Pflanzenformation, die bei S. retusa@ bereits ihre Erwähnung gefunden. pass, s Index. Chamilea Saldı retieulata 153. Salis acuminata Hoffm. 93. acuminata Koch 91, 93. acuminata- Smith 93, 95. alba L. 65. alopecuroides Tausch 68. alpestris Host 84. ambigua Ehrh. 143, 144. amygdalina Koch 7. amygdalina L. 70. amygdalino-fragilis Neilr. 68. amygdalina-fragilis \Wimm. 68. angustifolia Fries 96. angustifolia Wulf. 145. arbusceula L. 84. argentea Sm. 146. attenuata 124. aurita Host 117. aurita L. 131. aurita-repens Wimm. 143. _ auritoides 135. austriaca Host 137. bicolor Ehrh. 84, 86. bifida Wulf. 103. Blyttii 88. caesia Vill. 83. Canthiana 96. capraeformis Wimm. 95. Caprea L. 125. Caprea-einerea Wimm. 123. Caprea-dasyclados Wimm. 93. carniolica Host 150. cineres Host 110, cinerea L. 128. cinerea Willd. 4110. cinerea-aurita Wimm. 431. cinerea-incana Wimm. Flora 1848. 104. concolor Host 98, 100. coruscans Host 84, 113. cuspidata Schultz 59. daphnoides Vill. 109. dasyclados Wimm. 93, 94. dasyclados-viminalis Wimm. 94. discolor Host 140. elaeagnifolia Tausch 97. excelsa Tausch 62. excelsior Host 63. Fenzliana 13. flavescens Host 84. Forbyana Sm. 99. fragilior Host 62. fragilis Host 60. fragilis L. 62. Niederösterreichische Weiden. 159 Salix fragilis Fries 65. fragilis-alba Wimm. 65. fragilissima Host 62. fragilis-triandra Wimm. 68. Friesiu 61. glabra Scop. 113. glauca L. 88. glaucescens Host 117. grandifolia Ser. 120, hastata L. 119. hastata-silesiaca Wimm. 120. helieiflora Tausch 100, Helix Host 150. Helix L. 98, 150. Helix Tausch 150. helvetica Vill. 88. herbacea L. 79. heterophylla Host 132. hippophaäfolias Thuillier 90. Hoffmannıana Tausch 98. holosericea Seringe 101. Hostii 91: Jacquiniana Host 81. incana Schrank 104. incana-Caprea Wimm. 101. inecana-cinerea Wimm. Flora 1849. 102. incana-daphnoides Wimm, 108. incano-purpurea Neilr. 104. incana-purpurea Wimm,. 104. ineubacea L. 145. | intermedia Host 102. Kanderiana Seringe 101. Kitaibeliana Willd. 76. Kovatsii 68. lanceolata Fries 93, 95. lanceolata Seringe 101. Lapponum L. 88. ligustrina Host 71. longifolia Host 91, 93. lutescens 131. macrophulla 125. Suliı te & Mauternensis 139. menthaefolia Host 117. mirabilis Host 152. 2.4 mollissima Ehrh. 90. monandra Host 120. mutabilis Host 150. Myrsinites L. 81. myrtilloides L. 149. Neilreichüi 136. Neisseana 95. nigricans Sm. 116. nitens Gr. et Godr. 95. oleifolia Host 140. oppositifolia Host 150. ovata Host 117. palustris Host 64. parietariaefolia Host 317, parviflora Host 149. pentandra L. 57. pentandra-fragilis Wimm. 59. phylicifolia Koch comm. 116. phylicifolia L. 84, 116. plicata Fries 122. Pokornyi 59. polaris Wahlbg. 83. polymorpha Host 128, 129. Pontederae Vill. 137. Pontederana Bertol. 137. Pontederana Schleicher 138. praecox Willd. 110. pratensis Host 144, 145. prunifolia Host 117. pulchella Host 84. purpurea L. 150. purpurea-aurita Wimm. 135. purpurea-Caprea \Wimm. 140. purpurea-cinerea Wimm. 136. purpurea-erandifolia Wimm. 138. purpurea-nigricans Wimm. 141. purpureo-repens Neilr. 149. purpurea-repens Wimm. 149. purpurea-viminalis Wimm, 98. 160 Dr, A. Kerner: Niederösterreichische Weiden. Satis “ pyrenaica Fries 88. pyrenaica Gouan., 88. "Reichardti 127. repens L. 145. reticulata L. 153. retusa L. 7. rıparia Willd. 105. rivalis Host 117. rosmarinifolia Koch i44. rosmarinifolia L. 96, 145. rosmarinifolia Wulf. 445, rubra& Huds. 98. Russeliana Sm. 65. semperflorens Host 72. sericans Tausch 92. Seringiana Gaud. 100. serpyllifolia Scop. 76. silesiaca Willd. 123. sordida 135. speciosa Host 68. spectabilis Host 70, 73. stipularis Sm. 91, 95. subalpina 103. subglabra A115. Salix subtriandra Neilr. 67. tenuis Host 145. tetandra L. 59. triandra L. 71. undulata Ehrh. 90. Vandensis Forbes 141. varıa Host 72. venusta Host 72. vestita Pursh 156. viminalis L. 89. viminalis-Caprea Wimm. 92, 93. viminalis-cinerea Wimm. 95, 96. viminalis-dasyclados Wimm. 95. viminalis-purpurea Wimm. 100. viminalis-repens Wimm. 97. viridis Fries 64. vitellina Host 66. Vratislaviana 92, 94. Waldsteiniana Willd. 84. Weigeliana Willd. 86. Wimmer: Kerner 108. Wulfeniana Host 113. Zedlitziana 9. Corrigenda. Seite 3 Zeile 2 statt Salieis: „Salices* 92 MR „ fragilis: „Fragilior“ 65 „ 2% „ gestielte: „länger gestielte“ 80 „32°. Taguin: „Jacquin“ 31 „13 „ Jaquiniana: „Jacquiniana“ 38 „ 12 „ Pyreica: „pyrenaica“ 17 „ 1 „ variabilis salix: „variabilis frutex“ 3 3 ” ee ti toren. iR"