Eine naturwissenschaftliche Reise ZB.) Na unter nommen im Sommer 1871 von T. A. Verkrüzen. Selbstverlag des Verfassers 1872. Cassel: Theodor Fischer. D ‚> Ex libris : AVAUA = AR " AZ Pa EVA AA AVAVA „Ansicht ch erı Acı OTRNE v Ansicht inl.Grosse rat Se. nalürl.Grös DyrUDqUnpSpuDaz RL AanBsSny urpsrbRpEyrRng UN TPPIS PPU2G UO0a12rf OU Br1GSOT JnnerehalbeSchale- DISOLH AarjO7INJEU AU PU2/NRE] J2ID/2]707 PP zrıı 2Oo71Yog NORWEGEN, SEINE FIORDE un NATURWUNDER, EINE NATURWISSENSCHAFTLICHE REISE UNTERNOMMEN ersion of Mollussı IM SOMMER 1871 VON TA, VBEBERUZEN: NEBST LITHOGRAPHIRTER TAFEL UND VERSCHIEDENEN ABBILDUNGEN. APR 29 1988 LIBRARIES SELBSTVERLAG DES VERFASSERS. 1872. CASSEL: THEODOR FISCHER, Das Recht der Uebersetzung vorbehalten. Druck von Kumpf & Reis in Frankfurt a. M. Vorwort. Der günstige Ausfall meiner Unternehmung nach Norwegen und die empfangene Aufmunterung, das Resultat meiner Arbeit und die daselbst gemachten Er- fahrungen den Freunden der Naturwissenschaften und der Natur mitzutheilen, damit es Denjenigen als Leit- faden dienen möge, die dies grossartige, wilde, an Natur- wundern so reiche Land, sei es wissenschaftlich oder als Touristen zu besuchen wünschen, hat mich bestimmt, dies bescheidene Werkchen den freundlichen Lesern zur nachsichtsvollen Beurtheilung vorzulegen. Ihrer Nachsicht bedarf ich um. so mehr, da ich, seit 42 Jahren im Auslande wohnhaft, keine Gelegen- heit gehabt habe, mich im deutschen Buchstyl zu ver- suchen; auch mache ich keine Ansprüche auf eine aus- gedehnte malacozoologische Ausbildung und Fachkennt- niss, ich bin nur Liebhaber der Wissenschaft und kann deshalb den erfahrenen und kenntnissreichen Malaco- logen, die dies Fach mehr zum Lebensstudium gemacht IV haben, mein Scherflein Beitrag zu diesem anziehenden Zweige der Naturwissenschaft nur in aller Bescheiden- heit anbieten. Wenn es Etwas enthält, das diese Wissen- schaft bereichert und fördert, so ist mein Zweck und zugleich mein Herzenswunsch erfüllt. In einem Punkte war ich für das Unternehmen vielleicht günstiger gestellt als manche meiner geehrten Fachgenossen in Deutsch- land. Ich hatte in England Gelegenheit gehabt, die bedeutenden dredging-Expeditionen der Herren J. Gwyn Jeffreys, Dr. Carpenter und Anderer näher zu beobachten, mich auch sonst wenigstens theoretisch mit den dredging- Operationen möglichst bekannt zu machen, und ich hatte den Vortheil von Herın J. @. Jeffreys einige nützliche Winke darüber, sowie auch ein Empfehlunesschreiben an Dr. @G. O. Sars in Christiania zu erhalten, was ich hiermit dankbarlichst anzuerkennen mir erlaube ; zwar war Herr Sars bei meiner Ankunft bereits auf den Lofoden, und die meisten Professoren und Naturforscher waren während der Universitätsferien von Christiania abwesend, auch Herr Asbjörnsen war in Finmarken; indess ver- schaffte mir die Empfehlung, sowie eine ähnliche von Dr. O0. A. L. Mörch, dem ich dafür ebenfalls herzlichst danke, überall den erwünschten Beistand. Dabei habe ich in Folge meiner vielen Seereisen u. s. w. gute Uebung auf See und bin auf dem Elemente vorzugsweise zu Hause; auch verdanke ich meiner kaufmännischen Laufbahn manche praktischen Kenntnisse und Erfahrungen, so > De £ V dass diese verschiedenen Umstände zusammengefasst mein etwas gewagtes Unternehmen begünstigten, und mir die glückliche Durchführung desselben trotz der sehr ungünstigen Witterung ermöglichten. Um diesem Buche ein etwas erweitertes Interesse zu verleihen, habe ich eine kleine Beschreibung meiner Reise und meiner in Norwegen gemachten Beobachtungen und erlebten Schicksale beigefügt; auch habe ich es schliesslich nicht für uninteressant gehalten, über die politische Stimmung des Landes einige Worte zu sagen, da es jedem Deutschen, der das Land zu besuchen gedenkt, in dieser erregten Zeit von Interesse sein muss, hierüber vorher ın Etwas unterrichtet zu sein. Es wird ferner Einiges vorkommen, was vielleicht strenge genommen nicht zur Sache ge- hört; da es indess Beobachtungen und Eindrücke sind, die eben durch diese Reise wachgerufen wurden, so habe ich sie von dem Ganzen nicht trennen wollen. Einer Entschuldigung, dass ich das Malacologische mit der Reisebeschreibung und Anderm verbinde, bedarf es hoffentlich nicht, weil gerade Norwegen von deutschen Touristen noch weniger besucht worden ist, und es des- halb auch dem Malacologen, der es wissenschaftlich zu besuchen gedenkt, hoffentlich nicht unwillkommen sein wird, vorher Einiges darüber zu erfahren. Sollte aber dennoch dem Einen oder Andern etwas von keinem Interesse erscheinen, so ist es leicht übergangen, da ich durch Ueberschriften das zur Abhandlung kommende VI andeute. Die angeführten Touren, die ich nicht selbst gemacht habe, verdanke ich theils mündlichen Mitthei- lungen und eingezogenen Erkundigungen im Lande ‚selbst, theils sind sie andern Wegweisern entlehnt. Ich habe sie hinzugefügt um dem Buche die möglichste Voll- ständigkeit zu verleihen. — So übergebe ich denn diese Zeilen, im Vertrauen auf eine gelinde Kritik, den deut- schen Malacologen und dem deutschen Publikum und hoffe, dass sie als Anregung zu ferneren ähnlichen Unter- nehmungen dienen mögen. Für den mir bei diesem Unternehmen freundlichst geleisteten Beistand sage ich noch speciell meinen besten Dank dem Herrn Dr. D. C. Danielssen und Herrn H. Friele ın Bergen; sowie besonders auch Herrn D. F. Heynemann, Präsident und Herrn Dr. W. Kobelt, Secretär der deutschen Malacozoologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. Noch habe ich zu berühren, dass meine grosse Entfernung von der Druckerei, und die Unmöglichkeit, die Correcturbögen wiederholt hin und her zu schicken, mehrere Druckfehler veranlasst hat, die ich vor der Einleitung aufgeführt habe und den freundlichen Leser gütigst zu berichtigen bitte. LONDON, im Januar 1872. Der Verfasser, Inhalt. Seite Einleitung s ;: Geräthschaften zum Mollusken- fang . : 3 Anwendung een 10 Abfahrt von London und See- Reise nach Christiania 17 Christiansand 23 Christiania 28 Dröbak . 30 Das Schaben 33 Xylophaga dorsalis 35 Ausflüge von und Begeben- heiten in Dröbak 43 Vallö 48 le a re rg Stavanger . 61 Bergen und Reise ins Har- danger Fjord . 62 Utne 67 Kinservik . SRISENPENA NS) Arbeiten und Erlebnisse in Utne i 70 Politische nee 75 Besuch der Naturwunder 85 Ulvik und Osefjord 86 Vik und Eidfjord 87 Das Sörfjord und Odde . 88 Der Gletscher Buerbr&en 89 Skjeggedal Fos . 91 Basta Boss. na en Rückkehr nach Utne, das Hardanger Fjord 96 Vöring Fos 101 Rjukan Fos 103 Die Carriole . 105 Abreise von Utne 107 Eide und Vassenden 108 Seite Vosseyanven.:., u... ..% 7110 Tvinde und Vinje .c. .. 11 Stahlheim und das Nxrödal 112 Gudvangen und Neröfjord . 114 Sortneetjorde a are a LUD Berdskorens ws. HR IR Rückkehr durch das Sogne Fjord nach Bergen . . . 118 Lima En ar RT Abreise von Bergen . . . 127 Abschied von Norwegen und Reise über Hamburg nach Frankfurt 3 Mo 22.0.0129 Touren durch Norwegen . .„. 135 Landreise von Bergen nach Christiania (Fißle-Fjeld, Mjösen- I etc.) r 5 138 < ) Be JILE rt Vonfergen ha ha TRIER GERN Hammerfest und Nor a . 147 Molde, Gudbransdalen und Romsdalen . . . 148 Dovre Fjeld und Trondhjem 149 Christiansund und Aalesund 150 Lofoden und Malström . . 150 Samdekerd.ur rl Ser Kimgerikei seat Hi le Lillehamer und Gausdal . . 154 Hamar und Glommen . . . 155 TyRRjorde nern Fredukstad,. 22% wi ve 197 Sprache de waere sten a Aal Schabe-Notizen . . . . ; 164 Liste der Norweger marinen Mollusken. 2 2er 89. Lit Dampfschiftverbindungen mit Norwegen"... 4 #..%.,189 Seite > en BE RL- Tan Be Een VE | SıS33 33 4. Zeile 20 v. u. BEE EEE Druckfehler. 10 8 13 7 6 16 n für einem lies .einen. »„ 9/4 Zoll lies 3 bis 4 Zoll. „.a und b lies a und c. „ einem lies eine. „ Ihn lies ihm. „ denn „ dann. ß „ Ellenbogen lies Elbogen. „ 8 Uhr lies 10 Uhr. „ Christianssand lies hier und überall Christiansand. „ sie lies es. Frederikvaern lies Frederiksvzrn. „ einem lies einen. : . » 5 er „ ventikaler lies vertikal«. . „ abgestorbenen Thieren lies abgestorbene Thiere. „ um lies und. „ Christian VII lies Christian IV. .„ denn lies dann. „ hartem lies harten. „ su lies zu. „ denn lies dann. „ merkwürdiger Felswände lies merkwür- digen Felswänden. „ Sorfjords lies Sörfjords. „ Frederik V. lies Frederik VII. . „ wesshalh lies wesshalb. „ welchem lies welchen. „ 0. „ mögte lies möchte. u. „ Konsberg lies Kongsberg. ‘ „ Konsberg lies Kongsberg. ete. für Cariole lies hier und überall Carriole. ‘ «@averkehren lies einkehren. x. Stahlheim lies Stalheim. ‚„ Sivlevos lies Sivlefos. denn lies dann. „ jeder lies jede. „ norwegica lies norvegica. „ Seen lies Meeren. „ Muscheln lies Muschel. „11/4 lies 1%, Stunde: . ;„, Veblungenzss lies Veblungsn&s. Lumledal lies Humledal. half lies halv fire. Hvoer lies Hvor. „ Ponopsa lies Panopea. Turitella lies Turritella. imbrifer lies imbrif#2 Einleitung. Um nicht genöthigt zu sein ein englisches Wort selbst, oder ein solches mit deutscher Endung oder eine lange Umschreibung zu gebrauchen, erlaube ich mir, bis zur Auffindung und Feststellung eines passen- deren, einstweilen für dredge das deutsche Wort — Schabe und für to dredge — schaben zu gebrauchen. Es scheint mir den Reichthum unserer Sprache ver- kennen, wenn wir das englische dredging oder to dredge durch 5 Worte (mit dem Schlepp-Netze arbei- ten, ziehen oder fischen) wiedergeben, und das müs- sen wir doch thun, wenn wir nicht das englische to dredge gar durch dredgen oder dredschen übersetzen oder verdrehen wollen. Das Wort Schlepp-Netz schliesst die Bildung eines Verbums aus; es ist ausserdem ein zusammengesetztes Wort und gibt keinen entschiedenen Begriff von unserer Maschine, die von Eisen ist, oft kein Netz, sondern (z. B. bei der Eimer-Schabe) nur einen Boden hat, und oft habe ich einen Sack von porösem Stoffe dem Netze vorgezogen. Ich will meine Be- nennung nicht als die beste hinstellen, die gegeben werden kann, und ziehe sie zurück, sobald ein zweck- mässigeres Wort dafür bestimmt wird, aber es scheint mir, dass wir ein passendes Wort für unsere Operation haben sollten, ohne solche durch einen langen Satz 1 2 Einleitung. umschreiben zu müssen. Wollten wir z. B. den eng- lischen Satz: on the 5% I went again on sea to dredge verdeutschen, so müssten wir sagen: am 5. ging ich wieder auf See, um mit dem Schleppnetz zu fischen oder zu arbeiten; eine lange Umschreibung! die ich mit: am 5. ging ich wieder zum Schaben auf See, noch durch 1 Wort weniger als der Engländer aus- drücke. Die Instrumente, deren man sich bedient, um die Bewohner des Meeresgrundes zu fangen, sind im wesent- lichen denen nachgebildet, die seit nes Zeit von den Fischern gebraucht werden, um Ar essbaren Muscheln zu sammeln. Die Schaben, welche von den englischen Fischern zum Fang der Auster und des whelk, Buccinum undatum L., (in England massenhaft als Nahrung verbraucht, während man sie an der deut- schen Küste nicht geniesst) angewandt werden, fördern häufig auch andere Mollusken: herauf, aber sie sind so roh construirt, dass die zärteren Muscheln zerbrechen, die kleineren meistens verloren gehen. Es ergab sich deshalb, sobald die Schabe häufiger im Dienste der Wissenschaft angewandt wurde, die Nothwendigkeit, voll- kommenere Instrumente zu construiren. Namentlich in England, wo -Dredging-Expeditions fast zum sport gehören, hat man in der Anfertigung aller dazu noth- wendigen Utensilien sehr bedeutende Fortschritte ge- macht. Da nun der Erfolg beim Schaben sehr von der Güte und Brauchbarkeit der angewandten Instrumente abhängt und mir bis jetzt in keinem deutschen Werke eine eingehendere Beschreibung der nöthigen Schaben, Sıebe nn. zu Gesichte sekommen ist, a ich glauben, den Zweck meines Kldmen Werkchens zu verfehlen, wollte ich nicht diesem Puncte eine eingehende Beach- tung widmen, Ich gebe deshalb im Folgendem eine genaue Beschreibung der von mir angew ‚andten Geräth- schaften, die euch nach den en Modellen ne waren und sich gut bewährt haben. Einleitung. 3 1. Die grosse Schabe. (Fig. 1a, b, e.) Meine grosse Schabe, von starkem galvanisirten Eisen angefertigt, wiegt etwa 18--20 Kilogramm; man OÖ Fig. 1a. Ansicht von oben. kann sie natürlich, je nach der Tiefe, m der man zu arbeiten gedenkt, und nach der Beschaffen- heit des Bodens, schwerer oder leichter haben. Ich gebe auf dem beigedruckten Holzschnitte Fig. 1a ihre Ansicht von oben, in Fig. 1b die Ansicht von vorne, und in Fig.1e eine Endansicht. Die Hauptbestand- Fig. 1b. Ansicht von vorne. 4 Einleitung. theile sind zwei starke Eisenplatten, © und k, mit keilförmigem Querschnitt, durch zwei starke runde Eisenstäbe, / und m, so verbunden, dass die scharfen Kanten a 5 und ce d weiter auseinanderstehen, als die stumpfen ef und gh. Längs der letzteren ist eine Reihe Löcher, die zur Befestigung des Netzes dienen. An den Eisenstäben / und m sind ein paar starke eiserne Arme n und o angebracht, und zwar be- weglich; jeder hat an seinem Ende einen Ring zur Befestigung des Taues. Unter gewöhnlichen Um- ständen zieht man das Tau durch beide Ringe; ist aber der Grund steinig oder felsig und befürchtet man, ven zu gerathen, so befestigt Fig. ie. End-Ansicht. man das Tau nur an einem Ring und bindet den anderen Arm mit einer schwachen Leine an das Haupttau. Geräth dann die Schabe hinter einen grossen Stein oder einen Fels- vorsprung fest, so bricht bei starkem Ziehen zuerst die dünne Leine, die Arme öfinen sich und die Schabe wird leichter befreit. Die Dimensionen meiner Schabe sind (in englischen Fussen und Zollen ausgedrückt) ungefähr: Länge der Seitenplatten © und k. . . 20 Zoll. Beeste derselbens.: 02, RR Dicke derselben an der stumpfen Kante ho» Gntternung:. von. we ba. eh u. an re Ne ER I ER N, Länge der Arms 7. 2%: ua EDER Die Länge des Netzes man beliebig wählen, doch thut man ut, es nicht allzu lang zu a da sonst der Inhalt zu schwer werden nd es zerreissen könnte; das an meiner grossen Schabe war ungefähr 2 Fuss lang, schrumpfte aber durch den Gebrauch be- Einleitung. 5 deutend zusammen. Die Maschen des Netzes dürfen nur So weit sein, dass sie den feinen Schlamm nur un- bedeutend durchlassen. 2. Die kleineren Schaben. Die eine meiner kleineren Schaben war ganz ähn- lich eonstruirt, wie die eben beschriebene, aber bedeu- tend leichter, sie wog mit Netz nur etwa 9 Kilogramm. Die Arme waren nicht gebogen, sondern gerade und die obere Oeffnung war für grössere Thiere zu klein. Ich habe mit ihr keine sonderlichen Resultate erzielt, um so mehr, als ich sie schon bald im Hardanger Fjord verlor, wo das Zugtau an einem Felsen durchrieb und brach. Statt O ihrer liess ich mir in Bergen eine andere machen, die durch ihre [77 etwas weitere Oeffnung besser für Norwegen geeignet war. Die Arme derselben waren gerade und fest- stehend, was vielleicht nicht ganz so praktisch sein dürfte. Ferner bekam ich m Bergen noch eine Schabe geliehen, deren Oeffnung nicht ein Viereck, son- dern ein gleichseitiges Dreieck bildet; Fig. 2 gibt eine Idee da- von; die drei Seiten sind von Eisenplatten gebildet. Ich hatte leider keine Gelegenheit, sie prak- tisch zu erproben. An den steilen unterseeischen Abhängen des fast unergründ- lichen Hardanger-Fjord gebrauchte ich besonders zum Fang der präch- tigen Lima excavata noch eine ganz leichte dreieckige Schabe, wie sie auf Fig. 3 (siehe umstehend) abge- bildet ist. Es ist ein leichter Be 6 Einleitung. eiserner Rahmen a, db, c, auf der einen Seite von einer Eisenplatte, auf den beiden andern von runden Eisen- stäben gebildet, die oben m ein Oehr gebogen sind; an demselben sind drei Leinen befestigt, d, e, f, die bei 9 zusammengeknotet und mit dem Zugtau ver- bunden sind. Statt eines Netzes benutzte ich dabei einen Sack aus einem sehr offen gewebten leinenen Stoffe, der in Norwegen in ausgezeichneter Qualität ge- macht wird. 3. Die Eimer-Schabe. Die gewöhnlichen, bis jetzt beschriebenen Schaben sind zwar unbestreitbar sehr praktisch, aber sie sind nur geeignet, die oberste Schicht des Meeresgrundes abzukratzen, und bringen deshalb auch nur die Thiere, die nicht tiefer als ', bis 1 Zoll stecken. Viele Muscheln graben sich aber tiefer em und sind also den gewöhn- lichen Instrumenten unerreichbar. Hier hilft die von Robertson eonstruirte Eimer-Schabe, von der ich zwei Exemplare mit hatte. Es ist dies, wie die beigedruckten Holzschnitte zeigen, ein ovaler Eimer aus starkem galvanisirten Eisen- blech, der an den beiden längeren Seiten in Spitzen a und ce ausgezogen ist. Sie ıst aus zwei Hälften zu- sammengesetzt, welche correspondirende Ringe tragen; zwei durch diese hindurchgesteckte Eisenstäbe dg und eh, die sich nach oben unmittelbar in die Arme fort- setzen, halten die Hälften zusammen und dienen durch Schrauben bei g und A auch zugleich zur Befesti- gung des siebförmigen Bodens d. Man braucht also Einleitung. T nur diese beiden Schrauben abzunehmen und die Eisen- stäbe herauszuziehen, so fallen die beiden Hälften und der Boden auseinander. Die Dimensionen dieser Schabe sind: Höhe des Eimers von a bs 5b . . . 20 Zoll. Grosser Durchmesser der Oeffnung . 11 „ Klemer "Durchmesser „7... 2.012818", Entfernung der Spitzen a und &. . 10 „ Bodendurchmesser"... 1. 6 „ Die Schlussstäbe, deren Verlängerung zugleich die Arme bilden, haben etwa 1°, Zoll Umfang. Die ganze Schabe wiegt etwa 12—15 Pfd. englisch. An die Ringe der Arme befestigt man zunächst einemz ca. 12 Fuss lange eiserne Kette, und erst an diese das Zug- tau. Die Kette reibt sich weniger leicht durch und hält auch gleichzeitig durch ihr Gewicht die Schabe nieder, die an einem elastischen Tau zu stark tanzen würde. 8 Einleitung. Man wendet nicht mit Unrecht gegen diese Schabe ein, dass sie sich zu rasch füllt, deshalb nur eine un- bedeutende Fläche des Grundes bestreicht und, wenn sich da gerade nichts vorfindet, leer heraufkommt. Aber das Leerheraufkommen ist eine Sache, an die man sich beim Schaben gewöhnen muss, denn auch die anderen Schaben kommen häufig mit wenig oder nichts herauf; trifft man aber auf ergiebigen Grund, so erlangt man mit der Eimerschabe mitunter auch Sachen, die unge- wöhnlich sind. So erhielt ich mit derselben bei Vallö ein ausgewachsenes Exemplar der /socardia cor, wie es noch keiner der norwegischen Sammler gefunden hat, und hätte wahrscheinlich noch mehr davon erlangt, wenn ich daselbst nicht fortwährend das ungünstigste Wetter gehabt hätte. Ausserdem hat man aber bei der Eimerschabe den Vortheil, dass man ziemlich genau bestimmen kann, an welcher Stelle die Muscheln vorkommen, um solche noch einmal zu versuchen, was man nicht kann, wenn man mit der gewöhnlichen Schabe 50 oder 100 Ellen Grund abschabt. — Es hat eben jede Art ihre Vor- theile, und man thut gut, an günstigen Punkten beide abwechselnd anzuwenden. Oekonomische Rücksichten sind in diesen Stücken übel angewandt; die wahre Oeko- nomie bei eimer solchen wissenschaftlichen Unterneh- mung ist: Alles Erforderliche hinreichend, ja eher im Ueberfluss zu haben, damit man nicht durch eimen Un- glücksfall wochenlang aufgehalten wird, dann dem Ope- rationsfelde rasch zuzueilen und nun die Gelegenheit fleissig und energisch zu benutzen, und zwar trotz aller sich entgegenstemmenden Hindernisse. Wer das nicht liebt, der muss das Meer nicht zu seinem Operationsfelde wählen. Die Eimerschabe lässt sich ihrer Zerlegbarkeit halber leicht im einen klemen Raum verpacken. Wer sie gebrauchen will, vergesse aber nicht, auch eime An- zahl überzähliger Schrauben nebst passendem Schrauben- schlüssel und wo möglich einen überzähligen Boden mitzunehmen; denn schon bei meinem ersten Zuge kam oO mir eine ohne Schrauben und Boden wieder herauf. Einleitung. 9 4. Taue. Die Taue müssen bester Arbeit und von bestem Material gemacht sein, so dass sie nicht schwerer zu sein brauchen, als nöthig ist, die Schabe sicher über den Grund zu schleppen “und beladen herauf zu bringen. Für die kleinere und die Eimerschabe benutzte ich 300 Faden eines Taues von 1 Zoll Umfang, für die schwere Schabe eines von 1’ Zoll. Die ans richtet sich nach der Tiefe, in der man schabt, und har man 50 bis 75 & 100° mehr Länge nöthig, als das Wasser tief ist. Schabt man also z. B. in 100 an Tiefe, so bedarf man 150—175 Faden Tau, nach Umständen auch wohl mehr, und man thut gut, nicht zu wenig mitzunehmen. Be- sonders an solchen Stellen, wo man die Schabe vom Ufer aus aufzieht, braucht man oft eine sehr beträcht- liche Länge Tau. 5. Siebe. Gute Siebe sind für den Erfolg des Schabens sehr wichtig, denn es ist nicht möglich, ie kleinsten Muscheln eiaheli aus dem Schlamm nd Sand herauszulesen, wäh- rend man sie leicht durch Auswaschen in passenden Sieben erhält. Ich bediente mich starker und besonders gut ge- machter Siebe von drei Einsätzen, die fest in einander passten, von Eichenholz und Kupferdrath verfertigt, mit starken Handgriffen von galvanisirtem Eisen. Das oberste Sieb hatte Oeffnungen von !ı Zoll Weite, das mittlere von ! Zoll und dan untere von ‘a Zoll, welches letztere auch die kleinsten Thierchen von der Grösse eines sehr kleinen Nadelkopfes zurückhält und nur den feinst zer- theilten Schlamm und feinsten Sand durchlässt. Das obere misst ca. 11 Zoll im Durchmesser bei etwa 3"; Zoll Tiefe. Noch grössere sind, wenn mit Schlamm gefüllt, unbequem zu handhaben. 10 Einleitung. Verfahren beim Schaben. In 10 bis 15, höchstens bis 20 Faden Tiefe und bei windstillem Wetter kann ein kräftiger Mann in einem Ruderboote allein schaben, indem er, wenn die Schabe auf den Grund gesenkt und die nöthige Länge Tau ausgelassen ist, letzteres ans Schiff befestigt, und nun, mit der Strömung fortrudert, bis er seine Schabe ge- füllt zu haben glaubt und alsdann aufzieht. Bei tie- ferem Wasser, 20 bis 100 Faden, bedarf man eines schweren Ruderboots und zweier geübter Ruderer und Seeleute; ist das Wetter aber windig, so ist's gerathener, ö Mann mitzunehmen. Drei Mann genügen ebenfalls bei grösserer Tiefe, wenn nur in einem Fjord, einem Meeresarm oder in emer ruhigen Bai und mit den kleineren Schaben gearbeitet wird, oder mit den schwe- ren nur in Tiefen bis zu 100 Faden. Bei grösseren Operationen und weiter in See muss man 4 bis 6 Mann haben, nebst einem entsprechenden seetüchtigen Boote; sowie man bei den tiefsten marinen Fischereien ein verdecktes Jachtschiff mit 15 bis 20 Mann Bedie- nung, oder noch besser ein Dampfschiff, nöthig hat. Meine Operationen erstreckten sich vorläufig nur auf die Küstenfischereien, obschon ich den lebhaften Wunsch hege, auch an den grössten und ausgedehn- testen Theil nehmen zu können. Ausser seinen Schaben, Tauen und Sieben bedarf man ein ziemlich grosses, hölzernes Waschbecken (Küfen) nebst hölzernem Löffel oder Schüppe; ferner einen Korb oder Kasten mit offenen Gläsern verschiedener Grösse, die man halb mit Seewasser füllt, dann gut verkorkte Gläser, die mit verdünntem Spiritus zu füllen sind; ferner sind nöthig und nützlich diverse Pincetten (ich gebrauche auf See kleine messingene, die dem Roste nicht ausge- setzt sind), dann etliche kleine Säcke von starkem Packleinen, ein oder zwei gemeine Esslöffel und ditto Theelöffel von dünnem galvanisirtem Eisen oder ähn- lichem Metall, auch 1 bis 2 Taschenmesser, sowie eben- Einleitung. 14: falls en Hammer etc. nützlich werden kann; und dass der begeisterte Schaber in seinem Eifer schliesslich nicht vergessen darf, sich stets mit Regenrock und Kappe, sowie mit einigen belegten Butterbröden und 2 oder 4 Flaschen Bier, ebenfalls einem Fläschehen mit Cognac und Wasser, zu versehen, brauche ich wohl kaum zu erinnern. Ich habe es für nöthig gehalten, den Leuten aus freien Stücken einioe Flaschen Bier zu verabreichen, besonders ıst dies wichtig bei stürmischen und nassem Wetter, denn selbst die harten Norweger sind am Ende auch nur Menschen, die von einer 8- bis 10- a 12stün- digen schweren Arbeit oft bei von Meerwasser und Regen durchnässten Kleidern und ewigem Schwanken und Stossen des Schiffes auch ermatten, und will man ihren Muth nicht ın dieser Weise aufrecht halten, so bleibt man selbst besser ın der trockenen Stube. Ich vertheilte auch gewöhnlich noch einige meiner Butterbröde unter sie, da Essen und Schlafen nicht meine schwachen Seiten sind und ich es den Leuten fast immer zu lange auf dem Meere aushielt; aber meine Arbeit schritt dabei auch trotz Sturm und Regen vorwärts und ich hatte die Freude, in Vallö in meinem Wirthshause zu hören, dass die Leute sich dahin ausgesprochen, sie würden mit mir um die Welt gehen. — Ich erwähne dies, weil es ein wichtiger Punkt ist, dass man sich gut mit den Leuten stellt und sie wills für sein Commando macht, denn sonst gedeiht die Arbeit nicht. Ist man an Ort und Stelle ansehen wo man scha- ben will, so lässt man durch einen der Bootsleute die Schabe auf den Grund hinuntersenken; hat er es schon mehr ge- than, so weiss er Bescheid, wo nicht, so thue man es zuerst selbst oder stelle sich bei ihm. Das Tau muss vorher so zu- recht gelegt sein, dass es ohne Hinderniss der sinkenden Schabe nachfolgt. Ist die Schabe unten, was man fühlen kann, und hat man sich am Tau die Tiefe gemerkt (die Taue müssen von 20 zu 20 oder von 30 zu 30 Faden ein Zeichen haben), dann gibt man zunächst 50 bis 70% mehr Tau aus, befestigt dasselbe ans Boot, 12 Einleitung. und nun müssen die Leute mit der Strömung rudern; dies ıst eine schwere Arbeit, denn die Schabe wirkt wie ein Anker aufs Boot, und oft sind sie nicht im Stande, dasselbe von der Stelle zu bewegen. Geräth die Schabe so fest, dass trotz aller Kraftanstrengung (ich habe oft den Ruderern mitgeholfen) das Boot nicht vorwärts ge- bracht werden kann, dann muss, wenn die Schabe schon einige Zeit ‚vorher geschleppt hat, aufgezogen werden; Dal geräth sie gleich zu Anfang fest, dann wird sie so weit aufgcholt, I: man sie abe das Hinderniss hin- weghebt und dann gleich wieder niederlässt. Eher auf- zuholen, als bis die Schabe. eine ziemliche Strecke ge- schleppt hat, ist verlorene Arbeit. Man zieht nur früher auf, wenn das Hinderniss unübersteiglich wird, oder wenn man glaubt, dass sonst etwas ch in Ordnung ist; auch ist's möglich: dass sich die Schabe einmal ziem- lich rasch füllt, denn liegen auf sonst glattem Sand- oder Schlammgrunde nur mässig grosse Steine mit Muschel- bruch, ch Seegewächse u. s. w., so füllt sie sich oft ziemlich bald, as wenn voll are es häuft sich noch mehr Schlamm u. s. w. vor derselben auf, so ist sie nicht weiter zu bringen, und es muss aufgezogen wer- den. — Alles dies Keen man am besten durch Uebung und eigene Erfahrung, wozu man das Tau oft selbst ın die Hand nehmen und am Gefühle kennen lernen muss, wie es da unten aussieht. Auf Schlamm und Sandgrund bietet dasSchaben wenig Schwierigkeiten dar; finden sich aber viele grosse Steine, F ee und Kor lee vor, dann ist die Schwie she grösser, So wie man an Felsw ae nur leichtere Schaben bei behutsamer Arbeit gebrauchen kann. Ist der Grund sehr schwierig und will man nicht riskiren, seine Schabe oft zu verlieren, denn bindet man ein zweites dünneres Tau oder eine starke Leine an die Schabe, befestigt, wenn sie auf dem Grunde ist, dies zweite Tau an eine Boje, wirft Tau und’ Boje uber Bord, und rudert nun zum nächsten Ufer mit dem Zugtau. Hier wird letzteres angezogen und sitzt die Schabe fest, so kehrt Einer mit Einleitung. 13 dem Boote zur schwimmenden Boje zurück, hebt die Schabe vermittelst der Sicherheitsleine ein wenig auf und über das Hinderniss hinweg, und dies wird so lange fortgesetzt, bis die Schabe endlich ans Land ge- bracht ist. Befindet man sich zu weit ın See, oder bieten die starren Felsgestade kein Plätzchen zum Lan- den, so muss man mit dem Boote selbst zurück, und dam dient die Boje nur als Sicherheit, dass man die Schabe nicht verliert, wenn das Zugtau brechen sollte; auch kann man ein zweites a: Boot mitnehmen, welches sich bei der Boje aufhält, während die Mann- schaft ım grösseren Boote beim Rudern und Aufziehen bleibt. — Ferner ist es, wenn das Meer wogt, nützlich, etwa 2 Faden vor der Schabe einen schweren Stein ans Tau zu binden, was das Tanzen der Schabe über’nz Grund (durch das Schaukeln des Bootes bewirkt) ver- mindert; ich habe auch wohl an die Eck-Enden des Netzes Steine gebunden, um Alles noch mehr nieder zu halten. Es ist noch zu bemerken, dass die Leute eine Winde mitnehmen müssen, die ans Vordertheil des Schiffs befestigt wird, um darüber aufzuziehen, was sonst aus srösseren Tiefen nicht möglich ist. Besitzen die Boots- leute keine, so lässt man vorher eine machen und nimmt sie mit. Es ist einfach ein krummes starkes Stück Holz, in dessem Ende eine eiserne Rolle läuft, die gerade weit genug ist, das Zugtau darüber zu rollen und auf- zuziehen. Kommt nun endlich die Schabe ganz oder zum Theil gefüllt herauf, dann wird der Inhalt vor- sichtig ın das Becken (Küfen) geschüttet; man sehe aber erst in die Schabe hinein und hebe alle schweren Steine mit der Hand heraus, auch etwaige Seeigel und See- sterne, so wie Alles, was beim Umschütten mit Steinen leiden würde (die Esslöffel sind nützlich, um Echini ete. heraus zu heben), und kehre nun schliesslich den Rest langsam ins Becken hinein um, dann wird jeder Stein, jede Pflanze, Koralle, ee oder leere Muschel- schale aus- und ne untersucht und alles Unnütze "über Bord geworfen. Die Müschelchen und Thiere ver- 14 Einleitung. theile man sogleich je nach Grösse, Schwere und son- stiger Naturbeschaftenheit- in die verschiedenen Gläser und lasse während dieser Arbeit die Leute die Schabe wieder hinunter senken. Ist der Inhalt nur Schlamm und Sand, d. h. sind keine Steine und Thiere sichtbar, dann wird Alles vorsichtig ın das Becken umgekehrt und nun kommen sofort die Siebe in Requisition. Man tülle mit dem Holzlötfel das obere Sieb °j, voll, halte die ineinandergestellten Siebe über Bord ins Meer ge- senkt, so dass der obere Rand der Siebe mit der Meeres- oberfläche etwa gleich steht, also Alles ım Wasser ist, und siebe oder wasche so den Schlamm durch alle drei Siebe ins Meer zurück, bis das Wasser ziemlich klar durchfliesst, dann hebe man die Siebe ins Boot zurück und untersuche nun den Inhalt von allen dreien, lese das Brauchbare heraus und spüle den Rest sofort ins Meer zurück; kann man mit dem Heraufholen des Schlammes nicht Schritt halten, so thue man den Inhalt des feinsten Siebes in Säcke, um ıhn zu Hause zu unter- suchen. Wogt das Meer, dann hält man die Siebe weniger tief hinein, denn das Wasser nimmt sich als- dann alle Freiheiten und kommt emem ohne Umstände bis an die Ellenbogen, oder der Ungeübte bringt auch mal seine Nase mit dem Schiffsbord in Berührung, denn seine Hände müssen die Siebe festhalten und seine Arme bleiben über Bord gestreckt. Unter: solchen Umständen erfordert das Sieben gute Praxis. Diese Arbeit ist nun etwas anstrengend, wenn man einen ganzen Tag so dran bleiben und dabei die Leute unter Aufsicht und an der Arbeit halten soll, zumal wenn das Boot ewig tanzt und schwankt und man auch zur Abwechselung Salzwasser von unten und Süsswasser von oben über den Leib kriegt. Dass es hierbei etwas steifen Rücken und steife Glieder gibt, dass einem auch zuletzt der Kopf wohl mal schwindelt, und es Einem grün und gelb vor den Augen wird, ist nicht zu verwundern; auch dass man dabei den ganzen Tag nasse Hände und oft nasse Kleider behält, von Schlamm und Schmutz so bemalt Einleitung. 15 wird, und Einem Alles so ın Unordnung geräth, dass man zuletzt ärger als ein Hottentotte aussieht, ist selbst- verständlich; und wer Alles dies nicht als höchst gleich- gültige Nebendinge ansieht, der passt sich überhaupt nicht zum Schaben und darf, wenn es ihm auf Erfolg ankommt, sich keinenfalls allein daran wagen. Es ist selbsverständlich, dass man sich mit passender Kleidung bedeckt. Ich trug eine starke blauleinene Ueber- ziehhose, hohe Schmierstiefel und als Rock einen alten grauen Ueberzieher, der sich bis an den Hals zuknöpfen liess. Ausserdem nimmt man stets einen Regenrock und ditto Kappe mit, selbst wenn die Sonne scheint, da plötz- liche Schauer sich bei unsteter Witterung oft einstellen. Man sieht aus dieser kleinen Beschreibung, dass das Schaben unter Umständen eine etwas schwierige Auf- gabe werden kann, aber der Erfolg versüsst wieder alle Leiden und die spannende Erwartung über den Inhalt des so schwer Erbeuteten hält allem Ungemach die Wagschale. Man gewinnt die Beschäftigung “zuletzt lieb und ıst a wenn sie durch widrige Umstände unmöglich oder man sonst daran verhindert wird. Hat man nun sein Tagewerk auf See beendet und kommt mit Allem in seine Wohnung zurück, dann hat man noch die grosse Arbeit, Alles zu reinigen, die Thiere zu tödten, aus den Schalen zu ziehen, die Bivalven zusam- menzubinden, die Spiritussachen zu präpariren, und Alles in schliessliche Ordnung zu versetzen. Bleibt man bis 5, 6. oder 7 Uhr N. -M. oder gar noch länger auf See, wonach man natürlich erst ein Mittagsmahl haben muss, so kann man die Hauptsache dieser Arbeit nicht ah am selben Tage beenden (denn, ist auch der Wunsch da, man fühlt sich gliederlahm und unseren Kräften ist eine Grenze gesetzt), sie bleibt desshalb eine Arbeit für den folgenden Tag, und oft hat sie mich den ganzen Tag und bei grossem Vorrath noch länger in Anspruch genommen. Es ist auch nicht Zweckmässıe, sich zu sehr auf einmal mit Gegenständen zu überfüllen, weil sie dadurch zum Theil verkommen und verderben. Alle 16 Einleitung. zwei oder alle drei Tage einen ganzen Tag zu schaben, ist hinreichend, oder man kann auch blos des Vormit- tags auf See sein und am Nachmittage ordnen; dadurch aber vertheuert sich die Arbeit, denn die Leute geben ungern ihr sonstiges Tagewerk auf, ausser sie können etwas (Grewisses verdienen; für die zweite Hälfte des Tages finden sie schwerlich noch wieder Beschäftigung; ich musste ihnen für einen halben Tag fast dasselbe zahlen wie für einen ganzen, ja ım Hardanger Fjord wollten sie es nur für eine gewisse Summe thun; ob ich 8 oder 10 Stunden sineblieb, das war ıhnen Sleieh. Ich machte desshalb, wenn die Umstände es ır send erlauben wollten, stets lieber ganze Tage, obwohl mit etwas mehr Unbequemlichkeit verbunden. üs ist noch zu erwähnen, dass man die Muscheln, die man aufheben will, nach dem Tödten der Thiere in heissem Wasser, zweckmässig 1 bis 2 Stunden darin stehen lässt, bıs sie erkaltet sind, damit auch das Salzwasser gut auszieht, welches der Erhaltung der Schalen nachtheilig ist; beim Tödten in verdünntem Spiritus kann man sie in warmem Wasser etwas nachwaschen, sowie die ganz kleinen nur kurze Zeit in süssem Wasser zu sein brauchen. Diese kleine Beschreibung meiner Geräthschaften und der Arbeit wird die folgende Darstellung meiner Erleb- nisse auch für Diejenigen deutlicher machen, die nicht Malakologen sind, aber vielleicht Lust a verspüren möchten, denn trotz der mühevollen und auch nicht ganz ungefährlichen Arbeit verschafit sie Einem manche Blenden und geistiger Genüsst, und es ist eine gesunde Beschäftigung, da ich mich auf See trotz Nässe und Sturm nie nennenswerth erkältete, obgleich mir das auf dem Lande leider häufiger passırt. Ich gehe nun zu meiner Erzählung über. air Abreise von London den 22. Juni. 18CLH Da unser Dampfer The Albion (nominell von 1000 Tonnen Inhalt und 700 Pferdekraft), Capitain J. A. Gatgens, früh am 23. abfahren sollte, so begab ich mich schon am 22. an Bord. Ich hatte vieles und schweres Gepäck; dabei war der 22. Juni wie ein ächt englischer Novembertag, ein endloser Regen; ich musste, um mein Gepäck hinzuschaffen, zweimal nach den Millwall Docks fahren, dem Lagerplatz des Albion, eine Reise hin und zurück von 2 Stunden trotz des raschen Fahrens der eng- lischen Hauderer; ich kam schliesslich gegen 10 Uhr Abends mit meinen 14 Stück Gepäck glücklich am Bord an. Es g0ss in Strömen. Ich legte mich gegen 12 Uhr zu Bette oder richtiger gesagt, kroch in meine Koje, war aber vor 4 Uhr schon wieder heraus, da ich in neuen Localitäten selten gleich schlafe und mir ın den engen Kojen und meist sehr unbequemen Schitisbetten zu Anfang gewöhnlich noch Kopfweh hole. Der Dampfer sollte um #4 Uhr a. m. abfahren, bei dem starken Regen in- dess hatte sich das Einladen verzögert, und so begann unser Schiff erst gegen 5 Uhr sich zu bewegen; um halb 6 Uhr waren wir aus den Docks und steuerten nun die Themse hinunter. Der Regen, der etwas nach- gelassen hatte, begann von neuem und nöthigte uns, die sonst nicht ganz uninteressante Fahrt die T'hemse hinunter vorerst in der Kajüte zu machen. Zwar hatte ich mich mit hohen Schmierstiefeln und wasserdichten Oberkleidern gehörig versehen, wollte sie indess nicht gleich hervorholen; der Hauptzweck meiner Reise war der Molluskenfang; ich hatte mich später vielleicht noch 2 18 Abreise von London. reichlich auszusetzen, und da mir die Themse-Ufer nichts Neues waren, so begnügte ich mich damit, dann und wann mal auf Deck zu kommen. Unser Dampfer war ein eisernes Schraubenschiff mit einem gewaltigen feuerrothen schwarzköpfigen Ka- mine und drei Masten; ungewöhnlich lang gebaut, dem Lootsen zufolge 228 Fuss lang bei einer Breite von etwa 32 Fuss. Wir legten 8 Knots oder Seemeilen (ca. 9 englische Meilen) in der Stunde zurück; der Wind war nordwestlich. Wir passirten Greenwich um 6 Uhr, Woolwich etwa 6', und Gravesend um 9 Uhr. Der Regen liess jetzt nach und es drang sogar ein schwacher ne sparsam durch die chin Wolken. Wiır hatten ein kaltes, unfreudlich nasses Frühjahr in Enge- land gehabt, u überhaupt wenig Sonne gesehen. ni: schen en und Gravesend ee die Stellen bemerken, wo ich Assiminea grayana und Hydrobia similis nachgespürt, so wie entfernter vom Ufer auch Helix cantiana, virgata, rufescens, hispida, Zonites (Hya- lina) nitidus, elle saxwatilis und andere gefunden. Das Wetter hatte sich jetzt wunderbar geändert und wurde von Gravesend ab mit jeder Stunde schöner. Es ward vollständig Sommer; die wohlthätig erwärmenden Sonnenstrahlen waren uns hechet en und unter günstigen Aussichten auf eine schöne Fahrt näherten wir uns dem deutschen Meere. Die Mündung der Themse erweitert sich so allmählich, dass man kaum sagen kann, wo der Fluss aufhört und die See anfängt. Wir er- reichten letztere etwa um 12 Uhr, also nach einer 7stün- digen Fahrt von den Millwall Docks aus. Unser Cours, der bisher östlich gewesen, wandte sich allmählich nörd- licher; der Wind hatte sich nach West, Südwest und Süd gedreht, und unser Schiff fing nun auch an, stärker zu schwanken, eine Eigenschaft, die die lang und schmal gebauten Schiffe ın grösserem Maasse besitzen, als die breiter gebauten, wogegen sie aber auch leichter durch die Wogen schneiden als letztere. Gegen Abend wurde es sehr kühl, man konnte es recht kalt nennen; die Abreise von London. 19 liebe Sonne hatte uns nur eine kurze Freude gemacht, der Himmel war wieder bedeckt; der Wind hatte sich abermals weiter nach Ost und Nordost gedreht und blies uns also jetzt gerade entgegen, so dass die schon ausgespannten Segel ae eingezogen werden mussten. Die Passagiere on allmählich vom Deck und viele (besonders die Damen) erschienen auch nicht mehr an der Abendtafel m der Kajüte. Die Sonne erfreute uns vor ihrem Untergange um halb 9 Uhr noch auf 10 Minuten mit hölden Angesicht und vergoldete mit ihren Feuerstrahlen die Wolken in prachtvoller -Gluth, uns also eine baldige freundliche Rückkunft versprechend; ihr Schein blieb ch bis gegen 11 Uhr in den land- schaftlichen Wolkenbildern erhellte den nördlichen Horizont die ganze kurze Nacht hindurch. Ich blieb bis Mitternacht auf Deck und hatte die Freude, auch noch den trauten Mond (er war im ersten Viertel), dann und wann verstohlen durch die Wolken schielen und etwa drei Stunden nach Sonnenuntergang ıhr folgen zu sehen. Die Wolken vertheilten sic h. mehr a mehr, und meime lieben Freunde, die Sterne, zeigten auch noch ihre geheimnissvollen Bilder; der kühle Nordost- Wind trieb mich jedoch zuletzt in mein enges Gemach und ich drückte mich, der Natur gehorsam. Samstag, den 24. Juni. Daich am Bord fast immer Einer der Letzten und Ersten bin, so war ich auch um 4 Uhr schon wieder auf. Die Sonne hatte Wort gehalten und stand scheinbar schon zwei Ellen über’m Horizont, als ich auf Deck kam; der Wind blies uns arg ins Gesicht, als ob uns zu warm sei, und das besagte unsere Winter- kleidung doch eben nicht; wir steuerten nach Nordost mit einem Punkte gen Nord. Unsere Reisegesellschaft in der ersten Kajüte bestand aus 11 Damen und 12 Herren, worunter sich einige Deutsche (in welchem Erdenwinkel träfe man die lieben Landsleute nicht an!), einige Norweger, zumeist aber Engländer befanden. In der zweiten Kajüte waren auch noch etwa 10 Passagiere. Die Engländer besuchen seit der verbesserten Dampf- 20 Abreise von London. schifffahrt Norwegen häufig im Sommer, theils um da zu fischen und zu jagen, theils zum Vergnügen des Segelns und Bootfahrens, und theils um ae wilde Land mit seinen wunderbaren F' jords, schneebedeck- ten Felsgebirgen und grossartigen Wässerfällen zu sehen. Mein Schlafkammergefährte war ein Norweger aus Stavanger, der englisch sprach, sich 5 Jahre in Afrika aufgehalten hatte nd nun heim reiste. Dieser und ein in Drammen ansässiger deutscher Herr waren so freund- lich, mir den ersten Unterricht in der norwegischen Sprache zu ertheilen, was ich wegen meiner Schwer- hörigkeit doppelt anerkennen musste. Die norwegische Schriftsprache ist, emige kleine Abweichungen ausge- nommen, dieselbe wie die dänische, und von beiden ist die schwedische wieder ein Bruderstamm. In allen diesen, sammt der holländischen und englischen, ist die er Wurzel unverkennbar; das E glische hat freilich eine starke Beimischung vom Takemischen, dem Dänisch- norwegischen und dem Normännisch-französischen, ausser einigen Resten vom Urbritischen, welchen vielen Mischun- gen es seine Schwierigkeiten in Schreibart und Aus- sprache zu verdanken hat, Das Norwegische scheint da- gegen nur das alte Germanische zur Grundlage zu haben, seine Aussprache bietet der deutschen Zunge kein Hinderniss dar, und der Deutsche, der seine Zeit darauf verwenden kann, sollte es bei einem drei- monatlichen Aufenthalte in Norwegen einigermassen geläufig sprechen. Ich hoffe trotz meiner für diesen Zweck minder günstigen Lage doch vor memer Rück- reise etwas Näheres darüber sagen zu können. Meine Reisegefährten, es ıst nun 7 Uhr a. m, scheinen alle einen besseren Schlaf zu haben, oder ihre Kojen mehr zu lieben als ich, denn ausser mir ist nur Einer munter. Da es im Akon erst um 9 Uhr Früh- stiick gibt, etwas spät für den, der seit 4 Uhr auf ist, so benutze ich die Zw eh zu einem Spaziergang auf Deck, wohin die Sonne in ihre belebenden Strahlen- arme freundlichst einladet. Abreise von London. >21 Am Nachmittage näherten wir uns der Mitte der Nordsee, von den Dänen Westsee (Vesterhav), von den E ngländern Deutsches Meer (German Ocean) genannt. Der Wind bläst aus Nordost uns immer noch frisch ent- gegen, die Sonne bleibt uns heute getreu und unser Schiff tanzt und schaukelt auf den Wogen munter vor- wärts. Von unseren Damen ist nur noch Eine sichtbar und auch einige Herren fehlen an der Gesellschaft. Das Meer zeigt eine prachtvolle tief indigoblaue, stellenweis a ins Grünliche gezogene Farbe: A den Spitzen der kurzen Wellen spielt schneeweiser Schaum; aber den schönsten Anblick gewährt das Meer hinter unserm Steuer, wo die Schraube das Seewasser tief durchwühlt und autschäumt, eine breite und lange Spur hinter unserm Schiffe bildend, die es wie ein Ko- metenschweif beständig begleitet; und in dieser breiten Furche oder Spur ist das Meerwasser bis nach ganz hellblau schattirt, zu beiden Seiten von schneeweisem Schaum wolkig eingefasst, der die Mitte wieder ın fei- neren Adern ne so dass das Ganze dem schön- sten Marmor, aber in stetem Wallen und Wechsel be- griffen, vergleichbar ist; dabei braust und zischt es beständig wie frisch ausgegossenes Sodawasser, durch den Urmschwung der Schraube bewirkt, und vielleicht ver- stärkt durch den Umstand, dass das Meer fixe Luft (freies kohlensaures Gas) enthält, welches sich ohne Zweifel auf semem Grunde durch Verwesung aus vege- tabilischen und anderen Stoffen entwickelt. Soeben - fahren in geringer Entfernung zwei nor- dische Dreimaster mit vollen Segeln an uns vorüber, denn der uns widrige Wind ist ihnen günstig und sie bieten uns mit ihren sämmtlichen weissen Segeln, vom Winde geschwellt, ein malerisches Schauspiel dar. Es ist stets ein angenehmer Anblick auf der öden Leere des weiten Oceans Schicksals-Gefährten anzutretien; es liegt etwas Beruhigendes in solchen Begegnungen, und gern späht man durch das Fernrohr nach Schiffen im weiten Umkreis. 22 Abreise von London. Von Seemöven, Tauchern und Delphinen, wie letz- tere im Süden der Nordsee wohl irrig heissen, doch auch Tümmler (und von Engländern wohl porpoises?) benannt, bemerkten wir auf Aidser Tour noch keine. Die schwarzen Tümmler, die ich auf früheren Fahrten zwischen Hamburg und London oft gesehen, kommen bei schö- nem Wetter an die Oberfläche, wälzen sich um und verschwinden wieder in die Tiefe. Die Taucher, eine Art See-Ente, von denen wir auf der Rückreise von Norwegen viele sahen, schwim- men meist gesellschaftlich auf dem Meere umher, schies- sen, wenn man zu nahe kommt, wie ein Pfeil ins Wasser und kommen in ziemlicher Entfernung wieder an die Oberfläche. Die Möven verfolgen oft die Fährte der Dampfschiffe in Schwärmen und stürzen sich, wenn ihr scharfes Auge ein Fischlein ın der strudelnden Fährte erspäht, im Nu aufs Wasser, tragen ihre Beute im Schna- bel empor und verlassen nun im raschen Fluge den Schwarm, um in ihrem Mahle nicht gestört zu sein. Im AN nieinen halten die Seevögel sich mehr in der Nähe der Küsten auf und dringen, ausser bei Windstille, sel- ten weit vor; ıch sah Schwärme davon auf meinen spä- teren Fahrten zwischen den norwegischen Inseln. Der Wind, der bisher fest im Nordost gestanden, drehte sich jetzt weiter nördlich und erhielt die Luft scharf und kalt trotz der Sonne, die heute mit nur kurzen Unter- brechungen anhaltend schien. Der Abend verlief ähn- lich als der gestrige, nur ging die Sonne blass und kalt hinter dichten Wolken une was von Einigen als ein Omen für Sturm und Regen nur den (leder Tag gehalten wurde. Spät beg ab. ich mich müde zur Ruhe, die kommenden Dinge erwartend. Sonntag, d. 25. Juni. Weder Regen noch Sturm hatten sich eingestellt; unser Cours blieb derselbe, sowie auch der Wind sich nordöstlich hielt und so frisch blies, dass man es trotz der Winterbekleidung recht empfand und sich fest einhüllen musste. Das Meer wogte weni- ger als gestern, denn der Wind kam nun vom Lande e Abreise von London. 23 her, dem wir uns jetzt näherten, und welches wir am Nachmittage zu sehen hofften. Gegen 10 Uhr a. m. hatte sich der Wind ganz nördlich gewandt und wir konnten endlich emige Segel aufspannen, was unsere Fahrt, die bisher zwar günstig, aber wegen des ganz en Windes und der leichten Befrachtung unseres Schiffes eine schwerfällige gewesen war, jetzt etwas be- schleunigte; der Tag war prachtvoll. Ich hatte am Morgen beim Berhelk die interessante Bekanntschaft des en Professor Forbes, des rühmlichst bekannten englischen Geologen, der mein Tischnachbar war, gemacht; derselbe hatte viele Jahre in Norwegen gewohnt und sing zum Besuch wieder hinüber; er sprach zu meiner Verwunderung ein recht geläufiges Deutsch und er- freute mich mit seiner eh a die Mohr’sche geo- logische Theorie, der er ım Allgemeinen nicht a stimmte, was ee Professor Mohr, wie er ın seinem Werke selbst s sagt, auch nicht erwartet. Um 3 Uhr p. m, oder da wir jetzt füglich nach Norweger Zeit rechnen mussten, ca. halb 4 Uhr, erblick- ten wir zuerst die hohen Küsten des südlichen Nor- wegens. Die Sonne schien in höchster Pracht; die Luft wurde milder, so wie wir mehr unter den Schutz des Landes gelangten, und so elend unsere Abfahrt von London gewesen war, so glanzvoll war unsere Annähe- rung an die skandinavischen Gestade. Wir waren Nor- wegen etwa südlich gegenüber, als ich meine Uhr 35 Minuten vorwärts stellte, und es war jetzt 6 Uhr p. m. nach Norweger Zeit. Wir hatten noch eine starke Strecke bis Christiangsand, unserm ersten Anlaufshafen, vor uns. Das Meer war hier von ungewöhnlich dunkler, grau srünblauer, fast tintenschwarzer Farbe, ohne Zweifel ein Zeichen Bewpiger Tiefe, und wurde beinahe spiegel- glatt. Um 7; Uhr passırten wir Mandal, jedoch in so grosser Entfernung, dass es mit freien Augen kaum zu Seh war. Um halb 78 Uhr p. m. kamen wir ım Hafen von Br vor Anker; wir fuhren, da unser Capitän sich etwa 2 Stunden aufzuhalten erwar- 24 Abreise von London. tete, ans Land, um uns die Stadt zu besehen. Dieselbe enthält etwa 9000 Einwohner, ist in geraden breiten Strassen regelmässig gebaut und hat, obschon die Häuser meistens von Holz, aber geschmackvoll und solide con- struirt sind, ein sehr freundliches Ansehen. Im Hoötel Ernst wird deutsch und englisch gesprochen. Die Ein- fahrt in diesen Hafenplatz ist höchst malerisch und romantisch wild. Die Küste ist von einer Menge felsiger Inseln als eine Art Schutz und Vorhut umgeben; die- selben bilden Meerarme, Baien, Buchten und natürliche Häfen und ziehen sich in malerischen Gruppen um das Festland herum. Um 11 Uhr p. m. kehrten wir zu unserm Dampfer zurück. Es war vollständig hell, denn um diese Jahreszeit (von Mitte Mai bis etwa 25. Juli) werden die Nächte in Norwegen nicht dunkel. Um 12 Uhr waren wir mit dem Ausladen der für hier bestimm- ten Güter fertig, und nun gings zurück durch unsere Inselgruppen wieder in See, um unsere letzte Strecke bis Christiania zu vollenden, wozu wir dem Lootsen zu- folge noch etwa 17 Stunden bedurften. Alle Passagiere begaben sich zur Ruhe; ich konnte sie, nicht über mich gewinnen, den prachtvoll beleuchteten Himmel gegen meine enge Koje zu vertauschen. Die Sonne hatte sich eben hinter die nördlichen Gebirge niedergesenkt, aber erhellte durch ihren Schein das ganze Firmament so stark, dass die Sternbilder kaum zu erkennen waren, und es blieb hell genug zum Lesen. Der Mond lies sich eben in seinem schönsten orange- farbenem Feuerkleide hinter die Berge nieder, seiner lieben Sonne als dankbarer Verehrer den Hof machend und ihrer Spur, soweit es ihm vergönnt war, folgend. Es war vollkommene Ruhe in der ganzen Natur, und der Nordhimmel bot eine Perspective de wovon nur der Pinsel eines Hildebrand eine schwache Idee wiedergeben könnte. Ich begriff kaum, dass die Menschen diesen Anblick so gleichgültig verlassen konnten, den die Natur uns hier umsonst darbot, während sie sich oft für einen Theil ihres sauern Erwerbs in stickluftige Räume drängen, Abreise von London. 35 um Scenen zu bewundern, die nur Spott sind gegen solche Naturbilder. Der ganze nördliche Horizont im weitem Umkreise war von einem glanzvollen hellleuch- tenden röthlichen Feuerschein umzogen, der höher hin- auf in Orange, dann in Gelb, dies wieder in das zarteste Grün und zuletzt in helles Himmelblau so überging, dass es unmöglich war, die eine Tinte von der andern zu trennen; — kleine dunkelrothbraune Wölkchen schwebten in langgezogenen und wieder in kurzabgestumpften Ge- stalten wie Inseln vor diesem Prachthimmel, während eine riesig grosse, nur leicht verbundene, aus Schäfchen zusammengesetzte Wolke sich trichterförmig in diese Gluth hinabsenkte. Das Ganze war regungslos; der Anblick erfüllte mich lange mit Staunen und mit Wonne! Im stummen Entzücken sehnte ich mich nach dem An- blick der allmählich unter dem Horizont sich wieder erhebenden Sonne, die den Glanz dieses Feuermeers lang- sam steigerte. Ich war der Letzte auf Deck; alle Passagiere hatten sich längst zur Ruhe gelegt, und so sass ich in meine Betrachtungen versunken, bis die Natur mich daran er- innerte, dass ich nur ein schwacher Sterblicher sei; es wurde recht kalt, ein unsichtbarer Thau befeuchtete die Bänke und nöthigte mich gegen halb 2 Uhr m die Kajüte zu gehen, wo ich mich in meinen Kleidern mit dem Vorsatze aufs Sofa legte, in einem Stündchen, wann die Sonne-wieder auftauchen würde, aufs Deck zurück zu kehren; — aber die Natur forderte ihre Rechte, ich hatte jetzt © Nächte sehr wenig geschlafen, war von der Reise angegriffen und versank, von der himmlischen a träumend, in einen ich Schlummer. Als ich daraus erwachte, war’s zu meinem Leidwesen halb 5 Uhr; ich sprang aufs Deck, aber die Sonne stand schon hoch hinter der trichterförmigen grossen Wolke, deren Gestalt sich nun verändert hatte, die prachtvolle Abendbeleuchtung war vor dem blendenden Lichte der Tags-Sonne erblichen, und auf eine spätere Gelegenheit hoftend legte ich mich endlich ins Bett, aus dem ich jedoch 26 Abreise zon London. um halb 8 Uhr schon wieder hervorkroch, denn die Er- innerung an die Scene der letzten Nacht trieb mich wieder aufs Deck. Montag den 26. Juni. Wir steuerten nun die öst- liche Küste Norwegens hinauf, jedoch in einer Ent- fernung, dass wir nur einen derktlichen Umriss der Ge- stade mit ihren Bergen und Buchten wahrnehmen, in- dess nichts darauf erkennen konnten. Um 10 Uhr ver- engte, das Meer (hier das Skagerrack, von Dänemark, Schweden "und Norwegen be Bi südlicher zwi- schen Dänemark und Schweden allein, das Kattegat ge- nannt), immer mehr und mehr. Wir pässirten Saere mit Freder iekyzer n, einent alten norwegischen Kriegshafen, und um 12 Uhr an Lillefaerder, einen der bene Leuchtthürme Europas, auf einer kleinen Felsen-Insel erbaut; derselbe soll 200 Fuss hoch sein und hat ausser seinem Lichte eine gewaltige Dampf-Pfeife, mit der er bei starkem Nebel Sienale gibt. Hier ıst das nördlichste Ende des Skarerracks und der Eingang zu dem be- rühmten Christiania-Fjord, das bei diesem Leuchtthurme anfängt, obschon das Meer hier noch eher einer grossen Baı auch sieht; hier bekommen auch die einfahrenden Schiffe ihre en bis Christiania, während die see- wärtssegelnden sie abgeben. Zu beiden Seiten ıst das Meer bereits von norwegischen Gestaden begrenzt, die man links und rechts eh und weiter en ın grosser Entfernung kann man auch 2 Inseln sehen, die schon zur schwedischen Küste gehören. — Um 1 Uhr passirten wir einen zweiten kleineren auch auf einer Felseninsel erbauten Leuchtthurm, Fuglehuk genannt. Der Lootse rechnete vom Fxerder, wie er auch kurzweg heisst, bis Dröbak 4 Stunden und von da bis Christiania noch 2 Stunden Fahrt, also erst gegen Abend durften wir das Ziel unserer Reise zu erreichen hoffen. Das Meerwasser hatte hier wieder eine ganz grünliche Farbe angenommen, was am auffallendsten in der Fährte hin- term Steuer zu bemerken war. Wir passirten jetzt Horten, den neuern norwegischen Marinehafen, und schräg gegen- Abreise von London. 237 über den Ort Moss. Etwas weiter hinauf theilt sich das Fjord in zwei Arme, wovon der linke nach der bedeu- tenden Stadt Drammen und der rechte nach Christiania führt. Die Gestade sind jetzt deutlich zu erkennen, man sieht die Hügel mit Bäumen geschmückt, einzelne Wohnungen und ‚Ortschaften wechseln ab, die ganze Landschaft belebt sich. Um halb 5 Uhr passirten wir Dröbatk mit dem schräg gegenüberliegenden Fort Oskarsborg auf der Insel Kalonen ein malerisch schöner Punkt; überhaupt von Dröbak bi Christiania wird die Pachhie stets reizender, bis man in emiger Ent- fernung vor Christiania, wo das Fjord sich der er- weitert und durch Delrkei mit Sommer - Landhäusern und Gärten geschmückte Inseln verschönert ist, die schönsten Panoramen nah und fern erbliekt. Die Länge dieses prächtigen Fjords ist ungefähr 9 norwegische oder eirca 15 deutsche Post-Meilen. Es dauerte bis nach 7 Uhr bevor unser Dampfer seinen Lagerplatz einge- nommen und wir an’s Land steigen konnten; da ich wegen meiner vielen Päckereien der Letzte vom Schift, sowie im Zollhause war, wo ich, beiläufig bemerkt, sehr rücksichtsvoll behandelt wurde, so kam ich erst gegen 8 Uhr im Vietoria-Hötel an und erfuhr leider, dass dieser Gasthof, sowie die meisten andern in Christiania voll seien. Es war die Messe-Zeit der Inland - Holz- bauern, die jetzt zum Abschluss ihrer Lieferungen an die Exporteure zur Hauptstadt kamen, und die im Sommer stets von Ausländern stark besuchten Hötels überfüllten. Der Sohn des Wirths war jedoch so ge- fällıg, mir einstweilen sein Schlafstübchen zu überlassen mit der Zusage des ersten frei werdenden Zimmers, was ich dann auch am folgenden Tage schon erhielt. Unsere ganze Reise von London hatte somit 86 Stunden gedauert, und einschliesslich der Nacht, die wir vor der "Abfahrt am Bord zu sein hatten, waren wir 4 Tage und 4 Nächte in unserm Dampfschiff gewesen, welches wir mit einem good bye an den Capitain ın froher Stimmung verliessen. 23 Christiania. (Auch Kristiania geschrieben.) Obschon spät nachdem ich mich im Hötel ein- quartiert und einen erfrischenden englischen Thee ein- senommen hatte, so besah ich mir, da es ja nicht dunkel ee zuerst of die Stadt, die amphitheatralisch vor einer Bergkette liest, len, sich nach dem Fjord hin abflacht und die Stadt gegen die nördlichen Winde schützt. Christiania, das nale am 60. Grad nördlicher Breite liegt, die jetzige Hauptstadt Norwegens (früher war es Trondhjem oder Drontheim), soll Jetzt mit den Vorstädten an die 75,000 Emwohner zählen, ist in sich rechtwinkelig durchschneidenden Strassen regelmässie und solide gebaut, und hat wie die meisten grossen Städte, seine ältern und neuern Theile, letztere mit schönen massiven hoch- stöckigen Stein-Häusern, ganz im besten Hamburger Styl erbaut. Die Karl Johans Gade ist die Hauptstrasse und führt von der Nähe des Hafens bis zum Schloss. Die Stadt wurde von Christian IV. an der Stelle der alten Stadt Osloe, nachdem diese abbrannte, 1624 gegründet, und hat sich seit dem Frieden von 1815 und dem durch die Dampfschifffahrt erleichterten Ver- kehr mit dem südlichern Europa, rasch entwickelt und ausgedehnt. Es besitzt seine königlichen und üblichen Regierungs- Gebäude, als den neuen Palast, Parlaments-Haus, Uni- versität nebst Museum u. s. w., die durch Grösse und Styl gleich in die Augen fallen; "doch da mein schwacher Pinsel sich wohl an Tändethirten aber höchst ungern an Gebäude wagt, so überlasse ich es den geehrten Lesern, wenn sie, was ich ihnen aufrichtigst wünsche, ein- Christiania. 29 mal diese nordische Schweiz besuchen, sich deren Schön- heiten selbst auszumalen; nur Eins seı mir erlaubt zu erwähnen, das Storthings-Gebäude, in dem das nor- wegische Parlament sich versammelt, hat mich durch seinen einfachen würdevollen Styl innen, sowie von aussen, besonders angesprochen, und liegt mit seiner Fronte, die mit zwei nordischen Löwen geschmückt ist, gegen ein hübsches Square und einen kleinen Park, Studenterlunden genannt, der sich wieder den Schloss- Anlagen anreiht, welche alle dem Publikum offen stehen, während die Gärten der Londoner Squares nur den Einwohnern der umliegenden Häuser zugänglich sind. Dann ist ein Besuch nach Oskarshal zu empfehlen, einer königlichen Villa, wo sich vorzügliche Gemälde von norwegischen See- und Berg-Landschaften vom Maler Tidemand und andern eingeborenen Künstlern befinden. Die Haupt Gasthöfe sind: das Vietoria-Hötel, das Hötel Scandinavie, Kroprinzesse Louise, Britannia, sowie die kleinern weniger theuern Hötel d’Angleterre, das Hötel Kong Üarl, Prinz Gustav, Norbergs, Mad. Nitters Svea, De Copenhagen u. s. w. Veben eine Hauptstadt, mit dem was darin, sowie in nächster Umgebung, alles sehenswerth und wissens- werth ist, lässt sich speciell ein kleines Buch schreiben; doch da dies in allen Geographien und den vielen Führern, Wegweisern, Guides u. s. w. zu lesen ist, da man beim Besuche des Ortes solches leicht ausfindet, es mein Zweck nicht ist, derartige Beschreibungen zu liefern, und ich für reiselustige Touristen am Ende dieses Buches noch einige der interessantesten Touren anzugeben beabsich- tige, so erlaube ich mir jetzt, zu meinem Gegenstande zurückzukehren. Ich hatte viele Erkundigungen einzuziehen und manche Einkäufe zu machen, bevor ich an meine Muschel- fischerei denken konnte: 420 Faden Taue (circa 2500 Fuss) mussten theilweise noch gemacht werden, und so konnte ich erst am 29. Juni Christiania wieder ver- lassen, um mich in Dröbak am Christiania-Fjord ein- 30 Dröbak. zuquartieren. Ich sah nämlich bald, dass, um etwas auszurichten, ich nicht im bequemen Victoria-Hötel blei- ben durfte, sondern der Gegend meines Wirkungskreises möglichst abe sein musste. Die Nachbarschaft Dröbaks ist a klassische Grund, wo im vorigen Jahrhundert OÖ, F. Müller seine en Entdeckungen machte, wo auch Sars und Asbjörnsen ihre Nachforschungen an- stellten; und wie diese, gedenke auch ich meine Ope- ahlondn bis zu einem südlicheren Theile des Fjords auszudehnen. Dröbak, das ich am 29. gegen Abend erreichte, ist ein Fischer- dorf, auch Badeort, mit etlichen Hundert von Holz ge- bauten Häusern und einem recht eigenthümlichen höl- zernen Kirchlein. Es wird von den Wellen des Chri- stiania-Fjords bespült und liegst an dem Abhange der (ranitfelsen des östlichen Ufers, auf deren natürlichen zerstreuten Abflachungen die Häuser zum Theil ohne Rücksicht auf besondere Ordnung erbaut sind. Die Wohnungen, obwohl von Holz, sind freundlich von Aussen und reinlich, ja mit einem gewissen Comfort im Innern. Ich logirte mich bei einer alten Wittwe ein, die Zimmer vermiethete; gleich beim Eintritt ins Haus habe ich zwei altmodische hölzerne "Treppen zu erklettern, ähnlich wie man sie noch auf Thürmen findet; dann kommt eine Art Bodenraum als Vorhalle und dahinter die Zimmer; das Ganze von Holz, aber mit allen Bequemlichkeiten, die eine genügsame Seele nur wünschen kann, ausgestattet; kurz, Wohnung, Dörf- chen, Lage, Aussicht, Alles sagte mir zu, und es kam mir vor, als sei ıch ın der Schweiz. Das Haus meiner Wirthin ist zwar gross, aber eins ältesten Styls, und da es gegen einen steilen Abhang gebaut ist, bei viel höherer Fronte als Hintertheil, so erklären sich die besagten Treppen beim Eingang. Dröbak. 31 Das gewöhnliche Innere der meisten Häuser ist ähnlicher den deutschen Einrichtungen, und das ganze Oertchen mit seiner romantischen Lage, seinen gelegent- lieh ausgestecken eleganten norweger F laggen, und zu- ne elücklichen en dl: gerade auf den Naturforscher einen angenehmen Eindruck. Man denke sich die Holzhäuser nicht etwa leicht gebaut, im Gegen- theil sind sie fest und solide; das Fundament ist je nach der Bodenbeschaffenheit etwa 2 bis 6 Fuss hoch von Stein erbaut und meist zu Kellerräumen benutzt; hierauf ruht die Holzmauer von geraden viereckig be- hauenen starken Baumstämmen, die, horizontal aufein- andergelegt, an den Enden und Ecken des Hauses ge- schickt und fest imeinander gefugt sind; diese feste solide Holzmauer entspricht der Steinmauer unserer Häuser, und wird ferner von innen und aussen hübsch mit olattgehobelten Bretten in veyttikaler Richtung. be- kleidet und deren Fugen noch mit dünnen Bretten be- deckt, so dass kein he zu sehen ist; Aussenwand und die so beendeten innern Zimmerwände werden als- dann mit Oelfarbe bestrichen, das Aeussere ist meistens weiss oder hell drap, und da die Fenster mit Gesims verziert sind, so hat das Ganze nicht allein ein freund- liches sondern zugleich stattliches Ansehen, zumal man selbst beı der ärmern Klasse meistens weisse Gardinen hinter den Fenstern sieht und oft noch Blumentöpfe. Man wundert sich in einem Lande, wo man fast keinen Schritt thun kann ohne über Stein oder Fels zu schreiten, die Wohnungen nicht alle von Stein zu finden; die Sache ist jedoch sehr erklärlich. Das Holz ist Im Ucbeduss vorhanden und weit leichter bearbeitet, als der harte Granit, Porphyr oder der von Feldspat und Quarzadern durchzogene Grünstein und Gneis. Da- bei ist in Norwegen Mangel an Lehmboden um Back- steine zu Barca und an "Kalkablagerungen zu Mörtel. Die Holzwohnungen sind desshalb billiger, leichter aufgeführt und im Drachen Winter wärmer A Stein- häuser. Zwar strebt man schr dahin, wegen der leider 32 Dröbak. vielfach stattgehabten Feuersbrünste, das Errichten von Steinhäusern zu befördern; aber es wird noch lange währen ehe die Mittelklasse allgemein in Steinhäusern wohnt, und die Aermern dürften vielleicht nie dahin kommen. Ich muss bekennen, dass die schmucken freund- lichen Häuser einen bessern Eindruck auf mich gemacht haben, als die schiefen, oft halbverfallenen Lehmhütten, die man auf ärmern deutschen Dörfer noch sieht. Diese Holzhäuser, zumal die der Oekonomen, sind oft sehr geräumig und haben zuweilen noch eine Art Hof von Stallung und Nebengebäuden umgeben. Unmittelbar an der Kirche liegt der Begräbniss- Platz, dessen sinnige Ausschmückung mich so ange- sprochen, dass ich ihm verschiedene Besuche abstattete. Ueber den Gräbern ist ein länglichovales, etwa 1'), Fuss erhöhtes Blumenbeet aufgebaut, rundum von einer dichten lebhaft grünen Graswand eingefasst, oben darauf ist das Blumengärtehen von feinster Erde, worin unter an- dern meist eine ausgewählt schöne Blume, eine würz- hafte Nelke, eine Fuchsia u. s. w. blüht; ausserdem sieht man viele frische Blumenkränze auf die Gräber gelegt und das obere Ende schmückt ein weisses Kreuzchen, auf dem einfach Name, Geburts- und Sterbe-Jahr ver- zeichnet stehen; diese Gärtchen werden regelmässig be- 2 S oO °, gossen, in Ordnung gehalten und von den Angehörigen © viel besucht. Ich bemerkte die Pflege noch auf Gräber angewandt, in denen der Abgeschiedene schon über 20 Jahre geruht hatte. Dröba$k hat einen bedeutenden Eishandel. Man sieht die Eisspeicher unterhalb, und im nördlichen Theile Dröbaks an den Ufern des Fjords erbaut. Schiffs- ladungen davon gehen im Frühjahr nach England, auch wie ich hörte, vieles nach Frankreich, Holland u. s. w. Es gibt m Dröbak reiche Kaufleute im Eishandel. 33 Das Sehaben. Am Morgen nach meiner Ankunft in Dröbak war ich um halb 5 Uhr auf und um halb 7 ım Boot mit 2 Ruderern, Schaben, Tauen, Sieben u. s. w. Ein junger Student von der Universität, mir durch Herrn Professor Rask freundlichst empfohlen, war so gefällig mich auf den ersten Fahrten zu begleiten und die wahrscheinlich besten Stellen zu bezeichnen. — Der erste Zug mit meiner Eimer-Schabe fing gleich mit einer Täuschung an, indem selbe ohne Schrauben und ohne Boden wieder herauf kam, und hier erwies sich gleich der Nutzen doppelter Geräthschaften, obschon wir erst zurückrudern- mussten, um die andern zu holen. Der zweite Zug mit der gewöhnlichen Schabe ergab auch wenig, theils vielleicht, weil wir nicht genug Tau ausgegeben, und auch 2% oder 3 Faden vor der Schabe einen Stein ans Tau zu binden hatten; darauf bekamen wir erst einen ächt norwegischen Schauer über den Leib, was jedoch durch Schmierstiefel, Regenrock und Kappe ziemlich abgehalten wurde, und hiernach fuhren wir mit dem Schaben in 50 bis 100 Faden Tiefe unaufhaltsam fort, bis wir 3 Uhr p. m. nach achtstündiger Arbeit sämmtlich matt und müde waren. Der Grund war nur schlammig, wir hatten deshalb die ganze Zeit zu sieben, und unsere Arbeit, mit dem Herauf- holen Stich zu halten. — Ich wollte nach dem Essen nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen, sondern da ich als neuer Bewerber noch übereifrig war, so wurde alles Erbeutete am selben Tage gereinigt, präparirt und in Ordnung versetzt. Ueber den Erfolg dieses Tages be- ziehe ich mich auf Notiz A. am Einde dieses Buches. Ich bemerke noch, dass grössere Gastropoden leichter aus den Schalen zu ziehen sind, wenn sie etwa 3 oder 3 34 Das Schaben. 9 5 Minuten gekocht werden und dann bis zum Erkalten oder noch länger im Wasser stehen bleiben; man ver- gesse nicht, die Opercula von den Thieren zu schneiden und in die Schalen zu stecken. Am folgenden Tage gingen wir wieder früh Mor- gsens zu Boote auf neuen Fang aus. Das Wetter wurde arg windig; wir beharrten, so lange es nur gehen wollte; die Arbeit wurde durch das starke Schwanken unseres Bootes sehr schwierig und wir bekamen oft ein Wellen- Schauerbad über uns. Zur Seekrankheit darf man nicht geneigt sein, sonst ist man bei diesen Gelegenheiten zu aller Arbeit unfähig; auch ist die Sache bei "stürmischem Wetter nicht ganz ohne Gefahr; — hieran dachten wir freilich nicht, und, das Hinderniss bei der Arbeit abge- rechnet, ging Alles gut von Statten; der Erfolg dieser Fahrt ist unter Notiz B. verzeichnet. Ich muss gestehen, dass die Anstrengung dieser ersten zwei Tage meine Glieder auf die Folter spannte, besonders waren mir Hüfte und Rücken sehr erlahmt und schmerzhaft, und es wäre mir unmöglich gewesen, am folgenden Tage gleich eine dritte Fahrt dahinterher zu machen. Ich freute mich deshalb, dass der nächste Tag ein Sonntag war; — ausserdem hatte ich Vieles zu ordnen und zu schreiben, so dass mich die Arbeit bis 11 Uhr p. m. in Thätigkeit erhielt. Es blieb zwar in meiner Stube zum Schreiben nicht hell genug, ich brannte deshalb Licht von 11 bis 1 Uhr, zum zu Bette gehen aber löschte ich die Lichter aus, denn der Tag hatte bereits zu ergrauen begonnen, und auch selbst um Mitternacht war es zu Allem ncch vollständig hell ge- nug, ausser zum Lesen und Schreiben oder "ähnlichen Verrichtungen. Am Montag den 3. Juli gings von Neuem auf See nach einer südlichern Localität, wo wir einige Sachen erhielten, die wir vorher nicht bekommen Be Der Wind wurde am Nachmittage wieder heftiger, und da er aus dem Süden, also gerade ins Fjord herein, blies, Das Schaben, Xylophaga. 35 so war er für uns der allerungünstigste; als uns deshalb in geringer Entfernung ein grosses Dampfschiff vorbeisteuerte und uns neben den Windwogen seinen Wellenschlag zum Besten gab, da wurde unser Schifflein dermassen herumgeworfen, dass es nasse Kleider absetzte. Auf der Heimkehr begriffen, warfen wir indess ın 60 bis 70 Faden Tiefe nochmals aus, und als die Schabe mit grosser Mühe heraufgeholt wurde, siehe da, es kam ein schwerer Eichenstamm mit nach oben, der sich ın die Arme der Schabe festgeklemmt hatte; ich schätzte seine Länge auf 10 bis 12 Fuss und seine Circumferenz auf eirca 1'; Fuss englisch. Wir legten ihn mit Mühe quer über unser Boot, weil eine kleine Anzahl Anomia ephippium var. sguamula daran sassen; nach deren Ab- lesung gedachten wir schon, ihn dem Meeresgrunde zurück zu geben, doch stellenweise feine Löcher bemer- kend, die uns vermuthen liessen, dass er Teredinidce enthalten könne, schleppten wir ihn mit zum Landungs- platz. Nachdem unsere Siebensachen unter Dach ge- bracht waren, gingen wir mit Säge, Axt, Meissel und Hammer, Messer und Pincette an die Arbeit und ent- deckten bald zu unserm frohen Erstaunen, dass er eine Anzahl lebender Xylophaga dorsalis, Turton. enthielt, und zwar in selten schönen und grossen Exem- plaren. Es war desshalb nun unsere Aufgabe, diesen Stamm klein zu machen, was bei zähem, von Seewasser getränktem Eichenholz nicht leicht ist. Wir brachten fast 3 Stunden auf diese Arbeit zu, bekamen eine ziem- liche Anzahl und hatten einzig zu bejammern, dass durch das Spalten und Hacken viele, ja die meisten ın Stücke gehen mussten. War es eine Arbeit gewesen, den Stamm aus fast 70 Faden (ca. 400 Fuss) Tiefe vom Meeresgrunde herauf zu holen und zum Landungsptatze zu schaffen, war es eine mühevolle Aufgabe gewesen, die Thiere mit ge- ringster Beschädigung aus dem harten Holze heraus zu 36 Xylophaga. bringen, so war alles das kaum mit der Schwierigkeit zu vergleichen, die Thiere aus ihren Schalen zu bringen, ohne letzteren zu schaden. . Nachdem sie einige Zeit m warmem Süsswasser gestanden, mussten die T'hiere mit Messer und Pincette stückweise herausgeholt werden, denn sie waren ohne allen Gehalt, und doch hielt der Mantel ziemlich fest an den Schalen, dabei sind letztere so zart und mit ihren Rückenschildchen so schwach verbunden, dass es äusserst schwierig war, das T'hier heraus zu holen, ohne die Schalen und Schildehen zu trennen. Ich that deshalb, nachdem ich bis 10 Uhr p. m. daran gearbeitet hatte, noch den Rest m Spiritus. Es war mir ein höchst interessanter Anblick, die Thiere in ihren Schalen frisch aus ihren Holzwohnungen her- vorzuziehen, zumal da vielleicht nie vorher so grosse lebende Exemplare beobachtet worden sind; und will ich deshalb eine kleine Beschreibung meimer an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen hier folgen lassen. Der Vordertheil, der Fuss des Thieres, ıst von lebhaft röthlich brauner Farbe, der ihn umgebende Mantel trüb gelblich weiss; der Fuss füllt die Oeffnung der Schale so, dass derselbe noch ein wenig hervorzuragen scheint, aber bald zurückschrumpft; er liegt also voll ange- schwollen vor der Oefinung. Der weisse Hintertheil, die Syphonen, zusammen in einer Fellhülle einge- schlossen, ragen, je nach der Grösse des Thiers, ',; bis 1 Zoll aus den Schalen hervor; ich konnte auch an deren Spitze keine Theilung der Syphonen äusserlich bemerken; es ıst aber wahrscheinlich, dass das Thier sie beide durch die Fellhülle hervorstrecken kann. Die Schalen haben am Hintertheile eine mattweisse Farbe bis zu ihrer grössten Ausdehnung, woselbst eine Furche sie gürtelartig umgibt, und welche durch einen erhöhten schmalen und scharfen Damm vom Hintertheil getrennt ist. Eine erhabene starke Rippe correspondirt im In- nern der Schalen mit dieser Furche. Von der Furche bis zur vordern Oeffinung sind die Schalen und Schild- Xylophaga. 37 chen von lebhaft grüner Farbe, auf einem Strich nach dem Ricken zu etwas ins Olive schattirend; das Ganze ist semitransparent, am Hintertheile am meisten durch- scheinend. Die Sceulptur am Vordertheil ist äusserst elegant, läuft in feinen Streifen und Furchen parallel den »beiden Seiten der ein wenig stumpfwinkeligen Oeff- nung entlang, und bildet beim Zusammentreffen ähn- liche Winkel. Da diese feinen Streifen jedoch in ihrer Richtung nach dem Hintertheile und Rücken hin an- schwellen, so enden die vom Apex herkommenden in ihrer grössten Dicke iiber den Streifen der zweiten Ab- theilung da, wo letztere in ihrer geringsten Stärke an- fangen, um wiederum in ihrer grössten Anschwellung knotenartig an der Gürtelfurche zu enden, wodurch letztere eine zweite dammartige Einfassung zu erhalten scheint; sieht man aber der Gürtelfurche entlang über die Sculpturstreifen weg, so bemerkt man keine Er- höhung der letztern an deren Enden; man sieht nur, dass sie mit ihrem knotenartigen Schluss ıhr Ende er- reicht haben, wo sie gegen die Gürtelfurche durch ihr Aufhören eine Wand derselben bilden, während der erwähnte an beiden Seiten erhabene scharfe Damm die andere Wand der Furche bildet und sie vom Hin- tertheile trennt; der knotenartige Schluss der Sceulptur- streifen macht jedoch die Täuschung einer Erhöhung derselben vor ihrem Ende vollkommen. Die Gürtel- furche ist also nicht an beiden Seiten von einem scharfen Damm begrenzt. Die Streifen sind wiederum mit feinsten regelmässigen Querschnitten versehen, wo- dürch die ganze Sculptur ein perlartiges Ansehen er- hält. — In der Furche und am Hintertheil erscheinen nur -Anwachsstreifen. Die Rückenschildchen sind ohne Sculptur. Die Kanten des die Oefinung bildenden Aus- schnitts am Vordertheile beschreiben, wie schon bemerkt, einen etwas stumpfen (nahezu rechten) Winkel, treten dann vor dem Apex, scharfe Ecken bildend, nach dem Rücken hin zurück, eine fernere schmale Oeffnung zwischen sich lassend, und legen sich alsdann vollständig 38 Xylophaga. um, in die Schildchen, die unten doppelt und nach vorne hin offen sind, ein wenig hineinragend; durch das Umlegen der Kanten am Rücken wird die schmale Apex-Oeffnung erweitert und bildet ein griechisches 2. Die Schlosslinie ist stark eingebogen und die Schloss- platte liegt breit an der vordern Seite dicht an .und schmaler nach hinten zu. Die Apophysen sind nach Aussen hin gebogen, Zähne bildend, wovon der an der linken Schale, einem Eberhauer ähnlich, der längste ist. Die Manteleindrücke sind schwach mit tiefem Sinus nach hinten, die Muskeleindrücke deutlich. Die beige- fügte Abbildung wird die Beschreibung verständlicher machen. Das grösste Exemplar misst 14 mm. lang, 12 breit, 11 hoch und 44 in Circumference; viele der übrigen Ausgewachsenen sind nur von wenig geringerer Ausdehnung. Bei ganz Einzelnen sind die Schildchen weiss, und etwa zwei unter Allen, die ich sah, sind fast gänz- lich weiss auch am Vordertheile. Es ist möglıch, dass diese 2 kürzlich abgestorbenet Thieren waren? obgleich wir am Thiere selbst keinen Unterschied wahrnahmen; auch könnten es kranke Thiere gewesen sein? Ob die grüne Farbe sich überhaupt erhält, muss sich noch herausstellen; an allen sonst wie todtgefundenen Exem- plaren habe ich nie Farbe bemerkt, und ohne Zweifel bleicht sie nach dem Absterben des Thieres, den Ele- menten ausgesetzt, bald ab. Unser Eichenstamm ist vom härtesten Holze, was die Thiere vorzugsweise zu lieben und worin sie am besten zu gedeihen scheinen; er ist aussen stellenwers, hauptsächlich aber wohl nur die Rinde, etwas morsch seworden, und schien uns eine längere Zeit (vielleicht 20 Jahre oder länger?) im Meere gelegen zu haben; er ist im Innern kerngesund, aber ganz vom Wasser durchdrungen, wozu die Löcher der Thiere, die von Aussen anfangen, ohne Zweifel beigetragen haben. Welches Alter unsere Thiere erreicht haben mögen, ist schwer zu muthmassen; jedenfalls scheint der Process, Xylophaga. 39 eine so bedeutende Höhle ın eisenhartes Holz zu bohren, für ein so zartes Thier, nur ein langsamer sein zu können, was auf ein ziemliches Alter unserer grössten Thiere schliessen liesse, sowie auf ein langsames Wachs- thum derselben — denn so lange sie bohren, scheinen sie zu wachsen, da sie die Höhlen, ungleich dem Teredo, regelmässig erweitern. — Die Bohrlöcher haben ver- schiedenartige Formen und Richtungen, gehen zuweilen quer durchs Holz, oft in zwei Richtungen, wenn näm- lich das Thier sich zuerst an der Seite des Holzes einbohrt, und dann ist der Anfang, das spitzere Ende des Loches, das kürzere und die Biegung geht möglichst mehr der Holzfaser nach; sie gehen aber auch in gerader Richtung ganz mit der Faser des Holzes, und zwar Fi ie Mineie sich zuerst am Uinde des Stammes einbohren und auf kein Hinderniss stossen. Die Neigung scheint zu sein, der Holzfaser möglichst nach zu bohren, nachdem sie erst ins Holz eingedrungen sind, sie scheinen auch mit dem Aushöhlen die besten Fortschritte zu machen, wenn sie die Faser-Riehtung gewonnen haben, denn serade die Höhlen sind die längsten, die ganz mit der Faser gehen. Die meisten Löcher sind 2 bis 3 Zoll lang; ich habe indess auch Exemplare von über 4 Zoll Länge. Die Wände derselben sind glatt ohne mit Kalk (wie bei T’eredo) oder sonstigem Stoffe gefüttert zu sein, und das Ende ist schön rund geformt, so dass kein Instrument es schöner herstellen könnte. — Nur die jüngern Thiere sind im mässiger Anzahl gruppirt, weil sie sich Anfangs ohne Zweifel gern zusammen halten. Wie sie wachsen, scheinen sie in verschiedenen Richtungen ins Holz weiter zu dringen und ihre ge- sonderten Wohnungen zu lieben. Einzeln berühren sie sich seitwärtse wohl mal unbedeutend; wo sie sich in- dess direckt entgegen arbeiten, da en beide ihre Richtungen. Den durch das Aushöhlen verursachten Holzschlamm lassen sie hinter sich und er bleibt als nasser Teig im ältern Ende der Höhle, welche mit dem Wachsthum des T’hiers weiter wird, ‚um gerade geräumig 40 Xylophaga. genug zu sein scheint, dass ihr Bewohner sich bequem darın bewegen kann, indess nicht oder nur en unbe- deutendes rückwärts, da das gewachsene Thier m seinen grössern Schalen für das ältere und engere Ende des Böhrloches zu gross geworden ist. Es arbeitet sich also Wohnung und ‚Grab zu gleicher Zeit, aus denen es nie wieder heraus treten kann. — Wir holten mehrere Holzstückchen und Zweige vom Meeresgrunde, die von Äylophaga durchbohrt waren und worin die Schalen todter Thiere theilweis noch steckten; aber Alle waren viel kleiner, und nur ım unserm grossen Fichenstamm hatten sie sich zur höchsten Vollkommenheit entwickelt. Alle Thiere darin waren frisch und lebend, wir fanden kein abgestorbenes Exemplar, ausser die erwähnten zwei weissen wären todt gewesen, was nicht zu sehen war, weil wir in den T'hieren keinen Unterschied bemerkten. — Freilich hatte unser Hacken und Spalten und das Oeffnen ihrer "Wohnungen, sowie die Entfernung aus ihrem Elemente sie getödtet. Nach Betrachtung des ganzen grossen Stammes und seiner vielen Bohrlöcher muss ich zu der Ansicht kommen, dass das Thier nicht weiter ins Holz eindrinst, als erforderlich ist im Stande zu bleiben, sich vermittelst seiner dehnbaren Syphonen mit dem Meerwasser in Verbindung zu erhalten, dass es seine Eier in den hinter sich gelassenen Holzschlamm legt und diese entweder ins Meer ausstösst oder dass die Jungen von selbst die Höhle des Mutterthiers verlassen, um sich an andern Stellen des Holzes von neuem einzubohren. Die Vermuthung, dass die Xylophaga sich mit dem Meerwasser in Febnlane erhält, sollte sich vor meiner Abreise von Dröbak noch bestätigen: Als ich nämlich zum Einpacken die überflüssigen Theile von den Holzstücken absägte und spaltete, stiess ich noch auf einzelne Thiere in ihren Höhlen, und es ge- lang mir, aus Einer den Holzschlamm, der sich durch Eintrocknen nun verhärtet hatte, ziemlich in einem Stücke herauszuziehen; derselbe bildete jetzt eine Röhre, nach dem Thiere zu weiter und sich verengend gegen Xylophaga. 41 die Mündung des Bohrloches hin, also genau die Ge- stalt der Syphonen, die diesen Durchgang nicht nur gebildet haben, sondern auch offen erhalten mussten, weil er sich sonst mit anderm Holzschlamm oder mit eindringendem Meeresschlamm verstopft hätte; ebenfalls ist dies ein fernerer Beleg für die grosse Dehnbarkeit der Syphonen, da das Thier sich stets vom Anfang seiner Höhle weiter entfernt ohne zurück zu können und also m den längsten Höhlen unseres Stammes 3 bis 4 Zoll davon entfernt war. Ich werde dies einzige und seltene Beispiel im Senckenbergischen Museum niederlegen. Ich berühre noch, dass das Hintertheil der Schalen eine feine Epidermis zu haben scheint, in- dess nicht das Vordertheil derselben oder vielmehr nicht die äusserste scharfe Kante und Ecken der Oeffnung, die weiss sind, aber weiter ab gleich grünlich werden. Wenn sich dies bei näherer Untersuchung herausstellt, dann wäre es ein Grund mehr zur Annahme, dass das Thier mit den erwähnten scharfen Ecken der Schalen das Holz schabt, und so seine Höhle formirt; denn dass das Thier ein Aetz-Mittel besässe, erscheint zu unwahr- scheinlich, da ein solches Mittel das Holz ungleich an- greifen und die Wände morsch und rauh lassen würde, ausser andern Gründen, die dagegen streiten. Und ob es andere harte Schabwerkzeuge besitzt, als Zähne, Zunge etc., muss sich bei genauer anatomischen Unter- suchung ausweisen, ich habe, soweit ich das Thier be- trachtet, nichts davon entdecken können, und auch nichts hierüber gelesen. Es scheint mir deshalb am wahrschein- lichsten, dass die Schale, deren Gestalt die der Höhle so sehr entspricht, auch bei der Bildung der Letztern wirksam zein muss. Dass der Fuss emer Patella durch langes Berühren und Reiben eine Vertiefung in den Stein machen kann, ist denkbar; dass aber der zarte weiche Fuss der Äylophaga in zähes faseriges Eichenholz eine lange Höhle schaben sollte, ist weniger wahrschein- lich, indem derselbe auf Holz eher eine Politur als Aushöhlung bewirken würde, und da das vorhandene 42 i Xylophaga. Holzmehl beweisst, dass hier em schäferes Instrument thätig war, so muss es doch wohl ein schärferes Mund- werkzeug oder die scharfen Ecken und Kanten der Schale gewesen sein. Zum Bohren, Hobeln u. s. w. bedarf es eines festen Gegendrucks; so lange der Tischler auf fester Erde steht, hobelt er mit Leichtigkeit, sus- pendiren wir ihn aber an einem Gürtel und langen Seil in der Luft vor seiner Hobelbank, so ist's mit dem Hobeln aus; — was würde zum Fuss der Aylophaga den Gegendruck bilden? Die Syphonen stecken im Holzschlamm und die Schale ist hart und gefühllos! Wie sollten auch die jungen Thiere zuerst ins Holz eindringen können, wenn sie sich nicht mit dem Fusse fest ansaugten und nun die Schalen zum Bohren hin und her drehten. Es heisst zwar, die Schalen der jungen Thiere seien von der zartesten Art und zum Bohren untauglich. Ist es aber nicht denkbar, dass, sobald sich das junge Thier seine Stelle erkoren und erst an- gesaugt hat, die Schalen sich sehr rasch härten und stärken? Auch scheinen sie sich zum ersten Eindringen eine möglichst weiche Stelle auszuwählen. Der stärkste Beweis aber liegt im Bohrloch selbst, denn überall, wo dies mit der Faser geht, sieht man deutlich ein Hobeln oder Aushöhlen in sehr flachen Furchen quer durchs Holz rundum die Höhlenwand, diese in queren Furchen vorrückende Arbeit ist ein augenschemlicher Beweis eines scharfen Instrumentes; und dieselben Furchen sieht man auf dem Grunde der Höhle aber nicht mehr rundum, sondern von oben nach unten, also zum Ver- tiefen der Höhle, zu welchem Zweck das Thier sich etwas seitwärts ansaugen muss, um mit den Ecken in die Tiefe hinein aushöhlen zu können, wonach es sich alsdann wieder unten ansaugt, und nun rundum er- weitert. Ich kann deshalb nicht umhin, diese Ansicht festzuhalten, bis eine andere Art der Bildung des Bohr- lochs durch factische Beweise dargethan ist. Ich schätze die Anzahl der Bewohner unsers Eichen- stamms auf 3 bis 400, obwohl es uns kaum gelang, Xylophaga. 43 den vierten Theil, klein und gross, unbeschädigt heraus- zuholen, und manche litten noch unvermeidlich beim schliesslichen Behandeln. Ueber alles in Betreff der Wohnungen der Thiere u. s. w. hier gesagte werde ich die Belege in Holzstücken etc. ın unserer Normal- Sammlung im Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a.M. niederlegen, woribet sich jeder Liebhaber augen- scheinlich überzeugen kann. Sollte eine spätere genauere anatomische Untersuchung des Thieres vorgenommen werden, so wird solche, wenn es für dies Buch nicht mehr zeitig sein sollte, in den Monatsblättern der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft erscheinen, worauf ich die Liebhaber zu verweisen mir erlaube. Dass dieser Fang durch besonderes Zusammen- wirken eigenthümlicher Umstände gemacht wurde, ist ein Faetum, welches für die Wissenschaft gewiss wichtig und für mich höchst erfreulich ist, zumal sich Thatsachen da- durch ergeben haben, die bisher nicht so gründlich be- obachtet werden konnten. denn obgleich die Aylophaga dorsalis Turton keine Seltenheit ist, so ist sie vielleicht nie vorher in so vollkommen ck Exemplaren und so grosser Behausung aufgefunden worden. Vom 4. bis 10. Juli verhinderte ein beständig heftiger Wind alles Schaben auf See in Ruderböten; der Wind blies unausgesetzt vom Süden herein und schwellte die Wellen im Christiana Fjord so sehr, dass ein Erfolg beim Schaben nicht erwartet werden konnte. Ich fand indess Arbeit genug, die gesammelten Sachen zu ordnen und meine Zeit mit Schreiben auszufüllen; auch machte ich einige Ausflüge zu Fuss die Ufer des Fjords entlang zum Einsammeln von Littorinen und Anderm. Am Sonntag Nachmittag den 9. Juli unternahm ich eine kleine Fusstour ins Land, oder richtiger gesagt über die Berge fort auf dem Wege nach Christiania hin, wo ich eine vorzüigliche macadamisirte Chaussee vorfand. Etwa für eine halbe deutsche Meile gings fast immer bergauf, und am höchsten Punkt angekommen, belohnte 44 Ausflug. mich eine prachtvolle Aussicht nordöstlich weit ins Land hinein. Ich sprang seitwärts rechts vom Wege ab und bestieg einige etwas höher gelegene Felsrücken, hinter denen ich eine jähe Schlucht vor mir hatte, aus der in geringer Entfernung die Tannengipfel zu meinen Füssen heraufragten. Wer Dröbak besucht, sollte nicht versäumen, diesen Spaziergang zu ech: Mein Weg führte durch fruchtbares Land an emigen bedeutenden Meierei-Höfen vorüber; in einem davon war ich so frei, mich etwas umzuschauen; das geräumige Herrm-Haus war weiss von freundlichem Aeussern und auf Wohl- stand deutend; diesem gegenüber befand sich noch ein kleineres Wohnhaus, wahroheniheh für den Verwalter bestimmt, von hell drapfarbigem und gleichfalls freund- lichem Acussern- den, Beschluss machten 4 bis 5 Neben- Gebäude mit rothbraunem Ueberzug und von weissen Ecken eingefasst; das Ganze war recht malerisch und einladend, hätte ich flott norwegisch gesprochen, so würde ich mich versucht „efühlt haben, einzutreten und einige Fragen an die Insassen zu richten: ich wurde übrigens von Niemanden in meinen Betr achtungön gestört, und nicht mal von einem Hunde angeknurrt. Auf dem ganzen Wege tauchen stellenweise die dunklen Felsen wie enorme Elephantenrücken aus dem Boden hervor, während die Zwischenräume mit fetter Dammerde aus- gefüllt sind; die Fichten wechseln hier mit Edeltannen, Birken, Erlen, Sikamoren, auch Eichen, ab, und zwischen den Felsen herum wachsen reichlich Bickbeeren und wilde Erdbeeren. In meiner Wohnung zurückgekommen, bemerkte ich von meinem Fenster aus, welches das Fjord über- schaut, in der Entfernung einige grosse Schiffe, und ein reges Leben auf den verschiedenen Landungsbrücken Dröbaks, was mich veranlasste auch hinunterzueilen; und bald darauf segelten zwei stattliche amerikanische Kriegsfregatten majestätisch an uns vorüber nach Christia- nia hin. Die ins Fjord hinein gebaute Landungsbrücke war voll von Herren und Damen m Sonntagstracht Ausflug. 45 trotz des herrschenden heftigen Windes; aber die Nor- wegerinnen tragen hier nicht Kleider, die 7 Zoll länger sind als ihre eigene Gestalt, und die unter diesen Um- ständen auch äusserst hindeslich sein würden, so wie sie im südlichern Europa den Damen nur fatal und auf staubigen Wegen aller Welt höchst lästig sind. ‘Den Zweck oder Nutzen solcher und ähnlicher Moden habe ich überhaupt nie begreifen können, und noch weniger, dass unsere Damenwelt sich so von der Mode beherr- schen ja sich zu Sklavinnen derselben machen lassen sollte! Selten sind die Moden nur mal graciös oder geschmackvoll und dienen eher zur Entstellung, und, zumal in ihrer Uebertreibung, zur Karrikatur der menschlichen Figur, als zur Hebung derselben. Ich kann kein Verdienst darin erblicken, sich nach irgend einer Vorschrift zu kleiden. Die schönste Mode scheint mir zu sein, dass jede Dame sich ganz nach ihrem eigenen Geschmack, so wie den Verhältnissen und Um- ständen anpassend kleidet; ist sie alsdann geschmack- voll in ihrer 'Tracht, so gebührt ihr das Verdienst der Wahl selbst; auch habe ich gefunden, dass talentvolle Damen und Künstlerinnen sich mehr darin nach ihren eigenen Ideen, als nach den Moden richten. Möge mit dem Ende des französisch-imperialistischen Schwindel-Reichs auch, wenigstens für Deutschland, das Ende der unsinnigen, ja oft widerlichen französischen Moden, wie sie besonders in den letzten 20 Jahren Europa vergiftet haben, gekommen sein! Ich glaube meinen schönen Leserinnen versichern zu dürfen, dass eine einfach geschmackvoll gekleidete Dame in den Augen der Herren mehr Beifall findet, als die grösste Modeträgerin, über die man sich eher belustigt, als sie bewundert. Ich hoffe, diese kleine Abschwei- fung von meinem Gegenstande wird meiner unbezwing- lichen Verachtung der französischen. übertriebenen und zwecklosen Moden zu Gute gehalten werden. Da die Witterungsverhältnisse am 10. Juli noch keine Operationen auf dem Fjord zulassen wollten, so 46 Christiania, Kriegsschiffe. benutzte ich den Tag, Christiania per Dampfer einen zweiten Besuch abzustatten, wo ich ausserdem einige Einkäufe zu besorgen hatte. Die Finfahrt in den Hafen bot diesmal einen höchst interessanten Anblick dar; die zwei amerikanischen Kriegsschiffe, von denen das grössere etwa 90 Kanonen führte, hatten sich am Eingange vor Anker gelegt und zwischen ıhnen, etwas näher nach der Stadt zu, hatten sich zwei norwegische Monitors mit ihren drohenden Eisenthürmchen postirt; auf diesen war reges Leben, und die norwegischen Marinen übten sich ım ihren Exercitien zu Ehren des amerikanischen Besuchs. Die Monitors sind bekanntlich ganz flach, ragen kaum 1 Fuss hoch aus dem Wasser, und nur ein niedriger Kamin unterbricht ausser dem Kanonenthurm die gerade Fläche. Wie ich hörte, waren diese Monitors in Horten, dem norwegischen Arsenal, gebaut. Unser Dampfer steuerte mitten zwischen diesen Kriegsungeheuern hindurch und wir erhielten eime vorzügliche Ansicht von denselben. Am Nachmittag fuhr ich eme Strecke östlich auf dem schönen Wege nach Dröbak der Uferklippe, dem nördlichsten Ende des Fjords, entlang; hier erlangt man die beste Aussicht auf eine Abtheilung der herrlichen Inselgruppen, wo die wohlhabende Klasse ihre Land- häuser und Sommerwohnungen hält, und welche mit Gärten und üppiger Vegetation zwischen ihren Felsen- gipfeln geschmückt sind; man sieht hier zugleich in den Endarm des Christiania-Fjord hinein, der das Bunde- Fjord genannt wird und sich südlich nach Dröbak hin zurückzieht; die andere Haupt-Inselgruppe liegt westlich von der Einfahrt nach Christiania. Erst am Dienstag den 11. Juli konnte ich wieder eine Fahrt auf Mollusken-Fang machen. Ich nahm diesesmal ein grösseres Boot mit drei Ruderern und wir arbeiteten von halb sieben Morgens bis 5 Uhr Nach- mittags beständig anf See dergestalt, dass selbst meine harten Norweger ermüdeten, und auch mir war der Rücken vom Sieben und langem gebückten Arbeiten Fortsetzung des Schabens; Oskarsborg. 47 steif und lahm; ausser ein Butterbrod und ein Glas Bier hatten wir in den 10 Stunden nichts genossen. Ich hatte von meinem Sieben und der Arbeit kaum aufgeblickt, und fühlte die Anstrengung noch zwei Tage in den Gliedern. Der Erfolg war auch recht günstig gewesen, und insbesondere bereicherte er. meinen kleinen Vorrath der interessanten Newren, der eleganten Yoldia, Syndos- mya etc, so wie auch diverse Terebrateln und einzelne der nordischen Natica elausa, deren südlichster Fundort das Christiania-Fjord sen soll, erlangt wurden. Das Nähere findet sich unter den Schabe-Notizen D. aufge- führt. — Keine unserer vorhergehenden Fahrten hatte so viel Interessantes geliefert, wenn ich bei der dritten den Hauptfang der Aylophaga ausnehme, die über- haupt wohl der Glanzpunkt meiner Operationen blei- ben wird. Am 12. Juli war Arbeit vollauf da, das Tags zu- vor Eingefangene zu reinigen und zu beseitigen, und am Nachmittage stattete ich dem Fort Oskarsborg auf der Insel Kaaholm einen Besuch ab, woselbst ein nor- wegischer Kanonier uns dc umher führte. Dieses Fort, das die Durchfahrt des engsten Theils des Christiania F jords deckt, ist bei vorzüglicher Einrichtung fest und stark gebaut, führt: etwa 70 schwere Kanonen, und war bis zur letzten Erfindung der gezogenen Stahl- Geschütze und Panzer-Kriegsschiffe eine der stärksten europäischen Festen. Jetzt werden nachträglich Erd- wälle hinzugefügt, und es ist im Werke, noch 20 bis 30 schwere Kanonen neuester Construction aufzustellen; wie es heisst, soll auch das Mauerwerk des Forts mit Eisenpanzer bekleidet werden. Des Gouverneurs Haus liegt auf einer hübchen Neben-Insel, mit dieser durch eine elegante eiserne Brücke verbunden. Ich fand hier Helix lapieida, hortensis und eine interessante Varietät von fruticum von roth-bräunlicher Farbe, theilweis mit einem dunkel rothbraunen Bande verziert; die Erstere scheint sehr allgemein sich gern an den Felsen des südlichen Norwegens aufzuhalten; 48 Vallö. die zweı letztern schienen mir, so viel ich vom Lande gesehen, mehr local zu sein. Da das Wetter sehr ungünstig blieb, so beschloss el auf besseres Glück hoffend, am 13. Iuh nach Vallö hinunter zu fahren, welches auf einer kleinen Halbinsel], etwa eine halbe norwegische Meile östlich von 'Tönsberg, nicht mehr weit vom südlichen Ende des Chriasier Fjord liegt. Vallö ist ein Fischer-Oertchen von wenigen zerstreut liegenden Gebäuden. Früher waren hier durch den Unternehmungsgeist zweier Schweizer, des Herrn Mel- ehior Tschudy (dessen Grabmal ich auf dem Kirch- hofe wiederfand, und der 1788 im Kanton Glarus ge- boren war) und des Herrn Blumer, seines Associ6s, m Salıne im Gange, sowie auch eine Weberei-Fabrik, i der jetzt noch etwas gearbeitet wird; Beides hat de keine genügende Rechnung liefern RR und jetzt scheint Si frühere Iedletre von Vallö und mit ihr die Gebäude im Verfall zu sein. Auch eine alte Windmühle, die kaum noch zwei Flügel hat, deutet auf frühere ge- täuschte Hoffnungen; ein alter Mae sammelte Fenchel in ihrer Nähe, und ich konnte nicht umhin mit Hülfe meines Begleiters einige Fragen an ihn zu richten; er war 84 Jahre alt und seine Frau 85. Sein Vater, ein Holsteiner, hatte die Mühle erbaut. Er selbst war ın dänischen Marine -Kriegs-Diensten gewesen, und hatte auf dem ChristianWV.E oestanden, einem Adeinalkehnae welches ıch vor 40 ren bei Sheerness, unweit der Themse-Mündung (in Gesellschaft des Bellerophon, der den ersten Napoleon nach St. Helena gebracht), gesehen hatte, aber damals nicht ahndete, ich würde noch mal im Norden Europas einen alten Seemann antreffen, der mich an jenes Kriegsschiff wieder erinnern sollte, das zu der damaligen ec Flotte gehörte, die Nelson %>=4 in 1809 nach en Bombardement von Copenhagen ab- Vallö. 49 führte, und die so widerrechtlich von England behalten, man kann sagen geraubt wurde. Wir gaben da guten Alten, der noch ein N Auge an eine Kleinigkeit, er entblösste trotz des nassen windigen Wetters sein kahles Haupt und reichte uns dankbarlichst die Hand. Ich logirte in dem einzigen, aber für den Ort unerwartet outen Wirthshause, das auch noch aus der guten alten T'schudy’schen Zeit herstammt, wo Wirth und Wirthin ebenfalls Schweizer sınd und deutsch sprechen, was mir recht willkommen war. In der Wirthschaft kommt zwar jetzt weniger vor, ausser dem gelegentlichen Besuch von Seeleuten und einzelnen Reisenden, aber die Eigenthümer betreiben auch Landwirthschaft und Handel und haben das einzige Ladengeschäft im Orte. Der Sohn des verstorbenen Herrn Tschudy bewohnt mit seiner Familie noch das grosse Haus südlich von der Kirche, war so freundlich, mir einen Besuch abzustatten nd freundschaftliche Anerbietungen zu machen. Am Tage meiner Ankunft ın Vallö hatte ich leider nur noch etliche 5 oder 4 Stunden schaben können (vide Notiz E.), wir kamen nicht weit, der Wind blies zu heftig, und da die zwei folgenden Tage noch viel schlimmer waren, besonders der 15. Juli, so kehrte mein Gefährte nach Christiania zurück, und ich blieb nun in dieser Einsamkeit allein. — Gegen den Regen, wenn er nicht zu arg, noch zu anhaltend ist, kann man sich schützen, aber bei starkem Winde lässt sich in einem kleinen Boote mit der Schabe nicht arbeiten, weil sie bei den heftigen Schwankungen desselben über den Grund tanzt, anstatt darüber zu schleppen und theils hinein zu greifen; auch ermüden bei Wind und viel Regen die Leute zu sehr, während man selbst beständig im "Miserere sıtzt und uch das Stossen und Schwanken an den nöthigen Verrichtungen verhindert wird; dabei bekommt man gerade mal ein Salzschauer in die Augen, wenn man mit der Pincette ein Müschelehen aus dem Siebe nehmen will, Vieles wird umgeworfen, zer- bricht und geht verloren, kurz: Es thuts halt nimmer- 4 50 Vallö. mehr! wie unsere Brüder im südlichen Deutschland so treffend sagen. Wind und Wetter waren mir bisher recht ungünstig gewesen, denn von den 15 Tagen, seit ich in Dröbak begonnen, konnte ich soweit nur Dmal auf See arbeiten, und hatte dabei oft noch mehr Regen und Wind, als uns bequem und erwünscht war. Am 16. öffneten sich alle Wasser-Schleusen des Himmels; da es sich indess gegen Mittag aufzuklären schien, so ging ich mit zwei Leuten auf See; wir be- kamen auf der Fahrt noch ein gehöriges Norweger Schauer, und hiernach blieb es zwar trocken, aber zu windig, um mit besonderem Erfolge arbeiten zu können. Der folgende Montag fing prachtvoll an, so dass ich in bester Stimmung auf See ging und in meiner freudigen Eile sogar die Regenkleider zu Hause liess, Aber hier- für sollte ich auch ein- für allemal gehörig büssen, denn schon gegen Mittag machte sich der Wind auf und wuchs mit jeder Stunde an Stärke, so dass es wieder mit der Arbeit einer Täuschung gleich sah; wir hielten uns jedoch auf hoher See, so lange es nur gehen wollte; die Schabe holte indess nur noch wenig herauf und kam endlich 4mal leer nach oben, was, da wir uns auf etwa 100 Faden Tiefe hielten, eine vierstündige harte Arbeit zunichte machte, die unter dem Stürmen und Wogen doppelt schwierig wurde; da der Horizont sich alsdann stark dunkelte, so beschloss ich die Heimkehr. Auf dem Rückwege begriffen, liess ich indess noch einmal auswerfen, und weil einige Terebrateln in der Schabe waren, so wollte ıch diesen erwünschten Grund nicht verlassen, ohne noch eine letzte Anstrengung zu ver- suchen. Ich vertheilte den Rest meines Proviants zur Aufmunterung unter die Leute, die Schabe wurde aus- geworfen, wir setzten zwei Segel auf, die Leute mussten ausserdem rudern, während ich das Steuer lenkte, und so gings unter Brausen und Toben weiter in See, als wohl rathsam war; unser Schiffehen hatte schon 4mal ausgeschöpft werden müssen; das Unwetter kam nun Vallö, 51 durch hinzutretenden Regen vollends zum Ausbruch und als die Schabe lieh heraufgebracht wurde und leer war, da waren weitere Versuche d#nn auch zur Unmöglichkeit geworden, und wir mussten nun auf unsere Sicherheit bedacht sein. * Wir hatten zur Rückkehr eine lange Strecke gegen Wind, gegen Wogen und Regen anzukämpfen, erreichten nach miühevoller Arbeit endlich das Ufer, und ich kam sesen 9 Uhr durchnässt, ermattet und steif an allen (Gliedern im mein Quartier zurück; ich war fast 14 Stunden dem Wetter ausgesetzt auf See gewesen. Der Erfolg der zwei letzten Fahrten, die nach einer (regend hin gemacht wurden, ist zusammen unter Notiz F berichtet. Der 18. Juli war wiederum zu ungünstig zum Scha- ben; aber am 19. wollte ich vor meiner Rückkehr nach Dröbak noch eimen letzten Versuch in Vallö machen, und ging mit 5 Mann auf See; der Wind war mässig, fing aber auf alte Weise gegen Mittag wieder an, sich nlanbenehm zu machen. en erste Zug mit der Einen Schabe ergab, wenn auch ın Quantität nichtssagend, dennoch ein. so interessantes Resultat, dass ich es als den Glanzpunkt meiner Vallöer Operationen ansehen muss. Das erste Schalenthier, was ich bekam, war eine schöne, voll ausgewachsene /socardia cor, L.-— Danoch keiner der eminenten nordischen Naturforscher und Samm- ler diese Molluske ın solcher Vollkommenheit im Chri- stiania- Fjord gefangen hatte, so darf ich wohl stolz darauf sem, das ich als nd in diesem Punkte der Erste gewesen bin. Im Museum zu Christiania existirt nur ein kleines, unausgewachsenes Exemplar von circa °ı Zoll Länge aus dem Christiana-Fj jord, welches Sars he einer halben Schale von etwa 31 m.m. Länge gefangen hat; ausser- dem hat Asbjörnsen ebenfalls nur eine Shnlielie halbe Schale erlangt. Die meimige misst 63 m. m. Länge, 57 m.m. Höhe, von den Umbonen zur Basis, 45 m. m. Dicke und 152 m. m. Circumferenz. 52 Vallö. Dieses Ereigniss constatirt nun das Factum, dass gegenwärtig lebende, voll ausgebildete Zsocardia cor sich im Christiania-Fjord befinden, was bisher nicht mit Ge- wissheit behauptet werden konnte. Dieser Fang versetzte mich in die glücklichste Stim- mung, und ich blieb wieder bis 9', Uhr am Abend auf See, aber trotz aller Anstrengung konnte ich kein zweites Exemplar erlangen; der Wind spielte mir nochmals den Falschen, und obschon ich ihm bis zum Aeussersten trotzte, musste ich doch zuletzt menschlich weichen und kam gegen 10 Uhr p. m. nach löstündiger Arbeit auf dem Salzwasser, ohne etwas Warmes genossen zu haben, halb erstarrt ın mein Quartier zurück. Siehe Notiz G. Am 20. reiste ich auf dem hübschen Dampfer Moss wieder nach Dröbak; es war ein Tag zum Erbarmen, ein Regen ohne Ende, und die Fahrt hatte folglich nichts Interessantes. Der folgende war zwar prächtig, aber ich hatte Arbeit genug, die Vallöer Sachen zu be- seitigen und mich neuer dings einzurichten ; da die Sonne glanzvoll unterging, so rechnete ich auf en nächsten günstigen Tag für neue Operationen; aber „der Mensch denkt, Gott lenkt!“ denn der 22. gab dem 20. in keinem Stücke nach! — Am 23. wurde es "möglich, einen halben Tag zu schaben. Erfolg Notiz H. Der 24. erforderte meine Anwesenheit in Christiania; der 25. und 26. wurden gänzlich vom schliesslichem Ord- nen und Aufpacken meiner Muscheln, wovon ich nun einen grossen Vorrath hatte, beansprucht; am 27. ging ich zum letzten Mal auf emen halben Tag in Dröbaks Nähe auf See, um wo möglich meinen V orrath der hüb- schen Leda pernula noch zu vermehren; aber die Um- stände waren wiederum sehr ungünstig, und ich erhielt nur eine von. der gewünschten Art, öbeleich ziemlich von Nucula, Aa u. s. w. Siehe Notiz I. Am 28. stattete ich Christiania meinen letzten Be- such ab, um alle Geschäfte vor meiner Abreise schliess- lich zu ordnen, und am 29. Nachts 12 Uhr gings mit Reise nach Bergen. 53 meinem schweren Gepäck, jetzt 18 Stück, an Bord des Dampfers Stavanger, Capitän Norman, zur Reise nach Bergen. Der Stavanger hatte Christiania um 10 Uhr p. m. verlassen und kam um Mitternacht bei Dröbak vorbei; ich musste meine vielen Gegenstände in ein Ruderboot schaffen lassen und so ins "Fjord hinein rudern; der Dampfer hielt an, Alles wurde auf See übergeladen (glücklicherweise war es bei dieser Gelegenheit trocken), ich stieg nach und nun gings vorerst wieder sen Süden. Beide waren im Dampfer alle Schlafstellen und Sofas besetzt, und ich musste mich in meinen Kleidern mit nur einer Wolldecke auf harten= Fussboden betten; an Schlaf war folglich nicht Zu denken; nachdem ich drei Stunden an dieser Folterbank use charri, stand ich auf, machte so gut es gehen wollte Toilette und suchte das Deck. Wir hatten in der Nacht starken Nebel gehabt, so dass unser Dampfer sehr langsam vorangehen musste, ja zuweilen anhielt; wie der Morgen vorschritt, klärte es sich auf, und obgleich es windig und wolkig wurde, so war es doch für uns Seefahrer noch recht "einstieg: wir hatten gelernt, sehr zufrieden zu sein, wenn es nur nicht unmässig stürmte oder anhaltend stark regnete. Die Norweger scheinen fast alle gut auf See zu sein, das Meer ist ja ihre hauptsächlichste Verbindungsstrasse; ich sah keinen Herrn seekrank, und nur zwei Damen waren schwach, obschon unser Dampfschiff artig tanzte. Bei ähnlichem Schaukeln und Rollen auf deutschen, englischen und französischen Küstenfahrten hatte ich die meisten Passagiere krank und Damen oft sehr lei- dend gesehen. — ee Dampfer, der Stavanger, war ein kleines Schiff und hielt sich der Küste nahe, wäh- rend der grosse Albion mehr die offene See gehalten hatte, wobei wir die Küsten nur in weiter Entfernung hatten beobachten können; jetzt fuhren wir zwischen den 54 Reise nach Bergen. Tausenden von Felseninseln und Inselehen hindurch, und hatten die Aussicht auf die wunderbaren Felsgestade in grösserer Nähe. Alle Ausseninselchen sind nacktes Gestein, von den Wogen ewig gepeitscht und mit keinem oder sehr wenigem en eschmückt; nur die grössern tragen niedriges Gebüsch und Vegetation in ihren "Spalten ind Vertiefungen, während die grössten einigermassen, besonders aber das Festland, hauptsächlich mit Waldung, auch mit einzelnen Feldern und Grasflächen abwechseln. Inseln und Festland bilden eine unendliche Verschieden- heit hoher Formen; Alles ist harter Granit, Gmneiss, Grünstein, Porphyr in unzähligen Abwechselungen und Uebergängen, von Quarz-, Feldspath- und anderen Adern durchzogen ; nur sparsam bemerkt man Schieferthon mit parallelen Lagen von harten Knollen durchsetzt. Um 7 Uhr a. m. sprachen wir bei der Station Larvik (Lorvik) vor, einem malerisch gelegenen Oertchen, woselbst wir uns ein halb Stündehen zum Ein- und Ausladen auf- hielten, und gleich darauf passirten wir Frederiksvaern mit a einen alten Marineplatz Norwegens, wo auf nahe sesenüberliesenden Felseninseln noch ein altes Fort, en u. 8. w. sich befinden, welche, obwohl im Stande erhalten, doch heutzutage von wenig Bedeu- tung mehr sind; die Einfahrt ist hier indess von den Klippen so eingeengt, dass sie bei stürmischem Wetter schwer zu passiren sein dürfte. Um halb 10 Uhr hielten wir bei Langesund an, wo geschichtete Gesteme sich zeigen, und eine Uebergangsformation (eine Seltenheit in Norwegen) sich ande | Von diesem Orte an nahm bei starkem Regen der Wind an Heftigkeit zu, so dass unser kleines Schiff der- massen ins Schwanken gebracht wurde, dass bei einigen argen Wellenstössen in der Kajüte Alles übereinander taumelte. Einige Damen ängstigten sich und wurden sehr elend; eine stürzte mit einem Schrei halb ohn- mächtig aus der Damen-Kajüte in die Haupt- Kajüte herein und hatte Hülfe nöthig; eine andere junge Dame konnte von ihrem Begleiter (ihr Bräutigam, wie ich Reise nach Bergen. 55 nachher hörte), der sich alle Mühe gab, nicht beruhigt " werden, weinte anhaltend und blickte bei jeder starken Seitenbewegung des Schiffs verzweiflungsvoll auf; mich belästigte das Drauf und Drunter des Schiffs wenig, es war mir vielmehr eine Abwechselung vom Gewöhnlichen und als solche nicht ohne Interesse; ich konnte die armen Dinger nur bedauern, was ich denn auch von Herzen that, ohne dass es ihnen leider was nützte; gern hätte ich ihnen von meinem Gleichmuth etwas abge- geben. Gegen 2 Uhr hatte sich das Unwetter so ziem- lich ausgetobt, und wir erreichten gegen 3 Uhr die Station Arendal, jetzt eine der schmucksten Städte Nor- wegens, da es in den letzten Jahren zweimal abgebrannt und nun seine früheren Holzwohnungen mit soliden und geschmackvollen Steinhäusern vertauscht hat. Die Ein- und Ausfahrt seewärts ist den Schiffern durch zwei auf zwei gegenüberliegenden Inseln erbaute hohe Leuchtthürme angedeutet, die 'T'horsungerne (I'hors Kinder) genannt sind. Hier tobt es ım Herbst und Winter mitunter er- schrecklich, und ein Reisegefährte erzählte mir, dass er mal in der schlimmen Jahreszeit auf (diesen Küsten- Dampfern hier im Sturm und Schneegestöber 13 Stun- den in See gehalten wurde, ohne dass es dem Capitän möglich war, ın Arendal einzulaufen, und wie sie end- lieh durch die zweı Thors Kinder steuerten, lief ein anderer grosser Dreimaster auf eine der benachbarten Felseninselchen und scheiterte vollständig, doch rettete sich die Mannschaft auf den Felsen und wurde später von Arendal aus abgeholt. Der ruhige Augenblick bei Arendal wurde von uns zum Mittagsessen benutzt, und alle Damen waren zur allseitigen Beruhigung nun wieder munter und bei gutem Appetit. Unsere Fahrt verblieb, wo es immer prakti- kabel war, zwischen den Ausseninseln und der Küste, denen wir zuweilen so nahe kamen, dass man bequem einen Ball an die Felswand werfen und wieder fangen konnte; aber wo die schützenden Inseln aufhörten und 56 Reise nach Bergen. wir dem Wogenschlag des offenen Meeres ausgesetzt blieben, da tanzte und rollte unser Schiffehen gleich wieder nach Herzenslust, aber leider zum grossen Ver- druss der Damen. Das Wetter war nun zwar immer noch arg windig, aber doch sonnig geworden, so dass man auf Deck bleiben konnte; und unsere Fahrt ging lustig weiter zwischen ungeheuern Felsen und Klippen hindur ch; und wehe dem Schiffe, das mit diesen starren Erdrippen in unsanfte Berührung kommt. Um 5 Uhr p. m. erreichten wir die Station Grim- stadt, wo wir wiederum 15 Minuten anhielten. Fast alle diese Kisten-Städtehen liegen äusserst malerisch an Buch- ten und Baien auf Landzungen und Felsenvorsprüngen, stets von Gebirgen und Felsmassen umgeben und zum Theil darauf Etwas nach Mitternacht kamen wir im Hafen von Mandal, Kleven genannt, an, die südlichste Stadt Norwegens von Bedeutung, und hiernach ging es um die südlichste Spitze des Festlandes, Lindesnes ge- nannt, herum dem Norden wieder entgegen. Der erste Ort, den wir hier erreichten, war dee Station Far- sund, welches mit Kleven und Christiansand die drei Hauptzufluchtshäfen bildet für Schiffe, die in Noth sind, und wo alle zwischen der Ostsee, dem Norden und Süd- westen fahrenden Schiffe, die vom Sturm befallen wer- den, einzulaufen streben. Wir hatten eine wilde Nacht gehabt, wie ich am Morgen hörte und erst an der Unordnung in der Kajüte bemerkte, denn ich hatte den Lärm und die Unruhe während der Nacht im Halbschlummer mehr gefühlt als gehört, so dass bei solchen Gelegenheiten halbe Taub- hei wohl mal ein Vortheil wer den kann. Obschon die Kajüte nass war und alles Gepäck, Kleidung, Stühle u. s. w. durcheinander geworfen und einige aufden letzten Stationen hinzugekommene junge Passagiere arg seekrank gewesen waren, so hatte ich von allem Toben und Gepolter den- noch nur so viel gehört und empfunden, als hinreichte, meinen Schlaf in einen unruhigen Schlummer zu ver- wandeln und mich merken zu lassen, dass unser Dampfer Reise nach Bergen. 57 den wilden Wogen des offenen Meeres ausgesetzt sei. — Da ich diese oefür chtete Seekrankheit er oft m hohem Grade dürchgemacht, nun aber so ziemlich überwunden zu haben scheine, so kommt es mir jetzt auf etwas mehr oder weniger Schwanken nicht an. Denjenigen aber, die noch nicht sattelfest gegen Salzwogen sind, würde ich anrathen, sich erstens, wenn eine Wahl da ist, die srössern Dampfer, die auch ziemlich Ladung mitnehmen, zu wählen, denn die klemern und leichten, wie unser Stavanger, rollen und schaukeln gleich arg, obschon man sich auch daran gewöhnt. Vor allen Dingen aber halte man sich nicht viel in den Kajüten auf Sofas oder in Betten auf, sondern möglichst viel auf Deck; man bekämpfe die Krankheit, und mache sich nichts daraus, und man wird finden, dass man sie nach und nach be- meistert. Den Damen, ausser den stärkern, empfehle ich dies gerade nicht unter allen Umständen, aber Herren und besonders die, welche schaben ‘wollen, dürfen nicht seekrank werden und müssen es mit Gewalt abschütteln. Eine Hauptsache ist auch, dass man einige Tage vor einer Seereise besonders darauf achtet, dass Magen und Unterleib in guter Ordnung sind. Es ist ein Irrthum, dass man vorher tüchtie essen müsse; es ist Serade verkehrt, weil das den Magen schwächt; ich empfehle dagegen, sich 3 Tage vorher eher halbe Kost zu setzen und alle unverdaulichen und besonders fette Speisen zu vermeiden; man wird alsdann auf See schon eher Appetit bekommen, woran es den Seekranken stets mangelt. Um 6 Uhr a. m. passirten wir die 3 Leuchtthürme Lister Fyr, auf der Halbinsel Listerland gelegen, und jetzt wurde die Scenerie grossartig prachtvoll, denn nörd- lich vor uns erhoben sich mn herrlichster Morgen- Beleuchtung die wildesten Felsmassen in den verschieden- artigsten Gestalten hoch und schroff aus dem Meere empor, ın Inseln, Vorgebirge und zahllose grössere und kleinere Vorsprünge mit Klüften und zackieen Kämmen auslaufend. Die Morgensonne vom Lande herüber scheinend 58 Reise nach Bergen. gab dieser Felsen-Landschaft die wunderbarste Beleuchtung und schattirte sie in den zartesten Tönen von hellgrau und mattgrün in dunklere Tinten über. Wir hatten das Flekkefjord vor uns, und steuerten jetzt in diese riesigen Felsmauern bee die hier ın starren Massen, ind wiederum mit Besuch sekrönten Seiten und grünen Natur-Terrassen geschmückt, alle er- denklichen Formen entwickelten, jetzt auch von kleinen Gruppen Fischer- und Schiffer-Wohnungen belebt waren. Der Ort Flekkefjord, unsere nächste Anlaufs-Sta- tion, liegt anmuthig am Ende des Fjords gleichen Namens; und nach dem Entladen unserer Waaren für dieses Städt- chen mussten wir theilweis denselben Weg zurück, um unsere See wieder zu gewinnen. Diese von Felswänden eingefassten und zugleich beschützten Fjords sind der Glanzpunkt Norwegens; man denkt sich auf schottische Lochs versetzt, man träumt unwillkürlich von Schweizer- und italienischen Seen, ja von Donau und Rhein; nur ist Alles viel wilder und grossartiger; und es ist eben ein Etwas, das man nur im Norwegen sehen kann; hat man das Glück, vom Wetter begünstigt zu sein und, besonders bei Windstille, von der Sonne eine schöne Morgen- oder Abendbeleuchtung zu erhalten, die nur am nordischen Himmel so prächtig und wunderbar sind, dann kann für den Naturfreund der Besuch dieses ande einer der interessantesten in Europa werden, zumal für den, der sich an grossen Städten mit ihrem Luxus und seschraubten Vergnügungen satt gesehen hat, und dem Paris oder Der Wirthschaft anderswo zum Ueber- druss geworden ist. Wir waren nun wieder auf offener See, obschon nahe am Lande, wenn dieser Ausdruck hier erlaubt ist, denn das Land zu unserer Rechten war eine starre Fels- wand, die alle Aussicht auf das weitere Binnenland ab- schnitt und nur durch einzelne Oeffnungen die Hinter- gebirge durchblicken hess; zu unserer Linken hatten wir das offene Meer, hier etwa die Grenze zwischen dem deutschen Meere (Nordsee) und dem atlantischen Ocean. Reise nach Bergen. 59 Wo aber Inseln vorkamen und eine Fahrstrasse zwischen sich und dem Festlande darboten, da schlüpfte unser kleiner kühner Stavanger stets hinein, um die Strecken möglichst zu kürzen, und aus demselben Grunde hielt er sich der Küste stets so nahe, als Wind, Wetter und andere Umstände es erlauben wollten. Dies machte die Fahrt für die Passagiere um so interessanter, weil es eine beständige Abwechselung an Scenerie darbot, auch war es anderseits ein Ersatz für die Unbequenlichkeit, dass er mehr Passagiere eingenommen hatte, als seine Einrichtungen wolle gestatteten, um Alle gut bewirthen zu können, und besonders gebrach es an bequemen Schlafstellen: mir lag an letzteren weniger, und es war mir bei meiner schlaflosen Natur fast gleichgültig, ob ich in eine enge Koje oder auf’s Sofa, oder auch, wenn es nur eine Matratze gab, auf den Fussboden gebettet wurde; denn die prachtvollen Naturscenen stärkten mich bald wieder und gewährten mir Erholung und Labsal von jeder temporären Ermattung oder Gliederweh. Es kam mir jetzt schon vor, als gehören Wind und Wogen zur Seereise, damit man auch wisse, dass man eben nicht auf einem Binnenwasser spazieren fahre; hierfür aber sollte ich diesmal auch hinreichend davon bekommen, denn seit ich London verlassen, hatte ich nur conträren Wind gekannt; als wir auf dieser Tour das Christiania- Fjord verliessen, war er südlich, dann wurde er süd- westlich und jetzt stand er im Norden, also immer ge- rade entgegen, und blies dabei meistens stark, zuweilen sehr heftig. So eben bietet sich ein für mich neues Schauspiel dar: zwei junge Walfische spielen in nicht sehr grosser Entfernung an der Oberfläche des Meeres und stecken ihre schwarzen Flossen und Schwänze, sowie den Kopf theilweise von Zeit zu Zeit aus dem Meere hervor, bis wir sie aus den Augen verlieren. Die Scenerie blieb nun auf eine ziemliche Strecke hauptsächlich Felswand, meist ohne Vegetation und nur stellenweise von natür- lichen Grasterrassen unterbrochen, aber ohne Baumwuchs; 60 Reise nach Bergen. und an günstigen Stellen zeigte sich hie und da eine menschliche Wohnung; mitunter war diese Felsmauer von Klüften und Schluchten durchbrochen, oder sie zer- theilte sich in einzelne Felsenkegel, und zwischen diesen durch zeigten sich dann die hinterliegenden, noch höhern Felsengipfel, die sich wie Riesen durcheinander thürm- ten, als stritten sie sich um den höchsten Rang. AIl- mählig kamen wir an Stellen vorüber, wo die Felsen etwas sanftere Abflachungen hatten, und hier waren sie dann auch gleich schön lebhaft srün, mit Wohnungen besetzt, und” menschliche Wesen wurden sichtbar. Um 12 Uhr liefen wir in eine Meeresstrasse ein, durch die Insel Ekerö und das Festland gebildet; in derselben liegt der Ort Ekersund, unsere nächste Station. Dies Oertchen ist hauptsächlich eine Fischercolonie; es soll aber in seiner Nähe auch eine bedeutende Fabrik existiren, die an die 300 Arbeiter auf Töpferwaare und Porzellan- Artikel beschäftigt. In dieser Strasse flachen sich die Felsgestade sanfter ab und sind mit Wohnungen und Kultur geschmückt; grüne Flächen, selbst Kornfelder, Kartoftel und andere Anpflanzungen wechseln mit den nackten starren Felsen ab und bilden einen freundlichen Gegensatz zu denselben. Wir gelangten endlich aus dem langen Sunde nördlich wieder heraus, sahen nun den Ekerö-Fyr (Leuchtthurm) an der Westseite der Insel Ekerö und waren wieder auf oftener See. Die Grestade wurden jetzt weniger wild, die Felsen nahmen an Höhe und drohendem Aeussern ab und das Hinterland zeigte sich in sanftern Abhängen, ähnlich unsern le. päischen Bergrücken; alsdann steuerten wir einer weiten Sandabflachung von, wie ich hörte, 10 bis 12 deutschen Meilen Ausdehnung entlang, die eine Moor- und Torf- ablagerung, mit vom Meere ausgespülten feinem Sande bedeckt, sein soll, und für deren Urbarmachung Vieles versucht worden ist, weil es eine der wenigen, ja wie es hiess, die einzige Strecke flaches Land von ähnlich grosser Ausdehnung in Norwegen sein soll; der Name dieses Distrikts ist Jederen. Reise nach Bergen. 61 Kein Baum ist sichtbar auf dieser weit gestreckten Landschaft; nur grüne Flächen, vermuthlich Kartoffeln- Anpflanzungen, Hafer und dergleichen zeigen sich nebst zerstreutliegenden und stellenweis zu kleinen Ortschaften gruppirten Häusern. Kaum hatten wir das Ende dieses Flachlandes erreicht, so ging die Fahrt wieder zwischen Inseln hindurch; wir bogen alsdann östlich m das Bukke- fjord ein, und hatten bald darauf Stavanger vor uns, welche Station wir um 7 p. m. erreichten. Da unser Capitain sich zum Ein- und Ausladen zwei Stunden daselbst aufhielt, so hatten wir Zeit, die Stadt, welche etwa 18,000 Emwohner enthält, in Augenschein zu nehmen. Dieselbe ist meist von starken und hübchen Holzhäusern erbaut und hat im neueren Theile regelmässige und breite Strassen. Die Schätze des Meeres bilden auch hier den Hauptstapel der Industrie und des Handels, besonders soll hier ein bedeutendes Häring-Export-Ge- schäft betrieben werden, was aber in den letzten Jahren weniger ergiebig gewesen sein soll. — Wir bestiegen den hochliegenden F euer-Wartthurm, von dessen höchster Kuppel, aus man eine vorzügliche Aussicht auf die Stadt und Umgend erhält, die vom "Bukketjord mit seinen zahl- losen Be und Buchten durchschnitten ist. Wir besahen schliesslich die alte massive Domkirche der Stadt, und nachdem wir ihre Haupttheile durchstreift, kehrten wir zu unserm Dampfer zurück, der alsbald seine Fahrt gen Norden fortsetzte. — Wir blieben von hier ab fast gänz- lich zwischen den Felsen-Inseln und in den Fjords; das Schwanken des Schiffs nahm folglich bedeutend ab, der Sturm hatte sich ausserdem verlaufen, das Wetter wurde ruhig und sogar sehr heiter. — Wir bekamen einen herrlichen Abend und ein fast blendender Vollmond be- leuchtete unsre Fahrt aufs schönste, Noch nie hatte ich den Vollmond so glanzvoll prächtig gesehen; sein goldener Schimmer strahlte in den tausenden kleiner Wellen in 62 i Stavanger. der Fährte unsers Dampfers wieder, und die meisten Passagiere blieben in Folge dieses erwünschten Witterungs- Wechsels noch lange auf Deck bevor wir uns zur Ruhe begaben. — Etwa um Mitternacht passirten wir die Station Haugesund. Der erste August brach herrlich an; die Sonne schien uns für ihre lange Abwesenheit im Juli nun Er- satz gewähren zu wollen; der Wind war unbedeutend und das Binnen-Meer zwischen den Inseln war folglich glatt wie ein Spiegel; so steuerten wir von Becken zu Becken dem Ende unserer Fahrt entgegen. Die Inseln in der Nähe boten ausser den schon berichteten Ab- wechselungen wenig Neues dar, aber im Hintergrunde konnten wir die hohen Gebirge des Hardanger Fjords wahrnehmen, und nachdem wir Beh mehrere Inseln und Sunde passirt hatten, bogen wir östlich ein, und bekamen gegen 9', Uhr bero em zu Gesichte, welches wir um 10 Uhr a. m. erreichten, und hatte unsere Fahrt somit 3 Nächte und 2'/, Tag gedauert. Bergen, das zwischen dem 60. und 61. Grad n. Br. liegt, ist die zweitgrösste Stadt Norwegens und die erste Handelsstadt des Landes, hat über "30,000 Ein- wohner, treibt einen sehr bedeutenden Handel in ge- trockneten, gesalzenen und andern Fischen, und ist über- haupt der wichtigste Platz Norwegens Ai alle Import- und Export- Artikel; Diese Stadt gehörte früher zur alten Hansa; noch jetzt gibt es hier eine Strasse am Hafen, tydske Brygen (deutsche Landungs-Brücke) ge- nannt, wo die alten Kaufmanns Häuser der Hansa noch zu sehen sind, wo eben der wichtige Fischhandel haupt- sächlich betrieben wird. Man findet sich bei der An- näherung Bergens über dessen Ansicht etwas getäuscht, weil es um den Hafen und die vom Fjord gebildeten Wasser-Becken herum etwas zerstreut und versteckt ge- baut ist; bei näherer Bekanntschaft aber tritt die Wich- tigkeit des Platzes mehr ins Auge. Es besteht meistens Bergen, 63 aus Holz- Wohnungen und zwar in geschmackvollem Styl erbaut, von denen die der wohlhabenden Klasse im Innern aufs bequemste und eleganteste eingerichtet sind, und ın diesem Punkte unsern besten deutschen Stein-Häusern nicht nachstehen. Im neuern Theile, be- sonders in den Strassen hinter dem Hauptmarkt, sieht man bereits viele Steinhäuser, die indess an geschmack- vollem und freundlichem Aeussern den Holzhäusern nachstehen. Bergen hat ein Theater, wo augenblicklich von emer schwedischen Gesellschaft ıtalienische Opern aufgeführt werden, ferner ein Athenxum, eine wichtige Börse, die ch zur Geschäftsstunde von zahlreichen on Daucht wird, Banken, Versicherungs-Anstalten und sonstige kaufmännische Institute, auch ein vorzüg- liches Museum, das an Fischen as mariner Zoologie überhaupt sehr reich ist, besonders was Norwegens Kanda anbetrifft. Der Kleinhandel in Fischen, Gemüsen etec. am Markte und besonders von den Böten aus ist sehr lebhaft und interessant, und jeder Besucher Bergens sollte nicht versäumen, dieses Getriebe am Morgen “al in Augenschein zu nehmen, wonach er zweckmägsig einen Spaziergang die tydske Brygen hinunter machen und sich etwas vom Geschäft im Grossen ansehen kann, wobei ıhn die eigenthümliche, aber einfache und zweck- mässige Weise unterhalten wird, mit welcher Leichtigkeit ein Mann vermittelst emes an einer hohen Stange an- gebrachten Hebels ein Fass Häringe u. s. w. aus dem Schife hebt. Wer Zeit darauf verwenden kann, sollte gleichfalls die Berge besteigen, an denen die Stadt ge- Tegen ist, und welcher Base sie ıhren Namen aldenk Dr Aeicht bei klarem Wetter soll höchst lohnend sein. Meine Hoffnung auf beständigere Witterung wurde leider wieder zu Wasser, denn der 2. August war ein erschreck- licher Regentag, und der 3, an dem ıch meine Reise nach dem Hardanser Fjord fortsetzen wollte, brach ähn- lich an. Ich rüstete mich indess zur ee und ging mit meinen Apparaten um 9',; Uhr a. m. an Bord: des Dampfers Hardangeren, der um 10 Uhr Bergen verliess. 64 Hardanger Fjord. Bei unserer Abfahrt schien ein schwacher Sonnenstrahl ; im Süden aber, woher der Wind leider wieder kam, sah es noch rabenschwarz und drohend aus. Wir fuhren einstweilen denselben Weg zurück, den wir mit dem Stavanger gekommen waren; hinter der Station Bukken jedoch bogen wir allmälıg mehr östlich in die Insel- Gruppen hinein, die hier anfingen, mit lebhafter Vegetation bedeckt und theilweis bis zu den Gipfeln mit Baum- wuchs geschmückt zu sein ; sie bildeten so die prächtigsten Wasser-Becken mit wieder kleinern Felseninselchen von den manichfachsten Gestalten geziert, den schönsten Inland-Seen vergleichbar. Da das Wetter sich heute zu halten schien, so versprach unsre Fahrt wieder eine sehr interessante zu werden. Wir durchkreuzten jetzt das ausgedehnte Björne-Fjord und sprachen bei Os und Sarvold vor. — Um 3 Uhr p. m. passirten wir die enge Strasse Loksund, wo das Gebirge, hier vollständig mit Baumwuchs bekleidet, das Meer so einengt, dass es nicht breiter erscheint als der Rhein bei Rüdesheim, nur grossartiger als dieser selbst in seinen wildesten Parthien bei dem Lorelei-Felsen. An beiden Seiten dieses Sundes erheben sich steile Felsen-Gebirge bis zu 1000 Fuss Höhe, aber meistens grün und ae Waldung be- kleidet, während vor uns die Riesen des Hardanger Fjords sich gen Himmel emporthürmen. Wir erreichten Teröen etwa 3'/,; Uhr p.m. und waren jetzt im eigentlichen Hardanger Fjord, welches in seinen verschiedenen Abschnitten noch specielle Benennungen führt. Unser Dampfer steuerte nun quer über das F Ford nach dem südlichen Ufer hin, und gegen halb 5 Uhr erreichten wir das lieblich gelegene Uskedal, wo man die Aussicht in ein langes reizendes Thal hin- ein geniesst, das an beiden Seiten von riesigen in ihren Ei. Schluchten theils noch mit Schnee bedeckten Bergen eingeschlossen ist; hiernach passirten wir Demelsvig mit ähnlicher Lage als das vorige, und nun breitete sich allmälich eine prachtvolle Landschaft, am Fusse Hardanger Fjord. 65 enormer Gebirgs-Massen, vor unsern Augen aus; die Scenerie zu unserer Rechten war wahrhaft grossartig, man sah in drei Thäler hinein, von hohen Gebirgen eingefasst, auf denen stellenweis noch Schnee lag, und von dem Felsen vor uns kam in Folge des vielen Regens ein schäumender Sturzbach wie ein Silberband herunter. Wir waren hier vor der Station Rosendal, welche mit vollstem Rechte diesen Namen führt, denn eine herrlichere, erossartigere Landschaft kann man en schwerlich denken, ir Fantasie würde nieht ausreichen. Im Hintergrunde sieht man den 4550 Fuss über der Meeresfläche erhabenen Melderskin, und da die Wurzel dieses Gebirges vom Meere bespült wird, dasselbe also nicht auf hohem Unter- lande ruht, so kann man sich das Imponirende eines solchen Riesen denken; hier befindet sich auch die Resi- denz des frühern Baron von Rosendal, der jedoch, nach- dem 1815 alle adeligen Titel in Nor ch abgeschafft wurden, jetzt, wie alle Norweger, einfach Herr Rosendal genannt wird. Unser Dampfer entlud hier auf eine rasche, sehr practische, mir aber ganz neue Art eine kleme Ladung Holz, indem er die Baumstämme und Planken ohne Umstände einfach ins Meer warf, und es den Empfängern überliess, sie heraus zu fischen, was, da wir uns in einiger Entfernung vom Ufer hielten, unter Umständen etwas w eitläuftig werden konnte; das Wetter war indess bei dieser Gelegenheit ruhig. Es kam hier eine kleine Gesellschaft Norweger Herren und Damen an Bord, die eine Fusstour über oder im die Gebirge gemacht zu haben schienen, denn alle, auch die Damen, trugen ihre Tornister auf dem Rücken, waren mit Seiten- flaschen, dem unentbehrlichen norwegischen Seitenmesser (norske kmiv) und mit Reise- (Gebir os.) Stöcken versehen. Das Wetter begünstigte uns jetzt sehr, die Sonne beschien stellenweise die höchsten Bergeipfel und zeigte uns ihre Umrisse in klaren Linien, die Erleuchtung der hohen Gebirgsmassen, die uns hier unaufhörlich umeaben, in Nähe Ferne, war prachtvoll. Wir hielten bei der Station Skjelnxs auf der grossen Insel Varaldsö an, 5 66. “ Hardanger Fjord. und fuhren dann durch den von dieser Insel und dem Festlande gebildeten Bondesund nach der Station Oier- havn auf dem nördlichen Ende derselben Insel. In diesem Sunde kommt man in grosser Nähe sehr merkwürdigen Felswänden vorüber, die in beträchtlicher Höhe fast senkrecht aus dem Meere emporragen und m eigenthümlich dunkeln, stellenweise aber auch sehr hellen Farbentönen vielfach schattirt und gestreift sind; Sturz- bäche zeigten sich unaufhörlich, die ihre Wasser kas- kadenartig an den felsigen Bergwänden herab tummelten, der Dede jedoch be lange anhaltend trockener Wit- terung theilweise wohl fraglich sein dürfte. Wir hatten jetzt den 5000 bis 5300 Fuss hohen Folge- fond zu unserer Rechten, und konnten seinen weissen Rücken ın der Bokeruan über die nähern Gebirge her- vorragen sehen. Wo immer die Berge sich nach dem Ufer zu sanfter abflachten, da erstreckten sich die grünen Ge- filde stets bis an den Meeresrand herunter, die Land- schaft war mit Wohnungen belebt und mit den wildern Naturscenen wechselten die sanftern ab. Wir näherten uns jetzt der Station Bakke am west- lichen Ufer des hier in die Breite und zu einem grossen Inland-See sich ausdehnenden Hardanger Fjords, ‚speciell das His-Fjord genannt. Ein Bergrücken im Norden, der sich nach On hin ea beschränkt hier plötz- lich seine Wasserfläche, und wir steuerten Jetzt gen Osten, um den engern Ausgang des Fjords zu gewinnen; wir waren mitten in einem grossen quadratischen Becken, von Brand verschiedenartigsten Bergen umgeben und eingeschlossen, von denen die Gewässer in Silberbändern und in grössern und kleinern Wasser- fällen sich herunter stürzten. Die Sonne senkte sich jetzt im Nord-Westen hinter die Gebirge und beleuchtete ihre Gipfel im schönsten Abendroth. Unser Dampfer kreuzte nun vom linken zum rechten Ufer hinüber und herüber, bei den Stationen Jondal, Nordheimsund, Ostensö und Herands vorsprechend, was, da es dunkel zu werden angefangen und wir von der Scenerie nicht mehr pro- Utne. 67 fitiren konnten, für die ungeduldigeren Passagiere die Reise unnöthig zu verlängern schien, bis wir dann end- lich etwas nach Mitternacht m Utne, meinem Bestimmungsorte, anlangten. Diese kleine Colonie besteht aus etwa 20 Woh- nungen, unter denen sich ein sehr gutes Hötel befindet. Es ist eine Art Mittelpunkt, wo alle Touristen vor- sprechen, und welches wegen seiner vorzüglichen Lage, gesunden Luft und anziehenden entferntern Umgebungen a im Sommer viel von den Bergener Familien be- sucht wird; man schifft, fischt, badet in den krystallenen Fluthen des Fjords, erklimmt die Gebirge und ist bei Gamle Moer Utne (der alten Mutter Utne, wie die Frau Wirthin vorzugsweise genannt wird) sehr gut aufgehoben, auch trifft man fast immer interessante und angenehme Ge- sellschaft in ihren gastlichen Räumen an. Ich hatte von der ausserordentlichen Gefälligkeit des Herrn Doctor Danielssen in Bergen ein Empfehlungs- schreiben an dessen geschätzte el die sich hier Gesundheits halber aufhielt, erhalten, und verdanke dem- selben manche höchst erwünschte Hülfe, so wie die an- genehmsten Beziehungen zu den Einwohnern und Be- suchern des Hötels. Utne am Hardanger Fjord war für mich nun das Dröbak des Christiania-Fjords; und von hier aus hatten gleichfalls Herr Dr. Danielssen, Herr Asbjörnsen und andere nordische Sammler ihre Unternehmungen geleitet. Das Hötel, das aus zwei Holzwohnungen besteht, von denen ich den zweiten Stock des klemern Hauses bewohnte und die Aussicht aufs Fjord hatte, liegt hart am Ufer des Meeres; das Fjord Bildet hier ade einen förm- lichen Resch zu dem Ein- und Ausgang ausser Sicht liegen und der allseitig von hohen er sen eingeschlossen ist. Am Freitag den 4. August konnte ich, obschon es ein herrlicher Tag war, nicht zum Schaben ausgehen, 68 Utne. weil gerichtliche Verhandlungen in Utne stattfanden, wo die Anwesenheit meines Schiffers als Beisitzender erfor- derlich war, was ich sehr bedauerte, weil es der schönen Tage so wenige gab. Am 5. wagte ich eine Ausfahrt auf See trotz des dro- henden Himmels; wir konnten indess kaum einen halben Tag arbeiten, da sich der Regen in Strömen ergoss und auch der unleidliche Südwind sich wieder aufmachte; wir erlangten verschiedene von der dieser Localität eigen- thümlichen Lima excavata, indess wenig Anderes; ich mache deshalb keine specielle Notiz über diesen Fang. Der folgende Tag war ein Sonntag, und da ein Theil unserer Gerellschet zu der etwa eine deutsche Meile entfernt gelegenen Kirche Kinservik fuhren, so schloss ich mich denselben an; zwei Boote fuhren von unserer Landungsbrücke ab; ım dem unserigen ruderten der Sohn vom Hatıse und ein Bekannter, jeder mit zwei Rudern, während unsere zwei Denen (in Nor- wegen ud die Frauenzimmer so gut wie die Männer) in ihrer hübschen Sonntagstracht iede ein Ruder führten; ausserdem waren wir unserer Viere von der Hötel-Ge- sellschaft in unserm Boote. Wir hatten, trotzdem unsere 6 Ruder in geregeltem Tacte ununterbrochen geschwun- gen wurden und unser Schiff rasch durch die Fluthen schoss, über eine Stunde zu rudern; von allen Gegenden strömten die Boote der Andächtigen u Gottesdienste her- bei. Die Norweger Landbevölkerune nimmt keinen Änstand, 1 bis 2, ja 4 Meilen zur Kirche zu rudern; die Bosie sprechen auf dem Wege bei Bekannten vor, und so holen sie sich gegenseitig ab. Die Kirchen zu Kinserwik liegt allein, vom Kirchhof und einer bedeutenden Kuba Grasfläche umgeben; der Tag war hell und warm, und wir spazierten eine Zeitlang auf dem frisch duftenden Rasen umher, wäh- rend der Pfarrer noch mit Taufangelegenheiten beschätf- tigt war. Endlich traten wir ein in das alte Kirchlein, und nachdem die Gemeinde, hauptsächlich aus der Land- bevölkerung bestehend, ohne Orgelbegleitung Psalmen Utne. 69 gesungen hatte, fing die Predigt an, von der ich theils aus mangelhafter Kenntniss der Sprache, hauptsächlich aber wegen meines schwachen Gehörs, leider nichts ver- stehen konnte: zum Schluss wurden wieder Psalmen ge- sungen, und andere kirchliche Vorgänge machten das Ende des Gottesdienstes aus. Die ganze Verhandlung war ernst, würdevoll und von aufrichtiger Andacht be- gleitet; und war ich vorher als einziger Ausländer und hier jedenfalls als eine seltene Erscheinung die Ziel- scheibe der Augen gewesen, so nahm man während des Gottesdienstes wenig Notiz von mir. Nach der Kirch- zeit jedoch wurde ich wieder gehörig gemustert, war aber auch meinerseits nicht müssig, die hübschen Som- mertrachten der Hardanger de olkerine zu bewun- dern. Die Männer waren meist in ehe dunkel- blauer Kleidung, ohne etwas besonders Auffallendes; da- gegen glänzte die Frauenwelt ın den buntesten Farben und in malerischem Kostüme. Fast alle waren in weissen Aermeln, das Vorhemdehen in zierliche Falten gelegt und um den Hals schliessend; hierüber wird ein Mieder getragen, dessen beliebteste Farbe ein volles leuchtendes Scharlach zu sein scheint; dieses Mieder ist ohne Aermel, vorne offen und mit einer bunten Litze eingefasst und verbrämt; nächst Scharlach war ein lebhaftes Grün die beliebteste Farbe, und Einige trugen das neuere glän- zende Carmoisin- Ron Die: hen Mädchen tragen blosse Köpfe, das Haar in zwei Zöpfen- gefloch- ten auf den Rücken herunterhängend; die verheiratheten Frauen tragen eigenthümliche grosse weisse Mützen, die über dem Kopfe, herüber ragend in der iehtund der Schultern breit ausgedehnt nd dann auf den Rücken in einer Spitze endigend Korn echansen ‘s wurde Bachs der Kirchzeit noch lange umher- spaziert, Verwandte und Freunde treffen und sprechen sich bei diesen Gelegenheiten, und da die Sonne hell schien, so war das bunte Gewimmel einem Jahrmarkt ähnlich; ich hatte daher hinreichend Zeit und Gelegen- heit, die schmucken Kostüme zu bewundern. Wir kamen 70 Utne. erst um 3 Uhr in unser Hötel zurück und hatten sechs Stunden auf dieser Fahrt zugebracht. Der 7. August brach mit schwarzen Wolken, Wind und Regen an; ich wagte es auf Abrathen unseres Boot- führers nicht, zum Schaben auf See zu fahren, so wie ein beabsichtigter Besuch des Sörfjords aus demselben Grunde unterbleiben musste. Auf einer Ausfahrt am 8. verlor ich an den untermeerischen Felsen meine kleine Schabe, wodurch der Ausflug leider erfolglos blieb; am 9. dagegen war ich sehr glücklich und erlangte haupt- sächlich eine ziemliche Anzahl der eleganten Lima exca- vata meist in schönen Exemplaren. Da das Schaben hier ziemlich in einer Localität vorgenommen wurde, und es ausser Lima wenig anders gab oder doch nicht in Quantität, so habe ich den Er- folg der Hardanger Excursionen zusammen unter Notiz K. aufgeführt. Der Grund war hier meistens felsig, und nur ein- mal kam die Schabe mit Sand und Schlamm gefüllt herauf, was eine kleine Verschiedenheit an Testaceen producirte; ausserdem erlangte ich durch die Fischer, die den Mytilus modiolus zum Köder fingen, bei diesen Gelegenheiten auch Lucina borealis und spinifera nebst etlichen kleinern Arten. Das Wetter blieb bis zum 16. sehr unbeständig und erlaubte, ausser am 14., nur kurze, theils misslun- gene Versuche. Im Ganzen jedoch war der Ausfall günstig zu nennen, da ich von der hauptsächlich nur in dieser Localität vorkommenden schönen Lima exca- vata eine ziemliche Anzahl erbeutet hatte. In Utne war ein beständiger Verkehr von Reisen- den, Touristen, von nahe und fern, so wie Familien- Besuch von Bergen, die, so oft als die Dampfer passirten, kamen und gingen, Unter Andern trafen hier zwei Briten ein, die zwei Canoes mit sich brachten, in denen sie auf den schönen Fjords herum ruderten, auch kurze Reisen damit machten, wenn Wind und Wetter es erlaubten. Ich traf diesel- Utne. 71 ben Herren auf der Rückreise von Bergen nach CUhristian- sand und hörte, dass sie mit ihren Canoes bereits in Deutschland vn der Schweiz gewesen seien. Auch kam ein schönes englisches en das Fjord herauf mit einer grossen Gesellschaft Herren und einigen Damen, die ds Schiff, zum Vergnügen des Segelns, als Mean: schaft selbst bedienten, und wie ich von Einem derselben hörte, vom südlichen England durch den irischen Kanal um Schottland herum nach Norwegen gesegelt waren. Zu aller Verwunderung kam Niemand von der Jacht zum Hötel, um sich auch hier mal umzusehen; das Schiff sing vor ke für die Nacht und am Morgen fuhren sie wei- ter; so ist zuweilen der Engländer, abgeschlossen und un- gesellig, ausser unter seinen Landsleuten. Allerdings giebt es viele Ausnahmen und ich habe die angenehmsten Gesellschafter unter ihnen angetroffen. Aber seltener bemühen sie sich beim Reisen sofort um einige Kennt- niss der Landessprache, was doch so wichtig ist, um die Sitten und Gebräuche, die Ideen und guten Seiten eines Volkes näher kennen zu lernen, dessen Land man be- sucht. Manche begnügen sich nach Anleitung ihres Bradshaw, Bradbury oder sonstiger Compilatoren von Reiserouten, Distanzen und Kosten ein Land zu durch- jagen und selten mal mit einem Fremden zu sprechen, ausser er versteht ihre Sprache geläufig. Natürlich pro- fitirt der Engländer bei solchem Reisen wenig; er sieht und geniesst blos und kann nachher sagen, da und dort gewesen zu sein; dies gilt jedoch keineswegs von Allen, denn gebildete Leute aller Länder sind sich gleich, und der gebildete Engländer ist meistens sehr leutselig und Tiebenswürdie. — Auch in England wird jetzt auf die Verbesserung des Schulwesens viel mehr Rücksicht genommen: es wird ohne Zweifel bald dahin kommen, dass jeder, der auf einige Bildung Anspruch macht, wenigstens eine lebende fremde Spr sche verstehen muss. Der bessere Schulunterricht ist m England nicht allgemein genug, sondern war bisher mehr em Vor- zug der reichern Klassen, während in Deutschland auch 12 Utne, der Aermere Gelegenheit zur Ausbildung finden kann, wenn es ıhm darum zu thun ist. Die Norweger sind nicht minder wie die Deutschen vorzügliche Linguisten, und zu meiner Verwunderung fand ich unter den ennen sowohl als Herren eine Sprachkenntniss, die ich in diesem hohen Norden Europas keineswegs erwartet hatte. Die deutsche Sprache scheint jedem gebildeten Norweger mehr oder weniger bekannt zu sein, und sie ist die erste, die in den Schulen gelehrt wird, weil ın ıhr die meisten wissenschaftlichen Werk. geschrieben sind, mit denen die studirenden Norweger sehr bekannt zu sein scheinen; ausserdem wird besonders an der Westküste auch Finglisch häufig betrieben und mitunter Französisch. Die Damen scheimen sich nicht allen um Sprachkenntnisse aus specieller Liebhaberei zu bemühen, sondern sie finden ein Vergnügen darin, ihre Kenntnisse in praktische Anwendung zu bringen und fürchten sich nicht, wie man das häufig anderswo antrifft, davon den möglichsten Gebrauch zu machen; sie sind liebenswürdig nd leutselig im Umgange, aus dem alles bon Formelle und Steife verbannt ist, und jeder Fremde von Bildung, richtigem Gefühl und gutem "Takt ist in norwegischer Gesellschaft bald heimisch und willkommen. — Herren und Damen sind zuvor- kommend, rücksichtsvoll und gefällix gegen Fremde, und ıch müsste meine Gehe verleugnen, wollte ich die in Bergen genossene Gastfreundschaft hier nicht öffentlich en Da wir mal das Sprachkapitel vorgehabt, so möchte ich mir, bevor ich abbreche, noch die Bemerkung er- lauben, dass es mir wünschenswerth und nützlich scheint, dass in allen Schulen aller gebildeten Länder neben dem Uebrigen auch eine gewisse Sprache gründlich und practisch gelehrt werde, so dass alle Menschen von Er- ziehung auf der ganzen Welt sich in dieser Sprache gleich verständigen könnten, sei es mündlich oder brief- lich. Welche der Sprachen hierzu zu wählen wäre, müsste schon auf einem Congress, den alle gebildeten Nationen Utne. 73 beschiekten, entschieden werden. Das Englische ist ge- wiss eine der practischesten Sprachen, es ist kurz und bündig und geht ohne Umschweife stets direct auf seinen Gegenstand hin; aber die unglückliche Aussprache und unreinen Voc: al machen sie den lateinischen Völkern höchst schwierig und unliebsam. Das Französische wäre in letzterem Punkte schon willkommener, aber die Sprache ist wortkarg, bewegt sich viel in gewissen klang- vollen Floskeln ud Redensarten, ohne sich den Be- dürfnissen des practischen Lebens und der Wissen- schaft genügend anzupassen. Das Deutsche besitzt nicht allein einen unerschöpflichen Wortreichthum, sondern er- laubt die stete Bildung neuer Wörter; es ist die Sprache der Philosophen, Poeten und Schriftsteller, wesshalb wir auch in ihr, neben unserer eigenen grossen Litteratur, die besten Uebersetzungen aller Ed poetischen ni wissenschaftlichen Werke vorfinden, deren keine andere Sprache sich rühmen kann; sie ist desshalb vorzugs- weise die Sprache der Gelehrten, aber so gross auch ihre Vorzüge ın dieser Hinsicht a so fehlt: noch sehr viel, ehe sie selbst im Lande eine schwunghaft prac- tische Ausübung erlangt; die gr ammatikalische Schwierig- keit, die anchch harten Da die unendliche Mer schiedenheit, ja Verschrobenheit © Aussprache in ver- schiedenen Gegenden, durch die lange Zerrissenheit des Landes genährt, machen sie für das Volk selbst zu einem Labyrinth von Schwierigkeiten; um wie viel mehr muss es den Fremden En alle diese Schwierig- keiten zu bekämpfen? Dabei en wir selbst (sowie wir bisher politisch uneinig waren) in der Ausübung unserer Sprache noch sehr uneinig, denn anstatt uns nach unsern grossen Autoritäten zu richten, richten wir uns nach Neuerungen, die dem Geiste der Sprache widerstreben und von denen Niemand die Autorität kennt, ausser dass vielleicht mal ein Schauspieler so gesagt hat! Laut Heyse’s grosser Grammatik soll es heissen: Ich ver- sichere Sie meiner Liebe, Hochachtung u. s. w.; und: Ich versichere Ihnen, dass ich sie schätze, hoch achte u. s. w. TA Utne. Goethe schreibt am 1. Dee. 87 von Rom: „Soviel versichere - ich Dir, ich bin“ u.s.w. Ferner soll es heissen: Es hat mir viele Mühe gekostet, dies durchzuführen u. s. w.— Trotz dem will man in den letzten Fällen den hier widernatür- lichen doppelten Aceusativ bei den Haaren herbeiziehen! Wesshalb sagt man nicht auch: Es hat mich viele Mühe gemacht? denn der Sinn von: Es hat mir viele Mühe ge- kostet, oder: Eshat mir viele Mühe gemacht, bleibt ganz der selbe! und will man in ersterm Falle den doppelten Aceusativ, so müsste man, um consequent zu bleiben, ihn auch im letzten Falle anwenden. Dann gebrauchen wir viele Fremdwörter ohne Noth; so z. B. finde ich zum Uebelwerden das Wort: Dementiren, während wir doch ein halb Dutzend oder mehr an dessen Stelle zu ver- wenden haben, als: widersprechen, widerrufen, wider- streiten, leugnen; ableugnen, verleugnen, absprechen, abstreiten u. . w, von denen immer Eins gewählt werden kann, welches gerade den Sinn bezeichnet, der gemeint ist, währ end denehs en doch zugleich leugnen und auch widersprechen etc. bedeuten kann, worin noch ein feiner Unterschied liegt; doch nein, unsere Zeitungs- schreiber wollen immer dementiren, obschon dies un- deutsche Wort in keinem Wörterbuche zu finden ist. Es liesse sich über die Ungereimtheiten in der Aussprache und Ausiibung des Deutschen fast ein Buch schreiben, aber ich fürchte, meine Abschweifung ist schon zu lang geworden. Es fehlt uns an einer akademischen Autorität, wie dies z. B. in Spanien (durch die Grammatica de la Academia) und andern Ländern der Fall ist. Die Ge- lehrten aus allen Theilen Deutschlands sollten zusammen- berufen werden, und dann nach den besten vorhandenen Autoritäten eine Grammatik feststellen, ohne deshalb die fortschreitende Ausdehnung und Ver vollkommnung zu beschränken, und hiernach müsste in allen Schulen Mes Landes leschlen werden; und ehe dies der Fall ist, darf nicht erwartet werden, dass die Fremden sich der deutschen Sprache huseedelinter befleissigen sollten. — Die norwegische Sprache scheint mir fürs practische Politische Stimmung. 75 Leben der englischen fast gleich zu kommen; auch ist sie wohlklingend, besonders im Munde der Dane sIe passt sich vorzüglich für gemüthliche Erzählungen, spass- hafte und unterhaltende Geschichtchen und Gedrehte, und dergleichen mehr; doch kann ich über ihren Reich thum und Werth für tiefe Poesie und Wissenschaft nicht urtheilen. In einzelnen Dingen erscheint sie mir sehr prosaisch, so z. B. finde ich für das einfache Wort: Frage (question) nur: spörgsmaal, muss also: Das ist die Frage, durch: Det er spörgsmaalet übersetzen; dies mag für Ohren, die daran gewöhnt sind, nicht so übel klingen, muss aber dem Fremden sehr unpoetisch vor- kommen. Dann gebrauchen sie z. B. für: lehren und lernen dasselbe Wort: lare, und ın etlichen andern Fällen schien es mir an Ausdruckswahl etwas zu mangeln. In andern Stücken ist sie wieder practischer und kürzer, wie das Deutsche; doch wie gesagt, mein Urtheil ist ın diesem Falle nicht re Zu einer allgemeinen Sprache würde ich die Spanische oder Italiänische vor- schlagen. Diese Sprachen sind wohlklingend, bieten in der Aussprache keine Schwierigkeiten dar und sind nicht schwer zu erlernen, besonders das Spanische. Die Wahl müsste jedoch endgültig von einem Üongress der Ge- lehrten aller Noren Glchlönen erden Politische Stimmung. Ich komme jetzt auf eine wunde Stelle, die schmerz- haft zu berühren ist, weil sie den einzigen Punkt bildet, in dem ich von meinen oeschätzten norweger Freunden, denen ich so manches Gute und Liebe zu verdanken habe, differiren muss; ich hoffe aber, dass auch siesich den ruhigen und gesunden Anschauungen und dem Urtheile der Unpartheiischen anderer Länder all- mälich mehr und mehr anschliessen werden. — Was ich jetzt zu sagen habe, bezieht sich nicht auf alle Nor- 76 Politische Stimmung. weger, aber auf viele, besonders jedoch auf die jüngern leichter erhitzbaren Naturen. — Es war mir höchst auf- fallend und zuerst ganz unerklärlich, einen so ver- stockten Hass gegen das Deutschthum, und eme blinde Sympathie oder Vorliebe für das Franzosenthum anzu- treffen. — Es wurde mir gesagt, dass man von der deutschen Politik alles fürchten zu müssen glaube, da- gegen Frankreich als den Beschützer, Freund und natür- lichen Bundesgenossen ansehe!! Man konnte Deutschland nicht verzeihen, dlass es von seinen schleswig-holsteinschen Landen, die doch durch das Aussterben ler dänischen Herrscher-Linie mit Frederik WW. von selbst schon an Deutschland zurückfielen, Besitz genommen, und dass es nach erfolgreicher Bekämpfung eines ihm von Frankreich so frivoler Weise aufgedrungenen Krieges die von Frank- reich früher seraubten dan Provinzen Elsass und Lothringen wieder mit Deutschland vereinigt hatte; man zog daraus den Schluss, dass die Dee ein erobern- 1 ehrgeiziges Volk seien, das darnach trachte, sich nach und a Europas ehe zu bemächtigen; man sah schon den Rest Dänemarks nächstens in deutscher Händen und glaubte nicht bezweifeln zu dürfen, dass alsdann auch bald an Norwegen die Reihe kommen würde!!! Ein intelligenter junger Norweger erklärte mir sogar (ich nahm dies natürlich nur für seine erregte Stimmung im Feuer des Gesprächs auf), dass man in Norwegen frohlocken würde, wenn Frankreich und Russland zu- gleich über Deutschland herfielen, und dass man solche Bewegung nach Kräften unterstützen würde!! Man hielt Europa ae den letzten Erfolg der deutschen Waffen um 100 Jahre zurückgesetzt, und hegte eine specielle Wuth gegen den preussischen Militär- Despotismus. Meine Argumente konnten sie nicht überzeugen, dass es mehr in Norwegens Interesse liege, Deutschlands Freundschaft zu eultiviren, als sich blindlings zu Deutsch- lands Feinden zu fanatisiren, dass Deutschland sie gegen natürlichere Feinde beschützen könne, wenn sie Deutsch- lands Freundschaft sich zu erwerben wüssten; dass sie " Politische Stimmung. 77 durch das Gegentheil sich indess leicht sehr schaden, wenn nicht ihr eigenes Grab graben könnten. Meine Versicherung, dass die Deutschen kem eroberndes Volk seien, sondern im Gegentheil allen gebildeten Nationen die Freundschafts- und Bruderhand böten, wurde zu meinem Erstaunen so gedeutet, als rechne ich Norwegen nicht dazu! und em anderer Herr erklärte mir, aus der Stube gehen zu wollen, wenn ich fortfahre Preussens oder Der cchEnds Pohtik zu verfechten! Aufmeine Bemerkung, dass ich für Deutschland kemen Vortheil im Besitze Norwegens sehen könne, sondern nur Last und nutzlose Kosten, wurde erwiedert, dass Preussen es auch schon nehmen würde, nur um es zu besitzen u. s. w., kurz ich konnte im ersten heftigen Anprall keinen Eindruck auf sie machen, und musste mich begnügen, eine solche Ver- blendung aufrichtigst zu bedauern, um so mehr, da ich von allen so freundschaftlich aufgenommen war und Land und Leute sehr liebgewonnen hatte. Ich schloss deshalb vorläufig mit der zuversichtlichen Hoffnung, dass man bei besserer Bekanntschaft mit den Verhältnissen, sowie mit Deutschland und semem Volke anders urtheilen würde. — Unzweifelhaft sind die Norweger aufrichtige Patrioten und lieben ihr Land mit glühender Hingebung, wie das bei den Schweizern und allen Bergvölkern der Fall ist; um so mehr sind sie zu beklagen, dass ihre politischen Anschauungen nicht natürlichere Richtungen gefunden haben und auf besserm Urtheil basırt sind. — Fragen wir uns jetzt, was diese wüthende antideutsche Flamme angefacht hat, die in keinem Lande anzutreffen ist, so stossen wir auf folgende zu berücksichtigende Punkte: Erstens ist Norwegen durch seine Entfernung vom übrigen Europa und wegen seiner geringeren Mittel vom Besuche der Länder mehr ausgeschlossen, denen es Hass oder Sympathie zuwendet, sonst würden sie manches als Vorurtheil erkennen, weruher ihnen durch andere Umstände falsche Ansichten beigebracht worden sind. Dann hat Frankreich an Schweden einen König gegeben, dessen Nachfolger noch auf Scandinaviens Thron 78 Politische Stimmung. sitzt; folglich ist die Stimmung von oben herab schon französisch und dass dies desshalb durch alle möglichen Mittel genährt wird, ist erklärlich. Die schwedischen und dänischen Zeitungen haben während des Kriegs gestrotzt von französischen Lügen und Entstellungen, und haben, indem solche in die norwegischen Blätter übergegangen sind, die armen Norweger leider arg zum Besten gehabt! Die abgeschmacktesten Unwahrheiten (ganz & la Londoner Standard mit der Verbrennung eines lebendigen Franc- tireurs etc.!!) sind ihnen aufgetischt worden. Nach dänischen Berichten hätten die Deutschen in Frankreich haar- sträubende Schandthaten verübt, und zwar Dinge, die mir ‚ganz was Neues waren, obschon ich während des Kriegs ein eifriger Leser englischer und anderer Zeitungen gewesen bin! — Die sogenannte scandinavische Union ist eine Bewegung hauptsächlich gegen Deutschland ge- richtet, von vielen aber doch meist nur von den jüngern, politisch unerfahrenern Köpfen angestrebt; sie wähnen, dass sie alsdann, wenn es mal gegen Deutchland geht, ein tüchtiges Gewicht in die Schale werfen könnten, und vielleicht für Dänemark deutsche Provinzen wieder er- obern könnten! — sie vergessen, dass das damals noch sehr kleine Preussen unter dem grossen Friedrich er- folgreich gegen °; von Europa (Scandinavien einge- schlossen!) kämpfte, und dass jetzt der Schluss wohl keine Ueberhebung ist, dass ein einiges und vereintes Deutschland, in seinen Gränzen angeeriffen, stark ge- nug ist, gegen Frankreich und Russland zugleich den Kampf aufzunehmen, und ob in solchem Falle alsdann Scandinavien auch mit zöge, das würde in deutschen Augen wie ein Tropfen im Meere erscheinen; aber die mögliche Folge von einer solehen scandinavischen Union könnte sein, dass Dänemark den Rest der cim- brischen Halbinsel nebst angränzenden Inseln verlöre, und auf Seeland beschränkt würde, und dass Schweden und Norwegen eine sehr schwere Kriegs-Entschädigung zu zahlen hätten, wenn ıhnen auch nichts Schlimmeres widerführe. Politische Stimmung, 79 Es gibt indess auch viele Norweger, die einer Union mit Dänemark ganz entgegen sind; die die Dänen als eın stolzes übermüthiges Völkchen eher hassen und glau- ben, dass sie nur über Norwegen zu dominiren wünschen, dass eine solche Verbindung Norwegen nur in nutzlose Kriege und Unheil verwickeln könne, und dass es besser sei, in ihren jetzigen Verhältnissen zu verbleiben. Ich kann dieser weisen Ansicht nur beistimmen, und rufe ihnen das englische Sprüchwort: let well zur Be- herzigung zu. Der Hauptpunkt, der mir auch später in Bergen noch als stärkstes Argument gegen Deutschland vor- schalten wurde, war die Frage: Weshalb Deutschland nicht den nördlichen Theil Schleswigs an Dänemark zurückgebe? Dies erschien ihnen eine so enorme Un- serechtigkeit, Aass sie darüber alles Andere verwarfen und überhörten. Freilich haben sie diesen Fall leider immer wieder nur durch dänische Brillen beschaut, und können deshalb auch nur als parteiische Richter darüber gelten. Wenn sie indess folgende Punkte ohne Vor- urtheil dabei in Betracht ziehen wollten, so dürften ihre Ansichten sich sehr modifieiren: erstens würde es schwer halten, ein Land genau nach Sprache zu scheiden, wo an dee Grenze. die. Sprachen so sehr vermischt sind. Zweitens ist die dänische Sprache ein Eindrinsling ın diese rein deutschen Provinzen, wo in ältesten Zeiten die Cimbern und die Angelsachsen ihre Wohnsitze hatten. Drittens ist man in Norwegen im Irrthume, zu glauben, dass bis Schleswig Herner nur oder hanpisächlich nur dänisch gesprochen würde. Viertens ist Schleswig-Hol- stein stets ein zusammengehöriges Land gewesen, und sollte ohne die dringendsten Umstände nicht weiter zer- schnitten werden, denn einen Theil Nord-Schleswigs hat Dänemark von vornherein schon gleich zurück erhalten, was in Norwegen kaum bekannt zu sein scheint. Fünftens hat mit dem Aussterben der dänischen Herrscher-Linie jede Verbindung der ganzen Schleswig -holsteinischen Lande mit Dänemark überhaupt von selbst schon auf s0 Politische Stimmung. gehört, und eine Frage darüber zwischen Dänemark und Deutschland existirt nicht mehr; so wie nach dem Aus- sterben der männlichen Linie mit William IV. von England Hannover an Deutschland zurückfiel und von England; ohne ein Wort zu verlieren, aufgegeben wurde, abine) verhält es sich zwischen Direnaek und Deutschland mit Schleswig-Holstein. Sechstens hat Däne- mark durch seinen versuchten, aber misslungenen Gewalt- streich, die Länder eigenmächtig zu incorporiren, jeden Anspruch darauf doppelt verwirkt. Siebentens hat Dä- nemark im letzten französischen Kriege sich wiederum schlagfertig gehalten und nur auf französische Siege ge- wartet, um gemeinschaftliche Sache mit den Franzosen zu machen, ch es Deutschland zwang, ein grösseres Heer im Norden zu unterhalten und Eier Kosten auf- zuwenden. Achtens hat Dänemark ohne Zweifel den Punkt längst kräftiest gegen Deutschland angeregt und man hat en Biiräichende Gründe gezeigt, weskalß die Sache jetzt nicht weiter angehen ud wenn Neuntens, dies der Fall nicht wäre, asshalb wendet Dineraat sich nicht an Oesterreich, an das übrige Europa und an Amerika, in dieser Sache Dänemark möglichst zu unterstützen? Ohne Zweifel aber sind alle übrigen Länder von der Unstatthaftigkeit des dänischen Verlangens über- zeugt worden, denn sonst würden sie ihre Stimme von selbst schon laut werden lassen, und wenn endlich Zehntens die andern Länder sich von der Richtigkeit des deutschen Standpunktes überzeugt haben und finden, dass sie hierin nicht ferner gegen Denischländ Yurkereren können: welchen Zweck Ms Nutzen hat es für Nor- wegen, sich in Händel zu mischen, die es nichts an- ochen, und wodurch es sich und Dänemark nur noch mehr schaden kann * Es scheint viel natürlicher für Norwegen, eine aufrichtige Freundschaft mit seinem deutschen Bruderstamm zu cultiviren und Dänemark zum selben Vorgehen zu veranlassen, als sich eine un- natürlichere Freundschaft mit den leichtsinnigen und blutdürstigen Franzosen einzureden, die sich (ausser Politische Stimmung. 81 für ihre politischen Zwecke) nichts aus ihnen machen, und ihnen nie genützt haben, über die sie in Charakter und Bildung erhaben sind, die ihr (der Franzosen) eigener Dichter halb Tiger, halb Affen genannt hat; und wie aus dem Nachspiel des letzten Kriegs wieder hervorge- sangen, es dürfte schwer sein, ein Volk zu finden, das seine eigenen Landeskinder mit so kaltem Blute hinmor- den kann, als das französıche. Beim Lesen der Gräuel der Revolution von 1789 stehen einem die Haare zu Berge und die Bartholomäus-Nacht sollte vom prote- stantischen Scandinavien am wenigsten vergessen wer- den! Die lateinischen Völker eignen sich wie die alten Römer, die alles mit dem Schwerte niederkämpften und desshalb auch wieder Alles verloren, schlecht zum Herr- schen; die Franzosen sind keine kolonisirende Nation, weil der Franzose selbst sich nirgends ausser in Frank- reich gefällt. Italien ist leider unter Priesterherrschaft verkommen und zum Banditenlande herabgesunken; hoffentlich wird es jetzt Gelegenheit bekommen, sich zu regeneriren, und Spanien, das zu einer Zeit die grössten Besitzungen hatte, hat fast Alles durch seine tyrannische Verwaltung verloren; die von ıhm verübten Gräuel und Schandthaten in Amerika und den Niederlanden sind unglaublich und empörend, wenn man die Geschichte verfolgt. Als aufrichtige Freunde würde Deutschland Scandinavien ohne Zweifel beschützen, und das, was ur- sprünglich dänisch und scandinavisch war, mitihnen als so I- ches zu erhalten streben; wenn sie sich aber lieber blind- lings zu Deutschlands bitteren Feinden fanatisiren wollen, so könnte das allerdings möglicher Weise die schlimme Folge haben, dass bei einem Ausbruch solcher Gesin- nungen Dänemark unterginge, und Scandinavien unter die russische Knute geriethe. Dänemark hat die tolle Politik verfolgt, im Besitz deutscher Lande Deutsch- lands Feinde zu unterstützen und gegen Deutschland Krieg zu führen. Es hat mit andern Ländern den Wahn genährt, dass Deutschland nur der natürliche Tummelplatz für die kriegslustigen europäischen Nationen 6 82 Politische Stimmung. sei, auf dessen Kosten sich jeder gelegentlich bereichern könne; hätte es statt dessen sich stets an Deutschland angeschlossen, so wäre es möglich, dass es jetzt noch Schleswig-Holstein besässe. Die Zeit deutscher Schmach, wo fast jedes andere europäische Land ein Stück von Deutschland besass, ıst vorüber. Deutschland hat für die Aufklärung der Welt lange geblutet und gelitten; der 30jährige Krieg für geistige Freiheit hat ihm die tiefsten Wunden & geschlagen, ne die Kriege des I. Napo- leon brachten es an den Rand des Verden während die übrigen Nationen von dem so geschwi ächten Deutsch- land ihre Vortheile ziehen zu müssen glaubten, dessen Zerrissenheit fördern halfen und sie sich zu falschem Nutzen machten, wovon sie jetzt endlich die schlimmen Fol- gen ernteten. Deutschland hat ein natürliches Recht dazu, die ihm entrissenen deutschen Provinzen wieder zu ver- einigen, sowie es dazu Gelegenheit finden kann, und weiter wollen die Deutschen nichts. Das endlich wieder erwachte und einige Deutschland muss nun Europa entweder zeigen, dass die Gelüste nach deutschen Län- dern nicht ferner ungestraft genährt werden können, oder es müsste auf seine Selbständigkeit verzichten, was man von einer so grossen gebildeten Nation nicht erwarten kann. Die Scandinavier müssen desshalb ver- gessen, dass unter Andern auch Schweden und Däne- mark einstens deutsche Provinzen besessen haben, oder sie müssen erwarten, dass Deutschland mal ruhig zusieht, wenn ihr östlicher Nachbar Lust verspürt, seine Hand nach ihrer Halbinsel auszustrecken, die für ıhn bequemer als für Deutschland gelegen ist, und dann könnte es ein Fluch für das Land werden, mit einem französischem Herrscherstamme französische Politik und französische Wirthschaft eingeführt zu haben, die dem Charakter Scandinaviens sowie seiner Lage unnatürlich und seinen Interessen entgegen sind. Als Beweis der nachtheiligen Folgen für Norwegen will ich nur ein schwaches Bei ispiel anführen, das mir daselbt begegnete. Mein Tischnachbar im Hötel zu Politische Stimmung. 83 Bergen war ein deutscher Reisender, der Norwegen regelmässig, also auch während des Kriegs, bereiste; der- selbe lud mich nach dem Essen ın sein Zimmer ein und gestand mir, dass er nur mit Hass und Verachtung auf de Norweger blicken könne, und belegte sie wegen ihrer blinden antideutschen & esinnungen mit den bitter sten Namen. Ich entgegnete ihm, dass ich in diesem Volke (ihre Politik ausgenommen, die nur französischen und schwedisch-dänischen Wühlereien zur Last zu legen sei) die herzlichsten und biedersten Menschen hätte kennen gelernt, die ich trotz ihrer politischen Verblendung nur schätzen und lieben könne, und dass er mit solcher Heftigkeit nie etwas Gutes bewirken würde. Auch ich, erwiderte er mir, habe mal anders gedacht, es giebt aber für alle menschliche Geduld eine Grenze; mir sind während des Krieges die bittersten Gesinnungen so rücksichtslos und hartnäckig ins Gesicht geworfen, dass man alle Rücksicht in mir erstickt hat. Ich bin, fuhr er fort, vom Militär frei, aber sollte Deutschland wieder in Kriege verwickelt werden, und Dänemark oder Scan- dinavien sich darein mischen, dann gehe ich als’ Frei- williger mit! Ich suchte ihm noch vorzustellen, wie es für Alle besser sei, eine innige Freundschaft unter den Völkern anzustreben, und wie dadurch Kriege am ersten unmög- lich gemacht würden; ferner dass man bei ruhigem Argumentiren mehr ausrichte, und dass ich glaubte, die starren und verirrten norwegischen Ansichten schon et- was milder gestimmt zu haben u. s. w. Es war indess vergebens, der blinde Norweger-Hass hatte einen tödt- lichen Gegenhass in ihm erzeugt, den nur Zeit und ver- änderte Verhältnisse heilen können. Ich führe dies eine Beispiel nur an, um zu zeigen, wie man sich durch leiden- schaftliche Gesinnungen meist nur selbst schadet; im Uebrigen lege ich den Norwegern ihre Stimmung nur zur Last, nenn sie iihertieben ist und besonnenerem Urtheil Platz machen sollte. Sie haben während der letzten aufgeregten Zeit hauptsächlich nur französisch- schwedisch -dänische Nachrichten zu lesen bekommen, 84 Politische Stimmung. und über den Werth von französichen Berichten ist die Welt hinreichend aufgeklärt. Ich kann mich deshalb sehr gut in ihre Lage hinein denken und es bedauern, dass dies biedere Volk gegen sein eigenes Interesse irre geleitet ist; wenn es die Dinge erst mal vom rich- tigen Standpunkt beurtheilen lernt, dann ist eine An- näherung der Nationen angebahnt. Es liest in der Natur der Sache, dass Dänemark, welches den Besitz deutscher Provinzen vielfach verwirkt hat, solche künf- tig nicht mehr besitzen kann, und ob auch im Norden Schleswigs sich etwas dänische Sprache und dänisches Element eingebürgert hat, davon kann unmöglich jetzt mehr Notiz genommen werden. Es ist nur zu verwun- dern, dass nach der 500jährigen dänischen Schandwirth- schaft dies dennoch nur in so geringem Grade der Fall ge- worden ıst. Dänemark hat falsch an Deutschland und schlecht an seinen deutschen Provinzen gehandelt, hat dafür seinen verdienten Lohn geerntet, und das Beste, was es nun thun kann, ist unstreitig, sich aufrichtigst an Deutschland anzuschliessen und sich so einen Nachbar zum Freunde zu machen, der es schützen kann; denn die Franzosen haben ıhm nie genützt, im Gegentheil sein Unglück, wenn man es so ansehen will, nur fördern helfen. Auf der andern Seite habe ich auch einzelne Norweger angetroffen, die mir mittheilten, dass die Deutschfresserei sich bereits sehr abkühle, und dass erfahrne, Leute anfıngen, die Dinge von einem andern Gesichtspunkt aus zu betrachten. Ich habe es für nicht uninteressant für Deutsch- land, insbesondere für deutsche Reisende, gehalten, die politische Stimmung der Norweger etwas ausführ- lich zu behandeln, sowie dieselbe auf ihren wahrschein- lichen Ursprung zurück zu führen, und wenn ich dabei den Franzosen manche wohlverdiente Vorwürfe habe machen müssen, und wenn auch Deutschland die vegründetsten Ursachen hat, die Franzosen aufs Bitterste zu hassen, so hoffe ich doch, dass Frankreich sich künf- tig so gegen Deutschland verhalten möge, dass dieser Besuch der Naturwunder. s5 Hass allmälich in Freundschaft und Achtung umgewan- delt werde. — Alle Nationen haben ihre vorzüglichen Eigenschaften, und wenn die Franzosen künftig mit den Deutschen nur auf dem Felde der Industrie, der Wissen- schaften und des Fortschritts zu alten streben, so wird ihnen unsere Freundschaft und die Achtung der Welt nicht fehlen; aber ihre falschen Ideen von Glovre, la grande Nation, revanche, & Berlin, Rhein-Gelüste und dergleichen mehr müssen sie len und sich ım Herzen bessern; dann wird auch Scandinaviens verblen- deter Deutschenhass, der in Nichts begründet ist, ver- schwunden sein. Wenn meine Zeilen von Norwegern gelesen werden, so hoffe ich, dass man in meiner geraden Sprache nur meinen aufrichtigen Wunsch erkennen wird für Nor- wegens Wohlfahrt; dieselbe liegt nicht in scandimavischen Unna am wenigsten darın, dass sie sich in eur opäische Händel erickelu, sondern in der Kultur ihres Landes, Handels und Industrie, sowie darin, dass sie sich ihre Nachbaren nicht zu Feinden machen, w o sie mal einen wahren Freund nöthig haben könnten. Besuch der Naturwunder. Meine eonchologischen Arbeiten im Hardanger Fjord waren zu Ende; ich hatte den Umständen nach eme ziemliche Ausbeute gemacht. Die Witterungs-Verhält- nisse verblieben immer noch ungünstig, und es schien mir zweekmässiger, einen möglichen, ja wahrscheinlichen Witterungswechsel abzuwarten, als unter den bestehen- den ungünstigen Umständen gleich nach Bergen zurück- -zukehren. Ich beschloss desshalb, den Natur-Schönheiten der Umgegend erst einige Aufmerksamkeit zu widmen, wobei der Wind, der mir beim Schaben sehr fnderlich war, mich nicht besonders belästigte. Mein Hauptgepäck in Utne zurücklassend, ging ich am 18. August in Gesell- 86 Besuch der Naturwunder. schaft von drei Damen von Bergen, die sich in Utne zur Erholung aufhielten, an Bord Re Dampfers Har- dangeren, welcher seine zweimal wöchentlichen Fahrten von "Bergen in die verschiedenen Arme und Endpunkte des Hardanger Fjords fortsetzte. Wir mussten schon vor 5 Uhr a. m. in einem Ruderboote nach der gegenüber- liegenden Seite des circa '/; deutsche Meile hreiien Fjords Bon weil der Dampfer von Eide kommend, um das nördliche Ufer des Fjords (Utne gegenüber) herum- steuerte. Er kam dann auch etwas nach der Zeit heran, und wir stiegen von unserem Boote ab an Bord. Unsere Fahrt ging zunächst um das Utne gegenüber liegende 3500 Fuss hohe Felsengebirge, Oksen genannt, herum in den östlichen Arm des Hardangers, in das Eidfjor d hinein; von diesem steuerten wir m den nördlichsten Ausläufer, das Osefjord und bogen bald darauf in einen kleineren Arm desselben, das Ulvikfjord, ein, an dessen Schluss der Ort Ulvik liegt. Das Wetter war zwar win- dig, aber doch klar und sonnig, und die Fahrt war dess- halb doppelt interessant. Die Norweger Fjords sind alle von hohen Felsengebirgen umgeben, die sich stellenweise mehr oder weniger gegen das Ufer abflachen, und sich wiederum in grösseren und kleineren Terrassen und Absätzen, sowie in Schluchten und Thälern brechen und so den menschlichen Wohnungen und der Kultur ver- schiedenartigen Raum gewähren. Bis zu einer gewissen Höhe sind diese Felsen-Gebirge meist mit Vegetation und Baumwuchs bekleidet, a gegen die Schnee (Grränze und wo sie steil aus dem Boden oder dem Meere emporragen oder durch ihre Form der Ansammlung von Erde keinen Raum lassen, erscheinen sie als nackte starre Felsmassen. Ulvik bildet einen reizenden Schluss des Ulvik- fjords; die Berge senken sich hier in längeren sanften - Abhängen gegen das Ufer, und die ganze weite Um- gebung dieses natürlichen Hafens oder schönen Bai, wie man es nennen will, ist eine Abwechslung von Saatfel- dern, die jetzt in Garben standen, von grünen Wiesen Besuch der Naturwunder. 87 und Triften, Wohnungen Gärten und Waldunsg, die sich säimmtlich nach dem Meere hin senken und in dessen Hintergrunde die Gipfel der Felsengebirge emporragen. Auf dem Dampfboote befindet man sich mitten in die sem belebten Panorama und geniesst von demselben die herrliehste Aussicht rund um sich herum. Hier verliessen zu meinem Bedauern die drei Damen unsern Dampfer, um auf einer anderen Tour nach Utne zurückzukehren, und ich blieb nun wieder meinen Betrachtungen allein überlassen. Nach kurzem Aufenthalte zum Aus- und Ein- steisen der Passagiere und Gepäck-Besorgung kehrte der Hardane eren um, wir verliessen dies par: adiesische Plätz- chen und steuerten aus dem Ulvik- und Osefjord nun in das östlichste Ende des Eidfjords hinein. Dieses hat ebenfalls seine eigenthümlichen Schönheiten, ist viel wilder wie das vorige, aber weniger anmuthig. An Ende desselben liegt die Station Vik id etwas weiter Eid- fjord, von wo aus die Touristen ausgehen, die den berühm- ten Wasserfall, den Vörinefos, auf den ich noch zurück- komme, zu besuchen gedenken. Unter Ortschaften im Innern Norwegens darf man sich meist nur einzelne zer- streute Wohnungen (gewöhnlich etwa 10 bis 30) vor- stellen. Dörfer und Städte gibt es hier mit wenigen Ausnahmen nur an den Meereskisten, wo Handel und Schifffahrt einen regeren Verkehr bieten, und auch diese sind nur von mässiger Ausdehnung im lich zu den südlicheren europäischen Städten. Wenn diese kleinen Ortschaften eine Kirche besitzen, so nehmen sie sich eewöhnlich in einiger Entfernung schon sehr malerisch aus, da die schönsten Plätzchen für sie eewählt sind, ae der Hintergrund stets grossartig und oft prachtvoll ist. Ulviık und Odde welches Letztere mein vorläufiges Ziel war, haben beide ein hübsch gelegenes Kirchlein, das man schon in weiter Entfernung sieht. In Vik trafen wir das schöne englische Yachtschiff wieder an, welches am Abend zuvor in Utne angekommen war; ob die In- sassen diesmal sich ans Land begeben, um den Vöring- fos zu besuchen, oder ob sie noch in seinem Bauke 88 Besuch der Naturwunder. versteckt lagen, habe ich nicht erfahren. — Unser Dampfer trat nach einem sehr kurzen Aufenthalte seinen Rück- weg an, und nicht lange darauf steuerten wir in den südlichen 5 bis 6 deutsche Meilen langen Arm des Har- dangerfjords, in das schöne Sörfjord hinein, welches an seinem westlichen Ufer in seiner Hauptlänge vom Fol- gefond und seinen Ausläufern begränzt ist; dies 5000 bis 5500 Fuss hohe Gebirge ist eins der grössten Schnee- lager Norwegens; seine mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel tnterhalten eine Anzahl verschiedener Wasserfälle und Giessbäche, die ihre schäumenden Fluthen den Ge- birgen entstürzen, bis sie das Fjord erreichen. Der unge- heure Rücken des Folgefond gleicht einem riesigen Gletscher, auf dem der im Winter sich angehäufte Sehne von der ersten heissen Frühlingssonne erweicht wird, um wieder in der Nacht zu Eis zu erstarren; die Sommer- Sonne nagt alsdann beständie an der Schnee-Eismasse, durch die das Wasser durchsickert und Bäche und Flüsse bildet, doch vermag sie den ungeheuren Vorrath nie zu schmelzen, so dass die Abnahme im Sommer kaum bemerkbar ist, und vom October an wächst der Vorrath von neuem während 6 bis 7 Monaten. Nachdem wir die Stationen Grimo, Lofthuus und Naa, alle sehr malerisch . gelegen, passirt hatten, erreichten wir gegen halb ein Uhr Odde, am Ende des Sörfjords gelegen, und das vorläufige Ziel meiner Fahrt. Hier een ausser mir zwei Engländer, von denen Einer, der bekannte Astronom Herr J. lachen noch zwei seiner Söhne bei sich hatte, der andere, Herr Carr, war aus der Grafschaft Essex zu Hause. Da diese Herren mich freundlichst einluden, mit ihnen Gesellschaft zu machen, so machte ich von die- sem Anerbieten gern Gebrauch. Nachdem wir uns in dem recht guten Wirthshause von Lars Wetterhus etwas gestärkt hatten, gingen wir, vom Führer Svend Tollevsen begleitet, sogleich zum Besuch des berühmten Gletschers Buerbr&en. s9 Buerbr&en, einem Theile des Folgefond, aus, der von Fremden und Eingebornen während des Sommers beständig besucht wird. Ein guter Weg, zum Theil bergansteigend, brachte uns in einer starken halben Stunde zu einem etwa 300 Fuss höher gelegenen Inland-See, den Sandven Vand, über den unser Führer uns ın einer kleinen halben Stunde bis nach Jordal ruderte, wo der Gletscher-Fluss in den See mündet. Von hier ab hatten wir durch ein von hohen, schroffen, zackigen Felsenmassen gebildetes wildes Thal über einen rauhen Pfad etwa 1°, Stunden meist bergauf zu wandern und theils zu klettern, und standen alsdann vor dem Fusse des Gletschers. Es ist schwer, sich von dieser wunderbaren Naturerscheinung in der Entfernung einen Begriff zu machen, man muss sie ın der Nähe sehen. Dieser Gletscher schiebt seine Eismassen, die mit dem Gipfel des Folgefond ın Ver- bindung stehen, alljährlich, wie es heisst, etwa 90 Fuss weiter ıns Thal hinunter, und würde es Et diese Weise nach Jahrhunderten ausfüllen. Es scheint mir jedoch, dass, wenn er noch ein gutes Stück vorgerückt ist, der Schmelzpunkt so stark zunehmen muss, dass das untere Eis aufbrechen und sich ebenso rasch auflösen wird, als die Masse sich nachschieben kann, zumal wenn er an einer Stelle des T'hales angekommen ist, die auf eine ziemliche Strecke horizontal läuft, und wo also der Nach- druck bald aufhören oder doch sehr schwach werden muss. Bei unserem Besuche war das untere Ende des Gletschers noch an emer abschüssigen Stelle des Thals und wird sich desshalb auch noch weiter voran schieben; der Fuss des Gletschers ist jetzt noch etwa 1200 F der über der Meeresfläche, bei welcher unbedeutenden Höhe auch in Norwegen kein Eis, der Sommer-Sonne ausge- setzt, sıch len kann, und dies beweist, dass das Nach- schieben vorläufig noch stärker vor sich geht, als das Schmelzen. Die Wasser strömen hauptsächlich unten hervor, aber es fliesst und siekert an allen Stellen durch. Die Eismassen stehen senkrecht, oft überhängend wie 90 Buerbr&en. eine hohe starre Felswand vor dem Beschauer, von Klüf- ten und Spalten in Blöcke aller Formen getrennt; sieht man in diese Klüfte hinein, so schaut man in eine erystallene Grotte vom schönsten Azurblau von hell nach dunkel schattirt. Dieser Anblick, wenn sich beim Besuche gerade tiefe Klüfte vorfinden, denn die (estalt der Eis- massen ändert sich fast täglich, ist unbeschreiblich pracht- voll, sowie die Idee überrascht, an heissen Sommertagen bei blühender und grünender Natur plötzlich Eis- und Schneefelder vor sich zu sehen; man hat hinter und neben sich den lieblichen Sommer und vor sich den starren eisigen Winter und kann sich mit wenigen Schrit- ten vollständig in die eine oder die andere "Jahreszeit versetzen. Man sieht, wie die Eismassen durch ıhr Vor- rücken das Erdreich aufpflügen, grosse Granitblöcke um- stürzen und alles vor sich een und begraben, oder weiter schieben; es muss zuweilen mit Gefahr ver- bunden sein, den Eisblöcken nahe zu sein, jedenfalls ist es abzurathen, sich zu lange unmittelbar unter den- selben aufzuhalten. Auch führt der Gletscher auf seiner Oberfläche Erde und Steine mit sich. Wir stiegen noch bis zu einer bedeutenden Höhe die steilen Seiten des Berges neben dem Gletscher hinan, um auch einen guten Ueberblick direet über denselben zu gewinnen, und wäre es nicht schon zu spät gewesen, so hätte ich Lust verspürt, noch eine ziemliche Strecke weiter zu klettern, wo man, wie es schien, auf die Eisfläche hinauf gelangen konnte. Nachdem wir Alles zur Genüge beschaut und bewundert hatten, traten wir unsere Rückreise an, und erreichten nach emer 6 bis 7stündigen Anstrengung steif und müde, aber sehr zufrieden mit unserem Aus- fluge, unser Hötel wieder, hatten uns zum Abendessen einen guten Appetit geholt, und liessen uns den Salm und Rennthier-Wildbraten vorzüglich schmecken. Es wurde nun Rath gehalten und beschlossen, den folgen- den Tag dem beriikireten Skjeggedal Fos (Wasserfall) einen Besuch abzustatten. Ich hatte seit lange keine beschwerlichen Fusstouren gemacht, und da ich durch Skjeggedal Fos. 91 das Bergansteigen stark in Transpiration gerieth und meine Glieder von der letzten Anstrengung matt und schmerzhaft waren, so zweifelte ich fast an der Möglich- keit, schon am folgenden Morgen eine noch weit an- strengendere und längere Tour unternehmen zu können. Der Schlaf jedoch erquickte meine miiden Glieder, und obwohl noch steif und matt, so war ich doch schon um 7 Uhr am folgenden Morgen zu unserer zweiten Excur- sion bereit. Es fehlten jedoch Zwei an unserer Gesell- schaft, Herr Glaisher und sein jüngster Sohn waren liegen geblieben ; Letzterem war die gestrige Anstrengung zu "stark Sew en um eine grössere schon eleich dahinter her nen zu können, und so blieb dann auch der Vater mit ıhm ım Hötel au Sein ältester Sohn, Herr Carr und ich traten also um halb acht Uhr a. m. unsere Reise zum berühmten Wasserfall, dem Skjeegedal Fos an. — Er heisst eigentlich Ringedals Fos, doch da man die kleine Meierei- Colonie Skiergedal passirt, so scheint er unter diesem Namen (auch Skjeggedal geschrieben) bekannt zu sein, obschon er noch weit von derselben entfernt liegt. Wir bestiegen mit unserm Führer um 7’, Uhr a. m. ein Boot, um zunächst eine starke Stunde das Sörfjord hinunter zu rudern; während welcher Fahrt es anhaltend und ziemlich stark regnete, so dass ich am Landungsplatze Tyssedal en! unschlüssig war, ob wir die Reise antreten sollten, denn Besen kleider oder Regenschirme hatten wir nicht, sie wären auch bei dieser Gelegenheit sehr überflüssig, lästig und unzweckmässig gewesen. Wir stiegen indess einstweilen unter dem Schutze der Bäume den Berg hinan, und da der Regen allmälich nachliess, so stiegen wir getrost vorwärts. Der Pfad wurde bald sehr rauh und verlor sich nach und nach gänzlich in eine kaum zu entdeckende Spur; es ging stets bergauf über Steine, Felsblöcke und Baumwurzeln, an der schroffen Thalwand entlang; zur 92 Skjeggedal Fos. Rechten unter uns hatten wir die tiefe Thalkluft, in der der tosende Fluss, kaum Raum findend, sich schäumend und brausend durch die Felsen den Weg bahnte, während ihn am andern Ufer riesige Felsmassen begränzen, die sich wie eherne Mauern himmelan thürmen. Wo an unserer Seite die abschüssige Felswand elatt war und es fast unmöglich wurde, den Fuss mit Sicherheit nieder zu setzen ohne ın die Tiefe hinab zu rutschen, da war ein langer runder Fichtenstamm querüber angebracht, in die Lücke zwischen demselben und dem Fels einige Steine gelegt, und darüber gings nun halb balancırend vorwärts. Zuweilen führte der Weg an einer Felsen- Mauer entlang, wo der Pfad kaum 1', Fuss breit war, dann ging es mal wieder über aufgethürmte Felsblöcke, über deren Rippen man förmlich zu balanciren hatte, so dass das Vorwärtskommen ein stetes Steigen und Klettern blieb, bis wir endlich den höchsten Punkt, etwa 1500 Fuss über dem Meere, welches wir beim Landen ver- liessen, erklommen hatten. Hier stand eine Heu-Hütte, in der ich meine miüiden Glieder niederstreckte und mich mit einem Trunk Ziegenmilch erquickte, den die Bauersfrau uns verkaufte. Diese Art Hütten werden an Stellen erbaut, wo es keine menschliche Wohnungen in der Nähe gibt, sie dienen zum zeitweiligen Unter- bringen des Heues, welches an einzelnen Stellen des Bergabhanges noch wächst, und welches später aus der Hütte auf dem Rücken hinunter getragen wird, denn kein Lastthier vermag hier herauf zu kommen. — Nach kurzer Rast musten wir weiter eilen. Wir hatten noch eine lange Reise vor uns. Der Weg führte uns jetzt auf dieselbe Weise bergab, bis wir Skjeggedal, eine Bauern-Kolonie von etwa 6 Häusern, erreichten. Die Scenerie auf der ganzen Strecke ist wild und wunder- bar; an einer Stelle stürzt sich der Berestrom eine tiefe Felsenkluft hinunter und kocht schäumend auf zwischen den hemmenden Steinblöcken. In Skjeggedal bekamen wir zwei Mann, die uns in einem viertel Stündehen über einen kleinen untern See ruderten, wonach wir an der Skjeggedal Fos. 93 Seite einer schönen Cascade, die den Abfluss des obern Sees ın den untern bildet, wieder ein viertel Stündchen bergan steigend, den obern See*erreichten. Hier be- kamen wir wieder ein anderes Boot, das diesmal wegen des starken Windes und der hohen Wogen von vier Mann gerudert werden musste, und nach etwa 1'/J, Stunde angestrengter Arbeit brachten sie uns an das Ende dieses wilden von 2 bis 38000 Fuss hohen Felswänden einge- schlossenen Sees, wo der berühmte Skjeggedal Fos seine Wasser aus einer Höhe von 600 Fuss den Felsen herab stürtzt, zunächst m eine Art oberes Felsenbecken, bis er dammach, kaskadenartig die Felsenterrassen hinunter brausend, zuletzt den See erreicht. Das Schauspiel ist überaus grossartig und imponirend; keine Worte reichen hin, eine annähernde Vorstellung davon zu geben; wir kletterten die Höhe hinan, um ihm möglichst nahe zu kommen, mussten uns jedoch bald zurückziehen, da wir in einen dichten Staubregen geriethen. Wir hielten uns etwa °ı Stunde in seiner Nähe auf, erkletterten alle practikabeln Felsblöcke, um die Ansicht von allen Seiten zu gewinnen, und traten alsdann unsern Rückweg wieder an. In geringer Entfernung von diesem Hauptfalle passirt man einen andern ebenfalls sehr schönen doppel- ten Wasserfall, Tyssestrengene genannt, wovon der eine Arm wie eine Sılbersäule sich eine lange Strecke per- pendikulär und ungetheilt herunter stürzt. Nach Skjegge- dal zurückgekommen, nahmen wir unsere mitgebrachte Mahlzeit ein, bestehend aus Brod und Käse, wozu die Wirthin uns Kaffe und Butter lieferte, und hiernach traten wir unsere beschwerliche Rickreise über das Felsen-Gebirge, durch ein Regenschauer noch verschlim- mert, wieder an. Auf der Höhe kam ein armer Land- mann, ein Päckchen Felle auf seinem Rücken tragend und begleitet von einem etwa Sjährigen kleinen Mäd- chen, hinter uns vorbei. Das Kind hüpfte wie ein Reh furchtlos über die Felsen, während es zugleich an einem Strumpf strickte; ich konnte nicht unterlassen es anzu- rufen und ihm eine Kleinigkeit zu geben, es reichte 94 Laate fos. mir zum Dank die Hand, aber ich verlangte einen Kuss, den es mir, zuerst zögernd, vom Vater und unserm Führer indess ermuntert, alsdann auch gab; gleich da- "auf tanzte es über die Felsen weiter, so dass man ihm kaum ohne Besorgniss nachblicken konnte, aber ge- wohnt an diese Wege, waren Beide unsern Augen bald entschwunden. Wir langten endlich müde und steif in unserem Hötel zu Odde wieder an und hatten also, einschliess- lich Aufenthalt, 12'/; Stunden auf dieser Tour zugebracht. Ich bin der Ansicht, dass es sich, ausser bei ganz trockenem Wetter, nıcht viel rascher abmachen lässt, es sei denn, dass man den Aufenthalt abkürzt, Damen können bei trockenem Boden die Tour mitmachen und ich bemerkte im Fremdenbuche, welches in Skjeggedal gehalten wird, die Namen mehrerer Damen aus Bergen Ca sogar einiger aus Berlin. Die Hauptsache bei solcher Gelegenheit ıst, dass man Stiefel ohne Absätze und jedenfalls ohne Nägel trägt, weil sonst das Gehen über Felsen, zumal das Hinabsteigen, s sehr beschwerlich und gefährlich werden kann; das erwähnte kleine Mäd- chen trug ganz flache breite Schuhe, die für mich fast gross genug zu sein schienen, dafür aber hüpfte es m der Gewissheit, nicht glitschen zu können, mit der Leichtigkeit eines Vogels a die Felsen. — Der folgende Tag, ein Sonntag, brachte uns mal wieder schönes Wetter und trotz Gliederweh und Müdiekeit traten wir alle 5 Gesellschafter unsern dritten Ausflug zum Besuch des nye Veien (der neue Weg) an, auf dem man vier grosse und mehrere kleine Wasserfälle an- trifft, von denen jedoch der Laate fos der berühmteste ist. Dieser Name wird Lotefos ausge- sprochen und auch mitunter so geschrieben. — Bis Jor- dal gegenüber war unsere Tour dieselbe, die wir am Freitag zum Besuch des Buerbr&en damaek hatten; jetzt ruderten wir Jordal vorbei bis zum Ende des Sandven Laate fos. 95 Sees, von wo die Haupt-Fussreise auf dem neuen Wege, nye Veien, beginnt, und der durch das schöne lange Thal Hildal, durch welches der Hildal Elv, ein Forellen- Fluss, strömt, nach Röldal führt, eine Entfernung von etwa 4 norwegischen oder ca. 7 deutschen Meilen. Der nye Veien ist eine excellente macadamısirte Landstrasse, erst kürzlich vollendet und führt durch eins der malerisch- sten Thäler Norwegens. Dies Thal ist ziemlich breit und an beiden Seiten von hohen theils senkrechten Fels- wänden eingeschlossen, von denen sich die Bergwasser in grösseren und kleineren Fällen herunterstürzen. Der krystallene Elv dehnt sich mitunter seeartig aus, und bildet grüne mit Wohnungen und Kultur geschmückte Inseln, dann zieht er sich wieder zusammen und stürzt sich schäumend und tosend durch Felsschluchten hin- durch, während grössere und kleinere Kaskaden, die hohen Felswände herunterrollend, in seinen Fluthen ver- schwinden, bis man endlich den Haupt-Fall, den Lotefos, erreicht. Hier sind wiederum zwei Fälle neben einander, die erst unten ihre Wasser vereinen und zusammen in den Elv ergiessen; der linke davon ist der Lotefos, der rechts heist Skarsfos. Man ersteigt den Hügel en dem Letzteren, auf welchem man besonders vom Lo- tefos eine prächtige Ansicht erlangt. Ich und der ältere von unsern jungen Begleitern kleiterten noch die Fel- sen zu einer Neal Höhe hinan bis zu einer Stelle, wo man über eine Felswand in den Skarsfos hineinsehen konnte; die Felsen bildeten hier eine Art Mauer, die die Wasser eindämmte und nur einige Fuss Steine trennten uns hier vom Skarsfos. Wir hatten, da die Sonne schien, einen Regenbogen so nahe, dass man ihn greifen zu an elaubte. Gegenüber diesen Zweien, etwas weiter das Thal hinauf, befindet sich ein dritter Wasserfall, der Espelandsfos, der, obgleich eine geringere We führend, auch seine eieenthüm- Be Schönheiten besitzt. Nachdem wir alles, bei der schönen Sonnen-Beleuchtung lange beschaut und uns aus unserer Cognachlasche mit krystallenem Hildal Elv- 96 Laate fos. fer vermischt, gestärkt hatten, kehrten wir auf demselben Wege nach Odde zurück, das wir nach einer etwa sie- benstündigen Reise glücklich wieder erreichten und wo wir, nachdem wir das Innere der neuerbauten Kirche, zu der der Vater unseres Führers den Schlüssel hatte, noch besehen, uns unser Middagsmad gut che liessen. Hierioft war nun das Sehenwenkkieste in dieser Nachbarschaft besichtigt, und die drei Tage in Odde wohl angewandt. Man kann noch den Folgefond von hieraus besteigen, um einen Ueberblick über dies unge- heure ewige Schneelager zu gewinnen, das im Frühjahr in Eis umgewandelt wird; man sieht indess dasselbe, nur in noch grösserer Ausdehnung, was wir beim Buer- breen schon gesehen hatten, und ich konnte mich mit Allem, was eh in dieser interessanten Gegend gesehen, reichlich begnügen. Wer indess Zeit und Lust hat, auch diesen Riesen noch näher m Augenschein zu nehmen, der findet an Svend Tollevsen einen sicheren Führer. Am Montag den 21. August kehrte ich sehr zufrieden init meinem Ausfluge per Dampfer nach Utne zurück. Bei der Station Lofthus, ebenfalls ein Lieblingspunkt zum Sommer-Aufenthalte, wurde unsere Gesellschaft durch zwei Damen von Bergen vermehrt, die jetzt nach Utne auf einige Wochen ibersedelin und wohin auch meine Begleiter: innen bis Ulvik inzwischen zurückgekehrt waren. In een Sommer-Hötels, wo die wohlhabenden Familien von Bergen und der Umgegend verkehren, bildete sich bald unter den norweger en und Een ein gesel- lıger Kreis, in welcheng ich stets aufs freundlichste auf- genommen wurde. Die Abende waren schon bedeutend länger geworden, zum Spazieren war es oft zu nass, und so vertrieb man sich die Abendstunden durch Un- terhaltung, auch wohl durch ein Whist-Spielchen, durch Künste, Lesen u. s. w. Allerseits übt man hier viele Rücksicht und Zuvorkommenheit gegen Fremde, was ich wegen meiner Schwerhörigkeit um so dankbarer an- zuerkennen hatte, denn auch selbst die jüngern Damen richteten sich nach mir mit aller Rücksicht auf diese Hardanger. 97 Schwäche. Es wurde englisch, deutsch und zuweilen französich gesprochen; gegen das Ende meines Aufent- halts in Utne gab ich zur Abwechslung wohl meine wenigen Brocken Norwegisch zum Ben und las mit- unter etwas vor, auch a ein norwegisches (edicht, worüber wir dann Alle recht herzlich lachen mussten. Aber die schönen Tage von Aranjuez neigten sich zum Ende! Mit dem Schaben im Hardanger Fjord war ich fertig und ich musste nun ernstlich an Aufpacken den- ken, eine Arbeit, die mich diesmal 5 Tage in Anspruch nahm. Ich beschloss, meine Rückreise nach Bergen nicht auf demselben Wege, als ich hergekommen, zu machen, sondern bei dieser Gelegenheit noch eine schöne Strecke des Inlands, sowie das grosse Sognefjord zu sehen. Doch bevor ich von Utne mi dem prächtigen Hardanger Fjord Abschied nehme, bleibt noch Einiges zu ber a en, das ein Interesse an Norwegen und besonders an dien Theil desselben anknüpft. Die Fjords sind nicht nur der Glanzpunkt Nor- wegens, da ohne sie die Naturschönheiten des Landes ihren halben Reiz verlieren würden, sie sind ausserdem von unschätzbarem Nutzen für dies gebirgige Land. Zunächst gewähren sie den ns abe: und sichere Verbindungswege und ermöglichen das Be- schaffen schwerer Gesänstinde ı ins ne: welches wegen seines hochgebirgigen Charakters, ausser für die ee testen F nr sehr schwierig zu passiren ist. Nie verzehnfachen, ja man kann mit Recht sagen, verhun- dertfachen, die werthvolle Küstenausdehnung des Lan- des; könnte ich mir dies schöne wasserreiche Land mit einer ziemlich abgerundeten Küste, wie England, denken, so sänke es grösstentheils, jedenfalls die wich- tige Nordwest- Küste, zu einer armen, unwirthbaren, nahezu unbewohnbaren Wildniss herab, ähnlich dem südlicher gelegenen Labrador, welches, ein Erdklumpen ohne Baien ei Buchten ist. An den sanfteren Abflachungen der Fels-Gebirge, die diese F orda einschliessen, ist den Einwohnern Ran (' 98 Hardanger. für die herrlichsten Ansiedelungen geboten, umringt von Naturschönheiten, wie die Fantasie sie sich nicht präch- tiger ersinnen könnie, und in ihren krystallhellen frischen Fluthen können sie gesund sich baden. Die Fjords liefern ihnen einen unerschöpflichen Reichthum an Seefischen, worunter der Salm in erster Linie zu nennen ist, and: diese Fische stehen jedem für die Mühe des Fangens zu Gebote. Ich ging nur ein oder zwei mal auf ein Stündchen zum Fischfang aufs Fjord, um das Ding auch mal versucht zu haben, und wie ich meine Leine viermal aufgezogen, hatte ich vier verschiedene Fische gefangen. Die bedeutende Länge und Ausdehnung der grossen Fjords mit ihren Armen und Krümmungen erkennt man nicht gleich auf den ersten Blick. Das Hardanger Fjord, obwohl es in seinen vielen Abschnitten verschiedene Namen führt, beginnt naturge- mäss unter der Südspitze der grossen Insel Börde zieht sich dann nordöstlich unter den Bömelö nächat liegenden Inseln Stordö und Tysnesö ins Inland bis Be Utne, wo es sich in zwei Hauptarme theilt, von denen das Sörfjord sich südlich und das Eidfjord mit dem Ose- und Ulvikfjord sich östlich und nördlich wen- den, ausserdem bildet es der Insel Stordö gegenüber ein grosses Becken, welches wiederum in eine Anzahl Arme und Fjords auslauck Die Länge vom Meere bis zur Bai von Onarheim auf Tysnesö beträgt über 5 nor- wegische, etwa 9 deutsche Post-Meilen; von Onacheim, wo es den Namen Hardanger erhält, bis zum Sörfjord, inelu- sive Krümmungen, die nicht bedeutend sind, etwa 9 nor- wegische, gleich etwa 16 deutschen Post-Meilen, wonach das Sörfjord noch gute 3", norwegische, also fast 6 deutsche Meilen misst. Die ganze Längenausdehnung beträgt also eirca 30 deutsche Meilen, ausschliesslich aller andern Zweige und Krrelaidior dieses mächtigen Meerarms. Denken wir uns jetzt eine für die grössten Schiffe fahrbare ähnliche, durchschnittlich eine Meile breite, Meeresstrasse von Hamburg oder Glückstadt m ee Hardanger. 99 Deutschland hinem, so würden wir die Weltproducte in den grössten Dreimastern fast bis Leipzig oder Frank- furt führen können. Die bedeutendsten Fjords sind das Christiania-Fjord, von der Hauptstadt direckt zum Meere führend, dann das Bukke-Fjord mit seinen vielen Aesten und Verzweigungen im Norden von Stavanger, ferner die nobeln Hardanger- und Sogne-Fjords südlich und nördlich von Bergen, und das grosse Trondhjem- Fjord bei der alten Hauptstadt Trondhjem oder Dront- heim; von diesen habe ich auf meinen Reisen die vier ersten gesehen, und zwar die 5 wichtigsten hiervon von Anfang bis zum Ende. Ausser diesen gibt es eine zahl- lose Menge kleinerer Fjords der ganzen Küste, besonders der Westküste entlang, wovon mehrere, zumal die bei Molde und Uhristiansund, wichtig sind. Welche zoo- logische, Schätze alle diese Fjords auf ihrem tiefem Grunde (das Hardanger ıst bis zu 420 Faden, über 2500 Fuss tief) und in ihrer ganzen Ausdehnung noch bergen mögen, das mag noch grösstentheils m Dunkel gehüllt sein, es zu erforschen erfordert mehr Mittel und Zeit, als ein Privatmann darauf verwenden kann. Das Hardanger Fjord allein wäre ein hinreichend grosses Feld zur Bearbeitung während eines ganzen günstigen Sommers, und es ist nicht zu bezweifeln, dass bei einer gründlichen Bearbeitung desselben, (ich sowie meine Vorgänger haben vergleichsweise nur Punkte davon durchnehmen können) sich noch unerforschte Schätze aufthun würden. Wie sehr ist es nicht zu beklagen, dass die Völker ihre besten Kräfte und Mittel darauf verwenden, nicht zu sagen verschwenden, um sich aufs Höchste zu befähigen, einander morden zu können. Würde nur ein Tausendstel dieser Mittel alljährlich da- rauf verwendet, unsere Kenntnisse zu bereichern, welch unschätzbarer Gewinn wäre das für die Wissenschaften und für die Menschheit, und könnte ‚die Hälfte oder mehr, ja das Ganze so vewendet werden, welche Ent- deckungen, Erfindungen und Erforschungen würde der menschliche Geist nicht machen, wie würde das Leben 100 Hardanger. an Reiz und Interesse gewinnen, und welche Veredelung des Menschengeschlechts würde es nicht zur Folge haben! Ist es nicht herzzerreissend, dass dieser Satan, eu% mensch- liche Leidenschaft, so vieles Gute und Schöne unter- gräbt?! Aber ich muss zu meinem Gegenstande zurück- kehren und darf diesen Gedanken nicht weiter verfolgen, sonst mögte man vor Leid vergehen. Das Hardanger Fjord ist voll von wilden Vögeln aller Art, sowie die umgebenden Gebirge schmackhaftes vierfüssiges Wild und Geflügel beherbergen. Die Skua- Möve, auf Norwegisch Tyv fugl (Diebvogel) genannt, bietet eine anziehende Naturerscheinung dar, indem sie die kleineren Möven, wenn eine solche ein Fischlein gefangen, mit einer Hartnäckigkeit verfolgt, die ans Unglaubliche gränzt, bis Letztere den Fisch aus ihrem Schnabel fallen lässt; sie schiesst alsdann wie der Blitz auf den Fisch und erhascht ıhn ım Fallen. Diese Möven-Art ernährt sich nur auf diese Räubermanier, und fischt nie für sich selbst. { Ein anderes höchst interessantes und für Norwegen sehr wichtiges 'Thier ıst das Rennthier, welches beson- ders dem Einwohner des nördlichsten Landesdistrikts Finmarken von unschätzbarem Nutzen ist, indem es sein Zug- und Lastthier bildet, und ihn mit Milch, Kleidung und Nahrung versieht; aber auch im südlichern Norwe- gen ist es geschätzt wegen seines schmackhaften Fleisches, und ich muss gestehen, ich habe zumal als Abwechse- lung von dem ewigen beef, einen Rennthierbraten oder steak dem roastbeef und beefsteak vorgezogen, da es viel zärter ist als Letzteres. In der Nähe des Hardanger sollen Rennthiere in der Gegend von Kinservik und Ulvik, sowie von Graven und an andern Stellen sich auf- halten. Die Höhe des Rennthiers ist etwa 3", bis 4 Fuss englisch, die gezähmten sind meistens kleiner als die wilden; ihre Burbe ist eine Art drapfarbiges Mausegrau und soll im Winter heller werden; sie sind alle, auch die weiblichen, mit Geweihen versehen, deren Form eine eigenthümliche Verschiedenheit darbietet. Ihre Nahrung Vöring Fos. 101 besteht aus Kräutern uud Gesträuch, das sie im Sommer im Ueberfluss finden, im Winter Sun sie jedoch auf eine Flechte beschränkt, die auch deshalb Rennthier- Moos genannt wird, und welche sie durch Instinkt unter dem Schnee zu entdecken wissen, den sie alsdann mit ihren scharfen Vorderfissen, sowie mit ihrer breiten Schnauze losschaufeln und fortschieben, bis die ersehnte Kost erlangt ist. Es gibt ebenfalls Bären in diesen Gegenden des Landes, die sieh indess im Sommer fast nie sehen lassen, und a den Menschen scheuen und vermeiden; nur im Winter treibt der Hunger sie zu- weilen den menschlichen Wohnungen näher; will man sie deshalb im Sommer jagen, so muss man sie in ihren Schluchten und Verstecken aufsuchen, wie anderes Wild, nur ist diese Art Jagd mit manchen Gefahren ver- bunden. Ich hatte auf meinen Ausflügen bereits die pracht- vollsten Wasserfälle gesehen; Viele geben dem Skjegge- dal vor dem Vöring-Fos den Vorzug. Den Ersteren sieht man von unten und ringsum in seiner ganzen Aus- dehnung, während Letzterer nur von oben zu erreichen und zu sehen ist. Ich sollte ferner auf meiner bevor- stehenden Tour noch vier andere Wasserfälle von ziem- licher Bedeutung, ausser den zahllosen kleinern, zu sehen bekommen, und da man doch am Ende auch in einem Lande gerade nicht Alles auf Einmal sehen kann, so verzichtete ich aus diesen Doppelgründen diesmal auf einen Besuch des Vöring Fos. Für Diejenigen aber, die ihn zu besuchen wünschen, füge ich Folgendes hin- zu: Der Vöringe Fos wird von Vik aus besucht, mit welcher Station, am Ende des Eid-Fjords Selegeni wir schon auf der Tour von Utne nach Odde bekannt geworden sind. Man geht früh Morgens, nicht später als 7 Uhr, in Begleitung eines Führers aus; hier habe ich Lars Oese, den Sohn des Wirths in Vik, als einen der Führer empfehlen 102 Vöring Fos. hören. Man darf nicht versäumen, Proviant mitzuneh- men, am besten kaltes Rennthierfleich oder dergleichen Beet Brod, Käse und Salz, auch 1% 2 Flaschen Bier, Oel genannt, wenn man sich damit befassen kann, vor Allem aber eine Kleinigkeit Cognac, wenn er zu haben ist, sonst den norwegischen Klaren, eine Art Whiskey, auch Brändeviin oder Aqua vita genannt, Ein Gang von etwa '; Stunde m der Nähe eines Berg-Flusses, der die Wasser der Gletscher zum Fjord führt, bringst uns an den See Eidfjord Vand, der hnlich dem Ringe- dals Vand, von ungeheueren starren und theils steilen Felswänden eingeschlossen ist. Ueber diesen See rudert uns der Führer in etwa einer Stunde.- Von hier geht man durch das Oertchen Sedbö nach einem Bauernhause, wo man einen zweiten Führer nebst Pferden bekommt, wenn letztere vorher verlangt worden sind. Wenn sich Damen bei der Gesellschaft befinden, so sind Pferde von hier anzuempfehlen. Es geht nun über einen Hügel in ein wildes T'hal, von einem Bergstrom tobend durch- flossen. Der Weg wird hier sehr rauh, jedoch nicht so uneben, dass nicht noch Pferde Fuss fassen können. Das Ende dieses Thals ist von hohen Gebirgen um- schlossen, und nachdem man über eine sehr primitive Brücke nach der andern Seite des Thals passirt ist, wird der Weg für eine Zeitlang ebener; aber bald hat man einen rauhen Bergrücken zu erklimmen, den nur die sichern norweger Pferde ersteigen können. Nachdem man noch eine grüne Fläche passirt hat, erreicht man bald des Thales Ende, hier durch riesige Gebirge versperrt, woselbst die Pferde zurückgelas- sen werden, weil man nun eine Höhe zu erklettern hat, ähnlich wie wir ‘beim Besuch des Skjeggedal be- reits erfahren haben, und was eine starke zweistün- dige Anstrengung erfordert; auf der Höhe angekommen, hat man noch etwa eine viertel Stunde bis zu einem Bauernhause, woselbst man rastet und sich erst durch eine Mahlzeit stärkt, wozu die Bauersfrau Butter und frische Milch, auch wilde Früchte liefert. Von hier zum Vöring Fos. 103 Fos ist noch eine kleine Viertelstunde zu gehen, und man ist in Sicht eines der berühmtesten Wasserfälle Europas. Der diesen Fall bildende 'Bergstrom stürzt seine Fluthen auf eine Strecke kaskadenartig durch die Felsschlucht, bis er sich schliesslich in das etwa 900 Fuss tiefe Felsenbecken hinab stürzt. Man schaut über den Abgrund den stürzenden Wassern nach, so weit es möglich ist, und der Anblick erfüllt uns mit Staunen und m't Graus! Der Schaum und Wasserstaub, den die stürzenden Fluthen verursachen, steigt wieder zu einer be- trächtlichen Höhe herauf, ni in a bilden sich die schönsten Regenbogen, wenn uns die Sonne begünstigt; man schaut an verschiedenen Stellen über den Abgrund hinunter, während der Führer uns mit starker Faust bei der Hand hält, weil man sonst bei der schwindelnden Höhe und dem Tumult der Natur selbst leicht vom Schwindel erfasst werden könnte. Jeder, der diesen Fos gesehen, ergiesst sich in den glühendsten Worten über den Zauber seines Anblicks, und bestätigt, dass das übrige Europa nichts all aufzuweisen hat. Will man noch eine kleine Extra-Meile dran wenden, so erlangt man eine andere prachtvolle Ansicht, von vorne dem Fall mehr gegenüber; man hat auch hier- bei die Begleitung des Führers nöthiıg. Nachdem man Alles nach Herzenslust beschaut hat, kehrt man auf demselben Wege nach Vik zurück. Da ich mal bei dem Kapitel der Wasserfälle bin, so will ich mit wenigen Worten noch eines der be- rühmtesten ih Norwegen erwähnen, nämlich des Rjukan Fos in der Provinz Tellemarken. Da die Reise zu demselben von Christiania hin und zurück 5 Tage, sowie eine Aus- gabe von 20 Species erfordert, so wird er nur von den Touristen besucht, die hinreichend Zeit dazu haben und ihn unbedingt sehen wollen, Der Wege dahin führt über die Städte nen und Konsberg eh Hiterdal, von 104 Rjukan Fos. da geht es über den schönen See Tindsö (Tinnsö) nach dem Orte Dal; hier bekommt man Führer und Pferd. Eine starke Meile hinter Dal verengt sich der Weg oder vielmehr der Pfad, der an der Seite des Maan Elv berg- auf führt, und hier ist die Scenerie wieder von der wil- desten Art, bis man bei klarem Wetter endlich eine Wolke, die Seite des. Berges überhängend, erblickt, welche die Nähe des Rjukan Fos bekundet. Etwa eine viertel Meile vor demselben lässt man die Pferde zurück, und passirt nun zu Fusse durch das hier fast zu einer Fels- Spalte verengte Thal, wo man dem Felsen entlang vor- wärts klettert und kriecht, zuweilen an einem Abgrunde vorüber, wo der Fuss nur eine schmale Steinbank zu betreten hat, zuweilen sich an Gebüsch und Baum- wurzeln haltend, bis man zuletzt den Fall in Sicht be- kommt. Die Wasser nähern sich in einer Entfernung, durch Felsen gebrochen, einen Abhang herunter schäu- mend, bis sie an einer offenen Stelle sich in die Tiefe hinabstürzen, wo der Fall brausend und schäumend eine Dampfwolke von Wasserstaub entsendet. Da seine Wasser- masse beträchtlich ist, so empfindet man eine Art Er- schütterung unter sich, und der Anblick des schnee- weissen Falles neben den schwarzen Felswänden, die ihre Gipfel in die Wolken erstrecken, ist überwältigend orossartig. Die Höhe des ganzen Falles soll fast Y00 Fuss betragen; man sieht aber nicht gänzlich das Ende, weil die Wasser sich zum Theil in Staub und Dampf auflösen, nur zuweilen sieht man durch dieselben weisse Raketen und Wassersäulen aufschiessen. Man hat nach Besichtigung dieses Falles leider denselben sehr langen Weg nach Christiania zurück zu machen, da er zu keiner der Verbindungs- Routen führt, welche die schönsten Strecken des Landes berühren. Man kann zweckmässig nur einen Ausflug nach Iönefos damit verbinden, indem man den Weg von Konsberg nach Drammen bei der Station Eker verlässt. Ich komme hierauf noch später zu- rück. Die vier bis fünf nächsten sehenswerthen Wasserfälle passirte ich auf der Tour, die ich jetzt beschreiben werde. Die Cariole. 105 Ich sandte 12 Stück’ meines schwersten Gepäcks per Dampfer direckt von Utne nach Bergen zurück, und behielt nur so viel leichtes Handgepäck bei mir, als ich selbst tragen und in einer norwegischen Cariole, hier das Medium durch das Land und über die Gebirge zu reisen, mit mir führen konnte. Es gibt in Norwegen keine Fahrposten wie in Mittel-Europa, und nur kurze und noch sehr wenige Eisenbahnstrecken. Die Cariole ist hier die übliche Weise der Beförderung der Reisen- den nebst ihrem Gepäck über Land. Die Uariole ist ein schlittenartiger, sehr leichter, zweiräderiger offener Wagen, von einem Pferde gezogen, in dem nur eine Person Raum hat; das wenige Gepäck, welches man mitnehmen kann, legt man entweder zwischen die ge- rade ausgestreckten Beine und sitzt alsdann etwas un- bequem, oder man befestigt es auf ein schmales Brett hinter dem Sitz, zu welchem Zwecke man am besten Riemen oder Taue mitnimmt, da dergleichen unterwegs schwer zu haben ist. Auf dieses Brett oder auf das darauf angebrachte Gepäck setzt, kniet oder stellt sich der Postknabe, Skydseut genannt, der die Uariole zu- rückbringt, da man dieselben in der Regel nur von Station zu Station bekommt. Der Skydsgut fährt ent- 106 Abreise von Utne, weder, wenn man es verlangt und die Zügelleme lang genug ist, oder man tährt selbst, was ın Norweg en nicht schwierig ist, da die kleinen Pferde sehr sicher gehen. Zuweilen ist die Cariole auch ein viereckiger hölzerner Kasten mit einem Sitz, auf dem zwei Personen Platz finden, alsdann kommt das Gepäck unter den Sitz und der Skydseut, der in diesem Falle auch wohl ein junger Mensch oder Mann ist, setzt sich zum Fahren neben den Reisenden. en man einen solchen Kasten, so wäre das zweckmässigste Instrument, das man bei sich führen könnte, ein breiter Bohrer, um ın den Boden des Kastens zwei grosse Löcher bohren zu können, weil er sonst bei sta en Regen das Wasser auffängt und, da Alles offen ist, dem Reisenden, wie ich bald hen sollte, höchst fatal sein kann. Be schönem oder nur trockenem Wetter reist man in den ÜCariolen ganz an- genehm, da die Wege in Norwegen, auf denen es Skyds- Stationen gibt, alle "sehr vorzüglich sind. Hat Jemand viel Gepäck und will es auf seinen Inlandtouren durch- aus mitnehmen, so muss er eine Extra-Cariole dafür miethen. Man thut aber bei einer Reise durchs Land, z. B. von Bergen nach Christiania, am besten, alles schwere Gepäck direct per Dampfer zu schicken und nur das Unentbehrlichste bei sich zu behalten. Der Tag der Abreise rückte heran, das Wetter war äusserst veränderlich geworden; ich musste die Tour aufgeben, oder sie auf die Gefahr hin unternehmen, fernere Belege zu dem Character der Norweger Regen zu sammeln, worin ich leider schon hinreichende Erfah- rungen gemacht hatte. Am Morgen des 25. August war ich zur Abreise bereit, es hatte in der Frühstunde stark geregnet und ich wartete von 8 Uhr an mit sehn- süchtigem Verlangen auf das Ende des Regens. Gegen 10 Uhr schien er sich dann auch endlich zu erbarmen und ıch beorderte deshalb zur 107 Abreise von Utne ein Boot mit zwei Ruderern, das mich nach Eide bringen sollte, welches am Ende des Gravensfjord, eines fernern nördlichen Arms des Hardangers, gelegen ist, und von wo aus meine Landreise beginnen musste, welche in der That ein Theil der Route von hier nach Christiania war. Nachdem ich mich von den freundlichen Bewoh- nern des Hötels verabschiedet hatte, bestieg ich mein Boot, die zwei Norweger schwangen ihre Ruder und unser Schifflein schoss über die Fluthen vorwärts nach Norden. Es ist in Norwegen Sitte, dass bei Abfahrten von Verwandten und Freunden die Rückbleibenden, so wie die Abreisenden ihre Taschentücher schwenken. Auch mir wurde bei dieser Gelegenheit diese Ehre zu Theil, und ich verfehlte nicht, das meime ım Winde Aelarn zu lassen, bis en Vorsprung des gegenüber- liegenden F elkengcbirss Oksen, wo wir ın de Cr fjord einbogen, Utne meinen Blieken (vielleicht auf im- mer) entzog. Es war in der grossen Entfernung schon kaum mehr zu erkennen, aber bevor wır um die Klippe lenkten, rief ich ihm ım Herzen noch ein letztes „Lebe- wohl“ zu! Ich will hier noch erwähnen, dass der Oksen, ein Felsgebirge von 3500 Fuss Höhe, von den Besuchern Utne’s zuweilen bestiegen wird, und dass man von dessem Gipfel aus eine so prachtvolle Aussicht auf das Har- danger Fjord mit seinen Armen, den schneebedeckten Folgefond und die umliegenden Landschaften haben soll, wie es wenige in Europa gibt; freilich muss man dazu einen hellen Tag wählen; während meines Aufenthalts ihm gegenüber trug er meistens seine Schlafmütze, wie man es in Utne nennt, wenn eine Wolke um seinen Scheitel hängt. Das Gravensfjord bietet eine ähnliche Scenerie dar, wie die übrigen bereits beschriebenen Ausläufer des prächtigen Hardanger Fjords, von dem ich jetzt auch Abschied nehmen musste. 108 Reise durchs Land. Wir erreichten Eide gegen 12 Uhr; es ist ähnlich gelegen wie Ulvik, obgleich nicht ganz so paradiesisch. Ich bestellte ım Biätiens- Hötel sogleich eine Cariole bis zur nächsten Station Vassenden, eine Entfernung von ca. 1 norwegischen, gleich 1°, deutschen Postmeile. Alle Norweger Landstrassen, wo Chaussee ist, sind wegen des zu diesem Zwecke vorzüglichen Granitgesteins excellente Fahrwege, und der unserige führte durch eine herrliche Gegend an dem östlichen Ufer des Gravens-Vand (Gra- vens-See) herum, wo auch das alterthümliche Kirchlein des Ortes Graven, das gerade aufgeputzt wurde und deshalb offen war, sich präsentirte. Ich liess anhalten und ging hinein, um seine geheimnissvollen Wunder zu en Id setzte dann meine Reise bis Vassenden fort. Hier bein ich eine andere Cariole nebst einem etwa zehnjährigen Knaben zum Skydsgut, um unsern Hest (Pferd) die lange Strecke von 2 norwegischen oder 3", deutschen Poshneilen bis Vossevangen zu treiben. Es begann schon zu regnen, ehe wir Vassenden ver- liessen, aber hier half kein Zaudern, hatte ich mal A gesagt, so musste das B und auch OÖ W folgen. Der hegen gestaltete sich allmälig zu einem echten Norsker und begleitete uns auf der ganzen langen Strecke bis Vossevangen mit mehr oder weniger Heftigkeit. Unser Cariolekasten schwamm bald mit Wasser, das nicht ab- fliessen konnte, meine Stiefel standen einen halben Zoll tief darin, und da es leider nicht die wasserdichten Schabestiefel waren, so saugte das Wasser sich durch und stieg, von Strümpfen und Unterbeinkleid aufgefan- gen, bald bis zu meinen Knieen empor; das meiste . Wasser saugte indess eins meiner Gepäckstücke auf, näm- lich mein schottischer Plait, in den ich meinen Schabe- Rock und vieles andere semickelt und mit einem Trag- riemen versehen hatte: dies Stück operirte wie ein enor- mer Riesenschwamm, so dass dasselbe inclusive meiner Beine dem allzu hohen Steigen des Wassers in unserm Holzkasten das Gegengewicht hielt. Bald hinter Vassenden fing der Weg stark an zu eV - A a ee A ze ce HE de ba Reise durchs Land. 109 steigen, in einem Ziekzack führte er den steilen Felsen- berg hinan über einen hübschen Wasserfall, den Skjervs- fos hinüber; dieser Fall ist durch einen Felsenvorsprung in seinem Sturz gebrochen, über diesen ist eine Brücke erbaut, wo der Weg über den Strom führt, so dass man auf der Brücke rechts den Hauptfall vom Oberlande zu sich herunter hat, während links der tosende Strom sich über die Felsen weiter hinunter stürzt. Dieser Wasserfall ist der einzige von den vielen, die ich gesehen, der sich durch seine gelben Tinten auszeichnet, was von dem Torf- und Moorboden des Oberlandes herrührte, und in Folge des vielen Regens führte er ohne Zweifel eine grössere Wassermasse, als bei anhaltender Dürre der Fall sein dürfte Einen Vortheil also gewährte mir doch dieser, auch in Nor- wegen ungewöhnlich regnerische Sommer: ich sah da- durch alle Wasserfälle in ıhrem höchsten Glanze. Mein Skydsgut, der sich aus der Nässe weniger zu machen schien, war ein schwächlicher Knabe und er pfleste, wo das Pferd beim Bergauf Schritt gehen musste, gern etwas einzuschlummern trotz Regen und Naturwunder, die meine Aufmerksamkeit beide stark im Anspruch nahmen. Unser Hest blieb bei solchen Gelegenheiten alsdann seiner eigenen Discretion überlassen; es fehlte ihm indess nicht an Geschick und Klugheit, unsere Cariole über die gefährlichen Stellen und Wendungen des Weges allein hinauf zu ziehen, und da ich mich über den Einen nicht weniger als über den Andern er- götzte, so liess ich dem Dinge seinen Lauf, nur wo die Stelle gefährlicher schien, stiess ich meinen Skydsgut an, oder gab seinem Hest eine positivere Richtung, um einer möglichen Eilfahrt den Abgrund hinunter vorzu- beugen. Im Ganzen sind diese kleinen Norweger Pferde vortreflliche Thiere, sie scheinen ihre Schwierigkeiten genau zu kennen, sind sehr activ auf ebenem oder abschüssigem Wege, gehen sichern Fusses die steilen Stellen hinab, und man sieht an ihrer runden Gestalt, dass es ihnen an dem vorzüglichsten Grase nicht mangelt. 110 Vossevangen. Fällt es aber dem Mosjö Hest mal ein, sich durch einen Trunk frischen Bergwassers zu erquicken, so dreht er sich ohne zu fragen nach dem Seitenbächlein und schlürft das klare Getränk behaglich ein, oder will er ein an- deres Geschäft abmachen, so hält er mitten auf der Strasse ohne Ceremonien still, und erblickt er mal an der Seite ein schön grünes Gras, während man selbst zu einem kurzen Gange ausgestiegen ist, so nimmt er sich gern einige Maulvoll davon mit. Gegen alle diese Einfälle hatte der Skydsgut nichts einzuwenden, dagegen darf er aber auch das Ende seiner Leine, eines Zweiges oder Stockes blos aufheben, oder einen Ton rufen, = ich durch Schriftzüge eh wie- der zu geben vermag, und sein Hest fliegt mit beflü- selten Beinen weiter. " Wir kamen gegen “5 Uhr p. m. gehörig durchnässt und beschmutzt in Vossevangen an. Hier nahm ich in dem excellenten Hötel F jeikcher der deutsch und englisch spricht, ein vorzügliches middags- mad zu mir, das meine erstarrten Glieder auch bald wieder in Stand setzte; ich liess Alles möglichst wieder trocknen, um am nächsten Morgen meine Reise fort- setzen zu können. Vossevangen ist ein bedeutendes Kirchdorf, der Hauptort des Distrietes Voss, hegt anmuthig am Vangens Vand, einem schönen fischreichen Inland-See, und ist von Bergen mit sanften und breiten Thalsenkungen um- geben, die an jeder nutzbaren Stelle wenigstens schön grünes Grasland bilden, oder, wenn passend, zu Korn- und Kartoffelfeldern, eh zu Gartenzucht benutzt sınd. Das meiste Land in Norwegen ist wegen der starren, hohen, oft mit Schnee bedeckten Felsen für menschliche Kultur verloren, obwohl immer noch mehr angebaut und benutzt werden kann, was mit der Zeit auch ge- schehen wird. Die gütige Natur ın ihrem langsamen, aber ewigen Wirken arbeitet beständig an der Abflachung und Urbarmachung dieses Belsenreicher- sprengt und zerbröckelt die Gesteine und schafft allmälız Erde hin oder vermehrt die vorhandene, zwischen und über die Abreise von Vossevangen. 111 unwirthbarsten Felsen, sie besäet und bepflanzt sie mit Moos, Gras, niederer Vegetation und schliesslich mit Bäumen, und kommt so dem Menschen zu Hülfe, unter- stützt unauthörlich seine Bemühungen und belohnt seinen Fleiss. Was vor Aeonen nur nackte starre Felsen waren, ist jetzt grösstentheils grün von Kräutern und Bäumen, und wo der menschliche Geist und Fleiss mithilft, da finden sich bereits die anmuthigsten Stellen. Es wäre zu wünschen, dass die Bevölkerung nicht weniger Sinn für Industrie und Bodenkultur, als für den F ischfang entwickelte, weil dann ıhr schöne: Land einen dauern- den Gewinn von ihrer Thätigkeit empfangen würde. Der Fischfang ist freilich eine leichtere Weise, dem Elemente, > ihre Küsten tausendfältig umspüilt, oft schneller Schätze abzugewinnen, «als eine Bodenkultur, die häufig erst später Früchte bringt, es vermag; aber das ergiebige Meer ist auch tr üeerisch und tückisch, es ver schlingt alljährlich seine Opfer und reist die Kr! äftigsten und en in seinen Abgrund hinunter; und Auch der Fischfang ist nicht immer erfolgreich; er ist oft für ein oder mehrere Jahre unergiebig, und diejenigen, welche sich dann auf ihn allein a ne müssen mit ihren Familien oft auf längere Zeit darben. Die Landstrasse von Christiania nach Bergen führt über Vossevangen und geht von hier aus westlich über Evangen direet nach den Fjords, die mit Bergen in kürzester Verbindung stehen. Um 9 Uhr am folgenden Morgen verliess ich dieses wegen seiner Lage, semer Jagden und Fischereien viel besuchte Oertchen, und mich und meine Bagage in meine Cariole hinein quet- schend, gings vorerst wieder bergauf nach Tvinde, zur Be stets von steilen hohen F elsen begleitet a zur Rechten schöne Landseen, durch den Rundals Elv ver- bunden, mit Waldung dahinser- die ganze Landschaft ist eine der prächtigsten in Norwegen. - Tvinde sowie die folgende, Vinje, sind zwei der elendesten und ärm- lichsten Stationen, hoffentlich die schlechtesten in Nor- wegen. In Tvinde, das aus einem halben Dutzend der 112 ' N:erödal. elendesten Hütten besteht, bekam ich einen barfüssigen, etwa 9jährigen, sonst aber aufgeweckten Knaben als skyds- gut mit; eine alte Frau war eine lange Zeit in Nässe und Schmutz mit dem Aufsatteln des Hests beschäftigt, und als endlich alles fertig wurde, musste ich selbst fahren, weil die Zügelleine nicht lang genug war, so dass der Knabe sie von hinten her hätte fassen können. Der Hest war übrigens gut und da ich von früher her mit Fahren vertraut war, so ging das Ding trefflich von statten. Es ist am besten, den norweger Pferden mög- lichst den Zügel zu lassen, und sie nur bei steilen berg- ab Strecken stramm anzuhalten; auf geraden Wegen und bei mässigen Undulationen laufen sie williger, wenn man ihnen Freiheit gewährt und sie durch Wort und leichte Berührungen aufmuntert. Hinter Tvinde sieht man den schönen Tvinde Fos den Felsen herabschäumen, während man vorbei fährt. In Vinje bekam ich wieder eine der Holzkasten-Cariolen, die bei Nässe nicht nur Regen, sondern auch eine Menge Schmutz ansammeln; es reomete dann auch wieder fast bis ans Ende der T agreise, aber olücklicher Weise mässiger als Tags zuvor, so dass man sich schützen konnte. In Vinje nahm ich meine Uariole gleich bis Gudvangen, um in Stajllheim, das etwas vom Wege abliegt, nicht verkehre en zu brauchen, was hier ausnahmsweise angeht. Die ganze Reise von Eide ab führte durch wildroman- tische, durch schön malerische und durch kultivirte Gegen- den, meistens an Seen und Strömen entlang, und wie- derum von Gebirgen und riesigen Felswänden mit ıhren Wasserfällen begleitet. Aber ver rschwindend, unbedeutend und gewöhnlich erschienen diese Naturschönheiten gegen das, was sich jetzt den Blicken darbot, als wir ba Stal- heimsberget eine Fernsicht in das wunderbare Nerödal cewannen. Jede Vorstellung, die man durch Worte der Fantasie zu geben sich bemüht, muss nothwendiger Weise unendlich hinter der Wirklichkeit zurückbleiben ; Nerödal. 1 13 selbst Photographieen und Bilder vermögen nur den schwächsten Begriff von dieser wunderbaren Ansicht wieder zu geben; so fern die Wirklichkeit meiner Be- schreibung deshalb auch immer bleiben muss, so will ich mich Ach bemühen, dem Leser eine Idee von diesem Naturbilde zu geben ind. es seiner Fantasie überlassen, sich dessen Wunder aufs kühnste auszumalen. Man be- findet sich, kurz nachdem man die Station Stalheim passirt hat, auf der Anhöhe Stalheimsberget, (eigent- lich djerget, der Stahlheims-Berg) genannt, welcher in das Nerödal eine gewaltige Schulter vor schiebend, dasselbe schroff schliesst, und links und: rechts mit en) Felswän- den des Thals zusammentreffend, an beiden Seiten eine Schlucht bildet; in jeder dieser tiefen Schluchten stürzt sich ein prächtiger Wasserfall ins Thal hinunter, der Sıvlefos und Stalheimsfos, deren Wasser sich unten zu einem Strome vereinen, der das ganze Thal durchfliesst und bei Gudvangen ins Nxröfjord mündet. Dieser Strom bildet in der Tiefe abwechselnd kleine grüne Inseln, und sich wieder vereinigend braust er durch Felsblöcke und über Gestein dahin. Rechts, so wie man sich dem Stalheims-Berg nähert, sieht man schon von weitem einen enormen F elsenkegel in die Wolken hineimragen, und weiterhin en nackte, schwarze, steile Telswinde von schwindelnder Höhe; links gruppirt sich das Felsengebirge verschieden- artig, und ein zweiter Riesenkegel, der Jordalsnuten, erhebt hier von der 'Thalsole ab seinen Gipfel gen Him- mel. Vom Stalheims-Berg führt nun die Strasse an des- sen vorgeschobener schroffer Schulter in etwa 20 Win- dungen hinunter in das enge Thal hinein; diesen Zick- zackweg, der sich wie eine Schlange am re hinunter windet, übersieht man von oben mit einem Blicke; und wie man hinuntersteigt, kommen die Wasserfälle näher zu Gesichte; so wie der Weg sich wendet, hat man den einen vor sich, und verliert man ihn durch die Biegung der Strasse aus den Augen, so kommt gleich der andere wieder in Sicht. 114 Nerödal. Ich wurde von dem Anblick des Ganzen in stum- mes Staunen versetzt, und konnte nur mir selbst ge- stehen, dass keine Anstrengung und Entbehrung zu gross wäre, diesen Anblick zu erlangen; dass derselbe eine Reise um die Welt werth sei! Man muss indess zuerst von der Stalheim-Seite, von der Höhe her hineinkommen; es ist gerade der erste überwältigende Eindruck, den das ganze wunder- bare Bild auf Einen macht, der demselben den unaus- sprechlichen Zauber verleiht. Wer zuerst von Gudvangen ins Narödal emtritt, und so das Thal zum Stalheimsberget hinauf reist, der verliert diesen ersten imposanten Moment, und obwohl er sich beim Austritt umschauen kann, so ist doch der überwältigende erste Anblick des Ganzen auf einmal, so wie von oben in die Tiefe hinunter, nicht mehr zu ersetzen. Alle meine Mühen und Entbehrungen auf der Fahrt, alle meine Leiden durch Nässe und Kälte waren in Vergessenheit begraben und überreichlich belohnt! Unten führt der Weg über eine-Brücke, die über den Stalheimsfos-Strom, bevor er sich mit den Wassern des Sivlefos vereinigt, erbaut ist, der Seite des 'Thals ent- lang, und auf dem ganzen Wege bis Gudvangen be- wundert man das ir ee dieses tiefen Thals, das von riesigen Felswänden und Felsgebirgen einge- schlossen ist, der Gipfel 3000 bis 4000 Fuss a reichen. Wir langten gegen halb 5 Uhr p.m. m Gudvangen, am Ende dieses wunderbaren Nxrödals und am Anfange des Nieröfjords gelegen, an. Das N: vröfjor d ist eine (sabel des Aurlandst; jords, und beide sind ein Arm und folglich ein Theil des grossen Sognefjords. Wir hiel- ten im Stationshause ein vorzügliches Middagsmad, nach welchem die Reisegesellschaft, aus Engländern bestehend, sich bald zur Ruhe legte. Ich machte zunächst noch einen längern Spaziergang (das Ufer des Naeröfjords hin- unter, um mir noch am Tage dieses wunderbare Fjord zu besehen, welches eine Fortsetzung des Naerödals ist, Dr Sogne Fjord. 115 mit dem einzigen Unterschiede, dass hier das Meer die Stelle des Elv’s einnimmt und an den Seiten weniger Raum lässt; das Fjord trägt ganz denselben Character, wie das Thal, nur tobt kein Elv durch dasselbe, es führt keine Landstrasse hindurch, sondern nur ein schmaler Pfad, auch theils noch aus den Felsen gesprengt, führt der Klippe entlang; das Fjord verengt sich stellenweis und seine Riesenwände nähern ihre Ben Kein Laut dringt hier ein, kein Wind hebt die Wogen, kaum ein nensirahl berührt den Grund; die Natur erscheint hier wie verstummt! Ich kehrte gegen Abend zum Hötel zurück und setzte mich, um den Eindruck dieser Tag- reise, während er noch frisch im Geiste vor mir lag, niederzuschreiben; es wurde darüber nach 12 Uhr, als ich mich endlich in memen Kleidern niederlegte, um gegen 1 Uhr schon wieder aufzuspringen und mich reise- fertig zu machen zur Fahrt durch das magnifike und STosse Soene Fjord. Nach einem kurzen Gange durch das rabenschwarze Fjord bei Handlaternen, um 2 Uhr Nachts, stiegen wir in ein Ruderboot, das uns zum Dampfer brachte, der kurz zuvor hrekommen: in einiger Entfernung vor Anker lag und uns erwartete; glücklicher Weise regnete es bei dieser Gelegenheit nicht, sonst hätte diese Parthie bei pechfinsterer Nacht sehr unangenehm sein können. Der Dampfer Framnxs, von Bergen kommend, ein gutes und bequem eingerichtetes Schiff, fuhr Punkt halb drei Uhr ab, durch das tiefe schwarze Nieröfjord seinen Rück- weg suchend. Alles in der Kajüte hatte sich niederge- legt, nur ich Schlatloser konnte nicht Ruhe finden. Die Wunder der Natur trieben mich wieder auf Deck. Die Sterne funkelten theilweis in unsere Felsspalte herunter; der Ursus major stand gerade vor uns hoch am Himmels- zelt, der Polarıs war fat senkrecht über unserm Scheitel; Cassiopeia stand an der andern Seite hoch über unsern Köpfen, Perseus und Andromeda glänzten in ihrem 116 Lsrdalsören. hellsten Schimmer, und Capella, Wega, die Plejaden nebst Andern zeigten sich, sowie die schroffen Felsen eine Lücke darboten. Wie hätte ıch da an Schlaf denken können! Es herrschte unten im Fjord tiefe Stille und schwarzes Dunkel, welches das beengte Fjord noch enger erscheinen liess; man glaubte, es müsse unser Dampfer stets an eine Klippe laufen, die ein Felsenvorsprung ihm tückisch entgegen streckte, aber er wand geschickt seinen Weg durch alle Gefahren aus diesem dunkeln Laby- rinth heraus. Man sah wegen des klaren Sternen-Himmels deutlich die Umrisse der enormen Berg- und Felsmassen, von denen ein Gipfel sich an Höhe hervorthat, und über die andern Berge, 5000 Fuss hoch, himmelan zu streben schien. Auch passirt man hier den Keel Fos, der, obgleich nur eine geringe Wassermasse führend, wie ein Silberband erscheint und sich 2000 Fuss von den Felsen herunter wälzen soll; ich konnte im Dunkel der Nacht nur den Silberschein seiner schäumenden Wasser erkennen. Der Morgen ergraute bald, wır bogen aus dem Naröfjord ın das Aurlands Fjord ein, an dessen Ende die Station Aurland (auch Urland, Urlandsvangen geschrieben) liegt, die wir gegen halb 5 Uhr erreichten, und die wegen ihrer malerischen Lage ein hübsches Bild darstellt. Das Sogne- wie das Hardanger Fjord führt in seinen ver schiedenen Abtheilungen ver rachiedene Namen; wir steuerten nun aus dem Aurlands Fjord ın den Hauptarm desselben hinein, uns gen Osten wen- dend, und erreichten um halb 8 Uhr ER ER am nörd- lichen Ufer des Sogne gelegen, das mit dem segenühen liegenden Kirchdorfe und den zerstreut herumliegenden Wohnung en eine prächtige Bucht umgiebt, Am ble Bust genannt, "welche vom F} Jor :d hier gebildet wird. Um halb neun Uhr erreichten wir L&rdalsören, oft auch Lerdal genannt, den Endpunkt der Reise un- seres Dampfers und. .dieses-Arms des Sognefjords. Laerdalsören. 1:17 Dies ist der Knotenpunkt, den alle Touristen be- rühren, die nach und von Uhristiania, Bergen, dem Har- danger u. s. w. kommen und gehen. Unser Dampfer verblieb hier bis 2 Uhr p. m. was mir Zeit gab, das Thal Lardal 1 bis 2 Meilen hinauf zu gehen, durch welches die Strasse nach Christiania führt. Man kann auch eine Cariole nehmen und bequem zur ersten Station Blaaflaten und zurück oder noch weiter fahren, und man hat die Gebirge des grossen Fille Fjeld vor sich. Wer Zeit hat, sich etliche Tage, bis zur Rückkunft des Dampfers, in dieser Gegend han und die folgen- den Stationen hinter Den zu bereisen, ae Husum, Hog, Maristeun und Nysteun, der würde die Fahrt sehr lohnend finden, da man durch prachtvoll wilde Pässe das Plateau des Fille Fjeld erreicht, welches hier seinen Anfang nimmt, und von wo aus die Wasser sich südöstlich wenden. Zu N vsteun gibt es ein gutes Hötel, wo man die Nacht verweilen und am nächsten Tage nach Laerdal zurückkehren kann. Die Entfernung Bit Nysteun ist nicht ganz 6 norwegische oder circa 10 deutsche Meilen. Ich mache Me Anmerkung für Diejenigen, die iiberhaupt nicht die ganze Landreise bis Uhristiania machen, und doch einen Theil davon, jeden- falls einen der sten zu sehen wünschen. Da ich mit dem Dampfer heute noch weiter wollte, so be- gnügte ich mich mit einem langen Spaziergange das Lx&rdal hinauf. Ein breiter Elv wälzt seine blass- grünen krystallenen Wellen rasch dem Fjord zu, man kann fast jeden Rollstein auf seinem Grunde erkennen, und bei starken Fluthen führt dieser Strom viel Ab- lagerung von Steinen, Sand und Schlamm in das Fjord, odäteh Jetzt schon ein langes Delta in dasselbe vor- geschoben ist, woselbst sich einst die schönsten Wiesen befinden werden, und nach dieser Ablagerung (er ge- nannt), heisst der Ort Laerdalsören. Bei en em Ye dringen zeigt das Thal, welches sich stellenweis ziemlich stark erweitert, mehr Spuren von Bodenkultur. Ich spazierte bis in die Nähe von Blaaflaten, doch musste > 118 Sogne-Fjord. ich jetzt rasch umkehren, da unser Dampfer pünktlich abfahren wollte Er es denn auch um 2 Uhr seine Rückreise nach Bergen an. Wir passirten abermals das reizend gelegene Amble, und bekamen gegen halb 5 noch einen Blick ins düstere Aurlands-Fjord mit seinen Riesen-Felsen als schützendem Finfahrtsthor, das wir ın der frühen Morgenstunde verlassen hatten. Unsere Fahrt blieb nun bis Abend von der holden Sonne Strahlen be- günstigt, was uns die Ansichten des noblen und gross- artigen Sormefjords sehr verschönerte. Um 6 Uhr hielten wir bei der Station Sognedal an, am Ende des Norefjords, einem Ausläufer des Har- vage - Ude, höchst malerisch gelegen, und in das sich die Wasser des Sognedals Vand durch einen Elv ergiessen, welche wiederum von den Gletschern und enormen Schneelagern der nahe gelegenen Jostedals Breden gespeisst "werden; dieser Elv fliesst durch ein schönes, langes, bebautes und bewohntes Thal, in das man hin- ein sieht; ein geschmackvoll neu erbautes Kirchlein steht auf einer Anhöhe auf der andern Seite des Sognedals Elvs, und die ganze Landschaft gewährt ein reizendes Bild; dies war der nördlichste Punkt unserer Reise. Die Abende wurden jetzt schon bedeutend kälter, der August ging zu Ende, wir waren hier weit über dem 61. Grad nördlicher Breite, und da auch ein kalter Abendwind ins Fjord herein blies, so hüllte sich Alles ın warme Ueberkleider ein. Aus dem Norefjord ins Sognefjord zurückgekehrt, pas- sirten wir die Stationen Lekanger um 7'), U Dr Baholm 9 Uhr, Vik und Kl&vold 10 ‚Uhr und V N nach Mitternacht. Das Sognefjord bewährt auf dieser ganzen Strecke seinen Character des Wilden und Grossartigen, und ich beklagte einzig, dass die jetzt schon früher ein- tretende Dunkelheit mir nicht gestattete, das Ganze beim Sonnenlichte zu beschauen. In Adan Nacht und am frühen Morgen kamen wir an den Stationen Ladvik, Br&kke und "Sognefest vorbei, und hatten hier das Ende oder vielmehr den Anfang des grossen Sognefjords, hier schon Sogne-F'jord. & j 119 Sogne Söen (das Sogne Meer genannt) erreicht. Es hatte in der Nacht wieder stark geregnet, der Morgen heiterte sich indess auf und wir wi andten uns nun gen Siiden zwischen Gruppen von zahllosen Inseln a wovon die meisten, besonders dıe kleineren, aus starren unwirthbaren nackten Felsmassen bestehen, die sich ın allen erdenklichen Formen und Grössen hoch und nied- riger aus dem Meere empor heben. Fast die einzige Vegetation auf denselben ist Moos, Heidekraut mit röthlicher Blüthe, hie und da mit Farn- nebst andern Kräutern und etwas Strauchwerk unter- mischt. An günstigen Stellen, wo das Erdreich sich an- sammeln konnte, erscheinen lebhaft grüne Grasflächen, auch Bäume, Felder und Wohnungen, und wo immer eine hinreichende Dicke von vegetabilischer und Damm- Erde sich ım Laufe der Zeit gebildet, da säen sich Bäume und Gesträuch bald von selbst durch der Natur geheimnissvolle Wege. Es ist höchst interessant, durch dieses Meer von Tausenden von Inseln, die alle erdenk- liche Arten von Vorgebirgen, Baien, Buchten, Sunden und Becken bilden, hindurch zu fahren; man möchte auf jedeg aussteigen und ihre geologische Beschaffen- heit untersuchen. Das Meer dazwischen scheint überall von bedeutender Tiefe zu sein. Der Dampfer steuert unbesorgt durch jede Oeffnung und windet seinen Weg oft ganz nahe an den Klippen vorüber. Während ich bei dieser Durchfahrt in meinen Betrachtungen versunken da sass, erfasste mich, wie einem das wohl begegnet, ein Traumgedanke, der den unausgesprochenen Wunsch hervorrief, das Meer möge hier mal auf einige Stun- den ganz zurücktreten und unsern Dampfer sanft an die niedriegste Stelle hinunter setzen! Meine Fantasie malte ın dunklen Umrissen sich den Wunderanblick, den das gewähren müsste. Die Tausende von Felsen-Inseln würden nun plötzlich zu emer riesigen Höhe aufsteigen; sie würden uns ihre untermeerische Beschaffenheit ent- hüllen, uns ihre Wurzeln und Verbindung zeigen. Welch neue Wenden kämen da zum Vorschein! Welches noch 120 Küstenfahrt. unerforschte Thierreich würden wir an den Klippen unter Abhängen und zwischen Spalten erblicken, wo ‘ Brachiopoden und Bivalven ihre Ankerfäden befestigen, wo Meerspinnen und Crustaceen ihre dürren Beine aus- strecken, wo sich Echini, Seesterne und Gewürm herum-= bewegen, und ein endlos verschiedenes, gewiss zum Theil noch unerforschtes, Leben sich befindet! Was würde der Naturforscher nicht für solchen Anblick geben! Es war zwar nur der flüchtige Gedanke eines anziehenden Traums, von dem ich sofort wieder erwachte, erzeugt durch die Wunderwirkung der diese aufregende Reise begleitenden Eindrücke. In den Kinderjahren hat man zuweilen ähnliche goldene Träume, und sonderbar, man vergisst sie fast nie wieder! Um halb sieben Uhr waren wir bei der Station Endvik, in einer hübschen Bucht recht anmuthig und malerisch gelegen, und mit einem schmucken weissen Kirchlein geziert. Hier luden wir mehrere Kühe ein, die in einem grossen Ruderbote an den Dampfer ge- bracht, auf eme sehr praktische Art über Bord aufge-, hisst und mit eins in den untern Schiffsraum hinunter- gelassen wurden; sie erhielten eine starke Segeltuch- Trage unter den Bauch, die an beiden Seiten an starke Holzbarren befestigt war, welche wieder mit Tauen und Ringen versehen waren, die über dem hiücken zusammen trafen, wo dann einfach der eiserne Haken am Ende der Winde-Kette durchgesteckt und nun aufgewunden wurde. Die Thiere machten merkwürdig grosse Augen, wie sie so in der Luft schwebten, sie waren aber macht- los und mussten sich ohne weiteres geduldig fügen. Unsere nächste Station war Skjergehavn, wo wir gegen halb neun Uhr a. m. ankamen, uns also ziemlich verspätet hatten, da wir der Liste nach schon halb 7 Uhr hätten dort sein sollen. Mir war das schon recht, denn ich liebe das grosse meerische Element, zumal da der Dampfer nun auch etwas zu rollen anfing und es merken liess, dass wir hier der offnen See näher waren. Ich bedaure immer, wenn die Seereise zu Ende ist, und Bergen und Abreise von Norwegen. 127 man die reine frische Meeresluft mit der dunstigen Land-, Stadt- und Stubenluft wieder vertauschen muss. Viel- fach zwischen den Inseln sah man kleine Fischerboote, deren Insassen bemüht waren, dem Meere seine Schätze im Kleinen abzugewinnen. Etwa halb elf Uhr kamen wir zur letzten Station Alverstömmen. Schon für eine längere Strecke war die Inselgruppe, statt starre Moos- Eorleidete Felsen, grünes Hügelland geworden, auf denen Schafe und Pfer a en nd ensciihehl Wohnungen sichtbar wurden. Gegen 1 Uhr kam ich im Hötel Scandinavie zu Bergen "elicklich wieder an, nach einer Dampfschififahrt . von 35 Stunden, aller Kufanhalh ein- geschlossen, wovon der in Leerdalsören 6 Stunden be- trug, an den übrigen Stationen jedoch nicht länger dauerte als durchaus nöthig war, das Aus- und Einladen zu besorgen, was vielleicht 'J; bis 'J; Stunde erforderte. bergen und Abreise von Norwegen. Da wir bei unserm ersten Besuche schon mit Bergen bekannt geworden sind, so bleibt nur noch zu erwäh- nen, dass die äusserst ungünstige Witterung mir leider nicht erlaubte, mehr als einmal zum en auf See zu gehen, obschon ich in sofern ziemlich erfolgreich war, dass ich unter andern emige Arten (obwohl nur in einzelnen Exemplaren) erhielt, die zu den seltneren in Bergens Nähe gehören, und, worunter besonders Neera lamellosa, eine 5 yonsia noriwegica und etliche Pleurotoma zu en sind. Lima, Bruguiere. Die eigenthümliche Vertretung dieses interessanten Genus in den norwegischen Ss nd Fjords lässt mich hoffen, dass ein Kanzon Bericht über dasselbe den Mala- kologen Deutschlands nicht ganz unwillkommen sein möge, insbesondere von den mir unter Händen ge- kommenen Arten: 122 Lima. 1. Lima excavata, J. OÖ. Fabrieius. Hardanger Fjord. Diese unstreitig interessanteste Art scheint nicht allein auf Norwegen beschränkt zu sein, sondern sie kommt ım Norwegen hauptsächlich nur im Hardanger Fjord, und in diesem besonders in einer gewissen Loca- lität vor. Dies prachtvolle Fjord erstreckt sich zwischen Bergen und Stavanger auf etwa 253 deutsche Meilen in nördöstlicher Richtung vom Meere ins Land hinein, wendet sich dann auf etwa 2 Meilen in östlicher Rich- tung weiter und nimmt zuletzt ın seinem Haupt- Aus- läufer, dem Sör Fjord, auf fernere 5 Meilen eine süd- liche Wendung an. Kurz vor seiner Biegung von Nord- Ost nach Ost, also etwa 22 Meilen vom Meere und von hier etwas weiter ins Fjord hinauf, ist der Haupt-Wohn- sitz unserer interessanten Molluske. Das nordwestliche Ufer hierselbst wird von hohen schroffen Felswänden gebildet, wo kaum ein Fleckcehen zum Fussen zu finden ist; die südöstlichen Ufer sind ebenfalls starre Felsgebirge, indes weniger schroff und mit grünen Abflachungen abwechselnd. An dieser Stelle erreicht das Fjord die enorme Tiefe von circa 420 Faden, also gleich etwa 2500 Fuss, bei einer Breite von kaum , deutschen Meile. Wie abschüssig unter solchen Verhältnissen der Grund sein muss, lässt sich leicht ermessen; diese Abschüssigkeit ist indess nicht gleichmässig noch all- mälıch, eh zieht sich bald terrassenartig, bald in steilen untermeerischen Felswänden, in Vorsprüngen und unebenen Absätzen aller Formen bis zur untersten Tiefe hinab; das ganze Bett ist hier eine Feelsenschlucht, und in dieser befindet sich der Haupt-Wohnsitz unserer Lima excavata. Die Felswände scheint sie besonders zu lieben, und an diesen untermeerischen Felsbildungen in Tiefen von 100 bis 200 Faden sucht man sie mit der Schabe auf. Dass dies eine nicht ganz leichte Ar- beit ıst, mit grosser Vorsicht geschehen muss, dass sie bei windiger Witter ung höchst sc ‚hwier ig und ee werden kann, dass man, wie es auch mir erging, seine Schabe mal an den tiefen scharfen Felsblöcken verlieren kann, Lima. 123 alles dies ist leicht erklärlich. Nach dem Verlust meiner kleinen englischen Schabe bediente ich mich einer leichtern norwegischen mit besonderem Erfolge auf der Jagd un- serer Mollunke, Beide Schaben sind zu Anfang dieses Buchs beschrieben. Das Thier der Lima excavata hat eine lebhafte ins Orange spielende röthliche Farbe, die durch die Schalen stark durchscheint, wenn man sie aus dem Wasser zieht, besonders schön erglänzen die jüngern Thiere durch ihre semitransparenten weissen Schalen. Das Thier füllt die Schalen etwa zu zwei Dritteln aus, mehr oder weniger, je nachdem der Bau der Schalen mit dem Wachsthum der Thiere gleichmässig vorge- schritten ist. Der Fuss ist äusserst zart, hat nebst dem Körper etwas mehr rosa Schein als die Farbe des Man- tels, die stärker ins Orange spielt. Das Thier ist leb- haft, öffnet seine Schalen und klappt sie ärgerlich zu, bringt man den Finger oder sonst etwas dazwischen. Ich pflegte die Gefangenen in ein Netz zu thun und über Bord zu hängen, so dass ich sie lebend mit nach Hause brachte; doch aus ihrem Elemente entfernt, leben sıe nicht Da die nähere Beschreibung des Thiers und seiner en von Andern geliefert ee so ist es überflüssig, hier weiter darauf einzugchen. Ich bemerke noch, dass sie auch, nach Asbjörnsen, an den Ufern der Bergener Buchten und benachbarten Meeresbecken ge- funden worden ıst, ım Tiefen von 120 bis 300 Faden; dass eine todte (semifossile) halbe Schale in Dröbaks Tiefen und desgleichen in Haahausdybet im Christiania- Fjord gefunden wurden, und dass auch Jeffreys sie als fossil aus letzterm Fjord anführt. Durch ausdauernde Anstrengungen gelang es mir, eine ziemlich starke Anzahl davon im Hardanger Fjord zu erlangen, und unter denselben befinden sich Exem- plare von ausserordentlicher Grösse, wie ich sie weder in Norwegen, England, noch anderswo gesehen habe. Das grösste habe ich im Senckenbergischen Museum deponirt, dasselbe misst: Länge vom Apex zur Basis = 124 Lima. 128 mm., Breite = 99 mm. Dicke = 66 mm., grösste Cireumferenz = 250 mm. 2. Lima hians, Gm]. Bergen. Diese Art ist seltener im Christiania- und Har- danger Fjord, als in den Baien und Meeresbecken in der Nähe und besonders nördlich von Bergen, wo sie sich in Tiefen von 10 bis 40 Faden auf steiniretn (Grunde zwischen todten Schalen- und Muschela-Bruch gern auf- hält. Sie hat das Eigenthümliche, sich. ein Nest zu bauen von kleinen Steinchen, zerbrochenen Muschel- Schalen, grobem Sande und dergleichen, und fast Alle, die ich in letztgenannter Localität erhielt, hatten ihr Nest in den halben grossen Mytilus modiolus-Schalen ge- macht, die in der Gesend i in so ausserordentlicher Grösse vorkommen; sowie einzeln auch in den grössten (yprina islandica -Schalen. Erlangt man diese todten halben Schalen unter anderm Stein- und Sand-Gruss nebst Muschelbruch, so vermuthet man, dass sie mit Schmutz und Abfall gefüllt sind, bis man anfängt, den vermeint- lichen Gruss loszukratzen; man findet alsdann bald, dass er zusammengeleimt ist, und entdeckt beim Auf- brechen ein förmliches hübsches länglichrundes Nest, im Innern ähnlich wie eine sich verpuppende Raupe es be- reitet, mit Byssusfäden durchwoben und befestigt; auch Endet man solche Nester zwischen den Wurzeln von Seegewächsen. Ich fand jedoch kein Nest, das mehr als eine einzige Lima hians enthielt, unter 24 Stück, die ich an einem Nachmittage in zwei Zügen an einer gewissen Stelle nordwestlich von Bergen erhielt, und kann desshalb auch nicht behaupten, ob es in jenen Localitäten Nester giebt, die mehr als einen Einwohner enthalten. Leider kam ich in Bergen während meines Aufenthalts daselbst wegen der sehr ungünstigen Witter- ungsverhältnisse nur einmal zum Schaben, sonst hätte ich ohne Zweifel eine grössere Anzahl davon erlangt. Das Thier ist eins der interessantesten und schönsten Mollusken, die es gibt. Aehnlich der Lima excavata ist seine Farbe orangeroth, indess noch lebhafter als Lima. 125 jene, der Leib des T'hiers ist mehr carminroth, während Mantel und Fühlarme (tentacula) mehr ins Orangeroth spielen. Im Gegensatz zur excavata ist das Thier von hians für seine Schalen viel zu gross, was es auch ver- anlassen mag, sich ein Nest zu bauen, indem es sich so mit seinen zahllosen zarten Fühlern oder Fang- armen behaglicher fühlt, und gegen Urustaceen und Fische geschützter ist, als im freien Meere. Das Nest Een gross genug für das Thier, um sich bequem darin A zu können, und ine Zweifel ist es so construirt, dass es einen freien Durchzug des Meer- wassers gestattet. — Wie ich sie aus ihren Nestern her- vorzog und in ein Glas mit Seewasser legte, erschienen sie äusserst unruhig und unbehaglich, ihre Hunderte von feurig orangerothen Fangarmen. waren in beständiger Bewegung, und von Zeit zu Zeit schlugen sie sich ge- waltsam zusammen, als wollten sie einen a nten F lug machen, so dass das Wasser in meinem kleinen Glase aufwallte; sie ermüdeten indess bald und schienen sich in ihr Schicksal zu ergeben. Sie haben einen eigen- thümlichen, etwas scharfen Geruch, dem der Lohe eini- germassen ähnlich, den ich indess nicht so erschreck- lich unangenehm fand, als es in andern Büchern wohl beschrieben ist; ich kann sagen, dass er mich kaum unangenehm berührte, obschon der Geruch einer meiner schärfsten Sinne ist, doch auch hierin richtet sich wohl Alles nach Geschmack und Idee. Die Schalen sind stets weiss, bräunen sich indess mit dem Alter und klaffen ziemlich bedeutend an beiden Seiten. Die von mir bei Bergen gefangenen Exemplare sind durchschnittlich etwas ner 25 de mir bekannten englischen oder vielmehr schottischen und irischen Borneh, 3. Lima Loscombü, G. B. Sowerby. Christianiafjord. Ist in vieler Beziehung der letzterwähnten sehr ähnlich, sowohl das Thier wie auch die Schalen, nur sind letztere kleiner und klaffen nicht an beiden Seiten, wie die der Lima hians, ein untrügliches Unterschei- dungsmerkmal auch bei jüngeren Exemplaren. Das Thier 126 Lima. ist wieder ähnlich von Farbe, wie Lima hians, nur sind die Fühler unregelmässiger in Länge und Einreihung, sowie verhältnissmässig etwas dieker. Die wenigen, die ich hiervon im Ü hristianiafjor d erlangte, waren Ba ohne Behausung oder Nest, obgleich sie dh Einigen auch wohl in Nestern gefunden worden sind; dieses mag vom Grunde abhängen, auf dem sie leben; auf Schlamm- erund können sie dich eingraben und>»sich auf diese Art gegen ihre Feinde schützen; auf felsiıgem Grunde haben sie sich den nöthigen Sahtz selbst zu suchen und zu schaffen. In den "Fiords kommt sie häufiger vor, je näher man dem offenen Meere ist; an den Selen, wo ich schabte, erlangte ich nur ganz einzelne Exemplare davon. 4. Lima subauriculata, Montagu. Uhristianiatjord. Das Thier dieser Kleinen Bivalve ist weisslich-gelb- lich oder blass eitronenfarbig, so wie es auch etwa "drei Dutzend weisse Fühler (tentacula) von verschiedener Länge hat. Die Schalen sind subaquilateral, sehr convex, dünn und stark semitransparent; sie unterscheidet sich von der folgenden durch eine verhältnissmässig stärkere Run- dung und durchgängig mehr convexe Gestalt, ausser dass sie viel kleiner ist als die elliptica und kürzere Ohren hat. Sie kommt in mässigen Tiefen mehr im untern Fjord vor, als an den von mir durchsuchten Stellen, hauptsächlich auf Sand und kieseligem Grunde. Ich erhielt keine von dieser Art. 5. Lima elliptica, Jeftreys Die Farbe des Thiers ist sehr blass aprikosen-gelb- lich, mit sehr blassen, gegen die Spitze hin aprikosen- farbigen Fühlern. Die Schalen, wie ihre Benennung besagt, sind elliptisch oder oval, convex und subaqui- lateral. Die Muschel ist grösser, als die vorerwähnte, und unterscheidet sich von derselben durch ihre breiter elliptische, aber verhältnissmässig minder convexe Ge- stalt. Sie ıst von Sars, Malm und: Ändern an Norwegens Küsten südlich von Bergen gefangen worden. Es- ist nicht bekannt, dass die zwei letzten Arten Nestbauer üü Lima, 127 sind, und an den Stellen, wo ich schabte, kam diese letzte Art selten vor, wenigstens war ich nicht so glück- lich, viele davon zu fangen. Asbjörnsen führt in seinem Register Lima suleulus, To auf, ohne der Synonyme zu gedenken; es fehlt mir an der nöthigen Literatur, um nachsehen zu können, ob dieselbe mit unserer Lima elliptica, Jeftreys identisch ist; Absjörnsen sagt von seiner Lima suleulus, dass sie im Christianiafjord selten vor- kommt. Lima Sarsii, Loven. Das Thier dieser seltenen Molluske ist milchweiss und hat eine mässige Anzahl etwas dicker Fühler; es ist die kleinste der Norweger Lima’s; die Schalen sind Jedoch verhältnissmässig stärker und fester, als die der zwei letzten Arten, ae: sie ın (restalt am nächsten kommt, nur ist sie kürzer und breiter, also mehr oval- rund als dieselben. Ich ‚habe diese Art nicht gefangen, und obschon sie nach Sars in der Nähe von ‚Bergen vorkommt, so scheint sie doch mehr eine nordische Form zu sein, Ardein sie nach Jefireys von Lilljeborg bei Christiansund, und von Dr. Danielssen bei Vadsö ge- gefangen worden ist. Die drei erstangeführten sind die schrägen und die drei letzten- die elliptischen Formen dieses Genus, soweit dasselbe als in Norwegen vorkommend bekannt ist. Da bei windigem Wetter die Arbeit in einem kleinen Boote unmöglich wird, und es bei der vorgerückten Jahreszeit unzweckmässig erschien, auf gut Wetter noch länger zu warten, so entschloss ich mich mit dem am 6. September abfahrenden Dampfer Jupiter nach Ham- burg und von da nach Frankfurt a.M. zu gehen, um meine marinen Schätze dem Geschäftsführer der deut- schen malacozoologischen Gesellschaft vorzulegen. Bevor ich mich von Bergen trenne, kann ich dem Herzensdrange nicht widerstehen, allen Familien, die mich so gastfrei und liebreich aufgenommen, hiermit auch öffentlich 128 Bergen und Abreise von Norwegen. meinen Dank auszusprechen, und Allen nochmal ein herzliches Lebewohl, begleitet von meinen besten Wün- schen für sie und ihr schönes Vaterland, zuzurufen, wo- bei ich die Hoffnung nicht unterdrücken kann, dass ich Norwegen und besonders Bergen noch einmal wieder- sehen möge. Mein Gepäck war zu 19 Stück angewachsen. Ich musste den grössten Theil schon am Abend vor der Abreise an Bord schaften, und am folgenden Morgen halb sieben Uhr folgte ch mit dem Be nach. Die Abfahrtstunde sollte um 7. a. m. stattfinden, es wurde je- doch 7°a bevor wir die Anker gelichtet hakten. Vom herrlichsten Sonnenschein begleitet, verliessen wir den Hafen. Wir steuerten zuerst gen Westen, bogen aber bald südlich um das Vorgebirge Koarven Da und verloren so das liebe alte Bergen aus dem Gesichte. Unser Dampfer war eins der Schifie der neuen Bergener (oder Drontheim-Bergener) Dampfschitifahrt- Gesellschaft, die allwöchentlich ein Dampfboot nach Hamburg expedirt, sowie von da zurück bis nach Ham- merfest und Vadsö, und zwar bei Christiansand und an allen Hauptstationen der ganzen Westküste vor- sprechend. Diese Dampfschiffe kann ich Allen, die Nor- wegen von Deutschland aus zu besuchen gedenken, sehr anemipfehlen;; es ıst die kürzeste -und billigste Route, und insbesondere Denen zu empfehlen, die die Wehr küste und den hohen Norden zu besuchen wünschen. Wie ich höre, kann man in Hamburg ein Sommer-Re- tourbillet bekommen, wonach man die Wahl hat, an jeder zwischenliegenden Station auszusteigen, sich so lange alsman es wünsce ‚ht aufzuhalten, und irgend eins der Dampf- schiffe der Gesellschaft zur spätern Weiterfahrt und Rückkehr zu benutzen; selbst diejenigen, die zuerst Christiania zu besuchen wünschen, können zweckmässigst diese Schiffe benutzen, indem sie ın Christiansand aus- steigen und von hier einen der norwegischen Küsten- Dampfer oder der englischen, wenn es passt, nach Christi- ania besteigen, und sie können diese Drontheim-Bergner Abreise von Norwegen. 129 Dampfer alsdann an irgend einem Hafenplatze zwischen Christiansand und der ganzen West- und Nordküste wieder antreffen. Man kann auch von Lübeck und Stettin per Dampfer nach Copenhagen gehen und von da nach Christiania, was Diejenigen, die Copenhagen zu sehen wünschen, thun würden; wodurch aber die Reise etwas verlängert und vertheuert wird. Unser Dampfer Jupiter hatte eine sehr angenehme und bequeme Kinrichtung, indem der Haupt-Salon nicht durch Kojen und Schlaf- stellen an den Seiten desselben beengt war, sondern die ganze hintere Breite des Schifis einnahm, auch hat er ein separates Rauchzimmer, und wie selbstverständlich Damen-Kajüte. Dabei hat er eine bedeutende Deck- länge, die allein den Passagieren der ersten Kajüte einen ununterbrochenen Spaziergang von 48 Schritten auf ge- rader Flur gestattet. Die Schlafstelllen sind unter dem Haupt-Salon an- gebracht, was freilich den Aufenthalt daselbst nicht ganz so angenehm macht, wegen der minder vollständigen Ventilation, dagegen ist die Schwankung im untern kaume geringer als oben. Ich bettete mich meistens auf eims der Sofas ım obern Salon. Wir steuerten jetzt wieder zwischen den malerischen Inselgruppen hindurch, sahen um halb elf Uhr zum letzten Mal die Gebirge des Hardanger mit dem Schneescheitel des Folgefond im Hintergrunde, und verfolgten dann bis Christiansand so ziemlich dieselbe Route, die wir mit dem Stavanger auf der Reise nach Bergen gekommen waren, jedoch mit dem Unterschiede, dass wir die Stellen, an denen wir auf der Herreise zur Nachtzeit vorbei kamen, nun am Tage passirten, und vice-versa, was dieser Reise ein neues, Interesse verlieh. Um 1 Uhr sprachen wir bei Lervik, unserer ersten Station, auf der grossen und schönen Insel Stordö vor, ein Kirchdorf in einer geschützten anmuthigen Bai malerisch gelegen. Gegen 4 Uhr p. m. langten wir in dem bedeutendern Orte Haugesund an, wo vieles aus- geladen wurde, und mehrere Passagiere an Bord kamen. 9 130 Abreise von Norwegen. Um halb 8 Uhr erreichten wir Stavanger nach einer nahezu 12stündigen Fahrt von Bergen, und hatten da- selbst einen 4stündigen Aufenthalt; darauf gings etwas nach Mitternacht wieder in See; der Mond, im letzten Viertel, war aufgegangen und die Sterne funkelten im Diamantenglanz. Es war ziemlich windig und zwar leider wieder südlicher conträrer Wind. Wir passirten jetzt die lange, nicht besonders interessante Strecke Flach- land Jederen, und sahen gegen 6 Uhr. a. m. den Leucht- thurm Ekerö Fyr. Wir liefen bald darauf in den Ekersund ein, zum Oertchen gleichen Namens, dessen wir auf der Herkense ausführlicher gedacht haben; unser Dampfer war indess nicht durch den Sund hier der Insel hereingekommen, wo der Stavanger hindurchlief, sondern hatte die Insel von Aussen an der Seeseite um- schifft; wir kehrten also nach abgemachten Geschäften denselben Weg aus dem Sunde zurück, und waren als- bald wieder in See, um nun den starren nackten Fels- gebirgen entlang zu steuern, die wir auf der Herreise, vom Suden ran in so prächtiger Beleuchtung von grösse- rer Entfernung aus zuerst gesehen hatten: auch die interessirten ae ihre wilden Umrisse und ihr unwirth- barer Anblick in der unendlichen Verschiedenheit ihrer wunderbaren Formen, obschon ihre Beleuchtung jetzt nichts Ungewöhnliches hatte; von dieser hängt vieles ab bei schönen Naturscenen. Was wir bei einer hellen Atmosphäre bewundern, was uns bei einer prachtvollen nordischen Abend- oder Morgenbeleuchtung in Staunen versetzt, das beachten wir wenig bei ih oder regne- rischer Witterung. Um halb 11 Uhr erreichten wir Flekkefjord, die- sen paradiesisch gelegenen, belebten Fischerort von ziem- licher Bedeutung am Ende des Fjords gleichen Namens. Von hier ab bakaıen wir einen uner ansehen Witte- rungswechsel; der Wind hatte, seit wir von Lervik ab die offene See erreicht, ununterbrochen ın einer stram- men Brise geweht, jetzt fing er an, aus vollen Backen zu blasen; es wurde schwarz am südlichen Horizont Abreise von Norwegen. 131 und die Wolken brachen sich über uns in Strömen; es war ein kleiner Sturm, so dass wir unser Mittagsmahl in der Kajüte nicht emnehmen konnten, sondern damit warten mussten, bis wir gegen 5 Uhr Farsund, einen Hafenplatz von ca. 2000 Einwohnern, erreicht hatten. Hier veranlasste das arge Wetter einen Landsmann, der bis Christiansand mitzufahren gedachte, uns zu ver- lassen; ich konnte ihn nicht überreden, zu bleiben, und es verdross mich, dass er als Deutscher irgend eine kleinliche Furcht hegen sollte. Nachdem wir Farsund verlassen und die offene See wieder erreicht hatten, fing das starke Rollen und Schaukeln unsers Dampfers von Neuem an; wir näherten uns der südlichsten Spitze des Festlandes von Norwegen, Lindesnes genannt, und steuerten nun wieder östlich. An diesem äussersten Vorgebirge (auch Lindnx»s, Lin- desnz®s geschrieben), stürmt es, wenn überhaupt Wind existirt, in der Regel am heftigsten; ein Leuchtthurm, Lindn&s Fyr, bezeichnet die südlichste Spitze. Unsere nächste Station war Mandal, oder vielmehr dessen Hafen Kleven, wo wir gegen 5 Uhr ankamen, um ihn nach kurzem Aufenthalte wieder zu verlassen. Das Wetter blieb ungünstig, und da wir vorm Dunkel- werden Christiansand el erreichen konnten, so legten wir uns um 7 Uhr ın einem kleinen natürlichen Hafen, Tregde benannt, deren es ähnliche um Norwegen herum viele gibt, vor Anker, um Tlagesanbruch abzuwarten, und alsdann unsere Fahrt fortzusetzen; eine sehr weise Maass- regel des Uapitäns, die nur zu loben war. Beim ersten Ergrauen des Tags verliessen wir unsern Ankerplatz und kamen um 6 Uhr schon ım Hafen von Christian- sand an. Hier gesellte sich kurz nachher auch der alte Albion zu uns, mit dem ich vor 11 Wochen von London her- gesegelt war; er kam jetzt von Uhristiania, auf seiner mai et England begriffen, und ie er, nach Einnahme einiger Passagiere, Pferde u. s. w., auch als- bald weiter steuerte. Kurz nach ihm langte auch der 132 Abreise von Norwegen. Postdampfer Moss, auf den unser Capitän wartete, von Christiania hier an, und nachdem das Postgepäck für Hamburg übergeladen war, steuerte auch unser Jupiter gegen 9 Uhr a. m. aus dem Hafen von Christiansand gen Süden, womit ich dem lieben Norwegen, wo ich über zehn höchst interessante Wochen verlebt hatte, nun mein letztes Lebewohl sagen musste. Um 10 Uhr ver- loren wir den hohen Oxö Fyr, den auf der Felseninsel Oxö vor der Einfahrt zum Christiansander Hafen ge- legenen wichtigen Leuchtthurm, ausser Augen; auf die- ser kleinen Insel befindet sich gleichfalls ein Telegraph, der durch untermeerisches Kabel mit Uhristiansand correspondirt, so dass Alles, was von dem hohen Thurme aus auf dem Meere bemerkt wird, sofort nach Christian- sand, nach Christiania u. s. w. berichtet werden kann. Ich hatte jetzt vom schönen, grossartigen, mit Natur- wundern so reich ausgestatteten Norwegen, wo ich so interessante und angenehme Tage verlebt hatte, jeden- falls auf längere Zeit, vielleicht auf immer Abschied genommen; aber unverlöschlich bleiben die Eindrücke, die dies wunderbare Land mit seinem biedern, herzlichen und gastfreien Volke auf mich gemacht hat, und die den lebhaften Wunsch stets in mir rege erhalten werden, dies interessante Land noch einmal wieder sehen zu können. Unsere Weiterreise nach Hamburg ging ohne spe- cielle Vorfälle von Statten. Der Morgen war etwas nebelig angebrochen, das Wetter heiterte sich indess bei unserem Abschiede von Skandinaviens Gestaden auf, der Nebel verzog sich, die Wolken zertheilten sich, und gegen Abend war der Himmel klar und heiter; in der Nacht aber wurde es wiederum stürmisch, und der Wind blies den ganzen folgenden Tag stark aus Südost, also uns wieder ganz entgegen, wodurch unsere Fahrt sehr verzögert wurde; auch konnte man nicht auf Deck sein, ohne beständig mit Salzwasser überschüttet zu werden, denn die sich gegen unser Schiff brechenden Wogen stürzten sich beständig in dichten Regenschauern über Deck. Abreise von Norwegen. L93 Gegen Abend passirten wir Heleoland, alsdann die Seesen Leuchtschiffe der Aussen-Elbe, wo wir unsern ersten Lootsen bekamen, und legten uns nach 10 Uhr etwas hinter Cuxhaven vor Anker, um mit der nächsten Fluth (die Elbe ist bei Ebbe für grössere Schiffe nieht fahrbar) unsere Reise fortzusetzen. Am frühen Morgen wurden die Anker gelichtet, und wir legten nun die interessante letzte Strecke auf der Elbe bis Hamburg zurück, wo wir nach 11 Uhr emtrafen, und hatte folelich a ganze Reise von Bergen bis Ham- burg 4'); Tage und Fi Nächte gedauert. Mel traf am Bord des Jupiter s sehr interessante Norweger Gesell- schaft, meistens Herren von Bergen, wir unterhielten uns aufs Beste, und kürzten die Abendstunden durch eine Partie Whist u. s. w.; auch war der Capitän, ein Norweger, ein sehr loyaler und freundlicher Mann, der seinen Passagieren alle möglichen Freiheiten gestattete; Kost und Bewir thung‘, wie auf allen Norweger Dampfern, waren nicht minder vorzüglich. Meine Taue, Schaben u. s. w. in Hamburg zurück- lassend, setzte ich meine Reise nach Frankfurt a. M. den 12. Septbr. Abends 7 Uhr fort, kam daselbst am folgenden Morgen gegen 10 Uhr an, hatte nun das vorläufige Ziel meiner Reise erreicht und schliesse hiermit den Ber icht über meine erste norweger Unternehmung mit der Hoffnung, dass es nicht auch die letzte sem möge; denn dieses Land mit seinen Fels-Gestaden, seinen tiefen Fjords und aus- sedehnten Meeres-Küsten birgt unendliche marine Schätze. Ich konnte von demselben nur die südliche Hälfte einiger- massen, ja nur sehr schwach durchnehmen. Die Kräfte eines Einzelnen reichen bei solehen Unternehmungen nicht weit, und wenn ich dennoch in mancher Beziehung Wichtiges erzielt habe, was muss nicht zu erlangen sein, wenn die Expedition von zwei Personen, und zwar mit hinreichenden Mitteln versehen, oder von der Regierung durch einen Dampfer oder sonst wie unterstützt, ausge- führt werden kann. Meine Operationen erstreckten sich kaum bis zum 61. Grad n. Br. und darüber hinaus liegen, 134 Abreise von Norwegen. noch 10 Grade der wichtigsten Meeresküste, ein unend- liches Feld für die marine Zoologie. Dieses einiger- massen durchzuarbeiten, wäre ein Unternehmen von Anfang 3 Mitte Mai bis- Ende August, welches ich mit meinen soweit gemachten Erfahrungen gern unterstützte, wenn es von einflussreicher Seite angeregt würde, Lex der war es mir nicht vergönnt, in en Zweigen der marinen Zoologie mehr leisten zu können, und ich musste mich hauptsächlich auf Mollusken beschränken. Meine Kräfte, Mittel und Zeit reichten nicht hin, meine Wünsche in jeder Beziehung befriedigen zu können: auch waren mir die Witterungsverhältnisse diesmal sehr entgegen. Im Mai und Juni hatte in Norwegen das schönste Som- mer-Wetter geherrscht, ja es war bei klarem und ruhi- gem Himmel so trocken gewesen, dass die Vegetation zu verdörren anfing und man sich nach Regen sehnte. Die zwei Haupt- Monate meiner Operationen, der Juli und August, waren das Gegentheil vom obigen gewesen, ich habe gegen Sturm und "Nässe kämpfen müssen, und konnte auch desshalb nicht das ausrichten, was zu be- schaffen mir bei ruhigem Wetter wohl möglich gewesen wäre. Dennoch darf ich hoffen, dass der Ausall unter Berücksichtigung aller Umstände einigermassen glänzend genannt werden kann, so dass auch Diejenigen, die sich an dem Erfolge betheiliet haben, mit demselben zu- frieden gestellt Sind, und sollte eine Zee Unternehmung nach demselben Lande ins Werk gesetzt werden, so zweifle ich nicht, dass das Resultat noch ausgedehnter werden wird. Ich würde dazu anrathen, schon im Mai damit zu beginnen, und sich der günstigen Witterung, von der so vieles abhängt, zu versichern, die in Norwegen meistens auf mehrere Monate, früher oder später, zwischem April und October, eintritt. Dieses Jahr hat, wie mir dort ver- sichert wurde, eine Ausnahme gemacht, indem es von Anfang Juli bis Mitte September viel regnerischer und stürmischer war, als gewöhnlich der Fall ıst. Im den Fjords halten sich ebenfalls Echini, Seesterne, Spa- tange und Andere auf, ja es finden sich in denselben Touren durch Norwegen. 135 einige recht seltene; aber die Haupt-Auswahl davon scheint mir näher dem Meere zu und besonders zwischen den Inseln sich vorzufinden. In Bergen kam ich jedoch leider nur einmal zum Schaben, denn aus den vier Tagen memes letzten Besuchs daselbst waren drei reg- nerisch oder stürmisch. Gern machte ich desshalb die- selben Stellen und andere in diesem, an mariner Zoo- logie so reichen Lande bei ruhiger Witterung noch- mal durch, um zu sehen, was sich unter günstigen Umständen: ausrichten liesse. Touren durch Norwegen. Für Diejenigen, die sich noch anderweitig ın Nor- wegen umzusehen beabsichtigen, sowie auch für die spe- en Freunde von Den vorzugsweise, lasse ich jetzt in den nachstehenden Zeilen die Haupt- und ın- teressantesten Touren ım Inlande folgen. Dieselben sind hauptsächlich Landreisen oder mit kurzen Seefahrten verbunden. Ich habe bereits erwähnt, dass die Cariole die übliche Beförderungsweise der Reisenden über Land ist; ausserdem werden alle Inland-Seen zum Reisen mit Dampfschiffen benutzt, und wo der Verkehr für Dampfer zu geringe ist, da reist man auf den kleinern Seen, so- wie auf den innern Fjords auch per Ruderboot. Für die Cariolen- sowie Boot-Reisen sind in Norwegen Post- Stationen zu festen Taxen eingerichtet, und gibt man dem Ska ydsgut (dem Postknaben) oder den Ruderern ausserdem ein mässiges Trinkgeld, je nach Umständen von 4,6,12 bis 18 skilling, bei lang en Touren und mehreren Bender auch wohl 24 sk. oder 1 Mark. Man trägt seinen Namen und Bestimmungsort in das Skydsbog oder Dagbog ein, wonach man frägt, wenn es einem nicht vorgelegt wird, und bestellt alsdann die Anzahl Cariolen und Heste, die man wünscht. Das norweger Geld ist bequem und einfach, die Einheit ist‘ der Spezies-Thaler (Daler), der einen unge- 136 Touren durch Norwegen. fähren Werth von nicht ganz 1’, Thaler Pr.-Ot. hat; dieser Specie-Daler theilt sich in 5 Mark, zu 24 Skilling jede, also die Mark ist gleich ungefähr 8"); bis 9 Groschen ı preussisch, und der Skilling wäre demnach gleich etwa 4 & 4'; Pfennig preussisch. Es kursiren hauptsächlich 10, 5 und 1 Specie- -Daler-Banknoten. Es gibt auch Silber- Daler-Stücke, doch sieht man sie selten. Hiernach ist die Mark und halbe Mark das häufigste Silberstück und als Scheidemünze gibt es m Silber hauptsächlich 4, 3 und 2 Skilline-Stücke, und in Kupfer 1 und "; Skilling. Man versieht sich am Besten mit etlichen 10 und 5 Daler-Noten, dann einem guten Vorrath von 1 Specie-Daler-Noten, und einem entsprechenden Vor- rath von Mark und Scheidemünze; diese zwei letztern Sorten darf man sich nicht ausgehen lassen, da man auf den ärmeren Stationen nicht immer starken Vorrath davon findet, man bezahle deshalb nicht seine letzten Marken und Schillinge fort, sondern gebe 1 Species und lasse sich herausgeben; auch ist darauf zu achten, dass man die 5 und besonders die 10 Species-Noten immer in den grössern Städten wechselt, bevor der Vor- rath von 1 Species-Noten zu Ende geht. Die sehr respectabeln Norweger Banken in Chri- stiania und Bergen bedienten mich im Punkte des Geld- wechselns auf ehrenhafte Weise, und kann man sich daselbst einen Vorrath von allen Sorten Norweger Geldes einlegen. Ich habe bereits bemerkt, dass die norwegische Meile gleich etwa 7 englischen und folglich oleich un- sefähr 1°, deutschen Postmeilen ist; der Satz für Pferd und Cariole ist 1 Mark 19 skilling für eine Norweger Meile im Inlande, und zwar auf allen prompt einge- richteten Skyds- Stalronen: desgleichen für em Aruderiges Boot und Segel mit 2 Ruderern 2 Mark 8 sk. Für em 6ruderiges ditto und 3 Ruderern 3 Mark 12 sk., und für ein Sruderiges ditto mit 4 Leuten 4 Mark 16 sk. per Norweger Seemeile, gleich ungefähr einer deutschen Postmeile, Touren durch Norwegen. 137 Da bei Bootreisen nach Grösse des Boots und An- zahl der Ruderer und nicht nach Anzahl der Reisenden gezahlt wird, so kosten diese Touren ein kaum Nennens- werthes, wenn sich 2, 5 oder 4 Reisegesellschafter zu- sammenfinden. Auf allen Routen, wo sich feste Skyds-Stationen vorfinden, und dies ist überall auf den frequentirten Landstrassen der Fall, werden vom Stationsmeister laut Vorschrift gewöhnlich 8 Pferde gehalten; aber auf den wenig frequentirten Roüten sind die Bauern in der Nähe der Stationen angewiesen, abwechselnd die Pferde zu stellen, wenn sie von Reisenden verlangt werden; hier- durch wird häufig viel Aufenthalt verursacht, indem die Pferde zuweilen von ziemlicher Entfernung Lehel werden müssen, wo sie sich gerade in Ackei: baanden mögen. Man kann, um diesen Aufenthalt zu vermeiden, einen Vorreiter oder Vorboten (Forbud) schicken, dass der Stationsmeister die Pferde zu einer gewissen Zeit in Bereitschaft zu halten hat; dies geschieht indess jetzt sehr selten, und wohl nur einzeln noch zu sehr abge- legenen Stationen, wenn es darauf ankommt, einen ge- wissen Platz vor Nachtzeit zu erreichen; auf unseren Touren sind die Stationen alle fest eingerichtet. Die Stationshäuser sind zuweilen recht gute Hötels, oft aber auch nur die ärmsten hölzernen ee wo em Unterkommen höchst jämmerlicher Natur ist, so dass man auf der Reise stets diejenigen grössern Ortschaften oder Stellen, wo sich die besten Wirthehönsen vorfinden, vor Nachtzeit zu erreichen sucht. In den Hauptstationen bekommt man gutes Quartier und reichliche Mahlzeiten fast überall. In den ärmeren sind die Vorräthe oft knapp, so dass man froh ist, Milch, Butter, Zucker und Thee oder Kaffee zu erlangen; auch sind sie, wenn ge- rade vorher viele Reisende passirten, wohl mal ausge- leert. Ein Mittagsessen ist nicht immer zu haben, und hat man auf einigen Strecken darauf zu verzichten; der Genügsame findet jedoch überall genug, ist mit guter 138 Von Bergen nach Christiania. Milch, Käse, Brod, auch gutem norwegischem Bier zu- friedengestellt, bis er am Abend eine warme Mahlzeit bekommt; der Engländer empfiehlt, für solche Fälle ein Proviantkästchen oder Körbchen bei sich zu führen, und wer das liebt, kann ein solches Vorrathskämmerchen mit sich führen; mir wäre das zu lästig, da man auf der Reise ardere genug zu schleppen m Macht man eine anstrengende Fusspartie zur Besichtigung eines Wasserfalls u. s. w., so ist das etwas anders, on em- pfehle ich bei solchen Gelegenheiten, etwas zur Stärkung ja nicht zu vergessen. Die Unkosten in den Stationen sind meistens sehr mässig und können nur durch theure Getränke erhöht werden, wenn oder wo solche zu haben sind. Ich habe nun das Hauptsächlichste erwähnt, was einem Reisenden in Norwegen zu wissen erwünscht ist; ich werde noch Einzelnes im Laufe unserer Touren be- rühren, und das Uebrige erfährt sich leicht, wenn man auf der Reise begriffen ist; ich schreite deshalb jetzt zur Bezeichnung der schönsten Touren durch das Land. Von Bergen nach Christiania. Man kann diese Tour auf verschiedene Weise ab- machen, doch da es meine Absicht ıst, hier nur die schönsten und interessantesten zu bezeichnen, so werde ich die übrigen entweder ganz übergehen, oder sie blos nennen. Die Reise durch die Provinz Thelemarken (auch Tellemarken geschrieben) umfasst eine Strecke von nahezu 100 deutschen Postmeilen und ist von Röldal bis Gugaarden über die Gebirge des Houglitjeld für Wagen nicht passirbar, und hier folglich nur zu Pferde rd. zu Fuss abzumachen; dabeı ist "kaum ein passables Unterkommen und nur EN ärmlichste Bewirthung zu finden; die Wege verlieren sich stellenweise in blosse Pfade der rauhesten Art über öde und unwirthbare Ge- birgsmassen, und die Naturschönheiten, die man sieht, Von Bergen nach Christiania. 139 bieten kaum Ersatz für die Entbehrungen und Anstren- sungen der Reise; Damen könnten dieselbe nicht unter- nehmen. Man kann freilich bei Sandland den Abstecher zum Tindsö und Rjukan Fos damit verbinden, die Beschwer- lichkeiten dieser Reise sind indess so ausser Verhältniss zum Ersatz der ganzen langen Tour, dass ich denjenigen, die den Rjukan Fos sehen wollen, anrathe, denselben vorzugsweise von Christiania aus zu besuchen. Eine andere Route über Nes und Hamsedal bietet am wenigsten Interessantes für den Touristen, weshalb ich dieselbe gänzlich übergehe, und nun zur Angabe der schönsten Route schreite: Man kann, im Falle man das Hardanger Fjord be- reits gesehen hat, per Dampfer von Bergen durch das Sogne. Fjord nach Lxrdalsören fahren; hat man aber das Hardanger noch nicht gesehen, so würde ich an- rathen, zuerst per Dampfer von Bergen direct nach Odde zu fahren, dort die bereits beschriebenen Gletscher und Wasserfälle ete. zu besuchen; darauf per Dampfer nach Vik zum Besuche des Vörmg Fos zu gehen, und nachdem man alles Uebrige, was man im Hardanger noch zu sehen wünscht, mitgenommen, geht man schliess- lich per Dampfer oder Ruderboot nach Eide und macht die hübsche, bereits beschriebene Tour über Vossevangen durch das Nxrödal nach Gudvangen und von hier per Dampfer nach Lardalsören. Ich setzte also voraus, dass der Tourist auf die eine oder andere der genannten Weisen von Bergen in Lzerdalsören angelangt ist, von wo aus unsere Inland- Reise nun beeinnt. Wir beordern uns im Stations-Hötel also eine Cariole auf nicht später als 6 Uhr a. m. für jeden der Reisegesellschaft, die aus nicht mehr als 4 Per- sonen bestehen sollte, weil das Unterkommen für eine grössere Anzahl auf einmal Schwierigkeiten haben könnte, bis zur folgenden Station Blaaflaten, eine FEintfernung von etwa 1 norwegi- schen Meile, die man ın 1; bis 1°); Stunden fährt; die 140 Von Bergen nach Christiania. Tour geht durch das schöne Lxrdal an den Ufern des forellenreichen Lardal Elv entlang. — In Blaaflaten beordern wir uns eine andere Cariole und fahren zu dem 1°); norwegische Meilen entfernten Husum; hier führt uns der Weg durch einen engen Pass über schmale Felsbänke, wo der Wagen nur eben Raum genug hat zu passiren, an Abgründen von 1 bis 200 Fuss vorüber, in deren Grunde der Bergstrom vorübertobt, und wer hier im Fahren etwas nervös sein sollte, der übergibt am besten die Zügel dem Skydsgut; die Nomweeer Be gehen indess so sicher, dass ein Unglücksfall nicht oekannt ist; auch kann derjenige, der es vorzieht, aussteigen und die Strecke zu Fuss ab- machen; diese Tour ist äusserst romantisch, und so srossartig und wunderbar erscheinen hier die Natur- scenen, dass man es mit Recht als eine der schönsten Strecken der Erde bezeichnet. Von Husum fahren wir in einer neuen Cariole zur Station Hegg oder Ho, etwa ” norwegische Meilen entfernt, wofür indess eine Meile angerechnet wird. Der. Weg führt meistens bergauf durch die wildesten und un denbeN sten Natur-Scenen. In Hoeg kann man je nach Appetit füg- lich ein Mittagsmahl Kalen, wenn die V an des Wirthes nicht erschöpft ist, sonst besser in der fol- senden sehr guten Station Maristuen, wohin uns die in Hoeg neuerdings bestie- gene Cariole in etwa zwei Stunden bringt. Es unmög- Jich, die Grossartigkeit der Scenerie, die wir passiren, zu een ös gibt nicht Worte, alles Wunderbare zu bezeichnen, das in ununterbrochener Abwechselung auf der ganzen Tour unsern Blicken vorgeführt wird, w ährend zu unseren Seiten der Lerdal Elv kochend und brausend durch zerbrochene Felsblöcke seinen Weg bahnt und tausendfältige Cascaden bildet. Die ganze Tour von Blaaflaten bis zu dieser Station bietet ein Bild grossartig wilder Natur-Scenen dar, die weder in der Schr eiz noch in irgend einem andern Lande Europas zu finden sind. Von Bergen nach Christiania. 141 Von Maristuen nehmen wir uns einen neuen Wagen nach dem 1’; norweger Meile entfernt gelegenen Nystuen, und kommen jetzt auf einen Theil des Plateaw’s des Fille Fjeld, dessen Höhe verschiedenartig angegeben wird; die höchste Stelle unsers Weges mag ae 3000 und 3500 Fuss über der Meeresfläche liegen, während die höchsten Punkte der umgebenden ‚Gebirge sich bis zu 5000 Fuss erheben sollen. Der Schnee liegt an vielen Stellen unserer Strasse in den Schluchten, Spalten und Vertiefungen des Gebirges und die Scenerie ist überaus wunderbar und ungewöhnlich. Wir haben jetzt eine Tagreise von über 10 deutschen Meilen, meist bergauf gemacht und nehmen unser Nacht- quartier in dem sehr guten Stations-Hötel von Nystuen, und wenn wir Lust verspüren, so machen wir eine kurze Fusstour im die interessante wilde Umgebung. Es ist nöthig, am Abend unsere Cariolen und Heste zu 5, spätestens 6 Uhr für den nächsten Morgen zu be- stellen, sowie Frühstick ein halb Stündchen früher. Wir sind jetzt auf der Wasserscheide oder höchsten Stelle unsers Weges angelangt und steigen von hier an bergab. Der See Utza Vand liest ın "der Nähe der Station und ıst die Quelle des Beina (Begna) Elv, der seinen Lauf südöstlich nımmt und seine Wasser bereits dem Christiania Fjord zuführt. Wir verlassen also Nystuen früh Morgens und fahren zur nächsten Station Skogstad, etwa 1 starke norweger Meile Entfernung, die jedoch als 1’, Meile bezahlt wird, wegen der Selen beschwerlichen Rückfahrt. Diese our seht schroff berg- ab, und wer es liebt, kann sie stellenweis zu Fuss 3 machen. Da diese Station nichts Interessantes darbietet, so halten wir uns hier nicht länger auf als nöthig, um Cariole und Heste zu wechseln und nach dem 1°/, nor- weger Meile weiter gelegenen Tune zu fahren. Ein prachtvoller Weg führt uns an den Ufern des herrlichen Sees Vangs M; ösen ent- lang durch Landschaften, deren grossar tiger Zinher nicht mit Worten zu beschreiben ıst. Man sagt, dass der 142 Von Bergen nach Christiania. See ın der Mitte bodenlos ist, was natürlich so ver- standen werden muss, dass die vorgenommenen Son- dirungen den Grund noch nicht erreicht haben; seine krystallenen Fluthen sind vom reinsten Wasser und man bezeichnet ihn als den schönsten See Norwegens. Von Tune fahren wir in einem Stündchen zur »ı norwegische Meile entfernt gelegenen Station Öylo (auch Öilo oder Öile geschr ieben), durch präch- tige Landschaften an den Ufern des Sees entlang, der von Grebirgen eingeschlossen ist, deren Gipfel mit Schnee bedeckt sind. Wölfe und Bären, vom Fillefjeld bis hier und weiter sind nichts Ungewöhnliches, und werden im Winter den Bewohnern oft lästig, doch sieht man sie selten im Sommer. Dies ist eine arme Station, und sobald wir Gariole und Heste gewechselt haben, setzen wir unsere Reise nach dem 1 Norweger Meile weiter gelegenen Stede, auch Stee geschrieben, fort. Wir steigen nun stets tiefer hinunter, kommen an fruchtbaren, schön be- waldeten Strecken vorüber und die Vegetation wird üppiger. Nicht weit vom Wege ab bildet der Strom einen hübschen Wasserfall, und da derselbe keine 100 Schritte entfernt liegt, so steigt man aus und nimmt ihn in Augenschein. Von Stede setzen wir auf übliche Weise unsere Reise fort zur nächsten Station Reien, die von der letztern etwa 1'/; Norweger Meile entfernt liest. Der Weg’ führt durch das Kirchdorf Slidre, den Ufern des schönen Lille Mjösen, des kleinen Mjösen, Sees entlang. Nachdem wir unsere Wagen und Pferde wieder gewechselt haben, setzen wir unsere Reise nach dem 1°) Norweger Meile weiter liegenden Fagern®s fort, und erfreuen uns unterwegs der herrlichsten Ansichten auf und über den stillen präch- tigen See, dessen Ufer ein abwechselndes, belebtes lieb- liches Panorama bilden. Da wir auf dieser Tagreise in den ärmlichen Stations- häusern kein mitteleuropäisches Diner bekommen, so müssen wir uns mit Brod und Butter, Käse und Milch Von Bergen nach Christiania. 143 auf frugale Norweger Art begnügen, oder wir müssen, a la ol Bull, unser Provi lebe vorher ech licher spicken. Ich bin mit Landeskost gern zufrieden und habe um so bessern Appetit in dem guten Stations- Wirthshaus zu Fagern®s, wo wır, nachdem wir hier eine Tagreise von fast 12°, deutschen Meilen abgemacht haben, unser Nachtquartier nehmen. Der prachtvolle See ist wegen seiner Forellen berühmt und ein unbe- schreiblicher Zauber schwebt über seinen Wassern und landschaftlichen Umgebungen. Da unsere nächste Tag- reise nicht so stark ist, als die vorhergehenden, so ist es zeitie genug, Fagern®s am folgenden Morgen etwa 8& 9 Uhr zu verlassen, und wir en ad einen Spaziergang in die schöne Umgebung oder eine Boot- fahrt auf den See machen, wenn wir früh aufstehen, Nachdem wir wieder reisefertig sind, geht die Fahrt vorwärts nach Frydenlund, eine Entfernung von 1'Js Norweger Meilen, durch ein schönes Thal den Ufern des blanken ‚Dees entline, und da der Weg ziemlich eben ist, so dauert die Fahrt nur etwa 1°; Stunden. Wir fragen so- fort nach dem Skydsbogen (dem Postbuche), eh olinen unsere Namen und Reise in dasselbe, wie üblich, und besteigen unsere neue Cariole zur Weiterreise nach der 1% Norweger Meilen entfernt gelegenen Station Grav- dal oder Gravedalen, auf welcher Strecke wir prachtvolle Aussichten auf das vor uns sich ausbreitende Nieder- land gewinnen. Die Tour bietet ein stets abwechselndes Interesse von anziehenden Naturscenen dar. Nachdem wir wiederum das Skyds-bog, auch dag-bog genannt, gezeichnet haben, setzen wir unsere Reise fort bis zur nächsten Station Thumlevolden, oder Tomlevolden, eine Entfernung von 1° norweger Meilen. Der Begna- (Beina) Fluss wendet sich auf dieser Tour südlich von unserm Wege ab, und wir gelangen bald an das Flussthal des präch- tigen Bergstroms Etna Elv, über den wir passiren und 144 Von Bergen nach Christiania. der unser Auge mit etlichen prächtigen Fällen erfreuet. Die Scenerie ist immer noch maenifik, und man kann die ganze Reise von Bergen bis hier, besonders von der Landreise von Eide ab, als eine einzige in ihrer Art bezeichnen, von einer Abwechslung grossartiger, wunder- barer wilder Naturscenen begleitet, wie sie sich vielleicht nirgendswo wieder finden dürfte Nachdem wir das Er- forderliche zur Weiterreise besorgt, setzen wir dieselbe fort bis zur Station Sköjen, welches von der Letztern 1°; norweger Meilen entfernt ist, wo es eins der besten Stations-Hötels gibt, und woselbst wir deshalb unser Quartier für die Nacht aufschlagen. Hier erkundigen wir uns nach der Abfahrt der Dampfer auf dem Mjösen-See von Gjövik nach Eidsvold, und reisen demgemäss frühzeitig von Sköjen ab, eine Reise von noch 4 Stunden per Cariole bis Gjövik. Noch besser ist es, uns bereits in Bergen hiernach zu erkundigen und unsere Reise darnach ein- zurichten, da die Dampfschifi-Abfahrten zuweilen geän- dert werden. Die Abfahrten und Ankunft der Dampf- schiffe und Eisenbahnen werden im Norges Kommuni- kations-Blad alle 14 Tage angezeigt; die bisherige Ab- fahrtzeit des Dampfers von Gjövik nach Eidsvold war 11 Uhr a. m. und wenn sie bei des Reisenden Ankunft in Sköjen noch so sein sollten, dann ist übergrosse Eile nicht erforderlich. Wenn desshalb nöthig, so können wir auch Fagern&s in aller Frühe verlassen, und noch 1 & 2 Stationen weiter, unter sehr günstigen Umständen vielleicht bis Gjövik, gelangen. Wir verlassen also Sköjen je nach Erforderniss und fahren zur folgenden Station Lien, etwa 1°) norweger Meilen, die wir unter günstigen Umständen, bei trockenen Wegen, in 1'a Stunde abmachen können. Wir bekommen auf dieser Tour eine Ansicht vom schönen See Rands Fjord. Wir halten uns in Lien nicht auf, sondern fahren prompt weiter zur Station Mustad, von letzterer etwa ”J; norweger Meilen ent- fernt, die wir unter günstigen Verhältnissen in fast einer Von Bergen nach Christiania. 145 Stunde abmachen können, da der Weg ziemlich eben ist. Die Gebirge, obwohl hier weniger grossartig, bieten dennoch che interessante Ansehen dar. Wir rüsten uns hier zu unserer letzten Cariolefahrt, um die Station Gjövik, am Mjösen See gelegen, in 1'/, bis 1'; Stunde zu erreichen, und können also die Tour von Sköjen bis hier bei trockenen Wegen und prompter Beförderung in fast 5’, bis höchstens 4 Stunden ab- machen, so dass, wenn wir Sköjen pr ompt um 5. Uhr a. m. ee wir um 9 Uhr schon in Gjövik eintreffen können; doch wie gesagt, wir richten uns nach der Ab- fahrt des Dampfers” ui eilen im Nothfall etwas mehr, wo es practicabel ist, oder nehmen es bequemer, wenn Eile unnöthig scheint. Die ganze Tour von Gjövik bis Eidsvold per Dampfboot und von Eidsvold bis Christiania per Eisenbahn dauert ungefähr 8 Stunden. Der Mjösen See ist der grösste und einer der schönsten Seen Norwegens, seine Länge von Minde bis Faaberg beträgt ca. 22 deutsche Postmeilen bei einer Breite von 2 bis 3 deutschen Meilen an seiner breitesten Stelle, durchschnittlich jedoch '; bis 1 Meile, seine Tiefe soll nach von der Regierung veranstalteten Sondirungen stellenweise 250 Faden oder 1500 Fuss betragen. Der von den Seen und Gletschern des Dovre-Fjeld her- kommende Fluss Logen tritt nördlich von Faaberg in den Mjösensee ein, deln denselben bei Minne (Minde) unter dem Naten Vormen, vereinigt sich bei Ness mit dem auch vom Norden Konienden wichtigen Fluss Glommen zu einem bedeutenden Strome, der nun, Seen bildend oder durchströmend, sich bei Fredrikstad in das sildöstlichste Becken des Christianiafjords ergiesst; dies sind die bedeutendsten Ströme Norwegens. An seiner breitesten Stelle bildet der Mjösensee die schöne Insel Helgö, auf welcher sich die Ruine eines Schlosses befindet, das von Hako IV. erbaut sein soll. Bei der Station Hamar befindet sich die Hamar-Ruine, die Reste einer Stadt, welche vor emigen Jahrhunderten durch Sturm zerstört wurde; Hamar ist ein lebhaftes Städtchen 10 146 Mjösen See. von etwa 1500 Einwohnern. Die Wasser dieses See’s sollen bei dem grossen Erdbeben von Lissabon 20 Fuss gestiegen und eben so rasch wieder gefallen sein; sowie die Fluth von 1860, wo die Wasser des See’s ebenfalls bedeutend stiegen, viel Schaden anrichtete; ein Merkmal am Hötel zu Eidsvold bezeichnet die Höhe, zu der die Wasser gestiegen waren. Da ie See für einen der reizendsten des Landes gilt, so ist es unnöthig, dass ich über seine schöne ge- bir sige Umgebung und malerischen Ufer mehr hinzu- füge, sondern will nur noch bemerken, dass dieselben mehr das Liebliche der italienischen und schweizer Seen entfalten, als das starre Grossartige und wunderbar Wilde der Seen und Thäler des Westens von Norwegen; ich wünsche dem freundlichen Leser einen baldigen Besuch dieses lieblichen Wassers und begleite ılın jetzt auf der letzten Fahrt des heutigen Tags. Wir sind also in Eidsvold angelangt, und nachdem wir uns in seinem Hötel ein wenig restaurirt haben, nehmen wir unsern Platz im Eisenbahnwagen zur Fahrt nach Christiania, eine Entfernung von etwa 10 deutschen Postmeilen, durch fruchtbare Landesstrecken führend, von denen die Gebirge sich mehr oder weniger zurück- ziehen. Bei Strömen schliesst sich die Bahn nach Schwe- den an, und nach Beendigung der letzten Strecke kom- men wir, wenn die Abfahrt von Gjövik noch, wie oben angegeben, war, etwa 7 & 8 Uhr in Uhristiania an. Unsere Reise von Lardalsören bis Christiania hat also 4 Tage in Anspruch genommen, und unvergesslich werden uns die Findrücke der Naturwunder bleiben, die wir während dieser Tour in Augenschein genommen haben. Nachdem ich jetzt verschiedene Land- und See- reisen in und um Norwegen ausführlicher beschrieben hibs und sämmtliche Touren sich auf ähnliche Weise vollziehen, so wird es genügen, wenn ich die folgenden blos namhaft mache, und der geneigte Leser wird vor- Nordeap. 147 n aussetzen, dass es nur solche sein werden, von denen der Tourist sich viel Interessantes versprechen darf. Für Denjenigen, der das ganze Land in seinen an- ziehendsten Theilen zu sehen wünscht, bemerke ich, dass er Hammerfest, die nördlichste Stadt der Erde, nebst dem Nordcap zu.besuchen nicht unterlassen wird. Dies kann der Reisende von Hamburg aus entweder: direct mit den wöchentlich von dort abfahrenden Norweger Dampfern thun, mit denselben Damptern von Hammer- fest nach Trondhjem zurückkehren, und alsdann die bezeichneten Landtouren von hier aus daran knüpfen, oder er kann die Inlandtouren erst ganz oder zum Theil abmachen und den Besuch des Nordeap als emen Ab- stecher von Drontheim aus unternehmen, indem er sich daselbst ein Retourbillet per Dampfer nach Vadsö nimmt. Die Dampfer besuchen nämlich diesen letzten Ort Nor- wegens unweit der russischen Grenze, indem sie das Nordcap passiren, die Küste von Finmarken und Vardöhuus ganz umschiffen und in die Bai von Vadsö einlenken. Wer es vorzieht, kann in Hammerfest die Rückkunft des Dampfers abwarten, falls sich daselbst eine andere prompte Gelegenheit zum Besuch des Nordcap vorfinden sollte; auch kann eine Gesellschaft, wenn mit Zelt und Proviant versehen, auf Magerö campiren, bis der Dam- pfer zurückkehrt, falls dies wegen Wind und Wetter und anderer Umstände practicabel sein sollte. Die beste Zeit am Nordcap zu sein ist zwischen dem 20. Juni und 1. Juli, weil dann die Sonne um Mitternacht am höchsten über dem Horizont steht; doch auch 8 bis 14 Tage früher oder später gewähren noch fast denselben Anblick. Das Nordeap erhebt sich 900 bis 1000 Fuss schroff aus dem Meere empor an der Nordseite der Insel Magerö, deren öde Flächen es nach Süden hin überschaut; es liegt zwischen dem 72. und 77. %#$. Grad nördlicher Breite, und wir sind hier also schon starke 6 Grad über dem Polarzirkel hinaus innerhalb der arctischen kalten Zone, und nur noch etwa 18 Grad vom Nordpol entfernt. 148 Molde. Die nächste schönste Landreise, die von Vielen der zwischen Christiania und Bergen vorgezogen oder doch gleichgestellt wird, ist-der Besuch von Molde. Wir können denselben an unsere beschriebene Reise von Bergen nach Christiania anknüpfen, oder die Tour von Christiania aus unternehmen, In letzterem Falle machen wir dieselbe Fahrt per Eisenbahn nach Eids- vold und von da über den Mjösen-See per Dampfer bis Gjövik, wie bereits auf der Herreise von Bergen be- schrieben, oder wir gehen, wenn wir die zwei Touren verbinden wollen, in Gjövik, anstatt südlich nach Eids- vold, alsdann nördlich mit dem Dampfer nach Lille- hamer. Von hier aus erfordert die Reise bis Molde, je nach Umständen, etwa 4 Tage, mehr oder weniger. Von Lillehamer bis Veblungsn®s bei Gryten, an einem Arm des Molde-Fjord gelegen, macht man die Reise auf bereits bekannte Weise per Cariole. Wir pas- sıren auf derselben zunächst das wunderbar romantische, herrliche ThalG udbransdalen hinauf bis zum Fusse des Dovre Fjeld; dieses T'hal wird in seiner ganzen Länge vom Logen durchströmt, der unzählige Kaskaden in schäumen- den und tosenden Windungen durch Felsklüfte, kleinere und grössere Wasserfälle bildet; das Thal erweitert sich stellenweis auf kurze Strecken, in seinen Abflachungen finden sich die fruchtbarsten Stellen des Landes, und unstreitig ist dies eins der schönsten Thäler Norwegens. Man passirt die folgenden Ortschaften und Stationen, als: Oyer, Holmen,. Bakkejordet, Skaeggestad, Lidstad, Storklevstad, Breiden, Moen mit Sel, Romungaard, Brend- haugen, Dovre mit Toftemöen, Dombas; hier sind wir am Fusse des Dovre Fjeld angekommen, und hier theilt sich die Landstrasse; unser Wer führt in der nordwest- lichen Richtung fort, während der nach Drontheim bei Dombas nordöstlich abschweift, Von Dombas geht unsere Route über Holaker und Lesje die Ufer des Sees ent- TE N La dd Dein Fi Molde und der Norden. 149 lang nach Hoolset, durch Lesjekogen, und hier wieder den Lesjekogs Vand entlang nach Mölmen. Aus letzterem See entspringt der Fluss Logen, wir sind hier an der Wasserscheide angelangt, der Bergstrom hinter Mölmen fliesst schon gen Nordwesten, und wir betreten jetzt das berühmte Thal Romsdal, durch welches der Rest unserer Reise führt, deren Poreeteune über Stuflaten, Ormeim, Flatmark, Horgheim und Gryten mit Veblungsnzs er- folgt. Es me zu weit führen, wollte ıch eben. die besondern Schönheiten aller dieser Thäler eingehen- der zu beschreiben; meine Worte würden nicht aus- reichen, das wunderbar Grossartige dieser Kronen der Natur auszumalen, und ich muss mich damit begnügen, den Freund der schönen Natur dringend aufzufordern, sich den Genuss der Tour durch dies wundervolle Roms- dal wo möglich nicht zu versagen; bei Horgeim befin- den wir uns am Fusse des Basar ler seinen wilden Scheitel in die Wolken erhebt. In Veblungenxs fahren wir mit dem Dampfboot nach der alterthümlichen berühmten kleinen Stadt Molde, an dem nördlichen Ufer des Molde Fjord anmuthig und geschützt gelegen, welche mit ihrem wunderlichen alten Domkirchlein einen interessanten Punkt für den Besucher bilde. Das Molde Fjord ist ein vom Festlande und Inseln umgebenes Meeresbecken, und gegen Stürme durch die dereipe ringsum schliessenden. Gebirge geschützt. Die hnellete und einfachste Weise, um von Molde aus die Hafenstadt Christiansund und die alte Haupt- stadt Trondhjem mit ihrem grossen Fjord, dem breitesten in Norwegen, zu erreichen, ist per Dampfboot; wer aber die längere Reise nicht cent und die interessante Land- Tour am Fusse des Dovre Fjeld entlang zu machen wünscht, der muss von Molde die Bachschene Reise bis Dombas zurück machen und fährt über die folgen- den Stationen per Cariole bis Stören, nämlich: Fogsuen, Hjerdkinn, Kongsvold, Drivstuen, Benan Opdal & Audne, Stuen, Austbjerg ‚Bjerkaker, Gesdhe Beesthuus nn Bolne dal. Von Stören nach Trondhjem wird eine Eisenbahn 150 Touren im Norden. gebaut, die beim Besuch des Lesers hoffentlich eröffnet sein wird, sonst haben wir auch diese letzte Strecke per Cariole abzumachen. Im Fall wir uns emige Zeit m Norwegens alter Hauptstadt aufhalten, so dürfte eine Dampfschifffahrt über das Trondhjem Fi jord bis Beitstad und zurück von Interesse sein; dieser Ort liegt bereits über dem 64. Grad n. Br. Von Trondhjem machen wir die höchst interessante Kistenfahrt per Dampfschiff nach Bergen und sprechen, ausser bei mehreren minder wichtigen Stationen, ins- besondere bei Christiansund vor, dieser auf 3 kleinen Inseln erbauten, ziemlich wichtigen Hafenstadt am Aussen- Meere gelegen. Von hier berühren wir abermals Molde, dann das ähnlich wie Christiansund gelegene Aale- sund, und schliesslich, dem Sogne-Fjord vorbei durch die Sogne-Söen, vollenden wir die Fahrt von hier mit der schon beschriebenen Tour bis Bergen. Diese Reise geht abermals an der wunderbar wilden Westküste Norwe- gens entlang, durch seine Myriaden von Inseln, Buchten und Meeresarme hindurch, und ist der Tourist vom Wetter begünstigt, so darf er sich Ansichten von Natur- Scenen versprechen, die auf der Erde ihres Gleichen nicht finden dürften. Hiermit haben wir nun alle grösseren und Haupt- Touren des Landes beendet, ausser der Reisende ver- spürte Lust, sich noch in der Nähe der Lofoden-Inseln aufzuhalten und den berühmten Malström zu besichtigen. Derselbe soll indess nicht mehr das gefahrvolle Unge- heuer sein, welches Land- und re Menschen ag Schiffe verschlingt; vielleicht hat der Wasserwirbel durch allmäliche Versandungen und geologische Umgestaltungen des Grundes und der Küsten sich abgeschwächt, oder die Fantasie, sowie die alten norweger Traditionen haben aus der Mücke ein Kameel gemacht, wie dies zur Zeit Homers mit der Sceylla und Charybdis zwischen Sıcılien und Italien der Fall war. Der reiselustige Leser kann sich jetzt seine Touren eben ganz nach Belieben, sowie den Umständen ge- EEE PETER ah ZB Touren im Norden. 151 mäss, zusammensetzen und je nach dem Orte seiner An- kunft in Norwegen einrichten. Reisegesellschaft ist sehr erwünscht und angenehm; hat man indess von Hause aus keine, so lasse man sich deshalb nicht abhalten, diese Reise, eine der interessantesten in Europa, zu machen, en man trıfft im Sommer in diesem Wun- derlande jetzt immer Vergnügungsreisende an und es fehlt unter denselben nicht an Mann. Vor 25 bis 30 Jahren wurde Norwegen noch wenig besucht; sobald es erst regelmässige und pr ompte Dampf. schiffverbindungen mit Eneland erhielt, reisten die Engländer jeden Sommer zunehmend hinüber, und da num auch Ähnliche, ja noch vorzüglichere Verbindungen zwischen Hambure und der ganzen Haupt-Küste Nor wegens In regulärer Thätiekeit sınd, so wird auch von sehland aus der Besuch ins Zunehmen kommen, und ich möchte meinen lieben Norwegern prophezeien, dass, so wie früher alle Herzen sich en der Schweiz und Italien drängten, man künftig einen grossen Theil dieser Aufmerksamkeit dem so höchst interessanten Nor- den zuwenden wird, zumal, wenn sie in politischen Dingen sieh der Liebe und und „Hhrer deutschen Brü- der etwas würdiger zeigen, als sie es während der letzten Periode gethan haben, so dass wir diesen Irrthum mit dem Mantel des Vergessens bedecken können. Es bleibt mir jetzt nur noch übrig, einige der klei- nern interessanten Abstecher von Christiania aus anzu- führen, die der Besucher dieser neuen Hauptstadt, wenn auch ah nicht alle, aber doch zum Theil, unter- nehmen sollte. Ich ee dieselben in möelichster Kürze anführen, und kann der geneigte reiselustioe Leser sich daraus diejenigen, wählen, die ihn am meisten an- zusprechen scheinen. Ich habe nur noch zu bemerken, dass einige davon nothwendie stellenweise Theile der beschriebenen grössern Reisen sind, und wer desshalb die grössern ganz unterlassen sollte, der sieht wenigstens sehr eredsente Strecken von ee Ehe ich diese Ausflüge speecifieire, möchte ich 152 Das Seebad Sandefjord. einer Tour gedenken, die zwar weniger Norwegen be- trifft, als das benachbarte Schweden, die man aber von Christiania aus jetzt leicht machen kann, und das ist ein Besuch per Eisenbahn nach Stockholm; wer dafür eine extra Woche verwenden wıll, der nehme sich ein Retour-Billet und er wird ohne Zweifel höchst zufrieden mit diesem Ausfluge zurückkehren. Das Seebad Sandefjord, der modernste Badeort Norwegens, ist im Sommer mit Gästen aus allen Theilen des Landes und auch der Nachbarländer gefüllt; das Kopenhagener königliche Theater-Orchester spielt daselbst jeden Morgen und Abend während der Saison; man sieht hier die fashionable Welt, nimmt täglich ein prächtiges Seebad und ist im Hotel Gabrielsen oder Heidemark gut aufgehoben. Im Kurhaus findet man excellente Restauration und Table d’höte, während welcher Musik stattfindet. Die directeste Reise dahin ist per Dampfer von Christiania; der Björn Farmand fährt Morgens um 9 Uhr ab und kommt 4& 5 Uhr p- m. in Sandefjord an; man kehrt mit demselben Dampfer zurück, oder hält sich 1 Tag in Horten auf, um die Norweger Marine-Arsenale, Schiffswerften u. s. w. zu besehen, wozu man vom Commandeur einer Erlaubniss bedarf, die dem respectablen Gaste indess gern ertheilt wird. Der Dampfer spricht vor an den Stationen Drö- bak, Horten, Aasgardstrand, Vallö und Tönsberg. Man kann von Sandefjord das nahe und hübsch gelegene Larvik besuchen, eine Cariole-Fahrt von 1', Stunde, wo es eine wichtige Gusseisen-Fabrik gibt, wer sich da- für interessirt. Will man mit dieser Tour eine Rund- reise verbinden, so setzt man die Reise von Larvik (auch Laurvig geschrieben) per Dampfer nach Skien fort; von hier über die Seen Norsö und Hiterdals Vand nach Lysthuus, von hier nach Tinöset über den 'Tinsö bis Oernes, wo man sich Pferde hin und zurück zum Rjukan Fos bestellt. In Dal, eine Meile von Oernes am Fusse ar. ie a Fa SI an a en) m De Eh | | | | Ringerike. 155 des Berges Gausta, findet man gutes Unterkommen. Nach Tinöset zurückgekehrt, nimmt man sich Pferde nach Kopsland und weiter über Baalksö (Bolksö, Bolksjö), Möen und Jondal nach Kongsberg; da an diesen Plätzen nicht überall Pferde zu haben sind, so erkundigt man sich in Tinöset und Kopsland nach dem Vorwärtskom- men, und nimmt die Pferde bis Kongsberg, wenn nöthig. In Kongsberg findet man. im Hötel® des Mines oder n Hansens Hötel gutes Unterkommen; hier besucht man die Minen, Schmelzhütten, die Münze und Staats-Waffen- Fabrik. Von Kongsberg per Cariole nach Haugsund, von hier per Eisenbahn nach Drammen, wo man über die ganze Strecke von 4 norweger (gleich 7 deutschen) Meilen bis Christiania mit einem Fuhrmann überein- kommen kann. Wer den Rjukan Fos nicht einschlies- sen will, geht von Lysthuus direet nach Kongsberg und, wie oben, nach Christiania. Ringerike, auch Ringerige geschrieben, ist eine Landschaft oder Amt, nordwestlich vom Amte Romerike, in welchem letztern Christiania liest. Wir können, wenn wir die letztbeschriebene Tour nicht bis zum Rjukan und zurück über Kongsberg und Drammen ausgedehnt haben, nun entweder von One nach Drammen und Kongs- berg reisen, von da zurück nach Haugsund und von hier per Bigenbalhn nach Hönefos, oder wir fahren von Christiania über Sandviken, Elumledal, Sundvold, Vik und Kl&kken nach Hönefos. In Sundvold machen wir zunächst den Abstecher nach Krokkleven zum Besuch der Königs- und der Köniein-Aussicht, und nehmen also unser Fuhrwerk in Anedsı nicht bis Vik, sondern nur bis Sundvold, wo gleichfalls ein gutes Unterkommen zu finden ist. In Sundvold können wir Gefähr bıs Kl&kken und von hier nach Hönefos erhalten; auf der Tour von Sundevold bis Klaekken passiren wir Norder- 154 Lillehamer. hov’s Kirche, die man besucht, um das Grab von Anna Kolbjörnsen nebst ihren Arberen zu besichtigen. In Hönefos finden wir bei Madame Cu ein gutes Logis. Hier besehen wir die Katarakten und Wasserfälle, reisen per Bahn nach Haldelands, woselbst man eine bedeutende Glashütte besehen kann, und fah- ren jetzt per Dampfer bis zu Ende des 7 norweger Meilen langen schönen Sees. Randsfjord, alsdann über Lien und Mustad nach Gjövik, dieselbe Tour, die wir auf der Reise von Bergen beschrieben haben, und so per Dampfer nach Eidsvold, und von hier per Eisen- bahn nach Christiania zurück. Unser nächster Ausflug ‚geht abermals zum Mjösen- See, nach Lillehamer, indem wir dieses Mal von Eidsvold, welches wir, wie vorher, von Christiania per Eisenbahn erreicht haben, per Dampfer die ganze Länge des prächtigen Mjösen- Sees bis alenaner entlang fahren, woselbst wir, wenn wir den 8 Uhr Zug von Uhristiania benutzt ha- ben, etwa um 6 Uhr p. m. ankommen werden, eine Reise von ungefähr 16 norwegischen oder 28 deutschen Postmeilen. Lillehamer (auch Lillehammer) legt auf einer Anhöhe, von wo aus wir herrliche Aussichten auf den Mjösen geniessen; der Ort selbst ist ein sehr alter- thümliches Dörfchen: wir finden nichtsdestoweniger in dem Hötel der Madame Hamars ein Unterkommen erster Klasse, so wie es auch recht gut ist bei Ormruds, nur nicht so fein und auch minder kostspielig. Frühzeitig am foleenden Morgen nehmen wir uns eine Cariole nach Olstad in Gausdal, eine Entfernung von etwa 1', nor- weeeer Meile; von hier fahren oder gehen wir zur Senner- Kolonie Thorsdalen, eine fernere Tour von 2 norweger Meilen, von wo aus wir noch einen nicht beschwerlichen Weg von '; Stunde bis zum Gipfel des Gebirges Praste- kampen zurückzulegen haben, um uns einer der schön- sten Aussichten zu erfreuen, die man haben kann. Wir er Hamar. 155 quartieren uns für die Nacht in Olstad ein, kehren am nächsten Morgen nach Lillehamer zeitig für den Dampfer zurück, nach dessen Abfahrt wir uns vorher erkundigt haben, machen die Rücktour über den Mjösen bis Eids- vold und von hier per Bahn nach Uhristiania, woselbst wir um 7—-8 Uhr p. m. ankommen werden. — Die Nach- barschaft von Lillehamer bietet manches Interessante dar, und es lohnt sich, mit Hülfe eines Führers die umlie- senden Aussichten, Wasserfälle und die schöne Natur zu besuchen. Den folgenden Ausflug kann man mit dem vorigen füglıch verbinden, wenn man es vorzieht, einen verschie- denen Rückweg zu nelımen, oder man kann aus dem- selben auch einen speciellen Abstecher machen. Auf die uns aus den vorigen Touren bekannte Weise fahren wir von Christiania über den Mjösen See bis zur Station Hamar, oder wir erreichen dieselbe auf dem Rückwege von Lille- hamer auf der letzten Reise, falls wir diese Tour der vorigen anschliessen. Wir besehen uns Schloss und Ruinen von Hamar, sowie die Umgebung, falls wir nicht schon am selben Tage die Reise fortzusetzen beabsichtigen. Im Hamar- Hötel finden wir gutes Unterkommen. Von hier setzen wir unsere Fahrt per Eisenbahn nach Elverum fort, wo ebenfalls gutes Logis zu haben ist. Von Hamar bis Elverum ist eine zweistündige Reise. Jetzt haben wir 8 norweger Meilen durch das schöne Thal des Glommen- Stromes bis Kongsvinger zurück zu legen, von wo aus wir per Eisenbahn nach Uhristiania zurückkehren. In Strömen (auch Lille-Strömen) wechseln wir die Wagen; hier ist die nach Schweden führende Bahn und in Kong- vinger sind wir nahe der schwedischen Grenze. Als eine sehr interessante Tour ist die folgende zu bezeichnen, besonders für diejenigen, die gut zu Fusse \ 156 Der See Tyri Fjord. sind und zur Abwechslung mal eine kleine Fusstour zu machen wünschen; sie lässt sich indess auch per Wagen ausführen. Der See Tyri Fjord. Zur Veränderung fahren wir mal mit einem der kleinen Dampfer auf dem Christiania Fjord zur Station Sandvigen (Sandviken), von hier fahren oder spazieren wir mit Stock und Tornister auf dem Rücken zur circa 1°s norweger Meile weiter gelegenen Station Humledal, von wo aus wir uns südlich wenden und an den Ufern des Holsfjords entlang nach dem °J; Meile entfernt ge- legenen Nxs spazieren oder fahren, je nachdem wir disponirt sind; wir können nämlich, wenn wir uns stark senug fühlen, die Tour zu Fuss fortsetzen, oder auch ganz “oder end per Cariole fahren. In Ns ist gutes Unterkommen und Nachtquartier zu haben, auch ist hier eine vorzügliche Aussicht (Udsigt) zu geniessen, welche der Se: bei Krokkleven zur Seite gestellt wird. Von Nxs fahren wir per Dampfer durch das Holsfjord, en Arm des Sees Tyrifjord, sowie durch Letztern nach Sundvold, von hier machen wir den Abstecher nach Krokkleven zur Königs- und Köni- gin-Aussicht, (Kongens Udsigt und "Dronningens Udsigt) und setzen unsere Rückreise über den alten Weg nach Christiania fort, auf welcher Tour wir in Jonsrud em gutes Unterkommen finden können, oder wir machen folgende etwas ungewöhnlichere, aber besonders em- pfohlene Rückreise von Krokkleven; von hier also oder von Sundvold gehen wir nach dem romantisch gelegenen Stubdal, wo man die herrlichsten Aussichten auf die prachtvollen Landschaften von Ringerige mit seinen Wäldern, Seen, Flüssen und Wasserfällen geniesst. Von Stubdal geht die Reise durch das schöne Thal Sörkedalen zur Station Bogstad (Bokstad) und von die- ser zurück nach Christiania. Bei Stubdal befindet sich ein altes Jagdschloss, welches nebst dem Grundeigen- j . £ t j } Frederikstad. 157 thum von Stubdal dem Herrn, früher Baron, Wedel Jarlsberg gehört, der, wie man sagt, dasselbe abbrechen lassen will. Der Besuch Stubdals kann auch auf die eben an- geführte Weise von Christiania aus hin und zurück für sich als ein kleinerer Ausflug unternommen wer- den, und ist dies eime leichtere und kürzere Tour, viel- leicht die schönste ın der unmittelbaren Nähe von Chris- tiania; sie kann von Damen und Herren sehr leicht ganz oder theilweis zu Fuss abgemacht werden, auch kann man sich eine Cariole oder ein Pferd nebst etwas Extra-Proviant und guten Wein mitnehmen, und die müden Seelen können abwechselnd von dieser Fahr- oder Reitgelegenheit Gebrauch machen. Es ist eine kleine hübsche Tour für eine Art Piknik. Zum Beschluss der Christiania Ausflüge, und um dieselben zu vervollständigen, erwähne ich noch eines Ausflugs dem östlichen Ufer des Christiania Fjords ent- lang, das wir bis jetzt noch nicht besucht haben, welches indess für Einige von Interesse sein dürfte; dies ist ein Besuch der alten norweger Festung Frederikstad, wohin wir direckt per Dampfer von Christiania fahren. Diese Fahrt ıst an und für sich bereits sehr anziehend, da wir auf derselben das östliche Ufer des Christianıa Fjord näher zu Gesichte bekommen, während die frühern Reisen sich mehr der West-Küste desselben entlang zogen. Von Frederikstad können wir einen Abstecher nach Frederikshald, sowie nach der ersten schwedischen Stadt Stromstad machen, und unsere Rückreise nun von Fre- derikstad oder Frederikshald über Land antreten. Wır haben jetzt die Wahl verschiedener Rückwege, mehr oder weniger zu Land oder zu Wasser, was uns eben am meisten anspricht; wir können von Frederikstad zu Lande nach Moss und von hier per Dampfer nach Christiania returniren, oder auch von Moss den direckten 158 Touren. Landweg nach Norden bis Christiania verfolgen, der durch ‚schöne und. fruchtbare Dandstreeken fh Wir können ferner von Frederikshald über die Stationen Kjö- lödegaarden und Eng nach Fladestad, oder von Frederik- stad über Jsetorp nach Flatestad gehen, von hier über Böh- ler zum Oeyeren-See, über denselben zur Eisenbahn und per Bahn zurück nach Christiania, oder auch von Böhler den Landweg über Bilet, Skog, Rus und Ljan bis Chris- tianıa verfolgen; dass wir sch hessheh die Rückreise von F rederikstad. per Dampfer, wie wir hergekommen, an- treten können, ist selbstverständlich, sowie es am ein- fachsten und am kürzesten ist. Ich habe hiermit sämmliche Haupt- und interessanten Ausflüge von Christiania aus angeführt und bemerke noch, dass man sich dieselben auf alle mögliche Weisen zusammen setzen kann. Wünscht man z. B. mit der Reise von Bergen einen oder den anderen der genannten Ausflüge zu verbinden, so kann man zweckmässig von Gjövik am Mjösen-See nach Lillehamer fahren, von da aus die Tour nach Olstad ın Gausdal abmachen, und so zurück von Lillehamer via Eidsvold nach Christianıa. Man erspart hierdurch einmal die Reise iiber den Mjösen- See, auch lässt sich dies mit der Reise nach Molde ver- binden; kurz, der Tourist muss selbst nach Geschmack und Vorhaben aus dem Angegebenen seine Reisen und Ausflüge zusammensetzen. Ich beziehe mich noch auf die grosse Landkarte von Professor Munch, über den Haupt- theil Norwegens und ersuche die freundlichen Leser, auf derselben alle in diesem Buche angegebenen Touren zu verfolgen, sowie man sie überliest, und wird man hier- durch eine gut und fest eingeprägte Idee und Uebersicht von diesem wunderbaren Berg und See bedeckten Lande erlangen. Was die Schreibart der geographischen Namen der Städte, Flüsse, Seen u. s. w. betrifft, so scheint man hierin in Norwegen noch nicht zu einer feststehenden Weise vekommen zu sein; wenigtens habe ich in Büchern und auf verschiedenen Landkarten oft verschiedene Touren. 159 Schreibart bemerkt; welches davon jedesmal die richtige ist, habe ich nicht Zeit noch Gelegenheit gehabt, heraus zu finden; so z. B. finde ich die Tolgende Proyinz auf drei verschiedene Weisen aufgeführt, als Telemarken, Tellemarken und Thelemarken. Ich habe deshalb ın mehreren Fällen die verschiedene Schreibart angegeben und möchte nur darauf hindeuten, dass wenn auf andern Karten und Büchern die Namen anders als von mir an- gegeben, gedruckt sein sollten, ınan deshalb nicht den Schluss ziehen darf, dass es verschiedene Oerter u. s. w. bezeichnet; wo die geographische Lage stimmt, da darf man sich an eine verschiedene Schreibart nicht kehren. Eins wünsche ich ferner noch besonders hervorzuheben, nämlich dass man sich stets vorher nach Ankunft und Abfahrten der Dampfschiffe und Eisenbahnen erkundige, weil hierin Aenderungen vorkommen können; auch ist auf den abgelegenern Land-Stationen die Vorsicht nicht unangewandt, sich umzuhören, ob und wie man weiter kommen kann, da auch hierin einige Ungewissheit mög- licher Weise vorkommen könnte. Im Uebrigen darf der Reisende nicht zu ängstlich sein; es reist sich in Norwegen sicherer als in irgend einem andern mir bekannten Lande, die Einwohner sind gefällig und bieder, und ausser in Christiania, wo mir für Fuhrlohn einigemale mehr abgefordert wurde, als Taxe war, ist's mir nicht vorgekommen, dass ich auf der Reis übertheuert worden bin. Allerdings steigen die Preise in Norwegen in mancher Hinsicht, und ganz besonders in den mehr frequentirten Hotels. wer dess- halb die Sache möglichst ökonomisch eimrichten will, der thut am besten, eins der minder theuern, auch recht guten Hötels zu wählen. Ich schliesse meinen Bericht mit dem Wunsche, dass der geneigte Leser sich zum Besuch dieser nor ehe Schweiz recht bald entschliessen möge, und wünsche ihm somit eine recht glückliche und angenehme Reise. 160 Sprache Um dem Touristen, der der norwegischen Sprache nicht mächtig ist, und auch nicht Zeit oder Lust ver- spüren sollte, dieselbe zu erlernen, mit dem Nöthigsten an die Hand zu gehen, lasse ich hier einige der gewöhn- lichen Redensarten, so wie Fragen und Antworten, die ihn interessiren, folgen. Die Aussprache ist für den Deutschen ohne alle Schwierigkeit, es ist hauptsächlich nur zu bemerken, dass das aa wie o, und das y fast wie ü ausgesprochen wird; einige andere kleinere Fein- heiten der Aussprache sind vorläufig unwichtiger, man erlernt diese durch Uebung von selbst, wenn man sich der Sprache ernsthafter befleissigt; da ich keine Gram- matık schreiben will, weil dies mich hier zu weit führen würde, so muss ich es dem Leser überlassen, das Wei- tere selbst herauszufinden, oder sich eine kleine Gram- matik, jedenfalls ein Taschen-Wörterbuch, zu kaufen. Als besondere Eigenthümlichkeit der Sprache möchte ich nur noch anführen, dass der definitive Artikel, wenn zwischen ihm und dem Substantiv kein Adjectiv steht, dem Substantiv hinten angehängt wird, als z. B. Mand Mann, Manden der Mann; Hest Pferd, Hesten das Pferd; Kone Frau, Konen die Frau; Skib Schiff, Skibet das Schiff; Huus Haus, Huset das Haus. Man ersieht hieraus, dass der definitive Artikel, wenn er dem Hauptworte folgt, für Mascul. und Femin. en und für Neutrum et ist. Der Plural ist für beide Fälle ne, als: Mendne die Männer, Konerne die Frauen, Hestene die Pferde, u. s. w. Mit Adjectiven steht der definitive Artikel stets vorne und ist alsdann den für Mascul. und Femin., det für Neutr,, und im Plural für beide Fälle de, als: den store Mand der grosse Mann, det store Huus das grosse Haus, de store Mend, de store Huse, die grossen Männer, die grossen Häuser. ee u ME ln a a a da rn TI um Fa, Sa Bi Sprache. 161 Der indefinitive Artikel steht immer vorne und ist für Mascul. und Femim. en, und et für Neutr., als: en Mand ein Mann, en store Mand ein grosser Mann; et Haus ein Haus, et stort Huus, ein grosses Haus. Nach dieser kurzen Introduction gehe ich jetzt gleich zur Sache selbst über. God (auch godt) Morgen. God Dag. God Aften. Got Nat. Hovorledes gaaer det? ) Hvor staaer det sig? \ Hovordan leve De? Fortroeffeligt. Tak, meget godt. Hvorledes (auch hvordan) har De sovet? . Hvor mange er Klokken ? Klokken er fem; halv syv_ete. Hovad. kalder De dette? Hvad koster dette? Hovormeget ? Bring mig et Glas Vand. Jeg önsker en Potte (Jugge) kogt Vand. Jeg önsker noget hedt Vand. Lad mig faae en Flaske Ol. ‚Jeg önsker en Flaske Rödvün. Bring mig et Glas Breendevüin. Hovormeget skal jeg betale 2 Hvad. skulle vi betale? Guten Morgen. Guten Tag. Guten Abend. Gute Nacht. Wie geht es? Wie befinden Sie sich ? Vortrefflich. Ich danke, sehr gut. Wie haben Sie geschlafen ? Wie viel Uhr ist es? Es ist fünf Uhr, halb sieben ete. Wie nennen Sie dies? Was kostet dies? Wieviel? Bringen Sie mir ein Glas Wasser. Ich wünsche einen Topf heisses Wasser. Ich wünsche etwas heisses Wasser. Lass mich eine Flasche Bier haben. Ich wünsche Rothwein. Bringen Sie mir ein Glas eine Flasche Branntwein. Wie viel habe ich zu be-, zahlen ? Was haben wir zu bezahlen ? 11 162 Eeen Daler (Specie, Species- daler) tre Mark og tolv skillinger. Kan vi faae to, tre Senge her? Kan vi faae Frokost Klokken halv ses imorgen? Vi ünske nogle blöd kogte Aeg. Hvor snart kan vi faae Mid- dagsmad? Kan vi faae Middagsmad punktlig Klokken half fire. Have De Fiske? Have De Hivedebröd? We ünske Rensdyr steg. Kan vi faae Thee strasx? Jeg ünsker Aftensmad strasx; Klokken halv otte, etc. Vi maae have Frokost bestemt Klokken fem om Morgenen. Vek os Klokken fire imorgen. Lad dem vekke os tmorgen punktlig Klokken tre. Jeg ünsker een Carriole strax til — Vi önske to, tre Carrioler strax tl — Hovopr lenge skulle vi vente för de komme ? Hvor er „bogen ? Sleydsbogen? Dag- Lad mig face Skydsbogen. Hvor er Skydsguten 2 Sprache. Ein Thaler (Species-Thaler) drei Mark und zwölf Schillinge. Können wir hier zwei, drei Betten haben ? Können wir morgen halb sechs Frühstück haben? Wir wünschen einige weich gekochte Eier. Wie bald können wir Mittags- essen bekommen? Können wir pünktlich halb vier Mittagsessen bekommen ? Haben. Sie Fische? Haben Sie Weissbrod? (Wei- zenbrod.) Wir wünschen Rennthier- braten. Können wir gleich Thee haben ? Ich wünsche Abendessen so- gleich; halb acht Uhr, u. s. w. Wir müssen pünktlich um fünf früh Frühstück haben. Wecken Sie uns morgen früh. morgen um viere Lassen Sie uns morgen pünkt- lich um drei wecken. Ich Cariole bis — wünsche sogleich eine Wir wünschen sofort zwei, drei Cariolen nach — Wie lange werden wir darauf zu warten haben? Wo ist das Postbuch? Tagebuch? Gebet mir das Postbuch. Wo ist der Postknabe ? das } > r a ah er, = th u A » \ ] \ \ Sprache. 163 Hvor langt er det til —? Farvel ! Mange Tak. Jeg önsker at tale med — Hovor boer han? Herr —? Jeg beder om Vandet. Jeg vil gjöre det. Jeg kan ikke komme. Jeg kan ükke tale Norsk. Jeg vil leere det. Jeg vil skrive et Brev. Jeg önsker en Baad med to, tre Meend imorgen, dersom Veiret tillader det. N. N. give sig den Aere at indbyde Herr N. N. til Aften Löverdag 2den Sept. Klokken 7 präcis. N. N. takke for den venlige Indbydelse, 09 skal have den For- nötelse at komme. Wie weit ist es bis —? Lebe wohl! Lebet wohl! Vielen Dank. Ich wünsche (so und so, Herrn) zu sprechen. Wo wohnt er? Herr —? Ich bitte um das Wasser. Ich werde das thun. leh kann nicht kommen. Ich kann nicht norwegisch sprechen. Ich will es lernen. Ich will einen Brief schreiben. Ich wünsche auf morgen ein Boot mit zwei, drei Mann, wenn das Wetter es erlaubt. N. N. macht sich die Ehre, Herrn N.N. zu Samstag Abend den 2. Sept. pünktlich 7 Uhr einzuladen. N. N. dankt für die freund- liche Einladung und wird sich das Vergnügen machen, , zu kommen. Folgende Wörter, die oft vorkommen, kann man sich be- sonders merken, als: Ö auch Öe, Insel; Öen, die Insel; Öer, Inseln; Öerne, die Inseln; Fjord, Meeresarın, auch zuweilen Inland-See; Hav, Meer; Sö, auch Meer, oft aber Inland-See; Vand, Wasser, auf der Karte meistens kleinere Seen; Elv, Fluss, Bergstrom; Dal, Thal; Dalen, das Thal; Romsdalen, das Roms-Thal; Feld, Fels, Berg, Gebirge, in letzter Beziehung meistens die hohen, schneebedeckten; Fos, Wasserfall; Fosen, der Wasserfall. 164 Schabe- NB. E steht für Einige und bedeutet 2 bis 4 Stück; M für Mehrere Notizen. 5 bis 9 Stück; V für Viele = 10 bis 20 Stück; SV für Sehr Viele über 20 Stück. Schabe-Notiz A. 30. Juni 1571. ‚Christiania Fjord, Dröbak gegen- über; 50—100 Faden Tiefe. Grund schlammig. BE als 2 | 2 nl | Terebratula eranium, Müll. 1 . caput serpentis, L.') | 1 Crania anomala, Müll.?) M | Anomia ephippium, L. Er Pecten tigrinus, Müll. | E = striatus er Ei Lima elliptica, Jeffr.°) 1. 1-9. „ Loscombii, G. B. Sow.®)| 2 | Mytilus modiolus, L. E Nucula sulcata, Bronn. M > tenuis, Mntg. E - pumila, Lov. (tumidula, Malm) E| Yoldia (Leda) lucida, Lov. V »„ pygmza, Münst. E Arca pectuneuloides, Seacchi. | E Kelliella abyssicola, Sars. M Axinus flexuosus, Mntg. M »„ ferruginosus, Forbes. | M Cardium minimum, Phil. IE | Astarte sulcata, Da Cost. M | x E v. elliptica. |E | »„ eompressa, Mntg. E % „ v. globosa BR) 17 Syndosmya (Serobieularia) nitida, Müll. | M | Siphonodentalium Dentalium entalis, L. ‘ Chiton cinereus, L. || Heleion pellueidum, L. | Lepeta cweca, Müll. Nezxra abbreviata, Forb. E „ obesa, Desh. ı M „ rostrata, Spengl. E lebende todte Saxicava rugosa v. arctica, L. E quinquangulare, Forb. h abyssorum, Sars. „ marmoreus, Forb. -„.. albusel. BE ' Tectura virginea, Müll. rn fulva Scissurella crispata, Flem. °) | Trochus millegranus, Phil. ı Natica affinis, Gml. | (elausa, Sow.) „| 1 Cylichna alba, Brown. Philine scabra, Müll. — | Scaphander librarius, Lov. 1) jung, 2) meist an Steinen, 3) halbe Schalen todter Thiere, #) und diverse Halbe, 5) semifossil. || Schabe-Notiz B. 1. Juli 1871. ' Christiania-Fjord, südlich u. nord- ‚östlich von Kaaholmen, nördlich von Dröbak : 20—60 Faden. Grund meist steinig, Muschelbruch ete., wenig Abwechslung mit Schlamm. Pecten tigrinus, Müll. V . septemradiatus, Müll. ') 1 | E „ striatus, Müll. 15 n vitreus, Chemn. | E BB BE w j Schabe-Notizen. 165 ® © BEE ERS TUT Ur RAR I RRETRENEER | Pecten similis, Laskey. | 2 Anomia patelliformis, L. NE | Leda pernula, Möll. ?) ıE |E ||| Pecten varius, L. HAN" Cardium minimum, Phil. | »„ tigrinus, Müll. E (suecieum, Reeve.) ME „ septemradiatus, Müll.) 1|M e fasciatum, Mntg. IM „ striatus, Müll. 1 Astarte sulcata, Da Cost. ıIM|E a vitreus, Chem. | M „ eompressa, Mnte. E| „ similis, Laskey. ıE : »„ vw. globosa? |E| Mytilus edulis, L. >) |V Xylophaga dorsalis, Turt. 2) | —| E $ modiolus, L. | 1 Thraeia papyracea, Poli. Ip! Nucula sulcata, Bronn. - | M | Saxicava rugosa, L. BE | % tenuis, Mntg. IM | n v. aretien, 1a. IM| Nucula tumidula, Malm. ıM Dentalium entalis, L. V Lucina borealis, L. ®) ıM N abyssorum, Sars. | V Yoldia lucida, Lov. ıM Chiton albus, L. E »„ Pygmza, Münst. | E | n cinereus, L. IM | Cardium & _L. '—|/1| Tectura virginea, Müll, M|E 55 fasciatum, Mntg. | E | n fulva, Müll. IOESU IE) hs minimum, Phil. IMıM Puneturella noachina, L. MM Cyprina islandieca, L. u Emarginula fissura, L. ®) | E | E ||; Astarte suleata, Da Cost. IM|E | Trochus tumidus, Monte. ME „ eompressa, Mntg. | E | Be einerarius, L. IE | Venus ovata, Penn. ıE| | % millegranus, Phil. | EM Tellina calcarea, Chemn. Be | ı Litorina litorea, L. °) ıM| Syndosmya nitida, Müll. | | » obtusata, L. Mı (intermedia, Thomps.) IM | Aporrhais (Chenopus) pes | Corbula gibba, Olivi. ıE | pelicani, L. E | Mya truncata, L. >) a! Buceinum undatum, L. ®) IE| Saxicava rugosa, L. ıE | 1) die todten nur halbe Schalen, Xylophaga dorsalis, Turt. a) ısv| | 2) die todten nur halbe Schalen 3) todte | Siphonodentalium quinquan- | | | Bau aus kleinen a gulare, Forb. | M| nel | | Dantaimteniatis 1" 17 | | R abyssorum, Sars. M Schabe-Notiz C. 3. Juli 1871. Teetura EB ul | M|E E Er 2 . fulva, Müll. IE|E Skippellemedet, südlich von Drö- || _, el RT 'ı m Es 3070 Faden. ae a Banc ina, L. | | N 2 nor Emarginula fissura, L. | E|\E Grund schlammig und steinig. Trochus tumidus, Monte. Im|E Crania anomala, Müll. IEıV 2 us ” | z Anomia ephippium var. squa- ae ap BL | = : mula, L. )) | v | Philine quadrata, Müll. — | E er a 166 Schabe-Notizen. hr % : Tel S % 8 SR iS Be: ° | © | Pe} | © De ' Pleurotoma turricula, Mntg. a E Nezera rostrata, Spengl. IVIM Admete viridula, Fabr. IHENSE „ eostellata, Desh. ‚E 1) vom Eichenstamm abgelesen, | ‚ Syndosmya intermedia, 'Thps. 2) halbe Schalen, 3) jung, 4) jung, | (Serobieularia nitida, Müll.) V ıM 5) und 1 halbe todte Schale, 6) lei- | 5 prismatiea, Müll. E | :r zerbrache i :iste Fch)se) | |< ? . der zerbrachen = meisten dureh’s | | Selen pellueidus, Borg: 1 Loshacken des Eichenstammes. | Be R r ER Thracia pratenuis, Pult. 1} . 2 yapyracea, Poli | Schabe-Notiz D. 11. Juli 1871. N | % R h 3 v. villosiuscula. —ı1 Dröbak bis Corallenriff nach Kaa- Forbalb ink BE holmen hin; 30-80 Faden. || „ nonden ulic, Ki Eu Hari S anopfe: Et hi Grund erst schlammig 60—80 Faden, | _ opf ee ae | nachher Corallen und gemischt steinig; ||| Daxieava rugosa, v. aretica, L. V | 30—40 Faden. Terebratula eranium, Müll. ıE 'E » eaput serpentis, L. 1) M Crania anomala, Müll. |M Pecten tigrinus, „ | M = > var. costatus. | E „ Vitreus, Chemn. v. abyssorum, Lov. M „ similis, Laskey. E Mytilus (Modiola) modiolus. L. E » Phaseolinus, Phil. )) Nucula sulcata, Bronn. E| „ tenuis, Mnte. M| „ tumidula, Malm. ıIM| | Leda pernula, Möll. ?) MM Yoldia lucida, Lov. SVIM » Ppygmza, Münst. M| Arca pectunculoides, Scacchi. M ' Axinus flexuosus, Mntg. 1.2.1 Bl „ ferruginosus, Forb. | Mı „ Croulinensis Jeffr. M| Cardium minimum, Philip. ME h fasciatum, Monte. |M | E Kelliella abyssicola, Sars. | V Venus fasciata, Da Cost. | E »„ (Artemis) exoleta, L. | 1 Mactra subtruncata, Da Cost. 3) 1 „ solida, v. elliptica, Bro. E | E Nezxra abbreviata, Forbs. M|iE „ obesa, Lov. VIE , Siphonodentalium quinquan- | gulare, Frbs. IE| Dentalium entalis, L. 8% | R abyssorum, Sars. V | | Chiton cinereus, L. HIV „ alveolus, Sow. 'E | „. „albussız IE| | „ marmoreus, Fabr. 'E | , Tectura virginea, Müll. IE „ fulva, Müll. EI ' Lepeta cwxeca, 5 'E Puncturella noachina, L. ıM| Mı | Emarginula fissura, L. |E/E| Scissurella erispata, Flem. ®) |E|E | | Trochus tumidus, Mntg. IM EI | A cinerarius, L. I 5 millegranus, Phil. | M| Litorina rudis, Maton. °) IV| Rissoa parva, Adams. | 2 nebst andern meist todten Species. ! | Odostomia conoidea, Brocchi. 1 1 unidentata, Mnteg. rs: | „ scalaris, v.rufescens,Ph. — 1 ı Eulima intermedia, Cant. (dl | 2 „ distorta, Desh. I—|1 Natica affınis, Gmel. | (elausa, Sow.) EM | » Montagui, Forbs. E E | Velutina laevigata, Penn. $®) 2 , Aporrhais pes pelicani, L. M E Buceinum undatum, L. °) a : Sa Bi CR re Y vn 7 f Zn u a 5 Schabe-Notizen. todte Cerithium reticulatum, Da C.®) | — + | lebende e metula, Lov. °) Trophon Mörchii, Malm. Kae) | | | (Taranis Mörchii, Jeffr.) 1 “ clathratum, L. IE | N truncatus, Ström.!P) | — {80} 5 Gunneri, Lov. Il Cancellaria (Admete) viridula Fabr. 1 | Pleurotoma nivalis, Lov. !!) jt R turrieula, Mntg,, — | & Fe carinata, De = + attenuata, Mntg. | — Defraneia Leufroyi, Mich. = Cylichna eylindracea, Penn. | E RN alba, Brown. E a nitidula, Lov. 1 Utrieulus globosus, Lov. 1 Bulla utrieulus, Brocchi. — — Scaphander librarius, Lov. = 1) sehr kleine zwischen den Ko- rallen, 2) mehrere halbe Schalen, 3) und 2 halbe todte, 4) und 1 halbe Schale, 5) meist todt, 6) vom Felsen abgelesen, 7) jung, 8) jung, 9) meist zerbrochen, 10) semifossil, 11) sub- fossil, 12) und 1 semifossil. Schabe-Notiz E. 13. Juli 1871. erst nahe den Inseln, voll von See- tange, nachher auf dem Heimwege schlammig; 10—15 Faden. Crenella marmorata, Forbs. 1,9 n discors, L. 11! Modiola (Mytilus) modiolus, L.| 2 | Mytilus edulis, L. !) IM| Nucula nitida, Sow. IE M Venus ovata, Penn. u | E Astarte compressa, Mntg. |E „ suleata, Da Costa. E|E ' Cardium minimum, Phil. EiM| Corbula gibba, Olivi. lE| | ver vwur d Vallö, südwestlich, nahe bei, zu-| o | =ı2 | ae | © I Yoldia lucida, Lov. : M | „ pygmza, Münst. Ei | . .. D '| Lima Loscombii, Sow. ?) ae 2 3 ‚| Saxicava arctica, L. IE|E Dentalium entalis, L. M| ” abyssorum, Sars. M Puncturella noachina, L. E|iM Lacuna divaricata, Fahr. V „ quadrifasciata, Mntg. | V Trochus tumidus, Mntg. M 2 cinerarius, L. M Eulima intermedia, Cantr. —_ Turritella terebra, L. M'M || Litorina litorea, L. °) V = rudis, Maton. ®) M " obtusata, L. MM Buceinum undatum, L. E Nassa incrassata, Ström. — E Cerithium retieulatum, Da C. | — E | | | 1) jung, 2) die todten halbe Scha- | ‚|| len, 3) von Felsen abgelesen, #) ditto. | I Schabe-Notiz F. 16/17. Juli 1871. ' Vallö. — Hauptsächlich zwischen | Bollerne und Ranö, 60—90 Faden; nachdem südöstlich von Vallö, 60 bis 100 Faden. — Grund schlammig und | steinig; bei stürmischem Wetter, Terebratula eranium, Müll. 2\ II) 3 caput serpentis,L.|M | Crania anomala, Müll. EıE Nueula sulcata, Bronn. V „ nucleus, L. M Axinus flexuosus, Mrtg. \% »„ ferruginosus, Forb. | M Astarte suleata, Da Costa. IM „ eompressa, Mntg. 'E Cardium minimum, Phil. IM|M Tellina balthica, L. I—| 2 Syndosmya intermedia, Thmps. | M|E Ne:sera obesa, Lov. E Corbula gibba, Olivi. E| Sehabe-Notizen. | |8|e | Mya truncata, -L. ') IE ' Dentalium entalis, L. |V | „ abyssorum, Sars. ME ' Patella vulgata, L. ?) 1 | Puneturella noachina, L. M|M | Emarginula fissura, L. o) | d) | Trochus millegranus, Phil. EıM | n einerarius, L. ıM RUN) | Natica clausa, Sow. — ı\M ' » Montagui, Forbs. HE A Cylichna eylindracea, Penn. | 1|iE * alba, Brown. I1|E , Philine scabra, Müll. —|E | 5 quadrata, Wood, —|E , Seaphander librarius, Lov. EB Akera bullata, Müll. IL| | 1) Sunge kleine Schalen, ?) vom | | Fxrder, mir vom Schiffer geschenkt. ' Schabe-Notiz G. 17. Juli 1871. 'Südöstlich von Vallö, östlich von Bollerne; 50—8S0 Faden. ı Grund dicker Schlamm. Wetter sehr stürmisch. Nucula decussata, Sow. „asunueleus, Al: ["En.| Cardium minimum, Phil. | E Isocardia cor., L.?) 1 IM| Astarte sulcata, Da Cos. | v. elliptica. | E ’ | Nassa reticulata, L. | | | (suleata Bronn).!) | V | | n ” 5 „ v. paucicostata. E 5 compressa, Mntg. E Axinus flexuosus, Mntg. IM! Syndosmya nitida, Müll. ıE Nezsra abbreviata, Forb. ıE „ eostellata Desh. | 2 Venus striatula, Da Costa. I—| Lueina borealis, L. E| 1) stark abgenutzt, ?) ausgewachsen. | Schabe-Notiz H. 23. Juli 1871. Dröbak gegenüber bis nördlich zum Corallenriff; 50—70 Faden. Schlammgrund, nachher Corallen mit Steinen und Muscheltrümmern. o| Ss Terebratula eranium, Müll.!) | E Crania anomala, Müll. M Pecten tigrinus, Müll. M ' „.. striatus, Müll. E „.; 'aratus, Gmel.?) E „ septemradiatus, Müll.?) | E „ opercularis, L. ®) wet „ similis, Laskey. 'E ns vitreus, Chemn. | | v. abyssorum, Lov. |E | Lima elliptica, Jefir. >) E | | Nucula sulcata, Bronn. ıM N tenuis, Mntg. M „ tumidula, Malm. | M ' Yoldia lueida, Lov. | V | | 9». pygmza, Münst. ıE Montacuta ferruginosa, Mntg. E Arca pectuneuloides, Scacchi. E Axinus flexuosus, Mont. M „ ferruginosus, Forbs. Et A Croulinensis Jeft. IM | ' Kelliella abyssicola, Sars. V Cardium minimum. Phil. B| | Astarte suleata, Da Costa. |'M > compressa, Mntg. E | ||| Syndosmya nitida, Müll. M| IK „ prismatica, Müll. | E || Nesera rostrata, Spengl. E | ” obesa, Lov. | M „ abbreviata, Forb. ıE „. costellata, Desh. Ind Venus ovata, Penn.®) E | Saxicava rugosa, L. | E K arctica, L. ıM Siphonodentalium quinquan- | gulare, Forb. | ) Dentalium entalis, L. IV. | . abyssorum, Sars. |, M E y todte gs Ss M| Mi Schabe-Notizen. von Dröbak: Muschelbruch. | 3 © 2|2 | Chiton einereus, L. V | NE cancellatus, Sow. E | | u albus, L. E ' » marmoreus, Fabr. 1 | Teetura virginea, Müll. MıM | ,. fulva, Müll, —|E Puncturelia noachina, L. M|M Emarginula fissura, L. E M Trochus tumidus, Mntg. E|E 3 millegranus, Phil. EM Natica Montagui, Forbes. E|M 5 affinis, Gmel. 1ı E ‚ Odostomia acieula, Phil. 2 Admete viridula, Fabr. IS SE Cerithiopsis costulata, Möll. |— | 1 , Cylichna alba, Brown. 1|E ‚ Scaphander librarius, Lov. a | 1) kleine Exemplare, ?) diverse | halbe Schalen, 3) meist halbe Scha- len, #) ditto, 5) ditto, ©) meist kleine. Schabe-Notiz I. 27. Juli 1871. | Oestlich von Kaaholmen, nördlich 40—60 Faden. Grund Schlamm und steinig mit Terebratula eranium, Müll. a caput serpentis, L.!) | Crania anomala, Müll. Anomia ephippium, L. Peeten tigrinus, Müll. Nueula suleata, Bronn. " pumila, Lov. Yoldia lucida, Lov. „» Pygmza, Münst. Leda pernula, Müll. ?) Axinus flexuosus, Mntg. Cardium minimum, Phil. „ fasciatum, Mntg. Kelliella abyssicola, Sars. | Cyprina islandica, L. Arca pectunenuloides, Scacchi. | | | | | | IS) Zr 3|ı2 Sage! © - Ban WE En DEN ai Axinus flexuosus, Mntg. M Lueinopsis undata, Penn. al Saxicava arctica, L. E Siphonodentalium quinquan- gulare, Forb. E|\E Dentalium entalis, L. M Natica affınis, Gmel. — EM „ Montagui, Forbs. — 133 Eulima intermedia, Cantr. —|]1 Cancellaria (Admete) viridula Fabr. — | Trochus millegranus, Phil. E|E D A} 5 tumidus, Mntg. | E FRrERE | 1) kleine Exemplare, ?) verschie- | dene halbe Schalen. | Schabe-Notiz K. 5. bis 14. Aug. ara. Utne, Hardanger Fjord, in der Biegung westlich, näher und ent- fernter; 100—200 Faden. Grund meist starre Felsen; nur an einer Stelle Sand mit etwas Schlamm, auch einmal östlich etwas Schlamm- grund. Anomia patelliformis, L. |E „ eph. v. squamula, L.') | V Mytilus modiolus, L. ?) | NE ya “ edulis, v. socialis, L.?) | V Yoldia lucida, Lov. E Cyprina islandica, L. ıM | M Venus ovata, Penn. IM|IE Astarte suleata, Da Costa. | E| Lima excavata, Fabr.t) ISV| Lucina borealis, L. MM „ spinifera, Mntg. | M|M Saxicava rugosa, L. IE|E E arctica, L. IP 1ER Chiton einereus, L. IM| „2 alhuseva, Ir IM Tectura virginea, Müll. IM|E fulva, Müll. n Schabe-Notizen. STE) > | e | 3 | e 3 Lepeta czxca, Müll. |— 2 | Lyonsia norvegica, Chm. 2) i1| Puncturella noachina, L. E IM | Thraeia distorta, Mntg. °?) | 15) | Emarginula fissura, 1. |E M || Nezra lamellosa, Sars. 11 | 5 crassa, Sow. °) 2 „ abbreviata, Forb. 1 | Trochus millegranus, Phil. ME „ ""obesa, Toy. 1 | „ „tumidus, Mntg. M | Saxicava rugosa, L. | E ‚ Dentalium entalis, L. M| P arctica, L. 'E , Siphonodentalium quinquan- Siphonodentalium quinquan- | | gulare, Forbs. E gulare, Forbes. 'E|'E | Turitella terebra, L. |— . E ||| Dentalium entalis, L. ıM | E Natica Montagui, Forb. | E A abyssorum, Sars. EM Cylichna alba, Brown. I E || Chiton alveolus, Sars. | | ek an Lima excavata. 2) das | (eancellatus, Sow.) | : | Thier dient als Köder beim Fischen, | D) einereus, L. | M | | 3) Milliarden hiervon an den Felsen, 5 albus, L. 'E | x re öxempl., °) und | a marmoreus, Fabr. ) : Teetura virginea, Müll. IM| | Schabe-Notiz L. 31. Aue. 1871. Ph Be Fun 1Dr | 2|E ra: £ || Seissurella erispata, Fl. M Bergen, am nördlichen Ende der | \.rica Monaeu, Harp. IE Bergener Bucht; 20—50 Faden. Alderi Fee ee) j Be R i 5 Alderi, Forbs. ) Graud meist ne und felsig, mit Trochus tumidus; Mntg- E| Seetang untermischt, und Muschel- { millegranus, ‚Phil, Bilsp)) EN LEURDDER NREIER 5 erönlandieus, Chem. | E Terebratula caput serpentis L. IE| (Margarita undulata, Sow.) ' Crania anomala, Müll. IM | Eulima intermedia, Cantr. | E Pecten tigrinus, Müll. |E| Turvitella terebra, L. —.;E Anomia aculeata, Müll. | 2 Admete viridula, Fabr. |1lE Lima hians, Gmel. IV Defrancia linearis, Mntg. | 2 „ elliptica, Jeffr.!) (HA A teres, Forbes. 1 Mytilus modiolus, L. IM Cerithiopsis costulata, Müll. | — | 2 Nueula nucleus, L. Ye Pleurotoma turrieula, Mntg. | 1|2 »„ pumila, Lov. ıM| % . v.rosea.| 1,1 Yoldia pygmxa, Münst. | Bi “ Trevelyana, Turt.| 1|1 ' Cardium minimum, Phil. ‚EM ||| Trophon clathratum, L. 1.478 2 fasciatum, Mntg. \M | E ||| Nassa ?incrassata, Ström. 1 Kelliella abyssicola, Sars. |M Trichotropis borealis,Br.u.Sow., 1 | 1 | Kretine ebenda | en 1) und verschiedene halbe Schalen, Astarte sulcata, Da Cos. | M || 2) und 2 junge zerbrochen, °) und „ eömpressa, Mntg. |E|E 1 schr junges. Ausser den angeführten wurden noch einzelne Rissoen, Odostomien etc. gefangen, die wegen ihres theils subfossilen Characters etc. noch nicht bestimmt worden sind. PR u Zr VAR: Die marine Mollusken-Fauna Norwegens, mit Berücksichtigung West-Schwedens und der in den Britischen Meeren davon vorkommenden Arten. Zur gefälligen Beachtung. Indem ich nachstehende Liste der marinen Mollusken-Fauna Norwegens den geehrten Conchologen hiermit überreiche, hoffe ich um so mehr auf eine nachsichtsvulle Beurtheilung, da mir nicht die sämmtliche darauf Bezug habende Literatur zu Gebote stand, und die Frist, in der sie zum Druck fertig sein musste, keine Verlängerung gestattete.e. — Ich habe sie dreimal von Neuem durchgearbeitet, und man sieht ihr wohl die Mühe nicht an, die ich darauf verwendet habe. Trotzdem kann ein Werk dieser Art nur ein unvollkommenes und wahrscheinlich auch fehlerhaftes sein: deshalb ersuche ich Jeden, der einen Mangel darin entdeckt, mir solchen nebst der Autorität gütigst angeben zu wollen, damit es bei einer künftigen Ausgabe verbessert werden kann und wir somit schliesslich das Vollkommenere erreichen. Es ist dies vorläufig ein An- fang, der als Grundlage zur nordischen Fauna dienen kann; und da ich keine derartige Zusammenstellung vorfand, so unternahm ich die Arbeit in der Hoft- nung, dadurch etwas der Wissenschaft Nützliches zu liefern, zugleich auch nicht zweifelnd, dass mir dabei die Nachsicht zu Theil werden würde, um die ich nochmals bitte. Ich habe einige der hauptsächlichen Synonyme beigefügt. Anmerkung. Es ist selbstverständlich, dass die Abtheilungen nicht strenge gezogen werden können, dass einige Arten sich auch da wohl vorfinden mögen, wo sie nicht angemerkt sind, und dass unter den Localitäten die Nachbarschaften einbegriffen sind, als: Gothen- burg mit Bohuslän; das Varangerfjord ist bis Vadsö zu verstehen, etc. | _Nord- | Mittel- ||Süd &Ostl| West- England || Norwegen || Norweg.|| Norweg. || Schwed. || ete. Is | | ee | I_ [1.1182 |®| x I5|.8l85138|92152[]5.|13|8| 3° s3|32|80lo 2) @08|n5 |. Fa 0 22 52|8|18 8l|E=| 5 Sl 3 IR FE Is2l221=2°0l1273 As|Ea El < | 2 358 1 ılaelanle ESlas seele nmls2ae 32 |&| Sg S2|ls5 532ls2 8512832] 8 | =. rag azlErRlasıs= AZ|ISz ER a | 3 | E62 si jsksAalsä.>Sie:e 15 "| A sla A jlategnlssd || Se | a |< |%5| o | | ment pr e len 3 zur ee z I Zi u ı | 1! R | PT Ban islandicus, Mil. | =» | x | = |* * | | #2) .. ” - | | srönlandicus, Sow. | = | x | « a 1 imbrifer, Lov. |» | »| = IE INT + pygmzsus, Münst.| = * | « x IN abyssicola, Sars. I | HERE RR - ı tumidus, Turt. | N! | u. | | I Me. Greg., Sars, vide Asbjörn, p. 47. | | | | * el mammilata, Sars ı | | = || Ba | Lima NE BE 4 va Mr a Sarsil, Lov. | # | * Neal | + ellipti ca, Jeffr. | * | = || | % x || | | 67 (suldulus, Leach.) a] I | | subauriculata, Mntg. | * | le le | = | = Loscombii, Sow. | 1.83 || ea, See x # hians, Gml. Felle“ | | P, | excavata, Fabr. || | || | | =? | Mytilus ehe! | ha [a 311 Pr . | | | | | edulis, L. a ||| 8 a ziclwe> ä modiolus, 1 PGO IE WR SH ne. 20 Ze RE *® | | (Modiola m.) a OT Ki I} ‘ adriaticus, Lm. | | | = || % En (Modiola adr., Lm.) Iaes 1 a SER SE (RS zulepa, Pe.ce H.) | | | | | 5 5 | | | | | phaseolinus, Phiks | # age I0# | | B3 . | | | \ (Modiola phas.) | I Modiolaria | Ic HA] (Orenella) | | al el marmorata, Forb. | | »|\| | #|*|*|x* R | | nigra, Gray. sl Eee ey || *|* discors, %. || klei |* | * | levigata, Gray. |» | x | * | | Crenella | | | decussata, Mat ne | Eee ee | * Nucula 1) | | | | sulcata, Bronn. | | 1005 Bun | l=|* * (decussata, F. & H.) | Ir Ice) | | 1} I} { nucleus, 1- | + 69 FEINE IE | * || * b nitida, Sow. ee * tenu iS, Mntg. *» | x | x |: | x x | x a ” 1 h tumidula, Malm. ES ES || IE RAT Kt: (pumila, Asbjö.) I] | OR a | corticata, Moll ce wu | | } inflata, Hancock. | * | * Ne (delphinodonta, Mi. «& Ad.) | | | | Leda | minuta, Mill. In2 = Seele 8 #0 Be. (caudata, Don.) | IE | pernula, Möll. | = I! = | | * a a 174 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. I Nord- Mittel- |Süd &Ost|| West- |England | Norwegen Norweg. Norweg. | Schwed. etc. | | Il I | [el „isslleissjläle |®| |. Isze2eslasagiszeels | 5 | #8 Ein sa bi EEIFT ie ee 12 A ä = a2 | P_| BE a Tg go, er augen Kae: arme rue 7 Yoldia Bl ac Ben = BE) lucida, Lov..\ = | # | me | ee (Leda I.) Heel pygmza, Münst. = = | ze | le || “il * (Leda pyg.) | | nana, Sars. | = | (Leda frigida, Torell) limatula, - Say. * I sinuata, Sars. >] abyssicola, Koren. | Ne | Re (obtusa Sars.) Kae | | intermedia, Sars. | = | En arctica, Gray. I*:|ı* IN Limopsis | Inte borealis, Woodw. Hanke PR: = | | Arca RAR (| peetuneuloides, Seae. || * | * || |* | * (raridentata, Wood.) I | 19 Koreni, Danielss. | * | * * (obliqua, Phil.) In al Is, lactea, L. | Ina) * & tetragona, Poli. = | *| * = nodulosa, Müll. [ae * 1 * le glacialis, Gray. | | | En Lepton | | squamosum, Mntg. | | + | * | + nitidum, Turt. | | | I en 5% Montacuta | substriata, Mntg. klei) * |* | * bidentata, Mntg. Dre: | +8] * (Mesodesma exiguum, Lv) | a Et ferruginosa, Mntg. | | | cn * (tenella, Lov.) RE a | tumidula, Jeffr. a | i*| * Dawsoni, Jefir. | | * * Kellia | 1.75 suborbieularis, Mnte. | | |: ||| Ei 8*| * lactea, Brown. | * | = |» | *|* Me aa rubra (Lasza r.), Mntg. | | # | # Lueina | ee Kies | spinifera, Mntg. | SEZEIE SEE # borenlis, L.|* | x | #j = | #|j#j* | ®| # Axinus | | | flexuosus, Mnte. |» |» |» | + |» =) # croulinensis, Jefi. |? | * E3 *| * ferruginosus, Forbs. ZEESEIE SEE DEE eumyarius, Sars. * | * | | Sarsii, Phil. | x! | =|* | =» * * | (2 v. flewuosus) | | Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 175 Nord- | Mittel- |Süd&Ost West- England Norwegen || Norweg. | Norweg. | Schwed. | etc. Sg gs; !.[a5]18] 2 %| 2) ge s2s (Venus ex.) NE SR | lincta, Pult. | * | * En (Venus 1.) | | | compta, Lov. | = | ®* (v. de lincta, Jeffr.) | | | Venus | I | fasciata, Da Cos. | Se a an * casina, L. || * | || x ovata, Pont, 8 a ei elle] * 2 176 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. | Nord- Mittel- ||Süd&Ost|| West- | England Norwegen || Norweg, | Norweg.|| Schwed. | etc. ı| g | „| { eriit] ala &0 || ©: BEelEenes5ese 5 || Sp miss ssssalzerä|le 5 Sim la jeor | |°1 Il gallina, Li 8.20 aus e ee = (striatula, Da Cos.) | | | Lucinopsis N | undata, Penn. | ME xl = * Gastrana | | | fragilis, L. | | * | 1 nur Me. Andrew fing eine halbe Schale | | | bei Drontheim ; fide Jeflreys. | Tellina | | | erassa Penn. = \* 1% balthica, L.| = |» | x | = |» | *|* | * I # (solidula, Pult.) | | \ tenuis, Dal@os: I zn Euer = fabula, Gronov. | E: * Eu] IS. pusilla, Phil. | | lleacıeseli es :* (pygmaea, Lov. Ph. Mserpt) | | ealcarea, Cm || =» | = |* | = j=|#* || = Psammobia I a | tellinella, Lm. || | * i | * ferröensis, Chm. |) »\ | = |» |» ||» Ne: RR vespertina, Chm. | | | | * a * Donax | | | | | vittatus, Da Cos. | WR * | en (anatinus, Lim.) | | Maectra | ae | solida, ee er | v. elliptica, Brown. | x |» | *® | = |#=|» | =* I* | a subtruncata, Da Co. \ x |» | ®| * * | * * ponderosa, Phil. | | | | Scerobieularia | I el | piperata, Bellon. | | | = | “= | * | % Syndosmya ee | (Serobieularia) I | | nitida, Mil. |» *» | = | = |»: |» | *| *|x* * (intermedia, T’homp.) | | | prismatica, Mntg. | | = | * II: || *| * # alba, Wood. | | = | *| = ||| *| + | = * v. radiata, Lov. | | R | * Solecurtus | antiquatus Pult. | = | * a (eoarctatus, Gml.) . Solen | | | | ensis, L.|=»|\ =» || = | = || *|* IHRE pellueidus, Penn. | || *| ee * vagina, IL | = | * * siliqua, L. | I else Solemya | Va nitidula, Sars. ||. -| * | I \ EN u BIETE TTRER Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 177 x Nord- | Mittel- ]|Süd &Ost|| West- |[England | Norwegen | Norweg, || Norweg. || Schwed ete. 2 || | = | = ee | | a | ® eöagzsatänssiie@|s| 3: Beleszalseäsls: seele | 38 SR EGIER ERIFEI EEE s Ilja Ars" lsalsso 15 > ad RD | ; TIsB) I | Free tl n ET | Ir Lyonsia | | | norvegica, Chm. + * | = | * * arenosa, Möll. | k * |) En ?striata, Mntg. | * | | Thracia | | praetenuis, Palt.\»| =» | =|#»| = || = | * * papyracea, Poli. *»| * * | = | * * (phaseolina, Lm.) | | » v. villosiuscula, M’.Gill. | * | * | * * convexa, W. Wood. =» || #|# || x* | ®* | * distorta, Mntg. | # *| | her myopsis, Beck. | x | = | * N | | Poromya | | | granulata, Nyst & Westend. | + * *| | * * Neera | | | | abbreviata, Forb. * *| * | * IE: (vitrea, Lov.) | obesa, Lov. | x | =» | = |* | *|j* | *|* rostrata, Spengl. ||: |*| «| * * cuspidata, Olivi.|=| = |*| = |» | #* | *|) | * costellata, Desh. | ea) =» | %* HRLE lamellosa, Sars. | | * = | | Corbula | | | | gibba, Olivi. |»! | * | = m| = || r | * * » v. rosea, Leach. | | = | * * Mya | | | A arenaria, L. | »| 3 |# | #* |» || || * truncata, 1 ea ee ae | ee ee er * Binghami, Turt. x *| * | | * (Sphaenia Bi., F. & H.) | | | Panopea | | plicata, Mntg. * * MAR Saxicava | | | norvegica, Spengl. x» | * 21) | * (Panopea norv.) rugosa, L.|ix= | =» | x» || * |» |» | *|»| » E v. arctica, el keltanliernerilee I e eel Er Pholas | | | erispata, L|= ||» |*|*| | * dactylus, ?) L. | Ir, # candida, ?) L. | \. * Xylophaga | dorsalis, Turt. * || *| * * Teredo | | navalis, L. | x | * norvegica, Spengl. | x» | + | = | | = | = | *| * | * megotara, Hanl. I | * 1) Nur todt in Bohuslän, — 2) kommen laut Jeflr. beide in Norw, vor; es fehlen mir die Localitäten, 12 178 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. ee eemesung] | __Nord- |) Mittel- |Süd&Ost]| West- England | Norwegen |Norweg. | Norweg. | Schwed, | etc. nn | | a | | 13 | I is | = I ul] Ils|s &0 O5 | m g$| slas& ala I = } los|!8$2i1933[582|-8|= 3 | 0 es|sal5sissleelssasl2|8| Sg la:185152j2218:13382]13 |3| 28 laz | S2|201573|% Sulcgı.d S ES I Belsalss|lz 2er | gr IE zrie : A no | | ale ee REN = | | - FEBaEE EZ a8) z Solenoconchia. ae RR a a Siphonodentalium | BAER | lofotense, Sars. | a | | HRBECE quinquangulare, „. ‘Forb. | en Er a | vitreum, Sars. | x» | x | I | | | | Cadulus | | | | subfusiformis, Sars. | | x | x | e ; . | | || Dentalium I | | entalis, L.|i=| =» | * Re I=|*:|»*|% * abyssorum, Sarsı. |» | = | = || = | = | * | * *? agile, Sars, | x | affıne, Sars. *| | || || Gastropoda. | | | Chiton Kl) | fascicularis, E..| | | * (erinitus, Penn.) | | | . I discrepans, Brown. | = | * Hanleyi, Bean. | a aan ers | * | * * eancellatus, Sow.j. | ES ERNEE || *| x j | | (alveolus, Bars.) | | cinereus, L.|= |» || = | ®| = | * | x * (asellus, Spengl.) | | albus, LI x! = ||| = | #=|*| 4 E3 marginatus, Penn. | IE | | * . | ruber, E (Linne) Lowe. | x |» | #| = | + | * ee: * leevis, (Penn.) Mntg. | = | = | | | * * marmoreus, Fabr. |» | » |» | = |» | * | *| * * Patella | | | | vulgata sa |: |: || x | # * g , r | | | Helcion | | pellueidum, L.|= | = |* | «| x |» || *|* * Tectura | | | testudinalis, Müll. | Be er | »|=|#|* | * |“ * virginea, Mil. | x» | =» | = | x | = |=|#|*|* * .. ! | | fulva, Mil. ! x | = |||» |* | *|# en Lepeta | | ezxeca, Müll. | =» | = |» || || x*|* * Propilidium IE | : | | ancyloides, Forb. | | * * | | | Puneturella | | . | noachina, 1 DR ee ee er lne * Emarginula | | | fissura, Les "|| le *)* * . | | || | (reticulata, Sow.) \ | | rosea, Bell. | | «1 # crassa, J. Sow. "|| * | # :* 1) Asbjörnsen. Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 179 Nord- Mittel- ||Süd & Ost! West- |[England Norwegen || Norweg. || Norweg. | Schwed. etc, iin FIR I} 5] ir S gel Il Sie | ® ER: Sselse 58.3 4,| 5 = Eilas a2äs 885238 32|5|82 az WEN > "alu ı55| 'S = 2 © aSserslesasıseeseı 8 |E | && ee j&6/83l55.8]525% 4 | 5” u 2 je Id oO Ben uıe enr nn — = 2 Fissurisepta | | ER E | | | papillosa, ‚Seguenz. | =!) Capulus N | (Pileopsis) Lats | E I} | I hungaricus, Ibe [78,64 | x | * En radiatus, Seit lee] | | | Seissurella | | | erispata, Flem. | sea ee | Ner | er * : | 2 angulata, Lov. |*®) | | Oyelostrema | | yentlerjanun, Sr | N) | arstisltriadli rn ı & x BAp- |} S Trochus 7 | IR& helieinus, Bahr. | # | ee ee) 2er ee * F I | | (Margarita h.) | | | 2 5 | | grönlandicus, Chmalle7 Ex ale 8 * (Margarita undulata, Bow.) I magus, L. | E * tumidus, Mnte. | = | = | = || = | = | x | * bo einerarius, Il Er Ele: I|*|*|+|*| * * millesranus, Phil. | ale 2 | 4 | * zizyphinus, L. * = | x | x |» * oceidentalis, Migh. »| =» «| 4 | I (alabastrum, Beck) I | IR! a | | | Margarita | | cinerea, Couth. | = | x» | = | * | | . . | | s polaris, Danielss. | + | =2) (elegantissima, Bean.) | VRR | argentata, Gould. | | x | | en! | Monodonta ER a | limbata, Phil. |) Kae | Lacuna IB! divaricata, Fabr. | x | » | x | * | =» | *| x | 3 (vineta, Mntg.) Kar] | | | | „ v. quadrifasciata, Mnteg. | | * I; canalis, Mntg. = dünne Var. von | | | divaricata ohne Bänder, Jefir. | RER | | puteolus, Turt. | | * * (fasciata Ad.) as | | | Montacuti, Turt. | * I * x (= puteolus ohne Bänder) | Ne I | N pallidula, Da Cost. | ale iR le * | * | * I albella, Lov. | | | * | 1) Semifossil, Jeffreys. — 2) — cerispata extra gross, Jeffr. — 3) gefangen von Lilljeborg, Jefir, — 4) Jefir. Sup. p. 203. 180 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. Nord- Mittel- Süd &Ostl| West- England | Norwegen | Norweg.| Norweg, Schwed. etc, | Demmazı ne IE. IE 18a | sz 82 88laesralsaea es | SQ | 23 E 2 Eu 3200 | © PET KG. ao Borat, 1 EN So Barren z : 7 M T ! | wen 7 labiosa, Lov.| |» BOB br: solidula, Lov. | = = | Felle frigida, Lov; | = | | 5 ne; (die 3 letzten wahrscheinlich — divari- | | | | | Il cata oder var., Jeffr.) | | N 1 | Litorina IB} N | | Be | litorea, L.|=| = | =«|#* |: |#- | «| =|#|°* rudis, Maton. | = | = |» |j= | | = | = | = “| * „ v. saxatilis, Johnst. | | * * „ v. tenebrosa, Mntg. I ®| | Pr * obtusata, L. | ®ı #2 10% I*|%® ; We * (litoralis, F. & H.) | ee neritoides, L. | | | % En arctica, Möll. || “ale | (rudis, var.) | grönlandica, Mnke. * | * (rudis, var.) | | ?lineata (?ditto), Lm. * Rissoa | | ealathus, F.&H. |) | * Br reticulata, Mntg. | = | * * (Beaniüi, Hanl.) | | eimicoides, Forb. | | * * Jeffreysi, Waller |) | | el ® | * (sculpta, Phil.) N Fe | j punctura, Monte. |» | *»| je) =| = | * | * (textilis, Phil.) h RR rar | abyssicola, Perballe 1% 18, * * * zetlandica, Mntg. | I los: * 2 | * | #* costata, Adms. | | = | * | * parva, Da Cost. |= | x | «* j=|#-|# | *|# ie » v. interrupta, Adms. |= * | | # inconspicua, Aldr. | | | = | ® # turgida, Jefir. * albella, Loy. ı | # | * E: „0 y. .Barsii, Bov:: se) *| membranacea, Adms. Ku: = | = |=| = | * (labiosa, Mntg.) NDR ee Den nn » Vv..cornea, Gow.öl; . 4: ee = | * violacea, Desmar. |= | | = | #=|x* x 4 (rufllabrum, F. & H.) | „ v. porifera, Lov. :* Fre s striata, Adms. | * Eee BE ee „ m archiea, Loy. | x | * | 5 vitrea, Mnte. | | = | =2| * * soluta, Phil. | *..) + || E2 E2 * eingillus, Mntg. | | IR * * Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 181 stnnsintnbsnssiesnunlsihhnteniemninisinhneeilniihtieEe EEE en ni nen | Nord- || Mittel- |Süd & Ost _West- England || Norwegen Norweg. || Norweg. |) Schwed. ete. | | | || Bali 0 .|l.1l5]lE8 | ® R 3 | r EBEN zei 5 l | in Hydrobia | | ulve, Penn, E3 | *| * J.| * x : balthica, Niels. BER | | B (ulvae var.) | | 4 rubra, Me. Gil., Ad. auch var. v. | & ulve, Jeffr. * | | | | E ventrosa, Mntg. I dell | * | Skenea | N Ra | | planorbis, Fabr. | x | x | * | * nitidissima, Adms., synonym mit hrs | folgender. | | | Homalogyra || atomus, Phil. | x | + A ER * Caecum 1,8] glabrum, Montg. | = a u ae Turritella ER Re terebra, L. | +| = | *|*|»% I*| * * (communis, Bisso.) Be | Scalaria a | communis, Lm. x || * | * IalsE® Turtonz, Turt. * x | * * Trevelyana, Leach. ||| * | * ee elathratula, Adms. | | * * Loveni, Adms. | x | *| | grönlandica, Sow. | «| = | = |» | * =| | Aclis | | ascaris, Turt. * | # supranitida, S. Wood. | | #8 * Walleri, Jefireys. | wel * | * Odostomia | | | clavula, Lov. NENR| * | * Kae albella, Lov. *»| | | x rissoides, Hanley. * * | * * pallida, Mntg. *» || #2) = | * * he (eulimoides, Hanley) | [2] cr " » Vv. crassa, Thmps. | | | x | # ö conoidea, Broce. en | * | * E: umbilicaris, Malm. ars ler) | * * 2 acuta, Jeffr. | | zulzE| Kia oe ht conspicua, Alder. || | ® % (unidentata, Hanley) Nr Van | Iso $: unidentata, Mntg. SR ER SA SE e turrita, Hanl. | | * R- h R | | e 4 insculpta, Mntg. | * KR | *|* | #2 * BR. obliqua, Alder. | | | |#ı*| indistincta, Mntg. | | vo * | * interstincta, Mntg. x | | * | * Be a 182 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. = x 37: | __Nord- |] Mittel- |Süd&Ost| West- |England Norwegen || Norweg. | Norweg, || Schwed. | ete. (ER a NEE | S8llelge IS ss sd | ® es Selszssszegslansss | 2 | 88 eesıssrsjssnelsszcis|d| 3 Szlz2lEsıa= Aslsaleaı | g | 25 eileran]sälsalsss a], a IE a 1% 25 2 = . Le en — en nn — | —— m = Ze l Bra spirialis, Mntg. | = | | > | = s* eximia, Jeftr. | | I * scalaris, Phil. | | | | | „ v. rufescens, Frbs. el] * |) * rufa, Phil. | | | il Eller | || * en „ v. fulvoeincta, Thmps. | | | | ı=|% e lactea, 2 BR ee NE || | (elegantissima, Mntg.) | Be | deeussata, Mntg. | * | = Warreni, Thmps. | «||| #* Seille, Scacch. | * | ll & = acicula, Phil. || E= En le # „ v. ventricosa, Erbes 2 0% I lee * (Eulimella affınis, F. & H.) | IR producta, Lov. — acicula, Phil. | DEREN oscitans, Lov. —= pallida, Mntg. IR plicata, Mntg., wohl nur südlicher, | | | defir. | | Stilifer | Turtoni, Brod. | * * | %* # Tylodina ok Dübenii, Lov. | Eie: (Stilifer Düb.) | erg Eulima | | polita, 1 ER ea alcee = | x * intermedia, Cant. | * * * ö (nitida, Phil., Lov.) | distorta, Pesh.; = Marvel „il: |*|%* 5 stenostoma, Jeftr. * 2 Er en subulata, Don. E3 * bilineata, Ald. » | x * * Natica | islandica, Gnl. | = | = | = | * | * | * * (helicoides, Johnst.) | | grönlandica, Beck. | = | * | x | = |» * | * “ (pusilla, Gould.) catena, Da Cost. I = # (monilifera, Lm.) | Alderi, Forb. | Fl * | * * (nitida, Don.) Montagui, Forb. | = | = | * | * | * | * affınis Gml. | x |* | * * | * | (elausa, Sow.) | | flava, Gould. ler: Hg] (glacialis, Danielss.) | (aperta, Lov.) (Jeffr. IV. 230.) F E. h 3 3 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. | Noril- Mittel- |Süd&Ost| West- England Norwegen | Norwes, Norweg. | Schwed. etc. T n 7] T | = I N | | = | El | 2sllasala8l8el, sis | 5 7 r 3 | | 2D | Sur Era RT SE as Ze (LS yrg Se mer | ale Sen ==] = Lamellaria | | | | IE perspicua, La) | x | Ele prodita, Lov. | =} = | | latens, Müll. *|#|* | * | | glacialis, Sars. \=|*| | | | | | tentaculata, Mntg. | | | * | Colobocephalus IN) | I | costellatus, Sars. ee * | Et Colpodaspis | | | pusilla, Sars. ha | I | N Velutina | | | | | | plicatilis, Müll. #3 DE * (flexilis, Mntg.) | | | I leevigata, Penn, Ir ES Ba nIE, x» | * | * «| x | x | * lanigera, Mäll. | = | =?) | | | Torellia | | | | vestita, Jeffr. | | *2 | | ISaee Trichotropis | | | | borealis, Br. &Sow. |» |») = | = | *| see * conica, Möll. En I | Admete Bl | (Cancellaria) I | viridula, Fabr. \ = |» |» Dee! | | * Aporrhais I | | (Chenopus) | | KR pes pelicani, 1 all el e|e| % x | * * pes carbonis, Brug. | } + | Fa * (Mac Andrew, Jeffr.) | | | | Cerithium | Ka | | "metula, Lov. | |: ll || * | Ih’. ie reticulatum, Da Cost. | ER RE N Fe |® I1Posen |1 Ser % perversum, bee) "| | elle % (adversum, Mntg.) | I | el tubereulatum, | IE |P2H NE I (vulgatum, Birrug.) Ira I | | Jeffr. IV. 264 & Supl.217. | N] | | Me. Andrei, Adms. | =» |* | | | | | Cerithiopsis | | | | | | tubereularis, Mntg. | | I# | E metaxa, & Delle Ch. | el Be S costulata, Möll. | | ı IC: | * Purpura 1 I Wr lapillus, L. | * | Bea | ar a a x Buccinum | | | undatum, L. | #1 * | * | * | x|*|*| » 184 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. Nord- Mittel- ||Süd&Ost|| West- England Norwegen || Norweg, || Norweg.|| Schwed. , etc. a. |;.)! 1 .|ı 3ls |® | ss ssselselgslesesls | 5 | 28 EUER = alıg2ERIı SS |I|S | EA Sıamanlaesalsdd || | * > je < no | = - - = : - - - —— undatum, | | | ” v. zetlandicum, Forb. | = | * | * I | * (non Humphreysianum, B.) | | | | | Humphreysianum, Ben. | x |» MER | # grönlandicum, Chm. | En | | | (undatum, v. grönl.) | al Buccinopsis | | Dalei, J. Sow. | ik | | er „ v. eburnea, Sars. | “| | | e Murex | IE | erinaceus, L. | | | er > Trophon | Re Barvicensis, Johnst. | «| =) /=|#|»|% * truncatus, Ström. | | | | | = | % x (elathratus, F. & H., non L.) | I ER | (Bamffius, Mntg.) ES Ka NER aa EN LEBE) clathratus, Li=ı=|*|=|*| x ı8J.lx |»? 5 v. Gunneri, Lov. |» || = |=- | *|x|* die britische Var. scalaris vou Troph. trun- |) | | | | catus Ström gleicht letzterer. Jeffr. IV. 321. | | eraticulatus, Fabr. | * | | Taranis, Jeffr. nov. genus. | | RE Mörchii, Malm. | ZITTERN (Trophon Mörchü, Malm) | | (Pleurotoma Mörchü, Sars.) | | Fusus esse] | | antiquus, L. =)» elle)... ee * despectus, Tale ne cl norvegicus, Chm. | * | x | = Turtoni, Bean. || * * | * islandicus, Chm. x | x | *| E: gracilis, Da Cost. | | | = ||»): |#*|»* = propinquus, AIG. ie» 2% jr E: ” Berniciensis, King. | = | * | x * fenestratus, "Burt. or. 0% |\=|#|*| * * (Bucein. fusiforme, Brod.) | incarnatus, Sars. | = | = | x (latericeum, Möll.) | Nassa N ! reticulata, na SE IBERIEr Er Incl ee incrassata, Strom. | x | = | = | = | = | x \\=| + | * pygmza, Lm. || | | *| * | * Columbella | | | nana, Lov. * + | + Holböllüi, Möll. | * | * | % Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 185 Nord- “Mittel- |Süd&Os:] West- |England Norwegen Norweg. || Norweg. || Schwed. || etc, 5 \ 2 ern he} | I2] Le} | | “a er An | m) en | asılesslseltäl.:e_|5 5 | 2, Eeslea 875 m&lo2lse|2 | 5 Tat a2 5235322 882l2885|15|5S | 28 Sezoarßalesimeisels;e| 3° 5 En gäA A-5235 si 2laralı 3 et] 3 SOHıyrnı> -FZ|sE)E >) I 26 s la Aria s2l2=sD | | De je! < NO | | U Au N |! | | I | m . ! | | | | Defraneia | | | | | | | | teres, Forb. | euer Leu | * INS | | 1 (Pleurotoma boreale, Lov.) VD ARE et | . | | Leufroyi, Mich. I: | * | 3 Mg - . I | linearis, Mntg. | = [ms Se a a0 ats | ee Re ze | * reticulata, Renier. | = *»| x |» | | * | purpurea, Mntg. lese | k I: cancellata, Mi. & Ad. ale | =*| | (?calcara) I I a | | \ | | | | | | | | Pleur otoma | I Nee | . . . I! | | \ | striolata (Seacchi), Phil. I | Mus 8) Meiste (Mangelia str.) | | I | | | £ | attenuata, Mntg. *2 | = ||| costata, Don. * E88 a ae ee | brachystoma, Phil. * BE = nebula, v. elongata, Mntg. | * x | = || * = nivalis, Lov. I & * = = | ’ i carinata, Biv. || + «|| * || ®*| = 1 septangularis, Mnte. | | * a } | | | | rufa, Mntg. SE I HL |Eer | (303) Ba pyramidalis, Ström. | = | = | * | + | =* IK el 1 x s a P Ba SEA! + turrieula, „en, . ..Mutg.|2 nel alle ie leie)* Trevelyana, Turt, »| *|*# ler | | “ *ı | + mitrula Lov. |x?| » a E (=? cylindracea, Möll.) EAN EN E | Br ER { avaralbe, Sars. | E: | 1 declivis, Lov. er * ? | | | : tiarula, Lov. * | E tenuicostata, Sars. * x? | | | alternata, Mntg. | = Er ER IR | 2 Pingelii, Möll. | * * KR a | violacea, Mi. & Ad. |» | x | * N SRH ER D Fra arla. Beil. |. PER ne 2 umRaten 5 Cyprea | INS Ta Re | NER Ss | | AR europa, Mntg. I a ee . | I | | | | Cylichna | N ES ae | = acuminata, Brug. =» | x | * | er | »* | (Bulla, Ovula, Volvula a.) late nitidula, Lov. | % | * | * | + umbilicata, Mntg. (== I x | x x | +) | eylindracea, Penn. | =# * | Se ER alba, Brown. * ea * 62 * + Sa E7 striata, Sars. | | strigella, Lov. | s | (nach Jeffr. auf einige frische Exemplare | n N | I v. C. umbilicata gegründet, an deuen die | | | | Streifen stärker als gewöhnlich waren.) | | 186 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. | Nord- Mittel- |Süd &Ostl| West- England | Norwegen || Norweg, Norweg. Schwed. | etc. E Beh: sn ie o&|l Zalee 3858|, &|# e E Sn la ane Woode | zu 72 ealnzs = | Il *| N * punctata, CHE re * | =] II + pruinosa, Chi zu, malye | |* Er (? finmarkia, Sars.) Re A | aperta, L. I | | * ! He | x * * | * flexuosa, Sars. N ER ri * | | nitida, Jefir. | re ? | * Aplysia | Kar | Mi punctata, Cuv. | = | *| |: = (hybrida, Lov.) | IR ER Pleurobranchus | | ae plumula, Mntg. | | | |* * sideralis, Lov. || | | | * Pleurophyllidia | | Loveni, Bergh. | = | * * (Diphyllidia lineata, Lov.) | Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. 187 Nord- Mittel- |Süd&Ost| West- England Norwegen | Norweg. || Norweg. || Schwed. | etc. I | N = IM = | | ee 5 =Sla8isslssaalsalsci2 || 32 selzä3l8eld 2 2205| K o s3sasslasläsiesesı 8 | 38 Ba ER ass rzlsrzeis | x | 3 2, |eRlzRl2<|sZ ZEN Sol er [et alla, A lar a2 | © | > A Oo | | — nn I ı Br | | Kamel] ] Nudibranchiata. N N | | it Il (Gymnobranchia.) | IE! SS In Limapontia I | | nigra, - Johnst. | | Iren . i | || Elysia | | viridis, Mntg. + | = i | Nee] REN Eolis Is N papillosa, Ibeilles | * | IE coronata, Forb. | I] | | * . 7: .. | | | | branchialis, Müll. | ae | . N | [i lineata, Lov. |) IR Sl | I ce . | | | I; smaragdina, Ald. & Hn. | | I IE; pellueida, H RE ER en IA alba, » | | | | 5 | | En coneinna, r | | | ee a | # aurantiaca, „ er] | I | a ee eingulata, “ | a | 4 | * tricolor, Forb. | | | (ee ARE exigua, Ald.& Hn. | 2) ae laeinulata, _ Gmel. | E Kerle al Doto- || | | | fragilis, Forb. | | = 1 | OS | 63 ; ir | hi | coronata, Gml. | III CR SEE REN I | | | * erassicornis, Sars. | | | | | | 1) | | | | 1 Dendronotus | | | IS EIERN arborescens, Ra Dee ze ee Se I | * Her | Kar | ero | ae I | I formosa, Lov. || = || | le N? . . || | | Tritonia. | | | ee | Hombergii, Cuv. | I | ISESlDe: ex. = | | | plebeia, Johnst. | | I || * . | | | Aegirus | | | | punetilucens, d’Orb. | | | | I x | EE > | Hi | I) | | Triopa | abe Beet ME ea Mara ee = | | je I claviger, Müll. | | EE Fa RI Haie lacer, Mill. | = | ® | Iveya ER | Kl Polycer«a | | | | | “I. 1 “ | e KH quadrilineata, Müll. | | Se ? pudica, Lov, | 20 ei || | I | | | | Ancula | | | | | S | | cristata, Aldr. | | | 0% £ ; | | | Idalia | | | aspersa, Ald. & H. # # “ 188 Die marine Mollusken-Fauna Norwegens. Nord- Mittel- ||Süd &Ost|| West- ||England ‚ Norwegen || Norweg. || Norweg. || Schwed. eie. } — u = | | | z -a e|rR [1] 2: lglealsesisäl.s | 5 P l28|28188]88|281581%-| 3 Sal ae e=52=-25l252.52@23e88|8|=2| 28 Bess nmeeein else el ne salselealssı.sle2ErlS | 8 Er asia jaris Aa IS 25 ——— —— ee Per Goniodoris | | | | nodosa, Mntg. | | | # Be: | I} Doris I | | | tubereulata, Cuv. # | k eo) * Heer Johnstonii, Ald. &. H. | = || I = ICE | | | | | repanda, Ald.&H. | * | = | x | * B= (obvelata, Müll., Lov.) | | | | (fide Jefir. V. 87.) | (laut Jeffr, hält Loy. sie für obvelata, Müll.) || | | I N aspera, Add. &H. ir: \ | | * IR muricata, Müll. | | = * * | [Dt Loveni, Ald. & H. | = * | pilosa, Müll. De: | | | * | * (fusea, Lov.) I | | | luteocincta Sarsı Sum le Re : | ’ | | | + fusca, Müll. | Elke | (?= fusca, Lov.?) | | | ” I || | echinata, Lov. x + | | Cloelia | [ trilineata, Sars. | | | | | | I AELEN mit Norwegen. Reoelmässige Dampfschiff-Fahrt zwischen di 4 un tn Hamburg und Hammerfest, anlaufend: Christiansand, Kleven (Hafen von Mandal), Farsund, Flekkefjord, Egersund, Stavanger, Bergen, Aalesund, Molde, Christiansund und Drontheim, (Vardö und Vadsö,) mit den bequemen schnellfahrenden Dampfschiffen der Beroenske & Nordenfeldske Dampfschif-Gesellschaften, nr, a See a äh um Eee rn aa dh als: Nordstjernen. Hakon Jarl. Jupiter. Nordland. Finmarken. Throndhjem. Kong Carl. Tordenskjold. Thor. Harald Haarfager. Abfahrt von HAMBURG jeden Freitag Abend (Abänderungen vorbehalten). Passage I. Olasse bis Christiansand . . Spa. Kalt. Pr. Cr 40,15 7Ser u Klevent = De AL ER N N ET „ Farsund & Plekkefjond No eK a R | „ Egersund . RS N EIER \ Stavanger ee Sg ee Se 5) = n Bergen” BE De RR a Hirn A „ Drontheim RE 3 1 Mae RE RE 55, N lbleanmertest . un 20. N, :000,%40.15 u oe Verdor&uV.adso, u. 292. eo . 2 exclusive Beköstigung. Wird zugleich ein Retourbillet gelöst, so wird hierfür nur die Hälfte bezahlt. Am Bord dieser elegant eingerichteten Dampf- schiffe befindet sich vollständige Restauration. F. J. REIMERS, Agent der Schiffe, 63 Admiralitätsstrasse, Hamburg. NB. Reisende nach Christiania mit obigen Schiffen nehmen ihr Billet bis Christiansand, von wo sie in einem andern Dampfer weiter fahren, U Die Söndenfjelds- Norwegische Dampfschiff-Gesellschaft in CHRISTIANIA. -& Wöchentliche Dampfschifiahrt zwischen HAMBURG und CHRISTIANIA. anlaufend Christiansand, Arendal, Langesund de. Von Hamburg jeden Samstag p.m. | Von Christiania jeden Samstag p. m. bis Christiansand „ Montag a.m. | bis Christiansand „ Sonntag a.m. „ Christiania „ Dienstag p.m. | „ Hamburg „ Dienstag a. m. Von Christiansand gehen mehrmals die Woche Dampfschiffe nach Stavanger, Bergen, Drontheim und anderen Orten im nördlichen Norwegen. Die Dampfschiffe sind elegant eingerichtet mit allen Bequemlichkeiten für Passa- giere, nebst vorzüglicher Restauration. Fahr-Preise: Erster Platz Spe. 7, zweiter Platz Spe. 4. 80 sk., dritter Platz Spe. 2. 40. sk. Billete für die Hin- und Rückfahrt, das ganze Jahr gültig, nur die Hälfte - mehr. — Rabatt für Familien. Fernere Auskunft ertheilen umgehend die Agenten: Herr F. J. Reimers in Hamburg. „ 7 A. Werner „ Christiansand. „ Jens. Meinich „ Christiania. Det Söndenfjelds- Norske-Dampskibsselskab i CHRISTIANIA. HI - —— Ugentlig Dampskibsfart mellem Hamburg og Christiania, anlöbende Christiansand, Arendal, Langesund etc. Fra Hamburg _ hver Löverdag E.M. | Fra Christiania hver Löverdag E.M. til Christiansand „ Mandag F.M. | til Christiansand „ Söndag F.M. „ Christiania „ Tüsdag E.M. | » Hamburg „. Tirsdag E.M. Fra Christiansand gaar Dampskib flere Gange om Ugen til Stavanger, Bergen, Throndhjem og andre Steder i det nordlige Norge. Dampskibene ere elegant indrettede med gode Bekvemmligheder og god Restaurationer for Passagerne. Passagerfragten: paa 1st: Plads spe. 7. — sk., 24. Plads spe. 4. 80 sk., 34. Plads spe. 2. 40 sk. Tour- & Retourbillet, gjeldende for hele Aaret, 1'/, Fragt. Rabat for Familier. Alle närmere Oplysninger meddeles ved Henvendelse til Selskabets Agenter: Herr F. B, Reimers i Hamburg. „ J. A. Werner i Christiansand. „ Jens. Meinich i Christiania. SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES 3 9088 00565 7069 Ye 2% ; $r Y Tea 2 Druck von Kumpf & Reis in Frankfurt a. Y% . . x . u Ri} Y Br 4 ”, = l DAN 1a ! ei N u. e Er ” % 2 2 £ & ‚af ’ . FOON N 7 Ph