Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums

zu

Berlin.

V. Band Nr. 41—50 (1908-1912).

Herausgegeben von

A. Engler.

Leipzig In Kommission bei Wilhelm Engelmann

1913.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 41. (Bd. V.) Ausgegeben am 27. November 1907.

Vorläufige Mitteilung über drei noch unbeschriebene Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia. Von E. Ule.

Nur durch den Buchhandel zu beziehen.

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In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1907.

Preis 0,20 Mk.

Notizblatt

des aA

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 41. (Bd. V.)

Vorläufige Mitteilung über drei noch unbeschriebene Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia.

von

E. Ule.

Als ich im vorigen Jahre im Auftrage des Bahia-Kautschuk-Syndikates eine Reise im brasilianischen Staate Bahia unternahm, da erfuhr ich, daß die zusehends steigende Kautschuk - Ausfuhr nicht von Hancornia speciosa Gom. sondern von der sogenannten Manigoba, die man für Manihot Glaziovii Müll. Arg. hielt, herrührte.

In erster Linie war es meine Aufgabe die Kautschukbestände von Hancornia eines größeres Landgebietes, das zwischen Serrinha und Soure gelegen ist und einem Herrn Carvalho do Passo gehörte, auf den Er- trag an Kautschuk zu untersuchen. Es stellte sich heraus, daß diese Bestände von Hancornia oder Mangabeira, unter welchen Namen dieser Baum dort überall bekannt ist, wohl in den ersten Jahren einen reichen Ertrag erwarten ließen, nicht aber einen solchen für die Zukunft sicherten. Es kam nun darauf an, da Hancornia wegen ihres ungemein langsamen Wachstums sich zur Kultur nicht eignete, eine Kautschukpflanze aus- findig zu machen, durch deren plantagenmäßigen Anbau die betreffenden Ländereien dauernd gewinnbringend gemacht werden könnten. Meine Aufmerksamkeit wurde deshalb auf die wilden Kautschukbestände von Manihot gelenkt. Ich mußte, nach allem, was ich darüber erfahren konnte, annehmen, daß ich es bei diesen nicht mit der altbekannten Manihot Glaziovii zu thun hätte.

Es wurden nun zwei Reisen unternommen, auf der ich drei Gebiete mit je einer Manihot-Speeies feststellte, die sich nicht nur unter sich in ihren charakteristischen Merkmalen unterschieden, sondern auch nicht zu Manihot Glaziovii gehörten. Ebenso zeigte ihr Kautschuk ab- weichende Beschaffenheit.

Diese drei Manihot-Arten, die in dem demnächst erscheinenden Heft des Notizblattes eingehend beschrieben werden, sollen die Namen Manihot dichotoma, heptaphylla und piauhyensis erhalten.

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Manihot dichotoma Ule n. sp.

Petioli limbum aequantes, limbus 3—5 partitus, membranaceus; laciniae obovatae, integrae vel + late sinuatae, glabrae; racemi sub- pauciflori; bracteae margine denticulatae, quam flores breviores, caducae; flores intus extusque glabri; capsulae ellipsoideae, breviter alato-6-costa- tae; semina ellipsoidea.

Diese Art wird ein nicht ganz so hoher Baum wie Manihot Glazi- ovii und schwankt etwa zwischen 5 und 12 m Höhe, dabei ist der Wuchs der Krone weit gedrungener und meist zweigabelig, dicht ver- zweigt.

Auch der Stamm wird nicht so dick, die Rinde ist dünner und meist heller, obwohl es auch eine dunklere Varietät gibt. Außer den kleineren Blättern und anderen Unterschieden sind dann besonders die großen, langen Samen hervorzuheben.

Das Verbreitungsgebiet dieser Kautschukpflanze beschränkt sich auı den Südosten Bahias vom 12!/, bis 14!/, Grad südlicher Breite, von wo es sich vom Ufer des mittleren Rio Paraguassu bis zum Bereich des Mittellaufes des Rio das Contas ausdehnt. Nach einem dort liegenden Städtchen Jequie, das als Zentralpunkt für den Kautschukhandel dieser Pflanze gilt, wird sie auch Manigoba von Jequi6 genannt.

Manihot heptaphylla Dle n. sp.

Petioli limbum fere aequantes, limbus profunde 7, raro 5 partitus; laciniae oblanceolatae, leviter vel altius Iyrato-constrietae, eoriaceo- membranaceae; racemi densiflori, macranthi; bracteae flores superantes, integrae; flores extus intusque glabri; capsulae subglobosae, exalatae, leviter 6 angulosae, acutae.

Diese und die folgende Art, deren Kautschuk größtenteils über den Rio Säo Franeisco befördert wird, haben einen ganz anderen Habitus als die vorhergehenden. Beide bilden nur kurzstämmige Zwerg- bäume mit breiter, zwei- und dreigablig verzweigter, reichbeblätterter Krone. Manihot heptaphylla wird noch etwas höher, 3—8 m hoch, hat schwarzbraune Rinde und schön purpurne Zweige und Blattstiele mit meist siebenteiligen, dunkelgrünen Blättern.

Es ist ausschließlich das rechte Ufer des Rio Säo Francisco, wo Manihot heptapylla von 9!/, bis 121/, Grad südlicher Breite, besonders in den dortigen Gebirgen wie Serra do Encaibro, Serra do Tombador, Sera do Assuruä und anderen vorkommt.

Manihot piauhyensis Ule n. sp.

Petioli limbum fere aequantes, limbus profunde 5 partitus; laciniae late obovatae vel oblongo-obovatae, apice rotundatae, coriaceo-membrana- ceae; racemi elongati, macranthi; bracteae flores superantes, integrae; flores extus intusque glabri; capsulae subglobosae, acutiusculae, manifeste subalato-costatae.

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Diese Art steht der vorigen nahe, bildet aber etwas niedrigere Bäumchen von 2 bis 5 m Höhe und besitzt fünfteilige Blätter mit breite- ren Zipfeln. Auch die Blütentrauben sind länger und die Früchte sind kantig geflügelt.

Das Verbreitungsgebiet von Manihot piauhyensis dehnt sich über den Siidosten von Piauhy längs der Grenze von Bahia, etwa vom 8. bis 10. Grad südlicher Breite, aus. Dort wächst sie in den meist niederen Gebirgszügen, welche sich bis in den Süden von Cearä erstrecken.

Die Erntemethode des Kautschaks ist bei diesen drei Manihot- Arten eine andere als bei Manihot Glaziovii Müll. Arg, da ihr Wachs- tum und die Beschaffenheit der Rinde auch verschieden sind.

Bei Manihot dichotoma wird der Stamm mit einem an der Spitze sekrümmten oder abgerundeten Messer in Schlangenlinie angeschnitten, und am Ende der Schnittwunde bringt man einen kleinen Blechbecher an, in den die Kautschukmilch läuft. Sobald nun diese Milch in Gefäße gesammelt ist, beginnt sie schon von selbst zu gerinnen und wird mit der Hand in Ballen geformt, die meist in Walzen gepreßt und dann gut getrocknet werden. Bei sorgfältiger Ausführung des Schnittes ver- narben die Wunden nach einiger Zeit, und der Baum kann von neuem angezapft werden, sodaß von einem Baume dreimal und unter günstigen Bedingungen sogar bis zehnmal Kautschuk geerntet werden kann.

Die Kautschukgewinnung bei den beiden anderen Arten, Manihot piauhyensis und heptaphylla stimmt im allgemeinen überein, weicht aber von der vorigen ab. Man hat hier gefunden, daß der kürzere Stamm und die wohl auch etwas härtere Rinde nicht recht zum Anschneiden geeignet sind und so behandelt auch wenig Milch geben, dagegen hat sich das Anritzen unmittelbar über der Wurzel als sehr ergiebig erwiesen.

Zu diesem Zwecke wird an der einen Seite am Grunde des Stammes eine Vertiefung durch Herausnehmen der Erde angebracht und über derselben, also etwa über dem Wurzelhals, der Manigoba-Baum mit einem an der Spitze abgerundetem Messer geritzt. Die Kautschukmilch fließt nun in das gegrabene Loch und gerinnt daselbst, worauf sie von dem Kautschuksammler nach ein oder zwei Tagen gesammelt wird.

Das Gewicht von den erhaltenen Kautschukfladen, d. h. also dem Ergebnisse einer einmaligen Anzapfung, schwankt gewöhnlich zwischen 10 und 100 Gramm.

In Piauhy ist die Art der Kautschukgewinnung der Manigoba der am Amazonenstrom üblichen von Hevea brasiliensis Müll. Arg. angepaßt, indem sogenannte Estradas, primitive Pfade, angelegt werden, auf welchen man 300 bis 1000 Bäume erreichen kann. Nun zapft ein Seringueiro pro Tag ungefähr 200 Bäume an. Es wird so eingerichtet, daß jeder Baum nicht öfter als zweimal in der Woche an die Reihe kommt und wenn man eine Ruheperiode annimmt, so wird er bis 50 Mal im Jahre angezapft.

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Von Manihot dichotoma gibt es nur jüngere Pflanzungen, von denen die ersten jetzt anzapfungsfähig sind, dagegen werden von den zwei anderen Arten, die schon länger bekannt sind, genügend Kautschuk auf den Markt gebracht.

In den recht primitiv angelegten Pflanzungen werden die Samen an Ort und Stelle in Abständen und in Reihen von 2 Meter Entfernung in den Boden gesteckt. Es kommen also auf dem Hektar fast 2500 Bäume zu stehen, zwischen denen im ersten Jahr andere Kulturen betrieben werden können. Bei Manihot piauhyensis können im dritten Jahre, bei den beiden anderen Arten im vierten die Bäume angezapft werden. Der Kautschukertrag eines Baumes im Jahre läßt sich bei Manihot diehotoma, so lange die Methode nicht verbessert ist, nur auf 100 bis 250 Gramm berechnen und ergibt mithin 200 bis 300 Kilo für den Hektar. Bei Manihot piauhyensis und heptaphylla läßt sich der jährliche Kautschukertrag auf 500 g bis 1 Kilo schätzen, welcher ungefähr einer Tonne für den Hektar entspricht.

Der Wert der drei Kautschuksorten ist nach dem Gutachten eines Sachverständigen in folgender Weise nach dem heutigen Marktpreis (28. Oktober) pro Kilo abgeschätzt worden. Manihot heptapylla 6 bis 61/, M, M. piauhyensis 7'/, M und von M. dichotoma 8 bis 8!/, M, zu einer Zeit, wo der Wert des Para-Kautschuks auf 9 M stand.

Plantagen von Manihot Glaziovii bestehen teils in Brasilien, teils in Indien und Afrika schon seit langer Zeit und haben sich als mehr oder weniger gewinnbringend erwiesen. In einigen Gegenden ist die Kultur dieser Manihot Glaziovii verschiedener Mängel wegen als nicht lohnend aufgegeben worden. Solehe Mängel sind die Windbrüchigkeit alleinstehender Bäume, die harte, schwer zu durchschneidende Rinde und die Schäden, welche dureh unvorsichtiges Anzapfen verursacht werden.

Die drei Manihot-Arten aus Bahia und Piauhy haben nun den Vorzug, daß sie die erwähnten Mängel nicht oder weniger besitzen und daß sie zum Teil weit höhere Erträge liefern als Manihot Glaziovii.

Während der Kautschukertrag eines mit Manihot Glaziovii be- pflanzten Hektars auf 300 Kilo berechnet wird, läßt sich derjenige von Manihot piauhyensis und heptaphylla in geeigneten Ländereien auf 1000 Kilo schätzen. Ein solcher Ertrag übertrifft selbst noch den von Hevea brasiliensis Müll. Arg.

Wenn nun auch die Kulturen von Hevea brasiliensis in den üppigen Tropengegendeu für die Kautschuk-Produktion zweifellos die größte Bedeutung erlangen werden, so ist doch anderseits Manihot heptaphylla und Manihot piauhyensis für trockene, weniger fruchtbare Länderstriche als die Kautschukpflanze der Zukunft anzusehen.

Ausführlicheres wird im nächsten Notizblatt mit einer Karte und fünf Tafeln gebracht werden.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 4la. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1908.

E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschuk- handel in Bahia.

Mit 2 Figuren im Text, 3 Tafeln und einer Karte.

Vorwort.

I. Einleitung.

II. Bahia und seine Vegetation. III. Gebiet der verschiedenen Kautschukpflanzen. IV. Diagnosen der neuen Manihot-Arten.

V. Ernte und Ertrag des Kautschuks. ‚VI. Landes- und Bevölkerungsverhältnisse. VII. Anpflanzungen von Manigoba.

Nur durch den Buchhandel zu beziehen.

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In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1908. Preis 3 Mk.

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FR:

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Centralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 41a. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1908.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- ständiger Quellenangabe gestattet.

Kautschukgewinnung und Kautschukhandel in Bahia, Von E. Ule. (Mit 2 Figuren im Text, 3 Tafeln und einer Karte.)

Vorwort.

Die hier folgenden Ausführungen über Kautschukgewinnung sind das Ergebnis einer Reise, die von mir im Auftrage des Bahia-Kautschuk- Syndikates zu Leipzig unternommen worden ist. In erster Linie hatte ich den Auftrag erhalten, Ländereien, welche in der Gegend zwischen Serrinha und Sure gelegen sind und einem Herrn Carvalho do Passo gehörten, in bezug auf die dort wild vorkommenden Kautschukpflanzen zu prüfen. Leider konnte ich die viel verheißenden Angaben des Be- sitzers nicht ganz bestätigen, da der Zustand der Mangabeira-(Hancornia)- Bestände ein derartiger war, daß sie wohl in den ersten Jahren einen reichen Kautschukertrag erwaren ließen, nicht aber einen solchen für die Zukunft sicherten.

Es mußte infolgedessen Umschau nach geeigneten Kulturpflanzen für Kautschuk gehalten werden und da ergab es sich, daß die in Bahia selbst wachsenden Manihot-Arten als solche in «erster Linie in Betracht kämen,

Um über den Wert und die Behandlung dieser noch unbeschriebenen Kautschukpflanzen Aufschluß zu erlangen, reiste ich dann im Auftrage

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der Gesellschaft in verschiedene Gebiete, wo dieselben wild wuchsen, und kehrte mit recht günstigen Ergebnissen zurück, da ich feststellen konnte, daß die dortigen Manihot-Arten sich sowohl für die Kultur eigneten als auch einen reichen Ertrag an Kautschuk gaben.

Bei dieser Gelegenheit sehe ich mich auch veranlaßt, das Wohl- wollen, welches meinen Bestrebungen von vielen Seiten entgegengebracht wurde, und die Unterstützung, die diese überall erfahren haben, hier pflichtschuldigst anzuerkennen. Ganz besonders danke ich für das liebenswürdige Entgegenkommen dem deutschen Konsul, Herrn Dr. von der Heyde, und dem Herrn von der Linde, der mich mit Empfehlungen nach dem Innern versah.

In gleicher Weise bat mir auch die Regierung von Bahia durch den Governador, Dr. Mariellino do Souza, und seinen Sekretär ihre Hilfe zuteil werden lassen, denen ich hier gleichfalls meinen Dank ausdrücke.

Vielfach habe ich auch im Innern von Bahia und Piauhy gastliche Aufnahme gefunden und gedenke der freundlichen Gastgeber, die ich hier nicht alle nennen kann.

Es wird mit eine besondere Genugtuung gewähren, wenn meine Forschungen zum Gedeihen der Gesellschaft und damit auch zum Fort- schritt und zur Entwicklung Bahias beitragen können.

I. Einleitung.

Unter allen Kautschuk produzierenden Ländern nimmt Brasilien die erste Stelle ein. In erster Linie sind es die unermeßlichen Be- stände von Hevea und einigen anderen Kautschukpflanzen am Ama- zonenstrome, die den meisten und besten Kautschuk liefern. Dann wird auch von einer Apocynacee, Hancornia speciosa Gom., und der Euphorbiaceen-Gattung Manihot im Innern und Nordosten dieses Landes ein wertvoller Kautschuk gewonnen.

Bisher kannte man hauptsächlich nur eine Art von Manihot welche Kautschuk liefert, nämlich M. Glaziovii Müll. Arg. aus dem brasilianischen Staate Cearä; bis vor einigen Jahren durch Loefgreen, Direktor des Botanischen Gartens zu Säo Paulo, eine zweite Art, Manihot violacea Müll. Arg., bekannt wurde, deren Kautschuk der ersteren an Güte nicht nachstehen sollte.

Diese neue Kautschukpflanze hat indessen nirgends Bedeutung er- langt, denn es ist ein krautartiges Gewächs, dessen Kautschukertrag weder in der freien Natur noch in der Kultur lohnend ist.

Aber wie es in der Kautschukfrage so oft ergeht, werden Dinge von wenig Bedeutung übermäßig gepriesen und wirklich wichtige Tat- sachen übersehen.

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Schon seit Jahren ist man auf die stetig zunehmende Kautschuk- ausfuhr des brasilianischen Staates Bahia aufmerksam geworden, so daß auch die deutschen Konsuln aus eigener Initiative die Ursachen dieser Erscheinung verfolgten.

Diese Vermehrung der Kautschukproduktion ist aber nicht auf Rechnung des immer mehr abnehmenden Ertrages von Hancornia speciosa Gom., der Mangabeira, zu setzen, sondern rührt vielmehr von Manihot, der Manigoba, her, die man bisher lediglich für Manihot Glaziovii hielt.

Als ich im Juli 1906 im Auftrage des Bahia-Kautschuk-Syndikates zu Leipzig nach Bahia kam und näheres tiber die Kautschukbestände von Manihot erfuhr, da wurde es mir sogleich klar, daß man es hier mit verschiedenen Manihot-Arten zu tun habe. Mehrere Reisen ins Innere von Bahia haben nun meine Vermutung aufs glänzendste bestätigt und wertvolle Ergebnisse gezeitigt.

Zuerst besuchte ich im August die Gegend zwischen Serrinha und Soure im Nordosten Bahias, auf deren Erforschung das erwähnte Syndikat besonderen Wert gelegt hatte,

Dort kommt keine Kautschuk-Manihot vor, wohl aber ist Hancornia speciosa in den dortigen Baumsteppen sehr verbreitet.

Am 13. September fuhr ich sodann mit einem kleinen Dampfer nach Cachoeira und von dem am anderen Ufer des Flusses liegenden Säo Felix mit der Eisenbahn nach Tambury, woselbst ich zuerst eine wilde Manihot antraf, die entschieden von Manihot Glaziovii Müll. Arg. verschieden war.

Da in der Gegend noch große Trockenheit herrschte, die bota- nischen Studien ungünstig war, so verlegte ich meinen ersten Aufent- halt zirka 60 Kilometer weiter in das 1000 m tiber dem Meere gelegene Maracäs. Von dort reiste ich Anfang Oktober nach dem 30 Kilometer entfernten Calderäo, einem kleinen Ort, der von Beständen derselben Kautschuk liefernden Manihot-Art umgeben war. Herrschte auch hier große Trockenheit, so fielen doch bald die ersten Regen nieder und verwandelten die dürre Catinga, Dornbuschsteppe, in eine grüne und blühende Frühlingsgegend.

Ich reiste auf demselben Wege zurück, nachdem ich noch die Serra do Sincor& bestiegen hatte, und langte im November wieder in Bahia an.

Die besuchte Gegend liegt mehr im Südosten Bahias. Es sollte aber am gewaltigen Rio Säo Franeisco, tief im Innern des Staates, noch eine andere Manihot-Art vorkommen, von der bedeutende Mengen Kautschuk auf den Markt kamen.

Um diese Gebiete kennen zu lernen, bereitete ich eine dritte Reise vor und reiste am 12. Dezember mit der Eisenbahn von Bahia ab.

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Nachdem ich mich in dem Städtchen Alagoinhas, woselbst ich Infor- mationen empfing, aufgehalten hatte, langte ich nach drei Tagen in Joazeiro am Rio Säo Francisco an. Diese Stadt, die in einer Ebene liegt, hat ungefähr 20000 Einwohner und ist der wichtigste Punkt für den Handel auf dem Rio Säo Franeisco und nach dem Innern. Im vorigen Jahre hatte die Stadt durch eine ausnahmsweise hohe Über- schwemmung des Flusses bedeutend gelitten, und noch jetzt waren viele eingefallene Häuser zu sehen. Der Rio Säo Franeisco kann nur auf- wärts von Joazeiro mit Dampfern befahren werden und ist zirka 1300 Kilometer weit bis in den Staat Minas Geraes hinein, bei Pira- pora, schiffbar. Vier- oder fünfmal im Monat vermitteln kleine Dampfer, die zum Teil auch einige Nebenflüsse hinaufgehen, den Verkehr auf dem Flusse.

Am andern Tage konnte ich sogleich einen Flußdampfer benntzen, welcher mich in zwei weiteren Tagen, zwischen Gebirgszügen und flachen, mit Wachspalmen, Copernicia cerifera Mart., bestandenen Ufern dahinfahrend, nach Remanso brachte. Dieser Flecken betreibt einen lebhaften Handel und ist namentlich wichtig für die Kautschukausfuhr.,

Ich war von dem Handelshause von der Linde & Co. in Bahia an ihren Vertreter in Remanso, den Herrn Coronel Joäo Rodriguez de Souza, empfohlen worden und wurde von demselben bestens aufge- nommen. Dieser Herr vermittelte den Kautschukhandel für von der Linde und besaß selbst eine größere Manigoba-Pflanzung, die ich zu "besichtigen Gelegenheit hatte.

Es stellte sich nun heraus, daß es im Innern Bahias zweierlei, wenn auch nahestehende Manihot-Arten, welche Kautschuk liefern, gibt.

Die eine wächst auf den Gebirgen am rechten Ufer des Rio Säo Franeisco und die andere kommt nur sehr weit vom linken Ufer ent- fernt, und wohl hauptsächlich nur im benachbarten Staate Piauhy vor. Letztere scheint die bessere Art zu sein, welche ich nun auch an ihrem natürlichen Standorte kennen zu lernen wüuschte.

Es wurde zu dem Zwecke eine kleine Truppe mit Maultieren aus- gerüstet, die ein Führer leitete, und als erster Zielpunkt war das Städtehen Säo Raimundo gewählt worden, das ungefähr 150 Kilometer von Remanso entfernt ist.

Der Weg, der durch mehr oder weniger offene oder geschlossene Strauch- und Baumsteppe dahinführte, wurde in drei Tagen zurück- gelegt; wobei oft in der Nacht geritten wurde, um die Tageshitze möglichst zu vermeiden. Das Gelände war ziemlich eben und wurde immer einförmiger, bis man in der Ferne die steilen Abhänge eines Sandsteingebirges erblickte. Hier lag im Tale, von Hügeln umgeben, das Städtchen Säo Raimundo. Ich war an einen Apotheker, Jos& Antunes

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Piauhylino de Moura, empfohlen worden, der mir bei der ersten Unter- kunft und zur Vorbereitung der Weiterreise behilflich war.

Piauhy ist ein ärmerer Staat, der etwas kleiner als Bahia ist, und dessen friedliche Bevölkerung sich hauptsächlich von Viehzucht nährt. In neuerer Zeit hat die aufblühende Kautschukgewinnung mehr Geld aber auch Raub, Zank und Streit in das Land gebracht.

Obgleich nun schon etwa zehn Kilometer hinter der Stadt das Gebirge beginnt, wo die Kautschuk-Manihot wachsen; so hielt ich es jedoch ftir besser, um einen guten Einblick in die Kautschukverhält- nisse zu erlangen, weiter vorzudringen und erst zirka 70 Kilometer weit, in der Serra Branca, an einer Wasserstelle Station zu machen.

Es wurden wieder Maultiere gemietet und zwei Leute engagiert, denn die früheren waren bei der Ankunft in Säo Raimundo entlassen worden. Auf dieser Reise traf ich überall am Wege Manigoba-Bäume, die besonders zahlreich an unserem Rastort in der Serra Branca waren. Hier, wo es auch Wasser gab, das aus einigen Grotten hervorquoll, hatten sich viele Seringueiros, Kautschuksammler, häuslich eingerichtet. Die weiter im Innern arbeitenden Seringueiros müssen sich ihr Wasser ent- weder von der Serra Branca oder aus der Umgegend von Säo Raimundo holen, denn Wassermangel herrscht in den meisten Gegenden, wo Manigoba-Bäume wachsen.

Nach einem Aufenthalt von im ganzen acht Tagen kehrte ich nach Sao Raimundo zurück und nahm noch die Einladung zur Besichtigung der Kautschukbestände in der Serra Nova an, die weniger weit ent- fernt war. Von besonderem Wert waren hier die Einblicke, welche ich über die Ertragsfähigkeit der Manigoba erlangte. Endlich kam ich am 20. Januar wieder in Remanso an und beabsichtigte nun auch die Bestände der Manihot-Art vom rechten Ufer zu besuchen.

Ich fuhr zunächst mit einem kleinen Dampfer den Fluß bis Chique- Chique hinauf. Hier wurden wieder Maultiere und Begleitung besorgt und dann trat ich die Reise in die 60 Kilometer weit entfernte Serra do Säo Ignacio an,

Zuerst kommt man durch eine dichtere Buschsteppe, die allmählich sich in eine offenere Baumsteppe auflöst.

Vereinzelt findet sich hier Copernicia cerifera Mart., die immer zahlreicher wird und zuletzt ausgedehnte Bestände bilde. Nachdem man noch an einigen Seen vorbeigekommen ist, gelangt man in ein Sandsteingebirge, das unten von der Vegetation der Baumsteppen be- herrscht ist, die in der Höhe mehr durch eine besondere Felsenflora er- setzt wird. Mitten in dieser Felsenlandschaft liegt die kleine Gemeinde von Säo Ignacio, an der ein kleiner Bach vorbeifließt.

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In den Baumsteppen findet man vielfach die Mangabeira, Hancor- nia speciosa, welche oft in schönen Beständen auftritt. Zuweilen dicht neben dieser Kautschukpflanze, aber schon mehr in der Felsenformation, trifft man eine Manihot-Art (Manigoba) an, welche sich daher als echte Gebirgs- pflanze verrät. Es war mir auch hier vergönnt, eine größere Pflanzung dieser Kautschukpflanze kennen zu lernen.

Nach etwa acht Tagen kehrte ich nach Chique Chique zurück um einen Dampfer zu erwarten, mit dem ich den Fluß hinunterfahren konnte.

Der Rio Säo Franeisco war inzwischen bedenklich gestiegen, so daß die unteren Stadtteile geräumt werden mußten. Da wieder eine solche Katastrophe, wie sie im vorhergehenden Jahre stattgefunden hatte, befürchtet wurde, so beschleunigte ich meine Rückreise,

Glücklicherweise sind diese Befürchtungen nicht eingetroffen, denn die Gewässer des Rio Säo Franeisco sind bald darauf wieder gefallen.

II. Bahia und seine Vegetation.

Der Staat Bahia erstreckt sich vom 9. bis 18. südlichen Breiten- grad und besitzt einen Flächenraum von ca. 430000 [_]- Kilometer.

Er wird in seinem westlichen Teile von einem großen Fluß, dem Rio Säo Franeiseco durchflossen, der im Norden die Grenze mit dem Staate Pernambuco bildet, bis er sich zwischen den kleinen Staaten Sergipe und Alagoas ins Meer ergießt. In ihn münden eine Anzahl Nebenflüsse, und außerdem durchfließen größere und kleinere Flüsse den Osten des Staates bis zum Meere. Gebirge bis über 1600 m Höhe, die auch manche Mineralschätze, wie Gold und Diamanten, bergen, durch- ziehen Bahia in verschiedenen Richtungen.

Das Klima ist ein recht verschiedenes, denn an der Küste herrscht ein heiß-feuchtes mit einer mittleren Temperatur von ca. 24° Cels. Hier befindet sich auch das Gebiet der Winterregen. Das im Innern gleich- falls heiße Klima ist aber mit größerer Trockenheit und mehr Extremen verbunden und die Niederschläge finden meist nur im Sommer statt. In höheren Lagen, wo die Feuchtigkeit zunimmt, sinkt auch während des Winters die Temperatur erheblich, oft auf wenige Grad über Null.

Üppige, tropische Regenwälder breiten sich im Südosten des Staates aus, und ebenso gibt es im Westen nach der Grenze von Goyaz zu größere Waldbestände, die jedoch schon etwas trockener sind und einen mehr mesophilen Charakter tragen.

Das ganze Innere von Bahia ist nun meist nicht mit eigentlichem Wald bedeckt, sondern wird von mehr oder weniger offenen Steppen

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oder von einer strauch- und baumartigen Vegetation niederen und lockeren Wuchses eingenommen.

Die für den südlicheren Staat Minas Geraes so charakteristischen und dort vorherrschenden Campos geraes oder Steppen durchziehen an ver- schiedenen Stellen das Innere von Bahia, wie sie ja auch in das Amazonasgebiet und darüber hinaus vordringen,

Es sind grasreiche Flächen, mit zerstreut oder in Gruppen stehenden Bäumchen oder kleinen Bäumen bedeckt, zwischen denen auch hier und dort Halbsträucher und Sträucher wachsen. Da die Landschaft den Eindruck eines verwilderten Obstgartens macht, so wird sie auch Obst- gartensteppe genannt. Es ist eine gewisse Geuossenschaft von Pflanzen, von denen sich ein Teil überall wieder zusammenfindet, welche diese Formation charakterisiert.

Von solehen Charakterpflanzen fanden sich in den an Arten ärmeren Campos geraes von Bahia folgende: Plumeria drastica Mart. (Apocynacee), ein Baum von 5 bis 12 m Höhe, mit rissiger Rinde und, nach Art unserer Gummibäume, großen lederartigen Blättern; sie wird auch Janaüba oder Tiborna genannt und gibt eine weiße Milch, die als Heilmittel ver- wendet wird. Luehea paniculata Mart. (Tiliacee), Byrsonima sp. (Malpi- pbiacee), Curatella americana L. (Dilleniacee) mit rauhen Blättern; Chry- sophyllum sp. (Sapotacee) mit unterseits rostroten, fast goldartigen Blättern, und Hancornia speciosa Gom., der alsMangabeira bekannte Kautschukbaum.

Die meisten dieser mehr oder weniger kleinen Bäume haben rissige Rinde, einen knorrigen Wuchs der Äste und Zweige und tragen meist ganzrandiges, lederartiges, oft filziges Laub. Die Gräser, zwischen denen oft kleine Sträucher, Halbsträucher und Kräuter stehen, finden sich meist in Büscheln, seltener in geschlossenen Rasen, in denen Andropogon-Arten vorherrschen.

In höheren Lagen treten noch andere Pflanzen hinzu wie besonders Vochysiaceen, so die Gattung Vochysia mit ihren leuchtend gelben, großen Blütenrispen und großen, lederartigen Blättern und Quaba mit unscheinbareren Blüten und kleineren Blättern. Die sich hier an- schließenden höheren Gebirge zeichnen sich dann durch Velloziaceen, strauchartige Gewächse mit Lilienblüten, die heidekrautartigen Melasto- mataceen und viele andere kleine Sträucher und Kräuter aus.

Zwischen dieser Formation tritt schon im Süden des Staates fast unvermittelt eine andere auf, die sich durch in der trockenen Jahreszeit laubabwerfende Gehölze auszeichnet und die Catinga genannt wird.

Von der Ferne erscheint diese Catinga wie ein niederer, dürrer Wald, aus dem zerstreut die höheren Kronen einzelner Bäume und aus dem dichten Gesträuch Säuleneactus, Cereus, hervorragen. Durch die laubabwerfenden Gehölze, das dichtere, mit Dornengewächsen, wie

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Cactaceen, durchsetzte Gesträuch und das Zurücktreten der Gräser unterscheidet sich diese Formation von der Obstgartensteppe.

Überall, wo die Catinga auftritt, ist das Klima ein trockenes, und herrscht Mangel an fließenden Gewässern, so daß Menschen und Vieh auf die zerstreut liegenden Wasserstellen angewiesen sind. Vom April bis in den Otober regnet es in der Regel überhaupt nicht, und in den übrigen Monaten bleiben zuweilen auch die Niederschläge aus, wodurch dann Mangel und selbst Hungersnot auftreten.

In der trockenen Jahreszeit, wenn die meisten Bäume und Sträucher ohne Blätter dastehen, und auf dem Boden alles verwelkt und ver- dorrt ist, macht die Catinga einen trostlosen Eindruck. Die wenigen Gewächse, die grün bleiben, wie die kleine Palme Cocos coronata Mart., Capparis Yco Mart., Cactaceen und Bromeliaceen, besitzen ein mehr graues oder braunes Grün. Erst wenn im Oktober die ersten Regen fallen, dann kleidet sich auch die Natur in ein frisches Grün und über- all beginnen Bäume, Sträucher und Kräuter zu blühen.

Die Bäume in der Catinga erreichen selten eine Höhe tiber 15 m; sie stehen auch nie so eng zusammen und sind nie so dichtlaubig wie im tropischen Regenwald. Recht zahlreich sind die Legnminosen ver- treten wie Arten von Pitheeolobium, Machaerium, Piptadenia, Platymiscium und andere, von denen besonders einige bis in den November ohne Laub dastehen. Oft sind sie dieht bewachsen mit verschiedenen Tillandsien, von denen Tillandsia usneoides L. in langen Schleiern herabhängt.

Eigentümlich sind verschiedene Bäume, welche eine flache, dicht über dem Boden ausgebreitete Krone besitzen, wie sie sich besonders bei Spondias lutea L., einer Anacardiacee, zeigt. Sie wird Imbuseiro ge- nannt und liefert wohlschmeckende, etwas säuerliche Früchte von der Gestalt einer Reineclaude. Ihr habituell sehr ähnlich ist Bursera lepto- phloeos Mart., die deshalb auch Imburana genannt wird. Ein häufiger Baum ist ferner Zizyphus Joazeiro Mart., eine Rhamnacee, mit etwas höherer, gewölbter Krone, die dichtes, ulmenartiges Laub trägt. Ver- hältnismäßig stark ist bei vielen Gewächsen, man mag nur an die zahl- reichen Kakteen denken, der Stamm entwickelt. Ganz besonders ist dies der Fall bei einigen Bombaceen, die deshalb auch Barriguda, das ist Dickbauch, genannt werden, und von denen Cavanillesia arborea K.Sch. durch den oben und unten verjüngten, tonnenförmig angeschwollenen Stamm, der mit korkiger Rinde versehen ist, auffällt. Sie blüht in der trockenen Jahreszeit und entwickelt die großen purpurnen Flügelfrüchte noch vor der Belaubung.

Unter kleineren Bäumen sind Cocos coronata Mart. und Manihot- Arten zu erwähnen, von denen eine Art Kautschuk liefert. Von den

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Sträuchern fällt Capparis Yco Mart. mit großen lederartigen, unterseits gelb-filzigen Blättern auf, die auch im Winter grün bleibt, dann Jatropha- Arten, deren Blätter wie Urlica beim Berühren brennende Entzündungen erzeugen.

Zahlreich sind auch die verschiedenen Kakteen, unter denen Säulen- kaktus, Cereus-Arten, oft recht hoch werden. Die Kakteenform ahmt auch eine Zuphorbia, nämlich Eu. phosphorea Mart., mit blattlosen, kantigen Gliedern nach, die nach Arten der Spreizklimmer oft dichte Büsche bildet und unter dem Namen Cunanan bekannt ist,

Den Boden bedecken außer mancherlei Kräutern oft gesellig wachsende Bromeliaceen wie Hohenbergia Catingae Ule, Bromelia sp., Gravisia eeudans Mez. und Neoglaziovia variegata Mez.!). Von letzterer und anderen werden auch dauerhafte Stricke und andere Flechtwerke ver- fertigt.

Fast alle die tonangebenden Pflanzen kommen nicht in den Obst- gartensteppen vor und die Charakterpflanzen dieser mangeln wieder den Catingas. Auffällig ist hier auch das gänzliche Fehlen der Melasto- mataceen und das spärliche Vorhandensein von Gräsern und Kompositen.

In Höhen über 800 m tiber dem Meere hört die Catinga auf und wird hier durch einen dicht verschlungenen Buschwald, der Carrasco genannt wird, ersetzt. Viele Elemente der Catinga gehen in die Carrascos über, doch bestehen dieselben schon aus einigen immergrünen Gewächsen und vermitteln den Übergang zu den Obstgartensteppen.

In ihrer typischen Form tritt die Catinga im Südosten des Staates Bahia auf, von da nach Norden, zum Beispiel zwischen Serrinha und Soure, wird sie buschiger und noch mehr von Säulenkaktus durchsetzt.

Nach und nach verschwinden auch einige Charakterpflanzen und andere treten dafür auf. Ganz besonders ändert sich die Catinga, wenn wir den Höhenzug, welcher Bahia in einen östlicheu und einen west- lichen Teil scheidet, überschreiten und uns dem Rio Säo Francisco nähern,

Von der sonst reichen Epiphytenflora in der Catinga bemerkt man hier nichts mehr, ebenso hören viele Cereus-Arten auf und nur der dornige Cereus setosus Gürke, der dicht über dem Boden kandelaber- artig verzweigt ist und Chique Chique genannt wird, findet sich mit einigen kleineren auch hier,

Diese westliche Catinga nähert sich schon mehr gewissen Formen der Obstgartensteppe, wenn die Bestandteile, aus welcher sie sich zu- sammensetzen, auch meist ihr zugezählt werden müssen. Eine für diese

!) Diese Bromeliacee vertritt hier ungefähr die Stelle der an ähnlichen Lo- kalitäten wachsenden Sansevieria Afrikas und kann vielleicht auch wie diese als Gespinstpflanze gebaut werden.

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Catinga charakteristische Jatropha ist die baumartige J. phyllacantha Müll. Arg. mit Blättern, die dem Ilex aguifolium L. ähneln. Sie kommt in Gegenden vorherrschend vor, die schon mehr den Einflüssen der Kultur unterworfen sind, und bildet dort sogar, zuweilen mit Croton-Gesträuch, vereint die einzige Vegetation.

Am Rio Säo Franeisco treten vielfach sogenannte Taboleiros auf, das sind blumenreiche, aber grasarme Flächen, deren Pflanzen meist dicht dem Boden angedrückt sind und wo die Holzgewächse mehr zurück- treten. In derselben Gegend finden sich die mit Wachspalmen Coper. nicia cerifera Mart. bestandenen Gebiete. Letztere Formationen ähneln schon mehr den Obstgartensteppen, schließen sich aber besser als be- sondere Formationen den Catingas an.

Auf den felsigen Gebirgen, welche keine höhere Erhebung erlangen, verliert sich die Catinga und eine mehr strauchartige Vegetation greift Platz. Es finden sich hier teils mancherlei Pflanzen aus der Obst- gartensteppe oder Verwandte derselben, teils dringen aber Bestandteile aus der echten Catinga bis hierher vor. Im allgemeinen trägt die Flora hier einen besonderen Charakter, weshalb sie besser als eigene Formation anzusehen ist, als die der Bergsträucher des trockenen Nordens.

Zwischen und auf den kahlen und trockenen Felsen wächst nur eine spärliche, doch recht charakteristische Vegetation wie die alo&- artige Bromeliacee Encholirion spectabile Mart., Vellozien und viele Kakteen wie Cereus, Cephalocereus und Melocaetus.

Durch alle diese wohl unterschiedenen oft wechselnden Formationen, die oft schroffe Gegensätze bilden, besitzt Bahia trotz der großen Trockenheit vieler Gebiete doch eine reiche und interessante Flora- Ein Studium dieser Formationen wird uns auch mit den Bedingungen bekannt machen, in denen die verschiedenen Kautschukpflanzen vor- kommen und gedeihen,

II. Gebiet der verschiedenen Kautschukpflanzen.

Mangabeira, Hancornia speciosa Gom.

Es ist dies ein kleiner Baum aus der Familie der Apocynaceen, von meist 2—3 m, selten bis 5 m Höhe, dunkler, rissiger Rinde, knorrigen Ästen und dünnen, verlängerten, oft etwas hängenden Zweigen. Die kleinen verkehrt eiförmigen oder oblongen Blätter sind gegen- ständig und die Blütenrispen, mit weißen Blüten, entwickeln sich am Ende der Zweige. Die Früchte gleichen etwa kleinen Pfirsichen und bilden ein beliebtes Obst. Am meisten erinnern die kleinen Mangabeira-

Zu)

Bäume an Pfirsichbäume oder Zwergkirschbäume. Sie sind wie die meisten Gehölze der Obstgartensteppe das ganze Jahr grün, blühen im Oktober und November und reifen im Dezember oder Januar ihre Früchte.

Vereinzelt stehen die Mangabeira- Bäume oder Bäumchen mit anderen Bäumen und Sträuchern abwechselnd, oft viele Hunderte von Metern auseinander, bald näher zusammenrückend, und kleine Gruppen bildend. Am besten scheinen sie sich in den Gebirgen, selbst in Höhen bis über 1000 Meter, zu entwickeln, so traf ich in der Serra do Säo Ignacio, im Gebiet des Rio Säo Francisco, besonders viele starke Bäume, die sich zu kleinen Hainen zusammenschlossen.

Die Mangabeira kommt im Staate Bahia wie auch anderwärts nur in den Campos oder sogenannten Obstgartensteppen vor. Solche Ge- genden finden sich zum Beispiel im Nordosten, im Westen und zum Teil im Süden des Staates, und außerdem gibt es kleinere Bestände zerstreut in dem ganzen Gebiete. Jedoch ist nicht in allen Gegenden, die zur Formation der Campos oder Obstgartensteppe gehören, auch immer Hancornia speciosa vorhanden. Vielmehr, wie die verschiedenen Leitpflanzen dieser Formation oft wechseln, fehlt sie auch zuweilen und meidet besonders die nicht mehr so typischen Gebiete derselben.

Außer in dem Staate Bahia ist Hancornia speciosa besonders in den südlichen und östlichen Nachbarstaaten Minas-Geraes und Goyaz vertreten; desgleichen ist sie noch häufig in Matto Grosso, Säo Paulo und Paraguay. Weiter nach Norden werden die Gebiete, in denen sie vorkommt, spärlicher, doch dringt sie bis in die Hylaea und ist dann wieder im Norden derselben, in Venezuela, zu finden. Das Ver- breitungsgebiet der Mangabeira erstreckt sich also über einen großen Teil Südamerikas.

Die Kautschukproduktion dieser Pflanze ist freilich wegen des üblichen Raubbaues keine sehr große und läßt sich nach den statisti- schen Angaben auf höchstens 600 bis 800 Tonnen pro Jahr schätzen, von denen auf Bahia allein etwa 120 bis 150 Tonnen kommen.

Manicoba, Manihot-Arten.

Von der Euphorbiaceen-Gattung Manihot sind gegenwärtig 82 Arten beschrieben, von denen 72 in Brasilien vorkommen und wozu dann noch sieben jetzt, von mir neu aufgestellte, zu zählen sind. Außerdem liegen in den Herbarien zahlreich unbeschriebene Species, so daß die Zahl der- selben bald über 100 betragen dürfte. Zeigen die Arten in der Form der Blätter und der Gestalt der Blüten und Frtichte mancherlei Ver- schiedenheiten, so weichen sie auch in ihrem Wuchs vielfach vonein- ander ab.

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Einige sind kleine, oft niederliegende Kräuter, andere Stauden oder Halbsträucher, und selbst Bäumehen und Bäume kommen vor.

Zu den baumartigen Manihot-Arten zählen auch diejenigen, welche als Kautschuklieferanten in Betracht kommen und die von der ein- heimischen Bevölkerung Manigoba genannt werden.

Die Manigoba-Arten gehören zu verschiedenen Gruppen der Gattung Manihot und weisen außer in ihrem Bau auch Unterschiede im Kaut- schuk auf.

Manihot Glaziovii Müll. Arg.

Sie bildet einen mittelstarken Baum von 8—15 m Höhe und trägt schildförmige, große Blätter, welche in drei bis fünf, selten in sieben Zipfel gespalten sind. Manihot Glaziovii soll wild besonders in den nordöstlichen Staaten von Brasilien Rio Grande do Norte, Parahyba und dann in Cear& vorkommen. Sie wächst dort in den mit spärlichem Strauchwerk und kleinen Bäumen bedeckten Bergen des Innern, das durch seine Trockenheit bekannt ist, hier jedoch der höheren Lage wegen auch etwas feuchter sein mag. Nach Cearä soll diese Pflanze erst später eingeflihrt sein und da dieser Staat dem Welthandel leichter zugängig ist, so kommt der Kautschuk unter dem Namen Cearä-Kaut- schuk in den Handel.

Meines Wissens ist Manihot Glaziovii nirgends in Bahia im großen angepflanzt, denn ich selbst habe nur einige, versuchsweise gezogene Exemplare gesehen.

Die Kautschukproduktion dieser Art läßt sich jetzt in ganz Bra- silien auf noch über 700 Tonnen im Jahre schätzen, ist aber schwer festzustellen, weil dieser Kautschuk mit dem anderer Manihot-Arten oft verwechselt und zusammengerechnet wird.

Manihot dichotoma Ule. (Manihot von Jequie.)

Diese Art wird ein nicht ganz so hoher Baum, wie die vorige, dessen Höhe etwa zwischen 5 und 12 m schwankt. Der Wuchs der Krone ist weit gedrungener und meist zweigabelig, dicht verzweigt.

Auch der Stamm wird nicht so dick wie bei der vorigen Art, und die Rinde ist dünner und heller, obwohl es auch eine dunklere Varietät gibt. Die Blätter von Manihot dichotoma sind fingerförmig und nur in der Jugend ebenfalls schildförmig. An den Blattzipfeln treten bald mehr oder weniger leierförmige Einbuchtungen auf, wie sie an den weit größeren Blättern von Manihot Glaziovii nur als seltene Ausnahme vorkommen.

Außer anderen Unterschieden sind dann besonders die großen, langen Samen hervorzuheben.

wo

Das Verbreitungsgebiet dieser Kautschukpflanze beschränkt sich auf den Südosten Bahias, vom 121/, bis 14'/, Grad südlicher Breite, von wo es sich vom rechten Ufer des mittleren Paraguassu bis zum Bereich des Mittellaufes des Rio das Contas ausdehnt. Nach einem dort liegen- den Städtchen, das als Zentralpunkt für den Kautschuk dieser Pflanze gilt, wird sie auch Manigoba von Jequiö genannt.

Sie wächst in den genannten Gegenden in der echten Catinga, wie im vorigen Kapitel schon geschildert worden ist, und ist besonders zahı- reich an den Bergabhängen, die man etwa Bergeatinga nennen könnte, anzutreffen. Die parkartigen Stellen, wo einzelne etwas größere Bäume mehr hervortreten, meidet Manihot dichotoma, denn sie zieht eine etwas diehtere, waldige Catinga vor. Am besten gedeiht sie dort auf einem roten, lehmigen Erdboden, während sie aufSandboden seltener zu finden ist und dann bei weitem weniger Kaut- schuk geben soll.

Einige Meilen von Porto Alegre am Rio das Contas, einem Mittel- punkt der Kautschukproduktion dieser Manihot-Art, habe ich Bergab- hänge so reich mit diesen Bäumchen bedeckt gesehen, daß sie dort fast die Hälfte aller Bäume ausmachten.

Der Kautschuk, der jetzt im Jahr aus den wilden Beständen ge- wonnen wird, kann auf etwa 400 bis 500 Tonnen berechnet werden, Dabei kommen Pflanzungen noch nicht in Betracht, denn die Entdeckung dieses Kautschukbaumes fand etwa im Jahre 1901 statt und daher, werden die ersten gepflanzten Bäume erst jetzt anzapfungsfähig.

Manihot heptaphylla Ule. (Manihot vom Säo Francisco.)

Von anderer Gestalt sind die Manigoba-Arten, deren Kautschuk größtenteils über den Rio Säo Francisco befördert wird. Diese Manihot- Arten bilden nur kurzstämmige Zwergbäume mit breiter, zwei bis drei gabelig verzweigter, reich beblätterter Krone.

Manihot heptaphylla wird 3—8 m hoch, hat schwarzbraune Rinde und schön purpurne jüngere Zweige und Blattstiele mit meist sieben- teiligen, dunkelgrünen Blättern. Die Früchte sind nicht scharfkantig, und die Samen haben eine rundliche Form wie die von Manihot Glaziovis, von denen sie sich jedoch durch die Größe und die hellere Farbe unter- scheiden.

Es ist ausschließlich das rechte Ufer des Rio Säo Fran- ceisco, wo Manihot heptaphylla vom 9Y/,—12"/, Grad südlicher Breite besonders in den dortigen Gebirgen wie Serra do Encaibro, Serra do Tombador, Serra do Assuru& und anderen vorkommt. Zuweilen ist sie schon wenige Meilen vom Ufer des Flusses zu finden, aber eine Ver- breitung auch auf dem linken Ufer ‘habe ich nirgends festsetzen können.

Ba:

Als Zugangspunkt zum Zentrum dieser Kautschuk-Distrikte wird der Flecken Sento S8 am Rio Säo Franeisco angesehen, und ein besonders reiches Gebiet soll die Serra do Baptista sein.

Von wild wachsenden Beständen habe ich nur ein beschränktes Gebiet, das sich in der Serra do Säo Ignacio unweit des Fleckens Chique-Chique befindet, beobachten können. Dort wächst diese Manihot- Art mit anderen Gehölzen zusammen zwischen Felsen eines schiefrigen Glimmerquarzes.

In Gesellschaft von mancherlei Felsenpflanzen wie Säulenkaktus (Cereus und Cephalocereus) und Turneraceen treten bier an den geschützten Stellen Sträucher und kleine Bäume auf, unter denen man auch die dunkel- und frischgrünen Kronen von Manihot heptaphylla wahrnimmt.

Namentlich da, wo diese Formation in die der Obstgartensteppe übergeht, wo also Plumeria drastica Mart., Copaifera Langsdorffü O.Ktze., Haneornia speciosa Gom. und Grasbüsche von Trachypogon montufari Nees. sich ausbreiten, da sieht man in der Nähe auch die meisten Manigoba- Bäumchen. Zuweilen wachsen hier Manigoba und Mangabeira nicht weit voneinander entfernt.

Auch hier kann die gegenwärtige Kautschukproduktion auf 500 Tonnen im Jahre geschätzt werden.

Manihot piauhyensis Ule. (Manihot von Piauhy.)

Diese Art steht der vorigen im allgemeinen nahe. Sie bildet nur noch etwas niedrigere Bäumchen von 2—5 Meter Höhe und besitzt fünfteilige, fingerförmige Blätter mit breiteren Zipfeln. Auch die Blüten- trauben von Manihot piauhyensis sind länger, und die Früchte sind kantig gefligelt. Die Samen von Manihot heptaphylla und M. piauhensis lassen sich jedoch kaum voneinander unterscheiden.

Das Verbreitungsgebiet von Manihot piauhyensis dehnt sich über den Südosten von Piauhy längs der Grenze von Bahia, etwa vom 8. bis 10. Grad südlicher Breite, aus. Dort wächst sie in den meist niederen Gebirgszügen, welche sich bis in den Süden von Cearä erstrecken.

Es wird behauptet, daß diese Manigoba wenige Meilen vom linken Ufer des Rio Säo Francisco im Staate Bahia selbst schon vereinzelt wild vorkomme, doch habe ich dafür keinen sicheren Beweis erlangt.

Manihot piauhyensis habe ich in einem größeren Verbreitungsbezirk und an einigen Zentralpunkten für den Kautschukhandel beobachten können. Sie wuchs hier in einem Sandsteingebirge, in einer Formation, welche ich die der Bergsträucher des trockenen Nordens genannt habe. Sträucher und niedere Bäume von wenigen Metern Höhe bedecken hier weite Gebiete und sind mit den kleinen Bäumchen von Manihot piauhyensis

MON

untermischt. Hier heben sie sich durch ihr frisches, lebhaftes Grtin von der übrigen Vegetation ab. Zwar kommen die meisten Leitpflanzen der Catinga nicht mehr vor, doch einzelne sind bis hierher vorgedrungen, so die Bromeliaceen Neoglaziovia variegata Mez. und Bromelia sp.

Anderseits haben auch eine Anzalıl Pflanzen aus der Formation der Baumgartensteppe Platz gegriffen wie Peltogyne, Sweetia, Copaifera Langsdorffiüi usw. Zwischen den Felsen selbst sieht man nur vereinzelte Exemplare von Manihot, und am besten scheint sie auf Sand- boden zu gedeihen. Namentlich, wenn dort Brände die Gehölze vernichtet haben, dann sproßt Manihot piauhyensis oft in großer Zahl hervor.

Die Menge des gewonnenen Kautschuks läßt sich aus dem Grunde schwer berechnen, weil er auf verschiedenen Wegen ausgeführt wird, denn ein Teil geht über Theresina durch Piauhy selbst, ein anderer über Pernambuco, und wohl der meiste über Bahia. Die Entfernung nach dem Rio Sao Franeisco ist auf leidlicben Wegen meist nicht zu groß, dort bietet diese Wasserstraße, und von Joazeiro aus, die Eisenbahn günstige Beförderungsmittel. Gegenwärtig wird man wohl nicht zu hoch greifen, wenn man die Kautschuk-Ausfuhr dieser Manigoba auf wenigstens 1000 Tonnen im Jahre annimmt, von denen etwa 600 Tonnen durch Bahia gehen.

IV. Diagnosen der neuen Manihot-Arten.

Manihot dichotoma Ule n. sp.

petiolis limbum aequantibus, limbo 3—5-digitato-partito, solum in statu juvenili peltato, membranaceo; laciniis obovatis, basi paullo con- na’is, integris vel singulis vel omnibus irregulariter late lyrato-sinuatis, 1—2-lobis, glabris; stipulis longiusceule laciniose denticulato-eiliatis; racemis subpaueifloris, brevibus; bracteis irregulariter elongate lance- olato-ovatis vel lingulatis, acutis, margine eiliato-et lacinioso-dentieulatis, quam flores brevioribus, eadueis; floribus intus extusque glabris; calyce femineo ad basin 5-partito, masculo 5-fido; capsulis ellipsoideis, basi apiceque obtusis, breviter alato-6-costatis; seminibus semiellipsoideis, maguis.

Kleiner Baum von 5—12 m Höhe mit meist heller, weißgrauer oder bei einer Varietät dunklerer, meist glatter Rinde des Stammes und der Zweige, wiederholt dichotom verzweigt und mit dichter, gedrungener in die Höhe strebender Krone; die jungen Zweige und Blattstiele sind blau-weiß oder etwas dunkler violett bereif. Die Nebenblätter sind ca. 12 mm lang. Blätter mit 7—10 cm langem Blattstiel; Zipfel unten 5—7 mm verwachsen, mittlerer 7—10 cm lang, die zwei seitlichen

Ben,

davon etwas kleiner und die zwei äußersten um /, bis ?/, kleiner oder als Lappen entwickelt, alle sind meist von verkehrt eiförmiger, zuweilen etwas elliptischer oder lanzettlicher Grundform, ein wenig zugespitzt, mit feiner, weicher Spitze und nach der Basis verschmälert, bald alle Zipfel ganzrandig, bald der innerste oder alle drei inneren, selten auch die äußersten unregelmäßig leyerförmig mehr oder weniger weit und tief eingebuchtet, Lappen nur auf einer oder auf beiden Seiten entwickelt, oben von hellerer, etwas meergrüner Farbe, unten noch etwas heller, Nerven oben wenig und deutlich hervorragend und Seitennerven halb- rechtswinkelig. Trauben 5—6 cm lang, mit weißgelben Blüten; Deck- blätter ca. 8 mm, Deckblättehen ca. 6 mm lang, 2!/,—1!/, mm breit, beide vor der Entwickiung der Blüte abfallend; Blütenstiele der weib- lichen Blüten 20—30 mm lang, der männlichen 15— 22 mm lang, fleischig und mitteldiek; Kelch der weiblichen Blüten 12—15 mm lang mit breit eiförmigen Zipfeln, innen mit schmalerem, etwas weichhaarigem Mittel- feld und papillösen Rändern, außen kahl; Kelche der männlichen Blüten nickend, 20—25 mm lang, fleischig, glockenförmig, Zipfel etwas über die Hälfte gespalten, breit lanzettlich, eiförmig abgestumpft mit kurzer Weichspitze, äußere Zipfel mit spitz dreieckigem, abgerandetem Mittelfeld, das an der Spitze etwas weichhaarig ist, und breitem, schwammig-papillösem Außenrand, Mittelfeld der inneren Zipfel breiter und papillöser Außenrand nach außen umgeschlagen; Staubgefäße mit 16 mm langen, äußeren Staubfäden und 11 mm langen, inneren Staub- fäden, die fadenförmig nach unten dicker und stark verbreitert sind; Staubbeutel gegen die Mitte angeheftet 5—6 mm lang, unten und oben stumpf; Staubgefäße und Nektarscheibe kahl. Fruchtknoten 6kantig ca. 11 mm lang. Früchte 35—40 mm lang, 23—32 mm breit, ellipsoidisch walzenförmig. Samen 20—25 mm lang, 12—15 mm breit, auf dem Rücken kielig und auf der Bauchseite abgeflacht mit scharfen Kanten und braungrau mit schwärzlicher, spärlicher Schraffierung.

Bahia: In bergiger Catinga bei Calderäio und Tambury, im Oktober 1906 blühend gesammelt. (Ule 7045.)

Manihot dichotoma var. parvifolia Ule

foliis minoribus, limbo profunde 3-digitato-partito, laciniis integris, rarissime lobatis; calyce masculo usque ad ?/, longitudinis partito.

Baum mit dünneren, dunkelbraunen Zweigen. Blätter mit 4—7 cm langem Blattstiel, Zipfel 1—2 mm verwachsen, mittlere 4—5 cm lang, 2 cm breit, seitliche kleiner. Trauben 3—4 em lang. Stiele der männ- lichen Blüten 15—28 mm lang, Kelche ca. 15 mm lang.

Bahia: In bergiger Catinga bei Tambury, im Oktober 1906 blühend gesammelt. (Ule 7362.)

m,

Manihot heptaphylla Ule n. sp.

ramulis glabris vel subglabris, partibus juvenilibus leviter ferrugineo lepidoto-villosulis; petiolis limbum fere aequantibus, limbo profunde 7-, raro 5-palmatim-partito, laeiniis oblanceolatis, eireiter ad ?/, alttudinis supra basin leviter vel altius lyrato-constrietis, longe euspidatis, coriaceo- membranaceis, stipulis anguste lanceolatis, setaceo-acuminatis; racemis brevibus, densifloris, macranthis, bracteis flores superantibus, late ovato- lanceolatis, longe cuspidatis, integris; calyce femineo ad basin, masculo usque ad 4. partem 5-partito, extus intusque glabro; capsulis subglobosis, exalatis, leviter 6-angulosis, acutis; seminibus ambitu subrotundis, magnis.

Kleiner Baum von 2—8 m Höhe mit schwarzbrauner Rinde, der in geringer Höhe über dem Boden sich in 2—3 Äste teilt und eine aus- gebreitetere, dichtlaubige Krone bildet. Die jüngeren Zweige, die Blatt- stiele und die Blütenachsen sind lebhaft purpurn, bereift und in den Achseln mit rostfarbenen, wollartigem Schülfer bedeckt. Blätter meist 15—25 em lang, Spreite der unteren meist kürzer, der oberen länger als der Blattstiel, tief siebenteilig mit schmalen Zipfeln, die nach der Einbuchtung am Ende einen breiten Lappen tragen, mittlere etwas länger als die äußeren, oberseits lebhaft dunkel-, unterseits heller graugrün. Nebenblätter 5—6 mm lang, lanzettlich borstenförmig, spitz. Trauben zu mehreren an der Spitze der Zweige hervorbrechend, viel kürzer als die Blätter, 5—10 cm lang. Deckblätter 30—36 mm lang, 12—15 mm breit; Deckblättehen 10—12 mm lang, lanzettlich eiförmig, lang zu- gespitzt, am Grunde verschmälert, wie die Deckblätter gelblich weiß, Blüten gelblich weiß; Blütenstiele der weiblichen Blüten sehr dick. 10—15 mm lang, der männlichen etwas dick, 5—8 mm lang. Kelche 18—25 mm lang, die fünfspaltigen Zipfel 12—20 mm lang, 7—9 mm breit, lanzettlich eiförmig, fast fleischig lederartig, Mittelnerv und Seiten- nerven innen deutlich. Staubgefäße 10—15 mm lang; Staubfäden kahl, unten breiter, dick, außen gewölbt und innen flach, nach oben sich ver- dünnend; Staubbeutel 5 mm lang, 1'/, mm breit, linealisch, oben und unten abgestumpft. Nektarscheibe im Mittelpunkt der Staubfäden dick, fleischig, gelappt. Früchte 30-40 mm hoch und fast ebenso dick, am Grunde breiter, nach oben etwas zugespitzt, runzlich, Samen 16—20 mm lang, 14—16 mm breit, von rundlichem Umriß, an beiden Seiten etwas zusammengedrückt, mit erhabenen Rändern, hell rötlich-braun.

Bahia: In der Serra do Säo Ignacio am S. Franeisco im Februar 1907

gesammelt. Blütezeit im Oktober und November und ausnahmsweise im Januar und Februar, (Ule 7206.)

B Blütendeekblatt. C—H Manihot

E Blütendeckblatt, F' Blütendeckblättchen

@ männliche Blüte, H Staubgefäße und Nektarscheibe.

I

A Zweigstück

—B Manihot diehotoma Ule:

| piauhyensis Ule

1

.

Fig

D Blütenstand

I

C Zweigstück

a 1. =

Manihot piauhyensis Ule n. sp.

petiolis limbum aequantibus vel eo -+- longioribus, limbo profunde 5-palmatim-partito, laciniis coriaceo-membranaceis, late obovatis vel oblongo-obovatis, basi angustatis, apice rotundatis, vel paullo emarginatis, longe mueronatis, integris; stipulis setaceis, ferrugineo- tomentoso-lepidotis; racemis elongatis, infra laxifloris, supra subdensifloris, macranthis; bracteis flores superantibus, late ovato-lanceolatis, cuspidatis, integris; calyce utriusque sexus 5-partito extus intusque glabro; capsulis sub- globosis vel ellipsoideis, acutiuseulis, manifeste subalato-costatis; seminibus subglobosis, ecompressis.

Kleiner Baum von 2—5 m Höhe mit schwarzbrauner Rinde, der meist in Y, oder 1 m Höhe sich wiederholt in 2—3 Äste teilt und eine ausgebreitete Krone bildet. Jüngere Zweige, Blattstiele und Blütenachsen braunrot, oft etwas bereift und an den Winkeln mit rost- farbenen, schülferartigen Filzhaaren besetzt. Nebenblätter 5—6 mm lang. Blätter ca. 15—25 em lang, davon der Blattstiel meist länger, seltener etwas kürzer als die Spreite, diese lederartig-häutig, mit Zipfeln, die meist 6—10 cm lang und 4—6 cm breit sind, äußere meist etwas kleiner; selten kommen 6 oder 8 Zipfel vor und dann sind die äußeren bedeutend kleiner; die Färbung ist oberseits lebhaft dunkelgrün, unterseits hell bräunlich-graugrün.

Nerven oben und unten hervortretend, Seitennerven 8—12, halb- rechtswinklig. Trauben an der Spitze der Zweige hervorbrechend, oft länger als die Blätter, 10—30 em lang, unterhalb locker, oberhalb dichter blütig. Deckblätter 35—55 mm lang, 15—18 mm breit, eiförmig oder lanzettlich eiförmig, nach unten verschmälert, nach oben spitz, in eine lange Haarspitze auslaufend, hell gelblich weiß; Deckblättchen 15—20 mm lang, lanzettlich eiförmig, lang zugespitzt, am Grunde ver- schmälert. Blütenstiele der männlichen Blüten 15—25 mm lang, mittel- dick, der weiblichen Blüten 40—80 mm lang, diek und unter dem Fruchtknoten verdickt und mit fünf Drüsen versehen. Kelch der weib- lichen Blüten 20—25 mm lang, bis auf Y,; Höhe verwachsen, Zipfel eiförmig; Kelch der männlichen Blüten 25>—35 mm lang, 12—15 mm verwachsen, Zipfel elliptisch-eiförmig, innen mit papillösen, häutigen Schwielen. Staubfäden 7 und 12 mm lang, unterhalb der Mitte der Staubbeutel angeheftet, fadenförmig, kahl. Staubbeutel 7” mm und 6 mm lang, 1 mm breit, linealisch, oben und unten stumpf. Fruchtknoten sechskantig, kahl. Früchte 40—50 mm lang, 35—45 mm dick, unten breiter, oben zugespitzt, runzlig.

Samen 16—20 mm lang, 14—16 mm breit, von rundlichem Umriß, an beiden Seiten zusammengedrückt und mit erhabenen Rändern, hell

3%

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igstück, B Frucht. D—E Manihot C Samen von der Seite, & Samen von vorn. F—H Mani

A Zwe dichotoma Ule: F' Frucht, H Samen von der Seite, @ Samen von vorn.

A—B Manihot heptaphylla Ule hyensis Ule: D Frucht,

Fig. 2. piau

rötlich, graubraun, die äußere Samenschale auch hell braungrau, mit dunkel rotbrauner Schraffierung.

Bahia, Remanso kult., Dezember 1906. (Ule 7141 c.)

Piauhy, Serra Branca spontan und Serra Nova kult. Januar 1907. (Ule 7141 a und b.)

Die Einteilung der Arten der Gattung Manihot in zehn Gruppen nach der Form der Blätter und Deckblätter ist eine mehr künstliche.

Nach ihr gehören die hier behandelten vier Kautschuk-Manihot eine jede in eine besondere Gruppe.

Am meisten weicht wohl Manihot dichotoma mit ihren langen Samen und dem gedrungenen, dichotomen Wuchse von den übrigen Arten ab. Sie gehört in die Verwandtschaft der strauchartigen Manihot carieifolia Pohl aus Goyaz in die achte Gruppe. Unter den Kautschukpflanzen steht ihr Manihot Glaziovii der fünften Gruppe noch am nächsten, die sich jedoch durch die großen, schildförmigen Blätter, noch höheren Wuchs, diekeren Stamm und stärkere und mehr glatte Rinde auszeichnet.

Sehr nahe verwandt sind die zwei Arten Manihot heptaphylla und M. piauhyensis, obgleich sie in verschiedene Gruppen zu stehen kommen. Sie unterscheiden sich von den zwei anderen Kautschuk liefernden Arten besonders durch die großen Blütendeckblätter, welche die Trauben schopfförmig einhüllen und erst mit den Blüten abfallen.

Erstere hat meist leierförmig eingeschnittene Blattzipfel und Früchte mit abgerundeten Kanten, während bei letzterer die fünf Blattzipfel breiter und ganzrandig und die Früchte kantig geflügelt sind. Die Samen der beiden Arten sind indessen kaum voneinander zu unter- scheiden, dagegen sind sie größer und heller als die von Manihot Glaziwwüi.

Manihot heptaphylla gehört in die neunte Gruppe der Gattung Manihot, in der sie wegen der innen und außen kahlen Blüten in eine neue Untergruppe gesetzt werden muß. Manihot piauhyensis ist in die siebente Gruppe, zu der auch Manihot violacea Müll. Arg. gehört, in die Nähe von Manihot grandiflora Müll. Arg. zu stellen.

Die Charaktere, auf welche die Gruppen begründet werden, sind nieht immer beständig. So zeigt Manihot dichotoma im jugendlichen Zustande auch etwas schildförmige Blätter und ebenso fehlen die Ein- buchtungen der Blätter oft bei älteren Bäumen!).

Am meisten sind die Blätter von Manihot dichotoma bei Bäumen in der Kultur leierförmig eingebuchtet, während solehe Einbuchtungen

!) Wenn bei Manihot Glaziovii auch zuweilen Blätter mit Einschnitten vor- kommen, wie A. Zimmermann erwähnt, so ist dies als eine Art Atavismus aufzu- fassen und darf den Systematiker nicht beeinflussen.

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bei Manihot heptaphylla gerade bei diesen Bäumen fast verschwinden. Manihot dichotoma scheint heteromorph zu sein, da eine dunkle und eine helle Varietät untereinander vorkommen.

In den Pflanzungen von Manihot piauhyensis bemerkte ich ver- schiedene Formen, die besonders zu berücksichtigen ich jedoch bei der Besehreibung Bedenken trug, denn es läßt sich zu wenig feststellen, welche Kultureinflüsse hier gewirkt haben, woher die Samen stammen oder ob vielleicht gar Bastardierung stattgefunden hatte. Es ist jedoch leicht möglich, daß in diesen Kautschukgebieten noch verschiedene Formen vorhanden sind, die gute Varietäten oder selbst Spezies abgeben.

Nach Mitteilungen, die mir gemacht wurden, sollen vom landwirt- schaftlichen Ministerium in Bahia Samen einer Manihot verteilt worden sein, die zu einem größeren Baum heranwachse und reichlich Kautschuk liefere. In der Gegend von Lengöes sollen einige größere Bäume dieser Manihot vorhanden sein, von denen mir auch Samen gezeigt wurden. Diese Samen waren noch kleiner und dunkler als die von Manihot Glaziovü.

Ferner habe ich die Nachricht erhalten, daß auch im Amazonas- gebiet, und zwar am unteren Rio Branco, eine Manihot-Art vorkomme, die Kautschuk gebe und die von einem Herrn Coronel Bento Brazil wirtschaftlich ausgebeutet werde.

Wirklich beschrieben sind nun gegenwärtig fünf Manihot-Arten, welche Kautschuk geben, eine Anzahl, die sich wahrscheinlich noch vermehren wird, wenn auch andere Arten einmal genauer untersucht worden sind.

Wie die Euphorbiaceen-Gattung Hevea, so besitzt Manihol eine Anzahl wohl unterschiedene Arten, welche als Kautschuk-Produzenten zu gelten haben, nur mit dem Unterschied, daß alle Hevea-Arten Kautschuk geben, wenn auch oft ein minderwertiges Produkt, während es jedoch nur ein kleiner Teil der Manihot-Arten ist, bei welchen dieser wertvolle Stoff ausgezogen werden kann.

Auf die verschiedenen Manihot-Arten ist man schon seit längerer Zeit aufmerksam geworden und hat sie als Varietäten bereits unter- schieden. Insbesondere hat A. Zimmermann dieselben in einer Arbeit behandelt („Der Pflanzer“, Jahrg. 1 Nr. 15) „Die Kultur und Gewinnung des Cearäkautschuks“. Es ist danach sicher die Manigoba von Jequie, also Manihot dichotoma, in den afrikanischen Kolonien schon seit einiger Zeit eingeführt. Zweifelhaft indessen erscheint es, ob auch Manihot piauhyensis als die Varietät mit kurzem Stamm dort schon vertreten war. Dagegen werden in einem Artikel im Journal d’Agrieulture tropicale 1904, Nr. 42, von M. A. Cardozo die von mir beschriebenen

Arten, wenn auch etwas unklar, behandelt und die Varietät von Piauhy hervorgehoben).

In der Catinga und dem anliegenden Gebiet kommen auch baum- artige Manihot-Arten, die keinen Kautschuk liefern und die „Manigoba brava“ genannt werden, vor. Zwei soleher Arten habe ich als Manihot maracasensis und M. Catingae?) ebenfalls beschrieben. Die in der Arbeit von A. Zimmermann Seite 230 gegebene Schilderung der Varietät III stimmt sehr mit Manihot maracasensis Ule überein.

Jedenfalls herrscht nach allen diesen früheren Angaben eine große Verwirrung unter den Kautschuk-Manihot, die natür- lich auch die richtige Behandlung und Berücksichtigung der- selben sehr erschwerte.

V. Ernte und Ertrag des Kautschuks.

In ganz Brasilien ist die Kautschukgewinnung eine primitive, und dies trifft ganz besonders für Bahia zu. Am wenigsten entwickelt ist wohl die Methode der Kautschukproduktion bei Hancornia speeiosa, der Mangabeira der Brasilianer. Das zerstreute Vorkommen dieser Bäume in den Steppen, die meist entfernt von den Wohnplätzen liegen, schließt eine rationelle Ausbeutung aus. So überläßt man denn herumziehenden Leuten gegen ein Entgelt die Gewinnung dieses immerhin wertvollen Produktes. Oft kommen auch Leute ohne besondere Erlaubnis, zapfen die Bäume an und verkaufen den gewonnenen Kautschuk. In diesen weiten und offenen Gebieten ist das Eindringen fremder Personen, welche die Hancornia-Bäume ausnutzen, schwierig zu verhindern, wenn dieselben auch als Diebe verfolgt werden.

Wohl schon vor 50 Jahren hat man im Innern von Brasilien be- gonnen, den Kautschuk von Hancornia zu gewinnen, doch ist im Anfang die Produktion bei dem niedrigen Preise damaliger Zeit nur eine geringe gewesen. Erst vor etwa 30 Jahren hat in Bahia der Handel mit Kautschuk einen größeren Aufschwung genommen, besonders weil er auch aus den Nachbarstaaten vielfach seinen Weg über den Rio Säo Franeisco und Joazeiro nahm.

Die Leute, welche sich mit der Gewinnung des Kantschuks be- schäftigen, werden Borrageiros genannt. Sie führen eine Art Nomaden-

!) „D’apres le temoignage de M. de Dr. Cruz, les caracteres de la variet€ de la Piauhy, consideree comme la meilleure de Cearä, —“

2) Sollen demnächst in Engler’s Botan. Jahrb. oder Fedde’s Repertorium publiziert werden.

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leben und errichten an Stellen, wo sie ein Arbeitsfeld finden, sehr primitive Hütten, indem einige Stangen mit Palmenstroh gedeckt werden. Hier verbergen sie ihre notwendigsten Werkzeuge, Gerätschaften, Lebens- mittel und zuweilen auch Schläuche oder Fässer mit Wasser.

Die Borrageiros ziehen nun aus, suchen die Mangabeirabäume auf und führen am Stamm und den Ästen derselben mit einem meist an der Spitze gekrimmten Messer einen Schnitt von oben nach unten in Schlangenlinie aus. Auf diese Weise wird der Baum bis auf den Splint geritzt, und bei weniger Sorgfalt oft auch das Holz mit verletzt.

Ist der Schnitt geschiekt ausgeführt, so läuft die gesamte Kautschuk- milch in einer einzigen Rinne nach unten und wird dort in einem kleinen, in die Rinde gedrückten Blechbecher aufgefangen.

An anderen Bäumen, die entweder recht krumm sind oder weniger gut geschnitten werden, muß man auch mehr Blechbecher anbringen. Die sich ansammelnde Milch wird darauf in Flaschen oder Blechkannen gesammelt und in der Hütte zum Gerinnen gebracht. Vielfach wird die Kautschukmilch auf flache Gefäße ausgegossen und dann entweder erwärmt oder mit gestoßenem Alaun vermischt, sodaß sie bald .dick wird und durch etwas Kneten zu einem meist breitgedrückten Klumpen verarbeitet werden kann. Die Methode des Erwärmens ist der letzt- genannten vorzuziehen.

Diese allgemein übliche Art der Kautschukgewinnung hat ent- schieden ihre großen Nachteile. Besonders schädigt das gewaltsame Aufritzen des Stammes und der Äste, das vielfach noch unsorgfältig ausgeführt wird, erheblich die Kraft des Baumes, während ihm die Entziehung der Milch keinen Nachteil bringt. Dies ist auch der Grund, weshalb nach mehrmaligem Anzapfen die Kautschukproduktion nachläßt. Allerdings besitzt Hancornia speciosa eine große Lebenszähigkeit und erhält sich verstümmelt noch viele Jahre lang. Nach und nach ver- trocknen jedoch einzelne Äste, bis diese sich vermehren und der Baum endlich abstirbt, namentlich, wenn die üblichen Steppenbrände ihm den Rest geben.

Gewiß ist die Methode des Anzapfens im Schlangenschnitt dem Baume nicht zuträglich, aber er würde immerhin länger widerstehen können, wenn sie mit Sorgfalt und nicht öfter als dreimal im Jahre angewendet würde. Aber da es unmöglich ist, die Borrageiros zu über- wachen, so kann man dieselben auch nicht hindern, daß sie die Bäume rücksichtslos behandeln, um so viel Kautschuk wie möglich herauszuziehen.

In neuerer Zeit wird vielfach noch eine besonders nachteilige Methode angewendet, indem man um den Stamm der Mangabeira den Boden ausgräbt und dieselbe dieht über der Wurzel anschneidet. Der so gewonnene Kautschuk soll von besonders guter Beschaffenheit sein.

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Es ist aber das Anzapfen an der Wurzel aus dem Grunde schädlich, weil in der Regel die ausgegrabene Erde nieht wieder in die Löcher gefüllt wird und der Wurzelhals entblößt bleibt. Man muß bedenken, daß Hancornia als einzeln stehender Steppenbaum wohl gegen alle Un- bilden des Bodens und Klimas ausgerüstet ist, aber gerade dann am meisten leidet, wenn der sie schützende Rindenmantel verletzt wird.

In der Tat war es in früheren Zeiten in guten Gebieten möglich, daß ein Mann an einem Tage 6—8 Kilo produzierte, jetzt ist er oft mit einem Kilo zufrieden.

Hat ein Borrageiro in einem Distrikt die meisten ertragsfähigen Bäume angezapft, so verläßt er seine Hütte und siedelt sich an einer anderen Stelle an. Der gewonnene Kautschuk wird an dort ansässige Kaufleute oder auch an herumziehende Händler verkauft. Dieser Kautschuk enthält sehr viel Wasser und wird vielfach mit anderen Stoffen, wie der Milch von Plumeria drastiea Mart., verfälscht, daher steht er niedrig im Preise.

Gut präparierter Mangabeira-Kautschuk hat eine große Elastizität, die diejenige des Manigoba-Kautschuks übertrifft.

In den verschiedenen Staaten von Brasilien ist die Produktion des Mangabeira-Kautschuks nach Beginn eines intensiven Betriebes gestiegen, um dann in Folge des Raubbaues bald wieder zu fallen.

Da eine größere Produktion in den Gegenden sich auf verschiedene Jahre verteilt, so hat die Gesamtproduktion von diesem Kautschuk nie 1000 Tonnen im Jahre überstiegen, und geht langsam, trotz des Auf- schließens neuer Gebiete, zurück. Hancornia speciosa geht wie so manche andere Kautschukpflanze einer langsamen Vernichtung entgegen. Der Kautschuk dieser Pflanze wird, wie es schon bei vielen afrikanischen Sorten sich ereignet hat, gleichfalls mit der Zeit vom Weltmarkt ver- schwinden.

Fast ebenso alt wie die Kautschukgewinnung der Hancornia ist die der zuerst bekannten Manicoba, nämlich Manihot Glaziovi, welche schon in den siebziger Jahren auf einen Gesamtexport von 1000 Tonnen ge- schätzt wurde.

Wohl ist diese Kautschukpflanze auch für die Kultur sehr ver- breitet worden, aber die Produktion aus den wilden Beständen nahm allmählich ab. In den letzten Dezeniev sind nun neue Manigoba-Distrikte erschlossen worden, welche die Produktion dieser Kautschuksorte wieder erheblich steigerten, ohne daß man recht wußte, daß hieran andere Manihot- Arten beteiligt waren.

Vor etwa 12 Jahren haben Kautschuksammler aus dem Norden in Piauhy und am Rio Säo Franeisceo Manihot-Bestände entdeckt, die einen brauchbaren Kautschuk lieferten. Etwa sechs Jahre später hat auch

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ein Ingenieur im Südosten Bahias eine andere Kautschuk-Manihot fest- gestellt. Man nannte alle diese Pflanzen Manigoba und hielt sie höchstens für Varietäten von Manihot Glaziovi. Wurde im Anfang dieser Kaut- schuk nur im kleinen gewonnen, so dehnte sich später die Produktion immer mehr aus, und zusehends stieg infolgedessen die Kautschuk -Aus- fuhr des Staates Bahia.

Wir haben die zuerst aufgefundenen Manihot-Arten als Manihot heptaphylla und M. piauhyensis und die später ausgebeutete als M. dicho- toma schon kennen gelernt.

In der Erntemethode des Kautschuks ähnelt die von Manihot dichotoma am meisten der von Hancornia speciosa.

Da sich die Bestände dieser Manieoba im Catingawalde oft näher dem Wohnorte befinden und dichter stehen, so werden besondere Arbeiter- hütten nur in entfernteren Gebieten errichtet. Der Borrageiro zieht meist des Morgens aus und ritzt wie bei der Mangabeira die stärkeren Bäumchen mit einem an der Spitze gekrümmten oder abgestutzten Messer in Form einer Schlangenlinie. Zuweilen bringt man dem Kaut- schukbaume auch einen senkrechten Schnitt, oft mit einigen Seiten- schnitten, einer Art Grätenschnitt, bei.

Unten wird ein Blechbecher in die Rinde gedrückt, der die Milch auffängt. Sobald nun diese Milch in Gefäßen gesammelt ist, beginnt sie schon zu gerinnen und wird mit der Hand in Ballen geformt, die meist in Walzen gepreßt und dann gut getrocknet werden.

Diese Kautschukgewinnung wird von den Bewohnern der benach- barten Ortschaften oder angeworbenen Leuten ausgeführt und auf so- genannten devoluten Ländereien, welche der Regierung gehören, liegen diesem Erwerbszweige herumziehende Sammler ob.

Bei sorgfältiger Ausführung des Schnittes vernarben die Wunden nach einiger Zeit, und der Banm kann von neuem angezapft werden, so daß von einem Baume dreimal uud unter günstigen Umständen bis zehn- mal im Jahre Kautschuk geerntet werden kann.

Leider werden diese Bäume von Manihot dichotoma oft mit un- geeigneten Werkzeugen und in wenig sorgfältiger Weise angeschnitten, sodaß das Holz bloßgelegt wird. Sehr schnell tritt dann Stammfäulnis ein, und der Baum stirbt ab.

In der Umgebung von Tambury sieht man schon sehr viele kränkelnde und abgestorbene Manigoba-Bäume, und die Kautschukgewinnung wird vermutlich in wenigen Jahren sehr zurückgehen. Sehr schnell werden die wilden Bestände von Manihot diehotoma aufhören, als Kautschuk- produzenten eine Bedeutung zu haben.

Die Kautschukmenge, welche ein Mann täglich sammelt und be- reitet, beträgt ein bis mehrere Kilo. Der Jahresertrag ist schwer zu

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berechnen, weil die wenigsten Borrageiros sich dauernd mit der Kaut- schukgewinnung beschäftigen, obwohl die Bäume fast das ganze Jahr hindurch Milch geben.

In der Methode der Kautschukgewinnung stimmen die zwei anderen Arten Manihot heptaphylla und M. piauhyensis miteinander fast überein, weichen aber erheblich von der vorhergehenden ab. Man hat hier ge- funden, daß der kürzere Stamm und die wohl auch etwas härtere Rinde nicht recht zum Anritzen geeignet sind, und so behandelt auch wenig Milch geben, dagegen hat sich das Anzapfen unmittelbar über der Wurzel als sehr ergiebig erwiesen,

Zu diesem Zwecke wird an der einen Seite, am Grunde des Stammes, eine Vertiefung durch Herausnehmen der Erde angebracht und über derselben, also etwa am Wurzelhals, der Manigobabaum mit einem an der Spitze gerundeten oder gekrümmten Messer geritzt. Die Kautschuk- milch fließt nun in das gegrabene Loch und gerinnt daselbst, worauf sie nach ein bis zwei Tagen von dem Kautschuksammler gesammelt wird. Da der so gewonnene Kautschuk sehr von Sand verunreinigt wird, bedeckt man den Grund des Loches häufig mit einer dünnen Schicht Lehm; wozu sich besonders solcher von Termitenhügeln eignet. Kalkhaltiger Boden muß vermieden werden, weil er die Bäume bald tötet. Dieser Lehm läßt sich dann leicht aus den kleinen Kautschuk- fladen herauswaschen, und man erhält so ein ziemlich reines Produkt.

Der gewonnene Kautschuk muß eine Zeitlang an der Luft getrocknet werden, ehe er in Säcke verpackt und verschickt werden kann. Das Gewicht von solchen Kautschukfladen, also vom Ergebnis einer ein- maligen Anzapfung, schwankt zwischen 10 und 100 Gramm, doch kann es auch bedeutend höher werden. Ich selbst habe Kautschukstücke bis zu 150 Gramm gesehen, es sollen aber auch solche bis zu einem Kilo vorkommen.

Die Manigobabäume werden immer an derselben Stelle geritzt und vertragen diese Anzapfungsmethode sehr gut. Es wird der Kautschuk- ertrag eines guten Baumes auf 5 Kilo berechnet).

In Piaulıy hat man die Kautschukgewinnung der Manigoba der am Amazonenstrom üblichen Methode bei Hevea brasiliensis Müll. Arg. an- gepaßt und nennt dort auch die sich damit beschäftigenden Leute Seringueiros. Auch hier legt man sogenannte Estradas (primitive Pfade) an. Es wird durch Niederschlagen von hinderndem Gestrüpp eine be- queme Durchgangslinie durch das Gebüsch freigelegt, welche, wenn möglich, in einem Bogen zum Ausgangspunkte führt, und an welcher

1) Solche Erträge gehören natürlich zu den größten Ausnahmen und dürfen niemals als die Regel angegeben werden.

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rechts und links die erforderliche Anzahl Manigobabäume, das sind etwa 300—1000, stehen müssen. Ein Seringueiro zapft ungefähr pro Tag 200 Bäume an und richtet es so ein, daß jeder Baum nicht öfter als zweimal in der Woche an die Reihe kommt.

Nach einem Einblick in die Bücher der Kautschukreviere der Serra da Lagoa und Serra Nova schafft ein Arbeiter pro Tag 1—3 Kilo und in der Woche im Durchschnitt 10 Kilo, während ganz fleißige über 20 Kilo zusammenbringen. Es muß hervorgehoben werden, daß die wenigsten Seringueiros beständig arbeiten; die meisten setzen oft Wochen oder gar Monate mit der Arbeit aus.

Diese Erträge von Manigoba-Kautschuk erreichen die von den Seringaes des Amazonenstromes im allgemeinen nicht; dafür sind sie aber auch mit bedeutend weniger Unkosten verbunden. Sowohl in Piauhy als in Bahia sind die Lebensmittel weit wohlfeiler als im Ge- biet des Amazonenstromes, wo sie oft bis zu einer bedeutenden Höhe steigen.

In Piauhy und Bahia liegen die Kautschukbestände in den Ge- birgen, meist weiter entfernt von den Ortschaften. Deshalb errichten dort die Seringueiros besondere Ranchos, primitive Unterkunftshütten, in denen sie allein oder mit ihrer Familie während der Erntezeit des Kautsehuks wohnen. Nahrungsmittel und vielfach auch Wasser werden oft von weither herbeigebracht. Zuweilen legt der Seringueiro auch kleine Pflanzungen mit Feldfrüchten an, und die Jagd liefert ihm einen Teil seines Bedarfes an Fleisch.

Etwa zehn Kilometer im Norden von Säo Raimundo dehnt sich ein weites, aber nicht hohes Sandsteingebirge aus, wo überall die kleinen Bäume von Manihot piauhyensis stehen. Der Hauptpunkt für dieses Kautschukgebiet ist jedoch die 70 Kilometer entfernte Serra Branca, ein Teil dieses Sandsteingebirges, das hier aus vielen hervorragenden, kegelförmigen Felsen besteht. In einer Schlucht gibt es auch frisches und klares Quellwasser, welches in dem übrigen Gebirge nur an wenigen Stellen zu finden ist.

Die reichen Kautschukdistrikte an der Serra Branca gehören noch der Regierung und stehen jedermann zur Ausnutzung frei. Dieser Um- stand hat eine Menge Leute herbeigezogen, die eine Art Raubbau treiben, und deshalb ist die Produktion sehr zurückgegangen.

Die Seringueiros haben hier nur vereinzelte Hütten errichtet, denn die Felsen haben vielfach lange, wagerechte Spalten gebildet, die eine Art Höhle darstellen und vielfach als Wohnungen benutzt werden. Diese Höhlen bieten Schutz vor Regen und nur bei Gewittersturm müssen die Bewohner in den hinteren, tieferen Teil sich zurückziehen. Vor mehreren Jahren sollen in der Serra Branca an 1000 Leute ge-

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wohnt haben. Als ich die Gegend besuchte, waren dort wohl kaum noch 100 Personen anzutreffen.

Die Kautschukbäumchen wachsen vereinzelt auch zwischen den Felsen; am zahlreichsten stehen sie in den dazwischen liegenden Niede- rungen.

An einigen Stellen hat man Anpflanzungen angelegt, und dann wachsen die Bäumchen auch da zahlreich auf, wo das niedere Holzwerk abgebrannt ist. Dieser Nachwuchs wird jedoch die durch den Raub- bau angerichteten Zerstörungen kaum decken können und so wird, wenn die Regierung nicht noch bei Zeiten diese Ländereien an Privat- leute tibergibt, die Kautschukgewinnung dort bald ganz aufhören Als einer der für Kautschuk ergiebigsten Punkte wird die Serra do Carracol angesehen, die noch weiter nach Nordwesten liegt. Wie mir der Besitzer dieses Gebietes, den ich am Rio Säo Francisco kennen lernte, mitteilte, hat er schon mit einem französischen Syndikat wegen Verkaufes der Ländereien Verhandlungen angeknüpft.

Die Kautschukgewinnung von Manihot heptaphylla in den Bergen am rechten Ufer des Rio Säo Franeisco habe ich nur flüchtig unter- suchen können, weil meine Zeit eine beschränkte geworden war. Sie stimmt in der Hauptsache mit der von Manihot piauhyensis überein und ist nur meist etwas weniger vervollkommnet.

Auch tiber die Ertragsfähigkeit habe ich bestimmte Daten nicht erlangen können. Wie mir der Sekretär der Regierung, dessen Angaben sehr zuverlässig waren, versicherte, soll ein guter Manigobabaum am Rio Säo Franeisco im Jahre 1 Kilo Ertrag geben, eine Angabe, die sich auch mit meinen Erfahrungen in Piauhy deckt.

Die wilden Bestände dieser beiden Manihot-Arten habe ich weniger zerstört gefunden, als die von Manihot dichotoma, doch dürften auch sie, wenn nicht besondere Vorsichtsmaßregeln angewandt werden, nach Jahren zurückgehen.

Von den verschiedenen Kautschukbäumen habe ich Kautschukproben gesammelt oder aufgekauft, die in Leipzig untersucht wurden.

Der Mangabeira-Kautschuk ist teils von mir selbst, teils unter meinen Augen bereitet worden und stammt aus den zwischen Serinha und Soure gelegenen Ländereien des Herrn Carvalho do Passo.

Ein Teil wurde aus der Dieben weggenommenen Kautschukmilch mittels Erwärmens gewonnen, ein anderer Teil ist das Ergebnis eines Anzapfungsversuches einer Reihe von Bäumen, wo die Milch dann mit gestoßenem Alaun behandelt wurde. Die kleinen Kautschukballen sind von mir sorgfältig aufbewahrt und getrocknet worden und gelangten darauf einige Monate später nach Deutschland.

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Als Sachverständiger wurde Herr Paul Sison in Leipzig vom Bahia- Kautschuk-Syndikat gewonnen, der am 23. November 1907 zunächst folgendes Gutachten abgab: „Der mir übergebene Rohgummi ist Bahia- Mangabeira. Er ist von guter Beschaffenheit, sehr elastisch und zäh, allerdings beim Reißen etwas kurz und dürfte sich für chirurgische sowohl, wie auch für technisehe Gummifabriken eignen. Guter Manga- beira wurde mir im vergangenen Monate mit 5,75 M pro Kilo bezahlt. Sein Handelswert hängt von der Reinheit und dem größeren oder gerin- geren Waschverluste ab und steigt bis 6,50 M pro Kilo und darüber.

Das Rohgewicht des mir übergebenen Stückes betrug 280 g, das Gewicht des gewaschenen Gummis im Fell 157 g, mithin ergibt sich ein Waschverlust von 123 g also 43,93 °%/,. Berücksichtigt man ferner, daß durch das Aufschneiden und Austrocknen an der Luft auf dem Transporte von Bahia nach Hamburg ebenfalls schon eine Gewichts- reduktion stattgefunden hat, so dürfte mit einem Verlust von 48 bis 50 Prozent wohl zu rechnen sein.“ Das Gutachten über zwei weitere ihm zugeschickte Proben lautet noch günstiger.

Selten werden jedoch Maßregeln für eine bessere Präparation des Mangabeira-Kautschuks ausgeführt, deshalb enthält er nicht nur sehr viel Wasser, sondern auch manche Verunreinigungen, Umstände, welche den Preis sehr herabsetzen.

Über den Kautschuk der drei Manihot-Arten gibt derselbe Herr folgendes weitere Gutachten ab:

„Die mir am heutigen Tage (28. Oktober 1907) übergebenen zwei resp. drei Proben von Manihot ergeben folgende Resultate:

1. Manihot heptaphylla. Die Probe wog roh 249 g, nach der Wäsche 188 g und hatte mithin einen Verlust von 61 g= 24", %.

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer Verlust von ca. Y/,; %. Es dürfte somit der Gummi einen Rohpreis von 6 bis 6,50 M erlauben.

2. Manihot piauhyensis. Die Probe wog roh 192 g, nach der Wäsche 181 g und hatte mithin einen Verlust von 11g = 5,8 9.

Beim Einwalzen des Felles zu Puppen ergab sich ein weiterer Verlust von 1g auf 90g. Es dürfte somit der Gummi einen Rohpreis von 7,50 M erlauben.

3. Manihot dichotoma. Die Probe wog roh 226 g nach, der Wäsche 205,5 g und hatte mithin einen Verlust von 20,5 g = 9"; %. 100g in Puppen eingewalzt verloren noch 1 g. Der Gummi ist zwar im Fell etwas kurz, aber er gibt nach dem Walzen eine gute Qualität, die einen Rohpreis von 8 bis 8,50 M erlauben dürfte“

Diese Proben stammen von meist an Ort und Stelle gekauftem Kautschuk her. Es sei hier hervorgehoben, daß, während ich von

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Manihot piauhyensis den besten Kautschuk erlangen konnte, der während meiner Reisen nach Chique-Chbique in Remanso gut getrocknet wurde, war es mir von Manihot heptaphylla nur möglich, ein mittelgutes Produkt zu kaufen, das meiner Rückreise wegen die meiste Zeit verpackt blieb und nicht besonders behandelt wurde. In Wirklichkeit ist also der Unterschied im Preise der beiden Kautschuksorten kein so großer und beträgt an Ort und Stelle meist nur einige Prozente,

Der Kautschuk von Manihot dichotoma ist allerdings viel reiner als der der zwei anderen Sorten, er enthält aber sehr viel Harz, wodurch die aus ihm gefertigten Gegenstände leicht brüchig werden.

Die Werte der drei Kautschuksorten, also von Manihot heptaphylla 6—6!/, M, M. piauhyensis 7; M und von M. dichotoma 8—8!/, M. gelten für eine Zeit, wo der des Para-Kautschuks auf 9 M stand.

Der Preis des Kautschuks von Manihot Glaziovii stimmt etwa mit dem von M. piauhyensis überein.

Anfang März des Jahres 1907 wurden in Bahia gezahlt für 1 Kilo Mangabeira-Kautschuk 3 $ 000rs—4 $ 333rs (3,30—5,4 M), 1 Kilo Manicoba vom Säo Franeisco und von Piauhy 4 $ 000rs—5 $ 000rs (5—6,25 M) und 1 Kilo Manigcoba von Jequi6 5 $ 500rs—6 $ 300rs (7—8 M).

Diese Preise sind, wie die in Europa, jedoch großen Schwankungen ausgesetzt und werden gewöhnlich in den Monaten Mai bis August am niedrigsten.

Um die bedeutende Zunahme der Kautschukausfuhr Bahias und insbesondere die Produktion im Staate selbst beurteilen zu können, sei hier dieselbe in den letzten vier resp. sechs Jahren in Tonnen angegeben.

189) Kautschuk aus Kautschuk der aus Bahia kommt mit dem- Bahia selbst jenigen, der durch diesen Staat geht Total Manicoba Mangabeira 1901 50 1902 140 1903 344 828 496 355 1904 892 1274 939 416 1905 1142 1681 1444 261 1906 1157 1756 1410 263

!) Diese Zahlen sind zum Teil der India Rubber World, Juli 1907, ent- nommen, anderen Teils stammen sie auch von Mitteilungen der deutschen Kon- sulate aus Rio de Janeiro und Sao Paulo her.

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Über die Produktion an Mangabeira- und Manigoba - Kautschuk aus ganz Brasilien konnte ich folgende Daten ermitteln:

Mangabeira Manigoba Zusammen 1903) 662 1722 2383 1904 855 2226 3081 1905 637 2682 3319 1906 653 2664 3317 III.

Von den anderen Staaten seien noch einige angeführt, die an der Ausfuhr dieser beiden Kautschuksorten mit folgender Jahresproduktion beteiligt sind.

1901 1902 1903 1904 1905 1906

Mangabeira. Minas Geraes 157 242 240 Sao Paulo 33 12 63 129 95 89 Manigoba Cearä 518 669 589 715 Piauhy?) 633 504 558 505

In Tabelle I fällt die enorme Zunahme der Ausfuhr während der letzten Jahre auf. Diese verdoppelt sich von 1903—1906 bei der ge- samten Kautschuk-Ausfuhr und vervierfacht sich fast bei derjenigen aus Bahia allein. Dabei nimmt der Mangabeira-Kautschuk ein wenig ab, so daß die Steigerung allein auf Rechnung des Manicoba-Kautschuks zu setzen ist. Die Summe der Zahlen von dem Mangabeira- und Mani- coba-Kautschuk stimmt nicht gauz mit derjenigen der Gesamtausfuhr, einen Differenz, die jedoch von wenig Bedeutung ist, wenn man berücksichtigt, wie schwierig eine genaue Feststellung der Menge der verschiedenen Kautschuksorten nach ihrer Herkunft ist.

Tabelle II zeigt auch einen gewissen Stillstand der Ausfuhr von Mangabeirakautschuk und eine allmähliche Zunahme der des Manigoba- kautschuks, die hier nicht so bedeutend ist, weil die sich gleichbleibende oder abnehmende des Cearäkautschuks mitzählt.

Endlich bringt Tabelle III noch die Kautschukausfuhr einiger anderen wichtigen Staaten, von denen nur wenige angegeben werden

!) Angaben über die vorhergehenden Jahre finden sich in India Rubber World, Juli 1903, Brasiliens Export.

?2) The India Rubber World gibt hier einen ziemlich wenig bekannten Hafen, nämlich Ilha do Cajueiro, an.

können, weil die Ausfuhr mehr an den Häfen notiert wird. Der Kaut- schuk von Manicoba aus Piauhy rührt wohl zum Teil von Manihot piauhyensis, also demjenigen her, der nicht über Bahia seinen Weg nimmt.

In The India Rubber World wird der Kautschukexport des Ama- zonenstromes, also zum großen Teil vom Parakautschuk, dem Produkt von Hevea brasiliensis, für das Jahr 1906 auf 31643 Tonnen angegeben. Ich habe aber Mitteilungen erhalten, nach denen die Ernte dieses Jahres 36000 Tonnen betragen soll, und die Gummizeitung bringt 34768 Tonnen. Die Zahlen für 1906 sind nach ersterer Angabe vermutlich zu einer Zeit aufgestellt worden, wo noch nicht alle Daten vollständig abgeschlossen waren,

Die Gesamtausfuhr an Kautschuk aus Südamerika für das Jahr 1906 nähert sich ungefähr 40000 Tonnen, und dies ist mehr als die Hälfte der gegenwärtigen Weltproduktion.

Ausfuhrfirmen für Kautschuk in Bahia sind folgende: F. Stevenson & Co., Overbeck & Co., M. Ullmann & Co., Wildberger & Co., Valverde, Rosbaet Brail Company, Hirsch & Hess, von der Linde & Co.

Als Import-Häuser in Europa und Nordamerika haben ungefähr dieselben wie die für den Para-Gummi zu gelten.

VI. Landes- und Bevölkerungsverhältnisse.

Um die Bedeutung und Entwicklung des Kautschukhandels richtig beurteilen zu können, wird es von Vorteil sein, auch Land und Leuten einige Aufmerksamkeit zu widmen.

Der Staat Bahia hat eine Bevölkerung, die auf zwei Millionen ge- schätzt wird und bei der die Neger und Mischlinge bei weitem vor- herrschen. Von den verschiedenen Städten, die an der Küste und im Innern gelegen sind, ist Bahia mit ca. 200000 Einwohnern die be- deutendste. Die Stadt Bahia ist nicht nur der Sitz der Regierung, sondern auch der wichtigste Punkt für den Handel im Inn- und Auslande.

Verschiedene Eisenbahnen und Dampfschiffe an der Küste und auf dem Rio Säo Franeiseo vermitteln den Verkehr. Die längste Eisenbahn- strecke ist die von Bahia nach Joazeiro, welche 575 Kilometer beträgt.

Andere Eisenbahnen sind die Estrada de Ferro Central da Bahia, welche mit einer Länge von 316 Kilometer von Säo Felix nach Ban- deira de Mello und Machado Portella führt, dann Tram-Road de Na- zareth, Ramal de S. Miguel a Areia, Estrada de F. Bahia e Minas,

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Estrada de Ferro de Santo Amaro und Estrada de Ferro Centro Oeste. Es sind das kleine Bahnen von ca. 20—140 Kilometer Länge.

Diese Eisenbahnen sind bei der Ausdehnung des Landes unzu- reichend und fördern wegen ihrer hohen Frachtsätze den Handel nur wenig. Der Verkehr in einem großen Teile des Innern wird durch Maultiertruppen vermittelt, durch die der Transport der Waren noch teuerer wird.

Bahia führt hauptsächlich nur Rohprodukte aus, und unter diesen ist der Tabak der wichtigste. Vom Jahre 1902 werden allein 43000 Tonnen Tabak in Blättern angegeben, wozu noch bedeutende Mengen von Zigarren und Zigaretten zu rechnen sind. Dann folgen Kaffee uud Kakao, ersterer mit 21000 Tonnen und letzterer mit 18000 Tonnen verzeichnet, und Zucker, von dem 8000 Tonnen ange- geben werden. Baumwolle, Fasern und Piassava liefern nur geringere Quantitäten.

Da die Ausfuhr von Kautschuk sich bald auf 2000 Tonnen im Jahre belaufen wird, so ist dieser in Rücksicht auf seinen hohen Wert an die vierte Stelle der Ausfuhrprodukte zu setzen; übertrifft also den Zucker, der auch nur zum Teil ins Ausland geht.

Die Erzeugnisse der Landwirtschaft und einer schwach entwickelten Industrie werden fast ausschließlich im Lande selbst verwendet.

Sodann findet man in Bahia mancherlei wertvolle Mineralien wie &old, Diamanten und Karbonat, die aber meist nur in geringen Mengen vorhanden sind. An der Küste werden dagegen große Ladungen von Monazitsand verschifft, der das wertvolle Metall Thorium enthält.

Im allgemeinen gehört Bahia zu den in der Entwicklung noch sehr zurückgebliebenen Staaten Brasiliens. Die Ursachen dafür sind in der Verwaltung, in der Bevölkerung und zum Teil im Klima zu suchen.

Bahia war in früheren Zeiten der Mittelpunkt des Sklavenhandels, denn hier setzten die afrikanischen Segelschiffe, welche von der afrikanischen Küste kamen, ihre Ladungen mit den erhandelten Negern ab.

Die Bewirtschaftung von Landgütern und Pflanzungen im Innern wurde fast ausschließlich von Sklaven besorgt, bis diese durch das Edikt vom Jahre 1888 frei wurden. Gerade Bahia litt durch diese plötzliche Sklavenbefreiung am meisten, denn in vielen Ländereien und industriellen Unternehmungen fehlte es nun an Arbeitern, so daß viele Grundbesitzer verarmten.

Als die Neger frei wurden, nahm nur ein kleiner Teil die ge- wohnte Beschäftigung wieder auf, die meisten suchten möglichst unab- hängig zu bleiben, nnd dies gelang ihnen bei ihrer großen Bedürfnis- losigkeit leicht mit wenig Arbeit.

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So herrscht denn überall große Indolenz, man trachtet danach, mit wenig Mühe viel zu verdienen und scheut eine beständige Tätigkeit. Wohl haben die Leute sich verschiedenen Berufszweigen zugewendet und verdingen sich auch als Arbeiter, die jedoch den Bedarf an guten Arbeitskräften nicht decken.

Man zahlt einem Arbeiter in der Regel 1—1'/, Milreis mit Kost oder 11/,—2 Milreis ohne Kost Tagelohn. Für eine längere Arbeits- zeit und für einfachere Verrichtungen sind die Löhne jedoch auch viel geringer. Hervorzuheben ist der Mangel an Beständigkeit und Zuver- lässigkeit bei vielen diesen Arbeitern.

Selbst in der Stadt Bahia fristet die niedere Bevölkerung auf sehr bescheidene Weise ihr Dasein. Irgend eine kleine Behausung oder ein Winkel dient ihnen als Wohnung; sie sind zufrieden, wenn sie nur ein Feuer zum Herrichten ihrer Mahlzeiten anzünden können und einen Lagerplatz haben. An einer Stelle außerhalb der Stadt, wo Schutt abgelagert wurde, hatten Neger aus den weggeworfenen Blechkästen für Petroleum und Konserven sich kleine Häuschen gebaut.

Noch leichter ist das Leben auf dem Lande, denn ist erst eine einfache Lehmhütte gebaut, so werden durch wenig Arbeit etwas Farrinha, Bohnen, Kaffee und Dörrfleisch erworben. Viele Stunden und Tage bringen diese Leute mit Nichtstun dahin, oder sie vertreiben sich die Zeit mit Unterhaltungen, Branntweintrinken und Kartenspiel. Große Not tritt allerdings auf, wenn durch das Ausbleiben der Niederschläge Mißernten und Nahrungsmangel verursacht werden. Die Folge davon sind dann Hungersnot, Krankheiten und der Tod vieler Menschen.

Eigentümlich sind auch die Verhältnisse des Landbesitzes, da größere Ländereien nie genau vermessen sind, sondern nur angegeben wird, wieviel Meilen die Vorderseite des Gebietes und wieviel die Tiefe beträgt.

So lange größere Landgebiete unbenutzt daliegen, kann sich auch jeder darauf ansiedeln, und es hält später schwer, solche Eindringlinge wieder zu entfernen.

Strengen Maßregeln gegenüber verhält sich der Bahianer feind- lich und leistet selbst heftigen Widerstand, wenn er von der Regierung bedroht wird. Es rotten sich dann eine Anzahl verwegene Männer aus dem Innern, die man Jacunsos nennt, zusammen und überfallen den Feind, wo es nur irgend geht. Solche Zusammenstöße mit den Jacunsos sucht selbst die Regierung nach Möglichkeit zu vermeiden.

Im Jahre 1897 hatte ein großer Aufstand der Jacunsos stattgefunden und um diesen zu unterdrücken, hatte Brasilien fast seine gesamten Streitkräfte mobil machen müssen.

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Im Verkehr ist der Bahianer im allgemeinen harmlos und gastfrei, aber man muß mit ihm umzugehen verstehen, will man irgend etwas er- reichen. Namentlich bei Unternehmen von Ausländern müssen alle diese Verhältnisse berücksichtigt werden.

VH. Anpflanzung von Manicoba.

Da vorauszusehen ist, daß die Kautschuk-Produktion aus den wilden Beständen in absehbarer Zeit zurückgehen wird, so wird man, soll dem Lande dieser einträgliche Ausfuhrartikel erhalten werden, sich auf die Kultur geeigneter Kautschukpflanzen verlegen müssen.

Die Mangabeira ist hiervon auszuschließen, da sie sehr langsam wächst und erst nach 20 oder 25 Jahren anzapfungsfähig sein soll, und außerdem hat sich herausgestellt, daß die gepflanzten Bäume nach dem ersten Schnitt anfangen zu kränkeln?).

In dem am meisten vorgeschrittenen Staate Säo Paulo hatte die Regierung 1898 durch Kongreßbeschluß zur Anreguug und Hebung der Kautschuk-Produktion eine Reihe von Prämien im Werte von 10 bis 25 Contos (ein Conto gegenwärtig etwa 1260 Mark) ausgesetzt.

Die Prämien sollte derjenige erhalten, welcher in einem Zeitraum von 4 Jahren die größte oder zweitgrößte Anzahl von Mangabeirabäumen gepflanzt oder in wilden Beständen bearbeitet hatte. Mit einigen Neben- bedingungen ergab dies eine Reihe von Prämien, die durch ein be- sonderes Gesetz garantiert waren.

Obwohl nun eine Anzahl Landbesitzer und einige Pflanzgesellschaften sich eifrig bemühten, diese Prämien zu gewinnen und große Pflanzungen von Hancornia anlegen ließen, so ist doch kein Ergebnis erzielt worden und die ganze Angelegenheit geriet in Vergessenheit.

Auf verschiedene Anfragen erhielt ich unter anderen von Herrn Dr. J. von Ihering, Direktor des Museum in Säo Paulo, die Mitteilung, daß die einzige im Staate Säo Paulo versuchte Anpflanzung von Kaut- schukpflanzen, die der Mangabeira, gänzlich gescheitert ist.

Der Baräo de Rezende hat bei Campinas diese Kultur im großen Maßstabe betrieben aber als unerträglich wieder einstellen müssen. Die Pflanzen kränkeln nach der ersten Ernte und gehen ein.

Ebenso drückt sich auch M. Ch. A. Cadiot im Journal Agrieulture tropicale 1905 p. 319 aus: „Les mangabeiras ont une eroissance trop lente pour r&mun6rer une culture commereiale“.

1) Die Mitteilungen von O. Warburg im Tropenpflanzer, Berlin 1900. „Die Kautschukpflanzen und ihre Kultur“, über die frühe Erntereife, die Höhenlage, in der der Baum am besten wachse, und andere sind durchaus irrig und rühren wohl von falschen Informationen her.

Da die Früchte von Hancornia speeiosa ein beliebtes Obst sind, so wird sie oft vereinzelt in Gärten als Obstbaum gepflanzt und entwickelt sich allem Anscheine nach recht gut.

Während die Mangabeira ein immergrüner Baum ist, werfen die Manicoba- Arten ihr Laub alljährlich ab und stehen Monate lang entlaubt da. In Bahia tritt dieser Zustand in der Zeit von Mai bis Juli ein, und im Oktober schwellen die Knospen an und entfalten neues Laub und Blüten. Die Blütezeit dauert jedoch, da die Trauben sich nach und nach entwickeln, noch bis in den November. Die Fruchtreife findet im Januar und Februar statt, wo dann die Kapseln aufspringen und die Samen fallen lassen.

In der Kultur kommt es häufig vor, daß die Manigobabäume ein zweites Mal im Dezember bis Februar blühen und dann in der trockenen Jahreszeit Früchte tragen, und zuweilen findet sich diese Erscheinung auch bei den wilden Beständen. Diesem Umstande habe ich es auch zu verdanken, daß ich von den zwei Arten am Säo Franeisco Blüten- material zur Beschreibung erlangen konnte, In der Kultur waren von beiden Arten blühende Exemplare zu finden, im wilden Zustande habe ich aber nur einige Bäume von M. heptaphylla in Blüte getroffen,

Die ausgefallenen Samen keimen zum Teil noch am Ende der Regenperiode, also vom Februar bis April, die meisten aber gehen erst zu Beginn der neuen Regenzeit auf, und damit hängt auch die lange Keimkraft und harte Samenschale zusammen.

Nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen keimen am leichtesten die Samen von Manihot dichotoma, so daß man auf 60—80 °/, aufgehende Samen rechnen kann,

Das Wachstum ist bei den verschiedenen Arten ein schnelles, das sich in den ersten Jahren mehr auf die Höhe erstreckt, worauf dann die Ausbreitung der Krone und eine größere Diekenzunahme des Stammes folgt. Manihot Glaziovii und M. dichotoma werden in den ersten Jahren schon 3—6 Meter hoch, während M. heptaphylla und M. piauhy- ensis in derselben Zeit nur 2—3 Meter hoch wachsen, da dies überhaupt Arten sind, die sich durch einen niederen Wuchs auszeichnen.

Im Gegensatz zu den langlebigen, zähen Mangabeirabäumen, die vielleicht hunderte von Jahren alt werden, scheinen die Manicoba-Arten eine kürzere Lebensdauer zu besitzen. Zwar fehlt es in dieser Richtung noch an Erfahrung, doch wird man gut tun, in den Pflanzungen auf nicht mehr als sechs, höchstens zehn Ertragsjahre zu rechnen. Indessen ist dies kein großer Nachteil, weil diese Zeitdauer mehr als ausreichend ist, um neue Bestände heranzuziehen,

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Von Feinden und Krankheiten der Kautschuk-Manihot habe ich wenig bemerkt. Die Schleppameisen, Atta, sollen zuweilen die jungen Pflanzungen von Manihot diehotoma arg schädigen.

In der Serra do Säo Ignacio sah ich eine Reihe von Bäumen, deren Laub von Heuschrecken abgefressen war. Pilze habe ich nicht beobachtet, dagegen zwei Gallenarten von Gallmücken hervorgerufen, die jedoch auch keinen nennenswerten Schaden anrichten.

Manihot Glaziovi wird schon seit sehr langer Zeit angepflanzt, deshalb muß die Kultur und die Kautschukgewinnung dieser Pflanze, von der man schon manche Erfahrung hat, in Rücksicht auf die andern Manihot-Arten etwas eingehender behandelt werden. Da ich selbst weder die wilden Bestände noch größere Anpflanzungen von Manihot Gluziovii aus eigener Anschauung kenne, so gebe ich einige Mitteilungen darüber aus anderen Quellen.

Besonders verdanke ich Herrn Sandmann, der kürzlich ‘eine Reise nach Brasilien zur Untersuchung der Kautschukverhältnisse unternommen hat, nachdem er schon vorher Indien und Ceylon zu gleichen Zwecken bereist hatte!), wichtige Notizen, von denen ich hier einige Auszüge bringe.

Herr Sandmann besuchte zuerst im Staate Cearä eine Pflanzung in der Serra do Vicente unweit Baturit6, welche sich im Besitz einer französischen Gesellschaft befindet und 400—600 Meter hoch liegt. Sie ist sechs Jahre alt, umfaßt 500 Hektar, und auf den Hektar kommen ungefähr 1500 Bäume.

Die Anzapfung geschieht in der Weise, daß mit dem Machadinho, einer kleinen Axt, wie sie am Amazonenstrom für die Hevea benutzt wird, an jedem dritten Tage je nach der Stärke des Baumes ein bis zwei Schläge in den Stamm ausgeführt werden. Die Schäge werden möglichst nahe dem Boden gemacht, und zwar so, daß die Milch in eine kleine Grube fließen kann. Am zweiten Tage wird dann der ge- ronnene Kautschuk aus den Gruben gesammelt und mit eisernen Kratzen von anhaftendem Sand gereinigt.

Diese Arbeitsmethode ist sehr einfach und erfordert verhältnismäßig wenig Zeitaufwand, die Qualität des Kautschuks ist aber durch Sand und andere Verunreinigungen minderwertig.

An Produktion erwartete man im ersten Jahre zehn Tonnen und die Arbeitskosten pro Kilo trockenen Kautschuks sollen sich ca. auf 900—1000 Reis (M 1,2) stellen.

Ein anderer Kautschukbezirk ist die in englischem Besitz befind- liche Brasilian Plantation und Estade Ltd. Monte Alegre. Diese Be-

t) Eine Reise nach Ceylon, Indien und Birma von D. Sandmann. Deutsches Kolonialblatt Jahrg. 18, Nr. 5, S. 207—220.

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sitzung liegt 600—800 Meter hoch und umfaßt ungefähr 1000 Hektar, welche zum Teil aus natürlichem Bestand, zum Teil aus Nachpflanzungen bestehen. Nach Schätzung Herrn Sandmanns dürften sich hier pro Hektar wohl ca. 2000 junge und alte Manigobabäume befinden.

Die Bäume werden an der zu bearbeitenden Seite von einem Streifen der äußeren Rinde entblößt und alsdann von unten nach oben, in Abständen von etwa 5 em, zwei Schläge mit dem Machadinho gegeben.

Die beiden Schläge stehen in spitzem Winkel, die Spitze nach unten, zueinander, und zwar so, daß der eine Schenkel über der Spitze nach unten herausragt. Unter dem Einschnitte wird dann ein kleiner Blechbecher in die Rinde gedrückt, in den die Kautschukmilch hineinfließt. Die ganze Methode ähnelt sehr der am Amazonenstrome angewendeten.

Das Anzapfen beginnt um 3 Uhr nachts, worauf die Milch ge- sammelt und schon zeitig vormittags in die Faktorei gebracht wird. Die auf Tellern ausgegossene und dort zum Gerinnen gebrachte Milch liefert einen viel reineren Kautschuk.

Der Ertrag an trockenem Kautschuk ist schwer festzustellen, soll aber nach Schätzung 250 g pro Baum im Jahre ergeben, so daß auf den Hektar eine Ernte von 500 Kilo kommen würde, die besser auf 300 Kilo zurückzusetzen ist.

Schon im Jahre 1876 wurde Manihot Glaziovii nach Singapore übergeführt und ist dann auch nach anderen Teilen Indiens, nach Ceylon, Ostafrika und Togo verpflanzt worden.

Die Ergebnisse der Kulturen sind zum Teil unbefriedigende gewesen, deshalb hat man sie in Ceylon, auf den Samoa-Inseln und besonders in Madagascar und anderen französischen Kolonien wieder aufgegeben.

Bessere Erfolge hat man in Ostafrika und in Togo gehabt, wo sogar einige Pflanzer durch die Manicobakulturen zu Wohlstand gelangt sind. Die Pflanzungen in Ostafrika verdanken besondes Professor Dr. Zimmermann, Leiter der Botanischen Versuchsstation in Amani, wertvolle Förderung ihrer Bestrebung.

Der in den Kolonien allgemein übliche Grätenschnitt ist jetzt durch neuere Methoden ersetzt worden. Namentlich fängt man nicht mehr den Milchsaft in besonderen Gefäßen auf, sondern läßt ihn am Stamme, den man vorher mit einer vier- bis fünfprozentigen Karbol- säurelösung bestreicht, gerinnen. Man entblößt Teile des Stammes von der äußeren Rinde, bringt ihm dann mit dem Messer oder einem Instrumente verschiedene Wunden bei, läßt die Milch ausfließen und sammelt dann den geronnenen Kautschuk. Letztere Anzapfungsweise ist noch etwas vervollkommnet worden, dadurch, daß man kleinere,

von der äußeren Rinde entblößte Flächen am Stamme mit regelmäßigen Messerstichen versieht und an den folgenden Tagen andere Flächen in gleicher Weise behandelt, bis der ganze Stamm abgeerntet ist.

Nach dieser Behandlung muß man den Baum eine Zeitlang ruhen lassen, bis er sich wieder erholt hat, und die Wunden ausgeheilt sind.

In den Kolonien säet man die Samen auch meistens auf besondere Saatbeete und pflanzt die jungen Bäumehen, die man oft einmal zurück- schneidet, später ein.

Die Pflanzweite ist eine recht verschiedene und schwankt zwischen 2X3 bs 5X5 m.

Die geringste Pflanzweite ist wohl 2,5 m, so daß 1600 Bäume auf den Hektar kommen, die man bei Berücksichtigung der Durchschnitts- pflanzweite wohl auf 1000 Bäume herabsetzen kann.

Nach allen, einigermaßen zuverlässigen Berechnungen gibt ein Hektar mit Manihot Glaziovii bepflanzt wohl selten mehr als 300 Kilo trockenen Kautschuks im Jahre; vielfach ist aber der Ertrag ein viel geringerer.

Günstigere Ergebnisse scheinen nach ausländischen, besonders bra- silianischen Autoren!) erzielt zu sein; wir wissen aber nicht, inwieweit hier andere Manihot-Arten hinzugezogen sind und müssen deshalb auf die Kultur dieser Arten besonders und ausführlicher eingehen.

Als in Bahia die wilden Bestände von Manihot-Arten auf Kaut- schuk ausgebeutet wurden, begann man auch bald darauf Pflanzungen anzulegen.

Von Manihot dichotoma werden die ältesten Kulturen gegenwärtig vier Jahre als sein, so daß jetzt mit dem Anzapfen der Bäume be- gonnen werden kann.

Im vorigen Jahre habe ich einige solcher Pflanzungen besichtigt, welche in der Nähe der Eisenbabnstation Tambury und Machado Por- tella gelegen waren. Erstere enthielt etwa 100000 zwei- und drei- jährige Bäume, die zwei bis drei Meter hoch waren und ihre Krone auszubreiten begannen. Der Besitzer dieser Pflanzung war Coronel Alvaro Nascimentoe Silva.

Die andere Pflanzung an der Endstation gehörte Herrn Antonio Procopio Ferreira und enthielt an 200000 Bäume, die meist drei Jahre alt waren und einen recht guten Eindruck machten.

Dann habe ich noch eine jüngere Pfanzung bei Jequi, außerhalb der Kautschukdistrikte, und eine Anzahl kleinere Kulturen gesehen.

1) A. J. Cardozo.. La culture du Manigoba dans l’etat de Rio. Journ. d. Agricult. trop. 1904, p. 371.

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Große Pflanzungen befinden sich in der Umgebung von Jequi6, und im Gebiet des Rio das Contas.

Bei dem Anlegen einer solchen Pflanzung wählt man entweder ein Stück Land, welches schon unter Kultur ist, oder es wird ein Stück Catinga oder Catingawald gerodet. Ein lehmiger, fruchtbarer Boden ist Sandboden, auf dem die Bäume nur wenig Kautschuk geben sollen, vorzuziehen. Ist das Land gereinigt und geebnet, so schreitet man zur Aussaat und steckt einige Samen in Abständen und Reihen von zwei Metern etwas flach in die Erde. Als Zeit hierzu wählt man am besten den Oktober, doch kann man auch in späteren Monaten noch säen.

Die Samen behalten lange ihre Keimkraft und gehen leicht auf. Nach dem Aufgehen und Anwachsen der Pflänzchen missen die über- zähligen entfernt, und die gänzlich ausgebliebenen durch neue Aussaaten ersetzt werden.

Sehr leicht wächst Manihot dichotoma auch aus Stecklingen und entwickelt sich dann sehr schnell. Die Anzucht aus Stecklingen ist jedoch nieht anzuraten, denn die daraus entwickelten Pflanzen bilden nur ein unvollständiges Wurzelsystem aus und sind wenig dauerhaft. Sonst wächst jedes in die Erde gesteckte Zweigstück, und an Zäunen, zu denen man die dünnen Stämmcehen der Manigoba verwendete, sieht man oft wieder ausgeschlagene Exemplare dieses Kautschukbaumes.

In den ersten Jahren kann man ganz gut Zwischenkulturen von Mais, Bohnen, Mandioka, Kürbis und Melonen anlegen.

Die Zahl dieser Gewächse ist in der Catingagegend, wo bisher alle Pflanzungen angelegt sind, wegen des trockenen Klimas eine be- schränkte. Auch Mandioka dürfte als Zwischenpflanze besser auszu- schließen sein, da sie ähnliche Bedingungen wie Manihot dichotoma an den Boden stellt, und dann muß bei der Ernte der Knollen die Erde aufgewühlt werden, wobei die Wurzeln der eigentlichen Kulturpflanze verletzt werden können.

Soweit dies nicht schon für die Zwischenkulturen geschieht, muß das Land rein von Unkraut gehalten werden, auch ist es mit einem Zaun von Stacheldraht oder Holzlatten einzufriedigen, um weidende Tiere fernzuhalten. Im vierten Jahre sollen die ausgesäeten Bäume anzapfungsfähig sein; sie blühen und fruchten aber schon oft im ersten Jahre, Die Samen geben einen guten Nebenertrag, da sie auf dem Markt zur Ölbereitung mit zwei Milreis (M 2,50) das Kilo bezahlt werden. Dieses Öl wird wohl als Ersatz für Leinöl im Lande selbst verwendet, sonst ließe sich der hohe Preis nicht erklären.

Die Samen der anderen Arten stehen niedriger im Preise, so daß das Kilo nur 1 $ 500 reis (M 2) gilt.

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Die Anlage und die Pflege solcher Pflanzungen verursachen im allgemeinen wenig Kosten, die in günstigen Jahren wohl durch die Zwischenkulturen und den Samenertrag gedeckt werden können.

Ein größeres Kapital ist erst nötig, wenn mit dem Anzapfen der Manicobabäume begonnen werden soll, denn dann müssen Arbeiter an- geworben und die Arbeit gut überwacht werden.

Viele Landbesitzer trachten danach, ihre Pflanzungen an Gesell- schaften zu verkaufen, da sie durch die Manicobakulturen einen Preis für sonst wertloses Land erzielen können und dann auch aller weiteren Mühe enthoben sind, die eine rationelle Ausnutzung der Kautschuk- bestände mit sich bringt. Schließlich gehört zu diesem Betrieb auch ein größeres Kapital, das diese Leute meist nicht besitzen.

Liegt die ganze Kultur dieser Kautschuk liefernden Manihot-Arten in Bahia noch in den Kinderschuhen, so fehlt es besonders bei der von, Manihot dichotoma, an jeder Erfahrung, und nur aus den Ergebnissen der wilden Bestände kann man einige Schlüsse ziehen und ungefähre Schätzungen des Ertrages anstellen.

Es ist nicht gut, die Bäume von Manihot dichotoma, die wild im Catingawald wachsen, öfter als dreimal im Jahre anzuschneiden, eine Manipulation, die bei sorgfältiger Behandlung in der Kultur natürlich öfter wiederholt werden kann. Rechnet man 30—50 g bei jedesmaligem Anzapfen eines Baumes, so ergibt das wenigstens 100 g pro Jahr und für den Hektar, auf dem nach der üblichen Pflanzweite 2500 Bäume stehen, 250 Kilo.

Von den Manicoba-Arten am Rio Säo Franeisco gibt es seit längerer Zeit Pflanzungen, und es kommt von diesen sogar schon genügend Kaut- schuk in den Handel. Ich hatte Gelegenheit, von Manihot piauhyensis eine Anzahl von Kulturen zu sehen, die meist in einem recht guten Zustand waren.

Die erste war die von Coronel Joäo Rodriguez de Souza bei Re- manso, in der etwa 120000 ein- bis dreijährige Bäume sich befanden. Die kleinen Bäume, die gleichfalls in Abständen und Reihen von zwei Meter Entfernung gepflanzt waren, verzweigten sich dicht über dem Boden und sahen in ihrem frischen, dunkeln Grün recht gut aus (Taf. I). Auch waren einige Exemplare von Manihot Glaziovii und M. dichotoma und einige Reihen von M. heptaphylla versuchsweise ge- pflanzt worden. Letztere wuchsen mehr in die Höhe, besaßen aber auch die breitere Kronenentwickelung von Manihot piauhyensis. Sie werden drei Jahre alt und 4—5 m hoch; während die ebenso alten Bäume von Manihot piauhyensis nur 3—4 m Höhe hatten. Im Beginn dieses Jahres (1907) sollten die Bäume zum ersten Male angeschnitten

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werden; eine kleinere, schon ältere Pflanzung sah ich dann in der Nach- barschaft.

Ferner habe ich größere Pflanzungen noch bei Jatobasinho, unweit der Grenze von Piauhy, und bei der Serra Nova, in diesem Staate selbst, besucht, die in einem recht befriedigenden Zustande waren.

Von Manihot heptaphylla ist mir nur eine einzige Pflanzung in der Serra do Säo Ignacio von zum Teil dreijährigen Bäumen gezeigt worden. Auch diese war im allgemeinen gut gehalten und in gesundem Zustande. Ganz flüchtig habe ich dann noch im Vorbeifahren bei Villa Nova einige Plantagen dieser Manihot gesehen.

Die Anlage von Kulturen der zwei Manihot-Arten vom Rio Säo Franeisco geschieht in ähnlicher Weise wie bei Manihot diehotoma, nur ist für dieselben ein mehr sandiger, wenn auch nicht gar zu unfruchtbarer Boden auszuwählen,

Das Ausrotten von Unkraut macht nur im ersten Jahre einige Schwierigkeit, später schließen die Kronen der kleinen, Bäume enger zusammen und verhindern so selbst das Aufkommen von anderen Ge- wächsen.

Das erste Anschneiden zum Gewinn der Kautschukmilch beginnt man am besten nach dem dritten Jahre der Anpflanzung, sobald die Bäume ausgereift sind und die Niederschläge etwas nachgelassen haben, also etwa im Januar. Es werden nun zuverlässige Arbeiter ange- worben, welche man im Akkord arbeiten läßt, die einzige Art und Weise, mit der hier etwas durchzusetzen ist.

In Piauhy war es üblich, den Arbeitern von dem gewonnenen und präparierten Kautschuk ein Drittel als Lohn zu überlassen, für den sie den vollen, dortigen Preis erhielten.

Zufällig war ich in der Serra Nova gegenwärtig, als eine Anzahl Leute, die in solehen Kautschukpflanzungen gearbeitet hatten, abgelohnt wurden. Auf meinen Wunsch wurde mir ein Zettel mit der Abrechnung überlassen?).

Es hatten nach diesem 10 Arbeiter in 7 Tagen 95,7 Kilo Kaut- schuk geerntet, und es kommt danach auf den Mann für den Tag 1,367 Kilo, der einen Wert von 6 $ 180 reis (Kilo zu 4 S 500 reis be- rechnet) hatte und für den Arbeiter 2 $ 060 reis (ungefähr M 2,60) er- gab. Wenn dies kein besonders günstiges Ergebnis ist, so muß berück- sichtigt werden, daß unter den Arbeitern sich auch Frauen und Kinder befanden, und daß die Pflanzung noch eine ganz neue war. Immerhin

!) Es haben solche kleinen Dokumente deshalb einen Wert, weil die münd- lichen Mitteilungen oft wenig zuverlässig sind, und ein gewisses Geschick dazu ge- hört das Richtige herauszufinden.

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ist ein Tagelohn von über 2 Milreis für die dortigen Verhältnisse ein hoher, und derselbe kann sich unter günstigen Umständen gewiß mehr als verdoppeln.

Die kleinen Kautschukfladen, welche immer das Ergebnis eines ein- maligen Anzapfens sind, haben mir in Mengen vorgelegen und wogen im Durchschnitt 25 und selbst 50 Gramm. Wie wir gesehen haben, können die Bäume hundert Mal im Jahre angezapft werden. Schneidet man sie aber nur 40 oder 20 Mal an, was entschieden besser ist, so ergibt dies immer noch einen Jahresertrag von 1/;,—2 Kilo, also im Mittel 1 Kilo Kautschuk für den Baum.

Ein Hektar, auf dem 2500 Bäume gepflanzt werden können, würde demnach 21/, Tonne ergeben, ein Ertrag, den man in Berücksichtigung aller möglichen Umstände auf 1 Tonne gern herabsetzen kann, um der Wirklichkeit näher zu kommen.

Da es im allgemeinen noch sehr an Erfahrung auf dem Gebiete der Manicoba-Kultur fehlt, denn bei den Einheimischen steht selbst die Landwirtschaft auf einer noch niederen Stufe, so werden manche Ver- besserungen einzuführen sein. Man kann mancherlei Versuche in bezug auf die Pflanzungszeit, die Pflanzweite und die Zwischenkulturen machen. Vielleicht gedeihen die Bäume bei einem weiteren Pflanzen doch besser und dauern dann länger aus. Auch die Anzapfungsmethode und das Aufsammeln der Kautschukmilch ist sicher einiger Verbesserungen fähig.

Es sind schon Versuche gemacht worden, die Kautschukmilch in Gefäßen aufzufangen, doch hat dies noch nicht als Regel durehgeführt werden können, weil man für den Kautschuk keinen besseren Preis er- hielt, und weil das Unterbringen von Gefäßen in die Löcher noch immer einige Schwierigkeiten macht. Oft verdickt sich nämlich der Stamm gerade am Wurzelhals, oder es ist Gestein vorhanden, das schon das Aushöhlen des Bodens schwierig macht. Diese nachteiligen Umstände lassen sich gewiß bei einer rationellen Bewirtschaftung in der Kultur beseitigen.

Besonders das Arbeitersystem wird vielfach zu vervollkommnen sein. Es wird sich dann darum handeln, den Ertrag bedeutend zu vermehren und den Gewinnanteil des Arbeiters auf 25 oder 20 Prozent seiner Ausbeute herabzusetzen. Bei passender Arbeitsverteilung ist man im Stande jedem Arbeiter sein Revier zuzuerteilen und über je 10 oder 12 Arbeiter kann man einen Aufseher (Fiscal) setzen, der wiederum einen gewissen Gewinnanteil zu bekommen hat.

Bei der Auswahl der zu Kulturanlagen der Manicoba-Arten ge- eigneten Ländereien sind in erster Linie diejenigen vorzuziehen, welche den natürlichen Bedingungen der wilden Bestände am meisten ent- sprechen und womöglich in dem Gebiete selbst liegen.

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In zweiter Linie kann man auch Ländereien zu dieser Kultur ver- wenden, die schon weiter entfernt von den Manicoba-Distrikten gelegen sind, aber noch ähnliche Boden- und klimatische Verhältnisse besitzen. In dritter Reihe kommen dann auch geeignete Ländereien in anderen brasilianischen Staaten und in fremden Erdteilen in Betracht, und hier wird die Erfahrung zeigen, wie weit sich diese Manihot-Arten in der Kultur den verschiedenen Bedingungen anpassen lassen.

Die Ergebnisse aus der Kultur der Manihot-Arten von Bahia sind der von Manihot Glaziovii entschieden überlegen. Langjährige Er- fahrungen in Indien, den afrikanischen Kolonien und in Brasilien selbst haben doch eine Menge Übelstände bei der Kultur dieser Kautschuk- pflanze aus Cearä dargetan. Sind die Bäume nicht geschützt, so er- leiden sie durch heftige Winde leicht Windbruch, dann ist das Anzapfen der harten Rinde wegen sehr schwierig, und ungeschickte Verletzungen schädigen die Bäume sehr, und endlich ist auch meist der Kautschuk- ertrag kein sehr hoher.

Man hat den Kautschukertrag eines guten Baumes von Manihot Glaziovii im Durchschnitt auf 250 g pro Jahr berechnet, das macht bei einer Pflanzweite von 3 bis 5 Meter nur einige Hundert Kilo Kautschnk auf den Hektar.

Die Manicoba-Arten von Bahia haben kaum vom Winde zu leiden, da sie weniger hoch werden, oder wie die von Piauhy niedrige Bäume sind, und das Anzapfen, das früher geschehen kann, macht keine so großen Schwierigkeiten. Ganz bedeutend größer ist aber der Kautschukertrag eines Hektars gepflanzter Bäume, der auch dann dem der Manihot Glaziovü überlegen bleibt, ‘wenn eine weitere Pflanzweite sich als passender herausstellen sollte.

In Zukunft wird man, wo es irgend die Verhältnisse gestatten, die Kultur der Manihot Glaziovii durch die der Manihot-Arten aus Bahia zu ersetzen haben.

Die Frage, welche von den drei Manihot-Arten aus Bahia und Piauhy vorzuziehen sei, richtet sich besonders nach den Bodenverhält- nissen, da die klimatischen Bedingungen ziemlich gleiche sind. In einem festeren, lehmigen Boden wird man am besten Manihot dichotoma und in einem leichten, sandigen Manihot heptaphylla oder piauhyensis an- pflanzen.

Manihot diehotoma hat vor den anderen zwei Arten den Vorzug, daß die Samen besonders leicht keimen, und der Kautschuk, sowie auch die Samen, gegenwärtig noch einen etwas besseren Preis haben. Dafür ist die Ertragsfähigkeit der beiden Arten vom Rio Säo Franeisco ent-

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schieden größer und die bis jetzt übliche Anzapfungsmethode ist den Bäumen weit weniger nachteilig.

Ob nun Manihot heptaphylla oder M. piauhyensis für die Kultur vor- zuziehen sei, läßt sich noch nicht sicher entscheiden.

Im Durchschnitt ist der Kautschuk von Manihot piauhyensis etwas besser als der von M. heptaphylla, und erstere Art ist wohl noch etwas früher anzapfungsfähig; dafür scheint letztere langlebiger zu sein.

In Bahia selbst ist man noch nicht zu entscheidenden Vergleichen dieser drei Arten gekommen und deshalb trifft man überall in den Pflanzungen diejenige Manihot-Art an, welche in der Nähe wild vor- kommt. Nur die Kultur von Manihot piauhyensis hat sich am meisten ausgebreitet und dringt vom Rio Säo Franeisco immer weiter vor. So lange noch keine anderen Erfahrungen vorliegen, wird Manihot piau- hyensis als die für die Kultur passendste und ertragreichste Art anzusehen sein. Vielleicht kann auch bei Manihot diehotoma durch eine verbesserte Anzapfungsmethode der Ertrag bedeutend erhöht werden.

In neuerer Zeit nehmen die Pflanzungen von Hevea brasiliensis eine ungeahnte Ausdehnung, so daß schon Millionen von Bäumen angepflanzt sind, die in absehbarer Zeit einen nennenswerten Ertrag an Kautschuk liefern werden. Es sind sogar schon Berechnungen aufgestellt worden, nach denen in zehn Jahren der Kautschukertrag von den Plantagen die Ausbeute aus den wilden Beständen, besonders am Amazonenstrome, konkurrenzunfähig mache. Ich kann mich solehen Ansichten nicht an- schließen, denn es werden da noch eine Menge ungünstige Bedingungen !) und unvorhergesehene Umstände mitwirken, die den Zeitpunkt einer solchen Krisis in weitere Ferne rücken.

Zweifellos ist der Kautschuk von Hevea von besserer Qualität und auch größerer Elastizität und erzielt immer einen höheren Preis als der von den Manihot-Arten.

Die Kultur dieser Manihot-Arten bietet jedoch gewisse Vorteile, so daß sie trotz des höheren Wertes des Hevea-Kautschuks”?) mit der dieser Kautschukpflanze wird konkurrieren können.

Hevea brasiliensis kann allerdings nach sechs Jahren angezapft werden, gibt aber erst nach acht oder zehn Jahren einen besseren Er-

») Mit Recht wird auch an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß das vor- zeitige Anzapfen von Hevea brasiliensis Nachteile für die Dauer des Baumes haben müsse. Deutsche Kolonialzeitung Jahrgang 24, Nr. 26, S. 261.

2) E. Ule: Kautschukgewinnung und Kautschukhandel am Amazonenstrome. „Tropenpflanzer“, Band VI, Beiheft 1.

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trag, während einige Manihot-Arten schon im vierten Jahre eine volle Ernte liefern. Die Menge Kautschuk, welche von einem Hektar jähr- lich gewonnen wird, steht bei Manihot heptaphylla und M. piauhyensis der der Hevea nieht nach. Die Bearbeitung der für die Kultur der Kautschukbäume bestimmten Ländereien ist für die Manihot-Arten meist einfacher, denn es macht weniger Arbeit und Mühe, ein Stück Steppe zu roden und zu bearbeiten, als einen Teil Urwald für Hevea-Kultur herzurichten und von dem meist üppiger aufwachsenden Unkraut und Gestrüpp rein zu halten. Außerdem müssen für Hevea meist die frucht- barsten Ländereien verwendet werden, während gerade die Manihot- Arten in unfruchtbaren Gegenden, die fast wertlos sind, gebaut werden können.

Wenn die Kulturen von Hevea brasiliensis in den üppigen Tropengegenden für die Kautschukproduktion gewiß die größte Bedeutung erlangen werden, so kann besonders Manihot piauhyensis und M. heptaphylla für trockene unfruchtbare Länder- striche als die Kulturpflanze des Kautschuks in Zukunft an- gesehen werden.

Anmerkung.

Nach Schluß dieser Abhandlung sehe ich mich veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß über diesen Gegenstand im Tropenpflanzer Nr. 12, Dezember 1907, Seite 861—869, schon eine Mitteilung erschienen ist. Dem Bahia-Kautschuk- Syndikat war als Bericht ein Auszug aus dem Manuskript vorliegender Arbeit übergeben worden und dieser wurde in einer privaten Denkschrift der Gesellschaft gedruckt, die aber nicht im Buchhandel erhältlich ist. Diese Denkschrift ist auf Veranlassung von Herrn Prof. Warburg, ohne daß dieser weder vom Verfasser noch von der Gesellschaft die Erlaubnis erhalten hatte, im Tropenpflanzer ab- gedruckt worden.

Da fir den Bericht die Angaben mehr vom kaufmännischen Stand- punkte behandelt wurden, so sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß vorliegende Schrift allein als Originalarbeit anzusehen ist.

Während des Druckes erschien im Journal d’Agrieulture tropicale Nr. 78, 31. Dezember 1907, ein Artikel „Un nouveau Manihot & eautchoue par M. Aug. Chevalier“, in dem eine Manihot-Art beschrieben wird, die im Versuchsgarten zu Camayenne in Französisch Guinea gepflanzt war und die den Namen Manihot Teissonnieri A. Chev. erhielt.

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Da diese Pflanze aus Piauhy stammt, vermutet A. Chevalier wohl mit Recht, daß sie mit Manihot piauhyensis Ule identisch ist, die er im „Tropenpflanzer* erwähnt findet. Nun ist aber vor dieser Mitteilung vom Notizblatt des Kgl. Botan. Gartens zu Berlin, November 1907, folgende Schrift herausgegeben worden: „Vorläufige Mitteilung über drei noch unbeschriebene Kautschuk liefernde Manihot-Arten in Bahia.“ Da hier eine kurze lateinische Diagnose gegeben wurde, so hat der Name M. piauhyensis unbedingt das Vorrecht.

Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin,

Notizblatt des Königl. bot. Garlens und Museums zu Berlin. Nr. 41a. Tafel 1.

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Manihot dichotoma Ule in der Catinga bei Calderao.

Nach photographischer Aufnahme von E. Ule. Oktober 1906.

Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 41a. Tafel II.

Manihot heptayphylla Ule in der Serra do Säo Ignacio.

Nach photographischer Aufnahme von E. Ule. Februar 1907.

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Die Entwicklung der Kontineail se und ihrer Lebewelt. | \ Ein Beitrag zur vergleichenden Erdgeschichte

von

Dr. Theodor Arldt

Oberlehrer an der Realschule in Radeberg. Mit 17 Figuren im Text und 23 Karten.

gr. 8°. Geheftet M. 20.—; in Leinen geb. M. 21.50. Ein ausführlicher Prospekt steht gern zu Diensten.

Archhelenis und Archinotiss ' Gesammelte Beiträge ee Ei . zur Geschichte der neotropischen Region 5: von. Hermann von Ihering. v Mit einer Figur im Text und einer Karte. | Rn 8°. M.6—. ur

(Die Vegetation der Erde. Herausgegeben von A. Engler und O. Drude. Bd. VIII.) | gr. 8°. Geheftet M. 30.—, in Leinen gebunden M. 31.50. Be:

(Bei Abnahme der ganzen Reihe M. 20.— bzw. M. 21.50.) “2 ; Grundzüge der Pflanzenverbreitung in Chile EB \ von BL Dr. phil. Karl Reiche Br Vorstand der botanischen Abteilung des Nationalmuseums in Santiago. _ 5 Er ®

Mit 55 Figuren im Text und auf 33 Tafeln sowie 2 Karten.

Der Lichtgenuss der Pflanzen

Photometrische und physiologische Untersuchungen mit besonderer Rücksichtnahme auf Lebensweise, geograpkiuche ehreuune und Kultur der Pflanzen

von

Prof. 3. Wiesner

Direktor des Pflanzenphysiologischen Institutes der K.K. Wiener Universität. f ur Mit 25 Textfiguren., ; BR, n & gr. 8. M. 9.—. Be

Druck von K. Buchbinder ja Neu-Kuppin,

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 42. (Bd. V.) Ausgegeben am 11. März 1908.

I. Forschungen über Kautschuk- und Guttapercha-Gewinnung am Königl. Pharmazeutischen Institut und an der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Schutzgebiete.

II. Gewinnung des Kautschuks von Fieus Vogelii Mig.

III. Einige interessante Ficus-Arten des tropischen Afrikas.

IV. Über das Vorkommen von Kautschuk bei einigen ostafrika- nischen Gymnosporia-Arten. Von Th. Loesener.

V. Notiz über das Auftreten der Plasmopara viticola im Kapland. Von 6. Lindau.

Nur duroh den Buchhandel zu beziehen.

In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1908.

Preis 1,60 Mk.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 42. (Bd. V.) Ausgegeben am II. März 1908.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- ständiger Quellenangabe gestattet.

I. Forschungen

über Kautschuk- und Guttapercha -Gewinnung

am Königl. Pharmazeutischen Institut und an der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Schutzgebiete,

Die Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes hat nach Verhand- lungen mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-An- . gelegenheiten dem Königlichen Pharmazeutischen Institut der Universität Berlin aufgetragen, in Verbindung mit der Botanischen Zentralstelle für die Deutschen Schutzgebiete am Königlichen Botanischen Garten in Dahlem bei Berlin Forschungen über Kautschuk- und Guttapercha-Ge- winnung und -Aufarbeitung vorzunehmen. Die Kolonialabteilung be- auftragte die Genannten, sich mit den Behörden der deutschen Schutz- gebiete in Verbindung zu setzen.

Demzufolge richteten die Unterzeichneten an die Kaiserlichen Gou- vernements das ergebenste Ersuchen, zur Förderung dieser Angelegenheit nach beifolgenden Grundsätzen Anweisungen erteilen zu wollen.

Die Unterzeichneten heben ganz besonders hervor, daß sie den an einzelnen Stationen schon vorhandenen chemischen Laboratorien hinsicht- lich der von ihnen bereits in Angriff genommenen Untersuchungen nicht in den Weg treten wollen, sind aber bereit, falls weitere dort nicht aus- zuführende Untersuchungen gewünscht werden, diese hier fortzusetzen und durchzuführen.

Ebenso wird es diesseits als wünschenswert bezeichnet, daß seitens der Laboratoriumsvorstände der Stationen Mitteilungen über die

5

el

das genannte Gebiet betreffenden Untersuchungen hierher ergehen, da- mit Kollisionen vermieden werden.

Die Sendungen sind an die Botanische Zentralstelle für die Kolonien nach Dahlem bei Berlin direkt zu richten, welche die Überweisung für die chemische Prüfung bestimmten Materials an das Pharmazeutische Institut veranlaßt.

Der Direktor Der Direktor

des Kgl. botanischen Gartens des Kgl. Pharmazeutischen Instituts und Museums H. Thoms. A. Engler.

Anweisung für die Gewinnung von Milchsäften zur Bereitung von Kautschuk und Guttapercha,

1. Die in den Bezirken vorkommenden milchsaftgebenden Pflanzen sind anzuzapfen und die erzielten Milchsäfte oder die daraus abge- schiedenen festen Produkte zur Feststellung ihres Wertes einzusenden.

Zur Sicherstellung der Herkunft dieser Produkte ist neben diesen auch das betreffende Pflanzenmaterial beizufügen, nämlich:

a) bis 40 cm lange Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten, gepreßt zwischen Löschpapier;

b) größere Friichte eventuell in Alkohol;

ec) wenn angängig eine Photographie einzeln stehender Bäume der in Frage kommenden Art.

2. Es empfiehlt sich, nur solche Milchsaft enthaltenden Bäume und Lianen in Betracht zu ziehen, welche in größerer Menge in den einzelnen Gebieten vorhanden sind, so daß eine eventuelle wirtschaft- liche Verwertung von vornherein gesichert ist.

3. Bei der Anzapfung von Pflanzen zwecks Milchsaftgewinnung und der Mitteilung darüber ist auf folgende Punkte Rücksicht zu nehmen:

a) Angabe der Jahres- und Tageszeit;

b) Angabe der Beschaffenheit der Böden, wo die Pflanzen wachsen, bezw. Einsendung von Bodenproben zur chemischen Analyse;

c) Angabe der benutzten Anzapfungsmethode;

d) die Anzapfungen sind an verschiedenen Teilen der betreffenden Pflanze vorzunehmen (bei Bäumen am unteren Stamm, in ver- schiedener Höhe desselben, an den Zweigen);

e) es sind 2 bis 3 Kilo Blätter der betreffenden Pflanze einzu senden.

4. Die Milchsäfte sind in sorgfältig gereinigte Flaschen zu füllen.

BD

5. Es sind Versuche anzustellen, welche Metliode der Gewinnung (de; betreffenden Milchsaftos sich am zweckmäßigsten erweist. In dieser Hinsicht sind die folgenden Methoden vergleichend zu prüfen und die erzielten Produkte mit genauer Bezeichnung einzusenden:

a) Einreiben des Stammes, in welchen der Schnitt geführt werden soll, mit Zitronen und Abwickeln des gerinnenden Saftes;

b) Fällen des Milchsaftes mit 3prozentiger Karbolsäurelösung;

c) Fällen des Milchsaftes mit 2prozentiger Kresollösung;

d) Fällen des Milchsaftes mit Aprozentiger Essigsäurelösung;;

e) Aufkochen des Milchsaftes;

f) Verdünnen des Milchsaftes mit reinem Wasser (bei einigen Milchsäften findet hierbei bereits eine Fällung statt).

6. Die durch Fällung nach einer der vorgenannten Methoden erzielten Produkte sind, wenn möglich, im frischen Zustande mit Wasser zu durchkneten, um etwa vorhandene wasserlösliche Bestandteile möglicht auszuziehen.

7. Das zur Untersuchung eingesandte Quantum an Roh-Kautschuk oder Guttapercha betrage nicht unter 30 Gramm.

Dahlem bei Berlin, Februar 1907.

Die Resultate der im pharmazeutischen Institute vorgenommenen Untersuchungen hierauf erfolgter Einsendungen werden in Folgendem mitgeteilt:

Arbeiten aus dem Königlichen Pharmazeutischen Institut

der Universität Berlin, Mitgeteilt von H. Thoms.

Bericht über die Untersuchung des Saftes vom Baum Ndundaja. (21. September 1907.)

Mit Anschreiben vom 25. Juli 1907 (J.-Nr. 1453) ging dem Pharma- zeutischen Institut eine Probe eines Milchsaftes zu. Mitgeteilt wird darüber nur, daß der Saft, Tari genannt, sehr reichlich fließe, von einem Baum Ndundaja stamme, der in den Ortschaften angepflanzt werde und zur Beschattung diene. Die Wunde werde nach dem Aus- fluß wieder mit Lehm verstopft. Die Probe stammt vom Posten Binder, Garua, Kamerun.

Das Produkt besteht aus runden Klumpen und mehr oder weniger unregelmäßigen Stücken, welche außen von braunroter bis dunkelbrauner

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—, Ms)

Farbe sind und in den Außenpartien von Pflanzentrümmern und sonstigen Verunreinigungen, wie Sand, Steinchen usw. durchsetzt sind.

Das Material ist auf dem Bruche schwach glänzend, hat die Kon- sistenz eines harten Wachses, Eindrücke mit dem Fingernagel bleiben bestehen. Die Bruchfläche zeigt in den änßeren Partien braunrote Farbe, ist im Innern bedeutend heller, stellenweise fast weiß.

Die Analyse lieferte folgendes Ergebnis:

Unlösliche Verunreinigungen . . . 3,36 °/, Harz (Acetonextrakt) . . . . . 82,80, Kautschuksubstanz (aus Chloroform-

lösung durch Alkohol gefällt) . 13,55 °/,

Das aus der Lösung des mit Aceton extrahierten Rohmaterials in Chloroform durch Zusatz von Alkohol gefällte Produkt besitzt die Eigenschaften brauchbaren Kautschuks, ist aber nicht so nervig wie guter Rohkautschuk.

Das Harz (Acetonextrakt) bildet nach dem Umlösen aus Aceton eine leichte, weiße, poröse Masse. Bei 100° wird es wachsartig weich und etwas klebrig, gegen 145° schmilzt es. Es ist sauerstoffhaltig, wie sich aus den nachfolgenden Zahlen der Elementaranalyse ergibt, denn es wurde gefunden:

Kohlenstoff 79,81, Wasserstoff 11,27 °/, Sauerstoff 8,92 9)

/0

Fernerhin wurde die Säurezahl und die Verseifungszahl des Harzes bestimmt. Erstere wurde zu 3,5, letztere zu 130,9 gefunden. Es er- gibt sich daraus, daß der in Aceton lösliche Bestandteil des Milch- saftes reich ist an verseifbaren Produkten, so daß er den Wachs- arten nahe steht.

Als Ersatz des Kautschuks oder der Guttapercha kann der unter- suchte Milchsaft nicht in Frage kommen. Ob die Gewinnung der 13—14 °/, Kautschuksubstanz, die er enthält, sich lohnen würde, läßt sich von hier aus nicht entscheiden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der in Aceton lösliche Anteil (ca. 83 °/,) einer technischen Ver- wendung, vielleicht in der Lackindustrie, fähig ist.

Bericht über eine durch Kochen mit Wasser aus der Milch einer Landolphia erhaltene kautschukartige Masse aus Kamerun. Von C. Mannich. (23. Oktober 1907.)

Das Produkt (vielleicht von Landolphia florida Bth. stammend) bildet einen außen dunkelbraunen, innen rötlich bis braun marmorierten

Klumpen, der äußerlich mit Kautschuk und Guttapercha wenig Ähn- lichkeit hat. Die Konsistenz ist die eines harten Wachses, Eindrücke mit dem Fingernagel bleiben bestehen.

Die Analyse ergab folgendes Resultat:

Feuchtigkeit‘ . . . „x. 703 Harz (Acetonextrakt) . . . 70,46 °, Kautschuksubstanz (Alkohol-

allung)! A UN REN INTERN,

Unlösliche Verunreinigungen . 3,74 °/, Für eine praktische Verwendung als Kautschuk kann das Produkt nicht in Frage kommen.

Bericht über die Untersuchung von Früchten einer Smilax- Art aus Mexiko.

Von €, Mannich. (23. Oktober 1907.)

Von den Früchten standen mir 23,7 g zur Verfügung. Das Ge- wicht einer Frucht beträgt im Durchschnitt 0,196 g.

Beim Zerbrechen der Früchte zeigt sich, daß sich um jeden Samen eine dünne Hülle einer braunen, sehr elastischen, kautschukähnlichen Substanz befindet. Die kautschukartige Membran wurde mechanisch von den Schalen und Kernen getrennt. Es wurden so gewonnen aus 23,7 g der Früchte:

Kautschukhüllen 0,6 g Kerner, = 2, 219.0 Schalen) 2), 4%. 4.28

Die Kautschukhüllen betragen also 2,53°/, vom Gesamtgewicht der Früchte.

Es wurde versucht in den Kautschukhüllen den Gehalt an Rein- kautschuk zu bestimmen. Indessen ergaben sich dabei derartig un- erwartete Schwierigkeiten, daß die Bestimmung nicht zu Ende geführt werden konnte. Das Material löst sich nämlich in den üblichen Lösungs- mitteln des Kautschuks nicht auf, vielmehr quillt jede einzelne Membran zu einer gallertartigen Masse auf. Als Lösungsmittel wurden versucht Tetrachlorkohlenstoff, Toluol und Chloroform. In Toluol waren 10,8°/, löslich.

Nach diesem Verhalten ist es recht fraglich, ob die elastischen Hüllen, die äußerlich gutem Kautschuk völlig ähnlich sind, erhebliche Mengen echten Kautschuks enthalten. Zu weiteren Versuchen reichte das Material (0,6) nicht aus,

nn

Berieht über eine durch Kochen mit Wasser aus der Milch einer Fieus-Art erhaltene kautschukähnliche Masse aus Kamerun,

(23. Oktober 1907.)

Das Material bildet einen außen dunklen, innen hellbraunen Klumpen. Es ist bröckelig, aber kaum elastisch. Mit dem Fingernagel läßt es sich ritzen, in der Handwärme wird es klebrig.

Die chemische Analyse ergab folgendes:

Feuchtigkeit. unusn nen. in Harz (Acetonextrakt) . . . . . 71,16°, Kautschuksubstanz (Alkoholfällung) 22,98 °/, Unlösliche Verunreinigungen . . 5,66 °/,

Als brauchbarer Kautschuk ist das Material nicht anzusehen.

Über den Kautschuk von Landolphia owariensis P. Beauv. und von Ficus Vogelii Mig.

Von C. Mannich und E. Bandke. (5. Dezember 1907.)

Das Untersuchungsmaterial stammte aus dem Bezirke Kete-Kratschi in Togo und war von dem kaiserlichen Gouvernement zur Analyse ein- gesandt worden. Es standen vier Bälle Kautschuk im Gewichte von 125—145 g zur Verfügung, von denen je zwei von Landolphia owariensis und Ficus Vogelii abstammten.

Landolphia awariensis P. Beauv.

Die beiden Proben sind außen von dunkelbrauner Farbe; im Inneren sind sie bedeutend heller, in der Mitte fast weiß. Ihre äußeren Eigen- schaften sind die eines guten Kautschuks. Grobe vegetabilische Ver- unreinigungen sind nur vereinzelt wahrnehmbar.

Die Analyse, die nach der Alkoholfällungsmethode von Fendler vorgenommen wurde, lieferte folgendes Ergebnis:

Die Auflösung in Benzol im Verhältnis 2: 100 ist sehr hell gefärbt, fast weiß. Sie ist ziemlich diekflüssig, so daß für die Analyse statt der 2prozentigen eine 0,8prozentige Lösung verwendet wurde. Die ge- fundenen Werte sind die nachstehenden:

Probe a: Probe b:

Kautschuksubstanz . . . 88,10%, 89,14 °/, Feuchtigkeit 4 u ke. mr 4,37 0/0 3,45 %/, Mechanische Verunreinigungen 1.00%, 0,73%,

Harz Nee ae 6,42 °/, 5,46 °/,

Nach diesem Befunde sind die beiden untersuchten Bälle ein sorg- fältig gewonnener Kautschuk von sehr guter Qualität. Der Handelswert wird sicher ein recht beträchtlicher sein.

Fieus Vogelii Mig.

Die beiden Proben bestehen aus zwei massiven Bällen von der Konsistenz guten Kautschuks. Außen sind sie braun, nach innen zu werden sie dunkler, fast blauschwarz. Mechanische Verunreinigungen sind sowohl außen wie im Innern mehrfach zu sehen. Die Analyse erfolgte nach der Alkoholfällungsmethode von Fendler. Die zwei- prozentige benzolische Lösung ist dunkelbraun und ziemlich dünnfltissig. Die gefundenen Analysenzahlen sind die folgenden:

Probe a: Probe b:

Kautschuksubstanz . . . . 53,92%); 62,70 9), Feuchtiekeit "a. 9. N, 1,737, 0,84 °/, Mechanische Verunreinigungen 4,88 %/, 1,2405 Harz‘. % : SATA HU 3% 60%), 32,74 %/,

Beide Proben Rn bönuchkarer Bet eönnen aber nur als mittlere Qualität bezeichnet werden, da der Harzeehalt, insbesondere bei Probe a, recht hoch ist. Der Handelswert dieses Kautschuks dürfte dementsprechend der einer mittelguten Sorte sein.

Die Firma Dr. Heinrich Traun & Söhne in Hamburg gibt über die obigen Kautschukproben folgendes Gutachten ab:

„Der gegenwärtige Handelswert des eingesandten Kautschuks von Landolphia owariensis beträgt 5,50—6 Mark pro Kilo, der des Kaut- schuks von Fieus Vogelii 2—2,50 Mark. Nennenswerte Qualitätsab- weichungen konnten wir bei den a- und b-Sorten nicht feststellen. Auffallend bei den Bällen von Landolphia owariensis ist, daß sowohl bei der a-, als auch bei einem Ball der b-Marke, der Kern von weich- licher Beschaffenheit ist, wodurch natürlich die Qualität herabgesetzt wird. Dagegen zeigt die Schnittfläche eines anderen Balles der b-Marke durchweg einen regelmäßigen, gesunden und sehr kräftigen Kautschuk. Ob hierbei nun eine Verfälschung der Milch durch einen ähnlichen Saft stattgefunden hat oder ob die Milch z. T. von noch zu jungen Bäumen gezogen worden ist, entzieht sich unserer Beurteilung. Im Interesse der Sache halten wir es aber für wünschenswert, daß die Produzenten in Togo auf diese Abweichungen aufmerksam gemacht werden.“

Zur Kenntnis der Karite- Gutta. Von C. Mannich und J. Herzog.

Über die Brauchbarkeit der Karite-Gutta von Butyrospermum Parkii, dem Schibutterbaum, als natürliches Ersatzmittel der Guttapercha herrscht

he

bislang noch Unklarheit. Fendler!) hat in einer 1905 erschienenen Arbeit die Untersuchungsergebnisse, die über Karite-Gutta vorliegen, zusammengestellt.

In den analytischen Angaben und in der Beurteilung weichen die einzelnen Autoren ganz erheblich voneinander ab. Während einige die Karite-Gutta als geeigneten Ersatz für echte Guttapercha bezeichnen, betrachten andere sie auf Grund ihres Befundes für wertlos. Es dürften deshalb die nachstehenden Untersuchungen, die mit einer dem Pharma- zeutischen Institut der Universität Berlin von der Botanischen Zentral- stelle für die Kolonien zugegangenen Karite-Gutta angestellt wurden, von einigem Interesse sein.

Das Material bildete einen Kuchen von über 4 kg Gewicht, den Herr Dr. Kersting im April 1907 in Togo aus dem Sekret von Butyro- spermum Parkii gewonnen hatte. Ein Anschreiben besagte, daß das Sekret wegen seiner in der Wärme plastischen Eigenschaften zum Kitten von Topflöchern usw. benutzt werde.

Die Farbe war außen dunkelbraun, im Inneren heller, stellenweise von rötlichweißen Partikeln durchsetzt. Auf Bruchflächen erkennt man leicht, daß das Material in geringem Maße durch Pflanzenteile ver- unreinigt ist. Bei Zimmertemperatur ist die Masse hart und fühlt sich etwas klebrig an. Mit dem Messer läßt sie sich gut schneiden. Kleinere Stücke lassen sich in der Hand kneten und werden dabei elastisch, verlieren aber ihre Elastizität beim Erkalten wieder. Vereinzelte Stücke lassen sich zu durchscheinenden elastischen Fäden ausziehen. Bei 15’ schwimmt das Produkt auf Wasser. In auf 40° erwärmtes Wasser gelegt, wird es derart weich, daß sich zwei Stücke leicht durch Kneten zu einer homogenen Masse vereinigen lassen. Nach dem Durchkneten und Erkaltenlassen im Wasser wird das Produkt wieder etwas härter, bleibt aber knetbarer und elastischer als im ursprünglichen Zustande, Die Farbe ist nach dieser Behandlung in hellrötlichbraun übergegangen, das spez. Gewicht hat sich erhöht, denn die Masse sinkt in Wasser jetzt unter. Nach einigen Tagen ging die Farbe der äußeren Partien wieder in ein schwaches Schokoladebraun über, die inneren Partien dunkelten langsam nach.

Der Wassergehalt des Produktes betrug 10,5°/,., Durch Extraktion mit Aceton im Soxhletschen Apparat wurden 66,2°/, eines Harzes . von hellgelber Farbe und fester Konsistenz gewonnen; sein Geruch war bienenwachsartig.

Das Harz begann bei 70° zu zchmelzen, war bei 100° schmierig, jedoch noch nicht flüssig. Erst bei 125° schmolz es zu einer faden-

!) Arb. aus dem Pharm. Inst. der Univ. Berlin III, 260.

= de

ziehenden Masse. Die Säurezalıl des Harzes betrug 1,9. Die Ver- seifungszahl 207. Es ergibt sich daraus, daß das Harz nur wenig freie Säuren, aber viel esterartige Bestandteile enthält.

Als bestes Lösungsmittel der Karite-Gutta erwies sich Chloroform, Unlöslich darin waren 4,85°/,, bestehend aus mechanischen Verun- reinigungen. Durch Zusatz von Alkohol zu der Chloroformlösung fielen 24°/, eines kautschukartigen Produktes aus. Es war zunächst fast weiß, dunkelte an der Luft sehr rasch und war nach einigen Tagen fast schwarz. Eine Elemeutaranalyse ergab 82,9°/, Kohlenstoff uud 11°/, Wasserstoff; daraus ergibt sich, daß das Produkt nicht vollständig aus Kohlenwasserstoffen besteht.

Aus den vorstehend mitgeteilten physikalischen und chemischen Eigenschaften der untersuchten Karite-Gutta ist zu schließen, daß sie als vollwertiger Ersatz der Guttapercha nicht in Frage kommen kann, Trotzdem kann das Produkt nicht als wertlos bezeichnet werden, da es 24°/, kautschukartige Bestandteile enthält, die zu technischer Ver- wendung geeignet sind und die sich vielleicht lohnend nutzbar machen lassen.

Il. Gewinnung des Kautschuks von Fieus Vogelii Mig,

Im Anschluß an vorige Mitteilungen entnehmen wir dem Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo, II. Jahrgang 1907 Nr. 28 (8. Oktober 1907), folgende Notiz:

In der Landschaft Bu&m wird seit kurzer Zeit in ausgedehntem Maße der Milchsaft von Ficus Vogelii zur Bereitung von Kautschuk ge- wonnen. Fieus Vogelii, ein mächtiger, oft 20 bis 25 m hoher Baum kommt in dem Waldgebiete zwischen Gjasekang und Pampawüe häufig vor. Diese Ficus-Art heißt in der Lefana-Sprache „Ofö“; sie ist identisch mit der am unteren Mono vorkommenden Ficus-Art, welche die Tetetu-Leute „Adrobo“ nennen. (Vergl. Amtsblatt 1906 Nr. 9). Der aus dem Milchsaft bereitete Kautschuk heißt in der Asante-Spracle „Bädäbädä“.

Im Handel ist dieser Kautschuk hauptsächlich unter dem Namen „Saji Kautschuk“ bekannt.

Die Buöm-Leute zapfen Fieus Vogelii mittels Grätenschnitt an, welchen Schnitt sie angeblich ein eingeborener Kautschukhändler lehrte, ein erfreulicher Beweis dafür, daß die Togo-Leute für Belehrungen zu schonender und nachhaltiger Kautschuk-Gewinnung zugänglich sind.

Zur Ausführung des Schnittes wird ein dem Stemmeisen ähnliches scharfes Messer mit halbkreisförmiger Schneide benutzt. Diese sehr zweck-

le;

dienliehen Kautschukmesser fertigt ein Schmied in Gjasekang an. Was die Form des Grätenschnitts betrifft, so ist zunächst die Mittellinie des- selben von ganz verschiedener Länge. Sie ist in allen Längen, von etwa 1 m bis 10 m und oft noch darüber zu beobachten. Es mögen verschiedene Gründe zu diesen wechselnden Längen für den Eingeborenen maßgebend sein, so vielleicht das Alter des anzuzapfenden Baumes, die größere oder geringere Leichtigkeit, mit welcher ein Baum er- klettert werden kann; es ist auch möglich, daß die Mittellinie durch spätere Anzapfungen allmählich verlängert wird. Nach der Größe der Mittellinie richten sich die Zahl und die Abstände der Seitenschnitte, welche von der Mittellinie aus in einem Winkel von durchschnittlich 45° nach beiden Seiten so geführt werden, daß sie ungefähr je '/, des Stammumfanges umfassen. Die Tiefe der Schnitte scheinen die Ein- geborenen der Stärke der Rinde anzupassen und dabei bestrebt zu sein, eine Verletzung der Cambiumschicht zu vermeiden. Am unteren Ende des Längssehnittes wird ein Blatt befestigt und dadurch die heraus- fließende Milch in ein untergestelltes Gefäß geleitet. In welcher Jahres- zeit die Anzapfung erfolgt und in welchen Zeitabschnitten sie wieder- holt wird, darüber liegen nach keine sicheren Erkundungen vor.

Die gewonnene Milch wird in Erdlöchern, welche mit Lehm aus- geschmiert sind, zum Gerinnen gebracht. Diese in die Erde gegrabenen Löcher haben zumeist einen elliptischen oder rechteckigen Grundriß; ihre Tiefe beträgt ungefähr einen halben Meter. Die hineingegossene Milch gerinnt je nach ihrer Menge in zwei bis vier Wochen. Die ge- ronnene Milch setzt sich etwa um den zehnten Teile. Um die Milch vor Verunreinigungen zu schützen, werden die Erdlöcher mit Zweigen und darüber gelegten Blättern zugedeckt. Der Kautschuk kommt in großen Kuchen in den Handel. Nicht selten wird aber von Eingeborenen auch die Milch an die Händler verkauft, z. B. verkaufen die Ahamansı- Leute eine Petroleum-Dose von Milchsaft um 12 M.

I, Rinige interessante Ficus-Arten des

tropischen Afrikas. (Mit Tafel I—III)

Da die großen Fieus-Arten Afrikas teils als besonders stattliche, Schatten spendende Bäume, teils wegen des in ihnen enthaltenen Milch- saftes oder wegen ihres zur Bekleidung geeigneten Bastes Beachtung finden, sollen hier drei besonders häufige Arten abgebildet werden.

Sämtliche Bestimmungen rühren von Herrn Prof. Dr. Warburg her, welcher bekanntlich in den letzten Jahren die afrikanischen Fieus studiert und auch mehrere neue Arten veröffentlicht hat.

1. Ficus Vogelii Mig. Dieser auf den vorhergehenden Seiten besprochene Baum ist eine Würgerfeige, welche über 12 m hoch wird und bisweilen Blätter von 4 dm Länge und 2 dm Breite entwickelt. Belege für das Vorkommen dieses Baumes finden sich im hiesigen Herbarium aus:

Liberia: Sinoe, Greenville (H. H. Johnston n. 27).

Togo: Ndsolo (Baumann n. 571), im Bergwald des Tafierhe-Ge- birges, um 350 m (Schröder n. 62).

Lagos: (Schlechter.)

Kamerun: Johann-Albrechtshöhe (Preuß n. 500, Staudt n. 895), Bipindi, im Urwald und an freien Stellen in den Uferwaldungen des Lokundje, um 80 m ü. M. (Zenker n. 1914). Dieser Ficus liefert, wie aus den obigen Mitteilungen hervorgeht, einen an Kautschuk ziemlich reichen Milchsaft.

Abbildung eines Zweiges mit Rezeptakeln und Analyse auf Tafel I

2. Ficus rocco Warb. et Schweinf. Der Baum, dessen Blätter selten über 10 cm lang und 5 cm breit werden, ist von Togo bis nach Zentralafrika verbreitet und wird auch häufig als Schattenbaum an- gepflanzt. Sein Milchsaft ist rötlich-weiß (nach Beobachtung von Forst- assessor Dr. Holtz in Tabora). Die Rinde wird vielfach von Ein- geborenen zu Schurzbekleidungen verwendet. In unserem Herbarium finden sich Belege von folgenden Orten:

Togo: Lome, überall verbreitet (Warnecke n. 322), Losso, um 300 m (Kersting n. 103), Sokode (Kersting n. 439). bature der Eingeborenen.

Chari: Dar Banda (Chevalier n. 7199).

Niamniam-Land: Nubumbino (Schweinfurth n. 3038, 3236).

Mombuttu-Land: (Schweinfurth n. 3511.)

Zentralafrikanisches Seengebiet: Udjidjji am Tanganyika (v. Trotha n. 138); Tabora, Ngulo (mulumbo der Eingeborenen, als Schattenbaum gepflanzt Dr. Holtz).

Deutschsüdostafrika: Ungoni, gepflanzt (Busse n. 846) arabisch: mtawa, Kisuaheli: mlandoge, mtschamwa, Kiny- amwesi: mrumba.

Hierzu ist zu bemerken, daß die Schweinfurthschen Original- exemplare größere und immer nach beiden Seiten hin gleichmäßig ver- schmälerte, unten stumpfe Blattspreiten besitzen, während bei den übrigen Exemplaren die Blätter gegen den Grund hin stärker verschmälert sind (Engler).

2, ee

Abbildung eines Zweiges nebst Analyse nach einem Exemplare von Togo auf Tafel II.

3. Fieus triangularis Warb. Eine in Westafrika sehr ver- breitete Würgerfeigenart, die in der Blattgestalt stark wechselt.

Französisch-Guinea: Casamance (Chevalier).

Sierra Leone: (Scott Elliot n. 4286, 4991.)

Liberia: Sinoe Basin (Whyte).

Togo: Lome, an Ölpalmen (Warnecke n. 458), Ndsolo (Busse n. 3508).

Lagos: (Dawodu.)

Kamerun: Barombi (Preuß n. 114, 544), Bipindi (Zenker n. 838, 1541, 2428).

Abbildung eines Zweiges und Analyse nach einem Exemplare von Barombi.

IV. Über das Vorkommen von Kautschuk bei einigen ostafrikanischen Gymnosporia-Arten,

Von Th. Loesener. (Mit Tafel IV.)

Der erste, der das Vorhandensein von Kautschuk bei den Celastraceen festgestellt und die Art des Vorkommens genauer unter- sucht hat, ist Radlkofer gewesen, der im Jahre 1893 in der Botanical Gazette!) eine diesbezügliche Mitteilung über die mexikanische Gattung Wimmeria gebracht hat. Von ihm angeregt, hat dann sein Schüler Aug. Metz in einer längeren Abhandlung über die „Anatomie der Laub- blätter der Celastrineen mit besonderer Berücksichtigung des Vor- kommens von Kautschuk“?) die Frage, wie weit das Auftreten dieser Substanz in der genannten Familie verbreitet ist, zum Gegenstande einer ausführlicheren Untersuchung gemacht. Diese hatte das Ergebnis, daß Kautschuk als Inhalt von Kautschukschläuchen sich außer bei Wimmeria auch noch bei Mystroxylum (nämlich M. eueleiforme Eckl. et Zeyh.) in den Blättern findet, während bei Evonymus nach Col (siehe Metz a.a. O0.) Wurzel und Achse als Sitz der Kautschukbehälter zu be- trachten sind. Erheblich größer aber ist die Zahl der Gattungen, bei denen Kautschuk in Gestalt kleiner Körperchen in den Parencehym- zellen der Blätter sich findet, wie z. B. bei Polycardia, Plenckia,

I) Botan. Gazette 1893 p. 199—200.

2) Beihefte zum Bot. Zentralbl. Band 15. 1903. $. 309—386.

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Elaeodendrum, Pleurostylia, Schaefferia und mehreren anderen. Metz!) führt etwa 13 Gattungen an, bei denen er die Substanz in dieser Form hat nachweisen können.

Technisch verwertbar sind indessen wohl nur solche Pflanzen, die den Kautschuk in größeren Mengen in besonderen Behältern, Schläuchen oder Röhren, bergen, weil sich nur bei diesen die Aus- beutung lohnen dürfte.

Da möchte ich nun die Aufmerksamkeit der interessierten Kreise auf drei in Ostafrika vorkommende Gymnosporia-Arten lenken, die Metz bei seiner Arbeit nicht hat berücksichtigen können, da er davon kein Material zur Verfügung hatte, sie auch zum größeren Teile erst seither bekannt geworden sind. Ob sie freilich den Kautschuk in ge- ntigender Menge enthalten, daß eine Gewinnung sich lohnen würde, und ob dieser in seiner chemischen und physikalischen Beschaffenheit den Anforderungen, die eine etwaige Ausbeutung an ihn stellen müßte, würde genügen können, bleibt augenblicklich noch fraglich. Auch über die Rolle, welche die drei Arten bei der Zusammensetzung der Pflanzen- decke ihrer Heimat spielen, ob sie häufig und verbreitet sind, oder nur selten vorkommen und auf kleine Gebiete beschränkt sind, wissen wir bisher so gut wie gar nichts. Soviel aber glaube ich nach dem mir vorliegenden Materiale feststellen zu können, daß die Arten, um die es sich hier handelt, einen kautschukähnlichen Milchsaft enthalten, daß dieser in Schläuchen sich findet und zum wenigsten in ebensolchen Mengen bei ihnen vorkommt wie bei den Wimmeria-Arten Mexicos, wenn nicht zum Teil in noch reicheren. Dies läßt sich schon an dem sog. „Spinnen“ erkennen. Beim vorsichtigen Durchbrechen z. B. eines Blattes, ziehen sich feine Fäden von der einen Bruchfläche zur anderen hinüber, die elastisch sind, sich ziemlich weit ausziehen lassen und beim schließlichen Zerreißen zurückschnellen und sich pfropfenzieherartig zu- sammenziehen, genau wie bei Wimmeria, Landolphia usw.

Gehen wir nun auf die Arten näher ein. Sie gehören alle drei zu den unbewehrten Vertretern von Gymnosporia, bei denen noch niemals Dornenbildungen beobachtet wurden, wie sonst bei der Mehrzahl der Arten dieser Gattung, und sie sind auch untereinander nahe verwandt.

Am wichtigsten scheint mir @. amaniensis Loes. n. sp. zu sein, ein schlank aufrecht wachsender Baum, der die Höhe von 30 m erreicht. Er wurde zum ersten Male von Warnecke in der Nähe des Land- wirtschaftlichen Institutes von Amani in etwa 900 m Höhe gesammelt (Institut Amani n. 353). Es dürfte sich wohl der Mühe lohnen, diese Art, von der noch nicht einmal aufgeblühte Blüten, sondern vorerst nur

1) a... 0. S. 330.

a

die allerfrühesten Knospenstadien mir zu Gesicht gekommen sind, einer sorgfältigeren botanischen Beobachtung an Ort und Stelle und einer ein- gehenderen Prüfung auf Milchsaftgehalt und -beschaffenheit ziı unter- werfen. Dieser findet sich, soweit ich gesehen habe, nicht nur in der Rinde der Zweige, sondern auch in den Rippen- und Hauptnerven der Blätter, in den Blütenstielen und in den Kelchblättern. (Vergl. Tafel IV Figur O.)

Während bei G. amaniensis die Nähe von Amani die weitere Forschung erleichtert, wird von der folgenden, ihr sehr nahestehenden Art schwerer genügendes weiteres Untersuchungsmaterial aus Ostafrika zu beschaffen sein. @. bukobina Loes. n. sp., wurde von P. Conrads (n. 85 und 93) im Jahre 1903 in der Nähe von Bukoba am Westufer des Vietoria Nyansa auf der Urwaldparzelle Kazinga bei der Missionsstation Marienberg in 1300 m Höhe gesammelt und liegt bis jetzt in einem blühenden Exemplare vor. Es soll eine Kletterpflanze (?) sein. Auch bei ihr fand sich in der Rinde, den Blättern, den Blüten- ständen und Blüten ein kautschukähnlicher zäher Milchsaft, jedoch, wie es scheint, in etwas geringeren Mengen als bei der vorigen. (Vergleiche Tafel IV Figur A—N.)

Die genauere Beschreibung dieser beiden Arten möge man in der im Druck befindlichen Arbeit Celastraceae africanae IV (in Engl. Jahrb. Vol. XL) nachlesen.

Die dritte endlich ist im tropischen Afrika weiter verbreitet: Es ist die von mir 1893 unter dem Namen @. lepidota Loes. als neu beschriebene Art, die ich aber jetzt, nachdem reicheres Material vor- liegt, nur noch höchstens als Varietät von der in Süd-Afrika nicht gar seltenen und ziemlich veränderlichen G. acuminata (L.) Szysz. ansehen kann. Die Pflanze ist bereits wiederholt in Zentral- und Ost-Afrika gesammelt worden, nämlich im Urwalde des Ru Nssoro in 3100 m Höhe von Stuhlmann (n. 2423) und Seott Elliot, am Kilimand- scharo oberhalb Kibosho in 2300 m Höhe von Uhlig (n. 241), gleich- falls in der Urwaldzone, und ebenso von Volkens (n. 889) oberhalb der Landschaft Marangu am Mawensi in 2440 m Höhe am Ruassibach, endlich in den Uluguru-Bergen im Höhenwald auf dem Lukwangule- Plateau in 2400 m Höhe von dem so früh verstorbenen W. Götze (n. 316). Es soll ein bis 10 m hoher Baum sein, der z. B. am Kili- mandscharo in der oberen Urwaldzone verhältnismäßig häufig vor- zukommen scheint. Im Gebiet der Uluguru-Berge führt‘ er bei den Eingeborenen nach Götze den Namen „mbamala“. Auch hier zeigte sich beim Lostrennen von Stücken der Rinde, beim Durchbrechen eines Blattes oder eines Blütenstieles, beim Abpräparieren der Kelchblätter und auch beim Zerbrechen der Wandung der Fruchtkapsel ein deutliches

a

„Spinnen“. Auch bei capensischen Exemplaren der typischen @. acuminata konnte auf diese Weise die kautschukähnliche Substanz festgestellt werden. Es scheint die Art jedoch in bezug auf die Höhe ihres Ge- haltes an Kautschuk sich sehr verschieden zu verhalten und in dieser Hinsicht sehr von den Standortsverhältnissen beeinflußt zu sein. So zeigte z. B. bei einigen kapländischen Exemplaren nur die Rinde das Spinnen, während die Blätter davon nichts wahrnehmen ließen. Vergl. Tafel IV Fig. P—Q.

Zum Schluß sei noch bemerkt, daß das Vorkommen von Kautschuk bei der Gattung Gymnosporia bisher noch nicht bekannt war.

V. Notiz über das Auftreten der Plasmopara viticola : im Kapland.

Von G. Lindau.

J. Schroeter bringt in den Natürl. Pflanzenfam. Teil I, Seite 116, die Angabe, daß Plasmopara viticola, der Pilz des falschen Meltaues der Rebe, nach 1878 in der Kapkolonie aufgefunden worden sei. Als ich die Verbreitung des Schädlings für das Handbuch der Pflanzenkrank- heiten von Sorauer bearbeitete, führte ich diesen Hinweis ebenfalls auf (Bd. II, Seite 157), aber bereits damals konnte ich mir keine Rechenschaft geben, woher Schroeter diese bestimmt angegebene Tat- sache erfahren haben mag. Ich bin auf diesen etwas unsicheren Punkt abermals geführt worden, da neuerdings von I. B. Pole Evans in Pretoria eine Anfrage bei der Direktion des botanischen Gartens und Museums einlief, in der um Auskunft tiber die Grundlagen der Schroeter- schen Notiz gebeten wurde. Wie Herr Evans angibt, finden sich in der südafrikanischen Literatur keine Hinweise darauf, wann die Krank- heit dort zum ersten Male aufgetreten ist; es war daher zu vermuten, daß Schroeter Exemplare zugeschickt erhielt oder brieflich von süd- afrikanischen Korrespondenten informiert wurde. Diese Vermutung ist aber unzutreffend, denn im Pilzherbarium Schroeters liegen weder Exemplare noch Notizen, wie mir Herr Prof. Pax freundlichst mitteilte, so daß es als aussichtslos erscheint, dem Ursprung der Angabe Schroeters nachzugehen.

Wie Herr Evans berichtet, kommt der Pilz in Südafrika vor und hat sich im Jahre 1906 über ein Areal von ungefähr 25000 Quadrat- meilen ausgebreitet. Bei der außerordentlichen Verbreitungsfähigkeit des Pilzes erscheint es nicht ausgeschlossen, daß er für die weinbauenden westlichen Distrikte Südafrikas zu einer sehr ernstlichen Kalamität wird.

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Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Schädling, wie auch in Europa, mit amerikanischen Reben eingeführt worden ist. Der Zeit- punkt der Einschleppung wird sich allerdings wohl kaum mit Sicher- heit feststellen lassen, da gewöhnlich erst einige Jahre vergehen, ehe die Aufmerksamkeit auf derartige Erkrankungen gelenkt wird. Aus diesem Grunde glaube ich, daß der falsche Meltau schon seit längerer Zeit in Südafrika heimisch ist, ohne daß er aber bisher größeren Schaden angerichtet hat.

Für die Weiterausbreitung der Krankheit erscheinen die klimatischen Verhältnisse in Südafrika wie geschaffen. In Europa nämlich ist in feuchten, heißen Sommern stets ein plötzliches Aufflackern der Krankheit beobachtet worden und man sagt deshalb nicht mit Unrecht, daß die feuchte Wärme für den Pilz förderlich ist. Nun herrschen in den wein- bauenden Gegenden Südafrikas die Sommerregen, so daß die äußeren Bedingungen für den Pilz außerordentlich begünstigende sind.

Für die Bekämpfung käme wohl in erster Linie das Spritzen mit Bordeauxbrühe in Betracht. Allerdings müßte ausprobiert werden, zu welchen Zeiten und wie oft im Jahre das Spritzen notwendig ist. Ferner würde darauf Rücksicht zu nehmen sein, daß die Bordeauxbrühe durch irgend einen Zusatz haftbar gemacht wird. Die einzelnen Rebensorten zeigen sich für die Krankheit nicht in gleicher Weise empfänglich, deshalb würde zu untersuchen sein, ob die in Südafrika in Kultur be- findlichen Sorten widerstandsfähig sind, oder ob vielleicht durch Ein- führung besser angepaßter Reben der Gefahr vorgebeugt werden kann. Ich verweise in dieser Beziehung auf die Darstellung, die ich in dem erwähnten Handbuch Seite 157 ff. gegeben habe.

Tafel I.

Nr. 42.

Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin.

Ficus Vogelii Mig.

Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr..42. Tafel 11.

Ficeus rocco Schweinf. et Warb.

Tafel 11.

Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 42.

Ficus triangularis Warb.

Notizblatt des Königl. bot. Gartens und Museums zu Berlin. Nr. 42. Tafel IV.

Celastraceae.

A—N Gymnosporia bukobina Loes., A Habitus, B—C Blüte, D—F Staubblätter, G—.J Fruchtknoten, K Frucht, L Same, M—N Arillus, O G. amamiensis Loes. Habitus, P—@ 6. acuminata (L.) Szysz. var. lepidota Loes.

Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Be

Soeben beginnt zu erscheinen:

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 43. (Bd. V.) . Ausgegeben am I. September 1908.

I. Über die Kautschuklianen Carpodinus landolphioides (Hall. £.) Stapf und Landolphia Dawei Stapf. Von Ernst Gilg. II. Beschreibung einer neuen, von Oberstabsarzt Dr. Kraemer auf den Karolinen gefundenen Araliace. Von H, Harms. II. Neue Rhamnus-Arten des Berliner botan. Museums aus Ost- asien und Bemerkungen zur Systematik der Gattung Rhamnus. Von Camillo Karl Schneider, Wien. IV. Botanische Notizen aus den sumatranischen Urwäldern. Von Max Moszkowski, Grunewald bei Berlin. V. Bemerkungen zu den „Botanischen Notizen“ des Herrn Dr. - Moszkowski. Von Ernst Gilg. VI Zur Nomenclatur ‚des Perubalsambaumes. Von H. Harms.

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%“

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1908.

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 43. (Bd.V.) Ausgegeben am I. September 1908.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- ständiger Quellenangabe gestattet.

I. Über die Kautschuklianen Carpodinus landolphioides (Hall. £) Stapf und Landolphia Dawei Stapf,

Von Ernst Gilg.

Im Jahre 1904 beschrieb 0. Stapf!) gelegentlich seiner vortreff- lichen Bearbeitung der afrikanischen Apocynaceae eine Landolphia Dawei aus Uganda, von der er angab, daß sie mit Landolphia owariensis und L. Klainei nahe verwandt sei und einen ausgezeichneten Kautschuk liefere. Wir wissen jetzt aus einem ausführlichen Bericht von M. T. Dawe°), daß diese mächtige Liane in den Regenwaldgebieten Ugandas sehr verbreitet ist und daß von ihr eine der besten Kautschuksorten Afrikas gewonnen wird. Auf Tafel I. dieses Berichtes wird unsere Pflanze in sehr charakteristischer Weise dargestellt.

Auch A. Chevalier hat Landolphia Dawei zum Gegenstand einer ausführlicheren Studie gemacht). Dieser Forscher hatte auf San Thome eine vortrefflichen Kautschuk liefernde, sehr raschwüchsige, kultivierte Liane beobachtet und von ihr reichliches Blüten- und Fruchtmaterial gesammelt. Er konnte feststellen, daß diese Pflanze aus Kamerun

) O. Stapf in Fl. trop. Afr. IV ı (1904) 590.

2) M. T. Dawe, Report of a Botanical Mission through the forest distriets of Buddu and the western and Nile provinces of the Uganda Protectorate (London 1906).

») A. Chevalier in Bull. Soc. botan. France, Bd. 53 (1906) 17.

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und zwar vom Kamerunberg eingeführt worden war, daß es dieselbe Art ist, von welcher der gute Kautschuk des Kamerungebirges gewonnen wird. Man hatte dieses wichtige Gewächs, da von ihm wie es schien nur blütenloses Material gesammelt worden war, bis dahin stets mit einem gewissen Zweifel zu Landolphia florida Bth. gezogen. Man wußte aus zahlreichen nicht zu bezweifelnden Quellen genau, daß die über das ganze tropische Afrika verbreitete Landolphia florida keinen Kautschuk liefert; die Pflanze vom Kamerunberge schien diesen Angaben zu wider- sprechen und brachte deshalb mancherlei Unsicherheit und Unklarheit in die Literatur.

Chevalier stellte nun nach seinem Material mit Sicherheit fest, daß das uns interessierende Gewächs zu Landolphia florida keine andere als generische Verwandtschaft besitzt; im Herbarium zu Kew gelang ihm jedoch auch der wichtige Nachweis, daß die Kautschukliane des Ka- merunberges mit der bisher nur aus Uganda am Victoria Nyansa be- kannten Landolphia Dawei Stapf übereinstimmt.

Als ich vor kurzem die Apocynaceae des Berliner Herbariums, die neuerdings aus dem tropischen Afrika eingelaufen waren, durchbestimmte, fand ich zu meiner Freude zahlreiche schön präparierte Herbarexem- plare einer im blühenden Zustand gesammelte Pflanze, die Deistel im Jahre 1906 bei Buea am Kamerunberg aufgenommen hatte, und die von Warburg als Landolphia Dawei Stapf bestimmt worden war.

Die Pflanze kam mir merkwürdig bekannt vor, so daß ich annahm, ich müsse sie schon an anderer Stelle im Herbarium beobachtet haben. Sie stimmte jedoch mit keiner der zahlreichen Landolphi«-Arten, die im Berliner Herbarium enthalten sind, habituell überein; sie weicht sogar von allen sehr stark dadurch ab, daß bei ihr die Blüten in zu- meist achselständigs, kurze Cymen vereinigt sind, während bei Lan- dolphia die Blüten durchweg in endständigen eymösen Rispen stehen. Stapf trennt (a.a. O. p.26) die einander sehr nahestehenden Gattungen Landolphia, Clitandra und Carpodinus etwa in folgender Weise vonein- ander:

A. Griffel kurz, nicht oder nur wenig den Kelch überragend, faden- förmig oder säulenförmig;

a) Infloreszenzen endständig oder manchmal scheinbar axillär. Landolphia.

b) Infloreszenzen axillär oder axillär und endständig. Clitandra.

B. Griffel gewöhnlich lang und den Kelch deutlich überragend, meist fadenförmig, gewöhnlich mehr oder weniger behaart (Infloreszenzen meist axillär, seltener axillär und endständig).

Carpodinus.

Be

Nach dieser Bestimmungstabelle Stapfs müßte, wie das oben er- wähnte prächtige Material Deistels vom Kamerunberg auf den ersten Blick zeigte, unsere Pflanze zu Carpodinus gestellt werden; und ein nun vorgenommener Vergleich ergab, daß sie in allen Punkten identisch ist mit Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf!) (Clitandra landolphioides Hall. f., Kautschuklianen, in Jahrb. Hamb. Wissensch. Anstalt. XVII (1899), 3. Beih,, 8. 119). Das sehr reichlich gesammelte und zahlreiche Blüten tragende Originalmaterial dieser Art ist von Deistel im Jahre 1900 bei Buea am Kamerunberg unter n. 556 gesammelt; leider fehlt dazu ein Begleitzettel. Absolut dieselbe Pflauze wurde von Deistel, ebenfalls in reichlichem Blütenmaterial, unter n. 144 bei Buea aufge- nommen. Deistel gibt zu ihr (am 14. März 1906) folgende Beschrei- bung: „Kautschukliane des Kamerungebirges, von Westen nach Osten überallbin verstreut; sie tritt auf bei 600 m Meereshöhe, ist häufig bei 800—1000 m und geht bis zu 1600 m, wo sie dann nur noch vereinzelt auftritt. Sie kommt da und dort im schattigen Gebirgswald vor, immer nur vereinzelt, eine starke Liane, mit holzigem, am Grunde über arms- dickem Stamm, der sich erst oben in zahlreiche, die höchsten Bäume erreichende Äste teilt. Sie ist trotz des Raubbaues der Eingeborenen noch reichlich vorhanden; man findet viele junge Exemplare, die wieder ausgetrieben haben, nachdem die alten Pfanzen früher niedergelegt wor- den waren. Die Blüten, die im Februar und März erscheinen, sind klein, weiß und sehr stark duftend, genau wie die „Tuberose“. Die Frucht ist birnförmig, rotgelb. Das Fruchtfleisch wird von den Eingeborenen gern genossen; die Früchte kommen wie Obst auf den Markt. Von der Pflanze wird ein guter Kautschuk gewonnen. Der Bakwiri-Name der Pflanze ist Wuoma, des Kautschuks Manjonga, der Milch Maliba ma manjonga, der Frucht Njoma.“

Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf wurde ferner aus demselben Gebiet auch von Lehmbach (n. 34) mit unreifen Früchten, von Preuss in sterilem Zustand eingesandt; sie scheint, wie ein schönes Herbar- exemplar zeigt, auch im Botanischen Garten zu Vietoria kultiviert zu werden (n. 2). H. Winkler sammelte sie mit Früchten bei Neu-Tegel, Dr. Meyer im Gebiet des Cross-Flusses. Sehr wahrscheinlich gehören auch zwei sterile Exemplare hierher, von denen das eine von Preuss im Urwald auf der Barombi-Höhe unter n. 217 gesammelt wurde, wäh- rend das andere von Dr. Mansfeld bei Ossidinge aufgenommen wurde. Darnach besitzt wohl unsere Pflanze das Hauptgebiet ihres Auftretens am Kamerunberg, ist aber über weitere Gebiete Kameruns verbreitet.

!) O. Stapf in Fl. trop. Afr. IV. 1, p. 80. 6*

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Die Frage, ob Carpodinus landolphioides (Hall. f.) Stapf spezifisch mit Landolphia Dawei Stapf übereinstimmt, wie Chevalier behauptet hat, kann ich leider nicht mit vollster Sicherheit entscheiden, da mir von letzterer Art nur ein sehr dürftiges Bruchstück des Originals vorlag. Habituell stimmen die beiden Pflanzen, wie ich nach der oben zitierten Abbildung von Landolphia Dawei auf Tafel I des „Uganda Reports“ beurteilen kann, absolut überein, auch Blattgestalt, Nervatur, Blütenstand, Blütengröße, Fruchtform sind genau dieselben bei beiden Arten. Der einzige Punkt, der Zweifel an der Identität erregen kann, ist das Verhalten des Griffels. Dieser ist bei der Pflanze vom Kamerun- berg ziemlich dünn und ansehnlich (”—9 mm) lang, während Stapf den Griffel seiner L. Dawei als nur etwa 2 mm lang beschreibt; auch auf der schon mehrmals angeführten Tafel I des „Uganda-Reports“ ist der Griffel von L. Dawei in Fig. 3 sehr kurz und dick säulenförmig dar- gestellt. Sollte dieser Unterschied zwischen den beiden Pflanzen wirk- lich durchgehends vorhanden sein, so könnten sie doch bei ihrer son- stigen vollkommenen Übereinstimmung kaum als spezifisch, auf keinen Fall aber als generisch verschieden bezeichnet werden.

Aus dem Geschilderten lassen sich folgende Schlüsse ziehen:

Die Kautschukliane des Kamerunberges, welche den als Manjonga bekannten Kautschuk liefert, ist mit vollster Sicherheit Carpodinus lan- dolphioides (Hall. f.) Stapf.

Sehr wahrscheinlich ist die bisher Landolphia Dawei Stapf genannte, in Uganda sehr verbreitete und geschätzte Kautschukpflanze mit jener identisch. Sollte sich jedoch der angeführte Unterschied zwischen den beiden Gewächsen als durchgehend herausstellen, so könnte wohl daran gezweifelt werden, daß Landolphia Dawei Stapf als Synonym zu Car- podinus landolphioides (Hall. f.) Stapf gehört, niemals aber daran, daß Landolphia Dawei einen Vertreter der Gattung Carpodinus, aus der aller- nächsten Verwandtschaft von C. Tandolphioides, darstellt.

II. Beschreibung einer neuen, von Oberstabsarzt Dr. Kraemer auf den Karolinen gefundenen Araliacee, Von H. Harms.

Schefjlera Kraemeri Harms n. sp.;

arbor vel frutex (?) glaber; folia longe vel longissime petiolata (petiolus teres vel subteres, 10—40 em longus, glaber, basi in vaginam dilatatus, stipula intrapetiolaris e basi latissima lanceolata, acuta, 2,5—3 em longa), digitata, foliola 5, apice petioli verticillata, petiolulata (petioluli eire. 4—8 cm longi), oblonga, basi breviter in petiolulum angustata vel acuta vel obtusa, apice ut videtur plerumque breviter acuminata, margine in- tegra vel saepe apicem versus dente unico vel paucis parvis vel ma- juseulis instructa, chartacea, glabra, eire. 5—14 cm longa, 2,5—7 cm lata; inflorescentia terminalis, e paniculis elongatis composita, paniculae statu juniore eirc. 10—15 cm longae, capitula breviter pedunculata (pe- duneuli eirc. 5—10 mm longi) ad axim paniculae racemose digesta, bracteis lanceolatis acutis circ. 9—12 mm longis suffulta, subglobosa, pauciflora (fl. eirc. 8—11, in specimine plerique nondum aperti); brac- teae 4 unumquemque florem circumdantes latissimae squamiformes; calycis margo parum prominulus; corolla calyptriformis, ovoidea, obtusa, leviter striatula, eire. 2—2,5 mm longa; stamina 10, antheris lanceo- latis; ovarium 10-loculare, columna stylaris brevis, crassa, obtusa, apice stigmata 10 minuta verruciformia gerens.

Truk-Insel Uman: gesammelt 1907 von OÖberstabsarzt Dr. Kraemer (n. 105; einheimischer Name des Baumes: trusa).

Die Aıt steht zweifellos der australischen Sch. actinophylla (Endl.) Harms (Brassaia aetinophylla Endl.) sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von ihr durch geringere Zahl der Blättchen (ich fand stets nur 5, wäh- rend bei Sch. act. 7—9 auftreten), kleinere Köpfehen und 10-Gliedrigkeit des Androeceums und Gynaeceums. Das von Herrn Dr. Kraemer mit- gebrachte Material ist leider in schlechtem Erhaltungszustande, und es wäre sehr wünschenswert, reichlicheres Material dieser Araliacee zu erhalten, die man jedenfalls zu den charakteristischen ursprünglichen Bestandteilen der Karolinen-Flora rechnen muß. Dieser Verwandtschafts-

Be

kreis von Schefflera-Arten ist vertreten: in Australien (Queensland) durch Sch. actinophylla (Endl.) Harms; in Neu-Guinea durch Sch. macrostachya (Benth.) Harms (Sciadophyllum maerostachyum Benth. in London Journ. Bot. II. (1843) 222); in Ostindien durch Sch. capitata (Wight et Arn.) Harms (Brassaia capitata C. B. Clarke in Hook. f. Fl. Brit. Ind. II. (1879) 732). Vergl. auch Harms in Engler-Prantl, Pfizfam. II. 8. (1894) 36.

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II. Neue Rhamnus-Arten des Berliner botan. Museums aus Ostasien und Bemerkungen zur Systematik der Gattung Rhamnus,

Von Camillo Karl Schneider, Wien.

Bei der Bearbeitung der Gattung Rhamnus für mein Illustriertes Handbuch der Laubholzkunde, Band II. Lief, 3 (die im Februar 1909 erscheinen dürfte) hatte ich Gelegenheit, mir einen guten Überblick über die Arten der nördlichen gemäßigten Zone zu verschaffen. Wir haben unter diesen, wenn ich von neuweltlichen absehe, die ebenfalls erst un- gentigend studiert sind, zwei recht schwierige Gruppen. Einmal die orientalisch-mediteranen kleinblättrigen Arten, zu denen curdiceus, palaesti- nus, hirtellus, punetatus, ferner graeeus, oleoides usw. gehören. Ich habe versucht, einen Überblick über diese zu geben und vor allem die Lücken unserer Kenntnisse anzudeuten.

Dann die Gruppe, die sich an infeetorius, tinctorius und saxatilis anschließt. Diese europäischen Formen sind noch ganz ungenau studiert und können auch nur auf Grund sehr reichen und gut aufgelegten Ma- terials bearbeitet werden. Ich möchte hier nur betonen, daß der inter- medius Steud. et Hochst. mit dem parvifolius S. et Sm. so gut wie ganz identisch ist, daß aber bei infeetorius Formen auftreten, die sich sehr eng an den letzten anschließen, während wieder andere (vergl. Villarsii Jord.) infeetorius mit catharticus in Beziehung setzen.

Was aber mein Hauptinteresse in Anspruch nahm, waren die For- men aus China. Die Angaben bei Hemsley (Journ. Linn. Soc. London XXIII, p. 128 ff. 1886), wie die von Pritzel, apud Diels (in Engl. Bot. Jahrb. XXIX, p. 458 ff. 1900) über das Vorkommen von R. tinctorius in China kamen mir immer seltsam vor. Als ich nun Gelegenheit hatte, mir einmal über die Arten davuriceus Pall., globosus Bge. und parvwfolius Bge. Klarheit zu verschaffen und ferner aus Zentralchina Material von Henry, Wilson, Giraldi und Rosthorn zu sehen (wofür ich vor allem der Direktion des Berliner Museums zu großem Danke verpflichtet bin), erkannte ich sehr bald, daß in China ein viel größerer Arten- reichtum herrscht, als Hemsleys und Pritzels Angaben vermuten lassen und daß europäische Typen dort nicht auftreten. Mir ist über- haupt in keiner Gattung, die ich bisher für mein Handbuch bearbeitete und die in Europa und China Vertreter hat, eine Art bekannt, die in

Be

beiden Gegenden vorkäme. Ich glaube vielmehr, daß alle nament- lich die zentralehinesischen Arten, die man bisher mit westasiatisch- europäischen Typen identifiziert hat, davon ganz abweichend sind! Ich werde im folgenden einige neue Arten beschreiben, von denen Abbil- dungen der Blätter, Blüten und Früchte soweit bekannt die Leser in meinem Handbuche finden, wo dann die nächstverwandten zu vergleichen sind.

1. Rhamnus (Eurhamnus) iteinophyllus C. K. Schn. spec. NOV.;

frutex vel arbor; ramuli juniores breviter pubescentes, vetustiores glabri colore cerasi apice + spinosi; folia + opposita erasse membranacea,, lanceolata, utrinque acuta, 3—7 em longa et 0,9—1,5—1,7 cm lata, supra viridia, + breviter pilosa, subtus pallidiora ad nervum medium tantum pilosa et barbata, nervis lateralibus utringue 4—5 prominenti- bus instructa, margine cerenato-serrata dentibus apice glandulosis; petioli 3-5 mm longi, pilosi; stipulae petiolis aequilongae, lineares, deinde caducae; flores?; fructus maturi?, immaturi pedicellis 6 mm longis glabris; semina immatura dorso suleo distinete aperto.

China: Hupeh: lg. Henry Nr. 5915 et 5915 c.

Eine auffallend schmalblättrige Art, die in die cathartieus- Gruppe gehört und wohl utilis oder hypochrysus nächst verwandt sein könnte.

2. R. hypochrysus C. K. Schn., sp. nov.; frutex vel arbor spinosa habitu ut videtur R. utilis; ramuli dense flavo- cinereo-villosi; folia + opposita erasse membranacea, late elliptico- lanceolata vel elliptico-oblonga, basi + acuta, apice subito brevi-acu- minata, ca. 5—10 cm longa et 2—4 cm lata, supra ut videtur laete viridia, subtus (in sieco) distinete flavescentia, utrinque (etiam matura!) + flavo-pubescentia, nervis lateralibus utringue 5—6, margine serrato- crenata; petioli ad 10 mm longi, pubescentes; flores faseieulati, luteo- virides, fruetus nigri, + globosi, ea. 5mm in diam. 2—3-seminati» semina sulco dorsali clauso instrueta, cetera ut in Handbuch Fig. 199 o—q delineata! China: Szetschwan (lg. Rosthorn Nr. 1585). N.-Schensi (lg. Giraldi Nr. 931, 932, 940).

Schließt sich an utilis eng an, aber durch die Behaarung sofort abweichend. Pritzel zieht diese Formen zu erenatus, welcher eine Art der Frangula-Gruppe mit welchselständigen Blättern darstellt, aber auch in China auftritt.

Über ztilis vergl. mein Handbuch. Diese Art ist sehr gut von davuricus geschieden, mit dem sie immer identifiziert wird. R. davurieus kommt in Zentralchina nicht vor, soviel ich sehe.

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3. BR. koraiensis 6. K. Schn., spec. nov.; frutex vel arbor spinosa habitu ut videtur R. globosi; ramuli juniores flavocinerei, tomentelli, vetustiores glabrescentes, + brunnescentes, laterales spinosi, alterni (an semper?); folia alterna membranacea, ovato- rotunda vel ovato-acuta, basi plerumque subito in petiolum contracta, apice breviter acuminata, utrinque pubescentia et, ut videtur, einereo-viridia, nervis lateralibus 5—7, margine crenato-serrata, 4—7 cm longa et 3—4 lata, vel 7,5:5 cm magna; petioli pubescentes, 5—15 mm longi; flores foeminei 4 vel plures faseieulati, iis R. globosi valde similes, pilosi; pedicelli ad 13 mm longi; fl. maseuli ?; fruetus maturi ignoti, immaturi 3—10 mm pedicellati; semina immatura sulco dorsali distineto instructa.

Korea (Syonouen, Ouen to, Ouen san): lg. Faurie 1901, Nr. 233, 235, 236.

Steht dem vielfach verkannten, mit tinetorius oder virgatus zusam- mengeworfenen globosus am nächsten. Man vergl. darüber mein Hand- buch und die dort gegebenen Abbildungen. Die Zweige und Blätter sind bei koraiensis an den vorliegenden Exemplaren wechselständig.

4. R. leptophyllus C. K. Schn., sp. nov.;

frutex squarrosus spinosus, habitu, ut videtur, R. japoniei; ramuli juniores glabri vel vix pubescenter, annotini glaberrimi, olivacei vel -— brun- nescentes, vetustiores flavo-cinerei; folia membranacea, + concoloria, elaro-viridia, + obovata, basi acuta, apice subito breviter acuminata, subtus paullo ve] vix pilosa, nervis lateralibus 3—5, margine + breviter crenato-serrata, 4—7 cm longa et 2—4,5 cm lata, vel 8:3-—3,5 cm magna; petioli 8—-12—15 mm longi, superne + pilosi; flores maseulini pilosi, foeminei ?; fructus ca. 6:5 mm magni, ad 10 mm pedicellati, semina sulco dorsali aperto, cetera ut in Handbuch, Fig. 196 v—w delineata.

China: Hupeh, Szetschwan (lg. Henry Nr. 1493, 3407, 3407a, 6033 A; v. Rosthorn Nr. 918, 2439).

Steht japonieus nahe; dieser hat aber eine fast oder ganz geschlos- - sene Samenfurche und weicht auch sonst mehrfach ab. Man vergleiche die Angaben im Handbuche.

Eine weitere (oder zwei) neue nahestehende Art scheinen die nur in Blüte ohne reife Blätter vorliegenden Exemplare aus Hupeh: 1g. Wilson, Nr. 217, 217a, 356 und Henry Nr. 3401 darzustellen. Der echte japonicus dürfte in Zentralchina fehlen.

Ebenfalls eine neue Art oder gar zwei stellen Exemplare aus Korea dar, die Faurie sammelte (Nr. 232 in collibus Pyeng-yong, VI, 1901

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et 234, nai piang VII, 1901). Sie gemahnen an parvifolius-dahurieus,. Leider liegen nur unreife Fruchtzweige vor. Vergl. die Blattabbildungen in meinem Handbuche.

5. R. lamprophyllus C. K. Schn., sp. nov.; frutex vel arbor verisimiliter spinosa: ramuli annotini glabri, + flavo- brunnei, paullo pruinosi, vetustiores olivaceo-einerei; folia erasse mem- branacea, + ovata, basi acuta, apice breve acuminata, glabra, superne ut videtur laete-viridia, subtus (in sieco) albescentia, rete nervorum vix visibili, nervis lateralibus 4—6 prominentibus, margine + distanter ser- rata, 5,5—10 cm longa et 2,5—5 cm lata vel 11:4 cm magna; petioli 5 mm longi; flores?; fructus ca. 7:6 mm magnus, pedicelli 6—9 mm longi, glabri, semina sulco dorsali tantum basi aperto instrueta. China: Hupeh (Henry Nr. 6504). Eine gute, in den langen Blattstielen dem utilis verwandte, aber in

den Blättern auch an davuricus gemahnende Art. Vergl. auch mein Handbuch.

6. R. Hemsleyanus C. K. Schn., spec. nov.;

arbor vel frutex inermis ut videtur habitu R. purpurei; ramuli alterni, Juniores glabri, olivaceo-brunnei vel einerei, interdum + purpurascentes, vetustiores einerascentes; folia alterna persistentia, matura coriacea, viridia, utrinque + nitentia, subtus pallidiora, costa tantum leviter pilosa et subtus barbata, nervis lateralibus 9—14, elongato-elliptiea, basi sub- acuta vel subrotunda, apice subito acuminata, margine serrata, 8—14 (—16) cm longa et 2,5—5(—5,5) em lata; petioli 4—7 mm longi, su- perne pilosi; stipulae petiolis longiores, lineares, caducae; flores ad 2—4 fascieulati, viridescentes, tetrameri, polygami, glabri, ad 8mm pedicellati, fructus maturi ignoti; cetera ut in Handbuch Fig. 199 m—n delineata.

China: Szetschwan: lg. Henry Nr. 5677, Rosthorn Nr. 14, 679, 924, 1580/2, 1584, 2427.

Diese Art ist immer als dahuricus bestimmt worden, gehört aber in eine ganz andere Gruppe und ähnelt nur im Blattzuschnitt etwas dem utilis. Ich konnte sie mit keiner anderen Art identifizieren, und pur- pureus aus dem NW.-Himalaya ist sommergrün.

Die oben beschriebenen Arten, zu denen noch einige kommen dürften, die ich mangels guten reifen Materials noch nicht benannt habe, zeigen, daß wir in China sehr interessante Typen vor uns haben, zu denen ja noch R. rugulosus Hemsl., Rosthorni Pritzel und der ganz ab- weichende heterophyllus Oliv. treten.

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Es ist mir bei Bearbeitung dieses Materials klar geworden, daß die heutige Gliederung der Eurhamnus-Arten ganz unhaltbar ist. Jeden- falls muß man viel mehr kleine Gruppen unterscheiden und nicht so lose umschriebene Sektionen bilden, wie sie noch Weberbauer in den Pflanzenfamilien aufrecht hält. Doch kann nur ein Monograph, der alle Formen überblickt, etwas den Verhältnissen genau Rechnung tragendes schaffen.

Ich bemerke noch, daß Rhamnella in Zentral-China fehlen dürfte, die von Pritzel, a. a.O., zitierten Exemplare Rosthorns sind unrichtig bestimmt. Nr. 1587 ist wohl eine Sageretia und Nr. 221 eine vielleicht neue dem Rhamnus erenatus verwandte Art.

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IV. Botanische Notizen aus den sumatranischen

Urwäldern.

Von Max Moszkowski, Grunewald bei Berlin.

I. Über Entstehung und Gewinnung des Damarharzes.

Die Ansicht, daß das sogenannte Damarharz der Konifere Agathis dammara entstamme, hat man längst als irrig fallen gelassen. Man weiß, daß die Erzeuger dieses nützlichen Produktes der ostindischen Urwälder Laubbäume aus der Familie der Dipterocarpaceae sind.

Anbei eine Liste der auf meinen Reisen in den sumatranischen Wäldern gefundenen Damarbäume:

Shorea utilis King (Damar laut);

Shorea glaucosa (soll wohl S. glauca King heißen ?)

Shorea scrophulosa (wohl S. serobieulata Burck?),

(Meranti rawang,

Meranti kekait,

Meranti balur,

Meranti bunger,

Meranti tupai,

Resak,

Tjengal,

Kudundung, Damar kidjai genannt);

Hopea globosa Brandis (Damar mata kutjing);

Pachynocarpus Wallichii King (Damar mata kutjing).

Der Damar führt seinen Namen nach den sogenannten Damar- Damar, stachellosen Hymenopteren aus den Familien der Meliponen und Trigoniden. Diese bohren sich Gänge durch das Holz in das Mark der Bäume, wo sie ihre Bauten anlegen. Aus den so entstehenden Gängen tropft nun reichlich Harz aus. Die Eingeborenen sammeln die er- starrten Harzklumpen, lassen sie dann an der Luft trocknen und ver- wenden das Harz als Fackeln, indem sie Tüten aus Palmenblättern mit Harzstückehen vollstopfen, und zum Kalfatern ihrer Boote. Der ge- schätzteste Damar ist Damar mata kutjing (Katzenaugendamar). Ich habe niemals gesehen, daß die Eingeborenen etwa selbst die Bäume angezapft hätten. Nach meinen Erfahrungen fehlen ihnen hierzu auch die Instrumente,

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II. Gewinnung des Kayu gaharu (Adlerholz).

Unter Gharu oder Gaharu versteht man ein Parfümholz, das im Inneren eines Karas genannten Baumes (Aquwilaria spec.) gefunden wird. Der Karasbaum ist ein sehr schöner, oft bis 40 m hoher Baum mit grauer, glatter Rinde und prächtiger Schirmkrone. Es enthalten jedoch nicht alle Bäume in ihrem Innern das hochgeschätzte Produkt, sondern im Gegenteil nur ein kleiner Bruchteil, so daß die zuerst von Crawfurd!) ausgesprochene Ansicht, es handle sich um eine Erkrankung des Baumes, wahrscheinlich im Bezirk der Siebröhren, viel für sich hat. Mau findet das Gaharu entweder in Klumpen oder in Adern. Ein Baum soll bis zu 400 katis (240 kg) enthalten können. Je nach Farbe und spez. Gewicht unterscheidet man verschiedene Sorten von verschiedener Wertigkeit. In Siak?), woher meine Informationen stammen, werden nur drei Sorten, nämlich schwarzes, schwarzes mit gelben Streifen und gelbes unterschieden; Crawfurd gibt für Malakka sogar acht Sorten an. Am allergeschätztesten ist das sogenannte gharu merupa, das ist ein Klumpen Gharuholz, der die Form eines Tieres, meist eines Vogels hat. Ein solches Stück enthält nämlich die Seele des Baumes und hilft dem Besitzer viel gaharu finden. In Siak wird ein solches Stück als Barang larangan angesehen, das heißt, es muß unter allen Umständen dem Sultan überliefert werden. Das Aufsuchen des Gaharus gilt nicht für ungefährlich, da der Adlerbaum als der Sitz böser und sehr mächtiger Geister angesehen wird. Man muß sich daher der Hilfe eines Zauberers, Kementan, bedienen, der eine Menge Zauberei vollführt, anderseits aber auch aus einer Reihe äußerer Zeichen erkennen kann, ob der betreffende Baum gaharu enthält oder nicht?). Der Baum wird niedergeschlagen und dann läßt man ihn in der Regel verfaulen, um das in seinem Innern enthaltene gaharu zu gewinnen. Das dauert ungefähr vier bis sechs Monate, Für ein Kati vom besten schwarzen gaharu wird in Siak bis zu sieben Dollar (ein Dollar = 2,40 M.) gezahlt.

) Crawfurd, Descriptive Dietionary of the Indian Islands and Adjacent Countries.

®) Ein Sultanat an der Ostküste Sumatras, gradeüber von Singapore.

®) Crawfurd gibt acht solcher Zeichen an: 1. Der Stamm hat viele Knoten, 2. Die Rinde ist reichlich mit Moos und Flechten bedeckt, 3. Es sind bis tief ins Innere gehende Aushöhlungen vorhanden, 4. Die Rinde fällt ab, 5. Rings um den Baum sind die Nachbargewächse abgestorben, so daß der Baum frei steht, 6. Ad- ventivsprosse am unteren Teil des Stammes, 7. Spitz zulaufende Bäume, 8. Verlust der Blätter bei sehr alten Bäumen,

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III. @ewinnung des Kamphers.

Kampherbäume (Dryobalanops aromatica Gaertn. f.), von den Ein- geborenen Kayu kapur genannt, kommen im Sultanat Siak noch in viel größeren Mengen vor, als man glaubt. Da auch hier wieder nicht jeder Baum Kampher enthält, ist das Kamphersuchen nur in Begleitung eines sachverständigen Pungulu (Häuptling) oder Dukun (Medizinmann) kapur gestattet. Der Baum muß geschlagen und gespalten werden. Man findet dann den Kampher in kleinen Körnern im Holz stecken. Nachdem er entfernt ist, muß er sorgfältig gereinigt und gewaschen werden. Für ein Kati guten Kamphers soll bis zu 50 Dollars das Kati (0,63 kg) gezahlt werden.

IV. Die Gewinnung der Guttapercha und des Kautschuks.

Von wildwachsenden Arten, die diese wichtigen Produkte liefern, kommen in Ost- und Zentralsumatra vor: Palagwium gutta und P. ob- longifolium (getah oder bala mera), Payena Leerü (getah sondeir), Fieus elastica (getah rambung) und eine Apocynacee, vielleicht Strophanthus spec. (getah gerit). Mit Ausnahme von Fieus elastica wird das Produkt nur im Raubbau gewonnen, sodaß heute schnittfähige Exemplare von Palaguium und Payena nicht mehr vorhanden sind. In den letzten Jahren hat man erfolgreiche Anbauversuche gemacht. Palaqguium und Payena brauchen 12—15 Jahre, ehe sie schnittreif sind, und können dann alle zwei Jahre abgeerntet werden; Fieus elastieca braucht 5—7 Jahre. Pararubber (Hevea brasiliensis), mit dem gleichfalls Versuche gemacht werden, soll schon nach fünf Jahren abgezapft werden können,

V. Bemerkungen zu den „Botanischen Notizen“ des Herrn Dr, Moszkowski.

Von Ernst Gilg.

Die von Herrn Dr. M. Moszkowski in Sumatra zusammengebrachte Herbarsammlung besteht leider zum größten Teil aus Blattzweigen, zu welchen Blüten und Früchte fehlen. Und doch besitzt die Kollektion einen großen Wert, weil über die Flora Sumatras und besonders die Nutzpflanzen bisher nur sehr wenig bekannt geworden ist. Wenn auch viele der gesammelten Pflanzen sich nur annähernd auf die Art, viele sogar nur auf die Gattung und Familie bestimmen lassen, so tragen sie

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doch dazu bei, die Angaben des Herrn Dr. Moszkowski zu sichern oder wenigstens zu stützen, die besonders bei den Vertretern der angewand- ten Botanik Beachtung finden dürften.

Zu 1.

Wiesner war der erste, welcher auf Grund eigener Forschungen feststellen konnte, daß der Damar oder Dammar nicht von Agathis dammara abstammt. Es gelang ihm mit Hilfe von allerdings spärlichem Material nachzuweisen, daß ein Baum aus der Familie der Dipterocar- paceae, welcher von Schiffner Shorea Wiesneri genannt wurde, der Lie- ferant dieses wichtigen Harzes (oder wenigstens, wie wir jetzt sagen können, einer Sorte dieses Harzes) ist!).

Nicht von allen den durch Dr. Moszkowski angeführten Dammar- bäumen wurde Herbarmaterial gesammelt; von dem mir vorliegenden gebe ich im folgenden die Bestimmungen, so gut sie sich mit Hilfe des sterilen Materials ausführen ließen.

Meranti rawang = Shorea maranti (Mig.) Burck

Meranti kekait == Shorea spee. (aff. Sh. squamatae (Turez.) Btlı.etHook.?) Meranti balur == Shorea spec. (aff. Sh. squamatae (Turez.) Bth. et Hook.?) Meranti bunger = Shorea maranti (Miq.) Burck

Meranti tupai == Hopea mengarawan Miq. (?)

Resak —. Shorea barbata Brandis (?)

Tjengal Hopea fagifolia Mig. (?)

Damar mata kutjing wurde von Dr. Moszkowski nicht gesam- melt; dagegen liegt mir von der Stammpflanze dieser besten Dammar- sorte ein schöner, leider steriler Herbarzweig vor, den Warburg (n. 18180) von Batjan mitbrachte. Die Pflanze ist, soweit sich dies nach der von Wiesner gegebenen Abbildung beurteilen läßt, mit Shorea Wiesneri nicht identisch, scheint ihr aber nahe verwandt zu sein und wie jene in die Nähe von Shorea selanica Bl. zu gehören.

Es kann demnach gar keinem Zweifel unterliegen, daß es nicht eine Art der Dipterocarpaceae ist, von der Dammar gewonnen wird, sondern daß zahlreiche Arten jener Familie das wertvolle Harz liefern, Sehr wichtig ist auch, daß wir durch Dr. Moszkowski die ersten An- gaben über die Art des Harzaustritts aus den Bäumen und über die Gewinnungsweise erhalten.

Zu I. Von der Stammpflanze des sumatranischen Adlerholzes liegt mir ein sehr schöner, von Dr. Moszkowski gesammelter Blattzweig vor.

') Wiesner, Rohstoffe des Pflanzenreichs, I (1900) 253 (hier wird auch die gesamte Literatur berücksichtigt!).

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Nach Vergleich mit den bisher bekannten Arten der Gattung Aguilaria, zu welcher die Pflanze ohne jeden Zweifel gehört, ist es mir sicher, daß hier eine neue Art dieser Gattung vorliegt; ich werde sie trotz des Fehlens von Blüten und Früchten beschreiben, da die Art infolge der Größe, charakteristischen Gestalt und Behaarung der Blätter sehr scharf gekennzeichnet ist.

Aquilaria Moszkowskii Gilg n. sp.; „arbor ingens“ ramis junioribus dense griseo-pilosis, demum glabrescentibus, fuseis, longitudi- naliter striolatis; foliis magnis manifeste petiolatis, petiolo erassiusculo dense griseo-piloso, ovatis vel late ovatis, apice longe vel longissime anguste acutissime acuminatis, basi rotundatis vel subrotundatis, sed ima basi brevissime latissime in petiolum angustatis, integris, chartaceis, supra glaberimis, subtus pilis griseis longiuseulis sericeis undique dense obteetis, costa valida supra impressa, subtus valde prominente, nervis lateralibus utrinque ultra 20 supra subinconspicuis, subtus manifeste prominentibus, parce curvatis marginem petentibus, venis numerosissi- mis inter sese plerumque parallelis et vix retieulatis fere omnibus costae rectangulariter impositis; floribus fructibusque . . .

Die Internodien sind 5—3 cm lang. Die Blattstiele sind 5—6 mm lang, die Blattfläche ist 11—14 cm lang, 5—6 cm breit.

Ost-Sumatra: Senamonini, im Hochwald (Moszkowski n. 12. Im September ohne Blüten und Früchte). Eingeborenennamen: Kara».

Diese neue Art der Gattung Aquilaria zeigt wohl am meisten Verwandtschaft mit A. malaccensis Lam. und A. grandiflora (Lour.) Gilg.

Zu II.

Der von Dr. Moszkowski geschilderte sumatranische Kampherbaum ist, wie die gesammelten, reichlichen Blattzweige ergeben, wohl mit Sicherheit Dryobalanops aromatica Gaertn., von dem schon bekannt war, daß er den sog. Borneo- oder Baros-Kampher liefert.

3b

Yl. Zur Nomenelatur des Perubalsambaumes,

Von H. Harms.

Folgende Mitteilung über die Benennung des Baumes, der den be- kannten offizinellen Perubalsam liefert, wurde durch eine von auswärts eingegangene Anfrage nach dem richtigen Namen der Pflanze veranlaßt. Neue Beobachtungen will die Mitteilung nicht bringen; da jedoch sich herausgestellt hat, daß in verbreiteten Handbtichern die Synonymie der Pflanze und ihre Merkmale vielfach nicht richtig wiedergegeben werden, so dürfte es sich lohnen, einmal das Wesentlichste zusammenzustellen, was man auf botanischem Gebiet über den wichtigen Baum weiß.

Der Baum gehört zur Familie der Leguminosen und zwar zur Gattung Myroxylon L. f. (Toluifera L.), die man zur Gruppe der Sopho- reae rechnet; ihre wichtigsten Merkmale findet man z. B. bei Taubert in Engler-Prantl, Pfanzenfam. III. 3. p. 189 (unter dem Namen Toluifera) zusammengestellt (vergl. auch dort Fig. 101 A—C). Die Gattung bewohnt das tropische Amerika von Zentral- Amerika bis Peru, Bolivia und Süd-Brasilien. Von vornherein sei bemerkt, daß die Synonymie der Arten dieses Genus ungewöhnlich verwiekelt ist; es liegt das daran, daß die Arten sehr schwer zu unterscheiden sind und daß daher wiederholt Verwechselungen und Mißverständnisse vorgekommen sind). Was wir über die Arten wissen, beruht hauptsächlich auf zwei Arbeiten, der von Klotzsch (in- Bonplandia V. [1857] 272) und der von H. Baillon (in Assoe. frang. pour l’avane. des sciences II. session. Lyon 1873 [1874] 510; mit dem Titel: Sur les Toluifera et sur l’origine des baumes de Tolu et du Pörou). Bezüglich der Abgrenzung der Arten folge ich im wesentlichen H. Baillon, der seine Ansichten später noch etwas eingehender in seinem Trait6 de botanique phanerogamique I. (1883) 666 (vergl. auch sein Diet. de bot. IV. [1892] 202) dargestellt hat. Es darf nicht vergessen werden, daß der verdienstvolle Pharma- kologe Hanbury sich um die Klarstellung der Arten jahrelang be- müht hat, und manche der Mitteilungen Baillons gehen auf ihn zurück. Auf die Geschichte unserer Kenntnisse vom Tolu- und Peru-Balsam will ich hier nur ganz kurz eingehen; alles genauere findet man bei

') Soist z. B. die Synonymie bei K. Schumann in Berg und Schmidt, Atlas der offiz. Pflz. II [1896] leider zum Teil inkorrekt. 7

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Flückiger and Hanbury (Pharmacogr. [1874] 177) und Flückiger (Pharmakognosie ed. 3 [1891] 137). Nach diesen Autoren wurden beide Drogen zum erstenmal beschrieben von dem spanischen Arzte Monardes von Sevilla in dessen Werke über die Drogen Westindiens (Historia medieinal, 1565—1574). Die botanische Kenntnis des Tolu- balsambaumes geht bis auf Casp. Bauhin (Pinax [1623 vel 1671] p. 401) zurück, der den Baum 1623 unter dem Namen Balsamum tolu- tanum folüs ceratiae similibus aufführt. Linn& nannte ihn Toluifera!) (Gen. ed. 2 [1742] 182; Mater. med. [1749] 69). Zweifellos bezeichnet also die Art Toluifera Balsamum L. (Spec. pl. ed. 1 [1753] 384; hier ist auch das Bauhinsche Synonym zitiert) dieselbe Pflanze. Den ihm unbekannten Perubalsambaum führte Linn (Mater. med. [1748] 181) auf unter der Bezeichnung: Peruifera (Securidacae an species?). Nach dem Zeugnisse des Sohnes?) (L. f. Supplement. [1781] 233) wünschte Linn6 sehr, die Frage nach der Stammpflanze des Perubalsams zu lösen, offenbar annehmend, daß dieser Balsam von einem andern Baume stamme als der Tolubalsam. Beide Drogen sind äußerlich recht ver- schieden; der Tolubalsam ist, frisch importiert, ein hellbraunes, ziem- lich weiches, später erhärtendes Harz, Perubalsam ist eine dunkelbraune Flüssigkeit. Linn6 filius nun beschrieb a. a. OÖ. unter dem Namen Myroxylon peruiferum eine Pflanze, die ihm Mutis in Blättern und Blüten aus Columbia geschickt hatte; dies sollte die Stammpflanze des Perubalsams sein. Zugleich führte er als Synonym auf den Namen Hoitziloxitl Hernandez (Rer. medie. Nov. Hisp. thes. [1651] 51), der sich nach dem Zeugnisse von Klotzsch und Baillon offenbar auf den an der sogenannten Balsamküste (S. Salvador) vorkommenden, den echten Perubalsam des Handels liefernden Baum bezieht. Linn& fil. hat den Irrtum begangen, diesen Namen von Hernandez mit der von ihm beschriebenen Pflanze von Mutis zusammenzustellen. Diese Pflanze von Mutis, die den Namen. Myroxylon peruiferum L. f. trägt, liefert weder den Tolubalsam noch den Perubalsam, und es ist daher falsch, wenn K. Schumann (a. a. 0.) den Namen Myroxylon peruiferum Mutis in L. f. Suppl. 233 als Synonym von Toluifera Balsamum L. aufführt. Die oben angeführte Arbeit von Klotzsch („eine synoptische Auf- zählung von Myroxylon Mutis und Myrospermum Jaeg.“) ist mit großer Sorgfalt verfaßt, nur hatte der Autor zu sehr die Neigung, kleine Arten

) Der Name Toluifera rührt nach Baillon (a. a. O.) von Miller (1737) her; Miller hatte Samen des Baumes aus der Gegend von Cartagena erhalten, die im Chelsea-Garden zu kleinen Pflänzchen heranwuchsen.

®) „Nil magis desideravit b. m. Parens, ad inventa sua augenda, quam extri- cationem originis Balsami peruviani“ (a a. O).

zu unterscheiden, und da diese oft auf dürftiges Material begründet sind, so steht es mit der Kennzeichnung seiner Arten recht schwach. Das Berliner Herbar besitzt seine Original-Exemplare, die ich sämtlich prüfen konnte. Klotzsch!) fällt das Verdienst zu, die nahe verwandten Genera Myroxylon L. f. und Myrospermum Jaeq. klar voneinander ge- schieden zu haben; wir haben es hier nur mit Myrosxylon zu tun. Klotzsch beschreibt nicht weniger als 8 Arten. Die Stammpflanze des Tolubalsams heißt bei ihm Myroxylon tolwiferum H. B. K. Nov. gen. VI. 375. Dieser Name bezieht sich zweifellos auf den Tolubalsam - Baum. Welche seiner Arten stellt nın den Perubalsam-Baum dar? Dies ist Myroxylon Pereirae Klotzsch. Diese Art wächst „in Zentral-Amerika zwi- schen Acajutla und Libertad im Sonsonate (S. Salvador) am stillen Meere in ziemlich großen Beständen, weshalb jene Gegend gewöhnlich mit dem Namen Balsamküste belegt wird“. Wir müssen daran festhalten, daß der Perubalsam nicht aus Peru stammt, sondern aus Zentral- Amerika; nach Oersted (Kjoebenhavn Vid. Meddel. 1855, p. 28) hat dies zuerst Guibourt (Journal de Pharm. XX, p. 552) festgestellt. Früher wurden die Produkte von Acajutla nach Callao, dem Hafen von Lima ibergeführt, und erst von da nach Spanien verschifft (nach Flückiger and Hanbury, 1. c. p. 181); und daher stammt jener zu Mißverständnissen verführende Name. Pereira (in Pharmaceutical Journal Dee. 1851, mit Abbild.) nannte die Sonsonate-Pflanze: „Myro- spermum of Sonsonate“; daher rührt es, daß in manchen Werken der Perubalsambaum als Myrospermum oder Myroxylon sonsonatense bezeichnet wird; dieser Name ist jedoch nach nomenelatorischen Regeln unzulässig. Royle (Manual of Mat. Med. ed. II. [1853] 414) gab den Namen Myro- spermum Pereirae?), und darauf gründet sich Klotzsch’ Benennung. Be- trachtet man den Perubalsambaum als eigene Art der Gattung Myroxylon, so muß man ihn Myroxylon Pereirae (Royle) Klotzsch nennen.

Oben war kurz erwähnt worden, daß Myroxylon peruiferum L. f. weder den Tolubalsambaum, noch den Perubalsambaum bezeichnet, sondern vielmehr von beiden verschieden ist. Worauf beruht dieser Unterschied? Nach Baillons Aussage (p. 517) hat Hanbury ihn zuerst auf den Unterschied hingewiesen, der die Früchte von perwiferum von den sehr ähnlichen des toluiferum unterscheiden läßt. Da auf diese wichtigen Verhältnisse weder bei Taubert noch bei K. Schumann näher eingegangen wird, so werde ich den Bau der Hülsen und Samen etwas genauer schildern.

!) In D. C. Prodr. II (1825) 95 wird Myroxylon noch als Sektion von Myrospermum aufgeführt. 2) Benannt nach Jonathan Pereira, Verf. der „Elements of Materia Medica“; starb 1853 (nach Bentley and Trimen, Medie. Pl. II, p. 83). 7

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Die Hülse von M. lolwiferum ist hellgelblich oder bräunlich, trocken, nicht aufspringend, seitlich zusammengedrückt, ellipsoidisch - halbmond- förmig, einsamig (seltener zweisamig), geht am oberen Ende in ein kleines Spitzchen, den Griffelrest, aus, das meist nach innen zu ge- legen ist, und verjüngt sich nach unten in ein langes flaches Fuß- stück. Ganz unten ist dieses Fußstück stielförmig, von einer gewissen Höhe an aber verbreitert es sich in zwei fast häutige oder etwas holzige Flügel!), einen vorderen und einen hinteren. Der hintere Flügel, der auf der Bauchseite der Hülse liegt und von Bentham (Fl. brasil. XV. 1. 309) als „ala vexillaris“ (oder „ala marginis superioris“; Benth. et Hook. f. Gen. p. 559) bezeichnet wird, ist gewöhnlich breiter als der vordere, er steigt auch höher auf dem hinteren Rande (dem Bauch- rande, an dem die Befestigungsstelle des Samens liegt) des samen- tragenden Faches hinauf, dessen eingekrümmte konkave Seite er bis zu dem oben erwähnten Spitzchen ausfüllt. Der vordere Flügel ist meist erheblich schmäler; Bentham nennt ihn „ala carinalis* (bezw. „ala marginis inferioris*).

Die Hülsenwandung ist in der Gegend, wo der Same liegt, ziemlich dick, korkig oder fast holzig. Man kann drei Schichten unterscheiden. Die schmale Außenschicht setzt sich nur undeutlich von der Mittel- schicht ab, sie ist holzig oder holzig-korkig. Die Mittelschicht (Mesocarp) nimmt die größte Breite des Querschnittes ein und ist von korkiger Konsistenz. Die ganz schmale scharf abgegrenzte Innenschicht (Endo- carp) ist dünnlederig, innenseits glatt, etwas glänzend; sie kleidet die Hülsenhöhlung ringsum aus, Zwischen Endocarp und Mesocarp be- merken wir bei der reifen Hülse auf jeder Seite der Höhlung einen breiten mit gelblichem Inhalt gefüllten Balsambehälter?).

!) Über die Wirkungsweise des Flügels beim Abfallen der Hülsen teilt Preuß (Exped. p. 322) folgendes mit: „Die Flügel stellen einen Flugapparat dar, und bei dem Herabfallen haben die Früchte eine sehr schnelle kreisförmige Bewegung in der Horizontalebene um das Samenende als Mittelpunkt. Sie bleiben infolgedessen in der Schwebe und senken sich sehr langsam zur Erde herab, wobei sie durch jeden Windstoß weit fortgeführt werden.“

2) Nach Germann (Archiv der Pharmacie Bd. 234 (1896) 647) entstehen die großen Balsambehälter der Früchte auf schizogenem Wege (Tschirch, Harze p- 229). Nach Tschirch beobachtet man an jungen Hülsen um die Samenhöhlung 2—3 Reihen von parallel verlaufenden rundlichen schizogenen Harzbehältern, zwischen denen zunächst keine Kommunikation stattfindet. Später beginnen die der gleichen Reihe angehörenden Behälter hier und da zu kommunizieren. Die Entstehung der großen, zentralen, dem Endocarp anliegenden Harzräume ist so zu erklären, daß die schizogenen Gänge sich offenbar infolge des in ihnen reichlich gebildeten Sekretes stark erweitern und das umliegende Parenchym zusammendrücken. Alle der Samen- höhle benachbarten Kanäle fließen schließlich zu einem großen Behälter zusammen, wobei das trennende Gewebe aufgelöst wird.

Im reifen Zustande liegt der stark nach Cumarin!) riechende Same lose innerhalb des Endocarps. Dieser frei in der Hülsenhöhlung liegende gelblichweiße oder bräunliche Körper ist nierenförmig gekrümmt ent- sprechend der Krümmung der Hülsenhöhlung. Wir beobachten deutlich das kleine Würzelchen, das nach oben und innen liegt und nach unten gekrümmt ist, und zwei dicke, eng aneinander gepreßte, längliche oder obovat-oblonge, plankonvexe, am Ende stumpfe oder schief abgestutzte Keimblätter. Der Nabel liegt unterhalb des eingekrümmten Würzel- chens. Wo steckt nun die Samenschale? In manchen Fällen liegt tatsächlich der Embryo nackt und lose in der Höhlung. In anderen Fällen jedoch bemerken wir deutlich eine ganz dünne zarte Haut, die ihn umgibt. Bisweilen blättert sie in Fetzen los; sie haftet auch nicht selten fetzenweise an dem Endocarp. Dieses Häutchen halte ich für die Samenschale, und diese Auffassung entspricht der Beschreibung von Klotzsch?), der in der Gattungsdiagnose sagt „Semen subreniforme exalbuminosum integumento tenuissimo simplieci membranaceo pellueido instruetum“. Baillon vertritt eine andere, recht seltsame Anschauung, der ich nicht beitreten kann°). Er hält nämlich die oben von mir als Endocarp bezeichnete Schicht, der die Balsambehälter eng anliegen, für die Samenschale; an ihrer Außenseite liegen die Balsambehälter. Die Integumente sollen durch den Balsam mit der Fruchtwandung verklebt sein, während der Embryo locker innerhalb der Samenschale liegt. Das oben beschriebene dünne Häutchen erwähnt B. merkwürdigerweise gar

') Vergl. Tschirch, Harze p. 229: Es finden sich Cumarinkristalle an der Oberfläche der Samen.

®) Klotzsch beschreibt den Samen von M. punctatum wie folgt: Der Same ist hangend, nierenförmig, stark gekrümmt, braunrot, von der Größe einer Bohne, häufig mit kleinen weißen Kristallen von Toncokampher bedeckt, riecht sehr stark nach Tonkabohnen, und die Samenhaut, welche ihn im unreifen Zustande um- schließt, ist größtenteils verschwunden, und zeigt sich nur hier und da in Form von dünnhäutigen, durchsichtigen, losen Fetzen. Er besteht aus zwei dicken, plan- konvexen Samenlappen, welche, mit den Flächen zusammenstoßend, die Form des Samens bedingen, und aus einem sehr kleinen, eingebogenen Würzelchen“ (in Hayne, Arzneigewächse XIV, 1. [1843] 12). -— Bei der nahe verwandten Gattung Myro- spermum Jacq. ist die Samenschale ebenfallg ganz dünn und häutig.

®) Baillon (p. 513) schreibt: „Quant aux teguments seminaux, comme c’est & leur surface exterieure que se trouve le depöt resineux, celui-ciles a maintenus dans presque toute leur @tendue colles contre la paroi interne de l’endocarpe. Mais la couche resineuse est interieure & celui-ci et immediatement appliquee contre la graine. Gräce & cet agglutinatif, celle-ci n’a pas quitte, dans son portion tegumen- taire, sa position naturelle; et l’on retrouve, avec un peu d’attention, son ombilie, repondant & sa concavite, adherent au placenta et A peu pres sessile“. Bei B. ist das Endocarp die Schicht, die unmittelbar außerhalb der Balsambehälter liegt.

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nicht. Dieses hat er übersehen, und da der Embryo tatsächlich oft nackt ist, so glaubte er in dem Endocarp die Samenschale zu erblicken. Meiner Ansicht nach obliteriert ın manchen Fällen die dünne Samen- schale, die sich ja leicht ablöst. Um die Verhältnisse klar zu stellen, müßten entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen angestellt werden, für die es mir an Material gebricht. Ich betone nur noch, daß das Endoearp ringsum ganz gleichmäßig mit der übrigen Fruchtwandung zusammenhängt, nicht bloß an den Stellen, wo die Balsambehälter liegen. Gegen Baillons Auffassung spricht auch die Beobachtung, daß in den Fällen, wo zwei übereinander liegende Samen ausgebildet werden, diese bisweilen durch eine ganz dünne Querwand voneinander geschieden sind, die von dem Endocarp ausgeht; solehe Querwände sind bekannt- lich bei Hülsen sehr verbreitet. Wäre die innerste Schicht der Höhlung eine Samenschale, so müßte diese ja an der Stelle, wo das untere Ende des oberen Samens an das obere des unteren stößt, doppelt sein,

Die Hülsen von M. peruiferum L. f. (von mir hauptsächlich nach brasilianischem Material untersucht, z. B. Regnell III n. 1758) sind in der äußeren Form kaum von denen des toluwiferum oder Pereirae zu unterscheiden. Wir finden hier dieselbe Ausbildungsweise der Flügel, eines vorderen schmäleren und hinteren breiteren Flügels. Ich habe leider von dieser Art nur eine geringe Zahl von Früchten gesehen. Baillon, der offenbar ein viel reicheres Material aller Arten geprüft hat, macht auf einen Unterschied aufmerksam, der wohl zu beachten ist. Er stellt auf einer Tafel (pl. X) eine Anzahl Hülsen von Toluifera Balsamum und T. peruifera zusammen. Es geht daraus zweierlei hervor. Erstens nämlich sieht man, wie sehr die Form innerhalb derselben Art wechselt. Zweitens aber beobachtet man auch, daß das Spitzchen (der Griffelrest) am oberen Ende der Hülse eine für die Art bis zum ge- wissen Grade charakteristische Stellung einnimmt. Dieses Spitzchen von kegelförmiger Gestalt hat nämlich im großen und ganzen bei M. peruiferum eine mehr aufsteigende Stellung, während es sich bei M. toluiferum und seinen Formen mehr nach unten neigt. Allzu scharf ist freilich der Unterschied nicht, doch hat man daran bei der Ähnlichkeit in Blatt und Blüte einen gewissen Anhalt; bisweilen tritt das Merkmal schon am Fruchtknoten oder der jungen Hülse hervor. Ein Durch- schnitt durch den oberen samenbergenden Teil der Hülse läßt erkennen, daß hier die krustige oder dünn holzige Hülsenwand viel schmäler ist als bei Zoluiferum; eine Differenzierung in drei Schichten ist nicht er- kennbar, vor allen Dingen fehlt ein scharf abgesetztes Endocarp. Es fehlen hier ferner die beiden seitlichen Balsambehälter; statt dessen finden wir den Raum zwischen Fruchtinnenwand und Same mit Balsam ausgefüllt. Der Same selbst nun gibt uns das wichtigste Kennzeichen

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von peruiferum gegenüber der andern Art. Er ist nämlich nicht glatt (wie bei toluiferum und Pereira), sondern tief von unregelmäßig ver- laufenden Furchen durchzogen; diese sowie die ganze Oberfläche des Samens!) sind in eine Balsammasse eingehüllt. Die Keimblätter sind demnach durch diese Furchen zerklüftet. Baillon bildet a.a. 0. T.X Fig. 12 einen solchen zerklüfteten Samen etwas schematisch ab. Man beobachtet eine ganz dünne bräunliche Samenhaut. In der Form sind die Samen denen von toluiferum ähnlich, jedoch dürften sie im allge- meinen etwas flacher und weniger gekrümmt sein. Wie kommt diese eigentümliche Furchung zustande? Sind es die Balsamgänge, die von der Fruchtwand aus schon in frühen Stadien die Furchungen bedingen? Oder bilden sich die Furchen in den Keimblättern, und füllt der Balsam dann die Lücken aus? Das alles müßte man entwicklungsgeschichtlich prüfen. Vielleicht findet hier bis zum gewissen Grade eine Resorption des innersten Teiles der Hülsenwand statt. Die Furchung des Samens läßt M. peruiferum-Hülsen sofort erkennen. In allen übrigen, in vege- tativen wie floralen Merkmalen sehen sich tolwiferum und peruiferum täuschend ähnlich. Bentham (in Fl. brasil. XV. 1. [1862] 309) charak- terisiert peruiferum dadurch, daß die Blättehen bei der Art kleiner und dünner seien und daß die durchsichtigen Harzbehälter in den Blättchen länglich oder strichförmig seien, während sie bei toluiferum meist rund seien (dazwischen treten auch hier längliche auf). Nach meinen Er- fahrungen ist auf dieses Merkmal wenig Wert zu legen. Eher könnte man noch peruwiferum daran erkennen, daß die Blüten, wie auch Bentham betont, meist etwas kleiner und zarter sind als die von toluiferum.

Was nun die vielerörterte Frage nach der spezifischen Verschieden- heit des Tolubalsambaumes und des Perubalsambaumes anbetrifft, so glaube ich, der Ansicht Baillons, der beide zu einer und derselben Art rechnet, beistimmen zu müssen. Man vergleiche hierzu besonders das unten unter var. Pereirae gesagte. Was die Wahl des Gattungs- namens angeht, so hat der Wiener Kongreß bestimmt, daß Myroxylon L. f. zu den „Nomina conservanda“ gehört, der ältere ungebräuchliche Name Toluifera L. zu den „Nomins rejieienda“ (Regles internat. [1906] p- 81). Bei dieser Wahl bleibt unter den Flacourtiaceae der Name Xylosma Forst. (1786) gegenüber Myroxylon Forst. (1776) erhalten (Regles internat., p. 86).

') Baillon sagt: „L’apparence de cette surface tient d’ailleurs a la configu- ration m&me des cotyl&dons, qui sont exterieurement cerebriformes, rumines m&me, et & ce que les enveloppes seminales, pen €paisses, se moulent exactement sur leur convexite.“

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Im Anschlusse an die Darstellung Baillons ergibt sich folgende Übersicht der Arten:

A. Same mit gefurehten Keimblättern (Eumyroxylon).

1. Myroxylon peruiferum L. f. Suppl. (1781) 233; Guimpel u’ Schlechtd.!) Abbildg. Gew. Pharmae. boruss. III. (1837) 94 t. 278; Klotzsch in Hayne, Arzneigew. XIV. 1. (1843) t. 11; Benth. in Fl. brasil. XV. 1. (1862) 310; Berg u. Schmidt, Offiz. Pfiz. IV. (1863) t. XXIX e. I; Bentley and Trimen, Medieinal Pl. II. (1880) sub t. 83. Myrospermum pedicellatum Lam. Eneyel. IV. (1797) 191.; Illustr, t. 341 fig. 1 (von einer Furchung des Samens ist auf diesem Bilde nichts zu sehen). Myroxylon pubeseens H. B. K. Nov. gen. et spec. VI. (1823) 374: Kunth, Synops. pl. IV. (1825) 68. Myrospermum peruiferum DC. Prodr. I. (1825) 95. Myroxylon pedicellatum Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 276. Myrospermum erythroeylum Allem. in Rev. Braz. I. (1857) 51. Myroxylon abruptifolium Stokes, Bot. Mat. med. II. (1812) 471 (ex Indice kewensi). Toluifera peruifera, T. pedi- cellata, T. pubescens Baill. Hist. pl. II. (1870) 383.

Linn fil. hat die Hülse nicht beschrieben. Sein Originalexemplar (von Mutis gesammelt) ist mir unbekanst. Ich muß mich auf das Zeugnis Hanburys und Baillons dafür berufen, daß Linnös Art wirklich den oben angegebenen Samenbau besitzt. Das Berliner Herbar besitzt einige blühende Stücke eines Exemplars, das aus dem Herb. Humboldt stammen soll und die Bezeichnung trägt: Mutis ded.; Klotzsch selbst hat es als peruiferum bestimmt. Im Herb. Willdenow (n. 8061) liegt ein sehr mangelhaftes Exemplar von M. pubescens H.B. K.; die einzige Hülse hat den geschilderten Bau. Über M. pedicellatum Lam. habe ich kein ganz sicheres Urteil; Baillon vereinigt die Art mit peruiferum und bildet auch eine Hülse des Originalexemplars von J. de Jussieu aus Peru ab. Die von Klotzsch zu pedicellatum gerechneten Exemplare von Ruiz aus Peru habe ich gesehen; es sind blühende Zweigstücke, und ich möchte sie hierher rechnen, wenn auch erst die Hülsen sichere Entscheidung bringen können. Klotzsch zerteilte die von Ruiz unter dem Namen Myroxylon peruiferum gesammelten Exem- plare?) in zwei Arten, und zwar rechnete er von der Abbildung der-

') Diese Abbildung wird von K. Schumann (a. a. O. 32) zu Toluifera Pereirae gerechnet, wohin sie meiner Ansicht nach nicht gehört.

?) Auf diese bezieht sich die Abhandlung in A. B. Lambert, Illustr. of the Gen. Cinchona (1821) p. 92: Description of the tree which produces the Balsam of Tolu and Peru, and known under the name of Quinquino in the kingdom of Peru. By Don Hippolito Ruiz, First Bot. to the king of Spain in the Expedition to Peru; translated from the Spanish.

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selben (in Lambert, Illustr, of the gen, Cinchona) Fig. 1 und 2 (Blü- ten) zu pedicellatum, Fig. 3 u. 4 sowie den fruchttragenden Zweig zu punetatum Klotzsch (in Hayne, Arzneigew. XIV. 1. T. 12). Die im Berliner Herbar liegenden Exemplare von Ruiz bestehen zweifellos aus zweierlei. Bei der einen Folge von Stücken sind die Blätter und Blü- ten entschieden größer als bei den andern. Die einen, die in Blättern, Blüten und Hülsen vorliegen, entsprechen durchaus der Abbildung des fruchttragenden Zweiges bei Lambert; die fast lederig:n Blättchen zeigen hier durchsichtige Pünktehen, doch keine Strichelehen. Bei der andern Gruppe von Exemplaren sind die Blättehen viel kleiner, mit Punkten und Stricheln versehen, und zudem sind die Blüten kleiner, Diese Exemplare entsprechen der Abbildung von M. peruiferum in Hayne, Arzneigew. T. 11; diese Tafel rechnet Klotzsch später (in Bonplandia) zu pedicellatum. Ferner dürfte der auf der Tafel bei Ruiz in Lambert’s Werk rechts oben abgebildete kleine Blütenzweig solchen Exemplaren entnommen sein. Baillon hält alles für ein und dasselbe (a. a. O. p. 515), worin ich ihm nicht beistimmen kann. Es muß schon bei Ruiz eine Verwechselung vorgekommen sein, und seine Exemplare bestehen 1. aus pedicellatum Klotzsch (höchst wahrscheinlich = perui- ferum L. f.), und 2. punetatum Klotzsch (= toluiferum var. punetatum).

M. peruiferum in dieser Deutung und Begrenzung findet sich in:

Colombia (Mutis); Baillon (a. a. O. Fig. 8) bildet eine von Goudot gesammelte Hülse ab. Außerdem Humboldt in Herb. Will- denow n. 8061 (M. pubescens, stark behaarte Form) und n. 8062 pp. (das Exemplar links in Blüten, ohne Blätter). Für M. pubescens heißt es (Kunth, Synops. IV. 69): Colitur prope Carthaginem alt. 500 hex. (Provincia Popayanensi).

Eeuador: Baillon bildet ab eine von Spruce (n. 5075) gesam- melte Hülse. Ferner Sodiro n. 368 (Creseit culta ap. Puembo, spontan. n. vidi; arbor medioceris valde ramosa et frondosa, balsamiflua; 1880).

Peru: Hierher gehören die oben genannten Stücke von Ruiz (pedi- cellatum Klotzsch). Nach Baillon auch das Exemplar von J. de Jussieu (Myrospermum pedicellatum Lam.)

Bolivia (nach Flückiger and Hanbury).

Brasilien: $. Paulo (Regnell II. 1758; 1869); ohne Standorte (Riedel n. 462; Glaziou n. 12566). Nach Bentham in der Pro- vinz Rio de Janeiro (Allemäo), dort Oleo vermelho genannt.

Nach Flückiger and Hanbury (Pharmacogr. p. 184) liefert die Art einen Balsam, der in geringer Menge gesammelt wird. Er soll dem Tolubalsam ähneln, doch von tieferer rötlicher Färbung und größerer Härte sein; zwischen zwei gewärmten Glasplatten gepreßt, scheidet er

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keine Kristalle aus. Vergl. auch Flückiger, Pharmacogn. 3. ed. (1891) 149.

Wahrscheinlich kann man bei dieser Art ebenso wie bei der zwei- ten einige Varietäten nach der Hülsenform, die auch hier recht wechselt, unterscheiden (vergl. Baillons Figuren); zudem gibt es behaarte (pubescens H. B. K.) und weniger behaarte Exemplare. Das Material reicht zur scharfen Kennzeichnung dieser Formen nicht aus,

B. Same glatt, ungefurcht (Toluifera).

2. Myroxylon balsamum (L.) Harms!) Toluifera balsamum L. Spee. pl. ed. 1. (1753) 384; Bentley and Trimen, Medie, Pl. II. (1880) t. 84; Baill. Traitö de bot. med. phanerogam. (1883) 676. Baillon gliedert die Art in folgender Weise:

Var. a. genuwinum Baill. 1. e. Myroxylon toluifera H. B.K. Nov. gen. VI. (1823) 375, Kunth, Synops. pl. IV. (1825) 69; Guimpel und Schlechtd. Abbildg. Gew. Pharmac. boruss. II. (1837) 95 t. 279. Myrozylum toluiferum A. Rich. in Ann. se. nat. II. (1824) 171. Myro- spermum toluiferum D.C. Prodr. II. (1825) 95. Myroxylon Hanbury- anum Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 275.

Der Typus der Art, den nach Flückiger and Hanbury (a.a.0. p. 177) 1868 A. Goering in guten vollständigen Exemplaren in Vene- zuela sammelte, liefert den Tolubalsam. Das Berliner Herbar besitzt keine blühenden Stücke des echten Tolubalsambaumes aus seiner Heimat; wir haben ein Bruchstück der Exemplare Goerings. Es gehören hier- her die von Klotzsch als Hanburyanum beschriebenen Blätter, die Hum- boldt im Gebiete des Amazonenstromes bei San Jaen de Bracamoros in Eeuador gesammelt hat; nach Baillon stellen sie typisches M. toluifera dar. Ferner ist hierher zu rechnen das Blattexemplar von Herb. Willde- now .n. 8062 (auf der rechten Seite). Nach Flückiger and Hanbury konnten die früheren Sammler (Humboldt, Triana usw.) nur Blattstücke erlangen. Weir gelang es 1863 einige Hülsen zu bekommen; erst Goering?) sammelte 1868 in Venezuela vollständige Stticke mit Blüten und Hülsen.

') Hartwich bespricht (in Apothekerzeitg. XV [1900] 597) die Änderungen im neuen Arzneibuch für das Deutsche Reich und schreibt bei Bals. tolutanum: „Der Name der Stammpflanze ist von Toluifera Balsamum umgeändert in Myro- xylon Balsamum.“ Nun steht aber tatsächlich im Arzneibuch 4. Ausg. (1900) 56 der Name Myroxylon Toluifera. Da die von Hartwich zitierte Kombination somit an der Stelle, auf die er sich bezieht, gar nicht steht, glaubte ich mich be- rechtigt, meinen Namen als Autor der neuen Kombination zu verwenden, die aus Prioritätsrücksichten geboten ist.

?) Seine Exemplare sind abgebildet bei Bentley und Trimen, Medie. Pl. II (1880) t. 84 (mit Ausnahme der Frucht, die zu einem Exemplar von Ruiz gehört),

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Der echte Tolubalsambaum findet sich in Venezuela und Colom- bia; hauptsächlich wird er ausgebeutet im Gebiete des Magdalenen- stromes (bei Plato), bei Turbaco, Tolu, im Tal des Rio Sinu. Nach Bentham (Fl. brasil. XV. 1. [162] 309) kommt er auch in Brasi- lien vor (S. Paulo, Ubetuba, von Guillemin gesammelt); wahrschein- lich findet er sich auch in Eeuador. Ferner gibt ihn Hemsley (Biol, centr. amer. Bot. I. [1880] 322) für Guatemala an,

Var. ß. Pereirae (Royle) Baill. Traitö de bot. möd. (1883) 676 (sub Toluifera). „Myrospermum of Sonsonate* Pereira in Pharmae. Journ. X. (1850—51) 280 mit Abbild. Myrospermum Pereirae Royle, Man. Mat. med. ed.2 (1853) 414 (Diagnose übersetzt bei Klotzseh |. e. 273). Myrospermum sonsonatense Oersted in Kjöbenhavn Vidensk. Meddel. (1855) 27, mit Abb. Myroxylon Pereirae Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 275. Myroxylon sonsonatense auct. ex Flückiger and Hanbury, Pharmacogr. (1874) 179. Toluifera Pereirae Baill. Hist. pl. II. (1870) 383; Bentley and Trimen, Medie. Pl. II. (1880) t. 83; K. Schumann in Berg u. Schmidt, Atlas der offiz. Pflz. II. (1896) t. 58.

Diese Varietät, die Flüekiger-Hanbury, K. Schumann, Tau- bert noch als eigene Art auffassen, liefert den Perubalsam. Sie findet sich an der Balsamküste von San Salvador und in Guate- mala, nach Baillon auch noch in anderen Teilen Zentral- Amerikas und Süd-Mexikos. P. Preuß!) hat ausgezeichnete Stücke des Baumes aus 8. Salvador und Guatemala mitgebracht. Der Hauptunterschied gegenüber var. genuinum soll in der Form der Hülsen liegen, die bei var. Pereirae stärker nach dem Stiele zu verschmälert sind und oft eine stärkere Krümmung zeigen (man vergl. die Abbild. bei K. Schumann). Inwieweit diese Merkmale konstant sind, muß vorläufig dahingestellt

') Diesem ausgezeichneten Forscher verdankt man die ausführlichsten An- gaben über die Gewinnung des Perubalsams (Expedit. nach Zentral- und Süd- amerika [1901] 318). Der Baum ist nach ihm einer der schönsten Waldbäume, die man überhaupt kennt. Die Rinde ist leicht kenntlich. Sie ist mehr oder weniger rauh, von grauer Grundfarbe und mit zahlreichen, flachen gelblichen Höckern und Buckeln von verschiedener Grüße besetzt. Das Holz ist von unge- wöhnlicher Festigkeit, wird als Nutzholz außerordentlich geschätzt und steht im Werte höher als Mahagoni und Zeder. Preuß teilt mit (p. 323), daß es nach den Angaben einiger Balsamalbesitzer (Balsamal ist ein Bestand von solchen Bäu- men) zwei Arten von Balsambäumen gebe. Die eine soll eine dickere rauhere Rinde und dunkleres Holz haben und mehr Balsam geben, als die andere mit dünnerer glatterer Rinde und hellerem Holze. Preuß hat sich vergeblich bemüht, ein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Varietäten aus- zufinden.

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bleiben. Die Verschiedenartigkeit der Produkte läßt zunächst Bedenken aufkommen gegen eine Angliederung des Perubalsambaumes an den Tolubalsambaum. Jedoch ist dieser Gegensatz nicht so groß. Tschirch (Harze und Harzbehälter, p. 213) hält die Stammpflanze des Peru- balsams für eine physiologische Varietät der Stammpflanze des Tolu- balsams. Diese Ansicht erhält nach ihm dadurch eine Bestätigung, daß nach chemischer Untersuchung der Unterschied zwischen den beiden Balsamen!) weniger ein qualitativer, wie ein quantitativer sei. Der Unterschied mag nach demselben Autor wohl auch zum Teil auf die verschiedene Gewinnung zurückzuführen sein?). Tschirch erzählt, er habe in Buitenzorg, wo beide Bäume nebeneinander kultiviert werden, sie nicht unterscheiden können. Die Frage wäre nur, ob in Buitenzorg wirklich der echte Tolubalsambaum und der echte Peru- balsambaum gezogen werden. Verschiedene Sammler (Stuhlmann, Preyer, Engler) haben aus dem Buitenzorger Garten Material eines fälschlich als Myroxylon peruiferum bezeichneten Baumes mitgebracht; es ist mir nicht möglich, mit Sicherheit zu entscheiden, ob hier der Tolu- balsambaum oder der Perubalsambaum vorliegt. Flückiger und Hanbury wollten dem Vorgehen Baillons, der beide Arten ver- einigte, nicht beistimmen, indem sie auf die oben genannte Verschieden- heit in der Hülsenform hinwiesen und auch (p. 180) betonten, daß bei Pereirae die Trauben lockerer und länger (6—7 inches) seien, daß der Stamm schon in einer Höhe von 6—10 Fuß vom Grunde aufsteigende Äste bilde, während er sich bei tolwiferum erst in einer Höhe von 40 bis 60 Fuß verzweigen soll.

Nach Bentley and Trimen (l. ec.) wird „Balsamo blanco“ aus den Hülsen durch Pressen ohne Anwendung von Hitze gewonnen, nach- dem die faserigen Teile der Hülsenwand entfernt sind; „Balsamito“ dagegen wird gewonnen durch Kochen der Hülsen in Rum. Der Balsamo blanco wurde chemisch untersucht von H. Germann (Archiv d. Pharmacie [1896] p. 641); danach ist er wesentlich von dem gewöhnlichen Perubalsam verschieden (vergl. auch Flückiger and Han- bury, 1. e. p. 184).

!) Bemerkenswert ist, daß schon Ruiz (a.a. O. p. 95) sagt: There is no difference in these three balsams, excepting in the name, colour, and consistence.“ Er meint: „White Liquid Balsam, Dry White Balsam or Balsam of Tolu, Black Peruvian Balsam“.

?) Tolubalsam wie Perubalsam sind nach Tschirch (in Flora Bd. 93 (1904) 193) pathologische Produkte. Die Bildung des Perubalsams erfolgt nach Preuß erst infolge von mechanischen Verwundungen oder von Erhitzen und in verstärk- tem Maße durch Zusammenwirkung von Verwunden und Frhitzen.

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Preuß (l. e. 322) sagt, daß der Balsam der Hülsen „unter dem Namen Balsamito als Medizin gegen innere Krankheiten sehr ge- schätzt, jedoch nicht in das Ausland ausgeführt werde. Der Ge- schmack ist etwas bitter, der Geruch von demjenigen des Perubalsams ziemlich stark verschieden und auch nieht so intensiv wie dieser,“

Var, y. punetatum (Klotzsch) Baill,, a. a. O. 677 (sub Toluifera). Myroxylon peruiferum Ruiz in I,ambert, a. a. O. (das Fruchtexem- plar!) Myroxylon punetatum Klotzsch in Hayne, Arzneigew. XIV. (1843) t. 12 et in Bonplandia V. (1857) 276; Berg u. Schmidt, Offiz. Pfiz. IV. (1863) t. XXIX e. II. Myrospermum punetatum Walp. Rep. I. (1843) 805. Myrospermum balsamiferum Ruiz et Pav. ex Baillon, a. a. O. 6771); Ruiz et Pav. Icon. ined, t. 373 (ex Ind. kew.).

Die Blättehen dieser Form sind größer, von mehr lederiger Konsi- stenz als bei den beiden andern Varietäten; zudem sind die durch- siehtigen Punkte der Blättehen weniger zahlreich, kürzer, rundlich oder kurz linienförmig, und lang gestreckte, schmale Strichelchen treten nicht auf, während bei « u. £ Linien und Punkte durcheinander vorkommen. Die Hülse?) ist hier gerade oder fast gerade, der Flügelteil nach unten gar nicht oder wenig verschmälert, der schmälere Flügel etwas konvex, der breitere mit geradem oder leicht eingebogenem Rande.

Diese Varietät wächst in Peru (in Chieoplaya, Pozuzo aliisque loeis, Ruiz), wo sie quinoquino genannt wird. Nach Baillon auch in Std-Brasilien; ferner soll sie nach $S. Domingo übergeführt sein.

Species incertae sedis.

Myrosxylon robiniaefolium Klotzsch in Bonplandia V. (1857) 276. Myrospermum robinifolium Warszewiez ex Klotzsch, a. a. O. 276.

Eeuador: Guayaquil, Chongon (A. J. de Warszewiez). Nur Blätter, Blättehen sehr klein. _ Liefert „Balsamo odoroso“., Gehört vielleicht zu M. peruwiferum.

Wollen wir die Ergebnisse dieser Mitteilung kurz zusammenfassen, so erhalten wir folgende Sätze:

') Abgebildet nach den Exempl. von Ruiz auch bei Bentley and Trimen, Medic. Pl. II. (1880) t 84.

?) Baillon (Trait€ de Bot. med. p. 670) meint, daß die von Bertoloni (Amoen. ital [1819] 25 t. 1) unter dem Namen M. peruiferum abgebildete Hülse von den von Ruiz gesammelten Exemplaren stamme. Ihre Stellung bleibt ganz ungewiß.

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1. Die Gattung Myroxylon L. f. (= Toluifera L.) besteht aus zwei Arten, die einander täuschend ähnlich sind und sich hauptsächlich durch den Bau der Hülse und des Samens unterscheiden.

2. Bei M. peruiferum L. f. ist der Same von tiefen mit Harz er- füllten Furchen durchzogen, bei M. balsamum (L.) Harms ist er glatt.

3. Die Stammpflanzen des Tolubalsams und die des Perubalsams gehören zur selben Art der Gattung, und zwar zu M. balsamum. Der Tolubalsambaum bildet den Typus der Art; der Perubalsam- baum kann als Varietät dieser Art betrachtet werden (var. Pereirae).

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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig

Aus der Heimat - für die Heimat

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des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin- Dahlem,

Fe = 44.

(Bd. V.) Ausgegeben am 27. Januar 1909.

2 PRZERT u 3 00.2 @utachten des Pharmazeutischen Instituts der Universität ee 5 Berlin. Von H. Priess. ne

E m. Helianthi oder Salsifis, Von P. Graebner.

2 II. Orehidaeeae noyae samoenses. Von Fr. Kränzlin. Be =

Gleichzeitig. werden ausgegeben: Appendix XXI. Nr.1. A. Engler. Einige Nutzhölzer Kameruns, ee | 1. Olaeaceae. 0,60 Mk. | Ba

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Togos, eg

Nur dureh den Buohhandel zu beziehen.

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In Kommission bei Wilhelm Engelmann i in role

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Notizblatt

des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 44. (Bd. V.)

Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig, Auszüge sind bei vollständiger Quellenangabe gestattet.

I, Gutachten des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

a) Wurzelrinde von Fagara xanthoxyloides Lam.

(Rutaceae Xanthoxyleae.) Eingeborenenname „Kelenmäü“ aus Sokode, Togo.

Vorläufiger Bericht von H. Priess.

Unter dieser Bezeichnung wurde dem Institut von der Botanischen Zentralstelle eine Wurzelrinde zur chemischen und pharmakognostischen Untersuchung überwiesen, welche nach Angabe von Dr. Kersting bei den Eingeborenen in Deutsch-Togo als Arzneimittel gebraucht wird.

Mit dankenswertem Interesse hat Herr Dr. med. Kersting die arzeneiliche Anwendung der Droge bei den Eingeborenen studiert und vor allem durch zuverlässige Beschaffung von weiterem Material für noch bevorstehende Untersuchungen sich sehr verdient gemacht.

Da in der Literatur etwa 130 Fagara- Arten der Tropen bekannt sind, welche als Fiebermittel oder schweißbefördernd in Anwendung kommen, so wurde zunächst eine Prüfung der vorliegenden Droge auf Alkaloide und eine nähere Untersuchung des in der Wurzelrinde ent- haltenen Öls und Weichharzes vorgenommen. Erst während der Unter- suchung wurde aus der italienischen Literatur eine Arbeit aus dem Jahre 1887 zugänglich, welche die Wurzelrinde von Xanthoxylon sene- galense Artas root behandelt. Diese Wurzelrinde war von der öst-

lichen Küste Afrikas nach London auf den Markt gebracht und von dort 8

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wieder dem medizinischen Laboratorium der Universität Turin zur Untersuchung überwiesen. Die dort erhaltenen Resultate stehen im wesentlichen im Einklang mit den diesseits erhaltenen!).

Die Verfasser Giacosa und Moraniı haben aus Artas root mit Petroläther ein schweres fettes Öl extrahiert sowie ein Phytosterin vom Schmp. 120—125°. Durch entsprechende Behandlung des alkoholischen und ätherischen Extraktes wurden zwei verschiedene Alkaloide isoliert?).

Es wird hier über die physiologische Wirkung folgendes angegeben:

Das Alkaloid erzeugt eine Reizung in den Muskeln mit Gerinnung des Myosin und Bewegungsstörungen ähnlich denjenigen, die durch Veratrin veranlaßt werden. Die Wirkung auf das Herz zeigt sich in bedeutender Verlangsamung der einzelnen Kontraktionen mit scheinbarer Erhöhung der Energie. Die Verzögerung ist unabhängig vom Vagus und den das Herz stillstellenden Apparaten. Sie wird durch Atropin nicht verändert. Das Herz widersteht lange der Wirkung dieses Alka- loids.

Eigene Untersuchungen.

I. Prüfung auf Alkaloide. 100 & der zerkleinerten Droge wurden mit 90°/, weinsäurehaltigem Alkohol extrahiert. Der Rückstand betrug nach dem Verdunsten des Alkohols 11,2 11,2°/, Weichharz, s. Präparat J,

Durch Extraktion des Weichharzes mit 1°/, H,SO, konnten geringe Mengen eines Alkaloids isoliert werden.

‘Gleichzeitig zeigte es sich, daß sich mit Petroläther aus dem Weich- harz ein Öl isolieren ließ, welches das scharfe Prinzip der Wurzelrinde darstellte.

II. Extraktion mit Petroläther Isolierung des Öls und eines hochmolekularen Alkobols C,,H,,0O,, welcher mit dem Namen Fagarol bezeichnet wird.

7 kg Droge wurden bis zum Erschöpfen mit Petroläther extrahiert. Nach Abdestillation des Lösungsmittels betrug die Ausbeute 218 g 3,1°/,, siehe Präparat II. Aus dem Öl schieden sich bald weiße Re stallmassen ab, die auf Tontellern vom Öl getrennt werden konnten.

a) Reindarstellung und Analyse des Fagarols. Durch mehrfaches Umkristallisieren aus verdünntem Alkohol gelang es die vom Öl getrennten Kristalle zu reinigen. Dieselben waren vollständig geschmacklos und zeigten den Schmp. 126,5°, siehe Präparat III.

?) Gazz. chim. ital. Vol. XVII, p. 362, 1887. Ibid. Vol. XIX, p. 303, 1889. ?) Über die pharmakologische Prüfung des mit Artarin bezeichneten Alka- !oides s. Giornale R. Acc. di Medieina di Torino 1885, Nr. 5 (1. Apr.), Separat-

abdruck 1—6, ebenso Pharm. Journal and Transaetions 1897, p. 91 und 1890, 1053, 168.

Die Analyse ergab: Berechnet für C,,H,,O, I. C = 67,940), II. C = 68,22), U = 68,297), H= 521, H= 555, H = 5,69,

In Toluol gelöst gelang es ein gut kristallisierendes Alkoholat durch Einwirkung von met.-Na darzustellen, von welchem weiter durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid die Azetylverbindung vom Schmp. 112° gewonnen wurde.

Ebenso gelang in der Lösung mit Chloroform, je nach der Menge des angewandten Broms, die Darstellnng eines Mono- und Dibrom- derivats.

b) Reindarstellung des Öls. Aus dem Öle wurden durch mehrfaches Ausschütteln mit 1°/, H,SO, die Alkaloide isoliert. Und zwar konnte neben einem stark gelb gefärbten Alkaloid auch ein gut kristallisierendes Alkaloid schon aus dem Öl erhalten werden.

Das Öl war jetzt nahezu stickstoffrei, hatte aber seinen intensiven speichelflußbefördernden Geschmack behalten. Mit Wasserdämpfen ist es nicht flüchtig, siehe Präparat IV.

Auch bei hohen Kältegraden erstarrt dasselbe nicht mehr.

Säurezahl . ., .v..n '=r,1835 BEsterzahlh a, ve. ei Verseifungzzahll . . . . = 150,45 Jodzahlı & N ws a. 10T.

III. Alkoholauszug. Nachfolgend wurde die mit Petroläther er- schöpfte Droge mit Alkohol ausgekocht. Dieser Auszug wurde auf 1 kg eingedampft.

Nach dem Erkalten schied sich bald neben bedeutenden Mengen von Fagarol ein Zucker ab, welcher nach mehrfachem Umkristallisieren als Saccharose identifiziert wurde. Die Wurzelrinde enthält ca. 1°/, Saccharose.

Ebenfalls konnten in dem Alkoholauszug die beiden von Giacosa und Morani isolierten Alkaloide nachgewiesen werden. Es gelang uns in geringer Menge ein in farblosen Tafeln kristallisierendes Alkaloid zu isolieren. Ob dasselbe mit dem Artarin identisch ist, konnte nicht ermittelt werden.

Vom pharmakologischen Standpunkt aus bleibt noch zu beantworten, ob die von den Eingeborenen geschätzte Arzneimittelwirkung der Droge allein dem Alkaloidgehalt zuzuschreiben ist. Das von uns dargestellte Öl übt äußerst starke Speichelabsonderung und löst auf der Zunge eine anästhesierende Wirkung aus. Eine weitere pharmakologische Prüfung müßte hier die Entscheidung bringen und ist bereits eingeleitet worden.

8*

12

b) Samen von Pentadesma Kerstingii Engl.

Dem Institut wurde ein Posten Samen von Peniadesma Kerstingüi Engl. aus Togo zur chemischen Untersuchung und Beurteilung des darin enthaltenen Fettes übersandt.

In der Literatur finden sich nur kurze Angaben über das Fett, so eine in der Real-Enzyklopädie der gesamten Pharmazie und ein Brief- wechsel, die Früchte betreffend, in Kew Gardens Bulletin 1897.

Die vorliegenden 3—5eckigen Samen sind außen braun, im Innern rosarot und von einer leicht abzulösenden Bastschieht bedeckt. Ihre Größe ist in der Länge ca. 2'/,, in der Breite ca. 2cm. Ein Durch- schnittsmuster von 50 Samen wiegt 510 g und beträgt das Gewicht der eben erwähnten Bastschicht 1,8°/,.

Die Samen enthalten:

Wasser a er IE N Ra A arsine Trockne und fettfreie Beständteile . 54,19

Eine Aschebestimmung ergab 2,12°/, Mineralbestandteile.

Zur Gewinnung des Fettes wurden die tunlichst zerkleinerten Samen im Soxlhlet mit Äther extrahiert und zwar zuerst für sich, dann der getrocknete, mit Sand verriebene Rückstand nochmals bis zur Er- schöpfung.

Das nach dem Abdestillieren des Äthers gewonnene Fett hat hell- gelbe Farbe, zeigt einen schwach aromatischen Geruch und ist ge- schmacklos. Bei Zimmertemperatur hat das Fett die Konsistenz einer zarten Butter.

Die weitere Untersuchung des Fettes ergab folgende Zahlen:

Schmelzpunkt . - „. . ......82—-35°C. Erstarrungspunkt . . 2... 24-20°C. Verseifungszahll . . . . . . 153,0 Jodzahl (nach Hübl) . . . . 52,0

Refraktometerzahl (im Zeißschen Butter-Refraktometer) . 49,0

Wenn der Fettgehalt der Samen auch nicht als besonders hoch zu bezeichnen ist, so zeigt das Fett doch alle günstigen Eigenschaften, die eine weitere Prüfung seiner Verwendbarkeit, sei es als Genußmittel oder in der Seifenindustrie, als empfehlenswert erscheinen lassen.

(gez. Bandke.) Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin

H. Thoms.

u WE

c) Über mehrere Drogen aus Westafrika.

Die mit gef. Schreiben vom 13, April 1908 erhaltenen Drogen sind im Institute einer chemischen Untersuchung unterworfen worden, deren Ergebnisse in folgendem mitgeteilt werden:

1. Beblätterte Zweige von Dichapetalum toxiearium Engl. Sie ent- hielten Spuren eines mit Kaliumquecksilberjodid und Kaliumwismutjodid Fällungen gebenden Alkaloides, sowie Spuren eines auf Kaulquappen nicht giftig wirkenden Saponins, mit dessen Lösungen Hämolyse nicht eintrat.

2. Harz eines unbekannten Baumes aus Kamerun (Barum-Gebiet), soll besser sein als Elemi. Es ist eine harzartige, innen weiße, außen bräunliche, harte, spröde Masse. Der Geruch ist der von Elemi. Bei der mikrochemischen Untersuchung wurden die nach Tschirch das echte Elemi kennzeichnenden Amyrin-Kristalle erhalten. Vielleicht stammt das Harz von Canarium Schweinfurthii Engl.

3. Harz von Canarium Mansfeldianum Engl. (Kamerun-Kopal?), dem Edjum - Baum. Das Harz besteht aus bräunlichen, in dünner Schicht durchsichtigen Stücken, die an ihrer Außenseite von einer weißen undurchsichtigen Schicht umgeben sind. Sie riechen ganz schwach nach Elemi. Zur orientierenden Ermittelung der Löslichkeit wurde je ein Gramm des grob geriebenen Harzes mit 3 g Lösungs- mittel bei Zimmertemperatur unter häufigem Umschütteln einige Tage lang stehen gelassen, dann abfiltriert und der Gehalt der Lösungen an Gelöstem festgestellt. Dabei zeigte sich für Chloroform und Benzol vollständige Löslichkeit. Die Lösung in Alkohol (98°/,) enthielt 9 °/,, in Petroläther 30 °/,, in Äther 16°/,, in Aceton 8°/,. Amyrinkristalle wurden nicht erhalten. Das Harz schmolz im Reagierglase bei 134 bis 135°, ebenso im Haarröhrchen. Seine Säurezahl wurde zu 98, seine Verseifungszahl zu 60,8 festgestellt.

4. Rindendrogen des Hauptmann von Besser aus Ka- merun.

a) Rinde Ngai vom Baume Njalla, dessen Früchte als falsche Kola oder Njalla-Bohnen bezeichnet werden; die Rinde wird roh ge- gessen als Abführmittel. Die großen, über 1 cm dicken, außen braunen, innen hellgelblichen Rindenstücke besaßen stark bitteren Geschmack. Außer Bitterstoff wurde Gerbstoff und reduzierender Zucker gefunden. Mit Kaliumquecksilberjodidd und Kaliumwismutjodid wurden Spuren eines alkaloidischen Stoffes nachgewiesen. Oxymethylanthrachinone konnten nicht nachgewiesen werden; die Droge gehört also nicht in die Gruppe der Rhamnus- oder Rheum-(Senna-)Abführdrogen.

b) Rinde vom Kolombo-Baum, Abführmittel der Eingeborenen.

104

Große rotbraune, 5—6 mm dicke flache Rindenstücke mit querrissiger Borke, ohne besonderen Geschmack. Auch hier wurden Gerbstoff- und Zuckerverbindungen sowie ein alkaloidischer Bestandteil, aber keine Oxymethylanthrachinone nachgewiesen.

c) Rinde des Baumes Dolakene, dient zur Wundbehandlung, Eingerollte Stücke einer schwärzlichbraunen, mit weißlichem Korke bedeckten, etwa 1—2 mm dieken Rinde, ohne besonderen Geschmack. Enthält Gerbstoff, Zucker, Spuren alkaloidischer Stoffe, gibt eine dunkel- braune sauer reagierende Abkochung.

d) Rinde vom Baume Mlopanda, soll medizinisch verwendet werden, Flache, außen mit dunkel graugrünlichem fein querrissigem Korke bedeckte, etwa 5 mm dicke, klingend harte Rindentafeln, auf der Stammseite rot, im Innern gelblichrot gefärbt, ohne besonderen Ge- schmack. Enthält Gerbstoff, Zuckerverbindungen. Alkaloid ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen.

5. Drogensammlung von Oberleutnant Mellin aus Mangu- Jendi in Togo.

Die nachstehend für die einzelnen Drogen benutzten Nummern entsprechen den Nummern des mit dem Auftrage enthaltenen Ver- zeichnisses; sie beginnen mit 11 und steigen nicht regelmäßig.

1l. Nyama, Bauhinia retieulata DC., Streupulver auf Wunden für Beschneidung. Ungleichmäßiges gelbbräunliches Pulver mit Gerb- stoffgeruch, von stark saurem, zusammenziehendem Geschmacke. Das Pulver erwies sich reich an Gerbstoff, es enthielt Spuren einer Pflanzenbase.

30. Dyöro, Securidaca longepeduneulata, Schnupftabak gegen Kopf- schmerz, auch Mittel gegen Schlangengift; war ein ungleichmäßiges, weißliches Pulver, deutlich nach Methyl - Salizylester riechend, Ge- schmack zusammenziehend, danach bitter und kratzend. Der wässerige Auszug ist stark schleimig, schäumt, enthält Gerbstoff und ein Saponin. Der Geruch der Abkochung ist stark und dem einer Senega-Abkochung sehr ähnlich. Eine Pflanzenbase wurde nicht gefunden.

34. Flongfogo, Borreria Ruelliae K. Sch., (getrocknete Blätter als Tee gegen Durchfall), ungleichmäßiges grünliches Pulver von deut- lichem Teegeruche. Geschmack krautig, schwach zusammenziehend. Enthält viel Chlorophyll, ferner Gerbstoff und reduzierenden Zucker, kein Alkaloid.

35. Bagbena, Trema Guinensis (Schum.) Engl. var. parvifolia (Schum.) Engl., (ein Löffel mit Seifenwasser vermischt gegen Darm- würmer), gröbliches grünes Pulver, wie Senna-Pulver riechend. Ge- schmack bitterlich, nicht kennzeichnend. Zucker und Gerbstoffe reich- lich. Alkaloid nicht vorhanden.

105

39. Nakambim, Cassia absus. T., Streupulver gegen Syphilis, grünes grobes Pflanzenpulver von dem Geruche gepulverter grüner Blätter, ohno kennzeichnenden Geschmack. Enthält Gerbstoff, reduzierenden Zucker, kein Alkaloid.

41. Bati, Waltheria americana C., (ein Löffel morgens und abends mit heißem Wasser als Mittel gegen Husten zu nehmen), rötlich-bräun- liches Pflanzenpulver, von einem Geruche wie Alttheewurzel, aber dabei adstringierend. Geschmack zusammenziehend. Enthält Schleim, Gerb- stoff, Zucker, kein Alkaloid,

43. Wobogu, Crossandra quineensis Nees., (ein Löffel morgens und abends mit Mehlbrei gekocht gegen Durchfall). Dunkelgraues Pulver, Geruch wie Tee, Geschmack schleimig. Enthält viel Schleim, ferner Zucker, Gerbstoff, kein Alkaloid.

49. Sandin-dorma, Polygala spee., (Streupulver auf Wunden), gelbbräunliches grobes Pulver, Geruch wie Senega, Geschmack säuerlich, unangenehm bitterlich-kratzend. Der gelb gefärbte wässerige Auszug enthielt Schleim, nur Spuren Gerbstoffl, Zucker. Die Gegenwart einer Pflanzenbase wurde sichergestellt.

50. Tarei, Rubiaceen-Art, (morgens und abends ein Eßlöffel des Wurzelpulvers mit Wasser gegen Leibschmerzen), orangegelbes Pulver von stark bitterem Geschmack, fast geruchlos. Enthielt einen Farbstoff, dessen Lösung grünlichgelb fluoresziert, viel Bitterstoff, Zucker. Al- kaloid wurde nicht mit Sicherheit erkannt.

5l und 54. 1!/, Kerna und !/, Bense-Körner (1 Teelöffel morgens und abends ins Essen als Mittel gegen Durchfall). Rötlich- braunes Pflanzenpulver ohne kennzeichnenden Geruch. Geschmack schwach zusammenziehend. Enthält Zucker, Gerbstoff, Spuren einer Pflanzenbase.

55. Suku, Anona senegalensis Pers., (Pulver aus Wurzeln, wird Pferden in Mehlkuchen gegeben, um sie in gute Kondition zu bringen; ist auch Wundheilmittel), bräunliches Pulver von schwachem, unbe- stimmtem Geruche, fast geschmacklos. Enthält Schleim, wenig Gerbstoff.

57. Uanyise, Cochlospermum tinetorium A. Rich., (gegen Brand- wunden mit Fett vermischt), gelbes Holzpulver mit Holzgeruch, fast geschmacklos. Enthält viel Schleim und einen gelben Farbstoff, Zucker, Gerbstoff, Pflanzenbase.

58. Arae Kaku-sui, Araceen-Art, (gelber Farbstoff, wird mit etwas Kuna gekocht zum Tücherfärben verwendet), gelblich graues Pflanzenpulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. Enthält einen reinen gelben Farbstoff, wenig Gerbstoff, keinen Zucker, kein Alkaloid.

106

64. Yumbosi, Rubiaceen-Art, (mit Pfeffer als Klystier für Pferde), grünes Pflanzenpulver, Geruch wie Senna, Geschmack nachhaltig bitter. Enthält reichlich Zucker und Gerbstoff.

68. Dyeloale, Lawsonia inermis L., (zerteilendes Mittel bei An- schwellungen), grünlichbraunes Pulver von schwachem, unangenehmem Geruche und bitterem Geschmacke. Enthält reichlich Zucker und Gerbstoff.

69. Aneta, COroton lobatus L., (Mittel gegen Kopfschmerz), grünes Pulver ohne besonderen Geruch, Geschmack schwach bitter. Enthält wenig Gerbstoffl, Zucker.

70. Boboroa, Amarantus viridis L., (gegen Fieber), grobes, bräun- lichgelbliches Pulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. Enthält Gerbstoff, reduzierenden Zucker, Harz, kein Alkaloid. Der stark grün gefärbte alkohol. Auszug zeigte narkotischen, dem Hanfkraut- Extrakte ähnlichen Geruch.

80. Yumpo, Bridelia-Art, (gegen Rheuma und Hexenschuß äußer- lich), braunrötliches Pulver, nahezu geruch- und geschmacklos. Enthält Gerbstoff, reduzierenden Zucker, kein Alkaloid.

77. Tyampala-tisim (mit Öl gemischt gegen Hautjucken einzu- reiben), gelbbraunes Pulver ohne besonderen Geruch und Geschmack. Enthält reichlich Gerbstoff und reduzierenden Zucker, keine Alkaloide.

"99. Dyengmale (Mittel gegen Magenschmerzen), hellbräunliches Pulver, von Gerbstofigeruch und zusammenziehendem, etwas bitterem (seschmacke. Enthält viel Gerbstofl.

100 und 101. Tyentyengu und Sandisui vermischt (Pulver gegen Hämorrhoiden, morgens und abends ein Löffel voll), rötlich- braunes, geruchloses Pulver ohne besonderen Geschmack. Enthält reichlich Gerbstoff, Spuren Zucker, kein Alkaloid.

102. Kafable, Fieus-Art, Wurzelpulver, vermischt mit Wurzel- pulver von Dyenye, und zunächst ohne, dann von etwas scharfem Geschmack, besteht hauptsächlich aus Kohle. Reaktion des wässerigen Auszuges schwach alkalisch. Enthält weder Gerbstoff, noch Zucker, noch Alkaloid.

(gez. Bandke.) Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

H. Thoms.

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Il. Helianthi oder Salsilis, Von P. Graebner.

Unter den Namen Helianthi oder auch Salsifis wird seit einigen Jahren eine Helianthus-Art in den Handel gebracht, die sich durch ihre ungeheure Stoffproduktion auszeichnet. Die oberirdischen Teile er- reichen eine für ein Krautgewächs riesige Größe, sie werden bis über 3 m hoch und sind als Viehfutter verwendbar. Unterirdisch erzeugt die Pflanze länglich-spindelförmige Knollen, die im Geschmack denen der Topinambour überlegen sind.

Die Pflanze wurde nach R. de Noter, der 1907 eine kleine Bro- schüre „L’Helianthi“ veröffentlichte, aus Nordamerika und zwar aus Missouri eingeführt. In der genannten Arbeit wird noch die Ansicht von M. D. Bois-Paris mitgeteilt, der die Pflanze für Hehianthus deca- petalus oder H. doronicoides oder für eine „espece intermediaire“ er- klärte, eine Ansicht, die jetzt mehrfach in der Literatur wieder auf- getaucht ist. In diesem Herbste blüht die Pflanze zuerst im hiesigen Botanischen Garten. Die Angaben über ihre starke Stoffproduktion, die ihr eine sichere Zukunft in der Landwirtschaft verspricht, erscheinen keineswegs übertrieben.

Der Vergleich der blühenden Pflanze mit dem Herbarium, den im Garten gezogenen Arten und den Beschreibungen der amerikanischen Schriftsteller ergab, daß die obenerwähnte Deutung der Pflanze nicht zutreffend sein kann. H. decapetalus ist eine schwächliche, dünnstenge- lige Art mit dünnen, häutigen, scharf gesägten Blättern, die 2—5 Fuß hoch werden soll, meist aber nur etwa 1 m groß ist, die Blätter sind länglich, die oberen meist viel schmäler und die Blütenköpfe kleiner mit meist 8—10 Strahlen. Die zweitgenannte Art FH. doronicoides konnte nicht in Betracht kommen, da sie sitzende oder kurz gestielte bis halbstengelumfassende Blätter besitzt. Auch in den übrigen Teilen ist sie abweichend, hat z. B. breitere mehr anliegende Hüllkelch- blätter usw.

Die Vergleichung mit den übrigen im Botanischen Garten an- gepflanzten Arten ergab, daß eine zweite seit langer Zeit vorhandene Pflanze sich von der Helianthi nur durch wenig länger zugespitzte Blätter und Knollen von etwas derberer Konsistenz unterschied. Sie ist als Topinambour-Form betrachtet worden, eine Annahme, die natürlich schon wegen der ganz abweichenden Knollenbildung nicht zulässig ist. Auch von den übrigen in der amerikanischen floristischen Literatur be- schriebenen und abgebildeten Pflanzen, von denen sämtlich sehr reich-

18

liches Material im hiesigen Herbarium vorhanden ist, war keine mit der Helianthi identisch. Erst die Untersuchung der zahlreichen Synonyme der Arten brachte die richtige Spur. Es handelt sich um eine bisher verkannte Willdenowsche Art, um Helianthus macrophyllus.

Willdenow beschreibt diese Art im Hortus Berolinensis sehr ausführlich und bildet sie auf tab. LXX vorzüglich ab. Auch die in seinem Herbarium unter 16488 (1, 2a, 2b, 3) liegenden Exemplare sind völlig mit unseren Pflanzen identisch Wie im Herbarium liegende Blütenzweige beweisen, wurde sie noch 1860 im Berliner Garten und 1869 im Hortus Halensis unter dem Willdenowschen Namen kulti- viert. Später ist dann der Willdenowsche Name von den amerika- nischen Schriftstellern als Synonym zu H. mollis Torr. et Gray gezogen worden, der wieder öfter als Varietät des H. strumosus L. betrachtet wurde. Daß H. maerophylius dem H. mollis verwandt ist, bemerkt bereits Willdenow a. a. O., aber die von ihm angegebenen Unterschiede sind völlig zutreffend, und beide nebeneinander im Garten kultivierte Pflanzen erscheinen wesentlich genug verschieden, um als Arten getrennt zu werden. Willdenow gibt bereits die große Höhe (decempedalis) unter den Unter- schieden an, weiter die größeren mehr zugespitzten Blätter (die von H. mollis sind nach den Exemplaren und Beschreibungen länglich- bis eiförmig-lanzettlich), die kurz gestielten, oft oben mit einem Hochblatt versehenen Blütenköpfe, die abweichende Form des Hüllkelches und die längeren Strahlblüten. Dazu ist die Blattunterseite bei 7. mollis dauernd weichhaarig, bei H. macrophyllus verkahlt sie, wie Willdenows Exem- plare ebenso wie die jetzt kultivierten Pflanzen zeigen, sehr bald und ist dann schwach rauhhaarig. H. mollis besitzt lange, weniger verdickte Ausläufer, H. maerophyllus die bekannten Knollen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die noch jetzt bei uns angepflanzten Individuen als die direkten Nachkommen der Willdenowschen Pflanzen ansieht. Daß Willdenow von der Grundachse nur die Verzweigung erwähnt, kann nicht Wunder nehmen, da er in seinen Diagnosen, auch der übrigen knolligen Arten, die Grundachsen nicht beschreibt (selbst nicht bei H. tuberosus) und die Ästigkeit gerade bei H. macrophyllus besonders auffällig ist; dazu ist die Knollenbildung bei allen nächstverwandten Arten sehr ähnlich (vgl. A. Gray Synopt. Fl. II. 1. 279).

Die jetzt als Gemüse und Futterpflanze kultivierte Helianthi ist nur unbedeutend von der seit langer Zeit im hiesigen Garten an- gepflanzten also wohl ursprünglich wilden Form verschieden, ich schlage vor sie zu nennen:

Var. sativa, differt tuberibus longioribus, foliis subacutioribus te- nuioribus. Planta saepe major et robustior. Die Knollen sind meist zarter und dünnhäutiger.

109 °—

III. Orchidaceae novae samoenses. Von

Fr. Kränzlin.

l. Bulbophyllum praealtum Kränzl. n. sp. Rhizoma radicosum, longe repens, satis crassum, Pseudobulbi ovoidei v. conici, valde rugulosi, obliqui, 2 cm longi, basi 1,2—1,5 cm diametro, mono- phylli. Folia satis longe petiolata, oblongo-lanceolata, acuta, satis crassa carnosaque, 16—17 cm longa, incluso petiolo 3,5 em longo, 3,5—3,8 cm lata, Scapus ad 60 cm altus v. imo altior, strietus, pauciarticulatus, internodiis longissimis, (supremo 20 em longo). Flores in spicam brevem 7 cm longam, disticham dispositi, bracteae late ovatae, acutae, rhachidem fractiflexam arcte vestientes, ad 1 cm longae et expansae latae, ovarium brevi-pedicellatum subaequantes. Sepalum dorsale lanceolatum, longe acuminatum; sepala lateralia lineari-lanceolata, acuminata, basi in mentum rectangulum satis prominens dilatata, dor- sale 3 cm, lateralia 3,5 cm longa, 5 mm lata. Petala minuta triangula, margine denticulata. Labellum pedi gynostemii alte descendenti affıxum a latere visum vix curvatum, quam sepala quarta brevius, 28 cm lon- gum, lobi laterales alti, erecti, antice incurvi, trianguli, margine antico crenulati, lobus intermedius longissimus, triangulus, acuminatus, crassus, margine utroque dentibus ad 12 crassis, papillosis, apice incrassatis obsitus, discus a basi medium usque lamellis 2 subparallelis antice confluentibus praeditus, a medio apıcem usque nec sulcatus nec la- mellatus. Gynostemium pro genere haud parvum, rectum, stelidia 2- denticulata, anthera magna rotundata. De colore nil constat. Cap- sula fusiformis 4,5 cm longa, 8 mm crassa. Junio. Floret certe complures per menses floribus succedaneis.

Melanesische Provinz. Sawai. Hinter Melanta, epiphytisch auf einer Mangrove im Küstensumpf (Vaupel N. 322!)}).

2. Dendrobium Vaupelianum Kränzl. n. sp. [Grastidia] Rhizoma breve, radicosum. Caules aggregati, stricti, teretes, pluriarti- culati, foliosi, ad 40 cm alti; internodia 2 cm vix excedentia, foliorum vaginis tecta, vaginae papillis brevibus scabrae. Foliorum laminae ovato-lanceolatae, obtusae, apice bilobulae, paulum inaequales, coriaceae, siccae viridi-Juteae, valde nervosae, ad 6,5 cm longae, basi ad 1,8 cm

") Nulli adhuc affine. Praestat scapis longissimis folia cum pseudobulbis ter v. ultra superantibus, spica pro pedunculi longitudine brevissima, inflorescentia disticha, labelli fabrica omnino inusitata. Flores certe succedanei; praestitit flos unicus optime exsiccatus, alabastraque longe non evoluta in spica.

109

latae, striectae, suberectae. Racemi brevissimi, vaginis 2 conehiformibus vestiti, biflori, pedicelli ad 1 cm longi, bracteae parvae. Sepalum dor- sale e basi latiore acuminatissimum, lateralia e basi lata angustata, triangula, falcata, incurva, mentum conicum, compressum, curvulum, obtusum formantia. Petala anguste linearia, quam sepala vix semi- longa et semilata. Labellum brevi-unguiculatum, deinde cuneatum, tri- lobum, a latere visum fere semicirculum efficiens, lobi laterales trianguli, obtusi, margine antico erosuli, lobus intermedius anguste triangulus, toto margine longe laciniosus, linea elevata a basi ipsa medium usque ibique abrupte desinens.. Gynostemium satjs longum erectum; stelidia rotun- data. Flores lutei, sepala 1,8 cm longa, basi 2 mm lata, mentum la- teralium 5 mm longum, in orificio 3,5 mm crassum, petala 1 cm longa, vix 1 mm lata, labellum 7 mm longum et inter lobos laterales latum. Januario.

Melanesische Provinz. Samoa-Inseln. Sawai, Matante. Epiphytische Orchidee des Küstengebietes; mit Vorliebe auf Palmen (Vaupel N. 286!))

3. Eria eurvipes Kränzl. n. sp. Caules crassi pseudobulbosi, aggregati, pauciarticulati, apice foliati, ad 10 cm alti, 1—1,3 cm crassi, valde rugulosi, internodia inferiora ad 1—1,5 cm, mediana fere 3 cm longa, suprema brevissima. Folia 3 v. 4 e basi complicata lanceolata, acuta, paulum inaequilatera, pergamenea, 7-nervia, ad 10 cm longa, 1,2—1,8 cm lata. Racemi 2 (v. plures?) ex axillis superioribus, strieti, folia aequantes v. paulum superantes, per totam longitudinem floriferi, bracteae oblongae, obtusae v. brevi-acutatae, 4—5 mm longae, 2 mm latae, quam ovaria brevi-pedicellata curvata v. subsigmoidea multo breviores. Sepala ovata acuminata, lateralia basi vix mentulum formantia. Petala paulum minora ceterum aequalia. Labellum multo minus, simplex, ova- tum, acuminatum s. subrhombeum, utrinque rotundatum, margine erecta, discus igitur concavus, lamellulae breves vix conspicuae utrinque pone marginem sed non margini parallelae. Gynostemium brevissimum qua- dratum. Flores luteo-albi, minuti, vix 3 mm longi, labellum 1,5 mm longum. Julio.

Melanesische Provinz. Samoa-Inseln. Insel Upolu, Lamutao in c. 700 m ü.d. M. (Vaupel N. 416!)?)

') Planta labello gaudet illo D.stuposi simili, adhuc in Grastidiis rarius ob- servato. Flores quorum eireit. 4 vidi optime exsiecatos non adeo fugaces esse vi- dentur, ut in hac Dendrobii sectione solitum.

?®) Est certe affınis Er. rostriflorae Reichb. f. insularum Vitiensium quae differt floribus viridibus, ovariis reetis multo longioribus (pollicaribus 2,5 cm) lineisque per totum labellum margini parallelis. Singularis est planta nostra ovariis in formam s. curyatis v. tortis v. genuflexis.

11

4. Calanthe Vaupeliana Kränzl. n. sp. Caulis basi pseudo- bulbosus, ad 10 cm altus, foliosus. Folia maxima, lanceolata, acuminata, plicata, basi in petiolum marginatum angustata, ad 80 cm longa, ad 6 cm lata, in specimine unico partim destructa. Scapus ad 50 cm altus, pauci- et laxe vaginatus, racemus ad 15 cm longus, pauci- v. pluriflorus, bracteae deciduae, mihi non visae, Sepala petalaque paulum teneriora late oblonga, acuta, concava. Labelli lobi laterales parvi subquadrati, antice retusi, Jobus intermedius cuneatus, antice paulum dilatatus, retusus, leviter emarginatus apiculatusque, carinulae e fauce labelli fere medium in discum decurrentes mox evanidae, calcar amplum, recte descendens, leviter retrorsum, curvatum, apice paulum incrassatum. Gynostemium

supra in aristulam productum. Flores candidi, sepala petalaque 1 cm longa, 4—5 mm lata, labellum 7 mm longum, 3 mm latum, calcar 9—10 mm longum, apice 2 mm crassum. Julio.

Melanesische Provinz. Sawai. Südl. Mangalan in c. 1200 m ü. d. M. Im Busch der Berge stellenweis häufige, bodenständige Ur- chidee mit reinweißen Blüten (Vaupel N. 358!)!)

') Ex affinitate Cal. cureuligoidis et densiflorae a quibus differt statura multo majore, floribus candidis nec luteis, labelli et praecipue calcaris structura. Tota planta sieca nigra.

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des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 45. (Bd. V.) Ausgegeben am 18. November 1909.

I. Über Siparuna thea (Seem.) A. DC. Von Ernst 6ilg und Heinrich Strauss.

IH. Gutachten des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin,

III. Listrostachys Behniekiana Kränzl. n. sp.

IV. Die bis jetzt bekannten hohen Bäume Kameruns, welche wertvolles Holz geben oder als Nutzhölzer in Frage kommen könnten. Von E., Gilg.

j Gleichzeitig wird ausgegeben: Appendix XXIIL Nr. 2. G. Volkens. Die Nutzpflanzen Togos.

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Notizblatt

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 45. (Bd. V.) Ausgegeben am 18. November 1909.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei vollständiger Quellenangabe gestattet.

I. Über Siparuna thea (Seem.) A. DE.

Von Ernst Gilg und Heinrich Strauss.

Unter dem Namen Citriosma thea beschrieb im Jahre 1864 B. See- mann!) eine Pflanze, die im Garten des Lindenschen Etablissements zu Brüssel kultiviert wurde und aus dem brasilianischen Staate St. Ca- tharina stammte. Die Pflanze, einen stattlichen Strauch von 2—3 m Höhe darstellend, hatte noch nicht geblüht. Sie wurde von Seemann beschrieben, weil, wie er selbst sagt, es aus handelsgärtnerischen Gründen erwünscht sei, wenn eine an die Gärten zu verteilende Pflanze einen Namen trägt; wegen ihres Habitus, des charakteristischen, angenehmen Duftes und auf Grund ihrer an den Blättern nachweisbaren durch- sichtigen Punkte stellte er die von ihm aufgestellte Art in die Familie der Monimiaceae.

A. De Candolle?) kannte die Pflanze, als er die Monimiaceae monographisch bearbeitete, nicht, denn er führt sie zwar auf und ändert sogar auf Grund der Prioritätsgesetze ihren Namen in Siparuna thea (Seem.) A. DC., aber sein sonst immer durchgeführter Hinweis darauf, ob er die Pflanze in lebendem oder getrocknetem Zustand gesehen hat, fehlt und die Diagnose ist wörtlich von Seemann übernommen, selbst der Hinweis darauf, daß Blüten nicht beobachtet worden sind.

Bei der letzten monographischen Bearbeitung der Monimiaeeae im „Pflanzenreich“®?) brachten J. Perkins und E. Gilg die ihnen nur in

!) B. Seemann in Journ. of Bot. II. (1864) p. 343. 2) A. DeCandolle in DC. Prodr. XVI. 2 (1864) p. 657. °) Perkins und Gilg in Engler, „Pflanzenreich“, 4. Heft (1901) p. 115.

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sterilen Zweigen aus dem Berliner Botan. Garten vorliegende Pflanze an den Schluß der Gattung Siparuna unter die nicht genügend bekannten oder aus der Literatur zu streichenden Arten.

Ungefähr seit dem Jahre 1885 wird Siparuna thea, die sehr wahr- scheinlich aus dem Linden’schen Garten stammt und mit der Be- schreibung Seemanns vollkommen übereinstimmt, im Kgl. Botanischen Garten zu Berlin kultiviert. Während sie früher nur im Topf kultiviert wurde und dabei, stets steril bleibend, eine stattliche Höhe von über 3 m erreichte, wurde ein jüngeres, etwa 2 m hohes Exemplar bei der Verlegung des Botan. Gartens nach Dahlem (1908) in dem pavillon- artigen Kolonialhaus in geeigneten Boden frei ausgepflanzt.

Anfangs Februar 1909 entwickelte die Pflanze ziemlich spärlich sehr angenehm duftende Blüten. Diese entsproßten stets einzeln den Blattachseln vorjähriger, schon blattloser Triebe. Die Knospen zeigten ganz das Bild einer normalen Myrtaceenknospe: den unterständigen Fruchtknoten und die zu einer Halbkugel vereinigten Blumenblätter. Eine genaue Blütenanalyse ergab folgendes Resultat:

Die 5 Kelchblätter sind zur Blütezeit etwas zurückgeschlagen, eiförmig, spitz, schwach behaart, 4—5 mm lang, deutlich innere Drüsen zeigend. Die 5 Blumenblätter sind zur Blütezeit ausgebreitet, schnee- weiß, später etwas zurückgeschlagen, deutlich drüsig, etwa 1 cm lang, 5—6 mm breit. Die Staubblätter sind sehr zahlreich, die Staubfäden fadenförmig, verlängert, die Antheren oval, klein, an der Basis an- geheftet, ohne auffallendes oder verlängertes Connectiv. Der Frucht- knoten ist typisch unterständig, verkehrt-kegelförmig, an der Basis zwei Vorblättchen zeigend, in der Mitte 9—10-fächerig, in jedem Fache zahlreiche Samenanlagen an zentralwinkelständigen, dicken Plazenten tragend.

Nach diesem Befund konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß unsere Pflanze zu den Myrtaceen und zwar zu der Gattung Campoma- nesia zu bringen sei. Trotz eifrigsten Vergleichs der gesamten Literatur, sowie der großen im Berliner Herbar liegenden Materialien gelang es uns jedoch nicht, unsere Pflanze mit einer der bisher beschriebenen Arten zu identifizieren, so daß wir sie in der Gattung Campomanesia für unbeschrieben halten müssen.

Campomanesia thea (Seem.) Gilg et Strauß unterscheidet sich nach unseren Untersuchungen von allen bisher beschriebenen Arten der Gattung außer durch Blütenverhältnisse schon durch die in sehr auffallender Weise am Rande stark gewellten, nicht oder fast nicht drüsig punktierten, eigenartig genervten, häutigen Blätter, die habituell absolut nicht an die Familie der Myrtaceae erinnern.

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Il. Gutachten des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

a) Kautschuksorten aus Ostafrika.

Dem Pharmazeutischen Institute gingen am 30. Januar 1909 6 Fläschchen mit Milchsaft zur Untersuchung zu.

Nachstehend folgt vorläufig das Ergebnis der hier vorgenommenen Prüfung der Milchsäfte:

Nr. 1. Bezeichnet: Utomvu wa Mpira. Landolphia Kirkü Th. D. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Östafrika, Januar 1909.

Bis auf eine geringe Menge Flüssigkeit war die Flasche von Kaut- schukmasse erfüllt; der Stopfen war herausgetrieben. Die Flüssigkeit reagierte stark sauer, es hatte sich also wahrscheinlich die zur Ge- rinnung des Milchsaftes erforderliche Säure durch saure Gärung auf dem Transporte freiwillig gebildet. Die nach Sprengen des Glases er- haltene Probe wog 73 g.

Die bei der Untersuchung gefundenen Zahlen sind die folgenden:

In Toluol unlösliche Bestandteile. . . . . ......2,99°%, Rein-Kautschuk (als Tetrabrom-Kautschuk bestimmt) 78,14 EI Re ee ee rg RC 208 Eeuehtigkeit..- . . .. . ; nee 8A

Nach der Beschaffenheit schon des nr wie auch nach der Elastizität und Dehnbarkeit des erhaltenen Rein-Kautschuks ist die Probe als wertvoll zu bezeichnen. Im Tropenpflanzer 1906 S. 124 wird der von Landolphia Kirkii gewonnene Kautschuk entsprechend dem hiesigen Befunde als erstklassig bezeichnet.

Nr. 2. Bezeichnet: Utomwu wa Mgombe. Landolphia florida Bth. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909.

Auch diese Probe ging in geronnenem Zustande ein. In der ge- sprengten Flasche wurden 165 g einer festen, grauweißen Gutta ähn- lichen Substanz, die intensiv nach Buttersäure roch, neben ca. 15 g saurer Flüssigkeit festgestellt.

Das Koagulum enthielt 25,23°/, Feuchtigkeit. Mit Wasser auf ca. 50° erhitzt, wird die Masse knetbar, klebt erst beim Erwärmen auf ca. 90° Läßt man eine so behandelte Masse an der Luft ausgerollt liegen, so geht sie bald wieder in ein hartes in Handwärme nicht er- weichendes Produkt über.

g%*

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Die chemische Untersuchung ergab folgende Zahlen:

In Toluol unlöslich . . . er. = A224 Rein-Kautschuk (als Tetra- N Keutschah) en). Harz (aus Azeton) 2.2. 0. m Een Barden Beuchtigkeit 2. 2.7.22 2 Ä 5 18,25

Laut Angabe handelt es sich um ee Mn Bth. und ist das Ergebnis der äußeren Beschaffenheit der Probe, wie auch das Untersuchungsergebnis nicht als günstig zu bezeichnen. H. Semler sagt in Band II Seite 709: „Die Art ist in Afrika weit verbreitet und liefert in einigen Gegenden guten, in anderen schlechten Kaut- schuk.“

Durch Änderung der Zapfungsmethode und vor allem der Behand- lung des Milchsaftes ließen sich wohl bessere Resultate erzielen.

Nr. 3. Bezeichnet: Utomwu wa Mmungo. Landolphia parvifolia K.Sch. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909.

In dem Glase befanden sich ca. 115 g eines hellen, rosa gefärbten Milchsaftes.. Auf Zusatz von Essigsäure koagulierte der Saft zu einer außerordentlich stark klebenden hellbraunen Masse.

Die chemische Untersuchung hat folgendes ergeben:

In Toluol unlösliche Bestandteile . 0,78°/, Bemn-Kantschuk! 2.200. 225,,20.777813:60% Harz Ve Rn 2 75,20,

Feuchtigkeit . . . 1 2 020

Angaben über Landolphia en, finden sich in der Literatur nicht.

Der hohe Harzgehalt der Probe, gegenüber der kleinen Zahl für Rein-Kautschuk, läßt diese, wie sie vorliegt, als nur wenig für die In- dustrie geeignet erscheinen.

Nr. 4 Wtomwu wa Mtoro. Landolphia Petersiana Th. D. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909.

Die Flasche war ausgelaufen,

Nr. 5. Utomwu wa Mpumbe. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909. In dem Glase befinden sich ca. 190 g einer flüssigen Milch, die mit Essigsäure nicht koaguliert, auch nicht auf Zusatz von Kochsalz. Die Flüssigkeit reagiert sauer.

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Die auf dem Wasserbade eingediekte Flüssigkeit wurde über Schwefelsäure getrocknet. Es wurden damit nachstehende Zahlen ge- funden:

In Toluol waren 13,16°/, unlöslich, Kautschuk fiel aus der Lösung nur in geringsten, kaum wägbaren Mengen aus. Harz .73,08°/,.

Als Kautschuk lieferndes Material kommt die Probe nicht in Be- tracht.

Nr. 6. Bezeichnet: Ohne Namen angekommen. Kaiserl. Gouvernement Deutsch-Ostafrika, Januar 1909,

Die Flasche enthält ca. 95 g eines beinahe weißen Milchsaftes, der- selbe reagiert sauer und koaguliert nicht auf Zusatz der üblichen Reagenzien.

Wie bei Nr, 5 wurde die Flüssigkeit eingedampft und bei der Untersuchung wurden nachstehende Zahlen gefunden:

Bnlöalich. m; Taluol 7,7 wre 0.27. PAR a Harz. .IW. ?, ARIENGTNENT, TA, Kautschuk fällt nur in n geringsten ne aus En Feuchtigkeit . . . . ae WON

In der vorliegenden Beschaffenheit hat der Milchsaft er oder nur geringen Wert für die Kautschuk-Industrie.

b) Milchsaft von Euphorbia tirucalli (Mwasibaum).

Am 2. April d. J. ging hier eine Probe eines eingedickten Milch- saftes des Mwasibaumes aus Deutsch-Ostafrika zur Untersuchung ein (J.-Nr. 667).

Das Kaiserliche Gouvernement schreibt dazu: „Der Baum kommt am unteren Abhange von West-Usambara sehr häufig vor. Der Saft, den die Forststation Schume (Nord) einschickte, gerinnt am schnellsten über dem Feuer unter Umrühren. Die Eingeborenen verwenden den Saft zum Dichten von Gefäßen.“

Nach den beigelieferten Herbarproben ist der Mwasibaum = Euphor- bia tirucalli.

Das Ergebnis der hier vorgenommenen Untersuchung ist das fol- gende:

Die Probe besteht aus zwei je auf ein Holz aufgewickelten, spin- delförmigen Stücken im Gesamtgewichte von 240 g. Die Stücke bilden eine harte, spröde Masse, die mit dem Messer nur schwer zu schneiden ist, Außen hellbraun, nach dem Innern zu heller.

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Literaturangaben über Euphorbia tirucalli finden sich vielfach: Im Tropenpflanzer, in Hagers Handbuch I 1071, Semler II 746, K. Diete- rich (Analyse der Harze 231).

Die chemische Untersuchung ergibt folgende Zahlen:

Feuchtigkeit bei 100° C . . 6,163°/, Ascher. 2 ur FE NADT-

In Wasser erwärmt wird die Masse bei 50° knetbar, bei 70° klebend, doch ist die Dehnbarkeit nur gering. Nach dem Erwärmen in Wasser auf ca. 70—75° in Stangenform ausgerollt und an der Luft liegen gelassen bleibt sie biegsam und erreicht erst nach 24 Stunden wieder die ursprüngliche Konsistenz.

Weiter wurden 2 g unter häufigem Umschütteln in Petroläther gelöst und dabei folgende Zahlen gefunden:

In Petroläther' sind löslich". .72.9 „.#E 1..2u92,290/7

x = = unlösliceh 2 7. 2. Te ar ai Aus der Petroläther-Lösung durch Alkohol fäll-

bare Kautschuk-Substanz: 1.2722 2, 5°, 1:2. 721,045, Harzisryee, ; ; i es 1

Der ausgefällte Rein-Kautschuk ist seiner Menge nach gering und als solcher nicht in Betracht zu ziehen.

Das aus der Petroläther-Lösung wie auch aus den anderen für Harze in Betracht kommenden Lösungsmittein isolierte Harz gibt deut- liche Euphorbon-Reaktion (Hagers Handbuch I 1070) und ist (K. Die- terich, Analyse der Harze 231) fast vollständig in Chloroform löslich.

Der hiesige Befund deckt sich mit der Angabe von Semler (II 746) daß der Milchsaft in erster Linie als Ersatz für Mastix zu beachten ist.

(gez. Dr. E. Bandke.) Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin. H. Thoms.

c) Ol aus den Samen von Mimusops djave (Atjapp).

Dem hiesigen Institute ging am 20. November 1908 eine Flasche Öl zur chemischen Untersuchung zu. (J.-Nr. 2133.) D2a Vol.I 8. 63.

Das Anschreiben besagt, daß das Öl aus Süd-Kamerun stammt und von Herrn G. Zenker eingesandt ist. Das Öl wird dort sowohl zu Speise- wie auch zu Toilettezwecken verwendet und heißt bei den Eingeborenen „Atjapp“ (Mimusops djave [Laness.| Engl.).

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Angaben über ein aus den Samen von Mimusops-Arten gewonnenes Öl finden sich in der Literatur nicht.

Die hier vorgenommene Untersuchung des Öles ergab folgendes:

Die vorliegende Probe wiegt nach Erwärmen aus der enghal- sigen Flasche ausgegossen 310 g netto. Das Öl ist bei Zimmer- temperatur fest. Farbe und Konsistenz entsprechen einer gelben, weichen Butter. Das Fett ist geschmacklos und zeigt einen geringen, aromatischen Geruch, der an Kakaobutter erinnert.

Es mischt sich mit Äther, Petroläther, Chloroform (vollständig klar) Schwefelkohlenstoff und Benzol in jedem Verhältnis, dagegen nicht mit Eisessig und absolutem Alkohol.

Die chemische Untersuchung des Öles ergab folgende Konstanten:

Schmelzpunkt -. -. - - » 2 2 2. 38-40°C Erstarrungspunkt . . » 2... 195 IWORRENiRnERKahlE Hase nn une 150,1 Be BE Lin 2 2,26 aimativa.22.2 01 20 12 EEE 58,85 Refraktometerzahl (im Zeißschen Butter- Refraktometer bei 40° C) . . . . 50,5

Die Elaidinprobe tritt ein, dagegen verlaufen die Baudoüinsche, wie die Soltsinsche Reaktion negativ.

Für das Sauerstoffaufnahmevermögen wurden nach der Livacheschen

Probe (Benedikt Ulzer 4. Aufl. S. 523) folgende Zahlen gefunden:

nach 24 Stunden . . 0,14 °/, „48 = un EB 2 e 1-4,0,38.9, ni 5 54,1.0,38,97

In dünner Schicht ausgestrichen 1 g auf einer 9X12 cm Glas- platte ist das Öl bei Zimmertemperatur noch nach 10 Tagen nicht trocken, auch nicht nach 48 Stunden bei 100° C.

Der Gehalt des Öles an Fettsäuren beträgt 96,66 °/, an freien Fettsäuren 1,23 °/, Glycerin 8,08 °/,.

Die Untersuchung der Fettsäuren ergab folgende Werte:

Schmelzpunkt . . . . 40—42°C Erstarrungspunkt . . . 35—36° Verseifungzzahll . . . 148,25 Jodzahl (nach v. Hübl) 59,73

M. Molekulargewicht . 361,

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Nachträglich ging noch ein Posten der Samen von Mimusops djave (Laness) Engl., aus denen das Öl gewonnen ist, ein (J. No. 2318). Es sind ca. 3 cm lange und 1!/, cm breite braune Samen, die halbseitig von einer harten glänzenden, halbseitig von einer matten Schale be- kleidet sind.

20 Samen wiegen 250 g und entfallen auf die Schalen 3,6 °/,. Durch Extraktion mit Äther im Soxhletschen Apparat wurde ein Öl- gehalt von 74,05 °/, festgestellt. Im Gegensatz zu dem eingesandten Öle ist das hier gewonnene farblos, stimmt aber im übrigen mit dem ersteren überein.

Die Untersuchung hat ergeben, daß neben dem hohen Prozent- gehalte, die gefundenen Zahlen das Öl recht wertvoll erscheinen lassen. Seiner Verwendung zu Speisezwecken wie in der Technik steht nichts entgegen.

(gez. Bandke.)

Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin H. Thom».

d) Harz des „Bror“ von der Palau-Insel „Korror“.

Dem pharmazeutischen Institute ging am 11. Januar d. J. eine Probe Harz zur Untersuchung und Begutachtung zu (J. No. 60).

Das Anschreiben sagt:

„Harz eines „Bror‘ genannten Baumes von der Palau-Insel ‚„Korror“. Eingesandt vom Stationsleiter A. Winkler. Das Harz soll erst beim Anschlagen des Baumes fließen. Es wird mit Öl gekocht.“

Die hier vorgenommene Untersuchung hat folgendes ergeben:

Das Harz ca. 4 kg in Bast verpackt ist eine feste, braun- schwarze, amorphe Harzmasse mit Rindenteilen stark verunreinigt.

Beim Trocknen im Wassertrockenschranke bei 100° C tritt ein Gewichtsverlust von 7,37 ”/, ein, die Aschebestimmung ergibt 2,31 °/,. Zur Feststellung der Löslichkeitsverhältnisse wurden je 1 g grob ge- pulvertes Harz in 5 Gramm Lösungsmittel anhaltend geschüttelt, nach 48 Stunden filtriert und nachstehende Zahlen gefunden:

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gelöste Anteile: Harzrückstand: in Alkohol . . . 66,43 °/, 33,57 9), Er Ather *..... ..ı1....68,00.%; 35,00 °/, Chloroform . . 53,46 °/, 46,54 °/, Benzol‘. . .".:.65,98%, 34,02 °/, selon... et. 1,0089 30,46 °/, Petroläther . . 55,96 °/, 34,04 °/, Essigester . . . 64,58 °/, 35,42 °/,

Die filtrierten Lösungen sind alle klar, zeigen aber nur mäßige Klebkraft. Weiter wurden die folgenden Konstanten für das Harz festgestellt:

Verseifungszahl . . . . . . 71,81 Säurezahl (direkt bestimmt) . . 17,68 Knterzaanles 87 SUN NR ED

Schmelzpunkt: Bei ca. 120° C fängt das Öl an unter Aufblähen flüssig zu werden und erstarrt wieder bei 80° C.

Ein praktisch vorgenommener Versuch mit einer alkoholischen Lösung ergab eine gute Verwendbarkeit des Harzes zu Politurzwecken.

Dem Anschreiben zufolge (s. 0.) wurde das Harz mit Leinöl, als dem an erster Stelle hierfür in Betracht kommenden Öle gekocht.

Den Angaben von Lunge (e. f. 5. Aufl. B. III 217—218) ent- sprechend wurde das Harz in einer Retorte auf ca. 300° C erhitzt. Nach Übergang nicht erheblicher, öliger empyreumatisch riechender Anteile wurde der Rückstand mit Leinöl gekocht. Diese Ölabkochung trocknet in dünner Schicht ausgestrichen, bei 100° C binnen 24 Stunden schön ein, dagegen sehr langsam bei Zimmertemperatur. Nach Zusatz eines Sikkativs (Mangansuperoxyd) ist dieselbe nach kurzer Zeit auch bei Zimmertemperatur trocken.

Die Untersuchung des vorliegenden Harzes hat also ergeben, daß dasselbe einmal für Politurzwecke geeignet ist und weiter seine Ver- wendbarkeit als „Lacköl“ (Öllack, fetter Lack, Varnish oil) in Frage kommt.

(gez. Bandke.) Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin

Professor Dr. H. Thom».

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I. Listrostachys Behnickiana Kränzl. n. sp.

Caulescens. Caules breves, dense foliati. Folia linearia v. lorata, apice irregulariter abscissa v. grosse bilobula. Racemus curvatus fere per totam longitudinem florifer, densi- et multiflorus, ad 18 cm longus, bracteae brevissimae, circulares, flores distichi, in series 2 alternantes dispositi sepala petalaque intus, labella extus versa. Sepala ovato- oblonga breviter et obtuse acutata, extus furfuracea, sordide alba, intus alba, sepala lateralia extus appendice v. lobulo brevi instructa (haud proprie carinata dicenda), 3 mm longa, 1 mm lata. Petala ovata, acuta, quam sepala paululum minora, alba, haec omnia patentia, a gynostemio rectangulariter divergentia. Labellum simplex, brevi-cuneatum v. tra- pezoideum, antice retusum, medio apiculo triangulo instructum, album 4 mm longum et antice latum, calcar modice curvatum, clavatum, sensim incrassatum, apice inflatum, viridi-brunneum quam labellum longius, 5 mm longum et apice 2 mm crassum, orificium calcaris trian- gulum, viride. Gynostemium reclinatum, satis altum, supra dilatatum, androclinium cupuliforme, in dorsum gynostemii recumbens, anthera satis plana, fere quadrata antice retusa; pollinia pyriformia, caudieulae 2 sejunctae, e basi angusta tenui valde dilatatae, glandula ut videtur oblonga, certe simplex, rostellum breve bipartitum, fovea stigmatica maxima, quadrata.

Kamerun (Deistel!)

Bemerkung: Die Pflanze ist gewissermaßen eine verschönerte Listrostachys pellueida Reichb. f. mit größeren, innen rein weißen Blüten und mit sonst soviel Merkmalen, um eine gut umschriebene Spezies zu rechtfertigen, aber sonst ganz und gar auf diese altbekannte Art zurück- zuführen. Der Pollenapparat ist nahezu identisch. Sehr sonderbar sind die Anhängsel der beiden seitlichen Sepalen und höchst eigen- tümlich der Umstand, daß Androclinium und Anthere auf die Rück- seite der Säule plaziert sind. Den höchsten Punkt der Säule bildet das übrigens wenig entwickelte Rostellum. Die Blüten stehen in 2 gegeneinander um !/, Blütenlänge verschobenen Reihen, die Sepalen und Petalen nach innen, die verhältnismäßig großen, schneeweißen Labellen nach außen, was einen sehr aparten und hübschen Anblick gewährt.

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IV. Die bis jetzt bekannten hohen Bäume Kameruns, welche wertvolles Holz geben oder als Nutzhölzer in Frage kommen könnten.

Nach den Materialien des Königl. botanischen Museums in Dahlem zusammengestellt

von

E. Gilg.

Da man sich jetzt auch in Deutschland für die Verwendung der Kameruner Hölzer zu interessieren beginnt, schien es wünschenswert, die in unseren Sammlungen enthaltenen Notizen über die Kameruner Bäume übersichtlich zusammenzustellen und hierbei namentlich auch die Verbreitung derselben zu berücksichtigen. Bei weitem das meiste Material stammt von Herrn G@. Zenker, der an verschiedenen Stationen Kameruns für das hiesige botanische Museum gesammelt hat. Die den wissenschaftlichen Namen beigefügten Namen der Eingeborenen wurden durch die von den Herren Prof. Jentsch und Prof. Büsgen auf ihrer forstwirtschaftlichen Expedition gemachten Notizen ergänzt.

Sämtliche seit 25 Jahren von deutschen Sammlern in Kamerun zusammengebrachten Arten wurden am botanischen Museum bestimmt, sofern von den Bäumen nicht nur Blätter, sondern auch Blütenzweige und Früchte vorlagen. A. E.

Moraceae.

Chlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hook. f. roko, iroko, odum, bang, mbang, mangi, emang 30—50 m, mit gelbbraunem, zähem, hartem Holz, wird in Angola und Ostafrika als Bau- und Möbel- holz geschätzt. Im ganzen trop. Afrika verbreitet, in Kamerun bisher nur von Johann-Albrechtshöhe bekannt.

Treculia mollis Engl. 15-20 m. Bipindi.

Musanga Smithii R. Br. mbussenge bis 30 m, Holz weich, wird wie Kork verwendet. Im Küstengebiet von ganz West- afrika verbreitet.

Olacaceae. Coula edulis Baill. ngummo, wula 15—30 m, mit gutem Bau- holz. In Kamerun weit verbreitet.

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Ongokea kamerunensis Engl. bis 30 m, mit gelblichem, hartem Bauholz. Johann-Albrechtshöhe und Bipindi.

Strombosia grandifolia Hook. f. bis 30 m. In Kamerun verbreitet.

Strombosia glaucescens Engl. 10—20 m. Bipindi. Strombosiopsis tetrandra Engl. 10—30 m. Bipindi, Johann- Albrechtshöhe, Jaunde. Kongogebiet.

Anonaceae. Hexalobus megalophyllus Engl. et Diels.. 20-30 m. Bipindi. Hexalobus salicifolius Engl. 20 und mehr Meter. Bipindi. Hexalobus grandiflorus Bth. 20—25 m. In Kamerun ver-

breitet; auch in Oberguinea, im Ghasalquellengebiet, Kongogebiet. Xylopia parviflora (Guill. et Perr.) Engl. et Diels 20—25 m. Bipindi, Johann-Albrechtshöhe; in Oberguinea und dem Ghasal- quellengebiet verbreitet. Xylopia Zenkeri Engl. et Diels 15—30 m Südkamerun. Isolona pleurocarpa Diels 15—25 m —. Bipindi. Pachypodanthium confine (Pierre) Engl. et Dies ntoma 20—30 m. Südkamerun und Gabun.

Uvariastrum Zenkeri Engl. et Dies 20-30 m. Süd- . kamerun. Uvaria Büsgenii Diels bongele Riesenbaum. Nordkamerun.

Uvaria microtricha Diels 20—30 m. Bipindi. Enantia chlorantha Oliv. nje, bonuke, bolölo 15—-20 m, mit schönem, gelbem Holz, das in der Tischlerei verwendet wird.

Rinde beim Hüttenbau benutzt. In Kamerun verbreitet. Myristicaceae. Staudtia stipitata Warb. 30—38 m, mit hartem Holz. Johann-Albrechtshöhe. Staudtia kamerunensis Warb. 30—35 m, mit hartem, rötlichem Holz. In Kamerun verbreitet. Coelocaryum Klainii Pierre 15 -30 m. In Kamerun ver-

breitet; auch im Kongogebiet. Pyenanthus kombo Warb. nasämba, bokonda hoher Baum. In Kamerun und Gabun verbreitet.

Lauraceae.

Tylostemon crassifolius Engl. 30—35 m, mit sehr hartem, gelbbraunem Holz. Johann-Albrechtshöhe.

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Rosacene. Parinarium chrysophyllum Oliv. 15—25 m. Bipindi.

Leguminosae Mimosoideae.

Pithecolobium altissimum Oliv. sehr hoher Baum (nach Oliver). Kamerun, Nigergebiet, Kongo. Albizzia Brownei (Walp.) Oliv. 20-30 m, hartes Holz, gutes

Bauholz. Kamerun (Bipindi, Mimfia, Johann-Albrechtshöhe), Im trop. Afrika verbreitet. Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv. 30 m., hartes Holz. Kamerun (Jaunde). Weit verbreitet im trop. Afrika. ‚Calpocalyx Dinklagei Harms 10—15 m. Kamerun (Lo- kundje-Ufer, Bipindi, Batanga, Ebeafälle). Gabun. Tetrapleura Thonningii Benth. kombolo. 15 m. Kamerun (Jaunde, Bipindi usw.). Verbreitet im Kongogebiet, Angola. Newtonia Zenkeri Harms 30—35 m. Kamerun (Bipindi). Piptadenia africana Hook f. edundu 30—60 m Höhe, 2 bis

3 m Durchmesser, liefert Zimmerholz. Kamerun verbreitet. Urwald, Flußufer. Gabun, Oberguinea, Angola, Kongogebiet. Piptadenia Winkleri Harms 3-12 m. Kamerun (Duala).

Fillaeopsis discophora Harms bis 15 m. Kamerun (Bipindi). Gabun, Kongogebiet.

Cylicodiscus gabunensis Harms edum, emäng 30—40 m, Riesenstamm mit rotem Holz und fichtenähnlicher Rinde. Kamerun, Gabun (Sibange).

Parkia Zenkeri Harms 15—20 m. Kamerun (Bipindi, Urwald).

Pentaclethra macrophylla Benth. über 20 m, Riesenbaum, mit zähem, langfaserigem, rötlichem Holz, das nur zum Brennen von den Eingeborenen benutzt wird. Kamerun, verbreitet (Bipindi, Jaunde usw.). Im trop. Westafrika verbreitet. Liefert Owalaöl.

Leguminosae Caesalpinioideae. Erythrophloeum guineense Don tia bis 30 m (betr. Holz siehe Volkens Nutzh. Togos S. 9), für Hausbau, Brücken und Schiffe. Kamerun. Im trop. Afrika weit verbreitet. Erythrophloeum micranthum Harms ellong 20—40 m. Kamerun, Bipindi. Cynometra Mannii Oliv. bopanda hoher Baum. Kamerun- fluß, zwischen Victoria und Bimbia, an Ufern, Cynometra multijuga Harms 20 und mehr Meter. Bipindi.

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Scorodophloeus Zenkeri Harms 10—15 m. —- Bipindi, Urwald. Oxystigma Mannii (Baill.) Harms ca. 40 m. Kamerun, Vic-

toria. Detarium macrocarpum Harms 25—30 m. Kamerun, Bipindi. Stemonocoleus micranthus Harms 15—20 m. Kamerun, Bipindi. Hylodendron gabunense Taub. Baum von wechselnder Höhe,

20—30 m. Kamerun: Bipindi, Mimfia, Johann-Albrechtshöhe. Gabun.

Brachystegia cynometroides Harms 55 m. Kamerun (Johann-Albrechtshöhe, Mimfia).

Afzelia africana Smith 10—20 m, (Verwendung siehe Volkens, Nutzh. Togos S. 12). Kamerun (Batanga, Bipindi, Lokundje). Die Art im trop. Westafrika verbreitet.

Berlinia acuminata Sol. 15—25 m. Kamerun (Bipindi, Viec- toria). Trop. Westafrika. Berlinia auriculata Sol. 10—30 m. Kamerun (Batanga, Bipindi). Trop. Westafrika. Macrolobium Preussii Harms bis 20 m. Kamerun. 2 Zenkeri Harms 20 m. Kamerun, Bipindi.

Dialium guineense Willd. mpang bis 30 m mit hartem Holz. Kamerun (Bipindi). Im trop. Westafrika verbreitet.

Dialium Staudtii Harms 25—30 m. Kamerun (Johann- Albrechtshöhe).

Dialium Zenkeri Harms 10 oder mehr Meter. Kamerun (Bipindi).

Distemonanthus Benthamianus Baill. nselle 30—40 m,

gutes Bauholz (siehe Volkens, a. a. O. S. 14). Kamerun (Mimfia, Johann-Albrechtshöhe usw.). Gabun. Auch in Togo.

Stachyothyrsus Staudtii Harms bis 25 m. Kamerun (Mimfia, Bipindi).

Leguminosae Papilionatae.

Pterocarpus Soyauxii Taub. muenge 30—40 m, Starkbaum, dessen nicht sehr dichtes, mittelschweres, blutrotes Holz im Kern als bestes Kanuholz dienst und auch zu Möbeln verwendet wird. Kamerun (Bipindi, Kumba). Gabun (Sibange).

Linaceae.

Phyllocosmus sessiliflorus Oliv. 15—25 m. In Südkamerun verbreitet.

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Erythroxylaceae. Erythroxylon Mannii Oliv. 15 m. Bipindi, Johann-Albrechts- höhe. Rutaceae.

Fagara altissima Engl. 15—25 m. Bipindi.

Simarubaceae.

Odyendea gabunensis (Pierre) Engl. 20—30 m. Bipindi, Gabun.

Irvingia Barteri Hook. f. Odeka, bwiba ba mbäle, weke, biba 20—30 m. In Westafrika, besonders in Kamerun verbreitet.

Desbordesia glaucescens (Engl) Pierre 20-30 m. In Südkamerun und Gabun verbreitet.

Klainedoxa gabunensis Pierre zembi 20—30 m. In

Kamerun verbreitet. Klainedoxa grandifolia Engl. 20—30 m. In Südkamerun verbreitet.

Burseraceae.

Canarium Schweinfurthii Engl. 35—40 m, weißes Bauholz. Im trop. Afrika verbreitet, in Kamerun häufig.

Pachylobus edulis G. Don bosao 20—30 m. In West- afrika verbreitet.

var. mubafo Engl. bosao mittelgroßer Baum mit rötlichem bis graugelbem Holz, das zu Axtstielen benutzt wird. Der Baum ist reich an Harz, das zum Auspichen der Kalebassen gebraucht wird. In Westafrika verbreitet.

Meliaceae.

Khaya euryphylla Harms 30—40 m, vielleicht cn liefernd. Kamerun (Johann-Albrechtshöhe).

Khaya Klainii Pierre hauptsächlicher Mahayonilieiekaune In Kamerun und Gabun.

Entandrophragma Candollei Harms 30-40 m, Mahagoni ° liefernd? Kamerun (Johann-Albrechtshöhe).

Carapa procera DC. bis 20 m, soll in Senegambien Mahagoni- ähnliches Bau- und Werkholz liefern. Kamerun (Bipindi usw.).

Turraeanthus Zenkeri Harms bis 20 m, kandelaberartiger Wuchs. Kamerun (Jaunde und Buea).

Trichilia Gilgiana Harms 10—15 m. Kamerun (Jaunde).

rubescens Oliv. 5—10 m. Kamerun.

12383

Trichilia Prieureana Juss. 10—12 m. Kamerun. Sene-

gambien. Euphorbiaceae.

Alechornea floribunda Müll. Arg. malandi 15—25 m und höher. In Kamerun verbreitet.

Sapium Mannianum (Müll. Arg.) Bth. 15—30 m. In Kamerun verbreitet.

Uapaca Staudtii Pax bosämbi 25—30 m. In Kamerun verbreitet.

Grossera paniculata Pax nama tubave 15—20 m. Bipindi.

Ricinodendron africanum Müll. Arg. 15—25 m. In Kamerun verbreitet.

Bridelia stenocarpa Müll. Arg. esenge Baum mit leichtem,

großporigem Holz. In Westafrika verbreitet.

Anacardiaceae.

Pseudospondias microcarpa (A. Rich.) Engl. 10—15 m. In Westafrika verbreitet. Trichoscypha bipindensis Engl. 20—30 m. Bipindi.

Sorindeia trimera Oliv. 15—25 m. In Kamerun verbreitet. Triplochitonaceae. Triplochiton scleroxylon K. Schum. nkom, ejuong. Riesen-

baum, dessen Holz als Zimmerholz und zu Geräten gut sein soll. In Kamerun an verschiedenen Standorten beobachtet.

Sapindaceae. Deinbollia pyenophylla Gilg 20 m. Bipindi.

Sterculiaceac. Sterceulia rhinopetala K. Schum. 25—35 m, mit trefflichem Bauholz. Jaunde. Stereulia oblonga Mast. mükönja 15—30 m, liefert Brett- holz. In Kamerun und Gabun verbreitet. Cola altissima Engl. 20—30 m. Bipindi.

Sceytopetalaceae. Oubanguia Klainei v. Tiegh. 15—20 m. In Südkamerun und Gabun verbreitet. Scytopetalum kamerunianum Engl. mafum bantschu 15 bis

30 m. Südkamerun.

129

Ochnaceae.

Lophira alata Banks bokoa, bang, bongossi 50—60 m Höhe und 2—3 m Durchmesser, mit gutem, sehr hartem Holz (Eisen- holz). Im trop. Westafrika verbreitet, in Kamerun einer der höchsten Urwaldbäume.

Guttiferae. Endodesmia calophylloides Bth. 25—40 m. In Kamerun verbreitet. Pentadesma butyraceum Don hoher Baum. In Kamerun verbreitet. Garcinia punctata Oliv. 20—25 m. In Kamerun verbreitet.

Symphonia globulifera L. fill. ejale, nkum 20—30 m. In ganz Westafrika verbreitet.

Flacourtiaceae. Scottellia mimfiensis Gilg 15—30 m. Bipindi.

Rhizophoraceae. Dactylopetalum kamerunense Engl. 15—20 m. In Süd- kamerun. Rhizophora mangle Roxb. tända Holz in Stücken bis zu

50cm Durchmesser, Rinde gerbstoffreich. An den Küsten ganz Westafrikas verbreitet.

Combretaceae. Terminalia superba Engl. et Diels boköme 20-40 m, Urwaldbaum. In Kamerun verbreitet. Melastomataceae.

| Memecylon macrodendron Gilg 15—20 m. Bipindi.

Sapotaceae. Mimusops-Arten mächtige Bäume mit gutem Holz. In Kame- run in mehreren Arten verbreitet, z. B. Mimusops djave (Laness.) Engl. numgu, njäbi Riesenbaum, ca. 55 m Höhe, 2 m Durchmesser, mit dem feinfaserigen, blaß- rötlichen, geschätztesten Nutzholz des Gebietes. In Kamerun

weit verbreitet. Mimusops brevipes Engl. boango großer Baum. Süd- kamerun. 10

1300

Sideroxylon Zenkeri Engl. großer Baum mit gutem Holz. In Südkamerun verbreitet.

Omphalocarpum Pierreanum Engl. 20-30 m. Bipindi, Johann-Albrechtshöhe.

Omphalocarpum Radlkoferi Pierre 20 m. In Kamerun verbreitet.

Ebenaceae.

Diospyros megaphylla Gürke 10—15 m. Bei Bipindi. = bipindensis Gürke 10—15 m. Bei Victoria, Jaunde, Bipindi.

Diospyros kamerunensis Gürke bis 15 m, Bipindi.

Diospyros dendo Welw. 15—20 m, Holz sehr hart. Kamerun bis Angola, bis 400 m ü.M.

Diospyros Gilgiana Gürke 8—10 m. Kamerun: Bipindi bis Span. Guinea, 450 m ü. M.

Diospyros nsambensis Gürke 15—20 m. Bipindi, 90 mü.M. = suaveolens Gürke 10-15 m, Holz gelblich, hart, mit schwarzem Kern. Johann-Albrechtshöhe, Bipindihof, 125 m

Diospyros mamiacensis Gürke 15—20 m. Bipindi. 5 atropurpurea Gürke 15—20 m, liefert Ebenholz. -— Bipindi.

Diospyros aggregata Gürke 20 m und mehr Bipindi, 100 m Diospyros incarnata Gürke 10—12 m. Bipindi.

cn mespiliformis Hochst. Im Splint gelblich -weißes, dichtes Holz, das sich gut drehen läßt. Im ganzen trop. Afrika verbreitet.

Loganiaceae.

Strychnos gnetifolia Gilg 20—30 m. Bipindi.

Verbenaceae. Vitex bipindensis Gürke 10—15 m. Bipindi. Avicennia tomentosa Jacqu. mbossambi 10—15 m, mit sehr

schönem Holz. In der Strandvegetation Westafrikas häufig.

Rubiaceae. Corynanthe yohimbe K. Schum. yohimbehe 20—30 m. In Südkamerun verbreitet. Corynanthe pachyceras K. Schum. 15—20 m. In $üd- kamerun verbreitet,

1231

Adina macrophylla (Lepr. et Guill.) K. Schum. 15—25 m, mit weiß-gelbem Bauholz, sehr gut für Möbel. In Kamerun und Oberguinea verbreitet.

Morinda eitrifolia L. 15—20 m, mit gelbem Holz. In ganz Westafrika verbreitet.

Sarcocephalus sambucinus (Wint.) K. Schum. 15—30 m, mit gutem Bauholz. Im ganzen trop. Afrika verbreitet, in West- afrika sehr häufig.

Randia cladantha K. Schum. 20—25 m. In Kamerun ver- breitet.

10*

PELALEN u

Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. ER

Soeben ist erschienen:

Physiologische Pflanzenanatomie Von Professor Dr. &. Haberlandt.

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Be.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 46. Ausgegeben am 5. Februar 1910

e

Südwestafrikanische Futtergräser.

Mit 12 Figuren.

Von

BR. Pilger.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1910.

Preis 1,60 Mk.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Ausgegeben

am 5. Februar 1910

Nr. 46.

Südwestafrikanische Futtergräser, Von

R. Pilger.

Die Frage der Futtergräser hat für Südwestafrika eine hohe Be- deutung, doch ist sie noch wenig systematisch in Angriff genommen worden. Es existieren in der Kolonie eine Reihe endemischer, in anderen Ländern nicht auftretender Arten, die also den Bedingungen des Bodens und Klimas am besten angepaßt sind, und auch teilweise gute Futtergräser darstellen. Es fragt sich nun, ob es möglich ist, sie künstlich weiter zu verbreiten und ob sie anderen auswärtigen, eventuell einzuführenden Grasarten durch ökonomischen Wert und gutes Wachstum gleich oder überlegen sind. Um überhaupt eine erste Grundlage zu schaffen, handelt es sich darum, zunächst die einhei- mischen Arten kennen zu lernen, denen von Änsiedlern und praktisch und wissenschaftlich gebildeten Reisenden ein größerer oder geringerer Wert als Futtergras zugeschrieben wird. Dann fragt es sich, welche natürliche Verbreitung die Arten über die Kolonie hin zeigen, ferner, ob sie in großen Mengen gesellig oder mehr vereinzelt auftreten, welche Bodenart und welchen Feuchtigkeitsgrad sie bevorzugen. Die bisherigen Angaben, die mir bekannt geworden sind, lassen uns noch öfter bei der Beantwortung dieser Fragen in Stich, doch ergibt sich immerhin schon ein einigermaßen brauchbares Material, das im folgen- den bei der Aufzählung der wichtigsten Arten systematisch verwertet worden ist.

Betrachten wir die Gramineenflora des Gebietes im ganzen, so zeigt sich, daß einige endemische Gattungen und eine Anzahl ende-

134

mischer Arten vorhanden sind, deren Anschluß meist bei südafrika- nischen Formen zu suchen ist; daneben sind viele Arten Südafrika und Südwestafrika gemeinsam. Diese Flora reicht bis Mossamedes hinauf, während in Benguella die Typen mit südafrikanischer Ver- wandtschaft fast ganz erlöschen. Das tropisch -afrikanische Element ist in Damara-Nama-Land von geringem Einfluß; einige weitverbreitete Formen, die bis nach Südafrika reichen, treten auch hier auf. Be- sonders interessant ist das Vorkommen einiger Gräser der nordafrika- nischen Wüsten auf den Sandflächen Südwestafrikas (Aristida). Natur- gemäß werden als Futtergräser die Arten am wenigsten in Betracht kommen, die sehr stark xerophil, d.h. an Bedingungen extremer Trockenheit angepaßt sind; sie gewinnen großenteils einen außer- ordentlich starren Habitus durch Ausbildung von stark verdickten, verholzten Zellwänden und von vielen mechanischen Gewebe-Elementen. Typische Beispiele dafür sind Eragrostis spinosa, das Vogelstraußgras, mit seinen starren, dornigen Rispen, ferner Ehrharta aphylla und Ari- stida fastigiata.. Abgesehen aber von solchen extremen Formen finden sich gerade unter den xerophilen sandbewohnenden Formen eine An- zahl guter Futtergräser. So sind besonders einige Aristida- Arten mit ihren starren dichten Blattbüscheln und den seidigen dreiteiligen Grannen verbreitete und geschätzte Futtergräser. Sie sind weiter unten ausführlich beschrieben. In gleichem Sinne ist hier auch Diplachne paucinervis sowie Anthephora pubescens u. a. zu erwähnen. Alle diese sind ausdauernde Arten, deren Rhizome verholzend perennieren. Auffallend ist nun die große Zahl der im Amboland und Damara- Nama-Land im Inlande auftretenden einjährigen Gräser; es ist oft nicht leicht zu sagen, ob eine Art wirklich einjährig ist; jedenfalls blühen die Gräser im ersten Jahre und sind durch mangelnde Rhizombildung und das Zurücktreten der bei den perennen Arten so stark markierten xerophilen Charaktere bemerkenswert. Sie kommen meist auf sandigen Strecken vor und sind mehr oder weniger niederliegend (ein typisches Beispiel die unten beschriebene Schmidtia quingueseta) oder straffer auf- recht (z. B. Pappophorum). Unter ihnen sind wichtige Futtergräser. Sind alle diese Arten als anspruchslos zu bezeichnen, so stellen andere besonders an die Feuchtigkeit des Bodens höhere Ansprüche und sind deshalb in ihrem Vorkommen mehr beschränkt; hierher gehört z. B. Dactyloctenium aegypliacum, sowie Oynodon dactylon. Letzteres ist eines der besten Futtergräser der wärmeren Länder überhaupt und sollte daher wo irgend angängig bevorzugt werden. Sehr verschieden ver- halten sich die Arten auch in bezug auf die Menge ihres Vorkommens. Zu den in großer Menge und häufig auftretenden Gräsern gehört z. B. Aristida obtusa und die verwandte Art A. uniplumis, die hierdurch ihre

135

große Bedeutung gewinnen, ferner von einjährigen Gräsern z. B. Schmidtia quinqueseta. Nicht in der gleichen Menge kommen die wert- vollen Eragrostis-Arten vor, die sich meist in Flußbetten finden, ebenso wie Anthephora undulatifolia und andere.

Im folgenden soll nun eine Aufzählung der wichtigsten Gräser- arten gegeben werden. deren Wiedererkennung nach den kurzen Be- schreibungen und Abbildungen wohl möglich sein wird; bei jeder Art wird angegeben, was mir über Verbreitung und Wert bekannt ge- worden ist.

Hoffentlich gibt diese Schrift Veranlassung dazu, daß 1. in den einzelnen Bezirken Südwestafrikas die dort vorhandenen Gräser rationell gesammelt werden, daß 2. die Menge des Vorkommens jeder Art im Verhältnis zu den anderen bestimmt wird, daß 3. die gesammelten Arten zur wissenschaftlichen Bestimmung nach Dahlem gesandt werden, wo allein das Vergleichsmaterial vorhanden ist. Dann werden weitere Publikationen folgen,

Andropogon L.

Ährehen in Paaren, heterogam, das sitzende zweigeschlechtlich, das gestielte männlich; vierte Spelze des sitzenden Ährchens begrannt.

Die Gattung, die für das tropische Afrika zu den wichtigsten ge- hört, da die Zahl der Arten groß ist und sie häufig formationsbildend auftreten, hat für Südwestafrika nur geringere Bedeutung.

A. eontortus L. (Fig. 1.) Die Art ist dadurch ausgezeichnet, daß die Ährchenpaare in einer einzelnen dichten, fast zylindrischen Schein- ähre stehen; die nach unten zu behaarten, gewundenen, kräftigen Grannen der zweigeschlechtlichen Ährchen sind bis 10 cm lang; die Pflanze perenniert mit kurzen, aufrechten, extravaginalen Neusprossen; die Halme sind bis meterhoch und meist nach obenzu buschig, mit blühenden Trieben verzweigt; die derben Blattspreiten sind offen, am Rande rauh,

A. contortus ist mit mehreren Formen über die warmen Länder der Erde verbreitet; in Südwestafrika tritt er anscheinend nicht in größerer Menge auf. Über den Wert als Futtergras finde ich für diese Gegenden keine Angaben. In Indien und Australien viel zum Futter gebraucht, doch nur die jungen Pflanzen; die Früchte können den Schafen gefährlich werden, da sie mit ihren Spitzen durch das Fell in den Körper dringen.

A. eucomus Nees. Die sehr kleinen (3 mm) Ährchen stehen in zwei von langen weißglänzenden Haaren umhüllten Scheinähren und sind sehr zart begrannt; die männlichen Ährchen der Paare abortieren

a

ganz, so daß nur der kleine Stiel übrig bleibt; perennierend, dicht

büschelig mit zahlrei- chen Halmen.

Die Art ist im tro- pischen und südlichen Afrika verbreitet.

A. Sehinzii Hack. Die beiden Scheinähren sind größer als bei der vorigen Art, kurz be- haart, die Grannen län- ger; die männlichen ge- stielten Ährchen sind gut entwickelt und kurz begrannt; die Halme des perennierenden Grases sind aufrecht, zirka meterhoch und beson- ders im oberen Teil auf- recht verzweigt.

Nur im nördlichen Teil der Kolonie, an- scheinend nicht häufig, auf steinigem Boden.

Panicum L.

Das Ährchen hat drei leere, unbegrannte,

\\' selten grannenähnlich

verlängerte Spelzen,

deren untersteam kürze- sten ist; die Deckspelze und Vorspelze der zwei- geschlechtlichen Blüte verhärten. Diese arten- reichste Grasgattung der wärmeren Länder hat in Südwestafrika nur wenige Vertreter.

137

P. glomeratum Hack. Die Art ist einjährig, durch weiche Be- haarung fast aller Teile ausgezeichnet; die ansteigenden Halme sind bis fußlang, die linealisch-lanzettlichen, kurzen Blattspreiten flach; die Ährehen bilden ährenförmige Partialblütenstände, die in größerer An- zahl an der Spindel stehend eine schmale Rispe darstellen. Die Art kommt in der Nähe von Wasserläufen vor, und ist jedenfalls als Futtergras geeignet.

Zwei einjährige Arten derselben Gruppe, die durch die ähren- förmigen Partialblütenstände ausgezeichnet ist, sind nur aus dem nörd- lichen Gebiet bekannt, P. xantholeuecum und P. brachyurum Hack. P. xantholeueum hat bis halbmeterhohe Halme und weichbehaarte graue Blätter, P. brachyurum bis 70 cm hohe kräftige Halme und mit Borsten besetzte Blätter. Ebenfalls aus dem nördlichen Gebiet stammt P. Schinzii Hack., mit lockerer Rispe mit abstehenden Zweigen; die Halme des jährigen Grases sind bis meterhoch; die linealischen, bis 20 cm langen Blätter sind ziemlich schlaff.

Pennisetum Rich.

Die Ährchen sind einzeln oder zu 2—-3 von einem Involucrum von sterilen Borstenzweiglein umgeben, das mit dem Ährchen zusammen abfällt, selten Borsten wenige bis eine; die erste der drei Hüllspelzen ist klein, die zweite erreicht häufig die Ährehenlänge.

P. eiliare (L.) Link (Fig. 2), eine durch Afrika bis Vorderindien weit verbreitete Art. Die Borsten des Involukrums sind federig behaart und nach dem Grunde zu mehr oder weniger verdickt; die Halme sind im unteren Teile niederliegend, kurzgliederig, verzweigt, einem dicken Rhbizom entspringend; die linealischen Blattspreiten sind ziemlich kurz, offen wie die Scheiden, kahl oder schwach steifborstig, die Rispe dicht zylindrisch, ährenförmig.

Häufig besonders auf Steinboden, Futtergras für alle Tiere.

Eingeborenen-Name: | Khurub (Hartmann).

Tricholaena Schrad.

Die Deckspelzen verhärten zum Unterschied von Panicum wenig; zweite und dritte Spelze öfters langgespitzt oder begrannt; dritte Spelze mit Vorspelze und häufig mit männlicher Blüte; die Ährchen sind seidig behaart.

1. T. rosea Nees, die in Afrika weit verbreitete Art kommt auch in der Kolonie vor, ein einjähriges oder perennierendes Gras mit locker gebüschelten, meist geknieten, halbmeterhohen Halmen: die Blattscheiden tragen gewöhnlich auf Pusteln stehende Borstenhaare, die Spreiten sin

Fig. 2. Pennisetum cıiliare (L.) Link.

A Habitus; B Ährchengruppe mit Borstenhülle;

C Analyse eines Ährchens mit 3 Hüllspelzen, Deckspelze und Vorspelze.

linealisch, meist absprei- zend; die Rispe ist locker oder mehr zusammengezo- gen mit vielen seidig röt- lich bis purpurrot be- haarten Ährchen.

2. T. brevipila Hack., ein einjähriges, zierliche- res Gras mit nur schwach und angedrückt behaarten Ährchen.

3. T. arenaria Nees ist im ganzen Wuchs starrer, graugrün; die Pflanze perenniert und treibt unterwärts gekniete, bis gegen halbmeterhohe Halme mit sehr schmalen, ziemlich starren und ein- gerollten Blättern, die Rispe ist offen, die Ähr- chen sind zart weich- haarig, oft purpurn.

Anthephora Schreb.

Der Blütenstand ist ährenförmig, die Ährchen stehen inGruppen zu vier; die unteren Hüllspelzen sind hart und bilden ein scheinbares Involucrum; ein bis zwei Ährchen sind in der Gruppe fertil.

A. pubescens Nees (Fig. 3). Die Art bildet kräftige, dichte, manchmal

vielstöckige Büschel, deren Halme am Grunde öfters von sich zerfasern- den Scheiden diehtumbüllt sind, die auch die intra- vaginalen Neusprosse ein- schließen; die bis über 1 m hohen Halme sind aufrecht, mit lang heraus- ragendem schmal ähren-

förmigem, zottig be- haartem Blütenstand, die Blattspreiten sind offen, derb, schmal linealisch, lang ver- schmälert.

Die Art ist in Südwestafrikaundim Kalahari-Gebiet be- sonders auf Sand- boden verbreitet und ist (nach Dr. Hart- mann) ein sehr gutes Futtergras für alle Tiere.

Eingeborenen- name: |Hobes(Hart- mann).

Eine einjährige Art der Gattung mit weniger behaarten Ähren, flachen brei- teren Blättern und vielen büschelförmig gestellten Halmen ist Anthephora undu-

latifolia Hack., deren Name auf die gewelltenBlattränder hinweist. Sie kommt in sandigen Fluß- betten mehr verein- zelt vor.

Tragus L.

Der Blütenstand ist ährenförmig, die Ährchen stehen in kleinen Gruppen; die oberen Hüllspelzen sind größer, warzig oder stachelig.

T.racemosus(L.) All. ist ein in allen

Fig. 3. Anthephora pubescens Nees. A Habitus; B Ährchengruppe; © Analyse eines Ährehens mit 3 Hüllspelzen, Deckspelze und Vorspelze.

140

wärmeren Ländern mit mehreren Varietäten verbreitetes Unkraut. Die bis über 30 cm hohen Halme des einjährigen Grases stehen zu mehreren in einem Büschel und sind aufrecht oder am Grunde gekniet und ansteigend; die ziemlich kurzen, offenen lineal-lanzettlichen Blatt- spreiten sind am Rande von starren Borsten gewim- pert. In Südwestafrika fin- det sich die typische Varie- tät und auch die var. Ber- teronianus (Schult.)Hack., die durch schmalere Rispen mit mehr gedrängten Ähr- chen-Gruppen mit nur zwei Ährchen ausgezeichnet ist. Die Art kommt auf ver- schiedenen Boden, beson- ders Sand vor und ist vor- zugsweise ein Futtergras für Rinder. Eingeborenenname: Du- hetomab (Hartmann).

Perotis Ait.

Der Blütenstand ist ährenförmig, aus einzelnen Ährchen zusammengesetzt; die kleinen schmalen Ähr- chen stehen in dichter Scheinähre, die Hüllspelzen sind gleich, lang begrannt.

Die im tropischen Asien und Afrika verbreitete P. indica (L.) K. Schum. (P. latifolia Ait). kommt in Süd- westafrika nicht vor, wohl aber eine verwandte ende-

Fig. 4. Perotis vaginata Hack. A Habitus; B Ährchen.

mische Art von ganz ähnlichem Typus: P. vaginata Hack. (Fig. 4). Die Pflanze ist einjährig, mit ansteigen den bis 30 cm hohen Halmen; die Blätter sind kurz, lineal-lanzettlich, am

141

Rande mit abstehenden Borsten gewimpert; die ungefähr 10 cm lange Ähre ist außerordentlich dicht und durch die zirka 2 em langen dicht- gestellten Grannen auffallend.

Nur aus den nördlichen Teilen, aus Amboland bis jetzt bekannt, nach Rautanen bestes Viehfutter.

Ehrharta Thunb.

Dritte und vierte Spelze (obere Hüllspelzen) so groß oder größer als Deck- und Vorspelze, mehr oder weniger verhärtend, begrannt oder unbegrannt. Die Gattung ist fast ganz auf Südafrika beschränkt und reicht mit einigen Arten in den Süden der Kolonie.

E. pusilla Nees. Eine einjährige Art mit büschelig gestellten, gekniet ansteigenden, bis 30 cm hohen Halmen, mit kurzen linealischen spitzen Blättern; die Rispe ist schmal und wenig verzweigt; die beiden oberen leeren Spelzen, die grannenförmig gespitzt sind, überragen etwas die Hüllspelzen.

Auf Sandflächen bei Aus. Futtergras?

Aristida L.

Die Gattung ist sofort kenntlich durch die lange dreiteilige Granne der Deckspelze; die einblütigen Ährchen stehen in einem rispigen Blütenstand, die schmale verhärtende Deckspelze umschließt eng den Fruchtknoten und später die Frucht. Wohl die wichtigste Gramineen- Gattung für Südwestafrika; viele stark xerophil angepaßte Typen auf Sandflächen und wüstenähnlichen Strecken. Letzteres gilt besonders für die Sektion Stipagrostis, bei der die drei Grannenspitzen federig behaart sind. Hierher besonders

1. A. obtusa Del. (Fig. 5), die auch in Nordafrika und Arabien vor- kommt. Sie bildet ein außerordentlich dichtes, kurzes Büschel mit zahl- reichen kurzen, zusammengedrängten Neusprossen, aus dem sich scharf abgesetzt eine Anzahl niedriger (bis 30 cm), dünner Halme erheben; die Rispe ist schmal und zusammengezogen; die Blattspreiten sind ge- wöhnlich sehr kurz, starr, gebogen, graugrün, sehr schmal, von den Rändern her eingerollt, so daß diese zusammenstoßen; die Scheiden- mündung ist mit einem Büschel weißseidiger spreizender Haare be- kleidet. Aus dem Rasenbüschel brechen Gruppen von langen, kräftigen Wurzeln hervor, die mit einem dichten Filz bekleidet sind, der Sand fest- hält, so daß die Wurzeln mit einem Mantel von Sand umgeben sind. Es ist dies allgemein eine Eigentümlichkeit der Gräser trockener Sandstrecken.

In Südwestafrika überall auf sandigen und steinigen Flächen vor- kommend, als Futtergras für alle Tiere von großer Wichtigkeit.

Eingeborenen-Name: Toa, Toas oder Noas.

142

2. Von ganz ähnlichem Typus wie die vorige Art ist A. uniplumis Licht.; bei ihr ist die Granne schon unterhalb der Stelle, wo sie sich in die drei Arme teilt, federig. Der ganze Habitus der Pflanze ist

Es 7 27 we

Fig. 5.

A Aristida obtusa Del. Habitus; B Deckspelze; A. uniplumis Licht. Deckspelze;

D A. namaquensis Trin. Deckspelze, E A. stipiformis Poir. Deekspelze; F A. eiliata Desf. Deckspelze.

pi

meist etwas weniger starr, wenn auch die sterilen Sprosse am Grunde meist dicht gebüschelt sind; die Halme sind höher, bis !/, m und darüber, die Blätter sind sehr schmal, haarförmig zusammengerollt.

Ba

Gleichfalls weit verbreitet auf kiesigem, steinigem und sandigem Boden, häufig in großen Mengen, als Futtergras für alle Tiere wohl noch besser als A. obtusa.

Eingeborenen-Name: # Habub (Hartmann).

3. Von geringerer Bedeutung ist anscheinend A. eiliata Desf. Sie ist von ähnlichem Wuchs wie die beiden vorigen, sehr starr, mit etwas dickeren Blättern und breiteren Scheiden am Grunde, nicht so dicht büschelfömig; die Halme sind zirka bis !/, m hoch; leicht kenntlich ist die Art durch die stumpflichen Hüllspelzen, die am Grunde meist schwärzlich gefärbt sind, und durch die lange, schön seidige Mittel- granne, während die Seitengrannen kürzer und kahl sind. A. ciliata ist wie A. obtusa auch in Nordafrika verbreitet und kommt in Südwest- afrika auf Sand- und Felsboden vor; die Art ist ein gutes Futtergras.

Eingeborenen-Name: Habu.

4. A. Hochstetteriana Beck. Die Art ist leicht kenntlich durch den einfach traubigen, getreideähnlichen Blütenstand, aus dem die langen seidigen Grannen hervorsehen. Die Neusprossen werden extravaginal erzeugt, sind aber nur kurz und aufrecht und bilden ein dichtes Büschel, aus dem sich die zierlichen aufrechten Halme herausheben; seltener nur gewinnt der Rasen durch teilweise Verlängerung unterer Internodien ein mehr buschiges Aussehen. Auf Sandboden, anscheinend nur zerstreut und selten.

5. Aristida namaquensis Trin. Die Art ist außerordentlich starr, halbstrauchig; sie hat kriechende Rhizome; die büschelig gedrängten, aufsteigenden oder aufrechten Halme sind unterwärts holzig, mit starren, stechenden Blättern; am stärksten entwickelt ist die Art auf Sanddünen, mit bis 2 m hohen, von Scheiden größtenteils entblößten Halmen und weithin den Sand durchdringenden Sprossen. Die Rispe ist schmal zusammengezogen, die Grannen sind kurz, alle drei Äste federig, die mittlere nur wenig länger als die seitlichen. Trotz der Härte ist dieses verbreitete „Stechgras“ eine Futterpflanze.

Eingeborenen-Name: Horos (Hartmann).

Die bisher genannten Arten zeichnen sich durch federige Grannen aus; von Arten mit kahlen Grannen seien erwähnt:

6. A. adscensionis L., eine einjährige Art, bei der die unterhalb der Trennungsstelle ungedrehten Grannen an der Deckspelze bei der Reife sitzen bleiben und mit ihr zusammen abfallen. Diese über alle wärmeren Länder in vielen Formen verbreitete Art ist in Südwest- afrika hier und da wohl nur eingeschleppt (Windhuk).

7. A. stipiformis Poir. (A. amplissima Trin.). Die Äste der Granne sind bis über 2 cm lang, rauh‘ die Granne ist unterhalb der Verzweigungsstelle spiralig gedreht und fällt bei der Reife von der

Ser

ä

pn

Deckspelze ab. Die Art ist einjährig oder perennierend; - die Blattspreiten sind sehr schmal und zu- sammengerollt; die Rispe ist locker, sehr groß, bis über einen Fuß lang, mit ab- stehenden Ästen.

Arundo L.

Das hohe Schilf- rohr des Mittelmeer- gebietes, Arundo do- nax L. kommt wohl nur eingeführt vor, ebenso wie an ver-

schiedenen Stand- orten in Südafrika. Es ist mir aus dem Gebiet nur ein von Dr. Hartmann ge- sammeltes Exemplar vom Flußbett des Swakop bekannt ge- worden; der Sammler bemerkt, daß der

Halm Peitschen- stöcke liefert und daß die Triebe ein Futter für alle Tiere geben. Die Bezeichnung der

Eingeborenen ist FAND:

Phragmites Trin.

P. vulgaris(Lam.) Or&p., das gemeine Schilfrohr, eine kos- mopolitische Art, wächst auch in Süd- westafrika in Fluß-

BA EN 8

läufen und um Wassertümpel. Es bildet weithin kriechende Rhizome aus, so daß es oft ganze Strecken für sich okkupiert. Die Halme, die in tropi- schen Gegenden bis 6—7 m hoch werden, in Südwestafrika aber meist nur meterhoch bleiben, sind reich beblättert; die langen derben, am Rande besonders meist stark rauhen Blattspreiten sind schmal lanzett- lich. Auch steril ist die Art leicht von Arundo zu unterscheiden durch das behaarte Blatthäutehen (Ligula); bei Arundo ist das Blatthäutchen ein schmaler Hautstreifen, ferner ist die Scheidenmündung des Blattes dunkelbraun gefärbt und die Spreite nach der Spitze zu länger fein verschmälert. Cynodon Pers.

Die Ähren stehen zu drei bis sechs gefingert und tragen einseits- wendig dicht gestellt die kleinen unbegrannten Ährehen, deren Deck- spelze länger als die Hüllspelze ist.

6. daetylon (L.) Pers. Die Art ist tropisch und subtropisch kosmopolitisch und nach dem Vorkommen im ganzen Habitus stark variabel; sie kommt besonders auf Sandplätzen, Brachäckern, an Wasser- stellen vor und dringt leicht in Kulturen der verschiedensten Art ein. Die Halme sind niederliegend und können sich an allen Knoten be- wurzeln und aufrechte verzweigte Äste treiben; ausläuferartig wachsende Triebe können sich, nur mit Schuppenblättern bekleidet, langhin er- strecken und dann zutage tretend neue Äste erzeugen, so daß die Pflanze sich leicht vegetativ verbreiten kann; die kahlen Blätter sind schmal und ziemlich lang fein verschmälert.

Die Pflanze ist ein gutes Futtergras für alle Tiere, an nicht zu trockenen Stellen vielleicht das beste überhaupt.

Eingeborenen-Name: | Garib (Hartmann),

Chloris Swartz.

Die Ähren stehen meist gefingert an den Halmspitzen; die Ährchen sind klein, mit einer zweigeschlechtlichen Blüte mit breiter Deckspelze und mehreren sterilen Spelzen über der Blüte; die Spelzen sind be- grannt.

Für unser Gebiet kommt in Betracht Ch. virgata Sw. (Fig. 6), eine tropisch kosmopolitische Art, die auch in Afrika auf Kulturland, Sand- boden usw. verbreitet ist. Die Pflanze ist einjährig oder auch aus- dauernd, mit vielen Halmen, die stark büschelig zusammengedrängt sind; einzelne Halme sind auch am Grunde kurz niederliegend, scharf ge- kniet und aus den Knoten verzweigt und bewurzelt; die Ähren mit ihren zahlreichen Grannen stehen dicht gedrängt; die Art ist noch besonders da- durch kenntlich, daß die Blattscheiden und die etwas rauhen Blattspreiten (besonders an den grundständigen Trieben) scharf in der Mitte gefaltet und

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Fig. 7. Dactyloctenium aegyptiacum (L.) Willd.

A Habitus; B Ährchen; C Hüllspelzen; D Frucht von der Seite.

zusammengedrückt sind. Ch. virgata ist mehrfach in Südwestafrika gesam- melt worden, doch finden sich vorläufig keine nähe- ren Angaben über den Wert als Futtergras.

Dactyloctenium Willd.

Die Ähren sind am Ende der Halme finger- förmig gestellt, mehr oder weniger gebogen und sehr steif; die Achse schließt mit einer Stachelspitze ab; die Ährchen sind mehrblütig,dieobere Hüll- pelze ist stachelspitzig.

D. aegyptiacum (L.) Willd. (Fig. 7) ist als Un- kraut auf Kulturboden usw. durch alle wärmeren Länder in vielen Formen verbreitet; aus Südwest- afrika kenneich die Pflanze nur von einigen Stand- orten in der Nähe von Wasserläufen. Sie ist ein- jährig und bringt eine Anzahl blühender, an kräftigen Exemplaren bis !/, m hoher Halme her- vor, die entweder büsche- lig gestellt und aufrecht sind oder auch an den unteren Teilen die Inter- nodien verlängern und hier niederliegen und sich ver- zweigen; die flachen, line- alisch-lanzettlichen, ziem- lich schlaffen Blattsprei- ten sindmeist von steifen auf Pusteln stehenden Haaren bewimpert.

Die Art ist ein gutes Futter- |\' gras, findet jedoch offenbar in Süd- westafrika nur in beschränktem Maße geeignete Wachstumsbedin- gungen. Noch gar nicht ist mir bisher aus der Kolonie die einer nah verwandten Gattung angehö- rende Eleusine indiea (L.) R. Br. bekannt geworden, die an ähn- lichen Standorten wachsend über alle warmen Länder verbreitet ist und auch in Südafrika vorkommt; sie ist ein sehr gutes Futtergras.

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Triraphis R. Br.

Die Ährchen sind klein und stehen in dichten vielblütigen Ris- pen; die Deckspelzen sind zart be- grannt, und auch die Seitennerven laufen in Grannen aus. Mehrere Arten, teils einjährig, teils peren- nierend und niedrig halbstrauchig, von stark xerophilem Gepräge.

1. T. Fleckii Hack. (Fig. 8). Einjährig, eine Anzahl blühender bis ca. 30 cm hoher Halme ge- büschelt; die Halme sind am Grunde öfter gekniet, doch nie- mals niederliegend und bewurzelt; die ganze Pflanze ist mit langen steifen, abstehenden Haaren zer- streut besetzt; die Blattspreiten sind ziemlich schlaff, offen, lang zu- gespitzt; die kleinen Ährchen ent- halten ca. 10 Blüten, die Begran- nung der Deckspelze ist kurz.

Auf Sandboden, Futtergras, be- sonders für Großvieh (Rautanen).

Mehrere verwandte einjährige V Sur il Arten sind von gleichem Typus. 7 \ KERN 74 Perennierend ist T. ramosissima Fig. 8. Triraphis Fleckii Hack. Hack., eine fast halbstrauchige A Habitus; B Ährchen; C Deckspelze.

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Fig. 9. Pogonarthria squarrosa (Licht.)

Pilger. A Habitus; B Ährchen.

Form mit mehreren unterwärts holzigen Halmen, die teilweise von Scheiden entblößt und auf- recht und büschelig verzweigt sind.

Dipliachne P. Beauv.

Die Ährchen stehen in lockeren oder dichteren Ris- pen, die Deckspelzen sind un- begrannt, kurz dreizähnig.

Für Südwestafrika kommt nur D. paueinervis (Nees) Stapf (D. einerea Hack.) in Betracht. Die Pflanze ist grau- grün, halbstrauchig, mit rieder- liegenden, mit außerordentlich starren Schuppen bekleideten Sprossen mit ansteigenden, büschelig verzweigten Ästen; die Zweige sind dicht mit Blättern bekleidet, deren ab- stehende Spreiten kurz, sehr derb, offen, linealisch - drei- eckig und stechend sind; die Epidermis trägt Papillen, die austrocknend mit Luft erfüllt die graue Farbe erzeugen; die Rispe ist klein, dicht zu- sammengezogen.

Die Pflanze kommt in den Dünen der Küste, an trockenen Flußbetten, auf Sandflächen des Inlandes, oft in großen Mengen, vor. Von Pferden, Rindern und Kleinvieh ge- fressen (Mansfeld).

Pogonarthria Stapf.

Die verbreitetste Art wurde unter Eragrostis und unter Lep- tochloa beschrieben, zeigt aber so viel Eigentümliches, dab sie wohl als Typus einer

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eigenen Gattung gelten kann; besonders ist die Form der Rispe auf- fallend, sie trägt an der straffen Spindel zahlreiche kurze, spiralig angeordnete Äste; die Ährchen sind dicht gestellt, zwei- bis achtblütig, mit derbhäutiger, zugespitzter Deckspelze.

P. squarrosa (Licht.) Pilger (P. falcata (Hack.) Rendle) (Fig.9). Die straffen, samt den Blättern kahlen Halme sind bis ungefähr meterhoch; die Blätter stehen am Halm ziemlich entfernt und sind schmal und mehr oder weniger zusammengerollt; der Grundstock produziert nur wenige Halme, die am Grunde von kurzen, steifen, sterilen Sprossen umgeben sind.

Die Art ist auch in Südafrika und im ostafrikanischen Seengebiet verbreitet und kommt auf grasigen und steinigen Hügeln, sowie auch auf Sandboden an offenem Terrain oder im Gebüsch vor. Die Angaben über die Brauchbarkeit als Futtergras widersprechen sich; für das Ambo- land findet sich die Angabe von Rautanen, daß das Gras von Groß- vieh gern gefressen wird.

In der Kolonie kommt eine zweite verwandte Art, P. tubereulata Pilger vor, eine niedrigere, einjährige Pflanze mit steifer Behaarung.

Pappophorum Schreb.

Die Ährehen stehen in diehter ährenförmiger Rispe; sie sind wenig- blütig und besonders gekennzeichnet durch die zahlreichen Grannen der Deckspelze. Die Gattung hat eine Reihe von Arten besonders in Süd- und Südwestafrika; diese sind meist von ziemlich niedrigem Wuchse und häufig klebrig behaart. Für unser Gebiet kommen folgende Arten in Betracht:

1. P. scabrum (Lehm.) Kunth{Fig.10 A), eine Art, die auch in Süd- afrika, sowie Algier und Marokko verbreitet ist. Weiche Drüsenhaare bedecken die Triebe mehr oder weniger dicht, daneben sind sie auch ziemlich stark rauh; die gebüschelt aufsteigenden, bis ca. 30 cm langen Halme sind durch ihren ziekzackförmigen Wuchs gekennzeichnet, indem sie in den Knoten ziemlich stark gekniet sind; die Rispe ist kurz, mit kleinen Ährchen, die kurzen Grannen der Deckspelzen sind stark rauh.

Die Art kommt auf felsigem und sandigem Boden vor, sie ist als Futtergras für alle Tiere brauchbar.

Eingeborenen-Name: | Hobes (Hartmann).

2. Kräftiger als P. scabrum ist gewöhnlich P. cenchroides Licht. (Fig. 10B), die zum Unterschiede zierlich bewimperte Grannen an der Deckspelze trägt; die Halme werden bis 40—50 cm hoch; die Behaarung ist ebenso wie bei voriger Art; die Blattspreiten sind offen oder mehr oder weniger zusammengerollt und laufen in eine lange feine Spitze aus,

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Die Art kommt auf sandigem und felsigem Boden in Büscheln wachsend vor, sie ist als Futtergras für alle Tiere brauchbar. Eingeborenen-Name: | yurub (Hartmann), !urub (Dinter).

Fig.:10. A Pappophorum scabrum (Lehm.) Kunth; B. P. cenchroides Licht.; C Ährchen D Deckspelze; E Achsenfortsatz.

Schmidtia Steud. Nahe mit der vorigen Gattung verwandt, durch folgende Merkmale besonders unterschieden: Ährchen in lockerer Rispe; Deckspelze in vier Zipfel geteilt, zwischen diesen mit fünf Grannen.

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Sch. quinqueseta Benth. (Fig. 11). Ein durch seine "Tracht wie durch seine Behaarung auffallendes und leicht kenntliches Gras; Blätter und Scheiden sind mit weichen Drüsenhaaren mehr oder weniger bekleidet und dadurch klebrig; die ganze Pflanze ist ziemlich schlaff, die Äste liegen im unteren Teil nieder und bewurzeln sich an den Knoten oder sind mehr oder weniger ansteigend oder aufrecht, die offenen, lineal-lanzettlichen Blattspreiten sind lang verschmälert und zugespitzt.

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Fig. 11. Schmidtia quinqueseta Benth. A Habitus; B Hüllspelze; C Deckspelze; D Vorspelze mit den beiden Schüppchen und der Blüte.

Der Blütenstand ist schmal zusammengezogen, locker und unter- brochen oder mehr dicht mit gedrängten Ährchen, die weich behaart sind. Die Ährchen sind mit zahlreichen kurzen, borstenförmig ab- stehenden Grannen bewehrt, indem die Deckspelze jeder Blüte im Ährchen fünf solcher Grannen trägt.

Die Art, die auch im tropischen Afrika vorkommt, ist besonders im mittleren und nördlichen Teil der Kolonie auf sandigem Boden ver- breitet; sie wächst in Gruppen unter anderen Gräsern oder bedeckt

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stellenweise den Boden dicht wie die Pflanzen eines Getreidefeldes. Nach Dr. Hartmann als Futtergras für alle Tiere verwendbar, aber nur in geringerer Menge und gut trocken.

Eingeboren-Name: | Hurudabes (Hartmann),

Eine verwandte, in der Rispe sehr ähnliche Art, Sch. bulbosa, ist viel starrer, mehrjährig, mit kurzen, dicken, zusammengedrängten Neu- sprossen, durch die die Basis der Pflanze knollig angeschwollen er- scheint.

Eragrostis P. Beauv.

Die meist in reichblütigen Rispen stehenden Ährchen sind unbe- grannt und haben dreinervige Deckspelzen; häufig zerfällt die Spindel des Ährchens nicht bei der Reife, und die Vorspelzen bleiben nach Abfall der Deekspelzen an ihr stehen. Eine der wichtigsten und arten- reichsten Grasgatturgen für ganz Afrika, in allen Formationen auf- tretend. Für Südwestafrika kommen besonders folgende Arten in Be- tracht:

1. E. namaquensis Nees (Fig.12B), eine einjährige, ziemlich kräftige Art mit vielen äußerst kleinen zerbrechlichen Ährehen in mehr oder weniger dichter Rispe; die ganze Pflanze ist kahl; die Halme stehen gebüschelt und tragen schlaffe, offene, linealische Blätter. E. namaquensis kommt nur in Wassernähe vor. Verwandt ist eine starrere Art mit etwas größeren Ährchen, E. retinorrhoea Steud., die sich durch starke Klebrigkeit auszeichnet, so daß den Halmen Sandkörner anhaften. Sie kommt im Flußsand vor.

2. E. porosa Nees (Fig. 12C). Die Art ist im südwestlichen Afrika von Loanda bis Namaland verbreitet. Die sehr schmalen Ährchen stehen in ziemlich lockeren, reichblütigen Rispen; die Pflanze ist einjährig mit gebüschelten, meist etwas gekniet ansteigenden, bis ca. 40 cm hohen Halmen; die ziemlich schlaffen, mehr oder weniger eingerollten Blatt- spreiten, sowie besonders die Blattscheiden sind mit langen, steif ab- stehenden, auf Pusteln sitzenden Haaren besetzt; ferner ist die Art gekennzeichnet durch die flachen klebrigen Drüsen unterhalb der Knoten.

Auf sandigem oder kiesigem Boden, an Flüssen usw., für alle Tiere als Futtergras brauchbar.

Eingeborenen-Name: !a | näb oder Säub (Hartmann).

3. E.superba Wawra et Peyr. (Fig. 12 A). Diese Art repräsentiert einen ganz anderen T'ypus in der Gattung als die genannten. Sie perenniert mit einem kräftigen Rhizome, das mehrere dicht beieinander stehende, derbe, bis meterhohe Halme erzeugt; die Blattspreiten sind lang line- alisch, lang verschmälert, derb, rauh, sehr unregelmäßig von den Rändern

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her eingerollt; die Rispe ist groß und locker, mit abstehenden, kurz verzweigten Ästen und großen, flach zusammengedrückten Ährchen von eiförmigem Umfang, deren Deckspelzen dicht zweizeilig stehen.

E. superba ist auch im tropischen Ostafrika in Steppen bis Natal verbreitet und kommt in Südwestafrika auf trockenem steinigen und sandigen Boden vor.

Über den Wert als Futtergras liegen für Südwestafrika keine Notizen vor; anscheinend ist die Bedeutung nicht groß, doch findet es z. B. in Ostafrika als Ziegenfutter Verwendung.

Zur selben Gruppe gehört die etwas zierlichere einjährige (oder auch perennierende?) Eragrostis echinochloidea Stapf, die auf Sandboden vorkommend 70—80 em hoch wird und als Futtergras gilt.

4. E. denudata Hack. Eine Art aus der Megastachyae-Gruppe mit sehr spitzen Deckspelzen; die großen lang linealischen zirka 4 mm breiten Ährehen sind in der Spindel zerbrechlich. Der Habitus des Grases ist auffallend genug; es bildet am Grunde dichtgedrängte Büschel von kurzen sterilen Neusprossen mit schmal zusammengerollten Blättern aus, aus denen sich die dünnen aufrechten, zum größten Teil von Blatt- scheiden freien bis 60 cm hohen Halme erheben; die Rispe ist locker, die Äste sind sehr kurz und wenig verzweigt.

Kommt auf Sand- und Kiesboden vor, meist über 1000 m ü. M. Als Futtergras?

Weniger spitz sind die Deckspelzen bei E. pallens Hack.; die Ährchen sind schmaler und dichtblütiger; der Grund der kräftigen Halme trägt nur wenige sterile Neusprosse; die Blattspreiten sind eng zusammengerollt, sehr fein haarförmig verschmälert.

Auch in den trockensten Formationen, Dünen des Meerstrandes und wüstenähnlichen Strecken des Inlandes kommen noch extrem an- gepaßte Vertreter der Gattung vor, nämlich E. cyperoides (Thunb.) P. Beauv. und E. spinosa (L.) Y'rin. (Vogelstraußgras); sie sind Sand- gräser mit stark verlängerten kriechenden Sprossen und dichten Büscheln kurzer blühender Sprosse.

Nachtrag:

K. Dinter bemerkt in seinem Buche: Deutsch -Südwest- Afrika, Flora-, Forst- und landwirtschaftliche Fragmente (1909) auf 8. 40: „Trotzdem die Gramineae die für das Land wichtigste Pflanzenfamilie sind, von der Rinder- und Schafzucht und damit die Zukunft Südwest- Afrikas zum großen Teile abhängt, bin ich doch leider nicht in der Lage, won den mehreren hundert zählenden Arten dieser Familie vor- läufig auch nur die wichtigsten zu beschreiben, da sie wissenschaftlich gerade die allervernachlässigste ist.“ So gar vernachlässigt ist die

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Familie in wissenschaftlicher Hinsicht nicht, das reiche Material ist ın den europäischen Museen aufgearbeitet und zahlreiche Neuigkeiten sind von Hackel und anderen beschrieben worden. Wenn auch noch manche Neuigkeiten zu erwarten sind, so kann doch gesagt werden, daß die Grami- neae der Kolonie recht gut bekannt sind, mindestens so gut wie andere Familien, und hier mit Leichtigkeit bestimmt werden können, Was fehlt, sind eingehendere Angaben von praktisch oder wissenschaftlich geschulten Sammlern über Verbreitung, Art und Menge des Vor- kommens, über den Wert als Futtergräser usw. Für solche Angaben und für Einsendung von Material, das wie gesagt, leicht bestimmt werden kann, wird die Botanische Zentralstelle und das Kgl. Botanische Museum in Dahlem dankbar sein.

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Druck von E. Buchbinder in Neu-Ruppin,

: Notizblatt

>; | des Königl. botanischen Gartens und Museums | zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 47. (Bd. V.) Ausgegeben am 5. November 1910.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei vollständiger Quellenangabe gestattet.

I. Bericht über den Besuch des Neuen Kgl. Botanischen Gartens und Museums in Dahlem bei Steglitz-Berlin von seiten aus- wärtiger Botaniker am 24. und 25. Mai 1910. Von A. Engler.

I. Polystachya dendrobiiflora Reichb, f. Von Fr. Kränzlin.

II. Über die Stammpflanze des Kamerun-Kopals und eine neue | Copaifera-Art aus Spanisch-Guinea.. Von H. Harms.

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Notizblatt

des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 47. (Bd. V.) Ausgegeben am 5. November 1910.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Erlaubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei vollständiger Quellenangabe gestattet.

I. Bericht

über den Besuch des

Neuen Kl, Botanischen Gartens u. Museums in Dahlem bei Steglitz-Berlin

von seiten auswärtiger Botaniker

am 24. und 25. Mai 1910

von dem Direktor Geh. Ob.-Reg.-Rat Prof. Dr. A. Engler.

Da große Teile der Neuanlage des Neuen Botanischen Gartens und Museums in Dahlem schon seit einigen Jahren fertiggestellt waren, waren bereits in den letzten Jahren zahlreiche Botaniker Deutschlands und anderer Länder nach Berlin gekommen, um Anlagen und Bauten zu studieren; ebenso hatten zahlreiche Vereine und Körperschaften Berlins in den vergangenen Jahren darauf gedrungen, daß ihnen die fertiggestellten Teile der neuen Anstalten vorgeführt wurden.

Dadurch war die ursprünglich geplante Eröffnungsfeier ziemlich überflüssig geworden. Wohl aber schien es zweckmäßig, im Anschluß an den Botanischen Kongreß in Brüssel, welcher viele Botaniker nach dem Westen Europas führte, eine Besichtigung unseres neuen botani- schen Gartens zu veranstalten. Es wurden daher im Einverständnis mit dem Kultusminister nun hauptsächlich die Direktoren botanischer Gärten und Museen sowie Botaniker, welche zu unseren Anstalten in näherer Beziehung standen, eingeladen, sich nach dem Brüsseler Kongreß am 24. Juni in Dahlem einzufinden. Mehrere Botaniker, welche gern gekommen wären, waren schon zu sehr von dem Brüsseler Kongreß in Anspruch genommen und konnten nicht noch länger sich ihren Amts- geschäften entziehen; einige, welche ihr Erscheinen bestimmt zugesagt hatten, mußten leider infolge von Erkrankung fern bleiben. Immerhin hatten wir die Freude, doch noch eine recht stattliche Zahl auswärtiger Botaniker bei dieser Gelegenheit begrüßen zu dürfen.

Es waren dies:

aus Belgien: Prof. Dr. E. De Wildeman, Conservateur au Jardin Botanique de l’Etat, Bruxelles; aus Dänemark: Dr. C. H. Ostenfeld, Inspektor des Botanischen Museums am Botanisk Have in Kopenhagen; aus Frankreich:

Prof. Dr. Ch. Flahault, ä la Faculte des Sciences, Directeur de Institut de Botanique de l’Universit& in Montpellier, M.I.; Prof. Dr. F. Heim, & la Facultö de Mödecine, au Conservatoire National

des Arts et des Mötiers et & l’Ecole Supörieure d’Agriculture

Coloniale in Paris;

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Prof. Dr. H. Lecomte, au Musöum d’Histoire Naturelle, Directeur de la Galerie de Botanique du Musöum in Paris;

Prof. Dr. L. A. Mangin, M. I., au Musöum d’Histoire Naturelle, Directeur de Laboratoire de Botanique de l’Ecole Pratique des Hautes-Etudes in Paris;

aus Großbritannien: Dr. A. B. Rendle, F. L. S., Keeper, Department of Botany, British Museum in London; Dr. OÖ. Stapf, F.R.S., F.L. S., Keeper of the Herbarium and Library, Royal Botanic Gardens in Kew;

aus Italien: Dr. Ugolino Martelli, Docente di Botanica nella R. Universitä, Editore della Webbia, Firenze; Prof. Dr. L. Nicotra, Prof. ord. nella R. Universitä, Direttore del R. Orto Botanico, Messina.

aus Osterreich- Ungarn:

Prof. Dr. T. Cisielski, o. ö. Prof. a. d. K. K. Univ., Direktor des Botan. Gartens und Museums in Lemberg;

Dr. A.von Degen, Privatdozent an der Kgl. Ung. Universität, Leiter der Kgl. Ung. Samen-Kontrollstation, Budapest;

Dr. N. Filarszky, Direktor der Botan. Abt. des Ung. National- Museums, Privatdozent für Algologie an der Kgl. Ung. Universität, Budapest.

Prof. Dr. C. Fruwirth, Prof. der Enzykl. der Land- und Forstwirt- schaft an der K. K. Technischen Hochschule in Wien;

Prof. Dr. B. Nemei, o. ö. Prof. fir Anatomie und Physiologie und Vorstand des Pflanzenphysiolog. Instituts der K. K. Böhm. Uni- versität in Prag;

Prof. Dr. A. Richter, o.ö. Prof. der Botanik an der Kgl. Ung. Uni- versität und Direktor des Botanischen Gartens und Instituts in KoloZsvär (Klausenburg);

Prof. Dr. V. Schiffner, o. ö. Prof. der systematischen Botanik an der K.K. Univ. in Wien;

Dr. J. Tuzson, Privatdozent der Botanik an der Kgl. Ung. Universität und am Kgl. Ung. Polytechnikum in Budapest;

Prof. Dr. R. Wettstein Ritter von Westersheim, K. K. Hofrat, o. ö, Prof. a. d. K. K. Universität, Direktor des Botanischen Gartens und Instituts in Wien;

Dr. A. Zahlbruckner, K. u. K. Kustos und Leiter der Botanischen Abteilung des K. K. Naturhistor. Hofmuseums in Wien;

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10

aus Rußland: Prof. Dr. W. I. Belajew, Kurator des Lehrbezirks Warschau; Mag. B.J.v. Fedtschenko, Oberbotaniker am Kaiserl. Botan. Garten in St. Petersburg; Prof. Dr. M. I. Golenkin, Prof. der Morphologie und Systematik der Pflanzen, Direktor des Botan. Gartens und Kabinetts der Kais. Universität in Moskau.

aus Schweden: Prof. I. Eriksson, Direktor der Botan. Abteilung der Zentralanstalt für Landbauversuche in Stockholm. Prof. Dr. G. von Lagerheim, o. Prof. der Botanik an der Universität, Direktor des botan. Instituts in Stockholm: Prof. Dr. ©. F. Nordstedt, Prof. honor., Konservator am Universitäts- Herbarium in Lund;

aus der Schweiz: Dr. J. I. Briquet, Directeur du Jardin Botanique, Conservateur de l’Herbier de la Ville in Genf; Prof. Dr. R. Chodat, Prof. ord. de botanique et Directeur de l’Institut Botanique de l’Universit& in Genf; Dr. E. Rübel in Zürich.

aus Japan: Prof. Dr. Shibata, am Botanical Institute of the College of Agri- culture, Tokohu Imp. University, Sapporo;

aus Südafrika: I.B.P. Evans, F.L. S., Plant Pathologist am Department of Agri- culture in Pretoria;

aus Deutsch -Ost- Afrika: Prof. Dr. Zimmermann, Kolonialbotaniker am Biol. Landwirtschaftl. Institut in Amani;

aus Deutschland: ausschließlich Berlin und Vororte.

Prof. Dr. G. Berthold, o. Prof. der Pflanzenphysiologie, Direktor des Pflanzenphysiologischen Instituts der Universität in Göttingen;

Dr. G. Bitter, Direktor des Botanischen Gartens in Bremen;

Dr. C. Brick, Leiter der Station für Pflanzenschutz in Hamburg;

Prof. Dr. M. Büsgen, an der Kgl. Preuß. Forstakademie, Leiter des Botan. Gartens in Hannöversch - Münden;

Prof. Dr. H. W. Conwentz, Geh. Reg.-Rat, bisher Direktor des Westpreuß. Provinzialmuseums in Danzig, jetzt Leiter der staat- lichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen;

161

Prof. Dr. Diels, a. o. Prof, a. d. Kgl. Universität Marburg;

Medizinalrat Dr. W. OÖ. Focke in Bremen.

Prof. Dr. G. Karsten, o. Prof. a. d. Universität, Direktor des Botani- schen Gartens und Instituts, Halle a. S.

Prof. Dr. M. W. Koernicke, a. d. Kgl. Landwirtschaftl. Akademie, Direktor des Botan. Instituts und des Ökonomisch- Botanischen Gartens in Poppelsdorf bei Bonn;

Dr. ©. Lauterbach, Privatbotaniker in Stabelwitz bei Lissa;

Prof. Dr. C. Mez, a. o. Prof. a. d. Universität Halle a. S.

Prof. Dr. F. Pax, o. Prof. a. d. Universität, Direktor des Kgl. Botan. Gartens und Museums in Breslau;

Prof. Dr. L. Radlkofer, Geh. Hofrat, o. Prof. a. d. Universität, Kon- servator des Kgl. Botan. Museums in München;

Prof. Dr. H. Schenck, Geh. Hofrat, o. Prof. a. d. Technischen Hoch- schule, Direktor des Großherzogl. Botanischen Gartens in Darmstadt;

F. Graf von Schwerin, Präsident der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, in Wendisch -Wilmersdorf;

Dr. Hub. Winkler, Privatdozent a. d. Universität, Assistent am Botan. Garten in Breslau;

Prof. Dr. E. Zacharias, Direktor der Hamburgischen Botanischen Staatsinstitute.

Außer den genannten Herren hatten sich eingefunden vom Kultus- ministerium Herr Ministerialdirigent Wirkl. Geh. Ob.-Regierungsrat Dr. Schmidt und Herr Regierungsrat Dr. Richter, zahlreiche Botaniker Berlins und seiner Vororte, sowie mehrere F'reunde des Botanischen Gartens.

Von 8—11 Uhr wurden Gruppen von je 6—12 Personen durch die Freilandanlagen des Gartens, die Gewächshäuser und das Museum geführt.

Um 11 Uhr war das große Auditorium gefüllt und Prof. Engler hielt folgende Ansprache:

Hochansehnliche Versammlung!

Gestatten Sie, daß ich Ihnen allen meinen herzlichsten Dank für Ihr heutiges Erscheinen an dieser Stelle ausspreche.

Insbesondere freue ich mich, daß, nachdem schon in den letzten 10 Jahren zahlreiche Botaniker des In- und Auslandes ihr Interesse an der Gestaltung des neuen Botanischen Gartens und des Museums bewiesen haben, auch noch so viele ausgezeichnete Fachgenossen er- schienen sind, um mit uns den Abschluß einer langen Arbeit zu feiern. Es beweist dies, daß Sie diese Anstalt bis zu einem gewissen Grade als ein Gemeingut unserer Wissenschaft ansehen, wie dies ja auch bei den Schwesterinstituten in den übrigen Kapitalen der Fall ist, mit

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denen unsere Anstalten zum Teil seit einem Jahrhundert in Verbindung stehen. Wir Vertreter der speziellen Botanik wissen alle, wie sehr wir bei umfassenden Arbeiten auf gegenseitige Unterstützung angewiesen sind, und sind immer befriedigt, wenn an den unserer Wissenschaft dienenden Instituten Einrichtungen getroffen werden, welche das Arbeiten an denselben erleichtern; unser gegenseitiger Verkehr hat allmählich dazu geführt, daß wir uns in ähnlicher Weise nahe stehen, wie die in aller Welt zerstreuten Mitglieder eines geistlichen Ordens.

Es geziemt uns zunächst, Derjenigen zu gedenken, welche außer- halb unseres Faches stehend, das Zustandekommen dieses Werkes er- möglicht haben. Die Gewächshäuser und das Museum des alten Gartens, der wegen seiner von hohen Bäumen beschatteten Plätze auch bei den Bewohnern Berlins sehr beliebt war, genügten schon nicht mehr vor 30 Jahren und erst recht nicht, als mit der Erwerbung unserer Kolo- nien eine Fülle neuer Aufgaben an unsere Institute herantrat. Es wurde angeregt, einen Teil des alten Geländes zu veräußern und dafür neue zweckmäßige Erweiterungen der Gewächshäuser und des Museums zu schaffen. Bei den vermehrten Bedürfnissen war aber ein Beschneiden des vorhandenen Raumes nicht recht tunlich, ja man mußte befürchten, daß nach der Ausführung von Neubauten doch das Bedürfnis nach weiterer Ausdehnung auftreten würde, die aber bei der vollständigen Einschließung durch die rapid gewachsene Stadt unmöglich war. So wurde denn der Plan der Verlegung des Gartens nach einem Vorort ins Auge gefaßt. Die einer solchen Verlegung entgegenstehenden Bedenken wurden kompensiert durch die finanziellen Vorteile, welche die Auflassung des alten Gartens eröffnete, durch die Aussicht auf Schaffung einer großen, allen Bedürfnissen entsprechenden Neu-Anlage, durch die Aussicht auf bessere Verkehrsmittel und den Lieblings- gedanken des damaligen vortragenden Rates Geheimen Oberregierungs- rat Dr. Althoff, die ganze Universität oder wenigstens die natur- wissenschaftlichen Institute ebenfalls zu verlegen. Exzellenz Althoff, der auf dem Gelände dieses Gartens bestattet ist, war derjenige, welcher den Plan der Verlegung trotz aller entgegenstehenden Schwierig- keiten immer weiter verfolgte und auch schließlich bei den maßgebenden Behörden durchsetzte, daß das von botanischer Seite von vornherein als allein geeignet bezeichnete Gelände in Dahlem am Abhang des Fichtenberges hergegeben wurde. Die mir angebotenen Gelände bei Trep- tow, am Wannsee, am Plötzensee mußte ich als ungeeignet ablehnen. Die Ausführung der Neuanlage erfolgte unter der Aufsicht einer Spezial- kommission, welcher außer Exzellenz Althoff angehörten seitens des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Herr Ministerialdirektor Dr. ing. Naumann und der Direktor des

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Botanischen Gartens, seitens des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten Wirkl. Geheimer Oberbaurat Dr. Dr. ing. Thür, als Vertreter der Kgl. Ministerial-, Militär- und Bau-Kommission Geheimer Baurat Emmerich, später Geheimer Baurat Klutmann, nachher Geheimer Baurat Mühlke und der Lokalbaubeamte Baurat Koerner. Alle diese Herren waren eifrigst bemüht, das große Werk zu fördern; und den Vertretern der Bauverwaltung, insbesondere Herrn Baurat Koerner ist es zu danken, daß die Baulichkeiten nicht bloß zweckmäßig ausgeführt sind, sondern auch äußerlich einen gefälligen Eindruck machen. An der Gestaltung des Gartens hat außer den Botanikern und Garteninspektoren unserer Anstalt der verstorbene Gartenbaudirektor Axel Fintelmann mit- gewirkt. Darauf wurde der Gesamtplan auch noch von den Herren Geheimrat Prof. Dr. Reinke in Kiel, Geheimrat Prof. Dr. Wittmack in Berlin, den Direktoren der Kgl. Gärten Herrn Walther und Herrn Fintelmann, sowie von Herrn Gartenbaudirektor Geitner begutachtet und gebilligt und schließlich von Sr. Majestät, unserm allergnädigsten Kaiser und König, durch eigenhändige Unterschrift ge- nehmigt.

Wie Sie wissen, sind die Arbeitsgebiete der Botanik sehr ver- schiedene, so viele wie die der Zoologie, der Anthropologie und eines großen Teiles der medizinischen Wissenschaften zusammengenommen, wenn wir berücksichtigen, daß Cytologie, Anatomie und Physiologie, Erblichkeitslehre, Pflanzenpathologie, spezielle und angewandte Botanik, Stammesgeschichte der Pflanzen, ökologische und floristische Pflanzen- geographie, sowie Entwicklungsgeschichte der Florengebiete einen immer größeren Umfang annehmen. Unter diesen verschiedenen Arbeitsgebieten haben die mikroskopischen Forschungen der Entwicklungsgeschichte und Physiologie, welche vorzugsweise in Laboratorien betrieben werden, namentlich in der zweiten Hälfte des vorigen und im Anfang dieses Jahrhunderts ganz besonders wertvolle Resultate ergeben. Es hat daher auch nicht ansolchen gefehlt, welehe die Bedeutung der botanischen Gärten, Herbarien und Museen für die Wissenschaft nicht recht würdigten, weil sie zu sehr von den wichtigen Aufgaben anderer Disziplinen in Anspruch genommen waren. Daß die Botanischen Gärten und Museen reformbe- dürftig waren, ist unbedingt zuzugeben; daß sie sich überlebt hätten, aber nicht. Im Gegenteil hat sich überall das Bedürfnis geltend gemacht, die alten Botanischen Gärten zu vergrößern, die Gewächshäuser zu verbessern und die Botanischen Museen zu erweitern; und zu den alten Gärten sind zahlreiche neue hinzugekommen, nicht bloß an neuen Universitäten sondern auch an anderen Hochschulen und namentlich auch in vielen größeren Städten, letztere zumeist im Interesse der allgemeinen Volks- bildung und des Schulunterrichts.

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Es ist daher wohl angebracht, bei dieser Gelegenheit über die allgemeine und wissenschaftliche Bedeutung der Botanischen Gärten und Museen einige Worte zu sagen und zwar im Anschluß an die Ge- schichte dieser Berliner Anstalten.

Als vor 100 Jahren unsere Universität gegründet wurde, rechnete schon der nunmehr aufgegebene Botanische Garten in Berlin dank der Energie seines 1801 eingetretenen Direktors Karl Ludwig Willdenow zu den besten und pflanzenreichsten Europas und damit zur damaligen Zeit auch der ganzen Erde. Dieser Ruf blieb auch fortan dem Garten erhalten. Das auch auf anderen Gebieten sich geltend machende Streben der europäischen Gelehrten, insbesondere der Nordländer, ihren Blick weit über ihre Heimat hinaus schweifen zu lassen, hat seit den Zeiten Alexanders von Humboldt auch zahlreiche deutsche Forscher in alle Erdteile geführt, aus denen sie ein reiches Studienmaterial dem Botanischen Garten und seinen Sammlungen zubrachten. Im allgemeinen schätzte man damals einen Botanischen Garten lediglich nach der Zahl der in demselben kultivierten Arten und nach der Richtigkeit der Be- zeichnungen; benutzt wurde der Garten nur von den Interessenten; für die Allgemeinheit kam er wenig in Betracht; das Herbarium diente ausschließlich den wissenschaftlichen Studien, und an ein Botanisches Schaumuseum dachte man gar nicht. Entsprechend dem zunehmenden Reichtum der Pflanzenschätze wuchs auch die Sorge um deren Unter- bringung, welche die Direktoren und die Regierung nicht wenig in Anspruch nahm. Hierbei war es in der Regel leichter, für die auch weitere Kreise interessierenden lebenden Pflanzen Gewächshäuser und Vergrößerung des Gartens zu erlangen, als geeignete Räumlichkeiten und Anstellung wissenschaftlicher Hilfsarbeiter für die Herbarien und andere botanische Sammlungen, durch deren Bearbeitung die wissen- schaftliche Pflanzenkunde gefördert wird. Daß bei dem Ansammeln lebenden Pflanzenmaterials größere Einschränkungen geboten sind, wenn eine wissenschaftliche Kontrolle aufrecht erhalten und gute Entwicklung der kultivierten Pflanzen erzielt werden soll, wird bald jedem Leiter eines Botanischen Gartens klar. Selbst in einem großen Landesgarten wie dem unserigen müssen gewisse Beschränkungen eintreten. In den Herbarien dagegen ist die einmal geleistete wissenschaftliche Arbeit mehr gesichert; sie sind die Archive für mehrere Richtungen der bota- nischen Forschung, insbesondere für Pflanzengeographie, für spezielle und angewandte Botanik. So kam es, daß nicht selten die Direktoren der botanischen Universitätsgärten, von ihren Vorlesungen und wissen- schaftlichen Arbeiten in Anspruch genommen, sich mehr für die Her- barien und die neueren Forschungen als für ihren Botanischen Garten, dem sie nur das Material für den Unterricht entnahmen, interessierten

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und daß ein solcher Garten bedeutend zurückging, wenn nicht der gärtnerische Inspektor selbst ein Interesse für spezielle Pflanzenkunde besaß.

Nur da, wo dem Direktor außer einem tüchtigen pflanzenkundigen Gärtner ein systematisch gebildeter Botaniker assistierte, konnten die zusammengebrachten Pflanzenschätze einigermaßen in Ordnung gehalten und für wissenschaftliche Arbeiten verwertet werden. Dies war der Fall an Plätzen, wie Kew oder an größeren Universitäten, wo der Unterricht in Botanik zwei Gelehrten, einem physiologischen und einem speziellen Botaniker anvertraut war, der ein Interesse daran hatte, seinen Zuhörern richtig bestimmte Pflanzen vorzuführen und in die Hand zu geben, der auch danach streben mußte, in dem Garten eine Auswahl praktisch wertvoller oder charakteristischer, ökologisch interessanter Pflanzentypen und nicht bloß eine große Zahl zufällig zusammen- gekommener Arten vertreten zu haben. Sollte ein Direktor alle Dis- ziplinen der Botanik und womöglich auch noch Pharmakognosie vertreten, dann konnte er in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr- hunderts, in welcher die mikroskopische Forschung so viele Umwäl- zungen in der Botanik zur Folge hatte, unmöglich sich genügend des ihm anvertrauten Gartens annehmen; entweder blieb er in seiner Wissenschaft zurück, oder der Garten geriet wissenschaftlich in Verwahrlosung.

Früher als anderswo wurden in England die Botanischen Gärten dem großen Publikum zugänglich gemacht, und ebenso hatte man dort mit der Einrichtung eines großen Botanischen Museums begonnen, das weite Kreise mit der unendlichen Verwendbarkeit pflanzlicher Produkte bekannt machte und damit auch diejenigen für spezielle Botanik inter- essierte, welche nicht vom ästhetischen Bedürfnis getrieben und aus Freude an der Formenmannigfaltigkeit der Pflanzenwelt die Botanischen Gärten aufsuchten. Das Beispiel von Kew fand allmählich Nachahmung, und die Botanischen Gärten wurden mehr oder weniger, je nach der Neigung der einzelnen Direktoren, auch zu Bildungsstätten für das Volk. Die von den Stadtverwaltungen angelegten Botanischen Gärten haben mit Recht ausschließlich diesen Zweck, und es ist nur zu wünschen, daß allmählich jede größere Stadt ihre Parkanlagen nicht nur ästhetisch, sondern auch belehrend gestalte, was leicht zu erreichen ist, wenn Land- schaftsgärtner angestellt werden, die etwas Systematik und Pflanzen- geographie gelernt haben. Daß in unserer neuen Anlage, die ja nicht bloß auf die nach Millionen zählende Bevölkerung Groß-Berlins be- rechnet ist, sondern auch den nach Berlin kommenden Provinzialen und Fremden Anregung geben soll, in reichem Maße für allgemeine Belehrung gesorgt ist, haben Sie gesehen und werden Sie sehen, ebenso

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werden Sie von den für den Universitätsunterricht getroffenen Ein- richtungen Kenntnis genommen haben!).

Ich möchte nun aber noch der Frage näher treten, inwieweit die Botanischen Gärten und Herbarien auch fernerhin für die Entwicklung der Wissenschaft von Nutzen sein werden. Der Fernerstehende und auch Botaniker, welche sich mehr mit den allgemeinen Erscheinungen des Pflanzenlebens beschäftigen, haben oft keine Vorstellung von dem, was noch auf dem Gebiete der speziellen Botanik zu tun ist. Der Ausbau des Pflanzensystems ist noch keineswegs abgeschlossen; noch immer werden neue Formen gefunden, welche sich nicht der bestehenden Begrenzung von Familien, Gattungen und Arten fügen; und uxsere Kenntnis von der Verbreitung der Familien und Gattungen wird fort- während erweitert, nicht selten so, daß die Anschauungen über die Entwicklung der Pflanzengruppen eine wesentliche Änderung erfahren; das zeigen uns die neueren botanischen Forschungen in Afrika, Zentral- und Ostasien, in Australien und Neu-Guinea; aber auch Länder, welche für gut erforscht galten, wie Nord- und Südamerika und selbst Europa, insbesondere das südöstliche, haben in den letzten Jahrzehnten eine botanische Überraschung nach der andern geboten. Es ist also den Botanischen Gärten reichlich Gelegenheit gegeben, immer wieder neue Pflanzen für systematische und biologische Studien heranzuziehen. Die vortrefflichen Einrichtungen unserer Gewächshäuser ermöglichen es uns, viel mehr Pflanzen als früher zu kräftiger Entwicklung und zum Blühen zu bringen, vielfach so gut wie in ihrer Heimat; damit ist reichliche Gelegenheit zu anatomischen, morphologischen und systematischen Studien gegeben, aber auch zu physiologischen. In der Kultur von groß werdenden tropischen und subtropischen dikotyledonen Bäumen wird man sich wegen des vielen Raumes, den sie erfordern, zweckmäßigerweise beschränken; aber Lianen, Epiphyten und Wasserpflanzen können wir in großer Mannipgfaltigkeit erhalten, und auch zahlreiche Xerophyten geben Ge- legenheit zur Erweiterung biologischer Studien. Die Anzucht tropischer Gewächse, namentlich von in die Kolonien einzuführenden Nutzpflanzen, liefert auch Material zu vergleichenden Studien über Keimung und das jugendliche Verhalten von Pflanzen verschiedener Familien. Wenn erst ein pflanzenphysiologisches Institut in der Nähe des Botanischen Gartens errichtet sein wird, dann ist zu hoffen, daß sich noch mehr Botaniker

') Anmerkung. Da die im Auftrage des Kultusministeriums herausgegebene Schrift „Der Königliche Botanische Garten und das Königliche Botanische Museum“ seit längerer Zeit in den Händen der auswärtigen geladenen Botaniker sich befand, wurden in dieser Ansprache die Einrichtungen unserer Anstalten nicht noch ein- mal geschildert.

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physiologischen Beobachtungen an den Pflanzen unseres Gartens widmen werden. Jetzt sind sie trotz der günstigen Gelegenheit durch die weite Entfernung beider Institute vom täglichen Studium im Botanischen Garten abgehalten. Neben dem Bestande, den der Garten für den Unterricht und zur allgemeinen Belehrung braucht, können auch selbst so große Anlagen, wie die hiesige, nur in beschränktem Maße die Fülle des Neugebotenen aus den tropischen und subtropischen Gebieten auf- nehmen; es empfiehlt sich bei vielen nicht durch ansehnliche oder eigenartige Entwicklung interessierenden Pflanzen, sie nur eine Zeit- lang zu erhalten, gutes zur Untersuchung geeignetes Material von ihnen im Herbarium oder anderweitig aufzubewahren und dann an ihrer Stelle wieder andere zu kultivieren. Sehr zu empfehlen sind aber Spezial- sammlungen für wissenschaftliche Arbeiten, wie an unserem Garten solche von Araceen, Palmen, Orchideen, Bromeliaceen, Kakteen; auch können an kleinen Gärten je nach den Neigungen der Direktoren und ihrer Mitarbeiter die Spezialsammlungen wechseln.

Als dauernde Aufgabe unseres Botanischen Gartens wollen wir festhalten das Sammeln der in unserem Klima gedeihenden Gehölze, der Bäume und Sträucher, welche entweder in den pflanzengeographi- schen Anlagen oder im Arboretum untergebracht werden, ebenso aber auch das Sammeln aller im Freiland aushaltenden Gattungen (nicht Arten) von Stauden. Für beide Kategorien dürfen wir in nächster Zeit noch bedeutenden Zuwachs erwarten; denn der Reichtum des extratropischen Ostasiens an interessanten Pflanzenformen, auch an eigentümlichen Gattungen, ist ein sehr großer. Ferner dürfen wir hoffen, allmählich auch eine größere Anzahl von Pflanzen aus den zentralasiatischen Gebirgen und aus den antarktischen Ländern zu er- halten, wenn erst die Pflanzensammler sich daran gewöhnt haben, das Sammeln von Samen ebenso eifrig zu betreiben wie das von Herbar- pflanzen. Die starke Betonung biologischer Verhältnisse in der Ein- richtung der Gewächshäuser und in den Anlagen des Gartens hat zur Folge, daß die hier ausgebildeten Pflanzensammler mehr, als es bisher üblich war, in den von ihnen bereisten Gebieten die Regionen, Forma- tionen und kleinen Pflanzengemeinschaften beachten und in den von ihnen ausgegebenen Sammlungen die Standortsverhältnisse besser notieren, als es früher üblich war, Vielfach haben früher die Sammler nur die Pflanze selbst im Auge gehabt und waren vorzugsweise be- strebt neue Arten aufzufinden, kümmerten sich aber wenig um die Entwicklungsstadien der einzelnen Arten und das von ihnen eingenom- mene Areal. Wieviel auf dem Gebiet der Pflanzengeographie, der- jenigen Disziplin der Botanik, in welcher sich Pflanzengeschichte, Syste- matik und Pflanzenphysiologie die Hand reichen, für welche auch

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große Herbarien die wertvollsten Archive darstellen, noch zu tun ist, davon haben die dem Fach Fernerstehenden kaum eine Ahnung. Trägt man die Reisen in überseeischen Gebieten, im südöstlichen Europa, Zentral- und Ostasien, auf denen etwas gründlichere botanische Er- forschungen gemacht wurden, auf Karten ein, so erstaunt man über die großen kartographisch bekannten Gebiete, welche pflanzengeographisch noch als Terra incognita anzusehen sind. Oft fehlte es gerade energi- schen geographischen Reisenden an der nötigen botanischen Vorbildung und an Interesse für die spezielle Zusammensetzung der von ihnen durchstreiften Pflanzenwelt. Auch ist für einen einzelnen Forscher die Aufgabe, gleichzeitig geologische, zoologische und botanische Samm- lungen anzulegen, eine zu große, wenn er nicht längere Zeit an einem Ort verbleibt. Wir müssen dringend wünschen, daß mehr Forschungs- reisen von ordentlich vorbereiteten Botanikern unternommen werden und daß bei größeren Expeditionen der beigegebene Botaniker genü- gende Freiheit erhält, an einzelnen Stellen die Gesamtvegetation notierend und sammelnd aufzunehmen, wie dies bei der zentralafrikanischen Expe- dition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg Herrn Dr. Mild- braed gestattet war. Viel unnütze Arbeit wird durch die oft über- hasteten Veröffentlichungen der Reiseberichte veranlaßt, und es wäre viel richtiger, wenn die ersten Berichte über eine Expedition an der Hand eines Itinerars den allgemeinen Vegetationscharakter der einzelnen Lokalitäten unter Anführung der gesammelten oder beobachteten Pflanzennummern schildern und später Berichte über verschiedene Expeditionen eines Gebietes im Zusammenhang von einem Kenner desselben verarbeitet würden. Ebenso ist es wünschenswert, daß das von verschiedenen in einem Erdteil unternommenen Expeditionen stam- mende Material einer Familie im Zusammenhang bearbeitet wird. Auf diese Weise kann viel in den Herbarien aufgespeichertes Material für Pflanzengeographen und Systematiker nutzbringend verwertet werden. Das hiesige Herbar ist besonders reich an Pflanzen aus dem tropischen Amerika, Afrika und Neu-Guinea, und es ist zu hoffen, daß auf Grund dieser Materialien am hiesigen Museum noch eingehende Schilderungen der Vegetationsverhältnisse dieser Länder veröffentlicht werden. Für Afrıka und Peru sind solche bereits im Druck, während von einzelnen Teilen Westindiens Floren ausgearbeitet werden. Die Erwerbung tropischer Kolonien hat viel dazu beigetragen, das Interesse an der tropischen Pflanzenwelt zu wecken, und die Zahl derjenigen, welche über dieses oder jenes tropische Pflanzenprodukt Auskunft haben wollen, nimmt immer mehr zu. Es ist dies einerseits erfreulich, ander- seits aber auch den gründlichen zusammenfassenden Studien recht hinderlich. So lange sich nicht diejenigen, welche sich mit der Pflanzen-

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welt der Tropen beschäftigen wollen, erst an einem größeren botanischen Museum längere Zeit vorbereitet haben, werden sie draußen ihren Aufgaben nicht gewachsen sein. Zu Vorbereitungen geben die hier ge- haltenen Vorlesungen über spezielle Botanik und das Schaumuseum reichlich Gelegenheit; wir hoffen auch später durch Anlegung von Spezialherbarien noch mehr zu tun.

Ein großer von allen hierher kommenden Botanikern anerkannter Vor- zug unseres neuen Museums ist der, daß jetzt die Beamten und andere hier arbeitende Gelehrte ausreichenden Raum für ihre Arbeiten zur Ver- fügung haben; auch die Bibliotheksverhältnisse haben sich wesentlich gebessert, und mancherlei Hilfsmittel, an welche früher nicht zu denken war, sind jetzt in reichem Maße vorhanden. Als wir Älteren zu lernen begannen, war die Gelegenheit in den Museen zu arbeiten eine sehr beschränkte, die Bibliotheken waren kümmerlich und Mikroskope mußte man sich selbst beschaffen. Die Gelegenheit zu wissenschaft- lichen Reisen wurde nur wenigen gegeben, und das Reisen selbst war mit Beschwerden und Gefahren verknüpft, welche heute, bei dem immer mehr fortschreitenden Ausbau der Verkehrswege und bei den Fort- schritten in der Bekämpfung von Tropenkrankheiten, nur noch wenig zu fürchten sind. Jetzt stehen die wissenschaftlichen Hilfsmittel reich- licher zur Verfügung; wer lernen und arbeiten will, braucht nur zu- zugreifen. Wie große Erleichterungen jetzt im Verkehr zu früher für das botanische Studium gegeben sind, wissen die jüngeren oft nicht genügend zu schätzen, wir älteren aber haben oft Gelegenheit gehabt, die Aufopferung zu bewundern, deren früher manche Botaniker bei ihrem Forschungstrieb fähig waren. Daß alle, welche sich zur Botanik hin- gezogen fühlen, erwarten dürfen, eine völlig ihren Neigungen ent- sprechende amtliche Stellung zu finden, ist ja ausgeschlossen; aber auch in dieser Beziehung ist es jetzt besser geworden als früher. Die- jenigen aber, welche an einem solchen Institut, wie dem unserigen, Studienmaterial urd Hilfsmittel reichlich zur Verfügung haben, mögen es auch als ihre Pflicht ansehen, dieselben zur Förderung unserer Wissenschaft zu benutzen und zu mehren, nicht nur der Masse, sondern auch dem Inhalt nach durch gründliche Durcharbeitung ein- zelner Abteilungen. Dann wird auch die Teilnahme an der Förde- rung unserer Institute immer mehr zunehmen, und die Zuwendungen werden noch reichlicher fließen als bisher; denn jeder Sammler wünscht schließlich, daß seine mühsam zusammengebrachten Schätze nicht der Vergessenheit anheimfallen, sondern auch weiterhin Nutzen stiften. Bei dieser Gelegenheit will ich dankbar erwähnen, daß uns kürzlich durch den verstorbenen Botaniker Willy Retzdorf und durch die freundliche Unterstützung einiger Gönner unserer Anstalten ermöglicht wurde, das

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einzig dastehende Sphagnaceen-Herbar des Herrn Warnstorf zu er- werben, daß ferner Herr Dr. von Degen aus Budapest unserem Museum als Festgabe seine wissenschaftlich sehr wertvolle Sammlung ungarischer Gramineen gewidmet hat, und daß Herr Professor Paul Magnus die Lebensarbeit des verstorbenen Geheimen Kriegsrat Winkler, eine viele Bände umfassende Sammlung von Zeichnungen der von ihm beobachteten Keimpflanzen, unserem Museum überwies. Es ist mir eine angenehme Pflicht, den hochherzigen Gebern für diese Bereicherung unseres Museums meinen ergebensten Dank auszu- sprechen, möchte aber auch wünschen, daß die Zahl der Freunde, welche hin und wieder unseren Anstalten etwas zuzuwenden geneigt sind, noch zunehmen möge.

Der Hinweis auf die verschiedenen Aufgaben der Botanik wird auch diejenigen unter Ihnen, welche dieser Wissenschaft ferner stehen, darüber belehrt haben, daß auch sie strenge und ernste Arbeit er- fordert. So mancher, welcher von der Schönheit und Mannigfaltigkeit der Pflanzenformen, sowie von den Erscheinungen des Pflanzenlebens angezogen wurde, hat sich bei tieferem Eindringen in die wissenschaft- liche Botanik davon überzeugen müssen, daß ein oberflächliches Studium derselben in Feld und Garten heutzutage nicht mehr aus- reicht, um ihn in der Botanik zu allgemeiner Geltung zu bringen; aber nichts desto weniger können viele, welche für unsere Wissenschaft Interesse besitzen, diese wesentlich fördern, wenn sie sich als ver- ständige Sammler in ihren Dienst stellen oder auch ein engeres Gebiet selbst gründlich behandeln.

Wir hoffen, daß unsere Anstalten noch viele anregen werden, sich in dieser Weise zu betätigen, wenn sie nicht ganz im Studium der Botanik aufgehen können.

Aber ich wünsche und erhoffe von unserer Anstalt noch etwas anderes. Der Botanik ist lange die ehrende Bezeichnung scientia amabilis zuteil geworden. Da aber mit den wissenschaftlichen Arbeiten vieles verbunden ist, was nicht gerade als ein Vergnügen anzusehen ist, so bezieht sich das Wort amabilis viel mehr auf die Pflanzenwelt als auf das wissenschaftliche Studium. Es ist jedoch auch Aufgabe der Botanischen Gärten, nicht nur den Gelehrten, sondern auch dem Volke zu dienen, in diesem Freude an den Formen und Lebenserscheinungen der Pflanzen zu erwecken und zu fördern und ihm die Botanik als scientia amabilis erscheinen zu lassen. Man beginnt allmählich einzu- sehen, wie sehr die großen Städte die Kraft einer Nation schädi- gen, wenn in ihnen nicht dafür gesorgt wird, daß auch die weniger begüterten Volksklassen Gelegenheit erhalten, durch die Freude an

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der Natur in ihr oft eintöniges Dasein etwas Abwechslung zu bringen. Da ist nun ein größerer botanischer Garten, wie der unsrige, besonders geeignet, weiten Kreisen angenehme und nütz- liche Anregungen zu geben, welche sie bei ihren Wanderungen durch Wald und Feld, zum Teil auch im täglichen Leben wieder verwerten können.

Tausende, welche unsern Garten an den Sonntagen besuchen, er- freuen sich hierbei nicht nur einer Erholung, sondern nehmen auch Belehrungen mit hinaus, welche sie in den Stand setzen, auf dem Lande auch die sie umgebende Natur zu verstehen. Darum schließe ich meine 'Ansprache mit dem Wunsche, daß unsere botanischen Anstalten recht blühen und gedeihen mögen zur Förderung der Wissenschaft und des allgemeinen Volkswohles.

Nach dieser Ansprache erfolgte ein Rundgang durch sämtliche Räume des Museums.

Nachmittags um 5 Uhr fand ein Festmahl im Saal des Landwehr- offizier-Kasinos statt. Leider waren die Vertreter des Kultusministe- riums verhindert zu erscheinen, da an diesem und dem folgenden Tage ausführliche Beratungen mit dem Justizministerium betreffs der Prüfungen der Assessoren stattfanden. Während des Festmahls hielten Ansprachen die Herren Engler, Flahault, Berthold, Radlkofer, Echtermeyer, Pax und Mez.

Nach dem Festmahl versammelten sich die Teilnehmer und ihre Damen im Hofbräuhaus.

Am 25. morgens begann schon um 8!/, Uhr die Sitzung der Freien Vereinigung der Pflanzengeographen und systematischen Bota- niker, bei welcher folgende Vorträge gehalten wurden:

Prof. Dr. F. Pax: Über die Verbreitung und Entwicklung der Jatropheae.

Dr. C. Lauterbach: Neuere Ergebnisse der pflanzengeographi- schen Erforschung Neu-Guineas.

Prof. Dr. G. Schweinfurth: Die Bedeutung der Kultur- geschichte. ,„

Prof. Dr. Conwentz: Die neuerworbenen pflanzengeographisch wichtigen Reservate Deutschlands.

Prof. Dr. J. Urban: Über die botanische Erforschung der Insel Haiti-St. Domingo (Hispaniola).

Dr. R. Knuth, Über die geographische Verbreitung der Gattung Pelargonium und ihre morphologischen Verhältnisse.

Dr. H. Winkler: Über die Vegetation von Süd-Borneo (mit Lichtbildern).

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Nachmittags 21/, Uhr veranstaltete bei schönem Wetter die Freie Vereinigung der Pflanzengeographen eine Dampferfahrt von Wannsee nach Potsdam, an welcher auch die Gäste mit ihren Damen teilnahmen. Unter Führung des Herrn Hofgartendirektor Fintel- mann wurden die ausgedehnten Anlagen von Sanssouci und Charlotten- hof besichtigt und um 8 Uhr schloß ein einfaches Abendbrot im Palasthotel zu Potsdam das fröhliche Zusammensein der zahlreichen deutschen und auswärtigen Botaniker, welche diese Tage einander vielfach näher gebracht hatten.

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Il. Polystachya dendrobiillora Reichb, 1. Von Fr. Kränzlin.

Polyst. dendrobiiflora Reichb. f. Otia botan. Hamburgensia II (1881) 76; Durand und Schinz Conspectus Fl. Afric. V. 34; Rolfe in Fl. Trop. Afr. VII (1898) 111. Pseudobulbi dense aggregati, oblique ascendentes, fusiformes v. elongato-ovoidei, pauciarticulati (— 8), sulcati, supra foliati, 8—13 cm longi, 2—3 cm crassi. Folia subdisticha 4—5 in pseudobulbo quoque, laete viridia, linearia sensim longeque acuminata, apice ipso biapiculata, 12—27 cm longa, 1—2 cm lata, brevi-vaginantia. Scapus folia multo excedens, 60 cm altus, per totam longitudinem vaginis arctis, acutis, brunneis vestitus, apice viridis ibique dense pilosus, post anthesin florum primorum ramulos floriferos gignens. Flores in corymbum brevem ad 20-florum dispositi, bracteae minutae, albidae, quam ovaria cum pedicellis 3—5 cm longa multo breviores, flores ipsi albi pallide roseo-suffusi, illis Dendrobi barbatuli omnino comparandi. Sepala ligulata, acuta, lateralia mentum rectangulum breve formantia, 2,5 cm longa, 5 mm lata. Petala paululum breviora et angustiora. Labellum rhombeum, simplex, utringue obtusangulum v. rotundatum, apice obtusum, apiculatum, eodem colore quo cetera phylla, basi macula elongato-triangula sanguinea notatum, 2 cm longum, vi expansum medio 1 cm latum, totus discus potius pilosus quam fur- furaceus (ut vult ill. Reichenbach. Gynostemium generis apicem versus dilatatum utrinque obtusangulum album, basi antice macula sanguinea notatum; anthera generis, pollinia profunde sulcata.

Deutsch-Ostafrika. DBlühte im Königl. Botan. Garten zu Dahlem. Das Exemplar wurde von Herrn Assessor Boxberger in Dar-es-Salam gesandt.

Es ist dies die schönste aller bisher bekannten Polystachyen und zugleich die am wenigsten gut beschriebene. Der Originaltext Reichen- bachs in den „Otia“ 5 ganze Zeilen ist alles, was wir bisher über die Pflanze wußten, denn die Stelle in der Flora of Trop. Africa ist nur eine Übersetzung. In dieser Reichenbachschen Diagnose steht aber der ausgezeichnete Vergleich mit Dendrobium barbatulum und die- jenigen Leser, welche die Tafel 5918 des Botanical Magazine zur Hand haben, gewinnen eine gute Vorstellung von der Blüte dieser Polystachya. Die übrigen Charaktere stimmen gut, Dimensionen hat Reichenbach nicht angegeben. Es schien mir deshalb angezeigt, eine genauere Diagnose nach dem lebenden Exemplar zu schreiben, welches

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dank der guten Kultur im Königl. botan. Garten zur Blüte kam. Die nächstverwandte Art ist wohl Polyst. gracilenta Kränzl., ebenfalls ost- afrikanischer Herkunft. Im ganzen Aufbau erinnert die Pflanze be- sonders durch ihre langen dünnen Blütenschäfte und die kurze Traube großer weiß-rötlicher Blumen habituell weit mehr an gewisse Bletien südamerikanischer Herkunft, als an eine Polystachya, wozu die stark unentwickelte Kinnbildung besonders beiträgt. Nach dem einen Exem- plar zu urteilen ist die Pflanze eine der willig blühenden Arten und abgesehen von der im ganzen tropischen Afrika verbreiteten Ansellia africana (dieser Name als Kollektivname für die mehr oder minder guten davon abgetrennten Arten) wohl die schönste epiphytische Orchidee, welche wir von dort erhalten haben. Der Garten verdankt die Art dem Sammeleifer des Herrn Assessor Boxberger.

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III. Über die Stammpflanze des Kamerun-Kopals und eine neue Copaifera-Art aus Spanisch-Guinea. Von

H. Harms.

Bei der Station Edea des Kamerungebietes sammelte im April des Jahres 1898 der damalige Leiter des Botanischen Gartens in Viktoria, Dr. P. Preuß, Zweigstücke eines Kopalbaumes, von dem er angibt, daß er im Urwalde am Flusse Sannaga überall häufig sei. Preuß beschreibt ihn als einen großen Baum mit sehr heller Rinde. Dieser Baum soll „rubber-stone“ liefern. Später suchte Preuß über den Baum durch das Bezirksamt Edea genauere Erkundigungen ein- zuziehen: in einem an Dr. Gilg gerichteten Schreiben vom 20. August 1898 teilt er folgendes mit: „Daß das Kopal von diesem Baume schon in Kamerun gesammelt wird, entnehme ich aus den Angaben der Schwarzen, welche den Baum als die Quelle des „rubber-stone“ be- zeichnen. Die Leute erklärten mir, das Harz fiele vom Baum, und werde an der Erde zu rubber-stone, der in den Faktoreien gekauft werde. Wahrscheinlich ist es also noch ziemlich frisch.“ Aus einem Schreiben, das Leutnant Schmidt von der Station Edea im November 1898 an den Leiter des Botanischen Gartens in Viktoria richtete, sei noch folgendes mitgeteilt. Im Anschlusse an bestimmte Fragen ant- wortet er folgendes: „Ad I) Soweit hier beobachtet, liefert ein Baum Kopal nur in sehr spärlichen Mengen. AdII) Das Kopal wird von den Eingeborenen zwar gesammelt, aber nur in sehr spärlicher Menge in den Handel gebracht. Der dafür erzielte Preis ist so niedrig be- messen, daß es offenbar den Eingeborenen nicht lohnt, sich eingehender mit dem Sammeln des Harzes zu befassen. Soweit beobachtet, wird nur das halbfossile Harz in den Handel gebracht. Ad III) Gefunden wird das Kopal am Stamme meist an beschädigten Stellen der Rinde, wie z. B. in Deutschland das Kirschharz. AdIV) Ein Baum soll recht wenig Harz liefern.“ Leutnant Schmidt schickte zugleich einige Blätter und Harzproben ein.

Da nur Blätter vorlagen, war es bis dahin nicht möglich gewesen, den Baum näher zu bestimmen. Daß es sich um eine Art der Gattung Copaifera handelte, war sehr wahrscheinlich; bekanntlich liefern mehrere Arten dieser Gattung Kopal. Es sei nur erinnert an C. Gorskiana Benth., die Stammpflanze des Inhambane-Kopals (vergl. Gilg in Pflanzenwelt Ostafrikas C. 418), und an die C. Guibourtiana Benth. von Sierra Leone (den „kobo tree“, nach Oliv. Fl. Trop. Africa II, 314).

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Einen kurzen Hinweis auf den Kamerun-Kopal brachte bereits E. Gilg (in Sadebeck, Kulturgew. der deutsch. Kolonien (1899) 266). Nun brachte Prof. Buesgen im Jahre 1909 von Edea Blätter offenbar der gleichen Art und zugleich einige Hülsen mit, die eine nähere Be- stimmung des Kameruner Kopalbaumes ermöglichten. Das Material von Prof. Buesgen stammte von einem großen Waldbaum auf der Insel gegenüber Edea am Wasser. Auf Grund dieses Materials konnte ich bereits mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß der bei Edea wiederholt beobachtete Baum zu der von mir in Englers Bot. Jahr- büchern XXVI (1899) 264 beschriebenen Art, C. Demeusei Harms, gehört. Diese habe ich begründet auf ein im Kongogebiet am Lac Lö&opold II von Demeuse gesammeltes Exemplar des Brüsseler Herbars. Von dieser Art wird bereits a. a. O. bemerkt, daß sie den Copal blanc liefert. Die von Buesgen gesammelten Hülsen sind in der Größe und Form den übrigens unreifen flachen Hülsen des Originalexemplars sehr ähnlich; sie sind jedoch etwas dicker, ein wenig aufgedunsen, und offenbar alle nicht ganz normal entwickelt, denn man findet im Innern eine blättrige zerfressene Masse oder ein lockeres schwärzliches zer- stäubendes Pulver. Vielleicht handelt es sich um eine Art Gallen- bildung. In der Blattform läßt sich kein Unterschied erkennen. Auch die Farbe der Rinde an den dünnen Zweigstücken ist eine sehr ähn- liche: ein schmutziges Weißgrau oder Gelblichgrau. Reichliches Material an Blattzweigen und Hülsen sammelte Herr Forstassessor Reder am Sanaga im Dezember 1909 (Edeabezirk; Tisongo-See); der Baum soll am Flusse häufig vorkommen. Reder teilt mit: „Der in der Erde gefundene Kopal wird von den Faktoreien gekauft; für einen Salzsack (0,8:0,3 m) Kopal gibt man gewöhnlich 3 Mark. Der Ruß des Harzes wird von den Eingeborenen zum Tätowieren benutzt. Der Kopal dient als Klebe- und Dichtungsmittel. Von dem Absud der Rinde behaupten die Farbigen, daß er auf Wunden heilend wirke*. Einheimische Namen nach Reder: Ebana (Bakoko), Ebäan (Jabassi), Eban (Duala). In dem Hülsenmaterial von Reder finden sich neben flachen Hülsen auch einige etwas aufgedunsene, wie sie Buesgens Material bot. Reife Samen waren nicht vorhanden; offenbar waren die Hülsen im vertrockneten Zustande vom Boden aufgelesen.

Erst in allerjüngster Zeit ist es gelungen, einen Blütenzweig des Kameruner Kopalbaumes zu erhalten, und dieses Material, das wir den Bemühungen von Herrn Erich Conrad verdanken, ergänzt in er- wünschter Weise das äußerst spärliche Blütenmaterial des Original- exemplars von Demeuse und erlaubt zugleich eine sichere Bestimmung der Kameruner Pflanze. Herr Conrad schreibt (Edea, den 14. April 1910) folgendes: Nachdem er die Schwierigkeiten geschildert, die sich

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ihm beim Nachsuchen nach blühenden Bäumen entgegengestellt hatten, fährt er fort: „Um auch die großen Kopal-Bestände am Ossa-Creek und -See zu durchsuchen, fuhr ich alsdann im Kanoe weiter dorthin. Kopal- bäume überall in Menge, aber nirgends erschlossene Blüten, nur Knospen. Endlich fand ich in unmittelbarer Nähe meines Quartiers Fishtown einen vollerblühten Baum, der aber auch unersteigbar war und gefällt werden mußte. Es wurden nun Blütenzweige gepreßt, und da der Stamm selbst hohl war, von einem der stärksten Äste ein Abschnitt genommen. Die Rückkehr nach Edea erfolgte am nächsten Tage. Der Kopalbaum wird bis reichlich 30 m hoch und entwickelt im Alter Pfeilerwurzeln. Die sehr helle, fast weiße, glatte, leicht längsrissige Rinde macht ihn in den lichten Waldungen am Sanaga und Ossa zu einer auffälligen Erscheinung; sehr viel Bodenfeuchtigkeit scheint für sein Vorkommen erste Bedingung zu sein. Das Holz ist ungemein hart und zäh (nach Angabe der Eingeborenen „das härteste von allen“), der Splint auffallend hell, der Kern violett-rotbraun, es riecht schwach nach Gerbsäure. Blütezeit: Ende April; angeblich im Dezember- Januar kleine platte Früchte. Namen: Ebäna (Bakoko und Edea) Ebänja (Malimba), Ibän(i) (Duala). Die Maße des einen gefällten Stammes betrugen: Höhe 25 m, bis zu den ersten Ästen 12 m, Umfang l m, über dem Erdboden 1,65 m“. Das Blütenmaterial stimmt gut überein mit dem Original der Copaifera Demeusei, so daß ein Zweifel an der Zugehörigkeit des Kameruner Kopalbaumes zu dieser Art aus- geschlossen erscheint.

Was die wichtigeren Merkmale des Baumes betrifft, so sei folgendes bemerkt. Die Sammler sprechen alle von der auffallend hellen Rinde des Stammes. Die von Reder eingesandten Aststücke zeigen eine schwärzlich-graue warzige Rinde. Die dünnen Zweigstücke des Herbar- materials sind ziemlich hell, schmutzig-weißgrau oder gelblich-grau. Die Blätter sind paarig gefiedert, gestielt (Stiel etwa 2—4 cm lang), kahl, und tragen nur ein Paar von schiefen länglichen bis länglich- lanzettlichen, am Ende zugespitzten Blättchen, die etwa 9—12 cm lang und 4—6 cm breit werden, bisweilen jedoch noch größere Dimensionen erreichen. Ein wichtiges Merkmal ist noch, daß die Blättchen nur einen Hauptnerven zeigen. Die Blüten sind sitzend an gedrängten, 2—5 cm langen Ähren mit ziemlich dünner ganz fein behaarter Spindel; die Ähren treten zu reichblütigen axillären Rispen zusammen. Jede Blüte sitzt in der Achsel eines kleinen breiten fast halbkreisförmigen schuppenähnlichen Tragblättchens und ist am Grunde von zwei ähn- lichen, aber etwas größeren sehr breiten fast halbkreisförmigen oder nierenförmigen Vorblättchen umgeben, so daß wir am Grunde der Knospe stets drei winzige schuppenähnliche Blättchen bemerken, von

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denen allerdings das Tragblättchen leicht abfällt. Die Knospen sind länglich-eiförmig und zeigen im getrockneten Zustande eine sehr feine

Copaifera Demeusei Harms. A Zweig (nach Material von E. Conrad). B Knospe und Bracteen. C Frucht- knoten in der Knospe. D Blüte. E Fruchtknoten im Längsschnitt. F Hülse £ (gesammelt von Reder).

graue Behaarung. Wir finden 4 längliche Kelchblätter, 10 Staubblätter und einen fast sitzenden kahlen oder fast kahlen flachen Fruchtknoten

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mit langem fadenförmigem Griffel und schildförmig-kopfförmiger Narbe, und zwei Samenanlagen. Die kahlen fast sitzenden Hülsen sind zu- sammengedrückt, nahezu flach oder nur wenig dick. Sie besitzen eine schief ovale bis verkehrt-eiförmige gerundete Form. Die Griffelnarbe ist an einer seichten Einbuchtung unterhalb des oberen gerundeten Endes der Hülse zu erkennen. Die Wandung ist ziemlich glatt und zeigt einige leicht hervortretende Adern. Die Hülsen werden etwa 2,5—4 cm lang und 2,2—3 cm breit, die Breite ist also nur wenig geringer als die Länge.

So verdienstlich auch das bisher aus Kamerun eingeschickte Material dieses Kopalbaumes ist, so möchte ich es doch nicht unter- lassen, die in der Kolonie tätigen Botaniker, Forstleute und Gärtner dringend zu bitten, ihre Aufmerksamkeit auch noch weiterhin diesem Baume zu widmen und uns noch mehr Blüten- und Hülsenmaterial zu senden. Was wir bis jetzt haben, reicht zur Bestimmung der Pflanze einigermaßen aus; aber ein gutes vollständiges Bild aller Teile können wir erst später gewinnen, wenn wir in reichlicherem Maße blühende und fruchttragende Zweige erhalten. Ich muß auch noch besonders darauf hinweisen, daß wir reife Hülsen mit gut entwickelten Samen noch nicht aus Kamerun erhalten haben. Eine möglichst vollständige Kenntnis einer jeden Nutzpflanze unserer Kolonien zu erhalten, ist eine der wichtigsten Aufgaben der wissenschaftlichen und ökonomischen Erforschung dieser Länder. Es kann dies nur erreicht werden durch ein verständnisvolles Zusammenwirken der in der Kolonie tätigen Forscher mit den wissenschaftlichen Anstalten der Heimat, in denen die wichtigen Originalmaterialien der einzelnen Nutzpflanzen-Arten ver- wahrt werden, und wo ein kritisches Studium des eingesandten Materials und der Literatur die Feststellung des richtigen Namens der Art sowie ihrer verwandtschaftlichen Stellung und ihrer Verbreitung in anderen Ge- bieten ermöglicht.

Was nun die systematische Stellung von Copaifera Demeusei an- langt, so kommt die Art der Copaifera coleosperma Benth. nahe, einer Art des südlicheren tropischen Afrika (siehe Baum, Kunene-Sambesi- Expedition, S. 246). Sie stimmt mit dieser Art besonders darin überein, daß die Blätter nur ein Paar von Blättchen tragen, und daß die Blättchen nur einen Hauptnerven zeigen. Sie weicht von C. coleosperma durch größere Blätter und glatte, nicht feinwarzige Hülsenwandung ab.

Sehr ähnlich ist der ©. Demeusei die von De Wildeman be- schriebene ©. Laurentii De Wild. (Fl. Bas-Congo II, 132). Ich ver- danke ein Bruchstück der Art der Liebenswürdigkeit des Autors. Diese Art des Kongostaates (Eala) wurde nach Blättern und Früchten beschrieben. Die Hülsen unterscheiden sich von denen der ©. Demeusei

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dadurch, daß sie etwas dicker sind und eine mehr oder minder warzige Oberfläche zeigen. Ich kann die Vermutung nicht unterdrücken, daß C. Laurentii vielleicht mit ©. Demeusei zusammenfällt, und daß die allerdings geringe Anschwellung der Hülse durch den Stich eines Insekts veranlaßt ist. Merkwürdigerweise findet man nämlich im Innern der Hülsen von (©. Laurentii ebenso wie bei denen des oben genannten von Buesgen gesammelten Exemplars eine schwärzliche staubähnliche Masse im Innern. Die Sache liegt noch nicht klar und es bedarf weiteren Materials zur Klärung der Frage, ob ©. Laurent eine eigene Art darstellt oder nicht. Die Übereinstimmung in den Blättern mit ©. Demeusei ist sehr auffallend. ©. Laurentiü wird auch als „copalier* bezeichnet. Ein mit ©. Laurentii gut übereinstimmendes Fruchtexemplar sammelte A. Chevalier im Gebiete Chari oriental (pays de Snoussi), poste de Ballotys, XII, 1903, Nr. 11003.

Copaifera Arnoldiana Th. et. Hel. Dur. (Syll. Fl. Congol. (1909) 180; Copaiba Arnoldiana De Wild. et Th. Dur. Mater. Fl. Congo VIII (1900) 12, Illustr. Fl. Congo (1901) fasc. 7 t. 73) aus dem Kongostaat (Mayombe) wurde nach blühenden Zweigstücken beschrieben; sie hat ebenfalls Blätter mit nur einem Paar von Blättchen. Von ©. Demeusei ist diese Art durch kahle Blütenknospen (bei ©. Demeusei sind sie fein grau behaart) und kleinere Blätter verschieden.

Folgende Exemplare des Berliner Herbars rechne ich zurzeit zu Copaifera Demeusei; da es sich vielfach um Blattexemplare ohne Blüten und Hülsen handelt, sind die Bestimmungen nicht ganz sicher.

Kongogebiet: Lac Leopold II (Demeuse Nr. 458; Original der Art. De Wildeman gibt noch eine Reihe andrer Standorte an (Fl. Bas- et Moyen-Congo I (1904) 128, II (1907) 132, Pl. Laurent. (1905) 97; Durand, Syll. Fl. Congol. (1909) 180): Ibali, Inongo, Dima, Bolobo, Basoko, Eala, commun le long de l’Ubangi. Einh. Name nach De Wildeman „Baka“,

Haut Oubangui: Bangui (A. Chevalier Nr. 5252; 1902); de Bangui ä& la Kimo (A. Chevalier Nr. 5275; 1902). Exemplare mit Hülsen.

Kamerun: Edea (Preuß Nr. 1351, 1898; Schmidt 1898; Buesgen Nr. 366, 1909; Schorkopf Nr. 11, 1908); Edeabezirk, Sanaga-Expedition, Tisongo-See (Reder; XII, 1909); Fishtown (Erich Conrad; April 1910); ohne Standort (Hauptm. v. Besser). Ein- heimische Namen: bobanja (nach Schorkopf). boba (nach Besser). ebana, eban (nach Reder). ebana, ebanja, iban(i) (nach Conrad).

Copaifera Gorskiana Benth. (Gorskia conjugata Bolle), die den In- hambane-Kopal liefert, weicht von C. Demeusei durch erheblich

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kleinere Blättchen ab, die eine ganz andre Nervatur zeigen; es treten nämlich neben dem bis zur Spitze verlaufenden Hauptnerven meist noch einige vom Grunde bogig aufsteigende Nerven auf, die nahezu ebenso stark sind wie der Hauptnerv. Außerdem haben die Blättchen eine verhältnismäßig breitere stumpfe Form. Wie bei ©. Demeusei ist nur ein Paar von Blättchen vorhanden. Ebenso verhält sich auch C. Guibourtiana Benth., die der ©. Gorskiana durch die 3—4-nervigen Blättchen nahekommt, aber (nach Oliv. Fl. Trop. Afr. II, 314) von ihr durch sitzende ellipsoidische Blütenknospen mit deutlich entwickelten Brakteolen am Grunde des Kelches abweicht, während bei 0. Gorskiana die Knospen kugelig sind und einen äußerst kurzen Stiel zeigen, also fast sitzend sind, und deutlich entwickelter Brakteolen entbehren.

Der ©. Demeusei steht eine neue von Herrn G. Tessmann in Spanisch-Guinea aufgefundene Art nahe, die ich mir erlaube, nach dem Entdecker zu benennen, dessen schöne Sammlungen so manchen in- teressanten Fund bergen. Die Blättchen stehen auch bei der neuen Art nur in einem Paare und haben einen Hauptnerven; in der Form sind sie denen von Demeusei sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch im Herbar durch mehr glänzende Oberseite, während die Blättchen bei Demeusei meist matt und stumpf aussehen. Recht verschieden sind die Blüten und Blütenstände. Die Spindel der Ähren von C. Tessmannii ist wesentlich dicker, die fast kugeligen Blütenknospen sind außen kahl. Vielleicht liefert auch diese Art Kopal.

Copaifera Tessmannii Harms n. sp.; arbor, ramulis glabris cortice sordide atro-cinereo obtectis lenticellosis; folia petiolata glabra (petiolo 1,5—2,5 em longo), foliola unijuga, sessilia vel subsessilia, obliqua (nervo medio margini antico propiore), oblonga vel lanceolato-oblonga, apice acuminata vel cuspidata, subcoriacea, glabra, supra nitidula, 7—10 cm longa, 3—4,5 cm lata; paniculae in axillis foliorum superiorum et apice ramulorum pseudoterminales, breviter pedunculatae, folio breviores vel vix ea aequantes, paniculae axi in spicam exeunte, inferiore parte 2—4 spicas laterales gerente, cum spicarum rhachi crassiusculo et villosulo- pubescente, ca. 6—8 cm longo, spicis lateralibus ca. 2—3,5 cm longis; flores sessiles, bracteae latae, majusculae, subvelutino- pubescentes, ala- bastra superantes vel aequantes, oblongo-ovatae, cochleatae, 4—5 mm longae, deciduae et in spicarum rhachi cicatrices latiusculas relinquentes, bracteolae geminae anguste oblongae, obtusae vel obtusiusculae, pubes- centes, 4 mm longae; sepala 4, inaequilata (2 late ovata, 1 oblongo- ovatum, 1 (intimum) oblongum), obtusa, extus glabra, marginibus tectis pubescentibus, intus velutino-pubescentia, 4—5 mm longa; stamina 10, filamentis filiformibus glabris; ovarium breviter stipitatum, hirsuto- pilosum, stylo glabro, stigmate capitellato, ovulis 2,

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Spanisch-Guinea: Akongi, Campogebiet, Weg nach Ndong (Tessmann Nr. 896. Blüh. Febr. 1909; einh. Name: „ovöng“). Hierher gehört wohl auch der blütenlose Zweig Tessmann Nr. 483 von Uelleburg (Juli 1908).

Der von Reder gesammelte halbfossile Kopal der C. Demeusei liegt in Stücken verschiedener Größe vor; einige zeigen einen Durch- messer von 10 bis 15 cm. Die Stücke sind unregelmäßig knollenförmig oder auch abgeplattet und zeigen meist eine dünnere oder dickere gelb- lichweiße oder weißlichgraue an Kalk oder Kreide erinnernde Ver- witterungshaut. Der Bruch ist muschelig, die frische Bruchfläche ist glasglänzend und bringt eine oft fast wasserklare helle weißliche oder hellgelbliche bis hellbräunliche Masse zum Vorschein; häufig sieht man an demselben Stücke eine schön wasserklare Zone am Rande und in der Mitte milchige Struktur, als ob ein Stück feiner Watte im Kopale steckte. Einige Stücke zeigen eine mehr an Gummi arabicum erinnernde mehr gelbliche Färbung, vielleicht sind diese, die noch keine so ausgeprägte Verwitterungshaut besitzen, neueren Ursprungs. Beim Reiben entwickelt die Masse einen ausgeprägten balsamischen Geruch. Ganz ähnliche Stücke Kopal wie die von Reder gesammelten besitzt das Bot. Mu- seum aus der Sammlung Joh. Brauns; Wiesner (Rohstoffe I, 281) bespricht bereits ganz kurz diese Stücke von Joh. Braun (Malimba, Kamerun). Wahrscheinlich stammt dieses Material ebenfalls von der Copaifera Demeusei. Auch Gilg (in Sadebeck, Kulturgew. S. 266) gibt eine kurze Beschreibung des Kamerun-Kopals; er sagt: „Dieser Kamerun-Kopal kommt in außerordentlich großen (bis über kindskopf- großen) Stücken in den Handel. Häufig trifft man ihn schon gewaschen oder wahrscheinlich einfach geschält bei der Ablieferung an die Fabri- kanten, meist aber ist er noch von einer starken gelblichweißen Ver- witterungskruste bedeckt. Diese sowie die ansehnliche Härte des Kopals beweisen, daß wir es mit einem halbfossilen, d.h. aus dem Boden ausgegrabenen Harz zu thun haben.“ Ich habe bereits bei der ersten Beschreibung dieser Art angegeben, daß sie laut Etikette des Herbars den „Copal blanc“ des Kongogebietes liefert (Engl. Bot. Jahrb. XXII, 264; vergl. auch Gilg in Chemisch. Revue über Fett- und Harzindustrie V (1898) 175; Wiesner ]l. c. 280). Vielleicht gehört der im Kew Bulletin (1899) 139 erwähnte Kopal vom Ober- Kongo auch hierher. Als Stammpflanze dieses Kopals wird angegeben „Zraehylobium dewevrianum“. Soviel mir bekannt, ist diese Art nie be- schrieben. Die Bruchstücke von Blättern, die wir im Herbar unter der Bezeichnung Trachylobium Dewevreanum Taub. haben (von Dewävre gesammelt: „arbre ä gomme copal“) dürften mit großer Wahrschein- lichkeit zu Copaifera Demeusei gehören.

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Zum Schlusse möchte ich noch zusammenfassend hervorheben, daß der Kamerun-Kopalbaum (Copaifera Demeusei Harms) nach den bisher vorliegenden Angaben offenbar im Gebiete des Sannaga-Flusses häufig vorkommt. Seine weitere Verbreitung in unserer Kolonie bedarf noch der Feststellung. Ich möchte hiermit die in Kamerun tätigen Forscher bitten, auf diesen Baum zu achten, und wenn irgend möglich, Material davon und von dem Kopal an die Botanische Zentralstelle für die Kolonien (Kgl. Bot. Museum, Dahlen-Steglitz bei Berlin) ein- zusenden, damit wir näheres über den wichtigen Baum, sein Produkt und seine Verbreitung erfahren.

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IV, Ein neuer Mahagonibaum aus Kamerun.

Von H. Harms.

Entandrophragma Rederi Harms n. sp.; arbor magna elata, ad 50 m alta; folia pinnata, rhachi glabra, ad 25 cm vel ultra longa, foliola 5—7-juga (vel plurijuga?, saepe 6-juga?), brevissime petiolulata vel sub- sessilia (petiolulo ad 2—4 mm longo) vel sessilia, oblonga vel obovato- oblonga vel ovalia, basin versus saepius angustata et acuta vel obtusa vel subrotundata, ima basi plerumque in petiolulum brevissimum vel subnullum breviter angustata, apice obtusa et, ut videtur, saepius breviter acuminulata vel mucronata, glabra, nervo medio subtus pro- minente breviter pubescente usque subglabrescente, circ. 8—15 cm longa, 3,5—6,5 cm lata; inflorescentia ampla, ramosa, pyramidalis, multiflora, rhachi et ramulis glabris vel subglabris, vel parce minuteque puberulis, ramulis ultimis et pedicellis parce perbrevissime puberulis (pubescentia oculo nudo vix conspicua); flores brevissime pedicellati; calyx brevis, late 5-dentatus, brevissime parce pubescens; petala 5, oblonga, obtusa, circ. 6 mm longa, subglabra; tubus stamineus extus glaber, apice subin- teger vel saepius in lacinulas 10 brevissimas subquadratas fissus, laci- nulis apice medio ope filamentellorum perbrevium antheras gerentibus, basi intus pubescens et ope lamellarum cum gynophoro lato crasso cohaerens; ovarium glabrum 5-loculare; capsula anguste oblonga vel interdum sub- clavata, vel obelavata, basin et apicem versus leviter attenuata, basi obtusa vel obtusiuscula, apice acuta usque obtusa vel interdum mucronata, circ. 15—18 cm longa, in valvas 5 secedens; valvae angustae, lanceolatae, basin et apicem versus angustatae, medio circ. 2,5—2,8 cm latae, extus lenticelloso-rugulosae, lenticellis erebris majusculis suborbicularibus vel oblongis et vario modo confluentibus, intus laeves brunneae nitentes, impressione seminum leviter notatae; columna centralis circ. 14—16 cm longa, anguste lanceolato- vel oblanceolato-clavata, basi ima angusta acuta affıza, apice acuta, superiore longiore parte (i. e. parte seminifera) 5-alata, alis ad angulos decurrentibus tenuibus 5—8 mm latis, basin versus evanescentibus, parte columnae infima acute 5-angulata; semina in quoque loculo plerumque 6, alata, corpusculo affıza, ala dependente versus basin capsulae spectante (columna centrali ultra semina breviter tantum vel vix producta), seminum corpusculo circ. 1,6—2,4 cm lato, oblique tra- pezoideo usque subquadrato vel oblique subrectangulo, ala cum corpus- culo 7—11,5 cm longo, saepius acuta vel obtusiuscula vel rarius obtusa.

Kamerun: Station Buea (Reder n. 1965). Febr. 1910. Einh. Name: wou oder üohu.

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Die Art liefert nach Reder ein sehr wertvolles Nutzholz und dürfte daher als Lieferant einer Art Mahagoni von Wichtigkeit sein.

Man kannte bisher von Kamerun nur eine Art der wichtigen Gattung Entandrophragma C. DC., die der amerikanischen Gattung der echten Mahagonibäume Swietenia sehr nahe steht. In Notizbl. Bot. Gart. Berlin I. (1896) 181 beschrieb ich die Art E. Candollei, die Staudt bei Johann-Albrechtshöhe entdeckt hatte. Das Exemplar bestand aus einem Blatt und Rispenzweigen. Von dieser ist oben beschriebene Art durchaus verschieden. Blütenstände und Blüten sind bei E. Candollei dicht behaart, die Blüten sind zudem etwas größer. Viel näher steht unsere neue Art derjenigen, auf die ©. de Candolle die Gattung Entandro- phragma!) begründete: E. angolense C. DC. von Angola. Doch weicht die Art aus Angola von E. Rederi in der Form der Blättchen deutlich ab; diese sind nämlich bei E. angolense ausgesprochen verkehrt-eiförmig oder länglich obovat, und nach dem Grunde zu keilförmig verschmälert. Bei E. Rederi haben die Blättehen meist eine längliche Form und zeigen nicht diese starke Verschmälerung nach dem Grunde zu. Eine dritte Art von E. beschrieb E. de Wildeman aus dem Kongogebiet (E. Casimirianum De Wild. et Th. Dur. Illustr. Fl. Congo (1899) 125 t. 63 E. Candolleanum De Wild. et Th. Dur. Contrib. Fl. Congo I. (1899) 14; Relig. Dewevr. (1901) 41). Zweifellos kommt diese unserer Art nahe, jedoch besitzen die Blättchen bei E. Casimirianum mehr eine allmähliche Zuspitzung nach oben, und dann ist die Inflorescenz, wenn auch wenig, so doch etwas stärker und deutlicher behaart als bei E. Rederi. Kapseln habe ich von keiner der drei genannten Arten gesehen. Ich vermute, daß gerade im Bau der Kapseln wichtige Unterschiede zwischen den einzelnen Arten von E. hervortreten dürften. In der Be- schreibung der Kapsel von E. angolense bei Hiern (Welw. Pl. I. 136) heißt es: „valves bilamellate with adhering laminae or unilamellate, ex- posing the septiferous acutely pentagonal seminiferous axis.“ Es wird also von Flügelleisten an der Mittelsäule nicht gesprochen. Diese Flügelleisten reichen bei unserer Art etwa bis zum Beginn des unteren Drittels der Achse; in diesem Teile ist sie scharf fünfkantig, jedoch ohne Leisten, In den oberen zwei Dritteln sind die Samen befestigt. sie liegen an der Mittelsäule in den breiten Tälern zwischen den Flügel- leisten. Die Klappen scheinen sich stets, wie das auch von E. angolense angegeben wird, am Grunde der Kapsel zuerst zu lösen und spreizen

) Bull. Herb. Boissier II. (1894) 582. Nach Hiern (Pl. Welwitsch. I. 136) liefert E. angolense ein vortreffliches Nutzholz. Der gigantische Baum soll bis 140 Fuß hoch werden, sein Stamm soll einen Durchmesser von mehr als 30 Fuß erreichen.

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dann auseinander, indem sie, an der Spitze noch zusammenhängend, eine Art Haube bilden. Eine Spaltung der Klappen in zwei übereinander- liegende Lamellen tritt nicht auf, jedoch bemerkt man bisweilen beider- seits einen allerdings nicht völlig durchgreifenden Spalt in der Klappe.

Außer den genannten E.-Arten müssen zum Vergleich mit unserer Art noch einige von Sprague als Pseudocedrela-Arten bezeichnete Pflanzen herangezogen werden, die bisher nur in Blättern und Früchten bekannt sind. Nach den Beschreibungen möchte ich vermuten, daß es sich bei jenen Pseudocedrela-Arten nicht um Angehörige dieses Genus, sondern um Entandrophragma-Arten handelt; indessen wird erst das Blüten- material Entscheidung bringen. Bei Pseudocedrela sind die Antheren zwischen den Zähnen der zweizähnigen Lappen des Staminaltubus inseriert, bei Entandrophragma dagegen sitzen sie auf winzigen Fädchen, die von der Mitte der Lappen entspringen; dann hat auch Ps. Kotschyi (Schweinf.) Harms, die bisher einzige Art des Genus!), gekerbt-gezähnte Blättchen, während die E.-Arten ganzrandige Blättchen besitzen. Was nun die Unterschiede der von Sprague beschriebenen Pseudocedrela-Arten gegen- über E. Rederi betrifft, so weicht Ps. ulilis Dawe et Sprague (Journ. Linn, Soc. XXXVI. (1906) 511) in der Blattform deutlich ab (u. a. Haarbüschel in der Achsel der Seitennerven auf der Unterseite); Ps. exccelsa Dawe et Sprague, ]. c. 511, hat nach der Beschreibung am Grunde keilförmige, 6—10 mm lang gestielte Blättchen. Diese beiden Arten stammen aus Uganda. Ps. cylindrica Sprague (Kew. Bull. (1908) 257; Goldküste) ist nach der Abbildung in Thompson (Gold Coast, Report on Forests (1910) pl. 10) durchaus verschieden durch mehr zylindrische Kapseln und viel schiefere Gestalt der Blättchen. Ps. caudata Sprague (l. c. 163; Transvaal) hat offenbar lang zugespitzte Blättchen, und unterscheidet sich schon dadurch von unserer Art.

Ich möchte als ein wichtiges Merkmal für die Kapseln unserer Art besonders betonen, daß die Mittelsäule im oberen Teile deutlich 5 Flügelleisten zeigt; ein solches Merkmal finde ich von keiner der oben genannten „falschen“ Pseudocedrela-Arten erwähnt. Wir besitzen Entandrophragma-Kapseln aus verschiedenen Teilen des tropischen Afrika, leider ohne Blätter; doch bemerke ich die genannten Flügelleisten zum ersten Male bei Reders Pflanze.

Die von de Wildeman veröffentlichte Gattung Leioptyx Pierre (Blätter und Kapseln; L. congoensis Pierre in Etud. Fl. Bas et Moyen- Congo II. (1908) 259) scheint mir zu Entandrophragma zu gehören;

) Pseudocedrela Chevalieri C. DC. (in Chevalier, Novit. Fl. afric. I. (1907) 12) scheint mir von Ps. Kotschyi nicht verschieden zu sein. Vergl. über Pseudo- cedrela Harms in Englers Bot. Jahrb. XXII. (1895) 153.

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jedoch bleibt die Frage unentschieden, solange wir die Blüten von Leioptye nicht kennen. Die abgebildete Kapsel zeigt keine Flügelleisten an der Mittelsäule; die Kanten verlaufen sehr gleichmäßig von oben nach unten.

Zweifellos sind bei Entandrophragma C. DC. im Gegensatz zu Swietenia die Samen mit dem Samenkörper aufgehängt; bei Swietenia hängen sie mit dem Flügel an der Mittelsäule.. Diese Verschiedenheit in der An- heftungsweise der Samen war mir unbekannt, als ich die Meliaceen für Engler-Prantl (Pflzfam. III. 4. 273) bearbeitete. Dort habe ich sowohl bei Swietenia wie bei Entandrophagma angegeben: „Samen nach oben geflügelt“. Wenn man mit „oben“ die Spitze der Kapsel meint, so trifft die Bemerkung nur für Swietenia zu; bei Entandrophragma sind die Samen wie bei Pseudocedrela nach unten mit einem Flügel versehen.

Eine weitere Beobachtung des vorstehend beschriebenen Mahagoni- baumes, dessen Kenntnis wir den Bemühungen von Herrn Forstassessor Reder verdanken, sei den in Kamerun tötigen Forschern dringend an- empfohlen. Wir bitten um Einsendung von Herbar-Material des Baumes. Wichtig wäre es auch, keimfähige Samen zu erhalten; vielleicht ließe sich der Baum in anderen Gebieten anpflanzen.

Nachsechrift.

Als vorstehende Mitteilung bereits gedruckt war, ersah ich aus dem neuesten Heft des Kew Bulletin (Nr. 6, Juli 1910), daß Sprague die oben erwähnten von ihm beschriebenen Pseudocedrela-Arten bereits in die Gattung Entandrophragma übergeführt hat. Die von Chevalier (Veg. ut. Afr. trop. frang. V. [1909] 195) beschriebenen fünf Entandro- phragma-Arten von der Elfenbeinküste habe ich nicht prüfen können. Dieser Autor hat bereits die Zugehörigkeit von Leioptyx zu E. richtig erkannt, und zugleich nachgewiesen, daß L. congoensis in zwei Arten zerfällt. Chevalier beschreibt von seiner Entandrophragma macrophylla (l. c. 196) eine stark geflügelte Mittelsäule, und dieser Art dürfte E. Rederi am nächsten kommen.

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V, Studien über den Gummifluss der Kirschen. Von Grüss u. Sorauer.

Die neueren Arbeiten über die Gummosis der Steinobstgehölze stimmen darin überein, daß man im Gummifluß eine Krankheit vor sich habe, die als Folgeerscheinung von Verwundungen aufzutreten pflege. In der 1905 erschienenen Abhandlung über „Wundreiz, Para- sitismus und Gummifluß bei den Amygdalaceen“ sprachen Beijerinck und Rant!) die Ansicht aus, daß die Krankheit auf einer abnormen Steigerung der Wirkung ceytolytischer Substanzen beruhe, welche unter dem Einfluß absterbender Zellen vielleicht in besonders großen Mengen erzeugt wurden. Die Verfasser nahmen an, daß bei dieser Nekrobiose das Protoplasma getötet wird, aber die enzymatischen Körper aktiv bleiben.

Während die genannten Autoren nur das embryonale Holzgewebe im Auge haben, betont Ruhland?), daß Gummosis alle Gewebe, sogar das junge Phellogen ergreifen kann. Er glaubt, daß es sich bei der Gummibildung um eine allgemeine Eigenschaft embryonaler Zellen handelt, die aber nur unter bestimmten Umständen zur Auslösung gelangt, indem dann das normale Wandbildungsmaterial (Pektine) in die sauerstoffreichere Gummisubstanz übergeführt wird. Dieser Fall tritt ein, wenn durch eine Verwundung der Sauerstoff der Luft an das embryonale Gewebe herantreten kann.

Daß Parasiten den Wundreiz zu unterstützen vermögen, ist von den genannten und andern Autoren nachgewiesen worden.

Ebenfalls auf Wundreiz führt Mikosch°’) die Gummosis zurück; er gibt an, daß infolge eines Schnittes im kambialen Holzgewebe nest- förmig angeordnete Gruppen von abnormen Parenchymzellen (Gummi- zellen) entstehen. Es verfallen nicht nur diese Gewebe der Gummi- fikation sondern auch das neu zugeführte plastische Material. Mikosch führt ferner an, daß das Gummi im Innern der Zelle gebildet wird, „direkt vom Plasma ausgehend“.

Gegenüber der von den genannten Autoren ausgesprochenen An- sicht über die Notwendigkeit eines Wundreizes für die Entstehung der Gummosis, deren Einzelheiten in Sorauers Handbuch der Pflanzen- ') Zentralbl. f. Bakteriologie usw. II, 1905, XV, Nr. 17.

?) Zur Physiologie der Gummibildung bei den Amygdalaceen. Ber. D. bot. Ges. 1907, Bd. XXV.

®) Untersuchungen über die Entstehung des Kirschgummi. Sitzungsber. Kais.

Akad. d. Wiss. Wien 1906, Math.-Naturwiss. Kl. CXV.

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krankheiten, 3. Aufl. 1909, Bd. I, S. 693, geschildert sind, haben wir die Auffassung vertreten, daß der Wundreiz eine häufig vorhandene Gelegenheitsursache aber keineswegs die einzige Veranlassung der Er- krankung sei. Wir halten den Gummifluß für eine physiologische Störung, die auf einem Übermaß der abbauenden gegenüber den auf- bauenden Enzymen beruht. Die ersteren werden im Protoplasma ge- bildet und rufen sowohl die Umwandlung des Reservematerials (Stärke und Hemizellulosen) als auch bei übernormaler Einwirkung die Schmel- zung der Membran hervor. Ein solches Übermaß kann sowohl durch absolute Vermehrung der lösenden Enzyme zustande kommen, als auch durch Gleichgewichtsstörung entstehen, indem die koagulierenden Enzyme nicht rechtzeitig in genügender Menge zur Wirksamkeit gelangen.

In der Beweisführung haben wir unsere Arbeit derart geteilt, daß Sorauer versucht hat, gummose Gewebeherde zu finden, die ohne das Vorhandensein einer Wunde entstehen, und Grüß bestrebt gewesen ist, die Natur des Enzyms und des Schmelzungsvorganges klar zu legen.

l. Die Gummiherde im unverletzten Gewebe.

Auf S. 190 der ersten Auflage meines Handbuchs habe ich einen Fall beschrieben, bei welchem im einjährigen unverletzten Kirschen- zweige sich innerhalb des normal gebauten Holzringes parenchymatische Zellgruppen finden. Einzelne derselben erweisen sich noch unversehrt, während andere bereits Verfärbung und gummose Schmelzung zeigen. An derselben Stelle ist auf Taf. II ein größerer Schmelzungsherd ab- gebildet, in welchem parenchymatische Zellfäden von allen Seiten in die Gummimasse hineinwachsen. Dieselben gehen mehrfach von Mark- strahlzellen aus, in denen hier und da zwei neue Zellen bemerkt worden sind, die sich in divergierenden Richtungen verlängern. Auf S. 192 wird gesagt, daß man das abnorme Parenchymholz, welches der Gum- mosis anheimfällt, schon in ganz jungen, noch krautartigen Zweigen finden kann.

An diese Beobachtungen knüpfen die jetzigen Untersuchungen an.

Bei der Einrichtung des Neuen botanischen Gartens in Dahlem hatte ich eine größere Anzahl junger Süßkirschwildlinge an einer frei gelegenen unbeschatteten Stelle ausgepflanzt!. Die Bäume hatten sich infolgedessen sehr kräftig und gesund entwickelt und zeigten keine Spur von Gummifluß. Vor zwei Jahren ließ ich aus verschiedenen Baumschulen ein- und zweijährige Süßkirschenwildlinge kommen und

') Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Geheimen Ober- Regierungsrat Engler für die mir stets bewiesene Bereitwilligkeit, den botanischen Garten für meine Kulturen zur Verfügung zu stellen, an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aus- zuspreehen.

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dieselben neben die älteren Bäume auspflanzen. Unter den jungen Pflanzen war eine Sendung dadurch auffällig, daß sich bei einer größeren Menge der sehr üppig gewachsenen Sämlinge kleine, lippenförmig über- wallte Risse zeigten, die bis zum Holzkörper reichten und die Merkmale der Frostwunden aufwiesen; hier waren mannigfache Gummiherde zu finden. Von diesen Bäumchen nun wurden die Gipfelknospen unter- sucht, und es gelang schließlich, in der unversehrten Gipfelregion im völlig gesunden Gewebe Schmelzungsherde zu entdecken!). Ungefähr 7 Zellen unterhalb des Vegetationsscheitels machte sich eine leicht gebräunte Gewebezone bemerkbar, in der einzelne Zellen vergrößert und abgerundet waren. Daneben war bereits eine wirkliche Lücke bemerkbar, die durch Schmelzung einzelner Zellen entstanden war; die Auskleidung der Lücke zeigte tiefbraune Zellen mit teigig-körnigem Inhalt und gequollenen Membranen. Unmittelbar darüber fand sich der Anfang einer solchen Lücke, indem die meristematischen Zellen begannen, sich abzurunden und auseinander zu weichen. Die Zone, in welcher der Vorgang statt fand, charakterisierte sich dadurch, daß sie schneller und intensiver an der Luft sich bräunte, also reicher an oxydabler Substanz sein dürfte, als die Umgebung.

Man konnte beobachten, daß die Bräunung der Zellen von deren Inhalt ausging, und ich deute den Befund dahin, daß man hier einen Überschuß von einem im normalen Gewebe stets vorhandenen Enzym vor sich habe Das überreich vorhandene Enzym des Zellinhalts durchdringt bei älteren Zellen die tertiäre Membran (wo eine solche zur Ausbildung gelangt), ohne sie zunächst zu lösen, und greift sofort die sekundäre Membran an, welche mit Quellung antwortet. Diese Quellung kann die sekundären Verdickungsschichten entweder gleich- mäßig am ganzen Zellumfang ergreifen und bis zur Ausfüllung des Lumens führen oder sich zunächst auch nur auf einen Teil der Membran erstrecken und dadurch verschieden geformte Fortsetzungen derselben und Abhebungen bilden. Bisweilen finden sich einzelne peripherische Lamellen der sekundären Membran gelöst und der innere Teil zeigt sich dann schleifenartig oder schneckenförmig von der primären ab- gehoben.

Im älteren Gewebe, nämlich in derjenigen Spitzenregion der Achse, in welcher bereits Stärkeniederschlag erfolgt ist, treten die Schmelzungsvorgänge reichlicher auf; hier bemerkt man, daß auch die Stärke vom Enzym angegriffen wird. Die Körner erscheinen dann dicht aneinander gerückt und fangen an, miteinander zu verkleben, bis

') Die Abbildungen finden sich in den „Landwirtschaftlichen Jahrbüchern“, Berlin, Paul Parey, 1910, Taf. III.

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sie zu einer gleichartigen, sich allmählich lösenden oder sich um- wandelnden Masse verschmolzen sind.

Auch bei den Hartbastzellen ist das verschiedene Verhalten der einzelnen Membranlamellen häufig sehr deutlich. Besonders sind es die weitlumigen, an der Außenseite des Baststranges liegenden Elemente, welche bei Behandlung mit einzelnen Reagenzien in den Außenlamellen der sekundären Membran eine tiefere Färbung annehmen als in den Innenlamellen.

So wurde z. B. bei Einwirkung von Salpetersäure eine tiefere Schwärzung, bei Salzsäure eine abweichende Rotfärbung der ersteren gegenüber den letzteren beobachtet. Das Lumen solcher weiten Hart- bastzellen ist häufig gänzlich mit gummosen Massen ausgefüllt, die mit Salzsäure teils noch die Phloroglucinreaktion zeigen, teils sich gelb wie das Gummi färben. In denselben Bündeln ließen dann die eng- lumigen nach innen gelegenen Hartbastzellen einen Unterschied zwischen der tertiären und sekundären Membran bei Behandlung mit Salzsäure erkennen, indem erstere nahezu farblos blieb, während letztere in ver- schiedenen Abstufungen gerötet erschien.

Gleichzeitig mit den gummosen Hartbastzellen findet man braune Zellen im sonst normalen Markkörper schachbrettartig verteilt. Der Inhalt dieser Zellen besteht nicht selten aus Stärke in isolierten Kör- nern, bisweilen aber auch in verklebten Massen, welche einer Seite der Wandung anliegen und sich mit Jod nur noch teilweis bläuen und teils gelb werden. Bei derartigen Zellen sieht man die verschiedensten Formen von Membranverfärbung und -quellung. Da die Reaktionen mit denen übereinstimmen, welche die Gewebe des Holzkörpers bei ausgesprochener Gummosis in der Umgebung der Gummidrusen zeigen, so müssen wir die braunen Markzellen als ein Vorstadium für die Gummose bezeichnen. Da das reichliche Auftreten solcher verfärbter Markzellgruppen die ganze Markscheibe schon dem bloßen Auge braun erscheinen läßt, so betrachten wir die Markbräunung bei den Süß- kirschen als ein Zeichen der Neigung eines Zweiges zu gummoser Degeneration, ohne daß ausgesprochener Gummifluß vorhanden zu sein braucht. Die Häufigkeit derartig erkrankter Zellen wechselt mit dem Individuum und sogar innerhalb derselben Achse bei den einzelnen Internodien. Es geht daraus hervor, daß nicht nur die Allgemein- ernährung eines Baumes die Ausbildung eines Zweiges bestimmt, sondern daß die augenblicklich bei der Anlage eines jeden Zweiggliedes vor- handenen Wachstumsfaktoren ausschlaggebend sind.

Es sprechen für diese Auffassung nicht nur die erwähnten Er- scheinungen im Mark und in der Rinde, sondern auch eine wechselnde Ausbildung des Holzringes in den einzelnen Internodien desselben

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Zweiges. Man findet nämlich mitten im gesunden prosenchymatischen Holzringe gar nicht selten (namentlich bei Beginn des F'rühlingsholzes eines Jahresringes) die bereits erwähnten Querbinden aus Parenchym- holz. In derartig locker gebauten Gewebeherden pflegen die Schmel- zungsvorgänge der Gummosis ihren Anfang zu nehmen.

Die ersten Stadien der Erkrankung in den jugendlichen Organen sind im Innern einer Zelle oder Gefäßanlage zu suchen, da man Zellen findet, deren Inhalt bereits degeneriert ist, deren Membranen aber noch keine abnorme Veränderung erkennen lassen.

Man wird kaum fehl gehen, wenn man als erste Ursache einen Enzymüberschuß ansieht, der vom Inhalt aus die tertiäre Membran, falls solche ausgebildet ist, durchdringt und die sekundäre oft bis zur gänzlichen Ausfüllung des Lumens quellen macht. Das Enzym vermag auch bereits fertige Reservestoffe (Stärke) umzuwandeln.

Bei dem Fortschreiten der gummosen Entartung im älteren Ge- webe scheint der Weg meist ein umgekehrter zu sein, indem das Enzym sich in der Interzellularsubstanz fortpflanzt und dann die Zelle von außen angreift; aber auch hierbei liefert die sekundäre Membran das hauptsächlichste Material für das Gummi. Betreffs des Eingreifens eines Enzyms bei der Gummibildung stehen wir also auf demselben Standpunkt wie Wiesner und die erstgenannten Forscher; nur müssen wir hervorheben, daß dieses Enzym nicht erst durch den Wundreiz ausgelöst wird, sondern auch in der unverletzten Achse vorhanden ist und unter bestimmten Umständen zu übermäßig gesteigerter Wirksam- keit gelangen kann.

Als einen derartig begünstigenden Umstand sind wir geneigt, einen erhöhten Säuregehalt des Gewebes anzusehen. Es sprechen dafür die sich ergebenden Unterschiede bei Anwendung einzelner Anilinfarbstoffe, wie z. B. des Anilinblau. Wenn man intensiv damit gefärbte Schnitte langsam wieder entfärbt, bemerkt man schon in der jugendlichen Achse einzelne Markzellen, welche weniger als ihre Umgebung blau er- scheinen und mehr blaugrün aussehen. In älteren Internodien wurden derartige Zellgruppen gelbgrün. In Schnitten, die mit Methylgrün gefärbt waren, zeigte sich die Rinde mit Ausnahme der Hartbaststränge blaugrün und innerhalb der Jungrinde gelblicher grün, während Holz und Hartbastbündel blauer erschienen. Die Elemente der Markkrone wurden gelbgrün, und diese Färbung setzte sich in einzelnen der breiteren Markstrahlen auch in den Holzkörper hinein fort. Die er- krankten Zellgruppen in der Markscheibe, die vielfach dickere Wan- dungen aufweisen, stachen ebenfalls durch ihre gelbgrüne Färbung von dem normalen, blauwandig gewordenen Markgewebe ab. Behandelte man Schnitte, welche bereits ausgesprochene Gummosis durch Auftreten

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von Gummilücken anzeigten, mit Methylgrün, so färbten sich die krankhaften Gefäßausfüllungen in der unmittelbaren Nähe der Gummi- herde gelbgrün, etwas weiter von denselben entfernt blaugrün und in noch größerer Entfernung von den Gummilücken noch stärker blau. Daraus ist zu schließen, daß das Auftreten des gelbgrünen Farbentons eine Annäherung der Gewebe an das gummose Stadium anzeigt.

Aus dem Unterschiede der Anilinfärbungen lassen sich allerdings keine sicheren Schlüsse ableiten, da nicht nur Gerbstoffe verschiedener Herkunft und reduzierende Stoffe, die in der Membran sein können, sondern auch deren physikalische Beschaffenheit die Färbungen be- einflussen, Immerhin aber geben doch die Farbenänderungen einen Einblick in die Übergangsstadien des gesunden in das kranke Gewebe.

Zu der Annahme, daß ein erhöhter Säuregehalt in den mit Methyl- grün sich gelbgrün färbenden Gewebegruppen! vorhanden sei, führte die Beobachtung, daß wässerige Methylgrün-Lösung durch Ansäuerung mit Oxalsäure denselben gelbgrünen Farbenton wie das erkrankte Gewebe annahm.

Unter der Voraussetzung einer Steigerung des Säuregehaltes in einzelnen Gewebegruppen, würde man das Zustandekommen der Gum- mose in der Weise erklären können, daß dort die koagulierenden En- zyme lahm gelegt werden und dadurch die hydrolysierenden die Ober- hand gewinnen.

Nun gibt Euler (Pfianzenchemie 1909, II, 8.62) an, daß die Pektase imstande ist, gelöste Pektinstoffe in Gegenwart von Kalk zu gallertartigen Kalziumsalzen zu koagulieren, daß aber diese Koagulation vollständig verhindert wird, wenn größere Säurekonzentrationen zur Wirksamkeit gelangen. Sollte tatsächlich eine Steigerung des Säure- gehaltes der Gewebe die hydrolysierenden Enzyme durch Lahmlegung der koagulierenden zur übermäßigen Wirksamkeit d. h. zur Schmelzung der Membranen gelangen lassen, dann müßte z. B. eine künstliche Zufuhr von Oxalsäure den Gummifluß erzeugen können. Es wurde deshalb an der Basis eines stärkeren Astes ein T-Schnitt angebracht und unter die Rindenlappen der Wunde die Spitze eines fein aus- gezogenen Glasrohrs eingeführt, welches zu einer Flasche mit 0,5-pro- zentiger Oxalsäurelösung führte. Die Lösung konnte somit langsam von der Wundfläche aufgesogen werden. Gegen Mitte des Sommers zeigte die Wundstelle derartig reichliche Gummiausscheidung, daß die Spitze des Glasrohrs eingekittet erschien. Von der Wundstelle aus zog sich auf etwa 20 cm aufwärts ein Streifen in der unverletzten Rinde, dessen Gewebe einzusinken begann. Die an andern Stellen - desselben Baumes ausgeführten Kontrollschnitte vernarbten normal ohne

jegliche Gummibildung.

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Später wurde in den Hauptstamm eines jener vorerwähnten stär- keren ganz gesunden Bäume ein nahezu bis aufs Mark reichendes Bohrloch gemacht und dieses mit Oxalsäure in Substanz versehen. Eine Wirkung schien zunächst ausbleiben zu wollen, bis plötzlich zu Beginn des Herbstes von dem Bohrloch aufwärts in einer Länge von etwa 15 cm die Rinde dem Fingerdruck leicht nachgab und an einer Stelle sich eine beulige Auftreibung zeigte, die voller Gummi war.

Über den anatomischen Befund soll später im Zusammenhang mit ähnlichen Versuchen berichtet werden. Vorläufig sei nur bemerkt, daß an den mit Oxalsäure behandelten Bäumen die Gummosis wieder er- loschen ist. Es erübrigt noch, zu sagen, daß gleichzeitig mit diesen Versuchen in ganz gleicher Weise auch destilliertes Wasser und ver- schiedene Salzlösungen in danebenstehende Kirschbäume eingeführt wurden, ohne daß Gummifluß aufgetreten ist. Bis jetzt hat nur noch ein einziges Salz gleichen positiven Erfolg ergeben.

Man kann also, da der Oxalsäure-Versuch schon wiederholt worden ist, aussprechen, daß die Zufuhr dieser Säure imstande ist, den Gummi- Auß zu erzeugen.

Es ist dies sicherlich nicht der einzige Weg, durch den die Krank- heit hervorgerufen wird. So haben beispielsweise Aderhold und Ruhland durch Impfung von Baeillus spongiosus Gummifluß entstehen sehen und vermuten, daß dieser Bacillus durch Bildung von scharfen Säuren (Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Buttersäure usw.) be- fähigt wird, das Gewebe abzutöten.

Kehren wir zum Schluß zu der von uns festgestellten Erscheinung zurück, daß ein gebräunter Markkörper in gesunden Bäumen Zellgruppen enthält, welche in den Veränderungen ihres Inhalts und ihrer Wan- dungen mit den Anfängen des Gummiflusses übereinstimmen. Dieses Merkmal ist nun nicht nur bei vielen Amygdalaceen sondern auch bei andern Laubbäumen aufgefunden worden und dadurch wird auf eine allgemeinere Verbreitung des Wandquellungsprozesses auch in gesunden Bäumen hingewiesen.

Von diesem Gesichtspunkte aus läßt sich der Gummifluß der Amygdalaceen nur als ein speziell extremer Fall auffassen von einer allgemein verbreiteten Neigung gesunder Gewebe, bei bestimmten Wachstumsverhältnissen, die eine Hemmung der Wirksamkeit der ko- agulierenden Enzyme veranlassen, Wandquellungen einzugehen.

2. Über die Funktion der bei der Gummibildung in Betracht kommenden Enzyme.

In einer früheren Schrift: „Grüß, Über Lösung und Bildung der aus Hemicellulose bestehenden Zellwände und ihre Beziehung zur Gum-

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mosis* (Bibl. Bot. H. 39) habe ich bereits darauf hingewiesen, daß die Gummisubstanz aus dem Zerfall von Zellwänden herrühren dürfte, die sehr wahrscheinlich Hemizellulosen enthalten. Solche finden sich ganz allgemein als Reservestoffe in Samenkörnern abgelagert und gehen bei der Keimung durch Enzyme der Cytasegruppe in Lösung.

Brown und Morris nahmen auf Grund ihrer Versuche zuerst an, daß in der keimenden Gerste die Zellwände durch ein spezifisches Enzym Cytase gelöst werden. Diese Lösung ist jedoch, wie ich durch Färbungsversuche zeigen konnte, keine vollständige, besonders nicht in den ersten Stadien: sie charakterisiert sich vielmehr als ein Auslaugungsprozeß, indem ein Bestandteil das Galaktan aus den Zellwänden im Endosperm schwindet. Diese Vorstellung war leitend bei der Untersuchung der Gummosis im Holzkörper der Amygdalaceen.

Es ergab sich nun von selbst, daß das lösende Prinzip ein Enzym sein mußte, ähnlich demjenigen, welches von E. Bourquelot!) als Semi- nase bezeichnet wurde und das bei der Keimung von Leguminosen- samen auftritt.

Da sich aus dem Kirschgummi das Enzym, welches wir hier kurz als Cytase bezeichnen wollen, auf dem Wege der fraktionierten Fällung nur sehr schwierig herstellen läßt, so wurde zum Nachweise ein anderer Weg eingeschlagen: es wurden in den hängenden Tropfen der zu unter- suchenden Gummiproben unter antiseptischen Bedingungen dünne Schnitte aus dem Kotyledonengewebe der Lupine als Testobjekte ein- gebettet. Auf diese Weise ließ sich feststellen, daß in den frisch aus- fließenden farblosen Gummitropfen Cytase vorhanden ist, da sich die sekundären Zellwandungen lösten. . Dagegen blieb in den dunkel- gefärbten Gummiproben die lösende Wirkung aus, und die Verdickungs- schichten speicherten einen gelbbraunen Farbstoff.

Als Substrat dieses Enzyms ließ sich Galaktan auffinden, welches bis zu 4°/, dem Herbstholz eingelagert wird. Die galaktanhaltigen Holzzellen sind daran zu erkennen, daß in ihnen eine dritte Membran ausgebildet ist, auf welche in der oben zitierten Schrift zuerst hin- gewiesen wurde.

Diese dritte Membran besteht aus einer sehr widerstandsfähigen Zellulose und bildet gewissermaßen für die Zellwand eine innere Schutzvorrichtung.

Wenn im Frühjahr die Lösung des Reservematerials beginnen soll, so strömen vom Kambium aus die enzymhaltigen Säfte zu den galaktan-

!) E. Bourquelot et H. Herissey. Sur l’individualit6 de la „seminase“ ferment soluble par les graines de l&gumineuses a albumen corn@ pendant la germination. Journ. de Pharm. et de Chem, 1900.

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haltigen Zellgruppen, und von den Mittellamellen aus beginnt die Ein- wirkung. Das aus dem Galaktan entstehende Gummi hat die Eigen- schaft, mehr und mehr Enzym zu speichern. Bei mangelhafter Ab- leitung des verflüssigten Gummis, und besonders wenn durch Gerbstoffe die Wirkung der verzuckernden Diastase herabgesetzt wird, so kann, indem die Cytase weiterwirkt, eine Gummilücke entstehen, da schließlich die Grundsubstanz der sekundären und weiterhin die primäre Membran angegriffen wird.

Die im kambialen Gewebe vorhandenen Oxydasen und Peroxydasen sind das Bildungsmaterial der Cytasen und Diastasen, welche man als hydrolysierende Enzyme bezeichnen kann. Der Übergang vollzieht sich unter dem Einfluß des freien Sauerstoffs, der wohl zunächst durch die Oxydasen gebunden wird. Sperrt man dagegen von den Bildungs- herden den Sauerstoff ab, so bleibt die Entstehung der hydrolysierenden Enzyme aus. Von diesem Gesichtspunkt aus läßt es sich auch ver- stehen, weshalb in den Zweigen von den Knospen aus der Lösungs- prozeß im Frühjahr seinen Anfang nimmt, denn hier hat der Sauerstoff zum embryonalen Gewebe den leichtesten Zugang.

Das Galaktan wird bei der Bildung des Herbstholzes der se- kundären Membran eingelagert und zwar durch einen Kondensations- vorgang aus Galaktose, welche bis zu 0,5 bis 0,6 °/, im Zellsaft der cambialen Zellen enthalten war.

Dieser Vorgang die Bildung von Galaktan aus Galaktose führt gleichfalls zur Gummibildung und wird auch durch Enzyme hervorgerufen und weiter entwickelt. Durch eine noch unbekannte Revertase dürfte der Zucker in ein lösliches Gummi übergeführt werden, welches unter dem Einfluß koagulierender Enzyme kondensiert wird.

Im ausgepreßten Zellsaft herrschen zumeist die hydrolysierenden Enzyme vor, während die koagulierenden durch jene verdeckt werden. Ihre Wirkung besteht darin, daß sie in einer bei 120—150 ® herge- stellten Amylose- oder Gummilösung einen Niederschlag von Amylose- kriställchen oder Gummiflocken hervorrufen resp. in einer übersättigten Lösung die Ausscheidung beschleunigen.

Die Stärkekoagulase wurde von Wolf und Fernbach in der unge- keimten Gerste entdeckt und dadurch zum Vorherrschen gebracht, daß sie die Lösung gegen Phenolphthalein als Indikator mit einem Alkali neutralisierten. Das Enzym läßt sich aber auch durch Kapillarisation von den begleitenden, entgegengesetzt wirkenden Körpern trennen.

Es ist nun a priori zu erwarten, daß die für die Gummibildung in Betracht kommende Cytokoagulase hauptsächlich im Cambium wirken muß, da hier der Übergang der löslichen Körper in unlösliche statt- findet. Dies geschieht wohl zweifellos in den von Mikosch als Gummi-

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parenchymzellen bezeichneten Elementen, die zu Gruppen vereinigt sind; denn in ihnen fehlt eine sekundäre Zellwand, durch deren Lösung das Gummi entstanden sein könnte. Die angestellten Versuche be- stätigten dies auch, denn in den wirksamen Extrakten, die aus cam- bialen Fasern erhalten wurden, stellten sich bei Zusatz von Gummi- lösung flockige Niederschläge von verdichteter Gummisubstanz ein. Dieser Darstellung gemäß liegt die hauptsächlichste Bedingung für die Erscheinung der Gummose darin, daß im Verlaufe des normalen Stofl- wechsels Hemizellulosen als Reservestoffe erzeugt werden, die dann zwei Enzymgruppen die hydrolysierenden und koagulierenden erfordern.

Damit ist ausgesprochen, daß die Gummosis aus einem normalen Stoffwechselprozeß hergeleitet wird, welcher infolge von Wundreiz, Störungen bei der Ernährung, Bakterieninfektion usw. nach der einen oder anderen Richtung hin irregulatorisch verläuft.

Nach bisheriger Darstellung wird dagegen die Gummosis als ein dem gesunden Organismus sonst fremder Prozeß durch äußere Einflüsse ausgelöst.

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des

- Königl. botanischen Gartens und Museums

zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

I.

Nr. 48. (Bd. V.)

Ausgegeben am 21. Dezember 1911.

Über einige Leguminosen des tropischen Afrikas mit essbaren Knollen, mit 1 Figur. Von H. Harms.

Der Wald um Tabora in Deutsch-Ostafrika. Von v. Trotha.

Eine neue Gymnosporia aus Samoa. Von Th. Loesener.

Über den Milehsaft von Euphorbia gregaria Marloth.

Die chemische Beschaffenheit der Rinde von Hannoa undulata (Guill. et Perr.) Planch.

Die ehemisehe Beschaffenheit der Wurzelrinde von Bridelia ferruginea Benth.

Chemisehe Untersuehung der Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum (Hochst.) Benth. et Hook.

| Über die systematische Stellung der Gattung Spondianthus

Engl. Von A. Engler.

Über Diehapetalum venenatum Engl. et Gilg, den Machau, eine wiehtige Viehgiftpflanze Deutsch-Südwestafrikas, nebst Bemerkungen über einige andere giftige Diehapetalum unserer afrikanischen Kolonien, mit 2 Figuren. Von A. Engler.

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In Kommission bei Wilhelm Engelmann

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Notiızblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 48. (Bd. V.)

Ausgegeben am 21. Dezember 1911.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- ständiger Quellenangabe gestattet.

I. Über einige Leguminosen des tropischen Afrika

mit essbaren Knollen. Von

H. Harms.

In A. Richard’s Werke über die Flora Abyssiniens wird unter dem Namen Dolichos stenocarpus Hochst. [Fl. Abyss. I (1847—51) 224] eine Bohnen-Art beschrieben, die in mehreren Merkmalen von den echten Arten der Gattung Dolichos abweicht. Das von A. Richard beschriebene Exemplar (Schimper III, n. 1450; Sept. 1840 „in de- missis ad fluvium Tacaze prope Djeladjeranne*) hatte nur Hülsen, und diese sind sehr lang, flach und schmal; Blüten kannte Richard noch nicht. Baker [in Oliv. Fl. Trop. Afr. II (1871) 213] beschrieb die Blüten; er rechnet die Art zur Gattung Dolichos, ohne zu bemerken, daß dieselbe Art bei ihm unter der Bezeichnung Vigna ornata Welw. (a. a. OÖ. II. 203) wiederkehrt. Auf die Identität beider Namen wurde ich seinerzeit durch eine handschriftliche Notiz P. Taubert’s hin- gewiesen, und ich habe in Engler’s Bot. Jahrbüch. XXVI (1899) 309 obige beiden Namen als Synonyme behandelt, jedoch die Art weder zur Gattung Dolichos, noch zu Vigna gestellt, sie vielmehr als Art der Gattung Sphenostylis E. Mey. behandelt, da nach meiner Ansicht der sehr charakteristische Bau der Narbe der Gattung E. Meyer’s eine selb- ständige Stellung verleiht. E. Meyer (Comm. [1835] 148) gründete seine Gattung auf eine südafrikanische, von Drege an der Mündung

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des Flusses Omsamculo gesammelte Pflanze, die er Sph. marginata nannte. Bentham hat später die Gattung zu Vigna übergeführt, und unter dem Namen Vigna marginata Benth. findet sich die zuerst als Sphenostylis beschriebene Art sowohl in Harvey-Sonder’s Flora capensis (II [1862] 240) wie in Oliver’s Fl. of Trop. Africa (II [1871] 202) aufgeführt. Eine zweite Art von Sphenostylis beschrieb Sonder in Linnaea XXIII (1850) 33: Sph. angustifolia.

Der Name Sphenostylis ist gut gewählt; oyrv bedeutet „Keil“, also heißt die Gattung „Keilgriffel“. Es geht nämlich der Griffel am Ende in eine keilförmig verbreiterte, flache behaarte Spitze aus. An diesem Merkmal sind die Arten des Genus leicht zu erkennen. Da nun Dolichos stenocarpus dasselbe Merkmal zeigt, so habe ich diese Art zu Sphenostylis übergeführt: Sph. stenocarpa (Hochst.) Harms in Engler’s Bot. Jahrb. XXVI (1899) 309. Bereits an der genannten Stelle konnte ich eine beträchtliche Anzahl von Standorten aus ver- schiedenen Gebieten des tropischen Afrika nennen. Reicheres Material hat in neuerer Zeit noch mehr Standorte kennen gelehrt; offenbar ist die Art im tropischen Afrika sehr weit verbreitet!).

Was die Merkmale der Pflanze betrifft, so ist abgesehen von dem Bau des Griffels noch hinzuweisen auf den ziemlich großen und breiten Kelch mit seinen breiten gerundeten Zähnen und vor allem die lange schmale fast gerade oder nur wenig gebogene Hülse, die an beiden Rändern jeder Klappe eine schmale Längsleiste trägt; an der Bauch- seite der Hülse ist die Leiste stärker ausgeprägt als auf der Rückseite. Im Innern ist die Hülse durch dünne Querwände gefächert. Sie birgt eine größere Anzahl von Samen. An dem von Schweinfurth (n. 1900) im Gebiete von Callabat bei Matamma gesammelten Material sind diese elliptisch bis rechteckig, 4—7 mm lang und 3—4 mm breit, und zeigen eine glänzende braunschwarze Schale mit etwas hellerer Marmorierung, und einen kleinen schmal länglichen Nabel. Im wesentlichen ähnlich jedoch größer sind die uns aus Amani zugegangenen Samen dieser Art; diese sind 6—8 mm lang, 4—5 mm breit, in der schwarzbraunen Marmorierung stimmen sie mit denen von Callabat überein. Die unter n. 3096 von Amani im September 1910 eingesandten Samen sind von hellerem Braun, jedoch ebenfalls marmoriert, und ähneln durchaus den mir von Chevalier aus franz. Sudan übermittelten Samen. Neben

!) Es ist mir jetzt zweifelhaft geworden, ob einige der von mir a. a. OÖ. an- geführten Exemplare von Pogge aus dem Kongogebiet, die sich durch auffallend schmale lineal-lanzettliche Blättchen auszeichnen, wirklich zu Sph. stenocarpa oder nicht vielleicht besser zu einer eigenen nahe verwandten Art zusammenzustellen sind. Reicheres Material aus dem Kongogebiet wird die Frage entscheiden lassen.

Sphenostylis stenocarpa (Hochst.) Harms (nach Exemplaren aus Amani-Ostafrika). A Habitus, B Hülse, C Fahne, D Flügel, E Schiffehen, F Blüte ohne Petalen, @ Narbe, H Fruchtknoten, J Same.

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länglichen oder elliptischen Samen mit gerundeten Enden findet man sehr oft solche mit mehr oder minder gestutzten Enden, so dal die Gestalt eine rechteckige bis quadratische wird.

Von besonderem Interesse sind uns hier die Angaben über eine Kultur dieser Bohnen bei den Eingeborenen. Pogge (n. 794, Kongo- gebiet, Mukenge) hatte bereits vermerkt, daß die Art unter der Be- zeichnung „Lukunde Bashangi* (= Bohne der Verstorbenen) kul- tiviert wird, und in neuerer Zeit sind uns noch mehr Nachrichten zu- gegangen, die auf eine wenn auch nicht ausgedehnte so doch immerhin beachtenswerte Kultur dieser Pflanze bei den Negern hinweisen. Pogge’s Exemplar n. 794 stimmt sehr gut mit den abyssinischen Exemplaren überein, so daß ein Zweifel an der Zugehörigkeit dieser Nummer zu Dolichos stenocarpus nicht besteht. Pogge schreibt: Wird wenig kultiviert, vor dem Hause Kalambas angepflanzt, wächst als stark auf dem Boden rankende Staude, blüht weißlichlila oder weißlich- rosa. Eine nicht völlig reife Hülse dieses Exemplars mißt etwa 19 cm, Weiterhin erhielten wir durch Kersting Nachrichten über die Kultur dieser Bohne in Togo. Er gibt an, daß sie im Bezirke Sokode-Basari von den Eingeborenen angebaut wird: sie heißt dort „Kutonosu*. Nach Kersting wird nicht nur die Saat gegessen, sondern auch die rübenartige Knolle (Kersting Nr. 680, Sept. 1908). Hier wird also zum erstenmale von eßbaren Knollen dieser Phaseolee berichtet. Aus Amani (Ostafrika) erhielten wir ein von Braun 1908 n. 1635 ge- sammeltes Exemplar, das nach den Angaben des beiliegenden Zettels in Mombo kultiviert war und aus Udjidji stammte, Nach diesem Exemplar wurde die beigegebene Zeichnung hergestellt. Als einheimischer Name wird genannt: Visewa. Die Hülsen dieses Exemplars sind -12—17 em lang. Ein von Braun 1909 n. 2705 gesammeltes Exemplar mit dem Standort „Kijango-Magoma“ hat etwas schmälere Blättchen; es dürfte wohl ein wildes sein.

Vor kurzem endlich (März 1911) schickte mir Herr Aug. Chevalier in Paris Knollen und Hülsen einer Leguminose zu, die im franz. Sudan bei Ouagadougou im Gebiete Mossi Dezember 1910 gesammelt waren. Dort wird die Pflanze unter dem Namen Diegemtenguer& wegen der eßbaren Knollen kultiviert. Die beigegebenen Hülsen erwiesen deutlich, daß es sich um Sphenostylis stenocarpa handelt. Diese Knollen haben eine umgekehrt-kegelförmige oder fast elliptische rübenartige Gestalt und sind nach unten bisweilen spindelförmig ausgezogen; sie werden 4-6 cm lang. Die Hülsen des Materials von Chevalier werden 20—22 cm lang bei einer Breite von 8-10 mm. Die etwa 7 mm langen, 4—5 mm breiten Samen zeigen die für diese Bohnenart charakteristische bräunliche sehr feine Marmorierung; die Farbe ist

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etwas heller als bei den von Braun-Amani unter n. 1635 gesandten Samen aus Ostafrika.

Welwitsch (nach Hiern, Catal. Afr. pl. Welw. I [1896] 258) schildert seine Vigna ornata Welw. als einen reich verzweigten Halb- strauch mit weithin schlingenden Ästen, der bis zu beträchtlicher Höhe holzig ist und 4—6 Fuß hoch wird. Die Blätter sollen glänzend grün sein. Wegen der prächtigen weithin sichtbaren purpurnvioletten Blüten soll die Pflanze einen besonderen Schmuck des Standortes bilden. Ledermann fand die Art im Hinterlande von Kamerun bei Dodo und Bare, und spricht von einer Schlingpflanze mit hellmalvenfarbenen Blüten. Scheffler sammelte sie in Useguha im Juli 1900 (n. 241); die Blüten sind nach ihm weiß mit lilafarbenem Hauch. Uhlig nahm sie im April 1904 (n. 45) bei Ukerewe am Waldrande auf („windend mit großen rosa und purpurvioletten Blüten“). Diese neuerdings be- kannt gewordenen Standorte zeigen im Verein mit den bereits früher genannten, daß die Art im wilden Zustande über einen großen Teil Afrikas verbreitet ist. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn uns Nachrichten über ihre Kultur aus weit getrennten Gebieten (Deutsch- Ostafrika, Togo, Franz. Sudan) zukommen. Diese Zeilen mögen dazu anregen, der Kultur der Pflanze auch noch in anderen Gebieten nach- zuforschen. Im Kongogebiet scheint die Art nach den Angaben De Wildeman’s häufig zu sein; ob sie dort auch gelegentlich kul- tiviert wird, ist mir nicht bekannt. Man vergl. De Wildeman, FI. Bas- et Moyen-Congo I (1904—6) 156, 269; II (1908) 257; und Mission Laurent (1905) 123; Durand, Sylloge Fl. Congol. (1909) 154; De Wildeman erwähnt übrigens in Fl. Bas- et Moyen-Congo III, 2 (1910)

214 unter Vigna ornata Welw., daß in Kasai die Blätter gegen Bein- übel gebraucht werden; in Dembo werden die Samen gegessen').

Auf das Togo-Vorkommen muß hier noch einmal zurückgegriffen werden, da sich daran die Frage knüpft, ob nicht dort eine eigene Varietät der Art mit besonders großen hellfarbigen Samen kultiviert wird. Herr Oberleutnant Gaisser sandte uns im Juli 1911 aus Sokod&-Basari Material von Kotonosu-Bohnen und Knollen. Die Samen weichen durch Größe und weißliche oder hellgelblich-braune Farbe von den

’) Vigna ornata Welw. var. latifoliolata De Wild. Fl. Bas- et Moyen-Congo I (1904) 156, bei Kisantu im Kongogebiet gefunden (S'phenostylis stenocarpa [Hochst.] Harms var. latifoliolata De Wild. ex Durand, Sylloge Fl. Congol. [1909] 154) zeichnet sich durch große bis 9,5 cm lange und 5 em breite Blättchen und bis 17 cm lange, 9 mm breite Früchte aus. Diese Varietät ist mir nicht bekannt; ich kann also nicht beurteilen, ob sie begründet ist oder ob nicht vielleicht Yigna ornata so wechselnde Verhältnisse in der Blattgröße zeigt, daß wir danach keine Varietäten bilden können. De Wildeman selbst scheint die Art für sehr variabel zu halten.

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bisher bekannten ab, stimmen aber genau überein mit den von Kersting unter dem Namen Kutunosu 1903 in Togo gesammelten Bohnen, die ich im Herb. Schweinfurth sah, und die offenbar herrühren von derselben Art, von der uns Kersting die oben genannte Herbarprobe (blühendes Exemplar!) n. 690 (September 1908) sandte. Herr Oberleutnant Gaisser schreibt (17. Juni 1911) über Sphenostylis, daß er Herbar- material noch nicht habe erhalten können; weiter heißt es in seinem Briefe: „Über diese Frucht berichtet der Häuptling von Tschaudjo: Die Bohne wird in Tschaudjo nur selten und in geringen Mengen zwischen Jams gepflanzt, an dessen Stengeln sie sich hochrankt. Pflanzzeit ist Ende Mai, Reifezeit Dezember— Januar. Die Knollen werden nicht gegessen. Diese Angaben nachzuprüfen, sowie die Ver- breitung der Bohne in den übrigen Landschaften des Sokodebezirkes festzustellen, war ich noch nicht in der Lage“. Herrn Gaisser sei auch an dieser Stelle verbindlicher Dank für seine Bemühungen aus- gesprochen. Vor kurzem nun (Ende September) erhielt ich von Herrn Prof. G. Schweinfurth Hülsen und Samen offenbar der gleichen Art, die Herr Dr. Leo Frobenius bei Mokwa in Nord-Nigerien im Februar 1911 gesammelt hatte; der Forschungsreisende gibt an, daß die Bohne mit anderen Bohnen zusammen an Stangen klettert, die Reifezeit sei 1 Jahr; die Eingeborenen nennen sie „schesche“. Das schöne Material von Herrn Dr. Frobenius besteht aus schmalen geraden oder fast geraden (bisweilen schwach s-förmig gekrümmten) Hülsen von 25—30 cm Länge und 1—1,2 cm Breite; sie zeigen die charakteristischen schmalen Leisten, so daß ich sie von den mir aus andern Gegenden bekannten Hülsen von Sphenostylis stenocarpa nicht unterscheiden kann. Die Samen dieser Hülsen stimmen durchaus mit den von Kersting und Gaisser geschickten überein. Sie sind ei- förmig, an den Enden gerundet, 7—10 mm lang, 6—7 mm breit, von weißlicher oder hellbräunlicher Farbe; gelegentlich bemerkt man auch ganz feine dunklere Flecke. Bei den genannten von Kersting und Gaisser geschickten Samen tritt die dunkelbraune Farbe gelegentlich in größerer Ausdehnung in der Nabelgegend auf, auch bemerkt man bisweilen eine netzaderige Streifung in der hellen graubräunlichen oder gelblichgrünen Farbe; feine dunklere bräunliche Flecke finden sich besonders an dem Gaisser’schen Material. Diese Form möchte ich vorläufig var. Frobenii nennen. Ob es sich um eine Kulturform handelt, muß weiteres Material zeigen. Wünschenswert wäre es besonders, von Togo recht vollständiges Material an blühenden und fruchtenden Exem- plaren zu erhalten. Chevalier’s Hülsen (siehe oben) sind auch schon recht lang, erreichen (nach den mir zugegangenen Proben) jedoch nicht die Länge derer von Frobenius; die braunen marmorierten Samen

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dieser Hülsen des Franz. Sudan (Mossi) werden nur etwa 7 mm lang, 4—5 mm breit. Das Material von Frobenius ist also durch Größe der Hülsen und der Samen sowie durch die helle weißlichgraue, weißlichbraune oder hellgrünliche Farbe gekennzeichnet.

Kässner entdeckte folgende neue Art dieser Gattung:

Sphenostylis obtusifolia Harms n. sp.; caulis scandens vel ad- scendens (?), parce adpresse puberulus usque subglaber; folia petiolata trifoliolata, petiolo 2—3 cm longo, foliola brevissime petiolulata, ovata vel ovalia vel subrhomboideo-ovata vel subobovata, basi saepius bre- vissime emarginulata, apice rotundata vel obtusa et saepius brevissime emarginulata, subchartacea, pilis dissitis adpressis obsita vel glabra, 3—4,5 cm longa, 2,5—3,5 cm lata, lateralia + obliqua; stipulae lan- ceolatae, stipellae longiusculae lanceolatae; pedunculi folia aequantes vel excedentes eirc. 6—9 cm longi, glabri vel subglabri (apice parce adpresse puberuli), apice pluriflori; pedicelli ad 4—5 mm longi, brac- teolae ad basin calycis geminae ovatae; calyx glaber vel subglaber late dentatus, ad 5 mm longus.

N. W. Rhodesia: Kantanina Hills (Kässner n. 2176. De- zember 1907).

Diese Art zeichnet sich durch die breiten oben stumpfen oder gerundeten Blättchen aus.

Es sei hier noch erwähnt, daß nach Kersting (Togo, Sokode- Basari) die jungen Blüten von Sphenostylis Schweinfurthii Harms (Engl. Bot. Jahrb. XXVI, 309) ein auch für Europäer wohlschmeckendes Gemüse bilden. Diese Art ist ein bis 1 m hoher Strauch, der in Togo an sonnigen Standorten bei den Dörfern vorkommt. Die Blüten sind gelb. Sie wurde von Schweinfurth im Gebiete der Djur entdeckt und ist in Togo, im Hinterlande von Kamerun, im Scharigebiete (nach Chevalier) offenbar verbreitet. Die Art hat längliche oder lanzett- liche, am Ende stumpfe, gerundete oder oft ausgerandete Blättchen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf einige andre knollen- tragende Phaseoleen aus dem tropischen Afrika hinweisen; bei einigen Arten handelt es sich um eßbare Gebilde. Über den Bau dieser Knollen wissen wir leider bisher nichts Genaueres. Es wäre sehr erwünscht, reicheres Material solcher Knollen zu erhalten, um ihren Bau genauer studieren zu können.

Aus der Gattung Dolichos sind folgende Arten zu nennen:

Dolichos esculentus De Wild. (Fl. Katanga [1902] 61 t. XX, fig. 1 bis 10) wurde im Kongogebiet bei Lukafu gesammelt; bei den Ein- geborenen heißt die Art „Muku“, sie verzehren die Knollen. Offenbar

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handelt es sich um ein wildes Vorkommen. Die Art ist dadurch aus- gezeichnet, daß die Blätter nicht aus 3 Blättchen zusammengesetzt sind, sondern nur 1 längliches Blättchen besitzen. Nach der Abbildung zu urteilen, dürfte die Art dem Dolichos fimbriatus Harms (Engl. Bot. Jahrb. XXVI [1899] 319) aus dem Nyassaland sehr nahe stehen. Gerade in der Gattung Dolichos werden noch mehrere Arten mit eß- baren Knollen stecken. Wir wissen wenigstens von einigen, daß sie Knollen entwickeln; so z. B. Dolichos densiflorus Welw. (nach Hiern, Catal. Afrie. Pl. Welwitsch I [1896] 264: Wurzel dick, holzig, viel- köpfig, fast knollig), D. dongaluta Welw. (nach Hiern, a. a. OÖ. 164, wird die dick-knollige Wurzel, die ein purpurnes Harz ausschwitzt, in kleinem Umfange in Angola kultiviert, wo sie als wirksames Mittel in Fällen von Bräune gilt). Dolichos debilis Hochst., ursprünglich aus Abyssinien beschrieben, besitzt nach den dort von Schimper auf Bergen bei Berrechowa 1862 gesammelten Exemplaren eine schwach spindelförmig verdickte Wurzel. Dinter (n. 698) sammelte bei Grootfontein in Deutsch-Südwestafrika ein Exemplar, das ich vorläufig auch zu dieser Art rechnen möchte, obgleich die Blättchen im allgemeinen stärker ausgeprägte Lappenbildung zeigen als die abyssinischen Exemplare, denen sie sonst sehr ähnlich sind. Dinter gibt an, daß diese Pflanze eine holzige Knolle habe. Eine sehr große aber wohl nicht eßbare Knolle entwickelt D. pseudopachyrhizus Harms (vergl. Notizblatt Nr. 37 [1906] 233), ein im trop. Afrika sehr weit verbreiteter vielleicht in einige Arten oder Varietäten zu zerteilender Typus. In die Nähe dieser Art gehört auch die im folgenden beschriebene neue Art, die offenbar ebenfalls große Knollen entwickelt.

Dolichos Seineri Harms n. sp.; suffrutex 1,5 m altus floribus coeruleis (ex Seiner); caulis adpresse pubescens, partibus novellis sericeo- villosis; folia 3-foliolata, petiolo 1—2,5 em longo, pubescente, rhachi inter foliola lateralia et terminale saepe petiolo longiore (ad 3 cm longo), foliola oblongo-lanceolata vel oblonga vel obovato-oblonga (lateralia obliqua), basi obtusa vel rotundata vel rarius acutiuscala, apice plerumque in acumen breve tenue protracta, juvenilia sericeo-villosa, demum adpresse puberula, subchartacea, 5—8 cm longa, 1,5 - 3,5 cm lata, stipulae ovato-lanceolatae vel late lanceolatae, stipellae lineari- Janceolatae; inflorescentiae axillares racemiformes, pluriflorae, elongatae, laxiflorae, rhachi 9—16 cm longa, pubescente, inferiore parte nuda; flores pedicellati, pedicellis pubescentibus, 5—6 mm longis, calyx ad- presse subsericeo-pubescens, ad 11 mm longus, dentibus lanceolatis acuminatis tubo longioribus, superioribus 2 fere ad medium connatis, infimo ceteros paullo superante; corolla paullo exserta, vexillum ungui- culatum, suborbiculare, lamina basi auriculata, ceirc. 10 mm longum

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ovarium sericeum, stylus glaber, basi incrassatus tortus, oblique um- bonatus, stigmate parvo terminali capitellato.

Brit. Betschuanaland: Strauchsteppe südlich der Mabule a puli-Berge, feiner lockerer roter Sand (Seiner n. 322. 1. 1907); Epata (Omaheke) (Seiner n. 227. März 1911). Hierhin gehört wohl auch: Dinter n. 1297 (Deutsch Südwestafrika; Dez. 1899) und Dinter n. 1952a (Hatsamas-Kl. Nanas, Dünensand; „Riesenknolle*).

Die Art ist in den Blütenmerkmalen dem D. pseudopachyrhizus sehr ähnlich, weicht jedoch durch die schmäleren länglichen Blättchen deutlich ab.

Ebenso wie bei Dolichos finden wir auch bei der verwandten Gattung Vigna eine größere Zahl knollentragender Arten.

Die in den Tropen weit verbreitete Vigna vexillata Benth. hat nach Baker (Fl. Trop. Afr. II, 199) einen großen spindelförmigen Wurzel- stock. Baker rechnet dazu die von Abyssinien beschriebene Vigna tuberosa A. Rich. Fl. Abyss. I, 217, die nach Angabe Richard’s sich auszeichnet „par sa racine vivace, pivotante, charnue, simple ou rameuse*. Wir haben eine als Vigna vexillata bestimmte Pflanze aus Abyssinien im Berliner Herbar, die Schimper (n. 480) bei Addi Dschoa im Oktober 1862 gesammelt hat; nach der Angabe des Sammlers sind die „Bulben eßbar“. Es handelt sich um lange schmal-spindelförmig ver- dickte Wurzelgebilde. Einh. Name dieser Pflanze: Gurrech Diwella. In die Nähe von V. vexillata gehören Fragmente einer Art, die Francois 1891 in Deutsch-Südwestafrika im Sandfeld am Okavango sammelte. Er spricht von einer Schlingpflanze mit violetten Blüten, deren große Bohnen geröstet gegessen werden. Die kleine Wurzel ist saftig wie eine Wasserrübe, erreicht im März volle Größe und schmeckt geröstet wie eine Kartoffel; Iru (Buschmannsprache), Ia (Kung Busch- leute). Oberleutnant Volkmann (n. 8) sammelte 1911 in Deutsch- Südwestafrika östlich von Grootfontein Bruchstücke einer nicht näher bestimmbaren Vigna mit ziemlich breiten eiförmigen oder schief eiförmigen Blättchen; die Knollen werden nach seiner Angabe von den Buschmännern geröstet und genossen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich wie bei den von Francois aufgenommenen Stücken um eine Art aus der Verwandtschaft von V. vexillata Benth., wie aus den Kelchresten hervorgeht, die deutlich lange schmale Zähne zeigen. Die Knollen sind eiförmig bis fast kugelig. Es ist sehr wohl möglich, daß diese südwestafrikanischen Stücke zu der weit verbreiteten Vigna vexillata Benth. gehören.

Vigna Dinteri Harms n. sp.; planta tuberifera, tubere esculento, caulis adscendens vel scandens, breviter hirsutus, pilis patentibus vel retrorsis; folia petiolata, trifoliolata, petiolo hirsuto, eirc. —6 cm longo,

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rhachi inter foliola lateralia et terminale 1—1,8 cm longa, hirsuta, foliolum terminale ambitu oblongum vel ovato-oblongum vel ovale, integrum (interdum subrhomboideo-ovatum), vel saepius hastato-trilobum, lobo medio lateralibus multo longiore, apice obtuso vel subacuto mucro- nulato, oblongo vel lanceolato-oblongo, lobulis lateralibus saepius parum prominulis, latis rotundatis vel obtusis, aequalibus vel leviter inaequalibus, eirc. 6—7,5 cm longum, 3,5—5 cm latum, foliola lateralia obliqua, interdum latere exteriore lobulo rotundato praedita vel duobus lateribus lobulata lobulo interiore minore, omnia foliola breviter petiolulata, petiolulis hirsutis, utrinque subhirsuto-pubescentia (pube satis molli); stipulae basifixae, lanceolatae, striatae, stipellae lineari-lanceolatae; pedunculus unicus adest ad 11 cm longus hirsutus apice pauciflorus, floribus subsessilibus; calyx hirsutus, dentibus 5 lineari-lanceolatis inter se subaequalibus tubo longioribus, superioribus basi connatis, cum dente infimo 1,5—1,6 cm longus (dente infimo 9 mm longo); corolla glabra exserta, vexillum breviter unguiculatum, suborbiculare, emarginatum, basi auriculatum (auriculis inflexis), 2 cm vel paullo ultra longum, 2,2 bis 2,3 cm latum, carina falcato-curvata breviter obtuse rostrata; ovarium lineare densissime hirsuto-villosum, stylus suprema parte interiore facie dense longeque hirsuto-barbatus, stigmate subgloboso infra apicem styli interiore facie styli sessili, apice styli incrassato superiore parte in apiculum brevissimum reflexum producto,

Deutsch-Südwestafrika: Otjituo, tiefer Sandboden (Dinter n. 869. I, 1909; Knolle gute Feldkost).

Die Art gehört in die Nähe der weit verbreiteten Vigna vexillata Benth.; sie weicht von ihr durch die meist gelappten Blättchen ab. Sehr nahe wird sie der mir unbekannten Vigna lobatifolia Bak. (in Fl. Trop. Afr. II, 199) kommen, die im Innern nahe dem Wendekreis des Steinbocks zwischen Koobie und N. Shaw valley gefunden wurde. Nach der Beschreibung scheint jedoch die Behaarung bei dieser Art mehr filzig zu sein, auch dürften die Seitenblättchen tiefer gelappt sein. Am vorliegenden Material ist die im allgemeinen dünne Wurzel in zwei übereinander liegende durch kurzen schmalen Zwischenraum getrennte knollige kugelige Anschwellungen gegliedert.

Vigna pseudotriloba Harms n. sp.; radix (ex Dinter) tuberosa, edulis, caulis adscendens vel scandens, parce vel parcissime adpresse puberulus, statu juvenili densius subsericeo-pubescens; folia petiolata, trifoliolata (petiolo pubescente vel parce puberulo, 1-3 cm longo), foliola ambitu fere ovato-lanceolata vel oblonga vel oblongo-lanceolata, breviter petiolulata, terminale plerumque hastato-trilobum (lobo medio lateralibus plerumque pluries longiore, obtuso vel rotundato vel rarius subacuto, saepe breviter mucronulato, lobulis lateralibus rotundatis vel

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obtusis), eirc. 3—4,5 cm longum, 2—3,5 cm latum, lateralia obliqua, basi uno latere vel duobus lateribus lobulata, lobulo saepius exteriore plerumque majore magis prominulo, omnia utrinque adpresse puberula (pilis dissitis saepe longiuseulis), vel demum subglabrescentia (juvenilia adpresse hirsuto-subsericea); stipulae oblongo-lanceolatae vel lanceolatae, basifixae, basi subcordulatae (i. e. utringue brevissime auriculatae [sed haud in appendieulam dependentem productae], auriculis sub- aequalibus vel leviter inaequalibus rotundatis), puberulae, 4—6 mm longae; stipellae lanceolatae; peduneuli axillares, 8-25 em longi, dissite puberuli vel subglabri, apicem versus densius puberuli, apice paueiflori (2—5-flori), floribus breviter vel brevissime pedicellatis; calyx campanu- latus, parce pilosus, circ. 10 mm longus, dentibus 5 tubo paullo longi- oribus lanceolatis acuminatis, superioribus basi vel fere ad medium connatis; corolla majuscula, glabra, vexillum breviter unguiculatum, suborbiculare, supra unguiculum basi utrinque auriculata, carina breviter rostrata; ovarium lineare, breviter adpresse pubescens, stylo superiore parte intus dense hirsuto-barbato, spatio brevi ante stigma nudo, stigmate depresso-subgloboso hirsuto, interiore facie infra apicem stylı affıxo, apice styli in mucronulum longiusculum sursum curvatum protracto,

Das Blüten-Material ist leider recht spärlich, und bedarf der Ergänzung.

Deutsch-Südwestafrika: Glimmerschieferberge bei Brakwater (Dinter n. 1511. Blühend. Dez. 1901; die große Knolle wird ge- gessen); Anasberge bei Windhoek (Dinter ohne Nummer. Febr. 1899); Okahandja, 1450 m, in Granitfelsritzen (Dinter n. 369. Blühend, Jan. 1907; Blüten groß, Früchte stielrund, bis 6cm lang von 3 mm Durchm., Wurzel knollig, eßbar): ohne Standort (Hartmann n. 180; ohne Blüten).

Diese Art habe ich lange Zeit für Vigna triloba Walp. gehalten. Indessen hat diese letztere nach dem Zeugnisse von Harvey (FI. capens. II. 241) peltate Nebenblätter, die über die Basis hinaus in ein kurzes Anhängsel verlängert sind. Bei der südwestafrikanischen Pflanze dagegen haben die Stipeln nicht einen solchen Sporn, vielmehr nur beiderseits der Anheftungsstelle ein kleines Öhrchen. Vigna deeipiens Harv. (l. c. 241) ist mir unbekannt; sie soll sich von Y. triloba gerade dadurch unterscheiden, daß die „stipules basifixed not peltate“ sind. Letzteres Merkmal würde auf unsere Pflanzen passen, jedoch hat Y. decipiens Harv. nach der Beschreibung stärker etwas rauh behaarte Stengel, spitze Blättchen-Mittellappen, und wohl auch kleinere Blüten. Übrigens wird im Ind. Kewens. Vigna deeipiens p.p. mit triloba identi- fiziert, und es soll darnach nur gelten „Vigna deeipiens Harv. (exkl. syn.).“ Lübbert hat ein prächtiges Exemplar dieser Art mit großen

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langen spindelförmig verdickten Wurzeln gesammelt; allerdings hat das Exemplar keine Blüten, aber die Gestalt der Blätter und Nebenblätter läßt keinen Zweifel über die Zugehörigkeit zu V. pseudotriloba.

Herr Ledermann sammelte im Hinterlande von Kamerun eine eigentümliche Vigna mit schmal spindelförmiger knollenartig verdickter Wurzel, die ich als neue Art ansehe:

Vigna stenophylla Harms n. sp.; caulis erectus, glaber, + angu- latus; folia petiolata, 3-foliolata, petiolo tenui glabro, eirc. 3—5,5 cm longo, internodio inter foliola lateralia et terminale 0,5—2 cm longo, foliola brevissime petiolulata, angustissima, longe linearia vel lineari- lanceolata, apicem versus sensim acuminata, glabra (juvenilia persparse brevissime puberula), eirc. 6—17 cm vel ultra longa, 2,5—7 mm lata; stipulae breviter lanceolatae acutae striatae, stipellae lineari-lanceolatae; peduneuli axillares, solitarii, plerumque valde elongati, 4—25 cm vel ultra longi, tenues, glabri vel subglabri, apice 1—3-flori, floribus sessi- libus vel subsessilibus; calyx glaber vel subglaber, dentibus late lanceo- latis, acuminatis, tubo subaequilongis vel paullo brevioribus, superioribus fere ad medium vel altius connatis, 5—8 mm longus, brevissime pube- rulus usque subglaber; corolla glabra, vexillum breviter unguiculatum suborbiculare, basi supra unguiculum utrinque auriculatum auriculis inflexis, 14—15 mm longum, eirc. aequilatum; alae unguiculatae oblique obovatae, rotundatae, basi interiore latere appendicula lineari longiuscula praeditae, ad 16 mm longae, carina brevior, subacuta, versus basin supra unguiculum umbonulata, ad ll mm longa; ovarium angustum, brevissime puberulum, stylus superiore parte intus hirsuto-barbatus, stigmate interiore facie sub apice ipso dependente, stylo apice superiore facie apiculo brevissimo retrorso praedito,

Kamerun: Garua, Gebüschsavanne (Ledermann n. 3294. April 1909; 50 cm hohes Kraut, Blüten violett); Dangadji, sandige Baumsavanne (L. n. 3659. Mai 1909; 10—12 cm hohes Kraut); Mao Gali, sandige steinige Baumsavanne (L. n. 4057. Mai 1909; 30—40 cm hohes Kraut, Blüten veilchenblau, Fahne grau-blau, Blätter frisch-grün); Garua, felsige Sandsteinhügel (L. n. 4998. Aug. 1909; 0,8—1 m hohes Kraut, Blüten graublau, Blätter hellgrün).

Diese Art zeichnet sich durch die sehr lang werdenden sehr schmalen linealen Blättchen aus. Von den verdickten spindelförmigen Wurzeln sind nur Bruchstücke vorhanden von 10—11 cm Länge und 8—13 mm Dicke.

In der Gattung Eriosema gibt es eine ganze Anzahl Arten mit knolligen Wurzeln. So z. B. erwähnt Hiern (Catal. Afr. pl. Welwitsch I [1896] 274), daß E. terniflorum Hiern (Huilla) ein Rhizom mit ver- längerten Wurzeln habe. E. muxiria Welw. besitzt dicke fleischige

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Knollen von 2,5 cm Länge und 1,2 cm Dicke, die zusammen mit den Früchten von Eleusine in Angola zur Bereitung eines „Oala“ genannten Bieres dienen. Die eiförmig-rübenförmigen oder breit spindelförmigen Knollen von E. cordifolium Hochst. werden in Abyssinien genossen (A. Richard, Fl. Abyss. I. 227). Ähnliche Knollen besitzt die gleichfalls abyssinische Art E. tuberosum Hochst. Auch in Deutsch- Südwestafrika gibt es Arten mit knolligen eßbaren Wurzeln, wie einige spärliche Proben lehren; über die Art jedoch, zu der die Knollen gehören, läßt sich nichts bestimmtes sagen. Man achte also mehr auf diese Knollen, und sende uns recht voliständiges Material an Knollen, Blättern und Blüten, um die noch schwebenden Fragen klären zu können.

In Deutsch-Südwestafrika spielen die ansehnlichen Wurzelknollen der Caesalpinioidee Bauhinia eseulenta Burch. (B. Burkeana Benth.) eine nicht unbedeutende Rolle. Sehinz teilt darüber genaueres mit in Mem. Herb. Boiss. (1900) Nr. 1, 121; der unangenehme Geschmack des Wurzelknollens soll nach Schinz von Gerbstoff herrühren. Die mangelhaft bekannte B. Bainesü Schinz (l. c. 121) aus derselben Heimat (in der Kalahari verbreitet) entwickelt Wurzelknollen, die bis zu 1m Durchmesser erreichen und trotz ihres hohen Gerbstoffgehalts von den Eingeborenen gegessen werden.

Es sei noch kurz darauf hingewiesen, daß Psophocarpus palustris Desv. (Ps. longepedunculatus Hassk.), eine in den Tropen vielfach kul- tivierte Phaseolee mit eßbaren großen Knollen, im tropischen Afrika wiederholt gesammelt worden ist. Ich finde keine Angabe, die auf Kultur dieser Art in Afrika hinweist, vielmehr scheint sie dort im wilden Zustande vorzukommen. Taubert (Pflanzenwelt Ostafr. |1895] B. 124) vermutet die Heimat dieser Pflanze in der alten Welt. Baker (Fl. Brit. Ind. II [1876] 212) bemerkt bereits, daß Afrika die Heimat der Art sei. Die bekannte mit rübenähnlichen eßbaren Knollen versehene Phaseolee Pachyrhizus angulatus Rich. habe ich aus dem trop. Afrika bisher nur in kultivierten Exemplaren (Kamerun) gesehen; Baker (Fl. Trop. Afr. II, 208) gibt mehrere Standorte an, aber vielleicht liegt wenigstens einem Teil dieser Angaben eine Verwechslung mit Dolichos pseudopachyrhizus zugrunde. Die Heimat von Pachyrhizus angulatus Rich. ist wohl in Amerika zu suchen.

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II. Der Wald um Tabora in Deutsch-Ostafrika.

Von Oberleutnant v. Trotha.

Nachstehend sind die im hiesigen Walde befindlichen Bäume, Sträucher und Kräuter, soweit sie ein Interesse haben, in willkürlicher Numerierung aufgeführt. Die Namen sind dem Dialekt der Wagalla- gansa entnommen und dürften entsprechend den dialektischen Unter- schieden der einzelnen Wanyamwezi-Stämme an anderen Stellen anders bezeichnet werden. Aus der Aufzeichnung sollen ersichtlich sein:

1. Die verschiedenen, für europäische Bauart verwendbaren Nutz- hölzer,

2. diejenigen Nutz- und Edelhölzer, welche durch Härte und Farbe zur Möbeltischlerei verwendbar sind,

3. die Bauhölzer für Bauart der Eingeborenen,

4. die Verwendungen der Waldpflanzen seitens der Neger.

Jede Pflanze ist besonders behandelt. Die von den Eingeborenen als „verwandte“ Arten bezeichneten sind als solche aufgeführt. Die Bäume sind mit drei Größen bezeichnet:

B. g.: große Bäume über 6 m Höhe, B. m.: mittelgroße, bis zu 6m Höhe, B. k.: kleine, bis zu 3m Höhe

Die Pflanzen sind von den Beamten des Kgl. Botanischen Museums in Berlin bestimmt worden, soweit ihr Erhaltungszustand dies möglich machte.

die Klassifizierung ist natürlich nicht einwandfrei.

I. Bäume.

1. Pterocarpus chrysothrix Taub.,, „Mkurungu“. B. g. Großer Baum, dem Mininga (2.) ähnlich, jedoch mit dunkelrotem Kern, der sich auch in die Äste fortsetzt. Der Kern ist eisenhart und wird weder von Bohrkäfern noch von weißen Ameisen angefressen. Infolge seiner Härte ist er schwer zu bearbeiten und eignet sich daher mehr zu Balken als für Bretter. Zum Unterschied von 2. ist das weiße Holz über dem Kern gleichfalls so hart, daß es nicht von Bohrkäfern an- gefressen wird; daher werden die jungen Bäume auch von den Ein-

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geborenen zu Dachsparren verwendet. Der Baum wächst durch Samen und Stecklinge. Die Baumrinde sondert einen roten Saft ab.

2. Pterocarpus Bussei Harms, „Mininga“. DB. g. Hoch- stämmiger Baum mit gelb- bis dunkelbraunem Kernholz. Man darf von Mininga wohl mehrere Arten oder Varietäten unterscheiden, doch waren den Leuten hier keine unterscheidenden Merkmale bekannt. Der Kern ist eisenhart, doch läßt er sich gut bearbeiten, besonders wenn er ausgetrocknet. Der Kern verliert, ausgetrocknet, ca. die Hälfte seines Gewichtes. Eignet sich zu Balken und Brettern. Das weiße Holz über dem Kern wird von Bohrkäfern zerstört. Der Baum wächst durch Samen und Stecklinge. Als letztere findet er bei den Ein- geborenen Verwendung für Hecken zur Dorfeinfassung.

Beide Bäume 1. und 2. werden von den Eingeborenen zum Bau von Temben verwendet, sonst nur zur Herstellung von Tellern, da ihnen das zur Bearbeitung des harten Kernes nötige Handwerkszeug bisher gefehlt hat. Vielfach sind sie auch zu Dorftüren verwendet worden, d. h. man hat je einen Baum mit der Axt zu einem Brett zurecht gehauen. Zu größeren geschnitzten Türbrettern ist auch viel Holz von Nr. 35 verwendet worden. Mininga sondert gleichfalls einen roten Rindensaft ab. Der Kern geht gleichmäßig bis in die Äste fort.

l. und 2. eignen sich vorzüglich zu Aufforstungen, da sie durch Stecklinge wachsen und keiner Aufsicht bedürfen und bei genügender Länge dieser Stecklinge zwischen denselben das Gras gebrannt werden kann, ohne daß es dem Wachstum besonders hinderlich ist. Schädlinge der Samenkulturen sind die Springhasen nach hiesigen Erfahrungen.

Zu 1. Der Baum blüht früh, gleich bei Beginn der Regenzeit, der Same fällt schon nach der kleinen Regenzeit ab.

Zu 2. Der Baum blüht in der kleinen Regenzeit. Der Same bleibt auf den Bäumen bis Ende der großen Regenzeit und fällt dann ab, wenn er ausgereift ist.

3. Brachystegia spec., „Mjense“. B. g. Großer Schatten- baum. Wird mit Nr. 4, 63 und 107 gleichmäßig verwendet; 3, 4, 63 und 107 sind wohl die sonst „Miombo“ genannten Bäume. Die Baum- rinde ausgewachsener Bäume liefert das Material zu den Lindos, den Rindenkörben, aus jüngeren Bäumen wird Kamba, Baststricke, gewonnen. Aus der Rinde wurde ferner früher in Ugunda ein Stoff verfertigt, der zu Bekleidungszwecken diente. Die Rinde der Wurzel wird gleichfalls zu Kamba verwendet.

4, Brachystegia appendiculata Benth.(?), „Mtundu“. B. g. Wird wie 3. zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet. Stoff wird aus ihm nicht hergestellt. Ein abgestorbener Baum ist hart wie Eisenholz. Braunes Kernholz, eisenhart.

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5. Markhamia lanata K. Sch., „Mbapa“. B. g. Das Holz wird hauptsächlich zu Messerscheiden verwendet.

6. „Msanna“. B. m. Unbestimmbare Combretacee. Das Holz wird zu Hackenstielen verarbeitet.

7. Diplorrhynchus mossambicensis Klotzsch., „Msonga“. B.m. Von den Früchten wird Ulembo genannter Saft gewonnen, der als Vogel- leim dient. Der Saft der Früchte wird ausgepreßt, mit Kalangaöl ein- gerührt und so auf die Zweige geschmiert.

8. Commiphora Fischeri Engl. und Ü. Krausei Engl., „Mponda“. B. m. Weiches Holz, welches zu Holztellern und Eßgeräten, auch zu Tabaksdosen verwendet wird. Die Bäume wachsen durch Stecklinge und dienen zu Dorfeinfassungen.

9. Strophanthus Eminii Aschers. et Pax, „Msungururu“ oder „Miwelie“ (Kisumbua). B.k. Der Baum wächst frei und als Kletter- pflanze an Bäumen, an denen er sich dann bis zum Gipfel heraufrankt. Männliche und weibliche Bäume mit großen Blättern, die den Watussi zum Verpacken von Butter dienen. Das Holz größerer Bäume wird zu Hackenstielen verwendet. Sehr bitter schmeckende Wurzel. Frucht: Lange Schote, zweiteilig, hat in sich einen langfaserigen Knäuel von Haaren, welche beim Aufspringen der Schote vom Winde verweht werden. Ist oft von Vieh- und sonstigen Händlern als Baumwollpflanze angesprochen worden.

11. Stryehnos pungens Solered., „Mkome“. B. g. Bauholz. Früchte über faustgroß und süß, werden gegessen.

12. Sterculia spec., „Mhosia“. B. k. Wächst meist in der Nähe von Termitenhügeln. Von der Rinde des Baumes und Wurzel wird eine bessere Sorte Kamba gewonnen, die hauptsächlich zu besserem und feinerem Flechtwerk dient, z. B. Netze für Flaschenkürbisse usw. Bei verschiedenen Dauas und Heilmitteln spielt diese Kamba mhosia, wie-später ersichtlich, eine erhebliche Rolle. Sehr weiches Holz.

13. Stryehnos spec., „Muage“. B. m. Lang und dünn, wird nur zu Dachsparren gebraucht. Das Holz wird ferner zur Herstellung von Rührlöffeln für Mehlbrei verwendet. Früchte, saftreich, werden gegessen; doch tritt nach sehr reichlichem Genuß derselben eine Art Trunkenheit, verbunden mit Brechreiz ein. Der Kern hat eine grün- liche Farbe.

14. „Mhia-wana“ B.k. Unbestimmbare Rubiacee. Die Wurzel gilt als große Kinderdaua und Mittel gegen alle Kinderkrankheiten. Als solche wird die Wurzelrinde in Uji mit Mtama aufgekocht gegessen; ferner gerieben und dann mit Fett oder Öl vermischt, wird der Körper der Kinder damit eingerieben. Dünne Wurzeln werden ferner gegen Kinderkrankheiten benutzt, indem man je zwei Stücke viermal durch-

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locht und diese vorne und hinten an Kamba mhosia um den Hals trägt.

15. „Mgereria“. B. m. Unbestimmte Rubiace. Lang und dünn, Holz zum Bauen, besonders als Dachsparren. Die kleinen, süßen Früchte werden gegessen.

16. Vitex mombässae Vtke., „Mtalali“ (Kikonongo) oder „Msun- gui“. B.k. Früchte, süß und saftig, werden gegessen.

17. Monotes elegans Gilg, „Mgukuti“. B. g. Bauholz, sehr hart und schwer, mit braunrotem Kern, hauptsächlich zu Balken ge- eignet. Das Holz über dem Kern ist auch so hart, daß Bohrkäfer es nicht anfressen. Junge Bäume ohne Kern werden daher schon zu Dachsparren verwendet.

18. „Mdulansongo“. B. k. Unbestimmbare Euphorbiacee. Gilt als sicheres Mittel gegen Giftschlangen.

19. „Mtundulu“. B.k. Die getrockneten Früchte gelten als Mittel gegen Kopfschmerz und Schwindel. Die Frucht wird dann ins Feuer geworfen, der Kranke setzt sich in Stoffe eingehüllt darüber und atmet den Rauch ein. Gilt als sicher, wird viel benutzt und findet sich in fast jedem Dorfe.

21. Terminalia sericea Burch., „Msima“. B.g. Bauholz, sehr hart und schwer, schöner, gerader Stamm bis zu 10—12 m hoch, vor- züglich zu Balken geeignet, grüngelbes Holz und Kern. Wie bei 17. wird auch das Holz über dem Kern nicht angefressen und findet gleiche Verwendung. Infolge seiner Länge werden junge Bäume ganz besonders gern als Mittel- und Seitenstützpfosten, „Nguso“, zum Bauen von Gras- dachschuppen verwendet. Die Blätter werden eingestampft und dienen zum Löten gebrochener Flaschenkürbisse. Die Wurzel wird zu Mehl zerrieben und trocken auf Brandwunden gestreut. Gilt als sehr gute Medizin.

23. Flueggea Bailloniana M. Arg., „Kasenga“. B. k. Die Wurzel gilt als Heilmittel gegen syphilitische Geschwüre; die Wurzel- rinde wird zerrieben und trocken auf die offenen Wunden gestreut.

24, Pterocarpus spec., „Mgando-mkalati“. B.g. Sehr schöner, großer Baum, hartes und schweres Bauholz, roter Kern, besonders zu Balken geeignet. Das Holz über dem Kern wird von Bohrkäfern zer- stört. Es kommen daher nur große, ausgewachsene Bäume zum Bau in europäischer Art in Betracht. Die Mgando-Arten werden haupt- sächlich von den Fingeborenen zu Holzkohle verwendet.

25. „Mkua“. B. m. Unbestimmbare Anonacee. Das Holz wird zu Bogen verarbeitet, die süßen Früchte werden gegessen.

26. Maprounea africana Pax, „Mtunguru“ (Kisuaheli „Msoro“). B. m. Die Früchte werden zermahlen und geben dann auf Wasser

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einen blauen Farbstoff, mit dem die Eingeborenen weiße Stoffe färben. Der Farbstoff soll beim Waschen nicht ausgehen und auch durch Sonne nicht leiden.

27. „Mpalla“. B. k. Unbestimmbare Euphorbiacee. Hartes Bauholz für Hütten. Die Watussi benutzen es für ihre Viehkraale als Einzäunung.

28. „Mschenene“. B. m. Unbestimmbare Anonacee. Hartes Bauholz. Pfahlwurzel. Die Wurzelrinde wird gemahlen und mit Nr. 14 vermischt; gilt als Mittel gegen Kinderkrankheiten.

29. „Mtejo“. B. m. Lang und dünn, dient hauptsächlich zu Dachsparren, hartes Bauholz. Die Rinde der Wurzel wird gemahlen und dient dann als Seife zum Waschen von Stoffen, ruiniert allerdings die Stoffe sehr. Aus den langen Zweigbüscheln werden Handbesen gemacht, die in Tabora Marktwert haben.

32. „Munjenje“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Hartes Holz, wird aber von Bohrkäfern angefressen. Dient daher nur zur Herstellung von Getreidemörsern (Kino) und Kitis (Stühlen).

33. „Mbale“ oder „Muwale“. B. g. Unbestimmbare Legu- minose. Sehr hartes Holz für Eingeborenenhütten; der Baum wächst nicht grade. Dient zur Herstellung von Axtstielen.

34. Lannea Barteri (Oliv.) Engl., „Mbumbu* oder „Mu- gumbu“. B. g. Sehr weiches Holz. Aus der Wurzelrinde wird Kamba gewonnen, die zu Matten verarbeitet wird.

35. Afzelia euanzensis Welw., „Mkora“ oder „Mkola“. B.g. Wunderschöner großer Baum, Stamm bis über 10 m hoch, große Krone. Rötlicher Kern von Eisenholz, wird weder von Bohrkäfern noch Ter- miten angefressen, eignet sich vorzüglich zu Balken, ist aber nur schwer zu bearbeiten. Der Kern hat leider die Unannehmlichkeit, daß er nicht wie Mininga gerade im Stamm wächst. Manchmal findet man einen schönen Stamm, und wenn man ihn geschlagen hat, kann man ihn nicht gebrauchen, denn das weiße Holz über dem Kern verfault und wird von Würmern und Bohrkäfern zerstört. Junge, aber verhältnismäßig schon dieke Bäume von 6—8 m Stammlänge haben oft einen so kleinen Kern, daß man ihn zu nichts gebrauchen kann. Während bei den anderen Kernholzbäumen 1. und 2. der Kern gleichmäßig bis in die Äste fortläuft und so noch verwendungsfähig ist, setzt sich der Kern des Mkora nicht, oder in so geringem Maße in den Kronenzweigen fort, daß diese Zweige, welche oft einen großen Umfang haben, zu nichts zu verwenden sind. Von Eingeborenen wird der Baum fast gar nicht verwendet. Man findet in sehr alten Häuptlingsdörfern Türen aus Mkora, welche teilweise geschnitzt sind (jetzt kaum mehr zu haben); dies gilt aber als Ausnahme. Der Mkora wächst aus Samen, der in

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großen, schwarzen Schoten reift und dann abfällt. Die Blüten findet man im Anfang der Regenzeit. Die Früchte reifen hauptsächlich gegen Mitte der kleinen Regenzeit; doch findet man auch später noch grüne Sehoten,. Zur Verwendung gelangt der Baum erst nach ca. 20 bis 25 Jahren, hat also einen erheblich langfristigeren Umtrieb als 1. und 2.

36. Heeria pulcherrima (Schwfrth.) O. Ktze., „Mlago“. B.k. Dieser Baum wird gespalten und getrocknet und dient dann als Reibe- unterlage für das bekannte Feueranmachen der Eingeborenen. Das Reibeholz heißt Dulindi, s. 89.; letzteres wächst nur auf Bergen oder am Fuße derselben.

37. „Mfubata“. B.k. Die ganze Wurzel wird zerhackt und dann in Wasser aufgekocht. Es dient als Mittel gegen Zahnschmerzen und wird zum Mundausspülen verwendet.

38. „Mkelenge“. B. g. Unbestimmbare Euphorbiacee. In den Landschaften Unyambewa und Karundi des Bezirkes Tabora benutzen die Eingeborenen die Wurzel zur Herstellung eines khakiartigen Farb- stoffes. Hierzu wird die Wurzelrinde zerstoßen, dann in Wasser auf- gekocht. Das aus Baumwolle gewonnene Garn wird in dieses Wasser gelegt und so gefürbt. Aus dem Garn werden dann Stoffe gewebt, welche den Namen „Kagoho“ haben. Das Holz dieses Baumes ist nicht sehr hart und wird von den Bohrkäfern gefressen, doch benutzen es die Leute zum Bau von Tembendächern; sie behaupten, daß durch die Einwirkung von Rauch das Holz sehr hart und gegen Insektenfraß widerstandsfähig wird (!).

39. Stryehnos spec., „Milua“. B. m. Hartes Holz zum Bauen, wird nicht von Bohrkäfern gefressen. Langer, dünner Stamm dient hauptsächlich zu Dachsparren. Süße Früchte werden gegessen. Grünes Holz.

40. Schrebera koiloneura Gilg, „Mbudika“. B. m. Hartes Bauholz, wird nicht von Bohrkäfern gefressen.

41. Ochna Holstii Engl, „M-muaga“. B. m. Dieser Baum darf weder zum Bauen benutzt, noch sonst zu irgend einem Zweck ins Dorf gebracht werden, da der Aberglaube herrscht, daß dann die Leute des Dorfes sterben. Es gehört zum guten Ton, von diesem weder zu sprechen, noch sonst irgend Notiz zu nehmen.

42. Sirychnos Stuhlmannii Gilg, „Mgwägwe“. B. g. Großer, hochstämmiger Baum von sehr hartem Holz, welches von Würmern oder Bohrkäfern nicht angefressen wird. Eignet sich hauptsächlich zu Balken. Das gelblich-weiße Holz hat fast unsichtbare Jahresringe; für feine Möbeltischlerei sehr geeignet.

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43, Combretum taborense Engl.(?),, „Mgukulama“. B. g. Schlechtes Bauholz, nur zu Brennholz zu verwenden.

44. Weihea insignis Engl, „Mlugalla“. B. m. Lang und dünn, aber hartes, gegen Bohrkäfer widerstandsfähiges Bauholz. Haupt- sächlich für Dachsparren.

45. „Mpogorro“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Eignet sich nur zu Brennholz.

46. „Msarasi“. B. k. Unbestimmbare Anonace. Das Holz wird zu Fitos zum Dachbau verwendet. Früchte, länglich, rot und süß, werden gegessen. Die dünnen Wurzeln in Uji von rotem Mtama auigekocht, so getrunken, gelten als gutes Trippermittel.

47. Commiphora pilosa Engl., „Msagasi“. B. k. Dornbaum, wächst durch Stecklinge, wird hauptsächlich als Umzäunungspflanze für Dorf- und Viehkraal-Einfassungen verwendet.

48, Tamarindus indica L., „Mkwadju“. B. m. B. g. Hartes Holz, aber sehr krumm, wird daher als Bauholz nicht ver- wendet. Die Früchte werden gegessen.

49. „Mgusasambo“. B. k. Unbestimmbare Rubiacee. Die Blätter werden benutzt, um den Grünspan an den messingnen und kupfernen Fußringen zu entfernen.

50. „Mlandalla“. B.g. Unbestimmbare Combretacee. Schlechtes Holz, dient nur zu Zahnbürsten (Swaki).

51. Selerocarya birrea Hochst,, „Mungongo“. Wächst durch Stecklinge, das Holz wird zu Mörsern zum Getreidestampfen ver- arbeitet. In Ukonongo werden die Dörfer mit diesem Baum umpflanzt. Ein weißer Käfer, namens Ishimi, bohrt sich in dieses Holz ein und dient den Eingeborenen als Nahrung. In den Früchten befindet sich ein eßbarer Kern.

52. „Mbelambasa“. B. m, Unbestimmbare Anonacee. Lang und dünn, hartes Bauholz, welches von Bohrkäfern nicht angefressen wird. Dient hauptsächlich zu Dachsparren.

53. „Sambi-sambi“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Un- brauchbares Holz, wird nur in holzarmen Gegenden als Brennholz verwendet.

54. „Sasuambeke“. B. m. Unbestimmbare Rubiacee. Hartes Bauholz für Eingeborene. Aus ihm werden Holzschuhe für Küsten- leute gemacht. Wird von Bohrkäfern nicht angefressen.

55. „Msoka“. B.m. Unbestimmbare Leguminose. Hartes Bauholz wie 54.

56. Ficus Fischeri Warbg., „Mbila“. B. g. Großer Schatten- baum. Wächst durch Stecklinge. Früchte werden von Vögeln gefressen und der Samen durch die Exkremente auf andere Bäume übertragen.

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Dort entwickelt sich dann daraus ein Baum, der durch Luftwurzeln den Wirtbaum allmählich erstickt.

57. Combretum oblongum F. Hoffm.(?), „Mlama“. B.m. Hartes Bauholz wie 54. Das Holz wird hauptsächlich als beste Art Brenn- holz geschätzt, da es langsam brennt. Die Hanfraucher benutzen es deshalb als Fidibus zum Anstecken ihrer Pfeifen, die leicht aus- gehen.

58. Randia Kuhniana F. Hffm., „Mkondo-kondo“. B. m. Wie 53.

59. Stryehnos unguacha A. Rich. v. polyantha Gilg, „Mhun- du“. B. g. Großer Baum, aber krummes, sonst sehr hartes Holz zum Bau von Eingeborenenhütten. Weißes Kernholz.

60. „Mbanga“. B.g. Unbestimmbare Bignoniacee. Sehr hartes Bauholz für Eingeborene, für europäische Bauten ungeeignet, da es krumm wächst. Die Balongo benutzen es, um Schmiedekohlen daraus zu machen. Braunes Kernholz. Der Kern setzt sich in den Wurzeln fort.

6l. „Mlihua-mwengia“. B. k. Bei einer „Mbunsi“ genannten Geschlechtskrankheit wird die Baumrinde in Wasser aufgekocht und das kranke Glied darin gebadet.

62. „Mgoweko“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Wie 53.

63. „Muwa“ B. k. Gehört zu den Miombobäumen. Baum- rinde wird zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet.

64. Bridelia spec., „Mseweje“. B.k. Dient zu Zahnbürsten (Swaki). Die kleinen, perlgroßen Früchte werden an Kamba mhosia von Kindern um Hals und Hüften als Daua gegen Krankheiten ge- tragen.

65. Swartzia madagascariensis Desv., „Kasanda“. B. m. Hartes Bauholz, rotbraunes Kernholz, welches nicht von Bohrkäfern an- gefressen wird. Gilt auch als gutes Brennholz.

66. Flacourtia Ramontchi l’Herit., „Pugusa“., B. k. Dorn. Die kleinen, süßen Früchte werden gegessen.

67. „Mtusia“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Wenn ein Mensch gemeingefährlich verrückt wird, so fesselt man ihn und bringt ihn zu einem Zauber-Medizinmann. Dieser schlachtet einen Hammel dann und kocht die Wurzelrinde mit dem Hammelfleisch auf. Die Bouillon gilt dann, getrunken, als Heilmittel für den Verrückten.

68. Maerua spec., „Mguruka“. B. g. Sehr großer und dicker Baum, aber schlechtes Holz. Die Wurzelrinde wird zerstoßen und in Wasser getan; bei Schwellungen, auch bei Zahnschmerzen (dicke Backe) wird der Brei auf die betreffende Stelle getan.

69. „Katatula“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. Dorn. Die Wurzelrinde wird mit Fleisch aufgekocht und so Hunden gegeben.

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Diese sollen hierdurch scharf auf Raubwild und zum Gebrauchshund für die Jagd auf jedes andere Wild werden.

70. Acacia sp., „Ulula“. B. m. Bekannter Steppendorn. Dient zur Herstellung von Kamba. Das Holz ist so unbrauchbar, legt man es aber längere Zeit (3 Tage genügen schon) in Wasser, so wird es dunkel und so hart, daß auch Bohrkäfer es nicht anfressen. Die Wurzel stinkt wie faule Eier, der Geruch verfliegt aber.

71. Gardenia Thunbergia L. f, „Kilindira-mgunda“. B.k. Dieser Baum wird bei der Ausholzung einer neuen Lichtung im Walde nicht abgeholzt, da die Ansicht herrscht, daß er das Gedeihen der Felder günstig beeinflußt.

72. Grewia bicolor Juss., „Mkoma“. B. m. Sehr geschätzt als Bogenholz. Kleine, nicht sehr süße Früchte werden gegessen.

73. „Mkuni“. B. g. Großer, hochstämmiger Baum mit rotem Kern, welcher von Bohrkäfern nicht angefressen wird. Desgleichen wird das Holz über dem Kern nicht angefressen. Es eignen sich daher junge Bäume ohne Kern zur Verwendung als Dachsparren. Die Asche des Holzes ist schneeweiß wie Kalk und wird, mit Sand vermischt, von den Eingeborenen zum Weißen von Häusern verwendet. Die sehr süßen, kleinen Früchte werden gegessen.

74. Acacia Senegal Willd., „Muhama“. B. g. Hochstämmiger Dornbaum mit schwarzem, ebenholzartigem Kern, welcher eisenhart ist. Eignet sich zu Möbeltischlerei und Drechselei. Doch wird das weiße Holz über dem Kern von Bohrkäfern zerstört, so daß nur der Kern selbst zur Verwendung gelangt. Die Eingeborenen benutzen junge Bäume zur Herstellung von Axtstielen.

75. Dalbergia melanoxylon Guill. et Perr., „Mgembe“ (Eben- holz. B. m. Die Eingeborenen benutzen den schwarzen Kern zur Herstellung von Stöcken und Pfeilen zum Affenschieben.

76. „Msisigullu“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. Nach Angabe der Eingeborenen mit 48. verwandt, hat aber keine Früchte und findet keine Verwendung.

77. „Mludja-minsi“. B. k. Unbestimmbare Combretacee. Wächst hauptsächlich in Steppen und am Rande derselben. Wird zu Brennholz verwendet wie 57.

78. Commiphora rugosa Engl., „Mtinje“*. Wächst schnell durch Stecklinge und wird daher in holzarmen Gegenden (Ussukuma) zur Gewinnung von Kamba, meist als Heckenpflanze, angepflanzt.

79. Fieus Stuhlmannii Wrbg., „Mgumo“. B.g. Die Baum- rinde wird, wie bei 34. die Wurzelrinde, zur Herstellung geflochtener Matten verwendet,

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80. Fagara ehalybaeä Engl., „Mlungulungu“. B.g. Dorn. Hartes Bauholz, welches von Bohrkäfern nicht angefressen wird. Es wird hauptsächlich zum Bau von Temben verwendet. Dient ferner zu Zahnbürsten. Die geriebene Wurzelrinde, mit Ochsenfett vermischt, wird bei Schwellungen auf den betreffenden Teil aufgeschmiert.

81. Grewia platyelada K. Sch., „Mpelemese“. B. k. Das Holz wird als Fitos zum Dachbau verwendet (s. 46.). Die nicht sehr süßen, kleinen Früchte werden gegessen.

82. „Mkalalua-huwa“. B. m. Unbestimmbare Leguminose. Wächst nur in Bugas und am Rande derselben. Die Wakonongo machen aus diesen Bäumen Schilde.

83. „Mgagi-gagi“. B. g. Unbestimmbare Euphorbiacee. Un- nützer Baum, hat Mark im Stamm.

84. Vangueria infausta Burch.,, „Mkam“. B. m. Lang und dünn, hartes Holz, welches nicht von Bohrkäfern angefressen wird. Diesen Baum fand man früher in jedem Häuptlingsdorf der Wanyam- wesi. Er wurde neben eine der vielen Geisterhütten gesteckt und alle möglichen Jagdtrophäen, Gehörne, Löwenschädel usw. wurden daran aufgehängt. Wenn ein Verfolgter oder Flüchtling Schutz suchen wollte, so ging er zu irgend einem Häuptling und berührte mit der Hand diesen Baumknüppel. Er machte sich so zum Sklaven des Häuptlings, wurde aber von ihm gegen seine Verfolger geschützt. Da die früheren fortwährenden Kriege zwischen den einzelnen Stämmen aufgehört haben, ist diese Einrichtung allmählich eingegangen; indessen findet man den Mkam noch gelegentlich bei besonders einflußreichen Häuptlingen.

85. Maerua spec., „Msurura“. B. m. Sehr hartes Holz, weißer Kern, wird nicht von Bohrkäfern angefressen. Wächst hauptsächlich in Steppen auf Termitenhügeln. Die Eingeborenen verwenden es zur Herstellung von Axtstielen.

86. Vepris glomerata(F. Hffm.) Engl., „Mlunguschigiti“. B.m. Das Holz riecht wie das von 80. und gilt daher bei den Eingeborenen, obgleich es keine Dornen hat, als verwandte Art. Hartes Bauholz, welches nicht von Bohrkäfern angefressen wird. Dient zu Zahnbürsten. Medizinisch wird es wie 80. verwendet.

87. Mimusops densiflora Engl., „Mkonse“. B.g. Hartes Bau- holz mit rotbraunem Kern. Wird nicht von Bohrkäfern zerstört. Dient zu Zahnbürsten. Die kleinen roten, süßen Früchte werden gegessen.

88. „Mjongwa-mhembe“. B. g. Unbestimmbare Umbellifere. Die Watussi benutzen es, um sich die Pfeifen zum Locken des Rind- viehs zu schneiden.

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89. „Dulindi“. B. k. Reibeholz zum Feueranmachen (s. 36.). Das Feuer soll durch das in diesem Holz befindliche Mark erzeugt werden. Zu diesem Zweck muß das Holz gänzlich ausgetrocknet sein.

90. Commiphora Fiseheri Engl., „Mdonho“. B. k. Umzäu- nungspflanze, wächst schnell durch Stecklinge.

91. „Miogo-jogo“. B. k. Unbestimmbare Rubiacee. Kleine, süße Früchte, eßbar.

92. „Kakowole“. B.g. Unbestimmbare Rhamnacee. Unbrauch- bares Holz. Die Wurzelrinde wird mit dem Ulembo von 7. vermischt und gilt dann als Daua, die Vögel auf den Leim zu locken.

93. Kigelia aethiopieca Benth., „Msahua“. B. g. (kisuaheli „Mjegea“ (Leberwurstbaum). Gänzlich wertloser Baum. Die Frucht wird verbrannt, die Asche mit Maismehl in Wasser vermischt. Dies gilt dann als Daua, daß der Mais gut wächst.

94. „Mkalia“. B. g. Hartes Bauholz mit hellbraunem Kern. Die Rinde der Wurzel wird gemahlen und dient dann wie 29. zur Her- stellung einer sehr scharfen Seife. Das getrocknete Pulver der Wurzel- rinde hat die Wirkung von Schneeberger Schnupftabak.

95. Vitex spec., „Mpulu-legea“. B. k. Drei Arten Mpulu (s. 123. und 129.) werden von den Eingeborenen unterschieden. Die kleinen, sehr süßen Früchte werden gegessen.

96. „Mtinda-mbogo“. B.k. Unbestimmbare Leguminose. Die getrockneten länglichen Früchte werden verbrannt und die Asche dem Schnupftabak zur Verstärkung der Reizung zugesetzt.

97. „Mgasu“. B. m. Parfüm der Watussi. Die ganze Wurzel wird zerschnitten und in einen Topf mit glühender Holzkohle getan. Der Mtussi setzt sich in Felle gehüllt dann über den Topf und badet in dem Rauch der verkohlenden Wurzel.

98. Anona senegalensis Pers., „Mfila“. B. k. (Mustafele). Die Früchte werden gegessen. Das Holz wird zu Hackenstielen ver- wendet.

99. Tarchonanthus eamphoratus L., „Mlihua-hulu“. B.k. Unbrauchbares Holz. Die Früchte, sehr klein, sind Lieblingsspeise der wilden Tauben, werden jedoch von den Eingeborenen nicht ge- gessen.

100. „Mlembela“. B. g. Unbestimmbare Leguminose Die Blätter des Baumes gelten als Daua der Töpfer, sie werden ausschließ- lich als Unterlage beim Formen der Töpferwaren verwendet.

102. „Msongalukuga“. B. k. Unbestimmbare Combretacee. Die Wurzel mit Rinde wird zerhackt und in Uji von Mtama eingerührt. Dies wird kalt getrunken und gilt als ausgezeichnetes Mittel gegen Tripper.

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103. „Msekera“. B. k. Die Früchte werden von einem kleinen blauen Vogel „Ngoy“ gegessen, von den Eingeborenen jedoch nicht. Die Blätter finden Verwendung zu Regendaua. Man schlachtet hierzu eine Ziege, legt sie auf eine Unterlage dieser Blätter und schlachtet sie dann aus, Dann soll Regen kommen.

104. „Msalohunda“. B. m. Unbestimmbare Euphorbiacee. Die Wurzelrinde wird in einen Topf mit Wasser getan und gilt dann als Daua, daß die Haustauben sich gut vermehren.

106. Fieus glumosa Del., „Mkomwitale“. B. m. Wächst nur auf Bergen und am Fuße derselben. Umzäunungsbaum, wächst durch Stecklinge. Die Rinde sondert einen weißen, klebrigen Saft ab.

107. Berlinia Eminii Taub.(?), „Mgera“. B. g. (s. 3., 4., 63.). Miomboart, wächst nur auf und am Fuße von Bergen. Die Rinde des Baumes wird zur Herstellung von Lindos und Kamba verwendet.

108. Vangueria infausta Burch., „Mgualo“. B.k. Die sehr süßen Früchte werden gegessen.

109. „Mpumbuli“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Wird zur Gewinnung von Kamba verwendet. Sonst nieht zu gebrauchen, wächst nur auf Bergen.

110. „Mogawami“. B. m. Unbestimmbare Bignoniacee. Die Rinde des Baumes und der Wurzel wird in kaltes Wasser gelegt. In diesem Wasser baden sich die jung zur Herrschaft gelangten Häupt- linge, da sie glauben, durch diese Daua an Weisheit, Alter usw. zu- zunehmen.

111. Sterculia spec.(?), „Mgua“. B. g. Großer Baum, hoch- stämmig. Wächst nur auf Bergen und am Fuße dieser, verlangt zum Wachstum steinigen Boden. Rotbraunes Kernholz, welches von Bohr- käfern nicht angefressen wird. Eignet sich zu Bauten europäischen Stiles sowie zur Möbelfabrikation. Das Holz über dem Kern wird von Bohrkäfern zerstört. Grüne Rinde, fast ohne Borke und mehlig weißer Auflage. |

112. Dombeya spec., „Mtowo“. B. k. Wird zur Herstellung von Bogen verwendet. Früchte, sehr süß, mit klebrigem Saft, werden gegessen.

113. „Utapia“. B. k, Unbestimmbare Rubiacee. Hartes Holz, wächst auf Bergen. Wird in Ugogo hauptsächlich als Bauholz ver- wendet (Tembenbau).

114. „Mfuta-mbula“ (übers. Regensucher). B. k. Unbestimm- bare Leguminose. B. k. Wird nicht über mannshoch. Bei einer unbekannten, nur von Medizinmännern zu erhaltenden Regendaua wird das Laub dieses Baumes als eine Art Weihwedel benutzt, um die Felder mit dieser Daua zu besprengen.

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115. „Mselia“. B. k. Unbestimmbare Anacardiacee.. Wenn jemand nach Ansicht der Leute verhext ist und krank wird, so ergreift man den Verhexer, fesselt ihn und schleppt ihn in die Berge, auf denen dieser Baum nur wächst. Dann nimmt man die Rinde dieses Baumes, tut sie in Wasser und besprengt den Kranken damit. Er soll dann geheilt werden. Der Baum wächst im Stamm ca. 1—1!/, m hoch und breitet seine Äste dann nach allen Seiten weit aus.

116. Ficus glumosa Del. „Mkuju“. B. g. Sehr großer Baum mit hohem Stamm, welcher aber von Bohrkäfern zerstört wird. Er soll in Usambara viel vorkommen, doch war der dortige Name nicht bekannt. Früchte werden von Vögeln, sonst von den Eingeborenen nur in Hungersnöten gegessen.

117. „Mgongwa“. B. g. Unbestimmbare Leguminose. Schöner, hochstämmiger Dornbaum, verwandt mit 74. Schwarzes Kernholz, sehr schwer, eisenhart. Das weiße Holz um den Kern wird von Bohr- käfern zerstört.

120. Ximenia americana L., „Mnemwua“. B. k. Süße eb- bare Früchte.

121. Cordia dioica Boj.,, „Mnembu“. B. m. Aus dem Holz machen die eingeborenen Medizinmänner sich Zauberstöcke. Die grünen Blätter werden gestampft und in Wasser getrunken und gelten als Mittel gegen Dysenterie.

122. Diospyros Holtzii Gürke, „Mschinde“. B. g. Schöner hochstämmiger Baum, der meist auf Termitenhügeln wächst. Rotes Kernholz, wird von Bohrkäfern nicht angefressen. Kleine Früchte, bitter, eßbar. Dient zu Zahnbürsten.

123. Vitex mombassae Vtke., „Mpulu-genge“. B.g. Früchte schwarz, süß, eßbar (s. 95., 129.).

124. Acacia Suma Kurz(?), „Mgulugunga“. B.g. Dorn. Die Baumrinde, welche wie faule Eier stinkt, wird in Wasser getan. Das dann ebenso stinkende Wasser wird in den Gemüsefeldern, hauptsächlich Shirokofeldern gesprengt, um Schädlinge zu vertreiben. Die Baumrinde wird ferner in Wasser gelegt, dann weichgeklopft und in Wasser auf- gekocht. Mit diesem Wasser werden syphilitische Geschwüre gewaschen. Soll gut heilen.

125. Parinarium euratellifolium Planch,, „Mbula“. B. g. Hühnereiergroße, gut riechende, süße Früchte, deren Kerne gegessen werden.

126. Bridelia spec., „Mkoma-mhandja“. B. k. Wenn einem Neger hier ein männliches Kind geboren wird, so geht bald nach der Geburt der Vater ins Pori und schneidet sich ein Stück dieses Baumes, aus dem er einen kleinen Bogen fabriziert. Die Sehne wird aus Kamba

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mhosia gemacht (12.). Desgleichen macht er einen Pfeil. Die Mutter nimmt den Knaben auf den Schoß und der Vater gibt ihm den Pfeil und Bogen in die Hand. Dies ist Daua, daß der junge Mann ein großer Krieger wird.

127. Allophilus africanus P. B., „Miula-swagallo“. DB. m. Lang und dünn.

128. „Ilendi-ihandja-ya-hasi“. B.k. Nicht über Manns- höhe. Löwendaua: Wenn ein Löwe Leute gefressen und sich überhaupt in der Umgegend bemerkbar macht, so nimmt man zwei kleine, ca. 1 cm lange Stücke Wurzel ohne Rinde, bindet sie mit Kamba mhosia (12.) um ein Fußgelenk. Diese Daua macht den Träger vor dem Löwen unsichtbar.

129. Vitex spec., „Mpulu“ (s. 95. und 123... B. g. Wächst in den Steppen. Süße, eiergroße Früchte ebbar.

130. „Mbangwa-ngoma“. B. g. Dorn (Kindertrommel). Die Kinder nehmen die untere Hälfte eines Flaschenkürbisses, überziehen diese mit einer frischen Ziegenhaut und befestigen diese mit den Dornen dieses Baumes (Spielzeug). Dient sonst zur Herstellung von Axt- und Hackenstielen.

131. Grewia cf. eonocarpa K. Sch., „Mdati“. B. k. Holz wird zu Stöcken verarbeitet und Bogen aus demselben hergestellt. Früchte, klein, süß, werden zerstoßen und in Uji von Mtama gegessen, schmecken wie Honig.

132. „Mpuga-mbu“. B. k. Unbestimmbare Labiate. Bis zu Mannshöhe. Vertreibt Moskitos, indem man mit dem stark riechenden Laub in den Hütten an Wände und Fußboden schlägt.

133. „Mbiu-sa-ndimi“. B. k. Unbestimmbare Leguminose. Wenn ein Mann ein Mädchen haben möchte, welches sich ihm ver- weigert, so geht er zu einem Medizinmann und holt sich dort eine (unbekannte) Daua. Dann schneidet er sich aus diesem Baum eine Zahnbürste und bürstet sich mit der Daua die Zähne und Mundhöhle. Hierdurch erhält er eine so erhebliche Gewandtheit, daß er das Mädchen überredet.

134. Anisophyllea Boehmii Engl., „Msindui“. B. g. Früchte, reif schwarz, werden gegessen. Ferner werden sie im Kino gestampft, dann Wasser aufgegossen und zwei Tage stehen gelassen. Dies wird dann ein stark berauschendes Getränk, etwas süß schmeckend.

135. Daemia cordifolia K. Sch., „Mhullula-mbuli“ (Essen der Ziegen). B. k. Lieblingsspeise der Ziegen.

136. „Mnunhua-halla“. B. k. Das Holz wird zur Herstellung von Pfeifen verwendet.

137. „Mgando-kawuba“. B.g. Unbestimmbare Leguminose. Ein Stück Wurzel wird abgeschnitten, ausgehöhlt und dient dann als

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Mittelstück zu einer Hanfpfeife und wird auf einen kleinen Flaschen- kürbis, der als Abguß gilt, aufgesetzt. Die Wurzel wird „Mangulila“ genannt.

138. „Mgando-kwa-ngoy“. (Ngoy heißt Kamba.) B.g. Unbe- stimmbare Leguminose. Rotes Kernholz, wird von Bohrkäfern nicht angefressen, dient hauptsächlich zu Balken. Aus der Rinde des Baumes wird Kamba gewonnen. Sonst dient der Baum wie 24. und 137. zu Holzkohle.

139. „Katungulu-waganga“. B.m. Unbestimmbare Euphorbia- cee. Die Wurzel wird zerhackt und in Uji aufgekocht getrunken. Dies gilt als Mittel gegen Abortieren syphilitischer Weiber.

140. Cordia dioica Boj., „Mschem“, B. k. Wenn jemand an „Kafındo-findo“ (Mundhöhlen- und Rachenentzündung) leidet, so nimmt man das Laub, stülpt ein Blatt, mit der sehr rauhen Außenseite nach außen, über einen Finger und reibt die Mundhöhle usw. damit ein.

153. Gossypium spec., „Buluwa“. B. k. Baumwolle. Wurde früher in ganz Unyamwezi zu Garn versponnen und dieses zu dieken Stoffen verwebt. Jetzt dient es nur noch zu Nähgarn und Matratzen- und Kopfkissen-Füllungen.

154. Tephrosia Vogelii Hk. f., „Mtunungu“. B. k. Fischgift. Die Samen der langen Schoten werden gemahlen und in die Teiche geworfen. Die Fische werden hierdurch betäubt und kommen an die Oberfläche.

160. Diospyros Holtzii Gürke, „Mbumbuli“. B. g. Hoch- stämmiger Baum mit rotbraunem Kernholz, welches nicht von Bohr- käfern angefressen wird. Eignet sich besonders zu Balken.

165. „Mdege“. B. m. Unbestimmbare Euphorbiacee. Wird verwendet, um gute oder schlechte Reise zu prophezeien. Dazu nimmt der Medizinmann vier kleine Stücke Wurzel, macht ein Loch in die Erde, um welches Mtamamehl gestreut wird. Dann steckt er je zwei Stücke dieser Wurzel gegenüber an dem Loch auf und spuckt mit dem ausgekauten Saft der Wurzel von 181. (Ndago) auf den ganzen Hokus- pokus. Bleiben die Wurzelstäbchen stehen, so wird die Reise gut.

180. Datura spec., „Kikuwa-kuwa“ oder „Summu-ya-panja“. B. k. Früchte gelten als Daua gegen Brustschmerzen; hierzu wird eine Frucht von den Stacheln befreit, durchbohrt und mit Kamba mhosia um den Hals getragen. Die Früchte werden ferner gemahlen und mit Mtamamehl vermischt. Diese Mischung wird Ratten als Köder gelegt. Die Wirkung ist eine prompte, wie ich mich selbst habe über- zeugen können. Die Ratten sterben unmittelbar nach Genuß. Auf „Kiganda“ heißt 180. „Mdudu“ und gilt in Uganda als Mittel zur Ent- deckung von Dieben, Der als Dieb bezeichnete muß die Frucht essen,

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Treten nach Genuß Krankheitserscheinungen ein, so gilt er als über- führt.

180a. Randia dümetorum Lam,, „Mihuasungu“. B.k. Die frischen Früchte werden gemahlen und in Wasser aufgeweicht, dann in die Teiche geworfen, wo sie als Fischgift wie 154. wirken können. Hartes Holz.

180b. Phyllanthus reticulatus Poir,, „Mgogondi“. B. k. Männliche und weibliche Bäume. Die Früchte werden in Hungers- nöten gegessen. Sehr hartes Holz, wird als Dreschflegel zum Aus- dreschen von Uwele benutzt.

II. Sträucher und Kräuter.

10. Asparagus spec., „Fimbo-ya-mtume“ (Kisuahili). Dorn- strauch. Wird von Küstenleuten zu Gebetübungen benutzt. Hat hier in Unyamwezi keine Verwendung.

20. „Ngalla-ya-wakota“. Rote Blume, die auch in Steppen massenhaft wächst. Bei Geburt von Zwillingen wird diese Blume von alten Leuten des Dorfes als Kopfschmuck getragen.

22. „Ujensi* oder „Ujange“. Stärke, 30. Cissus adenocarpa Gilg et Brandt, „Tongwa“. Strauch.

Früchte, süß, werden gegessen. Bei reichlichem Genuß verursachen sie Brennen im Munde.

3l. „Wumangisi“. Kriechpflanze mit dicken Wurzelknollen. Wenn jemand im Dorf stirbt, so nimmt man den Wurzelknollen, zer- schneidet ihn und legt vor jede Haustür ein Stück. Dieses bleibt drei Tage liegen, und es darf während dieser Zeit nicht gearbeitet werden. Würde man diese Daua nicht machen oder jemand während der drei Tage arbeiten, so herrscht der Aberglaube, daß die Felder vertrocknen und von Schädlingen zerstört werden. Der Wurzelknollen wird ferner ausgehöhlt und Hühnern als Trinkschale hingestellt. Es gilt dies als Daua, daß die Küken nicht sterben.

101. „Kisafu“ (Kinjamwezi) oder „Majujue“ (Kimanyema). Niedrige Pflanze mit eßbarer Knollenfrucht. Wird von den Wanyam- wezi gegessen, von den Manyemaleuten nur in Hungersnöten.

105. Daemia angolensis Dine und eine Solanacee, „Idulanhu“, Strauch. Die Früchte werden von den Watussi zum Färben von Fellen benutzt.

118. Landolfia parvifolia K. Sch., „Iwungowungo“. Strauch mit sehr süßen eßbaren Früchten. Wächst nur auf Bergen. In der Wurzelrinde ist ein klebriger Saft.

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119. Ochna arenaria de Wild?, „Ukuluamiti“ (= der Oberste des Waldes). Niedrige Beerenpflanze. Die Wurzel wird zerhackt und in Uji getan, gilt als Mittel gegen Leibschmerzen von Kindern,

141. Heinsia pulchella (G. Dom.) K. Sch., „Wambola-ya- ndumbili (= männl. Geschlechtsteil der Meerkatze). Strauch. Die Früchte, sehr süß, werden gegessen, reif gelb.

142. „Kawumbumbuga“. Strauch, Früchte, süß, werden ge- gessen.

1435. „Kawamba-mtolo“. Strauch. Um die Nähte der Lindos (Bastkörbe) zu löten, d.h. sie gegen Eindringen von Wasser dicht zu machen, wird die Wurzel naß auf den Nähten gerieben.

144. Loranthus spec.. „Nandawaka“. Früchte süß, eßbar.

145. „Kahumbi“ (= 1000). Unbestimmbare Boraginacee. In abgelegenen Dörfern mit wenig Verkehr gilt ein Zweig dieses Strauches, über die Tür gesteckt, als Daua, Menschen anzulocken (es kommen dann 1000). Wird hauptsächlich von Weibern angewendet, die sich langweilen und neugierig sind.

146. Fadogia spec., „Kambola-mbola“. Strauch. Früchte süß, werden gegessen.

147. „Mjubi-jubi*“. Unbestimmbare Leguminose. Strauch. Die Wurzel wird mit einer unbekannten Medizin eines Medizinmannes gemischt in Uji getrunken und gilt als Mittel gegen die Unfruchtbarkeit der Weiber.

148. „Kafulo“. Unbestimmbare Leguminose. Strauch. Vor der Regenzeit nimmt man von jedem Samen, der gesät werden soll, eine Kleinigkeit und legt dies auf einen Haufen. Dann nimmt man das extra für diesen Zweck stehengelassene Kochwasser von Mtama oder Mais usw., gießt es über die Wurzel von 148. und quetscht diese über den Samenhaufen aus. Dies gilt als Daua, daß keine Schädlinge in die Feider gehen.

149. „Kalembosi“. Milchsafthaltige Wurzelpflanze, aus welcher die Eingeborenen behaupten Gummi machen zu können. Man schneidet die Wurzeln oben an, so daß der milchige Saft heraustritt, mischt diesen mit Sand und wiederholt dies, bis die Wurzel erledigt ist. Den mit der Milch gemischten Sandkloß kocht man in Wasser auf, wobei der Sand abfällt und der Gummi frei wird.

150. Cissus bullata Gilg et Brandt, „Ikumbusia“. Früchte süß, eßbar.

151. „Nhangalla“. Längliche Wurzeln, welche wie Mohogo schmecken sollen, werden gegessen, aber nicht angebaut.

152. Trichodesma zeylanicum (L.) R. Br., „Igunguli“. Die Wurzel wird im Mörser zerstoßen und bei Schwellungen, besonders

—. 200

bei Berührung eines Hundertfußes, naß auf die betreffende Stelle gelegt.

156. „Mununkawunde“. Die in Wasser aufgekochte ganze Wurzel getrunken, gilt als Heilmittel gegen eine Krankheit des Unter- leibes bei Weibern, namens „Kipapi“ (wahrscheinlich nach fehlerhaften Geburten).

158. Hermannia Volkensii K. Sch., „Soka-ya-wiba“. Wird gegen Schwellungen durch eine Raupe „Sokaiswa“ verwendet. Man drückt den Saft der Wurzel aus und tut ihn auf die Wunde.

159. „Dugagi“. Rankendorn, wächst nur auf Bergen. Die zer- stoßene Wurzel wird in kaltes Wasser getan und bei Kopfschmerzen diese Sauce getrunken und auf der Brust eingerieben.

162. „Njasia“. DBaumschmarotzer. Wenn jemand sich einen Dorn in den Fuß getreten hat, so schneidet er sich zwei Stück vom Stengel der Pflanze ab und bindet sich dieses mit Kamba mhosia um das betreffende Fußgelenk. Dies gilt dann als Daua gegen Ent- zündungen. Diese Pflanze wächst nur auf der Rinde von Bäumen, nie auf der Erde.

163. Oxalis spec., „Kiloto“. Niedrige Pflanze. Wird von ein- geborenen Medizinmännern zu unbekannten Zwecken benutzt. Diese dürfen die Pflanzen aber nur mit geschlossenen Augen und vermittels des Fußes ausreißen. Jäger behaupten, daß eine von Medizinmännern erhältliche Daua, in der 163. vermischt ist, auf der Brust eingerieben angewendet wird, um auf der Jagd guten Anlauf zu haben.

164. „Lumhambe“. Unbestimmbare Tiliacee. Wenn ein Mann seine geschlechtlichen Funktionen nicht mehr ausüben kann, so nimmt er ein Stück der Wurzel und ein Stück vom Schwanz des Warzen- schweines und trinkt dieses in Uji von Mtama gekocht. Dann funk- tioniert es wieder! In Usaramo benutzt man diese Pflanze, wenn der Enterich nicht mehr kann, indem man ihn mit dem brennesselartigen Laub den After einreibt.

166. Ampeloeissus aesculifolia Gilg et Brandt, „Tongwa-ya- hasi“. Bei Seitenstechen nimmt man die Blätter, knüllt sie zusammen und wickelt sie in das Laub von 5. (Mbapa). Dies legt man ans Feuer, bis die Blätter von 166. weich geworden sind; dann macht man an der schmerzenden Stelle zwei Einschnitte und reibt sie mit den Blättern ein.

167. Euphorbia torta Pax et K. Hffm., „Mlangalla-mdo“ (= kleine Kandelaber-Euphorbie). Als Mittel gegen Dysenterie wird die ganze Wurzel zermahlen, getrocknet und iv Uji von rotem Mtama getrunken. Gilt als ausgezeichnet.

230 °

168. „Kampese-pese“. Unbestimmbare Liliacee. Wurzelknollen- pflanze. Ein oder zwei Stück der Wurzelknollen werden mit der Unterschenkelsehne eines Bullen um das Handgelenk getragen beim Säen der Felder. Gilt als Daua, daß das Getreide gut wächst.

169. „Ikumbi“. Strauch. Der Samen ist anscheinend giftig, denn Hühner sterben nach Genuß de:selben sofort. Die länglichen Schoten dienen, da der Samen lose in ihnen liegt, als Klapper (Kinder- spielzeug).

170. „Lugaka“. Strauch. Medizinische Anwendung wie bei 156. Wenn Zwillinge im Dorf geboren sind, macht man vor der Türschwelle des betreffenden Hauses ein Loch und vergräbt die ganze Pflanze darin. Dies gilt als Daua, Jaß die Kinder nicht sterben.

172. Cleome hirta (Kl.) Oliv., „Kakunguni“. Strauch. Mittel zur Vertreibung von Wanzen. Man legt Stengel und Blätter in ein mit glühender Holzkohle gefülltes Becken, stellt dies unter die Kitanda oder schwefelt die Hütten damit aus.

173. Commelina subeueullata ©. B. Cl, „Madisa-mahandja“. In Hungersnöten werden die Blätter gegessen,

176. Phyllanthus spec., „Mtejo-ya-hasi“. Strauch. Die Wurzel zerhackt und in Uji getrunken, gilt als Mittel gegen Leibschmerzen.

177. „Kindolio“. Unbestimmbare Vitacee. Kriechpflanze mit Pfahlwurzel, an deren Ausläufern sich eine eßbare Knollfrucht befindet. Von der Wurzel wird Kamba gewonnen, die ähnlich wie Kamba mhosia (12.) verwendet wird.

178. Ampeloeissus aeseulifolia Gilg et Brandt, „Tongwa-ya- lulanda (s. 30. und 166.). Kriechpflanze. Bei Rückenschmerzen wird die ganze Wurzel im Kino zerstoßen und in Wasser aufgekocht. Wenn dies kocht, setzt sich der Kranke über das Gefäß und badet sich in Decken eingehüllt in dem heißen Dampf.

179. Stathmostelma mieropetalum K. Sch. (?), „Mpanda“. Bis 2m hoch. Die übelriechende (wie faule Eier) Wurzel wird mit Kamba mhosia zusammengebunden und in einen Flaschenkürbis mit Uji von Mtama getan. Dies getrunken, gilt als Mittel, unfruchtbare Weiber fruchtbar zu machen.

181. Datura spec., „Ndago“. Über 2m hoch. Die Wurzel- knollen riechen stark. Bei Kindern, deren Kopf nicht zugewachsen ist, spuckt die Mutter den ausgekauten Wurzelknollen auf die Stelle. Die Wurzelknollen werden zermahlen und in Wasser getan. Mit dem stark riechenden Wasser besprengt man das Innere der Hütten, um Schlangen zu vertreiben. Der Geruch soll Schlangen unangenehm sein. Die Wurzelknollen werden mit der Wurzelrinde von 42. zermahlen, dies naß auf Wunden, besonders alte, getan. Diese Pflanze darf nie aus

231

derselben Landschaft geholt werden, da sie sonst keine Wirkung hat. Sie ist ein Universalheilmittel und wird bei allen möglichen Krank- heiten verwendet. Die Wurzelknollen dienen ferner noch als Mittel gegen Leibschmerzen, siehe auch 165.

182. Erigeron Grantii Oliv. et Hiern., „Muwela-mbelele“. Die Wurzel, mit 102. gemischt, in Uji von Uwele getrunken, gilt als gutes Trippermittel.

183. „Lala“. Kleine Pflanze mit roten Blüten, gilt als gefürch- tetes Unkraut in Mtama- und Maisfeldern, da sie sich stark ausdehnt und die jungen Getreidepflanzen am Aufkommen hindert.

184. Anisophyllea Boehmii Engl., „Gulukisi“. Baumschmarotzer, der nur auf der Rinde von Bäumen wächst. Er rankt sich dann an den Bäumen empor. Kleine gelbe Früchte, aus denen ein Vogelleim, wie bei 7. gewonnen wird.

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Il. Eine neue Gymnosporia aus Vamoa.

Von

Th. Loesener.

Gymnosporia samoensis Loes. n. sp.; frutex erectus; ramulis ve- tustioribus cortice pallide cinereo, ruguloso obtectis, usque 5 mm crassis, novellis sub lente valida minutissime pruinosis, patentibus, saepius sub angulo subrecto obviis, his elongatis, illis abbreviatis et foliorum lap- sorum cicatrieibus atque perulis persistensibus valde rugosis fereque exasperatis, hornotinis 1—3 mm crassis; foliis 5—9 mm longe petiolatis, late ovali- vel ovato-oblongis usque oblongis, tenuiter chartaceis usque subcoriaceis vel coriaceis, glabris, basi cuneatis, apice acutis vel breviter et late acuminatis raro subobtusis vel rotundatis, margine dense, in- terdum obsolete, crenulato-subserrulatis, 4,5—10 cm longis, 2—6 cm latis, i. s. supra brunneo-olivaceis vel griseo-brunneis vel subeinereis, subtus pallidioribus, costa et nervis i. s. utringue prominulis vel nervis supra obsoletis; inflorescentiis in foliorum axillis solitariis vel in ramu- lorum abbreviatorum apice nonnullis, plerumque circ. ternis, congestis, semel usque ter dichotome furcatis, sub lente valida minutissime prui- nosis, ceterum subglabris, graciliter et 9—18 mm longe pedunculatis, axibus intermediis circ. 2—7 mm longis, pedicellis ultimis usque 8 mm longis, bracteis eirc. 0,5 mm longis, deltoideis, acutis et subfimbriolatis; floribus mediocribus, 5-meris, ovario excepto 3-mero, hermaphroditis vel staminibus reductis 9, ovulis in loculis binis erectis; capsula trivalvi, valvis eirc. 7 mm longis, loculis 1— 2-spermis, semine erecto basi arillato, testa i. s. obscure brunnea, nitida.

G. montana (Roxbg.) Benth. var samoensis Laut. et Loes. in Engl. Bot. Jahrb. Vol. 41, 1908, p. 229.

G. samoensis Loes. in Rechinger Bot. Zool. Ergebn. von d. Samoa- und Salomonsinselnin Denkschr. K. Akad. Wien 85, 1910, p. 304, nomen nudum.

Samoa, Sawai, zwischen Aopo u. Asau: Dr. K. u. L. Rechinger n. 1934 u. 5259, bei Aopo u. hinter Manase: Dr. F. Vaupel n. 152. Blühend im Februar und fruchtend im Juli.

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Die Art scheint polygam zu sein oder wenigstens die Neigung dazu zu besitzen. Ich fand gewöhnliche Zwitterblüten und an andern Zweigen, die vielleicht auch von andern Exemplaren herrühren, solche mit fruchtbarem etwas größerem Gynaeceum und nur ganz kleinen ver- kümmerten Staubgefäßen. Die als Langtriebe entwickelten Exemplare, bei denen man es vielleicht mit sog. Wasserschößlingen zu tun haben könnte, trugen entweder solche als 2 fungierenden Blüten und Früchte oder auch Zwitterblüten. Die andern, die neben Langtrieben auch Kurztriebe und kleinere Blattspreiten besaßen, zeigten nur Zwitterblüten,

Die von Dr. Rechinger gesammelten Nummern liegen nur in fruchtendem Zustande vor und sind solche mit Kurztrieben.

Das Vorhandensein dieser läßt darauf schließen, daß die Art in die Sect. Spinosae gehöre; nur daß es zur Ausbildung von Caulom- dornen bei ihr noch nicht gekommen ist, oder sie dieselben schon wieder eingebüßt hat. In dieser Gruppe würde sie sich am besten wohl an @. montana (Roxbg.) Benth. anschließen, zu der sie ja (ursprünglich direkt als bloße Varietät) hinzugerechnet wurde (siehe oben). Die Neigung zur Polygamie scheint bei @. montana nicht so deutlich aus- geprägt zu sein. Genauere diesbezügliche ‚Untersuchungen über das Verhalten dieser vielgestaltigen Art liegen noch nicht vor. Aber auch abgesehen hiervon, scheint mir außer der zugespitzten Blattform jetzt, nachdem ich neben dem Rechingerschen Material auch die verschie- denen Dubletten aus Dr. Vaupels Kollektion, die mir damals noch nicht zur Verfügung standen, gesehen habe, auch die regelmäßige Aus- bildung der sehr charakteristischen Kurztriebe und das, wie es scheint, gänzliche Fehlen jeglicher Bedornung die spezifische Abtrennung der samoanischen Form von G. montana zu erfordern im Hinblick darauf, daß diese letztere, wenn überhaupt, doch nur in viel schwächerem Maße Kurztriebe ausbildet.

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IV. Über den Milchsaft von Euphorbia gregaria Marloth.

Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

Von der Botanischen Zentralstelle für die Kolonien am Kg]. Botan. Garten und Museum in Dahlem sind dem Institute Stengel der Besen-Euphorbie Euphorbia gregaria zugegangen und entsprechend untersucht worden.

Ein Stengel von 116g Gewicht ließ beim Abschaben 2,849 2,44°/, Rohstoff des wachsartigen Überzuges gewinnen. Dieser Rohstoff wurde in bezug auf seine Löslichkeitsverhältnisse im Vergleich zu 1. reinem gelben Bienenwachse (heimischen Ursprungs), 2. reinem gebleichten Bienenwachse, 3. japanischem Wachse geprüft. Dabei wurde von jeder der 4 Proben 1g in fein zerteiltem Zustande mit 10 g Petroläther übergossen, bei gewöhnlicher Temperatur (20°) zwei Tage lang einwirken gelassen, abfiltriert, mit etwas Lösungsmittel nach- gewaschen und die Menge des Gelösten bestimmt. Der ungelöste Rückstand wurde zur Verflüchtigung des Petroläthers getrocknet, dann mit 10 g Äther in der beschriebenen Weise behandelt und das Gelöste bestimmt. Der ungelöste Rückstand wurde ebenso mit 10 g absolutem Alkohol behandelt. Dabei ergaben sich folgende Werte:

1. Gelbes Bienenwachs gab ab: a) an kalten Petroläther 30°/,; die Lösung war gelb, ihr Verdunstungsrückstand stark gelb, weichwachs- artig, in 10 g Äther fast vollständig löslich. b) Äther löste aus dem schwach gelblichen Rückstande 20°/,, die Lösung war schwach gelblich der Verdunstungsrückstand war schwach gelblich, wachsartig; in 10 g kaltem Alkohol löste sich davon sehr wenig, bei 55° löste absoluter Alkohol bis auf einen geringen Rückstand, und beim Erkalten dieser Lösung entstand eine starke Abscheidung, die unter dem Mikroskope aus farblosen kleinen Nadeln und soliden Platten bestand, die sich als doppelbrechend erwiesen. c) Alkohol löste kalt nur Spuren, beim Er- hitzen auf 55° einen wesentlichen Teil des Rückstandes. Diese Lösung erstarrte beim Erkalten zu einem weißen Brei farbloser, mikroskopischer, feiner, doppelbrechender Kristallnadeln. Die Menge des in Petroläther und Äther Unlöslichen betrug 50°/,.

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2. Weißes Wachs: a) Petroläther löste 45°/,, der Verdunstungs- rückstand war hart, trübe, wachsartig, in 10 g Äther fast vollständig löslich. b) Äther löste 20°/,, die farblose Lösung gab einen weißen, harten, wachsartigen Rückstand, der an 10 g kalten Alkohol sehr wenig abgab, bei 55° sich darin größtenteils löste. Diese Lösung bildete nach dem Erkalten einen Brei aus farblosen, mikroskopischen, zarten, doppelbrechenden Nadeln und Körnchen. Die Menge des in Äther und Petroläther Unlöslichen betrug 35°/,. c) Alkohol löste bei 20° nur Spuren, bei 55° den größten Teil des Rückstandes; diese Lösung schied beim Erkalten reichlich mikroskopische, feine farblose, doppelbrechende Nadeln, kleine solidere Kristalle und amorphe Körper ab,

3. Japanisches Wachs: a) kalter Petroläther löste 27°/, einer sehr harten, weißen, undurchsichtigen, wachsartigen Masse, die in 10 g Äther fast gänzlich löslich war. b) Äther löste 46°/, einer harten, weißen, wachsartigen Masse, die an 10 g absoluten Alkohol bei 20° fast nichts abgab, bei 55° aber darin löslich war. Diese Lösung schied beim Erkalten kugelige Aggregate sehr zarter, doppelbrechender, mikro- skopischer Nadeln ab. Die Menge des in Petroläther und in Äther Unlöslichen betrug 27°/,. c) Alkohol löste bei 20° nur Spuren, bei 55° den größten Teil des Rückstandes; diese Lösung schied beim Er- kalten kugelige Aggregate sehr zarter Kristallnadeln mit undeutlichem Polarisationskreuz ab.

4. Euphorbia gregaria-Bekleidung: a) Petroläther löste 51°/, einer gelblichen, durchscheinenden, sehr weichen, klebenden, aber noch wachsartigen Masse, die in 10 g Äther fast vollständig löslich war. b) Äther löste 16°/, einer gelblichen Masse, die an 10 g Alkohol kalt nur wenig abgab, bei 55° sich jedoch darin fast völlig löste. Die Lösung schied beim Erkalten anscheinend amorphes Gerinnsel ab. Die Menge des in Petroläther und in Äther Ungelösten betrug 33°/,. c) Alkohol löste bei 20° nur wenig, bei 55° erheblich mehr von dem Rückstande. Die Lösung schied beim Erkalten kuglige Aggregate kleiner, dicker Kriställchen mit dem Polarisationskreuz der Sphäro- kristalle ab.

Danach verhält sich der wachsartige Überzug der Euphorbia gregaria im wesentlichen wie Wachs, wenn auch harzartiger als die anderen Wachssorten. Dieselbe Beschaffenheit zeigt die erhaltene Probe von dem durch Erhitzen mit Wasser dargestellten Produkt. Der glänzende Überzug auf den miterhaltenen ausgekochten Stengeln besteht aus Resten von geschmolzenem Wachs. Die harzige Beschaffenheit des Euphorbienwachses dürfte es zur technischen Verwendung ungeeignet erscheinen lassen.

236

Zur Entscheidung der Frage nach dem Kautschukgehalte der Pflanze wurden 44 g der Stengel mit 44 g Sand verrieben; das Gewicht des an der Luft getrockneten Produktes betrug 64 g. Diese wurden bei 20° mit 100 g Petroläther ausgezogen und das Ungelöste mit Petroläther nachgespült. Dabei gingen in Lösung 1,149 g 2,6 °/, einer grünen, salbenartigen Masse, die schon bei etwa 30° flüssig war. Diese war zum Teile verseifbar, wobei ein in Wasser unlöslicher, in heißem Alkohol leicht, in kaltem schwer löslicher amorpher Stoff, aber kein Kautschuk gefunden wurde. An Äther gab das mit Petroläther erschöpfte Pulver 0,437 g 1°/, grünen Trockenstoff ab, der durch Wasser fast nicht gelöst wurde, in heißem Alkohol zum größten Teile löslich war, aber nichts Kristallinisches gewinnen ließ. Alkohol entzog dem mit Petroläther und Äther erschöpften Rückstande 0,1446 g 0,3%/, eines grünen harzigen Stoffes, der an Wasser Spuren eines sauren Bestandteiles abgab. Die wässerige Lösung färbte sich mit Eisenchlorid blauschwarz, fällte eine verdünnte Lösung von Chinin- hydrochlorid und trübte Gelatinelösung; sie enthielt also etwas Gerb- stoff. Aus dem mit den vorbezeichneten Lösungsmitteln erschöpften Pflanzenpulver löste Wasser nur noch etwas dunklen Schleim, dessen Lösung durch Alkohol flockig gefällt wurde. Danach war Kautschuk in der Pflanze nicht aufgefunden.

(Lenz) Der Direktor des Pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin. gez. H. Thoms.

V. Die chemische Beschaffenheit der Rinde von Hannoa undulata (Guill, et Perr.) Planch,

Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

Die Wurzelrinde von Hannoa undulata (digbere) dient in Togo gegen die Krankheit Ssule (Nden) innerlich und äußerlich.

Zur Untersuchung gelangte langfaseriger Bast in gelblichen Spänen, geruchlos; Geschmack ein wenig an Süßholz erinnernd, beim Kauen schleimig. Der mikroskopische Querschnitt zeigt dünnwandige Zellen, nur wenige Gruppen sind schwach verdickt; durch Jod ist Stärkemehl

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nicht nachzuweisen, der eingetrocknete Inhalt einer Anzahl Zellen färbt sich mit Jod gelbbraun. Die Rinde gab an Petroläther 2°/, Fett ab,

Der wässerige Auszug der Rinde war stark schleimig und reagierte gegen Lackmuspapier schwach sauer; der Schleim war durch Alkohol nicht fällbar. Eisenchlorid zeigte nur Spuren Gerbstoff an. Neutrales Bleiazetat gab eine starke Fällung; im Filtrate erzeugte Bleiessig nochmals starke Fällung. Der wässerige Auszug reduzierte Fehlingsche Lösung; nach dem Invertieren wurde das Reduktionsvermögen erheb- lich größer.

Bei Untersuchung der durch Petroläther entfetteten Rinde nach dem Verfahren von Stas-Otto, wurden aus saurer Lösung nur Spuren stark reduzierender Stoffe erhalten. Aus alkalischer Lösung ging in Äther etwas über beim Verdunsten wurden farblose, nach dem Trocknen gelbliche Kristalle erhalten, die unter dem Mikroskope zwei verschiedene Formen aufwiesen, nämlich Nadeln und Würfel; beim Verdunsten der salz- sauren Lösung wurden federartige Skelette erhalten, mit Platinchlorid ent- standen daraus schwer lösliche Nadeln und Würfel. Nach dem Verfahren von Keller wurden aus 25 g Rinde etwa 0,1 g Alkaloid erhalten, das gleichfalls die beiden beschriebenen verschiedenen Kristallformen zeigte, Dieses Alkaloid löste sich in Äther, Alkohol, Azeton, Essigester. Methylalkohol, Chloroform, nicht in Petroläther. Am leichtesten löste Methylalkohol; zur Trennung von Verunreinigungen scheint sich Azeton zu eignen. Am schwersten löst sich das Alkaloid in Wasser, aus dem es wiederum in Nadeln und in Würfeln schön kristallisiert. Das aus der methylalkoholischen Lösung erhaltene neutrale salzsaure Salz löste sich leicht in Wasser, die Lösung reagierte gegen Lackmus- papier neutral. Sie schmeckte schwach bitterlich und gab mit Kalium- wismutjodid eine rotbraune, mit Kaliumquecksilberjodid (Mayers Reagenz) eine weißliche Fällung. Die Lösung wurde ferner getrübt durch Ammoniak, Jodjodkalium, Quecksilberchlorid, Gerbsäure; Pikrin- säure gab zunächst keine Trübung, nach etwa einer Stunde war ein deutlicher, amorpher Niederschlag gebildet.

Bei der äußerlichen Anwendung des Bastes ist der Schleimgehalt, bei der innerlichen vermutlich der Alkaloidgehalt wirksam. Die Natur der in dem Baste enthaltenen Alkaloide könnten nur mit größeren Mengen mindestens aus 20 kg Bast einigermaßen festgestellt werden. Die Feststellung würde wissenschaftliches Interesse besitzen.

gez. Lenz. gez. Kaetel.

233

VI. Die chemische Beschaffenheit der Wurzelrinde von Bridelia ferruginea,

Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

Die Wurzelrinde von Bridelia ferruginea (kolu) wird in Togo gegen Darm- und Blasenkrankheiten innerlich verwendet.

Eine Mazeration wird auch zum Festigen der aus Laterit-Boden geklopften Tennen und Fußböden in den Hütten gebraucht. Von Interesse ist die Bestimmung des Gerbstoffes und evtl. die Verwertung als Farbstoff.

Die vorliegende Wurzelrinde bestand aus zarten, etwa 0,l—1 mm dicken, 1—2 dm langen, langfaserigen Stücken, außen bräunlichrot, innen hell, mit roten Fasern durchzogen; Bruch kurzfaserig. Die wässerige Abkochung 1:10 zeigte eine schöne dunkelrote Färbung; sie reagierte gegen Lackmuspapier schwach sauer. Wolle und Baumwolle ließen sich mit dem Auszuge unmittelbar nicht dauerhaft färben, ebenso mit Ton- erdesalzen gebeizte Wolle oder Baumwolle; es entstanden nur wenig angenehme, schwach rotgelbe Ausfärbungen. Mit Eisen gebeizte Stoffe nahmen im Färbebade eine unschöne, grauschwarze Färbung an, die mehr dem Gerbstoff als dem Farbstoffgehalte der verwendeten Rinde zuzuschreiben war. Der Farbstoff ging weder aus saurer noch aus alkoholischer Lösung in Äther über; er scheint technisch nicht ver- wertbar zu sein. Die Bestimmung des Gerbstoffes wurde mit Haut- pulver ausgeführt, das aus der Lösung alle praktisch an der Gerbung beteiligten Stoffe absorbiert, an die Lösung aber nichts abgibt. Dabei verlor der Auszug aus 100 g Droge 3,406 g durch das Hauptpulver absorbierbare Bestandteile. Die Summe der gerbenden Bestandteile beträgt daher rund dreieinhalb Prozent, ein Betrag, der eine technische Verwertung als Gerbmaterial für überseeischen Transport kaum rätlich erscheinen lassen dürfte.

gez. Lenz. gez. W. Drauzburg.

239

VIL Chemische Untersuchung der Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum (Hochst.) Benth. et Hook.

Untersuchung des pharmazeutischen Instituts der Universität Berlin.

Die Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum (ländo) wird mit der Wurzelrinde von Pteleopsis Kerstingüi, Zitronensaft und zerriebener Eisenschlacke zu Waschungen bei Geschwüren, besonders bei Geschlechts- krankheiten äußerlich verwendet.

Da das Rhizom des in Deutschland wachsenden Peucedanum offieinale L. in der reichlichen Menge von fast 2°/, einen kristallisierten Stoff, das sogenannte „Peucedanin“, enthält, wurde in der Erwartung, daß derselbe Stoff in dem derselben Gattung angehörigen Peucedanum araliaceum vorhanden sei, auch bei dieser das zur Isolierung des Peucedanins geeignete Extraktionsverfahren angewendet. Nachdem des- halb die Wurzelrinde von Peucedanum araliaceum mit Benzol erschöpft, der Auszug auf ein kleines Volumen eingedampft war, erfolgte der Zusatz einer größeren Menge von Petroleumäther. Aus dieser Petroleum- ätherlösung war aber nicht, wie bei Behandlung des deutschen Rhizoms, ein kristallisierter Stoff zu gewinnen. Das Resultat blieb also ergebnislos.

Bemerkenswert war nur folgendes: Nach dem Schneiden zeigte die etwas stäubende Wurzel einen ziemlich starken Geruch, der an Blumen- duft erinnert. Es ist daher in der Droge ein ätherisches Öl vorhanden, das bei dem geringen Quantum des Materials in einer zur Untersuchung hinreichenden Menge nicht zu gewinnen war. Vielleicht ist dieses Öl aber als aromatische Substanz gerade der für Waschungen bei Ge- schwüren wirksame Stoff. gez. Herzog.

240 °

VII. Über die systematische Stellung der Gattung Spondianthus Engl.

Von A. Engler.

Im 36. Band meiner Botanischen Jahrbücher habe ich S. 215 die Gattung Spondianthus aufgestellt auf Grund von Exemplaren, welche von Prof. Dr. Preuss und Herrn Zenker in Kamerun gesammelt waren, von beiden leider ohne Früchte. Von dem Bearbeiter der Euphorbia- ceen wurde die Pflanze als nicht zu dieser Familie gehörig zurück- gewiesen und auf einem Begleitzettel fand ich die Angabe, daß „in der Rinde regelmäßige von Bastbelegen geschützte Harzgänge“ vor- handen seien. Dies führte zu der Annahme, daß die Pflanze zu den Anacardiaceen gehöre. Es fanden sich Blüten mit Staubblättern und einem mit fünf Narben versehenen Pistill, allerdings ohne Samenanlagen vor neben anderen mit ganz rudimentärem Pistill. Nachdem mir aber von Fruchtexemplaren begleitetes Material der bis jetzt noch nicht beschriebenen, in De Wildeman, Etudes fl. Bas et Moyen Congo II (1908) 284 ohne Beschreibung aufgeführten Megabaria Trillesii Pierre zugegangen war, habe ich die Pflanzen nochmals geprüft und mich überzeugt, dal nicht Harzgänge, sondern Milchsaftschläuche vorhanden sind und daß an dem weiterentwickelten Pistillrudimente sich auch sechs Läppchen befinden. Vor allem aber erweisen die Fruchtexemplare die Zugehörigkeit der Gattung zu den Euphorbiaceen. Die Diagnose der Gattung muß jetzt folgendermaßen lauten:

Spondianthus Engl. in Englers Bot. Jahrb. XXXVI (1905) 215. Megabaria Pierre msc. ex De Wild. Etud. fl. Bas et Moy. Congo II (1908) 284; Durand Sylloge Florae congolanae 497 (nomen tantum, a cl. Pierre Megabarea scriptum).

Flores dioici. Flores masculi: Sepala 5—4 ovata obtusa. Petala 5—4 ovata vel obovata quam sepala breviora usque longiora. Discus in squamulas 5 vel 4 obovatas concavas exiens. Stamina 5, rarius 4 inter disci squamulas inserta, petala parum superantia; antherae suborbi- culares, basi et apice emarginatae, medio filamentorum apici insidentes,

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supra insertionem dorso glandula purpurea instructae. Pistilli rudi- mentum ovoideum apice leviter 3- vel 6-lobum. Flores feminei: Sepala 5 ovata. Petala 5 sepalis subaequilonga (vel deficientia),. Discus in sqamulas breves petalis oppositas lobatus. Ovarium ovoideum leviter 3-lobum; ovula in loculis 2 ex apice loculi pendula; stili 3 complanati breviter bilobi. Capsula ovoidea, loculicida trivalvis, valvis breviter 5-lobis, endocarpio cujusque loculi tota longitudine fisso et soluto. Semen ovatum, compressum. Arbores. Folia apice ramulorum approximata, + longe petiolata, geniculo brevi et lamina simplici penninervi in- structa. Flores parvi masculi glomerati, glomerulis in paniculas compo- sitas folia aequantes vel superantes dispositis; flores feminei solitarüi brevissime pedicellati in paniculas compositas dispositi.

Sp. Preussii Engl. in Englers Bot. Jahrb. XXXVI (1905) 216. Megabaria Trillesii Pierre msc. ex De Wild. l. c., arbor vel frutex. Foliorum petiolus teretiusculus quam lamina 8—3-plo brevior, lamina subeoriacea oblongo-ovata vel ovata basi atque apice obtusa, nervis lateralibus I. utringque 5—6 arcuatim adscendentibus prope marginem sursum versis atque nervis lateralibus II. multo tenuioribus inter prima- rios obliquis vel transversis subtus prominentibus.,. Paniculae folia aequantes minute puberulae, ramis brevibus glomeruliferis, bracteis et bracteolis deltoideis,; sepalis et petalis margine scarioso erispulis. Pani- culae femineae ramuli pauciflori. Flores feminei aeque ac masculi petalis instructi. Capsula ovoidea.

Bis 25 m hoher Baum; aber auch strauchig. Die Blätter sind zu- sammengedrängt, von sehr verschiedener Größe; aber auch die gleich großen ungleich lang gestielt; bei den größten ist der Blattstiel 2—9 cm lang, die Spreite 2—2,5 dm lang und 8—14 cm breit. Die Rispen sind 2—3 dm lang mit ziemlich dichtstehenden, 1—2 cm langen Zweigen, an denen die Blütenknäuel 3—5 mm voneinander entfernt sind. An der Basis der Zweige stehen etwa 3 mm lange, deltaförmige Brakteen. Die Kelchblätter sind 1 mm lang, die Blumenblätter bald etwas kürzer, bald ebensolang, bald etwas länger, die Staubblätter etwas länger. Das Pistillrudiment in den männlichen Blüten ist zylindrisch bis schwach dreikantig, oben scheibenförmig erweitert oder es ist eiförmig, mit kurzen Narbenläppchen. Das Pistill der weiblichen Blüten ist mit den Narben 3 mm lang. Die Kapseln sind 1,5 cm lang und breit, bräunlich, mit hellbraunem sich ablösendem Endokarp, nach dessen Abspringen die rotbraunen 1,2 cm langen, 9 mm breiten, glänzenden, eiförmigen und zusammengedrückten, am Rücken gekielten Samen am Mittelsäulchen hängen bleiben,

Kamerun: Barombi-Station oder Johann Albrechtshöhe, am Ufer des Hlefanten-Sees als Baum von etwa 3—20 m Höhe (Preuss n. 426

242

7 blühend im August 1890, Staudt n. 778 fruchtend im Dezember 1911), Victoria, als 15 m hoher Baum im Urwald am Bot. Garten (Winkler n. 521 fruchtend Oktober 1905), Duala, im Wuri- Delta (Hückstädt n. 105).

Süd-Kamerun: Bipindihof: im lichten Busch auf Insel im Lo- kundje als 5 m hoher Baum (Zenker n. 1083 blühend im Juli 1896), an sumpfigen Stellen des Urwaldes, als 2—4 m hoher Strauch (Zen- ker n. 3556 fruchtend im November 1907).

Spanisch Guinea: Nichadum, um 450 m (G. Tessmann n. 285 blühend im März 1908).

Gabun: Bata (R. T. Trilles n. 157 fruchtend im August 1899).

Zentralafrikanische Unterprovinz der westafrikanischen Waldprovinz: I-Ngombe-Nyama im Galeriegehölz der Grassteppe (Mildbraed in Expedition des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklen- burg n. 2874 fruchtend Ende März 1908).

Einheimischer Name: wujonde (Bakwisi), ebai (Duala), mbimbä

(Bipindi).

Die giftige Rinde dient zum Vergiften von Ratten.

Forma oblongifolius. Foliorum lamina oblonga. Inflorescentia pilosa.

Süd-Kamerun: Bipindihof, in sumpfigen Niederungen des Urwaldes (Zenker n. 2603 fruchtend im September 1902, n. 2846 fruchtend im März 1904), Ufer des Fra-Flusses (Zenker n. 2572 blühend im Juli 1902), Bodje, im Uferwald (Ledermann n. 335 blühend im August 1908).

Nordwest-Kamerun: Zwischen Bakari und Mbanti im schmalen hohen Galeriewald am Bach in der Baumsteppe (Ledermann n. 2299 blühend im Januar 1909).

var, glaber Engl. (sub titulo speeiei) in Englers Bot. Jahrb. XXX VI (1905) 216. Foliorum lamina oblonga. Inflorescentia glabra.

Kamerun: Zwischen Babungo und Babesse, im Galeriewald (Ledermann n. 1981 blühend im Dezember 1908), am Fuße des Bansso-Gebirges, im Galeriewald als 15—25 m hoher Baum (Leder- mann n. 2066 blühend im Dezember 1908), zwischen Ntem und Ngom um 800 m im Galeriewald (Ledermann n. 2086 blühend im Januar 1909), Dodo, am Stadtgraben, um 400 m (Ledermann n. 2977 blühend im März 1909).

Angola: Malandsche (L. Marques n. 333 blühend).

Sp. obovatus (Pierre) Engl. Megabaria obovata („obovatum‘‘) Pierre msc. in icone ined. (nomen tantum), arbor glabra ramis teretibus, foliis approximatis. Foliorum petiolus teretiusculus quam lamina 5-plo brevior purpurascens supra leviter canaliculatus, lamina coriacea obo-

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vato-oblonga, supra laete viridis, nervis lateralibus I utrinque cire. 10 adscendentibus, nervis secundariis tenuibus inter primarios paullum obliquis. Inflorescentia quam petioli dimidium paullum longior. Flores masculi 4-meri; petala quam sepala paullum longiora. Flores feminei petalis destituti. Ovarium oblongo-ovoideum. Capsula magna ovoidea. 6—7 m hoher Baum mit fast 1 cm dicken, glatten Zweigen. Die Blattstiele sind 3—6 cm lang und tragen 2—2,7 dm lange, oben 7—11 cm breite Spreiten, welche nach unten allmählich verschmälert sind und deren Nerven 1—2 em voneinander entfernt sind. Die Blumenblätter der männlichen Blüten sind höchstens 1,5 mm lang. Die Pistille haben eine Länge von 2 mm. Die Früchte sind 3,5 cm lang und etwas über 3cm dick. Die Samen erreichen eine Länge und Breite von 2 mm. Gabun (R.T. Klaine n. 575 fruchtend im Juli 1901).

IX. Über Diehapetalum venenatum Engl. et Gilg, den Machau, eine wichtige Viehgiftpllanze Deutsch- Südwestafrikas, nebst Bemerkungen über einige andere giftige Dichapetalum unserer afrikanischen Kolonien.

Von A. Engler.

Von Jahr zu Jahr werden immer neue Arten der im tropischen Afrika besonders reich entwickelten, viele Giftpflanzen umfassenden Gattung Dichapetalum Dup. Thouars (Chailletia DC.) bekannt. Während in Olivers Flora of tropical Africa 15 Arten aufgezählt sind, bin ich in einer soeben im 46. Bd. meiner Botanischen Jahrbücher erscheinen- den Bearbeitung auf mehr als 100 Arten gekommen.

Bei den zahlreichen Arten der Regenwälder und Uferwälder werden nur selten von den Sammlern Bemerkungen über schädliche Eigen- schaften derselben gemacht; aber es ist sehr wahrscheinlich, daß die zahlreichen Verwandten der als stark giftig bekannten westafrikanischen Arten D. toxiearium (Don) Engl. und D. tomentosum Eng]. sich ähnlich wie diese verhalten. Dagegen hat man bezüglich der in den Steppen- gebieten vorkommenden Arten beim Sammeln derselben mehrfach er- fahren, daß dieselben dem Weidevieh oft sehr gefährlich werden.

Bisher kannte man noch keine Art aus Deutsch -Südwestafrika. Neuerdings wurden mir aber durch Herrn Dinter Proben einer Pflanze zur Bestimmung gesendet, welche Herr Tierarzt Dr. Schmidt bei Gaub, 40 km von Grootfontein, gesammelt hatte und die dort als giftig bekannt ist. Es ist dies

Dicehapetalum venenatum Engl. et Gilg, welches auf der Kunene- Sambesi-Expedition von H. Baum im Bezirk des oberen Kubango und Kuito gesammelt und von uns in dem 1903 erschienenen Werk über diese Expedition beschrieben wurde.

Die nach der hier gegebenen Abbildung leicht erkennbare Pflanze ist ein Halbstrauch, während die große Mehrzahl der Dichapetala Sträucher oder Lianen sind. Der Halbstrauch wird bis 4 dem hoch und fällt auf

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durch die rötlichen, am Grunde abgehenden, ziemlich dicht beblätterten und reichlich blühenden Stengel. Die Blätter sind hellgrau-grün, die

Fig. 1. Dichapetalum venenatum Engl. et Gilg. A Zweigstück aus der Mitte eines 4 dm langen, grundständigen Astes; B unterer Teil der Pflanze mit jungen Sprossen; C' Blüte im Längsschnitt; D Staubblatt; E Frucht, F dieselbe geöffnet. Original.

Blüten weißlich. Die hellorangefarbenen Früchte sind kurz weichhaarig und haben sowohl ein dünnes Exocarp, wie auch ein dünnes Endocarp.

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Über das Vorkommen der Pflanze ist folgendes bekannt: Kunene- Kubango-Land nebst Ambo-Land. Im Bezirk des oberen Kubango und Kuito; zwischen Ediva und Humbe, am unteren Kaku- lovar (Nebenfluß des Kunene), um 1200 m ü. M., auf erdigem Boden verbreitet bis zum Kubango, Kuito, Longa, Quiriri und Kampulure, quadratmetergroße Stellen bedeckend (H. Baum n. 64 blühend im September 1899. Einheimischer Name: „machau“). Im Owamboland bei Gaub, 40 km von Grootfontein (Dr. Schmidt mit Früchten Juli 1911).

Viel weiter südlich als bis in die Gegend von Grootfontein dürfte die Pflanze nicht verbreitet sein, dagegen ist sie jedenfalls im Norden unserer Kolonie weiter verbreitet und wohl zu fürchten, wie aus folgen- den Angaben hervorgeht. Nach H. Baum ist für das Vieh der Genuß höchst giftig, da wenige Blätter den Tod herbeiführen. Die Ochsen fressen das zur Zeit der Blüte hellgrün und frisch aussehende Gewächs; es müssen daher Orte, wo machau vorkommt, vermieden werden; machau findet sich jedoch nur stellenweise. Zur Zeit der Fruchtreife wird das Gewächs vom Vieh nicht mehr berührt. Die Früchte sollen so groß wie eine Mirabelle sein und auch gleiche Farbe haben, nicht übel schmecken, aber auch für den Menschen tödliche Folgen besitzen. Einige Kaffern sollen die Früchte ohne Nachteil verzehren können. Dies bezieht sich aber nur auf das Exocarp; denn die Samen sind besonders giftig. Eine Ausrottung des „machau“ an Weideplätzen ist schwer durchzuführen, da von dem sich weit erstreckenden Rhizom immer etwas im Boden bleibt, das dann neue Pflanzen erzeugt.

Die nächst verwandte Art ist

Dichapetalum eymosum (Hook.) Engl., welches, wie ich selbst gesehen habe, im südöstlichen Afrika, namentlich in Transvaal oft große Strecken bedeckt und ein nur 1 bis 2 dem hoher Halb- strauch ist. Die Pflanze führt dort den Namen giftblad, makaou oder mangow. Dr. K. Braun, Amani, hat im „Pflanzer“ von 1908, S. 242—244, das, was in Transvaal über diese Giftpflanze ermittelt wurde, mitgeteilt. Man behauptet, daß drei bis vier Blätter einen Ochsen töten können; aber nur die jungen Blätter sollen giftig sein; nach drei Monaten sollen sie unschädlich sein. Vieh, welches sich längere Zeit in einer Gegend aufhält, in der die Pflanze vorkommt, soll dieselbe meiden; dagegen sollen Tiere aus anderen Gegenden, welche durch ein Gebiet getrieben werden, in welchem das ihnen noch nicht bekannte Dichapetalum wächst, eifrig die Pflanze ver- zehren und nach wenigen Stunden verenden, besonders bei reichlichem Genuß von Wasser. Im Interesse der südwestafrikanischen Viehzucht will ich hier noch folgende Angaben K. Brauns wiederholen, welche

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J. T. Dunphys Report of experiments etc. (Transvaal Agricult. Journ. Pretoria IV [1906], 315—323) und den Reports of recent Investigations im Bulletin des Imperial Institute Vol. I (1903), S. XVIII entnommen sind. Das Gift wirkt in erster Linie auf das Nervensystem. Eine vorläufige Untersuchung von Blättern ergab ein blausäurehaltiges Gly- kosid.

„Nach Burt Davy sollen Essig oder drei bis vier Eßlöffel voll Senf in einer Flasche Wasser umgeschüttelt, oder Senf und Salz in einer Flasche Wasser gute Dienste leisten. Besonders empfehlenswert ist starker Kaffee, einen EBlöffel voll gemahlener Kaffee auf '/, 1 heißes Wasser, und dies später mit '/,1 kaltem Wasser gemischt. Eine Abkochung von Kalmuswurzel wird ebenfalls empfohlen. Als Abführ- mittel kommen in Betracht: 45 g Bittersalz gelöst in etwa !/, 1 Wasser. In gleicher Weise kann Rizinusöl angewendet werden. Für erwachsene Ziegen oder Schafe nehme man 200 g und setze, wenn möglich 5 Tropfen Crotonöl zu, eventl. ist ein Klystier aus warmem Seifenwasser oder reinem Glyzerin zu verabreichen. Zur Anregung der Herztätigkeit erwiesen sich Ätherinjektionen und Ammoniakeinatmungen erfolgreich. Als bestes Mittel, wenn ein Arzt anwesend ist, bewährte sich Arecolinhydrobromid 0,01 g in wenig destilliertem Wasser gelöst, als subkutane Injektion (7,317).

Dunphy führte eine große Anzahl interessanter Versuche aus und stellte fest, daß bis 20 g Blätter unschädlich waren, daß jedoch bei 30 und mehr Gramm der Tod eintrat. Bei Anwendung von Arecolin und Ätherinjektionen konnten einige Versuchstiere gerettet werden, während andere, welche dieselben Mengen Blätter er- halten hatten, in Zeiträumen von 5—13 Stunden verendeten (4,117. 7,317—323). Bei denselben Versuchen wurde auch die Beobachtung gemacht, daß Wassergenuß die Wirkung des Giftes beschleunigte resp. erst hervorrief, was besonders in einem Fall auffällig war, in dem ein Tier ohne Nachteil Blätter gefressen hatte, die Vergiftungs- erscheinungen jedoch erst am nächsten Tage auftraten, als es Wasser zu trinken bekam“.

Nun noch einige Bemerkungen über die ostafrikanischen Arten, von denen Giftwirkungen bekannt sind.

Diehapetalum Stuhlmannii (Engl.) ist als 1,5—2 m hoher Strauch im Sansibar- und Mossambik-Küstenland von Usaramo bis Lindi und westwärts bis Uluguru verbreitet, von den Eingeborenen nchenchere, nyenyere, njerema, njenje, mchenchere genannt. K. Braun bespricht im „Pflanzer“ ausführlich die Vergiftungserscheinungen, welche bei Schafen nach dem Genuß der Blätter eintreten.

Dichapetalum mossambicense (Klotzsch) Engl. in Pflanzenwelt Östafr. ©. (1895) 235 pr. p.

Bei eingehenderer Prüfung des jetzt sehr reichen Herbarmaterials hat sich herausgestellt, daß diese Art nur auf die Mossambikküste beschränkt ist und nur im südlichen Teil von Deutsch-Ostafrika vor- kommt. Alle in Usaramo und weiter nordwärts bis Mombassa gesammelten Pflanzen gehören dem mit dieser Art nahe verwandten D. aureonitens Engl. an. Beide Arten sind starke Giftpflanzen. Ich

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lasse hier die Fundorte des echten D. mossambicense folgen: Mossam- bikküste: Kilwa—Singino (K. Braun im Herb. Amani n. 1283 blühend im Juni 1906). Lindi: im trockenen Myombo-Walde bei Nashin- gimba auf sandigem Boden um 520 m (Busse n. 2840 als 4—5 dem hohe Pflanze, blühend im Juni 1903), bei Nkalakatscha um 350 m im Brachystegia-Mischwald auf Sandboden an sonnigen Plätzen (Busse n. 2878 als 1,5 m hoher Strauch, blühend im Juni 1903), bei Ma- yanga in Obstgartensteppe (Busse n. 2534 als niedriger Strauch, fruchtend im Mai 1903), Rondo—Lutamba (K. Braun in Herb. Amani n. 1281 blühend im Juni 1906). Mossambik (Peters!).

Einheimische Namen: chikwaya (bei Mayanga), chickwaya dume (bei Nkalakatscha), mkwaya bei Naschingimba), nchenchwu (bei Lutumba).

Dichapetalum aureo-nitens Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 572. D. mossambieense (Klotzsch) Engl. in Pflanzenwelt Östafr. ©. 235 pr. p-

Niedriger, etwa 2 m hoher, aufrechter oder auch schlingender Strauch, dessen 2-4 dem lange Äste am unteren Ende bis zu 4 mm dick sind. Die Nebenblätter messen bis zu 5 cm, die Blattstiele nur 1,5- 3 mm; die länglich verkehrt-eiförmigen, am Grunde stumpfen oder fast herzförmigen Spreiten, die getrocknet braune oder grünliche Färbung annehmen, besitzen eine Länge von 0,75—1,2 dem sowie eine Breite von 3—5 cm. Die Infloreszenzen sind 3—5 cm lang. Die Kelchblätter messen etwa 2,5—3 mm, die weißen oder getrocknet schwarzroten bis dunkelbraunen Blumenblätter 3- 3,5 mm; die Staubblätter werden fast 4 mm lang, während der Griffel zusammen mit dem Fruchtknoten nur etwa 2,8 mm hoch ist. Die weißlich-gelben, filzigen Früchte sind 1,2—1,6 cm lang und 5—8 mm breit.

Diese Art besitzt schmalere, schärfer zugespitzte Blätter als das echte D. mossambicense; auch sind bei letzterer Art die Adern oberseits tief eingesenkt und unterseits stärker hervortretend. Die Verbreitung dieser Art ist folgende:

Sansibarküstengebiet: bei Dar es Salam (Stuhlmann n. 7806, 7807, 7919 blühend im April 1894); bei Bagamoyo (Stuhlmann n. 7176 blühend im Mai 1894); im Hinterland von Tanga (Holst n. 4035 blühend im September 1892); bei Amboni in Lichtungen (Holst n. 2541 blühend im Juni 1893); bei Mizozue auf feuchtem Boden des Vorlandes im Gesträuch schlingend (Holst n. 2218 blühend im Februar 1893); bei Mkusi auf ehemaligem, jetzt wieder verwachsenem Kulturland (Volkens n. 34 blühend im Januar 1893); im Trockenwald der Puguberge (Engler n. 3950 blühend im Oktober 1905); Puguberge (Holtz n. 653 blühend im August 1902); bei

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Kurasine (Holtz n. 449 blühend im März 1902); in Usaramo (Stuhlmann n. 7058, 7067, 7150 blühend im Februar 1894); im Buschland des Usaramo-Plateaus auf Laterit (Stuhlmann n. 8628 mit Früchten gesammelt im Oktober 1894); am Mt. Schimba unweit Mombassa (Kässner n. 180 blühend im März 1902).

Dichapetalum maerocarpum Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 565. Bis 0,5 m hoher Strauch mit in der Jugend hellgrau behaarten Zweigen und Blattnerven. Der Blattstiel ist nur 2—3 mm lang, während die Länge der 1—1,5 mm breiten Nebenblätter gegen 5 mm beträgt; die Spreite ist bis zu 1,4 dem lang und 6 cm breit. Die Blüten stehen an I—2 mm langen Stielen in den Blattachseln, Die Kelchblätter sind etwa 4 mm lang und 1 mm breit, die Blumen- blätter 5 mm lang und am oberen Ende 1,5 mm breit, die Staubblätter 5,5 mm lang. Die Früchte sind auffallend groß, tief zweilappig, bis- weilen dreilappig, mit 2—3 mm langen, steifen, angedrückten und gelb- braunen Haaren dicht besetzt; sie enthalten 2 cm lange, 1,75 cm dicke Steinkerne mit dickem krustigem Endocarp und Samen von 1,5 cm Durchmesser.

Mossambikküste: im Bezirk Lindi bei Nkalakatscha um 350 m ü. M. im lichten Trockenwald von Brachystegia auf sandigem Boden an sonnigen Plätzen dicht geschlossene Unterholzbestände bildend (Busse n. 2879 fruchtend im Juni 1903).

Einheimischer Name: chibwaya jike.

Die Früchte sollen tödlich giftig sein. Über die Giftigkeit der Blätter liegen keine Angaben vor, doch wird jedenfalls diese Art von den Viehbesitzern und Tierärzten auch zu beachten sein.

Von einzelnen Arten wird berichtet, daß die Früchte eßbar sind. Es sind dies folgende Arten unserer Kolonien.

Dichapetalum edule Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 571. Die Pflanze stellt einen 2 m hohen Strauch dar, dessen vor- liegende 3—4 dem lange Zweige bis zu 4mm dick sind. Die Neben- blätter messen 7—12 mm, die Blattstiele 2—4 mm. Die länglichen bis länglich verkehrt-eiförmigen Spreiten, welche beim Trocknen grau- grüne bis braungrüne Färbung annehmen und unterseits gelblichgrau behaart sind, besitzen eine Länge von 6—12 cm, sowie eine Breite von 3—6 cm. Die Blütenstände werden 1—2,5 cm lang. Die Länge der Kelchblätter beträgt 2,5—3 mm, die der lebend grünlich, getrocknet dunkelbraun gefärbten Blumenblätter 3—3,5 mm. Die Staubblätter sind nicht ganz 4 mm lang; auch der Griffel einschließlich des Frucht- knotens mißt kaum 4 mm. Die frisch orangeroten, länglich-eiförmigen, schief zugespitzten Früchte sind dicht gelblich behaart und messen 1,5—2,2 cm in der Länge, 0,7—1,2 cm in der Breite.

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Mossambikküste: Noto-Plateau, beim Abstieg zum Namguru- Tal; im dichten Busch auf sandigem Rotlehm bei ca. 540 m ü. M. (Busse n. 2928 mit Blüten und Früchten gesammelt im Juni 1906). Einheimischer Name: mtosh.

Das Pericarp der reifen Früchte wird gegessen.

A

Fig. 2. Dichapetalum Bussei Engl. A Blühender Zweig; B Blüte nach Entfernung zweier Blumenblätter; C Blumenblatt mit Schüppchen; D Staubblatt; E Frucht, mit Längsschnitt eines Faches. Original.

Dichapetalum Bussei Engl. in Englers Bot. Jahrb. XLVI (1911), 574. Niedriger, 3—4 dem hoher Zwergstrauch, dessen vorliegende Zweige bis fast 6 dem lang und am unteren Ende, 5 mm dick sind. Die Nebenblätter messen etwa 5—6 mm, während die Blattstiele nur 3—5 mm lang werden; die Spreiten sind getrocknet oberseits von brauner Farbe, unterseits erscheinen sie infolge der dichten filzigen

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Behaarung weißgrau; ihre Länge beträgt 5—8,5 em, ihre Breite 3— 4,5 cm, Die Blütenstände sind kaum über 2—2,5 cm lang. Die Kelchblätter messen etwa 4 mm, die lebend weiß, getrocknet braun gefärbten Blumen- blätter annähernd ebensoviel, während die Staubblätter einschließlich der Antheren über 4,5 mm lang werden; auch der Fruchtknoten wird mit dem Griffel etwa 4,5 mm hoch. Die dicht, etwas stechend behaarte Frucht besitzt einen Durchmesser von 2—2,5 cm.

Ober-Guinea, Togo: bei Kpeme als Unkraut in einer Baum- wollfarm (Busse n. 3639 mit Blüten und Früchten gesammelt im Januar 1905).

Einheimischer Name: föllye,

Samen eßbar; Blätter arzneilich gegen Durchfall verwendet.

Die Pflanze sieht dem gleichfalls in Togo vorkommenden D. War- neckei Engl. ähnlich, weicht aber durch niedrigeren Wuchs und breitere Blätter von diesem ab.

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Dahlem bei Steglitz (Berlin),

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 49. (Bd.V.) Ausgegeben am 27. Juni 1912.

I. Über die Heimat der Erderbse, Vonandzeia subterranea (L.) Thou. Von H. Harms,

lI. Neue Arten von Plantago, Sektion Cleiosantha und Novorbis ; Decke. Von R, Pilger.

III. Zwei neue Phoradendron aus Costa Rica. Von K. Krause, IV. Zwei neue Araceen von den Philippinen. Von K, Krause, V. Neue Arten der Gattung Liagora. Von W. Zeh,

VI. Panda oleosa Pierre, ein Ölsamenbaum Westafrikas, mit 1 Figur. Von A. Engler,

VII. Beschreibung eines neuen Sedums aus Mexiko (S. Adolphi), Von Raymond Hamet. :

Nur durch den Buchhandel zu beziehen.

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In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1918,

Preis 0,90 Mk.

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Dahlem bei Steglitz (Berlin),

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Ausgegeben am 27. Juni 1912.

Nr. 49. (Bd. V))

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll-

ständiger Quellenangabe gestattet.

I. Über die Heimat der Erderbse, Voandzeia subterranea (L.) Thou. Von

H. Harms.

Voandzeia subterranea (L.) Thou., die Erderbse (engl. Bam- barra groundnut), ist die einzige Art der Gattung Voandzeia, die mit der umfangreichen Gattung Vigna sehr nahe verwandt ist und sich von ihr hauptsächlich nur durch die unterirdisch reifenden 1— 2-samigen dieken Hülsen unterscheidet.

Linn& (Spec. pl. ed. 2 [1763] 1023) beschreibt die Erderbse unter dem Namen Glyeine subterranea; er gibt als Heimat Brasilien und Surinam an. Diese Angabe beruht darauf, daß er nach dem Zeugnisse von Linne f. (Decas II. pl. rarior. Horti upsal. [1763] 37 t. 19) Samen dieser eigenartigen Leguminose durch Car. G. Dahlberg im Jahre 1762 aus Surinam erhalten hatte, aus deren einem im Gewächshaus des Gartens zu Upsala das auf der angegebenen Tafel sehr gut dar- gestellte Pflänzchen erwuchs. Es heißt a. a. O.: „Surinamensibus Gobbe Gobbe nominatur; atque ab illis plantatur in arena, cui parum argillae additur; dum majorem Leguminum copiam profert, quae adhuc immatura, cocta et praeparata more Pisorum, alimentum incolis gratum praebent“. Es geht hieraus hervor, daß die von Dahlberg mit- gebrachten Samen aus Surinam von kultivierten Pflanzen herstammten.

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Linnes Angabe will also für die eigentliche Heimat dieser Pflanze nichts besagen. Bekanntlich wird die Erderbse hauptsächlich im tropischen Afrika angebaut, und hier ist auch ihr Ursprung zu suchen, wie De Candolle (Origine des pl. eultiv. 2. ed. [1883] 279) betont. Merkwürdigerweise bezieht sich die älteste Nachricht, die wir in der Literatur über diese Pflanze besitzen, offenbar auf ein brasilianisches Vorkommen. Der berühmte Forschungsreisende G. Marggraf (1610 bis 1644; s. J. Urban, Fl. Brasil. prooemium, S. 53) berichtet in seinem von J. de Laet herausgegebenen Werke (G. Marcgravi de Liebstad Hist. rer. natural. Brasil. libri octo [1648] 43) über die Erderbse unter der Bezeichnung: Mandubi d’Angola, in Congo vocatur Quubaeci congo. Er war freilich auch im westlichen tropischen Afrika; seine Beobachtungen beziehen sich aber wohl auf brasilianische Pflanzen, in deren Namen allerdings‘ schon ein Hinweis auf ihren Ursprung ange- deutet ist. Übrigens erwähnt sie Piso an einer von mir nicht ge- sehenen Stelle (Bras. pag. 256) nach Loureiros Zeugnis als „Mandobi fructus ex oris Africae translatus‘. Der Name Mandubi d’Angola wırd auch in Gard. Chron. (1880) II. 294 angeführt. Rajus (Hist. pl. [1686] 918) behandelt in einem besonderen Kapitel (De Leguminibus supra infraque terram fructum ferentibus, seu Arachydna) verschiedene amphikarpe und geokarpe Leguminosen, u. a. auch Arachis hypogaea und Voandzeia subterranea. Letztere wird bei ihm als Nr. 4 „Legumen trifolium sub terra fructum edens. Mandubi d’Angola Marggr.“ in Anlehnung an Marggraf beschrieben (s. auch Huth, Über geokarpe Pflz. [1890] 23). Übrigens soll nach Linn& des Rajus „Phaseolodes Mariana procumbens, angustiorifolio, triphyllos, flore gemello“ (Hist. pl. [1704] 437) auch zu V. gehören. Jedenfalls ist ihre Kultur in Amerika ganz beschränkt.

In Afrika ist ihre Kultur weit verbreitet, wenn sie auch wohl nirgends in sehr großem Umfange getrieben wird (vergl. Stuhlmann, Beiträge zur Kulturgeschichte von Ostafrika [1909] 228); sie findet sich hier vom T'sschadsee und Niger durch Guinea bis zum Ovambo- land, vom oberen Nil bis Südostafrika. In ausgedehnterem Maße scheint sie in Togo kultiviert zu werden; wir haben sie aus dieser Kolonie in mehreren Sorten (helle, rötliche, schwarze, gefleckte Samen verschiedener Größe) erhalten. Auch im Osten des Kontinents wird sie angebaut; dort hat sie schon Loureiro (F]. cochinch. [1790] 457) beobachtet („prope Sofalam, et in variis locis Africae orientalis“). Über ihre weitere Verbreitung in Ostafrika handelt Taubert in Pflanzenwelt Östafrikas, Teil B. (1895) 122 Taf. XXII. Aus dem Süden Afrikas beschrieb sie Burmann f. (Fl. capens. prodr. [1768] 22), allerdings sehr kurz, unter dem Namen Arachis africana. Ferner ist sie von

Madagaskar und den Maskarenen (Mauritius) bekannt. Von jener Insel beschrieb sie Du Petit-Thouars unter dem von ihm eingeführten Gattungsnamen Voandzeia, den er nach dem einheimischen Namen Voandzou Helic bildete (Gen. nov. madagasc. [1806] 23); er führt den Linneschen Speziesnamen G/lyeine subterranea als Synonym an, und sagt, sie würde in Madagaskar kultiviert. Im tropischen Asien und in Australien wird die Art nur gelegentlich angebaut (Hooker f. Fl. Brit. Ind. II. 205; Miquel, Fl. Ind. bat. I. 175); es ist, da die älteren Autoren sie für Asien nicht erwähnen, ihr asiatischer Ursprung so gut wie ausgeschlossen. Weder Loureiro noch Du Petit-Thouars geben an, daß sie im Osten Afrikas oder in Madagaskar wild vor- komme. Die erste Andeutung auf ein wahrscheinlich wildes Vorkommen findet sich bei Guillemin et Perrottet (Fl. Senegambiae tent, [1830—33] 254), die sagen: „Colitur copiose prope Bakel in regione Galam, ubi verosimiliter sponte crescit‘. Dann sagt De Candolle (Origine, p. 279): „Enfin MM. Schweinfurth et Ascherson l’ont trouv&e a l’etat sauvage, au bord du Nil, de Chartum ä Gondokoro“. Diese Angabe beruht auf einem Versehen. Ich zitiere dazu, was Schwein- furth selbst mitteilt. Bei der Besprechung des oben genannten Stuhl- mannschen Werkes, in dem sich die Bemerkung findet, Schweinfurth habe die Y. an den Nilufern von Chartum bis Gondokoro wild ge- funden, sagt er folgendes: „Ein sicher wildes Vorkommen der Voandzeia ist nirgends nachgewiesen worden. Stuhlmann wiederholt einen von A. De Candolle verbreiteten Irrtum in betreff des wilden Vorkommens, für den wir (Ascherson und Schweinfurth, Aufzählung im Beitrag zur Fl. Äthiopiens, $. 259) leider verantwortlich sind, da an der zitierten Stelle hinter dem Artnamen nur die geographische Verbreitungs- angabe B (d. h. „Nil-Ufer von Chartum bis Gondokoro“) zu lesen ist, die Bezeichnung des Vorkommens aber „cult. I“ (d. h. auf Feldern) hinzuzufügen unterlassen worden war“. (Zeitschr. Ges. Erdkunde (1910) Nr. 1-3).

In der reichen Sammlung, die Herr ©. Ledermann aus Kamerun mitbrachte, fand sich nun eine Voandzeia, die ohne Angabe der Kultur bei Garua aufgenommen war, also offenbar eine wilde Pflanze darstellte. Ledermann hat V. subterranea eben dort bei Garua auf sandigen Feldern als Kulturpflanze beobachtet und ein Exemplar davon (n. 5062) eingelegt (300 m, sandige Felder, ca. 20—25 cm hoch, Blüte gelb, viel angebaut, jedoch nicht in dem Maßstabe wie Arachis hypogaea; Aug. 1909). Jene vermutlich wilde Pflanze (n. 5063), die zur selben Zeit gesammelt wurde wie die kultivierte und, wie aus der Nume- rierung hervorgeht, offenbar ungefähr am gleichen Orte wuchs, ist in den Blüten von der kultivierten nicht zu unterscheiden. Das Material

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besteht aus einer größeren Zahl dünner Ausläufer mit zerstreut stehen- den Blättern und einigen Blüten. Zunächst fällt es gegenüber den kultivierten Exemplaren durch zarteren Wuchs, dünnere Stengel und zerstreut stehende kleinere Blätter auf. Die kultivierten Exemplare mit ihren meist viel größeren langgestielten dichter stehenden Blättern sehen bedeutend kräftiger aus. Der Unterschied scheint dann haupt- sächlich darin zu liegen, daß bei der wilden Form die drei sehr kurz gestielten Blättchen dicht neben einander am Ende des Blattstiels entspringen, während bei der kultivierten Erderbse das Endblättchen gewöhnlich um ein geringeres oder oft größeres Stück von den Seiten- blättchen abgerückt ist. Ich glaubte erst, auf dieses Merkmal eine neue Art begründen zu können, bin aber später davon zurückgekommen, da die Unterschiede bei der Betrachtung reicheren Materials ver- schwimmen. Da diese Form an einem Standort gesammelt wurde, der offenbar Kulturfeldern von Voandzeia ganz nahe lag, so könnte es sich ja immer noch um die Möglichkeit handeln, daß Ledermanns Pflanze ein verwildertes Exemplar darstellt. In meiner Anschauung, daß hier ein spontanes Vorkommen vorliege, wurde ich jedoch durch ein in North Nigeria von dem englischen Forscher Dalziel gesammeltes und von ihm als wild bezeichnetes Exemplar bestärkt; durch gütige Vermitte- lung von Herrn Dr. O. Stapf wurde es mir möglich, diese aus dem Kew Herbar stammenden Stücke mit Ledermanns Pflanze zu ver- gleichen, und es ergab sich eine fast völlige Übereinstimmung. Herrn Dr. Stapf in Kew gestatte ich mir auch an dieser Stelle für seine freundliche Unterstützung besten Dank auszusprechen. Auch bei Dalziels Pflanze ist das Endblättchen den beiden Seitenblättchen sehr stark genähert; die Rhachis zwischen ihnen ist 2—3 mm lang oder sie fehlt fast gänzlich, das Stielchen des Foliolum terminale ist 1—1,5 mm lang (nach Dr. Stapf steigt bei Dalziels wilder V. das Längenmaximum von Rhachis und Stiel bis auf 7 mm), bei Ledermanns Pflanze (n. 5063) mißt die Rhachis meist weniger als 1 mm oder sie fehlt ganz, seltener ist sie 2 mm lang. Bei der kultivierten Voandzeia, die Ledermann gesammelt hat (n. 5062), schwankt die Länge der Rhachis zwischen 8 und 13 mm, daneben gibt es Blätter, wo sie nur wenige mm lang ist. Andere kultivierte Exemplare zeigen eine Rhachislänge von 8 bis 27 mm, wozu die Länge des Stielechens mit 2—4 mm hinzukommt. Da dieses Merkmal schwankt, wie wir an den kultivierten Exemplaren wiederholt sehen können, so ist ein durchgreifender Unterschied zwischen der wilden und der kultivierten Form wenigstens in den Blättern kaum zu finden; vielleicht aber liefern uns die leider noch unbe- kannten Früchte und Samen der wilden Form einen deutlichen Unter- schied,

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Eiu bezeichnendes Merkmal der Erderbse scheint es zu sein, daß von einer fast senkrecht aus dem Boden aufsteigenden Hauptachse sich zahlreiche kriechende Stengel in meist sehr diehter Anordnung und Verschlingung abzweigen. Ledermanns Exemplar (n. 5063) zeigt nur dünne kriechende Stengelstücke; an Dalziels Exemplar bemerken wir neben solchen aber auch ein fast gerade aufsteigendes Stengelstück, von dem kriechende dünne Ausläufer ausgehen.

Im folgenden gebe ich eine kurze lateinische Diagnose der wilden Form.

Voandzeia subterranea (L.) Thou. forma spontanea; caules repentes vel procumbentes valde tenues, hirsuti vel puberuli; folia erecta satis dissita, longiuscule petiolata, petiolo satis tenui parce pubescente, 2 usque 4 cm longo, trifoliolata, foliolis brevissime petiolulatis plerumque arcte congestis, rhachi inter foliolum terminale et foliola lateralia brevissima (1—3 mm longa) vel subnulla, oblongis vel obovato-oblongis vel oblan- ceolato-oblongis vel oblanceolatis, basi obtusis vel acutis, apice obtusis vel rotundatis et saepe emarginulatis, adultis subglabris, 2—3,5 cm longis, 0,7—1,7 cm latis; inflorescentiae axillares, pedunculo hirsuto brevi tenui (ad 1 cm vel ultra longo), apice glandulam majusculam capitatam et saepius flores 2 breviter pedicellatos (vel rarius fl. unicum) gerente; flores parvi.

Kamerun: Garua, sandige und steinige Baumsavanne mit viel Gebüsch, 300 m. (Ledermann n. 5063. Aug. 1909; krautige Schlingpflanze, Blüten blaßgelb, Blätter graugrün, Stengel rotbraun). North-Nigeria: Kilba country (J. M. Dalziel. Aug. 1909).

Soweit die Angaben der Sammler einen Schluß erlauben, kommt im Savannengebiete von Kamerun und Nigerien eine offenbar wilde Form der Voandzeia subterranea vor, die mit einiger Wahrscheinlichkeit als die Stammpflanze der kultivierten Erderbse angesehen werden kann.

Zum Schlusse seien noch einige Angaben über die Blüten der Erd- erbse und den Ölgehalt der Samen gemacht. An dem von mir ge- prüften lebenden oder getrockneten Material habe ich bisher stets nur oberirdische hermaphrodite Blüten mit vollständig entwickelter Krone gesehen; auch Correa de Mello kennt (nach Journ. Linn. Soc. XI. 254) nur solche. Im Gegensatz dazu stehen die Angaben anderer Autoren, nach denen neben oberirdischen hermaphroditen aber sterilen Schmetterlingsblüten weibliche in die Erde dringende Blüten ohne Blumenkrone vorkommen (so sagt Du Petit-Thouars). Man könnte danach vermuten, daß es sich in Analogie mit anderen unterirdische Hülsen erzeugenden Leguminosen (wie etwa Vieia angustifolia) bei den sogenannten weiblichen Blüten um kleistogame Blüten handelt, wobei man annehmen müßte, daß Thouars die Stamina übersehen hat, die

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bekanntlich bei solchen kleistogamen Blüten oft ganz winzig sind, J. H. Burkill im Kew- Bulletin (1906) 68 spricht von unterirdischen Blüten, denen die Petalen fehlen, und deren Staubblätter so reduziert sind, daß manche Beobachter sie für weiblich gehalten haben. Nach ihm sollen alle Blüten bald oberirdisch (,‚aerial‘), bald unterirdisch sein. Correa de Mello, der nie apetale Blüten fand, schildert sehr an- schaulich, wie der Pedunculus der oberirdisch erzeugten Schmetterlings- blüten nach dem Abfallen der gelblichen Petalen in die Erde dringt, wobei nach ihm die Schwiele am Ende des Stiels eine Art Widerstand bildet, ohne den der fadenförmige dünne Pedunculus nicht eindringen könnte. Es ist nach obigem eine noch ungeklärte Frage, ob bei Voandzeia wirklich kleistogame oberirdische oder unterirdische Blüten vorkommen, oder ob es sich bei Angaben über weibliche oder unter- irdische Blüten um Beobachtungsfehler handelt.

Von der Erderbse wird häufig ein beträchtlicher Ölgehalt ange- geben. Das ist falsch. Warburg (in Tropenpflanzer III. [1899] 170) sagt, daß die von Prof. Thoms ausgeführten Analysen die Vermutung bestätigt haben, daß es sich durchaus nicht um eine Ölfrucht handelt, sondern um eine einfache gewöhnliche Hülsenfrucht, die in bezug auf Stickstoffsubstanz etwas ärmer, in bezug auf Fett etwas reicher ist als die gewöhnlichen Erbsen und Bohnen, während sie ihnen in bezug auf Stärkegehalt ungefähr gleichkommt. Im Kew Bull. (1906) 68 heißt es, der Ölgehalt sei unbedeutend. Zagorodsky (in Tropenpflanzer XV. [1911] 413) hat ausführlich nachgewiesen, daß die Samen nicht Ööl- reich sind.

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Il. Neue Arten von Plantago, Sektion Gleiosantha und Novorbis Deene,

Von R. Pilger.

Plantago acerescens Pilger n. sp.; elata, perennis, rhizomate valido, crasso, horizontali vel fere verticali; folia elongata basi vaginantia, angusta, lanceolata, superne sensim cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum longiorem angustata, 25—40 cm longa, 25 - 30mm lata, glabra, integra; folia in rosula inferiora minora, sensim accrescentia; pedunceuli adscendentes validi ad 55—60 cm alti (cum spica ad 15 cm longa laxiuscula), inferne glabrescentes, superne villosi; braetea lanceolato- ovata, parum margine ciliolata, 2,75—3 mm longa; sepala latiora rotun- data vel rotundato-ovata, dorso ad nervum parum breviter pilosula, 3 mm longa, sepala angustiora obovato-ovalia, 2,5 mm longa; flores aperti, corollae laciniae ovatae, acutae, 2,5 mm longae; ovarium 3-ovulatum.

Argentinien: Rioja, Sierra Famatina (Hieronymus et Nieder- lein n. 744. Januar 1879).

Plantago alismatifolia Pilger n. sp.; rhizoma verticale in radicem fusiformem transiens; folia anguste ovalia ad ovalia, superne breviter arcuatim angustata, inferne sensim in petiolum longum vel breviorem angustata, ad 17—20 cm (cum petiolo ad 7—8 cm longo) longa et ad 3—3,5 cm lata, margine subintegra vel remote distincte denticulata, laxe villis albidis longioribus inspersa; pedunculi ad 45 cm alti (cum spica ad 13 cm longa), patenter laxe villosi; spica laxiflora; flores clausi, staminodiis inclusis, stilo exserto, rarius flores aperti; bractea triangularis, villosa; sepala latiora late ovata, parum inaequilatera, superne breviter ciliolata, in nervo breviter pilosa, 3,5 mm longa, sepala angustiora ovalia, 3 mm longa; corollae laciniae ovatae, parum acutatae, 3,5 mm longae; semina in capsula 2, circ. 2 mm longa.

Mexico: (Schaffner n. 434); Santa Fe (Pringle n. 9297. September 1901).

Die Pringlesche Pflanze wurde als P. hirtella Kth. ausgegeben. Letztere Art, die mir nur in wenigen Exemplaren aus Ecuador und Kolumbien bekannt ist, ist bisher stets verkannt worden, auch in der Decaisneschen Bearbeitung. In einer vollständigen Bearbeitung der Sektion werde ich bald darüber näheres publizieren.

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Plantago subnuda Pilger n. sp.; rhizoma breve crassum; folia crassiuscula, subcoriacea, ovalia vel obovato-ovalia vel elliptica, superne breviter arcuato-cuneatim vel late cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum longiorem vel breviorem angustata, 8—19 cm longa, 2,5 ad 4 cm lata, margine leviter remote dentieulata, glabra vel villis nonnullis albidis vix inspersa; peduneuli validi ad 27 cm longi (cum spica 8 cm longa haud plane evoluta); spica densa; bractea ovato-ovalis, praeter marginem vix ciliolatum glabra, 3,5 mm longa; sepala latiora rotundato- ovata, obtusa, inaequilatera, glabra, 3 mm parum superantia, sepala angustiora ovalia, 3 mm longa; ovarium 3-ovulatum; flores clausi, stilus + exsertus; corollae laciniae anguste ovatae, acutae, 3 mm longae.

Kalifornien: Monterey-County (Heller n. 6764. März 1903).

Die Art wurde als P. hirtella Kth. ausgegeben (vergl. bei P. alismatifolia Pilger). Sie gehört in die Verwandtschaft von P. Candollei Rap.

Plantago hypolasia Pilger n. sp.; elata, annua, radice fusiformi, elongato; folia rosulata ovalia, superne breviter rotundato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum angustata, ad 24 cm longa, ad 5 cm lata, margine subintegra vel remote parum dentieulata; folia juniora dense lanato-villosa, folia adulta supra parum villosa, subtus et imprimis ad petiolum densius villosa; pedunculi erecti ad 50—60 cm longi (cum spica ad 35 cm longa), villosi; spica inferne laxa, superne densior; bractea anguste lanceolato-triangularis, pilis longis patentibus inspersa, 3 mm longa; sepala latiora late ovata ad rotundata, margine superne minutissime ciliolulata, ad nervum breviter piloso-setosula, parum inaequilatera, 3 mm longa, sepala angustiora anguste ovalia, obtusa, parum supra 2,5 mm longa; flos apertus vel clausus, corollae laciniae ovatae ad anguste ovatae, 3 mm longae; semina 3 evoluta.

Concepcion del Uruguay: (Dr. Lorentz Flora Entreriana n. 1124. September 1877).

Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von P. tomentosa Lam.

Plantago Kurtzii Pilger n. sp.; videtur perenne, rhizoma in spec. haud conservatum; folia crassiuscule coriacea, elliptica, breviuscule arcuato-cuneatim in petiolum brevem angustata, superne late cuneatim angustata, margine integra, glabra, 15—16 cm longa, 4,5 —5 cm lata, venis reticulatis bene conspicuis instructa; pedunculus unicus tantum in specim., 37 cm altus (cum spica 12 cm longa), validus, erectus, inferne glabratus, superne albido-villosus; spica crassa, densa, basi tantum laxa; bractea ovato-ovalis, margine breviter villosa, 3 mm longa; sepala latiora rotundata, inaequilatera, 3,25—3,5 mm longa, margine et apice parum ciliolata, sepala angustiora ovali-elliptica 3 mm longa; flores aperti, corollae laciniae (ad capsulam fere maturam tantum visae) late

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ovatae, acutae, 2,5 mm longae; capsula 3-sperma vel ovalo haud evoluto saepe 2-sperma; semina ad 2,5 mm longa.

Argentinien: Mendoza, am Rio Salado (F. Kurtz n. 7087. Januar 1892).

Plantago nigritella Pilger n. sp.; parva, annua, sicca nigricans; radix fusiformis satis elongatus; folia lanceolata ad ovali-lanceolata, superne breviter arcuato-cuneatim angustata, inferne in petiolum longi- tudine satis variantem sensim angustata, 3—6 cm longa, ad 13 mm lata, subintegra vel + leviter dentieulata, adulta pilis albidis satis rigidis villosa, juniora villoso-hirsuta; peduneuli breves, arcuatim ad- scendentes, ad 4 cm longi (cum spica 1,5—2 cm longa), hirsuto-villosi, rhachis longa villosa; bractea latius triangularis, dorso pilis longis inspersa, 2 mm longa; calyx glabratus praeter cilias parvas ad mar- ginem superiorem, nonnumquam et pilis parvis in dorso inspersus; sepala latiora rotundato-ovata, e nervo vix acutata, 2 mm longa, sepala angustiora ovalia parum breviora; flores clausi, staminodia parum evo- luta, corollae laciniae ovatae vel anguste ovatae, 2 mm vel parum supra longae; ovarium 3-ovulatum.

Argentinien: Cordoba, Rio primero (Th. Stuckert n. 11844. Oktober 1902).

Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von P. myosuros Lam.

Plantago Pflanzii Pilger n- sp.; rhizoma breve indivisum vel etiam breviter ramosum, rosulam sterilem lateralem procreans; folia subcoriacea, anguste ovalia vel ovalia, superne arcuato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum latum breviorem late vaginantem angustata, ad 20 cm longa, 3—4 cm lata, margine subintegra vel parum obtusiuscule dentata, villis brevioribus + adpressis parum inspersa, margine saepius quasi albido-ciliata; pedunculi ereeti ad 42 cm alti (cum spiea ad 16 cm longa), laxe villis longioribus obsiti; spiea densa basi tantum laxiuscula; bractea ovato-ovalis, 2,5 mm longa, margine ciliolata, dorso pilis rigidulis obsita; sepala latiora lata, fere rotundata, 3,25 mm longa, margine superne brevissime ciliolata, sepala angustiora ovalia, 2,75 mm longa; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, 2 mm vel parum supra longae; capsula 3-sperma, semina 2—2,25 mm longa.

Bolivien: Palca—La Paz, Huancapampa (Pflanz n. 442 A, 4440. Februar 1910); ibid. (Pflanz n. 321. Fruchtend im Juli 1909).

Die Art zeigt das in der Gruppe seltene Verhalten, daß öfters am Rhizom Verzweigung eintritt, indem eine seitliche Rosette gebildet wird, die aber mit der Grundachse in dichtem Zusammenhang bleibt.

Plantago refracta Pilger n. sp., perennis, rhizomate brevi crasso; folia subcoriacea, ovalia vel oblanceolato-ovalia, superne breviter,

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anguste vel latius arcuatim angustata, apice ipso obtusa, calloso- incrassata et breviter refracta, inferne sensim in petiolum longiorem angustata, integra, glabra, margine tantum hie illic pilis brevibus nonnullis obsita, 20—26 cm longa, 3—4 cm lata; peduneuli erecti ad 50 cm altı (cum spica ad 23 cm longa), inferne glabrati, superne villosi; spica densa, basi tantum laxiuscula; bractea ovali-ovata, 2,75—-3 mm longa, margine parum eiliolulata; sepala latiora rotundata vel ovato- rotundata, inaequilatera, 2,5 mm longa, margine vix lacerulato-ciliolulata, ad nervum scaberula, sepala angustiora obovato-ovalia; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, breviter acutatae, 2,25 mm longae; ovarium 3-ovulatum.

P. macrostachys Decne. nach Spegazzini in Nov. Add. Fl. Patag. II. (1902) 77, nicht P. macrostachys Decne. in Prodr.

Patagonien: Golfo de S. Jorge (Spegazzini 1899).

Die neue Art ist aus der Verwandtschaft von Plantago Candollei Rap.

Plantago Rojasii Pilger n. sp.; annua, radix fusiformis tenuis elongatus; folia numerosiora rosulata, tenuia, anguste obovato-ovalia, superne breviter late arcuato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum brevem latum angustata, 10-12 cm longa, 3—5,5 cm lata, acute dentienlata, supra adulta pilis longioribus villosis inspersa, ad marginem fere ciliata, infra imprimis ad nervos densius inspersa; pedunculi arcuatim adscendentes, ad 17 cm longi (cunı spica ad 10 bis ll em longa), longius villosuli; spica angusta inferne parum tantum laxa; bractea anguste triangularis, pilis longis patulis inspersa, 2,25 ad 2,5 mm longa; sepala latiora late ovata, vix pilis inspersa, 2 mm longa, sepala angustiora anguste ovalia, pilis paucis brevibus inspersa; flores clausi, staminodia parum evoluta, laciniae corollae anguste ovatae vel lanceolato-ovatae, 2,25—2,5 mm longae; semina in capsula 3.

Paraguay: am unteren Pilcomayo (Th. Rojas n. 219. Juli 1906).

Die neue Art ist mit P. myosuros Lam. verwandt.

Plantago Stuekertii Pilger n. spec.; perennis, rhizomate brevi erassiusculo; folia ovalia, superne brevius arcuato-cuneatim angustata, inferne sensim in petiolum longiorem angustata, glabra, 19-20 cm longa, 3,9—4 cm lata, margine dentibus paucis magnis obtusis, 2—6 mm longis instructa; peduneuli erecti, 35 cm alti (cum spica 11 cm longa), inferne glabrescentes, superne albido-villosi; spica inferne laxa, superne densiusceula; bractea ovata, obtusa, margine brevissime vix lacerulato- ciliolulata, 2 mm longa; sepala latiora rotundata, satis inaequilatera, margine brevissime ciliolulata, dorso pilis nonnullis brevissimis obsita, 2,25 mm longa, sepala angustiora ovali-elliptica; flores aperti, corollae laciniae late ovatae, 2 mm longae; ovarium 3-ovulatum.

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Argentinien: Cordoba, Dep. Anejos Norte (Stuckert n. 3781. November 1897); bei Cordoba (Stuckert n. 4963. November 1898).

subsp. eatamarcensis Pilger.; folia minora, 7—18 cm longa, cuneatim in petiolum brevem planum angustata; dentes in margine folii variantes, parce evolutae vel ad 2—-2,5 mm longae; peduneuli ad 40 cm alti; bractea triangulari-ovata et sepala latiora late ovata quam in typo paulo angustiora.

Argentinien: Oatamarca, Fuerte de Andalgalä (Schickendantz

u. 228. Februar 1876); Catamara, Quebrada de la Tala (Hiero- nymus et Lorentz s. n. Februar 1872).

—_— 264

II. Zwei neue Phoradendron aus Costa Rica. Von

K. Krause.

Phoradendron Nutt.

Ph. quinquenervium Krause n. sp.; ramuli modice validı teretes vel ad nodos paullum complanati atque dilatati glabri cortice flavido- brunneo sublaevi obtecti, internodiis 4—7,5 cm longis. Folia coriacea ovata vel ovato-lanceolata apicem versus sensim angustata acuta basi subrepentino in petiolum brevissimum erassum supra planum contracta, 6—9 cm longa, 3—5 cm lata, nervis longitudinalibus 5 validis prope basin nascentibus sursum evanescentibus percursa.. Spicae 2—3-nae in axillis dispositae, floriferae 1,5—2 cm longae, fructiferae usque ad 5 cın metientes, prophyllis 2 latis minutis vaginaque sterili brevi circ. 3 mm longa praeditae; vaginae bracteales, 2,5 mm longae ultra medium bidentatae dentibus subtriangularibus acutis; artieuli eylindroidei, 5 8 mm longi, ad basin usque floribus obtecti. Flores altiuscule exserti dense contigui, 4—5-seriati. Baccae plerumque floribus aborientibus utplurimum 3—5 in articulis fusco-flavidae ovoideae vix 2 mm longae.

Zentralamerika: Oosta-Rica: auf Bäumen in den Wäldern bei Juiz um 650 m ü. M. (A. Tonduz in Herb. Instit. physico-geogr. nat. costaricensis n. 11457 mit Blüten und Früchten gesammelt im November 1897).

Die Art ist vor allem ausgezeichnet durch ihre verhältnismäßig breiten, von fünf deutlich hervortretenden Längsnerven durchzogenen Blätter.

Ph. Biolleyi Krause n. sp.; ramuli tenues teretes vel ad nodos paullum complanati glabri cortice obscure brunneo longitudinaliter striato obtecti internodiis 3—5 cm longis. Foliorum petiolus 5—7 mm longus, modice validus, supra paullum applanatus; lamina coriacea ovato- lanceolata vel oblongo-lanceolata rarius obovato-lanceolata, apice acuta, basin versus in petiolum angustata, margine (minime in siceitate) leviter undulata, 5-8 cm longa, 2—3,2 cm lata, costa media prominula, nervis reliquis vix conspicuis. Spicae 2—4-nae axillares, floriferae 2—4 cm

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longae, prophyllis 2 brevibus atque vagina sterili circ. 2,5 cm longa in. structae; vaginae bracteales fere 2 mm longae circ. ad medium usque bidentatae dentibus late ovato-triangularibus acutis; articuli breves 4 —6 mm longi subelavato-eylindroidei fere ad basin usque floribus obsiti. Flores longe exserti dense contigui pluriseriati.

Zentralamerika: Costa-Rica: bei San Mateo um 200 m ü.M. (P. Biolley in Herb. Instit. physico-geogr. nat. costaricensis n. 7078 blühend im Februar 1892).

—_— 2166

IV. Zwei neue Araceen von den Philippinen, Von

K. Krause.

Epipremnum Robinsonii Krause n. sp.; foliorum petiolus tenuis cum geniculo eirc. 3,5 cm longo modice inerassato supra canaliculato 3,4 dm longus inferne vagina angusta mox dilacerata instructus, lamina tenuiter coriacea ambitu ovato-oblonga apice acuta basi leviter cordato- emarginata, circ. 4,5 dm longa, eirc. 3 dm lata, stirpis adultae profunde sed haud ad costam usque regulariter pinnatifida, laciniis utrinque circ. 3 late oblongis basi vix dilatatis margine truncatis acumen brevem sursum vergentibus, intermediis 1,6—1,8 dm longis, 7—S cm latis, nervis lateralibus I 2—3 distinete prominentibus atque multis nervis latera- libus IL primariis parallelis quam illi tenuioribus percursis. Pedunculus teres tenuis circ. 8cm longus. Spatha extus viridis intus flavescens. Spadix viridis sessilis anguste eylindrieus obtusus in flore eire. 11 cm longus, 1,8 cm crassus. Pistilla prismatica 5—6 mm longa, 3 mm lata, vertice truncato leviter excavato plerumque hexagono stigmate lineari- oblongo majusculo coronata.

Provinz der Philippinen: auf der Insel Potillo (C. B. Ro- binson in Herbarium of the Bureau of Science n. 9181 blühend im August 1909).

Die Art dürfte sich am nächsten an das gleichfalls auf den Philippinen vor- kommende E. truncatum Engl. et Krause anschließen, weicht aber von diesem durch größere Blätter und weniger stark abgestutzte, nieht bis zur Mittelrippe reichende Fiedern ab.

Amorphophallus Merrillii Krause n. sp.; foliorum petiolus teres laevis 5 dm longus basi circ. 1,5 cm cerassus, lamina tenuiter herbacea amplissima trisecta, segmentis I usque ad 3,5 dm longis dichotomis, segmentis II bipinnatifidis vel iterum dichotomis, segmentis III ellipticis vel obovato-ellipticis apice 1—1,2 cm longe cuspidato-acuminatis, bası altero latere cuneatim decurrentibus, usque ad 1,4 dm longis atque 6,5 cm latis, nervis lateralibus numerosis parallelis distinetiuscule con- spieuis in nervum collectivum a margine remotum conjunctis. Peduneulus teres 5 dm longus, eirc. 1,5 cm crassus. Spatha oblongo-lanceolata eirc. 2 dm longa, inferne convoluta, pallide purpurea. Spadicis inflores-

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centia feminea cylindrica 3 cm longa, 1,2 cm crassa, mascula 7 cm longa, 1,5—2,5 cm crassa, appendix anguste elongato-conoidea, 2,5 dm longa, basi paullum inerassata. Stamina late obovata latitudine sua paullum breviora. ÖOvaria depresso-globosa in stilum brevem tenuem stigmate leviter lobato coronatum contracta. Baccae rubrae ovoideae obtusae paullum compressae, 7—S mm longae, 5—6 mm crassae.

Provinz der Philippinen: Cavilli Island; sehr häufig in Wäldern (E. D. Merrill in Herbarium of the Bureau of Science n. 7177 blühend im September 1910).

Die Art gehört in die Sect. Conophallus (Schott) Engl. und schließt sich am nächsten an A. Rivieri Durieu an, von dem sie aber durch größere, anders gestaltete Blattabschnitte sowie durch die kürzere weibliche Infloreszenz abweicht. Von A. campanulatus (Roxb.) Blume, dem sie habituell ziemlich ähnlich sieht, unter- scheidet sie sich durch die viel kürzeren Griffel mit nur undeutlich gelappter Narbe.

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V. Neue Arten der Gattung Liagora,

Von W. Zeh.

Im folgenden werden eine Reihe von neuen Arten aus der Gattung Liagora beschrieben; die Mitteilung ist als eine vorläufige anzusehen, da eine vollständige systematische Übersicht und morphologische Be- trachtung der Gattung in Vorbereitung ist.

Liagora ereeta Zeh n. sp. Axis primarius percurrens, non rami- fieatus; rami laterales brevissimi, pinnatim dispositi; axis per totam fere longitudinem concavatus, rami laterales teretes; crusta calcarea crassa, granulosa, paulum rugosa.

Der Thallus zeigt einen durchgehenden unverzweigten Hauptast mit ganz kurzen fiedrig gestellten Seitenzweigen; die letzteren sind meist einfach, nur sehr selten verzweigt. Der Hauptast ist überall gleich stark, nur die Spitzen sind ein wenig schmäler; die Seitenzweige enden stets stumpf, sind niemals zugespitzt. Die Hauptachse ist trocken fast der ganzen Länge nach ausgehöhlt, die durchlaufende Rinne jedoch sehr schmal; die Seitenzweige dagegen sind drehrund und nicht aus- gehöhlt. Die Verkalkung dieser Art ist stark, die Oberfläche zeigt ein körniges Aussehen und ist hin und wieder mit kurzen Falten ver- sehen.

S. OÖ. Indien: Madras (Edgar Thurston No. 82. 1. Novbr. 1900).

L. ceylonica Zeh n. sp. Axes primarii nonnulli pereurrentes, paululum divisi; rami laterales breves, pinnatim dispositi, patentes, indi- visi vel parum divisi; rami omnes acuti; rami primarii inferne subcom- pressi, verrucosi; rami laterales minores teretes; erusta calcarea pulve- rulenta; cellulae filorum corticalium subeylindraceae ad medium incras- satae.

Diese Art läßt einige von der Basis ausgehende, selten weiter ge- teilte Hauptäste erkennen; die fiedrig gestellten Seitenzweige sind zahl- reich und kurz, nur sehr selten abermals verzweigt; Haupt- und Seiten- zweige sind deutlich zugespitzt. Infolge der nicht sehr starken Ver- kalkung erscheinen die Hauptäste im unteren Teile trocken zusammen- drückt, von Längsfalten durchzogen; in ihren oberen Teilen sind sie jedoch

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wie die Seitenzweige drehrund. Die Oberfläche ist feinkörnig, pulvrig. Die Zellen der Rindenfäden sind tonnenförmig. Ceylon: (W. Ferguson 30 (2)).

IL. nitidula Zeh n. sp. Frons ramis aequierassis dichotome decomposita, graeilis, densissima; ramuli ad apicem annulati; crusta calcarea crassa, rami omnes apieibus exceptis teretes et valde fragiles; superficies laevissima, albida; fila corticalia brevia, cellulae interiores longae, mediae clavatae, exteriores subrotundatae.

Alle Zweige des Thallus sind ungefähr gleich stark und nur dichotom verzweigt; die Divergenz der Gabelungen ist nur klein und daher er- scheint der Thallus schlank; die Zahl der Zweige ist sehr groß, sodaß der Thallus dichtbuschig, halbkugelig ist. Die Enden sind ein wenig zugespitzt und stark geringelt; die Verkalkung dieser Art ist sehr stark, daher sind alle Zweige bis auf die äußersten Spitzen drehrund und stark brüchig; die Oberfläche ist vollkommen glatt, weiß. Die Rindenfäden sind ziemlich kurz, sie bestehen nur aus 6—7 Zellen, von denen die unteren lang und schmal sind; die mittleren sind keulen- förmig, die äußersten rundlich.

Fidschi-Inseln: (Sammler?, Ex Herb. Mus. Brit.).

L. Wilsoniana Zeh n. sp. Frons ramis nonnullis pereurrentibus 2—3plo dichotome divisis patentibus composita; ramuli laterales dissiti rectangule patentes, indivisi vel parum divisi; erusta calcarea rugosa paululum aspera; rami omnes valde complanato-compressi, adultiores parum concavati; cellulae filorum corticalium cireiter aequales, oblongae, extremae breviores.

Der Thallus läßt einige dichotom verzweigte stärkere Hauptäste erkennen, die nach außen ein wenig zugespitzt sind. Die zerstreut gestellten, meist rechtwinklig abgehenden Seitenzweige sind wenig oder gar nicht weiter verzweigt. Der ganze Thallus erscheint grünlich mit einer runzlichen etwas rauhen Oberfläche. Die Verkalkung ist nur schwach, daher sind alle Zweige abgeflacht und die älteren ein wenig ausgehöhlt.. Die Zellen der Rindenfäden sind ziemlich gleichartig, länglich abgerundet, die äußersten kürzer.

Süd-Australien: Melbourne, Western Port (Bracebridge Wilson 1896).

L. Doridis Zehn. sp. Frons dichotome decomposita, articulis angulo acuto divergentibus, elongatis; ramulis brevibus lateralibus nullis; rami omnes acuti et apieibus exceptis teretes; crustacalcarea albida, laevis, apici- bus rosea; cellulae filorum corticalium subrotundatae, extremae breviores.

Diese Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Hauptäste sind nicht erkennbar. Die Divergenz der Gabelungen ist klein, der Ab-

19

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stand der einzelnen von ihnen dagegen ziemlich groß, daher erscheint der ganze Thallus locker. Seitenzweige fehlen völlig. Die Verkalkung ist stark, daher sind die unteren und mittleren Zweige drehrund, nur die Spitzen sind abgeflacht und ausgehöhlt. Die Oberfläche ist weiß, glatt, bei Lupenvergrößerung erscheint sie ganz feinkörnig; die Spitzen sind zart rosa gefärbt. Die Rindenbüschel sind schlank, wenig ver- zweigt; die unteren Zellen der Rindenfäden sind länglich, abgerundet, nach außen zu werden sie kürzer.

Ceylon: Pearl bank (Ferguson Nr. 345).

L. Engleriana Zeh n. sp. Frons diehotome decomposita, den- sissima, rami omnes aequales, tenues, apice ipso acuminati; incrustatio crassa, valida, rami igitur omnes apicibus exceptis teretes; superficies laevis punctis ferrugineis notata; cellulae filorum corticalium subeylindra- ceae, extremae subrotundatae inferne clavatae.

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Seiten- zweige fehlen; obgleich die Abstände der einzelnen Gabelungen relativ groß sind, erscheint der Thallus dichtbuschig. Alle Zweige sind gleich stark und sehr dünn, nur die äußersten Enden wenig zugespitzt. Die Verkalkung ist stark, daher sind alle Zweige drehrund, nur die Spitzen erscheinen etwas zusammengepreßt und ausgehöhlt. Die Oberfläche ist völlig glatt, gelblich mit rotfarbenen Punkten, die sich bei Lupen- vergrößerung als kleine Vertiefungen erweisen. Die Rindenbüschel sind regelmäßig, die inneren Zellen derselben lang zylindrisch, die mittleren schwach tonnenförmig, ganz außen sind sie rundlich, keulenförmig.

Madagaskar: Aldabra-Inseln (J. Stanley Gardiner),

L. Harveyiana Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramis lateralibus nullis; rami omnes acuti apice magnopere divergentes; crusta calcarea rugosa punctata; fila corticalia gracilia, cellulae omnes cylindraceae, extremae subrotundatae inferne subelavatae.

Die Verzweigung dieser Art ist durchweg dichotom, der Abstand der einzelnen Gabelungen ist relativ groß, ihre Divergenz dagegen nur klein, abgesehen von den Spitzen; Seitenzweige fehlen; die Enden der Zweige sind zugespitzt. Die Verkalkung ist stark, daher erscheinen die jüngsten und mittleren Zweige drehrund, nur die ältesten sind ein wenig abgeflacht und ausgehöhlt. Die Oberfläche ist schwach punktiert und von kurzen Längsfalten durchzogen, niemals jedoch pulvrig. Die Rindenfäden sind sehr schlank, alle Zellen sind zylindrisch bis auf die äußersten, die ein wenig abgerundet und keulenförmig erscheinen.

Süd-Australien: Cape Riche (Harvey); King Georges Land (Harvey); George Town (Harvey); Port Philipp Heads (Brace- bridge Wilson Mai 1891).

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L. graeilior Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramı omnes acuti; rami medii teretes, rami inferiores et ramuli extremi com- planati; crusta calcarea laevis, sed irregulariter poris parvis multis notata; cellulae filorum corticalium subeylindraceae, exteriores breviores.

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Seitenzweige sind äußerst selten; der Winkel der Gabelungen ist in den unteren Teilen meist klein, an den äußersten Enden jedoch groß (ca. 90°). Die mittleren Zweige sind rund, während die äußersten Spitzen abgeflacht sind ebenso wie die unteren Zweige; letztere sind sogar meist ausgehöhlt. Die Oberfläche ist glatt, erscheint bei Lupen- vergrößerung unregelmäßig mit vielen kleinen Vertiefungen. Die älteren Zweige sind weißlich, während die jüngeren dunkelbraun erscheinen. Die Zellen der Rindenfäden sind alle zylindrisch, nur die äußerste Zelle ist meist klein und abgerundet.

Nord-Spanien: Guetaria (Sauvageau Juli-August 1896).

L. ealiforniea Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, ramis lateralibus nullis, rami omnes acuti; crusta calcarea +-laevis, punctata; rami medii teretes, ramuli ad apicem complanati et plerumque concavati; cellulae inferiores filorum corticalium ceylindraceae, mediae cylindraceae ad medium incrassatae, extremae breviores rotundatae.

Der Thallus dieser Art ist durchgehend dichotom verzweigt, Seiten- zweige fehlen. Der Abstand der Gabelungen ist in den unteren Teilen groß, wird aber nach außen zu kleiner; alle Zweige sind deutlich zu- gespitzt. Die Verkalkung ist nicht sehr stark, daher erscheinen die Spitzen stark abgeflacht und ausgehöhlt und auch die älteren Zweige sind meist zusammengedrückt. Die Oberfläche ist + glatt, ganz fein punktiert, in den älteren Teilen von weißlich grauer Farbe, in den jüngeren meist grün, selten bräunlich. Die inneren Zellen der Rinden- fäden sind lang zylindrisch, die mittleren schwach tonnenförmig, die äußeren viel kürzer und rundlich.

California: Catania Island (Phycoth. Bor. Am. Nr. 1494).

L. rosacea Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, in mediis partibus densissime ramificata; cerusta calcarea valde crassa et fragilis, Galaxaurae similis; rami omnes teretes, apicibus exceptis; superficies laevis, albida vel rosacea; cellulae filorum corticalium + subrotundatae.

Der Thallus ist bei dieser Art durchgehend dichotom verzweigt, in den mittleren Teilen sind die Gabelungen sehr dicht; dadurch zerfällt der Thallus in einige büschelförmige Teile. Der Winkel der Gabe- lungen in den unteren und mittleren Teilen ist sehr spitz, und daher erscheinen die einzelnen Büschel sehr schlank. Die Verkalkung ist sehr stark, der ganze Thallus stark brüchig; besonders an den Gabe-

19*

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lungen treten die Bruchstellen auf, so daß die Art einer Galaxaura ähnlich sieht. Alle Zweige bis auf die äußersten Spitzen sind dreh- rund, letztere aber sehr schwach verkalkt und der Unterlage anhaftend. Die Oberfläche ist glatt, weiß oder rosa, zuweilen etwas mehlig. Die Zellen der Rindenfäden sind + abgerundet.

Guadeloupe: Vieux fort und Gossier (Schramm und Maze n. 148 1867 und 1868).

L. Holstii Zeh n. sp. Frons densissima, rami omnes articulis brevibus dichotome decompositi, ramulis lateralibus brevibus nullis; rami omnes aequicrassi, apicibus exceptis; incrustatio valida, laevis, rami igitur teretes et fragiles; frons ubique annulatus; cellulae interiores filorum corticalium longae, subelavatae, exteriores breviores, subrotundae.

Der Thallus dieser Art ist dichtbuschig, alle Zweige sind dichotom verzweigt, kurze Seitenzweige fehlen. Alle Zweige sind ungefähr gleich stark, nur die Enden sind zugespitzt. Die Verkalkung ist sehr stark, daher erscheinen alle Zweige drehrund und sind brüchig. Fast der ganze Thallus ist geringelt, abgesehen davon ist die Oberfläche glatt, zuweilen ganz feinkörnig. Die inneren Zellen der Rindenfäden sind lang und schmal, schwach keulenförmig, die äußeren dagegen kürzer, rundlich.

Deutsch-Östafrika: Dar-es-Salam (Holst Nr. 1276).

L. Voeltzkowii Zeh n. sp. Frons angulo acuto dichotome decom- posita; rami parte inferiore vix divisiı, ad apicem densissime divisi; rami laterales numerosi breves indivisi vel parum divisi, patentes; crusta calcarea in ramis junioribus farinacea in adultioribus granulosa, tuberculata; incrustatio ad apices tenuissima, apices ipsae longe incru- statione destitutae; cellulae filorum corticalium ceylindraceae, exteriores breviores, sed nunquam subrotundatae.

Die älteren Äste dieser Art sind dichotom verzweigt und die Ab- stände der Gabelungen sehr groß; dagegen sind die jüngeren Äste sehr dicht verzweigt. Die Seitenzweige, die sehr zahlreich auftreten, bleiben kurz und gehen meist rechtwinklig ab. Die Verkalkung ist sehr gering, dıe äußersten Spitzen sind gänzlich unverkalkt und haften dem Papier fest an; die Inkrustierung beginnt ganz allmählich und ist in den jüngeren Zweigen mehlig, in den älteren feinkörnig; die letzteren sind auch stark ausgehöhlt. Die Zellen der Rindenfäden sind alle zylindrisch, werden nach außen zu kürzer.

Madagaskar: Tamatave Riff (Voeltzkow Oktober 1904).

L. Pilgeriana Zeh n. sp. Frons dichotome decomposita, fasti- giata, rami numerosi laterales longi vel breves; incrustatio tenuis, frons sicca valde compressa et chartae adhaerens; rami inferiores canaliculati;

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rami apice densissime congesti; crusta calcarea farinacea; cellulae filorum corticalium inferiores subeylindraceae, exteriores rotundatae, minores,

Diese Art ist mit schwacher Divergenz dichotom verzweigt; die Abstände der Gabelungen werden in den jüngeren Zweigen auffallend kleiner und folgen in den äußersten Spitzen so dicht aufeinander, daß diese wegen ihrer ganz schwachen Verkalkung ineinander fließen, Außerdem finden sich zahlreiche kürzere oder längere Seitenzweige, die meist weiter geteilt sind. Die Verkalkung ist sehr schwach und daher erscheint der Thallus völlig abgeflacht und haftet sehr fest an der Unterlage. Die älteren Zweige sind + ausgehöhlt. Die Oberfläche ist mehlig. Die inneren Zellen der Rindenflächen sind zylindrisch, die äußeren runder und kleiner.

Brasilien: (A. Glazion Nr. 5689).

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VI. Panda oleosa Pierre, ein Ölsamenbaum Westafrikas,

Von A. Engler.

Dieser Baum wurde zuerst im Jahre 1896 von Pierre im Bulletin de la Soci&te Linnsenne de Paris S. 1255 beschrieben, wurde aber von mir, da immer nur männliche Exemplare aus Kamerun nach Dahlem gelangten und sich in der Rinde auch Öldrüsen vorfanden, für eine Burseracee gehalten und als Vertreter einer neuen Gattung Porphyranthus [Engl. in Bot. Jahrb. XXVI. (1899) 367] hingestellt. Erst in neuerer Zeit trafen von Herrn Zenker weibliche Exemplare und zuletzt auch Früchte ein, so daß schließlich die Identifizierung des Kameruner Baumes mit dem von Gabun, von welchem Herr P. Klaine so voll- ständiges Material an Herrn Pierre gesendet hatte, erfolgen konnte!). Sowohl nach den Angaben von P. Klaine, wie nach denen von Zenker erreicht der Baum eine Höhe von 10 bis 15 Meter. Die Äste haben graue Rinde und schwachkantige, rötliche Endzweige, an denen die Blätter abwechselnd stehen. Pierre gibt an, daß dieselben mit Nebenblättern versehen seien; aber ich habe an den jetzt vor- liegenden zahlreichen Exemplaren solche nicht auffinden können. Die lederartigen, völlig kahlen und beiderseits glänzenden Blätter sind mit 5—8 mm langen Stielen versehen, länglich, 1,2—1,7 dm lang und 4 bis 8cm breit, mit 5—10 mm langer stumpfer Spitze, am Rande schwach gesägt; jederseits sind 4—5 aufsteigende Seitennerven vorhanden, zwischen denen zahlreiche verbindende Adern horizontal verlaufen, während zwischen diesen feine Netzadern entwickelt sind; das ganze Adernetz tritt unterseits deutlich hervor. An den Blattnarben älterer Zweige treten entweder zahlreiche einfache, 2—3-kantige bis 2,5 dm lange, 2 mm dicke Blütenzweige hervor oder eine Rispe mit mehreren einander genäherten aufsteigenden Ästen; die Blüten sind traubig an- geordnet an 1—4 mm langen Stielen oder es stehen mehrfach 2—3 in einem Büschel; bisweilen sind auch einzelne fast sitzend. Der Kelch mißt kaum 1 mm, während die im frischen Zustande rot, getrocknet aber dunkelbraun gefärbten, länglichen spitzen Blumenblätter 3 bis 4 mm lang werden. Die Länge der Staubblätter beträgt etwa 3 bis 3,5 mm, anfangs sind die epipetalen etwas kürzer, bisweilen ist ein dünnes, bis 3 mm langes Griffelrudiment vorhanden. Die weiblichen Blüten stehen auf Stielen, welche unterhalb des Kelches einen ring-

!) Leider ist inzwischen die Pflanze von mir infolge von Beimengung anderer Blüten noch einmal verkannt und als Sorindria rubriflora in den Bot. Jahrb. XLVI. (1911) 338 beschrieben worden.

Panda oleosa Pierre.

A Zweig mit männlichen Blütenständen, B Stücke des Blütenstandes, vergr.; C Knospe; D %' Blüte

geöffnet; E ein äußeres und ein inneres Staubblatt; F Pollen; @ Stück eines weiblichen Blüten-

standes; H Kelch und Pistill der @ Blüte; .J Querschnitt des Fruchtknotens; K Längsschnitt durch

das Pistill; Z Frucht, nach Entfernung eines Teiles des Exokarps; M Steinkern von unten;. N Endo-

karp und Fruchtfächer im Querschnitt; O Same im Längsschnitt mit einem Kotyledon; P Radialer Längsschnitt durch den Samen. Original,

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longa; pars libera 2,80 mm longa. Styli 2,20 mm longi. Squamae 0,35—0,40 mm longae, 0,50—0,60 ınm latae.

Im Bot. Garten zu Berlin-Dahlem kultiviert, aus Samen, welche in Mexiko von Purpus gesammelt wurden.

Obs. Haec species, quamvis Sedo allantoidei Rose!) et Sedo Treleasei Rose?) valde affınis sit, distinctissima est,

a S. allantoide: folis obovato-lanceolatis vel late obovatis, acutis et non teretibus, lineari-obovatis, obtusissimis; sepalis del- toidei-subsemiorbieularibus, apiculatis, et non ovatis vel ovato-oblongis, acutis; petalis ovato-lanceolatis, aristatis, arista petali apicem supe- rante, et non oblongo-lanceolatis, mucronatis, mucrone petali apicem non superante; follieulis lateribus internis non gibbosis; squamis subbilobatis, lobis leviter erenatis, paulo latioribus quam longioribus et non obtusissimis, paulo longioribus quam latioribus;

a S. Treleasei: pedicellis calyce longioribus, et non brevioribus; sepalis deltoidei-subsemiorbicularibus, apiculatis, tam longis quam latis vel paulo longioribus quam latioribus, et non obovato-sublinearibus, acutis, valde longioribus, quam latioribus, petalis ovata-lanceolatis, et non obovatis; squamis subbilobatis, lobis leviter crenatis, paulo latioribus quam longioribus et non leviter retusis, paulo longioribus quam latioribus.

) J. N. Rose, Five n. sp. of Crassulaceae from Mexico, in Contr. U. S. Nat. Herb., t. XII, pars 10, p. 440 et tab. LXXIX (1909).

®) J. N. Rose, Stud. of Mexie. a. Centr. Amer. pl., in Eontr. U. S. Nat. Herb., t. XIII, pars 9, p. 300 et 301 et tab. 60 (1911).

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E33 Nr. 50. (Bd. V.) Ausgegeben am 25. Januar 1913. “u

N u] *

Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks Ge- winnung der Gerbrinde gesehält werden? Von 6. Volkens.

I. Vier von Ule in Nordbrasilien und Peru gesammelte Kakteen. Von F. Vanpel.

III. Prunus salieina Lindl. Von E. Koehne. IV. Drei neue Sträucher aus Natal. Von E. Gilg. V. Bridelia mierantha Baill. Von A, Engler. VI. Poga oleosa Pierre. Von A. Engler. Yo. Ein neuer Podoearpus. Von R. Pilger. YIII. Die Araceengattung Remusatia in Kamerun. Von A. Engler. IX. Zwei neue afrikanische Kalancho@. Von Raymond Hamet.

X. Über einige zur Niederhaltung des Unkrauts und als Grün- düngung in tropischen Kulturen geeignete Desmodium- Arten. Von H. Harms.

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des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Dahlem bei Steglitz (Berlin),

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Nr. 50. (Bd. V.)

Ausgegeben am 25. Januar 1913.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er- laubnis des Direktors des botanischen Gartens zulässig. Auszüge sind bei voll- ständiger Quellenangabe gestattet.

I. Zu welcher Jahreszeit sollen Mangrovebäume zwecks

Gewinnung der Gerbrinde geschält werden? Von G. Volkens.

Bei der Untersuchung ostafrikanischer Mangroverinden, welche die Deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg i. S. im Jahre 1910 durchführte, hat sich herausgestellt, daß es in bezug auf den Gerbstofigehalt gleichgültig ist, zu welcher Jahres- oder Tageszeit die Rinden gewonnen werden. Es enthielten die von Rhizophora und Bruguiera immer im Mittel 36, die von Xylocarpus 30, die von Ceriops 26°/, des wirksamen Prinzips. Anders war das Ergebnis in bezug auf die Farbe, die die verschiedenen Rinden dem Leder erteilen. „Die Rinden von Rhizophora und Bruguiera geben im allgemeinen ein dunkleres und röter gefärbtes Leder als die Rinden von Ceriops und Xylocarpus. Die Rinden der beiden letzteren dunkeln unter dem Ein- fluß des Lichtes nicht so stark nach wie die der ersten beiden und liefern hierbei ein mehr gelbbraunes Leder, im Gegensatz zu den Rinden von Rhizophora und Bruguiera, deren Rinden sich im Lichte mehr rot färben. Das Alter der Bäume hat keinen Einfluß auf die Farbe des mit ihrer Rinde gegerbten Leders, wohl aber die Jahreszeit der Gewinnung; das letztere besonders bei Rhizophora

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und Bruguiera. Die gegen Ende des Jahres gewonnenen Rinden von Rhizophora und Bruguiera liefern ein wesentlich helleres, vor allen Dingen weniger rotes Leder, das auch bei längerer Belichtung eine mehr gelbbraune und nicht rotbraune Farbe annimmt. Bei Ceriops und Xylocarpus, bei denen auch die zu anderer Jahreszeit gewonnenen Rinden ein Leder von günstiger Farbe ergeben, tritt dieser Unterschied nicht so deutlich hervor. Die gegen Ende des Jahres ge- wonnenen Rinden von Rhizophora und Bruguiera erteilen dem Leder durchaus keine abweichende Farbe, so daß bei derartigen Rinden zur Erzeugung hellfarbigen Leders der Wunsch nach einem Entfärbungs- verfahren überhaupt nicht vorliegt. Die zu dieser Zeit gewonnenen Rinden von Rhizophora und Bruguiera geben dem Leder sogar eine noch günstigere Farbe, wie die Rinden der anderen Arten, indem es mehr einen Stich ins Gelbliche hat, während die mit den letzteren ge- gerbten Leder zwar hell sind, aber einen deutlichen rötlichen Stich haben. Daß die zu dieser Zeit geernteten Rinden sich günstiger ver- halten, dürfte damit zusammenhängen, daß in dieser Jahreszeit viel- leicht eine bessere und schnellere Trocknung möglich ist, während in der übrigen Zeit infolge der Witterungsverhältnisse dies nicht möglich ist und gerade die Rinden der beiden genannten Arten nach dieser Richtung hin besonders empfindlich sind. Es dürfte sich hier empfehlen, zur Erzielung guter Rinde die Rindengewinnung, wenigstens bei Rhizophora und Bruguiera, nicht während des ganzen Jahres, sondern in der Hauptsache in den letzten Monaten des Jahres vorzunehmen. Geschieht dies, so werden die Bedenken hinfällig, die von manchen Seiten der umfangreichen Verwendung der Mangroverinde als Gerbmittel entgegengebracht werden)“.

Wer den über Jahre sich erstreckenden Kampf über das Für und Wider einer rentablen Verwertung der ostafrikanischen Mangroverinden verfolgt hat, wird das eben mitgeteilte Untersuchungsergebnis der Frei- berger Anstalt mit Befriedigung zur Kenntnis genommen haben; die Botanische Zentralstelle in Berlin tat es um so mehr, als sie sich beim Kaiserl. Gouvernement von Ostafrika immer dafür ins Zeug gelegt hatte, daß nur von einer methodisch auf wissenschaftlicher Grundlage durchgeführten Prüfung eine Klärung und Förderung der Sachlage zu erwarten wäre. Was einer günstigen Verwertung der Rinden vor allem im Wege stand, war die nicht beliebte rote Farbe, die sie dem Leder gaben, und selbstverständlich kam man da zunächst auf den

?) Bericht über die Tätigkeit der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie zu Freiberg i. S. während des Jahres 1911 von Prof. Dr. Johannes Paessler.

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Gedanken, den rotfärbenden Stoff, der doch in ihnen enthalten sein müßte, vor ihrer Anwendung durch chemische Mittel zu zerstören. Ein Preis wurde ausgesetzt und auch gewonnen. Jetzt weiß man, daß man chemischer Mittel und eines natürlich Kosten verursachenden Ver- fahrens entraten kann, wenn man die Bäume im November und De- zember und nicht zu anderer Jahreszeit entrindet. Unter „man“ ist hier aber nur der Praktiker, der Vorsteher der Forstverwaltung in Daressalam, zu verstehen, der die Rinden eines ganz bestimmten Be- zirks, wie ich annehme des Rufidyideltas, der Freiberger Anstalt zur Untersuchung einlieferte. Es wäre meiner Meinung nach durchaus voreilig, die Vorschrift, die Bäume nur gegen Ende des Jahres zu ent- rinden, ohne weiteres auf ganz Ostafrika, geschweige denn auf alle Gebiete zu übertragen, in denen Mangrove vorkommt. Und das aus folgendem Grunde.

Als Pflanzenphysiologe stellte ich mir nach Bekanntgabe des Frei- berger Ergebnisses sofort die Frage: Worauf mag das Fehlen des rot- färbenden Stoffes im November und Dezember zurückzuführen sein? Prof. Paessler drückt die Vermutung aus, daß diese Monate, in denen die Trockenheit an der Küste des mittleren und südlichen Ost- afrika im allgemeinen auf ihrer Höhe steht, sich für die Aufbereitung der Rinden, für ihre Entwässerung, besonders eigneten. Das mag richtig sein, trifft aber meines Erachtens nach nicht den Kernpunkt der Frage, kommt nur als gleichfalls beachtenswertes Moment hinzu. Viel wahrscheinlicher war mir von vornherein, daß das Fehlen des rotfärbenden Stoffs mit periodischen Lebenserscheinungen im Zusammen- hang stehen würde, die sich schon rein äußerlich an Rhizophora- und Bruguiera-Bäumen konstatieren lassen müßten. Ich fragte darum bei der Kaiserl. Forstverwaltung an und erhielt die Antwort, daß No- vember und Dezember die Monate seien, in denen Rhizophora und Bruguieru neue Blätter bildeten. Das stimmt durchaus mit den Er- fahrungen überein, die man auch anderwärts gemacht hat, z. B. in Ceylon!). Eine Mehrzahl von Bäumen wird daselbst durch die ein- setzende oder auf der Höhe stehende Trockenzeit zum Treiben an- geregt. Erklärt hat man es damit, daß Trockenheit des Bodens die Zufuhr von Nährsalzen erhöhe, die als Stimulans wirken sollen, eine Deutung freilich, die uns bei Mangrovebäumen im Stich läßt. Wie dem aber auch sei, die Tatsache allein, daß beı Rhizophora und Bruguiera die Zeit, in der die Bäume neu ausschlagen, mit der zusammenfällt, in welcher die Rinde des rotfärbenden Stoffes ermangelt, läßt die Ver-

!) Vergl. meine Broschüre über Laubfall und Lauberneuerung in den Tropen. Berlin 1912.

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mutung berechtigt erscheinen, daß hier ein ursächliches Verhältnis ob- waltet. Ein Beweis freilich, den das Amani-Institut in Verbindung mit der Forstverwaltung leicht erbringen könnte, fehlt noch, aber jeder Pflanzenphysiologe, der sich mit der Wanderung und Wandlung von Stoffen im Zusammenhang mit periodischen Erscheinungen beschäftigt hat, wird mir zugeben, daß meiner Vermutung ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit zukommt. Bestätigt sie sich, so gilt die Vorschrift: Entrinde die Mangrovebäume im November und Dezember als ein Spezial- fall mit Sicherheit nur für das Rufidyidelta; allgemeiner und zugleich als Antwort auf die in der Überschrift gestellte Frage hätte sie zu lauten: Entrinde die Bäume, wenn sie neue Blätter treiben. Das wird im Norden ÖOstafrikas wahrscheinlich schon zu anderer Zeit geschehen als im Süden, ganz zu schweigen von Verhältnissen, wie sie in Westafrika, Neu-Guinea, den Karolinen und Samoa herrschen.

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Il. Vier von Ule in Nordbrasilien und Peru gesammelte Kakteen.

Von F. Vaupel.

Cereus amazonicus K. Schum. Caulis erectus, subscandens, parce ramosus, apice attenuatus. Costae 7 anguste - complanatae, sectione transversa anguste-triangulares. Areolae parvae, orbiculares, mediocriter remotae, paullum convexae. Aculei cireiter 15, mediocres, flexuosi, vix pungentes, inter se plus minus aequales, quorum quatuor crucis forma dispositi pro centralibus haberi possunt. Flores infra apicem costis insidentes, plures, angulo acuto a caule distantes, basi haud curvati, magnitudine mediocres; tubus erectus, corollam versus paullum ampliatus, subteres, costis humillimis a squamis paueis oriundis vix costatus, squamarum axillae non armatae; perigonium actinomorphum, infundibuliforme, sepala subcarnosa, apice rotundata, petala obovato- cuneata paullum apiculata, basi lata sessilia; stamina inclusa, tubo superiori affıxa, inaequilonga; filamenta filiformia; antherae lineari- oblongae; stylus antheras paullum superans. Bacca perigonio mar- cescente coronata, oblonga, apice obtusa, leviter sulcata, squamis paucis minimis munita; exocarpium crassum; semina subobovata, nigra, seriatim scrobiculata.

Eine aufrechte, an Gebüsch sich anlehnende, bis 5 m lange, von der Basis aus wenig verzweigte Pflanze. Der nach oben verjüngte, zugespitzte und von den auf- rechten Stacheln überragte Stamm hat zwischen den Kanten der gegenüber- liegenden Rippen gemessen eine Stärke von 3 cm, wovon auf die Zentralachse 1 cm entfällt. Rippen 7, durch annähernd rechtwinklige Furchen voneinander ge- trennt, im Querschnitt spitz-dreieckig, ca. 8 cm hoch, an der Basis 5—6 mm breit; ihre Kanten sind ziemlich scharf und unter den Areolen unbedeutend vorgezogen. Areolen etwa 17 mm voneinander entfernt, kreisförmig, ca. 2 mm im Durchmesser, ohne Wollfilz. Stacheln etwa 15, dünn, biegsam, kaum stechend, bis 8 mm lang; es lassen sich vier im aufrechten Kreuz gestellte, ein wenig stärkere, aber etwas kürzere, schräg spreizende Mittelstacheln unterscheiden, die übrigen, dem Rande der Areole, zumeist in deren unteren Hälfte entspringenden Randstacheln stehen wagerecht ab. Blüten in größerer Zahl etwas unterhalb der Stammspitze, gerade, im spitzen Winkel zur Zentralachse, etwa 8 cm lang, wovon die bei weitem größere Hälfte auf Fruchtknoten und Röhre, die beide voneinander nicht abgesetzt sind, entfällt. Schuppen sind in geringer Zahl vorhanden; an dem Fruchtknoten sind sie als solche

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kaum noch zu erkennen, nur die herabfallenden flachen Kanten deuten ihre Stelle an; an der Röhre sind sie ein wenig größer; ihre Achseln sind unbewehrt. Die mehr becher- als trichterförmige Blumenkrone hat einen Durchmesser von etwa 2,5 cm; Blütenblätter wenig zahlreich, obovat, mit etwa 1 cm breiter Basis sitzend, oben breit gerundet und in eine ganz unbedeutende Spitze ausgezogen; sie nehmen von außen nach innen an Größe zu; die äußeren, noch mehr schuppenförmigen und halbfleischigen, sind etwa 1 cm lang, die inneren, dünneren, sind bis 2 cm lang; Haare oder Borsten sind nirgends vorhanden; die zahlreichen Staubgefäße sind im oberen Teil der Röhre in breiter Schicht befestigt und ragen nicht über die Blumen- krone hinaus; die Staubfäden sind fadenförmig, die Staubbeutel 3 mm lang, elliptisch; der Griffel ist nur wenig länger. Die anscheinend reife Frucht ist 5 cm lang, 2 cm im Durchmesser, schwach gefurcht und mit einigen Höckern besetzt. Samen klein, etwa umgekehrt-eiförmig, schwarz, fein grubig punktiert. Blütenfarbe nach Angabe des Sammlers weißlich.

Östliches Peru: Departamento Loreto, am Huallaga bei Tara- poto (Ule n. 53 mit Blüten und Früchten, im September 1902).

Die Art ist bereits erwähnt in Englers Botan. Jahrb. Bd. 40 (1908), p. 411, aber nicht beschrieben.

Cereus megalanthus K. Schum. Caulis radicans, articulatus, trigonus. Üostae 3, compresso-alatae, sub areolis conspicue incrassatae, inter areolas leviter concavae. Areolae valde distantes, plus minus orbiculares vel ellipticae. Aculei O—3 minimi, recti, patentes. Flores maximi speciosissimi; ovarıum squamis validis aculeis 1 vel pluribus armatis obsitum; tubus longissimus validus, phyllis lanceolatis acutis obsitus; perigonii phylla multa, perlonga, taeniaeformia, apice acuta; stamina inaequilonga, perigonio multo breviora; filamenta compressa; antherae lineari-oblonga; stylus crassus, stamina superans.

Eine in den Kronen von Bäumen epiphytisch wohnende Art mit Luftwurzeln und langen Zweigen. Die Zweige sind schlank, dreikantig. Die Kanten sind bis zur Zentralachse flach zusammengedrückt und bis 5 mm hoch; unter den Areolen sind sie nasenartig vorgezogen und dazwischen flach gebuchtet. Die Areolen sind bis zu 7 cm voneinander entfernt, klein, kreisförmig bis elliptisch und mit 0—3 sehr kurzen (kaum 2 mm langen), pfriemlichen Stacheln besetzt. Die Blüte ist neben der des in die Reihe der Principales gehörenden und aus West-Indien stammenden Cereus Urbanianus Gürke et Weingart die bisher bekannte größte unter den Kakteen; er- reicht sie doch, von der Basis des Fruchtknotens bis zur Spitze der Sepalen ge- messen, die stattliche Länge von 38 cm; der Fruchtknoten, der im übrigen von der Röhre nicht sehr deutlich abgesetzt ist, ist bedeckt mit mehreren Reihen sehr kräftiger, an ihrer Basis etwa 12 mm breiter Schuppen, die auf ihrer Oberseite je eine mit kurzem Wollfilz bekleidete und mit 1 oder mehreren starren, bis fast 1 cm langen Stacheln bewehrte Areole tragen; die Röhre ist inkl. Fruchtknoten ca. 18 cm lang, bei einem Durchmesser von unten 2!/,, oben 3 em; sie ist besetzt mit etwa 10 blatt- artigen, fleischigen, lanzettlichen, spitzen, oft etwas schiefen Schuppen, von denen die untersten etwa 3, die obersten etwa 6 cm lang sind; die zahlreichen Blüten- blätter sind bandförmig mit zulaufender Spitze; die äußeren sind an der Basis nicht

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ganz 1,5 cm breit und 16 cm lang; die inneren sind 3,5 cm breit, aber nur etwa 11 cm lang; Staubgefäße sehr zahlreich, der größeren oberen Hälfte der Röhre ent- springend, bedeutend kürzer als die Blumenkrone; die Staubfäden sind etwas ab- geplattet; die Staubbeutel sind ca. 7” mm lang. Der ®/, em starke Griffel überragt sie um etwa 3 em; Narben zahlreich, nicht gut erhalten. Blüte weiß.

Östliches Peru: (Departamento Loreto) unmittelbar bei Tara- pato (Ule s.n. Mit Blüten im Jahre 1902).

Die durch die große, in allen Teilen auffallend kräftige Blüte ausgezeichnete Art gehört in Schumanns XXX. Reihe Triangulares. Die Art ist bereits genannt in Englers Botanischen Jahrbüchern, Bd. 40 (1908), p. 412 und abgebildet in Karsten und Schenck, Vegetationsbilder, II. Reihe, Tafel 5 (1904).

Im Kgl. Botanischen Garten in Dahlem wird ein von Herrn Ule s. Zt. ein- gesandtes Exemplar der Art kultiviert, dessen Zweige etwas stärker geworden sind, als die in Alkohol konservierten Originalstücke, nach denen die Beschreibung an- gefertigt wurde.

Cereus oligolepis Vaupel. Caulis erectus, parce ramosus, apice rotundatus, altitudine mediocri. Costae 5 acutiusculae, compressae, dorso continuae, pro rata altae. Sinus acuti. Areolae subremotae, orbiculares, parvae, tomento parvo obtectae, apicales lanugine longiore mox caduca munitae. Aculei radiales 8—10 plus minus horizontaliter patentes, mediocres, centralis 1 duplo vel triplo longior porrectus. Flores pauci e parte superiore areolarum juniorum erumpentes, angulo acuto patentes, infundibuliformes; ovarium a tubo externe non sejunetum, squamis minimis vix cognoscendis obsitum; tubus dimidio inferiore subeylindricus nudus, dimidio superiore cupulatus, squamis paucis basi lata sessilibus, sursum sensim majoribus obsitus; perigonii phylla pro rata pauca, seriebus 3 disposita, exteriora obovata, interiora oblonga; stamina permulta inclusa, a toto dimidio superiore tubi oriunda; fila- menta filifformia, antherae lineari-oblongae, totam fere cupulam tubi explentes; stylus anthesi paullum longior, in stigmata eirciter 10 minima erecta divisus. Bacca depresso-globosa nuda, perigonio marcescente dependente coronata, pariete crasso.. Semina permulta, nigra, sub- complanata, seriatim scrobiculata.,

Eine etwa 1 m hohe, aufrechte, wenig verzweigte Pflanze. Rippen 5, fort- laufend, flach zusammengedrückt, etwas gerundet, etwas über 1 cm hoch, bis zur 1 cm starken Zentralachse reichend, und durch scharfe Furchen getrennt. Areolen etwa 1 cm voneinander entfernt, kreisförmig, 3 mm im Durchmesser, mit kurzem Wollfilz und nicht sehr zahlreichen, mehr dem unteren als dem oberen Rande ent- springenden, etwa 1 cm langen bräunlichen Haaren bekleidet, die den Scheitel ein- hüllen, aber schon 10 cm unter diesem fast verschwunden sind. Randstacheln 8 bis 10, mehr oder minder horizontal spreizend, dünn, kaum 0,5 cm lang; Mittel- stachel 1, senkrecht abstehend, etwas kräftiger als die Randstacheln und bis gegen 2 cm lang. Blüten etwas unterhalb des Scheitels, einzeln oder zu mehreren, aber offenbar nur in geringer Zahl, in spitzem Winkel nach oben gerichtet; ganze Länge

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5 cm; der äußerlich von der Röhre nicht zu unterscheidende Fruchtknoten ist nur mit sehr wenigen, mit der Lupe kaum erkennbaren Schuppen besetzt und hat einen Durchmesser von 1 em bei annähernd gleicher Höhe; der sich daran anschließende, 14 mm lange untere Teil der Röhre ist kahl und verengert sich allmählich auf s mm; die obere Hälfte der Blüte ist becherförmig, mit einigen dachziegelig ge- stellten, mit breiter Basis sitzenden, oblongen bis obovaten Schuppen besetzt, von denen die obersten eine Breite und Höhe von je 8 mm erreichen; Blütenblätter nicht sehr zahlreich, in drei Reihen, die äußeren umgekehrt-eiförmig, 8 mm breit, 12 mm lang, die inneren oblong, 4—5 mm breit, 13 mm lang; Staubgefäße sehr zahlreich, der ganzen Wand der becherförmigen oberen Tubushälfte entspringend; Filamente fadenförmig, dünn; Staubbeutel länglich, 3 mm lang, fast den ganzen Raum aus- füllend, aber die Blumenkrone nicht überragend; der Griffel überragt sie etwas mit etwa 10 sehr kurzen aufrechtstehenden Narben. Beere von der herabhängenden ver- trockneten Blüte gekrönt, niedergedrückt-kugelig, glatt, fast 3 cm im Querschnitt, mit 5 mm dicker Wand. Samen sehr zahlreich, schwarz, etwas schief zusammen- gedrückt, an der Basis verschmälert, fein grubig punktiert. Blütenfarbe weißlich.

Nördlichstes Brasilien: an Felsen im Camp> der Serra do Mel am Rio Surumu, nördl. Breite (E. Ule, n. 8580 mit Blüten und Früchten im Februar 1910).

Cereus trigonodendron K. Schum. Caulis erectus, parce ramosus, altissimus, hince inde articulatus; rami apice rotundi vel vix attenuati. Costae 3 compressae, Sinus primum acuti, dein obtusi. Areolae approximatae, parvae, orbiculares, tomento albo brevi obtectae. Aculei haud numerosi, parvi, plerumque unus centralis paullum major. Flores rubri.

Eine aufrechte, bis 15 m hohe, mäßig verzweigte Pflanze. Zweige im spitzen Winkel zur Hauptachse, stellenweise eingeschnürt, am Scheitel gerundet oder schwach zugespitz. Kanten 3, zusammengedrückt, durch zuerst tiefe, später flache Furchen getrennt. Areolen kreisfürmig, kaum 3 mm im Durchmesser, mit kurzem grauem Wollfilz und teilweise mit spärlicher flockiger Wolle bekleidet. Stacheln meist 6; Mittelstachel 1, bis 6 mm lang, die übrigen kürzer. Blüten rot, etwa 10 cm lang (nach mündlicher Mitteilung des Sammlers). Alles weitere unbekannt.

Östliches Peru: (Departamento Loreto), am mittleren Huallaga und bei Tarapoto an manchen Stellen des lichteren xerophytischen Waldes (Ule, s.n., Ende 1901).

Die Pflanze ist bereits in Englers Botanischen Jahrbüchern, Bd. 40, S. 413 genannt und auf Tafel 19 abgebildet (Vegetationsansicht).. Ein 30 em hohes, von Ule importiertes Stück wird augenblicklich im Botanischen Garten in Dahlem kulti- viert, ohne jedoch gewachsen zu sein.

Wenn wir also auch nur über den Standort und die Gestalt der Pflanze hin- reichend unterrichtet sind, so bietet doch die für sie charakteristische geringe Anzahl von Rippen die Gewähr, daß sie, wenn sie wieder aufgefunden wird, richtig er- kannt wird.

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II. Prunus salieina Lindl. Von E. Koehne.

Prunus salicina, von Lindley 1830 veröffentlicht, ist seither un- aufgeklärt geblieben. Dazu trug wohl wesentlich bei Lindleys eigene Angabe, die Art sei „nahe verwandt“ mit P. glandulosa Thunb., also mit einer Kirsche. Ich selbst ließ mich hierdurch, sowie wegen der „folia obovata“ verleiten, P. salicina als möglicherweise synonym mit P. humilis Bunge zu betrachten. Wiederholte Erwägungen führten mich aber zu dem Schlusse, weit wichtiger seien wohl folgende An- gaben Lindleys: „Commonly called the Chinese plum. Sent by Mr. Reever fr. China under the name of Ching-Cho-Lee Plum. Fruits represented in chinese drawings to be about the size and colour of P. cerasifera.“ Ist die Pflanze eine Pflaume, so ist sie ganz und gar nicht mit P. glandulosa verwandt. Es fragt sich dann: Gibt es eine chinesische Pflaume, die häufig und weit verbreitet ist und Früchte von Größe und Farbe der P. cerasifera trägt? Antwort: Allerdings und zwar gibt es nur eine einzige Art, die in Betracht kommen kann, nämlich P. trifora Roxb. Damit war ich zurückgekehrt zu Maxi- mowicz’ Annahme für P. salieina: „An cum P. triflora jungenda?* Zu meiner großen Freude gelang es mir, durch Ansicht eines Lindley- schen ÖOriginalexemplars die Frage endgültig in diesem Sinne ent- scheiden zu können, Das Original bestand aus einem kleinen, aber vollkommen charakteristischen, etwa 1Sblättrigen Laubzweig und einem kleinen Stück eines Blütenzweiges mit wenigen, nicht besonders gut erhaltenen Blüten. Beide Zweige ließen ganz klar die zur Entwicklung notwendigen Merkmale der P. trifiora erkennen, einer Art, die trotz mannigfacher kleiner Abänderungen doch immer recht charakteristisch und wohl erkennbar bleibt.

Nach Festlegung der Identität erhebt sich aber eine Nomenklatur- frage, P. salicina muß nämlich die Priorität vor P. triflora beanspruchen, denn der letztere Name wurde zwar schon 1814 gedruckt, aber als vollkommenes Nomen nudum. Lindley konute also dieselbe Art 1830

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beschreiben, ohne von der Identität seiner Pflanze mit der P. triflora eine Ahnung zu haben. Erst 1832 erschien die Beschreibung zu Roxburghs triflora, unglücklicherweise wurde aber nunmehr durch ein unliebsames Versehen die Pflanze mit dem sinnlosen Namen P. tri- folia belegt. Somit besteht kein Zweifel, daß voranzustellen ist der Name

P. salieina Lindley in Transact. Hortic. Soc. London VII (1830) 239. Synonyme:

P. triflora Roxb. Hort. Bengal. (1814) 38, nomen nudum!

P. trifolia Roxb., Fl. ind. ed. 2, II. (1832) 501.

P. communis Maxim. in Bull. Ac. Sci. St. Petersb. XXIX (1883) 88, non Hudson.

P. ichangana C. K. Schneider in Fedde Rep. I (1905) 50.

Es sind ferner folgende Namen zu bilden:

P. salieina var. pubipes Koehne [P. trifl. var. pubipes Koehne in Sargent Plantae Wilson. pt. II (1912) 280].

P. salicina var. spinifera Koehne [P. trifl. var. spinifera Koehne in Fedde Rep. XI (1912) 266).

P. salieina var. spinifera f. glomerata Koehne [P. trifl. var. spinifera f. glomerata Koehne in Fedde Rep. XI (1912) 267].

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IV. Drei neue Sträucher aus Natal. Von E. Gilg.

Erica Thodei Gilg n. sp.; frutex squarrosus multiramosus, ramis erectis, junioribus griseis, parce breviterque pilosis, demum nigrescen- tibus, glabris, internodiis brevissimis; foliis 4-natis, erectis caulique appressis, aciculariformibus, acutis vel acutiusculis, coriaceis, quam internodia multo longioribus, glabris, supra planis, subtus convexis medioque longitudinaliter + profunde canaliculatis; floribus ‚‚albidis‘“, in apice ramorum ramulorumque 3—6-natis, pedicellis brevibus glabris; bracteis ad basin sepalorum sese approximatis ovato-lanceolatis, acutis, dorso carinatis; sepalis bracteis aequalibus, sed majoribus, dorso ecari- natis, margine manifeste fimbriatis; corolla suburceolata, vix contracta, glabra, lobis tubi er. !/, longit. aequantibus vel paullo superantibus, ovatis, apice subrotundatis; antheris tubum paullo superantibus; stigmate longe exserto, manifeste incrassato-lobulato.

Die vorliegenden Zweige sind etwa 40 cm lang und zeigen etwa 3 mm lange Internodien. Die Blätter sind etwa 6 mm lang, 1 mm breit. Die Blütenstiele sind 3—4 mm lang. Die Brakteen sind kaum 2 mm lang, 1,5 mm breit. Die Kelch- blätter sind 3 mm lang, 2 mm breit. Die Korolle ist 3,5—4 mm lang.

Natal: auf grasigen, felsigen Stellen der Drakensberge bei dem Tale des Flusses Umnveni in 2000— 2300 m Meereshöhe (Thode. Blühend im Januar 1912).

Die neue Art gehört zur Sekt. Trigemma und ist wohl mit E. propinqua Guthrie et Bolus am nächsten verwandt.

Erica Straussiana Gilg n. sp.; frutex squarrosus ramosus, ramis erectis, junioribus griseis, demum brunneis, glabris, internodiis bre- vissimis; foliis ternis, erecto-patentibus, aciculariformibus, acutis, sub- coriaceis, quam internodia multo longioribus, glabris, supra planis, subtus convexiusculis medioque longitudinaliter parce canaliculatis; floribus „purpureis“ in apice ramulorum in capitula 2—4-flora laxius- cula confertis; pedicellis longiusculis florem foliaque longit. manifeste superantibus, densiuscule lepidoto-pilosis; bracteis 3, 2 paullo infra medium pedicelli abeuntibus, 1 fere basali, omnibus linearibus, acutis, glabris; sepalis ovatis, magnis, apicem versus longe acutatis, dorso manifeste carinatis, margine subeiliatis, ceterum glabris; corolla sepalis

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breviore, suburceolata, non vel vix contracta, dense brevissimeque pi- losa, lobis tubi er. !/, longit. aequantibus, ovatis, acutis; antheris tubum haud adaequantibus; stigmate incluso, apice vix incrassato.

Die vorliegenden Zweige sind etwa 35 cm lang und zeigen etwa 5—6 mm lange Internodien, während diese an den Seitenzweiglein sehr viel kürzer sind. Die Blätter sind 8—10 mm lang, kaum 1 mm breit. Die Blütenstiele sind 7—8 mm lang. Die Brakteen sind 1—1,5 mm lang. Die Kelchblätter sind 5—6 mm lang, 3 mm an der Basis breit. Die Krone ist 4—5 mm lang.

Natal: auf grasigen, felsigen Stellen der Drakenberge bei dem Tale des Flusses Umnveni in 2300 m Meereshöhe (Thode. Blühend im Januar 1911).

Die neue Art, die ich nach Herrn Obergärtner Strauss benannt habe, gehört in die Sekt. Lamprotis und scheint mir am meisten Beziehungen zu Erica cori- folia L. zu besitzen.

Leucodendron natalense Thode et Gilg n. sp.; frutex humilis, ramis 25—30 cm altis e rhizomate crasso erumpentibus sese approxi- matis, erectis, teretibus, superne sericeis, inferne glabrescentibus vel glabris; foliis omnibus aequalibus, oblanceolatis, integris, coriaceis, apice acumen breve subpungens gerentibus, basin versus sensim angustatis, utringue subaequaliter manifeste retieulato-nervosis, inferioribus glabris vel basi tantum parce pilosis, superioribus (infra inflorescentiam) brac- teoideis („albidis“) utringue + dense sericeis margineque manifeste sericeo-ciliatis, basi lata sessilibus; inflorescentia 5 terminalı solitaria, foliis superioribus confertis fere inclusa, subglobosa, fere glabra vel bracteis margine superiore sericeo-ciliatis instructa; inflorescentia Q oblonga, ceterum S' subaequali.

Die Internodien an der Basis der Zweige sind nur 4—5 mm lang, die oberen allmählich immer kürzer, so daß an der Spitze die Blätter, besonders die brakteoiden, sehr dicht gedrängt stehen. Die Blätter sind 3—4,5 cm lang, 5—7 mm breit. Die die Blütenstände umhüllenden brakteoiden Blätter sind ein wenig breiter als die übrigen, ihnen aber sonst in Form und Textur gleich. Die d' Blütenstände sind etwa 1 cm lang und fast ebenso dick, die © sind fast 2 cm lang und 1 cm dick.

Natal: in einem Sumpf an der Mündung des Flusses Umhlangeni bei Port Shepstone, 30-60 m ü. M. (Thode. Blühend im Sep- tember 1912).

Die neue Art, die ZL. minus Phillips et Hutchins. und L. lanigerum Buek am nächsten steht, ist die erste Art der Gattung, welche aus Natal bekannt geworden ist. Alle übrigen Arten sind auf das südwestliche Kapland beschränkt oder (2—3 Arten) überschreiten dieses nur wenig nach Osten zu.

Herr Thode macht brieflich darauf aufmerksam, daß der Name Leucadendron ungrammatikalisch ist und daß man richtiger Leucodendron schreiben müsse. Ich halte dies für durchaus zutreffend und wundere mich, daß man den falsch gebildeten Namen Leucadendron solange unbeanstandet geführt hat.

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V. Bridelia mierantha Baill.

Eine Futterpflanze für afrikanische Seidenraupen,

Von A. Engler.

Im Bulletin agricole de Congo belge No. 2 Juni 1911 macht Herr Emile Michel ausführliche Mitteilungen über afrikanische Seiden- raupen „Vers & soie sauvages d’Afrique“. Es sind dies Arten der Gattung Anaphe aus der Familie der Bombyciden. Er bespricht die Merk- male der einzelnen Arten und namentlich die der im Kongostaat be- sonders häufigen Arten A. venata Butl. und A. infracta Walk., ihren Nestbau und das Ausschlüpfen der Schmetterlinge aus den Kokons, welche nicht wie die von Bombyx mori abgetötet zu werden brauchen, sondern nach dem Ausschlüpfen der Schmetterlinge in alkalinisiertem Wasser gewaschen und getrocknet ohne weiteres zu Ballen verpackt, zur Verarbeitung an die Seidenfabriken abgesendet werden können. Nach den Untersuchungen von Barwick liefern die Nester im ganzen 33 /, reine Seide, und 3 kg sorgfältig gereinigte Nester sollen 2 kg Seidenfaden ergeben. Eine internationale Gesellschaft „African Silk Corporation“ hat Anstalten zur Ausnutzung der Seidenraupen getroffen, welche vielfach im tropischen Afrika in großen Massen vorkommen und deren Nester auch schon mehrfach von den Eingeborenen zur Gewinnung von Seide benutzt werden, so in Süd-Nigerien zur Her- stellung eines Gewebes „Sanyan‘“, in Nord-Nigerien zur Erzeugung einer Seide „Gambari“,

Als Nährpflanzen dienen den Raupen hauptsächlich die im ganzen tropischen Afrika verbreitete Albizzia fastigiata, eine Sterculia und vor allem die hier abgebildete Euphorbiacee Bridelia micrantha Baill.

B. mierantha Baill. ist ein 6—20 m hoher Baum mit dichter breiter Krone, dessen Zweige in der Jugend mit kurzem und dünnem rot- braunem Haarfilz versehen sind, der aber später ganz abgestoßen wird, Auch sind jüngere 1 cm dicke grauberindete Zweige mit 1 cm langen, unten 3 mm dicken Dornen besetzt (so beobachtet von W. Goetze in Uluguru). Die lederartigen Blätter sind mit bald abfallenden spitzen

Bridelia mierantha Baill.

A Zweigstück der ( Pflanze; B g’ Blüte; C Längsschnitt durch die d Blüte; D 9 Blüte; E Querschnitt durch die Frucht; F Zweig der Q Pflanze mit Früchten. Original nach Exemplaren von Marangu am Kilimandscharo.

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Nebenblättern und mit einem etwa 1 cm langen Blattstiel versehen, fast lederartig, oberseits glänzend, unterseits matt, kahl oder schwach behaart, elliptisch, länglich elliptisch oder auch verkehrt-eiförmig, am Grunde mehr oder weniger stumpf, am Ende kurz zugespitzt, beider- seits mit S—16 unterseits stark hervortretenden Nerven. Die Blüten stehen in Knäueln, die männlichen sind sehr kurz gestielt, die weiblichen ganz sitzend. Der Bau der Blüten und der Früchte ergibt sich aus der Abbildung.

Der Baum findet sich in Deutsch-Ost-Afrika in Usambara, wo er zuerst von Holst aufgefunden wurde, im Sigital um 500 m (Busse), an Waldrändern und in lichten Urwaldparzellen bei Derema um 800 m (Scheffler), bei Marangu am Kilimandscharo um 1400 m (Volkens), unterhalb Moschi um 1100 m (mwaru der Wadschaggas, Uhlig), in Usaramo bei Pugu an den Ufern des Pugubaches (Dr. Holtz), in den Vorbergen von Uluguru am Mgasi um 500—1000 m (W. Goetze), bei Kome in der Nähe von Muansa am Viktoria-See (Dr. Holtz), auf Ukerewe (Uhlig), am Berg Niansa in Ruanda um 1700 m (Dr. Kandt), auf der Insel Mujamno im Kiwu-See um 1460 m (Mild- braed). Er wurde auch bei Tora und Usoga in Uganda aufgefunden, ferner südlich von Deutsch-Ost- Afrika im südlichen Nyassaland und bei Chirinda im Gazaland, bis wohin sich noch viele Bäume des tro- pischen Ostafrika verbreitet haben.

Ebenso ist der Baum im westlichen Afrika verbreitet, von Senegambien über Franz. Guinea, Sierra Leone, Goldküste, Lagos, Süd-Nigerien, Kamerun, Spanisch-Guinea, unteren Kongo bis Angola, allerdings in verschiedenen Formen, welche in der Größe der Blätter und der Zahl ihrer Nerven voneinander verschieden sind, jedoch eine ziemlich kontinuierliche Reihe darstellen.

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VI. Poga oleosa Pierre.

Ein Öl liefernder Baum von Kamerun und Gabun.

Mit 3 Figuren im Text.

Von A. Engler.

Poga oleosa Pierre, eine Rhizophoracee aus der Unterfamilie der Anisophylleoideae, wurde zuerst von dem Missionar P. Klaine wie so viele andere interessante westafrikanische Bäume bei Libreville in Gabun, wo sie den Namen mpoga führt, entdeckt und von L. Pierre im Bulletin der Soci&t& Linneenne de Paris (1896), p. 1254 beschrieben. Auch wurde mitgeteilt, daß von den Eingeborenen die ölreichen Em- bryonen genossen werden und das aus ihnen gepreßte Öl vielfach ver- wendet wird. Später wurden die Früchte des bei Ossidinge in Kamerun sehr häufigen Baumes, welche von den Eingeborenen als njore-njole bezeichnet werden, von dem Kaiserl. Bezirksamtmann, Herrn Dr. med. Mansfeld, an Herrn Geheimrat Prof. Dr. Brieger und Dr. M. Krause zur chemischen Prüfung eingesendet, da die in den großen kugeligen Steinfrüchten (vergl. Figur 1) enthaltenen eiförmigen Samen sehr viel wohlschmeckendes und leicht auspreßbares, wie Olivenöl zu verwenden- des Öl enthalten. Von den beiden Herren wurde eine Notiz über die Zusammensetzung dieses Öles im Tropenpflanzer 1908 Nr. 2 gegeben. Neuerdings wurde der Baum auf der zweiten Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg im Südkameruner Waldgebiet, im Bezirk Ebolowa zwischen Ebolowa und Nkomakak auf Hügelland (700—400 m) von Dr. Mildbraed beobachtet. Auch dieser bezeichnet das in den Samen enthaltene Öl als gut, erwähnt aber außerdem noch, daß der Saft der Rinde auf Wunden gebracht werde, um deren Heilung zu bewirken.

Der Baum wird hier „angäle“ (Bule) genannt, führt also an jedem der drei jetzt bekannten Fundorte einen anderen Namen. Es ist wahr-

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scheinlich, daß er auch noch in anderen Teilen des Kameruner Wald- gebietes gefunden werden wird. Es sei daher hier auf denselben auf- merksam gemacht, zumal ich an dem von Dr. Mildbraed gesammel- ten Material noch einige Merkmale auffinden konnte, welche von L. Pierre nicht angegeben werden.

Der Baum wird sowohl von Klaine wie von Dr. Mansfeld als 25—50 m hoher Riesenbaum bezeichnet, dessen grauer, glatter Stamm 2 m Dicke erreicht. Die jungen Zweige sind rötlich und tragen in Abständen von 2—4 cm in 2 Reihen die mit 0,8—1,5 cm langen Stielen versehenen länglichen, beiderseits stumpfen oder am Ende mit kleiner stumpfer Spitze versehenen Blätter; dieselben sind etwa 1,2 bis 1,5 dm lang und 6—7 cm breit, oberseits dunkelgrün, unterseits hell- grün, mit rötlicher Rippe und jederseits 6—7 Seitennerven. Die von Mildbraed gesammelten ‚Zweige zeigen im Gegensatz zu den von Klaine gesammelten aber auch noch 2 Reihen kleiner lanzettlicher 2 cm langer, 6 mm breiter mit breiter Basis sitzender Blätter, welche so nahe an der Insertion der Großblätter stehen, daß man sie leicht für Nebenblätter halten könnte. Es sind aber die Kleinblätter, welche denen von Anisophyllea entsprechen (vergl. Fig. 1A und B, sowie die Figur von Anisophyllea disticha Jack in Engler und Prantl, Nat. Pflanzenfamilien III 7, S. 56, Fig. 30 A); nur stehen die Kleinblätter bei Anisophyllea meistens etwas mehr von den Großblättern entfernt und die letzteren sind ebenfalls schief und sitzend. Es sind also 4 Reihen von Blättern vorhanden, 2 seitliche Reihen Großblätter und 2 Reihen etwas mehr an der Oberseite der Zweige stehende Klein- blätter. Die Blütenzweige tragen in Abständen von etwa l cm 10 bis 12 cm lange Ähren kleiner polygamer Blüten, von denen die zwitterigen etwas größer sind als die männlichen. Der Bau der Kelch- blätter, Blumenblätter und Staubblätter ist aus der Abbildung er- sichtlich. Der unterständige Fruchtknoten ist 4fächerig, in den männ- lichen Blüten steril; aber auch in diesen sind 4 eiförmige, fleischige Griffel vorhanden. Die Frucht ist eine kugelige Steinfrucht von 4,5 cm Durchmesser, mit dünnem, fleischigem Exokarp und sehr dickem, holzigem, von zahlreichen unregelmäßigen Hohlräumen durchsetzten Endokarp; der Scheitel der letzteren ist häufig mit 4 rechtwinklig von einander abstehenden Furchen und 4 dazwischen stehenden zu den 4 Fächern des Steinkerns führenden Öffnungen versehen.

Meistens sind 1—2 Fächer steril; in den fertilen Fächern hängt vom Scheitel an spitzem Funiculus ein länglicher, bis 2,2 cm langer und 8 mm dicker Same herab, dessen harte krustige, zimmtbraune Schale den ölreichen ungegliederten akotyledonen Embryo umschließt.

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Holz und Rinde enthalten Sekretlücken, welche nach Untersuchung der zur Verfügung stehenden jungen Zweige auf Verschleimung von

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Fig. 2. Querschnitt durch ein Stück des Blattes, zeigt das zweischichtige Hypoderm der Oberseite, das einschichtige der Unterseite, die Schleimzellen im Hypoderm, die braunen Sekretschläuche und Sklerenchymzellen im Mesophyll. Original.

Fig. 3. Drüsen auf der Unterseite des Blattes. A Junge Drüse von oben gesehen; B Junge Drüse im Längsschnitt; Ältere Drüse im Längsschnitt. Original.

Fig. 1. Poga oleosa Pierre. A Laubzweig mit 2 Reihen von Großblättern und 2 Reihen von Kleinblättern; B Zweigstückehen, die Insertion der Blätter zeigend; C Stück der Blattunterseite mit den braunen Drüsenfleckchen; D Zweigstück mit Blütenstand; E Stückchen einer Blütenähre; F Knospe; @ eine solehe von oben gesehen; H Knospe einer /' Blüte im Längsschnitt, mit Griffeln, aber mit sterilen Fächern; J Blumenblatt; K Staubblatt; Z Pollen; M Endokarp der Frucht im Längsschnitt; N dasselbe im Querschnitt mit 3 fertilen Fächern und einem sterilen, in einem Fache Querschnitt des Samens; O Scheitel des Endokarpes mit 4 Furchen und 4 Löchern; P Haar vom Blütenstand. D, G, M, P nach L. Pierre, das übrige Original. 21°

Zellgruppen zurückzuführen sind. An den Blättern finden wir ober- seits unter der Epidermis 2 Schichten Hypoderm, deren untere von einzelnen großen Schleimzellen durchsetzt ist; unterseits ist nur eine Schicht Hypoderm vorhanden, in welcher ebenfalls große Schleimzellen auftreten; diese Schleimzellen dringen an der Oberseite stark gegen das Palissadenparenchym, an der Unterseite gegen das Schwamm- parenchym vor. In letzterem finden sich auch einzelne Sklerenchym- zellen und Sekretschläuche mit bräunlichem Inhalt. An der Blatt- unterseite sind aber außerdem noch dunkelbraun gefärbte Fleckchen oder Drüsen zu bemerken, welche in Fig. 3 abgebildet sind. Wie die Abbildung zeigt, entstehen diese Drüsen durch Resorption von Zellen der Epidermis und des Hypoderms.

So brauchbar das aus den Samen gewonnene Öl auch sein mag, so dürfte der Verwertung desselben im großen doch wohl die etwas mühsame Befreiung der Samen aus dem dickwandigen ‚Steinkern hinderlich sein.

VIL Ein neuer Podocarpus.

Von R. Pilger.

Podocarpus Roraimae Pilger nov. spec.; arbor parvula, circ. 6 m alta, trunco crassiusculo (ex coll.); rami valde ramulosi, ramuli patentes, juniores breves densefoliati, saepe subverticillati, cortice fusco, demum magis einereo, crassiusculo; gemmae globosae, perulis exterio- ribus e basi lata + acuminatis; folia ad ramulos breves ovali-oblan- ceolata, apice breviter rotundato-angustata, obtusiuscula vel raro bre- vissime subapiculata, inferne sensim angustata, brevissime petiolata, petiolo quasi indistincto, 1—2 cm longa, 4—6 mm lata, folia ad ramu- los longiores ceirc. oblanceolata, saepe apicem versus longius angustata, ad 3—3,5 cm longa, folia rigide coriacea, supra nitidula, subtus opaca, nervus parum distinetus, supra parum latiuscule prominulus vel striis vix impressis vix notatus, subtus leviter impressus; flores ignoti.

Guyana: Roraima-Gebirge, bei ca. 1900 m ü. M. (E. Ule Dezember 1909).

Die neue Art ist verwandt mit P. macrostachyus Parl. und P. oleifolius Don.;

beide Arten sind aber schon durch die scharf gezogene Furche des Nerven und die stumpfen Knospenschuppen verschieden.

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VII Die Araceengattung Remusatia in Kamerun. Von A. Engler.

Daß im tropischen Afrika, namentlich in den östlichen und zentralen gebirgigen Gegenden nördlich des Äquators nicht selten indische Pflanzen- gattungen und den indischen Arten nahestehende auftreten, ist bekannt; ich erinnere, da es sich hier um eine Aracee handelt, nur an die Gattungen Arisaema und Sauromatum. Neuerdings ist aber auch in dem westafri- kanischen Waldgebiet ein indischer Pflanzentypus aufgefunden worden, nämlich eine Remusatia, und zwar von Herrn ©. Ledermann am 5. Dezember 1909 bei Lum in Nordwest-Kamerun (200—300 m ü. M.), epiphytisch in mulmiger Astgabel eines umgefallenen Riesenbaumes. Die Exemplare blühen nicht, sind aber mit Blättern und den eigen- artigen aufrechten, abfallende Brutknospen tragenden Vermehrungs- sprossen versehen. Die herz-eiförmigen und zugleich schildförmigen Blätter stimmen in ihrer Gestalt mit etwas jungen Blättern von Re- musatia vivipara (Roxb.) Schott überein und weichen höchstens durch ihre 1—1,5 cm lange Treufelspitze etwas ab. Ich glaube, daß die Pflanze nicht von der genannten indischen Art verschieden ist. Doch mag dies, da Blütenstände nicht vorliegen, vorläufig noch unentschieden bleiben. Da der Ort Lum durch die Manenguba-Bahn zu erreichen ist, so dürfte die Pflanze wohl noch einmal wiedergefunden und in der Kultur zum Blühen gebracht werden. Herr Ledermann, den ich ersuchte, über die Örtlichkeit etwas mitzuteilen, machte folgende An- gaben:

„Lum oder Lom (Kilom. 121 der Manenguba-Balın) ist ein Ur- walddorf, das durch den Bahnbau eine gewisse Bedeutung bekommen hat. Es befindet sich ca. 25 km von Ndonge (welches an der Bifur- kation der Straßen Jabassi-Bare und Duala-Bare liegt) und fällt dem Reisenden, der von dort kommt, sofort durch die Armut an Ölpalmen auf, da Ndonge wie in einen Palmenhain gebettet ist. In Lum sieht man nur kleinere bis 10 m hohe Hlaeis. Das Dorf selbst ist dureh einen ziemlich tief eingekesselten Fluß in zwei Teile getrennt.

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Die Remusatia fand ich auf einem umgefallenen oder besser um- gehauenen Urwaldriesen, der inmitten der erst kürzlich im Walde an- gelegten Unterkunftsstation für durchreisende Karawanen lag. Sie wuchs dort auf den Astgabeln zusammen mit Polypodium Iycopodioides und einer einjährigen Gesneracee, die ebenfalls in Früchten war. Der Standort ist dieht an dem oben erwähnten steilen Tälchen, das noch mit wirklichem primären Wald bedeckt ist, wie überhaupt gerade solche Schluchten oder felsige Hänge gerade durch ihre Unbrauchbarkeit für Landwirtschaft am besten gegen Nutzungen durch Eingeborene geschützt sind. Der Wald, wenn auch meistens nicht so hoch, wie in flacheren tiefgründigeren Böden, scheint mir doch reichhaltiger zu sein, da die Lichtverhältnisse auch günstigere sind. Sonderbarerweise hatte gerade dieser Wald wenig Mimusops djave, die hier in Lum direkt Leitbäume des Sekundärwaldes sind, wenn sie nicht gar als angepflanzt betrachtet werden können.

Solche Standorte, wie gewisse Wälder bei Lum, bei Ndonge am Nlonako und bei Mfongu am Muti verdienten häufiger zum Zweck der botanischen Erforschung besucht zu werden.“

Das nächstbekannte Vorkommen von Remusatia vivipara ist im Kumaun-Himalaya westlich von Nepal. Wenn auch anzunehmen ist, daß die mit hakig gekrümmten Niederblattspitzen versehenen Brut- knospen dieser Pflanze nach der Art von Klettfrüchten Tieren leicht anhaften und so von diesen verschleppt werden können, so ist doch die Entfernung Kameruns vom Himalaya eine so große, daß man ver- muten darf, es werde die Pflanze noch auf einigen Zwischenstationen gefunden werden.

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IX. Zwei neue afrikanische Kalanchoe,

Beschrieben von

Raymond Hamet.

Kalanchoe usambarensis Engler!) et Raymond Hamet. Caulis erectus, robustiusculus, simplex?, glaber. Folia opposita, decussata, sessilia, glabra; lamina obovata vel obovato-oblonga, integra vel vix sinuata, obtusa. Pedicelli quam corollae tubus breviores. Flores parvi. Calyx campanulatus, glandulosus, segmentis tubo longioribus, subdeltoi- deis, acutis vix cuspidatis, longioribus quam latioribus. Corolla tubu- losa, non coarctata, vix glandulosa, segmentis tubo brevioribus, obovatis, obtusissimis, abrupte cuspidatis, longioribus quam latioribus. Stamina supra corollae tubi medium inserta; antherae superiores corollae segmentorum basim non attingentes. Carpella conniventia, ovato-lan- ceolata, in stylos carpellis breviores, conniventes, graciliusculos, attenuata. Squamae lineares, emarginatae, longiores quam latiores.

Usambara, Kwasassatal [Buchwald n. 145 (Original der Art!) et n. 304. Herb. R. Berlin]. Le Kalanchoe usambarensis possede une tige örigee, simple?, assez robuste, glabre, d’un diametre de 7 mm dans la region inferieure et de 3,25 a 5 mm dans la region mediane.

Les entrenoeuds superieurs, seuls presents dans les &chantillons examines, sont hauts de 4,7 a 10,5 cm, les sup£rieurs etant plus allonges que les inferieurs.

Les feuilles glabres, oppos&es et sessiles, sont obov&es ou obov£&es- oblongues, obtuses au sommet, retrecies dans la region inferieure jusqu’ a la base large et amplexicaule; leurs bords sont entiers ou ä peine sinueux; leur longueur varie de 4 & 10 cm, leur largeur, de 6,5 a 13 mm, ä la base, et de 2 A 4,6 cm dans la partie la plus large.

Les cicatrices foliaires sont constitues, ä chaque noeud, par deux eroissants allonges, dout les extr&mites se rejoignent lateralement.

1) Diese Pflanze war von mir als neue Spezies im Berliner Herbar bezeichnet worden; aber Diagnose und Beschreibung sind von Herrn Raymond Hamet ver- faßt, welcher die Crassulaceen für das Pflanzenreich bearbeitet.

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L’inflorescence dense, qui termine la tige, est corymbiforme ou sub- paniculiforme; elle est compos&e d’un petit nombre de pedoncules opposes et termines & leur sommet par des cymes bipares ramifi6es; laxe de l’inflorescence, ainsi que les p@doncules primaires et leurs premiöres ramifications sont couverts de glandes peu nombreuses; Vinflorescence, tout entiöre, est haute de 4,5 & 17 cm, et large de 5A 6,5 cm.

Les bractees lineaires-subdeltoides, ä bords entiers, ne sont pas elargies ä la, base mais sont attenuses dans leur partie superieure jusqu’au sommet aigu; elles sont couvertes de glandes en dehors et sur les bords; mais, en dedans, elles sont glabres ou couvertes de glandes tr&s peu nombreuses; leur longueur est de 1,70 & 2,60 mm, leur largeur, de 0,45 & 0,80 mm.

Les pedicelles, couverts de glandes, sont greles et courts; leur longueur varie de 2,25 A 2,50 mm,

Le calice, couvert de glandes en dedans, en dehors et sur les bords des segments, est compos@ d’un tube plus bref que les divisions, et de quatre segments, appliques contre la corolle, subdeltoides, plus hauts que larges, tr&s legerement attenuös depuis la base jusqu’au milieu, puis se retrecissant plus rapidement depuis le milieu jusqu’au sommet aigu et ä peine cuspide; la hauteur du tube est de 0,65 & 0,80 mm; la longueur des segments est de 2,40 & 2,60 mm, leur largeur, de 1,20 & 1,40 mm.

La corolle, beaucoup plus longue que le calice, color&e en rouge, tubuleuse-hypocrateriforme, legerement-dilatee dans la region inferieure puis retrecie ä& la base, se compose d’un tube, plus long que les di- visions, haut de 9,50 a 10,40 mm, glabre en dedans, mais couvert en de hors de quelques glandes, et de quatre segments, couverts en dedans, en dehors et sur les bords, de papilles petites et tr&s nombreuses» oboves, ä bords entiers, trös obtus au sommet ils sont pourvus au milieu d’une petite cuspide, visible seulement dans les fleurs jeunes; ces segments, plus hauts que larges, mesurent 3,80 a 4,50 mm de longueur et 1,85 & 2,20 mm de largeur.

La pubescence des ramifications superieures de l’inflorescence, des pedicelles, des bract&es, des calices et du tube de la corolle, est composee de petites glandes pluricellulaires, supportees par un bref pedicule unicellulaire.

Le sommet des filets alternipetales, inseres un peu au dessus du mileu du tube corollin, d&passe nettement le milieu du dit tube, mais n’atteint pas la base des segments de la corolle; ces filets, lineaires et greles, ne sout pas plus larges ä& la base qu’au milieu; leur partie sondee est baute de 5,40 & 5,60 mm; leur partie libre est longue de

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1 a 1,40 mm et large de 0,12 mm au milieu et ä& la base. Le sommet des filets oppositipetales, inseres un peu plus haut que les filets alternipetales, depasse, lui-aussi, le sommet de ces derniers, mais n’atteint point, non plus, la base des segments de la corolle; ces filets, lineaires et greles, ne sont pas plus larges ä la base qu’au milieu; la hauteur de leur partie soud&e est de 5,50 & 6 mm; la longueur de leur partie libre est de 1,85 & 2 mm; leur largeur est de 0,13 mm au milieu et & la base. Les antheres reniformes, aussi hautes que larges, sont longues de 0,50 mm et larges de 0,50 mm.

Les carpelles, soud&s entre eux dans leur partie inferieure, sont appliqu&s les uns contre les autres; ils sont oves-lanceol&s, attenues au sommet en styles greles, plus brefs qu’eux et termines par des stigmates legerement dilates; la partie soud&e des carpelles est haute de 1 ä& 1,30 mm; leur partie libre est longue de 4,35 & 4,55 mm et large de 1,35 & 1,40 mm; les styles sont hauts de 1,45 a 1,70 mm. Dans chaque carpelle, les placentes sont constitues par deux greles cordons sub- verticaux, presque parallelles & chacum des deux bords internes des carpelles, quoiqu’un peu incurves, en dedans, dans leur partie in- ferieure; ces placentes portent, sur toute leur longueur, des ovules dont le nombre varie entre 46 et 50.

Les ecailles, lineaires, plus hautes que larges, non dilatees ä la base et emargintes au sommet, sont longues de 1,60 & 1,80 mm et larges de 0,27 & 0,37 mm.

Les graines, oblongues-subobovees, un peu attenudes dans leur partie superieure jusqu’au sommet subobtus, tr&s obtuses ä la base, sont longues de 1 mm et larges de 0,26 mm; leur test, couvert de rides longitudinales peu nombreuses et peu saillantes, s’applique exactement sur l’amande qu’il ne depasse point aux deux extr&mites.

M. le Dr. J. Buchwald a r£colte cette plante & Kwasassatal, dans ’Usambara, une premiere fois, le 17 novembre 1895, ä une alti- tude de 1200 m (n. 145), une seconde fois, & une altitude de 1900 m (n. 304).

Cette plante, qui doit &tre rangee dans le groupe 13 propose par M. Raymond Hamet!) se rapproche beaucoup des K. multiflora Schinz, K. Leblancae Raymond Hamet et K. lanceolata Persoon, mais s’en distingue pourtant fort aisement,

Du K. multiflora, elle differe: 1. par les dernieres ramifications de l'inflorescence, les bract&es, les pedicelles, les calices et le tube de la corolle glanduleux, et non glabres; 2. par les feuilles obov&es ou

1) Raymond Hamet, Monogr. g. Kalanchoe, in Bull. Herb. Boissier, 2de serie, t. VII, p. 879 (1907).

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obovees-oblongues, ä bords entiers ou ä& peine sinueux, non point ovees-lanc&ol&es, ä bords pourvus de larges crenelures; 3. par les sepales plus allonges; 4. par les petales oboves, tr&s obtus et brus- quement-cuspides au sommet, et non largement oves, insensiblement attenues jusqu’au sommet ä peine cuspide:

Il s’eloigne du K. lanceolata: 1. par sa pubescence compos6e de glandes & peine pe@dicellees, non point de longs poils pluricellulaires, un peu renfles au sommet; 2. par les feuilles glabres, et non poilues; 3. par les petales & peine cuspides au sommet, non point longuement cuspid&s; 4. par les filets staminaux plus allonges et plus gröles,

Il est bien distinet du K. Leblaneae: 1]. par les ramifications sup£rieures de l’inflorescence, les bractees, les pedicelles, les calices et le tube de la corolle glanduleux, et non glabres; 2. par les feuilles ä bords entiers ou & paine sinueux, non point pourvus de larges er@nelures.

Enfin il s’ecarte de ces trois especes par ses &tamines dont les filets sont inseres beaucoup plus bas et dont le sommet arrive ä un niveau bien inferieur ä& celui qu’il atteint dans les fleurs de ces trois plantes.

Kalanchoe Mitejea Alice Leblane et Raymond Hamet species nova.

Caulis ... Folia ... glabra, petiolata; petiolus quam lamina brevior; lamina subovata, basi biauriculata, subacuta, integra vel in parte inferiore levissime crenulata. Inflorescentia ..... Pedicelli quam

corollae tubus breviores. Flores satis magni. Calyx glaber, segmentis tubo longioribus, deltoideis vel subdeltoideis, subacutis, longioribus quam latioribus. Corolla subhypocrateriformis, in tubi parte superiore leviter coartata, glabra, segmentis tubo brevioribus, subovatis, acutis, longioribus quam latioribus. Stamina supra corollae tubi medium in- serta; antherae superiores corollae segmentorum basim attingentes vel paulo superantes. Carpella conniventia, longe ovata, in stylos quam carpella paule breviores, conniventes, attenuata. Squamae sublineares, emarginatae, multo longiores quam latiores.

La tige de cette plante nous est inconnue; d’apres Scheffler elle serait haute de 1 m 50 & 2 m.

Les feuilles sont petiol&es et glabres; le petiole, plus bref que le limbe, sublineaire, un peu dilat& & la base, est haut de 45 mm et large de 5mm ä la base et de 3 mm 50 au milieu; le limbe subove&, & bords entiers ou tr&s l&gerement cerenul&s dans la partie inferieure» est subaigu au sommet et pourvu & la base de deux larges oreillettes obtuses et entieres; il mesure 160 mm de hauteur et 54 mm de largeur.

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L’inflorescence entire nous est inconnue; nous n’en avons vu que des fragments disposees encymes lipares ramifiees.

Les bract&es oppos&es et glabres, sessiles, ov&es-lin&aires-lanceolees, un peu retrecies & la base et aigues au sommet, ont des bords entiers; plus hautes que larges, elles mesurent 1,60 mm de longueur et 0,60 mm de largeur.

Les pedicelles glabres, longs et greles, sout hauts de 4 & 9 mm.

Le calice glabre est compos& d’un tube plus bref que les divisions, et de quatre segments appliques contre la corolle, plus hauts que larges, deltoides ou subdeltoides, ä& bords entiers, subaigus au sommet; le tube calycinal est long de 1,20 ä 1,30 mm; les segments du calice sont hauts de 2,80 & 3,20 mm et larges de 1,60 & 2 mm.

La corolle, beaucoup plus longue que le calice, subhypocrat£riforme, dilatee dans la partie inferieure puis retr&cie & la base, se compose d’un tube plus long que les segments, haut de 19 & 22 mm, et de quatre segments plus longs que larges, & bords entiers, suboves, un peu retrecis & la base, puis & bords parallöles, enfin att@nues insen- siblement jusqu’au sommet aigu, hauts de 5 ä 6 mm et larges de 2& 3 mm.

L’androc&e se compose de huit etamines glabres, absolument libres entre elles. Le sommet des filets alternipetales extr&mement brefs et subquadrangulaires, inseres au dessus du milieu du tube corollin, n’atteint pas l’extr@mite du dit tube; la partie soudee de ces filets est haute de 16,70 a 19,70 mm; leur partie libre est longue de 0,20 & 0,30 mm et large de 0,20 mm ä la base et de 0,20 mm au milieu, Le sommet des filets oppositip@tales sublin&aires, inseres un peu au dessus ou un peu au dessous du sommet du tube corollin, atteint presque ou depasse un peu la base des segments de la corolle; la partie soud&e de ces filets est haute de 18,10 mm & 22,10 mm; leur partie libre est longue de 0,65 mm et large de 0,35 mm au milieu et de 0,35 mm & la base. Les antheres, un peu plus hautes que larges, suboblongues, un peu &@marginees ä la base, portent un petit globule au sommet; elles sont longues de 1,15 mm et larges de 0,85 mm.

Les carpelles, soud@s entre eux dans leur partie inferieure, sont appliqu&s les uns contre les autres; ils sont largement oves, retrecis dans leur partie inferieure et attenues dans leur partie superieure en un style gröle, un peu plus bref qu’eux et dilat€ au sommet en un stigmate capit&; la partie soud&e des carpelles est haute de 2,50 A 2,75 mm; leur partie libre est longue de 9 & 10 mm et large de 2,20 mm; les styles sout hauts de 6,25 & 6,50 mm. Dans chaque car- pelle, les placentes sont reduits & deux greles cordons subverticaux, presque paralllles a chacun des deux bords internes des carpelles,

ia

quoique tr&s legörement incurv&s en dedans dans leur partie inferieure; ces placentes portent sur toute leur longueur de tr&s nombreux ovules.

Les &cailles sublineaires, un peu dilatees ä la base et @marginees au sommet, sont beaucoup plus longues que larges; elles sont hautes de 3,30 & 4,40 mm et larges de 0,75 mm dans leur partie basilaire, de 0,50 mm dans leur partie grele.

Les graines longuement oblongues -subobovees, beaucoup plus longues que larges, tr&ös obtuses au sommet, longuement att@enues dans leur partie inferieure jusqu’ & la base obtuse, sont hautes de 1 mm et larges de 0,25 mm; leur test, couvert de rides longitudinales assez nombreuses et peu saillantes, s’applique exactement sur l’amande qu'il ne depasse point aux deux extr&mites.

L’echantillon authentique de cette interessante esp&@ce est conserv& dans l’'herbier Royal de Berlin; un double de cet &chantillon a e&te envoy& au Museum National d’Histoire Naturelle de Paris. L’etiquette du specimen original donne les renseignements suivants:

„Britisch Ost- Afrika; Station Kibwezi; Name des Standorts: Skutua; Beschaffenheit des Standorts: lichte Buschsteppe, roter Lehm- boden; Wuchs, Größe, Blütenfarbe: Niedrige Pflanze mit breiten, grauen fleischigen Blättern und ca. 1,50 bis 2 m hohen, wenig beblätterten hohlen Stengeln; Blüten schwefelgelb; Juni 1906; Weiteres Material nicht gefunden [J. R. Scheffler n. 177]*.

Cette espöce doit ätre inseree dans le treizieme groupe propose par l’un de nous dans sa monographie du genre Kalanchoe').

2) Raymond Hamet, Monogr. du g. Kalanchoe, in Bull. Hb. Boissier, 2de serie, t. VIL, p. 879 (1907).

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X. Über einige zur Niederhaltung des Unkrauts und als Gründüngung in tropischen Kulturen geeignete Desmodium -Ärten.

Mit Verwertung brieflicher Mitteilungen von A, Stolz.

Von

H. Harms. Mit einem Textbild.

Erfahrungen in tropischen Kulturen haben gelehrt, daß die Rein- haltung der Pflanzungen von Unkraut eine sehr wichtige Angelegenheit ist, der der Pflanzer seine volle Aufmerksamkeit zuwenden muß. In gewissen Gegenden, wie z. B. im tropischen Asien, ist es das Alang- Alang- oder Lalang-Gras, das den Pflanzungen viel Schaden bereitet und das nur schwer zu vertilgen ist. Man hat nun verschiedene Mittel zur Beseitigung des Unkrauts angewandt. In neuerer Zeit hat man wiederholt und mit Erfolg versucht, zwischen den Kulturpflanzen es gilt dies besonders für Kulturbäiume schnellwachsende Kräuter oder Sträucher anzupflanzen, die imstande sind, das Unkraut zu be- seitigen oder einzudämmen. Durch solche Zwischenpflanzen wird das Unkraut unterdrückt und zugleich dem Boden eine grüne Decke be- reitet, die die Bodenabwaschung durch starke Regen und das Bloß- legen der Wurzeln verhindert. Solche Pflanzen, die man z. B. in asiatischen Kautschukkulturen verwendet, sind Passiflora foetida, Crota- laria striata, Mimosa pudica, Desmodium triflorum u. a. (vergl. Tropen- pflanzer XIV [1910] 133, 134). Mit Vorliebe pflanzt man Legumi- nosen an, denn diese sind sowohl Unkrautvertilger wie Gründünger. Bekanntlich werden zur Gründüngung sowohl in der gemäßigten Zone als auch in den Tropen fast ausschließlich Leguminosen benutzt und zwar deshalb, weil diese an ihren Wurzeln in den sog. Bakterien-

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knöllchen Organe besitzen, die den Stickstoff der Luft zu binden vermögen und es ermöglichen, daß ein mit Leguminosen bepflanztes Land nach dem Unterpflügen oder Unterhacken der Pflanzen eine An- reicherung an den für die Pflanzen wichtigen stickstoffhaltigen Ver- bindungen erfährt. Außerdem können natürlich durch Unterpflügen größerer Laubmassen und die Zersetzung der abgestorbenen Wurzeln auch der Humusgehalt und die physikalischen Eigenschaften des Bodens günstig beeinflußt werden. Natürlich wird nicht jede Art für jeden Boden und jedes Klima passen. Die Pflanzer werden sich für ihr Ge- biet stets das Passendste aussuchen müssen, und dazu gehören oft langjährige Versuche, wie sie seit einiger Zeit im Biologisch-landwirt- schaftlichen Institut von Amani in Deutsch - Ostafrika angestellt werden. Man wird es jedenfalls mit Freude begrüßen, wenn es ge- lingt, eine neue Art in den Schatz der schon jetzt als Unkraut- vertilger und Gründünger bekannten Pflanzen aufzunehmen, die ja vielleicht in bestimmten Gegenden besser wirken kann als die bisher benutzten Arten.

P. Preuss (Kokospalme und ihre Kultur S. 72) schreibt über den Gegenstand mit besonderer Berücksichtigung der Kokosplantagen: „Sehr vorteilhaft für die Pflege der Pflanzungen scheint das Anpflanzen von verschiedenen Leguminosen zu sein, da dieselben als Stickstoff- sammler dienen und vorzüglich zur Gründüngung verwendet werden können. Zwischen jungen Palmen läßt sich mit Vorteil die Erdnuß, Arachis hypogaea, und die ihr nahestehenden Arten Voandzeia subterranea und Kerstingiella kultivieren, ferner die Sojabohne und andere Bohnen- arten wie Vigna und Phaseohus, z. B. Phaseolus radiatus, deren Samen als ein Vorbeugungs- und Heilmittel gegen die Beri-Beri-Krankheit gelten. Alle diese Arten geben gute Erträge Zur Unterdrückung des Unkrauts und Düngung des Bodens dienen besonders die halb- strauchigen Tephrosia purpurea und Crotalaria striata, sowie auch Indigo- fera tinctoria, Cajanus indieus und ähnliche Arten. Sie wachsen jedoch vielfach so hoch, daß man die darunter liegenden Kokosnüsse nur mit Mühe finden kann, daber müssen sie von Zeit zu Zeit geschnitten und niedrig gehalten oder überhaupt vor der Blüte untergehackt werden. Vorteilhafter für die Unterdrückung des Unkrautes sind einige niedrig wachsende Desmodium-Arten, wie D. polycarpum, D. triflorum, D. hetero- phyllum, D. tortuosum (Floridaklee), ferner werden Cassia mimosoides und Clitoria ternatea empfohlen.“ Preuss berichtet dann noch über Versuche, Mimosa pudica als Zwischenpflanze zu kultivieren, mit der man auf Samoa gute Erfahrungen gemacht hat. Sie liefert ausgezeich- netes Viehfutter, hat jedoch den Nachteil, daß sie mit ihren Stacheln den Arbeitern beim Begehen der Pflanzungen leicht unangenehme Ver-

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letzungen beibringen kann, und daß sie außerdem da, wo sie einmal sich eingenistet hat, schwer wieder auszurotten ist.

Sehr beachtenswert ist auch, was Preuss an anderer Stelle seines Werkes (S. 124) über die Gründüngung sagt. Nachdem er betont hat, daß Stickstoffbildung durch Leguminosen nur stattfinden kann, wenn Phosphorsäure und Kali im Boden in genügender Menge vorhanden sind, daß man also gelegentlich durch mineralische Düngung nach- helfen muß, fährt er fort: „Auch muß man darauf achten, daß nur solche Gründüngungspflanzen angebaut werden, welche in derselben Gegend wild wachsen oder bereits mit Erfolg kultiviert worden sind, bei denen man also mit Sicherheit auf das Vorhandensein der not- wendigen ihnen angepaßten Bakterien im Erdboden rechnen kann. Andernfalls kann es vorkommen, daß trotz aller sonst günstigen Vor- bedingungen der Erfolg der Gründüngung zu wünschen übrig läßt. Um einem Fehlschlage vorzubeugen, tut man daher gut, den Boden zu impfen, d. h. Erde von einem Felde, das mit der in Betracht kommenden Leguminose bestanden ist, auf dem zu düngenden Stücke auszustreuen“. Diese Impfung hat bekanntlich den Zweck, dem Boden diejenigen Bakterien zuzuführen, die die l,eguminose zur Ausbildung der stickstoffbindenden Knöllchen anregen. Man verwendet dazu auch bisweilen die im Handel als Nitragin bekannten Reinkulturen des Bacillus radieicola. (Vergl. auch H. Mickel, Über Leguminosen- Impfung; Pflanzer VII [1911] 694 )

Herrn A. Stolz (Herrnhuter-Mission Kyimbila am Nyassa-See, Deutsch -Ostafrika, Bezirk Neu-Langenburg), der sich seit Jahren mit großem Eifer der Erforschung der Flora seines Bezirks widmet und uns durch vortrefflich aufgelegte Pflanzensammlungen erfreut, ist es gelungen, zwei Desmodium-Arten ausfindig zu machen, die, soviel be- kannt, bisher noch nicht auf der Liste der Gründüngungspflanzen standen. Ohne seinen eigenen Mitteilungen über den Gegenstand vor- greifen zu wollen, sei es doch gestattet, an dieser Stelle die beiden Arten kurz zu besprechen und im Anschluß daran auch auf andere Arten der Gattung hinzuweisen, die in der angegebenen Richtung Ver- wendung finden können. Herr Stolz sandte im Herbste d. J. an die Botanische Zentralstelle für die Kolonien zwei Desmodium- Arten mit der Bitte um Angabe des botanischen Namens ein, die nach seinen Mitteilungen für tropische Kulturen durch Niederhaltung des Unkrauts und als Gründüngung von Vorteil sind. Beide Arten führen im Sammelgebiete des Herrn Stolz den Namen: „ntaba“. Die Pflanzen wurden hier als D. hirtum Guill. et Perr. und D. barbatum Benth. be- stimmt. Zunächst sei hier wiedergegeben, was Herr A. Stolz selbst

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über die Lebensweise und den Nutzen dieser Arten in seinem Begleit- briefe ausführt:

„Beide Arten bilden dichte Polster, die einen Durchmesser von 1—2 m haben, wodurch sie in der Lage sind, den allzu üppigen Wuchs des Unkrauts zu dämmen. Sie sparen also dem Pflanzer einen guten Teil der Reinigungskosten, die in den Tropen leider recht groß sind, wie ich an der mir unterstellten Pflanzung merke. Seitdem ich aber „ntaba“ zwischen die verschiedenen Kulturen, wie Kautschuklianen, Kaffee, Tee, Zedern und Akazien gepflanzt habe, haben sich die Kosten bedeutend verringert und ich bin in der Lage, bedeutend billiger zu wirtschaften als im Vorjahre. Nach der Blüte im Juli bis August wirft die Pflanze ihre Blätter ab; ein großer Teil der Ranken stirbt ab, sie sieht wie verdorrt aus, Aber nicht large dauert dieser Zu- stand, im September sprießt neues Leben aus den frisch gebliebenen Trieben, sie überdecken die alten, alles unter ihnen vermodert, ein lockerer humöser Boden entsteht so nach und nach. Aus diesem Grunde glaube ich, daß die Pflanze dem Boden reichlich Stickstoff zuführt, sie sich also als Gründüngungspflanze für Tropenkulturen gut eignet. Hebt man z. B. die langen Ranken hoch, dann erblickt man einen lockeren feuchten Boden, der wie von Regenwürmern durchwühlt erscheint. Beide Pflanzen bilden zunächst ein ziemlich gleichmäßiges niedriges Polster von 2—5 cm Höhe. D. barbatum Benth. behält dieses in der Blütezeit bei, während D. hirtum Guill. et Perr. die blühenden Stengel hoch hebt und dann eine Höhe von etwa 15 cm erreicht.“ Herr Stolz teilt dann noch mit, daß die Saatgewinnung zwar schwierig sei, daß sich aber die Pflanzen durch Stecklinge leicht vermehren lassen, wenn man erst einige Pflanzen hat. Er hat die Pflanzen in seinen Kulturen bereits seit 1911 beobachtet, und ist von ihren Vorzügen überrascht, nachdem er mehrere Jahre vergeblich nach geeigneten Pflanzen zur Niederhaltung des Unkrauts gefahndet hatte. Im natür- lichen Zustand im Grase machen sie nach ihm mit ihren spärlichen Ranken gar keinen Eindruck, erst auf geackertem Boden entfalten sie ihre Vorzüge.

Desmodium hirtum Guill. et Perr. wurde zuerst an feuchten sandigen Standorten in Senegambien entdeckt. Später stellte sich heraus, daß diese Art im tropischen Afrika weit verbreitet ist, obwohl sie wohl nicht zu den überall häufigen gehört. Man rechnet (Baker in Fl. Trop. Afr. II 163) auch das von Natal beschriebene D. seti- gerum DBenth. hierher. Sie wird für Senegambien, Sierra Leone, Prince’s Island und Angola angegeben; ich sah sie zudem aus dem Schari-Gebiet, Togo (Sokod&-Farm), Kameruner Hinterlande (Gras-

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A—G Desmodium hirtum Guill. et Perr. A Stengel; B Blüte; C Kelch; D, E, F Blumenblätter; @ Fruchtknoten. H—0O D. barbatum Benth. H Stengel; J Knospen; K, L, M Blumenblätter; N Fruchtknoten; O Hülse.

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steppen bei Bare, Ledermann). A. Stolz (n. 723) entdeckte sie am Nyassa-See; Dr. Kandt und Mildbraed in Ruanda. Sie wird gewiß noch oft gesammelt werden. Aus Usambara habe ich sie allerdings noch nicht gesehen. Es ist ein niederliegendes oder aufsteigendes zier- liches Kraut oder ein kleiner Halbstrauch mit meist abstehend be- haarten dünnen Stengeln und kleinen oder mittelgroßen dreizähligen Blättern. Die kleinen weißblauen oder rötlichen Blüten stehen in zierlichen lockeren Trauben, die bisweilen am Ende der Stengel zu weitläufigen Rispen zusammentreten. Man kann die Art leicht mit adscendens verwechseln; indessen hat hirtum kleinere, zartere Glieder- hülsen mit außenseits mehr abgerundeten kleineren Gliedern, die nur dünn behaart oder fast kahl sind. Übrigens wächst die Art wahr- scheinlich auch in Abyssinien, da, wie Baker vermutet, das von dort beschriebene D. delicatulum A. Rich, vielleicht nur eine kahlere Varietät von hirtum ist.

Desmodium barbatum Benth. ist eine weit verbreitete sehr variabele Art, die noch sehr der Klärung nach Formen bedarf. Sie findet sich sowohl im tropischen Amerika wie in Afrika; nach hand- schriftlichen Notizen Tauberts dürfte das von Angola beschriebene D. dimorphum Welw. in diesen Formenkreis gehören. Auch für Mada- gascar wird die Art angegeben. Was sie am besten kennzeichnet, das ist die stark behaarte dichtgedrängte, meist nur kurze Blütentraube, in der die, wie es scheint, meist nach unten zurückgekrümmten Blüten mit ihren stark behaarten Kelchen und später die Hülsen ziemlich wirr durcheinander stehen. Die als D. dimorphum bezeichneten Exemplare haben Blätter, die meist nur ein Blättehen tragen. Das echte barbatum im engeren Sinne, wie wir es von Amerika kennen, hat meist gedreite Blätter von sehr wechselnder Gestalt; doch gibt es Übergangsformen. Stolz’ Pflanze aus Kyimbila hat ebenfalls gedreite Blätter. Taubert hält sogar das silberglänzend behaarte Dregeanum Benth. des südlichen Afrika (Natal) für der Art nach identisch mit barbatum. Wie dem auch sei, jedenfalls finden sich Formen dieses polymorphen Typus in verschiedenen Gebieten des tropischen Afrika; z. B. in Togo, Ostafrika, Kameruner Hinterland, u. a. auch in Usambara, und dort sollte man auf diese mehr achten, seitdem Herr Stolz die Aufmerksamkeit auf die Art gelenkt hat.

Desmodium adscendens DC. ist eine im Gebüsch oder am Boden kriechende etwas holzige Art mit gedreiten graugrünen Blättern und bläulichweißen oder hellvioletten Blüten in sehr lockeren Trauben. Die Art ist dem D. hirtum Guill. et Perr. sehr ähnlich, jedoch sind die Gliederhülsen bei adscendens größer und tiefer eingeschnitten mit

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ziemlich flachen Buchten zwischen den Teilgliedern, die eine Länge von 6—9 mm erreichen. Dann sind sie rauh behaart, und vermöge dieser Behaarung haften sie überall, z. B. an Kleidern, leicht an. Nach Zimmermann (n. 1445) ist sie überall in Ost-Usambara an leicht be- schatteten Stellen häufig, und Zimmermanns im Pflanzer III (1907), 152 und IV (1908), 34 mitgeteilte Beobachtungen an einem Desmodium beziehen sich offenbar auf diese Art. Im übrigen hat sie wie viele andere Arten eine sehr weite Verbreitung. Denn sie findet sich außer in Afrika auch in Amerika und in Madagaskar. A. Zimmermann teilt mit, daß sich dieses Desmodium in Amani gut entwickelte und ansehnliche Rasen bildete, auch ziemlich zahlreiche Bakterienknöllchen hervorbrachte, die ja zur Stickstoffanreicherung unerläßlich sind. Nur sei der Fruchtansatz ein mangelhafter gewesen. Nach Eichinger (Pflanzer VIII [1912], 190) teilt die Art mit den Crotalarien den Nach- teil, daß sie mehrjährig ist, also auch nur zwischen mehrjährigen Kul- turen gepflanzt werden kann.

Desmodium lasiocarpum DC. ist ein 1—3 m hoher Strauch oder Halbstrauch mit aufsteigenden oder aufrechten rutenförmigen Zweigen und einfachen (d. h. eigentlich nur ein Blättchen tragenden Blättern mit nicht entwickelten Seitenblättchen) breiteiförmigen ziemlich großen behaarten Blättern; die kleinen violetten, bläulichen oder weißlichen Blüten stehen in langen schwanzartigen dichten schmalen Rispen, deren rauhhaarige Gliederfrüchte später eng aneinander haften. Diese Art ist an allen möglichen Standorten, besonders in sekundären Formationen, in Plantagen, bei Ortschaften, an Wegen, in Gebüschen stellenweise sehr häufig anzutreffen. Nach einer Herbarnotiz Zimmermanns, der die Pflanze bei Amani sammelte (n. 1991), kommt sie für Gründüngung in Betracht. Man identifiziert jetzt diese Art mit dem im tropischen Asien weit verbreiteten D. latifoiium DC., das offenbar ganz dasselbe ist. Die weite Verbreitung vieler Arten der Gattung hängt zweifellos damit zusammen, daß die rauhbehaarten kleinen Teile der Gliederhülsen leicht anhaften und durch Tiere, besonders Vögel, weit verschleppt werden können.

Das bereits oben erwähnte D. triflorum DC. ist eine zierliche kleinblättrige an Klee erinnernde niederliegende, dem Boden sich an- schmiegende, oft weithin kriechende Art mit reichlicher dichter Ver- zweigung; die kleinen violetten oder bläulichen Blüten stehen zu 1—3 in den Blattachseln. Die Art ist in allen Tropenländern zu finden. Unsere afrikanischen Exemplare stammen vorwiegend von sandigen Standorten in der Nähe des Strandes (z. B. Libreville; Liberia; Lome in Togo, hier auf feuchtem Sandboden üppig wuchernd). In Ostafrika

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scheint sie seltener zu sein. In Indien und dem malayischen Gebiete ist sie häufig. Auf den Karolinen bildet sie nach Volkens dichte Rasen auf festgetretenem Boden. Das Einsammeln der Samen dieser kleinen Art soll mühsam sein (Pflanzer IV (1908), 239).

Das von Preuss genannte D. polycarpum DC. ist eine im tro- pischen Asien weit verbreitete halbstrauchige Art mit aufrechten oder aufsteigenden Stengeln, dreiteiligen wenig behaarten etwas graugrünen Blättern und ziemlich dichten oft reichblütigen endständigen oder seiten- ständigen rötlichen Blütentrauben, in denen später die behaarten Glieder- hülsen dicht aneinander stehen. Die Art kommt auf Zanzibar und Pemba vor. In Neu-Guinea und auf den Karolinen ist sie häufig, daher für die dortigen Pflanzungen zu berücksichtigen.

A. Zimmermann hat bereits auf noch eine andere in Usambara häufige Art hingewiesen, die vielleicht in gewissen Gegenden verwendet werden könnte: D. secalpe DC. Diese auch in den Gebirgen des indisch-malayischen sowie des madagassischen Gebietes verbreitete Art findet sich vorzugsweise an schattigen feuchten Stellen, an Bächen, Wasserfällen, in der Adlerfarn-Formation, im Gebüsch der Wälder, in Bananenschamben; im feuchten Klima des Kamerunberges wächst sie auch an freieren Stellen. Es ist eine 30-50 cm hohe unten ver- holzende Staude mit schlaffen, sich oft anlehnenden oder schlingenden Stengeln; die gedreiten, dunkelgrünen, zarten Blätter werden ziemlich groß und breit, und ihre Blättchen sind oft breit gekerbt. Die kleinen leicht abfälligen ziegelroten Blüten stehen in lockeren weitläufigen Trauben. Die Gliederhülsen haften leicht an den Kleidern. Die Pflanze scheint vorzugsweise in den Bergwäldern zu wachsen, in denen sie bis über 2000 m hinaufgeht; offenbar ist es mehr eine Schatten- pflanze. Es ist daher unwahrscheinlich, daß sie im großen und überall als Gründüngung zu verwenden ist; aber sie sollte doch für feuchtere Berggegenden berücksichtigt werden. Bei Kyimbila wächst sie in Schluchten und an feuchten Stellen (Stolz n. 312). Im übrigen ist

sie fast in allen Gebirgen des tropischen Afrika an geeigneten Stellen anzutreffen.

Der Florida-Klee (Desmodium tortuosum DC.), im südlichen Nordamerika und in Westindien heimisch, wird schon lange als Futter- pflanze, besonders für Rindvieh, geschätzt und hat sich daher in vielen tropischen und subtropischen Gebieten eingebürgert (s. Zimmermann im Pflanzer IV [1908], 226). Er wird oft einjährig kultiviert, kann aher, wenn er regelmäßig zurückgeschnitten wird, auch mehrere Jahre ausdauern. Er bildet aufrechte verzweigte Stämme, die unter günstigen Verhältnissen 3m hoch werden sollen. Die Blätter sind dreizählig mit

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elliptischen, behaarten Blättern. Die sehr kleinen Blüten stehen in lockeren Trauben. Die Gliederhülsen sind etwa 2 cm lang, beiderseits tief eingeschnitten, und bestehen aus rhombischen, sich leicht vonein- ander lösenden Gliedern, die mit ihrer etwas rauhen Behaarung in Fellen und Kleidern sich leicht festsetzen. In Florida gilt diese Art als wertvollste Futterpflanze für Sommer- und Herbstweiden. Auch . zur Heugewinnung kann sie benutzt werden. Nach Zimmermann eignet sie sich gut zur Gründüngung; sie kann auch zwischen kleinen Bäumen, z. B. Kaffeepflanzen, mit Vorteil ausgesät werden, ohne daß zu befürchten wäre, daß sie in diese Pflanzen hineinwächst, wie es leicht bei schlingenden Bohnenarten geschieht. Am Kamerunberg wird sie seit mehreren Jahren als Futter für Rinder angebaut.

Von anderen Gattungen der Leguminosen, die als Gründüngungs- pflanzen in Betracht kommen, sind noch folgende zu erwähnen:

Die der Gattung Desmodium nahestehende, jedoch durch nicht in Glieder zerfallende Hülsen abweichende Pseudarthria Hookeri Wight et Arn. ist vielleicht zu berücksichtigen. Die !/;—3 m hohe strauchige meist dicht behaarte Staude ist im tropischen Afrika weit ver- breitet; sie bewohnt Grassteppen, trockene steinige Abhänge, Hoch- weiden und dergl.

Arten der Gattung Crotalaria sind wiederholt empfohlen worden. Zimmermann (Pflanzer IV [1908], 33) hat Versuche mit der in den Tropen verbreiteten Orotalaria striata DC. angestellt. Nach Erfahrungen in Kakao- und Ölpalmen-Kulturen in Kamerun soll diese Art zur Gründüngung sehr geeignet sein, weil sie dem Boden reichlich Stick- stoff und Pflanzenmasse zuführt (Tropenpflanzer XV [1911], 358). Diese strauchige Leguminose kann nur zwischen ausdauernden Kulturen verwendet werden. Sie wird unter anderem für Hevea - Pflanzungen empfohlen (Pflanzer IV [1908], 203).

Von Indigofera-Arten ist die bekannte Indigopflanze .J. tinctoria L. zu nennen, die nach Zimmermann (Pflanzer IV [1908], 36) nament- lich auf Java zur Gründüngung empfohlen wird. Ferner die indisch- malayische .J. galegoides DC., die (nach Pflanzer VIII [1912], 242) bis 2 m hoch wird, ähnlichen Wuchs wie der Florida-Klee hat, und ziem- lich gut Trockenheit verträgt. Übrigens steht J. galegoides DC. dem afrikanischen Formenkreis der J. rhynchoecarpa Welw. und J. Garckeana Vatke nahe, die in lichten Wäldern, Steppen, an trockenen Abhängen verbreitet sind; diese beiden Arten könnten daher auch einmal ver- sucht werden.

Die in den Tropen weit verbreitete Tephrosia purpurea Pers. wird (nach Pflanzer a. a. O. 242) 50—80 em hoch, wächst anfänglich langsam, gibt aber ziemlich viel Laub (vergl. auch Pflanzer IV [1908], 238).

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Arachis hypogaea L., die Erdnuß, ist nach Eichinger (Pflanzer VIII [1912], 207) eine sehr gute Gründüngungspflanze, die auch oft Knöllchen ansetzt. Da die ölreichen Samen jedoch wertvoll sind und die Pflanze einiger Pflege bedarf, so ist es fraglich, ob sie in größerem Maßstabe als Gründüngung verwendet werden kann. Sie soll dem Boden sehr große Stickstoffmengen zuführen.

Von den zur Gruppe der Mimosoideen gehörigen Arten war Mi- mosa pudica L., die bekannte Sinnpflanze, bereits oben erwähnt worden. Hierher gehört auch der zur Schattengebung bisweilen kultivierte kleine oder mittelhohe Baum Leucaena glauca Benth.; im Pflanzer (a. a. O. 242) heißt es, daß die sich selbst aussäenden Samen große Menge junger Pflänzchen geben, die untergehackt werden können, sobald sie etwa 25 cm hoch sind.

Schlingende oder kletternde Arten werden stets den Nachteil haben daß sie auf die jungen Bäume hinaufgehen; sie sind daher nur mit Vorsicht und unter gewissen Bedingungen zu empfehlen. Man hat folgende Phaseoleen, die alle mehr oder minder die Neigung zum Hoch- klettern besitzen, als Gründüngungspflanzen genannt: Canavalia ensi- formis DC. (Madagascarbohne), soll (nach Pflanzer a. a. O. 242) bis 1 m hoch werden, wenig empfindlich gegen Hitze sein, viel Kraut bilden und reichlich fruchten; für Höhenlagen eignet sie sich nicht. Nach Eichinger (ebenda VIII, 205) hat diese Art den Vorteil, daß sie den Boden wie die Luzerne in der Tiefe lockert, da sie tiefgehende weitverzweigte Wurzeln hat; auch gibt sie viel Grünmasse. Mucuna- Arten aus der Gruppe der sog. „Florida Velvet bean“ werden in Amerika unter Mais angebaut und in Maisfeldern später untergehackt. Die Versuche in Amani (nach Eichinger, a. a. O. 207) fielen wenig versprechend aus. Eichinger lobt dort sehr die Kunde-Bohne, d. i. Vigna sinensis Endl., die nach ihm auch in Amerika häufig als Gründüngung benutzt wird. Sie soll allerdings einen guten Boden verlangen. Sie hat den Vorteil, daß sie sehr schnell wächst und den Boden bald mit einer dichten Pflanzendecke bedeckt. Übrigens gibt es bekanntlich viele Sorten dieser weit verbreiteten Bohnenart, und man will in Amani eine an Grünmasse möglichst reiche Sorte aus- wählen und vermehren. Kunde und Canavalia werden wohl für tiefere Lagen besser passen als für höhere. Der durch dichtzottige Stengel und seidig behaarte Blätter ausgezeichnete, weiß oder hellrot blühende am Boden kriechende Dolichos argenteus Willd. wird als Zwischenpflanze für Kulturen auf sandigem Boden an der Küste empfohlen. Die Art ist im tropischen Afrika im Gebüsch und auf Sandfeldern der Küsten- gebiete verbreitet (z. B. Togo; Tanga und andere Orte in Ostafrika). Von Phaseolus radiatus L. (Ph. mungo L., Mungo-Bohne) war schon oben

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die Rede. P. Preuss erwähnt auch noch die Phaseoleen Voandzeia subterranea Thou. und Kerstingiella geocarpa Harms, die beide wie die Erdnuß ihre Früchte unter der Erde zur Reife bringen; ob genauere Erfahrungen über ihre Verwendung als Gründüngung vorliegen, ist mir nicht bekannt. In den Arbeiten A. Zimmermanns und Eichingers werden noch einige andere offenbar für tropische Kulturen weniger wichtige Arten behandelt, über die man dort nachlesen möge. Eichin- ger bespricht in Pflanzer VII (1911), 74 besonders die Arten Lespe- deza striata (Japan Ülover), Medicago arborea und die Rubiacee Richard- sonia scabra (Mexican Clover.. Zimmermann (ebenda, 231) gibt in einem Vortrage die Ergebnisse seiner Erfahrungen wieder, die er mit einer großen Anzahl von Gründüngungspflanzen in Amani gemacht hat.

Register

zum

Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums.

No. 41—50.

Ab 144.

Acacia senegal Willd. 220, Suma Kurz 224.

Adina macrophylla (Lep. et Guill.) K. Sch. 131.

Adlerholz 81, 83.

Afzelia africana Smith 126, cuanzensis Welw. 216.

Agathis dammara 83.

Albizzia Brownei (Walp.) Oliv. 125, fasti- giata 125, 291.

Alchornea floribunda M. Arg. 128.

Allemao 93.

Allophylus africanus P. B. 225.

Amarantus viridis 106.

Ampeloeissus aeseulifolia Gilg 229, 230.

Anaphe infracta Walk. 291, veneta Butl. 291.

Andropogon contortus L. 135, eucomus Nees 135, Schinzii Hack. 136.

Aneta 106.

Angale 294.

Anisophyllea Boehmii Engl. 225, 231, disticha Jack. 295.

Anona senegalensis Pers. 105, 222.

Ansellia africana 174.

Anthephora pubescens Nees 134, undulatifolia Hack. 135, 139.

138,

' Aquilaria grandiflora (Lour.) Gilg 84,

malaccensis Lam. 84, Moszkowskii Gilg 84.

Arachis africana Burm. 254, hypogaea 308, 316.

Arae kaku-sui 105.

Arisaema 299.

Aristida adscensionis L. 143, amplissima Trin. 143, ciliata Desf. 143, fasti- giata 134, Hochstetteriana Beck. 143, namaquensis Trin. 143, obtusa Del. 134, 141, stipiformis Poir. 143, uni- plumis Licht. 134, 142.

Artasroot 99.

Arundo donax L. 144.

Asparagus 227.

Atjapp 118.

Avicennia tomentosa Jacq. 130.

Bacillus radieieola 309, spongiosus 194. Bagbena 104,

Baka 180.

Bala mera 32.

Balsamito 96.

Balsamo blanco 96.

Balsamum tolutanum 86.

Bang 128.

Bati 105.

Bature 63.

Bauhinia Bainesii Schinz 211, Burkeana Bth. 211, esculenta Burch. 211, reti- culata DC. 104.

Berlinia acuminata Sol. 126, auriculata Sol. 126, Eminii Taub. 223.

Biba 127.

Boango 129.

Boba 180.

Bobanja 180.

Boboroa 106.

Bokoa 128.

Bokome 129.

Bokonda 124.

Bololo 124.

Bombyx mori 291.

Bongele 124.

Bongossi 128.

Bonuke 124.

Bopanda 125.

Borreria ruelliae K. Sch. 104.

Bosambi 128.

Bosao 127.

Brachystegia Bth.

eynometroides Harms 126.

appendiculata 213,

Brassaia actinophylla Endl. 73, capitata CB. 01774:

Bridelia 106, 219, 224, ferruginea 238, micrantha Baill. 291, stenocarpa M. Aroml28:

Bromelia 13, 19.

Bror 120.

Bruguiera 279.

Bulbophyllum praealtum Krzl. 109.

Buluwa 226.

Butyrospermum Parkii 59.

Bwiba ba mbale 127.

Byrsonima 11.

Cajanus indicus 308.

Calanthe Vaupeliana Krzl. 111.

Calpocalyx Dinklagei Harms 125.

Campomanesia thea (Seem.) Gilg et Strauss 114.

320

Canarium Mansfeldianum Engl. 103 Schweinfurthii Engl. 103, 127.

Canavalia ensiformis DC. 316.

Capparis Yco Mart. 13.

Carapa procera DC. 127.

Carpodinus 70, landolphioides (Hall. f.) Stapf 69, 71.

Cassia absus L. 105, mimosoides L. 308.

Cereus 13, 14, 18, amazonieus K. Sch. 283, megalanthus K. Sch. 284, oli- golepis Vaupel 285, setosus Gürke 13, trigonodendron K. Sch. 286, Ur- banianus Gürke et Weing. 284.

Ceriops 279.

Chibwaya jike 249.

Chikwaya 248.

Chinese plum 287.

Ching-Cho-Lee Plum 287.

Chloris virgata Sw. 145.

Chlorophora excelsa (Weiw.) Bth. et Hk. f. 123.

Chrysophyllum 11.

Cephalocereus 14, 18.

Cissus adenocarpa Gilg et Brdt. 227, bullata Gilg et Brdt. 228.

Citriosma thea Seem. 113.

Cleome hirta (Kl.) Oliv. 230.

Clitandra 70, landolphioides Hall. f. 71.

Clitoria ternatea 308.

Cochlospermum tinctorium A. Rich. 105.

Cocos coronata Mart. 12.

Coelocaryum Klainei Pierre 124.

Cola altissima Engl. 128.

Combretum oblongum F. taborense Engl. 218.

Commelina subeucullata Cl. 230.

Commiphora Fischeri 214, 222, Krausei Engl. 214, pilosa Engl. 218, rugosa Engl. 220.

Copaiba Arnoldiana de Willd. et Dur. 180.

Copaifera Arnoldiana Th. et Hel. Dur. 180, coleosperma Bth. 179, Demeusii Harms 176, Gorskiana Bth. 175, 180, Gui- bourtiana Bth. 175, 181, Langsdorffii O0. Ktze. 18, 19, Laurentii de Willd. 179, Tessmannii Harms 181.

Hoffm. 219,

Copernicia cerifera Mart. 8, 9, 14. Cordia dioiea Boj. 224, 226. Corynanthe johimbe K. Sch. 130, pachy- ceras K. Sch. 130. Coula edulis Baill. 123. Crossandra guineensis Nees 105. Crotalaria striata 307, 308, 315. Croton 14, lobatus L. 106. Cyelicodiseus gabunensis Harms 125. Cynodon dactylon (L.) Pers. 134, 145. Cynometra Mamnii Oliv. 125, multijuga Harms 125.

Dactyloctenium aegyptiacum (L.) Willd. 134, 146.

Dactylopetalum kamerunense Engl. 129.

Daemia angolensis Dene. 227, cordifolia K. Sch. 225.

Dalbergia melanoxylon G. et P. 220.

Damar kidjai 80, laut 80, mata kutjing 80, 83.

Datura 226, 230.

Deinbollia pyenophylla Gilg 128

Dendrobium Vaupelianum Krzl. 109.

Desbordesia glaucescens (Engl.) Pierre 127.

Desmodium adscendens DC. 312, barbatum Bth. 309, 312, deliecatulum A. Rich. 312, dimorphum Welw. 312, Dre- geanum Bth. 312, heterophyllum 308, hirtum G. et P. 309. lasiocarpum DC. 313, latifolium DC. 313, polycarpum 308, 314, scalpe 314, setigerum Bth. 310, tortuosum 308, 314, triflorum, 307, 308, 313.

Detarium macrocarpum Harms 126. Dialium guineense Willd. 126, Staudtii Harms 126, Zenkeri Harms 126. Dichapetalum Engl. 248,

Bussei Engl. 250, eymosum (Hk.) Engl. 246, edule Engl. 249, macrocarpum Engl. 249, mossambicense (Kl.) Engl. 247, Stuhlmannii Engl. 247, tomen- tosum Engl. 244, toxiecarium (Don.) Engl. 244, venenatum E. et G. 244, Warneckei Engl. 250. Diegemtenguere 202.

aureonitens

321

Digbere 236.

| Diospyros aggregata Gürke 130, atropur-

purea Gürke 130, bipindensis Gürke 130, denda Welw. 130, Gilgiana Gürke 130, Holtzii Gürke 224, 226, incar- nata Gürke 130, kamerunensis Gürke 130, mamiacensis Gürke 130, mega- phylla Gürke 130, mespiliformis Hoch. 130, nsambensis Gürke 130, veolens Gürke 130.

Diplachne ceinerea Hack. 148, paucinervis (Nees) Stapf 134, 138.

Diplorrhynehus mossambicensis Kl. 214.

Distemonanthus Benthamianus Baill. 126.

Dolakene 104.

Dolichos argenteus Willd. 316, debilis Hoch. 206, densiflorus Welw. 206. dongaluta Welw. 206, esceulentus De Willd. 205, fimbriatus Harms 206, pseudopachyrhizus Harms 206, 211, Seineri Harms 206, stenocarpus Hoch. 199.

Dombeya 223.

Dryobalanops aromatica Gaertn. f. 32, 84.

Dugayi 229.

Duhetomab 140.

Dulindi 222.

sua-

| Dyeloale 106.

Dyengmale 106. Dyenye 106. Dyörö 104.

Ebai 242.

Eban 176, 180.

Ebanja 177.

Edjum 103.

Edundu 125.

Ehrharta aphylla 134, pusilla Nees 124. Ejale 129,

Ejuong 128.

Elaeis 299.

Elaeodendron 65.

Eleusine indica (L.) R. Br. 147. Ellong 125.

Enantia chlorantha Oliv. 124.

, Eneholirion speetabile Mart. 14.

Endodesmia calophylloides Bth. 129.

Entandophragma angolense DC. 185, Candollei Harms 127, 185, Casimiri- anım De Wild. et Th. Dur. 185, macrophylla Chev. 137, Rederi Harms 184.

Epipremnum Merillii Krzl. 266, Robin- sonii Krzl. 266, truncatumE.etK.266.

Eragrostis eyperoides (Thbg.) P. B. 154, denudata Hack. 154, Stapf 154, namaquensis Nees 152, porosa Nees 152, retinorrhoea Steud. 152, spinosa Trin. 134, 154, superba Waw. et Peyr. 152.

Eria curvipes Krzl. 110.

Erica corifolia L. 290, propinqua Gut. et Bol. 289, Straussiana Gilg 289, Thodei Gilg 289.

Erigeron Grantii O. et H. 231.

Eriosema cordifolium Hoch. 211, muxiria Welw. 210, terniflorum Hi. 210, tuberosum Hoch. 211.

Erythrophloeum guineense Don. 125, mi- cranthum Harms 125.

Erythroxylon Manni Oliv. 127.

Esenge 128.

Euphorbia gregaria Marl. 234, phos- phorea Mart. 13, Tirucalli 117, torta Pax et K. Hffm. 229.

Evonymus 64.

Fadogia 228.

Fagara altissima Engl. 127, chalybaea Engl. 221, xanthoxyloides Lam. 99.

Fieus 58, 62, 106, elastica L. 82, Fischeri Warb. 218, glumosa Del. 223, 224, rocco Wrbg. et Schwfth. 63, Stuhl- mannii Warbg. 220, triangularis Warbg. 64, Vogelii Mig. 58, 61, 63.

Fillaeopsis discophora Harms 125.

Fimbo-ya-mtume 227.

Flacourtia Ramontchi L’Herit. 219.

Flongfogo 104.

Florida velvet bean 316.

Flueggea Bailloniana M. Arg. 215.

Follye 250.

322

echinochloidea

Gareinia punctata Oliv. 129.

Gardenia Thunbergia L. f. 220.

Garib 145.

Getah 82.

Gharu merupa 81.

Glyeine subterranea L. 253, 255.

Gorskia conjugata Bolle 180.

Gossypium 226.

Gravisia exudans Mez 13.

Grewia bicolor Juss. 220, conocarpa K. Sch. 225, platyclada K. Sch. 221.

Grossera paniculata Pax 128.

Gulukisi 231.

Gurrech diwella 207.

Gymnosporia acuminata 66, amaniensis Loes. 65, bukobina Loes. 66, lepidota Loes. 66, montana (Roxb.) Bth. 232, samoensis Loes. 232.

Habub 143.

Hancornia speciosa Gom. 1, 10, 18, 27, 40.

Hannoa undulata (G. et P.) Planch. 236.

Heeria pulcherrima (Schwfth.) O. Ktze. 217.

Heinsia pulchella (Don) K. Sch. 228.

Helianthi 107.

Helianthus decapetalus 107, doronieoides 107, macrophyllus Willd. 108, mollis Torr. et Gray 108, strumosus L. 108.

Hermannia Volkensii K. Sch. 229.

Heyea 315, brasiliensis M. Arg. 4, 50, 82.

Hexalobus grandiflorus Bth. 124, megalo- phyllus E. et D. 124, Engl. 124.

Hobes 139, 149.

Hohenbergia Catingae Ule 13.

Hoitziloxitl 86.

Hopea fagifolia Miq. 83, globosa Brandis 80, mengarawan Migq. 83.

Horos 143.

Hurudabes 152.

Hylodendron gabunense Taub. 126.

salieifolius

Ja 207. Janaüba 11.

| Japan clover 317.

—_— 323

Jatropha 13, phyllacantha M. Arg. 14. | Kindolio 230.

Iban 177, 180. ı Kisafu 227.

Idulanhu 227. Klainedoxa gabunensis Pierre 127, grandi- Igunguli 228. folia Engl. 127.

Ikumbi 230. ' Kolombo 103.

Ikumbusia 228. Kolu 238.

Dendi-ihandja 225. Kombolo 125.

Indigofera galegoides DC. 315, Garckeana | Kudundung 80. Vatke 315, rhynehocarpa Welw. 315, | Kutonosu 202, 204. tinetoria 308, 315.

Iroko 123.

Iru 207. Laendo 239.

Irvingia Barteri Hk. f. 127. Lala 236.

Isolona pleurocarpa Diels 124. Landolphia 56, Dawei Stapf 69, florida

Iwungowungo 227. Bth. 56, 70, 115, Kirkii Th. D. 115,

Klainei 69, owariensis P. B. 58, 69,

Kafable 106. | parvifolia K. Sch. 116, 227, Petersiana Kafulo 228. Th. D. 116. Kahumbi 223. Liagora californica Zeh 271, ceylonica Kakowole 222. | Zeh 268, Doridis Zeh 269, Engleriana Kakunguni 230. Zeh 270, erecta Zeh 268, zacilior Kalanchoe lanceolata Pers. 303, Leblaneae Zeh 271, Harveyana Zeh 270, RB. Ham. 303, Miteja A. Lebl. et BR. Holstii Zeh 272, nitidula Zeh 269, Ham. 304, multiflora Schinz 303, Pilgeriana Zeh 272, rosacea Zeh 271, usambarensis Engl. et B. Ham. 301. | Voeltzkowii Zeh 272, Wilmsoniana Kalembosi 223. 1 Zeh 269.

Kambola-mbola 228. Kampese-pese 230.

Listrostachys Behnickiana Krzl. 122. Lophira alata Banks 129.

Karas 81, 34. Loranthus 228.

Karite 59. Luehea panieulata Mart. 11. Kasanda 219. | Lugaka 230.

Kasenga 215. ı Lukunde bashangi 202. Katatula 219. | Lumhambe 229,

Katungulu-waganga 226. Kawumbumbuga 2283.

Kayu gaharu 31, kapur 32. Kelen-mau 99.

Machau 244, 246. Maerolobium Preussii Harms 126, Zenkeri Kerna 105. Harms 126. Kersiingiella 308, geocarpa Harms 317. | Madisa-mahandja 230. Khaya euryphylla Harms 127, Klainei | Maerua 219, 221. Pierre 127. | Mafum bantschu 128.

Khurub 137. Majujue 227.

Kigelia aethiopica Bth. 222. Malaudi 128. Kikuwa-kuwa 226. Mangabeira 1, 5, 14, 27. Kilindira-mgunda 220. Mangulila 226.

Kiloto 219. Manicoba 1, 10, 15, 40, brava 27

Manihot caricifolia Pohl 25, Catingae Ule 27, |dichotoma Ule 2, 16, 19, Glaziovii M. Arg. 1, 6, 15, 29, 42, grandiflora M. Arg. 25, heptaphylla Ule 2, 17, 30, 41, maracasensis Ule 27, piauhyensis Ule 2, 18, 30, 41, Teissonnieri A. Chev. 51, M. Arg. 6, 25.

Manjonga 71.

Maprounea africana Pax 215.

Markhamia lanata K. Sch. 214.

Mbale 216.

Mbamala 66.

Mbanga 219.

Mbangwa-ngoma 225.

Mbapa 214.

Mbelambasa 218.

Mbila 218.

Mbimba 242.

Mbiu-sa-ndimi 225.

Mbossambi 130.

Mbudika 217.

Mbula 224.

Mbumbu 216.

Mbumbuli 226.

Mbussenge 123.

Mdati 225.

Mdege 226.

Mdonho 222.

Mdulansongo 215.

Medicago arborea 317.

Megabaria Trillesii Pierre 240.

Melocactus 14.

Memecylon macrodendron Gilg 129.

Meranti 80, 83.

Mexican clover 317.

Mfila 222.

Mfubata 217.

Mfuta-mbula 223.

Mgagi-gagi 221.

Mgando kawuba 225, mkalati 215.

Mgasu 222.

Mgembe 220.

Mgera 223.

Mgereria 215.

violacea

kwa ngoy 226,

324

Mgogondi 227.

Mgongwa 224.

Mgoweka 219.

Mgua 223.

Mgualo 223.

Mgukulama 218.

Mgukuti 215.

Mgulugunga 224.

Mgumo 220.

Mguruka 219.

Mgusasambo 218.

Mgwagwe 217.

Mhia-wana 214.

Mhosia 214.

Mhullula-mbuli 225.

Mhundu 219.

Mjegea 222.

Mjense 213.

Mihuasungu 227.

Milua 217.

Mimosa pudica 307, 316.

Mimusops 129, brevipes Engl. 129, densi- flora Engl. 221, djave (Lan.) Engl. 118, 129, 300.

| Mininga 213.

Miogo-jogo 222. Mjongwa-mhembe 221. Mjubi-jubi 228. Miula-swagallo 225. Miwelie 214. Mkalalua-huwa 221. Mkam 221.

Mkalia 222. Mkelenge 217. Mkola 216.

Mkoma 220, mahandja 224. Mkome 214. Mkomvitale 223. Mkondo-kondo 219. Mkonse 221. Mkora 216.

Mkua 215.

Mkuju 224.

Mkuni 220. Mkurungu 212. Mkwadju 218.

Mkwaya 248. Mlago 217.

Mlama 219. Mlandalla 218. Mlandoge 63. Mlangalla-mdo 229. Mlembela 222. Mlihua hulu 322, mwengia 219. Mlopanda 104. Mludja-minsi 220. Mlugalla 218. Mlungulungu 221. Mlunguschigiti 221. M-muaga 217. Mnembu 224. Mnemwua 224. Mnunhua-halla 225. Mogawami 223. Monotes elegans Gilg 215. Morinda citrifolia L. 131. Mpalla 216. Mpanda 230. Mpang 126. Mpelemese 221. Mpoga 294. Mpogorro 218. Mponda 214. Mpuga-bu 225. Mpulu 225, genge 224, legea 222. Mpumbuli 223. Mrumba 63. Msagasi 218. Msahua 222. Msalohunda 223. Msanna 214. Msarasi 218. Mschem 226. Mschenene 216. Mschinde 224. Msekara 223. Mselia 224. Mseweje 219. Msima 215. Msindui 225. Msisigullu 220. Msoka 218.

325

Msonga 214.

Msongalukuga 222.

Msoro 215.

Msungui 215.

Msungururu 214.

Msurura 221.

Mtalali 215.

Mtawa 63.

Mtejo 216.

Mtejo-ya-hasi 230.

Mtinda-bogo 222.

Mtinje 220.

Mtosh 250.

Mtowo 223.

Mtschamwa 63.

Mtundu 213.

Mtundulu 215.

Mtunguru 215.

Mtunungu 226.

Mtusia 219.

Muage 214.

Mucuna 316.

Muenge 126.

Mugumbu 216.

Muhama 220.

Mjenje 216.

Muku 215.

Mulumbo 63.

Mungongo 218.

Mununkawunde 229.

Musanga Smithii R. Br. 123.

Muwa 219.

Muwale 216.

Muwela-mbelele 231.

Mwasi 117.

Myrospermum 86, 87, erythroxylum Allem. 92, pedicellatum Lam. 92, Pereirae Royle 87, peruiferum DC. 92, punc- tatum Walp. 97, robinifolium Warcz. 97, sonsonatense Oerst. 87, 95.

Myroxylon 85, 87, 91, 98, abruptifolium Stokes 92, balsamum (L.) Harms 94, 98, Hanburyanum Kl. 94, pedicel- latum Kl. 92, Pereirae Kl. 87, pe- ruiferum L.f. 86, 90, 98, pubescens H. B. K. 92, punctatum Kl. 97,

robiniaefolium Kl. 97, toluiferum H. B. K. 87, 90, 94. Mystroxylum eucleiforme Eckl. et Zeyh. 64.

Nakambin 105. Nama tubawe 123. Nandawaka 228. Nasamba 124. Nehenchere 247. Nehenchwu 248. Ndago 230. Ndundaja 55. Neoglaziovia variegata Mez 13, 19. Newtonia Zenkeri Harms 125. Ngai 113. Ngalla-ya-wakota 227. Ngummo 123. Nhangalla 228. Njabi 129.

Njalla 103. Njasia 229.

Nje 124.

Njenje 247. Njerema 247. Njoma 71. Njore-njole 294. Nkom 128.

Nkum 129.

Noas 141.

Nselle 126.

Ntaba 309. Ntoma 124. Nungu 129. Nyama 104. Nyenyere 247.

Ochna arenaria De Wild. 228, Holstii 217.

Odeka 127.

Odum 123.

Odyendea gabunensis (Pierre) Engl. 127.

Qleo vermelho 93.

Omphalocarpum Pierreanum Engl. Radlkoferi Pierre 130.

Ongokea kamerunensis Engl. 124.

Quabangia Klainei v. Tiegh. 128.

130,

326

Ovöug 182. Oxalis 229. Oxystigma Mannii (Baill.) Harms 126,

Pachylobus edulis @. Don. 127.

Pachynocarpus Wallichii King 80.

Pachypodanthium confine (Pierre) E. et D. 124.

Pachyrhizus angulatus Rich. 211.

Palaquium gutta 82, oblongifolium 82,

Panda oleosa Pierre 274.

Panicum brachyurum Hack. 137, glome- ratum Hack. 137, Schinzii Hack. 137, xantholeucum Hack. 137.

Pappophorum cenchroides Licht. 146, sca- brum (Lehm.) Kunth 149.

Parinarium chrysophyllum Oliv. curatellifolium Planch. 224.

Parkia Zenkeri Harms 125.

125,

"Passiflora foetida 307.

Payena Leerii 82.

Peltogyne 19.

Pennisetum eiliare (L.) Link 137.

Pentaclethra macrophylla Bth. 125.

Pentadesma butyraceum Don 129, Ker- stingii Engl. 102.

Perotis indica (L.) K. Sch. 140, latifolia Ait. 140, vaginata Hack. 140.

Peruifera 86.

| Peucedanum araliaceum (Hoch.) Bth. et

Hk. 239, offieinale L. 239. Phaseolus mungo L. 316, radiatus 308, 316.

| Phoradendron Biolleyi Krause 264, quin-

quenervium Krause 264. Phragmites vulgaris (Lam.) Crep. 144, Phyllanthus 230, reticulatus Poir. 227. Phyllocosmus sessiliflorus Oliv. 126. Piptadenia africana Hk. f. 125, Winkleri Harms 125. Pithecolobium altissimum Oliv. 125.

| Plantago acereseens Pilger 259, alismati-

folia Pilger 259, hirtella Kth. 259, hypolasia Pilger 260, Kurtzii Pilger 260, macrostachys Dene. 262, nigri- tella Pilger 261, Pflanzii Pilger 261,

refracta Pilger 261, Rojasii Pilger

262, Stuckertii Pilger 262, subnuda |

Pilger 260.

Plasmopara viticola 67.

Plenckia 64.

Pleurostylis 65.

Plumeria drastica Mart. 11, 18, 29.

Podocarpus macrostachyus Parl. 298, olei- folius Don 298, Roraimae Pilger 298.

Poga oleosa Pierre 294.

Pogonarthria falcata (Hack.) Rdle. 149, squarrosa (Licht.) Pilger 149, tuber- culata Pilger 149.

Polycardia 64.

Polygala 105.

Polypodium lycopodioides 300.

Polystachya dendrobiiflora Rchb. f., graci- lenta Krzl. 174.

Prunus cerasifera 287, communis Maxim. 288, glandulosa Thbg. 287, humilis Bunge 287, ichangana (. K. Schneid. 288, salieina Lindl. 287, triflora Roxb. 287, trifolia Roxb. 288.

Pseudarthria Hookeri W. et A. 315.

Pseudocedrela eylindrica Spr. 186, Kot-

schyi (Schwfrth.) Harms 186, utilis |

Daw. et Spr. 186.

Pseudospondias mierocarpa (A. Rich.) Engl. 128. Psophocarpus longepedunculatus Hassk.

211, palustris Desv. 211.

Pteleopsis Kerstingii Engl. 239.

Pterocarpus 215, Bussei 213, chrysothrix Taub. 212, Soyauxii Taub. 126.

Pugusa 219.

Pycnanthus Kombo Warbg. 124.

Harms

Quaba 11. Quinoquino 97.

Randia eladantha K. Sch. 131, dumeto- rum Lam. 227, Kuhniana F. Hffm. 229,

Remusatia vivipara (Roxb.) Schott 299

Resak 80, 83.

I

327

Rhamnella 79.

Rhamnus 75, Hemsleyanus ©. K. Schn. 78, heterophyllus Oliv. 78, hypochry- sus C. K. Schn. 76, iteinophyllus C. K. Schn. 76, koraiensis ©. K. Schn. 77, lamprophyllus C. K. Schn. 78, leptophyllus ©. K. Schn. 77, Rosthorni Pritzel 78, rugulosus Hemsl. 78.

Rhizophora 279, mangle Roxb. 129.

Richardsonia scabra 317.

Rieinodendron africanum M. Arg. 128.

Roko 123.

Sageretia 79.

Salsifis 107.

Sambi-sambi 218.

Sandin-dorma 105.

Sandisini 106.

Sanseviera 13. '

Sapium Mannianum (M. Arg.) Bth. 128.

Sarcocephalus sambueinus (Wint.) K. Sch. 131.

Sasuambeke 218.

Saub 152.

Sauromatum 299.

Schaefferia 65.

Schefflera actinophylla (Endl.) Harms 73, capitata (W. et A.) Harms 74, Krae- meri Harms 73, macrostachya (Bth.) Harms 74.

Schesche 204.

Schmidtia quinqueseta Bth. 134.

Schrebera koiloneura Gilg 217.

Sciadophyllum macrostachyum Bth. 74.

Selerocarya birrea Hoch. 218.

Scorodophloeus Zenkeri Harms 126.

Scottellia mimfiensis Gilg 129.

Sceytopetalum kamerunianum Engl. 128.

Securidaca longepedunculata Fres. 104.

Sedum Adolphi R. Ham. 277, allantoi- deum Rose 278, Treleasii Rose 278.

Shorea barbata Brandis 83, glauea King 80, maranti (Miq.) Burck. 83, scero- bieulata Burck. 80, selaniea Bl. 83, squamata (Turez) Bth. et Hk. 83, utilis King 80, Wiesneri 83.

23

Sideroxylon Zenkeri Engl. 130.

Siparuna Thea (Seem.) A. DC. 113.

Smilax 57.

Soka-za-wiba 229.

Sorindeia rubriflora Engl. 274, trimera Oliv. 128

Sphenostylis angustifolia Sond. 200, mar-

328

ginata E. Mey. 200, obtusifolia Harms |

205, Schweinfurthii Harms 205, ste- nocarpa (Hoch.) Harms 200, 204. Spondianthus obovatus (Pierre) Engl. 242,

Preussii Engl. 241.

Stachyothyrsus Staudtii Harms 126.

Stathmostelma mieropetalum K. Sch. 230.

Staudtia kamerunensis Warb. 124, stipi- tata Warb. 124.

Stemonocoleus mieranthus Harms 126.

Sterculia 214, 223, 291, oblonga Mast. 128, rhinopetala K. Sch. 128.

Strombosia glaucescens Engl. 124, grandi- folia Hk. f. 124.

Strombosiopsis tetrandra Engl. 124.

Strophanthus 82, Eminii Aschers. et Pax 214.

Strychnos 214, 217, gnetifolia Gilg 130, pungens Solered. 214, Stuhlmannii Gilg 217, unguacha A. Rich. 219.

Suku 105.

Summu-ya-panja 226.

Swartzia madagascariensis Desv. 219.

Sweetia 19.

Symphonia globulifera L. f. 129.

Tamarindus indica L. 218.

Tanda 129.

Tarchonanthus camphoratus L. 222.

Tarei 105.

Tephrosia purpurea Pers. 308, 315, Vo- gelii Hk. f. 226.

Terminalia sericea Burch. 215, superba E. et D. 129.

Tetrapleura Thonningii Bth. 125.

Tia 125.

Tiborna 11.

Tjengal 80, 83.

Toas 141.

Toluifera 85, 98, Balsamum L. 86, 90, pedicellata Baill. 92, peruifera Baill. 90, 92, pubescens Baill. 92.

Tongwa 227, ya-hasi 229, ya-lulanda 230.

Trachylobium Dewewrianum Taub. 182.

Trachypogon montufari Nees 18.

Tragus racemosus (L.) All. 139,

Treculia mollis Engl. 123.

Trema guineensis (Schum.) Engl. 104. Trichilia Gilgiana Harms 127, Prieureana Juss. 128, rubescens Oliv. 127. Triehodesma zeylanicum (L.) R. Br. 228. Tricholaena arenaria Nees 138, brevipila

Hack. 138, rosea Nees 137.

Trichoseypha bipindensis Engl. 128.

Triplochiton seleroxylon K. Sch. 128.

Triraphis Fleckii Hack. 147, ramosissima Hack. 147.

Turraeanthus Zenkeri Harms 127.

Tyampala-tisim 106.

Tyentyengu 106.

Tylostemon erassifolium Engl. 124.

Uanyise 105.

Uapaca Staudtii Pax 128. Ujange 227.

Ujensi 227.

Ukuluamiti 228.

| Ulula 220. | Uohu 184. | Urtiea 13.

Urub 150.

Urusa 73.

Utapia 223.

Utomwu 115, 116.

Uvaria Büsgenii Diels 124, mierotricha Diels 124.

Uvariastrum Zenkeri E. et D. 124.

Vangueria infausta Burch. 221, 223.

| Vepris glomerata (F. Hffm.) Engl. 221.

Vigna 308, 316, deceipiens Harv. 209, Dinteri Harms 207, marginata Bth. 200, ornata Welw. 199, 203, pseudo- triloba Harms 208, 210, stenophylla

Harms 210, triloba Walp. 209, tube- rosa A. Rich. 207, vexillata Bth. 207. Visewa 202. Vitex 222, 225, bipindensis Gürke 130, mombassae Vtke. 215, 224. Voandzeia subteranea (L.) Thou. 253, 257, 308, 317. Vochysia 11.

Waltheria americana 105. Wambola-ya-ndumbili 228. Weihea insignis Engl. 218. Weke 127.

Wimmeria 64.

Wobogu 105.

Wou 184.

Wujonde 242.

329°

Wula 123. Wumangisi 227. Wuoma 71.

Ximenia americana L. 224.

Xurub 150.

Xylocarpus 270.

Xylopia parviflora (G. et P.) E. et D. 124, Zenkeri E. et D. 124.

Xylosma 91.

Yohimbehe 130. Yumbosi 106. Yumpo 106.

Zembi 127.

23*

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXI Nr.i. Ausgegeben am 20. Januar 1909.

Einige Nutzhölzer Kameruns.

l. Olacaceae.

Von A. Engler.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1909.

Preis 0,60 Mk.

Einige Nutzhölzer Kameruns.

Von

A. Engler.

I. Olacaceae.

In folgendem will ich auf einige Bäume Kameruns aufmerksam machen, welche zur Familie der Olacaceen gehören, wegen ihres sehr harten Holzes von den Eingeborenen geschätzt werden und auch so -häufig sind, daß es sich vielleicht lohnt, die praktische Verwertung der- selben in Betracht zu ziehen.

Alle Olacaceen sind Bäume oder Sträucher mit in der Jugend grünen, zusammengedrückten Zweigen, einfachen, länglichen, ganzrandigen Blättern und kleinen, unanselnlichen, in Trauben oder Büscheln oder in Knäueln stehenden Blüten.

Ongekea kamerunensis Engl.

Ein bis 50 m hoher Baum mit glatter, bräunlich-grauer Rinde und gelblichem, harten Holz (nach Staudt), 15—20 m hoch, Bauholz liefernd (nach Zenker). Wie bei anderen Arten der Familie sind die End- zweige zusammengedrückt und zu beiden Seiten der Blattstiele mit herunterlaufenden Furchen versehen; die Internodien sind 1—2 cm lang; die vorjährigen Zweige haben eine Dicke von etwa 6 mm und bräun- lich graue Rinde. Die Blattstiele sind 7—9 mm lang, die Spreiten 5—6 cm lang und 2,5—3 cm breit, mit einer etwa 3 mm langen, un- deutlich abgesetzten Spitze. Die Blütenrispen der männlichen Bäume sind etwa 4—5 cm lang, mit 0,7—1 cm langen Ästchen I. Ordnung, welches wieder Ästchen II. und III. Ordnung tragen, die nur einige Millimeter lang sind, zum Teil auch miteinander verwachsen. Die Blütenstiele der

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jungen Knospen sind nur 1,5 mm lang, diese selbst kugelig und kaum l mm dick. Später strecken sich die Knospen bedeutend in die Länge, wie dies aus der Abbildung der ©. Klaineana Pierre zu ersehen ist. Die weiblichen Blüten dieser Art sind noch nicht gesammelt worden, Sondern nur junge Früchte. Die Fruchtstiele erreichen 1 cm Länge; die Fruchtkelche haben etwa 12 mm Durchmesser und eine kaum 1 mm weite Öffnung am Scheitel; sie sind dick und fleischig, blaßgrün. Die junge, einsamige Frucht hat etwa 8 mm Durchmesser.

A—Ü Ongokea kamerunensis Engl.

A Zweig mit jungen Blüten, B Stück des Blütenstandes, die flachen Zweigchen zeigend, C Zweigchen mit jungen Früchten in den vergrößerten Frucht- kelehen, D—H 0. Klaineana Pierre (von Gabun), D Stücke des Blütenstandes mit ganz jungen Knospen, E, F ältere Knospen, G@ Blüte geöffnet, 7 Frucht und Same

in Längsschnitt, der vergrößerte Fruchtkelch gespalten.

Dieser Baum steht ziemlich nahe der im Hinterland von Spanisch- Guinea (Makonanem), in Gabun und im Kongostaat (Efukoi und Kombe) vorkommenden O. Klaineana Pierre, welche in Spanisch-Guinea angök 1*

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genannt wird; er unterscheidet sich von dieser Art durch stumpfe Blätter und die zusammengewachsenen Zweige des Blütenstandes.

Bis jetzt wurde der Baum in Kamerun bei Lolodorf von Staudt und bei Bipindihof von Zenker gefunden; er ist ein richtiger Urwald- baum und dürfte noch weiter verbreitet sein.

Strombosia grandifolia Hook. f. mbasa in Jaunde. \

Nach den Angaben der verschiedenen deutschen Sammler (Staudt, Zenker, Preuß) ist der Baum in den Urwäldern zerstreut, wird bis 30 m hoch und hat den Wuchs sowie das Aussehen einer deutschen Buche. Der Baum ist leicht kenntlich an den länglichen, oft 2—2,7 dm langen und 0,8—1,2 dm breiten, oberseits und unterseits stark glänzen- den, dunkelgrünen, starren Blättern mit jederseits 6—7 aufsteigenden Seitennerven, zwischen welchen zahlreiche, schwach gebogene Adern parallel verlaufen. Die gelblich-weißen Blüten stehen in dichten Büscheln in den Blattachseln.

Bis jetzt wurde der Baum, welcher auf Fernando Po, bei Libre- ville in Gabun, im Kongobecken und ostwärts bei Fort Beni vorkommt, in Kamerun an folgenden Stellen nachgewiesen:

Vietoria, an Bachufern (Preuß).

Johann-Albrechtshöhe, zerstreut im Urwald um 380 m. Lolodorf (Staudt).

Bipindi, häufig im Lokundjetal am Ostabhang der Morufia (Zenker).

Jaunde, um 800 m ü. M. (Zenker).

Strombosia Scheffleri Engl.

Ein 10—15 m hoher Baum, dessen lange Äste nach unten hängen und den ganzen Baum einhüllen (Deistel). Die an 3 cm langen Stielen stehenden Blattspreiten sind 1—2 dm lang und 5—9 cm breit. Das Holz ist weiß, sehr hart und schwer und gutes Nutzholz. Der Baum unterscheidet sich von der vorigen Art hauptsächlich dadurch, daß die Adern zwischen den Seitennerven I. Grades schwach und mehr von- einander entfernt sind, nämlich 2—4 mm, während sie bei St. grandi- folia nur 1—1,5 mm voneinander abstehen.

Der Baum ist in Kamerun nur bei Buea um 1000 m ü.M. ge- funden worden (Deistel). Er ist aber weiter verbreitet im östlichen Afrika:

Uganda: Loro in Ankole, um 1600 m (Dawe).

Zentralafrikanische Seenzone: als hoher schlanker Baum bei Mgaturw auf der Insel Kuridjui im Kiwu-See im Höhenwald um 1700 m

=

ET häufig (Mildbraed). Einheimischer Name: muzika. In der Sem- liki-Ebene zwischen Beni und dem Ruwenzori um 1200 m (Mildbread). OÖst-Usambara: auf verwittertem Granitboden mit starker, fast sumpfiger Deckschicht bei Derema, um 800 m ü. M. (Scheffler, Braun). Einheimischer Name: msangane fimbo. West-Usambara: Kwai, um 1600 m ü. M. (Albers). Ein- heimischer Name: msingaringa,

Strombosia Scheffleri Engl.

A Zweig mit ganz jungen Blättern und ausgewachsenem Blatt, ?/, n. Gr., B Zweigstück mit Blüten, C ganze Frucht, n. Gr.

Strombosia glaucescens Engl.

Ein 10—20 m hoher Baum. Die Endzweige sind dünn und ziem- lich dicht mit Blättern besetzt, welche etwa 1 cm voneinander abstehen. Die Blattstiele sind etwa 1 cm lang, die Spreiten gewöhnlich nur 6—8 cm lang und 2,5—3,5 cm breit; seltener kommen Spreiten von 1—1,5 dm Länge und 6—8 cm Breite vor. Sehr oft finden sich in den

Strombosiopsis tetrandra Engl.

A Blühender Zweig, B Blütenstand, Knospe, D Kelch, Blumenblätter und Staubblätter, E Griffel mit Diseus, F Querschnitt durch den Fruchtknoten, @ Längsschnitt durch denselben, H Frucht, J Querschnitt derselben.

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Coula edulis Baill. A Blühender Zweig, B Knospe, C Blüte, D Blumenblatt, E Staubblatt, a von vorn, b von der Seite, F nach Entfernung eines Teils der Staubblätter und Blumenblätter, J Frucht mit dem Samen im Längsschnitt.

Er

Blattachseln 1—3 kugelige Gallen von 4 mm Durchmesser. Die Blüten- stiele sind nur 1,5—2 mm lang und die Blumenblätter 3 mm. Kamerun: Mimfia bei Bipindi, um 150 m ü. M., im Urwald am Lepueio und bei Ntongas Dorf in Ngumba (Zenker). Liefert gutes Bauholz.

Strombosiopsis tetrandra Engl.

Ein 10—30 em hoher Baum mit glatter, grauer Rinde und sehr hartem Holz. Die jungen, grünen Zweige tragen lederartige, dunkel- grüne, längliche Blätter von der Größe des hier abgebildeten, doch sind dieselben bisweilen auch bis 2,5 dm lang und 1 dm breit.

Der Baum ist in Kamerun in den Urwäldern zerstreut anzutreffen, so bei Lolodorf um 450—550 m ü. M. (Staudt), bei Bipindi um 100 m ü. M. (Zenker), am Westabhang des Mimfiaberges und bei Jaunde (Zenker).

Er findet sich auch im Hinterland von Spanisch-Guinea bei Mako- nanem um 450 m ü. M. und im äquatorialen Teil des Kongobeckens bei Coquilhatville.

Eine durch schmalere und dünnere Blätter ausgezeichnete Art ist Str. Zenkeri Engl., welche bei Bipindi und in Gabun gefunden wurde.

Coula edulis Baill.

Ein 15—20 m, bisweilen auch 30 m hoher Baum mit glatter, hell- grauer Rinde und lockerer Krone, mit hängenden Zweigen. Die bis 2,7 dm langen und 1,2 dm breiten Blätter sind oben dunkelgrün und glänzend, unterseits blaßgrün, an den Nerven bräunlich behaart. Die Früchte sind eiförmig, etwa 4 cm lang und 3,5 cm dick; es sind Stein- früchte mit dickem Endokarp und ölreichem Samen.

Der Baum ist in Kamerun an folgenden Stellen gefunden worden:

Mandane (Hub. Winkler).

Barombi, im SW. der Station (Staudt).

Lolodorf, um 500—600 m ü. M. (Staudt).

Bipindi, teils einzeln, teils in Beständen (Zenker). Daselbst ngummo genannt.

Batanga und Kubi (J. Braun, Dinklage).

Auch in Spanisch-Guinea bei Makomo im Fanggebiet (Teßmann).

Die Samen haben den Geschmack der Paranuß und werden teils frisch, teils geröstet genossen.

Das Holz wird als gutes Bauholz bezeichnet. Auch Hauptmann von Besser hat den Baum beachtet und bei der Zweigprobe den ein- heimischen Namen wula notiert.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Dahlem bei Steglitz (Berlin),

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXI Nr.2. Ausgegeben am 15. Juli 1911.

Einige Nutzhölzer Kameruns.

Il. Leguminosae.

Von H. Harms.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1911.

Preis 4H Mk.

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXI Nr. 2. Ausgegeben am 15. Juli 1911.

Einige Nutzhölzer Kameruns,

II. Leguminosae. Von

H. Harms.

Bäume aus der großen Familie der Leguminosen spielen sowohl im Urwalde Kameruns wie auch in den Steppen und Baumsteppen unserer Kolonie eine hervorragende Rolle. Viele von ihnen werden als Nutzhölzer in dieser oder jener Richtung zu verwerten sein. Wenn ich im folgenden auf einige der wichtigsten Vertreter dieser Familie hinweise, so geschieht es, um den in Kamerun tätigen Botanikern und Forstleuten eine allerdings nur knappgefaßte Anleitung für die Er- kennung der häufigsten Arten zu liefern, die zugleich als Nutzhölzer in Rücksicht zu ziehen sind. Der Zweck dieser Zusammenstellung wird besonders darin zu suchen sein, daß sie zu weiterem Sammeln und Beob- achten anregen soll. Unsere Kenntnisse über die Nutzhölzer gerade Kameruns, dessen Flora an Reichtum der Formen des Urwalds alle unsere andern afrikanischen Kolonien überragt, sind noch so lücken- hafte, daß es noch vieler Jahre des Studiums und eifriger Sammel- tätigkeit bedürfen wird, ehe wir auch nur eine vollständige Darstellung der Nutzhölzer Kameruns aus einer einzigen Familie, wie der Legu- minosen liefern können, eine Darstellung, die für den Forstmann alle wichtigen Angaben über die botanischen Merkmale eines Baumes, über die Anatomie des Holzes, die Verwertung desselben bei den Ein- geborenen, seine Bedeutung für die europäische Holzindustrie, die Ver- breitung der Art im Schutzgebiete ausführlicher bringt.

zz.)

Für Togo hat kürzlich Volkens (Die Nutzhölzer Togos, Appen- dix XXII, Nr. 1) eine Zusammenstellung gegeben, in der die Legumi- nosen einen beträchtlichen Raum einnehmen. Die Nutzhölzer dieser Kolonie kennen wir besser als die von Kamerun, dank den verdienst- vollen Bemühungen Kerstings, dessen schöne Holzsammlung einen der wertvollsten Bestandteile unseres Botanischen Museums bildet. Neben ihm haben sich auch noch andere Forscher um die Nutzhölzer dieser Kolonie bemüht, so in letzter Zeit besonders Hauptmann von Döring. Da in Kamerun, besonders in den Steppengebieten dieser Kolonie, zum Teil dieselben Bäume aus der Familie der Leguminosen wachsen wie in Togo, so werde ich mich bezüglich der Verwertbarkeit des Holzes dieser oder jener Art oft auf die vollständigeren Angaben über das Togo-Vorkommen beziehen können. Unsere verdienten Kameruner Sammler (wie Zenker, Staudt u. a.) haben zwar oft Angaben über den Nutzwert beigefügt, indessen sind diese doch recht unvollständig; selbstverständlich fanden sie in erster Linie Aufnahme. Dann wurden auch noch einige Angaben aus den Sammlungen oder aktenmäßigen Mitteilungen der Herren Schorkopf, Reder und Hückstädt ver- wertet. In neuester Zeit haben Büsgen und Jentsch in planmäßiger Weise die Hölzer Kameruns während einer allerdings für den Umfang und die Schwierigkeit des Stoffes nur kurzen Studienreise erforscht. Büsgen hat veröffentlicht: Forstwirtschaftliche und forstbotanische Expedition nach Kamerun und Togo, in Beiheft z. Tropenpflanzer, "XIII, Nr. 9, Sept. 1909; Der Kameruner Küstenwald, in Zeitschrift Forst- und Jagdwesen XLII. Mai 1910, 264; Forstbotanisches aus dem Kameruner Waldland, Jahresber. d. Vereinigung f. angewandte Botanik; Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenwelt und der Hölzer des Kameruner Waldlandes (in Mitteilg. Deutsch. Schutzgeb. 2. Heft 1910, 8. 72); letztere Abhandlung ist die wichtigste für unsern Zweck, und wo nichts anderes angegeben, wird auf sie Bezug genommen. Jentsch behandelt in seiner umfangreichen Arbeit über den Urwald Kameruns (Beihefte Nr. 1 und 2 z. Tropenpflanzer, März 1911) in erster Linie forst- wissenschaftliche Fragen, doch finden wir auch sehr wichtige Angaben über einzelne Holzarten und Abbildungen derselben.

Ich habe die von Büsgen gesammelten Leguminosen bestimmt; so- weit es mir gestattet ist, ein Urteil zu fällen auf Grund einer mehr- jährigen Beschäftigung mit den Leguminosen Kameruns, sind gerade eine größere Anzahl der wichtigsten und am häufigsten auftretenden Arten in der Sammlung Büsgen vertreten. Aber die Zahl der wirk- lich vorhandenen Bäume aus dieser Familie ist jedenfalls weit größer; sind doch manche hohen Waldriesen, von denen gewiß einige wertvolles Holz liefern, bisher nur einmal von Zenker, Staudt u. a. und nicht

2 ee

wieder gesammelt worden. Über das Holz der meisten Arten wissen wir so gut wie gar nichts. Ein in Kamerun tätiger Forst- mann würde sich große Verdienste erwerben, wenn er in ähnlicher Weise wie Kersting eine Sammlung gut bestimmter Kameruner Hölzer!) zusammenbringen würde. Dazu gehören aber in erster Linie sorg- sam präparierte Herbarexemplare, die eine sichere Benennung erlauben; selbstverständlich muß durch gleichlautende Numerierung der Holz- stücke und Herbarexemplare die Gewähr geleistet werden, daß beide auch zusammengehören. Es darf nicht vergessen werden, daß schöne Holzsammlungen aus Kamerun bereits vorliegen (Preuß, Zenker, Staudt, von Besser [für die Firma L. Scholz], Schorkopf, Hückstädt u. a.). Indessen liegt doch die Feststellung der bota- nischen Namen im allgemeinen noch recht im argen. Es ist nur in den seltensten Fällen möglich, ohne Herbarmaterial die Hölzer botanisch zu benennen. Verläßliche Bestimmungen von Hölzern sind nur mit Hilfe von brauchbarem Herbarmaterial (besonders Blüten) möglich, und auch da ist Vorsicht geboten, weil der Fehlerquellen gar zu viele sind; beispielsweise können durch Nummernverwechselung beim Sammeln oder Verpacken die weittragendsten Irrtümer entstehen. Ein anatomi- scher Vergleich mit den dünnen Zweigstückchen des Herbarmaterials, das natürlich kostbar ist und der sorgfältigsten Schonung bedarf, läßt sich oft nicht umgehen, wenn man sicheres ermitteln will. Die Ein- geborenen-Namen reichen zur sicheren Bestimmung nicht aus, da sie selten eindeutig sind und oft zu Verwechselungen Veranlassung bieten, wofür unten nur zu viele Beispiele gegeben werden konnten. Ich möchte dringend vor Überschätzung der Eingeborenen- Namen warnen. Mögen sie auch, wie Jentsch (l. c. 50) betont, für die Praxis unent- behrlich sein, so können sie doch nur in Verbindung mit sicheren bota- nischen Bestimmungen Nutzen stiften, und nur diese können uns aus der Verwirrung heraushelfen. Was nützt es beispielsweise, wenn in einem Forstbericht gesagt wird, hier oder da käme viel „Erundu“ vor? Dies ist offenbar ein Kollektivbegriff für feinblätterige Leguminosen (siehe Jentsch, 1. c. 166), deren Holz ja ganz verschiedenen Wert haben kann! Der Name „Bosipi“ umfaßt drei, vielleicht sogar vier ganz verschiedene Hölzer von offenbar recht verschiedenem Handels- wert (zwei Leguminosen und eine Sapotacee)! Der Botaniker liest solche Berichte, in denen nur die Eingeborenen-Namen vorkommen, mit einem gewissen Bedauern, weil er sich nicht verhehlen kanr, daß der Forstmann seiner mühevollen Pionierarbeit einen höheren bleiben-

!) Um die Kenntnis der ostafrikanischen Hölzer haben sich u. a. besonders Stuhlmann und W. Holtz hervorragende Verdienste erworben.

ge

deren Wert hätte schaffen können durch Einlegen von Herbarproben wenigstens der wichtigsten Bäume, damit man durch Ermittelung der botanischen Namen eine klare Vorstellung über die Verbreitung dieser oder jener wichtigen Holzart gewinnen kann. Gewiß werden auch den Botanikern Irrtümer beim Bestimmen unterlaufen, aber ein gutes Herbarexemplar ist doch wenigstens ein fester Halt, auf den man immer wieder zurückkommen kann, während die ausschließliche Berücksichti- gung der Eingeborenen-Namen ein unentwirrbares Chaos unkontrollier- barer und damit wertloser Angaben hinterläßt.

Was die Verwertbarkeit der Hölzer selbst anbetrifft, so benutzte ich außer zerstreuten Notizen verschiedener Sammler besonders einige Angaben aus Chevaliers Werk: Les vegetaux utiles de l’Afrique tropic. frangaise. Besonders nützlich waren mir die Untersuchungen von E. Perrot und G. Gerard (Recherches sur les bois de differentes especes de Legumineuses africaines, fasc. III. vonChevaliersWerk; 1907), die in mancher Hinsicht vorbildlich für ähnliche Studien sein können. Dann fasc. V (Chevalier, Premiere etude sur les Bois de la Cöte d’Ivoire; 1909). In diesen Publikationen findet man Bemerkungen über eine größere Zahl von Hölzern, die auch in Kamerun vorkommen. Auch E. Gilgs Zusammenstellung unserer Kenntnisse über die Hölzer Ost- afrikas (in Englers Pflanzenwelt Ostafrikas 1895, Teil B) ist mit Vor- teil für Kamerun zu verwerten.

Zur schnelleren Orientierung über die gerade in Kamerun er- drückende Formenfülle der Leguminosen sei noch folgendes bemerkt. Von den drei Unterfamilien (Mimosoideae, Caesalpinioideae, Papilionatae) spielen die zuletzt genannten der Zahl nach in der hier in erster Linie berücksichtigten Waldflora des Gebiets eine viel geringere Rolle als die beiden ersten; allerdings gehört gerade den Papilio- natae, die sich durch die bekannten Schmetterlingsblüten aus- zeichnen, die sehr wichtige Gattung Pterocarpus (Rotholz) an. Die Mimosoideae haben kleine oder winzige regelmäßige (weiße, gelbe oder rötliche) Blüten in Rispen, Ähren, Trauben oder Köpfchen. Die Blätter sind bei den Kameruner Vertretern stets doppelt gefiedert, die einzelnen Blättchen mittelgroß oder klein. Die Caesalpinioideae sind in Blüten- größe und -bau sehr mannigfaltig; wir haben darunter solche mit an- sehnlichen großen Blüten (besonders Berlinia-Arten) und andere mit kleinen Blüten, die an Mimosoideae erinnern. Die Blätter sind meist einfach gefiedert, die Blättchen meist mittelgroß, oft schief; jedoch kommen auch doppelt gefiederte Blätter vor (z. B. Erythrophloeum, Burkea, Stachyothyrsus). Hat man nur Blätter, so ist es nur selten möglich, die Art sicher zu bestimmen. Man kann oft nicht einmal die Gattung mit Gewißheit angeben, da beispielsweise gleiche oder ähnliche

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Blattformen bei einer Reihe von Gattungen wie Cynometra, Copaifera, Berlinia, Brachystegia, Macrolobium usw. vorkommen können. Manche Formen der Mimosoideae sehen gewissen Caesalpinioideae so ähnlich, daß selbst so ausgezeichnete Kenner der Gruppe wie Taubert sich täuschen lassen konnten; er hat die Mimosoideen Cylicodiscus und Calpo- calye zuerst für Arten der Caesalpinioideen-Gattung Erythrophloeum gehalten, und in der Tat sind die doppelt-gefiederten Blätter bei diesen drei Gattungen außerordentlich ähnlich. Sehr wertvoll zur Erkennung der Gattung sind besonders bei den Mimosoideen die Hülsen. Doch wäre es falsch anzunehmen, daß man eine bestimmte Art stets nur nach der Hülse erkennen könnte. Das wäre erst möglich, wenn wir Hülsen aller Arten wirklich kennen würden, aber leider kennen wir sie bis jetzt nur von den wenigsten. Daher ertönt immer wieder die Mahnung: Sammelt recht vollständiges Material an Blättern, Blüten und Hülsen, und dazu unter gleicher Nummer Holzstücke desselben Baumes, von dem das Herbarmaterial genommen wurde; dann wird man auch in die Kenntnis der Hölzer besser eindringen können.

Für die Unterscheidung der Hölzer ist der Querschnitt (Hirn- schnitt) am wichtigsten. Bei den Leguminosen spielt die Form, in der das Holzparenchym im Fasergewebe verteilt ist, eine große Rolle; da- durch wird die Musterung des Holzes bedingt. Bei einigen Arten tritt das Holzparenchym nur oder fast nur in der Umgebung der Gefäße auf; mit ihnen zusammen bildet es dann oft augenförmige Gruppen, die dadurch entstehen, daß das Holzparenchym sich dem Gefäß oder den Gefäßen in zwei seitlichen Flügeln anlagert. Bei andern Arten bildet das Holzparenchym kontinuierliche oder gelegent- lich unterbrochene gerade oder gewundene tangentiale Streifen; es tritt dann eine Jahresring-ähnliche Zeichnung zutage (Pierocarpus, Baphia). Diesen tangentialen Bändern von Holzparenchym sind die Gefäße ein- oder angelagert. Zwischen beiden Typen existieren die mannigfaltigsten Übergänge, die dadurch zustande kommen, daß die beim ersten Typus erwähnten flügelartigen Holzparenchymgruppen zu beiden Seiten des Gefäßes sich zu Streifen verlängern, die gelegentlich mit andern Streifen anastomosieren können. Ein schönes Beispiel für die Kombination beider Typen bietet Copaifera Demeusei!) (s. Figur). Augenähnliche Gefäß-Holz- parenchymgruppen, die meist durch tangential oder schief verlaufende

!) Das Bild Erundu n. 38 bei Jentsch (Tafel IV) erinnert an Copaifera Demeusei (Schorkopfs Bobanja-Holz unserer Sammlung). Das Holz Bobanja von Jentsch (l. c. 148, Taf. I) ist offenbar etwas ganz anderes; schon die Farbe (braungelb oder gelblich) spricht gegen die Zugehörigkeit zu jener Copaifera- Art, dann auch die Angabe „Markstrahlen breit“.

Bald

Holzparenchymstreifen miteinander anastomosieren, zeigt in sehr deut- licher Weise das Bild von „Bongongi“ bei Jentsch, Tafel I Nr. 6.

Nächst dem Querschnitt ist der Tangentialschnitt zu Rate zu ziehen, der uns über die Gestalt und Höhe der Markstrahlen belehrt, die oft ein sehr wichtiges Kennzeichen abgeben. Gewisse Pierocarpus-Hölzer sind an den reihenweise in Etagen übereinander gelagerten Markstrahlen schon bei Anwendung von Lupenvergrößerung leicht erkennbar. Wichtig sind ferner gewisse inhaltführende Elemente, wie Sekretgänge und Kristallschläuche.

In den beigegebenen halbschematischen Bildern ist das Faser- gewebe (Libriform, Holzprosenchym) schraffiert wiedergegeben. Diese Darstellung entspricht mehr dem Bilde, das ein glatter Querschnitt bei auffallendem Lichte bietet, wo die Holzparenchymgruppen sich durch hellere Färbung von der Grundmasse abheben. Perrot und Görard haben in ihrer oben erwähnten Arbeit in ähnlicher Weise das Libriform- gewebe dunkel gehalten, Gefäße und Holzparenchym ohne Ton wieder- gegeben. Für die sichere Unterscheidung mancher äußerlich ähn- lichen Hölzer läßt sich die anatomische Untersuchung nieht entbehren.

Pithecolobium altissimum Oliver.

Nach Hooker, der die Art zuerst unter dem Namen Albizzia altissima (Niger Fl. [1849] 332) beschrieb, ein sehr hoher Baum, daher der Name. Die doppelt-gefiederten Blätter werden 10—20 cm lang, tragen 4—7 Fiedern mit je 20—25 lineal-länglichen, 8-12 mm langen Blättchen. Die etwa 2 cm lang gestielten Blütenköpfchen stehen meist einzeln. Die Hülsen bieten das wichtigste Kennzeichen; sie sind zu- sammengedrückt, schmal, 20—25 cm lang, 0,8—1,7 cm breit, und, was besonders zu beachten ist, spiralig gedreht und zwischen den Samen in Intervallen von 8—13 mm eingeschnürt.

Vogel entdeckte diesen Baum im Gebiete von Cape Coast und Aboh. Oliver (Fl. Trop. Afr. II. 364) gibt an, daß Mann ihn am „Nun and Camaroons River“ gefunden habe. Ich habe keines der von Oliver zitierten Exemplare gesehen, glaube jedoch nicht fehl zu gehen, wenn ich gewisse von Chevalier in Oubangui gesammelte Exemplare und ein von H. Winkler bei Londji (Baum mit gelblichweißen Blüten) gesammeltes Stück hierherrechne. Zur selben Art gehört die von Passarge im Hinterland Kameruns (Ngaumdere) gesammelte Pflanze, die ich als Albizzia Passargei Harms (Engl. Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 253; Blütenexemplar) beschrieben habe, zu einer Zeit, als mir die Hülsen des genannten Pithecolobfium noch unbekannt waren,

Ledermann hat zweimal im Hinterlande von Kamerun eine hierher gehörige Pflanze gesammelt: Bei Bakari (n, 2268; großer Baum von 20—25 m Höhe mit weißen Blüten, schmaler Galleriewald an einem Bache in der Savanne) und ebendort (n. 2289, kleines Bäumchen 3—4 m hoch, mit weißen Blüten). Dim zweiten Exemplar liegt die sehr charakteristische gewundene und zwischen den Samen eingedrückte oder eingeschnürte Hülse des Pithecolobium altissimum bei, so daß an der Zusammengehörigkeit des genannten Materials kaum zu zweifeln ist. Übrigens wird die Art auch vom Congogebiet angegeben, scheint also ziemlich verbreitet zu sein.

Perrot und Gerard (Recherch. bois Leg. afric. [1907] 52) be- schrieben ein Holz unter dem Namen Acaeia altissima Lecard, das viel- leicht zu Pitheeolob. altissimum gehört. Dieses Holz ist leicht zu bear- beiten und kann eine schöne Politur annehmen; die Eingeborenen benutzen es zum Bau ihrer Kähne. Man vergleicht es mit unserem Buchenholz, und es kann wohl wie dieses in der Tischlerei verwendet werden.

Albizzia angolensis Welw.

Ein Baum mit doppelt-gefiederten Blättern; Fiedern in 3—5 Paaren, Blättchen in 5—13 Paaren, länglich, stumpf, beiderseits etwas behaart, Mittelnerv median (nicht schief verlaufend wie bei A. fastigiata), 1—2 cm lang. Blüten weiß (oder gelblich?) in langgestielten Köpfchen, mit weit herausragenden sehr feinen und dichten Staubfäden.

Wahrscheinlich im westl. trop. Afrika weiter verbreitet (Angola, Kamerun, Togo).

In Kamerun bisher nur zweimal gesammelt: Jaunde-Station (Zenker n. 430) und Edea (Hanke 1908 Nr. 6). Von Togo be- sitzen wir mehrere Exemplare des Baumes. Nach Kersting (Sokode- Bassari) ist es ein 25—30 m hoher Baum von 1,5 m Durchmesser, der sich dort in den Resten primären Urwaldes findet. Von Doering (Atakpame) bezeichnet ihn als 20 m hohen schlanken Baum.

Nach Welwitsch (Hiern, Catal. Afric. Pl. I. 316) ist das Holz außen weiß, in der Mitte verschiedenfarbig und für Tischlerarbeiten gut geeignet.

Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv.

Dieser bekannte, im tropischen Afrika sehr weit verbreitete und häufige Baum findet sich auch in Kamerun (z. B. Jaunde). Zenker und Staudt beschreiben ihn als 30—35 m hohen schönen Baum mit schirm- artiger Krone, glatter hellgrauer Rinde und hartem Holz (einh. Name „Ejem“). Schultze hat ihn bei Johann-Albrechtshöhe (n. 83, Jan.

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1909) gefunden; die gelben Blüten sollen einen unangenehmen Geruch haben. Wahrscheinlich geht diese Art bei Buea unter der Bezeichnung Isäka (Reder n. 673), Esakasaka (Reder n. 1901), Songeafaco (Reder n. 1445). Der Name Esakasaka kehrt bei einer andern Pflanze (Buea) desselben Sammlers (n. 1701) wieder, die höchstwahr- scheinlich Piptadenia afriecana Hook. f. ist.

Nach Gilg (in Pflanzenwelt Ostafrikas B. 299) ist das Holz „von mittlerer Schwere und Härte und besitzt eine ziemlich gleichmäßige hellgelbe Farbe, die nach dem Zentrum zu allmählich in ein zartes Hellgrau übergeht. Jahresringe und Markstrahlen sind fast unsichtbar. Die Faser ist wie bei der vorigen Art sehr lang und starr, das Korn ziemlich grob und wenig dicht“. Ein von mir gesehenes ostafrikanisches Stück hat in der Struktur große Ähnlichkeit mit dem Holz von A. Brownei. Übrigens wird das Holz aller Albizzien als termitenfest gerühmt; in Natal macht man aus dem von Alb. fastigiata Rädernaben.

Albizzia Brownei Oliv.

Nach Staudt ein 20-30 m hoher Baum mit lockerer Krone, glatter grauer Rinde und hartem Holz. Die Blätter sind wie bei allen Albizzien doppelt gefiedert und zeichnen sich vor den verwandten Arten derselben Gattung dadurch aus, daß sie ziemlich große schiefe eiförmige oder verkehrt. eiförmige oder rhomboidisch-elliptische Blättehen in 3 bis 5 Paaren tragen von 3—7,5 cm Länge. Bei dieser Art wie bei A. fastigiata, die aber viel kleinere Blättchen in vielen Paaren besitzt, ragt die feine dünne Staubfadenröhre weit aus der Blüte heraus; nach einer Zeichnung Zenkers ist die Blumenkrone weißlich, und die wie ein Faden weit hervorstehende Staubfadenröhre rötlich, letztere teilt sich erst am Ende in eine Anzahl kurzer feiner Fädchen, die die ganz winzigen Staubbeutel tragen. Die flachen lineal-länglichen Hülsen werden 10—15 em lang, 2—3 cm breit. Die Art ist im tropischen Afrika weit verbreitet. Volkens sagt (Nutzpflanzen Togos 7): „großer schöner Waldbaum, zerstreut auch in der Steppe, mit graugrüner rissiger Rinde; Holz ziemlich schwer und fest mit hellem Splint und dunkelbräunlichem Kern“. Wir haben die Art aus Kamerun von Johann-Albrechtshöhe, Bipindi, Mimfia u. a. Standorten. Büsgen (l. c. 77) sammelte sie bei Edea; er bildete ein Blättchenpaar ab. Diese Albizzie soll wie eine andere der A. Welwitschii nahestehende Art nach ihm bei den Duala Bobai, bei den Bakundu Isaga heißen. Er meint, der Baum wäre als Tischlerholz brauchbar. Die von Reder (n. 483 und 678) unter dem Namen Isäka gesammelte Pflanze gehört vielleicht hierher. Der Name Isäka ist aber jedenfalls ein Sammelname für verschiedene Arten,

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da dieselbe Bezeichnung auch die von Reder unter n. 673 gesammelten Blattstücke tragen, die sehr wahrscheinlich zu Albizzia fastigiata gehören. In Ostafrika kommt die Art auch vor; nach einer Mitteilung aus Amani soll sie gutes Bauholz liefern.

Zu 4A. Welwitschü Oliv., die der A. Brownei sehr nahe steht, gehört meiner Ansicht nach vielleicht das von Büsgen bei Johann-Albrechts- höhe Novbr. 1908 sub n. 133 gesammelte Stück, entnommen einem großen Baum mit grünbrauner etwas längsstreifiger Rinde und Bretter- wurzeln, im Laube etwas an Eschen erinnernd (einh. Namen: Bubai Duala, Isaga Bakundu). Das Holz dieser Art ist bei Büsgen auf Taf. I Fig. 11 abgebildet.

Nach Schorkopf (Amtsblatt für Kamerun, 4. Jahrg. Nr. 3 Febr. 1911) eignet sich das Bobai-Holz (Albizzia wahrscheinlich Welhwitschii) vorzüglich für den Voranbau bei Aufforstungen, da die Art schon bald ein vorzügliches Brennholz und später auch Nutzholz liefert. Dem Bobai ganz ähnlich in Aussehen und Verhalten ist nach Sch. ein im Graslande häufiger Baum, den die Eingeborenen Efak nennen (was ist dies?) Mehrere Gutachten über Bo-

bai-Holz!) veröffentlichte Jentsch (l. c. 146), eine sehr undeutliche Abbildung davon auf Taf. I.

Holz von A. Brownei haben wir in der Sammlung Zenker (n.686), Aststücke von fast Acm Durchmesser mit grauer oder rötlichgrauer Rinde. Das Holz ist hellweißlichbraun oder hellgelblichbraun, nicht sehr fest. Auf dem Querschnitt sind die Gefäß-Holzparenchymgruppen erkennbar. Die Gefäße liegen einzeln oder zu 2—3 radial, sind von recht breiten Holzparenchymlagen umgeben. Diese Gruppen liegen isoliert im Fasergewebe oder treten durch tangential oder schief ver-

Albizzia Brownei.

!) Ein hellgelbbräunliches Holz Bobai der Sammlung von Besser-Scholz

. ist etwas ganz anderes, wahrscheinlich keine Leguminose! Die von Wilhelm bei

Jentsch gegebene Beschreibung eines Holzes (unter Bobai!) S. 146 (P. 11) erinnert auffallend an Copaifera Demeusei; schon die rötliche Farbe läßt darauf schließen. Wir haben Copaifera Demeusei (ein durch Härte und schöne feine Struktur aus- gezeichnetes Holz) unter dem Namen Boba (von Besser) erhalten; also wäre eine Verwechselung mit dem ähnlich klingenden Bobai denkbar.

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laufende Holzparenchymstreifen in Verbindung, so daß gelegentlich un- regelmäßig wellig verlaufende kurze Bänder entstehen, in ähnlicher Weise, wie es Büsgens Figur wiedergibt. Markstrahlen von sehr wechselnder Breite und Höhe, gelegentlich einschichtig, nur 7—10 Zellen hoch, oder auch zwei- bis dreischichtig, auch vierschichtig, bisweilen 40 bis 50 Zellen hoch; Zellen meist klein, rundlich. Kristallschläuche stellenweise sehr reichlich,

Dichrostachys nutans Benth.

Ein bekannter, in den Steppen des tropischen Afrikas sehr weit verbreiteter knorriger Baum mit feinem akazienähnlichem Fiederlaub und in ziemliche starke Dornen ausgehenden Zweigen, der im Hinterlande Kameruns vorkommt und wegen seines schönen Holzes hier auch er- wähnt werden muß. Blüten in zweifarbigen dichten Ähren; die oberen Blüten jeder Ähre fruchtbar gelb, die unteren geschlechtslos rötlich oder purpurn. Hülsen schneckenartig gewunden.

Das Holz ist von bedeutender Schwere und Härte, der Splint von gelblicher oder hellbräunlicher Farbe, das Kernholz dunkel- bis kastanien- braun (siehe Gilg, l. c. 304). Das Korn ist fein und sehr dicht, die Faser lang und ziemlich weich. Dieses gute Holz läßt sich nach Perrot und Görard für die Kunsttischlerei ebenso gut verwenden wie für gewöhnlichere Tischlerarbeiten, sowie auch zur Anfertigung von Hand- werkszeug-Handgriffen. In Togo benutzen es die Eingeborenen zu Spazierstöcken.

Prosopis oblonga Benth.

Baum von 5-30 m Höhe, Stamm oft krumm und unregelmäßig verzweigt. Blätter doppelt gefiedert mit 2-3 Paaren von Fiedern; Jede Fieder mit 5—11 Paaren von elliptisch-länglichen spitzen Blättchen von 1,5—2,5 cm Länge. Blüten klein, in kurzgestielten dichten Ähren von 3—6 cm Länge. Hülsen dick, 10—15 cm lang, 2—3 cm im Durch- messer, fast stielrund oder nur wenig zusammengedrückt, gerade, stumpf, glatt, mit dicker holziger Wandung, von dunkelbräunlicher oder schwärz- licher Farbe. Innen ist die Hülse durch Querwände in Fächer geteilt, in denen die länglichen oder ellipsoidischen glänzenden glatten Samen liegen.

Ein im westlichen Afrika verbreiteter Steppenbaum (z. B. Togo). Ledermann fand ihn in den Baum- und Gebüschsavannen Kameruns (bei Garua, Dodo usw.).

Das Holz ist sehr hart, von feinem, homogenem, dichtem Korn, von dunkelrotbrauner Färbung, mit feinen und regelmäßigen helleren

Strichelchen; man kann eine ziemlich helle braune peripherische Zone von einem dunkelrötlichen Herz unterscheiden. Es nimmt schöne Politur an und soll sich gut verarbeiten lassen. Nach Volkens ist es für Togo eines der besten Hölzer dieser Kolonie. Im Alter nimmt es eine fast weinrote Tönung an. Nach Perrot und Görard ist es ver- wertbar für Kunsttischlerei, Stellmacherarbeiten, Schiffbau. Man kann daraus Winkelmaße und Hobel gewinnen. Den Eingeborenen liefert es eine vielfach angewandte Schmiedekohle.e Das Holz ist im all- gemeinen besonders für solche Zwecke zu verwenden, wo es sich um Dauerhaftigkeit gegenüber der Feuchtigkeit der Luft und unterhalb des Wassers handelt. Da es Witterungseinflüssen widersteht, so ist es als Straßenpflaster geeignet.

Calpocalyx Dinklagei Harms.

Ein 10—30 m hoher Baum mit doppelt gefiederten Blättern, die auf 2—3 cm langem Stiel ein einziges Paar von etwa 40—50 cm langen Fiedern tragen, Fiedern ihrerseits mit etwa 4—6 Paaren gegenständiger kurz gestielter ziemlich großer, länglicher kahler Blättchen (7”—15 cm lang, 3,5—7 cm breit). Die kleinen (weißen oder gelben?) Blüten stehen in dichten zylindrischen Ähren, die zu einer Rispe zusammen- treten. Reife Hülsen kenne ich nicht. Die bisher mono- typische Gattung erinnert sehr an Piptadenia und ver- wandte Gattungen, indessen ist es fraglich, ob sie diesen Gattungen nahesteht oder etwa an Prosopis sich an- schließt, solange man die Hülsen noch nicht kennt.

Dinklage entdeckte den Baum in Kamerun (Ebea- fälle, Batanga); bei Bipindi hat ihn Zenker nachge- Calpocalyx Dinklagei. wiesn. Er findet sich auch in Gabun. Ledermann sammelte ihn bei Campo (größerer Baum mit rotbraunen Kätzchen) und Nkolebunde (20—30 m hoher Baum mit weißen Blüten). Frau Achenbach fand ihn bei Lolodorf; in Über- einstimmung mit Zenker nennt sie die Blüten gelb; die Rinde soll pulverisiert als Heilmittel in Wunden gestreut werden.

Pro

Zenker bezeichnet das Holz als schwer. Die Stücke Zenker n. 890 und n. 1753 haben einen Durchmesser von etwa 3—6 cm; Rinde graubraun oder schwärzlichgrau, 1—2 mm dick. Das Holz ist rötlich- grau oder rötlichbraun (sehr eigenartige Farbe), mit unregelmäßigen jahresringartigen Zonen. Der Hirnschnitt zeigt im Grundgewebe zahlreiche hellere Punkte, die in den helleren Zonen dichter stehen, in den dunkleren spärlicher sind. Es sind dies die Gefäß-Holzparenchym- nester, die meist isoliert liegen; stellenweise treten sie durch tangentiale oder etwas schief verlaufende Holzparenchymstreifen miteinander in Verbindung; in den Zonen, wo die Gefäße dichter stehen, sind natürlich auch die Holzparenchymstreifen zahlreicher. Diese Nester haben oft einen augenähnlichen Umriß. Die Gefäße stehen einzeln oder zu zwei bis drei in radialer oder schiefer Richtung zusammen. Sie haben kurze Glieder und sehr feine enge Tüpfelung; gelegentlich führen sie bräun- lichgelben Inhalt. Das Libriform ist mäßig stark oder stark verdickt, ge- legentlich mit feiner Querfächerung, auf dem Querschnitt sehr gleichmäßig. Die Markstrahlen sind meist nur ein- bis zweischichtig, von wechselnder Höhe, bisweilen sehr lang (bis 40 Zellen hoch); die Zellen rundlich, mit etwas verdickten Wänden, mit bräunlichem Inhalt. Bei den Mark- strahlen kommt es nicht selten vor, daß die Breite von zwei oder selten drei Zellen nicht in der Mitte, sondern mehr nach dem einen Ende zu liegt. Kristallschläuche mit kleinen Gliederzellen sind im und am Libriform stellenweise recht häufig.

Tetrapleura Thonningii Benth.

Ein 15 m hoher oder noch höherer Baum mit ziemlich ansehn- lichen doppelt gefiederten Blättern; Fiedern in 5—8 Paaren, Blättchen an jeder Fieder etwa 18—26, breit länglich oder elliptisch-länglich, 10 bis 15 mm lang, 6—10 mm breit. Die kleinen bräunlichgelben Blüten stehen in ährenähnlichen gestielten Trauben. Die Hülsen sind unver- kennbar. Sie sind etwa 10—25 cm lang, mit vier Flügelkanten ver- sehen, von schwärzlicher oder dunkelbräunlicher Farbe.

Dieser an seinen Hülsen leicht erkennbare Baum kommt von Senegam- bien bis Angola vor. In Kamerun ist er häufig gesammelt worden (bei Vic- toria, Bipindi, Jaunde usw.). Einh. Name: Kombolo (nach von Besser); tzissa (Bipindi). Der Name „Kombolo“ wird auch für Pentaclethra an- gegeben. Büsgen (l. cc. 92) gibt noch den Namen Bokumake (Edea) an.

In der Sammlung Scholz-von Besser haben wir ein großes, 34 cm im Durchmesser haltendes Stück Kombolo; dazu ein Herbarstück. Das Stück hat 3 mm dicke rötlichbraune Rinde. Die Farbe des Holzes ist hellrötlichbraun. Die Gefäße sind mit bloßem Auge sichtbar, auch

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erkennt man stellenweise ganz kurze unregelmäßige tangentiale Bändchen. Die Gefäße liegen meist einzeln, zerstreut, sind rundlich, von ziemlich gleichmäßiger Größe, doch kommen auch nicht selten zwei bis drei dann etwas abgeplattete in radialer Anordnung vor. Sie sind von ziemlich breiten Holzparenchymnestern umgeben. Gelegentlich treten auch kurze oft wellig konturierte Holzparenchymstreifen mit eingelagerten Gefäßen auf. Das Libriform ist ziemlich stark verdickt, die Elemente liegen einigermaßen radial. Die Markstrahlen treten auf dem Taangentialschnitt recht zahlreich auf, sie sind meist zwei- bis dreischichtig, 7—20 Zellen hoch, die Zellen ziemlich klein, rundlich. Kristallschläuche treten in sehr zerstreuter Anordnung auf. Das Holz erinnert sehr an das von Albizzia-Arten; in der Tat müßten sicher bestimmte Höl- zer der Tetrapleura-Art und gewisser Albizzien (z.B. A. Brownei) noch genauer nach- geprüft werden. Das Tetra- pleura-Holz scheint immer etwas hellrötliche Farbe zu haben. Ein von Zenker gesammeltes Stück (n. 1172) hat einen Durchmesser von 5,5 cm, zeigt ähnlichen Bau; doch ist das Libriform hier weniger verdickt, und neben zwei- bis dreischichtigen Markstrahlen finden sich Tetrapleura Thonningii Benth.

viele einschichtige.

Büsgen (l. c. 97) schildert das Holz Kombolo so: hellfarbig rötlich glänzend, fest, zäh, langfaserig, Gefäße mit den sie umgebenden Holzparenchymnestern deutlich, Markstrahlen eben sichtbar, die Holz- parenchympartien in der Richtung der Stammperipherie verlängert. Von den Eingeborenen soll es nur zum Brennen benutzt werden. Es ist wohl möglich, daß sich diese Angaben auf Tetrapleura beziehen; wir dürfen aber nicht vergessen, daß unter Kombolo auch Pentaclethra macrophylla verstanden wird!).

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!) Die Beschreibung des Holzes von Tetrapleura Thonningü bei Perrot und Gerard (l.c. 131) stimmt in einigen Punkten mit der von mir gegebenen nicht überein: Nach P. und G. sollen die Gefäße selten isoliert, meist zu zwei bis drei in radialer Anord- nung stehen und die Libriformzellen sehr stark verdickte Wände haben. Ich kann daher einen Zweifel an der richtigen Bestimmung, sei es meines Stückes, sei es des von P. und G. untersuchten, nicht unterdrücken und muß zur endgültigen Klärung weiteres Material abwarten.

er 409. Zu

De Wildeman (Comp. Kasai [1910] 297) beschreibt das Holz als hell, von feinem dichtem ziemlich gleichmäßigem Korn, leicht ein wenig heller getönt; die Radial- und Tangentialschnitte sind fein durch die Markstrahlen gestrichelt. Andere Beobachter sollen das Holz als tief gelblichrot beschreiben, mit schöner Marmorierung und halbfest. Man sagt, es sei verwertbar als Nachahmung von Eicheneinlage bei Möbeln. Perrot und Gerard (l. c. 133) sagen, es sei leicht zu bearbeiten und für die Kunsttischlerei, besonders aber für Stellmacherarbeiten, geeignet.

Piptadenia africana Hook. f.

Ein großer Baum, dessen Höhe bis auf 55 m angegeben wird. Die Blätter, nach Büsgen tiefgrün, sind doppelt-gefiedert, die in 9 bis 11 Paaren stehenden Fiedern tragen zahlreiche, dichtste- hende, sehr kleine, schmale, 4—5 mm lange, kaum I mm breite Blättchen in 20 bis 60 Paaren. Die winzigen grün- lichen oder weißlichen Blüten stehen in langen (6—12 cm) schmalen zylindrischen, etwas behaarten Ähren, die zu Rispen zusammentreten. Die flachen, schmalen, bräunlichen Hülsen werden 20—24 cm lang, 2 bis 3,5 cm breit; sie springen auf und bergen im Innern mehrere

Piptadenia africana. flache, bräunliche Samen von 6—7 cm Länge und 2 cm Breite. Der Same ist an einem langen feinen Samenstrang (Funi- culus) befestigt und ringsherum mit ziemlich breitem, häutigem Flügel- rand versehen. Seine Längenausdehnung fällt in die der Hülse; der Funiculus sitzt in der Mitte der einen Seite an, nicht am Ende des Samens. Diese Orientierung und Anheftungsweise des Samens am Funiculus ist zu beachten als wichtiges Merkmal gegenüber den ver- wandten Gattungen Newtonia, Oylieodiscus und Fillaeopsis, die ebenfalls Flügelsamen besitzen, wo jedoch die Samen anders gelagert und anders befestigt sind (s. unten).

Der Baum ist im tropischen Westafrika vom Niger bis Angola

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Piptadenia africana Hook. f.

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weit verbreitet. An der Gold Coast spielt er als Nutzholz eine wich- tige Rolle (siehe Thompson, Rep. on Forests [1910] 177).

In Kamerun scheint er häufig zu sein; wir haben zahlreiche Herbar- exemplare davon, z. B. von Bipindi, Jaunde, Lolodorf (nach Staudt einer der dieksten und höchsten Bäume mit schirmartiger Krone, glatter hellgrauer Rinde und hartem Holze).

Hückstädt sammelte den bis 30 m hohen Baum bei Duala unter der Bezeichnung Bwaye (n. 150).

Büsgen traf den Baum zuerst im sekundären Walde bei Mukonje, notierte ihn aber später noch öfter. Von den Bakwiri wurde er Erundu oder Edundu, von den Duala Bolondo genannt. Die Duala unterscheiden nach ihm mehrere Erundu. Erundu ist übrigens nach Büsgen Sammelname für feinfiederige Leguminosen!). Der von Büsgen beobachtete Baum hat eine glatte, etwas rötliche oder von Flechten bunte Rinde, die innen karminrot ist. Das Holz besitzt schwach rötlichgelben Splint und braungelben Kern und wird als Zimmerholz benutzt. Bei der Beschreibung des Holzes Erundu sagt Büsgen (l. ec. 96): „Kern rötlich mit Stich ins Bräunliche, Splint verfärbt. Gefäße deutlich sichtbar, mit schmalem Ring von Holzparenchym, manchmal in schräg zum Radius des Stammes verlaufenden Linien, wobei die Holzparenchymnester zusammenfließen. Markstrahlen kaum kenntlich. Stellenweise sind Holzparenchymstreifen vorhanden“.

Über das Holz Bolondo berichtet Schorkopf: „Kräftiger, meist gedrungener Stamm, Holz recht hart, wird stellenweise als Bauholz benutzt, soll sich vorzüglich zum Kohlen eignen.“ Das Stück Bo- lundu der Sammlung Schorkopf zeigt hellrötlichbraunes Splintholz und braunen Kern. Sehr deutliche in tangentialen, ziemlich dichten gewundenen Linien verlaufende Holzparenchymstreifen mit ein- oder angelagerten, deutlich sichtbaren Gefäßen und diese umgebendem Holz- parenchym, Markstrahlen sehr fein, nicht sehr deutlich. Ob dies wirk- lich identisch mit Erundu Büsgens? Büsgen beschreibt ein Holz Bolondo so (S. 95): „Farbe des Tiekholzes oder auch des Chloro- phoraholzes, ähnlich etwas dunklem Eichenholz. Gefäße von Holz- parenchymringen umgeben, die oft beiderseits etwas in Linien aus- gezogen sind. Markstrahlen eben noch sichtbar (= Chlorophora?)* Ist

!) Jentsch (I. ec. 166) bezieht Erundu Bkd. zunächst auf Piptad. africana, betont aber, daß mehrere feinfiederige Leguminosen so bezeichnet werden. Das von ihm Tafel III Nr. 35 abgebildete Holz erinnert an Schorkopfs Bolundu (= Piptad. africana), während das Holz Taf. IV Nr. 38 dem von Copaifera Demeusei ähnlich sieht. Was Büsgens Hölzer Erundu und Bolondo sind, läßt sich nur nach genauer Untersuchung feststellen.

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dies dasselbe wie Schorkopfs Bolundu? Und was ist nun eigentlich wirklich Piptadenia africana-Holz’?

Nach Chevalier ist das Holz von Piptadenia afrieana weißrötlich, mit hellgelblichen Flecken, das Kernholz etwas gebräunt.

Das prächtige Stück Bolundu der Sammlung Schorkopf, nach dem das Querschnittsbild gezeichnet wurde, hat einen Radius von 17 cm, eine dicke (1 cm breite), außen graue oder bräunliche Rinde mit großen Lenticellen. Das Holz ist hellbräunlich, im Innern dunkler, schwer, fein und dicht; der Hirnschnitt zeigt auf dunklerem Grunde meist sehr dicht liegende, jedoch zonenweise voneinander etwas ent- ferntere, meist stark geschlängelte kontinuierliche oder stellenweise unterbrochene, gelegentlich anastomosierende Holzparenchymlinien mit eingelagerten Gefäßen oder Gefäßgruppen. Markstrahlen unter der Lupe als sehr dichte feine Linien erkennbar. Die Gefäße liegen meist einzeln oder zu 2—3 zusammen, sie zeigen rundlichen, elliptischen oder etwas abgeflachten Querschnitt; oft führen sie bräunlichen Inhalt; Tüpfel klein, elliptisch oder spaltenförmig. Libriform stark verdickt. Die Holzparenchymstreifen etwa 3—9 Zellen breit; die Zellwände verdickt. Markstrahlen 1—3-schichtig, etwa 10—30 Zellen hoch, mit kleinen rundlichen Zellen und stark verdickten Zellwänden. Kristallschläuche an der Grenze des Libriforms recht zahlreich.

Da Schorkopf unter ganz ähnlichem Namen (Bolondo) ein Her- barexemplar gesammelt hat (n. 23), das zu Piptad. afric. gehört, so ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß das oben geschilderte Holz wirk- lich dieser Art zugehört. Die Prüfung eines von Büsgen gesammelten Herbarstücks ließ keine wesentliche Abweichung erkennen, wenn man berücksichtigt, daß an ganz jungen Stücken die spätere Musterung noch nicht so ausgeprägt ist. Auch das von Hückstädt mit dazugehörigem Herbarmaterial (n. 158) gesammelte nur 2 cm dicke Zweigstück stimmt im wesentlichen mit der geschilderten Struktur überein, jedoch treten hier neben unregelmäßig verlaufenden Holzparenchymstreifen noch recht zahlreiche isolierte Gefäß-Holzparenchymnester auf.

Piptadenia Kerstingii Harms.

Großer, oft sehr breiter, bis 35 m hoher schlanker Baum vom Habitus alleinstehender alter Pinien oder Kiefern, mit grauer Rinde (nach Kersting und von Doering). Fiederblätter groß, an die von Pentaclethra maerophylla erinnernd, mit 10-30 cm langer Spindel und 9—11 Paar gegenständiger oder abwechselnder Fiedern von 7—20 cm Länge. Jede Fieder trägt zahlreiche lanzettliche oder länglich-lanzett- liche Blättehen von S—-20 mm Länge. Die sehr kleinen weißlichen

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Blüten ähneln durchaus denen von P. africana und stehen wie bei dieser Art in schmalen langen, rispig angeordneten Ähren. Kersting schreibt, zur Blütezeit habe der Baum keine Blätter. Offenbar ent- falten sich die Blätter ziemlich gleichzeitig mit den Blüten; denn blühende Zweigstücke des Herbars tragen junge Blätter. Die Blüte- zeit fällt in Togo in den Januar und Februar, die Fruchtreife in den April. Die Früchte sind längliche oder lanzettliche bis 18 cm lange, 3,5 cm breite, flache Hülsen mit dünner Wandung, die an Hülsen von Albizzia-Arten erinnern. Die (noch nicht ganz reifen) Samen sind rundlich, flach (Durchmesser 10—12 mm) und nicht geflügelt, also ganz anders als die von P. africana.

Der Baum wurde zuerst in Togo aufgefunden, wo er „Kupans- sulo“ oder „Kapannsulo“ heißt. Er findet sich dort in alten Wald- resten oder in Uferwäldern; von Döring wies ihn in den Wäldern von Atakpame nach. Erst Ledermann brachte ihn aus Kamerun mit; er sammelte ihn bei Labare in einer dichten, schönen Baum- savanne, und bezeichnet ihn dort als Charakterbaum.

Das Holz (nach einem Stück der Sammlung Kersting) ist hell oder gelblichbraun, im Innern dunkelbraun, von festem, aber nicht sehr feinem Gefüge. Der Querschnitt zeigt ziemlich große, ziemlich dicht stehende Gefäß-Holzparenchymnester, die isoliert im Fasergewebe liegen oder häufiger durch unregelmäßig verlaufende, meist kurze schiefe, seltener genau tangentiale Holzparenchymstreifen miteinander in Ver- bindung treten. Die Gefäße stehen einzeln oder zu 2—3 in radialer oder schiefer Anordnung; die Markstrahlen sind unter der Lupe deut- lich erkennbar.

Cylicodiscus gabunensis (Taub.) Harms.

Dies scheint einer der höchsten Bäume des Urwaldes zu sein. Büsgen (I. e. 77) spricht von einem „Riesenstamm mit fichtenähnlicher Rinde, deren Borkeschuppen karminrote Grenzschichten zeigten, wie bei unserer Lärche“. Das Holz hatte nach demselben Gewährsmann einen breiten roten Kern. Die Blätter sind doppelt gefiedert, und zwar trägt der 2—3 cm lange Blattstiel nur 2 Fiedern, die eine Länge von 10—18 cm erreichen und 5—7 abwechselnde kurzgestielte, schief- eiförmige oder längliche, 5—8 cm lange, 3—3,5 cm breite Blättchen tragen. Unter den Mimosoideen dieser Verwandtschaft (Piptadenieae) fallen die Blätter durch die ziemlich breiten Blättchen auf. Die sehr kleinen weißlichen oder gelblichen Blüten stehen in 8—15 cm langen ährenähnlichen Trauben. Am auffallendsten sind die Hülsen, die ich seinerzeit, als ich den Zusammenhang noch nicht kannte, als Cyrto-

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xiphus beschrieben habe. Sie sind lang (bis 80 cm), schmal (4 cm), hellrötlichbraun, flach, holzig und bergen zahlreiche Flügelsamen von 8—10 cm Länge und 3—4 cm Breite, die an langem, dünnem Samen- strang hängen, der an einem Ende des Samens in einer Ausrandung des Flügelsaumes befestigt ist.

Der Baum wurde zuerst in Gabun von Soyaux aufgefunden. Aus Kamerun kennt man den Baum z. B. von Johann Albrechtshöhe (Staudt sagt: „30—40 m hoher Baum mit sehr hartem Holz“). Büsgen fand ihn bei Mukonje. Büsgen gibt als einheimischen Namen an: Emang (Bakossi),, Edun (oder Edum) in Bafo.. Tessmann (Span. Guinea) nennt den Baum ebenfalls Edum. In die nächste Verwandtschaft dieses Baumes gehört die als Piptadenia sp. in Thomp- sons Report on Forests (Gold Coast) pl. 17 abgebildete Pflanze; ja sie könnte sogar mit Oylic. gabunensis der Art nach zusammenfallen. Da- mit würde sich das Areal der Art von Gabun bis zur Goldküste er- weitern.

Fillaeopsis discophora Harms.

Bis 15m hoher oder höherer stark verzweigter Baum von widerlichem Geruche, mit rissiger, giftiger Rinde (nach Zenker, der ihn zuerst ein- schickte). Die doppelt gefiederten Blätter sind denen von Cylieodiseus gabunensis täuschend ähnlich, wie es ja überhaupt ohne Kenntnis der Blüten oder Hülsen vielfach sehr schwer ist, die Arten dieser Verwandtschaft von- einander zu unterscheiden. Sie tragen an dem 2,5—5 cm langen Blatt- stiel meist nur ein Paar Fiedern, gelegentlich auch deren zwei Paare. Die Fiedern werden 5—11 cm lang und tragen 4—8 abwechselnde oder gegenständige längliche Blättehen, die im allgemeinen schmäler sind als die von Cylieodiseus, jedoch in der Länge ungefähr ihnen gleichen. Die kleinen Blüten sind sitzend (bei Cylicodiscus sind sie ganz kurz gestielt), und in 10-20 cm langen Ähren angeordnet. Sehr eigenartig sind hier wiederum die Hülsen. Büsgen erzählt, daß diese und die von Pentaclethra maerophylla die größten Hülsen waren, die er antraf. Die Hülse wird 20—50 cm lang, vielleicht noch länger, und 10—20 cm breit- Sie ist ganz flach; die grauen oder bräunlichen Klappen sind dünn, nach B. etwa wie starkes Papier, das aus zwei Schichten schlecht zu- sammengeleimt ist. Auf der Außenseite bemerkt man ein Netz quer verlaufender Adern. Im Innern birgt die Hülse eine verschiedene An- zahl (bis 10) Samen. Diese sind flach, braun, schmal elliptisch, liegen mit ihrer Längsachse transversal zur Längsachse der Hülse, und zeigen einen breiten Flügelrand, der nur an einer Stelle eine Lücke zeigt, nämlich da, wo der sehr dünne fadenförmige 6—8 cm lange Funiculus ansitzt. Die Ausbildung eines Flügels teilt Fillaeopsis mit der ver

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wandten Gattung Cylicodiseus; indessen sind die Samen bei beiden Gattungen ganz anders orientiert (siehe Harms in Englers Bot. Jahrb. XL. [1902] 19). Bei Cylicodiscus nämlich ist der dünne lange Funieulus am Ende des Samens befestigt, und die Längenausdehnung des Samens fällt mit der der Hülse zusammen, die zudem viel schmäler ist als die von Fillaeopsis und wohl auch größere Länge erreichen dürfte. Bei Fillaeopsis ist der ebenfalls sehr dünne und lange Funiculus seitlich an- geheftet, und die Längenausdehnung des Samens fällt in die Breiten- ausdehnung der Hülse.

Büsgen fand den Baum („Riesenbaum“) bei Edea (n. 507; Jan. 1909). Als einh. Namen nennt er: „Bongongi“ (Duala). Indessen hat er unter derselben Bezeichnung außerdem noch Hylodendron gabunense und eine andere Pflanze gesammelt, die eine Andira-Art sp. ist (siehe unten bei Hylodendron). Schorkopf teilt über „Bongongi‘“ mit: „Hohe starke Stämme. Das Holz ist schwer (schwimmt nicht) und sehr fest, wird daher häufig „Eisenholz‘‘ genannt. Es ähnelt dem Bongossi und eignet sich wahrscheinlich für die gleichen Zwecke.‘ Wozu dieses Holz gehört, ist nach obigem noch zu ermitteln. Unter n. 574 (eben- falls von Edea) nennt Büsgen den Namen: Totom (Bak.) neben Bongongi (Duala).

Zenker fand den Baum bei Bipindi. Er ist im westlichen tropischen ‚Afrika wahrscheinlich weiter verbreitet (Gabun, Congogebiet, Angola).

Newtonia Zenkeri Harms.

Ein Baum von 30 m und mehr Höhe. Blätter doppelt gefiedert mit 3—5 Paar Fiedern von 5—10 cm Länge. Die kahlen oder fast kahlen sitzenden, in 5—10 Paaren angeordneten Blättchen sind schief, fast rhomboidisch-länglich, 1,5—3 cm lang und 7—15 mm breit. Die kleinen Blüten sind nach Zenker, der den Baum am Nordabhang des Mimfiaberges bei Bipindi auffand, von gelber Farbe und stehen in 5 bis 12 cm langen Ähren. Die Hülsen dieser Art kennt man nicht, wohl aber die der sehr nahestehenden N. Klainei Pierre von Gabun. Sie sind schmal lanzettlich, flach, kahl, holzig-ledrig, 14—22 cm lang und 2—2,5 cm breit. Die Samen hängen an langem dünnem Samen- strang und sind wie bei Piptadenia africana geflügelt, jedoch sitzt der Funiculus nicht wie bei Pipt. africana in einer seitlichen Ausbuchtung des Flügelrandes, sondern am Ende des schmal-lanzettlichen Samens an. Überdies ist der Flügelrand der Samen bei Newtonia schmäler als bei Piptadenia africana.. Die Art wurde bisher nur einmal (bei Bipindi) gesammelt.

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Newtonia Zenkeri Harms.

Pentaeclethra macrophylla Benth.

Dieser Baum, der im Urwald Kameruns weit verbreitet ist (z. B. Bipindi, Jaunde), erreicht eine Höhe von 20—30 m; der Stamm wird 60 cm und mehr im Durchmesser, ist stark verzweigt und die Verzweigung beginnt oft schon bald über der Erde. Die sehr ansehnlichen Blätter werden !/,—1 m lang; sie sind doppelt gefiedert und besitzen 8 bis 13 Paare Fiedern. Diese tragen schief-längliche Blättchen in 8 bis 18 Paaren. Die Blättchen sind etwas glänzend, stumpf oder etwas

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ausgerandet, am Grunde schief abgeschnitten, 1,5—2,5 em lang, 7—10 mm breit, der Mittelnerv verläuft fast diagonal. Das ganze Blatt erinnert sehr an Farnblätter, und es gehört jedenfalls zu den größten Fieder- blättern, die wir bei afrikanischen Leguminosen treffen. Junge Sprosse sind anfangs rostfilzig. Die kleinen Blüten sind nach Büsgen rötlich- braun, und sitzen in langen (15—25 cm) schmalen lockeren oder ziemlich dichten Ähren, die wiederum zu Rispen angeordnet sind. Die holzigen Hülsen gehören zu den größten ihrer Art. Sie werden 45—55 cm lang bei einer Breite von 8—9 cm und einer Dicke von 2,5—3,5 cm. Im feuchten Zustand sind sie flach, verkehrt-lanzettlich, nach dem Grunde zu allmählich verschmälert, an der Spitze stumpf oder ab- gerundet. Die sehr starken dunkelbräunlichen Klappen springen im trockenen reifen Zustande mit großer Gewalt auseinander. Die Hülse birgt im Innern einige (etwa 5—7) abgeplattete elliptische oder rund- lich-elliptische dunkelbraune Samen von 5—7 cm Länge und 2,5—5 cm Breite. Sie sind sehr ölreich und unter dem Namen Owala-Samen oder Opochala-Samen bekannt. Die Einwohner Gabuns vermischen diesen Samen mit denjenigen von Irvingia und bereiten daraus das als Nahrungsmittel beliebte Dika-Brot. In anderen Gegenden werden die frischen, in einem Topfe am Feuer gerösteten Samen gegessen. Die Samen enthalten außer Öl eine beträchtliche Menge Eiweißstoffe, und sollen darin nur von Soja hispida und den Feldbohnen übertroffen werden. Genaueres über diese wichtigen Ölsamen siehe in Englers Pflanzenwelt Östafrikas Teil B, S. 472.

Der Baum ist im tropischen Westafrika von Senegambien bis zum Congogebiet, wie es scheint, weit verbreitet. Nach Heckel soll er keine Wälder bilden, sondern nur in Gruppen an trockneren Stellen, nicht an Flußufern angetroffen werden. Inwieweit dies überall zutrifft, müßte wohl noch nachgeprüft werden.

Büsgen fand die Hülsen „an vielen Stellen des sekundären und primären Waldes in der Mungogegend und auch zwischen Sanaga und Njong“. Er nennt den Baum Kombolo oder Bokombolo!),. Wir haben ihn aus Kamerun außerdem von Duala, Bipindi, Jaunde usw. Zenker (Bipindi) gibt den Namen: ntumbi, an anderer Stelle: Mba. Hückstädt (Duala) sagt: Mbäba. Diese Art (oder eine sehr nahe- stehende) hat Major von Döring in Togo bei Atakpame gefunden: „Agamma“, 8 m hoher knorriger hartholziger Baum aus Akposso. Früchte springen schon am Ast in zwei sich kreisrund schließende Schalen auf, die Stirnbänder abgeben.

!) Von Mbokümbola sagt Schorkopf im Bericht: „Mittelstarke Stämme. Das Holz soll das beste Brennmaterial sein“.

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Pentaclethra macrophylla Benth.

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Die Anatomie konnte ich an einem von Hückstädt (n. 158) bei Duala gesammelten Aststück von 2—2,5 cm Durchmesser prüfen. Es hat eine rötlichgraue Rinde und auf dem Hirnschnitt rötlichbraunes Holz. Die Gefäße stehen oft einzeln oder auch zu 2—4 in radialer oder schiefer Richtung beieinander. Sie sind von unregelmäßig um- rissenen Holzparenchymnestern umgeben. Diese Gruppen liegen isoliert im stark verdickten Fasergewebe oder treten durch tangentiale oder schief verlaufende Holzparenchymstreifen miteinander in Verbindung; daneben bemerkt man auch tangentiale, kurze, meist bald unterbrochene gewöhnlich etwas geschlängelte Holzparenchymbinden von 3—12 Zell- reihen Breite mit eingelagerten Gefäßen. Die Gefäßwände haben elliptische oder spaltenförmige quergestellte Poren. Das stark verdickte Faser- gewebe sieht im Querschnitt sehr gleichmäßig aus. Die Markstrahlen zeigen im Tangentialschnitt rundliche, elliptische oder schwach polygonale Zellen mit verdickten Wänden. Die Regel sind einreihige Markstrahlen mit gelegentlichen Ausweichungen bis auf zwei Zellreihen, weniger häufig sind solche, die in ihrem größten Teile zwei Zellreihen breit sind. Die Höhe ist meist gering (5—15 Zellen), gelegentlich kommen jedoch auch solche von etwa 25 Zellen Höhe vor; selten sind dreischichtige Markstrahlen. An der Grenze des Fasergewebes finden sich zahlreiche Kristallschläuche von beträchtlicher Länge. In Gefäßen, Markstrahlen und Holzparenchym findet sich vielfach bräunlicher Inhalt. Ein zum Vergleich herangezogenes Stück des Herbarexemplars Zenker n. 2783 läßt im wesentlichen Übereinstimmung mit dem ge- schilderten Bau erkennen.

Da sowohl Pentaclethra macrophylla wie Tetrapleura Thonningi als Kombolo (s. oben) bezeichnet werden, so ist es nicht klar, welche von beiden Holzarten im besonderen Falle!) gemeint ist. Im Laube und in den Blüten mögen beide Bäume viel Ähnlichkeit haben; die Hülsen sind allerdings sehr verschieden. Nach Hückstädts Aststück zu ur- teilen, ist das Pentacleihra-Holz ein festeres Holz als das von Tetrapleura, das mehr den Albizzien nahekommt. Größere sicher bestimmte Stücke beider (mit zugehörigem Herbarmaterial) wären mir zur genaueren Fest- stellung des Baues sehr willkommen.

!) Was Jentsch (l. ce. 168) unter Kombolo versteht, ob Pentaclethra oder Tetrapleura, ist natürlich ohne Untersuchung der Stücke nicht zu sagen. Da ich von Pentaclethra größere Stücke nicht kenne, so muß ich das Urteil über beide Holzarten, die sich im Querschnittsbild ähnlich sein dürften, vertagen. Vergleicht man junge Stadien, so weicht Pentaclethra durch dichteres Gefüge, stärker verdicktes Libriform mit im Querschnitt kleineren Elementen, kleinere stärker verdickte Mark- strahlzellen von Tetrapleura ab; auch dürften bei P. die Parenchymverbindungen der einzelnen Gefäß-Holzparenchymnester zahlreicher sein.

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Nach De Wildeman (Comp. Kasai [1910] 297) ist das Holz der Pentaclethra macrophylla gelblich mit rötlichen Reflexen und soll sich gut verarbeiten. Man kann es in der Kunsttischlerei verwerten. Das fran- zösische Congogebiet führt dieses Holz unter dem Namen Gelbholz von Gabun (Bois jaune du Gabon) oder Congo-Akazie (acacia du Congo) aus. Es soll für die Fabrikation von Eisenbahnwaggons verwertbar sein.

Parkia- Arten.

Große Bäume mit schönen, feinen, oft ansehnlichen, doppelt- gefiederten Blättern. Sehr auffallend durch die an langen Stielen . hängenden dicken, keulenförmigen, sehr dichtblütigen Infloreszenzen, die nach Büsgen etwas an Zylinderputzer erinnern. Hülsen lederartig, meist schmal und lang, mit zuckerhaltiger Pulpa, die bei einigen Arten ein von den Eingeborenen gern genommenes Mehl liefert. Die eiweiß- reichen Samen dienen getrocknet und fermentiert als Ersatz von Kaffee, Auch gewinnt man aus ihnen ein unangenehm riechendes Fett, das die Eingeborenen in der Küche verwenden.

Das Holz der in Westafrika verbreiteten P. africana R. Br. ist nach Perrot und Gerard weiß, zart, von mittlerer Resistenz, jedoch sehr biegsam wegen der Länge der Faser. Kurz nach dem Schnitt ist es schwer, trocknet dann aber bald und wird leichter. Es wird schnell stockig und ist wenig gebraucht. Es ist für alle Zwecke dienlich, für die wir bei uns weißes Holz, z. B. das der Pappeln, verwenden; also gröbere Tischlerei, Verpackungskisten. Es eignet sich auch zu Drechslerei- arbeiten.

Die Parkia- Arten Kameruns sind leider noch wenig bekannt und sollten gründlich studiert werden; aber es fehlt an gutem vollständigem Material, um dessen Einsendung dringend gebeten wird. Die Blüten- stände sind so merkwürdig, daß sie jedem Reisenden auffallen müssen!

Büsgen (l. c. 78) sammelte an der Nordbahn (Gouverneursweg) und zwischen Edea und dem Kelefluß eine Parkia, die ich mit einer neuen von Zenker bei Bipindi gefundenen Art identifiziert habe. Er sagt: „Riesenbaum mit doppeltgefiederten Blättern und keulenförmigen, 5 cm langen, sehr dichtblütigen Infloreszenzen an langem Stiele. Die Blüten des unteren Teiles des Blütenstandes mit orangeroten fädigen Staminodien, die des oberen mit karminroten weit kürzeren Staubfäden. Die Blütenstände erinnern etwas an Lampenputzer. Die sehr zahl- reichen Teilblättchen der doppeltgefiederten Blätter sind sehr klein, nur 5 mm lang und kaum 2 mm breit.“ Es ist dies die neue Art Parkia Zenkeri Harms. Über das Holz teilt B. nichts mit.

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Parkia Zenkeri Harns n. sp.;

arbor 15—20 m alta, floribus luteo-cinnabarinis (ex Zenker); folia ampla duplo pinnata, petiolata (rhachi cum petiolo brevissime velutina vel puberula, ad 20—25 cm longa, petiolo ipso 4—5 cm longo), pinnae eirc. 15—22-jugae, rhachi parce puberula, circ. 4—6 cm longae, foliola 20—30-juga, oblique oblonga, apice rotundata vel obtusa, basi postice leviter auriculata, pro rata brevia, supra nitidula, glabra, uninervia, nervo centrali, 4—6 mm longa, 1—2 mm lata; capitula longe vel longissime pedunculata (pedunculo 15—20 cm longo), oblongo-clavata, 5—6 cm vel ultra longa, bracteis brunneo-velutinis; calyx tubulosus, apice brevis- sime bilabiato-quinquedentatus, dentibus latis rotundatis, puberulis, 2 majoribus latioribus, 3 minoribus; petala lineari-oblanceolata, paullo exserta, apice puberula.

Kamerun: Bipivdi, Urwald der Flußtäler, 15—20 m hoher Baum, mit gelb-zinnoberroten Blüten (Zenker n. 3498. Okt. 1907). Edea (Büsgen n. 432. 1908/9); ebendort, im Urwald (Krücke n. 13. Dez. 1909). Krücke schildert die Blüte so: „roter Kopf mit gelbem Kragen“.

Die Art zeichnet sich durch die verhältnismäßig kurzen und breiten Blättchen aus.

Erythrophloeum guineense Don.

Der durch seine äußerst giftige Rinde bekannte „Red-water- tree“ ist im tropischen Afrika sehr weit verbreitet und findet sich auch in Kamerun. Er soll bis 35 m hoch werden. Die Rinde ist hellgrau bis dunkelbraun, rissig. Die Blätter sind wie bei den meisten Mimosoideae doppeltgefiedert, ziemlich groß, mit 2—4 Paar Fiedern und 6—11 Blättchen an jeder Fieder, die von eiförmiger bis elliptisch- länglicher, oft mehr oder weniger schiefer, oft kurz zugespitzter Form eine Länge von 3—8 cm besitzen. Die kleinen behaarten Blüten stehen in dichten rispig angeordneten Ähren. Die schwärzlichen oder dunkel- bräunlichen Hülsen sind länglich, flach, mit ziemlich dicken Klappen, mit stumpfer oder abgerundeter Spitze; am Grunde verschmälert sich die Hülse in einen Stiel. Sie werden 6—12 cm lang, 2,5—3 cm breit und bergen 5—8 dicke, schwärzliche, mit einer Schleimschicht über- zogene Samen.

Das braunrötliche Holz (anfangs soll es weiß sein) ist hart und schwer zu bearbeiten, wird jedoch gerade wegen seiner Härte und Unverwüstlichkeit geschätzt, da es dem Angriff der Termiten widersteht und auch schwer in Brand gerät. Es ist zum Haus-, Brücken- und Schiffsbau geeignet, für Lafetten und Kanonenräder besonders, und

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dürfte daher für den Export mit an erster Stelle zu berücksichtigen sein (nach Volkens, Nutzpfl. Togos 11). In Conakry (Franz. Guinea) soll es in der Kunsttischlerei Verwendung finden (nach Che- valier). Vermöge seiner starkgedrehten Fasern eignet es sich beson- ders für Radnaben.

Aus Kamerun habe ich noch kein sicher bestimmtes Holz dieses Baumes gesehen.

Burkea africana Hook.

Ein Baum von 10—15 m Höhe mit dichter, breiter Krone aus starken Ästen. Junge Zweigspitzen anfangs rostfarbig seidig behaart. Blätter doppeltgefiedert, in der Jugend seidig behaart, am Ende der Zweige zusammengedrängt, oft recht lang und groß werdend (2 bis 3 Fuß); Fiedern in 2—3 oder mehr Paaren, Blättchen breit-eiförmig bis länglich, stumpf, etwa 2—6 cm lang. Blüten weiß, wohlriechend, klein, in langen meist zu Rispen angeordneten Ähren. Hülse kurz- gestielt, flach, dünn, länglich oder elliptisch, etwa 2,5—6 cm lang, meist einsamig.

Der Baum ist im tropischen Afrika sehr weit verbreitet. Er bewohnt hauptsächlich Savannengebiete (so z. B. in Togo). Leder- mann sammelte ihn im Kameruner Hinterlande mehrfach (z. B. bei Garua, Dodo usw.).

Perrot und Gerard en das Holz als stark faserig, von ziemlich feinem, engem Korn, leicht spaltbar; die Farbe ist hellbraun, mit feiner, leicht gewundener paralleler Strichelung; inmitten des Holzes bemerkt man Reihen von Gummilücken, die in konzentrischen Kreisen liegen. Es kommt auf diese Weise eine Art Jahresringbildung zu- stande; wahrscheinlich tritt der Prozeß der Gummosis in bestimmten regelmäßigen Intervallen, vielleicht ein- oder zweimal jährlich auf. Das Holz soll leicht von Würmern und Termiten angegriffen werden; die Eingeborenen benutzen es wenig. Indessen läßt es sich für gröbere Tischlerarbeiten und leichte Gerüste verwenden. In Togo wird nach Volkens das harte, braune, im Kern dunkler werdende Holz verschieden beurteilt; von Doering nennt es termitenfest, Kersting spricht ihm diese Eigenschaft ab. Die Eingeborenen machen dort Schaufelstiele daraus. Vielleicht hat von Doering nicht das richtige Holz vor sich gehabt.

Cynometra Mannii Oliv.

Baum von 15—40 m Höhe, der zuerst an der Ambas Bay und am Gabun-Fluß gefunden wurde, Das junge Laub scheint rötlich zu sein.

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Die Blätter sind paarig-gefiedert mit 3 Paar Blättchen; diese sitzend, schief verkehrt-lanzettlich-oval oder länglich, am Ende zugespitzt (Zuspitzung oft ausgerandet), kahl, das obere Paar Blättchen meist beträchtlich länger; die oberen Blättchen des Blattes 2,5—9 cm lang, die unteren 1—3 cm lang. Blüten klein, weiß, in kurzen Trauben (2—4 cm lang). Hülsen dick, schief verkehrt-eiförmig oder eiförmig, außen warzig.

Buchholz beobachtete den Baum bei Limbareni, wo er im Walde und an den Ufern häufig sein soll. Preuß (Urwald zwischen Victoria und Bimbia) bezeichnet ihn als guten Schattenbaum für Kakao und Kaffe. Der Baum „Bopanda“ ist offenbar diese Art (v. Besser ». 35 am Kamerunfluß; hierzu ein Holzstück Mbopanda). Schor- kopf sammelte einen sterilen Zweig (n. 10) bei Edea unter der Be- zeichnung „Ngata“; dazu ein Holzstück. Er sagt von dem Baume: „Höhe 30—40 m, Durchmesser 50—60 em, stark entwickelte ober- irdische, senkrechtstehende und sehr glattgedrückte Stützwurzeln“.

Oynometra-Hölzer werden im tropischen Asien von den Eingeborenen vielfach verwendet; auch die Arten des tropischen Afrika dürften Be- deutung beanspruchen, und es ist daher die richtige Identifizierung des Holzes von Cynometra Manni nicht unwichtig. Was nun die Hölzer betrifft, so sind die Stücke Mbopanda-v. Besser und Ngata- Schorkopf, zu denen beiden Herbarexemplare allerdings sterile vor- liegen, einander so ähnlich auch im anatomischen Bau, daß an ihrer Zusammengehörigkeit kaum zu zweifeln ist. Vielleicht gehört hierher auch der von Büsgen (n. 569; Dez. 1908) unter dem Namen „Tun“ bei Duala gesammelte sterile Zweig.

Schorkopf berichtet über ein Holz namens Mbopanda: „Häufig ın stärkeren Dimensionen. Rotbraunes hartes, der Fäulnis wider- stehendes Holz, verschiedentlich als „Eisenholz“ bezeichnet. Die Ein- geborenen benutzen Saft und Rinde zu medizinischen Zwecken.“ Wir haben in der Sammlung Schorkopf ein Bopanda genanntes Holz, das hellgelblichweiß oder hellbräunlichgelb, zäh, ziemlich hart ist. Ist dieses nun wirklich identisch mit Mbopanda im Berichte Schorkopfs? Nach der Farbe ist es kaum wahrscheinlich. Vielmehr könnte wohl eine Verwechselung stattgefunden haben, und obige Angaben Schor- kopfs könnten sich auf Ngata beziehen, das ich für identisch mit von Bessers Mbopanda halte und als Cynometra Mannü Oliv. be- stimmen möchte. Was Schorkopfs Mbopanda-Holz (ich meine das Stück der Sammlung!) ist, weiß ich nicht sicher; da nach Büsgen der Name Bopanda Bkd.!) auch auf eine Anonacee (Uvaria Buesgenü) an-

!) Jentsch (l. c. 158 Taf. II) bildet ein Holz Bopande Bkd. ab; dieses scheint nicht Cynometra zu sein. Das bereits oben erwähnte Bild von Erundu (Taf. III 35) erinnert an Cynometra, noch mehr aber an Piptadenia africana.

gewandt wird, so gehört vielleicht Schorkopfs Holz zu einer solchen, wofür die gelbliche Farbe spricht. Büsgens Holz Ngata (8. 97) könnte nach der kurzen Beschreibung recht wohl mit Schorkopfs Ngata zusammenfallen, wäre also dann Cynometra Manni.

Unter dem Namen Zizako!) sammelte von Besser ein steriles Herbarexemplar, das wohl sicher zu Cynometra Mannü gehört. Mit demselben Eingeborenen-Namen ist ein Holzstück von Bessers be- zeichnet, das allerdings dem Holze Mbopanda der gleichen Sammlung sehr ähnlich ist (besonders durch die braune Farbe), indessen bei mikroskopischer Prüfung sich als verschieden herausstellte. Es stimmt so gut wie vollständig mit Schorkopfs Bolundu überein, dürfte dem- nach zu Piptadenia africana gehören. Es muß also eine Verwechselung stattgefunden haben; dieser Fall mahnt wieder zur äußersten Vor- sicht bei der Bestimmung der Hölzer.

Das der Figur zugrunde gelegte Holz Ngata derSamm- lung Schorkopf ist ein län- geres Stück mit einem Radius von etwa 13 cm und etwa lcmdicker schwärzlichbranner Rinde. Das Holz ist hart, fest und dicht, von bräunlicher Farbe. Der Hirnschnitt zeigt engliegendeschwachwellig oder stellenweise fast gerade ver- laufende schmale, gelegentlich anastomosierende tangentiale Cynometra Manmü.

Streifen von Holzparenchym,

die sich durch hellere Farbe vom dunkleren Libriform abheben. Ihnen sind die zahlreichen kleinen als Pünktchen erscheinenden Gefäße ein- gelagert, die meist einzeln, jedoch nicht selten auch zu 2—3 in radialer Anordnung stehen; bisweilen führen sie gelbbraunen Inhalt. Neben langen Holzparenchymstreifen kommen auch ganz kurze Bänder vor im Übergang zu augenähnlichen Gruppen, die in der Mitte ein Gefäß und zu beiden Seiten schmale Holzparenchymanhänge zeigen. Das

') Sisako D. soll nach Jentsch (l. c. 177) ein wertvolles, sehr dauerhaftes Holz sein. Die Abbildung (Taf. V Nr. 24) läßt nicht erkennen, ob hier Piptadenia africana vorliegen könnte. Cissakko(D.) von Hückstädt (n. 79) ist nach dem Herbarexemplar eine Guttifere (Gareinia?). Das unter gleicher Nummer eingesandte Zweigstück besitzt ein sehr hartes Holz von sehr feinem Gefüge; sollte dies dem Sisako von Jentsch entsprechen?

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Libriform ist stark verdickt. Die Holzparenchymstreifen sind etwa 2—6 Zellen breit, um die Gefäße herum liegen sie in einer Schicht von nur 1—2 Zellen. Die Zellen zeigen deutliche, ziemlich starke Verdickung der Wände. Wie die Markstrahlen führen sie bräunlichen Inhalt. Letztere, unter der Lupe als sehr dichtstehende, sehr feine Linien erkennbar, sind ein- bis dreischichtig, von sehr wechselnder Höhe, bisweilen 20—30 Zellen hoch, daneben gibt es aber viele kleinere (bei dem Holz Mbopanda-von Besser sah ich noch längere, bis 40 Zellen hohe Markstrahlen.. Die Zellen sind rundlich, stark- wandig und führen häufig Oxalatkristalle.

Das Holz Mbopanda-von Besser zeigt wesentlich denselben Bau. Ein von mir geprüftes dünnes Herbarstück (Preuß n. 1372) läßt die tangentialen Holzparenchymstreifen schon ziemlich deutlich er- kennen, auch hier führen die Markstrahlzellen gelegentlich Oxalat- kristalle.. Markzellen stark verdickt, einige sklerenchymatisch. Das Holz von Cynometra Mannü ist dem von Piptadenia africana (s. oben) besonders auch in der braunen Farbe täuschend ähnlich, indessen sieht man beim Prüfen des Hirnschnitts mit der Lupe, daß die Holz- parenchymstreifen bei Piptadenia mehr gewundenen unregelmäßigen Verlauf zeigen und häufiger anastomosieren. Die mikroskopische Prü- fung läßt erkennen, daß die Markstrahlen auf dem Tangentialschnitt bei Piptadenia africana gleichmäßigere Höhe und kleinere Zellen haben als bei Cynometra Mannü, und daß bei letzterer Kristallschläuche fehlen; dafür haben bei der Cynometra-Art die Markstrahlen Kristalle. Ferner sind die Gefäße bei P. meist etwas weiter als bei 0. Die Zu- gehörigkeit des Holzes Zizako-von Besser zu Piptadenia africana konnte ich an diesen anatomischen Merkmalen erkennen. Die Ähn- lichkeit der Hölzer dieser beiden sich morphologisch recht fernstehen- den Gattungen beweist uns, wie schwer es ist, die Zugehörigkeit eines Leguminosenholzes zu einer bestimmten Gattung zu beurteilen.

Es gibt in Kamerun mehrere Cynometra-Arten (C. leptantha Harms, C. multijuga Harms u. a.); es sind dies Bäume von 10—20 m Höhe, näheres über das Holz weiß man nicht.

Unbekannt ist mir auch das Holz der Cynometra sehr nahestehen- den Gattung Hymenostegia. Büsgen beobachtete H. Afzelü (Oliv.) Harms bei Edea (mittelgroßer Waldbaum, Jan. 1909; n. 475); die Blätter dieser Art haben eine schmalgeflügelte Blattspindel (siehe Ab- bildung bei Büsgen, l.c. 78), sind sonst aber denen von Oynometra Manni sehr ähnlich.

Das Holz der Cynometra megalophylla Harms von Togo ist dem Holz der ©. Manni außerordentlich ähnlich. Die Farbe ist dunkel- braun mit etwas rötlichem Schimmer, Das Holz ist schwer, von sehr

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dichtem, feinem Gefüge. Die Gefäße sind auf dem Querschnitt als winzige Pünktchen erkennbar, sie liegen in sehr feinen geraden oder öfter geschlängelten, dicht hintereinander folgenden kontinuierlichen oder hier und da unterbrochenen Streifen von Holzparenchym. Die Markstrahlen sind zahlreich und unter der Lupe als feine Linien er- kennbar.

Cynometra Hankei Harms n. sp.;

arbor mediocris, ramulis pubescentibus, demum glabrescentibus et cortice sordide brunneo-atro obtectis; folia pari-pinnata elongata, breviter petiolata, petiolo 4—5 mm longo, villosulo, rhachi supra canaliculata, villosulo-pubescente vel puberula, 6—9 cm longa, foliola 10—12-juga, sessilia vel subsessilia (petiolulo latere antico folioli brevissime evoluto, latere postico nullo), oblanceolata vel oblongo-oblanceolata, basi obliqua, apice rotundata vel subtruncata et saepe leviter emarginulata et mucro- nulata, glabra vel subglabra, nervo medio subcentrali (versus basin margini postico propiore quam antico), 1,5—3 cm longa, 6—9 mm lata; paniculae e racemis compositae foliis breviores multiflorae villosulae; pedicelli praeter basin pubescentem subglabri vel parce puberuli, 4—6 mm longi, bracteae oblongo-ovatae vel oblongae villosulo- fimbriatae, mox deciduae, bracteolae geminae infra medium pedicelli (saepe paullo supra basin pedicelli) affıxae, parvae oblongae mox deciduae; alabastra subglobosa; receptaculum brevissimum cupuliforme, ut sepala pareissime puberulum vel subglabrum; sepala 4, ovata usque suborbi- culari-ovata (uno ceteris latiore), paullo concava, obtusa; petala 5, sepala paullo superantia, oblongo-oblanceolata, basin versus sensim in unguiculum angustata, obtusa, 3 mm longa; filamenta 10, glabra; ovarium breviter stipitatum dense hirsuto-villosum, ovulis 2.

Kamerun: Edea, mittelhoher Baum mit weißen Blüten (Hanke n. 7. Jan. 1909).

Die Art dürfte der C. Lujae De Wild. in Fl. Bas-et Moyen-Congo (1905) 250 t. 70 nahe stehen, die indessen durch die deutlich, wenn auch nur schmal geflügelte Blattspindel abweicht.

Oxystigma Mannii (Baill.) Harms.

Nach Preuß ein Baum von etwa 40 m Höhe. Blätter gefiedert mit zwei bis vier länglichen bis lanzettlichen lederigen derben kahlen, ziemlich großen Blättchen (oberseits graugrün nach Büsgen, 18 cm lang, 8cm breit). Blüten sehr klein in ährenähnlichen langen Trauben, Hülsen kurz, dick, bisweilen fast herzförmig, außen stark höckerig. Büsgen fand den Baum im Mangrovenwald der Wasseradern der

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Wuri-Mündung, Preuß und Winkler sammelten ihn bei Victoria am Strande und im Urwalde am Botanischen Garten!), Hückstädt bei Duala im Urwald.

Büsgen und Hückstädt geben für den Baum den Duala-Namen Bosipi an; von Besser schreibt Mbussipi oder Bussipi. Daß unter dem Namen Bosipi mindestens drei Holzarten gehen, wird weiter unten bei Baikiaea gezeigt werden.

Wir haben in der Sammlung Scholz-von Besser zwei große Stücke Bussipi nebst dazu gehörigem Herbarexemplar. Sehr wahrscheinlich gehört hierher das von Büsgen (l.c. 96) als Bosipi (Nr.31a) kurz charak- terisierte Holz. Das eine Stück aus oben genannter Sammlung (danach die Fig.) hat einen Durchmesser von 4!/, dm und zeigt eine zum Teil ge- stockte brüchig gewordene Oberfläche. Farbe hellrötlichbraun, der nicht scharf abgesetzte Kern ist etwas dunkler braun. Es ist ein ziemlich leichtes Holz von lockerer Struktur; im frischen Zustande wird es etwas harzig sein. Stellenweise fühlt es sich etwas fettig an. Der nicht immer leicht in wünschenswerter Glätte zu erhaltende Hirnschnitt läßt zerstreute ziemlich große Poren erkennen und daneben sehr feine tan- gential verlaufende kürzere oder längere Linien (von Holzparenchym); die Markstrahlen sind nur unter der Lupe als feine ziemlich dicht stehende Linien erkennbar. Jene tangentialen Linien sind oft durch größere Abstände getrennt, wie es auch Büsgen angibt. Die Holz- parenchymhöfe um die Gefäße sind sehr schmal und treten zunächst auch unter der Lupe nicht klar hervor. Der Tangentialschnitt läßt die Gefäße und die sehr zahlreichen feinen Markstrahlen erkennen, Das Holz erinnert durch seine Leichtigkeit etwas an Zigarrenkistenholz. Es hat auch einen eigentümlichen Geruch. Nicht allzu dicke Stücke lassen sich leicht durchbrechen, so daß eine ziemlich glatte schön seiden- glänzende tangentiale Bruchfläche entsteht.

Über den anatomischen Bau von Oxystigma Manni teilt Solereder (Syst. Anat. Dicotyl. Ergänzungsbd. [1908] 122) mit: kürzer oder länger gestreckte Sekretlücken in der primären Rinde, holzständige Sekret- gänge, und gangartige, zuweilen in den Holzkörper eindringende inter- zellulare Sekretbehälter am Markrand. Dem entspricht der Befund an

!) Die von H. Winkler begründete Gattung Eriander (mit einer Art: E. Engleri in Englers Bot. Jahrb. XLI. [1908] 277) gehört zu Oxystigma Mannü. Winkler betrachtete die Pflanze als neue Gattung der Rutaceen, erkannte also nicht ihre Zusammengehörigkeit mit Copaifera Manni Baill. (= Hardwickia Manmü Oliv.), lieferte jedoch auf Grund reichlicheren Materials eine weit bessere und vollständigere Beschreibung, als ich sie seinerzeit bei der Aufstellung von Oxystigma (in Englers Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 264) geben konnte. Bei Gelegenheit werde ich genauer ‚auf diese merkwürdige Gattung eingehen.

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einem kleinen Stück des Herbarexemplars Büsgen Nr. 344: holzständige Sekretgänge meist ohne Inhalt, einzeln oder paarweise sich an einen Markstrahl anlehnend, weiter als die gewöhnlich einzeln, jedoch auch zu zwei bis vier meist in radialer Anordnung stehenden Gefäße, letztere von schmaler Lage (1—2 Schichten) Holzparenchym umgeben, das sich gegen das weitlumige Libriform nur schwach abhebt.

Die holzständigen Sekretgänge (H) finden sich in derselben Weise im Holze Bussipi. Auch hier liegen sie einzeln einem Markstrahl an oder zwischen zwei Markstrahlen, oder sie stehen paarweise, zwischen sich einen Markstrahl lassend. Von den ihnen ähnlichen an Größe ziemlich gleichen Gefäßen unterscheiden sie sich durch den Mangel einer festen Wandung; Inhalt fehlt oder ist nur in undeutlichen Spuren vorhanden. Die große Masse des Gewebes bilden hier die weiten, wenig ver- dickten Libriformfasern, die auf dem Querschnitt einen ziemlich regelmäßigen Wech- sel von Elementen mit engem und weitem Lumen erkennen lassen. Die Gefäße sind von schmalen {1—3 Schichten breiten) ringförmigen oder einseitig oder zweiseitig ver- breiterten Lagen von dünn- wandigem Holzparenchym umgeben, das sich durch bräunlichen Inhalt vom Libri- form abhebt. Gelegentlich treten auch schmale tangentiale Streifen (3—10 Zellen breit) von Holz- parenchym auf, denen stellenweise Sekretgänge oder Gefäße oder Gefäß- gruppen (zwei bis vier in meist radialer Anordnung) eingelagert sind. Die einfach perforierten Gefäße haben kurze Glieder und elliptische oder spalten- förmige Tüpfel. Die mit bräunlichem Inhalt erfüllten Markstrahlen sind auf dem Tangentialschnitt zahlreich, 1—3 (meist zwei) Schichten breit, 5—30 Zellen hoch, Zellen ziemlich dünnwandig; die meist kurzen Libri- formfasern fallen durch weites Lumen auf. Der Bau des Holzes ist ein so charakteristischer, daß eine Verwechselung mit irgend einer anderen Art kaum möglich ist.

Schorkopf sagt in seinem Bericht über Mbussipi: ‚Starke Stämme mit rotem Harzsaft, Durchmesser von 70 cm und mehr; Höhe etwa 20—25 m. Das Holz ist fest, die Farbe schwankt zwischen weiß

Oxystigma Manni (Baill.) Harms.

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und dunkelweinrot. Die Wurzeln streichen sehr flach, bisweilen über dem Boden, und bilden namentlich am Uferrande ein sehr dichtes Ge- flecht, wodurch sie gegen Abspülung wirksam schützen. Die Eisenbahn- Bauleitung bezieht das Holz in beträchtlichen Mengen von den Ein- geborenen und schneidet es zu Schwellen und Holzpflaster.“ Nach Büsgen (Tropenpflanzer X. Beiheft 4—5 [1909] 248) gibt Bosipi ein brauchbares Blindholz,

Copaifera Demeusei Harms.

Dieser Baum liefert den Kamerun-Kopal. Ich habe ihn in Notizbl. Bot. Gart. Nr. 47 S. 175 genauer besprochen. Hier muß er noch einmal erwähnt werden, da nach den Angaben von E. Conrad das Holz dieses bis 30 m hoch werdenden Baumes sehr hart und zäh sein soll; der Splint soll auffallend hell sein, der Kern violett rotbraun. Der Baum ist im Gebiete des Sannaga-Flusses verbreitet. Außer in Kamerun findet er sich im Congogebiet und in Ubangui. Einheimische Namen in Kamerun: Bobanja (nach Schorkopf); Boba (nach von Besser); Eban, Ebana (nach Reder); Ebanja, Iban (nach Conrad); dazu kommt noch der von Fickendey!) angegebene Name „Mibanja“ (Bakoko); siehe Amtsblatt für Kamerun III. Nr. 16 [1910] 245. In den lichten Waldungen am Sannaga und Ossa soll der Baum besonders durch seine sehr helle, fast weiße, glatte, leicht längsrissige Rinde auf- fallen. Wenn er auch in erster Linie als Lieferant des Kopals in Betracht kommt, so wäre es doch wohl geraten, auch dem Holze Auf- merksamkeit zu schenken, das vielleicht wegen seiner Härte (nach Angabe der Eingeborenen soll es das härteste von allen sein) für manche Zwecke verwendbar ist.

Das Holz Bobanja°) der Sammlung Schorkopf (danach die Skizze) ist ein längeres schönes Stück mit dem Radius von etwa 9 cm; unter demselben Namen hat Schorkopf ein steriles beblättertes Herbar- exemplar (n. 11) von Oopaifera Demeusei gesammelt. Die schwärzlichgraue Rinde ist nur sehr schmal (1—1,5 mm), mit ziemlich dicken zahlreichen ellipsoidischen oder rundlichen, oft tangential gestreckten und in un- deutlichen Querlinien liegenden Lentizellen bedeckt. Das Holz sondert

1) Als ich von Fickendeys zitierter Mitteilung über Kamerunkopale Kenntnis erhielt, war mein Artikel über Copaifera im Notizblatt schon gedruckt. Fickendey teilt dort näheres mit über die Gewinnung des Kopals. Er schreibt schließlich: „Da nach Aussage der Eingeborenen auch das Holz brauchbar und dauerhaft sein soll, käme der Kopalbaum „Mibanja“ auch für Aufforstungen in Betracht.“

2) BobanjaD. bei Jentsch (l. ec. 148 Taf. I) dürfte etwas ganz anderes sein: „Braungelb mit zahlreichen, dicken, gewellten Markstrahlen.“

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sich auf dem Querschnitt in eine breitere (6 cm im Radius) äußere helle Zone und einen scharf abgegrenzten dunklen schmalen (2,5—3 cm) Kern. Das äußere Holz ist hellbräunlich mit rötlichgrauem Schimmer, das Kernholz ist schön rötlichbraun. Auf dem Radialschnitt tritt ein schöner Seidenglanz zutage.

Das Holz ist hart, sehr dicht, von gleichmäßigem Gefüge, auf dem Querschnitt sehr fein punktiert. Die sehr feinen Markstrahlen sind auf dem Querschnitt unter der Lupe deutlich erkennbar, außerdem sieht man feine nahezu konzentrische oder tangentiale Linien. Die große Masse des Gewebes bilden stark verdickte Fasern. Die feinen Punkte sind Gefäße, die von Holzparenchym umgeben sind. Die engen Gefäße liegen meist einzeln, selten zu zwei oder drei nebeneinander. Die feinen konzentrischen oder tangentialen Linien sind ganz schmale Holzparen- chymstreifen mit hier und da eingebetteten Gefäßen. Diese En & et Streifen liegen auf dem Quer- 17 N : BE schnitt nicht regelmäßig ver- teilt; bisweilen liegen sie in radialer Richtung ziemlich dicht hintereinander, und dann kommt auch wieder eine Zone, in der die Gefäße mit dem sie umgebenden Holzparenchym inselartig im Fasergewebe |lıe- gen oder nur durch ganz schmale tangentialeHolzparen- chymbrücken miteinander in Verbindung treten. Die iso- Copaifera Demeusei Harms. lierten Holzparenchymnester mit ihren Gefäßen haben auf dem Querschnitt meist eine augenähnliche Form; jederseits des Gefäßes setzt sich in tangentialer Richtung ein ganz kurzer schmaler Henkel oder Flügel von Holzparenchym an. Auf dem Radialschnitt sind die angeschnittenen Markstrahlen als glänzende Streifen schön erkennbar.

Das Libriform bildet weitaus die Masse des Gewebes. Es ist außer- ordentlich stark verdickt, die Zellen mit kleinem engem Lumen. Die dazwischen liegenden Parenchymstreifen sind schmal, nur 1—6 Zellen breit. Auch ihre Zellen haben verdickte Wände. Wie die Mark- strahlzellen führen sie meist bräunlichen Inhalt. Auch die Gefäße ent- halten oft gelbbräunlichen Inhalt. Auf dem Tangentialschnitt fallen die Markstrahlen durch die meist rundliche Gestalt ihrer kleinen Zellen mit verdickten Wänden auf. Sie sind zwei- bis vierschichtig, auch viele

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kurze ein- bis zweischichtige gibt es, die meisten größeren sind drei- schichtig. Ihre Höhe wechselt zwischen 10 und 35 Zellen. Kristall- schläuche finden sich an der Grenze des Libriforms und zwischen ihm in erheblicher Anzahl; sie fallen besonders im Längsschnitt durch ihre weiten Zellen gegenüber den Libriformfasern und den Markstrahlen auf.

Das mit der Bezeichnung „Boba“ versehene Holzstück aus der Sammlung von Besser, das offenbar zu dem mit dem gleichen Ein- geborenen-Namen versehenen sterilen Herbarstück desselben Sammlers gehört, stimmt im wesentlichen mit dem Holz „Bobanja‘“ überein; indessen sind die Gefäße etwas weiter und dann sind die Zonen, in denen die feinen fast konzentrischen Holzparenchymstreifen liegen, besser ausgeprägt, so daß es an einigen Stellen so aussieht, als ob mit einiger Regelmäßigkeit Zonen mit eng aufeinanderfolgenden Holzparenchym- streifen mit solchen abwechseln, in denen Holzparenchymnester mit Gefäßen meist isoliert im Fasergewebe liegen.

Mit „Boba“ stimmt im Bau durchaus überein ein schönes Stück der Sammlung L. Scholz-von Besser, das die Bezeichnung „Ngatta (Bakoko), Enumbondja (Duala)“ führt. Es hat einen Durchmesser von 23 cm und einen roten Kern von 12,5 cm Durchmesser. Die rote Farbe ist hier stärker ausgeprägt als bei dem Stück Bobanja. Ngata ist sonst —= Cynometra Mannii und Enumbondja —= Baphia (siehe unten).

Die Untersuchung eines dünnen Zweigstückes aus dem Rederschen Material ergab eine so große Übereinstimmung zwischen diesem und dem Stück „Bobanja“, daß an der Zugehörigkeit des letzteren zu Copaifera Demeusei nicht mehr zu zweifeln ist. Reders Zweigstück hat einen Durchmesser von 2,7 cm und zeigt noch kein Kernholz, sondern eine gleichmäßige graubräunliche Farbe mit rötlichem Schimmer.

In Notizblatt 1. c. S. 182 erwähnte ich, daß gewisse von J. Braun in Kamerun (Malimba) gesammelte Kopalstücke sehr wahrscheinlich von unserer Copaifera herrühren. Nun fand ich im Botanischen Museum in der Holz-Sammlung J. Brauns zwei Stücke mit der Bezeichnung: „Holz des Kopalbaums“; als einh. Name wird beigefügt „Mboanje‘. Diese Stücke gleichen in ihrer Struktur durchaus den Aststücken aus dem Material von Reder, so daß auch sie zu Copaifera Demeuseit) ge- hören dürften.

Detarium macrocarpum Harms.

Ein Baum von 20—30 m Höhe, mit Fiederblättern, deren Spindel 20—25 cm lang oder noch länger wird und 12—20 abwechselnde kurz-

2) Das von Jentsch (Taf. IV Nr. 38) abgebildete Holz Erundu hat nach dem Bilde auffallende Ähnlichkeit mit dem Holze von Copaifera Demeusei.

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gestielte, eiförmige oder längliche, meist kurz zugespitzte Blättchen trägt. Die Blüten kennt man nicht. Die breit-eiförmigen bis fast kugelig-eiförmigen, etwas schiefen Früchte haben eine lederige Außen- schicht, eine fleischige, von zahlreichen Fasern durchzogene Mittel- schicht und eine knochenharte Innenschicht und bergen im Innern einen einzigen zusammengedrückten Samen mit brauner lederiger Schale. Die Hülse wird 7—8 cm lang, der Same mißt im Durchmesser 3,5 bis 4,5 cm.

Der Baum ist bisher nur einmal gesammelt worden, nämlich von @. Zenker bei Bipindi im Urwald. Ob die von Herrn Dr. Schlechter herrührende Mitteilung, wonach die ölreichen Samen geröstet und zer- stampft genossen werden, nicht auf einer Verwechselung mit denen von Pentaclethra beruht, bedarf der Nachprüfung.

In den Savannengebieten Kameruns findet sich auch Detarium sene- galense Gmel. (im weiteren Sinne)!), Bäume mit runden, dicken, schwach- zusammengedrückten, steinfruchtähnlichen Hülsen wie bei D. maecro- carpum, aber kleiner; die Mittelschicht ist pulpös, eßbar und von einem Fasernetz durchzogen, der Kern ist sehr hart und umschließt einen Samen. D. senegalense hat stumpfe Blättchen. In Togo kann man nach Kersting zwei scharf gesonderte Formen oder Arten unter- scheiden; die eine von ihnen (mit größeren Früchten) ist dem Uferwald eigentümlich und soll hartes, schönes Holz haben.

Perrot und Gerard trennen D. senegalense ebenfalls in zwei Arten nach der Größe des Wuchses und der Frucht. Auch das Holz soll verschieden sein. Das Holz von D. microcarpum ist grau, mit feinem regelmäßigem Korn, mit abwechselnden rötlichen Strichen oder Punkten; man bemerkt wie bei D. senegalense (im engeren Sinne) einige schwarze konzentrische, mehr oder minder gewundene Linien. Es soll sich gut verarbeiten und widersteht den Würmern und Termiten; es ist sehr gut verwendbar für Gerüste und Pfähle, da es sich gut hält und Feuchtigkeit verträgt. Es eignet sich für gröbere und feinere Tischlerei, Wagen- und Schiffsbau. Das Holz von D. senegalense ist homogen, hart, engkörnig, wohlriechend, rotbraun, mit helleren Zonen; es widersteht gut den Witterungseinflüssen.

Scorodophloeus Zenkeri Harms.

Ein 10—15 m hoher Baum des Urwaldes mit weißen Blüten. Die Rinde besitzt einen durchdringenden Geruch, der an Knoblauch er-

!) In diesem Begriff der Fl. Trop. Afr. II. 313 stecken wahrscheinlich zwei Arten, eine mit größeren, eine andere mit kleineren Früchten und niedrigerem Wuchse, letztere wohl D. mierocarpum Guill. et Perr. zu nennen.

ren

innert, doch etwas süßlicher und widerlicher ist. Dieser Geruch tritt noch an dem Herbarmaterial so stark auf, daß die Mappe, in der diese Exemplare liegen, sich leicht bemerkbar macht. Die Blätter sind einfach- gefiedert, sehr kurz gestielt (A—5 mm), die etwas behaarte, schmal- geflügelte Blattspindel wird 8—10 cm lang; die 2—2,5 em langen, 8—9 mm breiten Blättchen sitzen meist abwechselnd an der Blatt- spindel in der Zahl von 18—20. Sie sind schief, fast rhomboidisch- länglich (ähnlich denen von Newtonia Zenkeri, die jedoch doppeltgefiederte Blätter besitzt), anfangs etwas behaart, später kahl. Die Blüten stehen in kurzen dichten, 2—5 cm langen behaarten Trauben; die schmal- trichterförmige, 5—6 mm lange Kelchröhre geht in vier eiförmige, stumpfe Kelchblätter von 6 mm Länge aus. Wir finden fünf länglich-obovate, genagelte, am Rande gewimperte Blumenblätter von 9—10 mm Länge, zehn freie Staubblätter mit langen Staubfäden, und einen gestielten Fruchtknoten mit zwei Samenanlagen. Die Hülsen kennt man noch nicht.

Der Baum wurde bisher nur einmal gefunden, nämlich in Kamerun am Ufer des Lipticaflusses, wo ihn Zenker entdeckte. Als Ein- geborenen-Namen werden vermerkt: olom (Jaunde), jungr (Betjek). Es handelt sich offenbar um eine sehr auffällige Pflanze, die weiterer Be- achtung bedarf; zeichnet sie sich doch durch ihre Knoblauchıinde!) vor ähnlichen aus. Diese Rinde soll nach Zenker einen Handelsartikel bilden und an Stelle von Knoblauch bei den Eingeborenen verwendet werden. Auf dem Markte von Edea fand Büsgen (Zeitschr. Forst- u. Jagdwesen XLI, Mai 1910, S. 272) „die stark nach Knoblauch riechende, als Ge- würz benutzte Rinde von Scorodophloeus Zenkeri“. Der Duala-Zimmermann nannte die übelriechende Rinde „Oimbi“. Aber warum sammelt einer der vielen Reisenden, die Edea besuchen, nicht einmal dieses so inter- essante Produkt?

Die sog. Bubimbi-Rinde aus Kamerun stammt nach Hartwich (Apothekerzeitung XVII. Nr. 40 [1902] 339) von diesem Baume. Auch

') Davon der Name der Gattung: sx55580v Knoblauch, $Aoı5s Rinde. Ähn- liche Bestandteile finden sich außer bei den Zwiebel-Arten (Allium) auch noch in verschiedenen anderen Gruppen des Pflanzenreiches.. Darauf deuten z. T. schon die Namen hin: z. B. die malaiische Meliacee Dysoxylum alliaceum, die australische Art derselben Familie Owenia cepiodora (Holz mit lauchartigem Geruch), die Sapindacee Scorododendron von Timor, verschiedene Arten der Labiaten-Gattung Teuerium, z. B. T. scordium, T. scorodonia; auch gewisse einheimische Namen deuten darauf hin, z. B. heißt in Brasilien Päo d’alho (Knoblauchholz) die Phytolaccacee Gallesia gorarema. Diesen Namen soll auch die Capparidacee Crataeva tapia im tropischen Amerika führen. Unter den Pilzen fällt Marasmius alliatus (Mousseron, Knoblauchpilz) durch seinen knoblauchartigen Geruch auf; an diesen soll nach Hartwich gerade der Geruch der Bubimbi-Rinde erinnern.

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er betont den scharfen, äußerst unangenehmen Geruch dieser Rinde, der ihn am meisten an den von Asa foetida und Knoblauch erinnerte, Er erhielt aus der Rinde eine geringe Menge schwefelhaltigen ätheri- schen Öles, dem wohl der Geruch zuzuschreiben ist. Es ist nach ihm

Scorodophloeus Zenkeri Harms.

das erste Mal, daß bei einer Leguminose ein solcher Bestandteil nach- gewiesen wurde. Zugleich gab er eine kurze Beschreibung des ana- tomischen Baues der Bubimbi-Rinde Der Sitz des Öles ist das Parenchym der primären und sekundären Rinde sowie die Markstrahlen.

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Ob auch das Holz den Knoblauchgeruch besitzt, wissen wir nicht. Sollte es der Fall sein, so würde natürlich das Holz für viele Zwecke ganz ungeeignet sein, wenn es nicht gelingt, den Geruch zu beseitigen.

Crudia senegalensis Planch.

Soll nach Olivers Fl. Trop. Afr. II. 312 nur ein Strauch oder kleiner Baum sein, der von Senegambien bis Gabun verbreitet ist. Büsgen sammelte ihn an dem schmalen Mangrovensaum der Wuri- Mündung (l. ce. 79): „lO cm lange, 5 cm breite flachwellige Hülsen, Fiederblätter mit wenigen 8 cm langen, 4—5 cm breiten Blättchen, deren oberstes sich scheinbar endständig neben die kurze Spitze der Spindel stellt“. Einheim. Name: Enumba njou ja munja (Duala). Büsgen fügt ein Fragezeichen diesem Namen bei. Enumba njou bezeichnet sonst Baphia-Arten (s. unten).

Crudia Ledermannii Harms ist ein 25—30 cm hoher Baum mit grünen Blüten, die wie Lindenblüten duften; er wurde bei Kribi ent- deckt. Von Or. senegalensis weicht er durch kleinere Blätter und sehr zierliche lange Blütentrauben ab.

Eine neue von Zenker gesammelte Crudia ist folgende Art.

Crudia Zenkeri Harms n. sp.;

arbor 10—15 m alta, valde ramosa, ramulis glabris; folia pinnata, bre- viter petiolata (petiolo eirce. 5—10 mm longo, rhachi cum petiolo glabra, 5—7cm vel ultra longa), foliola alterna, 4—6 (saepe, ut videtur, 5), breviter petiolulata (petiolulo 2—4 mm longo, glabro), ovato-oblonga, vel oblonga, vel obovato-oblonga, basi obtusa vel acuta vel rotundata, apice plerum- que subito longiuscule acuminata vel caudata, glabra, papyracea vel chartacea, 8—13 cm longa, 3-6 cm lata; stipulae parvae, lanceolatae, deciduae, 3—4 mm longae; racemi gracillimi, elongati, laxiflori, glabri, ad 20—30 cm longi, pedicelli tenues, 7—12 mm longi; sepala 4, eirc. 5 mm longa, ovalia vel obovata, obtusa; stamina 10, filamentis glabris; ovarium hirsutum, stipitatum, stipite receptaculo brevi adnato, stylus filiformis, tenuis, praeter basim pubescentem glaber.

Kamerun: Bipindi, Mimfia (Zenker n. 2634. Nov. 1902; 10—15 m hoher stark verzweigter Baum mit weißlich-grünen Blüten); ebendort (Zenker n. 3700. Febr. 1908).

Sehr nahe steht:

Crudia gabonensis Pierre msecr.;

arbor 15 m alta, ramulis glabris; folia pinnata, breviter petiolata (rhachi cum petiolo glabra, circe. 8—11 cm longa), foliola 7—11, bre-

a:

vissime petiolulata, oblonga vel lanceolato-oblonga, —+ obliqua, basi saepius obliqua obtusa vel rotundata vel cuneato-acuta, apice subito caudato-acuminata, glabra vel subglabra, 3—8 cm longa, 1,5—3,2 cm lata; stipulae? deciduae; racemi elongati, tenues, laxiflori, glabri vel brevissime puberuli, pedicelli tenues, minute puberuli, receptaculum et sepala brevissime puberula; ovarium dense hirsuto-villosum.

Gabun: ohne Standort (Klaine n. 3083. 1902).

Or. Zenkeri wird bereits von De Wildeman Pl. Laurent. (1905) 97 bei der Beschreibung von Crudia Laurentii De Wild. erwähnt. Sie unterscheidet sich von Cr. senegalensis Planch. durch die winzigen Nebenblätter und teilt dies Merkmal mit der genannten Cr. Laurentii vom Congogebiet, die ihrerseits nach des Autors Angaben von Cr. Zenkeri durch kleinere Blättchen in größerer Anzahl abweicht. Was die von De Wildeman ebenfalls zum Vergleich herangezogene Cr. gabonensis Pierre betrifft, so steht diese jedenfalls der Or. Zenkeri sehr nahe, sie hat aber kleinere Blättchen in etwas größerer Anzahl und zudem nicht kahle, sondern ganz schwach behaarte Blüten. Cr. Leder- mannii Harms (Engl. Bot. Jahrb. XLV. [1910] 297) weicht von Zenkeri durch kleinere Blättchen in größerer Zahl (7”—10) ab und kommt darin der Or. Laurentii nahe, bei der indessen ein auffallender Gegensatz in der Größe der Blättchen desselben Blattes besteht.

Hylodendron gabunense Taub.

20—40 m hoher Baum mit tafelförmigen Stammstützen; Holz nach Soyaux mittelhart. Die Blätter sind unpaarig-gefiedert; die Blattspindel trägt 9—15 abwechselnde längliche oder elliptische leder- artige, zugespitzte oder stumpfe Blättchen mit deutlich hervortretender Nervatur und von 7—15 em Länge bei 2,5—4 cm Breite. Büsgen hat eine Abbildung dieser Blättchen gegeben, die an ihrer Nervatur leicht kenntlich sind; recht charakteristisch ist auch der zarte Rand- nery. Die Blätter werden von bis 5 cm langen pfriemlichen, spitz aus- laufenden, schmalen eingerollten Nebenblättern begleitet, die ähnlich wie bei Ficus die junge Zweigspitze einhüllen. Die kleinen Blüten stehen in achsel- oder zweigständigen kurzen behaarten Trauben; in der Jugend sind die Blütenstände von breiten trockenen Bracteen um- hüllt und gleichen dann kleinen Zäpfchen.

Der Baum wurde von Soyaux in Gabun entdeckt. Er ist in Kamerun häufig beobachtet worden (Bipindi, Johann-Albrechtshöhe, Mimfia usw.). Büsgen fand ihn bei km 82 der Manenguba- Bahn; als einheimische Namen nennt er: Bokata (Bakundu) und Bongongi (Duala). Er hebt bereits (l. ec. 80) die Unsicherheit des Namens Bon-

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gongi hervor, worunter B. drei oder vier sicher ganz ‚verschiedene Pflanzen aufführt. Der von B. erwähnte Baum mit unpaarig gefiederten Blättern (lanzettliche Blättchen, 10 cm lang, 2 cm breit, an ihrem Grunde kleine Stipellen) ist vielleicht eine Andira. Hückstädt hat bei Duala zwei verschiedene Arten, beide leider nur steril, unter dem Namen Bongongi gesammelt, von denen eine mit Büsgens eben- genannter Andira identisch sein könnte. Dazu kommt dann noch eine Notiz in Büsgens Liste (l. c. 92), wonach der Name Bongongi auch für Staudtia camerunensis, eine Myristicacee, gelten soll. Dann soll auch Fillaeopsis discophora nach Büsgen den Namen Bongongi führen. Und schließlich nennt er ihn noch für Hylodendron. Wir haben also mit Hinzurechnung der einen Hückstädtschen Andira(?) schon fünf ver- schiedene „Bongongi“. Wohin gehört nun aber das Holz, das als Bongongi erwähnt wird? Ein schlagendes Beispiel für die Unzu- länglichkeit der Eingeborenen-Namen.

Brachystegia eynometroides Harms.

Nach Staudt, der den großen Baum in Lole (Kamerun) entdeckte, bis 35 m hoch, mit grauer Rinde, hartem Holze, glänzend hellgrünem Laube, rötlichem Safte. Die kahlen Blätter sind paarig gefiedert, die kurzgestielten Blättchen in zwei bis vier, oft drei Paaren angeordnet, glänzend, schief länglich, spitz oder zugespitzt, 6—7,5 cm lang, 3 bis 3,5 cm breit. Die kleinen weißlichgelben Blüten stehen in breiten, kurzen, dicht behaarten Rispen. Die Art wächst auch bei Bipinde. Wahrscheinlich gehört hierher Büsgen n. 317 von der Manenguba- Bahn, Akue (Jaunde) genannt.

Die Gattung Brachystegia scheint in Kamerun nicht so reich ent- wickelt zu sein, wie im östlichen tropischen Afrika, wo Arten dieser Gattung und von Berlinia unter der Kollektiv-Bezeichnung myombo einen charakteristischen Bestandteil der Wälder bilden.

Die in die Verwandtschaft von Brachystegia gehörende Gattung Didelotia besitzt in Kamerun einen Vertreter D. Ledermannii Harms, der nach dem Entdecker ein ‚großer breiter Urwaldriese“ ist. Die Art wurde bei Nkolebunde am Nenga-Abhange aufgefunden.

Schotia humboldtioides Oliv.

Ein kahler Baum, dessen Höhe auf 10—15 m angegeben wird, der jedoch gelegentlich größere Höhe (bis 25 m) erreichen soll. Die Zweige beherbergen Ameisen, es ist also eine myrmekophile Pflanze, stellenweise zeigt jedes Internodium eines Zweiges eine sich nach der Ansatzstelle des Blattes hin erweiternde im Innern hohle Anschwellung. Die ziemlich

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kleinen karminroten Blüten stehen in kurzen büscheligen Trauben. Das Holz soll hart sein (nach Staudt); näheres weiß ich nicht. Der Baum scheint in Kamerun recht verbreitet zu sein.

Schotia humboldtioides Oliv.

Baikiaea insignis Benth.

Bis 20 m hoher Baum mit kurzen Fiederblättern, die sehr starre, kahle, große, längliche, oft abwechselnde Blättehen in zwei bis drei Paaren oder nur einem Paar tragen. Die weißen Blüten stehen in kurzen Trauben und gehören zu den größten und prächtigsten Blüten der Leguminosen. Der dicke Kelch ist sammetartig behaart, 8—9 cm lang; die Blumenblätter sind breit oblanceolat oder verkehrt-eiförmig spatelig, allmählich in den breit geflügelten Nagel verschmälert, sie erreichen die stattliche Länge von 15—17 cm. Dieser schönblütige Baum wurde von

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Mann auf Fernando Po entdeckt. Staudt sammelte ihn bei Lolodorf (12—20 m hoher buschiger Baum, Rinde braungrau, Blatt hellgrün starr, Holz nicht sehr hart). Sehr ähnlich ist B. minor Oliv., die sich von obiger Art nur durch kleinere Blüten und Blättchen in mehr Paaren unterscheiden soll. Zu dieser, die zuerst aus dem Congogebiet bekannt wurde, gehört wohl eine von Zenker bei Bipindi beobachtete Pflanze (8-15 m hoher Baum mit weißen Blüten; einh, Name Mabimbi). Hückstädt sammelte eine Baikiaea (leider nur in Knospen) bei Duala (Manoka); die Blättchen des Exemplars sind 15—20 cm lang oder länger. Er nennt den Baum Bosipi; denselben Namen führt Oxystigma Mannii. In den Blättern haben beide (Baikiaeca sp. und Oxystigma M.) einige Ähnlichkeit, die Blättchen sind ziemlich groß und sehr starr und dick; die Blüten sind jedoch ganz anders. Vollständigeres Material dieser Baikiaea wäre sehr erwünscht; auch um das Holz dieses Bosipi möchten wir bitten, damit man es von dem des andern Bosipi unter- scheiden lernt. Büsgen (l. c. 96) nennt außer dem Holz von Bosipi noch solches von Bosipi ba eyidi (Gefäße sehr zahlreich. Mark- strahlen mit bloßem Auge sichtbar. Hell- bis dunkelbraun mit Stich ins Violette. Markstrahlen bogig verlaufend). Gehört dies etwa zu Baikiaea?

Jentsch (l. c. 162) unterscheidet zwei Arten Bosipi D.: I. B. ba lamba und II. B. ba ejidi; letzterer Name entspricht dem oben von Büsgen angegebenen. Von beiden Arten gibt Jentsch Abbildungen (Taf. III). Danach könnte allenfalls Nr. 55 zu Oxystigma Manni ge- hören, einem Baum, dessen Holz ja (s. oben) wenig fest ist. Was Nr. 85 ist (offenbar zahlreiche Gefäße!), das nach dem bei Jentsch abgedruckten Gutachten eines der wertvollsten Hölzer Kameruns sein soll, ist mir natürlich völlig unklar; die Struktur spricht nicht für eine Leguminose. Wie wenig eindeutig der Name Bosipi ist, geht noch mehr aus folgenden Angaben hervor; nur zuverlässig bestimmbares Material kann dieses Wirrsal lösen.

Unter der Bezeichnung Bosipi (Busch-Bosipi) sandte Hückstädt von Duala (n. 111, bei Manoka, bis 25 m hoch mit lederartigen Blättern) Herbarexemplar und Holz von Mimusops lacera Bak., einer Sapotacee, einem weit verbreiteten knorrigen oft sehr hohen, schönen Baum der Strand- wälder Kameruns, dessen hartes rotes Holz nach Dinklage (bei Groß- Batanga) als Bauholz geschätzt wird. Dinklage gibt die Namen: „Bundingelinga in Batanga, Bimu in Bata“. Wir haben ein Stück dieses prächtigen Holzes in der Sammlung Scholz-von Besser mit dem Eingeborenen-Namen Ebungo-ya-tube. Farbe dunkelbraun (das dünne Aststück Hückstädt n. 111 hat rötlichhellbraune Farbe); der Querschnitt zeigt unter der Lupe sehr zahlreiche feine hellere Punkte

Afzelia africana Sm.

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(Gefäße klein, einzeln oder zu zwei bis vier radial), dicht liegende äußerst feine unter der Lupe nur schwach erkennbare Markstrahlen, ziemlich dicht hintereinanderliegende tangentiale feine Linien von Holzparenchym, die zonenweise weniger dicht aufeinanderfolgen. Das Holzfasergewebe ist sehr stark verdickt und sehr englumig.

Afzelia-Arten.

Die sehr charakteristische Gattung umfaßt Bäume mit paarig-gefie- derten Blättern, deren Blättchen in wenigen oder mehreren Paaren stehen, und rispig angeordneten mittelgroßen Blüten, deren wichtigstes Merkmal darin besteht, daß von den Blumenblättern nur eines ansehnlich ent- wickelt ist und weit herausragt (lang genagelt, mit oft zweispaltiger Platte), während die übrigen vier nur winzig sind oder fehlen, und weiter darin, daß nur sieben (nicht zehn, wie sonst meist in der Gruppe) vollkommen entwickelte Staubblätter vorhanden sind. Sehr eigenartig und auffallend sind die Hülsen: außen schwärzlich oder bräunlich, ziemlich groß, länglich zweiklappig, mit sehr dicken holzigen Klappen, die innen eine feine Querfächerung zeigen. Die Samen liegen in diesen Fächern; sie sind länglich, elliptisch, glatt, schwarz, mit einem großen becherförmigen Arillus von gelber oder scharlachroter Farbe, der etwa das untere Drittel des Samens einhüllt. Diese Hülsen und Samen sind - ganz unverkennbar und allen Reisenden wohl bekannt; man nennt den Baum bisweilen „Portemonnaie-Baum‘‘ Natürlich wissen wir nicht, ob alle afrikanischen Arten dieses Genus solche Hülsen und Samen haben, aber es ist doch wahrscheinlich.

Am längsten kennt man A. afriecana Smith, die hier abgebildet ist. Diese findet sich in Senegambien und noch anderen Teilen des west- lichen tropischen Afrika, u. a. auch in Togo. Dieser schöne Baum von breitem Wuchs ist dort in der Steppe häufig. Nach Volkens wird das termitenfeste, mahagoni-ähnliche Holz sehr hoch bewertet und als Tischler- und Bauholz gebraucht, auch die Mörser zum Jams- stampfen fertigt man daraus.

Sehr ähnliche Formen wie die genannte A. africana wachsen nun auch in Kamerun, teils im Urwald, teils in der Steppe. Ob die des Urwaldes zu derselben Art gerechnet werden können, möchte ich vor- läufig unentschieden lassen. Zweifellos stecken unter den im Kameruner Waldgebiet gesammelten Afzelien, die noch sehr der Klärung bedürfen, neue Arten. Eine von Büsgen (l. c. 76) gesammelte Art habe ich mit der von mir unterschiedenen Afzelia Zenkeri Harms identifiziert.

Büsgen sagt im Beih. z. Tropenpflanzer 1. c. 234: „Endlich sei auch eine riesige Afzelia mit eßbaren Samen erwähnt, die die Namen

Daniellia thurifera Benn.

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Lom Bkk. oder Bobölo Mlb. führt“ Welche Art ist gemeint? Büsgen beschreibt das Holz Bobolo (l. c. 95) so: „Hellbräunlich. Ge- fäße deutlich sichtbar, von hellfarbigen Holzparenchymringen umgeben“ Wohl möglich, daß dies eine Leguminose ist.

Jedenfalls verdienen die Afzelia-Arten besonders aufmerksame Be- achtung; liefert doch im tropischen Asien die bekannte A. bijuga ein zum Brücken- und Häuserbau verwendetes geschätztes Holz (Neu- Guinea-Holz). Übrigens sind die Hülsen dieser Art ganz anders als die der afrikanischen Afzelien, so daß man die asiatische Art besser als Intsia bijuga bezeichnet.

Daniellia thurifera Benn.

Dieser in manchen Steppengegenden des westlichen Afrika häufige Baum (z. B. Togo) wird 20—35 m hoch; er hat ansehnliche Fieder- blätter mit durchsichtig punktierten Blättchen. Die Blüten stehen in reichblütigen Rispen. Die flachen dünnen Hülsen bergen nur einen Samen. Rinde, Holz und andere Teile des Baumes bergen Sekret- kanäle, und das Harz kann gewonnen werden und dient als Räuche- rungsmittel bei den Eingeborenen.

In Kamerun wurde der Baum durch Ledermann nachgewiesen; er ist einer der schönsten Bäume der Baumsteppen.

Nach Perrot und Gerard ist das Holz hellfarbig und zeigt ab- wechselnd harte kompakte weißliche Zonen und porösere zartere von ‚ockergelber Farbe mit unregelmäßigen hellen Tüpfeln. Es ist leicht, mit ziemlich grobem Korn, rötlichem Kern, und läßt sich gut ver- arbeiten; indessen ist es den Angriffen der Würmer und Termiten aus- gesetzt, besonders der Splint. Man kann es für leichte Möbel und Verpackungskisten verwenden. Die Eingeborenen verfertigen daraus Messerstiele, Schüsseln, Türen. Im französischen Sudan verwendet es die Artillerie für leichtere Tischlerarbeiten. Man benutzt es auch gern als Brennholz; es brennt langsam ohne zu verlöschen und ver- breitet dabei einen angenehmen aromatischen Geruch. Volkens erwähnt noch die Verwendung zu Trommeln und Einbäumen.

Berlinia-Arten.

Die Arten dieser Gattung sind meist ansehuliche Bäume mit ein- fachgefiederten bisweilen ziemlich großen Blättern. Die Blüten stehen in Rispen; sie sind bei einigen Arten (z. B. B. acuminata Sol. und B. bracteosa Benth.) sehr groß und schön, leuchtend weiß; bei anderen ‚sind sie mittelgroß oder klein. Die Hülsen sind holzig, bei manchen

1, A

Arten sehr groß und breit, flach, 30 cm lang oder länger. Solche Hülsen fand Büsgen vielfach auf Waldwegen. Hückstädt beobachtete B. acuminata (wahrscheinlich!) bei Tiko im Bezirk Duala, einen Baum von 35 m Höhe und 80 cm Durchmesser, er nennt ihn „Schuhsohlen- baum‘‘ wegen der großen flachen Hülsen. Es gibt in Kamerun mehrere Arten; sicher bestimmtes Holz hat mir bisher nicht vorgelegen. Berlinia acuminata Sol. und die nahe verwandte durch kleinere Blüten ver- schiedene B. auriculata Benth. finden sich in Kamerun mehrfach; sie sollen bis 25 m hoch oder noch höher werden. Bei beiden ist ein Blumenblatt merklich größer als die übrigen und dieses ist besonders bei B. acuminata mächtig entwickelt, 3,5—7,5 cm lang, es zeigt einen langen Nagel und eine breite oft zweilappige Spreite. B. Heudelotiana Baill. (nach Oliver eine Varietät von B. acuminata Sol.) liefert nach Volkens in Togo ein licht bräunliches Holz, das jedoch von unter- geordneter Bedeutung sein dürfte. Chevalier nennt das Holz der B. acuminata rotbraun, mit abwechselnden dunkleren Linien. Nach Perrot und Gerard ist das Holz dieser Art kompakt, homogen, von feinem engem Korn, mit schwach markierten Zonen, von ockergelber Farbe, mit leichter heller Tüpfelung. Es soll ein leichtes, ziemlich faseriges Holz sein, das sich gut verarbeitet, jedoch leicht von Würmern und Termiten angegriffen wird; das Splintholz wird leicht stockig. Die Eingeborenen machen daraus Möbel, Gerüste, Hüttenpfeiler. Nach jenen Gewährsmännern ist es für Kunsttischlerei, Gerüstbau, gröbere Tischlerei, Wagenbau und Schiffsbau geeignet.

Macrolobium-Arten.

Diese Gattung ist in Kamerun mit mehreren Arten vertreten, ob hiervon welche als Hölzer von Wichtigkeit sind, ist unbekannt. Die Macrolobien stehen den Berlinien nahe, haben jedoch immer nur drei vollständige Staubblätter. Einige Macrolobien sind höhere Bäume, z. B. M. brachystegioides Harms (von Bipindi, nach Zenker ein 25—35 m hoher Baum), andere dagegen werden nur als niedrigere Bäume oder Sträucher geschildert. Auch schlingende Sträucher gibt es darunter, Die Gattung ist recht mannigfaltig; bei manchen Arten sind die Inflores- zenzen stammbürtig oder astbürtig. Wie bei Berlinia-Arten sind die Blüten von zwei in der Knospe eng aneinanderschließenden Vorblättern umhüllt, die später auseinanderweichen und die eigentliche Blüte her- vortreten lassen.

Büsgen!) hat M. lamprophyllum Harms im Bezirk Edea gesammelt:

2) Ob die ebenfalls als Macrolobium bezeichnete Pflanze Büsgen n. 316 (Ekale Bakwiri, Njawe Jaunde) wirklich zu der Gattung gehört, ist mir jetzt recht zweifelhaft.

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„Baum mit oben dunkelgrünem unten hellrosafarbigem Laub. Hülsen 16 cm lang, 3—4 cm breit, rostfarben, sammethaarig. Blättchen lineal- lanzettlich, mit langer Träufelspitze, 12 cm lang, 3,5 cm breit.“ Zu derselben Art gehört vielleicht die von Reder (n. 1085) bei Buea als Mbäva gesammelte Pflanze. Hückstädt sammelte (n. 1) in Duala bei Manoka ein nicht näher bestimmbares Macrolobium, von dem er

Dialium guineense Willd.

sagt: „Mbobo; oft 3—4 Stämme auf einem Stück; sehr krauser Wuchs; 20—30 em Durchmesser, 10—20 m hoch.“ Es wäre sehr wichtig, Blüten- material davon zu erhalten.

Dialium-Arten.

Bäume von verschiedener Höhe mit Fiederblättern. Blüten klein, in reichblütigen Rispen, mit nur zwei winzigen Staubblättern; Blumen-

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blätter ein oder zwei oder ganz fehlend, dann also nur ein fünfzähniger Kelch vorhanden. Frucht eine rundliche Hülse von I—2 cm Durch- messer, sehr auffallend durch schwärzliche oder bräunliche Sammet- behaarung, ein- oder zweisamig.

D. guineense Willd. (Senegambien und andere Teile des westlichen tropischen Afrika) ist die sogenannte „Velvet Tamarind‘“ von Sierra Leone. Das ‚Holz ist hart, wird in der genannten englischen Kolonie als Black Tumbler auf den Markt gebracht und als Bauholz ge- schätzt. Auch in Togo kommt diese Art vor. Chevalier (Bois de la Cöte d’Ivoire 177) bezeichnet das Holz als sehr dicht und hart, von rotbrauner Farbe. Andere Arten finden sich in Kamerun; z. B. D. Staudtii Harms, D. Zenkeri Harms u. a., Bäume von 10—30 m Höhe, über deren Verwendung nichts Genaueres bekannt ist.

Distemonanthus Benthamianus Baill.

Ein 20—40 m hoher Baum mit einfachgefiederten Blättern von 10—20 em Länge, die 5—9 abwechselnde kurzgestielte, längliche oder eiförmig-elliptische, spitze oder zugespitzte kahle, 4—7 cm lange, 2—3 cm breite Blättehen tragen. Die hellrötlichen Blüten stehen in kurzen Rispen und zeichnen sich durch ausgeprägte Unregelmäßigkeit in den einzelnen Gliedern aus, Von den fünf spitzen Kelchblättern, die 9—12 mm lang sind, zeichnen sich zwei vor den übrigen drei durch größere Breite aus. Es sind nur drei Blumenblätter vorhanden, und nur zwei der Staubblätter, nämlich die beiden zwischen dem hinteren und den seitlichen Blumenblättern stehenden, tragen Staubbeutel; im übrigen finden wir nur noch drei rudimentäre Staubgefäße (Stami- nodien), ein hinteres, sehr kurzes lanzettliches, zwei seitliche schmal- lineale vor den beiden seitlichen Blumenblättern. Die längliche, flache, dünnholzige Hülse wird 8—13 cm lang, 3—4 cm breit.

Der Baum wurde an der Corisco Bay von Mann entdeckt. Wir haben ihn aus Kamerun mehrfach erhalten (Bipindi, Jaunde usw), Zenker und Staudt bezeichnen ihn als sehr schönen Baum mit kugeliger Krone, glatter gelblichbrauner oder rötlicher Rinde (nach Zenker „terrasienabraun“) und sehr hartem Holze. Forstaufseher Schultze sammelte ihn bei Johann-Albrechtshöhe, wo er häufig sein soll („etwa 25 m hoher, 40 cm starker Baum; sehr hartes Holz, zum Feuern verwendet, glatte rötliche Rinde, oben abschülfernd, lichte Krone, Blüten rötlich“. Einheim. Name: Bosong Bkd.). Zenker (Bipindi) spricht von Rotholz, das als Bauholz zu verwenden sei; als einheim. Namen zitiert er: „nselle“. Auch in Gabun kommt er vor. Für Spanisch-Guinea (Nkolentangan) wies ihn G. Teßmann nach (einheim. Name: „ejeu“).

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Neuerdings wurde der Baum bei Atakpame in Togo aufgefunden (von Doering); er soll das härteste Holz Togos besitzen (Volkens, Nutzpfl. Togos in Notizbl. App. XXII. 1 [1909] 14). In Togo wächst

Distemonanthus Benthamianus Baill.

er in den Resten ehemaligen Urwalds, die von Doering bei Atak- pame festgestellt hat, wo jetzt auch Piptadenia africana Hook. f., Pentha- elethra u. a. nachgewiesen wurden.

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Das Holz dieses Baumes lag mir in einigen von Staudt n. 368, Zenker und Staudt n. 360 und Zenker n. 1700 gesammelten jüngeren Zweigstücken von 2—8,5 cm Durchmesser vor; die Rinde ist glatt, 1—3 mın dick, rötlichbraun, stellenweise grau. Die gleiche röt- liche Rinde zeigt ein Herbarstück. Das Holz, beim Schneiden etwas faserig, ist dicht, von hellgelblicher oder hellbräunlicher Farbe. Mit bloßem Auge oder schwacher Lupe erkennt man auf glattem Hirn- schnitt geschlängelte, stellenweise unterbrochene, dicht hintereinander liegende, vielfach anastomosierende Linien von Holzparenchym mit ein- oder angelagerten Gefäßen oder Gefäßgruppen. Die Markstrahlen treten als sehr feine radiale Linien auf. Selten treten isoliert im Fasergewebe liegende augenähnliche Gefäß-Holzparenchymnester auf. Die Gefäße sind recht zahl- reich, oft einzeln, doch auch en zu 2—4 in radialer Anord- @: nung, gelegentlich treten Gefäß- = gruppen von 5—7 kleineren _= radial liegenden Elementen 5: auf. Liegen die Gefäße ein- & zeln, so haben sie rundlichen Querschnitt, sonst sind sie oft abgeplattet. Die Wand zeigt elliptische oder spaltenförmige Hoftüpfel. Das Libriform ist ziemlich stark verdickt. Die Breite der Holzparenchym- streifen beträgt 3—10 Zellen, die Wände sind ziemlich dünn; die Gefäße sind vom Libri- form durch 2—5 oder auch mehr Holzparenchymzellen abgegrenzt, seltener liegt nur eine Zelle dazwischen. Die Markstrahlen erscheinen unter der Lupe auf dem Tangentialschnitt als dichtstehende, sehr kurze, feine Strichelchen. Sie sind zwei- bis vierschichtig, meist nur kurz, 10-16 Zellen hoch; die Zellen polygonal oder rundlich, mit etwas verdickten Wänden. Die Markstrahlen sind auf dem Querschnitt um die Breite von 3—10 Holzparenchymzellen getrennt. Kristall- schläuche mit kleinen Gliederzellen treten ziemlich häufig auf. Ob das Holz schon in den Handel gekommen ist, weiß ich nicht; jedoch hielt ich es für wichtig, auf den in gewissen Gegenden offenbar häufigen Baum hinzuweisen. Den Namen Bosong Bkd. finde ich sonst nur bei Jentsch erwähnt: Listen der Probefläche V von Mundeck (l. c. 127; danach gibt es zwei Arten Bosong!). Ich kenne nicht das Kernholz;

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Distemonanthus Benthamianus Baill.

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vielleicht ist dieses rötlich, da Zenker an einer Stelle Rotholz notiert hat. Jedenfalls ein beachtenswertes Holz von feiner dichter Struktur,

Stachoythyrsus Staudtii Harms.

Staudt entdeckte diesen eigenartigen Vertreter der Caesalpinieae bei Lolodorf in Kamerun. Es ist nach ihm ein 20—25 m hoher schlanker Baum mit glatter hellgrauer Rinde und weißgelbem, nicht sehr hartem Holz. Die nach St. glänzend hellgrünen Blätter sind doppeltgefiedert wie bei den meisten Mimosoideae und werden bis 40 cm lang oder noch länger. Sie tragen auf etwa 5—8 cm langem Stiel zwei Paare von Fiedern; und diese tragen 3—4 Paar länglicher, etwas schiefer zugespitzter Blättchen (8—13 cm lang, 3—4 cm breit). Der Baum erinnert nicht nur durch die doppeltgefiederten Blätter, sondern auch durch die ziemlich kleinen (Kelch 2,5 mm, Blumenblätter 5-6 mm lang), in langen (12—21 cm) dichten Ähren stehenden Blüten an Mimo- soideae (z. B. Calpoculye u. a... Die Blüten sind übrigens weiß; Büsgen fand die weißen 21 cm langen Blütenähren am Boden liegend zwischen Edea und dem Kelefluß. Die Hülsen sind 10—15 cm lang, verkehrt-lanzettlich, holzig und bergen nur zwei Samen (wie auch der Fruchtkoten); übrigens habe ich völlig reife Hülsen noch nicht gesehen.

Der Baum scheint in Kamerun verbreitet zu sein. Wir kennen ihn außer von den bereits genannten Orten noch z. B. von Bipindi (Zenker). Er findet sich auch in dem benachbarten Spanisch-Guinea, wo ihn G. Teßmann nachwies. Dort entdeckte Teßmann eine zweite Art, die allerdings in mehreren wichtigen Punkten von St. Staudtü ab- weicht: St. Tessmannü. Dieser Baum macht sich nach Teßmann schon von weitem durch einen höchst unangenehmen kotähnlichen Ge- ruch bemerkbar. Vielleicht kommt er auch in Süd-Kamerun vor. Die Blüten dieses offenbar sehr auffälligen Baumes sind nicht weiß, sondern kirschrot.

Swartzia madagascariensis Desv.

Ein kleinerer Baum von 5—15 m Höhe, der in den Steppen- gebieten des tropischen Afrika sehr weit verbreitet ist. Die Fieder- blätter tragen 9—11 abwechselnde längliche, stumpfe Blättchen von 5—8 cm Länge. Die weißen oder weißgelben Blüten stehen einzeln oder in wenig-blütigen Trauben und zeichnen sich besonders dadurch aus, daß sie nur ein kreisrundes bis 21/, cm langes, auf der Rücken- seite seidig behaartes Blumenblatt besitzen; die Staubblätter sind in großer Anzahl vorhanden. Die Hülse ist sehr charakteristisch: bis- weilen bis einen Fuß lang, zylindrisch, stabähnlich, fast drehrund, 1—2 cm

Stachyothyrsus Staudtii Harms.

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dick, von dunkelbräunlicher oder schwärzlicher Färbung; zwischen der Fruchtwand und dem holzigen Endokarp liegt eine gummi-ähnliche Masse.

Ledermann sammelte den Baum im Hinterlande von Kamerun an mehreren Punkten (z. B. Kondscha, Garua usw.).

Das Holz zeigt ein dichtes feines Korn und sondert sich nach Perrot und Gerard in zwei Zonen, in eine peripherische Zone von bleichgelblicher Farbe mit leicht angedeuteten, etwas dunkleren unregel- mäßigen Streifen, und in einen harten, dunkelviolettbraunen Kern. Es soll sich durch große Härte und Termitensicherheit auszeichnen. Perrot und G&rard halten es für möglich, daß es in der Kunst- tischlerei vermöge seines feinen Korns und seiner Politurfähigkeit an- gewendet werden kann. Es ist dem Holze von Ormosia laxiflora sehr ähnlich. Beide Holzarten gehören nach jenen Autoren (l. c. 139) zu den besonders schweren Hölzern (bois extra-lourds) der Leguminosen.

Ormosia monophylla Harms.

Diese Art habe ich zuerst unter dem Namen Crudia monophylla Harms von Liberia beschrieben (Engl. Bot. Jahrb. XXX. [1901] 80), später jedoch zu Ormosia gestellt (siehe OÖ. Stapf in Johnston, Liberia II. [1906] 598].

Überraschend genug war es mir, dieselbe Art in der Sammlung Ledermann aus Kamerun zu finden, der sie zweimal aufgenommen hat: Groß-Batanga, Flußufer im Buschwald (10—15 m hoher Baum; n. 188) und Kribi, Strandwald (schöner großer Dombaum mit veilchen- blauen Blüten, vereinzelt; n. 492). Ferner möchte ich hierher einen blütenlosen Zweig rechnen, den Hückstädt bei Duala (Manoka) ge- sammelt hat: „angeblich bis 35 m hoch und 80 cm im Durchmesser, dunkler Kern, Rinde innen orangefarben; einheim. Name: mnlalo epindepinde (mnlalo = ähnlich)“. epindepinde bedeutet nach Büsgen Ebenholz.e. Es wäre sehr interessant, zu erfahren auf Grund von Blütenmaterial, ob meine Bestimmung der Hückstädtschen Pflanze aufrecht erhalten werden kann. Die Art ist unter den Leguminosen leicht kenntlich an den einfachen (nicht gefiederten), ziemlich dicken, glänzenden Blättern, die an solche von Baphia erinnern.

Afrormosia laxiflora (Benth.) Harms. (Ormosia laxiflora Benth.).

Ein Baum von mittlerer Höhe (5—15 m hoch) mit gefiederten Blättern; diese mit 9—13 länglichen, kurzzugespitzten, abwechselnden

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Afrormosia laxiflora (Benth.) Harms.

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oder fast gegenständigen Blättchen von 4—8 cm Länge. Weiße Schmetterlingsblüten mit freien (nicht verwachsenen) Staubfäden, in reichblütigen Rispen. Die Hülsen sind kurzgestielt, länglich (etwa 6—12 cm lang, 2—2,5 cm breit), ganz flach und enthalten nur wenige Samen; auf der Bauchseite (der Seite, wo die Samen befestigt sind) haben sie eine deutliche, jedoch schmale Flügelleiste, auf der Rücken- seite sind sie schmal berandet.

Dieser Baum ist in den trockenen Gebieten des westlichen tropi- schen Afrika weit verbreitet; nach Chevalier bevorzugt er besonders Steinboden. In Togo bewohnt er die Steppe (s. Volkens, ],c. 14). Von Kamerun brachte ihn Ledermann mit. Er bezeichnet ihn als den häufigsten Baum in der Gebüschsavanne von Garua.,

Das Holz von Afrormosia laxiflora dürfte zu den wertvolleren afrika- nischen Hölzern gehören. Volkens gibt für Togo an, daß die Ein- geborenen das termitensichere, schön hellbraune Holz zu Bauten, be- sonders aber für Axt- und Hackenstiele und Armringe verwenden. Perrot und Gerard (l.c. 113) beschreiben das Holz als sehr hart, von feinem, dichtem Korn, schwer zu bearbeiten, aber einer schönen Politur fähig. Es sondert sich in eine hellgelbliche, dem Buchsbaum#* holze ähnliche peripherische Zone und einen tiefbraunvioletten, fast schwarzen Kern, der an Guajakholz erinnert. Es soll ein ausgezeich- netes Material für Kunsttischler- und Drechslerarbeiten sein.

Baphia«=Arten.

Die Arten dieser Gattung, von denen es in Kamerun mehrere gibt, sind Sträucher oder kleine Bäume mit einfachen, nicht gefiederten Blättern und weißen oder gelblichen in Büscheln oder Trauben ange- ordneten oder auch einzeln oder zu wenigen in den Blattachseln ent- springenden Schmetterlingsblüten mit freien nicht verwachsenen Staub- gefäßen und scheidenartig aufreißendem Kelche.

Seit langer Zeit schätzt man das Holz der B. nitida Afzel. aus Sierra Leone, das Camwood (auch Oambalholz, Cabanholz, An- golaholz, afrikanisches Sandelholz, Bois de Cam genannt), das sich durch dunkelkarmesinroten Kern und gelbbraunen Splint aus- zeichnet und zum Rotfärben und in der Kunsttischlerei benutzt wird.

In Kamerun findet sich u. a. die der B. nitida sehr nahestehende B. barombiensis Taub. Herr Schultze sammelte z. B. diesen Baum im Jan. 1909 bei Johann-Albrechtshöhe. Er gibt an, der Baum liefere ein hartes weißes Holz, das von den Eingeborenen zu Axtstielen verwendet werden soll. Als einb. Namen werden aufgeführt: Epaboä, Ena- mbango (Duala), Schorkopf und Hückstädt haben unter dem

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ähnlich klingenden Namen Enumbanjou sterile Zweigstücke einer Baphia-Art gesammelt, die offenbar der B. barombiensis sehr nahe steht. Schorkopf (n. 16, vom Dibamba-Ufer) bezeichnet den Baum als 20 m hoch mit einem Durchmesser von 30—40 cm. Hückstädt sammelte ihn bei Duala (n. 147) und an der Wuri-Mündung (n. 157); die zu diesen Nr. gehörigen dünnen Holzstücke zeigen die größte Ähnlichkeit mit Schorkopfs großem Stück.

Schorkopfs Stück Edun ba njou (Nr. 41) hat eine dünne hell- graue Rinde; das Holz ist hellbräunlichgelb, von dichtem, sehr feinem Gefüge. Im Innern sind einige dunkelrötliche stark abfärbende Stellen. Der Hirnschnitt läßt unter der Lupe die äußerst feinen, dicht hinter- einanderliegenden tangentialen Streifen von Holzparenehym erkennen, denen die kleinen Gefäße ein- gelagert sind. Die Mark- strahlen sind ebenfalls erkenn- bar, sie laufen nahezu senk- recht zu den nur wenig ge-

wundenen Holzparenchym-

streifen. Die Gefäße liegen einzeln oder zu zwei bis vier in radialer oder schiefer Rich- tung beieinander; es kommen auch Gruppen von vier bis sechs in radialer Richtung lie- genden Gefäßen vor. Häufig sind sie mit braungelbem In- halt gefüllt. Auffällig ist die relativ gleichförmige Breite der Holzparenchymstreifen und der zwischen ihnen liegenden Libriformstreifen. Die Breite jener Streifen beträgt meist 3—5 Zellen. Das Libriform ist stark verdickt. Das Holz ähnelt dem von B. graeilipes sehr, hat jedoch größere Elemente, was besonders am Holzparenchym auffällt; demgemäß sind die so regelmäßig alternierenden Streifen bei gracilipes feiner und schmäler. Offenbar steht dieses Holz Edunbanjou dem von C. Brick!) genau beschriebenen Camwood von Baphia nitida Afzel. sehr nahe, wie ja auch die Art B. barombiensis Taub., von der sehr wahrscheinlich obiges Holz Schorkopfs stammt, in die allernächste Verwandtschaft der B. nitida gehört. Größere Stücke Baphia-Rotholz aus Kamerun habe ich noch nicht gesehen.

Baphia gracilipes.

1) Jahrb. Hamburg. wiss. Anstalt. VI. (1889); siehe Wiesner Rohstoffe III. 936; die nach v. Höhnel reproduzierte Figur 293 zeigt die typischen Streifen des Baphia-Holzes.

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Büsgen gibt ein Bild des Holzes Enum banjou, das er so be- schreibt (l. c. 98): „Hellorange. Kern tiefrot. Schwachwellig verlaufende sehr dicht aufeinander folgende schmale Holzparenchymbinden, denen die kleinen mit bloßem Auge nicht mehr sichtbaren Gefäße eingelagert sind, auf 1 mm etwa vier Binden. Wohl = Nr. 37.“ Letzteres ist Edun banjou. Daß dieses Holz mit dem von Schorkopf eingesandten Stück große Ähnlichkeit haben muß, steht fest. Vielleicht stammt es sogar von derselben Art, also wahrscheinlich von B. barombiensis Taub.

Genauer geprüft habe ich ein von Staudt (n. 209) gesammeltes, 3,5—3,7 cm im Durchmesser haltendes Stück des Holzes von Baphia graeilipes Harms (in Engl. Bot. Jahrb. XXVI. [1899] 280: „10—15 m hoher Baum, Holz gelblich, hart‘), das sich unter den mir bekannten Baphia-Hölzern durch hervorragend feinen schönen Bau auszeichnet. Das Stück hat eine graue, ziemlich glatte, etwas warzige 1,5 mm dicke Rinde. Das Holz ist hellgelblichbraun, dicht; auf dem Hirnschnitt be- merken wir sehr zahlreiche, sehr feine konzentrische etwas wellige stellenweise anastomosierende Linien von Holzparenchym mit ihnen ein- oder angelagerten Punkten (Gefäßen oder Gefäßgruppen). Stellenweise liegen jene Linien weiter auseinander. Das auf dem Querschnitt aus ziemlich gleichmäßigen Zellen bestehende Libriform ist mäßig stark verdickt. Die Holzparenchymbinden sind ungefähr ebenso breit wie die Libriformstreifen oder etwas schmäler, etwa 2—5 Zellschichten breit. Die kleinen Gefäße liegen oft einzeln, oder auch in radialen, seltener schief orientierten Gruppen von 2—6 Elementen. Die zerstreuten Markstrahlen sind ein- bis dreischichtig (meist zwei- bis dreischichtig), von wechselnder Höhe, 10-20 Zellen, gelegentlich auch 30 Zellen hoch oder noch länger.

Das Auftreten schmaler weithin kontinuierlicher dicht hinter- einanderliegender konzentrischer Holzparenchymstreifen mit eingelagerten meist kleinen Gefäßen scheint ein Gattungscharakter von Baphia zu sein; ich fand dies Merkmal bei mehreren Arten, u. a. auch bei der in Ostafrika vorkommenden B. Kirki, die dort ein geschätztes im Kern schön braunes Holz liefert. Ferner bei der Kameruner Art B. erassifolia Harms.

Millettia macrophylla Hook. f.

Hierüber schreibt Büsgen (l. c. 78): „Ein leicht zu erkennender, häufiger, durch seine schönen rotvioletten, in Trauben angeordneten Schmetterlingsblüten ausgezeichneter mittlerer bis kleiner Baum mit unpaarig-gefiederten Blättern, die an große etwa 30 cm lange Robinien- blätter erinnern. Duala: mulalo sekondongo; Bakossi: Ngo dwalu.“

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Millettia maerophylla Hook. f.

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Es gibt in Kamerun noch mehrere andere Arten dieser Gattung; es sind wohl meistenteils kleinere Bäume oder Sträucher, die als Holzliefe- ranten wenig in Betracht kommen. Im Habitus dürften diese Arten am meisten unsern Robinien ähneln, denen sie ja auch systematisch sehr nahe stehen.

Pterocarpus Soyauxii Taub.

Dieser ursprünglich in Gabun von Soyaux entdeckte Pterocarpus kommt auch in Kamerun vor. Zenker fand ihn bei Bipinde. Es ist ein Baum, der eine Höhe von 25—30 m erreicht. Die Blätter sind gefiedert, mit abwechselnden kurz gestielten länglichen Blättchen von feiner Nervatur. Die ziemlich kleinen Blüten stehen in reichblütigen Rispen. Die Hülsen sind fast kreisrund, kurz gestielt, flach, von papier- artiger oder kartonähnlicher Konsistenz; ein breiter Flügelsaum um- gibt den inneren samenbergenden Teil der Frucht.

Es ist so gut wie sicher, daß diese Art einen großen wenn nicht den größten Teil des in Kamerun unter dem Namen „Muenge“!) ge- wonnenen Rotholzes liefert; Büsgen bildet einen Querschnitt eines solchen Holzes ab, das nach ihm (Tropenpflanzer 1. c. 205) als bestes Kanuholz gilt, aber auch zu Möbeln verarbeitet wird. Soyaux be- merkt bereits auf dem Zettel seines Exemplars: Liefert das Redwood oder Barwood des Handels. Preuß (n. 167) sammelte sterile Zweige eines Pterocarpus bei der Barombi-Station, dazu ein Holzstück. („Hiervon das Rotholz, das die Eingeborenen zum Färben benutzen.) Bereits Taubert hat dieses Stück als Pterocarpus Soyauxiü bestimmt. Zenker sammelte den Baum mehrfach bei Bipindi, auch er spricht von Rotholz. Teßmann wies die Art in Spanisch-Guinea nach. Wenn auch die

1) Jentsch (l. c. 171) bestimmt Muenge als Pt. santalinoides; dieser Name (L’Her. ex DC. Prod. II. [1825] 419) bezieht sich auf eine Pflanze aus Sierra Leone; Baker (in Oliv. Fl. Trop. Afr. II. 238) identifiziert ihn fragweise mit esculentus, einer von Soyauzi ganz verschiedenen Art, die kein Rotholz liefern soll. Wahr- scheinlich stammt das aus Sierra Leone u. a. benachbarten Gebieten kommende Rotholz von Pt. erinaceus Poir., einer durch stachelige Früchte ausgezeichneten Art; ob der Name Pt. santalinoides Synonym von Pt. erinaceus ist, konnte ich nicht nachprüfen. Perrot und G£&rard (l. ec. 120) vereinigen beide, und betrachten erinaceus als Lieferanten des „Santal rouge d’Afrique“. Jentsch berichtet, daß die Duala drei Arten Holz unterscheiden, von denen zwei, die allein als Nutzholz in Betracht kommen, vermutlich von der gleichen Art abstammen, nur daß das erstere im primären Urwald, also langsam, im dichten Schluß erwachsen ist, das zweite im sekundären Wald, also rasch und daher weicher erwachsen ist. An den Namen Muenge scheint sich nicht eine so heillose Verwirrung zu knüpfen wie an viele andere Eingeborenen- Namen; sehr begreiflich, da es offenbar ein sehr ausgezeichnetes Holz ist. Oder sollte etwa doch noch Rotholz von Baphia dabei sein?

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Pterocarpus Soyauzii Taub.

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Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß unter der Bezeich- nung Muenge sich noch andere Kameruner Pterocarpus-Arten verstecken, die wir botanisch noch nicht kennen, so scheint es mir doch nach obigem sicher, daß jedenfalls Pt. Soyauxii Rotholz liefert. Wir kennen von Kamerun außerdem noch den bisher leider nur einmal gesammelten mangelhaft bekannten Pt. Zenkeri Harms und den im tropischen West- afrıka verbreiteten Pt. esculentus Schum. et Thonn. Letztere Art ist von Pt. Soyauxii durchaus verschieden; die rundlichen Früchte haben ein stark verdicktes warziges Mittelstück, die Samen sind eßbar. Das Holz ist nach Volkens ziemlich schwer und gelblichweiß (Nutzpflanzen Togos 16). Nach Chevalier (Bois de la Cöte d’Ivoire [1909] 184) sind Splint und Kern nicht verschieden. Preuß sammelte die Art bei Victoria im Urwald, und bezeichnet sie als hohen Baum. In Togo ist diese Art mehrfach gesammelt worden; bald heißt es, es sei ein hoher starker Baum, bald es sei ein Strauch oder kleiner Baum, die Blüten sind gelb oder goldgelb.

Ich prüfte mehrere Stücke des Holzes von Pt. Soyauxii und fand mit einigen geringeren Abweichungen immer denselben Bau, und konnte außerdem feststellen, daß ein prächtiges Stück Rotholz Muenge der Sammlung Schorkopf mit Zenkers Rotholz übereinstimmt.

Das von Zenker unter n. 2508 gesammelte Stück Pi. Soyauxü, nach dem die Figuren (Querschnitt und Tangentialschnitt) angefertigt ‚wurden, zeigt schmutzig-bräunlichen oder lehmgelben Splint und roten Kern. Die große Masse des Holzes bildet das Libriform, das ziemlich stark verdickte Wände besitzt und im Querschnitt einen auffallenden Wechsel von engen und weiten Elementen dar- bietet. Gewundene, stellenweise unterbrochene und anasiomosierende schmale Streifen von Holzparenchym durchsetzen das Libriform; an den Gefäßen verbreitern sich diese Streifen oft sehr plötzlich, bilden jedoch beiderseits des Gefäßes oder der Gefäße nur eine schmale Schicht (1—3 Zellen breit). Nicht selten treten gerade oder gewundene, auch ganz kurze Holzparenchymstreifen mit oder ohne eingelagerte Gefäße auf. Den Gefäßen schließen sich oft noch in schiefer Richtung kurze Streifehen von Holzparenchym anhängselartig an. Die Gefäße sind nicht zahlreich, sie liegen ziemlich zerstreut, einzeln oder 2—3 zusammen. Die Markstrahlen sind sehr zahlreich; im Tangential- schnitt fallen sie durch ihre reihenartige Anordnung in Etagen auf, ein Merkmal, das bei vielen Arten der Gattung wiederkehrt, ja vielleicht Gattungsmerkmal ist!). Das Lupenbild dieser Hölzer läßt auf dem

!) Die indischen Rothölzer aus der Gattung Pf. haben dies Merkmal; siehe Wiesner, Rohstoffe III. 937. Ebenso hat es Pf. erinaceus (nach Perrot und

Tangentialschnitt eine Streifung aus feinen, dicht übereinander liegenden horizontalen oder fast horizontalen, geraden oder etwas geschlängelten helleren und dunkleren Linien erkennen; die dunkleren lösen sich bei näherer Betrachtung in dicht beieinander stehende ganz kurze, feine senkrechte Strichelchen auf, das sind die Markstrahlen. Sie sind nur niedrig (5—12 Zellen hoch) und schmal (ein- bis dreischichtig). Kristall- schläuche treten in erheblicher Anzahl auf. Das rote Holz Muenge von Schorkopf, das beim Schneiden einen eigentümlichen Vanille- geruch erkennen läßt, ist ganz ähnlich; jedoch sind hier die Mark- strahlen fast stets einschichtig, gelegentlich zweischichtig. Auf diesen Unterschied kann man jedoch nicht viel geben, da der innere rote Teil des Stückes von Zenker ein- bis zweischichtige Markstrahlen zeigt,

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Pterocarpus Soyausxü Taub.

und darunter sehr viele einschichtige. Preuß’ Stück (n. 167) zeigt viel engerliegende Holzparenchymstreifen, ist aber sonst dem großen Stück von Zenker sehr ähnlich; die Markstrahlen sind meist ein- schichtig und äußerst zahlreich. Offenbar ist dies ein dichteres Holz, Die Gefäße liegen hier einzeln, oder es liegen 2—5 meist kleinere in radialer oder schiefer Richtung. Eine wiederholt beobachtete Eigen- schaft des Holzes ist die schiefe Richtung der Fasern im Tangential-

schnitt.

Gerard). Die Rothölzer von Baphia-Arten wird man gegenüber den Pterocarpus- Hölzern an den zerstreuten Markstrahlen und kleineren Gefäßen meist erkennen können. Vergl. noch C. Brick, Beiträge zur Kenntnis und Unterscheidung einiger Rot- hölzer, insbesondere derjenigen von Baphia nitida Afzel., Pterocarpus santalinoides L’Her. und Pt. santalinus L. f. Jahrb. Hamburg. Anstalt. VI. 1889.

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Das Holz von Pt. Soyauxi ist dem von Pt. erinaceus Poir., das Perrot und Görard (l. ce. 122) beschreiben, sehr ähnlich. Auch diese Art liefert Rotholz. Über Pt. erinaceus in Togo vergl. Volkensl.c. 16; von Pt. Soyauxii ist jene Art durch stachelige Hülsen wesentlich ver- schieden. Pf. erinaceus habe ich aus Kamerun noch nicht gesehen.

Andira-Arten.

Zu einer Art dieser fast ausschließlich tropisch-amerikanischen Gattung gehört vielleicht das Holz Bongongi. Schorkopf (n. 1) und Büsgen (n. 449) haben Blätter von Bongongi bei Edea gesammelt; die Blätter sind unpaariggefiedert, über 25 cm lang, die Blättchen eilanzettlich, 10 cm lang, etwa 2 cm breit; an ihrem Grunde sitzen paarweise kleine, schmal-pfriemliche Stipellen. Der Name Bongongi wird nach Büsgen außerdem auf Fillaeopsis und Hylodendron bezogen, zwei untereinander wie von Andira ganz verschiedene Gattungen. Bei dieser Unsicherheit wäre es wünschenswert, endlich einmal zu ermitteln, was das echte Bongongi ist. Jentsch bildet ein Stück ab (Tafel). Büsgen (S.96) sagt über das Holz: „Ziemlich schwer. Rötlich. Die deutlich sichtbaren Gefäße in Holzparenchymnester eingebettet, die sich zu welligen, oft unterbrochenen Linien vereinigen. Markstrahlen mit bloßem Auge kaum sichtbar“.

Erythrina-Arten.

Die Arten dieser Gattung will ich hier nur nebenbei erwähnen. Das Holz dieser Arten dürfte meistens ziemlich leicht sein; indessen wäre es doch möglich, daß es für diesen oder jenen Zweck geeignet wäre, so daß der Vollständigkeit halber die Gattung Erythrina nicht umgangen werden kann.

Erythrina excelsa Bak. ist nach Baker ein Baum von 20—25 m Höhe mit kahlen Zweigen, die zahlreiche scharfe, gerade, kurze Stacheln tragen. Diese Bekleidung mit Stacheln kommt bei Erythrina sehr oft vor. Die Blätter sind dreizählig, das Endblättchen ist breit- eiförmig oder verkehrt-eiförmig, 20—22 cm lang, etwas weniger breit als lang; die Maße sind also sehr stattliche. Die dichten Blüten- trauben erheben sich auf dicken, holzigen Stielen. Die Blüten haben einen scheidenartig geschlitzten Kelch, der auf der einen Seite in einen zweispaltigen Lappen ausläuft, und eine glänzend scharlachrote Krone, deren Fahne die übrigen Petalen (Flügel und Schiffehen) an Länge bedeutend übertrifft.

Mann fand den Baum an der Ambas-Bay. Preuß sammelte ihn bei Buea, und ebendort später Deistel, der folgendes mitteilt: „Typischer Urwaldbaum des Kamerungebirges bis zu 1000 m Höhe; es ist ein sehr kräftiger raschwachsender Baum mit weichem Holze und Dornen an der hellen Stammrinde und den Zweigen. Er überragt meist den Busch- wald. Einen sehr hübschen Anblick bietet er zur Blütezeit, die in die Trockenzeit, Dezember-Januar fällt; er ist dann blattlos und die schirm- artige Krone ist über und über mit hellrosa leuchtenden Blüten bedeckt. Der Baum hat eine große Wachstumsfähigkeit; jeder abgeschlagene Knüppel wächst weiter, selbst abgehauene Bäume, die Monate lang tot da lagen, treiben dann wieder aus der Rinde aus“, Vor kurzem sandte Reder schönes Material aus Buea (970 m) ein, unter dem Bakwiri- Namen „Mokam‘“. Die Schaftlänge betrug nach ihm 20 m. Das bei- gegebene Holzstück ist hellgelblich, ziemlich locker und weich. Reder bezeichnet es als Brennholz. Sollte übrigens diese schöne Art sich nicht wie so manche andere Erythrina als Schattenbaum für Kaffee oder Kakao eignen?

Über das Holz von Erythrina senegalensis DC., einer im tropischen Westafrika weit verbreiteten Art, die auch in Togo vorkommt, sagen Perrot und Gerard (I. e. 105) folgendes. Es ist porös, leicht, hell- farbig, auf dem Querschnitt mit deutlicher radialer Streifung und mit konzentrischen Linien, die Streifen von Fasern ihren Ursprung ver- danken. Die Eingeborenen sollen die Stämme nur zur Verfertigung von Hecken verwenden. Man kann das weiße faserige Holz zur An- fertigung leichter Bretter gebrauchen.

Erythrina Büsgenii Harms

ist ein von den Bakoko Tombetombe genannter Baum mittlerer Größe im Kulturgelände bei Sende. Im Januar war er nach Büsgen (I. c. 77) blattlos, aber über und über mit großen roten Blüten bedeckt. Zur Gattung Erythrina gehört nach Büsgen auch ein Esodum (Jaunde), FEkale (Bakossi) oder Atokom (Bakwiri) genannter großer Baum mit schwach nach Kohl riechender glatter Rinde vom Weg zwischen Niasoso und Esosong. In Beiheft z. Tropenpflanzer 1. c. 232 sagt Büsgen von Esodum, es sei ein großer Baum, dessen braungraue im übrigen glatte Rinde stumpf kegelförmige Stacheln trägt. Die Frucht soll eine rosen- kranzförmige Hülse mit roten Samen sein, die einen schwarzen Fleck besitzen. Das alles paßt gut auf eine Erythrina-Art.

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Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXIE.Nr 1. Ausgegeben am 27. Januar1909.

Die Nutzpflanzen Togos.

l. Die Nutzhölzer.

Von G. Volkens.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. I

1909.

Preis 1,80 Mk.

Notizblatt

des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXHH Nr.1. Ausgegeben am 27. Januar 1909.

Die Nutzpflanzen Togos, Von G. Volkens.

Die Übersicht, welche im folgenden über die Nutzpflanzen unserer Togokolonie gegeben werden soll, gründet sich im wesentlichen auf eine Reihe von Sammlungen, die das Berliner Botanische Museum den Herren Baumann, Dr. Büttner, Warnecke, Schröder, Kling, Graf Zech, Dr. Kersting, Dr. Busse, v. Doering und Mellin verdankt. Von diesen nahm Warnecke seine Pflanzen hauptsächlich im Küstengebiet, in der Umgebung Lomes, auf, Baumann bei Misa- höhe, Büttner und Kling bei Bismarckburg, Graf Zech in Kete- Kratschi, v. Doering in Atakpame, Kersting und Schröder in Sokode-Basari, Mellin in Yendi und Mangu, Busse endlich auf dem Wege von der Küste bis Misahöhe. Bemerkungen über den Nutzen der Pflanzen machen auf den beigegebenen Herbarzetteln Büttner, Schröder und Kling überhaupt nicht, Baumann, Warnecke, Graf Zech und Busse in vielen Fällen, Kersting, v. Doering und Mellin im ausgiebigsten Maße.

Bestimmt wurden die Pflanzen im Berliner Botanischen Museum und zwar die Araceae, Piperaceae, Moraceae, Urticaceae, Proteaceae, Olacaceae, Anonaceae, Rutaceae, Burseraceae, Anacardiaceae, Rhamna- ceae, Guttiferae, Combretaceae, Myrtaceae und Sapotaceae durch Herrn Prof. Dr. A. Engler, die Capparidaceae, Connaraceae, Ochnaceae, Sa- pindaceae, Vitaceae, Dipterocarpaceae, Flacourtiaceae, Myrsinaceae, Oleaceae, Loganiaceae, Apocynaceae und Cucurbitaceae durch Herrn Prof. Dr. Gilg, die Leguminosae und Meliaceae durch Herrn Prof. Dr. Harms, die Malvaceae, Ebenaceae, Verbenaceae und Labiatae

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durch Herrn Prof. Dr. Gürke, die Celastraceae und Hippocrateaceae durch Herrn Dr. Loesener. Die Gramineae, Tiliaceae, Bombacaceae, Stereuliaceae, Bignoniaceae und Rubiaceae, welche in früheren Jahren der inzwischen verstorbene Prof. Dr. Schumann bearbeitete, haben neuerdings die Herren Dr. Pilger, Dr. Krause und Prof. Dr. Engler übernommen. Von Herren, die nicht dem Beamtenkörper des Berliner Botanischen Museums angehören, sind Prof. Dr. Pax und Prof. Dr. Warburg als Bearbeiter der Euphorbiaceae bezw. der Gattung Ficus zu nennen. Die Bestimmung der Compositae ist Herrn Prof. Dr. O. Hoffmann zu verdanken.

In bezug auf die Eingeborenennamen der Nutzpflanzen habe ich mich bemüht, alles zusammenzutragen, was die Sammler darüber auf- gezeichnet haben. Ich gebe sie in der Schreibweise wieder, wie ich sie auf den Herbarzetteln notiert finde. Hinzu füge ich eine Anzahl Namen nach dem Wörterbuch der Ewe-Sprache von Westermann. Daß bei der Wiedergabe von Eingeborenennamen viele Fehler mit unterlaufen, ist bekannt, ich bitte also in dieser Beziehung Nachsicht üben zu wollen. Angebracht ist solche auch für manche Mitteilungen, die den Nutzwert der Pflanzen selbst betreffen. Es darf nicht ver- gessen werden, daß sie in der Mehrzahl der Fälle auf nicht gerade immer sehr verläßlichen Aussagen von Negern beruhen.

1. Die Nutzhölzer.

Unsere Kenntnis der Nutzhölzer Togos geht fast ausschließlich auf den unermüdlichen Sammeleifer und auf Feststellungen Dr. Kerstings zurück. Durch ihn sind wir über sie besser unterrichtet, als über die irgend einer anderen Kolonie. Indem er von jeder ihm wichtig er- scheinenden Art Stammproben zugleich mit blüten- bezw. auch frucht- tragenden Blattzweigen einschickte, war es nicht nur möglich, die Bäume der Kolonie mit ihrem wissenschaftlichen Namen zu belegen, sondern auch ihr Holz von fachmännischer Seite untersuchen zu lassen. Graf Zech und Hauptmann v. Doering unterstützten seine Be- strebungen wesentlich dadurch, daß sie die Eingeborenennamen der Bäume, die Dr. Kersting in Sokode-Basari ermittelte, auch für die übrigen Landschaften Togos zu unserer Kenntnis brachten.

Ich nehme in der folgenden Übersicht der Baumarten auch viele auf, deren Holz nur als Brennmaterial in Betracht kommt, weil es mir wichtig erscheint, ihren Nutzwert, selbst wenn derselbe gering ist, ein für allemal festzulegen.

Palmen- und Schraubenbäume.

Etwa schenkelstarke Stämme bildet Pandanus Kerstingü Wrbg. (Aba, Tschaudjo). Das lichtgelbliche Holz löst sich trocken in einzelne Faserstränge auf, ist nur als Brennholz verwertbar. Von den Palmen sind anzuführen: Borassus flabelliformis Murr (Ago, Ewe, Perö, Tschaudjo, Oggo, Akposso), Elaeis guineensis Jacg. (De Ewe, Okpe, Anago), Cocos nueifera L. (Yevune, Ewe), Phoenix spinosa Sch. et Th. (Ayedee, Ewe, Palawelanga, Tschaudjo, Itschille, Anago, Sselli, Fö, Odyonni, Akposso), Hyphaene togoönsis Dammer (Sokuti, Ewe). Das härteste und schwerste Holz, das im polierten Querschnitt durch seine fast schwarze Tüpfelung auf bräunlichem Untergrunde auffällt, hat Bo- rassus. Da es von Indien und COeylon aus als Palmyraholz auf den europäischen Markt kommt und für Drechsler- und Tischlerarbeiten Verwendung findet, dürfte eine Ausfuhr auch von Togo her unter Um- ständen lohnend sein. Die Stämme der übrigen genannten Palmen werden von den Eingeborenen als Stützpfosten, Dachträger u. dergl. gebraucht.

Ulmaceae.

Celtis integrifolia Lam. (Kokojä, Losso, Tyenty&m, Mangu, Diki, Haussa). Schlanker Baum, 40—50 m hoch, vereinzelt in Far- men, mitunter zu kleinen Hainen zusammenschließend, viel bei Ort- schaften, im Januar blühend. Holz minderwertig. Verwandt mit ihm ist ein Urwaldbaum Sokodes, Kabaränga genannt, der mit Celtis Soyausii Engl. identisch ist. Celtis Prantliüi Priem. (Patakli in Atakpame) wird nur 8—10 cm hoch.

Moraceae.

Chlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hk. f. [Fig. 1] (Logo asagu, Ewe, Ukloba, Akposso, Sserre, Kratschi, Ssäre, Tschaudjo, Odum, Asante, Roco, Dahomey). Gehört zu den höchsten Bäumen der Ko- lonie, 40 bis 60 m hoch, 6—10 m im Umfang, mit graubrauner, rissiger Rinde und walzenförmigen, bis fingerlangen, aus kleinen, saftigen Beeren nach Art einer Maulbeere zusammengesetzten Fruchtständen. Besonders häufig in Farmen und Ortschaften. Eins der besten Nutzhölzer West- afrikas, neben anderen afrikanisches Mahagoni genannt, wenn auch etwas spröde, so doch für Tischlerei und Bauarbeit sehr geschätzt, hart und schwer, gut Politur annehmend, im Kern licht bräunlich werdend, Jahr- ringe deutlich hervortretend. Der Baum kommt für Aufforstungszwecke mit an erster Stelle in Betracht.

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Fig. 1.° Ohlorophora excelsa (Welw.) Bth. et Hk. f. A g“ Blütenkätzchen, B dj‘ Blüte, C Zweig mit ® Blütenkätzchen, D Q Blüte, E 9 Blüte aufgeschnitten, F Einzelfrucht, @ Frucht längsdurchschnitten, H Junges Blatt mit Nebenblättern.

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Antiaris afriecana Engl. Wird von den Eingeborenen jedenfalls vielfach mit Chlorophora verwechselt, denn ich finde für ihn dieselben Namen angegeben, Logo in Ewe und Ssäre in Tschaudjo. In Ho wird er als Epä bezeichnet. Im blattlosen Zustand soll er sehr an den Baumwollbaum erinnern, doch fließt aus seiner gelblichen Rinde Milch

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beim Anschneiden. Die Fruchtstände sind kleinen Feigen ähnlich. Scheint über die ganze Kolonie verbreitet, einzeln in der Parkland- schaft, häufig bei Gehöften und in Fetischhainen. Das Holz ist wohl von dem der Chlorophora wenig verschieden.

Musanga Smithii R. Br. Charakterbaum des Bergwaldes, bis 20 m hoch, oft mit Stelzenwurzeln, durch die großen, fingerteiligen Blätter sehr dekorativ wirkend. Das Holz ist ungemein leicht und dürfte hier und da als Ersatz für Kork, vielleicht auch für Zigarren- kisten brauchbar sein. Zur Zellulosefabrikation hat es sich nach den einen nicht bewährt, nach anderen soll es dazu brauchbar sein.

Myrianthus arboreus P. Beauv. (Avogolo oder Awögolu, Ewe). Baum nach Größe und Gestalt einer Roßkastanie ähnlich, mit orange- gelben Blüten. Das spröde Holz ist als Zaunmaterial beliebt. Die verwandte Art, M. serratus (Tul.) Bth. et Hk., die im Schwemmland der Flüsse vorkommt, zeichnet sich durch ein sonderbar wirres ober- irdisches Wurzelwerk aus.

Feigenbäume. Von Arten der Gattung Ficus sind aus Togo schon mehr als 30 bekannt, von denen indessen kaum die Hälfte zu höheren Bäumen heranwachsen wird. Eine sichere Bestimmung der Arten, die in den Herbarien häufig nur durch Blattzweige vertreten sind, bietet Schwierigkeiten und viele von ihnen können darum als noch nicht mit genügender Sicherheit festgelegt gelten. Im allgemeinen wird das Holz der Feigenbäume gering geschätzt, doch wird das einzelner nach den Proben, die vorliegen, gewiß für mannigfache Zwecke ver- wendbar sein. Ich führe folgende auf: 1. Ficus grandicarpa Wrbg., wird 20 m hoch, die Rinde ist glatt, die Verzweigung sehr regelmäßig, die rötlichen im März reifenden Feigen sitzen an kurzen, aus dem Stamm entspringenden Ästen. Kersting gibt für ihn den Tschaudjo- namen Furü kisem an. Ob ein Furü buböku genannter Baum, der bis 8cm im Durchmesser große Feigen haben soll, zur gleichen Art gehört, ist noch zweifelhaft, wahrscheinlich aber stellt er F'. vallis choudae Del. dar. Das Holz des Furü kisem ist licht-graubraun, mittelschwer, von gleichmäßigem Korn. Das Holz der Arten Ficus exasperata Vahl (Folä, Tschaudjo), F. bembieicarpa Wrbg. (Kedä, Tschaudjo), F. lutea Vahl und F. rokko Wrbg. et Schwfth. (Kedia, Tschaudjo), ist dem des F. grandicarpa sehr ähnlich, etwas dunkler in der Farbe ist das von F. tilüfolia Wrbg. (Adyokükola, Tschaudjo), 2. Ficus umbrosa Wrbg. (Tisemu, Tschaudjo), ein hoher Savannenbaum mit rötlicher Rinde. Sein Holz ist schwer, von lichtbrauner Farbe und schöner durch die Jahrringe hervorgerufener Streifung auf dem Längs- schnitt. Er hat neben dem des fast gleichen von F\. djurensis Wrbg. (Tura, Tschaudjo) wohl die meiste Aussicht, praktisch verwertet zu

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werden. 3. Ficus brachypus Wrbg. (Ebö, Ewe, Bauri, Haussa), F. barbidens Wrbg.? (Logo, Ewe), F. rubristipula Wrbg., F. albi-venia Wrbg., F. tesselata Wrbg., F. dusenioides Wrbg., F. togoensis Wrbg. und F. sokodensis Wrbg. sind in ihrem Holz noch nicht bekannt.

Proteaceae.

Faurea speciosa Welw. Bis 10 m hoher Steppenbaum, offenbar selten, nur vom Fupaberg in Sokod&-Basari bekannt. Das Holz ist gelblich bis fleischrot, glänzend und würde für die Kunsttischlerei ge- eignet sein. Dasselbe gilt von dem braunen, schön geflammten Holz der Protea Bismarckiü Engl. (Düdürede, Tschaudjo).

Olacaceae. Ximenia americana L. Das gelbliche, harte Holz, im Aus- sehen und @eruche dem weißen Sandelholz ähnlich, wird in Östindien wie dieses benutzt (Wiesner).

Anonaceae.

Uvaria chamae P. B. (Agbana, Ewe, Liasä, Atakp., Padiwin, Difale, Peröng, Kabure). Kleiner Baum mit eßbaren Früchten in Farmen, Gebirgshainen und Galleriewäldern. Das Holz, das nur ge- ringe Dimensionen erreicht, ist graubräunlich, mittelschwer, zeigt deut- liche Jahrringe.

Cleistopholis patens (Bth.) Engl. et Diels. (Nuso oder Arı, Atakp., Baledia oder Welengele, Tschandjo) wird 10—20 m hoch. Das Holz ist grau, leicht und wird zu Trommeln verarbeitet.

Hexalobus monepetalus (A. Rich.) Engl. et Diels. (Tschabola buanda, Tschaudjo, Tumbalaka, Atakp.) wird im Galleriewald ein großer Baum, in der Savanne bleibt er klein, ist durch stammbürtige, rote Früchte ausgezeichnet. Vom Holz liegt noch keine Probe vor.

Xylopia aethiopica (Dun.) A. Rich. (Tso, Ewe, Ssosi, Tschaud- jo). Das ziemlich schwere, lichtgelbliche Holz hat keinen besonderen Wert, ebensowenig das von X. parviflora (G. et P.) Engl. et Diels. (Tschabola bunda, Tschaudjo). In Guinea macht man allerdings, seiner Elastizität wegen, Masten für kleine Boote daraus. Das Wurzel- holz kann wie Kork verwendet werden (Wiesner).

Xylopia Eminii Engl. (Akatapure-Ssosi, Tschaudjo). Ein mittel- großer Baum der Galleriewälder. Die Eingeborenen fertigen ihre Bogen aus dem Holz, es ist schwer, hat einen schönen braunroten Kern und dürfte sich auch für Möbel eignen.

Anona-Arten. Das Wurzelholz soll einen Ersatz für Kork ab- geben.

Myristicaceae.

Pyenanthus Kombo Wrbg. (Obala, Atakp.). Bis 40 m hoher Urwaldbaum mit weichem Holz, das aber brauchbare Kistenbretter abgibt.

Capparidaceae.

Crataeva religiosa Forst. (Anamolüm, Tschaudjo, Tschengunga, Losso, Dengma, Mangu). Mittelgroßer Baum der Steppe, auch in kleinen Hainen und Farmen. Das gelblich-weiße Holz kann wie Buchs- holz verwendet werden (Wiesner).

Rosaceae.

Parinarium curatellifolium Planch. [Fig.2]. (Pötepote, Kratschi, Molemöle, Tschaudjo, Yafo, Kpedyi, Insofani-wöche, Mangu). Im Savannengelände mehr oder weniger krüppelig, auf besserem Boden hoher Baum. Das eichenähnliche Holz ist sehr hart, sehr schwer, außer- ordentlich fest und von gleichmäßigem Gefüge. Es wird vielleicht etwas schwer zu bearbeiten sein, aber für Zwecke, bei denen es auf große Dauerhaftigkeit ankommt, dürfte es von besonderer Bedeutung sein.

Parinarium subeordatum Oliv. (Pekire, Losso, Bende noso, Tschaudjo, Insuo-pangi, Mangu). Das Holz ist dem des vorigen sehr ähnlich, gilt als termitenfest und wird in Mangu von den Ein- geborenen zu Dachsparren verwendet.

Parinarium polyandrum Bth. var. pleiocarpum Engl. (Bende noso, Tschaudjo) und P. mobola Oliv., die wohl nie höhere Bäume werden, während Parinarium Kerstingii Engl. größere Dimensionen erreicht, sind gleichfalls beachtenswert.

Leguminosae.

Albizzia Brownei Oliv.(Pangalan, Tschaudjo, Kokpara, Atakp.). Großer, schöner Waldbaum, zerstreut auch in der Steppe, mit grau- grüner, rissiger Rinde, im April blühend. Holz ziemlich schwer und fest mit hellem Splint und dunkelbräunlichem Kern.

Albizzia angolensis Welw. (Atikuz£, Ewe, Küpaussülo, Tschaudjo). Wird an 30 m hoch und 1", m dick, im Januar bis März blühend, an der Küste wie im Inlande verbreitet.

Albizzia fastigiata (E. Mey.) Oliv. (Asihug, Atakp.). Mit Schirm- krone, im August und September blühend. Das Holz aller Albizzien wird als termitenfest gerühmt, in Natal macht man aus dem von A. fastigiata Rädernaben.

Acacia arabica Willd. (Magärta oder Bägarüa, Haussa). Etwa 6 m hoher Charakterbaum der Steppe nördlich vom Oti, aber auch

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Fig. 2. Parinarium curatellifolıum Planch.

A Blühender Zweig, B Teil des Blütenstandes, © Aufgeschnittene Blüte, D Frucht, E Frucht durchschnitten.

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sonst häufig. Acacia Suma Kurz (Gadjäpüpü oder Gadzawuwu, Ewe, Chrinika, Atakp.). Wird bis 10 m hoch, die Rinde ist gelblich-weiß. Das Holz beider wird in Indien besonders zu Ackerbaugeräten ver- arbeitet, es ist schwer und sehr hart, das der zweiten Art wird im Alter schön mahagonifarben.

Dichrostachys nutans Bth. (Olahö, Atakp., Ssossösi, Tschaudjo, Beniti, Agome). Das feste Holz, dessen Kern dunkel, oft fast schwarz wird, dient den Eingeborenen zur Herstellung von Spazierstöcken.

Prosopis oblonga Bth. [Fig. 3] (Kaki, Atakp., Palö, Tschaudjo, Pangi, Mangu, Akäka, Ewe, Kpänenä, Kratschi). Bis 30 m hoch, in freier Steppe häufig. Das sehr harte, termitenfeste Holz, das den Ein- geborenen ihre Schmiedekohle liefert, ist eins der besten der Kolonie, obwohl es für etwas spröde gilt. Im Alter nimmt es eine fast wein- rote Tönung an. Junge Astwinkel werden als Axt- und Hackenstiele verwendet. Der Baum blüht im März und fruchtet im November.

Tetrapleura Thoningii Bth. (Prekese, Ewe). Stattlicher Baum, bisher nur von Akposso bekannt, Holzprobe liegt noch nicht vor.

Piptadenia Kerstingii Harms (Kapaussulö? Kabure). Mächtiger Baum vom Habitus alleinstehender Pinien, blüht im Januar oder Fe- bruar und ist dann blattlos, fruchtet im April. P. africana Hk. f. (Alagbäta, Atakp.) ist als hoher Urwaldbaum kürzlich durch v. Doering festgestellt. Das Holz beider Arten ist zweifellos von ganz hervorragendem Wert und verdient die eingehendste Beachtung seitens der Forstverwaltungen.

Entada abyssinica Steud. (Ketschikantschä, Kratschi, Ondulü, Tschaudjo, Kiria, Haussa). Krüppelbaum, zur Trockenzeit blattlos, gemein, besonders für die Grassteppen Südtogos charakteristisch. Das Holz ist schwammig und hat wohl kaum einen Wert.

Parkia afriecana R.Br. (Wo, Ewe, Ssulö, Tschaudjo, Got- schöne, Kratschi, Dorana, Haussa, Soronö, Asante). Bis 20 m hoher Baum, oft in großen, fast reinen Beständen bei den Dörfern. Das harte, schwere, schwach gelbliche und kernfreie Holz ist das Lo- cust wood Sierra Leones, das auch als Caindah wood in den Handel kommt. Eine andere Parkia-Art, die wohl mit P. filicoidea Welw. identisch ist, ist von der Küste bis Atakpame verbreitet und heißt dort Euä.

Erythrophloeum guineense Don [Fig. 4] (Tsa, Ewe, Kekeü, Tschaudjo). Bis 30 m hoch, Rinde hellgrau bis dunkelbraun, rissig, nördlich vom Bezirk Sokod&-Basari nur noch selten vorkommend, sonst im Hoch- wie im Buschwald häufig. Das Holz wird wegen seiner Härte und Unverwüstlichkeit sehr geschätzt, da es dem Angriff der Termiten widersteht und auch schwer in Brand gerät; es ist zum Haus-, Brücken-

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Fig. 3. Prosopis oblonga Bth. 4A Zweig mit Blütenständen, B Teil des Blattes mit Drüsen am Grunde der Fiederblättchen, © Blüte, D Staubblätter, E Fruchtknoten, F Frucht, oben

längsdurchschnitten, G@ Frucht querdurchschnitten.

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und Schiffsbau geeignet, für Lafetten und Kanonenräder besonders, und dürfte darum für den Export mit an erster Stelle zu berücksichtigen sein. Es ist anfangs weiß, wird dann braun und nimmt gut Politur an.

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Fig. 4. Erythrophloeum gwineense Don.

A Teil des Blattes, B Blütenstand, C Blüte, D Blühender Zweig, E Frucht durchschnitten.

Eine zweite Art, E. pubistamineum Hennings, hat Kersting in Kabure und Tamberma gesammelt, sie scheint die steinigen, trockenen Steppen zu bevorzugen.

Burkea africana Hk. (Kinkiri, Kratschi, Atakpla, Atakp., Tschisili, Tschaudjo, Kiriandutschi, Haussa, Esseresü opirimü,

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Asante). Steppenbaum, wohl nicht höher als 12 m, mit breiter Krone und seidig behaarten Blättern. Das harte, braune, im Kern dunkler werdende Holz wird verschieden beurteilt, v. Doering nennt es ter- mitenfest, Kersting spricht ihm diese Eigenschaft ab. Die Ein- geborenen machen Schaufelstiele daraus.

Cynometra megalophylla Harms (Agumuä, Tschaudjo). Bis- her nur als großer Uferwaldbaum am Ogufluß festgestellt.

Detarium mierocarpum G. et P. (Zäklu, Misahöhe, Kökpakpa, Kratschi, Depapäte, Tschaudjo, Naparli, Mangu). Mittelgroßer Steppenbaum, beherrscht stellenweise die Vegetation. Das braune, sehr schwere Holz wird anderwärts in Westafrika zu Zimmermanns- arbeiten und beim Bootsbau benutzt. In Togo kommt noch eine zweite Art vor, die wohl mit D. senegalense Gmel. [Fig. 5] identisch ist und sich durch größere Früchte unterscheidet. Sie ist dem Uferwald eigentümlieh, wird sehr hoch und soll hartes, schönes Holz haben.

Tamarindus indica L. (Köpu, Kratschi, Keditia, Tschaudjo, Tamarese, Asante, Sämia, Haussa). In Gehöften, Ortschaften und der Baumsteppe weit verbreitet, blüht im Mai, reift die Früchte im Dezember. Das hellfarbige, im Wasser untersinkende Holz, das etwas schwer zu bearbeiten ist, wird in Indien für Räder, zum Bau von Öl- und Zuckermühlen und zur Fabrikation von Pulverkohle verwendet. Nur ganz alte Stämme entwickeln ein dunkles Kernholz.

Afzelia africana Sm. (Papao, Ewe, Apakka, Anago, Kpakpa, Fö, Ikpami, Akposso, Welu, Tschaudjo, Kebarre, Kratschi, Pä- pau, Asante, Kao, Haussa). Bis 15 m hoher, sehr breit ausgelegter schöner Baum, in freier Steppe auf ebenem Terrain sehr häufig. Das termitenfeste, mahagoniähnliche Holz wird sehr hoch bewertet und als Tischler- und Bauholz gebraucht, auch die Mörser zum Yamsstampfen fertigt man daraus. Die weißen, mit rosa Schlund versehenen Blüten erscheinen im Februar, die Früchte sind im Dezember reif.

Daniella thurifera Bth. (Lipiti oder Dsati, Ewe, Orokpo, Anago, Sa, Fö, Auwolo, Akposso, Tschalö, Tschaudjo, Kenjäng, Kratschi, Säaingja, Asante, Mäsche, Haussa). 20—30 m hoch, überall gemein in offenen Steppen. Aus dem Stamm werden Trommeln und Einbäume hergestellt, das Holz hat einen weichen Splint und einen harten, röt- lichen Kern.

Berlinia Heudelotiana Baill. (Ademä oder Baba, Ewe, Kochoä, Kratschi, Budau, Tschaudjo). Hoher Baum mit großen, im Fe- bruar erscheinenden, leuchtend weißen, duftenden Blüten, der besonders an Fluß- und Bachufern vorkommt, aber auch bei Gehöften als Zier- und Schattenbaum angepflanzt wir. Er fruchtet im April. Das

Fig. 5. Detarium senegalense Gmel. A Blühender Zweig, B Blüte, Frucht längsdurchschnitten,

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schwere Holz ist licht bräunlich, dürfte aber nur von untergeordneter Bedeutung sein.

Berlinia Kerstingii Harms (Taü, Tschaudjo). 20—30 m hoher Baum der offenen Steppe. Blüht im März und fruchtet im Dezember. Das Holz ist von dem der vorigen Arten nicht zu unterscheiden, ebenso auch das der B. tomentosa Harms nicht, die früher blüht und deren Früchte behaart sind. In Yendi wird das Holz einer Berlinia- Art (Pasöcho) für Dachsparren gebraucht.

Bauhinia retieulata DC. (Klo, Ewe, Aklö, Anecho, Tamenasi, Kratschi, Bäkü, Tschaudjo, Nyamä, Mangu, Otökotäka, Asante). Mittelgroßer Baum, überall häufig in der Steppe, mit braungrünen Blättern und unansehnlich gelbweißen Blüten. Mittelschweres, schmutzig bräunliches Holz, das leicht zu bearbeiten sein soll.

Dialium guineense Willd. (Zigbli oder To&, Ewe, Madü, Atakp.). 10—15 m (nach Busse bis 30 m) hoher Steppenbaum mit dichter Be- laubung und breiter Schirmkrone. Das Holz ist hart und wird in Sierra Leone, wo es als Black Tumbler oder Velvet Tamarind auf den Markt kommt, als Bauholz geschätzt.

Distemonanthus Benthamianus Baill. Ein riesiger Baum Ka- meruns, den v. Doering neuerdings auch bei Atakpame gefunden hat und der dort Okp& genannt wird. Er soll nach diesem das härteste Holz Togos besitzen. In Kamerun giebt er vorzügliches Bauholz.

Cassia Sieberiana DC. (Gagamägati, Ewe, Tschamänü, Tschaud- jo). Mittelgroßer, mit Vorliebe auf steinigem troeknen Steppenboden wachsender Baum. Das lichtbraune Holz ist außerordentlich hart und schwer und gilt als termitenfest, beim Brennen soll es Kopfschmerzen verursachen.

Cordyla afrieana Lour [Fig. 6] (Bungüru, Katau, Kessing, Tschaudjo). Großer Baum, selten, in Farmgebieten freistehend. Das Holz ist jedenfalls beachtenswert und für Tischlereizwecke wohl geeignet.

Swartzia madagascariensis Desv. (Subando, Tschaudjo). Kleiner Baum in der Steppe und an Bachufern mit sehr festem Holz, das einen dunkel schwarzroten Kern hat und darum zu Einlegearbeiten in Be- tracht kommt.

Ormosia laxiflora Bth. (Kekpili, Kratschi, Akeügre, Kpedyi, Kedeleä oder Kodeleä, Tschaudjo, Köokorö oder Gollo-klo, Mangu, Obri, Asante). Mittlerer, mitunter wohl auch großer Baum der Steppe. Die Eingeborenen verwenden das termitensichere, schön hellbraune Holz zu Bauten, besonders aber für Axt- und Hackenstiele und Armringe.

Baphia nitida Afz. Ein niedriges, schlankstämmiges Bäumchen, das bisher nur von Busse im Küstengebiet bei Todji festgestellt wurde.

Fig. 6. Cordyla africana Lour.

A Blatt, B Fiederblättchen, © j' Blüte, D Blütenknospe, E J‘ Blüte dureh- schnitten, F Zwitterblütenn, G Fruchtknoten, A Frucht längsdurchschnitten, J Same, Ku. _L Same längsdurchschnitten, M Same querdurchschnitten,

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Es liefert nach Moloney das Bar oder Camwood Sierra Leones, das in mehreren hundert Tonnen jährlich als rotes Farbholz nach England ausgeführt wird.

Milletia atite Harms (Ati-te, Ewe, Sso abalü, Tschaudjo). Mittelgroßer Baum mit hängenden Ästen, der in der ganzen Kolonie auf den verschiedensten Bodenarten verbreitet ist. Er blüht im Januar und Fehruar und fruchtet im Dezember. Das sehr gleichmäßige Holz ist hellgelblich-weiß und ziemlich schwer.

Pterocarpus erinaceus Poir. [Fig. 7] (Doti, Ewe, Keleyu, Kratschi, Tim, Tschaudjo, Segbe, Mangu). In zerstreuten, kleinen Beständen in der Steppe, wird bis 20 m hoch, blüht gelb im Dezember und Januar, nachdem vorher die Blätter abgefallen sind, fruchtet im Februar und März. Die alten Stämme und Wurzeln entwickeln in peripherischen Schichten das auf den Märkten feilgehaltene Rotholz (Tandasi in Tschaudjo), das auf Steinen zermahlen und mit Palmöl gemischt zum Färben von Tüchern und des Körpers gebraucht wird. Das Holz gehört zu den besten der Kolonie, kommt von Nachbar- gebieten als afrikanisches Rosenholz in den Handel. Es ist außerordent- lich schwer, von rotbräunlicher Farbe und durch die Jahrringe schön gestreift. Im Handel geht es auch als afrikanisches Tiekholz.

Pterocarpus esculentus Schum. et Thon. (Futü, Kirikiri, Ke- rewöwo, Tschaudjo). Kleinerer, oft strauchartiger Steppenbaum mit goldgelben Blüten, der im Juli Früchte trägt. Das Holz ist ziemlich schwer und lichtgelblich-weiß.

Lonchocarpus sericeus H.B.K. (Lö, Ewe, Bäbäle, Atakp., Aloblä, Kpedyi). Mittelgroßer Baum in der Steppe und im Gallerie- wald. Die violett-roten Blüten erscheinen im Mai und Juni. Über das Holz ist noch nichts bekannt, es soll sehr dauerhaft sein.

Derris Stuhlmannii (Taub.) Harms (Tschalowäre, Tschaudjo, Bembü, Mangu). Bis 10 m hoher in der Steppe zerstreuter Baum mit hartem, gelblich-weißem Holz.

Andira inermis H.B.K. Mittelgroßer Gebirgsbaum Tambermas, der Cabbage tree Westindiens, von dem von einigen angenommen wird, daß er das Patridge wood des Handels liefere.

Erythrina senegalensis DC. (Yrewo, Ewe, Baklesu, Atakp., Nyimu, Mangu). Schlankes Bäumchen bis 10 m hoch mit zerklüfteter, korkiger, dornenbesetzter Rinde und leuchtend scharlachroten Blüten. Das hellfarbene Holz ist sehr leicht und dürfte darum für manche Zwecke verwendbar sein.

In manchem noch zweifelhaft sind die Dalbergia-Arten Togos. Die meisten werden wohl Schlingpflanzen sein, doch ist auch die

Fig. 7. Pterocarpus erinaceus Peoir. 4 Blühender Zweig, B Fiederblättehen, C Fruchtknoten, D Frucht, E Frucht durchschnitten, F Same durchschnitten. D)

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strauchige oder baumartige Dalbergia melanoxylon Guill. et Per. (Atiyi, Ewe) sicher vorhanden wenn auch als Herbarpflanze noch nicht eingeschickt. Das eisenharte Kernholz dieser liefert das Senegal- Eben- oder Grenadilleholz, es widersteht allen Angriffen der Insekten, wird aus dem Senegalgebiet und Ostafrika exportiert und im Lande selbst zu Holzschlägeln, Pfeilspiten und dergl. verarbeitet. In Deutsch- land fertigt man aus Dalbergiaholz besonders Mundstücke für Flöten und andere Musikinstrumente.

Zygophyllaceae.

Balanites aegyptiaca Del. (Gushiocho, Kratschi, Kunja-napeule, Mangu). 6—8 m hoher, dorniger Steppenbaum. Das goldbraune, schön gezeichnete Holz wird in Abyssinien zum Bau von Pflügen, anderwärts zur Herstellung von Keulen und Stöcken gebraucht.

Rutaceae.

Fagara xanthoxyloides Lam. (Eche oder Aläfe, Ewe, Ata, Anago, Che, Fö, Uche, Akposso, Kelengmäu, Tschaudjo, Klong- baü, Tim, Dyeny&, Polü in Mangu, Schirafinsa, Tigu in Mangu). Mittelgroßer Baum der Steppe, sehr verbreitet, soll einem Apfelbaum ähnlich sehen, Früchte mit angenehmem Zimmtgeruch. Das Holz, aus dessen Rinde rundliche Höcker hervorbrechen, ist schmutzig weißlich und mittelschwer.

Limonia Warneckei Engl. (Tyank& oder Hogogö, Atakpaue, Kugönu, Tschaudjo, Nguni, Kabure). Besonders bei Gehöften als etwa 15 m hoher Schattenbaum. Das lichtgelbliche Holz ist außer- ordentlich hart, schwer und sehr gleichmäßig. Es dürfte als Ersatz für Buchs- und Pockholz in Frage kommen. Limonia Preussii Engl]., ein Urwaldbaum, ist bisher erst einmal (von Baumann) gesammelt worden.

Simarubaceae.

Hannoa undulata Planch. (Dikbere, Tschaudjo, Kelantori, Kratschi, Yayabe, Mangu). Großer im Dezember blühender, im März fruchtender Baum. Das Holz ist mäßig schwer, von feinem gleichmäßigem Korn, lichtgrau-weißlich.

Meliaceae.

Khaya senegalensis Juss. [Fig.8] (Frimu, Tschaudjo). Großer Baum der Galleriewälder, im Gebirge oft bis 40 m hoch und über lm dick, mit prächtiger allseitswendiger Krone. Die kugelrunden Früchte,

EPTITEEIE LI 7 Ak

Da“ Fig. 8. Khaya senegalensis Juss.

A Blütenknospe, B Blüte, C Blüte durchschnitten und aufgerollt, D Staubbeutel von hinten gesehen, EZ Fruchtknoten längsdurchschnitten, F Fruchtknoten quer- durchschnitten, @ Aufgesprungene Frucht, H Same, J Same durchschnitten, K Blühender Zweig.

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von der Größe eines kleinen Apfels, sind holzig, springen mit 4 Klappen auf und bergen 4 Reihen flacher Samen, die nach Art einer Geldrolle übereinanderliegen. Ganz hervorragend schönes Holz, das im Lande selbst schon für Möbel verarbeitet wird. Liefert jedenfalls die Haupt- masse des Gambia-Mahagoni oder Cailcedraholz des Handels, dem echten Mahagoni ähnlich, doch tiefer rotbraun, in Europa als Furnier- holz für die Möbeltischlerei, als Material für feinere Holzarbeiten, wie Kästen für Mikroskope, Wagen, Gewichtssätze und dergl. verwendet (Wiesner). Über die Verbreitung in Togo ist noch nichts näheres be- kannt. Stellenweis scheint der Baum durch Khaya Klainii Pierre er- setzt zu werden, den Graf Zech zuerst in der Landschaft Kpine ent- deckte. Seine Früchte sind größer und springen meist mit 5 Klappen auf. Sein Holz wird nicht minder wertvoll sein, vielleicht stammt ein Teil des Gambia-Mahagoni oder auch des afrikanischen Mahagoni des Handels von diesem Baum.

Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms [Fig. 9] (Alu, Ewe, Kedempö nasi, Kratschi, Dututuri, Tschaudjo, Krübete, Asante). Bis 20 m hoher Baum, in freier Steppe, meist nicht unfern von Wasserläufen, gelegentlich auch in zerstreuten Beständen. Graues, brauchbares Bau- und Möbelholz. Die Eingeborenen schnitzen Trom- meln aus den jungen Stämmen.

Carapa procera DO. Bisher in Togo noch nicht festgestellt, aber wohl sicher vorkommend. Giebt in Senegambien ein mahagoni- ähnliches Bau- und Werkholz.

Melia Azedarach L. Kleiner, häufig angepflanzter Baum, der aber über ganz Togo verbreitet scheint. Seine blau-violetten Blüten gleichen und duften wie die des spanischen Flieders. Das im Splint weißliche, im Kern rötliche, sehr politurfähige und leicht zu bearbeitende Holz dient hauptsächlich zur Anfertigung von Möbeln (Wiesner).

Ekebergia senegalensis A. Juss. (Frimü abalü, Tschaudjo). Großer Baum im Galleriewald und Gebirge. Das lichtgelbliche, mittel- schwere Holz ist von sehr gleichmäßigem Gefüge.

Trichilia emetica Vahl (Adyanya pesö, Tschaudjo) und Trichilia Prieuriana A. Juss. (Dilifü, Tschaudjo) sind kleine bis mittelgroße Bäume mit grauem, jedenfalls leicht zu bearbeitendem Holz.

Unter den noch nicht bestimmbaren Meliaceenhölzern ist eins, vom Galgubaum in Mangu herrührend, aus dem Geräte zum Fischfang ge- macht werden.

Euphorbiaceae.

Phyllanthus diseoideus M. Arg. (Kongkonga, Tschaudjo, Kam- fuä, Bagu, Dantivi, Atakp.). Hoher Urwaldbaum, auch gelegentlich

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Fig. 9. Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms.

A Blühender 7weig, B Teil des Blütenstandes, Blüte, D Blüte längsdurchschnitten,

E Fruchtknoten durchschnitten, F' Aufgesprungene Frucht, @ Frucht durchschnitten, H Samen, J Same durchschnitten.

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gruppenweis in Dörfern. Holz hart und schwer von schön rötlicher Farbe, zu Einlegearbeiten vielleicht verwendbar, nach Kersting nur Feuerholz.

Hymenocardia acida Tul. (Adudze, Ewe, Atidje, Atakp., Adek- plätye, Kpedyi, Tschenyenga, Tschaudjo). Etwa 10 m hoher Steppen- baum, oft strauchig, mit Flügelfrüchten, in der ganzen Kolonie sehr gemein. Das lichtbräunliche Holz ist ziemlich schwer, durch die Jahr- ringe deutlich gestreift, aber sehr brüchig und darum wohl nur als Feuerholz verwendbar.

Hymenocardia ulmoides Oliv. (Taboia, Atakp., Bälä, Afem). 40—50 m hoher, in Urwaldresten verbreiteter Baum mit gutem, sehr festem Holz.

Uapaca togoensis Pax. (Egba, Ewe, Nagudi, Atakp., Kidgeling, Tschaudjo). Steppenbaum von mittlerer Größe, sein braunes, sehr schweres Holz ist durch lichtere Stellen schön geflammt, soll aber nur als Brennholz beliebt sein. Eine verwandte Art. U. Heudelotii Bail. (Oli, Atakp.) wird sehr hoch, findet sich in Galleriewäldern, dürfte selten sein, nach Büttner gutes Bauholz.

Alchornea cordifolia M. Arg. (Awowlo, Atakp., Tschufou, Tschaudjo). Kleiner Steppenbaum, dessen hohle Zweige zu Pfeifen- rohren verarbeitet werden.

. Sapium-Arten. Es kommen mehrere Arten vor, von denen bisher S. guineense (M. Arg.) Bth., S. Kerstingii Pax und S. Mannianum (Müll. Arg.) Bth. unterschieden wurden. Ihr Holz hat schwerlich Anspruch auf Bedeutung. Dasselbe gilt wohl auch für eine noch nicht näher bekannte Bridelia-Art und andere Euphorbiaceen. Zu achten ist auf das mögliche, bisher aber noch nicht festgestellte Vorkommen der Oldfieldia africana Hook., die das ausgezeichnete, auch zum Export gelangende afrikanische Eichenholz liefert.

Anacardiaceae.

Mangifera indiea L. Mangobaum. Das graue Holz dient zu Bauzwecken, auch zur Herstellung von Pack- und Indigokisten (Wiesner).

Anacardium oceidentale L. (Atisiä, Ewe). Acajoubaum. Das rote, mäßig harte Holz wird beim Bootsbau und zu Packkisten ver- wendet, liefert auch Holzkohle (Wiesner).

Spondias lutea L. (Akiko oder Aglikö, Atakp., Kinyelu, Tschaudjo, Naylle, Konkomba). Hoher, schlanker Baum mit korkiger, höckeriger Rinde, dessen Früchte gelben Pflaumen ähnlich sehen und gegessen werden. In der Steppe häufig, bei Ortschaften vielfach angepflanzt. Das Holz ist hellfarben, mäßig hart und schwer.

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Pseudospondias mierocarpa (A. Rich.) Engl. (Önyangba, Atakp.). Stattlicher, bis 20 m hoher Baum, besonders in Uferdickichten, blüht im November, fruchtet im März. Über sein Holz ist nichts bekannt.

Lannea Barteri (Oliv.) Engl. (Akü, Atakp., Tingbatau oder Pa- tandöu, Tschaudjo, Bänature, Mangu). Mittelgroßer Steppenbaum mit charakteristisch drehwüchsiger Rinde und eßbaren roten Früchten. Vereinzelt auch an Flußufern, wo er oft 20 m hoch wird. Belaubung stets sehr spärlich. Das Holz ist grau, ohne besonderen Wert.

Lannea acida A. Rich. (Asogedäka, Atakp., Eküalokpöe, Ewe, Käla, Tschaudjo, Tyety&bu, Mangu). Sehr gemeiner, kleinerer Baum der Steppe. Aus dem grauen, ziemlich schweren Holz fertigen die Eingeborenen ihre Hockerstühle, Armringe und dergl. L. Buettneri Engl. (Kelä, Tschaudjo, Küdüpoü, Kabure) und L. egregia Engl. wird wohl ähnlich verwandt werden.

Haematostaphis Barteri Hook. f. Mittelgroßer Baum, vereinzelt im Gebirge, mit schön roten, sehr wohlschmeckenden Früchten (Blood plum in Sierra Leone). Das Holz bedarf noch der Prüfung.

Heeria insignis (Del) O. Ktze. Die Varietät „latifolia* soll in Mangu ein großer Baum werden. In Südafrika wird das Holz der Heeria-Arten als Material für feinere Möbel geschätzt.

Sapindaceae.

Blighia sapida König (Adza oder Adja, Ewe, Peso, Tschaudjo, Kekä, Kratschi, Aki, Asante). Nur bei den Hütten als Obst- und Schattenbaum angepflanzt, bis 30 m hoch. Das Holz ist licht gelblich, mäßig hart, ohne hervorragenden Wert.

Eriocoelum Kerstingii Gilg. (Yevo-Gboma, Atakp., Nimwau- Pesö, Tschaudjo, d. h. Affen-Blighia). Bis 30 m hoher Baum in Uferwaldungen, offenbar selten, bisher nur aus Sokode-Basari und von Atakpame bekannt. Die gelbweißen, ährig angeordneten Blüten er- scheinen im November und Dezember, die kugelrunden Früchte, die mit drei holzigen, sich nach innen rollenden Klappen aufspringen, im Februar und März. Das Holz ist sehr fest, ziemlich schwer, licht bräunlich und giebt zweifellos ein gutes Möbel- und Bauholz ab.

Talisiopsis oliviformis Radik.(Woagbüm, Tschaudjo). Vielleicht identisch mit Zanha golungensis Hi. Großer, breit auslegender Baum, 20—30 m hoch mit rötlicher Rinde und orangegelben, pflaumen- ähnlichen, eßbaren Früchten. In Resten alten Urwaldes auf den Gebirgen Basaris von Herrn Dr. Kersting entdeckt. Das Holz ist wie das der vorigen Art zu verwenden.

Allophylus africanus P. B. (Weti, Atakp., Kötia, Yendi). Kleiner Strauchbaum, dessen Holz zum Reinigen der Zähne benutzt

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wird, auch brauchbares Werkholz. Mehrere Allophylus-Arten des Kap- landes liefern schönes, schweres, sehr beliebtes Nutzholz (Wiesner).

Melianthaceae. Bersama Doeringii Gürke. Mittelgroßer Baum, von v. Doering im Akpossowalde entdeckt, soll Luftwurzeln besitzen. Die Blätter sind gefiedert, ihre Spindel geflügelt, Blüten in fingerlangen, weißen Trauben. Da das Holz der ostafrikanischen Arten durch seine leichte Schneidbar- keit und feine Struktur ausgezeichnet ist, dürfte auch das dieser Art zu beachten sein.

Rhamnaceae.

Zizyphus Jujuba Lam. Strauch oder kleiner Baum mit eßbaren Beeren. Das rote, harte und dauerhafte Holz wird in Indien viel zu Sattelböcken, landwirtschaftlichen Geräten u. dergl. verarbeitet. Die verwandte Art Zizyphus mueronatus Willd. (Pangbaingu, Tschaudjo, Sansanyebui, Mangu) ist bald strauchig, bald lianenartig, Ihr Holz findet in Kapland beim Wäggonbau Verwendung.

Tiliaceae.

Zu erwähnen sind einige Grewia-Arten, so @. gigantiflora K. Sch. (Toläbü, Atakp.) und @. villosa Willd. (Yumbu, Mangu), deren leicht schneidbares Holz die Eingeborenen zur Herstellung von Speerschäften und Gehstöcken für Weiber benutzen. In Ewe heißen die Grewien Adzadze.

Malvaceae.

Thespesia populnea Cav. Strauch und Baum der Küste, der seiner schönen, großen Malvenblüten wegen auch vielfältig angepflanzt wird. „Das im weichen Splint hellrote, im harten Kern dunkelrote Holz ist gleichmäßig dicht und dauerhaft und wird in Indien vor- nehmlich beim Wagenbau und für Möbel verwendet, soll gerieben nach Rosen duften und auch in der Kunsttischlerei brauchbar sein“ (Wiesner). Es wird von Stone zu den Handelshölzern gerechnet.

Bombacaceae.

Bombax buonopozense P. B. (Fulö oder Folo, Tschaudjo, Sanbugo, Mangu). Charakterbaum des Hochwaldes, aber auch an Flußläufen, frei in der Savanne und bei den Hütten, wird bis 50 m hoch, im Dezember blattlos und dann mit tausenden leuchtend karmin- roter Blüten bedeckt. Die Rinde ist glatt und hellgrau, die Äste stehen etagenweise übereinander. Das leichte, schnell rissig werdende

Eh?

Holz kommt als Werkholz ebensowenig in Betracht wie das des Affenbrotbaums (Adansonia digitata L., Adido, Ewe, Kölle, Kratschi, Dädie, Asante, Kuka, Haussa) oder des Baumwollbaumes (Ceiba pentandra [L.] Gaertn., Wu, Ewe, Ogi, Anago, Huti, Fö, Ju, Ak- posso, Komu, Tschaudjo). Man könnte daran denken, es für die Cellulosefabrikation zu verwerten, doch dürfte eine Ausfuhr auch bei etwaiger Brauchbarkeit schwerlich lohnend sein. In Indien macht man leichte Kisten (Teekisten) und Särge aus dem Holz des Baumwoll- baumes und, da es im Wasser haltbarer ist als an der Luft, auch Ein- bäume und Schwimmer für Netze.

Sterceuliaceae.

Stereulia tragacantha Lindl. (Akple oder Loloe, Ewe, Kadera- böbo, Tschaudjo) und S. tomentosa G. et P. (Akpöklo oder Böfuti, Ewe, Apokpo, Anecho, Kelipötu, Kratschi, Oduduku, Atakp,, Mondelü, Tschaudjo, Bolusilä, Mangu). Mittelgroße Bäume, deren Holz aber keinen Wert hat, da es infolge seiner Weichheit und der zähen Faser sich nicht schneiden läßt, sondern zerbröckelt.

Cola eordifolia (Cav.) R. Br. (Uu-ti, Ewe, Nutssu-Nutssu, Anago, Auwolo, Akposso, E-ussü, Misahöhe, Dagbongböre, Tschaudjo). Mächtiger Baum der Galleriewälder, auch einzeln bei den Dörfern, mit fußlangen Blättern. Das licht graue Holz ist ziemlich hart und schwer und wird in Senegambien für Uferbefestigungen und zur Herstellung von Hausgeräten gebraucht. C. acuminata (P. B.) R. Br. Liefert nach Wiesner ausgezeichnetes, weißliches, leichtes, poröses, dem der Pappeln ähnliches, aber dauerhafteres, von Insekten kaum angegangenes Holz für den Wagner und Tischler sowie zum Schiffbau. Von dem Holz von Cola laurifolia Mast. (Jojau, Kabure) berichtet Kersting, daß es sehr elastisch und fest sei und daher zum Schnitzen von Bogen verwendet wird. Über das Holz von Cola caricifolia (G. Don) K. Seh. (Alensu-neku d.h, Schafbock-Hodensack in Atakpame), C. astrophora Wrbg. und C. Supfiana Busse ist ebensowenig etwas bekannt, wie über das des hohen Waldbaums Pterygota Schumanniana Engl., den v. Doering in Nuatjä festgestellt hat,

Firmiana Barteri (Mast.) K. Sch. (Tschingbelika, Tschaudjo). 40—50 m hoher Waldbaum, der besonders in kleinen, aus früherer Zeit her stammenden Hainen vorkommt. Seine grünlich-graue Rinde ist glatt, der regelmäßig pyramidal gewachsene Stamm geht in Brettwurzeln aus, blüht prächtig scharlachrot zur Zeit, wo er blattlos steht. Das Holz ist weißlich, sehr leicht, die Eingeborenen fertigen Teller und Schalen aus ihm, Fischer stellen Flöße daraus her.

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Ochnaceae. Ochna Afzelii R. Br. (Tanäm, Tschaudjo). Mäßig hoher Baum

der Steppe mit hartem, schwerem, schön gezeichnetem, hellbraunem Holz, das sich für Drechsler- und Tischlerarbeiten vortrefflich eignen wird. Lophira alata Banks (Akpakpla, Anago, Kotoblässu, Fö, Otiigba, Akposso, Belengbe, Kratschi, Parapära, Tschaudjo, Kekrefünde, Asante). Ein häufiger Baum der Steppe, der in seinem Aufbau und in der Gestalt seiner Blätter dem Schiebutterbaum (Butyrospermum Par- ki) so ähnlich ist, daß er von Weißen wie Farbigen häufig mit diesem verwechselt wird. So soll er nach v. Doering in Ewe Yötsä heißen, nach Westermann ist aber Yotsa oder Yo der Schiebutterbaum, was wohl der Wahrheit entspricht. Lophira, die eigentümlich geflügelte Früchte hat, ist sonst an der tiefrissigen, gelblichen Rinde kenntlich, auch ist der Stamm im allgemeinen schlanker als der von Butyrosper- mum. Das Holz ist hart, schwer, dunkelrotbraun, durch breite, heller gefärbte Markstrahlen im Querschnitt auffällig radiär gestreift und ebenso wie das von Oldfieldia afrieana Bth. als afrikanische Eiche im Handel. Ausgeführt wird es von Lagos als Furnier- und Drechslerholz.

Guttiferae.

Pentadesma Kerstingii Engl. (Budyonü, Tschaudjo). An be- waldeten Flußufern als hoher, schlanker Baum, dessen Holz licht bräunlich, im übrigen aber dem der vorigen Art sehr ähnlich ist und, wenn es auch nicht für termitenfest gilt, doch von den Eingeborenen vielfach verwendet wird.

Dipterocarpaceae.

Monotes Kerstingii Gilg. (Kesäng, Tschaudjo). Etwa 15 m hoher Baum, der häufig in freier Steppe kleine Bestände bildet. Er ist leicht daran zu erkennen, daß seine Blätter immer wie eine Hohl- hand gekrümmt erscheinen. Das Holz ist nur als Brennholz verwertbar.

Flacourtiaceae.

Oncoba spinosa Forsk. (Kpoe, Ewe, Krutü, Tschaudjo, Kon- gowurä, Kotokoli). Hoher, meist dorniger Strauch mit weißen, rosen- ähnlichen Blüten. Das Holz, das jedenfalls nur in höchstens 10 cm starken Stücken geliefert werden kann, ist hart, schwer, lichtbraun und sehr politurfähig. Für Drechsler- und Einlegearbeiten wäre es unter Umständen brauchbar.

Caloneoba Gilgiana (Spr.) Gilg, (Efiöhl&, Ewe), die ein mittel- großer Baum werden soll, dürfte in gleicher Weise Verwendung finden.

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Rhizophoraceae.

Rhizophora mangle L. (Wotö? oder Atrati?, Ewe). Über die Zusammensetzung der Mangrove Togos wissen wir noch nichts, da nur von dieser einen Art ein Belegexemplar vorliegt. Das Holz derselben wird sich wohl wenig von dem der in Ostafrika vorkommenden Rhizo- phora mueronata Lam. unterscheiden, wird rotbraun, hart und schwer, spröde und leichtreißend, aber sehr dauerhaft und darum für Hafen- bauten und zu Bauzwecken geeignet sein.

Combretaceae.

Die Steppenvegetation Togos besitzt eine große Zahl von Arten aus dieser Familie. Sie gehören besonders den Gattungen Combretum und Terminalia an und sind bald größere Bäume, bald Sträucher, bald Lianen. Da sie botanisch gut nur dann zu unterscheiden sind, wenn außer den Blättern zugleich auch Blüten und reife Früchte vor- liegen, bestehen noch mannigfache Unklarheiten. Die Früchte der Terminalia-Arten sind zwei-, die der Combretum-Arten dreiflügelig. Das Holz fast aller baumartigen Combretaceae ist für Bau- und Tischlerei- zwecke verwertbar, das einiger Arten ist sogar ausgezeichnet und kommt auch für den Export in Frage. Ich führe nur solche auf, die höhere Bäume werden und über deren richtige Bestimmung keine Zweifel mehr obwalten.

Combretum sokodense Engl. et Diels (Ssissiku, Tschaudjo). Bis 10 cm hoher Baum in den Graslandschaften und an Bächen, mit korkiger, tiefrissiger Rirde.e Das Holz ist bräunlich, sehr hart und fest. C. Kerstingii Engl. et Diels (Alembole, Tschaudjo). Das grau- bräunliche, ebenfalls sehr harte und schwere Holz wird von Kersting nur als Brennmaterial bewertet.

Terminalia dietyoneura Diels (Ssua, Tschaudjo) und T. ma- eroptera Guill. et Per. (Ssua dau, Tschaudjo) haben ein ausgezeich- netes, glänzend braunes Holz, das sicher zu allen Zwecken verwendbar ist, bei denen es auf große Dauerhaftigkeit und Zähigkeit des Materials ankommt. Beide Bäume, die 15 m hoch werden, sollen sich in ihrem Vorkommen gegenseitig ausschließen. T. Baumanniü Engl. et Diels (Opäti, Atakp.) ist nach v. Doering ein stattlicher Steppenbaum, von dessen Holz mir aber keine Probe vorliegt.

Pteleopsis Kerstingii Gilg. (Ssissinä, Tschaudjo), ein mittel- großer Baum in den Savannen Sokode-Basaris. Nach Aussage der Ein- geborenen soll er nie Blüten und Früchte bringen, was aber natürlich falsch ist.

Anogeissus leiocarpus (DC) Guill. et Per. (Tsetse oder Echeche, Ewe, Kakänla, Kratschi, Anyi, Anago, Chlehö, Fo, Oga, Akposso,

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Kodelia, Tschaudjo, Kännä, Asante). Bis 30 m hoher Baum in feuchteren Savannen und an Flußufern, offenbar sehr verbreitet. Die Früchte gleichen ganz denen unserer Erlen. Das Holz ist von hohem Wert, sehr hart, termitenfest und bildet einen fast schwarzen Kern aus, der dem Ebenholz ähnlich und wie dieses zu verwenden ist; es gehört zu den besten Nutzhölzern der Kolonie.

Myrtaceae.

Syzygium guineense (Willd.) DC. (Tschapea, Tschaudjo). Mittel- großer Baum der Ufergallerien. Nach Warnecke werden aus dem weißen, sehr leicht zu bearbeitenden Holz von den Eingeborenen die verschiedenartigsten Gerätschaften geschnitzt, wie Teller, Stühle und Götzenbilder. Da es zugleich sehr dauerhaft ist, benutzte man es in Bagida auch zur Herstellung von Faktoreigebäuden. Die Eingeborenen Mangus fertigen Dachsparren daraus an.

Araliaceae.

Cussonia Barteri Seem. (Fegblo, Ewe, Digo, Anago, Gotti, Fo, Obbö, Akposso, Kongolü, Tschaudjo). Kleiner Charakterbaum besonders der Buschsavanne bei Misahöhe, wo er Bönugü genannt wird. Das Holz ist schwammig und nicht zu gebrauchen, nur seine Asche dient zum Fixieren eines blauen Farbstoffs. Mellin sagt von einer in Mangu Indoabaka genannten Cussonia- Art, die nicht näher hat be- stimmt werden können, daß ihr weiches Holz den Eingeborenen Behälter zum Aufbewahren von Pulver und Patronen liefere.

Umbelliferae.

Peucedanum araliaceum (Hoch.) Bth, et Hk. var. fraxinifolium Hiern. (Ländö, Tschaudjo). Niederer bis mittlerer Baum des Gras- landes, oft sich zu kleinen Beständen zusammenschließend. Die Rinde jüngerer Schosse läßt sich leicht in Form von Röhren abziehen, aus denen sich die Kinder Spritzen fertigen. Das helle Holz ist leicht schneidbar, von ziemlich gleichmäßigem Korn und dürfte sich daher für Schnitzarbeiten eignen.

Sapotaceae.

Butyrospermum Parkii (G. Don) Kotschy. Schiebutterbaum. (Yotsa oder Yo, Ewe, Kedempö, Kratschi, Ssomü, Tschaudjo, Aiömiti, Kirikiri, Krangkü, Asante, Käde, Haussa). Der Baum wird 15—20 m hoch und ist im Hinterlande so häufig, daß es kaum ein Gesichtsfeld ohne ihn geben wird. Die Früchte, deren äußeres Fleisch gegessen wird, reifen im Mai und Juni, die Blüten riechen angenehm nach Heliotrop. Das Holz ist schön bräunlich rot, von gleichmäßigem

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Gefüge, sehr politurfähig und verdient für Möbelfabrikation beachtet zu werden.

Pachystela einerea (Engl.) Pierre. Ein mächtiger Baum, der aber bisher nur einmal von Warnecke im Küstengebiet gesammelt wurde.

Chrysophyllum obovatum Don. (Katumbulia, Tschaudjo). Mitt- lerer Baum mit eßbaren Früchten, von Kersting in Bagu gefunden. Sein Holz ist wie das der vorigen Art noch unbekannt, wird aber wohl sicher ein gutes sein, da fast alle Sapotaceen-Hölzer zu den mannig- fachsten Zwecken verwendbar sind.

Malacantha Warneckeana Engl. (Akära, Atakp., Pusüm, La- matessi). Großer Baum, besonders in Gebirgen an Bächen, aber auch im Flachlande der Küstenregion. Der Stamm hat einen am Rande welligen Querschnitt, da er außen mit rundlichen Längsleisten versehen ist. Das harte, vortreffliche Holz wird von den Eingeborenen zur Her- stellung von Weberschiffchen, Rübrkellen und dergl. benutzt.

Mimusops multinervis Bak. (Ewäti, Anecho, Gjira, Kratschi, Ewelisomü, Tschaudjo, Bräkrankü, Asante) und M. Kerstingii Engl. (Ewelisomü, Tschaudjo). Das Holz beider ist dem von Butyrospermum in Farbe und Struktur sehr ähnlich, dazu sehr elastich, so daß es gern zum Schnitzen von Bogen gebraucht wird. Sehr hoch scheinen die Bäume nicht zu werden, ich finde meist 10 m angegeben, nur die erste Art wird von einem Sammler für einen Fundort als großer Baum be- zeichnet.

Mimusops lacera Bak. (Wueti, Ewe). Warnecke nennt ihn den höchsten und schönsten Baum in unmittelbarer Nähe des Meeres und sagt, dass sein hartes, dunkelrotbraunes Holz gute Spazierstöcke liefere.

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass das Holz aller eben auf- geführter Sapotaceen auch für den Export einmal in Betracht kommen wird. Für Einlegearbeiten, Furniere, Möbel, vielleicht auch zur Her- stellung von Parkettfußböden eignet es sich meiner Überzeugung nach durchaus.

Ebenaceae.

Diospyros mespiliformis Hochst. [Fig. 10). In Uferwäldern, in Farmen und Dörfern als schöner großer bis 25 m hoher, breitkroniger, dunkellaubiger Schattenbaum, der sich oft in einer Art Halbkultur be- findet, da er geschont wird. In Steppengebieten bleibt er kleiner, ist aber auch da sehr häufig, so bildet er den Hauptbestandteil der Wald- parzellen in der Parklaudschaft von Bagida. Kommt er einzeln vor, bildet er oft Stämme von 1—1!/;, m Dickendurchmesser. Die weißen Blüten sind zweihäusig, duften angenehm bittersüß und sind vielfältig durch Gallen deformiert. Die rundlichen roten Früchte sind eßbar,

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Nach Westermann soll der Baum in Ewe Dongko heißen, nach Warnecke Jeti. Der Tschaudjo-Name ist Tingald. Über das Holz des Baumes, der im tropischen Afrika sehr verbreitet ist, be-

Fig. 10. Diospyros mespihformis Hochst. A Blühender Zweig, B g‘ Blüte, C Staubblätter, D 2 Blüte aufgeschnitten, E, F Früchte, @ Frucht quer durchschnitten.

stehen noch Unklarheiten. In seiner Übersicht der Nutzhölzer Ost- afrikas!) sagt Gilg: „diese Art ist vielleicht die wichtigste Nutzholz

1) Die Pflanzenwelt Ostafrikas von A. Engler, Teil B. p. 347.

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liefernde Pflauze unseres Gebiets, denn von ihr stammt nach überein- stimmenden Angaben vieler Autoren das Sansibar-Ebenholz des Handels. Auffallend ist jedoch, daß kein einziger Sammler dieser weit verbreiteten Pflanze Angaben über die Güte des Holzes macht.“ Wiesner!) stützt sich auf Gilg. Moloney°) führt an: „Das Holz ist weiß, dicht, wird von den Eingeborenen sehr geschätzt und ist für mannigfache Zwecke brauchbar; das Kernholz ist schwarz wie Ebenholz.* Kersting schreibt auf einen seine Pflanzen begleitenden Herbarzettel: „Soll nie schwarzes Ebenholz entwickeln, auch sehr dicke Stämme habe ich nie im Innern schwarz gesehen.“ Ein von Warnecke gesammeltes Exemplar des Diospyros mespiliformis trägt die Bemerkung: „Liefert weißliches Holz und darum nennen die Eingeborenen den Baum Jeti jegi, während der Ebenholz liefernde Jeti ibo heißt. Statt Jeti ibo sagen sie auch Ati ibo oder abgekürzt Ati-i.“ Nach Westermann ist aber Atiyi, wie dieser schreibt, gleich Dalbergia melanoxylon. Es bleibt daher zum mindesten fraglich, ob irgend ein Ebenholz von Diospyros mespiliformis abstammt. Mir scheint es wenig wahrscheinlich. Dr. Kersting hat Bäume aus Samen herangezogen, die ihm Schweinfurth als solche von Diospyros mespiliformis eiusandte. Diese Bäume stellen aber, wie sich ergab, eine Art aus der Familie der Rubiaceae dar. Jedenfalls sind weitere Nachforschungen sehr erwünscht. Brauchbar ist das Holz des Tingalö sicherlich, es ist hart, schwer und von sehr feinem Korn,

Diospyros monbuttensis Gürke (Etjännaka, Akposso, Liä-nu- wasaure, Tschaudjo). Kleiner bis mittelgroßer Baum der Gallerie- und Bergwälder mit leuchteud roten Früchten. Er trägt Dornen, die an den Sporn der Buschhühner erinnern, was Veranlassung zu dem Tschaudjo-Namen gegeben hat. Das harte, sehr feste Holz wird zu Spazierstöcken, Keulen und Dachsparren verarbeitet, der sehr bieg- samen Zweige bedient man sich zur Anfertigung von Fallen.

Diospyros trieolor (Schum. et Thon.) Hiern. [Fig. 11]. Eine der häufigsten Pflanzen des Strand- und Steppenbusches in der Küsten- zone mit gelblich-roten, dreikantigen Früchten, wird nur wenig über mannshoch. Das weiße, sehr harte Holz erreicht selten mehr als Daumenstärke, giebt aber beliebte Stöcke ab.

Maba Warneckii Gürke.. Ein mittelgroßer, offenbar seltener Baum, von dem näheres noch nicht bekannt ist.

1) Rohstoffe, Bd. 2 p. 132. 2) Forestry of West Africa, p. 380.

Fig. 11. Diospyros tricolor (Schum. et Thon.) Hiern.

A Blühender Zweig, B Blüte, © J' Blüte aufgeschnitten, Du. E Staubblätter, F Zweig mit Früchten, @ Aufgeschnittene Frucht, A, J, K Samen,

Oleaceae.

Linociera nilotica Oliv. Baum von jedenfalls nur geringen Dimensionen, dessen lichtbräunliches Holz indessen sich durch ein über- aus gleichmäßiges Gefüge und große Festigkeit auszeichnet.

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXI. Nr. 2. Ausgegebenam”. November 1909.

Die Nutzpflanzen Togos.

1. Die Nutzhölzer (Fortsetzung). 2. Faser-, Flecht- und Bindestoffe.

Von G. Volkens.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1909.

Preis 1,80 Mk.

Notizblatt

des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXII Nr.2. Ausgegebenam?7. November 1909.

Die Nutzpflanzen Togos.

(Fortsetzung.)

Von G. Volkens.

Loganiaceae.

Von den zahlreichen Stryehnos-Arten Togos dürften wohl nur Strych- nos Buettneri Gilg (Kongofurä, Tschaudjo) und Stryehnos laxa So- lered. (Wagbeb&, Ewe, Egbö, Atakp., Gongövi, Kpedyi, Naprämpögo, Dyakossi, Yökharaügu, Dagomba) genügend starke Stämme ent- wickeln, um auf das hellfarbige Holz hin verwertet zu werden. Nach einem vorliegenden Muster ist es ziemlich hart und von feinem Korn. Das von Strychnos pubescens (Solered.) Gilg. (Kongö, Tschaudjo) ist für Eingeborene nur Feuerholz. Die Früchte aller gleichen äußerlich Orangen, das Fruchtmus von S. Bueltneri wird gegessen.

Anthoeleista KerstingiiGilg.(Egü, Atakp.,Kuwondeü, Tschaudjo). Bis 30 m hoher Baum in Galleriewäldern und kleinen Hainen, seltener auf offenem Farmland, mit geradem, erst weit oben verzweigtem Stamm und gelblich-weißen Blüten. Junge Bäume, deren Stamm mit Blattnarben besetzt ist und deren büschlig gestellte Blätter die Länge von 1!/, Metern erreichen, lassen sich leicht aushöhlen und liefern den Eingeborenen ihre Pfeilköcher. Zu andern Zwecken ist das weiße, leichte Holz schwerlich zu gebrauchen.

Apoeynaceae.

Holarrhena Wulfenbergii Stapf. Höherer Baum des Agome- gebirges und der Uferwälder in Sokode&-Basari, vereinzelt auch in kleinen Hainen bei den Dörfern und auf Farmland. Das weiße Holz ist mittelschwer, leicht schneidbar und darum zum Schnitzen von Fi-

guren usw, im Gebrauch, be)

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Conopharyngia crassa Stapf. Baum von wechselnder Höhe mit hängenden Ästen, der nur erst bei Misahöhe gefunden wurde.

Voacanga africana Stapf. (Kongköng, Tschaudjo). Mittel- großer, in der Kolonie weit verbreiteter Baum, in Hainen und an Bächen. Die rundlichen Früchte, die zu zweien nebeneinander stehen, zeigen weißliche Flecke auf grüner Unterlage. Das Holz ist dem von Holarrhena ähnlich, ist aber etwas dunkler getönt.

Kiekxia afrieana Bth. Wird bis 20 m hoch, wurde von Bau- mann bei Misahöhe und von Graf Zech in Kete-Kratschi gesammelt. Über sein Holz vermag ich nichts auszusagen.

Hervorheben möchte ich, daß alle genannten Apocynaceen durch reichlich fließenden Milchsaft sowohl in der Rinde als in den Blättern und Früchten ausgezeichnet sind.

Boraginaceae.

Cordia Gharaf (Forsk) Ehrbg. Ein mittlerer Baum, von dem nur ein Standort bekannt ist. Liefert graues, dichtes, hartes Bau- und Werkholz. (Wiesner). Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß in Togo noch andere Arten vorkommen. Soweit sie Bäume sind, wären sie auf ihr Holz zu prüfen, da die Gattung Cordia eine Reihe sehr wertvoller Nutzhölzer umfaßt.

Ehretia eymosa Thonn. (Oköni, Kratschi). Im Küstengebiet überall als 4-5 m hoher sparriger Strauch anzutreffen, scheint aber in Waldparzellen der Binnenländer gelegentlich auch zu einem Baum mittlerer Größe heranzuwachsen. Seine Blüten, die in reichverzweigten Infloreszenzen beieinander stehen, sind weiß, die Früchte sind kleine Beeren von Erbsengröße. Holzproben habe ich noch nicht gesehen.

Verbenaceae.

Vitex Cienkowskyi Kotsch. et Peyr. [Fig. 12.] (Fö, Ewe, Föjiti, Anecho, Orli, Anago, Gidjikö, Kratschi, Uoli, Akposso, Panyero, Tschaudjo, Kotö, Dyakossi, Narenga, Dagomba). Großer Baum mit breiter Krone und borkeloser Rinde, fünfzähligen, hand- förmigen, glatten Blättern und reichverzweigten, weißen Blütenständen. Aus den schwarzen, glatten, eßbaren, kugligen Früchten und den jungen Blättern wird Tinte gekocht. In Galleriewäldern, Baumsteppen und auf Farmen weit verbreitet. Das weiße, mittelschwere Holz dürfte sich besonders für Möbel gut eignen. In Oberguinea werden Schiffsplanken und Furniere daraus gemacht, die Eingeborenen benutzen es für Boots- rippen. Vitex camporum Buettn. (Idjawli, Akposso, Panyero buda, Tschaudjo) mit dreizähligen, aber auch einfachen, unterseits behaarten Blättern, blauen Blüten und ähnlichen, aber mehr eichelartig gestreckten

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Früchten bleibt wohl meist nur strauchartig, während eine dritte, noch unbestimmte Art (Insuo kotö, Mangu) mit gleichfalls dreizähligen Blättern, aber filzig behaarten Früchten nach Mellin ein großer Baum werden soll, aus dessen Holz die Eingeborenen Geräte zum Fischfang herstellen.

Premna Zenkeri Gürke. Ein hoher Baum Kameruns, den Kersting an Berghängen Basaris auch in Togo auffand. Er hat einfache, breit- eiförmige Blätter, seine weißen, kleinen Blüten sind zu fußlangen Rispen vereinigt. Das Holz ist dem von Vitex Cienkowskyi durchaus gleich.

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E 2% Fig. 12. Vitex Cienkowskyi K. et P. A Blühender Zweig, B Blüte, aufgeschnitten, C, D Staubblätter, #& Fruchtknoten, F derselbe längs durehschnitten, @ derselbe quer durchschnitten, H Frucht längs- durchsehnitten, J Embryo.

Avicennia africana P. B. (Amu-ati, Ewe). Dicht belaubter Baum von 12—15 m Höhe und 0,5 m Dicke mit oben dunkelgrünen, unten grauen Blättern und schmutzig weißlichen Blüten. Er blüht

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und fruchtet zugleich im Januar und Februar und ist ein Bestandteil der Mangrove an der Lagune. Sein Holz, das man in Gabun beim Schiffsbau verwertet, ist mir nicht bekannt, es könnte aber von Be- deutung sein, da die verwandte, in Ostafrika verbreitete Avicennia offi- einalis L. durch ein hartes, schweres, schön violett gefärbtes Holz aus-

gezeichnet ist.

Fig. 13. Newbouldia laevis (P. B.) Bth. A Blühender Zweig, B Knospe, C durchschnittene Blüte, D Staubblatt, E Kelch und Griffel, F Fruchtknoten, G& derselbe durchschnitten, H aufgesprungene Frucht, J Same, K Embryo.

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Bignoniaceae.

Die Blätter der aufgezählten Arten sind sämtlich gefiedert, ihre Früchte lange Schoten, die mit zwei Klappen aufspringen, die Samen, mit Ausnahme derer von Kigelia, haben einen häutigen Samen, die In- floreszenzen sind traubig oder rispig.

Spathodea eampanulata P. B. (Adadasö, Ewe, Gbetschi-gbetschi, Atakp.). Wundervoller, dichtbelaubter, 30 m hoher Baum mit schir- mig ausgebreiteter Krone und graugrüner, warziger Rinde. Zur Blüte- zeit der schönste Schmuck des Uferwaldes und der Berglehnen. Liebt feuchteren, humusreichen Standort, wird von Europäern gewöhnlich Tulpenbaum genannt, ist in Nord-Togo selten. Die fast faust- großen Blüten sind leuchtend scharlachrot, die Knospen mit einer unter Druck stehenden, schwach süßlichen, wässerigen Flüssigkeit erfüllt, was den Kindern Veranlassung gibt, sie als Spritzen zu benutzen. Das Holz soll einen eigentümlichen Geruch haben, ob es verwendbar ist, kann ich nicht sagen.

Newbouldia laevis (P. B.) Bth. [Fig. 13.] (Lifui, Ewe, Abobo&, Atakp., Akinäle, Tschaudjo). Mittelgroßer Steppenbaum, der aber bei und in den Dörfern darum besonders häufig ist, weil er seiner leichten Heranzucht aus Stecklingen wegen ein beliebtes Material für Einzäunungen darstellt. In der Jugend wächst er schlank aufrecht, später senkt er seine außergewöhnlich langen Äste zum Boden nieder. Die Blüten werden bald als rosenrot, bald als violett, bald als hellblau bezeichnet. Das hellfarbige Holz ist ziemlich schwer, sehr gleichmäßig im Gefüge, dem von Vitex Cienkowskyi ungemein ähnlich.

Markhamia tomentosa (Bth.) K. Sch. (Tschitschine, Atakp.) Großer Baum, der besonders den Gebirgen eigen zu sein scheint. Seine Blüten sind gelb mit roten Streifen, die Blätter, wie auch die langen, schmalen Hülsen licht gelbbraun behaart. Die Blütenknospen dienen wie die von Spathodea den Kindern als Spielzeug. Holz gleich dem der vorigen Art. Markhamia lutea (Bth.) K. Sch. entwickelt sich für gewöhnlich nur strauchartig, wird seltener ein Baum von 6—8 m Höhe mit schwärzlicher, warziger Rinde und ebenfalls gelben, sehr wohlriechen- den Blüten.

Stereospermum Kunthianum Cham. [Fig. 14.] (Ekö-dekä d.h. nur eine Wurzel, Atakp., Essobelia, Tschaudjo). Kleinerer Baum von höchstens 10 m hohem, aber ziemlich dickem Stamm, mit grünlich- grauer abblätternder Rinde, zur Blütezeit von weitem einem blühenden Pfirsichbaum gleichend. Die Blüten, die vor den Blättern erscheinen, sind rosa mit weißem Saum und rotbraun gestreifter und gesprenkelter Lippe. Häufig in den Baumsavannen Togos, gelegentlich auch im Hoch- walde. Die junge Rinde wird von Mädchen zum Braunfärben der

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Lippen gebraucht, um den Schein zu erwecken, als hätten sie Kola ge- kaut, worauf sie stolz sind (Kersting). Holz wie das der vorigen Art.

Kigelia africana (Lam.) Bth. (Nyakpekpe, Ewe, Njäkpokpo; Anecho, Njäkpe, Anlo, Abilü, Tschaudjo). Der bekannte Leber- wurstbaum, der besonders an feuchteren Stellen in der Steppe und an Flußläufen vorkommt. Im Holz, das sich vielleicht für kleinere Bauten eignet, bildet sich ein brauner Kern aus.

Fig. 14. Stereospermum Kunthranum Cham. A Blühender Zweig, B Knospe, C aufgeschnittene Blüte, D Staubblatt, X Frucht, F Samenträger und Samen von der Seite gesehen, 7, @ Samen von vorn und hinten gesehen, J Same durchschnitten, X Embryo.

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Rubiaceae.

Alle Angehörigen der Familie haben gemeinsam, daß die einfachen Blätter sich paarig gegenüberstehen und am Grunde mit Nebenblättern, oft freilich nur in Form kleiner Spitzchen, versehen sind.

Hymenodietyon Kurria Hochst. Kleinerer Baum und Strauch in Galleriewäldern und im Gebirge. Das dichte Holz von heller Ma- hagonifarbe wird in Indien zu landwirtschaftlichen Geräten, Schäften, Spielwaren usw. verarbeitet. (Wiesner.)

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Fig. 15. Orossopteryx africana (Wint.) K. Sch. A Blühender Zweig, B aufgeschnittene Blüte, C Fruchtknoten und Kelch durch- schnitten, D Frucht, E dieselbe durchschnitten, F Same, @ derselbe durchschnitten.

Crossopteryx afrieana (Wint.) K. Sch. [Fig. 15.] Tyenyeolo oder Pasau, Tschaudjo). 10 m hoher Baum, in den Steppen der Küstenzone wie des Innern zerstreut. Nach dem Gutachten eines Importeurs ist das Holz eins der besten Togos. Es ist hellbraun, sehr hart und schwer, von feiner Struktur. Die Eingeborenen fertigen Weberschiffchen, Schreibtafeln für Koransprüche u. dergl. daraus.

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Adina miecrocephala Hiern. (Barä, Tschaudjo). 30 m hoher Baum an Flußläufen Sokode-Basaris. Das Holz steht dem der vorigen Art sehr nahe, hat aber frisch einen eigentümlichen Geruch und fühlt sich wie geölt an. Die zerkauten Zweige des Baumes werden als Zahn- bürsten gebraucht.

Mitragyne macrophylla Hiern. (Yöwi oder Tögba, Atakp.) Sehr hoher Riesenbaum an sumpfigen Bachufern mit vortrefflichem Holz, aus dem die Eingeborenen besonders Türen und Trommeln fertigen. Mitragyne inermis (Willd.) K. Sch. (Intyü, Dyakossi, Shero, Da- gomba) bleibt kleiner, findet sich fast überall auf Boden, wo zeitweise Wasser steht. Sein gelblich-weißes Holz wird als bestes für Pfosten und Dachsparren betrachtet, ist aber sicher auch ein schönes, leicht zu bearbeitendes Möbelholz. Mitragyne africana Krth. (Sesseu, Atakp.). Kleinerer Baum auf feuchten Wiesen und im Überschwemmungsgebiet von Bächen, seine Blüten duften wie Heu. Das sehr bemerkenswerte Holz ist termitenfest, hart und wird als Bauholz, insbesondere für Hüttentüren, allgemein verwendet. Das Holz der Mitragyne-Arten, die alle einen wasserreichen Boden bevorzugen, steht bei vielen Völkern des äquatorialen Afrika in hohem Ansehen, weil es trotz seiner Dauer- haftigkeit sich leicht schnitzen läßt und im Wasser schwer verwittert.

Sarcocephalus sambueinus (Winter.) K. Sch. (Akukobasa, Ewe, Nyimö, Atakp., Kedjetjelo, Tschaudjo). Kleiner, strauchiger Baum, mit langen, vankenartigen Verzweigungen, weißen duftenden Blumen und erdbeerfarbenen Früchten. Das Holz, welches nur in schwachen Dimensionen zu haben ist, kommt seiner Härte und Farbe wegen mög- lichenfalls für Einlegearbeiten in Betracht.

Gardenia Thunbergia L. f. (Fifei, Ewe, Fifäti, Anecho, Längana, Kratschi, Kau kutöku, Tschaudjo). Strauch oder klei- nerer Baum mit sehr starrem Geäst, weißen duftenden Blüten und gelben, wie Holzäpfel schmeckenden, spindelförmigen, etwas zugespitzten Früchten, zerstreut, mitunter in kleinen Beständen in der Steppe. Aus dem weißen, ziemlich festen Holz werden Löffel und dergleichen ge- schnitzt. Gardenia ternifolia Sch. et Th. (Kau köure, Tschaudjo, Nassarli oder Nabuli, Dyakossi). Im Habitus der vorigen ähnlich, aber Früchte dick walzenförmig, kleinen Gurken ähnlich. Gardenia medieinalis Vahl. (Kau belia oder abalia, Tschaudjo), ebenso, aber Früchte viel kleiner, rundlich und längsgefurcht. Das Holz dieser wie auch der Gardenia assimilis Afz. u. G. Abbeokuta Hiern., die in Hoch- wäldern als Unterholz vorkommen, dürfte von dem der @. Thunbergia wenig verschieden sein.

Pleetronia vanguerioides (Hi.) K. Sch. (Dädäfünde, Atakp.) Mittlerer Baum, oft auch als Strauch in Ufergallerien und Bergwäldern.

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Das Holz hat wohl nur Brennholzwert, ebenso wie das von Pavetia Baconiana Hiern, (Gengerre biesö, Mangu) und P. cerassipes K. Sch. Morinda eitrifolia L.? (Amakö, Ewe, Ak6&, Atakp., Maticki, Ho, Ketyelenga, Tschaudjo). Baum von 10 m Höhe und breiter, schattiger Krone, der fast das ganze Jahr über blüht und fruchtet. Die Blüten stehen in einem kleinen kugligen Haufwerk beisammen, die grüngelben schwammigen Früchte verwachsen so miteinander, daß eine in polygonale Felder geteilte Scheinfrucht von 1,5—2 em Durchmesser entsteht. Das weiße Holz des Stammes ist minderwertig, das Holz der Wurzeln wird auf den Eingeborenen-Märkten zum Gelbfärben verkauft. Es scheint, daß in Togo zwei Arten der Gattung Morinda vorkommen, von denen die eine an der Küste verbreitete die echte Morinda_ ceitri- folia Ostasiens und der Südsee ist, die andere, besonders in Nordtogo heimische eine neue Art darstellt, die durch viel kleinere Früchte charakterisiert ist. Die von Morinda eitrifolia werden birnengroß.

Compositae.

Vernonia senegalensis Less. (Avenya, Ewe, Tusımä oder Tingma, Tschaudjo). Die einzige Art der Familie, die einen bis 6 m hohen und bis 25 cm dieken Stamm ausbildet. Die Blätter sind graugrün, die zu reichverzweigten Infloreszenzen vereinigten Blüten gelblich-weibß. Das Holz ist mäßig schwer, ziemlich dicht, leicht bräunlich und gut schneidbar. Von den vielen Pflanzen, deren Zweige und Wurzeln zu Pinseln zerkaut als Zahnbürsten gebraucht werden, ist diese die ge- schätzteste.

Schon jetzt ein Urteil darüber abgeben zu wollen, welche von den aufgeführten Holzarten einmal zu einem lohnenden Handelsartikel wer- den könnten, ist nicht möglich. Zwar wurden mehr als 100 davon be- reits fachmännisch geprüft, aber sie lagen nur in einzelnen Stamm- stücken vor, nach denen ein abschließendes Gutachten nicht gefällt werden kann. Man denke nur an folgendes. Einem Stammstück kann man es von außen nicht ansehen, wie es im Innern beschaffen ist. Zeigt sich nun beim Schneiden, daß etwa der Kern angefault ist oder daß Bohrwürmer das Holz teilweise zerstört haben, so ist ein absprechendes Urteil die Folge. Zufällige Umstände führen zu einer unzulässigen Verallgemeinerung. Ich unterlasse es darum auch, die aufgeführten Hölzer in verschiedene Wertklassen einreihen zu wollen. Dazu wäre, wie die Verhältnisse liegen, nur ein Holzexperte in der Lage, der an Ort und Stelle umfassende Prüfungen vornähme und dabei berück- sichtigte, in welchen Mengen und in welchen Längen- und Dicken-

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dimensionen die einzelnen Holzarten geliefert werden könnten. Was man zurzeit hier in Deutschland allein zu tun vermag, ist, auf die- jenigen Sorten hinzuweisen, die einer besonderen Beachtung und einer eingehenderen Untersuchung wert erscheinen, von denen es in erster Linie angebracht ist, größere Massen versuchsweise auf den Markt zu bringen. Ich begnüge mich, sie aufzuzählen, in einer Reihenfolge, die vom Höchstwertigen zum Geringwertigeren hinabsteigend, meiner persön- lichen Auffassung von der Güte der einzelnen Arten entspricht:

Ohlorophora excelsa, Pterocarpus erinaceus, Erythrophloeum guineense, Khaya Klainii und senegalensis, Dalbergia melanoxylon, Piptadenia Kerstingüi, Detarium senegalense, Anogeissus leiocarpus, Mimusops multinervis, Bu- tyrospermum Parkü, Prosopis oblonga, Dialium guineense, Lophira alata, Terminalia dietyoneura und macroptera, Diospyros mespiliformis, Meitragyne macrophylla, Limonia Warneckei, Parinarium euratellifolium. Dr.Kersting rühmt außerdem als gute Möbelhölzer Pentadesma Kerstingü, Albizzia Brownei, Lonchocarpus sericeus, Burkea africana, Pseudocedrela Kotschyi und Parinarium Kerstingü. Für sehr beachtenswert hält er dazu Cyno- metra megalophylla, Ormosia laxiflora, Afzelia africana, Crossopteryx afri- cana, Adina microcephala, Cola laurifolia und Faurea speciosa.

Die Aufforstungsbestrebungen in Togo haben zur Einführung einer ganzen Reihe fremder Baumarten geführt, so namentlich des Tiekholzes und der Casuarinen. Ich muß es mir versagen, hier näher auf sie ein- zugehen. Aufgezählt findet man sie im Amtsblatt für Togo, 2. Jahr- gang, Heft 20 und an gleicher Stelle einen Bericht Dr. Kerstings über die Erfolge, die man mit ihnen und der Anpflanzung heimischer Holzgewächse erzielt hat.

3. Faser-, Flecht- und Bindestoffe.

In der folgenden Übersicht beschränke ich mich nicht auf die eigentlichen Textilfasern, sondern berücksichtige auch die Stoffe, welche in der Seilerei, der Bürsten-, Besen- und Papierfabrikation, sowie zum Flechten, Polstern, Dachdecken und zum Anbinden in der Gärtnerei gebraucht werden. Auch die Rinden, soweit sie den Negern zur Be- kleidung dienen, werden Erwähnung finden. Es handelt sich um Stengelgebilde, Wurzeln, Blätter, Blütenstände, Gefäß- und Bastbündel, Samen- und andere Haare, endlich um Holzstoff, sowohl natürlichem als durch chemische Mittel in Zellulose umgewandeltem. Ich zähle im allgemeinen, hier wie auch später, nur Pflanzen auf, deren Vorkommen in Togo sichergestellt ist, sei es, weil-mir im Lande selbst gesammelte Specimina vorlagen, sei es, weil ihr Vorhandensein aus ihrer sonstigen Verbreitung mit Bestimmtheit anzunehmen ist.

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Pandanaceae.

In Togo sind bisher zwei Arten der Gattung Pandanus festgestellt worden, P. togoensis Wrbg. und P. Kerstingii Wrbg. und von beiden wird angegeben, daß ihre festen, zähen bis 1 m langen Blätter zur Anfertigung von Matten dienen. Die erste Art, von der weder Blüten noch Früchte gesammelt wurden, soll einen walzenförmigen, gelblich- braunen mit Blattresten bedeckten Stamm von 2 m Höhe entwickeln. In Ewe heißt sie Kpa. Die andere, die bis 10 m hoch wird, heißt in der Tschaudjosprache Abä. Beide kommen an Flußläufen vor und bilden an diesen zuweilen geschlossene Bestände. Ob etwa die Fasern der Blätter ähnlich wie die von Pandanus utilis auf Mauritius auch zu groben Gespinsten als Ersatz für Jute verwendet werden können, ist noch zu untersuchen. |

Palmen.

Eingehendere Aufschlüsse darüber, wie gerade die Eingeborenen Togos die verschiedenen Palmen ihres Gebietes auf Faser- und Flecht- stoffe hin ausbeuten, stehen mir nicht zur Verfügung, da ich aber glaube, daß sie sich darin wenig von ihren Nachbarvölkern unter- scheiden werden, gebe ich nach Moloney und Wiesner wieder, was für die westafrikanischen Arten im allgemeinen gilt. Außer denen, die ich aufzähle, gibt es ohne Zweifel auch noch andere, so namentlich schlingende Spezies, die gewöhnlich als Rotangpalmen zusammengefaßt werden, aber vorläufig stehen Belege für solche noch aus.

Raphia vinifera P. Beauv. (Ala, Ewe, Kpakö, Anago, Ollo, Akposso, Täro, Tschaudjo). Über die Verbreitung dieser Palme in Togo sind wir noch nicht unterrichtet, wissen auch noch nicht, ob nicht mehrere Arten der Gattung vorkommen, deren unterscheidende Merkmale der Aufmerksamkeit bisher entgangen sind. Das Auftreten an Fluß- und Bachufern, sowie an sumpfigen, nassen Stellen überhaupt, wird aber jedenfalls allen gemeinsam sein, ebenso die ganz außer- gewöhnliche Länge der Blätter und die wurstförmige Gestalt der riesigen Fruchtstände. Ein eigentlicher oberirdischer Stamm wird entweder gar nicht ausgebildet, oder er erreicht wenig über Mannshöhe. Die Palme liefert zweierlei Sorten von Fasern, die als Piassave und Bast zu trennen sind. Erstere, aus den Gefäßbündeln der Blattscheiden bestehend, wird aus Liberia ausgeführt und zu billigen Besen und Bürsten verarbeitet, vermag aber nicht mit der viel geschmeidigeren Bahia -Piassave zu konkurrieren. Nach Kersting ist die Togopiassave noch minder- wertiger als die von Liberia stammende. Der Bast ist verschiedener Art, je nachdem er aus einer oberflächlichen, abziehbaren Schicht der

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Blattmittelrippe oder aus einer unter der Oberhaut gelegenen Schicht der Blattfiedern gewonnen wird. Der eine ist sehr zäh und dient in Streifen geschnitten zum Flechten von Matien, Körben, Bettgurten, Hängematten und dergleichen, der andere findet als Bindebast für Gärtner auch in Europa Verwendung, manche Eingeborenenstämme Westafrikas stellen auch Garne und Gewebe daraus her, die Togo-

Fig. 16. Phoenix spinosa Sch. et Th.

neger verarbeiten ihn zu Säcken für Kaurimuscheln, Hirse, Mehl usw. Die Mittelrippen selbst, die Festigkeit mit Elastizität vereinen, spielen beim Hütten- und Brückenbau der Eingeborenen eine nicht un- wichtige Rolle, auch zu Ruder- und Tragstangen werden sie verarbeitet.

Phoenix spinosa Sch. et Th. (Ph. reclinata Jacq. Siehe 8. 3). [Fig. 16.] Aus einem kriechenden Wurzelstock entsteht zunächst dichtes, dorniges Gestrüpp, erst später erheben sich daraus fast stets gebogene oder geneigte, von Blattresten rauhe Stämme, die selten über 10 m hoch werden und an derSpitze eine meist kleineKrone von Fiederblättern tragen. Die orangegelben Früchte gleichen Datteln, sind aber viel kleiner. Die Fiedern eignen sich vorzüglich zur Mattenfabrikation, aus den jungen, noch nicht entfalteten Blättern stellt man in Akra Hüte her. Die Togoneger trocknen die jungen Fiedern, färben sie schwarz, gelb oder rot, neuerdings unter Benutzung von Anilinfarben auch in anderen Nüancen und flechten dann schön gemusterte Matten daraus, die als Schlafunterlagen dienen und einen nicht unbedeutenden Handelsartikel bilden. Die echte Dattelpalme findet sich gelegentlich angepflanzt in Togo. Es ist bekannt, daß der Bast ihrer Blätter, namentlich in Ägypten, eine ungemein vielseitige Verwendung findet und besonders zu Stricken, Netzen, Tragkörben usw. verarbeitet wird.

Elaeis guineensis Jacq. (Siehe S. 3.) Wie die der meisten Pal- men geben auch die Blätter der Ölpalme ein willkommenes Material zur Dachbedeckung und zu allerlei Flechtwerk ab. Daneben sollen aber nach Dodge die Einzelfiedern in einem gewissen nicht zu jungen und nicht zu weit vorgeschrittenen Altersstadium eine Faser enthalten, die außerordentlich fein und zugleich von großer Zähigkeit ist. Die Fischleinen der Eingeborenen sollen aus ihr vorzugsweise gefertigt sein. Dodge bedauert, daß sie nicht ausgeführt werden könnte, weil ihre Präparation zu viel Mühe und Zeit erfordere und darum zu kost- spielig sei. Der faserige, innere Teil des Fruchtstandes dient nach Entfernung der Früchte als Besen, mit dem die Steine zum Vermahlen des Mehls vor dem Gebrauch abgefegt werden.

Cocos nueifera L. (Siehe S. 3,) Die Gefäßbündel des Frucht- mantels stellen das wertvollste Faserprodukt der Kokuspalme dar, Coir genannt. Im primitiven Verfahren wird es dadurch gewonnen, daß man die Fruchtschalen in Wasser faulen läßt und dann die Fasern durch Klopfen von dem noch anhängenden anderweitigen Gewebe- elementen befreit. Tausend Nüsse, die in ihren verschiedenen Varietäten nicht alle gleich ausgiebig sind, liefern etwa 45—60 kg lange, feine und 7—12 kg kurze Bürstenfasern (Wiesner). Die hauptsächlichste Anwendung findet Coir zur Herstellung von Schiffstauen, wozu es sich darum besonders eignet, weil es große Dauerhaftigkeit und Festigkeit

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mit einem geringen spezifischen Gewicht vereinigt. Üoirtaue schwimmen auf dem Wasser. Eine Ausfuhr von Coir aus Togo findet meines Wissens noch nicht statt. Die Hauptmengen davon kommen nach Europa aus Ceylon und Indien. Es hat sich hier in neuester Zeit zu einer der wichtigsten groben Pflanzenfaser, welche die Industrie aus den warmen Ländern bezieht, emporgeschwungen. Es wird zu Schnüren, Seilen, Teppichen, Bürsten, groben Pinseln, plüschartig gewoben zu Fußdecken, auch zu Maschinentreibriemen verwendet. Die ÜCocosfaser wird auch mit Wollgarnen zu schön gemusterten Matten, Läufern und dergleichen verwoben. (Wiesner.) In den Ursprungsländern be- nutzen die Eingeborenen neben dem Coir häufig auch das Faserwerk der Blattstielbasen für grobe Säcke,

Borassus flabelliformis Murr. und Hyphaene togoensis Dam- mer. (Siehe S. 3.) Beides sind Fächerpalmen. Das Gefäßbündelnetz der Blattscheiden von Borassus gibt einen Ersatz für afrikanische Piassave ab und ist unter dem Namen Bassine im Handel. Hyphaene togoönsis, wahrscheinlich nur eine Varietät oder Form der weitverbreiteten Dumpalme (Hyphaene coriacea Gärtn.), ist durch ihre gablige Ver- zweigung charakterisiert. Ihre Blätter in Streifen geschnitten dienen zum Flechten von Matten, Körben und Hüten. In Loango macht man aus den fingerbreiten Blattstreifen der dortigen Dumpalme die all- bekannten Mattensäcke, in denen Palmkerne, Erdnüsse usw. nach Europa versandt werden und die dann bei uns in die Papierfabriken wandern. (Gilg.)

Anhangsweise will ich erwähnen, das Carludovica palmata R. et P. aus der den Palmen sehr nahestehenden Familie der Cyclanthaceen in Togo eingeführt und durch Dr. Kersting angepflanzt worden ist. Ihre zerschlitzten, noch nicht entfalteten Blätter, liefern ein Stroh, aus dem die wertvollen Panamahüte geflochten werden.

Gräser (Gramineae).

Obwohl schon gegen 100 verschiedene Grasarten in Togo auf- genommen worden sind, dürfte ihre Zahl und damit auch die Zahl der nutzbaren bei weiterer Durchforschung gewiß noch sehr gesteigert werden. Ich führe nur wenige auf, komme aber bei Besprechung der Nähr- und Futterpflanzen auf sie zurück.

Zea Mays L. (Ebli oder Kpeli, Ewe). Vom Mais, der in drei Varietäten überall angebaut wird, kommen zunächst die Hüllblätter der Kolben in Betracht. Sie gewinnen in neuerer Zeit für die Papier- fabrikation eine immer steigende Bedeutung, spielen auch zum Ein- wickeln für den Versand bestimmter Südfrüchte, so der Zitronen, Orangen und Apfelsinen, eine Rolle, werden da und dort als Ersatz

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für Zigarettenpapier verwandt und dienen endlich als Polstermaterial zum Ausstopfen billiger Matrazen, Kissen, Stühle und Sättel. Sodann hat sich die Industrie, hauptsächlich in Amerika, auch der von den Körnern befreiten Kolbenspindeln bemächtigt, die ja in den Erzeugungs- ländern zu Millionen zu haben sind und früher als wertlos der Fäulnis überlassen wurden. Man trennt auf maschinellem Wege die äußeren Teile der Spindeln von dem inneren Kern, verarbeitet jene zu einem sehr geschätzten Futtermittel, diesen zu einer Zellulose, die als Packun- gen für Kriegsschiffe, für die Zelluloidfabrikation, zur Herstellung einer Art von Linoleum und noch manchem anderen brauchbar ist. Imperata eylindrica (L.) P. B. [Fig. 17.] Auf altem Farmland geschlossene Massen bildend, ist zum Decken der Hütten beliebt. Saccharum offieinarum L. Die nach dem Auspressen des Zuckerrohrsaftes zurückbleibenden Schäfte werden in manchen Erd- strichen an Papiermühlen abgegeben. Rhytachne Kerstingii Pilger. (Löe, Kabure, Lokü, Tsch audjo). Ein bis 3 m hohes Gras, das an der Küste wie im Innern in feuchten Nıiederungen in der Weise auch angebaut wird, daß man die geteilten Wurzelstöcke auslegt. Die Schäfte, die solid, nicht hohl sind, werden allgemein für Pfeile, von der Ewebevölkerung auch zum Flechten von Körben und Fischreusen gebraucht. Die Kongkombas stellen aus einer Rhytachne-Art, die sie Lipomäle nennen, sehr schöne, leichte Strohhüte her. Andropogon Sorghum (L.) Brot. (Wo, Ewe). Die entkörnten, steifen Rispen mancher Varietäten werden überall in der Welt, wo Sorghum gebaut wird, als Besen benutzt. Als sogenannte Reisbesen sind sie in Italien sogar ein Handelsartikel.e. Auch zu Waschbürsten verarbeitet man sie, wozu auch die Wurzeln sich eignen sollen. Die langhalmigen wilden Andropogon- Arten, wie A. semiberbis Kth., A. Gayanus Kth., A. diplandrus Hack., A. Ruprechtii (Fourn.) Hack., die oft weite Flächen bedecken, werden wohl in Togo, wie anderwärts in Afrika, ein beliebtes Material zum Dachdecken abgeben. Die Wurzeln von A. Ivaraneusa Roxb., die in der Kolonie als Varietät proximus (Hoch.) Hack. vorkommt, liefern in Indien sogenanntes Vettiver für grobe Gewebe, Seile, Teppiche usw. (Wiesner.) Panicum sanguinale L. Langhalmige Formen des Grases werden gelegentlich in Westafrika zum Flechten von Strohhüten verwendet. Oryza sativa L. Reisstroh hat bekanntlich für die Papier- fabrikation, besonders in Japan, eine wichtige Bedeutung gewonnen, ebenso da und dort zur Herstellung von Flechtwerken. In Togo wird Reis sorgfältig in den Furchen zwischen Sorghum angebaut. Pennisetum longisetum K. Sch. Die Pflanze, die 21/, m hoch wird, ist im Agomegebirge wenigstens zu einem Drittel an der Zu-

. 18. Pennisetum purpureum Sch. et Th. A Blatt und Ähre, B Gruppe von Ährchen.

Fig

Z innere

(L.). C,D

B Ährchen, F Fruchtknoten.

Fig. 17. Imperata eylindrica Spelzen,

A Blühende Pflanze,

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sammensetzung der Grasnarbe beteiligt. Nach der Reife werden die Halme zum Dachdecken benutzt. Dasselbe dürfte auch für Pennisetum purpureum Sch. et Th. [Fig. 18] (Adä, Ewe) gelten, das in den Niede- rungen oft dichte Bestände bildet, von den Europäern meist Elefanten- gras genannt wird und bis 5 m Höhe erreicht.

Aristida adscensionis L. v. coerulescens (Desf.) Dur. et Schinz. In Indien fertigt man Bürsten aus den Wurzeln dieses Steppengrases,

Sporobolus indieus L. In Brasilien stellt man aus den Halmen Strohgeflechte her, die durch Schwefeln gebleicht und zu Hüten weiter verarbeitet werden.

Trichopteryx togoensis Pilger (Sangombe, Mangu). In Yendi- Mangu sind die Armringe, welche die Weiber tragen, aus diesem Grase geflochten. Von anderen Arten der Gattung als T, ambiens K. Sch., T. elegans (Hoch.) Bth., T. hordeiformis Stapf und T. Kerstingüi Pilger, die mit Ausnahme der letzteren auf feuchten, zeitweilig überschwemmten Strecken vorwiegen, wird eine gleiche oder sonstige Verwertung nicht angegeben.

Phragmites vulgaris (Lam.) Crep. Unser gemeines Schilfrohr ist auch an den Flüssen und Bächen Togos häufig und dürfte ebenso wie hier zu Lande zum Dachdecken, zum Bekleiden von Wänden und für grobe Matten gebraucht werden.

Oxytenanthera abyssinica (Rich.) Munro. Ein 6-8 m hoch werdender Bambus, der bisher nur durch Dr. Kersting eingeschickt worden ist. Er kommt auf Quarzitfelsen bei 700 m Meereshöhe in den Gebirgen Sokod&-Basaris vor. Zweifellos sind auch noch andere Bambusarten vorhanden, aber wir wissen nichts über sie, wissen auch nicht. ob und in welcher Weise die Eingeborenen sie sich zunutze machen. Dr. Kersting glaubt, daß Bambus in Westafrika nie die Rolle wie etwa in Indien spielen werde, weil Bohrkäfer die Stangen sehr schnell zerstören. Der Bambus der Bachläufe, der viel höher wird als Oxytenanthera, blüht nach ihm nur alle 4 bis 5 Jahre und geht dann ein.

Cyperaceae.

Cyperus Papyrus L. Ob diese Papierpflanze der Alten den Ein- geborenen irgend welchen Nutzen gewährt, ist mir nicht bekannt, da- gegen werden sie wohl sicher manche Cyperus-, vielleicht auch Secleria- und Fimbristylis-Arten, so namentlich Oyperus flabelliformis Rottb., zur Mattenfabrikation oder anderem Flechtwerk verwerten,

Flagellariaceae.

Flagellaria indiea L. [Fig. 19.] Die äußerst zähen Stengel dieser hoch im Gebüsch aufsteigenden Rankenpflanze sind in der Südsee zum Binden und Verschnüren von Lasten sehr beliebt.

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Fig. 19. Flagellaria indica L. var. guineensis (Schum.) Engl.

A Blühender Zweig, B Blüte, C dieselbe geöffnet, D Fruchtknoten, E Zweig des Fruchtstandes, F Frucht, G dieselbe durchschnitten.

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Bromeliaceae.

Ananassa sativa Lindl. (Atoto, Ewe.) Ein Versuch, die Ananas- faser in den Handel zu bringen, ist in Togo noch nicht unternommen worden. Nach den widersprechenden Angaben, die über sie gemacht werden, läßt sich auch nicht sagen, ob man einen Erfolg von ihm er- hoffen darf. Dodge wiederholt Watt, indem er sagt: Sowohl die wilde wie angebaute Ananas liefert Fasern, welche, wenn versponnen, die des Flachses an Festigkeit, Feinheit und Glanz übertreffen. Semler und andere halten sie nur für Stricke geeignet. Auf den Philippinen wird sie mit Baumwolle und Seide zugleich versponnen und liefert dann ein Gewebe, das für Tücher und Hemdenstoffe geschätzt ist. Zu ge- winnen ist sie nur aus frischen Blättern, wobei deren Entwicklungsstadium zu berücksichtigen ist. Je älter sie werden, um so spröder und wert- loser wird die Faser, die ganz junger besitzt noch keine genügende Festigkeit.

Liliaceae.

Sanseviera-Arten. Bisher ist das Vorkommen mehrerer Arten nicht sichergestellt, doch finde ich bei Westermann für Sanseviera den Ewe- Namen Dzogbeblobe verzeichnet und ist ebenso aus ihrer allgemeinen Verbreitung zu schließen, daß sie nicht fehlen werden, zum mindesten S. guineensis Willd. [Fig. 20] und höchstwahrscheinlich auch $. eylindriea Boj. [Fig. 21] nicht. Die Blätter der ersteren, zu der ein von Dr. Kersting aufgenommenes Exemplar (Bangba ningbamü d. h. Eselsohr in Tschaudjo) vielleicht gehört, sind flach, graugrün gebändert, handbreit und bis 1!/; m lang, die der anderen, die 2 m Länge erreichen, sind spießförmig, im Querschnitt fast kreisrund. Der Blütenstand beider ist eine lockere Traube, an der die Blüten in kleinen Büscheln beieinander sitzen. Die Faser, die unter dem Namen Bowstring hemp im Handel ist, wird in Akra in der Weise von den Eingeborenen gewonnen, daß sie die Blätter zuerst zwischen zwei Steinen zerquetschen, dann für drei Tage in wassergefüllte Gruben oder auch in feuchte Erde legen und schließlich die Bastelemente durch Spülen und Abstreifen des Parenchymgewebes frei machen. Sie verwenden sie zum Änfertigen von Tauen, Fischleinen, Netzen und Bogensehnen. In Ostafrika geben sich neuerdings auch Europäer mit der Ausbeutung der wilden Sansewera- Bestände ab und erzielen lohnenden Gewinn, da die Faser durch ihre Länge, Dauerhaftigkeit und Festigkeit für die Seilerei wertvoll ist. Für Gespinste ist sie zu grob. In Florida, Westindien und Oeylon werden Sansevieren auch kultiviert.

Alo&-Arten. Bekaunt sind zwei Arten von Togo, A. Barteri Bak. und A. Buettneri Berger, ob diese aber eine brauchbare Faser zu liefern

vermögen, steht dahin. 4

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Amaryllidaceae.

Sisalagave und Mauritiushanf sind eingeführt worden. Namentlich der Anbau der ersteren scheint allmählich in Aufnahme zu kommen.

Fig. 20. Sanseviera guineensis Wild. Fig. 21. Sanseviera eylindrica Bo).

A Blühende Pflanze, B Querschnitt ds A Blühende Pflanze, B Blüte, © Frucht- Blattes am Grunde, in der Mitte. knoten, D derselbe durschnitten.

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Tacecaceae.

Tacca pinnatifida Forst [Fig. 22]. (Dzogbenyabo, Ewe, Ludjü, Tschaudjo, Böti, Dyakossi). Eine in der ganzen Kolonie ver- breitete krautartige Pflanze, die aus unterirdischer bis faustgroßer Knolle mehrere reich zerteilte Blätter und einen bis meterhohen Blüten- schaft entwickelt. In der Südsee und in Ostafrika, wo sie gleichfalls häufig ist, gewinnt man aus den Blattstielen einen seidenweichen, glänzenden Bast, der sich für feineres Flechtwerk, Körbchen, Taschen, Tellerunterlagen, auch wohl für Damenhüte vorzüglich eignen dürfte.

Musaceae.

Wilde Bananen, aus deren Samen sich die Mohamedaner Rosen- kränze fertigen, kommen in Togo vor, doch scheinen sie zur Faser- gewinnung nicht benutzt zu werden. Die Fasern haben nicht den Wert des von Musa textilis Nöe abstammenden Manilahanfes, könnten aber

—. ul

für den örtlichen Bedarf, vielleicht auch für die Papierfabrikation in Betracht kommen. Hergestellt werden sie aus den Blattscheiden, die zusammen den Scheinstamm bilden. Musa textikis ist in einigen Ver- suchsgärten angepflanzt worden.

Zingiberaceae und Marantaceae.

Die großen Blätter der Aframomum-Arten, von denen aus Togo vier verschiedene bekannt sind, werden hier und da in Westafrika als Material zum Dachdecken geschätzt, die Blätter von Clinogyne flex- uosa Bth. (Fita, Haussa, Aworom, Asante) braucht man wie Papier, um frische Kolanüsse darin einzuwickeln.

Ulmaceae.

Die Rinde der Trema- und Celtis-Arten (siehe S. 3) ist sehr reich an Bastfasern, die namentlich in Indien zu groben Tauen und Stricken verarbeitet werden.

Moraceae.

Artocarpus ineisa Fort. Ob der Rindenbast des Brotfrucht- baumes gelegentlich ähnlich wie auf den Südsee-Inseln verwendet wird, ist mir unbekannt, dagegen steht es von einigen Ficus-Arten fest, daß sie den Eingeborenen einen Rindenstoff liefern, der in manchen Gegen- den Bekleidungszwecken dient. Es gilt das besonders von einem Feigen- baum, der in der Tschaudjosprache Batüre, in der Lossosprache Böga heißt und der, wie es scheint, nicht wild, sondern nur kultiviert vor- kommt. Man kappt die Bäume, wie es bei uns mit den Weiden ge- schieht, und klopft die 3—5 cm dicken Triebe, nachdem sie ihrer Ober- haut durch Schaben beraubt sind, auf steiniger Unterlage so lange mit einem andern Stein, bis der ganze Bastmantel sich durch „Umkrempeln* in toto abziehen läßt. Man erhält auf diese Weise eine Art groben Gewebes, das namentlich den Weibern in Losso eine etwa 10 cm breite Schambinde abgibt (Kersting). Der Baturebaum ist als Fieus rokko Warbg. et Schwfrth. bestimmt worden, wenigstens läßt er sich nach Mild- braed botanisch von dieser Art nicht unterscheiden. Mildbraed, der Gelegenheit hatte, viele Feigenbäume Zentral-Afrikas lebend zu studieren, ist der Ansicht, daß die speziell zur Rindenzeuggewinnung verwerteten Arten fast sämtlich Kulturvarietäten darstellen, die wohl der Eingeborene an Ort und Stelle auseinanderzuhalten vermag, nicht aber der Botaniker, der nur Herbarmaterial vor sich hat. So kennt auch der Tschaudjo sprechende Neger neben dem Batürebaum einen Kediabaum (in Losso Kedega), dessen Bast er nicht verwendet, obwohl er nach Blatt- und

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Fruchtzweigen mit jenem genau übereinstimmt. Möglichenfalls stellt der Kedia die ursprüngliche wilde Stammform des Ficus rokko dar. Noch höher geschätzt als Batüre wird in Sokod&-Basari nach Kersting der in der Lossosprache Lamböre genannte Feigenbaum. Der Rinden- stoff, der aus ihm erhalten wird, ist bei weitem heller in der Farbe. Lamböre gehört nach Mildbraed in die Verwandtschaft des Ficus Vogelii Miq. und steht dem aus Senegambien bekannten Ficus dob Warbg. nahe. Ich füge hinzu, daß der Rindenbast des Baturebaums, wie wahrscheinlich noch anderer Feigenarten zugleich auch ein brauchbares und vielbenutztes Material zur Herstellung von Stricken, Schnüren und Sattelgurten abgibt.

Urticaceae.

Fleurya aestuans (L.) Gaud. Eine häufige, krautige Schatten- pflanze, deren Stengelfaser in Kamerun zum Nähen und Binden ver- wertet wird, ob auch in Togo weiß ich nicht.

Es kommen gewiß in der Kolonie noch mannigfache andere Drti- caceae vor, so namentlich Boehmeria-Arten, deren Bastfasern der Be- völkerung auch nicht unbekannt geblieben sind, Belege dafür stehen mir aber nicht zur Verfügung. Von den Sammlern werden sie wegen ihrer unscheinbaren Blüten gewöhnlich wenig beachtet.

Leguminosae.

Entada scandens L. (Klokpakpa, Ewe), die bekannte Liane mit bis meterlangen Hülsen, ist jedenfalls im Küstengebiet verbreitet, wenn auch noch nicht gesammelt. Anderwärts in Afrika und Asien wird aus dem Bast eine Faser gewonnen, die zu Stricken, Seilen, Netzen usw. brauchbar sein soll.

Brachystegia-Arten kommen in Togo sicher vor, wenn auch Be- lege dafür fehlen. In Ostafrika verarbeitet man insbesondere die Rinde von Bracehystegia appendieulata Bth. in ähnlicher Weise wie die mancher Fieusspezies durch Klopfen zu Zeugstoffen für Bekleidungszwecke.

Bauhinia reticulata DC. (siehe S. 14) wurde schon bei den Hölzern erwähnt. Die Rinde wird als sofort zu verwendendes Binde- material zum Verschnüren von Knüppelholz, für Dach-, Zaun- und Brückenkonstruktionen verwertet. Aus ihren Fasern werden sehr halt- bare, wenn auch grobe Stricke und Taue gemacht.

Crotalaria retusa L. Kraut, mitunter auch am Grunde schwach verholzender Strauch, der bis 1!/, m hoch wird und namentlich auf altem Farmland auftritt. In Madras baut man die Pflanze vielfältig an und bedient sich ihrer Fasern zur Fabrikation von Seilerwaren und Segeltuchen.

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Sesbania aculeata Pers. Aus Togo liegt ein Spezimen vor, das wahrscheinlich zu dieser Art gehört, die auch sonst in Ost- und West- afrika häufig ist. Sie wird 2—3 m hoch und ist durch zart gefiederte Blätter und ungemein lange, dünne Hülsen gekennzeichnet. In Bengalen wird sie kultiviert, um aus den noch jungen Schossen Fasern zu ge- winnen, die dauerhafter und fester wie Jute sein sollen und daher hauptsächlich für Netze beliebt sind.

Vigna sinensis Endl. Wir haben von dieser Pflanze, die nur als Kulturgewächs vorhanden ist, zwei Varietäten zu unterscheiden. Die eine, die sich wieder in zahlreiche Formen spaltet, wird ihrer eßbaren Bohnen wegen angebaut und ist die bekannte Kel&ge der Ewe- bevölkerung, die andere scheint nur in Sokode-Basari gezogen zu werden und zwar ausschließlich um ihrer Fasern willen. Sie heißt Tingätü in Tschaudjo. Die Faser, welche ich prüfen konnte, ist ganz außer- ordentlich fest und verdient auch in Europa beachtet zu werden. Nicht die ganze Pflanze, die 1—2 m weit am Boden hinkriecht, liefert sie, sondern nur die bis armlang werdenden blattlosen Schäfte, an denen die Blüten und Früchte sitzen. In Kabure, wo die Pflanze Tschassi genannt wird, fertigt man Bogensehnen daraus, welch letztere dann weiter noch mit schmalen, von den Hülsen der Parkia africana abgezo- genen Streifen umwickelt werden. Die Kongkombas verwenden sie zu Fallenschnüren und Fischnetzen. Nach Dr. Kersting gibt die Pflanze nur auf fetten Tonböden gute Fasern. Bereitet werden sie in der Weise, daß man die abgeschnittenen Schäfte (Misi-tele) in den Tau legt, später wieder trocknet, worauf sich die Bastbündel ohne weiteres abziehen lassen. Ich füge hinzu, daß Vigna sinensis auch in Amerika, wo sie unter den Namen Catjang oder Cowpea vielfach als Futter- gewächs und zur Stickstoffanreicherung des Bodens gebaut wird, ge- legentlich der Fasergewinnung dient,

Einen eigentümlichen Gebrauch machen die Eingeborenen Togos von den Wurzeln der Parkia africana R. Br., von Derris Stuhlmanni (Taub.) Harms und Erythrina senegalensis DC. Sie klopfen sie so lange, bis alles leicht zerstörbare Gewebe zerquetscht und geschwunden ist und benutzen das übrig bleibende Fasergewirr als Badeschwamm. Aus 30—40 cm langen und 4—5 cm dicken Zweigabschnitten der Erythrina fertigt man in ähnlicher Weise auch Staubwedel.

Polygalaceae.

Securidaca longepedunculata Fres. [Fig. 23] (Atakpati, Atakp. Foji, Tschaudjo, Sate, Tamberma, Dyoro, Dyakossi, Ua magungüna, Haussa.) Kleines Bäumchen mit ledrigen, schmal -läng- lichen halbfingerlangen Blättern und roten, kleine Trauben bildenden

Blüten. Die Früchte sind einseitig gefligelt. Überall in Togo an Wasserläufen und in der Steppe verbreitet. Die jungen Zweige liefern die Buaze-fiber des Zambesilandes, von der behauptet wird, daß sie dem Flachs gleich zu achten sei.

see 4% Fig. 23. Securidaca longepedunculata Fres.

A Blühender Zweig, B Blüte, C dieselbe geöffnet, D, E Staubblätter, F Griffel und Narbe, G Fruchtknoten durchschnitten, 7 Zweig mit Frucht, J Same, K der- selbe durchschnitten, L Embryo.

Anacardiaceae. Lannea Barteri (Oliv.) Engl. (siehe S. 23.) Der Bast der Rinde

kann ohne weiteres zum Binden benutzt werden, auch einen Rinden- zeugstoff stellt man aus der Pflanze her.

bh

Sapindaceae.

Paullinia pinnata L. (Adiohe-hotschi d. h. Geisterkaurimuschel, Atakp., Gorogadäm, Tschaudjo, Tolundi, Dyakossi). Eine häufige Liane mit unpaar gefiederterten Blättern, deren Spindel geflügelt ist. Gibt eine für Stricke und Seile brauchbare Faser.

Tiliaceae.

Diese wie noch mehr die folgende Familie umfaßt eine große Zahl von Arten, die durch stark verdickte Bastelemente in ihrer Rinde aus-

Fig. 24. Corchorus olitorius L.

gezeichnet sind und die darum sowohl für die europäische Industrie als für die Eingeborenen aller Weltteile eine wichtige Rolle spielen. Corchorus-Arten. Wild bezw. verwildert vorkommend ist bisher in der Kolonie Corchorus olitorius L. [Fig. 24] (Singli, Ewe, Apösse, Kratschi) und C. acutangulus Lam. festgestellt worden. Erstere im Bunde mit C. capsularis L. liefert die Jute des Handels, scheint aber in Togo nur als Gemüsepflanze Beachtung zu finden. Wie weit ein im großen betriebener Anbau von Jute Aussicht auf Rentabilität hat, steht dahin. Im allgemeinen kann man sagen, daß sich der Anbau im Hinblick auf die gewaltige Konkurrenz Indiens nur lohnt, wenn sehr

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billige Arbeitskräfte zu haben sind und wenn die klimatischen Verhält- nisse ungefähr denen Bengalens entsprechen. Ein in Nordtogo gemachter Versuch, Jute anzubauen, hat keine günstigen Resultate ergeben. Triumfetta-Arten. Da die Verwendung der Fasern für Stricke in sehr vielen Teilen Afrikas allgemein üblich ist, dürften auch die Togo- neger sich ihrer bedienen. Eine sichere Nachricht darüber habe ich allerdings nicht. Proben liegen mir vor von vier Arten T'. cordifolia Guill. et Per., 7. rhomboidea Jacq., T. setulosa Welw. und T. semitriloba L. Alle sind oft schwach verholzende Stauden von 1—2, mitunter auch

4F- 4 Fig. 25. Gossypium barbadense L.

3 m Höhe, sie haben gelbe Blüten und Früchte, die ähnlich wie die unserer Kletten ringsum mit an der Spitze hakenförmig gekrümmten Stacheln besetzt sind. Besonders gern treten sie auf ehemaligem Farm- land, an Wegen und Ruderalstellen auf. 7. rhomboidea Jacq. pflanzt man in letzterer Zeit im Nyassalande auch an.

Grewia-Arten. Aus den Rindenbaststrängen einzelner indischer Arten, die wieder teilweise auch in Ost- und Westafrika verbreitet sind, dreht man Schnüre,

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Malvaceae.

Die Malvengewächse sind Kräuter, Sträucher, seltener Bäume, deren gewöhnlich drei- oder fünflappige Blätter fast immer mit Stern- haaren bedeckt sind. Ihre Blüten, die meist am Grunde einen doppelten grünen Kelch aufweisen, sind nach der Fünfzahl gebaut. Die zahl- reichen Staubgefäße bilden durch Verwachsung eine hohle Säule, aus der an der Spitze die 5 oder 10 Narben des Griffels herausragen. Die Früchte sind entweder aufplatzende Kapseln oder flach kuchenförmige

Fig. 26. Gossyprum hirsutum L.

Gebilde, die bei der Reife durch Radialrisse in einzelne Teile zerfallen. Viele der in Togo vorkommenden sind in den Tropen der ganzen Welt verbreitete Unkräuter. Alle sind reich an Bastfasern.

Baumwolle [Fig. 25—28] (Deti, Ewe). Auf sie näher einzugehen, erübrigt sich. Ihre Kultur und Bedeutung als bekannt voraussetzend, will ich hier nur einen von Gürke!) entworfenen Schlüssel wieder- holen, der es ermöglicht, sich über die Hauptarten klar zu werden.

ı) Pflanzenwelt Ostafrikas von A. Engler, Bd. B. p. 384.

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I. Samen nur mit einer Art von Haaren bedeckt und zwar nur mit langen. Blüten gelb, beim Verblühen rötlich werdend. A, Jeder Same einzeln und frei im Kapselfach.

Gossypium barbadense L. (Sea-Island-Baumwolle). B. Die Samen im Kapselfach miteinander zusammenhängend. G. peruvianum Cav. (Engl. Kidney-Öotton).

Fig. 27. Gossypium herbaceum L.

II. Samen mit zweierlei Art von Haaren, langen und kurz blei- benden, einen Filz darstellenden. A. Blüten gelb oder weiß, beim Verblühen rötlich.

1. Blätter 3—5-lappig, ziemlich groß, die Lappen von dreieckiger Form, am Grunde nicht verschmälert, mehr oder weniger lang zugespitzt, Blüten weiß.

G. hirsutum L. (Upland-Baumwolle).

2. Blätter 3—5-, seltener 7-lappig, klein, die Lappen zu-

gespitzt oder stumpf, am Grunde verschmälert, und

daher die Form derselben eiförmig, Blüten gelb. G. herbaceum L.

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B. Blüten rot, Blätter tief 3—7-lappig, die Lappen lanzett- lich, schmäler als bei den andern Arten, am Grunde meist noch ein sehr kurzer Lappen zwischen je zwei größeren.

G. arboreum L. Vergessen darf bei der Bestimmung nicht werden, daß die einzelnen Arten untereinander Bastarde bilden, daß man also vielfältig auf Individuen stoßen wird, die Zwischenformen darstellen, die also nicht mit Sicherheit bei der einen oder anderen Art unterzubringen sind. Über die Erfolge, welche mit der Baumwollkultur in Togo errungen

Fig. 28. Gossypium arboreum L.

worden sind, lese man die Berichte nach, welche das Kolonialwirtschaft- liche Komitee alljährlich veröffentlicht, ebenso die vom Gouvernement erstatteten Jahresberichte.

Hibiseus-Arten. Sie zeigen sowohl in ihrer äußeren Erscheinung, wie in der Gestalt der Blätter und Blüten viel Übereinstimmung mit unseren europäischen Malven. Ihre Frucht ist eine fachteilige Kapsel. Aus Togo sind bisher nicht weniger als 13 Arten bekannt, doch kommen von diesem nur die Formen als Faserlieferanten in Betracht, welche zum mindesten eine Höhe von 1!/,—2 Metern erreichen. Die wich-

ln) A

tigste ist H. cannabinus L. [Fig. 29] (Abema, Ewe, Niaripari, Krat- schi, Räma, Haussa), Sie ist einjährig, krautig, wird bis 3 m hoch und ist von anderen leicht dadurch zu unterscheiden, daß der Stengel mit stachligen Höckern besetzt ist. Die gelben Blüten haben am

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Je, 14 :

Fig. 29. Hibiseus cannabinus L. A Blühender Zweig, B, C verschiedene Blattformen, D Kelch, E Staubblattsäule und Griffel, F Frucht, @ Same.

Grunde eines jeden der 5 Blumenblätter einen dunkelroten Fleck. Die Pflanze findet sich sowohl in der trockneren Steppe als auch an feuch- teren Stellen. Angebaut wird sie hauptsächlich, weil die Blätter als Suppenzutat dienen, doch auch der Fasern wegen, die anscheinend das bei weitem beliebteste Material zur Anfertigung von Stricken und Seilen

nd

sind. In Indien wird die Art als Dekan- oder Ambarihanf im aus- gedehntesten Maße in Madras und Bengalen kultiviert und ihr Produkt von da unter dem Namen Gambohemp auf den Londoner Markt ge- bracht. Die Faser steht der Jute jedenfalls ziemlich nahe, so daß ein Anbau der Pflanze, zumal da sie mit trocknem und magerem Boden vorlieb nimmt, in Westafrika einige Aussichten auf Erfolg hat. Eine Varietät, H. cannabinus L. var. verru- cosus Guill.e. et Per, die in Ewe Egbepetri heißt, wird mehr strauchartig und ist an ihrem mit kleinen Knötchen bedeckten Blütenkelch zu erkennen. H. Sabdariffa L. (Dib&mre, Tschaudjo, Yägua, Haussa). Von der vorigen durch die größere Zahl (8—10) der Blättehen des Außenkelches und durch die Gestalt der Blätter unterschieden. Die unteren sind eiförmig, die oberen 3—5lappig, wobei der mittlere Lappen viel länger als die übrigen ist. Angebaut wird sie ebenfalls um der schwach sauren, als Suppengemüse verwen- deten Blätter willen, in Indien und Jamaika indessen als Faserpflanze, deren Hanf unter dem Namen Rozelle ein freilich nicht häu- figes Handelsprodukt ist. H. quinquelobus Don. Die Fasern der hohen Staude wer- den von Sierra Leone unter dem Namen Kowe in beschränktem Umfange ausgeführt. Weniger in Betracht als Faserliefe- ranten, obwohl lokal durchaus dazu brauch- bar, kommen AH. esculentus L., der be- kannte Okkro, ferner H. surrattensis L. und $ H. mieranthus L. Aus dem Bast des letz-

Fig. 30. Sida rhombifolia L. teren fertigen die Togoleute vielfach ihre

Angelschnüre.

Sida-Arten. Die Gattung ist nach den bisherigen Feststellungen

mit 6 Arten im Gebiet vertreten, doch dürfte nur S. rhombifolia L. [Fig. 30] hier zu erwähnen sein. Die Pflanze ist ausdauernd, reich verzweigt, ihre Blätter sind eiförmig oder lanzettlich, weich behaart, am Rande mit feinen Sägezähnen versehen. Die kleinen gelben Blüten sind langgestielt und stehen einzeln in den Blattachseln. Die Früchte zerfallen bei der Reife in 10 zweispitzige Teilfrüchtehen. Die Art hat sich über die Tropen der ganzen Welt ausgedehnt, in Afrika ist sie

Notizblatt

des

Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem,

sowie der botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien.

Appendix XXII.Nr.3. Ausgegeben am 30.Novemb. 1910.

Die Nutzpflanzen Togos.

3. Faser-, Flecht- und Bindestoffe (Fortsetzung, S. 65-70). 3. Die Sekrete (S. 70-119).

Von G. Volkens.

In Kommission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig.

1910

Preis 2,00 Mk.

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überall häufig, stellenweis sogar ein lästiges Unkraut. Ihre Faser hat mit der der Jute viele Eigentümlichkeiten gemein, weshalb sie auch zur Verfälschung dieser gelegentlich benutzt wird. Im Nyassaland baut man sie neuerdings an.

Pavonia Schimperiana Hoch. 2—3 m hoch, Blätter 5—7 lappig, am Grunde herzförmig, langgestielt. Die Blüten, die kleine Knäule in den Blattachseln bilden, haben einen Außenkelch von 8—10 linealen Blättchen. Die Früchte spalten sich in fünf mit je drei langen Wider- haken versehenen Nüßchen. In manchen Teilen Afrikas macht man Stricke aus dem Stengelbast.

Abutilon indieum (L.) Don. Ein einjähriges Kraut mit gelben Malvenblüten und breit-eiförmigen, am Grunde herzförmigen Blättern, das sich namentlich auf verlassenen Farmen einstellt. v. Doering bemerkt, daß es sich durch einen auffallend starken Bast auszeichne, von dem aber die Bevölkerung keinen Gebrauch mache.

Urena lobata L. (Kadjangbeä, Tschaudjo, Käluka, Kabure). Überall in den Tropen verbreitetes Unkraut, das in Togo auch dicht um die Hütten gepflanzt wird, damit das von den Dächern herab- träufelnde Regenwasser auf es falle. Die Samen gibt man in die Suppe, aus den Fasern fertigt man Strieke, die weniger schön, aber fester als die von Hibiscus cannabinus sein sollen. In Brasilien hat man daran gedacht, die Pflanze als Ersatz für Jute anzubauen. Sie erreicht 3 m Höhe, ihre Blüten, die auch zu Knäulen vereint stehen, sind rosa, ihre Teilfrüchte gleichen kleinen Kletten.

Thespesia populnea Cav., (siehe S. 24), ein oft baumartig wer- dender Zierstrauch, der auf die Küste beschränkt ist. Manche Ein- geborene der Südseeinseln stellen aus dem Rindenbast grobe Gewebe her, die man versucht hat, für Kaffeesäcke zu verwerten.

Bombacaceae.

Ceiba pentandra (L.) Gärtn. (sieheS. 25). Baumwollbaum. Der größte und stärkste Baum der Kolonie, in Uferwäldern, an feuchteren Stellen in der Steppe und geschont bei den Siedlungen. Stamm in der Jugend mit Stacheln besetzt, im Alter mit mächtigen, brettartigen Seitenstreben. Äste in Quirlen etagenartig übereinander. Blätter ge- fingert, aus 3—7 Blättchen zusammengesetzt. Die mäßig großen weiß- lichen Blüten, zu Rispen vereint, erscheinen im November, bevor die neuen Blätter austreiben. Frucht eine bis handlange gurkenähnliche

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Kapsel, deren Innenwände mit einem dichten Bausch die Samen lose umhüllender Haare bekleidet sind. Diese Haare stellen die sogenannte Kapokwolle dar, die, nach Europa ausgeführt, zum Stopfen von Kissen, Auspolstern von Matrazen und Füllen von Rettungsgürteln dient. Der Baum wird auch angepflanzt, weniger in geschlossenen Beständen, als alleeartig an Wegen, welche die Plantagen anderer Art durchschneiden. Sowie die Bäume ein gewisses Maß der Höhe überschritten haben, wird das Pflücken der Früchte sehr erschwert. Die Wolle herabgefallener, am Boden liegender Früchte ist minderwertig, da sie natürlich in den meisten Fällen beschmutzt sein wird. Die Wolle hat einen seidigen Glanz, kann aber ihrer Brüchigkeit wegen nicht versponnen werden. Sie ist selten rein weiß, hat meist einen Stich ins Gelbliche oder Bräun- liche. Der Hauptmarkt für Kapok ist Amsterdam. Dr. Kersting berichtet, daß es mehrere Arten oder Varietäten von Baumwollbäumen gäbe, solche mit und ohne Stacheln, solche deren Früchte sich am Baume öffnen, sodaß die Wolle vom Winde verweht werde, und andere, deren Früchte geschlossen abfallen und sich erst öffnen, wenn sie zer- treten werden oder schließlich verrotten. Bäume der letzteren Art produzieren teils Früchte, die 5—6cm dick und bis zu 40 cm lang werden und die schwach oder stark gekrümmt sind, teils Früchte, die bei gleicher Dicke etwa nur 20 cm lang werden und dann meist gerade bleiben.

Bombax buonopozense P. B. (siehe S. 24) [Fig. 31] (Folö, Tschaudjo, Sanbugo, Dyakossi, Uäbega, Dagomba). Bleibt kleiner wie der Baumwollbaum, von dem er durch die roten, auf- fälligen Blüten und die rötlich graue Rinde sehr leicht zu unter- scheiden ist. Die Früchte, die sich am Baum öffnen, enthalten gleichfalls Kapok, indessen wird dieser geringer geschätzt als der vom Ceiba.

Adansonia digitata L. (siehe S. 25). Die Rinde des Affenbrot- baums, den ich als bekannt voraussetze, wird überall in Afrika zur Fabrikation sehr dauerhafter Stricke benutzt, man hat es neuerdings auch unternommen, sie zu exportieren, um Papier daraus zu machen. Früher erwähnte ich bereits, daß das Holz unter Umständen zur Her- stellung von Zellulose verwertet werden könnte.

Sterceuliaceae. Sterculia-Arten (siehe S. 25) enthalten reichlich Bast in der Rinde, aus dem die Neger hier und da in Afrika sich Taue und Seile machen, so auch in Togo besonders aus der Rinde von S. tomentosa G. et P.

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Bixaceae.

Cochlospermum tinetorium A. Rich. (Katalito, Ewe, Lombo, Tschaudjo, Uanyiseö, Dyakossi). Strauch mit meist 5-lappigen,

Fig. 31. Bombax buonopozense P. B. A Blatt, B Zweigstück mit Blüten, Blüte aufgeschnitten, D, E, F Staubblätter, @ Fruchtknoten durchschnitten, 4 Frucht, J Zweigstück mit Dornen.

unterseits graubehaarten Blättern und großen, zahlreiche Staubgefäße bergenden gelben Blüten. Die Samen in den aufspringenden holzigen 5*

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Kapseln sind mit langen, seidigen Haaren versehen, aus denen die Eingeborenen Schnüre zum Aufreihen von Perlen drehen. Sie betrachten den Strauch als „Vater“ der Baumwolle (Kersting).

Bixa orellana L. (Berniticu, Ewe, Kiräne, Tschaudjo). Etwa 3 m hoher Strauch und Baum mit herzförmigen großen Blättern, schönen rötlichen Blüten und stachelbesetzten braunen Fruchtkapseln.. Der Rindenbast soll sich für Stricke eignen.

Combretaceae.

Quisqualis indiea L. (Gargü, Dyakossi). Ein rot blühender Zierstrauch, der in der Oti-Niederung besonders häufig ist. In Yendi- Mangu dienen die jungen, biegsamen Rutenäste in ähnlicher Weise wie die unserer Weiden zum Flechten von Fischreusen.

Asclepiadaceae.

Die hierhergehörigen Arten sind in der Mehrzahl krautige Stauden, die entweder gerade aufrecht wachsen oder sich um Stützen schlingen. Alle führen Milchsaft und alle haben mehr oder weniger langgestreckte spitzauslaufende Kapselfrüchte, die sich durch einen Längsspalt öffnen, Immer zwei der Kapseln, die aus einer Blüte hervorgehen, stehen sich meist wagerecht abspreizend gegenüber. Die zahlreich vorhandenen, dicht aufeinander liegenden Samen tragen an der Spitze einen Schopf glatter weißer Haare, die leicht abfallen, dabei aber untereinander am Grunde zusammenhängend bleiben. Man nennt die Haare vegetabilische Seide und hat versucht sie rein oder mit Baumwolle gemengt zu ver- spinnen, doch sind die so erhaltenen Gewebe von sehr beschränkter Dauerhaftigkeit. Die Brüchigkeit der Haare bewirkt es, daß sie sich kaum waschen lassen. Eine zweckentsprechendere Verwendung findet die vegetabilische Seide jedenfalls bei der Fabrikation künstlicher Blumen, als Watte und zum Polstern. Von in Togo vorkommenden Astcle- piadaceen kämen vielleicht in Betracht die Samenhaare von Taccazea apieulata Oliv., Periploca nigreseens Afzel., Gomphocarpus fruticosus (L.). R. Br., Dregea rubieunda K. Sch., die, Gomphocarpus ausgenommen, sämtlich schlingen, namentlich aber die hohe Strauchstaude Calotropis- procera R. Br. [Fig. 32] (Tschawoü, Tschaudjo, Tschofo, Kabure, Tambutiji, Dyakossi, Uölapugo, Dagomba). Sie scheint durch die Fulbe, die den Milchsaft zum Gerinnenmachen der Kuhmilch bei der Käsebereitung benutzen, weit im Lande verbreitet zu sein. Sie findet sich darum auch hauptsächlich in der Nähe der Ortschaften. Ihre Stengel enthalten außerdem eine dem Flachs gleichende Faser, die.

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sich gut verspinnen läßt und ein Gewebe liefert, das den nachteiligen Wirkungen dauernder Feuchtigkeit vorzüglich widersteht. Schwierig- keiten bereitet allerdings die Isolierung dieser Faser, sie geschieht mit den Händen. Ein Röstprozeß läßt sich, wohl des Milchsaftes wegen, nicht durchführen.

Fig. 32. Calotropis procera R. Br. E Blühender Zweig, @ Frucht, F innere Blütenteile.

Cucurbitaceae.

Luffa eylindria M. Roem. (Gbeklo, Ewe, Bäska, Haussa). Das Fasernetz der gurkenähnlichen Frucht liefert die bekannten Luffaschwämme. Das rankende, mit großen gelben Blüten versehene Gewächs findet sich überall in der Nähe der Gehöfte, die Hecken und Zäune durchziehend.

Fig.33. Polygalabutyraceum Heck. A Blühender Zweig, B Frucht, C Frucht aufgeschnitten, D Same.

Polygalaceae. (Nachtrag zu 8. 57.)

Polygala butyraceum Heck. |Fig. 33]. Ein !/;m hohes Kraut mit schmallanzettlichen Blättern und endständiger Blü- tentraube. Während es sonst in Westafrika nur als Ölpflanze gilt, wird es nach Kersting in Loso, wo es Tombim mendin heißt, als Öl- und Faserflanze gebaut. Die Fasern dienen zur Anfertigung von Schnüren und Netzen.

3. Die Sekrete.

Unter dem Namen Sekrete fasse ich die Gummiarten und Harze, die Kautschuke, Fette und Öle, die Gerb- und Farb- stoffe zusammen, Produkte also, die vorwiegend für die che- mische Industrie von Bedeu- tung, daneben auch den Ein- geborenen von mannigfachem Nutzen sind. Eine besondere Stellung unter ihnen nehmen die Fette und Öle insofern ein, als viele von ihnen zugleich als Nahrungsmittel Verwendung finden.

Gramineae.

Andropogon Schoen- anthus L. Das über 1 m hoch werdende Gras, dessen Blätter aromatisch riechen, bildet meist geschlossene Rasen oder Büsche. Die Einge-

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borenen Togos bedienen sich der Blätter als Suppengewürz. In Indien wird die Pflanze auch kultiviert, um aus ihr durch Dampfdestillation das zu Parfumzwecken gebrauchte Palmarosa- oder ostindische Ge- raniumöl herzustellen. Geringere Sorten desselben kommen von Bombay aus als Gingergrasöl in den Handel. Der Verbrauch be- schränkt sich fast ausschließlich auf die Türkei und Ägypten, von wo nur kleinere Mengen als türkisches Geraniumöl weiter vertrieben werden. Bekannt ist, daß andere, in der Kolonie nicht wild vor- kommende Androprogon-Arten, so Androprogon eitratus DC. und Andro- pogon nardus L. das Lemon- bezw. Zitronellöl des Handels liefern. Beide werden teils in Indien und Ceylon, teils auf Malakka, Java und neuerdings auch Neu-Guinea in umfassender Weise mit Erfolg angebaut. In Togo ist man über Versuche mit ihnen noch nicht hinausgekommen.

Andropogon Sorghum L. (siehe S. 47). Einige Sorten dieser weit verbreiteten Nährpflanze, die als Varietät colorans Pilger zusammen- gefaßt worden sind, werden nicht des Stärkegehalts ihrer Früchte, sondern eines Farbstoffs wegen kultiviert, der sich in den Blättern und Stengeln bildet. In Tschaudjo werden diese Sorten Palenyn!a und Furgani, in Kabure Panyingä, in Basari Ikamäudi, in Kete- Kratschi Kara-n-dafi ja und Kara-n-dafı baki genannt. Der Farbstoff wird gewonnen, indem man das trockne Material in einem Mörser zu feinem Pulver zerstampft. Dieses für sich gebraucht färbt rot, mit Trona (unreiner Soda) versehen dagegen schwarz. Man färbt Tücher damit, gelegentlich auch den Körper, besonders aber das Innere der Kalebassen und Blatt- und Baststreifen, die man zur Mattenfabrikation verwendet. Eine chemische Untersuchung hatte als Resultat, daß der Farbstoff durch Alkohol auszuziehen ist, der Wolle aber eine dauer- hafte Tönung nur bei Zusatz von Beizen gibt. Eisenbeize läßt bei Kara-n-dafi baki eine violettschwarze, bei Kara-n-dafi ja eine ziegelrote bis granatrote Färbung entstehen. Toonerdebeize liefert in beiden Fällen rote Nüancen.

Anhangsweise sei erwähnt, daß die Maiskörner reichliche Mengen von Öl enthalten, die indessen wohl nur in Europa technisch aus- gebeutet werden.

Cyperaceae.

Cyperus longus L. Die unterirdischen, braunschwarzen, mit Wurzelfasern bedeckten Rhizomknollen, die die Größe einer Bohne erreichen, enthalten in ihrem Innern ein schwach nach Veilchen duf-

age

tendes ätherisches Öl. Sie werden von Haussahändlern nach Togo auf die Märkte gebracht und von den Eingeborenen zu einem Pulver zer- rieben, das mit dem Harz von Daniellia thurifera Bth. und anderem Harz versetzt wird. Das Gemisch streut man auf glühende Kohlen und läßt darüber gehaltene Kleidungsstücke von dem sich ent- wickelnden, schön duftenden Rauch durchziehen. Die Kongkombas sammeln eine im Lande wildwachsende Varietät selbst ein und stellen aus den Wurzelknollen Perlschnüre her, die sich die Weiber um den Hals legen (Kersting). In Frankreich spielt das Öl im Gewerbe der Handschuhmacher eine Rolle (Wiesner). Die Knollen von Cyperus esculentus L. (Fie, Ewe), der in Togo wild vor- kommt, enthalten hauptsächlich Stärkemehl, daneben aber auch ein fettes Öl, dessen Geschmack als ausgezeichnet gerühmt wird. Parfumeriezwecken dienen in manchen Gebieten Westafrikas, wie in Indien, ferner die Wurzelstöcke verschiedener und allgemein verbreiteter

Kyllingia-Arten.

Palmae,

Cocos nucifera L. (siehe S. 3 u. 45). Das Nährgewebe der Kokos- palmensamen liefert einen der wichtigsten technischen Rohstoffe, die Kopra des Handels. Aus 6000-7000 Früchten sind 1000 kg davon zu gewinnen. Wie die Kopra zu Kokosnußöl, zu Kokosbutter (Palmin) und zu Ölkuchen weiter verarbeitet wird und welche Wichtigkeit diese Produkte für die Seifenfabrikation, den Haushalt der zivilisierten Nationen, für die Viehzucht usw. erlangt haben, setze ich als bekannt voraus. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß auch die Eingeborenen Togos, das längs der Küste reiche, neuerdings auch von Europäern angepflanzte Bestände der Palme aufzuweisen hat, sich das frische Nährgewebe wie das daraus gepreßte Öl für Speisezwecke in ausgedehntester Weise zu Nutze machen. Die Kopraausfuhr betrug im Kalenderjahr 1908 62934 kg im Werte von 19159 M., wovon 38134 kg auf die Produktion der Ein- geborenen entfielen.

Elaeis guineensis Jacq. (siehe S. 3 u. 45). Kaum eine andere Pflanze hat für die Kolonie dieselbe Bedeutung, wie die Ölpalme, denn kaum ein anderes Pflanzenfett wird von der europäischen In- dustrie und der Bevölkerung in gleich hohem Maße verwertet, wie das der Elaeis. Die Palme bildet zahlreiche Spielarten in Togo, die noch eines eingehenden, aber nur an Ort und Stelle zu betreibenden Studiums bedürfen. Solche Studien wären ungemein wichtig, weil sie allein die nötigen Unterlagen für eine rationelle Anpflanzung des

mn

Baumes im Großen geben können. Im Bezirk Misahöhe!) unter- scheiden die Eingeborenen neben der gewöhnlichen Ölpalme, Ede oder Deti genannt, eine ölärmere Sorte, Sedde, und eine ölreichere, Dechlä. Erstere hat eiförmige, ziegelrote Früchte, letztere hat so dünnschalige Kerne, daß sie mit den Zähnen aufgeknackt werden können. Außer- dem gibt es noch eine freilich sehr seltene, alle anderen an Ölgehalt weit übertreffende Sorte, die meist Klude, in Gbele Agode genannt wird. Sie ist leicht daran zu erkennen, daß die Blätter bei ihrer Entwicklung nicht in einzelne Fiedern zerreißen. Ihr Produkt dient nur zu Fetischzwecken. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1408 an Öl- palmenkernen 5121499 kg, an Palmöl 1359100 kg. Mit welchem Arbeitsaufwand die Aufbereitung der Produkte verbunden ist, ergibt folgende in der Denkschrift über die Entwicklung der Schutzgebiete 1908/09 enthaltene Schilderung. Die von den Palmen abgeschlagenen Fruchstände werden 5—8 Tage an einem gegen Sonne und Regen ge- schützten Ort niedergelegt, damit sich die einzelnen Früchte lockern. Nachdem die Früchte mit der Hand oder durch Schiagen mit einem Stock auf die Fruchtstände aus diesen entfernt sind, werden sie in einen Tontopf geschüttet und soweit mit Wasser übergossen, daß sie eben bedeckt sind. In diesem Tontopf werden sie auf einem Feuer gekocht. Sobald das Fruchtfleisch weich geworden ist, werden die Früchte aus dem Wasser herausgenommen und in eine ®/,—1lm tiefe, trichterförmige Erdgrube von 1—2 m Durchmesser getan, welche mit Steinplatten ausgekleidet ist. Hierin werden die Früchte mit Holzstangen von Oberarmdicke solange gestampft, bis sich alle Fleisch- fasern von dem Kern gelöst haben. Während des Stampfens werden die Früchte von Zeit zu Zeit mit kleinen Mengen heißen Wassers befeuchtet, um den Entfaserungsvorgang zu beschleunigen. Ist dieser beendigt, so verbleiben die Nüsse noch 1—-2 Tage in der Ölgrube, Um die Kerne und die Fleischfasern vollends voneinander zu scheiden, werden die Früchte mit lauem Wasser begossen und mit den Händen zerquetscht oder mit den Füßen zertreten. Sobald sich sämtliche Fasern von den Kernen abgelöst haben, wird das sich an der Ober- fläche des Wassers ansammelnde Öl mit der Hand oder einer Kala- basse abgeschöpft, die Nüsse aber aus dem Wasser genommen und abgetrocknet. Das Öl wird, um es von dem anhaftenden Wasser zu befreien, solange in Töpfen gekocht, bis das Wasser verdampft ist. Zur Gewinnung der Palmkerne wird die harte Schale der Palmnüsse zwischen zwei Steinen mit der Hand aufgeklopft.

) Dr. Gruner: Die Ölpalme im Bezirk Misahöhe, Tropenflanzer 1904, $. 283

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Während im allgemeinen von den Eingeborenen zur Schaffung neuer Ölpalmenbestände Sämlinge benutzt werden, welche aus den von den Palmen abfallenden Früchten entstehen, ist neuerdings im Bezirke Lome- Land beobachtet worden, daß die Eingeborenen anch Palmnüsse in Saatbeete legen und dann auspflanzen.

Im übrigen verweise ich auf das Buch: Dr. Soskin: Die Ölpalme, Berlin 1909, Verlag des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees, und Jean Adam: Le Palmier & Huile, Verlag von A. Challayell, Paris 1901.

Zingiberaceae.

Cureuma longa L. Die Curcumawurzel wird überall in Togo, wie auch sonst in Westafrika, mit Ingwer zugleich angebaut. Die Wurzelstöcke liefern einen gelben Farbstoff.

Casuarinaceae.

Casuarina equisetifolia Forst. Der nur angeflanzt, besonders im Küstengebiet vorkommende Baum enthält in seiner Rinde reichlich Tannin, daneben einen Farbstoff, der Wolle und Seide dauerhaft braun färbt.

Ulmaceae.

Trema guineensis (Schum.) Engl. var. parvifolia (Schum.) Engl. (Bägbena, Dyakossi). Ein 1—2 m hoher Strauch, dessen gekochte Blätter den Eingeborenen Mangus eine waschechte kaffeebraune Farbe geben. Er ist sowohl auf sandigem Boden an der Küste, wie in Savannengeländen des Innern, auch an Wegen und Wasserläufen verbreitet.

Moraceae.

Fieus Vogelii Miq. [Fig. 34] (Gboti, Ewe, Ganyi, Haussa). Dem Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo, II. Jahrg. Nr. 28 ent- nehme ich folgende Notiz: „In der Landschaft Bu&m wird seit kurzer Zeit in ausgedehntem Maße der Milchsaft von Ficus Vogelü zur Bereitung von Kautschuk gewonnen. Es ist ein mächtiger, oft 20—25m hoher Baum, der in dem Waldgebiet zwischen Gjasekang und Pampawüe häufig vor- kommt. In der Lefana-Sprache heißt er Ofö und er ist identisch mit der am unteren Mono vorkommenden (dort auch zur Kautschukgewinnung dienenden) Ficus-Art, welche die Tetetu-Leute Adrobo nennen. Der aus dem Milchsaft bereitete Kautschuk heißt in der Asante-Sprache Bädäbädä. Im Handel ist er unter dem Namen Saji-Kautschuk bekannt. Die Buöm-Leute zapfen Ficus Vogelii mittels Grätenschnitt an, welchen Schnitt sie angeblich ein eingeborener Kautschukhändler lehrte. Zur Ausführung des Schnittes wird ein dem Stemmeisen ähnliches scharfes Messer mit halbkreisförmiger Schneide benutzt. Diese sehr zweckdienlichen Messer

Fig. 34. Ficus Vogelit Mig.

Du.E Staubblätter, F Q Blüte,

J Feige.

A Blatt, B Blattknospe, C & Blüte in der Feige,

@, Hu. K Fruchtknoten,

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fertigt ein Schmied in Gjasekang an. Was die Form des Gräten- schnitts betrifft, so ist zunächst die Mittellinie desselben von ganz ver- schiedener Länge. Sie ist in allen Längen von etwa 1—10 m und oft noch darüber zu beobachten. Es mögen verschiedene Gründe zu diesen wechselnden Längen für den Eingeborenen maßgebend sein, so vielleicht das Alter des anzuzapfenden Baumes, die größere oder geringere Leichtig- keit, mit welcher ein Baum erklettert werden kann; es ist auch möglich, daß die Mittellinie durch spätere Anzapfungen allmählich verlängert wird. Nach der Größe der Mittellinien richten sich die Zahl und die Abstände der Seitenschnitte, welche von der Mittellinie aus in einem Winkel vou durchschnittlich 45° nach beiden Seiten so geführt werden, daß sie ungefähr je !/, des Stammumfanges umfassen. Die Tiefe der Schnitte scheinen die Eingeborenen der Stärke der Rinde anzupassen und dabei bestrebt zu sein, eine Verletzung der Kambiumschicht zu vermeiden. Am unteren Ende des Längsschnittes wird ein Blatt be- festigt und dadurch die herausfließende Milch in ein untergestelltes Gefäß geleitet. In welcher Jahreszeit die Anzapfung erfolgt und in welchen Zeitabschnitten sie wiederholt wird, darüber liegen noch keine sicheren Erkundungen vor. Die gewonnene Milch wird in Erdlöchern, welche mit Lehm ausgeschmiert sind, zum Gerinnen gebracht. Diese in die Erde gegrabenen Löcher haben zumeist einen elliptischen oder rechteckigen Grundriß; ihre Tiefe beträgt ungefähr !/;m. Die hinein- gegossene Milch gerinnt je nach ihrer Menge in 2—4 Wochen. Die geronnene Milch setzt sich etwa um den zehnten Teil. Um die Milch vor Verunreinigungen zu schützen, werden die Erdlöcher mit Zweigen und darübergelegten Blättern zugedeckt. Der Kautschuk kommt in großen Kuchen in den Handel. Nicht selten wird aber auch die Milch an die Händler verkauft, z. B. verkaufen die Ahamansu-Leute eine Petroleumdose von Milchsaft um 12 Mark.“

Ganz anders und sehr eigentümlich wird die Kautschukgewinnung am unteren Mono gehandhabt. Der aus Einhieben durch ein Haumesser fließende Milchsaft wird von einem aus Maismehl bereiteten faustgroßen Kloß aufgenommen, welchen der Kautschuksammler über die Ausfluß- stellen rollt oder damit auch wohl die Stellen nur betupft. Der Milchsaft scheint im Maiskloß sofort zu gerinnen. Durch diese Milchsaftaufnahme schwillt der Kloß beträchtlich an und wird nun vom Kautschukbereiter mit einer Hand geknetet, während er mit der anderen Wasser über den Ballen gießt, solange, bis der Maisbrei entfernt ist. Man legt dann die gewonnenen Kautschukbälle häufig bis zum Verkauf ins Wasser (Tropenpflanzer 1906, S 346).

Ergänzend füge ich hinzu, daß die Blätter von Fieus Vogelü, der habituell einer Magnolie gleicht, eine Länge von 40 und eine Breite

Er. ‚u

von 20 cm erreichen, meist aber um die Hälfte kleiner bleiben. Die Feigen sitzen zu zweien und ungestielt in den Achseln der Blätter und zwar in Gestalt hellbrauner Kugeln von etwa doppelt Erbsengröße. Die Rinde ist grünlichgrau und glatt. Der Kautschuk, sowie er in den Handel kommt, enthält 30—40°/, Harz und 2—4°/, Verunreinigungen, stellt also ein Produkt dar, das zu den minderwertigen Sorten gehört und mit 2—3 Mark für das Kilo bewertet wird.

Von den zahlreichen anderen Feigenarten, die in Togo sonst noch verbreitet sind, ist bisher bekannt, daß die Milch einiger, so die der an der Küste Wo oder Wople genannten, zum Verfälschen des Landolphia-Kautschuks verwandt wird. Der zu einem klebrigen Harz eingedickte Milchsaft von Ficus umbrosa Wrbg. (Egbe, Ewe, Tisemü, Tschaudjo), die sich durch ihren außen rötlich erscheinenden Stamm auszeichnet, wird als Vogelleim und zum Dichten geborstener Töpfe gebraucht. Es wäre zu prüfen, ob nicht die Milch auch anderer ein vogelleimartiges Produkt liefert, das den Obstzüchtern und Forstleuten einen Ersatz für die bisher wenig zweckentsprechenden, weil zu schnell eintrocknenden Mittel (Teerringe) gegen das Aufkriechen schädlicher Insekten böte.

Die rauhen, an Kalksalzen reichen Blätter einiger Feigenbäume, besonders die von Ficus exasperata Vahl (Folä, Tschaudjo), benutzen die Eingeborenen zum Polieren, auch zum Abreiben der Haut am Ringwurm erkrankter Personen, die in Wasser zerriebene Rinde bezw. auch die Blätter von F\. bembieicarpa Wrbg. zum Enthaaren von Fellen bei der Lederbereitung.

Opiliaceae.

Opilia celtidifolia (G. et P.) Engl. (Njemidro, Atakp., Yubeno, Tschaudjo). Lianenartig windender, in der Steppe gern auf Termiten- hügeln wachsender Strauch mit handlangen, länglichen, ganzrandigen Blättern, eiförmigen, olivenähnlichen Früchten und kleinen grünlich- weißen, zu halbfingerlangen Trauben vereinigten Blüten, die zur Blütezeit (im Januar) die ganze Luft mit ihrem äußerst angenehmen, nelkenartigen Duft erfüllen. Unter Umständen als Parfümpflanze in Betracht zu ziehen.

Olacaceae.

Ximenia americana L. |Fig. 35] (siehe S. 6) (Marka, Tschaudjo). Knorriger Strauch und Baum, dessen Triebe teilweise in Dornen aus- laufen. Die weißen, später gelb werdenden, schön gefranzten Blüten stehen in Dolden gewöhnlich zu 6—7 zusammen, die eßbaren, im März reifenden Früchte gleichen in Gestalt, Größe und Farbe den Mira-

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bellen, schmecken aber wie saure Aprikosen. Die bohnengroßen schwarzen Samen enthalten große Mengen von Öl, das in Afrika viel- fach von Eingeborenen ausgekocht und zum Einreiben des Körpers gebraucht wird, nach Moloney sich auch zur Seifenfabrikation eignen soll. Schweinfurth empfiehlt die stark orangenartig riechenden Blüten für die Parfümerie.

Fig. 35. Ximenia americana L.

A Blühender Zweig, B Blüte, CO u. D Fruchtknoten, E Frucht, F Same.

Coula edulis Baill. [Fig. 36]. Der Baum ist bisher in Togo noch nicht gefunden worden, dürfte aber schwerlich fehlen, da er sonst in Westafrika ziemlich gemein ist. Die einer kleinen Walnuß ähnelnden Samen haben einen haselnußartigen Kern, dessen Nährgewebe bis zu einem Drittel seines Gewichts aus einem angenehm schmeckenden Öl besteht.

Anonaceae.

Cleistopholis patens (Bth.) Engl. et Diels (siehe S. 6). Aus den Früchten macht man Perlen. Die Blüten mancher Anonaceen, wie die von Hexalobus grandiflorus Bth., duften sehr schön.

Myristicaceae. Pyenanthus Kombo Wrbg. (siehe S.7). Die Samen sind sehr

reich an Fett.

Fig. 36. Coula edulis Baill.

A Blühender Zweig, B Blütenknospe, Blüte, D Blumenblatt, E Staubblätter, F' Blüte geöffnet, @ u. H Fruchtknoten, J Frucht durchschnitten.

Na,

Moringaceae.

Moringa oleifera Lam. [Fig. 37] (Jevöti, Ewe Baganlus oder Bagäl&an, Dagomba, Mägarua Mäser Haussa). Ein bis 6 m hoher Baum mit schlanken Zweigen, gelblich-weißer, glatter oder längsrissiger Rinde und doppelt oder dreifach gefiederten Blättern. Die ansehnlichen,

Fig. 37. Moringa oleifera Lam.

4 Blühender Zweig, B Blüte, C u. D Fruchtknoten, E Frucht, F Frucht geöffnet, G Same.

wohl riechenden Blüten stehen in handlangen Rispen zusammen, ihre Kelchblätter sind weiß, die Blumen- und Staubblätter gelblich. Die Früchte stellen 20—30 cm lange, bei der Reife braune Hülsen dar, die durch Längsrisse mit drei Klappen aufspringen und in ihrem Innern eine Reihe dreikantiger, breit geflügelter Samen bergen. Der aus Indien

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stammende Baum wird überall in Togo bei den Gehöften, oft in Form lebender Hecken aus Stecklingen angepflanzt. Seine Blätter geben ein Gemüse, seine Wurzeln werden wie Meerrettig verwandt. Die Samen liefern, wenn sie kalt ausgepreßt werden, eiu klares, fast farbloses Öl von süßlichem Geschmack, das schwer ranzig wird und daher unter dem Namen Behenöl nach Europa gelangt und von den Uhrmachern sehr geschätzt wird. Es ist eins der besten Schmieröle für feine Maschinerien, dient aber auch in der Parfümerie zur Herstellung von Haarölen. Die Rinde schwitzt ein weiches, rötlich-gelbes Gummi aus, das dem Traganth nahe steht.

Rosaceae.

Parinarium-Arten (siehe S. 7). Wohl die Samen aller Arten enthalten reichlich Öl. Nach Moloney stammen die sog. Mabo seeds, M’Poga und Niko nuts, die in den englischen Kolonien der Westküste als Ölfrüchte auf die Märkte kommen, sämtlich von Parinarium-Arten. Die Rinde von P. polyandrum Bth. ist tanninreich und wird daher von den Eingeborenen zum Gerben benutzt.

Connaraceae.

Byrsocarpus (Rourea) coceinea Sch. et Th. (Hesre, Ewe, Ssa- mala, Tschaudjo). Etwa 1 m hoher Halbstrauch mit gefiederten Blättern, weißen oder leicht lila angeflogenen, in Trauben stehenden Blüten, rotleuchtenden, beerenartigen, aber aufspringenden Früchten, die orangerote, von einem schwarzen fleischigen Mantel umgebene Samen bergen. In Gras- und Parklandschaften verbreitet. Die Blüten hauchen einen prächtigen Veilchenduft aus, so daß die Pflanze viel- leicht für die Parfümerie Wert hätte.

Leguminosae.

Acacia-Arten (siehe S. 7) [Fig. 33—43]. Bisher in Togo fest- gestellt sind folgende Arten: Acacia albida Del. (Kola, Tschaudjo), A. senegal Willd., A. mellifera Bth., A. ataxacantha DC. (Aügo, Ewe), A. catechu Willd., A. suma Buch. Ham, (Gadjä-püpu oder Gadza-wuwu, Ewe, Chrinika, Atakp.), 4. arabiea Willd. (Bani, Tschaudjo, Magärüa, Haussa), A. seyal Del. (Palarkäia, Haussa, Anüki, Fulbe) und A. verrugera Schwfrth. (Adui, Ewe, Bovüm, Tamberma). Über ihre Verwertung seitens der Eingeborenen finde ich angegeben, daß die Hülsen von A. arabica einen Handelsartikel der Haussa bilden und von ihnen für Gerbereizwecke verkauft werden. Die reifen Bohnen desselben Baumes würden gestampft, mit Wasser ausgezogen und der Infus dann zum Schwarzfärben von Blattstreifen der Phoenix spinosa gebraucht, bevor

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Acacia albida Del.

A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, © Blüte, D Fruchtknoten, E Frucht.

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Fig. 38.

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man sie zu Matten verflechtet. Die Rinde von A. verrugera scheide ein Gummi aus, mit dem die Bewohner Mangus einen kleinen Haken am unteren Ende ihrer Pfeile befestigten. Sonst in der Welt spielen die Akazien einerseits als Gummi-, anderseits ale Gerbstofflieferanten eine bedeutende Rolle. Die wichtigste der ersteren, A. senegal, wurde aus Togo nur von Dr. Kersting eingeschickt und zwar aus Tam- berma und aus Kongkomba, wo sie nach ihm in offnen Grasland- schaften, mitunter zu Gruppen vereint, als 3—5 m hoher Strauch mit

Fig. 39. Acacia senegal Willd. A Blühender Zweig, B Blüte, Frucht, D u. E durchschnittene Samen.

schön braunroten Früchten vorkommen soll. Sie ist anderwärts in

Afrika ein 15—16 m hoher Baum mit Schirmkrone. Die doppelt ge-

fiederten Blätter setzen sich aus winzigen, kaum 6—7 mm langen und

1—2 mm breiten Fiederchen zusammen; am Gruude des Blattes bemerkt

man drei rückwärts gerichtete Dornen. Die weißen Blüten sind zu

etwa fingerlangen, die Blätter überragenden Trauben angeordnet, die 6*

Acacia mellifera Bth

B Blatt, C Blüte

Fig. 40.

E Frucht, F ent-

D Fruchtknoten,

18,

A Blühender Zwe

blätterter Zweig.

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Acacia suma Buch. Ham.

Fig. 41. A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, C Blüte, D Fruchtknoten, E Frucht.

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Hülsen gerade, beiderseits verschmälert, gewöhnlich auch fingerlang und fingerbreit, ihre Klappen pergamentartig, die Samen flach, bräunlich, kreisrund. Es unterliegt jetzt wohl keinem Zweifel mehr, daß das Produkt dieses Baumes das wertvollste aller Gummi arabicum -Sorten darstellt und sowohl den besten Kordofan- wie Senegalgummi des Handels hervorbringt. Das aller übrigen Akazien Togos dürfte in Europa kaum einen Markt finden. Am reichlichsten scheint derartig minderwertiges Gummi und zwar besonders in der Trockenzeit A. verru- gera auszuscheiden. Sie tritt überall da, wo regelmäßige Steppenbrände statthaben, zunächst als Strauch auf, kann sich aber in geschützten Lagen zu einem mächtigen Baum mit rötlich-gelber Rinde entwickeln, der seine Zweige laubenförmig bis zur Erde senkt.

In Indien gewinnt man durch Auskochen des Holzes der A. catechu das Oatechu, eine in viereckigen oder unregelmäßigen Blöcken in den Handel gebrachte Substanz, die in der Färberei und Gerberei, bei der Herstellung wasserfester Gewebe (Canvass), zur Verhütung der Kessel- steinbildung und in der Medizin eine sehr mannigfaltige Verwendung findet.

Auf Gerbstoff ausgebeutet wird besonders A. arabica und zwar sind es vorzugsweise die Hülsen, die von Indien als Bablah und neuerdings von der Westküste Afrikas als Gambia pods in großen Massen aus- geführt werden.

Zu unterscheiden sind die bisher bekannten Akazien Togos in folgender Weise:

A. Die weißen oder gelblich-weißen Blüten bilden Ähren.

I. Die Blätter bestehen aus 2—3, gewöhnlich 2 Fiedern, jede Fieder aus 1—3, meist 2 Blättchenpaaren A. mellifera Bth. II. Die Blätter bestehen aus einer größeren Anzahl von Fiedern, jede Fieder aus vielen Blättchenpaaren. a) Blütenähren länger als die Blätter A. senegal Willd. b) Blütenähren kürzer als die Blätter. 1. Hülsen zu einem Kreis gebogen A. albida Del. 2. Hülsen mehr oder weniger gerade. a«) Dornen nur an der Ansatzstelle der Blätter. 1. Rinde braun . . . 4. catechu Willd. 2. Rinde weiß . . . 4A. suma Buch. Ham. £) Dornen an den jungen Zweigen ringsum und unregelmäßig verteilt . A. ataxacantha DC.

B. Die gelben Blüten bilden kugelige Köpfe.

I. Hülsen dünnschalig, meist sichelartig gekrümmt, höchstens 0,6 cm breit, fingerlang, braun, kahl, ihr Rand glatt 4. seyal Del.

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Fig. 42. Acacia arabica Willd.

A Blühender Zweig, B Fiederblättchen, C Hochblättchen, D Blüte, E junge Frucht, F reife Frucht.

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II. Hülsen dickschalig, gerade oder schwach gekrümmt, 1—2 cm breit, fingerlang oder wenig länger, grau behaart oder schwarz, ihr Rand zwischen den Samen wenig oder tief eingeschnürt . - - - „. = . .„ A. arabica Wiılld.

III. Hülsen dickschalig, gerade oder wenig gekrümmt, 2—3 cm breit, meist handlang, braun, ihr Rand stets glatt und verdickt . . - 2 2 2 2.2... 4. verrugera Schwfrth.

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Fig. 43. Acacia seyal Del.

Zweig mit einfachen und vergallten Dornen.

Angepflanzt kommt an der Küste und gelegentlich auch im Binnen- lande die aus Südamerika stammende Acacia Farnesiana Willd. vor, aus deren Blüten (Fleurs de Cassie) namentlich in Algier und Süd- frankreich ein hochgeschätztes Parfüm gewonnen wird. Angepflanzt wird von Europäern in letzter Zeit auch die Gerberakazie, A. mollissima.

Dichrostachys nutans Bth. (siehe S. 9). Ein Dornstrauch mit kleinen akazienähnlichen Blättern. Er ist leicht daran zu erkennen, daß die Blütenähren in einem gewissen Stadium ihrer Entwicklung an

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der Spitze gelb, am Grunde violett oder rötlich gefärbt sind. Der verwundete Stamm schwitzt Gummi aus, von dem aber nicht feststeht, ob es verwertbar ist.

Tetrapleura Thonningii (siehe S. 9). Auf den Märkten Sierra Leaones und Togos werden die Früchte für Wäschereizwecke verkauft.

Parkia afriecana R. Br, (siehe S. 9). Ein Infus aus den Hülsen dient zum Härten des Lehmfußbodens in den Hütten der Eingeborenen. Die Samen sollen fauliges, übelriechendes Wasser genießbar machen.

Pentaclethra macrophylla Bth. [Fig. 44.] (Agamma, Atakp.). Der Baum, der bis 20 m hoch wird, ist bisher nur durch v. Doering im Atakpame-Bezirk festgestellt worden. Er sagt von ihm, daß die nach dem Aufspringen sich kreisrund schließenden Schalen der Hülsen als Stirnbänder verwandt werden. Die am Grunde schief verschmälerten Hülsen werden bis zu !/, m lang und 8—9 cm breit, bei der Reife sind sie dick und holzig. Die großen Blätter sind doppelt gefiedert, die weiß- lich-gelben Blüten bilden sehr lange, zu einer stattlichen Rispe an- geordnete Ähren. Die zu 6—7 in einer Hülse vorhandenen Samen sind eirund, 7 cm lang und breit, flach, dunkelbraun und zeigen zahl- reiche schief verlaufende Längsfurchen. In englischen und französischen Kolonien der Westküste preßt man aus ihnen ein Öl, das dem der Erdnuß nahe steht und als Owalaöl bekannt ist. Es schmeckt zuerst süßlich, dann bitter, enthält viele Fettsäuren von hohem Schmelzpunkt, so daß es wohl besonders für die Kerzenfabrikation in Betracht käme.

Copal-Bäume. Westafrikanischer Copal wird von Sierra Leone, Accra, Benin, Kamerun, Gabon, Loango, vom Kongostaat, Angola und Benguella ausgeführt. Ob er auch in Togo an irgend einer Stelle ge- graben oder gesammelt wird, ist mir nicht bekannt. Über seine Her- kunft herrschen noch viele Unklarheiten, wir wissen nur so viel, daß das vom Kongo und aus Kamerun stammende Produkt von Copaifera Demeusii Harms herrührt. Der Copal von Sierra Leone soll von leben- den Stämmen der Copaifera Guibourtiana Bth. abgenommen werden, doch weder die eine noch die andere Art ist bis heute aus Togo ein- geschickt worden.

Daniellia thurifera Bth. [Fig. 45] (siehe S. 12). 20—30 m hoher, auf Savannenboden weit verbreiteter Baum mit unterarmlangen, im durch- scheinenden Licht drüsig punktierten, einfach gefiederten Blättern, auf- fälligen, über handlangen Rispen weißer oder grünlich-weißer Blüten und fingerlangen, schief-ovalen, meist einsamigen, flachen, pergamentartigen Hülsen. Die Samen sind schwarz, rundlich, zusammengedrückt, von der Größe eines Fingernagels. Von dem wohlriechenden Harz des Baumes sagt Kersting, daß es zum Flicken von Tontöpfen und wie Weihrauch als Parfüm gebraucht werde. Nach Moloney gibt der

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Fig. 44. Pentaclethra macrophylla Bth. A Blühender Zweig, B Fiederblatt, Blütenknospe, D Frucht, E Same.

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Baum in Sierra Leone und Senegambien zwei Arten von Harz, ein dunkelbraunes, oft fast schwarz aussehendes, in großen unregelmäßigen Stücken vorkommendes und ein helles gelbes, weniger festes und darum leicht zerbröckelndes. Letzteres wird weniger geschätzt, erscheint im Handel aber meist mit ersterem gemischt. Die Ausscheidung soll durch ein Insekt verursacht werden, das nach allen Richtungen zoll- breite Gänge in die Rinde bohrt. In diesen Gängen häufe sich das Harz an, um dann aus den Eingangsöffnungen hervorzutreten. Die Ein- geborenen sammelten dieses, lösten aber außerdem auch die toten Rindenstreifen von den Bäumen ab und gewönnen aus dem darunter liegenden, mehr oder weniger zerfallenen und mit Harz durchtränkten Holz eine Substanz, die mannigfachen Zwecken diene, besonders aber der Parfümierung des Körpers. Die Weiber vermischten sie mit Kalk- pulver, das sie aus Seemuscheln herstellten, und rieben sich damit ein, durchräucherten auch die Häuser in Krankheitsfällen damit. Molo- ney spricht noch von einer zweiten Daniellia-Art, die in Sümpfen der Goldküste verbreitet sei und das Ogea gum der Yorubas liefere, eine gleichfalls wohlriechende Masse, welche mit heller, das Dunkel der Hütten erleuchtender Flamme brennt. Einer Mitteilung des Gouver- neurs Graf Zech entnehme ich, das von Daniellia thurifera in Nord- nigerien ein „Wood oil“ gewonnen und ausgeführt werde, das in der Pharmazie Verwendung finde. Dr. Kersting berichtet mir, daß die Eingeborenen Togos viereckige Rindenstücke aus dem Stamm des Baumes herausschnitten, und das freigelegte Holz dann gleichfalls ein Öl austreten ließe. Näheres habe ich nicht in Erfahrung bringen können.

Cyanothyrsus spec. (Olifi oder Olüfih, Atakp.). v. Doering sammelte im Urwalde bei Okpahu& in Atakpame Fruchtzweige eines hohen Baumes aus dieser Gattung, der wegen mangelnder Blüten noch nicht näher bestimmt werden konnte. Er scheide ein duftendes Harz aus, mit dem sich die Weiber zur Nacht einreiben. Vielleicht liegt eine Verwechslung mit Daniellia vor.

Berlinia Heudelotiana Baill. (siehe S. 12). Der Baum scheidet in der Trockenheit in großen Mengen ein „honigartiges* Harz aus, das an der Luft hart wird, aber keine Verwendung findet.

Bauhinia reticulata DC. (siehe S. 14). Nach Kling kocht man in Bismarekburg aus der Wurzel rote und aus den Hülsen blaue Farbe zum Bemalen von Töpfen.

Cassia Sieberiana DC. (siehe S. 14). Es dürfte zu untersuchen sein, ob nicht die Rinde dieser und anderer holziger Arten der Gattung in gleicher Weise reich an Gerbstoffen ist, wie die von Cassia fistula L.,

Fig. 45. Daniellia thurıfera Bth. A Blühender Zweig, B u. Staubblätter, D Fruchtknoten, E Frucht.

EN Eupen

die in Indien zum Gerben verwandt und in Brasilien und anderwärts in den Tropen zum gleichen Zweck auch angepflanzt wird.

Jaesalpinia Bonducella Roxb. [Fig. 46] (Wole oder Adi, Ewe, Adjıke, Atakp., De, Tschaudjo). Ein mit rückwärts gerichteten Dornen klimmender Strauch, dessen braune, flache, schief-ovale, mit Dornen besetzte Hülsen murmelartige, graue, glänzende Samen enthalten. Letztere, in Tschaudjo Ware-m-bia genannt, dienen als Steine beim Ware-Brettspiel. Sie sind reich an fettem Öl.

Fig. 46. Caesalpinia Bonducella Roxb. A Blatt und Frucht, B Blüte, © Same durchschnitten.

Cordyla africana Lour. (siehe S. 14). Vom Stamm lesen die Eingeborenen von Lagos ein Gummi ab, das mit Wasser „verkleistert“ für die Weißwäscherei gebraucht wird.

Baphia nitida Afr. (siehe S. 14). Das Holz gibt eine leuchtend rote Farbe, mit der man in England die Bandanatücher färbt. Aus Sierra Leone wird es exportiert. Vielleicht wäre das Holz von Baphia pubescens Hk. f., die in Togo von Misahöhe und Atakpome bekannt ist, in ähnlicher Weise verwertbar. Sie ist ein Baumstrauch, scheint sich vorzugs-

Na

weise in Baumsteppen der Bergländer zu finden und ist dadurch vor den meisten anderen Leguminosen ausgezeichnet, daß die Blätter einfach, nicht gefiedert sind, die Staubblätter in den Blüten frei und der Kelch zu einer geschlossenen Hülle verwachsen ist, die beim Aufblühen in einem Längsspalt zufreißt. B. pubescens hat unten rostrot behaarte Blätter, während sie bei B. nitida kahl sind.

Indigofera tinetoria L.!) [Fig. 47] (Tanäu, Tschaud jo, Nangäm, Kongkomba, Bäbo, Haussa). Die Indigopflanze wird in Sokode- Basari bei den Dörfern in ver- einzelten Stauden oder auch auf kleinen Feldern angebaut und zum Blauschwarzfärben von Tüchern, auch der Frauenhaare, gebraucht. Um den Indigo zu gewinnen, wen- den die Eingeborenen dasselbe Ver- fahren an, welches allgemein in Westafrika üblich ist. Die Pflanzen bezw. nur die Blätter werden vor der Blüte abgeschnitten, in ein 60—75 Liter fassendes Tongefäß gebracht, mit Wasser übergossen und dann mit belastenden Brettern bedeckt. Nach einem oder einigen Tagen wird die jetzt grüne Flüssig- keit in ein anderes Gefäß abgelassen und dann mehrere Stunden lang möglichst intensiv mit Luft in Be- rührung gebracht, indem man sie entweder mit Löffeln oder Kale-

= bassen schöpft und in langsamem, Fig. 47. dünnem Strahl zurückfließen läßt Indigofera tinctoria L. oder sie durch Schaufeln in Be-

wegung bringt. Das in der Flüssig- keit enthaltene Indikan wird da- durch zu unlöslichem Indigo oxydiert, der nun als blauer Farbstoff zu Boden fällt. Den körnigen Indigo wäscht man in Seihtüchern aus, trocknet ihn und schneidet ihn in würfelförmige Stücke oder knetet ihn zu Bällen. Um das Absetzen des Indigo zu beschleunigen, wird

ı) Ob es wirklich I. tinetoria ist, die in Togo angebaut wird, erscheint mir nach einer Mitteilung Dr. Kerstings zweifelhaft. Nach ihm stehen die Hülsen der Pflanze aufrecht, was auf eine andere Art deutet.

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die Flüssigkeit erhitzt oder mit Kalkwasser versetzt (Dammer in Pflanzenwelt Ostafrikas, B. S. 403). Durch die Haussas wird der Farbstoff auf dem Handelswege weit vertrieben aber, in Nord-Togo wenigstens, nur selten angewendet. Die Herkunft dieses in Bornu und Adamaua erzeugten Produkts beschränkt sich nicht auf Indigofera tinctoria, auch andere Arten der Gattung werden dazu herangezogen, besonders I. Anil L., daneben aber auch wildwachsende. Von den in Togo bis- her festgestellten 15 Arten werden I. trita L., hirsuta L. und diphylla Vent. als gleichfalls indigoliefernd genannt. I. tinetoria ist eine reich- verzweigte, etwa l m hohe Strauchstaude mit rötlichen Blütenähren, die kaum halb so lang wie die einfach gefiederten Blätter sind. Die stielrunden, fingergliedlangen, braunen Hülsen stehen, bei der Reife im Winkel nach abwärts.

Arachis hypogaea L. (Azi, Ewe, Gedda, Haussa). Die Erdnuß- kultur ist in Togo ziemlich verbreitet, sowohl in küstennahen als auch küstenfernen Gegenden. Eine bedeutende Zunahme der Produktion darf erwartet werden, wenn die beiden Hinterlandbezirke Sokod&-Basari und Mangu-Yendi durch eine Bahn erschlossen sein werden. Das dortige trocknere Klima dürfte die exportfähigere Produktion begünstigen. Die Erdnußausfuhr betrug 1908 152988 kg im Werte von 14688 M., hatte 1907 aber das Doppelte ausgemacht. Das Öl ist in den Samen der Arachis zu 40—60°/, ihres Gewichtes enthalten, auf welche Mengen Klima und Boden einen wesentlichen Einfluß haben. Hellfarbige Böden, die reich an Kalk sind, liefern die besten Erträge. Das Öl, das kalt ausgepreßt werden muß, hat in Europa wie Amerika dem Olivenöl erfolgreich Konkurrenz gemacht, da es sich als Speise- insbesondere Salatöl durch seine Dünnflüssigkeit, seine schöne strohgelbe Farbe und Haltbarkeit empfiehlt. Auch für die Seifenfabrikation, zur Herstellung von Pomaden und für Schmierzwecke wird es verwandt. Die Arachis- pflanze, die namentlich durch ihre Beblätterung an Klee erinnert, aber gelbe Blüten trägt, teilt mit der später noch zu besprechenden Voandzeia sublerranea Thouars und Kerstingiella geocarpa Harms die Eigentümlichkeit, daß sie ihre gewöhnlich zweisamigen, außen netzadrigen Hülsen unter- irdisch reifen läßt. Kultiviert werden in Togo zwei Sorten, eine mit großen, länglichen und eine mit kleineren, rundlichen Hülsen.

Pterocarpus erinaceus Poir. (siehe S. 16). Dr. Busse gibt an, daß der Baum bei künstlicher Verwundung der Stämme Kino liefere, d. h. ein zu einem roten Harz erstarrenden Saft, der durch seinen Gehalt an Kinogerbsäure in früheren Zeiten in der Pharmazie zur Verwendung kam, jetzt wohl nur noch für die Gerberei und Färberei eineBedeutung hat. Moloney behauptet, daß der westafrikanische Kino von dem indischen, der von Pterocarpus marsupium Boxb. herstammt, in der

Fig. 48. Lonchocarpus eyanescens Bth. A Blatt und Blütenstand, B Frucht, C—H Blütenteile.

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Praxis nicht zu unterscheiden sei. Die Togoneger verwenden besonders die mit Harz durchtränkten peripherischen Teile des Wurzelholzes, die als Splitter auf den Markt kommen, zum Rotfärben.

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Fig. 49. Balanites aegyptiaca Del. Au. B Blühende Zweige, C Blütenknospe, D Blüte, E Staubblätter, F,@, H Frucht- knoten, Ju. K Fruchtdurchschnitte, Z Zweigquerschnitt. 7

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Lonchocarpus eyanescens Bthn. [Fig. 48] (Adzudzru, Ewe, Amäti, Atakp.). Sparriger, 3-5 m hoher Strauch mit langen niederhängenden Zweigen, mitunter auch im Gebüsch bis zu 10 m in die Höhe klimmend. Die großen Blätter sind einfach gefiedert, Walnußblättern ähnlich, die blauen Blüten zu fast unterarmlangen, endständigen, reichverzweigten Rispen vereinigt, die 2—4samigen flachen Hülsen pergamentartig, finger- bis handlang, halbfingerbreit. Nach Warnecke werden Blätter, Blüten und Früchte in einem mörserartigen Holzgefäß zu Brei zerstampft und der Brei dann zu Kugeln geformt, die nach dem Trocknen in den Handel gelangen. Die Mehrzahl der einheimischen blauen Zeuge dürften nach ihm mit diesem dem Indigo verwandten Farbstoff gefärbt sein. v. Doering schreibt, daß auch das Wurzelholz einer in Togo wild- wachsenden Morinda-Art mit zu dem Brei verarbeitet werde.

Erythrina senegalensis DC. (siehe S. 16). Die schön roten Samen dienen in Tamberma zur Verzierung von Kopfbedeckungen.

Zygophyllaceae.

Balanites aegyptiaca Del. (siehe S. 18) [Fig. 49]. Die Samen geben ein Öl, das in Ober-Guinea als Zachunöl bekannt ist. In den oberen Nilländern benutzt man es als Speiseöl und zum Einreiben des Körpers. Der dornige Baum, der seine Zweige herabhängen läßt und der zugleich mit der Tamarinde einen Charakterbaum trockner, aber ‚gelegentlich überschwemmter Örtlichkeiten darstellt, ist leicht an seinen aus je 2 Blättchen bestehenden Blättern zu erkennen. Die nach der 5-Zahl gebauten Blüten bilden achselständige Trugdolden. Die haselnuß- große fleischige Frucht enthält einen harten, 5kantigen, einsamigen Kern.

Rutaceae.

Limonia Warneckei Engl. (siehe S. 18). Die Samen der apfel- sinenähnlichen, hartschaligen Früchte, aus denen man Schnupftabak- dosen macht, sind reich an Fett, das gewonnen und genossen wird.

Citrus-Arten. Einheimisch in Togo, wenn auch nur verwildert, sind zwei Sorten von Zitronen (Lemu, Tschaudjo, Anguti, Ewe), eine stachelige und eine stachellose, angepflanzt wird Oitrus aurantium L. (Atotonguti oder Akutu, Ewe) in verschiedenen Varietäten. In Süd- frankreich, Sizilien und Kalabrien, Algier und Paraguay gewinnt man durch Destillation einerseits aus den Blüten, andererseits aus den Blättern. Zweigen und unreifen bezw. aus den Schalen reifer Früchte der Citrus- Arten eine Reihe von ätherischen Ölen, die eine ausgedehnte Verwen- dung in der Parfümerie finden. Das Petitgrain-Öl, das den Blättern, und jungen Früchten, insbesondere der bitteren Pomeranze entstammt, verdrängt allmählich die Blütenöle, deren wohlriechendstes als Essence

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de Nöroli auf den Markt kommt. Die Öle der reifen Fruchtschalen werden je nach den Sorten als Orangen-, Bergamotte-, Zitronen-, ÜOedrat- und Limettöl unterschieden.

Simarubaceae.

Irvingia Barteri Hk. f. [Fig. 50]. Ein in Togo noch nicht fest- gestellter, aber sicher vorkommender reichbelaubter Baum mit weiß-

Fig. 50. Irvingia Barteri Hk. f. A Blühender Zweig, B Blütenknospe, C' Blüte, D Staubblatt, E, F, @ Frucht- knoten, H Frucht durchschnitten.

grauer Rinde, der bis 30 m Höhe erreicht. Seine unansehnlichen, grünlichgelben Blüten bilden kleine Dolden, die wieder zu einer Traube zusammengesetzt sind. Die eiergroßen Früchte werden oft mit denen des Mangobaumes verglichen. Die einfachen ovalen Blätter sind mehr als fingerlang und glänzend grün. In Kamerun werden die Früchte halbiert, die über 60°/, Fett enthaltenden Kerne aus der Schale heraus- genommen zerstampft, die sich dabei ergebende Masse in Form großer Kräuterkäse zusammengepreßt und über dem Feuer getrocknet. Die 7*

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Fig. 51. Carapa procera DC. A Blatt, B Blütenstand, C Blüte, D Anheftung der Staubblätter, Z, F, G Fruchtknoten.

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Masse dient als Zubrot namentlich beim Genuß von Fischen. Ander- wärts in Westafrika, wo der Baum Dika, Udika, Oba oder Ibä genannt wird, gewinnen die Eingeborenen aus den gerösteten Samen eine Art Butter, die der Kakaobutter ähnlich ist und von den Franzosen darum

Fig. 52. Carapa procera DC. A Frucht, B, C, D Same.

als Chocolat du Gabon bezeichnet wird. Nach Europa gelangt sie meist unter dem Namen Dikafett, um als Ersatz für Kakaobutter in der Seifen- und Kerzenfabrikation verwandt zu werden.

Hannoa undulata Planch. (siehe S. 18). Die vorzüglich duftenden Blüten kämen vielleicht zur Herstellung eines ätherischen Öls in Betracht,

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Burseraceae.

Von der zu dieser Familie gehörigen Gattung Commiphora sind bisher aus Togo erst zwei bekannt, C. africana Engl. var. togoensis Engl. und C. Kerstingii Engl., von denen aber nicht angegeben wird, ob sie, wie es für die meisten Arten der Gattung charakteristisch ist, einen wohlriechenden, zu Harz erhärtenden Balsam ausscheiden. Aus der Gattung Canarium, die sonst in Westafrika sehr verbreitet ist und deren Arten sowohl durch wohlriechende Stammharze wie durch außerordent- lich ölreiche, eßbare Früchte und Samen ausgezeichnet sind, konnte in der Kolonie noch kein Vertreter nachgewiesen werden.

Meliaceae.

Carapa procera DC. (siehe S. 20) [Fig. 51 u. 52]. Aus den Samen kann ein Fett gepreßt werden, das sich zur Seifenfabrikation eignet, von dem ferner behauptet wird, daß es Eisen und Stahl gut vor Rost schützt. Auch die Samen der Trichilia-Arten (siehe S. 20) sind reich an Fett, das wie Kakaobutter riecht und ebenfalls für Seife brauchbar ist.

Pseudocedrela Kotschyi (Schwfrth.) Harms (siehe S. 20). Die bittere Rinde gibt den Eingeborenen einen Farbstoff zum Braunfärben von Tüchern,

Polygalaceae.

Polygala butyraceum Heck. (siehe S. 70). Die Samen enthalten ein bei 35° schmelzendes, bei 52° erst völlig flüssiges, butterartiges Fett, die Malukangbutter, die sich insbesondere zur Margarinefabrikation empfiehlt (Wiesner). Sehr ölreich sind auch die Samen von Securidaca longepedunculata Fres. (siehe S. 56).

Euphorbiaceae.

Von den Kautschuk liefernden Arten der Familie ist Manihot Glaziovii M. Arg. in ziemlichem Umfange, Hevea brasiliensis M. Arg. nur an wenigen Lokalitäten von Europäern angepflanzt worden. Mit Manihot dichotoma Ule, heptaphylla Ule und piauhyensis Ule stellen nur erst einige Regierungsstationen Versuche an.

Bridelia ferruginea Bth. (Choluhä, Atakp., Kölu, Tschaudjo, Yumpö, Dyakossi). Kleiner, höchstens 5 m hoher Baum oder Strauch mit 10—15 cm langen, ovalen, kahlen oder behaarten, kurzgestielten, zweizeilig inserierten Blättern, zu erbsengroßen Knäulen in den Blatt- achseln angeordneten unscheinbaren Blüten und einsamigen Beeren- früchten. Die Rinde, mit der man in Sansanne-Mangu auch rot färbt,

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gibt in Sokods-Basari den „Kolu‘-Aufguß zum Befestigen der Lehm- fußböden in den Hütten.

Jatropha eurcas L. |Fig. 53] (Kpöti, Ewe, Wabati, Misahöhe). Der in allen Tropenländern kultivierte milchsaftführende Strauch wird

Fig. 53. Jatropha curcas L. A Blühender Zweig, B, C 5' Blüte, D Staubblätter, 2 © Blüte, F Frucht,

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@, H Same.

auch in Togo als Heckenpflanze gebaut. Die Blätter gleichen denen des Efeu, nur sind sie bei weitem größer und fleischig-krautig. Die gelblich-grünen Blüten bilden kleine, axilläre Infloreszenzen, an deren unteren Zweigen die männlichen, an den oberen die weiblichen Blüten stehen. Die Frucht ist eine rundliche 3-klappige Kapsel mit je einem schön gefleckten schwärzlichen Samen in jedem Fach. Das Öl der

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Samen ist als Oleum Ricini majoris, Oleum infernale oder Purgiernußöl bekannt und dient medizinischen Zwecken, zum Brennen, als Schmieröl, wird aber namentlich in englischen Wollspinnereien gebraucht. Es ist schwer verseifbar. Von den Capverden wurden früher große Massen der Samen exportiert. Jatropha multifida L., die in der Kolonie als Zierstrauch vorkommt, gestattet eine ähnliche Verwendung wie J. curcas L. Jatropha gossypifolia L., ein Kehricht- Unkraut, umgibt vielfach die Dörfer als Schutzhecke gegen Brände,

Rieinus communis L. (Dzegbele, Dzongbati oder Longo, Ewe). Die Ricinusstaude wird wie in ganz Afrika so auch von den Togonegern die eine rot- und eine grünstenglige Sorte unterscheiden, in eine Art Halbkultur genommen. Sie findet sich überall vereinzelt bei den Hütten. Das frisch geschlagene Öl der Samen, das eine stark purgierende Wirkung erst nach dem Ranzigwerden ausübt, hat einen bei weitem angenehmeren Geschmack als das bei uns in Apotheken käufliche und meist aus Ost- indien stammende. Die Eingeborenen verwenden es zu mannigfachen Zwecken, so namentlich zum Einreiben der Haut. In Indien wird es von Gerbern zum Zurichten von Häuten und Fellen gebraucht, zum Schmieren von Maschinen und als vortreffliches, nicht rußendes Lampenöl. Namentlich die Eisenbahnverwaltungen bedienen sich seiner als fast ausschließliches Schmiermittel und zum Beleuchten der Bahnhöfe. Über die Gewinnungsweise des Öls in Indien, die für Togo vorbildlich sein ‚könnte, gibt Schulte im Hofe im Tropenpflanzer 1901, S. 193 u. 482 ausführliche Auskunft.

Ob die Milchsäfte anderer Euphorbiaceen der Kolonie, beispiels- weise die der Sapium-Arten, von Euphorbia Poissonii Pax (Dididire, Tschaudjo) und E. Renouardi Pax (Ssaldaza, Losso), nutzbare Stoffe für die heimische Industrie enthalten, ist noch nicht untersucht worden. Von der Euphorbia Renouardii wird angegeben, daß sie Termiten aus den Häusern fernhalten soll.

Anacardiaceae.

Anacardium oceidentale L. (siehe S. 22). Im Küstengebiet an- gepflanzter, der Walnuß ähnlicher Baum. Beim Anschneiden fließt aus dem Stamm ein milchiger Saft, der an der Luft erhärtet und schwarz wird. Freiwillig schwitzt er ein topasgelbes Gummi in Form kugliger oder stalaktitischer Massen aus. Als Acajougummi, das sich fast völlig in Wasser löst, wird es besonders in Südamerika von Buchbindern als Ersatz für Akaziengummi gebraucht. Auffällig ist die Frucht des Baumes. Sie gleicht einer Birne, auf der oben scheinbar ein schwarzer nieren- förmiger Same sitzt. In Wirklichkeit stellt letzterer die Frucht im bo- tanischen Sinne dar, während die eßbare Birne aus einer Anschwellung

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des Fruchtstiels hervorgeht. Die scheinbaren Samen werden Elefanten- läuse genannt. Sie enthalten in ihrer äußeren Schale ein brennend scharfes, schwarz werdendes Öl (Kardolöl), das auf der Haut Entzün- dungen hervorruft, als unauslöschliche Tinte benutzt werden kann und alle Gegenstände, die damit bestrichen werden, vor Insektenfraß schützt, Aus dem Innern, dem eigentlichen Samen also, kann dagegen ein helles, wohlschmeckendes Speiseöl gewonnen werden.

Lannea acida A. Rich. (siehe 8. 23) [Fig. 54]. Die Rinde des Baumes scheidet ein Gummi aus, das in Wasser löslich ist und eine gute Klebkraft besitzen soll. In den Nigerländern wird die gepulverte und mit anderen Substanzen versetzte Rinde zum: Färben des Gesichts benutzt.

Celastraceae.

Elaeodendrum Woarneckei Loess.. 8-10 m hoher Baum oder Baumstrauch vom Ansehen eines Kirschlorbeers, mit dunkelgrünen, hart- laubigen, ovalen Blättern, kleinen weißen zu einer über fingerlangen Doldenrispe angeordneten Blüten und gelblich-grünen, einsamigen Beeren- früchten. Aus dem Holz fließt ein rotbraunes Harz, von dem nicht bekannt ist, ob es Verwendung findet. Von der zur Familie gehörigen Gattung Gymnosporia sind in Togo bisher zwei Arten, @ senegalensis (Lam.) Loes. (Wotsinotsi, Ewe, Nowoe, Atakp., Mlimlisaüre, Tschaudjo) und @. faseiculata (Tul.) Loes, festgestellt worden. Einige andere Arten, von denen diese oder jene vorkommen dürfte, enthalten in ihren Blättern und jüngeren Stengelteilen eine fadenziehende, elastische Masse, die als eine Art Kautschuk angesprochen werden muß.

Sapindaceae.

Lecaniodiseus cupanioides Planch. (Awetje, Atakp., Kessegpl:, Kpedyi, Yaletimis, Tehaudjo). Mäßig hoher Baum der Gebirgs- und Uferwälder, mit gelblich-brauner, längsrissiger Rinde, walnußartigen, paarig gefiederten Blättern und ockergelben Blüten, die zu großen, aus Trauben zusammengesetzten Rispen vereinigt sind. Früchte kuglig, eßbar, kirschgroß, außen rehbraun und mit einem Haarfilz versehen. Aus den außerordentlich angenehm duftenden Blüten werden da und dort in Westafrika (nicht in Togo) durch Destillation aromatische Wässer dargestellt, ebenso wie das in Westindien aus den Blüten von Blighia sapida Koen. (siehe S. 23) geschieht.

Rhamnaceae. Zizyphus jujuba Lam, (siehe S. 24). In Indien dient die Rinde Gerbereizwecken.

Fig. 54. Lannea acıda A. Rich. A Fruchtender Zweig, B Teil des Blütenstandes, C d' Blüte, D © Blüte,

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Malvaceae.

Baumwolle (siehe S. 60). Die Samen der Baumwollarten bilden bei der Gewinnung von Spinnstoffen ein Nebenprodukt, welches man lange Zeit als wertlosen Abfall ansah, das aber in neuerer Zeit als Rohstoff zur Ölgewinnung eine um so größere Wichtigkeit erlangt hat, als derselbe in außerordentlich großer Menge beschafft werden kann. Der Baumwollsame ist ein so wertvoller Rohstoff geworden, daß unter gewissen Umständen die Samenernte nutzbringender als die der Baum- wolle werden kann (Wiesner). Das Öl findet in Europa als Speiseöl, zur Herstellung von Kunstbutter, zur Verfälschung von Olivenöl und Schweinefett und in der Seifenfabrikation Verwendung. Auch die Saat anderer Malvaceen ist ölreich, so die von Hibiscus cannabinus L. (siehe S. 63), Thespesia populnea Corr. (siehe S. 24 u. 65) und Abelmoschus mo- schatus L. Das Öl der ersteren Art kann genossen werden, das der zweiten wirkt medizinisch, das der dritten duftet nach Moschus und wurde darum früher für Parfums verarbeitet.

Bombacaceae.

Ceiba pentandra (L.) Gärtner (siehe S. 25 u. 65) und Adansonia digitata L. (siehe S. 25 u. 66). In den Samen des Kapokbaums sowohl als des Affenbrotbaums ist ein vortrefflich schmeckendes Öl enthalten, das schwer ranzig wird. Die Eingeborenen Toogos pressen es aber nicht aus, sondern verwenden die enthülsten Samen nur als Zutat zur Suppe, worauf ich zurückkomme. Beide Bäume produzieren ferner ein Gummi, das aber wohl wertlos ist.

Sterculiaceae.

Sterceulia tragacantha Lindl. (siehe S. 25). Wie der Name es andeutet, liefert der Baum eine Art Traganth und zwar in solchen Mengen, daß eine Ausfuhr in Frage kommen könnte, und wenn auch dieser afrikanische Traganth sich von dem kleinasiatischen in manchem unterscheidet, wäre es doch einer Prüfung wert, ob er gleich ihm für die Kattundruckerei, die Appretur von Seidenwaren und in der Kon- ditorei zu gebrauchen ist. Stereulia tomentosa Heck. (siehe S. 25 u. 66) scheidet gleichfalls ein traganthähnliches Gummi aus, das nach Wiesner im Sudan Gomme de M’beppe, in Loanda Chix& genannt wird. Auf die Kakaobutter komme ich später bei Besprechung der Kakaokultur zurück.

Ochnaceae.

Lophira alata Banks (siehe S. 26) [Fig. 55]. Die Bevölkerung Togos gewinnt aus den Fruchtkernen ein Öl zum Einreiben der Haut.

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In Senegambien und Sierra Leone, wo es nach Moloney Meni heißt, wird dasselbe auch in der Küche und zum Salben der Haare benutzt.

Guttiferae.

Pentadesma Kerstingii Engl. (siehe S. 26) [Fig. 56]. (Akutu, Atakp., Budyonü, Tschaudjo). Hoher schlanker Waldbaum, an Fluß-

Fig. 55. Lophira alata Banks.

A Blühender Zweig, B Blütenknospe, C Blütenkelch, D Blüte, E Blumenblatt, F Staubblätter, @, H, J Fruchtknoten, X Blattnervatur.

ufern besonders verbreitet. Die 3—5-eckigen Samen sind außen braun, im Innern rosarot, 2!/, cm lang und 2 cm breit. Etwa 36°/, ihres Ge- wichts bestehen aus einem Fett, das sowohl als Genußmittel wie für die Seifenfabrikation empfohlen wird. Die Eingeborenen benutzen es als

Fig. 56. Pentadesma Kerstingti Engl.

A Beblätterter Zweig, B Blütenknospen, C Staubblattbündel, D, E, F Frucht- knoten, @ Frucht durchschnitten, Z, J Same.

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Speisefett und schätzen es höher als das vorzugsweise zum Brennen gebrauchte des Schibaums. Eine verwandte Art, Pentadesma buty- racea Don., die in Togo wohl auch noch aufgefunden werden dürfte, läßt ebenso wie P. Kerstingii aus den zerschnittenen Früchten eine gelbe, butterähnliche Masse fließen, von der in Büchern behauptet wird,

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Fig. 57. Bixa orellana L.

A Blühender Zweig, B Blütenknospe, Staubblätter, D Staubbeutel durchschnitten,

E Fruchtknoten, F Narbe, @ Fruchtknoten durchschnitten, H Blütenquerschnitt, . J, K Frucht, L—0O Same, P Embryo.

daß sie verzehrt werde, was aber wohl auf einen Irrtum beruht. Ob etwa Gareinia Baikieana Vesque var. togoönses Engl. (Lepenabüe, Kong- komba) und @. Kerstingü Engl. (Tyifomire, Tschaudjo) gummigutt- artige Stoffe liefern, bedarf noch einer Untersuchung.

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Bixaceae.

Bixa orellana L. (siehe S. 68) [Fig. 57] (Berniticu, Misahöhe, Kiräne, Tschaudjo). Eingeführter, aber überall bei Gehöften ange- pflanzter Strauch mit malvenähnlichen Blättern, der wilden Rose ver- gleichbaren Blüten und dornigen, braunen Fruchtkapseln. Aus dem

Fig. 58. Lawsonia inermis L. A Blühender Zweig, B—J Blütenteile, X, Z Frucht, M, N, O Same, P Embryo.

braunroten, abwaschbaren Überzuge der Samen wird ein intensiv roter Farbstoff gewonnen, mit dem die Togoneger sich selbst und auch Geräte bemalen. Die Samen gelangen besonders von Indien aus nach Europa, um damit Seide und Käse orangegelb zu färben (Arnattofarbstoff).

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Cochlospermum tinetorium Rich. (siehe S. 67) Durch Kochen gewinnt man aus den Wurzeln in Sansane-Mangu einen gelben Farb- stoff, der auch im Sudan als Fayar bekannt ist.

Lythraceae.

Lawsonia inermis L. [Fig. 58] (Läliı, Haussa). Dorniger, in den Dörfern angepflanzter Baumstrauch mit kleinen weißen, schön duftenden Blüten und Beerenfrüchten. Die getrockneten Blätter bilden einen Handelsartikel der Haussas. Zerrieben und mit Wasser übergossen, dem etwas Limonensaft zugesetzt wird, geben sie den im ganzen Orient geschätzten Hennafarbstoff zum Braunrotfärben der Haut und nament- lich der Fingernägel und Handflächen, gelegentlich auch der Pferde- mähnen und Schwänze.

Rhizophoraceae.

Rhizophora mangle L. (siehe S. 27). Der Mangrovebaum der Küste mit Stelzenwurzeln und bereits am Baum auskeimenden Früchten. Die Rinde ist gerbstoffreich, aber nicht in dem Maße, wie die der am indischen Ozean verbreiteten R. mueronata Lam. und darum für die heimische Gerberei ohne Wert.

Compbretaceae.

Anogeissus leiocarpus (DC.) G. et P. (siehe S. 27). Die Ein- geborenen verwenden die Blätter zum Gerben, besonders der Ziegenfelle.

Terminalia catappa L. Im Küstengebiet angepflanzter schöner Baum mit etagenartigem Aufbau der Äste, großen umgekehrt-eiförmigen, an der Spitze der Zweige zusammengedrängten, vor dem Abfall rot werdenden Blättern, kleinen grünlich-gelben, zu Ähren angeordneten Blüten und zweikantigen, 7—8 cm langen, fleischigen Früchten. Der große, spindelförmige Samen in den Früchten (indische Mandel) ist wohlschmeckend und enthält bis zur Hälfte seines Gewichts ein geruch- loses, hellgelbes Öl. Die Fruchtschalen ebenso wie die Rinde des Baumes dienen in Indien zum Gerben und Schwarzfärben. Aus den Wurzeln der Terminalia sokodensis Engl., die in den Savannen Togos als kleiner Baum häufig ist, stellen sich die Eingeborenen ein Braun- färbemittel her.

Myrtaceae.

Syzygium guineense (Willd.) DC. (siehe S. 28). Der Rinden- extrakt dient als Surrogat für den Hülseninfus der Parkia africana, mit dem die aus Raseneisensteintrümmern geklopften Fußböden in den Hütten bestrichen werden, um sie fest und widerstandsfähig zu machen.

Fig. 59. Butyrospermum Parkii (G. Don.) Kotschy. A Blühender Zweig, B Blüte, 0, E, F, @ Blütenteile, D Frucht.

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Die Früchte, von denen es blaue und weiße gibt, werden ähnlich wie Wacholderbeeren zum Verbessern des Branntweingeschmacks ver- wertet, weshalb der Baum auch Sinti oder Yinti genannt wird.

Sapotaceae.

Butyrospermum Parkii (G. Don.) Kotschy!) (siehe S. 28) [Fig. 59]. Der Schibaum, eine der wichtigsten Nutzpflanzen Togos, gleicht durch seinen knorrigen, verschränkt-ästigen Wuchs unserer Eiche. Seine Rinde ist sehr dick, stark rissig und erinnert gleichfalls an die Eichenrinde. Beim Anschneiden derselben quillt in reichlicher Menge ein milchiger Saft heraus, der zu einer harten, weißlichen Masse gerinnt. Die schön geformten länglichen, gestielten, lederartigen Blätter stehen am Ende der Zweige dicht gedrängt nebeneinander. Ihr Rand zeichnet sich durch starke wellenförmige Biegungen aus. Die Blüten treten in dichten knäuelartigen Blütenständen am Ende der Zweige auf; sie sind sehr schön, von gelber Farbe, besitzen einen süßen Honigduft und werden daher eifrig von Bienen besucht. Sie fallen sehr leicht ab, so daß der Boden mit ihnen bisweilen dicht besät ist. Die Frucht ist etwa von Aprikosengröße, sehr süß und soll wie eine überreife Birne schmecken; sie enthält meist nur einen einzigen, oft fast kugelrunden Samen, der in Form und Farbe dem der Roßkastanie ähnelt. Er besitzt eine krustige, braunglänzende Schale und eine breite, matte Ansatzfläche (Harms in Pflanzenwelt Ostafrikas).. Der Schibaum tritt in Togo lediglich in den Baumsteppen auf. In Wäldern, ebenso in der Nähe der Küste ist er noch nicht beobachtet worden. Während er noch an der Nordgrenze zu finden ist, reicht die Südgrenze seines Verbreitungs- bezirkes im Südwesten bis zu 18°‘ n. Br., im Südosten bis zu 42° n. Br. In bezug auf den Boden ist er sehr genügsam, er meidet aber Örtlichkeiten, welche regelmäßigen Überschwemmungen ausgesetzt sind. Alljährlich während der Trockenheit, insbesondere im Dezember, fallen die Blätter ab. Gleichzeitig mit dem Hervortreiben der jungen Blätter, Ende Januar oder Anfang Februar, erfolgt das Blühen. Die Frucht- reife fällt in die Monate April, Mai und Juni. Die Früchte fallen nach vollendeter Reife ab, das Fruchtfleisch verrottet rasch, so daß die Samen liegen bleiben.

Um aus den eingesammelten Samen die Schibutter zu gewinnen, breiten die Eingeborenen sie so lange an der Sonne aus, bis die Kerne in den dünnen Samenschalen sich gelockert haben. Sodann werden die Schalen entfernt und die Kerne herausgenommen. Zur Schibutter- bereitung pflegen die Eingeborenen sie erst anzurösten. Zu diesem

') Der Schibaum in Togo von Graf Zech, Tropenpflanzer 1903, S. 413.

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Zweck benutzen die Kratschileute eine halbkugelförmige, mit kleinen Löchern versehene Schüssel. Diese wird mit den Kernen gefüllt und dem offenen Feuer ausgesetzt. Mit einem spatelförmigen Holz wird während dieses Prozesses in den Kernen fortwährend herumgerührt. In Dagomba benutzen die Leute zum Rösten besondere, etwa manns- hohe Öfen, welche eine ähnliche Form haben, wie die in Bangyeli ge- bräuchlichen Hochöfen. Sie sind zylindrisch in Lehm gebaut, am Boden befindet sich eine Öffnung für die Feuerung. Innerhalb des Ofens, etwa über der halben Höhe, ist ein Rost, der aus dicht neben- einander liegenden, horizontal eingesetzten Holzstäben besteht und den oberen Teil des Ofens von dem unteren trennt. Das Feuer wird am Boden angezündet, während die Schinüsse von oben in den ofienen Zylinder auf den Rost geschüttet werden. Das Rösten dauert so lange, bis das Fett anfängt, an der Oberfläche der Kerne auszutreten. Die Kerne kommen dann in einen Holzmörser und werden mit Holz- stößeln zu einer breiartigen Masse zerstampft. In großen, halb mit Wasser gefüllten Töpfen wird dieser Brei ausgekocht. Das sich dabei abscheidende Fett sammelt sich an die Oberfläche des Wassers und wird mit Kalebassen abgeschöpft. Die Schibutter, welche in den Handel gelangt, wird nach dem Erkalten entweder zuckerhutartig oder als Schalenausguß zur Gestalt einer Kugelcalotte geformt und mit Blättern umflochten. Der Verbrauch an Schibutter im Haushalte der Eingeborenen ist sehr bedeutend, sie wird zur Bereitung der Speisen, zum Brennen in einfachen irdenen und auch eisernen Lampen, zur Seifenfabrikation und zu kosmetischen Zwecken benutzt. Man kann den Verbrauch bei den westafrikanischen Inlandstämmen am besten vergleichen mit dem Verbrauch an Olivenöl in Italien (Graf Zech).

In Nordtogo hergestellte Schibutter wird in beträchtlichen Mengen über die Landesgrenze nach der Goldküste ausgeführt. Im Jahre 1908 waren es rund 40000 kg im Werte von 18800 M. Auch nach Europa gelangt das Fett von Westafrika aus, um bei der Seifen- und Kerzen- fabrikation Verwendung zu finden. Sein Hauptvorzug ist, daß es lange aufbewahrt werden kann, ohne ranzig zu werden.

Oben wurde gesagt, daß auch die Rinde des Baumes beim An- schneiden ein Sekret ausfließen läßt, das zu einer festen Masse erstarrt. Man glaubte früher, diese in ähnlicher Weise verwerten zu können wie Guttapercha. Neuere Untersuchungen!) haben gezeigt, daß dem nicht so ist. Immerhin dürfte es ratsam sein, dieser Masse, ebenso wie den Säften der Mimusops- Arten, der Pachystela einerea (Engl.) Pierre und

') Fendler im Notizblatt des Berliner Botanischen Gartens und Museums

Nr. 37. 8*

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Malacantha Warneckeana (siehe S. 29) eine fernere Beachtung zu schenken, da es nicht unmöglich scheint, daß sie für die europäische Industrie doch’ noch einmal eine Bedeutung gewinnen können.

Oleaceae.

Jasminum gardeniodorum Gilg. Schlingender Strauch, bei Mangel einer Stütze auch weithin am Boden kriechend. Blätter lederig, breit oval, gleich einer Hohlhand gekrümmt. Die vielzipfligen Blüten weiß, wie aus Wachs gepreßt, zu kleinen Sträußen vereinigt, sehr wohl- riechend, Frucht eine dunkelbraune zweisamige Beere. Da der Strauch nach Warnecke sich fast ständig in Blüte befindet, käme er vielleicht als Parfümpflanze in Frage. Der Duft der Blumen soll weniger an Jasmin als an Gardenien erinnern.

Apocynaceae.

Landolphia-Arten. Der Kautschukexport Togos ist zurzeit, wenn man von dem bereits erwähnten minderwertigen Kautschuk der Ficus Vogelii absieht, ganz auf das Vorkommen der Landolphia owariensis P. Beauv. gegründet. Den Angaben v. Seefrieds, Dr. Gruners und Mischlichs!) entnehme ich folgendes. Die Hauptkautschukgebiete Togos sind Tribu, Adjuti und Akposso, namentlich letzteres. Weniger liefern Adeli, Kunya, Buem und Dayi, ganz wenig das Gebirge südlich von Dayi (meistens, wenn auch fälschlich, Agomegebirge genannt) und nördlich von Adeli bis Bugu. Junge Exemplare der Gummiliane finden sich noch im ganzen Ewegebirge zahlreich. An dem isoliert östlich davon liegenden Agugebirgsstock ist bis jetzt noch keine an- getroffen worden, doch darf man daraus nur auf eine weitgehende Aus- rottung schließen. Die Pflanze, welche den Ballengummi liefert, heißt in Ewe: A-Bööka oder A-Ngekä, in Tschi: Böwhi, in Avatime: Lepapa. Die Adele-, Tribu- und Akpossoleute verfahren bei der Aus- beutung ziemlich rationell, indem sie vom Stamm 5 cm lange und 2 cm breite Rindenstreifen in 40 cm Abständen herunterschälen und sorg- fältig darauf achten, daß das Kambium nicht verletzt wird. Der her- austretende Milchsaft wird durch Aufspritzen von Zitronensaft koagu- liert und die so entstehenden Kautschukbänder zu kleinen Bällen ge- wickelt. Mitunter nimmt man statt des Zitronensaftes auch Salzwasser. Erst wenn die Schälmethode keine oder zu wenig Ausbeute mehr gibt, wird die Liane ganz durchschnitten und der nun noch abtropfende Milchsaft auf untergelegten Blättern aufgefangen. Die Kautschuk-

!) Notizblatt des Botanischen Gartens und Museums Nr. 24 und 27 und Amtsblatt für Togo 1907, Nr. 30,

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ausfuhr Togos betrug 1907 163794 kg im Werte von 1094517 M., ging im folgenden Jahre der schlechten Konjunktur wegen allerdings etwas zurück.

Landolphia owariensis, die einen bis schenkelstarken Stamm ent- wickelt, klettert mit hakenförmig gekrümmten Ranken, die aus einer Umwandlung der Blütenstände hervorgehen. Ihre Blätter sind kahl, lederig, glänzend grün, oblong, seltener elliptisch oder lanzettlich und haben meist eine kurz abgesetzte Spitze. Sie werden 8—12 cm lang und 4—6 cm breit. Ihr Stiel wird höchstens 1 cm lang. Die weißen oder schwach bläulich-weißen Blüten bilden pyramidale oder eiförmige Rispen. Der Kelch derselben ist gelbbräunlich behaart. Die Blumen- krone zerfällt in eine zylindrische, etwas bauchige 7—10 mm lange Röhre und fünf freie spitze, nur halb so lange Zipfel. Die Frucht gleicht in Gestalt, Farbe und Größe einer mittleren oder kleinen Orange, und enthält in einer breiigen, eßbaren Fruchtnuß zahlreiche 12—13 mm lange Samen. Neben der Landolphia owariensis ist in Togo besonders verbreitet die hier und wohl auch anderwärts keinen Kautschuk gebende Landolphia florida Bth. (Lögla, Ewe, Lö, Tschaudjo). Sie ist in allen ihren Teilen größer, die immer oben abgerundeten Blätter werden bis 18 cm lang und bis 8 cm breit, die Röhren ihrer Blumenkronen sind 12—15 mm lang und deren freie, oben rundliche Zipfel wenigstens ebenso lang. Die Frucht ist oft fast doppelt so groß wie die der L. owariensis. Die Carpodinus- und Clitandra-Arten Togos (Clitandra togolana Stapf. Barteri Stapf, laxiflora (Pierre) Hall. f., Carpodinus paueiflora K. Sch. [Haundetti, Misahöhe] und C. fulva Pierre), die alle wie Landolphien klettern, führen gleichfalls keinen Kautschuk in ihrer Milch.

Kiekxia afriecana Bth. (siehe S. 33), ein Baum, der in Togo ziemlich häufig zu sein scheint, wurde früher als die Stammpflanze des Lagos-Kautschuks betrachtet. Jetzt weiß man, daß dieser von Kickxia elastica Preuß. herrührt, die in der Kolonie noch nicht aufgefunden worden ist, aber doch wohl hier und da vereinzelt anzutreffen sein dürfte. Angepflanzt und gut gedeihend findet sie sich an mehreren Plätzen.

Conopharyngia pachysiphora Stapf. (Dai, Ewe). Kleinerer, bis 15 m hoher Baum im Gebirge und an Flußläufen. Mit den zu Brei zerriebenen Blättern färben die Frauen sich die Haare, sie erhalten dadurch eine besondere Nüance des Schwarz.

Verbenaceae.

Lippia adoensis Hochst. (Nyöna, Ewe, Fasau, Tschaudjo). Besonders auf altem Farmland verbreiteter, überall vorkommender Strauch mit sehr würzig nach Pfefferminz riechenden Blättern, aus denen durch Destillation vielleicht ein Parfum zu gewinnen wäre.

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Pedaliaceae. Sesamum indieum L. [Fig. 60] (Djondjöng, Tschaudjo). Ein- jährige, aufrechte, etwa 1 m hoch werdende Pflanze, die durch die Ge-

Fig. 60. Sesamum indieum L.

4A Blühender Zweig, B—E Blütenteile, F, G Same, H Drüse am Grunde des Blüten- stiels, J Drüse am Fruchtknoten, K, L Pollenkorn, M Same von Sesamum radiatum Schum. et Th.

stalt ihrer weißen oder roten Blüten an unsern Fingerhut erinnert. Die in 2-klappig aufspringenden Früchten enthaltenen, kleinen, ei-

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förmigen flachen und glatten Samen liefern das Sesamöl. In Togo wird sie nicht des Öls wegen kultiviert, sondern als Nährpflanze, deren Samen man zu Suppe verkocht. Dasselbe gilt von Sesamum radiatum Schum. et Th. (Ridiı, Haussa), deren Samen eine grubig-netzige Skulptur zeigen und die betäubend unangenehm riechende, meist purpur- rote Blüten hat. Eine im Großen betriebene Sesamkultur dürfte in Togo günstige Aussichten haben, da die europäischen Märkte für Sesamsaat sehr aufnahmefähig sind.

Rubiaceae.

Morinda-Art (siehe S. 41). Das Holz der Wurzeln wird auf den Märkten verkauft. Kersting berichtet darüber folgendes: „Von der Liane Löu (Landolphia florida) werden Blätter, Blüten und Zweige ge- stampft und mit etwas Wasser in kleine Bälle geformt und getrocknet. Zum Gebrauch werden die Bälle abgespült und dann mit Wasser drei Tage angesetzt. Die Aschenlauge des frischen Holzes vom Gongolü- Baum (Cussonia Barteri) wird bis zum Bitterschmecken hinzugetan. Wird nun das Ganze nicht so festhaltend blau, daß eine hinein gehaltene Hand die Farbe annimmt und festhält, so fügt man von den zer- schnittenen Wurzeln der Morinda hinzu und die Farbe wird dann gut.“ Das Wurzelholz von Morinda allein färbt gelb.

Gardenia ternifolia Schum. et Th. (siehe S. 40). Die Samen werden zum Beizen schwarzer Schönheitsmuster auf die Gesichtshaut junger Mädchen gebraucht.