eh DC BIN k4 Sn BERN = = De en eg RER RE rei BEER IE EP ereT EP F gr a Be a = PRanaerz rende, EFT =$ wien en TEE SER 2 ee \ ü EEE RE en an Er BEER, Hl Mh ne ARuN Kurt Fa ve ER MB Ei RUHT A RB Be F, r in u a DEUREZE, EORSEEIESPEODTEE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY A W Sl Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldinisch-Garolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Neun und vierziester Band. Mit 10 Tafeln. Halle, 1837. Druck von E Blochmann und Sohn n Dresden. Für die Akademie in Commission bei W. Engelmann in Leipzig. NOVA AUTA ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM. w TOMUS QUADRAGESIMUS NONUDS. CUM TABULIS X. HALIS SAXONUM, MDCCCLAXXXVII. ISO een DB LoOKechEmyarn Ener GUILIELMO I REGNI GERMANICI RESTITUTORI ET IMPERATORI GLORIOSISSIMO BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO POTENTISSIMO ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO HOC QUADRAGESIMUM NONUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN SACRUM ESSE DESPONSUMQUE VOLUIT ACADEMIA PRAESIDE HERMANNO KNOBLAUCH. EN. Y. Academy goT,Bcelences Inhalt des XLIX. Bandes. I. Dr. Hegelmaier. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms . : : II. Maximilian Curtze. \Verba Filiorum Moysi, Fili Sekir, id est Maumeti, Hameti et Hasen. — Der Liber trium fratrum de geometria. Nach der Lesart des Codex Basileensis F. II. 33 mit Einleitung und Commentar III. Dr. R. A. Hehl. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens und seiner Bodencultur . IV. C. Freih. v. Gumppenberg. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. Systematische Bearbeitung der Spanner der nördlichen gemässigten Zone. Erster Theil [d p} [0 p} . 229—400 1— 104. Taf. IV. 109108. 169— 228. Taf. VI. VI. . Taf. VII—X. IITOINVATA:E TEA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band XLIX. Nr. 1. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms von Dr. Hegelmaier, M. A.N. Professor der Botanik an der Universität in Tübingen. Mit 5 Tafeln Nr. I—V. Eingegangen bei der Akademie den 13. März 1884. HALLE. 1855. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. II: Im Gegensatz gegen die angelegentliche Pflege, deren sich das Studium der Entwickelung der Prothalliumbildungen bei Filieinen und Gymnospermen während eines längeren Zeitraums von vielen Seiten her zu erfreuen gehabt, und welche, wenigstens für eine ganze Anzahl von Formen dieser verhältniss- mässig kleinen Gruppen, eine ziemlich genaue Kenntniss jener Gestaltungs- vorgänge zu Stande gebracht hat, hat der Aufbau derjenigen Gewebekörper, welche bei Mono- und Dikotyledonen mindestens der Lokalisation nach den Prothallien entsprechen, etwas untergeordnete Beachtung erfahren. Es kann hier nicht auf die Untersuchung der Frage eingegangen werden, in wie weit die ältere, jetzt mehrfach aufgegebene Auffassung des Endosperms der Angio- spermen und des Prothalliums als homologer Theile noch jetzt zulässig sei. Will man diese Homologie, wie es wiederholt geschehen ist, nach der Seite der Angiospermen hin blos für diejenigen Zellen zulassen, welche sich als solche schon vor der Befruchtung im Keimsack constituiren, mit Einschluss des übrigbleibenden 'Theils des letzteren (das „primäre Endosperm“ Strasburger'’s), das gewöhnlich so genannte („sekundäre“) Endosperm aber als eine ganz wesentlich neu hinzutretende Bildung ansprechen, so kann diesem scheidenden Verfahren, das ja zweifelsohne innerhalb gewisser Grenzen berechtigt ist, doch kein unbedingter Werth zuerkannt werden. Es lässt sich wenigstens das einwenden, dass einerseits die Prothallien mit der Archegonbefruchtung ihr Wachsthum nicht abgeschlossen haben, andererseits Endospermentwickelung auch in einem unbefruchteten Keimsack stattfinden kann. Dies geschieht, wenn nicht in allen in Bildung von Adventivkeimen begrifftenen Samenknospen, so doch jedenfalls in denen von Caelebogyne, und es liessen sich sogar Erfahrungen zusammenstellen, welche, vorläufig wenigstens, die Vermuthung nahe legen, dass auch noch andere Fälle bei Angiospermen existiren, in welchen es unbefruchtete Samenknospen zu mehr oder weniger weit gedeihender endospermatischer 1* 4 Dr. Hegelmaier. Gewebebildung bringen; doch muss diese Möglichkeit hier auf sich beruhen. Physiologische, die wesentlich gleiche Beziehung von Prothallium und Endo- sperm zu der ersten Ernährung des Keimes berücksichtigende Gründe können für die Aufstellung von Homologien freilich in keiner Weise maassgebend sein, schon im Prinzip nicht, aber auch deshalb nicht, weil, was für das Endosperm gilt, auch für das wesentlich verschiedene Perisperm angeführt werden könnte. Aber die rein morphologische Rücksicht auf die in letzter Instanz gleiche Herkunft der beiderseitigen Gewebekörper, auf die Herleitung des Ursprungs des Endosperms aus dem Kern, der in der Makrospore zunächst unverwendet zurückbleibt, nachdem sich in seinem Scheitel und Hintergrund un seine Schwesterkerne bereits Zellen entwickelt haben, drängt sich immer wieder auf; und dass die Entwickelung des Endosperms einer etwas späteren Periode vorbehalten bleibt, in welcher durch die erfolgte Befruchtung des Keimsackes ein als Anstoss wirkender Reiz ausgeübt ist, kann an und für sich nicht ins Gewicht fallen, denn Beispiele von verspäteter Anlegung und Ausbildung zweifellos homologer T'heile kennt die Morphologie auch sonst in hinreichender Zahl. Was in neuerer Zeit für die Kenntniss der morphologischen Verhält- nisse der Endospermgewebe geschehen ist, ist nun verhältnissmässig wenig und fragmentarisch. Eine Ausnahme machen vor Allem die ausführlichen Untersuchungen Hofmeister’s!) über die Entstehung des Endosperms durch Theilung bei einer Anzahl dikotyledoner Verwandtschaftskreise, von welchen hier aus eben diesem Grunde nicht gehandelt werden soll. Die überwiegend häufigen Fälle, die man als „Endospermentwickelung durch freie Zellbildung“ zusammenfasst, und die in dieser Mittheilung allein berücksichtigt werden sollen, sind weit weniger untersucht, und am wenigsten können, wie ja wohl bekannt, die Angaben des ebengenannten Autors?) über die hierher gehörigen Entwickelungsvorgänge heutzutage noch als maassgebend gelten. Was sonst über den Gegenstand, zumal in neuerer Zeit, veröffentlicht ist, soll im Folgenden, so weit es nothwendig ist, Erwähnung finden. Das Meiste hiervon !) Abhandl. der K. Sächs. Ges. d. Wiss. VI, 535—670. 2) Ebend. VII, 631 ff. namentlich 701—707; ferner Entst. d. Embr. d. Phaneroe. (1849) und Pringsh. Jahrb. f. wiss. Bot. I, 80—186. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 5 betrifft blos die allerersten Stadien der Endospermbildung und besteht in Schilderung der dieselbe einleitenden Kerntheilungen und Zellenentwickelungen bei einer Anzahl von Repräsentanten, welche wesentlich veranlasst wurde durch den Umstand, dass diese Prozesse bei manchen Pflanzen ein bequemes und werthvolles Material für das Studium der Morphologie der Kerne darbieten; das Uebrige beschränkt sich auf Angaben, die blos einzelne Formen betreffen, des vergleichenden Gesichtspunkts entbehren und keinen Einblick in die in Wirklichkeit, auch innerhalb der hier gezogenen Grenzen, immer noch be- stehende ansehnliche Mannigfaltigkeit in den den eigentlichen Gewebeaufbau begleitenden Vorgängen, wie sie aus dem Folgenden hervorgehen wird, gestatten. Selbst über die allergröbsten Verhältnisse scheinen zum T'heil noch bis in die neue Zeit mangelhafte Kenntnisse geherrscht zu haben, da es sonst nicht denkbar wäre, dass auch von Seiten tüchtiger Schriftsteller Gewebekörper als Endosperm bezeichnet wurden, bezüglich deren schon die Berücksichtigung der seitherigen Literatur dargethan haben würde, dass sie gar nicht unter diesen Begriff fallen. Denn was z. B. A. F. W. Schimper!) über das Endosperm von Beta und Melandryum berichtet, kann sich sicherlich nur auf das Perisperm dieser Gattungen beziehen, welches bei ihnen so gut wie z.B. bei Mirabilis in vorgeschritteneren Samen das einzige vorhandene Samen- eiweiss darstellt. Die folgenden Mittheilungen haben wesentlich den Zweck, das Bestehen der erwähnten Mannisfaltigkeit im Gewebeaufbau, aber auch hinwiederum des Zusammenhangs zwischen den unterscheidbaren Typen zu zeigen, ohne selbstverständlich bei dem grossen Umfang des Gebietes darauf Anspruch zu machen, alle möglicherweise vorkommenden Hauptfälle zu um- fassen; noch weniger soll die Structur der ausgebildeten Gewebe, wie sie in anatomischen und selbst pharmakognostischen Schriften vielfach behandelt ist, berücksichtigt werden. Auf welche Weise manche allbekannte gröbere Ver- hältnisse, z. B. die in gewissen Endospermkörpern vorhandenen Cavitäten, in den Einzelfällen entstehen — ob durch Unterbleiben der Gewebebildung im Innenraum oder durch Zerreissung und Auflösung von Gewebe — ist ohne die zur Zeit nicht zu erlangende Kenntniss der ganzen Entwickelung nicht zu bestimmen. Mehr eine Folge des Zufalls, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist, Y) Bot..Ztg. 1880, S. 888, 889. 6 Dr. Hegelmaier. als ausdrücklicher Absichtlichkeit ist es endlich, dass hier blos eine Anzahl dikotyledoner Formen behandelt ist; die vergleichende Herbeiziehung einiger monokotyledonen behalte ich mir für eine nicht ferne Zukunft vor. Die 'Theilvorgänge, in welche der Prozess der Endospermentwickelung — in dem obigen beschränkenden Sinn gefasst — sich zerfällen lässt, sind: 1) die Bildung der Endospermkerne; 2) die Constituirung der ersten Zellen des Endosperms; 3) der Aufbau eines mehr oder weniger massigen Gewebe- körpers aus diesen Anfängen. Endlich können noch eventuell mehr oder weniger weitgehende Rickbildungsvorgänge in Betracht gezogen werden, wie sie das Endosperm vor Eintritt der Samenreife erfahren kann. Allein abgesehen von dem Umstand, dass jene drei Hauptstadien nicht alle repräsentirt zu sein brauchen, da das zweite und dritte fehlen kann, sind sie auch durch- aus nicht in allen Fällen so ganz einfach von eimander geschieden, wie es allerdings mitunter zutrifft, bei solchen Formen nämlich, bei welchen die Endospermkerne sich in einfacher Schicht in dem Protoplasmabeleg des Keimsacks ausbreiten, dieser Beleg hierauf in eine ebenfalls einfache Schicht von Zellen zerfällt, und die letztere hierauf unter Zelltheilungen in die Dicke wächst. Kann schon in diesen einfachen Fällen die Kernvermehrung und Zellenbildung, sowie diese und das Diekenwachsthum in verschiedenen Regionen des Keimsacks gleichzeitig vertreten sein, so greifen bei einer Anzahl anderer Formen überhaupt die aufgeführten Thheilprozesse in einander, so dass es nicht möglich ist, alle Fälle gemeinschaftlich unter jenen drei Gesichtspunkten zu besprechen, sondern von vorn herein einige Gruppen von Fällen unterschieden werden müssen. Dazu kommt weiterhin, dass nicht blos, wie allgemein bekannt, die Endospermbildung in verschiedenen Fällen überhaupt eine verschieden reichliche ist, sondern Unterschiede namentlich in der Weise hervortreten, dass nicht immer im ganzen Umfang der Keimsackhöhle Endo- spermbildung stattfindet, sondern diese auch auf gewisse Regionen lokalisirt bleiben kann. Nicht ausser Acht darf dabei gelassen werden, dass der ganze Aufbau des Endospermkörpers sich nicht unter stabilen Umgebungen oder in einem unveränderlich gegebenen Raum abwickelt, sondern vielmehr während seines Vorschreitens von aussen her beeinflusst wird, nicht blos durch die Entwickelung des Keims, sondern vor Allem durch das gleichzeitig eingreifende Verhalten der äusseren Samentheile, welches sich in verschiedenem Sinn Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen - Endosperms. 7 geltend machen kann, je nachdem es eine noch während des Endosperm- wachsthums fortdauernde Vergrösserung des verfügbaren Raums (wie dies öfters der Fall ist) zur Folge hat, oder nicht. Bei den untersuchten Formen wurde selbstverständlich auf die Herkunft der ersten Endospermkerne die thunlichste Aufmerksamkeit gerichtet, und es soll das in dieser Richtung erhaltene Gesammtresultat vorläufig in Kürze dahin zusammengefasst werden, dass bei den einen Formen die Entstehung jener Kerne aus der Vermehrung des Kernes des Keimsacks (des „primären Embryosackkerns“ Hofmeister’s, „sekundären Embryosackkerns“ Stras- burger’s) sich als unzweifelhaft ergab, und damit der bezügliche, zuerst von dem letztgenannten Beobachter ausgesprochene!) Satz Bestätigung fand, bei den andern sich wenigstens keine triftigen Einwürfe gegen dessen Gültigkeit ergaben. Nicht alle Formen sind nämlich für positive Ermittelungen in dieser Richtung so günstig als z. B. manche Ranunculaceen, manche äusserst ungünstig, so dass aus ihrer Untersuchung überhaupt keinerlei Resultate gewonnen werden könnten; günstig namentlich solche, bei denen der genannte Kern nicht blos eine ansehnliche Grösse, sondern dabei eine feste centrale Lage hat, so nämlich, ° dass er in eine Protoplasmaansammlung (sogen. Kerntasche) eingebettet im Innern des Keimsacks schwebend erhalten wird, sei es nun, dass diese Ansammlung, welche fast immer mit dem Eiapparat in Verbindung steht, nach den übrigen Seiten hin durch ein Netzwerk von Fäden oder Platten mit dem Wandbeleg des Keimsacks, eventuell auch mit den Antipoden, zusammen- hängt, oder aber mehr in Form eines axilen Stranges sich durch einen gewissen Theil des Keimsackraums erstreckt. Kleinere und mehr wandständige Kerne, wie sie öfters vorkommen, eignen sich schon an sich wenig für die Beobachtung; auch erfolgen bei ihnen, wie es scheint, durchschnittlich die ersten Ver- mehrungen in- rapiderer Wiederholung, so dass die ersten Schritte derselben kaum aufzufinden sind. Beobachtungen, wie die schon früher von Darapsky?2) und hinwiederum während des Niederschreibens der gegenwärtigen Arbeit von K. Prohaska°) berichteten, nach welchen neben dem vorläufig erhalten bleibenden Kern des Keimsacks Endospermkerne neu gebildet werden, oder, 1) Bot. Zte. 1879, Nr. 17, 18. 2) Bot. Ztg. 1879, Nr. 35. %) Bot. Ztg. 1883, Nr. 52. 8 Dr. Hegelmaier. wie in dem von dem letztgenannten Beobachter besprochenen Fall der Daphne- Arten, solche Kerne frei entstehen würden, während ein einheitlicher Kern des Keimsacks gar nicht zur Constituirung gelangt, sondern seine zwei Mutterkerne unvereinigt bleiben, — solche Beobachtungen habe ich an meinem Untersuchungsmaterial nicht machen können. Eben so wenig liess sich eine Herkunft von wirklichen Endospermkernen aus andern Quellen, wie sie ja denkbar erscheinen muss, da ja innerhalb des Keimsacks es an solchen möglicherweise in Frage kommenden Kern- beziehungsweise Zellenbildungen nicht fehlt, in einem der untersuchten Fälle auch nur wahrscheinlich machen. Es konnte sogar vorkommen, dass (z. B. bei Mirabilis) Präparate erhalten wurden, welche den Anschein eines freien Auftretens von Kernen neben dem fortbestehenden Keimsackkern erweckten und mich zeitweise glauben liessen, ein solches gefunden zu haben, welche aber doch ungezwungen eine andere Erklärung gestatteten und die Gefahr von Täuschungen in dieser Richtung eindringlichst vor Augen führten. Wohl aber kamen mir einzelne Pflanzen vor (Adonis, Hibiscus), deren Untersuchung mich zu der Annahme nöthigt, dass allerdings die Vereinigung der beiden Ascendenten des Keimsackkerns mitunter unterbleibez und, mit Ueberspringung des Fusionsstadiums, der lindospermanfang aus einem zweikernigen Stadinm direkt in ein mehrkerniges übergehen kann. Was an dem Material der vorliegenden Mittheilungen bezüglich der Vorgänge der Kernvermehrung hat untersucht werden können, soll aus- drücklich den Charakter mehr beiläufiger als absichtlich verfolgter Beobachtungen beanspruchen. Den allermeisten Dikotyledonen sind verhältnissmässig kleine Endospermkerne eigen; auch wo sie grösser sind, wie z. B. bei manchen Ranuneulaceen, sind sie doch denen mancher Monokotyledonen, welche den Beobachtern!) einen "Theil des werthvollsten pflanzlichen Materials für das Studium der Morphologie der Kerne im ruhenden und im Theilungszustand geliefert haben, nicht zu vergleichen. Ferner wurde das Material wesentlich mit Rücksicht auf andere Gesichtspunkte ausgewählt, und das Aufgebot an optischen Hülfsmitteln und Präparations-, namentlich Tinetionsmethoden lediglich 1) So namentlich Strasburger, Zelltheilung und Zellbildung, 3. Aufl., S. 29 ff.; Archiv f. mikr. Anat. XXI, S. 506—521. Flemming, ebend. XX, S. 21 ff. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 9 nach diesen Zwecken bemessen. Es muss daher, wo kinetische Kernfiguren zur Beobachtung kamen, bei der einfachen Erwähnung derselben sein Bewenden haben; Beschreibungen derselben würden nicht den geringsten Werth haben, und am allerwenigsten möge für mich aus diesem Verfahren der Vorwurf emer Nichtbeachtung der einschlägigen Literatur abgeleitet werden. Speciellere Erwähnung sollen ausdrücklich nur solche Beobachtungen erfahren, welche mir sich keinem der zur Zeit existirenden Schemata zu fügen scheinen oder sonst nicht im Einklang mit den Aussprüchen Anderer zu bringen sind, oder welche für die Auffassung des Verhältnisses zwischen Kerntheilung — in ihren ver- schiedenen Formen — und Zellenbildung Belang haben; und auch hier soll in eine ausführliche Recapitulation der von andern Seiten her erlangten Resultate, da eine solche meinem eigentlichen Gegenstand ferner liegt, absichtlich nicht eingegangen werden. JUL Wenn wir uns von diesen allgemeinen Vorbemerkungen zu der Be- sprechung der nach ihren besonderen und charakteristischen Zügen gruppirten Einzelfälle wenden, so erscheint es zweckmässig, diejenigen als die vielleicht in gewissem Sinne regulärsten voranzustellen, welche das Gemeinsame haben, dass die Prozesse der Kernbildung, Zellentheilung und Gewebeentwickelung als möglichst gesonderte Stadien auf einander folgen, dass die ersten Zellen in einfacher Schicht, und zwar im ganzen Umfang des Keimsacks, gebildet werden, und dass auch die Theilung der genannten Schicht in mehrere allseitig erfolst. Zu den Repräsentanten dieses Typus, der als der allseitig- peripherische bezeichnet werden kann, gehören zunächst von den unter- suchten Ranunculaceen Adonis und Caltha. Adonis autummalis!) bietet in vielen Fällen eine zuerst von Stras- burger?) für einige Pflanzen, wie Senecio vulgaris, erwähnte Eigenthümlichkeit, 1) Eine Arbeit von Mellink über das Endosperm des naheverwandten A. aestivalis (Nederl. kruidk. Arch. 1881) ist mir leider zur Zeit nur dem Namen nach bekannt. 2) Zellbildung und Zelltheilung (3. Aufl.), S. 43. Noya Acta XLIX. Nr. 1. 2 10 Dr. Hegelmaier. nämlich die späte Vereinigung der sich zu dem Keimsackkern fusionirenden beiden Kerntheilungsprodukte in extremer Form, dar. Noch völlig heran- gewachsene Keimsäcke von Samenknospen aus Carpellen, welche ihre definitive (Grösse erreicht haben und eben sich anschicken, die Oberflächenzellen der Narbe zur Bildung von Papillen hervorzuwölben (Taf. 1. Fig. 2, 3), zeigen meist eine Zweizahl von Kernen, beide von ansehnlicher Grösse, einander unmittelbar genähert und in eine mit dem Eiapparat zusammenhängende, durch einige Platten mit dem Wandbeleg des Keimsacks verbundene Protoplasma- ansammlung eingehüllt. Dieser Zustand findet sich während einer längeren Periode, und die bezüglichen Bilder drängen sich bei der Untersuchung in so grosser Zahl auf, dass ich längere Zeit in der Meinung befangen war, der erste 'T’heilungsschritt des Endosperm- Mutterkerns finde vor der Befruchtung statt, und dass man successiv ziemlich weit, zu Zuständen, wo der Keimsack noch beträchtlich eng ist, zurückgehen muss, um sich zu überzeugen, dass die Duplieität der Kerne schon viel früheren Datums ist, und dass dieselben früher eine mehr wandständige Stellung einnehmen, wobei der eine in eine Ecke zwischen Eiapparat und Wandbeleg eimgepresst, der andere dem letzteren in der Nähe des Chalazaendes angelagert ist. Die beiden Kerne sind zugleich in dieser Periode viel kleiner (Taf. 1. Fig. 1) als während ihres Aneinander- liegens in centraler Stellung (Taf. 1. Fig. 2, 3); sie erfahren also während ihres Zusammenrückens ein bedeutendes Wachsthum. Die Beurtheilung der Befunde wird dadurch noch erschwert, dass in einzelnen Fällen die Vereinigung der Kerne doch schon früher, vor Anlegung der Narbenpapillen, erfolgt, anderer- seits aber öfter zu einer Zeit, wo Pollenkörner auf der Narbe gekeimt haben, noch nicht vollzogen ist. Eine gehäufte Untersuchung von Einzelfällen führt selbst zu der Ueberzeugung, dass die Fusion häufig überhaupt unterbleibt, und die noch getrennten Kerne in Theilung übergehen. Es müssen, um sich eine feste Ansicht in dieser Sache zu bilden, ganze in einem geeigneten Alters- zustand befindliche Gynäceen durchuntersucht werden, solche nämlich, in welchen die unteren Oarpelle schon befruchtet, ihre Samenknospen von Pollen- röhren erreicht sind, während die obersten noch nicht befruchtungsfähig sind. Verschiedene Gynäceen verhalten sich nun verschieden, so dass die Samen- knospen eines und desselben in eine zusammenhängende Reihe gebracht werden können; in manchen Gynäceen ist Verschmelzung leicht zu constatiren, und der Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 11 einkernige Zustand dauert sogar nicht allzu kurz; in andern dagegen sucht man vergebens nach Fusionszuständen, es findet sich blos einerseits primäre Duplieität, andererseits eine Mehrzahl von Kernen, wobei zu bemerken ist, dass in Zweizahl vorhandene, nicht fusionirte Kerne als solche an ihrem Bau leicht zu erkennen, von aus T'heilung hervorgegangenen Tochterkernen zu unter- scheiden sind. Der Fusionszustand müsste in solchen Gynäceen sich der Beobachtung durch seine kurze Dauer entziehen, es ist aber überhaupt nicht darzuthun, dass er besteht, und nicht zu beweisen, dass er eintreten muss. Unbekannt ist freilich, auf welchen Bedingungen die angedeuteten Verschieden- heiten des Verhaltens beruhen mögen; doch lässt sich recht wohl denken, dass als solche Bedingungen die zur Zeit der Entwickelung der Blüthenknospen herrschenden Witterungsverhältnisse, die dadurch verursachten Verschiedenheiten in der Raschheit der Entwickelung in Relation zu dem Moment, in welchem im Einzelfalle die Bestäubung interkurrirt, sich geltend machen könnten. Die jedenfalls nach längerem Zögern eintretende Vereinigung der Kerne zeigt eigenthümliche, freilich nur in vereinzelten Präparaten bei Durchmusterung von vielem durch Alkohol fixirtem Material zu beobachtende Erscheinungen. Meist liegen (wie in den Figuren 2, 3) die beiden Kerne in schiefer Richtung neben einander, der eine etwas mikropyle-, der andere etwas chalazawärts: in beiden ist das Nucleoplasma in dem Ruhezustand, in welchem sie sich um diese Zeit befinden, seiner überwiegenden Hauptmasse nach in einem relativ grossen, gewöhnlich mit Vacuole versehenen Nucleolus angesammelt, während seine Zertheilung in der übrigen Kernsubstanz so zart ist, dass die Gestalt seiner Formelemente sich an dem vorliegenden Objekt nicht erkennen lässt: auch die Tingirbarkeit dieser zertheilten Partie des Nucleoplasma steht der des Nucleolus bedeutend nach. Die Substanz des letzteren erscheint dabei keineswegs ganz homogen, sondern zeigt ein diffus marmorirtes Aussehen: welche Structur aber auch diesem Aussehen zu Grunde liegen mag, jedenfalls ist sie für die nächstliegenden und verfolebaren Veränderungen der Nucleolen irrelevant, da bei diesen die leicht sichtbaren Vacuolenbildungen eine wesent- liche Rolle spielen. Regelmässig sind ferner die Kerne von etwas verschiedener Beschaffenheit, der eine kleiner, mit kleinerem aber anscheinend dichterem (wasserärmerem), sich stärker tingirendem, eine kleinere Vacuole umschliessendem oder selbst vacuolenfreiem Nucleolus, der andere grösser, sein Nucleolus mit DES 2 12 Dr. Hegelmaier. grösserer Vacuole und schwächer tingirbar; bald ist der erstere (wie Taf. 1. Fig. 2,3), bald der letztere der Mikropyle näher. Die Umrisse der Kerne erscheinen zu dieser Zeit als vollkommen scharfe, das Vorhandensein einer differenzirten festen „Kernmembran“ vortäuschende Linien, aber trotzdem lässt sich leicht zeigen, dass eine solche in Wirklichkeit nicht, sondern nur als Grenzschicht des den Kern umschliessenden Zellplasma existirt; der allerleichteste Druck bringt nämlich jene Umrisslinie zum spurlosen Verschwinden. Es vereinigen sich nun eventuell die Kerne nicht als — sit venia verbo — gleichwerthige Körper, sondern der kleinere wird von dem grösseren gleichsam aufgesogen (Taf. 1. Fig. 4); nachdem nämlich an den einander gegenüber liegenden Theilen des Umfangs die Umrisslinien verschwunden sind, behält der grössere auf den abgekehrten Theilen seines Umfangs den scharfen Contour unverändert bei, und es erfolgt. von nun an auch, dem Verhalten unter Deckglas nach zu schliessen, eine membranartige Verdichtung seiner eigenen Oberfläche, während der andere seinen Umriss vollkommen verschwinden lässt, so dass ein Ueber- fliessen seiner gesammten Substanz sammt Nucleolus in den grösseren Kern erfolgt, welcher alsdann seine scharfe Abgrenzung wieder zu einer allseitigen ergänzt. Die Fusion der Kerne fällt, wenn sie erfolgt, meist in die Periode der Entwickelung der Narbe, die Dauer des Fusionszustandes ist daher unter allen Umständen eine beschränkte. Ob jemals dabei Vereinigung der Nucleolen erfolgt, ist sehr zweifelhaft; in Einzahl vorhandene Kerne zeigen immer eine Beschaffenheit wie Taf. 1. Fig. 5 mit vielen untergeordneten Abänderungen in den Einzelfällen; diese und die folgenden Figuren 6—S können überhaupt nur eine sehr kleine Auswahl aus den Bildern geben, die jetzt während der Anlegung der eigentlichen Endospermanfänge zu erhalten sind. Die grossen Nucleolen zerfallen unter Ausdehnung und Dehiscenz ihrer Vacuolen in unregel- mässige platte Stücke, und diese Zerstückelung schreitet während der folgenden ersten Kerntheilungen allmählich vor, wobei wieder kleine Vacuolenbildungen, in einem "Theil der Stücke wenigstens, nebenbei mitzuwirken scheinen. Niemals werden aber während der ersten Vermehrungsstadien die so gestalteten Partien von Nucleoplasma in Fadenbildung einbezogen; sie sind stets, während der 'Theilungszustände wie in den zwischenliegenden Ruheperioden, als gleich- zeitig mit dem Fortschreiten der T'heilungen successiv kleiner und zahlreicher werdende Stücke von Anfangs breit-schalenförmiger Gestalt und mit scharfen Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 13 Rändern, allmählich von unregelmässigerer, oft schmälerer Form (Taf. 1. Fig. 6—8) zu verfolgen. Es fehlen daher für das Zustandekommen typischer Kernfiguren die Vorbedingungen, und die ersten Kernvermehrungsschritte bieten in der That dementsprechende Bilder dar. Der scharfe Kerneontour wird diffus und wie verwischt, auch an (mit Carmin, Hämatoxylin oder Methylgrün) gefärbten Präparaten nicht oder nur an zwei entgegengesetzten Regionen des Umfangs (den beiden Polgegenden, welche zu den abgekehrten Seiten der "Tochterkerne werden) verfolgbar; in der Mittelregion vollzieht sich die "Trennung in zwei Hälften, in welche sich die Nucleolenstücke zu annähernd gleichen Antheilen gruppiren, und zwischen den Tochterkernen werden alsdann zarte, aus Körnchenreihen bestehende Verbindungsfäden sichtbar. Ich konnte wenigstens dieselben erst in Stadien, die den Figuren 7. S. auf Taf. 1 entsprechen, wahr- nehmen, ohne behaupten zu wollen, dass sie nicht schon früher vorhanden gewesen sein Könnten. Fast gleichzeitig mit den ersten Kerntheilungen wird die einhüllende Plasmaansammlung an den Platten, welche sie mit dem Wandbeleg verbinden, in den letzteren, der jetzt sichtlich eine grössere Mächtigkeit erlangt, ein- gezogen; schon die ersten 'T'heilkerne werden daher wandständig, und die folgenden Vermehrungsschritte, welche acht und dann schnell eine grössere Zahl von Kernen liefern, vollziehen sich innerhalb des Wandbeless. Wie a priori leicht ersichtlich, können die — bekanntlich alle Kerne zumal ergreifenden — Theilungen, da sie allemal zu Verdoppelung der jeweiligen Kernzahl führen, nur noch eine beschränkte Zahl von Malen sich wiederholen; hei den späteren Schritten erscheinen alsdann Kernfiguren, auf deren nähere Untersuchung verzichtet werden musste, welche aber, ihrer gröberen Erscheinung nach zu schliessen, sich an die anderweitig beschriebenen typischen anschliessen dürften, und deren Zustandekommen, da keine unzerstiückelten Massen von Nucleoplasma mehr vorhanden sind, kein Hinderniss weiter im Weg stehen kann. Der Keimsack hat seine definitive Weite zu der Zeit fast erreicht, wo die Theilung des kernführenden Wandbelegs in eine Zellenschieht sich vor- bereitet. Dieser Vorgang wird bei Adonis durch Veränderungen eingeleitet, welche mit den seither bei andern Pflanzen beschriebenen nicht ganz identisch sind, welchen wir aber auch bei Euphorbia in eben so ausgezeichneter Form 14 Dr. Hegelmaier. begegnen. Bei manchen Papaveraceen, z. B. Eschscholtzia, nimmt die Plasma- haut strahlige Structur an, indem die in gleichmässigen Abständen vertheilten Kerne die Mittelpunkte eben so vieler aus feinkörmnigen Streifen bestehender Radiensysteme werden; schliesslich werden in den Interstitien dieser Radien- systeme die Zellwandungen als Netzwerk zarter körniger Linien, die sich in den ungetheilten Abschnitt immer weiter fortsetzen und hier blind sich verlieren, angelegt. Dasselbe Bild von um die Kerne angeordneten „Sonnen“ gewähren nach Strasburger’s!) Beschreibungen z. B. Myosurus, Agrimonia, und auch sonst ist es sehr verbreitet. Bei Adonis findet sich die radiäre Structur eben- falls in einer der 'Theilung nicht unmittelbar vorausgehenden Periode (Taf. 1. Fig. 9), wird aber schliesslich durch einen andern Zustand (Taf. 1. Fig. 10, 11) abgelöst. Indem nämlich in der undeutlich strahlig-körnigen Substanz der Plasmahaut mit körnerfreier Substanz erfüllte Räume — Vacuolen — entstehen, bekommt die Plasmahaut eine grobnetzförmige Textur mit abgerundeten, durch breite Leisten getrennten Maschen von verschiedener Grösse, wobei übrigens bei Weitem nicht alle Knotenpunkte des Netzwerks von den länglich elliptisch- scheibenförmigen, mitunter selbst fast zur Spindelform sich ausziehenden Kernen eingenommen werden, sondern in die Interstitien zwischen je zwei benachbarten Kernen häufig zwei, selbst drei Netzmaschen fallen. Durch Wechsel der Einstellung lässt sich leicht ermitteln, dass dieses Netzwerk kein offenes ist, sondern die (übrigens nur in einfacher Schicht vorhandenen) Vacuolen nach der freien Fläche der Plasmahaut hin durch eine dünne Schicht körnigen Plasmas geschlossen sind. In der so vorbereiteten Plasmahaut erfolgt nun die Theilung in eine Zellenlage durch zarte Wandungen (Taf. 1. Fig. 11), bezüglich deren hier nur so viel bemerkt sei, dass es mir nicht möglich war, die feinen Granulationen, welche ihre Substanz in den jiingsten Zuständen zeigt, mit ‚Jodpräparaten anders als gelbbraun zu färben, und zwar sowohl bei der vor- liegenden Pflanze, als bei den andern, bei denen die T'heilung in dieser Weise verläuft, und bei denen ich diesen Punkt ausdrücklich untersucht habe. Wenn daher Strasburger) berichtet, die Körnchen in den „Zellplatten, welche zu > ) Bot. Zte. 1879, 8. 266; Zellbild. u. Zelltheil., $. 10, 15 ete. 2) Ueber ein zu Demonstrationen geeignetes Zelltheilungsobjekt in Sitzungsbericht der Jenaischen Gesellsch. f. Med. u. Naturwiss., 1879, Juli, S. 9 des Separatabdrucks. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 15 Beginn der freien Zellbildung im Endosperm der Phanerogamen zwischen den Kernen auftauchen“, als Stärke erkannt zu haben, so vermag ich diesem Satz wenigstens keine allgemeine Gültigkeit beizumessen. Schwierig ist es, sich bezüglich des Verhaltens der Netzleisten, beziehungsweise Netzmaschen, der Plasmahaut zu den entstehenden Scheidewänden eine bestimmte Ueberzeugung zu verschaffen. Man muss von vorn herein zu der Annahme geneigt sein, dass die letzteren blos in der körnigen Substanz der Leisten angelest werden können, so dass sich die letzteren stets in eine solche Flucht stellen müssten, dass die entstehenden Zellenwände, deren Richtung ja ihrerseits durch die gegenseitigen Lageverhältnisse der Kerne bestimmt wird, ihrem Verlauf folgen könnten. Betrachtet man nun Präparate, in welchen die 'Theilung eben im Gang ist, mit Rücksicht auf diese Voraussetzung, so ist der Augenschein einer solchen Annahme nur zum 'T’heil günstige. Gewöhnlich liegen in der Grenzgegend zwischen der getheilten und ungetheilten Partie die Maschen so, dass der Verlauf der Scheidewände, welche demnächst entstehen sollen, ohne Unterschied durch Vacuolen und Leisten hindurch gehen müsste; andererseits findet man freilich niemals das blinde Ende einer Thheiluneslinie sich in eine Vacuole hinein erstreckend, sondern stets in einer Körnerleiste. Es hält nun allerdings nicht schwer, sich vorzustellen, dass während des Vorschreitens des 'Theilungsprozesses gleichzeitig in dem Netzwerk, welches ja sicherlich nicht als eine unbewegliche Masse zu denken ist, die auf das Zustandekommen der geeigneten Lageverhältnisse seiner 'T'heile abzielenden Veränderungen sich vollziehen, sei es nun, dass diese in Einziehung und Neuformation von Körner- leisten in passender Richtung, oder in einem Hin- und Herrücken der Kerne in zweckmässige gegenseitige Lage, oder in Beidem gleichzeitig bestehen; jeden- falls müssen aber diese Vorbereitungen häufig erst im letzten Augenblick, unmittelbar an der Grenze des getheilten Gebiets, getroffen werden. Obwohl eine derartige Annalıme, da man nur an getödtetem Material beobachten kann, nur Vermuthung sein kann, so hat dieselbe doch mehr Wahrscheinlichkeit für sich als die sonst nur übrig bleibende Eventualität, dass die zur Anlegung der Theilungswände erforderlichen Materialien in die Vacuolen hineingeführt oder in diesen selbst ausgeschieden würden. Die Erscheinung, dass zwei Kerne in eine Zelle eingeschlossen werden, kommt, wie bei andern Pflanzen, bei welchen Einkernigkeit der Erstlingszellen 16 Dr. Hegelmaier. des Endosperms Regel ist, auch hier öfters vor. Indessen sind alsdann solche Zellen schon durch ihre Grösse ausgezeichnet, und ist schon deshalb an ihrem nachträglichen Getheiltwerden nieht zu zweifeln. In einiger Entfernung von der Grenzgegend sind bei Pflanzen dieser Kategorie alle Zellen einkernig und von gleichmässigen Grössenverhältnissen, und für eine Verschmelzung der Kerne spricht nicht die geringste Wahrscheinlichkeit. Eine andere Erscheinung dagegen ist mir, wohl nur zufällig, blos bei der vorliegenden Pflanze, und zwar. wiederholt, vor Augen gekommen, nämlich die, dass bei dem chalazawärts erfolgenden Vorschreiten der 'Theilung der Plasmahaut ganze, eine Mehrzahl von Kernen einschliessende Partien der letztern für den Augenblick über- sprungen werden und als ungetheilte Inseln liegen bleiben, in welche alsdann die T'heilungslinien von allen Seiten her mit ihren blinden Enden hineinlaufen, jedenfalls um in Kurzem das einstweilen Versäumte nachzuholen; es lässt sich allenfalls vermuthen, dass es solche Stellen sind, an welchen die vorhin als wahrscheinlich bezeichneten Vorbereitungen für die Anlegung der Scheidewände in Körnerleisten mit etwas mehr Schwierigkeiten, als in der Umgebung, ver- bunden sind. Es geht aus dem Vorstehenden hervor, dass die Erstlingszellen eine netzig- vacuolige Anordnung ihres Plasmaleibes von ihrer Individualisirung an mitbringen. Dennoch besteht der beschriebene Zustand blos vorübergehend, kurz vor und nach der Theilung; denn bald darauf zertheilen sich die gröberen Plasmaleisten wieder in eine grössere Zahl von feineren Strängen (Taf. 1. Fig. 12, 13), die in jeder Zelle von dem länglichen Kern ausstrahlen und sich im weiteren Verlauf noch zu schmäleren und dichteren, schärfer umschriebenen und homogener aussehenden Fäden und Lamellen zusammenziehen. In der Periode verhältnissmässiger Ruhe, in welche die Kerne nach Anlegung ihrer definitiven Zahl eingetreten, und in welcher sie sodann in eine einfache Schicht von Zellen eingeschlossen sind, gestaltet sich nun wieder ein Theil ihres Nucleoplasma —: dessen Gesammtmasse seit dem Beeinn der © Kerntheilungen um das Vielfache gewachsen ist -- zu je zwei bis drei wohl- abgerundeten Nucleolen, und ferner bilden sie eine wirkliche zusammenhängende, wenn auch zarte Kernmembran. Die scharfe Umrisslinie, welche sie begrenzt, besteht nämlich auch dann, wenn Kerne bei der Präparation ganz aus der Plasmahaut herausgerissen oder mit einem Theil ihres Umfangs freigelegt Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 1% werden, während früher solche Eingriffe eben eine Entleerung der Kerntasche zur Folge hatten. Wie die Kerntheilungen blos periodisch erfolgen, so lässt auch die Häufigkeit, in welcher die bezüglichen Zustände zur Beobachtung kommen, keinen Zweifel, dass der Akt der Zellenbildung eine solche verhältnissmässig schnell vorübergehende Periode repräsentirt; auf diese folet dann wieder ein etwas längerer Zeitraum, während dessen das Endosperm als einfache Schicht tafelförmiger Zellen (Taf. 1. Fig. 12, 13) besteht, und auf diesen endlich das mit Schiehtentheilung verbundene Dickenwachsthum dieser Zellenlage. Der letzt- genannte Akt aber verläuft ebenfalls wieder, wenn er einmal begonnen hat, rasch, so dass zwischen seinem Anfang und der Anfüllung des ganzen Keim- sackraums mit geschlossenem Gewebe nur eme kurze Spanne Zeit liegt. Diese allgemeinen Bemerkungen gelten mehr oder weniger auch für die übrigen Fälle von Endospermentwickelung, sowohl die mit dem vorliegenden gleichartigen als auch die anderer Kategorien; der ganze Prozess stellt sich, was die Unter- suchung etwas umständlicher macht, als sonst der Fall wäre, nicht als ein gleichmässig vorschreitender, sondern als ein periodisch und stossweise be- schleunigter dar, wobei aber eine Beantwortung der Frage, ob die bezüglichen Perioden rücksichtlich ihrer Dauer lediglich durch die Entwickelungsphasen bestimmt werden — was jedenfalls in der Hauptsache zutrifft —, oder ob sich auch der Einfluss der Tageszeiten und sonstiger äusserer Factoren mit geltend macht, fast unühersteiglichen Hindernissen unterliegt. Auch das Dickenwachsthum der Erstlingsschicht der Endospermzellen beginnt nun, wie auch bei andern Pflanzen gleichen Verhaltens, im Mikropyle- theil und schreitet schnell chalazawärts vor. Der Keim, der um diese Zeit nur eine geringe Zahl von Zellen zählt, wird daher schnell eingehüllt und erreicht auch bis zur Erfüllung des ganzen Raumes mit geschlossenem Gewebe nur eine geringe Entwickelung; er ist von mehrschichtigem Parenchym bereits g; überwachsen, während in der Nähe der Antipoden noch eine einfache Lage Zellen besteht. Da der Keimsack eine ziemlich schmal-längliche Gesammt- form hat, so ist die Art der Aufeinanderfolge der periklinen 'Theilungswände, beziehungsweise die daraus erkennbare Vertheilung des Wachsthums auf besimmte Regionen, hauptsächlich in den Seitengegenden, zu verfolgen; im Mikropyleende nämlich ist die Höhle so eng und ihre Form durch den herein- Noya Acta XLIX. Nr. 1. 3 18 Dr. Hegelmaier. ragenden Vorkeim, über dessen Oberfläche sich die Schicht von kernführendem Plasma, beziehungsweise von Erstlingszellen fortsetzt, so unregelmässig gemacht, dass keine regelmässige Reihenbildung von Zellen durch Peri- und Antiklinen zu Stand kommen kann, sondern die Scheidewände, welche zu einer Vermehrung der Schichten führen, in den mannigfaltigsten Richtungen verlaufen müssen. Schon in geringer Entfernung von der Anheftungsstelle des Vorkeims aber treten, in Längsschnitten durch das gehärtete Gewebe leicht verfolgbar, Zellenreihen hervor, welche schief nach der Axe des Keimsacks und zugleich chalazawärts convergiren, und der Verlauf dieser Zellenzüge geht, je mehr man sich der Mittelregion des Keimsacks nähert, um so mehr in den queren über. Aus der Verfolgung der Einzelschritte der Schichten- theilung nun in diesen Seitenregionen, welche übrigens, nicht sowohl wegen des schnellen Vorschreitens des Prozesses als deshalb, weil die Zellen in Folge ihrer gleichzeitig erfolgenden Anfüllung mit körnigen Reservestoffen bald in hohem Grade undurchsichtig werden, mit Schwierigkeiten verbunden ist, ergiebt sich als Gesammtresultat, dass deren Succession eine etwas complieirte ist. Zuerst allerdings wird, nachdem die einfache Zellenlage sich in der Richtung der Dicke gedehnt hat, jede ihrer Zellen in eine peripherische eng bleibende und eine in radialer Richtung sich schnell streckende (vgl. Taf. 1. die Figuren 14, 15) durch eine der äusseren und inneren Oberfläche der Endo- spermhaut parallele Wand zerfällt; diese Membranen correspondiren aber in den verschiedenen Zellenreihen, die auf diese Weise entstehen, nicht (Taf. 1. Fig. 14, 15), und obwohl die äusseren engeren Zellen fortan meist nicht mehr periklin getheilt werden, so kommt dies doch bei manchen derselben noch einmal vor, indem der Endospermkörper während seiner Entwickelung noch eine geringe, mit der Rückbildung des innern Integuments und der eben erst erfolgenden Auflösung des letzten Restes des Nucellusgewebs in Beziehung stehende peripherische Ausdehnung erfährt. Jedenfalls vorwiegend in centri- petaler Richtung (Taf. 1. Fig. 15) wiederholen sich noch einigemal die Scheide- wandbildungen, welchen stets eine beträchtliche Radialstreckung der betreffenden Zellen vorhergeht; allein auch in den jeweils äusseren 'T'ochterzellen können sich noch einmal perikline Theilungen wiederholen, wofern sie nicht bei ihrer ersten Abgrenzung allzu kurz-parenchymatische Form erhalten haben. Bei diesen Schichtentheilungen lässt sich die aktivere Rolle der Kerne, die sich Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 19 bei der ersten Flächentheilung der Endospermhaut relativ unbetheiligt ver- hielten, sehr gut verfolgen. Schon ehe sie zur kinetischen Auflösung schreiten, sieht man sie in Längsschnitten sich mit den langen Durchmessern ihres elliptischen Körpers in dieselbe Radialrichtung stellen, in welcher sich die Zellen strecken (Taf. 1. Fig. 12); und nach dem Auseinanderweichen der Tlochter- kerne an die beiden Pole überspannen die sehr reich und kräftig entwickelten Bündel der Verbindungsfäden mitunter gleichzeitig den ganzen Durchmesser der an dieser Stelle oft in Form einer sanften Strietur eingezogenen Zellen (Fig. 15), so dass die Scheidewand simultan ganz im Bereich des Faden- bindels angelegt werden kann. Fine andere Erscheinung, deren Bedeutung nicht klar, und die auch bei anderen Pflanzen sehr verbreitet ist, besteht darin, dass die Kerne der jeweils imnersten (an den Rest der Keimsackhöhle erenzenden) Zellen eine Wanderung an die sehr zarte, diese Höhle begrenzende Innenwand der Zellen vornehmen und sich während der zwischen zwei Theilungen fallenden Ruhepausen dieser Wand anliegend halten, welche als- dann an der betreffenden Stelle oft concav eingezogen wird (Tat. 1. Fig. 12). Es bedarf nur einer wenigmaligen centripetalen Wiederholung dieser Schichten- theilungen, um die entstehenden Radialreihen von Zellen in der Mitte zusammen- stossen zu lassen; da indessen während dieses Vorgangs der Innenraum suecessiv enger wird, und nicht alle diese kurzen Zellenreihen sich bis zur gegenseitigen Berührung nach innen fortsetzen können, so muss ein Theil von ihnen ausser Betheiligung treten. In der That sieht man in Längsschnitten hier und dort eine von diesen Reihen sich stumpf-kegelförmig zuspitzen und aufhören. Dies wird nun durch einen besonderen Vorgang ermöglicht, der auch anderwärts vorkommen mag, den ich aber blos bei Adonis speciell wahr- genommen habe. Würden nämlich alle Radialreihen mit ihren antiklinen Wandungen in festem Verbande bleiben, so wäre nicht abzusehen, wie die eine und andere von ihnen durch die benachbarten überflügelt werden und diese letzteren dann über ihrem Scheitel zusammenstossen sollten; allein es tritt an der innern Grenze des centripetal wachsenden Endospermgewehes eine Lockerung des Zusammenhangs mit Spaltung der zarten antiklinen Membranen in zwei Lamellen ein; hierdurch wird es einem Theil der Zell- reihen möglich, ihre zurückbleibenden Nachbarinnen, wenn man sich so aus- drücken darf, hyphenartig zu überwachsen und über deren Scheiteln zusammen- 654 6] 20 Dr. Hegelmaier. zustossen. Endlich treffen die hyphenähnlichen Reihen mit den gegenüber- liegenden zusammen, ihre Enden schieben sich gegenseitig zwischen einander, und ihre Zellen, soweit sie nicht schon kurz-parenchymatische Gestalt haben, werden während dessen noch periklin getheilt, womit die Ausfüllung des Raumes mit geschlossenem Gewebe vollzogen ist. Dieses bildet alsdann ein völlig gleichmässiges Parenchym, in welchem, eben in Folge des Ineinandergreifens der hyphenähnlichen Reihen, eine Linie oder Fläche, längs welcher das Zusammenstossen stattgefunden hat, von Anfang an nicht zu erkennen ist. %s sei mir hier gestattet, einen offenbaren in meinen Angaben über diese späteren Stadien der Entwickelung des Endosperms von Eschscholtzia und Verwandten enthaltenen Irrthum !) zu berichtigen. Die der Peripherie des werdenden Endospermkörpers bei der Wiederholung der periklinen Theilungen in der bezüglichen Darstellung zugeschriebene bevorzugte Rolle kann derselben in diesem Maasse nicht zukommen, schon aus dem Grunde, weil der Keimsack auch bei diesen Pflanzen seine Ausdehnung grösstentheils abgeschlossen hat; centrifugales Wachsthum kann nur noch in dem beschränkten Maasse Platz greifen, wie es durch das Schwinden des hestes des Nucellusgewebes ermög- licht und gefordert wird. Weachsthum und Zellenvermehrung müssen auch hier, trotz der an der Peripherie gelegenen Schichten enger inhaltreicher Zellen, überwiegend centripetal vorschreiten, ohne dass ich über das Specielle des Vorgangs zur Zeit Neues vorzubringen im Stande bin. Oaltha palustris bildet ein für die Untersuchung der Herkunft der ersten Endospermkerne sehr bequemes Objekt, da einerseits die 'T’'heilungen bei ihr besonders träg zu verlaufen scheinen, und daher "Theilungszustände verschiedener Stadien zahlreich mit wenig Zeitaufwand zu erlangen sind, andererseits die Kerne eine namhafte Grösse besitzen. Die letztere Eigenschaft zeichnet schen den ungetheilten, bier stets und schon geraume Zeit vor der Befruchtungsreife in der gewöhnlichen Einzahl vorhandenen Keimsackkern aus. Dieser zeigt im Unterschied von denen anderer untersuchter Pflanzen in seiner Stellung die Eigenthümlichkeit, dass er mittelst der ihn einhüllenden, meist nicht scharf begrenzten (seltener scharf umschriebenen und durch einzelne Platten mit der Keimsackwand zusammenhängenden) Plasmamasse an die 2) Vergl. Unters. über Entw. dik. Keime, 8. 97. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 21 Antipodengruppe angeheftet ist (Taf. 1. Fig. 16—18), welch letztere, wie bekanntlich bei manchen andern hanuneulaceen, besonders kräftig entwickelt, mit festen Membranen versehen ist, und mitunter in der Folge Verdoppelung des Kerns der einen oder anderen ihrer Zellen zeigt. Oefters ist der Keim- sackkern der Antipodengruppe ganz unmittelbar genähert, mitunter etwas entfernter, nur selten aber bis gegen die Mittelregion des Keimsackes von ihr abgerückt zu finden. Ein bequemer Umstand ist auch der, dass die zwei ersten T’heilungsprodukte oft noch einige Zeit diese Lage beibehalten, ehe sie in den Wandbeleg hinaus wandern, so dass nicht leicht das genetische Ver- hältniss des ganzen Endosperms zu jenem Kern sich besser als hier demon- striren lassen dürfte. Im ruhenden Zustande besitzt nun der Keimsackkern einen einzigen grossen Nucleolus (mitunter auch deren zwei, selten drei von ungleicher Grösse, die dann wohl ihren Ursprung von den beiden fusionirten Ascendenten herleiten dürften), in welchem das chromatische Nucleoplasma seiner überwiegenden Masse nach aufgespeichert ist; was sich sonst in dem von einer scharfen Umrisslinie umgrenzten Kern von feinfädigen Elementen findet, nimmt die Färbemittel in weit geringerem Maasse auf. Eingeleitet wird die Zertheilung des Nucleolus durch eine ausgiebige Vacuolisirung desselben, welche in der der Befruchtungsreife vorausgehenden Zeit eintritt und offenbar die Theilungsfähigkeit des Kerns bedingt und vorbereitet. Man sieht entweder zwei bis drei kleine Vacuolen (Taf. 1. Fig. 16) oder eine einzige central gelegene in der Substanz des Nucleolus auftreten, welche im Uebrigen kein sanz homogenes, sondern etwas diffus marmorirtes Aussehen darbietet, und in welcher daher schon irgend welche morphologische Differenzirungen bestehen müssen. Durch das Zusammenfliessen, beziehungsweise die Erweiterung der Vacuolen entsteht eine sehr grosse, welche den Nucleolus in eine Hohlkugel von immer dünnerer und endlich an der einen oder anderen Stelle bis zum Bersten ausgedehnter Peripherie verwandelt (Taf. 1. Fig. 17). Schliesslich erfolgt die Dehiscenz, soviel sich ermitteln lässt, ohne Rücksicht auf den Eintritt oder Nichteintritt der Samenknospenbefruchtung, und man erhält jetzt Bilder, in welchen der Nucleolus in zum Theil eckige und unregelmässig umschriebene Stücke zerfallen ist (Taf. 1. Fig. 18), welche zusammen an- schemend ein grösseres Volumen als jener besitzen, offenbar zunächst nur deshalb, weil sie die Form dünner Schalenfragmente haben, die ihre Flächen- 22 Dr. Hegelmaier. ansichten darbieten. Riücksichtlich der Kernvermehrung, welche bald darauf beginnt, ist Aehnliches wie bei Adonis zu bemerken. Während in späteren Perioden mit der 'T'heilung der zahlreicher und kleiner gewordenen Kerne die Bildung chromatischer Figuren verbunden ist, die sich zwar für sich zu Objekten eindringender morphologischer Studien nicht eignen, «die aber einen Aufbau aus langgestreckten Formbestandtheilen wohl erkennen lassen, und während auch in den Ruhepausen Zerklüftung des Nucleoplasma in faserförmige Flemente besteht '), so ist diese Voraussetzung der Entstehung typischer Kernfiguren bei den ersten T'heilungsschritten, während des zwei- bis acht- kernigen Zustandes, noch nicht gegeben, auch werden die aus der Zerkleinerung des Nucleolus hervorgehenden Fragmente nicht sofort in Fibrillenbildung einbezogen, sondern gehen als kurze breite Schollen, die in den Einzelfällen mannigfaltige Formen darbieten und zwischen den successiven T'heilungen sich in kleinere Stücke zergliedern, in die T’heilkerne über. Achromatische Fäden sah ich hierbei nur in der Mittelregion zwischen den aus einander weichenden Tochterkernen, hier aber sehr reich entwickelt und in einzelnen Fällen als äusserst scharf umschriebenes Bündel hervortreten (Taf. 1. Fig. 19, 20). Die ersten T'heilkernpaare zeigen zwar nicht immer, aber häufig ausgezeichnete Halb- mondform, die Concavitäten einander zugekehrt, und behalten sie noch, nach- dem sie weit aus einander gewichen sind, so dass ihre Zusammen gehörigkeit noch länger erkennbar bleibt. Im späteren Verlauf fand ich, und zwar in vollkommen gesunden, sicher in Weiterentwickelung befindlichen Samenknospen, auch Kernzustände, die sich nicht anders als durch die Annahme einer mitunter eintretenden Abschnürung deuten lassen (Taf. 1. Fig. 21), doch so vereinzelt, dass sie gegenüber den indirekten T'hheilungen als Ausnahmsfälle bezeiehnet werden müssen. Die Plasmahaut zeigt vor ihrer Theilung in eine Zellenlage den einfach -feinstrahligen Zustand und zerfällt durch die gewöhnlichen zarten Scheidewände. Als eine Eigenthümlichkeit von Caltha hat Strasburger?) eine be- sondere Art der Entstehung der T'heilungswände beschrieben und abgebildet. 1) Die Besprechung von Caltha bei Strasburger, Zellbild. u. Zellth., S. 22, bezieht sich auch nur auf diese vorgerückteren Stadien der Kernvermehrung. 2) a.a.0. 8. 22; Taf. 2. Fig. 31. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 23 Die in der Regel nur transitorischen Zellplatten, welche im letzten "Theilungs- stadium der Endospermkerne in der Aequatorialebene der Bündel der Ver- bindungsfäden hier und bei einer Anzahl anderer Pflanzen zur Ausbildung kommen (und welche ich bei Caltha auch sah), wurden bei der Bildung der definitiven Scheidewände unmittelbar verwendet. An der Genauigkeit dieser Beobachtung kann ich um so weniger zweifeln, als ich selbst bei Polygomum Persicaria ein ähnliches Ineinandergreifen von Kermtheilung und Scheidewand- hildung wahrnehmen konnte; doch glaube ich, dass ein solches Verhalten weder für die eine noch für die andere Pflanze als typisches oder gewöhnliches in Anspruch genommen werden kann. Bei Caltha wenigstens waren jene Zellplatten in den mir zur Beobachtung gekommenen Theilungszuständen der Plasmahaut nicht mehr sichtbar, und die Anlegung der Scheidewände erfolgte zwischen schon länger getrennten Kernen. Es dürfte wesentlich von der Raschheit abhängen, mit welcher in einem gegebenen Fall die letzten die Plasmahaut ihrer Theilung in Zellen entgegenführenden Entwickelungsschritte auf einander folgen, ob eine solche Verwendung jener Platten stattfindet. Dies kann der Fall sein, wenn die Entwickelung in einem solchen "Tempo vorschreitet, dass beide betreffenden Prozesse noch in einander greifen; ob diese Bedingung aber zutrifft, dies kann von äussern Umständen abhängig sein, die vielleicht bald hei dieser, bald bei einer anderen Pflanze eintreten mögen. Die Parenchymentwickelung, welche ich hier nicht näher untersucht habe, erfolgt jedenfalls unter ganz vorwiegend centripetaler Schichtentheilung. Letzteres ist auch über Helleborus foetidus und Nigella sativa zu sagen; um so auffallender ist es daher, dass nach dem Späteren die nahe verwandte r Gattung Eranthis einem andern T'ypus der Endospermentwickelung folgt. Die Endospermbildung von Archangelica officinalis scheint nach meinen anderweitigen, im Uebrigen freilich nur stückweisen Beobachtungen als Typus für den Verwandtschaftskreis der Umbelliferen dienen zu können, unter Vor- behalt möglicher untergeordneter Differenzen. Die Form, unter welcher bei ihr die Parenchymbildung verläuft, stellt, obwohl dem peripherischen Typus folgend, doch in mehr als einer Hinsicht das Gegenstück zu dem für Adonis näher geschilderten Verlauf dar. Bekanntlich besteht bei den Umbelliferen wegen frühzeitigen gänzlichen Schwundes des Nucellusgewebes die anatrope Samenknospe zur Zeit der Befruchtungsreife — und selbst schon einige Zeit 24 Dr. Hegelmaier. vor dieser — blos aus dem von dem einzigen dieken Integument umhillten Keimsack. Der Kern desselben nimmt in seinem Beleg in der vorausgehenden Periode eine wandständige Stellung, beiläufig im der Mitte der Länge, und zwar fast immer auf der der Raphe und Placenta abgekehrten (Parietal-), viel seltener auf der Placentarseite ein, wandert aber gegen die Zeit der Befruchtungsreife in die unmittelbare Nähe des Eies herauf und verharrt hier, diesem anhaftend, geraume Zeit in ungetheiltem Zustande (Taf. 1. Fig. 22, 23). Sein einziger grosser Nucleolus zeigt eine grosse, Öfters aus mehreren kleinen zusammentliessende Centralvacuole, durch deren Dehiscenz die erste Zerstückelung des Nucleolus eingeleitet wird. Die zwei ersten Schritte der Kerntheilungen verlaufen in Jängeren Pausen und lassen sich wenigstens in ihren Resultaten leicht verfolgen (Taf. 2. Fig. 1); zwischen der Vier- und Vollzahl der Kerne liegt dagegen ein nur kurzer Zeitraum, inner- halb dessen die einbettende Plasmahaut eine namhafte Verdickung erfährt, wogegen der Umfang des Keimsacks noch bei Weitem nicht seine definitive Grösse erreicht hat, nachdem der Akt der Kernvermehrung abgeschlossen ist, ja auch noch nicht, nachdem die T’heilung der Plasmahaut in die gewöhnliche Schicht polygonal - tafelförmiger Zellen durchgeführt ist. Diese erfolgt hier, chalazawärts vorschreitend, durch besonders zarte Wände; besondere, auf die Vertheilung der Substanzen in der Plasmahaut bezügliche Structurverhältnisse (wie Strahlenbildung) treten zur Einleitung des 'Theilumgsaktes nicht hervor. Bei der folgenden Schichtentheilung findet nieht blos ein Vorschreiten vom Mikropyle- gegen das Chalazaende, sondern gleichzeitig eine — auch zeitliche — Bevorzugung der Placentarseite des langen und verhältnissmässig engen Keimsacks gegenüber dem übrigen Theil seines Umfangs (der Parietal- seite und den Flanken) statt. Es wird dieses durch Vergleichung von Median- und Querschnitten zu verfolgende Verhalten durch den Umstand leicht verständlich, dass beim Beginn des Prozesses auf der Placentarseite das hier die Raphe aufnehmende Integument viel mächtiger und der Keimsack nach der Placenta hin mehr abgeflacht ist als nach den andern Seiten; da nun das Wachsthum des Endosperms noch mit bedeutender Ausdehnung des Sackes und Verdrängung von Integumentgewebe verbunden ist, so muss dieses Wachs- thum neben der centripetalen Richtung bei Archangelica auch eine centrifugale verfolgen, und zwar muss hieran die Placentarseite in hervorragendem Maasse Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 25 betheiligt sein. Nachdem sich die Zellen der Erstlingsschicht radial beträchtlich erweitert haben, theilen sie sich durch fast correspondirende perikline Scheide- wände ab: die peripherische der jetzt bestehenden beiden Schichten wird nun auf der Placentarseite abermals durch correspondirende Scheidewände in zwei getheilt (einen solchen Zustand stellt die beispielsweise herausgegriffene Fig.'25. der Taf. 1 dar), und an der vorspringendsten Stelle wiederholt sich dies sogar noch einmal in einer kleinen Zahl der dort jetzt die Peripherie einnehmenden Zellen (Taf. 2. Fig. 2). Abgesehen von dieser kleinen Partie besteht jetzt das Endosperm in Medianschnitten des Samens aus fünf Längsreihen von Zellen, drei auf der Placentar-, zwei auf der Parietalseite, und so bleibt es auch zunächst, indem sich jetzt die Zellen der innern Lage in radialer Richtung ganz beträchtlich zur Palisadenform ausstrecken (Taf. 1. Fie. 25, Taf. 2. Fig. 2), den von ihnen umschlossenen Raum zu einer Spalte ver- engend, welche so gerichtet ist, dass sie im Medianschnitt als solche hervor- tritt, und endlich, indem sie in der Mitte zusammenstossen, schliessend. Während dieses Wachsthums liegen die Kerne sammt der Hauptmasse des Plasmainhaltes der radial sich erweiternden Zellen deren innerer (den freien Raum begrenzender) Wandung an. Die beiden einander entgegen wachsenden Endospermlagen berühren sich mit glatten Oberflächen; ein Zwischeneinander- greifen der beiderseitigen Zellen findet nicht statt (Taf. 2. Fig. 2); eben so wenie ist em Uebergipfeltwerden einzelner Radialreihen von Endospermzellen durch die benachbarten bei der nur wenige bauchigen Gestalt des Keimsacks erforderlich. Erst um dieselbe Zeit, wo die Berührung der Endospermlagen längs einer in Medianschnitten noch in der Folge in Form einer scharfen Jängslinie hervortretenden Fläche bevorsteht, erfolgt noch in den palisaden- förmigen Innenzellen eine perikline Spaltung, welcher im weiteren Verlauf noch weitere in verschiedenen Richtungen in sämmtlichen der jetzt bestehenden Endospermzelllagen folgen. Später ist daher allerdings jede Spur der spalten- fürmigen Höhlung unkenntlich geworden. Dass bei den Umbelliferen die Bildung eines festen Endosperms der Theilung des Eies vorausgeht, ist bekannt. Ausgeschlossen bleibt übrigens von der Ausfüllung mit Endosperm, wenigstens bei der vorliegenden Pflanze, das Chalazaende des Keimsacks, welches die früh verschrumpfenden Antipoden- kerne umschliesst und sich nicht mit erweitert, sondern zu einem schnabelförmig Nova Acta XLIX. Nr. 1. 4 26 Dr. Hegelmaier. engen Anhang des Keimsacks gestaltet (Taf. 1. Fig. 24), endlich ganz obliterirt. Die Ausdehnung dieses T'heils ist so gering, dass Archangelion unbedenklich in die vorliegende Reihe von Fällen gestellt werden kann. Dem peripherischen T'ypus schliesst sich ferner an die einzige unter- suchte Rosacee, Cotoneaster vulgaris, und ebendahin scheint nach den von Strasburger (a. a. 0.) gegebenen Daten auch Agrimonia zu gehören. In dem ziemlich tief im Nucellus der langgestreckten anatropen Samenknospe eingesenkten, ziemlich schmalen, in seinem vordern T’heil bauchigen, gegen die Chalaza allmählich zugespitzten Keimsack von Cotoneaster haftet unmitteibar an dem grossen, durch seinen wohlerhaltenen scheitelständigen Kern vor den sterilen Schwesterzellen ausgezeichneten Ei eine dichte, durch Platten und Stränge sich nach den anderen Seiten hin verzweigende und zum Theil mit dem Wandbeleg des Keimsacks zusammenhängende Plasmamasse, in welcher um die Zeit der Befruchtung zwei Kerne mit grossen, in Vacuolisirung begriffenen Nucleolen eingehüllt liegen. Dieselbe Zahl ist auch schon in vorausgehenden Zuständen zu finden; einen einzigen Kern zu finden, ist mir bei längerem Suchen niemals geglückt. Es ist übrigens, um sich von der Zweizahl und namentlich davon zu überzeugen, dass nicht ein Kern mit zwei Nucleolen vorliegt, häufig erforderlich aus den (selbstverständlich tingirten) Präparaten den Plasmaballen herauszulösen und einem ganz gelinden Druck zu unterwerfen. Ob daher eine Fusionirung der Kerne überhaupt stattfindet, was mir Jedenfalls unwahrscheinlich geworden ist, muss ich, da meine Beobachtungen hier nicht so ausgedehnt sind, als bei Adonis und Hibiscus, dahingestellt sein lassen. Vierzahl der alsdann in den Wandbeleg sewanderten Kerne wurde dagegen wiederholt beobachtet, ebenso im weiteren Verlauf der Kern- vermehrung das Vorkommen typischer, wenn auch nicht sehr deutlicher (dem sogen. Spindelstadium angehöriger) Kernfiguren. Die Beurtheilung der aus der Untersuchung zahlreicher Entwickelungs- zustände geschöpften Befunde ist bei Cotoneaster mit vielen Schwierigkeiten verknüpft, die daraus zu fliessen scheinen, dass abnorme Entwieckelungs- erscheinungen sich mit normalen mischen. Dass in jedem Fruchtknoten ein Theil der (je nach der Zahl der Fächer verschiedenzählig vorhandenen ) Samenknospen nicht weiter entwickelt wird, ist bekannt und die Ausschliessung aller als abortiv erkeunbaren Samenknospen von der Untersuchung selbstver- Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 27 ständlich. Aber auch bei Berücksichtigung blos derjenigen, in welchen die Entwickelung eines Keims begonnen hat, und die vor ihren zurückbleibenden Genossinen durch die eingetretene Schwellung und turgescente Beschaffenheit sich schon äusserlich auszeichnen, kommen noch viele zur Untersuchung, welche an der Grenze der Weiterentwickelungsfähigkeit angelangt zu sein scheinen, und in denen sich dies vorläufig nur an dem Verhalten der Endo- spermanfänge erkennbar machen muss. Auf andere Weise wenigstens sind die widersprechenden Bilder, welche sich in Menge aufdrängen, nicht zurechtzu- legen. Ungetheilte Plasmahäute kommen in anscheinend ganz gesunden und in Weiterentwickelung begriffenen Samenknospen vor, in welchen die grossen, schon zahlreich vorhandenen Kerne vielfach Zustände zeigen, die, wenn man nicht an stattfindende Fusionen denken will (wofür nicht die geringste Wahr- scheinlichkeit spricht), nur als Abschnürungen gedeutet werden können (Tat. 2. Fig. 3). Noch auffallendere Bilder aber gewähren noch weiter entwickelte Endospermasfänge, in welchen das Endosperm als Gewebe schon Mikropyle- und Chalazaende füllt, in den Seitenregionen wenigstens eine einfache Lage von Zellen bildet, und in welchen hier die in ihren Membranen stark ge- quollenen Zellen offenbar noch nachträgliche Vermehrung ihrer Kerne erfahren haben. Die Form, unter welcher dies hier geschieht (vergl. die Figuren 4, 5 auf Taf. 2), ist eine derartige, dass sie im Verbindung mit dem in Vorstehendem vorausgesetzten physiologischen Zustand der betreffenden Samen die Anwendung des Begriffs der „Fragmentation“, wenn derselbe überhaupt irgendwo gebraucht werden soll, in vorliegendem Fall rechtfertigen mag. Mit der Ansicht Stras- burgers!), dass diese Bezeichnung mindestens auf diejenigen Fälle be- schränkt werden muss, wo die beiden Kriterien der direkten Kerntheilung und eines vorausgesetzten senilen, dekrepiten oder Rückbildunes - Zustandes der betreffenden Kerne oder Zellen oder eines, wenn auch vielleicht sich erst vorbereitenden Zerfalls der ersteren zusammentreffen, bin ich vollkommen einverstanden, muss indessen bezweifeln, ob eine scharfe und für alle Einzel- fälle befriedigende Abgrenzung des Begriffes selbst auf dieser Basis durch- führhar ist. Denn was das morphologische Erforderniss betrifft, so ist, auch nach den neuesten, sich auf Untersuchung ausgezeichneter Fälle stützenden I) Arch. f. mikr. Anat., XXI, S. 584. 28 Dr. Hegelmaier. Arbeiten, immer noch zu beweisen, dass eine scharfe Grenze zwischen direkter und indirekter Kerntheilung besteht; was bis jetzt bekannt ist, macht eher die entgegengesetzte Annahme wahrscheinlich; und nach physiologischer Seite hin kann als sicher gelten, dass die Grenzen zwischen anaplastischen und kataplastischen Zuständen eben so schwankende sind, als die zwischen gesunden und kranken. Dabei können wohl beiderlei Kriterien in einem gegebenen Fall zusammentreffen, aber sie müssen es nicht, um so weniger, als, wie aus dem Späteren noch hervorgehen wird, auch das Stattfinden von Zellbildung nach dem Vorausgehen indirekter Kerntheilung nicht aus- geschlossen ist. Die vorhin zur Sprache gebrachten abnormen Zustände würden das Verständniss des Entwickelungsganges des Endosperms von Cotoneaster nicht wesentlich erschweren, wenn nieht gleichzeitig die Gewebeentwickelung, einmal begonnen, mit so reissender Schnelligkeit vorschreiten würde, dass m der Regel entweder ungetheilter Zustand der kernführenden Plasmahaut, oder aber ein mit Gewebe erfüllter Keimsack zur Beobachtung kommt, als normale zu betrachtende Zwischenstadien daher nur vereinzelt erlangt werden. Von bestimmendem Einfluss für den Verlauf der Gewebeentwickelung, wie er sich aus der Zusammenstellung dieser Stadien ergiebt, ist einerseits, dass Anfangs der Keim in seiner Entwicklung etwas vorauseilt, und daher zwischen seiner diek -keulenförmigen, in einen sehr kurzen Suspensor verschmälerten Anlage und der gegenüberliegenden Wand des Keimsacks ein sehr unregelmässiger Zwischenraum entsteht: andererseits der Umstand, dass während der Endosperm- bildung nicht blos der Gesammtumfang des Samens noch beträchtlich wächst, sondern auch das restirende Nucellusgewebe während der Periode der Kern- vermehrung nur zum Theil aufgezehrt wird, der Keimsack daher während der (rewebebildung sich auf Kosten desselben immer noch auszudehnen hat. Die erste Theilung der Plasmahaut in allermeist einkernige Zellen erfolgt durch zarte, aber sehr deutlich granulirte Scheidewände (Taf. 2. Fig. 6, 7); da eine Schicht solcher Zellen auch auf der Oberfläche des Keimanfangs entsteht, so wird letzterer gleich von Gewebe umhüllt, und die ihn seitlich bedeekenden Zellen stossen bei ihrer Ausdehnung mit den gegenüberliegenden wandständigen sofort zusammen, während die auf seinem Scheitel gelegenen mit den nächst- folgenden wanständigen in eine Curve sich vereinigen; gleichzeitig wird der Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 29 verengerte Chalazatheil ebenfalls gleich durch die Erstlingszellen erfüllt, und so der freie Keimsackraum sofort in eine ovale Form gebracht (Taf. 2. Fig. S), während in den Seitengegenden die Endospermzellen noch in einfacher Schicht liegen. Diese Zellen nun, wie auch die an den beiden Extremitäten den Raum begrenzenden, werden nun blos einmal (oder höchstens vereinzelt noch ein zweites Mal in centripetaler Richtung) periklin getheilt; von hier an ist aber das mit Zellenvermehrung verbundene Wachsthum des Endospermkörpers ein wesentlich peripherisch - centrifugales, wie sich aus den gegebenen Voraus- setzungen leicht erklärt. Vergleichende Messungen des von dem Endosperm umschlossenen, von glatten zarten Wänden begrenzten Innenraums in ver- schiedenen Alterszuständen zeigen, dass sich seine Durchmesser von der Zeit der ersten periklinen Theilungen der Erstlingszellen in den Seitenpartien an einige Zeit nicht verengern (in manchen Fällen eher noch etwas erweitern), während die Mächtiekeit des Endosperms zunimmt. Aber regelmässig anti- und periklin gerichtete "Theilungswände in den wachsenden peripherischen Partien kommen auch nieht zu Stande; jene verlaufen vielmehr in den mannig- faltigsten schiefen Richtungen, ein Verhalten, welches nur zum kleinern Theil aus der nicht ganz regelmässigen Gesammtform des wachsenden Gewebe- körpers, der Hauptsache nach vielmehr nur aus ungleicher Vertheilung des Wachsthums in wechselnden Eimzelpartien erklärt werden kann. Hierzu kommt grosse Zartheit der centrifugal und interkalar entstehenden Theilungs- wände, die durch das Zerschneiden, auch bei sorgtältigem Verfahren und nach vorausgegangenem Erhärten, stets vielfach verbogen und zerknittert werden und überdies frühzeitig aufquellen. All dies bedingt eine fast breiartige Weichheit des Endospermgewebes. Erst in etwas vorgerückterer Periode wird der Innenraum, aber so viel sich irgend erkennen lässt ledielich durch inter- kalares Wachsthum der Endospermmasse (also jedenfalls ohne weitere perikline Theilung der begrenzenden Zellen) verengert und geschlossen. Hierbei kommt dem Gewebe sicherlich die hohe Quellbarkeit der Membranen der Zellen, deren Lumina später oft eigenthümliche, unregelmässis eingebuchtete und gelappte Formen bekommen, und die gegen einander verschiebbar werden, zu Statten. Dass übrigens das ganze Endosperm in der Folge von dem heran- wachsenden Keim wieder aufgezehrt wird, ist bekannt. 30 Dr. Hegelmaier. Von den untersuchten Leguminosen schliessen sich einige: Hippo- crepis, Coronilla, Lotus, Tetragonolobus und Anthyllis, dem allseitig - peri- pherischen Typus ebenfalls an. Die Samenknospen von Höppocrepis comosa sind nur wenig gekrümmt und so gebaut, dass der langgezogene, einen sanften Bogen beschreibende Keimsack an seinem vorderen und hinteren Ende erweitert ist, seine engste Stelle fast in die Mitte seiner Länge fällt, und die Mikropyle nicht ganz mit dem vordern Ende zusammenfällt, sondern auf die concave Seite gerückt ist, welches letztere Lageverhältniss während des weiteren Entwickelungsverlaufs durch Ausdehnung des vorderen T'heils der Samenknospe nebst dem ent- sprechenden Abschnitt des Keimsacks noch eine namhafte Steigerung erfährt. Das Zusammentreffen dieser Structurverhältnisse in Verbindung mit dem Umstand, dass zwischen dem Zeitpunkt, in welchem die Erstlingszellen des Endosperms sich von einander abgrenzen, und der Erfüllung des ganzen Keimsacks mit Gewebe — einem Prozess, der auch hier, einmal begonnen, mit grosser Raschheit verläuft — der Keimsack nur noch eine unbedeutende Erweiterung seiner Querdurchmesser erfährt, und das Nucellusgewebe schon um die Zeit der Befruchtung verdrängt ist, bedingt die bei der Gewebe- bildung hervortretenden besonderen Erscheinungen. Zwar gewinnt der fast sphärische, in einen sehr kurzen Suspensor verschmälerte Keimanfang zunächst einen kleinen Vorsprung in der Entwickelung; allem da er seine Lage nicht in dem Vorderende, sondern an der concaven Fläche des Keimsacks hat (Taf. 2. Fig. 11), so ist seine Einhüllung durch die weiten, sich schnell in Schichten abtheilenden Erstlingszellen des Endosperms mit keiner Störung der geschichteten Structur des letzteren verbunden. Bei der Ausfüllung des Keim- sacks mit geschlossenem Gewebe wachsen die beiden von der convexen und von der concaven Seite her vordringenden Endospermtheile einander entgegen, der letztere aber gewinnt grössere Mächtigkeit, da hier zu den centripetalen, das Endosperm auf der convexen Seite in eine dreifache Zellenlage ver- wandelnden Spaltungen noch centrifugale und interkalare kommen. Das Zusammenstossen der beiden (Gewebeoberflächen — im Medianschnitt des werdenden Samens gesehen — erfolgt daher näher der convexen Seite, und zwar zuerst im mittlern engsten T’heil der Längenerstreckung des Keimsacks; der zuvor vorhanden gewesene langgezogene Raum wird dadurch in zwei Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 31 zunächst noch weit-spaltenförmige getrennt, von welchen der im vordern Theil gelegene enger ist (Taf. 2. Fig. 11) und sieh früher durch Dehnung der begrenzenden Zellen schliesst, als der dem Chalazatheil angehörige. Kurz nachdem auch der letztere vollends spaltenfürmig geschlossen ist, beginnt enorme Quellung der Wandungen der Endospermzellen, welche in der Folge von dem sich zuerst hufeisenförmig in das vordere Ende des Keimsacks hinein krümmenden und dann mit seinem umgebogenen Scheiteltheil gegen die Chalaza vordringenden Keim vollständig aufgezehrt werden. Noch ist bezüglich der T'heilung der Plasmahaut in die Erstlingszellen- schicht zu bemerken, dass die Scheidewände, durch welche dieselbe erfolgt, und welche in der gewohnten Weise in den ungetheilten Abschnitt, mit blinden Enden sich verlierend, vordringen, keineswegs als zarte Lamellen angelegt werden, sondern vielmehr in Form breiter doppelt contourirter Streifen lichter Substanz in der dieht- und feinkörnigen Masse der Plasmahaut (Taf. 2. Fig. 9). Da auf diese Form der Scheidewandbildung noch hei anderen Pflanzen zurück- zukommen ist, so sei sie hier nur erwähnt mit dem Beisatz, dass auch in den genannten breiten Substanzstreifen keine Stärke sich nachweisen liess, und ferner, dass dieselben bald nach ihrer Anlegung zunächst eine Veränderung erfahren, welche das Gegentheil von Quellung darstellt. Sie ziehen sich auf ein geringeres Volumen zusammen, ohne noch darum Cellulosereaction zu zeigen; etwas ältere Zellen der Erstlingsschicht, in welchen der plasmatische Inhalt auf eine Anzahl sternförmig von dem Kern ausstrahlender Platten und Stränge sich zusammengezogen hat, sind daher bei der Flächenansicht von Wänden begrenzt, welche fast nur noch als scharfe dicke Linien erscheinen (Taf. 2. Fig. 10). Ooronilla montana stimmt rücksichtlich der Art der Parenchym- entwickelung (Taf. 2. Fig. 12) mit Hippocrepis in den Hauptzügen überein; auch bei ihr stossen die beiden Oberflächen des Endosperms der concaven und der convexen Seite viel näher der letzteren, da auf ihr das Wachsthum und die Abtheilung in Schichten weit weniger ausgiebig sind, zusammen. Die be- stehenden Unterschiede beruhen auf der dickeren und kürzeren Gesammtform der Samenknospen und Samen, dabei besteht keine Verengerung der Mittel- partie des Keimsacks, und die hieraus bei Hippocrepis resultirenden besonderen Erschemungen bei der Ausfüllung des Endospermraums fallen daher weg. Bei 32 Dr. Hegelmaier. der Bildung der Erstlingsschicht ist, obwohl die Einschliessung eines Kerns in eine Masche von Wandungen die Regel bildet, dennoch Entstehung von zwei- und selbst dreikernigen Zellen sehr häufig, doch so, dass diese ent- sprechend weiter sind als die Schwesterzellen und daher an ihrem nachträg- lichen Getheiltwerden in der Flächenriehtung nicht gezweifelt werden kann. Lotus Tetragonolobus, systematisch in der Regel nicht in die unmittelbare Nähe von Coronilla gestellt, zeigt doch mit dieser grosse Aehnlichkeit nicht blos in der Forın der Samenknospen und speziell des (nur wenig gekrümmten) Keimsacks, sondern auch in der Endospermentwickelung; dieselbe erfolgt auch hier allseitig-peripherisch mit regelmässiger centripetal- perikliner Theilung der Erstlingszellen und unter Benachtheiligung der convexen Seite (Taf. 2. Fig. 13, 14), indem in den geförderten Partien (der concaven Seite, Chalaza- und Mikropylegegend) nachträglich, nach Bedürfniss der Vergrösserung des Samens, centrifugales Wachsthum und Zellenvermehrung hinzutritt. Obwohl die Vorkeimbildung dieser Pflanze von der von Coronilla weit verschieden ist —- denn es wird ein massiger, aus drei sich im eine Mehrzahl von weiten Zellen abtheilenden Stockwerken bestehender Suspensor entwickelt, an welchem längere Zeit der eigentliche Keimanfang nur einen verhältnissmässig kleinen Anhang bildet —, so erfolgt doch die Einhüllung des Vorkeims durch die in dem Spitzentheil des Keimsacks entstehende Partie des pareuchymatösen Endosperms auf dieselbe Weise wie dort (Taf. 2. Fig. 13); nur wird sie, eben weil dureh die Suspensorentwickelung der Keimanfang stark emporgehoben wird, kaum mehr zum Abschluss gebracht: der Scheitel der zu der betreffenden Zeit schon ziemlich herangewachsenen Kotyledonen erhält gerade noch eben eine Decke von einigen Zellschichten durch Theilung der die Oberfläche des Keims überziehenden kernführenden Plasmalage, von welcher eine Fortsetzung sich auch in die Bucht zwischen den Keimblättern hinein erstreckt und durch Scheidewände in Zellen zerfällt. Ein ansehnlicher 'T'heill der Samenhöhle bleibt dagegen von Gewebe unausgefüllt (vergl. Taf. 2. Fig. 14), in welchen der Keim, jene dünne Decke sprengend, hineinwächst, um kurz darauf auch das schon gebildete Parenchym bis zur Chalaza wieder zu verdrängen. Lotus corniculatus verhält sich bezüglich des Endospermwachsthums ebenso, obwohl der Suspensor keine gleich massige Entwickelung erreicht und etwa die Mitte zwischen dem von L. Tetragonolobus und dem von Anthyllis, Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen- Endosperms. 33 welchen er jedenfalls an Länge weit überragt, hält. Aus diesem Grunde kommt es auch in ausgiebigerer Weise zu einer Einhüllung des Keims durch Endo- sperm. Bei den in grosser Menge beobachteten indirekten Kerntheilungen im Wandbeleg war die — wohl auch anderwärts zutreffende -——- Regel leicht festzustellen, dass schon die Orientirung der Kernfigur im einer solchen Richtung erfolgt, dass die Theilkerne von Anfang an in den längsten Durch- messer des freien Raums aus einander treten, welchen der sich theilende Kern beherrscht. Die T'heilungsriehtungen der einander benachbarten Kerne fallen aus diesem Grunde auch höchst mannigfaltig aus. In welcher Weise die sich gleichzeitig theilenden benachbarten Kerne auf einander wirken (oder wohl eher die wachsende Plasmahaut auf die Kerne wirkt), um dieses zweck- mässige Verhalten herbeizuführen, ist freilich unbekannt. Auch die die ersten periklinen Spaltungen der Erstlingsschieht einleitenden Kerntheilungen erfolgen im grössten Theil dieser Zellenschieht gleichzeitig, zum Beweis, dass auch dieser letztere Vorgang in periodischer Weise verläuft. Bezüglich des Endospermwachsthums (sowie der Samenknospen- und Keimsackform) stimmt ferner Anthyllis vulmeraria mit Lotus überein; doch kommt es, da der Suspensor eine sehr beschränkte Entwickelung erreicht und sich nur zu einem kleinen, kurzknollenförmigen Fusstheil des Keims ausbildet, zu vollständiger Ausfüllung des Keimsackraums mit Parenchym unter sehr starker radialer Streckung der aus den centripetal-periklinen Spaltungen hervorgegangenen inneren Zellenlagen. Mit Lotus hat die Pflanze auch das gemein, dass ein Stück in Auflösung begriffenen Nucellusgewebes an der Chalaza einige Zeit nach der Befruchtung noch zapfenförmig in den Keimsack hineinragt; es leistet der Verdrängung mehr Widerstand als seine Umgebung. Erst nach seiner Auflösung greift die Entwickelung der kernführenden Plasma- haut auch auf diese Region über. Unter den untersuchten Malvaceen ist Hibiscus Trionum eine in einigen Beziehungen rücksichtlich der Endospermbildung interessante Pflanze; Malva parviflora, deren früheste Zustände der Untersuchung grosse Schwierig- keiten entgegensetzen, stimmt mit jenem wenigstens im weiteren Verlauf ganz wesentlich überein. Die Samenknospen der obigen Malvacee, zur Blüthezeit denen der meisten Caryophylleen durch ihren bei gekrümmter Form tief in den Nucellus eingesenkten Keimsack, der in der Mitte etwas enger als an seinen Noya Acta XLIX. Nr. 1. 5 34 Dr. Hegelmaier. beiden Enden ist, ähnlich, freilich im Bau der Mündungsgegend von ihnen weit verschieden, zeigen in geringer Entfernung von dem Scheitel des grossen Eiapparats, nicht wandständig, wie von Hofmeister!) angegeben wird, wenn auch der Concavität des Keimsacks näher, in eine strangförmige, nur wenig verzweigte Plasmamasse eingehüllt und durch sie an den Eiapparat angeheftet, zwei Kerne (Taf. 2. Fig. 15), welche einander unmittelbar genähert, mitunter so liegen, dass der eine den andern theilweise verdeckt, und man, da die Nucleolen sich unter allen Umständen durch ihre starke Tingirbarkeit der Wahrnehmung aufdrängen, zwei solche in einen Kern eingeschlossen vor sich zu haben glauben könnte. Geht man auf frühere Zustände der (proterandrischen) Blüthen zurück, so finden sich dieselben zwei Kerne in derselben Lage, und überdies an Vacuolisirung ihrer Nucleolen leicht kenntlich, schon in halberwachsenen, von der Springreife der Staubbeutel noch ziemlich entfernten Knospen, und ebenso continuirlich bis zur Befruchtung der Samen- knospen, welche hier bei der bedeutenden Stärke der Pollenschläuche leicht zu controliren ist, da diese, auch wenn sie nicht unmittelbar blossgelegt werden, sich auf ihrem Weg durch das dicke Nucellusgewebe deutlich genug markiren, um der Wahrnehmung nicht zu entgehen. Ist aber die Befruchtung erfolgt, so finden sich sofort vier oder acht Kerne, in den Wandbeleg der Keimsackspitze zurückgezogen, ohne dass der Nachweis eines zwischen- tretenden einkernigen Stadiums möglich wäre. Samenknospen aus einem und wie nach der demselben Fruchtknoten zeigen je nach Umständen noch die Vergleichung zusammenhängender Altersreihen nicht gezweifelt werden kann, ursprüngliche — Duplieität der Kerne, oder aber deren schon erfolgte Vermehrung. Der Wandbeleg, innerhalb dessen sich nun die Kerne weiter vermehren, lässt sich bei dieser Pflanze nur selten in zusammenhängenderen Stücken aus den Präparaten herauslösen; gelingt dies aber dennoch, so erklärt sich die Schwierigkeit aus einer eigenthümlichen, bei anderen Pflanzen nicht zur Be- obachtung gekommenen Structur desselben; er hat nämlich, wie ein Taf. 2. Fig. 16 gezeichnetes kleines Stück zeigt, nicht die Form einer zusammen- hängenden Haut, sondern eines aus zierlich netzförmig verbundenen, breiter I) Pringsh., Jahrb. I, S. 91. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 35 und schmäler bandförmigen Strängen bestehenden Sackes, dessen Gefüge wohl in anhaltender Veränderung befindlich zu denken ist, und dessen sehr ungleich grosse Maschen in Knotenpunkten zusammenstossen, an welchen das Plasma oft etwas grössere Ausbreitungen bildet, und in welchen die Kerne sich vor- zugsweise halten. Erst im weiteren Verlauf wird die Substanz des Plasma so vermehrt, dass es sich zu einer zusammenhängenden Schicht gestaltet, in welcher zunächst noch einzelne Durchbrechungsstellen zurückbleiben und die früheren Formverhältnisse anzeigen. Erst nachdem sich ein vielzelliger Vorkeim mit äusserst kurzem Suspensor entwickelt hat, und das Nucellusgewebe zum grössten Theil ver- drängt ist, beginnt Theilung in Zellen, und diese schreitet hier so langsam und unter so entschiedener Bevorzugung der Mikropylehälfte nach dem Hinter- grund vor, dass sich jene bereits mit geschlossenem Gewebe durch centripetale Entwickelung gefüllt hat, ehe das Chalazaende in Mitleidenschaft gezogen ist. Indessen wird schliesslich auch dieses mit einer Lage weiter, zartwandiger, einkerniger Zellen austapezirt und durch deren centripetal-perikline Vermehrung die Samenhöhle allseitig eingeengt, der Rest des freien Raums aber kommt unter diesen Verhältnissen in den hinteren Theil des Samens zu liegen und wird hier vollends spaltenförmig geschlossen. Schon ehe dieser Prozess abgewickelt ist, und während schon wieder der vordringende Keim das Endosperm von innen her auflöst, beginnt centrifugales, mit Bildung perikliner Scheidewände verbundenes Wachs- tum des Endosperms. Dieses macht auf der convexen Samenseite keine grossen Fortschritte mehr, weil, ehe es hierzu kommen kann, der sich nach dieser Richtung ausdehnende Keim das Endosperm hier gänzlich verdrängt. Um so ausgiebiger ist das ÜUentrifugalwachsthum auf der concaven Seite, wo es sich mit Interkalarwachsthum verbindet und zur Entstehung langer Radial- reihen rechteckiger Zellen führt, und wo ein beträchtlicher, von der Concavität des Keims umfasster Endospermrest erhalten bleibt. Da während dessen das Nucellusgewebe bis auf eine diinne Lamelle von der Form einer structurlosen Haut (wie sie in den Samen zahlreicher Pflanzen als Rest jenes T'heils zurück- bleibt) zusammengedrückt wird, so ist die Notiz Hofmeister’s!), wonach Mamas 0: 36 Dr. Hegelmaier. das Eiweiss aus zwei verschiedenen T'heilen bestehen und eine „dünne, ömbryo und Endosperm umgebende Lage von Perisperm“ vorhanden sein soll, kaum zu verstehen, es müsste denn sein, dass das innere Integument, welches (was nicht ganz häufig der Fall ist) in diesen Samen in ziemlicher Dicke als Gewebe wohl erhalten bleibt, zu einer Verwechselung Anlass ge- geben hätte. 1. Den im Seitherigen besprochenen Fällen des allseitig-peripherischen Typus sollen nun zunächst einige Repräsentanten eines Verhaltens angereiht werden, welches als peripherisch-simultane Entwiekelung bezeichnet werden kann. Das Gemeinschaftliche der bezüglichen Fälle besteht darin, dass, obwohl eine kernführende Plasmahaut in dem Keimsack sich entwickelt, dennoch der Raum des letztern schon bei der ersten Zellenbildung (der Ent- wickelung der Erstlingsschicht) mit Gewebe erfüllt wird; Schichtentheilungen sind hierfür nicht erforderlich. Der ganze Vorgang bildet ohne Zweifel eine kleine Modifikation des gewöhnlichen peripherischen Verhaltens; sein Besonderes beruht offenbar nur auf verhältnissmässiger Enge des Keimsacks und Weite der Erstlingszellen, welche zur Folge hat, dass diese entweder sofort bei ihrer Bildung, den Keimsack gleichsam mit einem Schlag in ein Fachwerk von Gewebe theilend, zusammen stossen oder doch bei ihrer Ausdehnung selbst sich begegnen. Von den Fällen der Endospermentwickelung durch Theilung im gewöhnlichen Sinne unterscheiden sich die hier in Betracht gezogenen vor- nehmlich dadurch, dass bei jenen die Scheidewandbildungen in unmittelbarer Verbindung mit den Kerntheilungen erfolgen, und daher jeder Theilungsschritt zwei Schwesterzellen scheidet, es dagegen zur Bildung einer kernführenden Plasmaschicht gar nicht kommt. Gleichwohl mag es nicht unwahrscheinlich sein, dass, phylogenetisch betrachtet, die Endospermbildung durch Theilung den vorliegenden Vorgängen am nächsten steht, und es mag selbst dahingestellt bleiben, ob nicht der eine oder andere Fall, der zu jener gerechnet worden ist, sich in Wirklichkeit hier anreiht. Von untersuchten Formen sind Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 3% als hierher gehörig vornehmlich zu nennen Bocconia cordata und Scabiosa prolifera. Die Samenknospen von Bocconia cordata, einer Pflanze, rücksichtlich welcher mir schon früher aufgefallen ist, dass ihre Endospermentwickelung ein von der anderer Papaveraceen verschiedenes Bild darbietet, besitzen einen nicht gerade dureh ausserordentliche Enge ausgezeichneten, im Ganzen länglich ellipsoidischen, an der Chalaza jedoch schnabelförmig verschmälerten (Taf. 2. Fig. 19) Keimsack, in welchem sich schnell eine verhältnissmässig nicht grosse Zahl kleiner Kerne innerhalb des dünn -hautförmigen, schwer in grösseren Stücken isolirbaren Wandbelegs entwickelt. Kurz hierauf, und ehe die erste Eitheilung erfolgt, zeigt sich auf einmal das ganze Innere durch eine Anzahl sehr zarter, zerreisslicher und weicher Lamellen von feingranulirter Beschaffenheit in eine Anzahl von weiten, plasmaarmen Fächern getheilt (Taf. 2. Fig. 17—20). Diese reichen anscheinend in Medianschnitten der Samenknospe nicht alle an die Peripherie des Raums (Taf. 2. Fig. 17, 18), und auch Querschnitte durch solche so eben angelegte Endospermkörper zeigen stellenweise, namentlich wenn sie nicht durch die Mittelregion, sondern durch die Mikropyle- oder Chalazapartie geführt sind, ausser den peripherischen Zellen einzelne innere, von jenen umschlossene (Taf. 2. Fig. 20). Eine genaue Untersuchung frisch getheilter Endosperme lässt aber dennoch keinen Zweifel daran, dass es sich um lauter von der Peripherie ausgehende und im Innern mit ihren Wänden zusammenstossende Erstlingszellen handelt, und dass jener auffallende Befund blos eim scheinbarer ist und darauf beruht, dass einerseits die in einen Querschnitt fallenden Scheidewände nicht etwa alle in der Mitte radienförmig zusammenstossen, sondern ein Theil sich schon weiter nach aussen an andere anlest (T'af. 2. Fig. 20), und dass andererseits die in den Längs- schnitten erschemenden Septa nicht alle wagrecht gerichtet sind, sondern im Mikropyle- und Chalazatheil eine schief ab- beziehungsweise ansteigende Richtung verfolgen (Taf. 2. Fig. 17, 19). Kerne liegen auch jetzt noch blos an der Peripherie. Erst m der Folge werden die weiten Zellen noch weiter ge- theilt, namentlich von ihnen peripherische 'Tochterzellen von geringerer Weite abgetrennt, auch die inneren weiteren Tochterzellen werden noch im ver- schiedenen Richtungen getheilt; die Einwanderung der reichlich, namentlich unter der Form von Fett, sich ablagernden Reservestoffe findet erst nachträglich 38 Dr. Hegelmaier. statt. Das Eigenthümliche des Falles gegenüber denen des gewöhnlichen peripherischen Typus beruht wesentlich auf der ungewöhnlichen Weite der Primordialzellen, da bei gewöhnlicher Grösse der letzteren der Keimsack mehr als hinreichenden Raum für schrittweise centripetale Anfüllung mit Schichten darbieten würde. Die Scheidewände müssen nicht nur alle fast gleichzeitig, sondern auch jede einzelne fast simultan in ihrer ganzen Ausdehnung gebildet werden oder sehr rasch nach einwärts wachsen, da Präparate, in welchen diese zarten Lamellen nicht in der Mitte zusammenstossen, zwar nicht selten zu erlangen sind, aber stets unter Umständen, welche den Verdacht statt- gehabter Zerreissungen nahe legen. Bei Scabiosa prolifera, mit welcher andere Dipsaceen nach den kurzen Angaben Hofmeister’s!) m der gröberen Structur der Samenknospen über- einzustimmen scheinen, besteht die anatrope reife Samenknospe blos aus dem von dem äusserst mächtig entwickelten Integument umschlossenen, im Ver- hältniss zu diesem kleinen, im Ganzen länglich ovalen, jedoch an den beiden Enden etwas zugespitzten Keimsack (Taf. 3. Fig. 1). Der grosse Kern desselben, mit einem Nucleolus mit Vacuole versehen, liegt central, die ihn einhüllende Plasmamasse, an dem Kiapparat befestigt, strahlt nach allen anderen Seiten in ein reich entwickeltes Netz von zarten Fäden aus; ihr dem Ei abgekehrtes Ende reicht bis zur Mittelregion des Keimsacks. Bei der ersten T'heilung weichen die zwei Theilkerne in entgegengesetzten Richtungen an die Seitenwände des Keimsacks aus einander und werden sofort wieder zweigetheilt; die aus der Wiederholung dieses Vorgangs hervorgehenden Endo- spermkerne vertheilen sich nur in sehr mässiger Zahl in der zarten Wand- schicht. Die Anfüllung des Keimsacks mit einem Gewebe wenig zahlreicher, zartwandiger, sehr weiter, unregelmässig polyedrischer Zellen erfolgt von diesem Zeitpunkt an so schnell, dass Zustände, in welchen dieser Prozess abgeschlossen ist und solche, wo noch nicht einmal Kerntheilung begonnen hat, in demselben Köpfchen vereinigt sind; dabei sind intermediäre Stadien zwischen vollkommener Ausbildung eines geschlossenen Zellennetzes und Fertigstellung der Kerne überhaupt nicht häufig zu finden. Die Untersuchung dieser intermediären Zustände (Taf. 3. Fig. 2), sowie der Fälle von frisch 1) Pringsh., Jahrb. I, S. 121. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotuledonen-Endosperms. 39 vollzogener T'heilung des Raums im ein Zellennetz (Taf. 2. Fig. 21) zeigt nun, dass sämmtliche Endosperm-Primordialzellen an die Peripherie grenzen, und dass die in der Mikropylehälfte gelegenen zuerst, diese erfüllend, zusammenstossen; «die im Chalazatheil befindlichen lassen zunächst noch einen Raum zwischen sich frei, der aber in Kurzem auch durch ihre Ausdehnung vollends geschlossen wird. Erst jetzt erfolgt die 'T'heilung des Eies und beginnt die Entwickelung des Keims an einem mässig langen fadenförmigen Suspensor. Die Keimsackhöhle, um die Zeit, wo die Kernvermehrung 'ab- ‚eschlossen ist, auf wenig mehr als das Doppelte ihres Querdurchmessers 0 oO erweitert, fängt erst nach ihrer Erfüllung mit einem Zellennetz wieder an, unter Verdrängung des immer noch massigen Integuments, sich --- und zwar sehr erheblich — auszudehnen. Daher ist das weitere, mit zahlreichen Zell- theilungen in mannigfachen Richtungen verbundene Wachsthum des Endosperm- körpers, wodurch dieser in ein umfängliches unregelmässiges Parenchym verwandelt wird, ein vorzugsweise excentrisches; die äusseren Zellen desselben fallen auch enger aus als die inneren, welche im der Folge wieder auf- gelöst werden. Auch bei Scabiosa würden die Raumverhältnisse des Keimsacks an sich kein Hinderniss einer schichtenweisen Anfüllung mit Zellen darbieten, wenn sich solche von gewöhnlicher Weite als Primordialzellen entwickeln, wenn zu diesem Ende schon vor der Zelltheilung Kerne in grösserer Zahl gebildet würden. Dass dies nicht der Fall ist, dass die Kerntheilung früh- zeitig unterbrochen wird, lässt sich zur Zeit weder aus den Raumverhältnissen noch durch etwaige Forderungen der Anpassung verständlich machen, so wenig als die Erscheinung, dass umgekehrt — wie in den am Schluss dieser Ab- handlung aufzuführenden Fällen — die Kernvermehrung der Zellenbildung in stärkerem Maasse als gewöhnlich vorauseilt. Hier muss als ein der Hauptsache nach dem allseitig - peripherischen Typus untergeordneter Fall, der aber merkwürdige Regellosigkeiten in einem Theil sogar seiner gröberen Entwickelungserscheinungen und dabei auch Ver- mischung des gewöhnlichen Verhaltens mit simultaner Fächerung darbietet, der von Euphorbia Lathyris Erwähnung finden. Der Keimsack der anatropen, durch die schon jetzt bestehende enorme Wulstung des äusseren Integuments im Umkreis von dessen enger Mündung, welche mit der des inneren nicht 40 Dr. Hegelmaier. correspondirt, ausgezeichneten Samenknospe dieser Pflanze ist zur Blüthezeit mässig langgestreckt, fast eylindrisch, in der Folge, da die Samenknospe sich zunächst vorzugsweise stark verlängert, schmal walzenförmig, übrigens in beiden Perioden gegen die Mittelregion hin allmählich verschmälert, so dass diese etwas enger als Mikropyle- und Chalazapartie ausfüllt. Daher hat der Wandbeleg, in welchem sich frühzeitig die Kerne zu beträchtlicher Zahl ver- mehren, die Form eines langgestreckten Schlauchs (Taf. 3. Fig. 3) zu einer Zeit, wo die Theilung des Eies, die schliesslich zur Ausbildung eines Keims an sehr kurzem Suspensor führt, noch nicht begonnen hat. Die Einzelheiten des letztgenannten Prozesses können um so eher ausser Betracht bleiben, da der Keim erst spät, nachdem das Endosperm im Wesentlichen fertig ist, eine namhafte Grössenentwickelung unter theilweiser Wiederverdrängung des letzteren erlangt. Den Vermehrungsvorgang der Kerne anlangend, so findet sich hier die sich aus der langgezogenen Form jenes Schlauchs erklärende Erscheinung, dass die Kerne in Zuständen kinetischer T'heilung, auch mit Bildung zarter transitorischer Zellplatten in dem Bündel der Verbindungsfäden, nicht in seiner ganzen Länge gleichzeitig getroffen werden, sondern in einem gegebenen Moment blos in einer gürtelförmigen Zone von einer gewissen mässigen Breite, während sie in den von dieser entfernten Regionen im Zustand völliger Ruhe sich befinden; die betreffende Partie, welche alle ihre Kerne in Theilung zeigt, kann, wie mit Rücksicht auf das Nachfolgende ausdrücklich bemerkt werden soll, überall, auch im Chalazaende liegen. Ausserdem aber kommen in vielen Keimsäcken, und zwar in solchen, welche noch jünger sind als jene, in welchen noch indirekte 'Theilungen beobachtet werden, mehr zerstreut und, wie es scheint, einen continuirlich bald hier bald dort sich vollziehenden Prozess anzeigend, Kernbilder vor, bezüglich deren es schwierig sein würde, sich zu überzeugen, dass nicht Vermehrungszustände durch Abschnürung vor- liegen (Taf. 3. Fig. 4, 5). Anstatt Bildung einer Kernspindel wird ein abgekürztes Verfahren eingeschlagen, das durch Theilung des ansehnlichen Nucleolus in zwei oder auch, wie es scheint, durch Aussprossung eines zweiten, Anfangs kleineren aus dem wesentlich unverändert bleibenden ursprünglichen Nucleolus eingeleitet wird. Nach einiger Zeit beginnt sich nun der äusserste Chalazatheil des Keimsacks sammt dem zugehörigen Belegtheil von dem übrigen durch eine Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 4] etwas enger bleibende Region zu sondern. Diese letztere, als eine meist leichte Strietur erschemende Partie soll hier als der Isthmus, das kopfförmig: diesem ansitzende Ende als der Appendix bezeichnet werden; das aus diesen beiden Abschnitten bestehende Endstück verhält sich nämlich rücksiehtlich seiner endospermatischen Gewebebildung mehr oder weniger abweichend von dem Haupttheil, dabei aber hinwiederum im verschiedenen Fällen so ver- schieden, dass eine auffallende Mannigfaltigkeit der Entwickelungs- und Structurverhältnisse m jenem Endstück daraus resultirt. Es erfordern daher Haupttheil und Endstück eime gesonderte Besprechung. In dem langgestreckten Haupttheil erfolgt die Anlegung einer Erstlings- schicht einkerniger Zellen durch zarte Scheidewände unter ähnlichen Er- scheinungen wie bei Adonis, nämlich so, dass schon vor der 'Theilung die Plasmahaut ihre vorherige strahlige Structur in eine netzförmige umändert: die von den Kernen allseitig ausgehenden Systeme feinkörniger Radien fliessen zusammen in eine geringere Zahl breiterer Platten mit zwischen diesen auf- tauchenden vacuolenartigen Intervallen, so dass, wenn jetzt die Scheidewand- bildung erfolet, die Zellen schon ihr Plasma in einzelne Stränge eruppirt mitbringen, welche sich kurz darauf noch weiter zu diinneren Fäden zusammen- ziehen. Die Parenchymbildung hat Aehnlichkeit mit jener bei Archangelica, doch ist unter gleich Anfangs eintretender erheblicher Erweiterung des Keim- sacks die centripetal-perikline Schiehtenbildung mit starker Streckung der jeweils innersten Zellen etwas ausgiebiger; sie führt zu einem schnellen Verschluss des langgezogenen Raums, dessen Spur noch eine Zeit lang als feine Längsspalte im Gewebe erkennbar bleibt. Nun aber erfolgt energisches, mit der entsprechenden Zellenvermehrung in perikliner Richtung verbundenes centrifugales und interkalares Diekenwachsthum des Gewebekörpers, wodurch dieser, in Längsschnitten die Anordnung seiner Zellen in Querreihen sehr deutlich beibehaltend, unter Verdrängung des Nucellusgewebes, Compression des früher sehr dieken inneren Integuments und Vergrösserung des ganzen Samens zu dem bekannten ansehnlichen Volumen heranreift. Was nun die Endospermentwickelung im Endstück (Isthmus und Appendix) betrifft, so charakterisirt sich diese durch den allgemeinen Zug, dass hier in Vergleichung mit dem Hauptstück die Zellenbildung mit germgerer Energie sich abwickelt; diese zeigt aber im Einzelnen Abstufungen, welche Nova Acta XLIX. Nr. 1. 6 42 Dr. Hegelmaier. ihrerseits bis zu einem gewissen Maasse in deutlicher Beziehung zu den im Einzelfall gegebenen Raumverhältnissen stehen. Da bei Untersuchung zahl- reicher Fälle diese m sehr verschiedenen Entwickelungsstadien zugleich zur Be- obachtung kommen, so liegt die Lösung der Aufgabe, dieselben in der richtigen Weise unter einander in Verbindung zu setzen, nicht immer auf der Hand. Es lassen sich im Allgemeinen zwei Reihen von Fällen unterscheiden, je nachdem die Anfüllung des Endstücks mit Gewebe überhaupt erfolgt oder nicht; im letzteren Fall erstreckt sie sich entweder (wie gewöhnlich) wenigstens noch auf den Isthmus, oder es kann auch dieser von der Gewebebildung aus- geschlossen bleiben. Mitunter kommt es allerdings vor, dass der Keimsack in fast gleicher Weite bis an das abgerundete Ende sich fortsetzt, mit nur angedeuteter Verengerung vor demselben, und alsdann kann es geschehen, dass sich die Isthmusgegend in derselben Weise wie der ganze darüber gelegene Haupttheil anfüllt, im Appendix, mit Kinschluss des äussersten Hintergrundes, allseitig eine Erstlingsschicht gebildet, und von dieser aus der Verschluss dieser Partie centripetal vollzogen wird (wie in dem Fall Taf. 3. Fig. S), schliesslich unter starker Streekung der innersten Zellen. Doch kommen solche Fälle nicht häufig vor. Häufiger findet in der Isthmusgegend, wo diese sich äusserlich durch stärkere Einziehung mehr markirt, Bildung eines Gewebes von auffallend anderem Aussehen, nämlich aus viel weiteren Zellen als im Hauptstück statt (wie Taf. 3. Fig. 6); die Erstlingszellen stossen, indem sie sich stark in der Querrichtung erweitern, wie es bei Bocconia und Scabiosa im ganzen Keimsack geschieht, zusammen, ohne sich zuvor zu theilen, oder es wird nur die eine oder andere von ihnen getheilt. Das auf diese Weise entstehende, einen fremdartigen Habitus darbietende Gewebstück hebt sich von dem Endosperm des Hauptstücks oft mit einer ganz scharfen Grenze ab, andermal findet ein mehr allmählicher Uebergang durch einige sich ver- mittelnd verhaltende Q@uerschichten von Zellen statt. Was den Appendix betrifft, so kann sich die simultane Ausfüllung mit einem Complex weiter inhaltsarmer Zellen auch auf ihn erstrecken (Taf. 3. Fig. 7), in solchen Fällen nämlich, wo er von besonders geringem Umfang ist; gewöhnlich wird aber in der vorhin erwähnten Weise peripherisch-centripetale Parenchymentwickelung eingeleitet und entweder zu Ende geführt, oder, wie es scheint, in manchen Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 43 Fällen auch nieht mehr zum Abehluss gebracht, so dass ein unausgefüllter Raum inmitten des Appendixgewebes übrig bleibt. In den Fällen der zweiten Kategorie, wo das Endstück oder wenigstens der Appendix es nicht zur Entwickelung von Endosperm bringen, erfolgt in dem betreifenden steril bleibenden Stück der Plasmahaut, während es sich verdickt und grobkörnig trübt, mitunter auch Vacuolenbildung zeigt, ungeregelte Vermehrung der Kerne, die sich oft in ganzen Haufen eng zusammen gruppiren und, obwohl von regelmässigen und scharfen Umrissen und anscheinend wohl- erhalten, doch unter den obwaltenden Umständen unbedenklich als „fragmentirt“ bezeichnet werden dürfen. Wird noch der Isthmus mit Endosperm gefüllt, so ist dieses von der erwähnten weitzelligen Beschaffenheit, oft mit Einschliessung einer Mehrzahl von Kernen, die dann als definitiver Zustand bleibt, im einer Zelle, oder, wie es scheint, wohl auch nachträglicher Vermehrung der Kerne in einer solehen. Unterbleibt die Anfüllung des Isthmus, so grenzt alsdann das normale das Hauptstück erfüllende Endosperm unmittelbar an den leer bleibenden Raum. Im Einzelnen kommen hier noch manche Variationen vor; unter allen Umständen aber wird das Endstück, wenn es steril bleibt, in der ganzen Ausdehnung, in welcher dies der Fall ist, schliesslich zerdrückt und obliterirt fast vollständig, was auch der Fall sein kann, wenn es sich mit weitlichtigen Zellen füllt, während unter entgegen- gesetzten Verhältnissen es am Aufbau des Samens einen bleibenden Antheil nehmen kann. Was die Ursachen dieser Regellosigkeit sind, ist nicht bekannt; die Vermuthung eines pathologischen Zustandes der Pflanzen, bei welchen die Fälle der zweiten Art vorkamen, liess sich durch das vollkommen kräftige Gedeihen derselben leicht zurückweisen, und die Möelichkeit einer Parasiten- vegetation wenigstens in den betreffenden Ovarien oder Samen, welche überdies ihre anderen Theile ganz normal ausbildeten, liess sich ebenfalls nicht als zu- treffend erweisen. Es lässt sich nur angeben, dass das Material, in welchem die Fälle von Sterilität des Endstücks vorzugsweise vorkamen, von an einer anderen Stelle des botanischen Gartens cultivirten und erst im Sommer zur Blüthe gekommenen Pflanzen stammte, während das andere schon im Frühjahr gesammelt wurde. 44 Dr. Hegelmaier. Unter den Monokotyledonen wird von Hofmeister!) Anthurium longifolium als eine Pflanze angeführt, bei der der Keimsack bald ganz bald nur in seinem oberen (allerdings alsdann durch eine Querwand ab- gegrenzten) T’heil mit Endosperm gefüllt werde, wobei im letzteren Fall der untere T'heil noch in halbreifen Samen als Anhängsel des Endospermkörpers kenntlich sei. Noch ist übrigens zu erwähnen, dass ungewöhnliche Entwickelungs- verhältnisse auch in einzelnen Fällen in dem Hauptstück des Endosperm- körpers vorkommen. In einem Fall (Taf. 3. Fig. 10) war dieses in einem halbreifen Samen vollkommen in zwei ungleich lange, abgerundete Flächen einander entgegenkehrende Gewebekörper getrennt, und ausserdem noch ein nicht von Gewebe erfüllter Appendix vorhanden. Den Schlüssel zum Ver- ständniss dieses ungewöhnlichen Verhaltens lieferte ein zweiter noch jüngerer Fall (Taf. 3. Fig. 9), in welchem in der Mittelregion des Keimsacks eine ziemlich hohe Querzone ganz steril und eng war, die Kerne in Deeomposition begriffen waren, und eine Zellbildung nicht mehr erwartet werden konnte, während unter und über dieser Zone der Zusammenschluss der centripetalen Zellenlagen soeben vollzogen war. Es begreift sich leicht, wie etwa aus dem letzterwähnten Zustand jener sich hervorbilden konnte. In einigen anderen Fällen zeigte der Endospermkörper halbreifer Samen wenigstens tiefgreifende kerbenförmige quere Einschnitte einseitig oder in Ringtorm mit beträchtlicher Störung des im übrigen Endosperm sehr charakteristisch ausgeprägten Ver- laufs der Zellenzüge in der Umgebung, eine Erschemung, die sich ebenfalls leicht, und zwar aus Unterbleiben des centrifugalen Diekenwachsthums in der betreffenden Höhenregion erklären lässt. 1) Abhandl. K. Sächs. Ges. d. Wiss., VII, 704. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 45 IV. öine eigenthümliche Abänderung der peripherischen Endosperm- entwickelung, welche als einseitig-peripherische bezeichnet werden kann, tritt bei einer Anzahl von Formen hervor, welche das Gemeinsame haben, dass bei ihnen die zeitliche Bevorzugung des Mikropyletheils bei der Erfüllung mit Endosperm in besonderem Maasse gesteigert ist, so dass iiber- haupt nur in diesem Theil Zellenbildung stattfindet, der Chalazatheil davon regelmässig ausgeschlossen ist, und die diesen letzteren einnehmende Partie des Plasmabelegs sammt den in ihr gebildeten Kernen keine Verwendung findet, sondern rückgebildet wird. Als Repräsentanten dieses Verhaltens, an welches Annäherungen einerseits in den obenerwähnten Malvaceen, andererseits in Euphorbia deutlich vorliegen, sollen zunächst einige Leguminosen, und unter diesen zuerst als typisches Beispiel Trigonella Foenum graecum auf- geführt werden. Die gröberen Formverhältnisse der Samenknospen dieser Pflanze, des Keimsacks. des Keims während seines Heranwachsens und des Endosperms bis zur Annäherung des Samens an den Reifezustand werden durch die makroskopischen Figuren 11—14 auf Taf. 3 hinreichend klargelegt. Nachdem der Plasmabeleg des Keimsacks längere Zeit unter Vermehrung seiner Kerne den Zustand eines ungetheilten, zarten, mit seinem vorderen Abschnitt den Vorkeim wie ein lockerer Schlauch umfassenden Sackes beibehalten hat, so vollzieht sich die Gewebebildung, nachdem sie einmal eröffnet ist, mit reissender Schnelligkeit. Der Keim entwickelt sich an eimem langgezogenen zarten Suspensor unter Erscheinungen, deren Einzelheiten hier gleichgültig sind, und eilt, wie überhaupt bei Leguminosen durchaus Regel zu sein scheint, Anfangs dem Endosperm voraus; die Oberfläche des Vorkeims wird hierbei von einer Fortsetzung des Wandbeless überzogen, in welche die Kern- vermehrung ebenfalls hineingreift, und bei der Enge des vorderen Schenkels des Keimsacks kann es nicht ausbleiben, dass, wenn es nun zur Segmentation der Plasmahaut kommt, die an der Oberfläche des Vorkeims gebildeten Zellen mit den gegenüberliegenden wandständigen gleich zusammenstossen und 46 Dr. Hegelmaier. der ganze Scheiteltheil des Keimsackes sofort ausgefüllt wird. Die über der Scheitelfläche des Keimanfangs sich entwickelnden Zellen stossen hierbei mit den in ihrem Niveau liegenden wandständigen ebenfalls zusammen und vervoll- ständigen die Einhüllung des Keimanfangs unter Entstehung einer freien ündfläche des Endosperms, welche zunächst concav ist, weil in der wand- ständigen Plasmahaut die Theilung chalazawärts fortschreitet, und das Wachs- thum des den Keimscheitel bedeckenden Thheils des neugebildeten Gewebes zunächst nicht in gleichem Maasse folgt. Dieses Wachsthum ist nur im ganz geringem Maasse centripetal, sowohl die in dem Wandbeleg als auch die üher dem Scheitel des Keimanfangs gebildeten Zellen theilen sich einmal parallel der neugebildeten Endosperm-Endfläche und dann die inneren Tochterzellen höchstens stellenweise noch einmal centripetal; alsdann aber beginnt in den der Endfläche abgekehrten Tochterzellen centrifugales und interkalares, mit entsprechenden 'Theilungen verbundenes Wachsthum, um so ausgiebiger, je mehr sich die Zellen in ihrer Lage der Längsaxe des Keimsacks nähern. So entstehen Zellenzüge, welche von der Mitte der concaven Endfläche aus axil gerichtet sind, je weiter dagegen von der Mitte entfernt, um so schiefer gegen die Seitenwände des Keimsacks von der axilen Richtung divergiren (Taf. 3. Fig. 12), und von welchen die äussersten, zugleich kürzesten, sich der wagerechten Richtung nähern. Da während dessen die nöthigen antiklinen Scheidewandbildungen in der Gewebsmasse sich nach aussen einschalten und gleichzeitig die peripherische Plasmatheilung in entsprechendem Verhältniss noch vorschreitet, so findet ein Fortrücken der concaven Endfläche chalaza- wärts statt, ohne dass an dieser freien Fläche (in deren mittleren Regionen) Wachsthum erfolgt; hier erlischt dieses vielmehr nach dem Obigen sehr rasch, und man findet die hier liegenden Zellen inhaltsarm; ihre Kerne legen sich an die zarten, die freie Fläche begrenzenden Wandungen, gewöhnlich von einer spärlichen Plasmaumhüllung begleitet, an. Bei der ersten Segmentation der Plasmahaut wird in manchen Zellen nur ein Kern, in sehr zahlreichen aber werden auch zwei bis drei Kerne eingeschlossen; anfaıgs in demselben Niveau liegend rücken dieselben später in verschiedene Ebenen und finden bei den folgenden Schichtentheilungen Verwendung. Eine Fusion dieser Kerne in den fertiren Endospermzellen zu 8 g I Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 47 beobachten, ist mir — und dies mag auch in Beziehung auf die noch künftig zu erwähnenden analogen Fälle gesagt sein — nicht geglückt. In Folge allmählicher Verlangsamung der peripherischen Segmentation wird die concave Endfläche während ihres Fortrückens ausgeebnet; um die Zeit, wo die Anfüllung mit Gewebe die Stelle der scharfen knieförmigen Biegung erreicht hat, welche die Keimsackaxe bildet, hat sich zugleich die Concavität vollends ausgeglichen. Eine Strecke weit rückt die geebnete End- fläche noch chalazawärts vor (Taf. 3. Fig. 13), alsdann aber erlischt die peripherische Zellenbildung ganz, und die weitere Vergrösserung des in den Chalazaschenkel hineingreifenden Endospermtheils beruht nur noch auf mit Dehnung der Zellen verbundenem Wachsthum des bis dahin entstandenen Gewebes, schliesslich auf passivem Gedehntwerden von Seiten des nach- drängenden Keims, der das Endosperm mit jetzt convex werdender Endfläche (Taf. 3. Fig. 14) vor sich herschiebt und bis in das Chalazaende hineindrängt, ehe er es vollends aufzehrtt. An der Wand des Keimsacks adhärirt der in dieser Weise in dessen Hintergrund vorgeschobene Endospermtheil vermöge seiner Entstehung nicht, vielmehr liest zwischen beiden der sich immer mehr verengende und endlich spaltenförmig schliessende Rest des Innenraums des Samens. Galega orientalis zeigt mit Trigonella, bei manchen erheblichen Unter- schieden im Gesammtbau der Samenknospen, doch Aehnlichkeit in der Gestalt des Keimsacks, der bei langgezogen schmaler Form zugleich stark bogen- fürmig gekrümmt ist (Taf. 3. Fig. 15) und diese Krümmung bald nach der Befruchtung in eine spitzwinklig geknickte (Taf. 3. Fig. 19-—-21) verwandelt; ebenso einigermaassen in der Form des Vorkeims, dessen Suspensortheil eben- falls langgezogen ist bei allerdings weit massigerer Gewebeentwickelung. Derselbe, anfangs dem Keimanfang weit vorauseilend, baut sich zu weit- zellig-parenchymatöser Structur auf und bekommt schlanke Keulenform bei einer Länge, welche zur Zeit seiner höchsten Entwickelung sich etwa auf zwei Fünftel der des vorderen Keimsackschenkels erstreckt. Auch ist der Theil des Keimsackraums, der bestimmt ist, mit parenchymatösem Endosperm erfüllt zu werden, ganz wesentlich derselbe wie bei Trigonella; er begreift nicht blos den kürzeren vorderen Schenkel, sondern greift auch noch auf eine ansehnliche Strecke in den hinteren hinein (Taf. 3. Fig. 19), ganz ab- 45 Dr: Hegelmaier. gesehen von der schliesslichen grob mechanischen Dehnung des Endosperms von Seiten der vordringenden und dasselbe bis zur CUhalaza vorschiebenden Kotyledonen (Taf. 3. Fig. 21). Ueber diese späteren Gestaltungen gült das bei Trigonella (esagte; die ersten Entwickelungsstadien dagegen bis zur völligen Einhüllung des Keims mit Gewebe und zur Constituirung einer einfachen Grenzfläche des letzteren gegen den freien Keimsackraum hin ver- laufen etwas anders als dort, und die Unterschiede lassen sich wenigstens zum Theil von den gegebenen Raumverhältnissen ableiten. Die Endospermkerne verbreiten sich, sich schnell vermehrend, Anfangs gleichmässig in einfacher Schicht in dem ganzen wandständigen Beleg des Keimsacks und auf der Oberfläche des Vorkeims; hierbei sind häufig Kern- bilder zu erhalten, welche, wenn man sich nicht dem Augenschein verschliessen will, an einer Vermehrung der Kerne durch einfache Abschnürung nicht zweifeln lassen. Elliptisch gewordene, statt des einen Nucleolus zwei solche umschliessende Kerne, weiterhin solche, welche zwischen den Nucleolen eine zarte Trennungslinie aufweisen, endlich solche, welche ein Auseinanderweichen dieser beiden Hälften zeigen, und welche endlich, vollständig getrennt, nur noch paarweise genähert liegen, lassen sich unschwer in Entwickelungsreihen zusammenordnen (Taf. 3. Fig. 17). Ganz dieselben Bilder habe ich auch bei Phaseolus multiflorus erhalten. Ob daneben bei vorliegender Pflanze indirekte Theilungen vorkommen, bin ich nieht in der Lage anzugeben, bemerke aber ausdrücklich, dass die vorhin erwähnten Bilder nicht blos in dem später seine Kerne auflösenden hinteren, sondern auch im Mikropyletheil der Plasmahaut auftreten. Im weiteren Verlauf zeigen sich zwischen dem den Vorkeim über- ziehenden und dem wandständigen Theil der Plasmahaut zarte, ein äusserst feines und bei der Präparation leicht zerstörbares Netzwerk darstellende Platten von Protoplasma. Die Entstehung derselben kann aber nicht abgeleitet werden von Vacuolisirung einer den Raum vorher erfüllenden compaeten Masse, da eine solche zuvor nicht vorhanden ist: es müssen vielmehr die zarten Stränge und Platten von den einander gegenüberliegenden Oberflächen aus hereingestreckt werden; auch Kerne treten in das Plasmanetz em, daselbst vorzugsweise, wenn auch nicht dauernd, in den Knotenpunkten verweilend. Da ferner der Vorkeim sich näher der eonvexen als der eoncaven Seite des Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 49 Keimsacks hält, so erlangt jenes Netzwerk zwischen Vorkeim und coneaver Seite, sowie in den Seitenpartien eine reichere Entwickelung. Eine andere Erscheinung, welche das Stattfinden von lebhaften Be- wegungen und Gestaltveränderungen im Plasma des Keimsacks anzeigt, ist das Auftreten von zarten Blasen, in deren dinne, aus Plasmasubstanz be- stehende Wandungen keine Kerne eintreten, und die in mehr oder weniger grosser Zahl und verschiedener Grösse bald hier bald dort an beliebigen Stellen der Oberfläche des Vorkeims, sowie der Innenfläche des Wandbelees sichtbar werden (Taf. 3. Fig. 16), mit der Entstehung bleibender Endosperm- formationen übrigens jedenfalls nichts zu thun haben. Ohne Zweifel hat man sich diese Blasen als sehr vorübergehende Bildungen vorzustellen, die an wechselnden Punkten hervortreiben und platzend ihren wässerigen Inhalt in den Keimsackraum ergiessen, um sich wieder anderwärts zu bilden. Die Erscheinung kehrt bei mehreren anderen Pflanzen (Baptisia minor, Mirabilis Jalapa — hier in besonders ausgiebiger Weise —, Aumex scutatus, Cori- spermum nitidum und sicherlich noch vielfach) wieder und erinnert, obwohl bei Objekten der vorliegenden Art nur an getödtetem, mit Alkohol tixirtem Material beobachtbar, doch unwillkürlich an die Beschreibung, welche von de Bary!) für die Veränderungen der wandständigen Plasmaschicht des Oogons von Saprolegnia und namentlich von den den „Blasen an einem kochenden Brei“ vergleichbaren Eftigurationen der Oberfläche des Plasma der in der Formung begriffenen Eier derselben Gattung gegeben wird. Was nun die endospermatische Gewebebildung betrifft, so lässt sich eine dauernde Beziehung des oben erwähnten zarten Plasmanetzes zu ihr nicht nachweisen; dasselbe muss wieder eingezogen werden, und die Endosperm- entwickelung stellt sich als rein peripherische dar. Der wandständige Beles hat jetzt eine ansehnliche Mächtigkeit und zerfällt vom Mikropyleende aus vorschreitend bis zu der bezeichneten Grenze in eine Schicht von Zellen durch zarte Scheidewände, welche Anfangs sehr schwer in dem dichtkörnigen Plasma zu sehen sind, und welchen zuerst centripetale, dann, nachdem sich die Innenzellen erweitert haben, wiederholte centrifugale Schichtentheilungen folgen. Hierbei wird aber der Raum des vorderen Schenkels des Keimsacks, der 2) Beitr. z. Morph. u. Phys. d. Pilze IV, 34. 35. 37. 38. Noya Acta XLIX. Nr. 1. — 50 Dr. Hegelmaier. bedeutend weiter ist, als bei Trigonella, nicht unmittelbar ausgefüllt, sondern der Vorkeim wird, noch ehe an dem Keimanfang Spuren der Kotyledonen sichtbar werden, in die der convexen Samenseite entsprechende Endospermlage ein- gehüllt (Taf. 3. Fig. 15), während ein axiler langgestreckter Raum noch unausgefüllt bleibt, der sich erst nachher durch Zusammenstossen der be- grenzenden Zellen schliesst. Da ferner der Keimsack während seiner An- füllung mit Parenchym in der Umgebung des Winkels am engsten ist und der Mikropyleschenkel sich in seiner mittleren Partie etwas bauchig erweitert, so tritt eine Periode ein, wo der Endospermkörper in der Umgebung des Winkels und im hintern Schenkel schon geschlossen ist, im Mikropyleschenkel aber noch eine Höhle zeigt, in welche der Keim hineintritt, welche sich nach hinten spaltenförmig verjüngt (Taf. 3. Fig. 19) und in der Folge von dem Keim erfüllt wird. Dieser, nachdem er seine Kotyledonen um den Winkel herum gekrümmt hat, dehnt das Endosperm, es von innen her auf- zehrend, gleichzeitig so stark aus, dass seine freie Fläche bis in das Chalaza- ende hinein geschoben wird, bevor es durch Resorption fast vollständig schwindet (Taf. 3. Fig. 20, 21). Hedysarum obscurum und Onobrychis sativa gleichen Trigonella rück- sichtlich der Lokalisation der parenchymatösen Endospermbildung ausschliesslich im Mikropyletheil und rücksichtlich der Wachsthumsweise dieses Gewebe- körpers, trotz der beträchtlich verschiedenen Gestalt des Keimsacks, welcher eher mit Gattungen wie Lotus, Coronilla, Anthyllis Aehnlichkeit hat und nur mässige (doch im Verhältniss zu den ebengenannten stärkere) Krümmung zeigt, und trotz der ebenfalls von Trigonella auffallend verschiedenen Vorkeim- bildung, sofern der Suspensor äusserst klein ausfällt. Der letztere Umstand hat nur zur Folge, dass die Einhüllung des Keimanfangs unter anderer Form, etwa der bei Coronilla u. dergl. entsprechend, stattfindet. Es gehört ferner hierher Astragalus glycyphyllus (und, soweit ich beobachtet habe, auch andere Arten dieser Gattung). In dem stark bogen- förmig gekrimmten aber nicht winkelförmig gekniekten Keimsack rückt die concave Endfläche des parenchymatösen Endosperms unter den oben ge- schilderten entsprechenden Wachsthumserscheinungen bis in die Gegend der Grenze des vordern kürzern Schenkels der Krümmung vor, um sich alsdann durch Zellendehnung zu ebnen und weiter in eine Convexität zu verwandeln, Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 51 ziemlich lange bevor der auf nur ganz kurzem knollenförmigem Suspensor inserirte Keim nachdrängt. Der letztere lässt übrigens bei dieser Pflanze, auch nachdem er bis zum Chalazaende vorgedrungen ist, ein ansehnliches, in seiner Krümmung zwischen Kotyledonen und hypokotylem Axentheil ein- geschlossenes Stück Endosperm übrig. Colutea arborescens zeigt ebenfalls Lokalisation der Endosperm- entwickelung im Mikropyletheil des ähnlich wie bei Astragalus gekrümmten Keimsacks, der sich noch ziemlich lange nach der Befruchtung im das Chalaza- gewebe hinein ausdehnt und während dessen gegen dasselbe sehr unregelmässig abgegrenzt ist. Bevor die T'heilung in Zellen im Mikropyleende beginnt, sammelt sich hier eine ‚dicke, schwartenförmige, den ovalen Vorkeim, dessen Basaltheil sich als ein ansehnlich grosser und massiger Suspensor differenzirt, taschenförmig einhüllende Plasmamasse, welche hier die Kerne in mehreren Schichten aufnimmt und sich erst an den Seitenwandungen allmählich in eine dünnere, blos noch eine Kernlage einschliessende Plasmahaut auskeilt. Indessen habe ich nicht ermitteln können, ob hier, was denkbar ist, bei Beginn der Zellenbildung die genannte dicke Plasmamasse in eine einfache Schicht von (mehrkernigen) Zellen zerfällt, und Colutea demgemäss sein Endosperm rein peripherisch anlegt, oder ob, wie es eher den Anschein hat, die Erstlings- zellen gleich in mehrfacher Schicht entstehen, wie bei einigen am Schluss zu erwähnenden Leguminosen, mit welchen jedenfalls in dem weiteren Endosperm- wachsthum Uebereinstimmung besteht. Phaseolus multiflorus soll nach Strasburger!) überhaupt keine Endo- spermzellen bilden, allein dies ist gleichwohl der Fall, denn es findet eine im Mikropyletheil lokalisirte Parenchymbildung statt, oder richtiger gesagt: da der Vorkeim mit seinem zu einem ansehnlichen Cylinder von parenchymatösem Gefüge sich ausbildenden, an Massenentwickelung fast dem von Galega ver- sleichbaren, mit einem etwas zwiebelförmie verdickten Fussende sich in das Endostom fest einkeilenden Suspensortheil den engen mikropylaren Abschnitt des Keimsacks ganz ausfüllt (Taf. 3. Fig. 23), und folglich auf dieser Strecke kein Raum für Ausbildung eines Gewebes übrig bleibt, so ist eine solche blos im dem zunächst sich anschliessenden 'T'heil des Keimsacks, in der !) Zellbildung u. Zelltheilung, 8. 27. T7*F 52 Dr. Hegelmaier. Region, wo sich der Mikropyletheil ziemlich scharf in den viel weiteren und längeren Hauptraum umbiegt, möglich, und der Endospermkörper verstopft daher — auf der Höhe seiner Entwickelung — diese Region in Form eines ziemlich kurzen Pfropfs, die beiden erwähnten Abschnitte des Keimsacks von einander abschliessend. Hierbei keilt er sich einerseits mit concaver Endfläche in den kernführenden Plasmabeleg des Hauptraums aus und endigt hier in eine einfache Lage von Zellen, deren äusserste überhaupt keinen allseitigen Abschluss mehr erfahren, sondern nach der Chalazaseite hin, so lange sie existiren, offen bleiben; andererseits umfasst er, sich ebenfalls auskeilend, taschenförmig den als Keimanlage von dem Suspensor sich differenzirenden apikalen "Theil des Vorkeims (Taf. 3. Fig. 22), von welchem er im weiteren Verlauf durchbrochen und verdrängt wird. Dieser eben beschriebene Endo- spermkörper entsteht durch zunächst peripherisch -centripetale, sich interkalar fortsetzende T'heilung einer Erstlingszellenlage, welche in der betreffenden Region durch Segmentation des Wandbelegs entsteht, unter Mitbetheiligung einer ebenfalls Anfangs einschichtigen Lamelle, welche aus dem den Scheitel des Vorkeims überziehenden Stück der Plasmahaut sich bildet und mit der wandständigen Schicht diaphragmaartig zusammenstösst, also auf dieselbe Weise wie in anderen analogen Fällen. Dagegen wird der Mikropyletheil der Plasmahaut nicht in Zellen abgetheilt, sondern schnell zerdrückt. Chalaza- wärts grenzt an die in Zellentheilung übergehende Partie der Plasmahaut jene Region der letztern, welche während einer gewissen Periode eine grob-vacuolige Beschaffenheit annimmt und, wie es scheint, zu den bekannten Täuschungen früherer Beobachter mit Veranlassung gegeben hat, auf den ersten Blick aber die — hier nicht mehr zur Zellenbildung dienenden — Kerne als in den Knotenpunkten und sonst in den Zwischenwänden des Maschenwerks gelegen erkennen lässt. Später wird, indem die Plasmahaut atrophirt, das vacuolige Gefüge durch Collapsus undeutlich; bis in den eigentlichen Chalazatheil, welcher noch längere Zeit unter Verdrängung eines ansehnlichen, nur sehr allmählich schwindenden Nucellus-Restes in Erweiterung an seinem hinteren Ende begriffen ist, setzt es sich überhaupt nicht fort. Die Endospermentwickelung der untersuchten Polygoneen schliesst sich ebenfalls hier an; auch bei ihnen bleibt ein — allerdings hier viel kleinerer — Theil der Peripherie der Keimsackhöhle im Hintergrund derselben Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 53 von Zellenentwiekelung ausgeschlossen. Als Typus zunächst der Polygoneen mit central gelegenem Keim mag Fagopyrum esceulentum dienen. Der breite Hintergrund des ziemlich langgestreckten Keimsacks der bekanntlich atropen Samenknospe nebst einem kleineren Theil der anstossenden Seitenflächen bildet kein zelliges Endosperm (Taf. 3. Fig. 29); der hier unausgefüllt bleibende, ziemlich weite Raum wird erst am Schluss der Samenentwickelung durch eonvexe Ausdehnung des Endospermkörpers in eine enge Spalte verwandelt. Das Fortrücken der lange Zeit sehr stark concaven Endfläche des Endosperms (Tat. 3. Fig. 27, 25) erfolgt unter wesentlich gleichen Wachsthums- und Zelltheilungserscheinungen, wie bei Trigonella angegeben, nur dass dieselben im vorliegenden Fall in der axilen Region sehr träg jenen in den Seiten- regionen folgen. Der noch vorhandene, allseitig den Keimsack umgebende ‚Nucellusrest wird während des ziemlich ausgiebigen centrifugalen Wachsthums an der Peripherie vollends verdrängt. Sehr geeignet. ist Fagopyram für die Verfolgung der Art und Weise, wie die Einhüllung des jugendlichen Keims mit geschlossenem Gewebe in Fällen dieser Art zu Stande gebracht wird. Ungetheiltes Plasma mit hügelförmig vorragenden Kernen bildet auch hier zu einer Zeit, wo der Keimanfang schon als ziemlich ansehnlicher keulenförmiger Körper an dem kurz fadenförmigen Suspensor aufgehängt ist, sowohl seinen Ueberzug als den der gegenüberliegenden Seitenwand der Keimsackspitze (Taf. 3. Fig. 24); indem nun die Theilunge in Zellen beginnt, wird der zwischenliegende Raum durch die von beiden Oberflächen her zusammen- stossenden und sich streckenden Zellen ausgefüllt. Während dessen wird der den Scheitel des Keimanfangs üherziehende Belegtheil so verstärkt, dass er sich diaphragmaartig über den Scheitel herüber erstreckt (Taf. 3. Fig. 26), und indem er jetzt auch gleichzeitig mit dem Beleg des gegenüber liegenden Theils der Seitenwände, und im Anschluss an diese, in Segmentation über- geht, wird die einheitliche, einfach concave Endfläche hergestellt, von welcher ausgegangen wurde. Eine andere bei Fagopyrum in ausgezeichneter Weise zu beobachtende Erscheinung entspricht der schon für Hippocrepis angeführten. Blos im Anfang der 'Theilung, in der Keimsackspitze, werden feine, linien- förmig erscheinende Scheidewände zwischen den Erstlingszellen gebildet; in der Folge werden die T'rennungswände der Erstlingsschicht in beträchtlicher, messbarer Breite als helle körnchenfreie Streifen zwischen den Kerngebieten 54 Dr. Hegelmaier. angelegt, und laufen als solche auch während des Fortrückens der "Theilung in den ungetheilten Abschnitt der Plasmahaut aus (Taf. 3. Fig. 25). Ks lässt sich aber unter günstigen Umständen in emem und demselben Keimsack, sowie durch Vergleichung entsprechender Regionen verschieden weit vor- geschrittener Keimsäcke constatiren, dass jene dieken Zwischenwandungen der meist mehrkernigen Zellen, in welchen man bei aufmerksamer Betrachtung hier und dort streckenweise zarte grenzschichtartige Medianlinien auftauchen sieht, sich, ohne Zweifel durch Wasserverlust und wohl auch unter ander- weitiger stofflicher Umänderung, verschmälern und nach einiger Zeit das Aussehen einfacher scharfer Linien bekommen, also das Gegentheil von @Quellung erfahren. Im Innern des vorgeschritteneren Endosperms, so weit dieses nicht durch die ansehnliche Entwickelung des Keims zu der bekannten Form wieder verdrängt wird, werden sogar die Wände zu sehr zarten wasserhellen Lamellen durch die in den Zellen dicht zusammengepressten Stärkekörner comprimirt und letzteren entsprechend mit kleinen polygonalen Feldern facettirt. Rumex scentatus verhält sich rücksichtlich des Endospermwachsthums ähnlich, bildet jedoch eine Erstlingsschicht von einkernigen Zellen mit dünnen Wandungen. Abgesehen ferner davon, dass die Suspensorbildung am Keim sehr ımbedeutend ist, und daher die Einhüllung des letzteren schneller erfolgt, ist die steril bleibende Chalazapartie noch mehr, auf eime kleine Stelle, ein- geschränkt, was damit zusammenhängt, dass das Ende des (wie die ganze Samenknospe) noch schlankeren Keimsacks eine stärkere Uoncavität, als bei Fagopyrum beschreibt. Von einem in Form eines Meniskus hier lange er- halten bleibenden Nucellustheil schwindet der letzte Rest erst spät, nachdem das Endosperm in diese Region vorgerückt ist, während im Unterschied von Fagopyram im Seheiteltheil der Samenknospe der Nucellus schon in frühen Zuständen aufgelöst wird. In ähnlicher extremer Weise ist auch bei Polygonum Persicaria der steril bleibende Hintergrund des Keimsacks auf ein sehr kleines Areal ein- geschränkt (Taf. 4. Fig. S);: Fälle dieser Art repräsentiren offenbar eine Annäherung an den allseitig peripherischen Entwickelungstypus, bleiben aber, wie das Folgende zeigen wird, von diesem doch immer noch durch eine scharfe Grenzlinie geschieden. Die Endospermentwickelung der genannten Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 55 Pflanze, bei welcher bekanntlich der Eiweisskörper von dem Keim einseitig- bogenförmig umfasst wird, liefert zugleich den Nachweis !), dass die peripherische Lage des Keims vieler Polygoneen — denn bei den anderen wird es sich zweitellos ebenso verhalten, und zudem dürften wohl diejenigen, welchen ein „embryo. subeentralis“ und „exeentrieus“ zugeschrieben wird, entwickelungs- geschichtlich eine Kette von Uebergängen zwischen den Formen mit embryo „centralis“ und „lateralis‘“ darstellen — mit dem ähnlichen Lageverhältniss bei den sogenannten Curvembryae nichts zu thun hat, und jeder etwa hieraus geschöpfte Grund zum Anschluss der Polygoneen an die eben genannte natür- liche Gruppe (dessen Berechtigung überhaupt höchst zweifelhaft ist) wegfällt. Auch in anderer Hinsicht bildet die Pflanze ein bequemes und instruktives Untersuchungsobjekt für den Gegenstand vorliegender Arbeit. Zunächst sei bemerkt, dass das Endosperm als in gewöhnlicher Weise einen axilen Keim umfassendes entsteht (Taf. 4. Fig. 6, 7, S), und dieser Sachverhalt sich so lange erhält, bis die Gewebebildung des Endosperms sich ihrem Abschluss nähert. Sehr häufig erscheint allerdings schon das durch ansehnliche Grösse ausgezeichnete Ei im ungetheilten Zustande, sowie der erst wenigzellige Vor- keim, deutlich schiefgestellt, doch kommt dies bei anderen Pflanzen häufig genug vor und steht im vorliegenden Fall sicher ausser Beziehung zu dem späteren Zustande, da der herangewachsenere, rundlich - verkehrt -eiförmige Keimanfang in perpendikulärer- Stellung in die Keimsackspitze eingesetzt ist. Der Keimsack ist, zumal an seinen Seiten und seinem hinteren Ende, zur Blüthezeit von reichlichem Nucellusgewebe, das auch am Scheitel in Form einer schlanken Papille aus den Integumenten hervorragt, bedeckt2); sein Kern, in einen am Eiapparat hängenden und sich nach den anderen Seiten hin in dünne Platten verzweigenden Plasmastrang eingebettet, ist, wie das Ei, von bedeutender Grösse (Taf. 4. Fig. 1). Dass er Zweitheilung erfährt, die Toehterkerne in querer oder schiefer Richtung aus einander treten, der axile Plasmastrang sich auflöst und seine Substanz an den Platten in den jetzt a S. 43: Polygonum orientale) sich findenden Worten angedeutet scheint. Die dort ausgesprochene Ver- !) Wie schon in einigen bei Hofmeister (Entsteh. d. Embır d. Phanerog., muthung über die Ursache der Lagerung ist freilich nicht stichhaltie. 2) Hofmeister, a..a. ©. Taf. 12. Fie. 17, 19. 8. 42. 56 Dr. Hegelmaier. sich verstärkenden Wandheleg wandert (Taf. 4. Fig. 2), und die Tochterkerne denselben Weg einschlagen, um sich jetzt in dem Wandbeleg weiter zu ver- mehren, davon ist es hier leicht sich zu überzeugen. Rücksichtlich des letzteren Prozesses ist hervorzuheben, dass Kernzustände, welche nieht anders denn als Abschnürumgsstadien gedeutet werden können (Taf. 3. Fig. 30), bei P. Persicaria ungemein häufig vorkommen; durch den verlängerten, etwas eingekerbten und mit zwei getrennten Nucleolen versehenen Kern verläuft mit einem Mal eine 'Irennungslinie. Allein ebenso sind indirekte Kern- theilungen, und zwar sehr schön und unter günstigen Umständen gleichzeitig in verschiedenen Stadien, sowie mit Anlegung transitorischer Zellplatten, zu beobachten. Auch die etwa nahe liegende Annahme, dass in den späteren Stadien der Entwickelung der Plasmahaut die typischen 'Theilungen durch die direkten abgelöst werden dürften, lässt sich keineswegs erhärten; vielmehr sind erstere noch in Keimsäcken zu finden, welche älter sind als solche, welche Abschnüruneszustände zeigen. Es muss vielmehr der Sachverhalt dieser sein, dass, während bekanntlich die typischen T'heilungen blos periodisch und dann gleichzeitig in einem ganzen Bezirk oder dem gesammten Plasma- beleg eintreten (was ja während des ganzen Entwickelungsprozesses nur eine beschränkte Zahl von Malen der Fall sein kann) und sich alsdann offenbar schnell vollziehen, in den Zwischenzeiten Abschnürungeen mehr continuirlich, aber in trägerem Verlauf und immer nur an zerstreuten Kernen, dazwischen- treten, ohne dass über die Bedingungen, von welchen dieser Wechsel abhängt, eine Vermuthung gestattet wäre: denn die mögliche Annahme, dass z. B. die grössere oder geringere Raschheit der Gesammtentwickelung und des Wachs- thums der Plasmahaut von Eintluss sein könnte, scheint nach vergleichender Beobachtung von Reihen von Einzelfällen ausgeschlossen. Was die Form des ersten Auftretens der Vheilungswände der Eıst- lingsschicht und die nachfolgende Umbildung der Wände (Taf. 4. Fig. 3, 4) betrifft, so kann ich in der Hauptsache auf das bei Fagopyrum Gesagte ver- weisen, da hierin mit letzterem Uebereinstimmung besteht; es ist aber für Polygonum die ausdrückliche Bemerkung hinzuzufügen, dass zu aller Vorsicht die Untersuchung der in Alkohol conservirten 'Theilungszustände ganz unter Alkohol vorgenommen wurde, um jeden Gedanken an eine sofortige, schon an den blinden Endigungen der vorschreitenden 'Theilungswände eintretende Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 5% (uellung auszuschliessen. Auch sei eines beobachteten eigenthümlichen Falls von Intereurrenz der Kern- und Zelltheilung gedacht, von welcher das (Tat. 4. Fig. 5) abgebildete Stück eine Vorstellung «iebt. Beide Prozesse, meist in einer bestimmten Region der Plasmahaut zeitlich getrennt, griffen hier in der Weise in einander, dass die Kerntheilungen in der Grenzgegend des durch breite lichte Streifen, deren Durchmesser sich an den blinden Endigungen auf etwa 2,5 « bestimmen liess, abgetheilten Plasmahautabschnittes noch einmal in der Flächenrichtung eintraten, und daher die für gewöhnlich transitorischen Zellplatten zur Bildung bleibender, und zwar zarter "Theilungs- wände Verwendung finden konnten: ich bemerke indessen ausdrücklich, dass dieses Verhalten kein constantes, wohl nicht einmal das gewöhnliche ist. Die Einhüllung des Keimanfangs erfolgt wie bei Fagopyrum (Tat. 4. Fig. 6), und das weitere Wachsthum des Endospermkörpers mit sehr concaver Endfläche in ohne Weiteres aus den Figuren (Taf. 4. Fig. 7, 8) sich er- gebender Weise. Da nicht blos das Nucellusgewebe im vorderen "Theil des Samens schnell aufgelöst wird — blos in der Gegend der Chalaza bleibt ein meniskusförmiges Stück desselben längere Zeit bestehen — sondern auch der aus einer sehr schlanken Samenknospe hervorgehende Same seinen Gesammt- umfang namentlich in den Breitedurchmessern erweitert, so findet nachträglich ein sehr bedeutendes centrifugales, mit den entsprechenden Zelltheilungen ver- bundenes Wachsthum des Endosperms statt. Zu einer Zeit nun, wo die Ausfüllung der Samenhöhle in der Chalaza- gegend sich ihrem Abschluss nähert und die Kotyledonen schon eine ziemliche Entwickelung erreicht haben, beginnt der Keim sich im Samenscheitel schief zu stellen (Taf. 4. Fig. 9), sich dadurch mit seinem kotylischen Ende dem einen Seitenrand des Endosperms zu nähern und unter Auflösung des Gewehes des letztern auf dieser Seite seine jetzt ein beschleunigtes "Tempo annehmende Längenentwickelung dieser Seite des Samens angedrückt zu be- werkstelligen, wobei er, entsprechend dem Samenumfang, die bekannte Krümmung erhält. Was die entfernteren Ursachen dieser Lageveränderung betrifft, so sind sie gänzlich unbekannt und können wohl zur Zeit nicht anders denn als „typische“ oder „ererbte“ klassificirt werden; rücksichtlich der näheren Ursachen dagegen lässt die Untersuchung der bezüglichen Vorgänge keinen Zweifel, dass dabei nicht sowohl der Keim eine aktive Rolle spielt Noya Acta XLIX. Nr. 1. ) s Dr. Hegelmaier. (eb 7} als vielmehr eine einseitige Rickbildung oder Atrophie des Endosperms zu Grunde liegt. Die Lage, welche der Keim bekommt, entspricht sowohl in den (in meinem Material an Zahl bei Weitem überwiegenden) zweikantigen Samen der dimeren Ovarien, als in den in den trimeren sich entwickelnden dreikantigen Samen stets einer der Kanten. Es ist nun schon bei dem Beginn der Schiefstellung (Tat. 4. Fig. 9) unter Beobachtung der stattfindenden centrifugal- und interkalar - periklinen Zellvermehrungen leicht zu sehen, dass das Endosperm auf der einen Seite sein Breitenwachsthum einstellt, auf der anderen dasselbe ziemlich energisch fortsetzt, so dass der noch kurze Keim nach der passiven Seite hinüber gedrückt wird. Im: weiteren Verlauf sieht man die zur Verdrängung bestimmte bogenförmige Endospermpartie bis zum Chalazaende hinab im Voraus, lange ehe sie von den vordringenden Koty- ledonenspitzen erreicht wird, atrophiren, und zwar unter Bildung einer ganz scharfen Demarkationsfläche (Taf. 4. Fig. 9). Aus dieser Endospermpartie verschwindet nicht blos die Stärke, welche sich zuvor in ihr angesammelt hatte und sich in dem übrigen Endosperm immer dichter anhäuft, sowie die stickstoffhaltige Reservesubstanz, sondern es werden auch die Wandungen der Zellen in ihr aufs äusserste verdünnt und erschlafft, so dass Collapsus der ganzen Gewebepartie eintritt; die Kerne der Zellen in derselben sind nur noch als geschrumpfte Substanzpartikel aufzufinden. Diese Veränderungen sind abgeschlossen zu einer Zeit, wo der Keim erst etwa bis zur Mitte der Höhe des Samens hinabreicht. Der ganze Verlauf dieses Vorgangs beweist, dass der Grund nieht etwa in einem von dem Keim in der Periode der Samenentwickelung einseitig ausgeschiedenen lösenden Ferment liegen kann; ohnehin ist zu bemerken, dass in der Gegend der Samenspitze auch auf der passiven Seite eine dünne wenigschichtige Lage reservestofferfüllten Ge- webes über der hypokotylen Axe und dem Wurzelende des Keims erhalten bleibt, welche sich in geringer Entfernung vom Samenscheitel auskeilt und nach unten, wie so viele Endospermreste in den verschiedensten Samen, in eine zur Strukturlosiekeit comprimirte Lamelle übergeht; und ferner, dass das Gewebe des Keims nicht blos anatomisch, sondern auch, so viel irgend zu ermitteln, mikrochemisch durchaus keine Verschiedenheit zwischen seinen beiden betreffenden Seiten darbietet. Ebensowenig kann aber angenommen werden, dass ein solches Ferment von den Kotyledonenspitzen ausgeht; denn Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 59 es wäre lediglich nicht abzusehen, wie dasselbe «durchaus blos auf die scharf abgeerenzte, im Voraus an jedem Längsschnitt mit oder ohne Jodbehandlung auf den ersten Blick sich markirende Gewebepartie wirken sollte, ohne auch nach den seitlich angrenzenden hin zu diffundiren und sie in Mitleidenschaft zu ziehen. Oder eventuell müsste in den letzteren fortwährend eine gesteigerte Regeneration der Substanz mit der Auflösung Hand in Hand gehen, in der dem Untergang geweihten Partie dagegen unterbleiben, eine Möglichkeit, welehe im Grunde doch wieder auf die obigen Worte hinauslaufen würde. Eine durch den vom Keim ausgehenden Verbrauch indueirte Stoffwanderung müsste sich nothwendig auch in seitlicher Richtung geltend machen: dies ist aber nicht der Fall, und auf der concaven Seite des Keims ist das Endosperm bis zur Berührungsfläche mit Stärke vollgepfropft, auch in der Gegend der Kotyledonenspitzen, von welchen man zunächst annehmen müsste, dass sie eine Anziehung auf jenen Stoff ausüben. Ebenso verhält es sich mit der stickstoffhaltigen Substanz. In Beziehung auf die in der Gruppe der sogenannten Curvembryae zusammengefassten Formen ist bekannt, dass ihre ausgewachsenen Samen ohne Endosperm sind, dass dagegen — in den typischen, manche Ausnahmen nicht ausschliessenden Fällen — ein ansehnliches, von der Curvatur ihres Keims umfasstes Perisperm vorhanden ist, indem der der Concavität der Krümmung ihres Keimsacks (beziehungsweise der ganzen Samenknospe) ent- sprechende Theil ihres Nucellusgewebes nicht blos erhalten bleibt, sondern sogar mit dem Samen heranwächst, ‚während die zwischen der Convexität des Keimsacks, beziehungsweise des Keims, und der Samenwand gelegene Partie verdrängt wird. Hat somit die peripherische Lage des Keims auch einen wesentlich anderen Grund als bei den Polygoneen mit lateralem Keim, so schliessen sich die Curvembryae doch rücksichtlich des einseitigen Endo- spermwachsthums, so weit meine Beobachtungen reichen, sämmtlich dem einseitig-peripherischen Typus an. Was zunächst die Chenopodeen und Phytolacceen betrifft, so stimmen die untersuchten Formen (Salsola Kali, Kochia scoparia, Corispermum nitidum, Blitum bonus Henricus, Phytolacca decandra) in dem von dem vorderen gegen das hintere Ende mit concaver Endfläche und unter den mehrerwähnten Zellenvermehrungserscheinungen vorschreitenden Endospermwachsthum (Tat. 4. s* 60 Dr. Hegelmaier. Fie. 13, 14, 19) überein, sei es, dass die peripherische Zellenbildung bis in die nächste Nähe der Chalaza vordringt, wie bei Salsola Kali (Taf. 4. Fig. 14), oder, dass sie eine ansehnlichere Strecke vor dieser Halt macht, wie bei Kochia scoparia (Taf. 4. Fig. 19), bei welcher schon die JKernvermehrung im hinteren "Theil des Wandbelegs eime spärliche ist. Stets ist zur Blüthezeit der Keimsack mehr oder weniger tief, auch am Scheitel, in das Nucellus- gewebe eingesenkt; am wenigsten bei Phytolacca, am meisten bei Kochia, wo sein Mikropyleende weiter vom Exostom als von der Chalaza entfernt, seine Höhle ganz im hintern Samenknospentheil gelegen, kurz und nur wenig gebogen ist (Taf. 4. Fig. 17, 15); die letztere Form hat er auch bei Salsola (Taf. 4. Fig. 10), liegt aber dabei in der Mittelregion; bei Blitum ist er merklich länger, mit seinen beiden Polen etwa gleich weit von den beiden Enden des Nucellus entfernt, und bei Corispermum kommt er in die vordere Samenknospenhälfte zu liegen. In allen diesen Fällen aber dehnt er sich im Lauf der Endosperm- und Samenentwickelung, und zwar noch lange ehe er seine peripherische Lage bekommt und ebenso lange ehe an einen lösenden Einfluss des Keims auf den Nucellus durch Berührung gedacht werden kann, zu der bekannten stark gebogenen Form aus, bei Salsola mit gleichzeitiger heträchtlicher Erweiterung der @uerdurchmesser (Taf. 4. Fig. 13), bei den anderen ohne diese und unter Zustandekommen einer schmalen und etwas unregelmässigen (Phytolacca, Blitum) oder ziemlich regelmässigen ((orispermum, Kochia) Hufeisenform — Differenzen, die mit der Gesammtform und Struktur der Samenknospen in den Einzelfällen zusammenhängen. Hierbei werden in den bezüglichen bogenförmigen Richtungen gelegene schmale Partien des Nucellusgewehes gegen Mikropyle und Chalaza hin aufgelöst. Namhaftere Grösse hat der Keimsackkern bei Blitum, wo derselbe in einen am Ei an- hängenden und der concaven Seite entlang verlaufenden Plasmastrang eingebettet ist, und wo sich leicht beobachten lässt, dass dieser Strang in der Folge zwei und vier Kerne einschliesst (Taf. 5. Fig. 1, 2). Die weitere Ver- mehrung wickelt sich innerhalb des Wandbelegs ab. Im Chalazaende noch nicht lange befruchteter Keimsäcke findet man bei Salsola und Phytolacca eine bei der ersteren Gattung in eine polsterförmige Plasmamasse (Taf. 4. Fig. 13, 14, ch) gehüllte Anhäufung einer grösseren Anzahl von Kernen, welche kleiner als die Kerne des Seitenwandbelegs sind, und deren Herkunft ich nicht ermitteln konnte, und Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 61 die jedenfalls bei der Entstehung von Endospermzellen unbetheiligt bleiben. Aehnliche Kernanhäufungen in mehr als einfacher Schicht im Hintergrund von Keimsäcken kommen, wie ohnedies bekannt, auch sonst bei verschiedenen Pllanzen vor, doch kenne ich keinen Fall, in welchem sich Zellen um sie bilden würden. Obige Kerne könnten, falls sie nicht Endospermkerne sein sollten, auch aus der Fragmentirung der Antipodenkerne hervorgehen, liegen aber jedenfalls frei. Indirekte T'heilungen sowohl der erst zur Achtzahl ver- mehrten, als auch der schon zahlreich gewordenen Kerne wurden bei Salsola beobachtet (Taf. 4. Fig. 11); häufiger aber, und zwar in vorgeschritteneren, aber in normaler Weiterentwickelung begriffenen Keimsäcken, kommen bei Phytolacca, Blitum, Corispermum Fälle von Kernabschnürung zur Beobachtung (Taf. 4. Fig. 19, 20), stets, wie anderwärts, an zerstreuten Kernen und in der Weise, dass einzelne Kerne eines Keimsacks sich in beliebigen ver- schiedenen Stadien des Prozesses befinden; die in den ungetheilten, sich verlängernden Kernen zur Zweizahl vermehrten Nucleolen gehen auch hier, während sich eine Trennungslinie in dem Kern zeigt, intact in die 'T'heilkerne über. Bei Phutolacca ertolgt die Bildung einkerniger Erstlngszellen durch sehr zarte Membranen, welche aber ziemlich bald von den Ecken aus be- einnende Quellung erfahren; bei Dltum (Taf. 4. Fig. 21, 22) und noch ent- schiedener bei Salsola, Corispermum (Taf. 4. Fig. 12, 16) dagegen entstehen grossentheils mehrkernige Zellen, und zwar durch breite, beim Vorschreiten der T'heilung als lichte körnchenfreie Streifen in die ungetheilte Plasmahaut auslaufende Wände; ja man sieht solche lichte Zerklüftungsstreifen bei Dlitum (Taf. 4. Fig. 21, 22), Corispermum, Salsola schon in der noch ungetheilten Partie ausser unmittelbarem Zusammenhang mit dem Gebiet, in welchem die Segmentation vollzogen ist, auftauchen. Die Zerklüftung schreitet in sehr unregelmässiger Weise, oft sprungweise, vor; stellenweise, zumal wo sich etwa ein Kern vermöge seiner Lage unbequem in den Wee stellt, so langsam, dass sehr häufig die im Uebrigen individualisirten Zellgebiete noch einige Zeit auf einer Seite mehr oder weniger tief eingekerbt und eingeschnitten bleiben. Diese Erscheinung, welche auch hei Polygonum und Fagopyrum vorkommt hat zur Folge, dass in der äussersten Grenzregion gegen die Chalaza hin, wo keine perikline Spaltung mehr stattfindet, solche unvollkommene Theilungs- zustände (gelappte Zellen) definitiv bleiben können. Auch die folgenden peri- 62 Dr. Hegelmaier. klinen 'Theiluingsmembranen erschemen (selbstverständlich an Alkoholmaterial untersucht), wenigstens bei Salsola, wenn einmal die Schichtentheilung in den hinteren "Theil des Keimsackes vorgeschritten ist, schon in den jüngsten Zuständen in der Randpartie unter der Gestalt gequollener Lamellen von namhafter Dicke, müssen also schon unter dieser Form an- gelest werden. In allen Fällen wird das Endosperm von dem vordringenden Keim wieder verdrängt. Bekanntlich unterscheidet sich Salsola (mit Verwandten) von anderen Chenopodeen durch die Struktur des ausgebildeten Samens. Nicht blos das Endosperm fehlt, sondern es bleiben auch von dem Nucellus nur etliche Schichten comprimirter Zellen als sackförmig den aufgerollten Keim umgebender Geweberest übrig. Diese Veränderung wird frühzeitig eingeleitet durch die hier, wie oben erwähnt, auch im Querdurchmesser erfolgende Er- weiterung des Keimsacks, im welchem daher auch das Endosperm sich zu entsprechend mächtigerem Umfang entwickelt. Von letzterem bleiben schliesslich zwischen den lockeren Windungen des Keims einzelne ausgesogene Reste liegen. Die Windung erfolgt in Form einer wenig steilen Schnecke in der Weise, dass die hypokotyle Axe die Basis, der eine Kotyledo die Spitze der Schnecke bildet und der andere Kotyledo, von jenem getrennt und sich selbstständig einkrümmend, die Höhlung der Schnecke ausfüllt. Auch diese Ausbildung des Sameninnern wird frühzeitig vorbereitet durch eine von den Integumenten und dem Nucellus ausgehende auffallende Gestaltveränderung der Samen- knospe; dieselbe verwandelt ihre regelmässige, bilateral-symmetrische Form in eine unsymmetrische, so dass der Medianschnitt des Mikropyletheils nicht mehr in dieselbe Ebene mit dem des hinteren T'heils fällt. Im weiteren Verlauf legt sich überdies der heranwachsende Same so um, dass sein Medianschnitt in der Frucht horizontal zu liegen kommt, wobei die Basis der Schneckenwindung des Keims scheitelwärts, die Spitze nach der Basis der Frucht gerichtet wird. Diese Umlegung des Samens wird (wie auch bei blitum, Kochia) durch eine im Vergleich mit verwandten Formen ansehnliche Länge und Dünnheit des Samenknospenstiels (Tat. 4. Fig. 10) ermöglicht und, wenigstens bei Salsola, offenbar lediglich durch die Gestaltung der Raum- verhältnisse des Ovariums bedingt, welches bald nach der Befruchtung sich zu breit niedergedrückter Form zu entwickeln beginnt, so dass die Samen- Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 63 knospe ihre aufrechte Stellung nicht beibehalten kann, und der Stiel sich umbiegen muss. Von den untersuchten Caryophylleen — Melandryum vespertinum, Agrostemma Githago, Stellaria holostea — zeigen die zwei letzteren eine seither von Pflanzen dieser Verwandtschaft nicht (und überhaupt nur bei Ptlanzen mit „Endospermbildung durch "Theilung‘“) angegebene, mit der Bildungsgeschichte des Endosperms in Beziehung stehende Eigenschaft, nämlich Entstehung seitlicher Divertikel am Keimsack durch Eindringen desselben in das Nucellusgewebe, ohne Zweifel vergleichbar den bei manchen Loaseen, Serophularineen, Labiaten und Verwandten längst bekannten analogen Er- scheinungen. Die von Hofmeister!) gegebene Darstellung des Keimsacks von Agrostemma ist unrichtig, indem sie ihn an seinem Chalazaende einfach bogenförmig herabgekrümmt (die Samenknospe aufrecht stehend gedacht) zeigt. Der herabsteigende Schenkel ist vielmehr eine allerdings hart vor dem Chalaza- ende von der concaven Seite abgehende, etwa senkrecht zur Keimsackaxe stehende und sich in der Folge noch weiter durch die ganze Dicke des Nucellus bis zur Samenbasis verlängernde Aussackung (Taf. 5. Fig. 12, 13); das Chalazaende, in welchem die bald verschrumpfenden Antipodenkerne sichtbar sind, liegt in der Verlängerung der leicht gebogenen Axe des kurzen Keimsacks, und die spätere, zur Aufnahme von Keim und Endosperm be- stimmte Ausdehnung des auch bei den Caryophylleen tief in den Nucellus eingesenkten Keimsacks erfolgt mikropyle- und chalazawärts in der Richtung der gewöhnlichen, der Samenperipherie parallelen Curve (Taf. 5. Fig. 15), während das Divertikel von dem sich ausdehnenden Perisperm, innerhalb dessen es noch längere Zeit (auch nachdem das letztere sich mit Reserve- stoffen zu füllen begonnen hat) auffindbar bleibt, doch schliesslich von den Seiten her zusammengedrückt wird und obliterirt. Bei Stellaria. holostew hat das etwas weitere Divertikel im Grunde dieselbe Lage und fast dieselbe wichtung (Taf. 5. Fig. 3—7) und erscheint nur deswegen auf den ersten Blick deutlicher als solches, weil hier schon zur Blüthezeit der Keimsack einen längern Bogen beschreibt und speziell nach rückwärts sich verlängert hat. Es entsteht gleich nach der Befruchtung als eine sanfte Ausbuchtung, 2) Entst. d. Embr. d. Phanerog., S. 51; Taf. 2. Fig. 21—23. 64 Dr. Hegelmaier. die sich aber sofort vertieft und bald seine Spitze bis zur Grenze des inneren Integuments vorschiebt; sein schliessliches Schicksal ist dasselbe wie oben, und ebenso ist der Verlauf der Endospermbildung bei beiden Arten derselbe. Selbst die sehr charakteristische Vorkeim- und Keimentwickelung, von deren früheren Stadien die vorhandenen Darstellungen !) ein ziemlich richtiges Bild geben, stimmt bei den drei oben genannten Caryophylleen überein. Der Kein- sackkern, von welchem gerade bei den vorliegenden Formen leicht zu er- kennen ist, dass er den Endospermkernen den Ursprung giebt, da man ihn nicht selten in frisch vollzogener 'Theilung trifft (allerdings konnte ich deut- liche Kernfiguren niemals, trotz längeren Suchens, erhalten, dagegen in vor- geschritteneren Stadien der Kernvermehrung bei Agrostemma Bilder, die auf direkte Theilung hinzuweisen schienen), liegt in einer strahligen, mit dem Scheitel des Eies zusammenhängenden Plasmamasse der concaven Seite des Keimsacks in der Nähe des Eingangs in das Divertikel ziemlich nahe an (Taf. 5. Fig. 5, 13), und von den zwei ersten T'heilkernen wandert gleich der eine in das letztere hinein (T’at. 5. Fig. 6, 14)2), um sich hier noch etliche Male zu vermehren, während der andere in dem Hauptraum bleibt und hier den sich jetzt kräftig entwickelnden Plasmabeleg mit 'T'ochterkernen versieht. Zieht man die Plasmahaut aus Samenknospenlängsschnitten heraus, so wird der das Divertikel locker auskleidende Theil derselben als blindsackartige Aus- stülpung mit herausgezogen: Zellen werden aber in dieser ebensowenig jemals von einander geschieden als in dem Chalazatheil des Sackes. Zumal bei Stellaria lässt die — ohnehin erst spät, nachdem der Keimanfang an seinem langen Suspensor bis mindestens in die Mitte der Samenlänge geführt ist, (Taf. 5. Fig. 8), beginnende und, wie auch bei Agrostemma, durch schön 2)8. Hofmeister, a. a. 07 "Taf. 2. Yie.724 295 Tulasne, Ann. ze. nat. 4. Ser. IV, T. 13—15 (Cerastium, Stellaria, Holosteum, Dianthus). Ueberhaupt scheint die Struktur des Vorkeims bei den Caryophylleen mit wenig Abänderungen constant zu sein. — In der grossen bauchigen Basalzelle des Trägers fand ich bei Sfellaria einzelne Male den gewöhnlich m KEinzahl vorhandenen Kern verdoppelt, ohne dass jene selbst sich ge- theilt hätte. 2) Nach Soltwedel (Jenaische Ztschr. f. Naturwiss. XV, 352) wandert bei Zousa tricolor von den zwei primären Tochterkernen, von welchen der eine der durch Theilung das Endosperm aufbauenden Tochterzelle zufällt, der andere in die von der Mitte des Keimsackes abgehende seitliche Aussackung hinein und theilt sich noch etliche Male. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen- Endosperms. 65 strahlige Gruppirung der Plasmatheile um die Kerne (Taf. 5. Fig. 16) ein- geleitete — Bildung zarter Scheidewände in dem Wandbeleg die ganze hintere Hälfte desselben unberührt; eine centripetale 'Theilung der Erstlingsschicht in etliche Lagen von Zellen erfolet nur im einem kleinen Spitzentheil des Keim- sacks, so dass nur die Basis des Suspensors in ein kleines, nach den Seiten- wänden hin sich schnell in eine emfache Lage auskeilendes Parenchym, und auch dies nur während einer ganz kurzen Periode, eingehüllt wird. Bei Agrostemma greift das etwas ausgiebigere, übrigens ebenfalls spät, alsdann aber mit rapider Schnelligkeit durch Theilung einer Erstlingsschicht von meist zwei- bis dreikernigen Zellen (Taf. 5. Fig. 16) entstehende Parenchym etwa bis in die Mitte der Samenlänge hinem; seine Anfangs zarten T'heilungswände quellen und verschleimen aber nach Kurzem wieder; im Chalazatheil, also der Region, in welche nicht einmal die Anlegung einer Erstlingsschicht vor dringt, nimmt der kernführende Wandbeleg vacuolig-schaumige Beschaffenheit (ähnlich wie bei Phaseolus in einer gewissen Region) an. Es seien hier noch einige nicht streng hierher gehörige Bemerkungen über das Perisperm von Stellaria holostea gestattet, da dasselbe keine so einfache Entwickelung, beziehungsweise Struktur zeigt, als man nach dem seither über die Entwiekelung der Caryophylleensamen Bekannten glauben könnte, eine Struktur, von der mir nicht bekannt ist, ob und wie weit sie auch bei anderen Gattungs- oder entfernteren Verwandten vorkommt, die aber jedenfalls nicht allen Curvembryae gemeinschaftlich ist. Die Ausdehnung des Keimsacks an seinem Chalazaende erfolgt zuvörderst nicht in der Richtung nach der Hinterseite der Samenknospe hin, sondern unter hakenförmiger Zurück- krümmung in der Richtung gegen das Mikropyleende (zunächst das hinter diesem abgehende Divertikel); die Spitze dieses zurückgekrümmten Endes (bei x, Taf. 5. Fig. $) nimmt auch die die Antipodenkernreste einschliessende ‘Plasmaportion auf. Erst später entsteht in der Gegend der Hakenkrümmung eine Aussackung, welche die der Samenperipherie folgende Krümmung fortsetzt (Taf. 5. Fig. S y) und bestimmt ist, die Endstücke der Kotyledonen auf- zunehmen; von ihr braucht hier nicht weiter die Rede zu sein. Der Haken dagegen erweitert sich sehr beträchtlich, im Medianschnitt des Samens den zur Bildung eines Perisperms fähigen Nucellustheil anscheinend sehr redueirend (Taf. 5. Fig. S), wird aber im Verlauf der späteren Entwickelung in der sich Nova Acta XLIX. N. 1. ) 66 Dr. Hegelmaier. mehr und mehr mit Reservestoffen füllenden Umgebung allmählich undeutlich und schliesslich nicht mehr wahrnehmbar. Dies ist, wie Querschnitte durch die betreffende Partie zeigen, die Folge davon, dass der Haken Anfangs die Gestalt eines das Nucellusgewebe durchsetzenden freien Raums von der Gestalt einer weiten Medianspalte hat (Taf. 5. Fig. 9, 10), die aber nachher durch bedeutende transversale Streckung der Zellen des Gewebes der seitlichen Theile des Nucellus mehr und mehr verengert und endlich so geschlossen wird, dass sie nur noch als eine, die ganze Region des Perisperms zwischen den Kotyledonenenden und der hypokotylen Axe durchsetzende mediane Linie im Samenquerschnitt erscheint (Taf. 5. Fig. 11). Unter den ebenfalls hierher gehörigen Nyetagineen ist, soweit unter- sucht, Oxybaphus nyetagineus in den hier in Betracht kommenden Verhältnissen so’ üibereinstimmend mit Mirabilis Jalapa, dass die folgenden Bemerkungen sich auf die letztere beschränken können und einige von ersterem genommene Figuren (Taf. 5. Fig. 20, 21) sich solehen von Mirabilis völlig substituiren lassen. Bei dieser Pflanze zeichnen sich sowohl das Ei als die Antipoden, welche das im Verhältniss zur Mittelregion wieder etwas, wenn auch nicht so stark als der Mikropyletheil, erweiterte hintere Ende des Keimsacks mit einander voll- ständig ausfüllen, durch ungewöhnliche Grösse aus (Taf. 5. Fig. 20, 21), freilich nicht durch so beträchtliche, als von Hofmeister?!) angegeben wird; daher erstreckt sich die Plasmamasse, in welcher der ebenfalls grosse Keim- sackkern, näher dem Ei als den Antipoden, aufgehängt ist, mit ihren Ver- zweigungen durch den grössten T'heil oder die ganze Länge des übrig bleibenden freien Innenraums. Obgleich ich den T’heilungsakt des genannten Kerns selbst, bei Untersuchung von mehr als hundert Präparaten der kritischen Periode, nie in vollem Gang zu Gesicht bekommen konnte, so sind doch die hierbei ge- machten Beobachtungen geignet gewesen, Zweifel an dem Stattfinden einer kine- tischen 'T'heilung mit Bildung typischer Kernfiguren und Verschwinden des Nucleolus zu erwecken. Wiederholt kamen jedenfalls Zustände vor, in welchen der den grössten Theil des Nucleoplasma in sich begreifende, zur Befruchtungs- !) Pringsh., Jahrb. I, 91. — Auch andere sich hier findende Angaben, z. B. bezüglich der Zerfliesslichkeit des selbst schon befruchteten und getheilten Eies, sowie „reichlicher “ Endospermbildung, entsprechen der Wirklichkeit nicht. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 6% zeit stets in Einzahl vorhandene, grosse und sphärische, in weitem Umkreis von der elliptischen Kernmembran umschlossene Nucleolus verdoppelt war, ohne dass zwischenliegende Zustände aufzufinden gewesen wären, in welchen derselbe sich zerstückelt oder aufgelöst hätte; in diesen genannten Zuständen ist aber stets, zum Beweis dafür, dass sie in Beziehung zur Theilung stehen, der Kern- umriss unsichtbar geworden, obwohl das einhüllende Plasma hinreichend durch- sichtig ist. Im weitern Verlauf liegen zwei getrennte Kerne wieder mit scharfen Umrissen einander an. Dennoch ist die vorliegende Pflanze in Be- ziehung auf das Studium des Ursprungs der Endospermkerne eine der über- zeugenderen und bequemeren, die es giebt; dies aus dem Grunde, weil zwar, wie es das Gewöhnliche ist, auch hier häufig die ersten 'T'heilkerne gleich unter Auseinanderziehung der centralen Plasmamasse in den jetzt sich ver- diekenden wandständigen Beleg wandern, nicht selten es sich aber doch auch ereignet, dass sich jene Plasmamasse noch einige Zeit unverändert erhält und alsdann die Tochterkerne genau an derselben Stelle, wo der ungetheilte Kern war, beisammen liegen bleiben, nicht blos nachdem sie zur Zwei-, sondern selbst nachdem sie zur Vierzahl gediehen sind (Taf. 5. Fig. 17, 21). Bei weitergehender Vermehrung sind sie stets an die Peripherie gezogen sammt der Substanz der sich an den ausstrahlenden Platten aus einander ziehenden Kerntasche, welche jetzt in den Wandbeleg übergeht. Lehrreich sind selbst Fälle, im welchen, wie es wiederholt vorkam, der Augenschein die freie Ent- stehung neuer Kerne neben dem fortbestehenden alten zu erweisen schien: die Anwesenheit eines grösseren, in der centralen Lage verbliebenen und zweier kleineren, wandständig gelegenen kann einen solchen Anschein erwecken; allein stets bot sich als viel wahrscheinlichere Deutung dieses Zustandes die dar, dass von zwei primären 'Tochterkernen erst nur der eine abermals getheilt war, der andere, bei genauer Berücksichtigung der gewöhnlichen Dimensions- verhältnisse immerhin kleiner als der ursprüngliche Kern, sich hierzu noch nicht verstanden hatte. Regelmässig und in ausgiebiger Weise findet sich das schon früher erwähnte Phänomen der Bildung dünnwandiger, nach dem Innern vorspringender Blasen in dem wandständigen Plasma. Da sich bei Mirabilis die ungewöhnlich grossen, in ihrem Endstück gewöhnlich mit Strikturen und varicösen Er- weiterungen versehenen Pollenschläuche besonders leicht controliren lassen und 9* = Dr. Hegelmaier. von (den allermeisten Samenknospen festgestellt werden kann, ob sie einen solchen erhalten haben oder nicht, so lässt sich hier leicht constatiren, dass die lebhaftere Plasmabewegung, als deren Symptom die genannte Erscheinung zu betrachten ist, mit dem Eintreffen eines Pollenschlauches beginnt, der ersten Kerntheilung, welche nieht unmittelbar auf dieses Eintreffen folgt, noch vorausgeht, (wobei die ersten solchen Blasen, die man sich sicherlich in stetem Wechsel von allmählicher Entstehung und Dehiseenz mit Ausstossung ihrer Flüssigkeit in den Keimsackraum vorstellen muss, am Wandbeleg in den Interstitien zwischen den Ansatzstellen der Plasmaplatten an demselben auf- treten), und dass sie mit Anfangs sich steigernder, später wieder abnehmender Intensität während der ersten Stadien der Kernvermehrung fortdauert. Die Erscheinung hört auf, nachdem der Keimsack weiter, damit der Beleg dünner und die Zahl der Kerne grösser geworden ist. Der Anfangs im Mikropyletheil, mit seinem Scheitel viel näher der Spitze des Nucellus als bei Ohenopodeen und Caryophylleen, gelegene Keimsack dehnt sich im Verlauf der Entwickelung nach rückwärts und wieder bogen- förmig zurückgreifend zur Chalaza der Samenknospe aus (Taf. 5. Fig. 18), hier einen zweiten Schenkel bildend, der etwas kürzer ist, als der gegen die Mikropyle gerichtete; und die Kernvermehrung folgt inzwischen seiner ganzen Ausdehnung. "T'heilung in eine Schicht zartwandiger einkerniger Zellen da- gegen greift nur in einem T'heil des Mikropyleschenkels Platz, und Parenchym- bildung nur im Spitzentheil des letzteren. Dennoch erfolgt, da der Keim sich, sehr verschieden von dem der Caryophylleen, an einem Suspensor von sehr beschränkter Länge (ähnlich dem mancher Chenopodeen, doch mit knollen- förmiger, sich in das Endostom einkeilender Verdickung) entwickelt, eine temporäre vollständige Einhilllung des Keims mit geschlossenem Gewebe (Taf. 5. Fig. 19) um die Zeit, wo sein Scheitel sich zur Vorbereitung auf die Anlegung der Kotyledonen abgeplattet hat, und zwar in der bei Fagopyrum näher beschriebenen Weise. Bei Mirabilis reicht aber das mit der gewöhnlichen con- :aven Endfläche an den freien Keimsackraum stossende Gewebe auf der Höhe seiner Entwickelung nur wenige Zelllagen über den Keimscheitel hinaus, und sein Bestand ist von ähnlicher kurzer Dauer wie bei den Caryophylleen. In dem grösseren hinteren Theil des Keimsacks besinnen sich die Kerne, hier ohne Vacuolenbildung in den Nucleolen, dagegen unter Auflösung derselben Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 69 von der Oberfläche her und unter längerem Zurückbleiben kleiner Reste in Form glänzender Stückchen und Splitter, zurück zu bilden, lange ehe der Keim in diesen "Theil vordringt, um ihn mit seinen grossen Kotyledonen ganz auszufüllen. Im Unterschied von den untersuchten Caryophylleen und Chenopodeen erfolgt bei Merabilis die Ausdehnung des Keimsacks nicht blos nach der Convexität des Samens hin, sondern auch auf der concaven Seite; auch auf dieser wird eine mindestens gleich dieke Lage von Nucellusgewebe, die sich schon früh in scharfer Abgrenzung für diese Bestimmung vorbereitet (Tat. 5. Fig. 15), aufgelöst, und die Folge ist das Uebrigbleiben eines im Verhältniss bedeutend kleineren, von dem Keim umfassten Perisperms. Es ist für diesen Auflösungsprozess des Nucellus bei Mirabilis — wie auch mutatis mutandis bei den anderen Curvembryae — Aehnliches zu bemerken wie für die Auf- lösung des Endosperms bei Polygonum. Von einer durch die Berührung mit dem Keim oder auch nur durch den Stoftverbrauch Seitens des letzteren unmittelbar bedingten Resorption kann keine Rede sein; die in der charakteristischen bogenförmigen Flucht gelegenen Zellenzüge verlieren ihren Inhalt unter Verschrumpfen der Kerne und Aufquellen der Membranen und markiren sich dadurch von dem seitlich angrenzenden, intact bleibenden, ja, wie es scheint, bei der Vergrösserung des Samens seine Zellen noch hier und dort durch transversale Wände vermehrenden Gewebstheil vollkommen scharf, lange ehe es sich um ein Vordringen des Keims in die bezügliche Region handelt, ja selbst geraume Zeit ehe auch nur (was das chalazawärts erfolgende Vorschreiten des Prozesses betrifft) das Ende des Keimsacks so weit vor- gedrungen ist, um als aktiv betheiligt angeschuldigt werden zu können. Eigenthümlich ist hierbei noch, dass die lange als geschlossene Zellen erkennbar bleibenden Antipoden nicht in das Ende der entstehenden bogenförmigen Höhle geschoben werden, sondern in der Gegend von deren grösster Convexität liegen bleiben (Taf. 5. Fig. 15a), um hier zu verschrumpfen und vom Keim zerdrückt zu werden. — Wie es sich mit dem von Hofmeister angenommenen „zer- störenden Eingreifen“ des Keimsacks in das Kerngewebe bei der Divertikel- bildung der Serophularineen u. a. verhält, habe ich nicht untersucht. 0 Dr. Hegelmaier. V Der Gesammtheit der im Seitherigen als peripherischer Typus mit verschiedenen Modifikationen zusammengefassten Fälle ist ein anderes, offenbar selteneres Verhalten gegenüberzustellen, welches mit dem Namen des endogenen Typus bezeichnet werden soll und sieh dadurch charakterisirt, dass Erstlingszellen des Endosperms nicht blos in einfacher Schicht wandständig angelegt werden. Des Gegensatzes wegen sei gleich derjenige Fall erwähnt, in welchem das bezügliche Verhalten in extremer Form, überhaupt der einzige meines Untersuchungsmaterials, in welchem es vollkommen rein und aus- geprägt in die Erscheinung tritt, nämlich der von Eranthis hiemalis. Der ovale und im Verhältniss zu der Gesammtgrösse der anatropen Samenknospe ziemlich kleine Keimsack dieser Pflanze zeichnet sich dadurch aus, dass ein relativ sehr bedeutender 'T'heil seines Raumes von den Zellen des „primären Endosperms“ in Anspruch genommen wird: Eiapparat und Antipoden sind von solchen Dimensionen, dass die Entfernung zwischen letzteren und dem Eischeitel die Länge des Kies sehr wenig übertrifft (Taf. 5. Fig. 22). Durch diesen Raum erstreckt sich von dem Eischeitel zur Antipodengruppe ein dicker Plasmastrang, in welchem der ebenfalls sehr grosse Kern des Keim- sacks liegt; dagegen findet sich — und in dieser Beziehung ist die künftige Endospermentwickelung ihrer Eigenthümlichkeit nach schon vor der Be- fruchtung vorbereitet -— kein Plasmabeleg von irgend erheblicher Dicke und ebensowenig ein jenen Mittelstrang an die Peripherie anheftendes Plattensystem. Der Kern zeigt stets einen grossen Nucleolus mit Centralvacuole, über deren Bedeutung für die weiteren Vorgänge das bei Caltha Gesagte gült; seine specielle Lage ist wechselnd, bald in der Mittelregion des Plasmastrangs, bald — zumal in früheren Stadien — in der Nähe des Eies, bald in unmittel- barer Nachbarschaft der Antipoden, letzteres namentlich um die Zeit der Be- fruchtung. In Betreff der Antipoden ist zu bemerken, dass ihre grossen Kerne constant schon frühzeitig und schon vor der Befruchtung verdoppelt werden (Taf. 5. Fig. 22, 2%): in einzelnen Fällen wurden sogar vier Kerne in einer Zelle gefunden. Die Gesammtzahl der grossen, mit ebenfalls grossen Nucleolen Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 7] versehenen Kerme in dieser Zellengruppe ist daher stets mindestens sechs, der übrige Inhalt dieser, hier wie bei anderen Ranunculaceen ziemlich dauer- haften, aber doch bei der Entwiekelung compacten Endospermgewebes ver- schrumpfenden Zellen aber so trübkörmig, dass über den Vorgang bei der Verdoppelung nichts zu ermitteln ist. Aehnlich wie bei Caltha verlaufen die ersten Vermehrungsschritte des Keimsackkems ziemlich träg, so dass Zwei- und Vierzahl der Endosperm- kerne geraume Zeit besteht. Der Heerd dieser Vermehrung ist hier aber in dem sich jetzt von dem Ei abziehenden, an der Antipodengruppe haften bleibenden Plasmakörper, in welchem sich die Kerne, auch nachdem ihre Zahl auf acht und mehr gestiegen ist, vertheilen, statt an die Peripherie zu wandern. Der Umfang dieser Plasmamasse wird gleichzeitig allmählich ver- grössert, so dass die Kerne von ihrem ersten Enstehungsheerd aus weiter ins Innere des Keimsacks hinem sich verbreiten, und zunächst die Chalazahälfte, von dieser aber weiter fortschreitend auch der übrige Raum des Keimsacks mit einem compacten Plasmakörper, in welchem Kerne nach allen Richtungen des Raums gleichmässig vertheilt sind, sich füllt (Taf. 5. Fig. 27), während das Ei jetzt erst sich zu theilen anfängt. Bessere Durchschnitte durch diesen erst zweckmässig gehärteten kernführenden Plasmakörper weisen in demselben eine ausgeprägt strahlige Struktur nach, wobei die körnigen Strahlensysteme natürlich nicht, wie bei peripherischer Endospermentwickelung, blos in den Richtungen einer Fläche, sondern nach allen Seiten von den Kernen ausgehen. Der Keimsack ist bisher nur sehr unbedeutend, um einen kleinen Bruchtheil seiner anfänglichen Dimensionen (etwa zu 0,4 Mm. Länge, während der ganze Same beiläufig 0,9 Mm. lang ist) herangewachsen unter Verdrängung des schon zur Befruchtungszeit nur als dünne Schicht vorhandenen Nucellusrestes. Nachdem dieser Zustand einige Zeit stationär geblieben, erfolet — unter den die Zerfällung Tübinger klimatischen Verhältnissen um die Mitte des März des Plasma in einen Parenchymkörper von polyedrischen einkernigen Zellen durch dünne, aber für Anlegung guter Präparate hinreichend feste Scheide- wände, welche annähernd gleichzeitig in dem ganzen kernführenden Plasma- körper auftreten müssen, da Fälle von unvollständig erfolgter Zertheilung in einer grösseren Zahl untersuchter Samen der betreffenden Altersstufe nicht mit Sicherheit gefunden werden konnten. Es sind allerdings nicht selten -i ID Dr. Hegelmaier. Durchschnitte zu erhalten, in welchen die T'rrennungslinien da und dort in dem feinkörnig -strahligen und wenig durchsichtigen internuclearen Plasma auf- zutauchen scheinen; allein schon die gegenseitigen Lageverhältnisse der werdenden Zellen machen es einleuchtend, dass solche Linien kaum allseitig im Umkreis einer Areole zu gleicher Zeit sichtbar werden können, und es muss daher ganz unsicher bleiben, ob überhaupt die Plasmazertheilung in einer bestimmten Ordnung nach den verschiedenen Regionen des Keimsacks erfolgt. Die von jetzt an noch in starkem Maasse erfolgende weitere Ver- grösserung des Samens nach erfolgter Parenehymbildung (bis auf das Dreifache der seitherigen Durchmesser) macht nun eine entsprechende Vermehrung der Zellen des Endosperms nach allen Richtungen des Raumes nothwendig; diese Theilungen erfolgen aber ohne sichtliche Bevorzugung irgend einer bestimmten Region, z. B. der äussersten Peripherie, da sonst ein System peripherischer Schichten und antikliner Reihen hervortreten müsste, was nicht der Fall ist. Erst nach Fertigstellung eines compacten Endospermkörpers beginnt die Ent- wickelung des Keimes, welcher es im ruhenden Samen nur zu Bildung eines kleinen ovalen Zellenkörpers ohne Spur ‚von äusserer Gliederung oder innerer Differenzirung bringt, an Anfangs kurzem, in «der. Folge sich interkalar noch beträchtlich verlängerndem Suspensor. Noch sind hier einige Bemerkungen über die Morphologie der Kern- theilung bei der vorliegenden Pflanze erforderlich, welche zu Beobachtung der diesbezüglichen Vorgänge theils wegen der Grösse des Keimsackkerns und seiner ersten Descendenten, theils wegen der verhältnissmässigen Trägheit, mit welcher die ersten Vermehrungsstadien verlaufen, speciell auffordert. Es sind mir denn auch bei länger fortgesetzter Untersuchung vollkommen ge- sunder, offenbar in fortschreitender Entwickelung begriffener Samenknospen zahlreiche Zustände, welche nicht anders denn als T'heilungsstadien betrachtet werden konnten, vor Augen eekommen; allein während bei einer ganzen Anzahl anderer Pflanzen, namentlich in den vorgeschritteneren Perioden der Kernvermehrung, das Vorkommen karyolytischer 'Theilungen bekanntlich leicht zu eonstatiren ist und auch bei Zranthis, wenn einmal eine Reihe von Theilungen erfolgt, und in den in Mehrzahl vorhandenen Kernen sämmt- liches Nucleoplasma in die Bildung des Gerüstes eingegangen ist, Kernfiguren aufzufinden sind, so weisen bei den ersten Vermehrungsschritten die zu 0% Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 13 erlangenden Bilder auf einen abgekürzteren, weder mit Einbeziehung der gesammten Masse des Nucleoplasma in Kernfadenbildung, noch mit Ent- wickelung einer typischen Kernspindel verbundenen Vorgang hin. Noch im ungetheilten Kern zerfällt der Nucleolus, nachdem seine Vacuole sich bis zu starker Verdünnung der Peripherie ausgedehnt hat, durch Dehiscenz in wenige (zwei bis drei) unregelmässig schalenförmige Stücke (Taf. 5. Fig. 23), von welchen je eins bis zwei, ohne sich zunächst weiter zu zertheilen oder in Fäden auszuziehen, den zwei ersten T'ochterkernen zufallen. Bei den weiteren Theilungsschritten muss eine weitere Vermehrung dieser chromatischen Form- elemente stattfinden, und diese lässt sich auch verfolgen: es bilden sich in den Stücken zwar häufig kleinere Vacuolen (Taf. 5. Fig. 23—26), allein diese haben jetzt keine wesentliche Bedeutung mehr für die weitere Zertheilung, vielmehr wird diese durch von der Peripherie der Schalenstücke aus ein- dringende, allerdings zufällig öfters in jene kleinen Vacuolen hineingreifende spaltenförmige Zerklüftungen bewerkstelligt, und zwar in dem Maasse, dass von den Toochterkernen der folgenden Generation jeder ‘wieder ein bis zwei Stücke zugetheilt bekommen kann. Eine Auflösung oder Ausziehung zu schmal stab- oder faserfürmigen Elementen findet aber ebensowenig statt, als im den zwischen den 'Theilungen liegenden Perioden relativer Ruhe eine Abrundung der chromatischen Substanzstücke zur Form von regelmässigen „Nucleolen.“ Sowohl der ungetheilte Kern als seine Nachkommen sind in den Ruheperioden mit einer wohldifferenzivten, aus dem umgebenden Protoplasma gebildeten Umerenzungsschicht versehen, welche, wenn sie zufällig bei Anfertigung von Durehschnitten geöffnet wurde, und der gesammte Kerninhalt herausgetreten ist, als leere Tasche zurückbleibt.. Dieselbe wird, wenn sich die Kerne zur Theilung anschieken, entweder in ihrem ganzen Umfang durch Auseinander- treten ihrer feinkörnigen Componenten aufgelöst und unkenntlich, so dass die Kerne blos noch an der Gruppirung der grossen Nucleoplasmastücke ihrer Lage nach erkennbar bleiben (Taf. 5. Fig. 26), oder die Auflösung findet nur in der Aequatorial- und seitlichen Gegend statt, während an den beiden Polen wenigstens ein Stück des Kerncontours einigermaassen erkennbar bleiht. Nachdem die Stücke des Nucleoplasma den entstehenden "Theilkernen zu- gewiesen sind, werden die Umgrenzungsschichten neu gebildet oder ergänzt. Als „Abschnürung“ ist ein T'heilungsvorgang wie der vorliegende, wie leicht Noya. Acta XIX Nr. 1. 10 74 Dr. Hegelmaier. ersichtlich, nicht zu benennen. Nur ausnahmsweise sind zwischen den aus- einanderweichenden Theilkernen Bündel schwach entwickelter Verhindungsfäden aus achromatischer Substanz zu erkennen. Die ersten Endospermkerntheilungen von Eranthis, wie auch von Caltha, repräsentiren eine der Mittelformen zwischen direeter und indireeter Kern- theilung und bilden in Verbindung mit einer Reihe anderweitiger im Verlauf dieser Mittheilungen bei mehreren anderen Pflanzen gemachter, hier nicht zu wiederholender Angaben eine Stütze für die Ansicht Derjenigen, welche zwischen den verschiedenen Formen der Kernvermehrung den zur Zeit von einem 'T'heil der Forscher angenommenen scharfen Gegensatz nicht anzuerkennen vermögen. Denn jene Erscheinungen zeigen, dass physiologisch wesentlich dasselbe Resultat, welches in den einen Fällen unter den Erscheinungen der indireeten Kerntheilung erreicht wird, in andern durch ein abgekürztes, wieder in verschiedenen Modificationen vorkommendes Verfahren erzielt werden kann, und dass z. B. Scheidewandbildungen auch auf sogen. direete Kerntheilungen folgen können. Wenn es mindestens zweifelhaft bleiben muss, ob zwischen den der „Fragmentation“ zuzuweisenden Fällen und denen von "T'heilung lebenskräftiger Kerne eine scharfe Grenze zu ziehen ist, so ist eine solche nicht aufzufinden zwischen «den verschiedenen Umständen, unter welchen innerhalb des Wachsthums und der T'heilung fähiger Plasmakörper der eine oder andere Vermehrungsvorgang Platz greifen kann. Welche Bedingungen hierbei für das Stattfinden des einen oder anderen Vorgangs maassgebend sein können, ob blos typische Eigenthümlichkeiten, oder auch äussere Umstände, bleibt dahingestellt. Zu einer Zusammenstellung der auf die Ueberzeugung von der nahen inneren Verwandtschaft der direeten und indirecten Kerntheilung gemeinschaftlich hindrängenden Beobachtungen auch nur aus dem botanischen Gebiet, wie sie in bekannten Arbeiten von Treub, Schmitz, Stras- burger, Johow vorliegen, ist hier nicht der Ort. Nur die Bemerkung sei gestattet, dass ich eine Bestärkung in der ausgesprochenen Ueberzeugung unter Anderem auch in der Vergleichung der Angaben Strasburger's!) über den Vorgang der ersten Kerntheilungen in den Suspensorenzellen von Orobus mit meinen eigenen bei derselben Gattung und Verwandten gemachten 1) Bot. Ztg. 1880, S. 850, 851. Taf. 10. Fig. 23. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 715 Wahrnehmungen !) finde. Der genannte Schriftsteller beschreibt und zeichnet indirecte Kerntheilungen in solchen Zellen, welche schon eine Mehrzahl von Kernen besitzen, und die Richtigkeit dieser Beobachtung darf um so weniger bezweifelt werden, als die Angaben Guignard's?) mit derselben überein- stimmen. Nichts desto weniger bin ich meiner, ebenso wie der Strasburger- schen mit Aufwand von ziemlich viel Zeit gemachten Wahrnehmungen, welche in den zur unmittelbaren Beobachtung gekommenen Fällen directe "Theilung ergaben, sicher, und bemerke ausdrücklich, dass diese nicht, wie Stras- burger anzunehmen scheint, vorgeschrittenere und ältere Zustände, in welchen unbestrittener Maassen die kinetischen T'heilungen aufhören, sondern jugendliche (mindestens so junge, als die von Strasburger abgebildeten) betrafen. Was hieraus hervorgeht, ist nur dies, dass unter äusserlich gleichen Umständen das eine Mal der eine, das andere Mal der andere Prozess zur Beobachtung gekommen ist, dass also die imdireete T'heilung bald früher, bald später durch directe abgelöst werden kann. Hierauf laufen auch die Aeusserungen Guignard's®) hinaus; und unter allen Umständen kann in derjenigen Periode, in welcher die spätere Vermehrungsweise eintritt, von altersschwachen Zellkernen oder von emem „eigenmächtig am Zellkern sich abspielenden Vorgang, der erst eintritt, wenn der Einfluss des umgebenden Protoplasma auf den Zellkern sinkt, und derselbe seinen eigenen Gestaltungstrieben folgen kann“, noch nicht gesprochen werden. Die Zellen sind um diese Zeit noch in lebhaftem Wachsthum, ihre Protoplasmakörper in starker Massenzunahme begriffen, und was die Kerne selbst betrifft, so zeigen sie in den Ruheperioden vollkommen regelmässige und scharfe Formen; ein Zeitpunkt, wo „ganze Nester, aus zerfallenen Kernstücken gebildet“, sich beobachten lassen, wo „die Unsicherheit der Contouren gegen die umgebende Plasmamasse auffällt“, 1) Ebendas. 1880, S. 518. ‚”) Ann. sc. nat. 6. Ser. XII, S. 60, 61, Taf. 3. Fig. 83, 85. ») a. a. OÖ. S. 63. „Le moment ou ce dernier phenomene suceede au premier ne peut pas Ötre preeise, vu qu’on a rarement sous les yeux la division normale elle-möme et que les noyaux qui en derivent peuvent ressembler aA ceux qui vont se fragmenter; il depend de la vitalit€ plus on moins grande des cellules du suspenseur, vitalitE eu rapport avee les dimensions de l’organe et celles de l’embryon lui -m&me.“ 10* 76 Dr. Hegelmaier. „die Grenzen der Zellkerne schwer festzustellen sind“, tritt freilich ein, aber erst viel später. Ich habe bei Gelegenheit meiner entwickelungsgeschichtlichen Unter- suchungen nicht unterlassen, auf das Vorkommen analoger Erscheinungen wie die, welche von den Suspensoren der Vicieen bekannt sind, bei anderen Leguminosen zu achten, und es zeigte sich, dass (dieselben wenigstens nicht ganz isolirt dastehen. Der massige Suspensor von Lotus Tetragonolobus wird aus gewöhnlich drei Stockwerken aufgebaut, das basale gewöhnlich in zwei weite Zellen getheilt, die folgenden in eine Mehrzahl von solchen (vier bis sechs). Alle diese Suspensorenzellen aber vermehren ihre Kerne, und zwar, so weit beobachtet, unter den Erschemungen directer 'Theilung; die zwei besonders weiten Zellen des basalen Stockwerks z. B. auf vierundzwanzig bis dreissig, die eine wandständige Lage einnehmen. Dies geschieht zu einer Zeit, wo der Suspensor nicht nur noch lange funetionsfähig bleibt als Weg für die Zuleitung von Wachsthumsmaterial zum Keim, sondern auch seine Zellen selbst noch in namhafter Vergrösserung begriffen sind. Der Suspensor von Anthyllis vulneraria zeigt Ähnliche Verhältnisse; derselbe ist zwar viel kürzer, besteht aus einem Stockwerk, das longitudinal getheilt wird, und dessen Hälften dann wieder unregelmässig in eine geringe Zahl von Zellen zerfallen; jede dieser sich höckerig vorwölbenden Zellen aber wird mehrkernig, und es gült von ihnen Dasselbe wie von Lotus. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu den Endospermentwickelungen zurück, so ist ein Vorgang endogener Entwickelung wie der für Eranthis beschriebene in gleich reiner Form bis jetzt nicht beobachtet. Nur in sehr modifieirter Form findet sich etwas hier noch zu Erwähnendes nach seitherigen Erfahrungen bei etlichen Leguminosen, und zwar solchen Formen, bei denen (Gewebebildung nur einseitig im vorderen Theil des Keimsacks erfolgt. Die bezüglichen Fälle haben auch unter allen Umständen mit den oben verzeich- neten Fällen einseitig-peripherischer Entwickelung die nächste innere Ver- wandtschaft und werden nur des morphologischen Gesichtspunktes halber hier untergebracht. Wie auch sonst bei Leguminosen, so eilt auch hier die Keim- entwickelung der Endospermbildung Anfangs voraus, innerhalb der letzteren aber hinwiederum eine mit Plasmaanhäufung verbundene Kernvermehrung der (Grewebeentwickelung. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 7% In dem nur mässig gekrümmten Keimsack von Uytisus Laburnum ent- wickelt sich nach der Befruchtung schnell ein den ganzen Mikropyletheil erfüllender knollenförmiger, unregelmässig-parenchymatischer Suspensor, auf dessen schwach gewölbter Endfläche eine Anfangs kleine Protuberanz, die Anlage des Körpers des Keims selbst, hervortritt!), die in ihrer Weiter- entwickelung zu einem vielzelligen Körper Anfangs mit breiter, allmählich aber in Folge tortgehenden Wachsthums ihrer apicalen Partie mit verschmälerter Basis jenem inserirt ist. Der wandständige Plasmabeleg des Keimsacks hat sich inzwischen bedeutend verdickt und die mit rapider Geschwindigkeit sich vermehrenden Endospermkerne vertheilen sich in ihm in bald sehr beträcht- licher Anzahl. In dem Mikropvletheil des Sackes aber, mit Ausschluss des von dem Suspensor erfüllten äussersten Spitzentheils, bleibt es nicht bei der Entwiekelung einer einfachen Kernschicht, sondern es wird dieser Raum von einer vacuoligen Plasmamasse (Taf. 5. Fig. 25) erfüllt, deren allmähliche Ansammlung und Struktur sich immer noch am besten an Material, das in absolutem Alkohol gelegen hat, verfolgen lässt. Versuche mit anderen Härtungs- mitteln, wie einprocentigen Pikrin- und Chromsäurelösungen, liefern bei Weitem schlechtere, undurchsichtigere, oft unregelmässig geschrumpfte Präparate, ohne darum in Beziehung auf den Härtegrad bedeutende Vortheile darzubieten. Anfangs erscheint die genannte Plasmamasse, durchschnittlich um die Zeit, wo der Anfang des Keimkörpers aus der Endfläche des Suspensors zu pro- tuberiren beginnt, andermale etwas früher oder später, als eine über jene Endfläche sich herüberspannende, «den wandständigen Plasmaschlauch nach dieser Seite abschliessende Lamelle, in welche die Vermehrung der Endosperm- kerne hineingreift; sowohl diese Lamelle als auch der angrenzende Theil des wandständigen Belegs verdicken sich schwartenförmig, so dass die sich ver- theilenden Kerne nicht alle in ein Niveau, sondern in etliche Schichten darin !) Ueber die einschlägigen Gestaltungsvorgänge s. Guiguard, a. a. O. Taf. 4. Fig. 116—123 und die zugehörige Beschreibung S. 77 ff., die allerdings den objectiven Sachverhalt nicht präcis kennzeichnet, wenn sie von einer „masse ovoide dans laquelle suspenseur et embryon se confondent‘“ spricht, da die Verfolgung des gesammten Entwickelungs- ganges von den ersten bis zu den vorgeschrittensten Stadien keinen Zweifel darüber lässt, dass der ovoide Körper vor dem Auftreten der apicalen Protuberanz seiner Masse nach ganz den späteren Suspensor repräsentirt. Für Einzelheiten ist hier nicht der Ort. is Dr. Hegelmaier. zu liegen kommen. Weiterhin aber erscheinen andere, dinnere, den angrenzen- den Theil des Keimsackraumes in querer und auch schiefer Richtung dureh- setzende Plasmaplatten, diesen Raum im ein System von Kammern von sehr verschiedener Gestalt und gegenseitiger Lage, das stellenweise sogar ein unregelmässiges Zellgewebe vortäuschen kann, verwandelnd. Gegen den grösseren, zunächst unausgefüllt bleibenden Theil der Keimsackhöhle wird dieser cavernöse Plasmakörper gleichfalls durch eine zusammenhängende diaphragmaartige Plasmaplatte abgesperrt: in dem ganzen Plattensystem aber findet Einwanderung und Vermehrung der Endospermkerne statt. Letztere halten sich da. wo die Vacuolen eng sind, vorzugsweise in den Knotenpunkten des plasmatischen Netzwerks, anderwärts aber, wo die Lamellen weite Kainmern begrenzen, an beliebigen Stellen der Lamellen in angemessenen Distanzen von einander. Von dem Vorgang des Auftretens dieser Plasma- platten selbst ist keine unmittelbare Anschauung zu gewinnen, Beobachtung während des Lebens ist überhaupt nicht ausführbar: so viel ist aber unzweifel- haft zu ermitteln, dass das ganze Netzwerk von Platten der Hauptsache nach nicht etwa entsteht durch fortschreitende Vacuolisirung einer Anfangs zu- sammenhängenden Plasmamasse, sondern dass, indem die Plasmaansammlung in dem Mikropyletheil an Quantität zunimmt, wiederholt neue Plasmaplatten und Stränge durch den Raum sich ausspannen, in welche die sich theilenden Kerne eintreten. Man dürfte daher nicht fehl gehen mit der Voraussetzung, dass sich während des Lebens in dem wachsenden Plasmakörper lebhafte, mit Strömung verbundene Gestaltveränderungen vollziehen, wie sie ja länest von dem Plasmainhalt der Keimsäcke z. B. von Scrophularineen beschrieben sind, und dass während dieser Vorgänge jeder einzelne Strang und jede Lamelle nicht gleich in fertiger Form entsteht, sondern dass dieselben all- mählich, vielleicht nach wiederholtem Hervortreten und Wiedereingezogen- werden strang- und plattenförmiger Fortsätze endlich in festem Bestand constituirt werden. Während nun Anfangs die Platten dünn und zart sind, werden sie unter weiterer Vermehrung der eingeschlossenen Kerne, gleichzeitig mit der das Ganze umhüllenden wandständigen Schicht, dicker, die Maschen enger und von mehr gleichmässiger Grösse, und nicht selten lässt sich jetzt in der Plasmamasse zwischen den Kernen das Hervortreten deutlicher und starker Streifungen beobachten, bedingt durch strahlige Anordnung ihrer fein- Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 9 körnigen Formbestandtheile (Taf. 5. Fig. 29). Uebrigens entwickeln sich in der schwartenförmig verdickten, die Kerne in etlichen Schichten einschliessenden peripherischen Lage auch kleine Vacuolen, welche diesem "Theil schon frühzeitig ein engmaschig-netzartiges Aussehen verleihen. Zellenbildung ist bis jetzt in dem nur noch von sparsameren und kleineren Vacuolen durchsetzten Plasma- körper noch nicht erfolgt: der Keimsack, sowie der ganze Samen ist mittlerweile zu einer von der definitiven nicht mehr sehr weit entfernten Grösse (letzterer bis . zu etwa 3,3 Mm. Länge) herangewachsen. Jetzt aber wird durch das schnelle Auftreten eines Systems von Scheidewänden von der Beschaffenheit zarter Platten das Ganze in einen polyedrisch-parenchymatösen Gewebekörper umgewandelt; die Zelltheilung beeinnt vorn in der Umgebung des Suspensors und Keim- anfangs und schreitet nach hinten vor, doch so, dass Erstlingszellen nicht blos in Berührung mit jenen oder der Keimsackwand, sondern in mehrfacher Schicht von einander abgegrenzt werden. Schon früher hat sich jenseits der Grenze der Plasmaansammlung des Mikropyletheils, im dem "Theil des Wandbelegs, in welchem die Kerne nur einschichtig liegen, eine scharfe Differenzirung voll- zogen: die unmittelbar angrenzenden Kerne bleiben noch lebensfähig und ihre Gebiete werden in Zellenbildung noch mit einbezogen; in ganz geringer Ent- fernung von jener Grenzlinie dagegen und in scharfer Scheidung von dieser Region beginnt die den ganzen hinteren Theil des Keimsacks bis zur Chalaza einnehmende Partie, deren Kerne sich unter den von mir früher !) beschriebenen Erscheinungen — Aufblähung, Vergrösserung und endlichem Verschwimmen der Kernumrisse, Vacuolisirung der Nucleolen und dadurch eingeleitetem Zerfall derselben in Stücke, die sich endlich auflösen — desorganisiren. Die eben erwähnte Art der Rückbildung von Kernen scheint die häufiger vorkommende zu sein; doch ist sie nicht die einzige. Schon oben (8. 68 69) wurde bemerkt, dass schon bei Endospermkernen eine Auflösung unter anderen Erscheinungen vorkommt: ebenso zeigen die Nucleolen der verdoppelten Anti- podenkerne von Eranthis, ohne von innen heraus sich zu zerklüften, schliesslich von aussen vorschreitende Zerstörung: ihre Oberfläche wird rauh, wie corro- dirt; allmählich dringen einzelne Spalten, stets nach aussen stärker klaffend, tiefer ins Innere ein und trennen sie in sehr unregelmässige Bruchstücke, Y) Bot. Zte, 1880, S. 131. 50 Dr. Hegelmaier. welche nicht sowohl aufgelöst werden als verschrumpfen, und zwar noch ehe die Endospermzellen einen erheblichen mechanischen Druck auf sie auszuüben vermögen. In manchen Fällen bleibt übrigens bei Cytisus ein an die Keimsack- höhle grenzender verhältnissmässig kleiner Theil des cavernösen Plasmakörpers unverwendet und hängt alsdann dem Endosperm in Gestalt einer weitmaschig- netzförmigen, verschrumpften Substanzpartie an, wahrscheinlich dann, wenn die Masse des verfügbaren Plasma nicht ausreicht, um auch diesen Rest in kleinvacuoligen Zustand zu bringen. Die Notizen Guignard'’s!) über die Endospermbildung von Oytisus Laburnum Janten insofern nicht ganz klar, als zwar von einem von aussen nach innen anwachsenden und den Keim einhüllenden Gewebe gesprochen wird, aber nicht zu ersehen ist, ob dieses Gewebe als aus einer Erstlings- schicht hervorgehend oder auf eine der obigen Schilderung entsprechende Weise entstehend gedacht werden soll. Dabei fällt auf, dass der genannte Schriftsteller des netzig-vacuoligen Plasmakörpers, der in meinem in zwei ver- schiedenen Jahrgängen gesammelten und beobachteten Material niemals gefehlt hat, überhaupt keine Erwähnung thut. Die Zellenbildung erfolgt zu einer Zeit, wo der Keimanfang dem Suspensor noch in Gestalt einer in Vergleich zu diesem kleinen Warze mit wenig verschmälerter Basis anhaftet. Obwohl nun Endosperm blos im Mikro- pyleabschnitt, in einer Ausdehnung, welche bei Weitem nieht die Hälfte des Keimsackraums beträgt, entwickelt wird, so wird es doch nieht nur zunächst durch interkalares Wachsthum noch etwas vergrössert, sondern auch durch die nun beginnende reissend schnelle Weiterentwickelung des Keims, während es von diesem von innen her aufgezehrt wird, gleichzeitig in hohem Grade sackförmig ausgedehnt, so dass es, ähnlich wie bei Trigonella u.a., bis hart an das Chalazaende vorgeschoben wird, ehe sein Rest vollends zerdrückt und in eine Substanzlamelle von unerkennbarer Struktur verwandelt wird. Solche späteren Zustände lassen daher die Ausdehnung der Endospermbildung nicht mehr ohne Weiteres erkennen. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. S1 Sarothammus scoparius zeigt bei der Endospermentwickelung ähnliche Erscheinungen wie Cytisus; die bestehenden Ditferenzen haben ihren Grund zum Theil, doch nicht durchaus, in der verschiedenen Form, welche der Same und damit auch die Höhle desselben, die in ihren verschiedenen Alters- perioden etwas stärker gekrümmt ist, erlangt, sowie auf der beträchtlich verschiedenen Form des Vorkeims. Dieser zeigt Gestaltverhältnisse, welche den für Spartium junceum von Guignard!) abgebildeten Zuständen Ähnlich sind: der Suspensor füllt, da er keine gleich enorme Massenentwickelung wie bei Cytisus erfährt, den apicalen "Theil des Neimsacks nicht aus, sondern lässt einen Zwischenraum zwischen sich und den Seitenwänden frei: mit dem Keimkörper, von den ersten T'heilungsschritten des Kies an bis zu melrzelligen Zuständen, zusammen einen ungefähr ovalen Zellencomplex darstellend, ist er von dem letzteren längere Zeit äusserlich nicht abgegrenzt, ditferenzirt sich dagegen von ihm durch die innere Struktur, indem seine Zellen sich wenieer häufig theilen, derbere Wandungen, erobkörnigeren Inhalt erhalten und an den freien Flächen sich bauchig wölben, während der Keimanfang zu einem Complex klemer zartwandiger Zellen sich entwickelt, an dessen Oberfläche sich nach und nachı eine zusammenhängende Epidermis aberenzt. Erst später, nachdem der Keim ein lebhafteres Wachsthum begonnen hat, tritt die Scheidung auch äusserlich hervor; der in der Vergrösserung zurickbleibende Suspensor erscheint jetzt mehr und mehr als ein kleiner knollenförmiger Anhang am Wurzelende. Die genannten Formverhältnisse haben nun zur Folge, dass die dichte, sich in dem Mikropyletheil der betruchteten Samenknospe ansammelnde Plasmamasse, in welcher die Endospermkerne in lebhaftester Vermehrung beeritten sind, die Gestalt einer den Vorkeim auch seitlich umfassenden, nach der Keimsackspitze hin offenen Tasche bekommt. In den Wandungen dieser Tasche liegen die Kerne bald dicht gedrängt und in mehrfacher Schicht bei- sammen, viel dichter als in dem (den übrigen Theil des Keimsacks aus- kleidenden Beleg, in welchem sie blos eine einfache Schicht bilden und, ohne zur Zellenbildung gedient zu haben, später zu Grunde gehen. Eine Ausnahme macht nur das Chalazaende, in diesem sammelt sich auch eine erössere, polsterförmige, Kerne in mehrfacher Schicht emschliessende Plasmaportion an, 222.22 07 a2 42 Bier 109 115. Noya Acta XLIX. Nr. 1. nl 82 Dr. Hegelmaier. in welcher auch grössere Vacuolen auftreten können, welche aber dasselbe schliessliche Schicksal erfährt wie der übrige Plasmasack. Unter gleichzeitiger, fortgesetzter Vermehrung der Kerne nimmt die Masse der scheitelständigen Plasmaansammlung zu, wobei sie ihrer gröberen Form nach manche Variationen zeigt; bald stellt sie sich in Längs- und @Querschnitten als ein mehr compacter, nur kleine Vacuolen einschliessender Körper, bald als ein System weiterer, durch dünne Platten geschiedener Kammern, wobei aber stets wenigstens die Umgrenzungsschicht starke schwartenartige Verdiekung zeigt und die Kerne in mehrfachen Schichten aufnimmt, dar: im letzteren Fall wird nicht das Ganze zur Zellenbildung verwendet, sondern es kann eine kleinere oder grössere Partie dünnwandigen Netzwerks übrig bleiben, nachdem, wie es scheint, soviel als möglich von der kernführenden Plasmasubstanz in den ‘an den Keimanfang srenzenden "Theil der Ansammlung, der sich verdichtet und seine Vacuolen verkleinert, zurückgezogen worden ist. Dieser Theil wird nun durch das Auftreten von Scheidewänden, nach Sichtbarwerden radiärer Streifung, im einen polyedrisch- zelligen, weder Schichtenbildung noch sonst irgend eine bestimmte Ordnung seiner Zellen zeigenden Parenchymkörper getheilt, dessen an den Keimsack- raum erenzende Oberfläche bei seinem ersten Auftreten eine mehr oder weniger stark concave ist, der aber so wenig, wie in den verwandten Fällen, aus der T’heilung einer einfachen Erstlingsschicht hervorgeht. Auch hier treten die Scheidewände sehr rasch auf; gleich grosse Endosperme aus gleich alten Samen können einerseits noch gar nicht, andererseits vollständig getheilt sein; doch scheint es nach einzelnen Präparaten, dass die Scheidewandbildung regelmässig an der Peripherie beginnt und nach innen fortschreitet. Bei dieser Entwiekelung eines parenchymatösen Körpers wird eine Mehrzahl von Kernen in eine Zelle eimgeschlossen, je nach den lokalen Ver- hältnissen und Bedürfnissen. Diese schon von Strasburger!) für Corydalis cava und pallida, Pulmonaria offieinalis, Staphylea pinnata, Galanthus nivalis angegebene Erscheinung ist überhaupt bei Endospermentwickelungen ungemein verbreitet, die vorstehenden Mittheilungen haben eine Anzahl anderer Beispiele für sie beigebracht; sie kehrt ausser den schon genannten bei Cytisus La- 1) Zellbildung und Zelltheilung, S. 24—27. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endospernms. 83 burmum, BDaptisica minor (auch Cücer aszetinum) wieder. Die spätere Ein- kerniekeit der Endospermzellen erklärt Strasburger für Corydabis durch nachherige Fusion der Kerne. Meinerseits habe ich mich vergeblich bemüht, Zustände zu finden, die für das Stattfinden nachträglicher Kernverschmelzungen mit Entschiedenheit sprechen würden, mich dagegen überzeugt, dass hei dem nachträglichen sehr bedeutenden Wachsthum der betreffenden Zellen, beziehungs- weise dem Gesammtwachsthum des von ihnen gebildeten Gewebekörpers die Scheidewandbildungen nachgeholt werden: häufig kann man kleine Zellen- complexe auffinden, welche unverkennbar aus einer einzigen mehrkernigen Mutterzelle durch nachträgliche Fächerung hervorgegangen sind. Mit be- sonderer Deutlichkeit lässt sich bei Baptisia beobachten, dass die Anfangs mehrkernigen Zellen nachher durch Gruppen von einkernigen ersetzt sind; schon die Betrachtung des Endospermkörpers, einige Zeit nach der ersten Segmentirung, von der äussern Fläche lässt diese Complexe daran erkennen, dass die gemeinschaftlichen Begrenzungswände gegenüber dem sekundär durch (ie weitere Fächerung entstandenen kleinen inneren Wandungsuetz sich durch etwas grössere Derbheit auszeichnen. Auch von diesem Gesichtspunkte aus erscheint die vorausgehende starke Kernvermehrung nur als eine Antieipirung, deren Folgen bald wieder ausgeglichen werden. Ob sie für die Gewebebildung noch eine andere, wesentliche Bedeutung hat, ist eme Frage, die ich nicht bestimmt beantworten kann. Soweit mir bekannt, kommen mehrkernige Erst- lingszellen als regelmässige Erscheinung (d. h. abgesehen von den gar nicht seltenen, aber doch vereinzelten Ausnahmefällen) bei solchen Pflanzen nicht vor, deren Endosperm unter Entstehung sehr regelmässiger Anti- und Periklinen wächst, dagegen bei solchen, bei welchen das frisch entstandene Gewebe entweder erhebliche Abweichungen von regelmässiger Reihen- und Schichten- anordnung der Zellen oder em ganz ungeordnetes Gefüge zeigt. Dass die gegenseitige Lage der sekundären Zellen von derjenigen abhängig ist, welche die Kerne in den Erstlingszellen einnehmen, ist selbstverständlich, und ebenso leicht begreiflich, dass diese letztere Lage eine sehr mannigfaltige, nicht gerade derartige, wie sie für das Zustandekommen anti- und perikliner Wandungs- richtungen erforderlich wäre, sein kann. Hiermit ist aber nicht erklärt, warum gerade die bezüglichen Pflanzen ein ungeordnetes Gewebe entwickeln und (diese Entwickelung durch die Anlegung mehrkerniger Erstlingszellen einleiten, 11* s4 Dr. Hegelmaier. und ebenso wenig ist bekannt, ob und in welcher Weise das Gesammtwachs- thum der Endosperm-Meristeme die Lage beeinflussen kann, welche die Kerne einer mehrkernigen Anfangszelle gegen einander annehmen. Nach der Anlegung eines mit concaver Endfläche an den Keimsackraum orenzenden Endosperms erfährt dieses noch einige Zeit ein dem bei Trögonella und ähnlichen entsprechendes Wachsthum, wodurch die Endfläche fortrückt, später ihre Concavität sieh ausgleicht und schliesslich in eine Convexität verwandelt wird, noch ehe der von innen nachdrängende Keim das. Endosperm, dessen Zellwände jetzt verschleimen, sackartig ausdehnt und bis zur Chalaza zurickschiebt, um es endlich vollends aufzuzehren. Die Endospermentwickelung von Daptisia minor zeigt viele Aechnlichkeit mit den beiden letzterwähnten Fällen. Aus dem im Verhältniss zu anderen Lesuminosen beträchtlich grossen, in nächster Nähe des Kies und näher der eoncaven als der convexen Seite des Keimsacks an Plasmasträngen befestigten Kern geht eine grosse Anzahl von kleinen Endospermkernen hervor, welche auch hier eme im Mikropyletheii sich ansammelnde, den Vorkeim taschen- förmig einschliessende Plasmamasse in allen Raumrichtungen erfüllen, im mittleren und hinteren Theil des Keimsacks dagegen nur in eine Fläche ge- ordnet dem derben Wandbeleg sich emlagern. Vacuolenbildung in jenem Plasmakörper findet hier nur in beschränktem Maasse statt: seine Gestalt, namentlich die seines taschenförmigen 'Theils, wird dadurch beeinflusst, dass der Vorkeim, dessen apicaler "Theil sich durch die Art seimer Zellenver- mehrung zunächst anatomisch als Keim differenzirt und in der Folge auch äusserlich abhebt, sich zu einem ansehnlich langen, wunregelmässig- und etwas wekrimmt- walzenförmigen Zellenkörper (nieht wnähnlich dem von Phaseolus) entwickelt. An den Hauptraum des Keimsacks grenzt der Plasma- körper auch hier mit concaver EndHlläche; Scheidewände verwandeln ihn in einen gleichgestalteten Zellenkörper. Wo dieser in den Plasmabeleg der Seitenwandungen sich auskeilt, schreitet Entstehung eines einschichtigen Meristems in diesen Beleg hinein noch auf eine ansehnliche Strecke vor. Von hier aus wird das weitere Wachsthum in der bei Sarothanmus angegebenen Weise aufgenommen und bis zur Erreichung desselben Endresultats, wie dort, weiter geführt. Die bei Phaseolus erwähnte Erscheinung des Vorkommens von Zellen, welche definitiv nur theilweise durch Wandungen abgeschlossen Untersuchungen über «lie Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 85 werden, findet sich auch hier in der Grenzgegend zwischen dem sich theilenden und dem nicht mehr in Zellenbildung übergehenden Abschnitt der Plasmahaut. Dieser letztere erlangt in seiner angrenzenden Partie eine solche Derbheit, dass er noch dem ausgewachsenen Endospermkörper als ein kurzer weiter Schlauch, der aber nach hinten sich verdünnt und hier aufgelöst wird, daher nach der Chalaza hin often ist, anhängt und mit ihm herausgezogen werden kann. Eine Schicht von Kerne einschliessendem Plasma, welches sich nicht in Zellen abtheilt, bleibt (wenigstens öfters) auch der Endfläche des Endo- sperms aufliegend. Bezüglich der Theilung des Plasma in einen Zellenkörper liess sich hier ermitteln, dass sie in der Umgebung des Vorkeims beeinnt und in der Richtung gegen die freie Endfläche fortschreitet. vl. Die vorstehenden Mittheilungen haben für die gröberen Entwickelungs- verhältnisse des Endosperms gezeigt, dass, ganz abgesehen von den Fällen von Endospermbildung durch 'Theilung im engeren Sinn, welche hier ge- fissentlich nicht berührt worden sind, die Anfüllung des ganzen freien Keim- sackraums mit Gewebe auf dreierlei Weise stattfinden kann, nämlich: l) Durch Theilung einer ihn erfüllenden kernhaltigen Plasmamasse (endogener T'vpus). So bei Eranthis. 2) Durch allseitig beginnende und centripetal fortschreitende Ein- engung mit endlichem Verschluss. So bei anderen Ranunculaceen (Adonis, Caltha, welchen noch Helleborus, Nigella, Ranmeulus angereiht werden können), den untersuchten Formen aus den Verwandtschaftskreisen der Rosaceen (Cotoneaster), Umbellaten (Archangelica), Malvaceen (Malva, Hibiscus) gewissen Lesuminosen (Hippocrepis, Coronilla, Anthyllis, Lotus). Hierher gehören auch nach meinen sonstigen Erfahrungen verschiedene Papaveraceen (Chelidonium, Glaucium, Hypecoum, Eschscholtzia, Fumaria). In moditieirter Weise schliessen sich ferner an Docconia, Scabiosa, Euphorbia. u 56 \ Dr. Hegelmaier. 3) Durch von dem Mikropyletheil aus vordringende, den Chalaza- theil aber in mehr oder weniger weitem Umfang unberührt lassende peri- pherische Gewebeentwickelung mit nachfolgender Ausdehnung des (rewebes in den Chalazatheil hinein, so dass jenes mit seimer Oberfläche die Innenfläche des letzteren berühren kann, ohne aber mit ihm in organischer Verbindung zu stehen. Ob hierbei die Entwickelung rein peripherisch oder auch mit Anlegung endogener Zellen beginnt, bedingt blos einen untergeordneten Unterschied. Letzteres kommt vor bei Cytisus, Sarothamnus, baptisia. Ersteres bei verschiedenen andern Leguminosen (Hedysarım, Onobrychis, Trigomella, @Galega, Colutea |?|), ferner bei Polvgoneen (Fagopyrum, Poly- gonum, Rumex). Will man diese nach ganz Äusserlichen Gesichtspunkten entworfene Gruppirung der Einzelfälle weiter fortsetzen, so würden sich solche Formen zunächst anschliessen, bei welchen der zur Verfügung stehende Raum über- haupt nur theilweise mit Gewebe erfüllt wird. In solchen Fällen, wo, wie in denen der dritten der obigen Kategorien, die Parenchymentwickelung vom Mikropyleende her einseitig erfolgt, kann sie so sparsam sein, dass es über- haupt nicht zu einer Einhüllung des Keims kommt, wie bei Caryophylleen, oder dass das einhüllende Gewebe durchbrochen und aufgezehrt wird, ehe es bis in den Hintergrund des Keimsacks vordringt, wie bei Chenopodeen, Nyctagineen, P’hytolacca und manchen Leguminosen (Phaseolus; hierher würde nach sonstigen gelegentlichen Ermittelungen noch Cicer gehören, terner die- jenigen Lupinus- Arten, bei welchen, wie bei Z. luteus, Endospermbildung im Mikropyletheil erfolgt). Alle derartigen Fälle sind, wie leicht ersichtlich, von denen der dritten obigen Reihe nur durch einen unwesentlichen Umstand verschieden. Eine eigenthümliche Abänderung dieses Verhaltens würden noch solche Fälle bilden, bei welchen die Gewebebildung in einem anderen 'T’heil als in der Spitze des Keimsacks, nämlich in einer aus dessen Convexität — bei stark campylotropem Samenknospenbau — herausgeschnittenen Region sich lokalisirt. Dies ist bis jetzt nur von einem "Theil der Zupinus- Arten, bei welchen der Keim in der betreffenden Region liest, und zwar der Mehrzahl der untersuchten Species der Gattung, bekannt. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 57 Man könnte selbst noch als eine Modifikation des Verhaltens dasjenige unterscheiden, bei welchem wegen besonderer Dimensionsverhältnisse des Vor- keims der eigentliche Spitzentheil des Keimsacks in erheblichem Umfang von der Endospermentwickelung ausgeschlossen bleibt, und diese, genau genommen, blos in eine intermediäre Zone fällt, wie bei Cytisus, Phaseolus. Endlich würden noch solche, ganz ausser dem Bereich der gegen- wärtigen Betrachtung stehende Fälle folgen, in welchen die wandständige Plasmahaut überhaupt nieht in Zellen zerfällt (z. B. Tropaeolum). Möglicher- weise kann es auch, obwohl mir keiner zur Zeit bekannt ist, solche geben, in welchen Bildung einer einfachen Zellenlage im ganzen Umfange oder einem Theile desselben, aber an keiner Stelle Spaltung dieser Zellenlage in meh- rere Schichten erfolgt. Die in dem Text benützte Anordnung, welche m erster Linie Rück- sicht darauf nimmt, ob bei der ersten Plasmatheilung Zellen blos in einfacher peripherischer Schicht oder in mehr als einer solchen gebildet werden, scheint mir schon deshalb vom rein morphologischen Standpunkte aus richtiger, weil sie bis auf die Lagerung der Kerne schon vor der Plasmatheilung zurückgeht. "Theilweise, namentlich in untergeordneten Abtheilungen, fallen beide Ulassifieirungen zusammen. Die von mir vorangestellte soll auch, wie wohl kaum ausdrücklich gesagt zu werden braucht, lediglich den Zweck ver- folgen und nichts Weiteres beanspruchen, als die mir bekannten Fälle nach anatomisch-morphologischen Gesichtspunkten zu ordnen. Sie in Form eines Schema zu bringen würde ich schon aus dem Grunde nicht für zweckmässig halten, weil zwar die Mehrzahl der noch existirenden, nicht in Untersuchung gezogenen Fälle sich ohne Schwierigkeit eimreihen lassen dürfte, aber doch auch noch solche bestehen mögen, durch deren Auffindung die Rahmen eines solchen Schema durchbrochen werden müssten. Es bedarf auch keines ausdrücklichen Hinweises darauf, dass die Ver- schiedenheiten in den morphologischen Verhältnissen des Endosperms mit den systematischen Verwandtschaften zwar deutliche Beziehungen zeigen, aber doch nur innerhalb gewisser Grenzen und mit Beschränkungen. EZranthis wird dadurch von anderen Helleboreen getrennt, die Leguminosen werden in ver- schiedene Gruppen zerrissen. Einzelne systematische Fingerzeige mag gleich- wohl das Studium der Endospermentwickelungen, zumal wenn es künftig bei fofo) Dr. Heselmaier. monographischen Arbeiten die nöthige Berücksichtigung nach vergleiehender Methode finden wird, an die Hand geben. Wenn z. B. unter den Leguminosen die von Hippoerepis und Coronilla vepräsentirte Gruppe sich unter finserem Gesichtspunkt von den Hedysareen (Hedysarım, Onobrychis) entfernt und da- gegen den Loteen (Lotus, Anthyllis) auschliesst, so kann dies nur zur Be- stätigung einer von Bentham und FHooker!) rücksiehtlich der Subtribus der Coronillewe geäusserten Vermuthung dienen; oder wenn Öfcer sich im Punkte des Endosperms von anderen Vieieen verschieden erweist, so mag man wenigstens fragen, ob nicht das Genus mindestens als vermittelndes Anfangsglied dieser Gruppe einen richtigen Anschluss derselben auffinden lassen könnte2). Die 'Thatsache der theilweisen (Coimeidenz der Endospermverhältnisse mit systematischen Verwandtschaften ist längst bekannt: aber selbst Kndosperm- bildung durch Theilung im engsten Sinn kommt bekanntlich mitunter bei Verwandtschaftskreisen vor, an deren naher Beziehung zu solchen, bei welchen Zellenbildung nach vorheriger freier Vermehrung der Kerne stattfindet, nicht wohl ‚Jemand zweifeln wird. Wenn aus Fällen dieser Art von einzelnen Seiten umgekehrt Schlüsse gegen das Bestehen dieser Verwandtschaften ge- zogen worden sind, so liegt hierin eine Ueberschätzung emes sicherlich stets zu berücksichtigenden. aber doch nieht oberste Gültigkeit beanspruchenden systematischen Behelfs. Der Modus der Endospermbildung ist neben inhärent gewordenen, ihren Ursachen nach dunkelen Eigenthümlichkeiten, welche er in den Einzelfällen zeigt, deutlich auch von gewissen unschwer erkennbaren Beziehungen des Schauplatzes dieser Entwickelung zu anderen 'T'heilen beein- tlusst. unter welchen neben dem Vorkeim die durch ihre Wachsthums- bestrebungen «ie Raumverhältnisse des Keimsacks mitbestimmenden Gewebe des Nucellus und selbst der Integumente am nächsten liegen. Diese sind ja auch bei den mehr sekundären späteren Wachsthumsvorgängen der Endosperm- körper stets in Betracht zu ziehen, worauf oben bei passenden Gelegenheiten wiederholt hingewiesen worden ist. Die „Endospermentwickelung durch 'Theilung“ mag immerhin den für Bocconia und Scabiosa beschriebenen Fällen, obwohl ihnen selbstverständlich 1) Gen. plant. I, 447. „Subtribus Loteis arcte affinis et forte melius 1is adsocianda.“ 2) Ebendas. I, 524. ‚‚Genus quodammodo Ononidi affine.“ Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 89 nicht unterzuordnen, doch noch am nächsten kommen, näher, als dem von Eranthis. Man mag überhaupt die Frage aufwerfen, welches Verhalten — im phylogenetischen Sinn — als das ursprüngliche betrachtet werden darf, und dieselbe lässt sich wohl hypothetisch am ehesten zu Gunsten des allseitig- peripherischen Entwickelungstypus beantworten, da sich von diesem die anderen am ungezwungensten ableiten lassen), unter Anderem die „Endosperment- wiekelung durch 'Theilung“ auf dem eben angedeuteten Weg, die Fälle von endogener Zellenentwickelung durch Antieipation der Kernvermehrung, die von einseitigem Kndospermwachsthum durch Steigerung einer schon bei dem muth- maasslich ursprünglichen Verhalten mehr oder weniger scharf hervortretenden, vom Standpunkt der Nützlichkeit und Anpassung aus hinreichend verständ- lichen Eigenthümlichkeit. Die am meisten modifieirten Formen würden alsdann in dem hier besprochenen Punkt einerseits neben vereinzelten Eleutheropetalen (Loaseen, Droseraceen u. a.) namentlich viele Gamopetalen (Scerophularineen, Labiaten und Verwandte, Ericineen u. s. w.) sein, andererseits aber auch manche Leguminosen, Polygoneen, Curvembryae; aber auch schon unter den Ranunculaceen wäre ein abgeleitetes Verhalten nicht ohne Beispiel. Die Monokotyledonen sind bei dem Mangel an neueren Untersuchungen gerade über die fraglichen Verhältnisse hierbei noch ganz ausser Betracht geblieben. An Anknüpfungspunkten nach unten für die Weiterführung solcher phylogenetischer Hypothesen fehlt es zur Zeit gänzlich und müsste es über- haupt in dem Fall fehlen, wenn die Vergleichung des Angiospermen-Endosperms als eines postföcundalen (wenn auch nicht postembryonalen) Produkts mit den Prothallien wirklich unstatthaft, jenes als eine wesentlich neue For- mation aufzufassen wäre. Letzterer Betrachtungsweise könnte indess ausser dem im Eingang Bemerkten immer noch entgegengehalten werden, dass sie nur dann in mögliehst strengem Sinn zutreffe, wenn die Angaben über freie !) Allerdings wird von Soltwedel (a. a. O., 8. 353) mit Rücksicht auf die öfters auftretenden transitorischen Scheidewände die entgegengesetzte Hypothese geäussert, ‚dass die freie Zellbildung bei Angiospermen aus der typischen Theilung erst später entstanden ist.“ Die im Obigen aufgestellte Vermuthung stützt sich mehr auf vergleichend-morpholoeische Er- wägungen, die mir in unserem Fall den Vorzug vor dem einseitig anatomischen Standpunkte beanspruchen zu können scheinen. Nova Acta XLIX. Nr. 1. 12 90 Dr. Hegelmaier. Entstehung von Endospermkernen Bestätigung gefunden hätten, und auch dann nur für die bezüglichen Fälle: anderenfalls könnte dem Suchen nach Ver- gleichungspunkten immer noch Berechtigung zuerkannt werden. Wenn freilich bei den Marsiliaceen und Salviniaceen ein Prothallium blos im Scheitel der Makrospore, bei Zsoötes und Selaginella dagegen in deren ganzer Ausdehnung, und zwar bei jener durch einen continuirlichen, bei dieser durch einen in zwei Perioden getheilten Entwickelungsprozess, angelegt wird, so kann m der hierin gelegenen Verschiedenheit des Verhaltens nur eine sehr oberflächliche Analogie mit den entsprechenden Difterenzen der Endospermentwickelung (allseitiges und einseitiges Wachsthum) gefunden werden. Völlige Klarheit iiber die Entstehung der Prothallien, zumal mit Rücksicht auf das Verhalten der Kerne in den Makrosporen, besteht hierbei zur Zeit für keine einzige dieser heterosporen Gruppen, da die Untersuchungen hier ganz besonderen technischen Schwierigkeiten unterliegen; und die einschlägigen Angaben, die aus sehr verschiedenen Zeiten stammen, sind von ungleichem Werth. So weit sich dieselben auf Marsiliaceen, Salviniaceen und zum Theil — für das primäre Prothallium auf Selaginella beziehen, weisen sie auf eine Gewebe- bildung durch ächte Zelltheilung hin; am wenigsten aufgehellt ist der Prozess bei Zsoötes; jedenfalls aber haben gerade diese Entwickelungen für die Ver- gleichung das untergeordnetere Interesse, während für dasjenige Gewebe, welches noch am meisten (wenngleich auch noch nicht ganz unmittelbar) zu einer Vergleichung auffordert, das sekundäre Prothallium von Selaginella, eine Entwickelungsweise wahrscheinlich gemacht ist, welcher bei angiospermen Endospermkörpern, soweit mir bekannt, nichts an die Seite gesetzt werden kann. Das Vorkommen freier Zellbildung im strengsten Sinn ist, so weit die neueren Beobachtungen reichen, freilich unbeschadet der Möglichkeit ihrer Auffindung in Zukunft, hier nirgends sichergestellt. -Wenn Strasburger unter „freier Zellbildung“ die in diesen Mittheilungen besprochenen Erstlings- zellenentwickelungen mit Rücksicht aut die vorausgehende freie Kernvermehrung mit subsumirt, so kann selbstverständlich die Berechtigung zu diesem Sprach- gebrauch nicht schlechtweg bestritten. werden, weil der Gebrauch von Worten in einer bestimmten Bedeutung stets etwas Willkürliches hat; doch lässt sich bemerken, dass die einseitige Betonung des Umstandes, ob bei einer Scheide- wandbildung Kerne unmittelbar betheiligt sind oder nicht, in zahlreiche Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 91 Schwierigkeiten verwickelt, z. B. bei der Theilung mehrkerniger Zellen. Solche Zellen kommen ja auch in vielen Endospermanfängen vor, werden aber nach- träglich doch noch getheilt, ohne dass man diese Theiluingen zweckmässiger Weise der freien Zellbildung zuweisen könnte Es muss vielmehr zugegeben werden, dass T'heilung im engsten Sinn und freie Zellbildung im engsten Sinn zwei extreme Fälle darstellen, die durch Mittelglieder in mehr als einer Richtung verbunden sind, und solche Mittelglieder finden sich gerade auch auf dem Gebiet der Endospermentwickelungen; ihre Gruppirung kann aber, wie anderwärts, so auch hier zum "Theil willkürlich in verschiedener Weise versucht werden. Es ist für verschiedene der oben besprochenen Pflanzen berichtet worden, dass die ersten Endospermzellen durch hyaline Wände von erheblicher Breite hei ihrer gegenseitigen Sonderung von einander geschieden werden; es ist aber kaum nötkig, ausdrücklich der Auffassung zu begeenen, als ob hiermit eine „freie Zellbildung im Wandbeleg des Keimsacks“ in dem Sinn, wie sie früher behauptet und beschrieben worden ist, wieder eingeführt würde. Wo die weitere Entwickelung näher beobachtet worden ist, da hat sich gezeigt, dass die beschriebenen lichten Streifen die jugendlichen Scheidewände selbst dar- stellen, die sich in der Folge auf eine geringere Dicke zusammenziehen, dass also kein Zusammenrücken sich ausdehnender, vorher getrennter Zellen statt- tindet. Die Möglichkeit des Auftretens von Membranen unter jener Form aber kann nieht bestritten werden, so wenig auch über den materiellen Unterschied einer solchen jugendlichen Membran und einer solchen, welche als zarte körnige Platte angelegt wird, Genaueres bekannt ist. Das Prothallium der Coniferen, in welchem die bei Selaginella vor- handene Ditferenzirung in zwei scharf unterschiedene Theile nicht besteht, entsteht auch nach den neuesten Untersuchungen seiner ersten Anlage nach durch wirklich freie Zellenbildung um frei getheilte Kerne, allerdings mit späterem ausgiebigem, mit T’heilungen verbundenem Wachsthum in dem ent- standenen Gewebecomplex, dessen als Endosperm im Samen sich erhaltender und functionirender "Theil von dem gleichnamigen Gewebe der Angiospermen doch wohl nur künstlich getrennt werden kann. Die Endospermgewebe haben unzweifelhaft zwei allerdings verwandte und in einander übergehende, aber doch bis zu einem gewissen Maasse aus 12* 92 Dr. Hegelmaier. einander zu haltende und zeitlich durch eine Periode relativer Ruhe des Stoft- umsatzes getrennte Verrichtungen. Die eine derselben, nämlich die, als Speicher für die von dem Keim später zu verbrauchenden Stoffe zu dienen, theilen sie in mannigfach variirter Weise mit etwa vorhandenem Perisperm und mit in einzelnen embryonalen Organen selbst „elegenen Aufbewahrungsstätten reser- virter Nahrungsstoffe, oder sie haben sie den letzteren ausschliesslich zu über- lassen; wogegen es auch Fälle giebt, wo die Bedeutung des Keims in dieser Richtung fast gänzlich weefällt, dann nämlich, wenn dieser auf einer der ersten Stufen der Ausbildung stehen bleibt. Die andere Function, dem Keim während der fötalen Wachsthumsperiode an seiner freien Oberfläche Nahrungs- material zuzuführen, ist ebenfalls nicht in allen Einzelfällen verwirklicht; eventuell tritt hier die Keimsackflüssigkeit vieariirend ein, und überdies wird ein Theil jenes Materials durch die angewachsene Basis des Keims, mag diese als Suspensor ausgebildet werden oder nicht, zugeleite. Dass aber das Endosperm als Organ in dieser Richtung mitfunctionirt, daran lassen die 'T'hatsachen, so weit sie vor Augen liegen, keinen Zweifel. Zwar das Vor- kommen der transitorischen Endosperme kann, so gut wie das der ganz rudimentären, unter dem Gesichtspunkt der Hemmungsbildungen auch ohne solche Voraussetzungen verstanden werden; allein die Lokalisation der parenchymatösen Endospermentwickelung im Verhältniss zu der Lage des Keimanfangs, beziehungsweise der die letztere wesentlich bedingenden Sus- pensorbildung, lässt für viele Fälle an wesentlichen Beziehungen auch der transitorischen Endosperme zu den Keimanfängen als Vermittler des Stoff- übergangs aus den schwindenden und einen grossen "Theil ihres plastischen Materials abgebenden äusseren Samenknospentheilen, mit welchen das Endo- sperm verwachsen ist, nicht zweifeln. Vom Standpunkt der Anpassung aus wird es alsdann vollkommen verständlich, dass in vielen Fällen die doch innerhalb der Integumente keines weitern Schutzes ihrer Oberfläche bedürftige Keimanlage temporär mit Gewebe umhüllt wird, und dass dieses sich nicht immer im ganzen verfügbaren Raum, sondern gerade da entwickelt, wo jene in der betreffenden Periode zu liegen kommt, sein Zellenaufbau mag im Uebrigen stattfinden auf welche Weise er will. Anstatt der sich als nächst- liegend darbietenden und auch in der Mehrzahl der überhaupt hierher gehörigen Fälle bevorzugten Mikropyleregion sind eventuell andere T'heile der Keimsäcke Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 93 der Schauplatz einer Gewebebildung Es kann genügen, in dieser Hinsicht unter den von Hofmeister!) dargestellten Dikotyledonen mit Endosperm- bildung durch Theilung Trscum mit Loranthus; Lathraea, Rhinanthus, Melam- pyrum wit Veronica und Pedicularis; Globularia mit Hebenstreitia, oder auch, als sehr schlagend, die verschiedenen Arten von Lupinus mit einander zu vergleichen. Welches von beiden in gegenseitiger Beziehung stehenden Ver- hältnissen das bedingende sei, ist selbstverständlich aus solchen Vergleichungen nicht herauszulesen. Einsicht in die Bedeutung mancher in der Entwickelung der Endöspermgewebe hervortretenden Verschiedenheiten ist dagegen von einer künftigen Kenntniss der speziellen Ernährungsvorgänge der Keime während ihrer ersten Wachsthumsperiode noch zu erwarten. Diese sind aber zur Zeit fast nicht studirt?2) und auch schwierig zu untersuchen, da ein Material, dessen auch. nur oberflächliche morphologische und anatomische Untersuchung die Anwendung erhärtender Mittel, namentlich des Alkohols, unentbehrlich macht, eben damit für den mikrochemischen Nachweis bestimmter wichtiger Stoffe untauglich wird. Dass der Ernährungsprozess wachsender Keimanlagen im seinen Einzelnheiten nicht bei allen Formen identisch, sondern mit verschieden- artigen Stoffumsätzen verbunden ist, daran lassen die sich von selbst auf- drängenden Verschiedenheiten in der Beschaffenheit der Inhaltsstoffe keinen Zweifel. 2!) Abhandl. d. K. Sächs. Ges. d. Wiss. VI, Taf. 1—8, 18—27. 2) Anfänge in dieser Richtung sind gemacht von Treub, notes sur l’embryogenie de quelques Orchidees, 1879. 94 Dr. Hegelmaier. Erklärung der Tafeln, Die eingeschlossenen Zahlen geben das Maass der Linearvergrösserung an. Dasselbe musste theilweise, wie auch die Zahl der Figuren, aus äussern Gründen mehr, als der Verfasser I (470 8 (470) 4 (470) 5 (470) 6a und b 7 (470) Ss _(470) ig. 9 (470) g. 10 (470) ig. 11 (470) gewünscht hätte, reducirt werden. Tafel 1. (1.) Fig. 1—15 Adonis autumnalis. Längsschnitt des grössten Theils des Keimsacks der fertilen Samen- knospe eines Carpells mit noch nicht ganz entwickeltem Griffeltheil. Längsschnitt des Scheiteltheils des Keimsacks der Samenknospe emes Carpells mit eben in Entwickelung begriffenen Narbenpapillen. Partie emes ähnlichen Präparates etwa gleichen Alters wie Fig. 2. Partie eines ähnlichen Präparats wie Fig. 2 und 3; wenige älterer Zustand. in Einzahl vorhandener Kern eines ausgewachsenen Keimsacks. (470) In Zweizahl vorhandene Kerne m wandständiger Lage aus einem befruchteten Keimsack. Kernpaar im Wandbeleg eines Keimsacks, in welchem erst zwei solche Paare vorhanden waren. Kernpaar aus dem Wandbeleg eines Keimsacks, in welchem vier solche Paare vorhanden waren. Kleiner Theil eines vielkernigen Wandbelegs mit drei Kernen. Kleiner Theil eines gegen Fig. 9 vorgeschritteneren, aber noch un- getheilten Wandbelegs. Partie eines in Theilung begriffenen Wandbelegs mit in fortschreitender Bildung begritfenen Scheidewänden. Fig. D* Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 95 je. 12 (470) Stück eines Längsschnitts eines getheilten Wandbelegs. Die mit -—- —- bezeichnete Seite entspricht der Innenfläche. ,. 13 (470) Stück eines seit emiger Zeit getheilten Wandbelegs, Flächenansicht. g. 14 (470) Stück eines zweischichtig gewordenen Wandbeless von einer Seitenwand- partie eines Keimsacks im Längsschnitt. &. 15 (470) Kleines Stück eines vom zwei- in den dreischichtigen Zustand über- gehenden Endosperms von der Seitenwandgegend eines Keimsacks. — —- bedeutet in den Fig. 14 und 15 Dasselbe, wie in Fig. 12. ig. 16—21 Caltha palustris. 16—1S (470) an der Antipodensruppe (ant) haftender, den ungetheilten Keim- sackkern eimschliessender Plasmaballen, Fig. 18 älterer Zustand als Fig. 16 und 17. 19, 20 (470) Kernpaare, noch in derselben Lage befindlich, wie die ungetheilten Kerne (Fig. 16—1S). paar vorhanden. Keimsack- Wandbelese. In beiden Fällen war nur ein solches Kern- . 21 (470) wahrschemlich abnormer Zustand eines Kerns aus einem schon vielkernigen Fig. 22-25 Archangelica officinalis. ig. 22, 23 (360) Spitzentheile von Keimsäcken im Längsschnitt mit ungetheiltem Kern 24 (150) Längsschnitt des Chalazaendes des Keimsacks einer schon weiter ent- wickelten Samenknospe; die. begrenzende Zellenschicht gehört dem Nucellusgewebe an. 25 (360) Stück eines medianen Längsschnitts eines auf der Placentarseite (pl) drei- schichtig, auf der Parietalseite (pa) zweischichtig gewordenen Endo- sperms; Distanz. beide Endospermtheile in der natürlichen gegenseitigen 96 Dr. Hegelmaier. Tafel 2. (I) Fie. 1, 2 Archangelica officinalis. Fig. 1 (470) erstes Paar von Endospermkernen in wandständiger Lage im Scheiteltheil eines befruchteten Keimsacks Fig. 2 (180) Querschnitt emes Endosperms (etwa aus der mittleren Region seiner Länge), welches im Begriff ist, sich zu schliessen. pl Placentarseite, pa Parietalseite. Fig. 3—8S Cotoneaster vulgaris. Fig. 3 (470) Stück eines vielkernigen Wandbeless des Keimsacks einer anscheinend gesunden, aber doch wahrschemlich in der Weiterentwickelung ge- hemmten Samenknospe. Fig. 4, 5 (470) Stücke von Wandbelegen vorgeschrittenerer Keimsäcke, über welche Dasselbe, wie hei Fig. 3 zu bemerken ist. Fig. 6 (235) Stück eines vor Kurzem getheilten Wandbeless, Flächenansicht. Fig. 7 (235) Stück eines Längsschnitts (Seitengegend) eines ähnlichen Wandbeleges wie Fig. 6. Die Seite + — entspricht der Innenfläche. (25) Medianschnitt des grössten Theils eines Samens, in welchem das Endosperm 02 Fig. (en) sich noch nicht geschlossen hat. em Keim. Die punktirten Linien geben den Verlauf der kurzen Endospermzellenreihen an. Fig. 9—11 Hippocrepis comosa. Fig. 9 (360) in Theiluug begriffener Wandbeleg eines Keimsacks. Fig. 10 (360) seit einiger Zeit getheilter Wandbeleg eines Keimsacks. Fig. 11 (25) Medianschnitt eines Samens, in welchem das Endosperm (en) sich in der Mittelgegend schon spaltenförmig geschlossen hat. em Keim. Fig. 12 (180) Coronilla montana. Medianschnitt des vorderen Theils eines Endosperms, welches eben den Keim (em) einzu- hüllen im Begriff ist. Fig. 13, 14 (10) Lotus Tetragonolobus. Medianschnitte von Samen, in welchen die Einhüllung des Keims (em) mit Endosperm (en) verschieden weit vorgeschritten ist. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 9% Fig. 15, 16 Hibiscus Trionum. Fig. 15 (360) Längsschnitt des Scheiteltheils eines unbefruchteten Keimsacks. Fig. 16 (360) Flächenansicht eines kleinen Stücks eines vielkernigen Wandbeiegs aus einem vor einiger Zeit befruchteten Keimsack. Fie. 17—20 Bocconia cordata. 17 (180) Längsschnitt des Mikropyletheils eines Keimsacks, dessen Anfüllung mit Endospermzellen soeben erfolet ist. Fig. 18 (180) Längsschnitt der Mittelregion eines Keimsacks wie Fig. 17. Fig. 19 (180) Längsschnitt des Chalazaendes eines gleichen Keimsacks. Fig. 20 (150) Querschnitt aus der Mittelregion eines ähnlichen Keimsacks bezw. Endosperms. Fig. 21 (150) Scabiosa prolifera. Querschnitt aus der Mikropylehälfte eines soeben mit Endospermzellen erfüllten Keim- sacks nebst angrenzender Schicht von Zellen des Nucellus. Nova Acta XLIX. Nr. 1. 13 Fig. Fig. Fig. Dr. Hegelmaier. Tafel 3. (I11.) Fig. 1, 2 Scabiosa prolifera. ı (360) Längsschnitt eines befruchtungsreifen Keimsacks nebst angrenzender Zellen- schicht des Nucellus. 2 (180) Längsschnitt eines eben in Anfüllung mit Endospermzellen begriffenen Keimsacks. Fig. 3-10 Euphorbia Lathyris. . 3 (470) Längsschnitt des schlauchförmigen Plasmakörpers eines Keimsacks, in welchem schon eine Mehrzahl von Endospermkernen besteht; das COhalaza- ende fehlt. ie. 4 (470) Gruppen von Endospermkernen, welche aus einem Keimsack herausgelesen wurden, der deren schon eine grössere Zahl enthielt und im Wachs- thum begriffen war. ie. 5 (650) Endospermkerne, aus einem ähnlichen Keimsack herausgelesen. 6—8 (50) Längsschnitte der Chalazaenden von Keimsäcken, deren übriger Theil mit klemzelligem Endospermgewebe erfüllt ist. 9 (25) Längsschnitt der Chalazahälfte eines Keimsacks, der grösstentheils mit Endo- sperm erfüllt ist, im der Mittelregion aber eine steril gebliebene Einschnürung und im Chalazaende einen noch unausgefüllten Raum zeigt. Die zarten Linien geben den Verlauf der Zellenzüge an. 10 (5) Längsschnitt eines halbreifen Samens, dessen Endospermkörper in zwei Stücke e und e’ getrennt ist; a Appendix; ch Chalazagewebe; ii inneres Integument: em Keim. Fig. 11—14 Trigonella foenum graecum. 11 (50) Medianschnitt einer Samenknospe, in welcher ein Vorkeim entwickelt ist (pr). 12 (25) Medianschnitt des Mikropyletheils einer Samenknospe, in welchem ein den Vorkeim einhüllendes Endosperm mit concaver Endfläche (die Zellen- züge durch punktirte Linien angedeutet) entwickelt ist. 13, 14 (10) Medianschnitte halbreifer, im Reifegrad etwas verschiedener Samen. en Endfläche des Endosperms (in Fig. 13 liegen die Medianschnitte (der Kotyledonen in dem des Samens, in Fig. 14 sind sie mit diesem gekreuzt). Fie. Fig. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 99 Fie. 15—21 Galega orientalis. 15 (50) Medianschnitt einer Samenknospe. 16 (470) Stück eines Längsschnitts des kernführenden Plasmabelegs eines befruchteten Keimsacks mit Blasenbildung. 17 (470) Kerne, aus einem im Wachsthum begriffenen vielkernigen Plasmabeleg eines Keimsacks herausgelesen. 1S (25) Medianschnitt des Mikropyletheils eines Samens, m welchem der Vorkeim von Endosperm eingehüllt ist. In letzterem sind die kurzen Zellen- züge durch punktirte Linien angedeutet. 19 (25) Medianschnitt eines gegen Fig. IS vorgeschritteneren vorderen Samentheils. Bei en die Endfläche des Endosperms. ;. 20, 21 (10) Medianschnitte von sich successiv der Reife mehr nähernden Samen. en wie in Fig. 19. Lage der Kotyledonen wie in Fig. 13 und 14. Fig. 22, 23 Phaseolus multiflorus. 32 (470) Medianschnitt eines fıisch gebildeten, den apicalen Theil des Vorkeims (den Keimantang) umfassenden Endospermkörpers. Oben dessen freie Fläche gegen den Keimsackraum. 33 (50) Medianschnitt des vorderen Theils eines Keimsacks, in welchem der Endo- spermkörper (en) auf der Höhe seiner Entwickelung angelangt ist. pr Vorkeim. Fig. 24-29 Fagopyrum esculentum. 24 (360) Längsschnitt des Mikropyletheils emes Keimsacks mit Endospermkernen im Wandbelesg und an der Oberfläche des Keimanfangs. . 25 (470) Plasmabeleg eines Keimsacks, m Theilung m Zellen begrifien. . 26 (50) Längsschnitt emes Endosperms, welehes den Keimanfang soeben eingehüllt hat. . 27 (50) Längsschnitt eines gegen Fig. 26 etwas vorgeschritteneren Endosperm- zustandes; die Zellenzüge durch punktirte Linien angedeutet. . 28 (50) Längsschnitt emes noch vorgeschritteneren Endosperms mit angedeuteten Zellenzügen. . 29 (25) Längsschnitt des Chalazaendes emes Samens, in welchem die Endosperment- wickelung ihren Abschluss gefunden hat; bei en freie Endfläche des Endosperns, in welchem die Zellenzüge angedeutet sind. Fig. 30 (470) Polygonum Persicaria. Kerne, aus dem Plasmabeleg eines vor einiger Zeit befruchteten Keimsacks herausgelesen. 13* 100 Fig. Fig. Fig. 8 Fig. Dr. Hegelmaier. Tafel 4. (IV. Fig. 1—9 Polygonum Persicaria. I (360) Längsschnitt eines befruchtungsreifen Keimsacks. 2 (360) Längsschnitt eines Keimsacks mit zwei ersten Endospermkernen, schon in wandständiger Lage. 3 (470) in fortschreitender Theilung begriffener kernführender Plasmabeles. 4 (470) Erstlingszellenschicht einige Zeit nach der Bildung der Scheidewände. g. 5 (470) Grenzgegend der in Theilung begriffenen Partie eines Plasmahbeless mit Interkurrenz von Kerntheilung und Theilung in Zellen. [e) (360) Längsschnitt des Mikropyletheils einer Samenknospe, in welcher der Keim- anfang soeben von Endospermzellen umhüllt worden ist. 1 (100) Längsschnitt eines gegen Fig. 6 etwas vorgeschritteneren Endosperms. S (25) Längsschnitt des Inhalts eines Samens, in welchem die Endospermentwickelung, was Anlesung von Zellen betrifft, ihren Abschluss gefunden hat; die Endospermzellenzüge durch punktirte Linien angedeutet. 9 (50) Medianschnitt des Mikropyletheils eines fertigen Endosperms- mit ein- geschlossenem, eben sich schief stellendem Keimanfang. Die Linie bei x giebt die Grenze des Endospermtheils an, welcher sich durch Verschwinden der Reservestoffe zur Rückbildung vorbereitet zeigt. Fig. 10-14 Salsola Kali. 10 (50) Längsschnitt einer reifen Samenknospe. 11 (470) Mikropyletheil eines in Vorkeim- und Endospermkernbildung begriffenen Keimsacks. Die Scheidewände im Vorkeim theilweise nicht sichtbar. 12 (470) in Theilung im Zellen begriftener Plasmabeleg eines Keimsacks; die Scheide- wände endigen als lichte Streifen von namhafter Breite. 13 (50) Medianschnitt des Inhalts eines Samens, in welchem der Keimanfang vor Kurzem von Endosperm eingehüllt wurde, in welchem die Zellenzüge angedeutet sind. ch polsterförmige Plasmaanhäufung im Chalazaende des Keimsacks. 14 (50) Medianschnitt des Inhalts eines Samens, in welchem die Endosperment- wickelung nahezu zum Abchluss gekommen ist; bei en die Endfläche des Endosperms. ch wie in Fig. 13. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms. 101 Fis. 15, 16 Corispermum nitidum. lors| -; [0 (e} [ © 5 (650) Gruppen von Kernen, aus dem Beleg eines vor einiger Zeit befruchteten, in starkem Wachsthum begriffenen Keimsacks herausgelesen. le | vd [0je7 or (650) in fortschreitender Theilung in Zellen begrifftener Plasmabeleg eines Keimsacks. Fig. 17—19 Kochia scoparia. Fig. 17 (50) Medianschnitt emer Samenknospe. Fig. 18, 19 Medianschnitte in Entwickelung begritfener Samen. In Fig. 19 die Endo- spermentwickelung annähernd abgeschlossen; bei en Endfläche des Endosperms. Fig. 20 (470) Phytolacca decandra. Aus dem Plasmabeleg eines wachsenden Keimsacks herausgelesene Endospermkerne. Fig. 21, 22 (650) Blitum bonus Henricus. Kleine Stücke von m fortschreitender Theilung in Zellen begriffenen Keimsackwandhelegen. Fi je 1-3 Dr. Hegelmaier. Tafel 5. (V.) Fig. 1, 2 Blitum bonus Henricus. I (470) Längsschnitt des grössten Theils eines Keimsacks, m welchem vier Endo- spermkerne vorhanden waren (der eine derselben nicht im Präparat gelegen). g. 2 (470) Längsschnitt des grössten Theils eines Keimsacks mit vier Paaren von Endospermkernen, von welchen drei in das Präparat übereingen. bo) fe Fig. 3—11 Stellaria holostea. 3, 4 (50) Medianschnitte von Samenknospen, 3 um die Zeit der Befruchtungsreife, 4 etwas älter. 5 (235) Mikropyletheil emes Keimsacks, wenig älter als Fig. 3 im Medianschnitt. . 6 (235) Medianschnitt des vorderen Theils emes Keimsacks von dem ungefähren to} fo} Alterszustand der Fig. 4. 7 (235) Medianschnitt des vorderen Theils eines Keimsacks, etwas älter als Fig. 6. S (25) Medianschnitt eines Samens mit schon ziemlich herangewachsenem Keim. Der schraffirte Theil ist das Nucellusgewebe, beziehungsweise Perisperin; ebenso in Fig. 9-11. In Betreff von x, y vgl. den Text S. 65. 9, 10 (15) Querschnitte eines etwas älteren Samens als Fig. S; Fig. 10 näher der Mikropyle, Fig. 9 mehr im hinteren Theil. 11 (15) Querschnitt eines annähernd reifen Samens; die Perispermhöhle spalten- förmig geschlossen. Fig. 12—16 Agrostemma Githago. 12 (33) Medianschnitt einer Samenknospe um die Zeit der Befruchtungsreife, 13 (180) Medianschnitt des Keimsacks einer ähnlichen Samenknospe wie Fig: 12. 14 (180) Medianschnitt des vorderen Theils des Keimsacks einer vor Kurzem be- truchteten Samenknospe. 15 (25) Medianschnitt des Keimsacks einer älteren Samenknospe als Fig. 14; bei m das Mikropyleende. 16 (470) Stück des Plasmabelegs eines Keimsacks, vor Kurzem in Zellen getheilt. Untersuchungen über die Morphologie des Dikotyledonen-Endosperms!: 108 Fig. 17—19 Mirabilis Jalapa. Fig. 17 (360) Medianschnitt der Mikropylehälfte eines vor Kurzem befruchteten Keimsacks. Fig. 18 (10) Medianschnitt des Ovarium und der Samenknospe nach eben erfolgter Ein- hüllung des Keimanfangs (em) mit Endosperm. Der schraffirte Theil hat sich schon als künftiges Perisperm abgegrenzt; der Keimsack ist chalazawärts bis x ausgedehnt, hat also seine definitive Grösse noch bei Weitem nicht erreicht; bei a die Antipoden. Fig. 19 (150) Keimanfang. dessen Einhüllung durch Endospermzellen soeben zum Ab- schluss gekommen ist; Medianschnitt. Fig. 20, 21 (360) Oxybaphus nyctagineus. Medianschnitte von Keimsäcken, Fig. 20 mit ungetheiltem, Fig. 21 mit einmal getheiltem Kern. a Antipodengruppe. Fig. 22—27 Eranthis hiemalis. (360) Medianschnitt eines Keimsacks um die Zeit der Befruchtungsreife. De = wi [897 [69] (470) noch ungetheilter Keimsackkern an der Antipodengruppe (a) hängend; der [89] w Fig. : Nucleolus in schalenförmige Stücke zerfallen. Fig. 24 (470) Primäres Paar von Endospermkernen, noch an derselben Stelle wie der ungetheilte Kern befindlich. Fig. 25 (470) eines von zwei vorhandenen Paaren von Endospermkernen, noch an der- selben Stelle befindlich. Fig. 26 (470) Paare von Endospermkernen aus einem Keimsack, in welchem deren schon einige vorhanden waren. Fig. 27 (360) Längsschnitt eines Keimsacks, der schon zum grössten Theil mit kern- führendem Plasma erfüllt ist. Fig. 28, 29 Cytisus Laburnum. Fig. 28 (360) Theil eines Längsschnitts des den Mikropyletheil eines vor längerer Zeit befruchteten Keimsacks erfüllenden vacuoligen Plasmakörpers. Fig. 29 (360) kleiner Theil eines Längsschnitts eines solchen Plasmakörpers, kurz vor der Theilung in Zellen. 104 Dr. Hegelmaier, Untersurh. üb. d. Morphol. d. Dikotyled.-Endosperms. Nachwort. Zwischen die Niederschreibung und Absendung der vorstehenden Ab- handlung eimerseits und ihren Druck andererseits hat sich ein nicht unerheb- licher Zeitraum eingeschoben, welchen ich den Leser zur Erklärung der Fassung einzelner "Theile derselben in Betracht zu ziehen bitte. Abgesehen davon, dass in der Zwischenzeit sich meine eigenen Beobachtungen auf dem behandelten Gebiet noch etwas erweitert haben, liegt namentlich eine Anzahl seitheriger Veröftentlichungen über Gegenstände der Zellen- und Kernlehre vor, deren Inhalt meine diesmalige Aufgabe einigermaassen berührt. Ihre Erwähnung hätte auch bei den hier eingehaltenen Schranken nicht unterlassen werden dürfen, und es hätten unter ihrer Berücksichtigung einige kleine Abschnitte eine veränderte Fassung erhalten müssen, wenn ich nicht aus äusseren Gründen vorgezogen hätte, den Text in seiner ursprünglichen Form zu belassen. Einer- seits wären die Abänderungen und Erweiterungen, welche aus beiden vor- erwähnten Verhältnissen sich hätten ergeben können, zu umfänglich aus- gefallen, und andererseits hoffe ich, dass ich künftig anderweitige Gelegenheit finden werde, so weit erforderlich, auf die Sache zurück zu kommen. Der Verfasser. Nova Acta Acad. CLL @ Nat. Cur Vol. XIX. Hiedelmaten del. - Lith, Anstv.J.G.Bach, Leipzig, Hegelmaier: Endosperm. Taf 1. MICH nn a ser en an FLY “iR DE 227 22er ——. 4 Nova Acta Acad. C1C.@ Nat. Car Vol.XLIX, Fe 0 5 De De Lith, Anst.v. J.G.Bach, leipzig Ö 2 » Endospernmt. Taf. . LALCR geln c He Neva dcta dcad. (1.0.6. Nat. Car Vol. XL. Tab, IT. jaren del. ! Lith, Anst.v. J.G.Bach, Leip Hegelmater: kndosperm. Tal. b - P = , Ki, ü u ß De Nova deta Acad. C1.C.G. Nat. Cur: Vol.XLKK. \ Tab. IV. Degelmater: Endosperm. Taf. Nova Acta dcad.(C.1.C.G. Nat. Cuur: Vol, XLIX. Heselmaier del. i Lith.Anst.v.J(GBach, Leipzig. Uegelmater: Indospern. Taf d. NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band XLEX. N 2. VERBA FILTORUM MOXNST, ETLII SEKTR, ID EST MAUMETI, HAMETI ET HASEN. DER LIBER TRIUM FRATRUM DE GEOMETRIA. Nach der Lesart des Codex Basileensis F. II. 33 mit Einleitung und Commentar herausgegeben von Maximilian Curtze, M.A.N., Oberlehrer am Königl. Gymnasium zu 'T’horn. Mit in den Text eingedruckten Holzschnilten. Eingegangen bei der Akademie den 5. December 1854. HALLE. 1355. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. Mr | | ’2 270% | salmornmaf 13h aaa rer euer “ “ 4'r" 4 SEINEM VEREHRTEN FREUNDE PROFESSOR Dr. MORITZ CANTOR M.A.N. ZUGEEIGNET VON DEM HERAUSGEBER. EINLEITUNG, 1) In seinem Apercu!) hat Micnen CHAsLes, einer Notiz Lisris in dessen „Histoire des Sciences Mathematiques en Italie“ folgend, auf die Schrift hingewiesen, von welcher ich im Nachfolgenden zum ersten Male einen, so weit möglich, berichtigten Text mittheilen will. An der fraglichen Stelle handelt UHastes freilich nur über den einen Satz dieses 'T'ractates, in welchem sich der Beweis der Heronischen Formel für den Inhalt des Dreiecks aus seinen drei Seiten: findet, ohne dass er auf den übrigen nicht weniger interessanten Inhalt des- selben eingeht. Durch ihn war aber das Interesse für das fragliche Buch der drei Brüder rege geworden, und es haben sich seitdem viele berühmte Namen mit demselben beschäftist. Trotz alledem ist, ausser einer gelegent- lichen Verwerthung eines andern Satzes durch den Verfasser dieser Zeilen, bis jetzt emzig und allein der Beweis für den Dreiecksinhalt zum Gegenstand nähern Studiums gemacht worden, obwohl die Schrift auch sonst für die Geschichte der Mathematik von bedeutender Wichtigkeit sein dürfte. Ich will versuchen, neben dem, so gut als möglich, gereinisten Texte, durch Uebersetzung der von den drei Brüdern gegebenen Sätze in unsere moderne mathematische Zeichensprache und durch Darlegung des geschicht- liehen Zusammenhangs derselben mit den Werken ihrer Vorgänger und Nach- folger, das Werk, so weit als möglich, den Fachgenossen klar zu machen. 1) Apereu historique sur Vorigine et le developpement des methodes en Geometrie par- tieulierement de celles qui se vaportent ü la Geometrie moderne ete. Par M. Cnastzs. Bruxelles 1837. In 40. — 2° ed. Paris 1873. In 4°. Seite 432. — Deutsch von SounxE, Halle 1839. In 8°. Seite 481—483. 110 M. Curtze. MP. 6) 2) Von Handschriften des Werkes sind, so weit bekannt, noch vier vollständige und eine unvollständige erhalten. Die beste, mir aber unzugäng- liche, enthält der Codex der Pariser Nationalbibliothek „Fonds latin Nr. 9335, früher „Supplement latin No. 49“. Sie umfasst darin Blatt 55a Col. 2, Zeile 13 bis Blatt 63b Col. 1, Zeile 16. Diese Handschrift, welche Lisrı in seiner „Histoire des Mathematigques en Italie?) so hoch stellt, war früher im Besitze des berühmten Gelehrten Ismarı Bovmraup, der am Fusse der ersten beschriebenen Seite des Manuseriptes geschrieben hat: „Ismael Bullialdus. fol. 160° Ich konnte für meine Zwecke nur die Anfangs- und Endworte, sowie einen Theil des Satzes 7 benutzen, von denen ich durch die Güte des Fürsten Boxcomra@nı in Rom von Herrn Evsuse Jaxıy in Paris Abschrift erhalten hatte. Ein zweites Exemplar des Werkes findet sich in «dem, ebenfalls der Nationalbibliothek zu Paris gehörigen Bande „Fonds latin No. 7.225" Das- selbe begreift darin Blatt 2a bis Blatt 5la. Auch diese Handschrift war mir durch die Liberalität des Fürsten Boxcomrassı in demselben Umfange zugänglich wie die des BuLLıaLdus. Das dritte Pariser Exemplar besitzt die Bibliothek Mazarine unter der Nummer 1256. Auch davon besitze ich Abschrift der Anfangs- und End- zeilen, sowie des T'heiles von Satz 7 durch dieselbe Quelle. Die beiden letzten Exemplare sind offenbar nur Abschriften aus Nr. 1. Die vierte vollständige Handschrift, nach welcher die vorliegende Aus- gabe gefertigt ist, besitzt die Oeffentliche (Universitäts-) Bibliothek zu Basel unter der Nummer FF. 1. 35. Mir ist dieselbe dreimal auf längere Zeit anvertraut worden, für welche grosse Liberalität ieh hier meinen ergebensten Dank zu sagen nicht unterlassen kann. In ihr umfasst der liber trium fratrum Blatt 116b, Zeile 24 bis Blatt 122a. Ausser dieser Originalhandschrift war mir noch vergönnt, zwei Abschriften derselben, welche Herr Professor H. Kınkeuın in Basel und Herr Professor Surer in Aarau unabhängig von einander und zu verschiedenen Zeiten gefertigt haben, zur Constituirung des Textes benutzen zu können. Auch diesen beiden hochgeschätzten Forschern sage ich hierdurch meinen ergebensten Dank. Da die Handschrift F. IL. 33 2) T. 1, 8. 297—299. Liber trium fratrum. (pP. U) 111 von hohem geschichtlichem Interesse, jedoch em vollständiges Verzeichniss der darin enthaltenen Schriften noch nicht veröffentlicht ist, so gebe ich ein solches in Anmerkung 3). 3) Codex 7! /7/. 33 der Oeftentlichen (Universitäts-) Bibliothek zu Basel: 244 Blätter auf Pergament von verschiedenen Händen des XIV. Jahrhunderts. 1) Blatt 1 bis 23: Jurrws Sorısus, De situ orbis terrarum et de singulis mivabilibus qui m mundo habentur. 2) Blatt 24 bis 41: Yeısus, De ornatu coelı sive de facie coeli. — Vel de ymaginibus coe- lestibus. Am Ende sind die Sternbilder, aber ohne Benennung, zusammengestellt. 3) Blatt 41 bis 43: De fluxu et refluxu maris. Anonymer Traetat mit einer Weltkarte. 4) Blatt 44 bis 57: Aurracanus, Astronomia. 5) Blatt 57 bis 63: M&samara, Liber motus orbis et nature eius. 6) Blatt 64: Escrrevs (d.h. Hyvsicues), De ascensione signorum. 7) Blatt 65 bis 86: Jorpaxus Nexorarıus, Arıthmetica. Das Ende fehlt. 8) Blatt ST bis 95: Algorismus de minuciis. Beginnt: Deinceps ad mimucias procedit negocium. Fortsetzung von Nr. 10; als solche zu Nümberg 1534 gedruckt. 9) Blatt 95 bis 98: Alcorismus de proporeionibus. Es ist das Werk des OrEsun; zwei Blätter sind verbunden. 10) Blatt 99 bis 105: Aleorismus demonstratus de integris. Der früher fälschlich dem REGIONMONTANUS zugeschriebene Tractat, jetzt dem Jorpanus vindicirt. 11) Blatt 105 bis 106: Times (?) (soll heissen Turpevs), De speculis comburentibus vel de sectione mukesi. Ueber parabolische Brennspiegei. Demnächst durch HErsere heraus- gegeben. 12) Blatt 107: De fieuris isoperimetricis. In der Pappus-Ausgabe Hurrscw’s im griechischen Original herausgegeben. 13) Blatt 108 bis 109: Descriptio sphaerae in plano. Stereographische Projection. Wahr- scheinlich Jorpaxus gehörig. 14) Blatt 109 bis 110: Tuypevs, de speculis. (Mit Nr. 11 nicht identisch.) 15) Blatt 110 bis 112: (Arınzen), De crepusculis vel de elevatione nubium. 16) Blatt 112 bis 114: Träger BEN Corra, Liber Carastonis (über die Waage). 17) Blatt 114 bis 116: Avrorvxcus, de sphaera mota. 18) Blatt 116 bis 122: Liber trium fratrum. 19) Blatt 122 bis 127: Jacosus Aukınor, De aspectibus. 20) Blatt 127 bis 129: Everıpes, De speculis. D.i. Katoptrik. 21) Blatt 129 bis 130: Tractatus de triangulis. Beginnt: Cuiuscumque trianguli rectilinei ignota per quecumque tria nota reperire. 22) Blatt 130 bis 131: Demonstrationes quadrantis. Anwendung des Quadranten in der praktischen Geometrie. Blatt 132 bis 135: Jorpaxus DE NEMoRE et Eucrıpes, de Ponderibus. ) Blatt 137: De quadratura cireuli. Blatt 137 bis 138: Tr&onosıvs, de locis habitabilibus. Blatt 138 bis 144: Jorvanus, de numeris datis. Von TrEurLEIN herausgegeben. w [ICE CHIC) B Se I) SD Qu Se uw Blatt 146 bis 150: Jorpanus, de triangulis. 4 Bücher, sehr interessant. 112 M. Curtze. (p. 8) Die letzte Handschrift, welche nur ein Fragment und dieses auch nur in verkürzter und veränderter Form enthält, bewahrt die Bibliothek des König]. Gymnasiums zu Thorn unter der No. R. IV”. 2: Dasselbe umfasst darin Seite 73 bis Seite 79. Man vergleiche über diese Handschrift meinen Aufsatz in der Zeitschrift für Mathematik und Physik. NIU. Jahrg. Supplement. 3) Ausgaben einzelner "Theile oder Uebersetzungen von solehen sind mir folgende bekannt geworden: a. Abdruck des Originaltextes des Beweises der Heronischen Formel durch H. KınkeEuın ®); h. Uebersetzung (dieses Beweises ins Deutsche von demselben 5): c. Abdruck des Origimaltextes über die Dreitheilung des Winkels durch die Kreiskonchoide durch den Verfasser dieser Zeilen $). In der Varia lectio hezeichne ich die Pariser Handschriften durch P; die Basler durch 2: die Thorner durch 7. Den Kinkelinschen Abdruck bezeichne ich nöthigen Falls dureh %, den meinigen dureh c. Die Quelle der drei Pariser Handschriften ist sicherlich die Handschrift Bovrriauvs; die Basler 3 stammt jedoch wahrscheinlich aus anderer Quelle, wie schon der zweite Beweis für die Heronische Formel zeigt, den die P nicht kennen: 7 stellt dagegen eine verkürzte Bearbeitung von kundiger Hand dar. 28) Blatt 151 bis 1553: Ancnımuxıves (d.h. Arcuımeoes), De curvis superficiebus. _ Siehe darüber den 3. Band der Archimedesausgabe HEIBERGS. 29) Blatt 154 bis 159: Geometria practica. 30) Blatt 160 bis 170: Tuxonosıs, de sphaenis. 31) Blatt 171 bis 172: Lso Esrarvs, De numeris armonicis. Beweis, dass ausser den Zahlen 2 und 5, 3 und 4, S und 9 es keine anderen unmittelbar auf einander folgende Zahlen geben kann, welche nur die Factoren 2 und 3 besitzen. 32) Blatt 172 bis 193: .Canraxus, Theorica planetarum. 35) Blatt 195 bis 194: Tuasır sex Corea, De motu octave sphere. 34) Blatt 194 bis 197: Pirrvs pe: GuLuına, de motu corporum coelestium. Im Jahre 1342 geschrieben. 35) Blatt 197 bis 219: Provemevs, Perspectiva. Die bekannte Uebersetzung aus dem Arabischen durch Evusentus AMIRACEUS SICULUS. 36) Blatt 221 bis 244: GEsEr (JEBER), Theoria motus corporum coelestium. 4) Berichte der Basler Naturforschenden Gesellschaft 5) GrunErTs Archiv, Th. 39, 8. 186 ete. 6) Zeitschrift für Mathematik und Physik. XIX. Jahrg. S. 449. Auch in Reliquiae Coppernicanae. Leipzig 1874. S. 24. Liber trium fratrum. (pP. 9) 113 +. Was wir über das Leben der drei Brüder wissen, hat Caytor in seinen Vorlesungen über Geschichte der Mathematik ) am übersichtlichsten zusammengestellt. Danach waren die drei Brüder MunammED, AHMED und Arnasan die Söhne des MÜsä ızx SHäRIR. (Sie lebten in der ersten Hälfte des IX. Jahrhunderts.) Der Vater war in seiner ‚Jugend Räuber gewesen, d.h. er hatte zu einer jener räuberischen Horden gehört, welche damals wie noch jetzt die Unsicherheit der Wüstengegend hervorbrachten, ohne dass durch diese Thatsache nach arabischer Auffassung die persönliche Ehrenhaftigkeit (ler Mitelieder einer solchen beeinträchtigt erschien. Später nahm Müsä BEN SHakır am Hote des Chalifen AuLmamöx eine hohe Stellung ein, und nach seinem Tode liess sich letzterer die Erziehung der drei hinterlassenen Söhne angelegen sein. Unter die Schüler der drei Brüder gehörte auch THäsır BEN Corra. Ein Werk über die Handwaage, das den drei Brüdern, nicht, wie WOoEPcKE, der es herausgab, annimmt, dem EukLipes zugehört, hat z. B. THägır BEN ÜoRRA in seinem liber carastonis (s. Anm. 3) weiter ausgearbeitet. 5. Was den Gesammtinhalt des Ziber trium fratrum betrifft, so nimmt der, oder nehmen die Verfasser nicht die aufgestellten Iehrsätze, wohl aber die gelieferten Beweise für sich im Anspruch, mit Ausnahme von zweien der- selben, d. i. erstens der Berechnung von , welche sie genau nach der Kreis- rechnung des ARCHIMEDES geben, und zweitens der Methode zwischen zwei gegebenen Längen zwei mittlere Proportionalen zu construiren, die sie dem Mitevs (d. ı. dem MENErLAUS) zuschreiben, während nach Eurorıus dieselbe dem -ArcHyrTas zugehört. Alle übrigen Beweise, behaupten sie, seien ihr Eigenthum, und speciell ist dies für den Beweis für den Dreiecksinhalt in- sofern richtig, als der fragliche Beweis aus dem Alterthume nicht bekannt, speciell von dem Beweise HEroxs wesentlich verschieden ist. Vergleicht man die Sätze, welche der Archimedeischen Berechnung von = vorausgehen, mit denjenigen in der zrz4ov ueroroıs, so muss man den drei Brüdern gewiss die grössere Folgerichtigkeit zugestehen. Nun ist schon vielfach, zuletzt von HEIBERG, ausgesprochen, dass die Kreismessung des ARCHIMEDES in ihrer jetzigen Form kaum die Originalgestaltung derselben sein könne, und so dürfte die Vermuthung nicht ganz abzuweisen sein, dass wir im vorliegenden Tractate 7) 1. Band, S. 629 f#. Nova Acta XLIX. Nr. 2. 15 114 M. Curtze. <(p. 10) die eigentliche Gestalt der Archimedeischen Arbeit, wenigstens der Hauptsache nach, vor uns haben. Dass die Beweise sämmtlich griechisches Oolorit tragen, ist augenscheinlich, und da ein Aufenthalt des ältesten der drei Brüder, des MUHAMMED BEN MÜsA BEN SHÄrIR, in Griechenland sicher bezeugt, auch die Kenntniss der Alten, d.i. stets bei den Arabern der Griechen, ausdrücklich von den Verfassern in der Kinleitung zugegeben wird, so dürfte unsere Conjeetur vielleicht auf Annahme bei den Gelehrten rechnen können. 6. Die Figuren zu den einzelnen Sätzen habe ich zum grössten "Theil selbst entwerfen müssen, da die in der Handschrift gegebenen durch den Mangel jeder Perspeetive fast unverständlich geworden sind. An einigen Stellen wurde ich in der Constituirung des Textes durch ein sehr interessantes Werk des .JORDANUS NEMORARIUS unterstützt. Dasselbe, betitelt Ziber de geometria oder liber de triangulis, in vier Bücher getheilt, hat am Schlusse des vierten Buches aus dem Ziber trium fratrum eine Reihe von Sätzen wörtlich entlehnt, so dass für den fraglichen Wortlaut das Buch des JorDAanus fast dem Originalwerke gleich zu achten ist; selbst die Buchstaben, welche sonst bei Jorpanus willkürlicher gebraucht werden, sind in beiden Arbeiten absolut identisch. Das hochinteressante Buch des .‚Jorpanus, der sich in ihm als ein ebenso gewandter Geometer zeigt, als er in seinem Tractat de numeris datis sich als Algebraiker und im seinen de arithmetica libris X als Arithmetiker erweist, hoffe ich in nicht zu ferner Zeit an anderer Stelle veröffentlichen zu können. Dem Texte des liber trium fratrum lasse ich unter denselben Nummern, welche ich den einzelnen Sätzen hinzugefügt habe, die nöthigen Erläuterungen folgen, damit das manchmal nicht allzu einfache Verständniss leicht zu erlangen sei. Hier sind auch etwaige geschichtliche Bemerkungen nieder- gelegt worden. Thorn, 85. November 1584. M. CURTZE. Bl. 116b lin. 24. Liber trium fratrum. (p. 11) 115 LIBER TRIUM FRATRUM. Verba filiorum Moysı filıi Seriır, id est MAtmenı, Hamerı et Hasen. Propterea quia vidimus, quod conveniens est necessitas scieneie mensure figurarum superficialium et magnitudinis corporum; et vidimus, quod de rebus sunt, quarum seiencia necessaria est in hac specie sciencie, euius cognicionem. non apprehendit aliquis usque ad hoc nostrum tempus, secundum quod apparet nobis; et de eis sunt, de quibus consecuti sumus, quod quidem de antiquis, qui preterierunt, consecuti sunt cognicionem eius, verumtamen sciencia illius non prevenit ad nos, neque aliquis de illis, quibus attestati sumus,*con- prehendit: et de eis sunt, quarum scienciam antiqui precedeneium sapientum conprehenderunt et eam in suis seripserunt libris, verumtamen earıum sciencia pervenit ad proprietatem eius, qui est nostri temporis sive communi- tatis: tune propter illud visum est nobis, ut conponamus librum, in quo osten- damus illud, cuius sciencia necessaria est de eo, quod nobis manifestum est de hae seiencia. Et si viderimus aliquid eorum, que posuerunt antiqui, et quorum seieneia publicata est in hominibus nostri temporis, quo indigeamus ad constituendum super aliquod eorum, que proponemus in libro nostro, dieemus illud rememorando tantum, et non erit nobis necessarium narrare illud in libro nostro, eum sit eius sciencia publicata, propterea quia querimus abbreviacionem ; Zeile 1: Liber trium fratıum steht nur in dem Cod. Bas.; Z. 2: Schiv Z, Schyr 7, Sekir P; Z.3: Hason ZB; Z.4: nm B folgt hinter vidimus noch einmal dasselbe Wort, aber unterpunktirt: 2. 8: quedam fehlt; Z. 12: comprehendent #; Z. 13: non fehlt; qwi sunt nostri B; Z. 13—14: sive communitate DB; Z. 18: ponemus 2. 15* 10 20 10 20 116 M. Curtze. (p. 12) et si viderimus aliquid eorum, que posuerunt antiqui de illis, quarum re- memoracio non est famosa, et non est exquisita eius scieneia, eujus narracione indigeamus in hoc nostro libro, ponemus illud in eo, et proporeionabimus illud ejus auectori; et declinabitur ex eo, quod narravimus de conposieione huius libri nostri, quod oportet ei, qui vult legere et intrare ipsum, ut sit bene in- structus in libris geometrie publicatis in hominibus nostri temporis. Proprietas communis omni superficiei est, quod est habens longitudinem et Jatitudinem tantum. Ned proprietas infinita corporea est, quod est habens longitudinem, latitudinem et altitudinem; et longitudo et latitudo et altitudo sunt quantitates, que terminant magnitudinem omnis eorporis; et longitudo est prima quantitatum, que terminant illud, et est illud, quod extenditur seeundum rectitudinem in duas partes simul, nam non fit ex eo, nisi longitudo tantum. st cum extenditur longitudo latitudinaliter, seilicet preter in partem suam et suam rectitudinem, tune illa extensio est latitudo, et tune provenit superficies. Et latitudo quidem non est, sieut estimant plures hommes, seilicet quod est linea, que continet superfieciem in parte alia a longitudine sua; et si esset, sieut illi dieunt, non esset superficies habens longitudinem et latitudinem tantum, et esset tune latitudo longitudo eciam, et illud est, quoniam latitudo in eorum estimacionibus est linea, et linea est longitudo, et Euclides quidem tam sapiens dixit, illud vero «dixit, quod linea est loneitudo tantum, et superficies est habens longitudinem et latitudinem. Altitudo vero est extensio superficiei in partem, que est preter longitudinem et latitudinem, scilieet extensio eius in altum ; et illi quidem, qui existimaverunt, quod latitudo est linea, existimaverunt iterum, quod altitudo est linea, et declaraeio erroris in illo est equalis. Jam ergo ostensum est, quid sit longitudo, et quid latitudo, et quid altitudo; et (leclaratum est hoc, quod ille tres quantitates, scilicet longitudo, latitudo et altitudo determinant magnitudinem omnis corporis et extensionem omnis super- Zeile 4: narrabimus 3; Z. 6: nostri operis 3; Z. 10—23: longitudo est illud quod extenditur secundum rectitudinem in duas partes similes tantum. Sed cum huius extenditur latitudinaliter scilicet partem in parte scilicet et suam rectitudinem dieitur latitudo ista ex- tensio; unde patet error diceneium latitudinem esse lineam continentem superficiem in parte alia a longitudine sua. Altitudo est extensio superfieiei in partem illam diversam a longitudine et latitudine sua scilicet in altum, unde altitudo non est Iinearum. so begümt das Thorner Manuseript und fasst in diese wenigen Worte alles bisher Dagewesene zusammen; 2.16: in longi- tudine 2. 1172 Liber trium fratrum. (p. 13) a fieiei, et declaratum iterum, quod non est aliquod corporum indigens media quantitate alia certa, qua eius magnitudo terminetur. Postquam ergo ostensum est illud, quod narravimus, tunc oportet, ut ineipiamus ostendere illud, cuius voluimus narracionem in hoc nostro libro. Et quoniam non volumus signare per illud, nisi seienciam amplitudinis super- ficierum et magnitudinis corporum, et scienecia in mensuracione quantitatis illius non conparatur, nisi per unum superficiale et per unum corporale; et unum superfieiale, per quod conparatur superficies, est superficies, euius longi- tudo est una, et cwius latitudo est una, et cwius anguli sunt recti; et unum eorporale, quo conparatur corpus, est corpus, ewius Jongitudo est una, et cuius latitudo est una, et cuius altitudo est una, et elevacio quarundam superficierum eius superficialis est super rectos angulos: tune propter illud oportet, ut narrem causam, quare posite sunt iste due quantitates, quibus conparantur amplitudo superficierum et magnitudo corporum. Causa vero in hoc est, ut quantitas, qua mensurantur superficies et corpora, sit talis, ut, cum duplantur, con- tinuentur ad invicem, ne dimittatur im vacuitatibus aliquid de superficie et eorpore mensuracio, super quod non veniat. Et est necessarium cum hoe, ut sit talis, super quod venit mensuracio de superficie aut corpore vel alio taliter, quod non veniat super ipsum mensuracio eius facile, dum non prohibetur eius mensuracio, et neque est sicut ingenium ultimum in facilitate discrecionis illius, quam ut sit iudieium unius, quo comparatur // superfieies aut corpus in Zeile 5: nisi se D; Z. 9: inter latitudo est una schwebt 5 ein et cwus altitudo est una; Z.5 bis Seite 14 Z. 7 lautet in der verkürzten Form von T' folgendermaassen: Suam (?) amplitudinis et magnitudinis in mensurando est per unum superficiale, quoad superficierum inensuracionem, cuius longitudo est una, et latidudo est una, cuius anguli sunt recti; et per unum corporale, quoad magnitudines, quod est corpus, cuius longitudo est una, latitudo una, et cuius altitudo est una, et elevacıo superficierum eius quarundam super alias est super angulos rectos. Cuius racio est. Quia oportet, quod quantitates, qua mensurantur super- ficies et corpora sunt tales, ut eum duplantur coniungentur ad inuicem taliter, ne dimittet in vacuitatibus aliquod de superficie et corpore mensuratis, super quod non venjat. Et est necessarium cum hoc, ut sit ıllud, super quod venit mensuracio de superficie aut corpore, facle, dum non prohibetur eius mensuracio, et illud non est repertum nisi in quadrato, id est in talı figura, quia, quoniam duplatur, alteratur eius quantitas, sed remanet eius quadra- tura; et iterum continuacio unius cum altero, quando duplatur, est continuacio non dimittens in vacuacionibus hijs, qguod mensuratur, super quod non veniat, et illud solum fit in corporibus et superficiebus per quadratum orthosonium, quia ipsum est maius aliis quadratis. Das Folgende bis Satz I fehlt in T: Z. 12: super erectos 3; Z. 15: mensuratur 3; Z. 16: superficie de 2. 10 15 10 20 30 115 M. Curtze. .(p. 14) singularitate sua, in sua duplacione iudieium unum, ut sit labor in discernendo illud, super quod cadit mensuracio, ab eo, quod non mensuratur unus. Ft hoc quidem non est repertum in aliqua fieurarım nisi quadrato; et illud est, quoniam, quando duplatur, alteratur eius quantitas, sed remanet eius quadratura; et iterum continuatio unius cum altero, quando duplatur, est continuacio non (imittens in vacuitatibus suis aliquid de eo, quod mensuratur per ipsum, super quod non veniat. lam ergo manifestwn est, propter quam causam usi sint mo quadrato superficiale et corporali loco quantitatis, qua conparentur ommes quantitates superfieierum et corporum. Causa autem in utendo orthogonio supra aliis non est, nisi mensurans, quoniam cum oportet, ut sit quantitas, qua mensuratur, que veniens super eam et continens eam velociter, non est alia figurarum quadratarım velocius continens illum, quod cum ea mensuratur, quam ortho- goniei, quoniam est maior earum. Jam ergo manifestum est, ob quam causam ponitur quadratum orthogonium ex superficiebus — et > corporibus esse quan- titas, qua conparantur superficies et corpora, et ita verifieatur sermo in €o, euius narracionem voluimus in hoc libro. Ineipiamus ergo, nam manifestum est = illud, quod voluimus. 1. Ommis figure laterate continentis cirenlum multiplicacio medietatis dyametri cireuli in medietatem onmium Taterum figure continentis cireulum est embadum figure laterate. Verbi gracia sit cireulus zdh contentus a figura «bg, et centrum eirculi sit punetum e, et sit Jinea eh medietas «dyametri eius: dico ergo, quod wmulti- plicacio ce in medietatem omnium laterum eius figure abg est embadum super- fieiei abg, ewius hec est demonstracio. Protraham duas lineas bed, gez; ergo linea eh est erecta super Ineam bg, ergo est perpendieularis trianguli beg, ergo multiplicacio eh in medietatem linee Ög est embadum trianguli deg: et per huiusmodi proprietatem seiemus, quod multiplicacio medietatis dyametri cireuli zdh in medietatem linee ab aut in medietatem linee «y est embadum duorum triangulorum gea, «eb. Jam ergo ostensum est, quod multiplieacio Zeile 5: continuitatem #; Z. 9: omnis quantitas D; 2. 15: et fehlt: 2. 18: est fehlt: 2. 20: Omne figure (!) 2. Liber trium fratrum. (p. 15) 119 medietatis «yametri eirculi zdh in medie- a tatem linearum ba, ag, gb aggregatarum est Ja embadum figure «abg. Ft jam scitur ex eo, quod narravimus, quod omnis corporis [ey eontinentis speram in ipso multipliecacio medietatis dyametri spere in terciam em- badi superficiei corporis eontinentis speram est embadum magnitudinis corporis, et illud , quod declarandum erat. II. Medietatis dyametri eirculi mudltiplicacto in medietatem omnium 1 laterum ommis figure in eireulo comtente est minor embado superficiei circuli. Verbi gracia sit figura abg contenta a eirculo abg, et sit centrum eireuli punetum e: dico ergo, quod multiplicaeio medietatis dyametri eir- euli abg in medietatem laterum figure abg aggresatarum est minor embado eireuli «bg, euius hee est demonstracio. Protraham duas lineas eb, ey, et pro- traham lineam e% perpendieularem ER k = h 2 super lineam bg, et producam eam us- \ YA N que ad Ah, et protraham duas Jineas LER x \ eG ._1° - . . > RS an bh, hg: ergo multiplicacio linee ek in N Zeile 4—5: Quod omne corpus continens speram ideo 3; Z. 9: est fehlt; Seite 14 2. 23 bis Seite 15 2.9 lauten in T folgendermaassen: Sit eireulus zdh concentricus figure abg, et centrum eireuli sit punctus e, et sit Iinea el medietas dyametri ipsius: dieo igitur, quod multiplicacio linee e/, in medietaten omnium laterum figure «by est embadum superficiei abg, curus demonstracio est. Protraham duas lineas bed, gez; igitur linea el, qui est erecta super lineam dg, est per- - pendieularis trianguli bey, et per hune modum sciemus, quod multiplicacio medietatis dyametri eireuli zdh in medietatem linee «b et in medietatem linee «ag est embadum duorum triangulorum gea, aeb, unde multiplicacio medietatis dyametri eireuli zdh in medietatem linearum ba, ag, gb aggregatarum est embadum figure, «Ög. Et sequitur quod corpus continens speram, quod multi- plieacio medietatis dyametri spere in terciam embadi superficiei corporis continentis speram est embadum magnitudinis corporis. Et illud est, quod demonstrare volumus; Z. 11: embadı 2, embado 7; Z. 12: Verbi. gracia fehlt in T; 2.13: contenta circulo 7’; Z. 14; ergo fehlt in T; 7.18: hee est fehlt in T. 10 20 25 120 M. Curtze. (p. 16) medietatem linee Ag est embadum duorum triangulorum ehg, bhe; et per modum similem huie seitur, quod multiplicacio medietatis dyametri eireuli abg in medietatem Jlaterum ag, bg, ab est minor embado eireuli abg. Jam ergo declaratum est, quod multiplicacio medietatis dyametri eireuli abg est minor embado cireuli adbg. Jam ergo ostensum est, quod multiplicacio medietatis dyametri circuli in medietatem omnium Jaterum figure est minor embado eireuli, et est ex eo, quod narravimus, quod multiplicacio medietatis dyametri spere in tereiam embadi superficiei omnis figure corporee contente a spera est minor embado maenitudinis spere, et illud est, quod demonstrare voluimus. 1II. Si fuerit ommnis linea terminata et eirculus, tume si fuerit linea ? terminata brevior linea continente eirculum, tunc possible est, ut fiat in cirenlo , l : igura laterata et angulata, qguam contineat ceireulus, et sint latera eins coniuncta I I 1 longius linea terminata; et si fuerit Iimea terminata longior linea continente cir- eulum, tune possibile est, ut fat super eirculum figura laterata et angulata con- tinens eum, et erumt latera eius aggregata brevius linea terminata. Ih a Verbi gracia sit linea terminata Ihn, En Fan et eirculus abg, et ponam lineam hun in PAR ITIN primis breviorem linea abg, que est eircum- a \ N fereneia eireuli: dieo ergo, quod possibile \ \ D . . . D | [ \ est, ut faclamus in eireulo figuram lateratam, 3 quam eireulus eontineat, et sint latera eius \ / aggregata longius linea An, quod sie pro- NER Bi batur. Linea An est minor linea abg; sit itaque Iinea dez continens circulum zde equalis linee An recte, et faciam in eirculo n abg Aiguram lateratam et angulosam non Zeile 1: Ay est bis et fehlt in T; Z.3—4: Unde ostensum est 7; Z.4—5; in bis abg fehlt in B, in T lauten diese Worte: in medietatem omnium laterum figure; Z. 6—8: Iam ergo bis et est ex co Zest 7’ so: Scitur ex eo; Z. 10: est, quod fehlt in T; Z. 12: quod fiat 7; Z. 13: eiveulos 3; et angulata fehlt in T; 2.15: supra 7; et angulata fehlt in T'; 2.17: Verbi graeia fehlt in T; Z. 18—19: sit linea An primo brevior 7’; Z. 22: contentam a cireulo 7; Z. 23: longiora 7; Z. 26: vecta 3, reetam 7! 121 | Liber trium fratrum. (p. ] eontingentem eirculum dze, tune latera figure facte aggregata sunt longius linea edz: sed linea edz est equalis linee An: jiam ergo ostensum est, quod possibile est, ut faciamus in circulo abg figuram lateratam et angulosam, et latera eius aggregata sint longius linea An, et illud est, quod demonstrare voluimus. Deinde ponemus lineam nr longiorem linea continente circulum dez: dico ergo, quod possibile est, ut faciamus supra eirculum edz figuram continen- tem ipsum, et sint latera eius aggregata brevius linea hn, ceuius hee est demon- stracio. Longior est linea hn linea edz, sit ergo linea abg continens circulum abg equalis linee An; fiat ergo in eireulo abg figura laterata non contingens eirculum edz: dico ergo, quod latera figure facte aggregata sunt brevius linea abg, et cum sit supra eirculum edz figura laterata et non tangit circulum abg similis figure facte in circulo abg, erunt latera figure continentis eirculum edz aggregata brevius plurimum limea abg, et linea abg est equalis linee hn, ergo latera figure facte sunt brevius linea kn, et illud est, quod demonstrare voluimus. IV. Medietatis dyametri omnis circuli multiplicacio < in > medietatem linee continentis ipsum est embadum superficiei eius. Verbi gracia sit eireulus abg, cuius centrum sit punetum e, et sit medietas dyametri eius limea eg: dico ergo, quod multiplicacio linee eg in medietatem linee abg est embadum eirculi abg, quod sic demonstratur. Si non fuerit ita, unde erit multiplicacio linee eg in quantitatem breviorem aut longiorem medietati linee abg ipsum embadum eirculi abg; si possibile fuerit, sit itaque multiplieacio in primis in minorem quantitatem medietati linee abg, que sit linea hn, et est quantitas brevior medietati linee adbg continentis eirculum. Zeile 2: igitur ostensum 7; Z. 3: possibile fieri 7’; abg fehlt in T; et angulosam fehlt in T; Z. 3—4: cwus latera 7; Z. 4: est, quod fehlt in T; Z. 5: Deinde sit linea 7’; longior quam linea continens 7; Z. 6: ut fiat super 7’; figura contimens 7; Z. 7—8: cuius demon- stracio est 7; Z. 8: Linea An est longior 7; Z. 10: igitur 7°; Z. 13: aggregata fehlt in T; plurimum, linea abg est B; plurimum linea abg, et linea abg est 7; Z. 14: et illud est fehlt in T; 2.16: in fehlt in B; 2.17: ipsius statt eius 7’; Z. 18: Verbi gracia fehlt in 7; cuius fehlt in T; et sit fehlt in T; Z. 20: cuius demonstracio est 7; Z. 24: Hinter linea hn schiebt B noch ein: et est ei; Z. 20 bis Seite 18 Z. 11 wird in T der Beweis so zusammengezogen: Si non fuerit sie, tune erit multiplieacio linee eg in quantitatem breviorem aut longiorem linea abg ipsum embadum cireuli; sit ergo multiplicacio in breviorem, sicut linea An, quantitas brevior medietate linee ag contingens eirculum. Igitur multiplicaeio linee eg in An est embadum eireuli Nova Acta XLIX. Nr. 2. 16 10 15 10 122 M. Curtze. (p. 18) Ponam autem quantitatem illam lineam An, ergo multiplicacio linee eg in lineam hn est embadum eireuli abg, et duplum est brevius linea abg continente; ergo possibile est, ut faciamus in eireulo «bg figuram lateratam, cuius latera aggre- gata sint longius duplo linee An. Cum ergo fiet figura in eirculo abg, erit medietas aggregacionis laterum eius longius linea An, et erit multiplicacio a medietatis dyametri eirculi abg in medie- —_ > . . D D En tatem aggregacionis laterum figure facte // - _ VS N in eo minor embado eireuli abg. Sed multi- \ plieacio linee hn in eg est multo mimor eireuli g en Ib embado abg, et jam fuit ei equalis; hoc vero \ / contrarium est et inpossibile Et si multi- x p% plicacio linee eg in quantitatem Jongiorem N medietati linee «bg ipsum embadum eireuli h n abg, si fuerit possibile, et ponam quanti- tatem illam lineam An: iterum ergo multiplicacio Iinee eg in lineam hn est embadum cireuli abg. Sed linea hn est longior medietati linee abg, et duplum eius est longius linea abg, ergo possibile est, ut fiat super circulum abg figura laterata, cuius latera aggregata sint brevius duplo linee An, et cum fiet hee figura super abg, erit medietas omnium laterum eius brevior linea In; sed multiplicacio medietatis dyametri eirculi abg medietatem aggrega- cionis laterum figure facte super ipsum est embadum figure continentis eirculum abg, et embadum eius est maius embado eireuli abg: ergo multiplicacio medie- abg, et duplum eius est breuius linea abg: igitur possibire est, ut faciamus in eirculo adg figuram lateratam, cuius latera aggregata sunt longius duplo linee An, et huius-figure medietas aggregacionis laterum figure facte in eo minor embado circuli abg; ergo multiplicacio linee In in eg est multum minor embado circuli adg, et iam fuit ei equale, quod est contrarium et inpossibile. Zeile 20: in fehlt in B; Z.11 bis 8.19 Z. 2 zieht T folgendermaasen zusammen: Si vero multiplicacio linee in longiorem medietate linee a5y est embadum eirculi adg, sit igitur huius Jinea longior An: igitur multiplicacio eg im An est embadum eirculi adg. Sed linea An est longior medietate Iinee abg, et duplum eius est longius linea adg, igitur possibile est, ut supra circulum abg hat figura laterata, cuius latera aggregata sunt brevius duplo linee An, et cum sit hec figura supra circulum abg erit medietas omnium laterum eius brevior linea An. Sed multi- plicacio medietatis dyametri eirculi adg in medietatem aggregacionis laterum facte figure est embadum figure continentis circulum, et embadum eius est maius embado eirculi: ergo multi- plicacio medietatis dyametri circuli ady in lineam Zn est multo maior embado superficiei circuli, iam vero fuit ei equalis, quod est contrarium et inpossibile. Der Schluss von Prop. IV fehlt in T. // 117» Liber trium fratrum. (p. 19) 128 tatis dyametri eireuli abg in lineam An est multo maior embado superficiei eireuli abg, jam vero fuit ei equalis, quod quidem est contrarium et inpossibile. Jam ergo declaratum est, quod multiplicacio medietatis dyametri omnis eireuli in medietatem linee continentis ipsum est embadum superficiei eireuli, et illud est, quod demonstrare voluimus. Et iam seitur ex illo, quod narravimus, quod, cum sumitur ex circulo abg arcus, quicunque arcus sit, et protrahuntur ex duabus extremitatibus eius due linee ad centrum eireuli, est embadum huius trianguli, quem &ontinet iste arcus et due linee, que protracte sunt ab extremi- tatibus eius ad centrum, illud, quod fit ex multiplicacione medietatis dyametri eireuli abg in medietatem arcus assumpti ex eo, et illud est propositum. V. Proporcio dyametri ommis circuli ad lineam ipsum continentem est una. Verbi gracia sint duo eireuli diversi, qui sint duo cireuli abg, dez, et sint dyametri eorum, scilicet dyameter circuli abg linea bg, et dyameter eireuli dez linea ez: dico quod proporeio dyametri dg ad lineam abg continentem ipsum est sieut proporcio dyametri ez ad lineam edz continentem ipsum, quod sie demonstratur. Si foret proporeio amborum una, tune sit proporcio Zeile 17: non fehlt in B; den Beweis des Satzes V giebt T in folgender gekürzten Weise wieder: Sint duo circuli diuersi adg, dez, et dyameter primi sit linea g, secundi vero es: dico ergo, quod proporcio bg ad abg est sicut proporcio dyametri es ad lineam continentem edz. Quod si non, sit igitur proporcio linee by ad abg sicut proporcio Iinee ez ad An lineam, et linea hn aut est longior aut brevior dez. Si igitur est brevior, igitur dividamus lineam An in duas medietates in puncto Z, et erigam super punctum % lineam equale linee es medietati stantem super lineam %n orthogonaliter, que sit A%, et conplebo quadratum /2, et quia linea Ak est equalis medietati Iinee ez, et linea ht est brevior medietate linee dez erit quadratum 4% minus superficiei circuli de. Verum proporcio linee Ah ad lineam At est sicut proporeio medie- tatis linee by ad medietatem linee adg, et multiplicacio linee #% in lineam At est superficies At, et multiplicacio linee 59 in medietatem linee abg est superficies eirculi adbg, et ergo sicut est proporcio medietatis linee 5g ad 4% multiplicata sicut proporeio linee dg ad duplum 7%, duplicata proporcio superficiei eirculi abg ad quadratum Af est sicut proporcio linee dy ad lineam es du- plicata, ac proporeio superficiei eireuli abg ad superficiem eirculi dez est sieut proporeio bg ad ex duplicata per Everivem, igitur proporeio superficiei adg ad superficiem circuli eds et ad quadra- tum /# est una, ergo sunt equales. Sed quadratum 4 iam fuit minus superficie circuli dez, quod est contrarıum et inpossibile; igitur linea in non est brevior linea dez, nec longior, igitur est equalis, et proporeio linee by ad lineam abg est siecut proporcio ze ad Am, sed linea An est equalis dez linea, ergo proporeio omnis dyametri circuli ad lineam continentem ipsum est una, quod demonstrare voluimus. 16* 10 10 20 30 124 M. Curtze. «p. 20) linee gb ad lineam abg sieut proporcio ez ad lineam An, et linea kn aut est longior aut brevior linea dez; et ponam ipsam in primis breviorem, si fuerit possibile, et dividam lineam Ar in duo media super t, et erigam super punctum A lineam equalem medietati linee ez stantem super lineam hn ortho- gonaliter, que sit linea hk, et conplebo quadratum it, et quoniam linea hk est equalis medietati linee ez, et linea ht est brevior medietati linee dez, erit quadratum 4t minus 97 0% Ti a superficiei eireuli dez. / \ N Verum proporcio linee l \hny N kh ad lineam ht est \ > „6 n \ sicut proporcio medie- | Je tatis linee by ad me- = \ / dietatem linee abg, et \ ” multiplicacio Jinee rk in 7 lineam ht est superficies une kt, et multiplicacio me- k dietatis linee dg in me- | | dietatem linee abg est | superficies eireuli abg. Sie igitur proporcio me- | | dietatis linee by ad | h 4 N Jineam kh multiplicata sicut proporeio Iinee dg ad duplum linee %% duplicata, proporeio superficiei eireuli abg ad quadratum At est sicut proporcio medietatis linee bg ad lineam Ih duplicata; sed duplum linee kh erit equalis ez, ergo proporeio superficiei eireuli abg ad quadratum /t est sicut proporeio linee bg ad lineam ez; duplicata autem proporeio superficiei eireuli abg ad superficiem eireuli dez est sieut pro- porcio dg ad ez duplieata, sieut declaravit EvcLipes; ergo proporcio superficiei eirculi abg ad superficiem ceirculi dez et ad quadratum kt est una; ergo sunt equales. Sed quadratum kt iam fuit minus superficie eirculi dez, quod quidem est contrarium et inpossibile. Non est linea An brevior linea dez, et per huiusmodi disposicionem seitur, quod linea Am non est longior linea dez, et cum linea An non sit longior, neque brevior Jinea dez, tune est equalis ei, et proporcio Jinee bg ad lineam abg est sicut proporcio linee ze ad hun, et linea hn Liber trium fratrum. (p. 21) 125 est equalis linee dez. Jam ergo ostensum est, quod proporcio dyametri omnis eireuli ad lineam continentem ipsum est una, et illud est, quod demonstrare voluimus. VL Cum ergo iam manifestum sit illud, quod narravimus, tunc oportet, ut ostendamus proporcionem dyametri circuli ad lineam continentem ipsum, et operabimur per modum, quo operatus est Archimenides. Nam nullus llius sciencie invenit aliquid usque ad nostrum tempus preter ipsum im eo, quod nobis apperuit. Et iste modus in inveniendo proporcionem dyametri ad lineam continentem, etsi non ostendat proporcionem unius eorum ad alterum ita, ut per eam raciocinetur secundum veritatem, tamen significat proporcionem umius eorum ad alterum ad quemcungue finem volmerit inqwisitor huius sciencie, scilicet, si voluerit inquisitor seive proporcionem wunius eorum ad alterum. Verbi gracia, ut perveniat in propinquitate illius ad hoc, ut non sit inter ipsam et inter veritatem proporeio unius eorum ad alterum, cum posita fuerit dyametros unum, nisi minus minuto, quod est pars sexagesima dyametri, posset illud; et si voluerit pervenire in propinquitate illius ad hoc, ut non sit ei finis inter ipsam et inter veritatem proporeionis unius eorum ad alterum nisi minus secundo, quod est sexagesima pars minuti, posset illud; et si voluerit, ut perveniat in propinquitate illius, ad quemeunque finem voluerit protinus illa duo, possit illud per illud, quod narravit Archimenides, et usi sunt hoc monstrato propinquitati in omni computacione, in qua cadunt radices surde, cum computator vult raciocinari per quantitatem eius, et erit hoc ita. Ineipiamus ergo declarare illud. Lineemus ergo eireulum atb, euius dyameter sit ab, et ipsius centrum sit punetum 9, et protraham ex centro y lineam 92, continentem cum linea gb terciam anguli recti, et erigam supra Zeile 14: conposita 3; Z. 15: dyametri ZB; 60% B; Z. 18: 60“ DB; Z. 20: per illum 3; Zeile 4—22 heisst in T folgendermaassen: Que igitur sit proporcio dyametri circuli ad lineam continentem ipsum, operabimur sicut Archimenides solus ita, quod non fallatur, in- quisitor in propinquitate veritatis proporcionis unjus ad alterum, nisi minus minuto, quod est 60° dyametri. Et si voluerit, quod non medium secundo nisi minus seruando, quod est pars 60° minuti, et plus illa, ut proveniat ad quemeungue finem voluerit conputator raciocinari. Die letzten 3 Zeilen bis Seite 23 Zeile 4, mit welchen das Fragment der Thorner Handschrift schliesst, haben in dieser folgenden Wortlaut: Lineemus circulus (!) atb, cuius dyameter ab, centrum g, et protraham ex centro lineam gz continentem cum linea 9% tereiam anguli recti, et erigam super punctum 5 linee abg lineam bz orthogonaliter: manifestum est, quod arcus, qui sub- 10 10 16) S 126 M. Curtze. (p. 22) punctum 5 linee gb lineam bz orthogonaliter: manifestum est igitur, quod arcus, qui subtenditur angulo byz est medietas sexti eirculi atb, et quod linea bz est medietas lateris exagoni continentis circulum atb. Et dividam angulum bgz in duo media cum linea ge, et dividam angeulum dbeg in duo media per lineam gn, et dividam angulum bgn in duo media per lineam gd, et dividam angulum dgd in duo media per lineam gh: mani- festum est igitur quod areus, qui sub- tenditur angulo bgh est pars centesima et nonagesima se- eunda cireuli «tb, et quod Iimea bh erit medietas lateris figure habentis nonaginta sex latera continentis cir- eulum atb. Cum ergo hoc sit ita, tune nos ponemus lineam 92 trecenta et sex propter facilitatem usus numeri in eo, quod eonputatur. Cum ergo sit linea gz trecenta et sex, erit quadratum eins nonaginta tria milia et // sexcentum tenditur angulo dgz est medietas 6° circuli ab, et quod linea 5z est medietas lateris exagoni continentis cireulum atb. Et dividam angulum dgz in duo media per lineam ge, et diuidam angulum dge in duo media per lineam gd, et dividam angulum dgd in duo media per lineam gA: manifestum est, quod arcus, qui subtenditur angulo dgh, est pars 1002 et 92% cireuli atb, et quod linea 5% est medietas lateris figure habentis 96 latera continentis ceirculum atb. Tune propter facilitatem usus numeri in eo, quod conputatur, ponamus lineam gz trecentum et sex, cuius linee quadratum necessario erit 90% 3% milia et sexcentum et 36%, et erit linea 53 centum et 53, quia angulus dgz est tercia anguli recti et angulus gdz est rectus, et erit quadratum linee gz viginti 3% milia et quadringenta et novem, et quadratum linee 95 septuaginta milia et ducenta et viginti septem: igitur linea gb est plus ducentis... — Zeile 7: lineam dgz B; 2.21: 96 B; Z. 25: B wiederholt die Worte milia et. Liber trium fratrum. (p. 23) 127 et 36, et erit linea dz 100 et 53, quoniam angulus dgz est tercia anguli recti, et angulus gbz est rectus, et erit quadratum linee d2 23 milia et 400 et 9, et quadratum linee 9b septuaginta milia 200 et 27; ergo linea gb est plus 200 et 65. Sed proporeio duarum linearum bg, ez aggregatarum ad bz est sicut proporcio gb ad be, propterea quod linea ge dividit angulum bgz in duo media; et due linee Ög, gz aggregate sunt plus 500 et 71, et linea bz est 100 et 53, ergo proporcio gb ad be est maior proporcione 500 et 71 ad 100 et 53: ergo linea gb erit plus 500 et 71, cum fuerit positum de 100 et 53; et quadratum gb est plus 300 et 26000 et 41, et quadratum be est 23000 et quadringenta et 9: ergo quadratum ge est plus 300 et 49000 et 400 et 50, ergo linea ge est plus 500 et 91 et octava unius. Et secundum exemplum, quod narravimus, deelaratur, quod proporeio linee gb ad bn est maior proporcione mille et 100 et 62 et octava unius ad 100 et 53, et, cum fuerit dn 100 et 53, erit gb plus 1000 et 100 et 62 et oetava unius, et quadratum gb erit plus 1000000 et 300 et 50 milibus et 500 et 54 et quarta, et quadratum bn erit 23000 et 400 et 9, et quadratum gn erit plus 100000bus et 300t5 et 73000 et 900 et 43 et quarta: ergo linea gn est plus 1000 et 100m et 72 et octava unius. Et secundum hoc exemplum, quod narravimus, declaratur, quod pro- poreio gb ad bd est maior proporeione 2000 et 300 et 34 et quarta unius ad 100 et 55. Cum ergo fuerit linea dd 100 et 53, erit gb plus 2000bus et 300 et 34 et quarta unius, et quadratum gb erit plus 5000000 et 400 et 45000 et 700 et 23, et quadratum dd 23000 et 400 et 9: ergo quadratum gd erit plus 5000000 et 400 et 72000 et 100 et 32, ergo linea gd est plus 2000 et 300 et 39 et quarta unius. Et secundum hoe exemplum, quod narravimus, declaratur, quod pro- poreio gb ad bh est maior proporeione 4000 et 600 et 73 et medietatis unius ad 100 et quinquaginta tria. Cum ergo fuerit linea dh 100 et 53, erit gb plus 4000 et 600 et 73 et medietate unius. Et hee quidem est proporeio lateris figure habentis 96 latera continentis circulum ad dyametrum: ergo pro- poreio dyametri ad omnia latera figure habentis 96 latera continentis eirculum est maior proporeione 4000 et 600 et 73 et medietatis < unjus > ad 14000 Zeile 2: linee gz 3; Z. 32: unius fehlt in B. oO 10 [>11 10 128 M. Curtze. (p. 24) et 600 et 88. lJam ergo ostensum est, quod proporeio omnium laterum figure habentis 96 latera ad dyametrum est minor tribus et septima unius. Amplius protraham in circulo atb cordam sexte, que sit Imea tb, et protraham at; et dividam angulum tab in duo media per lineam «au, et pro- traham lineam ab; et dividam angulum bau in duo media per lineam ak, et protraham cordam kb; et dividam angulum kab in duo media cum linea «l, et protaham cordam Ib; a et dividan angulum !ab in duo media per lineam am, et protaham cordam mb: ergo manifestum est, quod corda mb est latus figure habentis 96 latera, quam con- tinet eirculus. Deinde ponam Jlineam ab 1000 et 500 et 60% propter facilitatem usus numeri in eo, quod volumus: ergo erit corda tb 700 et 50, et erit quadratum ab 2000000 et 400 et 33000 et 600, et quadratum tb 600 et 8000 et quadringenta, et erit quadratum at mille milia et S00 et 25000 et ducenta: ergo linea at est minus mille et 300 et quinquaginta uno; sed proporeio duarum linearum fa, ab coniunetarum ad tb est sieut proporcio ab ad bg et proporeio ab ad bg est sieut proporeio au ad bu, et due linee at et ab aggre- gate sunt minus duobus milibus et nongentis et undecim, et linea tb per hanc quantitatem est septingenti et octoginta: ergo proporcio au ad bu est minor proporeione duorum milium et nongentorum et undecim ad septingenta et octo- sinta. Si ergo fuerit linea vb septingenti et octoginta, erit linea au minus Zeile 26: quadraginta uno D; Z. 27—28: at ad tg et proporcio at ad tg B; Z. 30: septuaginta 3; Z. 31: septuaginta 2; Z. 32: septuaginta 2. Liber trium fratıum. (p. 25) 129 octo mille milibus et quadringentis et septuaginta tribus milibus et nongentis et viginti < uno >: ergo quadratum ab est minus novem mille milibus et octoginta duobus milibus et trecentis vieinti uno: ergo Iinea ab erit minus tribus milibus et tredecim et tribus quartis unius. Et secundum exemplum, quod narravimus, declarabitur, quod proporecio ak ad kb est minor proporeione quinque milium et nongentorum et viginti quatuor et trium quartarum unius ad septingenta et octuaginta. Cum ergo fuerit linea /b septingenti et octuaginta, erit linea «4 minus quinque milibus et nongentis et viginti quatuor et tribus quartis unius; et proporeio quinque milium et nongentorum et viginti quatuor et trium quartarum unius ad septin- genti et octuaginta est sicut proporcio mille et octingentorum et viginti trium ad ducenta et quadraginta: ergo, cum sit 4b ducenta et quadraginta, erit «ak minus mille et octingentis et viginti tribus, et quadratum ak erit minus tribus mille milibus et trecentis et viginti tribus milibus et trecentis et viginti noven,, et quadratum kb erit quinquaginta septem milia et sexcenti: ergo quadratum ab erit minus tribus mille milibus et trecentis et octuaginta milibus et nongentis et viginti novem; ergo lJinea ab erit minus mille et oetingentis et triginta et octo et novem partibus undecimis unius. Et secundum exemplum illius, quod narravimus, declaratur, quod pro- porcio al ad !b est minor proporeione trium milium et sexcentorum et sexaginta unius et novem parecium undecimarum unius ad ducenta et quadraginta, et proporeio milium et sexcentorum et sexaginta unius et novem parcium undecimarum unius ad ducenta et quadraginta est sicut proporeio mille et septem ad sexaginta sex. Cum ergo fuerit linea /b sexaginta sex, erit linea «al minus mille et septem; ergo quadratum a’ erit minus mille milibus et quatuor- deeim milibus et quadraginta novem, et quadratum bl erit quatuor milia et trecenta et quinquaginta sex: ergo quadratum «ab erit minus mille milibus et decem et octo milibus et quadringentis et quinque; ergo linea ab erit minus ınille et novem et sexta unius. Zeile 1-2: duobus milibus brs erit minus fehlt in B: Z. 4: uno fehlt in D; 2.9: septuaginta B; Z. 10: septuaginta 3; Z. 12—13: septuaginta D; Z. 22: sexcenta D; Z. 24: an statt trum BD; Z. 29: quadraginta 5. Nova Acta XLIX. Nr. 2. 17 10 20 [S}1 10 20 Sj1 130 M.- Curtze. (p. 26) Et secundum exemplum, quod narravimus, declaratur, quod proporeio am ad mb est minor proporeione duorum milium et sedeeim et sexta unius ad sexaginta sex. Cum ergo fuerit mb sexaginta sex, erit am minor duobus milibus et sedecim et sexta, et quadratum am erit minus quatuor mille milibus et nongentis et viginti octo, et quadratum mb erit quatuor milia et trecenta et quinquaginta sex: ergo quadratum ab erit minus quatuor mille milibus et sexaginta novem milibus et ducentis et octua- ginta quatuor, ergo linea ab erit minus duobus milibus et decem et septem et quarta unius; et linea md per hanc quantitatem est sexaginta sex, et linea mb est latus figure habentis nonaginta sex latera, que continetur a cireulo: ergo proporeio dyametri // ad latera figure habentis nonaginta sex latera, quam continet eirculus, est minor proporeione duum (!) milium et decem et septem et quarte unius ad sex milia et trecenta et triginta sex. Iam ergo ostensum est, quod proporcio omnium laterum figure habentis nonaginta sex latera, quam continet eireulus, ad dyametrum est maior, pro- poreione trium et decem parcium de septuaginta et una partibus ad unum, et linea continens eireulum est longior omnibus lateribus figure habentis nonaginta sex latera, quam continet eireulus, et brevior omnibus lateribus figure habentis nonaginta sex latera, que continet eirculum: jam ergo manifestum est ex eo, quod narravimus, quod proporcio linee continentis eirculum ad dyametrum eius est maior proporeione trium et decem parcium de septuaginta et una partibus ad unum, est minor proporeione trium et septima ad unum, et illud est, quod demonstrare voluimus. lIam potest, qui querit, raciocinari proporcionem linee circumplexe —ad> dyametrum, ut perveniat ex propinquitate numeri, cum quo racioeinatur, ad veritatem proporeionis unius earum ad alteram ad quemeunque finem voluerit, secundum quod narravimus, per eundem modum, quem feeit Archimenides. Zeile 5: et sexaginta quatuor milibus ferlt in B; Z. 7-8: et octuaginta in alio quatuor octuaginta (!) 3 (wohl ein Zeichen, dass B nach zwei Handschriften gefertigt ist); 2. 22: et fehlt in B; septem BD; wnius fehlt in B; 2.25: ad fehlt in B. // 118b Liber trium fratrum. (p. 2%) 131 VII‘. Volo ostendere, quod, cum aceipitur superfluitas medietatis ommium laterum omnis trianguli super unnmquodque laterıum, tunc si multiplicatur una trium superfluitatum in aliam earum, deinde multiplicatur illud < quod> aggregatur in tertiam, postea multiplicatuır, quod aggregatur, in medietatem ommium laterım trianguli : tume illud, quod aggregatur, est equale multiplicacioni embadi figure in se. Verbi gracia sit triangulus abg: dieo ergo, quod, cum acceipitur super- Huitas medietatis linearum «ab, by, ga eoniunetarum super unamquamque Jinearum ab, bg, ga; deinde multiplieatur superfluitas medietatis linearum trium aggre- gatarum super ab in superfluitatem medietatis earum super bg; postea multi- plieatur illud, quod aggregatur, in superfluitatem medietatis earum super ya; deinde multiplicatur, quod aggregatur, est equale ei, quod fit ex multiplicacione embadi trianguli abq a in se, quod sie probatur. Kevolvam in triangulo abg maiorem eirculum, qui cadit in eo, qui sit eirculus dzm, et sit eius centrum e; et protraham a centro lineas ed, em, ez ad puncta, super que tangunt circulum Jlatera trianguli, et protraham lineam ae; ostendam ergo, quod da est equalis az, et 2b equalis bm, et mg equalis dd, quoniam, quando linee contingentes eir- eulum oceurrant super punetum unum, tune ipse sunt equales, proptera quod angulus eda est equalis angulo eza, et unusquisque eorum est rectus, et due linee de, ea sunt equales duabus lineis ze, ea, ergo limea da, est equalis linea az; et per huiusmodi modum seitur, quod due linee zb, bm sunt equales, et quod due linee mg, gd sunt equales. Et sciendum est ex eo, quod narravimus, quod unaqueque duarum linearum da, az est superfluitas medietatis linearum ab, bg, ga aggregatarum Zeile 3: quod fehlt in B; Z. 11—12: in medietatem bis aggregatur fehlt in B. fe 10 180 [oJ 30 10 15 20 30 132 M. Curtze. (p. 28) super Jineam bg: et quod unaqueque duarum linearum zb, bm est superfluitas medietatis omnium Jaterum trianguli abg super Jineam ga; et quod unaqueque «uarum Iinearum dg, gm est superfluitas medietatis omnium Jaterum trianguli abg super Iineam ba. Demum elongabimus lineam «ae usque ad t et elongabimus iterum Jineam ab usque ad h, et ponamus ah equalem medietati omnium la- terum trianguli abg: declaratur ergo ex eo, quod narravimus, quod Jinea Ab est equalis unieuique duarum linearum dg, gm. Et elongabimus ay usque ad 4, et ponamus ah equalem ah: ergo declaratur, quod linea gk est equalis unieuique duarum linearum zb, bm; et protraham ex puncto h lineam At super angulum rectum linee ah: ergo manifestum est, quod linea ht est equalis linee kt; et aceipiam ex linea by equale bh, quod sit bl, et protraham tl: ergo manifestum est, quod ipsa est perpendieularis super lineam dg. Propterea quod nos protraximus duas lineas dt, ty, ergo manifestum est, quod augmentum quadrati dt super quadratum tg est equalis augmento quadrati bh super quadratum Ag; sed kg est equalis /y, et bh equalis bl: ergo augmentum quadrati bl super quadratum /g. Propter hoe ergo tl est perpendicularis super bg, et /t equalis linee th, bit, bht sunt recti, et propter illud sunt duo anguli /tb, bth equales, et linea hb est continuata secundum reetitudinem rectis; et duo anguli !bh et !th similiter sunt equales duobus angulis rectis: ergo angulus /h est equalis angulo zbm, sed angulus ebm est medietas anguli zdm et angulus bth est medietas /th, ergo ipsi sunt equales, et remanet ex triangulo bth angulus tbh equalis angulo bem trianguli bem, ergo trian- gulus ebm est similis triangulo bth, ergo proporeio em ad mb est sieut Pro- poreio Ab ad ht, ergo quadratum ez in ht est equalis quadrato bz in hb. Ned proporeio quadrati ez ad quadratum ez in ht est sicut proporeio ez ad ht, et proporeio ez ad ht est sieut proporcio az ad ha: ergo proporcio az ad ah est siecut proporcio quadrati ez ad quadratum ez in ht, quod est equale quadrato zb in hb, ergo proporeio quadrati ez ad quadratum zb in hb est sicut pro- poreio az ad ah: ergo illud, quod fit ex multiplicacione quadrati ez in lineam ah est equalis ei, quod fit ex multiplicacione quadrati kb in bz per lineam az; Zeile 12: 3 wiederholt die Worte super lineam; Z. 13: angulum 3, augmentum ?; Z. 14: angulo B; augmento ?; Z. 15: ng; sed ng B; augmentum ?; angulum 3; Z. 16: quadrati dis augmento fehlt in B; Z. 18: proptera quod anguli fehlt in B; Z. 31: Hinter. lineam az steht in B noch pro alia et quod aggregatur. // 1192 Liber trium fratrum. (p. 29) 133 atque linee «az, zb, bh sunt superfluitates medietatis linearum trianguli aggre- gatarum ab, bg, ga , et linea ah est medietas linearum ab, bg, ga aegregatarum: jam ergo manifestum est, quod multiplieacio supertluitatum medietatis omnium Jaterum trianguli super unumquodque Jaterum eius unius earum in alteram et, quod aggregatur, in terciam est equale ei, quod fit ex multiplicacione medietatis dyametri maioris eirculi cadentis in triangulo in se et eius, quod aggregatur, in medietatem omnium Jlaterum trianguli: sed multiplicacio quadrati ez in ah est sieut multiplicacio ah in ez, et quod provenit in ez, ergo multiplicacio ah im ez et, quod provenit, in ez est sieut multiplicacio hd in bz, et quod ageregatur, in za; et quod provenit in ah, equalis multiplicacioni ze m ah et, quod congregatur, in ez et tocius, quod provenit, in ah; sed multiplicacio ez in ah est embadum trianguli, ergo multi- plicacio trianguli in ez et eius, quod congregatur, in ah est sieut multiplicacio ah in ez et, quod provenit, in triangulum: sed multiplicacio ah in ez est triangulus: ergo multiplicacio trianguli in triangulum est equalis multiplicacioni bz im hb et eius, quod provenit, in za et tocius aggregati in ah, et illud est quod demonstrare voluimus. In antecedente antem iam ostensum est, quod multiplicacio uniuseuiusque linearum «az, zb, bh in eo, quod aggregatur ex multiplicacione unius earum in, aliam, deinde, quod aggregatur, in medietatum omnium laterum est equalis ei, quod aggregatur ex multiplicacione embadi trianguli in se, et illud est, quod demonstrare voluimus ad praesens. // VII. Et nobis qwidem possibile est venire cum demonstracione super veritatem eius, quod narravimus, per modum alium, cum factum sit illud, quod premissum est de narracione eius in hac figara. Manifestum est, quod illud est, quoniam proporcio ez ad zb est sieut proporcio bh ad ht: ergo quantitates ez, zb, bh, ht sunt proporcionabiles, ergo proporeio prime ad quartam est proporcio prime ad secundam multiplicata in proporeionem prime ad tereciam, proptera quod, quando ponitur quantitas Zeile 2: super lineas ab, bg, ga fehlt in B; 2.12: Zwischen tvianguli, ergo steht in B noch: ergo erunt tres quantitates trianguli ez et ha. 1 w or N) [St 10 20 30 134 M. Curtze. (p. 30) secunda media inter primam et quartam, fit proporcio prime proporeionem secunde ad quartam < exequans proporcionem prime ad quartam >, et proporcio secunde ad quartam est proporeio prime ad tereiam: ergo proporcio ez ad ht est sieut proporeio ez ‚ad zb multiplieata proporeionem ez ad hb; sed multiplicacio medietatis dyametri maioris eireuli cadentis in triangulo per medietatem omnium laterum trianguli est mensuracio trianguli, multiplicacio eius iterum per medietatem dyametri eirculi est sieut multiplieacio medietatis dyametri eireuli in se, deinde, quod aggregatur, a in medietatem laterum trianguli; deinde multiplicaeio eius, quod aggregatur in medietatem omnium laterum trianguli est equalis multiplicacioni embadi super- ficiei trianguli in se, propterea quod multiplicacio medietatis dyametri maioris eireuli cadentis in triangulo in medie- tatem omnium laterum trianguli est em- badum trianguli. Sed ostendimus in illis, que sunt premissa, quod multi- plicacio ez in se, deinde in ah, que est medietas omnium laterum figure abg, est equalis multiplicacioni ez in ah et eius, quod aggregatur in ez; ergo multi- pliecacio eius in ah et eius, quod aggre- 5 gatur, in se est equalis multiplicacioni bh in Öz, deinde eius, quod aggregatur in az. Ergo ez iam multiplicatum est in duos numeros, et in ah fuit embadum et embadum mensuracionis, et sunt equales multiplieacioni hb in bz, deinde eius, quod aggregatur, in az: ergo proporcio linee ah ad embadum est sicut proporcio embadi ad multiplicacionem az in bz, deinde eius, quod aggregatur bh: ergo multiplicacio superfluitatum medietatis omnium Jaterum trianguli super unumquodque laterum trianguli unius eorum in Zeile 1—2: ad bis multiplieata in fehlt in B; Z.2—3: exequans bis quartam fehlt m B; 2.5: im fehlt in B; Z. 11: Hinter trianguli steht in B noch: Deinde eciam multiplicacio eius, quod aggregatur; Z. 29: in fehlt in B. Liber trium fratrum. (p. 31) 135 alterum et eius, quod aggregatur in tercium, deinde multiplicacio eius, quod aggregatur, in medietatem omnium laterum trianguli est equalis multiplieacioni embadi trianguli in se, et illud est, quod demonstrare voluimus. VII. Cum protrahuntur ex puncto intra speram quatuor linee pro- venientes ad superficiem spere, et sunt linee equales, et pumcta, ad que pro- veniunt linee, non sunt in superficie una recta: tunc punctum, quod est intra speram, est centrum spere. Verbi gracia sit spera abgd, intra quam sit punetum », et protrahantur ex puncto » Jinee nd, ne, nd, ng, que sint equales: et puncta db, e,d,y sint in superficie una recta: dico ergo, quod punetum n est centrum spere, cwus hee est demonstracio. Puncta e, g, d sunt in una superficie recta propter illud, quod declarat EveLiwes de hoc, quod omnis triangulos est in superficie una, et propter illud puncta d, g, e sunt in superficie una; revolvam igitur super puneta e, g, d eirculum, super quem insunt e, g, d, et super puncta b, e, g eirculum deg, et protraham ex puncto » perpendicularem super super- fiiem cireculi beg cadentem super punetum %k: ergo manifestum est, quod punetum % est centrum circuli deg, propterea quod, si nos protraximus lineas bk, gk, ek oportebit, ut sint equales, quoniam linee bn, en, gn et linea nk existit communitas, et unaqueque linea bk, ek, lg continet cum linea nk angulum rectum; ergo eirculus dbeg est superficie spere abgd, et iam protracta est ex centro eius perpendieularis super super- fiiem eius, que est kn: ergo centrum spere super linea est kn. Et similiter iam ostensum est, quod perpendieularis protrahitur ex puncto n et Zeile 5: Statt ad que liest B Atque; Z. 10: non fehlt in B; Z. 11: Hinter demonstracio hat B folgende das Spätere in sinnloser Weise wiederholende Worte eingeschaltet: Pro ante- cedente 5, ,g sunt in superficie una recta, secundum quod ostendit EuvcrLipes puncta e, g, quod est in una recta omnis triangulus, et propter illud puncta e, g, d sunt in superficie una recta secundum quod ostendit Evceriwes; Z. 21—22: sunt equales fehlt in B; Z. 22: pro fehlt in B; 2. 25: in fehlt in B; 2. 29: sı fehlt in B; Hinter perpendicularis hat B noch que. or 10 10 15 20 30 136 M. Curtze\ .(p: 32) cadit super superficiem ceireuli ged, tune super ipsam est centrum eireuli egd, et oportet propter illud, ut super ipsam sit centrum spere: ergo punetum centrum spere. et illud est, quod demonstrare voluimus, et hee est forma eius. IX. Cum Tmea, que protrahitur ex puncto capitis ommnis piramidis columpne ad centrum basis eius, perpendienlaris sit supra basim ipsius, tune linee, que protrahuntur ex puncto capitis eins ad eirculum continentem super- ficiem basıs eins secundum rectitudinem, sunt equales, et multiplicacio umius linearum, que protrahuntur er capite eins ad eirculum continentem basim eius, in medietatem circuli continentis basim eins est embadum superficiei piramidis columpne, scilicet superficiei eins, que est inter punectum capitis et lineam con- tinentem basim eius. Exempli causa sit piramidis «abgd caput punctum «a, et eirculus con- tinens basim eius sit eireulus Ögd, et eentrum eius sit puncetum e; et Iimea «ae, que protrahitur ex puncto « ad e, quod est centrum basis ejus, sit perpen- . dieularis super superfieiem eireuli dgd; et propter illud linee, que protrahuntur ex puncto a secundum reetitudinem ad lineam continentem eireulum bgd, erunt equales, et protraham ex eo Iineam unam, que sit linea ab: dieo ergo, quod multiplicacio linee «b in medietatem linee eontinentis eirculum dgd est embadum superficiei piramidis abgd, que elevatur ex circulo dgd ad punetum a, quod sic demonstratur. Si non fuerit ita, tune sit multiplicacio linee ab in quantitatem longiorem aut breviorem medietate eireumferencie eireuli Dyd ipsum embadum piramidis abgd; sit ergo in primis multiplicacio eius in quantitatem, que sit longior medietate eirculi dyd, ipsum embadum piramidis abgd, et sit quantitas mz; et duplum nz est longior eireulo dbgd, ergo faciamus super eirculum dyd figuram habentem latera et angulos equales contingentem ipsum, et sint latera eius aggregata brevius duplo linee mz, que sit figura Ant, et protraham lineas ah, at, an, et protraham iterum duas lineas ag, ad, que sint equales et equales linee ab: ergo manifestum est, quod linee ab, ad, ag cadunt orthogonaliter super lineas ht, nt, hn, propterea quod axis piramidis, que egreditur ex puncto capitis eius ad centrum ceirculi basis eius, est perpendieularis super superficiem Zeile 3: est fehlt in B; 2.6: a centro 2. Liber trium fratrum. (P. 33) 157 basis eius: tunc linee, que protrahuntur ex punetis Ah, 9, d ad centrum, eriguntur super Iimeas At, nt, nh orthogonaliter, quoniam sunt contingentes eirculum, et ostendimus, quod multiplicacio unius linearum ab, ag, ad in medie- tatem omnium linearum ht, tn, nh est embadum superfieiei corporis ahtn; sed embadum superficiei corporis ahtn est maius embado superficiei piramidis columpne, super quam est Ögd, quoniam ipsum continet illud, et medietas omnium laterum figure htn est brevior linea »nz, et iam fuit multiplieacio linee ab in Jineam mz ipsum embadum pira- midis columpne, et illud, quod egreditur ex conclusione, est, quod multiplicacio linee «ab in illud, quod brevius linea mz, est major superficie piramidis columpne: hoe est contrarium, ergo non est possi- bile, ut multiplieacio linee ab in lineam, que sit longior medietate eirculi gd sit embadum // piramidis abgd. Ponam m zZ multiplicacionem eius breviorem, si est possibile, ergo erit amplius. Ponam lineam mz breviorem medietate eireuli dgd, si illud fuerit possibile, ergo multiplicacio Iinee «ab in lineam nz est embadum superficiei piramidis abgd: sed linea mz est brevior medietate circuli dyd, ergo multiplicacio ab in medietatem eirculi dgd est maior embado superfieiei piramidis abgd. Sit ergo illud ipsum embadum piramidis, cuius basis est circulus ol, et caput eius punetum a. Cum ergo fiet in ol fieura habens latera et angulos equales non eontingens eireulum dgd, et protrahantur ex extremitatibus laterum huius figure linee punetum «, et protrahantur superficies triangulorum: erit embadum superficiei corporis, cuius basis est figura habens latera facta in circulo ol, et eujus caput est punctum a, minus embado superficiei piramidis, cuius basis est eireulus o/, et ewius caput est a, quoniam piramis continet ipsum. Sed multiplicacio unius linearum, que protrahuntur ex a in medietatem laterum figure facte super eirculum o/, in medietatem omnium laterum figure facte in eireulo o/ est embadum superficiei corporis, cuius basis est figura facta in Zeile 18: in fehlt in B; 2.26: ad fehlt in B. Noya Acta XLIX. Nr. 2. 1 [0 0) [271 10 >) 20 30 10 15 30 138 M. Ourtze. (p. 34) eireulo ol, et cuius caput est a; et linea, que protrahitur ex puncto a ad medietatem uniuseuiusque laterum huius figure facte in eireulo ol est longior ab, et medietas omnium laterum figure facte est longior medietate eirculi bgd, ergo multiplicacio linee ab in medietatem eircumfereneie bgd est brevior multum embado superficiei piramidis, euius basis est eirculus ol, et jam fuit multi- plicacio ab in medietatem circuli dgd ipsum embadum superficiei piramidis, cuius basis est circulus ol, et caput est punetum a, et superficies huius piramidis est maior superficiei eorporis habentis superfieciem: hoc vero est contrarium: ergo multiplicacio linee ab in medietatem ceireumferencie bgd est embadum superficiei piramidis abgd, et illud est, quod demonstrare voluimus. X. Omnis superficies cum abscindit quamlibet < porcionem > piramidis columpme, cwius basis est circulus, et est equedistans basi eius, tunc amborum seccio communis est circulus; et, si protrahatur ex capite piramidis linea ad centrum basis eius, tunc ipsa transit super centrum circuli, qui est seccio communis. Verbi gracia sit piramis abgd, cuius caput sit a, et cuius basis sit eireculus dgd, et ipsius centrum e, et secet eam superficies equedistans super- ficiei eireuli dgd, et fiat seccio earum communis superficies ntz, et protraham ex puncto a lineam ae, et penetret linea superficiem »tz super punctum h: dieo ergo, quod linea »tz continet eirculum, euius centrum est punetum A», quod sie demonstratur. Signabo super eireculum Ögd duo puncta b, g et ponam arcum bg minorem semieireulo, et protraham duas lineas be, eg et duas lineas ba, ag, et estimabo duas superficies duorum triangulorum bae, gae protractas: ergo secat triangulus bae superficiem bgd super lineam de, et secat superficiem »tz super lineam In, ergo due linee An, eb, sunt equedistantes, sieut narravit Eueuives, et similiter due linee eg, hz iterum sunt eque- distantes; et protraham iterum duas lineas bg, nz: ergo manifestum est, quod utraque sit equedistans, propterea quod bg est seccio communis superficiei trianguli dag et superficiei dgd, et linea nz est seceio communis superficiei trianguli bag et superficiei ntz, ergo Zeile 7: cuius fehlt in B; Z. 11: recta fehlt in B; porcionem fehlt in B. Liber trium fratrum. (p. 35) 139 triangulus deg habet latera equedistaneia trianguli »hz, ergo anguli amborum sunt equales, et latera utrorumque sunt proporcionalia, ergo proporcio be ad eg est sieut proporeio »h ad hz; be est equalis ge, ergo due linee zh, hn sunt equales; et per huiusmodi disposicionem seitur, quod omnis linea egrediens ex puneto A ad quemlibet locum exitus circumferencie eirculi ntz est equalis [Sit unieuique duarum linearum »h, hz: ergo oportet, ut sit linea xtz circumferencia eireuli et punetum 7% centrum eireuli, et illud est propositum. NL. In ommi porcione piramidis columpne, cuius basis est circulus, et cuius superficies est circulus, et cuius basis superficies equedistat superficrei superioris eius, et linea, que egreditur ex centro basis eius ad centrum super- 10 fieiei superioris eius, est perpendicularis super duas superficies, tunc si protra- hatur in basi eius in eirculo, qui est in superiore eins, due dyametri equedistantes, et continuatur, quod est inter duas extremitates duarım diametrorm per duas lineas: erit multiplicacio unius duarum linearum in medietatem circum- ferencie circuli basis eius et in medietatem linee continentis superius eius ipsum 15 embadum, quod elevatur ex basi eius et pervenit ad superius portionis secundum rectitudinem. 7 Verbi gracia sit basis porcionis piramidis columpne ntzbgd cireulus ntz, et ejus superius sit circulus dgd, et sit linea eh, que continuat, quod est inter duo centra, perpendieularis super superficiem dgd et = super superficiem fzn», et protrahantur in duobus eireulis bgd, ntz due linee dd, nz equedistantes et continuatur, quod est inter duas extremitates earum cum duabus lineis bn, dz, que sunt equales, propterea quod linea eh jam secuit unamquamque duarum lIimearum dd, nz in d kb 25 duo media et est orthogonaliter erecta super unam- / De quamque earum: dico ergo, quod multiplicacio linee bn / \ in medietatem eircumferencie circuli dyd et in medietatem / < eircumfereneie> ceireuli ntz est embadum superficiei 2, n porcionis piramidis, que elevatur ex circulo »tz et per- 30 venit ad eirculum Ögd, euius hec est demonstracio. Conplebo piramidem atnz, et notum est, quod linea eh, quando extenditur secundum rectitudinem, transibit Zeile 7: ad punctum 3; Z. 11: eius, :n- est DB; Z. 12: et fehlt in B: 2.25: nt B; 2. 29: eireumferencie fehlt in B. 18* So 10 15 20 30 140 M. Curtze. (p. 36) super punetum «, propter illud, quod ostendimus, quod linea, que egreditur ex capite piramidis ad centrum basis eius, cadit perpendieulariter super basim: ergo multiplicaeio linee an in medietatem eirculi »tz est embadum superficiei piramidis antz, et multiplieacio linee ab in medietatem eireuli dyd est embadum superficiei poreionis piramidis, super quam signatum est abgd. Sed multipli- cacio an in medietatem eirculi ntz est sieut multiplicacio ab in medietatem eireuli ntz, et dn in medietatem circuli ntz; vero multiplicacio «ÖD in medietatem eirculi dgd est in superfluum medietatis eireuli dgd < super medietatem eirculi ntz>, ergo remanet multiplicacio «d in superfluitatem medietatis eireuli ntz super medietatem eirculi bgd, et multiplicacio dbn in medietatem »tz est embadum superficiei poreionis piramidis, super quam signati sunt bgyd, ntz et illud, quod fit ex multiplieaeione linee ab in superfluitatem medietatis circuli ntz super medietatem eireuli , quod proporcio linee ad ad medietatem eirculi bgd sit sieut proporeio bn ad superfluum medietatis circuli »tz super medietatem eireuli bgd, quod sie probatur. Quia duo anguli aeb, anh sunt similes, ergo proporeio ab ad be est sieut proporcio an ad hn, et proporcio ab ad ed sieut proporcio an ad hz, ergo ex 24% 5 Jibri EucLivıs est proporcio ab ad bd sieut proporeio an /| ad nz ergo ex 24% quinti libri EucLivıs est pro- poreio ab ad dbgd sieut proporcio an ad tzn; sed proporcio bd ad lineam eircumductam dgd est sicut proporeio nz ad Jineam eircumductam ntz, ergo secundum equalitatem erit proporcio ab ad lineam eircumductam dgd sieut proporeio an ad lineam eircumductam ntz, ergo proporeio linee ab ad medie- tatem eircumfereneie eirculi Dgd sieut proporcio an ad medietatem eircum- fereneie eirculi »tz. Ex hoc per inpossibile probatur ex 24% quinti EucLivis; siquidem, cum hoc sint due quantitates, scilicet Imea an et medietas eireuli ntz, minuemus ex eis due quantitates, scilicet lineam ab et medietatem circuli dgd, et est proporeio diminute ad diminutum sieut totius ad totum, ergo est pPro- poreio reliqui, quod est bn, ad reliquum, quod est superfluum medietatis cir- euli »tz super medietatem eireuli dgd, sieut proporcio tocius ad totum, et sie proporcio ab ad medietatem eirculi dgd erit equalis multiplieacioni linee Im in medietatem eireuli dgd, propterea quod proporcio linee ab ad medietatem eireuli dgd est sieut proporcio bn ad superfluum medietatis eirculi dgd; ergo multiplicacio linee ab in superfluitatem medie- tatis eirculi »t2 super medietatem eireuli dgd est sieut multiplicacio bn in me- dietatem eirculi dgd: ergo multiplicacio Iinee dn in medietatem eirculi ntz et in medietatem eireuli dgd est embadum superficiei poreionis piramidis, super quam sunt dgd, ntz, et illud est, quod demonstrare voluimus. Jam ergo scitur ex eo, quod narravimus, quod, si due linee nh, ba fuerint equales, quocumque modo fuerit earum applicacio secundum rectitudinem, eireuli ntz imedietatem circuli dgd est embadum superficiei piramidis , tune multiplicacio unius earum in medietatem eireuli ntz et in eirculum dgd est embadum superficiei corporis, euius caput est punetum a, et cwius basis est superficies ntz: et hine seitur, quod si fuerint poreiones plures piramidarum columpnarum conposite ad invicem, et fuerit superficies superior porcionis inferioris equalis basi superioris poreionis, que est super eam, et fuerit porcio ‚superior ex porcionibus habens caput, quod est piramis, et fuerint bases por- cionum omnium equedistantes et similiter linee, que egrediuntur in omnibus poreionibus ex basibus earum ad earum superficies secundum reetitudinem, equales: tune multiplieacio unius linearum, que egrediuntur ex basibus por- eionum ad earım superiora, in medietatem linee continentis basim poreionis inferioris et in omnes lineas continentes omnes bases porcionum, que sunt super porcionem inferiorem, est embadum superficiei corporis conpositi ex illis seccionibus, sive sint superficies seccionem continue secundum rectitudinem, aut sint non secundum rectitudinem, et illud est, quod demonstrare voluimus. XII. Cum fuerit cireulus, cwius dyameter sit protracta, et protrahatur ex centro ipsius linea stans supra dyametrum orthogonaliter et proveniens ad lineam continentem, et secetur una duarum medietatum eirculi in duo medra: tuınc, cum dividatur una duarum harum quartarum in divisiones equales quot- cunque sint, deinde protrahatur corda seccionis, cuius una extremitas est punctum seccionis medietatis circuli erecti cum linea continente, super quod secant se linea erecta super dyametrum et linea continens, et producitur linea dyametri Zeile 8: multiplicacio bzs medietatem fehlt in B; Z. 8—10: et in bis earum in fehlt in B; 2.10: abgd fehlt in B; Z. 16: Hinter piramis steht in B noch et basim piramidis capitis. 10 30 10 20 142 M. Ourtze. (p. 38) in partem, in quam concurrunt, donec concurrant, et protrahuntur a circulo corde equedistantes linee dyametri ex ommibus punctis divisionum, per quas divisa est quarta circuli: tunc linea vecta, que est inter pumetum, super quod est concursus duarum linearum, et inter centrum eirculi, est equalis medietati dyametri et cordis, que protracte sunt in circulo equedistantes dyametro, coniunctis. Verbi gracia sit eirculus «bg, euius dyameter sit linea ag, cuius centrum sit punetum d, et protrahatur ex eo linea db erecta super lineam «ag orthogo- naliter, et dividat arcum abg in duo media, et dividam quartam eireuli, super quam sunt a, db, in divisiones equales, quot voluero, et ponam easdem divi- siones az, zb, Ib, et protraham cordam D/, et faciam ipsam penetrare, et elongabo iterum lineam ag, que est dyameter, seeundum rectitudinem, donee concurrant super punctum e, et protraham ex duobus punctis /, z duas cordas zt, Ih equedistantes dyametro ag: dico ergo, quod linea de est equalis medietati dyametri et duabus cordis zt, Ih eoniunctis. ceuius hee est demonstraeio. Pro- traham lineam zh et faciam ipsam penetrare secundum reetitudinem, donec coneurrat linee ey super »; et similiter faciam super quartam cireuli, super quam sunt «a, b, si fuerit divisa in divisiones plures istis divisionibus. Linee ergo tz, Ih sunt equedistantes, quoniam taliter sunt protracte, et linea ta, hn et hn, be sunt equedistantes, propterea quod due divisiones th, hb sunt equales duabus divisionibus az, 21: ergo quadratum tanz est equedistaneium laterum, ergo linea tz est equalis an; et iterum quadratum Anel est equedistaneium laterum, ergo linea hl est equalis ne: ergo tota linea equalis duabus lineis zt, hl et linee erecte, que est medietas dyametri, coniunctis. Si ergo nos pro- Zeile 5: corde 2; equedistantibus 5. Liber trium fratrum. (p. 39) 143 traximus in hac figura lineam ex centro, et secuerit corda ex seccionibus cordarum quarte unam cordarum divisionum quarti eirculi in duo media, seilicet lineam dm, tune secatur linea /b super punctum »n in duo media; tune jam scietur ex eo, quod narravimus in hac figura, quod multiplicacio medietatis corde hl in duas cordas equedistantes dyametri et medietatem dyametri con- iunetas est minor multiplicacione medietatis dyametri in se et maior multi- plieacione linee dm in se, propterea quod triangulus dmb est similis triangulo edh, et est similis triangulo emd, ergo proporcio linee mb ad bd est sieut proporeio db ad be; et similiter propter illud erit multiplicacio linee dh, que est medietatis dyametri, in se equalis multiplicacioni linee md in lineam be. Linea be est longior duabus cordis zt, hl, et linea be est longior de, ergo multiplicacio linee mb in duas cordas zt, hl et in medietatem dyametri con- iunetas est minor multiplicacione medietatis dyametri in se, et quoniam trian- gulus dmb est similis triangulo emd, erit proporcio bm ad dm sicut proporcio md ad me, et similiter erit multiplicacio linee dm in lineam me equalis multi- plieacioni lmnee md in se; sed linea me est maior duabus cordis zt, Ih et medietate dyametri coniunctis, propterea quod ille omnes sunt equales linee de, et linea de est longior em: ergo multiplicacio mb in duas cordas zt, Ih et in medietatem dyametri coniunctas est maior multiplicacioni dm in se. lam ergo ostensum est, quod in ommni eirculo, in quo protrahitur ipsius dyameter, deinde dividatur una duarum medietatum ipsius in duo media, preterea dividatur una duarum quartarum in divisiones equales, quoteunque fuerint, et protrahuntur ex punetis divisionum omnium cordas in eo circulo equedistantes dyametro: tunc multiplicacio medietatis corde unius seccionum quarte eirculi in medietatem dyametri et in omnes cordas, que protracte sunt in cireulo equedistantes dyametro, coniunctas est minor multiplicacioni medietatis dyametri in se et maior multiplicacione linee, que egreditur ex centro et pervenit ad imam cor- darum divisionem quarte eirculi et dividat eam in dua media, in se, et illud est, quod demonstrare voluimus. XII. Cum ceciderit in medietate spere corpus, quod contineat medietas spere, et fuerit corpus compositum ex porciomibus piramidum columpnarım, quot- cunque fuerint, et fuerit superficies superior cwiuscungue porcionis existens basis Zeile 30: contineat medietatem 2. 10 20 5 30 £9] 10 15 20 30 144 ° M. Curtze. (p. 40) porcionis que est super eam, et fuerint superficies basium || porcionum omnium extremitates, et fuerit basis porcionis inferioris ipsa basis medietatis spere, et fuerit porcio superior pyramis capitis, et punctum capitis eins est polus medie- tatis spere, et fuerint linee recte que egrediuntur ex ommibus basibus porcionum ad illud, quod est alteri in eis secundum rectitudinem, equales, et cum ceciderit in corpore medietas spere, quam contineat corpus, et fuerit superficies basis hwius medietas spere posita in superficie basis corporis: tunc emhadum super- fieiei huius corporis est minus duplo embadi superficiei basis medietatis spere, quam continet corpus. Verbi gracia sit medietas spere abgd, et eirculus abg sit eireulus magnus, et eius superficies sit basis medietatis spere abgd, et polus huius eirculi magni sit punetum d, et signabo in medietate spere in primis corpus conpositum ex poreionibus, quot voluero, piramidum columpnarum secundum ınodum, quam narravimus, et ponam corpus in hac deseripeione conpositum ex tribus poreionibus, et basis corporis et basis medietatis spere abgd est una, et est superficies eireuli abg, et caput corporis est punetum d, et est etiam polus medietatis spere abgd: dieo ergo, quod embadum superficiei corporis abgd conpositum ex embado superficierum trium poreionum piramidum, quarum una est superficies, que elevatur ex eirculo «bg secundum rectitudinem ad eirculum eth, et superficies alia est illa, que elevatur ex circulo < eth seeundum reetitudinem ad eirculum »lz>, et superficies tercia est, que elevatur ex circulo n/z secundum reetitudinem ad punetum d, est minus duplo em- badi superfieiei eireuli abg, euius hec est demonstracio. Protraham in spera abgd medietatem cireuli, qui est ex ceirculis magnis, qui cadunt in spera, transeuntis super polum, qui est punetum d, qui sit arcus adb, et protraham lineam «ab, que sit dyameter spere, et dividam eam in duo media super punctum m (et necessarium est, quod punctum m est centrum spere), et Zeile 18: conpositi 3; Z. 21—22: eth secundum bis eirculum nlz fehlt in B. // 120 Liber trium fratrum. (p. +1) 145 protraham duas lineas he, n2, et notum est eciam, quod uterque sit equedistans linee ab, propterea quod linee ab, he, zn sunt directe communes, super quas superficies eireuli adb secat superficies tres equedistantes, scilicet superficies eirculorum abg, eth, nlz, et manifestum est, quod linea ab, he, nz sunt corde eireulorum abg, eth, nlz, que sunt bases porcionum, ex quibus conponitur totum corpus abgd, propterea quod polus horum eirculorum omnium est punetum d, super quod transit medietas cireuli adb; et protraham in omnibus porcionibus ex basibus earum ad ipsorum aleiora lineas rectas, que sint linee be, en, nd, et notum est, quod ipse sunt equales, propterea quod ita posite sunt: ergo medietatis eireuli adb iam protracta est dyameter, et est ab, et divisa est medietas circuli in duo media super d, et divisus est arcus db in divisiones equales, que sunt arcus be, en, nd, et protracte sunt ex duobus punctis e, n due corde equedistantes dyametro, que sunt n2, eh: ergo multiplicacio medietatis unius cordarum de, en, nd, quecunque fuerit, in. duas lineas nz, he et in me- dietatem linee ab coniunctas est minor multiplicacione medietatis linee «ab in se propter illud, cuius premisimus demonstracionem; et iterum corpus abgd eonpositum ex poreionibus piramidum columpnarum, et bases poreionum omnium sunt extremitates, et porcio superior habet caput, quod est piramis, et linee recte, que protrahuntur in omnibus porcionibus ex basibus earum ad superiora secundum rectitudinem sunt equales: e190 propter illud est multiplicacio linee unius earum, que protrahuntur ex basibus porcionum ad superiora earım secundum reetitudinem, in medietaten linee tocius basis porcionis inferioris et in omnes Jineas continentes bases porcionum, que sunt super porcionem inferiorem, est embadum superficiei corporis, sicut ostendimus in premissis; ergo multiplicacio linee de in duos cireulos nlz, eth et in medietatem circuli abg coniunctim est embadum superficiei corporis abgd.. Verum multiplicacio linee be in duos eireulos »lz, eth et in medietatem eireuli abg est equalis ei, quod fit ex multiplicacione linee de in duas lineas nz, eh et in medietatem linee «ab coniunetim, et multiplicacioni eius, quod aggregatur in quantitatem, in quam eum multiplicetur dyameter, est illud, quod aggregatur ipsa Jinea eircumdans, propterea quod linee nz, eh, ab sunt dyametri circulorum nlz, eth, abg: ergo multiplicacio linee be in duas lineas nz, eh et in medietatem linee «b coniunetim, et multiplicacio eius, quod aggregatur in quantitatem, in quam cum multiplicetur Zeile 13: equales dyametro 2. Nova Acta XLIX. Nr. 2. 19 189) [>71 10 15 30 146 M. Curtze. (p. 42) dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea eircumdans, est embadum superfieiei corporis abgd. Sed multiplicacio medietatis linee ab in duas lineas nz, eh et in medietatem linee ab coniunctim et multiplicacio eius, quod aggre- gatur, in quantitatem, in quam cum multiplicetur dyameter, est lud, quod aggregatur, ipsa linea eircumdans, est equalis ımedietati superficiei corporis abgd, et ipsa est minor multiplicacione medietatis linee ab in se et multiplicacione eius, quod aggregatur in quantitatem, in quam eum multiplicetur dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea eireumdans. Sed quod multiplicacio medietatis dyametri in se et eius, quod provenit in quantitatem, in quam cum multiplicetur dya- meter, provenit linea eircumdans, est superficies eirewli abg, ita ostenditur: quando ponam ki equale medietati eircumferencie, -et ip equalem medietati dyametri, et unam multiplieo in alteram: erit ergo superficies kp equalis super- fieiei eireuli; et super pi constituam quadratum, .quod sit 79, et ponam, quod quantitas, in quam cum multiplicetur dyameter, proveniet eircumferencia, sit quantitas rs, et quod dyameter cum multiplicetur in rs, proveniet eircum- ferencia: ergo eircumferencia cum dividatur per DS dyametrum, proveniet rs, ergo rs est proporcio eireumfereneie ad dyametrum; sed proporeio tocius ad totum est sieut medietatis ad medie- k ei En) tatem, et erat equatum ki medietati eireum- ferencie et ’p medietati dyametri, ergo pro- porcio ki ad ip est rs; sed proporeio ki ad ip est sieut proporeio kp ad pg, ergo proporeio kp ad pq est rs: ergo kp cum dividatur per rs, proveniet pg, et pq eum multiplieetur in rs, proveniet kp: sed pq est quadratum medietatis dyametri, kp equatum superficiei eireuli: ergo multiplicacio medie- tatis dyametri in se, et eius, quod proveniet, in quantitatem, in quam eum multiplicetur dyameter, provenit circumferencia, equalis superficiei eireuli, et hoe est, quod demonstrare voluimus. XDT'. Sed multiplicacio medietatis dyametri linee ab in se, et multi- plicacıo eius, quod aggregatur, in quantitatem, in quam cum multiplicetur dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea circumdans, est embadum super- fieiei circuli abg, propterea quod linea ab est eins dyameter: ergo superficies Zeile 19: medietas ad #: Z. 20: erit #; Z. 25: et »s dis dyameter fehlt in B; 2. 26: et fehlt in B. in Liber trium fratrum. (p. 43) 14% eirculi abg, que est basis corporis et medietatis spere, que continet corpus, est plus medietati embadı corporis cadentis in medietatem spere etc. Amplius signabo. Describam in corpore abgd medietatem spere, quam eontinet corpus, et sit superficies basis medietatis spere inferior basis corporis, que est superficies eirculi abg, et est superficies oAy, et dividam lineas be, en, nd in duo media super puncta s, q, f, et protraham lineas mf, mq, ms; et notum est. quod ipse sunt equales, propterea quod iterum m est centrum eireuli abg et corde de, en, nd sunt equales; quando faciam in superficie huius eireuli lineam mo non in superficie circuli adb, ergo puncti s, q, f, 0 quatuor non sunt in superficie una, et ad ea quidem omnia protracte sunt Jinee // ex puncto m, que sunt linee ms, mq, mf, mo, et sunt linee equales, ergo punctum m est centrum spere, quam continet corpus abgd, et linea ms est medietas dyametri eius, et cireulus Aoy est basis medietatis spere: ergo multiplicacio linee ms in se, deinde eius, quod aggregatur, in quantitatem in quam, cum multiplicetur dyameter, est linea circumdans, est embadum eirculi Aoy, sed multiplicacio medietatis linee de in duas lineas »2, eh et in medietatem linee «ab coniunctim est maior multiplicacione linee ms in se, et multiplicacio eius quod aggregatur in quantitatem, in quam cum multi- - 2 {it plicetur dyameter, est illud, quod Een —— I EI 2 — IN aggregatur ipsa linea eircumdans, est equalis superficiei eirculi koy: Was! wi IN < ergo > superficies circuli koy est ef — N minor imultiplicacione medietatis S Ü linee be in duas lineas nz, eh et [f 17 = s . ei j Ä : V Zn el) in medietatem linee ab, et multi- b&< BR > plicacione eius, quod aggregatur a a in quantitatem, in quam cum multi- plicetur dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea circumdans; sed multi- plicacio medietatis linee de in duas lineas »z, eh et in medietatem linee «ab, et multiplicacio eius, quod aggregatur in quantitatem, in quam cum multipli- cetur dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea eircumdans; sed multi- plicacio medietatis linee 4. in duas lineas nz, eh et in medietatem linee «ab, et multiplieacio eius, quod aggregatur in quantitatem, in quam cum multi- plicetur dyameter, est illud, quod aggregatur, ipsa linea eircumdans, est equalis Zeile 14: digitus eius D; Z. 22: ergo fehlt in B. 192 10 10 20 30 148 M. Curtze. (p. 44) medietati embadi superficiei eorporis abgd, ergo embadum superfieiei corporis abgd est maius duplo embadi superficiei eireuli %oy, que est embadum basis medietatis spere, quam continet corpus abgd. Jam ergo ostensum est, quod est embadum superficiei corporis abgd minus duplo embadi basis medietatis spere, que continet corpus, et est maius duplo embadi basis medietatis spere, quam eontinet corpus abgd, et illud est, quod demonstrare voluimus. XIV. Embadum superficiei ommis medietatis spere est duplum embadi superficiet matoris circuli, qui cadit in ea. Verbi gracia sit medietas spere abgd, et maior eirculus, qui cadit in ea, sit ceireulus abg, et punetum d sit polus huius eireuli: dico ergo, quod embadum superficiei medietatis spere abgd est duplum embadi superficiei eirculi abg, quod sic probatur. Si non fuerit duplum embadi eireuli abg equalis superficiei medietatis spere abgd, tune sit duplum eius aut minus superficiei medietatis spere abgd aut maius ea, si fuerit possibile. Sit ergo in primis duplum embadi eirculi abg minus embado superficiei medietatis spere abgd, equalis superficiei medietatis minoris spere medietate spere abgd, que sit medietas spere ehtk. Cum ergo fiet in medietate spere «abgd corpus con- positum ex poreionibus piramidum columpnarum, cuius basis sit superficies eireuli abg, et cuius caput sit punctum d, et ponatur, ut corpus non tangat medietatem spere ehtk: tune oportet ex eis, que premisimus, ut embadum superficiei corporis abgd sit minus duplo embadi supertieiei cireuli abg; sed embadum _ superficiei _corporis abgd est maius embado super- fieiei medietatis spere ehtk, quam continet ipse: ergo embadum superficiei medietatis spere ehtk est multo minus duplo embadi superfticiei eireuli abg, et jam fuit ei equalis; hoc vero con- trarium fuit et inpossibile. Iterum sit duplum embadi superficiei eireuli abg minus embado superficiei medietatis spere abgd, si fuerit possibile illud, et sit equalis superticiei medietatis spere maioris medietate spere abgd, Zeile 29: fwit dg equalis 2. Liber trium fratrum. (pP. #5) 149 que sit medietas spere »zlm. Cum ergo fiet in medietate spere nzlm corpus conpositum ex porcionibus piramidum columpnarum, cuius basis sit super- ficies /zm, et euius caput sit punetum », et non sit eorpus tangens minorem speram abgd: tune oportebit ex eo, quod premisimus, quod sit embadum super- ficiei corporis »zlm magis duplo embadi eireuli «bg; verum embadum superficiei medietatis spere nz/m est magis embadi superficiei eireuli abg, et iam fuit ei equalis; hoc vero est eontrarium et impossibile. lam ergo ostensum est, quod embadum superfieiei omnis spere est quadruplum embadi superficiei maioris eireuli cadentis in ea, et illud est, quod demonstrare voluimus. XV. Multiplicacio medietatis dyametri omnis spere in terciam embadi superficiei sue est embadum magnitudinis spere. Verbi gracia sit spera abgd, et medietas dyametri eius sit linea sb: dico ergo, quod multiplicacio Iimee sd in terciam embadi superficiei spere abgd est embadum magnitudinis spere abgd, cuius hec est demonstracio. Si non fuerit ita, tum sit multiplicacio linee sb in terciam embadi superficiei spere minoris aut maioris spera abgd ipsum embadum magnitudinis spere abgd. Ponam ergo in primis multiplicacionem linee sb in tereiam embadi superficiei spere maioris spera abgd ipsum embadum magnitudinis spere abgd. Sit primum ergo multiplicacio sb in tereiam embadi spere nzlm embadum magnitudinis spere abgd: ergo, cum fiet super speram abgd corpus habens super- fiecies contingentes ipsam, et non tangat speram nzim, oportebit ex N — Nee / N j “A Ya .. . SS > Ya eo, quod premisimus, ut multi- \ a 9% plicacio linee sb in terciam em- a e I Ya an badi superficiei nzIm sit embadum magnitudinis spere abgd. Sed corpus, quod continet speram abgd, est maior embado spere «abgd, scilicet multiplicacione linee sb in terciam superficiei spere Zeile 6: duplo fehlt in B; Z. 22: superficiei fehlt in B; Z. 31: sit B. 1%) Qu [>11 30 150 M. Curtze. (p. 46) nzlm. Ergo tercia embadi spere nzlm est minor tercia embadi superficiei corporis habentis superficies, et spera nzlm continet corpus; hoc autem est contrarium. Et sit multiplicacio linee sb in tereciam embadi superficiei spere minoris spera abgd ipsum embadum magnitudinis spere abgd, et sit spera illa ethk, ewus centrum est centrum spere abgd:; sie iterum ergo multiplicacio sb in terciam embadi superficiei spere ehtk est embadum magnitudinis spere abgd; cum ergo fiat in spera abgd corpus habens superficies contingentes ipsam, et non tangat speram ehtk, oportebit ex eo, quod premisimus, ut sit multiplicacio linee sb in tereciam embadi superficiei corporis habentis superficies, quod con- tinetur spera abgd, minor embado spere abgd; sed multiplicacio Iinee sb in terciam embadi superficiei spere ehtk est embadum magnitudinis spere abgd: ergo tercia embadi superficiei spere ethk est maior tercia embadi superficiei corporis habentis superficies, et corpus continet speram ehtk; hoc vero est con- trarium. Jam ergo declaratum est, quod multiplicacio medietatis < dyametri > spere in terciam superficiei embadi eius est embadum. magnitudinis eius, et illud est propositum. XV1. Volo ostendere, quomodo ponantur inter duas quantitates due quantitates ita, ut continuentur quantitates quatuor secundum proporcionem unam, et hac eadem operacione extrahitur latus cubi, quod est, quoniam, quando illud, quod est in cubo de unitatibus et partibus est notum, et ponuntur inter numerum enbi et inter unum duo numert continui secundum proporcionem — unam >, tume ille, qui segquitur unum, ex duobus numeris mediis est latus cubr. Hec autem operacio, quam narravimus, est viri ex antiquis, qui dieitur Mıneus, eui est liber in geumetria. Sint itaque due quantitates, inter quas volo ponere duas quantitates ita, ut continuentur seeundum proporeionem unanı, quantitates m, n, et sit quantitas m longior quantitate ». Revolvam autem circulum abgd, et ponam dyametrum ejus, et est ab, equalem quantitati m, et protraham in eirculo abgd cordam ag equalem quantitati », et protraham ex extremitate dyametri eirculi abgd, ex puncto b, lineam super rectos angulos, et producam lineam «ag, donec coneurrat ei super punctum 2, et erigam super Zeile 5: sit verum ergo 3; Z. 9—10: continet DB; Z. 14: dyametri fehlt in b; 2.21: unam fehlt in B; Z. 117—22%: Neben diesem Satze steht am Rande folgende Bemerkung in B: Nota, quod sciencia istius valde utilis est ei, qui geometrie querit scienciam ete. 151 (p. #7) Liber trium fratrum. 10 20 tO > 30 152 : M. Curtze. (p. 48) arcum agb superfieciem medietatis columpne ita, quod sint linee, que protra- huntur in ea secundum rectitudinem ad arcum agb perpendiculares super superficiem eireuli abgd, et revolvam super lineam «ab semicireulum, euius superficies sit ereeta ex superficie abgd super angulos recetos super lineam ab, et est arcus ahe, quod figatur punetum a arcus ahe in loco suo super centrum, et revolvam arcum ahe super puncetum «a, et sit superficies eius in revolucione sua erecta super superficiem eirculi abgd super angulos reetos, ut arcus ahe separet superficiem medietatis columpne ereete super arcum abg, et figatur linea ab sicut meguar, et revolvatur triangulus azd supra meguar ab, donec oceurrat linea az, seccione superficiei medietatis columpne, et designet // pun- etum 9 ex linea az in revolucione sua medietatem eirculi ghd erectam ex super- ficie eirculi abgd super angulos rectos, et signabo lineam, in qua oceurrit linea az seceioni superficiei medietatis columpne, punetum 4, et figatur arcus ahe ex revolucione sua apud punctum Ah, et protraham- duas lineas ah, «ae, et sienabo, ubi occurrit linea ah arcui ggd, punetum /, et protraham ex puncto / illius seccionis perpendieularem super superficiem ceireuli abgd, que sit Ik, propterea quod est directa communis superficiei semicireuli ahe et superficiei semieireuli 9gd, et unaqueque harum duarum superficierum est ereceta super superficiem eireuli abgd super angulos rectos, ergo linea /k est perpendicularis; et protraham lineam /t: manifestum est ergo, quwia egreditur ex linea al super angulos reetos, propterea quod multiplieacio linee 9% cum linea kd est equalis multiplicaeioni /k cum equali eius; verum multiplieacio linee g% cum linea Ad est equalis multiplicacioni 7% cum Iinea ka, ergo multi- plieacio linee kt cum linea ka est equalis multiplicacioni linee /* cum equali eius: ergo angulus alt est reetus, et jam ostensum est, quod < angulus > ahe trianguli «he est reetus, quoniam ipse est conpositus super medietatem cir- euli ahe, et quod angulus ath trianguli «th est rectus, quoniam «at est perpen- dieularis super superficiem eireuli abg, et est una linearum, que protrahuntur in medietate columpne secundum reetitudinem ad areum agb in superficie eireuli abgd; sed linea at est in superficie eirculi abgd, ergo angulus «th propter illud, quod diximus, est rectus, ergo in unoquoque triangulo ahe, ath, atl est angulus rectus, et angulus «he communis in eis omnibus: < ergo > sunt Zeile 13: seccionem 3; Z. 20: linea /t fehlt in D; Z. 25: angulus fehlt in B; 2. 32: ergo fehlt in B. Liber trium fratrum. (p. 49) 155 trianguli similes, ergo proporeio ea ad ah est sieut proporcio ah ad at et sieut proporcio at ad al: sed linea «e est equalis quantitati m, et linea al est equalis quantitati <» >: ijam ergo ceciderunt inter duas quantitates m, quantitates ah, at et continuantur secundum proporcionem unam, et illud est, quod voluimus ostendere. XVH. Et quamvis demonstracio MILEI in rebus, quibus utitwr : posicione duarum quantitatum inter duas, sit demonstracio corporalis erecta in mente, in animo tamen non est diffieilis, cum est diffieilis valde per inquisi- cionem: et per eam est possibile, ut ponamus inter duas quantitates < duas quantitates > ita, ut continuentur secundum proporcionem . Nos autem < demonstrabimus >, ut sit modus, quo possibile sit, nos consequi illud, de quo narramus, facile. Sint ergo due quantitates, inter quas voluimus ponere duas quantitates ita, ut continuentur secundum proporcionem unam, due quantitates «a, b, et ponam quantitatem gd equalem quantitati «, et erigam ex linea yd lineam de super rectum angulum ex d, et ponam lineam de equalem quantitati db, et pro- traham lineam ge et extendam duas lineas gd, ed secundum rectitudinem, et non ponam eis nusquam finem determinatam, , et protraham ipsam, donec occurrat linee, que extenditur secundum_ rectitudinem cum linea ed, super punctum M, et est Mg, et extendam lineam Mg in partem alteram secundum reetitudinem ad punetum ?, ut sit linea MP equalis linee eN, et continuabo, quod posuimus, eum moveri ex parte puncti N ad partem puneti d, et sit extremitas eius, que est apud punetum N, inseparabilis in motu suo a linea Nd, et linea in motu suo non cessat transire super punctum e linee de, ut, quando movetur Ne, sicut narravimus, tunc, ubi est extremitas eius N linee Ne, tunc linea Ne in illa disposieione secundum reetitudinem sic extensa, quod est inter motum punetum extremitatis eius et punetum , est Zeile 3: n fehlt in B; Z. 7: porcime 3; Z. 8: in alio tamen D; Z. 9—10: Dax zweite duas quantitates fehlt in B; 2. 10: unam fehlt in B; Z. 11: demonstrabimus fehlt in B: 2. 18—19: et signabo brs Ineam Ne fehlt in B; 2.20: equedistantem linee eN fehlt in B: 2.26: a motu B; Z. 29: puncti B; e fehlt in B. Nova Acta XLIX. Nr. 2. 20 or 10 1 [571 [St 10 15 20 m 1 30 154 M. Curtze. (p. 50) siecut linea Ne; deinde ymaginabor, quod linea MP moveatur ex parte puneti M ad partem puneti N, et sit extremitas eius, que est apıd M, inseparabilis in motu suo a linea dM, et linea MP in motu suo non cessat transire super punetum g linee dg, 'sieut narravimus de motu linee Ne, et ymaginabor, quod due linee MP, Ne in motu suo sint equedistantes, et ymaginabor, quod super extremitatem linee Ne, super punetum e, sit linea erecta orthogonaliter super lineam Ne, se- quens eam in _ motu suo, et non ponam huie 1i- nee finem determinatam pro antieipando (2), ut hee linea non cessat abseindere lineam MP apud motum duarum linearum MP, Ne. Cum ergo moventur due linee Ne, Mp, / et sunt in motibus suis eque- distantes, et adherent extremitates uteunque duabus lineis Nd, Md sicut narra- vimus, erit procul dubio, linea erecta super lineam Ne orthogonaliter, que moveatur cum ea et secat lineam PM, pervenit ad punctum p. Q@uando ergo pervenit linea erecta super punetum e ad punctum p, pervenient illie due linee ne, mp, et lineemus duas lineas, ep, mn — et seitum quidem, quod linea ep erigitur ex unaquaque duarum linearum ne, mp orthogonaliter, quoniam est linea, quam posuimus in premisso erectam orthogonaliter ex linea ne et moventem cum ea, donee pervenit ad punetum p —; dico ergo, quod due linee dm, dn sunt due quantitates, que iam ceciderint inter duas quanti- tates gd, de, et quod proporcio gd ad dm est sieut proporcio dm ad dn, et est sieut proporcio dn ad aliud de, euius demonstracio est . (@Quoniam due linee ne, mp sunt equedistantes et equales, et duo anguli nep et mpe sunt recti, tune linea nm est equalis linee ep, et unusquisque duorum angu- Zeile 1: Hinter deinde fügt B ein: signabo super lineam extensam secundum recti- tudinem sienum % et; Z. 6: extremitates 3; Z. 17—18: extremitates 3; Z. 18—19: narra- bimus 3; Z. 19: quod fehlt in B; Z. 22: est fehlt in B; Z. 28: hec fehlt in B; 2.29 ex- tremitates 2. Liber trium fratrum. (p. 51) 155 lorum enm et pnmm est reetus. At vero linea md est perpendieularis super lineam nd, et linea nd est perpendiewaris me: ex capitulo octavo sexti Eveuimis ergo proporcio linee gd ad dm est sicut proporeio dm ad dn et sieut proporeio dn ad de. Verum linea gd est equalis quantitati a, et linea de equalis quantitati d, ergo due linee dm, dn iam ceeiderunt inter duas quan- titates a, b et continuantur secundum proporeionem unam, et illud est, quod voluimus ostendere. XVII Et nobis quidem possibile est ostensum, ingenium sit inventum, ut dividamus, quemcumgque angulum voluerimus, in tres divisiones equales. Sit itaque angulus abg in primis minor recto, et accipiam ex duabus lineis ab, bg duas quantitates equales, que sint quantitates bd, be, et revolvam super centrum d et mensura longitudinis dd eirculum dezl, extendam lineam da usque ad /, et protraham lineam <Öbz> erectam super lineam dd orthogo- naliter, et lineabo lineam ez, et extendam ipsam usque ad Ah, et non ponam linee z% tinem determinatam, et aceipiam de linea zh equalem medietati dyametri eirculi, quod sit linea 24: quando ergo ymaginamus, quod linea zeh moveatur ad partem puncti /, et punetum 2 adherens est margini cireuli in motu suo, et linea 2b non cessat transire super punetum e eirculi dezl, et u ymaginamus, quod punetum 2 non cessat moveri, donec fiat punctum g super lineam hz, oportet tune, ut sit arcus, qui est intra locum, aput quem pervenit punetum 2, et imterpunetum 7 tercia arcus de, cuius demonstracio est . Cum ergo ponam locum, ad quem pervenit punetum 2 apud cursum puncti q super lineam 72, apud punetum Z, et protraham lineam fe // secantem lineam bz super punetum s: ergo linea fs est equalis medietati dyametri circuli, propterea quod est equalis linee zq. Et protraham ex b lineam equedistantem linee fs, que sit Jinea mbk, et protraham lineam ex f ad m, ergo linea mt et linea st sunt equedistantes duabus limeis mb, bs et equales eis: ergo linea mt eque- distans linee bs est equalis ei, sed linea ds est perpendiewaris super dya- metrum /d: ergo corda arcus tm erigitur ex dyametro /d supra duos angulos rectos, ergo dividit dyametros /d cordam mt in duo media, et dividit propter Zeile 13: bz fehlt in DB; 2.21: hec fehlt in B. [oXt 10 1 [27 10 156 M. Curtze. (p. 52) illud areum »t in duo media super punetum 7. Verumtamen m! est equalis arcui dk, ergo arcus dk est equalis medietati arcus mt; sed arcus mt est equalis arcui ek, propterea quod Iinea te equedistat linee mk: ergo arcus dk est tereia arcus de, et similiter angulus dbk est tercia anguli dbg. Et quoniam possibile est nobis per ingenium, quod narravimus in eis, que premissa sunt, et propter ea, que sunt eis similia, ut moveamus lineam zh, et ponamus extremitatem eius, que est apud punetum z, revolvi super marginem eireuli inseparibilem ab ea, et sit linea 2% in motu suo non transiens, nisi super punctum e, donee perveniat super punctum 7 per motum linee 2» super lineam d2: ergo similiter est < possibile > divisio omnis anguli minoris reecti in tres divisiones equales, et per illud possibile est nobis facile illud, quod narravimus. Et notum est, quod, si angulus, quem dividere voluimus in tres equales divisiones, unam duarum medietatum in tres divisiones equales, secundum quod narra- Zeile 2: angulus d* B; Z. 10: possibile fehlt in B: Z. 13: est maior bis dividamus fehlt in B. Liber trium fratrum. (pP. 58) 157 vimus: manifestum est ergo, quod iam tune scimus tereciam angui, qui est maior recto, et illud est, quod demonstrare voluimus. NIX. Et quoniam eius, quod narravimus in posicione duarum quanti- tatum vita, ut continuentur secundum proporcionem umam, iuvamentum est in cognicrone lateris cubi, et significatur tunc illud, monnisi ut. nos innuamur ad ‚llud tantum, sicut significant auctores geometrie super terminos radices surdas, quibus non raciocinatur, et sequitur conputacionem necessitas multiplicacionis, ut raciocinentur per latus cubi et cum veritate mensure sue, si est ex eis, cum quibus raciocinatur, aut cum propinquitate, si est ex eis, cum quibus racio- cinatur, sicut faciunt cum radieibus surdis terminis: tunc propter illud oportet nobis, ut narremus cum propinquitate latus cubi, ut raciocinetur cum eo apud necessitatem, et faciam in illo modum, quo in propinquitate rei ex veritate non est modus inanis ultimus, quod est, quia narrabo modum, qui significat super propinquitate lateris cubi ex veritate mensure sue, ad quemeunque finem voluerit querens, ut raciocinetur per latus cubi cum propinquitate, donec non sit inter illud, quo raciocinatur inter veritatem mensure eius, verbi gracia nisi minus minuto, possit illud, et similiter, ut non sit inter illud et inter veritatem nisi minus secundo aut quacunque parte vult, possit illud per illud, quod narrabo, si deus voluerit. Et operacio quidem in illo est, ut ponas illud, quod est in cubo de unitatibus et pareium eius terciarum aut sextarum aut nonarum aut ad quem- eunque finem voluerimus ex finibus conputacionis; deinde inquiramus numerum eubi equalem numero parcium, quas habemus, secundum tercias aut sextas auf, queeungue sunt, partes, ergo non rei inquisicio illius est prima, cum nos iam utamur fraceionibus in eo, quod querimus. Quod si non inveniemus numerum ceubi equalem numero parcium, quas habemus, accipimus numerum eubi propinquiorem numeri parcium, que sunt nobiscum. Quando ergo in- veniemus numerum eubi propinquiorem, servabimus ipsum, deinde considera- bimus partes, que sunt nobiscum, nam, si sunt tereie, tunce numerus harum parcium, que sunt in latere huius cubi, est numerus minutorum, que sunt in latere primi. Et si fuerint partes sexte, tunc numerus parcium, que sunt in latere huius cubi, est numerus secundorum, que sunt in latere cubi primi; et Zeile 22: secundas aut 2. 10 10 20 30 158 M. Curtze. (p. 54) secundum hoc exemplum, quod est in latere huius cubi in secundis, faciemus in eis, que sunt preter illud. Et ille quidem modus, quem narravimus, ex eis est, super quem non est necesse ponere demonstracionem, neque ut addatur ex sermone meo super illud, quod diximus, quod est: omnes, qui probabiliter dant computacionem, seient veritatem eius, quod diximus, quando legent librum nostrum. - Jam ergo declaratum est in eo, quod narravimus de libro nostro super modum extrahendi mensuram linee continentis eirculum ex dyametro suo per modum, quo operatur ARCHIMENIDES; et narravimus demonstracionem, secun- dum quod multiplicacio medietatis dyametri eirculi per medietatem linee con- tinentis est embadum superficiei eius; et posuimus protinus illud modum communem, quo seitur embadum omnis trianguli acutorum angulorum, et orthogonii, et ambligonii, et illo modo, quamvis jam usi sunt multi homines et sciverunt ipsum, tamen ipsi eciam usi sunt eo aut plures eorum secundum modum ceredulitatis, preter quod seiverunt demonstracionem super eius veri- tatem; et posuimus protinus illud, qualiter sciatur embadum superficiei sectionis piramidis columpne; et posuimus < protinus, qualiter sciatur embadum super- fieiei corporis conpositi ex > poreionibus, illud, euius necessitas fertur nos in terciam embadi superficiei spere et embadum magnitudinis eius, que sit innitamentum MırEı ex sua geometria; deinde posuimus illud in eo, qualiter sciatur embadum superficiei spere, et ostendimus, quod est equale quadruplo superficiei maioris ceireuli, qui cadit in spera; et narravimus < protinus >, qualiter scijatur embadum magnitudinis spere, et ostendimus, quod est illud, quod fit ex multiplicacione medietatis dyametri spere in terciam embadi super- ficiei eius, et invenimus super illud, quod narravimus de illo, cum demon- stracione sufficienciam faciente geometricam; et posulmus protinus illud, qualiter ponantur due quantitates inter duas quantitates ita, ut continuentur Proporeiona- biliter; et omne, quod posuimus Jlibro nostro, est ex «eo, quod nos determinavimus, nisi sciencia extrahendi mensuram linee continentis eirculum ex dyametro suo, nam est operacio ARCHIMENIDIS, et nisi seiencia ponendi Zeile 9: narrabimus 2; Z. 17—18: protinus bis ex fehlt in B; 2.20: in aliıs statt Mırer 5; Z. 22: protinus fehlt in B; 2. 23: superficiei spere D; Z. 28: in fehlt in B; 2. 29: seiatur 2; Z. 30: sciatur 2. Liber trium fratrum. (p. 55) 159 duas quantitates inter duas quantitates, ut continuentur secundum proporeionem unam, nam processus, quam posuimus in libro nostro isto, opus, quod operatus est Mıteus in illo, et posuimus cum eo illud, quod feecimus nos in eo; et posuimus iterum, qualiter dividatur angulus in tres divisiones equales: et harum quidem rerum, quas narravimus in nostro libro, cognieio apud omnes, 5 qui querunt scienciam geometrie et conputaciones, est magne quantitatis, et animosa est, et quod sequitur querentes hane scieneciam de necessitate earım. Nam sciencia superficiei spere et magnitudinis eius, que est ex eis, proprie est ex eis, quibus (!) non vidi ex illis, quos testificati sumus ex illis, qui sunt nostri temporis, aligquem, qui sciat modum, quo conputet eam convenientem 10 veritati in illo, qui vocet, ut sciatur demonstracio super operacionem eius etc. CONPLETUS EST LIBER TRIUM FRATRUM AUXILIO DEI. Zeile 1: ut cum invenitur BD; Z. 2: protinus statt processus D; est fehlt in B; 2.3: Merivs 3; Z. 4: triangulus 3; Z. 10: tante temporis 3; Z. 12: auxilio Dei hat nur B. 160 M. Curtze. (p. 56) ERLÄUTERUNGEN. INTRODUCTIO. Die Uebersetzung, welche hier vorliegt, ist nach den Unter- suchungen des Fürsten BoncompAGnı in Rom durch GERHARD VON ÜREMONA gemacht worden, jenen fruchtbarsten aller Uebersetzer aus dem Arabischen ins Lateinische. Er hatte z. B. auch eine, bis jetzt noch nicht wieder aufgefundene, Uebersetzung (des Eukuıoes geliefert, und ist so ein Rivale ATELHARDS von BarH. Die Verfasser erklären, dass sie in ihrem Buche nur solche Sätze und Beweise ausführlich geben wollen, welche in der damaligen Zeit noch unbekannt waren, wenn sie auch die Alten, d.h. die Griechen schon bewiesen hatten; sie betonen aber energisch, dass die von ihnen geführten Beweise der Sätze, mit den in der Einleitung angegebenen Ausnahmen, ihr geistiges Eigenthum seien. Betrachtet man dieselben freilich näher und legt den Maassstab an, welchen Fr. Huvrsch in seinem Aufsatz über die Heronische Formel für den Dreiecksinhalt kennen lehrte, so sieht man sogleich, dass es sich dennoch nur um Reproduction griechischer Vorbilder handeln kann, wie ja auch die Art der Beweise völlig griechisches Colorit trägt. Bemerkenswerth in der Eimleitung ist jedenfalls noch die Art, m welcher die Verfasser gegen die Erklärung von Länge und Breite als gerader Linien kämpfen, sowie die Rechtfertigung der Benutzung des Quadrates resp. des Würfels als Maass der Flächen resp. Körper. I. Der Inhalt jeder (regulären) Figur, welche um einen Kreis beschrieben ist, wird erhalten, wenn man den halben Durchmesser des Kreises mit der halben Summe der Seiten multiplieirt. — Die Verfasser zeigen durch den Beweis, dass das von mir eingefügte Wort „reguläre“ von ihnen gemeint ist. Dasselbe ist überhaupt auch im andern Sätzen zu ergänzen, wenn es auch für die Wahr- heit des vorliegenden Satzes nicht erforderlich ist, wie sie denn nachher den Satz ohne jene Einschränkung gebrauchen. Speciell wird das für ein einer Kugel umschriebenes Polyeder aus ihm abgeleitete Korollar im weitern Verlaufe für ganz allgemein gültig angesehen. Als bekannt setzt das Werk voraus die Formel V=+ g.h für das Volumen b} einer Pyramide. Liber trium fratrum. (p. 5%) 161 II. Multiplicirt man den halben Durchmesser eines Kreises mit der halben Summe der Seiten einer in den Kreis beschriebenen Figur, so ist das Product kleiner als der Kreisinhalt. — Der Beweis ist sehr einfach geführt und in dem Korollar wieder auf den Inhalt der Kugel erweitert. II. Wenn eine gegebene Gerade kleiner ist als der Umfang eines Kreises, so kann man stets in diesen Kreis ein Polygon einzeichnen, dessen Umfang grösser ist als die gegebene Gerade; und wenn die ge- sebene Gerade grösser ist als der Kreisumfang, so lässt sich jederzeit ein Polygon um den Kreis zeichnen, dessen Umfang kleiner ist als die gegebene Gerade. — Bei dem Beweise dieses Satzes sind stillschweigend die Sätze aus der Lehre von den isoperimetrischen Figuren benutzt, dass der Umfang einer überall convexen Figur, welche eine andere ebenfalls überall convexe Figur einschliesst, grösser ist als der Umfang der letzteren, wenn sie aber eingeschlossen wird, kleiner. IV. Der Inhalt eines Kreises ist gleich dem Producte aus dem halben Durchmesser und der halben Peripherie. — Der Beweis durch Führung ad absurdum geliefert. Das Korollar giebt den Inhalt eines Kreissectors als Product des halben Durchmessers in den halben Bogen. V. Das Verhältniss des Durchmessers eines beliebigen Kreises zu seinen Umfange ist constant. — Zum Verständniss des Beweises ist nöthig zu beachten, dass Quadratum Rechteck bedeutet, nicht Quadrat. Dass die Verfasser diese ersten fünf Sätze m trefllich logischer Folge gegeben haben, und dass sie m der Auf- fassung des Productes zweier Strecken weit über die Fassung der Theoreme des ARCHIMEDES hinausgegangen sind, für den der Begriff des Productes zweier Strecken überhaupt noch nicht existirt, dürfte Niemand leugnen. Die Sätze de sphaera et Oylindro I, 3, 4, 5, 6 und Dimensio eirculi Satz 1 sind für die obigen Sätze der drei Brüder zu vergleichen. Nachdem Letztere so festgestellt haben, dass das Verhältniss zwischen Durchmesser und Peripherie constant ist, erübrigt noch die Darlegung, in welcher Weise dasselbe bestimmt werden kann. Hier schliessen sie sich in jeder Beziehung, was Zahlen betrifft, VI. sklavisch an ARCHIMEDES an, während ihre Buchstaben sich nicht mit dem- selben decken. Der geschichtlichen Wichtigkeit halber habe ich die merkwürdige Art und Weise, in welcher unser Manuscript grosse Zahlen schreibt, beizubehalten für nöthig gehalten. 1305534 z. B. schreibt es 1.000.000 und 300 und 5 Tausend und 500 und 34. Die Rechnung ist genau wie bei Eurorkıus geführt, die Verfasser geben aber den Grund an, weshalb die Hypotenuse des rechtwinkeligen Dreiecks mit dem spitzen Winkel gleich 30° gerade gleich 306 angenommen ist, weil dadurch die Rechnung sich vereinfacht. Da das Verhältniss constant ist, hängt dasselbe von diesem oder jenem gewählten Werthe Noya Acta XLIX. Nr. 2. 21 162 M. Curtze. (p. 58) nicht ab. Die Verfasser zeigen dabei deutlich, dass sie das gefundene Verhältniss 32 >; > 34% keineswegs für genau halten, sie sagen offen, dass man die Rechnung führen kann, bis zu welchem Grade der Genauigkeit der Rechner sie treiben will. Ihre Rechnung führen sie nach dem Commentar des Eurokıus, doch rechnen sie die be- treffenden Wurzeln nicht nach. Einzelne kleine Abweichungen finden sich freilich. So rechnen sie die im ARCHIMEDES ed. HEIBERG III, S. 277 vorkommende Zahl 13505344 zu 13505344, ebenso die nachfolgende Zahl zu 1373 9434. VIE. Wenn man die Ueberschüsse des halben Umfanges eines Dreiecks über jede seiner Seiten unter sich und mit dem halben Umfang multiplicirt, so erhält man den Inhalt des Dreiecks mit sich selbst multiplieirt. — Der Beweis der Formel 42? —= (s-a) (s—b) (s—c) s, wie ihn die drei Brüder geben, findet sich nach ihnen in vielen Geometrien des Mittelalters; so bei LEONARDO vox Pısa, er soll sich auch bei JorDAnus finden, uns ist er dort bis jetzt nicht aufgestossen; ferner hat ihn Lucas PAccroLr und Andere. Dagegen war die Bekanntschaft des Mittelalters mit dem echten Heronischen Beweise bis vor Kurzem fraglich. In meinem Aufsatze über eine Handschrift der Königl. Oeffentl. Bibliothek zu Dresden in der Zeitschrift für Mathematik und Physik habe ich wohl die Existenz auch dieser beweisform im Mittelalter nachgewiesen. Das Wort augmentum, das ich für das sinnlose «angulum der Handschrift D aus P aufgenommen habe, hatte Professor KINKELIN in seiner Ausgabe schon durch Conjectur als die wahrscheinliche Lesart hingestellt. VIP. Ein zweiter Beweis derselben Formel. — In der Abschrift von KınkeLın, der in seinem Abdrucke diesen zweiten Beweis nicht giebt, hält dieser in einer Randbemerkung denselben für nicht wieder herstellbar und räth daher, ihn bei einer etwaigen Ausgabe wegzulassen. Ich hofle gezeigt zu haben, dass eine Reconstruction des Beweises nicht zu schwierig war; ich würde selbst dann denselben haben abdrucken lassen, wenn ich auch nichts mit ihm hätte anfangen können. — Ueber diesen Beweis sehe man speciell: „HusrscH, der Heronische Lehrsatz über die Fläche des Dreiecks als Function der drei Seiten“ (Zeitschrift für Mathematik und Physik IX, S. 225—-249), wo die Geschichte desselben bis zum Ausgauge des Mittelalters verfolgt wird. Unter allen diesen mittelalterlichen Beweisen ist der der drei Brüder der einfachste. VIl. Wenn ein Punkt innerhalb einer Kugel von vier Punkten derselben, welche nicht in einer Ebene liegen, gleichen Abstand hat, so ist er der Mittelpunkt der Kugel. — Die Verfasser zeigen, dass die durch je drei der gegebenen Punkte gelegten Kreise auf der Kugel liegen und dass die von dem ge- gebenen Punkte auf diese Kreise gefällten Lothe die Mittelpunkte derselben treffen müssen; daher ist der Punkt Mittelpunkt der Kugel. Liber trium fratrum. (p. 59) 163 Die folgenden Sätze entsprechen den Sätzen im ersten Buche des ARCHIMEDES de Sphaera et Cylindro. Sie gipfeln in der Berechnung der Oberfläche und des Volumens der Kugel. IN. Wenn die Axe eines Kegels (pyramis columpna) auf der Grund- fläche senkrecht steht, so sind alle Seitenlinien einander gleich, und der Mantel desselben ist gleich dem Product der Seitenlinie in dem halben Umfang des Grundkreises. — Die Verfasser zeigen, dass man unter An- nahme, der Mantel sei grösser oder kleiner als das betreffende Product, auf einen Widerspruch. stösst. (ARCHIMEDES ]. c. VII—X und XIV.) X. Der Durchschnitt eines Kegels mit einer zur Grundfläche des- selben parallelen Ebene ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt auf der Axe des Kegels liegt. — Es ist zu beachten, dass weder im Lehrsatze noch im Beweise von geradem Kegel die Rede ist, dass vielmehr aus Lehrsatz IX und XI zu folgen scheint, dass die Verfasser den Satz vom allgemeinen Kegel verstanden wissen wollen. XI. Der Mantef eines geraden Kegelstumpfes ist gleich dem Producte der Seitenlinie in die halbe Summe der Umfänge der beiden Grundflächen. Arckımepes ]. 1. XVI. Dazu der Zusatz: Wenn ein Körper so aus Kegelstumpfen besteht, dass die obere Grundfläche eines jeden zu- gleich die untere Grundfläche des darauf stehenden, der oberste aber ein vollständiger Kegel ist, und die Seitenlinien aller dieser Kegelstumpfe resp. des oberen Kegels sind einander gleich: so ist der Mantel des zu- sammengesetzten Körpers gleich dem Producte einer Seitenlinie in die Summe aus dem halben Umfang des Grundkreises und sämmtlichen Um- fängen der übrigen Schnittkreise. XI. Theilt man einen Kreisquadranten in eine beliebige Anzahl gleicher Theile, verbindet den ersten Theilpunkt mit dem zunächst liegenden Endpunkte des Quadranten und verlängert diese Linie, bis sie den durch den anderen Endpunkt des Quadranten gehenden verlängerten Radius trifft, so ist die Strecke vom Mittelpunkte des Kreises bis zu dem genannten Durchschnittspunkte gleich dem Radius vermehrt um die Summe aller durch die Theilpunkte des Quadranten zu dem verlängerten Radius gezogenen parallelen Sehnen. — Beruht darauf, dass man leicht Parallelo- gramme construiren kann, aus denen man mit Hülfe der Gleichheit der Gegenseiten ohne Weiteres den Satz erschliesst. Daraus folgern die drei Brüder folgenden Zusatz, welcher freilich der eigentliche Angelpunkt ist, um dessentwillen der obige Satz auf- gestellt ist: Das Product der in dem Satze XII. bestimmten Strecke in die 21* 164 M. Curtze. (p. 60) Hälfte der Sehne eines Theiles des Quadranten ist kleiner als das Quadrat des Radius und grösser als das Quadrat des vom Mittelpunkt auf eine der Theilsehnen gefällten Lothes. (Siehe Satz XXI und XXII des ÄARCHIMEDES |. |.) XII. Ist ein in dem Korollar zu Satz XI definirter Körper einer Halbkugel eingeschrieben, so dass die Grundfläche des ganzen Körpers mit der Grundfläche der Halbkugel zusammenfällt, so ist die Oberfläche dieses Körpers kleiner als der doppelte Grundkreis der Halbkugel. — ARCHIMEDES ]. 1. XXV. Zu beachten ist die Phrase guantitas, in quam cum multiplicetur dyameter, proveniet eircumferencia für x. Nachdem nebenbei noch bewiesen ist, dass PER . 2 E fa 4 = > der Kreisimhalt gleich rr ist, wird in dem von mir mit XIII®. bezeichneten Theile des Satzes bewiesen, dass, wenn man in den frag- lichen Körper eine Halbkugel beschreibt, die Oberfläche des Körpers grösser ist als der doppelte Grundkreis dieser Halbkugel. Hier wie bei Satz XIII kommt das Korollar zu XII zu seiner zweckmässigen Anwendung. Zu ver- gleichen sind ARCHIMEDES ]. 1. XXIX und XXX. XIV. Die Oberfläche der Halbkugel ist das Doppelte eines grössten Kreises der Kugel. ARCHIMEDES |. 1. XXXIII., ebenso am Schlusse das Korollar, also ist die Kugelfläche das Vierfache. XV. Das Volumen der Kugel ist gleich dem Producte des Radius in den dritten Theil der Oberfläche der Kugel. — ArcHımzpes 1. 1. XXXIV. Wenn die Beweise dieser Sätze. wie wir anmerkten, sich auch wesentlich auf ARCHIMEDES’ Ausführungen stützen und in ihr ihren letzten Grund haben, so sind sie doch keines- wegs mit denselben identisch. Man sieht in Allem, dass die Art zu beweisen eine andere geworden; auch die Art die Sätze auszusprechen, bei ÄARCHIMEDES meist in Proportions- form gegeben, hat sich geändert, sie hat sich mehr der modernen genähert. Der Aus- druck für die Kreisfäche in der Form r” ist mir hier zuerst entgegengetreten. Hier verlassen wir ÄRCHIMEDES, um anderen alten Autoren zu folgen. Der nächste Satz XVI. zeigt, wie man zwischen zwei gegebene Grössen zwei andere einschalten kann, so dass sie zwei mittlere Proportionalen bilden, wobei die drei Brüder noch ausdrücklich bemerken, dass dadurch auch die dritte Wurzel aus- gezogen werden könne, denn man habe, wenn man 1:a—=a:b=b:ec, die Beziehung a=c, es sei also a —= Yz Die Construction und den Beweis, welchen die drei Brüder hierfür geben, schreiben sie dem MEnErAus (von ihnen MıLEUS genannt) zu, „cwi est liber in geumetria“. Dies können doch kaum die Sphaerica sein, — welches Buch ist aber dann gemeint? Diese Construction ist jedoch absolut mit derjenigen identisch, welche Liber trium fratrum. (p. 61) 165 EvTorıus dem ARCHYTAS zuschreibt (ARCHIMEDES ed HEIBERG III. S. 99), nur sind auch hier andere Buchstaben benutzt. Eine Darstellung dieser letzteren giebt CAntor a. a. 0. S. 194—196. Von ihr sagen die drei Brüder, es sei ein körperlicher Beweis, den man nur im Geiste verfolgen könne, und da sei er nicht schwer zu verfolgen, während er est diffieilis valde per inquisieionem, das soll doch wohl heissen, dass er sehr schwer durch eine Zeichnung zu verfolgen ist. Deshalb zeigen die drei Brüder m der folgenden Nummer XVII. Wie man durch eine ebene Construction zu demselben Ziele gelangen könne. Die nun von ihnen gelehrte Art, zwischen zwei Grössen zwei mittlere Pro- portionalen einzuschalten, welche sie offenbar als ihr Eigenthum in Anspruch nehmen, ist die von Eurortvs 1. l. dem PLAron zugeschriebene, wenn sie auch den Platonischen Apparat nicht kennen oder wenigstens nicht beschreiben. Sie beweisen die Sache mit Hülfe der von den Arabern sogenannten geometrie mobile. XVII. Wir können ferner beweisen, dass ein Hülfsmittel erfunden ist, durch welches wir jeden beliebigen Winkel in drei gleiche Theile theilen können, so fahren die drei Brüder fort. Ueber diesen Satz, und was ge- schichtlich damit zusammenhängt, habe ich ausführlich in meinen „Reliquiae Copernicanae“ gehandelt (siehe die Einleitung), worauf ich des Weiteren verweise. Die Construction beruht, wenn wir in moderner Sprache reden wollen, auf der Anwendung der Kreis- conchoide Bei den drei Brüdern ist dieselbe durch ein getheiltes Lineal ersetzt, das man so lange bewest, bis zwei bestimmte Stücke dem Radius eines bestimmten Kreises gleich werden. Sobald dies eintritt, ist der dritte Theil des Winkels gefunden. Dasselbe Verfahren lehrt Campanus in seiner Uebersetzung des Eukuides, dasselbe, buchstäblich dem Werke der drei Brüder entnommen, JORDANUS NEMORARIUS in seinem liber de triangulis. Weitere Nachweisungen sehe man am oben angeführten Orte. Das Eigenthümlichste, was die drei Brüder jedoch in ihrem ganzen Buche haben, aber auch das Schwerverständlichste ist der durch uns mit XIX bezeichnete Abschnitt. Falls ich die Intention der Verfasser richtig verstehe, lautet derselbe, soweit möglich in wörtlicher Uebersetzung: XIX. Da die Kenntniss dessen, was wir bei der Auffindung zweier mittlerer Proportionalen zwischen zwei gegebenen Grössen gesagt haben, ein Hülfsmittel für die Auffindung der dritten Wurzel ist, und wir damals dies nur berührten, um nur auf dasselbe hinzuweisen, wie es die Schrift- steller über Geometrie mit den irrationalen Wurzeln machen, mit denen man nicht rechnet (Soll wohl heissen: „welche man nicht genau berechnen kann“, siehe weiter unten); und da der Berechnung nothwendig die Multi- plication (d. h. wohl die Erhebung auf die dritte Potenz) folgen muss, 166 M. Curtze. (p. 62) damit man mit dem wahren Werthe rechnet, wenn er ein solcher ist, welcher genau berechnet werden kann, oder mit dem angenäherten, wenn er zu denen gehört, mit denen man nur rechnen kann wie mit irra- tionalen Wurzeln: so müssen wir deswegen mittheilen, wie wir die dritte Wurzel, soweit als die jedesmalige Nothwendigkeit erfordert, berechnen können, und wir werden dazu ein Verfahren lehren, wodurch die An- näherung so weit getrieben werden kann, als man will, so dass z. B., wenn zwischen dem berechneten und dem wahren Werthe kein grösserer Fehler als eine Minute begangen werden soll, dies möglich ist, und, wenn der Fehler nur eine Secunde oder einen beliebigen Theil betragen soll, auch dieses zu erreichen möglich ist durch das, was wir mit Gottes Hülfe aus- einandersetzen wollen. Die Rechnung ist nun folgende. Man verwandelt die Ein- heiten und die Theile des Kubus in Tertien oder Sexten oder Nonen oder so weiter, wie die Grenzen der Rechnung sein sollen, dann sehen wir zu, welcher Kubus der Zahl der Tertien etc. entspricht, so dass also hier nicht die Aufsuchung der Ganzen das Erste ist, da wir uns bei dem, was wir suchen, der Brüche bedienen. Finden wir aber keine Kubıkzahl der Zahl der Tertien etc. gleich, die wir gefunden haben, so nehmen wir die Kubikzahl, welche der letzteren Zahl nächst kleiner ist. Haben wir so eine angenäherte Kubikzahl gefunden, so merken wir uns dieselbe; dann untersuchen wir die Theile des gegebenen Kubus. Sind dieselben Tertien, so bedeutet die als Wurzel des angenäherten Kubus gefundene Zahl die Minuten, welche die Wurzel der gegebenen Zahl enthält; sind es Sexten, so bedeutet sie Seeunden, und so weiter. Und diese Art der Berechnung gehört zu denjenigen, welche eines Beweises nicht bedürfen, noch dass wir dem, was wir gesagt haben, weiteres hinzufügen, denn alle, welche annähernd rechnen wollen, werden die Wahrheit dessen erkennen, was wir sagten, wenn sie unser Buch lesen werden. Die drei Brüder würden also zunächst verlangen, dass man eine ausgedehnte Kubikzahlentabelle besässe. Soll nun z. B.: aus 3 die Kubikwurzel gezogen werden — ich übertrage das von ihnen gesagte auf decimalgeschriebene Zahlen — so verwandeln sie 3 zunächst in 3000 Tausendstel und finden, dass 14° —= 2744 der nächstkleinere Kubus ist, sie haben also angenähert gefunden Y — 14 Zehntel. Wollen sie weiter gehen, so müssen sie für 3 nicht 3000 Tausendstel, sondern 3000000 Millionentel setzen, um 144° — 2985984 als nächstkleineren Kubus und 144 Hundertel als angenäherten Werth von Vs zu erhalten. Ihre Methode, welche wenigstens die Abtheilung zu dreien kennt, ist absolut richtig und führt stets zu dem gewünschten Ziele, wenn sie auch ohne Kubikzahlentabelle die denkbar ungeschickteste ist. Sie ist jedenfalls der erste bekannte Versuch, eine Kubikwurzel methodisch auszuwerthen, und dürfte dadurch von nicht zu unterschätzender geschichtlicher Bedeutung sein. Liber trium fratrum. (p. 69) 167 Am Schlusse fassen die Autoren noch einmal zusammen, was sie als das Verdienst ihres Werkes betrachten. Hier wird, was an der betreffenden Stelle nicht geschah, wieder als aus der Geometrie des MENELAUs entnommen der Satz von der Oberfläche und der von dem Inhalte der Kugel angegeben, welche bekanntlich dem ÄRCHIMEDES angehören, sie, „d. h. die drei Brüder‘, aber hätten dem Beweise zuerst die geometrische Schärfe gegeben. Die wunderbare Latinität des Tractats dürfen wir wohl auf die wörtliche Wiedergabe des arabischen Originals durch den Uebersetzer zurückführen, durch welche so monstruöse Satz- und Wortgefüge gebildet sind, wie wir sie hier finden. Si Kurt ur fr BR SM NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band XLIX. Ni. 3. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens und seiner bodeneultur. Von Dr. R. A. Hehl, M. A.N. in Rio de ‚Janeiro. Mit 1 Karte (NT. VI, und 1 Tafel (Nr. VII). Eingegangen bei der Akademie den 1. Juni 1554. HALLE, 1556. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. W Ä ' ade Tal abet Ve rer REDE NE Vieles ist über Brasilien und seinen Reichthum an Naturprodueten geschrieben und noch mehr geredet worden, und doch ist im Allgemeinen so wenig über die Vertheilung und Quantität der einzelnen Erzeugnisse be- kannt, dass es bis jetzt geradezu unmöglich ist, sich eine richtige Idee in ptlanzen- und handelsgeographischer Hinsicht von dem Lande zu machen und hierdurch Berechnungen und Schätzungen zu ermöglichen, die nicht allein von hohem Werth, sondern auch angethan wären, den handelsgeographischen Bestrebungen in ihren Beziehungen zu diesem fast unbekannten Reiche mehr Sicherheit zu gewähren. Meines Wissens existiren auf diesem Felde nur Abhandlungen über einzene Uulturen und Extractivstoffe, wie die Monographieen über den Kaffee, mit denen man dicke Bände füllen könnte, während andere höchst wichtige Materien kaum eine Erwähnung fanden, so dass über die eigentlichen Productionskräfte des Landes, sowie über die gegenwärtige Aus- dehnung seiner Anbaubetriebe, nicht zu reden von den einheimischen Nutz- und Handelsgewächsen, die der Hand des Menschen zu ihrem Entstehen und Gedeihen nicht bedurften, im Allgemeinen unbestimmte Begriffe be- stehen. — Wenn auch Versuche zur Aufstellung einer brasilianischen Cultur- karte schon verschiedentlich gemacht worden sind, so verlautet doch nicht, dass deren Resultate in die Oeffentlichkeit gelangten, was schon aus dem (Grunde zu bedauern ist, als jeder derartige Versuch eine Grundlage für spätere Berichtigungen und Erweiterungen an die Hand giebt und schon deshalb nicht ganz nutzlos ist. Von dieser Voraussetzung ausgehend, habe ich es versucht, in Fol- gendem eine Beschreibung des Vorkommens der vorzüglichsten brasilianischen DES 172 Dr. BR. A: Biehl. pr) vegetabilischen Handelsproduete zu geben und ihre jeweilige Vertheilung auf dem immensen Areal so annähernd als möglich auf einer Karte wiederzugeben, die, obwohl in viel zu kleinem Maassstabe für Detailstudien (1 :7500000), doch dem Zweck dieser Arbeit entsprechen dürfte, welche nur im allgemeinen Umrissen ein Thema behandeln kann, dessen eingehendere Erörterung jahre- lange Reisen im Innern benöthigen würde, um das erforderliche Material zu sammeln, da es auf diesem Gebiete an sonstigen zuversichtlichen Anhalte- punkten mangelt. Diese wenigen Worte mögen zur Rechtfertigung der folgenden ge- (drängt gehaltenen Angaben dienen, bei deren Zusammenstellung mit thunlichster Sorgfalt verfahren worden ist. Zur Erleichterung der Demonstration lasse ich eine geographische Skizze des Landes voraufgehen. Das südamerikanische Kaiserreich erstreckt sieh vom Cap Orange, seinem nördlichsten Punkte unter 40 20° 45“ nördl. Breite, bis zum Flüsschen Chuy an der äussersten Südspitze unter 33° 46° 10% südl. Breite und von 340 47° 26“ bis 740 16° westl. Länge von Greenwich. - Die Grenzen gegen Norden, Westen und Siden werden, von französisch Guyana ausgehend, successive von allen Colonien und Freistaaten des südamerikanischen CGontinents, mit Ausnahme von Chile, gebildet und im Osten dureh den Atlantischen Ocean. Das Areal wird auf 3307506 qkm geschätzt, «denn genaue Berech- nungen fehlen und können auch nicht ausgeführt werden, so lange die theils von Flüssen, theils von Gebirgszügen gebildeten Landesgrenzen, die nur in wenigen Fällen durch ideale Linien ersetzt wurden, nicht genauer festgelegt sind. Hierin ist wohl der Grund der Difterenzen in der Oberflächenangabe hei verschiedenen Geographen zu suchen. Der etwa 6500 km lange Küstensaum erreicht bei Ponta de pedras unter 79 35° 24“ südl. Breite den oben angegebenen östlichsten Punkt und dehnt sich von dort aus nach Nord- und Südwesten bis zu den genannten nördlichen und sidliehen Endpunkten aus. Der südwestliche Theil des Litorals wird von der sog. brasilianischen Küstenströmung bestrichen, während der nordwestliche die Richtung des Aequatorialstromes bestimmt. Von den vegetabtlischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p.5) 113 Im grossen Ganzen zeigt das Küstenprofil geringe Abweichungen von den maassgebenden Hauptrichtingen, nur eine grössere ist zu erwähnen zwischen dem 23. und 29. Breitengrade, wo das Gestade flach buchtenartig zurücktritt. An guten Häfen und Ankerplätzen für Schiffe von grösserem Tiefgang ist Brasilien arm, und selbst diese wenigen scheinen einer wenngleich lang- samen Versandung entgegen zu gehen, was seinen Hauptgrund im destructiven Zusammenwirken der Gezeiten und der vom nahen Küstengebirge herab- stiirzenden Wasserläufe hat, die sich m die Einbuchtungen ergiessen und da- hin Senkstotfe aller Art mitschleppen. Die orographischen Verhältnisse sind keineswegs so zusammengesetzter Natur, wie sie bei dem Laufe der einzelnen Ströme nach allen möglichen Himmelsriehtungen und bei der Grösse des Areals auf den ersten Anblick erscheinen mögen, denn sobald man die mittleren Höhen und Streichungs- linien der hauptsächlichsten Gebirgsketten mit einander vergleicht, findet man, dass ein terrassenförmiges Ansteigen des Landes vom Meeresufer her stattfindet, und dass die einzelnen diese Terrassen gleichsam unterstützenden Erhebungen einen gewissen Parallelismus unter emander einhalten: ja selbst die Form des Küstenprotils schmiest sich der Längenerstreckung von jenen an. Andererseits fällt das gebirgige Terrain im Westen steil ab und be- erenzt die enormen Ebenen des Paraguaythales; im Norden ist der: Abfall weniger steil, aber gleichmässiger bis in die nördliche Tiefebene: auch im Siiden erscheinen Niederungen. Sollte nach dieser eigenthümlichen Gestaltung nicht auf ein ehemaliges, durch verschiedene Hebungen entstandenes und durch die Gewässer von den Anden getrenntes "Terrain geschlossen werden können? Die Geologen, die die emschlägigen Verhältnisse studirt haben, sind hierüber nur einer Ansicht, weshalb ich, auch ohne nähere Untersuchungen in den besagten Regionen, das orographische Netz Brasiliens von dieser An- nahme ausgehend entwickeln werde. Als Ausgangs- bezw. Angriffspunkt der hebenden Kräfte im Erdinnern muss der Gebirgsknoten südlich von der Stadt Goyaz, die sog. Serra de Santa Martlıa,. angenommen werden. 174 Dr.«R»AwTfehl.\ (p:6) Nach Norden erstreckt sich von hier, die Wasserscheide der Flüsse Araguaya und Tocantins bildend, ein mächtiger Gebirgszug, der „Espigao mestre“, und gen Nordosten die Serra de Santa Rita, die sich an der Provinzgrenze ebenfalls gen Norden wendend, von da aus den Namen „Serra geral de Govaz* führt. Unter dem 10. Breitengrade theilt sich diese letzte in zwei Arme, einen nach Norden sich fortsetzenden, der sich in der Provinz Maranhad zu einem Teatellande erweitert und in der Serra da desordem unter dem 3. südlichen Breitengrade seinen Abschluss findet, und einen gen Osten sich wendenden, der die Süd- und Ostgrenzen der Provinz Piauhy bildend und sich nochmals spaltend einen östlichen Ausläufer unter dem 7. Breitengrade entsendet, der die Provinzen Rio Grande- und Parahyba de Norte theil- weise durchsetzt und unter dem Namen Serra da Borborema bekannt ist. Von Santa Martha gegen Südwesten setzt sich ebenfalls das Gebirge fort, allmählich gleich dem vorhergehenden an Höhe abnehmend, und theilt sich, am ‚53. Längengrade (Greenwich) angelangt, wieder in zwei Arme, von denen der eine gegen Süden die Wasserscheiden des Paranäa und Paraguay markirt, während der gegen Nordwesten gerichtete das niedrige Land des Paraguay-Flussgebietes von eimem den ganzen Norden der. Pro- vinz Mato Grosso einnehmenden Hochlande trennt, auf dessen Höhen die (uelllüsse des Tapajoz (spr. Tapaschoss) und des Rio das Mortes, des grössten Nebenflusses des Araguava-Stromes, entspringen. Dieser Gebirgsarm, im Verein mit den Serras de Santa Martha und Santa Rita und mit den von der Ostgrenze der Provinz Goyaz nach Süden und später gen Osten sich wendenden Trennungslinien des Parana- und Sao Francisco - Flussgebietes, heisst „Serra dos vertentes“, ob- wohl diese Bezeichnung vielleicht nicht ganz entsprechend ist, weil. die Wasserscheide nicht überall das Gepräge eines Gebirges besitzt, sondern stellenweise als ein nur kaum bemerkbarer Rücken zwischen den Quellen der nach Süden und Norden rinnenden Gewässer erscheint. Wenn man nun von den mehr secundären Abzweigungen der genannten Höhenzüge absieht, so ist hiermit das orographische Skelett des Landes fertig gestellt, das die endliche Form des östlichen "Theiles des Continentes einleitete. ar Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p.d) 1% Das die genannten Erhebungen zusammensetzende Material gehört meistens den krystallinischen Schiefern an, die stellenweise von plutonischen Eruptivmassen durchbrochen worden sind. In weitem Kreise um die nach Norden sich erstreckende Serra zeral de Goyaz und die südwestlichen Serras de Santa Rita und Santa Martha, erhebt sich zunächst gen Osten und Süden ein zweites Massengebirge, das die allgemeine Bezeiehnung „Serra do espinhaco“ (spr. espinjasso) führt. Seine Kuppen sind im Allgemeinen niedriger wie die des Mittelgebirges, mit Ausnahme vielleicht einer emzigen, die von verschiedenen Reisenden als die höchste Spitze Brasiliens bezeichnet wird. Es ist der Itatiaia, der nahe dem Punkte emporsteigt, wo die Provinzen Rio de ‚Janeiro, Sad Paulo und Minas Geraes zusammentreffen. Seine Höhe wird von Einigen zu 2994 m angegeben, von Anderen nur zu etwa 2S00 m. Zwischen beiden Massengebirgen liegt ein ausgedehntes Hochland, auf dem niedere Rücken mit Einzelerhebungen abwechseln, und das da, wo der nackte Felsboden nicht zu Tage tritt, von zum "Theil sehr mächtigen Alluvial- ablagerungen bedeckt ist. Dies ist die Zone, deren Erzeugnisse an edlen Metallen und Steinen dem Lande den Ruf wunerschöpflicher Reichthümer gab. Die Serra do espinhaco beginnt in der Nähe des Iguassu-Flusses in der Provinz Parana, wo sie den Namen Serrinha führt, und zieht sich in nordöstlicher Richtung durch die Provmz Saö Paulo, wo sie eime nicht unbedeutende Unterbrechung erleidet. Bei ihrem Austritt aus dieser Provinz in die von Minas Geraes kommt sie unter dem Namen Manti- queira (spr. Mantikera) zu ihrer grössten Entwickelung und bildet da den eben erwähnten Gipfel Itatiaia. Unter dem 22. Breitengrade wendet sie sich gegen Norden und entsendet 15 Meilen weiter einen Arm gegen Osten. In ihrer ferneren Erstreckung gegen Norden tormirt sie die Wasserscheiden zwischen dem Rio Doce und dem Rio Jequetinhonha (spr. ‚Jeketinjonja) und die dieses Flusses und des Saö Franeisco-Stromes, um endlich im hohen Tatellande von Bahia aufzugehen. In ähnlicher Weise streicht noch weiter gen Osten in allgemein nord- nordöstlicher Richtung, zwischen dem 29. und 16. Breitengrade, eine dritte Kette, die Serra do mar. Auch sie besteht, gleich der vorhergehenden, 176 Dr. R.»AHehllt (pı8) aus aufgestiegenen Massen der krystallinischen Schiefer, aber mit häufigeren Durchbrüchen eranitischer Eruptivgesteine. — Sehr verschieden sind jedoch die Materialien, «die das zwischen beiden Erhebungen liegende Hochplateau zusammensetzen, verglichen mit denen des eben besprochenen Hochlandes. Während dort Alluvien ausserordentlicher Mächtigkeit. Conglomerate, Ge- rölle ete. die Regel bilden und nur hier und da die Zersetzungsproduete der Bittererdegesteine den für den Ackerbau viel günstigeren Feldspath haltigen Felsarten weichen. entfaltet sich hier, auf dem rothen thonigen Boden, eine üppige Fruchtbarkeit, die in eolossalen Urwäldern und in den reichen Er- trägen der Landwirthschaft zum Ausdruck gelangt. Es gehören hierher die Kaffeezonen der Provinzen Saö Paulo, Rio de Janeiro, Minas Geraes und Espirito Santo, sowie die immensen Urwälder im Osten von Minas Geraes und im Süden von Bahia. In bald grösserer, bald geringerer Entfernung vom Meere zieht sich die Serra do mar (Küstengebirge) in der schon angegebenen Erstreckung hin und wendet sich an ihrem südlichen Ende gen Westen, um im Thale des Uruguay->Stromes nach allmählich abnehmender Höhe endlich zu verschwinden. In ihrem Verlaufe ist ein Parallelismus mit der Serra do espinhaco nicht zu verkennen, was also auf denselben ursächlichen Zusammenhang in der Bildung der beiden Züge schliessen lässt, wie derselbe auch bei der des Espinhaco mit dem Mittelgebirge zum Ausdruck kommt. Die erhabensten Kuppen der Serra do mar erreichen 2100 m, die des Espinhaco 2800 m, (der Itatiaia wohl etwas mehr,) und die des Mittelgebirges 3000 m, während die Hochplateaux von 250 bis S00 m bezw. von 350 bis 900 m Seehöhe haben. Das Küstengebirge fällt schroff gegen das Utergebiet ab, das, bald breiter, bald schmäler, nur ganz geringe Niveau-Unterschiede in seiner ganzen Ausdehnung erkennen lässt, abgesehen von Einzelerhebungen ignitischen Ur- sprungs, die hier und da am Gestade oder im tlachen Lande emporsteigen. Der Boden ist im Allgemeinen sandig, mit einer dünnen Humussehicht bedeckt und nicht sehr fruchtbar. Die Bildung kann wohl in den meisten Fällen auf Anschwemmungen der jüngsten Zeit zurückgeführt werden, denen auf eimander folgende Hebungen des Continents vorangegangen. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens n. seiner Bodeneultwr. (p.9) 15% Wie aus dem Gesagten erhellt, haben alle Hauptsebnge ihre grösste Längenerstreckung in meridionaler Richtung, mit Ausnahme der von der Wasserscheide des Sad Francisco und Rio Grande nach Nordwesten in ge- broehener Linie bis zur Mündung des Beni in den Mamore sich hin- ziehenden Serra dos vertentes. Diese scheidet die Flussgebiete des La Plata von denen des Ama- zonas und Sao Francisco, und jene weisen den Hauptströmen die Wege zum Ocean. Das hydrographische Netz zerfällt hiernach in folgende von einander unabhängige Becken: 1) das des La Plata im Süden der Serra dos vertentes, 2) des Amazonas im Norden derselben und westlich von der Serra seral de Goyaz, 3) der Hochebene zwischen diesem Berezug und der Serra do espinhaco, 4) das Gebiet zwischen dieser letzten und der Küstenkette, und 5) das der Strandgewässer, d. h. derer, die an den dem Meere zu- sewendeten Gehängen des Küstengebirges oder im flachen Lande ihren Ursprung haben. Bevor ich zu der Beleuchtung jedes einzelnen dieser Gebiete übergehe, muss ich einen Ausnahmefall eonstatiren, bei welchem die Serra dos vertentes nicht als Wasserscheide fungivt. Es ist der die nordwestlichen Grenzen der Provinz Mato (rosso bildende Guapore, der südlich von besagter Wasser- scheide, die hier Serra dos Parecis (spr. Paresis) heisst, auf einem Kinzel- gehirge entspringt und, die westlichsten Ausläufer der Parecis umgehend, im Vereine mit dem Mamore und Beni den Madeira bildet. Auf derselben kleinen isolirten Erhebung und in nächster Nähe der (Quellen des Guapore, der hier Alegre heisst, entspringt auch ein Tributair des sildlichen Stromgebietes, der Agoapehy (spr. Agoapey). Beide Flüsse laufen auf mehr als 40 km Länge in geringer Entfernung von einander in den Thäleın der Serra Agoapehy hin und stürzen zuletzt, wenig mehr wie 1 kın von einander entfernt, kaskadenartig von den steilen Gehängen zu Thal, wo sie, im Anfang nur wenig, dann immer mehr divergirend, Noya Acta XLIX. Nr. 3. 23 178 DER. Ar Hehl(p: TO) sich schliesslich ganz von einander abwenden und der eine dem Amazonas zueilt, während der andere seine Gewässer dem La Plata zuführt. Hier war es, wo der General-Capitain Luiz Pinto in 1771 sein dem König gegebenes Versprechen. den La Plata mit dem Amazonas zu ver- binden, zu lösen suchte. Etwa eine Meile unterhalb der Fälle liess er einen 5 km langen Kanal zwischen beiden Flüssen durchstechen, und hielt in- sofern sein Wort, als er ein mit 12 Ruderern bemanntes Boot mit Ladung von der Stadt Mato Grosso am Guapore bis in den Paraguay und (diesen hinunter schaffte. Mit grossen Schwierigkeiten muss dies Unternehmen jedoch verknüpft gewesen sein, denn es verlautet Niehts über die Fortsetzung der Schifffahrt, wohl aber iber spätere Versuche, einen neuen Kanal weiter unten zu öffnen, die jedoch zu keinem Resultate führten. Das Gebiet des La Plata, welche Bezeichnung sich nicht auf einen Fluss, sondern auf eine unter dem 26. südlichen Breitengrade tief in das Land hineinragende Meeresbucht bezieht, setzt sich zusammen aus denen des Uruguav und des Paranä, die im äussersten Westen gedachter Einbuchtung und dicht bei einander ausmünden. Der Uruguay entspringt auf dem Hochlande von Santa Catharina umd bildet in seinem bogenförmigen Laufe zuerst die Grenze zwischen dieser Provinz und der von Rio Grande do Sul und später die zwischen dieser letzteren und der Republik Argentina. Seine Quellen liegen 1230 m über dem Meeresspiegel und seine ganze Länge misst 1650 km. Er ist ein mächtiger Strom, dessen häufige Fälle und Schnellen in seinem oberen "Theile leider eine munterbrochene Schifffahrt bis in das Innere des brasilianischen Territoriums nicht erlauben. Der Paranä setzt sich zusammen aus dem eigentlichen Paranä und dem Paraguay, die sich an der Südgrenze der Republik dieses Namens vereinigen. Gleiehwie der Uruguay ist auch der Paranä von einigen Strom- schnellen und Wasserfällen oberhalb seiner Vereinigung mit dem Paraguay heimgesucht, und zwar befindet sich die erste Schnelle nur 232 km ober- hal von jener. Der bedeutendste Katarakt ist jedoch der unter dem Namen „Das sete quedas“ (der sieben Fälle) bekannte an der Grenze der Republik Paraguay und der Provinz Mato Grosso. Hier verengt sich Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner bodeneultur. (p. 11) 179 das Bett von 2200 m Breite zu einem Kanal von nur 70 m und die Wasser stürzen sich auf 7 durch horizontale 'T'heilungsglieder getrennte, unter 45 bis 50 Grad geneigten Ebenen, zwischen vertikalen Scheidewänden in die über 100 m betragende Tiefe. 1800 cbm Wasser drängen sich in einer Seeunde in dieser Weise durch die schmale Oeffnung mit solchem Getöse, dass dasselbe auf 30 km Entfernung noch wohl vernehmbar ist. Die Anfänge des mächtigen Stromes kommen von den südlichen und westlichen Abfällen der Serra dos vertentes in Minas Geraes. Es sind die Flüsschen Paranahyba und Rio Grande, die, nach kurzem Laufe eime grosse Anzahl von anderen aufnehmend, bald zu Strömen anschwellen und unter dem 20. Breitengrade sich zusammentinden. Die ganze Länge des Stromes von semem Erguss m den La Plata bis zu den (Quellen des Rio Grande wird von E. Liais zu 3440 km angegeben. An eine früher gemachte Bemerkung anschliessend, wonach die Be- nennung Serra dos vertentes (Gebirge der Wasserscheiden) nicht als voll- ständig zutreffend bezeichnet wurde, will ich hier beispielsweise hinzufügen, dass auch die Quellen des Rio Grande von denen des Paraopeba, eimes Zuflusses des nach Norden gerichteten Sad Francisco, durch keine Bergkette, sondern nur durch einen etwas erhöhten Rücken des Hochplateaus an dieser Stelle, wo eine Unterbrechung des Gebirges stattfindet, von einander geschieden sind. Dasselbe Vorkommen ist übrigens noch an anderen Stellen dieser Region zu beobachten. Der das La Plata-(sebiet abschliessende Hauptstrom unserer Skizze ist der Paraguay, der von seiner Vereinigung mit dem Paranä bis zu seinen Anfängen auf 2045 km Länge angegeben wird und bemahe bis zu diesen schittbar ist. — Dieselben liegen an den südlichen Gehängen der Serra dos Pareeis und werden von Uastelnau zu 30% m Seehöhe an- gegeben. Ebenso wie der Haupttluss sind die Nebenflüsse in ihrem ganzen Verlaufe durch das flache Land zwar schiffbar, aber zum "Theil während der trockenen ‚Jahreszeit sandig verflacht. Was der Paraguay und der untere Parana für das Oentrum und den Siden des Continents, das ist in erhöhtem Maassstabe im Norden der 23% 180 DER. AH 2) Amazonas, denn gleichwie der Paraguay die einzige reguläre Verbindung mit dem ausgedehnten Binnenlande Brasiliens ermöglicht, so gestattet nur allein der Amazonas die Communication mit der Provinz gleichen Namens, mit dem Unterschiede jedoch, dass, während man von Mato Grosso durch eine Landimnie nach der Küste s„elangen kann, dies für die Provinz Amazonas, diesen Süsswasserocean mit seinem Labyrinth von Flüssen, Buchten und Seen, wie Agassiz sich ausdrückt, und mit seinen periodisch meilenweit unter Wasser stehenden Ufern, in der bis jetzt bekannten Region kaum möglich wäre. Der Riesenstrom, dessen ganze Länge zu 5500 km angegeben wird, von denen 3828 auf brasilianisches Gebiet kommen, hat in diesem einen allgemein westöstlichen, nur wenig gegen Norden gerichteten Lauf. Sein Gefälle von Tabatinga, dem perwanischen Grenzstädtchen, an bis zum Ocean wird zu 55 m angegeben. Schiftbar bis beinahe zum Fusse der Anden, wird derselbe seiner Zeit vielleicht eine grössere commerzielle Bedeutung erhalten, wie irgend ein anderer Strom der Erde. Die Zahl seiner Nebenflüsse ist nicht festgestellt, da dies seine grossen Schwierigkeiten hat. Bekannt und zum "Theil erforscht sind nur die grösseren, deren Ausdehnungen sich denen der grössten europäischen Wasserstrassen zur Seite stellen können. Alle bekannten Nebenflüsse sind auf weite Strecken schiftbar und unter anderen der Madeira auf 900 km von seiner Mündung an ohne Unterbrechung, und der Rio Negro und sein bedeutendster Tributair, der Rio Branco, bis an den Fuss der das Kaiserreich von den nördlichen Republiken trennenden Hügelketten. Oberhalb der Mündung des Rio Negro bis zu den westlichen Grenzen des Reiches ist ausser einem niedrigen Höhenzuge an der Mündung des Japurä, keine Erhebung zu erspähen, und unterhalb wird die orographische Eintönigkeit kaum durch das unbedeutende Gebirge von Parentins an den Ufern des Yamundaä unterbrochen. Von den durch den Amazonas gebildeten Inseln ist die grösste die an der Mündung liegende und 650 km im Umfang haltende Ilha de Marajo. Die bemerkenswerthen brasilianischen Nebenflüsse sind die schon genannten Rios Madeira und Negro und der Tocantins, der von einigen Von den vegetabilischen Schätzen brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p. 13) 181 Geographen als selbstständiges Flussgebiet behandelt wird. Agassiz zählt ihn jedoch auch zum Becken des Amazonas und will sogar den Rio Parnahyba in der Provinz Piauhy und die Wasserläufe der Provinz Maranhad zu demselben Gebiet gerechnet wissen. llinen schroffen orographischen Contrast mit den beiden bis jetzt be- handelten Flussbecken bildet das dritte, welches unsere Aufmerksamkeit in An- spruch nimmt. ‚Jene beherrschen das flache Land, diesem gehört die Hochebene. Nur ein Strom erster Grösse gehört in diesen Bereich. Es ist der an den nördlichen Abhängen der Serra dos vertentes entspringende und nach einem zuerst nördlichen Laufe, in grossem Bogen gegen Osten, in südöstlicher Richtung mündende Saö Franeisco, der nach Gerber eine Länge von 3161 km hat. Seine (uellen liegen auf 1020 m Seehöhe, doch bald stürzt sich sein Wasser herab von den Bergen und hat nach einem Laufe von 150 km, wo es den Rio do Para aufnimmt, nur noch 576 m Höhe über dem Ocean. Von hier ab wird sem Gang ruhiger bis zu den berühmten Fällen von Paulo Attfonso in 399 km Entfernung von seiner Mündung und 254 m Seehöhe des Hochwassers. Auf seinem langen Wege durch das Bergland ist er nur von drei kleineren Fällen und Stromschnellen unterbrochen, bis er sich zuletzt bei Paulo Aftfonso in drei S0,3 m hohen Absätzen herabstürzt, um in seinem Unterlaufe im flachen Lande die Grenzen der Provinzen Sergipe und Alagoas bis zum Meere zu bilden. Im Verein mit dem Rio das Velhas (spr. veljas), seinem bedeutend- sten Componenten zum grossen Strome, ist er auf über 2000 km grösseren Fahrzeugen zugänglich. Zu den Flüssen, die den östlichen Ahbhängen der Serra do espinhaco entspriessen und das hydrographische Netz des der Küste zunächst liegenden Hochlandes bilden, gehören: l) Der Jequitinhonha (spr. Jekitinjonja), auch Belmonte genannt, der bei der Stadt Diamantina in Minas Geraes beginnt und sich in nordöstlicher Riehtung unter dem 16. Breitengrade ins Meer ergiesst, nachdem er an der Grenze der Provinz Bahia die letzten Hügelländer des Küsten- gebirges in 44m hohem Fall durchbrochen. 600 seiner 1082 km betragenden Länge sind schiffbar. 182 Dr. R. A. Hehl. \(p.: 14) 2) Der Rio Doce (spr. Döse) entspringt in der Nähe der Provinzial- hauptstadt von Minas Geraes, hat eine Länge von 977 km und mündet nach einer allgemein westlichen Richtung unter 19° 36° südlicher Breite und durchbricht die Serra do Mar an der Grenze der Provinzen Minas Geraes und Espirito Santo in treppenförmigen Fällen, die 21/, km Ausdehnung haben. Er ist in seinem oberen "Theile nur auf 160 km, im unteren aber durchaus schiffbar. 3) Der Rio Parahyba do Sul kommt von dem westlichen Abhange des Küstengebirges in der Provinz Saö Paulo in 1020 m Höhe und ergiesst sich nach S00 km langem Laufe, und nachdem er seine ursprünglich sid- westliche Direetion bald darauf im engem Bogen gegen Nordosten geändert hat, unter 210 38° südlicher Breite ins Meer. Er ist nur auf kurze Strecken fahrbar, durchschneidet das Küstengebirge, das an dieser Stelle eine tiefe Einsattelung erleidet, in einer heihe von Stromschnellen auf meilenweite Aus- dehnung und erreicht das flache Land etwa SO km oberhalb seiner Mündung. 4) Der Mucury hat seine Quellen an der nordöstlichen Abzweigung der Serra do espinhaco unter 15° Breite. Seine Totallänge erreicht etwa 360 km in allgemein östlicher Richtung. Kaskadenartige Fälle bezeichnen seinen Durchgang durch das Bergland. 5) Der Rio da Ribeira entsteht an der südlichen Extremität der Serra do espinhaco in der Provinz Paranä und ergiesst sich bei Iguape in der Provinz Saö Paulo ins Meer. In welcher Weise sich seine Passage dureh die Serra do Mar vollzieht, die an dem Orte eime Art Unterbrechung erleidet, ist mir nieht bekannt. 6) Der Rio Itabapoana und %) Der Rio Sao Matheos, beide in der Provmz Espirito Santo mündend, haben ihren Ursprung auf dem hierher gehörigen Hochplateau. Alle anderen noch anzuführenden Wasserläufe gehören der Küstenzone an, d. h. sie entspringen auf den dem Meere zugewendeten Abhängen oder an dem Saume der Hochplateaux des Nordens. Ihre Zahl ist begreiflicher Weise sehr gross, weshalb ich, ohne auf nähere Beschreibung einzugehen, nur die vorzüglichsten nennen will, dabei aber bemerken muss, dass in diese Kategorie ebenfalls die in Strandlagunen laufenden Gewässer zu rechnen sind, deren directe Einmündung ins Meer durch locale Ursachen verhindert ist. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodenenltur. (p. 15) 153 Von Süden gegen Norden tortschreitend «ehören zu dieser Zone: der Jaguarad, der Paratinin, der Camaquam und der Jacuhy (Provinz Saö Pedro do Sul), der Tubaraö und der Itajahy (Santa Catharina), der Macah& als erösster dieser Art in der Provinz Rio de Janeiro, der Itapemirim (Espirito Santo), die Rios Pardo, de Contas, Itapicuru und Paraguassü (Bahia), der Rio Vasa-Barris (Sergipe), die Rios Una, Ipajuca und Capibaribe (Pernambuco), der Rio Parahyba do Norte in der Provinz gleichen Namens und der Piranhas und der Rio Mossoroö in der Provinz Rio Grande do Norte, der Jaguaribe (Cearä) und schliesslich der Parnahyba von Piauhv und die Rios Itapucuruü, Mearim und Gurupy in Maranhad. Brasilien ist in 20 Provinzen und ein Munieipium eingetheilt. Letzteres begreift die Hauptstadt Rio de Janeiro mit deren nächsten Um- sebungen und steht, seitdem es 1534 von der Provinz gleichen Namens ab- getrennt wurde, direct unter der Uentralregierung, während die Provinzen von Delegirten dieser Regierung, sog. Präsidenten, verwaltet werden. Die Grösse der einzelnen Provinzen steht im umgekehrten Verhältniss zu ihrer Einwohnerzahl; da diese aber ausserordentlich ungleich auf dem grossen Areal vertheilt ist, bestehen neben ganz kleinen andere von sehr grossem Flächeninhalte. Der grösste Unterschied herrscht in dieser Beziehung, das Munieipium der Reiehshauptstadt ausgenommen, zwischen den Provinzen Alagoas und Amazonas, von denen die erste 27485 qkm enthält, während auf die letztere deren 1897020 kommen. An Eimwohnern leben hingegen auf je 100 qkm in Alagoas 1445 Individuen, während auf dieselbe Oberfläche in Amazonas nur 3 zu zählen sind. Am wenigsten bevölkert sind die Inland- und Nordwestprovinzen ausser Minas Geraes, das auch im Innern liegend, dennoch eine verhältnissmässig grosse Bevölkerung hat, und die am meisten bewohnten die Nordost- und Mittelprovinzen. Die südlichen halten das Mittel zwischen diesen und jenen. Der Grund dieser ungleichen Volksdichte ist hauptsächlich in der späteren und weniger energischen Colonisation der vom portugiesischen Mutter- lande entfernteren Gebiete zu suchen, denn der Unternehmumgsgeist und die 'Thatkraft, die den Portugiesen zur Zeit der Entdeckung Amerikas 154 Dr. «R.,.A.„Hehl: (p.»16) auszeichnete, ist im Laufe der Jahre in den Individuen dieser Nation erloschen. Mit wahrhaft bewundernswerthem Muthe durchstreiften jene ersten Colonisatoren in kleinen Haufen das Land und kamen bis zu seinen heutigen äussersten Grenzen. Vorzüglich waren es die Mamelucken von Sao Paulo, eine Mischlingsrace eingewanderter Europäer und brasilianischer Indianer, die auf ihren Zügen "Tausende von Kilometern durchforschten. Sie entdeckten Minas Geraes und Goyaz und kamen bis nach Piauhy im Norden und bis zur Provinz Rio Grande im Süden. Der Lebensstellung nach zerfällt die Bevölkerung des Landes in Freie, Sclaven und Indianer. Die letzten gehören verschiedenen Stämmen an, aber nur verhältnissinässig wenige sind für die Civilisation gewonnen. Ueber ihre Anzahl existiren keine auch nur annähernd sichere Angaben. Die Selaven sind heute zum grössten "Theile Creolen, «d.h. solche, die im Lande geboren wurden, da schon im Anfange «der fünfziger ‚Jahre die Einfuhr verboten wurde. Ausserdem existirt kein Sclave mehr unter 11 Jahren, indem durch das Gesetz vom 28. September 1571 die Geburten freigegeben wurden. Ihre Anzahl belief sich nach den letzten offieiellen Berichten des Ackerbauministers auf 1402664 Individuen, doch reichten die Zählungsdaten in einigen Fällen bis 1576 zurück, so «dass anzunehmen ist, dass jetzt nicht über 1300000 vorhanden sind. ls sind die hauptsächlichsten Arbeitskräfte des Landes und werden als solche vom Schauplatz in den nächsten zwanzig ‚Jahren verschwinden, und der Freigeborene wird den Selaven nicht ersetzen: denn er hat keine Bedürfnisse und keine Ambition, und solche Leute brauchen in Brasilien nicht zu arbeiten, um leben zu können. Die Freien zerfallen in Eingeborene und Eingewanderte. Der Zahl nach sind diese etwa 8%, von jenen und vorzüglich Portugiesen, Deutsche und Italiener. Die Einwohnerzahl in folgender Tabelle ist für das Ende von 1582 berechnet und wird auf diese Weise, wenngleich nur approximativ, besser ihren Zweck erfüllen, wie die gewöhnlich stereotypisch nachgeschriebenen Zahlen, die der Census von 1572 ergeben hat, der von den Behörden selbst für nichts weniger als richtig angesehen wird. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p. 1%) 185 Die Sclavenzahl ist nach den neuesten Ermittelungen in den einzelnen Provinzen zusammengestellt, und das Areal aus den mir zugänglichen ofti- ciellen Quellen herausgezogen. u Bevölkerung azalıl Oberfläche der Okilometer. Freie Selaven here Bemerkungen. Individuen. Re Er Ne es a 2 INSEL EN Eee Seen enzählung Amazonas: 1 597 020 69 000 942 0,03 Dec. 1879. Paragesn- Sea ge 1147712 306 000 23511 0,28 Juni 1882. Maranhapsresee re 457 885 367 000 63 080 0,95 Dec. 1879. Biauhyas 2.0 301799 221 000 20 839 0,s0 Dec. 1879. Va ee 104 250 700 000 20 327 6,91 Juni 18S1. Rio Grande do Norte 57485 259 000 10 182 4,68 Juni 1882. Parahyba do Norte .. 74731 407 000 25817 5,79 Dec. 1879. Pernambuc ...... 128 393 924.000 97.066 7.95 Dec. 1879. Alasoasın a. a. 37485 368 000 29 379 14,45 Juni 1882. SERDIDeKE ger 39 090 185.000 26 173 9,40 Juni 1882. Bahasa 426427 | 1490 000 165 403 3,88 Dec. 1876 (unvollständig). Espirito Santo... .. 44 839 76.000 21 865 2.18 Dec. 1879. Rio de Janeiro 68 952 660000 | 278841 13,61 Juni 1881. Municipio Neutro . . . 1 394 322 000 35568 | 256,50 August 1882. SaopBaulon 2 srl. 290 876 s55 000 | 168950 3,52 Dec. 1876 Paranalna ee: 221319 182 000 | 5348 0,86 Juni 1881 Santa Catharina. 74156 | 190000 | 11043 21 Ol Juni 1ss2 Rio Grande do Sul . 236553 | 463000 | 68703 224 | Juni 1882. Minas Geraes .!... 574855 | 2168000 | 279527 4.25 Dec. 1880 (unvollständig). GOyazıae. ann ES 747 311 185 000 | 6711 0,27 Dec. 1879. Matto Gross ..... 1379 651 65.000 | 7051 0,05 Dec. 1876. TREE anne) ren 3302 213 |16 462000 1 369 326 | ARAoRL )| Das Klima Brasiliens ist begreiflicher Weise bei der grossen Aus- dehnung des Landes von Norden gegen Süden, und bei den erheblichen 1) Ueberhaupt lebt der grösste Theil der Bevölkerung in den Städten längs der Küste; die ungeheuern Provinzen Matto Grosso, Goyaz, Parä und Amazonas sind vorwiegend menschen- Dr. Carl Ochsenius. leere Einöden. Noyar Acta XIX. NE 3. 24 186 Dr. R. A. Hehl. (p. 18) Höhenunterschieden der Bodengestaltung ein in den einzelnen Gegenden nicht unwesentlich verschiedenes. Nach den Breitengraden wird man dasselbe in äquatoriales, tropisches und subtropisches einzutheilen und zu der Aequatorial- zone den Norden und Süden vom Aequator bis zum 6. oder 7. Breitengrade zu rechnen haben, zu den Tropen die darauf folgenden Landstriche bis zum südlichen Wendekreis und zu den Subtropen den Rest gegen Siiden. Die hier vorgenommene Trennung der heissen Region in eine äÄqua- toriale und tropische wird gerechtfertigt durch erhebliche Differenzen der betreffenden orographischen Verhältnisse und meteorologischen Erscheinungen. Die äquatoriale Partie besteht dabei fast nur aus 'Tiefland, das reich be- wässert ist, wogegen die tropische grösstentheils Gebirge aufweist. Hieraus ergiebt sich auch der bedeutsame Umstand, dass Flora und Fauna der beiden Abtheilungen grosse Verschiedenheiten aufweisen. Die äquatoriale Region wurde von Humboldt wegen ihrer ungeheueren Ausdehnung in dem gewaltig benetzten Becken des Amazonas mit dem Namen Hylaea, d. i. Waldland, bezeichnet. Die Hylaea steht zwar mit dem Waldgebiet des Orinoco in Ver- bindung, zeigt aber unter dem Einflusse des Binnenklimas manche eigen- thümliche Abweichungen davon. Betrachten wir nun das Klima der erwähnten Zonen, so finden wir, dass das der nördlichen ein heisses und feuchtes ist mit einer mittleren ‚Jahrestemperatur von 27,5%. Die Hitze steigt bis zu 36° in den wärmsten Monaten, wird aber erträglich durch die fast täglichen schweren Gewitter- regen, die gegen Abend die Luft abkühlen und die Nächte weniger drückend machen. Die eigentliche Regenzeit ist in den einzelnen Provinzen dieses Himmelsstriches von ungleicher Dauer; so erstreckt sich dieselbe im Westen von Amazonas auf die Monate von September bis März, in Maranhaö da- gegen nur von October oder November bis ebendahin, und in der Provinz Cearä, östlich von der vorigen, währt sie sonderbarer Weise nur von Februar bis Juni. In Rio Grande do Norte, Parahyba und Pernambuco setzt der Regen sogar erst im März ein und hält an bis Juni oder Juli; dabei ist der Niederschlag sehr unregelmässig, ja in Cearä und 'T'heilen der drei anderen Landschaften schon periodenweise jahrelang ganz ausgeblieben, wie z. B. am Ende der siebenziger Jahre, wo eine mehr als zweijährige Dürre Tausenden von Menschen das Leben und dem Staate grosse Geldopfer kostete. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 19) 18% In der von Pernambuco südlichen Provinz Alagoas bringen die Monate Fe- bruar bis April Regen, und in Rio de Janeiro öffnet der Himmel bereits im November seine Schleusen, in Rio Grande do Sul sogar schon im August. Weit bessere Witterungs-Verhältnisse als die Aequatorialzone bietet das Terrain, das sich an dieselbe anschliessend gegen Süden bis zum Wende- kreis des Steinbockes reicht. Das Klima ist hier ebenfalls heiss, aber nur an der Küste feucht, dagegen im Inneren, zumal in den höher gelegenen Landestheilen, sehr milde und gesund. Ausgenommen hiervon sind die "[häler einiger grösserer Flüsse, in deren Inundationsgebieten bösartige Fieber vorkommen. Ebensowenisg; zuträglich ist der Küstenstrich mit seinen Sümpfen und stehenden Gewässern unter den Einwirkungen der beinahe senkrechten Sonnenstrahlen. Die mittlere Jahrestemperatur im flachen Lande schwankt je nach der geographischen Lage zwischen 24 und 27°, und die der Hochebene zwischen 15 und 24°. Auf den Rücken der Hauptgebirgszüge ist der Wärmegrad natur- gemäss ein weit geringerer, und sind selbst Schnee und Eis auf den Gipfeln keine Seltenheit. Südlich vom Wendekreis machen sich nach und nach vier Jahreszeiten bemerkbar: solche gelangen z. B. schon im Süden der Provinz Rio Grande zum vollständigen Ausdruck. Im flachen Lande sinkt die 'l’emperatur da nur selten bis zum Gefrier- punkt, auf den Höhen jedoch kommen alljährlich —3° und —4° vor, ja selbst —8°. Die Sommerhitze geht nicht oft über 27°C., und Landregen erscheinen im August und September. Santa Catharina und Parana haben ein gleiches, nur weniger aus- gesprochenes Klima wie Rio Grande, das sie von der heissen Zone unter- scheidet, obwohl das Küstenland von Paranä noch ein tropisches Gepräge hat. Die bisher verzeichneten Notizen werden dem Leser das Verständnis des Folgenden in mancher Beziehung erleichtern. Brasilien, der grosse, beinahe die Hälfte des südamerikanischen Fest- landes einnehmende Ländercomplex, war noch zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts nur den Portugiesen bekannt, die das Land eifersüchtig vor 24* 155 Dr. R. A. Hehl. :(p. 20) jeder wissenschaftlichen Forschung zu bewahren suchten, Industrie und Ge- werbe, wo immer möglich, unterdrückten und den ganzen Handel monopoli- sirten. Dies Alles geschah, um die Colonie, so lange als thunlich, in voll- ständiger Abhängigkeit vom Mutterlande zu erhalten, und um sich den ruhigeren Besitz eines weiten Territoriums zu sichern, dessen nähere Kenntniss leicht: den Neid und die Eroberungsgelüste mächtigerer Nationen hätte erregen können. Dabei wurden die mineralogischen und vegetabilischen Schätze so schnell, wie es bei der geringen Bevölkerung möglich war, flüssig gemacht und letztere durch zu Hunderttausenden jährlich von der afrikanischen Küste eingeführte Negersclaven vermehrt. Dies dauerte bis 1807, als sich die portugiesische Königsfamilie ent- schloss, nach Brasilien überzusiedeln, um der vom französischen Welten- bezwinger drohenden Gefahr der Gefangenschaft zu entgehen, und legte dieser Anstoss den Grundstein zu der allmählichen Emaneipation und späteren gänz- lichen Unabhängigkeit Brasiliens. Der Prinzregent Dom ‚Johann (später Dom ‚Johann VI, König von Portugal) landete in Bahia im Januar 1808, wo er, bevor er seine Reise nach Rio de Janeiro, der auserwählten Residenz des Hofes, fortsetzte, (durch königliches Handschreiben die Häfen des Reiches allen befreundeten Nationen öffnete, welcher Act schon in demselben Jahre die Gründung von englischen Handelshäusern auf brasilianischem Boden, und zwei Jahre später einen Handelsvertrag mit dieser Nation zur Folge hatte, in welchem zugleich der Prinzregent sich zu der allmählichen Aufhebung der Sclaveneinfuhr ver- pflichtete. Diese Stipulation wurde nach sieben ‚Jahren wiederum durch englische Beeinflussung dahin verschärft, dass keine Sclaven mehr von der afrikanischen Küste, nördlich vom Aequator, entnommen werden durften; doch erst 1551 gelang es dem um die Abschaffung der Sclaverei unendlich ver- dienten Volke, durch seine Regierung das absolute Verbot der Selaveneinfuhr Seitens Brasiliens zu erwirken. Seit diesem ‚Jahre ist der denkwürdigste Tag in der brennenden Sclavenfrage der 28. September des Jahres 18571 gewesen, an welchem durch kaiserliches Decret die Gesetzvorlage sanetionirt wurde, wonach alle von da an geborenen Sclavenkinder frei sein sollten. Welch glänzender Beweis von Menschenliebe und Opferfreudigkeit der wohlhabenderen Bewohner des Reiches durch diese That an den Tag gelegt RE Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodenecultur. (p. 21) 189 wurde, kann nur der gehörig würdigen, welcher dort gelebt und das Innere bereist hat, denn nur da wird er sich überzeugen, dass die Erhaltung des Grossgrundbesitzes einzig und allein auf Sclavenarbeit beruht, und dass der kleine Landmann im Allgememen nur wenig mehr als seine Bedürfnisse produeirt. Nach Constaneio belief sich die Sclaveneinfuhr in Brasilien während der Blüthezeit des schändlichen Handels auf über 100000 jedes Jahr; was Wunder also, wenn die Volkszählung von 1S1S viel mehr farbige als weisse Elemente ergab. Dieser Statistik zufolge bestand die Totalseelenzahl aus 3617900 Individuen, nämlich: 1725000 Negersclaven, 202000 Mulattensclaven, 159500 freie Neger, 426000 freie Farbige und Mamelucken, 259400 halbeivilisirte Indianer, 543 000 Weisse. Im Jahre 1517 kam die erste wissenschaftliche Commission in Rio de Janeiro in Begleitung des österreichischen Gesandten an und begann ihre interessanten Untersuchungen. Von den Mitgliedern sind es wohl v. Spix und v. Martius gewesen, welche sich das grösste Verdienst um Brasilien erworben, Ausser diesen erweiterten Allan Cunmingham (1814—1817), Auguste de Saint Hilaire (1816—1822), Dr. Pohl, Gaudichaud, Riedel, Dr. Lund, v. Eschwege, Agassiz und Andere, wie auch einige namhafte einheimische Botaniker die Kenntnisse über Brasilien. In das Jahr 1S1S fällt ferner die Gründung der ersten Colonie von niehtportugiesischen Europäern auf dem Hochlande in der Nähe von Rio de Janeiro, welche den Namen Neu-Freiburg erhielt, und ebenso die ersten Anfänge des Eisenschmelzwerkes Saö Joaö do Ipanema in der Provinz Saö Paulo. Weitere bemerkenswerthe Daten für die Entwickelung des Landes sind das Jahr 1820, in welchem der König nach Portugal zurückkehrte und hierdurch die zwei Jahre später stattfindende Losreissung Brasiliens von diesem seinem Mutterlande beschleunigte, und der 7. April 1831, an dem der 190 DraR. A. Hiehl. (0.223 Gründer des Kaiserreiches, Dom Pedro I, zu Gunsten seines Sohnes, des gegenwärtigen Herrschers, abdankte. Alle diese letzten Jahre und noch lange Zeit nachher arbeitete der junge Staat an seiner Consolidirung und an der Erreichung eines einheitlichen Verwaltungssystems. Wenig konnte deshall in der ersten Zeit für die rationelle Ausbeutung der spontanen Bodenproducte regierungsseitig geschehen. Das schon während der portugiesischen Herr- schaft eingerissene System des Raubbaues in der Ernte, hauptsächlich von Extractivstoffen, bürgerte sich daher immer mehr ein, so dass es dem Staate bis heute nicht gelungen ist, der namentlich im Norden vor sich gehenden Verwüstung Einhalt zu thun. Ebenso wurde die reguläre Acker- wirtschaft und in dieser der Anbau des Kaffees, sowie die Versuche, diesen marktfähiger zu machen, so nachlässig betrieben, dass der Artikel in wenigen Jahren einen notorisch schlechten Ruf davontrug. In dieser Beziehung ist es allerdings schon um Vieles besser geworden. Auf den meisten grossen Kaffee- und Zuckerplantagen kommen die vortheilhafteren Methoden der Behandlung in Anwendung und auch die kleinen Producenten haben sich bewogen ge- funden, ihren Ländereien mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, um mit Nutzen arbeiten zu können, aber sein schlechtes Renommee im Auslande, vorzüglich in Deutschland, früher einer der grössten Abnehmer von brasilianischem Kaffee, ist noch nicht vergessen und wird erst dann enden, wenn mit der zunehmenden Werthlosigkeit der geringeren Sorten deren Ausfuhr unmöglich gemacht ist. Alsdann müssen sich diejenigen, deren Mittel es nicht erlauben, eine gute Waare herzustellen, wieder anderen Culturen zuwenden, wie dem Anbau von Getreide, von Knollen- und Oelfrüchten, welcher in den Kaffee- distrieten so sehr in Abnahme gekommen ist, dass nicht einmal genügend für den Localverbrauch geerntet wird. Bedenkt man nach dem Gesagten die geringe Anzahl der grösseren Wirthschaften, die allein zum Zwecke der Ausfuhr bestehen, und die theil- weise mittelmässige Beschaffenheit der ausgeführten Artikel, so begreift man, dass Brasilien in handelsgeographischen und anderen maassgebenden Kreisen nicht das Interesse wachgerufen hat, welches es seiner vielfachen Erzeugnisse wegen verdiente. Man hat die vegetabilischen Landesproducte in zwei Hauptklassen getheilt, nämlich: Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bbodencultur. (p.23) 191 1) solehe, die zu ihrem Wachsthum und Gedeihen der Hand des Menschen nicht bedürfen, und deren nützliche Bestandtheile sich in den verschiedensten Organen der Urwaldgewächse aufse- speichert finden, und 2) solche, die aus regelmässigem Anbau hervorgehen. Die Gewinnung der Stoffe der ersteren Klasse und ihre Behandlung, damit sie marktfähig werden, hat man industria extractiva genannt, und die des eigentlichen Anbaues cultura oder industria intensiva. Zu der ersten Hauptklasse gehören: 1) die Nutz- und Bauholz liefernden Bäume und 2) Farb- und Gerbstoffe enthaltenden Gewächse, die Milchsaft oder Harze gebenden Pflanzen, Balsamträger, Oel-, Arzneipflanzen ete. Zu der zweiten Hauptklasse gehörig sind die Cerealien, die feineren und Luxus-Genussmittel, die Narcotica, Fabrik- und Handelsgewächse ete. Zierpflanzen, Obstarten als solche, und sonstige weniger handels- wichtige Producte übergehend, wende ich mich zu den Hauptrepräsentanten der genannten Klassen. Zu der Abtheilung der in Brasilien so ausserordentlich zahlreich wachsenden Bau- und Nutzhölzer stellt die Familie der Leguminosen jedenfalls das grösste Uontingent; erst in zweite Linie treten die Lorbeer- und Myrthen- gewächse, und dann folgen die Palmen, die Artocarpeen und andere weniger stark vertretene Familien; so ist z. B. von den Coniferen Brasiliens nur die ihrer Verbreitung halber wichtige Araucaria brasiliensis zu erwähnen. Im Allgemeinen ist das brasilianische Holz specifisch schwerer als das europäische, die Structur ist diehter und die Farbe des Kernholzes ver- schiedenartiger. Ausserdem zeichnen sich viele Hölzer durch ihren Gehalt an Milchsaft, an Harzen oder an öligen Bestandtheilen aus: eigenartige Gerüche sind gleichfalls den meisten frischgefällten Bäumen eigen, und manche behalten solche jahrelang. Erwähnenswerth in dieser Beziehung ist die stinkende Canella (Nectandra foetida), deren Ausdünstung so unangenehm eloakenartig ist, dass es unmöglich ist, in der Nähe auszuhalten; die balsa- mischen Düfte sind jedoch die am häufigsten anzutreffenden. 192 Dr: A, Hehl.a pr24) Der Güte nach unterscheidet man madeira de lei (lignum legis) und madeira ordinaria, und rechnet zu den ersteren alle dauerhafteren Hölzer, und zu den letzteren alle übrigen Arten, die, um einen Maassstab anzulegen, an Güte und Haltbarkeit ziemlich weit hinter dem baltischen Tannenholz zurückstehen. Die Beschaffenheit des meistens stark entwickelten Kernes bestimmt die Ulassification; denn mehr wie in Europa ist hier das weiche Holz und der Splint durch Würmer dem Verderben ausgesetzt. Den zerstörenden Wirkungen der letzteren sucht man durch das Fällen der Bäume während der kühleren Jahreszeit zu begegnen oder, wo dies nicht möglich, durch. das Umhauen bei abnehmender Mondphase, während welcher der Saft nicht steigen soll. Wie dieses Phänomen des Mondeinflusses zu erklären sein dürfte, liegt nahe genug, wenn man der Capillaritätskraft das Verdienst nieht allein zuzumessen gewillt ist; da es jedoch nicht nöthig ist, auf die Erscheinung näher einzugehen, so will ich nur bemerken, dass ich die Richtigkeit derselben vielfach constatirt habe. Das harte Kernholz bleibt in der Regel vom Wurm verschont; auch Standortsverschiedenheiten lassen die Dauerhaftiekeit ein und derselben Holzart variiren. Die Hauptrepräsentanten der hierher gehörenden Gewächse sind folgende: l. Die Peroba (Aspidosperma Gomesianum), ein Urwaldbaum, der im ganzen wärmeren Brasilien vorkommt, gehört zu den gesuchtesten Hölzern fir den Schiftsbau. Auch zu Canoes werden die mächtigen Stämme oft be- nutzt. Man stellt zu diesem Zwecke die äussere Form her und arbeitet darauf die innere Höhlung theils mit der Axt, theils mit Anwendung von langsam hbrennendem Feuer aus. Ferner ist die Peroba als Möbelholz wegen ihrer grossen Politurfähigkeit und der herrlichen Maserung sehr geschätzt. Die gelblich- bis brandrothe Farbe mit geflammter Maserung erhält sich in voller Schönheit leider nur wenige Tage nach dem frischen Schnitt. 2. Pequeäa marfim, auch eine Aspidosperma: weniger häufig als die vorhergehende Species. Buxbaumähnliches Holz, nimmt schöne Politur an; dicke Stämme sind jedoch selten.) !) Wahrschemlich Asp. Fargasii, welche die unter dem Namen „‚westindisches Bux- baumholz“ seit einigen Jahren in den Handel kommende Holzart liefert, die als Ersatz des immer seltener werdenden echten (oder türkischen) Buxbaumholzes zu xylographischen Arbeiten dient und angeblich aus Venezuela bezogen wird. C. ©. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner bodencultur. (p.25) 193 3. Vinhatico.!) Leguminose; wird m verschiedenen Abarten in ganz Brasilien angetroffen. Nicht sehr schwer, sehr politurfähig, gelb und roth gemasert. Textur Ähnlich der des Fichenholzes und leicht zu bearbeiten. Anwendung der der vorigen gleich. 4. Garapiapunha (Apuleia praecox). Verbreitung wie oben. Aus- gezeichnete gerade Stämme bis zu 25 m hoch und über Im diek mit glatter Rinde. Holz weiss bis gelblich, halbschwer, ziemlich dieht und sehr haltbar in der Feuchtigkeit. Leicht zu bearbeiten und beinahe astlos. Wird benutzt im Hochhau zu 'Tragbalken und vorzüglich zu Eisenbahnschwellen. 5. Jacarandäa, Bignoniacee, wächst in verschiedenen Arten im ganzen nördlichen Brasilien, ist roth bis schwarz, sehr schwer und dicht, spaltet und brennt gut, ist Jeieht zu poliren und wurde zur Möbelfabrikation früher sehr viel verwendet.?2) Neuerdings sind Möbel hiervon wegen ihrer grossen Schwere weniger begehrt. Liefert auch Schiffsbauholz und wird viel ausgeführt. 6. Oleo vermelho (spr. vermeljo)3) Leguminose, sehr gesucht wegen der grossen Toorsionswiderstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit in abwechselnder Trockenheit und Nässe. Dunkelroth, ziemlich dicht und sehr ölreich. Die Eigenschaften des durch Einkerben gewonnenen Oeles werden denen des Peru-Balsams vorgezogen. Der Baum erreicht eine bedeutende Dicke, die Wurzeln sind wohlriechend. Häufig in den Provinzen Minas Geraes und Cearä. Wird hauptsächlich zu Wasserbauten, zu Axen für Wasserräder und dergleichen verwendet. 7. Guarabü oder Roxinho (spr. Roschinjo)*) (Leguminose) im ganzen Norden Brasiliens, violett, dabei leicht spaltbar und langfaserig, dennoch zähe und nicht allzumühsam zu bearbeiten; seine meiste Anwendung findet dieses ausgezeichnete Holz in der Wagnerei. Echyrospermum Balthasarüi. GC. O. » — 2; J.obtusifolia liefert das bekannte Palisander- und J. brasiliana das Jacarandaholz. C. O. O1} ) Wohl Myrospermum erythroxylum Allen. C. O. 4) Peltogyne Guarabu; dient auch zum Rothfärben. C. O. Nova Acta XLIX. Nın. 3. 25 194 Dr. R. A. Hehl.: (p. 26) Ss. Tapinhoan (spr. T’apinjoang) — Sylvia navalium — Laurinee, in den Siüdprovinzen verbreitet, liefert das in Brasilien brauchbarste Material zum Schiffsbau. 9. Die rothe Ceder (Cedrela brasiliensis), recht häufig. Dunkelroth, porös, sehr aromatisch. Verwendet zu Cigarrenkisten, für Schnitzereien und beim Schiffsbau. 10. Bieuiba (Myristica bicuiba), im ganzen Norden, weiss, weich, eignet sich besonders für Sparren- und Fachwerk der Häuser, auch zu Schnitzarbeiten. 11. Ipe,') Bignoniacee, in ganz Brasilien; schwer, sehr dicht, weisslich bis braun, für Wasser- und Schiftsbau. 12. Sapucaia (Lecythis Ollaria), der bekannte Toptbaum, gehört zu den Waldriesen: seine kopferossen Fruchtgehäuse werden als Trinkgeschirre verwendet; der Bast giebt eine Art Werg; das helle, langfaserige Holz ist wegen seiner grossen Härte und Dauerhaftigkeit sehr geschätzt, und die Samen, die fast wie Pistaciennüsse schmecken, sind eine beliebte Speise. 13. Pinheiro (Araucaria brasiliensis).. Dieser Baum findet sich in vier verschiedenen Varietäten, die durch die Farbe des Holzes kenntlich sind, in den Provinzen Saö Paulo, Parana, Santa Cafharina und im nördlichen Hochlande von Rio Grande do Sul. Das Holz ist in der Trextur der deutschen Tanne Ähnlich, aber harzärmer und darum schneller dem Verderben aus- gesetzt; es wird deshalb wenig ausgeführt. Bei Verwendung im Innern der Häuser erfüllt es jedoch seinen Zweck vollständig. ?) 14. Die Tucumpalme (Bactris setosa) gedeiht im Norden Brasiliens, und erreicht eine Höhe von 6—8 m. Die ausserordentlich festen Blattfasern werden zu Körben, Netzen, Hängematten, Hüten und Fächern verarbeitet; die feineren Fäden kommen versponnen unter dem Namen Tucum in den Handel. 1) Tecoma speciosa; Holz unverwüstlich. C. ©. 2) Die Araucaria erreicht häufig ohne einen Ast zu treiben 30—40 m Höhe bei einer Stammstärke von 1—2 m. Manche geben hunderte von Brettern; daneben trägt der Baum noch in seinen grossen Samenzapfen nahrhafte wohlschmeckende Früchte, und die Knorren der oberen Krone bilden ein vorzüsliches Material für Drechsler. €. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 2%) 195 15. Die Piassabapalme (Attaleı funifera), überall nördlich von Espirito Santo: die in den Blattwinkeln wachsenden, sehr elastischen, langen und feinen Fasern, die dem Fischbein ähneln, bilden einen Haupt- ausfuhrartikel. Dieselben werden zu Besen und Bürsten in grossen Massen benutzt.!) 16. Die Cocospalme (Cocus naucifera) ist nicht in Brasilien ein- heimisch, sondern zuerst in Bahia von der Südsee her importirt und accli- matisirt worden: sie gedeiht vortrefflich, und ist der Bestand deshalb und wegen ihres allgemeinen Nutzens ein sehr ausgedehnter. Unter den den Menschen überhaupt sehr viele Vortheile gewährenden Palmenarten, die sich in Brasilien finden, nimmt sie nach der Carnaubapalme (Copernicia cerifera) den ersten Rang ein, denn die Blattkeime liefern ein gutes Gemüse, die Blattstiele und Fasern werden zu Flechtwerk verbunden, die Blätter selbst zu Dachbedeckungen und Besen, und das Stammholz, das sehr leicht spaltet, zu Einfriedisungen und Brennmaterial verbraucht. Die Frucht ist von der Grösse eines Kinderkopfes, enthält unter einer dichten Hülle von nur un- vollständig zusammengehaltenen Fasern, welche mit einer glatten dünnen Schale bedeckt ist, emen steinigen Kern, an dessen innerer Peripherie eine radial- faserige weisse, Öölreiche, sehr wohlschmeckende Masse sich befindet. Die Höhlung der Nuss ist zum "Theil durch eine milchige und süsse, sehr erfrischende Flüssigkeit ausgefüllt. Aus dem harten Kern werden Drechsler- arbeiten, und aus der Umhüllung gute Matten, Seile und dergleichen an- gefertigt: die Fleischmasse endlich wird in der Conditorei begehrt, und ebenso die sog. Cocosmilch, die ausserdem auch heilkräftige Eigenschaften besitzt. Zu der Klasse von Gewächsen, deren Fasern eine vortheilhafte Verwendung finden, gehören ferner: 17. Die Agave (Agave americana). 15. Die Guaxima (ÜUrena lobata) und viele andere, deren Auf- zählung mich zu weit führen würde. Es sei deshalb genügend, hervorzuheben, 1!) Die Piassababesen haben sich auch längst in Deutschland eingebürgert. Heer- und Eisenbahnverwaltungen verbrauchen jährlich schon jetzt hunderttausende, und die Bürsten sind unter dem Namen „Wurzel-Bürsten“ allgemein bekannt. C. O. 196 Dr.-R. A. Hehl. (p. 28) dass Hunderte verschiedener Arten von Pflanzen über das grosse Reich zerstreut vorkommen, die in ihrer Holzfaser herrliche Rohstoffe der Industrie liefern können. !) Ebenso zahlreich sind die Farbhölzer, von denen einige der werth- vollsten hier folgen: 1. Pao Brazil (Caesalpinia echinata). Kin mittelgrosser Baum des Nordens, dessen hartes carmoisinrothes Kernholz, das auch eine schöne Politur annimmt, die dauerhafte und schöne rothe Farbe liefert, die seiner Zeit der portugiesischen Regierung grosse Summen Geldes einbrachte. Der in Deutschland übliche Name dafür ist Fernambuk - Holz.?) 1!) Die grosse Widerstandsfähigkeit der brasilianischen Holzarten ist in den europäischen Technikerkreisen schon recht eingehend gewürdigt worden; sobald die Preise entsprechend ge- stellt und die Zufuhren gesichert sein werden, steht einem umfassenden Gebrauche brasilia- nischen Werkholzes hier Nichts entgegen. Nachstehende Tabelle, Dinglers Pol. Journ. entnommen, siebt die für eine Vergleichung nöthigen Zahlen mit hinreichender Genauigkeit. Belastung k/qmm bei Spec. Gewicht Bruch Elasticitätsgrenze Eiche 2 1.000009 Fe Oele BSCH emp 1 age Lie KR ONLAON Fe, 028,035 u RDNLO) Canadische Weisstanne 0,666 . . . 6,10 . . . 3,90 Teakholzier \ ur. . EM HONIOTE are. TAROT AR Berobag(s- N. 1)ar 22 0,83 8 I OB EE 0 Vin habieos(s7 N) 72 De Tee) ORKCHEN Eee ee Ceder (s. N. 9) -EONSDTEE AHA BOTH 30 Peroba und Oleo weisen die höchsten Ziffern auf; letzteres trägt ausserdem eine Be- lastung gleich der doppelten des gewöhnlich hier verbrauchten Materiales ohne ersichtliche Veränderung. C. O. 2) Von dem früher in Massen, jetzt nur noch spärlich angetroffenen Brasilien- oder Fernambuk-Holz stammt der Name des fast ganz Europa an Flächeninhalt gleichkommenden Kaiserthumes. Am 24. April 1500 landete Pedro Alvarez Cabral, der auf Befehl des Königs Manuel von Portugal nach Ostindien segeln sollte, nach Puerto Seguro verschlagen, da, und nannte Anfangs das neu entdeckte Land Terra de Vera Cruz, welcher Name später nach dem sich dort findenden feuerrothen Holze, Pao do brazil (brazido), d. h. Holz der glühenden Kohle, in „Brazil“ verwandelt wurde €. O. U Age 2 ee 3 R n ® Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p.29) 19% 2. Pao campeche (Haematorylum campechianum), wie der vorige zu den Leguminosen gehörig, stammt aus Mexiko und ist in der Provinz Parä einheimisch geworden. Das Kernholz ist violett und dient bekanntlich zum Blau-. Violett-, Braun- und Schwarzfärben. 3. Urucu (Bixa orellana), Bixacee, ist ein zierliches, in Nord und Mittelbrasilien vorkommendes Bäumchen, dessen Samen die geschätzte Orleans- farbe enthalten; dieselbe wird zum Färben von Zeugen und Speisen gebraucht. Die Hauptausfuhr aus Parä ist nach den Vereinigten Staaten und England. 4. Anil (Indigofera Anil). Der Indigostrauch ist im ganzen wärmeren Brasilien ebenso einheimisch wie im übrigen wärmeren Amerika. Man kennt verschiedene Varietäten, deren Product sich von der asiatischen J. tinctoria nur wenig unterscheidet; zuerst aufgefunden wurde er in Brasilien, angeblich im ‚Jahre 1640, von Marcerave, aber erst 1770 hatte sein Anbau einen solchen Umfang gewonnen, dass er ausgeführt werden konnte. Dieser Export steigerte sich binnen 20 Jahren in einem solchen Maasse, dass der ostindische Artikel beinahe vom Markte verdrängt wurde. Zu dieser Zeit war es, als die ostindische Compagnie, den vollständigen Verlust der Cultur des kostbaren Strauches befürchtend, ihre Millionen opferte, und zwar mit solchem Erfolge, dass 10 Jahre später kaum mehr von amerikanischem Indigo die Rede war. Seitdem wird diese Pflanze hauptsächlich in den asiatischen Besitzungen Englands gepflegt, das von dort jährlich über 2 Millionen Pfund Sterling an Werth ausführt. In Brasilien ist ihr Anbau gänzlich verschwunden, obwohl daselbst alle Bedingungen für ein gedeihliches Fortkommen vorhanden sind. Der Grund liegt wohl an der mangelhaften Zubereitung des Farbstoffes, nicht aber an der Qualität der Pflanze. 5. Jenipapo (Genipa americana), Kubiacee, ist ein bis 18 m hoher Baum, dessen Früchte eine blaue Farbe geben. Sein Holz ist weiss, sehr dieht und politurfähig, eignet sich daher sehr gut zu Schnitzarbeiten. Von anderen Farbpflanzen, deren es über 50 Arten giebt, erwähne ich noch folgende: 6. Acafras (CUrocus sativus). 7. Acafras de Pernambuco (Melasanthus tinctorius), beide acclima- tisirt im Norden, liefern Saffran. 8. Coerana das Alagoas ((amenaria cauliflora), Apocynee. 195 Dr. R. A. Hehl. (p. 30) 9. Tinhoras (Lasiandra speciosa) zum Schwarzfärben angewendet. 10. Barauna (Melanoxylon Brauna), lieguminose Das dunkelrothe Kernholz enthält einen ebensolchen Farbstoff. ll. Tatajuba (Morus tinctoria); wird zum Gelbfärben benutzt. 12. Gitahy (Thomasia pseudolutea), Buttneriacea. 13. Araroba leguminose.!) Von gerbstoffhaltigen Gewächsen, die jedenfalls nur zum geringsten "Theile bekannt sind, wie das bei der unerschöpflichen Artenverschiedenheit der vegetabilischen Erzeugnisse einleuchtend ist, will ich nur hervorheben: l. Mangue (Rhizophora Mangle). Der Mangrovebaum erreicht eine Höhe von 3—4 m und wächst beinahe ausschliesslich an den niedrigen, den Gezeitenströmungen unterworfenen Flussufern in halbsalzigem Wasser. Die Blätter sind sehr fleischig, ziemlich brüchig, aber sehr gerbstoffreich. Die Rinde gilt als ein Hauptmittel gegen Wechseltieber. 2. Angelini rosa (Peraltea erythrynofolia), Leguminose, ein Urwalds- baum Brasiliens, vorzüglich im Süden verbreitet. Die Rinde enthält guten Gerbstoff und das Holz eignet sich zu inneren Ausbauten. 3. Angico (Acacia angico). Eine der schönsten und mächtigsten Leguminosen, welche den brasilianischen Urwald schmücken. Zu ÜOon- struetionszwecken und von Tischlern wird das Holz ebenso sehr geschätzt wie die Rinde vom Gerber. 4. Massaranduba (Mimusops elata), Sapotacee. Verwendet wird gleichfalls die Rinde.?) Die Zahl der Pflanzen, welche durch ihre Milchsäfte und Harze oder durch ihre therapeutischen Kräfte und aromatische oder ölreiche Beschaffenheit von Wichtigkeit sind oder noch sein werden, ist, so zu sagen, unerschöpflich; doch da hier nur die augenblicklich dem Handel dienenden in Betracht kommen, wird ihre Anzahl bedeutend redueirt. Wir wollen einzelne kurz besprechen. 1) Andira Araroba. Das in den Spalten und Höhlungen des Stammes abgelagerte gelbe Mehl (wahrscheinlich Oxydationsproduct eines Harzes) ist das gegen Hautkrankheiten an- gewendete Goapulver. €. O. 2, Der Milchsaft wird von den Eingeborenen gern getrunken. C. ©. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p.31) 199 Den ersten Rang nimmt unstreitig der Kautschuk-Baum oder die Seringueira des Brasilianers ein. Diese kostbare Pflanze, Syphonia elastica, eine Euphorbiacee, bedeckt viele Tausende, ja vielleicht Hunderttausende von Quadrat-Kilometern in Para und Amazonas. Auch in Maranhaod, Cearä und Rio Grande do Norte kommt der Baum, aber mehr vereinzelt, vor. Sein eigentliches Vaterland sind die während eines 'Theiles des Jahres von Ueberschwemmungen heimgesuchten Niederungen des Amazonasgebietes. Er wächst bis zu 20 m, bei einer Dicke von 2 m am Stammende. Ausser dieser Species treffen wir an denselben Orten vier andere, deren Producte jedoch nicht von der Güte sind wie das der Syphonia elastica. Es sind die Syphonia rhytidocarpa, 8. brasiliensis, S. lutea. und S. brevifolia. Die Frucht der 8. elastica ist eine in drei rundliche Zellen getheilte grosse Kapsel, welche die etwa 1,5 cm im Durchmesser grossen, glatten Samen enthalten, deren Zeichnung und Farbe an die Samen. von Rieimus commamis erinnert. Die Gewinnung der Kautschukmilch geschieht entweder durch An- bohren oder durch Einkerben des Stammes, von wo die dicke weisse Flüssigkeit in untergebundene Gefässe läuft. Um das Gerinnen des Milch- saftes zu erzielen, verführt der Seringueiro, so heissen in der Landessprache die Leute, die sich mit der Kautschukgewinnung beschäftigen, auf folgende Weise: Ueber einem mit den Früchten der Urucuri-Palme (Attalea excelsa) unterhaltenen Feuer, dessen Dämpfe durch die verengte Oeffnung emes über das Feuer sgestülpten 'Topfes wirbeln, bewegt der Seringueiro eine Art Spaten, der in ein nebenstehendes Gefäss mit Milchsaft eingetaucht wurde. Dampf und Wärme bringen ein sofortiges Gerinnen des am Spaten haftenden Saftes zu Wege und färben die ursprünglich weisse Materie zu gleicher Zeit schwarz. Wiederholtes Eintauchen des Spatens in den Milchsaft und Gerinnen desselben bildet endlich die bekannte Brodform, aus der der Spaten schliesslich herausgerissen wird. Ein solches Brod ist also aus einer grossen Menge über einander lagernder feiner Häutchen zusammengesetzt, was man bei der frischen Waare sehr genau beobachten kann. Anstatt der Urucuri-Palme kann man auch den Dampf anderer Palmenarten benutzen oder nach dem sog. Strauss’schen System verfahren, wonach das Gerinnen des Milchsaftes 200 Dr. RA Heil; (p:432) ganz ohne Anwendung von Dämpfen und nur durch die Behandlung desselben . mit Alaunlösung bewirkt wird. Bei Weitem der grössere Theil des Kautschuks wird aus den vor- handenen Waldungen gewonnen, während neue Anpflanzungen kaum anzu- treffen sind. Dass bei dieser Methode nur selten rationell zu Wege gegangen wird, braucht nicht erwähnt zu werden, und ist daher die immer schwieriger werdende Ausbeute bei erhöhtem Bedarf zu erklären. — Um dem Unwesen theilweise zu steuern, verordnete 1560 ein Gesetz den Ankauf von 1000 ha Wald zur Bewirthschaftung für je einen Seringueiro, wodurch das Interesse dieser halbeivilisirten Klasse für die Erhaltung des Bestandes wachgerufen werden sollte. Der Erfolg ist leider nur ein geringer gewesen. Was die Behandlung der immer kostbarer werdenden Pflanze anlangt, so hat die Erfahrung gezeigt, dass die am besten durch Samen gezogenen Bäume schon im zehnten Jahre ertragsfähig sind und sich bei entsprechender Behandlung über 20 Jahre so erhalten. Von jedem Stamm sollte jährlich im Mittel nicht mehr als 15 Liter Saft genommen und bei Anpflanzungen diese nicht unter 10 m Entfernung von einander angelegt werden. Auf diese Weise würde ein Mann während der Erntezeit etwa 20 kg Saft jeden Tag sammeln können, während bei dem bis jetzt befolgten Verfahren in weiten Entfernungen von den Wohnstätten kaum die Hälfte gerechnet werden kann. Die ersten Nachrichten über den Gummi in den Wäldern des Nordens verdankt man dem Mönche Manoel Esperanca, der zu Ende des 17. Jahrhunderts Flaschen und andere Haushaltungsgegenstände, aus Gummi gefertigt, bei den Cambebas- und Umavas-Indianern fand, welche den Stoff cau-uchü nannten. 1755 war der Gebrauch zu Schuhen schon ziemlich allgemein in Portugal und 1797 wurden die Tornister der portu- giesischen Soldaten mit cau-uchuü wasserdicht gemacht. Die Franzosen wendeten dasselbe bereits 1765 in der Chirurgie an, doch hörte der Gebrauch später fast gänzlich auf und entwickelte sich erst wieder 1825. Wie gross in den ersten 15 Jahren von da ab der Export von Parä gewesen, weiss ich nicht zu sagen, im Jahre 1540 betrug derselbe jedoch schon bei zehnmal geringerem Einheitspreise, verglichen mit dem heutigen, 550 000 Rınk., im Jahre 1850 Rmk. 850 000, im Jahre 1555 Rmk. 5 400 000 und im Jahre Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 33) 201 1864 Rmk. 7 400 000. Seit dieser Zeit ist die Ausfuhr, wie wir später sehen werden, noch unverhältnissmässig gestiegen. Wie bei den meisten der Hand des Menschen bedürfenden Producten, unterscheidet man auch beim Kautschuk der Güte nach verschiedene Abstufungen. 2. Die Massaranduba (NMimusops excelsa), Myrtacee, im Norden, wird bis zu 25 m hoch und liefert ein vorzügliches Baumaterial. Die Rinde ist höckerig, mit weisslichen Flecken, ähnlich der der Bertholletia excelsa. Die rundlichen Früchte von der Grösse einer Wallnuss haben ein sehr wohl- schmeckendes Fleisch, und war der Bäum deshalb sehr gesucht. Um die Ernte zu erleichtern, wurde derselbe einfach abgehauen und so lange mit dieser Methode tortgefahren, bis es sich wegen der Entfernungen von den Wohn- stätten nicht mehr der Mühe lohnte, den Früchten nachzujagen. Es ist aus diesem Grunde jene Pflanze in den bewohnten Gegenden ziemlich selten geworden. Sein, der Guttapercha sehr ähnlicher Milchsaft hat neuerdings wieder die Aufmerksamkeit der Waldverwüster auf diesen Baum gelenkt. Dieser Saft ist weiss und dünnflüssig wie Milch, gerinnt aber von selbst in etwa 24 Stunden oder früher, wenn erwärmt, und wird dann in seinen Eigen- schaften der Guttapercha so ähnlich, dass man den Baum für den echten Guttaperchabaum gehalten hat. Die bei gewöhnlicher "Temperatur harte Masse wird in heissem Wasser knet- und formbar und behält diese Form nach dem Erkalten. Auch die Farbe ist der der Guttapercha nahestehend. Die Eingeborenen sollen die frische Flüssigkeit zu denselben Zwecken wie die Kuhmilch olne Schaden zu Speisen benutzen, nur der ungemischte Genuss ist gefährlich, da durch das baldige Gerinnen der Substanz im Magen die Verdauung sowohl wie auch die Ausscheidung unmöglich wird. Wegen seiner stark klebrigen Beschaffenheit wendet man den Saft auch statt des Leimes und Kittes an, und sollen damit zusammengefügte Glasstücke, sowie Holz- und Steingegenstände eine mehr wie ursprüngliche Haltbarkeit erlangen; ebenso vertritt er den 'Theer beim Calfatern der Schiffe.!) 1) Sellin bezeichnet mit Massaranduba den riesigen Kuhbaum, Galaetodendron utile, Noya Acta XLIX. Nr. 3. 26 202 Dr. R. A. Hehl. (p. 34) 3. Die Mangabeira (Apocynum Hancornia) ist ein niedriger, selten über 41/, m hoch werdender schöner Baum mit feinen Aesten, die schon in geringer Höhe über dem Boden beginnen. Seine Blüthen sind ähnlich dem Jasmin, aber beinahe geruchlos, und die Früchte aromatisch, von 1,5—3 cm Durchmesser, entweder oval oder rund, als Obst sehr heliebt. Bei der Reife ist die von einer dünnen Haut umgebene weisse Fruchtmasse sehr weich und gefüllt mit einer sehr wohlschmeckenden Flüssigkeit, die aber bei unreifen Früchten giftige, narkotische Eigenschaften besitzt, so dass der Genuss in diesem Zustande den Tod herbeiführen kann.!) Der Stamm liefert durch Einkerben eine steife Milch, die medieinisch wichtig ist und nach dem Gerinnen einen ausgezeichneten Gummi abgieht. An Qualität soll das Product sogar dem der Syphonia elastica vorzuziehen sein. "Trotzdem wird wenig fabrieirt und, so zu sagen, Nichts ausgeführt. Das Holz eignet sich zu "Tischlerarbeiten. Hochebene von Bahia, Pernambuco, Parahyba, Alagoas und Sergipe. 2 Hierher zu zählen sind ebenfalls mehrere Abarten, welche dieselbe Wichtigkeit für die Kautschukgewinnung erlangen können. 4. Jatoba (Hymenea Courbaril). Ein höchst geschätztes Gewächs, gedeiht in Menge in den Wäldern von Minas Geraes, Bahia und Per- nambuco. Das aus dem Stamme und den Aesten hervorquellende Harz liefert den bekannten Copal-Lack, der übrigens auch in Klumpen bei den Wurzeln alter Bäume gefunden wird. Weniger häufig in den Gebieten von Maranhad und Parä; zeichnet sich ausserdem durch gigantische Form und durch ungemeine Holz-Festigkeit aus. Die Verwendung ist dieselbe wie die für Oleo vermelho angegebene. 5. Pao d’oleo (COopaifera offieinalis). Eine schöne Cäsalpiniee der Nordprovinzen des Kaiserreiches, am häufigsten von Alagoas bis nach Para. so genannt, weil seine Rinde eine vegetabilische Milch enthält, die reichlich herausströmt, wenn man Einschnitte macht, einen der Kuhmilch sehr ähnlichen Geschmack hat und auch wie diese benutzt wird. Nach Bischof scheidet sich aus dem durch Kochen zum Gerinnen gebrachten Milchsafte ein harziger, wachsartiger Stoff aus, der sehr gute Kerzen giebt. C. O. 1) Die Früchte dieses Baumes Mangaiba, Hancornia speciosa, werden ausserdem zur Herstellung eines stark berauschenden Getränkes verwendet. C. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 35) 203 Beim Anschneiden des mächtigen Stammes entquillt demselben, und haupt- sächlich bei zunehmendem Monde, eine helle ölige Flüssigkeit von sehr starkem Geruch und bitterem Geschmack, der sogen. Copaivabalsam, der be- deutende medieinische Wichtigkeit besitzt und auch in der Oelmalerei wegen seiner trocknenden Eigenschaften mit Vortheil verwendet wird. Die Ausfuhr ist eine ziemlich lebhafte von Parä aus, und zwar meistens nach England und den Vereinigten Staaten. b. Der Cacao (Theobroma Cacao). Der Cacaobaum ist einheimisch im tropischen Amerika von Mexico bis zum 12. Grade südlicher Breite und erreicht in den Landschaften Parä und Amazonas, wo derselbe das weite Gebiet zum Theil mit der Syphonia elastica, der Vanille, der Persea caryo- phylata und anderen Aequatorialgewächsen theilt, eine Höhe von etwa 6 m. Eigentlich amerikanischen Ursprungs ist die Pflanze später auch in Asien und Afrika unter denselben Breitengraden mit gutem Erfolge cultivirt worden. Selbst in der Provinz Rio de Janeiro wird der Baum noch angepflanzt, wächst aber nicht hoch. Die Früchte sind wechselständig und im reifen Zustande von dunkelgelber Farbe und verdickt gurkenförmiger Form mit fünf Längsrinnen, welche die Frucht inwendig in ebenso viele, die chocoladen- braunen bohnengrossen Samen enthaltende Gehäuse theilen. Anfangs mit grossen Schwierigkeiten kämpfend, verbreitete sich der seit undenklichen Zeiten bei den Ureinwohnern Amerikas beliebte Genuss- artikel nur langsam im 16. Jahrhundert, bis gegen Ende desselben ein be- deutender Verbrauch desselben in Spanien eintrat. Seit dieser Zeit ist der Bedarf im fortwährenden Steigen, aber die Millionen von Bäumen, die der Mensch angetroffen, haben sich stark vermindert und werden allmählich so selten, dass ihr rationeller Anbau vortheilhafter sein wird, als die wilde Waldwirthschaft. Schon jetzt wird deshalb Cacao mit bestem Erfolge ge- zogen in Parä und Bahia, wogegen Amazonas und die Distriete von To- cantins und Cametä noch auf die Ausbeute des wildwachsenden sich be- schränken. In den sechsziger Jahren betrug diese in Tlocantins allein 1500000 kg, und der Totalexport aus beiden Amazonas-Provinzen nur 3300000 kg. Alle sich des Riesenstromes als Transportweges bedienenden Nachbargebiete steuerten zu dem 'T'otalguantum nur mit etwa 100000 ka bei. 96* 204 Dr. R. A. Hehl. (p. 36) Eigenthümlich ist es, dass das Gewächs degenerirt und der Cultur zeitweise deshalb dureh Einführung neuen Samens von Venezuela und Guatemala nach- geholfen werden muss. 1. Die Paranuss, Para-Castanie, Rahımnuss. Die in Nordamerika und Europa schon sehr bekannte schmackhafte Frucht stammt von der Bertholletia excelsa, die an 60 m Höhe erreicht. Besonders die vor Ueberschwemmungen gesicherten Theile des T'ocantinsflussgebietes sind mit dieser gigantischen Leeythidee gesegnet, deren 6 bis S Zoll im Durchmesser haltende Samen- kapseln in den Monaten Januar und Februar zur Reife gelangen. Sie fallen dann mit solcher Gewalt zur Erde, dass sie tief im den weichen Boden ein- dringen. Das Gewicht einer solchen Kapsel schwankt zwischen 1 und 2 kg, und haben dieselben schon Manchen erschlagen. Um sie zu sammeln, bauen die Eingeborenen an den betreffenden Plätzen mit Brettern gedeckte Hütten, unter denen sie das durch den Wind veranlasste Herabfallen der Frichte ab- warten. Nur am Tocantins war der Ertrag an aus den Kapseln gewonnenem Samen, den sog. Paranüssen, im Jahre 1863 15617 Scheftel. Die ganze Ausfuhr von Parä belief sich in demselben Jahre auf 55500 Scheffel im Werthe von ungefähr 40700 Rmk. Der innere Theil der Rinde ist werg- ähnlich und eignet sich vortrefflich zum Kalfatern und dergl. Die Ein- geborenen schälen deshalb die Bäume ab und haben auf diese Weise schon srosse Bestände vernichtet.!) S.. Die Andiroba ((Carapa (uianensis) ist ebenfalls besonders m Parä einheimisch, deren apfelerosse, runde, in Dolden wachsende Früchte 4 bis 5 (reikantige Samen enthalten, aus denen ein Oel gewonnen wird, das zu industriellen und Heilzwecken verwendet wird.?) Man schätzt den Werth des in Parä jährlich gewonnenen Oeles auf etwa 100000 Rmk. Der Absud der Rinde dieser Meliacee wird gegen Fieberanfälle genommen. 9. Die Salsaparilla (Smilax sarsaparilla) ist ein in Parä und Ama- zonas häufige wildwachsender Strauch, dessen federkieldicke, sehr biegsame !) Der Castanheiro oder Tuvia genannte prächtige Baum gehört zu den Urwaldsriesen ; sein Stamm ragt bis zu 30 m Höhe astfrei empor und giebt sehr brauchbares Nutzholz. €. O. 2) Die Indianer versetzen das innerlich als kräftiges Wurmmittel wirkende Oel mit Orlean und bestreichen sich damit den Körper zum Schutze gegen Insektenstiche. €. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p.3%) 205 und beinahe horizontal im- grosser Menge dicht unter dem Erdboden sich bildende Wurzeln mit Erfolg bei Hautkrankheiten, syphilitischen Affeetionen und rheumatischen Leiden als Decoct (30 & zu 1 kg Wasser) verschrieben werden. Der jährliche Ertrag dieser in den Wäldern Paräs gesammelten Wurzeln beläuft sich etwa auf 40000 ke, wovon mehr als die Hälfte nach den Sidprovinzen, der Rest ins Ausland geht. Die Ernte ist in den Monaten ‚Januar bis März. Das Product kommt in langen dünnen Bündeln in den Handel und ist in Para etwa zu 2,50 Rmk. für das Kilogramm käuflich. Man berechnet, dass 10 bis 15 Personen während der drei genannten Monate 3000 kg zusammenbringen können. Um vortheilhaftere Resultate zu erzielen, hatte man reguläre Pflanzungen eingerichtet und bei rationeller Behandlung den zehnfachen Ertrag in Aussicht gestellt; der Anwendungs-Erfolg war jedoch gering, indem sich die Eingeborenen nicht klar machen können, dass ein in den Wäldern ohne weitere Wartung wachsender Artikel weniger ergiebig sein kann, als ein zuerst zu pflanzender und dann zu pflegender. 10. Cravo (Dicypellium caryophyllatum, Laurus Borbonia), In Ama- zonas, Para und Maranhaö nicht häufig. Die aromatische, feine und glatte Rinde liefert den brasilianischen Nelkenzimmet. Im 17. Jahrhundert war derselbe einer der Hauptexportartikel, und betrug die Ausfuhr jährlich gegen 150000 kg. Der hohe Preis liess die Speeulanten alle Rücksichten bei Seite setzen; alles Erreichbare wurde gefällt und abgeschält. Dabei waren Fäl- schungen nichts Ungewöhnliches, die die Waare noch obendrein in Misseredit brachten. — Schon seit langen Jahren wird der Nelkenzimmet nicht mehr in den Produetionsstatistiken vom Tocantins, wo ehemals die Hauptausfuhr war, aufgeführt. Noch im Jahre 1753 nahm ein Schiff 65000 kg mit nach Por- tugal, während der jährliche Export in den Jahren von 1836 bis 1852 nur etwa 12000 kg gewesen ist, und in den sechsziger Jahren fiel er sogar auf 4000 kg, welchen die Provinz Amazonas lieferte. ll. Guarana (Paullinia sorbilis), Sapindacee, ist ein Schlingstrauch, wie die vorigen in Parä und Amazonas. Die Früchte wachsen in Trauben- form und sind, wenn reif, von schön rother Farbe, und die Kerne (die Samen) etwa haselnussgross und braun. Das bekannte Guaranä, das von Martius zuerst 1526 untersucht und 206 Dr. R. A. Hehl. (p. 38) als limonadenartig kühlend, magenstärkend, fieberbekämpfend und nahrhaft befunden wurde, wird fast nur von den Indianern, und unter diesen am meisten von den Maues am unteren Madeira in folgender Weise bereitet: Die Früchte werden im halbreifen Zustande gepflückt und mit Wasser be- handelt, um den Kern von dem sie umgebenden Fleische zu lösen. Diese Kerne werden sodann geröstet und fein zerstossen, mit Wasser zu einem steifen Brei angemacht, im Formen gebracht und in diesen schliesslich in eigenen Oefen erhitzt. Man behauptet auch, dass die Masse des käuflichen (Guarana etwas beigemischtes Cassava- und Reismehl enthält. Die auf diese Weise hergestellte Paste (von sehr ungleicher Beschaffenheit) kommt in eylindrischen oder ovalen Stücken von etwa S Unzen Gewicht in den Handel. Andere Formen werden hier und da angetroffen, wo das Fabrikat in Ort- schaften hergestellt wird. 12. Die Vanille (Vanilla aromatica), Orchidee, welche bis in die Spitzen der höchsten Bäume hinaufsteigt. In den Nordprovinzen häufig, geht bis nach Rio de Janeiro, doch nur ausnahmsweise. Die Vorbereitung der Fruchtkapseln für den Handel ist einfach. Man pflückt dieselben vor der vollständigen Reife, um das Reissen zu verhüten, und lässt den innerhalb derselben befindlichen Saft ausrinnen. Später trocknet man dieselben im Schatten und bestreicht sie darauf mit feinem Oel; nachdem dieses ein- gezogen, werden 50 bis 100 Stück Schoten in Blechkistchen aufbewahrt und so in den Handel gebracht. Man unterscheidet dabei drei Sorten, von denen die geschätzteste die „Wahre Vanille“ ist. Sie bedeckt sich, an einem trockenen Orte unter Luftzutritt aufgehoben, bald mit Benzoesäurekrystallen. Die Kapseln dieser Qualität sind lang und dünn. 13. Ipecacuanha (Cephaölis Ipecacuanha). Ein Halbstrauch, der vor- züglich in den schattigen und feuchten Urwäldern von Matto Grosso, Amazonas und Goyaz angetroffen wird. Die Wurzel ist bekanntlich eins der wichtigsten Arzneimittel, das auch von den Eingeborenen in der Form wässerigen Auszuges in verschiedener Verdünnung zu Heilzwecken ver- wendet wird. l4. Cumarü (Dipterix odorata) ist ein Schmuck der nordbrasilischen Urwälder. Am häufigsten trifft man den 20--25 m hohen Baum in der Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p.39) 207 Provinz Amazonas an. Seine Frucht ist rundlich und weich und enthält im Innern einen wohlriechenden Samen, der unter dem Namen „Tonka-Bohne“ in den Handel kommt und zum Parfümiren des Schnupftabaks dient. Der Duft der Bohne ist auch der Rinde eigen.') 15. Quina (Cinchona), Chinarinde. Die in Columbien, Perü und Bolivia wildwachsende COinchona offieinalis gedeiht in Brasilien kaum, es sei denn, dass dieselbe mit anderen ähnlich wirkenden Erzeugnissen auf der Serra dos vertentes, da wo diese die Grenzen zwischen den Provinzen Mato Grosso und Amazonas bildet, gefunden wurde. Statt dessen giebt es eine Anzahl Sträucher und Bäume, die den portugiesischen Namen Quina führen, und deren Rinde ähnliche Eigenschaften wie die der Quina officinalis zeigen. Hierher gehören: Solanum pseudogqwina, Sad Paulo, Strychnos pseudoquina, Chinchona Cuyabensis, Chinchona floribunda, COhinchona - firmula und noch etwa 15 andere Pflanzenarten, die mit den genannten in den verschiedensten Landestheilen vorkommen und gegen Fieber verwendet werden. Angebaut wird die Chinchona officinalis an den Gehängen der Serra do mar unweit Rio de Janeiro in 300—400 m Seehöhe, aber noch nicht lange genug, um nach dem Quinagehalt der Rinde die Culturfähigkeit der Pflanze in solch geringer Höhe feststellen zu können. Das Unternehmen wird von der Re- sierung unterstützt. 16. Pao Pereira (Geissospermum Vell.), Apocynee Die Rinde ist wegen ihrer energischen Wirkung gegen Fieber von grosser Wichtigkeit. Das aus ihr gewonnene Alkaloid wird unter dem Namen Pereirina verkauft. 17. Die Carnauba (Copernicia cerifera) wird mit Recht wegen ihrer Nützlichkeit die Königin der brasilianischen Palmen genannt. Ihr Vaterland ist der Nordosten des Reiches, und zwar Cearä und Rio Grande do Norte, wo sie grosse Wälder bildet, die bei der schönen Form des bis 18 m hohen Baumes, inmitten einer, oft durch längere "Trockenheit ihrer übrigen Vegetation beraubten Gegend, durch immer frisches Grün einen herrlichen Anblick ge- !) Der Gehalt an Cumarım (Tonkakampher) soll dadurch erhöht werden, dass man die noch frischen Samen mit Rum angefeuchtet in Fässer ‘verpackt und an einen warmen Ort stellt. €. O. 208 Dr...R..A.. Hehl;ı (p: 40) währen. Mehr als fast alle anderen Gewächse dieser Provinzen widersteht sie den tödtlichen Einflüssen der 'T'rockenheit und gedeiht doch wiederum am besten im niedrigen, ganz flachen Lande, das auch zeitweiligen Ueber- schwemmungen ausgesetzt sein kann. In solchen Gegenden liegen die Wälder zerstreut und dulden kaum eine andere Vegetation in ihrer Nähe. Die Frucht ist rund, im reifen Zustande schwarz und haselnussgross. Sie besteht aus dem mandelartigen Samen, der innerhalb eines, von dünner Fleischmasse und glänzender Oberhaut bedeckten Kernes liegt. Dieselbe ist ein geschätztes Obst der Eingeborenen, die daraus auch ein sehr nahrhaftes Getränk her- stellen, indem sie die gerösteten und zerstossenen Samen mit Wasser aus- laugen. Wie von mehreren anderen Palmenarten findet auch bei der vor- liegenden der sog. Palmito oder Palmkohl als Gemüse Verwendung. Das Innere der jungen Blättergruppen ist hellgelb und mit einer staubigen, asch- farbenen Masse bedeckt, die einen eigenthümlichen, angenehmen Geruch hat. Es ist das bekannte Palmwachs, das in den genannten Landstrichen allgemein zu Kerzen verarbeitet, aber wenig nach dem Auslande,gebracht wird. Man schätzt die jährliche Ausbeute an Wachs daselbst auf 3600000 kg. Nach- dem dasselbe von den Blättern entfernt, benutzt man deren Fasern zur Her- stellung von Hüten, Matten, Besen und Seilen. Das Material zu den letzteren wird von den Eingeborenen Tucum der Carnauba genannt. Auch eignen sich die Blätter zur Papierfabrikation. Aus dem Mark wird ein feines Satz- mehl hergestellt, und das sehr harte und dauerhafte, gelblich rothe, schwarz- gefleckte Holz findet vielfache Verwendung zu Latten, Pumpenrohren etc. 15. Der Matestrauch (Iler paraguayensis) in den Wäldern des Hoch- landes von Paranä und Santa Catharina, sowie im Norden von Rio Grande und im Süden von Matto Grosse. Er ist von niedrigem Wuchs und seine lanzettförmigen, gesägten Blätter, zu T'hee bereitet, geben einen bedeutenden Handelsartikel ab. Der Genuss des in Europa auch Paraguay- thee genannten Mates ist unter allen Klassen der Gesellschaft im ganzen mittleren und südlichen südamerikanischen Continente so verbreitet, wie in Europa der des Kaffees; selbst der Arme wird sich jede Entbehrung auf- erlegen, um sich den aromatischen Trank gewähren zu können, den der Absud. der Blätter ergiebt; und wenn es an Gelegenheit fehlt, den Auszug Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 41) 209 mit heissem Wasser zu erhalten, so behilft sich der Wanderer mit kaltem, und fehlt auch dieses, so müssen die 'T'heeblätter allein aushelfen, und der reisende Tropeiro (Maulthier- oder Eseltreiber) fühlt dann sicherlich ebenso grosse Genugthuung im Kauen seiner Blätter, wie der deutsche Fuhrmann im Genusse des Kautabakes. Im Vergleich mit dem chinesischen T'hee und dem Kaffee gebührt vielleicht diesen beiden der Vorzug wegen des feineren Geschmackes und grösseren Gehaltes an anregenden Klementen, aber an Billigkeit bei gleich nahrhaften Eigenschaften übertrifft keine von beiden den Mate, dessen Genuss selbst dem Aermsten zugänglich ist, denn er braucht keine Zuthaten, der Absud allein befriedigt ihn, und diesen schlürft er warm oder kalt durch irgend ein feines auf seinem Wege abgebrochenes Röhrchen aus einer Cocosschaale oder sonstigem schnell hergestellten Gefässe. In der ausgedehnten Region der Matewälder sind die dichtesten und üppigsten in den Flussgebieten des Paranä und Uruguay. In der Provimz Paranä erscheinen seine ersten Repräsentanten auf dem nach der Hochebene von Curitiba abfallenden Saume des Küstengebirges, zuerst einzeln und dann nach dem Innern immer häufiger werdend, zuletzt als dichtes Gehölz. Sie bilden neben den ebenfalls grossen Beständen der Araucaria brasiliensis den Hauptbaumwuchs der unendlichen Campos und verleihen der Landschaft einen eigenthümlichen Charakter. Am bekanntesten sind die sog. hervaes (Mate-Wälder) im inneren Parana und die der ehemaligen Jesuitenmissionen im Nordwesten von Rio Grande, abgesehen von den paraguayischen Besitzungen, die an Güte und ununterbrochener Ausdehnung alles Andere übertreffen. Versuche, den Mat& anzupflanzen, haben bis jetzt zu keinem Resultate geführt. Die Blätter werden deshalb nur in den Wäldern gesammelt, wo die Bäume in Zwischenräumen von je vier Jahren ohne Schaden entlaubt, und die kleinen Zweige abgebrochen werden können. Man trocknet sie auf einer Hürde bei schnellem Feuer im Walde selbst, wobei es natürlich ist, dass die noch feuchten Blätter, zum Schaden des Productes, viel Rauch aufnehmen. Nach abermaligem Dörren in eigens dazu gebauten Oefen werden die Blätter von den Stengeln gesondert und, nach Entfernung aller fremden zufälligen Beimischungen, die Stengel geschroten, die Blätter dagegen zu feinem Pulver Nova Acta XLIX. Nr. 3. 97 210 Dr. R. A. Hehl. (p. 42) in besonderen Stampfmühlen zermalmt. Die Waare ist alsdann marktfähig, muss aber, um das noch gebliebene Aroma zu behalten, vor Luftzutritt möglichst geschützt werden, was entweder durch Stampfen in angefeuchtete Säcke aus Rindshaut oder dichte Fässer erzielt wird. Der Holzthee wird fast durchweg nach Chile verschifft, wogegen der Staubthee in der Argentina be- liebter ist. Nur ein kleiner Theil wird in den Nordprovinzen verbraucht, und das ist zumeist ungestampfter Blätterthee. In der letzten Zeit hat man in den Südprovinzen eine rationelle Be- handlung der Matebestände Seitens der Producenten eingeführt, wogegen in Amazonas und Para die Ausbeutung noch den Charakter der rücksichtslosesten Verwüstung trägt. Die Ausfuhr von Paranä betrug 13560—74 nahezu 65 Millionen Mark an Werth, also jährlich über 4'/, Millionen; Rio Grande do Sul liefert da- regen nur etwa 2'/, Millionen, und Santa Catharina mit Matto-Grosso noch IS geringere Mengen für den jährlichen Export. Einige verwandte Ilexspecies, z. B. 7. thesana, werden zwar hier und da in Brasilien, namentlich in Saö Paulo und auch in Paranäa selbst, ähnlich wie der Mate gebraucht, stehen in Qualität demselben aber bedeutend nach. In Minas Geraes dient auch Zauwemburgia polyandria (Cöngonha) als Ersatz. Im Vorstehenden habe ich nur die allerwichtigsten vegetabilischen Erzeugnisse angegeben, die in verschiedenem Maasse als Handelsartikel gelten; von den vielen offieinellen Pflanzen habe ich mit wenigen Ausnahmen ganz absehen müssen. Bevor ich zu den ceultivirten Gewächsen übergehe, muss ich einige allgemeine Bemerkungen über die Verschiedenheiten der brasilianischen und mitteleuropäischen Landwirthschaft voranschieken, welchen namentlich die ganz andere Art der Arbeitskräfte zu Grunde liegt. Der Ackerbau wird in Brasilien entweder von dem Grossgrundbesitzer, dem Fazendeiro (spr. Fasendero), dessen Arbeitskraft durchgängig die Sclaven bilden, betrieben, oder durch den Bauern, der zu seinem Erfolge, wenigstens zum 'Vheile, auf seine eigenen materiellen Leistungen rechnen muss. Hierher gehören ausser den kleinen brasilianischen Landeigenthümern auch die Colonisten fremder Nationen. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p.43) 211 Der Fazendeiro arbeitet hauptsächlich für den Grosshandel, der kleine Besitzer für den Consum, und zwar leider meistens nur für seinen eigenen, oder, wenn es hoch kommt, für den der nächsten Nachbarschaft. Er ist hierzu erzogen und hat keine Anregung gehabt, etwas mehr zu thun, als für seinen bescheidenen Unterhalt zu sorgen. Ueberschüsse an der Ernte kann er nicht verwerthen, da die "Transportkosten zum Markt zu hoch im Verhältniss zum Werth seiner Waare stehen. Dem Grossgrund- besitzer nachzueifern und Producte von hohem Werthe zu bauen, die einen weiten Transport aushalten können, dazu gehört Kapital, einmal, um Jahre lang auf die erste Ernte warten zu können, und dann, um mehr oder weniger kostspielige Einrichtungen zur Verbesserung zu treffen. Der Ehrgeiz fehlt ausserdem gänzlich, und, was mehr ist, das Be- dürfniss, sich durch Erwerb eine bequemere Zukunft zu bereiten, denn der Brasilianer, der im Innern aufgewachsen ist und den Comfort fremder Nationen nicht kennt, gehört zu den Menschen, die die wenigsten Ansprüche ans Leben machen, und besitzt dabei eine bewunderungswürdige Gleichgültigkeit gegen die Verbesserung seiner materiellen Lage. Dass Ausnahmen von dieser Regel vorkommen, bedarf wohl kaum der Erwähnung, aber sie sind nicht allzu- häufig und beschränken sich beinahe nur auf Saö Paulo und Minas Geraes, wo der kleine Colonist schon seit vielen Jahren angefangen, sich vortheil- hafter zu entwickeln. Auch in der Provinz Rio de Janeiro trifft man heute mehr 'T’hätigkeit unter der freien Landbevölkerung, und wenn die von Fremden bewohnten Colonien des Landes bis jetzt keinen grösseren T'heil an der Production über ihre Bedürfnisse hinaus genommen haben, so war dies der unglücklichen Lage der meisten derselben zuzuschreiben. Einen Beweis hier- für liefern die Ansiedelungen der Provinz Rio Grande do Sul, die, unter vortheilhafteren Bedingungen angelegt, fast durchgängig im blühendem Zu- stande sich befinden. Der Hauptfactor, welcher der Entwickelung der freien Arbeit überhaupt entgegengestanden hat, ist jedoch der Sclave, der die gleiche Arbeit des Freien herabwürdigte. Obwohl die Scelaverei in ihren Folgen hier in dieser Richtung nie die verderblichen Wirkungen, wie seiner Zeit in den Südstaaten der amerika- Erle 212 Dr. R. A. Hehl. (p. 44) nischen Union, hervorgebracht hat, weil der Brasilianer seine Leute immer als Menschen betrachtete, die nur beim Verkaufe zur Waare erniedrigt werden, so war doch bei dem Freien ein Gefühl der Verachtung gegen die Selaven- arbeit unausbleiblich. Andererseits war die Gegenwart von Freien auf den grossen Besitzungen oder in deren Nähe fast unentbehrlich, um der Familie des Kigenthümers gleichsam einen Schutz zu gewähren, auf den man von den Selaven nicht rechnen durfte, selbst wenn von diesen die Bedrohung nicht ausging. Hierdurch bildete sich eine Klasse von Menschen, die nicht einmal für ihren Unterhalt arbeitete, sondern denselben zum grössten Theil vom Fazendeiro erhielt, welche also, so zu sagen, das Leben in dolce far niente hinbrachte. Glücklicher Weise ist diese Garde du corps im Verschwinden begriffen, da die Lage des Fazendeiros seit dem Emaneipationsgesetze von 1871 der allzugrossen und verderblichen Freigebigkeit Einhalt geboten hat; und die freie Arbeit ist seit dieser Zeit auch bedeutend in der Achtung gestiegen, allerdings aber auch im Preise. Was nun die Sclavenarbeit selbst anlangt, so wurde dieselbe zur Zeit des Sclavenhandels, wo man einen guten Neger für 500 bis 600 Rmk. kaufte, auf den Fazendas (Gütern) in der allerelementarsten Weise, aber den Fähig- keiten des meist stumpfsinnigen und oft hartnäckigen Afrikaners angemessen, ausgenutzt. Der Mensch war nur Maschine und wurde als solche behandelt. Man gab ihm eine Hacke und stellte ihn zu seinen Leidensgefährten in die Pflanzung, wo er nach und nach die ihm obhliegenden einfachen Handgriffe unter Aufsicht eines nicht immer humanen Aufsehers erlernte. Dieses System hinderte die frühere Entwickelung der rationellen Acker- wirthschaft, die, intelligentere Kräfte erheischend, von dem Gutsherrn nie an- sebahnt wurde, und dieselben Zustände existiren zum 'T'heil noch jetzt und werden erst ihren Abschluss mit dem 'l'ode oder der Freiheit des letzten Sclaven finden. Seit 13560 hat man angefangen, Pflüge und landwirthschaftliche Maschinen anzuwenden, und nun haben dieselben eine genügende Verbreitung erlangt; man darf sich der erfreulichen Hoffnung hingeben, dass das alte Elementarsystem mit dem gänzlichen Aufhören der Selaverei auch zu Grabe getragen wird. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner bodencultur. (p.45) 213 Die Zubereitung und Bearbeitung des Bodens, in der noch jetzt meist üblichen Weise, besteht im Abholzen und darauf folgenden Brennen des auf den urbar zu machenden Grundstücken vorhandenen Waldes, und in nach- herigem Pflanzen von Stecklingen oder Samen in zu diesem Zwecke mit der Hacke geöffnete Löcher. Die Stubben und grossen unverbrannten Stämme bleiben an Ort und Stelle, so lange, wie hierdurch der für die Pflanze be- nöthigte Raum nicht benommen wird. Auf frischem Waldboden pflegt man in den Kaffeedistricten die Steck- linge dieses Strauches in geraden Linien und in Entfernungen von 6 bis 7 Fuss von einander zu pflanzen, und nebenher in den ersten drei Jahren noch Mais und sogar Bohnen, welche durch ihre Blätter die jungen Sprossen vor den allzuheissen Sonnenstrahlen beschützen. Dasselbe Verfahren wird beim Tabak und einigen anderen Culturen eingehalten, wie wir später sehen werden; im Uebrigen wird dabei wenig Wertli auf Regelmässigkeit gelegt. Die Behandlung der Felder während des Wachsthums besteht in zeit- weiligem Reinigen des Bodens von dem üppig emporschiessenden Unkraut, und die Ernte im Einsammeln der Früchte in Körbe. Nach Erschöpfung des Bodens überlässt man denselben sich selbst. Rasch wuchert auf solchem Terrain, wenn es nicht zu sehr ausgesogen ist, ein dichtes Gestrüpp hervor, das oft in weniger als zehn Jahren dem Un- kundigen den Eindruck eines älteren Waldes macht. Es sind durchaus schwache vergängliche Hölzer, die mit denen des Urwaldes gar keine ihrer werthvollen Eigenschaften gemein haben.!) Ist das Rodeland eines Gutes ausgesogen, so kauft sich der Fazendeiro 1) An solchen Stellen des sich wieder selbst überlassenen früheren Urwaldbodens erhebt sich in kurzer Zeit ein dichtes Gewirre von holzigen Sträuchern, riesigen Gramineen, untermischt mit prachtvoll blühenden Melastomaceen, welches mit dem Namen Capoeira be- zeichnet wird und erst allmählich dem Hochwalde wieder Platz macht. Ueberhaupt herrscht mit Uebermacht in den meisten Provinzen die Pflanzenwelt vor. Während ein Drittel blüht, grünt das zweite, und ein drittes schüttet seine reifen Früchte aus. Die Ueppigkeit und unverwüstliche Lebenskraft der Vegetation tritt dem Ansiedler nicht selten schwer besiegbar und sehr hindernd entgegen, allein ihre Fülle bietet zugleich für alle Zwecke des Lebens die reichlichsten Hülfsmittel und unerschöpfliche, zum grössten Theil noch ungenutzte Quellen bürgerlichen Wohlstandes. C. O. 214 Dr. R. A. Hehl. (p. 46) eine neue Besitzung mit Waldbestand, auf welcher die Wirthschaft denselben Verlauf nimmt. Zu den wichtigsten Uulturen gehören: l. Der Kaffee (Cofea arabica) bildet gegen 60%, des Totalexport- werthes. Angebaut wird er vorzüglich m den Provinzen Rio de Janeiro, Saö Paulo, Minas Geraes, Espirito Santo, Bahia und Ceara, aber nicht eine Landschaft giebt es im ganzen brasilianischen Kaiserreiche, wo der Kaffee nicht zu finden wäre. Freilich wird der Strauch von Sao Paulo gegen Süden mehr Gartenpflanze, und liefert seine ausgedehntere Cultur dort keine besonders befriedigende Resultate. Am sgeschätztesten im Auslande ist die unter dem Namen Santos bekannte Art von Saö Paulo, und nach diesem der von Rio de Janeiro verschiffte, welcher aus der Provinz gleichen Namens und aus denen von Minas Geraes und Espirito Santo stammt, wo er, gleichwie in Sao Paulo, beinahe ausschliesslich auf dem Hochlande gezogen wird, und zwar mit grösstem Vortheill an den Sonnenseiten der Hügel und Berge. Dort wächst er schnell und trägt eher Früchte, wie an den gegen Süden gerichteten (Gehängen, aber er verliert auch früher seine Tragfähigkeit. Im niederen Kiüstenlande ist die Cultur weniger gewinnbringend und das Produet sehr mittelmässig. Die jungen Sämlinge werden bei Jahresalter in Reihen auf den, in schon beschriebener Weise gereinigten Urwaldboden versetzt und geben ge- wöhnlich im 3. Jahre die erste Frucht. Nach dem 6. Jahre ist der Strauch völlig ertragsfähig und erhält sich in dieser Weise bis zum 12. oder 14. Jahre, dann aber geht es rückwärts, und nach dem 25. Jahre lohnt er kaum die Mühe des Unterhaltens, obgleich diese nur gering ist und einzig in der jährlich dreimaligen Reinigung des Bodens von Unkraut besteht. Manche Katffeebauer schneiden deshalb den Baum zwischen dem 15. und 20. Jahre dicht über dem Boden ab und erwarten das Treiben neuer Schösslinge aus der Wurzel, um hernach weitere 5—10 Jahre eine, wenn auch geringere Ernte zu erzielen. Das Düngen des jungen Bodens ist unnöthig und das des mit alten Kaffeepflanzen bestandenen wird für zu mühsam gehalten; deshalb würde eine neue Pflanzung an Stelle einer alten keine Resultate liefern. Man Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p.4%) 215 sieht das Land als verloren an und sät höchstens nach Jahren das eine oder das andere Mal Mais oder Futterkräuter darauf. Die erste Reinigung der Kaffeeberge wird kurz vor der Blüthezeit, also im September und October, vorgenommen, und dann giebt es kaum einen lieblieheren Anblick, als ein solcher in voller Pracht prangender Abhang, an welchem die blendend weissen Blumen das dunkelgrüne glänzende Laub der Blätter zum Theil verdecken. Binnen wenigen Monaten entwickelt sich dann die Beere und gedeiht zur Reife; erst grün und dann roth, von ellipsoidischer Form, sitzt sie an ganz kleinen Stielen, oft zu mehr denn fünfzigen aufgereiht, an den jungen "Trieben. Aber nur selten ist der gleiche Grad der Reife vor- handen, ja, man sieht oft an einem Strauche Blüthen, unreife und reife Beeren zu gleicher Zeit. Nur mit Aufwand grösster Sorgfalt könnte das Vermischen von Beeren in verschiedenen Reifezuständen vermieden werden, was aber bei dem üblichen Abstreifen der Reiser kaum möglich ist. Ohne die verschieden gezeitigsten Beeren durch späteres Sortiren von einander zu trennen, bringt man meistens Alles ohne Unterschied auf die Trockenböden, wo sie alle durch die Sonnenwärme im 3 4 Wochen vollständig den Saft ihres Fleisches verlieren und so weit eintrocknen, dass es möglich wird, sowohl die äussere wie die innere hornartige Hülle, welche die zwei eine Beere bildenden Kaffee- bohnen umgiebt, mittelst einer Maschine abzulösen. Zu dieser Zeit ist aber eine Sonderung der ursprünglich reifen von den unreifen unmöglich geworden, weil dann alle schwarz geworden sind. Man verarbeitet deshalb Alles zusammen, d. h. nach dem Loslösen der Schalen wird die Spreu von den Bohnen durch einen Ventilator getrennt und letztere nachher zumeist polirt und der Grösse nach sortirt. Diese Art der Zubereitung, die nur die Quantität im Auge hat, kann nur auf Kosten der Qualität durchgeführt werden, und daher die niedrigen Preise des Brasilkaffees. Aber noch eine andere Ursache tritt hinzu, die seinen Werth auf dem fremden Markte herunterdrückt, und diese ist in der geringen Vorsicht zu suchen, mit welcher man bemüht ist, die Beeren beim Sammeln frei von Erde zu erhalten. Kommen dieselben nämlich mit erdigen Bestandtheilen ver- unreinigt auf den cementgestrichenen oder gar aus gestampftem Lehm her- 216 Dr. R. A. Hehl. (p. 48) gestellten offenen 'Trockenboden, der häufig von Regengüssen überfluthet wird, so geschieht es, dass die Frucht erdige Ausdünstungen aufsaugt, und dass beim späteren Abhülsen ebensolche Partikel mit der Bohne selbst in Be- rührung kommen und derselben anhaften. Der hierdurch dem feinen Aroma sich beimischende Geruch ist nicht mehr zu beseitigen und wird begreiflicher Weise durch den Process des Glättens, durch Aufeinanderreiben, nur noch anhaftender gemacht. Um diesem Uebelstande zu begegnen, hat man vor der Enthülsung das Waschen der dürren Früchte vorgenommen, aber nur theilweise den angestrebten Zweck erreicht, was also ein Beweis ist, dass sie schon während des 'T'rocknens fremdartige Gerüche aufnehmen. Nach den neuesten Erfahrungen, welche die Möglichkeit des Exportes der schlechteren Sorten, der grossen 'I'ransportkosten und des bedeutend heruntergegangenen Verkaufs- preises halber, ausschliesst, steht zu erwarten, dass im Allgemeinen eine sorg- fältigere Behandlung eintreten wird, und dann ist kaum zu bezweifeln, dass das brasilianische Product dieselben Preise erzielen wird, wie seine bis jetzt siegreichen Coneurrenten. Hauptmärkte für Brasilkaftee sind die Vereinigten Staaten, Deutsch- land, Frankreich, England, Belgien, Portugal und Italien.) (S. Das Kaiser- reich Brasilien von A. W. Sellin, Berlin 1882.) Die dieser Abhandlung beigefügte Tabelle giebt über das Vorkommen der einzelnen Gewächse übersichtlichen Aufschluss. Die mehr oder minder starke Schraffirung entspricht der grösseren oder geringeren Wichtigkeit, die solche in den verschiedenen Provinzen einnehmen. !) Der Kaffeebaum ist schon im 16. Jahrhundert nach Brasilien verpflanzt worden; doch erst 1806 machte man den Versuch, Bohnen nach Europa auszuführen. 1855 lieferte Brasilien bereits 45 0%, der Gesammtkaffeeproduction der Erde, nämlich 163 400 000 kg, 1877 225500000 und 1880/81 sogar 374143000 kg, d. h. über 57°) des Kaffees der ganzen Erde. An diesem Umsatz betheiligten sich die dortigen deutschen Geschäftshäuser mit etwa 25%. Der von den deutschen Colonisten in Mittelbrasilien gezogene Kaffee wird von ihnen durch sehr vervollkommnete Maschinen gereinigt, nach sieben Qualitäten sortirt und in Säcken von 60 kg ausgeführt. Fast die Hälfte der Gesammtausfuhr geht von Rio und Santos aus nach den Vereinigten Staaten. (. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p.49) 21% 2. Der Zucker (Saccharum officinarum) ist der zweitwichtigste Ausfuhrartikel Brasiliens. Trotz langsamen Steigens ist die Gewinnung des- selben gegen die des Kaffees während langer Jahre sehr zurückgeblieben, und hat erst in dem letzten Decennium wieder angefangen, das lebhaftere Interesse der Einzelnen an der Vervollkommnung der Fabrikation, und dasjenige des Staates wegen der dem brasilianischen Kaffeemarkte drohenden Krise zu erwecken. = Grosse Etablissements mit modernen Maschmerien sind errichtet worden, ‚welche „eine Vermehrung des Ertrages von 10 bis 30 %,, ja noch mehr in einzelnen Fällen, aufweisen, und die Landesvertretung hat dieselben zum Theil dadurch unterstützt, dass sie auf das zur Herstellung: dieser Fabriken benöthigte Kapital Zinsen von 6°, bis 7%, während einer Reihe von Jahren garantirte. Hierdurch ist eine Grossindustrie geschaffen worden, denn der Zuckerbauer ist nicht mehr zu der Anschaffung. von kostbaren Maschinen, die den Saft seines Rohres in Zucker umzusetzen hatten, genöthigt. Er baut heute nur das Rohr, und die Fahrik, die ihre eisernen Arme gleich den Polypen nach allen Seiten hin ausstreckt, befördert dasselbe zur Zeit der teife nach dem Ktablissement, und zahlt dem Bauer nach dem Gewicht seiner Waare ebensoviel, wie er lösen würde, hätte er den Zucker selbst hergestellt. Der Rohreigenthimer spart also diese ganze Arbeit und die Fabrik findet ihre Rechnung in dem reicheren Gewinn, der ihr durch die grössere Extractionskraft ihrer mächtigen Walzen und durch Vermeidung von anderen Verlusten, die bei der kleinen Industrie nie fehlen, zufliesst. Das grösste Etablissement dieser Art und auch eines der ältesten (es wurde im Jahre 1575, noch vor der decretirten Zinsengarantie angelegt) be- findet sich in der Provinz Rio de Janeiro und ist durch den Visconde de Araruama, einen der thätiesten und achtungswerthesten Fazendeiros, ins Leben gerufen worden. Die dort arbeitenden beiden Walzenpaare können 500000 kg Rohr täglich verarbeiten, die 6 bis 7/, Zucker geben, und ausserdem noch einen Ertrag von 10000 I Branntwein, aus der Destillation der Abfälle. Die Fabrik liefert während einer jährlichen Betriebszeit von 4 bis 5 Monaten nahezu 5000000 kg Zucker und 3000 Tonnen Branntwein. Noya Acta XLIX. Nr. 3. 28 218 Dr. R. A. Hehl. (p. 50) Der Norden Brasiliens eignet sich für den Zuckerrohrbau am besten, denn dort herrscht nicht nur das angemessenste Klima, sondern auch der Boden ist reicher an den zu seinem Gedeihen nothwendigen Nährstoffen. Der Zucker von Pernambuco, als Hauptausfuhrhafen dieses wichtigen Handelsartikels im Norden, ist deshalb mehr geschätzt in qualitativer Be- ziehung, auch erzielt man da quantitativ bessere Resultate wie im Siiden. Der Anbau ist am ausgedehntesten in den Provinzen Rio Grande do Norte, Parahyba do Norte, Pernambuco, Alagoas und Sergipe, aber ebenfalls noch wichtig in Cearä, Maranhaö und Parä nach dem Norden hin und in Bahia, Espirito Santo und Rio de Janeiro im Süden. Alle anderen Landschaften nehmen an dem Export keinen Antheil, sondern erzeugen entweder nur ihren eigenen Bedarf oder führen noch von den Nachbargebieten ein. In Rio Grande do Sul wird das Rohr vorwiegend zur Branntweinbrennerei verwendet, denn es ist schwach an Gehalt und deshalb kaum lohnend zur Zuckersiederei, aber schon in Santa Catharina und Paranä wird hier und da im flachen Lande, wo weniger Gefahr vor den Juni- und Julifrösten ist, das Rohr mehr auf Zucker verarbeitet. In Sad Paulo und Rio de ‚Janeiro kann es auch schon auf dem Hoch- lande gebaut werden, aber es geschieht nur an wenigen Orten. Man kann demgemäss sagen, dass der brasilianische Zuckerrohrbau sich haupt- sächlich auf den Küstensaum beschränkt, wo er von Rio Grande bis Parä gefunden wird. Im Gegensatz zum Kaffee, der am besten an Berg- und Hügelgehängen tortkommt, eignet sich für den Rohrbau besser das flache Land. Dabei be- genügt sich dieses letztere mit weniger reichem Boden, wie der Kaffee ihn erheischt, und saugt denselben lange nicht so sehr aus; nur etwas feucht soll er sein und nicht zu schwer. Auf solchem kann man lange Jahre Rohr ziehen ohne anderen Dünger, als die von demselben abgebrochenen Blätter. Das Pflanzen geschieht gewöhnlich zwischen Januar und März durch Stecklinge in regelmässigen Reihen, die 1!/, bis 3 Fuss von einander entfernt sind. Die Zeit der Ernte ist dann etwa im Mai des darauf folgenden Jahres, kann aber ohne Nachtheil für den Zuckergehalt bis gegen Ende September verschoben werden. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner bodeneultur. (p. 51) 219 Man eultivirt in Brasilien gegenwärtig etwa sieben Varietäten Zucker- rohr und hat vor einigen Jahren angefangen, dieselben durch Pfropfen zu verbessern und gehaltreicher zu machen. Dieses Verfahren macht die Einführung frischer Sorten von Aussen entbehrlich, während dies früher unerlässlich war, um die an vielen Orten wegeu der Beschaffenheit des Bodens und der klimatischen Verhältnisse ziemlich rasch degenerirende Pflanze zu ersetzen. !) 3. Die Baumwolle (Gossypium). Ausser der schon von Columbus in Westindien angetroffenen Art @. barbadense, wird in Brasilien vorzugsweise die von Ostindien eingeführte @. arboreum eultivirt. Alle Arten gedeihen im ganzen Norden und bis Rio Grande do Sul unter dem 30. Breitengrade, werden aber weniger angebaut, als es Angesichts der Leichtigkeit dieser Cultur zu erwarten wäre. Nur einmal schien es, als wolle die Production dieses werthvollsten aller Gespinnstartikel den ihr gebührenden Platz in den Export- listen Brasiliens einnehmen, aber nur wenige Jahre dauerte diese wirklich colossale Zunahme, die den unleugbarsten Beweis der ausgezeichneten klimatischen Bedingungen für das Baumwollenwachsthum lieferte. Es war während der Zeit des nordamerikanischen Bürgerkrieges und kurz darauf, wo der Preis des Rohproductes auf das Sechsfache gestiegen war. Wie zu erwarten stand, ging ihre Pflege mit der Wiedereröffnung der nordamerikanischen Coneurrenz zurück, und sie ist heute unbedeutender wie vor 30 Jahren für den auswärtigen Handel. Die Baumwolle wird jetzt eben nur da gebaut, wo der Boden dem Kaffee- und Zuckerbau ungünstig: ist. In Saö Paulo, Minas Geraes, Bahia, Pernambuco und den übrigen nördlichen Küstenprovinzen, ja selbst mn Amazonas wurden Ver- suche gemacht, das Volk zu bewegen, Pflanzungen anzulegen, aber schon 1) Die Zuckerfabrikation macht in Nord- und Mittelbrasilien trotz der Concurrenz, welche ihr durch die Zunahme des Rübenbaues in Europa erwachsen ist, erfreuliche Fort- schritte und wird mit den vollkommensten Apparaten der Neuzeit betrieben. Im Jahre 1879/80 exportirte man von da 216!/; Million kg Zucker. Das Zuckerrohr, das zu Beginn dieses Jahr- hunderts noch die erste Stelle in Brasilien einnahm, scheint sich diese demnach wieder erobern zu wollen. Auf den deutschen Colonien von Rio Grande do Sul wird es freilich nicht zu Zucker, sondern zur Rumdestillation gebraucht, ja sogar häufig nur als Viehfutter an- gebaut. C. O. 23* 220 Dr. R. A. Hehl.'\(p: 52) heute hat der Export aus den Mittelprovinzen fast ganz aufgehört, und in den Nordprovinzen zwischen Bahia und Parä wird nur verhältnissmässig wenig gezogen. Augenblickliche Hauptproducenten sind Pernambuco, Alagoas, Sergipe, Rio Grande do Norte, Parahyba do Norte und Cearä. In Saö Paulo wird sie noch in ganz geringem Maassstabe gewonnen, aber auch da verbraucht, und dasselbe ist der Fall in Minas Geraes. Pernambuco dagegen exportirte noch im Jahre 1872 seine ganze Ernte roh, weil weder Spinnereien noch Webereien existirten. Die Baumwollpflanze, sowohl die baumartige (Gossypium arboreum) wie die krautartige (@. herbaceum), braucht zu ihrem Gedeihen nur mittelmässigen, etwas sandigen und nicht zu trockenen Boden, und verlangt ausserdem ein nicht zu unregelmässiges Klima: sie kommt deshalb am besten im Inneren des Landes fort, wo die ‚Jahreszeiten regelmässiger verlaufen als an der Küste. Beide Arten werden neben einander angebaut, aber mit grösserer Vorliebe die krautartige, weil sie nur drei Monate bis zur Reife nöthig hat. Was schliesslich die Qualität der brasilianischen Baumwolle überhaupt anlangt, so soll sich dieselbe durch ihren seidenartigen Glanz und ihre langen und dünnen, aber sehr starken Fäden sehr vortheilhaft vor der anderer Länder auszeichnen. Diese beste Sorte wird allerdings nur von @. arboreum gewonnen. !) 4. Der Tabak (Nicotiana tabacum) vergilt überall in Brasilien die auf ihr verwendete Sorgfalt durch reichliche Ernten. Ausgeführt wird derselbe von Amazonas, Pernambuco, Rio de Janeiro, Saö Paulo und Goyaz, jedoch mehr noch aus Parä, Minas Geraes und Rio Grande do Sul; besonders aus Bahia, das den grössten Beitrag zum Export liefert. Die Qualität ist im Allgemeinen eine recht gute; schlechtere Waare geht gewöhnlich nur aus mangelhafter Zubereitung hervor. Die bekanntesten 1) Die Baumwolle, die in Brasilien überall da vortrefflich gedeiht, wo das Zuckerrohr cut fortkommt, bildet eimen nicht unerheblichen Bestandtheil der Ausfuhr. Freilich macht sich in demselben Maasse, in dem der Export von Kaffee zugenommen, eine Verminderung in dem von Baumwolle bemerklich. Der jährliche Ausfuhrwerth ist von 72 Millionen Mark m 1865/66 auf 20 Millionen im Jahre 1878/79 gefallen; doch wurden 1882 über Pernambuco allein über 11 Millionen kg exportirt gegen die gleiche Menge von 1879/80 auf ganz Brasilien. €. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodeneultur. (p. 53) 221 Sorten sind der Rollentabak von Parä und Goyaz, die Cigarren von Bahia und die Cigarretten von Minas Geraes. Ueber den Anbau ist es nicht nothwendig, etwas Specielleres zu sagen, denn er ist allgemein bekannt. Das Land soll gut und locker sein und dabei frei von allem Unkraut, das die Entwickelung schädlicher Insekten begünstigt, gehalten werden. Ferner soll die Trocknung der Blätter im Dunkeln vor- genommen und alle Zusätze möglichst vermieden werden. !) 5. Die Mandioca (Jatropha manihot). Der Maniok ist eins der wichtigsten Nahrungsmittel der Siüdamerikaner überhaupt, also auch der Brasilianer. Vom äussersten Norden bis zu den südlichsten Grenzen des Reiches findet man diese Euphorbiacea vertreten. Sie wird sowohl bei dem grössten Gutsbesitzer wie bei dem ärmsten Landbewohner angetroffen; denn was dem Deutschen das Roggen- und Weizenmehl, das ist dem Brasilianer die aus der Wurzel des Cassavestrauches verfertiste „Farinha de mandioca“. Sie ist für ihn so unentbehrlich, wie für den Deutschen das Brod, das in Brasilien nur selten ausserhalb der Küstenzone angetroffen wird. Der Cassavestrauch wird unter einstigen Bedingungen 2 m hoch und besteht aus einem etwa zolldicken und sich nach oben verzweigenden rohr- artigen Stamm von kastanien- oder hellbrauner Farbe mit handförmigen, grossen Blättern am Ende der Aestchen. Die langen und dicken Wurzeln, deren Axe durch eine (mehr) faserige Masse gebildet wird, bestehen im grossen Ganzen aus einer weissen, compacten und süsslichen Masse von Stärkemehl, das mit Häuten umgeben ist. Diese Wurzel liefert, gerieben und von dem sich dabei ausscheidenden höchst giftig wirkenden Safte, der sog. Manipuera, durch Ausdrücken, Waschen und nachheriges Erhitzen auf eisernen Pfannen befreit, das Cassavemehl, das zur Bereitung des gewöhn- liehen Brodes dient. Aus dem ausgeschiedenen Safte setzt sich später das feinere Mehl ab, das durch wiederholtes Auswaschen gereinigt und an der !) Im Jahre 1878/79 belief sich der Werth des ins Ausland gesangenen Rohtabakes auf 14 Millionen Mark, wobei für den auf den deutschen Colonien im Süden produeirten etwa 1 Million kamen. 1880 gingen allein 231 Millionen Mark Tabak nach den Hansestädten und 1 Million nach Frankreich. C. O. 222 Dr. R. A. Hehl. (p. 54) Sonne getrocknet wird. Dasselbe bildet einen, wenngleich untergeordneten Handelsartikel. Von grösserer Wichtigkeit ist die Tapioca oder das T’apiocamehl, welches ebenfalls, und zwar durch Rösten des durch Auslaugen der geriebenen Wurzelmasse sich abscheidenden Stärkemehles, nachdem dieses gehörig ge- waschen, getrocknet und durchgesiebt worden, hergestellt wird. Ueber 40 verschiedene Arten dieses Gewächses sind bekannt, die sich nicht allein durch ihre äussere Form, sondern zum Theil auch durch ihre Eigenschaften unterscheiden. Unter ihnen sind aber nur wenige ohne giftigen Wurzelsaft. Die Pflanzung der Mandioca geschieht durch Stecklinge des Stammes, am vortheilhaftesten in nicht zu leichtem Boden, und wählt man hierzu die kühle Jahreszeit. Nach 18 Monaten hat die Wurzel genügende Grösse erreicht, um ausgezogen und verarbeitet zu werden, doch kann sie un- heschadet ihrer Qualität für die Mehlbereitung 3 oder 4 Jahre stehen bleiben: sie wächst während dieser Zeit immer weiter: jedoch sind über 2 Jahre alte Wurzeln für die 'Tapiocabereitung untauglich. Nur wenige Tage hält sie sich nach dem Ausziehen, weil die geringste Beschädigung sie rasch in Fäulniss übergehen lässt. Nach dem Auslande gehen kaum nennenswerthe Quantitäten dieses Mehles, desto reger aber ist der Handelsverkehr mit dem Inlande und längs der Küsten der Provinzen, die sich weniger mit der Erzeugung der Mandioca beschäftigen. !) £} !) Das Mandiocamehl, farinha de mandioca, fehlt niemals auf dem Tische des Brasi- lianers; auch die Fremden gewöhnen sich leicht an den Genuss desselben. Es wird sowohl mit schwarzen Bohnen, Speck und Dörrfleisch, als auch in Gestalt eines Breies, piräo genannt, gegessen und ist sehr nahrhaft. Trotz dieser Eigenschaft und des oft sehr billigen Preises — im Jahre 1881 zahlte man in den südbrasilianischen Häfen kaum 2 Mk. für 80 1 — ist die Ausfuhr nach anderen Ländern nur unbedeutend. Sie bezifferte sich 1879/80 nur auf 670000 Mk. an Werth. Merkwürdiger Weise ist man über die Stammpflanze der Manioca noch völlig im Un- klaren; denn die von Linne unter dem Collectivnamen Jatropha Manihot zusammengefassten Varietäten kommen wild in Südamerika nicht vor. Die beiden hauptsächlichsten Spielarten, Mandioca mansa (Manihot Aipı) und brava (M. utilissima), unterscheiden sich fast nur bezüglich der Reife ihrer Wurzelknollen dadurch, dass die (giftfreien) der ersteren schon innerhalb eines Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 55) 223 6. Die Bohnen (Phaseolus) sind nächst der Mandioca und vielleicht dem Mais in einigen Landestheilen das wichtigste brasilianische Nahrungs- mittel aus dem Pflanzenreiche. Es giebt über 20 verschiedene Arten, die im Handel durch ihre Form und Farbe unterschieden werden. Die geschätzteste ist die aus Afrika eingeführte schwarze Bolne, feijao preto, die fast in ganz Brasilien gezogen wird. In den Mittel- und Nordprovinzen giebt sie jährlich zwei Ernten, erzielt aber einen geringeren Preis als die aus dem Süden, welche weniger dem Wurmfrass unterliegt. Die Hauptproduetion und Ausfuhr gehört dennoch den Nordprovinzen, obwohl auch von Rio Grande do Sul massenhafte Quantitäten nach den hauptsächlich Kaffee bauenden Landes- theilen versandt werden. i. Der Mais (Zea) kann als brasilianisches Nahrungsmittel der Bohne und dem Cassavemehl, wenigstens in den Kaffeedistrieten, wo man ihn theil- weise zum Schutze der jungen Kaffeesämlinge mit einsät, an die Seite gestellt werden, ja er gewährt dem immer um Personal verlegenen Plantagenbesitzer sogar mehr Vortheile, wie diese beiden Nährpflanzen, denn er bedarf, nach- dem die reifen Kolben auf dem Felde gebrochen und heimgehracht worden sind, keiner anderen Nacharbeiten, als des durch eine Person leicht zu voll- ziehenden Auskernens. Das Maisstroh und selbst der innere schwammige Kern des Kolbens sind ein nicht zu unterschätzendes Viehfutter, und die Körnerfütterung selbst ist jeder anderen vorzuziehen. Das grobgemahlene Korn ersetzt im rohen Zustande stellenweise das Cassavemehl, und bildet, in Wasser gekocht, unter dem Namen Angü einen Hauptbestandtheil der Negernahrung in den Provinzen Rio de Janeiro, Minas Geraes und Saö Paulo. Auch zu Brod wird das Mehl verbacken, ist aber in dieser Weise schwer verdaulich; doch liefert das feine Staubmehl des Maises, das auch unter dem Namen Maizena in den Handel kommt, ein vorzügliches Material für die Herstellung von feinen Backwaaren; auch die halhreifen Körner bilden, geröstet, eine beliebte Speise. Jahres zeitigen, wogegen die (blausäurehaltigen) der anderen zwei bis vier Jahre gebrauchen, um diesen Stand durch Abfallen der Blätter zu erkennen zu geben. Man pflanzt sie häufig untermischt mit Bohnen und Mais, um das Unkraut durch Bodenbeschattung von Seite der letzteren im ersten Jahre etwas abzuhalten. C. O. [&0) [0] u Dr.‘ R. ‚A. Hehl.'\ (p. 56) Fünf Arten werden in Brasilien eultivirt, unter denen die bekanntesten der rothkörnige, der weisskörnige und der milho catete sind. Die letzte nimmt mit ärmerem Boden fürlieb, als die beiden ersten, die in reichem Lande allerdings 150- bis 200fältigen Ertrag geben. Viel Mais bauen Santa Catharina und Rio Grande im Süden, und, wenn auch in geringerem Maassstabe, Para, Maranhad, Cearä, Pernambuco und Alagoas im Norden. S. Der Reis (Oryza) wird ebenfalls in ganz Brasilien angebaut und gedeiht sowohl an der Küste wie auf dem Hochlande, aber mit Vorliebe im feuchten, sumpfigen Terrain. Die Ertragsresultate sind die möglichst aus- giebigen!), und doch wird nicht einmal genügend erzeugt, um die Einfuhr des amerikanischen, der nach dem japanischen als der beste gerühmt wird, zu hindern. Vor dem brasilianischen hat jener eine bessere Zubereitung voraus, und wird trotz Eingangszöllen und weiten 'T’ransporten billiger verkauft; an Stärkegehalt soll aber der brasilianische O. sativa elongata veicher sein. In Parä, Maranhad, Alagoas, Sergipe, Sad Paulo und Rio Grande do Sul (in den letzten Jahren) wird am meisten Reis gebaut. 9. Die Araruta (Maranta aruımdinacea), die Pfeilwurzel, wird eben- falls ihrer stärkemehlreichen Knollen halber, die das bekannte Arrowroot ?) geben, eultivirt, aber, obwohl sich besonders die Mittel- und Südprovinzen zum Anbau eignen, nur in geringer Verbreitung. Meines Wissens bestellen nur die deutschen Colonien in Südbrasilien solche Felder in grösserem Maassstabe und im Norden die Provinz Maranhao. 10. Europäische Cerealien. Der Weizen wird nur sehr wenig gesäet und das hauptsächlich wegen des Fehlschlagens dieser Ernten in früheren Jahren, das aber lediglich der schlechten Bewirthschaftung und der Degeneration der Samen zuzuschreiben ist. Ausserdem liegen nämlich die untrüglichsten Beweise von der Vorzüglichkeit des südbrasilianischen Klimas und Bodens \ 1) Ein tausendfaches Korn ist gar keine Seltenheit. C. O 2) Arrowroot heisst ursprünglich Aru-ruta, ist indianisch und gebildet aus aru (Mehl) und ruta (Wurzel), also Wurzelmehl, woraus dann Arrowroot (englisch: Pfeilwurzel) corrumpirt worden ist, und um dieses Wort zu rechtfertigen, musste die Anekdote dienen, dass die Pflanze zur Heilung von Pfeilgiftwunden angewendet würde €. O. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner bodencultur. (p. 5%) 225 und ebenso des Hochlandes der Mittelprovinzen für die Ertragfähigkeit der von Europa herübergekommenen Cerealien vor. Betrieben wurde und wird zum Theil noch der Weizenbau in den deutschen Colonien von Rio Grande do Sul und Santa Catharina, ferner auf dem Hochlande von Paranäa bei Curitiba, auf dem von Saö Paulo bei Cunha und Sad Luiz do Parahytinga, in Minas Geraes bei Jaguary, Caldas und Pouso Alegre, in Bahia bei der Stadt Caetete und in Goyaz bei Cavalcanti und Trahiras. Die Weizenfelder sind selbstverständlich vereinzelt und ihr Ertrag nur ein geringer Procentsatz des Verbrauchs. !) Der Roggen wird noch weniger, und zwar nur auf deutschen Colonien in Santa Catharina und Rio Grande gebaut. Dasselbe gilt von der Gerste, während der Hafer, wegen des un- gleich besseren Maiskornes als Futter, fast ganz ausgeschlossen ist. ll. Knollengewächse. \on den noch ungenannten sind es die Yamıs- wurzeln, Cara (Dioscorea brasiliensis) und Inhame (Dioscorea sativa), die Tarro-Wurzel oder Toyoba (Caladium esculentum), die knollige Sonnen- blume (Helianthus tuberosus), die süsse Kartoffel (Ipomea batatas), die Mangarito (Caladium sagitaefolium) und die gewöhnliche Kartoffel, die in verschiedenen T'heilen des Landes in grösserer oder geringerer Menge für den eigenen Bedarf gezogen werden. Ein Handel nach Aussen findet mit allen diesen nicht statt. 12. Der Amendoim (Arachis hypogaea), die Erdeichel, Mundubibohne, ist ein von Südamerika nach Asien und Afrika importirter Halbstrauch von geringer Höhe mit faserigen Wurzeln. Die oberen der gelben Blüthen sind unfruchtbar; nur die unteren bringen Früchte, welche aber in die Erde ein- dringen und dort reifen. Diese sind nierenförmig, 10—20 mm lang und ent- halten unter einer netzaderigen, holzigen Hülle, einen bis zwei sehr ölreiche Samen von der Form einer durchschnittenen kleinen Bohne. Die weisse dichte !) Brasilien zahlt alljährlich mindestens 10 bis 12 Millionen Mark allein für Weizen- mehl ans Ausland. C. O. Nova Acta XLIX. Nr. 3. 39 226 DEER. AstiehilN W358) Fleischmasse dieser Samen ist von einer bald hell-, bald dunkelrothen feinen Haut umgeben. Man isst dieselben entweder geröstet oder mit Zucker ein- geschmolzen nach Art der Mandeln; ihre Wirkung ist aphrodisiakisch. Die Pflege dieser Pflanze, deren Samenöl zu den feinsten gehört, ist eine ungemein dankbare; sie giebt 200 fältige Frucht und die Hälfte des Ge- wichts der Samen an Oel. Ein Arbeiter kann unter nicht ungünstigen Um- ständen einen Morgen Land bestellen, dessen Ertrag auf 2000 kg Samen angeschlagen wird, die 1000 kg Oel liefern, abgesehen von den noch sehr werthvollen Abfällen für die Viehfütterung. Ihre Anpflanzung wird dessen ungeachtet nur schwach betrieben und die Ausfuhr ist von keinem Belang. 13. Die Mamona (Ficinus communis) ist ein von Indien oder Afrika nach Brasilien gebrachter Strauch, der sich im Laufe der Zeit so sehr aus- gebreitet hat, dass er überall wildwachsend angetroffen wird. Die Samen seiner Früchte lietern das bekannte Rieinusöl, und die grossen handförmigen Blätter werden als erweichend gegen Geschwüre angewendet. Der Strauch wird bis zu 5 m und darüber hoch und ist sehr ästig, der Stamm knorrig und hohl. Die runden mit radialen weichen dornenförmigen Protuberanzen versehenen Früchte bilden eine Traube, und jede Frucht für sich ist innerlich durch Scheidewände in drei Theile getheilt, deren jeder einen der glänzenden, grau getigerten, bekannten Samen enthält. Bei der Reife springen die Samenkapseln auf und schleudern die losen Samen oft 5—6 m weit. Nach Grösse und Farbe der Samen unterscheidet man vier verschiedene Arten, deren Ertrag an Oel im Mittel zu 400/, des Bohnengewichtes an- genommen werden kann. Die Herstellung dieses Oeles geschieht entweder in eigens dazu eingerichteten Fabriken oder im kleinen Maassstabe auf den Fazendas zum eigenen Verbrauch. Man erhitzt zu diesem Zwecke die Samen, zerkleinert sie in einem Holzmörser und behandelt den entstehenden Teig mit heissem Wasser, wo nach dessen vollständiger Abdampfung das Oel zurück- bleibt. Der Anbau ist, obschon recht lohnend, doch sehr gering, so dass selbst die wenigen bestehenden Fabriken wegen Mangels an Rohmaterial oft ihre Arbeit einstellen müssen. Ausgeführt wird Riemusöl in nur geringen (Juantitäten aus den Nord- und Mittelprovinzen. Von den vegetabilischen Schätzen Brasiliens u. seiner Bodencultur. (p. 59) 227 14. Der Sesam, Gergelim (Sesamum orientale) ist ein krautartiges Gewächs, das etwa 1 m Höhe erreicht. Acclimatisirt ist diese aus Indien stammende Pflanze in Maranhad, Pernambuco und Alagoas, und wird wegen des Oelgehaltes ihrer Samen geschätzt. Dieser ist noch bedeutender als der der Erdeichel. Mag 15. Der Thee (Thea sinensis) die Reihe der hauptsächlichsten brasi- lianischen Nutzgewächse beschliessen, da er kaum zu denselben noch gezählt werden darf, denn die Cultur ist nie aus der Kindheit herausgetreten, obgleich sie beiläufig SO Jahre zählt. Die T’heestaude wurde zu Anfang dieses Jahr- hunderts aus China eingeführt und ihre Pflege mit grossem Enthusiasmus in Sad Paulo, Rio de Janeiro und Minas Geraes begonnen. Die Zubereitung der Blätter wurde von Chinesen besorgt und war nach Wunsch, bis dieselbe in die Hände von Sclaven überging, und natürlich von da an an Güte abnahm und nie wieder einen lohnenden Preis erreichen konnte. Die Production ist deshalb gering und wird im Lande selbst aufgebraucht.!) Diese Arbeit beendend bin ich mir wohl bewusst, dass von den spontanen Bodenerzeugsnissen des Landes nur der allergeringste T'heil Berück- sichtigung gefunden hat, und dass die bezüglichen Beschreibungen und Notirungen Vieles zu wünschen übrig lassen. Eine vornehmlich fühlbare Lücke besteht ausserdem in dem Uebergehen von statistischen Angaben, und eine andere in der nicht genauen Bestimmung der einzelnen, jeder Provinz angehörigen vege- tabilischen Erzeugnisse, die wohl in das Programm aufgenommen waren, aber wegen Mangels an Zeit nicht bearbeitet werden konnten. Ich muss deshalb die Angabe dieser Daten und den beschreibenden Theil der Pflanzengeographie !) Der Thee wurde im Brasilien zuerst in der deutschen Colonie Neufreiburg auf dem Orgelgebirge 1821 angebaut. Nach dem Aufgeben dieser Cultur wurde eine solche, noch jetzt bestehende in Saö Paulo eingeführt. Man trinkt den dortigen Thee als Chä nacional, und sein Werth ist etwa 1/; geringer, als der des chinesischen. Dem brasilianischen Thee fehlt das angenehme Aroma, welches Peckolt auch bei dem chinesischen den künstlichen Bei- mengungen der Blüthen von Olea fragrans L., Jasminum Sambae Vahl., J. panieulatum W., Aglaya odorata Lour., Gardenia florida L., Rosa fragrans Red., Thea oleosa Lour. ete. zuschreibt. Auch weichen die Analysen brasilianischen Thees nicht unbedeutend von denen des chine- sischen ab. C. ©. 2285 Dr. R. A. Hehl. V.d. vegetab. Schätzen Brasiliens u. s. Bodeneultur. (p. 60) jeder einzelnen Provinz hinausschieben, und den Leser vorläufig auf Herrn Sellin’s Angaben verweisen, sowie auf die beigefügte Uebersichtstafel, in welcher das Vorkommen der Vegetabilien in den einzelnen Provinzen je nach der Häufigkeit mit schwächeren oder stärkeren Schattirungen angegeben ist.!) tio de Janeiro, 24. Februar 1583. R. A. Hehl. t) Schliesslich möge hier noch bemerkt werden, dass die ganze Holzausfuhr Brasiliens durchaus nicht dem Reichthum des Landes entspricht; dieselbe ist in manchen Jahren sogar geringer als die Einfuhr von Bau- und Möbelhölzern, namentlich Fichtenbrettern aus Nord- amerika und Schweden. 1880 erreichte der Holzexportwerth noch nicht 1,7 Millionen Mark. Die sonstigen in den Handel gelangenden Waldproducte liefern, abgesehen von Ipecacuanha, Guaranä, Tonkabohne, Copaiva, Sarsaparilha, Vanille, Paranüsse, Carnauyawachs, Urueu (Orleans- farbe), Chinarinde, Mangle u. v. a., ihrem Werthe nach höchstens ?/3 % der Gesammtausfuhr des Kaiserreiches. Dr. Carl Ochsenius. eTTO Nova ActaAcad.C.1.C6.Nat.Cur Vol. XLIX. Tab. ._ Versuch _, c 5) @ Ä nano ET (ulturkarte ». Brasilien mit besonderer Berücksichtigung des Hauptvorkommens ıntaner Erzeu gni se. Maafsstab 1: 7.000000 I. 8.C. je Puo de daneriio 18893. Para dnay : Paranagud Slal- Qsao Franezsco 4 Rio Srandede Iorte Parahiybede Norte | -| Pernam buco ÖOllago Sergipe Yafhra Sapruito Santo Su aa | [N + SEJEEE Pıreinus Sesam kormenderhaupts chhich- Am sponkanen & Tzeugnusse. | Wodie $ i den einzelnen Inowinzen Sarnanıa ohne möhere diseriminabion. Sonto Cobhuwvvn ia Diemit ‚yrösseren ee pronr- kanen Orzeugmase nepnösentien.das Koupt- Pio ande do S ale ] wONKoNnmeAT des Jeweiligen Gew ch u am.dem E R ehie enden iD ae ann L. Ottte -gesprilzten Partien veprasenbiren die Zonen der respecliven Jalnerzeng- maDsr, And Lie gebüpften oder gla kker ren Kulturp roducte odevmatinliche Campo 2. == AE Rochuy SEIEEIEIE Matteo De Meridian won Riode Ianwiro =0. Lith.Anst’v. J.6.Bach, Leipzig. Novaldeta Tab. Par odenkulturn. Iservalionen, | Tertandıa uchunı Conwolowlus off. Sudigofera, bingiber off. - : Yawına Benzeoim 3 Vonpolaulıs off. Iudigofere. Nie a: Sogar ( | lato: v ee I m \ so > RL = s DEN EN 2 S SS .& N S zZ EVENT RS S N N NSı.r . n.. SS Sn SS No Ss S m Pr > In FR S SU SIEDESISSIESSSI EIER ESS AS NIS RES SELS DEREN oo | rm Sn x Sr NS SEND ITES Su Sn ERS, > S Su < N SS Dr < N u 2 DEN S > 5 m SR SS = SISS 5|%5 > I =] RA.Hehl del. : TithAnstvw.J GBach, Leipzig Nova-Acta Acad.l.1.0.6.Nat.Cur Vol. XLX. TabVIl. le ww AN eactabilis che D chacıze am wo) bed C nut (Ü. | S- Mehbersichks = Safel. = nn zOponton odenerzeuguisee, =——; Penn Nulturpreduete. re S= | » | Sl || 8 || 8 so) 8 |» BES 8|8.,| so SOSE SEIN &| 8 IS |S8 =|.S| oe S Iovinzen = Ss8 ; IE = a mE e : 2113 :: Be) | Siauby = a B>; BES | je Den len ort NiocrandedoNoitel Iarahyba do Nortel Sernambrueo | Alagoas Sr Vergipe | Babio - \ Sapirite danke | Sliode Saneiro a VOaodantlo an) Iarana \Darnta Catharina \Nio Irandedodul Minas deraes | Raus Benzoin 1-5 | ME | ll eereketwaff,ändigsfere, Pasiandıa papyzus®bypecalymua flerida. In oO - 2 ’ Sn: Mlato Iroaso en n Ei Conooloulus off, Iudigofera. l x N 5) SS ON | N N Sl 8 3 N N N SR | SS ESS SEE ISIS 28 IS al Ss |S8 SS|SSIS El I ISIS SUSE RER: 3 | 38 SIR SSISSISS| 8 ISIS SIR INS © | Ss S | 88 | SS|SS| SL S ISS !|8 |SS g|S3 ° OR IR SI Sal I ICH IS SS S 3 S |I82 | SS |S IS ZIlS8 R3 SE SET TE HithAnstw.JGBach Leipzig RA.Hehl del NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band XLIX. Nr. 4. Systema (seometrarum zonae temperatioris septentrionalis. Systematische Bearbeitung der Spanner der nördlichen gemässigten Zone von C. Freih. v. Gumppenberg. Erster Theil. Mit 5 Tafeln Nr. IX—XT. Eingegangen bei der Akademie den 16. Mai 1885. HALLE. 1387. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. Eintheilung. Vorwort Litteratur Einleitung: c Geographische Verbreitung, Faunengebiet, Regionen Veränderungen der Urfauna, Art, Varietät, Aberration . SR Gattung, Sippe; Familie; System Das System Herrich-Schäffer-Lederer IM RM UM H= 5. Natürliches System $ 6. Der Flügelumriss $ 7. Die Zeichnung $ S. Nomenclatur; Diagnose SEI’ E Der Spanner-Oatalose a. Aenderungen des Lederer-Staudinger’schen Systems b. Das System Guenee-Packard S 10. Synopsis Generum et Subgenerum 233 235 — 236 237— 267 2683--273 274— 281 281— 287 287 — 290 290 —293 293— 296 296 —300 300— 310 304— 307 307— 310 323— 944 Systematische Beschreibung der Gattungen, Arten, Varietäten und ersten Stände 345 —400 Mit vorliegender Monographie überantworte ich das Ergebniss dreissig- jähriger praktischer Erfahrung und fast fünfjährigen Studiums der Oeffentlich- keit und habe meinem Elaborate nur wenige Worte voranzuschicken. Wer von dem ehrlichen Streben beseelt ist, in bestehendes Wirrsal Ordnung zu bringen, und die zerstreut angeschwemmten, oft in unscheinbarer Hille versteckten Perlen an die Schnur zu reihen, der findet wohl während dieser Arbeit manch selig vergnügte Stunde, aber er kommt niemals zu einem seinen Wünschen entsprechenden Abschlusse, theils weil sich das Material unter seinen sichtenden Händen zum Berge häuft, theils weil die Ungunst der Verhältnisse sich da und dort hemmend in den Weg stellt. Manche Lücke muss deshalb unausgefüllt, mancher Zweifel ungelöst bleiben. So ver- mag ich mich denn auch keineswegs zu rühmen, dass ich den bearbeiteten Stoff vollständig erschöpft habe, insbesondere was die nordamerikanische Fauna anlangt, von der ich in Ermangelunge der nöthigen Provinzial- litteratur nur die in Packards 1576 erschienener Monographie beschriebenen Spanner aufnahm. Aus demselben Grunde musste ich auch die durch Butlers „lustrations“ bekannt gemachten japanischen Spanner unberücksichtigt lassen. Ich bin mir wohl bewusst, dass ich mit meinem Versuche, dem ein- gebürgerten Lederer-Staudinger'schen Systeme zu Leibe zu gehen, die Kritik seiner zahlreichen Anhänger herausfordere, und mir nicht blos den Groll der Sammler, welche ihre Vorräthe nach demselben geordnet haben, sondern auch den Vorwurf der Anatomen zuziehe, „oberflächlich“ oder wohl gar „unwissen- schaftlich“ gearbeitet zu haben. Ich werde mich aber mit dem Danke der grossen Menge ‚Jener zu trösten wissen, welchen durch die Handlichkeit des vereinigten Materiales geholfen ist, im Uebrigen nehme ich jede sachliche 234 C. Freih. v. Gumppenbere. (p. 6) Aufklärung und Berichtigung mit Freude entgegen und verweise auf die in nachfolgender Einleitung enthaltene ausführliche Begründung meines Systems. Die Monographie enthält von 206 Gattungen mit rund 1300 Arten die lateinische und deutsche Diagnose, ferner von rund 400 Arten die mehr oder weniger ausführliche Erörterung der ersten Stände; ausserdem sämmtliche Synonyma, Varietäten und Aberrationen. — Das vollständige Namenregister und die beigegebenen T’afeln der Genus-T'ypen werden auch dem Neuling das Auffinden jeder Species erleichtern; ebenso wird die — schon von Wallace empfohlene — geographische Ordnung der Genera und Species unter sich das leichtere Zurechtfinden des Sammlers im Systeme fördern. Schliesslich drängt es mich, allen P. T. Collegen, welche meine Arbeit durch Rathschläge und Ueberlassung von Material unterstützt haben, namentlich den Herren Dr. L. v. Hayden, Dr. Rössler, Moeschler, Dr. ©. A. Dohrn, Dr. Kriechbaumer, A. Hiendlmayer, Dr. Dalla Torre, C. Daniel, M. Korb etc. an dieser Stelle meinen wärmsten Dank aus- zusprechen. München, im December 1884. Der Verfasser. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. X) Benützte Literatur. Agassız, Nomenclator zoologicus. 1840. Annales de la Societe Entomol. de France. en akzes 5 sn Belge. 35 Penn 35 Espagnole d. Hist. Nat. IV. and Magazine of Nat. Hist. 1878. Archiv für Naturgeschichte von Troschel. Annals 1S71— 81. Ausland, das, 1870—77. Bericht des naturhistorischen Vereins in Augsburg. XXIV. Berliner entomolosische Zeitschrift. Borkhausen, Naturgeschichte ete. 1794. V. Bremer, Lepidopteren Östsibiriens. 1864. 3ulletin de l’Academie de St. Petersbourg. Er de la Societe Imp. d. Nat.d. Moscou. Bulletino della Soc. Ent. Italiana. XI. Correspondenzblatt für Sammler von In- sekten. 1860—61. Correspondenzblatt des Naturhist. Vereins in Riga. XIX. Daniel, Handbuch der Geographie. 1873 bis 75. Darwin, Ueber die Entstehung der Arten. | De la Harpe, Faune Suisse. IV. Entomologische Nachrichten. 1871—84. Esper, Die Schmetterlinge. 1794. V. Fabricius, Entomologia systematica. 1793. Ill. Frey, Die Lepidopteren der Schweiz. 1880. ı Freyer, Neuere Beiträge etc. 1831—58. Giebel, Zeitschrift für die Naturwissenschaften. II. gesammten Guenee, Species general des Lepidopteres. 1857. IX. X. Göze, Entomologische Beiträge. 1779. III. | Hann, Hochstetter u. Pokorny, All- gemeine Erdkunde. Heinemann, Die Schmetterlinge Deutsch- lands etc. 1859 — 70. Herrich-Schäffer, Systematische Bear- beitung etc. 1843—56. Herrich-Schäffer, Neue Schmetterlinge. 1856—61. Heydenreich, Catalogus methodicus Lep- Eur. 1851. Hofmann, E., Isoporien der europ. Tag- falter. 1873. ı Horae Societatis Ent. Ross. VIIT—X1. Russ. Ausgabe (Trudy). IV. Hübner, Sammlung europ. Schmetterlinge. 1793 — 1827. R Beiträge etc. 1786—92. 236 Hübner, Geschichte europ. Schmetterlinge. (Raupen). a Systematisches alphabet. Ver- zeichniss. 1822. Isis, encyklop. Zeitung. 1817—48. Kaltenbach, Die Ptlanzenfeinde. Kayser, Deutschlands Schmetterlinge. 1852—59. Lederer, Versuch etc. s. „Verhandlungen“. | Lucas, Exploration scient. de l’Algerie. | III. 1848. Memoires de l’Academie Imp. des Sciences de St. Petersbourg. Menetries, Dr. Schrenk’s Reisen im Amur- lande. 1859. 1. 1. | Milliere, Iconographie ete. 1859 —70. Mittheilungen d. Münchner entom. Vereins. Nolcken, B.v. Cidaria tristata, hastata etc. Naturaliste, Le. 1879 — 83. Packard, Monograph of the Geometrid Moths or of North Am. 1876. Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen. 1882. Petermanns geographische Mittheilungen. 1870— 83. Petites Nouvelles Entom. 1876—79. Phalaenidae Proceedings of the American Assoc. f. the Adv. of Science. XXIV. Programme der k. Oberrealschule in Inns- 1876— 80. Rambur, Faune Andalous. bruck. C. Freih. v. Gumppenbere. Wiener entomol. Monatsschrift. (p- 8) Ratzel, Die Ver. Staaten von Nordamerika. 1878. Rössler, Die Schuppenflügler des Reg.- 1881. Schilde, Joh. Div. Abhandlungen. Bez. Wiesbaden. Schriften des Vereins z. Verbreitung natur- wiss. Kenntn. Wien. XI. Sitzungsberichte der naturwiss. Gesellschaft 1571. Sitzungsberichte der Akademie der Wissen- 1870 —83. Speyer, Die geographische Verbreitung der Schmetterlinge. 1858—62. Isis. schaften in München. | Staudinger, Catalog etc. 1871. M Kleinasien. Stephens, List of the Specim. etc. 1850. V. | Stettiner entomologische Zeitung. Teneström, Catalogus Lep. Faun. Fen- 1569. Treitschke, Schmetterlinge von Europa. VER Verhandlungen des zool.-bot. Ver. in Wien. nicae. Wallace, Die geographische Verbreitung der Thiere. 1857 —64. Wilde, ©., Die Pflanzen und Raupen Deutschlands. 1860. Zeitschrift der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur. 50. 52. Ziegler, J. M., Zur Geschichte der Erd- kruste. 1876. und viele andere hier nicht besonders genannte Schriften. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentiwonalis. (p. 9) 2831 $1. Geographische Verbreitung, Faunengebiet, Regionen. Es ist zu wiederholten Malen gesagt und nachgebetet worden !), dass unsere heutige europäische Schmetterlingsfauna nach Schwinden der Eiszeit, welche die Urfauna vernichtete, aus Sibirien eingewandert sei. Konnte ich mich schon vorher mit dieser Hypothese nicht recht befreunden, so hat die Statistik der geographischen Verbreitung der Spanner meine Abneigung nur gesteigert. Die Hypothese von der sibirischen Einwanderung setzt voraus, l. dass die sogenannte Eiszeit eine locale Katastrophe war, welche sich Europa als Opfer ihrer Zerstörungswuth ausersah, dasselbe sründlich von allen Lebewesen entblösste, Sibirien aber verschonte; 2. dass Sibirien den zur Wiederbevölkerung Europas erforderlichen Ueber- schuss an Lebewesen besass, und diese in ihrer Heimath die Lebens- bedingungen nicht mehr fanden; endlich 3. dass die neue Heimath diesen Auswanderern die Vorbedingungen ihrer Existenz in ausreichendem Maasse bot. Ist nun auch das Studium der Glacialphänomene noch ziemlich jungen Datums, so wurde dasselbe doch gerade in den letzten Jahren von den Geologen mit solcher Energie und Gründlichkeit in Angriff genommen, dass schon ganz nennenswerthe Resultate vorliegen. Noch nicht erwiesen ist die Annahme von Agassiz u. A.2), dass die ganze nördliche Hemisphäre vereist gewesen; dagegen steht fest, dass Norddeutschland 3) unter dem gewaltigen E. Hofmann, Isoporien der europ. Tagfalter. Stuttgart 1873. » no w ) Lehre von der Eiszeit. Etude sur les glaciers. Neuchatel 1840. 3) Orth, Bericht an die Naturforscherversammlung in München, 1877. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 3l 235 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 10) skandinavischen Gletscher, Süddeutschland !) und Frankreich unter der alpinen Gletscherkette begraben lagen, — dass letztere, wenn auch quantitativ in geringerem Maasse, auch nach Süden sich ausdehnte: dass selbst im Duero- becken Portugals?) glaciale Spuren sich finden; dass endlich Nordamerika 3) mehr noch als Nordeuropa unter der Vergletscherung zu leiden hatte, und Spuren localer Gletscherentwickelung in den Alleghanies und Rocky Mountains zeigt*). Aber gerade von Asien will man behaupten, dass es «isfrei ge- blieben sei, dass z. B. der 'IThian Schan niemals eine Vereisung gekannt habe), die Gletscher der centralasiatischen Gebirge überhaupt nicht im Stande gewesen seien, gegen Norden vorzudringen, und andererseits will man vom Norden herab höchstens das 'T'schuktschen- und theilweise das Amurland als Gletschergebiete anerkennen 6). Die sibirischen Berge sollen sich wegen der herrschenden Trockenheit ebenso wenig wie heute zur Gletscherbildung geeisnet haben. — Nun weist aber thatsächlich M. Poliakoff?) im Ural Moränenablagerungen, Gletscherschliffe und Steinritzungen nach, welche sich bis an die Küsten des Ob und an die Mündung des Irtysch ausdehnen und auf eine Gletscherbewegung von Nordwest nach Südost, demnach auf eine Ausbreitung des skandinavischen Inlandeises über den Ural in die sibirische Ebene hindeuten $). Wenn aber, wie Ramsay, Lüddecke und Penck be- zeugen, der Reichthum an Binnenseen ein Merkmal alter Gletschergehiete ist, so muss die südlich vom Irtysch sich ausbreitende Gegend in hervorragender Weise hierzu gerechnet werden. Im Eise Nordsibiriens sind noch heute Nashörner und Mammuthe begraben °), und wenn wir den centralasiatischen Gletschern eine nach dem heutigen Stande der desfallsigen Forschungen !) Dr. Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen. Leipzig 1882. 2\ Penck, a. a. O. 3) Dr. Ratzel, Nordamerika, p. 426. 4) OÖ. Torells Forschungen haben ergeben, dass diese Vergletscherungen von Grön- land ausgegangen sein müssen (Peterm. geogr. Mitth. 1879, p. 316). 5) Saewerzoff, Ausland 1877, p. 519. 6) Penck, a. a. O. °) Ausland 1877, p. 340. 5) Vergl. Habenicht, Diluvialmeere etc. Ausland 1877, Nr. 10. >) v. Schrenck, Mem. de l’Acad. imp. d. Se. de St.-Petersbourg 1880. XXVI. 7. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.I11) 239 ebenso mögliche als unmögliche Ausdehnung nach Norden zuerkennen!), so bleibt als ehemaliger Stammsitz der angeblichen Auswanderer die central- sibirische Hochebene übrig). Je breiter wir uns aber diese vom Eise verschont gebliebene Ländermasse denken, um so unwahrscheinlicher wird die Hypothese der Auswanderung, weil dann eine wesentliche Veränderung der Erdkruste dortselbst ausgeschlossen ist, demnach schon während und vor der europäischen Eiszeit drei Fünftheile Sibiriens unfruchtbare Steppe waren). Jede Wanderung von Organismen setzt aber eine Aenderung in deren Existenz- bedingungen voraus. Und in einem so sterilen Gebiete wie Sibirien soll sich eine so reiche, üppige Fauna entwickelt haben, dass Europa damit wieder bevölkert werden konnte?? — und diese an schmale, trockene Kost gewöhnten Thiere sollen dann in der aus feuchten Moränen üppig emporwuchernden Vegetation Europas ihre Lebensbedingungen gefunden haben? Das glaube, wer den Muth dazu hat! — Die heutige Spannerfauna Sibiriens beträgt nur 5%, der paläarktischen, 11°, der europäischen Fauna (das Mittelmeergebiet ausgeschlossen), dagegen besitzt Europa 24°), centralasiatische und 51°), in Asien bisher nicht gefundene Arten. Wie nimmt sich gegen diese Zahlen die Hypothese von einer vorzugsweise aus Sibirien stattgefundenen Einwanderung aus? — Versuchen wir es, eine wahrscheinlichere zu construiren, indem wir folgende Sätze aufstellen: Eine völlige Vergletscherung der nördlichen Hemisphäre, oder auch nur Europas, fand nicht statt*). Mindestens blieb Mitteldeutschland, südlich vom Harz, Erz- und Riesengebirge, das süd- liche und sidöstliche Europa), dann Südwest- und Centralasien von der Vereisung verschont. Dr. Penck berichtet uns, dass das Glacialphänomen in Europa von West nach Ost abnehme, und dass z. B. auf der Balkan- halbinsel bis jetzt keine Spur eimer Vergletscherung entdeckt werden konnte. \) Penck, a. a. O. 2) Vergl. Habenicht, Diluvialmeere, 1. c. %) Nach O. Fraas (Der Sinai etc.) wäre Asien nach der Enteisung Europas in Folge der Abnahme des Wassers verödet, was aber für Sibirien, das die grössten Stromgebiete der alten Welt besitzt und an Seen reich ist, keine Gültigkeit haben kann. 2) Bencek, a. a. O. 5) Auch Speyer, geogr. Verbreitung ete., giebt den Südosten Europas als Centrum der heutigen Fauna an. (Peterm. geogr. Mitth. 1379, p. 305.) 31* 240 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 12) Ebenso lassen die Endmoränen des norddeutschen Glacialphänomens, welche bis zum 51. Grad herabreichen, und die süddeutschen einen breiten Gürtel zwischen sich frei. Es ist daher durchaus nicht nöthig, wie Jentzsch!) und nach ihm Frey?) gethan, Inseln oder Oasen in dem Inlandeise anzunehmen, auf denen sich die Urfauna erhalten hätte. Man denke sich nur eine bis zu 1000‘ mächtige Eisdecke), und die Unwahrscheinlichkeit solcher Inseln wird ‚Jedem von selbst einleuchten. (Taf. 1.) Die Insekten zogen sich in die von der Vereisung verschont gebliebenen Gebiete zurück, um von dort nach Wiedereintritt milderen Klimas vermengt mit klein- und centralasiatischen, auch nordafrikanischen Arten, in ihre Heimath zurückzukehren. Die gegenwärtige Fauna Europas ist demnach zum grösseren Theile dieselbe, wie vor der Eiszeit). Man hat ferner von dieser Eiszeit stets als von einer einmaligen Katastrophe gesprochen, während durch die neueren Forschungen sich immer schlagender erweist, dass eine mehrmalige Vergletscherung statt- gefunden habe. Die Schieferkohlen der Schweiz mit ihrer Flora eines ge- mässigten Klimas sind zwischen zwei Moränen gebettet und für Südbayern ergaben Pencks Forschungen eine dreimalige Vereisung. Solche Kata- stropben sind aber, wie James Oroll5) trefflich erläutert, eine Folge der Veränderlichkeit des Klimas, und diese entspringt wieder aus Verschiebungen der Excentricität der Erdbahn. „Die Natur und Häufigkeit klimatischer Wechsel während geologischer Zeiten“, lehrt uns endlich Wallace ®), „regulirt die Thhiergeographie; die heutige Verbreitung der Landthiere ist das End- resultat anhaltender klimatischer Schwankungen der Vorzeit“. — Soll nun 1) Zeitschrift der deutschen geolog. Ges. XXXII. 1880, p. 666. 2) Die Lepidopteren der Schweiz. Leipzig 1880. 3) Penck, a. a. ©. #) Von dieser Zeit datt v. Kiesenwetter die Trennung der Mittelmeerfauna von der paläarktischen her; nur lässt er die centraleuropäische Fauna durch die Eiszeit völlig ver- nichtet und durch Eiwanderung ersetzt worden sein. (Isis 1871.) 5) On the physical cause of the change of elimate (Phil. Mag. IV, 1864, p. 28). 6) Island life. - London 1881, p. VIII. Schmick, Die Umsetzungen der Meere und die Eiszeiten, p. 44. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.13) 241 aber Europa drei- oder noch mehrere Male von Sibirien aus wieder be- völkert worden sein? — wir denken, es werde sich Niemand mehr fir diese T'heorie erwärmen! Die Urfauna erhielt sieh nicht blos in den von der Vereisung verschont gebliebenen Landstreeken, sondern auch auf den über das Eis aufragenden Berggipfeln, ja theilweise sogar im Diluvialmeere! Dieser Satz mag vielleicht paradox klingen. Wenn wir aber bedenken, dass die Spitzen der Alpen immer noch 500—700 m über das Eis empor- ragten !), und dass es, streng genommen, eine senkrechte Grenze des orga- nischen Lebens nicht giebt 2); — wenn wir ferner wissen, dass die Gletscher wohl in den zu passirenden Alpenthälern ihre erodirende und nivellirende Wirksamkeit äusserten, die höheren Regionen aber unversehrt liessen 3); — wenn wir aus der Keimkraft eines in den ägyptischen Gräbern aufbewahrten Samenkorns auf die Fortdauer der Keimfähigkeit eines Insekteneies schliessen, und manche Raupen regelmässig zehn Monate völlig erstarrt unter haushohen Schneemassen auf den Frühling harren sehen #), — so erscheint uns die auf- gestellte Hypothese in ihrem ersten Theile durchaus nicht zu gewagt. Eine an Kälte und Entbehrungen gewöhnte alpine Fauna vermochte der Vernichtung durch eine Eisperiode recht wohl zu widerstehen. — Nicht alle Gebirge sind in gleichem Maasse zur Gletscherbildung geneigt, die in maritimen Klimaten !) Penck, a. a. OÖ. Habenicht, Diluvialmeere. 2) Schlagintweit fand auf dem Monte Rosa bei 11770’ Höhe noch Pflanzenwuchs und Kersten auf dem Kilimandscharo in Zanzibar bei 8000’ Erhebung den, ersten afrika- nischen (Carabus, woraus zu schliessen, dass die ursprüngliche Fauna, auch wenn sie m der Ebene dem Klima erlag, auf den Bergspitzen sich erhalten konnte. Moore entdeckte in Chikleik (Indien) bei 14480’ Höhe noch eine 7hera. 3) Penck, a. a. O. #) Gnophos, Cleogene etc. Gaschet (Ann. de la Soc. Ent. de France, 1876, p. 514) protestirt gegen die Annahme eines schädlichen Einflusses der Winterkälte auf Puppen und fand solche von Pieris Rapae, welche steif gefroren und zerbrechlich wie Glas waren, gleichwohl aber das vollkommene Insekt lieferten. — Apus cancriformis Sch. verbleibt, je nach den Witterungsverhältnissen, oft Decennien im Ei liegen. (Brauer, Schriften d. Ver. z. Verbr. nat. Kenntn. Wien 1871, p- 370.) Joh. Schilde (Ent. Nachr. 1882, p. 47) fand eine vollständig steif gefrorene Raupe von Gastrop. Kubi im Januar, welche in der Zimmerwärme zum Leben aufthaute. 242 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 14) gelegenen mehr, die centralen weniger), Wenn die skandinavische Urfauna unterm Eise zu Grunde ging, konnte jene der Centralalpen und Oentralasiens wenigstens tbeilweise erhalten bleiben, insbesondere da es nicht einmal aus- geschlossen erscheint, dass, wie heute die Gletscher der Schweiz, des Feuer- landes, Neuseelands 2), so damals das Inlandeis an blühende Gefilde grenzte. Die Tempelbauten auf den Inseln des grossen Oceans können recht wohl die Ueberreste eines auf den Berggipfeln früherer Continente erhaltenen vor- diluvialen Culturvolkes sein?). — Die Enteisung musste nicht blos von unten nach oben, sondern auch von oben herab beginnen, wie wir heute beim Ein- tritte wärmerer ‚Jahreszeit an steilen, gegen Süden gekehrten Berglehnen den Schnee schmelzen sehen, während er in den tiefer gelegenen schattigen Thheilen des Berges noch festgefroren liegt. Aber auch für den zweiten T’heil meines Satzes lassen sich Wahrscheinlichkeitsbelege beibringen. Ch. Berg u. A. haben die im Wasser lebenden Raupen der Spinnergattung Palustra ent- deckt und beobachtet. Sie sind organisirt wie ihre testländischen Schwestern und sammeln von Zeit zu Zeit die zum Atlımen nöthige Luft unter ihren Rückenhaaren %). v. Kiesenwetter nennt die Dytisciden dem Wasser angepasste Carabieiden), und nach Plateaus Untersuchungen können Insekten in Eiswasser von 0° noch fortleben®), während sie in festem Eise eingeschlossen zu Grunde gehen. Ich halte es nun für denkbar, dass die Natur in ihrem Triebe, die Arten fortzuerhalten und den Umständen an- zupassen, viele derselben in eine tiefere Stufe herabsteigen liess, wenn ihre Erhaltung nur auf diesem Wege möglich war. Die Ahnen der Schmetter- linge waren aber Wasserthiere?), und so mögen die erwähnten Arten während der Diluvialperiode sich dem Wasserleben angepasst und später in demselben verharrt haben, während andere zum früheren Leben zurückkehrten. Streiten I) Penck, ]. ce. ®2) Hochstetter, Reise der Novara, Bd. I, 1, p. 258. 3) Habenicht, |. c. 4) Vergl. Müller-Blammau, Archiv £. Nat.-Gesch. 50, 1834, p. 194—212, Taf. XIV. Ann, de la Soc. Ent. de France, 1876. 5) Berliner ent. Ztg. XVII, p. 227. 6) Bull. de l’Acad. Roy. Belg. XXXIV, p. 274. Ü) ek Speyer, a. a. ©. nn Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 15) 243 sich ja doch die Systematiker darüber, ob Himatopterus fuscinervis M. zu den Neuropteren oder Bombiciden gehöre!), wie leicht musste die Natur diesen Thieren den Uebergang von einer Form im die andere gemacht haben! — Zum Schlusse meiner Erörterung sei es mir vergönnt, zwei Schilderungen der Eis- und Diluvialperiode hier im Wesentlichen wiederzugeben, weil sie so recht geeignet sind, das vorher Gesagte zu illustriren. Habenicht sagt l. e.: „Die Riesengletscher, welche Sibirien, Europa und Nordamerika be- deckten, konnten nur bei grosser Feuchtigkeit und gleichmässiger, nicht viel unter 0% sinkender -Temperatur entstehen. Das Diluvialmeer er- streckte sich über ganz Nordeuropa, Sibirien, Nordafrika und Nordamerika. Der Meeresspiegel ist aber später nicht gesunken, sondern die Continente haben sich gehoben. . Während der Glacialzeit findet sich das organische Leben des Festlandes auf Gebirge und Hochebenen beschränkt. Die Völker, welche auf dem centralasiatischen Plateau, — vielleicht dem ein- zigen grösseren zusammenhängenden Stück Landes — sich übermässig ver- mehrt hatten, breiteten sich besonders nach Westen aus. Auf dem schlammigen Diluvialboden entwickelte sich eine üppige Vegetation. Am Fusse der Ge- birge, den trockensten Stellen entlang, setzten sich die Völker fest. Aber die Continente hoben sich in Intervallen mehr und mehr, die Sonne trocknete den Boden zur Wüste, und die Völker zogen dem zurückweichenden Meere nach!“ Setzen wir statt Völker Insekten, so haben wir ihre Verbreitungsgeschichte vor uns. — Ebenso anschaulich schildert Grote?) diese Epoche für Nord- amerika: „Gletschereis, zuerst auf den Höhen entstanden, ergoss sich über die Tiefebenen. Die Eisströme veremigten sich zu einem Eismeere, dessen Wogen langsam die Felsen fürchten, und in ihrem Vordringen von Nord nach Siid, die localen Gletscher mit sich reissend, aller Hindernisse spotteten, um sich in die Südstaaten, in das T'hal des Mississippi zu wälzen! Vor ihnen flüchtete sich die Fauna; die Insekten der Pliocänperiode, welche auf den Wechsel des Klimas nicht vorbereitet waren, verliessen ihre Heimstätten mit Widerstreben, um einem harten Kampfe um ihre Existenz entgegenzugehen. Eine Menge von Arten mögen damals spurlos verschwunden sein. — Beim 1) C. R. Soe. Ent. Belg. XX,'p. 56. 2) Proceed. of the Am. Assoc. for the Adv. of Sc. XXIV, p. 222. 244 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 16) Schwinden der Eiszeit wiederholten sich manche dieser Erscheinungen in umgekehrter Richtung. Die localen Gletscher sonderten sich wieder ab von der grossen Masse des Inlandeises, begrenzt von den örtlichen "Terrain- verhältnissen. Schneeliebende Insekten tummelten sich an den Rändern des Gletschergebietes, wo sie passende Temperatur und Nahrung fanden. Der grosse Gletscher hatte sie unmerklich vor sich hergeschoben und Gattungen des hohen Nordens bis in die Südstaaten getrieben. Bei seinem Schwinden zog er die Flüchtlinge hinter sich wieder in die Heimath zurück. Aber einige derselben irrten von der Heerstrasse ab, von der physischen Be- schaffenheit einer Gegend dazu verleitet sitzen zu bleiben und von ihren Gefährten für immer abgeschnitten eigene Colonien zu bilden. So gelangten viele Oeneis-Arten, von dem nach dem Pole zurückweichenden Gletscher zurückgelassen, an den localen Gletscher des Mount Washington, auf dessen Höhen sie das ihnen zusagende Futter und Klima fanden, dasselbe bis zum Gipfel verfolgten, und denselben nun heute nicht mehr verlassen können; während die Nachkommen ihrer einstigen Reisegefährten weit davon über Labradors ausgedehnte Landstrecken fHlattern, sind sie auf dem genannten Berggipfel Gefangene! — Es ist einleuchtend, dass die Gebirge auf diese Weise ihre alpine Fauna sich bewahrt haben. Aber man kann nicht be- haupten, dass die Eiszeit vorüber sei: heute existirt sie eben nur auf den Höhen und in den eisigen Gefilden der Lappländer und Eskimos, welche bei Vorhandensein der übrigen Vorbedingungen auf den schneebedeckten Bergen der gemässigten Zone recht gut leben könnten“. Wir kommen nun zum Ursprung unserer Fauna. 1. Die Verbreitung der Lebewesen über alle Welttheile ging von den beiden Erdpolen aus, welche einst blühende und mit mildem Klima gesegnete Continente besassen, und deren Ueberreste wir noch in der arktisch-amerikanischen Inselgruppe, in Grön- land, Spitzbergen und der Südpolarküste vor uns sehen }). Dieser Satz ist in dem centrifugalen Weltsysteme begründet, das wir in den Beziehungen der Lebewesen zu einander wie in ihrer subjectiven ) Hayden’s Ann. Rep. of the U. St. Geol. Surv. 1872. Hann, Hochstetter, Erdkunde Dr. Albrecht Penck, Verhandlungen des V. deutschen Geographentages 1885. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 17) 245 Organisation zum Ausdruck gebracht sehen; — er findet Bestätigung durch die T'heorie, wonach die Erstarrung der Erdkruste an den Polen begann und am Aequator zum Abschlusse kam!). „Je eher“, sagt Eimer a. a. 0. treffend, „die Verbindung zwischen den einzelnen Geschlechtern verloren geht, um so eher erscheint jede Gattung und Art als eine neue; aber alle tragen den Stempel gemeinsamer Abstammung und diese Zeichnung weist überall zurück auf eine einzige Hauptrichtung der Wanderung, aut einen Ausgangspunkt derselben“. — Weil Nordamerika länger mit dem Nordpole verbunden blieb, als Europa, sind seine Thier- und Pflanzenformen älter?). Die Uebereinstimmung der Fauna von Amurland und Kamtschatka mit jener des westlichen Europas, der Fauna Ostamerikas mit Asien, kann nicht durch Wanderungen, sondern einzig und allein durch die strahlenförmige Ausbreitung von dem nordpolaren Ursitze aus erklärt werden. Die Fauna der nördlichen gemässigten Zone besteht mir demnach aus den Resten einer circumpolaren Urfauna, welche sich bei Erkaltung des Nordpols strahlenförmig nach allen Richtungen der Welt verbreitete und überall dort sich fortpflanzte, wo die Be- dingungen ihrer Existenz sich fanden). Hieraus folgt aber, dass die ganze gemässigte nördliche Zone sammt ihrem Vorlande der arktischen Zone ein einziges gemeinsames Faunengebiet bildet *). Die enge Vereinigung des europäischen und asiatischen Continents, der Mangel einer natürlichen Scheidewand zwischen beiden und die Gleichartigkeit der Flora hat die Botaniker wie die Zoologen längst veranlasst, die beiden Welttheile innerhalb gewisser Breitengrade als gemeinsames Gebiet anzuerkennen. Füllen wir die Lücke im Gürtel nun durch Einfügung Nordamerikas aus, welches nach Speyer) in seinen Lepidopteren eine wahre Stammes- !) J. M. Ziegler, Zur Geschichte der Erdkruste. Zürich 1876. 2) Weismann, Studien etc. a.a. 0. — G. Koch (Peterm. geogr. Mitth. 1870) nimmt Indien als die Heimath der gesammten Fauna der alten Welt an, womit ich mich nicht einverstanden erklären kann. ®) Vergl. Nordenskjöld, Das frühere Klima der Polarregionen im Geol. Mag. 1875. Address at the Dubuque meeting of the Am. Assoc. for the Advancement of Science, 1872. *) Das Auftreten borealer Formen im oberen Pliocän Italiens ist nur durch eine Migration von Norden her erklärt. (Neumayr, Der geologische Bau der Insel Kos.) 5) Stett. ent. Ztg. 1870, p. 400. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 32 246 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 18) verwandtschaft mit Europa zeigt. Legen wir endlich die Schüchternheit des Staud. Cataloges ab, welcher sich nicht über Labrador hinauszugreifen getraut und das Vorkommen europäischer Arten in Canada nur verschämt zu- gesteht. Fassen wir die Reservatrechte der Nordamerikaner, nach dem Bei- spiele Altenglands für europäische Genera und Species neue Namen zu con- struiren !), ernsthaft an, und es wird sich ein wohlgegliedertes und — wohl bemerkt — weniger lückenhaftes System aufstellen lassen, als bei der jetzigen Beschränkung auf Europa und Asien. Gewisse Seethierformen, welche an der nordamerikanischen und skandinavischen Küste ausgestorben sind, leben noch in den Seen von Grönland und Spitzbergen, und die Quaternärfauna der ge- nannten Küsten ist der arktischen näher verwandt als der heutigen 2); die Wälder Europas und Amerikas waren sich in der Miocän- und Pliocänzeit ähnlicher als heute, sie hatten damals 'T'hierarten gemein, die sie später ver- loren. Unsere heutige Vegetation und Fauna mag in der Pliocänzeit die arktische und subarktische Region bevölkert haben und durch die Vereisung allmählich südwärts — selbst über ihren gegenwärtigen Wohnsitz hinaus — gedrängt worden sein3), um nach Milderung des Klimas theilweise wieder nordwärts oder senkrecht zu steigen, und sich da festzusetzen, wo der Grad der Wärme und Feuchtigkeit ihren Bedürfnissen zusagte. Die aus dem Polarcontinent eingewanderte Fauna erhielt im Laufe der ‚Jahrtausende *) natürlich Veränderungen und Lücken, wodurch sich das Zer- rissene der heutigen Verbreitungsbezirke wie der Mangel von Verbindungs- gliedern anscheinend nahe verwandter Formen erklären. Lithostege, Aspilates, Caustoloma leben in Central-, Süd- und Osteuropa, in Kleinasien, Westasien, Californien und Colorado, während sie in Nordostamerika, Indien, China, ‚Japan fehlen. Das nahezu identische Klima von Westasien und Westamerika bot diesen Gattungen die erforderlichen Bedingungen zu ihrem Fortleben, 1) Dasselbe ist bezüglich der Tagfalter von Amur der Fall, wo man die Zimenitis- Arten mit den neuen Genusnamen Neptis und Athyma maskirt! 2) Asa Gray, Address at the Dubuque meeting ete. a. a. 0. 3) Vergl. Hooker: Outlines of the Distribution of Arctic Plants. Transact. Linn. Soc. XXIII, p. 253; dann Christ: Verbreitung der alpinen Pflanzen. Basel 1867. 4) Bayberger setzt das Weichen seines grossen Inngletschers 6—7000 Jahre zurück. (Peterm. geogr. Mitth. Erg.-Bd. 1881— 82.) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 19) 247 während ihre Verwandten in den zwischenliegenden Landstrichen ausstarben. Jodis und Acidalia sind Kosmopoliten durch alle Welttheile und Zonen. Hieraus folet eigentlich, dass es abgeschlossene Faunengebiete nicht giebt, weil alle Localfaunen nur ein Bruchtheil der einstigen circumpolaren Urfauna sind und ihre Arten an mehreren oder allen Punkten der Erde vor- kommen können, — dass vielmehr das, was wir die Fauna der gemässigten nördlichen Zone nennen, nur den Zustand bezeichnet, in welchem sich der- malen der Rest der Nordpolfauna befindet. — Soweit dieser aus Spannern besteht, ist dessen Erforschung in den letztvergangenen Jahrzehnten wesentlich vorgeschritten !), insbesondere hat die Kenntniss der früheren Stände, Dank den Bemühungen ausgezeichneter und gewissenhafter Forscher, grossen Auf- schwung erhalten. Aber es bleibt noch unendlich viel zu thun übrig, wollen wir in dieser Familie auf gleiche Stufe mit den übrigen Familien gelangen. Spanien, Italien, Griechenland, Kaukasus, Türkei, Ungarn, die Donaufürsten- thüimer sind mangelhaft, Turkestan, China, Japan nur an wenigen Punkten, Afghanistan noch gar nicht erforscht; Portugal und der innere Kaukasus werden eben erst, während ich diese Zeilen schreibe, von M. Korb bereist 2): von Nordamerika sind Montana, Washington, Idaho, Minnesota, Indiania, Arkansas, Mississippi, New Mexico, Newfoundland im Packardschen Werke als Fundorte nicht erwähnt, scheinen demnach, was Spanner betrifft, noch nicht durchforscht gewesen zu sein. — Eine Statistik der geographischen Ver- breitung der Spanner wird daher vorerst nur mit Reserve zu geben sein, und kommenden Jahrzehnten vorbehalten bleiben. die bestehenden Lücken allmählich auszufüllen. 2. Die Bedingungen der Existenz und Fortpflanzung der Arten können in der Flora, in den klimatischen und Wärme- verhältnissen oder auch in dem Culturzustande eines Land- striches begründet sein. Bei der Mannichfaltigkeit dieser Bedingungen können auch die Grenzen der Verbreitungsbezirke keine regelmässigen sein, und sich weder mit den !; Speyers geogr. Verbreitung etc. 1869 konnte sich noch nicht auf die Spanner erstrecken. 2) Das Resultat der ersteren Reise blieb weit hinter den gehesten Erwartungen zurück, Portugal erwies sich als relativ arm an eigenthümlichen Arten. D) ES ww 248 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 20) geographisch-physikalischen Linien noch mit den Regionen der Botaniker und Geologen vollständig decken, wenn auch gewisse Analogieen nicht zu leugnen sind!). So ist z. B. die Grenze der nordwestlichen und senkrechten Ver- breitung hauptsächlich durch die Vertheilung der Feuchtigkeit und Sonnen- wärme regulirt?2), während Labrador und Florida, unabhängig von ihrer geographischen Lage, ersteres eine arktische, letzteres eine nordamerikanische Fauna besitzen 3). Aber die Abhängigkeit der Schmetterlinge von der Nahrungs- pflanze ist — abgesehen von den polyphagen Arten — nur eine einseitige, das heisst, sie sind nicht unzertrennlich an einander gebunden, so dass die entsprechende Flora auch stets die sie verzehrende Fauna im Gefolge haben müsste; die Verbreitungsbezirke der Pflanzen können demnach ganz andere und grössere sein, als jene der entsprechenden Fauna, und letztere in ihrer Verbreitung oft durch Ursachen bestimmt werden, welche das Pflanzenleben nicht beeinflussen. (Taf. 3.) Andererseits zeigen oft isolirte, räumlich weit von einander entfernte Punkte der Erde, obwohl sie unter verschiedenen Breitegraden liegen, übereinstimmende Fauna. Dies zeigt sich am auffälligsten bei den alpinen Arten, welche sich auf den Bergen Centraleuropas, Schott- lands, Lapplands, Spaniens, Nordamerikas und Centralasiens, ja sogar Chilis fast identisch erhalten haben. Sie bilden so recht die Typen der einstigen nordpolaren Urfauna, welche mit ihrer verbündeten Flora südwärts gewandert ist und hier in gewisser senkrechter Erhebung ein ihrem heimathlichen ähn- liches Klima gefunden hat*). Im Allgemeinen müsste deshalb die von Speyer versuchte Scala der senkrechten Regionen übertragen auf die nördlichen Breite- grade ein annäherndes Bild der Zusammensetzung der einstigen polaren Ur- fauna ergeben. Von den 23 Tagfaltern, welche in den Alpen von der Thal- sohle bis in die alpine Region verbreitet sind, reicht fast die Hälfte bis Lapp- land nördlich, von den 42 nur bis zur montanen Region aufsteigenden nicht mehr ein Fünftheil, von den nur im Hügellande vorkommenden kaum ein 1) Hann, Hochstetter und Pokorny, a. a. O. 2), Speyer, 1. c. 3) Packard, Die Spanner N.-A. #) Ein weiteres Zeugniss für die Zusammensetzung dieser Urfauna liefern die sparsam vorkommenden fossilen Ueberreste, z. B. von Zugonia atava, 1875 im Miocän Kroatiens entdeckt. (Sceudder fossil butterflies.) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.21) 249 Paar Arten. (Beilage 1.) — Die Spuren der polaren Flora und Fauna finden sich gleichmässig in Europa, auf den Cordilleren, wie am Himalaya und auf Neuholland; sie ist heute noch die gleiche in den eircumpolaren Küstenstrichen beider Welten, sie spaltet sich aber immer tiefer, je weiter wir gegen den Aequator vordringen, sie wird eine ganz verschiedene jenseits desselben, — ein Beweis, dass hier nicht mehr die nordpolare, sondern die auf ihrer nördlichen Wanderung allmählich degenerirte südpolare Flora und Fauna zu sehen ist, welche einzelne Ausläufer bis Maine nördlich sendet, und andererseits in Chile die äussersten Vorposten der nordpolaren Fauna beherbergt. Am auffälligsten ist dieser plötzliche Uebergang von der nordpolaren zur südpolaren Fauna im Malayischen Archipel sichtbar, wo die Schmetterlinge sich in die orientalische und australische Region scheiden, ohne dass das Klima oder die Physiognomie des Landes eine Vermischung hindern würde. Wenn Moritz Wagener hehauptet, die geographische Vertheilung der Insektenformen würde ohne die Theorie Darwins von der Zuchtwahl nicht erklärbar sein, andererseits aber auch letztere ohne eine Wanderung der Organismen und längere Isolirung einzelner Individuen vom Verbreitungs- bezirke der Stammart nicht wirksam werden, — so kann ich mich nur mit dem zweiten Satze befreunden, da dieser durch die Eigenthümlichkeiten der insularen Flora und Fauna seine volle Bestätigung findet. Corsica, Sicilien, Cypern, Ceylon, Island, Madagascar haben ihre specifische Fauna, nicht etwa, weil daselbst die jetzigen Arten von Anbeginn waren und seit Urzeiten sich unverändert fortpflanzten, sondern weil die daselbst ausgesetzten Nord- und Siidpolarthiere sich den gehotenen Verhältnissen anpassten, durch Wärme- unterschiede Aenderungen der Färbung erlitten, durch den Mangel der Ge- legenheit zum Fluge an den Flügeln verkümmerten u. s. w., — vielleicht auch durch natürliche Zuchtwahl Metamorphosen erlebten. Von jenen Inseln aber, welche keine specifische Fauna besitzen, ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass sie früher mit dem Festlande zusammenhingen. Ich nannte oben unter den Bedingungen der Existenz von Insekten auch den Culturzustand eines Landstriches. Es gilt dies in activer wie passiver Hinsicht. Getreide-, Obst-, Weinbau schaffen einer Anzahl von Arten Gelegenheit zur Ansiedelung, sowohl unmittelbar als mittelbar durch die 250 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 22) secundäre Flora, welche sie in ihrem Gefolge haben; während das Ausrotten von Wäldern, die Bepflanzung von Haiden, das Austrocknen von Mooren, die Anlage und Ausdehnung der Städte unter unseren Augen daselbst einheimisch gewesene Arten auf immer vernichten. Gartenanlagen mit Gewächsen fremder Länder oder hoher Gebirge können unter Umständen eine Art aus ihrer Heimath nach weit entfernten Gegenden importiren !), ja selbst über den Ocean ist eine Verschleppung durch Gegenstände der Oultur möglich und schon dagewesen, wenn eben das exportirte T’hier in der neuen Heimath sofort die Bedingungen seiner Existenz vorfindet. Bremer will diese Ver- breitungsart für die wenigen 'T'hiere in Anspruch nehmen, welche Sibirien mit Nordamerika gemein hat, weil er eine unmittelbare Wanderung über die Behringsstrasse für undenkbar hält. Allein der Handels- und Oulturverkehr zwischen Sibirien und Amerika scheint mir nicht dazu angethan, hier als Vermittler zu dienen, sondern es muss — wie in allen solchen Fällen — auf den gemeinsamen Ursprung von der Nordpolarfauna zurückgegriffen werden. 3. Landstriche, welche einer grösseren Anzahl von Gattungen und Arten ausschliesslich oder vorherrschend die Bedingungen zur Existenz und Fortpflanzung bieten, heissen entomologische Regionen. Die Fauna der nördlichen gemässigten Zone theilt sich in die arktische, paläarktische, mittelländische, man- dschurische, nordamerikanische und californische Region. Wallace möchte seine für Säugethiere construirten zoologischen Re- gionen auch den Entomologen octroyiren und verurtheilt die selbstständige Geographie derselben. Ich finde aber darin durchaus nichts Ungerechtfertigtes, wenn 'hiere mit verschiedenen Lebensbedingungen und verschie- dener Wanderungsfähigkeit auch verschiedene Verbreitungsbezirke haben, weil sie sich eben naturgemäss nur an verschiedenen Orten einnisten können. Daraus, dass der Botzener Weinbauer seine Kühe in Ermangelung von Gras mit Baumästen füttert, folgt noch nicht, dass eine Erebia-Raupe, wenn sie kein Gras findet, auch mit Baumblättern vorlieb nimmt, sondern sie wird !) Riley berichtet, dass er wünsche, Cocons von Mierogaster glomeratus nach Amerika zu exportiren, um Dieris rapae damit zu vernichten, und nach Neuseeland wurden englische Hummeln eingeführt, um die Befruchtung des dortigen Klees zu vermitteln. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.23) 251 eben zu Grunde gehen, oder der Falter wird so lange wandern, bis er das ihm zuständige Gras findet, um daran seine Brut abzusetzen. Ich halte des- halb einheitliche zoologische Regionen für alle 'Thierordnungen für unmöglich. Aber schliesslich giebt jaWallace selbst zu, dass, wenn wir unsere Schlüsse nur auf die Schmetterlinge basiren wollten, wir kaum die nearktische Region (Nordamerika) von der paläarktischen trennen könnten; und damit können wir uns beruhigen. a. Die arktische Region. Mittlere Temperatur zwischen —3° und + 5°. Südgrenze beiläufig der 60. Grad n. Br., congruent mit der Grenze der Wälder). Sie umfasst den nördlichen Theil von Alaska, die Eskimoküste, die Inselgruppe des arktischen Archipels, Grönland, Island, Spitzbergen, die Nordküste von Lapp- land, Nowaja Semlja, die Nordküste von Sibirien, Kamtschatka. — Von der spärlichen Flechtenflora dieser äussersten Etappe des Insektenlebens nähren sich, soweit bekannt, 59 Arten; hiervon in Alaska 3, an der Hudsons-Bai 5, auf den Inseln 2, in Nordlappland und Island 47, im polaren Sibirien 2. 5l Arten hat die arktische Zone mit dem Süden gemein, 8 Arten sind ihr eigenthümlich. Diese 59 Arten gehören 16 Gattungen an, wovon eine (Malacodea) ausschliesslich polar-sibirisch, die übrigen 15 der gemässigten Zone gemeinsam sind. Fast die Hälfte der Arten (27) gehören der Gattung Cidaria an, welche mit Sicherheit als Ueberrest der nordpolaren Urfauna be- zeichnet werden kann; ebenso ZHupithecia, welche 9 Repräsentanten in der arktischen Zone hat. b. Die paläarktische Region. Mittlere Jahrestemperatur zwischen 5° und 12%. Südgrenze beiläutig: der 30.Grad n. Br. Sie umfasst Europa mit Ausnahme der Mittelmeerküsten, Sibirien, Turkestan, Turan, Tibet, Amur?), und besitzt 77S Arten. — Um die !) Die Nordgrenze dürfte um den 76. Grad n. Br. zu suchen sein, da Spitzbergen keine Schmetterlinge mehr besitzen soll. 2) Speyers Südgrenze zwischen 40° und 45° scheint mir etwas zu nördlich gezogen, da selbst die unter 30° liegenden Vorterrassen des Himalaya immer noch eine gemischte Fauna bieten. 252 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 24) natürliche Zusammengehörigkeit dieser Landstriche greller zu beleuchten, halte ich es für nicht überflüssig, hier einen kurzen Abriss der 'Territorialbeschaffen- heit Asiens einzuschalten. a. Sibirien, grösser als Europa, der fünfte "Theil des Erdtheiles, hat nur im Sidwesten Tiefland und hängt durch die Kirgisensteppe mit der Turaner Niederung zusammen, im Uebrigen ist es Gebirgsland, von den Hügelausläufern des Altai durchzogen. Um den Baikalsee stehen Felsen- häupter mit ewigem Schnee. Fichtenwälder bedecken den Granitboden. Ströme mit den grössten Gebieten der alten Welt bewässern es mehr als nöthie. Das Klima ist excessiv, den Nordstürmen offen, gegen die Südwinde geschützt; es hat Winter mit 40° Kälte und kurze heisse Sommer. Im Süden gedeiht die Zürbelnuss, im Norden blühen die Steppen nur im Frühjahre, noch nörd- licher gedeihen nur mehr Moose, Flechten und beerentragendes Gesträuch auf gefrorenem Boden. Daran schliesst sich Eis, worin noch Mammuthe stecken. Drei Fünftheile Sibiriens sind unfruchtbar. Dagegen ist in Kamtschatka das Klima viel milder als im Westen, dort gedeiht die Kartoffel und Gartenbau. Nach Schrenk kommt Anthoch. Tagis, welche wir nur von Spanien kennen, in Kamtschatka vor, womit allerdings das dortige Klima hinreichend charak- terisirt wäre. — Ebenso fruchtbar und mild ist das Amurgebiet, von Waldungen, Flüssen und Gebirgen durchzogen, gegen Westen von dem Stanovoi, einem Flügel des Altai, geschützt. b. Turan ist gegen Ost und Nordost vom Belur-Dagh, Hindukuslı und dem 5000 m hohen Ala-Tau begrenzt, gegen Süden vom ‚Parapamisus geschützt, gegen Norden mit dem sibirischen Tiefland zusammenhängend, gegen Westen in das europäische Tiefland zwischen Ural und Kaukasus übergehend. Es bildet eine unter das Meeresniveau sinkende Mulde, welche einst ein Meer ausfüllte, das mit dem arktischen und schwarzen Meere zusammenhing. Im kaspischen See leben heute noch Meerthiere als Ueber- reste dieses einstigen Binnenmeeres. Wiesenboden hat Turan nur an den Flussufern, das übrige Land ist mit Salz- und Stachelpflanzen bedeckt. Heisse regenlose Sommer wechseln mit strengen Wintern ab. — Kirgisien hat Steppen, welche stellenweise Nadelholz tragen und nur im Frühlinge blühen. ec. Gentralasien (Mongolei, Tibet) ist im Süden vom Himalaya und Sin Schan, im Westen vom Hindukush und Belur-Dagh, im Osten vom Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 25) 258 mandschurischen Alpenland, im Norden vom Altai umschlossen. Dieser hat Gipfel von 3000 m. Im Innern erheben sich die Parallelgebirge 'Thian-Schan (3600-7000 m) mit Gletschern und Vulcanen, woraus die Nähe ehemaliger Meere bewiesen ist (v. Humboldt), der Kien-Lün mit breiten T'hälern und Salzseen (5200—S000 m), der Karakorum mit dem Dapsang (8619 m) und grössten Gletscher der Welt. Die Mongolei hat im Süden Weideland und Gesträuch, in der Mitte Steppen und Sandflächen. "Tibet mit einem 4800 m hohen Mittelgebirge ist von Indien und China durch noch höhere Gebirgs- ketten geschieden, ein halbes Jahr schneebedeckt und mit sehr heissem Sommer gesegnet. Wir finden also in dem ganzen Gebiete ziemlich gleichartige Ver- hältnisse, nur extremeres Klima und ärmlichere Vegetation in Asien, als in Europa. Von den 647 Arten der paläarktischen Region sind ausschliesslich europäisch 342, ausschliesslich asiatisch 148, mit Asien gemeinschaftlich 116, mit Afrika gemeinschaftlich 9, mit Nordamerika 32. 163 Arten kommen im Amurlande, 114 am Altai, 64 in Sibirien, 54 am Ural vor. Obige 647 Arten gehören 129 meiner Gattungen an. e. Die mittelländische Region. Mittlere Jahrestemperatur zwischen 12° und 18°, Südgrenze, wie die paläarktische Region, zwischen dem 10. Grad westlicher und 60. Grad östlicher Länge. Sie umfasst Portugal, Spanien mit Ausnahme der Nordküste, Süd- frankreich !), Mittel- und Süd-Italien mit Corsica, Sardinien, Sicilien, Dalmatien, Griechenland, die Türkei, Südrussland am schwarzen und kaspischen Meere, Kleinasien (einschliesslich Syrien, Armenien, Bithynien, Mesopotamien, Pontus, Uypern), Persien (Songarien) und endlich die nordafrikanischen Küstenländer bis zum Atlas und zur Sahara 2). Kleinasien ist die Miniaturausgabe Grossasiens: in der Mitte 'Tafelland, von allen Seiten durch Randgebirge und Terrassenländer umgürtet, welche sich bis 3500 m erheben, im Westen sanft gegen das Meer abgedacht. Es !) Speyer zieht die Grenze mit dem 44. Grad n. Br. 2) Kirby und Selater ziehen die paläarktische und mittelländische Region zusammen. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 33 254 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 26) hat reiche Wälder und Vegetation, und ist die Heimath des Kirschbaumes und der Kastanie. Das Tafelland hebt sich 1000—1300 m hoch. Fruchtbare T'häler mit Tabak-, Baumwolle- und Mohnbau wechseln mit wasserreichen Berglehnen, salzreichen Steppen und afrikanischen Wüstenstrecken. Im Herzen des Landes sind Katzen, Hunde, Hasen und Ziegen seidenhaarig (Angora). Die nordöstliche Küste ist Pontus, die nordwestliche Bithynien, die westliche Lydien genannt. — Die Insel Cypern, 173 []M. gross, ist von zwei Gebirgsketten (Olympos 2000 m) durchzogen, strotzt von üppiger Vege- tation und besitzt ein liebliches Klima. — Armenien bildet den Damm zwischen Kleinasien und dem Hochland von Iran und Persien. Es ist von Gebirgskämmen durchschnitten, der Wasserscheide mächtiger Flüsse, und hat strenge Winter, heisse Sommer, in den T'hälern und Bergen üppige Vegetation, in den Ebenen kahle Triften und Salzseen. Es ist gegen Norden durch Hügelreihen mit dem Kaukasus, gegen Südosten durch Steppen mit Meso- potamien verbunden, das nur sumpfige und wüste Landstriche hat. — Syrien, ein Kalk- und Kreideplateau mit von Norden nach Süden laufenden parallelen Küsten, Gebirgen und 'T'hälern. Auf dem Libanon (3100 m) liegt der Schnee 10 Monate lang, derselbe ist mit Cedernwald bedeckt. — Palästina, in welchem Alban Stolz ganze Tage ritt, ohne einen Schmetterling zu erblicken, mit dem todten Meere, der tiefsten Einsenkung unseres Planeten (400 m unter d. M... — Am kaspischen See findet sich fast tropische Vegetation, ein schlammiger, vulkanisch durchwärmter Boden, strotzende Wälder und Obsthaine, Reis und Zuckerrohr. Im Süden eme steile Gebirgs- mauer und unerträglich heisse Küste. Iran ist mit Armenien durch das Elbursgebirge verbunden, hat im Innern Salzwüsten, ewig blauen Himmel, grosse Dürre, und Winter wie Deutschland. — Nordafrika (das „Klein- Afrika“ Ritters) liegt zwischen zwei Meeren, und der Sandwüste, 21000 [_)M. umfassend. Das Atlasgebirge (3475 m) im Südwesten. Abwechselnd Steppe, Wüste und fruchtbares Land. Die geognostische Beschaffenheit des Atlas gleicht auffallend jener der nördlichen Küsten des Mittelmeeres, die Hoch- länder der Berberei jenen der pyrenäischen Halbinsel. Auch in klimatischer und botanischer!) Beziehung sind Analogieen vorhanden, „nur nicht in !) Algeriens Küste hat die Flora der Balearen, der Provence und Nordost- spaniens. (Peterm. geogr. Mitth. 1882.) nn ” Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 27) 255 zoologischer“ setzt Daniel!) bei, — was wohl nur für Säugethiere Geltung haben mag?). Die mittelländische Region zählt 289 ihr eigenthümliche Arten, wovon 173 ausschliesslich europäisch, 43 mit Kleinasien und Persien, 5 mit Nord- afrika gemeinschaftliche, 63 asiatische, 5 rein afrikanische sind. Aus- schliesslich insular besitzt Corsika 11, Sieilien 6, Sardinien und Sieilien gemeinschaftlich 1, Sicilien und Madeira 1, Corsika und Sardinien nur 1, Cypern 1 Art. Auffallend ist, dass Sardinien weder eine eigenthümliche, noch mehr als Eine mit Corsika gemeinschaftliche Art besitzt, nachdem es letzterem so nahe, und dem Continent viel ferner liegt. Nur in Turkestan kommen 11, nur in Persien 20, nur in Kleinasien 27, in letzteren beiden gemeinschaftlich 5 Arten vor. — Nordafrika besitzt im Ganzen 24 Arten, von denen es mit Südeuropa 6, mit Cypern 2, mit Westeuropa 1, mit Central-, West- und Südeuropa 2, mit ganz Europa 1, mit Central-, Nord- und Südeuropa 1, mit Europa, den Norden ausgenommen, 1, mit Central- und Südeuropa 1, mit West- und Südeuropa 3 gemeinschaftlich hat. Dagegen hat es mit dem asiatischen Osten gar nichts gemein. Ein Land, das die Quadrupeden der Vorwelt sich erhalten und von den Umwälzungen unseres Planeten so wenig zu leiden hatte wie Afrika, hat aber das erste Anrecht darauf, als Vaterland der Arten anerkannt zu werden, welche es mit Europa und Kleinasien gemein hat?). Die 259 Arten der mittelländischen Region gehören 39 Gattungen (m.) (hiervon 19 eigenthümlich) an. Ich kann hier Herın Dr. Speyer, welcher diese Region zur Provinz der paläarktischen degradirt, nicht beistimmen, denn 289 Arten Einer Familie und 19 eigenthümliche Gattungen sind ein zu respectables Contingent, um nicht, selbstständig bestehen zu können, mag man 1) Handbuch der Geographie. 2) Die 1873—76 am Atlas gesammelten Pflanzen sind theilweise bis zur nördlichen Baumgrenze Europas, Asiens und Amerikas verbreitet, theilweise sogar arktisch-alpin und weit verbreitet im Mittelmeergebiet. Nach Cossons Ansicht hat das Mittelmeer erst nach Ansiedelung der jetzigen Flora die zum Gebiete gehörigen Küstenländer getrennt. (Peterm. geogr. Mitth. 1882.) 3) „Es fehlt nicht an Zeugnissen, dass die libysche Wüste erst in jüngster Zeit ihren unwirthlichen Charakter angenommen hat und früher bewohnt war“. (Zittel, 1880, p. 20.) 33 + 256 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 28) diese Arten nun als afrikanische Auswanderer, oder — wie Hofmann will — als Rest der durch die Eiszeit nach Süden gedrängten Ureinwohner des gemässigten Europas betrachten. Auch Motschulsky!) hat auf Grund per- sönlicher Forschungen dieses Faunengebiet als solches anerkannt. d. Die mandschurische Region. Mittlere Jahreswärme zwischen 5° und 20°, die grösste Differenz nach Nordamerika. Die Südgrenze ist dieselbe wie jene der paläarktischen und mittelländischen Region. Sie umfasst Nord- und Central-China bis zum 100. Grad östlicher Länge, die Halbinsel Korea und Japan 2). Die nördlichen Provinzen haben kalten Winter und heissen Sommer (Peking bis — 12 9), die centralen starke Hitze und Winter, welche aus Stürmen und Regen bestehen. Central-China ist gebirgig und die Heimath des T'heestrauchs, die westlichen Abhänge sind der einzige Fundort des Rhabarbers. — China ist so übervölkert (bis 30000 Einwohner auf die [_|Meile!) und jeder Fuss Landes mit so peinlicher Sorgfalt bebaut, dass das Insektenleben daselbst wenig Nahrung finden kann, welchem Umstande es neben der seit Jahrtausenden ängstlich gewahrten Abgeschlossenheit der Chinesen zuzuschreiben ist, wenn wir von ihren Heteroceren fast Nichts wissen. Ich kenne nur 10 Arten Spanner, welche fünf europäischen Gattungen angehören. — Die territoriale Beschaffenheit der Halbinsel Korea, früher vom Festlande getrennt, gleicht Italien: eine Gebirgskette durchzieht dieselbe der Länge nach und fällt gegen Osten steil zur See ab, während sie nach Westen weite fruchtbare Thäler öffnet. — Japan — das asiatische Grossbritannien — besteht aus vier grösseren und einer Menge kleineren Inseln zwischen dem 31. und 47. Grad n. Br., ist gebirgig und vulkanisch; die ‚Berge haben zum Theil ewigen Schnee und steil abfallende Ströme. Die Küsten werden im Sommer von frischen Seewinden gekühlt, im Winter von den südlichen Strömungen des Oceans gleichsam geheizt; besonders die Ostküste hat ausserordentlich mildes Klima und kurzen Winter, während die Insel Yeso nordische "Temperatur 1!) Etudes entomol. VIII. 159. 2) Kirby zieht die mandschurische Region ebenfalls zur paläarktischen und zeigt nicht übel Lust, auch die nearktische (Nordamerika) damit zu vereinigen. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 29) 25% hat. Wie in China, so ist auch hier jedes Fleckechen Humus bebaut, woraus sich die Armuth an Insekten erklärt. — Ich habe bis jetzt nur zwei Spanner — dem Genus Boarmia angehörig — zu Gesichte bekommen, welche sich durch grosse Spannweite auszeichnen. Butler hat neuerlich deren 60 be- schrieben. Die mandschurische Region zählt fünf eigenthümliche Genera, zwei mit Nordamerika gemeinschaftliche und 72 Arten eigenthümlich }). e. Die nordamerikanische Region. Mittlere Jahrestemperatur zwischen 0° und 20° (Labrador, Florida), die grösste Differenz aller Regionen. Die Isothermen drängen sich hier an der Ostküste Amerikas auf zwei Drittel ihrer Entfernungen an der Westküste zusammen. — Man will Labrador zum arktischen Amerika rechnen; nachdem dasselbe jedoch von 15 Arten neun mit Centraleuropa gemein hat, und mit Grossbritannien, Britisch-Columbia und Sibirien dieselben Breitegrade ein- nimmt, vermag ich obige Ansicht nicht zu theilen. — Die nordamerikanische Region umfasst mir Labrador, Canada, British-Columbia, Newfoundland und die Vereinigten Staaten, mit Ausnahme Californiens und Nevada. „Durch die ganze nordamerikanische Flora“, sagt Dr. Ratzel, „geht ein starker Zug von Aehnlichkeit mit der europäischen und nordasiatischen Pflanzenwelt, während andererseits oft das Fehlen einer unserem Auge unentbehrlichen Pflanzenart, z. B. der Erica, auf Haiden den in der Hauptsache verwandten Typus stört“. Im Norden ist die Uebereimstimmung der Arten mit den europäischen stärker als im Süden 2). Nordamerika theilt sich botanisch in das Waldgebiet, das Steppengebiet und das Californische Küstengebiet?). Hier haben wir es nur mit ersteren beiden zu thun. Das Waldgebiet umfasste ursprünglich den ganzen Continent vom atlantischen Ufer bis zum Mississippi, es bildet jetzt einen Gürtel quer durch den Continent und nimmt die Hälfte der Oberfläche der Vereinigten Staaten ein, während die Steppen zwei Fünftel, die Küsten ein Zehntel in Anspruch nehmen. — Brewer schätzt die Anzahl der Baum- !) Die in Butlers Illustrations enthaltenen sind hierbei ausser Betracht gelassen, da ich sie nicht kenne. 2) Asa Gray, Statistic of the Flora of the Un. St., 1856, IL, 204. 3) Leconte (Smithson. Contr. to knowledge, XI., cap. 6) nimmt diese Abgrenzung auch für die Coleopteren in Anspruch. 258 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 30) und Straucharten auf S00, worunter sich nach Grisebach 50 Nadelholzarten befinden. Am reichsten bewaldet sind die Staaten Maine, Michigan, Wisconsin und Florida. — Der Norden der Vereinigten Staaten hat von 694 Pflanzen- gattungen 353 nicht-europäische, 221 mit Europa gemeinschaftliche und 120 eigenthümliche. Von obigen 353 hat der Osten 101 (28 %,) mit dem gemässigten Asien gemein und 85 (24 %,) mit dem nordwestlichen Amerika. — Im Staate Ohio bildet die Buche Urwälder. Maine ist der Naturpark Neuenglands, strotzt von Nadelbäumen, moosigen Silberbirken, Uferahornen, unter welchen der Boden mit Beeren bedeckt ist; Felsblöcke wechseln mit unzähligen Seen ab!). — In Üolorado ist der Prairie-Charakter auch auf die Berge übertragen. Wenn man sechs Stunden durch eine Schlucht empor- gestiegen ist — etwa 2500 m hoch —, da öffnet sich plötzlich ein "Thal, aus dem bewaldete und grüne Felsenhäupter bis 4000 m hoch emporsteigen, eine Breche in die 'T'heorie brechend, dass die Schneegrenze in gleicher geographischer Breite auch in der gleichen senkrechten Erhebung liegt. Auf der Wasserscheide zwischen atlantischem und stillem Ocean stehen Alpen- pflanzen des Aetnas und Grossglockners neben Cacteen und Agaven! — Die bewaldeten Vorberge der Rocky Mountains — die Black Hills — tragen Fichten, Weiden, Espen, Wachholder wie die Vorberge Europas und daneben die Ceder Kleinasiens. — 19 Pflanzenfamilien hat der Osten der Vereinigten Staaten mit Asien, aber nicht mit Europa gemein, 26 Familien fehlen in Europa, wovon freilich 23 vorzugsweise den südlichen Provinzen angehören und nur 64 Arten umfassen (3 %/,). | Die Prairien- oder Steppenregion erhebt sich von Ost nach West — von 250 m auf 2000 m — und umfasst den Westen von Ohio und Indiana, den Süden von Michigan und Wisconsin, fast ganz Illinois und Jowz und den Norden von Missouri. Zwischen dem 97“ und 100“ Grad gehen sie in die Steppen von Nebraska und Kansas über. Die Prairien führen vorwiegend Gräser und Kräuter, Astern und Sonnenblumen, — Bäume und Gesträuche nur als Oasen. Die Steppen zeigen Haideflora, Compositen, Leguminosen, Artemisien, Chenopodien. Wald kommt hier erst bei 3000 m Höhe vor. Arizona und Utah haben auch förmliche Wüstenstriche, wo 1) Thoreau, Maine Woods, 1872. or Ne) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 31) 2 durchsalzene 'T'honplatten, Steingerölle mit einzelnen Pflänzchen und Sträucher mit grüner Rinde abwechsen. — Dies sind auch die insektenärmsten Staaten Nordamerikas. Gegen Norden schliessen die Fichtenwälder Canadas das Gebiet gegen die arktische baumlose Zone ab. — Während Nordamerika sich mit sibirischer Breite um den Polarkreis lagert, fehlen seinem Sidrande die wärmesammelnden afrikanischen, arabischen, indischen Landmassen, welche in Asien die Wirkungen der grossen nördlichen Ausbreitung paralysiren und die gemässigte Zone im Winter in höherem Grade erwärmen, als sie der Norden erkältet. Daher kommt es, dass in Louisiana und Nordflorida Orangen, Citronen und Oliven häufig erfrieren, und die Temperatur oft bis — 12° sinkt. — Wer zu Fusse von Canada nach Florida reisen und die Städte‘ vermeiden würde, dem erschiene der Uebergang vom Norden zum Siiden ein sehr allmählicher. Die wärmsten Winter sind hier immer noch kälter als die südeuropäischen; das Insektenleben ist hier weder massiger,: noch bedeutend formenreicher, noch prächtiger als im Norden, beziehungsweise in Centraleuropa. Föhrenwald bedeckt den grössten Theil des Landes. Die Ostküsten Nordamerikas und Asiens haben eine gewisse Aehnlichkeit in der Richtung und Ausdehnung der Meeresströmungen, welche sie bespülen. Hier ist der klimatische Unterschied der beiden Welten am geringsten !). Nordehina und Amur haben ein ähnliches Klima wie Canada und Labrador, während die Westküste von Europa und Californien von dieser Aehnlichkeit keine Spur zeigen. Die Steppen, bei 100° w. L. und 600 m Meereshöhe beginnend, entsprechen denen des kaspischen Meeres und der Mongolei, und es hält sich der Schnee auf der ganzen westlichen Hochebene nie lange Zeit. In den Rocky Mountains treffen wir die schärfsten Gegen- sätze, und in Missouri (St. Louis) übersteigt die Sommerhitze (27 0) um 3 9 die mindeste Stufe des tropischen Klimas. Packard (Geom.) zählt — die zweifelhaften Arten Walkers ab- gerechnet — 175 den Nord- und Mittelstaaten, 36 den Südstaaten eigen- thiimliche, 35 den Nord-, Mittel- und Südstaaten gemeinschaftliche, 15 dem ganzen nördlichen Amerika angehörige, 10 mit Californien gemeinschaftliche, — 1) v. Humboldt, Mem. Soc. d’Areueil, 1817, III., 523. 260 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 32) in Summa 271 Arten auf!). — Er sagt: „Die Spanner Nordamerikas, nördlich von Mexiko und Westindien, theilen sich in Bewohner der arktischen und der nördlichen gemässigten Zone, und erstere wieder in die der höheren arktischen Region — Grönland, Nordküste von Labrador, südlich bis zur Isotherme von 32° reichend (4 Arten) und in jene der südlichen arktischen Region zwischen den Isothermen von 32% und 44 °F. (20 Arten), welche eircumpolar verbreitet und fast sämmtlich Nordamerika und Europa gemeinschaftlich sind. Sie gehören zum Theil Canada an und folgen in Colorado und Californien den Isothermen von 44—4S ® mit senkrechter Erhebung bis zu 11000‘ British- Columbia hat gleiche Jahrestemperatur mit New-York, Pennsylvania, Ohio und Alleghanies. — Oestlich der grossen Steppen und nördlich von Mexico (Isothermen von 485—60 °) kommen vor 240 Arten (Le Contes Mittel- und Westprovinz des Atlantischen Bezirks für Coleopteren). Südlich der Isotherme von 60% wurden 72 Arten gefunden (Le Öontes Südprovinz). In der West- provinz, welche British-Columbia, Oregon, California, Nevada, Utah, Colo- rado, Arizona, Kansas umfasst, kommen 121 Arten vor?) Auffallend ist, dass an der Pacificküste ostasiatische Formen fehlen, dagegen europäische auftreten, welche in der Ostprovinz nicht zu finden sind. — Nur zwei Gattungen der nordamerikanischen Region mit je Einer Art haben tropischen Charakter, und kommt die eine davon nur in Texas, demnach dem südlichsten "Theile der Region vor, während sich die andere nördlich bis Maine verirrte. Alle übrigen Gattungen und 234 Arten haben mit den europäischen gemein- samen T'ypus. 53 Gattungen und 32 Arten sind gemeinschaftlich, 100 palä- arktische Gattungen wurden bis jetzt in Nordamerika nicht gefunden. Aus Beilage 4 ist die Vertheilung der Arten innerhalb dieser Region ersichtlich, wobei ich von der Eintheilung Packards ganz absah. Die Südstaaten mit gleicher Anzahl eigenthümlicher und gemeinschaftlicher Arten verhalten sich zu dem Norden etwa wie Amur zu Europa oder Spanien zur Mittel- meerregion. !) Hierzu kommen noch etwa 50 in den letzten Jahren neu beschriebene Arten, so dass sich die Fauna auf etwa 320 Arten erhöht. 2) Im Ganzen zählt Packard 421 ilını bekannte und 142 unsichere Arten, demnach in Summa 563 Arten auf, während die alte Welt deren 956 Arten kennt. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 33) 261 f. Die ealifornische Region. Mittlere Jahrestemperatur zwischen 10° und 18°. Südgrenze dieselbe wie die paläarktische und Mittelmeeregion. Sie umfasst Californien mit Aus- schluss des südlichsten T'heiles der Halbinsel und die Staaten Oregon und Neyada. Die californische Flora, eingedämmt zwischen Hochgebirge, Meer und Wüste, hat so grosse Eigenthümlichkeiten, dass sie eine Sonderstellung erheischte (Grisebach). Gebirge mit Nadelholz wechseln mit Hügeln und Ebenen. Dichtes Unterholz ist hier charakteristisch (11 eigenthümliche Strauch- arten). Laubholz kommt nur sporadisch vor. Mehr als die Hälfte der Pflanzengattungen ist Californien eigenthümlich, und zeigt Aehnlichkeit mit den japanesischen, während bei der Insektenfauna diese Anklänge fehlen. Zwischen der Bergreeion und der Schneelinie liegt die Alpenregion, welche eine grosse Anzahl von Arten mit den Hochgebirgen der alten Welt und der arktischen Zone gemein hat. Die Baumgrenze liegt hier bei 2400 m, im Süden bei 3900 m. Pinus Mughus steigt bis 2800 m empor. — Durch die Flora der Mittelgebirge und Vorberge geht ein Zug der Aehnlichkeit mit unserer Mittelmeerflora, nicht so in der Gemeinschaft der Arten, als in übereinstimmenden Vegetationsformen. Californien hat acht Gattungen und 62 Arten Spanner eigenthümlich, zwei mit Europa gemeinsam, zehn nordameri- kanische (hiervon acht mit British-Columbia), demnach 74 Arten, während Dr. Behr in San Franeisco 78 Arten nachwies. — Vergleichen wir nun diese sechs Regionen mit den Pflanzenreichen, so finden wir, dass die arktische Region mit dem arkt. Reich, die mandschurische mit Kämpfers Reich, die californische mit Parrys Reich congruent sind, die paläarktische im grossen Ganzen dem Reich Linnes entspricht und nur von Boissiers Reich Südrussland, Kirgisien, Turkestan und Tibet geborgt hat, die mittelländische Region zum Reiche De Candolles das Innere Kleinasiens und Persien von Boissier annectirt, die nordamerikanische Region die Reiche von Michaux, Engelmann und Pursh in sich vereinigt. Wir stehen also in der Hauptsache auf dem für Schmetterlinge einflussreichen botanischen Boden, und erhält hierdurch die versuchte Eintheilung theilweise ihre Sanction. — Es erübrigt uns nur noch, über die Eintheilung Europas behufs Angabe der Wohnorte der Arten ein Paar Worte beizufügen. — Es ist im höchsten Nova Acta XLIX. Nr. 4. 34 262 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 34) Grade bedauerlich, wenn ein Gelehrter, wie Dr. Staudinger, welchem durch seinen ausgebreiteten Handel wie durch die Reisen seiner Missionäre die eingehendste Kenntniss der geographischen Verbreitung jedes Schmetterlings zufliesst, in dem Kataloge hierüber so vage und unverständliche Angaben macht, wie dies bezüglich vieler Spannerarten geschehen ist. Während die kleinasiatischen Provinzen und die Fundorte Ostasiens stets sorgfältig angegeben sind, setzt Dr. Staudinger bei Nr. 2170. 2220. 2756. 2805. Eur. m. exe. Ross. or. 2078. 2163. Eur. c. exc. Angl. 2164. 2595. Eur. c. exe. Ross. or. 2212. 2636. Eur. c..et m. exc. Angl. 2311. 2319. Eur. c. exe. Inw." Betr. et Ural. 2597. 2511. 2594. Pur. c. exe. Liv. 2922229, Dur ec. exc. Gal. 2186. Eur. ce. et m, exc. Belg. u. a. m, Was soll man sich unter einem Centraleuropa, dem Ostrussland, England, Livland, Belgien und Frankreich angehören, eigentlich vorstellen ?? Eine desfallsige Anfrage an den Verfasser des Kataloges blieb ohne he- friedigende Antwort; ich war deshalb gezwungen, eine Eintheilung unseres Welttheiles nach einfachen geographischen Begriffen zu construiren. Mein Nordeuropa hat den 55. Grad n. Br. als Südgrenze und umfasst Skandinavien, Island, Dänemark, Schottland, Finnland, Livland, Nordrussland. — Mein Westeuropa liegt zwischen dem 25. und 7. Grad 6. L. und dem 55. und 42. Grad n. Br.; es umfasst Belgien, Niederlande, England, Irland, Frankreich und die spanische Nordküste. — Mein Centraleuropa liegt zwischen dem 42. und 55. Grad n. Br. und dem 26. und 45. Grad ö. L.; es umfasst Deutschland, Oesterreich - Ungarn, Schweiz, Piemont, Oberitalien, die Donau- fürstenthümer und Russisch-Polen. — Mein Osteuropa endlich liegt zwischen dem 55. und 47. Grad n. Br. und dem 45. und 80. Grad ö. L.; es umfasst nur Central- und Ostrussland. — Mein Südeuropa aber liegt zwischen dem 42. und 35. Grad n. Br. und dem 7. und 67. Grad ö. L. Ihm gehören an: Spanien, Portugal, Central- und Süditalien mit seinen Inseln, Griechenland, die Türkei, die Südküste von Russland und der Kaukasus. Die südwest- asiatischen Landstriche (Syrien, Lydien, Cilicien, Armenien, Pontus, Bithynien) bezeichne ich kurzweg mit Kleinasien und verweise für Ausscheidung der Localfaunen auf Dr. Staudingers vortreffliches Werk. — In Tabelle I findet sich die Vertheilung der Arten innerhalb der paläarktischen Region dargelegt. (Beilage 2.) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 35) 263 Innerhalb der Grenzen der Vorbedingungen für die Existenz der Arten fanden ostwestliche, nordsüdliche und südnördliche Wanderungen statt. „Da jedes Thier‘“, sagt Wallace, „in 40 Jahren den Continent mit seiner Nachkommenschaft ausfüllen würde, so müssen die T'hiere wandern “. Es würde zu weit führen, hier aus der reichen Litteratur über Insekten- wanderungen alles Einschlägige zu wiederholen und können wir uns um so kürzer fassen, als Massenzüge von Geometriden bis jetzt nicht beobachtet wurden, und solche auch bei der Zartheit dieser T’hiere nicht wahrscheinlich sind. Dagegen liegen über Wanderzüge von Pieriden, Vanessen, Plusien, Dipteren, Neuropteren, Orthopteren vielfältige Beobachtungen vor. Dr. A. W. Malm unterscheidet A. einen beständigen Zug, welcher in dem Zurück- weichen des Eises nach dem Nordpole seine Ursache finde und in Europa eine nordwestliche Ausbreitung der Lebewesen gestatte; B. periodische und C. zufällige Züge, welche durch Futtermangel und Selbsterhaltungstrieb veranlasst, und deren Richtung durch das Vorfinden der Lebensbedingungen regulirt werde. — Die Wanderung der Geometriden dürfte unter lit. A. fallen und ruckweise von Land zu Land stattfinden. — Weltmeere und für gewisse Arten auch hohe Gebirgsketten, Wüsten, Ströme bilden je nach der Wander- fähigkeit der Individuen in geringerem oder höherem Grade Hindernisse weiterer Verbreitung. Zwischen Nordeuropa und Nordasien, Südeuropa und Kleinasien bestehen keine solche Barrieren; ebenso können die Alpenpässe von den nördlichen, das mittelländische Meer von den afrikanischen Arten ohne Schwierigkeit überschritten werden. — Von den Thesen Hofmanns!) kann ich nur folgende drei acceptiren: 1. die kleinasiatische Fauna breitete sich über ganz Europa aus; 2. Windströmungen waren das Hauptvehikel der Verbreitung; Meeresarme und hohe Gebirgskämme hemmten einen Theil der Arten; 3. je weiter eine Art von ihrer Heimath auswandert, um so mehr ist sie abändernden Einflüssen ausgesetzt. Dagegen bin ich entschieden nicht der Ansicht, dass während der kältesten Periode der Eiszeit Mitteleuropa gar keine Fauna mehr besass, und 2) Isoporien. 34* 264 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 36) dass wir in der Mittelmeerfauna die Reste der vor der Eiszeit weiter nördlich heimisch gewesenen Arten zu sehen haben !). Ebenso lässt sich Hofmanns Behauptung, dass die Anzahl der Arten von Ost-Nord-Ost nach Süd-Süd-West abnehme, auf die Geometriden nicht anwenden, bei denen das gerade Gegentheil der Fall ist. Spanien hat am meisten eigenthümliche Spannerarten unter den Mittelmeerländern, von deren 194 Arten Andalusien allein 60, Süd- frankreich nur 56, Centraleuropa 48, Osteuropa 12, Sibirien 10 besitzt. Ebenso gestaltet sich das Verhältniss in gerader Richtung nach Osten: Korsika hat 40, Griechenland 29, Bithynien 25, Syrien 22, übriges Kleinasien 17, Persien 15 eigenthümliche Arten. Sehen wir nun, von welchen Üentren Asiens und Afrikas die Auswanderung geschehen sein mag. Von 943 Spannerarten kommen 427 nur in Europa, 309 in Europa und Asien?), 178 nur in Asien, 7 in Europa und Nordafrika, 10 in Europa, Asien und Afrika, 5 nur in Nordafrika vor. — Von obigen 309 Arten leben 113 in Kleinasien, 8 in Sibirien, 22 am Altai, in ganz Asien 92. — Von den nur in Asien vorkommenden 178 Arten fallen auf Sibirien 10, Persien 20, Altai 11, Kleinasien 27. Im Ganzen hat Kleinasien 245 Arten, Altai ]I14, die übrigen Landstriche je 50—60 Arten. (Bei- lage 5.) Wir sehen hieraus, dass Kleinasien und der Altai sowohl die an sich fruchtbarsten Gebiete, als auch eben deshalb an der Mittheilung von Auswanderern nach Europa am hervorragendsten betheiligt sind. Ich betrachte sie deshalb als die Hauptcentren der asiatischen Emwanderung). Diese An- "nahme findet auch für die Noctuen Geltung, von denen Speyer sagt, dass am Altai unter 238 nur 56, m Amasia von 107 nur 30 Arten der mittel- europäischen Fauna fehlende vorkommen. — Die Territorialbeschaffenheit Central-Asiens haben wir weiter oben (p. 252) bereits berührt. Westlich schliesst sich daran das Plateau von Iran, dann jenes von Kleinasien und Armenien, nördlich mit dem Kaukasus, südlich mit Syrien 1) C£. p. 240 (12). 2) Exelus. d. mandschurischen Region. 3) Sollte die Thatsache, dass nach Wild (Peterm. geogr. Mitth. 27, 1881, p. 284) die Isothermen an den Ostküsten des schwarzen und kaspischen Meeres und am Altai nördlicher teigen, hiermit nicht im Zusammenhange stehen? or Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 3%) 26 und Palästina verbunden, von wo sich die Verbindung: mit Nordafrika herstellt. Centralasien und das westliche Hochland sind aber durch den 60 Meilen breiten Rücken des Hindukush verbunden, zu dessen beiden Seiten die Tiefländer von Indien und Turan abfallen. Hier entspringen Indus und Ganges, Syr und Amu, hier ‘erreichen die botanischen und klimatischen Contraste ihren Gipfel, von hier aus — sagt Ritter — konnte sich das Schauspiel der Menschengeschichte am besten entwickeln! — Vom Hindukush geht eine Heerstrasse durch Hyreinien nach Kleinasien, eine zweite längs des Altai nach Sibirien, eine dritte durch Turan zum Ural. — Im südlichen Altai leben Elen und Tiger, Rennthier und Panther beisammen, — hier begegnen sich die tropischen Formen Indiens und die nordischen Sibiriens und beide konnten gemeinschaftlich von hier aus die Wanderung nach Westen beginnen. Hier schlossen sich dann, den Bergrücken des Aldan, Jablonoi und Stanovoi folgend, die Thiere des äussersten Nordostens der Karavane an, um allmählich bis an die westeuropäische Küste vorzudringen. Hätte ihnen nicht der Ocean gebieterisch Halt gerufen, sie würden in ungemessenen Zeitperioden die Reise um die Welt gemacht haben! (Taf. 3.) = Die paläarktische Fauna Europas und Asiens mischte sich aus Ureinwohnern beider Welttheile und den vom Altai über den Hindukush und Kleinasien, sowie den über T'uran nach dem Ural vordringenden Auswanderern. — Nur wenige Marodeure blieben am Ural und in Osteuropa zurück, während das Gros der Armee sich über _Central-, Nord- und Westeuropa zerstreute. Die Mittelmeerfauna erhielt aber ihren Zuwachs an Centralasiaten auf der zweiten Karawanenstrasse über Hyrkanien und Kleinasien, in welchen Gebieten sich Perser und in grosser Anzahl Syrier, Armenier, Bi- thynier etc. dem Zuge anschlossen, um sich zunächst über Südeuropa und von da über den Norden und Westen zu verbreiten). In der beigegebenen !) Die kleinasiatische Einwanderung ist jünger als die centralasiatische, Palästina, Syrien, Kleinasien waren noch vor 3000 Jahren fruchtbar und von üppiger Vegetation, während Centraleuropa damals noch von Wäldern strotzte und Spanien noch keine feurigen Weine zog. (Schmick a. a. 0.) 266 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 38) Wanderkarte habe ich dies zu veranschaulichen gesucht. Zehn dieser Arten setzten sogar nach Nordafrika über, während dieses sieben Auswanderer nach Europa abgab. Die Heimath derselben ist der westliche Theil der Nordküste, das Gebiet des Atlas, — die Wanderstrasse ging über Gibraltar einerseits nach Westeuropa (vier Arten), und über Sieilien anderseits nach Corsika und Sardinien, sowie nach Süd- und Centraleuropa (sechs Arten). — Die Mittelmeerfauna setzt sich zusammen aus der südlich gedrängten oder in ihren Sitzen verbliebenen Urfauna, den asiatischen und nordafrikanischen Einwanderern im Verhältniss von 59:41. — Die Reste der nordpolaren Urfauna bevölkerten allmählich in senk- rechter Wanderung alle Gebirge wieder. Speyer hat a. a. O. die Grenzen der Erhebungsregionen von 1500 zu 1500‘ gezogen, sowie den Bergfaltern einen Verbreitungsdurchmesser von 3000 bis 5000‘ zugesprochen. Hooker u. A.!) fanden auf dem grossen Atlas die Höhe von 1500 Meter als die wichtigste Scheidegrenze, was einer Höhe von 5140‘ entspricht; die Flora würde hiernach mit der Fauna differiren. Frey?) hat von 163 Spannerarten Erhebungsdaten gesammelt und zählt in der Bergregion (bis 4500‘) 38 Arten, in der subalpinen R. (bis 6000 ‘) 7% Arten; in der alpinen R. bis 7000 ‘ 14 Arten, bis 7500‘ 3 Arten, bis S000 ‘ 5 Arten, bis 8500‘ 2 Arten, bis 9000 ‘ Eine, bis 10000 Eine Art. Wir sehen also die Menge der Arten von der Bergregion zur subalpinen sich verdoppeln und von da an aufwärts rasch abnehmen. Die subalpine Region ist in der T’'hat überall die reich- haltigste, insbesondere an Cidarien und Gmophiden. Psodos und Dasydia reichen am höchsten empor. Ziehen wir nun Vergleiche zwischen der Schweizer Bergfauna und jener der österreichischen Alpen 3), der Pyrenäen, der skandinavischen Gebirge, des Ural und Altai, so ergiebt sich annähernd Folgendes: die Schweiz hat gemeinschaftlich mit Oesterreich 7, mit den Pyrenäen 3, mit Lappland 12, mit dem Ural 7, mit dem Altai 6 Bergarten. Arm ist sie an eigenthümlichen 1) Peterm. geogr. Mitth. 1882. 2, Die Lepidopteren der Schweiz. 1880. 3) Beilage 1. Bemerkenswerth ist, dass J. Weiler (Programm d. k. k. Oberrealschule 1876/77) für die Waldgebirgregion (3000—6000 ‘) um Innsbruck genau soviel (115) Spanner aufzählt wie Frey für dieselbe Region der Schweiz! — Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 39) 267 Arten, wogegen die Alpen 21, die Pyrenäen 4, Lappland 17, Ural 25 und Altai 11 Arten besitzen. — Aus diesen Zahlen lässt sich mit einiger Wahr- schemlichkeit schliessen, dass ein grosser Theil der nach Süden vorgedrungenen Nordpolarfauna später wieder bis Lappland zurückkehrte, während sich die am Ural und Altai angesiedelten Arten in Folge klimatischer Einflüsse grössten- theils veränderten, und die Pyrenäen ihre eigenthümlichen Arten vom Siiden her erhielten. Nur zwei Arten haben alle vier Endpunkte der paläarktischen Region gemeinschaftlich. — In wie weit die geognostische Formation der Gebirge eine An- siedelung von Arten begünstigt oder verhindert, dürfte noch eine offene Frage sein; Speyer sagt: „Eine Beziehung der geognostischen Formation als solcher zum Vorkommen der Schmetterlinge haben wir nirgends erkennen können“, giebt aber selbst an, dass Corydon in der Schweiz auf der Molasseformation sparsam, in unsäglicher Menge dagegen in der Kalkformation vorkomme und dass L. Alcon trockene Bergabhänge der Kalk- und Molasse- formation liebe, sowie dass es caleophile Falter gebe. — Meine eigenen Erfahrungen geben hierüber auch keinen stichhaltigen Aufschluss, weil die von mir erforschten Gebirgspunkte verschiedener geognostischer Formation zu- gleich verschiedenen Regionen senkrechter Erhebung angehören, demnach nicht verglichen werden können. Nachdem aber die Flora sich eng an die Bodenbeschaffenheit anschmiegt, so wird man nicht fehlgreifen, auch jene Schmetterlinge, welche als abhängig von bestimmten Pflanzen bekannt sind, mit der geognostischen Formation in Beziehung zu bringen. 268 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 40) ® $ 2. Veränderungen der Urfauna, Arten, klimatische und Localvarietäten; Aberrationen. Aus den wenigen fossilen Ueberresten der Urfauna wissen wir !), dass die Familien und selbst Gattungen der Schmetterlinge sich bis heute ohne wesentliche Veränderung ihres Typus erhalten haben. Anders steht es bei den Arten. Es ist nicht denkbar, dass der nordpolare Continent bereits die Menge unserer heutigen Arten beherbergte und diese in den mannichfaltigen Phasen ihrer respeetiven Acclimatisation sich unverändert erhalten habe, nachdem sich unter unseren Augen in Folge localer Einflüsse Varietäten und Aberrationen bilden; nachdem Dorfmeisters Experimente den Einfluss der Temperatur auf die Färbung und Zeichnung der Schmetterlinge nachgewiesen haben ?2); nachdem Stahl neuerlich fand, dass zwischen den im Lichte und den im Schatten entwickelten Blättern derselben Pflanze erhebliche innere Verschiedenheiten bestehen ?); nachdem Darwins welterschütternde Descendenz- theorie neue — freilich auch heftig angefeindete*) Gesichtspunkte aufgestelit hat. — Die Arten der Ostküste von Nordamerika werden an der Westküste grösser und meist heller gefärbt, weil das wärmere und fruchtbare Klima Californiens ihr Wachsthum befördert und ihre Farben bleicht5). Die Bo- armien Japans sind fast doppelt so gross als die europäischen, die Vanessen und Argynnien viel breitflügeliger 6); Urapteryc Sambucaria wird in Persien weiss, Oroc. elinguaria, Cid. elutata, rubidata, testata, populata, suffumata in England dunkeler, je nördlicher sie empordringen, während Bup. piniarius 1) Heer, die Miocänschichten von Oehningen. Sie enthalten mehr als 1300 Arten, wovon nur einige exotischen Charakter an sich tragen, alle übrigen aber zu jetzt lebenden europäischen Gattungen gehören. (Wallace, Cap. V.) 2, Mittheilungen d. naturw. Ver. f. Steiermark, 1864, I. 3) Radlkofer, Festrede d. k. Akad. z. München, 1883. 4) Of. Joh. Schilde, Rössler u. a. 5) Packard, Einleitung a. a. O. 6) Wollaston: On the variations of Species, London 1856. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 4) 269 und (id. corylata sich bleichen. Amph. betwlarius wird in England stellenweise ganz schwarz. — Allein in vielen Fällen ist es schwer zu entscheiden, welche Form die Stammart, welche eine Varietät derselben darstellt, besonders wenn beide Formen gleichzeitig und an gleichen Orten leben. Als unverändert gebliebene Stammarten dürfen mit Sicherheit nur jene Arten betrachtet werden, welche überall, wo wir sie treffen, gleiche Merkmale an sich tragen, z. B. die ceireumpolaren Cidarien. — Sobald eine Varietät — d.h. eine in unter- seordneten zur Unterscheidung der Arten nicht hinreichenden Merkmalen abweichende, aber in erösserer Individuenzahl auf- tretende Form sich herausgebildet hat, bleiben die folgenden Generationen dieser Race unter der Herrschaft der nämlichen Existenzbedingungen und mit derselben Regelmässigkeit, wie z. B. die verschiedenen Löwenracen der neuen veränderten Form treu, oder sie kehren mit Reduction der Ursachen allmählich zur Stammform zurück. — Bestehen diese Ursachen in klimatischen oder botanischen Eigenthümlichkeiten einer bestimmten Gegend, so bilden ‚sich Localvarietäten; bestehen sie in veränderten Einflüssen der Witterung und Wärmegrade auf die zweite oder dritte Generation, so entstehen Zeit- varietäten!); verändern sich die Arten in Folge längerer Winterruhe, anderer Kost bei senkrechter Erhebung, so erhalten wir Höhenvarietäten. Nach Speyers Untersuchungen an den Setina- Arten wird mit der senkrechten Er- hebung 1. der Umfang geringer; 2. die Bekleidung des Körpers rauher, zottiger; 3. die Schuppenbekleidung der Flügel dünner; 4. das Rothgelb bleicher, das Schwarz ausgebreiteter; 5. die Winkel abgerundeter. — Schon Nägeli?) lehrte uns, dass das Variiren der Arten nur nach ganz be- stimmten Riehtungen hin stattfinde, welche durch die chemische und physikalische Zusammensetzung des Organismus bedingt sind. — Abweichungen von der Stammform, — gleichviel ob in spe- eifischen oder untergeordneten Merkmalen, — welche nur an einzelnen Individuen sporadisch vorkommen, sich nicht ver- erben, zuweilen aber, wie die Varietäten, an bestimmte Orte gebunden sein können, heissen Aberrationen. ) Dr. Staud. Stett. ent. Ztg., 1862, p. 341. 2, Entstehung und Begriff der naturhistorischen Art, 1865. Nova Acta XLIX. Ni. 4. 35 86) Ex = C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 42) Es ist verwerflich, auf Ein Exemplar, das Aehnlichkeit mit einer hekannten Species zeigt, eme neue Species zu gründen, weil die Gefahr zu nahe liegt, dass wir es mit einer Aberratio zu thun haben. Aber- rationen können keinen eigenen Namen beanspruchen!). Staud. Katalog lässt es unzählige Male unentschieden, ob eine unter eigenem Namen aufgeführte Form Varietät oder Aberratio sei; wenn wir aber anerkennen, dass eine abweichende Form so lange aberratio bleibt, bis deren Vorkommen in constanter Weise und grösserer Individuenzahl nachgewiesen ist, so kann ein Zweifel in dieser Hinsicht nicht mehr Platz greifen. Wenn irgend Jemand dazu berufen erscheint, Art, Varietät und Aberratio strenge auszuscheiden, so ist es Dr. Staudinger, welchem sowohl eine ausgebreitete Kenntniss der Localfaunen, als auch ein mehr als ausreichendes Material zu Gebote stehen. — Nachdem wir die Begriffe von Varietät und Aberratio festgestellt haben, gehen wir zum schwierigsten Problem —- zur Abgrenzung der guten Art über. — Linne, welcher noch an deren Unveränderlichkeit glaubte 2), ersetzte zuerst die früheren Beschreibungen durch Species-Namen. Lamark, Darwins Vorläufer, definirte die Art als-eine Gesellschaft unter sich gleicher Individuen, welche gleiche Wesen erzeugen, so lange die Verhältnisse, in denen sie leben, nicht hinreichende Aenderungen erleiden, um Sitten, Charakter und Formen der Art zu modifieiren. — Es ist nun an sich gleichgültig, ob man die Art als unendlich variabel oder unendlich constant betrachtet, denn positive Beweise liegen weder für das Eine noch das Andere vor, weshalb Geoffroy die goldene Mitte einschlug und eine facultative Veränderlichkeit annahm. — Mit Darwins unendlicher Variabilität und Cuviers fortschreitender Entwickelung treiben wir unaufhaltsam der Absurdität t) A. Puton (Ann. de la Soc. Ent. de France, 1880, p. 40) sagt: „Je trouverais presque ridicule, de donner des noms aux simples variations peu importantes et peu stabiles, que l’on observe dans beaucoup d’especes. Il faut en cela, comme en toutes choses, savoir user de son bon sens, et je me trouye en bonne compagnie sur ce point avec Heer, Erichson, Mulsant, Rey, Fieber, Reuter, Sahlberg ete. 2) Sichel (Mem. d. 1. Soc. R. Sc. de Liege, III., 3) hält sie heute noch aufrecht, wozu Angesichts des herrschenden Darwinismus ein gewisser persönlicher Muth gehört. Be- quemer mag es für Viele sein, sich als Schleppträger ihres Abgotts in dessen Strahlen zu sonnen, als durch eigenes Urtheil die Kritik herauszufordern. — Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 43) 271 zu, den homo sapiens vom Infusorium abzuleiten. Ueber den Grundplan der Schöpfung !), wie er sich wohlgegliedert vor uns aufrollt, dürfen wir nicht hinausgreifen und nicht übersehen, dass 300 Nepticula-Arten aller Welttheile während eines ungemessenen Zeitraumes ihre chrarakteristische Form conservirt haben 2), — dass die nächstverwandten Arten seit Centennien neben einander leben, ohne eines ihrer specifischen, ‘oft schwachen Merkmale zu verlieren, — ohne Uebergänge nach vor- und rückwärts abzusondern. Der Artunterschied erscheint uns demnach als etwas Reelles, in der Natur begründetes, je nach Umständen unendlich constantes oder veränderliches. Es muss der Zukunft vorbehalten bleiben, Beweise für oder gegen den Darwinismus beizuschaffen, und wenn Girard3) ausruft: „Il est triste, d’avouer son ignorance, mais il est preferable d’exposer les faits pour et contre, que de risquer des conclusions prematurees“, so kann ich ihm hierin nur beistimmen. Vorerst dürfte es noch Jedermann gestattet sein, etwas nicht Bewiesenes anzuzweifeln. — Was die Aufstellung neuer Arten betrifft, so wurde hierin besonders in der Neuzeit viel gesündigt, so dass, wie Häckel) sagt, viele Tausende von 'T'hier- und Pflanzenformen benannt worden sind, ohne dass die Autoren die Berechtigung dieser sogenannten guten Arten logisch zu begründen vermochten. — Robin (1860) und 'Trouessart (1579) klagen hierüber: „Chacun se croit en mesure de decrire une espece nouvelle, non seulement, sans avoir sous les yeux les termes de comparaison necessaires, mais encore sans sinquieter de suivre une regle ou une methode queleonque. — Il en resulte, que lorsqu’on veut tirer parti de ces deseriptions pour un travail de revision et d’ensemble, il est presque impossible de les identifier avec les objets, auxquels elles se rap- Poren) Nur zu oft habe ich bei vorliegender Arbeit diesen Uebelstand zu fühlen bekommen! Walker that hierin das Unglaubliche, und selbst der illustre Dr.- Herrich-Schäfter befliss sich meist einer Kürze in seinen Be- 1) Anthropogenie, 1374. 2) A. Dohrn (Stett. ent. Ztg., 1865) erklärt das Märchen vom Schöpfungsplan für abgethan! — 3) Joh. Schilde a. a. O. *) Ann. de la Soc. Ent. de France, 1867, p. 323. 5) Le Naturaliste, 1879, N. 8. 212 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 44) schreibungen, welche der Feststellung seiner Arten nichts weniger als förderlich war. So charakterisirt er z. B. seine Aeidalia Longaria (Bd. VI, p. 66) wie folgt: „Sie unterscheidet sich von Incanaria durch viel länger gestreckte Vorderflügel, die Exemplare sind aber zur Artbeschreibung und Abbildung zu schlecht!‘ (Aber doch Longaria mihi!) Oder, p. 139: Cidaria Lugdimaria m. „Der Rivularia nahe, doch sicher verschieden!“ — Solche Arten mögen eine Bereicherung des Katalogs, aber nicht der Wissenschaft bilden und sind wieder bei Seite zu räumen. Darum das Ohaos von Syno- nymen, aus dem uns Dr. Staudinger als Apostel der Priorität glücklich frei gemacht hat, freilich — wie ich mich beim Studium der Synonymen über- zeugte bisweilen auf Kosten der Autorrechte. - Nicht immer konnte ich die Identität der zusammengezogenen Arten anerkennen und glaubte in solchen Fällen eine restitutio ad integrum am Platze! — Als Artmerkmale erkenne ich an: Geschlechtsunterschiede, Biologie, Länge und Schopfbekleidung des Körpers, Richtung und Beschaffenheit der @uerlinien, der Doppelstreifen, der Wellenlinie; Färbung und Zeichnung der Unterseite; Bestäubung und Glanz der Flügeloberfläche, Grübchen oder Haarpinselbekleidung derselben; Zustand der Franzen und Fühler. Dagegen begründen mir Abweichungen in der Grösse, Färbung des Körpers und der Oberseite der Flügel, Fehlen eines T'heiles der Zeichnung oder Undeutlichkeit derselben; Färbung der Raupen und Puppen; stärkere Behaarung des Körpers — lediglich eine Varietät oder Aberratio. Ebenso ist mir eine Form niemals deshalb eine neue Art, weil sie an einem anderen Fundorte — gleichviel in welchem Welttheile — entdeckt worden ist. — England, das Land der Varietäten, hat sich lange Zeit gesträubt, eine euro- päische Fauna zu besitzen, und stellte für seine Varietäten eigene Namen auf. Das Höchste leistete Walker, welcher jedes Exemplar im brit. Museum, das sich von dem darüber steckenden in irgend einer Klemigkeit unterschied, mit neuem Namen beschenkte!), so dass Packard in seinem Werke nordamerika- nische Arten Walk. mit ® (sage neun!) Synonymen desselben Autors auf- fo} führen kann! — 2) Ueber Walkers Diagnosen und Systematik spricht H.-Sch., Corr.-Blatt, 1860, p- 69, 79 ein geradezu vernichtendes Urtheil aus. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 45) 0) -: So Was die Raupenunterschiede betrifft, so darf man sich davon aller- dings nicht zu viel versprechen, denn es giebt, wie Dr. Staudinger !) be- stätigt, gute Arten, deren Raupen sich zum Verwechseln ähnlich sehen, und andere, deren Raupe so verschieden gefärbt und gezeichnet ist, dass wir zwei verschiedene Arten darunter vermuthen. Aber die Gestalt der Raupe, ihre Oberfläche, ihre Verwandlung, Lebenszeit, Nahrung giebt immerhin Anhaltspunkte zur Unterscheidung gewisser Arten?2).. — Mit Dr. Staudingers Grundsatz), eine Form, welche mit der ihr verwandten an demselben Orte, zu derselben Zeit und in Menge gefangen wurde, unbedingt als eigene Art anzuerkennen, kann ich mich nur in dem Falle einverstanden erklären, wenn die Unterschiede der beiden Formen zu den oben als Art- merkmale aufgezählten gehören: andernfalls müssten z. B. Arg. Eris und Oleodoxa im Mangfallgebiete gute Arten werden. — Es entspricht ferner der gesunden Logik, bei jenen Arten, welche wir mit Sicherheit als Einwanderer aus Asien oder Afrika betrachten dürfen, und welche in verschiedenen Ab- änderungen vorkommen, jene Form als die Stammart zu wählen, welche in der muthmaasslichen Heimath der Art lebt. Ich musste daher hie und da einen Umtausch von Art und Varietät des Katalogs vornehmen, sowie ich auf Grund der Artmerkmale einige Varietäten zu Arten erhob, einige Arten zu Varietäten degradirte. — 1) Berliner ent. Zeitschr., 1870, p. 103. Stett. ent. Ztg., 1862, p. 341. 2) „Ein auf die Larven gegründetes Schmetterlingssystem “, sagt Weismann, „‚ würde weit verschieden sein von einem auf die Falter begründeten. Bei Varietät und Art sind diese Incongruenzen häufiger, bei der Gattung seltener (?). Sie lassen sich durch eine phyletische Lebenskraft nicht erklären“. (z. Descend. Theorie.) 3) Stett. ent. Ztg., 1862, p. 341 et ff. 186) 2 H C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 46) $ 3. Gattung; Sippe; Familie: System. Eine Vereinigung von Arten, welche in einer geringeren oder grösseren Anzahl von Merkmalen unter einander überein- stimmen, nenne ich Gattung, Genus. Umfasst eine Gattung so viele Arten, dass im Interesse der Klarheit eine Zergliederung derselben nöthig erscheint, so entstehen Sippen, Sub- genera, welche dann ein oder mehrere von den Gattungsmerk- malen als Eigenthümlichkeit ihrer Arten besitzen und besondere Untergattungsnamen führen können. Die Summe der Gattungen, welche gleichen Habitus be- sitzen, bildet die Familie; die Einreihung der Arten in Genera und Subgenera, die Stellung der Genera in der Familie, die gegen- seitigen Beziehungen der Familien zu einander hat die Systematik zu ergründen und festzustellen. Die Familie Geometra ist in der Mehrzahl ihrer Gattungen eine natürliche, d.h. auf den allgemeinen Habitus begründete; desto schwieriger sind aber ihre Grenzen zu umschreiben, denn es wollte sich bis heute noch kein Merkmal finden, das sie von den Familien Bombyx und Noctua scharf trennt !). — Unser grösster deutscher Systematiker Herrich-Schäfter bekennt, lediglich den Raupenstand als Unterscheidungsmerkmal anführen zu können. Allein wir wissen, dass auch das Hauptmerkmal der Spannerraupe — der Mangel der ersten drei Paar Bauchfüsse — nicht ohne Ausnahme ist, dass es vielmehr gute Spanner mit zwei und drei Paar Bauchfüssen, dagegen auch gute Eulen mit nur zwei und drei Paar Bauchfüssen giebt?2). Und wer 1) Dr. Jaeger weiss zwar eine Schmetterlingssammlung von einer Käfersammlung durch den Geruch zu unterscheiden, und kennt Individual-, Varietäten-, Race- und Species-, dann Gattungs-, Familien-, Ordnungs- und Klassengerüche, hat sich aber leider bis jetzt über den Familiengeruch der Geometriden noch nicht ausgesprochen. Damit wäre uns freilich schnell geholfen! — 2) Ist es so absolut sicher, dass Zerieyma, Aventia, Boletobia wirklich Eulen sind?? ist Zuphanessa, welche Pack. neben die Zithoside Nudaria setzt, eine Lithoside, obwohl sie eine echte Spannerraupe hat?! [&0) 1 L Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. #1) will dafür garantiren, dass sich nicht unter den Eulen oder Spinnern mit 16fiissigen Raupen noch Spanner (s. v. v.) befinden? — wer kann darauf schwören, dass Zigia, Pachyenemia, Eusarca u. A. nicht Eulen, Amphidasis, Apocheima, Crocallis nicht Spinner, Sterrha, Lythria nicht Zünsler — trotz des Mangels der vorderen Bauchfüsse sind? Steht doch Timia Mar- garita heute noch unter den Spannern, obwohl Milliere (Livr. 10, p. 409) !) nachwies, dass die Raupe 16füssig und zünslerähnlich gestaltet ist! Borkhausen (1794, Bd. V) sagt: „Bei dem Mangel an bündigen Kennzeichen müssen wir uns blos mit dem Habitus begnügen, aus welchem auch ein noch wenig geübter Schmetterlingssammler schon erkennen wird, was eine Spannerphaläne ist. Gewissere und festere Kennzeichen unter- scheiden die Raupen dieser Gattung“. Linn& führt acht Bombyeiden als Spanner auf. — Herrich-Schäffers Spannermerkmale passen auch auf die Drepanuliden, Notodontiden und Lithosiden 2). Lederer umgeht diese heikle Frage mit Stillschweigen. Guenee beschränkt sich darauf, zu constatiren, dass die Spanner eine so abgeschlossene Familie (?) sind, dass es Niemand je einfallen wird, sie spalten zu wollen, noch je zu befürchten ist, dass sie verkannt werde. Seine übrige Charakteristik passt nicht einmal auf ganze Gattungen, geschweige denn auf die Familie. — Packard fühlt die Unzu- länglichkeit der bisher aufgestellten Merkmale der Familie und sucht nach neuen auf anatomischem Wege. Er will gefunden haben, dass sich die Structur des Thorax der Spanner von jener aller übrigen Familien unter- scheide, dagegen die Ocellen, deren Mangel H.-Schäffer als Spannermerkmal anführt, bei verschiedenen Arten desselben Spanner-Genus vorhanden sind oder fehlen, nur seien sie kleiner als jene der Noctuiden und ständen den ı) Die Stelle lautet: M. Dardoin de Marseille, lEpidopteriste serieux et digne de foi m’a adresse par la poste le 25 mai de l’annde derniere une ponte de la Margarite, obtenue d’une femelle prise au vol par lui-md@me. Cette petite chenille a seize pattes, la tete est cordiforme, un peu aplatie, d’un noir de jais et luisante. Cette partie de Vinsecte me porterait & eroire, qu’elle appartient plutöt aux Pyralides........ 2) Eine Untersuchung der Schuppen der Lithosiden ergiebt eine überraschende Uebereinstimmung der Formen, welche — soweit mir bekannt — bei den Spannern nur in den Gattungen Orthostizis und Cidaria vorkommen. Es wäre daher nicht unmöglich, dass zur Scheidung der Lithosiden und Geometr. die Schuppen verwendbar sind. Deiopeja eribraria unterscheidet sich nur durch die Flügelform von einer Abrawas oder Rhyparia. 276 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 48) echten Augen sehr nahe, in der Regel auf dem Hinterrand des Epieraniums. Packard zählt 23 echte Spanner auf, welche die Ocellen besitzen, darunter sechs europäische. Er sagt ferner: „Durch schmaleres Oceiput und Epieranium, längeren und breiteren Ulypeus im Vergleiche zu den genannten beiden Theilen, nur drei Medianadern, längeren T’'horax mit schiefer gestellten Seiten und die Geschlechtstheile unterscheiden sich die Spanner von den Bombyeiden: von den Pyraliden durch kürzere Palpen, besonders am zweiten Glied, ein- fache schopflose Vorderfüsse, Flügelschnitt, Mangel des Scheitelschopfes, kürzere Stirn und die Raupe Von den Eulen durch Mangel des Scheitel- schopfes, der Mackeln und der vierten Medianader.“ — Ich kann Pakard in der Anatomie nicht folgen, wünsche aber von Herzen, dass das Resultat seiner Forschungen Bestätigung finden und zu weiteren solchen Anlass geben möge, um endlich diese Familie schärfer abgrenzen zu können! Vorerst muss ich wohl oder übel bekennen, dass wir in diesem Punkte heute noch nicht weiter gekommen sind, als Borkhausen kam —- zum Habitus! — Die Spanner haben: 1) schmale, selten glatte, oft geschopfte, oft auffallend gezeichnete Stirn; 2) borstenfürmige, theils nackte, perlschnurartige, theils gewimperte oder flaumig behaarte, theils abstehend gekämmte, theils anliegend gefiederte Fühler mit oft nackter Spitze; 3) grosse runde dunkele Augen und manchmal nahe daran Nebenaugen, welche kleiner als bei den Noctuen sind; 4) glatt oder struppig behaarten, niemals geschopften, oft zwischen den Fühlern anders gefärbten, bei Frdonia mit gezackter abgeplatteter Beule versehenen !) Scheitel; 5) schlanke, vorgestreckte oder sanft aufgekriimmte, meist die Stirn etwas überragende Palpen mit längerem zweitem Glied; 6) schmalen langen Thorax mit schiefen Seiten, niemals mit Schopf oder Kamm versehen: schlanken oder an der Basis verdickten, konisch zulaufenden, aber in der -’ Mehrzahl den Afterwinkel der Hinterflügel nicht überragenden, manchmal 1) Packard a. a. O. Systema Geometrarum zonoe temperatioris septentrionalis. (p. 49) 27% mit Seiten- und Rückenschöpfen bekleideten, oft mit Afterquaste des 5 gezierten, oft besonders gezeichneten Hinterleib; 8) lange schlanke, oft stark behaarte, pelzige oder mit Haarpinseln ver- sehene, verschieden gespornte, oft scheckig gefärbte Beine: 9) meist dreieckige, selten lanzettförmige, bei manchen ©© verkiimmerte oder federartig gespaltene Flügel, meist von zarter Structur, manchmal mit Haarwulsten, Pinseln, Grübchen oder lappenartigen Anhängseln bekleidet: dicht oder ganz dünn beschuppt !); Saum und Innenrand der Vorderflügel meist gleichlang, Umriss sehr verschieden. Immer mit drei Medianadern und deutlicher Rippe 5. Zeichnung fehlend, oder in Mittelpunkt (Ring, Fleck) und Querlinien, oder in Längsstreifen, oder in unregelmässigen Flecken bestehend; niemals mit Nieren- und Zapfenmackel wie die Noctuen; Unterseite selten lebhafter gefärbt und gezeichnet als die Oberseite: 10) meist kugelrunde, glatte oder gerippte, an den Polen abgeplattete, selten länglich ovale Eier: 11) nackte oder sehr fein und dünn behaarte, glatte oder faltige, mit Aus- wiichsen, Höckern, Warzen, bei einer Art mit geknöpften Borsten (wie Acron. alni) versehene Raupen, welche meist nur ein Paar, manchmal zwei bis drei Paar weniger entwickelte Bauchfüsse, hornige, aus vom ersten bis dritten Ringe dicker werdenden Schenkeln vortretende Brust- füsse und stark entwickelte Nachschieber haben; 12) braune, schwarze, gelbe oder grüne, manchmal gefleckte Puppen mit rundem, manchmal geöhrtem Kopfe und langem in ein bis zwei Spitzen endendem Hinterleib, welche frei in der Erde oder in dünnem Gespinnste an der Erde und in Blättern, oder nach Art der Tagfalter mit einem Gürtel an ein Blatt ete. geheftet, oder endlich wie die Zygaenen in ein festgewebtes Gehäuse verschlossen sind. — Die Spanner lieben Waldränder mit Unterholz, dichte Nadelholzwälder, Felswände und nur selten offene Wiesen. Sie haben einen unsteten, selten 1) Die Schuppen haben etwa 60 verschiedene Formen, und, wie die Formen des Blüthenstaubes und die Umbildung der Papillen zu haar- und drüsenartigen Organen ganze Pflanzenfamilien kennzeichnen kann (Radlkofer), so möchte ich hiermit auf das Studium der Schuppen aufmerksam machen. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 36 DD 1 [00] C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 50) ausdauernden Flug und sitzen in der Ruhe meist mit ausgebreiteten, seltener mit aufrecht an einander gelegten, soweit mir bekannt, höchst selten (ich weiss dies nur von Pachycnemia) mit dachförmig abfallenden Flügeln. Wenn sie sich ins Gras fallen lassen, so bleiben sie nicht mit eingezogenen Füssen wie die Noctuen liegen, sondern benützen die Flügel als Fallschirm und verkriechen sich. Ihre Flugzeit dauert vom März bis November; sie haben eine bis drei Generationen. Die Raupen !) sind zum grossen Theile polyphag, jedoch nicht auf Bäumen oder Sträuchern und niederen Pflanzen zugleich. Sie leben offen, selten in Früchten, soweit bekannt, nie an Wurzeln oder im Holze. Sie üben die Mimigrie ?2) im höchsten Grade und sind von den Zweigen ihrer Nahrungs- pflanze oft nur mit Mühe zu unterscheiden. Einzelne von ihnen liegen zehn Monate erstarrt unter hoher Schneedecke der Hochalpen. Soviel über den allgemeinen Habitus unserer Familie. — Gehen wir nun zur Systematik über. Die ältesten entomologischen Schriftsteller von Mouffet (1634) und Goedart (1662) bis Linne (1758) beschrieben entweder nur einzelne Arten, worunter Abr. Grossulariata eine grosse Rolle spielte, oder sie liessen die Phalaenen unzertheilt. Erst Linne schied sie nach den Fühlern der 33 in zwei grosse Gruppen, und jede derselben in zwei weitere Unterzünfte nach dem Umrisse der Hinterflügel. Er beschreibt 93 Arten. Ihm folgten ohne wesentliche Neuerung Goeze (1781), dessen Diagnosen an Kürze nichts zu wünschen übrig lassen (682 Arten). Fabrieius (1793), welcher 213 Arten beschrieb, von denen nur 173 wiedergefunden sind. Esper (1794), dessen Angaben häufig mit Vorsicht aufzunehmen sind. Dann das Wiener Ver- zeichniss der T'heresianer (1501), welches den ersten Versuch wagte, die Familie nach der Fusszahl der Raupen in zwei Hauptgruppen (12 füssige und 10füssige) zu scheiden, sowie die Zeiehnung zur Gruppenbildung zu 1) Unsere Kenntniss der Eier ist noch nicht so weit gediehen, dass sich für alle Spanner eine Type aufstellen liesse; Mabille behauptet, das Spannerei sei sphärisch, an den Polen abgeplattet und glatt. 2) Ich verstehe hierunter nicht blos die Nachäffung lebender, sondern auch jene lebloser Wesen. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.5l) 279 benützen. Es stellt 16 Gruppen auf, welche Borkhausen, Samuel, Schrank und Treitschke als Muster ihrer Gattungen dienten. — Hübner (1506—15) bildet 600 Arten mit 130 Raupen mehr oder weniger gut ab, und versucht sich in der Systematik mit seinem Tentamen und Verzeichniss, wovon sich Manches bis heute erhalten hat. — Haworth reproduzirt Linnes zwei Haupt- gruppen und theilt die erste nach Flügelform und Zeiehnung in zehn, die zweite in zwölf Sectionen, welche viel Natürliches an sich haben. Latreille (1502—25) lehnt sich wieder an das Wiener Verzeichniss an und theilt die zweite Gruppe in dickleibige und schlankleibige, und diese wieder in vier Gruppen nach Flügelhaltung und Flügelschnitt, zuletzt in solche mit geflügelten und ungeflügelten Weibern. Ausserdem stellt er den beiden Wiener Hauptgruppen jene der Platypterix voran, somit eine Gattung mit 16füssigen Raupen! — Duponchel (1829) setzte an Stelle dieser ersten Gruppe jene mit l4füssigen Raupen und bildete Unterzünfte nach der Flügelform und Fühlerbekleidung. Er stellte 25 neue Gattungen auf, wovon 17 noch heute gelten, und fügte in seinem Kataloge (1944) weitere 32 hinzu, womit seine Gattungen die Zahl 82 erreichten. — Gleichzeitig beschrieb Stephens die britischen Spanner m 40 Gattungen. Boisduval (1540) theilte zwar die Familie m 59 Gruppen, bekannte aber (p. 177) selbst, dass er denselben einen geringeren Werth beilege als denen der Noktuen, und Tribus zu bilden bei den Spannern nicht in der Lage sei. Er vertröstet uns schliesslich auf die Fortschritte der Biologie. — Dalman, Godart, Lefebvre und Herrich- Schäffer (1547—55) verliessen die natürliche Methode der Alten, um die künstliche auf den Thron der Systematik zu erheben; H.-Schäffer zerriss die verwandtesten Gruppen, Gattungen und Arten wegen eines geringfügigen Unterschiedes an einer Rippe, und änderte während der Arbeit selbst öfter seine Grundsätze. Er hält (neue Schm. pag. 61) die Trennung in scharf gesonderte Familien für noch nicht möglich, stellt 142 Gattungen (darunter 62 exotische) auf und theilt diese wieder in eine Menge von Untergruppen, die er lediglich mit Ziffern bezeichnet. Er ver- urtheilt seines Coäven Guenee Eintheilung als werthlos, indem er einfach beifügt: „Dies zu beweisen, ist hier der Ort nicht!“ (?) — Guenee suchte mit viel Geschick und praktischem Scharfhlick die natürliche mit der künstlichen Methode zu vereinigen. Speyer und Gerstäcker nennen ihn deshalb einen 36* 280 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 52) „gründlichen Meister“, während ihn Lederer (und wen griff dieser nicht an?) heftig angreift, Herrich-Schäffer mit Geringschätzung behandelt. Seine Gattungen sind meist natürliche, wenn ihm auch oft die Gabe fehlt, in den Merkmalen die zur Begründung einer Gattung zweckmässigste Auswahl zu treffen. Weniger einverstanden kann ich mit der Beiziehung der oft nur von Einer oder wenigen Arten bekannten Raupe zu den Gattungsmerkmalen sein. Er hat dies auch selbst eingesehen, wenn er a. a. O. sagt: „On sait, combien les caracteres tir&s des premiers etats ont de poids a mes yenx; mais est-il prudent, de les invoquer sur des donndes aussi incompletes, que celles, que et ne vaut-il pas mieux, en attendant s’en tenir & la nous possedons ? masse de caracteres communs, que presentent les insectes parfaits?“ Packard ist Guende auf dem Fusse gefolgt, insoweit sich des Letzteren Eintheilung auf die nordamerikanische Fauna anwenden liess. — Nun kommt Lederer, welcher Herrich-Schäffers Werk kritisirte, sich mit ihm bisweilen sehr unparlamentarisch zankte, schliesslich aber bezüglich der Noktuen und Spanner den "Triumph davontrug, als maassgebender Systematiker anerkannt zu werden. — Der Katalog Staudingers folgt seinem Systeme: ohne alle Kritik, und Aufgabe des nachfolgenden S 4 soll es sein, zu beweisen, dass ein fast ausschliesslich auf die Rippendifferenzen gegründetes System ein unnatürliches, unstichhaltiges, verwerfliches ist. Ich verkenne die Schwierigkeiten einer solchen Revision und Reorganisation durchaus nicht und weiss, dass, wie Dr. ©. A. Dohrn einmal sagte !), jedes naturhistorische System Lücken oder schwache Stellen hat, dass gestern die Taarsenglieder zu zählen waren, heute die Mundtheile zu untersuchen sind, morgen die ersten Stände entscheidend sein werden; ich sehe aber auch das dringende Bedürfniss einer Revision mir herausfordernd winken. „Ueberall“, sagte Dr. Radlkofer 1. e., „trifft man auf Verschmelzung von Unzusammengehörigem, auf Auseinanderreissung von Zusammengehörigem, auf Verschiebungen in Folge falscher Auffassung. Die ‚ei. % Werke sind voll von unzulänglichen oder geradezu falschen An- gaben, welche Jahrzehente und Jahrhunderte lang von Einem in das Andere übertragen wurden. Die Abbildungen ..... sind vielfach unbrauchbar und ireführend, das eine Mal, weil sie zu roh sind, ..... das andere Mal, ..... 1) Stett. ent. Ztg. 1867, p. 198. Systema (Geometrarum zomae temperatioris septentrionalis. (p. 53) 281 weil sie verkünstelt sind; ein drittes Mal, weil sie gerade die wichtigsten Theile nieht wiedergeben; ein viertes Mal, weil sie halb erdichtet, auf phan- tastisch ergänztes Material basirt sind; ein fünftes Mal, weil sie irrthümlich aus der Combination unzusammengehöriger Materialien hervorgegangen sind“. Passt diese Schilderung der botanischen Litteratur nicht Wort für Wort auf die entomologische? Darum frisch ans Werk mit Secirmesser und Ver- bandzeug, — unser Patient hat das vor vielen anderen voraus, dass er deshalb nicht gleich zu Grunde geht, wenn die Operation misslingen sollte, sondern dass diese immer etwas zu seiner Heilung beitragen muss! — s 4 Das System Herrich-Schäffer - Lederer. Julius Lederer, dessen Verdienste um die Entomologie unbestritten sind, veröffentlichte in den Verhandlungen des zool. bot. Vereins in Wien 1853 seinen Versuch, die europäischen Spanner in natürliche Reihenfolge zu bringen. — Dies war schon dem Wortlaute nach ein hoffnungsloses Beginnen, da jede Art Berührungsspunkte mit anderen Arten derselben oder ferne stehender Gattungen, Familien, ja Ordnungen aufweist, und dieses Verhältniss, wie Kirby treffend bemerkt, einer grossen Kugel gleicht, welche aus unzähligen kleinen Kügelchen zusammengesetzt ist. „Ich halte es für Unsinn“, sagt H.-Schäffer etwas grob, „die Naturgegenstände in gerader Linie natur- gemäss ordnen zu wollen. Wie im Weltall jede Form, jeder Stern nach allen Richtungen zu anderen in Beziehung und ohne Zweifel auch in Wechselwirkung steht, ebenso hat jeder Körper des Naturreiches nach allen Seiten seine Verwandten. Wer die Schmetterlinge in einfacher Linie natur- gemäss ordnen will, unternimmt in meinen Augen etwas ebenso Lächerliches und Unmögliches als Der, welcher die Welten wie Perlen an ein Schnürchen fassen wollte. Man wird für jede Art, jede Gattung, jede Familie Ver- wandte finden. Stelle man daher lieber die Arten einer Gattung nach Gruppen (Subgenera mihi!), deren jede aber doch durch Merkmale unter- schieden sein soll, zusammen. Diese Merkmale mögen in ein und derselben Gattung von verschiedenen T'heilen hergenommen sein, es mag z. B. eine 282 C. Freih. v. Gumppenberg. \p. 54) Gruppe eigenthümliche Fühler (quod non!), eine andere eigenthümlichen Flügelschnitt und Zeichnung etc. haben. Die Gattungen sollten schon mehr auf Merkmale gegründet sein, welche gleichmässig bei allen Arten in Betracht kommen. Ein auffallendes Merkmal, welches in einer dem ganzen Ansehen und den meisten Theilen nach übereinstimmenden Gruppe nur Einer Art zukommt, berechtigt kaum zur Aufstellung einer Gattung. Lederer hat die Gattung Enconista wegen des Dornes der Vorderschienen gebildet; wollte man consequent sein, so müsste auch Eugonia wegen der Bewaffnung der Hinterschienen in zwei Gattungen aufgelöst werden“. Hierin kann ich mich mit H.-Schäffer vollkommen einverstanden erklären, — die Qualität der nur Einem Geschlechte einer Art zukommenden Merkmale abgerechnet. — Nach eingehendem Studium der beiden Arbeiten H.-Schäffers und Lederers bin ich zu dem Schlusse gekommen, dass 1) Lederer mit seiner Kritik H.-Schäffers nichts oder sehr wenig besser gemacht hat, und 2) der Rippenverlauf bei den Spannern überhaupt zur Be- gründung guter Gattungen gar nicht verwendbar ist: 3) dass demzufolge ein grosser Theil der systematischen Ein- heiten H.-Schäffers und Lederers unhaltbar und für die Systematik werthlos ist, weil a. H.-Schäffer und seine Jünger auf Grund dieses Systems zu ganz verschiedenen Resultaten gelangt sind; b. H.-Schäffer selbst während und am Schlusse seiner aufreibenden Arbeit zu anderen Ansichten gelangte und mit eigenen Worten Merkmale, die er an früherer Stelle zur Abgrenzung einer Gattung oder Sippe benützt, an anderer Stelle als unwesentlich be- zeichnet; c. die von H.-Schäffer und seinen Jüngern benützten Gattungsmerkmale theils einzelnen ihrer Arten ganz fehlen, theils in beiden Ge- schlechtern derselben Art verschieden sind, theils sogar auf beiden Flügelpaaren desselben Individuums variiren. Ich zaudere keinen Augenblick, hierfür Belege zu bieten: Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 55) 283 ad a. Resultate des Rippensystems. Bd. III, pag. 6 erklärt H.-Schäffer, dass er nach Untersuchung von 400 Arten zu der Ueberzeugung gelangt sei, die Spanner müssten in zwei srosse Zünfte: mit gleichstarker oder schwächerer Rippe 5 der Hinterflügel vertheilt werden (Dendrometridae, Phytometridae). Aber schon auf Seite 33 muss der Verfasser bekennen, dass dieses Zunftmerkmal nichts tauge, vielmehr der Ursprung der Rippe S das richtige sei. Als aber Lederer als dritte Lesart das Vorhandensein oder Fehlen einer Anhangzelle der Vorderflügel als Merkmal seiner vier Zünfte aufstellte, giebt H.-Schäffer Bd. VI, pag. 104 gern zu, dass sein zweitgebornes Merkmal manchmal zweifelhaft, — übrigens auch die Anhangzelle Lederers oft an einem und demselben Exemplare beiderseits eine verschiedene sei. Wirklich haben sowohl H.-Schäffer als Lederer die Anhangzelle des Genus Sthanelia als verschieden geformt beschrieben! — Vergleichen wir die Gattungen und Arten bei H.-Schäfter, Lederer und Heydenreich, so ergiebt sich, dass H.-Schäffer 62 Gattungen mit 513 Arten, Lederer 99 Gattungen mit 653 Arten aufstellte und hierbei 10 Genera H.-Schäffers mit 163 Arten verwarf, um an deren Stelle 47 neue Genera mit 266 Arten zu setzen. Heidenreich erkennt — obwohl er -Anhänger des tippensystems ist — von den Gattungen H.-Schäffers und Lederers 94 nicht an, und setzt dafür nur 10 neue; er reducirt demnach deren Gesammtzahl auf 40 mit 686 Arten (59 Gattungen weniger und 33 Arten mehr als Lederer ). Im Speciellen haben Arten H.-Schäffer: Lederer: Heydenreich: Geometra 13 2 27 Acıdalıa 63 113 23 Gnophos um 23 22 Fidonia 32 6 54 Aspilates 4 7 32 Minoa 3 1 15 Chesias 12 2 2 Cidaria — 130 66 | Larentia 132 te ss Eupithecia 56 82 71 284 C. Freih. v. Gumppenberg (p. 56) Staudingers Katalog, 1871, zählt 110 Gattungen mit 796 Arten, worunter 15 neue Gattungen mit 32 Arten. Er verwirft 7 Gattungen Lederers mit 23 Arten und nimmt dafür 3 Gattungen H.-Schäffers mit 9 Arten auf, Der Rest des Ueberschusses von 125 Arten fällt auf Rechnung neuer Ent- deckungen. Nur 14 Gattungen haben H.-Schäffer, Lederer und Heyden- reich, nur 35 H.-Schäffer und Lederer gemeinschaftlich. Gattungen mit nur Einer Art hat H.-Schäffer 21, Lederer 39, Heydenreich 4, Staudinger 42. Ein Vergleich der Zusammensetzung der Gattungen Heydenreichs mit denen Lederers giebt geradezu haarsträubende Resultate, und doch machen beide Autoren darauf Anspruch, gleich wissenschaftlich vorgegangen zu sein wie H.-Schäffer selbst! — Ein System aber, das solche Schwankungen zulässt, kann unmöglich auf solider Basis stehen! ad b. Unsicherheit des Rippensystems. H.-Schäffer motivirt den Beginn der Familie mit dem Genus Geometra damit, dass dieses dem Rippenbau der Hinterflügel nach sich am weitesten von den Noctuen entferne, lässt aber die Welt im Unklaren darüber, warum dann gerade dieses Genus neben die Noctuen gestellt werden müsse, welche durch Brephos mit den Spannern verbunden werden. In der Synopsis Generum dagegen, welche H.-Schäffer am Schlusse seiner Arbeit giebt, und in welcher sich die Anzahl derselben von 62 auf SO erhöht, steht das Genus Geometra an 19. Stelle. — Von der Gattung Ephyra sagt er: „Die Unter- schiede von Acidalia sind sehr unerheblich, nämlich die, dass Rippe 7 und S gesondert aus der Nebenzelle, 9—10— 11 aus S entspringen“. Das nennt H.-Schäffer selbst unerhebliche Unterschiede, er, der auf den Ursprung einer Rippe ganze Zünfte gründen wollte! — Ebenso vergreift er sich an seinem eigenen Kinde, wo es ihm zur Bekämpfung Lederers dienlich scheint, z. B. in der Anmerkung 5 zur Synopsis (Bd. IV), wo er den von Rippe 7 getrennten Ursprung der Rippe 11 und die Sonderung der Rippen 3 und 4 nieht für hinreichend erklärt, zur Bildung von Gattungen, und Anmerkung 131, wo er die Rippenbildung der Vorderflügel des Genus Lobophora „als sehr wandelbar“ bezeichnet. Wenn aber die Natur an seinem Systeme einen Antheil haben soll, mit welchem Rechte missachtet er Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 5%) 285 dort, was er hier benutzt, warum nennt er in Anmerkung 17 1. ec. das Gestieltsein der Rippen 3 und 4 der Vorderflügel, 6 und % der Hinterflügel unwesentliche Merkmale, während er die Stärke einer Rippe als Zunft- merkmal aufstellte?? — Dass es H.-Schäffer überhaupt nicht um eine Purificwung des bisherigen Systems zu thun war, bekennt er wiederholt selbst, so bei dem Genus Emmiltis: „Eine "Trennung von Acidalia möchte schwer zu rechtfertigen sein“. Das Genus Scodiona lässt er bestehen „nur weil Boisduval es aufgestellt hat, sonst wären diese Arten ebenso gut unter Bapta oder Stegania zu vereinen“ Welch eigenthümliches Licht wirft dieses „oder“ auf den Werth der genannten drei Gattungen! — In der An- merkung 76 (Bd. VI) bezweifelt H.-Schäffer, ob sich eine Trennung der Gattungen Zugea, Dysemon und Lignyoptera (Lederer) rechtfertigen lasse; da sie nun aber einmal errichtet seien, behalte er sie bei! — Bei der Gattung Gnophos steht geschrieben: „Die Verwandtschaft dieser Gattung mit Boarmia ist so eng, dass sich kaum genügende Unterscheidungsmerkmale auffinden lassen!“ — Von dem Genus Fidonia bekennt H.-Schäffer, dass dessen Arten in ihrer Gesammtheit wenig Uebereinstimmendes dar- bieten, aber vereinigt bleiben müssten, weil jede der zwölf Gruppen in anderen Theilen Unterschiede zeige! — ebenso die Arten seines Genus Amphidasis, weil Fühler, Beine, Zunge, Palpen, ja sogar die Rippen zur Gattungsbildung untauglich seien, und obendrein Treitschke sie auch - vereint gelassen habe! — Die schärfste Verurtheilung seines eigenen Systems hat aber H.-Schäffer in Anmerkung 60 ]. ce. niedergelegt, wo es wörtlich heisst: „Die Natur scheint in den Verbindungen der Rippen 7 bis 11 und 12 selbst keine scharfen Grenzen einzuhalten, indem es vorkommt, dass die Flügel eines und desselben Exemplars beiderseits verschiedene Ver- bindung zeigen; auch die Zahl der Rippen ist bei nächstverwandten Arten eine verschiedene!“ Ein System, das seine Grundlage nach Bedürfniss ignorirt oder zum Beweismittel erhebt, — das Gattungen, die es als unhaltbar erkannt, nur aus Pietät für Andere und als Bereicherung des Katalogs beibehält, — kann unmöglich auf solider Basis stehen! Noya Acta XLIX. Nr. 4. 37 286 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 58) ad ec. Wandelbarkeit der Gattungsmerkmale. Auf Seite 40 (Bd. III) spricht H.-Schäffer den unanfechtbaren Grundsatz aus, dass in natürlichen, scharf abgeschlossenen Gattungen jede Art ihre Gattung repräsentiren müsse; und in Anmerkung 38 (Bd. VI) steht ebenso richtig: „Merkmale, welche nicht allen in eine Abtheilung gestellten Arten zukommen, können nicht gelten“. Aber H.-Schäffer befolgt diese Grundsätze schlecht. Denn das Genus Epione umfasst Arten mit ver- schiedenem Rippenbau, ehenso das Genus Aydrelia, dann Lederers Genera Biston, Gnophos, Aspilates, Cidaria, sie leiden an demselben Uebel. Im Genus Lobophora ist der Rippenbau bei 5 und © verschieden, und gesteht Lederer zu, dass dies auch bei den Gattungen Siona, Lithostege, Anaitis und Ohesias der Fall sei. — Heinemann findet bei dem unzweifelhaften Genus Eugonia den Rippenbau der Arten nicht constant, bei Psodos an den Vorderflügeln verschieden, bei Bapta wechselnd, bei Fidonia verschieden, bei Boarmia an ein und derselben Art variirend, bei Acidalia und Pylarge gleich. Ebenso fand Lederer den Rippenbau bei Nychiodes und Selidosema gleich mit jenem von Boarmia, bei Dasydia und Gnophos gleich. Man wende nicht ein, dass bei H.-Schäffer da, wo die Rippen gleich sind, eben die übrigen Merkmale den Ausschlag geben, denn er opferte, wie wir später sehen werden, fast alle übrigen Unterscheidungszeichen dem Moloch des Rippenbaues und vergass, den Mikrometer zu beschreiben, mit welchem das Genus Eusarca erkannt wird, bei welchem die Rippe 5 der Hinterflügel kaum schwächer ist und genau zwischen Rippe & und 6 entspringt! — Ein System, welches auf der einen Seite keine Constanz der Gattungs- merkmale bei den zugetheilten Arten, — auf der anderen Seite Gleichheit der Merkmale bei sich ferne stehenden Gattungen zugestehen muss !), — das dem Sammler zumuthet, ein errungenes seltenes Exemplar zum Zwecke der richtigen Bestimmung und Einreihung zu demoliren, — ein solches System !) Rössler, „Die Schuppenflügler“ ete., sagt: „Die Aehnlichkeit oder Gleichheit der Flügelrippen kann auf blosser Analogie beruhen, wie denn z. B. diese Rippen bei den Noto- donten und den Spannern des Geschlechtes Amphidasis gleich sind“. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 59) 25% ist nicht werth, noch länger als Evangelium der Lepidopterologen zu gelten, — es ist ein erkünsteltes, der Natur angedichtetes, sie in eine Zwangsjacke steckendes, und hat deshalb für unsere Wissenschaft, deren Ziel nach meiner Ansicht nicht die Schaffung des Neuen, sondern die Ergründung des Uralten sein soll, — einen sehr fraglichen Werth! — Hieraus ergiebt sich aber sofort das Bedürfniss nach etwas Besserem, und für mich — die moralische Verpflichtung, zur Erreichung dieses Besseren nach Kräften zu wirken. Wenn wir beachten, was H.-Schäffer und seine Nachfolger, auf deren Forschungsresultaten wir ja gleichwohl fortzubauen haben, als nicht verwendbar zur Bildung von Gattungen erklären, so wird sich hieraus vielleicht von selbst der Weg ergeben, welcher zum Besseren führt! — Motto: Die Geschichte des menschlichen Geistes ist die Geschichte seiner erkannten und be- richtigten Irrthümer. E. W. s$ 5. Natürliches System. Wenn es die Aufgabe der Wissenschaft ist, das Richtige zu erkennen, Irrthümer rücksichtslos auszumerzen und Verkanntes wieder zur Geltung zu bringen, so kann ein Unparteiischer nach den im $ 4 gegebenen Er- örterungen die Umkehr zum natürlichen System der Alten keinen Rückschritt nennen! Dieses trachtet: 1) dem Forscher bei Prüfung eines ihm fremden 'Ü'hieres auf möglichst einfache Art zu Hülfe zu kommen und keine Anforderungen an ihn zu stellen, welche er nur auf anatomischem oder mikroskopischem Wege oder nur mit Verstümmelung des Thieres zu erfüllen vermag: 2) nur solche Merkmale in seinen Bereich zu ziehen, welche allen Arten derselben Gattung, dann allen Exemplaren derselben Art und beiden Geschlechtern derselben, wenn das © sich vollkommen entwickelt, eigen sind. 288 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 60) Wenden wir uns vorerst an H.-Schäffer, um zu erfahren, welche natürlichen Merkmale zur Gattungsbildung nicht verwendbar sind. — Er sagt bei Genus Larentia: „Behaarung der Stirn, Grösse und Beschuppung der Palpen, Bekleidung der Fühler des 3 lassen sich bei den Spannern als Gattungsmerkmale nicht benützen“. Bezüglich der Palpen stimmt ihm Guenee bei, Packard dagegen legt grossen Werth darauf. Bezüglich der Fühler genügt es zu constatiren, dass neue Arten bei Ueberschätzung dieses Merkmals niemals eingereiht werden könnten, wenn, wie dies häufig der Fall, nicht beide Geschlechter bekannt sind, und dass dem Genus Rumia Dup. einfache, Steph. leicht gezähnte, Bdv. gewimperte, H.-Sch. einfach gewimperte, Guenee einfache nicht gewimperte Fühler giebt!! — Bei Genus Lobophora sagt H.-Schäffer: „Es liefert den Beweis, wie wenig die Bildung der ..... Beine zur Errichtung von Gattungen dienen darf“ 1); und bei dem Genus Amphidasys: „Dass die Benutzung der Zunge (hierzu) unsicher ist, und wegen verkümmerter Flügel der Weiber nicht Gattungen abgetrennt werden dürfen, belehren uns die Spinner“, H.-Schäffer entdeckte ferner (Anm. 100. 130), dass das kahle Grübchen an der Unterseite der Boarmien, ferner der Haarbusch und der lange Hinterleib sehr unsichere Gattungsmerkmale sind. Guende fand das Grübehen ebenfalls unbeständig, und Packard räumt dem Haarbusch lediglich das Recht eines Artmerkmals seiner Gattung Pterophora ein. Dass die Farbe höchst variabel ist, bedarf wohl keines Beleges, insbesondere bietet hier die II. Generation vieler Arten den schlagendsten Beweis. Ich komme nun zu den ersten Ständen — den Raupen und Puppen, welche man heutzutage als das untrüglichste Merkmal proklamiren möchte. — Ich stelle nur die Eine Frage an die Herren Biologen, in wie viele Genera sie etwa das heutige gewiss gut begrenzte Genus Acronycta zertheilen werden, wenn sie die Raupenunterschiede als maassgebend erklären wollen?2) — „Bei den Eupithecien zeigt sich“, sagt Mac-Lachlan, „dass die vollkommenen Thiere 1) Dagegen nennt er 1861 im Corr.-Blatt Nr. 20 die Beine nach den Flügelrippen die besten Merkmale! — und missachtet gleichzeitig die Behaarung der Palpen und Augen, welche Lederer hervorgehoben hatte. 2) H.-Schäffer hat schon 1860 im Corr.-Blatt, p. 91 diese Frage gestellt. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 61) 289 constanter als ihre Raupen sind. Wozu also diese voranstellen? — Der Selbsterhaltungstrieb der Raupen lässt sie je nach der Futterpflanze mimigriren, auf welcher sie als Ei abgesetzt wurden; so sind z. B. die Raupen der Ep. absynthiata auf Senecio gelblich, auf Centaurea vöthlich, auf Matric. weisslich, weil die Stengel ihrer Futterpflanze diese Farbe tragen, während die im Innern der Pflanze lebenden, somit gegen ihre Feinde geschützteren Raupen nicht variiren“. Girard bemerkt hierzu: „Das vollkommene Insekt bietet die besten und verschiedenartigsten Merkmale zur Classification. Wie käme man zurecht, wollten die Hymenopteren oder Lamellicornien nach ihren meist gleichförmigen Larven geordnet werden?“ Auch Dr. Staudinger ver- wirft die Biologie als systematisches Hülfsmittel, indem er sagt: „Die meisten der nur auf Raupenunterschiede gegründeten Arten (also nicht einmal zur Unterscheidung der Arten sind sie ein sicherer Behelf!) sind unhaltbar, weil die Raupen ins Unglaubliche variiren!“ Duponchel nannte die Ein- theilung nach Raupenunterschieden eine künstliche u. s. w. — Hieraus folgt, dass die früheren Stände der Spanner nur cum grano salis unter die Gattungsmerkmale aufgenommen werden dürfen. Fügen wir diesen nicht benützbaren Merkmalen nun nach dem im S 4 Gesagten den Rippenbau!) hinzu. Guenee nennt denselben zwar auf das Zeugniss seiner Vorgänger Godart, Lefebvre hin „ein sehr wichtiges Unterscheidungsmerkmal‘“, lässt sich aber in seinem Systeme durch dasselbe durchaus nicht beirren, das Kind beim rechten Namen zu nennen, wo ihm der bisherige nicht gefällt. Dr. Egger hielt schon 1855, somit zu Zeiten H.-Schäffers und Lederers, in der Sitzung des zool.-bot. Vereins zu Wien einen instructiven Vortrag über die Wandelbarkeit des Flügelgeäders einiger Dipteren; Freyer, unser gewissenhafter, fleissiger Forscher, nennt (1560) das Rippensystem ein „unsicheres Labyrinth“; H.-Schäffer selbst schwingt sich 1862 zu dem Geständniss auf, dass das Flügelgeäder ein künstlicher Charakter sei; gleichzeitig verwerfen Koch und Dietrich :; Wien. ent. Mon.-Schr. 1861, p. 135 bekennt Lederer selbst, dass nach den Rippen allen bei den Spannern schwer durchzukommen sei, und leicht vorauszusagen sei, wohin H.-Schäffer mit seinem Rippensysteme komme! — also nach acht Jahren kam Lederer selbst nuch zur Einsicht! — 290 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 62) das Geäder als Gattungsmerkmal, und Speyer erklärt (1867), dass die Unterschiede im Geäder, welche oft bei derselben Art veränderlich seien, keinen systematischen Werth haben können): Dr. Staudinger endlich spricht dem Geäder (1570) sogar jeden specifischen Werth ab, da es bei beiden Geschlechtern derselben Art oft verschieden sei 2). Soll ich noch gewichtigere Zeugen gegen das herrschende System aufbringen? — ich halte dies für überflüssig und glaube, dass es mir Niemand übel nehmen wird, wenn ich in der folgenden Arbeit das Geäder ausser Betracht lasse. — Welche Merkmale bleiben nun aber noch übrig? — keine anderen als Flügelumriss und Zeichnung. $ 6. Der Flügelumriss. Ich verstehe hierunter die geometrische Figur, welche der Vorder- und der Hinterflügel eines Schmetterlings bilden, mit allen ihren Winkeln, Erhabenheiten, Einsenkungen und Zacken. — Linne war der Erste, welcher den Umriss der Hinterflügel zur Bildung seiner vier Unterzünfte verwendete. Hawortli folgte ihm hierin zur Bildung seiner 22 Sectionen; Latreille benützte dieses Merkmal zur Aufstellung von vier Gruppen, ebenso Duponchel zu seinen Unterzünften und Gattungen. Es erübrigt mir nur noch zu zeigen, wie H.-Schäffer und Lederer sich zum Flügelumriss verhielten. — Ersterer behält die Gattung Pericallia wegen der Bildung des Saumes der Vorderflügel bei, erklärt den auf R. 5 tiefer eingeschnittenen Saum der Hinterflügel als Hinderungsgrund, die Art Strigillaria im Genus Aspilates zu belassen, „wenn anders der Begriff Gattung einen Sinn haben soll“; giebt als Merk- 1) Derselbe Gelehrte erklärt im XXXI. Jahrgang d. Stett. ent. Ztg., dass, wenn es bloss auf das Flügelgeäder ankäme, man recht wohl die Hepialiden zu den Phryganiden zählen könnte, da sich dieselben nur durch die Schuppen und Mundbildung unterscheiden! 2) Rudow endlich (Ent. Nachr. 1879, p. 209) und Adolph (Nova Acta der Ksl. Leop.- Carol. D. Akad. Vol. XLI) weisen die Häufigkeit von Abnormitäten im Fiügelgeäder der Hymen- opteren nach. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 65) 291 male des Genus Adraxas den ganzrandigen Saum und die auf R.5 nicht eingesunkenen Hinterflügel an; erklärt Sthanelia nach der Flügel- form für eine gute Gattung, und die auf Rippe 4 eckigen Hinterflügel als scharfes Merkmal der Gattung Nemoria; giebt sogar die abgerundete Spitze der Vorderflügel als Unterscheidungsmerkmal der Gattungen Anisopteryx und Aybernia an, und wählt endlich in der Synopsis Generum des VI. Bandes so viele dem Flügelumriss und der Zeichnung entlehnte Merkmale der Gattungen, dass man diese Synopsis füglich als sein „Pater peccavi“ be- trachten kann. Lederer aber reihte (Seite 202) 16 Genera nach dem Flügel- umriss an einander und erwähnte denselben bei vielen anderen Gattungen; es war dies allerdings nur eine plötzliche Auwandlung der Bussfertigkeit, welche leider nicht lange anhielt, — aber sie verdient als Uebergang zu meiner systematisch durehgeführten Beachtung des Flügelumrisses hier eonstatirt zu werden. Der Flügelumriss setzt sich zusammen: 1. an den Vorderflügeln aus: a. dem Vorderrande (margo ant.), b. der Spitze (apex), c. dem Saume (margo externus), d. dem Innenwinkel (_| angul. int.), e. dem Innenrande (margo internus); 2. an den Hinterflügeln aus: a. dem Vorderrande, b. dem Vorderwinkel (7) angul. ant.), c. dem Saume, d. dem Afterwinkel ((_ angul. analis), e. dem Innenrande. 12: Der Vorderrand der Vorderflügel ist für die Abgrenzung der Gattungen äusserst wichtig. Er kann gebogen (arcuatus) oder gerade (rectus) oder gegen die Spitze aufwärts gekrümmt (concavus, resimus) sein. 1b. Die Flügelspitze ist als Merkmal nicht immer zu verwenden, weil sie bei 5 und © oft verschieden geformt ist. Ich habe sie daher nur dort, 292 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 64) wo letzteres nicht der Fall ist, benützt. Sie kann scharf (acutus), breit ge- rundet (late rotundatus) oder nur zugespitzt (acuminatus) sein, oder endlich einen rechten Winkel bilden (orthogonios). l« Der Saum, ebenso wichtig wie der Vorderrand, ist entweder bauchig (ventricosus), oder gerade (rectus), oder geschweift (Hexuosus), oder in der Mitte aufgetrieben (medio porreetus), oder geeckt (angulatus), oder unter der Spitze ausgeschnitten (infra apicem excisus). Seine Kante (limbus) kann gezähnt (dentatus), gezackt (cuspidatus), gewellt (undulatus), gekappt (eucul- latus) oder ganzrandig (integer) sein. 14 Der Innenwinkel ist entweder gerundet (rotundatus), wenn er ganz halbkreisförmig sich an Saum und Innenrand anschliesst; oder deutlich (distinetus), wenn Saum und Innenrand (wenn auch noch so stumpf) in einem Winkel zusammenstossen. 1% Der Innenrand bietet wenig Unterschiede, nur ist er hie und da gebaucht statt gerade, selten ausgehöhlt und mit einem Auswuchse versehen, oder es ist sein Längenverhältniss zum Saume von Bedeutung. 22 Ebenso ist der Vorderrand der Hinterflügel meist gewölbt, ohne wesentliche Verschiedenheiten. 2b Der Vorderwinkel ist entweder gerundet oder deutlich (siehe bei 1d.), manchmal weit über den Innenwinkel hervorragend. 2“ Der Saum der Hinterflügel ist entweder halbkreisförmig (rotun- datus), oder auf Rippe 4 geeckt, bezw. geschwänzt (angulatus vel caudatus), oder in der Mitte aufgetrieben (medio porrectus), oder gestutzt (truncatus), oder auf Rippe 5 eingezogen (sinuatus), bezw. eckig ausgeschnitten (exeisus). Seine wie an den Vorderflügeln mit Franzen (ciliis) bekleidete Kante ist ent- weder ganzrandig (integer), oder gewellt (undulatus), oder gekappt (cucullatus), oder gezähnt (dentatus), oder gezackt (cuspidatus). 24. Der Afterwinkel ist entweder gerundet oder deutlich (siehe bei 14), manchmal in die Länge gezogen. 2° Der Innenrand bietet an sich wenig Unterscheidungsmerkmale, er ist meist gerade. Bei gebogenem Vorderrand, scharfer Spitze, gebauchtem Saume, ge- rundetem _) und gebauchtem Innenrande heisst der Vorderflügel lanzettförmig (lanceolata); bei deutlichem "], gerundetem Saume und [_ der Hinterflügel Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 65) 295 mandelförmig (amygdaliformis): bei geringer Breite, vorgezogenem Saume und gerundeten Winkeln tropfenförmig (guttiformis); bei deutlichen Winkeln und gestutztem Saume viereckig (quadrata), ist aber der Saum sehr kurz im Vergleiche zum Vorder- und Innenrande — taschenfürmig (bursiformis). Nach diesen Merkmalen des Flügelumrisses habe ich mein System aufgebaut, und die Zeichnung in zweiter Linie zur Unterscheidung und Ordnung der Gattungen verwendet. — Wenn H.-Schäffer sagt: „Durch die Beachtung des Flügelumrisses werden die „, nächstverwandten“ Arten, z. B. Metrocampa und Ellopia, getrennt“, so gebe ich ihm hierin vollkommen Recht, aber nicht darin, dass die genannten beiden Gattungen „nächst- verwandte“ sind. Guenee dagegen bezeichnet den Flügelumriss „kostbar, um die Arten und manchmal die Gattungen zu begrenzen, nicht wie die Zeichnung solchen Veränderungen unterworfen“, und ich fand ihn in der That in allen wesentlichen Punkten so eonstant, d. h. allen Exemplaren Einer Art, allen Arten Einer Gattung eigenthümlich, dass er mir der vorzugsweisen Beachtung werth schien. — S Ich verstehe darunter die von der Grundfarbe der Flügel verschieden gefärbten Linien, Punkte, Streifen, Bänder, Felder, Flecken sowohl auf den Vorderflügeln als Hinterflügeln 1), sowohl der Oberseite als Unterseite, dann des Thorax, der Stirn, des Scheitels und des Hinterleibes, endlich der Füsse r- Ü ‚ Die Zeichnung. und Fühler. — Die Unterscheidungsmerkmale der Gruppen, Gattungen und Sippen können zu finden sein: 1) m der Anzahl der Querlinien auf Vorderflügel und Hinterflügel ; 2) in der Richtung des Laufes dieser Linien oder Streifen 2); 2) Insbesondere sind es Zeichnung und Farbenunterschied der Hinterflügel, welche bisher viel zu wenig gewürdigt wurden. De la Harpe, Faune Suisse IV, p. 7 macht schon hierauf aufmerksam. 2, Weismann und Eimer nehmen als Urform der Zeichnung die Längsstreifung an, aus welcher sich erst Querstreifen und Flecken herausbildeten. Nova ta PX IX NT A 38 294 3) 4) 5) 6) C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 66) in der Vereinigung derselben zu Bändern, Doppelstreifen, Bündeln ; in der Auflösung derselben in Punkte, Strichelchen oder Schattenstreifen ; in der Krümmung solcher Strichelchen zu Halbmonden, welche dann unter sich wieder verbunden sein können; in der mehr oder minder häufigen Brechung der Linien, wodurch die- selben blitzartig, zickzack, gezähnt, gezackt, gezähnelt erscheinen; die gebrochene Linie kann dann wieder in Strichelchen aufgelöst sein, oder es runden sich die äusseren Spitzen der Zähne ab, wodurch die Linie eine gekappte wird. Kehrt die Linie vor ihrer Brechung wieder zur geraden Richtung zurück, so entsteht die Wellenlinie. — Die beiden das Mittelfeld der Vorderflügel abschliessenden Querlinien bezeichne ich als innere (interior) und äussere (exterior), die das Wurzelfeld be- grenzende als Wurzellinie (basalis); die das Mittelfeld theilende als Mittelschatten; die das Saumfeld theilende als Wellenlinie (linea submarginalis); die innere Begrenzungslinie der Franzen als Saumlinie (linea limhalis). Den Raum zwischen der Wurzellinie und der inneren Linie nenne ich das erste Feld, welches durch Verdoppelung oder Ver- dreifachung der bezeichneten Linien oft sehr schmal wird oder ganz - verschwindet. Durch solche Verdoppelung entstehen Doppelstreifen (strigae geminatae vel trigeminatae), welche oft anders gefärbt sind als der Grund. — Die Saumlinie, welche alle Formen der Linie zeigt, ist äusserst wichtig für die Gattung, was schon H.-Schäffer anerkannte. Man betrachte nur das Genus Eupithecia, das in allen seinen Arten dieselbe Form der Saumlinie hat, während die Doppelpunkte, in welche diese bei den Cidarien aufgelöst ist, diese von den verwandten Gattungen trennen hülft. Eine weitere Linie tritt oft in der Flügel- spitze auf, theilt dieselbe in gleiche oder ungleiche Winkel, wovon der saumwärts gekehrte oft dunkeler gefärbt ist, welche Färbung sich oft halbkreisförmig über den Saum verbreitet. Die Linie ist manchmal ge- brochen, dunkel oder heller als der Grund, hört bald wieder auf oder erstreckt sich über die ganze Flügelhreite ?). !) Sie ist als Ueberrest der ursprünglichen Längsstreifung des Flügels (s. oben) zu betrachten. Zn Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrwionalis. (p. 6%) 295 Das Mittelfeld ist oft von zwei bis drei dunkeleren Linien durchzogen, welche parallel mit den Begrenzungslinien oder auch selbstständig laufen, und oft zu Schleifen oder Ringen sich vereinigen. Bei den Eupithecien sind sie meist zu einem dritten Doppelstreifen verbunden. — Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal kann in dem Vorhandensein und der Form der Ringmackel — des Mittel- punktes, Mittelmondes, Mittellleckes — zu finden sein. Dieselbe fehlt nur wenigen Gattungen, sie gehört. fast zu den Merkmalen der Familie und ist entweder punktförmig, oder eiförmig, oder halbmondförmig, oder herzförmig, oder ringförmig mit hellem Kern, oder strichfürmig, oder in Einem Falle epheublattförmig, oder endlich geeckt bezw. gezähnt. Sie ist meist dunkeler, oft aber auch heller als der Grund. Ihre Stellung zu den Querlinien ist wohl zu beachten und findet sich dieselbe, wenn auch nicht immer auf der Oberseite, so doch meist auf der Unterseite der Flügel. Manchmal ist dieselbe in zwei unter einander stehende Punkte getheilt. Gattungen, welche keine Querlinien tragen, haben entweder eine deut- liche oder nur schwach erkennbare Ringmackel, oder sie unterscheiden sich durch anders gefärbte Flecken, welche in Reihen oder unregel- mässig vertheilt sein können, oder sie sind ganz zeichnungslos. Die Unterseite der Flügel ist bei den meisten Spannern weniger ge- zeichnet als die Oberseite, nur bei einigen Gattungen, welche die Flügel in der Ruhe tagfalterartig aufrichten, findet sich hauptsächlich an den Hinterflügeln unten eine „Schutzmusterung“, z. B. bei Selenia und Fidonia (Ematurga m.), welche ganz unabhängig von der Zeichnung der Oberseite gestaltet ist. Zu den Unterscheidungsmerkmalen gehören ferner der Grad oder das Fehlen der Bestäubung und der Sprenkelung. Eıstere lagert in unzähligen dunkelen (manchmal auch weissen oder gelben) Atomen auf der Grundfarbe und kann bei Varietäten dieselbe sammt der Zeichnung fast ganz verdecken; letztere ist entweder fein- oder grobpunktirt, oder strichförmig; wo sie sich vereinigt, ändert sie die Färbung vollständig. 38* 296 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 68) 11) Die Stirn trägt manchmal ein dunkeles Querband (Acidalien), der Pro- thorax ist andersfarbig gesäumt, oder gestreift oder gefleckt; der Hinterleib ist mit Querbändern, zwei bis drei Punktreihen oder Flecken über den rücken und an den Seiten geziert; die Füsse dunkel und hell geringelt, alles, wenn nicht zu Gattungs-, so doch zu Artmerkmalen verwendbar. Selbstverständlich muss die Flügeloberfläche zur Orientirung be- züglich der Zeichnungslage in bestimmte Parzellen getheilt werden. Ich behielt hierzu ausser den bereits erwähnten vier Feldern das Rippennetz H.-Schäffers als das landläufigste bei, und lasse es unent- schieden, ob das französische, wie Guende meint, „philosophischer “ ist oder nicht. Ich zähle demnach die Rippen vom Innenrande aufwärts mit 1%, 1, 2—8, und die dazwischen liegenden Zellen ebenso, so dass die zwischen 1% und 1b liegende Zelle 1% jene zwischen 1b und 2 die lit. 1° trägt. Die -Mittelrippe beziffere ich vom Saume bis zur Wurzel mit 4, die über ihr liegende Rippe bis zur Wurzel mit 6. $S S. Nomenclatur. Diagnose. Jeder wissenschaftlich arbeitende Entomolog weiss, welches Chaos, welche etymologischen Verstösse, welche Monstrositäten durch die Leicht- fertigkeit, Systemlosigkeit oder Unwissenheit gewisser Autoren in die Nomen- clatur der Insektenfauna gebracht und Jahrzehnte lang mit einer unberechtigten Pietät eonservirt worden sind. Ich meinerseits habe mir nun vorgenommen, in dieser Hinsicht die Toleranz bei Seite zu legen und auch in der Nomen- elatur, wo nöthig, ein bischen zu reformiren. Zur Beruhigung ängstlicher Gemüther setze ich aber sofort bei, dass ich die Speciesnamen des Kat. Staud. als solche — die grösste Errungenschaft der Neuzeit, das höchste Verdienst des Verfassers — wie ein Noli me tangere ehre; aber da, wo er einem aus Unkenntniss oder durch einen Druckfehler verstümmelten Namen den richtig geschriebenen in Klammern beisetzt, mir die Freiheit nahm, die Katze „Katze“ und nicht „Kaze“ zu nennen. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 69) 29% Durch Zufall erhielt ich Kenntniss von dem Vorschlage, welchen die zoologische Gesellschaft von Frankreich an den internationalen geologischen Congress in Bologna vom Jahre 1881 bezüglich einer allgemein einzuführenden Nomencelatur richtete ). Derselbe entspricht so sehr meinen eigenen Grund- sätzen, dass ich ihn hier zur Darlegung der letzteren reprodueire. 1) 4) 5) 6) Die Familie wird durch die Endung „idae“ ausgedrückt, welche dem Namen der repräsentirenden Gattung angehängt ist (Geometridae). Eine aus mehreren Gattungen zusammengezogene neue Gattung erhält den Namen der ältesten jener Gattungen ?). Jede Art hat den Namen zu führen, unter dem sie zuerst beschrieben wurde, wenn diese Beschreibung hinreichend deutlich war und der Ver- fasser die Regeln der doppelten Nomenclatur befolgte 3). Jeder Gattungsname darf in demselben Naturreiche nur Einmal, ebenso jeder Artname in derselben Gattung nur Einmal vor- kommen. Die Schreibweise der Artnamen —— mit grossem oder kleinem An- fangsbuchstaben — richtet sich nach der lateinischen Ortho- sraphie. (Es werden demnach nur jene Namen gross geschrieben, welche einen Eigennamen zum Stammworte haben, z. B. Mayeraria.) Unterschiede der Endungen oder Orthographie begründen keinen neuen Gattungs- oder Artnamen. Jeder Barbarismus, jedes unter Verletzung der Regeln der Orthographie, Grammatik und Syntax gebildete Wort muss richtig gestellt werden). Selhst der Autor kann einen Gattungs- oder Artnamen, der einmal ver- öffentlicht wurde, nicht wieder umstossen, aus dem Grunde, weil er ihn 1) Le Naturaliste 1881. 2) Asgassiz, Nomenclat. zool. Praef. $ 9. 3) Staud. Kat. thut dies nur in Parenthese. Roessler (Schuppenflügler ete.) vertritt denselben Grundsatz, indem er sagt: „Offenbare Schreib- oder grammatikalische Fehler des Autors beizubehalten, geht zu weit. Die Wissenschaft sollte eben wissentlich niemals Irrthümer wie eine alte Krankheit fortschleppen “. 4) Acassiz, Nomenclat. zoo. $ lu. 2. 9) 10) 13) 14) C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 70) für unpassend findet. — (Hierin hat Packard schwer gefehlt, der eine Anzahl seiner einige Jahre früher veröffentlichten Artnamen durch neue ersetzte und hierdurch selbst zur Confusion der Synonymen beitrug.)!) Ich füge diesen Vorschlägen noch folgende bei: Kommen bei Zusammenlegung zweier Gattungen gleiche Artnamen neben einander, so ist der jüngere derselben einzuziehen und durch den nächst- älteren seiner Synonymen, in deren Ermangelung aber durch einen neuen Namen zu ersetzen. Neue Artnamen haben stets eine Eigenthümlichkeit der Art zum Ausdrucke zu bringen: neue Gattungsnamen sind thunlichst einem Gattungs- merkmale ?), ausserdem der Mythologie zu entnehmen. ‚Jedem Genus- und Speciesnamen ist der Name seines Autors beizusetzen. Dieser Beisatz bleibt dem Genus, so lange noch Arten unter ihm ver- einigt sind, welche ihm sein Autor zutheilte. Ist dies nicht mehr der Fall, so muss der Genusname als solcher eingezogen werden. Artnamen, welche einem anderen Genus zugetheilt werden, ändern ihre ursprüngliche Endung nicht nach dem Geschlechte des neuen Genus ab (das manchmal zweifelhaft sein kann), sondern bleiben unverändert. Ist das Geschlecht des neuen Genus ein anderes, so wird der Artname mit grossem Anfangsbuchstaben geschrieben, d. h. als Eigenname behandelt. Der Kat. Staudinger huldigt diesem, den Herren Philologen allerdings grauenhaft erscheinenden Grundsatze, womit allein aber die Integrität des Artnamens gewahrt werden kann. Derselbe Gattungsname darf nicht nur in demselben Naturreiche, sondern auch im T'hier- und Pflanzenreiche nicht zweimal vorkommen. Varietäten dürfen mit einer Species derselben Gattung nicht gleichen Namen führen; Aberrationen haben keinen Anspruch auf eigenen Namen. Arten, deren Identität mit einer anderen auf Grund ihrer Priorität aner- kannten Art nicht sicher feststeht, oder deren Artrechte überhaupt zweifelhaft sind, oder deren Beschreibung so mangelhaft ist, dass sie in !) C#. Linnaeus, Philosophia botanica Art. 243. 2), Art. 24071. e. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 1) 299 das System nicht eingereiht werden können, sind nicht willkürlich als Synonyma mit ? zuzutheilen, oder unter einer Gattung als ? Art zu registriren, sondern. als Anhang des Systems und mit der Ueberschrift: Dubiae aufzuführen !). 16) Die Diagnose einer Art ist im lateinischer Sprache abzufassen. Dieselbe muss so ausführlich sein, dass die Art hiernach von anderen Arten mit Sicherheit unterschieden werden kann. (Viele der alten und neuen Autoren glauben dieser im Interesse inter- nationaler Verständigung angenommenen Norm dadurch genügt zu haben, wenn sie in zwei Zeilen und möglichst schlechtem Latein die Farbe und den Hauptcharakter der Zeichnung eines T'hieres angeben. Sie gleichen dem alten Goeze, welcher die Arten durch den beigedruckten deutschen Namen „das gekämmte Fühlhorn, der kleine rare weisse Blausieb, der weisse Ochs, die Halbtrauer, die ungleiche Querlinie, die Bruch- binde“ (!) ete. oder wie Hufnagel gar durch Charaktereigenschaften — z.B. der faule Esel — am deutlichsten zu kennzeichnen glaubte!) 17) Die lateinische Diagnose, welcher eine noch ausführlichere in der Mutter- sprache des Verfassers — oder wenn dieser den slavischen Stämmen angehört — in französischer Sprache — folgen kann, soll thunlichst die Bildung nicht klassischer Ausdrücke, welche eines Commentars bedürfen, vermeiden und den Regeln der Grammatik und Syntax ent- sprechen. — Den Beschreibungen der Arten einer Gattung hat jedesmal eine Synopsis derselben voranzugehen, welche deren Artunterschiede in möglichst wenig lateinischen Worten ausdrückt. — Der Beschreibung des vollkommenen Insektes hat wo möglich stets jene der Raupe und Puppe zu folgen, und schliesslich die Angabe der Fundorte. Als letztere sind nicht die Länder, in denen die Art bis jetzt gefunden wurde, einzeln aufzuführen, sondern durch die Lage in Europa, Asien und Nordamerika 1) Mabille spricht sich über den Kat. Staudinger (1872, p. 490, Ann. de la Soc. Ent. de France) aus wie folet: „I y a tant d’articles dans le nouveau Catalogue, ou les especes litigieuses, peu connues ou non retrouvees sont reunies A d’autres avec un? devant leur nom, qu'il est facile de prevoir, que la science en souffrira. Si l’espece est bonne et qu’on la retrouye un jour, on la meconnaitra certainement, induit en erreur par ces r@unions provisoires, et on la publiera de nouveau“. Ich kann Mabille hierin nur beipflichten. 300 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 72) auszudrücken, z. B. Westeuropa, Centralasien etc. Nur wenn die Art ausser in ihrer eigentlichen Heimath noch an einer dieser entgegen- gesetzten Stelle gefunden wurde, muss auch diese angegeben werden. 18) Die vom Autor gegebene Diagnose einer Art muss so lange unverändert Geltung behalten, als nicht die Autopsie Abweichungen feststellt. In letzterem Falle sind Fundort und Gewährsmann der Ereänzung beizufügen !). $ 9. Mein Spanner-Katalog. e Nachdem wir aus dem Munde unserer grössten Systematiker (cf. Kirby u. A.) wissen, dass eine natürliche Reihenfolge der Arten in der Gattung, der Gattungen im der Familie zu den piis desideriis gehört und stets gehören wird, erührigte mir nur die Ermittelung einer entsprechenden künstlichen Methode, um jeder Art und Gattung ihren Platz anzuweisen. H.-Schäffer (Corr.-Bl. 1861, Nr. 20) stellt die Reihenfolge der individuellen Ansicht und Liebhaberei jedes Einzelnen anheim; machen wir von dieser Freiheit den ausgiebigsten Gebrauch, und zwar auf Kosten des Lederer- Staudingerschen Katalogs, dessen systematischen Werth auch KRössler bestreitet. Wie schon oben ($ 7, Seite 293, Anmerk. 2) erwähnt, erklären Weis- mann und Eimer die Längsstreifung für den Urtypus, die Geflecktheit für die jüngste Metamorphose der Thierzeichnung. — Adoptiren wir diese Entwickelungsscala für die Spanner, so werden die gefleckten Gattungen als die vom Urtypus am weitesten entfernten an die Spitze des Systems, — die Längsgestreiften an das Ende desselben zu stehen kommen. Erstere werden sich dann mit dem Genus Argyris Gn. (Problepsis Lederer) an die 1) v. Harold hält die erste Beschreibung in den wenigsten Fällen für maassgebend, vielmehr die Autopsie der Type für unentbehrlich. (Stett. ent. Ztg. 1878.) Ich habe in Differenzfällen Dr. Staudinger als Gewährsmann aufgeführt, auf dessen reiche Erfahrung wir angewiesen sind. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 73) 301 Saturniden !), — letztere mit dem Genus Chesias an die Pyraliden, mit Ligra an die Noctuiden anschliessen 2). Den Uebergang von den Längsgestreiften zu den Quergestreiften werden jene Arten bilden, welchen vom Urtypus noch die getheilte Spitze geblieben ist, — jenen von den quergestreiften zu den gefleckten die gebänderten Gattungen. — Die Familie steht am besten zwischen den Uraniden und Pyraliden 3), mit welch ersteren sie durch das Genus Uropteryc verbunden ist. — Nach oben reihen sich dann an die Uraniden die Drepanuliden und Saturniden, anderseits die Papilioniden; nach unten verbinden sich die Pyraliden durch die Herminiden und Brephiden mit den Noctuiden und unmittelbar mit den Sphingiden. Bevor ich weiter gehe, sei hier eines Vorschlages gedacht, welchen der geistvolle Verfasser des „Versuchs, die Grundlage für eine natürliche Reihen- folge der Lepidopteren zu finden“ in den Jahrbüchern des Nass. Ver. f. Natur- kunde 1879 niederleste und von dessen Annehmbarkeit derselbe mich vergeblich zu überzeugen suchte. Dr. Rössler sagt: „Die Anforderung an eine systematische Anordnung der Gattungen muss ... darauf beschränkt werden, dass jede Abtheilung mit den vollkommensten beginnt und mit den niedrigsten schliesst; oder umgekehrt, wenn das höchste Geschöpf den Schluss bilden soll, ohne Rücksicht darauf, dass der Schluss der vorhergehenden Klasse tiefer stehende Gattungen enthält als der Anfang der folgenden Die Schmetterlinge sind die Vorbilder der Vögel und wiederholen in ihren Unterabtheilungen ihre eigenen sechs Hauptklassen. — Die höchste Abtheilung des Genus Papilio, die Ornithopteren nähern sich an Grösse, Muskelkraft und festem Bau, sowie leuchtenden Farben den prächtigen Vögeln ihrer Heimath Derselbe Gedanke wird mit unerschöpflicher Erfindungskraft immer voll- !) Ich kann mir keinen vernünftigen Grund denken, welcher die Voranstellung des Genus Zseudoterpna (Kat. Staudinger) rechtfertiste. Das höchstentwickelte ist es doch gewiss nicht. 2) Ebenso ist man gewöhnt, Zupithecia als das niederststehende Genus zu betrachten, weil dessen Raupen theilweise in Früchten leben. Folgerichtig mussten auch die Lycaenen an das Ende der Rhopaloceren gestellt werden, weil Z. Baetica und Jolas in Schoten leben. Und stehen die Acidalien, welche oft nur von dürren Abfällen leben, nicht noch tiefer :? >) H.-Schäffer stellt sie zwischen Uraniden und Drepanuliden. Noya Acta XEIX, Nr, 4 39 302 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 74) kommener ins Dasein gerufen, in immer reicherer, lebensvollerer Einkleidung und grösserer Arbeitstheilung der Organe .... In jeder Klasse und Ah- theilung besteht eine Gruppe, welche das Wesen — den Typus — derselben am reinsten darstellt, und die obersten Gruppen oder Gattungen streben über ihre eigene hinaus, sich einer höheren zu verähnlichen ...... Dieser Auf - fassung folgend, lassen sich wohl alle Organismen ordnen. Die auf den inneren Bau gegründeten Systeme bleiben bezüglich der Abscheidung der Klassen. Ordnungen und weiteren Unterabtheilungen von einander maass- gebend .... Schwieriger ist das Aufsuchen der Analogie des schöpferischen Gedankens zum Zwecke der Aufstellung der natürlichen Reihenfolge ..... Ein starres unfehlbares Gefüge der Reihe wird sich zwar ein für allemal nie hilden lassen, sondern dem Scharfsinn und Natursinn des Einzelnen Vieles „zur freien Wahl“ gestellt bleiben, aber das ist wohl kein Nachtheil, im Gegentheil ein Vorzug, der dem Wachsen der Wissenschaft Raum lässt, sie gegen Verknöcherung schützt und genialen Blicken allezeit freien Weg giebt“. Ja, wenn das Wachsen der Wissenschaft und die Erhaltung ihrer Lebensfähigkeit darin bestehen soll, dass möglichst viele individuelle Ansichten über ein Problem, alle mit gleichem Anspruche auf Anerkennung und Gültig- keit. zum Ausdrucke kommen, dann hätten wir allerdings aus der Annahme des Rösslerschen Vorschlages ungeheuere Bereicherung der Wissenschaft zu hoffen. Ich gestatte mir aber, das Wesen unserer Wissenschaft etwas con- ereter, nichterner aufzufassen und bin der Meinung, dass, wenn das menschliche Genie dem schöpferischen Gedanken der Mutter Natur überhaupt je beikommen kann, dies nur auf inductivem Wege und über den Rücken der materiellen Erscheinungen hinweg möglich sein wird; — dass endlich Phantasiegebilde und Hypothesen wohl zur wissenschaftlichen Forschung anregen, aber sich derselben niemals als Aequivalent an die Seite setzen dürfen. Wenn Dr. Rössler in Urapterye, Eugonia, Selenia 'Tagfalter, in Amphidasis, Himera, Crocallis Spinner, in Pachycnemia eine Eule sieht, so wird hiermit jeder beobachtende Sammler gern einverstanden sein. Der Ver- fasser des „Versuches etc.“ hätte aber noch des Näheren nachzuweisen, welche Analogie zwischen Angerona und Rumia und Colias, Odezia und Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 75) 303 Satyrus, Abraxas, Bapta und Cabera und den Pieriden besteht), denn die I Färbung allein oder die Flugzeit können doch unmöglich die Analogie so weit von einander getrennter Genera begründen. Was Venilia und Eurymene mit den 'Tagfaltern gemein haben, ist mir nicht erfindlich. Gnophos und Boarmia sind für Dr. Rössler Copien von Noctuiden, weil sie düster gefärbt sind und ihre Raupen (theilweise) versteckt am Boden leben. Metrocampa und Ellopia sollen Gastropachen ähnliche Raupen haben, während diese doch bekanntlich ganz an Catocala-Raupen erinnern; Macaria soll Platypteryc vepräsentiren, obwohl letztere weder Flügelumriss, noch Farbe, noch Raupe mit ihr gemein hat. Geometra, Nemoria, Jodis sollen die grünen wicklerartigen Spinner dar- stellen, obwohl letztere durch die hellen Hinterflügel weit besser mit Plusiaria, Neriaria, erstere mit Thecla rubi zu vergleichen sind. Pellonia und Timandra aber — meint Dr. Rössler — müssten wegen ihrer nahen Verwandtschaft mit den Acidalien zu den Kleinschmetterlingen gezogen werden!! — Zonosoma soll als Tagfaltercopie trotz ihrer engen Verwandtschaft mit den Acidalien von denselben durch das ganze Heer der Schwärmer-, Spinner- und Eulen- artigen, dann der eigentlichen Spanner getrennt werden, weil ihre Puppe aufrecht an ein Blatt geheftet ist, während Dr. Rössler Zllopia aus demselben Grunde als Nachbildner der Liparis Monacha zu den Spinnerähnlichen zählt. Man sieht, zu welchen Inconsequenzen diese T’'heorie führen kann und muss. Schwärmerähnliche Spanner weiss Dr. Rössler gar keine zu benennen, und doch erinnert Biston mit seinen durchscheinenden Flügeln sofort an Macroglossa, Amphidasis betularius an Sphinze. Zu den Tagfalterartigen müssten vor Allem jene Spanner gezählt werden, deren Rückseite eine Schutz- musterung zeigt, zZ. B. Fidonia, Bupalus, Marmopteryx; Fid. Limbaria wäre mir eine Coenonympha, Marmopteryx eine Chionobas, Phorodesma nach seiner Raupenhülle eine Psyche; Abraxas und Rhyparia ihres Hinterleibes und der Hinterflügel wegen Arctien, Cleogene eine Lithosia u. s. w. — Aber ich zweifle nicht im Mindesten, dass Dr. Rössler und jeder andere Forscher diese Analogieen verwerfen und andere genau so stichhaltige aufstellen wird, darum — gehen wir lieber zur Tagesordnung über! — Ich freue mich, den Ueber- !) Dr. Rössler, Die Schuppenflügler des Resierungsbez. Wiesbaden. Jahrb. d. Nass. Ver. f. Nat. 1880/81. 395 304 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 76) gang zu derselben ebenfalls mit Dr. Rösslers Worten einleiten zu können. Er sagt!): „Mir scheint, dass nur die verhältnissmässig grösste Gemein- schaftlichkeit sämmtlicher Eigenthümlichkeiten und der Entwickelungs- geschichte für die Zusammengehörigkeit maassgebend sein kann, und hierbei das Gesammtaussehen — der Habitus — zwar nicht entscheidend, jedoch nicht so ganz zu missachten ist, wie in letzter Zeit immer mehr geschehen ist“2). Ich habe diesen Worten lediglich beizusetzen: Mir scheint es ebenso! — ich sehe den „schöpferischen Gedanken“ nicht darin, ob Rippe 5 genau zwischen 4 und 6 oder etwas näher an 6 entspringt, sondern ob die Art nach ihrem Gesammthabitus zur Art, die Gattung nach dem gemeinschaftlichen Habitus ihrer Arten zur Gattung passt oder nicht. — Prüfen wir nun hiernach die Gruppen Jul. Lederers, welche dem Katal. Staudinger zu Grunde gelegt sind, ohne ihn für die Stellmg jener Arten, welche er nicht kannte und nach bestem Wissen vielleicht irrig einreihte, verantwortlich machen zu wollen. In Gruppe I herrscht unverkennbar die grüne Farbe vor (Pseudo- terpna, (eometra, Phorodesma, KEucrostis, Nemoria, Thalera, Jodis), obwohl uns Lederer die männlichen Fühler, Sporen und den Flügelumriss als Gruppen- merkmale angiebt. Ich kann die grüne Farbe, welche bekanntlich in rosa, gelb und braun variirt, als solches nicht anerkennen und halte Pseudoterpna und Phorodesma unvereinbar mit Geometra, Jodis und Nemoria3). Beide haben anderen Flügelumriss, andere Zeichnung, andere Färbung der Hinterflügel und Pseudoterpna Rückenkämme Ebenso willkürlich ist die Zusammensetzung des Genus Phorodesma, welches deshalb zertheilt werden musste. 1) Schuppenflügler a. a. O. 2) Guende sagt: „Der Habitus der Insekten erweckt den entomologischen Instinkt, der sich selten täuscht. Wenn wir dann uns Rechenschaft zu geben suchen von dieser Wirkung durch analytisches Studium, so finden wir in der That unsere Vermuthung be- stätigt““. Vgl. auch Frauenfelds Einleitung zu Lederers Arbeit. 3) Diese drei Genera müssen vereinigt bleiben, und gehört Vernaria entschieden nicht zu Geometra, wohin sie Lederer gestellt hat. Die Exoten belehren uns, dass die Ecke der Hinterflügel kein Gruppenmerkmal bilden kann. (H.-Schäffer.) Ich habe Zuerostis und Jodis als Subgenera unter Nemoria gestellt. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. X) 305 Die Gruppe Il umfasst Ochodontia und die Acidaliden Timandra, Zonosoma, Acidalia, Pellonia. Hiergegen ist nichts einzuwenden, nur enthält Pellonia zwei grundverschiedene Arten. Die III. Gruppe enthält fünf weisse Genera — also abermals die Farbe maassgebend! — wovon Ahyparia, Abraxas, Orthostixis zusammen- gehören, Cabera und Bapta zu trennen sind, ebenso die grundverschiedenen Genera Stegania und Numeria. Von Abraxas müssen Marginata und Adustata, welch letztere ein eigenes Genus bildet, — von Bapta muss Pictaria, — von Numeria muss Capreolaria getrennt werden. Die IV. Gruppe bilden die Arten mit zwölffüssigen Raupen: Hllopia und Metrocampa. Nachdem dieselben ausser der Zahl der Raupenfüsse nichts gemeinschaftliches haben, hätten füglich auch die beiden anderen Gattungen mit mehrfüssigen Raupen (Odontoptera und Rumia) in diese Gruppe genommen werden können !). Die V. Gruppe recrutirt sich aus den eck- und zackflügeligen Gattungen Eugonia, Odontoptera, Therapis, Selenia, Epione, Pericallia, Caustoloma, Macaria, Elicrina, dann den gelben Gattungen Uraptery«, Angerona, Himera, Crocallis, Heterolocha, Hypoplectis. Lederer hat sie nach dem Flügelumriss geordnet, womit ich mich im Ganzen einverstanden erklären muss; nur hat Angerona prunaria zwischen Rippe 4 und 6 nicht ausgenagten Saum wie Epione, und unterscheidet sich Himera von Crocallis nicht durch den kegelartigen oder gerundeten Schopf (!), sondern durch ihre geeckten Vorderflügel und die doppelte Querlinie der Hinterflügel; sie gehört zu der Nordamerikanischen Gruppe Ennomos. — Caustoloma habe ich mit Eilierinia vereinigt, von der sie nur untergeordnete Merkmale trennen, — Macaria in zwei Genera getrennt, wovon Godonela keinen Ausschnitt der Vorderflügel, weniger geschwänzte Hinterflügel und andere Winkel besitzt. 1!) Nachdem aber auch Anzsopteryx Aescularia eine zwölffüssige Raupe hat und von ihrem Genus nicht getrennt werden kann, — nachdem ferner Goossens und Chretien (Le Naturaliste 1883, Nr. 37) nachwiesen, dass einige Noctuen und Himera Penn. beim Ausschlüpfen weniger, bezw. mehr Bauchfüsse haben, als erwachsen, lässt sich Duponchels Eintheilung nicht wohl reproduciren. Knatz (29. und 30. Bericht d. Vereins f. Naturkunde in Cassel) wies nach, dass die Raupe von Xylomides conspieillaris in ihrer Jugend Spanner ist. 306 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 78) Die Gruppe VI enthält Ploseria und die schmalflügeligen, Kälte liebenden Genera Dysemon (Chemerina), Lignyoptera, Hibernia, Anisopteryx. Mit Ausnalıme der Ploseria, welche neben Venilia gehört, ist gegen (diese Gruppe nichts einzuwenden, nur gehört unbedingt Phigalia dazu. Die VII. Gruppe umfasst die diekleibigen Biston, Apocheima, Amphi- dasis, dann die Boarmiden Doarmia, Symopsia, Tephronia, die Gnophiden Hemerophila und Nychiodes und endlich die Phigalia. Ich konnte Lederers Trennung von Biston und Amphidasis nach der Flügelhaltung nicht acceptiren und reihte die Arten mit concavem Vorder- rande, gebauchtem Saume und gerundeten Winkeln unter Diston, die Arten mit geradem Vorderrande und Saume und deutlichen Winkeln unter Amphi- dasis, jene mit geradem Vorderrande und gebauchtem Saume unter die neuen Genera Nyssia und Lucia ein. Synopsia, welche sich nach Lederer nur durch die Zunge und den Wurzellleck der 55 von Doarmia unterscheidet, bildet mir lediglich ein Subgenus !). Als VI. Gruppe stellt Lederer die (Genera Sthanelia, Gmophos, Dasydia, Colutogyna und Psodos zusammen, — mit Ausnahme der Sthanelia eine gute Gruppe, freilich nieht blos — wie Lederer meint — durch zartere Rippen und glattgestrichene Rückenhaare homogen! — Dasydia habe ich als Subgenus der Gnophos untergebracht, Colutogyna mit Psodos vereinigt. — Lederers Eintheilung der Gnophiden nach dem Saume der Hinterflügel und den männlichen Fühlern konnte ich nicht berücksichtigen. Die IX. Gruppe hat nach Lederers eigenen Worten kein weiteres gemeinschaftliches Merkmal als dass die Arten bei Tage fliegen und ganz- randigen Saum besitzen, — etwas zu wenig, um 23 Gattungen unter Einen Hut zu pferchen! — Fidonia, Ematurga und Bupalus habe ich auf Grund des Flügelumrisses und der Schutzmusterung der Unterseite zusammengelegt; Diastietis eingezogen, da Artesiaria eine Halia ist; Phasiane, welche kunter- en a U D . . bunt zusammengewürfelt war, aufgelöst und die Arten unter sechs Gattungen untergebracht?); bei Aspilates nach dem Vorbilde H.-Schäffers Strigillaria als 1) Nach H.-Schäffer sind Gnophos und BDoarmia kaum generisch zu trennen; ich habe denn auch die Arten beider nach Bedarf durcheinandergemischt. 2) Lederer giebt als Gattungsmerkmal seimer Phasiane gsanzrandige Flügel an, was auf (C7athrata entschieden nicht passt! — Auch H.-Schäffer verurtheilt Lederers Phasiane. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 9) 30% Genus Perconia abgetrennt; Cimelia gestrichen, da sie nach Milliere zu den Pyraliden gehört. Nun kommen bei Lederer als X. Gruppe die Gattungen Ligia, Sterrha, Lythria, Minoa, Stammodes, Polythrena, Odezia, Siona, Lithostege und Chesias, welche nichts Gemeinschaftliches aufweisen; dann die alten Larentiden ZLobo- phora, Cheimatobia, Triphosa, Eucosmia, Scotosia, Lygris, Anaitis, Ortholitha, Mesotype, Cidaria und Eupithecia. Hiervon musste ich Zucosmia in vier Genera vertheilen, Lygris er- weitern, Cidaria vollständig umarbeiten, da Lederers Abtheilungen nach Afterklappe und Fühlern der 55 für mich keinen Werth haben, und that- sächlich bisher die heterogensten T'hiere in diesem Genus beisammen stehen. . Ich habe sie nach Färbung der Hinterflügel, Flügelumriss, Zeichnung und Saumlinie geschieden. — Lederers Diagnose dieses Genus: „Saum bauchig, Innenwinkel gerundet, Hinterflügel den vorderen entsprechend gezeichnet“ passt aber auch bei weitem nicht auf alle Cidarien. Somit konnte ich von 97 Gattungen Lederers S4 in mein System aufnehmen; vier wurden als Subgenera untergebracht, neun eingezogen. b. Das System Guenee-Packard. Packard’s Monograph of the Geometrid Moths or Phalaenidae 1876, welche umfassende Arbeit ich der Einreihung nordamerikanischer Spanner in mein System zu Grunde legte !), erstreckt sich auf das ganze Territorium nördlich von Mexiko und Westindien. Packard beschreibt in neun Subfamilien 113 Gattungen mit 465 Arten. Hiervon konnte ich 50 Arten wegen mangel- hafter Diagnose nicht einreihen, 90 Arten wohl mit Sicherheit unter ein be- stimmtes Genus stellen, aber denselben in diesem keinen bestimmten Platz anweisen; dagegen sind 325 Arten mir theils durch Autopsie bekannt, theils von Packard so kenntlich und gerade den von mir aufgestellten Merkmalen nach beschrieben, dass über deren Platz im Katalog kein Zweifel aufkommen konnte. — Packard bekennt sich im Allgemeinen zu Guendes System, strebt aber von Fall zu Fall nach Zusammenlegung bisher getrennter Formen und 1) Die Fortsetzungen und Ergänzungen dieses Werkes, welche in den letzten Jahren in nordamerikanischen Provinzialschriften erschienen, sind mir leider nicht zugänglich geworden. 308 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 80) benutzt ausser dem Flügelgeäder !) vorzugsweise den Flügelumriss und die Zeichnung zur Diagnose seiner Gattungen; dieselbe deckt sich aber leider — wie bei H.-Schäffer — nicht immer mit jener der unterstellten Arten. In Nachfolgendem sei kurz bemerkt, in wie weit ich Packards Abgrenzungen folgen konnte. I. Subfamilie: Larentinae. Genera: Kupithecia, Glaucopteryx, Plemyria, Epirrita, Thera, Hydriomena, Pterophora, Ochyria, Rheumaptera, Anticlea, Phiba- lapteryx, Hydria, Philereme, Triphosa, Lobophora, Carsia, Odezia, Heliomata, Heterophleps, Lithostege. Gegen diese Subfamilie ist nur einzuwenden, dass die letztgenannten vier Gattungen mit den übrigen nicht das Mindeste gemein haben und daher getrennt werden müssen; ferner dass Pterophora durch Lygris, Phibalapterix durch Oollix, Hydria durch Eucosmia, Philereme durch Triphosa, Carsia durch Anaitis bereits repräsentirt sind. Ein Zurückgreifen auf die antiquirten Namen des Hübnerschen Ver- zeichnisses scheint mir nur dann zulässig, wenn von einem jetzt gebräuch- liehen Genus ein neues abgelöst werden soll. (Glaucopteryx, Plemyria, Epirrita, Ochyria, Anticlea habe ich zur Bildung von Untergattungen der Oidaria ver- wendet und von letzterer, mit Packard übereinstimmend, Thera, Hydriomena und Rheumaptera als eigene Gattungen getrennt. II. Subfamilie: Operophterinae. Genus: Operophtera. Species: Boreata ist durch Cheimatobia überflüssig gemacht, und kein Grund vorhanden, dieses Genus von der ersten Subfamilie zu trennen, wo es hingehört. III. Subfamilie: Fidoninae. Umfasst 26 Genera. Packards Diagnose bewegt sich stets zwischen den Ausdrücken „usually“ und „sometimes“, und vermag nicht ein einziges, allen unterstellten 1) Welchen Rang dasselbe in Packards Systematik einnimmt, möge das Eine Beispiel bezeugen, dass er das Geäder seiner (’/eora „zwischen Boarmia und Ennomos“ (!) stehend bezeichnet. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. Sl) 309 Gattungen gemeinschaftliches Merkmal anzugeben. Ich konnte mich daher nicht für diese Zöidoninae erwärmen. 13 Gattungen übernahm ich unverändert, vier löste ich als überflüssig auf, die übrigen wurden zerlegt und ein "Theil ihrer Arten anderwärts untergebracht. IV. Subfamilie: Caberinae. Genera: Corycia, Eudeilinia, Deilinia, Gueneria, Stegania. Gegen diese Subfamilie ist nur einzuwenden, dass drei ihrer Gattungen unter Cabera eingereiht werden können, demnach überflüssig sind. V. Subfamilie: Goniacidalinae. Eine rein exotische Abtheilung mit drei aus Südamerika eingewan- derten Arten. VI. Subfamilie: Acidalinae. Genera: Calothysanis, Euacidalia, Eois, Ceratodalia, Asthena, Acı- dalia, Ephyra, Euephyra. Mit Ausnahme der Euacidalia, welche eher in die III. Subfamilie gehört, ist gegen die Acidalinen wenig einzuwenden. Calothysanis ist durch Timandra, Eois durch mein Subgenus Dosithea, Asthena durch meine Ephyra und Ligdia, Ephyra durch Zonosoma repräsentirt. VD). Subfamilie: G@eometrinae. Genera: Dyspteris, Eucrostis, Nemoria, Annemoria, Ohlorosea, Synchlora, Racheospila, Aplodes, Anaplodes, Geometra. Ich möchte den Namen. Geometrinae in Nemorönae ändern, da das Genus Geometra in dieser Subfamilie vereinzelt steht und es bedenklich erscheint, zwischen Geometridae und Geometrae auch noch Geometrinae zu schieben. Ferner gehört Dyspteris nicht hierher, sondern mit Sparta zu den Lobophorinen. Chlorosea ist durch Thetidia ersetzt, alle übrigen Gattungen lassen sich zu Nemoria ziehen. VIII Subfamilie: Doarminae. Genera: Anisopteryx, Phigalia, Hibernia, Eubyja, Biston, Paraphia, Tephrosia, Oymatophora, Bronchelia, Gnophos, Hemerophila, Steno- trachelys, Cleora. Die Boarminae sind mit Ausnahme der ersten drei Gattungen und der Gnophos natürlich gruppirt; es wäre jedoch noch Selidosema hinzuzuziehen. Tephrosia habe ich unter Cleora und dem Subgenus Ectropis untergebracht; Noya Acta XLIX. Nr. 4. 40 310 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 82) Uymatophora hat als Noctuwide Bürgerrechte erlangt und wurden ihre Arten den Gattungen Boarmia und Oleora überwiesen. Bronchelia ist durch Nychiodes, ebenso Stenotrachelys durch Nychiodes und Hemerophila ersetzt. Für Tephrosia falcataria und Oleora umbrosaria musste ich neue Genera aufstellen. IX. Subfamilie: Ennominae. 27 Gattungen. Ich konnte mich weder mit der Zusammensetzung dieser Familie, noch weniger aber mit der Charakterisirung der einzelnen Gattungen befreunden. Die Merkmale der meisten sind nicht hinreichend zu ihrer Trennung, und fasste ich deshalb eine Anzahl derselben unter dem alten Namen Ennomos zu- sammen, das ich in Subgenera nach Packardschem Muster zerlegte, ohne mich jedoch an dessen Zutheilung der Arten zu halten. Oaustoloma occiduaria ist eine Eilierinia; Anagoga ist durch Numeria ersetzt, Epirranthis bereits für eine Frdonine verbraucht. Von Endropia musste Priocycla, von Eugonia Odoptera getrennt werden. Packards System zählt 113 Genera, wovon 29 europäische, S4 ameri- kanische. In meiner Ueberarbeitung zog ich hiervon vier europäische und 31 amerikanische ein, degradirte 13 amerikanische zu Subgenera, erhöhte die Zahl der europäischen von 25 auf 43 und stellte im Ganzen 22 neue Gattungen (wovon 10 europäisch-amerikanische) auf, wodurch sich eine Ge- sammtzahl europäisch-amerikanischer Gattungen von 53, — ausschliesslich amerikanischer von 52 ergiebt, — sonach sind fast genau 50%, der nordamerikanischen Fauna mit der paläarktischen unter einen Hut gebracht. Ich zweifle nicht, dass hiermit in den Augen jedes Vorurtheilsfreien die Zu- sammengehörigkeit der beiden Faunen!) ebenso bewiesen ist, wie durch die 60%, eongruenter Formen im Amurlande. 1) Vergl. J. Maurice: Relations entre les faunes ent. d’Europe et d’Amerique (Bull. scient. d. Departement du Nord 1879, p. 108). Beilagen 1 und 2. 40* nn. (p- 84) C. Freih. v. Gumppenberg. 312 -- B | “i . . ö Sa) has - SE | Bes | a ae > 6 SEEN? a a rue EN 7 le. 2 2er ne rn 1 - : i u. lea es 5 BER ER: lo i © N een I: - : & . . . . DR . . . . . . . . . . . N S .. KA . . . . . . . - . . . . . . . . ") . N . . . | . . . . | . . . . - . 8 . . SsN . . . . - A . . . . E 5 & ; ee e 0 | |< ee ea Al Mel: | 6 ale . Rn 5 ES © Bee: | x A . | . | . . . . . N 5 . S | . . N A . . . . . . . . | | . . . 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I Ion tentr toris sep eometrarum zonae temperat @ Systema ai At A: NA ISSN ISS A A “0 gersepd sıywuy 0 era BIZEPO) “ BBULMUL VOLL, erwppundte Zntyuergu ES EPLITTEEUNTON LO, © errepnumpd vrygerg ° Lo] HUuaKoor/) Berge]p SUWBISseLT 9° BMBOLLM.TE WISE ° ° snererurd snpedng ° BLRTUONE BELMMBULT " BEIBUOCTLO BLUOPLT “° Bosny BUOBLULOAT Bgzrapenb EzeremdTe vrreprdong “ BULOR.TOD 9 BEB[ooge SOPosT BLETEOUDT BIPÄSKCL = Brmrodo " RLTBOTOR: BLIBSSATOPUV "9 BRIOL[DOZ “ BIWOSUFIO ° BLOBPIONJLCT I Bra pıros ° * BLOBTIROAOS ORRBUDNBS ga > ByBndTglun Brsaodsor sordoue) “ ayupundot BIUNMORT 9° sundpw wogste RENT "9 OBERIBUDIS BELWORN "9 BRIBMDBLL BILLUOA, vreswdspa sypojdodAp] 2 RRTBUHAPL > Bro puud ouordır IRB BEE DEF... (p- 6) D' C. Freih. v. Gumppenber 314 SN s|ı N u - n an A A A . eyersowd SESHRHETIE eyeusısop eyetungns eyesn.anar ° eyengong * BYBLBFLOLU Eyesamout errejrodsoA " BILLARD vyeurkpıp eyeoıpes vyeonbu BLAVOIBLIISNE " BLTBLIBITON eyeqang " BLIBPLITA ° BpeAıfo eyerde ° Byayıumur BYBLBLULUT eyeounag eyeruor} awaodıml vyepnus " BYBLIBA BRAOJOATA eye][90 BLIEpPIg eyepndod suısA] eyeyıqnp ° vyeıpungvs ®SOLUdLLL, eyujaos waougdogorf eyepnped eyeuntopwad sıywuy aop | 'sur URS sıger]| 'BOUS ei 008L r 0077| 0002/0089) 0099| 00090088) 0044/0088 0008|008# 008710087 005% 0007 00 0088 UT UOULWOYLOA (ssu,] AOsLıe]) JungeyL.Ig Oyy9a.ıyUuas HFFFTDrgo9q AAUSIE usweN es er EEE . 8%) 315 1S iorıs septentrional Systema Geometrarum zonae temperat I I I 38 IS 38 35 N EN N N AV L \L l SA A AN N 72) “2° BROBITLOU eeuopAeH BRUO.OD " Byeagsouof BIBIOLIRT vyesma TCIBULICOS BLIBLOISLI} eyeAnJqns eLmwyodeu errwoenbef " BLABOTHSATOU TLIETIWIOA eyeriyes " BPBPTINULLUT errejdırs enoygrdng eyesaeds xtjfoN) ryepnuuov VLIWIOTOND ° RpeyTuron kuttaerkeit "BgRBaoyı] BRPIP.IOS BWAONLIO " Uom ayepnqp veyenboupu " BYRTOULU VBRULON][oUL vyengong "RyUISLU vyegsuy TPAnSn] BEIBPAUL aaıpus vpaangdrıos BBgSsnuf " BRIOCLTOA BLIBIHOUT 316 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 88) Epione apiciaria 4800 S. Odezia tibiale 4500 V. N. Boarmia consortaria 4500 N. Lygris associata 4500 N. Cidaria albicillata 4200 S. eucullata 5000 S. rivata 6600 N. alchemillata 5300 T. alpicolaria 7400 St. Eupithecia oblongata 4000 S. venosata 4500 S. Shetl.-I. pusillata 4500 N. S. abietaria 5000 S. togata 5000 S. debiliata 5000 S. rectangulata 4000 S. innotata 6000 N. übersteigen in V. nicht 3000'. impurata 4500 S. 4 tenuiata 4500 N. plumbeolata 4500 N. absmthiata 4500 N. indigata 4500 N. exiguata 4500 N. lanceata 4500 N. Vergleiche des Weiteren: Heller, Ueber die Verbreitung der T'hierwelt im Tiroler Hochgebirge. (Sitzungsberichte der Kais. Akademie d. Wissensch., 1881, I. Abth., Februarhetft.) Das Verzeichniss der Schmetterlinge von Innsbruck und Umgebung von Jos. Weiler giebt von 198 Spannern die senkrechte Erhebung an, und zwar kommen dort 165 Arten bis 3000‘, 115 Arten bis 6000‘, 58 Arten bis 6600°, 32 Arten bis 7500‘, 11 Arten über 7500° hoch vor. Von den 198 Arten treffen demnach 82% auf die Thalsohle, und gehören von diesen wieder 38% ausschliesslich dem Thale an, während 41% bis zum Waldgebirge und 21% in die Alpenregionen emporsteigen. Von den restirenden 18% sind 41 % den höchsten Regionen eigenthümlich, während 59 % bis zum Waldgebirge herabsteigen. Dr. H. Frey gibt in seinen „Lepidopteren der Schweiz‘ von 147 Spannern die senkrechte Höhe an, in der sie gefunden wurden. Es treffen hiervon bis 3000‘ 6, bis Systema (Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.89) 31% 6000° 115, bis 7000° 14, bis 7500° 3, 8000° 5, 8500° 2, 9000° 1, 10000' 1 Arten. Am reichsten ist die Waldregion (4000—6000‘), nämlich mit 109 Arten bedacht. Dr. Wockes Sammelresultate auf dem Stilfserjoch (5300—8400') geben ein Bild der senkrechten Erhebung der Spanner in Südtirol. Er fand bei Trafoi (5300°) 31 Arten, bei 6000‘ 3 Arten, bei 7000—7500' 25 Arten, bei 8000—8500' 6 Arten, darüber hinaus noch I Art. Also auch hier in der Mittellage die reichste Fauna. Meine eigenen Erfahrungen erstrecken sich auf das Mangfallgebiet (zwischen Inn und Isar; vide Stett. ent. Ztg. 1882, p. 490), dessen höchster Punkt — die Rothe Wand — 6503' misst. Ich habe die an diesem Punkte, sowie am Wendelstein (6318°) vorkommenden Arten in die Rubrik für 6600' vorgetragen. Eigenthümlich ist es, dass die anderwärts bis zu 5000 und 6000° aufsteigenden Arten sich im Mangfallgebiete grossentheils unter 3000* halten und schon bei Miesbach (2349°) vorkommen, welches die grösste Anzahl von Arten liefert. Auf dem Gebirge von (Colorado (8000 — 11000‘) fliegen nach Packard Cid. caesiata, cambrica, dilutata, trifasciata, truncata, ferrugata, munitata, fluctuata, lugubrata, tristata, hastata, Lygris populata Anaitis paludata, Cheimatobia boreata. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 41 318 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 90) Beilage 2 (Seite 262). TaB die Vertheilung der Spann Prey | | 3 | z, | & | & EI | =] =| | Bezirk His Z Sie: = Salz ae | s/2l2/2ı3 2)E)8 2 8 2m 8 etz eu a een oO ae ao lrerlzur en ıE|1#/0|8 7 = CE 7,01 Tr 10 oe Tr = Centraleuropa. ...... | ele|ie|9| 2|#|31| | 71 | 19 |70| 2 Nordeuropa man. 2 KEN, ANWest |" zu) 328 Mar |22) 26 Eye Westeuropa . . . 1.0.0... 880] 32 | 48: 73 .Maon| man nun wagt ges Südeuropa . | eıialsleiea|s/|n|a|s 2||> Osteuropa |2|n/|w|s| 2 | 6j0 3/0) 5 | 9| 3] Ural . | 26 | 22 | ı 9 6 2 2 |14 | 14 10 | Silent a sit] 26.|. 14] 19h 0612" 10.210.100. eloss Ver DE WE Amen Hlkean| B1.:| 26: | 394] "23"jna: | 1107 Bram en Ba | Al. ehe Ira 59, 2azllwas. | 80 | 129] 16 535% Kuna) ra | Songarien aa) 7. ala | 222) 250 21 Bauern | Kleinasien... . „002 1..| 705028. | z0l-92-@29: |10.| 187 | (35, 850,020 Forza Kirgisien 2 | 2 3 | 1 | Rz 00 2 | Önpernlee ee ler lee le eo | Chinagerar, 1 2 u Sl: | t | s EB er ASere Maeen SH | 6 ana re. 2 eh Wi I: 2 i er | | | | | Nordatmikanıe th, „ereee Bleu ee Uns a A Das rer; | Damen ee Vo ME el | | Salem na Bess 5 6 ANZORENE ) cr wor ee er ee | | | | Sardinien-Sieilien . . . 7... ze ln.) Stehen Azoren. u. u sleoone) 1% \eE, er Corsiea-Sardivien -. » 2». |... a a Dappland-Island . . . .: . | | Be a. 12.1. 1 | a re | IFA Ey Daun ya KeUE | | | | | I | | | 1} | I | | | | Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.91) 319 I Europa, Asien, Nordafrika. ae: Diese vertheilen sich = Die asiatischen Arten S | ET = VeEES zZ ü BE I ee | Notizen = z = wie folst: = | vertheilen sich wie folgt: | > | E52 lmur in Europa. 2. - | 342 | Ural. 2 3.020 00% 2 Fauna von Russland nach dem Catalog 41 in ganz Europa . . . SHIRSınTiene 10 | von N. Jerschan und A. Field . 475 Arten 2 | nur in C.-Europa . . 45 ' Kleinasien 27 | Nach Everson. Coll... . 2.2... 480 4 19 | in C- und W.-Buropa . |. 32 | Barsin . . 2... 20 | Fauna der Schweiz nach DelaHarpe 1852 329 > | in C.-, W.-, S.-Europa . 20 Cypern 10 ENachuiRey21880 Ep er ee 375) 4 in C.-,W.-, S.-,N.-Europa 5 \ Kirgisien ; 9, Ostgalizien . . 0 0.0.0000... 285 „ ;4 in C.-, N.-Europa. . . Sn ER Nurkestanss | AM a een 00 ee, N) | in C.-, N.-. W.-Europa . TE NE N a 11 | Südfrankreich Staud. Mill... . . . .. 40 „ ri | in C.-. N.-, O.-Europa . OU, RAT U Sa Kallun:.kxes tungen une ur a re > SH 7 Me NS Einropa | 13.) China ou: 61] EN ordltinn land gesprssp ap Sr Bes Er Sr ge 5 ı in C.-.N.-. O.-,S.-Europa DJ apane en en ala 60 | Gouvernement Moskau . . . . .. . 2l4 „ 5 in C.-.W.-,0.-,8.-Europa 6 | Sibirien und Ural. | Mittelmeerfauna. 3 : in C.-, W.-, O.-Europa . 2 | Sibirien und Altai . .| IS ESudenro pages a Er re Arten! 6 | _ | mC.-,N.-,W.-,0.-Europa 2 | Sibirien und Amur . . SERIE N a'Sı e 1 > Tu oJ nc,0.-, S.-Europa 4 , Kleinasien und Persien. Du WS udtrankreichr 160, 4 in (.-, S.-Europa . S , Persien-Altai-Amur . a INBErSIEnWE Ne ee 2 5 in W.-, S.-Europa 33 Altai-Amur . | urkestange hen ren liess ‚6 in O.-, S.-Europa 9 Da 3A IN END Ati Kae ee ee re DR El. in C.-, O.-Europa 1 RluropanUrales zer 15 Sa. 289 Arten 153 | mN.-, O.-Europa . .| 1 | Europa-Kirgisien . . . 2 ‚ in N.-, W.-Europa 3 | Europa-Perssien . . . 6 , Europa-Asien-Nordamerika 2DENr, inN.-,W.-,O.-,5.-Europa | 1 | Europa-Kleinasien . . | 113 | Europa-Nordamerika . . 2.2... 7 nur in Äsien . . . .| 249 | Europa-Sibirien 80 MBNordamerikaye rar Er REEL O SG in Europa und Asien . | 309 | Europa-Altai . ... 22 | Europa-Asien-Afrika . . 2 2.2.2.9 nur in N.-Afrika . . . | 5 | Europa-Amur . P 7 Sa. 1192 Arten in Europa und Afrika. 7 | Europa-Kl.As.-C.As. . 92 in Europa, Asien, Afrika 10 Europa-Sibirien-C.As.. . 44 | in Asien und Afrika . 2 | Sa. | 309 | | Total | 558 | | | Hierzu: Europa . . . | 342 | | | Afuıka oA | Sa. | 924 l 41* Systema Geometrarum zonae temporatioris septentrionalis. (p.93) 321 Praefatio. no ad Generum ordinem attinet, moneo, omnium Auctorum consensu fieri non posse, ut series a natura profecta patefiat. Proinde optimum ordinem ipsi invenire studeamus. Dr. Weismanno auetore”) erucae primum striamento in longum ducto ornatae, tum paulatim strigas in transversum fractas denique maculas nactae sunt. Quem ordinem si ad imagines referamus, maculatae quippe quae a prima signatura maxime discedant, in initio, — strigatae in longum ut archetypa in fine ponendae sunt. In transversum striatae cum maculatis — fasciatis, in longum striatae et in transversum striatae cum illis componantur, quae apicem striola sectum ex priore striamento in longum conservarunt. Praeter hune universalem ordinem ex transfiguratione sumptum altero secundum Generum habitum specialem constituto carere non possumus. Quem quoniam constat ex consociationibus quae nomen e Generibus maxime vulgaribus ducunt ereari, Genera in earum numero eo loco ubi terrarum situs ea poni jubebant collocavi, idque eo modo ut Asiae propria prima sint, sequantur Palaearctica, Europae propria, Europaeo-Americana, ultima Americae propria. Pari modo Subgenera et Species intra Genus vel Subgenus locavi, — ab Asia orientali in- eipiens, in Europam oceidentalem vel Americam in finem adjieiens, cum non cu- rarem, qualis eorum similitudo vel discrimen sit. — Ita enim et Species posthac describendae facilius collocabuntur et interruptio seriei Generum Specierumque Europae vel Americae in gratiam compilatorum evitabitur. *) De doctrina descendentiae. 322 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 94) Asiae vero prineipatus, amplitudine hujus partis orbis terrarum, patriae principalis Faunae nostrae, probari videtur. (@Quae Species adhue nisi in Europa, vel in Europa et America repertae non sunt, Europae indigenas, seilicet pernieiei temporum glacialium ereptas, — Species in Europa et Asia, vel in Asia sola repertas, Asiaticas, — Species Americae omnes vel ei toti indigenas esse vel ex America meridionali immigravisse arbitror. — Quamvis collocationem a me praescriptam solam esse justam nee emendatione egere non dicam, tamen laudem in eo positam vindicaverim, quod melior sit quam ordo adhuc usitatus. Vivat sequens! DD DD - m Systema Geometrarum zonae temporatioris septentrionals. Tabula designatrix Generum. I. Margo al. ant. anticus arcuatus. — (pP. 95) 323 A. Margo externus al. ant. ventricosus. a. Angulus internus rotundatus. ce. Angulus anterior rotundatus. * Angulus analis rotundatus. Margo ext. al. post. integer, alae maculis ornatae . 4. Abraxas. Alae innotatae ee 9. Minoa. Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. 7 Punctis mediis et lmea limbali distinets . . . . . 65. Acidalia. r Punetis mediis et linea limbali innotats . . . . . 66. Cabira. Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae. 7 Marso ext. al, post. mn 5 smuatus .... 2... 12. Euacıdalha. r Margo int. al. ant. ventricosus, longe ciliatus. . . . 154. Pogonitis. #=* Angulus analis distinetus. Alae ant. tribus, post. duabus lineis, linea submargimali et lim- bali — hae Iunulata — ornatae >» . . . .. nn... 76. Boarmia. Alae strigis gemmatis et linea limbalı bipunctata ornatae . . 48. Cidaria. Alae ant. tribus lineis ornatae, bicolores; post. laetius tinctae, Innotatae nA nalen Gonilyihnia: Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. Su meiswinte ers e lorlrichnna: belzıneisipun eat En Orthostixis: ?. Angulus anterior distinetus. = Angulus analis rotundatus. Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. a. Linea submarginalis distincta, limbalis imterrupta . . 65. Acidalia. b. Linea submarginalis obsoleta, limbalis-innotata; margo r ext?Fal-E post. in. 5, sınuatuse Dee . Perconia. 324 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 96) 2. Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae, linea submarg. ob- soleta, limbalis punctata; absque punctis mediis 55. Alae ant. una, post. lineis non ornatae, linea submareinalis distineta 205. 4. Alae innotatae, post. truncatae 202: #* Angulus analis distinctus. Alae fasciis obscuris ornatae, linea submarginalis distincta . 29 . Alae fasciis dilucidis non divisis ornatae, linea submargimalis absens. 30 3. Alae strigis geminatis ornatae, linea limbalis bipunctata 48 b. Angulus internus distinctus. a. Angulus anterior rotundatus. * Angulus analis rotundatus. 1. Margo ext. al. post. excavatus et dentatus, alae duabus lineis ornatae 60. 2. Margo ext. al. post. truncatus, alae strigis geminatis ornatae, post. $ appendice munitae 57 3. Margo ext. al. post. rotundatus. a. Alae pellucidae, post. duabus lineis ornatae; costae in- fuscatae 59. b. Alae ant. duabus lineis ornatae, linea limbalis continua 43. c. Alae strigis geminatis ornatae, linea limbalis striolata. 15. d. Alae post. una, ant. duabus lineis et maculis ornatae . 42. 4. Margo ext. al. post. in 5 sinuatus; alae ant. tribus, post. duabus Iimeisgornataer 2 se 83. ** Angulus analis distinctus. + Alae lineis non ornatae. © Margo ext. al. post. in 5 sinuatus. 1. Alae striolis sparsae, puncta media distincta, © dilutior . 28 2. Alae nigrae, albo-maculatae, © concolor 7 © © Margo ext. al. post. integer. 1. Alae bicolores, fasciatım umbratae . . » 2 2 2 2. 20 2. Alae maculatae, squammis metallicis ornatae 12 3. Alae oculis magnis discoidalibus argenteo-cinctis ornatae . . 3 4. Alae post. una, ant. tribus seriebus macularum oratae. . . 1 jr Alae ant. una, post. lineis non ornatae. 1. Alae post. dilutiores, margine ext. subtruncato 148 2. Alae post. concolores, margine ext. rotundato . 141. Chimatobia. Ohesias. Thysanodes. . Eufidonia. . Loxofidonia. Oidaria. Calizzia. . Lobophora. Malacodea. Lygranoa. Trichopteryz. Melanippe. Gymmospile. . Angerona. . Baptria. . Aplasta. . Heliomata. . Argyris. . Stammodes. Chlorosea. Nemoria. [5 m Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. -r Alae una linea alba ornatae . 141. 7" Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. © Margo ext. al. post. m 5 sinuatus. Linea submarginalis obsoleta, limbalis punctata, puneta media aunuliformia Eat: 103. Linea submarginalis distineta, limbalis continua, puncta media lunuliformia 168. Linea submarginalis absens, limbalis innotata, margo ext. al. post. in 4 et 6 longius dentatus ee 144. Linea submargimalis geminata, limbalis punctata, puncta media EOLUDGaRT ea N en RETTEN emale: ag rt 61. © © Margo ext. al. post. integer, vel in 4 angulatus. # Alae lineis albis ornatae. Margo ant. al. ant. discolor, alae virides, puncta media minima 141. Puncta media maxima, pupillata; linea limbalis interrupta . . 132. Lineae lunulatae; margo ext. al. post. dentatus, linea sub- marginalis punctata, limbalis innotata 140. Linea ext. fasciformis, submarginalis maculis significata . 42. # # Alae lineis obscuris ornatae. [_] Lineae punctatae . 183 7) 5 Lineae continuae. Linea submarginalis lata, alba; limbalis continua 153 Linea submarginalis obsoleta, limbalıs absens; puncta media lunuliformia; erucae duodecim pedibus munitae. . . . ...138. Linea submarginalis obsoleta, puncta media ovata; limea limbalıs punctata vel absens . ERBE TSEÄCH 182 Linea submarginalis obsoleta, limbalis striolata . 165 Linea submarginalis cucullata, limbalis lunulata, exterior den- tata; alae maculatae 54. 7** Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae; alae post. dilutiores. (p. 97) Nemoria. Azinophora. Terpnomicta. Thalera. Venusia. Nemoria. Euchloris. Geometra. Melanippe. . Panagra. . Loxogramma. Rumia. . Digrammia. . Bapta. Mesoleuca. Alae ant. sub apice excavatae, post. rotundatae; ciliae variegatae 137. Hetaera. Alae post. in 4 angulatae, lineae interruptae 133. 7*”= Alae ant. tribus, post. duabus lineis vel strigis ornatae. Lineae obliquae, angulum int. versus tractae, margo ext. macu- latus, puncta media interdum annuliformia 45. Lineae inferiores arcuatae, exteriore medio angulata; erucae COLNULAER, lan. ee ee a an .. 181. Alae strigis geminis ornatae, linea limbalis bipunctata; alae post. EIHGBENGES) » - Ei & an Saar ar Ser 48. Nova Acta XLIX. Nr. 4. Hipparchus. Chartographa. Ceratonyx. Oidaria. 42 326 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 98) 1 Alae strigis geminis ornatae, linea limbalis imterrupta; alae OSt».Concolores rn au ATTERSEE AR Margo ext. al. post. cuspidatus, in 4 distinetius dentatus; linea Iimbalıs-stmolata em REN LEHRE BEROKEN. AENERED FRRS DR Vertex obscurior, lineae simplices, puncta media parva, non pupillata; linea limbalıs striolata vel punctata . . . . ....65 Limbi undulati, puncta media saepius annuliformia; striolae limbales plerumque incrassatae; apex rotundatus; umbra media icHvensn.e u ER A EEE EHER 6° rr* Alae ant. multis lineis ornatae. Limbus alarum post. cuspidatus, linea limbalis interrupte cu- Sspidata;abdomenSperloneumeere Eee: Limbus al. post. cucullatus, in 5 sinuatus; linea limbalis lunu- latar#abdomen.Ibreverter ur UEMEEHREEISEIENER ER N ae ARBEITEN ERRARERE HLN 7: rr** Alae lineis diffluentibus umbratae. Margo ext. al. post. in 4 angulatus; ciliae variegatae . . . 68. Margo ext. al. post. in 2, 3, 4 dentatus, linea limbalis continua, EUCUNALAMELIDUNGHEALEN, a REM ABNeN WAHBRTERIERE ABRERIELLBSRRD IE EKEIRELO) 31 p##*= Alae virides, duabus lineis obscuris ornatae . . . . 177. 2. Angulus anterior distinetus. Angulus analis rotundatus Rheumatoptera. Ligdia. Aecidalia. Boarmia. Seotosia. Eucosmia. Eupisteria. Amalthea. Phaiogramma. r Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae; linea submarginalis absens. Linea limbalis punctata vel lunulata; exterior longe dentata . 166. Linea limbalis obsoleta; margo ext. al. ant. sub apice sinuatus 106. Alae fuscae, lineis obsoletis; margo ant. medio sinuatus; alpicolae 97. Lineae punctis formatae, limbalis innotata . . » 2... 18. Alae virides, lineis albis ornatae; erucae duodecim pedibus munitae 139. rr Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae. Lineae exterior et limbalis punctis formatae; apex striolis divisus 102. Lineae contiuuae; apex non divisus . . . 2 2 2.2 2000. 158. +rr Alae tribus fascns ornatae. Alae post. dilutiores, subangulatae; linea limbalis al. ant. bi- punctata, post. striolata . . .» x. e . ie ae Alae post. laetius tinctae, rotundatae; m Kimbalis maculata 6. * Alae ant. striga alba acute angulata ornatae. Alaeı POSB.KCONCOLOTESFUE RR N RER N de Alaepostnlaettusstinctaer a ee Maerogonia. Hrypoplectis. Psothus. Vestigifera. Ellopia. Pachyenemia. Xyliodes. Orthofidonia. ERhyparia. Siona. Amygdaloptera. ID 1 Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. 7°* Alae ant. strigis geminatis ornatae. Linea submarginalis distincta, limbalis striolis rectis formata; Alden post E paryae ee rnane Antennae 5 et © pectinatae, margo int. al. post. 5 reversus; ceterum ut praecedens == Alae Imeis non ornatae, maculatae, nigrae - . . . r Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae r Alae strigis geminatis ornatae. Alae post. 5 appendice munitae; margo ext. al. post. truncatus, in 5 sinuatus; linea limbalıs al. ant. bipunctata, post. striolata Striga al. post. angulata, linea limbalis Iunulata vel interrupta, obsolete punctata; apex saepius striola divisus Margo ext. al. post. cuspidatus; linea submarginalis m 4 illu- strata, linea limbalis striolata tr Alae ant. tribus, post. una linea ornatae. Alae post. dilutiores, linea submarginalis in marg. ant. notata, limbalis striolata DDR NS): m. II) 32% . Eupitheeia. Tyloptera. Odezia. Boarmia. Bryodis. Oidaria. Earophila. Euphyja. 7* Alae ant. duabus, post. una vel nulla linea ornatae, vel quatuor innotatae. Margo int. al. ant. ventricosus; ext. al. post. in 5 sinuatus; linea submarginalis absens, limbalis continua. Margo ext. al. ant. interno brevior; linea submarg. obsoleta, limbalis punctata Krk Margo int. al. ant. rectus, ext. al. post. in 5 sinuatus; linea submarginalis absens, limbalis innotata . , 0 Linea ext. fasciformis, submarg. obsoleta; limbalis striolis formata Lineae cucullatae ; ; Area media ad margimem int. angustata; puncta media et linea submarginalis absentia; limbalis bipunctata Alae post. innotatae, margme ext. in 5 sinuato; linea sub- marginalis distincta, limbalis bipunctata elite 7** Alae ant. lineis trigeminis albis ornatae, post. pallidiores, limbi undulati . als 7*** Alae multis lineis ornatae. Margo ext. al. post. sublobatus, in 5 sinuatus, linea limbalis bipunctata . ae a ee ee re ee et: Margo ext. al. post. cuspidatus, linea limbalis lunulata i + © Alae ant. fasciis indivisis ornatae, linea limbalıs striolata 176. Oleogene. Corycia. Numeria. Scardamia. Scotopteryx. Thera. . Emmelesia. . Pelurga. Collix. Triphosa. . Hydriomena. 42* 328 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 100) B. Margo ext. al. ant. recetus. a. Angulus internus rotundatus. ce. Angulus anterior rotundatus. * Angulus analis rotundatus . . . . #== Angulus analis distinetus ?. Angulus anterior distinctus . b. Angulus internus distinctus. ce. Angulus anterior rotundatus. * Angulus analis zotundatus . . . . „u... ** Angulus analis distinctus. + Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. 1. Margo ext. al. post. rotundatus, integer; puncta media minima, nigra en: Margo ext. al. post. in 4 angulatus, subdentatus; puncta media [57 ovata, alba 3. Margo ext. al. post. in 4 angulatus, integer; puncta media absentia fr Alae strigis geminis omatae . . . +rr Alae ant. duabus lineis et fascia exteriore ornatae Quatuor alae duabus lineis ornatae Alae lineis non ornatae, striolis flammatae, margo ext. 65. Aecidalia. 48. Cidaria. 36. Cataclysme. 143. Sparta. 34P5 Trichopleura. 65. Acidalia. 73. Euephyra. 130. Hydrochroa. 48. Cidaria. 42. Melanippe. 69. Rhodostrophia. * Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae . . . . . 169. Eusarca. alarum medio porreetus . u. 142 Burymene ?. Angulus anterior distinctus. * Angulus analis rotundatus #=® Angulus analis distinctus. I. Margo ext. al. post. in 4 angulatus, limbus subdentatus, linea submargimalis distineta, ceterae obsoletae . . . . 2. 2... 2. Margo ext. al. post. in 4 subcaudatus, alae ant. striga ex apice 178. Tephronia. 64. Ceratodalia. naseenter onnataen ll ER Ee EE E ISNEIIGHKONEGR 3. Margo ext. al. post. truncatus, alae ant. maximae, triangulares, duabus lineis ornatae : 4. Margo ext. al. post. subtruncatus, apex divisus, alae strigis geminatis non cucullatis ornatae 5. Margo ext. al. post. rotundatus, alae post. innotatae 146. Dyspteris. 33. Eutriphosa. 131. Leptostegna. 187 Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. c. Margo ext. al. ant. flexuosus. a. Aneulus internus rotundatus. e. Aneulus anterior rotundatus. Angulus analis rotundatus. Limbi undulati, alae ant. lineis tribus vel maculis, post. duabus lineis ornatae vel innotatae; linea limbalis punctata 180. Alae strigis geminatis ornatae, margo ext. al. ant. saepius ma- eulatus, linea limbalis innotata 46. == Angulus analis distinctus. Margo ext. al. post. rotundatus, alae strigis geminatis ornatae 46. Margo ext. al. post. in 4 angulatus, alae ant. tribus, post. duabus Iıneisgonnataes ee SERTTE 120. Marsgo ext. al. post. rotundatus, alae post. una, ant. duabus lineis ornatae 127. Margo ext. al. post. in 5 sinuatus, ant. sub apice sinuatus . . 118. Margo ext. al. post. m 2 et 4 caudatus 129% b. Angulus internus distincetus. ae. Angulus anterior rotundatus. = Angulus analis rotundatus. Margo ext. al. post. in 5 sinuatus, alae maculatae 14. Margo ext. al. post. rotundatus, alae strigis geminatis ornatae 46. Margo ext. al. post. angulatus, alae ant. duabus, post. lineis non ornatae 185. #* Angulus analis distinctus. 7 Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. © Margo ext. al. post. rotundatus 65. © © Margo ext. al. post. angulatus vel caudatus. Limbi subdendati, linea submarginalis distincta, ciliae variegatae 123. Limbi undulati, margo ext. al. ant. sub apice excisus, post. eaudatHszalmeaekeontinusnene ee 119. Lineae punctis formatae, limbalis punctata, submargmalis ob- soleta, puncta media parva . RER . 124. Lineae punctis formatae, mediana umbrosa, puncta media pu- Pla ER re ur er, TE: rr Alae post. una, ant. tribus lineis ornatae. Lineae interruptae, limbalis continua, puncta media absentia . 125. (p.101) 329 Thamnonoma. Lygris. Lygris. Godonela. Microsemia. Thiopsyche. Erosia. Catastictis. Lygris. Elpiste. Acidalia. Eumacaria. Macaria. Semiothisa. Zonosoma. Pharmaceis. 330 C. Freih. v. Gumppenberg. rrr Alae strigis geminatis ornatae. Alae post. dilutiores, limbus al. ant. maculatus, linea limbalis CONTIDUA TR 2 ET nee ee ee eh ee Alae post. pallidiores, linea limbalis punctis geminis formata Alae post. concolores, linea limbalıs bipunctata vel striolata (p. 102) 46. 48. 41. Lygris. Cidaria. Rheumatoptera. 7* Alae post. una, aut. duabus lineis ornatae, linea limbalis continua. Margo ext. al. post. in 3 et 4 longius dentatus, lines sub- marginalis obsoleta. Margo ext. al. post. m 5 excisus, ant. sub apice excavatus; linea submargimalis absens Margo ext. al. post. in 5 sinuatus, linea submarginalis absens Margo ext. al. post. in 4 caudatus i Margo ext. al. post. rotundatus, integer, linea submarginalis absens 7** Alae multis lineis ornatae To aenlineisenonkornatae ?. Angulus anterior distinctus. * Angulus analis rotundatus. Alae post. una, ant. duabus lineis et umbra media obsolete notata ornatae; apex divisus; puncta media parva Alae post. una linea punctata, ant. duabus lineis punctatis et umbra media ornatae; linea limbalis striolata; puncta media obsoletaneee: mai nn Quatuor alae una linea, vel post. nulla ornatae; linea sub- marginalis et puncta media absentia Alae lineis non ornatae, maculatae; margo ext. al. post. in 5 sinuatus, linea limbalis innotata #*= Angulus analis distinctus. Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae, linea submarginalis obsoleta, limbalıs continüua . . » ». 2... Alae post. una, ant. tribus lineis albis ornatae. Antennae 5 setaceae Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae; margo ext. al. post. excavatus; margo int. al. aut. sinuatus, appendice loboso vestitus Alae post. laetius tinctae, non lineatae, ant. duabus lineis ornatae 85. 10. 49. 44. 74. 100. . Ilierinia. . Epione. . Pellonia. Timandra. . Holothalassis. . Mesotype. Drepanulatrix. Apicia. . Leucophtalmia. . Heterophleps. Venilia. Limonophila. Songarica. Goniacidalia. Ploseria. I) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. D. Margo ext. al. ant. angulatus. Angulus internus distinctus. a. Angulus anterior rotundatus. Angulus analis distinctus. *= Margo ext. al. post. in 4 subcaudatus. Margo ext. al. post. in 5 saepius sinuatus, vel excisus; puncta media rotunda; alae una vel duabus Iineis ornatae, vel innotatae 109. Alae ant. duabus lineis et umbra media ornatae; puncta media absenwasplumbigeusp daten ee er 117. Alae post. una, ant. duabus lineis albis ornatae. Erucae quatuordecim pedibus munitae, subtus ciliatae 110. ** Margo ext. al. post. medio porrectus. Margo ext. al. ant. bicavatus; puncta media lunuliformia 116. 2. Angulus anterior distinctus. Angulus analis distinctus. Margo ext. al. ant. sub apice excavatus, int. concavus; ext. al. post. angulatus, in 5 sinuatus; alae duabus lineis ornatae . 126. Margo ext. al. post. in 4 angulatus, acute dentatus; alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae 2: II. Margo anticus al. ant. rectus. A. Margo ext. al. ant, ventricosus. a. Angulus internus rotundatus. ae. Angulus anterior rotundatus, *= Anceulus analıs rotundatus. fo} 7 Alae ant. tribus, post. duabus lineis distinctis ornatae. 65. rr Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. Umbra media in margine antico notata, limbi undulati . . . 77 tr Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae. Lineae obscuriores, dentatae vel interruptae . . . 2..2...91. Lineae dilutiores, non dentatae, continuae 173 7* Lineae elutae, umbra media distincta. Alde adspersae,sciliae variegatael. Ken a me 219: 7*= Alae lineis non ornatae. Alae innotatae vel punctis maculisve parvis ormatae . . . . 1. (p. 108) 331 Ennomus. Eutrapela. Metrocampa. Probole. Calledapterix. Paraphia. Aeidalia. . Selidosema. Anisopteryz. . Perigune. Smenoptera. Gypsochroa. 332 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 104) *== Angulus analis distinctus. lSeANlaesmaculısemedusalbis, onnataesı el DNaesannulisemedusvornatae erg DeNlaeHlunulısemedismornatae ee ?. Angulus anterior distinetus. * Angulus analis rotundatus. 1. Alae fasciis vel limbo obscuriore, posticae saepius subtus radiis AlbisBomataern: 4... ee ne ee 2 2. Lineae dilutae, punctisve formatae; apex striola divisus. . . 158. Alae post. dilutiores, apex non divisus, lineae vix notatae . . 174 Alae ant. strigis geminatis vel trigeminis ornatae, post. innotatae. malkineassubmaremalısydıstmetae il 1 Bmesssubmareıinalsnapsenstr ment 5. Alae’ant. tribus, post. duabus. lineis ornatae. . . 2... ...8. 6. Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. + Linea submarginalis absens, limbalis contimua . . . 162. y Linea submarginalis distineta, limbalis interrupta . . 98. 1 8. Alae ant. una linea ornatae, post. innotatae; Imea ex apice nascens 200. 6 Angulus analis distinctus. Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. 1. Margo ext. al. ant. margini interno aequilongus; limbi undulati: Iineassubmareınaliszobsoletas 2 Er l\6: 2. Margo ext. alarum ant. interno brevior, linea submarginalis albo-punetatara en a en ET ee LINE rr Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. 1. Puncta media parva, alae post. dilutiores; flavae . . . . . 108. 2. Puncta media annuliformia, alae post. concolores; griseae . . 96. rrr Quatuor alae una linea ornatae, vel post. innotatae. i. Margo ext. al. post. rotundatus, in 5 sinuatus; linea ex apice MASCENSE-, lan a rc a TE. TEE Tr RED ONE 2. Margo ext. al. post. truncatus, linea areuata . . . .....196. 7” Alae lineis non ornatae. I Limbivobseuratin. .....". 2 0 0 BSerirhain Bob 2. Costae obscuratae, praecipue paginae inferioris alarum . . . 156. 7** Alae ant. maculis marginis antici vel linea ornatae, posticae subtus marmorosae . . 2 2..2.22.2..95 Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae; alae post. dilutiores 163. . Caripeta. . Gnophus. Phorodesma. . Fidonia. Lithostege. . Eucaterva. Anaitis. Amathes. Phigalia. Sinope. Torula. Chimerina. Sterrha. Eubolia. Tornos. Crocallis. Gnophus. Prosopolopha. Toxogrammia. Histurgia. Seoria. . Marmaropteryx. [9 Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. b. Angulus internus distinetus. a. Angulus anterior rotundatus. (p. 105) 333 * Angulus analis rotundatus, alae posticae dilutiores. . Limbus al. ant. dentatus, post. undulatus, linea imbalis punctata; erucae quatuordecim pedibus munitae . . . . 2.2... ....7107. ** Angulus analis distinctus. r Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. © Linea submarginalis distincta. INbdomensinnotatum 0 6: SEAndomenkmaculatumn ae ee el: © © Linea submarginalis obsoleta vel absens. Inneawlımbalıskeontin ur ze BL meag um palısenterzup ame 95: rr Alae ant. tribus fasciis, post. una ornatae; linea sub- marginalis et limbalis punctis formatae . . . . . .. 24. irr Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. . Margo ext. al. post. cuspidatus; lines submarginalis maculosa; abdomengeristatume Pr a N ae ge 2 9A . Margo ext. al. post. undulatus; linea submarginalis obsoleta ; Pımetagmediagannuliformiagen Pro: . Margo ext. al. post. truncatus, integer; linea submarginalis distineta, limbalis continua; puncta media strioliformia . . . 160. . Margo ext. al. post. truncatus; linea limbalis punctis formata; puncta media lunuliformia . . . . . 3 o NONL 7” Quatuor alae duabus lineis nah. eh Aa, AnGulataege ne 1 ale EN RT: 7”* Alae ant. duabus, post. lineis non ornatae. Strigaelargenteae, dentataee are. In... BE as: Strigae albae, angulatae, alae post. laetiustinctae, limbo obscurato 23. 7”=* Alae lineis non ornatae. Ciliae perlongae, antennae plumosae . . 2... 2... 25. Ciliae obscuriores, alae maculis mediis ornatae . . . ......26. ß. Angulus anterior distinctus. * Angulus analis rotundatus. # Margo ext. al. post. truncatus; alae lineis non ornatae 157. #+# Margo ext. al. post. rotundatus. Nova Acta XLIX. Nr. 4. . Limbi integri, linea limbalis innotata . . . 88 Tjeior Odontoptera. Acidala. Calamodes. Itame. Phasiane. Eurrhanthis. Euboea. Gnophus. Pseudoterpna. Leptomeris. Haematopis. Thetidia. Athroolopha. Anthometra. Heliothea. Agrapha. 43 334 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 106) + Alae ant. quatuor, post. duabus lineis ornatae; linea limb. al. ant. continua, post. interrupta . . . . . . 62. Epicaste. +r Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae; margo ext. al. post. dentatus, in 5 sinuatus; linea limbalis continua 78. Spermo. +rr Alae ant. tribus, post. lineis non ornatae; linea limbalis interrupta; puncta media pupillata . . . . .....192. Opisthograptis. +* Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. 1. Margo ext. al. post. cuspidatus; puncta media annuliformia . 96. Gmophus. Margo ext. al. post. integer, puncta media ovata . . . . . 161. Scodiona. 3. Margo ext. al. post. integer, puncta media angulata; alae post. laetius tinctae; erucae quatuordecim pedibus munitae . . . 101. Brephos. ** Angulus analis distinctus. + Angulus anterior internum longe süperans, acutus; ab- domen breve, conicum; antennae 5 plumosae . . . . 90. Apochima. +r Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. j Linea ext. geminata, limbalis punctis formata; ciliae variegatae 89. Nyssia. 2. Linea ext. simplex, limbalis punctata vel innotata; ciliae striatae 77. Selidosema. 3. Margo ext. al. post. truncatus; linea limbalis interrupta; puneta medhayunultormnar eg Sn eN/chrodes: + Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae. I Bunetasmediarannulıtormie ee I GonRus: DEP unctagmedialparva. a ET Selzdosema: 3 Bımetarmedialahsentiar 2 En si Chloraspilotes® 7* Alae ant. fasciis ornatae, posticae laetius tinetae . . 21. Zythria. +** Alae strigis dentatis et maculis ornatae, concolores; margo int al. post.2ö reyersus 2. 2 ne Brdmaiophond: B. Margo ext. al. ant. reetus. Angulus internus distinetus. a. Angulus anterior rotundatus. Angulus analis distinctus. + Alae ant. tribus, post. duabus lineis ornatae. 1. Lineae apicem petentes, limbalis interrupta . . . . .....203. Zephrina. 2. Lineae alam transcurrentes, limbalis continua vel lunulata. . 170. Eustegania. +r Alae post. una, ant. duabus lineis ornatae; linea sub- marginalis obsoleta, limbalis punctis formata . . . . 92. Hibernia. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalıs. ß. Angulus anterior distinetus. Angulus analis distinctus. 1. Margo ant. al. ant. tertia longior quam margo internus; margo ext. al. post. in 5 sinuatus; ala mar 2 ee 2. Margo’ext. al. post. integer, alae post. dilutiores . . . . . 150. €. Margo ext. al. ant. flexuosus. a. Angulus internus rotundatus. «. Angulus anterior rotundatus. = nem Ennenbis 1oimunnglenause Er => Angsulus analıs eAlshlmnenng 2 805 8 00 0 ?. Angulus anterior distinctus. * Angulus analis rotundatus. 1. Alae post. una, ant. duabus strigis ex basi ad marginem ext. trachswornatae;salaezeoncoloressa Er 2. Alae lineis vel strigis non ornatae, maculatae; post. dilutiores. 190. b. Angulus internus distinctus. e. Angulus ant. rotundatus. Am enlusganalısgroitumdarzuisser er lol **= Angulus analis distinctus. + Alae post. dilutiores, in 4 angulatae, limbi intesri . . 172. +r Alae post. concolores, limbi cuspidati. 1. Margo ext. al. ant. sub apice, post. in 5 sinuatus; alae lunulis EÄNSNONKOTDALA EI ee le 2. Margo ant. ad basim valde curvatus; alae lunulis medis pellu- GLÄISKOTNAL BET Se I nl: tr Alae post. concolores, limbi undulati. . . . .....149. ß. Angulus anticus distinetus. ZA eulussanal ıserobumdat user one == Angulus analis distinctus. 1. Margo ext. al. post in 5 sinuatus; puncta media cordıformia . 136. 2. Margo ext. al. post. in 4 caudatus; puncta media strioliformia 142. (p. 10%) 335 Amphidasys. Pachymeris. Hemerophila. Asmate. Egea. Gorytodes. Therapis. Aleueivs. Pericallia. Selenia. Alcippe. Seodiona. Philobia. Uropteryz. 43% 336 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 108) D. Margo ext. al. ant. et post. angulatus. a. Angulus internus rotundatus. Angulus anterior rotundatus. Angulus analis distinetus . . . 2... 2. 2... „111. Ochodontia. b. Angulus internus distinctus. Angulus anterior rotundatus. Angulus analis distinetus . .. . . „22 20.2 109. Ennomus. ec. Angulus internus subdistinctus. Alae fasciis irregularibus e maculis dilutioribus formatis ornatae . 2. Sericophara. III. Margo ant. al. ant. concavus. A. Margo ext. al. ant. ventricosus. a. Angulus internus rotundatus. a. Angulus anterior rotundatus. Anonulussanajlissrotundatmssn 2 Er re sTeBiston: ß. Angulus anterior distinctus. Angulus analis rotundatus. 1. Margo ext. al. ant. interno brevior; alae ant. duabus strigis obscuris in disco conjunctis ornatae, post. innotatae . . . . 175. Lignyoptera. 2. Alae post. una, ant. duabus lineis non conjunctis, linea sub- marginali et punctis medüs omatae . . . . 2. ..2.2.2.....98. Torula. b. Angulus internus distinctus. Angulus anterior distinctus. Angulus analis distinctus. 1. Alae post. dilutiores una, ant. duabus lineis ornatae . . . . 151. Phaselia. 2. Alae post. innotatae, ant. una striga ex basi et duabus lineis transyersiskornatae . on Eee le lee isseruaspllates: Alae ant. una, vel duabus strigis ex apice nascentibus ornatae 199. Aspilates. Alae ant. fasciis dilutis ornatae, post. laetius tinctae . . . . 21. Lythria. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 109) Genera dubia. Caterva (Catenaria) Drur. Canad. Ent. VIII. p. 205. Inurois (tenwis) Butler, Japan. Lycauges (lactea) Butler, Japan. Meskea (dyspteraria) Grote, Canad. Ent. IX. p. 114. Euchera Hb. (Agnes Btler). Dasycephala Staud. (modesta). Exelis Gn. (pyrolaria). Lepiodes Gn. (scolopacinaria). Deroca Butler (phasma). Descoreba Butler (simplex). Sudariophora Zeller (nasutaria). (Aecidalia) (Aspilates) (Boarmia) (Caripeta) (Cidaria) (Cleora) (Coremia) Species dubii generis. albifera Walk. XXXV. Suppl. 1625. cacuminata Morris. Pack. p. 346. X. 50. hepaticaria Guen. I. 471. Myrmidonata Guen. I. 487. placidaria Guen. I. 469. purata Guen. I. 488. Pl. 7. Fig. 6. sublataria Guen. 1. 474. abbreviata Walk. atropunctaria Walk. XXVI. 1673. Canosaria Walk. donataria Walk. XXVI. 1674. strigularia Walk. XXVI. 1675. divisaria Walk. XXI. 489. ejectaria Walk. XXI. 489. latiorata Walk. XXV. 1525. explagiata Walk. XXVI. 1728. remotata Walk. XXV. 1388. rigidata Walk. XXVI. 1727. divisaria Walk. XXI. 487. nigrovenaria Pack. p. 454. XI. 34. ‚plebeeulata Guen. 11. 419. 337 338 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 110) (Corycia) (Ellopia) (Eubyja) (Eeelis) (Geometra) (Grammatophora) (Halia) (Larentia) (Lepiodes) (Lobophora) (Lozogramma) (Macaria) (Phasiane) (Psychophora) (Semiothisa) (Sehidosema) (Stegania) (Synopsia) (Tephrina) (Tornos) hexaspilata Walk. XXXV. 1653. myandaria Walk. rectaria Frr. n. B. VI. p. 87. seitata Walk. cupidaria Grote (Pack. p. 412. XI 5). pyrolaria Guen. J. 324. Herbacearia Men. Guenearia Pack. argillacearia Pack. fuscaria Hb. 396, HS. 394, II, p. 88, Gn. II, 121. cervinifascia Walk. XXIV. 1184. fumidotata Walk. XXVI. 1701. longipennis Walk. XXXV. 1671. ziezacata Walk. XXIV. 1185. scolopacinaria Guen. II. 360. incommodata Walk. nivigerata Walk. XXV. 1259. extremaria Walk. XXIU. 984. subaequaria Walk. XXIV. 1660. Fidoniaria Walk. XXXV. 1654. irrorata Pack. 273, X. 7. sinuata Pack. 271, X. 5. Sabiniaria Pack. contemptata Gn. inextricata Walk. XXI. 889. latiferrugata Walk. XXIII. 1640. spülosaria Walk. XXIII. 1641. tractata Walk. XXI. 890. Boisduvaliaria Lucas. quadrinotata Walk. XXIV. 1759. extinctaria Eversm. phigaliaria Guen. expressaria Walk. XXIV. 1657. monicaria Gn. II. 100. pervelata Walk. XXIV. 1760. unicalcararia Gn. I. 101. approximaria Pack. 215. IX. 40. Geometrae maculatae. » wWwN SS m ID DU Pr =» wo " Geometrae fasciatae. -» or 16. SE an NO SE ENto jo ES | Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 111) Acıes I. . Stamnodes Gn. . Sericophora Chr. . Argyris Gn. . Abraxas Leach. . Orthostixis Hb. . Rhyparia Hb. . Baptria Hb. . Odezia Bdv. . Minoa Tr. . Venilia Dup. . Gypsochroa Hb. . Heliomata Pack. . Vestigifera Gppbg. . Catastictis Gppbe. Acıes 1. | Tribus 1. . Trichopteryx Hb. Fidoninae. Scardamia Br. . Amygdaloptera Gppbe. . Ptygmatophora Gppbe. . Siona Dup. . Aplasta Hb. . Lythria Hb. . Fidonia Tr. . Athroolopha Led. . Eurrhanthis Hb. . Anthometra Bdv. | 40. | 49. Synopsis Generum. 6. Heliothea Bdv. . Histureia Hb. S. Angerona Dup. 9. Eufidonia Pack. . Loxofidonia Pack. 31. Orthofidonia Pack. Tribus 2. Eucosminae. 32. Tyloptera Chr. 33. Eutriphosa Gppbe. 34. Triphosa Steph. 34Pi- Trichopleura Staud. 35. 36. 37. 38. 39. Scotosia Steph. Cataclysme Hb. Eucosmia Steph. Mesotype Hb. Collix Gn. Eupithecia Curt. 41. 42. Rheumatoptera Hb. Melanippe Dup. Tribus 3. Cidarinae. 43. Lygranoa Btl. 44. 45. 46. 47. 48. Songarica Staud. Lygris Hb. Pelurga Hb. Cidaria Tr. Limonophila Gppbg. 50. Thera Steph. 51. Anaitis Dup. 52. 53. Hydriomena Hb. Earophila Gppbe. Chartographa Gppbe. 54. 59. 56. 97. 58. 59. 60. 339 Mesoleuca Hb. Chimatobia Steph. Bıyodis Gppbe. Lobophora Curt. Amathes Hb. Malacodea Tgstr. Calizzia Pack. Acies LI. Geometrae lineatae. 61. 62. 63. 64. 69. 66. 67. 68. 69. 70. Üls 72. 73. 74. 75. Tribus 1. Acidalinae. Venusia Curt. Epicaste Gppbg. Eupisteria Bdv. Acidalia Tr. Cabira Tr. Perconia Hb. Pellonia Dup. Rhodostrophia Hb. Leucophtalmia Hb. Zonosoma Led. Ceratodalia Pack. Euacidalia Pack. Euephyra Pack. Goniacidalia Pack. Haematopis H. G. Tribus 2. Boarminae. 76. Tr 78. 79. Boarmia Tr. Selidosema Hb. Spermo Gppbe. Pepasmenoptera Gppbe. 340 80. Calamodes Gn. 81. Nychiodes Led. 82. Ligdia Gn. 83. Gymmospile Gppbg. 84. Phigalia Dup. 85. Apicia Gn. Tribus 3. Amphidasinae. 86. Amphidasys Tr. 87. Biston Leach. 88. Lycia Hb. 89. Nyssia Dup. 90. Apochima HS. 91. Anisopteryx Steph. 92. Hibernia Latr. 93. Amalthea Gppbhe. 94. Euboea Gppbg. 95. Marmaropteryx Pack. Tribus 4. Gnophinae. 96. Gnophus Tr. 97. Psothus Tr. 98. Torula Gn. 99. Numeria Dup. 100. Ploseria Bdv. 101. Brephos 0. 102. 103. 104. 105. Pachyenemia Steph. Axinophora Gn. Scotopteryx Hb. Caripeta Walk. Tribus 5. Ennominae. 106. 107. 108. 109. 110. le 119% 113. Hypoplectis Hb. Ödontoptera Steph. Crocallis Tr. Ennomus Tr. Metrocampa_ Latr. ÖOchodontia Led. Selenia Hb. Pericallia Steph. C. Freih. v. Gumppenberg. | 140. 114. Eurymene Dup. 115. Epione Dup. 116. Probole HS. 117. Eutrapela Hb. Tribus 6. Macarinae. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. DrepanulatrixGppbg. Thiopsyche Butl. Macaria Curt. Godonela Bdv. Therapis Hb. Paraphyia Gn. Eumacaria Pack. Semiothisa Hb. Pharmacıs Hb. Calledapteryx Grote. | Microsemia HS. Tribus 7. Nemorinae. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137: 138. 139. Erosia Gn. Hydrochroa Gppbg. Leptostegna Chr. Euchloris Br. Hipparchus Leach. Phorodesma Bar. Ilierinia Hb. Philobia Dup. Hetaera Gppbg. Rumia Dup. Ellopia Tr. Geometra Linn. Nemoria Hb. Uropteryx Leach. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. Sparta Stgr. Thalera Hb. Thetidia Bdv. Dyspteris Hb. Holothalassis Hb. Chlorosea Pack. (p. 112) Tribus 8. Phasianinae. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. 161. . Sinope Gppbg. . Chimerina Bdv. . Eubolia Bav. . Bapta Steph. ). Macrogonia HS. . Lithina Hb. . Terpnomieta Led. Alcippe Gppbg. Pachymeris Gppbg. Phaselia Gn. Corycia Dup. Loxogramma Steph. Pogonitis Chr. Xylodes Gn. Scoria Steph. Agrapha Gppbg. Lithostege Hb. Asmate Gppbg. Pseudoterpna HS. Scodiona Bdy. . Eusarca Hb. . Calomicta Gppbg. . Itame Hb. . Aleucis Steph. . Perigune Gppbg. . Eucaterva Gr. . Lignyoptera Led. . Cleogene Dup. . Phaiogramma Gppbe. . Tephronia Hb. . Euphyja Hb. . Thamnonoma Led. . Digrammia Gppbe. . Ceratonyx Gn. . Panagra Gn. . Emmelesia Steph. . Elpiste Gppbg. 156. 187. -188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 113) Heterophleps HS. Chloraspilates Pack. Euaspilates Pack. Gonilythria Gppbe. Gorytodes Gn. Leptomeris Gn. Öpistograptis Hb. Phasiane Pack. Tornos Morr. Acies IV. Geometrae in longum 195. 196. 197. 198. 199. striatae. Mieronia Gn. Toxogrammia Gppbg. Egea Dup. Timandra Dup. Aspilates Tr. . Sterrha Hb. . Prosopolopha Led. . Tephrina Gn. . Tetracis Gn. Chesias Tr. Gn. 19 Genera . Thysanodes Ramb. . Hemerophila Steph. Chr. Arms Leach., 4 eo Hb. 43 ” Bav. 11 52 3 14 > Dup. 17 5 Pack. 15 ss Gppbes2 0% Latus 157 Noya Acta XLIX. Nr. 4. Transport 157 HS. 6 Genera Br. 2 ” Gr. 1 Led. 3 Steph. Curt. Btl. Staud. Testr. Latr. 0. Walk. Grote Linn. Morr. Ramb. _ Poor. Dr D Re or Sa. 207 Genera 44 341 342 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 114) Nomina Generum mutata vel expulsa. I. Guenee Species Gen. Inodessgb en „air. ne hierfür Xantholepidote. 1796 Latr. Col. 1826 v. Heyd. Arach. IL Staudinger Catalog 1871. Euerostisy Elbe Nemoriae Subgen. Euchrostes. Jodis-Eip: 2 n.C ne & ” Jodis. Broblepsis Dede n Argyris Gn. Stecantas Duper ee Terpnomicta Led. IE UCo Na] Ennomi Subgen. Eugonia. Ödontopera Steph........ Odontoptera. Eiimera@D ups Ennomi Subgen. Himera. Urapteryz beach. 2 Uropteryx. Heterolochanbeden 2. .0.2.7. Hetaera. 1851 Cabanis Aves. Eversmannia Staud. ...... Erosia. 1863 R. Desv. Muscidae Oaustolomasbed ea Tlierinia. IEiiherima EI ee u Ohemeninau Bye Eee Chimerina. Pterotocera Staud.. „2... Hibernia. Eiybermanllatrr gar ee > ChondrosomasAe ee: Biston. Amphrdasiselr ee Amphidasys. Anocheimag iS se Apochima. Dynopsia@Eibs ge Boarmiae Subgen. Synopsia. Gnophosule., er er: Gnophus. Dasydıamlan. 2 „ee Krane. Gnophi Subgen. Dasydia. Bsodoswir. ...., 10.0.2. Psothus. ByomsenapBdy. 2.2. er. Psothus. EremianblSa.u. da. 30er Macrogonia HS. (gen. Reptil. 1845) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 115) IELumranthise Eurrhanthis. Ematunsan Fidonia. Bupaluse. 5. 2 Belah ad. Fidonia. Haar Kartehet st: ers: Thamnonoma Led. 1826 Rip. Mollusken. Diastichspea pre Thamnonoma. IEhasianeWD ups Gen. divers. Income 25 s 8 Bo so Scodiona. Tea Prosopolopha Led. 1798 Fabr. Crust. Gimelass N ee Pyralide (Mill.) Ortholichaps re Subgen. Cidariae. Heteropsisers Aa ae Amygdaloptera. 1850 Westwood Satyr. :olythrenaseee ee Baptria. Gheimatobiae nr Chimatobia. II. Packard’s Monograph. Bierophorayen re Lygris. Ochyeia RN BR Subgen. Cidariae. Riheumapterag Rheumatoptera. Antielea mb ae Subgen. Cidariae. Bhibalaptenvs se Collix. EIydrla ee. Eucosmia. Ehaleremes ae. en Se 35 Cars I BEN Anaitis. Opexrophierap en en Chimatobia. Stenaspillatesen nu. 1%) DEREN EHER SERIEN ARE... . Vestigifera. (längst vergriffen) Eytchrae se ae Gonilythria. (mit d. europ. L. nicht identisch!) Dasyudonia m Fidonia. Iio70 Sram m Loxogramma. Bumwelne, gasosocneee Catastictis. Fitchia 1859 Stäl Hemipt. Mazmopterysse Marmaropteryx. Esimmatodese nn ee Li) IEiudeilinta er Ö Deilintansne ne RT Cabera. 44* 343 344 C. Freih. v. Gumppenberg. Guenenarn Mala‘, Galothysanıs zer EOS De... once 2 ARE Annemoria er Synchlloraenrne INacheospilanı mn IAnlodestmn. WANN: Araplodess een es. Bubyja tee een. Miephrosiar ne a Oy,matophoragreer ee IBroncheliasr u Stenotrachelysae u Bleoan. Ar Bee Hyperetis”....... ..Akaeatenen - Blavodiseue co, ohren Nematocampa........... SICYarı EEE Antepione, sm tt ea: euere ANaeogae ar enge Iiherina, „nt np: Eipieranthisge se Bndieopi ae Azelinas Ne area Gaberodes. ner 2.2.2. Je: Drepanodes! „1.2. Eye : - Metäneman. un... + au. mem betracısy. ser una. (p. 116) Zonosoma. Tımandra. Acıdalıa. Subgen. Acidaliae. „> D (4) Subgen. Nemoriae. » » „ » ö Euboea. Boarmiae Subgen. Cleora. Noctuide. Synopsia. Nychiodes. Subgen. Boarmiae. Probole HS. [%) Ennomus. Subgen. Ennomi. » » Numeria. Subgen. Ennomi. [%) Subgen. Ennomi. >) b>) Microsemia HS. Subgen. Ennomi. ” EL) IV. Butler’s Phalaen. of Japan. Eivchopteragss a 1803 Meig. Dipt. Raichylieianene A (muss mit Ligia weichen!) Ptygmatophora. Pachymeris. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 117) 345 Acies 1. Geometrae maculatae., Genus I. Stamnodes*®) Gn. 1857. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _) et L_ distineti, ”) rotundatus. Alis maculis ornatis. Ciliis variegatis vel unicoloribus. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innen- und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet. Flügel ohne Querlinien, mit Flecken geziert. Franzen gescheckt oder einfarbig. Synopsis Specierum. 1. Ochraceae, limbo obscurato, margime antico tribus maculis albidis ornato, alis post. fascia obscuriore notatis . - » 2.2.2.2... Pauperaria. 2. Aureo-flavae, multis maculis nigris ornatae. . . . 2.2.2... Danilowi. Asien. 1. Stamnodes Pauperaria Eversm. Passerinaria HS. Ochracea, limbo fusco-griseo, in apice et angulo anali latius infuscato, margine antico griseo, albide variegato. Ciliae albicantes. Subtus alae ant. flavae margine antico griseo, externo fusco-griseo, alae post. testaceae, fascia media obscuriore. Ockergelb, mit braungrauem, an der Spitze und am Afterwinkel ver- breitertem Saum; Vorderrand grau mit drei weisslichen Flecken. Franzen weisslich. Unten goldgelb mit grauem Vorderrand und eben solchem Saume, Hinterflügel gelbgrau mit dunkelerer Mittelbinde; @ mit schwärzlicherem Rand. (Guenee findet, dass dieser Spanner an Ooenonympha Pamphilus erinnere.) Centralasien. Altai. Amur. Var. Divitiaria Stdgr. Margine antico magna macula obscura quadrata subapicali, flavo-limbata. Alıs postieis subtus obscurioribus. Lepsa. *) orauvog, die Urne. 346 CG. Freih. v. Gumppenberg. (p. 118) 2. Stammodes Damilovi Ersch. (Horae ent. R. 1376, p. 338.) Aurantiaca, maculis nigris ornata: quatuor in margine antico, una lunulata in 4, quinque lineam submarginalem significantibus in 3, 4, 5, 6, 7; alis post. duplice serie macularum ornatis; linea limbali alarum maculis infra rotundatis nigris formata. Ciliis variegatis. Antennis setiformibus nigris. Abdomine punctis nigris dorsalibus et lateralibus ornato. Subtus margine antico et apice alarum ant., alisque postieis albidis, maculis ut supra ornata. Goldgelb, mit schwarzen Flecken: vier am Vorderrand, ein mond- förmiger auf 4, fünf auf 3, 4, 5, 6, 7, die Wellenlinie darstellend; Hinterflügel mit doppelter Reihe Flecken; Saumlinie durch nach innen abgerundete Flecken gebildet. Franzen gescheckt. Fühler borstenförmig schwarz. Hinterleib mit schwarzen Rücken- und Seitenpunkten. Unten Vorderrand und Spitze der Vorderflügel, dann die Hinterflügel weisslich mit Flecken. Südwest-Sibirien (Minussinsk). Genus II. Sericophora*) Christoph. (Bullet. de Moscou 1880, III, pag. 64.) Antennae 59 tenues, setaceae. Palpi breves, ascendentes. "Tibiae posticae incrassatae, bicalcaratae. Alae anticae elongatae, acutae, angulatae. Alae posticae subangulatae. (Christ) Margo ext. alarum ant. in 4 obtuse an- gulato, — subdistineto; alis postieis in 4 obtuse angulatis. Alis faseiis irre- gularibus e maculis dilutioribus compositis ornatis. Ciliis maculatis. Fühler in beiden Geschlechtern zart, borstenförmig. Palpen kurz, auf- steigend. Hinterschienen angeschwollen, zweisporig. Vorderflügel in die Länge gezogen, spitz, auf 4 stumpf geeckt, mit schwach abgerundetem Innen- winkel. Hinterflügel auf 4 stumpf geeckt. Die Zeichnung besteht aus helleren, zu unregelmässigen (auf den Hinterflügeln deutlicheren), oft gegitterten Binden vereinigten Flecken. Franzen hell und dunkel gefleckt. Amur. #) O101XxC — sericum. / Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 119) 347 Sericophora guttata Christ. (Bullet. de Moscou 1880, III, pag. 65.) Alis luteo-fuseis, postice fuseis, purpureo-mixtis, grossis maculis aureo- luteis. (Christ) Antennis et pedibus badis; vertice, thorace et abdomine fuscis, prothorace luteo; alis 14—16 mm, margine antico et area limbali brunneis, griseo-mixtis; area basali et media maculis luteis sericeis badio-einetis ornatis. Linea submarginali macula parva alba subapicali notata. Alis posticis duabus fasciis luteis reticulatis ornatis, margine antico obsceurato. Ciliis alarum ant. badiis, in 6—S albidis, post. fulvis, ad L luteis. Subtus ut supra. Gelbbraun, am Vorderrande und im Saumfelde purpurbraun, mit Grau gemengt; im Wurzel- und Mittelfelde mit hellgelben, dunkelbraun eingefassten Flecken mit Seidenglanz. Vor der Spitze ein weisses Fleckchen als Anfang der Wellenlinie, hinter ihm zwei gelbliche, vor ihm ein grösserer gelber, schwarzbraun gegitterter Fleck. Hinterflügel mit zwei breiten gegitterten Fleckenbinden und verdunkeltem WVorderrand. Franzen der Vorderflügel schwarzbraun, unter der Spitze weisslich, der Hinterflügel braungelb, gegen den Afterwinkel hellgelb. Fühler und Füsse schwarzbraun, Scheitel, Thorax und Hinterrücken graubraun, Bauch weissgelb; Schulterdecken gelb. Unten wie oben. Amur (Wladiwostok) in feuchten Wäldern auf Blüthendolden. Genus III. Argyris*) Gn. Problepsis Led. Caloptera HS. Alis latis, limbis integris, rotundatis, lIinea submarginali limbo parallela et maculis medis magnis argenteo-signatis. Subtus innotata. Antennis 5 pubescentibus, palpis articulo ultimo incrassato. Breite starke sammtartig beschuppte Flügel mit ganzrandigen Säumen, weder geeckt noch gezackt. Wellenlinie dem Saume parallel. Discus aller Flügel mit je einem grossen runden Augenfleck geziert, welcher in seinem Kerne silberne, aufrecht stehende Schuppen führt und mit dem Innenrande durch Striche oder kleinere Augen verbunden ist. Unterseite zeichnungslos. e B77 \. *) 00/v00g — Silber. 348 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 120) Fühler des Mannes flaumig gewimpert, die einzelnen Wimpern an ihrer Spitze gespalten: die Palpen mit geknopftem letztem Gliede. Ein exotisches Genus, das nur zwei Vertreter in das paläarktische Gebiet (Syrien, Amur) entsandte, während die übrigen fünf Arten Indien und Afrika angehören. (HS. setzte die Eine Art unter die Bombyeiden, von wo sie Lederer nach dem Beispiele Guenees an ihren richtigen Platz — neben die Acidalien — versetzte.) Gn. sagt, die Unterschiede von Acidalia seien so unbedeutend, dass selbst HS. sie kaum anerkannt haben würde, wenn er sie nicht, durch den Augenfleck getäuscht, zu den Saturnien gezählt hätte. — Gm. nimmt die Priorität seines Genusnamens für Argyris in Anspruch, die ich hiermit auf- recht erhalte. Synopsis Specierum. 1. Area media alba, ocellis nigro-cinetis, fulvis, costis flavis secatis, Alarım poste min ats er O cellatoR 2. Area media olivacea, ocellis carneis, alarum post. argenteis; margine interno argenteo-irrorato . . » 2.2 2.2.2.2... Phoebearia. Klein-Asien. Südeuropa. 1. Argyris ocellata Friv. Ommatophoraria Guen. Mill. Albido-grisea, macula ocellari oviformi, costis Juteis perfluxa, margini interno per umbram mediam conjuncta; alis post. macula medio angustata, margini externo per ocellum eonjuncta;: Abdomine nigro-annulato. Hell weissgrau, sammtartig, Flügel sehr leicht ausgerandet, mit einer schwärzlichen gebogenen, von zwei Reihen schwärzlicher Flecken gefolgter Wellenlinie. Das Auge der Vorderflügel besetzt den ganzen Discus, ist oval, schwarz eingefasst, braungelb schillernd, mit stahlglänzendem Ringe umgeben, der untere Theil sammtschwarz gemischt mit Stahlglanz und von drei gelben Rippen durchschnitten; mit dem Innenrande durch einen Mittelschatten ver- bunden. Das Auge der Hinterflügel ist in der Mitte eingeschnürt, ohne Schwarz, und durch ein zweites kleineres Auge mit dem Saume verbunden. Hinterleib schwarz geringelt. (Guen.) Griechenland. Lydien. Syrien. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 121) 349 2. Argyris Phoebearia Ersch. Deliaria Bremer. Albida; alae ant. plaga magna discoidali viridi-olivacea, maculis duabus nigris annuloque argenteo, maculam griseo-carneam antice albido-marginatam includente, ad marginem interiorem vel annulo altero parvo, vel atomis argenteis notatae; — alae post. plaga simili nigro-binotata, maculam argenteam strigamque griseo-carneam includente. Körper weiss, Hinterleib oben schwärzlich. Alle Flügel oben weiss, Saum und eine Reihe Flecken vor demselben schwarzgrau; Franzen grau, auf den Rippen weiss unterbrochen. Vorderflügel mit olivgrünem Mittelfelde, welches von zwei halbmondförmigen schwarzen Flecken begrenzt ist und einen silbernen Ring enthält, dessen Ausfüllung graulich fleischroth, nach vorne weiss ist. Gegen den Innenrand findet sich entweder ein zweiter kleiner Ring oder silberne Atome. Auf den Hinterflügeln enthält das olivgrüne Mittelfeld einen aus silbernen Atomen zusammengesetzten Flecken und einen fleischrothen Strich; der Innenrand ist hier silbern bestreut. Unten sind die Flügel weiss, das Mittelfeld grau mit weissem Mittelmond.. 36—-40 mm. (Bremer VI. 3.) Amur (Bureja-Gebirge). Genus IV. Abraxas*) Leach 1815. Steph. Curt. Zerene Tr. 1825. Dup. Bdv. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _)| 7] L_ rotundati; limbus integri. Alae maeulis seriatim positis ornatae; abdomen maculatum. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel gerundet, Säume ganzrandig. Flügel mit reihenweise gestellten Flecken geschmückt. Hinter- leib gefleckt. Ostasien. Europa. Synopsis Specierum. I. Albae nigro-maculatae. 1. Linea limbalı geminata et bis mterrupta, alis post. basi punctatis Flavipedaria. 2. Thorace et margine externo flavis . . . 2 2.2.2.2.2... Flavomarginania. *) Aesyptisches Urwesen. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 45 350 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 122) 3. Thorace et angulo anali flavis, lineis maculosis trigeminatis . Compositata. 4. Linea geminata exteriore flavo-impleta, thorace Havo . . . Grossulariata. 5. Abdomine, basi et limbo alarum ochraceis, nigro-maculatıs. Alis postieis fasciculo linearum nigrarum omatis . . . . . Placida. 6. Abdomine aurantiaco, basi alarum nigra, aurantiaco-striata; quatuor alıs duabus seriebus macularum medianis ornatis . . Conspurcata. II. Albae, brunneo-maculatae. 1 Linea exteriore non angulata, limbali et ciliis immaculatis, Antenmisehlayds., «ne 71077208 8. Linea exteriore in 6 angulata, limbali et ciliis maculatis, an- tennisıbrunneisueles SE SR 2 REIS. Sy lcata; III. Flavae, nigro-maculatae et striatae. 9... Costae nigro-striatae .In.lua. aueleuln ne alnın Hemionata. 10. Alae sex fasciis nigris cuspidatis ornatae, tertia orthogonio- fractasXci üSEnIo,RO- EIS EIS Resta IV. Nigrae, albo-maculatae. N a Re rn ed are der ee ee ITNEERTUDTENIGE V. Albae, griseo-maculatae. as EN u RT BR re ee le l. Abraxas flavipedaria Menet. Alis albis, basi tantum flavis; maculis rotundatis in disco atque margi- nalibus duabus fasciis, interne interrupta, expeetantibus, nigris; fronte pedibusque flavis. (Schrenk.) Kleiner als Grossulariata, weiss mit mattschwarzen Flecken; Vorder- flügel an der Wurzel gelblich, begrenzt von schwarzer Halblinie; das gelbe Band der Grossulariata fehlt; dagegen sind die Randflecken desselben theil- weise vorhanden, jene der äusseren Reihe bis neben die Saumflecken hinaus- geschoben, so dass diese zweireihig aussehen; diese Reihe ist zweimal unterbrochen, und reicht die zweite Unterbrechung (in der Flügelmitte) bis zum Saume. Hinterflügel an der Wurzel mit einer Gruppe von schwarzen Punkten, nach innen abgerundet; eine Reihe ovaler Saumpunkte, und einem am Innenrande und Vorderrande durch Flecken angedeuteten Mittelbande. Stirn, Füsse und Unterseite des Körpers gelb; Thorax, Hinterleib oben und an den Seiten schwarzgefleckt. Amur (Odjal, Schrenk). Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 123) 351 2. Abraxas flavomarginaria Brem. Alba, margine externo, capite thoraceque flavis, antennis nigris flavo-punctatis; abdomine albo nigro-punctato; alae plus minusve nigro- maculatae. Weiss, die Basis der Vorderflügel, der Saum, Kopf und Thorax gelb, die Fühler schwarz mit gelben Flecken, der Hinterleib weiss mit schwarzen Punkten und gelber Afterspitze; unten gelb. Flügel mehr oder weniger schwarz gefleckt; constant sind nur der Mittelfleck, die äussere Fleckenreihe und die Flecken vor dem Saume. Unten wie oben. & 42 @ 50—54 mm. (Bremer.) Amur (Kengka-See) im August. 3. Abraxas compositata Guen. Albida; lineis nigris terne positis, flexuosis, ad marginem internum convergentibus; angulo interno nigro-maculato; alis postieis tribus lunulis nigris ornatis, angulo anali luteo; abdomine luteo, nigro-maculato. Weiss, mit schwarzen geschweiften, zu je dreien neben einander ge- stellten Querlinien, welche sich am Innenrande nähern; die zwei letzten nur bis zu Rippe 2 herabreichend.. Am Innenwinkel meistens ein schwarzer Fleck. Hinterflügel am Afterwinkel gelb, darüber drei schwarze Halbmonde, in der Mitte grau. Unten Vorderflügel nur an der Wurzel gefleckt und einen Bündel selber Haare tragend: Hinterflügel mit Mittelfleck und Querlinie. Hinterleib, Kopf, Brust und Hals gelb mit schwarzen Flecken. (Guen.) Nord-China. Var. a. Kleiner, Querlinien der Vorderflügel näher an einander, Hinterflügel in der Mitte mit schwarzem Fleck; unten das Querband weniger gebrochen und breiter. (Guen.) Japan (Ningho). 4. Abraxas placida Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878, pag. 441.) Alba, abdomine ochraceo, basi et limbo ochraceis, eiliis aurantiacis, nigro-maculatis. Linea exteriore maculis nigris formata, alarum post. inter- rupta. Basi nigro-maculata, linea inf. tribus maculis significata, mediana 45* 352 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 124) maculis majoribus irregulariter positis. Margine antico apicem versus duabus maculis nigris ornato. Alis postieis fascieulo linearum nigrarum ornatis. Prothorace et palpis nigricantibus. Subtus ut supra. 1,5“. Weiss, Leib ockergelblich, Wurzel und Saum ockergelb, erstere schwarz gefleckt; Franzen orangegelb mit schwarzen Flecken. Drei Querstreifen aus Flecken gebildet, der innere aus drei, der mittlere unregelmässig, der äussere auf den Hinterflügeln unvollständig. Die Wellenlinie durch zwei Vorderrand- flecken angedeutet. Hinterflügel mit einem Bündel schwarzer Linien über die Mitte. Schultern und Palpen schwärzlich. Unten fast wie oben. Japan (Hakodate). 5. Abraxas conspurcata Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878, pag. 440.) Alis albis, basi nigris, maculis mediis, duabus seriebus parallelis medianis macularum subconfluentium, per lineam aurantiacam separatis, et serie macularum marginis externi confluentium nigris. DBasi alarıum ant. aurantiaco-striata, macula marginis ant. medianae confluente et duabus maculis extra basim positis nigris. Abdomine aurantiaco, nigro-maculato; capite et thorace nigris, prothorace aurantiaco. 1,7“. Weiss, an der Wurzel aller Flügel schwarz, ebenso die Mittelflecken, zwei parallele, durch eine orangegelbe Linie getrennte Mittelreihen und eine solche vor dem Saume, ein mit dem Mittelfleck zusammenhängender Vorder- randfleck und zwei Flecken vor der Wurzel, welche orangegelb gestreift ist. Hinterleib orangegelb, schwarz gefleckt, Kopf und T'horax schwarz, Prothorax und Schulterdecken orangegelb. — Die Fleckenreihen mehr oder weniger zusammenfliessend. Oonspurcata unterscheidet sich von grossulariata durch die schwarze Wurzel der Hinterflügel, auf denen die beiden mittleren Fleckenreihen ebenso deutlich sind wie auf den Vorderflügeln, und dadurch, dass diese Flecken- reihen dem Saume näher stehen als hei gross. (Sollte dies nicht die Stammform unserer gross. sein ??) Yokohama. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 125) 353 6. Abraxas Hemionata Guen. Flava, maculis strigisque nigris ornata; area tertia in costis striata; strigae transversales arcuatae; inter eas maculae parvae nigrae, saepius ad marginem externum pergentes. Abdomen flavum, triplice serie macularum nigrarum ornatum. Flügel gleichfarbig, schön gummiguttgelb, bis zu zwei Dritttheilen ihrer Länge schwarz gefleckt und gestreift, dann auf den Rippen der Länge nach bis zum Saume gestreift. Die Fleckenzeichnung besteht in zwei sehr gekrümmten Bändern, in deren Zwischenraum kleine Flecken stehen, welche sich oft zwischen die Saumstreifen hinein erstrecken. Leib gelb, mit drei Reihen schwarzer Flecken. Hinterflügel mit etwas gestuztem Saume. (Guen.) Nord-China. 7. Abraxas festinaria Christ. (Bullet. de Moscou 1880, III, pag. 57.) Antennis setaceis. Capite et thorace aurantiacis, abdomine luteo, nigro- maculato. Alis antieis albidis, ad basim aurantiacis, fasciis latis dentatis maculisque margimalibus elongatis confluentibus fuscis; postieis fasciis duabus, lata interiore, dentata exteriore, maculis oblongis ad marginem ciliisque omnium fuseis. (Christ.) Fühler borstenförmig, Palpen oben schwarzbraun, unterhalb rothgelb semengt. Basis der Vorderflügel, Kopf, Thorax und theilweise der an den Seiten schwarzgefleckte Hinterleib röthlichgelb. Afterbusch des 3 gelblich- weiss. Vorderflügel 27 30 mm. Gelbweiss, von den bleich-schwarzbraunen sezackten Binden und Saumflecken zum grössten Theile bedeckt. Die zwei Wurzelbinden gezackt, stark gehogen, parallel, zum Theil in das Gelb hinein- tretend; die dritte am Vorderrand beginnend, breiter, rechtwinkelig nach innen gebrochen und dann verschmälert; die vierte ihr parallel, sehr breit, mit weissem Einschlussfleckchen am Vorderrande, mit einer fünften, aus ungleich grossen Spitzflecken bestehenden Binde zusammenhängend; endlich die sechste am Saume aus weckenartig zugespitzten langgezogenen Flecken gebildet, die sich in die Lücken der fünften Binde einfügen und eine weisse Wellenlinie übrig lassen. Auf den Hinterflügeln drei Binden. Franzen schwarzgrau. 354 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 126) Unten Mittelfleck der Vorderflügel schwarz, Vorderrand an der Wurzel und am Enddritttheil gelb. Amur (Wladiwostok) Bergwald, an der Unterseite der Blätter. S. Abraxas interruptaria Feld. Alis nigris, maculis quinque strigulaque subapicali anticarum; macula basali, fasciis duabus discalibus abbreviatis tertiaque exteriore flexuosa posti- carım albis, abdomine longo, nigrescente, pallide fulvo-annulato. Schwarz, Vorderflügel mit fünf Flecken und einem Strichelehen an der Spitze; Hinterflügel mit einem Wurzelfleck, zwei abgebrochenen Binden über die Mitte und einer geschwungenen vor dem Saume. Alle Zeichnung weiss. Hinterleib lang, schwärzlich, bleichbraungelb geringelt. In den Bergen der Provinz 'I'se-Kiang nicht selten. Der Eurypyle Men. aus Amur Ähnlich, aber um ein Dritttheil grösser. 9. Abraxas miranda Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878, pag. 441.) A. leopardinatae Ind. similis, sed major, maculis alarum ant. latioribus et obscurioribus; margine ant. toto griseo-maculato, macula media costali con- fluente, fascia transversa grisea mediana ad maculam marginis interni tangente; serie duplice macularum grisearum confusa, et altera interrupta extra discum posita. Alis postieis faseia integra grisea mediana et duplice serie macularum ornatis. Maculis limbalibus pro parte confluentibus. 2 — 2,4“. Der Indischen Leopardinata ähnlich, aber grösser, mit breiteren schwärzeren Wurzel- und Innenrandflecken, durchaus graugeflecktem Vorder- rand, zusammenhängendem Vorderrand- und Mittelfleck, grauer, der Flügel- mitte genäherter Binde, welche den Innenrandfleck berührt, zwei Doppelreihen grauer Flecken, die eine zusammenfliessend, die äussere unvoll- ständig. Hinterflügel mit vollständiger grauer Binde und einer Doppel- reihe grauer Flecken. Saumflecken theilweise zusammenfliessend. Yokohama. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 12%) 355 10. Adraxas grossulariata Linn. Albida, striga basali et exteriore aurantiacis, utroque nigro-adumbratis, linea mediana et limbali nigro-maculata ornata. Ciliis nigro-maculatis. Ab- domine et thorace aurantiacis, nigro-maculatis, antennis nigris. Weiss, ein gebogener Wurzelstreif, die geschwungene äussere Quer- linie, der Thorax und Hinterleib orangegelb. Die Querlinien beiderseits mit schwarzen Flecken angelegt, der Mittelschatten aus einem grösseren Winkel- flecken am Vorderrande und zwei kleineren bestehend. Die Saumlinie aus runden schwarzen Flecken gebildet, welche sich auch auf die Franzen aus- dehnen. Hinterflügel mit ein Paar Flecken als innerer, einer Reihe solcher — am Innenrande verdoppelt — als äusserer Querlinie und der Saumlinie. Unten das Orangegelb bleicher. — Variirt sehr. Europa. Asien. Ei: Gelb, platt, elliptisch, seitlich eingedrückt. (Sepp.) Raupe: Dickleibig, weiss mit viereckigen schwarzen Flecken und Punkten an goldgelber Seite. Lebt auf und in Stachelbeeren und Johannisbeeren, überwinternd. Verwandlung in leichtem Gespinnst. Puppe spindelförmig schwarz, gelb geringelt, tagfalterartig an Zweige und Wände ge- heftet. (Rössler.) Milliere (Icon. Bd. I, Taf. 1) bildet zwei ganz extreme Aberrationen ab: die eine mit vorherrschendem Schwarz, in welchem auf den Vorderflügeln nur unregelmässig ausgefressene weisse Flecken und gelbe Punkte übrig bleiben; — die andere ganz weiss, mit breitem ausgezacktem gelbem Band der Vorderflügel, gelber Wurzel und einigem Schwarz innen am gelben Band, am Vorderrand, an der Wurzel und im Discus. Letztere gleicht der Nr. 82 von Hübner. 11. Abraxas pantaria Linn. Albida, basi, maculis ad angulum internum et analem, thorace, fronte et abdomine aurantiacis; linea exteriore serie punctorum ochraceorum geminata, in margine antico infra maculata formata. Linea limbali et eiliis innotatis. Weiss, Wurzel der Vorderflügel, je ein Fleck vor dem Innenwinkel und Afterwinkel, dann Stirn, Thorax und Hinterleib orangegelb. Die 356 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 128) hintere Querlinie aus zwei Reihen ockerbrauner Punkte bestehend, deren innere aus einem Vorderrandfleck entspringt. Saumlinie und Franzen unbe- zeichnet. Fühler orangegelb. Schweiz. West- und Südeuropa. Raupe: Cylindrisch, kurz, diek, ohne Auswüchse, graublau, mit blau- schwarzer feiner ununterbrochener Gefässlinie. Dorsale, Subdorsale und Stigmatale breit, etwas gewellt, schwärzlich. Bauch grüngelbh, ohne Linie. Kopf gross, kugelig, wie der erste Ring und alle Füsse lebhaft gelb. Stigmata oval weiss, schwarz eingefasst, von braunen Punkten begleitet. Variirt in neapelgelb. Auf Fraxinus excelsior und ornus, oft gesellschaftlich. 1. Generation. Copula dauert mehrere Stunden. Zwanzig Tage nach dem sie gelegt, schlüpfen die Eier aus. Verwandlung unter Moos ohne Cocon. Puppe: Conisch, kurz, röthlich, an der Brust grünlich, glänzend, mit brauner Spitze. Zwanzig Tage nach der Verpuppung erfolgt die Ent- wickelung. Ab. Cataria Gn. Minor (35 mm), alae ant. macula basali, altera im margine interno, et striga in margine antico, alae posticae macula in margine interno, — omnibus maculis ferrugineis ornatae. Gibraltar. 12. Abrawas sylvata Scop. Ulmata Fabr. Wd. Gn. Ulmaria Hb. Tr. Dup. Fer. Pantherata Hb. Btr. Bkh. Albida, signata ut Pantaria, sed maculis et basi brunneis, maculis majoribus, serie geminata macularum brunnearum in 6 angulata, albido- pruinata; umbra media dissoluta; limbis et eiliis maculatis. Capite, thorace et antennis brunneis, abdomine aurantiaco, nigro-maculato. Gezeichnet wie Pantaria, aber die Wurzel der Vorderflügel und die Flecken vor den Winkeln aus einander geflossen, kastanienbraun, mit silber- grauem Mittelpunkt. Die doppelte Fleckenreihe auf Rippe 6 geeckt, ein aus etlichen grauen Flecken gebildeter Mittelschatten und die Säume sammt den Franzen gefleckt. Alle kleinen Flecken braun und weiss bereift. Kopf, Thorax und Fühler braun, Hinterleib orangegelb mit schwarzbraunen Flecken. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentiionalis. (p. 129) 35% (Sylvata ist die osteuropäische Pantaria, sie nährt sich auch wie diese von der Ulme.) Central- und Osteuropa. Asien. Raupe: Dickleibig, Rücken gelb, Seiten weiss; schwarz und gelb gestreift; After gelb geringelt. Erstes Fusspaar kürzer. Auf Ulmen. Puppe: bläulich mit Afterspitze. Verwandlung in Gewebe unter Moos. Genus V. Orthostixis*) Hb. 1816. Eudeilinia Pack. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus; | —) rotundati, |; distinetus. Alae punetis vel maculis parvis ordine positis ornatae; linea limbalis punctata; ciliae unicolores. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht; Innenwinkel und Vorderwinkel gerundet, Afterwinkel deutlich; Flügel mit Punkten oder kleinen reihenweise gestellten Flecken geziert; Saumlinie mit Punkten besetzt; Franzen einfarbig. Orthostixis unterscheidet sich durch seine Winkel scharf von Abrawas. Europa. Asien. Nordamerika. Synopsis Specierum. I. Linea inf. recta, tripunctata; ext. alarum post. limbo parallela; IBUNGLISSTN GIS ee ee Oribrana: 2. Margine ext. alarum post. subtruncato; linea ext. alarum post. striolata, ad marginem int. alimbo remobta . . . . 2... Oaleularia. 3. Linea inf. arcuata, punctis mediis geminatis, 'punctis fuseis; subtus maroınegant-abasılıntuscaton ee Henmimata: 1. Orthostixis Oribraria Hb. Lactea, alis ant. linea inferiore tripunctata, exteriore novempunctata, alis post. exteriore octopunctata, et quatuor punctis mediis nigris ornatis. Linea limbali nigro-punctata, ciliis innotatis. Milchweiss, Vorderflügel mit zwei aus schwarzen Punkten gebildeten Querlinien: die innere gerade, dreipunktig, die äussere geschwungen, neun- ENT, 2 : *) 00905 gerade, oriSıs Punktirung. Nova Acta XLIX. Nr. 4. 46 355 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 130) punktig; jene der Hinterflügel, dem Saume parallel, achtpunktig. Mittelpunkte ebenfalls schwarz, ebenso die punktirte Saumlinie. Franzen wunbezeichnet. Unten die Grundfarbe gelblicher, Zeichnung wie oben. Siideuropa. Kleinasien. Amur. Var. Lactata Fabr. Bremeraria Brem. Maculis nigris majorıbus ornata. Amur. Ussuri. 2. Orthostivis Herminiata Pack. Biseriata Pack. 1873. Nivea, palpis obscuris, pedibus subtus badiis. Alae duabus‘ lineis, punetis fuseis formatis, inferiore arcuata, exteriore flexuosa, et punetis mediis geminatis ormatae. Subtus margine antico ad hasim infuscato. Eintönig weiss, mit dunklen Palpen und unten schwarzbraunen Füssen. Alle Flügel mit zwei Reihen rauchbrauner Punkte, die innere gebogen, die äussere geschwungen, und doppelten Mittelpunkten dazwischen. Unten ist der Vorderrand der Vorderflügel an der Wurzel braun angeflogen. Westküste von Lake Winnepeg; Maine; Massachusetts. Albany. ‚Jthaca. Maryland. Canada. 3. Orthostixis caleularia Led. 5 niveus, © flavo-albida; punctis al. post. arcuatim positis, in margine interno basim versus retractis; alis ant. subtus nigricantibus. Gleicht der Oribraria zum Verwechseln, hat aber gestrecktere Flügel, mehr vortretende Spitze, an den Winkeln in die Länge gezogene Hinterflügel und fast geradlinig gestutzten Saum derselben; das Weib glanzlos, ins Gelbe ziehend. Die Punkte der Hinterflügel sind mehr strichartig und regelmässiger im Bogen gestellt als bei COribraria. Die drei Punkte am Innenrande sind vom Saume am weitesten entfernt. Unten sind die Vorderflügel mehr oder weniger schwarzgrau, die Fühler schwarzbraun. (Guen.) Amasia. (Armenien. Pontus.) Systema Geometranum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 131) 359 Genus VI. Rhyparia“) Hb. Margo ant. arcuatus ext. ventricosus; _| et | distineti, |_ rotundatus; limbus subundulati. Alae post. antieis laetius tinctae; alae maculis ordine positis ornatae; linea limbalis innotata, eiliae variegatae. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht; Innenwinkel und Vorder- winkel deutlich, Afterwinkel gerundet; die Säume seicht gewellt. Hinterflügel lebhafter gefärbt als Vorderflügel, alle mit reihenweise gestellten Flecken geziert; Saumlinie unbezeichnet. Franzen gescheckt. Europa. Asien. Synopsis Specierum. Alis ant. violaceo-griseis, post. ochraceis, abdomine immaculato . Jaguaria. - 2. Albae, fusco-maculatae et punctatae; thorace et abdomine fulvis, fusco-m a cu latı Sega ee a GHandamdak 3. Alıs ant. albidis, post. aurantiaciıs, abdomine maculato . . . Melanania. 1. Rhyparia Jaguaria Guen. Violaceo-grisea, alis post. ochraceis, basim versus griseis. Alae maculis rotundatis nigris seriatim ornatae, macula media maxima. Abdomen im- maculatum. Flügel sammetartig, mit runden schwarzen in Reihen gestellten Flecken der mittlere der grösste. Vorderflügel veilgrau, Hinterflügel ockergelb, an, der Basis grau. Leib grau und ohne Flecken. (Guen.) Nordchina. (Soll auch in Californien vorkommen.) 2. Rhyparia grandaria Feld. Y { Alis albis, maeulis variis discalibus et marginalibus cano-brunneis, posticis maculis exterioribus punctiformibus seriatis concoloribus, thorace et abdomine pallide fulvescentibus, cano-fusco-maculatis. N , Be *) 6vsc@ote — sordes, spureitia. 46° 360 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 132) Weiss, mit verschiedenen graubraunen Flecken im Discus und an den Rändern; Hinterflügel aussen mit punktförmigen in Reihen gestellten sleichfarbigen Flecken. 'T'horax und Hinterleib bleich-gelbbraun, graubraun gefleckt. “in © aus den Bergen von Ningpo. (Mehr als ein Drittel grösser als Jaguaria, die innere Rippe der Mittelzelle der Vorderflügel viel schiefer gestellt und sehr deutlich.) 3. Rhyparia melanaria Linn. Alis antieis albidis, duabus lineis geminatis e maculis nigris, limbum versus concavis compositis, inferiore arcuata, exteriore flexuosa, umbra media et linea submarginali flexuosa maculis ovatis composita ornatis; linea limbali et ciliis nigro-maculatis. Maculis mediis magnis. Alis posticis aurantiacis, linea exteriore maculis nigris nonnullis significata, maculis magnis mediis et linea submarginali maculis et punctis formata, lineaque limbali maculata ornatis. Abdomine aurantiaco, nigro-maculato. Antennis 5 pectinatis. Vorderflügel weisslich, mit zwei aus saumwärts concaven schwarzen Flecken gebildeten Doppelstreifen, einem Mittelschatten, den grossen runden Mittelflecken, der aus solchen gebildeten Wellenlinie und der gefleckten Saum- linie. Franzen gefleckt. Hinterflügel orangegelb mit der aus einigen Flecken gebildeten äusseren Querlinie, den grossen Mittelflecken, der aus Flecken und Punkten gereihten Wellenlinie und der gefleckten Saumlinie. Hinterleib orangegelb, kücken schwarz gefleckt. Fühler des 3 gekämmt. Nord-, Oentral-, Osteuropa. Amur. Genus VII. Baptria*) HbV. 1806. Minoa Tr. Lomaspilis Butler. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _) et [_ distincti, | rotundatus; limbi integri; margo ext. alarum post. rotundatus, in 5 sinuatus, medio porrectus. Alae lineis transvers. non ornatae, nigro-albido- variegatae. Linea limbalis eontinua. =) Barıroc — tinctus. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 133) 361 Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, Innenwinkel und After- winkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Säume ganzrandig; Saum der Hinter- flügel gerundet, auf Rippe 5 eingezogen, in der Mitte ausgebaucht. Ohne Querlinien, schwarz und weiss gescheckt. Saumlinie ununterbrochen. Europa. Asien. Nordamerika. Synopsis Specierum. I. Nigrae, albo-maculatae. Fascia alba in 4 porrecta, bicuspide, margmem int. versus angustata; fascia al. post. medio dilatata . . . . Kindermanmt. Formae variantes: Haberhaueri, Tibiale, Moeroraria, Evers- mannaria, Albovittata. 2. Albae, purpureo-brunneo-maculatae . . . 2... 2.2.2... Opis. 3. Albae, nigro-marginatae et maculatae . . . . „2... Marginata. 1. Baptria Kindermanni Brem. Nigra, alae ant. striga basali, fascia lata obligqua in 4 angulata, marginem internum versus angustata, et duobus punctis submarginalibus, — alae post. fascia media ornatae. Omnia signa alba. Ciliae al. ant. albide bipunctatae, al. post. albae, nigro-variegatae. Subtus ut supra. 24 mm. Schwarz, Vorderflügel mit einem Vorderrandstrich und breitem, auf tippe 4 saumwärts vorgestreckten, fein zweizackigen, gegen den Innenrand viel schmäler werdenden Band und zwei Punkten vor dem Saume; Hinterflügel mit dem in der Mitte verdickten Mittelband. Franzen der Vorderflügel mit zwei Punkten, der Hinterflügel weiss, schwarz unterbrochen. Unten wie oben. Ussuri. Var. Haberhaueri Led. Rh. tristatae similis, sed alis ant. duabus lineis et fascia irregulariter cuspidata, alis post. facia alba et punctis duabus submarginalibus ornatıis. Abastuman- Gebirge. Var. Tibiale Esp. Tibialata Hb. Tr. Dup. Gn. Alae ant. fascia lata alba, cilis ad apicem et in cellula 1b albido-limbatis; alae post. innotatae, cilis ab angulo anali ad costam 7 albido-limbatis; abdomine pedibusque subtus albido-pruinatis. Centraleuropa. Ural. 362 >. Freih. v. Gumppenberg. (p. 134) Var. Moeroraria Fır. Gn. Alae ant. fascia angustata alba, eiliis apicalibus non albido-limbatis. Ural. Var. Eversmannaria HS. Gn. Alis omnibus late albo-fasciatıs. Finnland. Ostsibirien. Die Zusammengehörigkeit aller vier Formen steht mir ausser Zweifel und nehme ich gemäss der Migrationstheorie die östlichste Form als die Stammform an. Var. Albovittata Gn. 11. 520. Grote. Pack. 189, IX. 23. Fascia alarum ant. lata, ad angulum internum furcata. Ciliis apice, _] |. albıs. Subtus Iinea inferiore macula marginis antici, mediana tenuiter notata, alis posticis dimidio basalı griseis, macula media et fascia media ornatıis. Nordamerika. Raupe der Tibiale auf Actaca spicata grün mit abgesetzter rother Dorsale, nach vorn verjüngt. Puppe grün. August. (0. Habich.) 2. Baptria opis Butler. (Lomaspilis opis Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878, pag. 442.) Flavescenti-alba, basi, tribus plagis latis medianis, apice, limbo et angulo interno pallide purpurescenti-fuseis. Alis post. tribus plagis medianis, angulo ant., macula marginali in 6, margine externo et angulo anali pallide purpurescenti-fuseis. Corpore brunneo, pedibus testaceis. Rahmweiss, Wurzel, drei breite Flecken über die Mitte der Vorder- flügel, Spitze, Saum und Innenwinkel, dann drei Mittelflecken der Hinterflügel, Innenwinkel, Saum und Afterwinkel derselben bleich -purpurbraun. Körper braun, Füsse lehmgelb. Die zwei oberen Mittelflecken der Vorderflügel meist zusammengeflossen. — Hat neben D. marginata zu stehen. Yokohama. 3. Daptria marginata Linn. Marginaria Hb. Maculata Hb. Bir. Albida, margine antico et marginibus externis quatuor alarum, necnon maculis mediis alarum ant. nigricanti-griseis. Valde variabilis. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 135) 363 Gelblichweiss, Vorderrand und alle Säume schwarzgrau gefleckt, Mittelpunkte der Vorderflügel schwarzgrau. Bei regelmässiger Zeichnung liegt ein langer Flecken von der Wurzel bis zur Flügelmitte und ein eiförmiger hinter derselben am Vorderrande; die Grundfarbe tritt m Zelle 3 aller Flügel in den grauen Saum hinein, oder sie verdrängt diesen an den Hinter- flügeln ganz bis auf ein Paar Fleckchen, oder sie lässt nur den ovalen Vorder- randfleck und ein schmales Saumstreifehen davon. übrig. "Thorax und Körper schwarzgrau. Central- und Nordeuropa. Italien. Ural. Sibirien. Amur. Raupe: Grün, schwarz linüirt, mit gelber Seitenlinie und solchen Ein- schnitten. Kopf braun gestreift. Auf Gesträuchen. Puppe kolbig, rothbraun. Verwandlung in der Erde. Ab. Naevaria Hb. magis nigricans. Ab. Pollutaria Hb. Gm. fere tota alba, maculis paueis nigris. Genus VIII. Odezia Bdv. 1829. Psodos Tr. Led. Polythrena Gn. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _j et —] distineti, | rotundatus; limbi integri. Alae lineis transversalibus non ornatae, irregulariter maculatae. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innenwinkel und Vorderwinkel deutlich, Afterwinkel gerundet; Säume ganzrandig. Flügel ohne Querlinien unregelmässig gefleckt oder mit bindenartig vereinigten Flecken. Europa. Asien. Ich finde Guenees Gattung Polythrena überflüssig, da deren Arten sich theils unter Odezia, theils unter Baptria einreihen lassen. Synopsis Specierum. Is Ntraesgeailısstapıce, Albis re Altreiten 2. Atrae, quatuor alıs macula magna aurantiaca ornatis . . . Quadrifaria. SE AUTantIaeaen aro-sienataen ee @oloramnia: Europa. Asien. 364 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 136) 1. Odezia Coloraria HS. (Polythrena Col. HS.) Aureo-flava, nigro-fasciata; fascia limbali in angulo interno interrupta, fascia media puncto medio flavo ornata. Abdomine nigro, favo-annulato, pedibus flavis, antennis flavo-nigro-annulatis. Goldgelb, mit moosartig ausgezackten schwarzen @Querbinden, die ersten beiden schmal, nahe an der Wurzel, die Mittelbinde am breitesten mit gelbem Mittelpunkt, die Saumbinde am Innenwinkel unterbrochen: auf den Hinter- flügeln an der Wurzel ein länglicher Fleck, dann ein schwarzer Mittelpunkt, dahinter die aus zwei zusammenhangenden Flecken bestehende Mittelbinde und am Saume die letzte von der Grundfarbe unterbrochene Binde. Leib schwarz, Hinterränder der Segmente und Beine goldgelb, Fühler gelb und schwarz geringelt. Unten wie oben. Franzen schwarz. Altai. Ostsibirien. (HSch. wollte diesen Spanner zu Minoa ziehen, wo er aber nach Flügelumriss und Zeichnung nicht hingehören kann.) 2. Odezia atrata Linn. Chaerophyllata Linn. Hb. Tr. Dup. Wd. Gn. Aterrima, eiliis apieis albis. Antennis setiformibus. Kohlschwarz, nur die Franzen der Flügelspitze weiss. Fühler borstenförmie. Central-, Nord- und Westeuropa. Piemont. Ural. Pontus. Armenien. Var. Pyrenaica Graslin. Flavescenti- pulverulenta. Pyrenäen. Raupe: Dünn, grün, sammethäutig, zeichnungslos.. Auf Chaerophyllum- Arten. Puppe in dünnem Gespinnste. (Tr.) 3. Odezia quadrifaria Sulzer. Alpinata Hb. SV. Tr. Wd. Gn. Mill. Equestrata Bkh. Dup. Equestraria Esper. Aterrima, alis fascia lata aurantiaca submarginali ornatis. Antennis setiformibus. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (pn. 13%) 365 Y ) Kohlschwarz, alle Flügel mit einem breiten orangegelben, gegen den Innenrand verschmälerten Bande vor dem Saume. Fühler borstenförmig. Alpen. Schlesien. Galizien. Die Exemplare von Oberkärnthen (Raibl) haben ein wesentlich schmäleres orangefarbiges Band als jene des Riesengebirges. (Zeller.) Raupe: Beim Auskriechen grün mit gelbem Kopf und solchen Füssen. Erwachsen fast ceylinderisch, nach hinten schwach abgeplattet. Matt hellgelb, die ersten und letzten Ringe schwach röthlich gewässert. Die Trapezoidpunkte schwarz. Rickenlinien kaum angedeutet. Die Stig- matale ist weiss, breit, beiderseits braun begrenzt. Jeder Ringeinschnitt wird durch einen braunen Quersparren durchkreuzt. Die Luftlöcher sind schwarz, weiss eingefasst, kaum sichtbar. Unten mit weisslichen Doppel- linien, die mittlere breiter und braun eingefasst. Kopf rund und ein- ziehbar, sammt den Vorderfüssen dunkelroth. — Sehr träge, sitzt, schwach gebogen, bei Tage unter dürren Blättern oder Moos sorgsam verborgen, frisst nur des Nachts. Verwandlung in leichtem Gehäuse aus Moos und Erde, das innen mit weisser Seide tapezirt ist. Puppe: Cylinderisch, conisch, ziemlich dick, ohne merkliche Dornspitze. Sie ist hellröthlich mit lebhaft gelben Flügelscheiden, deren Rippen braun und scharf gezeichnet sind. Ringeinschnitte grünlichweiss. Die Raupe ist polyphag, frisst aber gern Leontodon. 30 Tage nach dem Ausschlüpfen verpuppt sie sich, 40 Tage später ist der Falter ent- wickelt. (Milliere.) Genus IX. Minoa*) Tr. 1825. Bdv. 1840. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, IT |_ rotundati; limbi integri. Alae nee lineis transversalibus, nee punctis mediis ornatae; linea lim- balıs innotata; ciliae unicolores. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, alle Winkel &erundet, Säume ganzrandige. Ohne Querlinien und Mittelpunkte. Saumlinie unbe- zeichnet, Franzen einfarbig. Europa. Asien. *) Stadt in Palästina. (Tr.) Nova Acta XLIX. Nr. 4. 47 366 GC. Freih. v. Gumppenberg. (p. 138) 1. Minoa murinata Scop. Fuscata Hufn. Euphorbiata F. Mant. Vill. Tr. Wd. Gn. Euphorbiaria Hb. Unicolorata Hb. B. Rufescenti-cinerea, innotata. Antennis setiformibus. Röthlich aschgrau, ohne Zeichnung. Unten wie oben. Fühler borstenförmig. Central- und Südeuropa. Ural. Ueberall wo Euphorbia Cyp. wächst. Raupe: Gedrungen, gelbgrün, behaart, weiss und schwarz punktirt, mit schwarzer Rückenlinie. Puppe: Iır feinem Gewebe in der Erde. Kopf braun. (Tr.) Ab. Oimerearia Staud. var. B. Gn. Albido-cinerea. Piemont. Südtyrol. Sachsen. Ab. Cyparissaria Mann. Plumbeo-nigricans. Südkärnthen. Piemont. Sarepta. Ab Monochroaria HS. Gn. 5 Rufescenti- ochracea, © ochracea. Dalmatien. Sarepta. Armenien. Altai. Genus X. Venilia*) Dup. 1829. Margo ant. arcuatus, ext. fHlexuosus, _ et | destincti, [_ rotundatus; apex acutus; margo ext. alarum post. in 5 sinuatus. Alae maculis ordine positis ornatae; linea limbalis innotata; ciliae variegatae. Vorderrand gebogen, Aussenrand geschweift, Innenwinkel und Vorder- winkel deutlich, Afterwinkel gerundet; Spitze scharf; Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 eingesunken. Flügel mit in Reihen gestellten Flecken geschmückt; Seitenlinien unbezeichnet; Franzen gescheckt. © Jichter gefärbt als der 35. Europa. Kleinasien. Raupe glatt, cylinderisch, ohne Auswüchse, gleichdick. *) Gemahlin des Faun. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 139) 367 Synopsis Specierum. I. Flava, alis ant. margine ant. quinque maculis violaceis ornatis, post. margine int. et ciliis violaceo-mamlatis . . 2 2. 2... Syriacata. 22.5 aurear Seitmea), maculisenieris ornataıı 2 2 nn Moeulania: 1. Venilia Syriacata Gn. Flava, paulum adspersa: quinque maculis marginis antiei, ornamento marginis interni, ciliis marginis externi et duabus maculis ejusdem violaceo- lateritiis; ornamento marginis externi alarum post. et tribus maculis ciliarum brunneo-violaceis. Grundfarbe der Caust. flavicaria mit wenigen Atomen bestreut. Vorder- rand mit fünf violettporphyrrothen Flecken, eine Zeichnung am Innenrande, die Franzen des Saumausschnitts und zwei Flecken darunter von derselben Farbe. Eine Zeichnung am Hinterrande der Hinterflügel und drei Flecken auf den Franzen braunviolett. — Unten mit schwarzen Querstrichelchen besät, mit gebogenem Mittelband aus zusammengeflossenen Flecken, porphyrroth, auf den Vorderflügeln von Zelle 2 an schwarz. Gegen die Spitze, sowie vor dem Saume schwarze Flecken. Mittelleck der Vorderflügel schwarz, der Hinterflügel roth. (Gn.) Beirut. 2. Venilia macularia Linn. Maeulata Schitt. @Quadrimaculata Hatchett. Hw. Wd. Gn. Fuscaria Staud. 5 aurea, © lutea, paulum praecipue basi nigro-adspersa, maculis nigris seriatim positis ornata; ciliis variegatis; abdomine luteo-nigro-annulato; antennis filiformibus. 5 lebhaft goldgelb, © eitronengelb, sparsam, besonders an der Wurzel schwarz bestreut, mit schwarzen Fleckenreihen, die äussere aus drei Flecken bestehend, die beiden mittleren am Innenrande verschmolzen. Franzen gescheckt. Leib schwarz und gelb gemischt; Fühler fadenförmig. Europa — ausgenommen Südspanien, Süditalien und Lappland. Pontus. Bithynien. zaupe: Grün mit schwarzen Linien und Einschnitten. Auf Lamium. Verwandlung in der Erde. Puppe rothbraun. 368 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 140) Genus XI. Gypsochroa*) Hb. V. 1816. Margo ant. reetus, ext. ventricosus; _ "1 L_ rotundati. Alae post. innotatae, ant. innotatae vel punctis maculisve ornatae. Vorderrand gerade, Aussenrand gebaucht, alle Winkel gerundet. Ohne alle Zeichnung oder die Vorderflügel mit Punkten und Fleckchen geschmückt. Europa. Asien. (rypsochroa renitidata Hb. Renitidaria HS. Argentea, alis postieis albidioribus; innotata. "T’horace et abdomine nigricantibus, argenteo-squamatis. Antennis setiformibus. Subtus alis ant. infumatis. Silberweiss, Hinterflügel reiner weiss, ohne Zeichnung. 'T'horax und Hinterleib schwärzlich, mit silberweissen Schuppen bereift. Fühler borsten- förmig. Unten Vorderflügel angeraucht. Sarepta. Bithynien. Südfrankreich. Genus XII. Heliomata Pack. Taf. IX, 25. 26. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| et L_ distineti, ” ] rotundatus; alae nigrae, albido-maculatae, squamis metallicis seriatim et maculatim inspersis ornatae; pedes 3 tibiis inflatis; margine ext. alarum post. in 1b sinuato. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; schwarz mit grossen weissen Flecken und eingestreuten, reihen- und fleckenweise auftretenden, metallglänzenden Schuppen. Füsse der 55 mit angeschwollenen Schienen, die Taarsen halb so lang als diese. Fühler gewimpert. Saum der Hinterflügel vor dem Afterwinkel eingebuchtet. Nordamerika. Heliomata Infulata Grote. Badia, alae ant. fascia flascenti-albida, in costa mediana interrupta, linea submarginali chalybea et linea limbali metallica ornatae; alae post. =) yirbog = Gyps, 200« Farbe. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 141) 369 fascia flavescenti-albida medio dilatata, linea submarginali et limbali metallieis ornatae. Ciliae badiae. Subtus ut supra. Schwarzbraun, über alle Flügel mit einer gelblichweissen, auf den Vorderflügeln in der Flügelmitte unterbrochenen, auf den Hinterflügeln in der Mitte breiteren Binde, stahlblauer Wellenlinie und metallisch-glänzender Saumlinie. Franzen dunkelbraun. Unten wie oben. Brooklyn. Nord-Virginien. Var. Klaborata Gvote. Fascia al. post. basim occupante, alarum quatuor linea badia divisa. Virginia. Var. Oyeladata Grote. Albidior, articulo primo abdominis albido; intervallo fasciae alarum ant. fusco; alis posticis basi badia, ceterum albidis. West-Farms. Brooklyn. New-York. Genus XIII, Vestigifera Gppbe. Zerene Pack. pag. 217. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, apex orthogonios, obtusus, _) et 7] distineti, (2 rotundatus. Alae post. una, ant. duabus lineis, ext. dentata, ceteris punctatis ornatae. Puncta media distincta. Linea submar- ginalis absens, limbalis innotata. Vorderrand gegen die Spitze zu gebogen, diese stumpf, rechtwinkelig; Saum gebaucht; Innenwinkel und Vorderwinkel deutlich, Afterwinkel ge- rundet. Hinterflügel mit einer punktirten, Vorderflügel mit der äusseren gezähnten und der inneren punktirten Querlinie. Mittelpunkte deutlich. Wellen- linie fehlt. Saumlinie unbezeichnet. Nordamerika. Vestigifera Catenaria Pack. Albida, alae post. una, anticae duabus lineis nigris, inferiore saepius punetis significata, exteriore dentata et punctis mediis ornatae. Ciliae variegatae. Antennae 5 plumosae, nigrae; caput et fimbria analis 5 flava. Weiss, Vorderflügel mit zwei, Hinterflügel mit einer schwarzen Quer- linie, die innere oft nur aus Punkten bestehend, die äussere gezähnt. Mittel- 370 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 142) punkte. Franzen gescheckt. Fühler des 3 gefiedert, schwarz, dessen After- quaste und der Kopf gelb. Raupe: Kopf und Hals egleichdick, ersterer zweilappig; Körper eylinderisch, gleichdick, blass-strohgelb mit braunen, durch zwei schwarze Flecken auf jedem Ringe unterbrochenen Seitenlinien. Auf Carex Pensylvanica und wildem Indigo. Verpuppung in leichtem Gewebe unter Blättern. Puppe hellgelb, fein schwarz punktirt, mit Afterspitze. Brunswick. Portland. Massachusetts. Albany. New-Jersey. Water- bury. Plum Creek. Genus XIV. Catastictis Gppbe.*) (Eufitchia Pack.**) Taf. IX, 61. Margo ant. arcuatus, ext. Hexuosus; _) distinetus; margo ext. alarum post. in 5 sinuatus. Antennae peetinatae. Alae maculis seriatim positis punctisque medis ornatae. Vorderrand gebogen, Saum seschwungen; Innenwinkel deutlich (Vorder- und Afterwinkel gerundet), Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 eingezogen. Fühler gekämmt. Flügel mit reihenweise gestellten Flecken und Mittelpunkten. Raupe: Glatt, cylinderisch, gleich dick, weissgelb mit schwarzen Flecken. Catastictis verbindet somit Abraxas mit Thamnonoma. Nordamerika. Catastictis Ribearia Pack. Ochracea, punetis medis et serie exteriore macularum fuscarum, duabusque maeculis marginis ant. ornatae. Eintönig ockergelb mit Mittelpunkt und einer Reihe rauchbrauner Flecken hinter demselben, wovon die mittleren die grössten sind. Vorder- #) zarcotilw — maculo. #=#) Nachdem Zütchia 1859 von Stal für Hemipt. verbraucht wurde, kann Packards Eufitchia auch nicht wohl beibehalten werden. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.143) 3%1 rand ausserdem mit zwei Flecken; vom dem zweiten Jäuft manchmal eine Fleckenreihe über den Mittelpunkt. Raupe: Glatt, eylinderisch, gleichdick; Kopf gleich gross mit dem Nacken und mit vier schwarzen Flecken; jeder Ring oben mit einem Flecken: fünf solcher Flecken an den Seiten. Weissgelb, schwarz gefleckt. Mai bis Juli auf ‚JJohannisbeergesträuchen. Verwandlung unter der Erde in eine braune Puppe. Gemein. (Der Raupe der Abraxas Grossul. und Pant. ähnlich.) Nordamerika. 372 | C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 144) Acıes 11. Geometrae fasciatae. Tribus I. Fidoninae. Genus XV. Trychopteryx*) Hb. V. 1816. Lobophora HS. Led. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, medio porrectus, _J distintus, et [_ rotundati. Area media strigis geminatis in 6 angulatis terminata. Linea limbalis interrupta; ciliae variegatae. Alae post. non truncatae, punctis mediis et lineis obsoletis ornatae. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, in der Mitte vorgezogen. Innenwinkel deutlich, Vorderwinkel und Afterwinkel gerundet. Mittelfeld der Vorderflügel von Doppelstreifen begrenzt, auf Rippe 6 geeckt. Saumlinie unterbrochen. Franzen gescheckt. Hinterflügel nicht gestutzt, mit Mittel- punkten und undeutlichen Querlinien. Osteuropa. Kleinasien. Trychopteryx Externata HS. Externaria HS. Gn. Alae ant. area basali mediaque rubidis, basali infra duabus lineis nigris, extra punetis cuneatis costalibus terminata; intervallo cano, nigricanti- mixto; striga geminata cana, flexuosa, non angulata; fascia irregulari obscurata, medio et limbo interrupta. Alae post. angustatae, non truncatae, sordide albidae, puncto medio et lineis obsoletis ornatae. Subtus rosea, linea trans- versali punctata. *) 7obyog — pannus, attritus. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 145) 373 Vorderflügel mit rothbraunem Mittel- und Wurzelfeld, letzteres nach innen von zwei schwarzen Linien, nach aussen von keilförmigen Rippen- punkten begrenzt; Zwischenraum weissgrau, schwärzlich gewölkt; Doppelband weissgrau, geschwungen, nicht geeckt; dann folgt ein unregelmässiges dunkles Band, in der Mitte und am Rande breit unterbrochen. Hinterflügel schmal, nicht gestutzt, schmutzigweiss, mit Mittelpunkten und undeutlichen Querlinien. Unten rosenfarben, mit einer Punktreihe an Stelle der hinteren Querlinie. Bulgarien. Kleinasien. Genus XVI. Scardamia Br. Epione Dup. Staud. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| |L_ distineti; alae post. una, ant. duabus lineis arcuatis ornatae, exteriore fasciam submarginalem plumbeam formante. Punetis mediis distinetis. Linea limbali interrupta. Ciliis fuscis. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel deutlich; Hinterflügel mit einer, Vorderflügel mit zwei Querlinien, wovon die äussere mit der Wellen- linie ein Band vor dem Saume aller Flügel bildet. Q@uerlinien gebogen und bleiglänzend. Mittelpunkte deutlich. Saumlinie unterbrochen. Franzen braun. Flügel gesprenkelt. (Da die Abbildung Brem. weder eine Ausbiegung des Saumes der Vorderflügel, noch einen Ausschnitt der Hinterflügel, dagegen scharfen Vorder- winkel zeigt, begreife ich die gegenwärtige Stellung der Aurantiacaria unter Epione nicht!) Amur. Scardamia aurantiacaria Brem. ufo-aurantiaca, fusco-adspersa et striolata, ciliis fuscescentibus; striga posteriore communi plumbeo-micante; striga submarginali dilute carneo-viola- cescente; alae anticae costa grisescente strigaque anteriore plumbeo-micante. Röthlich-goldgelb, braun besprengt und gestreift mit braunen Franzen: Querstreifen bleiglänzend; Wellenlinie hell fleischröthlich-violett; Vorderrand der Vorderflügel grau. Unten gelb, braun gesprenkelt mit braunem Mittel- punkte und violettröthlicher Saumbinde; vorderer Querstreif weder den Vorder- rand noch Innenrand berührend. 25 mm. (Bremer VI, 15.) Amur (Ussuri von Maack gesammelt.) Nova Acta XLIX. Nr. 4. 48 374 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 146) Genus XVII. Amygdaloptera Gppbe. Heteropsis Gn.*) Alae aut. amygdaliformes, post subquadratae, limbo integro, discolores. Alae ant. una linea obsoleta ornatae, post. innotatae. Ciliae unicolores. An- tennae 5 pectinatae. Vorderflügel mandelförmig, Hinterflügel fast viereckig mit gerundetem sanzrandigem Saum, lebhafter gefärbt. Vorderflügel mit Spuren der äusseren @uerlinie, Hinterflügel unbezeichnet. Franzen einfarbig, Fühler 5 gekämmt. Der Siona nahestehend. Nordafrika. Amygdaloptera testaria Fahr. Duponchelaria Lucas. Pectinicornis, alis fusco-testaceis, post. ferrugineis. Habitat in Bar- baria (Mus. Dom. Desfontaines).. Antennae nigrae; caput et thorax fusca. Abdomen testaceum, subtus nigrum. Alae ant. supra obscurae, subtus uti posticae totae ferrugineae (Fabr.). Vorderflügel hell isabellenbraun, an Stelle der äusseren Querlinie ein heller Vorderrandfleck. Hinterflügel ganz orangegelb mit grauen Franzen. Unten Vorderflügel braungelb, Hinterflügel grau. Hinterleib beiderseits gelb. 2 & Coll. Gn. 33 mm. (Gn. I, 510. N. 1747.) Mauritanien. Genus XVIII. Ptygmatophora Gypbg.**) Ptychoptera Christ.***) Bullet. d. Moscou 1880, III, pag. 83.) Margo ant. rectus, ext. ventricosus, _| |L_ distineti; alae concolores, strigis nigris dentatis — post. una, ant. duabus — et maculis nigris ornatae. Alae 5 ant. latae, post. angustiores, margine inf. late resime converso; an- tennae 5 setaceae, vix ciliatae, © filiformes; palpi brevissimi. Vorderrand gerade, Saum gebaucht, alle Winkel deutlich; alle Flügel gleichfarbig, die vorderen beim 3 breiter, die Hinterflügel schmal, deren #) Heteropsis ist von Westwood 1850 für Tagfalter verbraucht! «uvydakn — Mandel. os) Par viru@ == pliea. =) Pfychoptera ist 1803 von Meigen für Dipteren verbraucht. Systema @Geometrarum zomae temperatioris septentrionalis. (p. 14%) 3%5 Innenrand breit umgeklappt, die Klappe in die Zeichnung der Oberseite ein- gefügt, unten farblos. Hinterflügel mit einem, Vorderflügel mit zwei gezackten schwarzen Querstreifen und solchen Flecken. Fühler des 5 borstenförmig, kaum gewimpert, des © fadenförmig. Palpen sehr kurz. Amur. Ptygmatophora Staudingeri Christoph. (Bulletin d. 1. Soc. Imp. d. Nat. d. Moscou 1850, III, pag. 35.) Alis aurantiacis, antieis strigis duabus erassis dentatis, macula media magna, serie macularum post strigam posticam limbalibusque nigris; posticis striga undulata maculisque duabus nigris; ciliis externe flavis, atro-alternatis; subtus ut in superiore parte. (Christ.) Antennis badio-Havo-annulatis,, fronte et pedibus flavis, nigro-adspersis, thorace nigro, collari et prothorace aurantiaco- limbatis. Abdomine nigro, annulis flavo-limbatis. 18 mm. Alis basi et margine antico plus minusve nigro-punctatis. Striga exteriore flexuosa. Alis postieis area limbali duabus vel tribus, margime interno flavo-ciliato tribus maculis nigris ornatis. Ciliis basi nigricantibus. Flügel goldgelb, Fühlerschaft gelb und schwarz geringelt, Stirn und Füsse gelb, schwarz gesprenkelt, Thorax schwarz, Halskragen und Schulter- decken goldgelb gesäumt; Hinterleib schwarz, Ringe nach aussen gelb gerandet. Flügel an der Wurzel und am Vorderrande mehr oder minder schwarz punktirt. Innere Querlinie gebogen, gezackt, die äussere diek, stumpfzackig, ge- schwungen; dazwischen der dickschwarze Mittelpunkt; hinter der äusseren Linie eine Reihe dicker Flecken auf den Rippen. Saumlinie punktirt, Franzen innen schwärzlich, aussen gelb und schwarz gescheckt. Hinterflügel mit der geschwungenen äusseren Querlinie, eine Fleckenreihe hinter derselben, und drei Flecken an dem neuen gelbbefranzten Innenrande. Bedeckter Theil braungrau, beim © steht hier em schwarzer Fleck und viele kleinere solche. Unten wie oben. Amur. (kaddefka) in Gärten auf Hanfblüthen. Genus IXX. Siona Dup. 1829. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus; _| et | distineti, |_ rotundatus; | acuminatus et | superans; limbi undulati. 48* 376 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 148) Alae una linea transversali in cell. 4 longe angulata albida ornatae. Costae obseuriores. Linea submarginalis absens, limbalis continua. Ciliae variegatae. 9 dilutior. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht; Innenwinkel und Vorder- winkel deutlich, Afterwinkel gerundet. Vorderwinkel mit scharfer Spitze und weit über den Innenwinkel vorragend. Flügel mit einem hellen, in Zelle 4 lang geeckten Querstreif, dunkleren Rippen, keiner Wellenlinie, ununter- brochener Saumlinie und gescheckten Franzen. © heller gefärbt. Europa. Asien. Synopsis Specierum. I. Costis obseuratis, linea limbali continua, eiliis variegatis, linea ext. Inga] ons esporzectan v2 ED) ecnssata> 2. Costis non obscuratis, linea limbalı alarum ant. interrupta, eilüs bası non variegatis, linea ext. paulum porreta . . . . . .. Nubilaria. l. Siona nubilaria Hh. Exalbata Hb. Ev. Frr. Gn. Lactea, coeruleo-grisescens, paulum fusco-pulverulenta, signaturam Decussatae simulans, sed angulo strigae exterioris albae minus porrecto, linea limbali alarum ant. interrupta, eiliis dimidio exteriore variegatis, costis non obseuratis. Milchweiss, ins Blaugraue ziehend, mit dünner brauner Bestäubung und einer der Decussata ähnlichen Zeichnung, jedoch die Ecke des hinteren weissen @Querstreifs nicht so weit gegen den Saum vorgestreckt, die Rippen nicht verdunkelt, die Saumlinie der Vorderflügel in Strichelchen aufgelöst, die Franzen nur an ihrer Aussenhälfte gescheckt. Altai. Armenien. Süd- und Ostrussland. 9. Siona decussata Bkh. Albida, 5 ochraceo-brunneo-trullisata, © costis ochraceo-brunneis, linea exteriore in 4 limbum versus acute porrecta, ochracea, umbra in 4 angustata comitante. Linea limbali continua brunnea, ciliis variegatis. Weisslich, der Mann ganz ockerbraun übertüncht, so dass nur eine Spur der weissen Begrenzung des hinteren Querstreifs durchscheint. © mit Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 149) 37% oekerbraunen Rippen, solcher äusserer @Querlinie und begleitendem, in 4 ganz schmal werdendem Schatten dahinter. Die Linie ist vom Vorderrande ab einwärts, dann in Zelle 4 in spitzem Winkel saumwärts, dann bis Zelle 2 wurzelwärts, und von da wieder in schwachem Bogen auswärts bis zum Innenrande gewendet, auf den Hinterflügeln in 4 geeckt, beiderseits davon geschwungen. Der weisse Zwischenraum von Linie und Schatten ist nach aussen gekappt. Saumlinie ununterbrochen braun. Franzen gescheckt. Fühler borstenförmig. Oesterreich-Ungarn. Dalmatien. Ab. Fortificata Tr. Gn. Deecussaria Hb. Decussata Dup. Lutea, inter costas imfuscata; ciliis minus variegatis. Gn. Infumata aut fusca, saepius alis unicoloribus. Staud. Oesterreich - Ungarn. Genus XX. Aplasta*) Hb. 1816. HSch. Led. Fidonia Dup. Cabera Tr. Bdv. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _ et [_ distincti, ”] rotundatus et porrectus; limbi integri; margo ext. alarum post. rotundatus. Alae Jineis transversalibus non ornatae; linea limbalis basim versus retracta, continua; ciliae unicolores. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, Innenwinkel und After- winkel deutlich, Vorderwinkel gerundet und vorgezogen; Säume ganzrandig; Hinterflügel gerundet. Ohne Querlinien; Saumlinie wurzelwärts gerückt, ununterbrochen; Franzen einfarbig. Europa. Kleinasien. Aplasta Ononaria Füssli. Rubicapraria Hb. Sudataria Hb. Laete ochracea, lineis dilutis rufescentibus, inferiore obsoleta, exteriore et submarginali extra adumbratis. Punctis mediis absentibus. Ciliis striatis. Subtus ut supra, tenuiter irrorata. #) (trhcotos = nicht erdichtet. os —? » Freih. v. Gumppenberg. (p. 150) Lebhaft ockergelb, die verwaschenen Querstreifen röthlich, die innere (Querlinie kaum sichtbar, die äussere und die Wellenlinie saumwärts breit- rothgelb beschattet. Keine Mittelpunkte. Franzen gestreift. Unten wie oben, zart rothgelb gesprenkelt. Deutschland. Schweiz. England. Mittelmeergebiet. Raupe: In der Mitte am dieksten, meergrün, schwarz punktirt, grau behaart, mit gelber Seitenlinie.e Kopf klein, braunroth, Rückenstreif bleich, beider- seits schwarz punktirt. Brustfüsse braungrün, Bauchfüsse gelb. Auf Ononis. Verwandlung in leichten Gewebe an der Erde. Puppe: Grüngelb mit braunen Flügelscheiden. Doppelte Generation. (Tr. Bkh.) Var. Faecataria Hb. Minor, albicans, rubro conspersa. Genus XXI. Lythria*) Hb. V. 1816. Margo ant. recetus, interdum concavus, ext. ventricosus; _| "| |_ dis- tineti; margo ext. alarıum post. rotundatus. Alae post. laetins tinetae, anticae bicolores, fasciis ornatae: linea limbalis continua, ciliae unicolores. Vorderrand gerade oder in der Mitte eingesenkt, Saum der Vorder- Nlügel gebaucht, der Hintertlügel gerundet. Hinterflügel lebhafter gefärbt, Vorderflügel zweifarbig, mit Querbinden; Saumlinie ununterbrochen, Franzen einfarbig. Raupen: Stark abgeschnürt, nach vorn verdünnt, auf niederen Pflanzen. Synopsis Specierum. 1. Olivaceae, fascis duabus purpureis ornatae; subtus duabus maculis purpureis subapicalibus et fascia alarum post. purpurea OTNaLae EN ee ee ae a UT GR 2. Pallide flavae, tribus faseiis confluentibus fuscis, subtus macula media marginis ant. et fascia submarginali alarum ant., duabus faseus alarum! post. ornataeı nn eRlunmmlore: RN *) ZUd009 — cruor. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 151) 379 . 3. Pallide ochraceae, tribus fasciis badis, subtus macula sub- marginali alarum ant. ornatae, alıs post. innotatis . . . . . Venustata. Europa. Kleinasien. Nordamerika. 1. Lythria Venustata Staud. Alae ant. luridae, tribus fascis badiis parallelis; alae post. fulvae, margine interno nigricante; subtus fulva, fascia tertia in margine antico pur- pureo-notata. 16 mm. Vorderflügel licht-ledergelb mit drei fast parallelen schwarzbraunen Querbinden bei Ys, '/; und ”/; der Flügellänge. Hinterflügel braungelb mit schwärzlichem Innenrande, der durch einen schwarzbraunen Fleck kurz vor dem Afterwinkel abgeschlossen wird. Unten gelb, Anfang der dritten Binde am Vorderrande deutlich kirschroth; Hinterflügel ohne Spur einer Querbinde. Centralasien. 2. Lythria purpuraria Linn. Cruentaria Hufn. Alis antieis et margine interno alarum post. olivaceis, alis postieis ceterum aurantiacis; antieis fascia basali abbreviata et submargmali purpureis; eiliis purpurescentibus. Antennis nigro-plumosis. Subtus olivaceo-Hava, duabus maculis subapicalibus alarum ant. et fascia submarginali alarum post. purpureis. Vorderflügel und Innenrand der Hinterflügel olivgelb, letztere im Uebrigen orangegelb; Vorderflügel mit einer bis zur Flügelmitte herab- reichenden inneren und einer breiten äusseren Purpurbinde. Saumlinie dunkel, Franzen purpurn. Fühler schwarz sgefiedert. Unten olivgelblich, mit zwei purpurrothen Flecken vor der Flügelspitze und einer solchen Binde vor dem Saume der Hinterflügel, welche am Vorderrande ein Fleckchen von der Grundfarbe frei lässt. Europa (mit Ausnahme von Spanien). Südlappland. Kleinasien. Ab. Rotaria Fahr. Sordidaria Zett. Gn. Mimor, obscurior, viridior. Gen. I. 20 mm. Fascis latissimis, maxime approxi- matis; limbo alarum post. fere nigro. (Gn.) 380 '. Freih. v. Gumppenberg. (p. 152) Var. Sanguinaria Dup. HS. Led. Gn. Rb. Numantiaria HS. Tribus strigis purpureis parallelis, spatiis aequilatis, margine antico purpureo. Ab. Alae ant. fere totae olivaceae (2) vel una striga et duabus maculis mar- gini antico adhaerentibus. (Vernalis Staud.) Südspanien. Ab. Porphyraria HS. Gn. Alis anticis purpureis, margine interno flavo, subtus flavis. Alis postieis flavis, subtus pallide purpureis. Südrussland. kössler fand die Schmetterlinge der ersten Generation vorherrschend schwarzgrün, die der zweiten hochgelb und purpurroth. Raupe: Nach A. Schmid an Blüthen von Rumex acetosellae, nach Anderen auf Polygonum aviculare, T'hymus. Rosenroth mit hellerem Rückenstreif, an den Seiten und unten grün; eingeschnürt, nach vorn dünner. (Dass Sanguwinaria und Porphyraria nur Varietäten, nicht Arten sind, hat schon HS. anerkannt.) 3. Lythria plumularia Frr. Rheticaria Lah. Alae anticae pallide flavae, posticae ochraceae; tres fasciae al. ant., una al. post., eiliae et abdomen purpurea. Fascia interior antice et postice confluens, maculam flavam includens; fascia media medio angustata. Subtus bifasciata. Vorderflügel bleichgelb, Hinterflügel ockergelb; Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit einer kirschbraunen Querbinde, wovon die innerste am Vorder- rande und Innenrande mit der mittleren zusammengeflossen ist und einen Fleck der Grundfarbe einschliesst, die mittlere in der Mitte eingeschnürt ist. Franzen und Leib kirschbraun. Unten mit zwei Binden. Rhätische Alpen. Albula. Raupe: Auf Rumex acetosella. (Zell.) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 153) 381 Genus XXII. Fidonia*, Tr. 1825 et Auct. Bupalus Leach. Ematurga Led. Pack. Dasyfidonia Pack. Margo ant. rectus, ext. ventricosus; _) rotundatus °) distinetus; limbi alarum post. undulati; margo ext. in 5 sinuatus. Alae fasciis ornatae, vel innotatae, fusco-irroratae, concolores vel post. laetius tinetaee Linea sub- marginalis saepius obsoleta, limbalis continua, eiliae plerumque variegatae. Alae posticae subtus concolores, vel radiis aut maculis albis ornatae. Vorderrand gerade, Saum gebaucht; Innenwinkel und Afterwinkel gerundet, Vorderwinkel deutlich; Saum der Hinterflügel gewellt bis gezackt, auf 5 meist eingesenkt. Flügel von Querbinden und Sprenkeln bedeckt, oder nur dunkler gesäumt, gleichfarbig, oder die hinteren lebhafter gefärbt. Wellen- linie oft undeutlich, Saumlinie ununterbrochen, Franzen fast immer gescheckt. Hinterflügel unten wie oben, oder mit hellen Längsstrahlen, oder weissen Flecken geschmückt. Europa. Asien. Nordamerika. Synopsis Specierum. A. Quatuor alis concoloribis (Subgenus Fidonia). I. Alis post. subtus radiis vel maculis albis ornatıs. 1. Alis ant. tribus, post. duabus strigis transvers. ornatis.. Avuncularia. 2. Alis ant. tribus maculis oblongis marginis antici et non- nullis marginis externi, alis post. fasciis vix conspicuis OTTAIS EEE ee a EN En ee a Nnmetandg: 3. 5 alıs flavo-albidis, nigro-adumbratis, non fasciatis, SEochraceisBusco faseiauis N Piniontas 4. Alıs innotatis, nigro-limbatis een. Bimbaniox II. Alis postieis subtus ut supra signatis. I. Linea inf. medianae in margine int. approximata, ext. tenui, interrupta, alarum post. bieuspde . . . . . Herpeticaria. 2. Linea inf. arcuata, mediana subrecta, ext. externe albo- limbata; alarum post. medio angulatis, subtus albo- im base I REGEN ERNAERREEITUNCALANI: *) Göttin der Lustwälder. Noya Acta XLIX. Nr. 4. 49 382 C. Freih. v. Gumppenberg. (p- 154) 3. 5 ochracea, © albido-grisea, fusco-irroratis. Linea inf. in 6 angulata, mediana exteriori in margine int. confusa; submarginali infra adumbrata, im 3 albo-interrupta . . Atomaria. 4. Lineis fuscis, inf. arcuata, mediana H formi, ext. medio submarginali et hac limbo confusa; alıs post. macula basali, limbali et striga mediana omatis . . . .... Faseiolaria. 5. Lineis nigris; ext. bismuata, medio submarginali cohae- rente; alis post. faseiis medio porrectis ormatis . . . (arbonaria. B. Alis postieis laetius tinctis. (Subgenus Dichroma m. DD omiulge I ‚‚ubg Species dubia. Martiniaria Oberth. Et. ent. Algier. 1. Fidonia fasciolaria Hufn. Cebraria Hb. Esp. Tr. Gn. Zebraria Dup. Pallide ochracea, alis ant. tribus, postieis duabus strigis fuscis, in- feriore arcuata, mediana parenthesiformi, exteriore latiore, medio lineae sub- marginali lata et limbo fuseo confluente; alis post. macula inferiore, striga mediana, et macula submarginali fuseis. Ciliis variegatis. Antennis seti- formibus, fusco-annulatis. Subtus albicans, alis ant. disco infuscatis, strigis obseurius-limbatis, fuscescentibus ornata. Bleich ockergelb, Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei braunen (Juerstriemen, die innerste gebogen, die mittlere klammerförmig, die äussere breiter, in der Mitte der breiten Wellenlinie und durch diese mit dem braunen Saume zusammengeflossen; Hinterflügel mit einem Wurzelfleck, einer Mittel- strieme und einem Flecken vor dem Saume. Franzen gescheckt. Fühler borstenförmig, dunkel geringelt. Unten weisslich, Vorderflügel im Diskus hraun übergossen, mit bräunlichen, dunkler gerandeten Striemen. Ost- und Südeuropa. Asien. Fasciolaria fliegt hüpfend wie Alveolus, setzt sich dann plötzlich an einen Grashalm und streckt die Hinterflügel weit vom Leibe weg (wie Polyxena), indem sie den Rand des einen Flügels rinnenartig um den andern schlägt. Sie begattet sich bei Tage und sitzt tagfalterartig. Raupe: Auf Artemisia campestris. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 155) 383 Var. Tessularia Metzner. Baltearia Fır. Led. Gn. Atromacularia HS. Alıs albido-tasciatis. (Staud.) Ural. Kleiner (17 mm), Flügel gerader, weiss, kaum ms Ockergelbe, die schwarzen Bänder schmäler und isolivter, das letzte bildet emen Vorderrandfleck und verläuft sich als Linie in den Innenwinkel, oben mit der äusseren (uerlinie zusammenhängend. Unten im Diskus der Vorderflügel ohne Schwarz. (Gn.) 2. Fidonia Limbaria Fabr. Auroraria Hb. B. Conspieuata Schift. Hb. Gn. Conspieuaria Bkh. Hb. Esp. Tr. Fr. Rorania Esp. Circumdataria Vill. Aurea, lineis non signata. Alis anticis margine antico nigro-adsperso, limbo late nigro, — postieis nigro-adspersis, limbo obseurato. Punetis mediis vix conspieuis. Abdomine nigricante. Antennis breviter pectinatis. Subtus alis ant. aureis, badio-striolatis, postieis albidis, costis badio-striolatis. Goldgelb, ohne Querlinien. Vorderflügel mit schwarz besprengtem Vorderrande und breit-schwarzem Saume, Hinterflügel schwarz besprenst, am dichtesten am Saume. Mittelpunkte kaum kenntlich. Hinterleib schwärzlich. Fühler kurz gekämmt. Unten Vorderflügel hellgoldgelb, schwarz gesprenkelt, Spitze und Hinterflügel weisslich, über die Rippen der letzteren moosartige schwarzbraune Querstrichelchen, Rippe 5 ohne dieselben. Centraleuropa. England. Piemont. Var. Rablensis Zeller. Alis pallide ochraceis strigulis nigris erebris, in limbo © crebrioribus; alis post. subtus pallidis, rarius strigulatis. Unterseite bedeutend bleicher, so dass der Längs- strahl kaum sich abhebt. Raupe: Schlank, glatt, grün mit gelber Seitenlinie. Auf Spartium. 3. Fidonia carbonaria Olerck. Picearia H. G. Alba, nigro-adspersa et fasciolata; striga tertia latissima, bisinuata. Limbis nigricantibus. Linea submarginali medio lineae exteriori cohaerente. Strigis alarum post. medio porrectis. Ciliis variegatis. Subtus ut supra, paulum sulphureo-mixta. Antennis setiformibus. 49= 384 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 156) Weiss, schwarz bestreut und gebändert; die dritte Querstrieme sehr breit, zweibusig. Säume schwarz. Wellenlinie in der Mitte an die äussere Strieme stossend. Binden der Hinterflügel in der Mitte vorgestreckt. Franzen gescheckt. Unten wie oben, sparsam gelb gemischt. Fühler borstenförmig, schwarz geringelt. Nordeuropa. Alpen. Schlesien. Schweiz. Ab. Roscidaria Hb. Gn. Amnieularia Zett. Dilutior, aliıs magis albidis, flavo-conspersis. (Staud.) Lappland. 4. Fidonia Piniaria Linn. Tiliaria Linn. 5 lutescenti-albida, striga Jata e basi ad lineam exteriorem, apice usque ad medium marginem anteriorem, margine exteriore et interno alarum ant., anteriore et exteriore alarum post., strigisque duabus transversalibus earundem badiis. Costis badiis. — © ochracea, alis ant. duabus strigis et limbo costis ochraceis persecato fuseis, striga exteriore abbreviata, — posticis signatura simili ornatis. Subtus alis antieis ut supra, sed apice lutescente; postieis lutes- centibus, fusco-adspersis, duabus strigis fuseis medio sinuatis et duabus radiis albis in margine interno et media ala e basi ad limbum ornatis. 5 neapelgelb, welche Grundfarbe aber durch Schwarzbraun fast ver- drängt wird, und nur in einem grossen Keilflecke an der Wurzel des Vorder- rands, zwei eiförmigen, hinter der äusseren Querlinie in Zelle 1P und 2 der Vorderflügel, dann auf den Hinterflügeln von gelblichen Haaren und braunen Sprenkeln verschleiert an der Wurzel, und in zwei Reihen durch die braunen Rippen getrennter länglicher Flecken übrig geblieben ist. Franzen weissgelb und braun gescheckt. Fühler braun gefiedert. © tief ockergelb, Vorderflügel mit der mittleren ganzen und der äusseren, bis zur Mitte reichenden Querstrieme, Saum braun, von den ockergelben Rippen durchschnitten; Hinterflügel mit zwei gezackten Querbinden und braunem Saume. Franzen gescheckt. Unten Vorderflügel wie beim 5 oben, aber ockergelb, die Spitze hell- gelb und gesprenkelt. Hinterflügel gelblich, braun gesprenkelt, mit zwei dunkel- braunen, in der Mitte ausgebuchteten Querbinden und zwei weissen Längs- Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 15%) 385 strahlen aus der Wurzel zum Saume am Innenrande und durch die Flügelmitte. Central- und Nordeuropa. Piemont. Castilien. Altai. Ostsibirien. Var. Mughusaria Gppbe. 5 minor, non badio sed fusco-irrorata, maculis dilutioribus obsolete terminatis, subtus signatura diluta. Bayern. Tirol. Schottland. (Gumppenberg. Zeller. Doubleday.) Raupe: Grün, mit weisser Rücken -, gelbweisser Subdorsal- und gelber Seitenlinie. Auf Pinus sylv. und Mughus. Verwandlung unter Moos. Puppe: Hellbraun mit grünlichen Flügelscheiden und kegelrörmiger zweitheiliger Endspitze. Var. Nigricaria Backhaus. 5 und © einfarbig schwarz, Zeichnung nur auf der Rückseite kenntlich. Fichtelgebirge 14 Ex. 5. Fidonia atomaria Linn. 5 ochracea, © albida, fusco-adspersa, alis ant. tribus, post. duabus strigis fuseis dentatis, in 6 angulatis, media exteriori in margine interno unita, et linea submarginali infra latius adumbrata, im 3 albido-interrupta ornatis. Limbo 5 densius adsperso, linea limbali continua, fusca; cilüis variegatis. Antennis 5 nigro-plumosis, cauli albido. 5 lebhaft ockergelb, braun besprengt, dichter am Saume; das © weisslich, meist etwas ockergelb angeflogen. Vorderflügel mit drei, Hinter- flügel mit zwei gezähnten, auf R. 6 der Vorderflügel geeckten groben Quer- linien, die mittlere mit der äusseren am Innenrande verschmolzen, und der einwärts breit beschatteten, auf R. 3 durch einen weisslichen Fleck fast unterbrochenen Wellenlinie.e Saumlinie ununterbrochen braun, Saum der Hinterflügel gewellt, Franzen gescheckt. Fühler des 5 gefiedert, Kiel unten weisslich, Bart schwarz. Europa mit Ausnahme von Andalusien und Sieilien. Altai. Amur. Ab. 5 Unieoloraria Staud. Alis totis fuseis, cilis Havido-interruptis. 386 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 158) Var. Orientaria Staud. Major, dilutior. Raupe: Gelbbraun mit dunkler Rückenlinie und dreieckigen Seitenflecken; 1’ lang, sehr dünn; in der Jugend grün, braunroth gefleckt. Doppelte Generation. Auf Centaurea, Artemisia u. A. Verwandlung in einer Erdhöhle. Puppe: Nach beiden Enden zugespitzt. 6. Fidonia Herpeticaria Rbhr. © albieanti-grisea, fusco-pulverulenta et strigata, strigis 1 et 2 in margine interno approximatis, 3 tenui, interrupta, 4 dentata, 5 umbhrosa. Margine antico obscurato. Punctis mediis absentibus, linea limbali continua, fusca, eiliis variegatis. Alis postieis striga inferiore bieuspide, ad marginem ant. non pertinente, mediana crassa, dentata, tertia umbrosa ornatis. Margine externo alarıum post. dentato, in 5 sinuato. 5 ignotus. Hat einige Aechnlichkeit mit dem © von Atomaria; weissgrau, braun bestäubt und gebändert, Querstreifen braun, l und 2 am Innenrande genähert, 3 sehr fein und unterbrochen, 4 dick und gezähnt, 5 als Schatten dahinter. Saumlinie ununterbrochen braun, Vorderrand verdüstert, Mittelpunkte fehlend, Franzen gescheckt. Hinterflügel mit dem unvollständigen zweizackigen inneren, dem gezähnten dicken mittleren und dem feinen schattenhaften dritten Querstreifen. Saum der Hinterflügel gezähnt, auf R. 5 eingezogen. — Der 5 ist noch unbekannt. (Dr. Staud. stellt Rbrs. Herp. als Aberratio © zu Perc. strigillaria, wo sie ihres Vorderrandes wegen nicht hingehört.) Andalusien. 7. Fidonia Avuncularia Pack. Aurantiaca; alae ant. albido-adspersae et nigro-variegatae, tribus fasciis nigris ornatae: basali angulata, mediana undulata, diluta, geminata, puncta media ineludente; exteriore sinuata, in 5 orthogonio-fracta. Linea submarginali obsoleta albida, subflexuosa. Limbo nigro, ciliis variegatis. Alae posticae nigro-striolatae, praecipue in margine interno; margine externo nigro, in angulo anali albido-maeculato, duabus fasciis nigris, inferiore flexuosa, exteriore in 5 angulata et punctis medis ornatae. Subtus alae ant. aurantiacae, limbis einereis, nigro adspersis, margine antico albicante quadrimaculato, interno aequaliter signato. Alae post. albido-nigro-adspersae, medio dilutiores. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 159) 38% Orangegelb, Vorderflügel weiss gepudert und schwarz gezeichnet mit drei schwarzen Querstreifen: der innere unter dem Vorderrande gebrochen, dann einwärts und am Innenrande wieder auswärts gewendet; der mittlere ver- waschen, gewellt, doppelt und den Mittelpunkt einschliessend; der äussere busig, auf R. 5 rechtwinkelig gebrochen. Wellenlinie unbestimmt, weiss, leicht geschweift, nur am Vorder- und Innenrande deutlich. Franzen ge- scheckt. Hinterflügel tief orangegelb), schwarz gestrichelt, besonders am Innenrande. Saum schwarz mit weissem Fleck am Afterwinkel. Zwei schwarze Querbinden, die innere geschweift, die äussere auf R. 5 geeckt. Mittelpunkte. Unten Vorderflügel hellorangegelb, Säume aschgrau, schwarz gesprenkelt; Vorderrand weisslich, dieser und der Innenrand mit je vier Flecken. Mittelpunkte. Hinterflügel weiss und schwarz gepfeffert, in der Mitte heller. Leib sehr haarig, Fühler des 5 lang gekämmt. Leib schwärzlich. Nevada. San Diego. (Aehnelt der Famula.) S. Fidonia Fimetaria Pack. Halesaria Zeller. Ochraceo-brunnea; alae anticae margine antico tribus maculis ochraceis oblongis, nonnullisgue marginis externi subapicalibus; ciliis variegatis. Alae posticae tribus fasciis obsoletis ochraceis. Subtus alae ant. quinque maculis ovatis marginis externi, posticae macula ovata basali argentea, margine antico argenteo, macula brunnea interrupto; tribus fasciis argenteo-ochraceo- mixtis, saepius interruptis, exteriore sex maculis ovatis composita ornatae. Ciliae variegatae. Antennae 59 pectinatae. Ockerbraun; Vorderflügel mit drei ockergelben länglichen Vorderrand- und einigen solchen Saumflecken unter der Spitze. Franzen gescheckt. Hinter- flügel mit den Spuren der drei Binden der Unterseite. Unten Vorderflügel mit fünf ovalen Saumflecken, Hinterflügel mit silberweissem, durch einen braunen Fleck unterbrochenem Vorderrand, silberweissem ovalem querliegendem Fleck an der Wurzel und drei silbern- und ockergelb gemischten Querbinden von verschiedener Breite, welche oft unterbrochen sind und wovon die letzte 388 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 160) sich aus sechs ovalen zusammenhängenden Flecken bildet. Franzen gescheckt. Fühler auch beim © schwach gekämmt. Prairien von Texas. 9. Fidonia Trumcataria Walk. Trieoloraria Morrison. Ferrugineo-aurantiaca; alae ant. quatuor fasciis nigris, irregularibus, aeque-distantibus, inferiore subarcuata, ceteris rectis, subflexuosis, tertia et quarta externe albido-limhatis, ornatae; punctis mediis magnis rotundis, inter- dum fascia secunda inelusis; alae posticae tribus fasciis nigris, duabus in- ferioribus medio fractis, ornatae; puneta media absentia. Ciliae alarım ant. unicolores, post. variegatae. Subtus ut supra, margine antieo albido-adsperso, fascjis alarum posticarum ferrugineis, albido-limbatis; alae sparsim strigulatae. Rostig-orangegelb; Vorderflügel mit vier schwarzen unregelmässigen, gleich weit entfernten Querbinden, die innere etwas gebogen, die übrigen gerade, etwas geschweift, die dritte und vierte saumwärts weiss gesäumt. Saumlinie dünn, schwarz. Zwischen den Binden ist der Grund sparsam und fein punktirt. Mittelpunkte gross, rund, manchmal mit der zweiten @Querbinde verschmolzen. Hinterflügel wie Vorderflügel mit drei schwarzen Binden, die beiden inneren in der Mitte gebrochen. Franzen der Vorderflügel braun, der Hinterflügel gescheckt; hier ohne Mittelpunkte. Unten tief rostgelb, mit drei dunklen weisslich gesäumten Querbändern, Vorderrand und Innenrand weiss gescheckt; Hinterflügel mit tief rostrothen weissgesäumten Querbändern. Alle Flügel zerstreut schwarz gestrichelt. Fühler halb so stark gekämmt wie Fimetarta. Brunswick in Fichtenwäldern. Albany. Colorado. 10. Fidonia (Subgenus Dichroma) Famula Esp. Concordaria Hb. Tr. Dup. Gm. Frr. Mill. Alis ant. albidis, disco flavescentibus, sparsim badio striolatis, tribus fasciis badiis, exteriore latissima, ornatis. Cilis variegatis. Alis posticis fulvis, badio adspersis, duabus lineis dentatis et linea limbali badiis. Ciliis divisis et variegatis. Margine externo undulato. "T’horace et abdomine nigris, albido-pulverulentis, corpore albido-annulato. Subtus alis ant. aureis, limbo Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 161) 389 albido-maculatis, serie exteriore macularum sex nigrarum, infra rotundatarum, extra recte amputatarum, ornatis:; alis posticis flavescentibus, fusco-adspersis, duabus lineis umbrosis, disco et limbo albo-maeulatis, punetis mediis nigris. Vorderflügel weisslich, an der Wurzel und in der Mitte gelblich an- gelaufen, sparsam dunkelbraun gestrichelt, mit drei dunkelbraunen Querbinden, die dritte am breitesten mit zwei grösseren Ausbuchtungen. Franzen breit gescheckt. Hinterffügel braungelb, dunkelbraun besprengt, mit zwei gezälnten dunkelbraunen Querlinien und der Wellenlinie. Saum gewellt. "Thorax und Hinterleib schwarz, weiss bestäubt, letzterer weiss geringelt. Unten Vorder- flügel goldgelb, am Saume weiss gefleckt, mit einer äusseren Reihe von sechs schwarzen Flecken, welche nach innen gerundet, nach aussen gerade ab- geschnitten sind; Hinterflügel gelblich, braun besprengt, mit zwei schatten- haften Querstreifen, im Diskus und Saumfelde weiss gefleckt, mit schwarzen Mittelpunkten. (Von den Lythrien durch den Vorderwinkel und gezackten Saum geschieden.) Westeuropa. Ei: Grün, sehr klein. Raupe: Stark, lang, nach vorn verdünnt, ohne Erhabenheiten. Grund- farbe gelbgrün mit schwarzgrünen Längslinien. Gefässlinie schmal, un- unterbrochen. Zwischenraum von Subdorsale und Stigmatale dunkelgrün; erstere doppelt, ununterbrochen, schwach begrenzt. Stigmatale heller als der Grund, breit, gewellt. Stigmata orangegelb, schwarz eingefasst. Bauch unter der Stigmatale schwarz gefleckt, nach hinten roth gemenst, mit drei feinen weissen Mittellinien. Kopf langrund, schwach abgeplattet, gleichfarbig, schwarz geftleckt. Brustfüsse lehmgelb; Bauchfüsse aussen dunkelweinroth. Auf Genista sagittalis und scoparia. Sie schlüpft acht Tage nach Ablagerung der Eier aus denselben und ist nach zwei Mo- naten erwachsen. Zur Verwandlung begiebt sie sich unter Moos. Puppe: Conischeylinderich, diek, rothbraun, um den Kopf dunkelgrün, Schwanzspitze einfach. (Mill.) Mr (Rössler beschrieb 1577 die Raupe als neu ‘noch einmal.) Noya Acta XLIX. Nr. 4. 50 390 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 162) Genus XXIII. Athroolopha*) Led. 1853. Fidonia Tr. et Auct. "Margo ant. rectus, ext. ventricosus; _J et L_ distineti, "] rotundatus; limbi subundulati vel integri; alae post. anticis laetius tinctae. Alae ant. duabus strigis angulatis albidis ornatae, post. obscure limbatae; ciliae variegatae. Vorderrand gerade, Saum gebaucht; Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Säume wenig oder gar nicht gewellt; Hinter- flügel lebhafter gefärbt als Vorderflügel. Diese dunkel mit zwei geeckten weissen Q@uerstreifen; Hinterflügel nur mit dunklem Rand. Franzen gescheckt. Europa. Nordafrika. Athroolopha Pennigeraria Hb. Alis ant. albidis, nigro-adspersis, duabus strigis cuspidatis albis, in- feriore medio acute porreeta, exteriore in 2 et 6 limbum versus acute porrecta; linea submarginali dentata alba flexuosa, limbo approximata, saepius inter- rupta. Alis postieis aurantiacis, margine antico et externo nigricantibus. Ciliis variegatis. Antennis nigro-peetinatis. Subtus pallide aurantiaca, margine antico et apice alarıum ant., alisque post. fusco-adspersis, fascia media al. post. et linea submarginali in apice al. ant. albis. Vorderflügel weiss, von schwarzen Sprenkeln bedeckt, welche nur zwei gezackte Querstreifen und die Wellenlinie weiss lassen; der innere streckt in der Mitte eine spitze Ecke vor, der äussere auf R. 2 und 6: die Wellen- linie ist gezähnt, dem Saume genähert, geschweift, oft in Hacken aufgelöst. Hinterflügel goldgelb, Vorderrand und Saum schwärzlich. Franzen gescheckt. Fühler schwarz gefiedert. Unten heller orangegelb, Vorderrand und Spitze der Vorderflügel, dann die Hinterflügel braun besprengt, letztere mit weisser Mittelbinde, erstere mit dem Anfange der Wellenlinie an der Spitze. Spanien. #) «39005 versammelt, Aopos soll nach Led. Schaar bedeuten, eine übelgewählte Be- zeichnung für ein Genus, das nur eine Art umfasst! Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 163) 391 Var. A. (nm. Alae ant. flavescenti-albidae, bası et limbo obscure adspersis; post. laete flavae. Ciliae concolores, Subtus ochraceo-albida, adspersa. Apex albidus; macula nigra quadrangula subapicali. (Gm.) ; Andalusien. Coll. Pierret. Var. B. COhrysitaria H. G. Dup. Luc. Gn. Alae ant. fusco-adspersae, strigis transversis minus cuspidatis, brevius angulatis, limea submarginali absente; alae post. margine ant. non nigricante. Sieilien. Andalusien. Mauritanien. Raupe: Lang, cylindrisch, ohne Erhöhungen, Kopf kugelig, eben so gross als der erste Ring; Linien und Afterklappe deutlich. Dunkel weinroth, dicht braun ge- sprenkelt. Die Gefässlinie braunschwarz, unterbrochen; Subdorsale fein hell, nur auf den ersten vier Ringen ununterbrochen; Stigmatale breit, weiss, gewellt, oben schwarz gesäumt, unten mit schwarzen Randpunkten, m der Mitte ockergelb punktirt, als Emfassung der rothen Stigmata, welche vorne eimen schwarzen Strich, hinten einen Punkt führen. Kopf lehmgelb, dunkel punktirt. Unten gleichgefärbt, mit Rautenlinie. Soll auf der Santolina chamaecyparissus leben. (Staud.) Zwei Generationen. Verwandlung unter Moos in eime braune Puppe mit einfacher Schwanzspitze. (Mill.) Graslin fand die Raupe in den Pyrenäen auf Lavandula vera et pyrenaica im April, grau mit schön orangegelben oder rostrothen Zeichnungen und kurzen dichten Haaren. Genus XXIV. Eurrhantis*), Hb. Fidonia Tr. Athroolophae similis, sed alae ant. tribus strigis obseurioribus et linea submargimali, post. fascia mediana, macula media et punctis ordine positis ornatae; linea limbalis maculata; ciliae unicolores. Der Athroolopha ähnlich, aber Vorderflügel mit drei dunkleren Querstreifen und Wellenlinie, Hinterflügel mit einer Mittelbinde, Mittelfleck und zwei Punktreihen an Stelle der Wellenlinie und Saumlinie. Franzen einfarbig. Europa. Nordafrika. N 3 .. c ’ =) ev schön, ö«vrog besprengt. 50* 392 GC. Freih. v. Gumppenberg. (p. 164) Eurrhantis Plumistaria Vill. Auritaria Hb. Alis ant. flavescentibus, aurantiaco-mixtis, nigro-interruptis et adspersis; alis post. aurantiacis, fascia media dentata flexuosa, maculis submarginalibus, margine interno et externo, maculaque media nigris; ciliis nigris; antennis nigro-plumosis. Subtus alis ant. flavis, quatuor strigis nigris a margine antico ad costam 4 pertinentibus, alis post. albieantibus, lituris nigris ornatis. Vorderflügel hellgelb, stellenweise goldgelb angehaucht, von schwarzen Bächen unterbrochen und schwarz gesprenkelt, vor dem Saume mit einer Reihe goldgelber viereckiger Fleckchen. Hinterflügel orangegelb, Innenrand, Saum, gezackte Mittelbinde, aus Flecken bestehende Wellenlinie und Mittel- flecken schwarz. Unten Vorderflügel gelb mit 4 vom Vorderrand bis zu R. 4 herabreichenden Querstreifen; Hinterflügel weisslich mit moosartiger schwarzer Zeichnung, wovon hauptsächlich eine Mittelbinde hervortritt. Südfrankreich. Piemont. Spanien. Raupe: Ziemlich kurz (während jene der Athroolophen lang und dünn sind) eylindrisch, nicht verdünnt, ohne alle Erhöhungen. Erdgelb, braun gefleckt in verschiedenen Nuancen. Gefässlinie durch Flecken angedeutet. Subdorsale röthlich, gerade, gewellt, ununterbrochen. Stigmatale hellgelb, gerade, schwach gewellt, ununterbrochen. Stigmata schwach elliptisch, schwarz, gelb eingefasst, von gelbem runden Fleck begleitet. Kopf kugelig, so gross wie der erste Ring, am Scheitel mit gelhem Fleck und zwei Reihen schwarzer Punkte, parallel der Subdorsale. Bauch dunkel- rotlı mit drei schwarzen Längslinien. Füsse gleichfarbig. Auf Dorycenium suffruticosum. Verwandlung in weichem Cocon aus Abfällen. Puppe: Stumpf, braun, an der Brust röthlich. Ringe wenig entwickelt, in lange Schwanzsitze endend mit zwei divergirenden Häckchen. Fühler deutlich gekämmt. Ueberwintert. Zwei Generationen, März und September. Genus XXV. Anthometra*) Bdv. Margo ant. rectus, apex rotundatus, margo ext. ventricosus, _ et L distineti, "| rotundatus. Alae innotatae, brunneae. Ciliae perlongae, unicolores. Antennae plumosae. Sure ED , *) dr doueTo@ == Blumenmesser. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 165) 398 Vorderrand gerade, Spitze breit gerundet, Saum gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet. Flügel ohne Zeichnung, goldbraun. Franzen sehr lang, einfarbig. Fühler gefiedert. Europa. Anthometra Plumularia Bav. Concoloraria Bdv. Led. Gn. Rb. Psychinaria Rosenh. Ochraceo-brunnea, innotata, ciliis longis, antennis plumosis. Ockerbraun, ohne alle Zeichnung, mit langen Franzen und ge- fiederten Fühlern. Andalusien. Uastilien. Genus XXVI. Heliothea*) Bdv. 1829. Margo ant. rectus, ext. ventricosus; _| [_ distineti, “| rotundatus. Alae lineis transvers. non ornatae; puncta media magna; linea limbalis continua; ciliae obsceurius tinctae. Vorderrand gerade, Aussenrand gebaucht; Vorderwinkel gerundet, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich. Ohne Querlinien, nur mit grossen Mittelpunkten; Saumlinie ununterbrochen; Franzen dunkler gefärbt. Spanien. Heliothea Discoidaria Bav. Aurea, margine antico quatuor alarum, interno alarum post. et ciliis nigricantibus; punctis mediis magnis nigris; thorace aureo-lanuginoso, abdomine nigro: antennis griseo-pectinatis. Subtus ut supra, alis griseo-imbhatis. — Costis griseis. Goldgelb, Vorderrand aller Flügel, Innenrand der Hinterflügel und Franzen schwarzgrau. Mittelpunkte gross, schwarz, manchmal geeckt. Hinterleib schwarz, "Thorax goldgelb wollig. Fühler schwarzgrau, gekämmt. Unten wie oben, Ränder der Flügel heller grau. — Rippen grau. (Rbr. bildet XX, Fig. 2 den Mann mit fast schwarzen Hinterflügeln ab.) Andalusien. Castilien. *) Sonnengöttin. 394 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 166) Raupe: Zwölf Tage nach Ahlage des Eies schlüpfen die Räupchen aus (Juni) und erreichen erst im April nächsten Jahres ihre volle Grösse. Spindelförmig, vom 5. bis 9. Ring angeschwollen, an den Seiten kaum kantig, ohne alle Erhöhung, die Ringe scharf abgesetzt; graugrün oder blaugrau wie die Blätter ihrer Futterpflanze. Rücken am 4., 5., 9. und 10. Ring orangegelb gewässert. Linien schwach ausgedrückt. Stigmata braun, sehr klen. Bauch gleichfarbig, ohne Linie. Kopf klein, kugelig, herzförmig, lebhaft fleischroth, so gross wie erster Ring, von diesem abgegrenzt. Füsse gleichfarbig, die vorderen an den Spitzen tleischfarbig, die hinteren ebenso an der Basis. An jeder Seite der mittleren Ringe zwei oder drei Diagonalstriche von weisser Farbe, welche Rauten bilden. Auf Santolina chamaeeyparissus. Sie ruht in gebogener Stellung und steif den ganzen Tag, fertigt zur Verwandlung unter Moos ein leichtes Gespinnst und wird zur Puppe: Lang, eylindrisch-conisch, glatt, gelbgrau, mit mehreren Reihen schwarzer Punkte vom Kopfe bis zur Schwanzspitze. Flügelscheiden eben- falls mit schwarzen Punkten. Schwanzspitze stumpf, begleitet von mehreren kleinen Häkchen. — Entwieckelung im Mai oder ‚Juni. Genus XXVII. Histurgia*) Hb. 1806. Fidonia Tr. Margo ant. reetus, ext. ventrieosus; L_ et "] distineti, _J rotun- datus; alis innotatis, unicoloribus, obseurius Jimbatis. Subtus irrorata, non signata. Vorderrand gerade, Saum gebaucht; Vorderwinkel und Afterwinkel deutlich, Innenwinkel gerundet. Flügel oben und unten ohne Zeichnung; Säume verdunkelt. Unten stärker gesprenkelt. suropa. (Histurgia kann nach Flügelumriss und Zeichnung der Unterseite mit Fidonia nicht vereinigt bleiben.) *) Mythol. Name. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 16%) 395 Histurgia Roraria Fahr. Spartariaria Hb. Conspieuaria Esp. Adspersaria F. Mant. Plumaria Bkh. Spartiaria Tr. Dup. Fır. Fulvo-aurantiaca, badio-irrorata, Jimbo alarum ant. striolis obscurato. Abdomine aurantiaco, annulis prioribus nigro-maculatis. Subtus aurantiaca, striolis badiis adspersa. Antennis pectinatis. Bräunlich orangegelb, schwarzbraun besprengt, Saum der Vorderflügel durch dichtstehende Sprenkeln verdunkelt. Hinterleib goldgelb, nur die vor- dersten Ringe schwarz gefleckt. Unten alle Flügel goldgelb mit schwarz- braunen Strichelchen besprengt. Fühler gekämmt. (Von Limbaria durch die Unterseite der Hinterflügel scharf geschieden; von Frdonia durch den deut- lichen Afterwinkel.) Centraleuropa. Türkei. Sarepta. Genus XXVIII. Angerona*) Dup. 1829. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, infra apicem subsinuatus; I et L_ distineti, “] rotundatus: limbi undulati; apex acutus; margo ext. alarum post. in 5 sinuatus. Alae vel strigulis sparsae, vel fasciis transversalibus ornatae; puncta media conspieua; linea Jimbalis innotata; ciliae variegatae. Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, unter der Spitze ein wenig eingebuchtet; Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Säume gewellt; Spitze scharf; Saum der Hinterflügel auf R.5 eingezogen. — Ohne Querlinien, nur mit Mittelpunkten und Quersprenkeln oder mit Quer- binden. © heller gefärbt als 5; Saumlinie unbezeichnet; Franzen gescheckt. taupe: Nach hinten verdickt, der 4., S. und 11. Ring mit Spitzen, ausser- dem verschiedene kleine Erhöhungen. Letzte Ringe beborstet. Ver- wandlung zwischen Blättern. Synopsis Specierum. 1. Alis ant. duabus fascıs, inferiore tribus maculis formata, exteriore TUTCALAKORDANSE 2 ee OHOCHLariah *) Göttin der Scheu. 396 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 168) DSEAlıs nonlasclatise-. ur re Fe RER KUNGDERE a Haseiauınedianasdılumorewvarı 2 ES 00a Europa. Asien. Nordamerika. l. Angerona prunaria Linn. 5 aurantiaca, © pallide ochracea, strigulis nigris adspersa, lunulis mediis et limbo apicali fuseis, ciliis variegatis, antennis 3 pectinatis. Der Mann tief orangegelb, das Weib hell ledergelb, gleichmässig mit schwarzen Strichelchen bestreut. Die Spitze der Vorderflügel ockerbraun ge- säumt, die Mittelmonde braun, die Franzen braun gescheckt. Fühler des 3 gekämmt, des © fadenförmig, gescheckt. Central- und Nordeuropa. Italien. Südrussland. Bithynien. Altai. Amur. Ei: Grün oder roth, seitlich eingedrückt. (Sepp.) Raupe: Blassbraun, mit schwärzlicher Seitenlinie, nach hinten verdickt, mit vielen Warzen und Höckern, der 4., 8. und 11. Ring mit Spitzen. Letzte Ringe beborstet. Auf Sträuchern. Verwandlung zwischen Blättern. Puppe: Rothbraun. Ist nach 'T'halenhorst (Verh. d. Ver. f. naturw. Unterh. z. Hamburg 1875, 1I., p. 147) eine Mordraupe. Ab. 5. Sordiata Fuessl. Göze. Led. Sordidata Gm. Corylaria Thnb. Esp. Dup. Primaria Knoch. Hb. Wd. Mill. Ochraceo-brunnea, fascia lata mediana alarum ant. aurantiaca, fusco-striolata. Das Ockerbraun der Spitze dehnt sich über die ganzen Flügel aus und lässt nur eine breite Mittelbinde der Vorderflügel und ein Fleckchen am Vorderrande vor der Spitze von der orangegelben Grundfarbe frei. Körper und Fühler ebenfalls braun. 2. Angerona Crocataria Gn. Therapis eitrinaria Hb. Pallide ochracea, fusco-irrorata: alis ant. duabus fasciis fuscis arcuatis, inferiore tribus maculis formata, exteriore in 4 saepius furcata, dimidio ex- teriore apicem petente, angusto ornatis. Signaturis interdum obsoletis. Alis post. una fascia medio interrupta ornatis. Ciliis variegatis. Margine externo - alarum post. in 5 sinuato. Maxime variabilis. © major. 2,00—2,20”. ‘ Ir) Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 169) 39% Bleich ockergelb, braun bestreut; Vorderflügel mit zwei braunen, ge- bogenen, unterbrochenen Querbändern, das innere aus drei Flecken bestehend, das äussere von R. 4 an nach oben gegabelt, die dünne äussere Zinke gegen die Spitze gerichtet. Oft alle Zeichnung verloschen. Hinterflügel mit einer in der Mitte unterbrochenen braunen Binde. Franzen gescheckt. Saum der Hinterflügel auf R. 5 eingesenkt. Sehr veränderlich. Weib grösser. Juli. Raupe: Kopf weissgrün mit drei braunen Linien. Prothorax ebenso \ mit braunem V Zeichen. Leib bleich grasgrün, an den Seiten an- geschwollen, mit vier feinen schwarzen Punkten auf jedem Ring, einer weisslichen Subdorsallinie und einer ebensolchen Stigmatale. Auf Erd- beeren. Im Juni. Jowa. Brunswick (M®) Massachusetts. Illinois. New-Hampshire. Detroit Mich. New-Orleans. Plum Creek (Col.). Genus XXIX. Eufidonia Pack. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, apex acutus; _| rotundatus, | et l_ distineti. Alae ant. duabus faseiis obseuris et linea submarginali albida, post. tribus strigis interruptis obscuris ornatae. Puneta media dis- tineta. Linea limbalis interrupta. ÜUiliae variegatae. Antennae pectinatae. Alae strigulis sparsae. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Spitze scharf; Innenwinkel ge- rundet, Vorderwinkel und Afterwinkel deutlich. Vorderflügel mit zwei dunklen Bändern und einer weissen Wellenlinie, Hinterflügel mit drei unterbrochenen Querbinden. Mittelpunkte deutlich. Saumlinie unterbrochen, Franzen ge- scheckt, Fühler stark gekämmt. Flügel gesprenkelt. Unten wie oben. Nordamerika. 1. Eufidonia notataria Pack. p. 226, Taf. IX. 47. Tephrosia quadripunetata Walk. Morrison. Albicans, costis ochraceis, ferrugineo-adspersa et fasciata; alae ant. fascia basali et exteriore, limbo brunneo et punctis mediis, — posticae serie macularum basali, fascia media et linea submarginali maculis signifieata ornatae. Linea limbali interrupta. Antennis 5 pectinatis. Ciliis variegatis, abdomine albido. Subtus ochracescens. Noya Acta XLIX. Nr. 4. öl 398 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 170) Weisslich mit ockergelben Rippen, rostbraun gesprenkelt und gebändert; Vorderflügel mit einer Wurzel- und einer äusseren Binde, welche von dem braunen Saume durch ein weisses Streifehen getrennt ist. Hinterflügel mit Flecken statt der inneren Binde und statt der Wellenlinie, dazwischen mit brauner Mittelbinde. Mittelpunkte deutlich. Saumlinie unterbrochen, Fühler des 5 gekämmt, Franzen gescheckt, Hinterleib weisslich. Unten mehr ockergelh. Nordamerika. (Gremein. Var. Fidoniata Walk. Magis unicolor, minus adspersa. Var. Bicoloraria Minot. Absque fasciis, subtus minus adspersa. Genus XXX. Loxofidonia*) Pack. Margo ant. arcuatus, apex obtusus, _) rotundatus, "| et L_ distineti; antennae 5 plumosae; margo ext. ventricosus; basi, area media et limbo ob- scuratis, lineis transversalibus undulatis, in 6 subangulatis ornata; puncta media parva; ciliae unicolores. Vorderrand gebogen, Spitze stumpf, vorgezogen, Saum gebaucht und schief; Innenwinkel gerundet, Vorderwinkel und Afterwinkel deutlich; Hinter- leib lang und schlank. Zeichnung der Reumatoptera, jedoch die Doppelstreifen durch ungetheilte lichtere Bänder ersetzt und ohne Wellenlinie; Fühler ge- fiedert. Querlinien gewellt, welche auf R. 6 schwach geeckt sind. Mittel- punkte schwach, Franzen einfarbig. Unten Vorderflügel mit zwei Vorder- randflecken, hinterer Querlinie und Wellenlinie. Nordamerika. Loxofidonia Acidaliata Pack. p. 224, Taf. IX., 44. Fulva; alae anticae octo lineis undulatis fuscis ornatae: basali angulata, secunda et quinta distinctioribus, angulatis, quinta flexuosa et dentata, septima et octava approximatis, submarginalibus. Ciliis badiis, punctis mediis tenuibus. *) AoSog schief. Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 171) 399 Alae posticae basi innotata, ceterum ut anticae signatae. Subtus pallidior, quatuor punctis medis, duabus maculis marginis antiei et lineis alarum post. ornata. Aehnelt im Habitus einer Acidalia, im Flügelschnitt der Ematurga; nach Packards Abbildung wäre Wurzel, Mittelfeld und Saum der Flügel dunkler und gliche das Thier einer Rheumatoptera. Leib und Flügel tief ocker- braun, mit ungefähr acht braunen Querlinien, wovon die erste geeckte das Wurzelfeld, die zweite und fünfte besonders stark hervortretende das Mittelfeld begrenzen, die dritte und vierte in diesem stehen und die siebente und achte die Wellenlinie bilden. Franzen schwarzbraun, Mittelpunkte sehr fein. Hinter- flügel an der Wurzelhälfte unbezeichnet, im Uebrigen wie Vorderflügel. Unten bleicher, mit vier Mittelpunkten, zwei Vorderrandflecken und Quer- linien der Hinterflügel. Gebirge von Colorado. Höhengrenze 9—10000'. Genus XXXI. Orthofidonia*) Pack. Margo ant. arcuatus, apex rectangulus, margo ext. ventricosus, —_ et 1 distineti, L__ rotundatus; margo ext. alarum post. subangulatus. Alae strigulis sparsae, post. dilutiores, ant. tribus faseiis irregularibus obscuris, puncto medio et linea submarginali albida dentata, brunneo-adumbrata ornatae. Apex divisus. Limbus albido-maculatus, punctis nigris ornatus. Ciliae variegatae. Alae posticae tribus fasciis obsoletis, interruptis, linea sub- marginali albida et linea limbali interrupta. Antennae ciliatae. Pedes annulati. Vorderrand gebogen, Spitze rechtwinkelig, Saum gebaucht, Innen- winkel und Vorderwinkel deutlich, Afterwinkel gerundet; Saum der Hinter- flügel undeutlich geeckt. Flügel gesprenkelt; Hinterflügel weisser; Vorder- flügel mit drei unregelmässigen dunklen Querbinden, Mittelpunkten. weisser sezähnter, dunkel ausgefüllter Wellenlinie und weissgeflecktem Saume, welcher mit schwarzen Punkten besetzt ist. Spitze hell getheilt. Hinterflügel mit drei undeutlichen Querbinden, weisser Wellenlinie und unterbrochener Saum- linie. Franzen gescheckt, Fühler gewimpert, Füsse geringelt. Nordamerika. 400 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 172) Orthofidonia exornata Pack. p. 236, Taf. IX, 80. Larentia exorn. Walk. Cidaria albifusata Walk. Ochraceo-albida; alae ant. fusco-adspersae, tribus fasciis irregularibus, maculis obscure hrunneis, dilutius interruptis compositis; area media dilutiore, dense nigricanti-adspersa, puncta media includente; fascia tertia costis ochraceis interrupta, externe albido-marginata. Apice strigula alba diviso. Linea sub- marginali alba, dentata, brunneo-adumbrata. Linea limbali punetata. Cilüs variegatis. Alae posticae albidiores, tribus fasciis irregularibus obscure brunneis, et linea submarginali albida ornatae. Subtus ut supra. Pedes annulati. Antennis 5 ciliatis. Ockergelblichweiss; Vorderflügel dunkelrothbraun gesprenkelt, mit drei unregelmässigen aus dunkelrothbraunen, licht unterbrochenen Flecken ge- bildeten Querbinden; Mittelfeld heller aber dicht mit schwärzlichen Sprenkeln bedeckt. Mittelpunkte deutlich. Das äussere Band von den ockergelben Rippen unterbrochen, von einem hellen Band begleitet. Spitze von weissem Striche getheilt. Wellenlinie weiss, gezähnt, dunkelbraun ausgefüllt. Saum braun, mit einer Reihe schwarzer Saumpunkte. Franzen gescheckt. Hinter- flügel heller mit drei unbestimmten Querbinden hinter der Mitte, die letzte von der weissen Wellenlinie gesäumt. Saumlinie unterbrochen, schwarz. Unten wie oben. Füsse geringelt. Fühler des 5 gewimpert. Brunswick in Fichtenwäldern. Mount Washington. Trenton-Falls. 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Zeichenerklärung. © Sitze der Urfaunen. won Faunen- Grenze. © Ablagerungs-Centren. won (Grenze des Mittelmeer-Gebiets. —— Wander-Linien. | 170 150 130 10 90 { 70 50 30 00. 30 50 70 90 110 130 150 170 190 ] „ee f SI] [ Al Ba ee a 30) | I} = | | | Intl | : | N | Se | I 1ER! | IN SL je 1a | In N N | | | 10 | | | | | 10° n R er = a | N Fey el 12} Era in 5 vLN N | e zo le o _ Sn E n Ro Hast] | : 7 -50 n 1& & | £ N | > 7 f so = S ! = : ie SOJERSO, | S 1 - 0%} Da | En ae ji ENT Era „0 j 50, 50 | 10° 1007 7 j r Q% DA — 15° |s0 = = Be 3 zer Er en BR \30 | i is ZI; i =’ = = - h S0]]n5 20°_| I Sem) | = = Sr | 87] 7 ‘ | 170 150 130 110 90 70 . 50 30 170 10 30 50 70 90 110 130 150 110 190 | | : Arktische Zone. Nordamerikan. Prärien und ——— Grenze der Mittelmeer-Region und Nordamerikanisches Waldgebiet Hochlandsgebiet (Engelmann: Reich.). der californischen Region .. (Hichaux : Reich). Asialisches Steppenreich. (Boissier 2), —— Jiitlere Jahrestemperatur. Nordeuropäisch -nordasiatisches Nordamerik. Südgebiet (Pursh Reich ). (Odessa 9, 6°. Irkutsk-0,1% Peking Il, 8°) oder Linne 5 Reich. Chinesisch -fapanisches Reich (Kämpfer). Victoria Vane.J48 °E NY. City 52°E, Denver48° © (Galifornisches Gebiet (ParryReich.). = Grenze der palacarktischen Region. Rocky Mount. 14-40 % Norden ız Ne Engl.#1-10° MHittelmeergebiet (De Candolle Reich). Grenze der nordamerikanischen Region. White Mount.40° Labrador 32-30°. Karte der Pflanzenreiche und Jsothermen. Lith.Anstv. JG C.v. Gumppenberg: Svstema Geometrarum. Taf. PP Ve) TU8 Ei» ‘ } ha} n'ne "a BL AT, Ei A HEFE: Ara Rl/lae, N Bi 2 une J en and \ 1 K. Leopold. Car v. 79 1387 AMNH LIBRARY III NN 100185171 DER BEER RR Ai Wenn ur 1% | f ROTES NEN . RSS, | S NE | | AN | = S RA, & ie REN EN