NOVA ACTA

AUADEMIAE

CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE GURIOSORUM.

0234

TOMUS QUINQUAGESIMUS OCTAVUS.

CUM TABULIS XVIL

Verhandlungen

der

Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher.

Acht und fünfzigster Band.

Mit 17 Tafeln.

Halle, 1893.

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ommission bei W. Engelmann in Leipzi

Verhandlungen

der

Kaiserlichen Leopoldinisch-Garolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher.

Acht und fünfzigster Band.

Mit 17 Tafeln.

Halle, 1893.

Druck vonE. Blochmann und Sohn n Dresden.

Für die Akademie in Commission bei W. Engelmann in Leipzig.

NOVA ACTA

AGCADEMIAR

CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM.

TOMUS QUINQUAGESIMUS OCTAVUS.

CUM TABULIS XVII

HALIS SAXONUM, MDCCCXCIII.

Bott eımashı Bilrochmannıi et Elilii

Dresdae.

Pro Academia apud W. Engelmann. Lipsiae.

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GUILIELMO II

REGNI GERMANICI IMPERATORI GLORIOSISSIMO

BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO POTENTISSIMO

ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM

PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO

HOC QUINQUAGESIMUM OCTAVUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN

SACRUM ESSE DESPONSUMQUTE

VOLUIT ACADEMIA PRAESIDE

HERMANNO KNOBLAUCH.

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Inhalt des LVIIL Bandes.

I. Dr. Clemens Hartlaub. Beitrag zur Kenntniss der Coma-

tulidenfauna des Indischen Archipels . S. 1—120. Taf. I-V. II. Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. Ein neuer Beitrag zur Erklärung der „Zwangsdrehungen“ . S. 121—136. Taf. VI.

II. Dr. Paul Schreiber. Untersuchung über das Wesen der

sogenannten Bessel’schen Formel, sowie deren Anwendung

auf die tägliche periodische Veränderung der Lufttemperatur S. 137— 219. Taf. VI-—XI. IV. €. Freih. v. Gumppenberg. Systema Geometrarum zonae

temperatioris septentrionalis. Systematische Bearbeitung der

Spanner der nördlichen gemässigten Zone. Fünfter Theil S. 221—359.

V. Dr. Hermann von Ihering. Zur Kenntniss der Sacoglossen 8. 361—435. Taf. XIIT—XIV.

VI. Dr.G. Behrends. Ueber Hornzähne . S. 437—475. Taf. XV—XVl. VII. Dr. Victor Schiffner. Tortula Velenovskyi, eine neue Art der Gattung Tortula aus Böhmen . S. 477—488. Taf. XVL.

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der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LVII. Nr. 1.

Beitrag zur Kenntniss

der

Gomatulidenfauna des Indischen Archipels.

Von

Dr. Clemens Hartlaub

in Göttingen.

Mit 5 Tafeln Nr. IV.

Eingegangen bei der Akademie am 22. März 1890.

HALLE. 1891. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.

Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig.

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Dem Andenken

des Herrn Prof. Dr. J. Brock

gewidmet.

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Die vorliegende Abhandlung enthält die Bearbeitung einer Anzahl Comatuliden, die von Herrn Professor Dr. J. Brock während der Jahre 1884/85 im Indischen Archipel, und zwar vorwiegend auf Amboina ge- sammelt wurden. Zugleich sind in den Kreis der Untersuchung gezogen worden das Ürinoidenmaterial der Museen von Berlin, Bremen, Göttingen, Frankfurt a. M., Hamburg, Leyden, Lübeck und Stuttgart. Ein Theil der hier zum ersten Male beschriebenen Arten war unter Lütken’schen M. S. Namen bereits früher bekannt. Es handelte sich fast ausschliesslich um littorale Species von Actinometra und Antedon, den Gattungen, die unter den heutigen Crinoiden durch weite Verbreitung und Artenreichthum den ersten Rang einnehmen.

Professor Brock’s Sammelgebiet waren ausser Amboina die beiden bei Batavia gelegenen kleinen Koralleninseln Edam und Noordwachter Eiland. Aber die Comatulidenfauna dieser Inseln bestätigte nur „die Ueberlegenheit der unvergleichlich reicheren Thierwelt Amboinas über Java“, auf welche Brock in der Einleitung seiner „Ophiuriden-Fauna des Indischen Archipels“!) bereits hinwies.

Die Brock’sche Sammlung, jetzt ein Besitz des Göttinger Museums, besteht im Ganzen aus einundzwanzig Arten, von denen acht auf Actinometra, dreizehn auf Antedon kommen. Wenn aber letztere Gattung, wie zu erwarten war, durch Artenzahl prävalirt, so treten andererseits gewisse Species von Actinometra durch die Menge ihrer Individuen in den Vordergrund; es sind dies besonders Actinometra parvieirra J. Müll. und Actinometra regalis Carp.

1) Zeitschr. f. wissensch. Zool. XLVI. 3. p. 465. 1888.

6 Dr. Clemens Hartlaub.

Die gewöhnlichsten Antedon-Arten Amboinas scheinen Antedon oxrya- cantha n. sp. und Antedon Ludovici Carp. zu sein. Es überwiegen die viel- armigen Formen über die zehnarmigen. Von letzteren wurden nur Antedon perspinosa Carp. und Antedon nana n. sp. (macropygus Ltk. M. S.) gesammelt. Die zehnarmigen Arten treten überhaupt in dem von mir untersuchten Materiale sehr zurück; es hat dies seinen Grund zunächst darin, dass ein grosser T'heil von ihnen (Basicurva-Gruppe Carp.) von dem Challenger erst entdeckte Tiefsee- formen sind, die unseren deutschen Museen einstweilen gänzlich fehlen, und dass andererseits eine Hauptgruppe derselben vorwiegend atlantischen Ur- sprungs ist und sich in unseren Sammlungen mithin, die namentlich vom Museum Godeffroy versorgt wurden, nur schwach vertreten findet. Eine besondere Bereicherung dagegen erfuhren die Palmata- und Savignyi- Gruppe Carpenter’s, also diejenigen Antedon-Arten, deren eigentlichstes Verbreitungs- centrum der Indische Archipel und Polynesien sind. Zur Kenntniss dieser dürfte die vorliegende Abhandlung einen wesentlichen Beitrag liefern.

Ueber die systematische Litteratur der Gattung Actinometra und Antedon kann ich mich kurz fassen. Seit Joh. Müller, welcher 1849 die erste grössere Anzahl von Arten beschrieb, hat sich deutscherseits Niemand eingehender mit CGomatuliden beschäftigt. In Beziehung zu unserer Göttinger Sammlung steht W. Böhlsche’s Beschreibung von Antedon Dübeniü. Lütken gab den neuen Arten des Museums Godeffroy Namen, ohne sie jedoch später zu beschreiben, und P. H. Carpenter bearbeitete 1882 die Comatuliden des Hamburger Museums, nachdem er bereits früher die der Leydener Sammlung beschrieben hatte. Bedeutenden Aufschwung nahm die Litteratur erst durch die. grossen Expeditionen der Neuzeit, unter denen die des Challenger den ersten Rang beansprucht. L. F. de Pourtal&s behandelt 1878 einige vom Dampfer „Blake“ gesammelte Formen, F. J. Bell berichtete über die auf der Reise des Alert 1881— 1882 gefundenen neuen Arten und P. A. Carpenter fasste 1888 unsere Gesammtkenntniss monographisch zusammen in seinem grossen „Report“ über die ungestielten Crinoiden der Challenger-Expedition. Um von der Bedeutung des letzteren Werkes einen Begriff zu geben, erwähne ich nur, dass die Zahl der bekannten Arten, die vor der Reise etwa 40 betrug, darin bis auf 168

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels.

vermehrt wurde, von denen allein 79 durch den Challenger entdeckt sind. Von demselben Autor erschienen 1889 die Comatulae des Mergui- Archipels.

Ich habe mich in der Behandlung meines Gegenstandes an die er- wähnte grundlegende Arbeit Carpenter’s angelehnt und die Beschreibungen des Autors zum Muster für die meinigen genommen. Zugleich habe ich durch kurze Einleitungen zu den beiden Gattungen das vortreffliche System wiedergegeben, nach welchem Carpenter die zahlreichen Arten derselben ge- ordnet hat. Nur die zuerst von Bell in Vorschlag gebrachten Formeln habe ich bei Seite gelassen, da ich mich von ihrer Nothwendigkeit nicht überzeugen konnte und mir ausserdem die Charaktere der Comatuliden zu variabel erschienen, um in einfachen, leicht verständlichen Formeln ausgedrückt zu werden.

In Betreff der Nomenclatur der einzelnen "Theile des Crinoidenkörpers habe ich mich der Hauptsache nach Carpenter angeschlossen. Nur in folgendem Punkte hielt ich eine Aenderung für am Platze. Carpenter be- zeichnet aus praktischen Gründen die auf das zum Kelch gehörige erste Radiale folgenden ersten beiden Armglieder als zweites und drittes Radiale und lässt von letzterem erst die eigentlichen Arme entspringen, und zwar in der Weise, dass die Distichalia als Arme erster Ordnung, die Palmaria als Arme zweiter Ordnung bezeichnet werden und die sich nicht weiter ver- zweigenden Arme „definite arms“ heissen. Ich halte es nun für zweck- mässiger, nur die letzteren als Arme im engeren Sinne aufzufassen und ihnen sämmtliche mit einem Axillare endenden Theilungsserien als Armstämme oder kurzweg Stämme gegenüber zu stellen. Das zweite und dritte Radiale bilden in Folge dessen einen Stamm erster Ordnung, die Distichalia einen Stamm zweiter Ordnung u. s. f. Als einen „Arm“ erster Ordnung könnte man aber nun einen solchen bezeichnen, der ohne weitere Verzweigung von einem Radiale axillare entspringt, einen Arm zweiter Ordnung den, der seinen Ursprung von einem distichalen Axillare nimmt, und so ist es er- möglicht, durch den einfachen Zusatz der Ordnung anzugeben, von welchem Axillare irgend ein definitiver Arm einer noch so vielarmigen Species ent- springt. Dies wird da z. B. besonders angebracht sein, wo die Lage der Syzygieen oder die Form der unteren Pinnulae an den Armen je nach ihrem Ursprung wechselt.

s Dr. Clemens Hartlaub.

Mit grösster Anerkennung möchte ich hier der gütigen Unterstützung gedenken, die meinen Bemühungen von verschiedener Seite zu Theil wurde. Insbesondere bin ich verpflichtet, Herrn Dr. P. H. Carpenter in Eton, welcher durch längere Correspondenz meine Arbeit von Anfang an fördern half, ferner aber den Directoren der oben genannten Museen, die mir liberaler Weise ihr Material zur Verfügung stellten. Herrn Professor K. Kraepelin, der mir durch die freundlichste Aufnahme im Hamburger Museum Gelegen- heit gab, die dortigen Comatuliden durchzuarbeiten und mir ausserdem einen "Theil derselben Behufs Anfertigung von Zeichnungen nach Göttingen sandte, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Für die von der Hand des Herrn Universitätszeichenlehrer O. Peters angefertigten Tafeln bin ich, ausser dem Kiinstler, aufrichtig verpflichtet, dem Director des Göttinger Museums, Herrn Geh. Regierungsrath Professor Dr. E. Ehlers, welcher die Güte hatte, mir die Bearbeitung der werthvollen Brock’schen Sammlung anzuvertrauen.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 9

Verzeichniss der wichtigsten Litteratur.

Bell, F. J. An Attempt to apply method of formulation to the species of Comatulidae with the description of a new species. Proc. Zool. Soc. London 1882, pag. 530—536, pl. XX.

Report on the Zoological colleetions made in the Indo-Paeific Ocean during the Voyage of H. M. S. Alert, 1881--1882. Crinoidea in pag. 153—170, pls. X—XVIl. London 1884.

Bölsche, W. Ueber Actinometra Bennetiü und eine neue Comatula- Art (Antedon Dübenüi). Arch. f. Naturgesch. Bd. XXXI. 1866, pag. 90— 92.

Carpenter, P. H. The Comatulae of the Leyden Museum. Notes from the Leyden Museum Vol. III. 1881, pag. 173—217.

Deseriptions of new or little known Comatulae. I. On the species of Atelecrinus and Eudioerinus. II. 'T'he Comatulae of the Hamburg Museum. Journ. Linn. Soc. (Zool.), Vol. XVI. London 1882, pag. 487—526.

On the Classification of Comatulae. Proc. Zool. Soc. London 1882, pag. 731— 147.

Report of the Comatulae of the Mergui Archipelago, Journ. Linn. Soe. (Zool.), Vol. XXI, London 1888, pag. 304—316, pls. 26, 27.

Hartlaub, ©. Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. Vorl. Mitth. in: Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. etc. Göttingen 1890.

Müller, J. Ueber die Gattung Comatula Lam. und ihre Arten. Abhandl. d. K. Akad. d. Wiss. Berlin 1847, pag. 237—265.

Nova Acta LVIII. Nr. 1. 2

10 Dr. Clemens Hartlaub.

Pourtales, L. F. de. List of Crinoids obtained on the coasts of Florida and Cuba, by the United States Coast Survey Golf Stream Ex- peditions in 1867, 1868, 1869. Bull. Mus. Comp. Zool. Vol. I Nr. 11 1869, pag. 355—358.

Smith, Edg. Zoology of Rodriguez. Crinoida. Phil. Trans. Royal. Soc. Lond. Vol. 168. 1879.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 11

Die von Herrn Professor Brock gesammelten Arten sind folgende:

Antedon affinis n. sp. Antedon perspinosa Carp. " bella n. Sp. n: spinipinna N. Sp. er Actinometra Bennetti J. Müll.

n Brockii n. Sp. =

brevieuneata Carp. Coppingeri Bell.

Olarae n. Sp. + divaricata Carp.

erassipinna n. Sp. elongata J. Müll.

imparipinna Carp.

Ludoviei Carp: nana N. Sp.

graciis n. Sp.

parvieirra J. Müll.

pectinata Retz, regalis Carp. typica Loven.

oxyacantha n. Sp.

Genus Antedon') de Freminville. De Freminville, Bull. Soc. Philom. Paris 1811. t. II. p. 349.

„Uentrodorsale gewöhnlich etwas halbkugelig oder conisch, selten scheibenförmig und gewöhnlich mit wenigstens zwanzig Cirren, oft einigen mehr, die nur wenig von seiner unteren Fläche Flächen der grossen Muskelplatten und starker Neigung gegen die Vertical- achse des Kelches.

freilassen. Aeussere Radialia relativ hoch mit

!) Das fälschlich meist als männlichen Geschlechts gebrauchte Wort Antedon stammt von dem Namen einer Nymphe „Anthedon“, die zuerst von Pausanias erwähnt wird. (Vergl].

Chall. Rep. XXVI. p. 91.)

12 Dr. Clemens Hartlaub.

Scheibe mit centralem oder subcentralem Mund und fünf gleichmässigen Ambulacren, welche sich auf alle Arme fort- erstrecken. Die Zahl dieser ist fünf; sie sind sämmtlich von gleicher Länge und können ein Ambulacralskelett besitzen, das in diesem Falle am besten an den Pinnulae differenzirt ist. Saceuli, wenn nicht auch sonst, so doch fast immer an den Pinnulae vorhanden.“ (Carpenter.)

Carpenter theilt die Antedon-Arten in vier Serien nach der Lage der ersten Syzygie, sowie nach dem Charakter der Radien und der Art und Weise ihrer etwaigen Verzweigungen.

Die Serie I ist im Gegensatz zu allen übrigen dadurch ausgezeichnet, dass ihre beiden äusseren Radialia durch Syzygieen verbunden sind. 3 Arten.

Die Serie II umfasst sämmtliche zehnarmige Species. Ihre 62 Arten sind, wie auch die der folgenden Serien, in eine Anzahl Gruppen geordnet, welche nach der ältest bekannten resp. einer besonders typischen Art benannt wurden.

1) Basieurva-Gruppe. 20 Arten.

„Die Radialia und unteren Brachialia mit abgeplatteten Seiten; Ambu- lacra der Pinnulae gewöhnlich getäfelt.“

(Durchweg neue vom Challenger gesammelte Arten aus grösseren Tiefen; vorwiegend pacifisch.)

2) Acoela-Gruppe. 2 Arten.

„Die Radien nicht seitlich abgeplattet. Ambulacra der Pinnulae wohl getäfelt.“ |

(Ebenfalls zwei neue vom Challenger gesammelte Species aus grösseren Tiefen; West- Polynesien.)

3) Eschriehti-Gruppe. 7 Arten.

„Die ersten zwei oder drei Pinnulae lang und geisselförmig mit zahl- reichen kurzen und breiten Gliedern.“

(Arktische und antarktische Arten.)

4) Tenella-Gruppe. 19 Arten.

„Die Glieder der untersten Pinnulae, die oft Jang und dünn sind, sind länger wie breit, oft um ein beträchtliches.“

(Siehe pag. 88.)

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 13

5) Milberti-Gruppe. 14 Arten.

„Das erste Paar Pinnulae ist verhältnissmässig klein und ihre Glieder nur wenig länger wie breit. Ein oder mehrere von dem zweiten, dritten und vierten Paare sind länger und massiver, mit dickeren Gliedern als die folgenden.“

(Siehe pag. 80.)

Die Serie III umfasst die Arten, deren Radien sich so theilen, dass die aus der ersten T'hheilung hervorgehenden beiden Stämme (Distichalia) aus zwei Gliedern bestehen. 44 Arten.

1) Spinifera-Gruppe. 12 Arten.

„Die radialen Axillaria und einige der folgenden Glieder mit mehr oder weniger abgeplatteten Seiten (wallsided) und einem wohl ausgebildeten Ambulacralskelett auf den Pinnulae.“

(Siehe pag. 75.)

2) Palmata-Gruppe. 30 Arten.

„Scheibe ungetäfelt, ohne bestimmtes Ambulacralskelett. Die Seiten der unteren Brachialia sind, wenn überhaupt, so doch kaum abgeplattet. Die erste Pinnula kleiner als die folgende.“

(Siehe pag. 35.)

Die Serie IV enthält die Arten, deren distichale Stämme drei- gliederig sind. 22 Arten.

l) Granulifera-Gruppe. 6 Arten.

„Getäfelte Ambulacra und die unteren Partieen der Radien seitlich abgeplattet.“

(Formen aus grösseren Tiefen.)

2) Savignyi-Gruppe. 16 Arten.

„Arten mit ungetäfelter Scheibe und ohne bestimmtes Ambulacralskelett. Die Basis der Radien nicht abgeplattet seitlich.“

(Siehe pag. 15.)

Als die besten Merkmale des GenusA ntedon betrachte ich die centrale Lage des Mundes, die damit zusammenhängende Gleichmässigkeit der Ambu- lacren und das fast constante Vorhandensein der sogenannten Saceuli, jener merkwürdigen, besonders an den Pinnulae sitzenden braunen Körper, über

14 Dr. Clemens Hartlaub.

deren Natur man bis jetzt völlig im Unklaren ist. Weniger constant dagegen ist die an der Spitze der Carpenter’schen Definition stehende halbkugelige oder eonische Form des Centrodorsale. Allerdings scheint dieselbe für manche Abtheilungen, wie z. B. die Basicurva-Gruppe, durchaus die Regel zu bilden, allein unter den mehr littoralen Arten der Miölberti-, Palmata- und Savignyi- Gruppe ist die flache oder selbst leicht eingesenkte Scheibenform des Centro- dorsale nicht ungewöhnlich.

Die geographische Verbreitung der Gattung ist eine sehr ausgedehnte. Wir kennen arktische und antarktische Formen und finden ihre Arten an fast allen Küsten des atlantischen wie pacifischen Oceans. Nichtsdestoweniger lässt sich erkennen, dass der Schwerpunkt ihrer Verbreitung im Indischen Archipel und Polynesien liegt und dass wir als ein zweites Centrum vielleicht die Caraihische See aufzufassen haben. Zu bemerken ist auch, dass die Ver- breitung einzelner Gruppen auf gewisse Meere mehr oder weniger beschränkt geblieben ist, wie z.B. die der sehr natürlichen, fast nur atlantischen Tenella- Gruppe, und dass wir andererseits aber auch gewisse Formen kennen, wie z. B. Antedon carinata Carp., die sich einer ausserordentlich weiten Ver- breitung erfreuen. Vom bathymetrischen Gesichtspunkt scheint ein strenger Gegensatz zwischen Tiefsee- und Flachwasser-Arten nicht zu existiren. Wir finden allerdings, dass gewisse Gruppen, wie die Basicurva und Acoela, wesentlich auf die Tiefsee angewiesen sind und sich auch durch bestimmte Charaktere, wie z. B. die Täfelung der Ambulacren, von anderen Species abheben, allein wir sehen in der Tenella-Gruppe andererseits auch Arten ver- einigt, von denen einzelne, wie Antedon abyssorum (1600 Faden) und Antedon abyssicola (2600-2900 Faden) zu den tiefsten Vertretern der Gattung zählen, andere dagegen, wie die bekannte Antedon rosacea des Mittelmeeres, ganz littoral sind.

Die von Professor Brock gesammelten Arten sind sämmtlich littoral und stammen mit Ausnahme von Antedon bella n. sp. von Amboina. Die Insel lieferte eine Ausbeute von fünf beschriebenen und acht neuen Species, unter denen sich auffallender Weise nicht die von Amboina bekannte Antedon bimaculata Carp. befand.

Von den neuen Arten fallen vier auf die Palmata-, drei auf die

Savignyi- und eine auf die Tenella-Gruppe.

beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 15

Von den schon bekannten Species sind von besonderem Interesse Antedon elongata J. Müll. und perspinosa Carp., von denen je ein Exemplar gesammelt wurde. Erstere ist eine seltene Art, deren Fundort bisher un- bekannt blieb, letztere ist bemerkenswerth als einzigster Vertreter der Mälberti- Gruppe, deren Verbreitung doch gerade im Indischen Archipel eine sehr erhebliche ist.

Eine sehr gemeine Form scheint auf Amboina Antedon Ludoviei Carp. zu sein, von der bisher nur das Originalexemplar von China bekannt wurde. Nächst ihr ist wohl Antedon oxyacantha n. sp. am häufigsten, eine neue Art, die viel Aehnlichkeit mit Antedon spicata Oarp. besitzt. Nicht selten scheinen ferner Antedon imparipinna Carp. und brevicuneata Carp. zu sein.

Vorwiegend um Vertreter der Palmata- und Savignyi-Gruppe handelte es sich auch bei der Bearbeitung der Crinoiden des Hamburger und Berliner Museums. Die Zahl der zu beschreibenden Species wuchs durch sie natürlich wesentlich, was sich namentlich in der Savignyi-Gruppe bemerkbar macht, deren Artenzahl auf das Doppelte gestiegen ist.

Im Ganzen wurden 22 neue Arten aufgestellt, so dass die Gesammt- zahl der überhaupt bekannten Antedon-Arten auf 142 gestiegen ist.

Die Savignyi-Gruppe.

„Drei Distichalia: Scheibe ungetäfelt; kein bestimmtes Am- bulacralskelett. Die Basis der Radien seitlich nicht abgeplattet“ (Carpenter).

Die Verbreitung dieser Gruppe erstreckt sich von der afrikanischen Küste und dem Rothen Meere nach dem Indischen Archipel und den paci- fischen Inseln.

Bemerkenswerth ist, dass der Hauptcharakter, nämlich der Besitz von drei distichalen Gliedern bei einzelnen Arten, wie z. B. Antedon nematodon n. Sp., cerassipinna n. sp., nicht constant ist, und dass dieselben neben den typischen dreigliederigen Distichalstimmen eine Anzahl zweigliederiger auf-

weisen können.

16 Dr. Clemens Hartlaub.

Auf Amboina wurden vier hierher gehörige Arten gesammelt, und zwar zwölf Exemplare von Antedon Ludoviei Carp., drei Exemplare von Antedon crassipinna n. sp. und je ein Exemplar von Antedon affinis n. sp. und Antedon Brockii n. SP.

Die Antedon Ludovici sind in vieler Hinsicht abweichend von dem aus China stammenden Original-Exemplare in Hamburg und wohl als locale Varietät aufzufassen.

Das Göttinger Museum besitzt von früher her eine neue zu dieser Gruppe gehörige Species, die bengalensis benannt wurde. Das Exemplar derselben hat elf Arme und demnach nur eine dreigliedrige Distichalserie. Die Art wird daher vermuthlich wie Ant. anceps Carp. und variipinna Carp. auch als zehnarmige Form vorkommen und als solche zur Milberti-Gruppe gezählt werden missen.

Ant. Martensi n. sp., Singapore, ist eine andere hierher gehörige Antedon aus der Berliner Sammlung. Die Species ist leicht kenntlich an ihren distichalen Pinnulae, die sehr massiv sind und aus nur wenigen grossen Gliedern bestehen.

Im Hamburger Museum fand ich zwei neue Arten, nämlich Ant. Kraepelini von Akyab und Ant. nematodon (Ltk. M. 5.) von Bowen. Die erstere ähnelt Ant. Martensi durch sehr dieke untere Pinnulae, die letztere ist eine Form mit zweigliederigen palmaren und einzelnen postpalmaren Serien, rauhen Armen, ungekielten Pinnulae und dornigen Cirrusgliedern.

Die Savignyi-Gruppe, die nach Carpenters Aufstellung aus 9 Arten bestand, ist somit jetzt um 7 neue bereichert. Einen Ueberblick über die nunmehr beschriebenen Species und ihre gegenseitigen Beziehungen möge die folgende Tabelle geben. Sie ist wesentlich eine Wiedergabe und Erweiterung der Carpenter’schen. Nur Antedon acutieirra Carp., die ich für identisch mit Antedon Ludovici halte, wurde gestrichen.

A. Drei Distichalia, keine Palmaria. I. Das Öentrodorsale trägt 10 verticale Reihen von Cirren mit 60—70 Gliedern. Die distichale Pinnula ist länger wie die folgende

angustiradia Varp.

Beitrag zur Kenntniss der Comatwlidenfauna des Indischen Archipels. 1%

II. Nicht mehr als 45 Cirrusglieder. Cirren ohne bestimmte Anordnung. Die distichale Pinnula gewöhnlich kleiner als die folgende. a. Die Glieder der unteren Pinnulae ohne seitliche Fortsätze, 1) 40—45 Cirrusglieder, die meist dornig sind. Gewöhnlicher syzygialer Zwischenraum, 7—10 Glieder. Reynaudi J. Müll. 2) 25—35 Cirrusglieder. Syzygialer Zwischenraum, gewöhnlich 3— 1 Glieder.

a. 25>—30 Cirren mit starken Dornen an den äusseren

Gliedern. Zweite Syzygie um das 18. Brachiale herum, Distichalia immer vorhanden, manchmal auch Palmaria. Arme glatt. u T Savignyi J. Müll.

8. 15—20 Cirren, die äusseren Glieder nicht dornig. Zweite Syzygie nicht jenseits des 14. Brachiale. Distichalia zu-

weilen fehlend. hi

anceps Carp.

3) 20—25 Cirrusglieder, die äusseren dornig. Syzygialer Zwischen- raum 7-—9 Glieder. Untere Pinnulae gekielt. Radien mit ah- geplatteten Seiten. (Distichalia wahrscheinlich zuweilen ganz fehlend),.

1) bengalensis n. sp. (pag. 19) b. Die Glieder der unteren Pinnulae haben seitliche Fortsätze an ihren Enden. AT = varüpinna Varp.

B. Palmaria vorhanden. I. Zwei Palmaria, das Axillare keine Syzygie.

a. Die Glieder der unteren Pinnulae haben seitliche Fortsätze an ihren

Enden. varüpinna Varp.

b. Die Glieder der unteren Pinnulae haben keine seitlichen Fortsätze an ihren Enden.

Nova Acta LVIII. Nr. 1. 3

18

Dr. Clemens Hartlaub.

1) Distichale Pinnulae sehr dick.

«. Die Armglieder haben vom dritten an stark aufgeworfene distale Ränder; die Gliedergrösse an der distichalen Pinnula nimmt sprungweise ab,

2) Martensi u. sp. (pag. 21)

ö. Die 7—8 basalen Armglieder haben glattere Verbindung als die übrigen. Die Dicke der distichalen Pinnula nimmt nach ihrem Ende allmählich ab. Aeussere Palmarserien oft

gene ee 3) Kraepelini u. sp. (pag. 22)

2) Distichale Pinnula nicht durch besondere Dicke ausgezeichnet. a. 25—35 Cirrusglieder.

ea. Distichale Pinnula ungefähr so gross wie die des zweiten

Brachiale; 20 Cirren. Die äusseren Glieder ohne

Dornen. Zweite Syzygie nicht jenseits des 14. Brachiale.

quinduplicava Carp.

3. Distichale Pinnula kleiner wie die des zweiten Brachiale.

1) 25—30 Cirren mit starken Dornen an den äusseren Gliedern. Erste Radialia sichtbar. Arme ganz glatt. Pinnulae nicht gekielt.

Savignyi J. Müll.

2) Circa 30 Cirren, die äusseren Glieder mit kräftigen Dornen. Arme nicht glatt. Glieder der unteren Pinnulae mit vorstehenden dornigen distalen Rändern. MH;

4) Brockü n. sp. (pag. 23)

3) Nur die äussersten Cirrusglieder mit kleinen Dornen. Erste Radiala nicht sichtbar. Arme nicht ganz glatt. Pinnulae der proximalen Armregion gekielt.

5) affinis n. sp. (pag. 25)

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 19

b. 35—55 Cirrusglieder.

a. Dritte äussere Pinnula kürzer als die zweite. Pinnulae nicht gekielt. Glieder der äusseren Cirrushälfte mit ziemlich kräftigen Dornen.

6) nematodon (Ltk. M.S.)n. sp. (pag. 27)

$. Dritte äussere Pinnula länger wie die zweite. Pinnulae der proximalen Armregion gekielt. 7) Ludoviei Carp. (pag. 29)

II. Palmar-Serien zweigliederig und dreigliederig. a. Fast 60 Cirrusglieder; die äusseren länger als breit und ganz glatt. Die terminalen Glieder der unteren Pinnulae viel kleiner als die basalen. Keine Postpalmaria. bipartipinna Carp.

b. Ungefähr 37 Cirren mit 30—40 Gliedern; die äussersten derselben zuweilen mit kleinen Dornen. Postpalmaria vorhanden. Die unteren Pinnulae sehr dick und steif.

8) crassipinna n. SP. (pag. 32)

III. Palmar-Serien dreigliederig, das Axillare mit Syzygie.

45 Cirrusglieder, die äusseren kurz und dornig. Philiberti J. Müll.

Abgebildet wurde ausser den neuen Arten noch ein Original-Exemplar von Antedon Savignyi J. Müll., welches die Direction des Berliner Museums die Güte hatte der Göttinger Sammlung im Tausch zu überlassen. S. Taf. 2, Fig. 20. Erwähnt sei hierbei, dass die Species durchaus nicht immer die vom Autor angegebene Armzahl 20 erreicht, und dass vielmehr ein ebenfalls in Göttingen befindliches zweites Original-Exemplar nicht mehr wie 13 Arme besitzt.

1) Antedon bengalensis n.,sp. (T’af.1. Fig. 2. 'Taf. 2. Fig. 16.) Centrodorsale eine ziemlich grosse convexe Scheibe mit 17 Cirren in einer und theilweise zwei Reihen an seinen abfallenden Seiten. Die freie con-

3E

20 | Dr. Clemens Hartlaub.

vexe Oberfläche ist mit kleinen Grübchen sculpturirt. Die Cirren sind ungefähr 13 mm lang und haben 22—24 Glieder, von denen das 5., 6., 7. und S. etwas länger, wie breit sind. Die äusseren Glieder sind ein Bisschen com- primirt und tragen vom neunten an wohlentwickelte Dornen.

Erste Radialia theilweise sichtbar; zweite kurz und breit, frei an den Seiten oder in theilweiser Berührung; die Axillaria kurz, breit, fünfeckig. Nur eine Distichalserie, die übrigen Arme entspringen von einem Radiale axillare. Die Distichalserie ist dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Die Radien haben abgeplattete Seiten vom zweiten Radiale bis zweiten Brachiale, und zwar in Form von niedrigen Leisten, die etwas vortreten und von der abgerundeten dorsalen Partie der Glieder scharf abgesetzt sind.

ll Arme mit stumpf gesägter Rückenlinie. Ihre Glieder sind sehr kurz. Die ersten acht basalen Armglieder, das dritte nicht ausgenommen, so kurz, wie die übrigen. Sie haben, besonders das zweite, alternirend seitliche, schwache Hervorragungen am distalen Rande. Die folgenden Glieder sind keil- förmig, mit etwas vorstehenden distalen Rändern, später werden sie mehr scheibenförmig und bleiben kurz bis zum Ende des Armes.

Erste Armsyzygie im dritten Brachiale; die nächste im achten oder neunten Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von zwei bis fünf, ge- wöhnlich drei Gliedern. Gegen das Ende des Armes werden die Zwischen- räume etwas grösser. Zweite Syzygie in den Armen zweiter Ordnung erst im 15. Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von 7—9.

Die unteren Pinnulae sind ziemlich steif. Die Distichale, resp. unterste Armpinnula, ist kurz und besteht aus ungefähr 20 Gliedern. Die zweite und dritte Pinnula sind nahezu gleichlang, 7 mm. Die folgenden nehmen all- mählich an’ Länge ab bis zum sechsten Paare, welches das kürzeste ist. Von hier ab nehmen sie rasch an Grösse wieder zu, bis zu ihrer definitiven Länge von etwa 5 mm. Die Pinnulae vom 2., 4. und 6. Brachiale sind etwas länger, als die entsprechenden an der Innenseite des Armes. Die proximalen Glieder aller dieser Pinnulae sind kurz und breit und in den acht oder neun ersten Paaren deutlich und scharf gekielt. —- Sacculi: an den Pinnulae gross und dichtstehend, zwei sehr regelmässige Reihen bildend. Auf der Scheibe fehlen sie. Scheibe: Smm Durchmesser, stark eingeschnitten. Klafterung: wahrscheinlich 10 em. Färbung: Skelett: Centrodorsale und Cirren weiss.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 21 }

Arme: fleischfarben mit chocoladebraunen Bändern zwischen den Gliedern. Scheibe: hell graubraun. Fundort: Golf von Bengalen. Ein Exemplar. Göttinger Museum.

Die unserer Art vielleicht am nächsten verwandte Species dieser Gruppe ist Ant. anceps Carp., welche auch nur 10—14 Arme besitzt. Aber Ant. bengalensis ist von ihr durch folgende gute Kennzeichen unterschieden. Zu- nächst hat sie nur 22—-24 Cirrusglieder gegen 25—35 bei der anderen Art: dann sind die äusseren dieser Glieder bei ihr deutlich dornig, während sie bei dieser keine Dornen: haben. Bei Ant. anceps befindet sich auf der Mitte der Verbindung zwischen 2. und 3. Radiale ein „more or less distinet tubercle“, bei Ant. bengalensis nicht. Ferner ist unsere neue Art ausgezeichnet durch die abgeplatteten Seiten ihrer Radien und schliesslich durch die Kielung der Pinnula-Glieder im proximalen Theile der Arme.

2) Antedon Martensi n. sp. (Taf. 1. Fig. 3 und 6.)

Centrodorsale eine dieke Scheibe mit flacher, eirrusfreier Oberfläche und ungefähr 20 ziemlich dieken Cirren in zwei Reihen. Die Cirren sind ungefähr 15 mm lang und haben etwa 25 Glieder, von denen die äusseren kleine Dornen tragen können. Die distalen Ränder der Glieder treten etwas vor; das vorletzte Glied mit starkem Dorn.

Erste Radialia an ihren Seiten etwas sichtbar; zweite seitlich ganz frei; Axillaria pentagonal. Die distichalen Serien sind dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Palmarserien zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie.

Erste Distichalia theilweise mit dem Nachbargliede vereinigt. Glatte Verbindung der Glieder. Die Radialia axillaria und ersten Distichalia haben kleine seitliche Hervorragungen.

Wahrscheinlich nicht mehr als 30 Arme. Kurze, übergreifende Glieder, die mit Ausnahme der beiden ersten stark vorstehende distale Ränder haben.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; nächste um das dreiundzwanzigste herum.

Die distichalen Pinnulae sind sehr dick und steif und von etwa 9 mm Länge. Sie bestehen aus 12—15 Gliedern, von denen die drei basalen sehr gross sind und die folgenden sprungweise an Grösse abnehmen. Die Pinnula des zweiten Brachiale ist kleiner und weniger steif, obwohl ihre basalen

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Glieder auch sehr gross sind. Die darauf folgende des vierten Brachiale ist viel kleiner, kaum 4 mm lang, und hinter den basalen Gliedern schnell dünn werdend. Sacculi an den Pinnulae ziemlich spärlich. Scheibe: 10 mm Durchmesser, stark eingeschnitten. Färbung: Skelett: graubraun. Scheibe: braun. Klafterung: Fundort: Singapore. Ein Exemplar, gesammelt von Prof. Ed. von Martens. Berliner Museum.

Das dieser Species zu Grunde gelegte Exemplar ist leider recht mangel- haft erhalten, insofern ihm die Arme bis auf einen Stummel fehlen. Indessen werden die angeführten Kennzeichen ausreichen, um die Art von jeder anderen zu unterscheiden. Besonders charakteristisch sind die massiven, höchst eigen- artig gestalteten distichalen Pinnulae und die schon am dritten Brachiale stark hervortretenden distalen Ränder der Armglieder. Die Art steht am nächsten unserem Antedon Kraepelini n. sp. von Akyab, mit dem sie u. A. auch die

Lage der zweiten Syzygie theilt. (s. unten.)

3) Antedon Kraepelini n. sp. (Taf. 2. Fig. 15.)

Centrodorsale dick, in der Mitte stark ausgehöhlt; die Seiten gewölbt; circa 30 Cirren (davon nur 2 Stummel erhalten).

Die ersten Radialia nur wenig zu sehen; seitlich getrennt; zweite Radialia seitlich vollkommen frei; Axillaria ziemlich kurz, pentagonal. Distichalserien dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Palmarserien innere stets zweigliederig, äussere oft dreigliederig und dann mit Syzygie im Axillare. Glatte Verbindungen der Stammglieder; die jederseits auf ein Axillare folgenden ersten Glieder theilweise mit einander vereinigt.

33 rauhe, ziemlich kurze Arme, die sich rasch verjüngen. Die Glieder werden von ungefähr dem achten an sehr kurz und keilförmig, mit ziemlich stark vorspringenden distalen Rändern. In der äusseren Hälfte des Armes sind sie wieder mehr scheibenförmig. Die basalen Armglieder sind scheiben- förmig und haben glattere Verbindung.

ürste Syzygie im dritten Brachiale. Zweite um das 23. herum und die folgenden in Zwischenräumen von meist $ Gliedern.

Distichale und palmare Pinnulae dick und massiv. Die ersteren sind etwa 13 mm lang und bestehen aus etwa 18 annähernd quadratischen Gliedern, die nach dem Ende der Pinnula hin allmählich etwas dünner werden. Die

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 23

palmaren Pinnulae haben dieselbe Gestalt und manchmal auch fast dieselbe Länge. Im Allgemeinen aber sind sie etwas kürzer. Die Pinnula des zweiten Brachiale an äusseren Armen hat an ihrer Basis ähnliche Form, aber sie ist viel kürzer und wird nach den basalen Gliedern schnell dünn. An den inneren Armen ist sie bedeutend schwächer. Die Pinnula des dritten Gliedes ist ausserordentlich klein. Die darauf folgenden Paare sind, besonders vom dritten an, sehr winzig und von annähernd gleicher Länge. Sie werden erst vom 14. Brachiale an wieder ganz allmählich grösser, ohne überhaupt mehr als 5 mm Länge zu erreichen. Sacculi an den Pinnulae klein und spärlich. Scheibe: verloren. Farbe des Skeletts: weisslich hellbraun. Klafterung: wahrscheinlich S—10 em. Fundort: Akyab. Ein Exemplar (Museum Godeffroy). Hamburger Museum.

Ich erlaube mir diese neue Art nach Herrn Professor Dr. K. Kraepelin, dem Director des ‚Naturhistorischen Museums zu Hamburg, zu nennen. Das Exemplar, welches ihrer Beschreibung zu Grunde liegt, ist leider insofern recht defeet, als die Cirren und grösstentheils auch die Arme abgebrochen sind. Die Species ist auffallend durch die Dickigkeit ihrer proximalen Pinnulae, welche um so mehr hervortritt, als die mehr distalen Pinnulae ungemein klein und zart sind. Auch ist die Kürze und schnelle Verjüngung der Arme bemerkenswerth, welche im Gegensatze steht zu dem centralen Theile des Thieres, der ein kräftiges Centrodorsale und relativ starke erste Theilungsserien besitzt. Die Art scheint am nächsten Ant. Martensi zu stehen. Doch unterscheiden sich beide in der Form des Centrodorsale, der Arme und der unteren Pinnulae. Letztere sind bei beiden Arten sehr massiv, aber bei Ant. Martensi in noch höherem Grade und mit besonderer Vergrösserung der basalen Glieder (vergl. Taf. 1. Fig. 6). Die dicken Pinnulae haben bei dieser Species ausserdem eine unebene Oberfläche durch etwas sprungweise Grössen- abnahme ihrer Glieder, was bei Ant. Kraepelini nicht der Fall ist. Auch ist für Ant. Martensi charakteristisch, dass das starke Vorspringen der distalen Ränder der Armglieder bereits am dritten Brachiale beginnt.

4) Antedon Brockii n. sp. (Taf. 1. Fig. 4, 12, 13. Taf. 2, 17.)

Centrodorsale ziemlich gross und dick, mit flacher, eirrusfreier Ober- fläche. Ungefähr 30 kräftige Cirren in zwei und theilweise drei Reihen,

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die nieht ganz auf den Rand beschränkt sind. Sie erreichen 30 mm. Länge und bestehen aus 30—83%7 Gliedern, von denen einige wenige ein Bisschen länger als breit sein mögen. Starke Dornen vom 10. oder 12. Gliede aufwärts.

Erste Radialia sehr wenig sichtbar; zweite kurz, in theilweiser seitlicher Vereinigung; Axillaria sehr kurz, pentagonal. Drei Distichalia, das Axillare mit Syzygie. Palmarserien zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie; nur von der Innenseite der distichalen Axillaria entspringend. Auf der Verbindung von je zwei auf ein Axillare folgenden Gliedern eine schwache dorsale Er- hebung, am stärksten entwickelt zwischen dem ersten und zweiten Brachiale. Keine Postpalmaria.

28 Arme mit kurzen Gliedern und ziemlich langen Pinnulae. Rücken- linie des Armes in Folge der vortretenden distalen Gliedränder schwach gesägt. Die ersten 8 oder 9 Glieder haben glatte Verbindung und sind länger als die übrigen. Das dritte (Syzygie) fast quadratisch. Die wenigen zunächst folgenden sind scheibenförmig und bilden mit einander schwache, alternirend seitlich gelegene Erhabenheiten und Vertiefungen, was ihre Gesammt- oberfläche etwas uneben macht. Dann eine Reihe etwas keilförmiger Glieder, die bald wieder in scheibenfürmige übergehen. Die Glieder bleiben kurz bis zum Armende.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; zweite vom 22. bis 26. Gliede und 9 Gliedern.

Distichale Pinnulae, resp. die des zweiten Brachiale in Armen erster

die folgenden in Zwischenräumen von %

Ordnung, schlank und zart, von ungefähr 11 mm Länge. Die des zweiten Brachiale an anderen Armen fast so lang, aber nicht ganz so stark, wie die des vierten Brachiale, die 20 mm erreicht und ungefähr 30—35 Glieder hat. Die Pinnula des sechsten Gliedes bedeutend kürzer und auch die Länge der beiden folgenden nimmt noch ab. Die Pinnula des dritten Brachiale varlirt in der Grösse, ist aber meistens so lang wie die Distichale. Zuweilen ist sie fast so lang wie die des fünften Brachiale, die ihrerseits stets ein gutes Stück kürzer ist als die lange, schlanke und in ihrem äusseren Theile sehr dünn werdende Pinnula des vierten Brachiale. Die äusseren Pinnulae erreichen 12 mm. Sämmtliehen unteren Pinnulae eigenthümlich sind die etwas vorstehenden, fein gezähnten distalen Ränder ihrer Glieder (s. Taf. 1. Fig. 12). Saceuli an

den Pinnulae dichtstehend, obwohl wegen der allgemeinen tiefen Färbung nicht

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archinels. 25 Au

auffallend. Scheibe: 15 mm Durchmesser, stark eingeschnitten; mit eigen- thümlichen kleinen, conischen, an den Einschnitten und an der Basis der ersten Verzweigungen gelegenen Auswüchsen, auf welche sich die Ambula- eralrinne fortsetzt. Analrohr getäfelt. Färbung: tief schwarzbraun, mit einem Stich ins Röthliche. Klafterung: eirca 28cm. Fundort: Amboina. Ein Exemplar.

Die neue Art ähnelt auf den ersten Blick Antedon Ludoviei durch ihre schwarze Färbung, ihr Centrodorsale, ihre Cirren und die Form der Armglieder. Doch wird eine Vergleichung der Pinnulae sofort genügen, beide Arten zu unterscheiden, da die für Antedon Ludoviei so charakteristische Kielung der unteren Pinnulae unserer Antedon Brockii vollkommen fehlt.

Die kleinen conischen Auswüchse der Scheibe dürften frühzeitig ab- gelösten und selbständig weitergewachsenen Weichtheilen der untersten Pinnulae entsprechen. Sehr ausgeprägt findet man sie an dem in Hamburg befindlichen Originale von Hyponome Sarsii Loven, ferner auf den Abbildungen von Antedon multiradiata Lam. (Challenger, Rep. Vol. XI. Pl. LV. Fig. 3, 4).

5) Antedon affinis n. sp. (Taf 1. Fig. 14. Taf. 2. Fig. 18 und 21.)

Centrodorsale eine ziemlich kleine Scheibe mit ungefähr 24 Cirren in zwei unregelmässigen Reihen. Grösste Länge der Cirren 20 mm. Glieder- zahl 20—30. Einige Glieder sind ein wenig länger wie breit. Die äusseren sind stark comprimirt und gekielt; sie überragen dorsal stark die Basis des nächsten Gliedes, wodurch der Cirrus hier gesägt erscheint, und die Äussersten Glieder haben kleine Dornen. Die Cirren sind nicht auf den Rand beschränkt und lassen nur einen ziemlich kleinen, unregelmässigen, centralen Raum der Scheibe frei.

Erste Radialia nur wenig zu sehen; zweite theilweise seitlich vereinigt; Axillaria ziemlich kurz, pentagonal. Von einem derselben entspringt jeder- seits ein definitiver Arm; von den vier anderen entspringen auf der einen Seite ein definitiver Arm, auf der anderen Seite eine dreigliederige Distichal- serie, deren Axillare eine Syzygie hat. _Auf jede Distichalserie folgt eine zweigliederige Palmarserie. Keine postpalmaren Stämme. Die ersten Distichalia sind kurz und haben die Länge von dem ersten Brachiale des anstossenden Armes, mit dem sie seitlich vereinigt sind.

Nova Acta LVII. Nr. 1. 4

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15 schlanke und ziemlich glatte Arme. Die basalen Glieder sind kurz; das erste Glied ist kürzer als das zweite, das dritte Glied ebenfalls kurz, die folgenden Glieder sind kurze Scheiben mit schwachen Vorragungen nach rückwärts. Dann, vom achten oder neunten Gliede an, eine Reihe von Gliedern, die dreieckig und ein gut "Theil länger sind; diese werden um das 30. Glied herum kürzer und abgestumpfter, keilförmig, dann weiterhin kurz scheibenförmig und schliesslich mehr quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste vom 10. zum 13. Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von 8S—10 Gliedern. Die zweite Syzygie in Armen erster Ordnung ist im siebenten oder achten Brachiale mit den folgenden in Zwischenräumen von 4 oder 5 Gliedern.

Die untersten Pinnulae, ob distichal oder brachial, sind sehr klein und zart, mit gekielten, ziemlich grossen Basalgliedern. Die Pinnula des zweiten Brachiale, wenn sie auf eine distichale Pinnula folgt, ist ein gutes Stück länger wie diese und misst ungefähr 9 mm; die vom dritten Brachiale ist sehr klein. Die grösste Pinnula ist die vom vierten Brachiale mit 12 mm; die auf sie folgenden nehmen an Länge ab bis zum 12. Gliede. Die Pinnula des fünften Brachiale ist kürzer als die vom vierten. Die Pinnula des sechsten Brachiale an Armen erster Ordnung ist fast so lang als die des vierten. Die Pinnulae ungefähr der ersten 20 Armglieder haben einige ge- kielte Glieder an ihrer Basis. Die Länge der übrigen Pinnulae erreicht 7 mm. Sacceuli in Menge an den Armen und Pinnulae. Scheibe: nackt, ein- geschnitten; 13 mm Durchmesser. Klafterung: wahrscheinlich um 13 cm. Färbung: Skelett hell chocoladebraun; Scheibe dunkelbraun. Fundort: Amboina. Ein Fxemplar.

Die neue Species zeigt viel Aehnlichkeit mit den wahrscheinlich identischen beiden Arten Antedon bipartipinna Carp. und Ludoviei Carp., d. h. also Formen, welche mit dem Besitze von Palmarserien schlanke, gekielte Pinnulae in der proximalen Armregion verbinden. Da das Exemplar nicht geschlechtsreif ist, so erscheint es auch nicht ausgeschlossen, dass sich unsere neue Art nur als ein Jugendstadium von Ant. Ludoviei erweisen Könnte, obwohl mir nachstehende Eigenthümlichkeiten mehr auf eine specifische Selb- ständigkeit hinzuweisen scheinen. _Antedon affinis unterscheidet sich von Antedon Ludovici durch viel geringere Grösse und einen sehr gracilen Bau.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 2%

Ausserdem haben seine Cirren eine relativ entschieden feinere Structur und eine geringere Zahl von Gliedern |20—30 gegen 35—40 (Amboina) und 40—50 (Hongkong)], vergl. pag. 30. Sodann fehlen unserem Ant. affinis die für Ant. Ludoviei so charakteristischen Buckel auf den Verbindungen der den Axillaria folgenden zwei Glieder, und die Gesammtoberfläche der ersten 85 oder 9 Armglieder hat nur eine Andeutung der Unebenheit, die wir so ausgeprägt bei jener Art finden. Endlich sind bei ihm die dreieckigen Glieder, welche auf die Armbasis folgen, entschieden länger als die entsprechenden Glieder der anderen Art, die auch nicht dreieckig sind (vergl. Taf. 1. Fig. 11 und 14). Die Uebereinstimmung zwischen beiden Formen liegt einmal, wie erwähnt, in der Kielung der Pinnulae, sodann in der Form der unteren Arm- glieder, insbesondere der der kurzen dritten Brachiale und schliesslich in der Anordnung der Arme und der T'heilungsart der Radien.

6) Antedon nematodon (Ltk. M. S.) n. sp. (Täf. 1. Fig. 9.)

Öentrodorsale eine dieke convexe Scheibe mit ungefähr 30 Cirren in 2 und stellenweise 3 unregelmässigen Reihen. Die Cirren haben 40—50 an- nähernd gleichförmige Glieder, von denen keines länger als breit ist. In den äusseren zwei Dritttheilen, mindestens in der äusseren Hälfte des Cirrus, tragen sie ziemlich kräftige Dornen. An ihrem Ende sind die Cirren ziemlich stark comprimirt. Ihre Länge beträgt etwa 25 mm.

Erste Radialia nicht sichtbar; zweite sehr kurz, vollkommen frei seitlich; die Axillaria fast dreieckig, ebenfalls sehr kurz. Distichalserien drei- gliederig, ausnahmsweise auch zweigliederig. Palmarserien zweigliederig, aber dreigliederig, wenn sie auf zweigliederige Distichalserien folgen. Postpalmar- serien nur wenige entwickelt; zweigliederig. Die Glieder der Theilungsserien sind, verglichen mit denen der Radialia, ziemlich lang. Die auf ein Axillare folgenden ersten Glieder seitlich fast vollständig mit einander vereinigt.

38 rauhe, etwas comprimirte Arme mit schmalem Rücken: kurze scheibenförmige Glieder, deren distale Ränder ziemlich stark vortreten und im ersten Drittel des Armes seitlich etwas übergreifen. Nur die basalen Glieder haben glatte Verbindung.

4*

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Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 22. Gliede an, oft um das 30. Glied herum, aber auch weiter hinaus, um das 40. Die folgenden in Zwischenräumen von 12—20 Gliedern.

Die unteren Pinnulae im Allgemeinen von feiner Structur und. glatten eylindrischen Gliedern. Distichale Pinnula etwa 12 mm lang mit eirca 25 Gliedern, von denen die unteren ziemlich dick, die der äusseren Hälfte sehr dünn sind und gegen das Ende hin etwas länger wie breit werden. Die Glieder sind in der Mitte dunkel und an ihren Enden hell gefärbt. Die Pinnula des zweiten Brachiale von ähnlichem Aussehen, mit circa 30 Gliedern, etwa 14 mm lang, sich etwas allmählicher verjüngend; die des dritten Brachiale sehr klein; die auf das zweite Brachiale folgenden Pinnulae nehmen ziemlich sprungweise an Länge ab bis zum 12. Gliede, von dem an sie wieder länger werden. Sie erreichen dann etwa 10 mm. Sacculi bei der allgemeinen tiefen Färbung nicht auffallend. Scheibe: etwa 15 mm Durchmesser; tief eingeschnitten. Klafterung: über 16 cm. (Die Armenden sind abgebrochen.) Färbung: tief schwärzlich braun. Fundort: Bowen. 1 Exemplar (Museum Godeftroy). Hamburger Museum.

Antedon nematodon gehört zu den Arten der Savignyi-Gruppe, die zwei Palmaria besitzen und deren untere Pinnulae nicht durch besondere Dicke ausgezeichnet sind. Von den hierher zu rechnenden Formen haben Ant. bipartipinna Carp. und Ant. Ludovici Carp. die ziemlich bedeutende Anzahl von Cirrusgliedern mit Ant. nematodon gemein, allein die beiden ersteren unterscheiden sich von ihm durch Kielung ihrer Pinnulae in der proximalen Armregion und ferner dadurch, dass die Pinnula ihres vierten Brachiale länger ist als die des zweiten. Bemerkenswerth für unsere Art ist ausserdem die Lage der zweiten Syzygie im 30. Brachiale und darüber hinaus, sodann die ansehnliche Zahl der Arme, die auf dem Vorhandensein von postpalmaren Serien beruht, und schliesslich die zwischen zwei und drei wechselnde Zahl der Distichalia und resp. Palmaria. Viel Aehnlichkeit hat die neue Art mit Antedon variipinna Carp., wenn man absieht von der viel geringeren Grösse dieser Species und der Eigenthümlichkeit ihrer unteren Pinnulae, seitliche Fortsätze an den Gliedern zu bilden. Auch ist die Zahl der Cirrusglieder

bei Antedon nematodon grösser.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 29

%) Antedon Ludovici Carp. (Taf. 1. Fig. 7, 8 und 11.)

P. H. Carpenter, Description of new or little known Comatulae in: Journal of the Linnean Society, Vol. XVI, 1882. Syn.: Antedon acutieirra Carp. 1882, ibid. ? Antedon bipartipinna Carp. ibid. Centrodorsale gross, leicht convex; die eirrusfreie Oberfläche desselben oft mit kleinen Grübehen seulpturirt. Ungefähr 25 ziemlich lange und dicke Cirren in zwei unregelmässigen Reihen. Sie werden ‘ungefähr 35 mm lang und haben 35 Glieder tragen dorsale Knötchen und die letzten zuweilen selbst deutliche Dornen. Erste Radialia gerade sichtbar an den Winkeln der Radien oder

40 Glieder, von denen keines länger als breit ist. Die äusseren

gänzlich verborgen; die zweiten mit ihren Seiten vollständig vereinigt; Axillaria kurz, fünfeckig. Die Distichalserien als Regel dreigliederig, das Axillare mit Syzygie, zuweilen aber einzelne von ihnen zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die Palmarserien entspringen meist nur von der Innenseite der distichalen Axillaria. Sie sind zweigliederig, aber immer dreigliederig, wenn sie auf zweigliederige Distichalserien folgen, und dann das Axillare mit Syzygie. Auf der Verbindung des zweiten und dritten Radiale, sowie auf denen von je zwei auf ein Axillare folgenden Gliedern ziemlich starke Erhebungen. Die Seiten der Radien frei, obwohl manchmal einander stark genähert.

16—22 lange Arme, von denen einzelne direct von einem Radiale axillare entspringen. Die Rückenlinie der Arme nur wenig gesägt; die (esammtoberfläche der ersten sieben Armglieder aber sehr uneben in Folge von alternirend seitlich gelegenen Vertiefungen und Erhabenheiten. Die Arm- glieder sind kurz; das erste kürzer als das zweite, auf der Verbindung beider ein wohl ausgeprägter dorsaler Höcker; das dritte Glied (Syzygie) ist ganz kurz: dann einige scheibenförmige Glieder und darauf eine Serie von keil- förmigen, die weiterhin immer mehr abgestumpft werden und in der Mitte des Armes in kurze breit rechteckige übergehen.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste zwischen dem elften und neunzehnten Gliede; dann in Zwischenräumen von 6—10 Gliedern. Zweite Syzygie in Armen erster Ordnung im achten Brachiale, manchmal aber auch erst im fünfzehnten; die folgenden häufig in Zwischenräumen von 6 oder 7 Gliedern.

30 Dr. Clemens Hartlaub.

Die erste Pinnula (zweites Distichale, resp. zweites Brachiale) ist S—9 mm lang und hat ungefähr die Länge der Pinnula der dritten Brachiale, die gewöhnlich etwas kleiner ist. Die zweite Pinnula derselben Armseite gewöhnlich viel länger und fast so gross wie die nächste; etwa 18 mm. Die Länge der vierten Pinnula variürt, ist aber meist geringer; die der folgenden Pinnulae nimmt ab bis zum fünfzehnten Gliede, wo sie noch 7 oder 8 mm beträgt. Die grösste Länge der äusseren Pinnulae beträgt 14 mm. Die unteren Glieder aller Pinnulae im proximalen Drittel des Armes sind stark gekielt. Die grossen unteren Pinnulae sind ziemlich steif und die vom vierten und fünften Brachiale bestehen aus einigen 20 Gliedern, von denen keines länger als breit ist. Sie haben scharfe Kanten. Die kleinen ersten Pinnulae sind schlank und werden nach den ersten basalen Gliedern sehr dünn. Saceuli in Menge an den Pinnulae, aber wegen der allgemeinen tiefen Färbung nicht hervortretend. Scheibe: ungefähr 14 mm Durchmesser; stark ein- geschnitten. Färbung: in Spiritus gleichmässig schwarz; in trockenen Exem- plaren etwas röthlich braun. Klafterung: 36 em. Fundort: Amboina.

12 Exemplare.

Ich habe die oben beschriebene Form anfänglich für eine neue Species gehalten. Dr. Carpenter aber, dem ich ein Exemplar derselben schickte, hatte die Güte, mich auf die Wahrscheinlichkeit ihrer Identität mit seiner Antedon Ludoviei von Hongkong hinzuweisen, und in der "That überzeugte ich mich in Hamburg von der Richtigkeit seiner Vermuthung. Wir haben es hier offenbar mit einer der so sehr variabelen Formen zu thun, die ähnlich der Actinometra parvieirra J. Müll. den Systematiker leicht irre leiten. Fol- gendes sind die Unterschiede der chinesischen und amboinensischen Varietät.

Antedon Ludovici von Hongkong hat eine Centrodorsale „with flattened dorsal surface“, Cirren mit 40—50 Gliedern, die volle Zahl der Distichal- serien, nur dreigliederige Distichalserien, die längste untere Pinnula (vierte)

am sechsten Brachiale (35 mm) und hellbraune Färbung.

Antedon Ludovici von Amboina hat ein convexes Centrodorsale, nie mehr als 40 Cirrusglieder, niemals die volle Zahl der Distichalserien, stets einige zweigliederige Distichalserien, die längste untere Pinnula (dritte) am

vierten Brachiale (18 mm) und schwarze Färbung.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 31

Wie weit freilich die Eigenschaften des Carpenterschen Originals die einer besonderen Varietät repräsentiren, bleibt die Frage. Ich halte die chinesische Form, zu der ich auch die Typen von Ant. bipartipinma Carp. und acutieirra Carp. rechne, für sehr variabel, glaube, aber, dass sie constant durch eine grössere Armzahl von der amboinensischen unterschieden ist. Der Hauptgrund, der mich bewog, die chinesische und amboinensische Form trotz- dem für identisch zu halten, ist die Uebereinstimmung in der Form der Cirren, der Arme, Armglieder und der Pinnulae. Charakteristisch sind auch die buckelige Verbindung von je zwei jederseits auf ein Axillare folgenden Gliedern, die Kürze des dritten Brachiale, die unebene Gesammtoberfläche der ersten 7 oder 8 Armglieder und die Kielung der Pinnulae im proximalen Theile der Arme.

Legt man Gewicht auf diese, wie es scheint, beständigen Merkmale und zieht man andererseits die offenbare Neigung des Ant. Ludovwiei zur Variation in Betracht, so bleibt wohl zu erwägen, ob nicht auch die ebenfalls von Hongkong stammende Antedon bipartipinna Carp. zur gleichen Art gehört. Das Originalexemplar dieser Art macht auf den ersten Blick ganz den Ein- druck eines Antedon Ludovici von Amboina. Das Auffallendste an ihm sind die Cirren, die lang sind, in einer Reihe stehen, keine Dornen am vorletzten Gliede und keine Klauen haben. Doch kann man diesen Eigenthümlichkeiten kaum grossen Werth beimessen, da gewisse andere Gesichtspunkte auf eine anomale Entwickelung des Exemplares hinweisen. Dies betrifft zunächst die unregelmässige Lage der ersten Syzygie; in manchen Armen liegt sie im dritten Brachiale, in anderen im zweiten, in wieder anderen folgt der im dritten eine im vierten, und einzeln liegt sie erst im zwölften oder dreizehnten Gliede. Was aber die eigenthümlichen unteren Pinnulae betrifft, die den Ein- druck machen sollen als „if they had been broken and regenerated“, so sei bemerkt, dass dies in der That einzeln der Fall ist, dass aber das 'T'hier daneben auch die entsprechenden Pinnulae ganz von der Form besitzt, die dem Ant. Ludovici eigenthümlich ist. Beide Arten stimmen ferner überein in dem Besitz von zweigliederigen und dreigliederigen Palmarserien. Car- penters Angabe ist nicht genau, wenn er sagt „second (division) usually the same (three joints) but sometimes of two joints the axillary without a syzygie“. Das Exemplar hat vielmehr ebenso viel zweigliederige als dreigliederige Palmar- serien, und zwar sind es gewöhnlich die inneren, welche zweigliederig sind.

32 Dr. Clemens Hartlaub.

Die Form der Arme, die Kielung der Pinnulae, die kräftigen Höcker auf den T'heilungsserien und der Verbindung der ersten beiden Armglieder und schliess- lich die Farbe sind weitere Eigenschaften, die beiden Arten gemeinsam zu- kommen und ihre Identität in hohem ‘Grade wahrscheinlich machen.

Für Ant. acutieirra Carp. hat bereits Carpenter, wie er mir schreibt, Aehnliches vermuthet, und ich nehme deshalb keinen Anstand, sie als Synonym von Ant. Ludovici zu betrachten. Sie ist ebenfalls eine Art mit langen klauenlosen Cirren. In der Farbe gleicht sie dem Ant. Ludoviei von Hongkong und in vieler anderer Beziehung der Varietät von Amboina. Mit dieser hat sie gemein die Form des Öentrodorsale, die Form der Arme und Armglieder, die Gestalt der Theilungsserien, die stark gekielten Pinnulae, die sich bei beiden Formen gleich weit den Arm hinauf verfolgen lassen, ferner das auf- fallend kurze dritte Brachiale und den Umstand, dass einige Arme direct von einem Radiale axillare entspringen. Auch ist, ganz wie das bei Ant. Ludoviei gewöhnlich ist, eine Distichalserie zweigliederig.

S) Antedon crassipinna n. sp. (Taf. 1. Fig. 1, 5, 10.)

Centrodorsale gross und dick, in der Mitte zuweilen tief ausgehöhlt. Ungefähr 37 dieke und ziemlich lange Cirren in 3 Reihen. Sie werden 46 mm lang und haben 30—40 gleichförmige Glieder, von denen keines länger als breit ist. Gegen das Ende werden die Cirren comprimirt und ihre äussersten Glieder können kleine Dornen tragen.

Erste Radialia ganz verborgen oder doch nur wenig sichtbar, zweite Radialia seitlich in theilweiser Vereinigung. Axillaria pentagonal. Distichalia dreigliederig oder einige von ihnen zweigliederig. 2—3 postdistichale Axillaria. Palmarserien zweigliederige und dreigliederige, zuweilen in gesetzmässiger Anordnung derart vertheilt, dass die inneren zweigliederig, die äusseren drei- gliederig sind; in anderen Fällen die dreigliederigen bedeutend überwiegend. Alle postpalmaren Serien dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Die Axillaria der T'heilungsserien sind ziemlich gross. Die auf eine Axillare folgenden beiden Glieder stets in theilweiser Vereinigung seitlich, Die beiden ersten Glieder jeder T'heilungsserie bilden auf der Mitte ihrer Ver- einigung ein, manchmal allerdings kaum angedeutetes dorsales Knöpfchen; ebenso meist die zwei ersten Brachialia, obwohl nur in geringem Grade. Die

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Axillaria der dreigliederigen Theilungsserien bilden mit dem vorhergehenden Gliede manchmal einen kleinen seitlichen Buckel über dem Ansatze der Pinnula. - 46—56 Arme von schmalem Rücken, gesägter Rückenlinie und kurzen, gleichförmigen Gliedern. Bereits die basalen Armglieder haben vortretende, distale Ränder, doch lässt diese Eigenschaft gegen das Armende hin immer mehr nach, so dass hier die Oberfläche ziemlich glatt ist. Die fünf oder sechs ersten Glieder, besonders die drei untersten, sind etwas länger wie die übrigen, welche kurz scheibenfüörmig und im Ganzen sehr gleichförmig sind.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 22. bis 30. und die folgenden gewöhnlich in Zwischenräumen von 12—15 Grliedern.

Die distichale, palmare, postpalmare und erste brachiale Pinnula contrastiren durch bedeutende Dicke, Grösse und Steifigkeit auffallend gegen die übrigen Pinnulae. Sie haben dieke eylindrische Glieder mit besonders verdickten distalen Finden, die mit glattem Rande über die Basis des folgenden Gliedes vorragen. Die distichale und palmare Pinnula annähernd gleich gross, mit ungefähr 20 Gliedern und circa 20 mm Länge. Die inneren palmaren Pinnulae etwas kleiner wie die äusseren. Die postpalmare Pinnula zuweilen etwas kürzer. Die Pinnula des zweiten Brachiale an äusseren Armen etwa 16 mm lang, an inneren beträchtlich kleiner. Die nun folgenden Pinnulae variiren in ihrer Länge ein wenig, sind aber stets viel kleiner und schwächer. Ihre Länge nimmt bis zum 10. Brachiale ab. Die dann kommenden werden wieder grösser, bis sie etwa 10 mm erreichen. Die Pinnula des dritten Brachiale 10 mm, annähernd so lang wie die des fünften. Die Glieder der- selben haben zuweilen stumpfe, seitliche Fortsätze an ihren distalen Enden. Sacculi an den Pinnulae dichtstehend. Scheibe: 32 mm Durchmesser, eingeschnitten. Färbung: purpurviolett oder chocoladebraun. Klafterung: etwa 40 em. Fundort: Amboina; 3 Exemplare. Cochinchina; 1 Exemplar. (Hamburger Museum.)

Die obige Beschreibung basirt auf drei von Professor Brock ge- sammelten Exemplaren. Die Species crassipinna dürfte wohl die grösste und armreichste unter den bis jetzt bekannten Formen der Savignyi-Gruppe sein. Sie ist leicht kenntlich an ihren plumpen, massiven, unteren Pinnulae und besonders interessant, weil sie eine Eigenschaft besitzt, die bei der Gattung “Antedon bisher nicht beobachtet wurde, wohl aber von einzelnen Actinometra-

Nova Acta LVIH. Nr. 1. 5

34 Dr. Clemens Hartlaub.

Arten bekannt ist. Es ist dies das gleichzeitige Vorkommen von zwei- und dreigliederigen Palmarserien und deren bisweilen ganz gesetzmässiger Ver- theilung. Unter den Actinometren ist dies Verhalten dureh vier von Oar- penter’s neuen Arten aus der Parvieirra-Gruppe bekannt geworden, und zwar von Act. duplex, belli, nobilis und regalis, deren innere Palmarserien dreigliederig und äussere Palmarserien zweigliederig sind, also gerade die entgegengesetzte Anordnung zeigen wie unsere Antedon-Art. Aber wie bei der letzteren Species von Actinometra (vergl. pag. 99) die gesetzmässige Ver- theilung nicht ganz constant ist, so finden wir auch Exemplare von Antedon crassipinna wit bei Weitem überwiegend dreigliederigen oder zwei- und drei- gliederigen Palmarserien in annähernd gleicher Menge ohne gesetzmässige Vertheilung. Welches Verhalten bei unserer Art das häufigste ist, kann erst ein grösseres Material ergeben. Von den vier Stücken, die ich daraufhin prüfte, zeigten gesetzmässige Anordnung nur eines von Amboina und das von Cochinchina im Hamburger Museum.

Die postpalmaren Serien sind derart gestellt, dass auf die inneren Palmarserien eine oder zwei derselben folgen, auf die äusseren dagegen höchstens eine oder überhaupt keine.

Bemerkenswerth ist schliesslich das Vorkommen von zweigliederigen Distichalserien, deren ein Amboina- Exemplar drei aufweist. Derartige Schwankungen in der Zahl der Distichalia schemen in der Savignyi-Gruppe nicht ungewöhnlich zu sein (vergl. Ant. Ludovici nematodon, angustiradia Carp.), wenn dieselben auch bei keiner der bis jetzt bekannten Arten einen so hohen Grad erreichen wie bei Aectinometra parvieirra, für die die grösste Regel- losigkeit in dieser Hinsicht geradezu charakteristisch ist.

Das Hamburger Exemplar von Üochinchina ist schön purpurviolett gefärbt. Seine zweiten Radialia sind im Gegensatze zu denen von Amboina ganz frei-seitlich. 45 Arme; einige davon entspringen an der Aussenseite der Radien direet von einem distichalen Axillare. Die distichalen Pinnulae sind relativ sehr lang, etwa 28 mm und, wie auch die folgenden dieken

Pinnulae, etwas schlanker als bei den Exemplaren von Amboina.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 35

Die Palmata- Gruppe.

„Arten mit zweigliederigen Distichalstämmen, einer nicht getäfelten Scheibe, und keinem bestimmten Ambulacralskelett. Die Seiten der unteren Brachialia sind nicht oder nur sehr wenig abgeplattet. Die erste Pinnula kleiner als die folgenden.“ (Carpenter.)

Die Verbreitung dieser, wie es scheint, artenreichsten aller Antedon- Gruppen ist eine fast durchaus tropische und mit wenigen Ausnahmen littoral. Ihr Centrum liegt im Indischen Archipel; östlich reicht sie bis zu den Sandwich- Inseln, westlich bis zum Rothen Meere, doch sind die hier (Antedon palmata J. Müller) und im Indischen Ocean gefundenen Arten nur sehr wenige.

Die Mehrzahl der von Professor Brock gesammelten Species gehört dieser Gruppe an. Es sind im Ganzen sieben, von denen Antedon elongata J. Müll, brevieuneata Carp. und imparipinna Carp. bereits bekannt waren.

Von Antedon elongata, einer seltenen Form, deren Fundort man bisher nicht wusste, wurde leider nur ein Exemplar mitgebracht. Dagegen scheint die sehr verbreitete und gewöhnliche Antedon imparipinna (Syn.: protecta Ltk. M. 8.) wie auch Antedon brevicuneata Carp. auf Amboina nicht selten zu sein. Letztere Art ist eine von denen, deren Originalexemplar auf Amboina gefunden wurde.

Eine Anzahl Formen dieser Gruppe heben sich von den übrigen sehr scharf ab durch den dornartigen Charakter gewisser unterer Pinnulae. Den mit dieser Schutzeinriehtung versehenen bekannten Arten konnte ich ver- schiedene neue hinzufügen, von denen Antedon oxyacantha Nob. auf Amboina besonders häufig zu sein scheint. Die schönste Entwickelung des Stachel- schutzes zeigt eine neue Species von den Cebu-Inseln, die ich Antedon erinacea genannt habe; bei ihr ist die Scheibe von einem fürmlichen Walde der spitzesten Stacheln umgeben.

Eine andere, aber nur kleinere Zahl von Arten zeichnet sich durch den Mangel einer Pinnula am dritten Brachiale aus. Zu ihnen füge ich die neue Species Antedon Olarae von Amboina.

Bei der Bearbeitung der Berliner Sammlung waren als neu zu be- schreiben die von Herrn Dr. OÖ. Finsch in Neu-Britannien gesammelten

55

36 Dr. Clemens Hartlaub.

beiden Arten Antedon Finschii und tenuipinna. Erstere gehört zu den-schönsten und stattlichsten ihrer Gattung. Sie hat lange dornige Cirren und ist be- merkenswerth wegen der starken, seitlich abgeplatteten Leisten an den Seiten ihrer Radien. Während eines kurzen Aufenthaltes in Berlin wurden ferner die sämmtlichen Originalexemplare von Antedon palmata J. Müll. einer genauen Untersuchung unterzogen und eine neue Beschreibung der Art für noth- wendig erachtet, weil die ursprüngliche in manchen Punkten unzutreffend ist. Von Antedon flagellata J. Müll., deren Fundort, ähnlich dem von Antedon elongata J. Müll., bisher unbekannt war, wurde Singapore als ein solcher festgestellt.

Als Resultat meines Aufenthaltes in Hamburg führe ich die Be- schreibungen von Antedon tenera Ltk.M.S. und der schon erwähnten Antedon erinacea Nob. an. Die dornähnlichen unteren Pinnulae dieser Species unter- scheiden sich auffallend von denen anderer Arten dadurch, dass ihre Glieder kurz und zahlreich sind.

Dem Bremer Museum verdanke ich die neue Art Antedon monacantha von den Mortlock-Inseln und dem Stuttgarter Naturaliencabinet Antedon Klunzingeri aus dem Rothen Meere.

Die Palmata- Gruppe wurde, eine Lütken’sche M. S. Art eingerechnet, um 10 neue Formen bereichert und umfasst jetzt im Ganzen 30 Arten. Ein Ueberblick über sie und ihre gegenseitigen Beziehungen möge die folgende Tabelle geben, die ich im Wesentlichen dem Carpenter’schen Werke entlehne.

A. Keine Pinnula am dritten Brachiale. I.. Zwei postradiale Axillaria; die inneren Arme eines jeden Radius gewöhnlich ohne eine Pinnula am zweiten Brachiale. manca Carp. II. Ein postradiales Axillare; das zweite Brachiale hat stets eine Pinnula. a. 15—20 Arme. Pinnula des vierten Brachiale bedeutend länger wie die des zweiten. Einige Cirrusglieder länger wie breit. disciformis Carp. b. Weniger wie 15 Arme: Pinnula des vierten Brachiale annähernd so lang wie die des zweiten. Kein Cirrusglied länger wie breit. 9) Olarae n. sp. (pag. 41)

Beitrag zur Kenntniss der Oomatulidenfauna des Indischen Archipels. 3%

B. Das dritte Brachiale hat eine Pinnula. I. Ein postradiales Axillare. Die Radien seitlich ganz frei.

a. 30 Cirrusglieder; Brachialia sehr kurz; Seiten der Radien glatt. clemens Carp.

b. 20 Cirrusglieder; Brachialia nicht besonders kurz; unregelmässige Hervorragungen an den Seiten der Radien. marginata Carp.

II. Zwei oder mehr postradiale Axillaria. a. Die Pinnula des vierten Brachiale länger wie die des sechsten. 1) Die Radien seitlich frei. a. Die Pinnula des vierten Brachiale hat 25 oder mehr Glieder, die nicht besonders verlängert sind.

a. Pinnula des vierten Brachiale nicht griffelförmig. i. Nicht über 20 Arme. Zweite Radialia vollkommen

frei; die Radien weichen stark auseinander. Die Glieder der unteren Pinnulae haben gezähnte und hervorragende distale Ränder.

Erhabenheiten am Aussenrande der Radien.

10) bella n. sp. (pag. 43)

Die Glieder der unteren Pinnulae glatt. Aussenrand der Radien glatt. 11) Klunzingeri n. sp. (pag. 46) ii. Ueber 20 Arme; zweite Radialia in der Regel mehr oder minder vereinigt. a’. Aeussere Cirrusglieder dornig. 60— 80 Cirrusglieder; Aussenseite der Radien häufig abgeplattet. 12) Finschiüi n. sp. (pag. 47) Nieht mehr wie 30 Cirrusglieder. 13) palmata J. Müll. (pag. 49) '. Cirrusglieder glatt; gegen 40 Arme. laevicirra Carp.

38 Dr. Clemens Hartlaub.

£. Die Pinnula des vierten Brachiale ganz oder annähernd griffelförmig. i. Die ersten vier Paar Pinnulae gestreckt und aus- gesprochen dornförmig. 14) erinacea n. sp. (pag. 52)

ii. Die Pinnula des vierten Brachiale an den äusseren Armen eines jeden Distichiums durch besondere Grösse ausgezeichnet, dabei steif und annähernd griffelförmig.

imparipinna Varp, (pag. 63)

b’. Die Pinnula des vierten Brachiale hat 12—1S (selten weniger) stark verlängerte Glieder und ist steif und griffelförmig. e. Erste Pinnula wie die des vierten Brachiale. 15) tenuipinna n, sp, (pag. 54)

ß. Erste Pinnula aus kürzeren und zahlreicheren Gliedern zusammengesetzt wie die des vierten Brachiale; dabei geisselförmig.

i. Die Radien haben marginale Erhabenheiten.

«. Die Pinnula des sechsten Brachiale von dem Charakter derjenigen des vierten und nur wenig oder gar nieht kürzer.

e”. Pinnula des vierten Brachiale mit 16—20 Gliedern; äussere Pinnulae lang und fadenförmig.

spicata Carp.

?”. Pinnula des vierten Brachiale mit weniger

als 16, meistetwa 12, sehr langen Gliedern.

Zweite Radiale auffallend kurz: Pinnula

des achten Brachiale nicht steif und griffelförmig.

tuberculata Carp.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 39

Zweite Radiale nicht auffallend kurz.

Pinnula des S. Brachiale, an äusseren

Armen selbst die des 10., steif und

griffelförmig.

16) owyacantha n. Sp. (pag. 55)

3. Die Pinnula des sechsten Brachiale viel

kürzer als diejenige des vierten, und nicht steif und griffelförmig.

17) monacantha n. sp. (pag. 59)

ii. Die Radien haben keine marginale Erhabenheiten.

30 Arme; die Pinnula des vierten Brachiale hat mehr als 12 Glieder. indica Smith. 12 Arme; die Pinnula des vierten Brachiale hat S—10 lange Glieder. 18) spinipinna n. sp. (pag. 61) 2) Die Radien in Berührung. a. Die unteren Pinnulae grösser an den äusseren Armen eines jeden Distichiums als an den inneren. a. Pinnula des vierten Brachiale kräftig, die des sechsten ganz klein. 19) imparipinna Carp. (pag. 63) ö- Untere Pinnulae sehr dünn mit Neigung zur Kielung. 20) tenerea (Ltk.M.S.) n.sp. (pag. 66) b’. Die unteren Pinnulae annähernd gleich gross an allen Armen. «. Dornige Cirren.

i. Pinnula des vierten Brachiale nicht viel grösser als die des sechsten. Keine Postpalmaria. Das fünfte Brachiale hat die erste Syzygie in Armen, die von einem distichalen Axillare entspringen.

reginae Bell.

ii. Pinnula des vierten Brachiale bedeutend länger als die des sechsten Postpalmaria. Erste Syzygie immer im dritten Brachiale.

40 Dr. Clemens Hartlaub.

«. Ueber 30 Cirrusglieder. Die erste Pinnula nicht viel kürzer als die des vierten Brachiale. Die unteren Brachialia haben abgeflachte Seiten.

gyges Bell.

3%. Nicht über 25 Cirrusglieder. Die erste Pinnula bedeutend kleiner als die des vierten Brachiale.

palmata J. Müll. (pag. 49)

#. Cirren gekielt, aber nicht dornig. i. Untere Brachialia oft mit abgeflachten Seiten. Keine Postpalmaria. Pinnula des achten Brachiale entschieden kleiner als die des sechsten. 21) dbrevicuneata Oarp. (pag. 68)

Pinnula des achten Brachiale fast ebenso gross als die des sechsten. similis Carp. -ji. Untere Brachialia nie mit abgeflachten Seiten. c«. Axillaria fast verborgen; Postpalmaria.

occulta Carp.

5. Zweite Radiale vollkommen sichtbar. Post- palmaria können fehlen. 20) tenerea (Ltk.M.S.)n.sp. (pag. 66)

b. Pinnula des vierten und sechsten Brachiale ungefähr gleich lang.

1) 35—40 Cirrusglieder, die äusseren deutlich dornig. articulata J. Müll.

2) 25--38 Cirrusglieder, die äusseren mit zugespitzten Kielen. Untere Brachalia abgeplattet. regalis Cap.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 41

c. Pinnula des sechsten Brachiale länger als die des vierten. 1) Dornige Cirren. a. Die Radien weichen beträchtlich auseinander. Keine Post- palmaria. Zweite Syzygie um das 14. Brachiale. 22) elongata J. Müll. (pag. 71) b’. Die Radien in enger Berührung und seitlich etwas abge- plattet. Postpalmaria. Zweite Syzygie um das 20. Brachiale

herum. 23) flagellata J. Müll. (pag. 73)

2) Cirren nieht dornig. Zweite Syzygie um das 20. Brachiale. bimaculata Carp.

9) Antedon Clarae n. sp. (Taf. 2. Fig. 19.)

Centrodorsale eine mässig grosse und dicke Scheibe mit kreisrunder, leicht eingesenkter Oberfläche. Es trägt eine einzige Reihe von 21 durchaus randständigen Cirren, die etwa 17 mm lang sind und ungefähr 25 kurze, ziemlich gleichförmige Glieder haben. Die proximale Hälfte der Cirren hat eine ziemlich breite Rückenfläche, in der distalen aber werden sie mehr com- primirt. Die Glieder besitzen vom zweiten oder dritten an eine dorsale Quer- leiste, welche Anfangs mit dem distalen Rande des Gliedes fast zusammen- fällt, in den späteren Gliedern aber mehr nach der Mitte zurücktritt. In der distalen, mehr comprimirten Cirrushälfte geht die Querleiste schliess- lich in einfache, kleine Dornen über. Das vorletzte Glied’ trägt einen kräftigen Dorn.

Die ersten Radiala sind ein wenig sichtbar; die zweiten seitlich ganz frei; die Axillaria ziemlich kurz, pentagonal. Zwei Radien mit einer disti- chalen Serie, die anderen theilen sich nur einmal. Eine der distichalen Serien ist zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie, die anderen dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Keine Palmaria. Die freien Aussenkanten der Radien glatt, ohne Hervorragungen. Die Verbindungen der Axillaria mit dem ihnen vorangehenden Gliede etwas buckelig.

12 Arme mit glatter Oberfläche und kurzen Gliedern. Das erste Glied fast rhombisch, nur theilweise mit dem Nachbargliede vereinigt; das zweite ein Bisschen kürzer; das dritte (Syzygie) ein wenig breiter wie lang; dann

Nova Acta LVIII. Nr. 1. 6

42 Dr. Clemens Hartlaub.

fünf oder sechs scheibenförmige und darauf eine Reihe keilförmiger Glieder, die nach dem Armende hin abgestumpfter und schliesslich mehr quadratisch werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 8. bis zum 13. Gliede und die anderen in Zwischenräumen von vier bis acht Gliedern.

Das dritte Brachiale trägt keine Pinnula; die Pinnula des zweiten Brachiale nahezu so lang, wie die des vierten und fünften Gliedes, welche ziemlich schlank sind, 7 mm messen und aus 15—20 cylindrischen Gliedern bestehen, die, mit Ausnahme der basalen, so lang wie diek sind. Die darauf zunächst folgenden Pinnulae sind bedeutend kürzer, vom zehnten Gliede an aber nimmt die Länge wieder zu und erreicht 12 mm. Saceuli: dicht- stehend. Scheibe: nur schwach eingeschnitten; sie erstreckt sich bis unter die dritten Brachialia. 12 mm Durchmesser. Klafterung: ungefähr 20 cm. Färbung: Scheibe schön rothbraun, mit kleinen und grossen weissen Flecken. Skelett: Cirren und centrale Region hell gelblich-braun, an den Armen dunkelroth-braune Partieen mit hellgelblich- braunen alternirend. Fundort: Amboina. Ein Exemplar.

Die wesentlichste Eigenthümlichkeit unserer neuen Art ist der Mangel einer Pinnula am dritten Brachiale.. Es sind nur vier Arten, welche ihr in dieser Beziehung gleichen, nämlich Ant. perspinosa Carp., Ant. informis Carp. von der Milberti-Gruppe, und Ant. manca Carp. und disciformis Carp. von der Palmata-Gruppe. Von diesen scheint die letztere Art unserer neuen am nächsten zu stehen; aber sie hat längere Cirren, die in einer unregelmässigen Reihe stehen und deren Glieder theilweise länger wie breit sind. Sodann sind bei ihr die Pinnulae des vierten und fünften Brachiale viel länger, als die erste Pinnula (zweite Brachiale), während die erste und zweite Pinnula unserer neuen Art fast gleich lang sind. Auch hat Antedon disciformis mehr Arme. Die geringe Anzahl der Arme unserer Art macht es wahrscheinlich, dass sie auch als zehnarmige Form vorkommt, und in diesem Falle würde sie mit unter den Arten der Milberti-Gruppe aufgeführt werden müssen. Sollten aber, was wegen der einen dreiarmigen Distichalserie unseres Exemplars auch nicht unmöglich ist, solche mit ausschliesslich oder vorwiegend dreigliederigen Distichalserien gefunden werden, so würde es nothwendig sein, die Art auch

in die Savignyi-Gruppe einzureihen.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 43

10) Antedon bella n. sp. (Taf. 2. Fig. 23, 26.)

Centrodorsale von mässiger Grösse, bedeckt mit etwa 15—20 ziemlich dieken, sich nur wenig verjüngenden Cirren, die nur eine kleine, stark ein- gesenkte, centrale Fläche frei lassen. 35—40 gleichförmige Glieder, die sämmtlich breiter, wie lang sind. In der proximalen Cirrushälfte überragen ihre dorsalen Ränder die Basis des folgenden Gliedes; in der äusseren Hälfte tragen sie zwei kleine dorsale Dornen. Das vorletzte Glied hat einen starken Dorn. Die Länge der Cirren erreicht 20 mm.

Erste Radialia sichtbar und dann zuweilen ganz frei seitlich oder theil- weise verborgen; zweite seitlich vollkommen frei; Axillaria pentagonal, wenig oder gar nicht Jänger, wie das zweite. Die Radien weichen stark aus- einander. Distichale und palmare Stämme zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Keine Postpalmaria. Auch die Palmaria können ganz fehlen und entspringen, wenn vorhanden, nur von der Aussenseite der distichalen Axillaria. Ziemlich starke Verdickungen am freien Aussenrande der Radien, der dadurch ein sehr gezacktes Aussehen hat; es betheiligen sich daran die Glieder vom ersten Radiale bis ersten Brachiale. Die Verbindungen der Axillaria mit ihren Vorgängern manchmal etwas buckelig.

Nicht mehr als 20 Arme; dieselben sind lang und schlank, von ziem- lich glatter Oberfläche und kurzen Gliedern; einige Arme können erster Ord- nung sein, d. h. direct von einem Radiale axillare entspringen. Das erste Brachiale ist nahezu rhombisch, fast vollständig vereinigt mit dem Nachbar- gliede; das zweite von gleicher Grösse, nahezu rechteckig, das dritte qua- dratisch oder ein Bisschen breiter, wie lang; dann einige scheibenförmige Glieder. Ihnen folgt zunächst eine kurze Reihe dreieckiger und dann stumpfer, keilförmiger, die schliesslich mehr quadratisch werden; sie haben fein ge- zähnte, distale Ränder, die etwas vorstehen und ein Bisschen übergreifen.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; zweite vom 23. bis 50. Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von 9—14, gewöhnlich 9—10. In Armen erster Ordnung kann die zweite Syzygie schon im achten Brachiale liegen, die folgenden in Zwischenräumen von zunächst zwei bis drei, später fünf Gliedern.

6*

44 Dr. Clemens Hartlaub.

Die Pinnula des zweiten Brachiale ist meist nur halb so lang, als die des vierten und hat verhältnissmässig glatte Glieder. Diese ist bedeutend dicker und steifer und wird S—10 mm lang. Sie besteht aus 12—22 Gliedern, von denen einige wenige ein Bischen länger wie breit sein mögen. Dieselben haben stark vorstehende, gezähnte, distale Ränder, die an den äussersten Gliedern sogar mit kleinen Dornen besetzt sind. Die folgende Pinnula ist be- deutend kleiner und selbst kürzer, wie die erste; sie hat glatte Glieder und gleicht durchaus der auf sie folgenden Sexualpinnula. Diese nehmen langsam an Länge zu und erreichen 9—10 mm. Die beiden ersten Pinnulae an der Innenseite des Armes (dritte und fünfte Brachiale) sind bedeutend kürzer, als die entsprechenden der Aussenseite. Sacceuli: an den Pinnulae dichtstehend, aber ziemlich verborgen in Folge einer dichten, graublau gefärbten Schicht, die das Perisom und Skelett überkleidet und selbst die kleinen Randläppehen der Pinnulae überzieht, wodurch letztere ungewöhnlich in die Augen fallen. Scheibe: 11 mm Durchmesser, tief eingeschnitten. Klafterung: 23 cm. Färbung: Skelett: hellgrau-blau mit kleinen röthlich-braunen Punkten. Diese stehen auf den Stämmen und ersten acht oder neun Armgliedern dicht und ohne bestimmte Vertheilung, haben aber in der äusseren Armpartie eine regelmässigere Lage. Hier hat nämlich jedes Glied nur einen Fleck auf seiner kürzeren Seite und ganz nahe seinem proximalen Rande. Die äusseren Pinnulae haben zum T'heil die allgemeine graublaue Färbung, zum Theil aber sind sie einfarbig rothbraun, und zwar wechseln stets Gruppen von der einen Färbung mit der der anderen. Die Cirren sind eintönig roth oder gelblich- braun. Fundort: Noordwachter Eiland. 15—20 Faden. Vier Exemplare.

Antedon bella n. sp. var. brunnea.

Ich betrachte als Varietät dieser neuen Species ein Exemplar, das sich durch seine ganz andere Färbung und einige sonstige Verschiedenheiten von dem 'T'ypus wesentlich unterscheidet.

Das Skelett ist dunkelbraun, die Cirren nur sind hellbraun. Die Pin- nulae haben zwei oder drei schmale, hellgraue Binden. Die Scheibe ist dunkel- braun mit sehr kleinen weissen Flecken.

19 Arme; kein Radius hat mehr wie vier. Die Arme sind länger

und dicker, als bei der typischen Form, so dass die Klafterung 27 em be-

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 45

trägt. Das dritte Brachiale ist vollkommen quadratisch. Die äusseren Syzy- gieen in Armen erster Ordnung stehen in Zwischenräumen von 7— 8 Gliedern. Die unteren Pinnulae sind beträchtlich länger und die des vierten Brachiale erreicht 14 mm, obwohl ihre Gliederzahl 22 nicht überschreitet. Die Rand- läppchen der Pinnulae, die durch ihre blaugraue Färbung bei der typischen Form so sehr hervortreten, sind bei der braunen Varietät weniger in die Augen fallend.

Antedon bella ist eine unzweifelhaft neue Species und dürfte wohl die interessanteste der von Professor Brock gesammelten neuen Arten sein. Was sie besonders auszeichnet, ist die ungewöhnliche Färbung, sowie der Umstand, dass auch die kleinen Randläppchen der Pinnulae von einer grauen Pigment- schicht überzogen sind. Herr Dr. Carpenter, dem ich ein Exemplar unserer Art schickte, schrieb mir über das eigenthümliche Aussehen dieser die Ambulacralfurche seitlich begrenzenden Läppchen: „It seems to be due to a white filmy subhstance, which covers the whole perisome in parts, even the skeleton on the dorsal side and as it extends into the Jappets of the ambula- cral groove it produces the appearence of imperfect side plates.“ Antedon bella steht nach Carpenter ’'s Ansicht seiner Antedon marginata am nächsten, einer Art, die mit Antedon clemens Carp. sich durch den Mangel von palmaren Stämmen auszeichnet. In der T'hat können auch bei Antedon bella diese voll- kommen fehlen, wie eines meiner Exemplare zeigt, das 20 Arme, also sämmtliche distichalen Stämme, entwickelt hat. Vergleichen wir aber damit die anderen, so sehen wir, dass gerade die grösste Unregelmässigkeit und Unbeständigkeit der Radientheilung unserer Art eigenthümlich sind. So hat z. B. eines unserer Exemplare zwei Radien, die sich nur einmal theilen, einen Radius mit vier Armen zweiter Ordnung, einen Radius mit einem Arm erster, einem zweiter und zwei dritter Ordnung, und schliesslich den fünften Radius sechsarmig: im Ganzen also 15 Arme. In der Regel aber haben die Radien nicht mehr, als vier Arme. Sie weichen stark auseinander und haben am centralen Rande ihrer äusseren Stämme, ähnlich der Antedon marginata, unregelmässige Hervorragungen. Die Cirren sind durch ihre grosse Zahl kurzer Glieder bemerkenswerth und die unteren Pinnulae dadurch, dass das zweite Paar beträchtlich länger ist, als das erste und dritte und die distalen Ränder seiner Glieder vorspringen und fein gezähnt sind.

46 Dr. Clemens Hartlaub.

11) Antedon Klunzingeri n. sp. (Taf. 2. Fig. 22, 25.)

Centrodorsale annähernd halbkugelig; ganz bedeckt mit Cirrusdillen. Cirren es sind nur drei erhalten 11 mm lang, von glatter Oberfläche mit etwa 20 Gliedern, die vom 5. bis ungefähr 12. länger wie breit sind. Zahl der Cirren, den vorhandenen Spuren nach zu urtheilen, etwa 30.

Erste Radialia etwas sichtbar; zweite vollkommen frei seitlich; Axillaria pentagonal, nicht doppelt so lang wie die zweiten Radialia, mit ziemlich spitzem Winkel und leicht eingebogenen distalen Gelenkseiten. "T’heilungsart der Radien unregelmässig. Keiner theilt sich mehr als dreimal, und die Armzahl eines Radius übersteigt nicht vier. (Von einem der Radien ent- springen zwei Arme, von einem anderen drei.) Die Verbindung der Axillaria mit den voraufgehenden Gliedern vollkommen glatt; ebenso die äusseren Kanten der Stämme. Die von einem Axillare entspringenden beiden Glieder sind nur theilweise vereinigt.

17 Arme von glatter Oberfläche und ziemlich kurzen Gliedern. Das erste Glied etwas kürzer als das zweite; dieses ein wenig länger aussen wie innen; das dritte (Syzygie) grösser und fast quadratisch, Vom neunten Gliede an einige fast dreieckige Glieder, die sehr bald in kurze, mehr eylindrische übergehen. Letztere werden gegen das Armende hin mehr quadratisch und schliesslich länger wie breit.

Erste Syzygie im 3. Brachiale; zweite im 14. und die folgenden meist in Zwischenräumen von 7—10 Gliedern. Arme erster Ordnung haben die erste Syzygie im 8. Brachiale, die folgenden in Zwischenräumen von anfäng- lich 3 Gliedern, später aber 6—8.

Erste Pinnula etwa 8 mm lang, etwas dünner und kürzer als die folgende. Diese (vierte Brachiale) misst etwa 10 mm und besteht aus 15—20 der Mehrzahl nach länglichen, glatten Gliedern. Die folgende Pinnula (sechste Brachiale) hat die Grösse der ersten; dann kommt die kürzeste, nach welcher die Länge wieder zunimmt und etwa 13 mm erreicht. Die grösste Länge der äusseren Pinnulae übertrifft also die des zweiten Paares. In Armen zweiter und dritter Ordnung sind die Maasse der unteren Pinnulae etwas geringer als die angegebenen, welche von Armen erster Ordnung genommen sind; auch ist an ihnen der Grössenunterschied zwischen erster und zweiter

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 47

Pinnula unbedeutender. Die unteren Pinnulae der äusseren Armseite, besonders die des vierten Brachiale, sind länger als die entsprechenden Pinnulae der inneren Seite. Die verhältnissmässig geringe Stärke der unteren Pinnulae ist charakteristisch. Sacculi an den Pinnulae dicht stehend. Scheibe fehlt. Klafterung: 20 em. Färbung: schmutzig weiss mit etwa 7 mm breiten Binden von Hellbraun auf den Armen. Fundort: Koseir. Ein Exemplar. Stuttgart, durch Klunzinger.

Diese, wie mir scheint, zweifellos neue Art hat eine gewisse Aehnlich- keit mit Antedon Savignyi Müll. in der Form ihres ÜOentrodorsale, dem freien Auseinanderweichen der Radien und der unregelmässigen Theilungsweise der- selben. In letzterer Hinsicht erinnert sie auch an Antedon bella Nob. Ausser den soeben erwähnten Eigenschaften ist bemerkenswerth das vollständige Fehlen von buckeligen Erhabenheiten an den Verbindungen der Stammglieder, ferner die durchaus glatte Oberfläche der Arme und die relativ geringe Grösse der unteren Pinnulae. Die äusseren Pinnulae dagegen sind lang und geben dem Arm ein federartiges Ansehen. Die Cirren sind leider nur in drei Exemplaren erhalten, von denen keines vollkommen entwickelt zu sein scheint.

12) Antedon Finschii n. sp. (Taf. 3. Fig. 32.)

Centrodorsale halbkugelig, mehr oder minder ganz bedeckt mit langen, schlanken Cirren, die die Länge von 6 cm erreichen können und aus 60-80 Gliedern bestehen. Im proximalen Theile des Cirrus sind die Glieder, ab- gesehen von einigen wenigen basalen, gewöhnlich ein Bisschen länger wie diek, der Rest aber wird allmählich ein wenig kürzer. In einer Entfernung vom Ursprung des Cirrus, die etwas varürt, beginnen die distalen, dorsalen Ränder der Glieder vorzuspringen und weiterhin entwickeln sie einen scharfen Dorn, der seine distale Lage am Gliede bis fast zum Ende des Cirrus bei- behält; hier aber tritt er mehr nach der Mitte des Gliedes zurück.

Erste Radialia bald mehr, bald weniger, manchmal aber vollständig sichtbar. Sie haben eine ziemlich verticale Stellung. Die zweiten Radialia unvollständig seitlich vereinigt; so lang wie die freien Seiten des ziemlich langen und pentagonalen Axillare. Die Radien theilen sich in der Regel dreimal; einzelne postpalmare Stämme aber pflegen vorhanden zu sein. Sämmt- liche Theilungsserien zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Etwa vor-

48 Dr. Clemens Hartlaub,.

handene Postpalmaria entspringen stets von der Innenseite der inneren pal- maren Axillaria. Die Verbindungen der Axillaria mit dem vorhergehenden Gliede sind buckelig. Die Radien haben oft an ihren äusseren Seiten eine vom zweiten Radiale bis zum palmaren Axillare reichende, mehr oder weniger kräftige Leiste mit scharfen Kanten und abgeplatteter äusserer Seite; oder die Ver- diekungen des ventralen Randes der Glieder, aus deren Vereinigung sich die Leiste zusammensetzt, bleiben mehr von einander getrennt, und ohne Ab- plattung. Auch können diese Hervorragungen ganz fehlen und die äusseren Kanten der Radien ganz glatt sein. Bei Vorhandensein von starken Leisten pflegen sich die Radien gegenseitig fast zu berühren, sonst aber weichen sie beträchtlich auseinander.

40 oder einige mehr glatte, lange, ziemlich dünne Arme von sehr ab- gerundeter Oberfläche. Ihre untersten Glieder können abgeplattete Seiten haben. Das erste Glied ganz oder nur theilweise mit dem Nachbargliede vereinigt; etwas kürzer wie das zweite, welches annähernd quadratisch ist. Das dritte Glied deutlich länger wie breit. Dann 6—9 mehr oder weniger scheibenfürmige Glieder mit einer alternirend seitlich hervorragenden kleinen Spitze an ihrem proximalen Rande; auch ihr distaler Rand zeigt manchmal eine solche kleine, spitze Hervorragung. Dann kommt eine ansehnliche Reihe ziemlich kurzer, dreieckiger Glieder, die noch vor der Armmitte in stumpf keilförmige übergehen. Gegen das Ende des Armes hin werden die Glieder mehr quadratisch. Die dreieckigen und stumpf keilförmigen Glieder haben an ihrem distalen Rande eine alternirend seitlich gelegene, spitze Hervorragung.

Erste Syzygie im 3. Brachiale; die nächste vom 38. zum 45. Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von 3—20, oft 4—9 Gliedern.

Untere Pinnulae an allen Armen gleich lang und ebenso lang an der äusseren wie an der inneren Seite des einzelnen Armes. Sie sind schlank und verjüngen sich allmählich. Das erste Paar ist meistens ungefähr so lang wie das folgende. Dieses aber ist stets etwas dieker, misst etwa II mm und besteht aus eirca 20 ziemlich gleichförmigen Gliedern, von denen die meisten in der Regel etwas länger wie breit sind. Die nächsten drei oder vier Paare nehmen an Länge und GlJiederzahl ab; die kleinste Pinnula ist etwa 5 mm lang. Die darauf folgenden nehmen langsam wieder an Grösse zu und erreichen schliesslich 10 mm. Sacculi an den Pinnulae dicht stehend.

beitrag zur Kenntniss der Oomatulidenfauna des Indischen Archipels. 49

Seheibe: ungefähr 16 mm Durchmesser, stark eingeschnitten. Klafterung: 283 cm. Färbung: eintönig graubraun, zuweilen mit einem Stich ins Grüne. Cirren heller. Scheibe: dunkel schwarzgrau. Fundort: Neu-Britannien. Vier Exemplare. Zoologische Sammlung Berlin; Museum in Göttingen. Durch Dr. ©. Finsch.

Diese schöne, neue Art ist leicht von allen übrigen Mitgliedern der Gruppe zu unterscheiden. Einmal haben die Cirren, welche aus 60—80 Gliedern bestehen und 6 cm messen können, eine für die Palmata-Gruppe durchaus ungewöhnliche Länge, und zweitens sind ganz eigenthümlich die starken, abgeplatteten Leisten an den äusseren Seiten der Radien. Die Ent- wickelung dieser Leisten ist allerdings sehr variabel, und es kommen Radien vor, an denen sie gänzlich fehlt. Die Art nähert sich der genannten Eigen- schaften wegen entschieden sehr der Spinifera-Gruppe, kann aber nicht zu derselben gezählt werden, weil ihre Pinnulae durchaus kein Ambulacral- skelett besitzen.

13) Antedon palmata J. Müll. (Taf. 3. Fig. 27.)

J. Müller, Abhandlungen der Akad. d. Wiss. Berlin 1849. Jg. 1847. pag. 261. Syn.: Antedon lepida Hartl. Vorl. Mitthlg. 1890 1. e.

Centrodorsale eine ziemlich dicke Scheibe mit flacher oder manchmal flach ausgehöhlter Oberfläche und 20—30 randständigen Cirren in einer oder mehreren unregelmässigen Reihen. Die Cirren sind etwa 16 mm lang und haben 20—25 Glieder, von denen die der äusseren Hälfte stumpfe Dornen tragen. Die Mehrzahl der Glieder ist länger wie breit. Der äussere Theil der Cirren ist ein wenig comprimirt.

Erste Radialia in den Winkeln der Radien sichtbar; zweite kurz und breit, seitlich oft nur wenig mit einander vereinigt; Axillaria kurz, breit pentagonal oder fast dreieckig. Die Radien theilen sich dreimal; die distichalen und palmaren Serien sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die Palmaria entspringen in der Regel nur von der Aussenseite der distichalen Axillaria. Leichte buckelige Erhebungen auf der Vereinigung der Axillaria und der ihnen voraufgehenden Glieder. Keine oder nur sehr geringe Erhaben- heiten an den Seiten der äusseren Stämme.

Nova Acta LVII. Nr. 1.

50 Dr. Clemens Hartlaub.

Nicht mehr wie 31 Arme. Dieselben haben eine glatte Oberfläche und sind sehr schlank. Das zweite Glied ein Bisschen länger wie das erste, das dritte Glied annähernd quadratisch, aber ein Bisschen breiter wie lang; dann einige kurze scheibenförmige Glieder und darauf ebenfalls ziemlich kurze, fast dreieckige Glieder, deren 12 bis 14, aber auch mehr vorhanden sein können. Die dann folgenden Glieder sind stumpfer keilföürmig und werden schliesslich mehr quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste vom achten bis fünf- zehnten Gliede, meist im zwölften oder dreizehnten. Die folgenden in Zwischen- räumen von 1—3 Gliedern; manchmal auch in Gruppen von je 2.

Das erste Pinnulapaar ist sehr zart und klein und verdünnt sich rasch nach den drei oder vier ersten basalen Gliedern, die verbreitert sind. Das folgende Paar ist bedeutend länger und misst etwa 9 mm. Seine Pinnulae sind ziemlich dünn und bestehen aus etwa 20—25 Gliedern, die ein Bisschen länger wie breit sein können. Das dann kommende Paar des sechsten und siebenten Brachiale ist in der Regel ebenfalls beträchtlich länger wie das erste Paar, obwohl nur dreiviertel so lang wie die Pinnulae des vierten und fünften Brachiale. Die nun folgenden drei Pinnulapaare sind beträchtlich kleiner; dann nimmt die Länge wieder zu und erreicht etwa 9 mm. Die basalen Glieder, besonders das dritte und vierte der vier untersten Pinnula- paare, sind ziemlich breit und oft ein Bisschen gekielt. Sacculi an den Pinnulae dichtstehend. Zarte Kalkbälkchen in den Randläppchen und Ten- takeln der Pinnulae. Scheibe: 15 mm Durchmesser; stark eingeschnitten. Klafterung: 22 cm. Färbung: eintönig dunkel schwarzbraun. Fundort: Rothes Meer. 5 Exemplare im Berliner Museum, durch Hemprich und Ehrenberg; davon eines jetzt in Göttingen.

Nach genauer im Berliner Museum angestellter Untersuchung der dort befindlichen Originalexemplare dieser Species habe ich mich überzeugt, dass die Müller’sche Diagnose derselben in einigen Punkten ungenau ist und daher leicht zu Irrthimern Veranlassung geben kann. Zunächst wurde darin die Armzahl als „35—40“ angegeben, während ich in der That nur einmal 31 Arme, bei den meisten dagegen weniger wie 30 Arme constatirte. Ferner sagt der Autor auffallender Weise von den Armgliedern, sie seien „eylindrisch,

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 51

nicht keilförmig“. Dies ist entschieden unrichtig. Manche Glieder der proxi- malen Armhälfte können sogar ausgesprochen dreieckig sein.

Ich rechne zu Antedon palmata noch einige andere Formen aus dem Rothen Meere, die sich von den oben beschriebenen typischen in gewissen Dingen unterscheiden. So z. B. befinden sich im Berliner Museum zwei Exemplare, die Carpenter bei seinem Besuche mit der Bezeichnung Antedon spec. versehen hat, also wohl nicht mit unserer Art identifieirte. Sie sind durch sehr feine Radien und auffallend lange untere Pinnulae ausgezeichnet, tragen aber im Uebrigen so sehr den Charakter von Antedon palmata, dass ich sie nicht von dieser Art trennen möchte. Die gleiche Sammlung besitzt ein anderes Exemplar aus dem Rothen Meere (Glas Nr. 2019), welches in seinem Habitus übereinstimmt mit einem, das dem Leydener Museum gehört und von Djeddah stammt. Beide unterscheiden sich von den oben beschriebenen Exemplaren durch viel gröbere Structur und haben besonders ein viel dickeres Centrodorsale. Das Beydener Exemplar ist ausserdem bemerkenswerth wegen der bedeutenden Länge seines zweiten Pinnulapaares; es erinnert also darin an die beiden eben erwähnten, die ihrerseits durch einen viel feineren Habitus den typischen Exemplaren näher stehen. Die Länge der unteren Pinnulae, sowie der Grad, bis zu welchem die Radien auseinanderweichen, scheinen der Variation unterworfen zu sein; ebenso der allgemeine Habitus, der bald kräftig, bald ein sehr schlanker ist, wie bei den Exemplaren, die der Beschreibung von Joh. Müller zu Grunde lagen.

Sodann zähle ich einstweilen zu Antedon palmata ein von Jagor ge- sammeltes Exemplar von Singapore im Berliner Museum. Es unterscheidet sich wesentlich nur durch eine allerdings ganz andere Form des Centrodorsale. Dasselbe ist ziemlich dünn und ganz flach, von ziemlich grosser kreisrunder Oberfläche und durchaus auf den Rand beschränkten Cirren. Bei den aus dem Rothen Meere stammenden Stücken ist das Centrodorsale dieker und von kleinerer eirrusfreier Oberfläche.

Zwei als „Antedon leucomelas Rüpp.“ bezeichnete Exemplare, welche mir vom Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M. gütigst zur Ansicht geschickt wurden, sind von hellbrauner Färbung, so dass der ihnen von Rüppel gegebene Speciesname kaum verständlich erscheint. Das eine davon

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Dr. Clemens Hartlaub.

diente der Fig. 27 auf Taf. 3 zur Vorlage. Eine Beschreibung von Seiten des Autors dürfte wohl nicht erfolgt sein.

Schliesslich möchte ich zwei im Hamburger Museum befindliche kleine Exemplare von den T'onga-Inseln hierher rechnen, die ich verschiedener Be- sonderheiten wegen bisher als Vertreter einer neuen Species auffassen zu können glaubte. Mir scheinen indessen bei nochmaliger Betrachtung die Ver- schiedenheiten nicht tiefgreifend genug zu sein, um die beschriebene neue Art Antedon lepida Nob. bestehen zu lassen. Es handelt sich wahrscheinlich um zwei junge Exemplare von Antedon palmata. Die nicht geschlechtsreifen Thiere sind, abgesehen von ihrer sehr geringen Grösse, ausgezeichnet durch seitlich vollkommen freie zweite Radialia, ein Verhalten, das ich bei keinem der typischen Vertreter unserer Art gefunden habe, sodann ist die dritte Pinnula (sechste Brachiale) fast so lang wie die zweite, und schliesslich sind wenigstens an einem der Exemplare die Dornen an den Cirrusgliedern so scharf differenzirt, wie ich es an den Exemplaren aus dem Rothen Meere niemals sah. Sollte sich meine jetzige Ansicht über diese Stücke von den Tonga-Inseln bestätigen, so wäre der neue Fundort unserer Art gewiss von grossem Interesse, um so mehr, als die Insel Ceylon der einzige bis jetzt bekannte Fundort ausserhalb des Rothen Meeres war.

14) Antedon erinacea n. sp. (Taf. 3. Fig. 29.)

Centrodorsale gross, halbkugelig; fast ganz bedeckt mit Cirren, deren es etwa 25 trägt. Die Cirren stehen ziemlich weitläufig; sie sind etwa 4 cm lang, ziemlich dünn und schlank, und nach dem Ende zu etwas comprimirt. Sie haben 50—60 Glieder, von denen keines länger wie breit ist. Die äussere Hälfte des Cirrus ist dorsal gekerbt und können hier die Glieder kleine Dornen tragen. Der Dorn des vorletzten Gliedes wohl entwickelt.

Erste Radialia nur in den Winkeln der Radien etwas sichtbar; zweite halb mit einander vereinigt; die Axillaria pentagonal. Vier Theilungen; aber die Postpalmaria entspringen nur von der äusseren Seite der palmaren Axillaria. Die Theilungsserien sind ziemlich schmal und gestreckt und bestehen aus zwei Gliedern, deren Seiten etwas steil abfallen. Auf der Verbindung dieser Glieder ein kleiner Buckel; ihre Seiten sind glatt. Die Radien weichen ziemlich stark auseinander und berühren sich auch mit ihren äusseren Armen

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 53

nur selten. Die von einem Axillare entspringenden beiden Glieder, mit Aus- nahme der ersten Brachialia, immer nur theilweise mit einander vereinigt.

5l Arme von vollkommen glatter Oberfläche; sie sind ziemlich dünn und von relativ geringer Länge. Das erste Glied ist rundlich, etwas verdickt, so lang als breit. Das zweite Glied ist eine Spur länger aussen wie innen; das dritte beträchtlich länger als breit; dann etwa acht oder neun rechteckige Glieder und hierauf eine Reihe kurzer und ziemlich scharf keilförmiger Glieder, die gegen das Armende abgestumpfter und schliesslich mehr quadratisch werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die folgende zwischen dem 40. und 50. Gliede und die anderen meist in Zwischenräumen von 8—9, ge- legentlich aber auch nur 3 Gliedern.

Die Scheibe ist umgeben von einem diehten Kranze dornartiger Pinnulae. Die ersten vier Paar Pinnulae ganz steif und scharf dornförmig. Das erste und zweite Paar etwa 14 mm lang, mit eirca 25 kurzen Gliedern. Das dritte und vierte Paar nehmen an Länge ab. Die Pinnula des zehnten Brachiale an äusseren Armen auch noch steif und etwa 5 mm lang; die des zwölften und vierzehnten Brachiale ganz klein; dann nimmt die Länge wieder zu und erreicht etwa 8 mm. Die dornartigen Pinnulae sind an allen Armen gleich stark, auch sind die Pinnulae der inneren Armseite so lang wie die an der äusseren. Sacculi an den Pinnulae dicht stehend. Scheibe: nicht erhalten. Klafterung: etwa 21 cm. Färbung: eintönig hellbraun. Fundort: Cebu Islands. Ein Exemplar. Hamburg, durch Kapitän Ringe.

Antedon erinacea ist eine unzweifelhaft neue Art, die sich von allen ihren Verwandten sofort durch die grosse Menge der die Scheibe umgebenden starken dornförmigen Pinnulae und ferner dadurch unterscheidet, dass die Glieder aller dieser Pinnulae relativ kurz und zahlreich sind. Die einzige der hier in Betracht kommenden Arten, welche ihr in Beziehung auf die Kürze und Zahl dieser Glieder gleicht, ist Antedon indica Smith, doch ist eine Verwechselung mit ihr ganz ausgeschlossen, weil dieselbe ganz im (Gegensatz zu unserer Art eine nur geringe Menge längerer griffelförmiger Pinnulae besitzt. Uebrigens unterscheidet sich Antedon erinacea von allen ähnlichen Formen in folgenden Punkten. Sie besitzt verhältnissmässig sehr lange Cirren, die aus 50—60 Gliedern bestehen, sodann postpalmare- Serien, eine damit verbundene hohe Armzahl, und schliesslich liegt, was sehr

54 Dr. Clemens Hartlaub.

charakteristisch ist, die zweite Syzygie bei ihr durch eine ungewöhnlich grosse Gliederzahl von der ersten getrennt, zwischen dem 40. und 50. Brachiale.

15) Antedon tenuipinna n. sp. (Taf. 3. Fig. 28, 30, 34.)

Das Centrodorsale ist eine convexe Scheibe und trägt etwa 15 zarte Cirren, die bis 12 mm lang werden. Sie bestehen aus ungefähr 20 Gliedern; dieselben sind vom fünften bis achten inclusive ziemlich lang, werden dann allmählich kürzer und sind gegen das Cirrusende hin quadratisch. Sie tragen vom neunten Gliede an auf ihrer Mitte einen scharfen, gerade aufwärts ge- richteten und ausserdem an jedem Ende einen horizontal stehenden Dorn (s. Fig. 30). Von letzteren beiden ist der distale stärker und überragt den proximalen Rand des folgenden Gliedes.

Erste Radialia sichtbar, seitlich theilweise vereinigt; zweite ganz frei, etwas kürzer als das pentagonale Axillare. Zwei der Radien haben zwei Theilungen, einer drei, und zwei nur eine. Die distichalen und palmaren Serien sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die ersten Distichalia sind nur theilweise mit einander vereinigt. Die Radien weichen stark aus- einander. Ihre seitlichen Kanten haben keine Verdiekungen, sind aber gekerbt. Die Verbindungen der Axillaria mit dem vorangehenden Gliede ohne buckelige Erhebung.

16 glatte und schlanke Arme mit ziemlich langen Gliedern. Das erste Glied ist etwas länger, aussen wie innen und nur theilweise mit dem Nachbargliede vereinigt; das zweite Glied hat ziemlich dieselbe Form mit einer schwachen, rückwärts gerichteten Hervorragung von der Mitte seines proximalen Randes. Drittes Glied ein Bisschen länger wie breit; dann einige wenige, die scheibenförmig sind, und ihnen folgt eine grosse Reihe ziemlich langer, stumpf keilförmiger Glieder, die schliesslich länglicher werden. Die syzygialen Glieder sind lang.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste um das fünfzehnte herum oder an Armen erster Ordnung im achten; die folgenden in Zwischen- räumen von 4—”7 Gliedern.

In Armen erster Ordnung sind die beiden ersten Pinnulae-Paare gleich lang und dick, 7 mm. Sie sind steif und dornförmig und bestehen aus etwa S Gliedern, die mit Ausnahme der beiden basalen und des terminalen viel

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 55

länger als breit sind. Das folgende Paar hat denselben Charakter, ist aber nur 4 mm lang, mit 5 Gliedern, und darauf kommt das kürzeste Paar, das weniger steif ist und nicht 3 mm erreicht. Die übrigen Pinnulae sind sehr zart, fast haarartig und werden etwa 7 mm lang. Die unteren Pinnulae der übrigen Arme unterscheiden sich dadurch von den beschriebenen, dass sie auf der äusseren Armseite ein Guttheil länger sind wie auf der inneren. Saeculi: nicht zahlreich, aber tief gefärbt und ins Auge fallend; an den Pinnulae auf den Armen und der Scheibe. Starke Kalkstäbchen in den Randblättchen der Pinnulae. Scheibe: 11 mm Durchmesser, nur wenig eingeschnitten. Klafterung: 12,5; em. Färbung: Skelett: hell- gelblich, weiss; Scheibe: hell-braun, grau, mit einem Stich ins Grüne. Fundort: Neubritannien; Matupi. Ein Exemplar, Berlin, durch Dr. ©. Finsch.

Diese Art ist ähnlich der Antedon erinacea Nob. dadurch ausgezeichnet, dass ihr erstes Paar Pinnulae denselben Charakter hat wie das zweite. Aber während dieselben bei jener Art eine ansehnliche Länge und Stärke erreichen und aus zahlreichen, relativ kurzen Gliedern bestehen, sind sie bei unserer neuen, ausserordentlich viel kleineren und zierlicheren Form verhältnissmässig kurz und aus wenigen, sehr langen Gliedern zusammengesetzt. Sehr charakteristisch für Antedon tenuipinna sind sodann ihre sehr dünnen, fast haarähnlichen äusseren Pinnulae, welche die Länge der ersten dornförmigen Paare erreichen. Sie gleicht darin etwas Antedon spicata Carp., deren Original-Exemplar zu Leyden ebenfalls äussere Pinnulae besitzt, die „slender and filiform“ sind. Schliesslich sei als gutes Erkennungszeichen auf die eigenthümlich bedornten Cirrusglieder hingewiesen. Durch dornige Pinnulae ist unter den näher verwandten Formen, wie es scheint, nur Antedon indica Smith ausgezeichnet, doch ist es nach des Autors eigener Angabe nicht ganz sicher, ob der von ihm abgebildete Cirrus wirklich zu dem Original-Exemplar seiner Species gehörte.

16) Antedon oxyacantha n. sp. (Taf. 3. Fig. 35, 37.) Centrodorsale dick, seitlich gewölbt, mit zuweilen deutlich fünfeckigem unteren Rande; die eirrusfreie Oberfläche meist ziemlich klein und mit kleinen Grübchen bedeckt. 30—35 meist ziemlich dünne comprimirte Cirren, in zwei und stellenweise drei unregelmässigen Reihen. Ihre Länge varliirt und

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schwankt von 18—2S mm. Sie haben etwa 25 Glieder, die vom fünften bis zum elften länglich sind; dieselben haben oft etwas verdiekte Enden, und auf der ventralen Seite der proximalen Cirrushälfte pflegt ihr distaler Rand die . Basis des folgenden Gliedes zu überragen. Keine Knöpfehen oder Dornen mit Ausnahme des vorletzten Gliedes.

Erste Radialia ganz verborgen; zweite sichtbar, ganz frei seitlich, und so lang wie die freien Seiten des kurzen pentagonalen Axillare. Distichale und palmare Stämme zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Keine Post- palmaria. Die palmaren Stämme entspringen nur von der äusseren Seite der distichalen Axillaria, so dass in der Regel jeder Radius 6 Arme hat. Die Verbindungen der Axillaria mit dem ihnen vorhergehenden Gliede sind buckelig, obgleich manchmal nur sehr wenig. Von den radialen bis zu den palmaren Axillarien haben die Glieder schwache Verdickungen an ihrem seitlichen Rande. Die auf ein Axillare folgenden zwei Glieder sind seitlich unvollständig vereinigt.

Gewöhnlich 30 Arme von ziemlich glatter Oberfläche. Kurze Glieder, von denen die sieben oder acht ersten dick-scheibenförmig sind; auf sie folgen ungefähr 30 ganz schwach übergreifende dreieckige Glieder, die in stumpfe, keilförmige übergehen; weiterhin kurze, scheibenförmige Glieder, die gegen das Armende mehr quadratisch und schliesslich etwas länglich werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die folgende meist vom 12. bis 25. Gliede, oft um das 23. herum, und die übrigen gewöhnlich in Zwischen- räumen von 7—10 Gliedern. Zweite Syzygie in Armen erster Ordnung im achten Brachiale und die späteren in Zwischenräumen von 8—4.

Das erste Paar Pinnulae ist dünn und geisselförmig, die drei oder vier folgenden Paare dagegen viel dieker und dabei steif, gerade, und mehr oder minder spitz, dornfürmig. Die Pinnula des zweiten Brachiale ist an den äusseren Armen der Radien meist länger wie an den inneren; sie besteht hier aus 20—27 ceylindrischen Gliedern, welche mit Ausnahme der basalen länger wie breit sind; sie wird bis 15 mm lang. Die des dritten Brachiale ist ein Guttheil kürzer. Die zwei folgenden steifen und dornförmigen Pinnulae an der äusseren Armseite (vierte und sechste Brachiale) sind meist beträchtlich länger und können 20 mm messen; sie sind zuweilen beide gleich gross, aber ihre relative Länge varirt, und die erste von ihnen kann ebensowohl länger

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wie kürzer als die folgende sein (vergl. Fig. 37). Beide bestehen aus 9—15, meist aber etwa 12 Gliedern, von denen die mittleren zweimal, die äusseren, mit Ausnahme der beiden letzten, dreimal so lang wie dick sind. Die beiden folgenden Pinnulae nehmen an Gliederzahl und an Länge beträchtlich ab; mindestens die erste von ihnen hat den steifen dornähnlichen Charakter der vorigen. Die grösste Länge der äusseren Pinnulae beträgt 10 mm. Die Länge und Form der unteren dornigen Pinnulae varürt individuell etwas: an der Aussenseite des Armes aber sind sie stets länger wie an der Innen- seite. Sacculi an den Ambulacralrinnen der Scheibe, der Arme und der Pinnulae zahlreich. Scheibe: 15 mm Durchmesser, eingeschnitten. Färbung: Skelett: dunkel chocoladebraun, die ceentrale Region manchmal etwas heller; oder die Arme gräulich schwarz mit breiten Binden von hell- braun und die centrale Region ebenfalls hellbraun; oder hellbraun mit ganz dunklen Querstreifen an den Verbindungen der Arme. Scheibe: dunkelbraun. Klafterung: 20—28 cm. Fundort: Amboina. 10 Exemplare.

Dieser Art nahe verwandt sind die beiden Arten Antedon spicata Carp. und Antedon tuberculata Carp. Einige ihrer Eigenthimlichkeiten finden wir in unserer Antedon oxyacantha vereinigt, so dass, selbst wenn man die Identität der letzteren mit einer der beiden anderen Speeies annehmen wollte, es sehr schwer zu unterscheiden sein würde, welcher man den Vorzug zu geben hätte. Ich gestehe, dass ich Anfangs sehr geschwankt habe in meinen Erwägungen für und gegen die Berechtigung der hier neu beschriebenen Art, nachdem ich aber das Original von Antedon spicata im Leydener Museum, sowie je ein Exemplar von Antedon tuberculata im Berliner und Hamburger Museum persönlich geprüft habe, entscheide ich mich dahin, dass wir es mit drei verschiedenen Species zu thun haben, und ich kann hinzufügen, dass Dr. P. H. Carpenter, welchem ich ein Exemplar der Antedon oxyacantha Nob. schickte, diese Meinung theilt.

Es sind bis jetzt S Arten der Palmata-Gruppe bekannt, welche durch den dornähnlichen Charakter gewisser unterer Pinnulae eng verbunden sind. Sie lassen sich je nach dem Verhalten des ersten Paares in zwei Gruppen zerlegen: 1) Das erste Pinnula-Paar hat annähernd die gleiche Grösse, Glieder-

zahl und Gliederlänge wie das folgende:

Nova Acta LVIII. Nr. 1. i 8

58 Dr. Clemens Hartlaub.

a. lange Glieder Antedon tenuipinna Nob,., b. kurze Glieder „. erinacea Nob. 2) Das erste Pinnula-Paar ist kürzer als das folgende, hat aber zahl- reichere kürzere Glieder Antedon spinipinna Nob., = 4 monacantha Nob., h indica Smith., „. spicata Carp., tuberculata Garp., ss oxyacantha Nob. Zur Unterscheidung der Antedon oxyacantha von den ihr besonders nahestehenden, bereits genannten beiden Formen sei Folgendes bemerkt. Antedon spicata Carp. ist, dem Leydener Exemplare nach zu urtheilen, eine kleinere, viel zierlicher gebaute Art, deren allgemeiner Habitus im Uebrigen aber dem unserer neuen Species sehr ähnlich ist. Ihre Radien indessen weichen nicht, wie es bei Antedon oxyacantha die Regel ist, weit auseinander, sondern stehen vielmehr mit einander in seitlicher Berührung. Das erste Paar Pinnulae ist dünn und geisselförmig und erreicht bei ihr nach Carpenter’s!) neuester Angabe fast die Länge des folgenden, während es bei unserer Art gewöhnlich beträchtlich kürzer ist. Die Pinnula des vierten Brachiale besteht aus 16 und mehr Gliedern und ist weniger ausgesprochen dornfürmig als die aus etwa 12, höchstens 15 Gliedern bestehende Pinnula des vierten Brachiale von Antedon oxyacantha. Die auf sie folgende Pinnula des sechsten Brachiale ist bedeutend kürzer und, wie es nach Carpenter’s Abbildung 1. e. scheint, weniger gestreckt und steif, während sie bei unserer neuen Art gelegentlich sogar länger wie die vorhergehende ist und genau so ausgesprochen stachel- förmig wie jene; bei dieser ist sogar die dann kommende Pinnula des achten Brachiale und an äusseren Armen sogar noch die des zehnten Gliedes ganz gestreckt, steif und dornförmig. Die äusseren Pinnulae endlich sind bei Antedon spicata, was ich als sehr charakteristisch für sie ansehe, dünn und fadenförmig, ähnlich denen von Antedon tenuwipinna Nob., und dies ist bei Antedon oxyacantha nicht der Fall,

!) P.H. Carpenter in: Journal Lin. Soe. Zoology Vol. XXI. pag. 310.

beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 59

Antedon tuberculata Carp., deren Berechtigung als Art der Autor in seiner letzten Abhandlung über Comatuliden ]. c. aufs Neue bestätigt und ich meinerseits vollkommen anerkenne, unterscheidet sich von unserer Species zunächst durch auffallende Kürze ihres zweiten Radiale, sodann dadurch, dass die Pinnula ihres zweiten Brachiale steifer ist und schliesslich durch die Pinnula des achten Brachiale, welche nicht den Charakter der vorhergehenden hat, sondern aus kürzeren Gliedern besteht und nicht steif, dornförmig ist. Ueber ein Exemplar im Hamburger Museum, das ich für Antedon tuberculata halte, entnehme ich meinen Notizen noch Folgendes. Es scheint in der Färbung mit dem im Challenger-Report beschriebenen Original- Exemplare ziemlich übereinzustimmen, denn es ist weiss, mit dunkelbraunen Glied- verbindungen und einzelnen dunkleren Binden auf den Armen: die Enden der Cirren sind braun. Das zweite Radiale ist sehr kurz, ebenso das Radiale axillare, obwohl es mehr als zweimal so lang ist wie jenes. Die Ver- bindungen der Axillaria mit dem ihnen vorhergehenden Gliede sind nicht buckelig. Das vierte Paar Pinnulae ist niemals griffelförmig, sondern gleicht durchaus den darauf folgenden Genital-Pinnulae. Die Form ist ähnlich der von Antedon spicata eine zierliche, aber das Exemplar besitzt nicht die für jene Art charakteristischen langen, fadenförmigen äusseren Pinnulae. Was die Länge der Glieder in den unteren steifen, dornförmigen Pinnulae betrifft, so gleicht Antedon tuberculata, wie ich der Abbildung im Challenger-Report entnehme, durchaus Antedon oxyacantha, d. h. die mittleren Glieder sind zweimal so lang wie diek und die äusseren, abgesehen von den beiden terminalen, dreimal so lang. Bei Antedon spicata Carp. dagegen sind die Glieder nicht ganz so gestreckt. Die Länge der länglichen Glieder in der Pinnula des zweiten Brachiale ist bei Antedon oxyacantha variabel; sie über- trifft die Dicke derselben manchmal nur wenig, manchmal dagegen um das Zweifache.

17) Antedon monacantha n. sp. (Taf. 3. Fig. 33, 38.)

Das Centrodorsale ziemlich dick, convex, mit gewölbten Seiten; seine eirrusfreie Oberfläche klein und mit Grübchen seulpturirt. 30—35 Cirren in drei unregelmässigen Reihen. Sie sind comprimirt und bestehen aus einigen 20 Gliedern, die vom fünften an länger wie breit sind, gegen das Cirrusende

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60 Dr. Clemens Hartlaub.

hin aber allmählich kürzer werden. Die Glieder haben weder Knöpfehen noch Dornen und sind vom Rücken gesehen etwas stundenglasförmig. Namentlich ihr distales Ende ist verdickt, und der Rand desselben ist besonders auf der ventralen Cirrusseite vorspringend; die Gesammtoberfläche des Cirrus ist somit uneben.

Erste Radialia wenig oder gar nicht sichtbar; zweite ganz frei seitlich; Axillaria mehr oder minder pentagonal; beide ziemlich kurz. Die distichalen Stämme sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie, keine oder nur ver- einzelte Palmaria. Die Verbindung der Axillaria mit dem ihnen vorhergehenden Gliede buckelig, wenn auch manchmal nur andeutungsweise. Die Glieder vom zweiten Radiale bis ersten und einzeln auch zweiten Brachiale haben an ihrer äusseren Seite eine ziemlich starke Randverdiekung. Dieselbe hat an den Axillarien eine schräge Stellung und gehört zum Theil dem hinteren Rande des Gliedes an.

Etwa 20 Arme mit mehr oder minder glatt verbundenen Gliedern. (Ein Exemplar von den Mortlock-Inseln hat 17 Arme.) Das erste Glied nahezu rhombisch; das zweite von gleicher Grösse, an seinem proximalen Rande schwach nach hinten ausgebuchtet und an Armen erster Ordnung mit einer seitlichen Randverdickung. Das dritte Brachiale ist etwas breiter als lang; dann drei annähernd scheibenförmige Glieder. Vom achten an sind die Glieder nahezu dreieckig; sie werden aber bald kürzer und stumpfer keil- förmig; am Ende der Arme sind sie mehr quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste um das zwölfte Glied herum oder im fünfzehnten oder sechzehnten Gliede (Exemplar von Torres Street); die folgenden in Zwischenräumen von 2—4 oder 5—6 Gliedern (Exemplar von Torres Street). Arme erster Ordnung haben die zweite Syzygie im achten Brachiale.

Die Pinnula des zweiten Brachiale ist zart, schlank und biegsam, mit 15, höchstens 20 Gliedern, von denen die meisten länger wie diek sind. Sie ist länger wie die des dritten Brachiale, aber meist nur halb so lang wie die des vierten Gliedes. Diese und die des fünften Brachiale sind viel dicker und dabei vollkommen steif, gerade und dornförmig. Sie sind bei Exemplaren von den Mortlock-Inseln 9—10 mm lang und bestehen aus zwölf stark ver- längerten Gliedern, von denen das vierte und fünfte ausgesprochen am längsten

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 61

sind (bei einem Exemplare von Torres Street dagegen haben sie etwa 20 Glieder; die Pinnulae sind bei ihm etwas dünner, und ihr viertes und fünftes Glied zeichnen sich vor den nachfolgenden nicht durch grössere Länge aus). Die Pinnulae des sechsten und siebenten Brachiale sind nicht halb so lang, dabei ganz biegsam und von dem Charakter der nachstehenden. Von diesen haben die drei oder vier ersten Paare annähernd dieselbe Länge; die dann kommenden werden aber länger und erreichen 3 mm. Sacculi an den Pinnulae dichtstehend. Scheibe: 11 mm Durchmesser, stark eingeschnitten. Klafterung: 17 cm. Färbung: Skelett: ‘hellbraun, zuweilen mit breiten dunkelbraunen Binden auf den Armen. Scheibe: schwarzbraun. Fundort: Mortlock-Inseln. Ein Exemplar in Göttingen, ein anderes in Hamburg. Torres Street.

Antedon monacantha ist eine neue Art, die sich leicht daran erkennen lässt, dass jeder Arm nur ein Paar ausgesprochen dornförmiger Pinnulae besitzt, nämlich am vierten und fünften Brachiale. Bei den Exemplaren von den Mortlock-Inseln sind dieselben sehr gedrungen und kräftig mit nur 12 Gliedern, bei einem Exemplare jedoch von Torres Street, das ich von Herrn P. H. Carpenter zur Ansicht erhielt, sind dieselben viel schlanker und aus eirca 20 Gliedern zusammengesetzt. Die neue Art unterscheidet sich von Antedon indica Smith, der sie im Verhalten der unteren Pinnulae nicht un- ähnlich zu sein scheint, durch die kräftigen Verdiekungen am äusseren freien Rande ihrer Stammglieder. Dieser Rand ist bei Antedon indica vollkommen glatt. In der ziemlich geringen Gliederzahl der ersten Pinnula und die längliche Form ihrer Glieder erinnert die Art an Antedon spinipinna n. Sp. und tenuipinna n. sp. Das Exemplar von der Torres-Strasse diente zur Vorlage für Fig. 33.

15) Antedon spinipinna n. sp. (Taf. 4. Fig. 42, 44.)

Centrodorsale convex, mit etwa 15—20 zarten, ziemlich comprimirten Cirren in zwei unregelmässigen Reihen. Cirrusfreie Oberfläche klein und mit Grübchen versehen. Ungefähr 15 glatte Cirrusglieder, die vom vierten bis neunten inclusive länglich sind. Das vorletzte Glied mit wohl entwickeltem Dorn. Erste Radialia sichtbar; zweite nicht in Berührung seitlich, so lang wie die freien Seiten des pentagonalen Axillare. Vier der Radien theilen sich

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nur einmal, das fünfte (bedeutend schwächer, vielleicht in Folge von Regene- ration) aber zweimal; seine distichalen Stämme sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die ventralen Kanten der Radien sind glatt und die Ver- bindungen der Stammglieder nicht buckelig.

12 glatte Arme. Erstes Brachiale ziemlich kurz, nur theilweise mit dem Nachbargliede vereinigt. Das zweite ein Bisschen länger; das dritte (Syzygie) länger wie breit. Vom siebenten an eine Reihe mässig grosser, keilförmiger Glieder, die schliesslich mehr quadratisch werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste im achten und die folgenden in Zwischenräumen von 2—3 Gliedern.

Die Pinnula des zweiten Brachiale an Armen erster Ordnung ist dünn, aber ziemlich steif und griffelförmig und besteht aus etwa 12, höchstens 14 länglichen Gliedern. Die dann folgende ist bedeutend stärker und ein gutes Stück länger; sie ist ganz steif und gerade dornförmig, misst 6 mm und hat nur 8—10 sehr lange Glieder. Die Pinnulae des sechsten und achten Gliedes nehmen an Länge ab und sind weniger steif. Die Pinnula des dritten Brachiale ist bedeutend kleiner als die des zweiten und durchaus nicht griffelförmig. Die des fünften Brachiale aber ist ebenso lang wie die des vierten. Die äusseren Pinnulae sind ziemlich lang und erreichen 7 mm. Sacculi gross und dichtstehend an den Pinnulae. Scheibe: 7 mm Durchmesser, nicht ein- geschnitten. Färbung: Skelett: hell gelblichbraun, mit den dunklen Quer- binden an den Verbindungen der Glieder. Scheibe: graubraun. Klafterung: 7 em. Fundort: Amboina. Ein Exemplar.

Das der obigen Beschreibung zu Grunde gelegte Exemplar ist nicht geschlechtsreif, trotzdem glaubte ich es zum Typus einer neuen Species erheben zu dürfen, denn es ist so wesentlich verschieden von den verwandten Formen, dass wir es schwerlich als Jugendstadium einer derselben in Anspruch nehmen können. Dazu kommt, dass es von besonderem Interesse ist, insofern es durch seine sehr geringe Armzahl darauf hinweist, dass wir erwarten dürfen, unter den durch ihre dornigen unteren Pinnulae so wohl charakterisirten Arten der Palmata-Gruppe auch zehnarmige Formen kennen zu lernen, die unmöglich systematisch von ihnen getrennt werden dürften. Antedon spini- pinna ist eine sehr zierlich gebaute kleine Form. Die Pinnula ihres zweiten Brachiale hält die Mitte zwischen der von Antedon tenuipinna und einer

Beitrag zur Kenntniss der Oomatulidenfauna des Indischen Archipels. 63

solchen, wie sie Antedon spicata und oxyacantha besitzen. Sie ist ziemlich steif und griffelförmig und besteht aus etwa zwölf länglichen Gliedern, anderer- seits aber ist sie wie bei jenen Arten beträchtlich kürzer, als die aus nur acht bis zehn langen Gliedern zusammengesetzte Pinnula des vierten Brachiale.

19) Antedon imparipinna Carp. (Taf. 4. Fig. 40, 41, 43.) P. H. Carpenter 1882 1. c. p. 505.

Syn.: Antedon proteeta (Ltk. M. S.) P. H. Carpenter. Challenger-Rep. XXVI. p. 225. 4 5 (Ltk. M. S.) Hartl. Vorläufige Mittheilung 1. c. i: aequipinna Carp. Journ. Linn. Soc. Zool. XVI. p. 504. ee conjungens Carp. Challenger-Rep. XXVI. p. 233.

Centrodorsale zuweilen eine Scheibe von mässiger Grösse mit ziemlich kleiner, unregelmässig begrenzter, mit Grübchen seulpturirter freier Oberfläche und mit Cirren, die an seinen etwas schräg abfallenden Seiten stehen, zuweilen eine grosse Scheibe mit verticalen Seiten und weiter flacher oder leicht concaver glatter Oberfläche von einem Durchmesser bis 5 mm. 25—46 Cirren in zwei oder stellenweise drei Reihen, mit 22—25 ziemlich gleichförmigen Gliedern. Die drei untersten Glieder sind ein wenig breiter wie lang, die vom sechsten bis zehnten, zuweilen auch die vom vierten bis neunten (Ovalau) etwas länger wie breit und der Rest wieder kürzer und comprimirt. Die äussersten Glieder können etwas gekielt sein und ein dorsales Knöpfchen, einzeln selbst stumpfe Dornen tragen. Der Dorn des vorletzten Gliedes meist sehr schwach entwickelt.

Erste Radialia ganz verborgen oder nur in den Winkeln der Radien ein wenig zu sehen; zweite Radialia kurz, gelegentlich ganz frei seitlich, aber gewöhnlich mehr oder minder seitlich vereinigt; sie sind so lang wie die beiden freien Seiten des pentagonalen Axillare. Die Radien weichen nur wenig auseinander, zuweilen berühren sie sich fast; sie theilen sich dreimal. Die distichalen und palmaren Stämme sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. In der Regel keine Postpalmaria. Auf der Verbindung der Axillaria mit dem ihnen vorangehenden Gliede zuweilen eine schwache Erhebung. Die von einem Axillare entspringenden zwei Glieder sind mehr oder minder mit einander vereinigt; die ersten Distichalia oft nur mit ihrer proximalen Hälfte. Die äusseren Kanten der Radien sind an den Verbindungen der Glieder eingekerbt.

Selten mehr als 40 Arme, gewöhnlich nahezu 40. Ein oder zwei derselben entspringen gelegentlich von einem Radiale axillare. Die Arme sind

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glatt; die zwei ersten Glieder sind aussen ein wenig länger wie nach innen. Das dritte Glied (Syzygie) ist quadratisch, dann 3—4 scheibenförmige, und darauf eine ziemlich lange Reihe kurzer Glieder, die zuerst mehr oder weniger dreieckig sind, weiterhin aber abgestumpfter keilförmig werden. Ihr distaler Rand hat manchmal eine kleine, dorsale, spitze Hervorragung von alternirend seitlicher Lage. Die äussersten Glieder sind so lang wie breit, bleiben aber schwach keilföürmig. Eine Eigenthümlichkeit vieler Arme ist, dass sie ihre grösste Dieke in einiger Entfernung von ihrem Ursprung erreichen.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste gewöhnlich vom zwölften bis sechzehnten Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von 7—S Gliedern.

Die zwei äusseren von je vier zu einem distichalen Axillare gehörenden Arme haben längere untere Pinnulae als die beiden inneren, und zwar sind die Pinnulae des vierten Brachiale der beiden äussersten Arme eines jeden Radius durch ganz besondere Stärke ausgezeichnet. Diese Eigenthümlichkeit ist in der Regel sehr ausgeprägt, und in solchen Fällen ist die Scheibe von 20 längeren Pinnulae umgeben, die zu je zweien bei einander stehen und dem vierten Brachiale der äusseren Arme eines Distichiums angehören. Die Pinnula des zweiten Brachiale an äusseren Armen ist schlank und dünn und hat eine sehr variabele Gliederzahl, die zwischen 12 und 35 schwankt. Sie ist ungefähr halb so lang wie die darauf folgende des vierten Brachiale, die ziemlich steif und bei Weitem die längste und dickste Pinnula des Armes ist. Letztere hat eine Länge von 10—17 mm; die Zahl ihrer gleichförmigen glatten cylinderischen Glieder kann 30 übertreffen, obwohl sie sehr oft nicht mehr als 14—20 beträgt. Die Glieder sind ungefähr so lang wie dick. Die nächste Pinnula derselben Seite (sechste Brachiale) ist in der Regel sehr Klein, und die dann kommende ist von allen die winzigste. Ueber sie hinaus nehmen die Pinnulae langsam an Länge zu und erreichen schliesslich etwa 5—6 mm. Die zwei ersten Pinnulae der inneren Seite äusserer Arme (dritte und fünfte Brachiale) sind gewöhnlich viel kürzer wie die entsprechenden Pinnulae der Aussenseite; aber die des siebenten und neunten Gliedes sind ungefähr eben so lang wie die des sechsten und achten. Saceuli an den Pinnulae dieht- stehend. Scheibe: tief eingeschnitten, von ungefähr 17 mm Durchmesser. Färbung: Skelett: verschiedene Schattirungen von braun, oft gescheckt mit

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 65

einem hellen Graubraun in Binden und Flecken; die centrale Partie oft ein- tönig hellgrau oder weisslichbraun. Scheibe: grau oder graubraun. Auch graublaue Exemplare kommen vor. Klafterung: 14 cm. Fundorte: Am- boina, 5 Exemplare. Tonga-Inseln, 1 Exemplar; Berlin. Batjan, 1 Exemplar; Berlin (Ed. v. Martens). Hongkong, 1 Exemplar; Hamburg. Neu Guinea, 2 Exemplare; Berlin. Ovalau, 3 Exemplare; Lübeck.

Die Exemplare von Ovalau sind von sehr übereinstimmendem Habitus. Zwei sind graublau gefärbt, eines röthlichbraun. Die Form des Centrodorsale ist bei allen dieselbe: eine mässig grosse flache Scheibe. Die Cirren, deren eines der Exemplare 46, die anderen beiden 30 besitzen, sind nicht ganz auf den Rand beschränkt und stehen in drei unregelmässigen Reihen. Der Dorn ihres vorletzten Gliedes ist schwach. Die Radien stehen bei zwei Exemplaren in Berührung unter einander, bei dem dritten liegen sie frei. Die Armzahl beträgt 38 oder 39.

Ich habe in meiner vorläufigen Mittheilung Antedon protecta Ltk.M. >. als eine neue Art beschrieben, bin indessen nach nochmaligem Vergleich des Originals von Antedon imparipinna Carp. zur Ueberzeugung gelangt, dass diese Art mit jener identisch ist und deshalb ihr Name als der ältere den Vorzug verdient. Das Originalexemplar Carpenter’s war wegen seiner voll- ständig nach innen zusammengelegten Arme für die Beschreibung der unteren Pinnulae sehr ungünstig, und es ist nicht zu verwundern, dass dem Autor die Haupteigenthümlichkeit der Art, der Grössenunterschied der zweiten Pinnula an inneren und äusseren Armen, entging. Ein anderer nicht minder wesent- licher Charakterzug aber wird von ihm richtig hervorgehoben, nämlich die ausserordentliche Kleinheit der dritten Pinnula im Vergleich mit der zweiten.

Eine Art, die ich nicht minder für identisch mit Antedon imparipinna Carp. halte, ist Antedon aequipinmna Carp., die, sehen wir ab von der eigen- thümlichen Färbung ihrer Arme, in ihrem Habitus die grösste Uebereinstimmung mit den imparipinna-Exemplaren von Amboina zeigt. Der wesentlichste Charakter- zug der letzteren Art, nämlich die auffallende Grösse der zweiten Pinnula an den äusseren Armen jedes Distichiums ist, obwohl Carpenter dies nicht erwähnt, wohl ausgeprägt. Die auf die zweite folgende Pinnula des sechsten Brachiale ist relativ sehr klein, obwohl der Unterschied nicht so erheblich ist, wie er sein kann. Wir sehen aber an den Amboina-Exemplaren, dass dieser,

Nova Acta LVII. Nr. 1. 9

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in der Regel so ausserordentlich ausgeprägt, gelegentlich fast fehlt, so dass also die ungewöhnliche Kleinheit der dritten Pinnula (sechste Brachiale) als constantes Merkmal nicht betrachtet werden darf (Taf. 4. Fig. 41). Aus demselben Grunde halte ich auch Antedon conjungens Carp. für ein Synonym von imparipinna. Carpenter, glaube ich, würde schwerlich diese Art gemacht haben, wenn ihm überhaupt aufgefallen wäre, dass die letztere Art jenen charakteristischen Grössenunterschied an den unteren Pinnulae der äusseren und inneren Arme eines jeden Distichiums besässe.

Betreffend Antedon aequipinna Carp. sei noch bemerkt, dass Carpenter’s Aussage, genau genommen, nicht zutrifft, wenn er in seinem Key zu den Hamburger Arten von dieser Species sagt: „the fourth and fifth brachials bear large tolerably equal pinnules“. An den äusseren Armen jedes Distichiums ist, wie ich mich überzeugte, die Pinnula des fünften Brachiale bedeutend kleiner als die des vierten. Allerdings ist der Unterschied an dem Original- exemplare von Antedon imparipinna viel erheblicher, aber diese besitzt auch eine Pinnula am zweiten Brachiale, die von ganz ungewöhnlicher Grösse ist. Als ein für unsere Art relativ sehr constantes Merkmal sei noch hervor- gehoben die auch von Carpenter angeführte Kleinheit des Dornes am vor- letzten Cirrusgliede. Wie sich in dieser Beziehung das Original von Antedon conjungens Carp. verhält, wäre von Interesse zu erfahren. Dass Antedon aequipinna 43 Arme besitzt, statt, wie es bei Antedon imparipinna zu sein pflegt, gegen 40 oder genau 40, fällt nicht ins Gewicht, da wir das gelegent- liche Vorkommen postpalmarer Stämme auch an einem Amboina-Exemplare eonstatirten, welches 42 Arme besitzt.

20) Antedon tenera (Ltk. M. S.) n. sp.

Centrodorsale eine mässig dicke Scheibe mit unebener, ziemlich kleiner eirrusfreier Oberfläche, die unregelmässig begrenzt und leicht eingesenkt ist. An seinen schräg abfallenden Seiten 30—40 Cirren, in zwei oder stellenweise zuweilen drei unregelmässigen Reihen. Die Cirren sind etwa 15 mm lang und von feiner Structur. Sie haben 20—30 Glieder, von denen die mittleren ein Bisschen Jänglich sind. Die äusseren sind etwas comprimirt und tragen ein dorsales Knöpfechen.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 6%

Erste Radialia theilweise sichtbar. Zweite seitlich vollkommen frei; die Axillaria pentagonal. Die Radien können sich viermal theilen. Die Stämme sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die Radien stehen in dichter Berührung. Die Verbindung der Axillaria mit dem voraufgehenden Gliede ist zuweilen etwas buckelig. Die Seiten der Radien ohne Erhabenheiten.

32—43 glatte dünne Arme. Erste Glieder fast vollkommen mit einander vereinigt; ein Bisschen länger aussen wie innen. Zweite etwas kürzer. Das dritte Glied ist quadratisch, dann drei oder vier kürzere scheibenförmige und darauf etwa 27 ziemlich kurze dreieckige Glieder. Der Rest sind kurze, stumpfer keilförmige, die schliesslich mehr quadratisch werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale. Die nächste gewöhnlich im fünf- zehnten (gelegentlich schon im sechsten) und die folgenden in Zwischenräumen von 9—17 Gliedern.

Die Länge der unteren Pinnulae variirt. Die zweite hat etwa 25 längliche Glieder und ist stets länger wie die erste. Beide sind gelegentlich an den äusseren Armen eines Distichiums viel länger als an den inneren. Die Länge der Pinnula des zweiten Brachiale an äusseren Armen kann 12 mm betragen, die der Pinnula des vierten Brachiale 18 mm. Die basalen Glieder dieser sonst dünnen Pinnulae sind flach und etwas vergrössert und zwei von ihnen sind deutlich oder nur andeutungsweise gekielt. Die drei folgenden Pinnulae sind klein; die des dritten und fünften Brachiale sind bedeutend kleiner als die entsprechenden Pinnulae der äusseren Armseite. Die äusseren Pinnulae werden 7 mm lang. Sacculi an den Pinnulae dichtstehend. Scheibe: 10 mm Durchmesser, stark eingeschnitten. Klafterung: ungefähr 13 em. Färbung: hell graubraun. Fundort: Queensland. Ein Exemplar in Göttingen. Ein Exemplar in Hamburg von Port Denyson. Torres-Strasse.

Antedon tenera ist eine von Lütken manuscriptweise benannte Art, die noch der Beschreibung bedurfte. Sie variirt sehr in der Länge ihrer unteren Pinnulae; an dem Göttinger Exemplare sind dieselben auffallend klein und zart, an dem Hamburger dagegen von ansehnlicher Länge, und dieses hat ausserdem die für Antedon imparipinna Carp. so charakteristische Eigen- schaft, dass die unteren Pinnulae an äusseren Armen länger sind als an den inneren. Beide Exemplare stimmen aber darin überein, dass die unteren Pinnulae ungewöhnlich dünn sind, und dieser Umstand unterscheidet sie auch

g*

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sofort von Antedon imparipinna Carp., bei welcher die Pinnulae des vierten Brachiale ziemlich kräftig und steif sind. Die erste und zweite Pinnula sind bei unserer Art gelegentlich von gleicher Länge, ja die Länge der Pinnula des dritten Brachiale kann sogar die des fünften übertreffen. Ebenfalls der Variation unterworfen ist die Zahl der Arme und die Theilungsweise der Radien. Es können Postpalmaria entwickelt sein, wie bei dem Hamburger Exemplare, oder auch gänzlich fehlen, wie bei dem in Göttingen befindlichen. Bemerkenswerth für die Art ist ein im Allgemeinen zierlicher Bau und eine eintönige hell graubraune Färbung. Ihrer Verbreitung nach gehört sie zu den südlichsten Arten dieser Gruppe.

Ein Exemplar von Torres Street erhielt ich von Herrn P. H. Carpenter zur Ansicht. Dasselbe unterscheidet sich von den oben beschriebenen durch ein flacheres Centrodorsale, dessen cirrusfreie Oberfläche grösser und ganz eben ist. Ferner sind die Glieder der Cirren an ihm etwas länglicher. Die Glieder seiner proximalen Armregion sind etwas comprimirt mit kantenartig verschmälertem Rücken, während sie bei den oben beschriebenenen Exemplaren rundlicher sind. Die Färbung ist hellgelblich braun, aber wie bei den anderen durchaus eintönig. Die unteren Pinnulae sind ganz wie bei dem Göttinger Exemplare, sehr fein und zart. 40 Arme. Keine Postpalmaria. Deutliche Kiele an den basalen Gliedern der unteren Pinnulae.

Für Abbildungen waren die vorhandenen Exemplare leider nicht günstig.

21) Antedon brevicuneata Carp.!) (Taf. 3. Fig. 31. Taf. 4. Fig. 39.) P. H. Carpenter 1881 1. c. p. 187. Syn.: Antedon amboinensis Hartl. Vorl. Mitthlg. 1. c. Antedon similis Carp. Challenger-Rep. XXVI. pag. 235. Centrodorsale dick und gross, mit flacher Oberfläche. Ungefähr 25 randständige Cirren in zwei Reihen. Die Cirren sind 14—17 mm lang und

!) Das Original-Exemplar dieser Species stammt von Amboina. Ich habe es in Leyden untersucht und mich überzeugt, dass es mit dem nachstehend beschriebenen Brock’schen Exemplare besonders im allgemeinen Habitus grosse Uebereinstimmung zeigt. Wenn ich mich trotzdem abhalten liess, die letzteren in meiner vorläufigen Mittheilung mit Antedon brevieuneata zu identifieiren, so lag dies daran, dass ihnen, abgesehen von einer geringeren Armzahl, eine Eigenschaft fehlt, die ich anfangs für diese Art charakteristisch er- achtete, nämlich die abgeplatteten Seiten der Radien. Diese Abplattung für einen wesentlichen

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 69

bestehen aus 20—25 Gliedern; das sechste und siebente Glied sind etwas länger wie breit, die dann kommenden etwa so lang wie dick und alle von gleicher Grösse; sie werden etwas comprimirt und können einen dorsalen Kiel oder selbst deutlichen Dorn tragen.

Erste Radialia meistens oben sichtbar an ihren Seiten; zweite Radialia kurz und breit, ganz oder fast ganz seitlich mit einander vereinigt. Die Axillaria sind kurz, breit pentagonal oder fast dreieckig. Distichale und palmare Stämme zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Die Palmaria entspringen nur an der Aussenseite der distichalen Axillaria, so dass jeder Radius sechs Arme hat. Keine Postpalmaria. Die Vereinigung der Axillaria und ihrer Vorgänger überhaupt nicht oder nur ganz schwach buckelig. Der Aussenrand der Radien zeigt keine Verdickungen, wohl aber kleine Kerben zwischen den einzelnen Gliedern. Die Radien weichen wenig oder garnicht auseinander und stehen somit manchmal in fester Berührung.

Nicht mehr als 30 Arme, gewöhnlich ungefähr 30. Sie sind lang und schlank, von glatter Oberfläche und kurzen Gliedern. Das erste Glied fast rhombisch, mit dem Nachbargliede eng vereinigt, das zweite ein Bisschen länger aussen wie innen; das dritte (Syzygie) beträchtlich kürzer als breit. Dann vier kurze, scheibenförmige Glieder, und darauf eine Reihe fast dreieckiger, die weiterhin in stumpfer keilförmige übergehen. Die äusseren Glieder sind mehr rechteckig und die letzten fast quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die nächste vom 13. bis 22. und die folgenden in Zwischenräumen von 5—12, gewöhnlich acht bis neun Gliedern.

Die unteren Pinnulae sind an allen Armen gleich stark und ebenso an beiden Armseiten von nahezu gleicher Länge. Sie sind ziemlich steif, obwohl

Charakter der Antedon brevicuneata Carp. zu halten, wurde ich bestärkt durch eine Anzahl Exemplare von den Mortlock-Inseln, die ohne Ausnahme diese Eigenthümlichkeit sehr scharf entwickelt zeigen. Hinzu kam, dass mir Herr Dr. P. H. Carpenter brieflich mittheilte, dass er ein ihm zur Ansicht geschicktes Brock’sches Exemplar nicht für Ant. brevicuneata halte.

Wenn ich nun trotzdem die in meiner vorläufigen Mittheilung bereits beschriebene Art Antedon amboinensis Nob. wieder einziehe, so folge ich darin meiner ursprünglichsten Ansicht über die Frage. Veranlassung dazu gab ein zweiter Brief Carpenter’s, der mich be- stimmte, das in Göttingen befindliche Material von Amboina und den Mortlock-Inseln einer nochmaligen genauen Vergleichung zu unterwerfen.

0 Dr. Clemens Hartlaub.

niemals griffelförmig gestreckt. Auch das erste Paar kann ziemlich steif sein. Seine Pinnulae sind schlank und bestehen aus 16—20 länglichen Gliedern, welche am Ende der Pinnula sehr dünn werden. Sie sind beträchtlich kürzer als das folgende Paar, das seinerseits bedeutend dicker und steifer ist. Die Länge desselben beträgt 10—12 mm, und es besteht aus 12—20 allmählich dünner werdenden Gliedern, von denen die meisten länger wie breit sind. Das nächste Paar (sechste und siebente Brachiale) ist gewöhnlich kürzer und verjüngt sich stärker, aber es ist stets länger und dicker wie das erste Paar. Die Länge der beiden folgenden Paare nimmt noch ab. Das sechste Paar misst etwa 5 mm und erst vom siebenten an nimmt die Länge wieder zu, bis sie etwa S mm erreicht. Sacceuli an den Pinnulae dicht stehend. Scheibe: stark eingeschnitten. 14—16 mm Durchmesser. Klafterung: 15—21 em. Färbung: Centrale Partie des Skeletts hell gelblich braun oder graubraun; an den Armen dunkle und helle Schattirungen von braun abwechselnd. Scheibe: dunkel graubraun mit grau gescheckt oder eintönig graubraun oder centrale Partieen des Skeletts weiss oder hell bräunlich weiss; die äussere Cirrushälfte dunkelbraun, mit Ausnahme der terminalen Klaue, die auch weiss ist; an den Armen breite Binden von weiss oder hell graubraun mit dunkleren abwechselnd. Scheibe: dunkel graubraun mit weiss oder hell bräunlich weiss gescheckt. Fundort: Amboina. Fünf Exemplare. Die beschriebenen fünf Exemplare unterscheiden sich von dem Leydener Orginal durch eine geringere Armzahl, vor Allem aber, wie in der Note bereits gesagt wurde, durch den Mangel einer Abplattung an der Aussenseite der Radien. Mithin ist diese für die Palmata-Gruppe so auffallende Eigenthümlichkeit nicht als constanter Charakter der Species aufzufassen. Sehr ausgeprägt fand ich denselben bei einer Anzahl Exemplare von den Mortlock-Inseln, die sich theils im Hamburger, theils im Göttinger Museum befinden. Dieselben zeichnen sich durch dunkel purpurviolette Färbung aus und heller grauviolette Partieen auf den Armen. Der Alcohol, in dem sie sich befanden, war stark roth gefärbt. Ihre Cirren sind ziemlich dünn und kurz, 11 mm lang. Eigenthümlich sind die Pinnulae des vierten Brachiale. Sie sind manchmal stark gekrümmt, manchmal ganz gerade, fast dornförmig. Sie sind immer dünn und auch an ihrer Basis nicht besonders verdickt, wie dies Carpenter von dem Leydener Originale angiebt; ihr Ende läuft in eine sehr feine Spitze aus. Sie sind ähnlich denen von

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 1

Antedon imparipinna Carp. manchmal an den äusseren Armen des Radius länger als an den inneren.

In Bezug auf die Armzahl, die sechs für jeden Radius beträgt, gleichen die Amboina-Exemplare nicht dem Carpenterschen Originale, dessen Radien achtarmig sind, sondern Antedon similis Carp. Carpenter hat diese Species wie er schreibt „with some hesitation“ von Antedon brevicuneata getrennt, mit der sie die Abplattung an den Seiten der Radien theilt. Die Exemplare von den Mortlock-Inseln stehen in der Mitte zwischen beiden Arten. Sie besitzen nämlich sechs Arme an jedem Radius, was charakteristisch für Antedon similis sein soll und vollkommen sichtbare zweite Radialia, wodurch sich nach Carpenter Antedon brevicuneata vor der anderen Art auszeichnet. In der relativen Länge der vierten Pinnula, welche für die Unterscheidung” der beiden Arten ebenfalls von Bedeutung genannt wird, zeigen die von mir gesehenen Exemplare das angeblich für Antedon brevicuneata charakteristische Verhalten, indem sie beträchtlich geringer ist als die der dritten. Diese ihrerseits ist gelegentlich ebenso lang wie die zweite. Die zweite Pinnula aber misst nicht selten 15 mm, so dass Carpenter auch darin wohl irrt, dass Antedon brevicuneata im Allgemeinen kürzere untere Pinnulae besässe wie Antedon similis, deren zweite Pinnula nach ihm 14 mm lang ist. Der Unterschied würde sich, wenn constant, auf die relative Länge der vierten Pinnula (achte Brachiale) beschränken.

22) Antedon elongata J. Müller. (Tat. 4. Fig. 47.)

Comatula elongata J. Müll. 1. ce. p. 257.

P. H. Carpenter, Notes from the Leyden Museum Vol. III, p. 185.

Das Centrodorsale ist eine Scheibe von mittlerer Grösse, flacher Ober- fläche und reichlich 20 Cirren, die durchaus randständig sind und etwa 15 mm messen. Sie sind ziemlich breit an ihrer Basis, aussen aber dünner und mehr comprimirt. 22—27 Cirrusglieder, von denen das sechste und die darauffolgenden drei Glieder ein Bisschen länger, wie breit sind. Die zehn oder elf letzten Glieder tragen kleine Dornen; das vorletzte einen ziemlich starken.

Erste Radialia oben sichtbar in den Winkeln der Radien; zweite kurz und breit, seitlich mit einander vereinigt; die Axillaria kurz, breit pentagonal oder fast dreieckig. Die Radien weichen nicht auseinander, sondern berühren

12 Dr. Clemens Hartlaub.

sich mit ihren Aussenkanten. Sie theilen sich nicht mehr wie dreimal, und zwar entspringen die vorhandenen palmaren Stämme nur von der Aussenseite der distichalen Axillaria. Sämmtliche Theilungsserien zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie und aussen länger, wie innen. Die Verbindungen der Axillaria mit dem vorangehenden Gliede schwach buckelig.

Ungefähr 25 ziemlich lange, schlanke Arme von glatter Oberfläche und ziemlich kurzen Gliedern. Das erste Glied ist rhombisch, fast ganz mit dem Nachbargliede vereinigt; das nächste ist nahezu gleich gross, ist aber beträchtlich länger aussen wie innen. Das dritte breiter wie lang, dann fünf oder sechs scheibenförmige Glieder. Die Oberfläche dieser Armpartie ist un- eben in Folge davon, dass die Verbindung von je zwei Gliedern auf der einen Armseite eine Einsenkung bildet und auf der anderen eine Erhabenheit. Es wechseln so auf jeder Armseite Hügel und 'T'häler mit einander ab, wodurch die Oberfläche hier ein runzeliges, gefaltetes Aussehen erhält, was sehr charakteristisch für die Art ist. Die folgenden Glieder sind dreieckig, sie werden weiterhin stumpfer keilförmig und dann wieder ziemlich scheibenförmig. Die letzten Glieder sind annähernd quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 14. bis 21. und die folgenden in Zwischenräumen von 6—8 Gliedern.

Die Pinnula des zweiten Brachiale misst ungefähr 9 mm, ist ziemlich diiek an ihrer Basis und in ihrer äusseren Hälfte sehr dünn und zart. Die des dritten Gliedes ist beträchtlich kleiner, die zwei folgenden Paare sind un- gefähr 12 mm lang. Ihr Grössenunterschied ist sehr gering, das_letzte von beiden (6. und 7. Brachiale) ein Bisschen länger wie das andere. Sie be- stehen aus etwa 25 Gliedern, von denen einige ein Bisschen länger wie breit sein können. Die Länge der drei folgenden Paare nimmt noch ab. Die äusseren Pinnulae werden 7 mm lang. Saceuli: an den Pinnulae sehr dichtstehend. Scheibe: 15 mm Durchmesser, eingeschnitten. Klafterung: 20 em. Färbung: Skelett und Scheibe einfarbig dunkel graubraun; nur das Centrodorsale, die Cirren und die Enden der Arme heller chocoladebraun. Fundort: Amboina. Ein Exemplar.

Unser Exemplar unterscheidet sich von dem in Leyden befindlichen Originale aus Neuguinea in verschiedener Beziehung, und ehe ich nicht an Ort und Stelle beide mit einander verglichen hatte, war die specifische Iden-

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 13

tität derselben sehr zweifelhaft für mich. Das Centrodorsale des Göttinger Exemplars ist zunächst ganz flach, es hat 20—25 Cirren, während das des Leydener „moderately thick convex* ist und 30 Cirren besitzt. Die Radien des Leydener Exemplars sind „well separated‘“, während sie sich bei dem unserigen berühren. Die Lage der zweiten Syzygie giebt Carpenter an als „usually between S and 17“, während ich sie nicht diesseits des 14. Gliedes fand. Sodann wird von den Pinnulae des neunten und zehnten Brachiale ge- sagt, sie seien „a good deal smaller than that on the right, but Jarger than the first pair“, während ich sie stets kleiner, als die Pinnula des zweiten Brachiale sah, und auch durchaus nicht grösser, als die des dritten, welche manchmal etwas schwächer ist, als die des zweiten. Schliesslich sind die distalen Pinnulae des Armes am Leydener Exemplare beträchtlich länger, als bei dem unserigen, denn Carpenter schreibt: ‚„Ihey never exceed the length of the third pair“, mit anderen Worten, dass sie die Länge desselben gelegentlich erreichen. Bei dem Göttinger Exemplar ist dies nie der Fall. Indessen scheinen mir die angeführten Unterschiede nicht bedeutungsvoll genug, um auf sie eine Trennung in zwei Arten zu begründen, vielmehr sei betont, dass der allgemeine Habitus ein ganz ähnlicher ist und dass nament- lich die unebene gefaltete Oberfläche des Armes an seiner Basis der Species ein eigenthümliches Gepräge verleiht. Die Art ist in jeder Hinsicht sehr nahe mit Antedon flagellata Carp. verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch die eben erwähnte Eigenschaft und durch die sehr verschiedene Form der Centrodorsale, auch ist ihre Armzahl viel geringer, als bei jener. Antedon elongata scheint eine seltene Form zu sein, denn das einzig bis jetzt bekannte Exemplar war der Müller'sche Typus im Museum zu Leyden, auch habe ich unter den Berliner und Hamburger Comatuliden kein zweites gesehen.

23) Antedon flagellata J. Müll. (Taf. 4. Fig. 45.)

Comatula flagellata J. Müll. 1. e. p. 263. P. H. Carpenter, Notes from the Leyden Mus., Vol. III. p. 183. Syn.: Antedon pulcher Ltk. M. S. Centrodorsale gross und dick, mit gewölbten Seiten und tief ein- gesenkter eirrusfreier Oberfläche. Ungefähr 30—35 Cirren in zwei oder drei unregelmässigen Reihen. 25—30 Cirrusglieder; das sechste und die vier

Noya Acta LVIII. Nr. 1. 10

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folgenden sind ein Bisschen länger wie breit. Die dann kommenden sind kürzer, ziemlich alle von gleicher Grösse und haben kleine, nach vorn ge- richtete Dornen, die gewöhnlich mit breiter Basis der vorderen Hälfte des Gliedes aufsitzen. Die längsten Cirren sind 25 mm lang.

Erste Radialia oben sichtbar in den Winkeln der Radien; zweite breit und kurz, mehr oder weniger vollständig mit den Nachbargliedern vereinigt; die Axillaria kurz, breit pentagonal oder fast dreieckig; die Radien sind frei seitlich oder berühren einander. Sie theilen sich dreimal, so dass in der Regel ein jeder acht Arme besitzt. Sämmtliche Stämme zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie. Auf den Verbindungen der Axillaria mit dem voran- gehenden Gliede ein ziemlich starker Buckel. Keine Verdiekungen an den Aussenwänden der Radien.

40 oder fast 40 Arme von glatter Oberfläche und kurzen Gliedern. Das erste Glied rhombisch oder fast so, ganz vereinigt mit dem Nachbargliede. Das zweite ist kürzer und ein wenig länger aussen wie innen. Das dritte Glied (Syzygie) ist quadratisch; dann fünf oder sechs kurze, scheibenfürmige Glieder und darauf eine Reihe dreieckiger, die weiterhin in stumpfe, keil- förmige übergehen und schliesslich mehr quadratisch werden. Die vier oder oder fünf untersten Armglieder haben in der Regel etwas abgeplattete äussere Seiten.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 16. bis 22. und die folgenden meist in Zwischenräumen von 11—13 Gliedern.

Die Pinnulae des zweiten und dritten Brachiale sind sehr zart und dünn, etwa 11 mm lang. Das nächste Paar ist bedeutend länger, aber immer kürzer wie das dritte Paar, welches das längste und dickste ist. Die Pin- nula des sechsten Brachiale erreicht 13 mm und besteht aus 25—30 Gliedern, die mit Ausnahme der basalen länger wie breit sind. Das vierte Paar ist fast stets kürzer, variirt aber sehr in der Länge und kann sogar länger wie das- vorhergehende sein. Es folgen eine ganze Reihe kleiner Pinnulae von ziemlich gleicher Grösse, und erst vom 15. oder 16. Paare an kann man eine Längenzunahme bemerken. Die äusseren Pinnulae messen ungefähr 9 mm. Scheibe: nicht erhalten, wahrscheinlich ungefähr 14 mm. Klafterung: circa 18 em. Färbung des Skeletts: dunkelbraun oder hell chocolade-

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauma des Indischen Archipels. 75

braun, die centrale Partie zuweilen ganz hell bräunlich-weiss. Fundort: Singapore. Zwei Exemplare, Berlin, durch Jagor. Ein Exemplar, Göt- tingen, durch Ed. v. Martens.

Das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Art war das von J. Müller und später Carpenter beschriebene im Leydener Museum. Sein Fundort war unbekannt, aber Carpenter vermuthete ganz richtig, dass es „orientalisch“ sei. Die Exemplare von Singapore, welche ich untersuchte, sind weniger gross, als das Leydener, übrigens aber von durchaus ähnlichem Habitus. Sehr charakteristisch scheint mir die Form des Centrodorsale zu sein. Es ist sehr gross und diek und Carpenter's Bezeichnung „moderately thick“ scheint mir auch für das Leydener Exemplar, das ich persönlich unter- suchte, nicht ganz zutreffend zu sein. Im Gegensatze zu diesem haben die Centrodorsalia meiner Exemplare stark eingesenkte Oberflächen, und ihre Cirruszahl ist nicht 40, wie bei jenem, sondern kaum mehr, wie 30—35. Postpalmare Serien, wie bei dem Leydener, sind bei keinem meiner Stücke vorhanden. Die Art ist leicht kenntlich dadurch, dass die dritte Pinnula länger als die zweite ist, eine Eigenschaft, die sie unter den Arten der Palmata-Gruppe nur mit Antedon elongata J. Müll. theilt. Im Ham- burger Museum fand ich ein Exemplar unter dem Lütken’schen M. S.-Namen Antedon pulcher von den Palau-Inseln.

Die Spinifera - Gruppe.

„Arten mit zweigliederigen Distichalstämmen, deren radiale Axillaria und zunächst folgende Glieder ab- geplattete Seiten haben und deren Pinnulae ein deutliches Ambulacral-Skelett besitzen.“ (Carpenter.)

Auf Amboina wurde keine hierher gehörige Art gesammelt; die Gruppe umfasst meist in grösseren Tiefen lebende Formen, die im Wesentlichen dem Caraibischen Meere angehören. Nur einzelne Arten, wie z. B. die an der Ostküste Australiens vorkommende Antedon macronema, bilden eine Ausnahme von dieser Regel und zu ihnen gesellt sich jetzt eine neue Species, die von Herrn Dr. Hilgendorf bei Japan gesammelt wurde. Das leider sehr zer-

10*

16 Dr. Clemens Hartlaub.

brochene einzige Exemplar derselben befindet sich in der Berliner zoologischen Sammlung. Die Gruppe umfasst jetzt im Ganzen 12 beschriebene Arten.

24) Antedon conifera n. sp. (Taf. 4. Fig. 46. Taf. 5. Fig. 51, 56.)

Das Centrodorsale ist conisch und hat eine ziemlich weite, sternförmige Basis, deren fünf Ecken interradial liegen und ventralwärts vorspringen. Bei- nahe 40 Cirrusdillen, die zu je 4 in 10 verticalen Reihen stehen. Die Reihen sind geschieden durch ziemlich niedrige radiale und interradiale Leisten, von denen die letzteren auf die Ecken der pentagonalen Basis zulaufen. Die zehn Leisten sind von gleicher Höhe und Stärke; nur die radialen verbreitern sich ein wenig an ihrem unteren Ende. Ziemlich dieke, sich nur wenig ver- diinnende Cirren von ungefähr 45 mm Länge. Sie sind etwas comprimirt und haben, wenn trocken, das Ansehen von Elfenbein. Ungefähr 70 Glieder: die 5 oder 6 untersten davon sind kurz, dann eines, welches länger als breit ist, und 3—4, die quadratisch sind; der Rest ist kürzer, besonders gegen das Cirrusende. Von der Seite gesehen haben die Cirren einen tief gesägten dorsalen Rand vom etwa 15. Gliede an, er beruht auf dem Vorhandensein von dorsalen Tuberkeln. Keine eigentlichen Dornen, ausgenommen am vor- letzten Gliede. |

Erste Radialia gerade sichtbar in den Winkeln der Radien; zweite kurz, seitlich ganz vereinigt; Axillaria rhombisch., Zwei Distichalia, das Axillare ohne Syzygie. Auf der Mitte der Verbindung zwischen den Axillaria und dem ihnen vorangehenden Gliede eine Erhebung. Die Radialia, Distichalia und erste Brachialia haben abgeplattete Seiten.

20 dicke Arme von unebener Oberfläche. Das erste Brachiale kurz, rhombisch, seitlich ganz vereinigt mit dem Nachbargliede; das zweite ein gut Theil länger und länger aussen wie innen; das dritte ungefähr quadratisch. Dann sechs oder sieben abgestumpft keilföürmige Glieder, und diesen folgt eine Reihe dreieckiger, deren distaler Rand mit alternirend seitlich gelegenen Vorsprüngen auf das nächste Glied übergreift. Weiterhin abgestumpfte, keil- förmige Glieder, die schliesslich mehr und mehr quadratisch werden. Alle Glieder, mit Ausnahme der beiden ersten, haben vorstehende, fein gezähnte

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 7%

distale Ränder, die übergreifen. Der äusserste T'heil des Armes hat eine scharfe, dorsale Längsleiste.

Erste Syzygie im 3. Brachiale; die nächste vom 18. zum 25., gewöhnlich im 25. Gliede, und die folgenden in Zwischenräumen von 3—7 Gliedern. Die syzygialen Verbindungen sind nicht glatt, sondern fast ganz wie die gelenkigen.

Die Pinnulae des zweiten und dritten Brachiale sind schlank und ver- dünnen sich nach den etwas verbreiterten basalen Gliedern rasch. Sie erreichen ungefähr Il mm Länge und bestehen aus 15—20 der Mehrzahl nach länglichen, cylindrischen Gliedern. Die drei folgenden Paare nehmen allmählich an Länge ab; die kleinste Pinnula ist die des neunten Brachiale mit 4 mm. Die Glieder dieser Pinnulae sind flacher und breiter als die des ersten Paares. Die übrigen Pinnulae erreichen die Länge von 11 mm und sind ausgezeichnet durch breite, flache Glieder. Sacculi spärlich und klein; die Ambulacralrinne der Pinnulae ausgesprochen getäfelt mit Deck- und Seitenplatten. Scheibe: 14 mm Durchmesser. Klafterung: vermuth- lich etwa 14 cm. Färbung: Skelett: bräunlich weiss. Scheibe: dunkler braun. Fundort: Japan. Ein Exemplar. Berlin, durch Dr. F. Hilgendorf.

Die Erhaltung des dieser Beschreibung zu Grunde gelegten Exemplares ist leider eine sehr schlechte. Die sämmtlichen Cirren und Arme haben sich von dem Kelch gelöst. Die Pinnulae sind im Allgemeinen nicht erhalten. Nur die proximalen 'T'heile der Radien mit den T'heilungsstämmen sind gut conservirt. Von den übrigen Arten der Spinifera-Gruppe steht die von den Ki-Inseln stammende Antedon quinquecostata Oarp. unserer neuen Species am nächsten. Auch sie ist ausgezeichnet durch eine grosse Anzahl Cirrusglieder und eine bestimmte Anordnung der Cirren. Bei ihr ist das Üentrodorsale aber mehr säulenförmig und ihre Cirren stehen nicht in zehn Verticalreihen, sondern in fünf Doppelreihen, denn fünf von den zehn Längsleisten, durch welche die Cirrusreihen von einander getrennt werden, zeichnen sich durch besondere Stärke aus. Der wichtigste Unterschied ist aber der, dass die Arme von Antedon quwinquecostata einen scharfen, medianen Kiel haben, während ein solcher bei unserer Art nur an den äussersten Enden der Arme etwas nachzuweisen ist.

Herr Dr. Hilgendorf, mit dem ich persönlich über diese Art sprach, glaubte sich zu erinnern, dass dieselbe aus grösserer Tiefe gefischt sei.

7 Dr. Clemens Hartlaub.

25) Antedon macronema Müll. Challenger-Report XXVI. p. 212. Das Göttinger Museum enthält ein Exemplar dieser Species von Sydney. Bemerkenswerth ist an ihm die unregelmässige Lage der ersten Syzygie, die zwischen dem 3., 4. und 6. Brachiale wechselt.

Ich möchte hier eine Art anreihen, die wir in eine der beiden vor- stehenden Gruppen aufzunehmen nicht berechtigt sind, wiewohl sie nicht minder zu Carpenter’s dritter Serie gehört.

26) Antedon Andersoni Carp. (Taf. 3. Fig. 36.) 1889. P.H. Carpenter, Comatulae of the Mergui Archipelago in Linn. Soc. Journ. Zoology, Vol. XXI, p. 306. Syn.: Antedon polypus Ltk. M. S.

Centrodorsale gross und dick, seitlich gewölbt, mit ziemlich tiefer, eirrusfreier Einsenkung in der Mitte. Etwa 50 Cirren in drei Reihen. Die Cirren sind diek und werden bis 87 mm lang. Nach ihrem proximalen Drittel werden sie zunehmend comprimirt. Sie bestehen aus etwa 80 ziemlich gleich- förmigen Gliedern. Ihr distaler und dorsaler Rand beginnt im zweiten Drittel des Cirrus als eine mit feinen Dornen besetzte kräftige Querleiste stark vor- zutreten. Weiterhin treten an Stelle dieser Leisten zwei nebeneinander stehende Dornen, und schliesslich gegen das Ende des Cirrus trägt jedes Glied einen starken Dorn, der distalwärts gerichtet ist.

Die ersten Radialia nur in den Winkeln der Radien ein wenig sicht- bar; die zweiten seitlich vollkommen frei; die Axillaria sind pentagonal und etwa 4 mm lang; ihre freien Seiten sind länger als das zweite Radiale. Sämmtliche Theilungsserien bestehen aus zwei ziemlich gestreckten Gliedern, von denen das erste fast so lang ist als das Axillare und letzteres stets einen sehr weiten, distalen Winkel hat. Die Gesammtlänge der beiden Distichalia beträgt etwa 6 mm. Schwache, niedrige Buckel auf der Vereinigung der Axillaria und des ihnen vorangehenden Gliedes. Die von Axillarien ent- springenden beiden Glieder sind theilweise mit einander vereinigt. Keines der Axillaria hat eine Syzygie. Die Radien theilen sich 5, einzeln sogar

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 79

6 mal, so dass also drei postpalmare Serien vorhanden sein können. Die Radien weichen an ihrem Ursprung ziemlich stark auseinander, berühren sich aber wieder an der Basis ihrer äusseren Arme. Der Zwischenraum wird ausgefüllt durch die dorsale Decke der sehr grossen Scheibe.

Etwa 90 Arme. Sie sind vollkommen glatt und in ihrem proximalen Drittel, besonders aber an ihrem Ursprunge, stark comprimirt, was sich weiterhin mehr verliert. Das erste und zweite Glied sind schmal und lang; das dritte (Syzygie) noch länger, dann S oder 9 Glieder, die nur wenig länger wie breit sind; sie sind rechteckig. Darauf werden die Glieder schnell kürzer und bekommen die Form stark abgestumpfter Keile. In der distalen Armhälfte sind die Glieder ganz kurz und mehr scheibenförmig.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; zweite gewöhnlich um das 50. Glied herum; dann in Zwischenräumen von 7—12 Gliedern.

Die äusseren Arme jeder zu einem palmaren Axillare gehörenden Arm- gruppe tragen an ihrem zweiten Gliede eine sehr lange Pinnula, während die entsprechenden Pinnulae der Zwischenarme kurz sind. Es gehören mithin zu jedem Radius acht lange Pinnulae, die von einem zweiten Brachiale ent- springen. Sie messen 35—40 mm und bestehen aus eirca 50 länglichen Gliedern. Die entsprechenden Pinnulae der anderen Arme sind nur 8 mm lang. Die Pinnula des dritten Brachiale misst etwa 6 mm, die des vierten Brachiale 7 mm; die drei folgenden Paare sind annähernd gleich gross und 5—6 mm lang. Vom sechsten Paare an nehmen die Pinnulae an Länge zu, bis sie etwa 16 mm erreichen. Sacculi an den Pinnulae gross und dicht stehend. Scheibe: 49 mm Durchmesser, stark eingeschnitten; getäfelt. Die Ränder der Ambulacralrinnen sind dick gewulstet und überwölben in der Nähe des Mundes dieselben vollständig. Analrohr lang. Klafterung: 35 cm. Färbung: dunkelbraun. Fundort: Palau-Inseln. Drei Exemplare. Ham- burg. Durch das Museum Godeffroy. (Eines davon jetzt in Göttingen.)

Die obige Beschreibung war bereits fertig, als ich durch die Güte des Verfassers seine kürzlich erschienene Abhandlung über die Comatulae des Mergui-Archipels erhielt. Es genügte ein Blick auf die darin gegebenen vor- trefllichen Abbildungen der neuen Species Antedon Andersoni, um sofort die Identität mit den von mir beschriebenen Hamburger Exemplaren von Antedon polypus Ltk. M. S. zu erkennen. Da jedoch die Carpenter’sche Beschreibung

so Dr. Clemens Hartlaub.

seines Exemplares von den King Islands beträchtlich abweicht von der meinigen, die nach drei von den Palau-Inseln stammenden entworfen wurde, so glaubte ich letztere unverändert hier publieiren zu sollen.

Wenn ich die Carpenter'sche Beschreibung mit dem Exemplar von Antedon Andersoni vergleiche, welches von Hamburg an das Göttinger Museum gekommen ist, so muss ich zunächst bestreiten, dass die Verbindung des zweiten Radiale mit dem Axillare eine syzygiale ist. Nicht nur unterscheidet sich diese Verbindung äusserlich in keiner Weise von den anderen Gelenk- verbindungen, sondern das Axillare ist sogar ziemlich stark gegen das zweite Radiale beweglich. Es kann somit unmöglich die neue Art zu Carpenter's „Elegans group“ gerechnet werden, wie es der Autor auf Grund seiner, wie mir scheint, irrthümlichen Ansicht über die fragliche Verbindung, allerdings nicht ohne Bedenken, thut.

Auffallend war ferner, dass Carpenter eine bei meinen Exemplaren sofort in die Augen stechende Eigenschaft nicht erwähnt, dass nämlich die zweiten Brachialia der äusseren Arme einer jeden palmaren Armgruppe eine viel längere Pinnula tragen als die der inneren Arme, dass mithin jeder Radius acht sehr lange Pinnulae besitzt. Dass dies Verhalten unbemerkt blieb, hat, wie mir der Autor schreibt, daran gelegen, dass das Original- Exemplar nicht gut erhalten ist und die unteren Pinnulae an ihm der Mehr- zahl nach abgebrochen sind.

Die Milberti-Gruppe.

„Das erste Paar Pinnulae relativ klein und die sie zu- zammensetzenden Glieder nur wenig länger wie breit; eine oder mehrere Pinnulae des zweiten, dritten und vierten Paares sind länger und massiver mit diekeren Gliedern als die darauf folgenden.“ (Carpenter.)

Obwohl das Hauptverbreitungsgebiet dieser mehr oder minder littoralen Gruppe das westliche Polynesien ist, hat Professor Brock auf Amboina nur eine hierher gehörige Art gesammelt und von dieser nur ein einziges Exemplar. Ks ist Antedon perspinosa Carp., eine sehr charakteristische, aber, wie es

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 81

scheint, seltene Form, deren Original-Exemplar von‘ der Insel Jobie stammt und dem Leydener Museum gehört. il

Unter dem von Berlin erhaltenen Materiale befand sich die neue Art Antedon ‚japonica, eine nahe Verwandte der Carpenter'schen Species serripinna, von der ich im Hamburger Museum Gelegenheit "hatte, eine ganze Anzahl zu untersuchen.

Eine durch ihre Grösse und aussergewöhnlich massive Structur "ab- weichende Art ist die ebenfalls in Hamburg befindliche Antedon afra (Ltk. M. S.) n. sp. von Bowen. Wenn Carpenter besonders betont, dass seine Milberti-Gruppe einstweilen etwas heterogene Elemente enthalte, so hat das seine volle Geltung auch für diese Art, die ich nicht ohne Bedenken in dieselbe aufnehme.

Als Synonyme bereits bekannter Species erwiesen sich Antedon Loveni Bell. und laevipinna Caıp.

Die Zahl der bekannten Arten beträgt jetzt 14.

27) Antedon Milberti J. Müll. Comatula Milberti Müll. 1. ec. p. 19. P. H. Carpenter, Challenger-Report XXVI p. 194. Pl. XXXV; ferner in:. Linn. Soc. Journ. Vol. XXI. p. 310. 1890. Syn.: Antedon laevipinma Carp., Comatulae of the Hamburg Museum in: Journ. Linn. Soe. Vol. XVI. p. 502. Ich hatte Gelegenheit, zwei aus Atjeh stammende Exemplare dieser Art vom Leydener Museum zu untersuchen, sowie mich in Hamburg davon zu überzeugen, dass das dort befindliche Original-Exemplar von Antedon laevipinna Carp. identisch mit der obigen Species ist. Herr Dr. Oarpenter erkennt diese T'hatsache ebenfalls an und hatte die Freundlichkeit, mir dies brieflich zu bestätigen. Das Hamburger Exemplar ist nach ihm dadurch bemerkenswerth, dass die Glieder des zweiten und dritten Pinnula-Paares nicht so dick und so lang sind wie gewöhnlich, eine Beobachtung, die ich nach meinem Vergleiche mit einem der beiden Leydener Stücke vollkommen zutreffend fand. Dass gerade Antedon laevipinna sich als Synonym einer früher bekannten Form erweist, ist um so angenehmer, als sie zu den Arten gehörte, die Carpenter in seinem Report keiner der von ihm aufgestellten Gruppen einzureihen vermochte.

Nova Acta LVII. Nr. 1. 11

Dr. Clemens Hartlaub.

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Die beiden von Atjeh stammenden Exemplare unterscheiden sich namentlich durch ihr Centrodorsale und die daran sitzenden Cirren. Dasselbe ist bei dem einen vollkommen halbkugelig, bei dem anderen viel flacher und von weiterem Durchmesser. Das erstere hat 15 Cirren mit höchstens 33 Gliedern, das andere 25 Cirren mit ungefähr 50 Gliedern. Der starke Höcker auf der Verbindung der beiden ersten Armglieder ist sehr charakteristisch, obwohl auch ein Bisschen schwankend in der Stärke seiner Ausbildung. Zu varjiren scheint auch die Form der Armglieder: dieselben sind bei dem einen Exemplare beträchtlich kürzer als bei dem anderen. Die Färbung beider ist hell-graubraun, ganz wie das Original der Exspecies laevipinna.

28) Antedon serripinna Carp. (Taf. 5. Fig. 48.) P.H. Carpenter, Notes from the Leyden Museum Vol. III. p. 182. Challenger- Report Vol. XXVI. p. 193. Syn.: Ant. cupulifera Ltk. M. S.

Centrodorsale flach scheibenförmig mit glatter, manchmal leicht ein- gesenkter Oberfläche. Ungefähr 20 durchaus randständige Cirren in einer Reihe. Sie sind etwa Il mm lang und bestehen aus etwa 20 ziemlich gleich- förmigen Gliedern mit breiter Rückenfläche. Fast sämmtliche Glieder sind breiter wie lang. In der proximalen Cirrushälfte überragen ihre distalen Ränder die Basis des folgenden Gliedes. Die Rückenfläche der äusseren Glieder trägt eine ganz schwache Querleiste. Der Dorn des vorletzten Gliedes manchmal nur schwach entwickelt.

Erste Radialia nur in den Winkeln der Radien ein wenig zu sehen; zweite sehr kurz, frei seitlich oder in loser Berührung. Axillaria kurz, pentagonal oder fast dreieckig. Auf ihrer Verbindung mit dem zweiten Radiale einer kleiner Buckel.

10 Arme von unebener Oberfläche. Die ersten Glieder ziemlich kurz, seitlich vereinigt. Die zweiten annähend gleich gross, etwas länger aussen wie innen. Die dritten (Syzygie) grösser und länger innen wie aussen; dann einige kurze, scheibenförmige Glieder, auf welche eine lange Reihe ziemlich kurzer dreieckiger folgt. Das erste und zweite Glied bilden auf ihrer Ver- einigung ein Knöpfchen. Die dreieckigen Glieder treten mit ihren distalen tändern beträchtlich vor und greifen seitlich in alternirender Weise auf das

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 83

nächste Glied über. Auch die Verbindungen der ersten Armglieder sind nicht glatt. Die Glieder bleiben keilförmig bis fast an das Ende des Armes; hier werden sie abgestumpfter und schliesslich mehr quadratisch.

Erste Syzygie im dritten Brachiale; die Lage der nächsten individuell etwas variirend, häufig um das achte Glied herum; bei anderen erst im zwölften. Die folgenden Syzygien in Zwischenräumen von 2—3 Gliedern, bei anderen von 9—b.

In der proximalen Armregion pflegen die Glieder der Pinnulae mit ihren distalen Rändern die Basis des folgenden Gliedes zu überragen. Am ersten Paare tritt dies weniger hervor. Die Pinnula des zweiten Brachiale ist etwa 4 mm lang; die des dritten bedeutend kleiner. Die längsten und dicksten Pinnulae sind die des vierten und fünften Gliedes. Erstere misst etwa 6 mm und besteht aus circa 14 ziemlich kurzen Gliedern. Die Pinnulae des sechsten und achten Brachiale sind beträchtlich kleiner, aber etwa gleich lang unter einander. Dann folgt die kürzeste Pinnula. Die übrigen Pinnulae erreichen die Länge von 7 mm. Die basalen Glieder der unteren Pinnulae sind ziemlich stark verbreitert, und auch an den übrigen Pinnulae in der proximalen Arm- hälfte pflegt das zweite und dritte Glied besonders gross zu sein. Saceuli an den Pinnulae dichtstehend. Scheibe: nicht erhalten. Klafterung: bis 12 cm. Färbung: hellbraun mit dunklen Bändern und Flecken an den Ver- bindungen der Armglieder. Cirren und ÜOentrodorsale einfarbig, hellbraun. Fundort: Tonga-Inseln. 9 Exemplare; Hamburg, durch das Museum Godeffroy; (davon ein Theil jetzt in Göttingen).

Die hier beschriebenen Exemplare unterscheiden sich von dem im Leydener Museum befindlichen, von Andai (Neu-Guinea) stammenden Originale durch eine grössere Cirruszahl und eine andere Färbung. Dasselbe hat nämlich nur 12 Cirren und eine weisse Grundfarbe mit dunkel-rothbraunen Bändern auf den Armen. Die Gesammtfärbung unserer Exemplare ist dagegen eine sehr dunkle, weil die tief gefärbten Binden und Flecke auf den Arm- gliedern der mehr hellbraunen Grundfärbung das Gleichgewicht halten. Auch die Grösse der Tonga-Exemplare ist bedeutender, indem die Klafterung des von Neu-Guinea stammenden nur 6 cm beträgt. Nahe verwandt dieser Art ist Antedon japonica Nob. Die Fundorte der beiden Arten bezeichnen der eine die östliche, der andere die nördliche Verbreitungsgrenze dieser Gruppe.

11*

54 Dr. Clemens Hartlaub.

29) Antedon japonica n. sp. (Taf. 5. Fig. 49.)

Centrodorsale eine mässig dicke Scheibe mit leicht eingesenkter Ober- fläche und ungefähr 19 Cirren an seinem Rande, die in zwei Reihen stehen. Etwa 20 ziemlich gleichförmige, kurze Glieder, von denen die sechs oder sieben ersten breiter als lang sind; die folgenden nehmen an Länge allmählich zu, und die äussersten sind ein klein wenig länger als breit und können schwache, mit Dörnchen besetzte, transversale Leisten tragen. Die Cirren sind in ihrer äusseren Partie etwas comprimirt.

Erste Radialia an den Winkeln der Radien ein klein wenig sichtbar, zweite seitlich etwas vereinigt oder ganz frei; Axillaria ziemlich kurz, penta- gonal; auf der Mitte ihrer Vereinigung mit dem zweiten eine schwache Er- hebung. Einige Axillaria und die ersten zwei Armglieder haben Spuren kleiner Hervorragungen an ihrem Aussenrande.

10 Arme von ziemlich rauher Oberfläche. Die acht oder neun ersten Glieder haben ziemlich glatte Verbindung. Auf der Mitte der Vereinigung des ersten und zweiten Brachiale eine leichte Erhebung. Das erte Brachiale ist kurz, nabezu rhombisch und eng vereinigt mit dem Nachbargliede. Vom zehnten : an sind die Glieder abgestumpft keilfürmig, ihre. distalen Ränder stehen etwas vor und greifen alternirend seitlich über. Sie werden gegen das Armende allmählich immer kürzer und schliesslich mehr scheibenförmig.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom achten zum elften, gewöhnlich im achten, und die folgenden in Zwischenräumen von 1—4, oft 2—3 Gliedern. Gegen das Armende steigen die Zwischenräume auf 4—5 Glieder.

Die Pinnula des zweiten Brachiale nimmt nach den wenigen basalen Gliedern rasch an Dicke ab. Diese neigen etwas zur Kielung. Die Pinnula ist zwei Drittel oder gelegentlich fast eben so lang, wie die Pinnulae des vierten und sechsten Brachiale, die weniger schlank sind und allmählicher dünner werden. Sie haben wie die erste etwa 12 Glieder. Dieselben sind ziemlich flach und breit. Die Länge dieser Pinnulae beträgt 5 mm. Die drei ersten Pinnulae auf der Innenseite des Armes sind etwas kleiner, als die entsprechenden auf der Aussenseite. ‘Die Länge der beiden folgenden Paare

nimmt noch ab, dann aber werden die Pinnulae wieder grösser und erreichen

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 85 I I!

etwa 5 mm. Saceuli: an den Pinnulae dichtstehend. Scheibe: nicht er- halten. Klafterung: ungefähr 8 em. Färbung: Centrodorsale und Cirren einförmig hellbraun, Arme ebenso, aber mit dunklen Bändern an den Ver- bindungen der Glieder. Fundort: Japan. Ein Exemplar, Berlin, durch Dr. Hilgendorf.

Antedon japonica ähnelt in seinem Habitus sehr Antedon serripinna Carp., und es ist wohl möglich, dass eine genauere Kenntniss beider später zu ihrer Vereinigung führen wird. Unserer neuen Art fehlt gerade das, was Carpenter zu dem Namen „serripinna“ veranlasste, nämlich das Ueberragen der einzelnen Glieder in den proximalen Pinnulae und die damit verbundene gesägte Aussenlinie der Pinnula. Hinzu kommt, dass die Pinnula des vierten Brachiale annähernd so gross, wie die des sechsten Gliedes ist, während sie sich bei Antedon serripinna durch bedeutendere Grösse auszeichnet. Die Cirren unserer Art, die an und für sich durchaus denen der anderen Species gleichen, stehen nicht in einer, sondern in zwei Reihen.

30) Antedon perspinosa Carp. (l’af. 5. Fig. 54.)

P. H. Carpenter, The Comatulae of the Leyden Museum in Notes from the Leyden Museum Vol. II, p. 173.

Syn.: Antedon Loveni Bell.: Report. Zool. Collect. of H. M. S. Alert. London 1884, p. 158. Pl. X.

Das Originalexemplar dieser Species stammt von der Insel ‚Jobie. Ein von Professor Brock auf Amboina gesammeltes Stück stimmt besonders durch seinen höchst charakteristischen, nicht zu verwechselnden Gesammt- habitus durchaus mit ihm überein. Bemerkenswerth ist aber, dass die Art in der Form ihres Centrodorsale, in der Zahl ihrer Cirren und Cirrusglieder und in der relativen Länge ihrer unteren Pinnulae variirt.

Das Centrodorsale, welches Carpenter einfach als discoidal beschreibt, besitzt hei unserem Exemplar eine flache Einsenkung und trägt. 16 rand- ständige Cirren von etwa 23 mm Länge (gegen 20 Cirren bei dem Leydener Exemplare). Die Cirren haben 35—48 Glieder, die des Originals 60. Die längsten unteren Pinnulae sind die des sechsten und achten Brachiale; sie sind ungefähr gleich gross (15 mm) und bestehen aus 16 länglichen Gliedern.

86 Dr. Clemens Hartlaub.

Bei dem Leydener Exemplare ist die Pinnula des vierten Brachiale länger, wie die des sechsten.

Antedon perspinosa ist eine sehr leicht kenntliche Species. Als die besten Merkmale seien hervorgehoben, dass die Cirrusglieder der proximalen Hälfte vortretende, dörnchentragende, distale Ränder besitzen, und die der distalen Hälfte ein jedes zwei dorsale Dornen hat; ferner, dass die Glieder der sehr steifen und gestreckten unteren Pinnulae ebenfalls dornige und vor- tretende distale Ränder haben und dass die Länge der äusseren Pinnulae eine durchaus ungewöhnliche ist und die der unteren Pinnulae übertrifft. Sodann trägt das dritte Brachiale keine Pinnula; dass letzteres auch an dem Leydener Exemplare der Fall ist, hatte auf meine Bitte Herr Dr. R. Horst in Leyden die Güte, für mich zu constatiren. Erwähnt sei allerdings, dass unser Exemplar an vier Armen das gewöhnliche Vorhandensein einer Pinnula am dritten Brachiale zeigt. Allein diese Arme sind klein und verkümmert, und man sieht deutlich, dass dieselben durch Regeneration entstanden sind. Das Normale ist also der Mangel einer Pinnula am dritten Brachiale, und unsere Species gleicht in dieser Hinsicht Ant. informis Carp. und Loveni Bell. Letztere Art, deren Originalexemplar von Port Denyson stammt, halte ich für identisch mit Antedon perspinosa Carp.

31) Antedon afra (Ltk. M. $.) n. sp. (Taf. 5. Fig. 50, 52.)

Centrodorsale .diek, scheibenförmig, mit schwach eingesenkter Ober- Hläche und 40—50 Cirren an seinem Rande, die in zwei, stellenweise auch drei regelmässigen Reihen stehen. Die Cirren sind sehr dick und etwa 30 mm lang. Sie bestehen aus circa 30 sehr gleichförmigen, dornenlosen, kurzen Gliedern, von denen auch das vorletzte nur ganz einzeln einen schwachen Dorn hat.

£rste Radialia ein wenig sichtbar, zweite kurz und breit, seitlich in gegenseitiger Berührung; Axillaria kurz und dreieckig. Auf der Verbindung beider ein schwacher Höcker.

Zehn sehr massive, lange Arme von rauher Oberfläche. Die Glieder sind, mit Ausnahme der beiden ersten, scheibenförmig, vom neunten an sehr kurz, mit stark vorstehenden, etwas wellig gebogenen, distalen Rändern, die mit schwach vorragenden Spitzen alternirend auf das nächste Glied über-

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 8% I 1

greifen. Die etwa acht ersten Glieder haben glatte Verbindung und bilden so namentlich Glied 2 und 3 auf ihrer Vereinigung schwache Höcker von alternirend seitlicher Lage. Die beiden ersten Glieder beträchtlich grösser, als die übrigen und in seitlicher Berührung mit denen der anstossen- den Radien.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, dann gewöhnlich eine im achten, zuweilen schon im sechsten Gliede, die folgenden in Intervallen von zwei bis drei Gliedern: gegen das Armende hin werden die Zwischenräume grösser und betragen hier etwa acht Glieder.

Die Pinnula des zweiten Brachiale wird ungefähr bis 28 mm lang, die des dritten bis 20 mm. Beide sind in ihrer proximalen Hälfte mit der Scheibe verwachsen. Sie verdünnen sich stark in ihrem äusseren Theile und sind viel weniger massiv und fleischig, wie die folgenden. Die Pinnula des. vierten und die des sechsten Brachiale sind nur wenig länger. Von nun an werden sie ganz allmählich kürzer, bis etwa zum Ende des ersten Arm- viertels, wo sie noch 14 mm messen. Alle diese Pinnulae, mit Ausnahme des ersten Paares, haben stark entwickelte Genitaldrüsen, die fast bis ans Ende der Pinnula reichen. Die Glieder der Pinnulae, soweit sie im Bereiche der Genitaldrüse liegen, sind relativ gross gegenüber denen, welche jenseits der- selben das Endstück bilden. Während im zweiten Armviertel die Länge der Genitaldrüse stetig abnimmt, nimmt die der Pinnula als Ganzes wieder zu, und zwar dergestalt, dass die Pinnulae über ihre immer kürzer werdende proximale, genitale Region hinaus dünn und lang fadenförmig werden. Sie messen am Ende des zweiten Armviertels etwa 24 mm und bestehen hier aus etwa 60 länglichen Gliedern. Im dritten Armviertel nimmt die Länge der Pinnulae wieder etwas ab. (Die Armenden sind nicht erhalten.) Scheibe: 25 mm Durchmesser, nicht eingeschnitten. Mund: excentrisch. Klafterung: wahrscheinlich 38 em. Färbung: schwarz mit einem Stich ins Violette. Fundort: Bowen. Ein Exemplar, Hamburg, durch das Museum Godeffroy.

Die neue Species gehört zu den Arten, die, wie unter anderen Antedon Milberti, keine erhebliche Längendifferenz zwischen der zweiten und dritten Pinnula aufweisen. Sie ist eine sehr auffallende Form wegen ihres plumpen, massiven Baues. Bemerkenswerth sind ausserdem an ihr der häufige Mangel

8 Dr. Clemens Hartlaub.

eines Dornes am vorletzten Cirrusgliede, die durchaus scheibenförmigen Arm- glieder, von denen die beiden ersten sich durch besondere Grösse auszeichnen, sodann die eigenthümliche plötzliche, fadenfürmige Verdünnung der Pinnulae am distalen Ende der Geschlechtsdrüse, durch welche sie an Antedon Esch- richti erinnert.

Die Teneila-6Gruppe.

„Langgliederige untere Pinnulae“ (Carpenter).

Von dieser vorwiegend atlantischen Gruppe wurde auf Amboina nur die neue Species Antedon nana gesammelt. Im Hamburger Museum fand ich später, dass sie identisch ist mit der Lütken’schen M. S. Art „macropygus“.

Ebenfalls neu ist Antedon Hupferi von der Westküste Afrikas.

Die Tenella-Gruppe enthält mit diesem Zuwachs jetzt 19 Species. Antedon hystrix Carp., deren nahe Verwandtschaft mit Antedon prolica Duncan, Sladen von dem Autor bereits betont wurde, betrachtet Carpenter einer brieflichen Mittheilung nach jetzt als Synonym dieser Art.

32) Antedon Hupferi n. sp. (Taf. 5. Fig. 53, 59.)

Centrodorsale scheibenförmig von mässiger Grösse. Obere Fläche leicht eingesenkt. An seinem Rande etwa 25 Cirren in 3 Reihen. Die Cirren sind dünn und etwa 1] mm lang. Sie bestehen aus eirca 15 ziemlich stark ver- längerten Gliedern, von denen nur das vorletzte einen kleinen Dorn trägt.

Erste Radialia ein wenig sichtbar; zweite ziemlich breit und kurz. Die Axillaria dreieckig mit sehr spitzem distalen Winkel. Die Basis des Dreiecks in der Mitte ein wenig nach hinten ausgeschweift. Die Seiten desselben leicht einwärts gekrümmt.

10 Arme von ziemlich glatter Oberfläche. Erste und zweite Glieder länger aussen wie innen; drittes Glied annähernd quadratisch, doch etwas länger innen wie aussen. Der proximale Rand des fünften und sechsten Gliedes springt mit einer Spitze nach hinten vor. Vom etwa 10. an sind die Glieder dreieckig. Ihr distaler Rand hat eine alternirend seitlich gelegene, spitze Vorragung mit schwacher 'l'endenz, überzugreifen. Vom 20. an werden die Glieder mehr trapezförmig. Die syzygialen Glieder sind lang.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 89

Erste Syzygie im dritten Brachiale, dann eine im achten, und die folgenden in Zwischenräumen von zwei bis drei Gliedern.

Pinnula des zweiten Brachiale etwa 10 mm lang mit circa 20 stark verlängerten Gliedern, welche im äusseren Abschnitte der Pinnula mit ihrem distalen Dörnchen tragenden Rande die Basis des folgenden Gliedes überragen. Die Pinnula des dritten Brachiale etwa 6 mm lang mit ungefähr 12 Gliedern, für die dasselbe eilt. Die Pinnula des vierten Brachiale ist meist nur ein Drittel so lang als die des zweiten mit etwa acht Gliedern, von denen die drei basalen ziemlich verbreitert, die übrigen aber lang sind. Die darauf folgenden Pinnulae haben zunächst etwa die gleiche Länge und nehmen dann allmählich an Grösse zu, bis sie etwa 9 mm erreichen. Sacceuli an den Pinnulae klein und ziemlich weitläufig stehend. Scheibe: 7 mm Durchmesser, nicht eingeschnitten. Klafterung:7 cm. Färbung: schmutzigweiss. Fundort: Wapoo (West-Afrika) 21 Faden, blauer Mudd. Ein Exemplar. Hamburg, durch Kapitän Hupfer.

Die neue Species ähnelt Antedon tenella in Bezug auf das Grössen- verhältniss der unteren Pinnulae. Bei ihr ist die Pinnula des zweiten Brachiale ebenfalls dreimal so lang als die des vierten. Antedon Hupferi aber unterscheidet sich von derselben durch ihre dornenlosen Cirren, die geringere Anzahl derselben, die Form ihres Centrodorsale und andere Eigenthümlich- keiten. Bemerkenswerth für sie ist besonders, dass die distalen Ränder der Glieder ihrer unteren Pinnulae vorragen nnd kleine Dornen tragen.

33) Antedon nana n. sp. (Taf. 5. Fig. 57, 58.) Syn.: Antedon macropygus Ltk. M. S.

Das Centrodorsale ist eine ziemlich grosse, convexe Scheibe und trägt 30—40 zarte, in drei Reihen stehende Cirren. Die Cirren sind etwa 6 mm lang und bestehen aus 10—12 Sanduhr-förmigen Gliedern, die mit Ausnahme der beiden ersten, sehr verlängert sind. Das vorletzte Glied ist etwas kürzer und trägt einen kräftigen Dorn.

Erste Radialia verborgen, „zuweilen auch die zweiten. Axillaria rhom- bisch, seitlich ganz frei.

10 glatte Arme von ziemlich grossen Gliedern. Erste Brachiale ganz kurz, nicht in Berührung mit dem Nachbargliede. Das zweite bedeutend

Nova Acta LVID. Nr. 1. 12

90 Dr. Clemens Hartlaub.

länger von ziemlich unregelmässiger Form. Das dritte (Syzygie) und die folgenden fünf sind annähernd quadratisch. Dann folgt eine Reihe fast drei- eckiger Glieder, die auf ihrer längeren Seite mit spitzer Vorragung etwas auf das nächste Glied übergreifen. Die syzygialen Glieder sind lang. Die äusseren Brachialia werden mehr quadratisch und schliesslich etwas länglich.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste im achten Gliede, dann eine im 12. und die folgenden in Zwischenräumen von zwei Gliedern.

Die unteren Pinnulae haben stark verlängerte Glieder. Die zwei ‚ersten Paare sind ganz kurz. Sie bestehen aus acht bis neun Gliedern und messen mit Ausnahme der Pinnula des dritten Brachiale, die noch etwas kürzer ist, 2,5 mm. Die Pinnula des sechsten und siebenten Brachiale sind unge- fähr 7 mm lang und haben etwa 16 Glieder; ihre Genitaldrüse ist wohl ent- wickelt. Das folgende Paar ist bedeutend kürzer; dann aber nimmt die Länge wieder zu und erreicht fast 7 mm. Sacculi auf der Scheibe, den Armen und den Pinnulae; ‘auf letzteren dichtstehend. Scheibe: 3 mm Durchmesser. Klafterung: 5—6 cm. Färbung gleichmässig schmutzig graubraun (Hamburg) oder weisslich mit breiten transversalen Bändern auf den Armgliedern und mit weissen Cirren, oder dunkelbraun. Die Verbindungen der Armglieder weiss- lich und ein undeutlich markirter Längsstrich auf dem Rücken des Armes. Fundort: Amboina. Drei Exemplare. Tonga-Inseln ein Exemplar. Hamburg, durch das Museum Godeffroy.

Die Art ist bemerkenswerth wegen der sehr geringen Anzahl ihrer Cirrusglieder. Sie gleicht in dieser Hinsicht fast der Antedon abyssicola Carp., deren Cirren nicht mehr wie 8—10 Glieder haben. Charakteristisch sind ferner die ungewöhnliche Kürze des ersten Armgliedes und die sehr geringe Grösse der zwei ersten Pinnula-Paare. Das Hamburger Exemplar entbehrt jeder besonderen Zeichnung und ist eintönig dunkel schmutzig graubraun.

Beitrag. zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 91

Genus Actinometra') Müller 1841.

J. Müller, Monatsberichte der k. preuss. Akad. d. Wissensch. Berlin 1841. p. 180.

„Centrodorsale gewöhnlich scheibenfürmig mit fünfzehn bis zwanzig Cirren, selten mehr: zuweilen pentagonal oder stern- föürmig, mit keiner Spur von Cirren, aber gelegentlich auch halb- kugelig und fast von denselben bedeckt. Aeussere Flächen der Radialia relativ breit mit kleinen Muskelplatten und fast oder ganz parallel zur Verticalachse des Kelches.

Scheibe mit einem excentrischen Munde und einer varii- renden Anzahl ungleichmässiger Ambulacra, von denen wenig- stens zwei hufeisenfürmig das Analfeld umschliessen. Einige der Arme, gewöhnlich nur die hinteren, können kürzer sein als der Rest, ungefurcht und ohne Teentakeln. Weder Arme noch Pinnulae haben irgend ein bestimmtes Ambulacralskelett, und Saceuli fehlen vollständig. Einige der unteren Pinnulae haben end- ständige Kämme.“ (ÜUarpenter.)

Es ist das Verdienst Lütken’s, zuerst auf zwei der wesentlichsten Merkmale des Genus Actinometra hingewiesen zu haben, nämlich die ex- centrische Lage des Mundes und den Besitz von Kämmen am Ende der unteren Pinnulae; dagegen verdanken wir Carpenter die Feststellung einer Anzahl anderer Genuscharaktere, unter denen hier der Mangel der Saceuli und der Mangel einer Täfelung an den Armen und Pinnulae besonders hervorgehoben sein mögen. Er hat ausserdem in den oben citirten Worten die erste gute Diagnose aufgestellt. Die Ansichten Müller’s aber, der die

1) Trans. Linn. Soc. London Zool. ser. 2. 1879. vol. II. p. 18.

92 Dr. Clemens Hartlaub.

generische Bedeutung der excentrischen Lage des Mundes nicht erkannte, sondern den grössten Werth auf die Anzahl der Ambulacralrinnen legte, die das Peristom erreichen, hat man, Lütken’s Beispiel folgend, mit Recht vollkommen fallen lassen.

Aehnlich wie bei dem Genus Antedon theilt Carpenter die etwa fünfzig bekannten Actinometra-Arten in eine Anzahl Serien und diese wieder in verschiedene Gruppen.

Serie I. „Die beiden äusseren Radialia und die ersten beiden Bra- chialia je durch Syzygie verbunden.“

1) Solaris-Gruppe. 3 Arten.

Zehn Arme.

(Siehe pag. 106.) 2) Paucieirra-Gruppe. | Art.

Zwei Distichalia, durch Syzygie vereinigt.

3) Typiea-Gruppe. 4 Arten. Drei Distichalia, das Axillare mit Syzygie. (Siehe pag. 108.)

Serie II. „Die beiden äusseren Radialia gelenkig verbunden.“

Zehn Arme. Echinoptera-Gruppe. 6 Arten. (Vorwiegend westatlantisch.) Serie III. Zwei gelenkig verbundene Distichalia. 1) Stelligera-Gruppe. + Arten.

Zwei gelenkig verbundene Distichalia. Die Palmaria und die folgenden Serien, wenn vorhanden, haben denselben Charakter, aber die ersten beiden Brachialia sind durch Syzygie vereinigt.

(Siehe pag. 104.) 2) Valida-Gruppe. 4 Arten.

Zwei gelenkig verbundene Distichalia. Die erste Armsyzygie im dritten Brachiale.

Indischer Archipel und Polynesien. Serie IV. Drei Distichalia, die zwei ersten gelenkig verbunden und

das dritte, Axillare, mit einer Syzygie.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 93

1) Fimbriata-Gruppe. S Arten.

Drei distichale Arten mit einer Pinnula am ersten Brachiale und einer Syzygie im zweiten. Die palmaren und postpalmaren Reihen, wenn vor- handen, bestehen aus zwei Gliedern, von denen das erste eine Pinnula trägt und das zweite eine Syzygie hat.

(Siehe pag. 101.) 2) Parvieirra-Gruppe. 20 Arten.

Drei distichale Arten mit einer Pinnula am ersten Brachiale und einer Syzygie im dritten.

(Siehe pag. 94.)

Die geographische und bathymetrische Verbreitung des Genus Actinometra ist eine beschränktere wie die von Antedon. Ihre nördliche Grenze ist der 36. Breitengrad, ihre südlichste etwa der 37. (Port Phillip), und wir können Actinometra parvieirra J. Müll., die sowohl am Cap der guten Hoffnung wie in Japan zu Hause ist, als eine Species anführen, deren Verbreitung diese beiden Grenzen verbindet. Die Gattung Actinometra schliesst sich, wie Carpenter bemerkt, in ihrer Verbreitung den vielarmigen Formen von Antedon an, also insbesondere den Arten der Palmata- und Savignyi-Gruppe. Sie beschränkt sich wie diese vorwiegend auf die östliche Halbkugel. Der indische Ocean, der indische und australische Archipel, die australische Ost- küste südlich bis Port Jackson bilden ihre eigentliche Heimath, und wie die genannten beiden Antedon-Gruppen ist auch Actinometra im Allgemeinen eine durchaus littorale, dem flachen Wasser angehörige Gattung. Specifische Tiefseeformen giebt es gar nicht, sondern die wenigen Arten, welche in grösseren Tiefen gefischt wurden, kommen ebensowohl in geringeren vor, wie z. B. Actinometra pulchella Pourtales lehrt, die von weniger als 70 Faden bis hinab zu S30 Faden gefischt wurde, oder Act. typica Loven, deren Tiefen- verbreitung Carpenter auf 210—255 Faden angiebt, während Professor Brock sie auf den Korallenbänken von Amboina sammelte. Der westlichen Hemisphäre gehören besonders Arten aus der Echinoptera-Gruppe an, über die wir eine genauere Schilderung in Uarpenter’s noch nicht erschienenem Berichte über die „Blake“-Comatulae erwarten dürfen.

Die von Amboina gebrachte Actinometrensammlung ist reicher an Individuen als an Arten. Es scheinen auf der Insel zwei Species sehr zu

94 Dr. Clemens Hartlaub.

prävaliren, nämlich Actinometra regalis Carp. und parvieirra J. Müll., denn von ersterer wurden 17, von letzterer 37 Exemplare mitgebracht. Die sonst dort gefundenen Formen sind Act. Bennetti J. Müll. (4 Exemplare), Act. divaricata Carp. (1 Exemplar), Act. Coppingeri Bell. (1 Exemplar), Act. pectinata Retzius (2 Exemplare), Act. typica Loven (2 Exemplare).

Ausserdem wurde ein Exemplar einer neuen Species auf Pulo Edam erbeutet, die der letztgenannten Art nahe verwandt ist und Actinometra gracilis genannt wurde.

Im Hamburger Museum wurde Actinometra macrobrachius Ltk. M. 8. beschrieben, eine in Carpenter’s Fimbriata-Gruppe gehörige Art aus den

chinesischen Gewässern.

Die Parvieirra-Gruppe.

„Drei distichale Arten, mit einer Pinnula am zweiten Brachiale und einer Syzygie im dritten.“ (Carpenter.)

Zu dieser bei Weitem formenreichsten Actinometra-Gruppe gehören im Ganzen 20 Arten. Mit Ausnahme von Actinometra parvicirra J. Müll., die ausser im indischen Archipel auch an der Küste Perus und am Cap der guten Hoffnung zu Hause ist, beschränkt sich ihre Verbreitung auf die asiatischen Gewässer und Polynesien.

Auf Amboina wurden 4 Species gesammelt, in grüsserer Anzahl besonders Actinometra parvieirra und regalis Carp., die in der Comatuliden- fauna der Insel vor den anderen Arten weitaus zu überwiegen scheinen.

Actinometra divaricata Carp. Challenger, Report Zool. XXVI. p. 332. Pl. LXII. Fig. 6—8.

Sin Exemplar von Amboina. Sein sternförmiges Uentrodorsale trägt einige wenige Cirrusspuren und überragt ein Bisschen die Ebene der ersten Radialia, während diese ihrerseits unter dem Niveau der beiden äusseren Radialia liegen. Das Original-Exemplar dieser Species wurde vom Challenger bei den Banda-Inseln, also in nächster Nähe von Amboina, gesammelt.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 95

Actinometra Bennetti J. Müll.

Alecto Bennetti Müll. Monatsber. Acad. Wiss. Berlin 1841. p. 187. Challenger, Report Zool. XXVI. p. 331.

Syn.: Actinometra brachymera Ltk. M. S. Actinometra Peroni Carp., Notes from the Leyden Museum Vol. III. p. 214.

4 Exemplare von Amboina: davon eines mit den Charakteren von Actinometra Peroni Carp. und drei, welche die Merkmale dieser Art mit denen von Act. Bennetti vereinigen. Ich bin daher der Ansicht, dass die Trennung dieser beiden Species nicht länger bestehen sollte.

Carpenter schreibt über Act. Peroni Folgendes:

„Lhis type is very similar to Act. Bennetti, but differs in having fewer eirrhi and in the joints composing them being tolerably uniform in size. "The arm-joints too are relatively shorter, while both the first and the subsequent syzygial intervals are longer than in Act. Bennetti; and the pinnules, which have stouter and shorter joints are more clothed with perisome.“

Das Exemplar von Amboina, das diesen Eigenschaften von Act. Peroni in der That fast entspricht, ist kleiner als die übrigen und von zierlicherem Bau. Der Durchmesser seiner Scheibe ist 21 mm. Das Üentrodorsale trägt 25 Cirren in zwei Reihen; einige von ihnen sind schlank und comprimirt; eirca 28 Glieder. Die zweite Syzygie einiger Arme ist im 13. oder 14. Gliede, die anderen im 18. oder 19. Dies ist von Wichtigkeit, weil Carpenter sagt, die syzygialen Zwischenräume bei Act. Peroni seien länger als bei Act. Bennetti, bei welcher die zweite Syzygie zwischen dem 19. und 25. Gliede liegen soll. Unser Exemplar stimmt also in dieser Hinsicht nicht mit Carpenter’s Beschreibung.

Bei den drei anderen Exemplaren, die von durchaus übereinstimmender Beschaffenheit sind, trägt das Centrodorsale 30—40 Cirren, von denen die längsten ungefähr 4 cm messen. Einige von ihnen sind schlank und comprimirt, andere dick. Sie haben ungefähr 27, oft aber genau 30 Glieder. Die drei Exemplare halten in Bezug auf die Cirren die Mitte zwischen Aectinometra Peroni und Bennetti; denn Carpenter sagt, erstere Art habe 25—80 Cirren mit 30 Gliedern, letztere dagegen 40—50 Cirren von 25 Gliedern.

96 Dr. Clemens Hartlaub.

Ein anderes von Bölsche!) beschriebenes Exemplar des Göttinger Museums, von Uca, spricht ebenfalls dafür, dass die beiden fraglichen Arten identisch sind und dass mindestens die Cirren kein Kriterium zu ihrer Unter- scheidung abgeben. Dasselbe hat 40 lange dicke Cirren von ziemlich gleich- mässiger Form. Sie stehen in drei Reihen und haben 30 Glieder. Nach der Zahl ihrer Cirren und ihrer Stellung in drei Reihen würde dieses Stück eine Actinometra Benmnetti sein, nach der Zahl der Cirrusglieder eine Actinometra Peroni. Die zweite Armsyzygie liegt zwischen dem 21. und 34. Brachiale, hei Carpenter’s Original-Exemplar von Actinometra Peroni vom 19. bis 25. Gliede, so dass also der Zwischenraum von der ersten zur zweiten Syzygie bei der letzteren Art kürzer und nicht, wie Carpenter meint, länger ist als bei der anderen.

Ein Exemplar dieser Species im Hamburger Museum trägt den M. 8. Namen Actinometra brachymera Ltk. Es ist von Port Denyson.

Anmerkung. Aus einem Briefe, den ich nachträglich von Carpenter erhielt, ersehe ich, dass er meine Ansicht über die Identität der beiden Arten theilt.

Actinometra parvieirra J. Müll.

Alecto parvwieirra Müll. Monatsber. Acad. Wiss. Berlin 1841. p. 185. Challenger, Report XXVI. p. 338. Pl. LXI, LXVI. Syn.2): Actinometra intricata Ltk. M. S.

guttata Ltk. M. S. trachygaster Ltk. M. S.

Actinometra parvieirra ist eine Art, die ihrer ausserordentlichen Varia- bilität wegen den Systematikern viel Schwierigkeiten gemacht hat, und ein Blick auf die Synonymenliste im Challenger-Report zeigt, unter wie vielen Speciesnamen ihre Exemplare irrthümlich beschrieben worden sind. Um so erfreulicher war es, dass von Amboina nicht weniger wie 37 Exemplare mit- gebracht wurden, die zusammen mit den Exemplaren des Hamburger und Berliner Museums eine gewiss recht stattliche Untersuchungsbasis abgaben. Das aus ihnen gewonnene Resultat ergab, dass sich zwei verschiedene Typen oder

1) Wilh. Bölsche „Ueber Act. Bennett! und eine neue Comatula-Art (Antedon Dübeni)“ in Wiegmann’s Archiv 1866 p. 90. 2) Betreffend die übrigen Synonyme vergl. Challenger, Report 1. e.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 9%

Unterarten unterscheiden lassen, die durch eine ziemlich geringe Zahl von Uebergangsformen mit einander verknüpft sind.

Von Typus A enthält die Amboinasammlung 12 Exemplare. Sie haben ein ziemlich grosses, flaches, kreisrundes Centrodorsale mit 16 bis 25 Cirren an seinem Rande. Diese sind verhältnissmässig diek und haben in der Regel 15—16 Glieder.

Die ersten Radialia, zuweilen selbst die zweiten, sind vollkommen verborgen. Die distichalen Stämme sind meist dreigliederig, und nur wenige Exemplare besitzen auch einige zweigliederige. 20 Arme; nur zwei Exemplare haben deren 21 in Folge einer bei ihnen vorhandenen Palmar- serie. Der Mangel von palmaren Serien, die bei dem anderen Typus sehr häufig sind, ist charakteristisch für diesen. Die Färbung ist ein ziemlich dunkles, eintöniges Chocoladebraun, ohne irgendwelche Zeichnung. Die Exemplare sind im Allgemeinen bedeutend kleiner, als die des Typus B.

Zu Typus A passen vier Exemplare aus Peru im Hamburger Mu- seum, ferner zwei Exemplare von Samoa ebendaselbst, die als Actrinometra trachygaster Ltk. bezeichnet waren.

Typus B umfasst 19 Exemplare von Amboina. Dieselben haben ein sehr kleines Centrodorsale, das häufig fünfeckig ist und nicht mehr als 10 Cirren von ungefähr 12 Gliedern trägt. Die Cirren sind, verglichen mit denen des anderen Typus, kurz und dünn. An zwei Exemplaren fehlen sie vollständig, während sie an mehreren anderen nur spurweise vorhanden sind. Die ersten Radialia sind stets etwas und oft vollkommen sichtbar. Die distichalen Stämme sind meist zweigliederig und dreigliederig, mit starker Neigung zu ersterem Verhalten. Nur in fünf Exemplaren fehlen zweigliederige Distichalia ganz, während unter den übrigen 14 Stücken eins sieben zwei- gliederige Serien und eins deren sechs hat; drei Exemplare ferner haben jedes gleichviel zweigliederige und dreigliederige. Mithin ist das Vorhandensein einer bedeutenderen Zahl zweigliederiger Distichalserien bei diesem Typus von Actinometra parvieirra nicht eine Ausnahme, sondern etwas ganz Gewöhn- liches. Entsprechend der regelmässigen Entwickelung einiger oder selbst aller palmaren Stämme beträgt die Anzahl der Arme stets mehr wie 20 und oft mehr wie 30.— Die Klafterung ist manchmal sehr bedeutend. Die Länge eines vorderen Armes kann 17 cm betragen. Im Allgemeinen aber ist

Noya Acta LVIII. Nr. 1. 13

98 Dr. Clemens Hartlaub.

der Bau ein sehr schlanker. Die Scheibe, die allerdings nur an wenigen Exemplaren erhalten geblieben ist, ist nackt, bei Typus A dagegen mit feinen Kalkhärchen bedeckt. Die Färbung ist niemals einfarbig chocoladebraun, sondern oft hellbraun mit einem Stich ins Olive und mit dunklen Verbin- dungen der Armglieder, sowie häufig mit einer dunklen, medianen Längslinie auf dem Rücken der Stämme.

Zu diesem Typus B gehören ferner folgende Exemplare im Hamburger Museum, sämmtlich mit kleinem, fünfeckigem Oentrodorsale:

Eins von den Mortlock-Inseln; sechs zweigliederige Distichalserien, 35 Arme.

Eins von Panop&; fünf zweigliederige Distichalserien, 34 Arme.

Eins aus der Lombock-Strasse; 37 Arme.

Eins von den Viti-Inseln (Actinometra guttata Ltk. M. S.); acht zweigliederige Distichalserien und zwei dreigliederige, welche letztere sich an eine fünfgliederige Radialserie anschliessen.

Eins von den Tonga-Inseln (Actrinometra intricata Ltk. M. S.) mit 44 Armen. :

Zwei von Moreton Bay (Actinometra mutabilis Ltk. M. S.); das eine mit sechs zweigliederigen, das andere mit ausschliesslich zweigliederigen Distichalserien. Beide haben ein ganz kleines Centrodorsale, doch stimmt in- sofern das eine Exemplar nicht ganz mit dem Typus B, als es nur 19 Arme besitzt.

Aus der Menge der von mir untersuchten Exemplare geht also hervor, dass mit kleinem ÜOentrodorsale und spärlicher Cirrusentwickelung in der Regel der Besitz von palmaren Stämmen und zahlreichen Armen, sowie die Neigung zur Bildung von zweigliederigen Distichalserien verbunden ist.

Um noch Exemplare zu nennen, die dieser Regel nicht entsprechen, führe ich zunächst eins aus Leyden an, das von Atjeh stammt. Dasselbe hat ein mittelgrosses Oentrodorsale, ausschliesslich dreigliederige Distichalserien und 48 Arme; sodann eins von den Tonga-Inseln im Hamburger Museum (Actinometra intricata Ltk. M. 8.) mit ziemlich grossem Centrodorsale, un- gefähr 30 Cirren, aber ausschliesslich zweigliederigen Distichal-

stimmen und 39 Armen.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 99

Actinometra regalis Carp. Challenger, Report Zool. XXVI. p. 347. Pl. LXVII.

Centrodorsale annähernd kreisrund oder fünfeckig, meistens flach, zu- weilen kaum das Niveau der Radialia überragend. 6-—-20 dicke, rand- ständige Cirren von ungefähr 17 Gliedern, von denen das 5., 6. und %. die längsten sind. Die Glieder sind in der Regel glatt, aber die äussersten können schwache Dornen tragen. Der Dorn des vorletzten Gliedes ist klein oder fehlt ganz. Das distale Ende des Cirrus ist häufig dicker als das proximale,

Erste Radialia sichtbar, zweite trapezförmig; die Axillaria breit drei- eckig. Die Radien können sich sechsmal theilen, die Regel ist aber fünfmal. Drei Distichalia, das Axillare mit Syzygie. Die ersten beiden Distichalia an- stossender Radien zuweilen in engster Berührung, aber oft getrennt durch eine breite, interradiale T’äfelung, die nach dem. Centrodorsale zu soweit reichen kann, dass sie die äusseren Hälften der zweiten Radialia anstossender Radien trennt. Eine ähnliche, aber schmälere Täfelung liegt. gewöhnlich zwischen jedem Paare distichaler Stämme und bildet eine Verbindung zwischen ihren beiden äusseren Gliedern und manchmal auch zwischen den ersten Gliedern der inneren palmaren Stämme. Die aus der Verzweigung hervorgehenden Theilungsserien weichen nur sehr wenig auseinander, so dass die ersten und oft auch die zweiten Glieder zweier benachbarter Stämme mit einander ver- einigt sind. Die palmaren Stämme sind in der Regel auf der Innenseite des Radius dreigliederig, das Axillare mit Syzygie, auf der Aussenseite zwei- gliederig, das Axillare ohne Syzygie. Alle postpalmaren Stämme sind drei- gliederig, das Axillare mit einer Syzygie.

(Gewöhnlich mehr als 100 Arme, wenigstens 70. Die vorderen lang, bis 16 em, sich langsam verjüngend; die hinteren viel kürzer, sich rasch ver- Jüngend. Ziemlich kurze Glieder, die in der proximalen Armhälfte stark vor- springende distale Ränder haben. Die ersten Glieder meistens eng mit einander vereinigt. Vom ungefähr. sechsten Gliede an eine Reihe von stark übergreifenden dreieckigen Gliedern, die ziemlich bald stumpfer keilförmig und schliesslich mehr quadratisch werden.

Erste Syzygie im dritten Brachiale, die nächste vom 5. bis 17. Gliede, gewöhnlich vom 10. zum 13., die folgenden in Zwischenräumen von 1-6, gewöhnlich aber 3 Gliedern.

100 Dr. Clemens Hartlaub.

Die distichale Pinnula wird bis 25 mm lang, gewöhnlich etwa 15 bis 20 mm, die nächste, ob palmar oder postpalmar, ein wenig kürzer, die dann kommende Pinnula nur halb so lang und die des zweiten Brachiale stets viel kürzer, als die vorhergehenden. Hierauf folgt das kürzeste Paar; die äusseren Pinnulae erreichen ungefähr S mm, an den hinteren Armen werden sie gegen das Ende derselben plötzlich kürzer. Der Kamm der unteren Pinnulae ist manchmal nur spurweise vorhanden. Er erstreckt sich bis auf die Pinnula des 10. Brachiale. Mund: interradial. Scheibe: nackt oder etwas getäfelt. Durchmesser 35 mm. Färbung: hell gelblichgrün oder graubraun oder dunkelbraun. Klafterung: 30 em. Fundort: Amboina. 17 Exemplare.

Die Art wurde nach zwei ÜOhallenger-Exemplaren von den Banda- Inseln beschrieben. Es hat sich jedoch aus der Untersuchung der 17 auf Amboina gesammelten Exemplare ergeben, dass jene beiden von Carpenter beschriebenen Stücke in Bezug auf die 'T'heilungsweise der Radien nicht die Regel repräsentirten und in Folge dessen in dem System und Key des Autors einen falschen Platz erhalten haben. Die Species ist ohne Frage mit Actino- metra belli Carp., duplex Carp. und nobilis Carp. zusammenzustellen, also den drei Arten der Parvieirra-Gruppe, bei welcher die inneren palmaren Stämme dreigliederig, die äusseren aber zweigliederig sind. Es ist dies allerdings bei unserer Art nur selten an allen Radien streng durchgeführt und nur drei von ihnen entsprechen der Regel vollständig. Meistens sind an einem oder zwei Radien die zwei- und dreigliederigen Palmaria unregelmässig angeordnet, ja es kommen sogar Exemplare vor, an welchen nur ein Radius das typische Verhalten zeigt. Radien aber, an denen die vier palmaren Stämme sämmtlich die gleiche Gliederzahl hätten, sind sehr selten. Bemerkenswerth ist, dass an Exemplaren mit unregelmässiger Anordnung der palmaren Stämme auch die distichalen der Variation unterworfen sind und gelegentlich, statt drei- gliederig zu sein, nur zwei Glieder haben. Solche anormale Distichalia sind stets von einer anormalen Vertheilung der zu ihnen gehörigen Palmaria

begleitet.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 101

Die Fimbriata- Gruppe.

„Dreidistichale Arten mit einer Pinnula am ersten Brachiale und einer Syzygie im zweiten. Die palmaren und postpalmaren Glieder, wenn vorhanden, bestehen aus zwei Gliedern, von denen das erste eine Pinnula trägt und das zweite (Axillare) eine Syzygie enthält“. (Carpenter.)

Die Gruppe zählt im Ganzen acht bekannte Arten. Von den caraibischen Inseln stammt Act. discoidea Carp., von Brasilien Act. lineata Carp. Die übrigen Species gehören dem Indischen Archipel und der China-See an.

Auf Amboina wurde nur Act. Coppingeri Bell. gesammelt.

Actinometra Coppingeri Bell. Bell. F. J. Proc. Zool. Soc. Lond. 1882. p. 535. Challenger, Report Zool. XXVI, p. 320. Pl. LX. Fig. 1, 2.

Ein Exemplar von Amboina. Dasselbe hat unregelmässiger Weise sieben zweigliederige Distichalserien. Dass die Species zu Abweichungen von der in der Fimbriata-Gruppe herrschenden Dreigliederigkeit der Distichalia neigt, zeigt auch das von Carpenter |]. c. abgebildete Exemplar, das eine zweigliederige Serie besitzt. Aehnliche Schwankungen wurden auch bei den verwandten Arten Actinometra multiradiata L. und Actinometra fimbriata Lam, eonstatirt (vergl. pag. 102 und 104). Unter den Arten der Parvieirra-Gruppe, wo gleiche Variationen vorkommen, steht in dieser Hinsicht die bekannte vielgestaltige und vielverkannte Actinometra parvicirra J. Müll. oben an, bei der der gleichzeitige Besitz von zwei oder dreigliederigen distichalen Stämmen fast die Regel ist.

Actinometra macrobrachius (Ltk. M. S.) n. sp.

. Centrodorsale klein, flach, fünfeckig, kaum erhaben über dem Niveau der Radialia und von diesen durch kleine Spalten (clefts) getrennt. Ohne eine Spur von Cirren.

Erste Radialia vollkommen sichtbar; zweite seitlich mit einander ver- einigt; ziemlich kurz und breit. Axillaria kurz, fünfeckig, mit spitzem distalen Winkel; seitlich ganz frei. Die Radien theilen sich meist dreimal, einige viermal. Die Distichalserien dreigliederig, das Axillare mit Syzygie. Die folgenden Stämme zweigliederig, das Axillare mit Syzygie.

102 Dr. Clemens Hartlaub.

42 lange Arme von nur mässig rauher Oberfläche. Glieder ziemlich kurz. Die ersten Armglieder sind ziemlich dünn; seine grösste Dieke erreicht der Arm um das 12. Glied herum. Die Glieder werden vom sechsten an keilfürmig, nach dem ersten Armdrittel stumpfer keilförmig und bald einfach scheibenförmig. Vordere und hintere Arme von gleicher Länge.

Erste Syzygie im zweiten Brachiale. Die nächste vom 20. bis 25. und dann in Zwischenräumen von meist 7—10 Gliedern.

Die distichale Pinnula misst 16 mm. Sie ist dünn, und ihr Kamm schwach entwickelt und kurz. Die palmare Pinnula ist beträchtlich kleiner und nur 10 mm lang. Die des ersten Brachiale misst S—9 mm und ist be- deutend dünner; die des dritten Brachiale 5 mm. Dann folgen einige Paare von gleicher Grösse und’ die übrigen Pinnulae werden auch nur wenig länger und bleiben von sehr feiner Structur. Scheibe nackt; 16 mm Durch- messer. Mund: radial. Färbung: Skelett: hellgelblich braun. Scheibe graubraun. Klafterung etwa 34 cm. Fundort: Chinesische See.

Die Art unterscheidet sich von den verwandten Formen durch den gänz- lichen Mangel der Cirren und ein sehr kleines, an Actinometra typica Loven erinnerndes Centrodorsale. Bemerkenswerth ist ferner der Besitz von post- palmaren Stämmen, den sie in der Fömbriata-Gruppe nur mit Act. sentosa Carp. gemein hat.

Actinometra fimbriata Lam. Comatul« fimbriata Lam. Hist. Nat. des Animaux sans Vertebres Paris 1816. t. I. p. 534. Challenger, Report Zool. Vol. XXVI. p. 317. Pl. LXII. Fig. 2—4.

Zu dieser Art zähle ich ein sehr merkwürdiges Exemplar von den Ruck Islands (Karolinen), das sich im Hamburger Museum befindet. Es repräsentirt einerseits ein Bindeglied zwischen Actinometra fimbriata und multiradiata L., andererseits erinnert es. an Act. paueieirra Bell.

Von Act. fimbriata hat es zunächst die typischen kurzen scheiben- förmigen Armglieder mit stark vorspringenden distalen Rändern. Act. multi- radiata dagegen gleicht es durch den Besitz von palmaren Stämmen und 28 Armen. Von seinen zehn distichalen Serien sind acht zweigliederig und nur zwei zusammengehörige dreigliederig, wie es in der Fimbriata- Gruppe die Regel ist. Sehr interessant ist nun, dass die beiden distichalen

Glieder der acht unregelmässigen Stämme nicht, wie man erwarten sollte,

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 103

durch Artieulation, sondern durch Syzygie verbunden sind, ein Verhalten, das durchaus an 4et. paueicirra Bell. erinnert, einer zweidistichalen Art, bei welcher die beiden äusseren Radialia und die ersten beiden Glieder nach jedem Axillare durch Syzygie verbunden sind.

Der unregelmässigen durch Syzygie verbundenen Distichalia unseres Exemplares folgen häufig zweigliederige (einzeln auch dreigliederige) Palmar- serien, deren beide Glieder durch Artieulation verbunden sind, und das letzte (Axillare) eine Syzygie hat; dagegen sind die beiden regelmässig gebildeten dreigliederigen Distichalstämme nicht von palmaren Serien gefolgt. Keine Postpalmaria.

Die erste Syzygie liegt im zweiten Brachiale; die zweite zwischen dem 25. und 35. Gliede und die folgenden in sehr unregelmässigen Zwischen- räumen von gelegentlich nur drei, oft fünf bis sechs, aber auch 17 Gliedern.

Die Pinnula des ersten Brachiale ist fast ebenso lang wie die distichale resp. palmare Pinnula, nämlich etwa 14 mm, und entspricht in dieser Hinsicht das Exemplar ganz dem bei ihrer Species herrschenden Verhältniss. Scheibe 15 mm mit einer Menge zerstreuter Verkalkungen besonders in der analen Area.

Actinometra multiradiata L. Asterias multiradiata L. Syst. Nat. ed. 10, 1758. t. II. p. 663. Challenger, Report Zool. Vol. XXVI. p. 322. Pl. LXVI. Fig. 1—3. Syn.: Aetinometra gracilis Ltk. M. S.

Die Göttinger Sammlung enthält fünf Exemplare dieser Species aus der chinesischen See. Dieselben zeichnen sich durch einen relativ zierlichen Bau aus. Ein von Amboina stammendes Exemplar von Actinometra Coppingeri Bell. z. B. hat ein bedeutend robusteres Anseben, obwohl nach Carpenter's Aussage in der Regel das Gegentheil der Fall ist. Was die Armzahl anlangt, die 25—35 beträgt, so gleichen die Exemplare dem Linne'schen Originale, von dem Retzius!) angiebt, es habe 30—40 Arme.

Die gleiche Anzahl, nämlich 36 Arme, besitzt ein Exemplar im Ham- burger Museum von Formosa, welches mit dem Lütken’schen M. S. Namen gracilis bezeichnet war. Es ist in der That sehr graziös gebaut und klaftert

nur lo. cm:

1) Königl. Svensk. Vetensk. Acad. Handl. Är 1783, t. IV, p- 241.

104 Dr. Clemens Hartlaub.

Mit 27 Armen erhielt ich ein Exemplar von Kagosima (Japan) aus dem Naturalien-Cabinet in Stuttgart. Dasselbe ist bedeutend grösser und in mancher Beziehung anders wie die obigen. So ist zunächst an ihm die Ver- bindung der Glieder der Radialia und der 'T'heilungsserien eine ganz glatte, während dieselbe bei den erwähnten chinesischen Exemplaren so uneben ist, wie die der äusseren Armglieder. Auch treten die distalen Ränder seiner äusseren Armglieder nicht so stark vor; dieselben sind auch weniger dornig, als es meist der Fall ist. Sodann ist beachtenswerth, dass vier von seinen neun Distichalserien nicht dreigliederig, sondern zweigliederig sind. Die Axillaria der dreigliederigen sind auffallend klein im Vergleich mit den beiden ersten Gliedern.

Sämmtliche Exemplare zeichnen sich durch gänzlichen Mangel von postpalmaren Serien aus, ein Verhalten, das Carpenter als charakteristisch für diese Art bereits hervorhob (]. e.).

Die Stelligera- Gruppe.

„Zwei gelenkig verbundene Distichalia. Die Palmaria und die folgenden Theilungsserien, wenn vorhanden, haben denselben Charakter; aber die ersten beiden Brachialia sind durch Syzygie vereinigt“ (Carpenter).

Das Verbreitungsgebiet der vier zu dieser Gruppe vereinigten Arten sind der Indische Archipel und Polynesien. Actinometra pulchella Pourt. kommt ausserdem im Atlantischen Ocean, namentlich im Caraibischen Meer vor. Auf Amboina wurde keine der vier Arten gefunden.

Actinometra stelligera Carp. Challenger, Report Zool. XXVI p. 308. Pl. LVII. Fig. 1, 2. Im Hamburger Museum drei Exemplare von den Samoa- und Viti-Inseln. Im Lübecker Museum ein Exemplar von Ovalau. An letzterem misst die Pinnula des zweiten Brachiale etwa 25 mm, gegen 16 mm bei einem von Carpenter beschriebenen Exemplare: sodann ist die Pinnula des vierten Brachiale bei allen von mir gesehenen Stücken

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 105

bedeutend kürzer als die des zweiten, während Carpenter von dem seinigen angiebt, dass die Länge der auf die erste folgenden Pinnulae allmählich ab- nehme. Es scheinen hier also die Verhältnisse variabel zu sein.

Actinometra maculata Carp. Challenger, Report Zool. XXVI p. 307. Pl. LV. Fig. 2.

Ein Exemplar von den Mortlock-Inseln (Göttinger Sammlung). Dasselbe hat viel Aehnlichkeit mit Actinometra_stelligera Carp., doch entbehrt es durch- aus der postdistichalen Serien, deren Besitz für diese Art charakteristisch sein sol. Auch seine Cirren unterscheiden sich von denen jener Art durch grössere Kürze und geringere Gliederzahl. In Betreff der stumpfen Dornen an den äusseren Cirrusgliedern aber kann ich zwischen beiden keinen Unter-

schied finden.

Actinometra pulchella Pourtales. Antedon pulchella Pourt. Bull. Mus. Comp. Zool. 1878. Vol. V. Nr. 9. pa21a: Challenger, Report Zool. XXVI. p. 304. Pl. LI. Bio..-1,,9;

Ein Exemplar im Hamburger Museum.

Centrodorsale flach und gross scheibenförmig, von rundem Umriss. Circa 23 Cirren in zwei unregelmässigen Reihen, theilweise nicht ganz auf den Rand beschränkt; die Cirren sind etwa 9 mm lang und haben circa 17 Glieder, von denen das vierte, fünfte und sechste verlängert sind. Die Glieder der äusseren Cirrushälfte sind kürzer, ziemlich hoch und tragen kleine Dornen. Der Dorn des vorletzten Gliedes ist nicht durch besondere Stärke ausgezeichnet.

Erste Radialia etwas sichtbar; zweite seitlich frei, kurz. Axillaria dreieckig mit spitzem distalen Winkel. Die distichalen Stimme zweigliederig ; die ersten Glieder nur wenig mit einander vereinigt.

20 Arme. Die ersten Glieder nur in schwacher Berührung mit ein- ander, jedes durch Syzygie mit dem zweiten Gliede verbunden; beide sehr kurz. Dann drei oder vier Glieder, die unregelmässig scheibenförmig sind und Tendenz haben, auf ihren Verbindungen alternirend seitlich gelegene Höcker zu bilden. Dann eine Reihe dreieckiger Glieder von mässiger Länge, deren distale Ränder nicht besonders aufgeworfen sind. (regen das Ende des Armes werden die Glieder fast quadratisch.

Noya Acta LVII. Nr. 1. 14

106 Dr. Clemens Hartlaub.

Erste Syzygie zwischen dem ersten und zweiten Brachiale; dann eine vom elften bis dreizehnten Gliede und die folgenden in Zwischenräumen von meist drei Gliedern.

Die Pinnula des zweiten Brachiale ist bis 10 mm lang, von dünner zarter Structur, mit deutlich markirtem Kamm. Die folgende Pinnula_ be- deutend kürzer; darauf nimmt die Länge allmählicher ab bis zu den Pinnulae des achten, zehnten, zwölften Gliedes, die annähernd gleich gross sind. Von da nimmt die Länge wieder zu, bis sie etwa 6 mm erreicht. Das siebente Brachiale trägt an einigen Armen eine ganz kleine, verkümmerte Pinnula. Der Kamm lässt sich bis zur Pinnula des zehnten Gliedes nachweisen. Scheibe: nackt. 7 mm Durchmesser. Mund: radial. Farbe: hellbraun. Klafterung: etwa 8 cm. Fundort: Ruck (Carolinen). Ein Exemplar.

Die eigentliche Heimath dieser Art scheint das caraibische Meer zu sein, doch ist ihre Verbreitung eine sehr weite, und dies nicht nur in geo- graphischer Beziehung, sondern auch in bathymetrischer. So wurde sie bei St. Pauls Rock in Tiefen von 10—50 Faden gefischt, und nahe dem Ein- gang der Strasse von Gibraltar aus 374 und 477 Faden Tiefe, ja, Carpenter vermuthet sogar, dass ein von Talisman gesammeltes Exemplar mit Act. pulchella identisch ist, welches aus einer Tiefe von 1500 Metern bei Rochefort gefischt wurde.

Einer brieflichen Mittheilung Carpenter's verdanke ich die Notiz, dass Müller’s Comatula echinoptera identisch sei mit der zehnarmigen Varietät von Act. pulchella Pourtales.

Die Solaris- Gruppe.

10 Arme. „Die beiden äusseren Radialia und die ersten Brachialia je durch Syzygie vereinigt.“ (Carpenter.) Nachdem Carpenter eine Reihe nieht länger zu haltender Species verworfen hat, besteht die Gruppe aus folgenden drei Arten: Actinometra solaris Lam., n pectinata Retz.,

brachiolata Jam.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 10%

Von ihnen wurde auf Amboina nur Act. pectinata Retz. in zwei Exemplaren gesammelt.

Actinometra solaris Lam. Comatula solaris Lam. Hist. Nat. Anim, s. Vertebres. 1816. t. II. p. 533. Challenger, Report XXVI. p. 288.

Ein Exemplar aus der China-See, im Göttinger Museum.

Von ungefähr vierzehn Cirren sind fünf erhalten, und diese haben die auffallend kleine Gliederzahl zwölf.

Im Hamburger Museum untersuchte ich Actinometra robusta Ltk.M.S. und überzeugte mich, dass Carpenter vollkommen recht that, sie für identisch mit Act. solaris Lam. zu erklären.

Actinometra pectinata Retz. Asterias pectinata Retz. K. Swensk. Vetensk. Akad. Handl. 1783. IV. p- 241. Challenger, Report XXVI. p. 241.

Es wurden auf Amboina zwei Exemplare gesammelt, die sich durch ganz weisse Färbung auszeichnen, sowie durch den Mangel einer longitudi- nalen Leiste auf den Armen. Sie sind von ziemlich geringer Grösse und haben verhältnissmässig kurze Arme, so dass ihre Gestalt gedrungener - ist, als es sonst der Fall zu sein pflegt.

Ein anderes Exemplar der Göttinger Sammlung stammt aus den chine- sischen Gewässern und gleicht im allgemeinen Habitus denen, welche ich vom Stuttgarter Museum zur Bestimmung erhielt. Letztere (2 Exemplare) sind von Cooktown in Queensland. Sie haben ein sehr kleines Centrodorsale. Ihre hinteren Arme sind bedeutend kürzer als die vorderen und haben keine Ambulacralrinne.

Actinometra brachiolata Lam. Comatula brachiolata Lamark. ]. s. e. p. 535. J. Müller, „Ueber die Gattung Comatula und ihre Arten“, Abhandlungen der Akad. Wissensch. Berlin 1847. p. 249.

Ein trockenes Exemplar im Leydener Museum ohne Angabe des Fundortes. Die Arme sind unvollständig erhalten, ebenso fehlen die meisten Cirren.

Das Exemplar gleicht in seinem allgemeinen Habitus sehr einer Actinometra solaris Lam., doch unterscheidet es sich von dieser durch die

14*

108 Dr. Clemens Hartlaub.

bedeutendere Gliederzahl seiner Cirren und die geringere Gliederzahl seiner unteren Pinnulae.

Das längste der drei erhaltenen Cirren hat über 40 Glieder, das kürzeste etwa 30. Die Cirren, deren Anzahl 15 gewesen zu sein scheint, sind durchaus randständig und umgeben in einer Reihe ein grosses, ziemlich dick scheibenförmiges Centrodorsale, dessen kreisrunde Oberfläche leicht convex ist und einen Durchmesser von fast 6 mm hat.

Das erste Paar Pinnulae, das bei Actinometra solaris Lam. nach Carpenter etwa 60 Glieder haben kann und 25 mm Länge erreicht, besitzt bei dieser Species eine Länge von 10 mm und nur etwa 25 kurze Glieder, von denen die elf letzten sich an der Bildung des Kammes betheiligen.

Die für Actinometra solaris charakteristische Kielung an den unteren Gliedern des zweiten Pinnulapaares fehlt vollkommen.

Durchaus zutreffend ist, wenn J. Müller bemerkt, dass die Arm- glieder nach beiden Seiten hin abwechselnd stark vorspringen, doch gilt dies vorwiegend für die basalen, weniger für die äusseren Glieder.

Der einzige seiner ganzen Länge nach erhaltene Arm des Exemplars misst 5 cm.

Zu bedauern ist, dass der Fundort nicht angegeben ist. Denn auch von dem in Paris befindlichen Originalexemplare ist derselbe nur unbestimmt

als „Australien“ bekannt.

An das Ende der vorstehend abgehandelten Arten reihe ich zwei Species, die ich mich nicht entschliessen kann, in eine der von Carpenter

aufgestellten Gruppen zu stellen.

Actinometra typica Loven. Phanogenia typica Loven. Öfversigt K. Vetensk-Akad. Förhandl. 1866. Nr. 9. p. 231. Challenger, Report Zool. Vol. XXI. p. 296. Taf. LVIL. Fig. 1. Carpenter hat eine kleine Anzahl von Actinometren zur Typica- Gruppe vereinigt, die Act. typica Loven nahe verwandt sind und sämmtlich zu seiner „Ersten Serie“ gehören, d. h. den Actinometren deren beide äussere Radialia und beiden ersten Brachialia je durch Syzygie verbunden sind. Die Typica - Gruppe zeichnet sich durch den Besitz von drei Distichalien

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 109

aus, sowie dadurch, dass jedes postdistichale Axillare mit seinem ihm vorher- gehenden Gliede durch Syzygie verbunden ist. Es war nun, wie mir scheint, keine sehr glückliche Wahl, gerade Act. typica zum T'ypus dieser Gruppe zu machen, weil die syzygiale Natur der Verbindung der beiden äusseren Radialia eine strittige ist und es somit nicht feststeht, ob man über- haupt Act. typica zu Uarpenter’s erster Serie zählen darf. Loven hielt die von Carpenter als Syzygie betrachtete Verbindung für eine gelenkige, und ich möchte mich nach genauer Untersuchung der Sache dieser letzteren Auffassung anschliessen. Act. typica mag in jeder anderen Beziehung den mit ihr vereinigten Arten Act. distineta Carp., Novae Gwineae Müll. und multi- brachiata Carp. am nächsten stehen, die Verbindung aber ihrer beiden äusseren Radialia für syzygial zu halten, hiesse ihr, wie mir scheint, dem System zu Liebe einen Charakter beilegen, den sie nicht besitzt. Es fehlt ihr die für alle syzygialen Verbindungen charakteristische radiäre Sceulpturirung der sich berührenden Flächen; dagegen hat sie, ganz wie die Verbindung der beiden ersten Distichalia, deutlich eoncentrische Erhabenheiten und in der Mitte eine Gelenkaxe in Form einer, wenn auch nur schwach angedeuteten Verticalleiste. Ausserdem sieht man auf Querschliffen, dass die Gelenkflächen eine deutliche Epiphyse besitzen, d. h. eine allen Gelenkverbindungen zukommende Kalk- masse, die der des Gliedkörpers aufgelagert und von ihr durch eine dichtere Kalkschicht getrennt ist. Auch muss man sagen, dass das Ansehen der betreffenden Gelenkflächen sich in nichts Wesentlichem von dem unterscheidet, wie wir es z. B. bei der zur Parvwieirra-Gruppe gehörigen Actinometra regalis Carp. finden.

Prof. Brock sammelte von Act. typica Loven zwei Exemplare auf Amboina. Sie sind von grünlichbrauner Färbung und hübscher Zeichnung. Letztere besteht in drei dunklen Linien, die von den Klüften ausgehen, durch welche das sternförmige Centrodorsale von den Radialia getrennt wird, und dann über die Stämme und definitiven Arme fortlaufen. Eine ganz ähnliche Zeichnung besitzt die auf Pulo Edam erhaltene nahe verwandte Art Act. gracilis n. Sp.

Das Centrodorsale trägt bei keinem der beiden Exemplare eine Spur von Cirrusentwickelung und liegt fast unter dem Niveau der ersten Radialia,

Distichalia Palmaria

Bostpalmanıanap2]22 2a 3227 97311252797 307757 2,973) 227932

Distichalia Palmaria

Postpalmaria a2 2a 32 2ala2 23 a2 2a

110 Dr. Clemens Hartlaub.

Die Radien theilen sich meist fünfmal und nie mehr wie siebenfach. Die Anordnung und Gliederzahl der drei ersten Thheilungsserien ist, wie aus der beigefügten tabellarischen Darstellung am besten ersichtlich ist, eine ziem- lich regelmässige. Die distichalen Stämme sind fast stets dreigliederig und die palmaren zweigliederig. Von der Aussenseite eines jeden palmaren Axillare entspringt ein definitiver Arm (a), von der Innenseite dagegen ein postpalmarer Stamm von zwei Gliedern. Entspringt gegen die Regel kein definitiver Arm von der Aussenseite, so tritt an dessen Stelle eine dreigliederige "T'heilungs- serie, deren Axillare eine Syzygie haben kann und auch nicht. Wenn statt drei Distichalien nur zwei vorhanden sind, so folgen, wie das bei vielen Arten der Fall ist, wo sich eine gesetzmässige Theilungsart beobachten lässt, dieser einen Unregelmässigkeit andere in der weiteren Verzweigungsweise.

Exemplar 1. 3 3 | 3 3 | 3 3 | 3 3 | 3 |

tv 1597 [892 wm 1597 1597

22, RER,

a 22 2 a2

Exemplar 1. 3 3 | 3 3 | 2 2 | 3 3 | 3 a ee NE pa ne a,2299.2 22a 2

a amala. Bu2tare

Die ersten zwei Pinnula-Paare sind von fast gleicher Länge, das zweite aber oft das längere von beiden. Die drei nächsten sind bedeutend kürzer und ungemein zart. Meine Exemplare scheinen in dieser Hinsicht nicht ganz iibereinzustimmen mit denen, welche Carpenter sah. Denn er sagt, das erste Paar sei das längste, das nächste kleiner und die Länge der folgenden nähme ab.

Die Klafterung beträgt ungefähr 40 em. Die aussergewöhnliche Länge der Arme ist sehr bemerkenswerth, und es ist daher auffallend, dass Car- penter die Arme als kurz beschreibt. Ich vermuthe, dass die Arme an seinen Exemplaren nicht in voller Länge erhalten waren. Ihr äusseres "Theil ist ungemein dünn, so dass man, wenn es abgebrochen ist, die Länge des

Armes leicht zu gering schätzen kann.

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 111

Actinometra gracilis n. sp. (Taf. 5. Fig. 55.) Centrodorsale klein, ganz flach und kaum erhaben über dem Niveau der ersten Radialia; von fünfeckigem Umriss mit leicht eingebogenen Seiten; im Centrum eine Aushöhlung; keine Spur von Cirren.

Erste Radialia vollkommen sichtlich; zweite seitlich ganz frei und von der Länge des pentagonalen Axillare. Die Radien weichen beträchtlich aus- einander und theilen sich nicht mehr wie viermal. Die Stämme und Arme sind dünn. Die distichalen Serien sind dreigliederig, das Axillare mit Syzygie; die postdistichalen Serien sind zweigliederig, das Axillare ohne Syzygie, aber mit dem vorhergehenden durch Syzygie verbunden. Die auf ein Axillare

folgenden beiden Glieder sind theilweise seitlich vereinigt.

48 Arme, die sehr schlank sind und sich besonders in ihrem äusseren Theile ausserordentlich verdünnen. Ihre Länge beträgt bis 16 cm. Ihre Glieder sind ziemlich lang. Das erste und zweite sind rechteckig und breiter wie lang, verbunden mit einander durch Syzygie. Das dritte Glied ist länger und annähernd quadratisch; dann drei oder vier Ähnliche, und diesen folgen bis zum Ende der Arme stumpf -keilförmige Glieder mit etwas vorstehenden, fein-gezähnten, distalen Rändern.

Die erste Syzygie liegt zwischen dem ersten und zweiten Brachiale: die nächste im neunten oder zehnten Gliede, dann in Zwischenräumen von 2 Gliedern.

Die unteren Pinnulae sind dünn; ihr Kamm ganz unbedeutend ent- wickelt und zu einem kleinen Knöpfchen eingerollt. Die erste Pinnula (zweite Distichale) ist etwa 13 mm lang und besteht aus zahlreichen Gliedern, von denen die äusseren ein Bisschen länger wie breit sind. Die nächste Pinnula ist kürzer und die dann folgenden drei ganz bedeutend kleiner; dann nimmt die Länge erheblich zu und erreicht etwa 10 mm. Die Glieder der äusseren Pinnulae sind sehr dornig. Scheibe: 15 mm Durchmesser, etwas eingeschnitten, mit feinen Kalkborsten oder Härchen bedeckt. Mund fast central gelegen. Klafterung: etwa 32 cm. Färbung: Skelett: hell-grau- brauner Gesammtton mit sehr hübscher Zeichnung, welche in drei Längslinien besteht, die vom Centrodorsale ausgehen und über die Stämme und Arme verlaufen, auf letzteren aber, mit Ausnahme der mittleren, weniger markirt

112 Dr. Clemens Hartlaub.

erscheinen. An den Armen wechseln hell-graubraune mit dunkel-braunen Partieen. Scheibe: dunkel-braun. Fundort: Pulo Edam. Ein Exemplar.

Diese neue Art schliesst sich auf das engste der bekannten Actinometra typica Loven an und theilt mit ihr die für sie so charakteristische Reduetion des Centrodorsale und die fast centrale Lage des Mundes. In der That schien mir die Uebereinstimmung beider so weit zu gehen, dass ich die neue Art nur als eine Varietät ansprechen zu dürfen glaubte; denn nicht nur gleichen sich beide in den erwähnten Hauptpunkten, sondern ihre Aehnlichkeit geht so weit, dass selbst die höchst eigenthümliche Zeichnung, welche in drei vom Üentrodorsale ausgehenden Längslinien besteht, bei beiden dieselbe ist. Wenn ich trotzdem das auf Pulo Edam gesammelte Exemplar als Typus einer neuen Species beschreibe, so geschieht dies auf den Rath Carpenter's. Herr Dr. P. H. Carpenter, welchem ich das fragliche Objeet nach England schickte, hatte nämlich die Güte, sich dahin zu äussern, dass er dasselbe nicht mit Actinometra typica identifieiren könne. Die von ihm hervorgehobenen und auch von mir bereits wohlerwogenen Gründe dafür sind folgende. Actinometra gracilis unterscheidet sich von der anderen Art zunächst durch viel geringere Grösse und einen bedeutend zierlicheren Gesammthabitus. Ihre Stämme sind viel feiner und die Arme bedeutend dünner. Sodann weichen ihre Radien stärker auseinander und die zweiten Radialia, die bei Actinometra typica vereinigt sind, sind bei ihr seitlich frei. Ferner theilen sich die Radien der letzteren Art bis siebenmal, während sie es bei der neuen nicht mehr wie viermal thun, bei welcher ausserdem nur sehr wenige postpalmare Serien vorhanden sind. Auch das Centrodorsale zeigt beachtenswerthe Unterschiede. Es ist bei Actinometra gracilis weniger sternförmig, nicht durch Klüfte von den ersten Radialia getrennt, etwas erhaben über dem Niveau derselben und im Centrum mit einer runden Aushöhlung: versehen, die bei der anderen Species nicht beobachtet wurde. !)

1) Anmerkung. Auf meine vorläufige Mittheilung 1. ec. hin hat sich Carpenter in einer brieflichen Mittheilung nachträglich wieder gegen die Berechtigung dieser Art geäussert. Da ich aber seinem auf Autopsie begründeten Urtheil mehr Werth beilege als dem, welchem meine erste kurze Beschreibung zu Grunde liegt, so lasse ich die neue Species einstweilen bestehen.

beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 113

Alphabetisches Verzeichniss der im Göttinger Museum vertretenen Arten.

Aectinometra Bennetti J. Müll. Antedon Dübenii Bölsche.

Antedon

Coppingeri Bell. divaricata Carp. gracilis n. Sp.

maculata Carp. multiradiata L.

parvieirra J. Müll.

pectinata Retz. regalis Carp. solaris Lam. stelligera Carp. typica Loven. acoela Carp. affinis n. sp. Andersoni Carp. bella n. sp. bengalensis n. Sp. brevieuneata Carp. brockii n. sp. carinata Carp. Clarae n. sp.

erassipinna n. Sp.

Nova Acta LVIII. Nr. 1.

elongata J. Müll. Eschrichti J. Müll. Finschü n. sp. fagellata J. Müll. imparipinna Carp. Ludoviei Carp. maceronema J. Müll.

_Milberti J. Müll.

monacantha n. Sp. nana n. Sp. oxyacantha n. sp. palmata J. Müll. perspinosa Carp. phalangium J. Müll. pumila Bell. rosacea Link. Savignyi J. Müll. serripinna Carp. spinipinna n. Sp. tenera n. Sp.

tenuipinna n. Sp.

je [>11

114

Dr. Clemens Hartlaubh.

Verzeichniss der Arten.

Eine fett gedruckte Zahl bezeichnet die Seite einer Beschreibung. Die neuen Arten sind eben- falls fett gedruckt. Die Synonyme sind cursiv gedruckt.

Actinometra belli

Bennetti brachiolata . brachymera Coppingeri . discoidea distincta . divaricata duplex echinoptera . fimbriata Tee gracilis (Taf. 5, Fig. 55) graeilis guttate intricata . lineata macrobrachius maculata multibrachiata multiradiata mutabilis nobilis

Novae Guineae parvicirra paucicirra peectinata Peroni

pulchella

5, 11, 30, 34, 93, 94, 96—98, 101, 113

Seite

: . 34, 100

11, 94, 95-96, 113

106, 107

RER. 95—96 115 94,2108, 10321015 101

109

11, 94, 115

. 34, 100

5 106

/ 101, 102—103 11, 94, 109, 111—112, 113 103

I6—98

.. 96—98

101

. 94, 101— 102

105, 113

SE Te 109 . 101, 102, 103—104. 113 96, 98

. 34, 100

109

3 oa VE 103 . 11, 94, 106, 107, 113 . 9596

93, 104, 105 —106

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels.

Actinometra

Antedon

regalis robusta sentosa solaris stelligera trachygaster typica valıda abbyssicola . abyssorum . acoela acutieirra aequipima . u affinis (Taf. 5, Fig. 18, 24) afra (Taf. 5, Fig. 50) amboinensis .

anceps 3 Andersoni (Taf. 3 Fig. 36) angustiradia

articulata

basicurva ;

bella (Taf. 2, Fig. 23, 26) bengalensis (Taf. 1, Fig. 2 bimaculata .

bipartipinna u brevicuneata (Taf. 3, Fig.

MTat9: Fig, 16) .

31. Taf. 4, Fig. 39)

115

Seite

11, 34, 94, 99—100, 109, 113 107

SBLANFU 10

. 106, 107, 108, 113 104—105, 113

= > 96— 98 ‚93, 94, 102, 108—110, 112, 113 92

90

14

12, 14, 113

„16, 29,32

: . 68—66

11, 16, 18, 25—27, 113

81, S6—SS

69

Men az

78—80, 113

16

40

12, 14

1152145 a 43—45. 47, 113, 16, 17, 19— 21, 113

14, 41 er 190287 29531 1],

15, 35, 40, 68—71, 113 Brockii (Taf. 1, Fig. 12, 13. Taf. 2, Fig. 17) 11, 16, 18, 23—25. 113 carınata . EEE, LEN LER E ae Clarae (Taf. 2, Fig. 19) 11, 35, 36, 41-—42, 113 clemens . : ee: 2 37, 41— 42, 45 conifera (Taf. 4, Fig. 46. Tat, 5, Fig. 51, 56) 76—77 conjungens . 63—66 cupulifera ar ARE EN re er 82 erassipinna (Taf. 1, Fig. 1, 5, 10) 11, 15, 16, 19, 32—34, 113 disciformis . 36, 42 Dübeni . 6, 113 elegans AR. en ee a REN... 80 elongata (Taf. 4, Fig. 47) 41, 19,89, 36, ABA 23, 75, 113 erinacea (Taf. 3, Fig. 29) . 35, 38, 52—54, 58

15*

116

Dr. Clemens Hartlaub.

Seite

"Antedon Eschrichti . . ... ner NDRSWATLE Finschii (Taf. 3, Fig. 32) N Eve lila: flagellata (Tat. 4, Big 45) 2. 00 20.2 2 eat 78 20, 11

granulifera . 13 BE—RBVDeSin... 40 . Hupferi (Tat. 5, Fig. 53, 59) 380 hystrix 2: ss .imparipinna Tata 4, Fig. 40,41, 1,43) 1 ls ar Be 38, 39, 63—66, 67, 68, 71,113 INHICH. - 20. 400 2 ar en ne er Informis o =... ER. BR: 42, 86 japonica (Taf. 4, Fi. 49) ES re . N SBRRH En Klunzingeri..(Taf..2, .Eig: 22,.25)) 2 ...22...,...0ee56,137; 4647 Kraepelini' (Tat: 2, Bie:. 15, 21)2 2... .% 2 .. 2 2 Bea, 18, 2225 laevicirra 37 laevipinna si lepida 49, 52 TEULOMEINS En a ee ER N er. ME de öl OVEN ee a ee. ARD ash 811,,857086 Ludovici (Taf. 1, Eig.. 7,. 8, 11) 6, 11, 15, 16, 19, 25 —28, 29—32, 113 MACLODENarNE. ae KIDS Te a re un. (sichere —ull) manca 36, 42 marginata A Ele Gr EN FR NR RE RER SE es oo 37, 45 Märtensii(Tat: 1, "Big 3, O).2 20 2 re os, 2223 Milherti-... Sun cuede Sec dr me et Rau SL Selle monacantha (Taf. 3, Fig. 33, 38). . . . . 5, 36,39, 58, 59—61, 113 multiradiata b 8.1: £8 SEES SEAN AU: 0025 nanar( Tat2 92 Hig:.57,.58). 20 0 2 ee 222.06, HRS 90, nematüdost (Tat 1, Big.. 9). » ... 0.2.0 a 2 Satz 1srelb,, 192228 oceulta a ee en Bee EN SR) oxyacantha (Taf. 3, Fig. 35, 37) . . 6, 11, 15, 35, 39, 55—59, 63, 113 palmatar (lat 3, Bean) m. aA perspinosa. (Taf..5, Fig. 54), . . . ..... 6, 11,15, 42, 80, S5—86, 113 phalangium 113 Philiberti 19 polypus 7S—S0 protecta . 35, 96

pulcher

pumila

23—5

115

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 11% Seite

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Dr. Clemens Hartlaub.

Tafel- Erklärung.

Tafel I.

Antedon cerassipinna n. sp. Schwach vergrössert . ee

Antedon bengalensis n. sp. Basales Armstück mit den Pinnulae vom 2. bis 12. Brachiale. 4:1

Antedon Martensi n.sp. 2,5: 1 .:

Antedon Brockii n. sp. Basales Armstück von oben. 2:1.

Antedon crassipinna n.sp. Ansicht der Scheibe. 2:1

Antedon Martensi n.sp. Distichale Pinnula. 3,5 :1 AR.

Antedon Ludoviei Carp. (Amboina.) Basales Armstück mit den Pinnulae vom 2. bis 14. Brachiale. 2,5: 1 og

Antedon Ludoviei Carp. Exemplar von Amboina. 1,5:1

Antedon nematodon (Ltk. M. S.) n. sp. Reichlich 2:1

Antedon crassipinna n.sp. Armstück. 2:1

Antedon Ludovici Carp. Armstück. 2:1 Aue

Antedon Brockiü n.sp. Pinnula des 4. Brachiale 4:1

Antedon Brockii n.sp. Armstück. 3:1

Antedon affinis n.sp. Armstück. 4:1.

Tafel II.

Antedon Kraepelini n. sp. 2:1 Antedon bengalensis n.sp. 3:1 . Antedon Brockii n. sp. Scheibe. 2:1 Antedon affinis n.sp. Cirrus. 4:1. Antedon COlarae n.sp. 4:1

Antedon Savignyi J. Müll. 3:1

Seite

32

20 21 24

19 23

Beitrag zur Kenntniss der Comatulidenfauna des Indischen Archipels. 119

Seite Kig. 21. Antedon Kraepelimi n.sp. Distichale Pinnula. 3:1. . 2....2.22 ED TEHon SRlumamngeri DSSp. 3217 00 nen 208.046 Eon il ee erh. dp Fig. 24. Antedon affinis n. sp. Basales Armstück von oben. 3:1 ......3 Fig. 25. Antedon Klunzingeri n.sp. Basales Armstück. 4:1. ......246 Bı0926% Antedon.bella n'sp. Basales Armstück 4: 17 4 mn, ran. 20. 843 Tafel III. Eie27. Antedon palmata I. Müll. (Rothes Meer.); 3:1, „u. 2 una 0 49 Fig. 28. Antedon tenwipinna n. sp. Basales Armstück von der Seite. 45:1 . 54 Fig. 29. Antedon erinacaea n.sp. Ventrale Ansicht. Nat.Gr.. . . .....52 Fig. 30. Antedon tenuipinna n.sp. Stück eines Cirrus. Stark vergrössert . . . 54 Fig. 31. Antedon brevieuneata n. sp. (Mortlock-Inseln.) Basales Armstück . . 69 io 2 Anteon BRnmschit Dasp Sn l e e e AT Fig. 33. Antedon monacantha n. sp. (Torresstr.) 2:1 59 Fig. 34. Antedon tenuipinna n.sp. Cirrus. 6:1 54 Der eb ea RR, Brei are 0 ben an er Fig. 36. Antedon Andersoni Carp. Basales Stück eines äusseren Armes von der Seite. 2:1 a 78 Fig. 37. Antedon oxyacantha n.sp. Basales Armstück. 2:1 55 Fig. 38. Antedon monacantha n.sp. Basales Armstück. 4:1. . 2. 2.2.2....60 Tafel IV. Fig. 39. Antedon brevicuneata Carp. (Exemplar von Amboina.) 2:1... ..68 Fig. 40, 41. Antedon imparipinna Carp. Das basale Stück von zwei äusseren lin all un.) 0 ee er (7. Tee ntedon.SpinIgona DSSpD ee m Fig. 43. Antedon imparipinna Carp. (Exemplar von Amboma.) 2:1 . . ..2.63 Fig. 44. Antedon spinipinna n.sp. Basales Armstück. 6:1. ...2.2.2.2....62 Fig. 45. Antedon flagellata J. Müll. 2,5 :1 73 Kies Antedonzeomaleranısp: Cirzussma si Sun ke 276 Fig. 47. Antedon elongata J. Müll. 3:1 zul Tafel V. IoAserAmtedon; serrupinna, Camp DB: Dann a num nen ann 82 Fig. 49. Antedon japonica n. sp. 2: i : nn >84

Fig. 50. Antedon afra (Ltk. M. Sr Sp. Nat, Gr. BEE N. ie Bl

120 Dr. Clemens Hartlaub.

Seit

Fig. 5la, b. Antedon conifera n. sp. Basales Armstück vom Rücken und von der i Seite. . 3:1, + san EB oe ae ee.

Fig. 52. Antedon afra (Ltk. M.S.) n.sp. Pinnula von der Armbasis. 25:1 . 87 Fig. 53. Antedon Hupferi n.sp. Armbasis und Cirrus. 6:1... 22 2.2.2.88 Fig. 54. Antedon perspinosa Carp. 15:1...» s5

Fig. 55. Aectinometra gracilis n. sp. (Centrales Stück.) Stark vergrössert . . . 111

Eie#56., Antedonzcont[erasm sp 18, Fig. 57. Antedon nama n.sp. Basales Armstück von der Seite. 6:1 . ...2.89 Bir.:58. "Antedon nama .n.8p: "Cie. Del, Big. 59.7 Antedon -Hupfersinssp.! Binnnlas war. ir RE MR Fe 2

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01. Hartlaub: ComatulidenfaunalJal. 5.

ITONMA, ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LVIII. Nr. 2.

kin neuer beitrag

zur

Erklärung der „Zwangsdrehungen“.

Von

Dr. A. Nestler ına Dr. V. Schiffner.

Mit 1 Tafel Nr. VI.

Eingegangen bei der Akademie am 14. Mai 1591.

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An 20. August 1890 fand Herr Mathias Tatar, k. k. Obergärtner am botanischen Garten zu Prag, im Wusnitzthale bei Neuhütten (südwestlich von Prag) mitten unter normalen Exemplaren von Stachys palustris L. eines, welches in auffallend schöner Weise die seit A. Braun!) als Zwangsdrehung be- zeichnete, höchst interessante abnormale Bildung zeigt. Der Entdecker, ein ausgezeichneter Pflanzenkenner, hatte auf den ersten Blick aus einigen Schritten Entfernung die fragliche Pflanze für einen sterilen Stock von Helleborus viridis gehalten, und wir überzeugten uns alsbald, dass diese Verwechselung wirklich sehr leicht möglich ist, indem die Blätter derartig angeordnet sind, dass die Pflanze sehr gut zwei über einander liegende, fussförmige Helleborus - Blätter nachahmt, zumal da die Blätter von Stachys palustris in Form, Grösse und Färbung denen von Helleborus viridis ganz ähnlich sind.

Der Stengel ist bis zur äussersten Spitze stark seilföürmig rechts ge- dreht (im Sinne des Uhrzeigers), mit von der Rechten zur Linken aufsteigenden Kanten (Fig. 1), und diese Drehung setzt sich in gleicher Weise bis zur Spitze des Rhizoms fort. Ausserdem zeigt der Stengel etwa zwei grosse, korkzieherförmige Windungen ebenfalls im Sinne des Uhrzeigers.?) Die Zweige sowohl, wie auch die Nebenwurzeln, welche in kleinen Büscheln stehen, sind ganz normal gebaut. Zwischen den oberen Büscheln haben sich nachträglich Adventivwurzeln gebildet. Heute, wo wir die Pflanze untersuchen, sind nämlich bereits 12 Tage verflossen, seitdem sie hereingebracht und in ein Fläschchen gestellt wurde, wodurch sie sich nicht nur - vollkommen frisch erhielt, sondern

1) Monatsbericht der königlichen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1854, pag. 440.

*) Dieses Verhalten entspricht vollkommen einem gedrehten Stricke, der bei weiterer im Sinne der primären Spiralen ausgeführten Drehung die Tendenz zu grossen, secundären Windungen zeigen muss, welche mit den primären gleich gerichtet sind.

16*

124 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 4)

noch weiter entwickelte. Auch einige Adventiväste sind aus dem Rhizom hervorgebrochen.

Noch viel merkwürdiger sind die oberirdischen Organe. Der untere Theil des Stengels ist bis etwa zu I] dm Höhe blattlos, nur einige Adventiv- sprosse sind vorhanden und in der Zimmercultur haben sich etliche weisse Adventivwurzeln gebildet. Dass auch dieses Stick des Stammes seilförmig gedreht ist, geht aus dem oben Gesagten bereits hervor. Die Adventivknospen entsprechen je einer Blattachsel, was durch den Vergleich der oberen be- blätterten Stengelpartieen leicht zu constatiren ist. Es ergiebt sich daraus nämlich, dass an dem unteren Stammstücke die Blätter genau in einer Orthostiche über einander stehen würden, falls sie wirklich entwickelt worden wären; dieselbe Anordnung in einer einzigen Verticalreihe befolgen auch die Knospen und die Adventivwurzeln. Da trotz der seilfürmigen Torsion die Kanten und Flächen des Stengels zu erkennen sind, so kann man leicht sehen, dass die Knospen in der Mitte der Flächen stehen, während die Adventiv- wurzeln zu 2—3 in kleinen Büscheln aus den Kanten hervorbrechen, und diese Büschel sind so angeordnet, dass sie in derselben Orthostiche mit den Knospen liegen.

Im oberen, wirklich beblätterten Theile des Stengels sind die Blätter auch in einer einzigen Reihe (einseitswendig) angeordnet, wobei die seilfürmige Rechtsdrehung des Stammes sich bis in die äusserste Spitze fortsetzt; aber diese Orthostiche verläuft nicht gerade, sondern ebenfalls in einer Spirale und zwar von links nach rechts aufsteigend (also linksgewunden oder im ent- gegengesetzten Sinne des Uhrzeigers). Durch diese gegenläufigen Spiral- drehungen kommt der so auffallende, exquisit wendeltreppenartige Habitus der Pflanze zu Stande.

Die Blätter stehen in ungleichen Abständen von einander je nach der Grösse der Riefendrehung; ihre Distanz schwankt zwischen Y/, und 1 em; die Indernodien sind also bedeutend kürzer als am normalen Exemplar. Sie sitzen derart an dem Stengel (Fig. 2), dass ihre in Folge der Drehung ent- weder schräg (von links unten nach rechts oben) oder sogar parallel zur Stengelaxe gestellte breite Basis je zwei Kanten mit einander verbindet, so dass sie mit jeder derselben einen spitzigen und einen stumpfen Winkel bildet. Ihr Bau ist vollkommen normal. Von einem Blatt zum andern verläuft in

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 5) 125

der Richtung der Blattspirale eine deutlich hervortretende Verbindungsleiste (Fig. 2v.) von grösserer oder geringerer Länge je nach dem Abstande der Blätter von einander, die ganz und gar der Querleiste entspricht, welche am normalen Stengel zwischen je zwei gegenständigen Blättern quer über den Stengel verläuft und die Basen der beiden Blätter verbindet. Die Floralblätter, welche ebenfalls ganz normal entwickelt sind, folgen genau derselben Spirale wie die Stengelblätter.

Derartige höchst interessante, abnormale Bildungen, welche, wie schen erwähnt wurde, von A. Braun als Zwangsdrehungen bezeichnet wurden, er- erregten bereits seit langer Zeit die Aufmerksamkeit verschiedener Forscher (Georg Frank 1683). Die Objecte dieser Untersuchungen waren sehr oft Galium-Arten '): @. verum L. (v. Freyhold 1876), @. palustre L. (Treichel 1876), @. sp. (Masters und Vivian Morel), @. Mollugo L. (H. Klebahn 1588). Andere Species, an denen Zwangsdrehungen beobachtet wurden, sind: Valeriana offieinalis L. (Suringar 1873), Valeriania dioica I.. (Vivian Morel 1876), Phyteuma (Magnus 1879), Dipsacus silvester Mill. (Magnus 187%), Convolvulus arvensis L. (Wittmack 1882), Oenanthe fistutosa L. (v. Seemen 1883), Equisetum, Casuarina, Zinnia verticillata, Mentha, Gentiana u. a. m.

Von den Erklärungen, die mit Ausnahme der von Klebahn ohne Be- rücksichtigung der anatomischen Verhältnisse aufgestellt wurden ?), seien die wichtigsten den eigenen Untersuchungen vorausgeschickt. A. Braun giebt folgendes an:

„Zu den abnormen Drehungen, welche dem kurzen Wege der Blatt- stellung folgen, gehört die Zwangsdrehung, welche bei vielen Pflanzen eintritt, wenn die normal paarige oder quirlständige Anordnung der Blätter in eine spiralige übergeht. Wenn nämlich in solchen Uebergangsfällen die in spiraliger Ordnung sich folgenden Blätter an der Basis einseitig der Spirale folgend,

1) H. Klebahn, Zur Entwickelungsgeschichte der Zwangsdrehungen. Bericht der deutschen botanischen Gesellschaft 1888, Band VI, p. 348. Hier eine sehr ausführliche Litteraturangabe.

2) Während der Drucklegung ist eine umfassende „Monogr. d. Zwangsdrehungen“ von H. de Vries (Pringsheim’s Jahrb. XXIII. Heft 1, 2) erschienen, die weitere Belege für

unsere Ansichten beibringt.

126 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 6)

zusammenhängen, so muss der Stengel, in seiner allseitigen Streckung be- hindert, durch ungleiche Dehnung eine spiralige Drehung annehmen, die so weit gehen kann, dass die Blätter mit senkrecht gestellter Basis eine einzige Reihe bilden. Der im Längswachsthum behinderte Stengel dehnt sich dabei oft stark in die Dicke und erscheint alsdann monströs aufgeblasen.“

Im Folgenden wird auf diese Erklärung zurückgewiesen werden; es sei hier vorläufig erwähnt, dass bei unserer Stachys palustris der Uebergang der decussirten Blattstellung in die spiralige mit ?/, Stellung sehr leicht nach- gewiesen werden kann und dass eine Verbindung der über einander stehenden Blattbasen vorhanden ist.

Suringar!) ist nicht mit dem angenommenen Uebergang von der decussirten Blattstellung in die spiralige einverstanden, sondern erklärt die Torsion ohne Aenderung der Blattstellung. Da in dem vorliegenden Falle eine derartige Aenderung nicht angenommen wird, sondern thatsächlich vor- handen ist, ist seine auf Aufrollung der durch die Blattpaare gebildeten Ringe basirte Erklärung nicht zutreffend.

Magnus?) nimmt an, dass die Verwachsung der Blätter an ihrer Basis nicht die Ursache der Drehung sei, sondern dass umgekehrt dureh die Drehung der Längskanten des Stengels die Blätter nach einer Seite genähert werden. Diese Auffassung kann unbedingt ihre Berücksichtigung finden, da es dabei ganz gleichgiltig ist, ob eine Veränderung im Baue des Stengels nachgewiesen ist oder nieht. Seine weitere Erklärung der Drehung durch einen an- genommenen Widerstand, den der jugendliche Stengel in seiner ursprünglichen Wachsthumsrichtung erfahren habe, konnte aber nur so lange gelten, als bei derartigen abnormen Fällen eine Aenderung der Blattstellung und der Zahl der Gefässbindel nicht nachgewiesen war. Denn wenn, wie bei dem von uns besprochenen Objeete, thatsächlich eine ?/; Blattstellung anstatt der decussirten und fünf Gefässbündel des Stengels an Stelle der vier normalen auftreten, so wird man wohl in diesen auffallenden Erscheinungen den Grund der Drehung zu suchen haben und nicht in einem sehr fraglichen Widerstand in der Wachsthumsrichtung.

!) Nederl. kruidkundig archief. 2. Ser. 1. deel 1874, pag. 319. 2) Bot. Verh. d. Provinz Brandenburg. XIX. pag. 118 fie.

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 7) 12

H. Klebahn !) lieferte einen Beitrag „zur Entwickelungsgeschichte der Zwangsdrehungen im Anschluss an einen gedrehten Stengel von Galium Mollugo“, welcher deshalb von grosser Bedeutung ist, weil hier die anatomischen Ver- hältnisse dieser abnormalen Bildung, insbesondere der Vegetationspunkt mög- lichst gründlich untersucht werden. Das genannte Object zeigt rechtsläufige Stengelkanten; Blätter und Zweige dagegen sind in einer Spirale angeordnet, die als links gewundene Schraubenlinie um den Stengel verläuft. Ausser- dem besitzt der Stengel noch eigene grosse Windungen; schon der untere, zum Theil der Grundaxe angehörige Theil ist schwach spiralig gedreht, der grössere obere ist hohl und krümmt sich annähernd zu einem Halbkreise. Die Zweige, deren je einer aus der Axel jedes vierten Blattes entspringt, sind völlig normal gebildet. Der gedrehte Stengel enthält einen Holzeylinder, dessen Gefässe in der Richtung der schraubenförmigen Drehung verlaufen. Die Blattspuren sind durch Gefässbündelzüge mit einander verbunden, die aus einem kolbigen Theile des hohleylindrischen Gefässbündels eines jeden Zweiges ihren Ursprung nehmen und dazwischen keinerlei Verbindung mit dem Holz- eylinder des gedrehten Stengels aufweisen. Ein Vergleich mit dem normalen Stengel bestätigt ihm die bisher geltende Ansicht, dass die "Theile des ge- drehten Stengels auf die normalen bezogen werden können. Klebahn unter- zieht nun den Vegetationspunkt einer genauen Untersuchung, constatirt die Anlage für einen fünfkantigen Stengel mit ?/, Stellung der Blätter und gelangt schliesslich zu folgenden Ergebnissen:

„Die vorliegende Zwangsdrehung ist die Folge einer auf inneren, vorläufig noch nicht aufgeklärten Ursachen beruhenden Veränderung des Vegetationspunktes. Diese äussert sich 1) in der Anlage der Glieder nach der °/, Stellung statt in decussirten Paaren, also in einer Vermehrung der Zahl der Glieder; 2) in der ihrer Entwickelungsgeschichte nach noch weiter zu erforschenden Verwachsung der Basen der auf einander folgenden Blätter, wodurch eine Gefässbündelverbindung von einem Blatt zum andern entsteht. Dadurch ist, wenigstens für diesen Fall, die Richtigkeit der von A. Braun für die Zwangsdrehung gemachten Voraussetzungen bewiesen und zugleich wahr- scheinlich geworden, dass sich die Erscheinung in seinem Sinne erklären lässt.“

1) ]. ce. pag. 346 und 349.

128 Dr. A. Nestler und Dr. V. Sehiffner. (p. 8)

Schon ein flüchtiger Vergleich dieser von Klebahn untersuchten Ab- normität mit dem uns vorliegenden Falle einer Zwangsdrehung bei Stachys palustris liess das Vorhandensein analoger Veränderungen des normalen Stengels von vornherein annehmen, was durch die folgenden Untersuchungen voll- kommen bestätigt wurde. Sie bilden einen neuen Beleg für die Richtigkeit der Erklärung A. Braun’s.

. Die stark hervortretenden Stengelkanten verlaufen, wie bereits erwähnt, von rechts nach links aufsteigend (rechtsgedreht); die Blätter dagegen bilden eine sehr langgezogene linksgewundene Spirale. Dieser nothwendige Zu- sammenhang zwischen Kantendrehung und Blattspirale wird am Schlusse unserer Untersuchungen klar.

Der Querschnitt des Stengels zwischen zwei Blattinsertionen zeigt folgenden Bau: Zu den 5 an Stelle der 4 normalen stark hervortretenden Kanten gehören 5 grosse Gefässbündel (Fig. 3), die in ihrer Zusammensetzung mit denen normaler Exemplare vollkommen übereinstimmen: ein bedeutender Holzkörper, bestehend aus Gefässen, Libriformfasern und in radiären Strahlen angeordnetem chlorophyllhaltigen Parenchym; der Basttheil ist verhältnissmässig klein, bogenförmig um den Holztheil gelagert und nach aussen durch einige wenige Sklerenchymfasern geschützt. Schwach verholzte Zellen überbrücken die Holztheile der fünf Bündel. An dieses Verbindungsgewebe schliesst sich nach aussen hin ein sehr lockeres, chlorophyllhaltiges Rindenparenchym an, welches gegen die Epidermis zu dichter und chlorophyllreicher ist. Jede Kante ist nach aussen hin mit einem hervorspringenden, im @uerschnitte kappen- förmig erscheinenden Oollenchymgewebe gekrönt. Das den centralen Hohl- raum umgebende Parenchym zeigt eine der Riefendrehung entsprechende wellen- förmige Anordnung seiner Elemente und ist mit zahlreichen Rhaphiden und sehr schönen Einzelkrystallen von oxalsaurem Kalke erfüllt.

Zwischen den grösseren Kantenbündeln liegt gewöhnlich je ein einziges kleines Gefässbündel (Fig. 3); nur an der Seite des Fünfeckes, an welcher sich die bereits erwähnte Verbindungskante (v) befindet, verlaufen stets zwei oder drei Stränge, von denen der eine bedeutend grösser ist, als die beiden anderen. Diese Verbindungskante besteht aus collenchymatisch verdiekten Zellen. Verfolgt man dieselbe bis zur Blattinsertion, so bemerkt man leicht,

dass sie in den Rand des breiten Blattstieles übergeht. Sie ist also nichts

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 9) 129

anderes, als der herablaufende Blattrand, der das untere Blatt mit dem nächst höheren verbindet und da das letztere mit dem nächstfolgenden wieder in gleicher Weise verbunden ist u. s. w., so verbindet also diese erwähnte Kante sämmtliche Blätter des Stengels mit einander.

Das grössere der oben erwähnten Zwischenbündel, das ungefähr die- selbe Richtung nimmt wie der herablaufende Blattrand, vereinigt sich mit dem Hauptkantenbündel an der Insertionsstelle des Blattes und stellt somit eine directe Verbindung der Kantenbündel von einem Blatte zum anderen her (Fig. 4a). An einem schwach macerirten Stengeltheil, welcher mit Corallin- Soda behandelt wurde, wurde der Verlauf dieses bedeutungsvollen Bündels, sowie der der übrigen deutlich erkannt: zwei starke Zweige (Fig. 4b) ver- einigen sich zur Bildung des Blatthauptnerven; noch vor ihrer Vereinigung geben sie je zwei Seitennerven ab, so dass es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat, als ob dieselben nicht mit dem Hauptnerven in Verbindung stünden, sondern mit dem kleinen Verbindungsstrang (a), der genau an der Blattbasis (m) in das grosse Kantenbündel (k) einmündet. Bei (z) ist das bogen- förmige Bündel des axelständigen Zweiges, von dem aus nach aufwärts, stets dem unteren Riefenbündel genähert, zwei schwache Stränge verlaufen.

Ein Querschnitt durch den Stengel in der Richtung der Blattinsertions- linie (Fig. 5) zeigt uns die beiden Bündel (k) der betreffenden Kanten, von denen die Zweige zur Bildung des Hauptblattnerven (bl) abgehen. Ausserdem werden diese beiden quer durchschnittenen Stränge (k) durch eine nach innen vorspringende Leiste (i) mit einander verbunden; dieselbe besteht aus mässig verdickten Sklerenchymzellen, deren Wände von zahlreichen Porenkanälen durchsetzt sind. Von dieser Verbindungsleiste und den Bündeln eingeschlossen liegt ein sehr dünnwandiges Parenchymgewebe (p), welches von Rhaphiden und Einzelkrystallen oxalsauren Kalkes vollständig erfüllt ist.

Des nothwendigen Vergleiches wegen untersuchten wir die Blatt- insertionsstelle eines normalen Stengels: die zwei opponirten Blätter sind nach aussen wie nach innen durch je eine hervorstehende Leiste mit einander ver- bunden (Fig. 6). Die äussere Leiste (a) besteht nur aus sehr verdickten Collenchymzellen und ist vollkommen analog dem herablaufenden Blattrand; dieser in der Richtung der Blattspirale verlaufende ist zwischen zwei Blättern bedeutend länger als jene, welche nur die kurze horizontale Strecke zwischen

Nova Acta LVII. Nr. 2. 17

130 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 10)

den beiden gegenüberstehenden Blättern zu überbrücken hat. Die in das Innere vorspringende Leiste (i) des normalen Stengels besteht ebenso wie die des abnormalen aus verholzten und mässig verdickten, von zahlreichen Poren- canälen durchsetzten Zellen. An demselben Längsschnitte constatirten wir ferner eine seitliche Strangverbindung (g) der grossen Kantenbündel, welche offenbar analog ist dem oben erwähnten, die spiralig verlaufenden Bündel von einem Blatt zum andern verbindenden Strange (Fig. 4a).

Die Untersuchung eines Zweiges dieses gedrehten Stengels lässt sofort den regulären Bau erkennen: vier Kanten mit ebensovielen grossen Biündeln und vier kleinen dazwischen liegenden (Fig. 7—9). Gegen die Blattinsertion zu bildet die Querschnittsform ein Rechteck, dessen beide kürzeren Seiten nach aussen hin convex gekrümmt sind; hier setzen sich die Blätter mit ihren axelständigen Zweigen an. Bezeichnen wir die vier Hauptbündel mit a, b, e und d, so werden durch die Blattinsertion einerseits a und b, andererseits e und d verbunden (Fig. 9—11); bei dem nächsten Blattpaare a und e, b und d; beim dritten so wie beim ersten, nämlich a und b, e und d ete. Dadurch entstehen bekanntlich die für die Labiaten charakteristischen vier Orthostichen. Da der gedrehte Stengel an Stelle der vier normalen Bündel fünf besitzt, welche nahezu gleiche Abstände von einander zeigen und von denen je zwei wie beim normalen Stengel durch den Blatthauptnerv verbunden werden (Fig. 4), so ist es von vornherein klar, dass hier eine ganz andere Blattstellung vorhanden sein muss. Die Blätter sind, wie bereits erwähnt wurde, in einer einzigen langgezogenen linksläufigen Spirale angeordnet; zwischen je zwei auf einander folgenden liegt ein einziges Thal. Bezeichnen wir die fünf Kantenbündel mit a, b, e, d und e (Fig. 12), so betheiligen sich an der Insertion des einen Blattes a und b, an der des nächsten c'und d, bei dem dritten Blatte e und a, ferner b und e, dann d und e und an der Insertion des sechsten Blattes wieder a und b; dieses steht also über denselben Kanten, wie das erste, von dem wir ausgingen. Das Bündel a betheiligt sich also wieder an der Befestigung des dritten Blattes und bildet hier den oberen Strang (Fig. 12.0,), das Bündel b an der des vierten Blattes und erscheint hier als unterer Strang (u,); bei dem sechsten Blatte haben a und b dieselbe Lage, wie beim ersten.

Wenn wir diese durch die Blätter bewirkte Kantenverbindung an einem regulären Fünfeck construiren (Fig. 13), so merken wir sofort, dass jedes Blatt von dem folgenden um 144° entfernt ist, dass wir also eine ?/, Blatt- stellung an Stelle der decussirten vor uns haben, welche in Folge gewisser

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 11.) 131

Umstände in eine weite linksläufige Spirale übergegangen ist. Dass die Hauptkantenbündel sich in dieser Weise an der Bildung der Blattnerven be- theiligen, wurde durch direete Beobachtung des Gefässbündelverlaufes un- zweifelhaft sicher gestellt. Die angeführte Blattstellung mit einer Divergenz von 144° würde sich an unserer Pflanze thatsächlich vorfinden, wenn der Stengel nicht seilfürmig gedreht wäre. Durch die Drehung wird aber die Stellung der Blätter derart beeinflusst, dass nicht das sechste Blatt über das erste zu stehen kommt, sondern ungefähr das zwölfte bis fünfzehnte und dass daher die Divergenz circa 30°—24° beträgt. Diese Erscheinung wird später erklärt werden.

Die Untersuchung des Vegetationspunktes bestätigte das, was am aus- gewachsenen Stengel nachgewiesen worden war: eine Anlage der Blätter in decussirten Paaren ist absolut nicht vorhanden; dagegen konnte die ?/, Divergenz und die Anlage von fünf Kantenbündeln mit Sicherheit erkannt werden. Fig. 14 zeigt einen Querschnitt bei 0,3; mm Durchmesser der Stengelspitze; drei Kanten mit den dazu gehörigen Bündeln sind bereits deutlich sichtbar, an Stelle der beiden anderen bemerkt man eine Blattinsertion. Sehr bald treten die fünf Kanten mit ihren collenchymatischen Schutzleisten deutlich hervor (Fig. 15, 16); diese Querschnittsformen zeigen kein reguläres Fünfeck, sondern lassen das dem normalen Stengel angehörige Rechteck erkennen, an dessen einer kürzeren Seite, an welcher sich das Blatt ansetzen wird, zwei Kanten (c, d) sich be- finden, an der gegenüberliegenden aber drei (a, b und e), welche durch tiefe Rinnen von einander getrennt sind. In Fig. 17 gehört das eine Bündel (bl) offenbar dem Blatte an, das andere (z) dem axelständigen Sprosse.

Die aus den Untersuchungen mit Sicherheit hervorgegangenen That- sachen sind folgende:

1) Fünf.Bündel an Stelle der vier normalen; 2) °/, Blattstellung an Stelle der normalen deeussirten Paare; 3) directe Verbindung der über einander stehenden Blattbasen durch den herablaufenden Blattrand; 4) Verbindung je zweier rechtsläufiger Kantenbündel durch einen kleinen Strang in der Richtung des herablaufenden Blattrandes. Sowohl die Blattrandkante, wie auch die Strangverbindung zweier benachbarter Bündel sind, wie bereits hervorgehoben wurde, auch am normalen Stengel vorhanden, sie verbinden hier die beiden opponirten Blätter in horizontaler Richtung zu einem Ringe, während sie bei unserer Pflanze sämmtliche Blätter zu einer Spirale verbinden.

17*

132 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 12)

Dass die Zwangsdrehung bei unserer Stachys palustris und zweifellos bei allen Pflanzen mit decussirter Blattstellung in ursächlichem Zusammenhange stehen müsse mit der Veränderung der Blattstellung und der damit verbundenen Vermehrung der Kantenbündel, ist wohl aus dem bisher Gesagten bereits klar geworden. Bevor aber auf die mechanische Erklärung der Zwangsdrehung eingegangen wird, mögen einige Worte über die Entstehung der erwähnten anormalen Verhältnisse gestattet sein. Schwendener berichtet darüber in seiner Abhandlung über die mechanische T'heorie der Blattstellungen (pag. 133):

„Die Constanz gewisser Stellungsverhältnisse, wie z. B. der gekreuzten Blattpaare bei Labiaten, ist auf die Constanz des Grössenverhältnisses zwischen den seitlichen Sprossen und dem Stengelumfang zurückzuführen; dieselbe kann durch frühzeitige Verwachsung der Blattbasen gesteigert werden. Diese Blatt- stellungen beruhen also auf einem Factor, dem keine höhere morphologische Bedeutung zukommt. Daraus erklären sich auch die häufigen Uebergänge aus der decussirten Blattstellung in die spiralige.“

Ein derartiger Wechsel braucht daher keiner besonderen äusseren Ver- anlassung und ist durchaus keine seltene Erscheinung. ,

Nach den Untersuchungen über die gedrehten Stengel von Galium Mollugo und Stachys palustris können wir mit gutem Grunde annehmen, dass unter allen bisher beobachteten Fällen von Zwangsdrehung zum mindesten die- jenigen mit decussirter Blattstellung es ist die bei weitem grössere Zahl ein Wechsel der Blattstellung vorhanden war, welcher die Drehung veranlasste,

Was nun die Erklärung der Fünfzahl der Kantenbündel an Stelle der vier normalen anbelangt, so hängt dieselbe ganz natürlich mit der °/, Blatt- stellung zusammen. Jedes Blatt sendet zwei Bündeläste in den Stengel, mit welchen sich bei normal gebauten Labiaten die des nächstfolgenden Blatt- paares zu vier Bündeln vereinigen; bei ”/, Blattstellung aber müssen deren nach demselben Gesetze nothwendiger Weise fünf entstehen.

Bei der mechanischen Erklärung der Zwangsdrehung wollen wir von dem ungedrehten Stengel von Stachys palustris ausgehen, in welchem aber fünf Kantenbündel anstatt der normalen vier angelegt sind und wo die Blatt- stellung eine spiralige ist. Die fünf Bündel und auch die Kanten würden in diesem Falle parallel der Stengelaxe verlaufen und die linksgewundene Blatt- spirale würde eine Divergenz von 144" aufweisen. Wollte man an einem solchen Stengel ein Blatt genau über das nächste darunter liegende Blatt

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 13) 133

stellen, so müsste man das betreffende Internodium um 144° im Sinne des Uhrzeigers drehen. Da diese Drehung bei unserer Pflanze thatsächlich nahezu vorhanden ist, so muss hier eine Kraft wirksam sein, welche dieselbe ver- anlasst hat. Nennen wir der Uebersichtlichkeit halber diese Kraft P und den Widerstand, den das Internodium der Drehung entgegensetzt, @. Das Vor- handensein der Kraft P kann man sofort aus ihrer augenscheinlich vor- liegenden Wirkung erschliessen, denn es ist offenbar eine Tendenz zur Drehung im angeführten Sinne hier, indem die Blattdivergenz nicht 144°, sondern ungefähr nur 300% —24° beträgt. Die Kraft P ist keine positive Kraft, sondern repräsentirt sich als ein Zug oder besser gesagt ein Hinderniss, welches sich der normalen Entwickelung mit gerade verlaufenden Kanten und einer Divergenz von 144° entgegenstellt. Welcher Art die Kraft P sei, das wird durch folgende Ueberlegung klar. Zweifellos wohnt dem gedrehten Stengel dieselbe Tendenz inne wie dem normalen mit decussirten Blattpaaren, nämlich von einem Blatte zum nächsten einen möglichst kurzen Weg zu nehmen. Ferner ist schon früher hervorgehoben worden, dass die kurze Ver- bindungsleiste, welche am normalen Stengel die Basen zweier gegenüber- stehender Blätter verbindet, vollkommen analog ist der Leiste, die am ge- drehten Stengel zwischen den Basen zweier über einander stehender Blätter verläuft. Am normalen Stengel ist die betreffende Gewebspartie sehr kurz ungefähr gleich dem Stengeldurchmesser. Daraus ist nun klar, dass die analoge Gewebspartie des spiralig beblätterten Stengels eine Längsstreckung nur bis zu einer gewissen Grenze eingehen wird oder sie wird mit anderen Worten der Ausdehnung über diese Grenze hinaus einen Widerstand entgegen- setzen und dieser ist eben die Kraft, welche wir mit P bezeichnen. Dass dieser Widerstand ein intensiv wirkender sein muss, ergiebt sich aus der Festigkeit der betreffenden Gewebspartie, die noch dadurch erhöht wird, dass sie von einem ziemlich starken Gefässbündel durchzogen wird (vgl. Fig. 3 v).

Die Art und Weise, wie die Kraft P wirkt, ist sehr einfach. Gehen wir von dem noch als ungedreht gedachten Stengel mit ?/, Blattstellung aus. Fig. 15 stelle ein Internodium desselben schematisch dar; a ist die Ansatz- stelle des unteren, b die des oberen Blattes, wobei a und b eine horizontale Divergenz von 144° haben. Die Kraft P wirkt alsdann in der Richtung ba und lässt sich in die beiden Componenten ba’ und bb’ zerlegen. Die Compo- nente ba’ würde eine Verkürzung des Internodiums hervorbringen, wird aber

134 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 14)

zum grossen Theile durch die Festigkeit des Stengelgewebes aufgehoben. So wirkt nun hauptsächlich die Componente bb’, die bestrebt ist, den Punkt b nach b’ hin zu bewegen oder mit andern Worten die Blattspirale in eine der Stengelaxe parallele Orthostiche zu verwandeln, wobei die ursprünglich der Stengelaxe parallel verlaufenden Stengelkanten natürlich nun in einer im Sinne des Uhrzeigers verlaufenden Spirale aufsteigen müssen, wodurch die seilförmige Drehung des Stengels verständlich ist. Der Componente bb’, die wir als P’ bezeichnen wollen, wirkt nun der T'orsionswiderstand, der oben mit @ be- zeichnet wurde, entgegen. Wenn P—=Q wäre, was wohl in Wirklichkeit nie der Fall sein wird, so würde b mit b’ zusammenfallen, die Blätter stünden dann genau in einer mit der Stengelaxe parallelen Orthostiche. In unserem Falle ist nun das Verhältniss dieser beider Componenten derart, dass sie eine Drehung im Sinne des Uhrzeigers nicht von 144°, sondern nur 120°—108° be- wirken, und es bleibt also eine Differenz von ungefähr 24°—836°, Diese Differenzen ergeben eine Anordnung der Blätter in einer der seilförmigen Drehung entgegen- laufenden Spirale (im entgegengesetzten Sinne des Uhrzeigers) mit einer horizon- talen Divergenz der einzelnen Blätter von 24°—36°. Diese langgezogene Spirale ist in der Projectionsfigur 19 dargestellt. Jeder der concentrischen Kreise stellt ein Internodium mit dem dazu gehörigen Blatte I—14 dar. In dieselbe Figur sind zum Vergleiche mit punktirten Linien die fünf Orthostichen (mit einer horizontalen Divergenz von 72°) des nicht gedrehten Stengels mit ?/, Blatt- stellung eingetragen. Die Blattstellung ist durch die Buchstaben a,b,e..... angedeutet; je zwei aufeinanderfolgende Blätter hätten in diesem Falle eine horizontale Divergenz von 144° und das sechste Blatt würde genau über das erste zu stehen kommen. Die Figur ist ohne weiteres verständlich.

Um diese Auseinandersetzung zu vervollständigen, bedarf es nur noch des Hinweises, dass die hier theoretisch abgeleiteten Vorgänge sich nieht an dem fertigen Stengel bethätigen, sondern dass diese Kräfte gleichzeitig mit dem Ent- stehen der betreffenden Organe im Vegetationsscheitel ihre Wirksamkeit beginnen.

Aus den mitgetheilten T'hatsachen geht hervor, dass die Erklärung der Zwangsdrehungen, die Al. Braun bereits 1854, wie es scheint, nicht gestützt auf anatomische Untersuchungen, sondern in Folge einer ingeniösen Ahnung des thatsächlichen Verhaltens gegeben hat, in allen Punkten richtig ist.

Fig. Fig.

Fig.

Fig.

Fig.

Fig.

Zur Erklärung der Zwangsdrehungen. (p. 15) 135

Erklärung der Zeichnungen.

_

Die vollständige Pflanze in nat. Gr.

2. Ein Theil des Stengels, schematisch dargestellt. b die von links unten nach rechts oben gerichtete Blattbasis; z— Zweiginsertion; v = herablaufender Blattrand; k = Kanten.

3. Querschnitt durch den Stengel zwischen zwei Blattinsertionen; h = Holztheil; b Basttheil der Kantenbündel; co = Collenchymleiste; sk Sklerenchym- fasern; skb Ueberbrückung der Holztheile durch mehr weniger verdickte und verholzte Zellen; v == herablaufender Blattrand; p Markparenchym; ch = centraler Hohlraum. Schwach verg.

4. Bündelverlauf an der Insertionsstelle eines Blattes; nach einem durchsichtig gemachten und durch Corallin-Soda gefärbten Stengeltheile; k = Kanten- bündel; a Verbindungsstrang ; über m-ın steht die Blattbasis; b = die beiden Zweige des Blatthauptnerven; z = Insertionsstelle des axelständigen Zweiges. Schwach verg.

5. Schnitt durch den Stengel an der Stelle der breiten Blattbasis, genau in der Richtung derselben; k = Kantenbündel; bl —= Hauptnerv des Blattes; sk sklerenchymatisches Gewebe; p Parenchym mit überaus zahlreichen Raphiden und Einzelkrystallen von oxalsaurem Kalke. Schwach verg.

6. Längsschnitt durch den Knoten eines normalen Stengels und zwar durch die

Mitte der einen blattfreien Seite; i==innere Leiste; a äussere Leiste;

g Verbindungsstrang; s kleiner, zwischen den Kantenbündeln verlaufender Strang. Schwach verg.

7—11. Querschnitte durch einen Zweig des gedrehten Stengels; bk und bz die beiden opponirten Blätter; hn Hauptnerv des Blattes; nn Nervenzweige; k Kantenbündel; z Zweiginsertion. Schwach verg.

Fig. 12. Schematische Zeichnung des Stengels: Der Verlauf der beiden Kanten a und b,

zwischen denen das Thal t liegt, und ihr Verhältniss zu den Blättern wird dadurch klar; die Kanten sind durch Buchstaben, die Blätter durch Zahlen bezeichnet; u, = untere, 0) = obere Kante des 1. Blattes; us = untere 03 obere Kante des 3. Blattes; u, = untere, o, = obere Kante des 4. Blattes.

136 Dr. A. Nestler und Dr. V. Schiffner. (p. 16)

Fig. 13. Schematische Darstellung der Blattspirale an dem ungedreht gedachten fünf- kantigen Stachys-Stengel; die Buchstaben bezeichnen die Kanten, die Zahlen die Blätter.

Fig. 14. Querschnitt durch den Stengel unmittelbar am Vegetationspunkt; 3 Kanten-

bündel mit einer undeutlichen Blattinsertion sind sichtbar. Schwach verg. ig. 15—17. Querschnitt durch den Stengel bei durchschnittlich 4 mm Querdurchmesser ;

= [eIe}

bl = Blattinsertion; z axelständiger Spross. Schwach verg. Fig. 18. Theoretische Darstellung der Wirkungsweise der Kräfte bei der Zwangsdrehung. Fig. 19. Projection von 15 Internodien des gedrehten Stengels und der Blattspirale desselben@(ingoR 3 ) mit einer horizontalen Divergenz der einzelnen

Blätter von 30%. Vergleichsweise sind durch punktirte Linien die 5 Ortho- stichen eingezeichnet, wie sie sich am nicht gedrehten anormalen Stengel mit 2/, Blattstellung finden würden. Die betreffende Blattspirale ist in ihrem Ver- laufe durch die Buchstaben a, b, c...... angedeutet; die horizontale

Divergenz beträgt hier 144°.

Nora detadead.CL.C6Nat.Cur Vol VIE Tab.UI.

- Fig.8. an ; 7 | | o nv

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Teldrehung:

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Ch. Haury, ANestler etV.Schilfner del LithAnst.J

Nestler und Schiffner: Zwangsdrehungen.

DIUIONFASIRIETTE

der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher 3jand LVIII. Nr. 3.

Untersuchung

über das Wesen der sogenannten Bessel’schen Formel sowie deren Anwendung auf die

tägliche periodische Veränderung der Lufttemperatur.

Von » Y ie Prof. Dr. Paul Schreiber, Director des königl. sächs. meteorologischen Institutes zu Chemnitz.

Mit Tafeln Nr. VO—XIIL

Eingegangen bei der Akademie am 9. September 1590.

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Einleitung.

In der Meteorologie pflegt man die unendliche Reihe

Hi), == saure, cos c—+a, cos 22+a, c0S3r7—+... +b, sn c+b, sin 22+b, sin 3C£+... oder deren andere Form fi@) = u, tu, sin («+ U,)+u, sin (2°+ U,) +u, sine +U,)+...

kurz als die Bessel’sche Formel zu bezeichnen, seit Bessel im Maiheft der Astronomischen Nachrichten für das Jahr 1828 eine ausführliche und elegante Entwickelung des Rechnungsverfahrens gegeben hatte.

Man hat seitdem unbedenklich die unbekannten Gesetze der mannig- fachen periodischen Witterungsvorgänge annäherungsweise durch die Bessel'sche Formel darzustellen gesucht.

Schwere Zweifel gegen die Anwendbarkeit des Verfahrens, zunächst wenigstens auf die Gesetze der täglichen Periode der Lufttemperatur wurden, wie es scheint zuerst, von Wild in dem so überaus wichtigen Werke: „Die Temperaturverhältnisse des russischen Reiches“ ausgesprochen. Hier heisst es auf Seite 6 des im Jahre 1881 erschienenen ersten Bandes: „..., dass die An- wendung der Bessel'schen Formel zur Darstellung des täglichen Ganges der Temperatur bis dahin die Erkenntniss der letzteren weit mehr gehemmt als gefördert hat, und dass die Meteorologen, wenn sie ebensoviel Stunden darauf verwendet hätten, die Beobachtungen in grossem Maassstabe graphisch darzu- stellen, als sie Tage für die Berechnung derselben nach der Bessel’schen Formel brauchten, nieht blos eine richtigere Vorstellung von der täglichen

18*

140 Dr. Paul Schreiber. {p. 4)

Variation der Temperatur gewonnen, sondern zugleich auf diesem Wege eine grosse Menge von störenden Rechnungs-, Schreib- und Druckfehlern im Be- obachtungsmaterial ohne Weiteres erkannt und ausgemerzt hätten“.

Dieser Ansicht scheinen sich in der neueren Zeit mehrere Meteorologen zuzuneigen, es spricht wenigstens hierfür der Umstand, dass in einigen Lehr- büchern der Meteorologie und an anderen Orten die Wild’schen Darlegungen als wissenschaftlich anerkannte Thatsachen vorgetragen werden.

In Gegensatz hierzu stellen sich aber andere Forscher. Vorzüglich ist die ausserordentlich eingehende Arbeit von Prof. Dr. Weihrauch in Dorpat: „Neue Untersuchungen über die Bessel’sche Formel und deren Ver- wendung in der Meteorologie“ (1888) zu nennen, in der für eine viel weiter gehende Verwendung der Methode eingetreten wird. Diese Verschiedenheit der Ansichten gab mir Veranlassung zu der folgenden Untersuchung, welche zu meiner eigenen Information nöthig war bei der Entscheidung der Frage, ob die Entwickelung der Coefficienten der Bessel’schen Formel für die Vor- gänge in der täglichen Periode an unserer Beobachtungsstelle als nöthig, wünschenswerth oder überflüssig zu erachten se. Es hat ein jedes Observatorium die Pflicht, seine Beobachtungen in einem bestimmten Umfang zu bearbeiten; man muss dabei aber sich sehr hüten, sich in gar zu umfang- reiche und dabei unnütze Rechnungen einzulassen, durch welche nützlichere Arbeiten zurückgedrängt werden.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 5) 141

1. Theoretische Grundlagen.

A. Die Entwickelung einer gegebenen Function.

Die Lehre von den „periodischen Reihen“ hat Schlömilch im zweiten Bande seines Compendiums ausführlich behandelt und weist darin auf eine Arbeit von Lejeune-Dirichlet hin, auf welche mich auch Prof. Bruns in Leipzig besonders aufmerksam gemacht hat. Dieselbe befindet sich im ersten Bande von Dove’s Repertorium der Physik (Seite 152 bis 174) und ist geradezu für die Bedürfnisse der Meteorologen geschrieben worden.!) Das Resultat der in dieser Arbeit enthaltenen Untersuchung ist kurz folgendes:

y f(x) stellt eine Funetion von » dar, welche innerhalb der Grenzen —_ nr und endlich bleibt. Man kann diese Function innerhalb der genannten Grenzen in der Form

l 1) Y—- 3 cos ta, cos 20a, 0832... +b, sin c+b, sin 20+b, sn 3%+... darstellen, wenn die Coefficienten a und b folgendermaassen gebildet werden

/f@ cos max dx

1 2) Am =

r En 3) De = re sın max d&.

Hierzu ist noch zu merken: 4) Bleibt die Function y innerhalb der Grenzen —ı und +71 stetig und sind die zu und + gehörigen Werthe von y einander gleich, ist also

f-)=f@),

1) Man sehe auch C. Neumann, Ueber die nach Kreis-, Kugel- und Cylinder- functionen fortschreitenden Entwickelungen. Seite 50 etc. Leipzig. B. G. Teubner 1881.

142 Dr. Paul Schreiber. (p. 6)

so sind die durch die Gleichung 1 dargestellten Werthe von y an allen Stellen innerhalb der genannten Grenzen genau den nach f(x) berechneten Werthen von y gleich, es geben also beide Gleichungen übereinstimmende Werthe von y.

5) Findet an einer Stelle zwischen —r und +7 eine Unterbrechung der Stetigkeit statt, gehören also zu einem x zwei Werthe y, und %,, so stellt an dieser Stelle Gleichung 1 das Mittel aus beiden y + dar, die durch die Bessel’sche Reihe dargestellte Function verläuft also in der Weise, wie dies in Fig. 1 Taf. 1 durch die punktirte Linie angedeutet ist.

6) Sind die Grenzwerthe f(—) und f(+) verschieden, so liefert die Gleichung 1 für z = —n und x +7 trotzdem übereinstimmende Werthe, und zwar die Grösse

=; m+r).

Die an und für sich unperiodische f(x) wird so innerhalb der Grenzen nz und +7 in eine periodische verwandelt und ihr Verlauf wird in der Weise sich gestalten, wie die punktirte Linie in Fig. 2 Taf. 1 andeutet.

Beispiel. Der Vorgang der Entwickelung irgend einer Function nach deren Sinus- Cosinusreihe tritt sehr deutlich in folgendem Beispiel hervor. Die Gleichung

v--atm: Üi

stellt eine Parabel von der Form Fig. 3% Taf. 1 dar. Das Bogenstück ABC, welches zu den Abseissen —r bis +7 gehört und von den Ordinaten f(— 7) und f(+) begrenzt wird, soll durch die Bessel'sche Formel ausgedrückt werden.

Nach den Formeln 2 und 3 sind folgende Integrale zu bestimmen:

[ 3 N =” y

= a 3 sın mx 2 2zcosm® 1 (m?x? —2) sin m: f(- -- 10°) csmede—- zu nz 10 iq

2 m 10 m’ m’

3 cosmx 2 zsın mx 1 (m?a? —2) cos mx

3 1 x E S > —2?\sinmede = ki - Sue = MON: Ni 2 2y 10” ) sin se Ba Du Im u 10 m’ 10 m" ir

Untersuchungen über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. %) 143

Da nun sin mıı 0 für alle ganzen m sein muss, cos mr aber +1 oder 1 wird, je nachdem m gerade oder ungerade ist, so dass cos cos mr (— 1)" gesetzt werden kann, erhält man

Fr 1 Dn.lbi, 2 Al 244 r)ar = It,” Be ra N 4 Im Fe m, -_ +4) cos ma de Tee erg by = m 3 = SE 10 2") sn ma de 0. Nach Gleichung 1 gestaltet sich so die Reihe RE A Zr 2 rn en Kl ee )] an = tn 37 je 0% cos 27-2; co8 3@ gi; 8 dr...

—_ır <e<+tm

Verlegt man die Ordinatenaxe um 5 Einheiten nach rechts (Fig. Taf. 1), führt also in die Parabelgleichung statt x eine neue Variabele £ derart ein, dass

= c0—)

Urs

wird, so erhält man die Gleichung für dieselbe Linie zu 4 1 u + nr & = A, = 10°

Hier liegen die folgenden Integrale vor

Aal 1 fi+s+58)a= 438 +58 +0

: za Ede sinm$ ,&sinmä , cosm& IK +E+4e) cos mS dE —— Fr E= > = Ss = & Ss

2 Ecosm& 1 (m? &?— 2) sin m&

2 ü al C 2 10 m? Hr 10 ni FA 5 s cos m& E cos m& sin m & 1-+5 &) sin m&de 2 > = = I Ang 7 m m Hr m?

6

2 &sin m& 1 (m? &?—2) cos m& 10 m? 10 m’

I.

144 Dr. Paul Schreiber. (p. 8)

und liefern diese

+7

Bl ar

= za 14-54 m ds 24 307 l a j 4 ( m u 2 ZU Ren Sa 55) mE We Tor um? une en,

: Eer : e . 2 Br: eaR DE DE RN: +5+ 10° sin m&d£E —2 Pe Jetzt gestaltet sich die Reihe I Aa En A a 2 I. 1+5+ 10° —1-+ 10.139 „le cos 5 5; 608 25135 cos 35: cos 4°-+.. -)]

+2 (1 sin&— I sin as gsi 3E— 4sinds+...)

—ır<&<4r.

Der Unterschied zwischen beiden Formeln ist leicht verständlich. Die erste Reihe, welche blos die Cosinus der Vielfachen von ® enthält, stellt das Stück ABC Fig. 3% der Parabel dar, während die letztere Formel sich auf das Stück DEF Fig. bezieht, wobei der Coordinatenanfang um die Strecke x

5 nach rechts verlegt worden war.

Die charakteristische Eigenschaft des Bogens AB C besteht darin’ dass f(+2) genau gleichen Werth mit f(— x) hat und dass somit auch die Ordinaten am Endpunkte einander gleich sind. Hier kommt nur die Cosinus- reihe in Betracht, da ja cos mx cos mx ist und hier wird durch die

D)

Reihe die Function > -- TE von —r bis + (inclusive) an allen Stellen genau dargestellt.

Anders ist dies mit der Gleichung für das Curvenstück DEF. Hier sind die Functionswerthe für positive 5 ganz andere als für negative und weichen die Endordinaten so stark von einander ab, dass sogar ihre Vor- zeichen verschieden sind. In der geschlossenen Form der Function ist hier zu der zweiten Potenz von 5 deren erste getreten, und diese hat die Eigen- schaft, dass f(&) = —f(-—-5) ist. Deshalb muss auch zur Cosinusreihe die Sinusreihe treten, da sin m& sin (—m$) ist. Da hier weiter f() nicht

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 9) 145

gleich f(—) ist, gilt auch die Reihe nicht mehr für die Grenzwerthe, sondern nur für 5, die grösser als —r, aber kleiner als + sind.

Wollte man die Uebereinstimmung der geschlossenen Form mit der Reihe in beiden Beispielen prüfen, so müsste man für x resp. & nach und nach verschiedene bestimmte Werthe einsetzen, also vielleicht

Dies würde aber hier umständlich sein, da die Reihen nur langsam convergiren und zur Herstellung der Uebereinstimmung bis zu einer beliebig gewählten Grenze eine um so grössere Anzahl von Gliedern in der Reihe berechnet werden müsste, je kleiner die Grenze angenommen wurde. Man wird sich aber durch einen beliebig herausgegriffenen Werth von x davon überzeugen können, dass durch eine gehörige Anzahl von Gliedern jede der Reihen genau den entsprechenden Funetionswerth darstellt.

Nur einige specielle Fälle lassen sich leicht erledigen, da die dabei auftretenden Summen schon bekannt sind:

A. Für x = 0 hat man COSERE-—ICOSL 2 08 ID |] Sie in Arne er enscell)

Man erhält somit nach

Rs 1 1 | \ —3=--3+5 ler -Ü-str PhBEr: 2 TIER, R l Tara | 1. ia 1 le tin ee =) Damit beide Resultate bestehen können, muss l | l I j ä u Zr es er Ei? 9 ap ae 7 9 13 ee 22

sein, was auch wirklich der Fall ist. Nimmt man z. B. alle Glieder bis ZU 59, So erhält man aus der Reihe 0.382126, während die Hinzufügung von 55 den Werth 0.352353 liefert. Das Mittel beider ist 0.8224, was

schon nahe dem Werth entspricht, welchem sich die Reihe bei Zunahme von immer mehr Gliedern nach und nach nähert.

Nova Acta LVIll. Nr. 3. 19

146 Dr. Paul Schreiber. (p. 10)

B. Für = > werden 7 > TU BF 119 i zT er en) a zu il rt etc. sin, +1 sin22 0 sind, | sin 45, 0 etc Die Gleichungen I und II gehen dann über in B) T Bi} 4.17? l 1 1 1 l en 2, = 40 2 F 10 L12 2% az 6 m 10

Damit diese Gleichungen bestehen können, muss zunächst

7? 4 [a 1 ) 1 1 | Fo) e 92 5 7 er 3m 7 n- Fr N

sein. Es ergiebt sich das ohne Weiteres aus der Summe der im ersten Specialfall vorgefundenen Reihe.

Weiter folgt durch Vergleichung der Resultate unter I und II, dass

l l l l Paaren

al

sein muss, was auch bekannt ist und wovon man sich durch Ausrechnung der Reihe mit genügender Gliederzahl leicht überzeugen kann.

Iso ZT (&, ie ds 5; hat man TU TC , zu IT cs—z—0 cs2.— ;——lI 8.3.— = (0 cos 4.— „— +1 etc 1 a 12,502 un sın 3 en sın 4 zo etc A sin 2. , = sin 3. > End. ;

Man sieht leicht, dass Formel I hier sowohl auf der linken als auf

ZU = +7.

der rechten Seite genau dieselben Resultate geben muss wie bei x

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 11) 147

Bei Formel Il erhält man links In Eine entsprechende Aenderung zeigt aber auch die Reihe, da jetzt die Sinusformel die entgegen-

gesetzten Vorzeichen erhält.

D. Für x = +n werden

cos m —1 Cosa 11 cos dr —1 cos Ar +1 Singru—— sinn 2eu == sn our. etc. 0.

Ebenso erhält man für x —n cs ac —= —1 cos 2.— x —1 cos 3.—-r = —1 cs .— rn —= +1 sin cz —= sn 9.— x sın 3.— 7 etc. —=(.

Jetzt liefern beide Reihen gleiche Resultate, während die linken

Seiten der Gleichung II andere Werthe für z +7 und x —ı ergeben. Man erhält 3 ai 3 Ar li7e° 1 1 1 l Ren: el ee en | u a: n in Bl a lee ia 16 2er | - a IN DORF RC RET EIT 2 = —an:1—a0+ 10

76° 4.1 78° 1 1 1 | )| —— ae Dr Le a 10 De, » tat; gr sein, oder 77° 1 1 1 l RR TE

was ebenfalls schon anderweitig nachgewiesen worden ist und wovon man sich leicht überzeugen kann. Beiläufig mag hier auf das interessante Resultat

hingewiesen werden.

Die Grenzwerthe lassen den Unterschied beider Beispiele hervortreten.

So lange x zwischen +7 und 7 angenommen worden war, stellte jede

19*

148 Dr. Paul Schreiber. (p. 12) Reihe die entsprechende Function genau dar. Für die Grenzwerthe +7 ist nur Gleichung I richtig, da r ER 3 zo) Kay re a) oder ar mn ist. Die rechte Seite der Gleichung II liefert aber für © —= +n und x —n übereinstimmend den Werth 71° Burn und ist dieser identisch mit dem Mittel:

be = | Gi! an fat) _ \ Fa m. D) Fi 3 Br 10

Stellt man nun die Frage, wie sich die Resultate für die ausser der Grenze +7 liegenden Werthe von x gestalten werden, so erhält man folgende Antworten:

Wir wollen uns zunächst auf die positiven Werthe von x beschränken und denken uns auf der rechten Seite der Abseissenaxe Fig. 4, Taf. I die Punkte 27, 4 ete. von dem Coordinatenanfang an in Abständen von je 27 aufgetragen. Die Abstände dieser Punkte von der Ordinatenaxe sind demnach t—=1.2n, = 2.2n,2 = 3.2n,...2—=n.2n... Werden diese Werthe von x in die Reihe

= - A, @, cos 24a, cos 27a, cos8xc-... —+b, sin <-+b, sin 22+b, sin 3%

eingesetzt, so werden die sämmtlichen Cosinus 1, alle Sinus —= 0 und man erhält folglich für alle diese Punkte den Werth der Function y, welcher für z = 0 gilt.

Betrachtet man nun weiter alle die Punkte, welche um +z von den Mittelpunkten 0, 27, 47... abstehen, so sind deren Abstände vom

Coordinatenanfang

2, MIELE MITREDEN N DIE,

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 13) 149

Es ist aber

cos m(n.2rc+x) cos mx

sin m(n.2rr+x) —= sin mx,

mithin ergiebt die Reihe für alle diese Punkte dieselben Ordinatenwerthe, wie für die Abseisse +. Werden endlich alle die Punkte in Rücksicht gezogen, die um x von den Mittelpunkten 0, 27, 47 etc. abstehen, so lässt eine ähnliche Betrachtung erkennen, dass die Reihe alle zu diesen Abseissen ge- hörigen Ordinaten gleich gross und gleich dem zur Abseisse x gehörigen Werth von y ergiebt.

Als Hauptresultat ergiebt sich somit, dass sich das zwischen x und + r gelegene Curvenstück immer wiederholt, und zwar von a bis3 7, 3a bis 5, und sofort. Genau so ist es aber auch auf der negativen Seite.

Aus Fig. 4 erkennt man deutlich, welcher Unterschied zwischen der Gleichung y 3 + nz und der Entwickelung derselben innerhalb der Grenzen —ı und +. besteht. Die Parabel, welche der obigen Gleichung entspricht, verliert sich mit den nach beiden Seiten hin vorschreitenden x in die Unendlichkeit des positiven Gebietes der Ordinaten, während die durch die Reihe dargestellte Curve stets unter der Abseissenaxe liegt und sich nur innerhalb sehr enger Grenzen der Ordinaten bewegt. Im zweiten Beispiele lag die Gleichung y lt2+.,0 vor und hat der zwischen den Grenzen a und + liegende Parabelbogen die Form b, c, (Fig. 5, Taf. 1). Die Reihe II stellt für alle Werthe von x, welche zwischen den Grenzwerthen +7 liegen, dieselbe Curve dar. Nur für 2 —=+n und x —n erhält man die Punkte a, und «@,, welche in der Mitte der Verticalen db, c_,, bc, liegen. Das Curvenstück, welches die Reihe II von x bis +7 darstellt, verläuft also folgendermaassen: Von a, geht die Curve scharf herab bis D,, sie steigt dann bis c, auf, um bei @ +7 scharf nach a, herabzufallen. Schreitet x weiter fort, so wiederholt sich dieses Spiel; zunächst fällt die Linie scharf herab nach d,, steigt von da bis nahe an x 3.1 bis «,, um für 2 37 auf a, herabzufallen. Dies setzt sich sowohl für positive als negative x in die Unendlichkeit fort und ist so der periodische Verlauf der dureh die Reihe II definirten Curve gegeben, während die durch die Gleichung = I+a+ dargestellte Parabel, von der der Bogen 5, c, ein Stück ist,

ausserhalb der Grenzen + einen ganz anderen Verlauf hat.

150 Dr. Paul Schreiber. (p. 14)

Es möge hier nur noch kurz der Gang des Dirichlet'schen Beweises angegeben werden. Dirichlet geht von einfachen Sätzen über die bestimmten Integrale aus und schliesst folgendermaassen:

In der unendlichen Reihe

nt l fa) =; ta, cos ta, 008 27 +... —+b, sm c+b, sn 22 +... sollen die Coefficienten nach den Gleichungen „mr | tr ee rw cos m2 dt = | fie) cos m2 dz ; IE uU

7

TU —ı +7 +7 1 Er & | En e USE 12) sm mod = /ro sin mz dz ZUe: ZU zE —ız —,yE

gebildet werden. Man kann zunächst, wie dies oben geschehen ist, in den Ausdrücken für die Üoeffieienten a„ und b„ unter den Integralzeichen für x irgend welche andere Buchstaben setzen, da der Werth eines bestimmten Integrales nur von der Natur der Function und den Grenzwerthen abhängig ist. Nimmt man nun statt der unendlichen Reihe nur die (2»+ 1) ersten

Glieder derselben in Betracht, wobei also n eine ganze Zahl darstellt, die gleich 3 z. B. ist, wenn man von der Reihe schon die sieben Glieder

fa) = a, ta, cos ©-+a, cos 22a, cos 3c+b, sn c+b, sin 27-+-b, sin 3x zur Darstellung der Function = für ausreichend erachtet, so wird der aus- führliche Ausdruck für die Summe dieser (2»+1) Glieder sein

+7 +7 +7 DE > te dz—+ : cos x / fee cos 2d2 + cos 22 [fee cos 2? dz +...

ya

17 +7 l Ir I Per + cos nz /r® cos nz de +— sın & [re sm 2 de? PL e gt 2

—ırı

Ir +n + sm 2x 1176) sm 22dz +... + sin Ir sin nz dz. ZT Ü st U

—ıaı

n J f(2) E + cos (2 —2) + 008 2 (2 —2) +... + cos n en] dz

| de) sin 2n + 1) 5” Wen

2rı . 2—aA sın cn

—t

Untersuchung über das Wesen der bBessel'schen Formel. (p. 15) 151

Die Summe der aus (2»-+1) Gliedern bestehenden endlichen Reihe wird also durch ein bestimmtes Integral ausgedrückt, dessen Werth f(x) gleich sein soll.

Natürlich wird dies nicht genau der Fall sein, sondern zwischen f(x) und dem Integral werden Unterschiede bestehen, die um so grösser sind, je kleiner n ist, je weniger Glieder der Reihe also man zur Rechnung heran- zieht. Je grösser aber n angenommen wird, um so mehr soll der durch das bestimmte Integral ausgedrückte Werth sich der Function x nähern, und man soll schliesslich durch eine genügend grosse Zahl von Gliedern die durch das Integral ausgedrückte Summe derselben so nahe dem Funetionswerth bringen können, als man dies für nöthig erachtet.

Lejeune-Dirichlet bringt diesen Nachweis, indem er darlegt, dass

das Integral +7

| sin (2rRr +1) = AN) > Se dz sin

R—%

r- 2

bei unendlich wachsendem » sich immer mehr der Grenze 3 7 (+0)+f @—-0)] für alle zwischen den Grenzen a und +7 gelegenen Werthe von x bis zu jedem beliebig kleinen Unterschied nähert und für die Grenzwerthe +7 von & den Werth [r@- DEF +0] annimmt.

Wird also die Stetigkeit zwischen —a und + nicht unterbrochen, so ist der Werth des bestimmten Integrales für unendlich grosse n genau der f(x) gleich, selbst an der Grenze des Intervalles, falls f(m) = f(—) ist. Die in Frage stehende Reihe muss also stets convergiren und an allen Stellen zwischen +71, wo Stetigkeitsunterbrechungen nicht stattfinden, die Funetion x

zur Darstellung bringen.

152 Dr. Paul Schreiber. (p. 16)

B. Bedeutung der Ausdrücke für die Coeffieienten. Wie schon öfters erwähnt, sind die Coefficienten der Reihe

Na) : a,ta, c08 ta, 608 22+... +b, sn +b, sn 27...

a8 nach den Gleichungen ats l ya Or Ira) cos ma dx ZT —-c

+7 | > Da / f(x) sin mx dx IE vu —aı

zu berechnen. Mithin wird

! 1 +7 +7 1 +7 5 an: /ro dB 0, > Ste COSE od DE = /re cos 2x dx etc. —iyr 7 —dr Sr : Sr Die E Ira) sın Dach u = /r@ sın 22 dx etc. ZT = TU sein.

‚Jedes dieser Integrale hat eine bestimmte Bedeutung. Betrachtet man

sl ; 3 { zuerst den Ausdruck für 5%. Das Integral J f(x) dx zwischen den Grenzen

7 und 7 genommen ist der Inhalt derjenigen Fläche (Fig. 6, Taf. 1), welche rechts und links durch die Ordinaten f() und f(—), durch ein Stück der Abseissenaxe von 27r Länge und die durch die Gleichung f(x) dargestellte Curve begrenzt wird. Wir legen die Gleichung f(x) = 1+x2+0.1x? des zweiten Beispieles 47 zu Grunde. /r@ dx stellt also den Flächeninhalt der zwei Dreieck ähnlichen

a

Flächenstücken dar, von denen das eine ABE unter, das andere ECD über der Abseissenaxe liegt. AB ist f(-n), CD = f({n), AC = 2n, BED das durch die Gleichung von x —a bis © +: dargestellte Flächenstück. +7

Dividirt man diese Fläche, welche durch If) dr ausgedrückt wird, vermittels seiner Länge 2, so erhält man die Höhe des Rechteckes, welches bei derselben Länge 27 denselben Inhalt hat, als die gegebene Fläche und

1 @) 1 2

diese Strecke stellt das erste Glied 54, der Reihe dar. Dabei muss man

-

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 1%) 153

beachten, dass die beiden Flächenstücke verschiedene Vorzeichen haben, der Werth des Integrales also sich um so mehr der Null nähert, je mehr ABE = EDC ist, und negativ wird, wenn ABE>EDC ausfällt.

Ganz ähnlich ist es mit den anderen Integralen. Alle stellen Inhalte von Flächen dar, die durch Curvenstücke begrenzt werden, welche die Gleichungen f(x) cos x, f(x) eos 2x, f(x) sin x, f(x) sin 2x etc. definiren. Dividirt man diese Flächen durch 7, so erhält man Längen, welche die doppelte Höhe der Rechtecke darstellen, die dieselben Flächeninhalte, als die durch die Curvenstücke begrenzten Figuren haben.

In den 12 Darstellungen Fig. 62m, Taf. 2 sind einige dieser Curven zur Anschauung gebracht worden. Es wurde die Strecke x in 12 gleiche Theile getheilt, für x nach und nach die Werthe

PLA

13 ete. bis +

0,+l = +2 eingesetzt und wurden die zugehörigen Werthe von f(x) berechnet. Dann wurden auch die Grössen f(x) cos x, f(x) cos 2x ete. bis f(x) sin 3x her- geleitet. Es lässt sich dies leicht bewerkstelligen, da ja zu => der Winkel- werth 15° gehört. Diese Rechnung gab die auf folgender Seite ersichtlichen Resultate, wobei

[Ss

6

[592

1 gesetzt werden möge.

Durch Auftragen der (auf nächster Seite befindlichen) mit dem Rechen- schieber ermittelten Ordinaten wurden die Curven Fig. 6272 erhalten. Die Bedeutung der als „Coefticienten“ bezeichneten Zahlen unter dem Strich wird nachher erwähnt werden.

Wie man sieht, kann man mit Hilfe der 25 Ordinaten je einer Curve angenähert deren Flächeninhalt und mithin ebenfalls angenähert den Integral- werth berechnen. Ich bezeichne die Ordinaten kurz mit

Y-122,» Y-Ü15 - - Y-1, Yo» Y4ı --- Ya» Yan»

Sofern das Curvenstück zwischen je zwei Ordinaten annähernd als gerade Linie betrachtet werden kann, wird das von diesen ein- geschlossene Flächenstück als ein Paralleltrapez mit den parallelen Seiten y,

und y,.., und dem Abstand d ! 7 anzusehen sein.

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 20

154 Dr. Paul Schreiber. (p. 18)

x f(x) f(x) cos f(x) cos2x f(x) cos3®r f(x)sin® f(x)sin2x= f(&)sin3x

120 1.154 + 1.15 1.15 + 1.15 0.00 0.00 0.00 110 1.050 + 1.02 —0.91 —+0.75 —- 0.27 —0.53 —+0.74 100 —0.933 +0,81 —0.47 0.00. —+047 —081 —+0.93 90 0.801 +0,57 0.00 -—057 +057 —0580 —+057 90 —06556 +03 +03 —066 +057 —0.57 0.00 79) 0.497 + 0.13 + 0.44 0.36 0.48 0.25 0.36 60 0.324 0.00. -+032 0.00 —+0.32 0.00 —0.32 50) 0.137 —0.04 +0142 +010 +014 +0.07 —0.10 40 1.0.0653 +003 —0.03 —0.06 -—0.05 —0.05 0.00 —. 90 —+ 0.277 —- 0.20 0.00 0.20 —0.20 .—0.285 —0.20 5) 40504 +044 0.25 0.00 0.25 0.44 0.50 ee) +075° +073 +065 +053 —019 —038 —0.53 0) —- 1.000 + 1.00 1.00. —+ 1.00 0.00 0.00 0.00

+ 10 41269 4123 +110 +09 033 +0.64 +.0.90 20 41552 +134 0.78 0.00 078 +1,34 --1.55 -4 30 —+ 1.848 + 1.32 0.00 1.32 +132 +135 +1.32 + 40 —+ 2.157 1.08 1.08 2.16 +18 —+1.88 0.00 +56 +241 +05 —217 —1716 +24 +12 —1.6 + 60 2.818 0.007 72.82 0.00 —+2.82 0.00 —.2.82 + 70 + 3.169 0.82 2.75 2.25 —+3.07 —1.59 —2.25 + 80 —+- 3.534 —- 1.76 1.76 -H 3.53 —+3.08 3.08 0.00 + 90 3.912 2.77 0.00 + 2.77 er eo 2.77 + 100 —- 4.304 3.75 2.15 0.00 +215 —375 430 —+110d +4710 —457 +40 —335 +122 —236 3.35 + 120 5130 —513 +513 —5.13 0.00 0.00 0.00 Coetticienten 42.6560 —0.40 —+v.ll —0.05 +16 —0.98 —+.0.65

Der Inhalt der ganzen Fläche ist gleich der Summe der sämmt- lichen 24 Paralleltrapeze und ergiebt sich mithin

R17

\ Ya Y je Y_ Yo % 4 n /vaa a Y—ı2 DY 11 BER Y en Mer egalk d a Ta ER) Yang

| a! 1) |; Yıa+Y_-1 +Y-0—+ -:. + Yo + + 5 vn |

+11

1 r Zr untew+ 2 v|: z —ı]

zu

1

[sb or

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 19) %

Aehnliche Näherungsformeln erhält man auch für die Integrale Bot kainzE Y f(x) cos z. de, u f(x) sin dx u. s. w., man wird hier nur anstatt y die a >

Grössen f(x) cos, f(x) sin, f(x) cos 2x, f(x) sin 2x u. s. w. einstellen müssen.

Der Coefficient a, wird aus dem Integral durch Division mit her- zuleiten sein, was

| —11 a = Bentw+3v]: 12 ergiebt.

Man kann also aus den für die 7 Curven Fig. 6%-8 berechneten und in vorstehender Tabelle aufgeführten Ordinaten die Coefficienten der Bessel’schen Gleichung sehr einfach dadurch berechnen, dass man die zu einer Uurve gehörigen 25 Ordinaten addirt, wobei die erste und letzte nur mit den halben Werthen in Rechnung zu bringen sind, und diese Summen durch 12 dividirt.

So sind die als „Coefficienten“ bezeichneten Werthe am Fusse der be- rechneten Zahlengruppe hergeleitet worden. Wie weit dies stimmt, kann man aus der Vergleichung der letzten Zahlenwerthe mit denjenigen, welche die für den Ausdruck 1+2+0.1:x°” bereits hergeleitete Reihe ergab, ersehen. Wir fanden

ul l 1 I +0.1° =1-+ 10 Bar cos c 2; 608 Din r cos 3C+.. |

sn 22 —+ R sın 32 -——.. A) fi /

wi

+2} sn 2

wofür man durch Ausrechnung der Klammern

1.329 0.4 cos ©+0.1 cos 22— 0.044 cos 3X+... +2 sin ©—1 sın 2042 sin 32—.. erhält. Eine Vergleichung der theoretisch richtigen Coefficienten der vorstehen- den Reihe mit den nach dem Näherungsverfahren aus 25 äquidistanten Zahlen- werthen berechneten lässt eine befriedigende Uebereinstimmung sofort erkennen.

156 Dr. Paul Schreiber. (p. 20)

C. Wieviel Coeffieienten lassen sich aus einer Anzahl gegebener Ordinaten der Funetionseurve bestimmen?

Von besonderem Interesse ist die Frage, wieviel der Coeffieienten a und b annäherungsweise durch die 25 angenommenen Werthe der /(@) und den daraus hergeleiteten Produeten f(x) cos mx und f(x) sin mx berechnet werden können. Auf den ersten Bliek macht es den Eindruck, als ob dies mit. jeder beliebigen Anzahl der Coeffieienten a und 5b geschehen könne. Die folgenden Erörterungen lehren aber, dass dem nicht so ist. Wir haben hier die Strecke 7 in zwölf Theile getheilt und fragen, wie die Werthe für a, und db, sich gestalten. Die strengen Ausdrücke hier-

für sind: Bit f Sa au= 1 vi f(x) cos 122 de und U z / f(&) sin 122 de.

Die zu den Abseissen

TU TE TU TU en de ee 3.—... #12 ee) 12 12 12 gehörigen Werthe von 12 x werden demnach sein

N Seleer ao Selen 000 ar Ile

Folglich erhalten wir:

nao)cos 12, m) (©) sın 120, = 0 Ta) cos 122, - fa) Ts) Sina 22 a0 f(z>) COS 12 2 == {+ f (2) \ f(&s) sin 12% —ai) f(zı) cos 1277 —= 1 f(z,) f@2)sn Pr =0 Ta) COS DE = fi2_[) lan) sin 27 = (l)

f(&_2) COS Rn = + f(x) f(&=3) sin 12 2_2 == (|) f(z-12) cos —12r = +f(x_2) f(&-1) sin —12rxr = 0 Die angenäherten Werthe für a, und d,, werden mithin o- 12 12

ne Dee uf Em um) 2 —_—zs :12

2 2 2 2

-

re

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 21) 15%

Man erkennt nun leicht, dass die Formeln ähnlich lauten, wenn man a statt in 12 in deren » gleiche Theile theilt. Der Ausdruck für d„ bleibt gleich Null.

Man sieht aber auch, dass der Ausdruck für a„ sich um so mehr der Null nähern muss, je grösser » ist. Hierfür hat man zwei Gründe. Es muss erstlich die Differenz zweier benachbarter Ordinaten um so kleiner werden, je näher diese Ordinaten sich stehen, was ja um so mehr der Fall wird, je grösser » ist. Bei unendlich grossem » werden diese Differenzen unendlich klein und muss also a, gegen 0 convergiren. Dann aber

. s.. » mp -e2e —f-u f-u Da a werden die aufeinander folgenden Differenzen ——..,0 5, ° ete.,

falls die Function nicht gar zu stark sich ändert und sehr oft aus dem Steigen in das Fallen oder umgekehrt übergeht, nahe gleich sein und gleiche Vor- zeichen haben. Da in der Formel für a,, die Vorzeichen regelmässig wechseln, wird dies der Annäherung des Werthes «a, an Null nur günstig sein.

Daraus ist zu schliessen, dass die aus 2»-+-1 Ordinaten angenähert

berechneten Coeffieienten für m n denjenigen Werthen am nächsten kommen werden, welche sich für m x nach der strengen Formel ergeben und dass eine derartige angenäherte Berechnung nur bis zum— n

angezeigt erscheint. Darüber hinaus werden die Cvefficienten zwar nach demselben Prineip berechnet werden können, aber es werden die Fehlerquellen sich immer mehr vermehren, je weiter man mit der Stellenzahl der Coefficienten über » hinausgeht.

Man wird also aus 2n--1 gegebenen Zahlenwerthen höchstens -+1, nämlich » +1 Üoefficienten a und n Coeffieienten 5 berechnen dürfen und er- hält dabei stets d,—0.

Wollte man noch mehr Coeffiecienten berechnen und vielleicht bis m—2n gehen, so würde man die widersinnigsten Resultate erhalten. Es muss nämlich

fi) cos PL +f(a)

n ; : har o)asın 20. n sein und würde man aus der Näherungsformel

ul | Aan > 5 Y-a+Y-ı+- put se] —Qo

erhalten.

158 Dr. Paul Schreiber. (p. 22)

Die schon für die Coefficienten a, bis a, und b, bis b, begonnene Rechnung habe ich für «@,, 4. Ay, A, und a, fortgesetzt und folgende Resultate erhalten:

f(x) cos 6. f(x) cos 8x f(x) cos 102 f(x) cosllx f(x)cos 12x

120 1:15 1.15 —: 1.15 1.15 1.15 —11 0.00 0.53 +0.91 1:02 —+ 1.05 10 +0.93 40.47 0.47 +0.81 0.93 'g 0.00 ().80 0.00 0.57 +0.80 -- 8 0.66 +0.33 +0.33 0.33 0.66 7 0.00 +0.25 0.44 0.13 +.0.50 6 +0.32 0.32 + 0.32 0.00 0.32 —5 0.00 —+ 0.07 0.12 —+0.04 0.14 4 +0.06 —.0.03 —.0.03 +0.03 0.06 3 0.00 —+0.28 0.00 0.20 0.28 2 0.50 —.0.25 —+0.25 —+ 0.44 0.50 | 0.00 0.38 —0.65 —.0.73 —0.75

0 + 1.00 —+ 1.00 —+ 1.00 —+ 1.00 —+ 1.00 7 0.00 —.0.64 1.10 23 97 +2 1493) 0.78 0.78 + 1.35 + 1.55 +3 0.00 —+ 1.85 0.00 1.31 1.85 +4 + 2.16 1.08 1.08 + 1.08 9.16 +5 0.00 1.24 + 2.16 0.65 2.48 6 2.82 2.82 2.82 0.00 + 2.82 +7 0.00 1.59 + 2.75 —+0.82 3.17 +8 -+ 3.53 1.77 1.77 1.77 +3.53 +9 0.00 —+3.91 0.00 —+ 2.77 —39 -H 10 4.30 2.15 2.15 3.74 4.30 +11 0.00 2.36 4.10 —+-4.57 4.71 +12 5.13 +5.13 +-5.13 le! 5.18

Coefhicienten —+0.0133 0.0092 —+0.0050 0.0083 0.0058

Auch diese Zahlenwerthe sind Fig. 6b=m auf Tafel 2 graphisch dar- gestellt worden.

Man kann nun an die Ermittelung der Frage gehen, wie die Näherungs- rechnung die Coefficienten a und d ergeben würde, wenn man ı nur in 6 Theile getheilt hätte, also nicht 25, sondern nur 13 Funetions-

werthe zur Rechnung der Coefficienten anwenden will. Die Herleitung ist

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 23) 159

sehr einfach, wir können die bereits ermittelten Zahlenwerthe verwenden, wenn wir nur die ungeraden Reihen weglassen. Dies liefert

fi) fix) cos® fix) cos2x f(x) cos3x f(x) cos6x f(x) cos8x f(x)coslOx fix)cos1il® f(x) cos 12x 12 1.15 —+1.15 1.15 + 1.15 1.15 1.15 1.15 + 1.15 1.15 10 —. 0.93 —+0.81 01.47 0.00 —+0.93 —+0.47 0.47 —+0.81 0.93 —: 0.66 +0.33 +033 —0.66 0.66 +0.33 —+0.33 —+0.33 0.66 —6 0.32 0.00 —+0.32 0.00 —+0.32 0.32 +0.32 0.00 0.32 4 0.06 +0.03 —0.03 0.06 0.06 —.0.03 —.0.03 0.03 0.06 2 + 0.50 +0.44 +0.25 0.00 0.50 0.25 —+0.25 —+0.44 —+0.50 0 + 1.00 —+1.00 .—+ 1.00 —+ 1.00 —+ 1.00 1.00 —+ 1.00 —+ 1.00 1.00 + 2 1.55 +1.34 -—+0.78 0.00 1.55 0.78 —+0.78 + 1.35 + 1.55 +4 —+ 2.16 —+ 1.08 1.08 2.16 —+2.16 1.08 1.08 —+ 1.08 -+2.16 +6 2.82 0.00. 2.82 0.00 2.82 + 2.82 2.82 0.00 + 2.82 +58 —+3.53 1.76 1.76 —+3.53 —+3.53 1.77 1.77 1.77 43.53 +10 —-4,30 —3.75 2.415 0.00 4.30 2.15 —+2.15 3.74 —+ 4.30 +12 +513 513 +5.13 5.13 +513 +5413 +5.13 5.13 +5.13

Coeff. a 2.667 —0.42 0.110 —0.057 -+0.027 —+0.038 —+0.108 (0.410 2.667

Die Resultate sind also folgende

Wahre Coetfieienten Genäherte Coefficienten und deren Fehler (A) aus 25 Ordinaten aus 13 Ordinaten Coeft. A Coeft. A l A m —+- 1.329 1.330 0.001 + 1.333 0.004 a, —0.400 0.401 —+0.001 0.412 —+0.002 a, 40.100 +0.111 0.011 + 0.110 0.010 a, —0.044 0.050 —+ 0.006 0.057 —+0.013 a = +0011 —-0.013 0.002 —-0.027 0.016 a, —= +0.006 —-0.009 0.003 0.038 0.032 a, = +0.004 —+-0.005 -— 0.001 —+0.108 0.104 a,, = --0.003 0.008 + 0.005 0.410 —+ 0.407 4, = +0.003 0.006 0.003 2.667 2.664

Bei Verwendung von 25 äquidistanten Ordinaten werden die Üoeffi- cienten a bis zu a, durch das Näherungsverfahren gut dargestellt, wenn man die ungenügende Berechnung mittels des Rechenschiebers in Betracht zieht. Während aber bei «, die Abweichung vom wahren Werthe nur '/, desselben beträgt, ist sie bei a, so gross, wie der wahre Coefticient selbst. Es kann dies nicht verwundern, da die Curve y f(x) cos 12x derartig auf und nieder-

160 Dr. Paul Schreiber. (p. 24)

geht, dass die Grundbedingung, unter welchen die Näherungsformel gute Werthe liefern kann, jedenfalls nur sehr unvollkommen erfüllt ist. Da der Verlauf der Curven von f(x) cos 6x an durch 25 Ordinaten nur unvollkommen be- stimmt erscheint, wurden dieselben in den Zeichnungen der Tafel 2 einfach als gebrochene Linien dargestellt.

Verwendet man nur 13 äquidistante Ordinaten, so muss man von vornherein auf eine so gute Uebereinstimmung der Näherungswerthe mit den wahren Üboefficienten verzichten, da jetzt die Curvenstücken zwischen den benachbarten Ordinaten grösser sind. Immerhin sind die Werthe für a, bis a, befriedigend. Hier darf man aber nicht weiter als bis a, gehen. Dies zeigt sich auch in vollem Maasse. Die Coeffieienten «a,, und a, würden schon keinen Sinn haben, noch weniger aber a,, das gleich a, ausgefallen ist.

ro.

D. Anwendung der Näherungsrechnung bei nieht gleichweit ab- stehenden gegebenen Ordinaten.

Von Interesse ist weiter die Frage, ob und wie weit das Annäherungsverfahren bei Ordinaten in verschieden grossen Ab- ständen anwendbar ist.

In Fig. 7, Taf. 1 ist angenommen worden, dass die Ordinaten für die Abseissen x, bis 29, &_r, 2_3, Li, Zır, Lie X. Und X. aus irgend welchem Grunde fehlen. Es soll also versucht werden, die Coeffieienten a und 5 der Reihe mit den 15 anderen als bekannt angenommenen Ordinaten der Curve zu berechnen. Man erkennt aus der Zeichnung sofort, dass dies bezüglich des Üoeftieienten a, möglich sein wird, da auch an den Stellen, wo die Ordinaten fehlen, die wahre Curve wenig vom geradlinigen Verlauf ab- weicht. Anders ist dies bezüglich der Coefficienten höherer Ordnung. Aber auch hier kann man sich ein Bild machen, wenn man sich die Ordinaten an den betreffenden Stellen wegdenkt, wodurch man sofort erkennt. dass die gute Uebereinstimmung nicht zu erwarten ist.

Zur Aufstellung der Näherungsformel bezeichne ich die als bekannt angenommenen Ördinaten mit Yo, %, Ys bis Y.,, die Abstände je zweier der benachbarten Ordinaten mit d,, d, d&...d, wobei KH&t... 2a

sein muss.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 25) 161

Alsdann wird +7 [var = 5, au ns Y, nu +6, Y, u ) nu

—ıac

Da nun weiter De bed, VE, 2,

Sedhdumda—mld, Qu—du—30d sind, wenn wie bisher d—n:12 an-

genommen wird, so erhält man auch

+r var = |: ul +2 u 19% a EURER ei a =

Y. eu: _ BORN Ba Vak kun ae Er a ae 5 ae 5

ec = = Fat oder > +7 vay = =, In. +6», +49, +39, +29, +29, +29, 439,439, +29,

ar +24 42449. 469.+39,.]-

Bei der numerischen Ableitung der Üoefficienten a und 5 hat man also für die y in dem obigen Ausdruck nach und nach | inG) ine) ra INA EOS Ders Be ce ea Ca EEE zu setzen. Die Rechnung ergab

x f@«) er g9f) gf(x) cos gf(x) cos2x gf(x) cos3x gf(x) sine gf(&)sin2x gf(«) sin 3x 0 12 —115 4 460 «+ 460 4.60 + 4.60 0.00 0.00 0.00 1 —8 —06 6 3% + 198 + 198 39 + 342 3.42 0.00 2 - —0.32 4 1.28 0.00. + 1.28 0.00. —+ 1.28 0.00 °— 1.28 3 +0.06 3 + 018 + 009 —009 —018 —015 015 0.00 4 3 +0.28 2 + 056 + 0.40 0.00 0.40 0.40 0.56 0.40 5 +050 2 + 100 + 0883 —+ 0.50 0.00. 0.50 088 0.50 6 1 4075 2 +150 4146 +130 4106 0383 07 1.06 7 (0 +1.00 3 + 3.00 + 3.00 + 3.00 + 3.00 0.00 0.00 0.00 8 + 2 +5 3 +465 +40 + 234 0.00 + 234 + 402 + 4.65 9 +3 +15 2 +370 + 2.64 0.00. 264 + 264 + 370 + 2.64 10 +4 oe A di ae 1a Lane 1376 0.00 11 IS DE ge TA 3,52 12 +6 +282 4 11.28 0.00 11.28 0.00 —+11.28 0.00 11.28 3 +9 +39 6 +23.46 16.62 0.00 —+16.62 +16.652 —23.46 + 16.62 14 +2 +513 3 +1539 —1539 +1539 —15.39 0.00 0.00 0.00 Coefficient + 2.644 0.4355 + 0.138 0.214 + 1.864 0.636 + 0.245

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 21

162 | Dr. Paul Schreiber. (p. 26)

Die Resultate sind, wie zu erwarten war, nicht sehr günstig; sie ergeben

Wahre Werthe Näherungswerthe Differenz

3% —+ 1.329 —+ 1.322 —+ 0.007 a, 0.400 0.435 —+ 0.035

a, —+ 0.100 —+0.138 —. 0.038

a, —- 0.044 0.214 —+ 0.170

b, —+ 2.000 —+ 1.864 —+0.136

b, 1.000 0.636 0.364

b, 0.667 —+0.245 —+ 0.422

während aus derselben Zahl von Ordinaten bei gleichen Abständen sich die ersten ÜCoefficienten bis zu m—3 sehr befriedigend ableiten liessen.

Man erkennt hieraus, dass auf Aequidistanz der Ordinaten ein Haupt- werth zu legen ist, wenn durch die Näherungsrechnung brauchbare Resultate erzielt werden sollen.

E. Uebergang auf periodische Funetionen.

Ist die gegebene Function derartig periodisch verlaufend, dass t@) = f@zr-+ 2) = 2.27%) =... fikrc 2), worin k eine ganze positive oder auch negative Zahl bedeutet, so kann die Reihenentwickelung auch zwischen anderen Grenzen als a und +7 vor- genommen werden, wenn nur das Intervall gleich 2: ist. Man kann den. Ausdruck für den Coeffiecienten a„ in zwei Integrale zerlegen, nämlich

47 E14 0 1 Ye l os 1 Br re rw cos mx dx = ro cos mx da —+ It cos mx dx, IC ch: 7C —_nz JT

da f(2) = fl2a+x), cos mx = cos (2r+ me) ist, wird man für das letzte Integral auch schreiben können

ar

0 2 Ir cos m2 da /re zc+x) cos (zer mx) de Ir cos ma da. —ı 7 7

Mithin wird der Ausdruck für a„ auch

27

E14 27 ni se 1 fee OR f(x) cos mx dx —+ T.(2) c03 ma da fix) cos mx dx 7U IE vo IT & 0 Eu 0

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 2%) 163

und ähnlich erhält man

+r a7

Dn == = Ir sin mx dx u Ir sin mx dx. LE zur

Beim Ueberbliecken der Figuren 6 leuchtet dies sofort ein. Ist f(x) rein periodisch, so wiederholen sich die Zeichnungen von m an. Nimmt man die Integrale von 0 bis 27, so macht man weiter nichts, als man nimmt die linke Hälfte der Curven weg und setzt sie rechts vor. Die Flächeninhalte und der Funetionsverlauf bleiben hierbei ungeändert, mithin auch die Integrale, welche diese Flächeninhalte darstellen.

164 Dr. Paul Schreiber. (p. 28)

ll. Anwendung der Reihenentwickelung bei Funetionen, deren mathematischer Ausdruck nicht bekannt ist.

Zu den häufigsten Vorkommnissen der physikalischen Forschungen sind die Fälle zu rechnen, bei denen zwischen zwei Grössen y und x ein gesetzmässiger Zusammenhang besteht, dessen mathematischer Ausdruck nur unvollkommen oder auch gar nicht gefunden werden kann. Man wird als- dann versuchen müssen, an Stelle der geschlossenen Form y f(x) eine Reihe treten zu lassen. In allen den Fällen, wo es sich um periodische Er- scheinungen handelt, erscheint hierfür naturgemäss die Entwiekelung nach dem Sinus und Cosinus der Variabelen und der Vielfachen derselben angezeigt.

Es wird alsdann die Aufgabe sein, durch Beobachtung oder auf anderem Wege eine Anzahl von zusammengehörigen Werthen der abhängigen Variabelen y und der unabhängigen Variabelen x zu erhalten, so dass aus diesen Zahlenwerthen der Verlauf der Function y f(x) sich bildlich mit genügender Sicherheit darstellen lassen kann.

Wenn es sich z. B. darum handeln sollte, den Verlauf einer periodischen Erscheinung während des Zeitraumes eines Tages festzustellen, so wird man in gewissen Zeiträumen, etwa nach Ablauf je einer Stunde, eine Beobachtung anstellen. Man theilt dann eine Strecke AB (Fig. s, Taf. 1) in 24 gleiche Theile, so dass der Anfangspunkt A die Zeit um Mitternacht bei Beginn der Beobachtungen bedeutet und B deren Schluss wieder zu Mitternacht des folgenden "Tages bezeichnet. Die beobachteten Grössen

ee ae werden in geeignetem Maassstab aufgetragen und wird durch Verbindung der Endpunkte der Ordinaten der Verlanf der Erscheinung erhalten.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 29) 165

Es soll hier der Einfachheit halber angenommen werden, dass y,— Ys, sei, die Function also rein periodisch verläuft.

Bezüglich der Darstellung der Amplitudenreihe y,, y, etc. oder der durch dieselbe dargestellten Curve durch die Bessel’sche Formel bestehen drei verschiedene Auffassungen, deren jede besonders behandelt

werden muss.

A. Behandlung der Aufgabe auf Grund der theoretischen Grundlagen.

Nach den Darstellungen im I. Capitel sind in der Reihe

1 DE 3 4,170, :608.2--a, 608 2%... am cos mi... —+b, sm @+b, sm 20 +... —+b„ sn ma... die Coefficienten nach den strengen Formeln 27 2x

I9R/ RE RRERN Am - cos max dx und ee u sın mx da Zus 7: zu bestimmen.

Hat man das Intervall 27 in n gleiche T'heile getheilt und kennt die zu den Theilpunkten gehörigen Amplituden y,, %... Y,=%). So treten für

diese Integrale die Summenformeln

2 n 2 n E

m=-Iycoa am ud „=> ysin mx

als Näherungswerthe auf, welche um so bessere Resultate ergeben, je mehr die Verbindungsstücke je zweier durch Beobachtung gegebenen Punkte der durch die Gleichungen

VE OE EUROS 2" SI) 24, 192605 2%. Ysn 2... definirten Curven als gerade Linien betrachtet werden können. Ist z.B. n=24, wie dies in Fig. 8 (Taf. 1) vorausgesetzt war, so wird

1 Ss

5% = 5, dem arithmetischen Mittel der Beobachtungen

[89]

DE I». Cosa 52 122.008, 302-] 2.1295, cos 300°]

Ge lv. cos 30°-+-yY, cos 60°... —+Y,, cos 720 |

166 Dr. Paul Schreiber. (p. 30)

I

5 = I». sin 15°+y, sin 30°°+...+y,, sin 360°]

b, = 5 I». sin 30° +y, sin 60°+...—+y,, sin 20° ]

und ist zu merken, dass diese Rechnung nur bis zu a, und b,, fortgesetzt werden darf.

Sind die n Beobachtungen nicht äquidistant vertheilt, so werden die Summenformeln complieirter. Das alsdann einzuhaltende Verfahren ist im ersten Capitel unter D angegeben worden und kann ich hier einfach darauf verweisen.

B. Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate.

Die unter A gegebene Darstellung unterscheidet sich wesentlich von den anderweitigen Behandlungen des Problems. Meist pflegt man sich an die Bessel’sche Darstellung zu halten, welche die Rechnungsmethode als eine Aufgabe der Ausgleichungsrechnungen auffasst. Man geht dabei von der Thhatsache aus, wenigstens wird dies Bessel stillschweigend vorausgesetzt haben, dass eine periodische Function darstellbar ist durch die Reihe

fa) =p,-+p, 608 a+p, cos 22 -+... +g, sin ©+g, sn 2°+..., dass aber diese Entwickelung nur dann einen practischen Werth hat, wenn man zur Darstellung der durch Beobachtung erhaltenen Werthe der Function x innerhalb der denselben zukommenden Genauigkeitsgrenzen möglichst wenig Glieder der Reihe zu be- rechnen braucht.

Hat man hierzu viel Coefficienten nöthig, so ersetzt man eine Anzahl von Zahlenwerthen, von denen jeder eine Bedeutung hat und die in ihrer Gesammtheit den Gang der f(x) sofort überblicken lassen, durch fast ebenso- viel andere Zahlenwerthe, die aber meist nur als Coefficienten ohne bestimmte physikalische Bedeutung erscheinen und so an und für sich werthlos sind.

Ich nehme an, es liegen die Beobachtungswerthe

Yor Yır Yz - - » DIS Yn für die Abseissen ÜBER an © as

vor und es sei der Einfachheit halber %,—yn.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 31) 167

Wir stellen die Frage, ob innerhalb der Grenzen der Genauigkeit in der

Bestimmung der y dieselben durch die Gleichung y=p,tp, eos c+gq, sn &

dargestellt werden können.

Da an jedem der Werthe y Beobachtungsfebler haften, wird es natürlich nicht möglich sein, so lange n>3 ist, Werthe für die drei Coefficienten 9%, p, und g, zu finden, welche die beobachteten y genau darstellen, sondern es bleiben Differenzen A zwischen Beobachtung und Rechnung übrig, welche dureh die Fehlergleiehungen

,=—mtptp, es 0 —+g, sin 0 ,=—y+tp,-tp, csa, +g nz, A, mail 2», pP, c0S X, 0: sin X, In = —m;Mtp,tp, c0s 360,1, sin 360°

bestimmt sind.

Als Fehler werden dieselben nur dann bezeichnet werden können, wenn in der That die angenommene Gleichung für die f(x) ausreichend ist. Wie weit dies der Fall ist, lässt sich erst dann beurtheilen, wenn die drei Coeffieienten irgendwie bestimmt worden sind und man mit ihrer Hilfe die Grössen A berechnet hat.

Soll diese Ermittelung nach der Methode der kleinsten Quadrate er- folgen, so hat man sich zunächst die Frage vorzulegen, ob die Bestimmung aller y als gleich genau angesehen werden kann, oder ob einzelnen derselben eine grössere Sicherheit als den anderen zugeschrieben werden muss. Ist dies der Fall, so muss man die Gewichte

5 Io; I,> VB ne In zu ermitteln suchen.

Die Rechnung muss dann so geführt werden, dass [449] zu einem Minimum wird und führt diese Bedingung zu den Normalgleichungen

[g-%] —g'p, + [g.cosx] p, + [g. sin x] q,

[g.y.cosa] = [g.cos@]p, + [g. cos x.cosz]p, + [9- sn 2.cos®] q,

[g.y. sin] = [g.sina]p, + [g- sin@.cosa2]p, + 19- smx.sinw]q,-

Löst man diese Gleichungen auf, so erhält man die Zahlenwerthe für die Coeffieienten p,, p, und q,. Man kann mit diesen die 4 und daraus den

168 . Dr. Paul Schreiber. (p. 32)

Werth [229] berechnen und. findet den mittleren Fehler, womit die y durch die so ermittelte Gleichung dargestellt werden, nach der Formel Uri. St V [Ag], n—3 Eine Controle erhält man durch die Formel [229] = [yug] [g-Y] p, [9y cos x] p, [gy sin 2] q, .

Diese Formeln gelten für alle Fälle, mögen die Beobachtungen äquidistant oder im Intervall 0 bis 2 beliebig vertheilt sein. Wie man sieht, ist aber in dieser Form die Rechnung nicht einfach und wird man sich nur in seltenen Fällen zu dem Verfahren entschliessen, namentlich nur dann, wenn man über- zeugt ist, dass das Problem eine dem Aufwand an Zeit und Arbeit ent- sprechende Wichtigkeit hat.

Diese Umständlichkeit der Rechnung fällt aber sofort weg, wenn 1) alle Beobachtungen als gleich genau angesehen werden können, 2) die n Beobachtungen im Intervall 0 bis 2, gleichmässig vertheilt sind.

Hier mag noch erwähnt sein, dass unter der Annahme %, y, man eines von beiden weglassen kann. Gewöhnlich geschieht dies mit 9. Man hat dann nur n Werthe von y und die Summen werden von 1 bis n zu rechnen sein.

Alsdann hat man die Gewichte 9 gleich Eins zu setzen und wird [9]=n. Bei Aequidistanz der Beobachtungen ist dann auch

keos&&]P—ı [sinkr] —[Sinkzzeoszelr 205

coss2.. cos] [Ein 731072], s . Man erhält so einfach die Normalgleichungen

Y] = np, n Weosal= #3», ; n [y sin 2] = > mithin WERNE Aut, N 2 n My} cos 2 = = 2790082 n [y ] un 20T BR DRS == y sin ©) == 3y sin ® u En 2 ern

n n [AA] = [yy] —p, Zy p, Zy cos x —q, >Zysin®. 1 1 1

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 33) 169

Diese Lösung ist insofern interessant, als die Formeln für p,, p, und q, genau mit denjenigen zusammenstimmen, welche die Behandlung des Problems unter A ergeben hat.

Ist man zu der Ueberzeugung gekommen, dass die zu Grunde gelegte Formel noch nicht ausreichend ist, so wird man versuchen, ob das Hinzu- nehmen der Glieder mit dem doppelten Winkel p, cos 2x und , sin 2x bessere Resultate liefert.

Im Allgemeinen hat die Zunahme zweier Glieder zu dem Ausdruck der Fehlergleichungen die Vermehrung der Normalgleichungen um deren zwei und die Erweiterung der schon verwendeten Normalgleichungen um je zwei Glieder zur Folge. Alle die Rechnungen, welche zur Aufstellung der ersten Normalgleichungen nöthig waren, bleiben völlig brauchbar, aber aus den neuen Normalgleichungen gehen andere, wenn auch nur wenig veränderte Werthe der ersten Üoefficienten hervor.

Bei ungleich vertheilten und verschiedenwerthigen Beobachtungen würde dies auch hier der Fall sein. In dem Fall äquidistanter und gleich genauer Beobachtungen zeigt sich aber das interessante Resultat, dass die Gleichungen für 2, ?, und g, fortbestehen, für die neuen Coefficienten aber die einfachen Ausdrücke

gi n »,. = 2% c08. 2% 3 DEN, s nern 3 nr

erhalten werden und der Ausdruck für die Summe der Fehlerquadrate wird [24] = [yy] —», [Y]—p, [y cos #2] g, [y sin x] p, [y cos 22] q, [ysin 22]. Der mittlere Fehler einer Beobachtung würde dann sein

I Aal 5 Pf n—5

So kann man weitergehen und erhält, so lange nur der Index der p

. n = v w .. und q kleiner als 5; ist, stets Formeln, welche mit den Ausdrücken der

-

ersten Behandlung übereinstimmen, so dass also die plausibelsten Werthe der Constanten, welche ein Minimum der Fehlerquadrate ergeben,

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 22

170 Dr. Paul Schreiber. (p. 34)

einfach die Näherungswerthe der strengen Ausdrücke für diese Constanten

2 2a

ey L. are. MmM=> /r@) cos mx dx und ie rw sin mx dx 7 IE R [} 0

sind und für unendlich grosse n in diese Ausdrücke übergehen.

C. Die vollständige Darstellung der + 1 Beobachtungen durch (2n +1) Glieder der Bessel’schen Reihe. Ich nehme an, es sei die Strecke 27 in Theile getheilt, die zu- nächst nicht gleich zu sein brauchen. Dann hat man die (2»-+1) Abseissen DER an) 2), zu denen die (2» +1) Ordinaten Yar Yı» 92 - - Yan

gehören. Sollen die beobachteten y durch die Bessel’sche Gleichung voll-

ständig dargestellt werden, so kann man die (2” +1) Gleichungen yv=wutp, cs 04+g,sn 0+p,cos 0+9,sin 04+...4p cos 044g sin 0 y=utp, cs 2,49, sin ©,-+p, v0s22, +9, sin 22, +...4pn cos na, + sunz, y, =utp, ws 2,49, sin ©,+7, c0522,+9, sin 22,4... 4Pn c08 nz, + qn sin nz,

Yon = U,tPp, 608 20 +gq, sin 2r+p, cos 477+g, sin 47r +... + Pu 608 Zn + qu sin 2nzr für die (2r +1) Constanten “,, P, bis p„ und q, bis 4n auflösen.

Damit diese (2r-+1) Gleichungen bestehen können, ist es nöthig, dass

Y Yan sei, da die rechten Seiten der Gleichungen identische Ausdrücke liefern. Man kann also die erste oder letzte der Gleichungen weglassen, behält aber trotzdem (2r» +1) Gleichungen für die (2”»-+1) Constanten, da beim Weg- lassen der Gleichung für y, oder y„ zu den 2n übrigbleibenden Gleichungen noch die Bedingung %, = Yen tritt.

Mit der Behandlung des allgemeinen Problems hat sich Prof. Dr. Karl Weihrauch in seiner Schrift: „Neue Untersuchungen über die Bessel’sche Formel und deren Verwendung in der Meteorologie“ (Schriften, herausgegeben von. der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat IV. Dorpat 1558) beschäftigt, und muss ich hier auf die Resultate der Untersuchungen Weih-

rauch’s verweisen.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 35) 173

Sehr einfach gestaltet sich die Sache, wenn die Intervalle gleich ge-

nommen werden, also

TE Don INS IN

N

il U —— SM Dina TE 1 2n an an De eco en = Slycos 2a pr yo ann. N ı z 1 5 RE 1 2n F an, , an IE > yasın a2, uq,I>= = Y sin AN, Ze usylisinn38..c n ı : n 1 n 1 aber auch 1 2an Ih = IE Y:Cos' NT Val Pn In i Y An Da nun COSNE, COSE, COSNX, —C08 270, COSNL,— 00337, COSNE, COS AT... COSNXan 608 Inc ist, so wird | mM=— 5, N % t% Yu tY%r:- + Yen-ı Yan].

Auf die Formeln für p, und q, muss ich besonders aufmerksam machen, man scheint die Abweichung derselben von den -Ausdrücken für die anderen p und q bisher nicht gekannt zu haben.

In keinem der mir bekannten Werke!) finde ich eine Notiz hierüber, nur Helmert hat in seinem Buche: „Die Ausgleichsrechnungen nach der Methode der kleinsten Quadrate ete.“ Seite 257 auf die Formel hingewiesen, welche für p, in Anwendung kommen muss.

So sind z. B. in Wild’s Werk über die Tremperaturverhältnisse des russischen Reiches die Üoefficiepgten für den 12fachen Winkel falsch. Bei Katharinenburg (Seite 35) muss 9, 0.0025 statt 0.0050 stehen und für Titlis (Seite 59) ist statt 0.0300 für p, der Werth 0.0150 zu setzen. Mit dieser Abänderung verschwinden die (Seite 60) noch übrig bleibenden Differenzen

1) Ich muss hier nachträglich constatiren, dass in der nach Einreichung dieses Manuscriptes erschienenen zweiten Abhandlung Weihrauch’s derselbe Fehler bereits gerügt

worden ist.

172 Dr. Paul Schreiber. (p. 36)

zwischen Beobachtung und Rechnung, wie dies ja auch sein muss, da die 24 Coefficienten genau die 24 Werthe ergeben müssen, aus denen sie her- geleitet wurden, wenn die Rechnung überall richtig und genügend streng

durchgeführt worden war.

D. Zusammenfassung der Resultate.

Aus den drei Arten der Darstellung geht hervor, dass bei äquidistanten Beobachtungen jede Auffassung des Problems zu demselben Resultate führt und zur Herleitung der Öonstanten und Coefficienten sehr einfache Formeln liefert. Diese Ueber- einstimmung hört aber sofort auf, wenn die Aequidistanz nicht vorhanden ist, oder wenn man bei der Hinzuziehung der Wahrscheinlichkeitsrechnung den einzelnen beobachteten Grössen verschiedene Gewichte zuerkennen muss. Als- dann muss man sich für die eine der drei Auffassungen entscheiden.

Es kann wohl kaum zweifelhaft sein, dass der von mir gegebenen Darstellung der Vorzug gegeben werden muss, da er sich auf das Wesen der Reihe stützt.

In der bereits genannten Schrift fordert Weihrauch die vollständige Entwickelung aller Coefficienten nach der Auffassung unter C.

Hiergegen ist anzuführen, dass bei einer solchen man die (2»-+1) Beobachtungen durch dieselbe Menge von Zahlen ersetzt. welche an und für sich keine Bedeutung haben.

Dabei muss betont werden, dass diese (2n-+1) Goeffi- cienten in keinem Falle die wahren Werthe derselben sein können. Einmal werden die Beobachtungen nicht fehlerfrei sein. Das periodische Gesetz, welches man aus ihnen ‚ableiten will, erscheint durch die Fehler verstellt und wird verstellt erhalten, wenn man als erste Bedingung aufstellt, dass die Beobachtungen durch die Reihe genau wiedergegeben werden sollen.

Dann aber hat man nicht den geringsten Grund für die Annahme, dass die Function f(x), für welche man durch Beobachtung die (2n +1) Werthe f(o), f(x.) ete. bis f(2n) erhalten hat, überhaupt durch die (22-1) ersten

Glieder darstellbar ist.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 37) 173

Ist dies der Fall, oder reichen noch wenige Glieder aus, so muss allerdings die Auflösung der (2”-++1) Gleichungen, wenn die Beobachtungen selbst fehlerfrei sind, die absolut genauen Werthe der Coeffieienten geben und ist der Verlauf der Function hierdurch an allen Stellen absolut sicher bestimmt.

Sowie aber mehr als (2”-+1) Glieder nöthig sind, so bleiben die (2n-+1) Coefficienten nur Näherungswerthe der genauen Ausdrücke

27 27x

im 1 /r cos mx dx und In = { /rw sin mx dx, selbst dann,

FE IT re —0 0

wenn sie die (2r”-+-1) fehlerfreien Beobachtungen genau darstellen, und der Verlauf der Function ist nicht in allen Theilen genau bestimmt.

Das muss man stets wohl beachten und wird daraus erkennen, dass es sich kaum der Mühe lohnen wird, die von Weihrauch gegebenen com- plieirten Formeln praktisch anzuwenden, wenn es sich darum handelt, aus nieht äquidistanten Beobachtungen die Coeffieienten abzuleiten. Man wird in diesem Falle das von mir gegebene Verfahren (siehe unter I. D) ohne allzu- grosse Complieirung der Rechnung verwenden missen, sich dabei aber stets vergegenwärtigen, dass die Coefficienten um so schlechter ausfallen, je grösser die Lücken in der Beobachtung sind.

Wenn man demnach die dritte Auffassung des Problems, wie dieselbe besonders von Weihrauch vertreten wird, als dem Wesen des Problems nicht entsprechend bezeichnen muss, so liegt dies anders bezüglich der Be- handlung unter B.

Bei der von Bessel herrührenden Methode nimmt man an, dass die Beobachtungen mit gewissen Fehlern behaftet sind. Welcher Art diese Fehler sind, ob sie als zufällige oder systematische angesehen werden müssen, das hängt natürlich ganz von der Natur der Beobachtungen ab. Wollte man z. B. stündliche Temperaturbeobachtungen eines Tages zur Ableitung der täglichen Periode verwenden, so wird man systematische wie zufällige Fehler erwarten müssen. Die systematischen werden dadurch entstehen, dass durch irgend welche Ursachen der periodische Verlauf gestört erscheint, während die zu- fälligen Fehler auf Ahlesefehler (grobe natürlich ausgeschlossen) zurückzuführen sind. Durch Ableitung der 25 Constanten der Bessel’schen Formel wird man in diesem Falle natürlich die Gesetze der täglichen Periode nieht er- fahren, wenn man keine Mittel hat, die systematischen Fehler vorher zu

174 Dr. Paul Schreiber. (p. 38)

entfernen. Liegen aber Beobachtungen von vielen Tagen vor, an welchen man ähnlichen Verlauf in der täglichen Periode erwarten darf, dann werden die störenden Ursachen immer mehr den Charakter der systematischen Fehler verlieren und den der zufälligen Fehler annehmen. Sie werden sich naclı und nach aufheben, wenn auch ein kräftiger T'emperatursturz, an einem Gewittertage z. B., recht lange sich bemerklich machen wird. Man weiss nun za und + durch die Reihe

auch, dass eine Function zwischen den Grenzen

1 = Wa, cos a —+ar cos 2r —... —+b, sn 2+b, sm 22 +...

dargestellt werden kann, welche stets convergiren muss, bei geeigneter Form der Function aber sehr rasch convergiren kann. Warum soll man nicht hier sich fragen, ob eine gegebene Anzahl von Beobachtungsgrössen durch eine zunächst kleine Anzahl von Gliedern der Reihe darstellbar ist und diese sowie die Genauigkeitszahlen nach der Methode der kleinsten Quadrate ab- leiten können, wie man dies in hundert anderen Fällen thut?

Der Einspruch, den Prof. Weihrauch in seiner mehrfach erwähnten Schrift hiergegen erhebt, kann nicht anerkannt werden. "Mir scheint derselbe auf einer vollständigen Verkennung der Natur des Problems zu beruhen.

Anders ist dies mit der Frage, ob bei der Behandlung des Problems nach der Methode der kleinsten Quadrate nicht auf Berücksichtigung der Gewichte gedrungen werden müsse. Bei der Mehrzahl der hierher gehörigen Aufgaben wird dies aber nicht nöthig sein. Die Ordinaten einer Tagescurve werden meist als Mittel aus einer gleichen Anzahl gleich genauer Beobachtungen auftreten und wird demnach von vornherein für die einzelnen Zahlen gleiche Genauigkeit erwartet werden können. Man kann aber doch sich Ursachen denken, welche Ordinaten von geringerem Gewichte erscheinen lassen würden. So treten im Sommer zu den Gewitterstunden häufig sehr starke Schwankungen im Luftdrucke und der Temperatur ein, wie sie zu anderen Stunden ent- weder gar nicht oder viel seltener sich ereignen. Hierdurch bedingt, wird die Sicherheit, mit der die Amplitude der täglichen Periode für diese Stunden ermittelt werden kann, geringer als bei den anderen Stunden angenommen werden müssen. Es fragt sich nur, wie gross der Unterschied ist, ob es

nöthig ist, ihn in Rücksicht zu ziehen.

Untersuchung über das Wesen der bessel’schen Formel. (p. 39) 175

Man wird dies aber sofort erkennen, wenn man die Curve betrachtet, welche die stündlichen Beobachtungen für die Taagesperiode liefern. Zeigen sich hier grössere Unregelmässigkeiten, so muss man allerdings verschiedene Gewichte einführen, wenn man die Methode der kleinsten Quadrate streng anwenden will.

Hierüber kommt man aber weg, wenn man die Auffassung adoptirt, welche die Behandlung unter A als die ursprüngliche er- scheinen lässt.

Darnach sind die strengen Ausdrücke für die Coefficienten der periodischen Function

ar 2r

I I, Im = Ira cos mE dx und br == It) sın mx de. TU « IE * 0

0 Der Rechner hat nur die Aufgabe, zur Bestimmung dieser Integralwerthe die Näherungsverfahren anzuwenden, welche man hierfür schon längst kennt.

Die bei n äquidistanten Beobachtungen giltigen Summen-

formeln D) n ) n Im SYyNC0S; mE und M=-= y sin mx n ı RR

sind bereits mehrfach angewendet worden, ein geeignetes gra- phisches Verfahren wird am Schlusse dieser Arbeit angegeben

werden. x

Wenn ich hier genöthigt war, mich entschieden gegen die Aus- führungen meines hochverehrten, inzwischen leider verstorbenen Collegen Prof. Weihrauch zu erklären, so hoffe ich, dass die rein objective Haltung zweifellos aus den ganzen Darstellungen hervorgehen wird. Ich nehme hier die Gelegenheit, mein Bedauern darüber auszudrücken, dass es der Redaction der meteorologischen Zeitschrift aus gewiss nur zwingenden Gründen nicht möglich gewesen ist, die so eingehende, wichtige und gewiss mühsame Arbeit des Herm Prof. Weihrauch zur leichten Kenntnissnahme der Meteorologen zu bringen. Es ist im höchsten Grade bedauerlich, dass bei der jetzigen Einrichtung des Publicationsmodus der meteorologischen Gesellschaft umfang- reiche Arbeiten einfach ad acta gelegt werden müssen.

176 Dr. Paul Schreiber. (p. 40)

III. Anwendung der Bessel’schen Formel auf die täg- liche Periode der Lufttemperatur.

A. Feststellung des Problems.

Von einer gewissen Anzahl » Tageıt sollen stündliche Beobachtungen vorliegen. Es ist dabei zugelassen, dass die Tage nicht aufeinander folgen und muss deshalb stets die Beobachtung 0% am Beginne des Tages, der übrigens zur Mitternacht, also am Anfange des Kalendertages, statt- finden soll, mit angesetzt werden.

Ich will die Bezeichnung beibehalten, welche ich in meinem Berichte für 1887) eingeführt habe. Darnach soll t„.z die Stundenbeobachtung be- deuten, welche am mir Tage zur kt" Stunde gewonnen wurde. Das System der 25 xn Beobachtungen wird dann sein

bı.o ta ... bı.k Selina .ele .23 tı.24 Jal, a ce a a I. m 0 lm EN kan SR Im.93 Im.oa | Hm N In as mat Em:

Mit H und V bezeichne ich die Mittelwerthe, und zwar 4 die hori- zontal gerechneten „Tagesmittel“ und mit V die vertical gewonnenen „Stundenmittel“. Die Mittelbildung muss nach den Formeln

1) Jahrbuch des königl. sächs. meteorologischen Iustitutes für 1887, III. Abtheilung, Seite 126.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 41) 177

| 1 l Ja —— 24 = Um o+ tm.ıt ... + tn. + u] V; pe B S%

erfolgen, wie dies schon im genannten Berichte nachgewiesen wurde.

Die Subtraction der Horizontalmittel von den einzelnen Werthen der entsprechenden Zeilen liefert ein neues System

71.0 Tı.1... Tı.k :»» Tı.23 Tı.2 T2.0o Te.ı T2.k T2.23 T2.24 I. Tm.o Tm.1 ++ + Tm.k «+. Tm.23 Tm.24 Tn.o Tn.ı Tn.k Tn.23 Un.24 Ty T, Tr Isa 5;

und werden die Beziehungen der Grössen in den Systemen I und II aus- gedrückt sein durch die Gleichungen

Tm.k Im.k Hm T; 7, —M.

I

Die 7' stellen den mittleren Verlauf der täglichen Wärmeschwankung angenähert dar, nur sind in ihnen noch die Einflüsse der jährlichen Periode der 'T’emperatur und der häufig auftretenden Störungen im Gange der regel- mässigen Wärmebewegung enthalten. Vielleicht kommen auch noch periodische Temperaturschwankungen von anderer Schwingungsdauer als das Jahr und der Tag in Betracht. Man wird stets solche als Verzerrungen der täglichen Tremperaturperiode wirkende Einflüsse vermuthen müssen, wenn 7, und 7}, wesentlich verschieden sind.

Von dem grössten 'T'heile derselben lässt sich die Reihe der 7’ be- freien, wenn man ein jedes derselben nach der Formel

ner Ak = Tr (k— 12) ma

verbessert.

Wie man sieht, wird die Üorrection für die Mittagsstunde zu Null und liefert für alle von 12h gleich weit abstehende %k gleiche Werthe, aber

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 23

178 Dr. Paul Schreiber. (p. 42)

mit entgegengesetztem Vorzeichen. Das Rechnungsverfahren entspricht also einer Drehung der durch die Reihe der 7’ gegebenen Curve um den Mittagspunkt.

Wie bekannt, rührt die Vorschrift von Lamont her und wurde von ihm im VI. Supplementband der Annalen der Münchener Sternwarte publicirt. Die Darlegungen Lamont’s finden sich auch auf Seite 9 des grossen eingangs erwähnten Werkes von Wild (Textband). Eine strenge Ableitung des ganzen Rechnungsverfahrens habe aber wohl ieh erst in meinem amtlichen Jahresberichte für 188% (Ill. Abth. des Jahrbuches des könig]. sächs. meteorologischen Institutes für 1887, Seite 126) gegeben und muss ich hier auf meine Darlegungen an genannter Stelle verweisen.

An Stelle der Grössen TER EEE TIER

welche die stündlichen Beobachtungen ohne weiteres als „angenäherte Amplituden“ der täglichen Periode der T’emperatur ergeben, erhält man so als „wahre Amplituden“ die Werthe

Av; A% en Ar ... Ası 2 A), wobei zu beachten ist, dass im =: en en a 3 en en ee se |

und dann AZ

sein müssen.

Diese Beziehungen lassen einen weiteren Schritt in der Behandlung der Aufgabe gerechtfertigt erscheinen, der für die praktische Rechnung und das am Schlusse dieser Arbeit erwähnte graphische Verfahren von Wichtigkeit ist.

Da die Amplitudensummen zu Null werden müssen, kann man jede der Amplituden durch ein und dieselbe Grösse s dividiren, ohne dass hierdurch das Gesetz der periodischen Erscheinung ver- ändert wird. Die Amplituden erscheinen alsdann nur in einer anderen

Einheit ausgedrückt.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 43) 179

Am zweckmässigsten wählt man für s die Schwingungsweite der Periode, als welche man einfach die Differenz der extremen Amplituden nehmen kann.

Das hat den Vortheil, dass alle Amplitudenreihen, welche „auf die Einheit der Schwingungsweite“ redueirt sind, direct mit einander vergleichbar werden und bei der practischen Rechnung zur Ableitung der Üoefficienten der Bessel’schen Reihe man es stets mit gleichartigen Ziffern zu thun hat.

Man kann alsdann sich Productentafeln anlegen, welche die ganze Arbeit ungemein erleichtern.

Die Reihe der „wahren Amplituden“ Ay Aa Dr Ası— 4,) ergiebt dann eine neue Reihe der „redueirten wahren Amplituden“ Os O 10.2202. (05 00) derart, dass

INN 5.0

ist. Auf beide Amplitudenreihen wird man die Bessel’sche Reihe anwenden können und entweder

A = cos + P, cos 22+...+Qı sn 2% sn 2c+...

= cos mp cos 22+... + sm&c + sin 2c-...

oder

setzen können, worin dann

Pr =

Sm Und Qu = S@m sein müssen.

Der Uebergang von den wahren Amplituden auf die redueirten und umgekehrt, sowie die Umrechnung der hierfür giltigen Coefficienten der Bessel’schen Reihe wird somit ohne jede Schwierigkeit erfolgen können.

Die Coefficienten p, und q, selbst werden als Näherungswerthe der strengen Ausdrücke

27

2 N fo cs zde und mM= fs sin x dx 2% Si hergeleitet.

180 Dr. Paul Schreiber. (p. 44)

Der Vollständigkeit halber möge noch erwähnt werden, dass zur Her- leitung der Coeffieienten in der zweiten Form der Reihe

d; = u, sin «+ U,)+u sin 22° + U)+... ıman u, —— Bad, und tg 8 nd erhält, wenn man

Pr = Um Sn Um Und gm Um 605 Um setzt.

Da %, stets positiv gerechnet wird, ergiebt sich der Quadrant für U,„ aus den Vorzeichen von p,, und q,„, mit welchen alsdann die Vorzeichen des Sinus resp. Cosinus von U„ identisch sind.

B. Ermittelungen an der Hand von Thatsachen.

Die Frage, ob eine Amplitudenreihe durch die Bessel’sche Formel darstellbar sei und mit wieviel Gliedern man sich begnügen könne, kann nur dann befriedigend beantwortet werden, wenn man einigen Anhalt über die Genauigkeit hat, mit welchen die Amplituden selbst hergeleitet werden.

Ich will die entsprechenden Untersuchungen hier an allem Material ausführen, welches die Registrirungen im Juni 1587 zu Chemnitz und während der S Junimonate in den Jahren 1871—7S an der Sternwarte zu Leipzig

ergeben haben.

Die unperiodischen Amplituden der täglichen Wärmeschwankung zu Chemnitz im Juni 1887.

In Tabelle 1 habe ich zunächst die dem Schema II entsprechende Zusammenstellung der Tm.k Er Hm und darunter der T = Hr —-M

gegeben.

61 06% ser 60 —|F80 + |E6°T + 1925 HLVE HLGE HSZE HSSE +F9'8 + ste + legs + |60°T + |69'0 F 1680 —|9ET —60'8 = ser lern erg

(X) Gulli: Errreat gr Fer tl Vet Fer Tor OT Fr 80 08 8 je) 79 —| 97 0—| 70 —-| 70—| 80 +| gar Ltr Te+ re+ Ts+| TI+| 914! 80+| 70) 91 | 06 56 5 I5 ea 86 cs 1s—| 61—| 91- c0-| 80 —| ET —| 01T —| E0+ Fo+| vI+ 97 +| Ze +| 84 67 Tr Er Fr Hr Tr] 67 a Ei m 80c—| 97 95 —| 90—| 61 + ee+ gr + act ve+| 79+| gt vr + Ger ger mes Zr lesioch gi gg = ; 69 —| 08 95 —| gr —| ro+| sıH+| 2a H+| est 9e+| Fr + + 21 + 60-+| 20+ 20—| 20 | 45 | FE (Ste en MOPE = = | 70 35 —| eı— 70—| 90+ gast rr+ 2cH| 59+ + ze + sr +| egs+| 9T+| Co+| 50) OT —| IT -| 97 769 | gig cq 8g 17 —| 8a —| TI 90+| 95 +| 07 + Tg + + vo + ve+l ce + 97 + ge+| + TIFr| ur al ieke) {ehte) 19 —| @9 6 | 01 | 90 —| 00 Gr+ Fe+ Fr+r| ve+ + #09 + @c+ 09+| 27 + 68 +| 65 +| STt| 00 = 80 609 82 —| 62 | 2) eg 25 —| 01) 80-—| Fı+ 0e+ er+ set + 6e + sp + 07 + gs +| SU +| 85 | 08 | TE = HG IE6i6, GE A 7 Ts Gall Tot T1ı+| va +| va + ge +| sc+t| a7 + Ir + VeH+| 95 +| 00 20 | OB vg LE 85 ST—| 20 65 7:0 027106102 06102 2102ER Bu + + vo+ + 65 + 07 + get HT+ EL+ I {ep (are vg TE 5 lo | ao-| ca | 60-1061 yer| cat|ı ect + gg + ac+ ae+| ar + get 2a + FIr| 80 69 | 29 3 99 09—| 68 —| 85 —| 90 —| FI + LcH+ zet+t| E87 + + 17 + ve+l ge+ TEe+| 95 +| Ssı+ TI+ vor 8 I mr 9. 85 | T0—| EOH BETH TE+ 07 r| Er + S#+| g5+| ce+| Te +| 6T +| ET+| 60) TS | 8 | 66 0'F ch GV sr —| 28—| 13 —| 11-70 + FIH ect Er + 27 +| sc+ 6e+| e9*+| +97 | es lit TI) 07 2089| 819 | 99 ae Gr g$ eo+| er + Te+| ge+| set re+| oe +| ge+| 8a +| TI + F70+| TOF| 9T | E57) 66 | #8 || (le || 90 —| 90 e0—| 45 +| 89 +| 39+| 09 T| 69 | nel Krane oe Ani Img | 2ig BG "Y Org || UT GuT ro+ gt re+ler + mc+ vet gar+l act ee+ ve+ ga+| rıH+ 9:0 FI 27T —| 85 Olor= Hr 67 —[|$T7 70 | zu + Fo+ 2o+ stH# ett or+ ZIH# STH OT+ 60+| Eo-| g0o— To=| 80—| TT | 27017 | TI 0 = KO |! z0+ ro+| z0o+| go+| cso+| GI + 22 +| 85 + ZI + 2 H+| + 85H SIr guU+t| 50 | CO Si WERT a —|| AR, cs II 6 gm 26 gs | 8% 91T 20o—| 60 + 8T+| 15 + sc+t| 9T + sc+t ver OTF| ZI F TE ZI r| 00 | OR ( ss —| ge 61 8o—| Fo+| GI + es+| ge+l act vo+ ar + er+| Te+ gc+| 65+| S0+t| 80 —-| 71T | IT sg 1 —| 0T-| 20 —| 50—-| yo+| gI + Tra+| Tsr| 0% +) vor IH Hr VE + Is+ ec+l62+| 61 + vo+| vo=| 9% ide EI— TI-—| r0—| T0o—| 80 +| gs+| es+t| sc+t| sr +| 67 +| 00 + sc+ qar+ or +| Te+| HI +] s0+| 05° —| or (fe) vE 5 91T 0 gı-+tl vet ge+t| ect 2zet| zcHt| Zr gec+| Tg F| rer ee ce leror al Ion > Eau ge—| 85. —| 08 rı- zo+| rı$+loct get 0o7+ 77 +| ı7 + vet) Te+| 2I+ Ir 50-| 61 BGrz = —| 0% 20 207207070700 so+| g0o+| g0o+| go+| co+ so+ 8o+t z0+| To+| 00 10 +! 00 = —| 90 - LG gs vc s1 so so+tl z0o+ 6T+| Sse+t| ge+| get zo+t| 95 + v1 + z0+| 01 017 —| 80 5 Tale 91 8T| O1 [3 ro Fro+ EI + 05+ 8I+ 65 Hr 87 +| 27 +| gr + ec+| ge+| zI + 2o+| 97T =; Ey Ts —| 91 80-1 20+ es+| vet 97 + 09+| acer t9 | c9+ scHh sr + ser t| 8a FrOT Tr 60 | 79 WO |

|

"88 tun -ujyiwsoße] uap uoA uaınyeisdwo] usFs}y9egoag Jap uahunyalamgy 7 SOTIOTEeL

182 Dr. Paul Schreiber. (p. 46)

Die Zahlen einer jeden Zeile stellen hier den Verlauf der täglichen Periode dar, mehr oder weniger verunstaltet durch allerlei Zufälligkeiten, die sich allerdings in den Monatsmitteln der Stundenreihen grösstentheils auf- gehoben haben.

Eine directe Vergleichbarkeit der zu derselben Stunde k gehörigen Amplituden wird durch die Verschiedenheit der Schwingungsweiten der Wärme- bewegung während der einzelnen "Tage verhindert. So steht z. B. der Schwingungsweite 15.7 am 1. Juni 1887 eine solehe von nur 1.3 am 4. Juni gegenüber.

Reduction der Amplituden auf die Schwingungseinheit und Herstellung der Periodicität.

Man wird annehmen können, dass, wenn auch die Schwingungsweiten durch die mehr oder weniger starke Bewölkung u. s. w. beeinflusst werden, doch die Verhältnisse der Amplituden für die Stunde % zu den Schwingungs- weiten der betreffenden Tage nahezu gleiche Zahlen sein werden.

Deshalb muss es sich empfehlen, zur Ableitung der mittleren Fehler der Amplituden, die Amplitudenreihen der einzelnen Tage auf die Einheit der Schwingungsweite zu reduciren und kann man dann noch zweckmässig die Drehung um den Mittagspunkt hinzunehmen. Dies ist auf nachfolgender Seite Tabelle 2 geschehen.

Aus den T’hermogrammen wurden die Maxima und Minima für die einzelnen Tage bestimmt und daraus die Schwingungsweiten der "Temperaturen ermittelt. Alsdann fand die Drehung der einzelnen Amplitudenreihen der Tabelle 1 um den Mittagspunkt statt und folgte nun die Division der Amplituden durch die zugehörigen Schwingungsweiten.

Bei Durchsicht der Tabelle 2 findet man, dass zur Nachtzeit die redueirten Amplituden an allen Tagen nahe gleiche Werthe haben, während zu den Tageslichtstunden!) die Unterschiede recht erheblich sind. Namentlich bei den Zeiten des raschen Anstieges und der raschen Abnahme der 'Tem- peratur, während die Sonne über dem Horizonte steht, macht es jedenfalls einen bedeutenden Unterschied, welchen Grad der Bewölkung der Himmel besitzt.

1) Mit Tageslichtstunden bezeichne ich die Tageszeit, während deren die Sonne über

dem Horizonte steht.

180 FFr20— FEL’0 290058004 0050 + D0EO+LLEOF+ 988°0+ E0F0+ 05F Or

080) 850 110 100— 0T'0+)| 750+| 28'0+ E20 1E0—| 850 20:0) 18'0+| GP0+ 9H0+ 850—| 280 | 080] 080 6010) 3L.0-| 8TO- 1E0— 230 IT0O— 500+ sTOo+ 1E0+ ego+ STO—| £0'0— FLO+| 660+ I0+ LrU+ 60+ 950— 080— 0T0— 000— LT'0+ FEn+ 970+ CF0— SE0— 830— | 60'0— 900+ E3°0-+ gE0+ 18:0— 6T0—) ST’0— | 600 F0°0+) 08°0+, 850+ 8E0— 38:0—| FL'0—| E00 E1'0+ 08:0+| 9F0+ z10— E10 310—| 700—| 1804| z80+| 68°0+ 680) gE0— | FLO— 810) 8T’0— 10:0—| 6T'0+ g8:0—| EE0— 650— LTO— 0T0+) 95°0+| 0r°0+ 870 —| 980 | 95'0—| 80/0 ST'O+ 08'0+| 0F’'0+ 08°0— | 9T0— 00'0—| 60'0+, 850+. 98°0+| eF0+ 4180| 880 | 06.0 | CLO 100+ 600+ 910+ 720 670 600) 8004 7g0+ 9804 9ro+ 08:0— | 880—| 6T0—| 2170| ET0O— | 21'0— 80'0- &r0— 120— 050- 6010 aro+| not zro+ 660 20,0 7004| FLOF| SE0+| 68°0+| T9'0+ 30— 260-- LTO— E10—| 200— | 938'0+| 9804 2820| 6680| SLU-| ZTU—| ST0—| 5004| z1:0+ 820 750 110) 000) STO+) 2304| 180+ 760 8T0 | ET'O-| 20:0) F00+| 9TO+| TOT 080— 950— 6T'0— 9T’O- 00 sr0-+) 150+ 820 250-910) 700 FLo+| F60+| T1E0+ 8E0— 1E0— 88'0— FL0—| 200 4 €50+| gro+| FT0— | 200, 200—| 000] 00:0—| 100+| FL0+ 08:0—| 63'0—| 850—| 61L0—| S0'0—| TT'O+| ZT'0+ EU 180 98°0— 780 L1’0—| 90°0—| 9004 18:0—| 380 —| 61'0— [T'0—

E00 rr0+

170+ 090+ ET0— sE0+ ı19'0+ IE0+ cFro+ sg0-+ 190+ sro+ 760+ 180+ 9F0+ 0r0+ 750+ 6Fr0+ 6T0+ Gg0+ rot

680+ cE0+ 1r0+ E04

150+ 180+

704 | 150+

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184 Dr. Paul Schreiber. (p. 48)

Mittlere Amplituden der täglichen Wärmeschwankung in den Juni- monaten 1871 bis 1878 in Leipzig und deren Reduction auf die Schwingunsgseinheit.

Um diese Angelegenheit noch näher zu beleuchten, habe ich die Re- eistrirungen der Temperatur an der Sternwarte Leipzig während der Juni- monate in den Jahren 1871—1S7S herangezogen, hier aber nur die Stunden- monatsmittel verwendet (siehe Tabelle 3 auf nachfolgender Seite).

Man findet in Tabelle 3 erst die Abweichungen der Stundenmittel von den Gesammtmitteln der Monate und dann die auf die Einheit der Schwingungs- weite redueirten Amplituden (von den Einflüssen der jährlichen Periode nicht befreit, da diese hier mit grosser Regelmässigkeit zu erkennen sind). Die Reduction macht. sich hier sehr nöthig, da die Schwingungsweiten zwischen 65 im Jahre 1871 und 11.6 im Jahre 1877 liegen. Während im letzten Jahre die beobachteten Amplituden nahe den doppelten Werth derjenigen im Jahre 1871 haben, stimmen die redueirten Werthe bis auf einige Einzelheiten gut überein.

Mittlere Fehler der Amplituden der täglichen Wärmebewegung im Juni.

Ich habe nun aus den Abweichungen der Mittel der reducirten Ampli- tuden von den einzelnen Werthen der betreffenden Stunden die mittleren Fehler der reducirten Amplituden herzuleiten gesucht und folgende Re- sultate erhalten (siehe Tabelle auf Seite 186).

Darnach betragen die mittleren Fehler der reducirten wahren Ampli- tuden + 0.13 durchschnittlich, das ist ungefähr der vierte T'heil der Maximal- amplitude. Dabei sind die Amplituden der Nachtzeit wesentlich sicherer be- stimmbar als die zur Lichtzeit gehörigen. Die mittleren Fehler der Ampli- tuden für die Stunden des Hauptwärmeanstieges nach Sonnenaufgang sind nahe dreimal so gross als diejenigen der nächtlichen Amplituden. Die mittleren Fehler der Mittelwerthe stellen sich für die redueirten wahren Amplituden auf ungefähr + 0.024, mithin für die thatsächlichen Amplituden bei 6 bis 10° Schwingungsweite auf eirca + 0.2.

Es ist von Interesse, dass ähnliche Genauigkeit der Monatsmittel sich sowohl aus den "Tagesbeobachtungen eines Monats als auch aus $jährigen Monatsresultaten ergiebt. Die etwas grössere Genauigkeit der Chemnitzer

185

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 49)

j j j

9650 |08°0 180 | 85'0 at) 080 | 850 760 | TE'E | F9'8 \68G 985 | 085 cs | 29° | 29°

[za Zai0) 770 150 950 0 150 E70 | || ER N 885 68T | FL'S srI

170197021770 | 270 87:0 02:0 | 21:0 E20 01:0 69°T | 86°1 ae SET 681 6FL ap 1910 8800 200 E00 00 200 900 100 80'0 | TOO | TE'0 | 68'0 | 810 | 08'0 770 ETO |SCO 200 FeL0 + 6000 + |ETO + ErO + |9To + | erro + | ero-+ |oro + |0ro + [860 + |ogı + |srı + set u a a ALEX Kon 9180 + [830 + 730 + | 850 +|TE0+|080+|850 + | zEo+ eo t+ lc + | ct Tec + nycH+ sy tie tt Hot HTH 8280 + |oro + |gEr0 + 780 + | 0 + | TO + eco + \2E0 + 080 + lern + 76T + Et ct ze+ lore+ sec + len + sro + |ero + gro + seo + cor|cFo+| To + |3r0+\9E0 + |e9r + | Fac + |9re+ | 95E + ar + logge + ge rat IPor (sro + |ero +, Wo+|6Fr0+ | mo +|zr0o + ro + |Fro+ |ı9F7 + | 10°C + |ore + | zer - Pr + lmveH+ org + |l18c + 60 + |crO+ | sro + |Fro+|9Fo + | 170 + |sro + \9ro + | 6ro + |F6 Fr + ert+ zart lorH + Fr + IH + see + 9rTe + scHo + |Er0 + | TO + | 60 + | 9FO + | 17 + | 6FO + | ro + |ero + [697 + |osF + | ıTH + oo + ger + |I8scH + 6er cr 6070 + [0r0 + 880 + | Fro + |0F0 + | seo + | 9r0 + | seo + | aro-+ lern + ser + |1ve + |oee + eog + 1807 + |C0E + | 695 + 9e20 + [eco + ero + |6E0 + | TE + 080 + 1980 + |G 080 + |ssE + |62E + loge + | zucHt ac H+ ode + Tec H+ 26T + ge20 + |Es0 + | TEO + | 950 + | TEo + | zo + | 950 + | zo + |2ro + |9ea + or + 185 + est + [eo + 6.6 + [erst \zerı + FETo + IcrO + |zro+|ero+ |zro+|ero-+|FTo+ \sro + |zro-+ 1er + ser + | ITT + TG + |9G1 + 8rT 82:0. + c100+ [200 + 200 + | 100 | 700 + | 100 | 80°0 | 800 + | 80'0 + [05:0 + | 880 + | 800 | 0T0 + | 210 |ogo | 60 + | 10 + 660'0 [0T'0 | 800 | FT0 | 210 | 170 | ero | E00 800 [80T 680 | 9TI 99T 66°0 |8TT | 750 | 6H 0 7860 7 |8T'0 | 6T0 | 480 | 020 | 980 | 820 | 550 | 550 10'7 | 66% 086 | EG | 686 —- 1895 - | FLUT | SFT 1980 820 850 2180 | 280 180 070 seo 980 c0'g 868 7 | 208 1906 | ER E —- 6 E - |F6 5 | GES &9r0 —. |0F0 = | E70 | 170 | 680 | 170 | 60 | 6FO | 2r0 er 187 SHE 087 (ee A 9540 Geo Go 170 1C0 870 | 10 | #90 | IGO E09 EI | Eier Tem sr | Tee 6270 | T80 09:0 | 270 | 970 | 9#°0— | 8F0 | 6r°0 970 | 19°C c8g IB KOT R INTER, 617 | 088 | 65 1870 970 ‘ro c0 1650 —-|370—-|FF0 —- |FF0 |070 90:9 = 1864 | FE E | 0,8 68° 85 | CE | 94

8180 680 LEO 980 | 680 80 LEO 070 | 980 Lot 667 | 1078 | ZIE = 165 8 1948 | 0TE | 10 PH 8181 LLSL 9L8T | Gı8T | FL8T | 8281 GLS1 TZ8T s18T LL8l 9181 | gısıl Tı81 6281 GL8l 1281

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TG 86 06 Id 0% 61 sI

91

el cl

G 6

Nr. 3.

Nova Acta LVIII.

186 Dr. Paul Schreiber. (p. 50)

Beobachtungen kann zufällig sein, kann aber auch in der Art der Instrumente begründet sein.

Mittlere Fehler der reducirten wahren Amplituden im Juni.

Juni 1887 Leipziger Registrirungen 1871 1878 Stunde M.F. M.F. M.F. M.F. des Mittels acht- einer Amplitude des Monatsmittels eines Monatsmittels jähriger Beobachtungen ı + 0.07 C. + 0.014 C. + 0.019 C. +0.007 €.

2 0.08 0.015 0.020 0.007 3 0.09 0.016 0.020 0.007 4 0.08 0.015 0.019 0.007 h) 0.08 0.015 0.034 0.012 6 0.10 0.018 0.046 0.016 7 0.15 0.027 0.037 0.013 3 0.22 0.040 0.035 0.012 N) 0.22 0.040 0.034 0.012 10 0.20 0.037 0.024 0.008 31 0.18 0.033 0.045 0.016 Mittags 0.12 0.022 0.032 0.011 13 0.11 0.020 0.029 0.010 14 0.11 0.020 0.028 0.010 15 0.15 0.027 0.022 0.008 16 0.15 0.027 0.027 0.010 17 0.15 0.027 0.034 0.012 18 0.18 0.033 0.045 0.016 19 0.16 0.029 0.034 0.010 20 0.15 0.027 0.025 0.009 21 0.11 0.020 0.025 0.009 22 0.10 0.018 0.038 0.018 23 0.09 0.016 0.024 0.008 24 0.08 0.015 0.030 0.011 Durchschnitt + 0.13 + 0.024 + 0.030 +0.0101

Die mittleren Fehler der aus Sjährigen Beobachtungen resultirenden redueirten Amplituden schwanken immer noch zwischen + 0.007 und + 0.016, so dass den aus diesen Beobachtungen hergeleiteten plausibelsten Werthen der unredueirten Amplituden immer noch mittlere Fehler von +0.1 anhaften

werden.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 51) 18%

Dasselbe Resultat ergiebt sich aus den Chemnitzer Registrirungen. Da die aus den Registrirungen eines Junimonates hergeleiteten redueirten Ampli- tuden durchschnittlich mit dem mittleren Fehler +0. 024 behaftet sind, wird dieser Fehler sich bei Verwendung von 10 Junimonaten auf den dritten "Theil (Yıo) also + 0.008 redueiren. Zur Erreichung der mittleren Fehler -.0.001 würden etwa 580 Jahre nöthig sein, und würden dann die mittleren , Fehler

0 der wirklich auftretenden Amplituden nur noch + 0.01 betragen.

Ermittelung der Zeiten der Extreme und der Schwingungsweiten der täglichen Wärmeschwankung. Ich habe nun weiter untersucht, mit welcher Regelmässigkeit die Zeiten der Extreme stattfinden (siehe Tabelle 4 auf Seite 188).

In Tabelle 4 sind die Zeiten aufgeführt, an denen nach den 'T’'hermo- grammen die Minima und Maxima stattgefunden haben. Als Mittel ergah sich für das Minimum die Zeit 3. 3 früh, während das Maximum auf 2. 3 Nachmittags fällt. Die Sonne ging im Juni durchschnittlich 3.8 auf, es trat

also 1887 das Temperaturminimum eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang ein.

Die Unterschiede während der einzelnen Tage waren sehr beträchtlich. Aus den Abweichungen von den Mittelwerthen ergiebt sich für Minimum und Maximum ziemlich übereinstimmend der mittlere Fehler einer Bestimmuug zu +1.5 Stunden, während die Mittel aus den Aufzeichnungen eines Monats die Genauigkeit von +0.28 Stunden, also etwa +15 Minuten haben. 10 jährige Registrirungen werden diesen mittleren Fehler auf etwa +5 Minuten herab- drücken.

In Tabelle 4 habe ich noch die Schwingungsweiten zusammengestellt, so wie sie sich aus den Thermogrammen ergeben und wie sie nach Drehung einer jeden Tageseurve um ihren Mittagspunkt erhalten w erden. Beide Reihen

ergeben sehr iihereinstimmende Durchschnittswerthe 9.1 bis 92,

Die Entwickelung der Coefficienten der Bessel’schen Formel. Nach diesen Untersuchungen über die Sicherheit der aus einjährigen oder mehrjährigen Beobachtungen hergeleiteten Amplituden der täglichen Periode der Lufttemperatur, sowie über die Regelmässigkeit des Eintretens der Extreme,

24*

185 Dr. Paul Schreiber. (p. 52)

Tabelle 4. Zeiten der Extreme und Schwingungsweiten während der einzelnen Tage des Juni 1887.

Zeiten der Extreme !) Werthe der Extreme Schwingungs- Minima | Maxima nach dem Thermograph Schwin- weiten der SE je: ME FR AS | gungs- periodischen Stunde | D | Stunde | A Minima Maxima | weite Curven. | | 1 SB ne! | 32 | +09 12.5 | 280 | 155 13.3 2 1.0 | —23 | —10 | —33 199. = Suse 93 8.9 3 5:09102-4.7 1, 3:8 IMs) aaa 1 ar 5.3 6.3 4 20) —-03| 00|-23| 21.0 | 223 1.3 1.4 5 5.0 [41.797732 E09 14.22) aM) 72 7.4 6 45 | +12 |, .10| —13 120 | 30 | 110 10.7 7 42.109 | 2320| 03 12.0 am | 124 11.0 S) 4.0) 1.0.70 Bor Le 2460| 88 8.4 I 22 ll Dar 17.00 1, 2252| 85 9.4 10 3.0] —03 | —1.0 | —3.3 15.1 20.0 4.9 6.5 ii 102231 A Mar an 5.8 4.6 12 1.043 6.0 | +37 | 130 | 16.0 3.0 2.8 13 DB 5.000197 14.0 24.0. | 10.0 8.9 14 2508| 2838| 105} 148 | ps) 120 10.8 15 42 | +09 | a Da N 7 9.9 16 402, 00003 | as 0 en 1 12.8 17 3.00 0.0.3 | 0 2:8. 21205 11.9 2050| 89 9.8 18 a LEE: 21.0 9.2 9.7 19 AD 0.7 ee 10a 116 11.4 20 35)+02 | —15|—38| 137 BI.B |, 7.9 7.4 21 75 | +42 2.0 | 107 10.6 18:90) 5 8.5 22 ee 9.4 23 32 —04 u ne 1092, 4003.54 12.7 24 5.0 | +17 2838| +05 14.8 26.2 11.4 11.6 25 0,0207 3.8 50 12.5 11.5 36 9.0 | 5.7 PS 8.7 27 As ee ten 10-0, 46230 11141850 15.0 28 251 —08 | —05 | —2.8 IT San 9.7 9.3 29 Lone 32 | +09 a 6.1 4.8 30 45.| #1.2 30. Nero 13.7 WluR3318 11.1 10.9 h h N ö 0 Mittel 3.29 2.32 9.26 9.13

1) Die Zeiten der Minima sind von Mitternacht, die der Maxima von Mittag an gerechnet.

2) Am 5. Juni fand eine Verstellung des Thermographen statt.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 53) 189

wende ich mich zu den Entwickelungen der Coefficienten der Bessel'schen Reihe, wobei ich als Beispiel wieder den Juni 188% wähle.

Zunächst gebe ich die den Reihenentwickelungen zu Grunde zu legen- den Amplitudenreihen.

Tabelle 3. Juni 1887.

Stundenmittel Unperiodische Amplituden Periodische Amplituden direet periodisch Schw. 8.17 Schw. 1 Schw. 8.066 Schw. 1 | 0 11.48 11.605 —3.043 | —0.372 2.918 —.0.362 1 11.14 11.254 as nad Ze ls 2 10.79 10.894 3.733 0.456 —3629 | —0.450 3 10.40 10.494 —41233 | —0.504 —4.029 | —0.499 4 10.20 10.283 4.323 —.0.529 4.240 93) 5 10.41 10.483 Alley sie) 4.040 —. 0.501 6 11.43 11.492 3.093 0.378 3.031 0.375 7 1296 1302 1.563 0.191 0,187 > 14.13 14.172 —.0.393 0.048 0,351 0.043 9 15.11 15.141 0.587 0.072 71.0.6148 | 0.077 10 16.11 16.131 + 1.587 0.194 1.608 0.200 1 17.05 17.060 + 2.527 0.309 —+- 2.537 0.315 12 Dt ı, 127.010 +3.187 +0.389 3.187 0.395 13 1816|-—18:150 3.637 0.445 + 3.627 0.450 14 1857|) 18:349 3.847 +0.471 3.826 .0.475 15 18.27 18.239 -1-3.747 + 0.458 a | ee 16 18.09 | 18.048 +3.567 0.436 +3525 | +0.437 17 17.99 | 17.938 + 3.467 + 0.424 E35 110-0494 18 17.28 17.218 +2.757 + 0.337 1.9695 12.0333 19 16.451 16,377 + 1.927 0.236 A N 20 15.36 15.277 0.837 0.102 40.754 | -+-.0.093 21 14.03 | 13.936 —.0.493 —- 0.061 0.587 0.073 22 13.19 | 13.086 1.333 —. 0.163 1.437 (0.178 23 197320010 12.206 2.203 0.269 a lol] 24 11.73 11.605 a 0,342 —2918 | —0.362 Mittel 14.523 14.523

Man findet in Tabelle 5 erst die einfachen „Stundenmonatsmittel“, wie solche im zweiten T'heile meines Jahrbuches für 1857 aus den Stundenwerthen der Temperatur abgeleitet und publieirt worden sind.

190 Dr. Paul Schreiber. (p. 54)

Daneben stehen die Werthe, welche dureh Anwendung des Lamont'schen Drehungsverfahrens erhalten werden. Die nächste Spalte enthält die Ab- weichungen der directen Stundenmonatsmittel (Spalte 1) vom Gesammtmittel. Dies sind die „unperiodischen oder angenäherten Amplituden“ der täglichen Periode. Durch Division mit der Schwingungsweite 8.17 €. wurden diese auf die Einheit der Schwingungsweite redueirt und nehmen die „an- genäherten redueirten Amplituden“ die vierte Spalte ein.

Aehnliche Rechnungen wurden mit den nach dem Lamont’'schen Ver- fahren von den Einflüssen der jährlichen Periode und sonstigen Störungen be- freiten Stunden-Monatsmitteln vorgenommen und so die periodischen oder „wahren Amplituden“ (Spalte 5) und die „wahren reducirten Ampli- tuden“ (Spalte 6) erhalten.

Es wurden nun die Constanten der Bessel’schen Formel so berechnet, dass sie die Zahlen der Spalten 4 und 6 genau zur Darstellung bringen und

folgende Resultate erhalten.

Tabelle ©.

Die Coefficienten der Bessel’schen Formel für die auf die Einheit der Schwingungsweite

redueirten genäherten und wahren Amplituden der täglichen Periode.

Cosinusglieder Sinusglieder Coefficienten Winkelconstante der Sinus-

Coefticient p Coefficient 4 der Sinusreihe reihe U/ genäherte wahre genäherte wahre genäherte wahre genäherte wahre redueirte redueirte reducirte redueirte reducirte redueirte redueirte | reducirte

Amplituden Amplituden | Amplituden Amplituden | Amplituden Ampütuden | Amplituden Amplituden

(0, 3797 | 0.3847 | 0.3277 | 0.3222 | ° 0.5016 0.5018 22922 1922305227207 0.0172 | +0.0175 | —0 0221 | 0.0176 0.0250 0.0248 142 4 1385 6 400151 —+0.0152 | 40.0264 . —+0.0301 0.0304 0.0337 29 41 26 47 —+0.0034 ) —+0.0034 | +0.0178 —+0.0200 0.0181 0.0203 10,254 9 48 0.0102 | 0.0102 | -- 0.0059 —.0.0042 0.0118 0.0110 240 6 217 53 (0.0010 7 0.0008 | 0.0063 . 0.0049 0.0064 0.0050 159 159 0.0033 —+0.0034 | 0.0001 °—-0.0010 0.0033 0.0036 92 73

0.0055 , 0.0058 | 0.0012 ° 0.0003 0.0056 0.0058 258 267

0.0036 | 0.0037 | +0.0023 . —+0.0029 0.0043 0.0046 302 308

—+ 0.0021 ° —+0.0019 | +0.0015 . —0.0018 0.0026 0.0026 54 46

—+ 0.0022 , +0.0022 [| 0.0001 | —0.0000 0.0022 0.0022 93 90

0.0002 ' 0.0003 0.0000 0.0000 0.0002 0.0003 270 270

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 55) 191

Man erkennt daraus, dass die Coefficienten für die genäherte und wahre Amplitudenreihe sehr nahe gleich gross ausgefallen sind. Die Er- scheinungen der täglichen periodischen Bewegung der Temperatur werden also bereits im Mittel eines Monats nicht mehr sehr durch die jährliche Periode und die Störungen entstellt.

In der folgenden Tabelle sind die Differenzen zusammengestellt, welche zwischen Rechnung und Beobachtung übrig bleiben, wenn man mit der Dar- stellung der ‘Curve der täglichen Periode durch das erste Glied der Reihe. beginnt und dann nach und nach die folgenden Glieder zur Verbesserung dieser Ausdrücke hinzunimmt (siehe Tabelle auf nachfolgender Seite).

Nimmt man Schwingungsweite im Juni 10° an, so können nach der auf Seite 192 befindlichen Tabelle die Abweichungen zwischen Beobachtung und Rechnung bis zu C. steigen, wenn man die Curve der täglichen Periode als eine einfache Sinuslinie ansehen wollte. Man sieht, dass die Abweichung früh 5 Uhr +0.88 betragen würde. Nimmt man die drei ersten Glieder zu- sammen, so wird die Uebereinstimmung zwar besser, es bleiben als Maximal- differenzen aber doch noch etwa +0.4 C. übrig. Kleiner als +0.1 €. werden diese Maximalabweichungen erst, wenn zur Darstellung der beobachteten Curve 8 Glieder der Reihe verwendet werden. Zur Beurtheilung der Frage, wie- viel Glieder nöthig sind, darf man sich aber nicht an die absoluten Werthe der Abweichungen halten, sondern muss die mittleren Fehler in Betracht ziehen, weil die beobachtete Curve das Gesetz der täglichen periodischen Bewegung nicht rein zur Darstellung bringt, sondern selbst mehr oder weniger verzerrt erscheint.

Die Rechnung hat ergeben, dass die aus Monats-Stundenmitteln eines Monats hergeleiteten angenäherten redueirten Amplituden mit mittleren Fehlern von durchschnittlich + 0.024 ©. behaftet sind. Vergleicht man hiermit die mittleren Fehler, mit denen die Reihe diese Amplituden zur Darstellung bringt und die am Fusse der Tabelle 7 sich befinden, so kommt man zu der Ueberzeugung, dass drei Glieder der Reihe vollständig ausreichend sind. Es werden durch einen solchen Ausdruck Zahlenwerthe mit einem mittleren Fehler von + 0.020 C. zur Darstellung gebracht, welche selbst nur auf eine Genauigkeit von + 0.024 Anspruch machen können.

Dr. Paul Schreiber. (p. 56)

192

Einheit: Tausendstel Grad für die Schwingungsweite Hundertstel für die Schwingungsweite 10°.

Abweichungen,

Differenz:

-

ikraubieillies7e Kiwalchunken der genäherten reducirten Amplituden von den nach der Bessel’schen Formel berechneten.

Rechnung Beobachtung.

wie sie übrigbleiben bei der Sinusreihe

. erstem erstem | erstem erstem erstem erstem erstem erstem | erstem | erstem | .. D Amplituden | erstem | - und bis | bis bis bis bis bis bis | bis N er Glied zweitem drittem viertem | fünftem sechstem siebentem | achtem | neuntem | zehntem | elftem Glied Glied Glied | Glied Glied Glied Glied Glied Glied Glied | |

0 372 b) -9 H25 +28 +18 +17 + 20 -+-15 +11 +13 --15 4-15 1 414 38 934 -—- 5 +13 + 4 —_— 2 —- 3 —1|j1+3 +2 0 +0 2 | —456 SE zZ H 2 are El mr en er) 3 504 a1 | 10 Na 2 1A eo el 0 rt 0 Ü) 4 529 +55 +28 +13 5 —5 6 —4 2 + 1 1 0 ) DE rege Zn reg | ro 2 2 2 el 0 6 378 50m 33 | el a 6 Oo a2 Ir 0 +0 7 —- 191 27 —3l 39 22 14 7 4 2 | 0 u) + 0 sI 4 a 5 2-90 0 7 TE BI Hi E55 | + Be ro ) De ae ee a il ) er er -—- 9 ee 0 De een e in ea ze re) dd Sa ei | 250 11| +39 | -7 || ı|+7|-7| -0 3 3 11+0 Der (en 12 + 389 Zee er ae EEE N BA 3 | FO ee l) Da SEA 7 1 ae ie ie le ee 0 0 14 —+471 +22 | +11 —15| 2 s 7 4 0I|+2| +2 0 ——) 15 | +458 [ae 20, Dee ui ei <a, 0 Le) 16 | 446 | +38 | +10 |) +53 | +8 +8 +7 | +6 +7| +a| Ef 0 17 | —+424 9 35, —- 6 | 19°) —8 | —14 | -1| 7) —- 3) —-0.+0| +0 18) #337 | 9 27 Dee. 10. 10| + 5.) = 2 [2-0 Du gl else ee re ee ee —) 2020| +12 1 8 H 3 3|+1/|—-9|-—-» 9 5 I 7-1) +0 0 a1| 61 24,46 | +17 > 4137| #17 | #10 | +13) 71 +3 | #1 | —0 0 22 163 2 +26 l 18 6 5 58 ) 4 2 + 0 + 0 233 | —269 -3\| +3, +75. -9| -6|=1| 0 +45 + De) 24 342 38 21 5 2 -12 13 10 15 19 17 | 15 —1D Mittlere Fehler | +35 30 | 1a 10 8 S 7 4 Se 0

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 5%) 193

Darstellung der täglichen Periode durch weniger als stündliche Beobachtungen. Die folgenden Rechnungen beziehen sich auf die Frage, mit welcher Genauigkeit man die tägliche periodische Bewegung der Luft mit weniger als stündlichen Beobachtungen ermitteln kann.

Zu Grunde wurden die periodisch gemachten Stunden-Monatsmittel Tabelle 5, Spalte 2 gelegt. Die Drehung um den Mittagspunkt muss immer dieselben Ordinaten geben, gleichgiltig ob man 24, 12, 8 und weniger Be- obachtungen hat, wenn nur die Mitternachtsbeobachtungen stets mit in Rechnung gezogen werden. Es wurden so erst alle 24 Stundenwerthe (Anfang- und Endordinate sind gleich, weshalb Oh oder 244 weggelassen werden kann) als gegeben angenommen. Dann dachte ich mir die Ablesungen nur zweistündlich Ob, 2b, 4h etc. angestellt, weiter nur dreistündlich Oh, 3b, 6h etc. und so fort bis zu achtstündlichen Ablesungen Ob, Sh, 16h und 24h,

Es giebt dies 6 Fälle mit äquidistanten Beobachtungen. In jedem Falle kann man das Mittel aus den als gegeben angenommenen Beobachtungen bilden, d. h. die Constante «, und dann noch die anderen Coefficienten a und 5 der Bessel’schen Reihe

W 0, 608 ©4a, cos 22a, 608 3cT+ ... +5, sin x&-+b, sin 22-+4D, sn 3c+... tu, sin (U,+2)+u, in (U, +22) +u, sin (U,-+32)-+...

Die Ergebnisse dieser Rechnung zeigt die Zusammenstellung auf Seite 194.

Wenn man zur Darstellung der Curve bis zum dreifachen Winkel gehen will, sind sieben Coeffieienten zu berechnen. Mithin können nur die ersten drei Fälle als Aufgabe der Ausgleichungsrechnung betrachtet werden. Im vierten Falle liegen thatsächlich 7 Beobachtungen vor, da die Ablesungen O0" und 24" mitgerechet werden müssen, man wird also 7 Gleichungen haben, nach denen man die 7 Coefficienten so bestimmen kann, dass sie die Beobh- achtungen vollständig darstellen. Dasselbe findet bei dem nächsten Falle statt, jedoch kann man bei sechsstündlichen Beobachtungen nur bis zum zwei- fachen Winkel gehen. Im letzten Falle muss man sich mit den Coeffieienten

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 25

194 Dr. Paul Schreiber. (p. 58)

Yo, a, und b, begnügen. Die in Klammern geschlossenen Coefficienten bei n 6 und n 4 sind diejenigen Werthe, welche abweichend von den anderen

are c il . durch Division mit » statt mit , n erhalten wurden. Sie passen aber besser in das System als die, welche die Division mit , » ergeben haben würde, die-

selben müssten die doppelten Werthe haben.

Tabelle 8.

Stündliche | Zweistündliche | Dreistündliche | Vierstündliche | Sechsstündliche | Achtstündliche | Beobachtungen | Beobachtungen | Beobachtungen | Beobachtungen | Beobachtungen | Beobachtungen 1°, 2" etc. | 2", 4", 6" etc. | 3% 6°, 9" etc. | 4,8%, 12% ete.|76!, 12%, 18. 24° | 8%, 162, 24° | 28 | n = 12 | u n=6 n = 4 | 3) „—=.a,| 1453 14522 ° 14.479 14.516 14 506 14.608 a, 53105 103 ar 3.088 3.108 8.145 anlER 3.003 a,, 4 0141 | + 0.158 + 0.151 0.142 + (0.152) Qu 0120592272 7220:033 + 0.056 —+ (0.093) b, 22.601 2.612 2225988 —2:561 2.863 —2 838 db,| 0.142 0.158 0.086 | 0.323 0.000 b, —+ 0.242 + 0.219 + 0.275 | 0.000 u, 4.050 4.038 4.044 | 4.056 4.185 3.745 U, 0.200 0.223 0.174 0.353 (0.152) U, 0.271 0.238 | 0.281 (0.093) U 2302277507) 72297253202217. 230213208 | 230° 50’ 40” | 226° 50’ 20” | 233° 18° 20” U, |135 15 13550 119 40 156 16 0 0 UN mM26L Bl 2350 11 40 0 0 ER OH 209 —-0.22 |

Die Durchsicht der kleinen Tabelle lehrt, dass man mit nur wenig äquidistanten Beobachtungen auskommt, um ein gutes Monatsmittel und eine

gute Darstellung der täglichen Periode zu erhalten.

Das Monatsmittel wird

aus sechsstündlichen Beobachtungen fast ebenso genau erhalten als durch die

stündlichen Ablesungen.

Formel werden

Auch fast in denselben Werthen erhalten.

die anderen

Coeftieienten Nur

im

der Bessel’schen letzten Falle

der dreimaligen Beobachtung sind die Zahlen von den anderen beträchtlich

verschieden.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 59) 195

Es wurden nun nach den verschiedenen Formeln die 24 Stundenwerthe berechnet und die Differenzen mit den beobachteten Werthen gebildet. Diese Vergleichung geschah in drei Gruppen, in dem nach einander als Gleichungen der täglichen Periode die Ausdrücke «+, sin (U, +2), w-+u, sin (U, +r) 1, sın (0,1 29), u usin (U, 42) sin (I, F22)u, sin (I, 43x) zu Grunde gelegt wurden.

Die Ergebnisse dieser Rechnung finden sich nachstehend. Ein- gestellt wurden die berechneten Stundenwerthe und deren Abweichungen

Tabelle 9.

Formel: vu, —+u, sin (U, +2).

wm eo

10

[0 0}

Berechnete Temperaturen Abweichungen von den Beobachtungen

ni) m een 1 In

=

n=24|n=12|n 8| n 6 n 4| n=3|n Aın 12 |

10.85 | 10.86 | 10.81 110.82 10.82 | 11.13 0.40 | —. 0.39 0.44 | —0.43 | —0.43 | 1.12

10.53 10.54 | 10.49 | 10.52 | 10.43 | 10.59 —0.36 | 0.35 —0.40 | 0.37 | 0.46

0.00

10.58 | 10.50 | 10.45 | 10.48 | 10.33 | 10.90 | +0.09 | +0.01 | —0.04 | 0.01 | 0.16 | +0.41

10.71 | 10.72 | 10 68 | 10.73 | 10.50 | 11.17 | +0.43 | +0.44 | +0.40 | -+0.45

+0.22 | 40.89

11.20 | 11.21 | 11.18 | 11.23 | 10.95 | 11.67 | 40.72 | 40.73 | 40.70 | +-0.75 |+0.47 | +1.19 11.92 | 11.92 | 11.89 | 11.96 | 11.65 | 12.37 | 4-0.43 | 40.43 | +0.40 | +0.47 | —+0.16 | —+0.88 12.81 [12.81 | 12.78 | 12.86 | 12.53 | 13.23 | 0.20 | 0.20 | —0.23 | —0.15 | 0.48 | +0.22

13.82 13.76 | 13.79 | 13.87 | 1356 | 14.17 | —0.35 | —0.41 | 0.38 | —0.30 | 0.61

0.00

14.88 | 14.86 | 14.85 | 14.93 | 14. 64 | 15.15 | 0.26 | 0.28 | —0.29 | 0.21 | 0.50 | +0.01 15.91 15.89 [15.88 | 15.96 | 15.72 | 16.09 —0.22 0.24 | 0.25 | —0.17 | 0.41 | 0.04 16.85 | 16.83 | 16.81 | 16.90 | 16.72 | 16.93 0.21 | —0.23 0.25 016 du 17.63 | 17.61 | 17.59 rer: 1756008 | 0) | == 0.1501 18.19 | 18.18 | 18.15 | 18.22 | 18.20 | 18.09 0.04 | +0.03 0.00 | +0.07 | +0.05 | —0.06 18.51 | 18.50 | 18.47 | 18.52 | 18.59 | 18.33 | +0.16 | +0.15 |-+0.12 | +0.17 | +0.24 | -- 0.02 18.46 | 18.54 | 18.51 | 18.56 | 18.69 | 18.32 | +0.22 | +0 30 | -++0.27 | +0.32 | +0.45 | +0.08

18.33 | 18.32 | 18.28 |18.31 |1852 [18.05 | +0.28 | +0.27 | 40.23 | 40.26 +0.47

0.00

17.84, 17.83 [17.78 17.81 | 18.07 | 17.55 | —0.10 —011 | —0.16 | 0.13 | +0.13 | —0.39 17.12 1742 47.07 117.08 | 17.37) 16.85 | 0.10 | =0.10 | 0.15 |-0.14 | 0.15 | 0.37

16.23 | 16.23 | 16.18 | 16.18 | 16.49 [15.99 | 0.15 | 0.15 | 0.20 | 0.20 1, 40.11

0,39

15.22 | 15.28 | 15.17 | 15.17 | 15.46 | 15.05 | 0.06) 0.00 1 —0.11 1 —0.11 |+0.18 | —0.23 14.16, 14.18 |14.11 |14.11 | 14.38 | 14.07 +022|+024 |+0.17 +0.17 |Loas) +0.13 13.13) 13.15 [13.08 | 13.08 | 13.30 [13.13 | +0.04 | +0.06 | —0.01 | —0.01 |+0.21 | +0.04 12.19| 12.21 |12.15 | 12.14 | 12.30 | 12.29 —0.02 | 0.00 | —0.06 | 0.07 | +0.09 | +0.08

11.41| 11.43 11.37 | 11.37 | 11.46 | 11.61 0.20 | 018 | 0.24 a DE ee 0

Mittlere Fehler Mittlere Fehler | +0.29| +030 | +0.30 | +030 | +035 | +0.42° 0.29) #0.30 | #0.30 | #0.30 | #0.35

> 25%

0.00

+0,42

196 Dr. Paul Schreiber. (p. 60)

von den beobachteten Grössen. Darunter sind noch die mittleren nach der Formel V7?:24 berechneten Fehler angegeben.

Tabelle 10 Formel: «,+tu, sin (U, +x) + u, sin (U, +2«).

1 t PD -

-— mm mn eo mo % 00

16

Berechnete Temperaturen Abweichungen von den Beobachtungen

7 BnjnE 6 4.0 12 Br Te | 10.90 10.92 10.90 | 10.78 10.95 —035 | —0.33| —0.35 | 047 | 0.30 10.48 10.49 10.50 | 10.31 10.51 0.41 | 0.39 | 0.39 | 0.58 | 0.38 | 10.44 | 10.34 | 10.37 | 10.16 | 10.33 0051 0.15 Br0. 0332 076) 10.52, 10.51, 10.53] 10.38 | 10.43 +024| +0.23) +0.25| +010| +0.15 11.01 10.99 | 11.00] 10.95 10.82 +0.53| +0,51 | +052| +0.47| +0.34 11.78 | 11.76 11.74) 11.82] 11.49 +0.29 | +0.27|+0.25| -+033| 0.00 12.76 | 12.75 12.70| 12.90 | 12.40 —0.25 | —0.26 | 0.31 | 0.11 | 0.61 13.87 | 13.82| 13.79| 14.08 13.48 —.0.30 | 0.35 | 0.38 | 0.09 | 0.69 15.02, 15.02] 14.93 | 15.26 | 14.64 —0.12 | 0.12 | 0.21 | + 0.12 | 0.50 16.10 | 16.11) 16.03 | 16.31 | 15.80 —0.03 | —0.02 | 0.10 | + 0.18 | 0.33 17.04 | 17.04 | 16.99 | 17.18 16.85 —0.02 | 0.02, 0.07 | +0.12 | 0.21 17.704 07:77. 07:74. |194811 17.72 +0.06 | #006 | +0.03 | +0.10 | + 0.01 | 18.25 | 18.24) 18.24 | 18.18 | 18.33 +0.10 | 40.09 | +0.09 | +0.03 | + 0.18 18.46 | 18.44 | 18.47 | 18.32) 18.66 +0.11 | +#0.09 | + 0.12 | —0.03 | +0.31 18.32| 18.39 | 18.42 | 18.23 | 18.69 +0.08 | +0.15 | +0.18 | 0.01 | + 0.45 18.13] 18.10 | 18.13] 17.96 18.44 | +0.08 | +0.05 | +0.08 | —0.09 | +0.39 17.64 | 17.62| 17.61 | 17.52 17.93 0.30 | 0.32 | 0.33 | 0.42 | 0.01 16.98 | 16.96 | 16.92 | 16.94 | 17.22 —0.24 | 0.26 | 0.30 | —0.28 | 0.00 16.18) 16.17 | 16.09| 16.22 16.35 | 020 | 0.21 |=-0.29| =0.16 |==0.03 15.27 | 15.34 | 15.17 | 15.37 15.39 | 0.01 | 40.06 0.11) +0.09 | +0.11 14.30 | 14.33) 14.20 14.43 14.38 +0,36 | +0.39 | +0.26 | 40.49 | + 0.44

13.32| 13.36 | 13.23| 13.43 | 13.37 12.39 | 1242| 12.32| 12.43 12.43 11.56 11.59 | 11.52) 11.52| 11.61

+.023| +0.27 | +0.14| +0.34 | 0.28 +0.18| 40.21 | +0.11 | +0.22 | + 0.22 —0.05 | —0.02 | 0.09 | —.0.09 0.00

Mittlere Fehler | +0.26| +025| +0.27| + 0.30 | +0.35

Eine gute Uebersicht der Bedeutung dieser Resultate findet man auf Taf. 3. Durch die ausgezogenen Curven wurden hier die Bilder dargestellt, welche zuerst die Formel «+, sin (U,+x) nach 24-, 12-, S-, 6-, 4- und 3 maligen Beobachtungen im Laufe eines Tages von der Gestaltung der täg- lichen Wärmeschwankungen (Tabelle 9) liefert. Die thatsächlich durch die Beobachtungen gefundene Curve ist durch gestrichelte Linien neben jeder der

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 61) 197

theoretischen Curven angegeben worden. Man sieht, dass schon die einfachen Sinuseurven das Gesetz der täglichen Periode der Temperatur gut zur Dar- stellung bringen. Nur die Bewegung der Temperatur um die Zeit des Minimums herum fügt sich der einfachen Sinuslinie nicht.

Dabelle 41: Formel: «,—+tu, sn (U, +2) + u, sin (U, +22) -+u, sin (U, +38).

Berechnete Temperaturen Abweichungen von den Beobachtungen

|

4 |. Bu er Sa 12 Bes 8 za = | | | | | I 1 | 11.16) 11.14 |11.13 | 10.84 | | 0.09 | or | 0.12 | —o.A1 2 | 10.72| 10.71 | 10.77 1031 | 02018 01%, 058 3 | 10.53| 10.43 | 10.52 |10.10 + 0.04| 0.06 | +.0.03 | —0.39 4 | 10.40 10.42 | 10.48 10.28 | | +012) +0,14) +0,20 | 0.00 5 | 10.75 | 10.77 | 10.77 |10.88 | + 0.27 | +0.29 | +0.29 | 40.40 | 6 | 11.54) 11.54 | 11.47 |11.82 | 40.05 | +0.05 | 0.02 | + 0.33 | 7 | 12.66 | 12.66 112.54 [12.96 | | —0.35 | 0.35 | 0.47 | 0.05 | 8-1 13.99 | 13.91 |13.85 |14.17 | 048.1. 0.96 | .0:331...0:00 9 | 15.27 | 15.24) 15.17 |15.32 +0.13 | +0.10 | +0.03 | + 0.18 10 | 16.34 | 16.33 | 16.30 16.31 | +0.21 | +0.20 | +0.17 | + 0.18 10. 117.13| 17.13 | 17.14 | 17.12 | | 4.0.07 | + 0.07 | + 0.08 | + 0.06 12 | 17.64 | 17.67 | 17.68 | 17.72 0.07 | 0.04 | 0.03 | +0.01 | 13 | 17.99 | 18.02 | 18.01 |18.12 | 0.16 | —0.13 | 0.14 0.03 | | 14 | 18.22) 18.22 18.19 |18.32 | | 0.131 —0.13 | 0.16 | 0.03 | 15 | 18.23| 18.30 | 18.27 | 18.30 | | 0.01) +0.06 | +0.03 | +0.06 | 16 | 18.25 | 18.20 | 18.18 | 18.05 10.20) -+015| +013| 0.00 17 | 17.90 | 17.84 | 17.84 | 17.59 | —0.04 | 0.10 | 0.10 | 0.35 18 | 17.22 17.18 17.19 | 16.94 | 0.00 | —0.04 | 0.03 | 0.28 19 | 16.27 | 16.26 16.24 | 16.15 | 0.111 —0.12| 0.14 | 0.23 | | 20 | 15.15| 15.24 | 15.11 | 15.28 | | —0.13| 0.04 | 017] 0.00 | 21 | 14.05) 14.11 13.96 |14.36 | | +0.11 | 40.17 | +0.02 | +0.42| 22 13.08 13.14 | 12.96 | 13.43 | —.0.01 | 0.05 | 0.13 | +0.34 | 23 | 1229| 12 311217 12.49 | +0.08 | 40.13 | 0.04 | +0.28 24 | 11.68, 11.68|11.58 11.61 +0.07, 40.07, —0.03, 0.00]

Mittlere Fehler | +0.17| +0.17| +0,19) +0,30

Nimmt man das nächste Glied «, sin (U,+2.x) hinzu, so macht sich die Sache schon besser. Die Curven der Gruppe II sind nach Tabelle 10 entworfen. Sehr gut stellen die Curven, welche unter Verwendung der Glieder

198 Dr. Paul Schreiber. (p. 62)

der Bessel’schen Formel bis zum dreifachen Winkel (Tabelle 11) erhalten wurden, die ganze Erscheinung dar.

Besonders beachtenswerth ist, dass die Zahl der Beobachtungen nur einen sehr geringfügigen Einfluss hat.

Speciellere Untersuchung über die Zeiten des Eintritts der Extreme und des Tagesmiittels.

In Tabelle 4 sind die Zeiten der Maxima und Minima enthalten, wie sie an den einzelnen Tagen des Juni 1587 sich wirklich ereignet hatten. Wie bereits erwähnt, fiel im Mittel das Minimum 3.3 Stunden nach .Mitter- nacht, das Maximum 2.3 Stunden nach Mittag. Beide Werthe sind mit einem mittleren Fehler von eirca + 0.3 Stunden bestimmt.

Ich will diese Zeiten der Extreme also 33 für das Minimum und 143 für das Maximum als Normalwerthe erster Art bezeichnen.

Wir können diese Zeiten noch auf andere Weise ableiten.

So geben für den Juni 1887 die einfachen Monatsmittel der Beobach- tungsstunden, wie sie Tabelle 5, Spalte 1 enthält, die folgenden Zeiten'):

Minimum: 3.99,

I. Medium: 8.40,

Maximum: 14.1 8,

II. Medium: 20.63. Verwendet man dagegen die um den Mittagspunkt gedrehte und so periodisch gemachte Reihe in Spalte 2 der Tabelle 5, so erhält man folgende Werthe für Extreme und Media, die ich als Normalwerthe zweiter Art

bezeichne: h h Minimum: 4.01, I. Medium: 8.36,

h h Maximum: 14.14, II. „20.56.

Die Drehung hat also eine kleine Verschiebung bewirkt.

1) Das hierbei angewendete Verfahren habe ich im Jahrbuche des königl. sächs. meteorologischen Instituts 1887, Abth. III, Seite 120 ausführlich dargestellt; ich verweise hier einfach darauf.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 63) 199

Von den Normalwerthen der ersten Art weichen die letzten Zahlen bedeutend ab. Die erstere, zweifellos correctere Methode ergiebt die Zeit des Minimums um volle 0.7 Stunden zeitiger. Besser stimmen beide Arten der Ableitung der Zeit des Maximums.

Es ist nun leicht einzusehen, dass dieselben Ermittelungen sich mit allen Amplitudenreihen der Tabellen 7, 9, 10 und 11 vornehmen lassen. Dies habe ich ausgeführt und wurden die Resultate in den Tabellen 12 und 13

zusammengestellt.

Dabelle 12: Zeiten der Extreme und Media nach den Amplitudenreihen der Tabelle 7.

Npuepawn-

m

Minimum I. Medium Maximum I. Medium

der ER der Zeit Abweich.v. ornalggeril Zeit ee Zeit Abweich.v.Normalwerth| Zeit ri

derselben I. Art | I. Art derselben‘ werth II [derselben II. Art I. Art derselben! werth II erstes Glied allein | 2.72 | 1.27 | —0.57 | 8.72 | +0.32| 14.72 +0,55 | +0.40 | 20.72, -H 0.09 zwei Glieder 298 | —1.01 | —031[859 |, +0.19 | 14.37| +0.20 | + 0.05 | 20.88) + 0.25 drei 354 | —045 | +025| 8.45 | +0.05 | 15.12| +0.95 | + 0.80 | 20.67 , + 0.04 vier " 3.74 | —0.25| +0.45[ 8.39 —001| 1441, +0.24, +0.09 | 20.68 | + 0.05 fine 4 ®,, 3.91 | —0.08 | +0.62 | 8.35 | 0.05 [| 14.10 | —- 0.07 | 0.22 | 20.86 +0.23 sechs 4.01 | +0.02 | + 0.72 | 8.38 | 0.02 | 14.37 | + 0.20 | + 0.05 | 20.64 | —+ 0.01 sieben „, 4.05 | 0.06 | + 0.76 | 839 | 0.01 | 14.22 | + 0.05 | 0.10 | 20.66 | + 0.03 acht 398 | —0.01 | +0,69 | 8.39 | —0.01 | 14.07! —0.10 | 0.25 | 20.64 | + 0.01 neun U, 4.01 | +0.02| +0.72| 8.40 | 0.00 | 14.11 | 0.06 0.21 | 20.63| 0.00 . zehn = 4.00 | +0.01 | +0.71 | 8.40 0.00 | 14.15 | 0.02 | 0.17 | 20.63 0.00 . elf 2 3.99 0.00 | +0.70| 8.40 | 0.00] 14.17) 0.00 | —0.15| 20.63 | 0.00 zwWOllEE 399 0.00 | +0.70 | S.40 | 0.00 14.17 0.00. —.0.15 | 20.63 0.00

Den Zeiten selbst sind die Abweichungen von den Normalwerthen beider Art beigefügt.

Wie man sieht, stellt die Bessel’sche Formel mit nur wenig Gliedern die Zeiten des Durchgangs der Curve durch das Mittel gut dar.

Dasselbe gilt bezüglich des Maximums; die starken Abweichungen bei der aus der Formel bis zum dreifachen Winkel sich ergebenden Amplituden- reihe werden wohl hier zufällig sein, da ja die einfachere, aus nur drei Gliedern bestehende Formel das Maximum der Zeit nach gut zur Dar-

stellung bringt.

200 Dr. Paul Schreiber. (p. 64)

Bemerkenswerth ist, dass die Gleichung bis zum dreifachen Winkel die Zeit des Minimums angiebt, welche der correeten Bestimmung am nächsten liegt.

Tabelle 135.

Zeiten der Extreme und Media nach den Stunden-Temperaturreihen der Tabellen I—11.

Anzahl Minimum I. Medium Maximum II. Medium der der Zeit |Abweich.v. Normalwerth| zeit nee Zeit RESET TER | at: Apvekun Glieder | Beobachtungen derselben IH. Art | I. Art derselben) werth IT [derselben II. Art | I. Art [derselben] werth II

| | | | eins | 24 2.36 | —1.65 | 0.93 | 8.66 | +0.30 | 14.36) + 0.22 | +0.04 | 20.66 40.10 & 12 2.65 | —1.36 | —0.64| 8.69 | +0.33 | 14.65! +0.51 | + 033 | 20.69| + 0.13 ir S 2.65 | —1.36 | 0.64 | 8.65 | + 0.29 | 14.65 | + 0.51 | +033 | 20.65 | + 0.09

6 9.64 | —137| —065| 8.61 | +025| 14.64| 0,50 | 0.32 | 20.611 0.05 es 4 2.87 | —114| —0.42 | 8.89 | 40.53 | 14.87| +#0.73 | + 0.55 | 20.89 | + 0.33 s 3 2.46 | —1.55 | —0.83| 8.45 | +0.09 | 14.46 | + 0.32 | + 0.14 | 20.45 | 0.11 zwei 24 283 | —ı1.18| —0.46| 857 | 0.21 | 1410| 0.04 | 0.22 | 20.77 | +02ı & | 12 2.97 | —1.04| —0.32| 8.58 | +0.22 | 14.30| +0.16 | 0.02 | 20.81 | +0.25 3 S 2.95 | —1.06 | 0.34] 8.61 | +0.25 | 14.32| + 0.18 0.00 20.71) 40.15 » 6 2.91 | —1.10 | 0.38 | 8.37 | 40.01 | 14.11 | 0.03 | 0.21 | 20.90 + 0.34

: 4 3.14 0,87) 0.15 8.39 | +0.53 | 14.61! +0.47 | +0.29 20.87) +0,31 drei 24 3.87 | —0.14| +058| 8.41 | +0.05 | 15.55 | 41.41 | + 1.23 | 20.57 | + 0.01 R 12 3.53 | —0.48 —+0.24| 8.46 | + 0.10 | 14.92) + 0.78 | + 0.60 | 20.64 | +0.08 > | S 3.62 | 0.39 | +0.33 | 8.48 | +0.12| 14.97 +0.83 | + 0.65 | 20.55 0.01 ; | 6 3.04. | 0.97 0.25 | 8 30 | 0.06 14.41| + 0.27 | +0.09 | 20.83 | 40.27

- Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 65) 201

IV. Sehlussbetrachtungen. Thesen. Entwickelung eines graphischen Verfahrens.

Die Anforderungen, welche im Laufe der Zeit von den verschiedenen Forschern an die Bessel’sche Formel gestellt wurden, sind sehr verschiedener Art. Es wird einer Trennung dieser Ansichten bedürfen, wenn es sich darum handelt, klar zu werden über das, was das Rechnungsverfahren zu leisten vermag.

I. Naturgemäss wird die Bessel’sche Reihe stets einen Näherungsausdruck für eine unbekannte mathematische Formel liefern. Hierfür sprechen die theoretischen Grundlagen, welehe eben mit aller Schärfe nachweisen, dass jede Function durch die Sinus-Cosinus-Reihe dargestellt werden kann, wenn die Üoefficienten nach bestimmten Gesetzen abgeleitet werden. Das Rechnungsverfahren ist also wissenschaftlich voll begründet.

Eine andere Frage wird die sein, ob es in allen Fällen vom praetischen Standpunkte aus empfehlenswerth ist. Die Darstellung einer Reihe Beobachtungs- grössen durch die Bessel'sche Formel wird practisch nur dann einen Sinn haben, wenn man mit wenig Gliedern die Beobachtungen innerhalb der Grenzen ihrer Genauigkeit auszudrücken vermag.

Es könnte die Ableitung einer grösseren Zahl von Coeffieienten nur dann einen Zweck haben, wenn man glaubt, jedem derselben eine gewisse Bedeutung zuschreiben zu dürfen. Alsdann würde man hoffen können, aus der Bearbeitung verschiedener Beobachtungsreihen Gesetze zu erhalten.

Reicht man mit drei Gliedern aus, um eine Curve darzustellen, welche der aus 24 oder mehr beobachteten Werthen erhaltenen sich soweit an-

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 26

202 Dr. Paul Schreiber. (p. 66)

schmiegt, dass sie den Verlauf der Erscheinung innerhalb der Genauigkeits- grenzen in den Hauptzügen zur Darstellung bringt, so kann man nicht mehr verlangen.

Die 24 oder noch mehr Beobachtungen “werden dann durch drei lineare und drei Winkelgrössen ersetzt. Die Gesetze der Erscheinung lassen “sich alsdann kurz präeisiren und namentlich hat man Ausdrücke, mit denen man bei irgend welchen theoretischen Untersuchungen han- tiren kann. Dieselben lassen sich in Formeln mit einflechten.

Von diesem Standpunkte aus muss man behaupten, dass es in der Meteorologie wohl wenig Vorgänge giebt, auf welche die Bessel’'sche Formel besser und zweckmässiger anwendbar ist, als die tägliche periodische Aenderung der Temperatur.

Ein Blick auf die kleine Tabelle 6, welche die Zusammenstellung der Coefticienten der Bessel’schen Formel enthält, lässt erkennen, dass eigentlich nur das erste Glied der Reihe von hervorragender Bedeutung ist. Die anderen Glieder bedingen Correeturen der wahren Amplituden, die sich nur in den Zehnteln eines Grades bewegen, wobei allerdings durch Summirung Werthe entstehen können, die bis nahe an einen Grad heranreichen.

Von ein und derselben Ordnung sind die linearen Constanten (u) des zweiten und dritten Gliedes, sie betragen ungefähr je 17 des Coefncienten des ersten Gliedes.

Etwa die Hälfte kleiner und wieder als gleichwerthig erscheinen die Öoeffieienten des vierten und fünften GJiedes. Die anderen Coefficienten sind so unbedeutend, dass sie eine der Amplituden im ungünstigsten Falle um 0.2 beeinflussen könnten, wenn sie alle mit gleichen Vorzeichen in ihren Maximal- werthen zusammenwirken würden. Das wird natürlich nur selten vorkommen, wenn es auch nicht unmöglich ist, wie aus "Tabelle % hervorgeht. Dadurch, dass nur drei Glieder zur Darstellung der Periode verwendet werden, wird ein Maximalfehler von 0.5 erreicht werden können.

Die Tabelle 7 lässt aber erkennen, dass die drei ersten Glieder die Beobachtungen genauer darstellen, als letztere selbst die Gesetze der täglichen Periode zum Ausdruck bringen. Sogar in dem Falle, dass man die Curve einfach als eine Sinuslinie auffasst, ist der mittlere Fehler nicht viel grösser,

als die Genauigkeit der Beobachtungswerthe selbst.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel, (p- 6%) 203

Von besonderem Interesse ist der Umstand, dass zum Studium der Ge- setze der täglichen Periode stündliche Beobachtungen gar nicht nöthig sind. Vierstündliche Ablesungen (Tabelle S) Oh, 4b, Sh, 12h, 16h, 20h, 24h geben bis auf 'Tausendstel eines Grades denselben Mittelwerth, wie stündliche Be- obachtungen. Der Coeffieient x, und die Winkelgrösse U, werden fast identisch gefunden, nur die anderen zwei Glieder der Reihe erhalten etwas abweichende (Gestaltung.

Bei dreistündlichen Beobachtungen weicht zwar das Mittel etwas stärker ab, die Constanten der Reihe werden aher bereits so gut erhalten, als man es nur wünschen kann. Wie gut sich die Function zur Reihen- entwickelung eignet, erkennt man so recht aus dem Verlaufe der aus 3, 4, 6, 8, 12 und 24 Beobachtungen hergeleiteten Coefficienten, die in Tabelle 8 zu- sammengestellt sind.

Die Aenderung derselben bei Hinzunahme von immer mehr Beobach- tungen ist so geringfügig, dass man fast mit Sicherheit annehmen kann, die aus 24 Beobachtungen hergeleiteten Ooefficienten der ersten zwei Glieder entsprechen den Werthen, welche die strengen Ausdrücke Ira cos mx und I) sin ma ergeben würden, wenn f(z) be- kannt wäre. '

Allerdings würde diese f(x) nicht der wahre Ausdruck der täglichen Periode sein, sondern die Curve darstellen, welche wir im Juni 188% ge- funden haben.

II. Eine weitere Frage ist die, in wie weit man die Bessel’sche Formel als Interpolationsformel wird verwenden können. Es ist bisher öfters die Meinung ausgesprochen worden , dass „die Bessel’sche Gleichung bloss als gute Interpolationsformel einen Zweck habe.“

Dieser Ansicht muss man, wie ich glaube, entschieden ent- gegentreten.

Eine Interpolation ist nur dann mit einiger Aussicht auf Sicherheit der interpolirten Werthe möglich, wenn die Beobachtungen ausreichen, um das Gesetz der Erscheinung in der Hauptsache zur Darstellung zu bringen.

204 Dr. Paul Schreiber. (p- 68)

Das eine wird man festhalten müssen, dass fehlende Beobach- tungen durch keine noch so grosse Rechenkunst ersetzt werden können und dass jede Missachtung dieser Regel sich selbst strafen muss.

Sowie man aber diese Bedingung erfüllt hat, dann muss jeder mathe- matische Ausdruck, der correet zur Darstellung der Erscheinung auf Grundlage der Beobachtungen construirt worden ist, zur Inter- polation derjenigen Funetionswerthe verwendet werden können, für welche directe Beobachtungen nicht vorliegen.

Wie viel Beobachtungen nöthig sind und wie dieselben vertheilt sein missen, das hängt ganz von der Natur der Erscheinung ab, und zweifellos ist es.besser, mehr zu beobachten, als auf die zweckmässige Beschaffung des Materiales an T’hatsachen wenig bedacht zu sein und dafür umständliche und kunstvolle Rechnungen auszuführen.

Die Bessel’sche Formel wird eine Curve liefern, welche den be- obachteten Punkten sich ganz anschliesst oder doch in deren Nähe vorüber- geht. Sie wird die einzelnen Punkte durch gerade oder nur schwach ge- kriimmte Linien verbinden. Liegen die beobachteten Punkte gleichmässig vertheilt oder doch so, dass ihre wahren Verbindungslinien gerade oder schwach gekrümmte Curven sind, so werden die Zwischenpunkte durch die Formel gut dargestellt werden.

Man darf aber nie vergessen, dass durch eine kleine Zahl gegebener Punkte sich eine unendliche Zahl von Curven legen lässt und dass demnach bei aussergewöhnlich complieirten Functionen die Sicherheit der Interpolation um so problematischer wird, je weiter die beobachteten Ordinaten von ein- ander abstehen.

Selbst dann, wenn man m Beobachtungen durch einen m gliederigen Ausdruck genau darstellt, ist die Sicherheit der Interpolation nicht verbürgt. Dies ist, worauf icn schon früher aufmerksam gemacht habe, nur möglich, wenn die mtehlerfreien Beobachtungen eine Erscheinung darstellen, deren Function durch m Glieder der Bessel’schen Reihe sich genau dar- stellen lässt.

Sind hierzu mehr Glieder nöthig, so erhält man als die Coefficienten

nur Näherungswerthe für die durch bestimmte Integrale definitiv wahren

Untersuchung über das Wesen der bessel'schen Formel. (p. 69) 205

Zahlen und die Gleichung kann den Funetionsverlauf nicht in allen 'T'heilen genau darstellen.

Damit soll aber nicht gesagt sein, dass die Bessel’sche Gleichung nicht unter Umständen eine sehr gute Interpolationsformel sein kann. Sie wird dies bei allen solchen Funktionen sein können, die sich wesentlich als Sinuscurven darstellen, und hierzu gehört die Curve der täglichen Periode der Lufttemperatur.

Für das vorliegende Problem eignet sich auch aus diesen Gründen die Reihe vorzüglich. Man erkennt dies aus den Zahlen der Tabellen 9 bis 11, sowie den Darstellungen auf Taf. 3.

Die Curve 6 ist hier aus blos dreimaligen Beobachtungen hergeleitet und bringt den grössten T'heil der Curve zur Darstellung nach der einfachen Formel „+, sin(e+U,). Die Lage des Maximums und der Media sind vorzüglich dargestellt, weil in diese Zeiten die Beobachtungen fallen, das Minimum wird wegen fehlender Beobachtungen schlecht ausgedrückt.

Die aus viermaligen Beobachtungen nach derselben Formel erhaltene fünfte Curve (Taf. 3) bringt das Minimum besser, Media und Maximum schlechter zur Darstellung, weil die Beobachtungen ersterem günstig, den letzteren fern liegen.

Ganz vorzüglich stellt die aus nur sechs Beobachtungen nach der bis zum dreifachen Winkel gehenden Reihe berechnete letzte Curve die ganze Erscheinung dar. Hier liegen die Beobachtungen günstig, um den Charakter des Vorganges klar zu stellen.

Wollte man diese sechs Beobachtungen auf das Tageslicht vertheilen und die Nachtzeit vernachlässigen, so würde die Reihe trotz derselben Zahl der Beobachtungen ein ganz falsches Bild der Periode ergeben. Noch besser würde aber das Bild werden, wenn man die Beobachtungen O0" und 205 auf etwa 25 und 6& verlegen würde. Da von 16h bis 2b (des anderen Tages) sich die Temperatur nahe proportional der Zeit ändert, kann man einfach zwischen diesen Punkten eine gerade Linie legen und so correet und begründet ohne jede Formel die Interpolation vor- nehmen, während um die Zeit des Minimums die Beobachtungen auf keinen Fall fehlen dürfen. Dasselbe gilt natürlich auch vom Maximum. Nach

206 Dr. Paul Schreiber. (p. 70)

meiner Ansicht soll man überhaupt eine Interpolation nur dann ausführen, wenn man keine Formel dazu braucht.

Die Interpolation muss stets graphisch vorgenommen werden und die Entwickelung der Reihe darf erst auf Grund der so ver- vollständigten Curve stattfinden.

Il. Hiermit zusammen hängt die Anwendung der Bessel’schen Formel zur Bestimmung der Lage und Grösse der Extreme der Function.

Man kann wohl mit Recht behaupten, dass in den meisten Fällen die öntwickelung der Üoefficienten der Bessel’schen Formel in der Absicht vor- genommen worden ist, mit deren Hilfe die Lage der Maxima und Minima zu bestimmen.

Hierzu hat man vorgeschlagen, die Reihe zu differentiiren und dann zu ermitteln, für welche Werthe der unabhängigen Variabelen x der Differentialquotient durch Null geht.

Das Verfahren erscheint oft sehr angezeigt. Für manche Erschei- nungen, so z. B. die tägliche Periode der Windstärke, Bewölkung ete., erhält man aus stündlichen Beobachtungen eines Monates so unregelmässig auf- und niederschwankende gebrochene Linien, dass aus ihnen nur mit Mühe und Willkürlichkeit das Grundgesetz des Verlaufes erkannt werden kann. Hier kann durch Darstellung derselben mittels der Bessel’schen Formel eine Curve erzielt werden, welche höchst wahrscheinlich eine weit grössere Berechtigung hat, als die nach dem immer mehr um sich greifenden meteorologischen Aus- gleichungsverfahren sehr zweifelhaften Werthes ((a+25-+c):4) hergeleitete Linie. An ersterer Curve wird man dann Lage und Grösse der Extreme und die Zeiten der Media bestimmen können.

Ob es sich aber empfiehlt, hierzu die Differentialreihe zu verwenden, muss bezweifelt werden. "Theoretisch mag es am correctesten sein, practisch ist es aber entschieden am weitläufigsten.

Ich glaube, dass das von mir in Anwendung gebrachte Verfahren sich am meisten empfehlen und in jedem Falle hinlänglich genau genug sein wird.

Aber auch hier muss man sich stets vergegenwärtigen, dass die nach der Bessel’schen Gleichung eonstruirten Uurven die Lage der Extreme mehr

oder weniger falsch ergeben werden.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. il) 20%

Dies wird um so mehr erwartet werden müssen, je weniger Glieder der Formel entwickelt werden. Hauptsächlich wird es aber auch hier auf die Beobachtungen ankommen. Gut angeordnete Versuche, welche die Extreme scharf und richtig hervortreten lassen, werden auch eine Reihe liefern, durch die diese Erscheinungen genügend richtig zur Darstellung gelangen.

Hervorgehoben muss auch hier werden, dass die volle Darstellung von m fehlerfreien Beobachtungen durch m Glieder nur dann die wahren Lagen der Extreme liefern wird, wenn die Function überhaupt durch m Glieder darstellbar ist.

Wie weit die Bessel’sche Formel in dieser Beziehung auf das Problem der täglichen Wärmeschwankung anwendbar ist, wird sich aus den Tabellen 12 und 13 ergeben.

Man erkennt hier, dass die Vereinigung einer genügenden Anzahl von Gliedern die Extreme auf geringe Bruchtheile so ergiebt, als sie sich aus den Beobachtungen mittels des erwähnten Verfahrens ableiten lassen. Schon bei drei Gliedern ist die Uebereinstimmung nach meiner Meinung genügend. Man muss nur die grossen Differenzen in Rücksicht ziehen, welche die Normalgrössen I. und I. Art (Seite 198) zeigen.

Allerdings erreichen die Differenzen zwischen Beobachtung und Rech- nung beim Maximum Werthe bis zu einer Stunde und sogar noch darüber.

Man müsste also Wild, der die Bessel’sche Reihe deshalb verwirft, weil sie die Lage der Extreme nicht genau zur Dar- stellung bringt, vollständig Recht geben, wenn man anerkennen müsste, dass eben diese Forderung voll berechtigt ist. Das muss aber bestritten werden. Man möge sich die Curven der Taf. 3 ansehen. Zur Zeit des Maximums ändert sich die Temperatur so wenig, dass es schwer ist, zu sagen, auf welche Zeit das Maximum eigentlich fällt. Es dauert eben einige Stunden an, ist bald etwas früher, bald später, und ein einziger "Temperatursturz während eines Gewitters kann auf Jahre hinaus die mittlere Lage des Maximums wesentlich beeinflussen.

Je mehr Jahre zur Ableitung der Gesetze der täglichen Periode ver- wendet werden, um so flacher wird die Curve zur Zeit der Extreme. .

Hierfür findet man Belege genug in dem eingangs erwähnten Werke Wild’s über die T'emperaturverhältnisse des russischen Reiches.

208 Dr. Paul Schreiber. (p. 72)

Hier stehen z. B. folgende T’emperaturmittel:

h ' Jah ' h 0 Bewegung Kathari ag ake) re, April 1p:4.12 0 atharinenburg ahr pri 1“ Fr 0.09 ne oder Titlis: 10 Jahre, Mai r : 1 085 ee RER 3 479 0.26 i re.

In Katharinenburg wird das Maximum zwischen 1 und 2 Uhr liegen. Eine Aenderung der Stundenmittel

4.10 4.21 4.10 würde diese Zeit auf genau 2% stellen. Ein einziges Hundertstel mehr, also 4.09 4.21 4.11

liefert aber das Maximum zwischen 2 und 3 Uhr. Ich glaube kaum, dass 18 Jahre die Stundenwerthe der T’emperatur auf Hundertstel gerade absolut sicher geben werden, wenigstens sprechen hiergegen die Erörterungen des IH. Capitels ganz entschieden. Aehnlich ist dies bei den zehnjährigen Beobachtungen in Tiflis. Variirt man hier die Stundenwerthe für 2% und 31 um nur wenige Hundertstel eines Grades, so treten weitgehende Aenderungen

in der Lage des Maximums ein.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 73) 209

""Phesen.

Aus allen diesen Betrachtungen scheint mir Folgendes bestimmt her- vorzugehen :

1) Die Bessel’sche Formel ist geeignet, schon durch wenig Glieder die Gesetze der täglichen Periode der Lufttemperatur zur. Darstellung zu bringen.

2) Die Coefficienten der Reihe lassen sich aus wenigen passend ver- theilten Beobachtungen ableiten und es können mittels der so erhaltenen Formel die Zwischentemperaturen gut abgeleitet werden.

3) Eine genügende Anzahl von Gliedern giebt die Lage der Extreme hinlänglich übereinstimmend mit den Werthen, welche aus den Beobachtungen

direct nach anderen Methoden erhalten werden.

In Anbetracht der grossen Unsicherheit im Auftreten der Extreme können die Abweichungen, welche sich bei der Verwendung nur weniger Glieder der Reihe ergeben, als Grund zur Verwerfung des Rechnungsverfahrens nicht anerkannt werden.

Hierzu kommen noch bezüglich der Anwendung der Bessel’schen Reihe auf die anderen Probleme der Meteorologie die folgenden "Thesen :

4) Die von Weyrauch geforderte volle Darstellung der m Beobachtungen durch m Glieder der Reihe ergiebt nur dann wahre Werthe der Coefficienten, wenn die Beobachtungen selbst fehlerfrei sind und die Function durch m Glieder der Reihe genau darstellbar ist.

Da dies meist micht der Fall sein wird, wird die rein algebraische Be- handlung der Aufgabe nur Näherungswerthe der Coefficienten ergeben. Die Zahlen werden um so fehlerhafter werden, je höher ihre Ordnungszahl ist.

Nova Acta LVII. Nr. 3. 27

210 Dr. Paul Schreiber. (p. 74)

5) Da unter den öfters angeführten Voraussetzungen jede Function in eine nach dem Sinus und Cosinus der Vielfachen von x fortschreitende Reihe entwickelt werden kann, stehen einer Behandlung des Problems als Aufgabe der Ausgleichungsrechnung keine Bedenken entgegen.

6) Es entspricht nicht dem Wesen der Reihe, wenn man sie zur Inter- polation von fehlenden Beobachtungen in einem grösseren ununterbrochenen Ge- biete der Abscissen aus einer Anzahl von Beobachtungen in den anderen Theilen des Gesammtintervalls verwenden will, ebenso darf nicht als Hauptzweck der Entwickelung die Verwendung zur Ableitung der Extreme und Media be- trachtet werden.

Wie weit sie hierzu befähigt ist, muss stets im einzelnen Falle erst untersucht werden.

Hauptzweck soll und muss stets der sein, durch die Reihe mit mög- lichst wenig Gliedern einen mathematischen Ausdruck für die unbekannte Function zu erhalten, welche die Gleichung für den Verlauf einer Erschei- nung darstellt.

Es genügt dann, wenn die Reihe die Ordinaten mit der Genauigkeit darstellt, welche den beobachteten Grössen selbst zukommt.

7) Da die Coefficienten der Reihe durch bestimmte Integrale definirt sind, entspricht es dem Wesen der Aufgabe am meisten, wenn man die Her- leitung dieser Coefficienten als Näherungswerthe für diese Integrale auffasst und darnach die Rechnung anlegt.

8) Sowohl die rein algebraische Behandlung der Aufgabe, als die An- wendung der Methode der kleinsten Quadrate entsprechen dieser Auffassung bei äquidistanten Beobachtungen. Dagegen ist dies nur bedingt der Fall, wenn die Beobachtungen nicht gleichmässig im Intervall von 0 bis 27 vertheilt sind.

9) Die Auffassung der Herleitung der Coefficienten der Bessel'schen Gleichung als Ermittelung von Näherungswerthen von bestimmten Integralen bietet den Vortheil, die rein numerische Behandlung der Aufgabe durch ein

sehr übersichtliches und bequemes graphisches Verfahren zu ersetzen.

Untersuchung über das Wesen der Bessel’schen Formel. (p. 75) 2a

Entwickelung des graphischen Verfahrens.

Es möge nun noch eine kurze Darstellung dieses graphischen Verfahrens angeschlossen werden. Die hierzu gehörigen Zeichnungen enthalten die Taf. 4 bis 6.

Ich lege dem Verfahren die unperiodische Curve der täglichen Tem- peraturänderung in redueirter Form (Tabelle 5, Spalte 4) zu Grunde, es wurde nur in der ersten Figur der Taf. 4 (Curve der y), wie in den folgenden Zeichnungen dieser und der Taf. 5 für die zu 0 und 24 Uhr gehörigen Ordinaten das Mittel aus den beobachteten Werthen genommen und so erreicht, dass die Curve in sich zurückläuft.

Wir sehen auf Taf. 4 zunächt die Curve der y, welche den beobachteten Verlauf des Phänomens darstellt nach 24 durch Beobachtung festgestellten Punkten.

Die folgenden Figuren auf dieser und der nächsten Tafel enthalten in schwachen Linien die durch die Gleichungen cos, sinz, cos2r, sin 2 u.s. w. bis cos12r bestimmten Curven. Der Einfachheit halber wurden diese trigonometrischen Linien als Gerade gezeichnet. Mit starken kräftigen Linien ist einer jeden dieser Darstellungen die Curve beigefügt, welche man erhält, wenn man die Ordinaten der trigonometrischen Linie mit den zugehörigen y—f(r) multiplieirt. Ich will diese Curven Produeten- eurven nennen.

Die Gleichungen der Producteneurven sind also der Reihe nach y. sin, y.sin?2r bis y.sinll= auf Taf. 4 und y.cosz, y.cos2r bis y.cos 12x auf ar ‘3.

Da für die Coeffieienten der Bessel’schen Gleichung die Ausdrücke

1 I a /u eosmrdr und In = fu sinmzdıx

0 0 eelten, so sieht man leicht, dass zur Ermittelung der a und d„ es darauf ankommt, dass 1) die Formen der Curven ycosmx und y sin mx möglichst exact festgestellt und 2) die Flächeninhalte derselben genau bestimmt werden.

97%

212 Dr. Paul Schreiber. (p. 76)

Was die Formen der Productenceurven betrifft, so werden dieselben sich nur dann streng richtig ergeben, wenn die Amplitudeneurve durch Beobachtung möglichst genau bestimmt wurde.

Um dies recht klar hervortreten zu lassen, habe ich den Fall durch punktirte Linien dargestellt, wo nur sechs Uurvenpunkte dureh vierstündige Beobachtungen gegeben sind. Ich habe diese Punkte einfach durch gerade Linien verbunden, wie dies stets der Fall sein wird, wenn man über den Verlauf einer Erscheinung sonst nichts weiss.

Man sieht aus der ersten Figur der Taf. 4, dass das Mittel der sechs Beobachtungen von dem aus dem Flächeninhalt der wahren Curve hergeleiteten Werthe desselben nicht allzusehr verschieden sein kann. Wir haben dies in den Darstellungen der Tlabelle 8 nachgewiesen und man erkennt es auch ohne Weiteres aus der Figur.

Das Flächenstück beim Minimum, um welches die durch die punktirte Linie begrenzte Fläche zu klein erscheint, wird durch das Flächenstück beim Maximum ausgeglichen, wenn man in Kücksicht zieht, dass die Flächen über und unter der Abseissenaxe verschiedene Vorzeichen haben. Dasselbe gilt von den beiden Flächenstücken beim Abstieg der Curve vom Maximum weg.

Betrachtet man von demselben Standpunkte aus die anderen Curven, so findet man, dass ähnliche Ausgleichungen auch bei y sin x, y cos. vorhanden sind, also durch die sechs Beobachtungen auch die Coefficienten d, und a, fast ebenso genau als durch stündliche Ablesungen erhalten werden können.

Für ycos2x, ysin 2x und ycos3x macht sich die Sache auch noch leidlich und werden deshalb die Coefficienten «a,, d, und a, nicht allzufalsch erhalten werden. Alles dies sahen wir schon aus "Tabelle 8.

Man sieht aber dort bereits, dass der Coefficient d), von dem aus stiindlichen Beobachtungen hergeleiteten Werthe beträchtlich abweicht.

Noch mehr ist dies aber der Fall bei 2,.

Dieser Coefficient ergab sich aus stündlichen Beobachtungen zu 0.242, aus vierstündlichen wird er gleich Null. Die Darstellungen für y sin 3x zeigen uns, warum das so sein muss. Aus stündlichen Beobachtungen erhält man für y sin 8x die als starke Linie dargestellte Curve. Hat man aber nur sechs äquidistante Ordinaten, so gehören dieselben zu den Abseissen, für welche sn3z zu Null wird. Aus sechs derartigen Beobachtungen würde man also

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 7%) 213

unmöglich sich die geringste Vorstellung von dem Verlaufe der y sin 3x machen können, also auch nicht den geringsten Anhalt haben, wie gross b, etwa sein könnte.

Trotzdem also durch die sechs in Tabelle S aufgeführten Coeffieienten die sechs Beobachtungen absolut genau zur Dar- stellung kommen, sind doch die Coeffieienten a, und b, ganz ent- schieden falsch. .

Noch drastischer tritt dies bei den folgenden Darstellungen auf, welche so recht zeigen, welche verkehrte Resultate man erhalten würde, wenn man mehr als m Üoetticienten aus m Beobachtungen herleiten wollte. So sieht man, dass die gebrochene punktirte Linie für ycos 4 genau gleich der für y cos 2x ist, während bei ysin 4x sie als Spiegelbild der Linie für y sin 2: auftritt. Man würde also a, a, und d, = b, erhalten.

Bei dem fünffachen Winkel zeigen die beiden die Functionen y cos5x und y sin 5. darstellenden gebrochenen Linien ganz verschiedene Bilder mit den wahren Curven, indem sie sich den Linien y cos x und y sin x anschliessen.

Jetzt kommt ycos6z. Die punktirte Linie giebt hier ohne Weiteres den Verlauf der beobachteten Amplituden, es muss also a,— a, sein. Die Curve für 9 sin6r aus sechs Beobachtungen fällt mit der Abseissenaxe zusammen, folglich d, 0.

Die aus sechs Beobachtungen hergeleiteten Linien für y cosSz und y cos9.r sind identisch mit denen für ycos2x (auch ycos 4x) resp. ycos3x. Folglich Ad, Ay A, Und a; = Ay.

Weiter wird db, b, b, und b4, 0.

Auch a, wird identisch mit @, a, a, ausfallen müssen, während

bob, = bb» b, sich ergiebt.

Die Cürven für den sieben- und elffachen Winkel stimmen nach sechs Beobachtungen unter sich und mit denen für den fünffachen Winkel überein,

st, =, bb - u = bs —=-+b.

A, muss wieder mit a, und «a, übereinstimmen, Wollte man also mechanisch die Formeln für die Ableitung der Coeffi- cienten a und 5 aus sechs Beobachtungen bis zum zwölffachen Winkel

anwenden, so würde man erhalten

214 Dr. Paul Schreiber. (p. 78)

a0 0 nr bi --b; 0, > Da [— b, Dam ab: 7, ii, ei, bi, 0 nr = 0 0 = MN = -—J, Be =; Rh, DH el, = —b ee a GG, —M b, = ) De )

Einigermaassen richtig würden hier nur a,, a,, a, und Ö, sein. Alle anderen Coeffiecienten sind um so falscher, je höher die Ordnung ist, und von einem Convergiren der Reihe würde keine Spur sein.

Bezüglich der stark ausgezogenen Producteneurven ist zu bemerken, dass jede derselben nach den 24 Punkten construirt wurde, welche die Ausdrücke

Ycos 1, SEyRCcOSDUN (y cos r) YASIDUIOS.) 78. SnE30R) er (y sın ®) Y, 08 30°, 9, cos60° ... (y cos 2.7) Yu 30 znyNsirel. (y sin 2)

numerisch geliefert hatten und die man ja so wie so bei dem gewöhnlichen Verfahren zur Herleitung der Oveffiecienten der Bessel'schen Formel zu be- rechnen pflegt.

Ich habe, um möglichst unbeeinflusst zu sein, die Produetenceurven con- struirt, ehe die trigonometrischen Linien eingezeichnet wurden.

Man sieht daraus, dass die Produetencurven höherer Ordnung nicht an allen Stellen den richtigen Verlauf haben, namentlich gehen sie nicht überall mit den trigonometrischen Linien durch die Abseissenaxe.

Aus den Darstellungen der Taf. 4 und 5 ergiebt sich das graphische Verfahren von selbst.

Man zeichnet sich zu diesem Zwecke erst die Amplitudeneurve auf und darüber die betreffenden trigonometrischen Linien. Ausser den Produetencurven müsste man sich also auf Taf. 4 und 5 überall noch die Ourve der y (Taf. 4) eingetragen denken. Das wird noch durch das bekannte Pausverfahren zu bewirken sein.

Auf Wat. 6 habe ich das Verfahren zur Ableitung des Üoeffi- cienten a, in einem geeigneten, practisch brauchbaren Maassstabe

dargestellt.

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 79) 215

Die Cosinuslinie, welche sich hier im Intervalle 27 fünfmal wiederholt, ist schwach gehalten. Etwas kräftiger tritt die Amplitudencurve auf.

Will man streng verfahren, so muss man für jede beobachtete Ordinate (die Lagen derselben kann man aus der Stundentheilung am oberen Rande des Blattes leicht finden) der Amplitudeneurve die zugehörige Ordinate der trigonometrischen Linie abstechen und hat beide Ordinaten zu multipliciren.

Das Produet trägt man auf und zwar nach Oben (+), wenn beide Factorenceurven auf einer Seite der Absecissenaxe liegen, nach unten (—-), wenn sie auf verschiedenen Seiten liegen. Der Nachweis ergiebt sich wohl von selbst.

Die so erhaltenen Ordinatenendpunkte werden durch eine möglichst glatt verlaufende Curve verbunden, welche die Pro- duetencurve (y cosdx) darstellt.

Hierbei darf man nicht vergessen, dass an den Stellen, wo die trigonometrische Curve durch Null geht, dies auch bei der Produetencurve immer der Fall sein muss.

Die Multiplication kann auf die bekannte Weise graphisch erfolgen.

Ein anderer Weg der Multiplication besteht darin, dass man sich den Transversalmaassstab (auf Taf. 6) einrichtet, die Grössen y und cos5x darnach bestimmt und die Multiplication mittels des Rechenschiebers ausführt. Die so erhaltene Ordinate der Productencurve wird sodann nach dem "T'ransversal- maassstabe abgestochen und aufgetragen.

Es fällt mir nicht ein, behaupten zu wollen, dass dieses Verfahren im vorliegenden Falle rascher und bequemer zum Ziele führen würde, als die gewöhnliche Zahlenrechnung.

Das wird aber sofort anders, wenn man die graphische Lösung aut andere Probleme, also z. B. die Herleitung der Bessel’schen Reihe für die Jahresperiode etwa aus Pentaden- oder gar aus Tagesmitteln anwenden will. Hier wird man mittels des graphischen Verfahrens sehr bequem und wesentlich rascher zum Ziele kommen. An die Entwickelung der Jahresperiode aus so umfangreichem Material als Pentadenmitteln oder gar Tlageswerthen dürften nicht allzuviel Rechner herangetreten sein; ich vermuthe sogar, dass letzteres vielleicht überhaupt noch nicht geschehen ist.

216 Dr. Paul Schreiber. (p. SO)

Vielleicht dient das angedeutete Verfahren dazu, die Ableitung der Gesetze der jährlichen Periode aus Monatsmitteln, was jedenfalls nur ein trüb- seliger Nothbehelf ist, zu verdrängen.

Unterstützt wird diese Hoffnung durch den Umstand, dass das gra- phische Verfahren sich wesentlich einfacher wird ausführen lassen.

Wenn .die Beobachtungen so angestellt sind, dass man aus ihnen den Verlauf der Erscheinung als eine glatt gekrümmte, nicht allzu ungeheuerliche Curve darstellen kann, dann wird man jeden beliebigen Punkt dieser Curve als gleiechwerthig mit den durch Beobachtung gegebenen betrachten können.

Ich glaube sogar, dass man dies unbedenklich wird thun können, wenn man die beobachteten Punkte durch Gerade verbindet. Die so erhaltene gebrochene Linie wird als der erste Ausdruck des Functionsverlaufes anzu- sehen sein müssen.

Sowie man dies annehmen kann, dann braucht man sich um die beobachteten Werthe nicht mehr zu kümmern. Man entnimmt der Amplitudencurve die Ordinaten so, wie es sich am besten zur Construction der Producteneurve eignet.

So wird man also die Produeteneurve nicht nur an den Stellen dureh Null gehen lassen, wo die trigonometrische Linie, sondern auch wo.die Amplitudeneurve die Abscissenaxe schneidet.

Als weitere Ordinaten der Producteneurve sind ohne Weiteres in voller Grösse, wenn auch eventuell mit entgegengesetztem Vorzeichen, die Ordinaten der Amplitudencurve zu betrachten, welche an den Stellen sich vorfinden, wo cos m£2 +1 ist.

Sehr leicht wird man die Ordinaten der Produetenceurve construiren können für die Abseissen, welche 3

| ai coomt = + r oder + 5 oder +

ergeben. Das Halbiren einer Streeke macht sich bei einiger Uebung ausserordentlich bequem, ohne die geringste geistige oder körper- liche Anstrengung.

So kann man rasch eine beträchtliche Anzahl von Punkten für

die Produetenceurve erhalten und wird.g nur an einzelnen Stellen zur

-’

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 81) 21

sichereren Bestimmung der Gestaltung der Curve Zwischenpunkte bestimmen müssen. Bei den Gliedern hoher Ordnung wird man ausreichen durch Bestimmung der Ordinaten für die x, bei welchen eos m (sin mr) 0 oder +1 ist. In den mittleren Ordnungen wird man vielleicht noch die Stellen mit

cos mx resp. sin m + = hinzunehmen, und nur bei den ersten Ordnungen

der Coeffiecienten werden die Ordinaten hinzuzuziehen sein, welche zu cos mx 2} und sin me + hr resp. + = gehören. Sehr bequem gestaltet sich die Construction, wenn die Ordinaten der

Produeteneurve für die Abseissen construirt werden, welche

COSMT = = und +1 ergeben. F

Dies ist in der Darstellung auf Taf. 6 geschehen. Es wurde das Intervall der ganzen Periode in 30 gleiche Theile getheilt, so dass jede dieser Strecken 12° umfasst.

Dann ist für lt, cs5x 0 = —1 +

1 a ea Be LE 5 1 Er DAN C08,9°2><S24 2, on DE ab 605 5,2836.

Die trigonometrische Linie lässt dies sofort erkennen. So erhält man 30 Punkte der Curve, zu denen noch die zehn Stellen für cos5r 0, und zwei Stellen, wo die Amplitudenceurve durch die Abscissenaxe geht, kommen, so dass also 42 Punkte der Producteneurve sofort und ohne jede Schwierigkeit festgestellt werden können.

Zum Ueberflusse habe ich noch mehrere Zwischenpunkte an den Stellen bestimmt, wo die Producteneurve durch die 42 genannten Punkte nicht sicher definirt erschien. Alle Stellen der Produetenceurve, welche bestimmt wurden, sind durch Kreise kenntlich gemacht.

Bei der Ermittelung der Zwischenpunkte befolgte ich das Verfahren, dass ich die zusammengehörigen Ordinaten auf Transversalmaassstab abstach,

Nova Acta LVIII. Nr. 3. 28

218 Dr. Paul Schreiber. (p. 82)

die Multiplication auf dem Rechenschieber ausführte und dann das Produet wieder mittels Zirkel und Maassstab auftrug. Zu schreiben hat man hierbei nichts; sowie die eine Ordinate ermittelt ist, stellt man das bewegliche Lineal des Rechenschiebers ein und kann sofort nach Bestimmung der anderen Ordinate, indem man die Zirkelspitze auf den betreffenden Strich des Schiebers setzt, das Product ablesen und in Länge umsetzen.

Die Grösse der Fläche wird am besten wohl mit dem Plani- meter bestimmt. Man integrirt erst die Flächen über der Abseissenaxe und dann diejenigen unter derselben. Wie man leicht sieht, kann man die verschiedensten Controlen als Schutz gegen die leicht möglichen Ablesefehler am Planimeter herzuziehen.

Im vorliegenden Falle habe ich die Integration (auf dem Originalblatte) durch ein Kugelrollplanimeter von Corradi in Zürich ausgeführt. Die Um- fahrung der Rechtecke in der Zeichnung ergab, dass 1 gem = 11.9 Ein- heiten am Nonius des Planimeters war.

Die Summe der positiven Flächen ergaben drei Umfahrungen im Mittel zu 428°”, während auf dieselbe Weise für die negativen Flächen 447” erhalten wurden. Als Integralwerth wird man also

4938 447 ARTEN Re ing, Waanımiemrnen

erhalten. Da das Gesammtintervall 27 durch 36 cm Länge dargestellt worden ist, wird 7 18 cın sein und so wird man 2r 1.60 gem

Tr —= —(.0S9 cm 15 cm 8

De fu COS. 2. 2 0 finden. Da weiter lcm bei Darstellung der Amplitudeneurve für 0.1 C. an- genommen wurde, ergiebt sich De 0.0089 C.

In den Zusammenstellungen der Tab. 6 findet man hierfür 0.0102, so dass die Differenz nur 0.0013 ist, was bei 10° Schwingungsweite nur eine Maximalabweichung von 0.01 ergeben kann. Das auf graphischem Wege erhaltene Resultat ist zweifellos das richtigere. Man erkennt dies aus dem Verlaufe der punktirten Linie neben der Produeteneurve. Dieselbe wurde durch geradlinige Verbindung der zu den Beobachtungsstunden gehörigen Punkte

Untersuchung über das Wesen der Bessel'schen Formel. (p. 83) 219

erhalten. Der Inhalt der von dieser gebrochenen Linie umgrenzten Fläche hat den Werth 0.0102 für a, gegeben. Wenn ich graphisch einen absolut kleineren Werth erhielt, so müssen die thatsächlichen negativen Flächen kleiner oder die positiven grösser sein, als bei der geradlinig begrenzten Fläche.

Dem Augenmaasse nach wird letztere Figur die positiven Flächen um die zwei von den Secanten zwischen 2 und 3 und 14 bis 15 Uhr abgeschnit- tenen Kuppen zu klein ergeben haben. Wenn die Abweichung der Coeffieienten trotzdem nieht grösser ist, so sieht man daraus, dass es gar nicht nöthig ist, auf genaue Construction und Integration der Productencurven gar zu peinlich bedacht zu sein. Soll das vorgeschlagene graphische Verfahren praktische Anwendung erlangen, so wird es nöthig sein, die Grundblätter mit trigono- metrischen Linien und sonstigem Netze lithographisch herzustellen und in den Handel zu bringen.

Ich werde sehen, in dieser Beziehung die nöthigen Hilfsmittel schaffen zu können.

P. S.: Während des Satzes dieser Arbeit ging mir von Herrn Dr. Sommerfeld in Königsberg i. Pr. eine Abhandlung: „Ueber eine neue Integriermaschine“ zu. Ich will nicht unterlassen, auf diese Schrift, welche sich im XXXIH. Bande der Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesell- schaft zu Königsberg vorfindet, besonders aufmerksam zu machen.

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NOVA ACTA ACAD. C.L. C.G. NAT. CUR. VOL. LVIII. . Tab. VH.

Autogr. Druck des K. S. meteorolog. Instituts.

P. SCHREIBER: BESSELSCHE FORMEL. Taf. 1.

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NOVA ACTA ACAD. C.L. C. G. NAT. CUR. VOL. LVI.

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Autogr. Druck des K. S. meteorolog. Instituts.

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f(x). cos 2x

SInT+A, C08 AXt.n.. Fig, 6 e!

+r—

und deren nach Multiplication mit dx erhaltenen und zwischen

Ex) = rat, eosx+b,

x ete, entstehen,

eos 10 x

60sx, sin den Grenzen JG und + JU genommen. Integrale nach Division mit IC die Coeffieienten der Reiha

Darstellung des Verlaufes einiger Funktionen, welehe durch Multiplieation von f(x)=1+x+0.1 x?

mit 1 Fig. 6 bi f(x).cos x

Fig. 6k: fW-

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Taf. 2

FORMEL.

: BESSELSCHE

P. SCHREIBER

NOVA ACTA ACAD. C.L. €. G. NAT. CUR. VOL. LVIH.

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Die punktirten Curven stellen den durch &

, Beobachtung gegebenen Verlauf dar. Die ausgezogenen Curven ®

sind nach der Bessel’schen Formel berechnet. Bei der ersten Curve einer

jeden Gruppe waren zur Ableitung der Cwflicienten der Bessel'schen Formel n=24, bei der je zweiten Curve n=12 Beobachtungen in gleichen Zeitabständen vorausgesetzt. Bei der je dritten Curve nahm man 8 »quidistante Beobachtungen an u. 5. w.

Die als gegeben augenommenen Punkte der Curyen sind mit Kreisen umrahmt worden, deren

Durchmesser einem Grad entspricht. Die Thellungseinheit der Seitenscalen entspricht der Temperatur,,

änderung um °C. Die Scalen oben und unten stellen die Stundeneintheilung dar; O=Mitternacht, 12=Mittag.

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Taf. 3.

BESSEL’SCHE FORMEL.

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NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LVIII. Nr. 4.

Systema (reometrarum

zonae temperatioris septentrionalis.

Systematische Bearbeitung

der Spanner der nördlichen gemässigten Zone

C. Freih. v. Gumppenberge.

Fünfter Theil.

Eingegangen bei der Akademie den 16. Mai 1885

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Genus Acidalia. Subgenus 9. Cnidia!) Gppbe. Margo antieus arcuatus, ext. ventricosus, _| et L_ distineti, ] rotun-

datus; linea submarginalis plerumque distineta; linea limbalis punctata, vel interrupta, vel continua.

Synopsis Specierum. I. Carneae. 1. Lineis punctatis, margine antico griseo . (Carnearia. II. Ferrugineae. 1. Linea inferiore diluta, exterioribus parallelis, flexuosis, submarginali obsoleta . . . 2. 2.2.2.2... Californiata. 2. Lineis nigris, in 5 fractis, submarginali distincta . Pacificaria. III. Albidae. a. Linea exteriore bisinuata. I. Umbra media exteriori approximata, dentata; subtgs alis infumats . . . 2... 'Oircellata. 2. Umbra media ad marginem ant. curvata, exteriore nigro-punctata, eilüs maculatis . . . 2.2.2.2... Zephyrata. 3. Niveae; linea inf. et med. bisinuatis; area limbali subtus fulvo-maeulata . . . 2.2.2.2.2.2. 2 Nemoraria. 4. Niveae; linea mediana rectiore, lineis aecquidistan- tibus ochraces . . 2. 2 ...202.202.2020 2 Zongipennata. b. Linea ext. in margine ant. et int. notata. 1. Niveae, area basali usque ad puneta media viola- CESCe He I Rilicato: c. Linea ext. in 6 angulata. I. Umbra media in 4 angulata, ext. nigro-punctata . Infermata. IV. Flavescentes. a. Linea limbali interrupta. 1. Apice diviso, umbra media in margine antico no- tata, exteriore in 6 angulata . . ». . 2 2... Imesata.

1) Beiname der Venus.

224

—ı

9.

10.

b. Linea IS

3.

C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 4)

. Ciliis punctatis, linea inferiore in 6 angulata, umbra

media crassa, undulata, exteriore flexuosa, dentata Linea ext. in 4 et 6 angulata, in 2 retracta, inf. bisinuata, umbra media flexuosa, puncta media

ineludenter Ver en

. Margine antico obscurato, tribus lineis subrectis,

medianä punctis medüs cohaernte . . 2»...

. Umbra media acute dentata, exteriori approximata,

inferiore obliqua, superne angulata

Umbra media in 7 angulata, in 5 alarum post. sinuata, exteriori approximata, linea submarginali in

6 porrecta

. Linea exteriore distinctissima, in 4 acute dentata, in

6 alarum post. angulata, undulata. Antennis flavis

. Linea exteriore ut praeced. sed ad marginem internum

limbum versus flexa, antennis albis

Duabus lineis dilutis sinuosis; punctis mediüs et linea submarginali absentibus, limbali lunulata vel innotata; ellusscivasisen Pure ee

Umbra media maculis marginis interni significata; linea inferiore bilobata, ext. tlexuosa; submarginali obsoleta; ciliis punctatis

limbali continua.

Area limbali fusco-pulverulenta, lineam submarginalem

albam cuspidatam ineludente; lineis umbrosis .

. Umbra media crassa, nigra, subrecta, in 6 alarum

post. dilatata; linea exteriore sinuosa, alarum post. bieuspide; linea limbali punctis arcuate conjunctis composita .

Margine antico purpurescente . - . .

V, Saturate ochraceae.

Il:

Lineis, costis et lunulis medüs ferrugineis, eiliis rufis

VI. Rufescenti-cinereae.

jr

Basi obseuriore, linea inf. arcuata, exteriore et medi- ana parallelis, tlexuosis, undulatis; linea limbali inter-

rupta; eiliis ferrugineis EN Fe sie ae

Species dubiae. Productata Pack.

Punctofimbriata.

Herbariata. Agquitanaria.

Determinata.

Rubellata. Rufaria.

Consanguinaria. Fumata. Laevigaria.

Trigeminata.

Mediaria. Humiliata.

Rufoeiliaria.

Rubrolineata.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis (p. 5) 225

l. Cnidia fumata Steph.

Commutata Frr. Tr. Gn. Commutaria HSch. Xitidaria Bdv. Gypsaria Bdv. Simplaria Frr. Saltuata Speyer.

Albido-grisea, flavescens, badio-pulverulenta duabus lineis dilutis flexu- osis cervinis ornata, absque punctis medis; linea submarginali absente; lim- bali 3 innotata, © lunulata. Cilis obsolete divisis.

Gelblich weissgrau, dunkelbraun gepfeffert, mit zwei zerflossenen, ge- schlängelten, gelbgrauen Querlinien, ohne Mittelpunkte; Wellenlinie fehlend, Saumlinie des 5 unbezeichnet, des © gemondet. Franzen undeutlich getheilt.

(Sie unterscheidet sich von Arrh. remutaria nicht bloss, wie Led. meinte, durch die nur mit Endspornen versehenen Hinterschienen, sondern hauptsächlich durch die nicht gezackten Querlinien, die nicht punktirte Saumlinie, die nicht geeckten Hinterflügel, die grobe Bestäubung.)

Europa. Ural. Altai. Amur.

2. Onidia consangwinaria Lied.

Straminea; linea transversalis tertia angulum internum versus de- vergens; linea limbalis nigro-punctata; antennae albidae; subtus grisescens.

Grösse und Zeichnung wie Rufaria, aber bleicher, beingelb, zarter be- schuppt, glänzender; Querlinien bleicher, die äussere gegen den Innenwinkel saumwärts geschwungen. Mittelpunkte scharf schwarz; Saumlinie schwarz punktirt. Franzen einfärbig. Unten bleich beingelb ins Graue ziehend mit durchscheinender Zeichnung. Fühler weiss (bei Aufaria gelb). Spalato, Brussa (Lederer).

Dalmatien. Griechenland. Bithynien. Hyreinien.

3. COnidia Laevigaria Hb. Leaevigata Tr. Guen. Mill. Renularia Hb.

Testacea, alis ant. lineis fuscis distinetis et macula magna fusca ad marginem internum areae mediae posita, ornatis; alis post. linea exteriore et punetis mediis distinetis. Oiliis fusco-punetatis. (Mill. Livr. XIV, p. 112.) Linea inferiore bilobata, umbra media in 1 basim versus sinuata, ad mar- ginem ant. pertinente, linea exteriore flexuosa, in margine ant. dilatata. Linea submarginali vix notata, limbali interrupta. Alis post. linea exteriore flexuosa et umbra media basim versus diffluente ornatis. (Mill. Pl. 64, Fig. 3.)

DO [80] [er]

C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 6)

Lehmgelb; Vorderflügel mit deutlichen braunen Querlinien und grossem Innenrandsfleck als Mittelschatten; Hinterflügel mit äusserer Querlinie und Mittelpunkten. Franzen braun punktirt. Nach Millieres Abbildung ist ferner die innere @Querlinie zweilappig, der Mittelschatten auf IP gegen die Wurzel eingebogen, bis zum Vorderrande reichend, die äussere @Querlinie ge- schwungen, am Vorderrande erweitert. Wellenlinie nur angedeutet, Saum- linie unterbrochen. Hinterflügel mit geschwungener Äusserer Querlinie und dem wurzelwärts zerflossenen Mittelschatten.

Deutschland. Frankreich. Schweiz. Siüd-Europa. Bythynien.

- Ueberall selten.

Ei: Kugelig, gekörnt, gelblich.

Raupe: Beim Auskriechen weiss, dann gelb, endlich röthlich. Ende No- vember verkriecht sie sich zur Ueberwinterung. Im Februar ist sie er- wachsen, kurz, vorn sehr verdünnt, rauh, seitenkantig vom 4. bis }1. Segment, mit Rautenzeichnung, grün mit braunen Zeichnungen. Ge- füsslinie undeutlich, keine Subdorsale, Stigmatale heller, auf dem 7. Ringe zwei dreieckige Flecken. Kopf klein, vorn abgeplattet, gleichfarbig, Stirn mit brauner Querlinie. Polyphag: mit Gypsophila muralis gut zu erziehen. Ende März verpuppt sie sich in leichtem Gespinnste.

Freyer (24. Bericht in der nat. Ges. im Augsburg) erklärt Laer. identisch mit Moniliata Borkh. (?) und beschreibt die ihm von D. Rössler zugesandte Raupe wie folgt: „Gelbgrau, nach vorn verdünnt, Kopf graubraun, Füsse gelbbraun. Am hicken hat jeder Ring eine besondere Zeichnung. Am Anfang zwei schwarze, unten weiss begrenzte, nach hinten zugespitzte Striche, unter denen, von dunklem Streif eingefasst, die schwarzen Lüfter stehen: am Ende wieder zwei schwarze kommaähnliche Striche. In der Dorsale je ein weisser Punkt. An den Seiten über den Fissen ein dunkler Streif.“

Puppe: Grüngelb, glänzend, Endspitze mit Häkchen.

4. Cnidia Herbariata Fahr.

Fabr. Suppl. E. S. 457. Gn. I. 465. Pusillaria Hb. 99. Tr. VI. 2,11. Dup. VIII. 173, 5. Mierosaria B. Gen. p. 222. HS. II, p: 14.

Straminea, linea ext. in 4 et 6 angulata, in 2 retracta, inf. bisinuata,

umbra media flexuosa, puncta media ineludente; linea submarginali lata,

ey]

Systema Geometrarum zonae temperatiores septentrionalis. (p. 7) 22

dilutiore, exteriori parallela, dentata, utrinque adumbrata. Linea limbali atro- punctata, eiliis uni-coloribus.

Hell strohgelb; die äussere Querlinie auf 4 und 6 geeckt (dunkel punk- tirt), auf 2 eingezogen. die innere zweibusig, der Mittelschatten geschwungen und die Mittelpunkte einschliessend, die Wellenlinie breit weisslich, der äusseren parallel, gezahnt; beiderseits beschattet. Auf dem Saume stehen scharf schwarze Punkte ; Franzen einfarbig.

Deutschland. Ungarn. Belgien. Schweiz. Frankreich. England. Süd-Europa.

5. COnidia filicata Hb. Filicaria Dup. HSch.

Nivea, sericea, basi usque ad puncta media magna nigra et umbra in- feriore lineae submarginalis violaceo-griseis; linea inferiore obsoleta, ex- teriore in margine antico et interno nigro-notata. Linea limbali innotata. Ciliis albis.

Schneeweiss, seideglänzend; die Wurzel der Vorderflügel bis zum grossen schwarzen Mittelpunkte, sowie die innere Beschattung der ge- schlängelten Wellenlinie violettgrau. Innere Querlinie auf den Vorderflügeln in der dunklen Basis verloren, auf den Hinterflügeln deutlich; äussere Quer- linie am Vorderrande und Innenrande der Vorderflügel schwarz markirt, auf den Hinterflügeln grau, von der inneren Beschattung der Wellenlinie begleitet. Mittelpunkt noch grösser. Saumlinie unbezeichnet, Franzen weiss.

Süd-Europa. Deutschland. Ungarn. Kleinasien.

6b. Onidia trigeminata Hw.

Scutularia Hb. Reversata Tr. Quen. Staud. Reversaria HSch. Bisetaria Dup. Wd.

Straminea, brunneo-adspersa; area tertia brunnea, lineam submarginalem albam includente; lineis transversalibus pulverulentis; linea limbali brunnea.

Weissgelb; Hinterleib weissgrau, Füsse braun. Mit feinen braunen Atomen bestreut, welche sich zu zwei Schattenlinien häufen und das Saum- feld ganz bedecken. Wellenlinie gezackt, weiss. Mittelpunkte schwarz. Saum- linie fein braun. Franzen bleicher.

Mittelmeer-Gebiet. Südwest-Asien. Amur.

228 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 8)

‘. Cnidia Nemoraria Hb.

Nivea, margine antico alarum ant. paulum nigro-adsperso; lineis bisi- nuatis pallide ochraceis obsoletis; linea limbali nigropunctata, ciliis niveis. Subtus linea exteriore alarum ant. dentata, maculis adumbrata, alis posticis innotatis.

Schneeweiss; Vorderrand spärlich schwarz bestäubt; Vorderflügel mit 4, Hinterflügel mit 3 zweibusigen, bleich ockerfarbigen, undeutlichen Querlinien ; Saumlinie schwarz punktirt, Franzen weiss. Unten die äussere @Querlinie der Vorderflügel gezackt, nach aussen von einer Reihe braungelber Flecken be- gleitet; Hinterflügel zeichnungslos.

Deutschland. Schweiz. Livland. Altai.

8. Cnidia determinata Staud.

Straminea, nigro-adspersa; linea transversalis prima angulata, secunda tertiae approximata; lineae nigrae, dentosae; linea limbalis nigro-punctata.

Schmutziggelb, etwas in's Röthliche, doch nicht so viel, wie Consangwi- naria. Grob schwarz bestäubt. Nach dem ersten Dritttheil eine schiefe schwarze Querlinie, die nach vorn einen starken Winkel macht. Mittelpunkte gross. Querlinien 2 und 3 dicht neben einander, scharf, gezackt, schwarz (wie sie sonst bei keiner Acidalia vorkommen), dahinter zwei dunkle Quer- binden. In der Saumlinie starke schwarze Punkte.

September und Oetober bei Palermo. (Staud. Stett. e. Z. 1876, p. 141.) 21—24 mm.

9. Onidia carnearia Mann,

Carnea; lineae transversales flexuosae, punetis formatae; Jinea limbalis punetis ornata. Üiliae violaceo-griseae. Margo ant. a basi ad lineam primam ferreo-griseus. Alae ferreo-sparsae.

Grüsse von Infirmaria, aber fleischröthlich mit violettgrauen Franzen; Kopf zwischen den Fühlern weiss, Halskragen braungelb. Flügel durch zwei geschwungene Binden, welche nur aus Punkten gebildet werden, in drei fast oleiche Felder getheilt. Mittelpunkte schwarz. Saumlinie diek punktirt. Vorderrand der Vorderflügel von der Wurzel bis zur ersten Binde eisengrau angeflogen. Flügel fein eisengrau bestreut. Unten düster gefärbt.

(Corsieca. Mann. Verh. d. zool. bot. V. W. 1868.)

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 9) 229

Ledererata Guen. hat nach HSch.’s Abbildung etwas geschwungenen Saum, gerundeten Innenwinkel, deutlichen Vorderwinkel und 3 Querlinien, scheint demnach mit carnearia Mann. nicht identisch zu sein.

9. Onidia humiliata Hufn. Osseata SV. F. Mant. Tr. Guen. Mill. Ossearia Hb. Dup.

Pallide straminea; alae ant. margine antico purpurescentes, Jineis ochraceis, dentatis, bisinuatis, in margine antico inerassatis ornatae; punetis mediis nigris in umbra media positis. Linea submarginali utroque adumbrata. Linea limbali eontinua, inter costas turgente, ochracea. Ciliis concoloribus, innotatis. Subtus griseo-inflata, distinetius signata.

Bleich strohgelb, Vorderrand purpurröthlich ; Querlinien matt ockergelb, gezähnt, zweibusig, am Vorderrande verdickt. Mittelpunkte auf dem Mittel- schatten. Wellenlinie beiderseits beschattet, Saumlinie zusammenhängend, zwischen den Rippen verdickt, ockergelb. Franzen gleichfarbig, unbezeichnet. Unten grau angelaufen, deutlicher liniirt.

Europa. Mauritanien.

Raupe: In der Jugend grünlichweiss, überwintert sie unter Abfällen und ist Mitte Mai erwachsen d. i. nach 10 Monaten! Kurz, nach vorn verdünnt, seitenkantig, grob gekörnt, hellgelb, an den ersten Ringen grünlich, an den letzten fleischfarbig. Kopf klein, etwas dreieckig, ein- ziehbar. Eine doppelte Rückenlinie, auf den ersten Ringen deutlicher, keine Subdorsale, eine unten braun begrenzte Seitenkante weiss. Stig- mata undeutlich. Bauch mit unbestimmter Linie. Brustfüsse braun, die übrigen grünlich. Polyphag. Verwandlung Mitte Mai in leichtem Ge- spinnst.

Puppe: Länglich, gelbbraun, mit 5—6 Borsten an der Schwanzspitze. Entwickelung nach 20 Tagen. (Milliere.)

10. Onidia Civrcellata Gn. Obsoletaria Wd.

Albida, paulum adspersa, lineis distinetis, umbra media subrecta, distineta, lineae exteriori approximata, in alis antieis puncta media includente, in postieis extra puncta deeurrente; linea exteriore sinuata et dentata. Omnia signa fusca. Nubtus alae anticae fuscae.

NovaActaLVIIl. Nr. 4. 30

230 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 10)

Weiss; sparsam bestäubt, besonders am Vorderrande, mit sehr deut- licher Zeichnung; der Mittelschatten fast gerade, dem hinteren Querstreif ge- nähert, auf den Vorderflügeln den Mittelpunkt einschliessend, auf den Hinter- flügeln ausserhalb derselben; äusserer Querstreif busig und gezackt. Alle Zeichnung braun. Unten Vorderflügel braun angelaufen. (Gn.) Mittel- und Saumpunkte scharf schwarz. Unten alle Flügel angeraucht, alle Zeichnung mit Ausnahme der inneren Querlinie: schwarz. Kopf schwarz, Scheitel weiss, Fühler flaumig, Füsse weisslich. © grösser, Flügel gerundeter, gelblicher; @Querlinien breiter, dunkler. Zwei Generationen.

(Nach Mill. Abbildung [Pl. 106, Fig. 1. 2.] ist die innere Querlinie nicht sichtbar, der Mittelschatten unter dem Vorderrande spitzwinkelig ge- brochen, der Mittelpunkt nicht in demselben, sondern fast in der Mitte zwischen ihm und der äusseren Querlinie, welche gezähnt, beim Manne auf den Rippen verdickt, geschwungen ist. Wellenlinie beiderseits beschattet. Die Zeichnung ist nicht, wie im Texte steht, schwarz, sondern braun.)

öngland (Manchester).

Raupe: Auf Vaceinium oxycoccos (Doubleday) Mill.

1l. Onidia rufaria Hb. Pallide ochracea, lineis transvers. auratis, interiore undulata, media 7 I flexuosa, exteriore distinetissima, in 4 acute dentata; linea submarginali obsoleta, utraque adumbrata; linea limbali continua ferruginea; eiliis ochraceis ‘punetis mediis nigris.

Bleich ockergelb, dunkler sparsam bestäubt; innere Querlinie wellig, mittlere geschwungen, äussere am deutlichsten, auf den Vorderflügeln auf Rippe 4 spitz gezähnt, auf den Hinterflügeln gewellt, auf Rippe 6 geeckt; Wellenlinie undeutlich, beiderseits beschattet; Saumlinie ununterbrochen rost- gelb, Franzen ockergelb; Mittelpunkte gross, schwarz, auf allen Flügeln. Quer- linie 2 nahe an 3. Fühler gewimpert, Hinterleib lang.

West-Europa.

Raupe: Auf Stellaria media. Verwandlung in der Erde (v. Hornig).

Sie ruht unter den Wurzelästehen verborgen an der Erde.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 11) 231

12. Cmdia Rubellata Rbr.

Laete ochracea, lineis rufis ornata: inferiore arcuata, mediana et exteriore approximatis, parallelis, dentatis, in 7 angulatis; submarginali sinuosa, in 6 obtuse angulata; limbali nigro-punctata. Punctis mediis nigris. Alis postieis linea inferiore arcuata, mediana et exteriore dentatis, hac in 5 sinuata, submarginali absente. Ciliis unicoloribus. Magnitudine Fumatae.

Lebhaft ockergelb mit rothgelben Querlinien: die innerste gebogen, die mittlere und äussere genähert, parallel, gezähnt, auf 7 geeckt; die Wellenlinie durch die innere geschlängelte Beschattung angedeutet, welche auf 6 eine Ausbuchtung macht. Saumlinie schwarz punktirt. Mittelpunkte schwarz. Hinterflügel mit der gebogenen inneren und der gezähnten gebogenen Mittellinie; die äussere ebenfalls gezähnt, auf Rippe 5 eingesenkt. Wellenlinie fehlend. Franzen einfarbig rothgelb. Grösse der Fumata.

Andalusien.

(In Zeichnung und Grösse von Consanguinaria, zu welcher Staudinger sie (mit ?) ziehen will, verschieden.)

13. Cnidia Mediaria Hb.

Straminea, margine antico paulum dilutiore, alis nigro-pulverulentis, linea inferiore obsoleta, arcuata, mediana crassa, nigricante, subrecta, in 6 alarum postic. dilatata; exteriore medianae approximata, sinuosa, alarum post. bieuspide; submarginali utringue adumbrata; limbali punctis per strigulas arcuatas conjunetis formata. Ciliis unicoloribus. Fronte nigro-fasciato. Margine interno alarum ant. subflexuoso. (Mill. Pl. 82. Fig. 7.) Strohgelb, Vorderrand etwas heller, fein schwarz bestäubt; die innere Linie schwach, gebogen; die mittlere diek, schwarz, fast gerade, schief, auf Rippe 6 der Hinterflügel verdickt; die äussere der mittleren genähert, ge- schlängelt, auf den Hinterflügeln zweizackig; Wellenlinie beiderseits beschattet; Saumlinie aus schwarzen Punkten gebildet, welche durch kleine Bögen ver- bunden sind. Franzen einfarbig. Stirne mit schwarzem Bande. Innenrand der Vorderflügel geschweift. © grösser. Süd-Frankreich. Spanien. Raupe: Schlüpft im Juli aus dem Ei und ist im Juni des nächsten Jahres erwachsen. Mittellang, vorn verdünnt, kaum seitenkantig, querfaltig,

30*

232 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 12)

dunkelgrau. Gefässlinie braun, ununterbrochen. Stigmatale auf der Kante kaum heller als der Grund. Stigmata klein, schwarz. Kopf klein, viereckig, vorn abgeplattet, mit geradem, braunem Längsstrich. Auf dem zweiten und dritten Ringe beiderseits ein brauner Punkt. Letztes Glied der Brustfüsse schwarz. Sie lebt auf Euphorbia spinosa. Verwandlung unter Abfällen in durchsichtigem Gespinnste.

Puppe darin horizontal ruhend, vorn braun, Endringe röthlich. Ent- wickelung Anfangs Juli und bald darauf Eierablage. (Mill.)

14. Onidia Aquitanaria Oonst.

Alis ant. rufescenti-ochraceis, strigis subrectis et linea submarginali umbrosa fuscis ornatis. Punctis mediis umbrae mediae externe adhaerentihus. Linea limbali interrupta, nigra. Ciliis griseis, rufo-mixtis. Margine antico obsceuriore, Alis posticis minus rufo-pulverulentis. Capite nigro, vertice albo. Subtus nigricans, una striga et punctis mediis ornata. Limbo ochraceo, striolis nigris interrupto.

Vorderflügel rothgelb, bald mit weinrothen, bald blaugrauen Schuppen gemischt; drei fast gerade braune Querstreifen und schattenhafte Wellenlinie. Mittelpunkte dem Mittelschatten aussen anhangend. Saumlinie unterbrochen, schwarz. Franzen grau, röthlich gewässert. Vorderrand dunkler. Hinter- flügel weniger roth verdüstert. Kopf schwarz, Scheitel weiss. Unten schwärz- lich, mit einer Querlinie und Mittelpunkten. Saum ockergelb mit den schwarzen Saumstrichelchen.

Sid-.und West-Frankreich (Landes).

15. Cnidia Infermata Rb. Pl. XVII. Fie. 4.

Albicans, paulum nigro-adspersa, lineis fulvis ornata, inferiore flexuosa, mediana in 4 angulata, punctis mediis cohaerente; exteriore in 6 angulata, punctis ornata. Linea submarginali utringue fulvo-adumbrata. Linea limbali punetata. Ciliis unicoloribus albidis. Antennis filiformibus.

Weisslich, sparsam schwarz bestäubt, mit braungelben Querlinien, die innere geschwungen, die mittlere auf Rippe 4 eine Ecke vorstreckend, mit den Mittelpunkten zusammenhängend; die äussere auf Rippe 6 geeckt, auf den Rippen punktirt. Wellenlinie beiderseits von braungelben Linien begrenzt. Saumlinie punktirt. Franzen einfarbig weiss. Fühler fadenförmig.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.13) 233

(Man sieht, dass Klongaria,. Aridata und Infermata nicht synonym sein können.) Andalusien.

16. Onidia Inesata Mill.

Alis ant. elongatis, apice acuto; flavescenti-grisea; umbra media absente ve] in margine antico notata; punctis mediis fuscis. Linea inferiore obliqua, continua, fusca, flexuosa; exteriore distincetiore, in 6 fracta, flexuosa, saepius punctata; area limbali et basi fusco pulverulentis, apice strigula fusca diviso; linea submarginali dentata, obsolete terminata. Linea limbali interrupta, nigra. Ciliis concoloribus, immaculatis. Subtus pallidior. © area submarginali griseo-fusca.

Vorderflügel in die Länge gezogen und spitz; hell gelbgrau; Mittel- schatten höchstens am Vorderrande der Vorderflügel angedeutet. Mittelpunkte braun, deutlich. Innere Querlinie schief, ununterbrochen, braun, geschwungen; äussere deutlicher, auf Rippe 6 gebrochen, geschweift, oft nur punktirt; Saum- feld des 5 braunbestaubt, des © gleichmässig graubraun; Spitze durch einen braunen Strich getheilt, der bis zur Ecke des Querstreifens reicht; Wellenlinie gezähnt, beim © mehr vom Grunde abstechend. Wurzel der Flügel braun bestäubt. Saumlinie unterbrochen. Franzen gleichfarbig ohne Flecken. Unten bleicher. 18—19”.

Barcelona.

17. COnidia Zephyrata Mill. Icon. III. p. 269. Pl. 132. Fig. 1—8.

Albida, nigro-adspersa, lineis rufo-griseis, undulatis, punctis mediis nigris distinetis. Cilis nigro-maeulatis. Fronte nigro, vertice albido. Antennis filiformibus. Subtus obscurata, obsolete signata. © major, magis rufescens, abdomine nigro-eristato. Linea inferiore flexuosa, media subrecta, puncta media includente, in margine ant. arcuata; exteriore bisinuata nigro- punctata, extra fulvo-adumbrata. Linea submarginali adumbrata.

Weisslich, schwarz besprengt, mit rothgrauen, gewellten Querlinien und deutlichen schwarzen Mittelpunkten. Franzen schwarz gefleckt. Stirne schwarz, Scheitel weiss. Fühler fadenförmig. Unten verdunkelt, undeutlich gezeichnet. Weib grösser, röthlicher, Hinterleib schwarzkammig. Innere

234 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 14)

Querlinie geschwungen, mittlere fast gerade, die Mittelpunkte einschliessend, am Vorderrande gebogen; äussere zweibusig, schwarz punktirt, aussen braun- gelb beschattet. Wellenlinie beschattet.

Süd-Frankreich.

Raupe: Mittellang, vorne verdünnt, faltig, stark seitenkantig, mit kleinem, oben abgerundetem, vorne abgeplattetem Kopfe. Bleich lehmgelb, vorne und hinten dunkler. Kückenlinie hell und breit. Stigmatale auf der Kante breit, hell. Auf dem dritten, vierten und fünften Ringe ein grober, schwarzer Punkt ober den -Luftlöchern. Polyphag. Zwei Generationen.

Uannes.

18. Cnidia Longipennata Pack. p. 332. Taf. X. 47.

Alis ant. elongatis, post. rotundatis. Antennis 3 setis in tubereulis positis vestitis, © filiformibus. Nivea, fronte badio, punctis mediis distinetis. Alis ant. tribus Jineis aequidistantibus, flexuosis, undulatis ochraceis, mediana rectiore ornatis, exteriore bisinuata. Alis post. punetis mediis et duabus lineis ornatis. Subtus nigricanti-pulverulenta. Linea limbali punctata.

Vorderflügel in die Länge gezogen, Hinterflügel gerundet. Fühler des 5 mit auf kleinen Beulen stehenden Borsten gewimpert, des © fadenfürmig. Schneeweiss, Stirne schwarzbraun, Mittelpunkte deutlich. Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei gleichweit entfernten, geschwungenen, gewellten, ockergelben Querlinien, die mittlere die geradeste, die äussere zweimal ge- wunden. Unten schwärzlich bestaubt. Saumlinie punktirt.

Texas.

Var. Peralbata Pack. Aliıs ant. brevioribus, umbra media puncta media includente, lineae inferiori

approximata, exteriore in 3 limbum petente. Subtus infuscata.

19. Onidia Punctofimbriata Pack. p. 333. X. 49. Albicanti-ochracea, tenuiter nigro-adspersa. Fronte et palpis badiis. Linea inferiore in 6 angulata, mediana crassiore, exteriore nigricante, dentata, tlexuosa. Linea submarginali duabus strigis umbrosis terminata. Linea limbali interrupta vel punctata. Ciliis basi punctatis. Subtus punetus mediis nigris,

et linea exteriore ornata. 0,82.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.15) 235

Weisslich ockergelb, zart schwarz bestreut. Stirne und Palpen schwarz- braun. Innere Querlinie auf Rippe 6 geeckt, mittlere dicker, gewellt, nahe hinter dem Mittelpunkt, äussere geschweift, gezähnt, fein schwärzlich. Wellen- linie von zwei feinen Schatten begrenzt. Saumlinie unterbrochen. Franzen an der Wurzel punktirt. Unten mit schwarzen Mittelpunkten und äusserer Querlinie.

Texas. Philadelphia.

20. Onidia Rubrolineata Pack. p. 343. X. 62.

Rufescenti-cinerea, infuscata, basi alarum et corpore obscurioribus; lineis rufis vel brunneis, inferiore arcuata, mediana latiore undulata, exteriori et sub- marginali parallela, tlexuosa; linea limbali interrupta. Ciliis brunneis. Subtus pallidior, duabus lineis, exteriore undulata, ornata.

Trüb röthlich-aschgrau, an der Wurzel und am Körper dunkler; Quer- linien roth oder rothbraun, die innere gebogen, die mittlere breiter und gewellt, mit der äusseren und der Wellenlinie parallel, geschweift. Saumlinie unter- brochen, Franzen rothbraun. Unten bleicher mit zwei Querlinien, die äussere gewellt. Fühler stark gewimpert. 0,85”. Palpen buschig behaart.

Californien.

21. Onidia Pacificaria Pack. (Californiata var.)

Californiatae similis, sed minor, apice rotundato, margine externo minus obliquo, lineis aterrimis, minus obliquis, in 5 introrsum fractis, punctis mediis nigris, linea submarginali clariore irregulariter dentata, superne angustata.

Der Californiatae ähnlich, aber kleiner, mit gerundeter Spitze, weniger schiefem Saume, schwärzeren, weniger schiefen, auf Rippe 5 einwärts ge- brochenen Querlinien, schwarzen Mittelpunkten und heller, unregelmässig gezähnter, nach oben verdünnter Wellenlinie.

In Californien gemein.

(Pacif. kann nach seinen Merkmalen nicht blosse Varietät von

Californiata sein, wie Packard meint.)

22. Onidia Californiata Pack. p. 341. X. 60. Brunnea, capite et thorace obscurioribus, antennis longe ciliatis. Alis tenuiter nigro-adspersis, praecipue margine antico; linea inferiore diluta,

236 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 16)

mediana et exteriore undulatis, nigris, flexuosis; linea submarginali obsoleta, limbali punctata. Punctis mediis et eiliis brunneis. Subtus pallidior. 1”.

Rothbraun (Packard sagt: schnupftabakbraun!), Kopf und Leib dunkler, Fühler lang gewimpert. Flügel zart schwarz besprengt, besonders längs des Vorderrandes. Innere Querlinie verloschen, mittlere schwärzlich, breit zerflossen, gewellt und geschwungen, vor ihr der dunkelbraune Mittel- punkt; äussere @Querlinie schwächer, der mittleren parallel. Wellenlinie un- deutlich. Saumlinie punktirt. Franzen hellbraun. Unten liehter, Querlinien feiner, nur Wurzel besprengt.

Mendoecino. San Mateo (Cal.). Sanzalito. Berge von Colorado. Blauer Fluss. 9000 bis 10000’ hoch.

23. Onidia Productata Pack. p. 334. X. 51.

Alis ant. elongatis, apice deflexis. Ochraceo cervina, fronte nigro. Lineis obscurioribus, mediana exteriori approximata; punetis mediis parvis.

Vorderflügel in die Länge gezogen, gegen die Spitze stark gebogen. Bleich ockergelblich-rehbraun mit schwarzer Stirne. @uerlinien dunkler, die mittlere der äusseren näher gerückt; Mittelpunkte sehr schwach. 1,05”.

(Bei der sehr dürftigen Beschreibung Pack. bin ieh nicht sicher, ob die Artrechte der Productata aufrecht zu erhalten sind.)

Philadelphia.

Subgenus 10. Pelagia!) m.

Margo ant. arcuatus, ext. rectus, _| et L_ distineti, 1 rotundatus; linea limbalis interrupta vel punctata. Ciliae saepius punctatae. Alae pulverulentae.

Vorderrand gebogen, Saum gerade, Innenwinkel und Aussenwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Saumlinie unterbrochen oder punktirt; Franzen oft pwnktirt; Flügel bestäubt.

Synopsis specierum. I. Lacteae vel albidae.

a. Umbra media obsoleta. \. Linea ext. superne recta, deorsum flexuosa, in 5 sinuata; submarginali utrinque adumbrata . . . . NVirgularia.

1) Beiname der Venus.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 1%)

2. Linea ext. limbo approximata et parallela, area limbalı grisea, lineam submarginalem albam includente Monadaria.

3. Lineis parallelis, bisinuatis, in intractis, in margine ant. et in costis incrassatis, ferrugineis, dentatis . . Submutata.

b. Umbra media distineta, denticulata, linea submarginali in

1°, 2, 3, 5, 6 mfra maculose adumbrata . . . 2.2. Sodaliaria.

Il. Flavescentes. a. Ochraceae. 1. Umbra media cuspidata, nigra; linea ext. in basim versus angulata; submargimali infra dilute adumbrata, u 6 alarumı post. Wacta . . ..2 2.200 2.20. Robiginata. 2. Lineis sinuatis, submarginali utringue adumbrata; umbra media alarum post. puncta media infra eircum- SCHIDETL LO Eee. -Obsoletania. 3. Lineis acute dentatis, ext. in 2, 3, 4 porrecta, in margine ant. et m costis incrassata; submarginali in 24, alboeintemuptar . Keep. no . Vesubiata. 4. Linea inf. bicuspide, mediana obsoletiore, ext. cucullata, in costis punctata; Iineis olivaceis . . . 2... 2... Alyssumata. 5. Lineis rufis, in margine ant. incrassatis et limbum versus curvatis, mediana puncta media extra circum- seribente zextelunulatarı U. 0. en u Coenosaria. 6. Alis purpureo-inflatis, lineis vix conspicuis, ext. in Cost punGlates an ee A Pugeniata.

b. Croceae. Linea inf. recta, in 7 angulata, mediana sinuata,

ext. limbo approximata et parallela, submarginali ntranlatmustadumbrata 2 2... „nn. 02020.. Sulphuraria. ce. Testaceae.

I. Linea inf. et ext. dentati set punctatis, mediana recta

lata, submarginali bisinuata, infra adumbrata. . . Cervantaria. 2. Limbo violaceo, linea inf. in margine antico et int.

notata, mediana et submargimali dentatis, bisinuatis,

obsoletis; limbali plumbeo-maculata . . . . . . Disjunetaria. 3. Margine antico rufescente, limbum versus badio; area

limbali violacea, punctis medis externe illustratis,

lines ext. 'badia, interrupta . . . „nn 2.2. Eriopodata.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 31

237

238 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 18) 4. Limbis et marg. ant. purpurescentibus, puncto medio distincto, linea ext. rectiore et limbo magis approxi- mata, quamOstrinaniaer ee 2, Er d. Flavae.

Angulo interno rufo, flavo-maculato; margine ant. basi violaceo, deinde ferrugineo; lineis purpureis, ext, trisinuata: En Rn Ua

e. Albido-tlavae.

Margine ant. et lineis testaceis, his undulatis obliquis. Submarginali distinete terminata, limbali PUNGtatass, re:

III. Grisescentes. a. Cinerene.

1. Lineis et punctis mediis obsoletis; linea submarginali albo-cuspidata, extra adumbrata, costis dilutioribus

2. Lineis obliquis, rectis, undulatis; mediana medio ex- teriori approximata; punctis medis distinctis; ciliis divisis et punctatis

3. Rufescentes, area limbali nigricanti-rufa, lineis in maroinerant:anotatisı a a Ro

b. Caesiae.

I. Limea inf. tripunctata, submarginali quatuor alarum in 2 et 3 porrecta

2. Linea inf. et mediana crassis, in margine ant. macu- latis, ext. bismuata, submarginali approximata; cilis punetatis! Fre er

c. Griseae.

1. Linea inf. et mediana maculis umbrosis significata, ext. dentata, submarginali in 2, 5—7 albo-maculata, ceterum adumbrata; ciliis innotatis

2. Lmea inf. acute angulata, vel abrupta; exteriore superne flexuosa, deorsum recta, dentata, apicem petente

3. Flavo-inflatae, lineis distinetis, alarum post. irregu- lariter cuspidatis; submarginali vix adumbrata

d. Ferreae. Basi et margine ant. nigris, lineis obsolete den-

ticulatis, punctis mediis albo-cinctis, linea submargi-

Purpureo-marginata.

Ostrinaria.

Ossiculata.

Pecharia.

Perirrorata.

Atromarginata.

Marginepunctata.

Camparia.

Contiguaria.

Calunetaria.

Mutilata.

Systema Geometrarum zomae temperatioris septentrionalis. (p.19) 239

nali utrinque adumbrata, limbali albo-, ciliis nigro- Pınclanseukuri ee. nl nase Bischoffara: IV. Violaceae. Margine ant. flavo, lineis rectis. . . . 2... Incarnaria. Species dubiae. IId. Demissaria Hb. Z. 563. 64. Gn. I. 466. Pack 27. III®. Longaria HS. Prolongata Rbr. XXI Fig. 5. Litigiosaria Bdv. Dissidiata Gun. Consolidata Led. 1. Pelagia ossicalata Led.

Sordide flavescenti-albida, margine antico et lineis transvers. testaceis, lineis undulatis obliquis: linea limbali punctata. Antennae 5 breviter ciliatae. Subtus sordide albida, griseo-adspersa.

Sehmutzig gelbweiss, Vorderrand und Querlinien lehmgelb, letztere gewellt, schief gestellt. Saumlinie punktirt. Fühler kurz gewimpert. Unten schmutzig weiss, grau bestäubt. Vorderflügel schmal und spitz. (Led.)

Hyreinien.

2. Pelagia Monadaria Gn.

Alis ant. elongatis, post. brevibus, osseo-albidis, nigro-adspersis; punctis mediis crassis nigris; alis post. una, ant. duabus lineis, exteriore limbo approximata et parallela ornatis. Area limbali grisea, linea submarginali albicante, undulata. Umbra media obsoleta. Antennis moniliformibus. Fronte nigro. 11 mm.

Vorderflügel in die Länge gezogen, Saum gerade, Hinterflügel kurz, gegen den Aussenwinkel hin wie gestutzt. Flügel beinweiss, schwarz und sparsam bestäubt, auch auf den Franzen. Mittelpunkte diek schwarz. Mittel- schatten undeutlich, äussere Querlinie dem Saume genähert und mit ihm parallel. Saumfeld grau mit der hellen Wellenlinie. Fühler perlschnurartig. Stirne schwarz. Gn. heisst ihn den „kleinsten Spanner“.

Anatolien (Tarsus).

3. Pelagia purpureo-marginata Bohatsch. Testacea, margine ant. et externo purpureo-adspersis; lineis purpureis undulatis et punctis mediis distinetis ornata. 17 mm. Antennis eiliatis, limbis integris.

240 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 20)

Der Ostrinaria ähnlich, aber mit trüb lehmgelber Stirne und Fühler- wurzel, dann gestreckteren Flügeln.

Trüb lehmgelb, Säume und Vorderrand der Vorderflügel purpurviolett angeflogen. Q@uerlinien deutlich, die äussere nach unten gerader und dem Saume näher als bei Ostrinaria, die Wellenlinie zart gezackt, von der Grund- farbe. Mittelpunkt deutlich, aber schwach, ‚während bei Ostrinaria derselbe, sowie die Mittellinie fehlen. Vorderrand nur gegen die Flügelspitze hell. Unten hell röthlichgelb, gegen aussen roth angeflogen, mit deutlicher äusserer Querlinie. Saumlinie violettschwarz, Franzen an der Wurzel röthlich.

Syrien.

4. Pelagia coenosaria Led.

Ochracea, nigro-pulverulenta, lineis transversalibus saepius rufescentihus, in margine ant. apicem versus fractis; linea tertia Junulata; secunda primae approximata; limbali interrupta.

Matt ockergelb, fein schwarz bestäubt; alle Querlinien deutlich, oft zimmetroth; ihr Ursprung am Vorderrande dick bestäubt, beide Linien hier nach aussen sich wendend, im Uebrigen dem Saume parallel; die äussere aus Halbmonden gebildet, und auf den Rippen dunkler markirt. Der Mittel- schatten steht der inneren Querlinie näher als der äusseren, entspringt gerade über dem deutlichen Mittelpunkte, zieht hinter demselben herum und setzt sich gerade unter ihm zum Innenrande fort. Die Wellenlinie ist undeutlich licht, nach innen wie bei Immutata markirt. Saumlinie aus abgesetzten groben schwärz- lichen Strichen gebildet; . Franzen einfärbig. Unten ohne Zeichnung. (Led.)

Griechenland. Syrien. Cypern.

9. Pelagia camparia HSch.

Sodaliariae similis; coeruleo-grisea; linea transversalis tertia biflexa

lineae submarginali in cellis 13, 2, 3, 5, 6 basim versus adumbratae approximata.

Mit der Sodaliaria in Gestalt und Zeichnung ganz übereinstimmend, doch gröber und deutlicher gezeichnet; Farbe mehr wie Incanata. Franzen auf den Rippen deutlich punktirt. Blaugrau, die hintere Querlinie der Wellen- linie sehr genähert, welche in Z. 13, 2, 3, 5, 6 nach innen dunkler ausgefüllt

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.21) 241

ist. Anfänge der Querlinien am Vorderrande dicker, die hintere macht zwei Ausbiegungen; Mittelpunkte deutlich.

Sid-Europa. Kleinasien.

(Ein von M. Korb aus Piemont gebrachtes Exemplar hat aus Staub gebildete undeutliche Querlinien, auf den Hinterflügeln deutlichere Mittelpunkte.)

b. FPelagia Sulphuraria Fır. Gn.

Pallide erocea; 5 linea inferiore recta, obliqua, in 7 fracta, umbra media tenui, linea exteriore undulata, limbo approximata. Linea submarginali utringue infra latius adumbrata. Linea limbali interrupta. Punctis mediis nigris, infra umbram mediam positis. Antennis ciliatis. Fronte nigro, vertice et palpis eroceis. © rufescens, lineis distinctioribus, reetioribus ornata, umbra media puncta media includente, alis posticis absque punetis medis: linea submarginali infra non latius adumbrata.

Bleich safrangelb mit bleichbrauner Zeichnung; 3 mit gerader, schiet- laufender innerer, auf 7 gebrochener Querlinie, feinem busigem Mittelschatten, fein gewellter, dem Saume genäherter gebogener äusserer Querlinie, welche sich bis auf die Hinterflügel fortsetzt. \Wellenlinie beiderseits innen breiter beschattet. Saumlinie gestrichelt. Mittelpunkte der Vorderflügel schwarz, inner- halb des Mittelschattens stehend. Fühler gewimpert. Stirne schwarz, Scheitel und Palpen safrangelb. © röthlicher, mit deutlicheren geraden Querlinien. Der Mittelschatten die Mittelpunkte einschliessend, diese auf den Hinterflügeln fehlend. Wellenlinie nach innen -nicht breiter beschattet. (Lederer hält Ochroleucaria HSch. für das © von Sulphuraria ??)

Spitze scharf, Saum gerade, Hinterflügel ohne Einbuchtung. Vorder- winkel gerundet, Afterwinkel deutlich. (Coll. Korb.)

Sarepta. Armenien.

1. Pelagia submutata Tr.

Marginepunctatae similis; minor, albidior, lineis transvers. ferrugineis, ad marginem ant. coeruleo-incrassatis; linea submarginali coeruleo- griseo- adumbrata.

Kleiner und weisser als Marginepunctata, mit rostfarbenen Querlinien, welche am Vorderrande verstärkt sind; Wellenlinie breit blaugrau begrenzt. Saumlinie aus Bögen gebildet.

242 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 22)

Süd-Europa. Südwest-Asien.

Ein aus Piemont von M. Korb gebrachtes Exemplar beschreibe ich, wie folgt: Grauweiss, grobbraun bestäubt, @Querlinien zackig, auf Hinterflügel deutlicher, auf Vorderflügel an den Rippen verdickt; Wellenlinie staubig begrenzt: Mittelschatten der Vorderflügel undeutlich; Mittelpunkt auf den Vorderflügeln innerhalb, auf den Hinterflügeln ausserhalb des Mittelschattens. Saumlinie zwischen den Rippen verdickt. Franzen einfarbig.

Milliere Je. Pl. 55 Fig. 10 beschreibt sie: „Röthlichweiss, am Saume blaugrau, mit drei parallelen nicht immer deutlichen Querlinien. Mittel- punkte und einige kippenpunkte der Vorderflügel sind immer deutlich. Kopf braun, Scheitel weiss.“ Ferner zeigt die Abbildung am Vorderrande schwarz verdickte zweibusige, auf 1 eingezogene rostgelbe Querlinien, den Mittelpunkt im Mittelschatten der Vorderflügel. Saumlinie der Vorderflügel gestrichelt, jene der Hinterflügel in Bögen, Franzen innen gefleckt.

Ei: Länglich, korallenroth, gerippt. Im Mai schlüpfen die Räupchen aus. Sie sind anfangs dunkelgrün, später heller.

Raupe: Ende April erwachsen, sehr lang, fast eylindrisch, kaum verdünnt, schwach seitenkantig, stark querfaltig. Blaugrün, Stigmatale sehr breit, weisslich. Gefässlinie weisslich, fein. Subdorsale fehlt. Stigmata sehr klein, weiss, braun eingefasst. Kopf viereckig, gelblich, mit zwei hellen Linien. Brustfisse lehmgelb, Hinterfüsse gleichfarbig, aussen braun mit weinrothem Kranze. Variirt in blaugrau. Auf Thymus vulgaris und Doryenium. Verwandlung unter Abfällen.

Puppe: Mittellang, glänzend, das letzte Segment mit scharfer Spitze. Flügelscheiden grünlich, Hinterleibsringe dunkelroth. Entwickelung nach 14 Tagen. (Mill)

8. Pelagia Obsoletaria Rbr., Rufillaria HS. Rufularia HS.

Ochraceo-albida, sericea, lineis transversalibus fuseis sinuatis, linea submarginali utroque adumbrata; punetis mediis nigris; linea inferiore alarum posticarum puneta media semicireulariter eircumeurrente. Linea limbali inter- rupta, eiliis punctatis.

Ockergelblich-weiss, seideglänzend, mit braunen busigen Q@uerlinien, beiderseits beschatteter Wellenlinie, schwarzen Mittelpunkten. Die innere

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.23) 243

@uerlinie der Hinterflügel läuft halbkreisförmig um den Mittelpunkt wurzel- wärts herum, während dieser auf den Vorderflügeln innerhalb des Mittel- schattens steht. Saumlinie unterbrochen, Franzen an der Wurzel punktirt. (Nach einem von Dr. Staudinger erhaltenen Exemplar.) (Rufillaria Zeller Isis 1547, p. 519 kann nicht synonym sein mit Obsoletaria, weil sie geraden Vorderrand, gewellte Querlinien und punktirte Saumlinie hat. Ich vermag jedoch Rufill. ohne genauere Diagnose nicht einzureihen.) Siid- und Ost- Deutschland. Siüd- und West-Europa. Kleinasien. Hyreinien. Ei: Länglich, gerippt, wachsfarbig, später grün. kaupe: In der Jugend weisslich mit mehreren Längslinien. Kopf diek und braun. Ausgeschlüpft im Juli überwintert sie und ist erst im Mai nächsten ‚Jahres erwachsen. Kurz, nach vorn stark verdünnt, quer- gefaltet, seitenkantig, rauh, gekörnt. Gelblich oder gelbgrün, Rücken blaugrün, an den Enden bläulich. Auf jedem Ringe eine hellere birn- förmige Zeichnung. Gefässlinie nur auf den ersten drei Ringen sichtbar, dunkelgrün. Stigmatale auf der Kante, unten durch einen groben dunklen Punkt bezeichnet. Stigmata sehr klein. Bauch bläulich mit hieroglyphen- artiger Zeiehnung; Kopf klein, dreieckig, röthlich, weisslich behaart. Füsse gleichfarbig. Polyphag. Verwandlung Ende Juni. Puppe von gewöhnlicher Form. (Mill.)

9. Pelagia incarnaria HSch. Ruficostata Zeller.

Alae elongatae, violaceae, margine ant. flavescente, lineis transversa- libus rectis.

Grösser als Rufilaria, mit gestreckteren Vorderflügeln und längerem Innenrande der Hinterflügel. Mehr violett, mit gelbem Vorderrande. (Querstreifen geradliniger, Saumlinie zwischen den Rippen schärfer braun. (HSch.)

Siid- Europa. Bithynien.

10. Pelagia ostrinaria Hb.

Alis lutescentibus, costa ant. ad basim limboque omnium late purpureo- violaceis; eiliis ferrugineis.

244 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 24)

Gelb, alle @uerlinien und der Afterwinkel purpurroth. Franzen gescheckt; Saumlinie wurzelwärts vertrieben purpurroth, hintere @uerlinie dreimal ausgebogen. Im rothen Innenwinkel der Vorderflügel ein gelber Fleck. Raum zwischen den Fühlern schneeweiss, Obergesicht braun, Kragen und Schulter zimmetbraun. Vorderrand am Wurzeldritttheil purpurviolett, dann rostgelb wie die Franzen. Die dritte Querlinie wendet sich nach vorn saum- wärts. Unten bleicher, grauer, glänzender, mit einer Querlinie. (Wenn Mill. Abbildung Pl. 100. Fig. 2 richtig ist, so vereinigen sich Mittelschatten und äussere Querlinie auf Rippe 2 und grenzen einen dreieckigen Fleck am Innen- rande ab.)

Siid-Europa, Kleinasien.

Ei: Länglich, gekörnt, gelblich weiss, dann rosenfarbig, an einem Ende mit rothem Flecke. Ende ‚Juni schlüpft das Räupchen aus. Dasselbe ist anfangs lang, weisslich. Mitte August zeigt sie Jange weisse Haare, an welchen sich der Blithenstaub ansetzt und so die Raupe unkenntlich macht. Sie ist polyphag. Ende September wird sie braunschwarz mit hellen Flecken, überwintert und ist im nächsten Mai ausgewachsen, kurz, seitenkantig, vorn verdünnt, rauh, mit kleinem einziehbaren Kopfe, roth- braun. Stigmatale heller. Der 6., 7., 8. Einschnitt oben gefleckt, weiss mit schwarzer Einfassung, auf dem 8. herzfürmig. Bauch gleichfarbig, mit Rautenflecken. Kopf kugelig, ohne Zeichnung, gleichfarbig, oben ockergelb. Füsse gleichfarbig. Stigmata klein, weiss, schwarz eingefasst. Die weissen Haare noch vorhanden. Verwandlung unter Moos Ende Mai.

Entwiekelung nach 14 Tagen. Zwei Generationen.

11. Pelagia Pecharia Staud. Grisea, pulverulenta; lineae transversales obsoletae; limbi obscurati, basim versus dilute dentiewati. Linea limbalis punctata; caput et antennae albida. Staubgrau, 16—17 mm. Flügel ziemlich lang, Zeichnung undeutlich, von dunklen Atomen bedeckt. Ein düsteres Saumband im Ziekzack, nach innen fein weisslich gezackt. Mittelpunkte undeutlich. Franzen gelbgrau. Saumlinien mit schwarzen Punkten, welche auf den Hinterflügeln zerfliessen. Unten alles lichter. Fühler kaum gewimpert, weisslich wie Kopf. Füsse weisslich, hintere lang behaart. (Stett. E. Z. 1862. Nach Milliere [Pl. 57

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 25) 245

Fig. 3 u. 4] sind die äussere Querlinie und das dunkle Saumband von den hell- grauen Rippen durehschnitten und sind die Säume innerhalb der Saumpunkte hell, auf der Unterseite aber die Rippen dunkler.)

Ofen. Sarepta.

12. Pelagia marginepunctata Götze. Immutata Tr. SV. Frr. Immutaria Hb. Dup. HS. Promutata Gn. Snell. Incanata Haw. Wd.

Contiguaria Haw. Wd. Adjunctaria Bdv. Gn.

Coeruleo-grisea, pulverulenta; linea transversalis prima tribus punetis nigris ornata; linea submarginalis in cellulis 2 et 3 alarum ant. et post. valde arcuata. (HSch.)

Blaugran, staubig; die innere Querlinie durch drei Punkte bezeichnet; Wellenlinie in Zelle 2 und 3 aller Flügel sehr ausgebogen.

Central- und Süd-Europa. Kleinasien. Altai. Petersburg.

Raupe: 1”. Schlank, dünn, hellgrau mit dunkler Rückenlinie und bleicher Seitenlinie, die mittleren Ringe mit eckigen grauen Schuppenflecken, dazwischen mit orangegelben Flecken. Kopf rund und getheilt, schwarz, weisslich gestreift. After zweispitzig. Puppe in einem Gespinnst in der Erde, braungelb, Flügelscheiden schwarz. Auf Nelken. (Rösel.)

13. Pelagia atromarginata Mab.

Attenuariae similis; rufescenti-einerea, fascia sordide nigro-purpurascenti et subterminali divisa et ad apicem interrupta late marginata. Ciliae rufes- centes. Apex nigro-einetus: margo ant. duobus punctis nigris ornatus.

Röthlich aschgrau, vor dem Saume eine schmutzig schwärzlich-purpurne, von der Wellenlinie durchschnittene, nicht bis zur Spitze reichende Binde: auf den Hinterflügeln bleicher. Franzen röthlich. Spitze schwarz umzogen; Vorder- rand mit zwei schwarzen Punkten als Ausgangsmerkmale der fehlenden Quer- linien. Mittelpunkte klein; Stirn weiss. Unten ähnlich wie oben. (Annales d.la S. e. d. Fr. 1869 p. 61.)

Bei Bastia auf Üorsica.

14. Pelagia mutilata Staud. Flavogrisea; linea transversalis secunda distincetissima, in alis post. irregulariter dentata: prima distineta; linea submarginalis obsolete terminata.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 39

{St}

246 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 26)

Grösse von Litigiosaria; Stirme schwarz, Scheitel licht. Lichtgrau, gelb angeflogen. Mittelpunkte, Saumlinie stärker gestrichelt oder punktirt. Erste Querlinie deutlich, zweite sehr scharf, auf den Hinterflügeln unregel- mässig gezackt. Die beiden Begrenzungslinien der Wellenlinie undeutlich. (Bei Litigiosaria ist die erste Querlinie undeutlich, bei Ossiculata finden sich gegen den Saum drei Querlinien. Staud. Stett. e. Z. 1876 p. 140.)

Palermo.

15. Pelagia virgularia Hb.

Albieans, paulum fusco -pulverulenta; linea inferiore tribus maculis umbrosis significata, mediana obsoleta, exteriore in costis inerassata, in 5 basim versus acute angulata, deorsum flexuosa, superne reeta. Punctis medis magnis nigris. Linea submarginali exteriori parallela, utroque adumbrata. Linea limbali strigulis crassis nigris formata, eiliae infra nigro-punctatae.

Weisslich, sparsam braun bestäubt; innere Querlinie aus drei Schatten- flecken gebildet, Mittelschatten undeutlich, äussere Querlinie auf den Rippen verdickt, auf Rippe 5 aller Flügel gegen die Wurzel spitzwinklig eingezogen, nach oben gerade, nach unten geschweift. Mittelpunkte gross und schwarz. Wellenlinie der äusseren parallel, beiderseits beschattet. Saumlinie dick schwarz gestrichelt, Franzen an der Wurzel schwarz punktirt.

Uentral-Europa, Livland. Mittelmeergebiet.

Raupe: Holzfarben, weiss und braun gestreift, Afterspitzen braun. Ver- wandlung in Gespinnst. Puppe schwarzbraun. Auf Faulbaum. Nach vorn verdünnt, sehr seitenkantig; Kopf klein, dreieckig, fein braun behaart. Hell lehmgelb bis rothbraun, mit feinen braunen Linien: Gefäss- linie doppelt, ununterbrochen, Subdorsale unterbrochen; Stigmatale gewellt, auf der Seitenkante hell; Bauch mit weisser Linie vom 4. bis 9. Segment; Stigmata und Punkte braun. Die Rückenrauten braun. Polvphag auf niederen Pflanzen und Gesträuchen, an dürren wie frischen Blättern. Ver- wandlung in leichtem Gespinnste. Entwickelung nach 3 Wochen. (Mill.)

Var. Paleaceata Gn. Dilutaria H— 6.

Lineis punctatis, umbra media alarum ant. diluta; linea submarginali paulum

adumbrata. Alae omnino pulverulentae.

Sustema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 27) 247

Var. Canteneraria Bdv. Gun. (alcearia Zell. HS.

Albicanti-grisea, nigro-pulverulenta, lineis in costis dentate notatis, inferiore tripunctata; umbra media tenui. Linea submarginali lata, valde adumbrata; intervallo umbrae mediae et lineae exterioris non pulverulento. (Nach einem von M. Korb aus Piemont gebrachten, von Dr. Staud. recognoseirten Exemplar.)

16. Pelagia Contiguaria Hb. Eburnata Wk.

Albicanti-grisea, fusco-pulverulenta, lineis inferioribus umbris signi- ficatis, exteriore dentata, submarginali in 2, 5—7 albido-maculata, ceterum adumbrata; punetis mediis nigris; linea limbali nigro-striolata, eiliis immaculatis.

Weissgrau, braun bestäubt; die inneren zwei Querlinien durch Schatten- flecken bezeichnet, die äussere gezähnt, die Wellenlinie in Zelle 2, 5—7 weissgefleckt, im Uebrigen beiderseits beschattet; Mittelpunkte schwarz; Saum- linie schwarz gestrichelt, Franzen ungefleckt.

Nach HS. ist sie veilchengrau, stark braun bestäubt, die mittlere Querlinie vor dem Mittelpunkte; alle Linien am gelben Vorderrande verdickt: Wellenlinie sehr ungleich gezackt, wurzelwärts stark dunkelfleckig.

Contiguaria sitzt an den Felsen mit ausgebreiteten Flügeln nahe an der Erde.

Central- und Süd-Europa von 1000—1200 m Höhe angefangen.

Die Raupe gleicht jener der Cerventaria, nur die Rückenflecken sind ver- schieden. Sie kommt Mitte August aus dem Eie, überwintert und ist in der zweiten .Hälfte des Mai erwachsen. Mittellang, vorn verdünnt, sehr seitenkantig, querfaltig, röthlich-lehmgelb, ins Dunkelbraune nach unten übergehend. Kopf viereckig, braun gezeichnet. Gefässlinie doppelt, breit, dunkel, auf den ersten drei Ringen nicht sichtbar, schwarzbraun auf den letzten. Stigmatale auf der Seitenkante sehr gewellt und heller als der Grund. Brustfüsse röthlich, schwarz geringelt. Polyphag ( Polygonum aviculare etc.) Nach Fuchs auf Sedum album. Zwei Generationen.

Nach Wocke (Bresl. Verh. 1850) gleicht die Raupe jener der Eupith. abbreviata, graugelb, schwarz geringelt, unten viel dunkler; Kopf gelb, in der Mitte mit schwarzem Punkte.

Puppe nach Fuchs in der Augengegend am breitesten, Flügelscheiden auffallend gegen einander geneigt, Hinterleib schlank und spitz zulaufend,

9* z

Sb

Ö

248 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 28)

Hinterleibssegmente hoch geschwungen, so dass der Mittelleib am tiefsten liegt; schmutzig gelbgrau, grünlich angeflogen, Augen röthlich, Flügelscheiden dunkler, zwischen den Rippen schwarz gefleckt. Schwanz- spitze mit sechs Borsten.

17. Pelagia Bischoffaria H.-G. Lah.

Ferro-grisea, nigricans; lineis dentatis obsoletis; eiliis, punetis magnis limbalibus, linea submarginali et eireuitu punctorum mediorum albis; fronte et prothorace nigris, vertice et humeris niveis. Abdomine nigricante, albido- annulato. Margine antico et basi nigerrimis, linea submarginali utrinque nigerrime adumbrata; ciliis basi distinete nigro-punctatis.

Der Virgularia ähnlich, aber eisengrau, fast schwarz, die Zähne der (uerlinien kaum sichtbar, die Franzen weiss, an der Basis dick schwarz gefleckt, der Saum zwischen den Rippen dick weiss punktirt, Wellenlinie und Umkreis der Mittelpunkte grell weiss; Stirne und Prothorax schwarz, Scheitel und Schulterdecken schneeweiss. Hinterleib schwärzlich, weiss geringelt. Vorderrand, Wurzel und beiderseitige Beschattung der Wellenlinie am schwär- zesten. (De la Harpe.)

Schweiz (Lausanne).

15. Pelagia Eugeniata Mill. (Ann. de la Soc. Linn. Lyon XIX p. 38.)

Ochracea, purpurescens, tenuiter fusco-pulverulenta. Linea inferiore et submarginali obsoletis, mediana vix conspieua, exteriore in costis punctata. Ciliis infra fusco-punctatis. Subtus pallide ochracea, punetis medis majoribus nigris, linea exteriore dentata, limbali interrupta, badia.

Ockergelb mit purpurröthlichem Hauche, sparsam braun bestäubt. Die beiden inneren Querlinien kaum sichtbar, die äussere auf den Rippen punktirt, die Wellenlinie undeutlich. Franzen auf der Wurzelhälfte dunkelbraun punktirt. Mittelpunkte deutlich. Unten hell ockergelb; Mittelpunkte grösser, eckig, schwarz; äussere Querlinie gezähnt, Saumlinie scharf schwarzbraun, unter- brochen.

Sid- und Ost-Frankreich.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 29) 249

19. Pelagia Sodaliaria HSch.

L.acteo-albida; linea submargialis in cellulis 1%, 2, 3, 5, 6 basim versus maculis rotundis adumbrata; lineae transversales subrectae.

Milchweiss, Flügel breiter, @Querlinien weniger geschwungen, feiner zackig, Beschattung der Wellenlinie bildet in den Zellen 12, 2, 3, 5, 6 runde graue Flecken. (HSch. 466. VI p. 65.)

Süd- Europa.

der hintere weiter vom Saume entfernt, als bei Incanata. Die innere

20. Pelagia eriopodata Graslin.

Bisetatae similis, sed minor. Flavido-grisea. Margo ant. rufescens, postice nigro-brunneus. Linea transvers. prima tripunetata, secunda rufescenti- grisea, in margine ant. obseurata; tertia strigis nigro-brunneis composita, paullum arcuata. Area tertia violaceo-grisea, apicem versus flavescens. Apex divisus.

Schmutzig gelbgrau, bleich. Wurzel aller Flügel dunkler; Vorderrand erst röthlich, dann saumwärts schwarzbraun. Erste Querlinie aus drei Punkten, die dritte aus schwarzbraunen punktartigen Strichen bestehend. Mittelpunkt nach aussen gelbweiss aufgeblickt, auf einem schmalen rothgrauen, am Vorder- rande schwarzbraun verdiekten Mittelschatten stehend. Saumfeld violettgrau, Spitze gelbgrau, durch schiefen schwarzbraunen Strich geschieden. Wellenlinie hell, gezähnelt. Franzen violettgrau, kaum gescheckt. Saumlinie unterbrochen. Das letzte Paar Füsse mit zwei langen seidenhaarigen Pinseln. (Annales d. 1.8. ıe...d..;Fr. ‚1863 p. 324.)

Collioure in Süd-Frankreich.

2]. Pelagia disjunctaria Stgr.

Attenuariae similis. Sordide-fava, marginem ext. versus violacea. Linea transversalis prima maculis in margine ant. et int. positis significata: secunda obsoleta; submarginalis undulate euspidata, biflexa. Linea limbalis maculis plumbeo-griseis ornata. Subtus unicolor, sericea. 16 mm.

Von Attenuaria durch stumpfere Flügelspitze und gezackte Wellenlinie verschieden. Schmutzig gelb, nach aussen breit veilroth angeflogen. Die erste Querlinie höchstens am Vorderrande und Innenrande angedeutet; die zweite sehr undeutlich, aus dunklem Vorderrandsflecke entspringend. Die Wellenlinie schwach kennbar, wellenzackig, mit zwei Ausbiegungen nach innen.

250 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 30)

Saumlinie durch eine Reihe bleifarbener grosser Flecke gebildet. Hinterflügel undeutlicher gezeichnet. Unten eintönig glänzend grau mit feiner dunkler Saumlinie und Mittelpunkt. (Berl. ent. Z. 1570 p. 124.)

Öatalonien.

22. Pelagia Calunetaria Staud. Doryceniata Bell. Callunata Rbr.

Grisea; alae anticae elongatae, posticae rotundatae; linea inferiore acute angulata, superne saepius diluta, exteriore marginem internum versus recta, superne flexuosa dentataque; umbra media puncta media includente. Alae posticae una linea et umbra media. Linea limbalis interrupta; ciliae longae, sericeae. Antennae filiformes.

Weissgrau, Vorderflügel in die Länge gezogen, Hinterflügel gerundet. Innere Querlinie nur bis zur Flügelmitte reichend (Doryen.) oder von da in spitzem Winkel gegen den Vorderrand einbiegend (Callun.), äussere vom Innen- rande bis zur Flügelmitte gerade, dann geschwungen und gezähnt; Mittel- schatten den Mittelpunkt einschliessend, Saumlinie unterbrochen, Franzen lang, seideglänzend; Fühler einfach. (Bei Callun. das Saumfeld dunkler.)

Ramb.’s Abbildung der Callunata, welche Staud. als Synonym seiner Calunetaria aufführt, zeigt weissgrauen, braun bestäubten Grund, alle Linien gegen die Flügelspitze gerichtet, die innerste nicht gezähnt, den Vorderrand nicht erreichend, die mittlere am Vorderrande vor der Spitze mündend, vor ihr der schwarze Mittelpunkt und ein Vorderrandsfleckchen, die äussere nahe an ihr, in die Spitze mündend, und hier mit der Wellenlinie und der Saum- linie zusammengeflossen. Alle drei gezähnt. Saum verdunkelt. Franzen gescheckt. Hinterleib den Afterwinkel weit überragend. Fühler borsten- förmig. Ich möchte hiernach die Identität beider Formen bezweifeln, wage jedoch lediglich auf eine Abbildung hin die Callunata noch nicht zu trennen. Jedenfalls muss dieselbe aber mit dem Ramb. Namen unter die Synonymen aufgenommen werden!

Raupe: Lang, an den Seiten kantig, Kopf zweispitzig; kurzhaarig. Rothgrau bis erdfarben; über den Rücken mit schwarzen Strichen, oder ohne

Zeichnung.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 31) 251

Puppe in leichtem Cocon, hellbraun, mit vier Reihen schwarzer Flecken auf den Ringen; Afterspitze mit fünf Borsten. Zwei Generationen. Auf Doryenium pascens. (Himmighoffen.)

Andalusien, Catalonien.

23. Pelagia Oervantaria Mill.

Alis antieis elongatis, acuminatis, testaceis, brunneo-pulverulentis, lineis distinctis, exteriore dentata et nigro-punctata, mediana recta, fusca, lata; inferiore dentata, fusca; submarginali bisinuata, infra brunneo-adumbrata. Linea limbali interrupta, septem strigulis composita. Ciliis concoloribus, basi testaceo-macu- latis. Punetis mediis minimis brunneis. Antennis subpectinatis. Subtus flaves- centi-grisea vel violacescens, vix notata.

Vorderflügel in die Länge gezogen, zugespitzt, lehmgelb, braun bestäubt, mit deutlichen Querlinien, die innere und äussere gezähnt, schwarz punktirt, die mittlere breit braun, gerade; die Wellenlinie zweibusig, innen braun be- schattet. Saumlinie unterbrochen, schwarz gestrichelt. Franzen gleichfarbig, an der Wurzel lehmgelb gefleckt. Mittelpunkte sehr klein, braun. Fühler schwach gekämmt. Unten gelbgrau oder violettlich, kaum gezeichnet, nur Mittelpunkte deutlich.

Barcelona. Collioure (Süd-Frankreich).

Raupe: Lang, vorn verdünnt, faltig, stark seidenkantig, lehmgelb, kaum gezeichnet. Grefässlinie breit, unterbrochen, bleich ockergelb, am zwölften Ringe spitzig endend; auf den vier oder fünf ersten Segmenten braun. Stigmatale fein, gewellt, ununterbrochen, heller als der Grund, auf der Seitenkante. Unten schiefergrau, Bauch mit weisslicher Rautenlinie. Stigmata klein, weiss, braun eingefasst. Kopf klein, vorn abgeplattet, gleichfarbig, ockergelb linirt. Brustfüsse weisslich, mit braunen End- gliedern. Trapezoidpunkte braun, weiss eingefasst. Ueberwintert. Auf Alyssum (maritimum und calycinum). Mitte April ist sie erwachsen. Ver-

wandlung unter dürren Blättern.

Puppe mittellang, gelbgrün, Kopf, Schwanzspitze und Flügelrippen braun,

Bauchringe braun punktirt. Zwei Generationen. (Mill.)

252 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 32)

24. Pelagia Alyssumata Himmigh. u. Mill. (Mill. Icon. III p. 197. Pl. 121 Fig. 6—11.)

Cervantariae similis, sed minor, antennis 3 filiformibus, pallide rufescenti- ochracea, fusco-pulverulenta. Lineis virescenti-brunneis, tenuibus, quatuor alarum distinetis. Linea inferiore obtuse biangulata, exteriore cucullata, in costis punctata. Umbra media minus distineta; punetis mediis parvis, brunneis, infra umbram positis. Linea submarginali dentata, dilutiore; ciliis concoloribus; linea limbali interrupta. Subtus infumata, sericea, obsolete signata. Vertice, thorace et abdomine concoloribus.

Der Cervantaria ähnlich, aber kleiner, 5 mit fadenförmigen Fühlern, bleieh röthlich ockergelb, braun bestäubt. Querlinien grünlichbraun, fein, auf allen Flügeln deutlich. Innere Querlinie stumpf zweizackig, äussere gekappt, auf den Rippen punktirt. Mittelschatten weniger deutlich, Mittelpunkte klein braun, innerhalb des Mittelschattens. Wellenlinie gezähnt, heller; die Franzen gleichfarbig; Saumlinie unterbrochen. Unten angeraucht, glänzend, undeutlich gezeichnet. Scheitel, Thorax und Hinterleib gleichfarbig. Füsse lang, braun.

Ei: Rund, dunkelgelb gerippt. Im Juli kriecht aus demselben das grün- gelbe, an den Mittelringen und am Kopfe weinrothe Räupchen aus, überwintert unter dürren Blättern und ist im Mai erwachsen.

Raupe: In der Form jener der Moniliata ähnlich, kurz, faltig, steif, seitenkantig, vorn verdünnt. Grundfarbe weinroth, mit weiss, braun und gelb marmorirt, auf jedem Ringe eine helle Stelle, Bauch dunkel schiefergrau. Linien unvollkommen, nur Subdorsale und Rücken- linie auf den vier letzten Ringen angedeutet. Die Stigmatale auf der Seitenkante, kaum heller. Der 5., 6., 7., 8. Ringeinschnitt gelb gefleckt, beiderseits schwarz begrenzt. Kopf klein, schwarz, behaart. Füsse braun, die hinteren aussen weiss. Auf Oentaurea aspera, Alyssum maritimum ete. Verwandlung unter dürren Blättern. Entwiekelung nach 14 Tagen. (Mill.)

Barcelona. Cannes.

25. Pelagia Vesubiata Mill. (Revue d. Zool. 1873 N.1 p. 6. Iconogr. III p. 347 Pl. 143 Fig. 9—11.) Ochraceo-albida, lineis transversalibus acute dentatis, in costis et in margine antico incrassatis; linea submarginali utroque eyaneo-griseo-adumbrata, in 2 et 4 albido-interrupta; linea exteriore in 2, 3, 4 longius dentata. Punetis

[4]

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 33) 253

mediis extra umbram mediam positis. Margine externo alarum post. in 5 sinuato. Linea limbali lunulata; eiliis punctatis.

Ockergelblich-weiss, Querlinien spitz gezähnt, auf Rippe 2, 3, 4 am weitesten saumwärts vorspringend, auf den Rippen und am Vorderrande ver- diekt; Wellenlinie beiderseits blaugrau beschattet, auf Rippe 2—4 weisslich unterbrochen. Mittelpunkte ausserhalb des Mittelschattens. Saum der Hinter- flügel auf Rippe 5 eingesenkt. Saumlinie diek gemondet, Franzen punktirt. (Nach einem von Dr. Staud. identifieirten Exemplare der Coll. Korb.)

Der Incanata ähnlich, aber die äussere Querlinie ununterbrochen, gezähnt, gebogen, schwarz; Franzen nicht punktirt, sondern mit Strichelchen. 20 bis 22 mm. Vorderflügel in die Länge gezogen, Spitze schärfer. Ockergelb oder bräunlich mit drei schwarzen gezähnten Querlinien. Flügel mit braunen Atomen verdüstert. Unten dunkler, Mittelpunkte deutlicher. Sie ersetzt in Südfrank- reich die Incanata, fliegt im Juli an den Ufern der Vesubia und setzt sich flach an die Felsen. (Mill.)

Piemont (Korb).

Raupe: Kurz, vorn verdünnt, seitenkantig, sehr querfaltig, Gefässlinie und Subdorsale hell auf rothbraunem Grunde. Auf der Stigmatale stehen in den Einschnitten grobe schwarze Punkte. Kopf klein, schwarz. Brust- füsse braun, Nachschieber röthlich. Zehn Monate nach dem Ausschlüpfen ist sie erwachsen. Entwickelung der Puppe nach 25 Tagen. (Mill.)

26. Pelagia robiginata Stgr.

Ochracea, limbum versus obscurata; linea transversalis secunda cus- pidata; ciliae brunneae, in costis punetatae; linea limbalis interrupta; linea submarginalis basim versus adumbrata.

Flügel ganzrandig, dicht, seideglänzend, ockergelb, am Rande dunkler wie Perochr. (uerlinien wie Auwreolaria. Vorderflügel mit drei schwarzen Querlinien, die mittlere im Ziekzack und sehr eckig. Franzen braun: Wellen- linie hell, nach innen verloren dunkel beschattet. Hinterflügel mit zwei schwarzen Querlinien, wovon die zweite einen scharfen Winkel macht. Mittel- punkte schwarz. Franzen auf den Rippen punktirt, Seitenlinie gestrichelt. Unten dunkler, braun bestreut, Querlinien deutlicher. San Ilfonso in Alt- kastilien. 18—20 mm. (Stett. e. Z. 1862 p. 267.)

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 38

[89] or -

C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 34)

Milliere’s Beschreibung und Abbildung (Livr. XI p. 52. Pl. 57 Fig. 1 u. 2) differirt von der obigen darin, dass Mittelschatten und äussere Querlinie gezähnt, in Zelle 1” nach innen geeckt, die Franzen nur an den Hinter- flügeln punktirt, die Säume und Unterseite nicht dunkler bestäubt, sondern nur letztere schärfer schwarz gezeichnet sind. Die Querlinie der Hinterflügel bildet auf Rippe 6 einen spitzen Zahn saumwärts.

27. Pelagia Perirrorata Pack.

Alis ant. acuminatis, fronte non obscurato; pallide einerea; alis ant. tribus lineis obliquis undulatis fuseis rectis, inferiore a basi remota, mediana exteriori approximata. Ciliis divisis et variegatis; punetis mediis distinetis. Alis post. duabus lineis transvers. et linea submarginali; punetis mediis infra lineam medianam positis. Subtus infuscata, dimidio exteriore al. ant. dilutiore, limbo obscuro; alis ant. duabus, post. tribus Jineis. 0,77.

Vorderflügel zugespitzt, Stirne nicht dunkler; Saum gerade. Bleich aschgrau; Vorderflügel mit drei schiefen dunklen geradlinigen gewellten @Quer- linien, die innerste weit von der Wurzel, die mittlere hart hinter dem Mittel- punkte und nahe an der äusseren. Franzen getheilt und gescheckt. Mittel- punkte deutlich, Hinterflügel mit zwei Querlinien und Wellenlinie; Mittel- punkte innerhalb des Mittelschattens. Unten düsterer, äussere Hälfte der Vorderflügel mit Ausnahme des Saumes lichter; Vorderflügel mit zwei, Hinter- flügel mit drei Querlinien.

Waco (Texas). Dallas (Texas).

25. Pelagia Longaria HS. Prolongata Rbr.

Alae ant. elongatae; margo ext. alarum post. medio porrectus, in 5 sinuatus. Linea exteriore punctata, inferiore diluta. Albicanti-grisea, infumata vel infuscata; punctis mediis distinetis, linea limbali interrupta, ciliis punctatis. | distinetus, [_ rotundatus.

Vorderflügel in die Länge gezogen, Saum der Hinterflügel in der Mitte vorgezogen; auf Rippe 5 eingesenkt, Vorderwinkel deutlich, Afterwinkel ge- rundet. Aeussere (@uerlinie punktirt, innere verloschen (bei der braun an- gelaufenen Form beide Querstreifen ununterbrochen und deutlich). Weissgrau, angeraucht oder braun bestäubt, mit deutlichen Mittelpunkten, unterbrochener

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 35) 255

Saumlinie und punktirten Franzen. (Nach mehreren von M. Korb aus Piemont gebrachten und von Dr. Staud. bestimmten Exemplaren; die Beschreibung H. Schäffer’s, welcher diese Art aufstellte, besteht darin, dass er erklärt, sie wegen ungenügenden Materials nicht beschreiben zu können!!— Rambur’s Abbildung (XXI. Fig. 5) zeigt ein eigenartiges 'T'hier mit gebogenem Vorder- rande, stumpfer Spitze, leicht geschweiftem Saume, scharfem vorgezogenem Innenwinkel, gerundetem Vorderwinkel, deutlichem Afterwinkel, undeut- lichen, theilweise punktirten @uerlinien, Mittelpunkten und unterbrochener Saumlinie. Farbe fleischröthlich-weiss, Saum und Franzen braungelb. Fühler einfach. Welches ist nun Longaria? Oder ist Prolongata eigene Art??

29. Pelagia Litigiosaria Bdv. Dissidiata Guen.

Immutatae similis; Jineae transversales griseo-brunneae, umbra media absens, linea tertia trisinuata.

Der Immutata ähnlich, wenig kleiner, Saum der Vorderflügel schräger, @uerlinien nicht rostgelb, sondern graubraun; Mittelschatten fehlt; hintere Querlinie vom Saume entfernter, nicht gezackt, nur drei Bogen bildend; Wellen- linie beiderseits beschattet. Mittelpunkt gross, schwarz. Saumlinie auf den Rippenenden schwarz punktirt.

Siid- Europa.

30. Pelagia Consolidata Led.

@Quoad formam alarum Contiguariae, quoad signaturam Immutatae similis, sed collari non obseurato et ciliis nigro-punctatis.

Nach der Flügelform der Contiguaria, nach der Zeichnung der Immutata ähnlich, aber ohne dunklen Halskragen und mit schwarz punktirten Franzen.

Bithynien. Griechenland (Naxos).

Subgenus 11. Ayria Steph. Curt. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| " | L_ rotundati; apex rotun- datus; limbus integer; linea limbalis continua; ciliae unieolores. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel gerundet; Spitze abgerundet; Säume ganzrandig; Saumlinie ununterbrochen; Franzen einfarbig.

33%

256 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 36) Synopsis Specierum. 1. Luteae, purpureo-inflatae; maculis mediis triangularibus et cilüs luteis; linea exteriore nigra diffluente . . . » 2 2.2.0.2... Muricata.

2. Fulvae, linea mediana et exteriore fuscis, area limbalı obscuriore, lineam submarginalem ineludente; spatio inter umbram mediam et exteriorem, duluticre, a NEE

1. Hyria inclinata Led.

Testacea; area tertia obscurior, lineam submarginalem clariorem includens; umbra media lata brunnea; intervallum ad lineam tertiam dilutius tinetum; alae post. tantum in margine interno signatae.

Kleiner als Muricata. Vorderflügel schmutzig braungelb; Querlinien etwas dunkler, ähnlich wie bei osseata, nur zerflossener. Beide Mittellinien am deutlichsten; Saumfeld dunkler braungelb, von lichter Wellenlinie durch- flossen, innen schärfer begrenzt als aussen. Mittelpunkt nicht immer deutlich, Mittelschatten breit bräunlich, von da bis zur zweiten Querlinie der Grund heller; Hinterflügel nur am Innenrande deutlich gezeichnet. Franzen ganz- randig, einfärbig. Saumlinie nur wenig dunkler. (Zool. bot. V. M. Wien 1855, pag. 209.)

Beirut. Chielana.

2. Hyria Muricata Hufn. Variegata Fabr. Sanguinaria HbB. Auroraria Bkh. Hb. Tr. Dup. Gn. Auroralis S. V.

Aurea, purpureo-adspersa, quatuor alis macula media aurea et linea exteriore badia diluta ornatis; eiliis aureis; antennis filiformibus, Hlavis. Subtus alis ant. duabus plagis flavis ornatis.

Goldgelb, mit Ausnahme von vier dreieckigen Mittelflecken und den Franzen purpurroth bestäubt: diese bleiben goldgelb. Die hintere Querlinie schwarzbraun, fast zerflossen. Fühler weissgelb. Unten haben die Vorderflügel ausser dem Mittelfleck noch einen gelben Wisch darunter.

Central- und Süd-Europa. Finnland. Amur.

Raupe: Sehr schlank, die ersten und letzten Ringe zusammengezogen; Kopf eingekerbt, lichtgrau. Auf niederen Pflanzen. Verwandlung in

leichtem Gewebe.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 37) 25%

Subgenus 12. Aphrogeneia!) m.

Margo ant. rectus, ext. ventricosus, _| et ] rotundati, |_ distinetus; linea submarginalis conspieua; limbalis interrupta; ciliae punctis ornatae.

Vorderrand gerade, Saum gehaucht, Innenwinkel und Vorderwinkel gerundet, Afterwinkel deutlich; Wellenlinie deutlich; Saumlinie unterbrochen; Franzen mit Punkten geziert.

Synopsis Specierum. 1. Ferrugineae, linea submarginali infra recta, extra undulata, ciliis Ta CulaRISEr IE en Baer cheistu rtugsın. iii Zsterelata. 2. Niveae, fulvo-signatae, linea submarginali bisinuata, ciliis basi BUNG ats re re. ae line... Nexafa. 3. Argenteae vel osseae, signatura vix conspicua, punctis mediis solis distuineus,zcuNSFpunerause nern. a Droglodytaria.

1. Aphrogeneia Troglodytaria HSch.

Minima; argenteo-grisea, sericea, lineis transversalibus vix notatis; puncto medio distineto; eiliis punctatis.

Der kleinste Spanner. Silbergrau, ins beinfarbige, glänzend; von den Querstreifen und der Wellenlinie kaum eine Spur sichtbar; Mittelpunkte deut- lich; Franzen punktirt; Spitze stumpf. (HSch. n. Schm. 434. 66.)

Creta. Griechenland.

2. Aphrogeneia Esterelata Mill. (Le Naturaliste 1879, No. 18.)

Alis brevibus, apice subacuto, rufescenti-Havis; lineis brunneis, inferiore obsoleta, mediana obliqua, exteriore vix angulata, submarginali latissima, tenuiter nigro adumbrata, infra recta, extra undulata. Ciliis concoloribus, immaeulatis. Punetis medis vix notatis. Alis postieis una linea ornatis. Antennis ciliatis. Subtus ut supra. 11—13 mm.

Flügel kurz mit ziemlich scharfer Spitze; rothgelb; Linien braun, die innerste undeutlich, die mittlere schief, die äussere kaum geeckt, die Wellen-

1) Beiname der Venus.

258 €. Freih. v. Gumppenberg. (p. 38)

linie sehr breit, fein schwarz beschattet, innen geradlinig, aussen gewellt.

Franzen gleichfarbig, ohne Rippenflecken. Mittelpunkte sehr fein. Hinter-

flügel mit nur einer Querlinie. Fühler nur gewimpert. Unten wie oben. Fliest im Mai und August bei Tage im Esterel (Seealpen) Troyas-Thal.

3. Aphrogeneia nerata Hb.

Nivea, area limbali flavescenti-fusca, lineam submarginalem albidam includente; linea inferiore et media trimaculatis, exteriore dentata, fuseis; punectis mediis extra medianam positis. Alis post. linea inferiore et exteriore longe distantibus, umbra Jimbali angustiore et punctis mediis ornatis. Linea limbali interrupta, ciliis infra punetatis, albidis.

Schneeweiss, Saumfeld der Vorderflügel breit, jenes der Hinterflügel schmal goldbraun, die weisse zweibusige Wellenlinie einschliessend; innere @Querlinie und mittlere aus je drei braunen Fleckchen, verbunden durch eine Linie, bestehend; die äussere gezähnt, alle goldbraun; Mittelpunkte ausserhalb des Mittelschattens. Hinterflügel mit weit von einander entfernten Querlinien und dem Mittelpunkte, Saumfeld wie Vorderflügel, aber schmaler. Saumlinie unterbrochen, Franzen lang, weiss, an ihrer Basis punktirt. Einer der kleinsten Spanner.

Andalusien.

Raupe: Anfangs weissgelb, dann gelberün, nach vorn verdünnt, an den Seiten kantig. Gefässlinie ununterbrochen, doppelt, rothbraun. Keine Subdorsale. Stigmatale hell, breit, geschwungen. Luftlöcher eiförmig, braun. Bauch blaugrün, mit grauer Linie. Kopf klein, viereckig, röth- lich, ebenso erster Ring und Brustfüsse. Auf Blüthen der Linaria organifolia und Diplotaxis tenuifolia. Beunruhigt rollt sie sich zusammen und lässt sich herabfallen. Verwandlung in leichtem Gewebe nach vier Wochen. Puppe gedrungen, gelb, grün gewässert. Fühler und Ein- schnitte röthlich. Hinterleibsspitze braun, behaart. Nach zwölf Tagen Entwickelung. (Mill.)

Subgenus 13. Dosithea Hdrch.

Margo ant. arcuatus, ext. rectus, _ et "] rotundati, L_ distinetus;

margo ext. al. post. medio porreetus; linea limbalis interrupta vel innotata.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 39)

Synopsis Specierum.

I. Area media obscurata.

I. Niveae.

a. Linea ext. al. post. in 6 angulata ..,.. 2. ren.

b. Linea ext. al. ant. bisinuata, post. dentata .

2. Straminene.

a.

Linea exteriore in 2, 3, 6 al. ant. porrecta, al. post.

bicuspide: linea inf. flexuosa

. Albo-undulata, fascia media quatuor al. grisea, puncta

media non includente

3. Cervinae, rufescentes; area media in 3 angustata, m 4 et 5

acute dentata, punctis mediis obsoletis

4. Rubrae, area media badıa; punctis med. distinetis, linea

inf. et med. parallelis, flexuosis, ext. undulata, superne

recta, deinde flexuosa

II. Area media concolor. 1. Albicantes.

a. Linea submarginali absente niveae; lineis ochraceis

ad marg. ant. non pertinentibus; umbra media erassiore. Subtus innotatae, margine ant. ochraceo

. Linea submargmali obsoleta, marg. ant. et area lim-

bali rufo-griseis, lineis dentatis, in marg. ant. recuryalispıny.; SIatelsuchlwtt esrAstenkibe:

2. Stramineae vel ochraceae.

a.

d

Dilute ochraceae, lineis fulvis cuspidatis et sinuosis, intervallo ext. et submargin. fulvo, limbo obscurato, alisptlayasarsta „asusılm. nbihsor. af

Linea submarginali dissoluta, punctis mediis absen- tibus, Iinea limbalı innotata

Linea submarginali in 4 et 6 angulata, limbali fusco- striolata, umbra media et linea exteriore mn 4 angulatis, deorsum flexuosis, al. post. bisinuatis Linea submarginali valde cuspidata, utrinque adum- brata, inferiore bicuspide, mediana flexuosa, in 2 basim

versus dentata, exter. sinuosa

. Linea submarginali obsoleta, inf. in marg. ant. nigro-

dilatata, media flexuosa, subtus recta, ext. bisinuata

limbali stiseo-striolata . 2. nn. RETREIRENR

259

Maustelata.

Rusticata.

Gemmata. Intermedia.

Oceidentata.

Ferruginata.

Ordinata.

Praeustaria.

Effusaria.

Pallidata.

Holosericata.

Dilutaria.

Politata.

260 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 40)

f. Lineis latis undulatis vel cuspidatis, plumbeo-mixtis,

eilüshyariegatis Sp mboseriptamia: g. Sordide ochraceae, lineis obsoletis non cuspidatis, marg.

ant. subtus fulvo, ciliis externe dilutioribus . . . Nudaria.

h. Umbra media in 3 angulata, linea ext. in 3, 4, 6 euspidata, submarginali innotata . . » » 2... Nitidata.

-1. Dosithea effusaria Christ. (Bulletin d. Moscou 1880 III, p. 45.)

Antennis setaceis, subeiliatis. Alis stramineis, strigis quatuor obsoletis fuscescentibus, eiliis lutescentibus. (Chr.) Praeustariae Me. similis, sed flavior, strigis umbrosis, latius sinuatis. Fronte et prothorace fulvis. Strigis dentatis, intervallo exterioris et submarginalis infuscato, area limbali obscurata. 9 mm.

Fühler gewimpert. Flügel licht ockergelb, mit vier undeutlichen, bräunlichen, gezackten und stark ausgebuchteten Querbinden, der Zwischen- raum der dritten und vierten dunkel ausgefüllt, das Saumfeld theilweise ver- dunkelt. Die Franzen gelblich. Stirne und Schulterdecken braungelb. Von der ihr ähnlichen Praeustaria M. durch reineres Gelb, schattenhaftere, stärker ausgebuchtete Querlinien verschieden.

Amur (Wladiwostok) an Buchen.

2. Dosithea nudaria Christoph. (Bulletin de Moscou 1880 III, p. 44.)

Antennis pectinatis. Alis sordide ochraceis, strigis tribus obsoletissimis eiliisque dilutioribus. (Chr.) Strigis et area limbali fuscescentibus, illis non dentatis nec undulatis. Subtus dilutior, margine antico fulvo.

Fühler des 5 fein kammzähnig, gelbbraun, ebenso Schenkel und Schienen der beiden vorderen Beinpaare an der Aussenseite und der Vorder- rand auf der Unterseite. Die Querlinien undeutlich, etwas dunkler als der schmutzig-ockergelbe Grund, ebenso das Saumfeld, erstere nicht gezackt oder gewellt. Franzen nach aussen heller. Unten lichter mit gleicher Zeichnung.

Nur 5 mm.

Amur (Chingangebirge) 3 5 3.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 41) 261

3. Dosithea plumboseriptaria Christ. (Bulletin de Moscou 1880 III, p. 44.)

Antennis 3 levissime pectinatis, © setaceis. Alis stramineis, strigis quatuor latissimis inaequalibus undatis, lividis; eiliis lutescentibus, livide alter- natis. (Chr.) Fronte et palpis badiis, eiliis stramineo-cervino -variegatis, abdomine griseo, fHavido-annulato. 7 mm.

Fühler des 5 gewimpert, des © borstenförmig, strohgelb, oben blaugrau gefleckt. Flügel strohgelb, mit vier ungleich breiten, gewellten oder gezackten, röthlich graubraunen, licht bleifarben ‚gemischten Querbinden, welche wenig vom der Grundfarbe übrig lassen. Franzen licht gelb und rothgrau gescheckt. Stirne und Palpen schwarzbraun. Hinterleib grau, die Ringe gelb gesäumt.

Amur (Wladiwostok), Anfangs Juni flach auf Alnusblättern liegend.

4. Dosithea Intermedia Stgr.

Flavescens, albido-undulata; alae ant. area media obscura, post. area basali obseura. Punctis mediis distinetis. Vulpinariae similis, sed magis fulva, area media grisea, punceta media non ineludente. Alae post. duabus lineis et fascia obscuriore ornatae. Antennae 3 breviter ciliatae.

Braungelblich, weiss gewellt, mit grauer Wurzel und solchem Mittel- feld. Mittelpunkte deutlich, aber nicht wie bei Rusticata in, sondern ausser- halb der dunklen Binde. Hinterflügel mit dunkler Wurzel und einer von zwei braunen Querlinien eingeschlossenen dunklen, manchmal gezackten Quer- binde. Fühler kurz bewimpert.

Kleinasien.

5. Dosithea dilutaria Hb. Interjeetaria Bdv. HS. Gn. Mill.

Straminea, lineis fulvis, in margine antico brunnescente dilatatis: inferiore bieuspide, mediana flexuosa in 2 basim versus angulata, puncta media includente, exteriore sinuosa, infra subadumbrata; submarginali valde cuspidata, utrinque fulvo-adumbrata. Alis postieis inferiore bicuspide, exteriore in 3 excurvata, punctis mediis ornata. Linea limbali crasse striolata; ciliis concoloribus. Margine externo alarum post. in 5 distinete sinuato.

Strohgelb, mit braungelben Querlinien, welche am braunen Vorderrande erweitert sind: die innere zweizackig, die mittlere geschwungen, auf 2 wurzel-

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 4

(34)

262 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 42)

wärts geeckt, die Mittelpunkte einschliessend, die äussere geschlängelt, nach innen schmal beschattet; die Wellenlinie stark gezackt, beiderseits bräungelb beschattet, Hinterflügel mit zweizackiger innerer und auf 3 ausgebuchteter äusserer @uerlinie, sowie mit Mittelpunkten dazwischen. Saumlinie dick schwarz gestrichelt. Franzen gleichfarbig. Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 deutlich eingesenkt.

(Dilut. unterscheidet sich von Holosericata hauptsächlich durch die Mittelpunkte.)

Central-, West-, Süd-Europa. Asien.

Raupe: Kurz, nach vorn verdünnt, seitenkantig, quergefaltet, grob gekörnt; Kopf klein, kugelig, braun, rückziehbar; dunkelgrün, auf den ersten Segmenten röthlich gewässert, unten blaugrün. Grefässlinie nur auf den ersten und letzten Ringen sichtbar. Stigmatale etwas heller. Stigmata klein, braun. Brustfüsse erdgrau, die übrigen bläulich. Zerstreut behaart. Polyphag. Wie jene der Humiliata überwinternd. Im Mai Verwandlung ohne Gespinnst.

Puppe: Bauchig, röthlichbraun, am Kopfe grünlich. Entwickelung nach 14 Tagen. (Mill.)

6. Dosithea politata Hb. Politaria Hb. Tr. Dup. HSch. Guen. Mill.

Pallide straminea, lineis obsoletis, in margine antico alarum ant. et interno alarum post. distincetius badiis, mediana flexuosa, exteriore bisinuata, submarginali vix conspieua, nubilose griseo-adumbrata. Punctis mediis, alarum ant. in umbra media, post. extra umbram positis, aterrimis. Linea limbali griseo-striolata, eiliis immaculatis. Subtus area limbali violaceo-grisea, umbra media distinetissima, recta.

Sehr bleich strohgelb, Querlinien undeutlich, am Vorderrand der Vorder- flügel und Innenrand der Hinterflügel deutlicher schwarzbraun erweitert, die mittlere geschwungen, die äussere zweibusig, die Wellenlinie kaum zu unter- scheiden, durch die graufleckige beiderseitige Beschattung markirt. Mittel- punkte der Vorderflügel auf dem Mittelschatten, der Hinterflügel ausserhalb desselben, scharf schwarz. Saumlinie grau gestrichelt, Franzen ungefleckt. Unten Saumfeld violettgrau, Mittelschatten scharf und gerade.

Mittelmeergebiet.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 43) 263

Raupe: In der Jugend‘ bleichgelb mit dunklem Kopfe. Später blaugrün. Sie überwintert und ist Ende April ausgewachsen. Kurz, nach vorn sehr verdünnt, seitenkantig, rauh, querfaltie, blaugrün, am siebenten "und achten Ringe roth gemengt oder gelb. Gefässlinie undeutlich, doppelt, unterbrochen; keine Subsordale. Stigmatale auf der Kante, breit, heller als der Grund, darunter je ein brauner Punkt. Kopf klein, dreieckig, braun; Bauch bläulich, mit doppelter Mittellinie. Brustfüsse grünlich mit schwarzem, glänzendem Endgliede, die übrigen Füsse fleischfarben, auf jeder Seite mit braunem Strich. In der Ruhe halbkreisförmig gekrümmt. Polyphag. Verwandlung Ende Mai nach elf Monaten.

Puppe: Mittellang, Flügelscheiden etwas erhaben, rothgelb, an den Enden braun. Schwanzspitze stumpf, davor ein gekörnter, in eine Spitze aus- gehender Wulst, umgeben von hakigen Borsten. Entwickelung nach vier Wochen. (Mill.)

%. Dosithea holosericata Dup. Holosericearia HSch. Stramentata Eversm.

Straminea, lineis fulvis; inferiore in margine antico curvata, mediana et exteriore in 4 angulata, deorsum flexuosa; submarginali in 4 et 6 angulata, utroque adumbrata. Lineis alarum post. bisinuatis. Linea limbali fusco- striolata, cjliis immaculatis. Margine antico nigro-pulverulento.

Hell strohgelb, mit braungelber Zeichnung; innere Linie am Vorder- rande gekrümmt, mittlere und äussere auf Rippe 4 geeckt, nach unten geschwungen; Wellenlinie auf Rippe 4 und 6 geeckt, beiderseits braungelb angelegt. Alle Linien der Hinterflügel zweibusig geschwungen. Saumlinie braun gestrichelt, Franzen ungefleckt. Flügel seideglänzend, Vorderrand schwärzlich bestäubt. Unten heller gelb mit schärferer brauner Zeichnung.

Uentral-Europa. Corsica. Italien. Balkan. Bithynien. Lydien.

Raupe: Kurz und breit, die doppelte Rückenlinie und die Seitenkante durch helle, kugelförmige, mit einem Stiele aufsitzende Wärzchen dicht besetzt. Kopf, Seiten und letzter Ring tragen Haare, welche an der Spitze weiss geknöpft sind. Zwischen je zwei Ringen ein dunkler, gefärbter, ein- geschnürter Gürtel ohne Haare und Knöpfe. Der kleine Kopf und die Brustfüsse dunkelbraun. Die vorderen Ringe sind dunkelrothbraun, die hinteren mehr gelbweiss. Auf diesen zeigt sich auf hellem Grunde die

34*

264 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 44)

dunkle doppelte Rückenline. An den gegenüberliegenden Enden des letzten dunklen und des ersten hellen Ringes steht eine aus fünf Punkten gebildete Figur. Bauch lichter, graugrün. Sie überwintert sehr klein und hält sich sehr verborgen. (Rössler.)

S. Dosithea pallidata Bkh. Byssinata Tr. Argilata Guen.

Pallide ochracea, tenuiter nigro-pulverulenta, praecipue margine antico; alis tribus strigis dentatis obscurioribus et umbra limbali, lineam submarginalem dissolutam includente. Linea limbali innotata, eiliis unicoloribus; punctis mediis absentibus.

Bleich ockergelb, fein schwarz bestäubt, besonders am Vorderrande. Alle Flügel mit drei dunkler ockergelben gezähnten Querstreifen und beider- seits ebenso beschatteter aufgelöster Wellenlinie. Saumlinie unbezeichnet, Franzen einfärbig, Mittelpunkte fehlend. Unten gröber bestäubt, von den Querlinien nur auf den Vorderflügeln Spuren; Saumlinie braun.

Central-Europa. Livland. Finnland. Piemont. Frankreich. Corsica. Ungarn. Balkan. Altai.

9. Dosithea rusticata 8. \V. Rusticaria Dup.

Flavescenti-albida, capite et thorace badiis, area media alarum ant. badia, in margine interno angustata, infra cuspidata, extra bisinuata, puncta media magna includente, alarum post. dentata, grisescente. Margine antico basi late badio-adsperso. Linea submarginali obsolete adumbrata, limbali griseo-striolata; ciliis basi badio-punctatis.

Gelblichweiss, seideglänzend, Kopf, T'horax, Mittelfeld der Vorderflügel und Bestäubung des Wurzelfeldes am Vorderrande schwarzbraun; Mittelfeld nach innen gezackt, nach aussen zwei grosse Ausbuchtungen bildend, am Innenrande bedeutend verschmälert, auf den Hinterflügeln gezähnt, grau. Wellenlinie fleckig, grau beschattet. Saumlinie grau -gestrichelt, Franzen an der Wurzel dunkelbraun punktirt.

Central-, West- und Süd-Europa.

Raupe: Beim Ausschlüpfen (Mitte Juli) gelbgrün, später braun. Mitte August ist sie erwachsen, körnig, kurz, wenig seitenkantig, nach vorn

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 45) 265

sehr verdünnt, träge, in der Ruhe gekrümmt, polyphag. Die Gefässlinie fein dunkel weinroth, ebenso die Subdorsale, aber breiter. Stigmatale fein, nicht unterbrochen. Stigmata fleischroth, braun eingefasst. Bauch weisslich, auf dem finften bis achten Ring mit dreieckigen Flecken. Füsse grünlich. Kopf sehr klein, kugelig, einziehbar. Verwandlung ohne Gespinnst unter Moos Mitte August.

Rössler fand die Raupe jener von Dilutaria Hb. fast gleich, aber mit schwarzem Kopfe und weniger auffallend licht gefärbtem neunten Ring. Zeichnung sehr verschieden.

Puppe: Cylindrisch-eonisch, glänzend gelb, Endspitze röthlich. Nach vier- zehn Tagen Entwickelung. Zwei Generationen, wovon die zweite als Raupe überwinternd.

Var. Vulpinaria Mann.

Vorderflügel kürzer und stumpfer, Grundfarbe gelblicher; das dunkle Wurzel- feld reicht über die Mitte hinaus und ist durch den zwei hohe Bogen bildenden hinteren Querstreifen scharf begrenzt. Der Mittelpunkt steht noch im dunklen Felde, die Wellen- linie ist beiderseits beschattet; auf den Rippenenden stehen tiefschwarze Punkte. (HSch. Nachtr. z. II. Bd.)

(Mill. will Vulpinaria M. zu Filicata gezogen wissen.)

10. Dosithea praeustaria Mann.

Holosericeatae similis; griseo-albida, margine ant. limboque rufescentibus; lineae transversales dentosae, ad marginem anticum basim versus retractae; linea submarginalis obsoleta.

Der Holosericata ähnlich, nur die drei Querlinien gegen den Vorder- rand mehr wurzelwärts geneigt, die Wellenlinie in ganz dunklem Grunde sehr undeutlich. Weisslich, Saum und Vorderrand rothgrau, Querlinien ge- zackt, Spitze stumpf. (W. MS. 1857, HSch. n. Schm. f. 141.)

Croatien.

11. Dosithea nitidata HSch.

Straminea; sericea, linea transversalis secunda in 3, tertia in 3, 4, 6 euspidata; secunda et submarginalis valde distinetae; limbalis non punctata.

Grösser als pallidata, strohgelb, glänzend, Querlinien grau; die mittlere bildet auf Rippe 3, die hintere auf Rippe 3, 4, 6 scharfe Ecken saumwärts;

266 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 46)

die erste und dritte sind wenig schärfer, die beiden Begrenzungen der lichten Wellenlinie, sowie der Mittelschatten sehr breit. Saumlinie nicht punktirt.

Mehadia in Ost-Ungarn (n. Schm. f. 142, p. 28).

12. Dosithea mustelata Rbr. Cat. XXI. Fig. 6.

Albida, area media brunneo-obseurata, macula alba, puncta media nigra ineludente, ornata. Basi brunnescente. Umbra grisea, dentata, aream mediam comitante; limbo griseo. Ciliis infra nigro-punctatis. Alis postieis duabus lineis fulvis in 6 angulatis et linea submarginali utrinque fulvo-adumbrata, infra dentata, ornatis, limbum versus grisescentibus. "I’horace et capite brunneis, abdomine griseo.

Weiss, seideglänzend, das Mittelfeld unregelmässig kastanienbraun aus- gefüllt, mit weissem Fleck in der Mitte, worin der schwarze Mittelpunkt steht. Wurzel bräunlich bestäubt. Hinter dem Mittelfelde ein grauer gezackter Schatten. Saum grau. Franzen innen heller und schwarz punktirt. Hinterflügel gegen den Saum grau, mit zwei braungelben, auf 6 geeckten @Querlinien und der beiderseits braungelb innen gezähnt beschatteten Wellenlinie. "Thorax und Kopf braun, Hinterleib grau.

Andalusien.

(Warum der Cat. Staud. diese schöne Acidalia ignorirt, weiss ich nicht!)

13. Dosithea Ferruginata Pack.

Dilute rubescens, fronte brunneo. Alis antieis tribus lineis obseurioribus, inferioribus parallelis, subflexuosis ormatis, intervallo badio, puncta media includente; exteriore undulata, flexuosa. Linea limbali obseura, eiliis con- eoloribus. Alis postieis duabus lineis undulatis, inferiore arcuata, exteriore flexuosa, intervallo clariore, puncta media includente ornatis. Subtus alis postieis ochraceo-intlatis.

Hell ziegelroth, Stirne rothbraun. Vorderflügel mit drei Querlinien, die inneren beiden parallel, sanft geschwungen; Mittelfeld schwarzbraun, die Mittelpunkte umschliessend; äussere Querlinie gewellt, bis zur Mitte herab gerade, dann einwärts und am Innenrand wieder auswärts gebogen. Saum- linie dunkel wie die Querlinien, Franzen wie der Grund. Hinterflügel mit

zwei gewellten Querlinien, die innere gebogen, die äussere geschweift, der

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 47) 26%

Zwischenraum hell mit Mittelpunkten. Unten die Hinterflügel ockergelb an- geflogen. 0,60 0,75”. Amherst Mass. Demopolis. Texas.

14. Dosithea Oceidentata Pack.

Pallide cervinea, paulum rubescens; fronte et palpis badiis. Area media disco angustata, margine antico latiore, externe in + et 5 acute dentata. Linea submarginali diluta, limbali punctata, ciliis longis, sericeis, unicoloribus. Alis postieis area media latius dentata, linea submarginali distinctiore, dentata. Punetis mediis obsoletis, fHavescentibus. Subtus infumata.

Bleich rehgrau, etwas ins Weinrothe schimmernd; Stirne und Palpen _schwarzbraun. Mittelband auf 3 eingeschnürt, am Vorderrande breiter, auf Rippe 4 und 5 nach aussen spitz gezähnt. Wellenlinie der Vorderflügel ver- waschen, der Hinterflügel deutlicher und ebenso gezähnt. Saumlinie punktirt, Franzen lang, unbezeichnet, seidenglänzend. Mittelband der Hinterflügel mit zwei breiteren Zähnen. Mittelpunkte undeutlich, gelblich. Unten rauch- grau. 0,66”.

Californien.

15. Dosithea Ordinata Walk.

Candidaria Pack. 1873

Nivea, sericea, non irrorata; fronte nigro, palpis apice nigris, antennis albis, dense ciliatis. Lineis ochraceis, obliquis, subflexuosis, inferiore tenui, marginem anticum non tangente, mediana crassa, rectiore, exteriore magis flexa; linea submarginali absente, limbali continua; eiliis immaculatis. Alis posticis duabus lineis, inferiore recta, ad marginem ant. paulum fracta, exteriore medio obtuse angulata. Subtus innotata, margine ant. ochraceo.

Schneeweiss, glänzend, ohne Sprenkeln; Stirne schwarz, Palpen an der Spitze schwarz, Fühler weiss, dicht gewimpert. Querlinien ockergelb, schief, die innere und äussere den Vorderrand nicht erreichend, die innere fein, die mittlere dick, die äussere sanft geschwungen; Wellenlinie fehlt, Saumlinie ununterbrochen, Franzen ungefleckt. Hinterflügel mit zwei (Querlinien, die innere gerade, am Vorderrande wenig gebrochen, die äussere in der Mitte gebogen. Unten ohne Zeichnung mit ockergelbem Vorderrande. 1,25”.

Georgien.

268 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 48)

Raupe: Sehr lang und dünn; glatt, eylindrisch, nach hinten etwas verdickt, bleichfleischfarben, mit rother Subsordale und röthlichen oder bleifarbenen Querstreifen. Auf Zrillium stylosum.

Puppe: Röthlich, unten, an den Mundtheilen und am Thorax grünlich. (Abbot.)

16. Dosithea Gemmata Pack.

Albicanti-ochracea, capite et palpis fuseis; area media quatuor alarum obscurata, im 2, 3, 6 alarum ant. limbum versus porrecta, infra flexuosa, distincte fusco-limitata, medio purpurescenti-maculata; alarum post. utroque dentata: linea submarginali distineta. Subtus pallidior.

Weisslich-ockergelb, Kopf und Palpen braun; über alle Flügel läuft ein dunkles Mittelband, auf Rippe 2, 3, 6 der Vorderflügel saumwärts vor- springend, nach innen geschwungen, beiderseits scharf braun begrenzt, auf den Hinterflügeln innen mit drei, aussen mit zwei Zacken, in der Mitte purpur- braun gefleckt, nach aussen von einer feinen Linie begleitet. Wellenlinie deutlich. Unten bleicher. 0,60”.

Waco (Texas) Clear-Creek.

Subgenus 14. Strenia!) Gm.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| et 1] rotundati, |_ distinctus ; limbus alarum post. undulatus, margo ext. in 5 sinuatus; alae fasciis alter- nantibus ornatae; linea submarginalis maculis significata, limbalis interrupta ; ciliae divisae et variegatae.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innenwinkel und Vorderwinkel gerundet, Afterwinkel deutlich; Saum der Hinterflügel auf 5 eingezogen und gewellt; Flügel mit abwechselnd gefärbten Bändern, Wellenlinie aus Flecken gebildet; Saumlinie unterbrochen; Franzen getheilt und gescheckt.

Europa. Asien.

l. Strenia immorata Linn. Immoraria Esp. Hb. Dup. Frr. Gramimata Hin. Rott.

Flavescenti-grisea, nigro-pulverulenta, alae ant. tribus, post. duabus

strigis albis dentatis, per costas interruptis et linea submarginali, maculis albis

1) oronwvog delieiae; asperitas.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 49) 269

composita ornatae. Linea limbali badia, continua. Ciliis divisis, externe va- riegatis. Subtus striga mediana infra obscurius adumbrata. Gelbgrau, schwarz bestäubt, Vorderflügel mit 3, Hinterflügel mit 2 weissen, gezackten Querstreifen, welche von den Rippen zertheilt sind, und einer aus weissen, runden Flecken bestehenden Wellenlinie. Saumlinie schwarzbraun, geradlinig. Franzen getheilt, aussen gescheckt. Unten ist der mittlere Streifen dunkler beschattet. Fühler gewimpert, Hinterleib schwärzlich. Uentral-, Nord- und Süd-Europa. Bithynien. Sibirien. Raupe: Silbergrau mit heller Rückenlinie, dunklen Punkten und scharfer Seitenlinie (T'r.) oder (nach Fabr.) braun mit röthlicher Rückenlinie und bläulicher Seitenlinie.

Puppe: Schwarzbraun mit 2 grösseren und 6 kleineren Afterstacheln. Verwandlung in feinem Gewebe zwischen Grashalmen (nach dem WV. auf Lonicera caprifolium). Doppelte Generation.

Var. Darw. Tessellaria Bd. Dup. Guen.

Grösser, Einschnitt der Hinterflügel tiefer; Franzen deutlicher getheilt, Saum- linie schwärzer und zusammenhängender; Grundfarbe weniger grünlich; Querlinie der Mitte gezähnter, die weissen Bänder reiner nnd bestimmter; Wellenlinie aus Flecken be- stehend. (Guen.)

Exemplare aus Lepsa stimmen mit denen Ostpreussens überein; jene aus Sarepta

sind heller; solche aus Agram grösser und dunkler. (Staud. Stett. e. Ztg. 1882, p. 57.)

Subgenus 15. Anagoge Hh.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _) et L_ distineti, “| rotundatus; margo ext. alarum post. rotundatus; lineae transversales subdentatae; linea submarginalis obsolete notata, limbalis continua. Larva capite et annulo primo bifidis.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Saum der Hinterflügel gerundet; Querlinien schwach gezähnt; Wellenlinie undeutlich, Saumlinie ununterbrochen.

Raupe: Kopf und erster Ring zweitheilig. Anagoge bildet durch ihre Raupe den Uebergang zu Nemoria.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 35

270 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 50)

Synopsis Specierum:

I. Punetis mediis absentibus; linea submarginali interrupta, cilüis linga ‚diyisis ;. 4 ya) uber reine enienelarin. 2. Punctis mediis conspieuis; linea submarginali in 3 et 6 angulata,

Cılüs striatisset punchatis 7. u. la

l. Anagoge eircuitaria Hb.

Alis pallidis, fascia nebulosa media limboque latissimo strigam pallidam macularem continente luteis, striga filiformi interjeeta fusea; anteriorum area basali lutea fusco-terminata.

Wurzelfeld der Vorderflügel dunkel lehmgelb, nach aussen durch eine dünne, braune Linie scharf begrenzt, am Innenrande schmäler. Grösse wie Humiliata. Mittelschatten lehmgelb, einwärts dunkler. Querlinie 3 schwach gewellt, braun; Wellenlinie beim 5 in Flecke aufgelöst. Franzen getheilt. Hinterflügel etwas bleicher mit Mittelschatten. Mittelpunkte fehlen. Unten die Vorderflügel grau übergossen, nur der Vorderrand hell. (Zeller, Isis 1847.)

HSch. beabsichtigte, aus ihr mit Herbariata eine eigene Gattung zu bilden. (Panzer's Fauna, Heft 165, S. 35.)

Mann fand sie auf Corsica im Juni und Juli an Berglehnen auf Globularia mit den Füssen nach oben und herabhängenden Flügeln sitzend, wie Pygmaearia und Vittaria. (Verh. zool. bot. V. W. 1868.)

Siid- und West-Europa.

Nach Millieres Abbildung Pl. 105, Fig. 26 (false 28) hat die innere (uerlinie 2, die äussere 3 Ausbiegungen und ist letztere auf den Hinterflügeln einfach gebogen, ohne Wellen.

Raupe: Fadenförmig, vorn dünner, seitenkantig; Kopf und erster Ring zweispitzig. Erdgrau. Gefässlinie fein, doppelt, ununterbrochen, braun; Subdorsale breit, braun, unterbrochen; Stigmatale fein, hell, unterbrochen; Stigmata darauf sehr klein, schwarz, und weiss eingefasst. Afterklappe endigt in eine kurze Spitze. Füsse gleichfarbig. Im Habitus der Raupe von Rubricata ähnlich; beide rollen sich bei Berührung spiralförmig. Ueberwintert und zieht dürre Blätter von Osyris und Clematis den frischen

vor. Verwandlung an der Pflanze zwischen Blättern Ende Juni.

at m

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 51) 2

Puppe: Lehmgelb; am Scheitel braun gefleckt. Entwickelung nach 14 Tagen. (Mill.)

Var. Chimaeraria Mill. Minor, apice acutiore, dilutior; linea exteriore alarum post. magis undulata,

media distinctiore. 2. Anagoge Renulata Rbr.

Testacea, rufescenti-pulverulenta; lJinea inferiore arcuata badia, infra rufescenti, extra macula badia triangulari marginis interni adumbrata. Umbra media obsoleta, puneto marginis antici significata. Linea exteriore flexuosa, in 1—6 lineae -submarginali approximata et parallela, superne basim versus in- tracta, et dilatata. Linea submarginali in 3 et 6 angulata, albida, utrinque pulvere rufescente adumbrata. Linea limbali lunulata, continua, badia. Ciliis striatis, infra dilutioribus et punctatis. Alis post. umbra media et linea ex- teriore sinuosa ornatis. Punetis mediis distinetis. Larva ignota.

Lehmgelb, ziegelröthlich bestäubt, besonders im Wurzel- und Saum- felde, so dass das Mittelfeld heller erscheint. Die innere Querlinie gebogen, schwarzbraun, nach innen von einem Staubschatten begleitet, nach aussen von einem dreieckigen, schwarzbraunen Innenrandsflecken begrenzt. Mittelschatten durch einen Vorderrandsfleck und einige Staubanhäufung angedeutet. Mittel- punkt. Aeussere @Querlinie stark geschwungen, in 1—6 der Wellenlinie ge- nähert und parallel, oberhalb wurzelwärts gebogen und verdickt. Wellenlinie in 3 und 6 geeckt, weisslich, beiderseits von rothem Staube begrenzt. Saum- linie schwarzbraun gemondet, ununterbrochen. Franzen gestreift, innen heller und punktirt. Hinterflügel mit deutlichem Mittelschatten und geschlängelter äusserer (@uerlinie.

Raupe: Unbekannt.

Andalusien.

(Staud. zieht Renulata als Synonym zu Laevigaria, wo sie aber des gebauchten Saumes und der ungezähnten (@uerlinien wegen nicht hin- gehören kann.)

Genus LXV. Cabira!) Tr. 1825. Dup. Steph. Bdv. Fidonia HSch. Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus vel subangulatus; _ | |_ rotun- dati; margo ext. alarum post. rotundatus vel in 4 angulatus.

1) Kapßroe, Tochter des Proteus (nicht Cabera, wie Tr. irrig schrieb!)

5%

35

C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 52)

Alae post. una, ant. duabus lineis transvers. umbraque media ornatae;

puncta media lineaque submarginalis absentia vel obsolete notata; linea lim-

balis innotata; eiliae unicolores. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel gerundet; Saum der

Hinterflügel gerundet oder auf 4 geeckt.

Hinterflügel mit einer, Vorderflügel mit zwei Querlinien und Mittel- schatten; Mittelpunkte und, Wellenlinie fehlend oder undeutlich; Saumlinie un- bezeichnet; Franzen einfarbig. Weiss mit dunkeln Sprenkeln.

Europa. Asien. Nordamerika.

I. Umbra ıl>

vw

[>11

II. Umbra

. Non adspersae, linea inf. obliqua, infra effluente, mediana

. Ochraceo-adspersae, lineis cucullatis, subtus adspersae.

. Tenuiter fusco-pulverulentae; fronte nigro; ‚lineis denticulatis

Synopsis Specierum:

media distincta.

Non ochraceo-adspersae; lineis dentatis, umbra media recta; punetissmedussabsentibussugeer Sur ur ee Vix adspersae; linea inf. arcuata, medianae approximata; hac tlexuosa; exteriore submargmali approximata. Alis bre- vioribus

. Alis ochraceo-adspersis; lineis striolis formatis, fronte, palpis

et pedibus ochraceis, punctis mediis nigris. Subtus niveae .

. Vix adspersae, fronte fusco, nigro-punctato. Umbra media

striola nigra interrupta. Apice porrecto; margine externo rectiore

costis albis interrupta, ext. distinctiore, submarginali umbrosa, limbali striolata . . .

media obsoleta.

. Sericeae, vix adspersae; fronte albo, ochraceo-limbato; lineis

parallelis, flexuosis, longe distantibus, griseis; punctis medüs

fuscis .

nigrescentibus: punctis mediis absentibus; subtus infuscatae

. Linea exteriore sola distincta, undulata, submarginali punetis

significata; subtus punctis medus distinetis . 2 2.2...

Species dubiae:

Cabera unduliferaria Motsch. eliela Butler.

. Pusaria.

. Rotundaria.

Variolaria.

Pellagraria.

. Askoldaria.

. Exanthemata.

. Tinagmaria.

Rotundopennata.

Basiata.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 53) 273

l. Cabira eliela Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1578, p. 703.)

Albido-brunnea, alis ant. novem, post. quinque vel sex lineis irregu- laribus albis, quiuta et sexta in medio convergentibus et fasciam formantibus, nona submarginali dentata. Linea limbali nigricante, obsoleta, albido-limbata. Cilis albis. Subtus grisescens, lineis obsoletis, fascia mediana sola dis- tineta. 1,6”.

Weisslichbraun ; Vorderflügel mit 9, Hinterflügel mit 5—6 unregel- mässigen weissen (uerstreifen, der 5. und 6. in der Mitte sich zugeneigt und die Mittelbinde bildend: der 9., beziehungsweise 6. die Wellenlinie darstellend und gezackt. Saumlinie kaum zu unterscheiden, schwärzlich, weiss gesäumt. Franzen weiss. Unten graulich. Zeichnung unbestimmt, nur die Mittellinien deutlich. (Der Cab. unduliferaria Motschoulsky nahestehend.)

Yokohama.

2. Cabira Askoldaria Christoph. (Bull. d. Moscou. III, 1880, p. 59.)

Alba. Alis strigis tribus subreetis fuscescentibus, punctis lineolisque limbalibus nigris; eiliis albis. Subtus alba. 1 ©. (Chr.) Antennis setaceis, ferrugineis, palpis brevissimis flavido-albidis. Alis sericeis. Linea inferiore in media ala, obliqua, recta, obsoleta, infra effluente; mediana costis albis inter- rupta, inferiori parallela, obscuriore; exteriore distincetissima; linea submarginali umbrosa, fusca. Linea limbali in 4—8 triangulariter punctata, in 1—3 strio- lata; limbo alarum post. subundulato. Subtus innotata. 20 mm.

Weiss; Vorderflügel und Hinterflügel mit je 3 Querlinien und schatten- hafter Wellenlinie. Innere Querlinie in Mitte der Flügel, schief, geradlinig, undeutlich, nach innen ausfliessend; mittlere ihr parallel, von den weissen Rippen unterbrochen, dunkler; äussere am deutlichsten ; Wellenlinie graubraun. Saumlinie von 1—4 gestrichelt, von da bis zur Spitze mit dreieckigen, schwarzen Fleckchen besetzt. Saum der Hinterflügel gewellt. Franzen weiss. Flügel seideglänzend. Fühler borstenförmig, rothbraun; Palpen sehr kurz, gelbweiss. Unten unbezeichnet, weiss.

Amur. 1®.

Kann keine Abraxas sein!

6) 7

C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 54)

3. Cabira Tinagmaria Guen.

Alba, sericea, paulum irrorata; duabus Jineis tenuibus, parallelis, flexu- osis, longe remotis, griseis; puncto medio parvo, brunneo; fronte niveo, antice fiavo-, postice brunneo-marginato.

Weiss; seideglänzend, mit wenigen Quersprenkeln und zwei feinen, parallelen, geschweiften, weit von einander entfernten, blassgrauen Querlinien. Der Mittelpunkt klein, braun; die Stirne hellweiss, unten braun, oben gelb gesäumt. (Guen.)

Nord-China.

4. (Cabira pusaria Linn.

Nivea, alis ant. tribus, post. duabus lineis cervinis, media recta, integra, ceteris paulum dentatis ornatis. Punetis mediis absentibus. Linea limbali cer- vina, eiliis niveis. Antennis peetinatis. Subtus margine antico paulum nigro- pulverulento, lineis vix conspicuis, punetis medis nigris.

Schneeweiss, ohne Sprenkeln, Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei rehgrauen Querlinien, wovon die innerste und äussere etwas gezähnt, die mittlere geradlinig ist. Ohne Mittelpunkte. Saumlinie rehgrau, Franzen schneeweiss, schon bei der Saumlinie beginnend und den Flügelrand über- decekend. Fühler gekämmt. Unten der Vorderrand sparsam schwarz bestäubt, Querlinien nur auf den Vorderflügeln wenig angedeutet, Mittelpunkte deutlich.

Central-, Nord- und Süd-Europa. Ost-Sibirien.

Raupe: Schlank, runzelig, grünlich mit rothem Rückenflecken und rothen Fiissen, gelblichen Gelenken und zwei feinen Afterspitzen. Auf Laubholz.

Puppe: In der Erde. (Tr.)

Var. a. Heyeraria HSch.

Coerulescenti-grisea, basi dilutiore, apice acutiore.

Ab.

Nigro-irrorata, tantum linea quarta distincta.

5. Oabira rotundaria Hw. Confinaria Frr. Pusariae similis, sed minor, minus irrorata, alis ant. rotundatis, strigis

ext. valde approximatis, media flexuosa et basali approximata.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 55) 275

Steht der Pusaria sehr nahe, ist aber kleiner und weniger schwarz bestreut; die Flügel kürzer und gerundeter, der Saum der Vorderflügel con- vexer, die äusseren beiden @Querlinien näher aneinander, die mittlere nicht gerade und gleichweit von der ersten und dritten Linie, sondern geschwungen und der Wurzellinie genähert, welche beim 5 gebogen, beim © gerader ist.

(Die Artrechte der rotundaria sind durch die Raupe ausser Zweifel gestellt, welche in England häufig gezogen wurde und nach Guende’s An- gaben von jener der Pusaria ganz verschieden sein soll.)

England. Deutschland.

6b. Cabira ewanthemata Scop. Exanthemaria Esp. Tr. Dup. Guen. Striaria Hb. Arenosaria Hw. Approximaria Hw.

Albida, ochraceo-irrorata; alis antieis tribus, post. duabus lineis ar- cuatis, mediana obsoleta, inferiore et exteriore cueullatis, distinctioribus ornatis. Lineis ochraceis, punetis mediis interdum conspieuis. Antennis pectinatis. Subtus fuseo-irrorata, linea exteriore et punetis mediis distinctis.

Weiss, mit ockergelben Sprenkeln bedeckt. Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei gebogenen Querlinien, wovon die mittlere undeutlich, die beiden anderen gekappt sind, alle ockergelb oder bräunlich. Mittelpunkte manchmal auch oben deutlich. Fühler gekämmt. Unten braun gesprenkelt, mit äusserer @Querlinie und Mittelpunkten.

Central-, Nord-, West-Europa. Italien. Klein-Asien. Ural.

Raupe: Wie jene der Pusaria, aber mit dunkleren Rückenflecken, ohne Roth, gelblicher Seitenlinie.e Verwandlung in leichtem Gewebe in der Erde.

Puppe: Braun, mit Afterspitze. (Tr.)

Ab. Schäfferi Brem.

Alae supra albae, parum nigro-adspersae; ant. strigis tribus, post. duabus flavis, plus minusve distinctis. Subtus albae, striga posteriore obsoletissima, puncto medio ato- misque nigris. 26 mm.

Grösse von Stegania trimaculata, weiss, sehr wenig schwarz gesprenkelt; Quer- linien gelb. Unten die letzte Querlinie am undeutlichsten, die schwarzen Atome häufiger, der Mittelpunkt deutlich. Saumlinie unbezeichnet.

Amur. (Ussuri.)

(Sollte Schäfferi nicht eher Var. von Pusaria sein?)

276 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 56)

T. Cabira Pellagraria Gn.

Albida, paulum irrorata; apice porreeto, margine externo rectiore; linea media strigula aterrima interrupta; fronte nigro-punctato.

Grösser als eranthemata; Vorderflügel mit vorgezogener Spitze, Saum ziemlich gerade; Farbe weisser und weniger gesprenkelt; @uerlinie weniger gewellt, die mittlere von einem kleinen tiefschwarzen Striche unterbrochen. Stirn mit schwarzen Punkten auf der bräunlichen Fläche, welche ausgebreiteter ist, als hei exanthemata. (Gwuen.)

Frankreich.

8. Cabira Variolaria Pack. p. 306. X. 26. Intentaria Walk.

Nivea, fronte ferrugineo, antice albido-limbato, palpis ochraceis, antennis albidis; alae 5 duabus (vel. anticae tribus) strigis transversis, e striolis ochra- ceis compositis ornatae. Puneta media saepius conspieua. Subtus nivea. Pe- dibus ochraceis.

Weiss; Stirn rothgelb, am Vorderrande weiss, Palpen ockergelb; Fühler weiss; Füsse ockergelb. Beim Manne vereinigen sich die ockergelben

Quersprenkeln zu zwei auf den Vorderflügeln oft drei (uerstreifen. Oft sind vier schwarze Mittelpunkte sichtbar. Unten schneeweiss.

Nord-Amerika.

Var. Erythemaria Gn. Walk. Pack. Alae ochracescentes. Maine. Massachusetts. Vincent. Nova Scotia. Essex. Var. Paeificaria Pack.

Major, fronte non albido-limbato, signatura distinctiore, linea media exteriori approximata; subtus alis duabus lineis obsoletis ornatis, exteriore in margine ant. obscuriore.

Victoria. Vancouver-Island. 9. Cabira rotundopennata Pack. p. 33%. X. 55. Albida, tenuiter fusco-pulverulenta; fronte nigro. Alis duabus lineis parallelis nigrieantibus undulatis obsoletis ornatis; punetis medüs absentibus. Linea limbali ochracea, subdentosa. Alis semidiaphanis. Subtus alis ant. in-

fuscatis, punetis mediis et linea exteriore ornatis. 1,00".

Dow]

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p.57) 2

Rahmweiss, zart braun bestäubt; Stirn schwarz. Flügel mit zwei fein gezähnten, schwärzlichen , oft undeutlichen @uerlinien; ohne Mittelpunkte. Saumlinie ockergelb, seicht gezähnt. Flügel halb durchsichtig. Unten Vorder- flügel verdüstert, mit Mittelpunkten und äusserer Querlinie.

Brunswick (Maine).

10. Cabira Basiata Pack. p. 308. X, 29. Ellopia basiaria Walk. Gueneria bas. Pack.

Pallide ochracea, obsceurius striolata. Alis linea exteriore undulata ochracea , ceteris lineis obsoletis, et linea submarginali punctata ornatis. Subtus pallidior, punctis mediis ornata. Margo ext. alarum subangulatus.

Bleich ockergelb, dunkler gestrichelt. Saum aller Flügel in der Mitte etwas geeckt. Aeussere (Juerlinie gewellt, ockergelb, über alle Flügel laufend; die übrigen undeutlich, Wellenlinie punktirt. Unten bleicher, mit Mittel- punkten.

Montreal. Maine. Essex County. Massachusetts, New-York. In Fichtenwäldern.

Genus LXVI. Perconia Hb. V. 1816. Steph. Aspilates Led. et Auct.

Margo ant. arcuatus, ext. ventrieosus, _| etL_ rotundati, ° | distinetus; margo ext. alarıum post. in 5 sinuatus.

Alae ant. tribus, post. duabus lineis transvers. interdum dentosis, in alis post. limbo appropinquantibus ornatae: puncta media plerumque absentia ; linea submarginalis obscura vel absens, limbalis continua: ciliae variegatae vel unicolores.

Vorderrand gebogen, Aussenrand gebaucht, Innenwinkel und After- winkel gerundet, Vorderwinkel deutlich; Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 eingezogen. Vorderflüigel mit 3, Hinterflügel mit 2 manchmal gezähnten Quer- linien, welche sich auf den Hinterflügeln dem Saume nähern ; selten Mittel- punkte: Wellenlinie undeutlich oder fehlend, Saumlinie ununterbrochen: Franzen gescheckt oder einfarbig.

„Wenn der Begriff Gattung einen Sinn haben soll“, sagt HS wörtlich, „so kann Strigillaria nicht mit den anderen Aspilates-Arten vereinigt bleiben. Der ungleiche, auf Rippe 5 tiefer eingeschnittene Saum der Hinterflügel und

Noya Acta LVILI. Nr. 4. 36

278 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 58)

die Zeichnungsanlage widersprechen zu sehr.“ Ich gehe noch weiter und er- kläre die Gattung Aspilates überhaupt für eine unhaltbare und löse sie in mehrere Genera auf. Synopsis Speecierum: 1. Nigricanti-griseae, nigro-adspersae, purpureo-inflatae, umbra media et marginem anticum curvata, puncta media includente Coloraria. 2. Citreae, punctis medis supra absentibus, linea submarginali matulisysienitieata re en a ee NSssomtlarte: 3. Pallide ochraceae, umbra media latiore, linea submarginali ob- soleta, exteriori approximata, ad marginem ant non pertinente @uadrifasciaria. 4. Albidae, rufo-griseo-adspersae, umbra media latiore, punctis medis subtus eonspicuis, linea exteriore dentata, in 7 alarum post. angulata; linea submarginali subtus obsolete notata . . Strigillaria.

Europa. Asien. Nord-Amerika.

1. Perconia strigillaria Hb.

Respersaria Hb.

Albicans, dense rufescenti-griseo-adspersa, alis ant. tribus, post. duabus lineis transvers. parallelis, media crassiore, exteriore dentata, in ? alarum post. angulata ornatis. Linea limbali continua. Subtus punetis mediis, linea ex- teriore alarım post. in 4 angulata, alis ant. magis infuscatis. Antennis 3 pec- tinatis. Umbra inferiore lineae submarginalis absentis conspicua.

Weisslich, dieht mit rothgrauen Sprenkeln bedeckt: Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei parallelen dunkleren Querstreifen, die mittlere dicker, die äussere gezähnt, auf Rippe 7 der Hinterflügel eine kleine Ecke bildend. Saumlinie ununterbrochen braun. Unten mit Mittelpunkten; die äussere Linie auf Rippe 4 geeckt, die Vorderflügel mehr verdunkelt. Von der Wellenlinie nur die innere Beschattung sichtbar. Fühler des 5 gekämmt.

Oentral-Europa. Livland. Balkan. Süd-Russland. Klein-Asien. Altai.

Raupe: Silbergrau, mit schwarzen Rückenflecken auf den ersten drei Ringen und braunem Seitenstreif, jedes Glied mit stumpfem Höcker. Auf jedem Ringe 5 schwarze, kreuzweise gestellte Punkte oder Wärzchen, welche auf dem 9. und 11. Absatze zu Höckern werden. After zwei- spitzig. Sie geht zitternd und sich schlangenartig windend; sie sitzt

meist eingekrümmt. Verwandlung im Gewebe.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 59) 279

Auf Genista, Spartium u. Ss. w. Puppe: Mit grünlichen Flügelscheiden. (Bkh. Tr. Koch, Speyer.)

Var As Gn: Alae ant. disco infuscato, linea exteriore extra adumbrata. © spatio inter um- bram mediam et lineam exteriorem fusco.

Bretagne. { Var. Cretaria Eversm. HS. Gn.

Alis albis, tenuiter pulverulentis.

Ural.

2. Perconia Dissimilaria Gn. p. 208.

Citrea; alae anticae tribus, posticae duabus fasciis umbrosis ochraceis subarcuatis, maculisque nonnullis in area limbali ornatae. Ciliae citreae. Subtus ochracea.

Citrongelb; Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei unbestimmten dunkelgelben Querbinden und zwei bis drei solchen Flecken im Saumfelde. Franzen gelb. Unten alles ockergelb. Ohne Mittelpunkte und Sprenkeln.

Albany. New-York. Virginia. Illinois. Georgia. "Texas. Maryland. Long-Island.

Raupe: Gelbgrün; Rücken heller, mit zwei dunkelgrünen Seitenlinien. Mittlere Ringe schwarz gefleckt. Kopf und Füsse roth. Auf Trifolien. Puppe: Hell röthlichgelb. (Gn.)

3. Perconia Coloraria Gn. p. 206. IX. 35. 36.

Obseure grisea, nigro-adspersa, purpurescens; alae ant. tribus, posticae duabus fasciis obseuris indistinetis, mediana puneta media includente, in margine antico arcuata ornatae. Subtus rufa, duabus fasciis ornata.

Dunkel steingrau, schwarz besprengt, mit weinrothem Antluge. Vorder- flügel mit drei, Hinterflügel mit zwei unbestimmten, dunklen Querbinden, die mittlere am Vorderrande gebogen und den Mittelpunkt einschliessend. Unten alles ziegelroth mit zwei Querbinden.

Canada. Brooklyn. Albany. Georgia.

Raupe: Hell braunroth mit dunkleren Einschnitten und braunen Rücken- fleeken. Kopf und Füsse gleichfarbig. Auf Rubus strigosus, albidus und dergleichen. (Gn.)

250 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 60)

4... Perconia quadrifasciaria Pack. p. 205.

Pallide ochracea; alae anticae tribus, posticae duabus lineis transversa- libus reetis parallelis testaceis, media distinetissima, et linea submarginali apicem non pertinente tenui ornatae. Ciliae ochraceae, antennae pectinatae.

Bleich ockergelb; Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei lehm- braunen, geraden, parallelen (@Querlinien, die mittlere die deutlichste, und einer schwachen, die Flügelspitze nicht erreichenden, dem dritten Querstreifen ge- näherten Wellenlinie. Franzen von der Grundfarbe. Fühler gekämmt.

Kansas. Lawrence. Boulder, In Colorado gemein.

Genus LXVII. Pellonia!), Dup. 1829. Acidalia Tr. HS. Aspilates Bdv.

Margo ant. arcuatus, ext. flexuosus, _ et L_ distineti, ] rotundatus; limbi integri; margo ext. alarım post. in 5 subsinuatus.

Alae post. una, ant. duabus lineis transversalibus dentosis ornatae ; linea submarginalis absens; Jinea limbalis eontinua; ciliae striatae.

Vorderrand gebogen, Aussenrand geschweift, Innenwinkel und After- winkel deutlich, Vorderwinkel gerundet; Säume ganzrandig; Saum der Hinter- flügel auf Rippe 5 seicht eingebuchtet. Hinterflügel mit einer, Vorderflügel mit zwei Querlinien, diese gezähnt; Wellenlinie fehlend, Saumlinie ununter- brochen: Franzen gestreift.

Europa. Kleinasien. Nord-Afrika.

Synopsis Specierum:

I. Alae ant. linea obsoleta basali et fascia exteriore purpureis ornatae (alabraria.

2. Alae innotatae, ant. roseo-adspersae, post. angulo anali roseo-pieto Perezaria.

l. FPellonia Calabraria Zeller. Calabra Led. Alis Iuteis purpureo-ciliatis, puncto disci nullo, anterioribus purpureo-

bifasciatis, post. rotundatis antice laete ochraceis, fascia uniea purpurea. (Zeller.)

!) Kriegsgöttin.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 61) 281

Olivgelb; mit einer undeutlichen Querlinie an der Wurzel der Vorder- Hügel und einer äusseren Querbinde über alle Flügel, beide purpurroth. Franzen ebenso. Die äussere @Querlinie gewellt, nur bei der Varietät Söcanaria deutlich. Mittelpunkte fehlen. Fühler mit senkrecht abstehenden Lamellen gewimpert.

„Ein sonderbares Missverständniss“, sagt Zeller l. e. p. 506, „muss Herrn Boisduval veranlasst haben, zu fragen, ob Calabraria nicht eine Varietät der Vibicaria sei. Beide sind im Flügelbau und dem Cha- rakter der Zeichnung so verschieden, dass eine Erörterung völlig überflüssig ist.“ Die Trennung beider Arten hat demnach Zeller's Zeug- niss für sich.

Meine Exemplare von Pellonia stammen aus Botzen und Spanien (Korb). Erstere haben die von Gn. für Sieanaria angegebene Flügelform: spitziger, Saum gerader, und das von HSch. ebenfalls für Sicanaria in's Feld geführte Merkmal der inneren Querlinie mit den undeutlichen Vorsprüngen. Dagegen sind alle Flügel gleich gefärbt und die äussere Querbinde gleichmässig pur- purn. Die aus Spanien stammenden Exemplare dagegen haben breitere ge- rundetere Vorderflügel, die Hinterflügel heller und lebhafter gelb, nur gegen den Afterwinkel grünlich, mit verloschener Binde, und die Binde der Vorder- flügel nur an ihrer inneren Hälfte purpurn ausgefüllt, während die nur schwach sichtbare Wurzellinie keine Vorsprünge bildet. Auch bemerke ich, dass die Botzener Exemplare senkrecht abstehende Fühlerzähne, die Spanier vorwärts gerichtete haben. Ich gebe der spanischen Varietät den Namen Sicanaria, der Botzener als Stammart den Namen Calabraria.

Süd-Europa. Armenien. Spanien.

Var. a. Sicanaria Zeller.

Hinterflügel lebhafter ockergelb; rothe Binde nächst der Wurzel bildet saum- wärts zwei undeutliche Vorsprünge und ist wurzelwärts vertrieben; das Band hinter der Mitte auf den Vorderflügeln nur durch feine Ränder angedeutet, der Saum nur am Afterwinkel roth bestäubt. (HSch.)

Vorderflügel spitzer, Saum sehr gerade; oliv-ockergelb, Hinterflügel hellgelb, nur am Afterwinkel olivgrün gewässert. (uerlinien wenig ausgebildet. Stirn

erdbraun. (Guen.)

282 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 62)

Var. b. Tabidaria Zeller.

Alis luteis purpureo-ciliatis, puncto disci fuscescenti, ant. purpureo-bifa- sciatis, post. rotundatis, antice dilutis.

Letzte Binde vom Saume entfernter, Grundfarbe der Vorderflügel dunkler, die 3inden bräunlich, Mittelstrich deutlich braun. Saumfeld bindenartig roth angeflogen, vom hinteren Querstreif nur durch eine schmale, helle Linie getrennt. Hinterflügel heller, an der Vorderhälfte amı lichtesten gelb, die bis zum Vorderrande reichende Binde weniger gekrümmt. Franzen an der Basis lehmgelb, an den äusseren zwei Dritteln geröthet. (Zeller.)

Rothe Binde nächst der Wurzel der Vorderflügel beiderseits scharf be- grenzt und saumwärts zwei scharfe Zacken bildend; hintere Binde saumwärts schärfer gezackt, besonders auf den Hinterflügeln breiter und bis zum Vorderrande grau aus- gefüllt. (HSch.)

Wurzel weinroth übergossen bis zur ersten Querlinie, ebenso das Saumfeld, welches eme Wellenlinie von der Grundfarbe durchzieht. Mittelpunkt oval, weinroth. Unten Wurzelfeld schwärzlich. (Guen.)

Raupe: Lang und dünn; beingelb, mit breitem, chocoladebraunem Streif über dem Bauche, schwarzen Luftlöchern, vier paarweise gestellten glänzendschwarzen Wärzchen auf der Mitte jeden Gelenkes und zwei verloschenen fleischfarbenen Streifen über den Rücken. (Stentz.)

Nach Fuchs ist sie sehr schlank, veilgrau, holzfarbig in den Seiten. Auf

Sarothammus scoparius. Verwandlung an oder auf der Erde.

2. Pellonia Perezaria!) Oberthür. (Anales de la soc. Espan. d. Hist. Nat. IV. p. 372.) Pl. XVII. F.5 u. 6.

Alis ant. flavis, dense roseo-pulverulentis, post. flavis, angulo anali roseo-adsperso. Alis innotatis. Subtus alis ant. margine antico et apice rubro- adspersis, post. rubris, margine interno flavescente. Abdomine rufescenti-Havo. Ciliis roseis. Antennis setaceis.

Vorderflügel gelb, dicht mit Rosenroth gepudert; Hinterflügel gelb, nur der Afterwinkel rosenroth besprengt. Ohne Zeichnung. Franzen rosenroth. Unten Vorderflügel gelb, der Vorderrand und die Spitze roth; Hinterflügel roth mit gelbem Innenrande. Hinterleib röthlichgelb. Grösse einer kleinen Oalabraria.

Cartagena in Spanien.

1)-Herrn Perez Arcas gewidmet.

Systema Geometrarum zonae »temperatioris septentrionalis. (p. 63) 288

Genus LXVIII. Rhodostrophia!) Hb. \V. Pellonia Dup.

Margo ant. arcuatus, _| et L_ distineti, | rotundatus; margo ext. rectus, alarum post. in 4 angulatus.

Alae una linea transversali, umbra media et punetis mediis ornatae; linea submarginalis absens: ciliae unicolores.

Vorderrand gebogen, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorder- winkel gerundet: Aussenrand gerade, Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 ge- eckt. Alle Flügel mit Mittelschatten, äusserer Querlinie und Mittelpunkten ; Wellenlinie fehlt, Saumlinie ununterbrochen; Franzen einfarbig.

Raupe: Lang, fadenförmig. Auf niederen Pflanzen.

Rhodostrophia unterscheidet sich von Pellonia durch den geraden Aussenrand und die geeckten, auf Rippe 5 nicht eingezogenen Hinterflügel.

Europa. Asien.

Synopsis Specierum:

1. Ochraceae: linea inf. vix conspicua, mediana et exteriore confluentibus,

strigula media lineae medianae approximata; subtus basi alarum ant.

rosea; linea ext. alarum post. medio ventricose porrecta . . . . . Vibicaria. 2. Olivaceae; tribus lineis distinetis, non confluentibus; punctis medüs

magnis a lineis aequidistantibus; linea ext. alarum post. ad marginem

ant. tantum curvata; subtus basi alarum ant. nigrieante . . . . . Auctata.

l. Rhodostrophia Auctata Stgr.

Alae ant. acuminatae, virescenti-favae, tribus lineis rufis et punctis mediis magnis posticae duabus lineis rufis dilutis ornatae. Subtus basi lutea alarum ant. nigricante. Linea exteriore alarım post. ad marginem ant. flexa, ceterum limbo parallela. Subtus limbo rufescente. 27—33 mm.

Vorderflügel zugespitzt, grüngelb, mit drei rothen (uerlinien und grossen Mittelpunkten, Hinterflügel mit zwei verwaschenen rothen Querlinien. Hintere Querlinie der Hinterfliigel nur am Vorderrande gekrümmt, im Uebrigen dem Saume parallel. Unten Wurzel der Vorderflügel schwärzlich, der Hinter- flügel gelb, Saum röthblich. Mit Vibicaria verglichen, steht die erste Querlinie

Es ven 1) 6000v Rose, 0toogYr, Biegung, Curve. ? S 4 [>] >)

254 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 64)

nehr saumwärts, die zweite und dritte sind sich näher gerückt und nicht zu einem Bande zusammengeflossen, aber undeutlich. Mittelpunkt steht in der Mitte zwischen Querlinie 1 und 2 (bei Vibic. näher an 2). Unten ist die Wurzel der Vorderflügel bei Vibic. röthlich; die hintere Querlinie der Hinter- flügel macht bei Vibic. in der Mitte eine Ausbiegung. Die beiden äusseren Querlinien stehen dem Saume näher, als bei Vihicaria.

Auf dem Caraman in Kleim-Asien.

2. Rhodostrophia vibicaria Clerck.

Ochracea, striga exteriore limbum versus diffluente purpurea, linea sub- marginali alarum ant. bisinuata, post. in 2 sinuata, non dentata, purpurea. Linea inferior vix conspicua. Strigulis mediis fuseis. Linea limbali con- tinua fusca. Ciliis purpurescentibus. Subtus ut supra, sed linea submarginali dentata.

Hell ockergelb; der äussere @Querstrich purpurroth, saumwärts zer- flossen; Wellenlinie fein fadenförmig, auf den Vorderflügeln zweibusig, auf den Hinterflügenm auf Rippe 2 eingezogen, purpurroth. Die innere Querlinie kaum sichtbar. Mittelstriche braun. Saumlinie ununterbrochen braun.

Franzen purpurröthlich. Unten wie oben, aber die Wellenlinie gezähnt. Central-, Ost- und West-Europa. Klein-Asien. Hyreinien. Altai.

Raupe: Lang, fadenförmig, am Rücken und an den Seiten gelbweiss, schwarz punktirt. Auf Aöra montana, Spartium scoparium und anderen.

Puppe: Braun, in leichtem Gespinnst. Doppelte Generation.

Var. a. Strigata. Major alis (ant. 3, post. 2) tantum tenuiter strigatis, non fasciatis. (Staud.) Andalusien. Hyreinien.

Var. b. Unicolorata.

Alıs unicoloribus, lutescentibus roseo-ciliatis. (Gruen.) Altaı. Var. c. Olivaceo-grisea, sine strieis, ciliae roseo-terminatae. (Guen.)

Altaı.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 65) 285

Genus LXIX. Leucophtalmia!) Hb. V. Ephyra Dup. Zonosoma Led.

Margo ant. arcuatus, ext. flexuosus, _| et "] distineti, L_ subrotundatus.

Alae post. una, ant. duabus lineis transvers. punctatis ornatae; linea submarginalis maculis significata: linea limbalis interrupta: ciliae unicolores.

Vorderrand gebogen, Aussenrand geschweift, Innenwinkel und Vorder- winkel deutlich, Afterwinkel etwas abgerundet: Vorderflügel mit 2, Hinter- flügel mit 1 punktirten Querlinie; Mittelpunkte undeutlich; Wellenlinie durch Flecken bezeichnet: Saumlinie unterbrochen: Franzen einfärbig.

Europa. Klein-Asien.

l. Leucophtalmia porata Fahr. Poraria Tr. Dup. Guen. Punctaria Hb. Ocellaria Hw.

Ochraceo-albida, rufescenti-inflata, fusco-adspersa; umbra media subreeta brunnea, linea inferiore et exteriore fusco-punctatis, inferiore ad marginem anticum, exteriore medio alarum post. angulatis. Linea submarginali interdum maculis fuscis significata. Linea limbali interrupta, eiliis infra punctatis.

Ockergelblich-weiss, fuchsröthlich überlaufen, braun besprengt:; Mittel- schatten fast gerade, rothbraun; innere (Querlinie punktirt, am Vorderrande ge- eckt, äussere braun punktirt, in der Mitte der Hinterflügel geeckt, Wellenlinie manchmal durch braune Schatten angedeutet. Saumlinie gestrichelt, Franzen an der Wurzel sparsam punktirt. Fühler gekämmt.

Mittel- und Süd-Europa (ausgenommen Andalusien und Griechenland). Klein-Asien.

Genus LXX. Zonosoma?) Led. 1853. Ephyra Dup. Margo ant. arcuatus, ext. flexuosus; _ et L_ distineti, | rotundatus. Margo ext. alarum post. in 4 angulatus. Chrysalides in folüs filo eingulatae.

ih 5 en 1) Aeuzog weiss, opdakuos Auge.

Sr - R 2) own = cingulum, GO corpus,

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 3

—ı

256 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 66)

Alae duabus lineis transversalibus plerumque punctatis et umbra media

ornatae; puneta media annuli-formia. Linea submarginalis absens; limbalis

punctata, ceiliae unicolores vel punctatae.

Vorderrand gebogen, Aussenrand geschweift; Innenwinkel und After-

winkei deutlich, Vorderwinkel gerundet. Saum der Hinterflügel auf Rippe 4

geeckt. Zwei meist punktirte Querlinien und ein starker Mittelschatten ;

Mittelpunkte meist ringförmig mit hellerem Kern. Wellenlinie fehlend, Saum-

linie punktirt, Franzen einfarbig oder punktirt. Raupe: Walzenförmig, mit dreieckigem Kopfe. Puppe: Mit 4 Kopfspitzen, gescheckt, an einem Gürtel befestigt. Europa. Asien. Nord-Afrika. Nord-Amerika.

Synopsis Specierum: I. Lineis transvers. continuis. 1. Lineis integris, submarginali maculis externe illustratis com- posita, apice diviso B ; / 2. Lineis punctis per striolas arcuatas conjunctis formatis, me- diana crassa, submarginali absente II. Linea imf. biarcuata. 1. Linea ext. maculis ferrugineis, submarginali umbra signi- ficatis; area media violacea, annulos niveo-pupillatos includente 2. Area limbali in _| et |_ brunneo-maculata, abdomine nigri- cante, flavo-annulato III. Linea ext. distinctiore. 1. Annulis medis ferrugineis, margini antico approximatis, linea limbali striolata ba ee 2. Annulis mediis nigris, linea ext. m 4 angulata, submarginali absente 2... IV. Lineis transvers. punctatis. A. Linea limbali lunulata B. Linea limbali striolata C. Linea limbali punctata. a. Punctis mediis absentibus . b. Annulis medüs nigris, albo-pupillatis.

I. Griseae, obscurius striolatae, linea submargimali in _| notata

um die Mitte

Lintneraria.

Linearia.

Albiocellaria.

Lennigiaria.

Pupillaria. Nolaria.

Punctaria. Orbieularia.

Nigroseriata.

Pendularia.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 6%) 28%

2. Albae, griseo-irrorotae, subtus albae, disco alarum ant. in-

fumato; umbra media flexuosa, submarginali umbrosa, dentata Pendulinaria. 3. Pallide brunneae, fronte badio, subtus carneae . . . . . Myrtaria. 4. Albidae, punctis nigris, umbra media rufescente. Ciliis roseis,

alıssaniz sublisgroseise ann. en el N. Ouhearia:

l. Zonosoma punctaria Linn.

Pallide ochracea, tenuiter brunneo-adspersa, lineis transversalibus punetatis, linea limbali lunulata, umbra media arcuata. Puncta media obsoleta. Hell ockergelb, fein braun besprengt; (@uerlinien aus Punkten, Saum- linie aus Monden bestehend. Der Mittelschatten einfach gebogen. Keine Mittelpunkte sichtbar. Central- und Süd-Europa. Livland. Finnland. Siüdwest-Asien. Raupe: Rehbraun oder gelbgrün; Kopf flach, dreieckig, Körper walzig. Auf den ersten drei und letzten zwei Ringen eine hellbraune Rücken- linie, auf dem 4. bis 9. Ringe je ein Winkelzeichen von eitrongelben Flecken begrenzt, mit mennigrothen Flecken zwischen seinen Schenkeln, ausserdem eitrongelbe Subdorsallinien und vom 7. Ringe an eine mennig- rothe Längslinie. Auf Eichen. Puppe: Fleischfarben mit blassgelben, roth gestreiften Flügelscheiden. Doppelte Generation. Var. Suppunetaria. Öchracea, punctis linearum majoribus, lunulis lineae limbalis minoribus, umbra media et strigulis sparsis rufis. Lebhafter gelb, Punkte der Querlinien grösser, Monde der Saumlinie feiner und punktartiger, Mittelschatten und Quersprenkeln röthelroth.

2. Zonosoma albiocellaria Hb. Bitr.

f} Ocellaria Hb. Tr. Dup. HS. Argusaria Bav.

Lutea: annulatae similis; linea transversali prima biflexa, secunda ma- eulis ferrugimeis composita; area media violaceo-brunnea, annulos ferrugineos niveo-pupillatos includente.

Grösse, Gestalt und Zeichnung wie Anmulata. Hochgelb, Fühler ocker- gelb, Leib weisslich. Erste Querlinie aus zwei Bögen bestehend, die zweite aus vielen rostbraunen Fleekchen zusammengesetzt. Das Mittelfeld veilbraun

bestäubt, die Mittelringe rostbraun, hellweiss gekernt. Im Saumfelde ein

omx Bl

288 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 68)

gelber Schattenstreif. Franzen gelbbraun. Unten gelblich mit schwarzer Punktreihe. (Tr.)

Hinterflügel kaum geeckt, Mittelfeld stark gezähnt, Afterwinkel der Hinterflügel sehr scharf. (HSch.)

Central-, Ost- und Süd-Europa. Sidwest-Asien. Ost-Sibirien.

3. Zonosoma pupillaria Hb.

Ochracea, roseo-adspersa, lineis pulverulentis; annulis medis ferru- gineis, albide pupillatis, margini antico approximatis; abdomine ferrugineo- punctato.

Hoch ledergelb, rosenroth besprengt, Querstreifen ebenso; Mittelringe dem Vorderrande näher gerückt, rothbraun, mit hellem Kern. Erste Quer- linie punktirt, zweite stärker. Saumlinie gestrichelt. Hinterleib roth gefleckt.

Oentral- und Süd-Europa. Südwest-Asien. Mauritanien.

Var. Nolaria. Hb. Gn.

5 Fulva, © testacea, tenuiter nigro-adspersa, alis post. una, ant. duabus lineis ferrugineis, inferiore arcuata, exteriore in 4 angulata, utringue concava, extrorsum diffluente ornatis. Linea submarginali absente, limbali punctata. Punctis mediis nigris. Subtus magis adspersa, strigis umbrosis ornata. Antennis $ pectinatis. 32 mm.

Vorderrand gebuchtet, Saum geschwungen, Innenwinkel und Afterwinkel deut- lich, Vorderwinkel gerundet; Hinterflügel geeckt, auf 5 eingesenkt. Spitze vorgezogen. (Artesiaria, Murinaria.)

Der 5 braungelb, das lehmgelb, zart schwarz besprenst; Hinterflügel mit einer, Vorderflügel mit zwei rostrothen Querlinien; die mnere gebogen, die äussere auf Rippe 4 geeckt, nach oben und unten eingesenkt, nach aussen verwaschen. Wellenlinie fehlt. Saumlinie punktirt. Mittelpunkte schwarz. Unten dichter gesprenkelt, mit schattenhaften Querstreifen. Fühler des 5 gekämmt.

Hb. 325. 26. Gn. II. 102. No. 1085. Heimath unbekannt. Coll. Lederer.

Die hell meergrüne Raupe bei Bilbao im November auf Haide und Cistus salvifolius. (Rössler.)

Nach Mill. ist sie eylindrisch, schwach seitenkantig, Kopf so breit, wie der

erste Ring, vorn abgeplattet, schwach zweispitzig, apfelgrün, Scheitel karminroth,

ebenso die Füsse und die Afterklappe. Subdorsale schmal, unterbrochen, gelbgrün,

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 69) 289

ebenso die Ringeinschnitte. Stigmata oval, röthlich. Unten ohne Linien. Leib mit weissen Punkten bedeckt. Varürt in citrongelb, zimmetfarben, dunkelgrün, braun und röthlich. In der Ruhe hält sie den Vorderleib gekrümmt, den ganzen Tag un- beweglich. Auf Crstus monspelliensis und Salviaefolius, Myrthus communis, Phillyrea angustifolia, Arbutus unedo und Quereus. Mehrere Generationen. Verwandlung an ein Blatt geheftet.

Puppe: Vorn eckig abgestutzt, dunkel blaugrün, mit undeutlichen Linien auf der Seitenkante und als Einfassung der Flügelscheiden. Die Ohren und die Schwanz-

spitze weinroth. Entwickelung nach 4—6 Wochen. (Mill.)

4. Zonosoma pendularia Clerck. Albipunctata Hutn.

Griseo-albida, tenuiter griseo-adspersa, duabus lineis nigro-punctatis flexuosis et quattuor annulis mediis nigris ornata. Umbra media vix notata, linea submarginali umbra anguli interni significata. Linea limbali nigro- punctata.

Grauweiss; zart dunkelgrau gestrichelt, mit zwei schwarzen ge- schwungenen Punktreihen und vier schwarzen, weiss gekernten Mittelringen. Mittelschatten kaum kenntlich, Wellenlinie nur durch einen Schatten am Innen- winkel angedeutet. Saumlinie schwarz punktirt.

Central- und Nord-Europa. Piemont. Süd-Russland. Ost-Sibirien. Raupe: Grün oder rostfarbig, hell linüirt; Bauch schwarzbraun und gelb linürt. Auf Birken und anderen Laubbäumen. Puppe: Kegelförmig, vorn abgestutzt, mit 4 Hörnern; grün, schwarz ge- zeichnet. Doppelte Generation.

5. Zonosoma linearia Hb. Trilinearia Bkh. Tr. Dup. Wd. Guen. HSch.

Rufo-ochracea, paulum adspersa; punctis linearum arcuatim conjunctis. Linea limbali arcuatim dentata, vel lunulata. © pallidior. Umbra media lata fusca, © ad marginem anticum, 5 medio alarum post. angulata. Punctis medis absentibus.

köthlich ockergelb, nur wenig bestäubt, mit zwei, durch gebogene

Strichelehen verbundenen Punktreihen und dickem, braunem, beim 5 in der ®

290 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 70)

Mitte der Hinterflügel, beim © am Vorderrande gebogenen Mittelschatten. Mittelpunkte und Wellenlinie fehlen. Saumlinie aus Monden oder gebogenen Strichelchen, letztere beim 3 zusammenhängend gebildet. Central-Europa. Livland. Süd-Russland. Piemont. Raupe: An Buchen im Herbste (Speyer) oder an Linden (Kaltenbach.)

Var. Strabonaria Zeller. Gn.

Minor, dilutior, alis ant. acutioribus, minus distinete strigatis. (Staud.)

6. Zonosoma orbicularia Hb.

Albido-grisea, cervino-adspersa, duabus lineis transversalibus punctatis, brunneis et umbra media ferruginea, annulis mediis rufis, niveo-pupillatis.

Weissgrau, mit rehbraunen und braunrothen Atomen überdeckt. Beide Querlinien punktirt, braun; der Mittelschatten braunroth, die Mittelringe in ihm röthelroth, hellweiss gekernt. Saumlinie gestrichelt. Franzen von der Grund- farbe; Fühler hellgrau, Hinterleib aschgrau. (Tr.)

Central-Europa. Finnland. Süd-Russland. Piemont.

1. Zonosoma Lennigiaria. Fuchs.

Colore corii, area limbali dilutiore, angulo interno et anali brunneo- maculatis; abdomine nigricante, ochraceo-annulato. Aetatis I rufescens, ab- domine concolore, angulo anali vix maculato.

Ledergelb, mit leichterem Saumfeld, am Innenwinkel und Aussenwinkel braun gefleckt, mit schwärzlichem, gelb geringeltem Hinterleibe. Die Früh- jahrsgeneration röthelroth bestäubt, mit ledergelbem Hinterleibe und undeutlich oder gar nicht geflecktem Afterwinkel.

Von Albiocellaria durch kleinere Augentlecke und dunklere Färbung, von @ryrata durch lichteres Saumfeld und gefleckte Winkel verschieden.

Raupe: Grün oder scherbenfarbig mit brauner Riückenlinie, dickem Kopfe, verschiedener Zeichnung und feiner Behaarung. 1%7—1S mm. Futter- pflanze: Acer monspessulanum, mit dem sie gleiche Verbreitung hat. (Fuchs.

Puppe: Grün oder strohgelb, mit Gürtel an ein Blatt geheftet.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. il) 291

S. Zonosoma nigroseriata Pack. IX 60.

Dilueide ochracea, ferrugineo-adspersa; alae ant. duabus lineis transvers. punctis seriatim positis formatis, arcuatis et umbra media ferruginea ornatae; puneta media absentia; linea submarginalis umbra significata; linea limbalis punetata. Alae post. minus irroratae, una serie punctorum ornatae. Subtus punetis mediis et serie exteriore punetorum ornata.

Hell ockergelb, rostroth angeflogen, mit einer aus 5—6 schwarzen Punkten bestehenden inneren und einer aus etwa 9 Punkten bestehenden äusseren @Querlinie, welche sich mit S Punkten auf die Hinterflügel fortsetzt, dann einem geraden breiten rothbraunen Mittelschatten der Vorderflügel. Ohne Mittelpunkte. Wellenlinie durch einen Schatten angedeutet, Saumlinie punktirt. Hinterflügel weniger von Sprenkeln verdüstert. Unten mit Mittelpunkten und äusserer Punktreihe.

Vietoria. Vancouvers Island. Sanzalito. California.

9. Zonosoma Oulicaria Gn. 40%.

Margaritacea, duabus seriebus punctorum nigrorum ornata; annulis mediis parvis dilutioribus, saepius umbra media rufescente conspieua. Subtus innotata, alis ant. rosescentibus. Fronte brunneo. Ciliis roseis. Angulo anali non porreeto, margine antico recto, externo alarum post. subangulato.

Muschelweiss mit zwei Reihen schwarzer Rippenpunkte, kleinen helleren Mittelringen und oft eimem röthlichen Mittelschatten. Unten unbezeichnet, Vorderflügel rosenröthlich. Stirne braun. Franzen rosenroth. Afterwinkel nicht vorgezogen, Vorderrand gerade, Saum der Hinterflügel schwach geeckt. 15 mm.

Georgien.

10. Zonosoma Myrtaria Gn. p. 364. X. 73.

Pallide brunnea, fronte badio, antennis dense pectinatis. Annulis mediis magnis, nigricantibus, albido-pupillatis. Linea inferiore arcuata punctata, nee non linea exteriore; umbra media vix conspieua. Linea limbali punctata. Subtus carnea, alis post. dilutioribus. Ciliis obscurioribus, annulis mediis rubris, limbo roseo-adsperso, pedibus margaritaceis. 1”.

Bleich rothbraun mit schwarzbrauner Stirn, stark gekämmten Fühlern und hellerem Scheitel. Mittelringe gross, schwärzlich, weiss gekernt. Innere

292 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 72)

und äussere @Querlinie aus Punkten bestehend, gebogen; Mittelschatten ver- loschen. Saumlinie punktirt. Unten fleischfarben, Hinterflügel heller, Franzen dunkler, Mittelmonde roth, Säume rosenroth besprengt; Füsse und Bauch muschelweiss.

Massachusetts. West Farms. New-Jersey. Pennsylvania. Philadelphia. Demopolis. Illinois.

Raupe: Hellgrün mit gelben Ringeinschnitten, Kopf, After und Füsse röthlichgelb. Auf dem fünften Segmente zwei schmale schwarze Rücken- flecken.

Puppe: Dunkelgrün mit weisser Rückenlinie, Flügelscheiden und After- spitze rosa gerandet. (Gn.) Scheint dieselbe Raupe, welche H.-G. Fig. 757, 758 abbildet und welche auf Psoralea melitotoides lebt. Ihre Puppe ist an dem Stamme der Futterpflanze mittelst Gürtels angeheftet.

11. Zonosoma Pendulinaria Gn. Pack. p. 363. X. 72. Acid. quadrangulata Walk.

Alba, griseo-irrorata, antennis 5 pectinatis, vertice albo, fronte brunneo, palpis albis. Linea inferiore arcuata, punetata; mediana diluta, umbrosa, flexuosa; exteriore arcuata, punctata. Linea submarginali dentata, umbrosa; limbali punctata. Annulo medio alarum ant. infra, post. in umbra media posito. Subtus alba, alis ant. disco obseurato et serie punctorum exteriore, a limbo longius remota. 1”.

Weiss, dunkelgrau besprengt, Fühler des 5 gekämmt, Scheitel weiss, Stirn braun, Palpen weiss. Innere Linie gebogen, aus Punkten gebildet, äussere ebenso; Mittelschatten zerflossen, geschwungen: Wellenlinie schattenhaft, gezähnt. Saumlinie punktirt. Mittelringe auf den Vorderflügeln innerhalb, auf den Hinterflügeln zur Hälfte im Mittelschatten. Unten weiss, Vorderflügel mit verdüstertem Diseus und einer äusseren Punktreihe, welche vom Saume weiter entfernt ist.

Boston. Massachusetts. Brooklyn. West Farms. New-.Jersey. Phila- delphia. Maryland.

Raupe: Lichtgrün mit weissen Längslinien und Flecken, einer Rücken- und drei Subdorsallinien, letztere unterbrochen. Das letzte Segment mit

den Nachschiebern und die Spitze des ersten Fusspaares röthlich. Brust-

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (n. 73 293 Y

füsse grün mit schwarzen Spitzen. Zerstreut behaart. Kopf röthlich und weiss marmorirt mit zwei weissen Strichen. Auf Comptonia asplenifolia. Puppe: Lichtgrün, letzte Ringe heller, mit einem zweimal gebrochenen schwarzen Striche (Scudder). Die Flügelscheiden haben nach oben ohr- ähnliche Fortsätze. 12. Zonosoma Lintneraria Pack. yp. 209. IX. 37. 38.

Rufescenti-cervina; alae ant. tribus post. duabus lineis tenuibus nigris, interdum interruptis arcuatis ornatae; linea submarginalis maculis rotundis nigris intercostalibus, extra albido-pupillatis significata; apex strigula atra divisus. Ciliae obseuriores. Subtus cervina, rufo-adspersa, punetis nonnullis subapiealibus et punctis mediis ornata.

Röthlich rehfarben; Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei schwarzen zarten Querlinien, welche gebogen und manchmal unterbrochen sind. Wellen- linie aus schwarzen runden Fleckehen gebildet, welche zwischen den Rippen stehen und nach aussen weiss aufgeblickt sind; Spitze durch schwarzes Strichelchen getheilt. Franzen dunkler. Unten rehfarben, besprengt, mit einigen Punkten unter der Spitze und Mittelpunkten.

Amherst. Massachusetts. Albany. Canada.

(Wie Packard diese Art trotz des geschweiften Saumes und der geeckten Hinterflügel unter seine Gattung Aspilates einreihen konnte, ist mir unverständlich!)

Genus LXXI. Ceratodalia:!) Pack.

Margo ant. arcuatus, apex obtusus, margo ext. rectus, _| ] L_ distineti: margo alarum post. in 4 angulatus, subdentatus; alae ant. margine ant. dilutius maculato, obsolete lineatae, linea submarginali dilutiore, dentata ornatae; alae post. duabus strigis pallidis, exteriore angulata. Uiliae variegatae.

Vorderrand gebogen, Spitze stumpf, Saum gerade, alle Winkel deutlich: Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 geeckt, schwach gezähnt; Vorderflügel mit heller geflecktem Vorderrande und undeutlichen Querlinien, welche unter dem Vorder- rande gebrochen sind. Wellenlinie heller, gezackt. Saumlinie fein schwarz, Franzen gescheckt. Hinterflügel mit zwei bleichen Querstreifen, der äussere geeckt.

Nordamerika.

1) Keoeg, Horn.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 38

294 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 74)

1. Oeratodalia Gueneata Pack. p. 323. X. 40.

Cinerea, sericea, fronte brunneo. Margine ant. octo vel novem maculis ochraceis irregularibus variegato; alis ant. sex lineis obsoletis, parallelis, in margine antico orthogonio-fractis, quatuor inferioribus minus distinetis; linea submarginali dilutiore, dentata, limbali nigra, ciliis variegatis. Alis post. duabus strigis pallidis, exteriore orthogonio-fracta, limbo parallela. Subtus area basali et media badiis, limbali dilutiore, ochraceo-striata, costis ochraceis, pedibus brunneis, albido-annulatis: margine antieo ochraceo-maeulato.

Aschgrau, seideglänzend: Stirn braun. WVorderrand mit acht bis neun ockergelben Flecken; Vorderflügel mit ungefähr sechs undeutlichen parallelen, am Vorderrande rechtwinklig gebrochenen Querlinien. Die äusseren beiden deutlicher; die Weilenlinie heller, gezackt; die Saumlinie schwarz, die Franzen gescheckt. Hinterflügel mit zwei helleren verwaschenen Querstreifen, der äussere rechtwinklig gebrochen wie der Saum. Unten Wurzel und Mittelfeld der Vorderflügel dunkelbraun, am Vorderrande ockergelb gefleckt; Saumfeld heller, mit dunkelockergelben Schlitzflecken zwischen den ockergelben Rippen. Füsse braun, weiss geringelt.

Vietoria. Vancouver-Island. California.

Genus LXXII. Euacidalia Pack.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _]"]L_ rotundati; margo ext. alarım post. in 5 sinuatus, medio porrectus; alae ant. elongatae, duabus lineis interruptis ornatae; alae posticae innotatae.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel gerundet; Saum der Hinterflügel in der Mitte vorgezogen, auf 5 eingesenkt, Vorderflügel in die Länge gezogen, mit zwei unterbrochenen Querlinien. Hinterflügel unbezeichnet.

Nordamerika.

1. Euacidalia Sericeata Pack. p. 318. X. 35.

Cinerea, sericea, vertice et antennis albidis, fronte et palpis badiis. Linea inferiore tribus maculis fuseis, summa maxima, formata; mediana absente; exteriore recta, limbo parallela, fusca, in costis interrupta; linea limbali con- tinua fusca, submarginali et punctis mediis absentibus. Alis postieis innotatis,

subtus linea exteriore ornatis. Ciliis variegatis.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. %5) 295

Glänzend aschgrau, Scheitel und Fühler weiss, Stirn und Palpen schwarzbraun. Innere @Querlinie aus drei braunen Fleckchen gehildet, wovon jener am Vorderrande der grösste ist; die mittlere Querlinie fehlt, ebenso die Wellenlinie; die äussere gerade, dem Saume parallel, auf den Rippen fein unterbrochen. Saumlinie ununterbrochen braun, Mittelpunkte fehlend, Franzen gescheckt. Hinterflügel unbezeichnet, unten mit der äusseren Querlinie. 0,77”.

Demopolis. Texas.

Genus LXXIII. Euephyra Pack.

Margo ant. arcuatus, ext. rectus, _ et L_ distineti, | rotundatus; alae ant. elongatae, acuminatae, posticae in 4 angulatae, limbo subeuspidato. Alae duabus lineis undulatis, inferiore dentata, exteriore flexuosa et umbra media ornatae. Puncta media oviformia, albida, obseure eingulata. Ciliae longae unicolores. Linea limbalis nigropunctata.

Vorderrand gebogen, Saum gerade, Innenwinkel und Aussenwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet: Vorderflügel in die Länge gezogen, zugespitzt, Hinterflügel auf Rippe 4 geeckt, mit schwach gezacktem Saume. Alle Flügel mit zwei Haarlinien, wovon die innere gezackt und gewellt, die äussere gewellt und geschwungen ist, dann mit Mittelschatten und hellem, dunkel eingefasstem Mittelpunkte in demselben. Saumlinie schwarz punktirt, Franzen lang und einfarbig.

Nord-Amerika.

(Ich bezweifle das Gattungsrecht der Zuephyra und halte sie für eine Zonosoma.)

1. Euephyra Serrulata Pack. p. 366. X. 74.

© Pallide rufescenti-cinerea, capite et palpis dilutioribus; linea inferiore ad marginem ant. acute angulata, in 4 dentata; exteriore superne arcuata, ambabus undulatis. Annulis mediis ferrugineis, ovatis, albido-pupillatis. Linea limbali nigra. Ciliis longis, concoloribus. 0,77”.

5 ignotus.

Bleich röthlich-asehgrau, Kopf und Palpen heller; innere Querlinie am Vorderrande spitz geeckt, auf der Mittelrippe gezähnt; äussere nach oben weiss gekernt. Saum-

gebogen, beide gewellt. Mittelringe rostroth, eifürmig,

linie schwarz. Franzen lang, gleichfarbig.

296 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 76)

(Nach Packard's Abbildung ist ein Mittelschatten vorhanden, die äussere Querlinie doppelt und die Saumlinie punktirt.) Lawrence (Kansas). Texas.

Genus LXXIV. Goniacidalia Pack.

Margo ant. arcuatus, ext. subflexuosus, internus medio sinuatus, ad basim extensus; margo ext. alarum post. concavus. _| ]L_ distineti. Margo int. alarım ant. prope basin ut Notodontae in laciniam extensus.

Alae ant. duabus lineis transversalibus et punctis mediis ornatae, posticae innotatae; subtus alae post. duabus lineis pallidioribus ornatae.

Vorderrand gebogen, Saum leicht geschwungen, Innenrand in der Mitte ausgehöhlt und dem Vorderrande parallel, vor der Wurzel in einen Zipfel aus- gedehnt (ähnlich wie bei den Notodonten). Alle Winkel deutlich. After- winkel scharf. Innenwinkel und Vorderwinkel abgestumpft. Saum der Hinter- flügel concav ausgehöhlt. Vorderflügel mit zwei Querlinien und Mittelpunkt; Hinterflügel unbezeichnet, unten mit zwei helleren Querlinien. Fühler des 5 leicht gewimpert, des © einfach. Kopf, Füsse und Palpen wie bei Aeidalia. Innenrand der Hinterflügel zurückgerollt und einen Haarwulst führend.

Gehört zu den wenigen echt exotischen Formen Nord-Amerikas.

1. Goniacidalia Furciferata Pack. p. 312. X. 31.

Rufa, antennis et vertice flavis; alis ant. area basali et media flaves- centibus, margine interno rufo, linea inferiore rufa, margine antico basim ver- sus rufo, punetis mediis ferrugineis, limbo et alis post. dilutioribus, his mar- eine interno revoluto flavescente. Subtus rufescens, umbra exteriore utroque tlavo-eineta, apice flavo; alis post. duabus lineis flavis ornatis.

Ziegelroth, Fühler und Scheitel gelb; Vorderflügel mit gelber Wurzel und solchem Mittelfelde; Innenrand, Wurzelhälfte des Vorderrandes und letztes Drittthejl des Mittelfeldes, dann innere Querlinie und Mittelpunkt bleiben ziegelroth; Saum und Hinterflügel hellröthlich; letztere haben einen gelben, eingerollten Innenrand, in welchem sich der Haarwulst befindet. Unten hell- roth, der äussere Schatten beiderseits breit gelblich (bis zur Spitze) angelegt, Hinterflügel mit zwei gelblichen Querlinien.

Texas.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 7X) 29%

Genus LXXV. Haematopis!) HG.

Margo ant. rectus, ext. ventricosus, valde obliquus; _ et L_ distineti, “| rotundatus; antennae plumosae; alae umbra media recta et linea exteriore flexuosa, punetisque mediis ornatae. Alae post. subtus maculatae, margine ext. in 4 angulato, supra dilutiores.

Vorderrand gerade, Saum gebaucht, sehr lang und schief; Innenwinkel noch kenntlich, Vorderwinkel gerundet, Afterwinkel deutlich; Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 geeckt. Fühler gefiedert. Alle Flügel mit breitem seradem Mittelschatten, feiner, geschwungener äusserer Querlinie und grossem Mittelpunkte. Hinterflügel heller, unten getleckt.

Nordamerika.

Raupe: Glatt, die ersten und letzten Ringe kürzer als die mittleren, der vierte am dicksten, auf jeder Seite mit zwei Runzeln und einer Ver- tiefung dazwischen.

Puppe: Mitte des Hinterleibes hell gelbgrün mit purpurrother Rücken- linie; Kopf dreieckig: Rüssel zweischneidig; Afterspitze doppelt.

1. Haematopis Grataria Gn. Pack. p. 219. IX. 4i. Saniaria Hb.

Ochracea, alae anticae punctis magnis rufis, umbra media lata, ınedio subarcuata et linea tenui exteriore, margini externo parallela, roseis; eiliis roseis. Alae posticae umbra media recta, linea exteriore flexuosa et punctis mediis. Subtus pallidior, infuscata, lineis rufis, alis postieis fusco-maculatis.

Ockergelb: Vorderflügel mit grossem, rothem Mittelpunkte, einem in der Mitte leicht gekrümmten rosenrothen Mittelschatten dahinter, und dünner, dem Saume paralleler äusserer @uerlinie. Franzen und Säume rosenroth. Hinterflügel mit Mittelpunkt, geradem Mittelschatten und geschweifter äusserer @Querlinie. Unten bleicher, braun bestäubt, mit dunkelrothen Querlinien, die Hinterflügel braun gefleckt. Leib ockergelh.

Raupe: Bleich gelbgrün, orangeroth oder graugelb. Fein punktirt. Erste Ringe sehr kurz, der vierte der längste und stärkste, auf jeder Seite mit zwei Runzeln und einer dunklen Vertiefung dazwischen. Die nächsten

= 7 se 1) aiua Blut, Stirne.

298 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 75)

vier Ringe gleich lang, der neunte bis elfte wieder kurz. Rücken dunkel mit lichterer Mittellinie und ebensolcher Subdorsallinie, welche sich nach vorn der Mittellinie nähert, nach hinten sich von ihr entfernt. Vorn zwei dunkle Flecken. Seitenlichter gefärbt. Bauch mit länglichen Flecken, nach auswärts tief olivgrün schattirt. Luftlöcher schwarz, auf einer ovalen Anschwellung stehend. Kopf gefärbt wie der Leib, mit dunkler Linie und weissem Rande. Auf Stellaria media.

Puppe: Flügelscheiden und Hinterleibsspitze blass ledergelb, Mitte des Hinterleibes hell gelbgrün mit purpurrother Rückenlinie. Kopf drei- eckig, Rüssel zweischneidig. Afterspitze doppelt. (Riley.)

Campton. Maine. Salem. .‚Jowa. Albany. Natiek. Middle-States.

New-York. Texas.

Tribus Il. Boarminae. (Gen. LXXNVI-LXXXV.) Genus LXXVI. Boarmia!) Tr. 1825. Aleis Curt. Steph. Tephrosia, Cymatophora Pack.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus. Alae post. una, ant. duabus lineis transversalibus et umbra media punctisque medis saepius annulifor- mibus ornatae; linea submarginalis plerumque distincta. Alae pulverulentae.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht; Hinterflügel mit einer, Vorder- flügel mit zwei Querlinien und Mittelschatten: Mittelpunkte oft ringförmig; Wellenlinie gewöhnlich deutlich. Flügel bestäubt.

Boarmia bildet eine Gruppe von T'hieren, welche in der Zeichnung den Acidalien nahe stehen, von welchen sie sich aber stets durch die Raupe und Lebensweise, meist durch die abeerundete Spitze, die Fühler und die Grösse unterscheiden. Sie sind von den Gnophiden und Calamodes durch den gebogenen Vorderrand und beziehungsweise den Mittelschatten gut getrennt,

missen aber wie die Acidalien in mehrere Subgenera zerlegt werden.

Synopsis Subgenerum:

1. _) et |] rotundati, | distinetus, limbi undulati, puncta media ovata,

Iineaiimbaliszinterruptar Pr Er rd:

!) Beiname der Minerva.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 79) 299

wm

. | et [_ distineti, ] rotundatus, limbus alarum ant. undulatus, post. euspidatus; linea submarginalis obsoleta; lineae transversales punctatae Charissa.

3. | rotundatus, |) et | _ distineti vel rotundati, limbus alarum ant.

undulatus, post. undulatus vel cuspidatus. Linea submarginalis inter-

dum absens, limbalis varia. Alae post. saepius minus signatae . . . Cleora. 4. _|" )L_ distineti, limbi undulati, linea limbalis punctata vel maculata;

inferior saepius geminata; margo ext. alarum post. in 5 sinuatus . . Eetropis. 5. Margo ext. subventricosus, _| et |_ distineti, ] rotundatus, limbus

alarum post. integer, lineis juxta apicem nascentibus . . . .... Rhoptria.

6. _) et | distineti, ] rotundatus, limbus al. post. sinuose undulatus, linea limbalis inter costas turgens, linea exterior biangulata, sub- marginalis distincta Synopsia.

Europa. Asien. Nord-Amerika. Nord-Afrika (Cosmopolit).

Spee. dubiae:

boarmia cocandaria Ersch. Voy. Fedtsch.

Subgenus 1. Rhoptriat).

Margo ant. arcuatus, ext. subventricosus, _| et L_ distineti, ”) rotun- datus. Limbus alarum post. integer; lineae juxta apicem nascentes.

Vorderrand gebogen, Saum mehr oder minder gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet. Saum der Hinterflügel ganzrandig. Querlinien in der Nähe der Flügelspitze entspringend.

Synopsis Specierum:

1. Linea exteriore infra adumbrata; alarum post. inferiore rotundata,

exteriozes.lexu0sas, gennala er Allamticaria. 2. Linea exteriore extra adumbrata; apice diviso; margine ext. alarum post. in 5 sinuato; punetis medüs distinetis. . » 2. 2.2.2.2. Solieraria. Mittelmeergebiet.

1. Rhoptria Atlanticaria Stdgr. Ramb. Pl. 14. Fie. 5. Cervina, linea exteriore subrecta, ex apice ad marginem int. undulatim descendente, dilutiore, infra badio-adumbrata, in disco inferiori et medianae con-

1) 6orroov elava, fustis.

300 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 50)

fluente. Linea submarginali extra adumbrata, in 6 limbum petente. Alis post. linea inferiore, mediana geminata et submarginali, extra adumbrata ornatis, spatio inter inf. et med. dimidio inferiore badio-tineto. Linea limbali lunulata. Ciliis unicoloribus. T'horace et abdomine badio-fasciatis. Antennis breviter pectinatis.

Rehfarben; die äussere Querlinie fast in gerader Linie vom Saume unter der Spitze zum ersten Dritttheil des Innenrandes in schiefen Wellen sich herabziehend, heller als der Grund, nach innen schwarzbraun beschattet, oben ganz schmal, gegen den Innenrand zu aber den ganzen Zwischenraum von Äusserer und innerer @uerlinie ausfüllend, welche auf Rippe 2 fast zu- sammenstossen, während der gezackte Mittelschatten sich weiter oben eben- falls zur äusseren Querlinie gesellt. Die Wellenlinie beginnt am zweiten Dritttheile des Innenrandes und mündet auf 6 oder 7 in den Saum. Auf den Hinterflügeln ist die innere Querlinie gerundet, die äussere geschwungen, am Innenrande der ersteren genähert, der Zwischenraum an der Innenrandshälfte schwarzbraun ausgefüllt. Dje äussere Querlinie ist doppelt und gewellt, dann folet die Beschattung der Wellenlinie mit dem Saume parallel. Saumlinie gemondet. Franzen einfarbig. "Thorax in der Mitte der Länge nach und hinten der Quere nach schwarzbraun gebändert, ebenso der Hinterleib schwarz- braun geringelt. Fühler kurz gekämmt.

Nach Staudinger ist die innere Querlinie wurzelwärts, die äussere saumwärts weiss gerandet; nach HS. die innerste Linie spitz geeckt, jene der Hinterflügel fast gerade.

In den Dünen des Oceans bei Chielana.

Raupe: Auf Jumiperus Phoenicea L.

2, Rhoptria Solieraria hbr. Alis albido-griseis, lineis transversis fuseis, striga nigra, sinuata, in an- ticis ad apieem interrupta. Collari supra fusco. (Ramb. 1534.) Albido-grisea, alae anticae tribus lineis undulatis ab margine interno ad apicem ascendentibus, strigula nigra apicem dividente ; punctis mediis; linea limbali interrupta, submarginali obsoleta. Alae posticae quinque lineis badiis, albo-marginatis, flexuosis. Margo

ext. in 5 subsinuatus. Collari supra fusco, abdomine albido-griseo.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. Sl) 301

Weissgrau; Vorderflügel mit drei deutlicheren gewellten Querlinien vom Innenrande zur Spitze, welche durch ein schwarzes Strichelchen getheilt ist, Mittelpunkten, verwaschener Wellenlinie und unterbrochener Saumlinie. Hinterflügel mit fünf oder nur drei schwarzbraunen geschwungenen, theilweise weiss gesäumten Querlinien. Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 eingesenkt. Halskragen oben braun, Hinterleih weissgrau.

Die erste Querlinie der Vorderflügel nach innen braun beschattet, die zweite dunkler, den Mittelpunkt umsäumend und im äusseren Dritttheile des Vorderrandes verschwindend; die dritte deutlichste theilt den Flügel in fast gleiche Hälften und läuft von der Mitte des Innenrandes in mehreren Win- dungen bis unter die Spitze; nach aussen russbraun beschattet. Franzen aschgrau, getheilt. Unten wie oben. Stirn braun, Scheitel grau.

Raupe: Auf Wachholder. (Solier.)

Siid-Frankreich. Catalonien.

Subgenus 2. COleora Steph. Pack. Tephrosia Pack.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, “] rotundatus. Limbus alarum ant. undulatus, post. undulatus vel cuspidatus. Linea submarginalis inter- dum absens, limbalis nunquam recta nee continua. Alae post. saepius minus signatae.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Vorderwinkel gerundet. Saum der Vorderflügel gewellt, der Hinterflügel gewellt oder gezackt. Wellenlinie manchmal fehlend, Saumlinie niemals geradlinig oder zusammenhängend. Hinter- flügel oft weniger gezeichnet.

(Ich gestehe gern, dass COleora nicht scharf begrenzt ist. Die Berech- tigung dieses Subgenus fühlt sich besser, als sie sich definiren lässt; Oleora ist unter den Boarmien, was Dryophila unter den Noctuen ist und hat in Nordamerika fast gleichviel Vertreter, wie im paläarktischen Gebiete.)

Synopsis Specierum: I. Linea limbalis interrupta. 1. Umbra media puncta media meludente . . . 2... Falsaria.

2. Umbra media dentata, punctis mediis annuliformibus . . Variegata.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 39

302

GC. Freih. v. Gumppenberg. (p. 82)

II. Linea limbalis continua, inter costas turgens.

ıl-

2

II.

Linea

ılE

jez)

8

10.

Linea exteriore non dentata, in 6 angulata . . . ... Linea exteriore sinuata, acute dentata, in 3, 4, 6, 7 alarum

post. porrecta; linea submarginali in 2, 3, 6, 7 dentata..

. Linea exteriore undulata, limbo alarum post. cuspidato.

a. Apice acuto, linea submarginali obsoleta b. Apice rotundato, linea submargimali dentata

. Linea exteriore dentata, inter eam et lineam submarginalem

macula fulva posita, submarginali geminata, infra undulata,

extra: 1175 —8 dentafags era oe Ener

limbalis punctata Lineis transvers. cucullatis, exteriore submarginali approxi-

mata; limbali rhomboidali-punctata .

. Linea inf. basim versus tricuspide, ext. flexuosa, in 4—7 por-

recta, dentata

. Umbra media in margine int. lineae exteriori approximata,

alarum post. longius dentata, punctis mediis annuliformibus;

linea submarginali geminata

. Umbra media et linea submarginalis obsoletae, puncta

media reniforma, subtus spinosa et pupillata

. Umbra media, puncta media et linea submarginalis obsoleta;

linea exteriore in 4—7 porrecta, in 3, 4 alarum post. lon- gius dentata . Linea inferiore medio rectangula, exteriore tlexuosa, medi-

ana obsoleta, exteriore infra adumbrata

. Umbra media et linea submarginali interruptis, lineis in

margine ant et in costis incrassatis, ext. flexuosa, in 1” me-

dianam tangente; limbali triangulariter punctata

. Umbra media superne crassa, deorsum et alarum post. tenui;

lineis undulatis, parallelis, ext. in margine ant. dilatata, submarginali obsoleta Umbra media in margine ant tantum distincta. a. Linea inf. arcuata, obsoleta; ext. interrupta, alarum post. sinuata b. Linea ext. obliqua, punctata; abdomine duplice serie punetorum ornato Umbra media e macula triangulari nascente, puncta media cireumseribente, in 4, 3 exteriori approximata, subdentata ;

linea: ext.- trisinuata, 103 angulata Ra Rn

Var. Öonfinaria.

. Rufomiztata.

. Serrata. . Polygrammanria.

Consonaria.

. Var. Romanaria.

. Pulchraria.

Consortaria.

. Selenaria.

. Lichenaria.

. Maeoficaria.

. Angularia.

. Sinearia.

. Poggearta.

Cognataria.

Pampinaria.

Systema Geometrarum zomae temperatioris septentrionalis. (p. 83) 308

11.

12.

13.

Umbra media flexuosa, extra puncta media albido-eineta posita; linea ext. in 1%, 3, 4, 6, 7 longius dentata, nigra; inf. medio angulata

Lineis inf. et mediana approximatis, umbrosis, exteriore quatuor alarum punctata, flexuosa; alis postieis basi bi- maculatıis . PRINT & Maculis mediis albicantibus, nigro-cinetis, umbra media obsoleta, in 1” dentata; linea submarginali in 1,6, 7 extra badio-limbata, infra tribus maculis adumbrata; alis vires-

centibus

IV. Linea limbalis lunulata.

ie

‚in margine ant. et int. notata . »

Margine ext. alarum post. in 5 sinuato; lineis in 6 angulatis, dentatis; submarginali bine-dentata . Lacteae, apice acuto, lineis obsolete dentatis, umbra media

. Lineis eucullatis, interruptis; umbra media in margine int.

recta, ab 1” porrecta; linea ext. punctata; submarginali in

4 dilatata, in 5—8 porrecta

superne acutius dentata, submarginali externe illustrata, lim-

bali striolis conjuncta

. Linea inf. superne geminata, in 6 angulata, dentata; mediana

et exteriore parallelis, medio angulatis, dentatis, submargi- nali utringue adumbrata; limbali al. ant. lunulata, post. PuUnctatamee Pr ren NK: Lineis in margine ant. dilatatis, subdentatis, vel dissolutis ; ext. alarum post. flexuosa; submarginali albida, dentata,

adumbrata; abdomine albo-maculato . » » 2 2 2. .

Species dubiae.

Californiaria.

. Oribrataria.

. Hedemanni.

. Pıimetularia.

. Glabraria.

. Luridata.

. Linea inf. et mediana parallelis, in 6 angulatis; ext. flexuosa,

Umbrosaria.

. Psilogrammaria.

Anticaria.

Boarmia celivinaria Gn. I. 245. Tephrosia Oharon Butler. »

Cleora tinctaria Walk. XXI. 486. Boarmia filaria Walk. XXI. 347.

1. Cleora Sinearia Gn.

Alae ochraceo-griseae, tenuiter fusco-irroratae, lineis transvers. undulatis, badiis, parallelis, umbra media crassa usque ad cellulam mediam, abhine at-

tenuata, in alis post. filiformi; linea exteriore ex macula marginis ant. nascente;

linea submarginali obscura.

Subtus flavescens, obsolete signata.

39*

304 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 84)

Flügel ockergrau, fein braun bestäubt; Querlinien gewellt, schwarz- braun, parallel, Mittelschatten dick bis zur Mittelzelle, dann verfeinert und sich fadenförmig über die Hinterflügel fortsetzend; äussere Querlinie aus einem Vorderrandsflecke entspringend. Wellenlinie undeutlich. Unten gelblicher mit undeutlichen Zeichnungen. (Gn. Fortune.)

Nord-China.

2. Oleora serrata Brem.

Dilute ochraceo-fHava , fusco-irrorata; apice acuto, linea transversali prima arcuata, secunda umbrosa, tertia undulata, marginem anticum non tangente.

Hell ockergelb, braun gesprenkelt; Saumlinie braun; Vorderflügel mit scharfer Spitze, gebogener erster Querlinie, Mittelschatten und gewellter zweiter @Querlinie; Hinterflügel gezähnt, mit Mittelschatten und hinterer Quer- linie. Unten die erste Querlinie und der Mittelschatten verloschen. 47 bis 55 mm. (Bremer VIII. 11.)

Amur. (Ussuri, Port Bruce.)

(Bremer gab dieser Art den Gattungsnamen „Ennomos“; Staudinger reihte sie unter der Gattung Angerona ein; sie kann aber weder dort, noch

hier stehen, sondern ist eine gute Boarmide.)

3. Oleora Hedemanni Christoph. (Bulletin de Moscou 1884. III. p. 79.)

Antennis 3 longissime, © breviter bipectinatis. Alis albidis, viride- mixtis, fusco-adspersis, maculis centralibus albidis, nigro-eireumseriptis; antieis fasciis tribus denticulatis punctisque limbalibus nigris, linea submarginali albida, utrinque ex parte nigra; posticis ut in antieis, in medio infuscatis, eiliis omhium albidis, fusco-alternatis. (Christ.)

Palpis badiis, pedibus cervinis, fronte flavescente, fusco-adsperso, vertice et thorace virescentibus. Prothorace nigro-Jimbato, abdomine albido, annulis postice nigro-maculatis. Linea mediana obsoleta vel vix conspieua, extra lunulam mediam tracta, in dentata. Alis postieis distinetius undulatis, basi obseuratis. 13—15 mm.

Fühler des 5 sehr lang, des @ kurz doppelreihig gekämmt. Flügel

weisslich mit schön grüner Einmischung und schwarzbraunem Pfefter; Mittel-

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 85) 305

flecke weisslich, schwarz eingefasst; Vorderflügel mit drei gezähnten Quer- linien, wovon die mittlere undeutlich, oft kaum sichtbar ist, den Mittelpunkt aussen umzieht und auf IR einen Zahn bildet. Wellenlinie weiss, auf den Vorderflügeln nach innen an drei Stellen schwarzbraun ausgefüllt, nach aussen auf 6, 7 und 1 schwarzbraun gesäumt, auf den Hinterflügeln innen durchweg beschattet.

Saumlinie schwarz punktirt, Franzen weiss, graubraun gefleckt. Unten gelblich, im Discus und breit am Saume braungrau mit hinterer Querlinie und Mittelmonden. Hinterflügel an der Wurzelhälfte schwarzbraun schattirt. Palpen scehwarzbraun, Füsse rothgrau, Stirn gelblich, braun besprengt, Scheitel und Thorax grünlich, Halskragen schwarz gesäumt, Schulterdecken mit schwarzer Mittellinie, Hinterleib weisslich, jeder Ring oben nach hinten schwarz gefleckt.

Amur (Chingan, Askold.)

Subgenus 3. Cleora Poggearia Led.

Cinerea, limbum versus nigro-pulverulenta, punctis mediis distinetis, umbra media tenui, Jinea transvers. interiore arcuata, basi approximata, exteriore procul remota, interrupta, in margine antico limbum versus devergente, in alis post. media retracta, subtus tantum in costis notata.

Aschgrau, glanzlos, gegen aussen dunkler bestäubt. Mittelpunkte. Mittelschatten schwach, am Vorderrande schärfer; zwei Querlinien weit von einander entfernt, die innere bogenförmig, nahe der Wurzel und undeutlich; die äussere mitten zwischen Mittelpunkt und Saum, aus abgesetzten groben braunschwarzen Strichen gebildet, am Vorderrande einen schwachen Vorsprung nach aussen machend, dann parallel mit dem Saume, auf den Hinterflügeln in der Mitte weiter vom Saume entfernt, als am Vorder- und Innenrande, unten nur auf den Rippen markirt. Kein Mittelpunkt. © mit verloschener Zeichnung.

Beirut. 4. Oleora Maeoticaria Alph. (Trudy X. 1876. p. 36.) Alis ant. fuseis, saepius virescentibus, duabus lineis nigris ornatis, in- feriore rectangulo-fracta, exteriore valde flexa, infra adumbrata. Umbra media obsoleta, lunulis mediis distinetis. Alis post. griseis, lineis obsoletis.

306 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 86)

Steht der Lichenaria nahe. Vorderflügel braungrau, manchmal grün- lich, mit zwei schwarzen Querlinien. Die innere in der Mitte rechtwinkelig gebrochen, die äussere stark geschwungen, nach innen wenigstens vom deutlichen Mittelmonde an beschattet. Mittelschatten undeutlich. Hinter- flügel lichtgrau, mit oder ohne Querlinien. (Staud.)

Kleinasien.

Var. Deeoloraria Alph. (Trudy Vol. X. 1876. p. 36.)

Alis ant. fusco-griseis, saepius virescentibus, duabus Iimeis nigris, inferiore medio

orthogonio-angulata, exteriore flexuosa, basim versus adumbrata; alis post. griseis, punctis

mediüs et linea exteriore-saepius absente-ornatis.

Subgenus 5. Cleora falsaria HS. Luridata Zeller.

Dilute ochracea, einereo-pulverulenta; anteriorum strigis subquatuor serrato-angulatis nigricantibus, in maculas costales desinentibus; posteriorum punctulo medio nigro.

Hell ledergelb mit grauer Bestäubung; Querlinien entspringen aus schwärzlichen Vorderrandsflecken, die zweite geht über den Mittelpunkt: Saumlinie gleichförmig gestrichelt. 3 grauer, © gelblicher.

Mittelmeer-Gebiet.

(Nachdem Doarmia Luridata Bkh. ebenfalls in das Genus Oleora ge- stellt werden muss, so hat Luridata Zeller zu cessiren und ist hierfür Fal-

saria HS. zu setzen.) Var. a. Confinaria HS. Gn.

Süd-Europa.

Licht blaugrau; beide erste Querlinien breit, auf den Rippen nicht verstärkt, die dritte nicht so scharf schwarz gezackt, auf Rippe 6 der Vordertlügel scharf gebrochen; Saumlinie scharf schwarz, auf den Rippen nur verdünnt, nicht unterbrochen. Unten fast zeichnungslos. (HSch.) Pallidior, cinerascens. (Staud.)

Ei: Schlüpft nach acht Tagen aus.

Räupchen: Polyphag auf niederen Pflanzen, dicker, als jenes der Romanaria, mit Rückenflecken und schwarzen Punkten auf den ersten drei Ringen. Lang, sehr seitenkantig, lehmgrau, blau gewässert; Gefässlinie und Subdorsale gewellt, weisslich, unterbrochen. Stigmatale weiss, sehr breit, ununterbrochen. Unten 2—3 Linien, hell, nicht scharf begrenzt. Auf den ersten drei Ringen nahe den Einschnitten je

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 8%) 30%

ein grober schwarzer Punkt, auf den übrigen bis zum neunten je ein viereckiger, schwarzer Fleck. Verwandlung Ende September. Puppe: Dunkel rothbraun.

Confinaria variirt sehr und zeigt alle Uebergänge in Grösse und Zeichnung.

Var. b. Romanaria Mill. Italien.

Forma minor e larva; alis plus minusve roseis. (Staud.)

Ei: Oval, eingedrückt, gelblich, später roth gestreift. Nach 14 Tagen schlüpft das Räupchen aus, welches lehmgelb, unten rosa und dünn ist. Erwachsen ist die

Raupe lang, cylindrisch, ohne Seitenkante, Brustfüsse an den Kopf gedrückt, Bauch- füsse und Nachschieber sehr nahe an einander. Fleisch röthlichgrau oder gelbgrau, unten weiss. Kopf klein, kugelig, gleichfarbig. Gefässlinie doppelt, fein, braun, auf den letzten drei Ringen deutlicher. Bauch ohne Linien. An Stelle der Subdorsale oft je ein schieferfarbiger Winkelstrich, über welchem der Grund bleifarben ist. Stigmata dick, oval, schwarz, roth gekernt. Auf Linaria eymbalaria, deren Blätter sie frisst. Bei Tage verbirgt sie sich in den Mauern, an denen die Pflanze wächst. Varirt mit schwarzer Rückenzeichnung. Ueberwintert. Verwandlung an der Mauer in leichtem Gespinnst.

Puppe: Mittellang, rothgelb, Einschnitte lebhaft gelb. Entwickelung nach 30 bis 40 Tagen, bei der zweiten Generation nach 10 bis 12 Tagen.

Romanaria misst 21-25 mm, im Habitus der Submutata ähnlich, ist sie lehm- grau, schwach roth angehaucht, Querlinien der Vorderflügel (4) grünlich lehmgelb, nirgends scharf abgegrenzt, aber breit und nicht unterbrochen vom Vorderrande bis zum Innenrande, gekappt, nicht gezähnt, die beiden letzten (äussere und Wellenlinie) sehr ge- nähert, letztere nach aussen licht angelegt. Saum hell mit sieben schwarzen rauten- förmigen Punkten, welche sich nicht berühren. Hinterflügel mit drei Querlinien. Alle Flügel mit grossem Mittelpunkte, welcher auf den Vorderflügeln vom Mittelschatten be- rührt wird. Franzen gleichfarbig. Flügelfläche moirdeartig schillernd. Unten weisslich, glänzend, ohne Zeichnung. Fühler fein gekämmt bis zur Spitze, welche weiss ist; beim © fadenförmig. Romanaria sitzt flach an: die Felsen und Mauern gedrückt, von denen

sie schwer zu unterscheiden ist. (Mill.)

Var. ce. Isabellaria Mill.

Süd-Europa.

Alis incarnatis. (Staud.)

Flavescenti-purpurea, limbis coerulescentibus. Umbra media lata flexuosa, m 2 basim versus acuminata; linea exteriore brunnea, dentata, continua, in 4 et 6 limbum versus angulata. Ciliis et limbo carneis. Linea submarginali brunnea, exteriori paral- lela. Strigulis nigris mediis alarum ant., punctis post. Subtus grisea, sericea, ciliis

308 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 88)

flavescentibus, punctis mediis obsoletis. Antennis ciliatis, brunneis Abdomine dilutius annulato. (Milliere.)

Raupe: Lang, ohne Seitenkante, letzte zwei Fusspaare sehr nahe an einander. Cylindrisch, nach vorn leicht verdünnt. Gelbroth oben, unten bläulich, vorn und hinten grünlich. Gefässlinie unvollkommen, nur auf den drei letzten Segmenten braun. Ohne Linie oder Zeichnung. Stigmata sehr klein, braun, inmitten einer helleren Umgebung, begleitet von schwarzen Punkten. Kopf klein, vorn abgeflacht, gleichfarbig, ebenso die Füsse. Polyphag. Ende Juli ist sie erwachsen. (Mill.)

Spanien. (Putchet.) Ab. Dentatolineata Rbr. Ochracea, paulum purpurescens, lineis crassis badiis euspidatis, area limbali ma- culis dilutioribus illustrata. Alis post. obsoletius signatis. (Rb. Pl. XVI. Fig. 7.)

6. Cleora Variegata Dup. Variegaria HS.

Ochracescenti-albida, lineis transversalibus et umbra media dentatis fulvis, in margine antico brunneo-maculatis, linea submarginali in 1b, 3, 4, 6, 7 infra fulvo-adumbrata. Punetis mediis annuliformibus. Linea limbali badio- strigulata. Ciliis unicoloribus. Antennis 5 serratis.

Ockergelblichweiss; Querlinien und Mittelschatten gezähnt, honiggelb, am Vorderrande dunkelbraun; Wellenlinie in Zelle 1P, 3, 4, 6, 7 nach innen honiggelb ausgefüllt. Mittelpunkte ringförmig. Saumlinie schwarzbraun, unterbrochen. Franzen einfärbig. Fühler des 5 sägezähnig.

Mittel- und Süd-Europa. Klein-Asien.

Raupe: Unterscheidet sich von jener der Mucidaria dadurch, dass der 5.—8. und 11. Ring nur drei Auswüchse trägt. (Milliere.)

Var. Oymbalariata Mill. Mucidata Frr.

Magis unicolor, coerulescens. Staud.

Area media angustiore, linea submarginali minus nebulosa; margine externo alarum post. rotundo-dentato; coeruleo-grisea, vix flavo-mixta, linea exteriore infra flaves- cente, limbis flavis. Subtus lineis distinetis brunneis.

Raupe: Der fünfte bis achte Ring mit stumpf zugespitzten Auswüchsen, welche unter der Loupe weiss behaart sind. Sie kommt Mitte März aus dem Ei und ist nach 5-6 Wochen ausgewachsen. Sie lebt auf der Linaria Cymbalaria in Rom an Ruinen. Gelb, Bauch dunkler; mit Warzen besetzt. Kopf klein, flach. Verwand-

lung in weissem Gespinnst.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 89) 309

Puppe: Lang, lebhaft, Flügelscheiden braun, Hinterleibsringe gelbgrün mit braunen Luftlöchern (nicht ganz braun, wie Bruand sie abbildet). Drei Generationen. (Milliere.)

i. Cleora Rufomixtata Ramb. Falsaria HS. Gn.

Grisea, nigro-adspersa; linea limbali continua, inter costas turgente: tribus lineis transversalibus pariter distantibus, sinuatis, dentatis, ochraceo- adumbratis, in alis postieis dilutis. Ciliis ochraceis.

Mit Luridata, var. Confinaria verwandt: weissgrau, schwarz bestreut, mit einer geraden, schwarzen, zwischen den Rippen verdickten Saumlinie und drei gleichweit von einander entfernten Querlinien auf ockergelbem Grunde, welche busig und gezähnt, auf den Hinterflügeln aber verwaschen sind. Franzen ockergelb, au den Hinterflügeln dunkler.

Andalusien. Frankreich.

(Die Abbildung eines sehr grossen © (Ramb. Pl. XVI. Fig. 6) ist hell ockergelb, mit drei rostrothen, gezackten @Querlinien, einer halben Basallinie und der auf 2, 3, 6, 7 saumwärts eezähnten, dunkel ausgefüllten und be- schatteten Wellenlinie. Der Diskus der Hinterflügel ist schwärzlich ver- dunkelt, die äussere Querlinie auf 3, 4, 6, 7 stärker gezähnt, die Wellenlinie ungleich gezackt. Saum aller Flügel dunkel. Franzen gestreift.)

Graslin fand in den Pyrenäen die Raupe auf Dianthus pungens. Sie ist jener der Falsaria sehr ähnlich, mit dunklerer Gefässlinie. Die Puppe hat abstehende hüsselscheide, welche doppelt so lang und oben ge- ‚krümmt ist.

8. Cleora Consonaria Hb. Tetragonaria Curt.

Grisescenti-albida, lineis nigris dentatis, umbra media vix conspicua, area limbali brunneo-nubilosa, lineam submarginalem geminatam albicantem ineludente. Alae nigro-pulverulentae. Linea submarginali in costis 5--S lim- bum versus porreeta. -Linea inferiore -basim versus brunneo-adumbrata. Punetis mediis nigris. Linea limbali continua, in costis nigro-punetata. Ciliis divisis. Abdomine annulo secundo nigrescente: fronte albido.

Grauweiss, schwarz bestäubt, mit schwarzen, auf den Rippen deut- licheren, gezähnten Querlinien und kaum sichtbarem Mittelschatten; Saumfeld

Noya Acta LVIII. Nr. 4. 40

310 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 90)

honiggelb gewölkt, besonders in Zelle 4 ein solcher Fleck zwischen Querlinie und Wellenlinie. Letztere gewellt, von 5—S gezähnt und weiter saumwärts gerückt. Mittelmonde klein, schwarz. Wellenlinie doppelt, innerer Theil breit, gewellt, äusserer gezähnt, auf den Hinterflügeln beide in honiggelbem Grunde, welcher von der schwarzen äusseren Querlinie durch ein feines weissliches Bändchen getrennt ist.. Saumlinie ununterbrechen, auf den Rippen schwarz punktirt, gezackt. Franzen getheilt. Säume der Vorderflügel gewellt, der Hinterflügel gezackt. Thorax gescheckt. Stirn weisslich. Hinterleib mit schwarzem zweiten Ringe. Central-Europa. Piemont. Sarepta. Amur.

Raupe: Auf Buchen und Eichen bis Mitte Juni. Schlank, rundlich, der zweite und dritte Ring etwas angeschwollen, fahl grüngelb, auf dem vor- letzten Ringe und zu beiden Seiten des Dreiecks über dem Gebiss zwei bräunliche erhöhte Punkte. Auf jedem Ringe vier mit Härchen besetzte Punktwärzchen. Rückenlinie doppelt, schwach sichtbar, weisslichgelb, in der Mitte der Ringe sich erweiternd, die Seiten schwach röthlich an- gelaufen. Kopf rundlich, etwas gespalten, röthlich. Bauch weissgrün. Verpuppung in der Erde. (Rössler.)

9. Cleora consortaria F. Mant.

Jonsonariae similis, sed 5 densius infuscata, umbra media distinctiore, in margine interno lineae exteriori approximata, hac alarum post. longius den- tata; linea submarginali regularius dentata, infra aequaliter adumbrata, gemi- nata. Maculis mediis dilutius pupillatis. © lineis minus distinetis, linea submarginali infra adumbrata, extra maculis marginalibus ornata, longius den- tata. Antennis 5 valde pectinatis.

Der Consonaria ähnlich, aber der 5 dichter braun bestäubt, mit deut- licherem Mittelschatten, welcher am Innenrande der äusseren Linie genähert ist; dieser auf den Hinterflügeln länger gezähnt; die Wellenlinie regelmässig gezackt, nach innen gleichmässig beschattet, doppelt. Mittelringe heller ge- kernt. © mit weniger deutlichen @Querlinien, die Wellenlinie nach innen be- schattet, nach aussen von länglichen Saumflecken begleitet, länger gezähnt. Fühler des 5 stark gekämmt.

Central- und Süd-Europa. Livland. Bithynien.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 91) 311

Ab. Consobrinaria Bkh. Scriba.

Alis unicolor. griseis, fascia obscura postica, alis post. in medio punctatis. (Staud.)

Var. conferenda Butler. Obseurior, distinctius grisea, maculis mediis alarum post. majoribus; subtus albido-brunnea. 2”.

Japan. Var. senex Butler.

Albidior, alıs latioribus, limeis nigris, exteriore limbo approximata, valde dentata. 2”. Japan. Raupe: Aschgrau, mit braunen Flecken und Warzen, am fünften Ringe die grösste. Kopf zweispitzig. Auf Laubholz. Verwandlung in der Erde.

Puppe: Rothbraun, mit zwei Afterspitzen.

10. Cleora Lichenaria Hufn. Pictaria Thnb. Cineraria Bkh.

Grisescenti-albida, Angulariae similis, sed lineis transvers. distinetius dentatis, in 4—7 limbum versus porrectis, exteriore alarum post. distincta, umbra media et linea submarginali vix conspieuis; alis post. tenuiter badio- adspersis, ciliis variegatis, © linea exteriore in 3 et 4 longius dentatis. An- tennis 5 plumosis, © filiformibus. Abdomine griseo-albido-annulato.

Graulichweiss, der Angularia ähnlich, aber mit schärfer gezähnten Querlinien, die äussere auf Rippe 4—7 saumwärts vorgestreckt, beim © auf Rippe 3 und 4 der Hinterflügel länger gezähnt; auf den Hinterflügeln ebenso scharf dunkel. Mittelschatten und Wellenlinie kaum angedeutet, Mittelpunkte schattenhaft. Hinterflügel fein bestreut, Franzen ebenfalls gescheckt. Fühler des 3 gefiedert, © fadenförmig. Hinterleib grau und weiss geringelt.

Central- und Süd-Europa. Schweden. Livland.

Raupe: Auf Baumflechten, deren Farbe sie mimikrirt. Verwandlung in leichtem Gespinnst zwischen der Futterpflanze. Breitgedrückt, vom 4. Gliede an höckerig; scheckig. Der 4., S. und 11. Ring mit grösseren Höckern, der Kopf dick, das dritte Brustfusspaar am längsten. Auf Flechten. Puppe: Schlank, mit Häckchen an der Afterspitze. Verwandlung zwischen Rinde. Dunkelbraun, Einschnitte violett. (Tr. Bkh.)

40*

312 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 92)

11. Oleora angularia Thnb. Viduaria S. V. Bkh. Hb. Tr. Dup. Wd. Gn.

Albida, alis ant. sparsim badio-irroratis, duabus lineis dentatis badis, in margine antico et in costis incrassatis, umbra media et linea submarginali in maculas dissolutis ornatis: linea limbali maculis triangularibus ornata; eiliis variegatis. Alis postieis albidis, in margine interno badio-maeulatis ; eiliis albidis. Antennis 3 plumosis, © filiformibus; abdomine flavescente.

Weiss; Vorderflügel zerstreut schwarzbraun besprengt, mit zwei ge- zackten, schwarzbraunen, am Vorderrande und auf den Rippen verdickten Querlinien, die innere gebogen, die äussere geschwungen, auf Rippe an den Mittelschatten stossend; dieser und die Wellenlinie in Fleckchen aufgelöst; Saumlinie mit dreieckigen, schwarzbraunen Punkten besetzt; Franzen gescheckt. Hinterflügel nur am Innenrande gefleckt, Querlinie nur angedeutet, Franzen weiss. Fühler des 5 gefiedert, des © fadenförmig. Hinterleib eelblich.

Central-Europa. Schweden. Piemont.

Raupe: Im August an Baumflechten der Eichen und Buchen unter Moos und Rinde versteckt, wo sie sich auch verwandelt. (Rössler.)

12. Cleora punctularia Hb. B. Punctulata S. V. Tr. Gn.

Coerulescenti-einerea, lineis dentatis badiis, in margine antico valde in- crassatis, in 6 angulatis ornata. Alis © infuscatis, in 5 alarum post. sinuatis. 5 majore. Umbra media © lineae inferiori approximata, in saepius con- juneta; 5 lineis aequidistantibus, antennis ciliatis.

Linea submarginali dentata, infra adumbrata. Linea limbali lunulata. Cilis variegatis.

Bläulich aschgrau, mit schwarzbraunen, gezähnten Querlinien, welche auf Rippe 6 geeckt und am Vorderrande stark verdickt sind. Die Flügel des kleineren © braun bestäubt, auf Rippe 5 der Hinterflügel eingesenkt. Mittelschatten des © der inneren Querlinie genähert, oft auf Rippe mit ihr verbunden, beim 5 in der Mitte zwischen beiden @uerlinien stehend. Fühler des 5 einfach kurz gewimpert. Wellenlinie gezackt, die Zähne paarweise ge- trennt, nach innen beschattet. Saumlinie gemondet, Franzen gescheckt. Unten ohne Mittelschatten und Wellenlinie.

Central- und Nord-Europa. Italien. Sibirien.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p- 93) 313

Raupe: Bläulichbraun, liniirt, weiss gestrichelt. Auf Laubholz. Puppe: Rothbraun, vorn zweispitzig.

13. Cleora glabraria Hb. Teneraria Hb. Dilatata« Wernb.

Lactea, nigro-adspersa, area limbali nigro - nebulosa, lineis dentatis nigris, in margine ant. incrassatis, umbra media in margine ant. et interno notata; punctis mediis magnis. Linea submarginali dentata. Alis post. linea transversali et punctis parvis ornatis. Linea limbali lunulis ornata , ciliis variegatis.

Milchweiss, schwarz besprengt; Saumfeld schwarz gewölkt beiderseits der gezackten Wellenlinie; Querlinien undeutlich gezähnt, am Vorderrande ver- diekt. Mittelschatten nur am Vorder- und Innenrande angedeutet, Mittelpunkte gross. Hinterflügel mit gezähnter Querlinie und kleinen Mittelpunkten. Saum- linie schwarz gemondet, Franzen gescheckt. Vorderflügel gespitzter, als bei den übrigen Arten.

Deutschland Schweiz. England. Livland. Finnland. Russland.

Raupe: 14—15”. Cylindrisch, mit abgeflachtem Bauche, querfaltig, mit zerstreuten hellblonden Börstchen. Grinlichweiss, mit drei aus Fleekcehen zusammengesetzten Längslinien, auf jedem Ringe in der Mitte ein Punkt und dahinter ein ovaler, grosser Fleck, letzterer fehlt auf den ersten drei Segmenten, die beiden anderen Linien aus abgesetzten Strichen gebildet, dazwischen blassgelb. Hinter jedem Luftloche ein schwarzes Fleckchen. Seitenkanten blassgelb» Am Bauche auf Jedem Segment zwei schwarze Fleckchen neben einander. Kopf senkrecht gestellt, oben schwach aus- gerandet, ungefleckt, mit tlachem Gesicht. Afterklappe abgestumpft drei- eckig, blassgelb gerandet, punktirt und beborstet. Fiisse ungefleckt, Brustfüsse schwarz gefleckt. Nur auf Usnea barbata. Verpuppung unter Flechten.

Puppe: Glänzend gelbbraun, 51/,—6” lang; Hinterleibssegmente heller, mit eingestochenen Punkten, querrunzeligen Flügelscheiden und spitzem, zweidornigem Endgliede. (P. ©. Zeller.)

Ab. Nigrocinetata Fuchs.

Umbra media nigra, basim versus fracta,

314 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 94)

Ab. Obseura Fuchs, Chalybeo-tincta, lineis obsoletis, macula media distincta; eilis vix variegatis. Raupe: Auf Usnea barbata.

14. Cleora Luridata Bkh. Extersaria Hb. Tr. Dup. Wd. Gn. Frr. Similarıa Wernb.

Vchracea, badio-irrorata. Lineis ceucullatis interruptis badiis, umbra media superne valde ventricosa, in 1? et 1” recta. Puncta media badia © eonspieua. Linea submarginali eucullata, interrupta, infra badio-adumbrata, extra in 4 albido-maculata. Linea limbali lunulata, eiliis variegatis. Alae posticae obsolete signatae.

Ocker- bis honiggelb, grob braun gestrichelt. Die unterbrochenen Kappenlinien schwarzhraun ausgefüllt, Mittelschatten vom Innenrande bis Rippe gerade, von da sichelförmig ausgebaucht. Beim © Mittelpunkte deut- lich. Wellenlinie gekappt, von Rippe 5—8 weiter saumwärts gerückt, schwarz- braun ausgefüllt, in Zelle 4 saumwärts weisslich angelegt. Saumlinie ge- mondet, Franzen getheilt und gescheckt. Hinterflügel sehr undeutlich gezeichnet.

Central-Europa. Piemont. Sid-Russland.

Raupe: An Eichen, Birken, Erlen im August. Grün (der Siterata und Pusaria ähnlich), mit dickem Kopf, hell gelbgrünem Rücken, dunkleren Seiten. Nach der letzten Häutung rothbraun mit weissen Pünktchen, dickem, grünlichem Kopfe, einem kleinen Wulst auf dem neunten Ringe, zu beiden Seiten mit dunklen Spitzen, in der Mitte des dritten Ringes vier kleinere Spitzen, zwei in den Seiten und zwei weitere nach hinten auf dem Rücken. Längs der Mitte des Bauches eine Reihe weisser Fleckchen, ein grösseres in jedem Gelenkeinschnitt und zwei kleinere dazwischen. (Rössler.)

15. Oleora Selenaria Hb.

Consortariae similis, sed annulis mediis magis elongatis, linea exteriore longius dentata, in margine int. non geminata; submarginali obsoleta in 5, 6 tantum adumbrata; lineis in margine ant. non dilatatis; apice acutiore, umbra media al. post. distinetiore. Subtus annulis mediis al. ant. limbum versus

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 95) 315

acuminatis, dilutius pupillatis, linea submarginali ad marginem ant. nigricanti- adumbrata, linea ext. al. post. distinete dentata, linea limbali nigro-punctata.

Der Consortaria ähnlich, aber die Mittelringe Jänglich nierenförmig, die äussere Querlinie länger gezähnt, am Innenrande der Vorderflügel nicht doppelt; die Wellenlinie undeutlich, nur in 5 und 6 beschattet; die Linien am Vorderrande nicht schwärzlich verdickt; die Spitze schärfer, der Mittelschatten der Hinterflügel deutlicher. Unten die Mittelringe der Vorderflügel hell ge- kernt und saumwärts gedornt, die Wellenlinie am Vorderrande schwärzlich beschattet, die äussere Querlinie der Hinterflügel deutlich gezähnt (bei Oonsort. punktirt). Die Saumlinie scharf schwarz punktirt. Fühler des 5 kürzer gezähnt.

Süd-, Central-, Ost-Europa. Asien.

Raupe: In der Jugend grünbraun, dann strohgelb, dann hellgrün, schliess- lich neapelgelb, je nach der Futterpflanze gefärbt. Cylindrisch, lang, auf dem 5. und 11. Ringe mit zweispitzigem, rosenrothem, schwarz punk- tirtem Höcker. Vor dem des 5. Ringes ein schwarzer, viereckiger Fleck. Kopf convex, schwarz punktirt, ziegelroth gewässert. Erstes Segment mit einer Hornplatte von gleicher Farbe. Linien kaum sichtbar. Unten ein breites, helles Band. Stigmata gelblich, weiss gekernt. Füsse gleichfarbig, an den Enden roth. Auf Mimosa longifolia und dealbata ; Salvia, Orataegus glabra ete., Pimpinella. Verwandlung der Sommer- generation zwischen Blättern, der Wintergeneration in der Erde ohne Cocon. (Mill.)

Var. Dianaria Hb.

Linea inf. et umbra media nigricantes, minus dentatae; abdomen dupliei serie

macularum ornatum. (Vix nominanda.)

16. Cleora Polygrammaria Pack. p. 439. XI. 19.

Humariae propinqua, sed major, apice magis rotundato, margine ex- terno alarum ant. obliquiore, post. magis cuspidato, alis albidioribus. Linea inferiore non angulata, nec adumbrata. Linea mediana tenui puncta media in- celudente; exteriore obliquiore, undulata, non sinuata, adumbrata. Linea sub- marginali lata, dentata. Alis postieis linea inferiore recta, exteriore dentata,

316 >. Freih. v. Gumppenberg. (p. 96)

non angulata, strigula media et linea submarginali ornatis, subtus innotatis. Fronte brunneo, abdomine albido, nigro-annulato, anı nigro-punetato.

Der Humaria nahe verwandt, aber grösser, mit gerundeter Spitze, schieferem Saume der Vorderflügel, mehr gezacktem Saume der Hinterflügel und helleren Flügeln. Innere Linie nicht geeckt, nicht beschattet; Mittellinie zart, den Mittelpunkt einschliessend; äussere schiefer, gewellt, nicht eingesenkt, beschattet. Wellenlinie breit, gezähnt. Hinterflügel mit gerader innerer und gezähnter, nicht stark geeckter äusserer Querlinie, Mittelstrichen und Wellen- linie; unten ohne Linien. Stirn braun, Hinterleib weiss, schwarz geringelt mit ein Paar schwarzen Flecken am weissen Haarpinsel. 1,60”.

Amherst und Boston, Mass. Cambridge, Mass. New-Jersey.

17. Cleora pulchraria Minot. Pack. p. 452. XI. 32. Zerene piniaria Pack., pellueidaria Pack.

Albicanti-einerea , fusco - pulverulenta, vel albicans, capite 3 fulvo. Lineis nigris, inferiore trieuspide, dentibus basim petentibus, exteriore flexuosa, dentata, dentibus limbum versus directis, in 5—7 longioribus. Punetis mediis magnis. Linea limbali punctata. Oiliis variegatis. Linea alarum post. ar- cuata, | versus deerescente. Subtus ut supra. Antennis pectinatis.

Weisslich-aschgrau, braun bestäubt, oder weisslich; Kopf des 3 dunkel- gelb. Querlinien schwarz, scharf, die innere dreizackig, die Zähne gegen die Wurzel gerichtet, die äussere geschwungen, zwischen Rippe 4 und 7 einen runden, schärfer gezähnten Vorsprung bildend, Zähne saumwärts gerichtet. Mittelpunkte der Vorderflügel gross. Saumlinie punktirt. Franzen gescheckt. Linie der Hinterflügel gebogen, gezähnt, gegen den Vorderwinkel schwächer werdend. Unten wie oben. Fühler stark gekämmt. 1,30”.

Raupe: Roth gestreift. Auf Fichten.

Puppe: Dick, weiss, mit breitem, lichtbraunem Rückenbande, das in der Mitte sich verbreitert: schmalem, braunem Seitenbande und vier braunen Streifen über dem Bauche. Flügelscheiden braun gestreift. (Saunders.)

Brunswick (Me.). Salem (Mass). Boston. Albany. Philadelphia.

(Die Beschreibung der Raupe giebt Saunders bezw. Packard doch

etwas gar zu lakonisch.)

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 9%) 31%

18. Oleora Pampinaria Pack. p. 432. XI. 28.

Boarm. frugaliaria Gn.

Pallide einerea, fronte nigro, vertice pallido inter antennas pectinatas obseurato. Alis ant. fusco-irroratis; linea inferiore late arcuata, crasse nigra, in margine antico dilatata, deorsum acute angulata; mediana e macula trian- gulari nascente, puncta media eircumeunte, in 4 et 3 exteriori approximata, subdentata; exteriore nigra, trisinuata, in 6—S tridentata, in costis nigro- notata, extra badio-adumbrata. Linea submarginali albida, nigro-adumbrata, lineae limbali punctatae strigulis nigris cohaerente. Ciliis variegatis. Alis postieis tribus lineis et submarginali notatis. Abdomine basi et margine postico annulorum nigris, annulo secundo albo. Subtus disco infumato, punetis mediis maximis, apice albido, umbra submarginali nigricante.

Bleich aschgrau, braun besprengt mit schwarzer Stirn, bleichem, zwischen den gekämmten Fühlern dunklerem Scheitel und weisser Spitze der grauen Palpen. Innere Querlinie auf allen Flügeln deutlich, breit gebogen, dick schwarz, unter dem Vorderrande spitz gebrochen, an diesem und auf Rippe 4 verdickt, auf 3 leicht geeckt. Mittellinie entspringt aus einem drei- eckigen Vorderrandsfleck, kriümmt sich dann um den Mittelpunkt herum, mit dem sie einen Ring bildet, nähert sich auf 4 und noch mehr auf 3 der äusseren Linie und ist leicht gezähnt. Die äussere schwarz, in drei grossen Curven geschlängelt, auf 6—-8 ungleich gezähnt, auf jeder der übrigen Rippen durch eine schwarze Spitze bezeichnet, auf 3 die letzte Ecke auswärts bildend. Ein schwarzbrauner Schatten begleitet sie. Die Wellenlinie läuft im Zickzack, ist weiss, mit schwarz ausgefüllten Zähnen, von denen schwarze Striche zu den Saumpunkten führen. Franzen gescheckt. Hinterfliigel an der Wurzel bleicher mit der inneren Linie, dem Mittelpunkte, einem geraden Mittelschatten, der dünnen, schwarzen, fast geraden äusseren Linie, welche auf 6 und 7 ge- zähnt, auf 2 einwärts gebogen und von dem schwarzbraunen Schatten begleitet ist. Saumlinie schwarz gezackt. Unten schwach ockerfarben angehaucht, braun quergestrichelt, Mittelpunkt der Vordertlügel dreimal so gross, als jener der Hinterflügel, Diskus angeraucht, Spitze weisslich, vor dem Saume ein schwärzlicher Schatten, Saum hell. Hinterleib an der Basis schwarz, zweites Segment weiss, die übrigen nach hinten dunkel gesäumt. 1,40 —1,55”.

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 41

318 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 98)

Maine. Lansing (Michig.). Massachusetts, N.-York. Philadelphia. Pennsylvania. Demopolis. Texas. Glencoe, Dodge County.

Raupe: 1” lang, bleich gelbgriin, mit breitem, röthliehbraunem Bande, am Bauche schwarz gerandet und an jeder Seite des 5. Ringes schwarz gefleckt. Auf Birnbäumen. Verwandlung in Gespinnst im September, öntwickelung im November.

Puppe: Hellbraun. (Goodell Mass.)

19. Oleora Cognataria Pack. p. 421. XV. 11. Anagoga eogn. Hb.—G.

Obsceure margaritacea, capite albido, fronte brunneo, antennis pectinatis. Linea exteriore punctis costalibus formata, obliqua; mediana macula marginis antiei significata. Linea limbali punctata. Ciliis concoloribus. Alis postieis ut antieis. Abdomine serie duplici punetorum ornato. Subtus ut supra. © saepius umbra media ornata.

Dunkel perlgrau, Kopf weiss, Stirn braun, Fühler gekämmt, mit weissem Schaft. Aeussere Q@Querlinie durch eine schiefe Reihe von Rippen- punkten gebildet, mittlere durch Vorderrandsfleck angedeutet, beim © oft als Schatten siehtbar. Saumlinie punktirt. Franzen einfarbig. Hinterflügel wie Vorderflügel. Hinterleib mit doppelter Punktreihe. Unten wie oben, nur fehlt die Punktreihe oft. Variirt in Zeichnung und Farbe sehr. 0,75—1,20”.

Maine. Massachusetts. Panama.

20. Cleora Californiaria Pack. p. 422. XI. 15.

Rufescenti-einerea, alis ant. saturatius rufis, dense nigro-adspersa ; linea inferiore sinuata, mediana extra puneta media posita, flexuosa, umbrae puncta media ineludenti confusa, exteriore acute dentata, dentibus nigris, in 1%, 3, 4, 6, 7 longioribus. Linea limbali punetata. Ciliis concoloribus. Punetis mediis alarım ant. albido-einetis. Alis postieis tribus lineis in disco disparentibus ornatis. Subtus pallide einerea, margine antico et externo adspersis. 1,30”.

Röthlich aschgrau, Vorderflügel tiefer roth, alle dieht schwarz ge- sprenkelt. Innere Querlinie auf der Submedianader geeckt, unten eingesenkt; die Mittellinie steht hinter dem weisslich umzogenen Mittelpunkte, hängt mit dem ihm umgebenden Schatten zusammen und ist geschweift; die äussere

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 99) 319

scharf gezähnt, die Zähne schwärzer ausgefüllt, auf 1%, 3, 4, 6, 7 länger. Saumlinie punktirt. Franzen gleichfarbig. Hinterflügel mit drei feinen, im Diskus verlöschenden (Querlinien. Unten hell aschgrau, Vorderrand und Saum gesprenkelt.

Californien. Süd-Nevada.

21. Cleora Cribrataria Gn. Pack. p. 424. XI. 13.

Albicanti-grisea, dense fusco-adspersa. Alis antieis tribus maculis mar- ginis ant. mediana basali approximata, ornatis; linea inferiore et mediana tlexuosis, umbrosis, exteriore flexuosa, punctis nigris formata. Linea sub- marginali umbrosa fusca. Linea limbali punctata. Alis postieis duabus maculis basalibus nigris et linea exteriore punctata ornatis. Punetis mediis distinetis. Ciliis albieantibus. Subtus pallidior, punctis mediis et linea lim- hali ornata, ceterum innotata. Abdomine dupliei serie macularum nigrarum ornato. 1,25”.

Weissgrau, dieht braun besprengt. Vorderflügel mit drei Vorderrands- flecken, die ersten beiden genähert, und Ausgangspunkte zweier feiner schatten- hafter, geschwungener Querlinien, die äussere aus Punkten gebildet, ebenfalls geschwungen. Wellenlinie braun, schattenhaft. Saumlinie punktirt. Hinter- flügel mit zwei schwarzen Flecken an der Wurzel und der punktirten äusseren (@uerlinie. Mittelpunkte deutlich, Franzen weisslich. Unten bleicher, nur mit Mittelpunkten und Saumpunkten ohne sonstige Zeiehnung. Hinterleib mit zwei Reihen schwarzer Flecken besetzt.

Massachusetts. New-Salem. N.-Hampshire.

Raupe: Nach vorn etwas verdünnt, muschelgrau, Riicken- und Seitenkante dunkler, letztere mit holzbrauner Linie; Kopf gespalten. Auf dem 11. Ringe zwei kleine Auswüchse. Auf Populus tremuloides und fastigiata.

Puppe: Schwarz. (Gn.)

22. Cleora Umbrosaria Hb. Pack. p. 439. XI. 23. Gnopharia, umbrosaria Gn. Walk. Grisea, dense nigro-adspersa; fronte nigricante, albo-strigato; antennis 5 pectinatis, nigris, albo-adspersis; lineis vix conspieuis: inferiore in margine

41*

320 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 100)

antico dilatata, angulata; mediana inferiori parallela; exteriore flexuosa, superne acute dentata, interdum punctata; linea submarginali acute dentata, extrorsum albido-illustrata, strigulis nigris Jineae limbali cohaerente; hac lunulata. Ciliis extra dilutioribus. Subtus strigulis sparsa, punetis mediis ovatis, linea exteriore punctata et umbra submarginali ornata. Abdomine basi con- colore, dupliei serie punctorum nigrorum in annulo secundo et tertio majorum ornato.

Hellgrau, dicht schwarz gesprenkelt, so dass die Querlinien kaum sich abheben; Stirn schwärzlich, weiss gestreift; Fühler des 3 gekämmt, schwarz, weiss besprengt; innere Linie wie die beiden anderen am Vorderrande er- weitert, auf 6 geeckt; mittlere ihr parallel, äussere geschwungen, oben spitz, unten seicht gezähnt, manchmal in Punkte aufgelöst: Wellenlinie spitz gezackt, nach aussen weiss aufgeblickt, durch schwarze Längsstrichelchen mit den Saummonden verbunden. Franzen aussen heller. Unten hellgrau mit Quer- strichelchen, ovalen Mittelpunkten, punktirter äusserer Querlinie und Schatten vor dem Saume. Hinterleib ohne schwarze Wurzellinie, mit zwei Reihen schwarzer Rückenpunkte, jene des zweiten und dritten Ringes am grössten. 1,40— 1,50".

Maine. Massachusetts. West-Farms. Albany. Philadelphia. Penn- sylvania. Maryland. Canada. Demopolis. "Texas. Kansas.

23. Oleora Fsilogrammaria Pack. p. 430. XI. 16.

Albicanti-einerea, alis antieis angustis, elongatis, apice rotundato, mar- gine externo et interno aequilongis. Antennis 5 pectinatis. Linea inferiore in margine antico geminata, in 6 angulata, dentata; mediana et exteriore paral- lelis, dentatis, nigris, medio angulatis. Linea submarginali utrinque fusco- adumbrata; limbali lunulata. Alis postieis lineis regularibus, limbali punctata. Pedibus antieis nigricantibus. 85—95”.

Weisslich aschgrau; Vorderflügel schmal, in die Länge gezogen, mit gerundeter Spitze, Saum und Innenrand gleich lang. Fühler des 53 gekämmt. Innere Querlinie am Vorderrande verdoppelt, auf Rippe 6 geeckt, gezähnt; mittlere und äussere parallel, gezähnt, schwarz, in der Mitte geeckt. Wellen- linie beiderseits rauchgrau beschattet, Saumlinie auf den Vorderflügeln ge-

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 101) 321

mondet, auf den Hinterflügeln punktirt. Hinterflügel mit den gewöhnlichen zwei Querlinien und der Wellenlinie. Vorderfüsse schwärzlich.

Texas.

24. Cleora Anticaria Walk. Pack. p. 423. XI. 12. Submuraria Walk.

Obscure einerea, fronte brunneo antice albo-limbato; antennis 5 ciliatis. Alis ant. tribus, posticis duabus lineis transversalibus nigris, in margine antico dilatatis, plus minusve dissolutis parallelis, lineaque submarginali albida, dentata, nigricanti-adumbrata ornatis. Linea exteriore alarum post. subflexuosa. Subtus pallidior, punctis mediis distinetis, linea exteriore, macula marginis antici basali et linea submarginali ad 4 pertinente ornata. Abdomine albo- maculato. 1,00”.

Dunkel aschgrau, Stirn braun, nach vorn weiss gesäumt; Fühler des 3 gewimpert. Vorderflügel mit drei, Hinterflügel mit zwei schwarzen, am Vorderrande fleckig erweiterten, mehr oder minder gezähnten oder in Flecken aufgelösten Querlinien und der weisslichen, gezähnten, schwarzgrau beschatteten Wellenlinie. Aeussere Q@uerlinie der Hinterflügel gegen den Innenrand ge- schweift. Unten bleicher, mit deutlichen Mittelpunkten, der äusseren Quer- linie, einem Vorderrandsfleck an Stelle der inneren und der bis zur Flügel- mitte herablaufenden Wellenlinie. Hinterleib weiss gefleckt.

Massachusetts.

25. Cleora Clivinaria Gn. I. 245.

Pampinariae similis, sed major; cinerea, non flavo-mixta, nigro-pulveru- lenta; linea limbali nigra, ciliis variegatis. Lineis geminatis, exteriore brunneo-adumbrata; linea submarginali obsoleta, in margine antico et in interno alarum post. adumbrata.

Der Pampinaria ähnlich, aber grösser; hellgrau, ohne Gelb, schwarz bestäubt; Saumlinie schwarz, Franzen gescheckt. @Querlinien doppelt, die innere unten zusammengeflossen, die äussere hellbraun angelegt, auf die Hinter- flügel fortgesetzt. Wellenlinie undeutlich, hier und da, besonders am Vorder- rande der Vorderflügel und am Innenrande der Hinterflügel schwarz be- schattet.

Californien.

322 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 102)

Subgenus 3. Charissa!) Curt. Steph.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| et L_ distineti, ] rotundatus. Limbus alarum post. euspidatus; lineae transversales punctatae; linea submargi- nalis obsoleta; eiliae unicolores.

Vorderrand gebogen, Sam gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet. Saum der Hinterflügel gezackt; Querlinien punktirt, Wellenlinie meist undeutlich. Franzen einfarbig. Mittelschatten punktirt oder undeutlich.

Synopsis Specierum. I. Limbis cuspidatis; linea inf. et med. punctatis, ext. umbrosa,

infra dentata; submarginali absente; limbali continua . . . . Dumetata.

159]

. Margine ant. tribus maculis ornato, umbra media diluta, ad mar- ginem ant. non pertinente; costis punetatis . . 2.» ....... Zacharia.

3. Lineis in costis turgentibus, umbra media saepius in margine

antico tantum notata, annulis medis pupillatis, linea submargi- nali albida, in 4, 5 acute dentata . . . 2 2 2... 0... Onustaria.

4. Lineis distinctis, exteriore in 6 angulata, mediana in margine ant.

notata; limbali punctata vel undulata . . . 2 2.20... Dolosaria.

l. Charissa Dumetata Tr.

Dumetaria HS. Temperata Eversm. Gn.

Violaceo-grisea, limbum versus brunnescens; limbis valde cuspidatis: lineis inferioribus punetis badiis, exteriore umbra brunnea et dentibus badiis significata. Linea limbali continua, obseuro - dilutius geminata. Cilüs con- coloribus.

Hat grosse Aehnlichkeit mit Selidosema ericetaria, von der sie sich durch gezackten Saum, fehlende Wellenlinie, Winkel und Fühler unterscheidet. Choecoladegrau, gegen den Saum brandig gebräunt, mit stark gezackten Siiumen aller Flügel; die inneren zwei Querlinien durch schwarzbraune Punkte, die äussere durch einen braunen Schatten, an dessen innerem Rande schwarz- braune Zähne stehen, angedeutet. Wellenlinie fehlt. Saumlinie zusammen- hängend, erst dunkel, dann hell. Franzen gleichfarbig. Fühler kurz gewimpert.

Oesterreich. Ungarn. Russland.

1) yagleıs, 000€ anmuthig.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 103) 323 Raupe: Ziemlich lang, ohne Erhöhungen, ohne Seitenkante. Fleischfarben, am Rücken dunkler. Die Gefässlinie fein schwarz, auf den drei ersten und drei letzten Ringen zusammenhängend, die übrigen Ringe mit schwarzem Strich, dahinter mit gelbem Querstrich, beiderseits mit zwei Paar schwarzen Punkten. Stigmatale auf den ersten sieben Ringen deutlich, weiss gefleckt. Stigmata weiss, schwarz eingefasst. Bauch gleichfarbig, auf den Mittelringen mit schwarzem Fleck. Kopf viereckig, stark, so gross wie der erste Ring, alle Füsse fleischroth. Auf Phillyrea latifolia Lam. bei Montpellier. Verwandlung unter Abfällen ohne Ge- spinnst in eine rothbraune Puppe mit einfacher Schwanzspitze. (Mill.)

(Die Gestalt der Raupe trennt schon wie Mill. bestätigt? Dume- tata von den Gnophiden; um so mehr erhält der verschiedene Flügelumriss generische Bedeutung; in seinen Corrigendis widerruft Mill. obige Nahrungs- angabe und sagt, die Futterpflanze sei unbekannt.)

Var. Daubearia Bdv. Dup. HS. Gn. Mill.

Cinerea, violacescens, fusco-limbata, nigro-adspersa, linea exterior punctis costalibus notata.

Süd-Frankreich.

2. Charissa Zacharia Stgr.

Cinerea, nigro-pulverulenta; alae ant. tribus maculis nigris marginis antici, costis sparsim punctatis, umbra media obsoleta, marginem anticum non attingente, area limbali obseurata, linea submarginali obsoleta. Alae post. duabus umbris transversalibus, linea submarginali in L_ distineta. Subtus grisea, obscuro-adspersa, punctis mediis absentibus, macula tertia marginis antiei, maculisque nonnullis alarum posticarum. Margo ext. cuspidatus, frons concolor.

Aschgrau, schwarz bestäubt; Vorderflügel mit grossem dreieckigen und kleineren zwei schwarzen Vorderrandsflecken, zerstreut punktirten Rippen, verwaschenen Mittelschatten, welcher den Vorderrand nicht erreicht, ver- dunkeltem Saumfeld und nur angedeuteter Wellenlinie. Hinterflügel mit zwei Querschatten und am Afterwinkel deutlicher Wellenlinie. Unten hellgrau, dunkel bestreut, ohne Mittelpunkte, mit dem äusseren Vorderrandsfleck und

324 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 104)

einigen Flecken der Hinterflügel, deren Saum gezackt ist. Stirn von der Grundfarbe. 32 mm.

Klein-Asien. 3. Charissa Onustaria HS.

Oneraria Gn. Serraria Gn. Catenulata Rbr. ?

Pullatae similis, sed albidior, minus coerulescens, fusco-irrorata. Linea submarginalis alba, in cell. 4et5 acute angulata, lineae transversales in costis inerassatae, acute dentatae; annuli medii albo-pupillati.

Steht der Gnophus Pullata nahe, aber Grundfarbe weisser, weniger blaugrau, scharf braun gesprenkelt. Wellenlinie weiss, in Zelle 4 und 5 scharf geeckt; Querlinien auf den Rippen verdickt, spitz gezähnt; Mittelringe weiss gekernt. Unten Bogenlinie und Mittelringe dunkel.

(Staud. zieht Catenulata Rbr. Cat. Pl. XIX. Fig. 5. hierher; dieselbe zeigt aber keinen Mittelschatten, derselbe ist nur durch einen Vorderrands- punkt angedeutet; die Wellenlinie ist nur durch die innere Beschattung der scharfen Zacken auf 5 und 6 ausgedrückt. Der hintere Querstreif auf allen Flügeln nach aussen röthlich beschattet, die Franzen gescheckt; der Vorder- rand braun gestrichelt. Das ganze Thier hat mehr Aehnlichkeit mit G@noph. Variegata.)

Siidwest-Asien.

4. Charissa Dolosaria HS.

Colore Pullatae, duabus lineis transv. distinctis, externa in 6 obtuse angılata: umbra media in margine ant. notata: linea submarginali obsoleta, limbali subundulata vel punctata. 25 mm.

Von Farbe der Gnophus Pullata, mit zwei deutlichen @Querlinien, die äussere auf Rippe 6 stumpf geeekt: Mittelschatten am Vorderrande angedeutet, Wellenlinie undeutlich; Saumlinie wenig gewellt oder nur punktirt.

Creta. Athen. Lydien.

(Die griechischen Exemplare sollen nur Punktreihen als Quer- linien haben.)

Subgenus 4. Synopsia Hb.

Margo ant. arcuatus, ext. ventricosus, _| et [_ distineti, “) rotundatus.

Limbus alarum post. sinuose undulatus. Linea exterior biangulata, sub-

mareinalis distincta, limbalis inter costas incrassata.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 105) 325

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Innenwinkel und Afterwinkel deutlich, Vorderwinkel gerundet. Saum der Hinterflügel tief gewellt. Aeussere

Querlinie meist zweizackig, Wellenlinie deutlich, Saumlinie zwischen den

Rippen verdickt oder punktirt.

Synopsis Specierum.

1. Testaceae; linea inf. quadridentata, mediana obsoleta, punctis

mediss mnimis . . ....

2. Pallide cinereae; linea mediana distincta.

a.

b.

2

. Lineis Repandatae.

Fascia media alarum post. dilutiore, recta, obscurius DIE RIED ee NE LA, IRRE 1 MERAN Linea ext. alarum post. flexuosa, submarginali in 5 limbum petente ul. I. Beer. Ran ON

Linea ext. alarum post. in 5 porrecta, submarginali in et 5 maculose adumbrata

. Linea ext. alarum post. dentata, medio angulata, marginem

int. versus recta, extra adumbrata, ad marginem ant. non pertinente

. Basi et limbo alarum post. nigro-adspersis limbo macula

WIETAKOTDAON TE ern era Sog schen ne 5 oe Alis postieis tribus lineis ornatis; abdomine bipunctato; linea submarginali sub apice albido-interrupta

. Linea inf. alarum post. geminata, ext. medio acute angulata,

in margine int. sinuata, abdomine immaculato

. Lineis griseis, inf. et exteriore in margine ant. nigricantibus,

fascia mediana obliqua albicante; apice albido Macula B-formi brunnea, nigro- eircumscripta discoidali. Area basali et mediana brunneo-

umbratis

. Linea ext. superne punctata, marginem int. versus geminata

vel trigemina, medio sinuosa; limbo euspidato

1. Synopsia Mandschuriaria Brem.

Propinguaria.

Strietaria. Repandata.

Sociaria.

Californiaria. Mandschuriaria. Humavria. Larvaria.

Agitata.

Grisea.

Latifasciaria.

Alae albae, nigricanti-fasciatae et irroratae; spatio inter lineas transvers. et margime ext. plus minusve nigro-irroratis et maculatis: maeula media obscuriore; alae post. area basali margineque post. nigricanti-irroratis, macula 36—39 mm.

42

media et marginali nigris. Subtus alae pallidiores.

Nova Acta LVIII. Nr. 4.

326 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 106)

Grösse und Gestalt von Repandata, weiss, schwärzlich gestreift und besprengt; Mittelfeld und Saum der Vorderflügel, Wurzelfeld und Saum der Hinterflügel schwarz gesprenkelt; Mittelflecke schwärzlich, ebenso ein Fleck am Saume der Hinterflügel. Unten lichter.

Amur (Burejagebirge, Ussuri).

2. Symopsia grisea Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878. p. 396.)

Lineis signatis ut Repandatae. Cinerea, area basali et media rufes- centi-brunneo-obscuratis, margine nigro-punctato. Alis ant. macula brunnea B-formi nigro-eineta extra cellulam mediam posita ornatis. Subtus albida, umbra media grisea, necnon lineis griseis, apice albo-maeulato. 1,8”.

Linien wie bei Repandata. Aschgrau, Wurzel- und Mittelfeld roth- braun verdunkelt, Saumlinie schwarz gefleckt. Vorderflügel mit einem B-förmigen, braunen, schwarz eingefassten Flecken ausserhalb der Mittelzelle. Unten weisslich, alle Linien grau, Spitze mit weissem Flecken.

Yokohama.

3. Symopsia agitata Butler. (Ann. a. Mag. of. Nat. Hist. 1378. p. 396.)

Repandatae propinqua, sed dimidio major, magis sericea; lineis griseis, obsoletis, alis dense et distinete striolatis; antieis striga nigrieante abbreviata mediana et fascia irregulari albida obliqua ornatis; linea exteriore e striga nigra nascente; apice albido, nonnullis maculis albidis sub apice positis. Lineis alarum post. approximatis. Subtus pallide infumatis, signatis ut supra. 2,4”.

Der Repandata ähnlieh, aber um die Hälfte grösser, mehr seide- elänzend; Querlinien grau, verloschen, die Querstricheln jedoch zahlreich und deutlich; Vorderflügel mit zwei abgebrochenen schwarzen Strichen vom Vorder- rande zur Mitte, zwischen denen ein schiefes weissliches Band vom Vorder- rande zum Saume läuft. Aus dem zweiten Striche entspringt die äussere (Querlinie. Spitze weiss, darunter einige weisse Fleckchen. Querlinien der Hinterflügel genähert. Unten bleich rauchbraun, gezeichnet wie oben.

Yokohama.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 10%) 32%

4. Symopsia strietaria Led.

Pallide einerea obseurius adspersa; alae ant. punctis medis nigris, fascia media recta diagonali, striga interiore obscuriore, exteriore dilutiore et submargine antico angulata; linea submarginali diluta. Alae post. fascia dilutiore recta, lineis obsceurioribus utraque eingulata, marginem ant. versus eluta.

Grösse wie Cinctaria. Vorderflügel sehr schmal, gestreckt, scharf gespitzt, schwach wellenrandig, Hinterflügel schärfer gezackt als Sociaria. Licht aschgrau mit dunkleren Atomen (wie Oceitanaria). Vorderflügel mit deutlichem schwarzen Mittelpunkt und sehr schräg gestellter, schmaler, fast gerader Mittelbinde. Der innere Querstreif dunkler als der Grund, der äussere heller, beiderseits braun begrenzt, vor der Spitze einen Zacken bildend und dann gerade zur Mitte des Innenrandes ziehend; Saumfeld von der hellen verloschenen Wellenlinie durchzogen. Hinterflügel mit lichter, gerade ziehender Binde im äusseren Dritttheil, welche beiderseits von dunklen Linien ein- gefasst, am Innenrande scharf markirt ist und gegen den Vorderrand erlischt. Saumlinie schwarzgrau, Franzen gescheckt.

Altai.

d. Synopsia sociaria Hb. Fagaria Snell.

Colore Repandatae similis, linea inferiore obsoleta, mediana in 5 acuminata, exteriori approximata, hac in margine antico recta, in 7 limbum versus acuminata, in 2 angulata, geminata. Linea submarginali obsoleta, infra adumbrata, praecipue in 5

-

8. Alis post. linea exteriore in 5 acuminata, sub- marginali in 1b et 5 adumbrata. Linea limbali ut Repandatae. Ciliis divisis et extra variegatis.

In der Färbung der Repandata ähnlich; innere Querlinie verwaschen, zwischen ihr und der Mittellinie der Grund schattiger, diese scharf schwarz- braun, auf Rippe 5 spitzwinklig vorgestreckt und der äusseren (uerlinie genähert. Diese am Vorderrande gerade, auf 7 gegen den Saum zugespitzt, auf 2 geeckt, von einer Schattenlinie (wie Repandata) begleitet. Wellenlinie undeutlich, nach innen gelbbraun, von Rippe 5—S schwarzbraun beschattet, die Spitze hell lassend. Hinterflügel mit auf 5 vorgestreckter äusserer Quer- linie und auf und 5 fleckenartig beschatteter Wellenlinie. Saumlinie wie bei Repandata. Franzen getheilt und aussen gescheckt.

Europa. Armenien.

328 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 108)

Raupe: Lang, nach vorn verdünnt, Trapezoidpunkte erhaben, behaart. Auf dem vierten, siebenten und achten Segment stehen Höcker, die ersteren beiden doppelt, conisch, an den Seiten weiss aufgeblickt; der des achten Ringes dreitheilig und höher. Der letzte Ring endigt in eine horizontale Spitze, welche sich gabelt und die Afterklappe weit überragt. (Hier- durch nähert sich diese Raupe jener der Scodiona.) Grundfarbe holz- braun mit sieben feinen, braunen, unterbrochenen Längslinien. Stigmatale breit weiss, breiter werdend vom sechsten Ringe an und unten schwarz begrenzt. Kopf so gross wie erster Ring, linsenförmig, braun gefleckt. Bauch dunkelgrau mit vier bis fünf dunkleren, unterbrochenen Linien und schwarzen Flecken auf dem fünften bis neunten Ringe. Sie über- wintert und ist Mitte April erwachsen. Auf Genista purgans und scorpius, Artemisia campestris und absinthium, Thymus vulg. Sarothamnus.

Puppe: In leichtem Gespinnste unter Moos, länglich, schwarzbraun, matt, mit zwei Schwanzspitzen und rückwärts gekrümmten Borsten. Ent- wickelung 15 bis 20 Tage später. (Mill.. ©. Wilde, Gartner.)

Ab. Unitaria Staud. Unicolor, fusca.

Sarepta. Altai. Var. Luridaria Frr. HS. Gn.

Albicans, strigis punctisque nigricantibus. (Staud.) Altai. 6. Synopsia Repandata Linn. Repandaria Esp. Hb. Tr. Dup. Gn. Distrigaria Wd. Consobrinaria Bkh. Scriba. Albieanti-grisea, fusco-irrorata; linea inferiore bilabiata, mediana in margine antico tantum notata, exteriore bisinuata, geminata; punctis mediis eireularibus; linea submarginali dilutiore, euspidata, in 5 lineae exteriori approximata, infra et extra adumbrata. Alis postieis linea exteriore flexuosa geminata, punetis mediis parvis, linea submarginali in 5 limbum attingente. Linea limbali continua, inter costas turgente, nigra. Ciliis striatis. Antennis 5 pectinatis.

Weisslichgrau, gelbbraun bestreut und schattirt. Innere Querlinie zwei- lippig, nach innen beschattet, Mittelschatten nur am Vorderrande angedeutet, mit dem rundlichen Mittelfleck zusammenhängend, äussere Querlinie zweibusig, von einer feinen Schattenlinie begleitet; Wellenlinie breit hell, gezackt, auf

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 109) 8329

Rippe 5 der äusseren Querlinie genähert, beiderseits beschattet. Hinterflügel mit geschweifter äusserer Querlinie, begleitender Schattenlinie, kleinen Mittel- punkten, in Zelle 5 bis zum Saume zugespitzter Wellenlinie. Saumlinie un- unterbrochen, zwischen den Rippen angeschwollen, schwarz. Franzen gestreift. Fühler gekämmt. Der Schmetterling ruht mit ausgebreiteten Flügeln an den Baumstämmen.

Raupe: Aschgrau, linirt und punktirt, Bauch weiss. Auf Laubholz. Puppe

schlank, rothbraun, mit feinen Endspitzen. Verwandlung in der Erde.

Europa. Asien. Var. Conversaria Hb.

Area media nigricante, linea submarginali alarum ant. nigro-adumbrata. Lineis

transvers. dilutis. Var. Destrigaria Steph. Muraria Curt.

Obseurior, magis unicolor, olivacescens, non albido-mixta; linea exteriore solum in margine ant. distincta; macula submarginali distinctissima.

England. Schottland. Altai.

Ab. Nigricata Dietze. Nigricans; lineis transvers. absentibus, costis nigris, margine antico nigro; linea o I oO submarginali albida, limbum versus nigerrime adumbrata; linea limbali continua, inter

costas turgente. Var. angulifera Butler.

Dimidio minor, obscurior, infumata, signatura alarum ant. distinctiore, ciliis longioribus. Subtus obseurior, maculis duabus pallidis, punetis mediis et linea limbali distinctioribus. 1,4”.

Japan.

7. Symopsia propinquaria Gm. Sociaria Dup.

Dilueide testacea, vix pulverulenta. Alae ant. duabus lineis distinctissimis dentatis, inferiore quatuor dentes longos porrigente, exteriore limbo magis approximata, quam Sociariae, Umbra media absente. Punetis mediis minimis.

Hell lehmgelb, braun bestäubt. Vorderflügel mit zwei sehr deutlichen Querlinien, die innere mit vier langen spitzigen Zähnen, die äussere dem Saume näher als bei Sociaria, sonst ebenso geformt. Kein Mittelschatten. Mittelpunkt sehr klein. Das Knie der hinteren Querlinie deutlicher. Kleiner als Sociaria.

Siüd-Frankreich. Castilien.

330 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 110)

Raupe sehr verschieden von jener der Sociaria. Sie kommt aus einem anfangs gelben, dann dunkel purpurrothen Ei, welches oval und gekörnt ist. Nach sechs Tagen schlüpft das lebhafte, lange, grünlich- weisse Räupchen aus, welches schon eine dunkle breite Subsordale zeigt. Nach der dritten Häutung theilt sich die Subdorsale in drei Stränge. Mitte Juli ist die Raupe erwachsen, in der Form jener der Sociaria ähnlich, aber heller gefärbt, glatter. Gefässlinie fein braun, auf den ersten und letzten Ringen deutlicher; Subdorsale einfach, rothgrau, dünn; Stigmatale sehr breit, kaum gewellt, zusammenhängend, weiss. Seiten auf den Ein- schnitten der ersten drei Ringe, dann des neunten und zehnten schwarz gefleckt. Bauch gelblich mit vier dunkel purpurrothen Linien. Stigmata gross, schief orangegelb, schwarz eingefasst. Kopf etwas abgeplattet, gleichfarbig, mit zwei helllila Linien. Letzter Ring dicker. Füsse gleich- farbig. Auf Genista, Artemisia, Plantago. Anfangs Juli Verwandlung

in leichtem Gespinnst.

Puppe sehr lebhaft, schwarzbraun, eonisch-eylindrisch, matt, mit zwei End- spitzen, entgegengesetzt zurückgekrümmt. Entwickelung nach 20 Tagen. (Mill.)

S. Sıymopsia humaria Gn. Walk. Pack. p. 435. XI. 22.

Boarmia intraria, defectaria Gm. momanlia, intraria, transfivaria, albigenaria, sphyraria, intractaria, larvaria Walk. Philalapteryx erosiata Walk.

(Walker fabrieirte demnach aus der Einen Art neun Arten!!)

Albicanti-grisea, sparsim infuscata; capite albicante, fronte nigro, vertice inter antennas pectinatas filiformi-acuminatas nigrieante; prothorace fusco- faseiato. Linea basali bidentata, in margine antico nigro-dilatata, infra cervino- adumbrata; mediana diluta, in margine antico tantıum distincta, tlexuosa, annulos medios eircumeunte, in 3 exteriori approximata. Hac nigra, distincta, in 6 et 7 bidentata, deorsum basim versus incurvata, cervino-adumbrata. Linea submarginali albida nebulose adumbrata; macula albicante subapicali. Linea limbali rotundo-punctata. Oiliis concoloribus. Subtus obsceure einerea, tribus maculis marginis antiei ornata. Abdomine basi nigro-striata, dupliei

serie macwWarum nigrarum ornato.

Systema Geometrarnm zonae temperatioris septentrionalis. (p. 111) 331

Weisslichgrau, sparsam braun angeflogen; Kopf weisslich, Stirne schwarz, Scheitel zwischen den gekämmten, an der Spitze fadenförmigen Fühlern schwärzlich. Prothorax mit lichtbraunem Querband. Innerste Quer- linie aus schwarzem Vorderrandsfleck entspringend, zwei Zähne auf 4 und 6 bildend, nach innen breit chocoladebraun beschattet. Mittellinie verwaschen, nur am Vorderrande deutlich, geschwungen, auf 3 der äusseren genähert, um den Mittelring herumlaufend. Am Innenrande bleibt ein Vförmiges kleines Feld übrig. Aeussere Linie schwarz, scharf, vom Vorderrande bis 6 gerade und zweizackig, dann einwärts und unterhalb wieder auswärts gekrümmt, von bleich-chocoladebraunem Schatten begleitet. Wellenlinie weisslich in einem Dunstkreise, vor der Spitze ein weisser Wisch. Saumlinie rundlich punktirt, einwärts schwarz gestrichelt. Franzen nicht gescheckt. Hinterflügel mit den drei Linien. Unten dunkel aschgrau mit drei Vorderrandsflecken. Hinterleib an der Wurzel mit schwarzem Streif, der zweite Ring gleichfarbig; Rücken mit zwei Reihen schwarzer Flecken. 1,40—1,50”.

Raupe: Ziemlich dick, glatt, ohne Auswüchse, oben röthliehbraun, unten strohgelb; Kopf gelblich, braun gesprenkelt. Auf Acacien. (Abbot.) Puppe: Conisch, rothbraun. Maine, White Mountains, Massachusetts, Lansing, .‚Jowa, West-Farms, Albany, Brewsters. Philadelphia. Texas. Var. Ignobilis Butler. Lineis minus obliquis, basali non geminata. Subtus fulva non albida. 1,4”. Japan. 9. Synopsia Larvaria Gun. Pack. p. 437. XI. 21. Boarmia humaria Walk. Defectaria Walk.

Pallide cinerea, capite albido, vertice inter antennas pectinatas nigro; prothorace brunneo. Linea inferiore in margine antico dilatata, in 7 angulata, deorsum subarcuata, infra fusco-adumbrata. Annulis mediis majoribus. Linea mediana in 6 orthogonio-angulata, deorsum exteriori parallela; hae in 6 aequaliter angulata, bisinuata, tenuiter adumbrata. Linea submarginali albida, utrinqgue adumbrata. Linea limbali punctata. Alis postieis linea inferiore geminata, exteriore in 4 angulata ornatis. Abdomine basi nigro faseiato, immaculato. Subtus pallida, umbra submarginali et linea exteriore obsoleta ornata. 1,30—1,50”.

332 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 112)

Bleich aschgrau, Kopf weisslich, Scheitel zwischen den Fühlern schwarz, diese gekämmt; Prothorax braun. Innere Querlinie am Vorderrande verbreitert, auf 7 geeckt, von da schwach gebogen zum Innenrande laufend, nach innen braun beschattet. Mittelringe grösser als gewöhnlich. Mittellinie auf Rippe 6 rechtwinklig gebrochen, am Vorderrande verbreitert, nach unten mit der äusseren Linie parallel und nahe derselben. Diese geschwungen, ebenfalls rechtwinklig aber stumpfer geeckt, dann zweimal eingesenkt. Nach aussen schwach beschattet. Wellenlinie weisslich, beiderseits beschattet. Saumlinie punktirt. Hinterflügel mit breiter, schwarzer, innerer Querlinie, diese in der Regel doppelt; äussere Linie in der Mitte scharf geeckt, gegen den Innenrand zu tief eingesenkt. Hinterleib mit schwarzem Wurzelband, ohne Flecken. Unten bleich, mit Mittelpunkt und breitem Schatten vor dem Saume; äussere Linie schwach sichtbar.

Canada, Maine, Massachusetts, White Mountains. New-York, Phila- delphia. Oregon.

Raupe: Kopf glatt und gerundet, Leib dunkelroth. Auf der wilden Kirsche Ende Juni. Entwickelung nach 14 Tagen. Puppe braun. (Saunders.)

10. Sımopsia Oaliforniaria Pack. p. 441. XI. 25.

Repandatae ypropinqua; cinerea, nigro-adspersa, ochraceo - nubilans. Antennis valde pectinatis. Linea inferiore arcuata, subundulata, angulata, infra adumbrata; mediana flexuosa, exteriori approximata; hae distinctiore, trieuspide, subundulata. Linea submarginali dentata, alba. © olivacescens, margine externo alarım post. magis ceuspidato. Abdomine nigro-annulato. Subtus cinerea, tenuiter striolata, punetis mediis rotundis et linea exteriore alarum ornata. 1,70”.

Der KRepandata nahe verwandt; aschgrau, schwarz besprengt, mit ockergelben Nebeltlecken am Innenrande der Vorderflügel; Fühler stark ge- kämmt. Innere Querlinie stark gebogen, etwas gewellt, am Vorderrande gerade, dann spitz nach aussen gebrochen und im ersten Viertheil des Innen- randes mündend, bis zur Flügelmitte von einer Schattenlinie begleitet. Mittel- linie geschwungen, unter dem Vorderrande gebogen und breiter. Aeussere

Linie deutlicher, der Mittellinie genähert, schwach gewellt, dreizackig. Wellen-

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 113) 333

linie ziekzack, weiss. Hinterflügel mit äusserer gezähnter Linie, welche gerade vom Innenrande zum Diskus läuft, hier geeckt, nach aussen breit braun beschattet und den Vorderrand nicht erreichend. © mehr olivgrau, mit weniger ockergelb, Hinterflügel noch tiefer gezähnt, äussere Linie geeckt. Hinterleib schwarz bandirt. Unten bleich aschgrau, schwarz gemengt und gestrichelt, mit gerundeten Mittelpunkten und der äusseren Querlinie.

Jalifornien.

11. Sımopsia Latifasciaria Pack. p. 447.

Alis ant. rufescenti-cinereis; striga basali lata, arcuata, nigricante; mediana tenui, flexuosa, exteriori approximata; exteriore ad marginem ant. et int. reeta, medio sinuata, superne punctata, deorsum geminata. Margine ant. adsperso. Limbo euspidato, linea limbali inter costas turgente. Linea sub- marginali infra adumbrata, euspidata.

Vorderflügel röthlich aschgrau; Wurzelbinde breit, gebogen, schwärzlich; Mittellinie fein, geschweift, der äusseren genähert; äussere am Vorderrande und Innenrande gerade, in der Mitte eingebuchtet, oben punktirt, unten doppelt oder dreifach. Vorderrand gesprenkelt. Saum gezackt, Saumlinie zwischen den Rippen verdickt. Wellenlinie gezackt, nach innen beschattet. 1,50”.

Californien. Sanzalito.

(Pack. bildet als Latif. Bronchelia Hortaria ab.)

Subgenus 5. Eectropis') Hb. V.

Margo ant. arcuatus, ext. ventrieosus; _| "] L_ distineti; limbi undulati; linea inferiore interdum geminata; linea limbali punetata vel triangulariter maculata; margo ext. alarum post. in 5 sinuatus.

Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, alle Winkel deutlich, Säume gewellt; innere Querlinie manchmal doppelt: Saumlinie punktirt oder dreieckig gefleckt; Saum der Hinterflügel auf 5 eingesenkt.

Synopsis Specierum. 1. Linea inferiore trilobata, geminata; submarginali in 5—7 alarum ant. 5 post. adumbrata; limbali maculis triangularibus

ORT A a ee INCH:

> i !) &42r00710g, abweichend.

Nova Acta LVII. Nr. 4. 43

334

or

fez)

1

'. Freih. v. Gumppenberg. (p. 114)

. Alis ant. fascia basali flavescente nigro-cincta,. linea ext.

interrupta, flavo-illustrata; disco duabus maculis quadratis

ornato; linea limbali nigro-punctata . ». » 2 2.2.2... Insolita.

. Linea inf. arcuata, ext. non undulata, in 6 orthogonio-

angulata; mediana flexuosa, deorsum exteriori approximata; kimbali punetatae. I rm BR RUE ENIDESEHFPlumosarıı Linea inf. geminata; lineis ad. marginem anticum non perti- nentibns; mediana exteriori approximata, tenui; thorace et

fronte albis, badio-limbatis . - » » > 2.2.2.2.2..... Quinguelinearia.

. Linea inf. superne lobata, media in 1—3 exteriori approximata,

exteriore in 4—6 porrecta, dentata; submarginali m 7 et 8 acute angulata, infra adumbrata, in 2, 5, 6 alarum post. cuspidata, in 7 illustrata 4... ieh) wergeuten » nenn „Umbraria. Linea inf. arcuata, mediana umbrose diffluente, exteriore flexuosa, dentata; duabus maculis nigris eam comitantibus; submarginali albida, in 1, 3, 4, 7, S adumbrata vel dissoluta; limbali punctata; margine externo alarum subcuspidato. Fronte et prothorace badio-limbatis . . . 2. ...2.... . (anadaria.

. Linea inf. in 6 fracta, ext. Junulis composita, nusquam porrecta ;

submarginali utringue adumbrata. Alis duabus lineis parallelis, inferiore puncta media includente omatis . . 2... . Bituminaria. Cinctariae similis atque Gemmatae, sed lineis dentatis, longe

distantibus, alarum post. non angulatis, absque lunulis mediis Consimilaria.

. Umbra media aterrima, infra diffluente, exteriore obtuse

cuspidata, praecipue in 6; superne rotunde porreeta; sub- marginali in 3 late alba, acute dentata, tribus maculis

mhaladumbratariit..n. 0... BIENEN IR. BIER RR:

Species dubiae. Sublumaria Gn. I. 248. 1 8. (Pack. vermuthet, dass sie eine Var. der

Cinctaria sei.)

Extinetaria Eversm. Bull. d. Mose. 1851. II.

1. Ectropis insolita Bitler. (Ann. a. Mag. of. Nat. Hist. 1578. p. 397.)

Argenteo-grisea; alis ant. fascia subbasali ochracea, lineis nigris eincta,

striga nigra marginis antici extra discum posita, punctis mediis flavis, linea

exteriore interrupta, sinuosa, nigra, ochraceo-adumbrata; linea submarginali

undulata, albida; area limbali obscurata, duabus maculis quadratis in 3 ornata:

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 115) 335

linea limbali nigro-punctata. Alis post. ut ant. signatis. Subtus ut supra, sed punctis mediis obscuris, area media et limbali paulum griseo-mixtis, linea transvers. vix conspieua. 1,7”.

Silbergrau; Vorderflügel mit sandgelber Wurzelbinde, welche von schwarzen Linien eingefasst ist, einem schwarzen Vorderrandsstrich ober dem Ende der Mittelzelle, gelben Mittelflecken, unterbrochener, eingebuchteter, schwarzer, sandgelb angelegter äusserer Querlinie, verdunkeltem Saumfelde, in welchem die gewellte weissliche Wellenlinie läuft und in der Mitte zwei vier- eckige mit den Ecken aneinanderstossende Flecken stehen, und schwarz- punktirter Saumlinie. Hinterflügel wie Vorderflügel. Unten silbergrau mit dunklen Mittelpunkten, schwach grau gemischtem Mittel- und Saumfelde und verloschener grauer Querlinie.

Hakodate in Japan.

2. Eectropis Bituminaria Lied.

Badia, lineis transvers. brunneis vel griseis, indistinetis, inferiore ad marginem anticum fracta, exteriore Junulis eomposita, non angulata. Linea submarginalis dilutior, basim versus brunneo-, limbum versus 5 brunneo-, © griseo-adumbrata. Alae post. duabus lineis parallelis dentatis, inferiore punetum medium includente, ornatae. ÜUiliae variegatae.

Schwarzbraun, mit undeutlichen braunen oder grauen @uerlinien, die innere am Vorderrande gebrochen, die äussere aus Monden zusammengesetzt, ohne Vorsprünge. Wellenlinie heller, wurzelwärts braun-, saumwärts beim 3 braun-, beim © grau beschattet. Hinterflügel mit zwei parallelen gezähnten Querlinien, die innere über den Mittelpunkt laufend. Franzen gescheckt.

Altai.

3. Eetropis Plumosaria Pack. p. 431. XI. 1%.

Obseure einerea; fronte badio, antice albido-limbato: antennis plumosis; vertice albido. Alis ant. basi et area limbali infuscatis, linea inferiore valde curvata, mediana flexuosa, non undulata, exteriori ad 3 approximata; exteriore distinetissima, in 6 orthogonio-angulata; submarginali albida, cuspidata, brunneo- adumbrata; limbali punctata. Oiliis concoloribus. Alis posticis linea inferiore in disco abrupta, exteriore distineta, in 6 curvata. Margine externo in 5 sinuato. Punetis mediis distinetis. Abdomine hasi et margine postico annu-

43*

336 C. Freih. vv. Gumppenberg. (p. 116)

lorum nigris. Subtus margine antico et costis ochracescentibus, absque lineis transversis. 1,08”.

Dunkel aschgrau; Stirn schwarzbraun, vorn weiss gesäumt; Fühler bis zur Spitze gefiedert; Scheitel weiss. Vorderflügel an der Wurzel und im Saumfelde braun angeflogen mit drei schwarzen Querlinien; die innere stark gekrümmt, besonders am Vorderrande, die mittlere geschwungen, unter der Flügelmitte der äusseren genähert, diese sehr deutlich, nicht gewellt, auf 6 rechtwinklig gebrochen und von da gegen den Innenwinkel gerichtet; Wellen- linie weisslich, gezackt, rothbraun beschattet. Saumlinie punktirt. Franzen gleichfarbig. Hinterflügel mit zwei Linien, die innere zerflossen, gerade, nicht bis zum Vorderrande reichend, die äussere deutlicher, auf 6 rund gebogen, bis dahin gerade. Hinterleib an der Wurzel und an den hinteren Rändern der Ringe schwarz. Unten aschgrau, Adern und Vorderrand schwach ocker- gelb, ohne Linien. Mittelpunkte oben und unten deutlich.

Demopolis (Alab.).

4. Ectropis quwinque-linearia Pack. p. 432. XI. 18.

Plumosariae similis, sed alis magis elongatis, apice acutiore, ”] magis porrecto. Alis albicanti-griseis, capite brunneo albo-lineato. "T'horace albo, prothorace fuseco. Lineis ad marginem anticum non pertinentibus nigris, inferiore geminata, mediana tenui, exteriori distinctissimae approximata. Punectis mediis distinetis. 1,25”.

Der Plumosaria sehr ähnlich, aber Flügel länger gezogen, mit schärferer Spitze, mehr vorgezogenem Vorderwinkel und weissgrau. Kopf braun, weiss linirtt. Thorax weiss, vorn braun gerandet. Linien nicht bis zum Vorder- rande reichend, schwarz, die innerste doppelt, die mittlere fein, die äussere breit und sehr deutlich, letztere beide eng aneinander und nahe an der inneren Beschattung der Wellenlinie. Mittelpunkte deutlich.

Texas.

(Vielleicht nur Var. von Plumosaria?)

5. Ectropis Canadaria Gm. Walk. Pack. p. 425. XI. 14. Cinerea, dense fusco-adspersa, saepius rufescens. Fronte nigro-fasciato, prothorace postice badio-limbato. Linea inferiore arcuata, mediana late diluta,

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 117) 337 Y

umbrosa, exteriore subflexuosa, dentata; linea submarginali albida, tenui, in 1%, 1b punctata, eiliis concoloribus. Subtus costis ochraceis, plus minusve adspersis,

‚3, 4, 7, 8 nigro-adumbrata, vel in maculas dissoluta. Linea limbali

punctis mediis et umbra submarginali omata. Pedibus anticis annulatis. Antennis pectinatis. Margine externo alarum post. in 5 valde sinuato.

Aschgrau, dicht braun gesprenkelt, öfters ins Röthliche ziehend. Stirn schwarz gebändert, Prothorax nach hinten schwarzbraun gesäumt. Innere Querlinie gebogen, mittlere breit zerflossen, schattenhaft, äussere etwas ge- schwungen, gezähnt, besonders in der Mitte; hinter den kleinsten Zähnen zwei schwarze Fleckchen. Wellenlinie weisslich, zart, in 1a 1b, 3, 4, 7,8 schwärzer beschattet oder bei den röthlichen Exemplaren in Fleckchen aufgelöst. Saumlinie grob punktirt, Franzen gleichfarbig. Unten mit ocker- gelben Rippen, mehr oder minder besprengt, Mittelpunkte und Schatten vor dem Saume. Vorderfüsse geringelt. Fühler gekämmt. Saum der Hinterflügel auf Rippe 5 stark eingesenkt, gezackt. 1,60”.

Brunswick. Salem. Brookline. Cambridge. Dorchester. Hastings on Hudson. Philadelphia. Pennsylvania. New-Orleans. California.

6. Eetropis einctaria Schift. Pascuaria Brahm.

Grisea; alis ant. linea inferiore arcuata, geminata, badia, trilobata; mediana obsoleta, in margine antico tantum distineta; exteriore flexuosa, dentata, badia, umbra tenui consequente; linea submarginali cucullata, in 5—7 utroque badio-adumbrata. Linea limbali triangulari-maculata. Ciliis divisis et variegatis. Alis post. umbra media, linea exteriore adumbrata et linea submarginali in 5 infra maculata ornatis. Ahdomine annulo secundo badio. Antennis 5 pectinatis, apice nudo.

Hellgrau mit gewellten Säumen; Vorderflügel mit dreilappiger innerer, wurzelwärts ebenso dunkel beschatteter und gezähnter, geschwungener, schwarz- brauner, äusserer, saumwärts fein beschatteter Querlinie: Mittelschatten nur am Vorderrande deutlich, im Uebrigen schwach. Von der Spitze zum Diskus läuft ein gewellter Schatten, von der Wellenlinie durchzogen, welche hierdurch von Rippe 5—-7 beiderseits schwarzbraun beschattet erscheint. Saumlinie mit dreieckigen Fleckchen besetzt. Franzen getheilt und gescheckt. Hinterflügel

338 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 118)

mit Mittelschatten, äusserer, beschatteter Querlinie und in Zelle 5 einwärts beschatteter Wellenlinie Hinterleib mit schwarzbraunem zweitem Ringe. Fühler des 5 gekämmtt, Spitze nackt.

Raupe: Hellgrün, 1'/,” lang, glatt, mit dunkelgrünem Riückenstreif und vielen feinen weisslichen Längslinien. Kopf hellgrün, ebenso Vorderfisse. Verwandlung in der Erde. Puppe dunkelbraun mit feinen Spitzen. Auf Biscutella laevigata und Hypericum perforatum (nicht, wie Tr. sagt, auf Zrica.)

Central-, Nord-, Süd-, Ost-Europa. Asien.

7. Eectropis Umbraria Hb.

Colore Repandatae similis; linea inferiore superne lobata, infra adum-

brata; umbra media flexuosa, in 1—3 lineae exteriori approximata, intervallo obscurato; linea exteriore in 4—6 limbum versus porrecta, dentata; lunula media vix notata; linea submarginali in 7 et S acute, ceterum obtuse angulata, infra nigro-adumbrata, in % infra illustrata, in 6 et 7 extra maculis sagitti- formibus ormata. Alis sparsim fusco-striolatis. Linea limbali inter costas turgente. Ciliis variegatis. Alis post. striga inferiore nigra crassa, lunula media, linea exteriore in margine interno basim versus intracta, acute angulata; submarginali in cell. 2, 5, 6 cuspidata, infra nigro-adumbrata. Abdomine

nigro-annulato. Antennis pectinatis. (Mill. Pl. 130. Fig. 5.)

In der Farbe der Repandata gleichend; innere Querlinie oben gelappt,

nach innen beschattet, Mittelschatten geschweift, in Zelle 1—3 der äusseren Linie genähert; Zwischenraum dunkler. Aeussere Linie in 4—6 saumwärts vorgestreckt, gezähnt; Mittelmonde kaum angedeutet; Wellenlinie in 7 und 8 spitz, im Uebrigen stumpf gezackt, in 7 nach innen heller, sonst dunkel angelegt, in 6 und 7 nach aussen mit pfeilförmigen Flecken. Flügel zerstreut braun gesprenkelt. Saumlinie zwischen den Rippen verdickt. Franzen ge- scheckt. Hinterflügel mit dicker innerer Querlinie, Mittelmond, wurzelwärts eingezogener äusserer @Querlinie, welche eine spitze Ecke bildet; Wellenlinie in 2, 5, 6 gezackt, nach innen schwarz beschattet. Hinterleib schwarz eeringelt. Fühler des 3 gekämmt.

Mittelmeergebiet. Sarepta.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 119) 339

Raupe: Oylindrisch, graubraun, ins Weinrothe, jener der Gemmaria zum Verwechseln ähnlich. Der vierte Ring mit diagonalem länglichen Wulst, der fünfte wie bei Gemmaria. Kopf viereckig, vorn abgeplattet. Auf dem Rücken ein feiner brauner Doppelstreif, welcher Rauten bildet. Seiten braun verdunkelt. Unten ein weisslicher Mittelstreif, auf jedem Segment durch drei braune viereckige Fleckchen unterbrochen. Stigmata oval, orangegelb, schwarz eingefasst. Steif, überwinternd, auf Oliven oder Stechpalme. (Mill.)

8. Ectropis Ilicaria H. G.

Olivacea, linea transvers. exteriore obtuse cuspidata, linea submarginali in cell. 3 latissima alba, basim versus tribus maculis adumbrata; umbra media nigerrima.

Olivbraun, äussere Querlinie stumpf gezackt, besonders auf Rippe 6, ober welcher sie nur noch einen rundlichen Vorsprung bildet. Wellenlinie scharf gezackt, in Zelle 3 breit weiss, wurzelwärts an drei Stellen breit schwarz angelegt. Mittelschatten sehr schwarz, innen zerflossen. Die hintere Querlinie der Hinterflügel stösst an die Wellenlinie der Vorderflügel.

Mittelmeergebiet; von Speyer neuestens bei Ahroden entdeckt.

Var. Manuelaria HS. Gn.

Virescens, dilutior. (St.)

9. Eectropis Consimilaria Dup. Gn. Cinctaria var. Staud.

Cinctariae similis, sed lineae transversales dentatae, magis distantes; lunulae mediae absentes; alae minus pulverulentae; linea transvers. alarıum post. non angulata.

Der Cinctaria ähnlich, aber die Querlinien der Vorderflügel gezackt, weiter von einander entfernt; Mittelmonde fehlen; Grundfarbe weniger staubig; (@uerlinie der Hinterflügel nicht geeckt. Consimilaria unterscheidet sich von @Gemmaria, welcher sie sehr gleicht, durch Winkel, geringere Grösse und grauere Färbung, sowie durch einmaliges Erscheinen.

Süd-Frankreich. Altai.

Raupe: Lang, eylindrisch, obne Auswüchse, mit deutlichen Linien, mehr oder minder lebhaft lehmgelb, Gefässlinie und Subdorsale braun. Stig-

340 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 120)

matale heller als der Grund, gewellt, ununterbrochen. Bauch in der Mitte hell, beiderseits braun eingefasst. Kopf viereckig, vorn abgeplattet, oben röthlich, weiss gefleckt. Füsse gleichfarbig. Afterklappe kaum ausgeprägt, mit drei kleinen horizontalen Spitzen. Stigmata gelbweiss, braun eingefasst. Auf Malva malacoides und Psoralea bituminosa. Von Mai bis Juni. Entwickelung nach 18 Tagen. (Mill.)

10. Ectropis extinctaria Eversm.

Alis postieis dentatis, omnibus griseis nigro-pulverulentis: strigis undulatis pallidioribus et obsoletis; alis antieis striga externa flexuosa nigra maculaque discoidali nigra.

Aehnelt der Cinctaria, aber die Zeichnung verworren; Flügel grau, grob schwarz bestäubt, mit bleicheren undeutlichen Querstreifen und deutlicher heller Wellenlinie. Mittelpunkt klein, von angehäuften schwarzen Atomen gebildet; unweit davon eine schwarze, geschweifte, auf die Hinterflügel fort- gesetzte @Querlinie. Unten gelbgrau, Hinterflügel weisslich, gegen Saum dunkler.

Sibirien (Irkutzk).

Subgenus 6. Boarmia Tr. Margo ant. areuatus, ext. ventricosus; _) et "] rotundati, L_ distinetus; limbi undulati; alae pulverulentae; puncta media ovata: linea limbalis interrupta. Vorderrand gebogen, Saum gebaucht, Vorderwinkel und Innenwinkel gerundet, Afterwinkel deutlich; Säume gewellt; Flügel bestäubt; Mittelpunkte eiförmig; Saumlinie unterbrochen gemondet.

Synopsis specierum. I. Linea submarginali non adumbrata, limbali continua, inter costas türgente Are DKLAE NEUE EIR PR: DEINENIREETRE PRBEN EEREEERREM ERRBEN OR SEHE II. Linea exteriore striolis arcuatis, limbum versus concavis composita Sartata. llI. Linea exteriore acute dentata, inferiore arcuata, submarginali adumbrata, limbali interrupta, ext. externe adumbrata. I. Umbra media cucullata, striolae medianae annulose con- juneta; linea exteriore superne recta, in 6 orthogonio- angulata; submarginali in 5, 6, S infra adumbrata, in 5

alarum post. ad limbum porrecta; subtus limbo in 3.dilutiore Gemmaria.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentriomalis.

Umbra media obsoleta, exteriore flavo-adumbrata, sub- marginali in 6 non adumbrata; limbali punctata. Subtus limbo non dilutius maculato

3. Duobus punctis dilutioribus lineam exteriorem comitantibus

1

10.

1R

12.

13.

Umbra media tenui, lineis nigris, in margine ant. reflexis;

striola subapieali obscura; linea limbali punctata

. Alae ant. macula albida extra umbram mediam posita, area basali albida, disco duabus striolis ornato; lineis nigerrimis I an ERERT NOTA

. Umbra media crassa, exteriore longe dentata, vix adum- brata, submargiali cucullata, in 6 externe adumbrata. Subtus apice dilutiore, badio-einetto . . 2.2...

. Linea inferiore et media subarcuatis, exteriore longius

distante; lineis al. post. approximatis, limbis infumatis,

lunulis limbalibus nigro-cinetis. Subtus lineis punctatis

. Linea submarginali in 3, 4 late albo-interrupta, in 6 minus adumbrata. Subtus linea exteriore geminata, limbo dilutius maculato DE WE TE Se Lineis aversatim albo-limbatis, eiliis divisis, linea sub- marginali vix adumbrata; subtus unicolor, tenuiter ad- spersa, lineis in margine ant. nigro-dilatatis, exteriore al. post. continua STE rt

Linea inf. obsoleta, submarginali duabus maculis signi- ficata; intervallo umbrae mediae et lineae exterioris obscurato; lineis strigulis arcuatis compositis, linea limbali innotata

Linea mediana et exteriore ad marginem int. infra medium acute conjunctis, linea ext. al. post. recta. Spatio inter lineam medianam et exteriorem fusco, ex- teriore sub apice nascente. Subtus dense badio-adspersa

il. Boarmia Nooraria Brem.

(p.121) 341

Crepuseularia. Biundularia. Psilogrammaria.

Leucophaea.

Roboraria,

Bimanaıne antımaculatorm.ın na En Lunifera. 8. Lineis in margine ant. dilatatis, submarginali ubique ad-

umbrata, cucullata, dissoluta; limbali maculata. Subtus

limbo immaculato . Abietaria.

Seceundaria.

Perwersaria.

Nooraria.

Crassestrigata.

Suifunaria,

Alae supra sordide flavescentes, viridi-fuseo-irroratae, limbo obsenriore: alae anticae striga interiore obsoleta, media et exteriore viridi-fuseis, macula

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 44

342 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 122)

media et linea submarginali duabus maeulis significata. Alae posticae duabus strigis viridi-fuseis. Spatio inter lneam mediam et tertiam obscurato. Subtus pallidior. Antennae pectinatae.

Schmutzig gelb, grünlichbraun bestreut, mit dunkleren Säumen; Vorder- flügel mit undeutlicher innerer, grünbrauner mittlerer und äusserer Querlinie, Mittelfleck und aus zwei Flecken bestehender Wellenlinie. Hinterflügel mit zwei grünbraunen Querlinien. Raum zwischen Mittelschatten und äusserer Querlinie verdunkelt. Unten lichter. Fühler stark gekämmt.

Amur (Ussuri).

2. Boarmia leucophaea Butler. (Ann. a Mag. of Nat. Hist. 1878 p. 395.)

Rhomboidariae similis, sed obseurior; alis ant. macula alba extra umbram mediam apicem versus posita, lineis distinete nigris, area basali et strigis nonnullis discoidalibus albidis ornatis. Lineis alarum posticarum approximatis, distinetis. Subtus pallide grisea, fasciis griseis et punctis mediis obseuris ornata. 1,11”.

Der Gemmaria ähnlich, aber viel dunkler; Vorderflügel mit weissem Flecke ausserhalb des Mittelschattens gegen die Spitze zu, scharf schwarzen Querlinien und weisslichem Wurzelfelde, sowie 1—2 solchen Strichen im Diseus. Linien der Hinterflügel genähert, scharf schwarz. Unten bleichgrau mit dunkel- grauen Querbinden und Mittelpunkten.

Yokohama.

3. Baormia lunifera Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878 p. 395.)

Roborariae propinqua, sed major et obscurior, lineis inferiore et mediana alarum antic. minus arcuatis, irregulariter signatis; exteriore magis distante: lineis alarum post. approximatis; limbis infumatis, linea limbali lunulata, lunulis nigro-einetis. Subtus grisea, umbra media et punetis mediis nigricantibus, margine antico pallidiore, duabus maculis nigris ornato; alis ant. duabus lineis griseo-punetatis, apice albido ornatis. 2,7”.

Der Roboraria verwandt, aber grösser und dunkler, die ersten beiden Querlinien der Vorderflügel weniger gebogen, unregelmässig gezeichnet, die dritte weiter entfernt; die beiden Querlinien der Hinterflügel genähert; alle

Säume angeraucht, die Saumlinie aus schwarz eingefassten Monden gebildet.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentriomalis. (p. 123) 343

Unten grau mit schwärzlichem Mittelschatten und solchen Mittelpunkten, bleicherem, mit zwei schwarzen Flecken gezierten Vorderrande und zwei aus grauen Punkten gebildeten Querlinien. Spitze weiss.

Yokohama.

4. Boarmia Suifunaria Christoph. (Bulletin de Moscou 1880 III. p. 74.)

Antennis 5 bipectinatis, © setaceis. Alis lutescente-albidis, fusco- adspersis, anticis strigis, linta submarginali, puncto medio strigaque posticarum alarum fuseis. (Christ) 16—18 mm. Linea inferiore subarcuata, subundulata; exteriore superne limbum versus flexa, deinde oblique retracta; ambabus badiis, distinetissimis; tertia e margine externo sub apice nascente, superne dentata, medio exteriori approximata, infra fusco-adumbrata, interdum obsoleta. Linea alarum post. subflexuosa, marginem int. versus incrassata, inferiore et sub- marginali vix notatis. Linea limbali nigra. Subtus densius adspersa.

Fühler des 3 doppelreihig gekämmt, des © borstenförmig. Flügel gelblich - weissgrau, schwarzbraun bestreut. Innere Querlinie sanft gebogen, wellig; äussere anfangs saumwärts gebogen, dann schräg eingezogen, beide sehr deutlich schwarzbraun. Eine dritte Linie beginnt unter der Spitze am Saume, ist anfangs gezackt und nähert sich in der Mitte der zweiten mehr oder minder. Der Zwischenraum beider ist braun ausgefüllt. Mittelpunkt schwarzbraun. Hinterflügel mit mässig geschwungener, gegen den Innenrand verdickter äusserer Querlinie, und Spuren der beiden anderen am Innenrande. Saumlinie fast schwarz. Unten dieht schwarzbraun gesprenkelt. Hinterschienen des 5 mit langem, eng anliegendem Haarpinsel.

Amur (Wladiwostok) Juni.

5. Boarmia crassestrigata Christoph. (Bulletin d. Moscou III. 1880. p. 75.)

Antennis 5 bipectinatis. Alis rufescente-griseis, anticis tribus strigis, prima curvata, media conjuncta cum postica obliqua fracta ad marginem in- feriorem; areis basali limbalique badiis, linea antelimbali undulata, intus albida; posticis macula media, strigis duabus dimidiatis lineaque antelimbali externe badiis. (Chr.)

Perversariae similis, sed linea mediana et exteriore ad marginem internum infra medium acute conjunctis (non maculose dilatatis), linea ex-

44*

344 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 124)

teriore alarum post. reeta, in margine int. inferiori approximata; linea limbali punetis separatis ornata.

Fühler des 5 doppelreihig gekämmt. Flügel rothgrau, Vorderflügel mit drei Querstreifen, der innere gebogen, der mittlere mit dem äusseren ver- bunden, welcher schief und am Innenrande gebrochen ist. Wurzel und Saum- feld schwarzbraun, Wellenlinie gewellt, nach innen weisslich. Hinterflügel mit Mittelfleck, zwei schwarzbraunen Querlinien und Wellenlinie. Von Per- versaria dadurch verschieden, dass der Mittelschatten sich mit der äusseren Querlinie innerhalb der Flügelmitte in scharfer Spitze (nicht in einen Fleck gespalten) vereinigt, die äussere Querlinie der Hinterflügel gerade und waagerecht über die Flügelmitte läuft, so dass sie am Innenrande der inneren (Querlinie sich nähert: endlich durch die aus getrennten Punkten bestehende Saumlinie. Die Flügel sind reichlich mit braunen Atomen bestreut, die Querlinien oft nur auf den Rippen notirt, der längliche Mittellleck gross, aber undeutlich, auf den Hinterflügeln hell. Franzen gescheckt. Unten

dunkelbraun. 19 mm.

Amur (Wladiwostok) Juni.

6. Doarmia Respersaria Hb. Perspersata Tr.

Coerulescenti-cinerea, externe ferrugineo-inflata, lineis et umbra media fuseis, dentatis, media puncta includente: linea submarginali acute dentata, dissoluta, paulum adumbrata. Linea limbali continua, intercostas turgente. Ciliis divisis, sericeis. Subtus testacea, punctis mediis distinctis, alis ant. Jinea exteriore ornatis, postieis fusco-irroratis.

Bläulich aschgrau, saumwärts roströthlich schimmernd, @Querlinien (und Mittelschatten) gezähnt, braun, der letztere die Mittelpunkte einschliessend: Wellenlinie (hell), spitz gezähnt, auf den Rippen unterbrochen, nur von dem rostbraunen Schimmer beschattet. Saumlinie zusammenhängend, zwischen den Rippen verdickt. Franzen getheilt, seideglänzend. Unten lehmgrau, mit deutlichen Mittelpunkten, äusserer Q@uerlinie der Vorderftlügel und dunkler besprengten Hinterflügeln.

Mittelmeergebiet.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 125) 345

(Mill. wies nach, dass Zespers. nach ihrer Raupe kein @nophos sein könne: ich füge bei, dass dies nach dem gebogenen Vorderrande und Mittel- schatten auch seine Richtigkeit hat.)

Raupe: Mittellang, eylindrisch, ohne Erhabenheiten und Seitenkante, mit kleinem Kopfe, die letzten Segmente etwas niedriger. Weinröthlich- braun, schwarz gekörnt. Gefässlinie durch je zwei gelbe Striche auf der Vorderhälfte der ersten drei Ringe angedeutet. Stigmatale breit, weisslich, von schwarzen Punkten unterbrochen. Bauch rosa, die Ringe durch je zwei braune Halbmonde bezeichnet. Auf dem 4. bis 7. Ringe die schwarzen Trapezoidpunkte sichtbar. Vor den Nachschiebern zwei dicke gelbe Punkte. Stigmata weisslich. Kopf und Bauchfüsse schwarz punktirt, Brustfüsse an den Endgliedern schwarz. Auf Rhamnus alaternus L. Sie sitzt bei Tage an den niederen dicken Aesten. Verwandlung tief in der Erde in Erdgehäusen. Entwickelung nach 15—20 "Tagen Ende Mai.

„Der Schmetterling“, schreibt Himmighoffen aus Barcelona, „hält sich hauptsächlich in ausgetrockneten Betten der wildesten Ströme auf; das leiseste Geräusch schreckt ihn auf. Sein Flug ist rasch, ruck- weise, das Auge kann ihn kaum verfolgen, bis er sich wieder gegen einen Felsen oder an ein Blatt setzt. Man fängt ihn meist zerrissen. Er setzt seine Eier in Gruppen von 4—6 Stück an die Aeste ab. Dieselben schlüpfen erst nach 9 Monaten aus. Die Raupe hängt sich Nachts, nachdem sie gefressen, an einem langen Seidenfaden herab, um ihren

kriechenden Feinden zu entgehen.“ (Mill.)

7. Boarmia Sartata Tr.

Maxima, 45 mm, einerea, pulverulenta, alae ant. quatuor, post. tribus lineis transversis, umbra media distinetissima; linea exteriore rotunde limbum versus concave cuspidata. Subtus quatuor maculis mediis et duabus maculis dilutioribus submarginalibus, ut Sibiriatae.

Sehr gross, bis 45 mm, staubig aschgrau; Vorderflügel mit vier, Hinter- flügel mit drei Querlinien; Mittelschatten deutlicher als bei allen anderen Arten; äussere Querlinie mit runden, saumwärts concaven Zacken. Unten mit vier Mittelflecken und zwei hellen Flecken vor dem Saume, wie bei Sibiriata.

Siid-Europa. Kleinasien. Syrien.

346 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 126)

S. Boarmia crepuscularia Hb. Pack.

Consonaria Hw. Wd. Defessaria Frr. Albicans, badio-pulverulenta; signata ut Gemmaria, sed umbra media vix conspieua, punctis mediis obsoletis, umbris flavescentibus lineas comitan- tibus; linea submarginali acute dentata, in quatuor alis ubique adumbrata, exclusive in cell. 6. Linea limbali punctis ornata. Subtus einerea, obseurius nebulosa, lineis obsoletis, limbo immaculato. Antennis 5 breviter pectinatis. Weisslich, schwarzbraun bestäubt; Zeichnung wie bei Gemmaria, jedoch der Mittelschatten kaum sichtbar, Mittelpunkte undeutlich, Linien von gelb- lichen Schatten begleitet, Wellenlinie besonders beim © spitz gezähnt, auch auf den Vorderflügeln innen ganz beschattet, mit Ausnahme der Zelle 6. Saumlinie nur mit Punkten besetzt. Unten hell aschgrau, dunkler gewölkt, Linien undeutlich, Saum ohne helle Flecken. Fühler des 5 kurz gekämmt, © viel grösser. Im Februar und März an den Baumstämmen. Central- und Nord-Europa. Piemont. Corsica. Russland. Bithynien. Amur. Nord - Amerika. Ei: Grün oder weisslich, von Haaren geschützt, welche das © im Leibe neben dem Eierstocke verborgen hält. (Chretien.) Raupe: Silbergrau mit dunklen Streifen, das 2. und 4. Glied verdickt. Auf Laubholz. Puppe: Schlank, braun, mit grünlichen Flügelscheiden und feiner After- spitze. Verwandlung in der Erde. Zwei Generationen. Bachstein fand die Raupen bei Dresden gesellschaftlich und sehr

verschieden gefärbt einen Waldplatz abweidend.

Var. Biundularia Bkh. Esp. . Flavescens, minus conspersa, lineae transvers. ochraceo-adumbratae, nigerrimae;

puncta limbalia nigerrima.

England. Frankreich. Im Erzgebirge ausschliesslich.

9, Boarmia Gemmaria Brahm. Rhomboidaria Hb. Tr. Dup. Frr. Gn. Consobrinaria Hw. Wd. Grisea, Hlavescenti-brunneo-infuscata; linea inferiore arcuata, mediana

cucullata, strigulae mediae annullatim conjuneta; exteriore in 6 angulata,

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 127) 347 Y |

dentata, marginem internum versus Jineae medianae approximata, umbra comitante. Linea submarginali albieante, in 5, 6, 8 badio-adumbrata, in 5 alarım post. ad limbum pertinente. Linea limbali triangulariter Iunulata. Cilüs divisis et externe variegatis. Subtus ochraceo-albicante, area limbali apice et

cellula 3 praeclaris, ceterum fusca, punetis mediis quatuor fuseis.

Grundfarbe hellgrau, durch dichte gelbbraune Sprenkel verdüstert; innere Querlinie gebogen, mittlere gekappt und mit dem Mittelstriche zu einem Ringe vereinigt, äussere am Vorderrande gerade, dann plötzlich saumwärts vorspringend und auf Rippe 6 rechtwinklig geeckt, gezähnt, gegen den Innen- rand dem Mittelschatten genähert, von einem feinen Schatten begleitet. Wellen- linie von der Grundfarbe, nach unten wenig beschattet, in Zelle 5, 6 und 8 nach innen schwarzbraun angelegt, auf Rippe 5 der Hinterflügel bis zum Saume vorgestreckt. Saumlinie mit dreieckigen, an der Basis concaven schwarz- braunen Monden. Franzen getheilt, nach aussen gescheckt. Unten ocker- gelblich-weiss, Saumfeld mit heller Spitze und Zelle 3, im Uebrigen dunkel- braun. Mittelpunkte ebenso. Flügel sparsam bestreut. (@uerlinien nur durch schwache Schatten angedeutet.

Central- und Süd-Europa. Asien.

Raupe: Auf dem 5. Ringe mit dreitheiligem Seitenhöcker, welcher in der Abbildung Hb’s. (Rhomboidaria) fehlt. Sie ist polyphag auf Bäumen und Sträuchern. Kopf zweihöckerig, hellgraubraun, schwarz eingefasst. Körper braungrau mit Rautenflecken und Seitenstrichen, in der Mitte dunkler. Weissliche gewellte Seitenlinien. Auf dem ersten Ringe zwei Erhöhungen. Verwandlung in der Erde.

Puppe: Dunkelbraun, glänzend. (Brahms.)

Ab. Abstersaria Bdv. Gn. Dilutior, albicans. (Staud.) Pyrenäen. Ab. Fimbriaria Steph. Wood

Area limbali nigricante.

Ab. Perfumaria Knaggs. Rhomboidaria Steph. Wd.

Major, obscurior, alis distinctius strigatis.

348 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 128)

Ab. Fallentaria Stdgr.

Area media albicante, basalı et limbali obscurioribus, media valde dentata, in margine ant. obtusius angulata. Macula media oblonga. Alis postieis albicantibus, pluribus lineis obscuris aqueatis ornatis.

Kleinasien.

Ab. Australaria Curt. p. 113.

Öchracescens, lineis distinctioribus. (Mill.)

Ab. Millierata m.

Infumata, lIimeis distinctissimis, area limbali nigricante, alarum post. lineam sub- marginalem dilutiorerm includente. Macula media non pupillata, margini antico cohaerente, nigra. (Mill. I. p. 180.)

Var. Buwicolaria Mabille. (Ann. de la Soc. Ent. de Fr. 1872. p. 490.)

Testacea, alis velutinis; linea inf. rufa, e macula nigra nascente; mediana obsolete rufo-notata; ext. obliqua nigra, maculosa, ferrugineo-adumbrata, im 6 angulata, superne concava. Linea submarginali albida, utrinque adumbrata, praecipue m 4—6.

Var. Displicens Butler.

Obseurior, loco macularum pallidarum alba, tribus lineis 5 fere aequidistantibus, mediana exteriori non conjuncta, lineis alarum post. longius distantibus. 1,5”.

Japan.

10. Boarmia secundaria Esp.

Albicanti-grisea, 5 flavescenti-brunneo-nebulosa; alis ant. lineis Gem- mariae, sed exteriore 3 longius dentata, punetis mediis in umbra media laten- tibus; Iinea submarginali in cellula 3 et 4 albicanti-interrupta, infra obseurius adumbrata in 4, 5, 7, S etin 5 alarım posticarum. Ciliis variegatis. Antennis 3 pectinatis, © filiformibus.

Weissgrau, nur der 3 gelbbraun schattirt; die Zeichnung der Vorder- flüigel wie bei Gemmaria, aber die äussere Linie besonders beim 5 länger gezähnt, scharf schwarz; Mittelpunkte im Mittelschatten versteckt; Wellenlinie in Zelle 3 und 4 breit weisslich unterbrochen, nach innen braun beschattet, besonders in Zelle 4, 5, 7, S und in 5 der Hinterflügel. Franzen gescheckt. Fühler des 5 gekämmt. Flügel sparsam schwarz bestreut, Wellenlinie der Hinterflügel kaum sichtbar, Hinterleib schwarzgrau geringelt. Unten gelbgrau, Flecken am Saume wie bei Gemmaria, hintere @uerlinie doppelt, äussere Hälfte auf Vorderflügel in Flecken aufgelöst.

Deutschland. Schweiz. Griechenland.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 129) 349

kaupe: Schlank, glatt, nach vorn dünn, graubraun mit rautenförmigen kückenflecken und Seitenlinie. Kopf dreieckig, vorn abgeplattet. Auf Fichten.

Puppe: Schlank, schwarzbraun, mit feiner Endspitze. Verwandlung in der Erde. (Tr.)

11. Boarmia abietaria Hb. Gemmarta abietis Esp.

Flavescenti-grisea, brunneo-irrorata; alis ant. signatis ut Gemmaria, sed linea submarginali cucullata, badio-adumbrata; linea exteriore et umbra media in margine antico dilatatis. Linea limbali rotunde maculata. Subtus flavescenti-grisea, lineis al. ant. distinetis, post. obsoletis, limbo immaculato.

Grundfarbe gelbgrau, dicht kastanienbraun gestrichelt; Vorderflügel gezeichnet wie Gemmaria, aber die Wellenlinie nicht spitzig gezähnt wie bei dieser, sondern rund gekappt, schwarzbraun ausgefüllt, in einzelne Flecken aufgelöst; Linien am Vorderrande verdickt. Saumlinie halbrund gefleckt. Unten gelblich, @Querlinien der Vorderflügel deutlich, der Hinterflügel ver- loschen, Saum ohne die hellen Flecken der @emmaria und Secundaria. Franzen gescheckt, seideglänzend. Fühler braun gekämmt. © grauer.

Central-Europa. England. Petersburg.

Raupe: 1” lang, braungelblich, auf den mittleren Ringen mit fünf helleren Rauten, von denen die hintere Begrenzung stärker ist. Auf dem letzten Gelenke zwei helle Spitzen und zwei dunkle Punkte daneben. (Rössler.) Nach vorn verjüngt, vom fünften Ringe an mit niedrigen nach hinten gerichteten Erhöhungen. Auf Fichten.

Puppe: KRothbraun mit zwei feinen Afterspitzen. Verwandlung in der Erdes (Tr.)

Var. Sericearia Curt. Wd. Gn.

Obscurata, minus flavo-mixta; lineis transversalibus solum in margine ant. distinetis; punctis medis distinctis.

Süd- England.

12. Boarmia roboraria Schift.

Maxima species; grisea, badio-pulverulenta, signata ut Gemmaria, sed

umbra media crassiore, praecipue alarum post., linea exteriore longius dentata,

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 45

350 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 130)

umbrose geminata, linea submarginali ceucullata, in 5, 7, S infra, m 5 et 6 extra badio-adumbrata, alarım post. distineta, infra ubique adumbrata.

Die grösste Art; hell aschgrau, schwarzbraun bestäubt, gezeichnet wie Gemmaria, aber der Mittelschatten besonders der Hinterflügel dicker braun, die äussere Linie länger gezähnt, von einem Schattenstreifen begleitet; Wellenlinie gekappt, auf den Vorderflügeln in Zelle 5, 7, S innen, in 5 und 6 aussen, auf den Hinterflügeln überall innen schwarzbraun beschattet. Unten gelbgrau, die helle Spitze von einer schwarzbraunen Wolke umgeben, Mittel- punkte stark, hintere Querlinie auf den Rippen verdickt.

Central-Europa. Livland. Finnland. Italien. Russland. Amur.

Raupe: Im Herbst an Laubholz, anfangs an den Zweigen, später an der Erde überwinternd. Im Mai erwachsen. Verwandlung an der Erde. Rindenfarbig. Auf dem fünften Ringe eine Rücken-, auf dem sechsten Ringe eine Bauchwulst, an den übrigen Ringen Warzen, auf dem elften zwei Fleischspitzen. Auf Eiche. Verwandlung in der Erde.

Puppe: Schwarzbraun mit zwei langen Endspitzen.

Var. Kidsicola m.

Alis ant. angustioribus, lunula media al. ant. distinctiore, albida, nigro -cincta, lineis distinetioribus, linea limbali distinetius striolata; alis postieis umbra media lata, recta, nigra, linea submarginali obsoleta. Subtus albidior, apice non obscurato,

Amur (Kidsi, Schrenk).

13. Boarmia Biundularia De Vill. Bkh.

Grisea, fusco-adspersa. Linea transversales dentatae, fuscae, exteriore limbum versus adumbrata, duobus punctis griseis sequentibus. Linea submar- ginali albida, basim versus adumbrata; linea limbali nigro-punctata. Ciliis griseis. Antennis 5 tenuiter pectinatis.

Weissgrau, braun besprengt. Querlinien gezackt, braun, die äussere von einem Schatten begleitet, in welchem zwei hellgraue Punkte stehen. Wellenlinie weiss, nach innen dunkel angelegt. Saumlinie schwarz punktirt. Franzen hellgrau. Hinterflügel mit einer braunen Zackenlinie, dem Schatten dahinter und der Wellenlinie. Fühler sehr fein gekämmt mit weissgrauem Schafte und hellbraunen Kammfasern.

üngland. Deutschland.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 131) 351

Raupe: Kopf rund, vorn platt, oben etwas gekerbt und marmorirt. Die Farbe wechselt je nach dem Futter; braune Subdorsallinien, in der Mitte 3— 4 braune Winkelflecken, dazwischen eine doppelte Dorsallinie. Vor der Schwanzklappe ein kleiner Höcker. Das dritte Paar der Brustfisse nur halb so stark wie die anderen. Kopf und erste Ringe zusammen- gezogen, Seiten runzlig. Verwandlung in der Erde.

Puppe: Rothbraun, mit gegabelter Endspitze.

Auf Weiden und anderen Gesträuchen. Doppelte Generation.

14. Boarmia perversaria Bdv.

Violaceo-cinerea, lineis transvers. nigris, interiore antice, exteriore postice albido-limbata. Secundariae similis, sed alae ant. obtusiores, ciliis obscure divisis, Jinea submarginali minus adumbrata. Linea exteriore alarum ant. in costa 6 acutius dentata. Subtus grisea, obsceurius limbata.

Violett aschgrau, hell rehbraun schattirt mit scharf schwarzen, abgekehrt weisslich gesäumten Querlinien. Der Secundaria ähnlich, aber mit stumpferen Vorderflügeln, dunkel getheilten nicht gescheckten Franzen, in Zelle 4 und 5 der Vorderflügel und auf den Hinterflügeln schärfer geeckter, wenig beschatteter Wellenlinie, von Rippe 6 der Hinterflügel gerade zum Innenrande laufender äusserer Querlinie und hellgrauer, breit dunkel gesäumter Unterseite. Der äussere Arm der Querlinie ist hier zusammenhängend, während er bei Secund. punktirt ist; die ganze Flügellläche einfarbiger, nur fein gesprenkelt, die Anfänge des Mittelschattens und der äusseren Querlinie am Vorderrande breit schwarz.

Var. Correptaria Zeller.

Alis subrufescenti-cinereis; anterioribus strigis duabus nigris obliquis e dorso attenuatis, posteriore in venis denticulum exserente, ante costam obliterata; strigula media nigra.

Flügelgestalt und Grundzeichnung wie Rhombordaria. Röthlichbraungrau, gegen den Saum am meisten bestäubt, auch am Vorderrande. Zwei Querlinien entspringen dick, die hintere gabelförmig auf dem Innenrande. Beide erreichen den Vorderrand nicht und legen sich sehr schief; Querlinie 2 convergirt gegen den Saum, ist gerade und auf den Adern gezähnt. Mittelstrich. Wellenlinie hell, verloschen. Saumlinie zwischen den Rippen verdickt, gemondet. Vor der Spitze zwischen ihr und der Wellen- linie ein dunkler Fleck. Franzen bräunlich, nach aussen heller.

Kärnthen. -Wallis. Piemont. Dalmatien. Pontus.

45*

352 G. Freih. v. Gumppenberg. (p. 132)

15. Boarmia Pstilogrammaria Zell. Pack. (Verh. d. z. b. V. 1872 p. 490.)

Tibiis postieis penieillo longo instructis; abdominis segmento primo albido, in basi nigro; alis fuscescenti-einereis, ant. subelongatis, strigis duabus tenuibus nigris, superne valde postice flexis, omnium subtus strigula venae transversae fusca nebulaque fuscescente ante marginem posticum, auteriorum apice pallido.

Am besten neben Rhomboidaria zu stellen. Rückenschild mit lockeren gelblichgrauen Schuppen reichlich bekleidet, der Halskragen hinten braun gesäumt und die Flügel in der Hälfte mit einem Bogenstriche bezeichnet. Hinterkopf grau, Stirn dunkelbraun, Fühler weniger lang gekämmt als Rhomb. Hinterschienen fast dreimal so lang als die Schenkel, mit langem blondem Haarpinsel. Hinterleib den Afterwinkel etwas überragend, das erste Segment weisslich, Wurzeldrittel schwarzbraun. Vorderflügel 64,” lang, mit ver- längerter Spitze wie bei cinctaria. Grau mit schwacher gelblicher Bei- mischung. Vorderflügel mit zwei feinen schwarzen Querstreifen, welche oben stark zurückgekrümmt sind. Mittelschatten schwach. Wellenlinie gezackt, hell, über ihr unter der Spitze ein dunkler schiefer Strich. Saumlinie punktirt, die Punkte durch feine Linien verbunden. Franzen kaum merklich gescheckt. Saum der Hinterflügel etwas gewellt, Zeichnung wie die der Vorderflügel, Mittelschatten nur bis zum Discus, Wellenlinie undenutlich. Unten am Vorder- rande gestrichelt, vor dem Saume mit Nebelbinde, welche in der Flügel- spitze einen gelblichen Raum abgrenzt.

Var. Fraudulentaria Zeller.

Alis ant. magis acuminatis, margine externo rectiore, alis nusquam tlavido-mixtis, umbra media distinetiore, punctis mediis absentibus, linea exteriore e macula nascente, alis post. linea inferiore ornatis, subtus sine fascia nebulosa submarginali.

Texas.

(Vorstehende Beschreibung Zeller’s weicht wesentlich von der späteren Packard’s ab, welche auch Z. bei semer Psilogrammaria nicht eitirt. Es ist daher

zweifelhaft, ob beide Autoren dieselbe Art vor sich hatten.) Genus LXXVII. Selidosema'!) Hb. Ld.

Margo ant. rectus, ext. ventricosus, _| 1 L_ subrotundati: limbi undulati; alae post. una, ant. duabus lineis, interdum umbra media, semper

1) oe)is Saum, one Zeichen.

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 133) 353

punctis mediis ornatae, vel obsolete signatae, irroratae. Linea limbali punctata vel innotata. Ciliae striatae. Antennae plerumque pectinatae.

Vorderrand gerade, Saum gebaucht, alle Winkel abgerundet, aber nicht vollständig gerundet; Säume gewellt; Hinterflügel mit einer, Vorderflügel mit zwei Querlinien, manchmal mit Mittelschatten oder undeutlichen Linien, immer mit Mittelpunkten. Saumlinie punktirt oder wunbezeichnet. Franzen gestreift. Fühler meist gekämmt.

(Sel. Ericetaria unterscheidet sich von Dumetata durch den nur schwach gewellten Saum der Vorderflügel, die abgerundete Spitze, die nicht gezackte äussere Querlinie, die innen beschattete Wellenlinie und die gekämmten Fühler.)

Europa, Asien, Nord- Afrika, Nord- Amerika.

Synopsis Specierum. I. Umbra media conspieua.

a. Linea inf. obsoleta. l. Linea ext. macula marginis ant. significata, submarginali

infra'badio-maculatan .ı. men. I WBricetara.

[57

Linea int. obsolete bilobata, ext. flexuosa, punctata, sub- marginali in 3, 6, 7 dentata, utrinque brunneo-adumbrata Granctaria. 3. Linea inf. punctata, ext. maculis nigris interrupta, interdum dentata; submarginali in limbo nigro confusa vel inter COStAS MaCH ala en 2 wre m elemente, e Oliveirata, 4. Lineis in margine ant. tribus maculis significatis; fascia limbalı fusca infra bisinuata, duabus maculis dilutioribus interrupta; fascia media al. post. externe punctata . . . Sordida. b. Linea inf. medio obtuse angulata, mediana macula marginis ant. significata, exteriore badia, flexuosa, spatio inter eam et submarginalem brunneo, costis griseis . . . 2 2.2.2.2... Fineularia. II. Umbra media absente. 1. Linea inf. obsoleta, ext. lata, violacea, irregulariter curvata; lunulis medis distinetis; antennis eiliatis, limbo alarum post. SUbundwlatoh an ger Sea lu ruNeraria: 2. Linea inf. macula marginis ant. significata, ext. obsoleta, in marg. ant dilatata; submarginali in marg. ant. notata; limbali punctata; margine ext. alarum post. in 5 subsinuato. a. Violaceo-grisea, subtus area limbali alarum ant. cinerea, alis post. brunneis, area media ochracea . . . . . . Semicanaria,

b. Fusea, subtus area limbali brunnea . . 2. 2.2.2.2... Cerataria.

354 C. Freih. v. Gumppenberg. (p. 134)

3. Linea inf. obsoleta, area limbali $ dilutiore, © macula medio

ornata; linea ext. alarum post. interrupta, ciliis variegatis. . Inturnaria. 4. Fascia inf. curvata badia, obliqua, infra ferrugineo-adumbrata,

ext. bisinuata, adumbrata, alarum post. subreeta. Cilüs fulvis.

Alisgpost.rdensesstrolausuge re a GI ESSamah

1. Selidosema sordida Butler. (Ann. a. Mag. of Nat. Hist. 1878. p. 406.)

Sordide alba, alis ant. limbo pallide fusco; margine antico tribus maculis fusejs, tertia obliqua ornato. Limbo infra bisinuato, duabus maculis griseis interrupto. Linea limbali nigro-punctata. Alis posticis area basali srisea, fascia lJata mediana obscura, angulata, externe punctis nigris terminata et puneta media includente ornatis. Margine ant. fusco-maculato. Macula ad discum et striga ad angulum analem hrunneis. Abdomine pallide brunneo, antennis nigro-pectinatis.

Schmutzig weiss, Vorderflügel mit graubraunem Saumbande, welches nach innen unregelmässig zweibusig ist und von zwei hellgrauen Flecken in der Mitte und am Innenwinkel unterbrochen wird. Vorderrand mit drei grau- braunen Flecken, der dritte schmal und querstehend, Saumlinie schwärzlich gefleckt. Hinterfügel an der Wurzel grau, Mittelband dunkler, geeckt, nach aussen von schwarzer Punktreihe begrenzt, den Mittelpunkt einschliessend. Vorderrand graubraun gefleckt; ein Fleck im Discus und ein Strich am Afterwinkel lohbraun. Leib bleichbraun, Fühler schwärzlich gekämmt. Unten weisslich braun, grau gescheckt, mit schwarzen Mittelpunkten, Vorderflügel mit einem Vorderrandsfleck in der Mitte und grauem gebogenen Striche im Diseus. 71,3”.

Hakodate.

(Die Type dieser Art war etwas abgeflogen, und ist daher möglich, dass bei frischen Exemplaren die Vorderflügel eine braune Binde führen. Butler.)

2. Selidosema glessaria Christ. (Horae ent. S. R. 1876. p. 259.)

Alis ant. dilute flavis, striolis transversis fuscis adspersis, macula

media strigisque duabus obliquis, interiore curvata, exteriore biarcuata et posti-

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 135) 359

carum obliqua, directa, fuscis, prima, intus, secunda anticarum et media striga posticarum late rufo-fusco-adumbratis; eiliis luteo-fuseis. 20 mm.

Gelb, mit am Vorderrande und auf den Hinterflügeln dichter stehenden braunen Querstrichelchen. Vorderflügel mit zwei dunkelbraunen Querbinden, die innere stark gekrümmt, schräg einwärts gerichtet, bleich braunroth wurzel- wärts beschattet; die äussere zweimal ausgebuchtet, am Innenrande breiter, ebenfalls dunkel angelegt. Mittelfleck schwärzlich. Auf den Hinterflügeln eine fast gerade, schräge Binde, nach aussen beschattet. Hinterflügel stärker gestrichelt, mit etwas gewelltem Saume. Franzen braungelb. Unten Vorder- flügel gelbbraun, im Mittelraume schwärzlich, die hinteren ockergelb, mit kaum durchscheinenden Binden.

Persien (Kurusch) an kräuterreichen Abhängen mit Alchemilla. Turk- menien. Daghestan.

(Christoph theilte Glessaria dem Genus Aspilates zu; wenn aber die Abbildung bezüglich des Flügelumrisses nur einigermassen zutrifft, so muss @less. zu Selidosema gezogen werden. Allerdings hat der Iconograph die innere Querlinie und den Mittelfleck gänzlich ignorirt!)

3. Selidosema Gruneraria Staud.

Cinerea, fusco-irrorata, punctis mediis in alis post. minus conspicuis, strigaque exteriore badio-fuscescentibus, subtus Jutescentihus; alis post. sub- undulatis.

Steht der Poggearia sehr nahe, ist aber grösser. Fühler des 3 sehr kurz bewimpert. Hinterflügel schwach gewellt. Aschgrau, mit bräunlichen Atomen bestreut, besonders gegen den Saum. Mittelmonde der Vorderflügel deutlich, dahinter eine breite chocoladefarbene Aussenlinie, die etwas unregel- mässig gebogen, aber weder gezackt, noch punktirt ist. (Innere Querlinie sehr schwach.) Unten viel lichter, schmutzig lehmgelb, mit vielen dunklen Atomen, nur die Franzen grau. 33—36 mm.

Taygetos-Gebirge im Peloponnes.

(Beim © ist die Querlinie gelblich aufgeblickt, schwach gewellt.)

4. Selidosema ericetaria Vill. Brunnearia Vill. Roraria F. Mant. Vespertaria Esp. Plumaria SV. Hb. Tr. Dup. Fır. Gn.

Violaceo-grisea, paulum brunneo-irrorata, limbis late brunnescentibus, lineis vix conspieuis, mediana distinctiore, exteriore in margine antico notata;

356 C Freih. v. Gumppenberg. (p. 136)

linea submarginali infra badio-adumbrata; punctis mediis alarım ant. magnis badiis. Limbus al. post. in 4 et 6 porreetus. Antennis longe plumosis. Subtus ochracea, fusco-irrorata.

Uhoeoladegrau, Säume breit gelbbraun angelaufen; Flügel sparsam braun bestreut, mit schwach angedeuteten Querlinien, die äussere nur durch Vorder- randsfleck, die mittlere die deutlichste. Wellenlinie nach innen schwarzbraun- fleckig beschattet, im braunen Saume verloren. Mittelpunkte der Vorderflügel gross, schwarzbraun. Saum der Hinterflügel auf Rippe 4 und 6 höher gewellt. Fühler breit gefiedert. Unten ockergelb, dicht braun gestrichelt.

Uentral-, West- und Ost-Europa. Armenien.

kaupe: Dick, walzig, das Gesicht senkrecht stehend; blasslila mit gelber Zeichnung, Kopf gelblicher. Rückenlinie doppelt, dunkellila, im letzten Dritttheile der mittleren Ringe zu einem dunklen Fleck verstärkt. Sub- dorsalen gelb, nach innen blau eingefasst. Je vier mit einem kurzen Haare versehene dunkle T'rapezwarzen. Der Raum unter der Subdorsale bis zur Seitenlinie dunkler lila mit einer dunkleren Längslinie, zwischen dieser eine gelbliche Linie. Bauch lila mit feinen gelben parallelen Linien. (Rössler.) Sie lebt nach Tr. auf Lotus Dorycnium, nach Em. an Haidekraut, nach Sand an Genista, nach Rössler auf Vieia. Ab. Pyrenaearia bdv. Dup. Gn.

Violaceo-grisea, alae ant. fascia media nigricante, fascia marginali subnulla (Staud.).

Leberbraun, Saum kaum dunkler; Wellenlinie gewöhnlich weiss und gezähnt; Mittelschatten gut ausgedrückt, gebogen, den Mittelpunkt enthaltend. Unten eintöniger.

Ost-Pyrenäen, Spanien.

5. Selidosema Cerataria Gn.

Semicanariae similis, sed antennis lamellis longis, crassis, non plumosis. Obseurius griseo-brunnea quam Tibiaria. Apice alarum 5 porrecto, margine alarum posticarum in 5 paulum sinuato. Subtus brunnea, irrorata, umbra puncta media superante, limbo late brunneo. Linea exteriore in 4 angulata, distinctius quam Semicanariae.

Der Semicanaria ähnlich, aber die Fühler des 5 mit langen, dicken, nicht gefiederten Lamellen. Dunkler graubraun als Tibiaria. Spitze der

Vorderflügel beim 5 vorgezogen, Einbuchtung der Hinterflügel auf Rippe 5

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 13%) 35%

geringer. Unten rothbraun, besprengt, mit einem Schatten über dem Mittel- punkte und breit dunkelbraunem Saume. Die hintere Querlinie in Zelle 4 gebrochen, stärker als bei Semicanaria. (1 3.)

Messina im April. (Zeller.)

6. Selidosema Granataria Rhr.

Ochracea, limbum versus brunnescens; linea inferiore obsolete bilobata, mediana fusca, trieuspide, interrupta; exteriore Hexuosa, punctata; submarginali lata, ochracea, in 3, 6, % dentata, utrinque brunneo-adumbrata. Alis posticis in margine interno brunneo-striolatis; umbra media interrupta, punctis mediis parvis, et linea submarginali dentata utrinque adumbrata ornatis. Ciliis striatis, extra obscurioribus. Antennis pectinatis.

Ockergelb, gegen den Saum zu ockerbraun; innere Querlinie undeutlich zweilappig, mittlere diek ockerbraun, dreizackig, unterbrochen: äussere ge- schwungen, punktirt; Wellenlinie breit, ockergelb, auf 3, 6, 7 gezähnt; beider- seits braun angelegt. Hinterflügel am Innenrande braun gestrichelt, mit unter- brochenem Mittelschatten, kleinen Mittelpunkten und gezähnter, beiderseits braun angelegter Wellenlinie. Franzen gestreift, äussere Hälfte braun. Fühler gekämmt.

Andalusien.

7. Selidosema Oliveirata Mab. (Annales de la Soc. ent. d. Fr. 1876. p. CIX.)

Alis einereo-fuscis cum lineamento ad costam basilari, punctiformi et duabus faseiis transversis, nigris; quarum altera in media ala, signo costali nigerrimo, in parte superiore sinuosa, inferius coaretata: altera autem margi- nalis lata, maculis nigrioribus intersecta, quatuor alis communis, aliquando- gracilis, dentato-sinuata; spatio marginali nune nigro et vix fascia discreto, nune dilutiore et maculas nigras inter nervos sitas offerente. Limbo posticarum vix fasciae discalis signatura tincto; fimbria grisea. Subtus color alae dilutior est, et vix Jineas superioris paginae referens. (Mabille.)

Bräunlich aschgrau, Vorderrand an der Wurzel punktirt; zwei schwarze Querbinden, wovon die eine den Mittelschatten bildend am Vorderrande aus einem schwärzeren Fleck entspringt, oben eingebuchtet, unten gebogen ist; die andere breit, von schwärzeren Flecken unterbrochen, über alle Flügel laufend, manchmal zart, gezähnt. Saum bald schwarz und kaum von der

Nova Acta LVIII. Nr. 4. 46

358 ©. Freih. v. Gumppenberg. (p. 138)

Binde abstechend, bald heller mit schwarzen Flecken zwischen den Rippen. Saum der Hinterflügel mit Spuren des Mittelschattens. Franzen grau. Unten heller, kaum gezeichnet.

Lusitanien (Conimbrica).

Aberr. Mittelschatten scharflinig, aussen roth beschattet, Saumbinde fast unterbrochen, von Punkten begrenzt.

(Sie ist der Granataria Rbr. nahe, noch näher der Ericetaria var. pyrenacaria).

8. Selidosema Vincularia Hb.

Violaceo-grisea, paulum fusco-adspersa; linea inferiore medio obtuse angulata, exteriore flexuosa, badiis: spatio inter lineam exteriorem et sub- marginalem approximatam brunneo, costis griseis. persecato, in margine antico obseurato. Macula media obliqua oblonga badia, maculae minori marginis antici cohaerente. Linea limbali punctata, submarginali dilutiore, in 6 obtuse angulata. Ciliis striatis. Antennis hreviter pectinatis. Subtus cinerea, fusco- adspersa, innotata: linea limbali eontinua.

Veilgrau, sparsam braun besprengt; innere @uerlinie in der Mitte stumpf geeckt, die äussere stark geschwungen, schwarzbraun; Zwischenraum von äusserer Querlinie und Wellenlinie kastanienbraun ausgefüllt, von den grauen Rippen zerschnitten, am Vorderrande verdunkelt. Mittelfleck schief, länglich, schwarzbraun, mit einem kleineren des Vorderrandes nur durch den Ursprung der Rippe 6 getrennt. Saumlinie punktirt, Wellenlinie heller, auf Rippe 6 stumpf geeckt. Franzen eintönig aschgrau, braun gesprenkelt, ohne Zeichnung. Saumlinie ununterbrochen. Fühler fein und kurz gekämmt.

Raupe: In der Jugend schwarz mit weisslichen Rückenflecken. Erwachsen lang, an beiden Enden etwas verdünnt, die Ringe gewölbt, perlschnur- artig aneinandergereiht, auf dem 4., 5. und 11. Ringe mit kleinen zwei- spitzigen Erhöhungen, an den Seiten kantig und querfaltig, gewöhnlich dunkel weinroth. Gefässlinie fein, braun, ununterbrochen, undeutlich. Subdorsale fehlt. Stigmatale breit, heller als der Grund, ununterbrochen, gewellt und nach innen fein weiss eingefasst. Bauch blaugrau ohne Linien. Stigmata oval, gelblich weiss, schwarz eingefasst. Kopf fast viereckig, stark, gleichfarbig, weiss gefleckt. Zwischen den Erhöhungen des 4. und 5. Ringes zwei weisse Striche. Auf Rhamnus infectorius.

Schwer zu erziehen. Sie ruht auf dem dritten Paare Bauchfüsse und legt

Systema Geometrarum zonae temperatioris septentrionalis. (p. 139) 359

die vorderen zwei Paare an den Kopf. Zur Verwandlung geht sie tief in die Erde, wo sie sich ein weiches Gehäuse baut. Puppe: Conisch, ziemlich diek, kurz, braun, Fühlerscheide sichtbar, Augen hervortretend, Schwanzspitze doppelt. Entwickelung nach 4 Wochen. (Mill.) Montpellier. Andalusien.

9. Selidosema Semicanaria Frr.

Violaceo-cinerea, paulum fusco-adspersa, limbis obscuratis usque ad lineam exteriorem obsoletam, in margine antico brunneo -dilatatam: linea inferiore et submarginali maculis brunneis marginis antiei notatis. Punetis mediis brunneis. Linea limbali punetata. Alis postieis innotatis. Ciliis striatis. Antennis plumosis. Subtus alis ant. area limbali einerea, apice brunnescente: postieis area limbali brunnea; area media alarum ochracea, fusco-adspersa.

Veilgrau, sparsam braun bestreut, alle Säume bis zur äusseren, undeutlichen, am Vorderrande kastanienbraun erweiterten @uerlinie dunkler. Innere Linie und Wellenlinie nur durch braune Vorderrandsflecken angedeutet. Mittelpunkte braun, Saumlinie punktirt, Hinterflügel ohne Zeichnung, Franzen gestreift. Fühler getiedert. Unten das Saumfeld der Vorderflügel aschgrau mit brauner Spitze, jenes der Hinterflügel rothbraun; Mittelfeld aller Flügel ockergelblich, braun gesprenkelt. Innere Querlinie der Hinterflügel braun.

Mittelmeergebiet.

10. Selidosema Intwmaria Gn. p. 241. IX. 53. Ochraceo-grisea, fusco-irrorata, alae una linea exteriore, in posticis abrupta ornatae. 5 area limbali dilutiore, © area limbali medio macula obseuriore ornata. Ciliis variegatis. Subtus alae post. fascia media obsoleta ornatae. Antennis 5 longe pectinatis, abdomine tenui fimbriato. Ockergrau, braun besprengt, mit einer dunklen Querlinie hinter der Mitte, auf den Hinterflügeln unvollständig. 5 mit hellerem Saumfelde, © mit dunklerem Wische in der Mitte desselben. Franzen gescheckt. Unten Hinter- flügel mit undeutlicher Mittelbinde. Fühler des 5 lang gekämmt. Hinterleib schlank, mit Afterquaste. Stirn mit Haarkamm. Alaska, Sanzalito, San Francisco. Var. Californiaria.

Pallide einerea, subtus rufescens, ceiliis rufis, alis post. innotatis.

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IIOSVEA, ACTA

der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LVIIN. Nr. 5.

Zur Kenntniss der Sacoglossen.

Von

Dr. Hermann von Ihering,

t1o Grande do Sul.

Mit 2 Tafeln Nr, XIII und XIV.

Eingegangen bei der Akademie den 23. Mai 1892.

HALLE. "1892. Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.

Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig.

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Motto: Eine gleiche Form kann eine sehr verschiedene Bedeutung haben und auf dem differentesten Wege entstanden sein. Nur die Kenntniss der Entwickelung darf hier uns leiten. R. Leuckart. Morphologie der wirbellosen Thiere. 1848. p. 4.

Während des Winters 1575/79 habe ich in Neapel an der Zoologischen Station mich mit Anatomie und Systematik der marinen Nacktschnecken be- schäftigt und darüber mehrere Arbeiten publieirt. Es war meine Absicht, eine solche auch über die dort beobachteten zum T'heil neuen Sacoglossen zu bringen, doch erwies sich mein conservirtes Material als unzureichend, auch haben meine hiesigen faunistischen Studien mehr Anrecht auf Weiter- führung. So gab ich das Wenige, was mir noch werthvoll erschien, an einen befreundeten Forscher ab, dessen Arbeit über Sacoglossen für die Kenntniss von deren anatomischem Baue äusserst wichtiges Material bringen dürfte. Obwohl ich dies in der Absicht that, mir nochmalige Beschäftigung mit dem Thema abzuschneiden, hat doch diese Ordnung der Ichnopoden, die einzige, über die ich im Unklaren blieb, mich immer aufs Neue in einer Weise in Unruhe gebracht, die den Anlass zu vorliegender Arbeit abgab. Den äusseren letzten Anstoss bot die Auffindung eines Gläschens mit einigen Oxynoö unter meinen Mollusken-Vorräthen. So habe ich diese der Nachuntersuchung sehr bedürftigen Schnecken, so gut es das schon etwas brüchige Material noch gestattete, jetzt untersucht, und dann versucht, mit Hilfe meiner älteren Be- obachtungen und der in der Litteratur enthaltenen, ein Bild vom Genitalapparate der Sacoglossen zu gewinnen, sowie von ihrer systematischen Stellung.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte. Im ersten wird der Genitalapparat behandelt und mit jenem der übrigen Ichnopoden verglichen, sowie mit jenem der Würmer. Diese Vergleiche führten zu einigen Bemerkungen über Rhodope und über Nervensystem und Sinnesorgane der

47%

364 H. von Ihering. (p. %)

Ichnopoden und Plattwürmer. Auch im zweiten, die systematische Stellung der Sacoglossen behandelnden Abschnitte bin ich auf die Beziehungen zu den Würmern und die Frage der Abstammung der Mollusken zurückgekommen. Hieran schliesst sich endlich als letzter Abschnitt ein naturphilosophisches Kapitel an, eine Kritik des Darwinismus vom Standpunkte der vergleichenden Morphologie aus, zu der die Studien über den Genitalapparat die Grundlage abgeben. Es liegen gerade auf diesem Gebiete hochinteressante Thatsachen vor, welche unter allen Umständen Berücksichtigung erheischen. Wie weit diese meine Stellungnahme zum Darwinismus den gegenwärtigen bezüglichen Ideen meines hochverehrten Lehrers Rudolph Leuckart entsprechen mögen, vermag ich kaum zu vermuthen, trotzdem wird er auch hierin, wie in den ähnlichen Schriften seiner anderen Schüler, seine Anregung nicht verkennen. In einer Zeit, in der mich selbst der Reiz der Darwin’schen 'T'heorie be- strickt hatte, war es seine vorsichtig gemässigte, zum 'T'heil einem geläuterten Lamarckismus das Wort redende Auffassung, die mir den Weg vorurtheils- freier sachlicher Prüfung wies. Möge die dankbare Anerkennung dessen, was er mir und allen seinen Schülern war und stets geblieben, ein Grund mehr für ihn sein, an seinem 70. Geburtstage mit Befriedigung zurückzublicken auf ein Leben, das reich war und hoffentlich noch lange eben so reich bleiben wird an ruhmvoller wissenschaftlicher Arbeit und fruchtbarer Anregung!

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 5) 369

I. Der Genitalapparat.

Wir kennen jetzt genau den Bau des Genitalapparates von fast allen Gruppen der Ichnopoden, und wenn auch dabei wohl überall noch Lücken bleiben, so lässt sich in dieser Hinsicht doch keine einzige Gruppe mit den Sacoglossen vergleichen, von denen überhaupt noch niemals eine den Genital- apparat irgend einer Art annähernd richtig darstellende Figur publieirt wurde. So kommt es, dass man bisher nicht einmal wusste, ob der Genitalapparat der Sacoglossen diaul ist oder triaul. Auch meine Untersuchungen sind leider lückenhaft geblieben. Ich habe mich ebenso wie Bergh, Trinchese u. A. vergebens damit abgemüht, auf dem gewöhnlichen Wege der Präparation Klar- heit hierüber zu gewinnen, jetzt bedauere ich die nicht geringe darauf ver- wandte Mühe, die besser für Schnittserien angewandt gewesen wäre. Es giebt jedenfalls keine Gruppe der Ichnopoden, welche der Präparation grössere Schwierigkeit entgegenstellte als die Sacoglossen. Wer Uebung in diesen Prä- parationen hat, gewinnt volle Klarheit über den Genitalapparat von Heliciden, Hyalinen etc. von über 2—3 mm Grösse, aber an den 10—20mal grösseren Sacoglossen scheitert seine Kunst, besonders wegen der oft sehr complieirten Verästelung der Anhangsdrüsen.

Im Folgenden berichte ich zunächst über den Genitalapparat von Oxynoe Sieboldi Krohn. (Fig. 1 und 2.) Diese Art ist anatomisch schon von Krohn, Souleyet und Pagenstecher untersucht worden, gleichwohl weiss man wenig Näheres mehr, als dass der Penis erheblich weit vor der © Genital- öffnung liegt. Das Vas deferens, von Krohn und Pagenstecher als solches gedeutet, von Souleyet als Flagellum angesehen, wurde nicht im Zusammen- hang mit dem Reste des Genitalapparates erkannt. Es ist gleichwohl ein richtiges Vas deferens, welches vom Leitungsapparat der Geschlechtsorgane ab-

366 H. von Ihering. (p. 6)

zweigend nahe an der Körperwandung nach vorne zum Penis hinzieht. Die weibliche Genitalöffnung ist einfach, aber sie liegt nicht als einfache Oeffnung in der Seitenwand, sondern an der Spitze einer grossen dicken Papille. In ihr sieht man zwei verschiedene Gänge verlaufen, von denen der eine kleinere die Vagina ist und oberhalb der Papillenbasis eine kleine Samentasche an- hängen hat, indess der andere weitere, der Eileiter, an der Basis der Papille den Ausführgang der Eiweisdrüse aufnimmt. Diese gelbliche grosse Eiweiss- drüse reicht bis an die Papille heran und ihr liegt nach innen die blassere Schleimdrüse an. In Figur 2 gebe ich einen Querschnitt durch die Mitte der Papille wieder, welcher ganz im Einklang mit dem Resultate der Präparation den breiteren Eileiter zeigt, welcher an der einen Seite an die Vagina grenzt, indess von der anderen Seite her auf den höher nach der Basis folgenden Schnitten, die Eiweissdrüse einmündet. Die Theilung des Zwitterdrüsen- ganges in die beschriebenen drei Kanäle habe ich nicht präpariren können, kann daher nicht sagen, ob sich dort noch eine zweite Samenblase befindet, wie Souleyet angiebt, und sonstige accessorische Drüsen. Souleyet be- schreibt zwar zwei Samentaschen, allein da er das Verhältniss an Vagina und Oviduet nicht erkannte und doch letzteren nicht übersehen haben kann, so zweifele ich nicht, dass seine Samentasche mit langem Halse zum Theil der Oviduct ist.

Die physiologische Bedentung dieses Genitalapparates liegt wohl trotz der Unvollkommenheit der Untersuchung in der Hauptsache klar vor. Die mit einer Samentasche versehene Vagina nimmt bei der Begattung Penis und Sperma eines anderen 'T'hieres auf, worauf das Sperma in der Verlängerung der Vagina aufwärts wandernd in den Anfang des Oviductes gelangt, wo die Be- fruchtung erfolgt. Die befruchteten Eier treten im Oviduct abwärts und werden in dessen unterem Abschnitte mit Eiweisshüllen umgeben und zum Laich ausgebildet.

Einen ganz ähnlichen Genitalapparat soll Lobiger haben. Ich habe einige Beobachtungen nur über den männlichen Genitalapparat, die ich hier mittheile.

Von der weiblichen Genitalöffnung aus zieht eine offene Flimmerrinne zum Penis, wie es aus Figur 3 und 4 hervorgeht. Ich habe mich von ihrer Existenz am lebenden "T'hiere überzeugt und danach die Skizze, Fig. 3, an-

gefertigt.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (P. 7) 367

Vayssiere hat die Beobachtung früher in Abrede gestellt, was jedoch, wie er mir schrieb, auf Rechnung des Uontractionszustandes des 'l'hieres kommen kann. Dass dadurch in der That Schwierigkeiten entstehen können, habe ich jetzt auch bei Oxynoö bemerkt. Wenn meine Beobachtungen richtig sind, so existirt allerdings die Flimmerrinne da nicht mehr in ihrem hinteren Abschnitte, wohl aber findet sich ein Rest derselben nahe dem Penis. Es wird jedoch nöthig sein, an besseren zumal auch lebenden Exemplaren hierauf zu achten.

Nächst Oxynoö scheint mir am besten untersucht der Genitalapparat von Phyllobranchus. Bergh, dessen Untersuchungen hierfür allein in Betracht kommen, hat leider nur Bruchstücke des Genitalapparates abgebildet, doch scheinen mir seine Beobachtungen zahlreich und eingehend genug, um den Versuch zu gestatten, den ganzen Genitalapparat schematisch darzustellen, wie ich es in Fig. 5 versuchte für Phyllobranchus prasinus Bergh, von dem andere Phyllobranchiden darin nicht wesentlich abweichen. Der aus der Zwitterdrüse kommende Zwitterdrüsengang theilt sich zunächst in einen männlichen und weiblichen Weg. Ersterer nimmt, zu einer Art Ampulle erweitert, zunächst die Ausführgänge einer Prostata, der sogenannten vielgelappten Drüse auf und setzt sich dann in das zum Penis ziehende Vas deferens fort. Der Penis mündet rechtsseitig vom am Kopfe ziemlich weit von der weiblichen Oeffnung entfernt. Sehr complieirt ist das Verhältniss der weiblichen Leitungswege. Der Eileiter nimmt nahe seiner Ausmündung den Ausführgang von Eiweiss und Schleimdrise auf, etwas weiter unten eine runde Samentasche, das Re- ceptaculum seminis. Höher oben, nahe dem Zwitterdrüsengange, münden in den Oviduet zwei Gänge ein, ein ganz feiner, näher dem Ende des Zwitterdrüsen- ganges und ein dickerer etwas weiter abwärts. Diese beiden Gänge vereinen sich in einen einfachen Kanal, welcher nach Aufnahme des Ganges einer „röhrenförmigen Drüse“ in der Mitte der langgestreckten zweiten Samenblase, der „Spermatocyste“ endet.

Diese Verhältnisse scheinen auf den ersten Blick total verschieden von jenen von Oxynoö. Während bei letzterer für Begattung und Eiablage gesonderte Leitungswege von der einfachen Genitalöffnung aus sich vorfanden, findet sich hier statt dessen ein einfacher Gang vor, der funetionell als Oviduet und Vagina in Anspruch zu nehmen ist. Trotzdem ist der Unterschied nur

368 H. von Ihering. (p. 8)

ein gradueller. Offenbar ist der untere oder distale der zwei in den Oviduet miündenden Gänge das Homologon der Vagina, welche nur höher nach oben hinaufgeschohen ist. Diese aus dem Eileiter kommende und wieder in ihn zurückkehrende Schlinge ist es, die ich als Page bezeichnete und die in ver- schiedenartiger Ausbildung bei allen triaulen Ichnopoden vorkommt. Wir haben es also eigentlich mit einem diaulen Genitalapparat zu thun, welcher eine Page besitzt, also pagediaul ist. Als solche triaule Ichnopoden kennen wir bis jetzt: unter den Nudibranchien die Dorididen und Verwandten, ferner die Nephro- pneusten, wo viele Gattungen zeitlebens den triaulen Genitalapparat besitzen (Peronia, Vaginula, Zonitoides u. a.), während die übrigen embryologisch das triaule Stadium durchmachen, dann aber durch Schwund des Ductus receptaculo- uterinus pseudodiaul werden. Diesen triaulen Gruppen schliessen sich nun drittens die Sacoglossen an, und es ist kaum wahrscheinlich, dass die Zahl der triaulen Gruppen in Zukunft noch steigen wird, da wir nicht nur die Anatomie der übrigen Gruppen gut kennen, sondern auch für Limnaeus z. B. wissen, dass auch embryologisch der Genitalapparat stets diaul ist und bleibt. Gemein- sam ist somit allen triaulen Ichnopoden nur die Page, während deren Grösse und Einmündungsstellen stark variiren. Bei den Dorididen ist die Ausmündung der Vagina nahe der weiblichen Genitalöffnung die Regel, also wie bei den Oxynoiden, wodurch Receptaeulum seminis wie Spermatocyste auf die Page zu liegen kommen. Bei den Nephropneusten mündet fast immer das distale Ende der Page in den Gang des Receptacuulum seminis aus. Sicher nachgewiesen ist die Page bis jetzt nur bei echten 'T'riaulen resp. Pagediaulen; wenn Mazarelli’s bezügliche Untersuchungen an Aplysiiden richtig wären, was ich auf Grund meiner Untersuchungen zunächst bezweifle, würde eine Page auch bei den mit monaulem Genitalapparat versehenen Aplysien vorkommen, wo- durch sich die Perspective eröffnete, die Page als eine ursprünglich allen Ichnopoden gemeinsame Einrichtung zu erkennen. Wahrscheinlich allerdings kann zur Zeit eine solche Vermuthung nicht genannt werden.

Die Gattung Cyerce ist bezüglich des Genitalapparates nur sehr un- vollkommen erkannt, scheint aber nach dem, was Bergh darüber mittheilt, nicht wesentlich von Phyllobranchus verschieden.

Als Beispiel für die Hermaeaden gebe ich hier zunächst Beschreibung und Abbildung des Genitalapparates von Hermaea dendritica Ald., einer in

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (pP. 9) 369

Neapel sehr häufigen Art (ef. Fig. 6). Der untere erweiterte "Theil des Zwitterdrüsenganges spaltet sich zunächst in zwei Leitungswege, einen weib- lichen und einen männlichen. Letzterer ist anfangs weit und diekwandig und nimmt den Ausführgang der Prostata auf, einer in mehrere Aeste getheilten mit zahlreichen Läppchen besetzten Drüse, der „vielgelappten“ Drüse von Bergh. Der distale verjüngte Abschnitt des Vas deferens mündet in einen kurzen, dieken, etwa rechts zur Seite des Kopfes gelegenen Penis, den er durchsetzt, um mit einer chitinisirten kleinen hakigen Spitze zu enden. Der weibliche Leitungsweg giebt etwa in der Mitte einen kurzen Kanal ab zur Ziweissdrüse resp. dem Schleimdrüsengange (cf. Fig. 6), doch habe ich die Stelle, an welcher dieser Kanal abgeht, aus meinen Beobachtungen nicht sicher feststellen können. Am oberen Theile des weiblichen Leitungsweges sitzt eine kleine birnförmige Samenblase an, die Spermatoeyste, etwas weiter unten mündet in ihr der Ausführgang einer in zahlreiche feine Röhren auslaufenden tubu- lösen Drüse, Bergh’s röhrige Drüse, daraufhin erweitert sich der Gang zu einer kräftigen Vagina, in deren Endabschnitt der kurze Gang einer grossen Samentasche, des Receptaculum seminis, mündet. Der Schleimdrüsengang ist die Fortsetzung des Oviductes, zugleich der Ausführgang einer grossen Drüse, welche sich in zwei histologisch und auch makroscopisch differente Abschnitte gliedert, die als Eiweis- und Schleimdrüse bekannt sind.

Die Mündungen von Oviduct und Vagina liegen nahe beisammen und sind von den Autoren bald als eine, bald als zwei Genitalöffnungen betrachtet worden, letzteres zumal von Bergh, indessen Alder und Hancock, Vayssiere, Trinchese nur von einer Oefinung reden. Mit der Anatomie des gesammten Genitalapparates haben sich nur Bergh und Trinchese be- fasst. Letzterer hat aber nur die Hauptorgane kurz angegeben, so dass hier wie bei den anderen von ihm untersuchten Sacoglossen seine Angaben nur kurz erwähnt werden können. Dagegen hat Bersh (5, p. 3—12, Taf. I und U) eingehender die Genitalorgane dieser Speeies behandelt. Bergh scheint auch nieht immer Mündung von Oviduct und Vagina gesondert gesehen zu haben (ef. p. 7), es hängt also hier vermuthlich der Grad der scheinbaren Sonderung vom Grade der Ein- oder Ausstülpung der weiblichen Genitalöffnungen ab. Nicht reeht verständlich ist mir Bergh's Angabe von der Mündung der Sper- matocyste in die Ampulle des Zwitterdrüsenganges (Taf. I, Fig. 13, p. 11),

Nova Acta LVII. Nr. 5. 48

370 H. von Ihering. (p. 10)

während doch die wirkliche Spermatocyste in den weiblichen Leitungsweg mündet. Sollte es sich etwa um eine von mir übersehene Anhangstasche aın Zwitterdrüsengange handeln? Bergh hat solche Gebilde in einfacher (Zlysia) oder doppelter (Placobranchus) Zahl bei gewissen Sacoglossen beobachtet und dieselben als Ampullen bezeichnet. Dieser Ausdruck ist aber schon vergeben für die terminale Anschwellung des Zwitterdrüsenganges, so dass ich die be- treffenden Samentaschen Spermatop era nennen werde. Ich habe aber von einer solchen bei Hermaea nichts bemerkt und die in Fig. 6 gezeichnete Ein- miindung der Spermatocyste genau beobachtet. Die Einmündung des Recepta- eulum seminis und der röhrigen Drüse hat Bergh nicht genau beobachtet, indess ist es mir keineswegs unwahrscheinlich, dass unsere beiderseitigen Darstellungen sich doch gut auf einander beziehen lassen.

Von anderen Hermaea-Arten ist nichts über Anatomie bekannt. Bergh rechnet fraglich zu Hermaea (H. eruciata A. Gould.) eine von Uosta be- schriebene eigenthümliche Form des Mittelmeeres, Physopneumon carneum. Dieses schöne interessante Thier habe ich mehrmals in Neapel beobachtet. Der unvollkommenen Beschreibung Costa’s wäre Manches zuzufügen, doch will ich mich hier auf einige die systematische Stellung klarlegende Bemerkungen be- schränken. Die innen wimpernden Gallengänge contrahiren sich von Zeit zu Zeit. Der Anus liegt medial am Pericardialhöcker, in dem man das Herz schlagen sieht. Das '['hier, welches ohnehin auf den braunen Algen, auf denen es lebt, den bei Nudibranchien so weit verbreiteten Schutz dureh Mimiery ge- niesst, scheint noch besonders durch seinen penetranten sehr auffallenden Geruch geschützt zu sein. lechts hinter den Rhinophorien, die an der Unter- seite stark zonaliculirt, an der Spitze abgestutzt und leicht ausgeschnitten (Fig. 7%) sind, gewahrt man zwei Genitalöffnungen dicht neben einander. Tentakel klein, conisch, auch am lebenden T'hhiere wenig deutlich. Hinter dem Anus liegt auf dem Pericardialhöcker die Nierenpore. An einem grossen Exemplare von Il mm Länge salı ich 33 einfache nicht serrulirte Zahnplatten (Fig. 5). Sie, wie auch die Mundmasse, ähneln jener der Hermaeaden. Der Anfangstheil der Radula ragt an der unteren Fläche der Mundmasse etwas

vor!), vorn an der Mundmasse befindet sich der ventral ziemlich stark vor-

Ob diese Deutung richtig war, habe ich später nicht nachuntersuchen können.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 11) 371

springende Sack für die verbrauchten Zahnplatten. Der Penis war an einem T'hiere ausgestülpt, ein kurzer, weicher, vom Vas deferens durchbohrter Kegel ohne Bewaffnung. Zwar war das betreffende T'hier ein junges, es ist aber doch kaum anzunehmen, dass der Stylus erst mit dem Alter erscheinen sollte. Die Vagina führt in ein nur wenig erweitertes Reservoir (cf. Fig. 9), aus dem ich noch drei Canäle entspringen sah: der eine ist die Spermatocyste, der andere etwas längere führt in ein grosses kugeliges innen wimperndes Re- ceptaculum seminis, der dritte ist wohl der Oviduet. Leider kann ich über die Ausmündung der Schleimdrüse nichts sagen.

Es ist nicht ohne Weiteres klar, wohin diese Form gehört. Habitus, Form der Papillen und Rhinophorien, sowie der Mangel des Pseudokroptes schliessen sie von den Phyllobranchiden aus und stellen sie zu den Hermaeiden, zu denen nur der unbewaffnete Penis nicht stimmt. Es ist aber klar, dass hierin eben Bergh’'s Familiendiagnose zu modifieiren ist, wogegen um so weniger etwas einzuwenden sein dürfte, als auch bei den Phyllobranchiden Formen mit und ohne Penisbewatinung vorkommen. Physopneumon ist somit eine gute und zu den Hermaeiden gehörige Gattung, durch unbewaffneten Penis vor den übrigen ausgezeichnet. Doch sind auch Beziehungen zu den Phyllobranchiden vorhanden, wie sie in der beginnenden Spaltung der Rhino- phorien und in der Abtrennung des Pseudokropfes (bei Lobiger), wenn man will auch im unbewaffneten Penis sich zu erkennen geben.

Auch eine andere zweifelhafte von Costa beschriebene Gattung der Sacoglossen habe ich in Neapel gesehen, ohne sie aber anatomisch untersucht zu haben. Vielleicht holt es ein Anderer bei Untersuchung der von mir gesammelten Sacoglossen noch nach. Erwähnen muss ich nur, dass die Zweifel Bergh's bezüglich der Lage des Afters richtig sind. Derselbe liegt nicht seitlich, sondern in der Mitte des Rückens, hinter den ersten Papillen als ein gelblicher pokalfürmiger Tubus, während hinter ihm am Vorderrande des rothen Pericardialhöckers die hellgelbliche Nierenpore folgt. Nach hinten und unten am rechten Rhinophor liegt die kleine männliche Genitalöffnung, aus der die gebogene Spitze des Stylus vorragte. Von der mäımnlichen Genital- öffnung führt eine wenig deutliche, durch blasse Farbe sich bemerkbar machende Rinne zu der weiblichen Genitalöffnung. Diese Rinne liegt unterhalb des violetten, nach unten von den Papillen gelegenen Streifens.. Ob diese Rinne

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noch etwa eine functionirende Flimmerrinne, wie bei Lobiger, oder nur der Rest einer solchen nach Abschnürung des Vas deferens resp. afferens, ist noch zu untersuchen.

Von anderen Hermaeaden sind nur wenige nahezu ausreichend unter- sucht. Eingehend hat Bergh sich befasst mit dem Genitalapparate von Stiliger Mariae, Meyer und Moeb., ohne jedoch die Verhältnisse klar legen zu können. Bemerkenswerth ist hier zunächst die Existenz von drei Genitalöffnungen, von denen die vorderste die männliche, die mittlere jene des Schleimdrüsenganges ist, die hinterste die Vulva. Der Zwitterdrüsengang er- weitert sich an seiner T'heilungsstelle zu einem cylindrischen Reservoir, aus dem zunächst das Vas deferens abtritt, in dessen Anfangstheil zwei Prostata- Drüsen ihr Secret ergiessen. Aus dem Reservoir führt ein ganz kurzer Gang zur Schleimdrüse, während sich im Uebrigen dasselbe in die Vagina fortsetzt. Spermatocyste, Receptaeulum seminis und röhrige Drüse dürften doch wohl in das Reservoir münden und nicht wie Bergh meinte, in die Schleimdrüse. Als unrichtig dürfte sich wohl die Angabe Bergh's erweisen, dass vom Aus- führgang der röhrigen Drüse ein Zweig abgehe, welcher neben der Mündung der Prostata wieder in das Reservoir sich öffne. Vermuthlich handelt es sich hier um einen Irrthum und ist das vermeintliche Wiedereinmünden des be- treffenden Gefässes auf Ruptur eines hier abgerissenen Ganges zu beziehen. Jedenfalls muss diese Gattung aufs Neue bezüglich des Genitalapparates unter- sucht werden.

Von einer anderen in Neapel häufigen kleinen Sacoglosse,, Ercolania viridis Costa hat Trinchese genauer den Genitalapparat untersucht, ebenso Bergh, dessen Beschreibung mit einer Kritik der Darstellung von Trinchese verbunden ist, die wohl im Wesentlichen das Richtige trifft. Ob aber die röhrige Drüse in den Verbindungscanal zur Schleimdriise mündet, dürfte doch nachzuprüfen sein, wie denn ja auch für diese Gattung die Untersuchung des Genitalapparates nur eine unvollkommene und vorläufige ist. Bemerkenswerth ist dabei, dass das Receptaculum seminis relativ weit unten, nahe der Vulva mündet und die röhrige Drüse höher oben, oberhalb von Receptaculum und Spermatocyste.

Einen ganz anderen Typus des Genitalapparates sollen nach Bergh die Elysiadae und Placobranchidae repräsentiren, denen sich auch die Limapontiaden

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anschliessen. Sie alle würden nach Bergh’s Darstellung diaulen Genital- apparat haben. Bei Placobranchus argus Bergh beschreibt Bergh (1, p. 147 ft. Pl. 17, Fig. 33) am Zwitterdrüseugange zwei gestielte Anhangsorgane, die er Ampullen nennt, und die ich oben Spermatopera nannte, weil sie wohl kaum etwas mit der Ampulle des Zwitterdrüsenganges zu thun haben, welche nur eine terminale Anschwellung des Ganges selbst ist. Vielleicht handelt es sich in diesen von Bergh als männliche Samenblasen gedeuteten Organen um zwei isolirte und zu Samenblasen umgebildeten Lappen der Zwitterdrüse, wofür die zahlreichen, erst allmählich zu einem einzigen Gange zusammentretenden Aus- fihrgänge des Organes reden. Uebrigens hat Bergh die Mündung des Organes nicht genau erkannt, und so wäre es auch möglich, dass diese Spermatoperen nichts anderes sind, als die Prostata, in welchem Falle die vielgelappte Drüse von Placobranchus die „röhrige Drüse“ darstellt. Es ist ein sehr weiter grosser Oviduet da, in welchem am Ende neben dem Zwitterdrüsengange die Schleimdrüse mündet, sowie weiter unten Spermatocyste und Recepta- culum seminis. Der Penis liegt getrennt von den weiblichen Leitungswegen weiter vorne.

Ganz ähnlich liegen nach Bersh die Verhältnisse bei Zlysia (ef. Bergh 1, p. 186, Taf. 22, Fig. 13). Es ist hier am Zwitterdrüsengange eine gestielte Samenblase vorhanden, hier mit einfachem Gänge und dann wohl nicht jenem von Placobranchus homolog,. Es sind zwei paarig mündende vielgelappte Drüsen vorhanden (Prostata), sowie eine ebenfalls paarige „dritte Drüse“ mit feineren Aesten, welche wohl nur das Homologon der röhrigen Drüse sein kann. Es ist ein grosses kurzgestieltes Receptaculum seminis da, während die Spermatocyste wohl nur übersehen wurde. Der unmittelbar mit der Schleim- drüse zusammenhängende Oviduet oder Schleimdrüsengang ist sehr weit. Wir hätten es somit hier mit einem diaulen Genitalapparate zu thun, wenn die Beobachtungen richtig wären, was aber nicht der Fall ist, da man allgemein die Vagina übersehen hat, bis sie kürzlich von anderer Seite aufgefunden wurde, wie man mir brieflich mittheilte. Dieser einfache Canal ent- springt nahe der Mündung des Receptaculum seminis und mündet dorsal zwischen After und Nierenpore. Wir werden somit eine genaue Darstellung der Anatomie des Genitalapparates demnächst erwarten dürfen, welche um so nöthiger erscheint, als trotz der zahlreichen hierauf gerichteten Unter-

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suchungen von Souleyet, Gegenbauer, Pagenstecher und Bergh doch die vorliegenden Daten überaus dürftig und unsicher geblieben sind.

Durch die neue oben erwähnte Beobachtung ergiebt sich auch für Elysia eine allgemeine Uebereinstimmung mit dem bei den übrigen Sacoglossen beobachteten Verhältnissen und sehen wir somit, dass alle genauer unter- suchten Sacoglossen triaul sind. Wahrscheinlich werden also die Placobranchidae und Limapontiadae auch hierin den Elysien sich anschliessen.

Betrachten wir nunmehr vergleichend den Genitalapparat der Saco- glossen, so sehen wir, allgemein gesprochen, als Typus einen triaulen Genital- apparat vor uns, bei welchem aus der einheitlichen Zwitterdrüse ein Gang hervorgeht, welcher sich zunächst in zwei Leitungswege scheidet, einen männ- lichen und einen weiblichen. Der männliche nimmt eine als viel gelappte Drüse bezeichnete Prostata resp. deren Ausführgang auf und zeigt bei ver- schiedenen Gruppen ein verschiedenes Verhalten. Die Regel ist, dass er längs der weiblichen Leitungswege abwärts steigt und sich dann nach vorne zum Penis wendet, welchen er bis zu der oft in einen Stylus ausgezogenen Spitze durchläuft. Dieser am häufigsten vertretene Zustand ist aber keineswegs zu- gleich der primitive, dieser letztere wird vielmehr repräsentirt durch die Mündung des Vas deferens neben der Mündung des Oviductes und die Existenz einer von hier aus nach vorne zum Penis laufenden Flimmerrinne, wie sie sicher bei LZobiger, wahrscheinlich auch bei Physopneumon besteht. Bei der Lobiger so sehr nahe stehenden Gattung Oxynoö hat sich von der Flimmer- rinne ein Vas afferens abgeschnürt, welches als Fortsetzung des Vas deferens an der Körperwand noch anliegend zum Penis hinläuft. Den Gedanken, des- halb Lobiger als die tiefststehende Sacoglosse anzusehen, wird man sofort aufgeben, sobald man die übrigen Organisationsverhältnisse in Betracht zieht. Es handelt sich vielmehr lediglich um ein partielles Stehenbleiben eines ein- zelnen Organes auf niedriger Entwickelungsstufe. Auch sonst lehren uns ja so vielfach die Mollusken, dass Organogenie und Phylogenie keineswegs immer sich decken, dass vielmehr bei sonst höher fortgeschrittenen Gruppen in einem bestimmten Organsysteme eine tiefere Entwickelungsstufe noch eingehalten

sein kann.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 15) 375

Während somit vom Zwitterdrüsengange zunächst der männliche Leitungs- weg sich ablöst, zerfällt der weibliche Gang als Fortsetzung dieses Zwitter- drüsenganges weiterhin in zwei Gänge, von denen der vordere oder untere sich in die Schleimdrüse öffnet und als Oviduct oder Schleimdrüsengang be- zeichnet wird, indess der andere als Vagina bezeichnete in der Vulva nach aussen mündet. Letzterer nimmt bei der Begattung den Penis auf und lässt das so erlangte Sperma in ein grosses Receptaculum seminis gelangen, indess der Oviduet die befruchteten Eier aufnimmt und sie durch das Secret der Sehleim- und Eiweisdrüse zur laichmasse vereint. Sehr wechselnd ist nun im Einzelnen das Verhalten der einzelnen Abschnitte und die Stelle der Ein- mündung der Samenblasen und accessorischen Drüsen.

Einen besonderen ziemlich aberranten Typus repräsentiren nach Bergh die Phyllobranehiden. Bei ihnen ist nämlich (cf. Fig. 5) die Vagina nicht ein gesondert nach aussen miündendes Organ, sondern sie mündet wieder in den Oviduet ein, von dem sie ausging. Man muss sich das Verhältniss so vor- stellen, dass die Vagina Anfangs neben dem Oviduete frei nach aussen oder wie bei Oxynoö mit ihr in einer gemeinsamen Papille sich öffnete, weiterhin aber immer mehr am Oviduct ihre Insertion aufwärts verschob. Die Phyllo- branchiden stellen offenbar hierin einen extremen Ausläufer der Sacoglossen vor, wie sie das auch in anderer Hinsicht sind, nämlich bezüglich der Mund- masse, da bei ihnen die Abtrennung eines T'heiles der Mundmasse in Form eines enorm entwickelten muskulösen Psendokropfes die höchste überhaupt vor- kommende Stufe erreicht hat.

Einen zweiten Typus repräsentirt die Familie der Oxynoiden, wo beide weibliche Leitungswege am Ende sich in einer einzigen Oeffnung vereinen, und die Entstehung des Vas afferens aus einer bei ZLobiger noch offenen und funetio- nirenden Flimmerrinne gut zu verfolgen ist.

Den dritten kaum vom vorigen verschiedenen Typus stellen die Her- maeiden dar, wo beide weibliche Genitalwege nahe einander nach aussen sich öffnen, ohne aber mit ihren Endabschnitten in einer besonderen Genitalpapille eingeschlossen zu sein. Sehr wechselnd ist in dieser Familie die Lage der Sinmündung der Samenblasen und der röhrigen Drüse. Bei Hermaea mündet das heceptaculum seminis ziemlich weit unten, nahe der Oviduetmündung,

etwas höher oben die röhrige Drüse, noch höher oben die Spermatoeyste in

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den vaginalen Leitungsweg ein. Bei Stiliger münden alle diese Organe in ein besonderes Reservoir ein, ebenso bei Physopneumon, indessen bei Ercolania nur die zwei Samenblasen in die Vagina sich öffnen, die röhrige Drüse aber in den Verbindungskanal zur Schleimdrüse sich öffnen soll.

Den vierten Typus, den bisher am wenigsten gut untersuchten, re- präsentiren die Elysiaden und Placobranchidae, sowie wohl Limapontiadae. Hier hat der Schleimdrüsengang eine so aussergewöhnliche Entwickelung_ er- halten, dass in ihn alle anderen Anhangsgebilde einmünden. In der Nähe des Receptaculum seminis zweigt sich die einfache Vagina ab, welche bei Elysia nieht neben der Oviduetmündung, sondern viel höher oben dorsal ausmündet. Da Limapontiaden und Placobranchidae im Allgemeinen sehr nahe den Elysiaden verwandt scheinen, so dürfte sich wohl ergeben, dass sie auch bezüglich der Vagina mit Elysia annähernd übereinstimmen werden. Auch dieser letzte Typus ist von jenen der Hermaeiden doch nur wenig und nur graduell ver- schieden. Gemeinsam ist ihnen allen die Spaltung der Leitungswege in drei Theile, einen männlichen und zwei weibliche, welche letztere bald weit von einander entfernt, bald näher oder unmittelbar zusammen nach aussen münden. Ausgenommen ist von diesem allgemeinen Typus nur die Familie der Phyllo- branchiden, wo nur eine weibliche Genitalöffnung existirt, aber auch bei ihnen liegt ein echter triauler Genitalapparat vor, modifieirt nur dadurch, dass die Vagina nicht neben, sondern in den Oviduct ausmündet.

Sehen wir uns nunmehr danach um, welche andere Ichnopoden im Genitalapparate wit den Sacoglossen übereinstimmen. Einen triaulen Genital- apparat haben ausser der letztgenannten Gruppe nur die Nephropneusten und die Dorididen nebst Verwandten, meine Triaulen. Bei den Nephropneusten stellt der triaule Genitalapparat zwar den Ausgangspunkt dar, aber der Canalis receptaculo-uterinus wird in der Regel frühzeitig rückgebildet. Unter den tiefer stehenden, nackten Nephropneusten, bei denen der Mantel den ganzen Rücken bedeckt, den makronoten, wie ich sie nannte, ist der triaule Genital- apparat vorherrschend, aber auch in verschiedenen Familien der mikronoten Nephropneusten hat er sich erhalten. Es müssen also die Vorfahren der Nephropneusten einen triaulen Genitalapparat besessen haben, wie die Pero- niaden und wie letztere einen von der weiblichen Genitalöffnung entfernten und

mit ihr durch eine Flimmerrinne verbundenen Penis besessen haben. Bei

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 1%) 377 Peronia existirt noch die Flimmerrinne, allein von ihr hat sich schon ein Vas afferens abgeschnürt. Die Flimmerrinne wird damit bedeutungslos, fehlt denn auch schon bei Vaginula, wo ebenfalls ein in der Körperwand gelegenes Vas afferens existirt. Es sind das also die gleichen Vorgänge, die wir bei den Sacoglossen sahen, wo Lobiger eine functionirende Flimmerrinne hat, Oxymoe ein von einer Flimmerrinne abgeschnürtes Vas afferens in der Körperwandung anliegend bei fast völliger Rückbildung der Flimmerrinne, indess bei den anderen Gattungen des Vas afferens nicht mehr der Körperwand ein- oder an- gelagert ist.

Einen weiteren Fall der Entstehung eines Vas afferens aus der Flimmer- rinne müssen wir bei den Branchiopneusten voraussetzen, wo in der Regel das Vas afferens in der Körperwand eingebettet liegt, doch giebt es auch Arten, zumal von Planorbis, wo diese Beziehung zur Körperwand schon aufgegeben ist. Branchiopneusten mit Flimmerrinne kennen wir nicht, vielleicht aber giebt es unter den Tectibranchien doch schon einzelne mit Vas afferens. Jedenfalls schliessen sich die Branchiopneusten so nahe an die Teetibranchien an, dass über die Homologie des Penis bei beiden Gruppen kein Zweifel obwalten kann, ebenso wenig über die Entstehung des Vas afterens aus der Flimmerrinne.

Solche Erfahrungen legen allerdings die Vermuthung sehr nahe, dass bei allen Ichnopoden der Penis ein homologes Gebilde sei, und das Vas efferens, überall wo es existirt, zugleich das Vas afferens enthalte. Für die Triaulen ist mir dieses Resultat wahrscheinlich, doch kennen wir bisher bei ihnen keinen Fall der Existenz einer Flimmerrinne oder auch nur eines in die Leibeswand eingebetteten Vas afferens. Im Uebrigen aber ist die Aehnlichkeit eine grosse. Der überraschend sonderbare Schlundkopf der Sacoglossen findet sich auch bei den phanerobranchiaten Dorididen,. wiewohl in der Bewaffnung abweichend, und wie die Sacoglossen haben auch die Triaulen zwei Samen- blasen des weiblichen Leitungsweges, Spermatocyste und Spermatothek oder Receptaculum seminis, während erstere den Aeolidiaden fehlt. Was bei den Nephropneusten aus der Spermatocyste geworden ist, ob sie schwand oder etwa in die Vesicula seminalis (,„talon“) sich umbildete, bleibt noch zu unter- suchen. Ich habe den von der weiblichen Genitalöffnung entfernten mit ihr durch Flimmerrinne oder Vas afferens verknüpften Penis eremokaul genannt, im Gegensatze zu jenem, welcher neben oder mit der Vulva nach aussen mündend

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nur der umstülpbare Endtheil des Vas deferens ist und als pyxikaul bezeichnet wurde. Bei den Sacoglossen sehen wir, wie bei den Nephropneusten, aus der Flimmerrinne ein Vas afferens entstehen und bei letzteren wird schliesslich, indem beide Genitalöffnungen in eine gemeinsame zusammenrücken, aus dem Vas afferens der Endtheil des Vas deferens, und der ursprünglich eremokaule Penis ist zu einem pyxikaulen geworden, den man aber dieses Ursprunges halber besser pseudopyxikaul nennt.

Die schwierige Frage ist nun: giebt es überhaupt echt pyxikaule oder eupyxikaule Penis? Die Aeolidiaden und Pleurobranchiden scheinen in dieser Lage zu sein. Sie haben einen diaulen Genitalapparat mit pyxikaulem Penis. Man kann nun ebensowohl die Vermuthung aufstellen, dass dieser Penis ein eupyxikauler sei, als ein pseudopyxikauler, ohne dass zur Zeit sich irgend eine Entscheidung geben liesse. Diese kann wohl nur die Embryologie des Genitalapparates geben. Vor vorschnellen Verallgemeinerungen aber wird man sich bis dahin hüten müssen. Im Gegensatz zu den Helieciden mit diaulem Genitalapparat, der aber embryologisch aus einem triaulen hervorgeht, lehren Anatomie und Entwickelungsgeschichte uns bei den Branchiopneusten einen stets diaulen Genitalapparat kennen. Diese Lungenschnecken schliessen sich nahe an die Teeetibranchien an, von denen sie eine Weiterbildung repräsentiren. Bei den Tectibranchien besteht ein monauler Genitalapparat; an dem einheit- lichen Leitungswege der Genitalproducte ist zwar durch Faltenbildung eine männliche Rinne unvollkommen abgesondert, aber, so viel mir bekannt, ist es noch nirgends zur Ablösung dieses Samenleiters, zur Bildung eines gesonderten Vas deferens gekommen, während bei den Limnaeiden nicht nur diese Trennung erfolgt, sondern auch von der Flimmerrinne ein Vas afferens abgeschnürt ist, welches die unmittelbare Fortsetzung des Vas deferens ist.

Bei den Branchiopneusten ist somit ein eudiauler Genitalapparat direct aus dem monaulen hervorgegangen und Gleiches kann auch bei Nudibranchien sich ereignet haben. Dass der Penis auch bei Nudibranchien aus einem eremokaulen hervorgegangen sei und das Vas deferens zugleich "T'heile eines Vas afferens enthalte, ist eine zur Zeit vielleicht recht plausibele Vor- stellung, für die unter anderen die in verschiedenen Unterordnungen vor- kommende iübereinstimmende Bewaffnung des Penis angeführt werden kann, Ich habe kürzlich in meiner Abhandlung über den Genitalapparat von Helix

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 19) 379

darauf hingewiesen, dass bei den makronoten Nephropneusten neben dem Penis sich eine besondere Drüse befindet, deren Secret durch eine perforirte oft ver- kalkte Papille entleert wird, welche man oft als Liebespfeil bezeichnet hat. Auch bei vielen mikronoten Nephropneusten ist dieses Organ erhalten, nämlich bei vielen Zonitiden und Naniniden, wo es dann aber, entsprechend der Ver- einigung beider Genitalöffnungen in eine Genitaleloake, auf diese oder auf die Vagina übertrat. Dieser von Semper für ein Homologon des Liebespfeiles der Heliciden gehaltene Liebesdolch (pugio amatorius) hat mit dem echten nur bei Helieiden vorkommenden Liebespfeil nichts zu thun. Letzterer ist eine Cutieularbildung, ersterer ein verkalktes vom Ausführgang einer Drüse durch- setztes Organ. Solche Reizorgane nun, die als Anhangsgebilde neben dem Penis stehen, kommen nicht bei Teetibranchien, Pteropoden und Branchiopneusten vor, wohl aber bei Nudibranchien, und zwar bei den Phanerobranchien sowohl wie bei den Triaulen. Bei ersteren wurden sie als eine mit diekem Ausführ- gange versehene Drüse bei Zacelina, Acanthopsole und Galvina von Bergh nachgewiesen. Bergh ist es auch, dem wir die ausführlicheren Mittheilungen über das gleiche Organ der Dorididen verdanken, bei denen es ganz nach dem Typus der Nephropneusten gebaut ist.

Bei den Dorididen-Gattungen Jorunna, Hoplodoris und Asteronotus findet sich nämlich zwischen Penis und Vagina ausmündend ein Sack vor, in welchem ein Stachel liegt, ein bald mehr, bald weniger verkalktes kegelförmiges kräftiges Organ, welches der Länge nach von einem an seiner Spitze ausmündenden Canale durchsetzt ist, welcher aus der „Stacheldrüse“ kommt. Letztere, Bergh’s Glandula hastatoria ist also meiner „Liebesdrüse“ der Nephropneusten homolog, der Stachel dem „Liebesdolch“ der Nephropneusten. Bergh!) hat bereits durchaus richtig den Stachel von Asteronotus etc. mit dem sogenannten „Liebespfeil“ der Zonitiden als homolog erkannt. Ueber die Penisdrüse von Facelina etc. liegen keine so genauen Angaben vor, doch scheint ein eigent- licher Stachel zu fehlen; es ist ein muskulöser Ausführgang da und eine Drüse. Dass diese Penisdrüse der „Stacheldrüse“ homolog sei, ist sehr wahrscheinlich, doch sind gerade hierüber weitere Untersuchungen nöthig.

1) R. Bergh. Ueber das Geschlecht Asteronotus. Jahrb. d. Deutsch. Malak. Ges. Jahrg. 1877, p. 13.

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Die Erkenntniss der Homologie der Stacheldrüse und ihres Stachels bei gewissen Dorididen und bei den Nephropneusten bildet ein weiteres wichtiges Argument in der Reihe von Beweisgründen, welche für die Verwandtschaft von Peronia, Vaginula ete., also der Nephropneusten überhaupt mit Nudi- branchien reden. Nephropneusten wie Dorididen sind mit einem triaulen Genitalapparate ausgerüstet, haben auch beide die Stacheldrüse mit Stachel in identischer Weise und es wird dann wohl auch ihr Penis homolog sein. Dafür spricht auch die allgemeine Uebereinstimmung, die im Genitalapparate unter allen mit triaulem Genitalapparate versehenen Ichnopoden besteht. Dass die Peronien unmittelbar an Dorididen anknüpfen, wäre natürlich eine irrige Annahme, wohl aber sind ihre Verwandtschaftsbeziehungen derart, dass nun wohl bald die Zeit vorbei sein wird, wo man es hat versuchen können, die Lunge von Peronia für eine Kiemenhöhle zu erklären, welche jener der Teeti- branchien homolog sein sollte. Nicht bei den Treetibranchien, sondern bei den Nudibranchien hat man die Vorläufer der Peronien zu suchen; das geht auch aus der vergleichenden Anatomie des Genitalapparates klar hervor. Der Grund vielfacher irriger Deutungen hinsichtlich der Teetibranchien liegt in unzureichenden Kenntnissen über die Flimmerrinne, die man vielfach als Charakteristicum der Tectibranchien ansah. Nun die Flimmerrinne kommt ausser bei Tectibranchien auch bei Sacoglossen vor, ferner muss sie bei den Vorfahren der Branchiopneusten bestanden haben und bei jenen der Nephro- pneusten, von denen sie sich auf Peronia vererbte, und ausserdem fehlt sie bei einem Theil der 'Teetibranchien, den Umbrelliden und Peltiden und da diese Gattungen gerade es sind, welche auch in anderer Hinsicht, zumal im Nervensysteme, die niederste Stufe einnehmen, so wird wohl die Flimmerrinne ein zum "Theil erst innerhalb der Ichnopoden erworbenes Organ repräsentiren. Es bleibt somit immer die Möglichkeit bestehen, dass es nur bei einem Theile der Ichnopoden zur Bildung der Flimmerrinne und des aus ihr entstehenden Vas afferens kam, indess bei Pleurobranchien und Nudihranchien direct der Endtheil des Vas deferens zum Penis sich entwickelte. Die Homologie des Penis bleibt daher für diese Gruppen eine unentschiedene bis embryologische Untersuchungen Aufschluss geben, ob ihr Penis ein aus der einheitlichen meso- dermalen Anlage des Genitalapparates sich ablösender pyxikauler oder ein aus

einer gesonderten ektodermalen Penisknospe entstehender eremokauler ist.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 21) osl

Ebenso wichtig werden für diese Gruppen embryologische Untersuchungen über den Genitalapparat sein, um zu erfahren, ob ihr Genitalapparat ein nudiauler ist. Alle meine Untersuchungen an Phanerobranchien und Pleuro- branchien und ebenso jene von Bergh, Mazzarelli u. A. haben einen diaulen Genitalapparat nachgewiesen, ebenso für Spurilla neapolitana Trinchese.!) Es hat, nachdem nur für drei Unterordnungen der Ichnopoden ein triauler Genital- apparat nachgewiesen ist, vielleicht einen gewissen Reiz zu der Hypothese sich zu versteigen, dass die Triaulia überhaupt den Ausgangspunkt bei den Ichnopoden bilde, wobei die in solchem Falle schon von den Würmern her iiberkommene, gesondert mündende Vagina mit dem Laurer'schen Canal der 'Trematoden verglichen werden könnte. Allein dem widersetzen sich die That- sachen. Bei den Branchiopneusten existirt ein diauler Genitalapparat, welcher auch embryologisch kein triaules Stadium durchläuft. Die Entwickelungs- eeschichte bestätigt darin also das Ergebniss der vergleichend anatomischen

Forschung,

welche diese Gruppe von Teetibranchien ableitet, bei denen ja ein normaler Genitalapparat besteht. Anatomie und Entwiekelung des Genital- apparates haben somit entschieden meine Darlegungen bestätigt, welche die Ordnung der „Pulmonaten“ als eine ganz unnatürliche erwiesen.

Während somit zur Zeit die unzureichenden Kenntnisse über die Ent- wickelung des Genitalapparates mariner Ichnopoden eine Lösung aller an- geregten Fragen nicht gestatten, so ist doch wichtig, dass Alles, was bis Jetzt über Entwiekelung und Anatomie des Genitalapparates bekannt wurde, gleicher- massen zum selben Resultate führt, dem nämlich, dass alle verschiedenen Formen des Genitalapparates der Ichnopoden auf einen einfachen Leitungs- apparat zurückgehen, welcher durch Falten- und Rinnenbildung sich der Länge nach ein oder zwei Mal theilt. Den einfachen monaulen Genitalapparat besitzen nur die Tectibranchien, aber auch die complicirteren Gestaltungen des Genitalapparates beginnen embryonal mit einem monaulen Stadium. Die bei den 'Tectibranchien bereits eingeleitete Absonderung des Vas deferens vom weiblichen Theile des Leitungsweges ist in allen anderen Unterordnungen der Ichnopoden durchgeführt, und diese bieten weitere Unter-

l) S. Trinchese, Anatomia e fisiologia della Spurilla neapolitana. Bologna 1878. p- 21, Taf. V, Fig. 14 und 27.

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schiede vor Allem darin dar, dass der weibliche Leitungsweg entweder ein- fach bleibt, wobei sich der ganze Genitalapparat als ein diauler repräsentirt oder sich in zwei Gänge, Vagina und Oviduct, theilt, wodurch der triaule Genital- apparat entsteht. Monaulen Genitalapparat haben die T'ectibranchien, diaulen die Branchiopneusten, Pleurobranchia, Phanerobranchia und die Pteropoden, triaulen die Sacoglossa, Triaula und Nephropneusten.

Suchen wir nun nach Anknüpfungspunkten bei den Würmern, so ist leider die vergleichende Anatomie des Genitalapparates in diesem Phylum nicht so weit durchgeführt, wie bei den Mollusken. Die wesentlichsten Gesichts- punkte, wie sie mir sich darbieten, seien hier kurz angedeutet. Den Aus- gangspunkt aller Modifieationen der Geschlechtsapparate aller Metazoen dürfte wohl ein hermaphroditischer Genitalapparat gebildet haben. Schon aus all- gemeinen Gesichtspunkten ist es leicht zu verstehen, wie durch Arbeitstheilung aus einer Zwitterdriise ein Ovarium oder ein Hoden entstehen kann, während das unvermittelte Auftreten von Spermatozoen in einem Eierstocke unfasslich sein würde. Auch trifft man fast in allen grösseren Gruppen des T'hierreiches auf Gattungen oder Familien mit hermaphroditischem Genitalapparate, und wo solche fehlen, weist die Ausmündung der männlichen und weiblichen Leitungs- wege an verschiedenen Segmenten auf ursprünglichen Hermaphroditismus hin. Dies gilt für die Inseeten, indess bei den dekapoden Krebsen es wahrschein- lich auch jetzt noch Gattungen mit hermaphroditischem Genitalapparate giebt. Ich hoffe bald in den Besitz von Untersuchungsmaterial zu kommen, um dies für Parastocus zu prüfen, wo ich & und 3 Genitalöffnung stets co&xistirend finde, wie übrigens auch schon von anderer Seite beobachtet wurde.

In allen Geschlechtsapparaten der Metazoen ist meines Erachtens das zunächst wichtigste Moment die Frage, ob die Genitalorgane besondere Ausführ- gänge haben oder ihre Producte in die Leibeshöhle entleeren, von wo sie durch Öxcretionsorgane nach aussen geschafft werden. Wahrscheinlich ist der Mangel von Ausführgängen der ursprüngliche Ausgangspunkt und dieser Zustand ist ja bekanntlich durch grosse Gruppen des T'hierreiches bis hinauf zum Menschen beibehalten. Bei den Würmern haben ganz allgemein ge- sprochen die Plattwürmer einen mit den Geschlechtsdrüsen unmittelbar ver- bundenen Leitungsapparat, indess ein solcher bei den Gliederwürmern fehlt

und die Fortschaffung der Genitalproducte den segmentalen Exeretionsorganen

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (pP. 23) 383

oder besonderen wohl aus Segmentalorganen hervorgegangenen Leitungswegen zufällt. Immer aber sind diese mit der Fortleitung der Sexualproducte be- trauten Organe paarig vorhanden, wogegen der Leitungsapparat der Platt- wiürmer niemals mit den Excretionsorganen in Verbindung steht, niemals paarig und symmetrisch ist.

Genau demselben Gegensatze begegnen wir nun bei den Mollusken. Bei den tiefstehenden Muscheln münden die stets paarigen Geschlechtsdrüsen in die Niere aus und indem bei anderen Gattungen diese Einmündungsstelle successive näher der Mündung rückt, so öffnen sieh schliesslich Niere und Genitalorgan mit einander oder gänzlich unabhängig neben einander. Genau den gleichen phylogenetischen Process wies ich bei den Cochliden nach, wo ebenfalls bei den tiefstehenden Zeugobranchien und Verwandten paarige Nieren, Mangel an gesonderten Ausführgängen der Geschlechtsorgane, Entleerung der Sexualproduete durch die Niere nachgewiesen ist, während bei den höher stehenden Familien wiederum die Geschlechtsdrüse die Beziehung zur Niere gelöst hat, selbstständig nach aussen mündet und schliesslich eine Vergrösserung des Leitungsapparates erfährt durch Faltenbildung der Körperoberfläche, aus denen durch Verwachsung der Rinnenränder Vas deferens und Uterus hervor- gehen. Ganz ähnlich, zum Theil identisch liegen die Verhältnisse bei allen anderen Klassen, welche zu den von mir als Arthromalakia zusammengefassten Mollusken gehören, also bei Scaphopoden, Amphineuren und Cephalopoden.

Im Gegensatze hierzu haben die Ichnopoden und Preropoden, also meine Platymalakia, stets eine einzige hermaphroditische Gesehlechtsdrise, die nie in Beziehung tritt zu den Exeretionsorganen; die Sexualproduete gelangen nie in die Leibeshöhle, weil Leitungsapparat und Geschlechtsdrüse continuirlich in einander übergehen und der ausleitende Apparat ist niemals paarig. In allen diesen Punkten stimmen die Platymalakia überein mit den Plattwürmern, unter denen ihnen zumal die Turbellarien nahe stehen. Eine weitgehende Uebereinstimmung im Leitungsapparate wird man schon um deswillen nicht zu erwarten berechtigt sein, weil ja Modificationen im Leitungsapparate, wie sie bei den Mollusken nachgewiesen sind, ohne Zweifel auch bei den Würmern vorkommen, ohne dass jedoch diese Verhältnisse bei den Würmern schon so weit vergleichend morphologisch verfolgt wären, als es bei den Mollusken geschehen. Eine allgemeine Uebereinstimmung besteht ja wohl infofern, als

384 H. von Ihering. (p. 24)

bei den Plattwürmern wie bei den Platymalakia eine Sonderung von Geschlechts- drüse und Leitungsapparat und die Ausstattung des letzteren mit Dotter- stöcken, Samenblase u. s. w. vorliegt. Ein wesentlicher Unterschied aber liegt darin, dass bei allen Platymalakia eine einheitliche Zwitterdrüse besteht, bei den Plattwürmern aber diese durch gesonderte und mit gesonderten Leitungsbahnen versehene Hoden und Ovarien ersetzt sind. Aber auch hier fehlt es nicht an Bindegliedern.

%s liegen hier nämlich zur Beachtung die interessanten Verhältnisse der marmen Nacktschnecken vor, die um so bemerkenswerther sind, als gerade diese Geschöpfe ja auch in ihrer sonstigen Organisation am meisten den Turbellarien sich nähern. Es war Niemand anders als unser verehrter Meister und Jubilar, als Rudolph Leuckart'), welcher zuerst die interessante Entdeckung machte, dass bei den Aeolidiaden und Verwandten die Läppchen der Zwitterdrüse in der Weise differenzirt sind, dass die centrale Partie die Spermatoblasten enthält und ringsum sich oogene Follikel ansetzen. Diese Beobachtungen Leuckart's sind allseitig bestätigt worden. Trinchese?) giebt an, dass bei zwei Aeolidiaden-Gattungen, bei Amphorina und Capellinia, diese Sonderung noch weitergehe und zur Scheidung männlicher und weib- licher Follikel geführt habe. Bergh scheint keinen derartigen Fall beobachtet zu haben, ich habe aber Aehnliches gesehen bei Galvina erigua A. et H. in Neapel. Ich traf hier männliche und weibliche Follikel getrennt an, letztere in etwas grösserer Zahl. Die männlichen Follikel zeichneten sich durch einige am Apex gelegene orangefarbene Pigmentzellen aus. Wo am © Follikel Sperma zu sehen war, befand sich dasselbe nur an der Mündung, war also wohl ein- gedrungen. An der Zwitterdrüse eimes besonders kleinen T'hieres traf ich nur einen ganz terminal gelegenen männlichen und drei weibliche Follikel an. Bergh dagegen traf bei Galvina exigua das gewöhnliche Verhalten an, ich ebenso bei einer anderen in Neapel untersuchten Art Galvina Farrani A. et H. Wie erklärt sich dieser Widerspruch? Meiner Vermuthung nach nur dadurch, dass mit dem Alter die Zwitterdrüse Veränderungen erleidet, auf

1) BR. Leuckart. Die Geschlechtsverhältnisse der Zwitterschnecken. Zoolog- Unters. III. 1854. p. 88.

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2) Trinchese. Anat. della Hermaea dendritica. Bologna. 1877. p. 15 (463).

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 25) 355

welche zu achten also Aufgabe künftiger Forschungen sein muss. Vermuthlich verwischt sich die nur bei ganz jungen Individuen beobachtete Theilung der Follikel in männliche und weibliche mit dem Alter.

An diese lokale Sonderung der ei- und samenbereitenden Theile knüpfen nun die Verhältnisse bei den Turbellarien an. Nach Koelliker hat Arhodope eine einheitliche Zwitterdrüse die im hinteren Abschnitte männ- liche, im vorderen weibliche Follikel enthält. Ganz isolirt unter den Tur- bellarien scheint dieses Verhältniss nicht zu stehen, da Graff weiterhin von Acmostoma, einer Rhabdocoele mit primitivem Pharyngealapparat und terminaler Mundöffnung bemerkt: „zwei Ovarien und zahlreiche im Körper zerstreute Hodenfollikel stellen hier die Geschlechtsdrüsen dar und die Geschlechts- organisation der Rhodope würde sich im Wesentlichen von der des genannten Acmostoma bloss durch Zerfällung der beiden Ovarien in mehrere Follikel und Verlegung der bei Acmostoma terminalen Ausführgänge auf die rechte Körper- seite unterscheiden“. Bergh giebt zwar an, dass nach Koelliker jede der beiden Abtheilungen der Zwitterdrüse gesondert ausmünde, allein Graff ($) giebt ausdrücklich an, und so habe auch ich Koelliker verstanden, dass die Zwitterdrüse einen einheitlichen Ausführgang habe, der sich erst später in einen männlichen und weiblichen Leitungsweg scheidet. Aus einem Verhalten wie dem eben für Rhodope und Verwandte geschilderten, kann man nun eben sowohl die Verhältnisse der typischen Turbellarien ableiten durch Verkürzung der gemeinsamen Strecke des Zwitterdrüsenganges als auch jene der Platymalakia, wo statt einer Zerlegung der Zwitterdrüse in Hoden und Ovarien umgekehrt die Verschmelzung dieser beiden Elemente eine innigere wird.

Man hat die Stellung von Ahodope sehr verschieden beurtheilt. Hin- sichtlich des Genitalapparates scheint sie mir mehr den Nudibranchien als den Turbellarien sich zu nähern. Beide Gruppen unterscheiden sich wie mir scheint vor Allem dadurch, dass bei ersteren die Zwitterdrüse ein emheitliches Organ mit einfachem gemeinschaftlichen Zwitterdrüsengange ist, bei letzteren aber die männliche und weibliche Abtheilung der Zwitterdrüse vollkommen getrennt sind und gesonderte Ausführgänge haben. Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in den Ausführgängen. Bei den Turbellarien münden die verschiedenen Leitungswege gesondert in der Genitaleloake, die man somit als den verkürzten gemeinsamen Endabschnitt der Leitungsbahnen ansehen kann,

Nova Acta LVII. Nr. 5. 50

356 H. von Ihering. (p. 26)

wogegen bei den Nudibranchien ein zunächst einheitlicher Leitungsapparat sich der Länge nach in mehrere Canäle zerlegt. In beiden Punkten schliesst sich Rhodope den Nudibranchien an. Sicher haben Bergh!) und 'Trinchese Recht, wenn sie einem missglückten Versuche von mir gegenüber Rhodope bei den Turbellarien lassen, aber ebenso unzweifelhaft haben Koelliker, Graff und ich Recht, wenn wir in Rhodope eine eigenthümliche Zwischen- form zwischen 'Turbellarien und Nudibranchien erkennen. Der Umstand, dass mit Herz und Pericardium auch die Pericardialöffnung der Niere bei Rhodope fehlt, kann die Homologie des Wassergefässsystems der 'Turbellarien und der verästelten tubulösen und ebenso wie das Wassergefässsystem gelagerten Niere der Nudibranchien nicht in Frage ziehen. Die Gründe zu wiederholen, die von Koelliker an so viele Forscher bestimmten in Rhodope eine Uebergangs- form zwischen Nudibranchien und Turbellarien zu sehen, wäre zwecklos; es sei auf die Arbeiten von mir und Graff verwiesen. Nur über die Sinnes- organe seien einige Bemerkungen angeschlossen.

Ich habe früher darauf hingewiesen, dass bei den Nudibranchien als Ausgangspunkt und typisches Verhalten eine über dem Darm gelegene, ihn mit mehreren in ein Neurilemm gemeinsam eingeschlossenen Schlundringen um- fassende Ganglienmasse erscheint, welche aus zwei nahezu symmetrischen Hälften besteht, von denen jede durch Furchen in drei Abtheilungen mehr oder minder deutlich gegliedert ist. Auf dieser Ganglienmasse ruhen zwei Augen, dahinter zwei Otocysten. Genau das Gleiche treffen wir bei Rhodope, mit dem Unterschiede nur, dass der Schlundring nicht weiter gegliedert und ventral ganglionär verdickt ist. Nun sind Diejenigen, welche, wie Bergh und Pelseneer?), die Nudibranchien von schalentragenden Schnecken ableiten möchten, hier in einer grossen Verlegenheit, denn es ist klar, dass, wenn es sich lediglich um eine secundäre Concentration der Ganglien handelte, doch nicht damit eine Verkürzung der Nervi optici und acustiei Hand in Hand zu gehen brauchte. T'hatsächlich sehen wir bei allen mit Fuss ausgerüsteten Mollusken die Otocysten trotz ihrer Innervation von Cerebralganglien in dem Fuss gelagert, und diese Lagerung muss, wie ja auch leicht begreiflich, von

!) R. Bergh. Ueber die Gattung Zrhodope. Zoolog. Anz. 1882. Nr. 123.

®) P. Pelseneer. Sur quelques points d’Organisation des Nudibranches. Soc. Malac. Belgique Tom 26. 1891. Seance du 3 oct. 1891.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 27) 357

besonderem Vortheil sein, da sie in den verschiedensten Gruppen des Systemes sich vollzieht. Bei den Nudibranchien aber liegen die Otocysten dorsal auf den Cerebralganglien. Soll das auch ein erworbener Zustand sein? Und die Uebereinstimmung mit den "Turbellarien, ist sie bedeutungslos? Die Otocysten der Turbellarien entbehren der Cilienauskleidung mit Ausnahme von Arhodope und auch bei einigen blinden Nemertinen der Gattung Oerstedia wies de Plessis!) paarige Otocysten mit Cilienauskleidung nach. Das Gleiche gilt von der Lagerung der Augen auf den Gehirnganglien.

Pelseneer (16, p. 68) sucht auch dieses Verhältniss als ein secundäres und erworbenes anzusehen, ohne Gründe dafür beizubringen. Dass auch die Augen der Nudibranchien ursprünglich im Integument lagen, bezweifele auch ich nicht, wie denn ja auch die Ganglien selbst erst secundär von der Ober- fläche des Körpers, wo sie entstanden, in die "Tiefe rückten. Was ich Pelseneer gegenüber bestreite, ist die Annahme einer Verkürzung des Optieus, die weder physiologisch noch morphologisch verständlich wäre. Einen richtigen Optieus haben überhaupt die meisten Nudibranchien nicht. Der kurze Stiel, durch den diese Augen mit dem Gehirn oftmals zusammenhängen, ist oft nur die Fortsetzung des hinteren T'heiles der Augenblase, daher ist er vielfach wie diese ringsum von Pigment dick umhüllt. Augen und Ohren haben wie bei den Plattwürmern so auch bei den Vorfahren der Nudi- branchien offenbar unmittelbar unter der Epidermis auf dem Gehirn gelegen und sind dann mitsammt dem Gehirn in die Tiefe gerückt. So entstand für die Augen der sehr unzweckmässige Zustand einer dieken Ueberlagerung mit der Körperwandung, Bindegewebe u. s. w. Dass nun die Entwickelung eines Optieus begann, dass das einmal an die Körperoberfläche gelangte Auge da seinen Platz behielt und ihn da auch bei allen höher organisirten Gruppen der Ichnopoden behauptet, ist leicht begreiflich. Die offenbar funetionell un- zweckmässigere Lagerung der Augen und Ohren auf der Ganglienmasse kann daher nicht als eine Riückbildung von den bekannten Verhältnissen bei den höheren Ichnopoden aus erklärt werden, sondern repräsentirt den primitiveren Zustand, welcher so vollkommen mit den bei Plattwürmern beobachteten Ver- hältnissen übereinstimmt, dass offenbar complete Homologie vorliegt.

1!) Zoolog. Anz. 1891. p. 413.

[bit © E23

388 H. von Ihering. (p. 2)

Wenn man die vorstehenden Abbildungen vergleicht, so muss doch, meine ich, einleuchten, dass diese Uebereinstimmung nicht im Sinne Bergh’s ein Zufall ist, sondern dass hierin Graff und ich Recht haben. Ueber das Nervensystem von Tethys verweise ich auf das an anderer Stelle (12, p. 520) Bemerkte. Ich habe an Alcoholexemplaren das Nervensystem von Tethys nachuntersucht und mit Camera lucida gezeichnet. Die Figur kommt auf jene Dietl’s heraus, nicht auf jene Bergh’s. Meine ältere Figur entspricht dem was man am frischen Thiere sieht. Bergh, der wie es scheint, das Nerven- system der Tethys nicht am lebenden T'hier kennen lernte, giebt eine Zeich- nung, die, wenn sie für gewisse Fälle richtig sein sollte, eben doch nur postmortale Alcoholeinwirkung zum Ausdruck bringt. Ob die wirklich zu beobachtenden seichten Furchen wirklich die ihnen zugeschriebene Bedeutung haben, könnte in Frage gezogen werden, weil sie an Ober- und Unterseite sich nicht genau entsprechen und nach Dietl an der Unterseite auch eine dieser Furchen in das Pedalganglion hereingeht resp. über seine Oberfläche hin. Auch finde ich keine complete Symmetrie beider Hälften bezüglich der grösseren der Mittellinie genäherten Ganglienzellen. Auch Dietl findet an Schnitten (cf. Fig. 44, 1) unpaare mediane Ganglienzellen. Wie Bergh iber- haupt hat dazu kommen können, diese Frage für so wichtig zu halten, dass er sogar meint, dieselbe sei die Ursache meiner „irrigen Auffassung“ der Verwandtschafts-Beziehungen der Nudibranchien, kann ich gar nicht verstehen. Was ich von Tethys sagte, ist nichts Anderes, als was von Cuvier an bis auf Leydig und Dietl Alle, die sich damit befassten, auch fanden, dass nämlich dieses Nervensystem eine mehr oder minder einheitliche traubige Masse bildet. Wenn wir nun zugeben, dass die von Dietl gezeichneten seichten Furchen wirklich die ihnen beigemessene Bedeutung haben, und von den in diese Auf- fassung nicht passenden Furchen höflicher Weise absehen, so bleibt doch immer die 'T'hatsache bestehen, dass hier nicht drei Paare Ganglien existiren, sondern eine einzige in der Medianlinie sogar noch unpaare Ganglienzellen enthaltende Masse, welche nur in sehr unvollkommener Weise durch seichte Furchen gegliedert ist.

Das sind die 'Thatsachen und was ist an ihnen etwa Sonderbares? Ich gebe hier ein Seitenstück zum Nervensysteme von Tethys, gegen das Bergh nichts wird einzuwenden haben, da ich es von ihm selbst (1, T. 67, Fig. 10)

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 29) 359

copire. Bei dem Nervensystem dieser Doride zeichnet Bergh keine Furchen ein, ausser einem links liegenden Strich, wohl aber unpaare mittlere Ganglien- zellen. Diese Form zeigt also im Nervensystem eine Reihe der von mir als primitive erkannten Charaktere: 1. Einfache, nicht oder kaum gegliederte Protoganglienmasse, mit medianen unpaarigen resp. unsymmetrischen Ganglienzellen. 2. Lage von Augen und Ohren auf den Protoganglien und innerhalb der Hirnkapsel. 3. Vereinigung der drei (oder vier?) Schlundringe in einem einheit- lichen Strang.

Wenn nun auch innerhalb der Doriden solche Formen mit ungegliedertem Nervensystem vorkommen, was hat es da soviel zu sagen, wenn das Gleiche auch bei den Verwandten der Aeolidiaden vorkommt? Die Diskussion wegen des Tethys-Nervensytems ist in der That recht kleinlich geworden. Eine viel wesentlichere Correetur würde Bergh's und meine Darstellung erleiden, wenn wir Beide, wie es nach Lacaze-Duthiers scheint, eine viscerale Commissur übersehen hätten, denn dann repräsentirt Tethys in der schon erfolgten Trennung der Commissuren schon ein höheres Stadium als Asteronotus und zahllose andere Doriden, bei denen alle Commissuren in einen Strang vereint sind, wie auch bei manchen Phanerobranchien.

Bergh hat auch bei Asteronotus die Otocysten beschrieben, aber nicht abgebildet. Ich habe sie daher in der Figur 14 schematisch eingetragen, unter Berücksichtigung der Abbildungen verwandter Gattungen.')

Ganz anders gestalten sich bekanntlich die Verhältnisse der Augen bei den Cochliden, wo sie nicht in Zusammenhang mit dem Hirn als Pigment- flecke desselben ihren Ursprung nehmen, sondern an der Körperoberfläche. Bei diesen Augen wird daher obiger Betrachtung nach ein pigmentirter Optieus nicht zu erwarten sein, wie er denn auch factisch nicht vorkommt. Bei den

!) Bei den Doriden rückt die Otoeyste im der Regel über den Rand des Cerebral- ganglion hinüber, so dass sie an der Unterseite desselben liegt in der Falte zwischen der dorsalen Fläche des Pedalganglion und der abgeschnürten Partie der dorsalen Region des Cerebralganglion, durch welche wenig dieke Randpore die Otocyste so durchschimmert, dass man sie bei dorsaler Ansicht gewahrt. An der ventralen Fläche der Ganglien liegt die Otocyste bei Nudibranchien niemals.

390 H. von Ihering. (p. 30)

Teetibranchien knüpft ein T’heil bezüglich der Augen an die von den Nudi- branchien geschilderten Verhältnisse an. Das Auge liegt nahe am Hirn, so tief unter dem Integument, dass es z. B. bei Philine oft übersehen wurde. Nach Vayssiere scheint Pigmentirung eines kurzen Öptieus bei mehreren Teetibranchien vorzukommen. Gewinnt aber, wie bei Dulla, der Optieus be- trächtliche Länge, so ist nur die äussere resp. distale Hälfte pigmentirt, die andere nicht, ein Verhältniss, das sich ganz gut begreifen lässt bei Zugrunde- legung meiner Auffassung, nicht aber wenn man die Nudibranchien für rück- gebildete Schalen-Schnecken hält. Das Verhältniss der Pigmentirung des Optieus sollte einmal speciell untersucht werden. Ob das Auge der Ichnopoden jenem der Cochliden homolog ist oder nicht, muss erst und zwar ohne Vor- eingenommenheit geprüft werden, da möglicher Weise in der einen Gruppe Augen vorkommen, die in der anderen nur als Larvenorgane noch erhalten sind. Aehnliche Gedanken, wie ich, hat bezüglich der Mollusken-Augen Thiele ausgesprochen, welcher jedoch übersah, dass von mir die Ichnopoden- Augen den Hirnaugen der Plattwürmer homologisirt wurden, was speciell wohl für Rhodope kaum in Frage gezogen werden dürfte.

Ob es Nudibranchien giebt, bei denen ein langer ganz ausserhalb der Hirnkapsel gelegener Nervus opticus vorkommt, ist mir nieht bekannt; die Regel ist es keinesfalls. Bei den Doriden und Aeolidiaden liegt das Auge innerhalb der Hirnkapsel und ist entweder sessil oder durch einen ganz kurzen N. optieus an das Cerebralganglion befestigt. Dieser oftmals pigmentirte Opticus ist meistens kürzer als das Auge. Bei Tethys, Melibe, Spurilla etc. fehlt ein äusserer Opticus, aber an Schnitten lässt sich, wie Dietl!) zeigte, ein Opticus zwischen peripheren Gruppen von Ganglienzellen hindurch nach einwärts verfolgen. Es scheint nun zur Ausbildung eines äusseren Opticus entweder durch Verlängerung des stielförmigen Hinterendes der Augenblase zu kommen, in welchem Falle wir den pigmentirten Opticus vor uns haben, oder das Auge mitsammt all seinem Pigmente rückt in toto weiter nach aussen. Einen pigmentirten Opticus bildet Bergh u. A. ab für Daeolidia

Moebii Boh., Aeolidiella Soemmeringi Beh., Phyllidia rosans Beh., Ceratosoma to} D te} « to} ,

1) M. J. Dietl. Untersuchungen über die Organisation des Gehirns wirbelloser Thiere. I. Sitz.-Ber. K. Akad. Wiss. Wien. Bd. 77. 1878. p. 47.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 31) 391

cornigerum Al. et Rve., Asteronotus Bertrana Bgh. Spuren von Pigmentirung hatte nach Bergh der Opticus von Phyllobranchus, stark pigmentirten Opticus Elysiella pusilla Bgh. Bei Hermaea dendritica A. et H. und Bornella calcarata Moerch war nach Bergh nur der distale "Theil des Opticus schwarz pigmentirt, der basale nicht. Bei Favorinus albus war der rechte Nervus optieus bis auf das Ganglion opticum stark schwarz pigmentirt, ebenso bei Aeolidiella glauca A. et H.

Noch eines ist zu beachten. Bergh erwähnt mehrmals z. B. für Bornella calcarata und Elysiella pusilla, dass das Auge in eine „Scheide“ oder eine „dicke Kapsel“ eingeschlossen war. „Augen in einer Blase“ besagten für letztere Art Semper’s Notizen. Es sind das Arten mit längerem, resp. bei Elysiella sehr langem Optieus. Wenn nun die Lage des Auges auf dem Hirn die primitive ist und erst später dasselbe an die Oberfläche durch Ver- längerung des Optieus hinaufrückt, so muss das Auge und der Opticus die Hirnkapsel vor sich hertreiben resp. ausstülpen, so dass der Opticus ausser seinem richtigen Neurilemm, das selbst dem intraganglionären Optieus von Tethys nach Dietl nicht fehlt, noch ein accessorisches erhalten, das sich in die Augenkapsel fortsetzt. Diese Verhältnisse sind jedenfalls zu genauerer Untersuchung einladend. Bei Limnaea, Helix, Vaginula etc, kurz bei allen von mir untersuchten Nephropneusten und Branchiopneusten fehlt die Pig- mentirung des Opticus, bei den Cochliden kommt sie niemals vor, auch bei Formen mit offenem Auge nicht, wie z. B. Fissurella. Zweck hat diese Pig- mentirung ja nicht, daher ihr Verschwinden schon bei einem grossen Theil der Nudibranchien. Sie ist offenbar nur eine Begleiterscheinung bei der Aus- bildung des Optieus, der eben bei den Ichnopoden eine ganz andere Ent- stehungsgeschichte hat, als bei den Cochliden.

Es ist mir von grossem Interesse, dass schon in einer Zeit, in der Leuckart!) noch voll die Tiypentheorie vertrat, ohne darin jedoch Ideen der Deseendenzlehre sehr fern zu stehen, er die Nudibranchien als Ausgangspunkt der Gastropoden ansah, bei denen die Schale nur Larvenorgan ist, wogegen bei den übrigen „die Conchylie nicht verloren geht, sondern bleibt und an

Festigkeit und Grösse zunimmt“.

1) R. Leuckart. Ueber die Morphologie der wirbellosen Thiere. Braunschweig. 1848. p. 143.

392 H. von Ihering. (p. 32)

Il. Die systematische Stellung der Sacoglossen.

Die Ordnung der Sacoglossen wurde von mir (9, p. 146) 1876 auf- gestellt und kurz darauf auch unter dem Namen der Ascoglossen von Bergh (4, pag. 807, Anm.). Die Ordnung hat bei uns beiden absolut den gleichen Umfang und das darf wohl ohne Weiteres als ein Zeichen dafür angesehen werden, dass diese Gruppe von Schnecken, die man bis dahin theils bei den Tectibranchien, grösstentheils aber bei den Nudibranchien untergebracht hatte, eine sehr natürliche ist. Sie ist auch als solche von Vayssiere und von anderen Kennern der Nudibranchien acceptirt worden und verdient dies, wie wir weiterhin sehen werden.

Der Erste, welcher der Erkenntniss der Sacoglossen nahe kam, war Pagenstecher (15, p. 17). Er bemerkte richtig die Eigenthümlichkeiten der Mundwerkzeuge und vereinte daher die Oxynoiden mit den Limapontiaden und Elysiaden in einer Ordnung der Monostichoglossaten, allein er hielt die zu den Aeolidiaden gehörige Gattung Embletonia für ein Uebergangsglied zu den Aeo- lidiaden, welche er, soweit sie auch einreihige Zähne besitzen, wesentlich durch die Dentieulirung des Zalnrandes unterschieden glaubte. Es giebt aber sowohl bei den Aeolidiaden, wie bei den Sacoglossen Gattungen mit glattem und solche mit denticulirtem Schneiderande. Wenn somit Pagenstecher die Verhältnisse im Gebisse nicht richtig beurtheilte, so muss doch anerkannt werden, dass er auf dem richtigen Wege war und bei eingehenderen Kennt- nissen wohl auch zur Begründung der Ordnung in ihrem jetzigen Sinne gelangt sein würde.

Die Sacoglossen würden eine sehr natürlich erscheinende Ordnung dar- stellen, wenn nicht die Oxynoiden mancherlei abweichende Verhältnisse auf- wiesen, welche die Beurtheilung erschwerten. Krohn und Souleyet stellten

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (pP. 38) 395

die Oxynoiden in die Nähe der Tectibranchien, Vayssiere (20, p. 100), obwohl die Sacoglossen anerkennend, lässt provisorisch diese Familie bei den Teeti- branchien, mit denen sie auch Fischer (7, p. 569) vereint. Auch Bergh, obwohl er die Oxynoiden zu den Sacoglossen stellt, hält sie für ein Ueber- gangsglied zu den Tectibranchien und so habe ich auch mich schliesslich ver- anlasst gesehen, dem beizustimmen und die Oxynoiden zu den Tectibranchien zu stellen (ef. 11, p. 523; 12, p. 220). Es sind drei Momente, welche dazu den Anlass bildeten: Die Oxynoiden haben eine Schale, ene Kieme und Lobiger auch die bei den Treetibranchien vorkommende Flimmerrinne zwischen 3 und © Genitalöffnung. Das sind allerdings wichtige Unterschiede den anderen Sacoglossen gegenüber, die es verzeihlich erscheinen lassen, dass ich mit den angeführten Autoren zusammen in den eben bezeichneten Irrthum fiel. Be- trachten wir der Reihe nach diese Momente.

Die Schale ist unter ihnen das Wesentlichste, da sie weder bei Nudi- branchien, noch bei Sacoglossen sonst vorkommt. Letztere besitzen die Schale nur im Larvenstadium. Immer aufs Neue wiederholt man, meinen Einwürfen zum Trotze, die Behauptung: Die Nudibranchien haben eine Larvenschale, was beweist, dass sie von schalentragenden Schnecken abstammen. Welch ein unlogischer Trugschluss! Die Larvenschale beweist lediglich, dass auch die Vorfahren eine Larvenschale besassen, nichts weiter. Soll denn die Schale der Mollusken vom Himmel heruntergefallen sein, direet auf ihren Rücken? Einmal muss sie doch zuerst erschienen sein, und das kann doch nur in Form eines Larvenorganes geschehen sein. Dieses zarte, vergängliche Gebilde ward bei der Metamorphose abgeworfen, erhielt sich dann aber bei einzelnen Familien oder Gattungen. Da, wo sie einmal zu einem wesentlichen Bestandtheile des Organismus geworden, bietet sie relativ wenig Schwankungen, aber bei den Gruppen, bei welchen sie erst beginnt, aus einem Larvenorgane ein definitives zu werden, zeigen sich die grössten Schwankungen. So haben die Nudi- branchien keine Schale, aber die ihnen nahestehenden Pleurobranchien haben eine innere Schale, die bei Pleurobranchaea zwar fehlt, während gleichwohl die Schalenhöhle entwickelt ist (Vayssiere). Bei den Teetibranchien fehlt die Schale oder sie ist vorhanden, kalkig, hornig oder sonst variirend. Bei den tiefststehenden Tectibranchien, den Umbrelliden und Peltiden, ist die Schale bald vorhanden, bald nicht, extrem einfach und zum Theil nur wie bei

Nova Acta LVIII. Nr. 5. 51

394 H. von Ihering. (p. 34)

Ildica unter den Peltiden ein noch nicht !/,; mm langes Gebilde, das eben nur eine werdende und nicht eine verkümmerte Schale sein kann. Sehen wir daher überhaupt die Schale in ihrem ersten Auftreten bei den Ichnopoden höchst variabel, so ist es absolut nicht angängig, eine Classification lediglich auf Anwesenheit oder Abwesenheit der Schale zu gründen.

Die Kieme könnte für die Zugehörigkeit der Oxynoiden zu den 'lecti- branchien sprechen, wenn sie genau jener entspräche. Das ist aber nicht der Fall. Die Kieme der Teectibranchien ist ein auf zwei Seiten Kiemenlamellen tragendes federförmiges Organ, das auf dem Boden der Kiemenhöhle zwischen Anus und Genitalöffnung an der Körperseite gelegen ist. Dagegen besteht die Kieme der Oxynoiden aus einer einfachen Reihe niederer Falten, welche an der frei beweglichen Decke der Kiemenhöhle stehen. Dass eine solche Kieme möglicherweise doch mit der Tectibranchienkieme homolog sein könnte, kann nicht bestritten werden, wäre zunächst aber doch eine gänzlich willkürliche Annahme. Homolog der Teetibranchienkieme ist jene der Pleurobranchien und jene von Ancylus unter den Branchiopneusten, die Oxynoiden aber zeigen einen ganz anderen T'ypus.

Die Flimmerrinne endlich konnte man wohl eine Zeit lang für ein Charakteristicum der 'Teetibranchien halten, allein jetzt liegt, wie wir im Vorausgehenden sahen, der Fall völlig anders. Da die Homologie des Penis bei allen Sacoglossen nicht fraglich sein kann, so muss auch der bei den Oxynoiden direct zu beobachtende Uebergang vom Stadium der Flimmerrine zum Vas afferens auch bei den anderen Sacoglossen einst sich vollzogen haben, wie er auch noch in einer anderen Gruppe, bei den Nephropneusten nämlich, nachweisbar ist. Auch hierin also liegt kein Anlass vor, die Oxynoiden den Teetibranchien zuzuweisen.

Im Gegensatze dazu bestehen aber grosse Unterschiede, welche jede Möglichkeit einer Uebergangsbeziehung zwischen Oxynoiden und Tectibranchien ausschliessen. So zunächst im Darmtractus. Die Oxynoiden schliessen sich darin ganz den übrigen Sacoglossen an. Kiefer oder Greifring, allgemein ver- breitet bei den 'Tectibranchien, fehlen allen Sacoglossen. Die Mundmasse ist bei den Tectibranchien immer einfach, bei den Sacoglossen niemals. Die dorsale Hälfte der Mundmasse ist mit regelmässig angeordneten, durch Zwischenstreifen getrennten Muskelbändern umgeben, welche sich aber nicht

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 35) 395

auf die ventrale Hälfte fortsetzen. An dieser sondert sich bald mehr, bald weniger deutlich die hintere stark muskulöse Partie als ein äusserlich etwas abgesetztes Organ ab. Dasselbe bildet bei Oxyno@ eine breite ventrale Scheibe, welcher der von Halbreifen umgürtete Schlundkopf aufliegt. Die Radula zeigt das gewöhnliche Verhalten der Sacoglossen, aber das Säckchen, in welchem die abgenutzten Zahnplatten liegen, ist nicht, wie bei den Hermaeiden, unten sichtbar und überragend, sondern, wie bei Elysiaden und Placobranchiden, in der Masse der Muskulatur versteckt. Ich habe in Fig. 10 und 11 eine Ansicht der Mundmasse und einen Durchschnitt durch dieselbe abgebildet, aus der man auch die stark muskulöse Entwickelung der Mundröhre ersieht. Bei der Oxynoö so nahe stehenden Gattung Lobiger ist der hintere muskulöse Theil der Mundmasse vollständig vom Reste der Mundmasse abgetrennt, resp. nur durch einen kurzen hohlen Stiel mit ihm verbunden. So erläutern die Oxy- noiden sehr instructiv die Entstehung jenes riesigen muskulösen Anhangs- gebildes der Mundmasse, welches bei den Phyllobranchiden so mächtig ent- wickelt ist und welches dort von Bergh als Pseudokropf bezeichnet wurde. Es ist also die „Scheibe“ Pagenstecher’s, jener hintere Abschnitt des ven- tralen 'T'heiles der Mundmasse bei Oxynoö, homolog dem Pseudokropf, der nichts Anderes ist, als ein abgelöster "Theil der Mundmasse. Die Bedeutung desselben kann man, wie überhaupt die Anatomie der Mundwerkzeuge der Saco- glossen, nicht verstehen, wenn man nicht bedenkt, dass sie von der weichen Sub- stanz des Leibes der Korallen, Schwämme und anderer T'hierstücke leben, deren weiche Körpersubstanz sie einsaugen, nur wenig unterstützt von der einreihigen Radula, von der nur 2—3 Zähne in die Mundröhre hinein oder richtiger an sie heran reichen. So stellen die Phyllobranchiden unzweifelhaft die höchste darin bei den Sacoglossen erreichte Stufe dar, und keine andere Familie kommt ihnen darin näher, als die Oxynoiden. Es ist daher ein Ding der Unmöglich- keit, diese höchst specialisirten Formen als Uebergangsglieder anzusehen nach den Tectibranchien hin. Solche Uebergangsglieder kennen wir überhaupt nicht, und wenn es ja welche gab, so müssen sie am Ausgangspunkte und nicht am Endpunkte der Sacoglossen sich befunden haben.

Bei allen Sacoglossen existirt fernerhin an der Speiseröhre ein blind- sackfürmiger Anhang, der bald (Phyllobranchidae) sehr gross, bald, wie bei den Oxynoiden, kleiner, bald nahezu glatt, bald mit kürzerem oder längerem Blind-

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396 H. von Ihering. (p. 36)

säckchen besetzt ist. Bergh hat denselben bald Magen !), bald Vormagen genannt, vermuthlich ohne damit die offenbare Homologie in Frage ziehen zu wollen. Magen ist bei den Ichnopoden nur derjenige Darmabschnitt zu nennen, in welchen sich die Gallengänge öffnen; ich nehme daher für diesen Blindsack die Bezeichnung Vormagen von Bergh an. Bei Teetibranchien und Nudibranchien fehlt dieser Vormagen, doch beibt dessen Homologie noch zu verfolgen.?2) Ich vermuthe, dass er einem der zwei vorderen kleineren Gallengänge der Aeolidiaden homolog sei oder der Gallenblase der Dorididen. Ein kleines, 2 mm langes Säckchen, welches ich für ein Homologon der Gallenblase der Doriden halte, beobachtete ich bei einer n. sp. Succinea von Rio grande do Sul, bei der es ziemlich zwischen den beiden grossen, in den Magen sich öffnenden Gallengängen liegt.

Von diesen Unterschieden abgesehen, besteht noch ein sehr wesent- licher im Bau der Genitalorgane; diese sind monaul bei allen Teetibranchien, triaul bei den Sacoglossen. Es ist somit ganz undenkbar, dass von den Saco- glossen aus irgend eine Gattung direet zu den Tectibranchien führen könne. Oxynoe hat nichts mit den Tectibranchien zu thun, sondern ist eine echte, wenn auch in einiger Hinsicht etwas aberrante Sacoglosse. Man kann sich somit die verwandtschaftlichen Beziehungen nur so vorstellen, dass die uns unbekannten Vorfahren der Sacoglossen den Tectibranchien näher standen, eventuell gemeinsamen Ursprunges mit ihnen waren.

Nicht minder unglücklich war die Idee der nahen Verwandtschaft der Sacoglossen mit den Aeolidiaden, obwohl sie von jeher bis auf Bersh, dem Pelseneer sich anschliesst, vertheidigt wurde. Die Mundwerkzeuge sind total verschieden, zum Saugen bei den Sacogiossen, zum Kauen bei den Aeolidiaden eingerichtet. Letztere haben Kiefer, jene nicht. Der Vormagen der Sacoglossen fehlt den Aeolidien. Selbst die Papillen, welche ja doch wohl ausschliesslich an diesem Vergleiche schuld sind, haben ganz verschiedenen Bau. Bei den Aeolidiaden enthält die Papille nichts, als den Leberast, sowie meistens an der Spitze einen anfangs (Embletonia) seichten, geschlossenen, aber

!) So bei Placobranchiden und Elysiaden. 2) Ein unpaarer dorsaler Fortsatz des Darmes ist sehr verbreitet bei den Platt-

würmern. Wahrscheinlich entspricht ihm der Vormagen der Sacoglossen.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 3%) 397

bei den höheren Gattungen langgestreckten, mit dem Leberstamme eommuni- eirenden Nesselsack. In den Papillen derjenigen Sacoglossen, die allein hierbei in Betracht kommen, der Hermaeiden und Phyllobranchiden fehlt ein Nessel- sack stets, dafür umschliesst die Papille ausser dem Leberstamme noch einen vielfach ramifieirten Ast der röhrigen Drüse. Im Nervensystem stehen die Aeolidiaden auf einer viel niedrigeren Stufe, als die Sacoglossen. Endlich ist der Genitalapparat der Aeolidiaden diaul, jener der Sacoglossen triaul. In den Anhangsorganen des Genitalapparates bieten die Sacoglossen manche Eigenthümlichkeiten dar, für die es an Vergleichspunkten noch ganz fehlt, namentlich die röhrige Drüse ist bisher ausser bei Sacoglossen nicht gesehen. Dass gerade die mit Rückenpapillen versehenen Sacoglossen anatomisch in höherem Grade sich den Aeolidiaden nähern, ist auch noch nie angegeben worden. So zeigt sich eben, dass wieder einmal, wie so oft, die äussere Aehnlichkeit zur Annahme von Verwandtschaftsbeziehungen verleitet hat, welche die vergleichende Anatomie als irrige Voraussetzung erweist.

Ichnopoden, denen sich die Sacoglossen unmittelbar anreihen, giebt es nicht, diejenigen aber, die in ihrer inneren Organisation noch am ehesten Berührungspunkte darbieten, sind die Dorididen und Verwandte. Beide Ord- nungen stimmen in den Hauptzügen des triaulen, mit Spermatothek und Sper- matocyste ausgestatteten Genitalapparates überein. Dazu kommt ein weiterer sehr wichtiger Punkt. Der sonderbar gebaute Schlundkopf der Sacoglossen mit seiner regelmässigen Anordnung der Muskelbänder, die an ihm angeordnet sind, wie die Reifen an einem Fasse, kehrt in ganz identischer Weise bei einer grossen Gruppe von Dorididen, den phanerobranchen Dorididen wieder. Man kann nicht sagen, dass eine solche Anordnung in inniger Beziehung zur Lebensweise stehe, denn zwei grosse Familien, die Doriopsen und Phylli- diaden, haben ebenfalls saugende Mundwerkzeuge mit verengerter kleiner Mundöffnung, ohne jedoch den Schlundkopf der Sacoglossen aufzuweisen. Ich glaube, dass dieser Schlundkopf eine primitive Einrichtung ist, die im Laufe der Zeit schwand infolge der Ueberdeckung mit secundären Muskelbändern, die sich zumal in den Richtungen von vorn nach hinten und von hinten nach vorn über die Reifen hinüberlegen.. Diese Muskelbündel sind bei den Saco- glossen noch sehr fein und kurz, ebenso bei den phanerobranchiaten Doriden, bei allen anderen Gruppen der Ichnopoden sind sie stark entwickelt, aber

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doch z. B. bei Peronia viel weniger, als bei den Heliceen. Hierüber wird die vergleichende Entwickelungsgeschichte wohl Aufschlüsse geben können. Auch hier wird sich also wohl ergeben, dass die identischen Organe beider als Gastropoden zusammengeschweisster Gruppen von Mollusken eine wesentlich verschiedene Organisation und Entstehung besitzen, wie dies ja bereits für die Histogenese beider Gruppen durch Roessler!) nachgewiesen wurde. Ich werde zur Vereinfachung der Ausdrucksweise den mehrfach erwähnten, einem von Reifen oder Halbreifen umschlossenen Fasse gleichenden Typus der Mundmasse der Sacoglossen als Dolium bezeichnen oder als doliaren Typus.

Betrachten wir nunmehr die grosse Classe, zu welcher die Sacoglossen gehören, im Zusammenhang, so sind wir, glaube ich, jetzt so ziemlich auf dem Punkte angelangt, auf den man schon lange bei Crustaceen und Insecten gekommen ist, nämlich die hauptsächlichsten der in Betracht kommenden Ordnungen und Unterordnungen klargestellt zu sehen, wenn auch die Art, wie die einzelnen Unterordnungen etwa unter sich näher zu kleineren Gruppen sich zusammenschliessen, noch nicht feststeht.

Meines Erachtens gruppiren sich alle diese Ordnungen der Platymalakia im Wesentlichen in drei grössere Gruppen. Die erste von ihnen enthält diejenigen, welche sich näher an die Teetibranchien anschliessen, das sind die Pteropoden und Branchiopneusten. Die Pteropoden habe ich von Anfang an richtig neben die Ichnopoden gestellt und nur kurze Zeit die Cephalopoden noch in ihrer Nähe gelassen, was ich jedoch bald darauf selbst corrigirte. Nachdem auch Boas und Pelseneer in gleichem Sinne über die Stellung der Pteropoden sich ausgesprochen, darf dieser Punkt als erledigt gelten. Streitig ist nur der Grad der Verwandtschaft mit den 'Trectibranchien, denen Pelseneer sie eingereiht sehen will, indess ich sie als eine besondere, den Tectibranchien nahestehende Ordnung ansehe. Wollte man sie mit den Tecti- branchien vereinen, so würden die Branchiopneusten wohl dies Schicksal zu theilen haben und successive noch andere Ordnungen nachfolgen, denn schliesslich scheinen alle Ichnopoden von Teetibranchien oder ihnen nahestehenden Vor- läufern derselben abzustammen. Diejenigen, welche die Pteropoden mit den

1) Zeitschr. f. wiss. Zoolog. 1885, Bd. 41 p. 441 ff. Cf£. darüber H. v. Ihering

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Tectibranchien vereint sehen wollen, wie zuerst 1548 R. Leuckart es vor- schlug, werden dann Leuckart's Namen der Heterobranchiata anzunehmen haben.

Eine zweite grosse natürliche Gruppe sind die drei Ordnungen mit triaulem Genitalapparate: Sacoglossa, Nephropneusta und Triaula. Letztere Gruppe kann, seit wir ausser den Doriden und Verwandten zwei weitere Ordnungen als triaul erkannt haben, nieht diesen Namen behalten und mag Protriaula umgetauft werden. Diese drei Ordnungen können mit Rücksicht auf die allen gemeinsame Spaltung des weiblichen Leitungsweges als Schizo- gonen zusammengefasst werden. Dass wirkliche Verwandtschaft unter ihnen besteht, wird daraus wahrscheinlich, dass sich noch andere Momente, welche hierfür reden, anführen lassen. So ist der doliare Typus der Mundmasse bei Sacoglossen und bei gewissen Protriaulen nachgewiesen, auch eine identische Form des Penis ist bei beiden beobachtet, nämlich die Endigung des den Penis durchlaufenden Vas deferens in eine terminale kleine chitinisirte gerade oder hakenförmige Spitze. Die gleiche Penisspitze kennen wir übrigens an vielen Phanerobranchien, vielleicht entspricht ihr auch, wiewohl modifieirt, die Penis- bewaffnung gewisser Planorbis- Arten, und sicher nachgewiesen ist sie unter den Tectibranchien bei Philine catena durch Vayssi@re. Letzterer Forscher hat, nebenbei bemerkt, an der ebengenannten, vielleicht generisch abzutren- nenden eigenthümlichen Philine eine sonderbare Entdeckung gemacht, deren morphologische Bedeutung gänzlich unverständlich ist. In den Penis mündet eine Drüse ein, deren zahlreiche Schläuche am Apex eine flimmernde Oeffnung haben, die sich in die Leibeshöhle öffnet. (Vayssiere 19, p. 37, Fig. 31 u. 34.)

Während somit die Protriaulen einerseits Beziehungen darbieten zu den Sacoglossen, lassen sie andererseits auch solche erkennen zu den Nephropneu- sten, wie namentlich schon bezüglich der Identität des neben dem Penis mün- denden Pfeil- oder Stachelapparates und der Stacheldrüse hervorgehoben wurde. Dass bei solchen Verwandtschaftsbeziehungen der Peronien deren Lunge nicht eine Kiemenhöhle ist, sondern eine an der Ausmündungstelle der Niere ent- standene Einsenkung des Integumentes, wie ich es von Anfang an richtig erkannte, kann ebenso nur nebenbei hier erwähnt werden, wie die gänzliche Hinfälligkeit der Ordnung der Pulmonaten, deren systematischer Werth ungefähr einer Eintheilung der Fische in Süsswasser- und Seefische gleichkommt.

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Die dritte natürliche Gruppe wird gebildet von den Phanerobranchien und Pleurobranchien. Erstere entsprechen genau Bergh's cladohepatischen Nudibranchien. Ich halte die Leber für minder geeignet als den Genital- apparat zur Scheidung der natürlichen grösseren Gruppen mariner Nackt- schnecken (cf. H. v. Ihering 12, p. 221), doch ist dies insofern gleichgültig, als die von mir auf den Genitalapparat hin gegründeten Unterordnungen sachlich total mit den beiden Abtheilungen zusammenfallen, in welche Bergh die Nudibranchien zerfällt. Für Diejenigen, welche daher überhaupt noch eine Ordnung der Nudibranchien beizubehalten wünschen, werden daher Bergh’s Bezeichnungen der Priorität halber den Vorzug verdienen müssen.

Ich habe lange geschwankt, ob es nicht am rathsamsten sei, die Cuvier’'schen alteingebürgerten Namen auch ferner beizubehalten, komme aber doch mehr und mehr davon zurück. Einzelne jener Gruppen sind so unnatürlich, dass sie nur noch nach dem Gesetze der Trägheit in Lehrbüchern u. s. w. sich weiterschleppen. Cuvier unterschied unter den Ichnopoden: Pulmonaten, Nudibranchien, Inferobranchien und Teetibranchien. Zwei dieser Ordnungen sind absolut unhaltbar, die Pulmonata und Inferobranchia. Einen Versuch der Modernisirung des Cuvier'schen Systems macht Fischer, der dann auch die Inferobranchia noch beibehält. Nun hat Bergh klar nachgewiesen, dass ein Theil der Inferobranchia nahe bei den Aeolidiaden, der andere nahe bei den Doriden steht, es ist daher wunderbar, dass Fischer den alten Irrthum weiterschleppt. Will man nun die Nudibranchia beibehalten, so muss der Begriff ganz abgeändert werden, da mit ihnen die Inferobranchia vereint, von ihnen die Sacoglossen ausgeschieden werden. Ebenso steht es mit den Teecti- branchien, die sich keineswegs mit meinen Steganobranchien decken: die Tecti- branchia enthalten vielmehr ausser letzteren, dem eigentlichen und bleibenden Kerne, noch ein Theil der Sacoglossa und alle Pleurobranchia. Diese Aende- rungen aber geben immer aufs Neue dem Cuvier'schen Namen einen anderen Begriff, so dass man eigentlich stets zufügen müsste, im Sinne welches Autors von Nudibranchia etc. die Rede sei. Es könnte ja auch befürwortet werden, die Sacoglossa wieder unter die Nudibranchia aufzunehmen, vor denen aller- dings wohl auch Peronia folgen müsste. So scheint mir die beständige Um- modelung der Cuvier'schen Namen doch schliesslich zu weit zu gehen, zumal diese ganze Olassification auf einer irrigen Basis ruht, auf der Verwendung

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der Athmungswerkzeuge zur Classification. Ich ziehe es daher vor, neuere Namen für die-in anderem Sinne gefassten Gruppen anzuwenden. Von besonderer Benennung der hier skizzirten drei Gruppen sehe ich zunächst ab. Es scheint mir, dass jetzt wenig fehlt, um zu einem allgemein acceptirbaren Systeme der Platycochliden zu kommen, das denn doch bis zu einem gewissen Grade Sache der Convention sein wird.

Unklar ist zur Zeit noch das Verhältniss der Pleurobranchia. Pelseneer führt die von mir geäusserte Idee naher Beziehungen zwischen ihnen und den Nudibranchien weiter, indem er meint, dass man Pleurobranchus nur die Kieme zu nehmen brauche, um eine Nudibranchie daraus zu machen. Es ist aber dabei übersehen, dass die Pleurobranchiden nach Vayssiere eine innere Schalenhöhle unter dem Mantel besitzen, die (ausser bei Pleurobranchaea) eine Schale enthält. Pleurobranchus könnte mit Umbrella leicht vereint bleiben, wenn nicht der Genitalapparat abweichend wäre, jenem der Phanerobranchien ähnlich. Am ehesten wird man wohl das Verhältniss richtig auffassen, wenn man sich die Pleurobranchiden, wie die Phanerobranchien von Steganohbranchien abgezweigt denkt, freilich von solchen, die erloschen sind und im Nervensystem noch einfacher beschaffen waren, als die Umbrelliden und Peltiden, welche im Uebrigen diesen erloschenen primitiveren T'ypen noch am nächsten kommen. Bei allen diesen primitiveren Ichnopoden fehlt entweder die Schale, oder sie ist doch ganz einfach, tellerförmig oder nautiloid, mit verlängerter, flächenhaft entwickelter Mündungspartie. Auch bei den höheren Steganobranchien, sowie bei den Oxynoiden ist die Schale noch in der Regel sehr einfach, bald kalkig, bald hornig, bald eine äussere oder innere, und nie beherrscht sie die Organi- sation oder auch nur die Form des "T'hieres. Erst bei den höchststehenden, den Uebergang zu den Auriculaceen vorbereitenden Steganobranchien treten spiralig eingerollte grössere solide Schalen auf, welche, wie bei den höheren Nephropneusten und Branchiopneusten, das T'hier völlig in sich aufnehmen können. Es steht somit auch die Schale in Einklang mit dem durch das Studium von Nervensystem und Genitalapparat erlangten Resultate, dass es nackte oder mit rudimentärer Schale versehene marine Schnecken waren, von denen die jetzt getrennten verschiedenen Gruppen der Ichnopoden ihren Ursprung nahmen. Diese die Phanerobranehien und Pleurobranchien mit den Stegano- branchien verknüpfenden, uns unbekannten Urformen dürften am meisten den

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Umbrelliden und Peltiden sich genähert haben. Die mir zugeschriebene An- sicht, als solche niederste Ichnopoden die Limapontiaden anzunehmen, ent- spricht nicht meinen Vorstellungen über dieses Thema. So auffallend auch die Aehnlichkeit dieser Nacktschnecken mit Planarien ist, so wenig sind sie nach dem Wenigen, was seitdem darüber bekannt geworden, wesentlich von den Elysiaden und anderen Sacoglossen verschieden, und diese letzteren haben in Differenzirung des Nervensystems und Genitalapparates und in der mit Verlust von Kiefern oder Greifring einhergehenden Modification der Mund- werkzeuge eine viel zu sehr speeialisirte und hohe Organisationsstufe erreicht, um als Urformen der Ichnopoden gelten zu können. Diese sind vielmehr Steganobranchien gewesen, welche niedriger organisirt waren, als die uns heute bekannten Vertreter, und deren Verhältnisse in manchen Punkten, wie im Nervensystem und den Sinnesorganen, vielleicht auch in Leber und Niere, besonders gut bei den Phanerobranchien erhalten bleiben.

Wir sehen somit, dass namentlich entwickelungsgeschichtliche Studien über Nervensystem, Mundmasse, Genitalapparat ete. der marinen Nacktschnecken noch nöthig sind, dass über die gegenseitigen Beziehungen zwischen den ein- zelnen Gruppen und ihren phylogenetischen Zusammenhang die Meinungen noch getheilt sind, aber sie sind es kaum mehr bezüglich der verschiedenen Ord- nuugen oder Unterordnungen, in welche die Platymalakia zerfallen. Die Com- binirung der einzelnen Gruppen zu Ordnungen ist wohl erst zu schaffen, ebenso wie eine einheitliche Nomenclatur, aber die Hauptsache war doch die anatomische Durcharbeitung und Ordnung aller in Betracht kommenden Familien, und dieses härteste Stück der Arbeit ist in der Hauptsache gemacht.

Ueber die Abstammung der Sacoglossen habe ich am Schlusse des vorausgehenden Abschnittes mich bereits anlässlich der Vergleichung des (Genitalapparates von Rhodope ausgesprochen. In der 'T'hat stellt von allen Neuerungen, die mein System der Mollusken brachte, die Stellung der Nudi- branchien und Verwandten zur Zeit noch den einzigen strittigen Punkt dar. Wie meine vergleichende Anatomie des Nervensystems sich als richtig erwiesen hat, auch die Existenz von Chiastoneuren und Orthoneuren unter den Coch- liden von Bouvier bestätigt wurde, wiewohl in anderem, als dem von mir gemeinten Umfange, so hat man auch den Heteropoden und Pteropoden jetzt

allgemein den ihnen von mir zugewiesenen Platz eingeräumt und andererseits

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 43) 403

die Verwandtschaft der niedersten Cochliden mit den Muscheln und anderen verwandten Gruppen anerkannt. Auch die Möglichkeit, meinen Nephropneusten und Branchiopneusten eine andere Auffassung gegenüber zu stellen oder gar noch eine Ordnung der Pulmonaten beizubehalten, ist durch die Ergebnisse der vergleichenden Morphologie des Genitalapparates beseitigt, und so bleibt den Vertretern des Cuvier’schen Systemes nur noch ein Bollwerk: die Auf- rechterhaltung der Gastropoden. Hier ist es nun sonderbar, dass der tiefe Riss, der thatsächlich durch diese scheinbar einheitliche Gruppe geht, von Allen, die sich mit ihr befassen, erkannt wird, dabei immer schärfer sich markirend. Inniger gestalten sich bei Zunahme der Kenntnisse die Bande, welche die so immens verschiedenen Anfangs- und Endglieder der Cochliden verknüpfen, vollkommener auch wird das hochinteressante Bild, welches die vergleichende Anatomie der Ichnopoden resp. der Platymalakia überhaupt uns vor Augen führt, aber vergebens spähen die Anhänger des Üuvier’schen Standpunktes aus nach einer Brücke zwischen beiden Abtheilungen der „Gastro- poden“. Man kann ebenso gut einen Aal und einen Salamander für Glieder einer besonderen Ordnung erklären, wie eine Helix und eine Paludina. Nicht der erste Eindruck entscheidet, dem man bekanntlich immer misstrauen soll, sondern die vergleichend anatomische Durcharbeitung der Gruppe. In dieser aber ist gerade bei den Mollusken bereits sehr viel geleistet, und da zeigt sich, dass die scheinbaren Aehnlichkeiten zwischen den beiden Gruppen, aus denen man die Gastropoden gebildet hat, in dem Maasse schwinden, als man den primitiveren Formen sich zuwendet. Dass diese phylogenetischen Reihen aber wohlbegründet sind, zeigt u. A. die volle Uebereinstimmung, die darin zwischen Bouvier und mir besteht, und die Harmonie, in welcher sich mit den morphologischen Ergebnissen die paläontologischen 'T'hatsachen befinden.

Der Widerspruch gegen meine Darstellung stützt sich daher nicht auf etwaige andere Resultate in der vergleichenden Anatomie von Nervensystem, Genitalapparat u. s. w., wo meine Untersuchungen zwar vielfache Modificationen und Ergänzungen erfahren haben, in der Hauptsache aber stehen geblieben sind, sondern auf allgemeine Raisonnements. Man sagt: alle Gastropoden haben die renopericardiale Communication, Radula und Larvenschale, folglich repräsentiren sie‘ eine einheitliche Gruppe. Diese Argumente sind an und für sich berechtigt, aber ebenso richtig sind die allgemeinen Resultate meiner

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Studien über die Verwandtschaftsbeziehungen und Entwickelungsreihen in den einzelnen Classen. Ueberall, wo man sich darum bekümmert, kommt man zu den gleichen Folgerungen wie ich, trotz wesentlich neuen Beobachtungs- materials, wie z. B. Pelseneer bezüglich der Entwickelungsreihen innerhalb der Acephalen. Wie erklärt sich nun dieser Widerspruch ?

Die Spaltung der Mollusken in zwei grosse Gruppen, wie ich sie nachwies, will aber doch auch erklärt sein. - Es ist an und für sich ja einfach eine Urform zu construiren, von der man Alles ableitet, wie das z. B. Ray- Lankester that, aber die Schwierigkeiten werden damit nur durchhauen, nicht gelöst. Dass ein Theil der Mollusken in Nervensystem, Nieren, Genital- apparat etc. sich den Gliederwürmern nähert, ein anderer 'T’heil aber den Plattwürmern, ist eben doch immer das grosse Problem, dessen Lösung nur die Verfolgung der Homologien in allen einzelnen Organsystemen Schritt um Schritt bringen kann, nicht aber die beliebige Construction von Fabelwesen. Und diese Schwierigkeit wird um so ernster, wenn auch bei den Wiirmern der gleiche Riss zu Tage tritt, in der Weise, wie ich es oben darlegte. Dadurch wird die Möglichkeit der Existenz gemeinsamer Urformen so un- endlich weit rückwärts geschoben, dass uns keine andere Erklärung übrig bleibt, als die Annahme, dass die Würmer von Mollusken abstammen.

Das setzt voraus, dass diejenigen Einrichtungen, welche den Vorfahren der verschiedenen Classen der Mollusken gemeinsam zukommen!), auch den Stammformen der Glieder- wie der Plattwürmer eigen waren. Communication zwischen Niere und Pericardium resp. Leibeshöhle ist ja auch bei Würmern verbreitet, kann also allen gemeinsames Erbtheil sein. Dass diese Verhält- nisse eine Riückbildung bei vielen Würmern erlitten, steht auch bei Mollusken nicht ohne Seitenstück da (Dentalien nach Plate).2) Ebenso steht es mit der Radula, die z. B. allen Muscheln fehlt, was angesichts ihrer nahen Verwandt- schaft mit anderen Abtheilungen der Mollusken nur auf Rechnung von Rück- bildung gesetzt werden kann. Den gleichen Fall sehen wir bei der Schale. Die mit Wimperreifen umgürtete zweite Larve der &ymnosomen Pteropoden folgt einer Veliger-Larve. Wäre der Gruppe der Gymnosomen eine gross-

DB yellherıns12,2972230: 2) Zoolog. Anzeiger 1891, p. 78.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. +5) 405

artige Entwickelung vorbehalten gewesen, so würde wohl die zweite Larven- form successive immer früher aufgetreten und das erste Larvenstadium mit Nautilusschale schliesslich unterdrückt worden sein. Letzteren Fall haben wir bei Chiton. Wenn die Aehnlichkeiten zwischen Chiton und gewissen anderen Mollusken die Annalıme einer Abstammung von gemeinsamen Stammformen nöthig machen, so muss eben diese Stammform die nautiloide Larvenschale aller anderen Mollusken besessen haben. Auch die Muscheln haben eine ein- fache Larvenschale ohne Charnier im ersten Larvenstadium. Wenn nun Chiton, den seine Larve zu den Anneliden stellen würde, das Stadium der Larven- schale überwunden hat, warum soll es nicht bei den Anneliden ebenso sein können?

Derartige Erwägungen können nicht den Anspruch erheben, Resultate der Forschung zu sein, sie sind im Gegentheil nur Gesichtspunkte für deren Fortführung, jedenfalls aber repräsentiren sie einen diseutirbaren Versuch, die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden. Die einfache Ignorirung der für den polyphyletischen Ursprung der „Gastropoden“ redenden Thatsachenreihen aber ist kein wissenschaftlich zu rechtfertigender Standpunkt. Auch paläonto- logisch steht der Ableitung der Ichnopoden von marinen Nacktschnecken nichts im Wege, denn Ichnopoden treten erst spät in der paläozoischen Epoche auf, und dann gleich mit Vertretern aller der grösseren schalentragenden Ab- theilungen, was auf eine lange Vorgeschichte hinweist, während dagegen Muscheln und Cochliden von Anfang an im Silur massenhaft erscheinen. Aber auch in jenen ältesten Zeiten schon sind Ichnopoden und Cochliden ebenso scharf geschieden, wie in der Jetztwelt. Die Convergenz beider Gruppen weist daher auf präsilurische Formationen hin, auf Zeiten, in denen schalen- tragende Mollusken noch fehlten resp. die Larvenschale lediglich auf das Larvenstadium beschränkt blieb. Dass in jener Zeit die Larvenschale auch ausserhalb der Mollusken weite Verbreitung hatte, scheint daher eine durch die 'Thatsache geforderte Hypothese zu sein.

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Ill. Ein naturphilosophisches Schlusswort.

Das Studium der vergleichenden Anatomie des Genitalapparates der Platymalakia bietet für allgemein phylogenetische Fragen, wie mir scheint, ein ganz aussergewöhnliches Interesse dar. Da ich an dieser Forschung wesentlich mit betheiligt war durch eine Reihe von Arbeiten, die mit der vor- liegenden voraussichtlich, soweit ich in Betracht komme, ihren Abschluss ge- funden haben dürften, so wird es mir gestattet sein, einige allgemeine Be- merkungen hier anzuschliessen.

Wir sehen als Ausgangspunkt einen monaulen Genitalapparat, an dem allerdings schon durch Rinnenbildung die Scheidung in männlichen und weib- lichen Leitungsweg angebahnt ist. Das zunächst vorausgehende Stadium, wo an dem einheitlichen Leitungswege noch die Absonderung einer Rinne für die Spermabeförderung fehlt, kennen wir nicht, es scheint in der Lebewelt nicht mehr vertreten. Aus der durch Falten abgesonderten Samenrinne entsteht durch Verwachsung der Ränder das geschlossene Vas deferens, wodurch der monaule Genitalapparat zum diaulen wird. Letzterer erhält sich entweder als solcher (Branchiopneusta), oder er erfährt eine weitere Spaltung des weiblichen Leitungsweges in Oviduet und Vagina (Schizogonen). Soweit liegt nichts besonders Merkwürdiges vor. Es handelt sich in all diesen Vorgängen offenbar um Vervollkommnung des Leitungsapparates, denn es erscheint uns als ein Fortschritt, wenn Sperma und Eier einer einheitlichen Zwitterdrüse')

besondere Bahnen zugewiesen erhalten oder wenn für die Begattung und für

\) Die Behauptung der Lehrbücher, dass Sperma und Eier zu verschiedenen Zeiten

veiften, ist, von einigen wenigen, zum Theil zweifelhaften Fällen abgesehen, absolut falsch.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. #7) 40%

die Eiablage getrennte Bahnen existiren. Hierfür lässt sich noch der Umstand geltend machen, dass wir denselben Differenzirungen auch in anderen Thier- klassen begegnen. Trennung des männlichen vom weiblichen Leitungs- wege treffen wir auch bei den hermaphroditischen Würmern, und bei den Trematoden sind Oviduct und Vagina (Laurer'scher Canal) auch häufig getrennt. ‚Ja selbst bei den Schmetterlingen, wo die Trennung der Geschlechter durchgeführt ist, findet sich ein ähnlicher Fall da vor, wo Vagina und Oviduct gesondert ausmünden und nur ein innerer Verbindungscanal dem Sperma Zutritt zu den Eiern gewährt. Nirgends aber ist in diesen Fällen bereits eine vergleichende morphologische Durcharbeitung des ganzen Gebietes, so wie sie für die Platumalakia vorliegt, erfolgt.

Jeder Morphologe wird diese Arbeitstheilung in dem uns leitenden Apparate der Genitalorgane als einen Fortschritt bezeichnen, der von niederen zu höheren Stufen führt. Ist das aber auch wirklich der Fall? Was ist denn der Zweck des ganzen complieirten Apparates? Allgemein gesprochen, doch nur die Sicherung der Erhaltung der Art. Wird diese nun etwa eine bessere, gesichertere durch solche Modificationen? In diesem Sinne mahnt die Thatsache zur Vorsicht, dass, so lange es Mollusken giebt, es auch Ichno- poden mit monaulem Genitalapparat gegeben haben muss, und diese unvoll- kommene Entwickelungsstufe ist noch heute unter einem grossen Theile derselben vertreten. Die Erhaltung der Art, gleichviel ob mit geringerer oder grösserer Wahrscheinlichkeit der Vermeidung von Selbstbefruchtung, falls eine solche irgendwo überhaupt häufiger vorkommt, ist somit bei einem monaulen Genitalapparate die gleiche wie bei einem diaulen oder triaulen. Aber mehr noch! Helix, deren Genitalapparat diaul ist, durchläuft embryonal ein triaules Stadium. Es hätte dieses anfangs unverstandenen Fundes nicht bedurft, um uns zu beweisen, dass die Peronien und Vaginuliden mit ihrem triaulen Genitalapparate den ursprünglichen Genitalapparat aller Nephropneusten uns vorführen, weil wir vergleichend anatomisch dasselbe Ergebnis erlangt haben würden, aber bezüglich anderer Gruppen, wo es mehr an Zwischengliedern fehlt, können wir auch hente nicht sagen, ob ihr diauler Genitalapparat ein eudiauler ist oder ein metadiauler, d. h. aus einem triaulen entstandener. In dieser Lage sind die Phanerobranchien und Pleurobranchien, bezüglich deren also erst die Embryologie des Genitalapparates Auskunft geben kann.

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Wenn es nicht schon aus diesen Umständen klar würde, dass physio- logisch die Fortpflanzung gleich vollkommen mit diaulem wie mit triaulem (Grenitalapparat von statten geht, so könnten die bei Nephropneusten beob- achteten Verhältnisse doch keinen Zweifel lassen. Bei Zonitoides haben wir den triaulen, bei Zonites den diaulen Genitalapparat. Der zur Befruchtung bestimmte Same wandert also im ersteren Falle durch den Canalis receptaculo- uterinus, im zweiten begiebt er sich aus dem Receptaculum in den Anfangs- theil des Uterus und wandert da aufwärts. Solche Unterschiede bei nahe- stehenden Gliedern einer Familie, die auch heute noch häufig in eine Gattung vereint werden!

Stellen wir uns nun auf den Standpunkt des Darwinismus, so kann die mechanische Vervollkommung des Genitalapparates doch nur so erklärt werden, dass die höhere Stufe durch die Auslese der natürlichen Zuchtwahl zur Herrschaft kam. Stellen wir diese Vorgänge auf Rechnung der natür- lichen Zuchtwahl, so ist es klar, dass diese erstens ohne Gedächtniss arbeitet, zweitens nicht nach einem bestimmten Ziele der Vervollkomm- nung strebt.

Die natürliche Zuchtwahl kann jeden Augenblick aufs Neue plan- und ziellos an einem beliebigen Endpunkte ansetzen und kommt dann auf ihren Irrfahrten gelegentlich wie ein Passagier mit Rundreisebillet wieder am Aus- gangspunkte an. KReduetionsvorgänge, wie z. B. der Schwund des Duetus receptaculo-uterinus, sehen wir ja sehr vielfach auch sonst im T'hierreiche vor- kommen, aber wohl selten nur kommt dabei als Produet das Ausgangsstadium wieder zum Vorscheine. Dies gerade ist meines Erachtens der Punkt von besonderem Interesse am Genitalapparate der Platyeochliden, denn anatomisch wie physiologisch besteht kein Unterschied zwischen einem eudiaulen Genital- apparate und einem metadiaulen.

Das Gleiche sehen wir auch sonst noch am Genitalapparate der Nephropneusten. Der Stachelapparat der Doriden ist bei einem Theile der Nephropneusten noch in identischer Form erhalten, tritt aber, nachdem beide Anfangs weit von einander entfernte Genitalöffnungen in eine verschmolzen sind, auf die Genitaleloake oder auf die Vagina über. Bald erhält er sich, bald verkimmert er und so haben wir in der alten Gattung Zonites wie auch

bei Vitrina den Fall, dass dieser Liebesdolch einem Theile der Arten

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zukommt, den anderen fehlt. Genau das Gleiche beobachten wir bei den Liebespfeilen der Helices, die einerseits als Gegenstand einer schier un- begrenzten Variabilität die mannigfachsten Modificationen erleiden, in anderen kleineren Gruppen aber wie ein nutzlos gewordenes Spielzeug bei Seite geworfen werden. Ich habe den aller besonderen Reizkörper ete. baren einfachen Genitalapparat vieler Nephropneusten haplogon genannt, und derselbe ist entweder euhaplogon oder pseudohaplogon, letzteres wenn er aus einem mit Liebesdolch versehenen durch Verkümmerung des letzteren entstand, also metaxiphogon ist, oder aus einem mit Liebespfeilen ausgerüsteten entstand oder metabelogon ist. Welche morphologische Bedeutung ein haplogoner Genitalapparat hat, lässt sich nur aus vergleiebend morphologischen Daten erschliessen, keineswegs aber aus der Organisation oder Leistung eines solchen Genitalapparates.

Solehen Beispielen indessen gehen viele andere zur Seite, in welchen die höhere morphologische Stufe stets beibehalten wird. Die "Trennung der Geschlechtsdrüse von der Niere als ihrem ursprünglichen Leitungsapparate, die Verlegung der Augen an die Oberfläche des Körpers, der Otocysten in den Kriechfuss und vieles andere Aehnliche sind Vorgänge, die sich in ver- schiedenen Gruppen der Mollusken mehrfach wiederholen und nachdem einmal die höhere Stufe erreicht ist, nie wieder auf den Ausgangspunkt zurückkehren. So wenig also verkannt werden kann, dass es aufsteigende Entwickelungsreihen giebt und dass vielerlei vortheilhafte Errungenschaften fest beibehalten werden, nachdem sie einmal ihre volle Ausbildung erfahren, so liegt doch andererseits auch die 'I'hatsache vor, dass eine anatomische und physiologisch höhere Entwickelungsstufe, ohne dass in den functionellen Bedingungen eine Aenderung eingetreten wäre, wieder aufgegeben wird. Wenn aber, und das ist es, wcrauf mir es ankommt, die einmal erreichte höhere Entwickelungs- stufe so leicht wieder aufgegeben wird, unter Rückkehr auf den Ausgangspunkt, dann sind die betreffenden anatomischen Diffe- renzen für die Lebensgeschichte der bezüglichen Arten der Familien nicht so wesentlich, dass man sie als durch natürliche Zuchtwahl erzeugt sich vorstellen könnte.

Durch die natürliche Zuchtwahl lassen sich eben nur Aenderungen im anatomischen Baue der T'hiere erklären, welche für deren gesammte biologische

Noya Acta LVIII. Nr. 5. 53

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Beziehungen irgendwie bedeutungsvoll sind. Die Mehrzahl der anatomischen Variationen aber, die wir Schritt für Schritt verfolgen, sind unwesentliche, wo nicht ganz bedeutungslose Spielereien der Natur. Ein Beispiel dieser Art ist der Liebespfeil mit den Glandulae mucosae. Wenn man sieht, wie zahllose Heliceen ohne diesen Apparat sich fortpflanzen, wie derselbe bald in dieser, bald in jener Richtung sich entwickelt oder aber sich rückbildet und schwindet, so kann man unmöglich sich zu der Behauptung verleitet fühlen, dieser Apparat sei für die Existenz jener Schnecken so unumgänglich nöthig, dass, ohne ihn dieselben sich nicht fortpflanzen könnten. Wollte man aber auch eine solche Annahme riskiren mit dem zur rechten Zeit sich immer ein- stellenden Hinweis auf die Unvollkommenheit unserer Erkenntniss, so würde man doch mit der Zuchtwahltheorie unrettbar Schiffbruch erleiden bei Ver- tiefung in den Gegenstand. Angenommen die Nothwendiskeit des Liebes- pfeiles, so ist doch der Zweck desselben lediglich der einer Aufregung bei der Begattung. Sobald bei dieser der Pfeil in den Körper der Geliebten gestossen ist, hat sich seine Aufgabe erfüllt. Wozu nun aber die wunderbare Mannig- faltigkeit der Pfeile, die bald kleiner, bald grösser, bald gerade, bald gebogen, drehrund oder kantig sind, einfache Belemnitenform haben oder in Krone, Hals und Körper geschieden sind? Soll es auch von Bedeutung sein, ob die Krone des Pfeiles einfach oder cannelirt ist, ob der Pfeil zwei- oder vier- kantig und ob die Kanten einfach oder doppelt sind? Sollen etwa alle diese minutiösen Details des im Fleische steckenden Pfeiles der begatteten Helix zum Bewusstsein kommen, und wie sollen diese Eindrücke zur Zuchtwahl in Beziehung stehen!

Ohne Zweifel arbeitet hier die Natur mit einem gewissen Luxus, und das ist ein Eindruck, den man auch sonst vielfach beim Studium der Schnecken erhält. Im Gegensatze zu ihnen stehen die Muscheln mit ihrer puritanischen Einfachheit, wo in der Regel nicht nur die Arten einer Gattung, sondern oft auch alle oder die Mehrzahl der Gattungen einer Familie ana- tomisch so übereinstimmend gebaut sind, dass selbst in einer über 1000 eute Arten zählenden Gattung wie Unio bisher alle Bemühungen vergeblich waren, anatomische Details für die Species- oder Gruppencharakterisirung zu verwenden. Und nun der Gegensatz bei den Schnecken, wo Arten, die wirklich gut unter-

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schieden sind, auch fast immer anatomische Differenzen aufweisen. Sehr instruetiv ist darin die Radula. Noch kennen wir keinen Fall, wo gut verschiedene Arten eine absolut identische Radula besässen. Am ehesten liess sich dies noch erwarten bei den Nephropneusten, wo sich die Variabilität der Zähne innerhalb der einzelnen grösseren Gruppen in sehr geringen Grenzen bewegt. Besonders instructiv sind hierin die Heliceen im weiteren Sinne, deren Radula überall den gleichen Typus zeigt. Die Unterschiede beziehen sich neben Ausbildung oder Verkümmerung einzelner Dentikel namentlich auch auf den Umbildungsmodus der lateralen Zähne in die margi- nalen, und diese Differenzen sind immerhin mannigfaltig genug, um die einzelnen Arten danach scheiden zu können. Meist sind die Differenzen minimale, daneben kommen dann aber auch wieder grössere, zumal in Aus- bildung der Mängel des Entodonten, die man für vortreffliche Hilfsmittel zur Scheidung von Genera halten möchte, ohne dass aber die sonstigen ana- tomischen oder conchyliologischen Charaktere dies unterstützten. Interessant sind darin z. B. die californischen Arionten, deren systematische Anordnung jedesmal eine andere sein wird, je nachdem man Schale, Genitalapparat oder Radula zu Grunde legt. Das Gleiche sehen wir bei Vitrina, wo ein Theil der Arten den Liebesdolch hat, andere nicht, und auch in Radula und Schale sich bestimmte Gruppen unterscheiden lassen, die sich aber auf keine Weise decken. Man kann sich mit der Anatomie der Nephropneusten nicht ein- gehender beschäftigen, ohne zur Ueberzeugung zu gelangen, dass die ver- schiedenen Organe unabhängig von einander variiren.

Ohne Zweifel giebt es auch bei den Mollusken viele grössere und kleinere Gruppen, in denen ein Parallelismus der Entwickelungsrichtung für alle einzelnen Organsysteme nachweisbar ist, wie wir ihn etwa von der Reduction der Zehen und der Faltelung der Zähne bei Hufthieren kennen doch hat man im Allgemeinen auf solche Verhältnisse bei Mollusken zu wenig geachtet. Einen bemerkenswerthen derartigen Fall habe ich!) für eine kleine

ı) H. v. Ihering. Beiträge zur Kenntniss der Nudibranchien des Mittelmeeres. I. Malokol. Biätter, N. F. II. 1883. ». 8 ft.

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Gruppe von Arten der Gattung Chromodoris nachgewiesen, wo bei den fünf in Betracht kommenden mediterranen Arten mit der Grössenzunahme Hand in Hand eine Umwandlung der Zeichnung, Zunahme der Blätter der Rhinophor- keule und der Kiemenfedern, endlich Zunahme in der Zahl der Längs- und @Querreihen der Radula einhergeht. Aber derartige bestimmt gerichtete, gerade parallele Entwiekelungsreihen sind doch wohl selten, und namentlich bei den Nephropneusten fehlen sie. Ueberall hat da die Bevorzugung einiger oder weniger specieller Oharaktere zu künstlichen Gruppen geführt und auch die Gruppen, die wir z. B. nach Schale und Genitalapparat für natürliche halten missen, würden ganz anders aussehen, wenn die Radula als Eintheilungs- prineip angesehen würde. Welches Prineip verdient aber denn den Vorzug? Lehmann hat diejenigen Zonites-Arten, welche den Liebesdolch besitzen, zur (rattung Zonitoides gemacht; ich habe die mit Liebesdolch versehenen Vitrina als Genus Vitrinopugio zusammengefasst. Es scheint, dass für die europäischen Zonitoides diese Ansicht auch in der sonstigen Beschaffenheit des Genital- apparates eine Stütze findet, aber für die nordamerikanischen Zonites bleibt das doch zweifelhaft, zumal Arten mit und ohne Liebesdolch in den beiden grossen Gruppen, denen mit einfacher Schale und denen mit Zahnfalten der Apertur (Gastrodonta) vorkommen. Wieder andere und zwar recht bedeutende Differenzen treten in der Radula hervor. Wenn es nun klar wird, dass die Radula von Art zu Art abändert, kann das dann nicht auch mit dem Liebes- dolche der Fall sen? Und wenn auch sein völliger Schwund sich kaum von einer Art zur anderen vollziehen dürfte, so kann jedenfalls dieser Rück- bildungsprocess in verschiedenen kleineren Gruppen sich selbständig vollzogen haben. Wir stehen da vor so schwierigen anatomischen Fragen, dass wir es den Systematikern nicht sehr verübeln können, wenn sie nicht Lust haben, auf jede anatomische Gruppirung gleich einzugehen. Wo alle Glieder einer Ent- wickelungsreihe erhalten sind, werden wir, alle in Betracht kommenden Momente von Art zu Art vergleichend, offenbar den phylogenetischen Zu- sammenhang erkennen und für eine natürliche systematische Gruppirung verwenden können. Wo aber die Zwischenglieder, wie wohl meistens, fehlen, sind wir auf Vermuthungen hingewiesen, die, je nachdem man auf Schale, Kiefer, Radula, Ureter, Genitalapparat ete. mehr Werth legt,

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anders ausfallen werden. In vielen Gattungen wie Zonites, Vitrina u. a. wird daher eine zuverlässige systematische Gruppirung wohl jederzeit un-

möglich bleiben.

Wenn man in anderen Gruppen des Systems noch wenig von solchen Schwierigkeiten hört, so liegt das sicherlich mehr am Stande der Forschung als am Gegenstande selbst. Auf keinem anderen gleich grossen und schwierigen Gebiete der Systematik wirbelloser T'hiere hat die anatomische Forschung schon der Systematik so hervorragende Dienste geleistet als bei den Mollusken. Dies erkennt man gerade auch an der Frage des Be- fruchtungsganges. Nirgends, wo er vorkommt, hat man bisher seine morpho- logische Bedeutung klar erkannt, was zumal für die 'T'rematoden doch wichtig wäre Am ehesten wird man das Verhältniss bei den Insekten verstehen können. Nach Stein’s!) trefflichen Untersuchungen hat die Mehrzahl der Coleopteren eine gestielte und meist mit Anhangsdrüse versehene Samenkapsel. Bei manchen Gattungen nur verschmilzt der Apex der Anhangsdrüse da, wo er dem Oviduet anliegt, so mit diesem, dass eine Communicationsöffnung entsteht. So bei Hyphydrus, Hydroporus u. A. In anderen Fällen aber tritt das gleiche ein am Apex eines anderen Anhangsgebildes der Scheide, welches an oder nahe der Mündung des zur Samenkapsel leitenden Samen- ganges in der Scheide sich befindet. So ist es der Fall bei Oodes, Amara, Notiophilus u. A. Der Mehrzahl der Käfer fehlt dieser Befruchtungsgang, der, wenn meine Deutung richtig ist, zweimal innerhalb der Coleopteren sich bildete, wie er ebenfalls bei den Lepidopteren sich bildete. Als ein sonderlich nützliches oder gar nothwendiges Organ kann dieser Canal auch dort nicht anerkannt werden, da eben, wo er fehlt, die Spermatozeen den ursprünglichen Weg des Samenganges beibehalten.

Neben diesem Vorzuge gründlicherer, vergleichend morphologischer Durcharbeitung haben die Mollusken auch noch jenen günstigerer, paläontolo- gischer Bedingungen. So kommt es, dass, während beispielsweise lebende Gattungen der Säugethiere nicht über das Tertiär zurückreichen, die Mollusken

ı) F. Stein. Die weiblichen Geschlechtsorgane der Käfer. Berlin 1847.

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mit zahlreichen lebenden 'Uypen in die paläozoische Epoche zuriückreichen. Und diese Unveränderlichkeit bestimmter Typen durch schier unermessliche Zeiträume geht ohne Zweifel bei den Mollusken sehr viel weiter als man zumeist denkt. Viele Gattungen der Land- und Siüsswassermollusken reichen weit in die Secundärepoche und selbst bis ins Carbon, vielleicht noch weiter zurück. Dem entsprechend sind sie in ihrer geographischen Verbreitung kosmopolitisch. Die Südseeinseln sind nicht, wie Wallace meint, vulkanische, durch Treibholz und Eisberge besiedelte Inseln, sondern Reste eines alten Continentes, dessen Abtrennung aber in der mesozoischen Epoche schon beendet war, weshalb Säugethiere, Frösche und andere moderne Typen sie nicht erreichten, respective über Fidschi von Westen her nicht hinauskamen. Dagegen kommen Reptilien auf ihnen vor und alte Mollusken- und Crustaceen- typen, während solche, deren Verbreitung erst ans Ende der mesozoischen Epoche fällt, fehlen, wie Anodonten und Ampullarien. Aber Pupa, Suceinea, Physa, Ancylus, Planorbis, Pisidium ete. sind völlig kosmopolitisch, und ebenso steht es mit anderen T'hiergruppen, und dass diese kosmopolitischen Gattungen zugleich die ältesten sind, ist der klarste Beweis gegen Wallace’s Lehre.

Aber gerade diese uralten kosmopolitischen Gattungen sind es, die uns die meisten Schwierigkeiten bereiten. So habe ich hier kürzlich eine Pupa respective Vertigo aufgefunden, V. riograndensis sp. n., welche Dr. Boettger mir erklärte nicht von V. antivertigo Dsp. unterscheiden zu können, so dass er sie für importirt hält. Ich habe die Art aber ganz in der grössten Einsamkeit auf Wasserpflanzen und nicht auf dem Lande ete. gefunden, kann sie unmöglich für importirt halten und ausserdem unterscheidet sie sich von jener Vertigo zu wesentlich in der Anatomie. Nun kommt aber in Nordamerika eine weitere identische oder fast identische Art vor, die als V. ovata Say beschrieben wurde, zur Noth conchyliologisch, aber erheblich wesentlicher anatomisch von V. antivertigo abweicht. Wahrscheinlich werden wir es also hier mit einem uralten, weit verbreiteten Typus zu thun haben, der successive in eine Anzahl sehr ähnlicher Arten oder Varietäten zerfiel, die aber anatomisch weiter auseinander gingen als conchyliologisch. Ich komme auf

den Fall an anderer Stelle eingehender zu sprechen, nachdem ich mir Ver-

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gleichungsmaterial verschafft. Was aber sollen wir thun, wenn der Confliet zwischen den eonchyliologischen und anatomischen Ergebnissen bestehen bleibt? Lokalvarietäten, die conchyliologisch der gleichen Art, anatomisch verschiedenen Gattungen zugehören! Man hat bisher sich kaum um die Anatomie der kosmopolitischen Genera bekimmert und doch sind die zumeist auf europäische Arten basirten Diagnosen wohl meistens wenig werth. So hat man die Gattung Physa in zwei Untergattungen, Physa und Aplecta, zerlegt. Die einzige hier vorkommende Art, Physa rivalis Sen., verbindet das T'hier einer Aplecta mit der Schale einer Physa. Die Thiere der überaus zahlreichen australischen Arten u. a. sind unbekannt. Auch Planorbis wird eine gänzliche Umgestaltung der Systematik erleiden, wenn die neuerdings von Buchner für deutsche Arten begründete genauere Untersuchung des Penis auch auf die aussereuropäischen Arten durchgeführt sein wird, wobei zu den bereits be- schriebenen Typen noch neue hinzukommen. So hat der hiesige Pl. purus v. Mart. einen akrokaulen Penis mit Glansdrüsen wie bei Pl. nitidus.

An und für sich hat die Erscheinung, dass die auf Charaktere der Schale gegründete Systematik durch die Anatomie über den Haufen geworfen wird, nichts Beunruhigendes. In vielen Familien ist die Schale für die Erkenntniss der kleineren und grösseren natürlichen Gruppen sehr nützlich, in anderen nicht, und zu den letzteren rechne ich Zonitiden und Verwandte und auch Planorbis. Wenn aber jedes Organ, dass man heranzieht, andere Resultate liefert, dann müssen nothwendig Zweifel an der Richtigkeit der auf eines derselben gegründeten Systematik entstehen. Variirt nur die Schale bei gleichbleibendem Thhiere, so kann man wahrscheinlich diese so geschiedenen Species doch anerkennen, wenn aber bei identischer Schale die Individuen von weit getrennten Oertlichkeiten bedeutende anatomische Differenzen zeigen was dann? Wo treiben wir da mit unserer ganzen Systematik hin?!) Es

1) K. Moebius (die Bildung, Geltung und Bezeichnung der Artbegriffe, Jena, Zoolog. Jahrb., Bd. I, 1886, p. 10) unterscheidet vier Abstufungen der Artbegriffe: morpho- logische, genetische, physiologische, biologische. Wenn nun schon innerhalb der ersten rein morphologischen Abstufung innerhalb einer Art so bedeutende anatomische Differenzen sich finden, dass die Zugehörigkeit zur gleichen Gattung fraglich wird, wie mag es dann erst bei

Berücksichtigung aller vier Gruppen stehen?

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scheint noch kaum absehbar. Können 'Thiere, z. B. Vertigo-Arten, gleichzeitig zu verschiedenen Gattungen und doch zu ein und derselben Species gehören? Wie dieser specielle Fall liegt, muss erst weiter untersucht werden, die That- sache aber, dass in vielen Gattungen die Systematik respective die syste- matische Gruppirung der Arten oder Gattungen ein ganz anderes Aussehen gewinnt, je nachdem sie von dieser oder jener Seite aus betrachtet, liegt vor. Ein derartiges besonders schwieriges Gebiet sind die Zonitiden, Naniniden etec., wo bisher weder die Conchyliologen noch die Anatomen Befriedigendes haben leisten können, noch weniger beiderseits zu übereinstimmenden Ergebnissen gelangen konnten. Semper, Pfeffer, Binney, ich und viele Andere haben sich damit abgequält, die anatomischen Daten systematisch zu verwerthen, und doch ist Alles so unsicher und unbefriedigend, dass kaum die allgemeinsten Züge vielleiebt richtig erkannt sind. Ich meinerseits habe dabei auf den Genitalapparat besonderen Werth gelegt, allein dabei ergiebt sich die oben bereits angedeutete Schwierigkeit.

sin einfacher Genitalapparat ohne eigenartige Anhangsgebilde ist ent- weder euhaplogon, was vermuthlich bei Nephropneusten gar nicht vorkommt, oder pseudohaplogon; in letzterem Fall kann er durch Schwund des Liebes- dolches und seiner Drüse aus einem xiphogonen entstanden sein, dann ist er metaxiphogon, oder er entstand durch Verlust der Liebespfeile und büschel- förmigen Drüsen aus einem belogonen Genitalapparate und dann ist er meta- belogon. Bei den Naniniden und Verwandten aber sind xiphogone und meta- xiphogone Arten und Gattungen in einer solchen Weise durcheinander gewiürfelt, dass offenbar in sehr verschiedenen Gruppen unabhängig von ein- ander der Schwund des Liebesdolches eingetreten sein muss. Wir kommen daher zu einem ebenso wenig befriedigenden Resultate, wenn wir alle meta- xiphogonen Formen näher an einander anschliessen, als wenn wir die Schwanzdrüse, Fusssohle, Mundwerkzeuge u. s. w. systematisch verwerthen. Hier kann nur die eingehendste Detailforschung schliesslich Brauchbares leisten, indem sie innerhalb der Genera unter Berücksichtigung aller Charaktere die kleineren natürlichen Gruppen oder Entwickelungsreihen aufdeckt und so schliesslich von Genus zu Genus die Brücke schlägt. Während somit in

vielen anderen gleichgrossen Gruppen des Thhierreiches zunächst die allgemeinen

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 5%) 41%

Züge der Systematik festgestellt wurden und die weitere Forschung nur die Details ausführt, kann bei den Zonitiden, sofern bei ihnen überhaupt eine völlig sichere systematische Anordnung gelingt, diese nur wie ein Mosaikbild entstehen, in dem Stein an Stein in mühsamster Arbeit angepasst und ein- gefügt wird. Und solche Mosaikarbeit wird uns noch auf sehr vielen Gebieten bei den Mollusken bevorstehen.

Der Grund dieser schwierigen und unerquicklichen Verhältnisse liegt in der Unmögliekeit, aus der Identität der Organisation auf die Identität des Ursprunges zu schliessen. Allzu oft, das lehrt fast jedes Jahr auf's Neue, wiederholt sich bei den Mollusken der Fall, dass derselbe Prozess sich in gänzlich unabhängiger Weise in verschiedenen Gruppen einer Ordnung, Familie ete. abspielt. Wenn wir bei den Zonitiden, Vitrinen, Nani- niden u. s. w. überall demselben Gegensatze xiphogoner und metaxiphogoner Arten begegnen, so kann es uns nicht zweifelhaft sein, dass es in den ver- schiedenen kleineren Gruppen wiederholt zu gleicher Rückbildung kam. Das Gleiche sehen wir bei den Heliceen s. str., wo z. B. unter den Xerophilen wie unter den Fruticicolen ganz identische Umwandlungen und Rückbildungs- erscheinungen vorliegen. So lange dabei noch Reste von Pfeilsack oder Glandulae mucosae vorliegen, ist die Deutung nicht schwer, sie wird es aber im höchsten Grade, wenn diese auch noch schwinden. Hier kann dann nur die Entwickelungsgeschichte helfen, die ja oftmals überwundene Stadien uns nochmals zur Anschauung bringt. Entscheidend sind da freilich nur positive Befunde, da sehr oft jene Abkürzung in der Vererbung der Entwickelung eintritt, die Haeckel als Fälschung derselben bezeichnete. Wir können es einem haplogonen Genitalapparate in keiner Weise ansehen, ob er metaxiphogon ist oder metabelogon, und wenn wir ohne Kenntniss der phylogenetischen Antecedentien einfach identische Organisationsstufen in engere systematische Abtheilungen vereinen, so sind wir immer in Gefahr, zu irren, weil wir nicht wissen, ob die für homolog gehaltenen Organe homogenetische sind oder homöogenetische‘)). So kommt es denn, dass wir von mehreren Tausend

DH albiessine. 10, .n210.

Nova Acta LVIII. Nr. 5. 54

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bisher zu den Heliceen gestellter Schnecken noch keine Ahnung davon haben, wie ihr haplogoner Genitalapparat zu verstehen ist. Dass ein vielleicht grosser Theil von ihnen von echten Heliceen abstammt, welche meines Er- achtens auf belogone und metabelogone Formen zu beschränken sind, ist zwar wahrscheinlich, steht aber doch zur Zeit ausserhalb aller Möglichkeit der Discussion.

Es ist bei diesen Umständen ganz unmöglich, sich vorzustellen, dass diese Reizorgane des Genitalapparates eine sehr hohe Bedeutung für den Organismus dieser Schnecken besässen. Sie werden von den einen als er- wünschte Reizmittel der Wollust verwerthet, fehlen anderen, ohne dass die sexuellen Funetionen darunter litten. Es sind Organe von untergeordneter Bedeutung, welche gleichwohl einer erstaunlichen Variabilität unterliegen, die ihrerseits sich bis auf die geringsten und nebensächlichsten Details erstreckt. Eine solche verschwenderische Variabilität treffen wir sehr vielfach auch bei anderen Organen der Schnecken, eine Variabilität, die weit jedes Maass des Nützlichen und Nothwendigen übersteigt. Ich erwähnte oben die Varia- bilität der Radulazähne bei den Nephropneusten. Gewiss ist diese Radula ein wichtiges Organ bei der Nahrungsaufnahme und ihr Bau lässt gerade in dieser Ordnung uns wichtige, mit der Lebensweise in Zusammenhang stehende Unterschiede erkennen, allein innerhalb beschränkterer Gruppen von im Wesentlichen übereinstimmender Lebens- und Ernährungsweise, wie z. B. den Heliceen, steht doch diese Variation in den untergeordnetsten Details der Zahndentikel unbedingt nicht in Abhängigkeit von der Lebensweise. Wenn auf dem Raume von wenigen Quadratmillimetern auf der Radula kleiner Heliceen eine Anzahl von 3000—6000 Zähnen steht, so kann man sich un- möglich vorstellen, dass die Anwesenheit oder der Mangel eines weiteren kleinen Dentikels an den marginalen Zähnen oder die Erhöhung der Zahl der Zähne in einer @uerreihe u. Ss. w., so wesentliche Unterschiede in der Wirkungsweise der Radula zur Folge haben sollten, dass diese Differenzen das Resultat einer natürlichen Zuchtwahl sein könnten. "Thatsächlich kommen erhebliche Variationen im Gebiss nicht nur zwischen nahestehenden Arten von gleicher Lebensweise vor, sondern auch innerhalb einer einzigen Species.

letzterer fast immer nur gelegentlich gestreifte Gegenstand sollte einmal

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Vorwurf einer eingehenden Untersuchung werden, welche sich auf Individuen- Serien der verschiedensten Fundorte und die Altersstadien ausdehnen müsste. Es wird also die gleiche Leistung beim Fressen durch die verschiedenartigsten Zungen ausgeführt und die zu beobachtende Variabilität ist eine Spielerei der Natur. Derartiger Variabilität in unwesentlichen Punkten begegnen wir bei den meisten Gruppen der Mollusken auf Schritt und Tritt.

Von besonderem Interesse scheint mir hierin die Gattung Olausilia zu sein. Diese kleinen nur wenige Centimeter langen Nephropneusten, deren man über 700 Arten kennt, bewegen sich in ihrer Variabilität in ziemlich beschränkten Grenzen, die zumal im äusseren Aussehen der Schale nur relativ geringe Modificationen erzeugt. Wichtiger für die Classification sind die Zähne und Lamellen der Mündung, welche theils dazu dienen, räuberischen Eindringlingen den Eintritt zu erschweren, theils zur Aufnahme und Anlagerung des Schlussknöchelchens bestimmt sind. Dieses Clausilium ist eine theilweise von der Spindel abgeschnürte an ihr federnd festhängende Lamelle, welche, sobald das T'hier sich zurückzieht, die Schale schliesst, das Thier vor Feinden wie vor dem Austrocknen schützend. Dieser ganze Schliessapparat ist nun den grössten Variationen unterworfen, welche von Schmidt, Boettger u. A. zur Charakterisirung natürlicher Subgenera benutzt wurden. Dabei bleibt aber der allgemeine Charakter und die Leistung immer die gleiche. Man kann das Verhältniss am ehesten den Modificationen des Schlosses vergleichen. Auch da ist der Zweck, die Leistung eine einfache. Sobald das Schloss seinen Zweck erfüllt, solid gearbeitet ist, Schloss und Schlüssel einander entsprechen, ist der Apparat ein vollkommener. Ob aber Eisen oder Messing u. s. w. verwandt ist, ob der Schlüssel einen glatten oder geringelten, cannelirten Stiel hat, ob der Bart umgekrempelt oder glatt, durch- löchert, getheilt, eingeschnitten u. s. w. ist, sind ganz nebensächliche Momente. Man könnte 100,000 verschiedene Modelle von Schlössern und Schlüsseln neben einander stellen, ohne doch eines für vollkommener erklären zu missen. So auch der Schliessapparat der Olausilien, so die Ausstattung der Mündung mit Zähnchen und Lamellen. Wäre es das Bestreben der Natur, Vollkommenes zu erreichen, zu leisten, so hätte sie mit einem oder wenigen T'ypen bei den Clausilien es können bewenden lassen, die Variabilität aber über diese Grenzen

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hinaus ist keine nöthige und nützliche, sondern genau ebenso gleichgültig wie der Wechsel der Mode in der menschlichen Kleidung. Und diese Variabilität erstreckt sich auch auf die Schale und führt bei Clausilia zu jener in so zahllosen Arten ausgesprochenen Variabilität, welche man vergebens mit der Lebensweise in Verbindung zu bringen suchen würde. Wenn in derselben Felsenspalte 6—7 Arten Olausilia neben einander in absolut gleichen biologischen Bedingungen leben und die Unterscheidungsmerkmale oft erst mit der Loupe sicher zu erkennen sind, wie sollten dieselben da so bedeutungsvoll für die Existenz der Art sein, um Gegenstand oder Ergebniss der natürlichen Zucht- wahl zu sein.

Wer hätte nicht seine Freude daran, die gefüllten Schiebladen einer reichen Conchyliensammlung durchzusehen, wem erregten nicht die Kasten mit zierlich seulpturirten und überaus farbenprächtigen Conus, Terebra, Mitra, Voluta u. s. w. Staunen und Entzücken? Und doch ist all diese Pracht im Leben von einer leder- oder schwammartigen undurchsichtigen Epidermis überdeckt, alle die zierlichen Binden- und Flecken-Muster, die von Art zu Art so elegant varjiren, sind also biologisch bedeutungslos. Wie sollten sie also Gegenstand der Zuchtwahl sein! Die Darwinisten haben sehr mit Recht ihre Hände von den Mollusken gelassen und umgekehrt hat es noch nie einen hervor- ragenden Conchyliologen gegeben, der die Lehren des Darwinismus praktisch an den Mollusken hätte demonstriren können oder wollen. Wenn aber diese ganze Farbenpracht ein unbeabsichtigtes gleichgültiges Nebenproduet ist und trotzdem und ohne Zuchtwahl variirt, wer will dann uns glauben machen, dass bei Schmetterlingen und Vögeln jede Farbenwirkung eine geplante und bis in alle Details nothwendige im Kampfe ums Dasein entstandene sei? Kann man denn von erfahrenen Naturforschern verlangen, dass sie einer schillernden 'T'heorie zu Liebe glauben, was ihre Studien doch nicht erweisen können! Und doch haben Viele unter dem Banne dieser berückenden Lehre gestanden oder wagen es besserer Einsicht gegenüber noch jetzt nicht frei den Darwinismus für das zu erklären, was er meines Erachtens für den ver- eleichenden Morphologen allein sein kann: ein geschickt erfundenes Märchen.

Darwin wie Wallace waren Biologen, nicht Morphologen, nur so

erklärt es sich, wie sie ihr Augenmerk lediglich den äusseren Species-Charakteren

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 61) 42]

zuwenden konnten, ohne von der Variabilität der gesammten Organisation der Species eine Ahnung zu haben. Nichts ist in der Art charakteristischer als das kurze Capitel, in dem Wallace in seinem „Darwinismus“ von den Va- riationen auf anatomischem Gebiete handelt, wo er ohne Kenntniss aller be- züglichen Litteratur einzelne ihm zufällig aufgestossene oder von Freunden gesprächsweise mitgetheilte bezügliche Daten anführt, ganz in jener für den Darwinismus so charakteristischen widerlichen Art und Weise, uncontrolirte Angaben einzelner Reisenden und geeignet scheinende Beobachtungen ohne Kenntniss der späteren bezüglichen Litteratur als Beweismaterial aufzuführen. Ich habe Wallace’s Werk in der ernsten Absicht durchstudirt, mich von der Richtigkeit der Selectionslehre überzeugen zu lassen, und habe es zwar mit Genuss gelesen, von Beweisen aber nicht die Spur gefunden, und bin seit- dem mehr wie je der Ueberzeugung, dass die Frage der Variation der Arten und ihrer Ursachen überhaupt in der Weise nicht behandelt werden kann, dass sie in erster Linie dem vergleichend morphologisch forschenden Zoologen zuzuweisen ist.

Unter den Umständen ist es überraschend, dass nicht von Seiten der vergleichenden Anatomen längst entschiedener Einspruch gegen die Ueber- hebungen des Darwinismus erhoben wurde. Der Grund liegt wohl vor Allem darin, dass die rein morphologische Methode überhaupt um die Arten sich nicht kümmert, sie nur als Repräsentanten des Gattungstypus beachtet. In diesen Fragen wird daher nur Derjenige ein Urtheil gewinnen, der in erster Linie Zoologe ist und die anatomischen Details zur Erkenntniss der Ver- wandtschafts-Beziehungen unter den Arten eines Genus verwerthet. Wo das geschieht, ist das Resultat fast immer das Gleiche. Auf den von Art zu Art wechselnden Formverhältnissen des Schädels und des Gebisses beruht die ganze Systematik der Säugethiere und ihrer zahllosen erloschenen Arten und selbst ein so untergeordnetes Organ wie der Penisknochen der Raubthiere variirt in charakteristischer Weise bei den einzelnen Arten und Gattungen. So habe ich kürzlich auf den Werth der Otolithen für die Systematik der Knochenfische hingewiesen und dabei Beobachtungen mitgetheilt, aus denen hervorgeht, dass auch diese Gebilde trotz überraschender Constanz im

allgemeinen Typus doch in den untergeordneten Details der Form, Zacken,

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Grössenverhältnisse der einzelnen Theile u. s. w. überaus stark variiren, so dass z. B. die untersuchten Pimelodus-Arten sicher danach zu unterscheiden waren, obwohl sie einander sehr nahestehende Arten darstellten.

Bei solchen Erfahrungen haben wir unzweifelhaft ein Recht, den Darwin’schen Einwurf abzuweisen, dass Vieles nützlich sein könne, was uns als unwesentlich erscheine. Jedenfalls sehen wir ebensowohl in untergeordneten Punkten eine grosse Variabilität, als in so wesentlichen wie dem Ausleitungs- apparate der Genitalorgane. Nicht das ist zu bestreiten, dass viele dieser untergeordneten morphologischen Charaktere nützlich seien, was ja ein grosser Theil von ihnen ist, wohl aber die Meinung, als ob diejenigen Umwandlungen, welche diese Theile ohne Aenderung ihrer Leistung von Art zu Art erfahren, nötbig und wesentlich seien. So sehen wir die Variation sieh über die unwesentlichsten Gebilde ebenso erstrecken, wie über wichtigere und hoch bedeutungsvolle, und wir können nicht glauben, dass nur ein Theil dieser Variationen unter den Gesichtspunkt der natürlichen Zuchtwahl fallen solle, indess für andere dieser Erklärungsversuch überhaupt so wenig in Betracht kommen kann, dass ja bekanntlich Darwin selbst später einräumte, die Häufigkeit und Bedeutung der als Folgen spontaner Variabilität auftretenden Modificationen unterschätzt zu haben. Es ist aber nicht möglich, eine Grenze zu ziehen zwischen wichtigeren und unwesentlicheren T'heilen, und es unter- liegen offenbar die gesammten in den verschiedensten Organsystemen zu Tage tretenden Variationen den gleichen Ursachen und Bedingungen. Die unendliche Manniefaltigkeit der Variation in unwesentlichen Charakteren zeigt uns, dass die natürliche Zuchtwahl nicht die Ursache der Fixirung dieser Variationen sein kann und das wäre ihr auch angesichts der zahllosen unabhängig von einander variirenden Organe ein Ding der Unmöglichkeit. In dieser Hinsicht scheint die Seleetionslehre doch die Vervollkommungstheorie Naegeli’s nicht entbehren zu können resp. stillschweigend als logisches Postulat zu erheischen. Die Tihatsachen stehen aber auch hier dem Darwinismus im Wege. Zunächst sahen wir oben, dass bei den als Beispiel herangezogenen Nephropneusten die Variation in Schale, Mundwerkzeugen, Genitalapparat keine gleichgerichtete ist, sondern eine völlig plan- und regellose. Das ist nicht der Boden, wo

eine natürliche Zuchtwahl ordnend auftreten könnte: sie würde im Kreuzfeuer

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 63) 423

dieser widerstreitenden Bestrebungen hinten wieder einstossen, was sie vorne aufbaut. Und doch lässt sich gerade für die wichtigsten Organe eine ganz bestimmt gerichtete Tendenz zur Vervollkommnung nicht bestreiten. So sehen wir bei den Muscheln die Ausbildung von Siphonen in den verschiedensten Familien aufs Neue und selbstständig vor sich gehen und ebenso geht es bei den Cochliden mit der Entwickelung der Genitalorgane, der Siphonen, des Rüssels u. s. w. Diese Wiederholung identischer phylogenetischer Processe in den verschiedenen Familien, Unterordnungen u. s. w. einer Olasse, spricht für die Anwesenheit vererbter Familientraditionen, nach denen eine Parallel- Entwickelung sich vollzieht. Instructiv ist darin der Ureter der Nephropneusten, der Anfangs allgemein fehlte, dann aber in allen den verschiedenen in Be- tracht kommenden Familien in gleicher Weise sich bildet. Das, was ich zuerst für die Bulimuliden nachwies, haben Braun und Behne für eine ganze Anzahl anderer Familien nachgewiesen und richtig als Parallel- Entwickelungen erkannt. Wie aber sollen diese auf Rechnung der Zuchtwahl gesetzt werden? Sicher ist es eine höhere Stufe, wenn der Urin nicht in die Lunge, sondern durch einen besonderen Ureter nach aussen geführt wird, aber diese höhere Stufe wird überall nur schrittweise erreicht, und so sehen wir bei nahestehenden Arten einer Gattung noch verschiedene Stufen repräsentirt. Dass dieser Fortschritt aber ein so wesentlicher sein solle, dass er im Kampfe ums Dasein einen ausschlaggebenden Factor darstellen solle, wird man doch angesichts der Persistenz auch der niederen und der Zwischenstufen nicht be- haupten können.

Fälle nun wie den eben erwähnten des Ureters habe ich sehr zahl- reich in meinen Arbeiten über Mollusken aufgedeckt. Ein derartiger ist ja auch die Umbildung der Flimmerrinne am Genitalapparat der Ichnopoden in ein Vas afferens, die, wie wir sehen, ebenso wie innerhalb der Oxynoiden auch in den anderen Familien der Sacoglossen und ebenso in einer Reihe von anderen Ordnungen sich vollzogen haben muss. Das Gleiche sehen wir am Penis der Cochliden. Es kommen da (12, p. 165 ff.) verschiedene unter einander nicht homologe Gebilde zum Vorschein, aber doch kennen wir eine Form des Penis, die bei den meisten 'laenioglossen und allen Stenoglossen offenbar homolog ist. Dieser Penis ist ein solider Körper im Nacken, auf den

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sich die Samenrinne fortsetzt, die sich an das Vas deferens anschliesst. Fast bei allen Stenoglossen nun ist diese Rinne durch Verwachsung der Ränder geschlossen, aber am jugendlichen Penis constatiren wir noch das Rinnen- stadium. Ich habe nun nachgewiesen, dass auch da in unzähligen Gattungen und Familien dieser Process der Schliessung der Rinne sich selbstständig wiederholt, so dass bei vielen Gattungen, wie Natica, Cypraea ete. der Penis bei einem Theile der Arten perforirt ist, bei dem anderen canaliceulirt. Wenn nun selbst unter den höchst stehenden Taenioglossen noch ganze Familien das Rinnenstadium beibehalten, so ist es doch klar, dass mit ihm die Function der Samenüberleitung sehr gut ausgeführt wird. Mehr leistet das abgeschlossene Gefäss auch nicht, und was uns morphologisch als die höhere Stufe erscheint, ist funetionell nur ebenwerthig. Erfolgte überall, wo ein Rinnenstadium existirt, aus morphologischen Gründen die Schliessung, so wäre dies auch bei den Teetibranchien geschehen. Bei ihnen aber wie bei zahllosen Taenioglossen ist seit der mesozoischen und offenbar schon seit der paläozischen Epoche durch Millionen von Generationen das Rinnenstadium beibehalten geblieben.

Hieraus ergiebt sich, dass weder eine morphologische Nothwendigkeit noch auch eine funetionelle die Erreichung des nächst höheren Stadiums be- dingt. Die Ursache, warum ein und dasselbe Stadium im einen Falle bei- behalten, im anderen überwunden wird, kann daher nur in inneren Bedingungen des Organismus liegen. So kommen wir immer und überall, wo wir auch das Problem der Artenbildung anpacken, auf die Eigenschaften der organischen Materie zurück, die ebenso die Trägerin der zukünftigen wie der vergangenen Entwickelungstadien ist. Dass diese organische Materie nicht nur direet von den umgebenden Medien, sondern auch in Form der Anpassung indireet von ihnen und vom Gebrauche etc. beeinflusst wird, lehrt uns Erfahrung und Beobachtung. Dass aber diese äusseren Einflüsse doch an Bedeutung sehr zurückstehen gegen die inneren Entwickelungstendenzen, geht aus den hier mit- getheilten Thatsachen hervor.

ös ist hiernach klar, dass die Variabilität nie eine unbegrenzte sein kann. Sie ist gebunden an die Eigenschaften der Materie, deren Ueber- einstimmung innerhalb bestimmter 'Thiergruppen ja eben die gemeinsame

phylogenetische Entwickelung verschuldet. Diese Blutsverwandtschaft ist Ursache

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 65) 425

wie Grenze der Variabilität, nicht aber die Nützlichkeit. Nützlich wäre es auch den Branchiopneusten, einen Ureter zu haben oder die Augen auf die Spitze der Fühler rücken zu sehen, allein die Tendenz dazu ruht bei ihnen nicht in der Materie, und Tendenzen, die in dieser nicht ruhen, kann keine Zweckmässigkeit, kein Bedürfniss je erzeugen. Umgekehrt aber liegt bei den Nephropneusten die Tendenz zur Bildung des Ureters und zur Rückbildung des triaulen Genitalapparats in einen diaulen so tief in der Organisation be- gründet, dass der gleiche Vorgang sich in allen grossen Familien, ja selbst innerhalb der Genera unabhängig vollzieht. Bei den Doriden aber, die einen ganz ähnlichen triaulen Genitalapparat besitzen, kommt es niemals zu dieser Reduction.

Die Gemeinsamkeit der Variabilitätstendenz ist es, welche die Ueber- einstimmung in Klassen-, Ordnungs- und Familien-Charakteren erzeugt und erhält. Hier verhält sich die Variabilität wie ein Baum. Identische Neigung zur Variabilität bestimmt, auf grosse Gruppen ausgedehnt, dem Ast vergleich- bar, die übereinstimmende Organisation der Ordnungen ete.: und je kleiner die systematischen Gruppen werden, um so mehr spaltet die Uebereinstimmung in der Variabilität auseinander, um schliesslich zu jener plan- und ziellosen Variabilität der Species zu führen, welche bei den Schnecken so vielfach den wissenschaftlichen Systematiker zur Verzweifelung bringt.

Von einer „bestimmt gerichteten Variabilität“ kann oder muss man daher in gewissem Sinne reden. Wenn diese Variabilität es dahin bringt, dass von den Cochliden die höchststehende Gruppe, die auch paläontologisch zuletzt erscheinenden Stenoglossen, bis auf zwei Ausnahmen sammt und sonders den perforirten Penis haben, so muss die Disposition dazu successive stärker hervorgetreten sein, als es bei ihren Vorläufern, den 'Taenioglossen, der Fall war. Die Thatsache, dass überaus häufig der gleiche Vorgang sich in den verschiedenen Familien, Gattungen ete. wiederholt, zeigt, dass die Entstehung der Arten nicht auf einzelne abnorme Individuen zurückgeht, sondern dass innerhalb kleinerer wie grösserer Gruppen des Systems identische Entwickelungs- Processe das gleiche Ziel erreichen. Dass ich, wenn ich hier das Wort Ziel gebrauche, figürlich redend, nicht im allermindesten einen teleologischen

Hintergedanken hege, geht aus dem Zusammenhange klar hervor. Wir

Nova Acta LVIM. Nr. 5. B5

426 H. von Ihering. (p. 66)

brauchen weder das Hilfsmittel der Nützlichkeitslehre des Darwinismus, noch die Vorstellung einer bezweckten Zielstrebigkeit. Die Zielstrebigkeit, die wir thatsächlich vor Augen haben, ist nichts als eine natürliche Folge der Uebereinstimmung, welche im Protoplasma verwandter Organismen -Gruppen besteht. Nur so können wir das Auftreten neuer Entwickelungstendenzen verstehen, uns erklären, wie ohne functionelle Aenderung und Nöthigung eine bereits zurückgelegte Stufe von Neuem wieder gewonnen wird. Einen derartig krummen Umweg können wir einem teleologisch, d. h. auf einen be- stimmten Zweck planvoll hinarbeitenden Schöpfer nicht zutrauen. Sein Wirken bewundern wir in der Existenz und in den Eigenschaften der organischen Materie, dem grossen Räthsel, dessen Lösung auch die kühnsten Phantasien uns nicht um Haaresbreite näher gebracht haben, vor dem wir in andachts- vollem Staunen der Beschränktheit unseres Erkenntnissvermögens uns be-

wusst werden.

Diese Voraussetzung gegeben, so ruhen in der organischen Materie selbst alle Eigenschaften, welche die Umbildung der Arten bewirken. Ob oder an welche bestimmten T'heile der organischen Materie etwa diese Eigen- schaften gebunden sind, ist eine Frage, die für unsere Zwecke nicht von Belang ist. Dass diese Ansichten, von denen Weismann’s durch die Zurückweisung der Seleetion verschieden, mit den von Naegeli, Askenasy, Braun u. A. ausgesprochenen Ideen in der Hauptsache übereinkommen, ist klar. Es ist hier nicht meine Absicht, dieselben kritisch zu besprechen und Differenzpunkte zu betonen. Verweisen möchte ich namentlich auf die überaus gelungene Darstellung der Descendenzlehre wie sie Claus!) in seinem Lehr- buche, sowie in seinem Vortrage gegeben. Dass Claus für diese Auffassung eine Anleihe bei den Botanikern zu machen sich genöthigt sieht, scheint dafür zu sprechen, dass ich in der vergleichend anatomischen Litteratur ihr erster Vertreter war, so dass Claus meine 1878 erschienene Studie über die

hegionen der Wirbelsäule übersehen zu haben scheint. Ich gebe mich ‘der

!) C. Claus. Ueber die Werthschätzung der natürlichen Zuchtwahl als Erklärungs- prineip. Wien 1888.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 6%) 427

Hoffnung hin, dass die hier mitgetheilten 'Thatsachen mehr Beachtung finden werden. An Discussionen hat es wahrlich nicht gefehlt, Thatsachen aber von so lehrreichem Charakter, wie die hier mitgetheilten, sind doch wohl, wie es scheint, immer noch in geringer Zahl vorhanden.

Der zuerst für die Mollusken von mir erbrachte Nachweis des häufigeren Vorkommens soleher Parallel-Entwickelung innerhalb einer Ordnung ist somit eine derjenigen Thatsachen, mit denen jeder Versuch einer Erklärung der Arten rechnen muss, gleichviel wie man die Erscheinung erklären will. Für die Zuchtwahl-Theorie ist aber damit schon um desswillen nichts gewonnen, weil eben diese verschiedenen Entwickelungs- reihen einzelner Organe nicht unter einander parallel laufen. Unzählige Male ist eine Gattung, die in gewisser Beziehung sehr tief steht, in der Entwickelung von ein oder zwei Organen schon auf einer der höchsten Stufen angelangt. So haben die Philomyeiden noch den grossen, den ganzen Rücken einnehmenden Mantel der Doriden, auch hat eine ihrer Gattungen noch deren Stachel und Stacheldrüse, aber bei einer anderen fehlt letztere schon. Die rudimentäre Lunge steht wie die Niere auf tiefster Stufe, aber der Genital- apparat schliesst sich schon jenem der höheren Nephropneusten an, ebenso der Kiefer. Während nun bei den höheren oder mikronoten Nephropneusten die Stacheldrüse verschwunden ist, hat sie sich als Liebesdolch bei den Zonitiden erhalten, die aber wieder in der, wie es scheint, stets vollendeten Ausbildung des Ureters die höchste Stufe einnehmen. Auch hier ist also die Selection nicht als Erklärung annehmbar.

Es sei mir unter solchen Umständen gestattet, kurz auf die Stellung hinzuweisen, die ich schon 1878 zur Selectionslehre einnahm. „Die Selections- lehre“, bemerkte ich an jener Stelle'), „ist mir nur einer und zwar ein ziemlich untergeordneter von den vielen hierbei in Frage kommenden Factoren, der für Mimiery und ähnliche augenfällige Erscheinungen uns das Verständniss erschliesst, im Uebrigen aber uns nicht wesentlich weiterbringt. Es sind

'!) H. v. Ihering. Das peripherische Nervensystem der Wirbelthiere als Grund- lage zur Kenntniss der Regionenbildung der Wirbelsäule. Leipzig. 1878. p. VIII.

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428 H. von Ihering. (p. 68)

eben die zu beobachtenden Varietäten grossen Theils nicht von solcher Be- deutung, dass sie den Trägern derselben vor den übrigen Individuen einen bedeutenden Vortheil im Kampfe ums Dasein gewährten. Die Schwankungen, welche bezüglich der Anzahl der Segmente in den verschiedenen Regionen der Wirbelsäule bei nahestehenden Arten und selbst innerhalb einer Art angetroffen werden, lehren das. Niemand wird wagen, den Umstand auf Rechnung der natürlichen Zuchtwahl zu bringen, dass von zwei einander nahestehenden Arten, etwa von Soriciden, bei gleichen Zahlenverhältnissen der übrigen Regionen die eine 13, die andere zumeist 14 Dorsalwirbel besitzt. Gewiss sind die Fälle sehr selten, in denen ohne Eingreifen des Menschen von einem oder von einigen wenigen Individuen die Bildung einer neuen Art ausgeht. Die Regel ist offenbar, dass die Bildung neuer Arten an Variabilitätserscheinungen anknüpft, die massenhaft auftreten.

Ein instructives Beispiel scheint mir die Halswirbelsäule der Faul- thiere zu bilden, in der bekanntlich statt 7 Halswirbel 8, 9 oder 10 oder auch nur 6 vorhanden sind. Dass nun ein mit 8 Halswirbeln versehenes Individuum vor den mit 7 ausgestatteten einen so entschiedenen Vorzug besitze, dass es im Kampfe ums Dasein bessere Chancen habe durchzukommen, dürfte wohl kaum Jemand behaupten mögen. Die natürliche Zuchtwahl kann hier nicht herangezogen werden, um so weniger als dieselbe ja überhaupt nur die vorhandenen Varietäten verwerthen, nicht aber deren häufigeres Erscheinen veranlassen kann. In extrem seltenen Fällen treten auch bei anderen Säuge- thieren 8 Halswirbel auf, aber von diesen vereinzelten Fällen kann keine Artenbildung ausgehen. Die Vermehrung der Halswirbelanzahl bei den Faul- thieren kann ihren Grund nur darin haben, dass diese Varietät häufiger als bei anderen Gattungen aufgetreten ist, dass sie statt etwa in 0,001 Procent in 10, 20 Procent und mehr auftrat. Kann sich aber die Häufigkeit des Erscheinens einer neuen Varietät bedeutend steigern, so kann sie durch weitere Steigerung auf 60, SO Procent und mehr, schliesslich auch ohne alles Zuthun der Selection zur Regel werden. Entweder, die Varietät tritt nur ganz selten auf und dann ist sie für die natürliche Zuchtwahl gegenstandslos, oder sie erscheint immer häufiger, und dann kann sie auch direct zum

Ueberwiegen kommen. Auf diesem Wege nun, durch progressive Zunahme

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 69) 429

der Häufigkeit einer zuerst nur ausnahmsweise erscheinenden Varietät glaube ich, dass in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Artenbildung vor sich gegangen sein wird. Damit wird dann die Gesammtmasse oder ein grosser Theil der die Art repräsentirenden Individuen in die neue Art übergeführt. Ueber die Ursachen der Variabilität und ihrer Zunahme lassen sich nicht einmal Vermuthungen äussern.“

In dieser Erklärung, die, wie ich hiermit betonen möchte, nicht die ihr gebüihrende Beachtung gefunden hat, nicht einmal seitens Derer, die ähnliche Ideen aussprechen, scheint mir auch jetzt wie vor 14 Jahren ein Verständniss für die Artenbildung gegeben zu sein. Das ist nicht viel, aber mehr unter- nimmt ja auch der Darwinismus nicht; auch er setzt die Variabilität als gegeben voraus, deren Ursachen wir, um mit Claus zu reden, gegenüber- stehen wie der Wilde dem Linienschiffe.

Es ist hier nieht meine Absicht, die Frage der Entstehung der Arten eingehender zu erörtern. Mir kam es lediglich darauf an, einige Resultate darzulegen, welche aus der vergleichenden Anatomie der Mollusken sich ergeben, und welche ganz andere Verhältnisse der Variation erkennen lassen als sie der Darwin’schen Lehre entsprechen. Die Variation beschränkt sich nicht auf die speeifischen Charaktere der Arten, nicht auf die äusseren Verhältnisse der Form, Farbe u. s. w., welche zunächst in den biologischen Beziehungen der Arten zu den sie umgebenden Medien am meisten in die Augen fallen, sondern sie betrifft gleichermassen auch die gesammte innere Organisation und hört selbst dann nicht auf, sich zu bethätigen, wenn die jemalige höchste mögliche Stufe erreicht ist. Innere uns unbekannte Ursachen bedingen diese unerschöpfliche Variabilität, nicht aber Nützlichkeitsrücksichten oder Seleetion. Gewahrt bleibt in all’ diesem Wechsel nichts, als die stete genaueste Correlation zwischen Funetion und Organisation, so dass es kaum elaublich erscheint, dass diese Variabilität unter Umständen eine Richtung einschlagen könnte, die zum Untergange der Art führen sollte. Wäre die Weiterentwiekelung der Organisation stets ein Fortschritt zum Zweckmässigeren, so könnte es nicht vorkommen, dass eine bereits zurückgelegte Stufe aufs Neue regressiv wieder erreicht würde. Und doch sehen wir, wie die Rück- kehr vom triaulen Stadium zum diaulen sich fast in allen höher stehenden

430 H. von Ihering. (p. 70)

Familien der Nephropneusten vollzogen hat. Das weist uns nicht auf einen um Kleinigkeiten sich kümmernden Schöpfer hin, dessen Absicht es war, auf natürlichem Wege ganz bestimmte Organisationsstufen erreichen zu lassen, sondern auf plan- und ziellose Variation, die heute wieder auslöscht, was sie gestern ins Buch der Natur eingetragen, und was doch so schlecht getilgt ist, dass wir neben der neuen zu Tage liegenden Schrift auch die verwischte wieder lesbar machen können. Zweimal ist im Verlaufe der Stammesgeschichte der metabelogonen Heliceen ein Reizorgan der Begattung als Stachel und Liebespfeill neu erworben und bis zu hoher Vollkommenheit umgemodelt worden, um dann beide Male wieder der Verkümmerung anheimzufallen, wie ein Spielzeug weggeworfen wird, dessen man überdrüssig geworden, oder eine Cigarre, die nicht mehr schmeckt. Und mehr Werth hat solch ein Reizorgan der Wollust für diese Schnecken auch nicht als eine gute Cigarre für den Raucher. Beide können und müssen gegebenen Falles auch ohne solche Reizmittel auskommen.

Zahlreiche Einrichtungen des Organismus erweisen sich als entbehrlich. An ihnen, wie an zahllosen gleichgültigen und unnützen Gebilden arbeitet die Variation wnausgesetzt, wie sie auch an den nützlichsten und wesentlichsten Organen vielfach ohne Alterirung der einmal erreichten vollkommenen Höhe der Organisation die Details immerwährend ummodelt, wie die Mode in der Kleidung. Neben dieser ungeordneten Variation geht eine andre einher, welche gewissermassen die Familien - Traditionen repräsentirend, das der betreffenden Familie oder Ordnung inhärente Entwicklungsschema zur Aus- führung bringt. Wenn, um bei einem oben benutzten Beispiele zu bleiben, bei den Limnaeen, Planorben u. a. Branchiopneusten niemals, aber bei den Nephropneusten fast in jeder einzelnen grossen Familie die Entwickelung eines Ureters sich selbstständig vollzieht, so kann dies nicht an den Besonderheiten der Organisation liegen, sondern nur daran, dass bei den Nephropneusten die Ausbildung eines Ureters im Programm der Ordnung liegt, bei den Bran- chiopneusten nicht. Dass diese bildliche Ausdrucksweise eine besonders glücklich gewählte sei, wage ich nicht zu glauben, bin vielmehr überzeugt, dass der Gedanke in ein wesentlich passenderes Gewand gebracht werden

könnte. Was ich meine, wird immerhin verständlich sein, und auch Diejenigen,

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. {1) 431

welche mit diesen Anschauungen sich nicht befreunden können, werden gleich- wohl bei eingehender Beschäftigung mit den Mollusken der 'Thatsache nicht entgehen, dass häufig in den verschiedenen Unterordnungen oder Familien einer Ordnung der gleiche phylogenetische Entwickelungsprocess sich unab- hängig wiederholt. Offenbar ist dem Organismus und seinen Fortpflanzungs- produeten nicht nur die Tendenz zur Reproduction der eigenen Entwickelungs- stufe eigen, sondern auch die Tendenz der Erreichung gewisser nächst- höheren phylogenetischen Entwickelungsstufen. Die Aeusserung dieser Eigen- schaft der Materie ist es, welche sich als Variabilität neben die Erblichkeit stellt und ebensowohl den Fortschritt zu höheren Organisationsstufen bedingt, als auch in nebensächlicheren Details ummodelnd wirkt. Nur dann verstehen wir einigermassen die Eigenschaften der organischen Materie, wenn wir sie nicht nur als Trägerin der Erblichkeit ansehen, sondern auch als die Trägerin der zur Bildung von Arten, Familien, Ordnungen führenden Variabilität. Ist das richtig, so sind die parallel verlaufenden identischen Entwiekelungs- Processe bei den Mollusken nicht überraschend, sondern natürlich, und sicher auch in anderen Classen des Thierreiches zu beobachten, welche bisher nur phylogenetisch minder eingehend und minder geschiekt untersucht sind. Ueberall, wo man bei complieirten organisirten Geschöpfen nahe stehende aber sicher verschiedene Arten der genauesten vergleichenden Unter- suchung unterworfen hat, mögen es nun Doris- oder Helir-Arten sein oder Tapire, Elephanten und @rürtelthiere, hat man nicht nur jene äusseren Charaktere different gefunden, auf welche die Speciesbeschreibung basirt ist, sondern auch die untergeordneteren Details der inneren Organisation. Nicht nur die speeifisch bedeutsamen, den Darwinismus allein interessirenden Merk- male ändern von Art zu Art ab, sondern der ganze Organismus bis in seine kleinsten und nebensächlichsten Details wird ein anderer, hier mehr, dort weniger, immer aber sind jene Abänderungen, welche der Darwinismus zum Gegenstande der Speculation macht, nur einzelne oft sehr untergeordnete Details einer den gesammten Organismus betreffenden allgemeinen Variabilität, für deren wirkliches Verständniss die Seleetionslehre nicht das Mindeste leistet. Diese Variabilität wandelt, wo sie in ein oder der anderen Richtung stärker hervortritt, die gesammte Menge der Individuen einer Art in eine

432 H. von Ihering. (p. 72)

neue Varietät oder Art um und sie ergiebt uns, wenn nur gewisse anatomische Details eine Aenderung erleiden, den für unsere Systematik überaus unbequemen Fall differenter Organisation lokal getrennter Individuen bei identisch ge- bliebenen Species-Charakteren. Diese bisher kaum beachteten Momente werden in Zukunft den Schwerpunkt der Untersuchungen über Entstehung der Arten der Biologie entrücken und auf das Gebiet der vergleichenden Anatomie verlegen. In Verbindung mit dem Experiment wird diese festen Boden schaffen, wo jetzt Schlagwörter und Phrasen dominiren, und so wird die Hypothese der Selection zerschellen an einer vergleichend morpho- logisch arbeitenden Zoologie, welche, indem sie Umfang und Richtung der Variabilität aufdeckt, uns wo nicht in die Ursachen so doch in die Mechanik der Artenbildung Einblick geben muss.

Rio Grande do Sul, 2. März 1892.

2

677

12.

Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 73) 433

Litteratur-Verzeichniss.

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434 H. von Ihering. (p. 74)

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18. Vayssiere, A. Recherches anatomiques sur les Mollusques de la famille des Bullides. Bibliotheque de l’&cole des Hautes Etudes. 8. Science. Nat. Tom. 20. Art. No. 2. Paris 1880.

19. Vayssiere, A. Recherches sur les Mollusques Öpisthobranches du Golfe de Marseille. I. Tectibranches. Ann. du Mus. d’hist. nat. de Marseille Zoologie. T. II. Mem. No. 3. Marseille 1885.

20. Vayssiere, A. Recherches s. 1. Moll. Opisthobranches du Golfe de Marseille. II. Nudibranches et Ascoglosses. Ibid. T. III. Mem. No. 4. Marseille 1888.

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Zur Kenntniss der Sacoglossen. (p. 75) 435

Tafelerklärung.

Gememsam sind folgende Bezeichnungen:

Ew. = Eiweissdrüse. | rh. D = röhrige Drüse.

od Oviduct. | SI Schleimdrüse.

R = Reservoir an der Mündung Spce = Spermatocyste. der Vagina. vd Vas deferens.

pe —= Penis. vag Vagina.

pr = Prostata. ut = Üterus.

R.s = Receptaculum seminis. Zw. Zwitterdrüse.

ru und ru‘ = Kanäle der Page.

Genitalapparat von Oxynoö Sieboldi Krohn.

Querschnitt der Genitalpapille von Oxynoö Sieboldi Krohn.

Vordertheil von Lobiger Philippi Krohn; nach dem Leben.

Flimmerrinne und Penis von Lobiger Philippi Krohn.

Genitalapparat von Phyllobranchus prasinus Bgh.; ein Schema, entworfen nach der Beschreibung von Bergh (1, p. 76 ff.).

Genitalapparat von Hermaeca dendritica A. et H.

Rhinophorspitze von Physopneumon carneum Costa; von der Unterseite.

Eine Zahnplatte von Physopneumon carneum Costa. Vergr. 500 :1.

Theil des Genitalapparates von Physopneumon carneum.

0. Mundwerkzeuge von Oxynoö Sieboldi Krohn. o= Mund; Mr. —= Mundröhre; Bu = Schlundkopf; Sk Saugkropf; Sp = Speicheldrüse; oe = oesophagus; kr proventriculus.

. 11. Mundmasse von Oxymoe Sieboldi Krohn in sagittalem Durchschnitt. Buchstaben wie in Fig. 10: f—= Falte in der Mundröhre; Ra = Radula. . 12—17. Vergl. den Text.

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Nora Aeta dcad.C 1.0.6. Nat.Cur Vol. LVIT. Tab. XH.

Lith.Anst. Julius Klinkhardt Leipzig-

H.von Jhering: Sacoglossen.Tar. 1.

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Nora Acta Acad.( 1.0.6 Nat.Cur Vol. LVIT. Tab, XIp:

Lith. Anst. Julius Klinkhardt Leipzig.

H.von Jhering: Sacoglos.sen. Taf. 2.

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der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Bd. LVII. Nr. 6.

Ueber Hornzähne.

Von

Dr. G. Behrends.

Mit 2 Tafeln Nr. XV und XVI.

Eingegangen bei der Akademie am 3. August 1892.

HALLE. 21892: Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden,

Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig.

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D: Horngebilde der Batrachierlarven und Gyclostomen haben von jeher die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt. Längere Zeit hin- durch waren die Meinungen der Autoren darüber sehr verschieden, ob man diese Organe der Batrachierlarven überhaupt als Hornbildungen ansehen dürfe. Viele Forscher hielten nämlich die Stiftzähnchen und Kieferplatten der letzt- genannten T'hiere für Cutieularbildungen. So trat Leydig (16) sehr energisch für die Outieula-Natur der Stiftzähnchen ete. ein. Kölliker (153) liess diese nur für die kleineren Zähnchen der Frosch- und Krötenlarven gelten und hielt die grösseren Gebilde für Verhornungen. F. E. Schulze (2S) war nun der Erste, welcher beide Arten dieser Larvenzähne für echte Horngebilde erklärte. Er theilt bei dieser Gelegenheit mit, dass auch bei vollständig aus- gebildeten Batrachiern, z. B. bei Pipa dorsigera, Hornzähne vorkommen. Er beschreibt dieselben als etwas schräg nach hinten gerichtete, ziemlich gerade Hornzähnchen, die in grösserer Anzahl in mehreren Reihen hintereinander stehen (l. c. Taf. XVII, Fig. 14).

In der zweiten dieses 'I’'hema behandelnden Arbeit vom Jahre 1888 (29) hebt F. E. Schulze die hornige Natur der Stiftzähnchen noch schärfer hervor und giebt bei dieser Gelegenheit folgende Definition für den Unterschied zwischen einem Verhornungsprozesse und einer Outieularbildung: „Der Unter- schied zwischen Cutieularbildung und Verhornung kann meimer Auffassung nach nur darin liegen, dass bei der Bildung einer Uuticula an der Oberfläche des Zellkörpers entweder einseitig, oder mehrseitig, oder allseitig eine differente Grenzschicht gebildet wird, sei es nun durch Abscheidung aus dem Plasma oder Verwandelung von dessen Randpartie, wobei der Haupttheil des Zeil- körpers selbst und besonders dessen Kern lebenskräftig und im Wesentlichen

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440 Dr. G. Behrends. (p. #)

unverändert bleibt, während bei der Verhornung durch einen tief eingreifenden Umwandelungsprocess des ganzen Zellleibes mit Einschluss des Kernes zu einer ziemlich gleichartigen Hornmasse die Zelle selbst in ihrem morphologischen Aufbau gänzlich vernichtet wird und schliesslich abstirbt.“

Diese Resultate Schulze’s werden durch eine Arbeit Gutzeit's (12) vollauf bestätigt. Der Letztere fügt als eigene Beobachtung noch das Auf- treten einer Stützzelle in den „tütenartig“ ineinander steckenden Zellen hinzu. Beide Autoren erwähnen in ihrem Texte nirgends eines Auftretens von Eleidin- körnchen. In den Abbildungen finden wir dieselben jedoch angedeutet, was besonders bei der Figur 63 Gutzeit’s hervortritt.

Viel charakteristischer als die Hornzähnchen und die Kieferplatten der Batrachierlarven ist die Hornbewaffnung des Mundes der Oyclostomen, wo die Gebilde eine sehr bedeutende Grösse erreichen und auf sämmtlichen Theilen des vorderen Maules vorkommen können. Bei Petromyzon Planeri und bei Geotria australis stehen z. B. die Zähne sowohl auf dem oberen und unteren Theile des Gaumens, als auch auf der Zunge. Die Myxinoiden besitzen auf dem oberen Gaumen nur einen kleineren Zahn, während man im unteren Gaumen keine Hornbildungen findet. Auf der Zunge dieser Fische stehen auf beiden Seiten je zwei grosse Hornplatten mit scharfgesägtem Aussenrande.

Die Hornzähne der COyelostomen sind stets hochentwickelte Organe, welche während des Lebens der Nahrungsaufnahme dienen, aber erst beim ausgebildeten T’hiere, wenigstens bei Petromyzon, dessen Entwickelung allein bekannt ist, erscheinen.

Bei den Batrachiern, welehe auf der nächst höheren Stufe der Ent- wiekelungsreihe der Vertebraten stehen, finden wir meist nur während des Larvenlebens derartige Hornbildungen. Es ist streng genommen hier auch immer nur eine einzelne verhornte Zelle, welche den Zahn bildet. Auch die persistirenden Hornzähnchen machen hiervon keine Ausnahme. Bei den grösseren Larvenzähnen verhornen zwar die zunächst liegenden Epidermis- zellen auch, bilden aber nur eine Stütze des aus sehr charakteristischen „tüten- artig“ ineinander steckenden Zellen aufgebauten eigentlichen Zahnes.

Die Entwiekelung der Hornzähne der Uyelostomen ist uns nur durch

die zuerst von August Müller (19) bei Petromyzon beobachteten Vorgänge

Ueber Hornzähne. (p. 5) 441

bekannt. Derselbe giebt an, dass die Zähne aus den Tentakeln entstehen, welche zu länglichen Papillen redueirt werden.

Dieser Ansicht tritt Känsche (15) entgegen, der nachweist, dass alle Tentakeln bis auf den medianen grossen zu Grunde gehen und dass die Zähne auf Papillen der Mundschleimhaut gebildet werden. Diese letztere Ansicht bestätigt Bujor, bestreitet aber das Uebrigbleiben des grossen medianen Tentakels, indem er behauptet: „Le grand tentacule se reforme aussi totalement comme tous les autres petits tentacules. A leur place apparait le tissu embryonnaire dans lequel se developpe la mouqueuse buccale et les cartilages de la langue.“ Ich führe die Angabe dieser Autoren ohne jeden Commentar auf, da ich gegenwärtig aus Mängel an geeignetem Materiale nicht im Stande bin, mich, gestützt auf eigene Anschauung, für die eine oder die andere

Ansicht zu entscheiden.

Känsche theilt über die Entwickelung der Zähne noch folgende ein- gehendere Daten mit (].c. pag. 240): Bei dem in der Metamorphose befindlichen Thiere erhebt sich an den Stellen, welche der Lage nach den Zähnen ent- sprechen, das unter der Epidermis gelegene Bindegewebe zu einer, der Grösse des künftigen Zahnes entsprechenden Papille. Die darüber lagernde Epithel- schicht besteht, wie die die übrige Mundhöhle auskleidende Schicht, aus zwei Zelllagen. Davon setzt sich die untere aus hohen, pallisadenartig nebeneinander stehenden Zellen zusammen, während die obere aus unregelmässig polygonalen oder rundlichen Zellen besteht, die durch kurze Intercellularbrücken unter- einander verbunden sind, wie man dieses in der sogenannten Stachelschicht der Autoren (Unna |32]) gewöhnlich findet. Späterhin im Laufe der Zahn- entwickelung finden in dem Epithellager bedeutende Veränderungen statt. Besonders lebhaft betheiligen sich zuerst die Zellen der Stachelschicht daran, welche sich stark vermehren und allmählich, die über ihnen liegenden Epidermis- zellen vor sich hertreibend, eine bereits mit blossem Auge wahrnehmbare Erhebung darstellen.

Die Bindegewebspapille nimmt an diesen Vorgängen durchaus keinen Antheil, so dass der definitive Zahn von Petromyzon ausschliesslich durch

epidermales Gewebe gebildet wird.

442 Dr. G. Behrends. (p. 6)

In dem Protoplasma der Zellen der Stachelschicht treten in einer genau begrenzten Zone parallel der ganzen Oberfläche der Papille stark licht- brechende Körnchen (Kleidinkörnchen) auf.

Zuerst sind dieselben nur in geringer Menge vorhanden, späterhin vermehren sie sich stark. Gleichzeitig werden die ursprünglich rundlichen oder unregelmässig polygonalen Zellen zu langen, flachen Spindeln und ordnen sich zu einer der Bindegewebspapille parallelen, fest zusammenhängenden Zell- schicht, dem Stratum granulosum, an.

An Stelle der früheren Verbindung der Zellen durch Intercellularbrücken tritt eine Verschmelzung der Zellwände ein. Auf Querschnitten bilden die Zellen ein engmaschiges, zusammenhängendes Netzwerk, dessen Licken von Protoplasma, Kernen und Kleidinkörnchen ausgefüllt werden. Die Säume der Maschen sind breit und stark glänzend.

Die Veränderungen, welche im Inneren der Zelle vor sich gehen, betreffen hauptsächlich den Kern, der zwar seine Gestalt beibehält, aber scharf conturirt erscheint und seine 'Tinctionsfähigkeit verliert. Allmählich werden seine Umrisse immer undeutlicher, bis er endlich völlig verschwindet. In dieser so entstandenen kernlosen Schicht (Stratum corneum) sind die Zellwände noch mehr verdickt und näher aneinander gedrängt, so dass die Lumina der- selben nur noch als schmale Spalträume erhalten bleiben, die dicht mit Bleidin- körnchen erfüllt sind. Letztere sind hier bedeutend grösser als im Stratum granulosum. In der vollständig verhornten Oberfläche des Stratum corneum können «die Zellen zuletzt nicht mehr unterschieden werden. Erst durch Kochen eines Stückehens Hornsubstanz in concentrirter Kalilauge werden die Zell- grenzen wieder deutlich gemacht. Die Oberfläche des fertigen Zahnes wird von einer Cuticula überzogen.

Nach der Bildung der zweiten Hornschicht tritt ein Stillstand in der Hornbildung ein und erst in einiger Entfernung von der ersten Hornschicht erscheint die Anlage der zweiten Hornplatte. Es folgt auf die äusserste Hornschicht eine Lage von Stachelzellen und dann erst erfolgt wieder die Abscheidung von Eleidin, wodurch die Entwickelung der zweiten Hornplatte eingeleitet wird. Ist die Letztere vollständig verhornt, so werden die zwischen

der äusseren und inneren Hornschicht liegenden Stachelzellen allmählich durch

Ueber Hornzähne. «p. %) 443

das Wachsthum der äusseren Hornschicht gedehnt und zu sternförmigen Zellen derart auseinandergezerrt, dass die Kerne von ganz wenig Plasma umgeben sind, während letzteres nur mittels langer Fäden miteinander in Verbindung bleibt.

Dieser Vorgang findet fast nur an der Spitze des Zahnes statt, während an den Seiten die Stachelzellen unverändert erhalten bleiben, weil hier kein oder nur ein sehr geringer Druck ausgeübt wird. Die unterste Zellenreihe dieser Schicht flacht sich ab und bildet einen festen Ueberzug über die Horn- schicht. Der ersteren verdankt der darunter liegende Zahn höchst wahr- scheinlich seine Cuticula.

Gegen die Epithelschichten der Mundhöhle grenzen sich die Hornzähne sehr deutlich und plötzlich ab (Schulze |. e.).

Diese Angaben Känsche’s kann ich nach meinen Präparaten für in der Metamorphose weiter vorgeschrittene Petromyzontenlarven nur bestätigen. Was die unterste der beiden durch die Bindegewebspapille ausgebuchteten Epidermisschichten betrifft, so habe ich dieselben stets zwei- bis dreischichtig gefunden, während Känsche behauptet, sie bestehe nur aus einer Reihe pallisadenartig nebeneinander stehender Zellen. Bei der Aufzählung seiner Resultate theilt Känsche ferner noch mit, dass bei Petromyzon nur ein ein- maliger Zahnwechsel stattfindet.

In der letzten Zeit hat sich Bujor (6) mit der Umwandelung des Ammocötes in das Bachneunauge beschäftigt und dabei auch die Entwickelung der Hornzähne studirt. Er theilt uns Folgendes mit: „Sur une coupe d’une dent de P. Planeri on voit la disposition suivante: "une eouche eornee. externe assise sur une couche epitheliale formee de cellules poly&driques avec un protoplasma tres transparent, et un noyau fortement color& en rouge; le tout entourant la poulpe dentaire. Au milieu de la couche £pitheliale je vois une seconde couche cornee tres transparente, hyaline. La portion de la couche epitheliale, comprise entre les deux couches cornees est plus transparente que le reste de cette couche; les cellules sont plus allongees et plus espacees les unes des autres. Souvent je rencontre aussi dans cette portion de l’epithelium une grande quantite de cellules fusiformes tres allongees avee un ou deux prolongements; leur protoplasma &tant transparent et leur noyaux fortement refractifs.“

444 Dr. G. Behrends. (p. 8)

Die Hornzähne von Geotria.

Bei Geotria finden wir eine ähnliche Bezahnungsweise wie bei Petro- myzon. Wir können hier vier Arten von Zähnen unterscheiden: ]) den Gabel- zahn, 2) die Zungenzähne, 3) den auf einer vom unteren Gaumen sich er- hebenden Hautfalte stehenden Zahn und 4) die Gaumenzähne.

Der Gabelzahn (Fig. 1, 2 und 3) befindet sich auf der Oberfläche der Zunge, und zwar nimmt er hier das vorderste Ende derselben ein, so dass die beiden äussersten Spitzen des Zahnes den vorderen Zungenrand überragen.

Der Hakenzahn stellt das umfangreichste Horngebilde im Maule der Geotria dar. Die Länge des Zahnes beträgt 7,—8 mm, die Breite 5,;—6 mm und die grösste Dicke 3,; mm.

Die Gestalt des Zahnes ist die einer Gabel mit zwei Zinken, deren Spitzen leicht nach der Unterfläche der Zunge zu gebogen sind. Zwischen den beiden langen Zacken befindet sich noch eine kleine, schlanke Hornspitze (Fig. 1 und 2 HS), so dass das ganze Gebilde den Eindruck einer Fisch- gabel macht und ich den obigen Namen dafür wählte.

Die breite, hintere Fläche des Zahnes umfasst mit ihrer Hornplatte das äusserste Ende des in der Zunge befindlichen Knorpelstabes, an dessen unterer Fläche sich noch zwei halbmondförmige, dünne Hornplatten ausbreiten, welche dem Gabelzahn als Stütze und gleichzeitig der Zungenspitze als Schutz- decke dienen.

Der feinere Bau des Gabelzalınes wurde an durch denselben geführten Längsschnitten studirt. Die Letzteren fertigte ich nach Ueberwindung einiger technischer Schwierigkeiten, welche die Härte des Materiales mit sich brachte, auf folgende Weise.

Der Zahn wurde in toto mittels nach Chun’s Angaben hergestellten Pierocarmins !) gefärbt, dann auf die gewöhnliche Art durch Alkohol ent- wässert und in Paraffin eingebettet. Die Ueberführung in letzteres geschah durch "Toluol, welches das Horn zu erweichen scheint. Chloroform war ganz

1) Hierbei erwies sich die Verdünnung der concentrirten Farbeflüssigkeit mit dem

6fachen Volumen ag. dest. als besonders vortheilhaft.

Ueber Hornzähme. (p. 9) 445

unbrauchbar, weil dasselbe die Hartgewebe, besonders das Horn derartig hart und spröde macht, dass die Herstellung von Schnitten ganz unmöglich wird. Will man recht dünne Schnitte erzielen, so empfiehlt es sich, den im Innern des Zahnes befindlichen Knorpelkern vorher herauszupräpariren.

Ein dieker Totalschnitt zeigt uns folgendes Bild (Fig. 4). Im Innern des Gabelzahnes liegt eine Knorpelplatte (Fig. 4 X), wie wir sie bei fast allen grösseren Horngebilden der Petromyzonten finden. Dieser Knorpel, der einen Fortsatz des in der Zunge lagernden Knorpelstabes darstellt, ist bei der er- wachsenen @Geotria ziemlich stark mit Kalksalzen imprägnirt. Auf dieses Hartgebilde folgt eine Lage faserigen Bindegewebes (Fig. 4 und 13 B), in welche Blutgefässe und nervöse Elemente eindringen. Auf die Bindegewebs- schicht sind die epidermalen Gewebe gelagert, und zwar erblickt man zuerst ein 2—3 Zellen starkes Epithel (Fig. 11 und 13 P), das aus langen spindel- förmigen Zellen besteht, die in der untersten Reihe pallisadenartig neben- einanderstehen, ganz ähnlich wie wir es bei Petromyzon Planeri ge- funden haben. Auf dieses Epithel folgen mehrere Schichten, bestehend aus unregelmässig polygonalen Zellen, die mittels kurzer Intercellularbrücken unter- einander in Verbindung stehen und mit den Stachelzellen der Autoren identisch sind (Fig. 11 und 13). Die protoplasmatischen Verbindungsstränge ver- schwinden allmählich, je mehr wir uns der Hornschicht nähern. Die Zell- wände verschmelzen mit einander und bilden ein glänzendes Netzwerk mit dicken Wänden (Fig. 11 Str. g.). Die Zellen selbst haben sich abgeflacht und sind allmählich spindelförmig geworden. In dieselben haben sich nun Eleidinkörnchen eingelagert, deren Zahl nach der Hornschicht zu immer mehr zunimmt, während die Zellen sich stetig mehr und mehr abplatten. Die Kerne derselben verlieren allmählich die Fähigkeit, sich zu färben (Fig. 11 Str. e.), so dass die Maschen des aus den Zellenwänden bestehenden Netzwerkes zu- letzt ausser den Kernen wenig Protoplasma und fast ausschliesslich Rleidin- körnehen enthalten. Zuletzt verschmelzen die Zellwände so innig miteinander, dass die einzelnen Zellen nur noch dureh Kochen mit concentrirter Kalilauge erkennbar gemacht werden können.

Dieser Verhornungsprocess, welchen schon Ranvier (25), Waldeyer (33) und zuletzt Zander (37) bei den höheren Vertebraten und Känsche

Nova Acta LVIII. Nr. 6. 58

446 Dr. G. Behrends. (p. 10)

(1. c.) bei Petromyzon Planeri beschreiben, geht bei dem Gabelzahne während des ganzen Lebens vor sich, so dass es bei diesen Horngebilden niemals zur Entstehung einer zweiten Verhornungsschicht kommt, wie wir es sonst bei den anderen Zähnen von Geotria und denjenigen von Petromyzon zu finden gewohnt sind.

Die oben beschriebenen, hornbildenden,, ektodermalen Schichten ziehen sich von der Innenseite um den unteren Rand der Hornkappe des Gabelzahnes herum, nach der Aussenseite zu, an welche sie sich eine kurze Strecke weit anlegen, um dann abbiegend in die Schichten der Epidermis überzugehen. Durch dieses Umwachsen des unteren Randes wird eine Rinne (Grube) ge- bildet, in der der Zahn steckt und welche mit dem Nagelbett der Nägel höherer Vertebraten identisch sein dürfte. Die Rinnenbildung finden wir auch bei den Zungenzähnen, wo sie in innigster Verbindung mit den hornbildenden Schichten des Ersatzzahnes wenigstens in den ersten Stadien der Anlage des Letzteren bleibt.

An einem Längsschnitte durch den Gabelzahn unterscheiden wir dem- nach von aussen nach innen fortschreitend folgende Schichten:

1) die Hornkappe (FH in den Figuren) von glänzend gelber Farbe. In dem Horn erblickt man zahlreiche schwarze Flecken, die man leicht als darin eingeschlossene Lufträume erkennt. Die Hornkappe steckt in der Hornrinne, die mit der Horngrube (horn-groove), welche Beard (3) bei Mwywine glutinosa und Bdellostoma beschreibt, identisch ist;

oO

die Stachelschicht (Ssch in den Figuren). Dieselbe besteht aus dem Stratum corneum (Str. c) und dem Stratum granulosum (Str. 9). Das erstere liegt der Hornschicht unmittelbar an, resp. geht in sie über. In ihm findet man die grösste Zahl der Eleidinkörnchen, die hier ihre höchste räumliche Ausbildung erhalten. Die Kerne der Zellen zerfallen und die Zellwände stellen ein nach der Hornschicht immer enger werdendes, dickes, hellglänzendes Netzwerk dar. Das Stratum granulosum enthält nicht so viele KEleidinkörnchen. Die Kerne, die in den äusseren Schichten kaum tinctionsfähig sind, er- langen in den tieferen Lagen diese Eigenschaft wieder. Die Zell-

Ueber Hornzähne. (p. 11) 44%

wände werden weniger glänzend, und man erkennt in ihnen sehr bald Intereellularbricken, so dass sie in den inneren Schiehten das typische Bild der Stachelschicht darbieten;

3) das Epithel (Pallisadenepithel) (P in den Figuren), dessen lange Spindelzellen ziemlich schnell in die Stachelschicht übergehen ;

4) das faserige Bindegewebe mit seinen Nervenverästelungen und Blut-

gefässen ;

5) den hellglänzenden Knorpel, in welchem man die dunkel erscheinenden

Kalkeoneremente erblickt.

Der Gabelzahn wird nie gewechselt. Die Hornsubstanz, welche durch den Gebrauch des Zahnes abgenutzt wird, findet ihren Ersatz durch die dem Zahne anliegende Stachelschicht. Bei den übrigen Zähnen findet der Zahn- ersatz durch die Einleitung einer zweiten Hornbildung in einer tieferen Epidermisschicht statt.

Wenden wir uns nun zu den Zungenzähnen. Dieselben stellen zwei symmetrische Hornplatten dar, die auf der Unterfläche der Zunge stehen (Fig. 5). Eine solche Zahnplatte hat etwa die Gestalt eines ungleichseitigen recht- winkeligen Dreieckes (Fig. 6), dessen spitzer Winkel abgerundet ist. Die längste Seite ist nicht geradlinig, sondern stark gesägt, wodurch vier ungleich grosse Zacken zu Stande kommen, welche den später zu beschreibenden Zungenzähnen von Myaine glutinosa sehr ähnlich sind. Die vorderste Zacke ist die grösste, dann folgen zwei kleinere und dann eine etwas grössere (Fig. 6).

Die beiden Zungenzähne sind so gelagert, dass die sägeartig gezackten

Kanten einander gegenüberstehen und dass die kurzen Seitenkanten (Katheten) dem Vorderrande der Zunge zugekehrt sind. Wird die Letztere geöffnet, so weichen die gezackten Kanten der Zungenzähne auseinander. Klappt das hier die Zunge zusammen, so werden die Hornplatten mit ihren Zacken fest auf einander gepresst, so dass sie wie die kurzen, scharfen Arme einer Beiss- zange gegen einander stehen (Fig. 5).

Was nun den feineren Bau dieser Zähne betrifft, so finden wir dem Gabelzahne sehr ähnliche Verhältnisse vor. So ist die Art der Bildung der Hornplatten dieselbe wie bei letzterem. Anders geht die Bildung der Horn-

58*

448 Dr. 'G: Behrends: (pi. 12)

rinne und des Hornersatzes vor sich. Wie Känsche bei Petromyzon nur einen entweder in dem ersten oder in vorgeschrittenerem Stadium der Neu- bildung begriffenen Ersatzzahn beobachten konnte, so fand ich bei den Zungen- zähnen von Geotria australis auch nur einen mehr oder weniger entwickelten Ersatzzahn. Vorgreifend will ich schon hier bemerken, dass der auf der kiefer- artigen Hautfalte stehende Hornzahn sich ebenso wie ein Zungenzahn verhält, während ich bei den Gaumenzähnen gewöhnlich zwei Neuanlagen von Horn- platten constatiren konnte.

Ein Schnitt durch einen Zungenzahn (Fig. 14) zeigt uns folgende Verhältnisse. Im Innern desselben finden wir, wie bei dem Gabelzahne, eine Knorpelstütze, welche eine Leiste darstellt, die jedoch mit dem Knorpelstabe der Zunge in keinem Zusammenhange steht. Ueber dem der Unterseite des Zahnes viel näher als der Oberseite liegenden Knorpelkerne finden wir das von Gefässen und nervösen Elementen durchsetzte faserige Bindegewebe, worauf dann die ektodermalen Elemente gelagert sind. Letztere zeigen auch hier, wie bei dem Gabelzahne, zuerst ein aus langen spindelförmigen Zellen gebildetes Epithel, auf das eine Stachelschieht folgt (P in der Figur), welche ebenso wie diejenige des eben beschriebenen Zahnes gebaut ist. Das Stratum corneum des in Fig. 14 abgebildeten Ersatzzahnes hat bereits eine Hornschicht gebildet, die stärker und dicker ist, als diejenige des im Gebrauche befind- lichen Zahnes. Für letzteren will ich den Namen „Gebrauchszahn“ weiterhin anwenden.

Wie bereits erwähnt, tritt nach der Fertigstellung der ersten Hornplatte in dem Verhornungsprocesse eine Ruhepause ein, so dass zwischen der Horn- platte des Gebrauchszahnes und der sich neu bildenden Ersatzzähne eine starke Lage von Stachelzellen sich einschiebt. Dieselben haben eine ge- drungen-spindelförmige Gestalt angenommen und liegen in mehreren Schichten übereinander. Wenn nun der innerhalb des Gebrauchszahnes liegende Ersatzzahn zu verhornen, mithin sein Wachsthum auf der Peripherie zu ver- langsamen beginnt, zerrt die Hornkappe des ersteren, die durch die in ihrer Hornrinne stattfindende Hornbildung stetig gehoben wird, die zwischen Ge- brauchs- und Ersatzzahn liegenden Ersatzzellen mehr und mehr auseinander,

so dass die Kerne nur noch von kleinen Plasmamassen umgeben sind und die

Ueber Hornzähnme. (p. 13) 449

Zellen selbst zu sternförmig auseinandergezogenen Gebilden deformirt werden. Ganz ähnliche Verhältnisse beschreibt Känsche bei den Neunaugen.

Die Hornschicht des Gebrauchszahnes ist bei der von mir untersuchten Geotria bereits ziemlich abgenützt und erheblich dünner, als diejenige des Ersatzzahnes. Die Hornplatte des Gebrauchszahnes endigt ähnlich wie bei Petromyzon in eine schlanke Spitze auslaufend im Gewebe der Epidermis. Es geschieht dieses bei Geotria jedoch nicht so unvermittelt, als bei Petromyzon, denn wir sehen bei ersterer noch lange die Hornrinne des Gebrauchszahnes deutlich erhalten. Dieselbe verschwindet nach den bei den Gaumenzähnen beobachteten Vorgängen erst unmittelbar vor dem Abwerfen des Gebrauchs- zahnes. Nach dem Schwunde der Hornrinne zeigt der jetzt zum Abstossen vor- bereitete Gebrauchszahn der @eotria dasselbe Bild, welches uns F. E. Schulze in seiner Fig. 48 Taf. XXI gieht.

Vor dem Verschwinden der Hornrinne produeirt dieselbe noch stetig Hornmasse, wodurch der Gebrauchszahn immer weiter an die Obertläche der Zunge gerückt wird und die oben beschriebenen Zerrungserscheinungen bei den abgeplatteten Stachelzellen hervorgerufen werden. Die Hornrinne selbst ist mit derjenigen des Ersatzzahnes mittlerweile in Verbindung getreten und verharrt so bis zu ihrer vollständigen Reduction. Kurz vorher sahen wir nämlich, dass die Stachelschicht der Hornrinne des Ersatzzahnes sich nach dem Rande der Hornplatte des Gebrauchszahnes zieht und hier in die Horn- rinne des letzteren übergeht, so dass es den Anschein hat, als ob diese Elemente des Ersatzzahnes den Rand des Gebrauchszahnes taschenartig um- fassten.

Die Zellen der Hornrinne sind den beim Gabelzahn beschriebenen sehr ähnlich. Auch hier sind Stachel- und Pallisadenschicht nicht so scharf unterschieden, wie weiter nach der Spitze des Zalınes zu. Die Stachelzellen zeigen eine mehr spindelförmige Gestalt, die sich im Innern der Hornrinne wenig verändert. Die Zellen werden dort nur mehr abgeplattet, auch bemerkt man sehr bald die Ablagerung von Eleidinkörnchen (Fig. 12). Die Hornrinne zieht sich noch eine kleine Strecke an der Aussenseite des Ersatzzahnes hin und geht dann allmählich in die Schicht der abgeplatteten Stachelzellen über. Ausserdem entsendet sie noch, wie oben gesagt, Ausläufer nach der Hornrinne

450 Dr. G. Behrends. (p. 14)

des Gebrauchszahnes. Weiterhin gehen diese Schichten dann allmählich in die Epidermis über.

Den Zungenzähnen ist am ähnlichsten der auf der kieferartigen Falte stehende Zahn, der ebenfalls eine grössere, mit scharfen Zacken versehene Hornkappe darstellt. Die Zacken sind in der-Mitte am grössten und werden nach beiden Seiten kleiner. Die Falte ist halbkreisförmig gebogen und steht mit ihrer convexen Seite dem Eingange des Mundes zugekehrt. Das ganze Gebilde macht den Eindruck eines mit scharfen, dolehartigen Zähnen bewehrten Kiefers.

Auf Querschnitten zeigen die Zähne ein ähnliches Bild, wie die Zungen- zähne, nur sind sie kaum ein Drittel so gross, wie die letzteren. Diese „Kieferzähne“, wie ich sie im Gegensatze zu den anderen Horngebilden nennen will, zeigen nun folgenden histiologischen Bau. Zuerst sehen wir, von innen beginnend, einen Knorpelkern. Derselbe stellt einen isolirten /-fürmigen Knorpelstab dar, dessen spitze Kante nach oben gerichtet ist. Auf diesen Knorpelstab folgt, wie bei allen vorher beschriebenen Zähnen, eine Schieht von faserigem Bindegewebe, welches mit Blutgefässen und nervösen Elementen durchsetzt ist. Hierauf folgen, wie bei den Zungenzähnen, die Schichten des ektodermalen Gewebes, und zwar, wie bei den anderen Zähnen, zuerst ein aus langgestreckten Spindelzellen bestehendes Epithel, das fast unvermittelt in die Stachelschieht übergeht. In der letzteren geht der Ver- hormungsprocess vor sich, wie bei den vorher beschriebenen Zähnen.

Bei unserem Objecte ist derselbe noch nicht weit vorgeschritten. Es ist jedoch bereits ein dünnes Hornplättchen vorhanden. Ueber demselben liegt die Schicht abgeplatteter Stachelzellen, welche nur in der Mitte sternförmig werdende Zellen aufweist.

Die Hornplatte des Gebrauchszahnes erscheint, wie überall, als hell- eelbbräunliche Schicht, in welcher man schwarze unregelmässige Flecken bemerkt. Diese sind der Ausdruck von mit Luft gefüllten Hohlräumen und verschwinden im polarisirten Lichte. Bei Myxine glutinosa, wo die Flecken ebenfalls in bedeutender Menge vorkommen, verschwanden sie zum Theil, als ich die Schnitte längere Zeit in Nelkenöl legte, und verminderten sich auch

bei länger in Unnadabalsam liegenden Präparaten. Kıystallinische Körper-

Ueber Hornzähne. (p. 15) 451

chen, wie sie P. Bujor in den Hornzähnen von Petromyzon Planeri gesehen hat, konnte ich weder bei diesem, noch lei Geotria oder Myxine vorfinden. Ich möchte annehmen, dass Bujor die bei P. Planeri ziemlich kleinen luft- haltigen Räume dafür gehalten hat. Der Gebrauchszahn steckt ebenfalls in einer Hornrinne, welche aber nicht in dem Grade redueirt ist, als wie bei den Zungenzähnen, sondern mehr der Hornrinne des Ersatzzahnes gleicht.

Nächst dem Kieferzahne würden uns jetzt noch die Gaumenzähne interessiren. Bei denselben kann man je nach den Grössenverhältnissen und den Standorten zwei Arten unterscheiden. Zu der einen gehören die in con- eentrischen Bogenlinien stehenden kleineren Zähne (Fig. 7 und 10), zu der anderen die grösseren sich an diese anschliessenden Horngebilde von unregel- mässiger Gestalt. Neben der in Fig. 8 und 9 abgebildeten findet man dolch- und stiletartige, ja sogar beilartige Formen. Daneben haben wir noch ganz unregelmässig gestaltete Hornplatten, deren aus der Epidermis hervorragende Ränder mehr oder weniger scharfe Kanten darstellen. Die Neigung der Mund- epidermis der Geotria zum Verhornen ist überhaupt eine überaus grosse. Ueberall, wo nur irgend die Gelegenheit sich bietet, finden wir Hornbildungen, die oft nur in Form ganz dünner Platten auftreten, wie z. B. die Platten unter dem Gabelzahne auf der Zungenspitze.

Die grösseren Gaumenzähne zeigen den Zungenzähnen sehr gleichende Verhältnisse, es fehlt den ersteren aber stets die Knorpelspitze der letzteren.

Die kleinen Gaumenzähne, die in concentrischen Reihen von dem Rande des Mundes bis zu der Kieferfalte auf der oberen und unteren Fläche fast gleich weit reichen, nehmen von dem Tentakelkranze nach dem Schlunde hin an Grösse zu. Bei näherer Untersuchung finden wir, dass die am weitesten nach aussen gelegenen Zähne am wenigsten entwickelt sind, während die mehr nach innen stehenden Zähne weiter vorgeschritten sind, so dass uns eine solche Zahnreihe verschiedene Stadien der Hornentwickelung darbietet.

Die Gaumenzähne ragen nicht, wie bei Petromyzon, über eine glatte Epidermis empor, sondern sind reihenweise in kleine Hautfalten versenkt, aus denen nur die Hornspitzen der grösseren Zähne hervorragen (Fig. 7). Der letzte, am weitesten in die Mundhöhle vorgerückte Zahn ist bedeutend grösser,

452 Dr. G. Behrends. (p. 16)

als die übrigen Hornkappen der Reihe, und ragt mit einer etwas nach hinten gebogenen scharfen Spitze ca. 0,5 mm über die Zahnrinne hinaus. Auf durch eine Gaumenzahnreihe gelegten Medianschnitten finden wir nun folgende Ver- hältnisse, wenn wir vom Trentakelkranze ausgehen. Die ersten Zahnbildungen, die wir treffen, bestehen aus einer spitzen, aus Bindegewebe gebildeten Papille, wie sie von P. Bujor (l. ec. pag. 421) bei Petromyzon Planeri beschrieben wird. Diese Papille hat die beiden Schiehten der Epidermis vor sich hergetrieben; sie zeigen in den jüngsten von mir beobachteten Stadien bereits geringe Eleidin- ablagerungen. Die Zahnpapille besteht ausschliesslich aus Bindegewebsfasern, zwischen welche bereits Blutgefässe und Nervenelemente getreten sind. Eine Knorpelspitze fehlt vollständig. Betrachten wir die nächstliegenden Zähne, so sehen wir, dass die Kleidinablagerung fortgeschritten ist und dass sich bereits ein dünnes Hornplättchen gebildet hat. An einem noch weiter mund- einwärts gelegenen Zahne finden wir dann die Hornkappe vollständig aus- gebildet. Bei einem Nachbarzahne sehen wir, dass sich bereits ein Ersatzzahın zu entwickeln beginnt (Fig. 10). Darauf folgen Zähne, welche einen Ersatz- zahn ausgebildet haben, und dann solche, bei denen sich ein zweiter Ersatz- zahn zu bilden beginnt. Bei den letztgenannten Gaumenzähnen folgt auf den Gebrauchszahn, abgesehen von anderen Zellenelementen, zuerst ein vollständig ausgebildeter Ersatzzahn und auf diesen die Anlage eines zweiten, dessen Stachelzellen in den oberen Schichten die Einlagerung zahlreicher Eleidin- körnehen zeigen. Zuweilen kann man schon ein ganz dünnes Hornplättchen eonstatiren. Dasselbe erscheint als ein glänzendes, hellgelbliches Häutchen, in dem man zuweilen die Grenzen der verhormten Zellen erkennen kann. Die Hornrinne des Gebrauchszahnes ist bereits vollständig zurückgebildet und die Hornplatte desselben endigt unvermittelt im Gewebe (cf. Schulze). Auf diese Zähne folgen nun wieder solche mit nur einer Ersatzzahnanlage, die mehr oder weniger weit entwickelt ist. Wir haben es hier augenscheinlich mit Zähnen zu tlun, welche die Hornplatte des ersten Gebrauchszahnes

bereits abgeworfen und diejenige des Ersatzzahnes in Benutzung ge-

o nommen haben. Aus diesem Verhalten der Gaumenzähne kann man auf einen mehr-

maligen Zahnwechsel schliessen.

Ueber Hornzähne. (p. 1%) 453

Wir haben demnach bei Geotria Horngebilde, welche während des Lebens niemals gewechselt werden, wie der Gabelzahn, und solche, die einem ein- oder mehrmaligen Wechsel unterliegen.

Wesentlich abweichend von den Zähnen der Petromyzonten (P. Planeri und Geotria) verhalten sich in ihrem histiologischen Baue die Horngebilde der Myzinoiden (M. glutinosa und Bdellostoma). Die Hornzähne dieser Fische wurden zuerst im Jahre 1762 von Gunnerus (11) erwähnt, welcher Gelegenheit hatte, sie am lebendigen Thhiere (M. glutinosa) zu beobachten. Er beschreibt dieses mit folgenden Worten: „Am schönsten liess es, wenn er (der Sleep-Marken) anfing seine Kiefer aus beiden Seiten hervorzuschieben und zwo Reihen gelber Zähne herzuweisen. ... Wenn er diese zum Vorschein brachte, so liess es fast ebenso, als wenn man einen Schrank oder einen Spiegel mit zwei halben T'hüren öffnet, also dass jede Thür auf ihre Seite fällt.“ Der Autor sieht die beiden Zungenzahnreihen für die Kiefer an, welche Meinung von seinen Zeit- genossen getheilt wurde. Gunnerus folgt darin dem Vorgange Linne's (17 und 18), dem unser Fisch den Namen verdankt. Letzterer zählte die Myxine wegen der eigenthümlichen Stellung der Kiefer zu den Vermes intestina und begründet dieses, nachdem er sich dagegen ausgesprochen, das Thier den Neunaugen oder Fischen zuzuzählen und es eher zu den Schlangen rechnen möchte, mit folgenden Worten: „Aber ich habe nie eine Schlange oder einen Fisch mit queren Kinnbacken gesehen, welche Eigenschaft nur Insekten und Würmern zukommt, daher bringe ich es zu den Würmern.“

Diese Ansicht des grossen Systematikers wurde jedoch bald rectitieirt und Gunnerus (l. ce.) zählt die Myzxine schon wieder den Fischen zu. Er beschreibt ausser den Zungenzähnen auch noch den Gaumenzalın im vorderen Theile des Mundes. Die starken, weit nach hinten laufenden Muskeln der Zunge hält der Autor für eine Luftröhre, welcher Irrthum durch Abild- gaard (1) aufgeklärt wurde. Vor diesem hat sich Retzius (27) ebenfalls mit Myxine beschäftigt, ohne die von Gunnerus gemachten Angaben richtig zu stellen. Erst 20 Jahre später erkannte Home (14) diese „Kiefer“ als Zahnreihen, welche der Zunge zugehören.

Alle diese Autoren haben die Anatomie der Myxinoiden nicht in so gründlicher und eingehender Weise erforscht, wie es von Johannes Müller (20)

Nova Acta LVIII. Nr. 6. 59

454 Dr. G. Behrends. (p. 18)

geschehen ist. Derselbe begnügte sich zwar auch, wie seine Vorgänger, mit der Darstellung der makroskopischen Verhältnisse des Myxinoidenkörpers, that dieses jedoch in so ausserordentlich sorgfältiger Weise, dass seine An- gaben bis jetzt noch als durchaus zutreffend dastehen.

In seiner klassischen Arbeit beschäftigt sich Müller auch mit der Darstellung der Zähne von Myxine resp. ‚Bdellostoma und beschreibt dieselben so eingehend, als es olıne Anwendung optischer Hilfsmittel möglich ist. Er bezeichnet (l. e. pag. 56) die auf der Zunge von Myxine und Bdellostoma stehenden Hornzähne als in eine Anzahl von Spitzen auslaufende Hornkappen, welche zu je zwei Reihen auf den beiden Seiten der Zungenoberfläche an- geordnet sind. Müller giebt auch eine genaue Beschreibung der von der Hornspitze bedeckten weichen Theile (Matrix) des Kieferzahnes und sagt, dass sich dieselben Verhältnisse bei den Zungenzähnen wiederfinden.

Nach Müller beschäftigten sich noch Waldeyer (33), Tomes (31) und Parker (24) gelegentlich mit den Hornzähnen der Myxinoiden, ohne jedoch wesentlich mehr zu bringen. In neuester Zeit hat Beard (3) die Zähne von Bdellostoma und Myxine zum (egenstande einer eingehenden Untersuchung gemacht. Er fand seiner Meinung nach Verhältnisse, die sich direct an diejenigen, welche wir bei den wahren Zähnen der Wirbelthiere vor- finden, anschliessen.

In Folgendem will ich auf die Ergebnisse seiner Arbeit genauer ein- gehen, weil ich späterhin genöthigt sein werde, mich öfters darauf zu beziehen.

Beard benützte zu seinen Untersuchungen hauptsächlich die Zähne von Bdellostoma, weil dieselben ihrer Grösse wegen die feineren Verhältnisse besser zeigen, als die kleineren von Myxine.

Seine Präparate stellte er auf folgende Weise her:

Die Zähne von Ddellostoma wurden in toto in Paraftin eingebettet, darauf mittelst ‘eines starken Messers in ca. 1 mm starke Schnitte zerlegt und letztere, nachdem sie mit Canadabalsam auf einer Glasplatte befestigt waren, nach der durch v. Koch für Korallen angegebenen Weise geschliffen. Von Myxine wurde der ganze Kopf eingebettet und geschnitten.

Beard findet nun bei Bdellostoma, dass jeder Zahn (er versteht

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darunter die einzelnen Spitzen der Zungenzähne) in drei. verschiedene Re-

Ueber Hornzähne. (p. 19) 455

gionen (portions) zerfällt, nämlich 1) in die zu äusserst gelegene Hornkappe (cap of horn), 2) in das darunter befindliche geschichtete Epithel (stratitied epithelium) und 3) in die Odontoblastenpulpa (Odontoblast-pulp). Von Myaine sagt er: „Lhe cell elements are like those of Bdellostoma.“

Von der Hornkappe erfahren wir, dass. dieselbe in einer Horngrube (horn groove) steckt, die das Längenwachsthum des hornigen 'Uheiles bewirkt, während die Dickenzunahme der Hornkappe durch die Zellen des geschichteten Epithels erfolgt.

Die Odontoblastenpulpa Beard's ist nach seinen Angaben bei Bdello- stoma ein hartes, augenscheinlich verkalktes, massives Zellengebilde mit breiter Basis, welches sich nach oben hin kegelförmig zuspitzt und unten theilweise hohl ist, wodurch eine Pulpa gebildet wird, die nach der Ansicht des Autors die Zahnpulpa darstellt. Letztere enthält Blutgefässe, Bindegewebe und viel- leicht auch nervöse Elemente.

Hierauf geht Beard näher auf Gebilde ein, welche er „caleified odonto- blasts“ nennt und von denen er Folgendes sagt: „Each of them has a large somewhat rounded nucleus and the cells have a polygonal tapering form. "I’hey are on the average about O,ı mm in length. "These celles are very markedly longitudinaly striated. "Ihe striae are some what wavy and appear to be the optical expression of structures corresponding to the dentinal tubules of the ordinary teeth.“

Ferner theilt der Autor mit, dass diese Odontoblasten in mehreren Reihen die Pulpa erfüllen. Die Spitze des Odontoblastenkegels lässt Beard bei Ddellostoma stets von einer dinnen strukturlosen Kappe bedeckt sein, welche er als „Schmelz“ anspricht. Dei Myxine konnte dieselbe, wie er an- giebt, nur zuweilen und immer erst nach mühsamem Suchen gefunden werden, weil sie viel kleiner als bei Ddellostoma ist und zuweilen überhaupt gar nicht vorhanden zu sein scheint. Bei Mwyzxine hat sie einen Durchmesser von 95 Linie = 0,008 mm, während derselbe bei Ddellostoma 0,075 mm, also fast das Zehnfache beträgt.

Beard war zuerst unschlüssig, ob er die Kappe Dentin oder Schmelz nennen sollte, zog dann aber das letztere vor, weil es ihm gelang, ein Epithel aufzufinden, welches dem sogenannten Schmelzorgan gleichwertbig ist. Der

59*

456 Dr. G. Behrends. (p. 20)

Name Schmelzorgan oder Schmelzepithel wurde von ihm gewählt ohne Rück- sicht darauf, ob von diesem Organe auch wirklich Schmelz gebildet wird oder nicht. Beard selbst glaubt nicht, dass es der Fall ist.

Weiterhin betont er, dass gerade da, wo das Horn in einer Ein- buchtung der Epidermis gebildet wird, auch das Schmelzepithel anfängt, welches als doppelt gefalteter Epiblast die Odontoblastenpulpa umgiebt, wie bei jedem in der Entwickelung befindlichen Wirbelthierzahne. Beard unter- scheidet nun, der gebräuchlichen Ausdrucksweise folgend, ein Äusseres und ein inneres Epithel des Schmelzorganes. Dieses wird nach des Autors Ansicht beim späteren Wachsthume des Zahnes von der Spitze des Odon- toblastenkegels durchbrochen und bedeckt ihn nur theilweise. Die Zellen des- selben werden als ein für das Schmelzepithel charakteristisches Pallisaden- epithel geschildert, wie man es bei den jungen Zähnen eines Haifisches oder einer Eidechse findet

Die Basis der Zellen ruht auf dem Odontoblastenkegel, wo zwischen dem ersteren noch kleine Zellen in geringer Zahl angetroffen werden.

Dieses Schmelzepithel biegt sich, nachdem es bis in die Pulpahöhle vorgedrungen ist, um und bildet, nach der Horngrube zurücklaufend, das äusserste Epithel des Schmelzorgans.

Zwischen Hornkappe und Odontoblastenkegel liegt das geschichtete Epithel, welches, wenigstens bei jungen T'hieren, die erstere verdickt.

Beard glaubt, dass ein Theil des geschichteten Epithels vom Schmelz- epithel abstammt,

Zuletzt wird ein inmitten des geschichteten Epithels liegender Spalt so erklärt, dass wahrscheinlich die beiden Schmelzepithelien bei reiferen "Thieren verschwinden und ein Lumen zurücklassen. Bei Myxine soll dieses letztere stets der Fall sein. Der an der Spitze des Odontoblastenkegels gelegene Schmelz wird jedoch nicht vom Schmelzorgan, welches anscheinend andere Funetionen hat, gebildet.

Oberhalb der Schmelzkappe erwähnt Beard noch einer pyramiden- artisen Anordnung von Zellen des geschichteten Epithels, welche er ganz zu-

Jetzt gesehen hat. Bei Myxine konnte er das Schmelzorgan nicht in jedem

Ueber Hornzähne. (p. 21) 457

Zahne nachweisen selbst bei jungen Exemplaren gelang dieses nicht und so glaubt Beard, dass dasselbe früher oder später verschwindet.

Von den Zähnen der Myxine sagt er, dass sie kleiner und weicher sind wie die von Ddellostoma, und dass auch die Verkalkung nicht so weit vorgeschritten ist, als bei den Zähnen der letzteren. Die Anordnung und der Bau der Zellelemente sind bei Myxine dieselben wie bei Bdellostoma. Das Schmelzepithel, ebenso wie die Schmelzkappe, konnte, wie vorher schon erwähnt wurde, nicht immer aufgefunden werden. Soweit die Befunde Beard’s, welcher, daran anschliessend, noch einen Vergleich zwischen den Zähnen der Myxinoiden und der Petromyzonten anstellt, wodurch er zu dem Schlusse kommt, dass die Hornzähne der letzteren mehr degenerirt sind, als die der ersteren, und wohl von solchen Zähnen herstammen, welche denen der Myxinoiden sehr ähnlich gewesen sind.

Die Untersuchungen. welche ich über diesen (Gegenstand im hiesigen zoologischen Institute anzustellen (Gelegenheit hatte, führten mich zu Re- sultaten, die von den durch Beard gefundenen in vielen wesentlichen Punkten abweichen. Mein Material, das entweder durch Pikrinschwefelsäure oder durch Pikrochromschwefelsäure eonservirt zu sein scheint, erhielt ich durch die Güte der Herren Prof. Dr. ©. Chun und Prof. Dr. M. Braun, denen meinen besten Dank abzustatten ich auch an dieser Stelle mit Freuden die Gelegenheit ergreife. Die Herstellung der Schnittserien geschah auf die bei der Präparation der @Geotria-Zähne angegebene Weise. Die so angefertigten Objeete liessen sich verhältnissmässig leicht in Schnittserien von ca. 0,01 mm Stärke zerlegen und boten somit Gelegenheit zu eingehender Untersuchung.

Bei der genaueren makroskopischen Betrachtung fiel mir eine auch von J. Müller (]. e.) übersehene Differenz zwischen den beiden ersten Spitzen jeder Zungenzahnreihe und den übrigen Zähnen derselben auf. Diese beiden vordersten Zähne sind nämlich nicht so scharf von einander geschieden, wie alle übrigen, von welchen jeder einzelne seine wohlbegrenzten Weichtheile be- sitzt und deren Hornspitzen scharf von einander getrennt sind. Die oben be- zeichneten Zalınspitzen hängen dagegen mittels einer breiten Hornbrücke zu- sammen (Fig. 76 D). Ihre inneren Theile sind weniger von einander abgesetzt,

458 Dr.:G. Behrends. (p. 22)

als bei den übrigen Zähnen, so dass die beiden Odontoblastenhügel') fast ganz miteinander verschmolzen sind und nur durch eine seichte Rinne getrennt werden. Es verhalten sich somit die beiden ersten Zahnspitzen bei Myxine ähnlich wie die Zungenplatten von @eotria. Das epithelartige Gewebe, welches sich zwischen den anderen Zahnspitzen vorfindet, fehlt bei dem Doppelzahne ebenfalls. Ich habe dem Gebilde zum Unterschiede von den anderen Zähnen darum die obige Bezeichnung „Doppelzahn“ beigelegt.

Ausser dieser kleinen Modification fand ich die Angaben Müller’s be- stätigt und konnte mit ihm zwei Arten Zähne unterscheiden, nämlich die in zwei Reihen auf der Zunge stehenden „Zungenzähne“ und den in der oberen Decke des Mundes steckenden „Gaumen- oder Kieferzahn“. Von letzterem giebt Müller an, dass seine Matrix einer halbweichen, tibrösen Platte an- gewachsen ist, die vorn und hinten befestigt ist; vorn an das hintere Ende des Schnauzenknorpels, hinten durch eine fibröse Platte, die zu der Commissur der Gaumenleisten in die Höhe geht. In dieser halbweichen, fibrösen Platte Müller’s fand ich bei Myxine ein Knorpelplättchen, das sehr nahe unter der Matrix des Zahnes liegt und von derselben nur durch eine dünne Faserschicht getrennt wird.

Die Zungenzähne besitzen keine solche feste Unterlage, sondern haben in der Musculatur der Zunge ihren Halt. Hier sind sie in je zwei Reihen angeordnet, und zwar so, dass zu äusserst die grösseren, in der inneren Schicht die kleineren Zähne stehen.

Die Zähne sind in den einzelnen Reihen derartig vertheilt, dass un- mittelbar hinter dem Doppelzahn die grösseren Zähne folgen, die nach dem Schlunde zu stetig an Grösse abnehmen, so dass wir zu hinterst die kleinsten Hornkegel vorfinden.

Sämmtliche Arten der Zähne zeigen in ihrem Zellenaufbau so geringe Unterschiede, dass ich mich auf die Beschreibung eines kleinen Zungenzahnes beschränken kann und die vorkommenden gerinefügigen Differenzen, die sich

I) Ich folge hier einstweilen, um weitläufige Umschreibungen zu vermeiden, der Nomenclatur Beard’s, mit der ich aber, wie ich mir im Verlaufe dieser Abhandlung dar-

zulegen erlauben werde, nicht einverstanden sein kann.

Ueber Hornzähne. (p. 23) 459

fast ausschliesslich auf die verschiedenen Grössenverhältnisse beziehen, an der betreffenden Stelle angeben werde.

Ein Zungenzahn der inneren Reihe hat von der Spitze bis zur Sohle der Matrix gemessen die Länge von ca. 2, mm, seine Hornkappe eine solche von 2,3 mm. Diese ragt ca. 1,5; mm über die Oberfläche der Mund- schleimhaut empor.

Das Horn selbst hat eine glänzend hellgelbbraune Farbe und ist von zahlreichen luftführenden Kanälen durchsetzt. Die Form des Zahnes ist die eines scharf zulaufenden Kegels, dessen Spitze sich nach hinten und innen kriümmt. Die Basis desselben hat einen Durchmesser von ca. 1,3 mm.

Die Hornkappe des Zahnes schliesst die Weichtheile desselben fast vollständig ein und steht an zwei sich diametral gegenüber liegenden Stellen auf eine kurze Strecke mit der Hornspitze des Nachbarzahnes in Verbindung. Der Rand der Hornkappe steckt, wie Beard angiebt, in einer Horngrube, welche sich um den ganzen Zahn herumzieht. An der Stelle, wo die Horm- spitzen zweier Zähne in Verbindung stehen, umwächst die Horngrube das Verbindungsstück, so dass wir auch zwischen zwei Zähnen die für dieselben charakteristischen Zellen vorfinden. Man sieht an gefärbten Objecten schon mit blossem Auge, wie dieser Theil der Grube als sich verjüngende Gewebs- masse zwischen zwei Zahnspitzen emporwächst. Die Horngrube wird von Beard in seiner Figur 10 zur Darstellung gebracht. Aus der Abbildung ist die eigenthiimliche Schichtung der Horngrube jedoch schwer ersichtlich. Die Zeiehnung stellt den im Innern der Hornkappe gelegenen "Theil der Horn- grube so dar, als ob derselbe nur eine kürzere Strecke an der Hornkappe hinaufreiche, während in Wirklichkeit die ganze Innenfläche der letzteren von diesem Theile der Horngrube bedeckt wird. Die Horngrube hat mit der Hornrinne der Zungenzähne und des Gabelzahnes von Geotria die grösste Aehnlichkeit. Wie bei dieser finden wir auch hier charakteristische Ritfzellen und können wir auch bei Myxine ein stratum granulosum und ein stratum eorneum, wenn auch nicht ganz so deutlich, unterscheiden. Weiter nach oben zu verjüngt sich diese hornbildende Schicht und wird dann unmittelbar unter der Spitze des Zahnes wieder stärker, wie wir es auch bei dem Gabelzahn der @eotria finden. Bei beiden Zahnarten, sowohl bei denen der Myxine, wie

460 Dr. G. Behrends. (p. 24)

bei jenen der @eotria, steht der sich um den Rand der Hornkappe nach aussen zu schlagende Theil der Hornrinne, resp. Horngrube, mit dem die Mundhöhle auskleidenden Epithel in engstem Zusammenhange. Wir können somit die Hornrinne der @eotria mit der Horngrube der Myzxine homologisiren. Ich werde darum weiterhin die „horngroove“ Beard’s Hornrinne nennen. Die Zellen derselben sind es nun auch, die bei der ausgebildeten Myxine den Hauptantheil des Ersatzmateriales für die durch den Gebrauch abgenützte Hornmasse des Zahnes liefern, während die der Innenfläche anliegenden hornbildenden Zellen nur wenig Hornmasse hervorbringen, die für das geringe Diekenwachsthum der scharfen, spitzen Myaine-Zähne genügt. Dieselben Ver- hältnisse finden wir übrigens auch bei dem Gabelzahn und dem ebenfalls aus sehr scharfen Zacken bestehenden 'Kieferzahn der Geotria, wo es sich eben- falls um die Erhaltung scharfer Hornspitzen handelt.

Die Hornkappe des Myxine-Zahnes bedeckt die Weichtheile desselben fast vollständig, welche sich aus fünf und nicht, wie Beard will, aus zwei verschiedenen Gewebsschichten zusammensetzen. Denn wir können, von der Hornkappe abgesehen, folgende Regionen unterscheiden:

1) die hornbildende Schicht,

2) die aus abgeplatteten Stachelzellen bestehende Schicht (Beard's

stratified epithelium), die später auseinandergezerrt wird, so dass ihre Zellen sternförmig werden,

3) die Pokalzellenschicht (Beard’s Odontoplast pulp),

4) die aus epithelartig angeordneten Zellen bestehende Schicht,

5) die Zahnpulpa.

Die hornbildende Schicht liegt, wie eben gesagt, unmittelbar unter der Hornkappe. Ihr Verhalten zu letzterer ist bereits vorher beschrieben worden.

Auf diese Schicht folgen mehrere Lagen von spindelförmigen Zellen mit dieken Wänden, die ein glänzendes Aussehen haben. Weiter nach der Spitze des Zahnes zu entsenden diese Zellen allmählich immer zahlreichere Ausläufer, so dass sie zuletzt sternföürmig werden und durch diese glänzend- roth sich färbenden Ausläufer ein sehr zierliches Netzwerk herstellen. Dieser Theil des Zahnes gewährt alsdann den Anblick einer Schmelzpulpa des

Ueber Hornzähme. (p. 25) 461

sich entwickelnden Zahnes höherer Vertebraten. Mit diesem Gebilde hat der eben beschriebene Theil des. Myrine-Zahnes noch den Ursprung vom Ektoderm gemeinsam.

Für die Entstehung dieser eigenthümlichen sternförmigen Ektoderm- zellen geben uns die bei der Entwickelung des Zahnes von P. Planeri von Känsche beobachteten Vorgänge Aufschluss. Dieser Autor macht folgende Angaben (l. ce. pag. 242): „Nachdem diese zweite Schicht (Anlage des Ersatz- zahnes) fast völlig verhornt ist, erleiden die zwischen beiden Zähnen (Gebrauchs- und Ersatzzahn) befindlichen unveränderten Stachelzellen eine sehr eigenthüm- liche Veränderung. Die einzelnen Zellen werden nämlich sternförmig und hängen durch feine Fortsätze untereinander zusammen (Fig. 48, Stz.). Ihre Kerne verschwinden nicht und färben sich in Carmin roth. Auf Längs- schnitten kann man den Uebergang der Stachelzellen in die sternförmigen Zellen deutlich verfolgen. Durch die Dehnung, welche die Schicht der Stachel- zellen zwischen den Spitzen der beiden Zähne erleidet, werden die einzelnen Stachelzellen auseinandergezerrt und in Folge dessen die sie verbindenden Intercellularbricken sehr lang. An den Seiten bleiben die zwischen den Hornplatten liegenden Stachelzellen unverändert, weil hier eine Spannung nicht stattfindet.‘

Diese Angabe Känsche’s wird bestätigt durch die oben an- gegebenen Befunde bei Myxrine, welche auf denselben Entwiekelungsmodus hinweisen. Denn wir finden die eigenthümlichen Lückenreihen (Beard's „split“) zuerst dort, wo sich die Hornkappe von dem aus den eigenartigen Pokalzellen gebildeten Hügel (Beard’s Odontoblast-pulp) weiter entfernt. Diese Lickenreihen leiten den Uebergang der Spindelzellen in die stern- förmigen Zellen ein und erweitern und verzweigen sich, je mehr die Horn- kappe von den Pokalzellen zurückweicht, was an der Spitze und an der Vorderseite des Zahnes den höchsten Grad erreicht. Hier finden wir nun aber auch den sternföürmigen Charakter der Zellen am schönsten ausgeprägt.

Unterhalb dieser Spindelzellenschicht liegt ein aus ganz eigenthümlichen Zellen bestehender Kegel, der an seiner Aussenseite von einem einschichtigen Epithel bekleidet wird. Dieser Kegel entspricht Beard’s Odontoblast-pulp. Das ihn bekleidende Epithel setzt sich noch über die Spitze des Kegels fort

Nova Acta LVIIL Nr. 6. 60

462 Dr. G. Behrends. (p. 26)

und bildet hier eine ca. 0,3 mm hohe Kappe, die den Zelleneomplex darstellt, welchen Beard „the curious pyramidal arrangement of the cells of the stratified epithelium above the enamel cap“ nennt und in seiner Fig. 7 abbildet. Die Zellkappe (Fig. 17, 21 und 22 ZX) besteht, wie das Epithel, aus ziemlich grossen Zellen mit rundlichen, stark granulirten Kernen. Die Form der Kappe ist die eines abgestumpften, schlanken Kegels, der sich der vorderen Fläche der Hornkappe leicht entgegenneigt. Der untere Theil desselben, welcher dem vorher erwähnten Kegel aufsitzt, ist hohl und von faserigen Aus- läufern derjenigen Zellen erfüllt, die über oder neben der Höhlung liegen. Die Zellkappe wirkt anscheinend dem Zuge, den die wachsende Hornkappe auf die unter ihr liegenden Spindelzellen ausübt, entgegen, weil die hinter ihr liegenden Spindelzellen nur sehr wenig, oft auch gar nicht mehr gezerrt erscheinen.

Das einschichtige Epithel findet man, wie bei Myxine auf dem Pokal- zellenhiügel, auch bei Petromyzon und @Geotria, und zwar bedeckt es die Aussenseite der Ersatzzahnanlage. Es geht hier ebensowenig, wie bei Myxine, in die Bildung von Sternzellen ein, sondern bleibt bis zum Hervorbrechen des Ersatzzahnes durch die Mundschleimhaut, vielleicht auch noch etwas später, erhalten. Bei den Petromyzonten, besonders bei den Zungenzähnen der Geotria, findet man auch eine kleine Erhebung des Epithels über der Spitze seiner Grundlage, jedoch nicht im Entferntesten in der Mächtigkeit, wie bei Mysxine.

Das einschichtige Epithel geht nach Beard’s Angaben in ein Pallisaden- epithel (s. seine Fig. 6, s. e.) über, welches er das innere Schmelzepithel nennt. Er hat übrigens den die Spitze des „odontoblast-eonus“ bedeckenden Theil des einschichtigen Epithels gar nicht bemerkt.

Ich habe nichts von derartigen Verhältnissen bei meinen Präparaten nachweisen können, sondern finde nur, dass das einschichtige Epithel ganz unmerklich in die Spindelzellenschicht übergeht, welche sich um den Rand dieser Pokalzellenpulpa herumschlägt und sich allmählich verjüngend in der Pulpa endigt.

Dieser Theil der Stachelschicht (d. h. der aus spindelförmigen Zellen bestehenden Schicht) setzt sieh mit der Hornrinne in Verbindung. An dieser

Ueber Hornzähne. (p. 27) 463

Stelle treten Muskeizüge aus der Unterlage des Zahnes, nämlich der Zunge, in den Zahn ein und legen sich, fächerförmig ausgebreitet, an die Pokalzellen- pulpa und die Hornkappe an, wie wir es auch bei den Zungenzähnen von

Geotria finden.

Der Pokalzellenhügel, von Beard Odontoblast-pulp genannt, besteht aus grossen, theils spindelförmigen, theils pokalföürmigen Zellen. Sie bilden einen Hohlkegel, der eine Höhe von ca. 1,0 mm hat und der durch die Pulpa

ausgefüllt wird.

Die verschiedenen Zellarten vertheilen sich dergestalt, dass die pokal- förmigen Zellen sich in einer oder zwei Reihen epithelartig längs der Aussen- wand anordnen, und zwar so, dass der Zellbecher nach aussen gekehrt ist, während die spindelförmigen Zellen die tieferen Lagen des Zellhügels ein- nehmen und denselben von der Pulpa abgrenzen. Die Pokalzellen haben folgenden Bau (Fig. 19): Nach dem einschichtigen Epithel zu zeigen sie eine pokalartige Erweiterung, in welcher der Kern liegt; nach der Innenseite ent- senden sie einen langen Ausläufer, der sich fast bis an den Rand der Pulpa erstreckt. Diese Ausläufer hat Beard gar nicht gesehen, denn er beschreibt seine Odontoblasten, für die er die von mir Pokalzellen genannten Gebilde hält, als Zellen von polygonaler, zugespitzter Gestalt (of a polygonal and tapering form). In Fig. 4 bildet er zwei isolirte Odontoblasten ab, die der Wirklichkeit mehr entsprechen, als seine Beschreibung im Texte, worin er der Ausläufer mit keinem Worte erwähnt, während in der Abbildung die Anfänge dessı.o.ıu wenigstens angedeutet sind. Man vermisst sie auch in der Total- ansicht, die in Beard’s Fig. 13 von einem Myxine-Zahne gegeben wird.

In dem Zellbecher liegt der grosse, stark granulirte Kern, welcher einen Durchmesser von 0,03 mm hat und ein glänzendes, sich durch Karmin nur blass färbendes Kernkörperchen enthält. Auf Schnitten zeigen die Pokal- zellen eine feine Strichelung (Fig. 19), welche sich nur undeutlich auf den Ausläufer der Zellen fortsetzt. Die Ausläufer der Pokalzellen haben eine Länge von 0,17 mm und bilden miteinander ein filzartiges Gewebe, wie ich es in Fig. 15 abgebildet habe. Die Zeichnung stellt eine an der Spitze des Zellkegels auf dessen Vorderseite gelegene Zellpartie dar. Eine Ver-

60*

464 Dr. G. Behrends. (p. 28)

kalkung der Becherzellen, wie sie Beard besonders bei Ddellostoma nachweist, kann ich in meinem durch Säuren conservirten Materiale nicht finden. Die Pulpa enthält ausser diesen Pokalzellen noch, wie ich bereits erwähnte, spindelförmige Zellen. Dieselben haben einen starken Zellleib, der einen eben so grossen und ganz ähnlich aussehenden Kern einschliesst, wie die Pokalzellen: ihre beiden langen Ausläufer nehmen an dem durch die Ausläufer der Pokalzellen gebildeten Flechtwerk Antheil. Diese grossen Spindelzellen sind jedoch nicht regelmässig gelagert, wie die Pokalzellen, sondern bald ist ihr Verlauf rechtwinkelig zu denselben, bald mit ihnen parallel. Nur am Rande der Pulpa liegen sie mehr geordnet und bedecken denselben mit ihren neben- und übereinander herlaufenden Verlängerungen, indem sie einen Abschluss gegen denselben bilden.

Beard hat nun auf der Spitze dieses Zellkegels (Odontoblast-pulp) sowohl bei Bdellostoma, als bei Myxine eine Ablagerung von „Schmelz“ ge- funden, und zwar, wie er angiebt, regelmässig bei ersterer, seltener und in viel geringerem Maasse bei Myxine. Da mir Bdellostoma nicht zu Gebote stand und ich meine Untersuchungen auf Myxine beschränken musste, so kann ich über den Bau der Zähne der ersteren nieht aus eigener Erfahrung ur- theilen; bei Myxine gelang es mir trotz der grössten darauf verwandten Mühe nicht, Schmelz oder ein ähnliches Gebilde aufzufinden. An der Stelle, wo Beard in seiner Fig. 7 den Schmelzhelag zeichnet (Fig. 17, 21 und 22a) finde ich bei allen meinen Präparaten, die sonst die feinsten Verhältnisse auf das Klarste zeigen, überall deutlich ausgeprägte Faserzüge, die von den Zellen der Kappe ausgehen.

Der aus den Pokalzellen sich zusammensetzende Hohlkegel schliesst die Zahnpulpa ein, die folgenden Bau zeigt. An dem untersten, der Zunge aufsitzenden Pulpa-Rande tritt ein Epithel auf, dessen Zellen sich zu eigen- thiimlich bogenförmig geschweiften Zügen anordnen. Zu unterst ist das Epithel mehrschichtig, weiter nach der Spitze zu verjüngt es sich, indem gleichzeitig die regelmässige Anordnung der Zellen aufgegeben wird. Dieses eben beschriebene Epithel steht mit der zwischen Hornkappe und den Pokal- zellen ausgebildeten Spindelzellenschicht in direetem Zusammenhange. Ferner

setzt es sich mit den Elementen der Hornrinne in Verbindung.

Ueber Hornzähne. (p. 29) 465

Dieses Verhalten der Zellen berechtigt uns, einen ektodermalen Ur- sprung derselben anzunehmen und sie in direete Beziehung zu den Zellen der Hornrinne zu setzen.

Der übrige Theil der Pulpa wird von lockeren Bindegewebszügen er- füllt, die in Begleitung von zahlreichen Blutgefässen (2y) und Muskelzügen eindringen (Fig. 17 und 205). Nervöse Elemente, wie sie Beard in der Pulpa gefunden zu haben glaubt, konnte ich bei Myrine nicht auffinden. Doch hat ihr Vorhandensein nichts Unwahrscheinliches für mich, da wir sie ja in den Zähnen von Geotria australis ebenfalls antreffen. (Fig. 14 N).

Die in den Zahn eindringenden Muskelzellen breiten sich hier fächer- förmig aus und legen sich an verschiedene Theile desselben an. Sie dienen zur Befestigung des Horngebildes auf der Zunge.

Die grossen Zähne der äussersten Reihe, sowie der Gaumenzahn stimmen in ihrem Zellenaufbau, wie ich bereits Anfangs bemerkt habe, mit den eben beschriebenen kleinen Zungenzähnen der zweiten Hormplatte überein. Die Zellenelemente sind bei allen drei Zahnarten dieselben, nur in den Grössenverhältnissen der einzelnen Zahntheile zu einander sind kleine Unter- schiede zu bemerken. Die grossen Zähne haben eine grössere und stärkere Hornplatte, während ihre Weichtheile im Vergleich mit jenen der Zähne der zweiten Reihe verkleinert erscheinen; besonders bezieht sich dieses letztere auf die Pulpa. Wegen der stärkeren Ausbildung der Hartsubstanz bieten die grossen Zähne beim Schneiden viel mehr Hindernisse dar, als die kleinen.

Der Gaumenzahn steht, was das Verhältniss der einzelnen "Theile zu einander betrifft, in der Mitte zwischen den beiden Extremen. Er ist aber be- deutend stärker gekrümmt, wie die anderen Zähne.

Alle Zähne sind an ihren Standorten auf eine Weise befestigt, die darauf hindeutet, dass sie beim Gebrauche einer sehr energischen Kraft- leistung ausgesetzt sind, worauf ja auch die colossale Entwickelung des Zungenmuskelapparates hindeutet. Die Art, wie die Zähne gebraucht werden, beschreibt ausser Gunnerus (l. ce.) besonders klar P. Fürbringer (s. 8 pag. 21) mit folgenden Worten: „Beide Zungenhältten sind mit ihrer be- zahnten Fläche vor den Mund des Thieres getreten und in ganzer Ausdehnung

466 Dr. G. Behrends. (p. 30)

sichtbar.!) Die dorsale Fläche schaut nach vorn und etwas nach unten, die ventrale dementsprechend nach hinten und etwas nach oben. Die Spitzen der hinteren Zahnreihen sind nach vorn oben und medianwärts gegeneinander ge-

richtet und zugleich medianwärts gegeneinander genähert.“

Wie aus meinen Beobachtungen über den Bau der Zähne von Myxine hervorgeht, so bin ich auf Grund von Untersuchungsmethoden, welche von vornherein eine schonende Erhaltung der histologischen Structur erwarten lassen, zu Resultaten gelangt, die in vielen wesentlichen Punkten von den Angaben Beard's abweichen. So dürfte es denn am Schlusse meiner Mit- theilungen angezeigt sein, zu prüfen, ob thatsächlich die Auffassung Beard's, dass der Myxine-Zahn einen rückgebildeten resp. auf embryonaler Entwickelungs- stufe verharrenden Vertebratenzahn repräsentirt, zutrifft und ob wir auf Grund dieser Auffassung hin berechtigt sind, die Myxinoiden von zahntragenden, mit Kiefern ausgestatteten höheren Fischen abzuleiten.

Die Beurtheilung dieser Frage wird wesentlich davon abhängen, welche Deutung wir jenem Zellenhügel geben, der von Beard als „Odontoblast-pulp“, von uns als „Pokalzellhügel“ bezeichnet wurde. Denn es lässt sich nicht leugnen, dass gerade diese Bildung es ist, welche dem Zahne der Myxine einen eigenartigen Charakter verleiht und ihn auf den ersten Blick von jenem der Petromyzonten unterscheidet.

Beard hält die in Rede stehenden Zellen für verkalkte Odontoblasten und betrachtet demgemäss das ihnen aufliegende einschichtige Epithel als ein Schmelzepithel und die unterliegende Pulpa als eine echte Zahnpulpa. Wenn ich nun auch an meinem mit Pikrinschwefelsäure und Pikrochromschwefelsäure behandelten Materiale die Frage nicht sicher zu entscheiden vermag, ob that- sächlich die Pokalzellen Kalk abscheiden (aus den Angaben Beard's geht

durchaus nicht mit unzweideutiger Sicherheit hervor, dass dies der Fall ist),

!) Anm. Da der Unterzeichnete für den erkrankten Autor die Correctur der vor-

liegenden Abhandlung übernahm, so hat er eine Lücke in dem Manusceript nämlich die vorliegende Seite 466 und die 20 oberen Zeilen auf Seite 467 nach dem muthmasslichen Sinne ergänzt und bittet etwaige Versehen zu entschuldigen. Chun.

Ueber Hornzähne. (p. 31) 467

so darf ich doch immerhin darauf hinweisen, dass die histologische Structur dieser Zellen mit dem gewöhnlichen Verhalten der Odontoblasten nichts gemein hat. Odontoblasten, welche nach Beard’s Angaben keine verästelten Aus- läufer aufweisen, sondern sich wie Pflanzenparenchymzellen polyedrisch gegen- seitig abplatten, sind so fremdartige Bildungen, dass mindestens grössere Vor- sicht in der Deutung geboten gewesen wäre. Ich habe nun allerdings gezeigt, dass die Gestalt der sogenannten Odontoblasten eine wesentlich andere ist, insofern ihnen thatsächlich breite Ausläufer zukommen, glaube aber auf Lageverhältnisse hingewiesen zu haben, welche es in hohem Grade un- wahrscheinlich machen, dass überhaupt mesodermale Bildungen vorliegen, als welche uns ja allgemein die Odontoblasten entgegentreten. Die Pokal- zellenpulpa steckt nämlich mitten im Epithel und wird speciell gegen die Zahnpulpa hin von einer mehrschichtigen Epithellage abgegrenzt, welche am unteren Rande der Pulpa in die Spindelzellenschicht und weiterhin in die Elemente der Hornrinne übergeht. Ich sehe demgemäss in den Pokalzellen nur eine eigenartig umgebildete tiefere Lage von Epithelzellen des äusseren Keimblattes.

Wollten wir überhaupt an der Deutung festhalten, dass die Zähne der Myxinoiden rückgebildete Vertebratenzähne repräsentiren, so müssten wir die Pokalzellen. insofern sie Bildungen des Ektoderms sind, mit dessen Derivaten sie auch noch beim erwachsenen T'hiere in enger Verbindung stehen, für schmelzbildende Zellen erklären, deren Form mit derjenigen der Pokalzellen nach den Abbildungen Kollmann's (15b) grosse Aehnlichkeit aufweist. Als Odontoblasten würden wir die epithelartig angeordneten Zellen der Pulpa be- zeichnen können.

Das zwischen der Hornkappe und den Pokalzellen liegende Gewebe, welches zum Theil aus sternförnigen Zellen besteht, könnte man dann mit der Schmelzpulpa der höheren Vertebraten homologisiren. Dem äusseren Schmelzepithel würden bei der Durchführung des obigen Vergleiches alsdann die unmittelbar unter der Hornschicht liegenden ektodermalen Zellen ent- sprechen.

Der Myxine-Zahn würde hiernach einen Vertebratenzahn repräsentiren, der zu jener Zeit in der Entwickelung stehen geblieben ist, wo das Schmelz-

468 Dr. G. Behrends. (p. 32)

organ und die Schmelzpulpa sich gebildet, Ablagerungen von Hartsubstanz aber noch nicht stattgefunden haben, was einem Zustande im fünften oder sechsten Monate des Fötallebens entsprechen dürfte. Kollmann (l. ce.) bildet ein ähnliches Stadium von einem Ersatzzahne in seiner Fig. 4 (a) ab.

Doch auch diese Deutung ist nicht richtig. Denn nach der Stellung der Pokalzellen müsste eine Hartsubstanz nach aussen hin abgelagert werden, während die Schmelzablagerung in Wirklichkeit bei Selachiern ete. umgekehrt in centripetaler Richtung erfolgt. Die Ausbildung einer Schmelz- pulpa bei der Myxine ist ebenfalls kaum denkbar. Dieses Organ findet man erst bei den höchstentwickelten Vertebraten, nämlich den Säugethieren.

Nach den erhaltenen Resultaten bin ich zu der Ansicht gekommen, dass wir es bei Myaine überhaupt nicht mit Zähnen im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern mit ebensolchen Gebilden zu thun haben, wie wir sie bei den Hornzähnen der Petromyzonten wiederfinden. Das einzige schwer deutbare Gebilde ist der Pokalzellenhügel. Ich halte denselben nun für eine Anlage eines Ersatzzahnes, wie wir sie bei den Zungenzähnen der Geotria finden. Die Zellen der neugebildeten Stachelschicht haben sich umgeformt, um ein Stiitzorgan für den Zahn zu bilden. Die Zähne der Geotria haben fast sämmt- lich ein solches in Gestalt eines Knorpelstäbchens, das bei Myxine nirgend vorkommt. Die ursprünglich polygonalen Zellen haben sich vergrössert und dann Spindelform angenommen, wie sie dieses ja auch in der persistirenden Stachelschicht zwischen Hornkappe und Pokalzellen gethan haben. Die Ausserste Schicht bat sich epithelartig geordnet, wie man dieses bei einer jüngeren Hornanlage ebenfalls findet. Durch die langen Ausläufer der Zellen wird dann ein sehr festes Gewebe geschaffen, das dem Zahne zu einer elastischen Stütze dient.

Den Pokalzellenhügel muss man auch noch aus folgenden Gründen für eine abgeänderte Anlage eines Ersatzzahnes halten. Erinnern wir uns an die Verhältnisse, wie wir sie an dem unteren Rande des aus Pokalzellen bestehenden Hohlkegels finden, so fällt uns die eigenartige bogenförmige Stellung der Zellen des dort lagernden Epithels auf. Vergleichen wir diese Zellen mit denen der Hornrinne und mit denen einer neuen Anlage eines

Ersatzzahnes bei Geotria oder Petromyzon, so finden wir sehr grosse Aehnlich-

Ueber Hornzähne. (p. 33) 469

keit, sowohl was den Aufbau, als was die Anordnung dieser Zellen betrifft mit den Epithelzellen in der Pulpa von Myxine, so dass wir die letzteren als die Reste der für den sich entwickelnden Ersatzzahn bestimmten Horn- rinne anzusehen haben.

Die zwischen den Pokalzellen und der Hornkappe liegenden Zellen, welche an der Spitze des Zahnes sternförmig deformirt werden, sind demnach Zellen homolog, welche bei den Petromyzonten zwischen der Hornkappe des Gebrauchszahnes und der Anlage des Ersatzzahnes liegen, und von denen Känsche (l. c.) gezeigt hat, dass es abgeplattete Stachelzellen sind.

Wir haben also bei den Myxine-Zähnen, wie bei den Horngebilden der Geotria australis und Petromyzon Planeri folgende Regionen zu unterscheiden:

Zu oberst liegt die Hornkappe. Auf diese folgt wie bei dem Gabel- zahne der Geotria eine dünne hornbildende Schicht, welche mit ihrem unteren Rande in einer Hornrinne steckt. Letztere ist dem Nagelbett der höheren Vertebraten homolog.

Auf die hornbildenden Zellen folgt eine Schicht diekwandiger Spindel- zellen, die mit den abgeplatteten Stachelzellen der Petromyzonten gleichen Ursprungs sind. Unter dieser Schicht finden wir einen theils aus grossen Pokal-, theils aus ebenso grossen Spindelzellen bestehenden Hohlkegel, der eine zu einem Stützorgane umgemodelte Anlage eines Ersatzzahnes darstellt, dessen unterer Rand noch von den Resten der dazu gehörenden Rinne um- schlossen wird.

Was die Stellung der Myxine im System anbetrifft, so können wir die- selbe nicht, wie Beard es will, von Fischen ableiten, die einen Kiefer- apparat ausgebildet hatten und Zähne trugen, an welche sich ja die Anlage der Kiefer nach Walther’s (34) Untersuchungen anschliesst. Denn wir haben es bei Myzine gar nicht mit Zähnen zu thun, sondern einfach mit Papillen theils bindegewebiger, theils ektodermaler Natur, die mit einer Hornkappe be- deckt sind. Aus anderen Organen können wir allerdings auf eine sehr niedrige Stellung der Myxinoiden in der Vertebratenreihe schliessen. W. Müller (22) spricht sich gelegentlich seiner Untersuchungen über das Urogenitalsystem dieser Fische in folgender Weise aus: „Die Nieren von Myxine sind sehr ein- fach. Sie zerfallen in viele kleine Organe, womit die Ureteren besetzt sind.

Nova Acta LVIII. Nr. 6. 61

470 Dr. G. Behrends. (p. 34)

Diese Art von Nieren verhalten sich zu den Nieren der übrigen Wirbelthiere, wie die blindsackfürmigen Milchdrüsen des Schnabelthieres zu den Milchdrüsen der übrigen Säugethiere und wie die blindsackförmige Leber des Amphiozus zu der zusammengesetzten Leber aller übrigen Wirbelthiere.“

Der Hermaphroditismus, den F. Nansen (23) nachgewiesen hat, spricht ebenfalls für das hohe Alter und die niedrige Stellung dieser T'hiergruppe.

Das Fehlen des Gesichtssinnes will ich hier nicht anführen, weil wir auch bei hoch entwickelten Fischen, welche im trüben Wasser des Mississippi und des Yang-tse-kiang leben, wie bei der Familie der Polyodontidae, sehr kleine Augen finden, wofür dann ein hoch entwickelter Tastapparat in Gestalt von verlängerten Nasen und schaufelförmigen Fortsätzen des Oberkiefers zur Aus- bildung gekommen ist. Bei Myxine werden diese Organe durch die an der sehr beweglichen Schnauzenspitze sitzenden T'entakeln vertreten. Dieser Tast- apparat genügt vollkommen für die Orientirung im Schlamme, in welchem das Thier lebt.

Wir können hiernach wohl mit Recht annehmen, dass die Myxinoiden nächst dem Amphioxus unter den Vertebraten am niedrigsten stehen, sind aber nicht berechtigt, aus der eigenthümlichen Anlage der Zähne auf ein Abstammen von höher entwickelten, kiefertragenden T’hieren zu schliessen und die wenig differenzirten Organe als Resultat einer durch die Lebensweise hervorgerufenen Reduction anzusehen.

Königsberg i. Pr., Juni 1892.

15.

14.

Ueber Hornzähne. (p. 35) 471

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474 Dr. G. Behrends. (p. 38)

Tafelerklärung.

Erklärung der Buchstabenbezeichnung. aS abgeplattete, spindelförmig gewordene Stachelzellen. B = Bindegewebe. E = einschichtiges Epithel, welches die Hornanlage der Ersatzzähne gegen die Schicht abgeplatteter Stachelzellen abgrenzt. EF = elastische Bindegewebsfasern. H Horn des definitiven Zahnes, 4’ Horn des Ersatzzahnes. K Knorpel. P Pallisadenzellen. PZ = Pokalzellen. S = Stachelzellen. Ssch —= Stachelschicht. Str.c Stratum corneum. Str.g = Stratum granulosum. stS$ sternförmig auseinandergezerrte Stachelzellen. Z = Zungenzahn. R ZK = Zellkappe (bei Mysine glutinosa).

Erklärung der Figuren. Tafel 1. (Tabula XV.) Hornzähne von Geotria australis.

Fig. 1. Gabelzahn der Zungenspitze (obere Ansicht). Vergr. 4mal. HS Horn- spitze zwischen den grossen Zinken. L = Zunge. Fig. 2. Derselbe von unten gesehen. Vergr. 4mal. JZ = Hornplatten, welche

unterhalb des Zahnes sitzen.

Fig. 3. Derselbe von der Seite gesehen. Vergr. 4mal. K Knorpel, welcher dem Knorpelstabe der Zunge angehört.

Fig. 4. Längsschnitt durch einen Gabelzahn (schematisch).

Fig. 5. Zungenzähne in geschlossenem Zustande von vorn gesehen (natürl. Grösse). DZ = die übergreifenden Spitzen des Gabelzahnes.

Fig. 6. Ein Zungenzahn, vierfach vergrössert.

Ueber Hornzähne. (p. 39) 475

.

Kleine Gaumenzähne in situ (x Stelle, an welche sich der in Fig. 8 dargestellte Zahn anschliesst; + etwa der Zahn, von welchem in Fig. 10 ein Längsschnitt abgebildet ist).

Obere | Ansicht des bei » an Fig. 7 anschliessenden Gaumenzahnes. Vergr. Untere 4 mal.

Längsschnitt durch einen jüngeren Gaumenzahn (etwa der in Fig. 7 bei 5 ab- gebildete), @...b giebt die Region an, wo sich die Hornplatte des Ersatzzahnes anlegt. Vergr. Zeiss I. Ocl.2. Obj. F.

Theil der Hornrinne eines Gabelzahnes. Vergr. Zeiss I. Ocl.2. Obj. F. Längsschnitt durch die unterste Kante eines Zungenzahnes, um die Endigung der Hornplatte am Epithel zu zeigen (Hornrinne, von Beard[l. c.] bei Mywine Horngrube genannt).

Längsschnitt durch einen Gabelzahn (Partie in der Nähe der Spitze). Hart- nack Oel. 3. Obj. 8. (430 mal.)

Längsschnitt durch einen Zungenzahn (vergr. Hartnack Oel. 1. Obj. 4). Bg = Blutgefäss, N —= Nervenast, M = Muskeln.

Stück eines Längsschnittes durch einen Gaumenzahn. Vergr. Hartnack Ocl. 1. Obj. 8.

Tafel 2. (Tabula XVl1.)

Hornzähne von Myxine glutinosa. Grosse Zungenzähne von Myxine glutinosa. D== Doppelzahn, Z = gewöhn- liche Zahnzacke. Längsschnitt durch einen kleinen Zungenzahn (halbschematisch). 4 _R = Horn- rinne (Horngrube Beard’s), «a —= Kreuzungsstelle der Fasern an der Zellkappe. Fast an der Spitze eines kleinen Zungenzahnes gelegener Theil eines Längs- schnittes durch denselben. Zeigt das Verflechten der Ausläufer der Pokalzellen. Vergr. Zeiss I. Ocl.1. Obj. E. Isolirte Pokalzellen aus dem vorherigen Schnitte (Odontoblasten Beard’s). Vergr. Zeiss I. Ocl.1. Obj.2. Längsschnitt durch den unteren Theil eines kleinen Zungenzahnes. Bg Blut- gefässe. Vergr. Zeiss L Ocl.1. Obj. D. Längsschnitt durch die Spitze eines Zungenzahnes. a Kreuzung der Fasern innerhalb der Zellkappe. F'— Faserzüge. Vergr. Zeiss I. Oel. 2. Obj. €. Zellkappe stark vergrössert, Zeiss I. Ocl. 2. Obj. EE a = Kreuzung der

Faserzüge, F— Faserzüge.

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@.Behrends: Hornzähne. Taf: 1.

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@.Behrends: Hornzähne.Taf. 2.

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der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher Band LVII. Nr. 7.

Tortula Velenovskyi,

eine neue Art der Gattung Tortula aus Böhmen.

Von

Dr. Vietor Schiffner. Mit 1\ Tafel Nr. XVII.

Eingegangen bei der Akademie am 18. August 1592.

HALLE. 1893. Druck von E. Blochmann & Sohn iu Dresden.

Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig.

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® October 1891 sammelte mein verehrter Freund Dr. Jos. Velenovsky, Professor der Phytopaläontologie an der k. k. ezechischen Universität zu Prag, ein Laubmoos in der Nähe von Prag, bei dessen Bestimmung er auf so grosse Schwierigkeiten stiess, dass er zu keinem sicheren Resultate gelangen konnte, nur soviel wurde ihm ohne weiteres klar, dass es etwas ganz besonderes sein müsse oder wohl gar eine neue Art vorliegen könnte.

Im heurigen Frühjahre (1892) zeigte er mir nebst anderen von ihm in Böhmen gesammelten Seltenheiten auch dieses Moos und stellte mir in liebenswürdigster Weise sein ganzes Material zur Verfügung. Dasselbe ist leider nicht reichlich, besteht aber immer noch, nachdem fast zwei Drittel davon durch das öftere Untersuchen, Zeichnen der Details, Anfertigen von Blattquer- schnitten ete., verbraucht worden sind, aus etwa 40 wohl erhaltenen Pflänzchen.

Da mir die Erlangung eines reicheren Materiales sehr wiinschenswerth erschien, so machte ich mit Dr. Velenovsky am 22. April eine Exeursion an den Standort dieser merkwürdigen Pflanze, ohne aber daselbst eine Spur davon zu entdecken, was uns in unserer Ansicht, dass diese Species einjährig sei, bestärkte. Ich werde übrigens diese Frage erst endgültig beantworten können, nachdem ich das Moos mehrere Jahre hindurch an seinem Standorte werde beobachtet haben. Ich hoffe in vorgerückterer Jahreszeit die Pflanze an dem sehr beschränkten Standorte sicher wieder vorzufinden.

Der Standort befindet sich in dem St. Prokop-Thale, etwa eine halbe Meile süd-westlich von Prag, welches fast im Centrum des Mittelböhmischen Silurbeckens liegt. Das ausschliessliche Gestein sind hier die mächtigen Kalksteinschichten des Obersilurs (sogenannte E-Schichten nach Barrande's Bezeichnung).

Die von einem Bache durchtlossene Thalsohle ist ausgekleidet von einem im feuchten Zustande thonartig zähen Kalkdetritus. Im rückwärtigesten

62*

480 Dr. Vietor Schiffner. (p. 4)

Theile des Thales ist ein querziehender Graben ausgestochen und der aus- geworfene Kalkdetritus zu einem etwa !/; m hohen Damm aufgeschichtet, der gegenwärtig von kümmerlichem Graswuchse bedeckt ist. Dies ist der Standort unseres Mooses. Es ist daselbst im vorigen Herbste nach Dr. Vele- novsky’s Angabe ziemlich reichlich vorgekommen. Im heurigen Frühjahre fand ich hier nur Pottia lanceolata (Hedw.) und Darbula unguiculata (Huds.). Auch an dem benachbarten Bahndamme dürfte das Moos wachsen. Ich habe die Localität absichtlich genauer beschrieben, um anderen Bryologen das Auf- finden dieser Pflanze in den ihnen zugänglichen Florengebieten zu erleichtern, denn ich zweifle nieht, dass dasselbe, nachdem ich darauf aufmerksam ge- macht habe, auch anderwärts an ähnlichen Orten wird aufgefunden werden und dass es bisher nur wegen seiner Kleinheit und Unscheinbarkeit über- sehen worden ist. Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, diese Pflanze im Laufe der Zeit noch an mehreren Localitäten der Umgebung von Prag nach- zuweisen.

Ich kehre nun zu der Pflanze selbst zurück. Gleich die erste am 16. April vorgenommene Untersuchung belehrte mich, dass ich es hier mit einer neuen, höchst ausgezeichneten Art, der Gattung Tortula, zu thun habe, die ich meinem Freunde Dr. Velenovsky, der sich um die Erforschung der böhmischen Moosflora sehr verdient gemacht hat und der dieses Moos ent- deckte, zu Ehren benannt habe. Im Folgenden gebe ich eine Diagnose und ausführliche Beschreibung, worin ich die besonders charakteristischen Merkmale

durch gesperrten Druck andeuten lasse.

Tortula Velenovskyi Sehffn. nov. sp.

Gregaria ad terram subhumidam. Plantulae parvae, gemmiformes, simplices.

Folia dense imbricata, sicca et humefacta erecto-incumbentia; infima minora concava multo latiora quam longa, mucronulata vel mutica, costa vix excedente, marginibus ad apicem usque latissime, laxe et bis spiraliter

revoluta; media et superiora sensim majora et longiora, fere orbicularia

Tortula Velenovskyi. (p. 5) 481

ad late-ovata, pallide viridia, apice flavescentia, subserieea, vix papil- losa, pellueida, costa tenui in pilum longum, laeve produeta; apice breviter acuminata, subscariosa ibidemque ad unum vel untrumque latus pili inaequaliter producta in apicula subhyalina interdum costae accessoriae vestigio notata, marginibus usque ad apicem fere latissime, laxe, bis spiraliter revoluta

Rete totius folii distinetum. Pars folii superior, chlorophyllosa, vix Y, folii oceupans, cellulis formatur parvis, irregularibus omnino distinetis, vix vel non papillosis, sensim transeuntibus in rete laxum hyalinum inferioris (maximi) partis folii, cellulis magnis, rectangularibus lepto- dermis aedificatum; apex folii scariosus cellulis formatur angustis, valde inerassatis, vacuis, hyalinis. Costa tenuis in superiore folii parte omnino nuda, in inferiore parte paullo attenuata dorso cellulis „basalibus“ tecta, tota solis stereidis aedificata.

Infloreseentia monoica; 5 semper sine paraphysibus, polymorpha in una eademque planta, nempe: 1) antheridia nuda in foliorum axillis, 2) antheridia (plerumque 4) omnino nuda ad ramuli rudimentarii, efoliosi, apicem, 3) antheridia pauca ad ramuli perparvi apicem foliolo unico enervi tecta vel foliolis 3—4 saepius costatis eircumdata (flos igitur subgemmaceus).

Archegonia paraphysibus tenuibus intermixta. Folia perichaetialia caulinis similia sed angustiora, marginibus planis, tenuius costata et etiam in superiore parte hyalina.

Seta rufa (junior lutea), 5—9 mm longa. Capsula eylindriea, leniter incurva, leptoderma, demum rufa (junior luteola).

Calyptra ca. U, capsulae tegens. Operculum ?/, sporangii fere adaequans, obliquum, rufum, basi rubrum. Annulus irregularis, 1—2 cellularum series latus, vix secedens. Peristomii dentes semel contorti, in membrana basilari, sporangii orifiium haud superante. Sporae luteo-ferrugineae, parvae, ad 0.02 mm diam.

Vorkommen: Auf Kalkboden in Central-Böhmen, bisher nur St. Prokop bei Prag. Fruchtreife im Herbst.

Beschreibung: Von den anderen Tortula-Arten ist T. Velenovskyi schon habituell durch den nicht polsterförmigen Wuchs unterschieden. Sie wächst heerdenweise und sind gewöhnlich 2—3 Pflänzchen an der Basis

482 Dr. Vietor Schiffner. (p. 6)

verbunden: wahrscheinlich sind dies aber nicht Sprossen desselben Individuums, sondern nur durch den Wurzelfilz verbundene Stämmehen. Die Pflanze ist wohl sicher einjährig. Die knospenförmigen, unverzweigten Pflänzchen haben eine Länge von etwa 2 mm und wurzeln mit einigen braunen Rhizoiden an ihres Basis in dem Kalkdetritus. Sie ähneln sehr einem kleinen Phaseum.

Die sehr dichtgestellten, trocken wie feucht locker aufrecht anliegen- den Blätter haben an den verschiedenen Theilen des Stämmchens eine ver- schiedene Form. Die untersten (Taf. 17, Fig. 3) sind sehr klein, etwa 0.4 mm lang und bei nicht ausgebreitetem Rande (in ihrer natürlichen Lage) 0.6 mm breit, also beträchtlich breiter als lang. Die Spitze ist ziemlich stumpf und die dünne Rippe verschwindet meistens vor derselben. Der mittlere 'Theil dieser Blätter ist stark concav und die Ränder von der Basis bis zur Spitze sehr breit spiralig zurückgerollt, mit lockeren, etwa doppelten Spiralwindungen. Bei der verhältnissmässigen Durchsichtigkeit der Blätter sieht man die zweite, viel engere Spiralwindung durch die erste deutlich durchschimmern. Das Zellnetz dieser untersten Blätter, die gewöhnlich ge- bräunt sind, besteht aus durchwegs deutlich begrenzten, durchsichtigen, nicht papillösen Zellen, die nach der Basis an Grösse bedeutend zu- nehmen; alle sind chlorophyllarm.

Die höher stehenden Blätter (Taf. 17, Fig. 7) sind blass gelblich- grün, gegen die Spitze zu bräunlich-gelb und etwas seidenglänzend. Sie sind bedeutend grösser, als die vorher geschilderten und in der natürlichen Lage so lang wie breit (etwa 0.75 mm); vorn sind sie kurz zugespitzt und die Rippe tritt als eine lange, die halbe Spreite an Länge erreichende olatte, hyaline Granne aus. Die Umrollung der Blattränder ist ebenso wie die eben bei den unteren Blättern beschriebene; sie reicht von der Basis allmählich an Breite zunehmend bis knapp vor die Spitze. Die Spitze ist hyalin, chlorphyll-leer und nicht selten zu beiden Seiten oder auch nur auf einer Seite der Grannenbasis in unregelmässige Spitzen ausgezogen von öfters beträchtlicher Länge, doch kommen auch oft Blätter vor, bei denen der Rand ganz glatt bis an die Granne heranreicht. Die Zellen dieses Theiles des Blattes sind sehr eng, olıne Chlorophyll mit stark verdiekten Wänden. . Daran schliesst sich der chlorophyllreiche "Theil des Blattes, der aber nur

sehr schwach entwiekelt oder fast ganz fehlend ist. Die Zellen sind

Tortula Velenovskyi. (p. %) 483

auch in diesem Theile sehr deutlich begrenzt, während bei anderen Tortula- Arten daselbst die Zellen so stark papillös sind, dass ihre Grenzen nicht wahrnehmbar sind (Fig. 11). Bei unserer Tortula sind diese Zellen sehr klein (etwa 0.01 mm) ringsum ziemlich stark verdickt, mit hyalinen Wänden und die der flachen Blattmitte sind ganz glatt, ohne Papillen, nur die des umgerollten Blattrandes zeigen einige undeutliche Papillen. Diese Verhältnisse werden besonders durch wohlgelungene Blatt -@Querschnitte klar (Taf. 17, Fig. 12). Dieser chlorophyllreiche Blatttheil geht allmählich in den hyalinen Basaltheil über, der den weitaus grössten Theil des Blattes einnimmt. Die Zellen nehmen rasch an Grösse zu, während die Wände an Dicke abnehmen, ebenso nimmt der Chlorophyligehalt rasch ab und die Zellen werden hyalin und durchsichtig. Die untersten sind sehr langgestreckt, sehr gross (etwa 0.08 mm lang, 0.023 mm breit), ganz zartwandig und hyalin (Fig. 15).

Die oberen Blätter nehmen gegen die Stammspitze an Grösse und Länge zu (Taf. 17, Fig. 4—6). Sie sind breit eiförmig, kurz zugespitzt (an kräftiger entwickelten Pflanzen eirca 1.1 mm lang und in der natürlichen Lage 0.9 mm breit). Also auch diese Blätter wären mit aufgerollten und ausgebreiteten Blatträndern etwas breiter als lang, doch gelingt dieses Aus- breiten nie, ohne das Blatt zu zerreissen. Die Einrollung der Blatt- ränder ist ebenfalls gleich der bei den früher beschriebenen. Auch der Zellbau stimmt mit dem eben geschilderten überein, jedoch sind die Zacken ler hyalinen Blattspitze noch viel deutlicher und bei den Subperichaetial- blättern (Taf. 17, Fig. S) öfters an Länge den dritten T’heil der Haarspitze erreichend (gewöhnlich nur einseitig entwickelt) und von einer Andeutung einer accessorischen Rippe durchzogen, die ein Stück in die Blattfläche herabreicht. Das Haar misst etwa 0.4 mm, ist hyalin und an der Basis gelblich, glatt, die direete Fortsetzung der Rippe. Der chlorophyllreiche obere Blatt- theil ist bei diesen Blättern immer wohl entwickelt, aber dennoch nimmt er auch hier kaum den vierten Theil der Blattfläche ein (Fig. 11), während er bei den Blättern der nächst verwandten Tortula muralis Timm über die Hälfte des Blattes einnimmt. Das Zellnetz ist hier ebenso, wie es oben für den chlorophyllreichen T'heil der tieferstehenden Blätter beschrieben wurde; auch hier sind die Zellen deutlich begrenzt, in der Mitte der Blattfläche ganz glatt uud nur an den umgerollten Blatträndern etwas papillös

484 Dr. Vietor Schiffner. (p. 8)

(Fig. 12). Die chlorophyllarme untere Blattpartie ist von ganz gleichem Baue, wie dies oben geschildert wurde.

Die zwei bis drei obersten Blätter des Stämmchens, die die Seta um- geben (Perichaetialblätter) [Fig. 9—10], unterscheiden sich von den übrigen oberen Stengelblättern nicht bedeutend; sie sind viel schmäler, eiförmig- lancettlich (das innerste etwa 1.4 mm lang, 0.7 mm breit). Die hyaline Blattspitze ist wie bei den früher geschilderten Stengelblättern oder Sub- Perichaetialblättern gebildet, das Haar ist nicht länger, als bei diesen. Die Ränder sind aber flach, die Rippe ist noch dünner und der chlorophyll- reiche, kleinzellige Blatttheil ist gar nicht entwickelt, sondern das ganze Blatt aus lockeren, hyalinen Zellen gebildet.

Die Blattrippe ist hier viel dünner, als bei allen verwandten Tortula- Arten; bei den untersten Stengelblättern nimmt sie gegen die Basis unbedeutend an Breite zu, während sie bei den mittleren und oberen Stammblättern, sowie bei den Perichaetialblättern gegen die Basis deutlich an Dieke abnimmt. Ihr anatomischer Bau unterscheidet sich von dem bei allen anderen ein- heimischen Tortula-Arten. Bei letzteren ist die Rippe hoch differenzirt, be- sitzt zwei bis mehr Deuter mit aufgelagerten ein- bis zweischichtigen Basalzellen, eine Begleitergruppe und ein dickes Stereidenband. Bei Tortula Velenovskyi aber besteht die auf dem @Querschnitte biconvexe Rippe durchaus nur aus Stereiden, von Deutern und Begleitern ist keine Spur vorhanden, nur sind in der unteren Blatthälfte der hier nur aus wenigen Stereiden gebildeten Rippe einige Basalzellen aufgelagert (Taf. 17, Fig. 13), während letztere in der oberen Blatthälfte fehlen und die Rippe hier also ganz nackt ist (Taf. 17, Fig. 12).

Hier sieht man recht deutlich, dass die Basalzellen nichts als die directe Fortsetzung der Blatt-Lamina auf der Oberseite der Rippe sind, indem man hier im mittleren Verlaufe der Rippe die angrenzenden Zellen der Lamina auf dieselbe hinaufrücken sieht (vergl. auch die Flächenansicht Fig. 11), bis sie weiter unten eine geschlossene Basalzellen-Bedeckung über der Rippe bilden.

Der Stengel zeigt bei unserer Art einen sehr deutlich entwickelten und von dem Rindengewebe scharf abgesetzten Oentralstrang. Bei der nächst verwandten 7. muralis ist derselbe viel weniger entwickelt und un-

deutlich abgegrenzt.

Tortula Velenovskifi. (p. 9 485

Nicht minder charakteristisch für diese Art sind die in der Gattung Tortula ganz einzig dastehenden Geschlechtsverhältnisse Die In- florescenz ist monöcisch und wegen der an ein und demselben Stämmchen (wie es scheint constant) auftretenden Polymorphie der 3 Blüthen ein eigen- thümliches Gemisch von Autoecie und Paroecie. Man findet nämlich an dem Pflänzchen, welches am Gipfel die © Blüthe (resp. das Sporogon) trägt, reichlich 3 Blüthen, und zwar in folgenden Formen: 1) in den Winkeln der oberen Blätter findet man ganz nackte Antheridien, gewöhnlich zu 1—2, ganz ohne Paraphysen, 2) in den Winkeln der nächst tieferen Blätter findet man an der Spitze eines kurzen, ganz nackten Stielehens (rudimentäres Seitenzweiglein) einige nackte Antheridien ganz ohne Deckblättchen und Paraphysen (Fig. 16); ich fand in allen Fällen je 4 Antheridien an solchen Zweiglein, wage aber nicht zu behaupten, dass diese Zahl constant sei. Ob diese Zweiglein wirklich axillär sind, ist mir auch nicht vollkommen klar geworden; sie entspringen stets neben der Insertion der Blattrippe (vergl. Fig. %); 3) in den Winkeln der unteren Blätter findet man in gleicher Stellung . ähnliche kurze Zweiglein mit ebensolchen Antheridiengruppen, die aber entweder von einem einzigen eiförmigen, kurz zugespitzten, am Rande unregelmässig gezähnelten, hyalinen, rippenlosen oder gerippten Blättchen be- deckt werden, welches kaum länger ist, als die Antheridien und dieselben von der dem zugehörigen Blatte zugekehrten Seite deckt (Fig. 7, 17) oder es umgeben 2—4 solche rippenlose (Fig. 15) oder dünn gerippte Blättehen die Antheridiengruppe, wodurch die Blüthe dann fast knospen- förmig wird. In allen Fällen fehlen aber auch hier die Paraphysen. Die Grösse der Antheridien schwankt etwas, ihr Kopf ist 0.22—0.33 mm lang. Das Zweiglein selbst hat kaum die Länge von 0.1 mm und ist von sehr verschiedener Dicke.

Die © Blüthe enthält S—10 Archegonien und nicht sehr zahlreiche

dünne, zugespitzte Paraphysen.!)

1) Limpricht giebt bei der nächstverwandten 7! muralis an. (Laubmoosfl. von Deutschland ete. in Rabenhorst’s Cryptog. Fl. Bd. IV, p. 664), dass die © Blüthen ohne Paraphysen seien, was ich nie bestätigt gefunden habe. Dieselben sind ganz gleich denen von T. Velenovskyi.

Nova Acta LVIII. Nr. 7. 63

486 Dr. Vietor Schiffner. (p. 10)

Die Grösse der Seta und der Kapsel ist bei den einzelnen Pflanzen sehr variabel. Die Länge der ersteren schwankt zwischen 3—8 mm. Das Scheidcehen ist nackt, conisch-cylindrisch, rothbraun. Die Seta ist unten rechts, oben links gedreht, wie bei 7. mwralis, anfänglich gelb, später roth- braun (Fig. 2).

Die vollkommen glatte Calyptra (Fig. 2) reicht bis fast zur halben Urnenlänge herab und ist von röthlichbrauner Farbe, gegen die Spitze dunkler.

Die Kapsel ist eylindrisch und meistens etwas gekrümmt, glatt, anfänglich gelblich, später röthlichbraun, an der wenig verengten Mündung schön rothbraun. Der Hals ist ziemlich deutlich erkennbar, etwa !/, von der Urnenlänge einnehmend. Die Urne, 1.3—2 mm lang und bis 0.5 mm dick, besteht aus wenig verdickten recetangulären Zellen von ungleicher Grösse; gegen die Basis finden sich einige grosse phaneropore Spaltöffnungen, deren nierenförmige Schliesszellen (0.037 mm lang) von ungleicher Grösse sind (Fig. 23).

Der Ring ist sehr unregelmässig, aus einer, stellenweise zwei Zellreihen gebildet, löst sich nicht vom Urnenrande und quillt beim Ab- werfen des Deckels nicht über den Urnenrand hervor, wie z. B. bei 7. mural:s. Seine Zellen sind an der Aussenfläche flach, polygonal, schön rothgelb, mit sehr engem Lumen (Fig. 20), nach innen zu kurz cylindrisch - prismatisch, hyalin (Fig. 21).

Die Columella reicht bis in die Spitze des Deckels; bei frisch ent- deckelten Kapseln ist sie zwischen den Peristomzähnen sichtbar, welch letztere sie etwas überragt (Fig. 19).

Das Peristom (Fig. 19) erreicht etwas mehr als die halbe Urnenlänge.

Die niedrige Basilärhaut (etwa 0.1 mm hoch) ist durch die zahl- reichen Papillen undurchsichtig, undeutlich gefeldert und so tief unter ‚dem Urnenrande eingefügt, dass sie denselben kaum überragt. Die Zähne des Peristoms (Fig. 22) von schön gelbrother Farbe sind haardünn, an der Basis oft mehr weniger klaffend, ihre Mittellinie ist bis zur Spitze verfolgbar. Sie sind etwa 1 mm lang und einmal spiralig links gewunden, dicht papillös, und ihre beiden Schichten von gleicher Dicke. Der schiefe, lang kegelförmige Deckel erreicht etwas mehr als die Hälfte der Urnenlänge (also etwa 0.75—1.25 mm lang); er ist schön gelbroth gefärbt, und seine Zellen sind in

einer einmal links gewundenen Spirale angeordnet.

Tortula Velenovskyi. (p. 11) 487

Die Sporen (Fig. 24) von rostgelber Farbe sind glatt, kugelig, mit eingeschlossenen Oeltröpfehen, ihre Grösse schwankt zwischen 0.013—0.02 mm, sie sind also grösser, als die von T. muralis, bei der sie nur 0.015 mm im Durchmesser erreichen.

Bemerkung. Von allen bekannten Tortula-Arten sind der T. Velenovskyi am nächsten verwandt T. muralis und T. aestiva. Von beiden aber ist sie schon im sterilen Zustande durch den nicht polsterförmigen Wuchs, das knospenförmige Aussehen und durch die sehr breiten, an den Rändern locker spiralig umgerollten, kaum papillösen Blätter mit nur schwach entwickeltem chlorophyllreichem Theile und durchaus scharf begrenzten Zellen, sowie dureb den ganz einzig dastehenden Bau der Rippe ungemein scharf unterschieden.

Dazu kommen noch die ganz merkwürdigen Geschlechtsverhältnisse, die weit von denen der anderen Tortula-Arten abweichen. Bei T. muralis, die ebenfalls monöeisch ist, stehen die 5 Blüthen entweder endständig an einem kräftigen Sprosse (gewöhnlich mehrere zusaminengedrängt) oder in den Blattwinkeln in ähnlicher Stellung, wie bei 7. Velenovskyi, aber dann bilden die 3 Blüthen immer sehr wohlentwickelte vielblätterige Knospen, die eine grössere Anzahl von Antheridien und zahlreiche darunter gemischte Paraphysen einschliessen, während bei unserer Art die Paraphysen stets fehlen, häufig auch die Hüllblätter und stets nur wenige (4) Antheridien in einer Blüthe vorkommen. Tortula aestiva ist diöeisch und die 5 Blüthen sind stets gipfel- ständig. Nackte Antheridien in den Blattwinkeln finden sich bei keiner anderen Art aus der Gruppe Tortula im engeren Sinne (sensu Limpricht). Endlich weicht das Peristom von dem der 7. muralis dadurch ab, dass es nur einmal links gewunden ist, worin es mit dem von T. aestiva überein- stimmt. Die Sporen sind merklich grösser, als bei den genannten Arten.

Neben diesen Unterschieden, welche 7. Velenovskyi in ausgezeichnetster Weise von den verwandten Arten trennen, liessen sich noch viele andere von minderer Wichtigkeit aufzählen, doch kann ich bezüglich dieser auf die oben gegebene ausführliche Beschreibung verweisen.

488

1. 2 BE = m.

8.

Dr. Vietor Schiffner. (p. 12)

Erklärung der Figuren.

Zwei Pflanzen in natürlicher Grösse.

Pflanze in 17facher Vergrösserung.

Blatt vom untersten Theile des Stengels. 25:1.

6. Blätter vom mittleren Theile des Stengels. 25:1.

Ein Blatt von der dem Stengel zugekehrten Seite gesehen mit einer neben der Insertion der Rippe entspringenden 5 Blüthe, deren 4 Antheriden von einem rippenlosen Hüllblättchen bedeckt sind. 25:1.

Sub-Perichaetialblatt, dessen eine Spitze neben der Granne von einer accesso- rischen Rippe durchzogen ist, welche sich nach abwärts im Parenchym allmählich verliert. 25:1.

9. 10. Zwei Perichaetialblätter. 25:1.

11. 12. 13. 14. 15. 16.

17.

18. 19.

Stück der oberen Blatthälfte eines mittleren Stengelblattes. 225:1.

Querschnitt durch den oberen Theil des Blattes. 225:1.

Querschnitt durch die Blattrippe nahe der Basis. 225:1.

Querschnitt durch den Blattrand von Tortula muralis. 225:1.

Zellnetz der Blattbasıs.

5 Blüthe, aus 4 nackten Antheridien bestehend. 75:1.

5 Blüthe. Vier paraphysenlose Antheridien, bedeckt von einem einzigen ge- rippten Hüllblättchen. 75:1.

5 Blüthe. Vier Antheridien, bedeckt von 2 rippenlosen Hüllblättchen. 75:1.

Oberer Theil der eben entdeckelten Kapsel mit Peristom und Columella. 25:1.

Theil der Urnenmündung mit dem Ringe. 225:1.

Einige ‘Ringzellen abgelöst und von der Seite gesehen. 225:1.

Peristomzahn mit einem Stück der Basilarhaut. 100:1.

Spaltöfinung von der Epidermis der Kapsel: 225:1.

Einige Sporen. 225:1. o

Nova Acta Acad.( 1.0.6. Nat.Cur: Vol. IV.

Tab. XVII.

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V. Schiffner: Tortula Velenovskyi Schffn.n.sp.

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durch die Buchhandiung von Wilh Band LVI .

Folgende von der Akademie herausgegebene Bände der NOVA ACTA sind

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1890.

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1888.

1887. 1887. 1887. 1886.

1885. 1884. 1884. 1883. 1882. 1881. 1880. 1879. 1878. 1877. 1876. 1875. 1873. 1870. 1868. 1867. 1867. 1865. 1864.

1864.

1562. 1861. 1860. 1858. 1857. 1856. 1555. 1854. 1854. 1854.

1556. 1852. 1851. 1852. 1850. 1847. 1846. 1845. 1845.

1844.

1843. 1841. 1843. 1842. 1839. 1841. 1841. 1838.

1836.

1836. 1835. 1835. 1834. 1833. 1832. 1831. 1831. 1831. 1829. 1829. 1828. 1827. 1826. 1825. 1924. 1823. 1823. 1821. 1820. ISIS.

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